«... *i « n»f >**: ■ •**?. *«* ';.!*;£ I p i /&• ./) nzio£rioti3oc3oc3oc3oi=ao)znoiz3on3onaoc3oii=ioiz3oniicnnoni3oczior=] fARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG * 1910 Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues v v LIBRARY NEW YORK BOTANICA» QARL>£N. BERLIN 1910 Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46.49 INHALT, I. Abbildungen. a) Bunte Tafeln und solche in Schwarzdruck. (Die Zahlen bedeuten die Nummern der Tafeln.) Aloe spicata L. fil. 1584/1585. Banksia marcescens R. Br. 1587. Gloeosporium-Fäule der Banane. Gloeosporium- Krankheit des Efeus. Phyllosticta-Krankheit des Efeus. 1586. Krankheiten der Rose. 1. Rosenrost, 2. Rosen- meltau, 3. Sternrusstau, 4. Coniothyrium- Krankheit. 1580. Mesembrianthemum pubescens. (Natürliche Grösse.) 1579. Rosa rnicrugosa (Henkel; rot). Rosa multi- flora „Kiautschou" (Henkel; weiss). 1581. Sortiment abgeschnittener Remontant-Xelken- blumen Dornerscher Züchtung. 1583. Stecklingskrankheit der Pelargonien. \oS-2. b) Schwarze Abbildungen im Text. (Die Zahlen bedeuten die Seiten. i Adventivspross, aus einer Pfropfstelle von Sol. lycopersicum mit Sol. dulcamara entstandene Pflanze. 441. Adventivspross, aus einer Pfropfstelle von Sol. lycopersicum mit Sol. melongena entstandene Pflanze. 439. Adventivspross, aus einer Pfropfstelle von Sol. lycopersicum mit Sol. nigrum entstandene Pflanze. 435. Aus der Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. Entwürfe zu Grabdenkmälern von Merkel- Liegnitz und Küsthardt-Hildesheim. 321. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Grabdenkmäler von W. Holtschmidt. Aus- geführt in den Werkstätten von Küsthardt- Hildesheim. 319. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Blick auf den Waldfriedhof. ' 318. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Das neue Nymphaearium mit Pergola. Zum Zwecke der Illumination mit elektrischen Glühkörpern versehen. 297. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Blick von der Pergola über das Nymphae- arium in den „Palmenhain". 299. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Das „Rosental", Blick auf die ausgepflanzten Rosen. 300. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Das städtische Rosarium. 301. Aus der Gartenbau -Ausstellung in Liegnitz. Blick auf den Waldfriedhof. Der Boden i?t mit Moos belegt. 318. Aus dem Schlosspark von Dauunsmüble. Schwimmender Tanzsaal im maurischen Stil. 345. Aus Japan. Feld von Lilium longiflorum formosum auf der Insel Amami Oshima. 389. Aus Japan. Leute mit dem Sammeln von Larix leptolepis-Samen beschäftigt. 388. Aus Japan. Versandhaus in Jokohama. 390. Ausstellung des Vereins zur Förderung der VI Sachverzeichnis. Mattwespe Ardis bipunctata. 145. Blattwespe Eriocampoides aethiops Fabr. 141. Blatt wespe Monophadnus elongatulus. 146. Blindwanze, Grüne. 146. I'.lumenausstellung im Humboldthain. 490. Blumenbinderei im Jahre 1909. 381. Blumenkohl „Primus". 115. Blumenkunst Japans. 253, 302. Blumen und Gärten Japans. 187. Blumen- und Pflanzenliebhaberei einst und jetzt. 264. Blumenvasen, Womit füllen wirsie im Winter? 502. Blüten, Beschädigungen der. 137. Blütenknospen, Beschädigungen der. 137. Blutlaus im Jahre 1909. 60. Bodenbakterien, Die. 165. Bodenimpfung. 1 75. Bodenmüdigkeit, Die. 172. Bohnen, Fadenlose Canadian Glorv (Ruhm von Ganada). 425, 503. Botanischer Garten, Eintritt für Mitglieder. 60. Botanischer Garten in Hamburg. 31. Botrytis- Fäule der Rose. IUI. Brandt, R , 80. Geburtstag. 25. Brandflecken-Krankheit der Rosenzweige. 97. Dr. Bruhnsche Meisenfutterkästen (Antispatz). 112, 476. Bund deutscher Baumschulenbesitzer. 275. Bürsthornwespe. 145. Caladienblätter. 440. Calanthe veratrifolia. 163. Calceolaria scabiosaefolia. 362. Caltha palustris. 177. Calvilleartige Renette. 222. Campanula Mayi. 424. Campanula Medium compacta imperialis. 1 12. Capparisarten. 177. Caroline Testout. 418. Carters Model. 340. Carters Ideal. 340. Carters Rollisons Telegraph. 340. Cattleya x Empress Frederick. 12-2. Cattleya x Enid Karthausii. 122. Cattleya x Hardyana alba. 122. Cattleya Mossiae Wagnerii. 122. Cattleya Trianae Backhousiana. 162. Celosia Thompsoni. 423. Chabaud-Nelke „Grossherzogin von Sachsen- Coburg-Gotha". 425. Chemie der Gartenkultur. 125. Chrysanthemum, einfachblühende: „Ada Owen". 474. Chrysanthemum indicum. 488. Cinerarie. 223. Citrus vulgaris. 177 (üadius pectinicornis Fourc. 141. Clematis. 394. Clematis Vitalba. 177. Clianthus Dampieri, Veredlung des. 469. Cochia trichophylla, Düngeversuche mit. 339. Comtesse de Paris (Birne). 152. Coniothyrium- Krankheit der Rosenzweige. 97. Coreopsis bicolor. 395. Cornus mascula. 221. Corylus Colurna L. 122. Cosineabipinnata praecox grandiflora. 362, 489. Cosmidium Burridgeanum. 340, 394, 426. Cosmidium Burridgeanum „Orange Krone". 486. Cotoneaster buxifolia. 513. Cuscuta europaea. 363. Cyclamen europaeum. 178. Cypripedium x aureum Osiris. 122. Cypripedium parviflorum pubescens. 178. Cypripedium X Venus. 122. Cytisus. 201. Dahlie: rLandrat Dr. Scheif". 394. Daphnearten. 178. Daphne mezereum (Seidelbast). 221. Dekorations-Gärtnerei im Jahre 1909. 382. Delphinium hybr. „King of Delphinium*. 395. Deutsche Dahlien-Ausstellung. 199. Deutsche Dendrologische Gesellschaft, Jahres- versammlung der. 308. Deutsch-Evern (Erdbeere). 261. Deutsche Gartenbau-Gesellschaft. Aenderung des Namens „Verein zur Be- förderung des Gartenbaues." 58. Ausserordentliche Generalversammlung am Freitag, den 7. Januar 1910. 4, 24. Beschaffenheit einer Verwaltung. 5. Dahlemer Versammlung am 6. April 1909. 3. „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft", was sie will und wie sie es will. 5. Deutsche Gartenbau-Gesellschaft. 282. Einigungsbestrebungen im deutschen Garten- bau. 1. Gartenbaurat, als gärtnerische Vereini- gung. 1. Gartenbaurat-Kommission. 4. Gartenbauvereine, allgemeine. 2. Gartenbauvereine, drei Gruppen. 1. Generalversammlung, ausserordentliche, am 7. Januar 1910. 4, 58. Protokoll der ausserordentlichen General- versammlung. 57. Resolution. 4. Sammlung der Gartenbauvereine. 1. Satzungsentwurf. 4. Sitzung der Satzungskommission am 13. De- zember 1909 in Berlin. 4. Spezial- oder Sondervereine. 2. Um Wandlung des „Vereins" in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". 2. Versammlung am 28. November 1909 in Berlin. 3. Versammlung der Satzungskommission am 28. November. Wirtschaftspolitische Betätigung. 1. Zentralausschuss , gärtnerische Vereini- gungen. 1. Deutsche Nelkenkultur. 271. Deutscher Pomologen-Verein. 61, 225. Dianthus laciniatus fl. pl. „Malmaison". 113. Diels Butterbirne. 81. Dimorphotheca aurantiaca. 112. Disa grandiflora L. fil. 374. Disa-Hybriden. 293. Sachverzeichnis. VII Doppelzwiebel von Leucojum vernum. 496. Dorf'pflege. 4 12. Drahtwürmer. 148. Dreigepunktete Rosenwickler. 143. Dresdener Azaleen. 121. Drosera rotundifolia. 178. Düngungsversuche bei Kartoffeln. 16. Düngeversuche mit Gochia trichophylla. 339. Düngeversuche mit Solanum robustum. 339. „Duwicker Karotte". 294. Eibe, Giftigkeit der. 238. Eichenwickler. 44. Einigungsbestrebungen im deutschen Garten- bau. 1. Efeublätter, Blattflecke auf. 372. Eichenmeltau. 373. Emphytus cinctus. 140. Emphytus viennensis Schrank. 140, 141. Emphytus rufocinctus Retz. 140, 141. Engerlinge. 147. Englische Gartenbau-Gesellschaft, Entwicklung und Organisation der. 46. Englische Pelargonien. 242. Entstehung des Wurzelkropfes bei jungen Aepfelbäumen. 512. Entwicklung des Heimsartenwesens (Vortrag). 33, 77. Erdkrebs. 46. Eremurus Elwesianus. 242. Eremurus himalaicus. 242. Ergebnisse der Pfropfbastardforschung, Die jüngsten. 479. Erklärung der Fachausdrücke. 106. Erleichterungen zur Bekämpfung von Obst- baumkrankheiten während des Schnittes. 269. Eucalyptus globulus. 178. Euphorbiaarten. 178. Euphorbia jacquiniflora. 82, 149. Fadenlose Bohnen. 503. Falscher Meltau oder die Peronospora-Krank- heit der Rose. 104. Fanggürtel an den Obstbäumen. 222. Farbenschmuck des Herbstwaldes. 446. Fäulnisbakterien. 169. Feldmessunterricbt an der städt. Fachschule für Gärtner. 200, 290. Felsenpflanzungen. 202. Feldmessen an der städtischen Fachschule für Gärtner. 273. Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Pomologischen Instituts zu Reutlingen. 327. Ficus carica. 179. Ficus stipulata. 515. Ficus radicans. 515. Fleckenkrankheit an Salatpflanzen. 370. Flieder, dunkelroter. 235. Flieder, weisser. 235. Flieder, einfach blühender. 235. Flieder, gefüllt blühender. 235. Flieder-Kreuzungen. 236. Fliederminiermotte. 373. Flieder-Sortimente. 234. Fliedertee. 261. Fliedermus. 261. Flora der Pyrenäen. 397. Fontanesia phyllyreoides. 515. Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzen- krankheiten. 353, 371. Francoa ramosa. 363. Frankfurt a. Main, Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten. 505. Französische Hyazinthen. 61, 122. Frassbeschädigungen an den Wurzeln von Rosenstöcken. 147. Friedhofskunst auf der Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. 317. Frostspanner, grosser. 137, 138. Frostspanner, kleiner. 137, 138. Frostspanner. 357. Früchte, Beschädigungen der. 137. Frühblüte. 126. Frühobst- und Gemüse-Ausstellung in Berlin. 325. Frühobst- und Gemüse-Ausstellung. 240. Freier Eintritt in den Botanischen Garten an allen Wochentagen für die Mitglieder 82. Fusicladium. 81. Fusicladium cerasi. 356. Futterautomaten. 476. Futterlaube. 476. Gaillardia grandiflora sanguinea. 114. Galeobdolon luteum. 61. Gallen (Missbildungen). 143. Gartenbaurat. 1. Gartenhaarmücke. 148. Gartenrosenwickler. 143. Gartenvorstädte und ihr wirtschaftlicher Nutzen. 400. Gärten, Die hängenden. 429. Gärtnereistatistik, Ergebnisse des Jahres 1906. 224, 291. Gärtnerisches Feldmessen an der städtischen Fachschule für Gärtner im S.-S. 1910. 200. Gärtnerische Fürsorge für Arbeitersiedlungen. 39 Gärtnerische Lehrlings- und Fachschulfragen. 132. Gelbsucht der Reben. 360. Gemeiner Ohrwurm. 139. Gemeine Rosen- oder Goldkäfer. 139. Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. 281, 295, 313, 392, 449, 464. Gemüse - Ausstellung. Liste hervorragender Gemüsesorten. 497. Gemüse im Jahre 1909. 384. Gemüse, Nährstoffgehalt des. 463. Gerbera Jamesoni hybrida, Rasse Adnet. 222, 487. Getrocknete Blumen und Gräser im Jahre 1909. 383. Gieskanne „Jajag". 475. Giftigkeit der Eibe. 238. Giga 1909. Abrechnung über die „Grosse Internationale Gartenbau-Ausstellung" im Jahre 1909. 208. Gipfeldürre an den Bäumen im Jahre 1909. 59. Gitterrost der Birnbäume. 355. Gladiolus gandavensis „ Europa". 498. Gladiolus praecox. 113. VIII Sachverzeichn is. Gloeosporiumfäule der Banane und die Gloeo- irium- und Phyllosticta-Blattfleckenkrank- heit des Efeu-. 409. Glyceria aquatica. 417. Goethe., R, Königl. Landesökonomierat, Darmstadt. Zum goldenen Berufsjubiläum. 191. Goldafter und seine Bekämpfung. 140, 357, 402. Goldgelbe Rosenwickler. 142. Goldkäfer. 139. Goldrenette von Blenheim. 152. Graue franzosische Renette. 152, 222, 360. Grosser Frostspanner. 187. Grüne Blindwanze. 11-6. Grünkohl, Weissbunter. 477. Gruss an Teplitz. 418. Gurken: Covent Garden Market, Marbel, Spor i'i eie. 202. Gurkenkultur, Englische. 202. Gurkenkultur, Holländische. 202. Gurkensorten. 340. Gute Louise v. Avranches. 394. Hagebuttenwickler. 1 89. Hallimasch (Agaricus melleus). 46, 224. Hamburger Gärten. 28. Hamamelis japonica. 122, 221. Hamamelis virginica. 122, 123, 221. Handel mit Obst im Jahre 1909. 384. Handelsverträge, Vorberatung der künftigen. 331 Haiberts Renette. 60. Haupt - Versammlung des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands". 132. Hauptversammlung des Volkswirtschaftlichen Vereins. 93. Hausgarten. 260. Hautreizende Pflanzen. 176. Häutung der Larven. 149. Hedera Helix. 179. Helianthi-Gemüse. 393. Helleborus niger. 82. Heracleum. 179. Herbstaster „Rosalinde". 496. Herbstaster „ Herbstzauber ". 496. Herbstmesse und Pflanzenbörse 1910 in Berlin. 271, 419. Himbeerstecher. 138, 145. Hochpyrenäen, Aus den. 397. Holländische Hyazinthen. 61, 122. Honigtau. 149. Humboldthain, Aus dem. 516. Humboldthain, Besichtigung der Kulturen im. 305. Humulus Lupulus. 179. Hyazinthen, Französische. 61, 122. Hyazinthen, Holländische. 61, 122. Hyazinthus orientalis. 179. Hydrilla spec. : hortus Henkel. Hylotoma pagana Panz. 141, 145. Hylotoma rosae. 141, 1 Hymens F ssel im Pflanzenreiche. 388. Imker-Kursus Berlin-Dahl Impatiens Holstii nana. 393, 487. Impatiens Oliveri. 393, 487. Impfung des Bodens bezw. des Saatgutes. 174. Import amerikan. Aepfel im Jahre 1909. 81. Insekten -Wachs in China. 525. Internationale Berufsgärtner -Vereinigung. 276. Irisarten. 179. Jahresbeiträge der Englischen Gartenbau- Gesellschaft. 48. Johannisbeersträucher, Blattfallkrankheit der. 359. Jakob Lebel (Aepfel). 60. Jahresversammlung der Deutschen Dendrolo- gischen Gesellschaft in Metz. 308. Japan, Blumenkunst. 253. „ Japan und die Flora des Landes" (Vortrag). 161. Japanische gezwergte Bäumchen. 161. Jasminum nudiflorum (China). 83, 221. Josephine von Mecheln (Birne). 394. Juniperus Sabina. 179. Kakiapfel (Diospyros Kaki). 111. Kalvilleartige Renette. 110. „Kalifornische Apfelsinennabobs". 110. Karotten. 294. Kartoffeln im Jahre 1909. 385. Kirschen, farbige, gefüllte. 203. Kirschfliege. 358. Klassifizierung der Pelargonienblnmen. Kleiner Frostspanner. 138, 140. Kleiner Rosen- oder Gartenlaubkäfer. 137. Kleinkrieg im Gartenbau oder der Wasser- strahl und andere nützliche Dinge bei der Schädlingsvertilgung. (Vortrag.) 43. Kohlfliege. 370. Kohlrabistämme, Mangelhafte Ausbildung der. 503. Kohlschleimpilz. 261. Kokon (Schutzhülle) 149. Königlicher Kurzstiel (Apfel). 222. Konstituierung des Obst- und Gehölz -Aus- schusses. 512. Kopfdüngung. 205. Kopfsalat „Rheingold". 116. Kopfsalat Deutscher Unvergleichlicher. 340, 490. Kopfsalat Grosser gelber Berliner. 340, 490. Kopfsalat Quedlinburger Schloss. 340, 490, Kopfsalat Dresdener Grosser. 340, 490. Koschel, Av Besichtigung der Kultur- gärtnereien von. 306. Kostproben auf der Gemüse-Ausstellung. 433. Kristall-Azurin, Spritzmittel. 82. 153, 163, 512. Kühlhäuser, Amerikanische. 228. Kultur und Ernte der echten Kamille. 222. Kulturhäuser des Königlichen Schlosses Mon- bijou. 513. Kulturversuche im Jahre 1909. 112, 2S9. Kunst- und Handelsgärtnerei, Lage der. 290. Kürbis Calabasse von Guinea. 116. Kurse auf der Königlichen Gärtnerlehranstnlt in Dahlem. 157. Lactuca virosa. 179. Laelio Cattleya Boylei var. albens. 122. La-France-Krankheit. 1 00. Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1909. 377. Ländliches Maifest. 263. Sachverzeichnis. IX Landschaftsgärtnerei im Jahre 1909. 380. Larix leptolepis Murray, Japanische Lärche. 388. Larven. 146. Lathyrus odoratus. i 23. Laubfall der Bäume. (Referat.) 51. Laxtons Noble (Erdbeere). 261. Lebensdauer einiger Zwergsträucber. 524. Lehrherren. 1-7. LeichÜin, Max. Baden-Baden t 510. Lepidhunarten. 179. Levkoie „Schöne von Nizza". 394. Levkoie, Sommer-, „Bismarck". 112. Licht- und Schattenseiten der modernen Garlenkultur. (Vortrag). 66, 124. Licht und Lichtzufuhr für den Boden. 205. Liegnitz, Rosenausstellung im freien Lande. 94. Liegnitz, Bericht über die Ausstellung. 189, 512. Lilien in Japan. 388. Lilium lancifolium. 423. L'Innocence, Hyacinthe. 61. Lobelia cardinalis. 43o. Lobelia fulg. „Queen Victoria". 433. Lobelia Erinus puniila. 422. Lobelia hybrida „Miranda". 340, 426, 486. Lobelia „Illumination". 433. Lonicera brachypoda. 83. Lophospermum atrosanguineum Zucc. 477. Louis van Houtte-Ehrung in Belgien. 375. „Lyon Rose". 396. Maifest, Ein ländliches. 263. Maikäfer. 140. Malvenrost. 372. Mamillaria cordigera nov. spec. (Heese). 445. Mannheim, Friedrichsplatz in. 398. Mannheim, Städtisches Palmenhaus. 398. Marienkäfer. 111. Marie Guisse (Birne). 152. Marktgeschäft in Kernobst. 152. Mastkultur der Pflanzen. 128. Maulwurfsfalle. 222. Meisendose „Antispatz". 476. Meltau der Gurken. 370. Meltaupilze. 372. Menthaarten. 179. Mesembrianthemum acinaciforme. 15. Mesembrianthemen, Ueber die. 11. Meteor-Pelargonie. 305. Minierfrass. 149. Miniermade. 223, Missbildungen. Gallen. 143. Mohrrüben. 294. Mohrrübe, Kurze rote verbesserte Treib-. 116. Moller. Ludwig f. 214. Monbijou, Kulturhäuser des Königl. Schlosses. 513. Monilia-Pilze. 356. Monophadnus elongatulus her. 144. Monis alba L. 387. Mulschmethode. 244. Muskat-Renette. 222. Nancy. V. Lemoine et fds. 395. Nanteser Karotte. 294. Nelkenkultur, Deutsche. 271. Nematusventricosus,Stachelbeerblattwespe. 45. Nephrolepis bostoniensis. 262, Nephrolepis duplex Bernstili. 477. Nephrolepis magnifica. 1 •>:.>, 163. Nephrolepis Piersoni. 162, 263, 423. Nephrolepis Whitemanni. 162, 263, 123. Nepticula anomalella Goeze. 142. Nepticula angulifasciella. 142. Nepticula centifoliella.. 1 12. Nitratbüdner. 170. Nitritbildner. 170. Nizzaer Winterlevkoie „Abundantia". 394, 187. Nomenklatur. 107. Nummerbezeichnung der wirtschaftlich wich- tigsten Apfel- und Birnensorten, Vorschläge für die. 277. Nymphaea Rehneltiana Henkel spec. nov. 154. Oberflächendüngung. 205. Obstbau, der neue, von Rudolf Richter. 204, 242. Obstbaukoliinie „Eden"-Oranienburg. 87. Obstbaumkrankheiten, Erleichterungen zur Bekämpfung von. 269. Obsternte 1909. 59. Obsternte im Jahre 1910. 512. Obstmaden des Apfelwicklers. 358. Obstmärkte. 81. Obstmarkt im Jahre 1909. 59. Obstmarkt in Düren (Rhld.), veranstaltet von der dorligen Lokalabteilung des Landwirt- schaftlichen Vereins für Rheinpreussen. 89. Obst -Vortragskursus. 93. Olivier de Serres. 110. Onopordon Salteri. 189. Orchideen-Ausstellung vom 25. bis 27. No- vember 1910. 232, 285, 504. Orobanche Hederae. 363. Orobanche ramosa. 363. Phlox decussata. 395, 422. Paeonia arborea- Blumen. 241. Paeonia Moutan Sims (Paeonia arborea Don.). 331. Pahlerbse, Grasshoffs unerschöpfliche Buchs- baum-Schnabel. 116. Palmenfrüchte als Zimmerschmuck. 501. Papaver „Charles Darwin". 487. Papaver Orientale collosseum. 114, 4S8. Pariser Rambour- Renette. 222. Pariser Treib-Karotte. 151, 294 Pastinaca sativa. 179. Pelargonie, englische. 243. Pelargonie, mit stark panaschierten Blättern. 292. Pelargonienblumen, Klassifizierung der. 438. Pelargonien-Neuheit. 201. Pelargonium peltatum. 201. Pelargoniurn peltatum L'Etmcelant. 422. Pelargoniumsortiment: Perle von Neu- Lim, Rival, Poris Poirier. 438. Periclinalchimären (Pfropfbastarde). 437. Peronospora-Krankheit der Rose. 104. Petunie „Gotekind". 393. Petunia hybrida grandifiora „Karlsruher Rat- haus-Petunia". 114. Petunia hybrida caryophylloides. 112. X Sachverzeichnis. Petunia hybrida grandiflora „König Eduard". 114. Petunia hybrida grandiflora „Balkonkönigin". 341. Petunia hybrida grandiflora superbissima nana. 341. Petunia hybrida grandiflora fimbriata flore pleno „Gotekind*. 341. Petunia hybrida „Norrna". 114. Pfingstrosen. 417. Pflanzliche Chimären. 480. Pflaumensägewespe, Hoplocampa f ulvicornis.45. Pfropfbastard zwischen Weissdorn und Mispel. 228. Pfropfbastarde (Periclinalchimären). 437. Pfropf bastarde zwischen Solanum lycopersicum, Solanum melongena und Solanum dulca- mara. 434. Pfropfbastardforschung, Die jüngsten Ergeb- nisse der. 479. Philodendron albo- vaginaturn. 22, 509. Philodendron erubescens. 23. Philodendron hastatum C. Koch. 22, 509. Philodendron imperiale var. Laucheanum. 22. Philodendron Laucheanum. 22, 509. Philodendron Warsewiczii. 24. Physik der Gartenkultur. 125. Phytonosen. 399. Pinguicula vulgaris. 398. Pinus excelsa. 82. Pinus cembra. 82. Plasmodiophora Brassicae. (Kohlschleimpilz). 261. Plasmopora cubensis B. et. G. 203. Platycerium-Arten. 396. Polyantha-Bosen. 431. Pomologen-Verein, Deutscher. 61. Pomologen-Verein, SOjähriges Bestehen. 273. Pomologisches Institut in Reutlingen. 280. Pragll. Böhmische Gartenbau-Ausstellung. 406. Prämien für die Fachschule. 157. Prämiierungsmodus für die Monatsversamm- lungen. 123. Preise für Aepfel und Birnen aus Tirol. 81. Preisschrift über gärtnerische Pflanzen - Züchtung. 27. President Drouard (Birne). 110. Primula capitata. 223. Primula cashemiriana. 223. Primula Kewensis. 114. Primula veris magnifica , Triumph". 114. Privatgärten. 31. Programm für die Gemüse-Ausstellung. 313. Prunus avium 11. pl. 203. Prunus fl. roseo pl. 203. Prunus pseudocerasus. 203. Prunus Mume. 52. Prunus pseudocerasus- Arten: Benifugen, Yoshino, Hisacura, James H. Yeitsch, Ukon. i>04. Pseudoperonospora cubensis Rostowzew. 203. Pteris arguta. 515. Pteris cretica. 515. Pteris flabellata. 515. Pteris serrulata. 515. Pythium debaryanum Hesse (Pilz). 209. Quercus Gerris austriaca. 83. Quercus pedunculata. 181. Quercus sessiliflora Salisbury. 181. Querschnitt durch den Stamm einer sektorial weissgrün geteilten Pflanze. 482. Radies Herkules. 115. Radies, Rundes Riesen-Butter-. 115. Ranunculusarten. 180. Raphiabast, Der. 250. Rasenspielplatz auf dem Joachimsthalschen Gymnasium. 150. Raupen. 149. Raupenplage im Berliner Tiergarten. 120, 135. Rasenmähmotor. 519. „Rayon d'Or" (Rosenneuheit). 396. Rebenmüdigkeit der Weinberge. 175. Reblaus, Gesetz vom 21. April über die Be- kämpfung der. 500. Reiseskizzen (Nancy). 395. Reseda odorata „Weisser Goliath". 394. Reutlingen, Pomologisches Institut. 280. Rhabarber „Cyclop". 115. Rhizomorpha subterranea Pers. (Pilz). 224. Rhodochiton volubile Zucc. 477. Rhus toxicodendron. 180. Rhynchites conicus Illig. 145. Rhynchites minutus Gyll. 145. Rhynchites pauxillus Germ. 145. Ribes succirubrum Zabel. 222, 490. Riesen - Chabaud - Nelke, reinweiss „Herzogin von Sachsen-Koburg-Gotha". 488. Riesen - Stangenbohne „Zeppelin". 116, 489. Ringelspinner. 140. Röhrenwurm, Abwärtssteigender. 145. Röhrenwurm, Aufwärtssteigender. 146. Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. (Vortrag.) 123, 348. Röhrenfalle. 222. Rosa micrugosa (Henkel, rot). 164. Rosa multiflora „Kiautschou" (Henkel, weiss). 164. Rose Aennchen Müller. 431. Rose Crimson Rambler, veilchenblau. 113, 489. Rose Katharine Zeimet. 431. Rose „Otto von Bismarck". 112, 151, 488. Rose Mad. Norbert Levasseur. 431. Rose Miss Alice Rousseau. 431. Rose Mrs. Cutbush. 431. Rosen-Actinonema. 75. Rosenäpfel. 144. Rosenausstellung im freien Lande 1910. 94. Rosen-, Dahlien- und Schlesische Gartenbau- Ausstellung. 230, 269, 296, 317. Rosenkleid, Windendes. 477. Rosen und Dahlien auf der Liegnitzer Schau. 430, 468. Rosen- oder Gartenlaubkäfer. 137, 140. Rosenblattgallmücke. 143. Rosenblattgallwespe. 144. Rosenblattlaus. 144. Rosenblattminiermotte. 142. Rosenblattwespe, Kleine. 143. Rosenfeinde aus der Tierwelt. 137. Rosenfutteralmotte. 142. Rosengespinstwespe. 143. Sachverzeichnis. XI Rosenkäfer. 148. Rosenknospengallmücke. 139. Rosenkrebs. 105. Rosen-Meltau. 73. Rosenokulaten-Gallmücke. 147. Rosenrost. 67, 372. Rosenschildlaus. 146. Rosenwickler, Dreigepunktete. 143. Rosenwickler, Weisstlügelige. 143. Rosenzikade. 143. Rosskastanienmaikäfer. 140. Rostpilze. 371. Rote Spinne. 373. Rote verbesserte Mohrrübe von Nantes. 116. Roter Eiser-Apfel. 110, 222. Rotkohl, Hamburger Markt. 289. Rudolstadt, Gartenbau - Ausstellung in. 158. Rüsselkäferarten. 145. Ruta graveolens. 180. Salix daphnoides Vill. 122. Salpeterbildung im Boden. 171. Salpeterfresser. 172. Salvia splendens „Bavaria". 422. Salvia splendens nana „Zürich". 113. Salvia splendens pyramidalis. 488. Salvien. 394. Sambucus Ebulus-Triebe. 60. Sambucus nigra L. 260. Samenhandel im Jahre 1909. 382. Sämereien, Verzeichnis der unentgeltlichen. 63. Saxifraga sarmentosa var. tricolor. 422. Schillerpark, Aus dem. 517. Schizoneura lanigera. 357. Schlafäpfel oder Bedeguare. 144. Schlehenspinner. 140. Schnaken. 148. Schneiden der Obstbäume. 206. Schnellkäfer. 148. Schöner von Boskoop. 360. Schöner von Pontoise. 110. Schorfpilze der Kernobstbäume. 355. Schwammspinner. 140. Schwarzfäule des Kohls. 370. Schwarzwerden der Rosenstiele. 101. Schwärze des Meerrettigs. 371. Seerosen (Nymphaeen). 417. Silene pendula compacta fl. pleno „Flieder- blau". 115. Sedumarten. 180. Senecio clivorum. 364. Sinapis alba. 180. Skelettierfrass. 149. Solanum capsicastrum „Fra Diavolo". 488. Solanum lycopersicum. 180. Solanum robustum, Düngeversuche mit. 339. Sommer-Levkoie „Bismarck*. 394, 488. Spargelfliege. 370. Spätblüte. 127. Spezialisierung der Blumenzucht. 127. Spinnmilbe. 145. Spritzmittel Kristall Azurin. 82. Staatliche Vertretung der Gärtnerei im Reiche und in den Einzelstaaten. 132. Stachelbeerblattwespe. 45. Stachelbeermeltau, Amerikanischer. 358. Städtebau- Ausstellung in Berlin 1910, All- gemeine. 198. Stangenbohne „Zeppelin". 393. Stecklingskrankheit der Pelargonien. 20'.). Steinlaternen, Japanische. 161. Sternrenette. 60. Sternrusstau der Rose. 75. Stickstoffbakterium. 168. Strauchbohne, Erfurter. 340, 48'.i. Stuttgarter Gaishirtelbirne. 60. Tagetes patula pallida fl. pl. 426. Tagetes patula nana tl. pl. „Morgenröte" 426. 487. Tagetes patula nana fl. pl. pallida. 487. Tee-Hybriden: Mm. Jules Grolez, Mad. Caroline Testout, Belle Siebrecht. 431. Tee- Zeremoniell. 256. Thalackers Adressbuch. 94. Tomate Favorite 489. Tomate Ideal. 116. Tomate Lucullus. 151. Tomatenzucht im Hausgarten. 188. Topfpflanzenkulturen im Jahre 1909. 377. Treibveilchen „Askania". 123. Trennung des Erwerbsobstbaues. 152. Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt am Main. 505. Uelzener Calvill. 520. „Umveredeln" der Obstbäume. 229. Unger, Alfred: Vortrag über „Japan und die Flora des Landes". 11. Unterschiede unserer beiden Eichenarten. 181. Untersuchung der Weine und die Wein- behandlung. 309. Vedalia cardinalis Köbelei. 111. Veltheimia viridiflora. 367. Venissieux-les-Lyon. Pernet-Ducher. 3(.)6. Veredlung des Clianthus Dampieri und seine Weiterkultur. 469. Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandten Vereine zu einer „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft". (Vortrag Thiel.) 6. Verein zur Beförderung des Garten- baues 1910. Antrag des Blumen- und Gemüse-Aus- schusses gegen den jetzigen Prämiierungs modus. 123. Ausschüsse, Sämtliche. 157. Ausflüge im Sommer 1910. 224, 232, 393. Ausflug aller Ausschüsse nach Schloss Dammsmühle. 342. Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung, der Spaeth sehen Baumschule. 233. Ausserordentliche Generalversammlung am 15. Dezember 1910. 528. Ausstellungen und Kongresse. 24, 61, 160, 189, 198, 225, 230, 404, 408, 504. Bekanntmachungen. 528. Fragekasten. 471, 503. XII Sachverzeichnis. Für Blumen- und Gemüsezucht. 60, 82. 1 in, 220, 223, 392, 496. Dekorations-Ausschuss. 125, 131, 2 Für Obstbau, Geholzkunde und bildende Gartenkunst. 59, 81, 152, 222. Für Pflanzenschmuck. 285. Bibliothek. Blumen-. Gemüse- und Liebhaber -Aus- schuss. Ausserordentliche General- Versammlung.424. eüungs-Ausschuss, dauernder 167. Etat des Vereins z. B. d. G. für 1910. . Erste Lesung des. 27. Etats, Zweite Lesung des. 66. Fachschule für Gärtner. 289. Fachschule für Gärtner, Stundenplan für die. 107. Geldpreise in den Monat s Versammlungen. 149. Gemüse-Ausstellung. 392. Gemüse-Reklamewagen. 427.- Jahresbericht 1**09. 281. Jahresrechnung 1909. 287. Kassenbericht für das Kalenderjahr 1909. Kleine Mitteilungen. 22,84, 155-, 181 225 374, 395, 145, 468, 1-98. Kulturversuche auf den städtischen Riesel- feldern bei Blankenburg. 289. Liebhaber-Ausschuss. 84. tur. 18, 133. 181. Medaillen, Verliehene. 283. Mitgliederbewegung. Mitgliedsbeiträge pro 1910. 65 Neuwahl des Vorstandes. 296. Neuwahl sämtlicher Ausschüsse. Neue Pflanzen. 521. Orchideen- Ausstellung. 232. Plakat der Gemüse-Ausstellung. 392 Pflanzenschutz. Personaiia. 62, 96, 120, 136 200, 231, 448, 5^7. Prämiierungsmodus, Bester. 284. Preisgericht. Ständiges. 284. Programm für die Gemüse-Ausstellung. 432. Protokoll der ausserordentlichen General- versammlung. :>7. Preisverzeichnisse. 95. 135. 160. Reklame-!. ,-n. 392. Richtlinien des Ausschusses für Pflanzen- sehn unk. 259. Samenverteilung, Unentgeltliche. 63, 289. Schulschluss der städtischen Fachschule für Gärtner. 15(3. 290. Spezialisierte Abrechnung über das Ver- suchsfeld. 221. Statutenänderung. 5S. Stundenplan für" die städtische Fachschule für Gärtner. 407. Steigerung des Besuches der Monatsver- sammlungen. Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 444. 1000. .Monatsversammlung. Termine für die Monatsversammluneen. 208. Umwandlung seines Namens in D G G* 25. 26. Unentgeltliche Samen. 289. 200. 296 160, 191, Vereinsbibliothek. 288. Vereinsfeste. 27. Versuchsfeld in Blankenburg. Bericht über das Jahr 1909. 112. 224. Vorstandswahl. 296. Vorträge im Jahre 1909. 283. Vereinswesen. 1. 444. Wertzeugnis des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 231. 291. Winterfest. 27. 56. 64. 66. 291. Verein zur Förderung der Blumenpflege in der Schule, Ausstellung im Humboldthain. 404. Vergleich zwischen englischen und deutschen Gärten. 61. Vergleichende Düngunysversuche mit Norge- Salpeter, Chilesalpeter, Kalkstickstoff und schwefelsaurem Ammoniak bei Kartoffeln. 16. Vergleichsprüfung von Baumspritzen. 82. Verhältnisse der deutschen und ausländischen Gärtnereien. 132. Verkehrs- und Tarif-Fragen. 132. Verpachten einzelner Bäume. 81. Versuch mit künstlichem Dünger bei Pelar- gonien. 2^0. Verwendung der Stauden in unseren Gärten. 41. Verwendung der Wistarie in Japan. 238. Verwitterung. 21 ß. Verzeichnis der prämiierten Aussteller auf der Gemüse-Ausstellung. 455. Verzeichnis der Sämereien. 63. Vierländer Gemüse. 28. Viei- schöne Philodendron. 22. Viola cornuta „Bürgermeister Dr. Reicke". 263, 394. Viola cornuta „Schwarzer Prinz". - 113. Viola cornuta „G. Wermig". 422. Viola tricolor compacta „hellblau". 113. Viola tricolor maxima. 202. Viola tric. max. „ Findelkind \ 422. Viscum album, Mitteilungen über. 51:!. Vorschläge für die einheitliche Nummer- bezeichnung der wirtschaftlich wichtigsten Apfel- und Birnensorten. 277. Waldersee-Aster, gemischt. 113. Waldersee-Aster „hellblau mit weiss". 113. Wander- Ausstellung der Deutschen Land- wirtschafts-Gesellschaft zu Hamburg. 323. Wasserampel, Die. 307. Wasserstrahl bei der Schädlingsbekämpfung. 84. Wasserwirtschaft und Stromästhetik II. 390. Webers Renette. 222. Weine, Chemische Untersuchung der. 309. Weisser Wintertaffetapfel. 110." Weissflügeliger Rosenwickler. 143. Weissklee. 151. Weisskohl „Erstling allerfrühester". 115, 489. Weisskohl „Riesen von Tonkaronte". 115. Weingärung und Kellerwirtschaft, Kursus über. 333. Weisskohl, Gratscheffs russischer Riesen-. 489. Wichtigsten Krankheiten der Rose, Die 60. Wicklerarten. 142. Williams Christbirne. 394. ,, Windendes Rosenkleid'-. 477. Verzeichnis der Mitarbeiter. — Verzeichnis der besprochenen Schriftsteller usiv. XIII Winterdechantsbirne. 152. Winterdechantsbirne (850 g schwor). 223. Winterlevkoie „Abundantia". 426. Winter-Speisemöhre „St. Valery". 294. Wistarie, Verwendung der. 238. Wistaria sinensis. 239. Wunderbeere. 53, 86. Wurzelhäuser. 224. Wurzelkropf, Entstehung bei jungen Aepfel- bäumen. 512. Wurzelkropf, Krankheit des. 261. Wurzelkropf oder die Hernie der Kohl- pflanzen. 370. Zea Mays ..von Peru". 115. Zierpflanzen, Beschädigungen der. 371. Zinnia elegans fl. pl. „Savi ya". 113. Zinnia elegans „Rotkäppchen". 364. Zinnia Haageana hybr. „Perfektion". 340 426, 486. Zinnia Haageana, Neue Varietäten von. 393. Zoe (Birne). 110. Zoologischen* Garten zu Frankfurt am Main, Die neuen Tropenterrarion im. 505. Zuccalmaglios Renette. 152. Zufuhren von Ananasfrüchten. 81. Zur Aesthetik der Pflanzennamen. 106. Zusammensetzung und Verdaulichkeit der ver- schiedenen Gemüsearten. (Vortrag.) 433, 1-57. Zwergformen, Erzielung von. 129. Zwergsträucher, Lebensdauer einiger. 524 Verzeichnis der Mitarbeiter. Buttner, Job.: Wie züchte ich Neuheiten und edle Rassen von Gartenpflanzen''.-1 50. Conwentz. H.: Beiträge zur Naturdenkmal- pflege. 13k Engler, Dr. Adolf: Syllabus der Pflanzen- familien. 20. Goethe, Rudolf: Reiseskizzen eines alten Landschaftsgärtners. 522. Miltner, Professor Dr. Monaten geordnet. Pflanzenschutz, nach Klebahn, H.: Krankheiten des Flieders. 20. Kunert, F.: Hampels Gartenbuch für Jeder- mann. 307. Küster, Dr. Ernst : Vermehrung und Sexualität bei den Pflanzen. 181. Löbner, Max.: Leitfaden für gärtnerische Pflanzenzüchtung. 117. Richter, Rudolf: Der neue Obstbau. 204. Schwerin, Graf Fritz von: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1909. 133. Verzeichnis der besprochenen Schriftsteller and ihrer Werke. Amelung. 181, 308, 395, 406, 419,428, 455, 498, 513. Böhme. 375. Braband. 33, 77. Braun, Siegfried. 1, 124, 164, 200, 219, 250, 261, 296. 317, 346, 478. 525. Brettschneider. 60, 82, 112, 153, 223, 237, 275, 27'.», 325, 512. Cordel, O. 43, 120, 131. Gene. 86. Gläser. Otto. 228. Gräbner. P. 198. Günther, 360, 375. Hahn, Eduard. 353. Heese. 445, 52 t. Hegi, Dr. Gustav. 11. Heine. 165. Henkel, H. 52, 84, 156, 165, 187, 509. Heuer, Wilhelm. 434. Hillmann, P. 51. Holm, H. 269, 336, 366. 503. Jäger, Julie. 269. Jancke, P. 41, 81, 222, 260, 306, 363, 497, 524. XIV Verzeichnis der besprochenen Schriftsteller usw. Kanngiesser, F. 86, 110, 176, 240, 399. Klar. Joseph. 112, 263, 486. Kleemann, A. 93. Kochs, Dr. Julius. 457. Langer, G. A. 87. Ledien, F. 473. Laubert, Dr. 19, 21, 51, 66, 97, 409. Nienburg, Dr. Wilhelm. 479. Otto. Dr. R. 16. Peters, L. 93, 213, Pudor, Dr. 253, 302, 390, 41-2. Reutersheim. 469, 500. Riemann. 311. Rochau, Franz. 1S3, 188, 229, 400. ilti. Rodenwaldt, Prof. Dr. 28, 130. Sanders, Prof. W. 216. Schmidt, H. 495. Schwartz, Dr. Martin. 137. Schiller-Tietz. 250. Späth, jun. 46. Stabe, Ernst. 327. 331, 376, 424. Strauss, H. 316. Tscheuke, W. 53, 428. Tutenberg, F. 22. Vorwerk, Wilhelm. 469. Weber, Fr. 61. 151, 225. 364, 427, 513. Weidlich. 135. Wpis^ A ^ 1 (~i Wittmack, L. 20, 120, 134, 183, 214, 229, 510. Zinsser, Karl. 520. e^HR^s Heft 1 SATZUNGEN — ii ziocuocnoai u DER DEUTSCHEN GARTEN BAU- GESELLSCHAFT de (D. G. G.) (Gesellschaft mit Korporationsrechten.) ies 1910 BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 ttfc*&agre^ft*ftQ3r^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafelo für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. XIV Kanngiesser, F. 6 Klar, Joseph. 112 Kleemann, A. 93. Kochs, Dr. Julius. Langer, G. A. 87. Ledien, F. 473. Laubert, Dr. 19, 5 Nienburg, Dr. Will Otto, Dr. R. 16. Peters, L. 93, 21! Pudor, Dr. 253, I Reutersheim. 469 Riemann. 311. Rochau, Franz. li Rodenwaldt, Prof. Vorbehaltlich der Allerhöchsten Genehmigung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preussen, seines Schirrmherrn, verändert der seit 1822 bestehende „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten", dein durch Allerhöchste Kabinetsordre die Rechte einer Korporation verliehen sind, unter Ausdehnung seines Tätigkeitsgebietes auf ganz Deutsch- land mit seinen Kolonien und Schutzgebieten seinen Namen in ..Deutsche (iartenbau-Gesellschait" (D. G. G.) und beschliesst. dass das bisher geltende „Revidierte Statut" durch folgende Satzung ersetzt wird. Satzung der Deutschen Gartenbau - Gesellschaft (D. G. G.) Die Gesellschaft hat Korporationsrechte. § 1. Name und Zweck der Gesellschaft. Die Gesellschaft führt den Namen „Deutsche Gartenbau=Gesell- scliaft" (abgekürzt D. . über Streichung und Ausschluss von Mitgliedern. Das Präsidium prüft durch den aus seiner Mitte von ihm gewählten Kassenausschuss, der aus 3 Mitgliedern zu bestehen hat, die gesamte Kassenverwaltung, ebenso lässt es durch seinen Kassen- ausschuss den Jahresabschluss prüfen und durch ihn der General- versammlung Bericht erstatten und Entlastung beantragen. Das Präsidium wählt die ihm erforderlich erscheinenden Arbeits- Ausschüsse und setzt ihre Geschäftsordnungen fest. Über Beschwerden irgend welcher Art entscheidet das Präsidium endgültig. § 10. Das geschäftsführende Präsidium. Das geschäftsführende Präsidium besteht aus: 1. dem Präsidenten der Gesellschaft, 2. den Vize-Präsidenten, — 9 — 3. dem Schatzmeister und seinem Stellvertreter. 4 dem Geschäftsführer und seinem Stellvertreter. W icderwahl ist zulässig. Sic führen ihr Amt bis zur Bildung des neuen geschäftsführenden Präsidiums, die stets am Tage der ordentlichen Generalversammlung erfolgt. Pein geschäftsführenden Präsidium liegt es ob, die Vorlagen für das Präsidium und die Generalversammlung vorzubereiten und die Ausführung der Beschlüsse zu überwachen. Ausserdem hat das geschäftsführende Präsidium den Rtat auf- zustellen, alle ausserordentlichen Ausgaben zu beschliessen, die Ge- schäftsführung des Geschäftsführers zu überwachen und die erforder- lichen Beamten anzustellen. Das geschäftsführende Präsidium vertritt die Gesellschaft nach aussen und in allen gerichtlichen und aussergerichtlichen Angelegen- heiten. Zur Gültigkeit von Verträgen und sonstigen Rechtsgeschäften, die die Gesellschaft verpflichten, ist unter der Urkunde die Unterschritt des Präsidenten und eines Vizepräsidenten, oder, wenn der Präsident verhindert ist. die Unterschrift zweier Vizepräsidenten erforderlich und ausreichend. Das geschäftsführende Präsidium ist beschlussfähig, wenn min- destens 3 seiner Mitglieder anwesend sind. Stimmenmehrheit ent- scheidet. Bei Stimmengleichheit gilt der Antrag, über den ab- gestimmt wurde, als abgelehnt. Beschlüsse können auch schriftlich herbeigeführt werden. § 11. Die Geschäftsstelle. Zu Leitern der Geschäftsstelle werden vom geschäftsführenden Präsidium ein oder mehrere Geschäftsführer (Generalsekretäre) an- gestellt. Sowohl die Schliessung der Anstellungsverträge als die Kündigung der Verträge mit den Geschäftsführern erfolgt durch das geschäftsführende Präsidium. Heft 1 de jes BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 1 2 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 1» Mar*. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. XIV - lO — Kanngiesser, F. v Klar. Joseph, 1*2 Kleemann, A. 93. Kochs, Dr. Julius. Langer, G. A. 87. Ledien, F. Laubert, Dr. 19, '. Nienburg, Dr. Will Otto, Dr. R. 16. Peters, L. 93, 21! Pudor, Dr. i>53, J Reutersbeim. 469 Rieniann. 311. Rocbau. Franz. 1 Rodenwaldt, Prof. Die Geschäftsführer haben den Generalversammlungen, den Atzungen des gechäftsführenden Präsidiums und des Präsidiums, und. soweit das möglich ist den Arbeitsausschüssen beizuwohnen. Sie sorgen für die Ausführung aller Versammlungsbeschlüsse, sie leiten die laufenden Geschäfte der Gesellschaft und sind mit der Ueberwachung der Angestellten als deren unmittelbare Vorgesetzte, betrau!. § 12. Die Generalversammlungen. Die Generalversammlungen sind ordentliche und ausserordent- liche. Die ordentliche Generalversammlung findet in jedem Jahre mög- lichst w ährend der ersten 3 Monate statt. Die ( ieneralversammlungen können an beliebigen Orten Deutschlands abgehalten werden. Ausser- ordentliche Generalversammlungen müssen auf Beschluss des Präsi- diums einberufen werden. Sie müssen auch dann berufen werden, wenn ein dahingehender Antrag von mindestens 40 Mitgliedern bei dem geschäftsführenden Präsidium schriftlich gestellt wird. In diesem Falle muss die Generalversammlung innerhalb 30 Tagen stattfinden. bin Satzungsänderungen ist nur eine Generalversammlung zuständig, die an dem Sitz der Oesellschaft stattfindet. Die ordentliche Generalversammlung 1.) wählt die in 5 9 vorgesehenen Mitglieder für das Präsidium. 2.) nimmt den Jahres- und Kassenbericht des Präsidiums ent- gegen, 3.) vollzieht die Entlastung des Präsidiums und der Geschäfts- stelle. 1.) entscheidet über vorgeschlagene Satzungsänderungen. 5.) wählt Fhrenpräsidenten und Ehrenmitglieder, hie Berufung und Leitung de;- Generalversammlungen erfolgt durch den Präsidenten oder einen Vizepräsidenten der Gesellschaft. Die Berufung soll mindestens \4 Tage vorher unter Angabe der ragesordnung in dem amtlichen Organ der Gesellschaft erfolgen. Heft 1 — 11 — \us^crdeiii können die Mitglieder durch besondere Benachrichl von den Qeneralvers .11 unter irdnung in Kenntnis gesetzt werden. Die Generalversammlungen sind ohne Rücksicht auf die Zahl der anwesenden Mitglieder beschlnssfähig. hie Mehrheit der Stimmen entscheidet, bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vor- sitzenden. Zu Beschlüssen, welche Aenderungen der Satzungen Erwerbung, Belastu: räusserang von Grundstücken betreffen, ist die Zustimmung von mindestens ' > der anwesenden Mitglieder erfnrderlich. Wahlen werden, wenn kein Widerspruch erfolgt, durch Zuruf vorgenommen. Bei W iderspruch erfolgen sie durch Stimmzettel. Ueber die Beschlüsse der Generalversammlung ist ein Protokoll aufzunehmen, das von zwei Mitgliedern des Präsidiums und einem Leiter der Gesellschaft zu unterschreiben ist. § 13. Die Mitglieder. Die Mitglieder haben das Recht a) der Teilnahme an den Versammlungen b) der unentgeltlichen Benutzung der Bibliothek. c) des freien Eintritts bei Ausstellunge -ellschaft. d) auf unentgeltliche Lieferung des amtlichen Organs der Gesellschaft und sonstiger Veröffentlichungen. § 14. Auflösung der Gesellschaft. Hin Antrag auf Auflösung der Gesellschaft ist nur zulässig, wenn er entweder von dem Präsidium oder von einem Drittel der ordent- lichen Mitglieder gestellt wird. aoe&ttBBpfg BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 de ies Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafela für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. XIV Kanngiesser, F. £ Klar, Joseph. 112 Kleemann, A. 93. Kochs, Dr. Julius. Langer, G. A. 87. Ledien, F. 473. Laubert, Dr. 19, < Nienburg, Dr. Will Otto, Dr. R. 16. Peters, L. 93, 21! Pudor, Dr. 253, ! Reutersheim. 469 Riemann. 311. Rochau, Franz. 1 Rodenwaldt, Prof. — 12 — Zur Beschlußfassung über den Antrag auf Auflösung ist eine ausserordentliclie Generalversammlung nach dem Sitz der Gesellschaft zu berufen, und ist jedem Mitgliede der Antrag auf Auflösung bekannt zu geben. Zu dem Beschlüsse der Auflösung ist notwendig, dass in der Generalversammlung mindestens die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder anwesend ist und von diesen mindestens drei Vierteile dem Beschlüsse zustimmen. War die Hälfte der ordentlichen Mit- glieder nicht anwesend, so ist die Generalversammlung nicht be= schlussfähig und muss innerhalb von -I Wochen eine neue General- versammlung einberufen werden, in der alsdann die Auflösung ganz unabhängig von der Zahl der anwesenden Mitglieder durch Zu- stimmung der drei Vierteilen Mehrheit beschlossen werden kann. Für den Beschluss auf Auflösung der Gesellschaft ist die Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers erförderlich. Die Liquidation erfolgt durch Liquidatoren, welche das Präsidium erwählt. Ueber die Modalitäten der Liquidation und den Anfall des Gesellschaftsvennögens entscheidet vorbehaltlich der Genehmigung; des Schirrmherrn die Generalversammlung. MUCK VOH OfT0NTIMM.STIUUSlE*SI«STP . H. Heft 1 Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten Berlin N. 4, Invalidenstrasse Nr. 42. Protektor: Seine Majestät der Kaiser und König. Der Vorstand des Vereins ladet hierdurch alle ordentlichen Mitglieder gemäss § 23 des „Revidierten Statuts" zu einer ausserordentlichen General -Versammlung auf Freitag den 7. Januar 1910, abends 6\/2 Uhr nach der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42, ein. Gegenstand der Verhandlung: l. Aenderung des Namens „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten" in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". 2. Statutenänderung. Die Statutenänderungen liegen für die Mitglieder im Generalsekretariat des Vereins, Invalidenstr. 42, an allen Wochentagen vormittags von 9 bis 12 Uhr zur Einsicht- nahme aus. Sodann ist der Satzungsentwurf für die D. G. G. dieser Nummer beigefügt. Der Vorstand: Walther Swoboda. BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46,49 aPÖ^%ÖS*$Q ^ocnoaocm RA de ies B8c*gQao<^acf&aJt^8c*g(^c^^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. XIV Kanngiesser, F Klar, Joseph. Kleemann, A. Kochs, Dr. Juli Langer, G. A. Ledien, F. 47; Laubert, Dr. 1 Nienburg, Dr. Otto, Dr. R. Peters, L. 93, Pudor, Dr. 2; Reutersheim. Riemann. 311 Rochau, Franz Rodenwaldt, Pi I.Januar 1910 Heft 1 ocnoir3oc^oi=3oi3ot^ocjoi~tor30EZioi=iocnoirriociioc~iocrioi=3orzij ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 B8of§Qso<5iacf&^o^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farbc-n- tafelo für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 1, Inhalt: Die neuesten Einigungsbestrebungen im deutschen Gaitenbau S. 1. — Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine zu einer ,, Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" S. 6. — Ueber die Mesembrianthemen S. 11. — Vergleichende Düngungsversuche mit Norge-Salpeter, Chilesalpeter, Kalkstickstoff und schwefelsaurem Ammoniak bei Kartoffeln S. 16. — Literatur S. 18. — Kleine Mitteilungen S. 22. — Ausstellungen S. 24. — Ausserordentliche Generalversammlung des V. z. B. d. (>. in den Königlich preussischen Staaten am Freitag den 7. Januar 1910 S. 1k Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse 7if Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgan, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. 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Die Bestrebungen, die weit verzweigten Interessen des deutschen Garten- baues organisatorisch zusammenzufassen und dadurch alle getrennt Marschie- renden in einem Punkte gedeihlich zu vereinigen, sind in jüngster Zeit wieder aufgenommen worden. Nur über die Wege, welche zur sicheren Erreichung dieses hohen Zieles einzuschlagen sind, gehen die Meinungen bis auf diese Stunde auseinander. Die einen sehen alles Heil in der Zusammenfassung der bestehenden Gartenbau- Vereine zu einem Zentralau sschuss, d. h. zu einer Art nationaler Vereinigung, Verband oder Gartenbaurat. Hier sollen die ver- schiedenen Interessen, sie mögen einen Namen haben, welchen sie wollen, durch Abgeordnete der angeschlossenen Vereine ihre unparteiische Würdigung und Vertretung finden. Die anderen können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Schaffung einer solchen Delegiertenvertretung des gesamten deutschen Gartenbaues eine Sammlung der verschiedenen Gartenbauvereine und eine Weckung des noch nicht gewonnenen oder noch nicht aufmerksam gewordenen Liebhabertums voraufgehen oder mindestens gleichzeitig damit einsetzen müsse. Für eine Delegation, wenn sie Wert haben und Ansehen geniessen soll, muss doch wenigstens die Möglichkeit einer reichen Beschickung durch Abgeordnete möglichst vieler geschlossener Gruppen gegeben sein. Die anderen erstreben daher unter Ausschaltung jeder wirtschafts- politischen Betätigung den Zusammenschluss aller Gartenbauinteressenten, d. h. aller Fachleute und Liebhaber, in eine grosse Vereinigung, in der die Mitglieder Einzelpersonen (physische Personen) sind. Auf dieser Basis sind schon andere grosse Gesellschaften, wie z. B. die „Deutsche Landwirtschafts- gesellschaft" mit Erfolg aufgebaut. Die Vertreter dieser zweiten Anschauung huldigen hierbei folgendem Gedankengang: Es gibt drei Gruppen von Gartenbauvereinen: 1. Vereine mit rein wirtschaftlichem, d. h. wirtschaftspolitischem Programm ; sie haben das berechtigte Bestreben, sich und die Inter- essen ihrer Mitglieder, die über das ganze Land verteilt sind, nach aussen durchzusetzen. 2 Die neuesten Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau. 2. Allgemeine Gartenbauvereine, welche mehr die innerliche, ideale Seite des Gartenbaues pflegen; sie haben in gleicher Weise praktische Gärtner wie Liebhaber und Gartenfreunde zu Mitgliedern und in der Regel ihren festen Sitz an einem grösseren Ort. 3. Spezial- oder Sondervereine, welche an keine Oertlichkeit ge- bunden, sich die Pflege einer besonderen Blume oder eines besonderen Zweiges des Gartenbaues zur Pflicht gemacht haben. ■ Für die geplante Sammlung aller Gartenbauvereine scheidet nun Gruppe I, soweit sie ihr wirtschaftspolitisches Programm vertritt, aus. Dieser Zusammenschluss wird allgemein als notwendig und nützlich anerkannt. Diese Grundgedanken verfolgt der Vorstand des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues, mehr noch, er hat sie weiter ausgebaut und ist dabei sehr bald auf die nicht unwichtige Frage gestossen: „Wer soll eine derartige Sammlung aller gärtnerischen Interessen einleiten und durchführen?" Eine Einzelperson? Gewiss! Wenn eine da ist, die genügend Ansehen geniesst, beträchtliche Mittel hinter sich hat und unbeugsame Energie besitzt, so kann sie das tun. Ein Ausschuss oder eine Kommission? Auch sie kann das versuchen ; sie ist aber von vornherein übel dran. Muss sie sich doch gleichsam aus sich selbst gebären, hat keinen finanziellen Rückhalt und nicht genügend Resonanz. Mithin bleibt nur noch eine dritte Möglichkeit übrig, die, dass einer der bestehenden Vereine das Wagestück unternimmt und sich mit seinem ganzen Haben und Sein in den Dienst eines solchen grossen Gedankens stellt. Diesen Weg hat der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Garten- baues im Hinblick auf das Alter des Vereins, im Hinblick auf seine guten Beziehungen, auf seine Geschichte und sein Vermögen, ohne Zögern be- schritten und in Aussicht genommen, den Verein in eine „ Deuts che Garten- bau-Gesellschaft" umzuwandeln. Als erste öffentliche Kundgebung hat der Vorstand des Vereins sodann auf Seite 641 des Jahrgangs 1908 seiner Zeitschrift, der „Gartenflora", die Frage aufgeworfen: Wie ist der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten ohne Drangabe seiner Eigenart und ohne Beein- trächtigung bestehender Organisationen zu einer allumfassenden „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" weiter auszugestalten? Der Gedanke, nunmehr auch im Gartenbau das Auseinanderstrebende und sich bisher Fliehende zum Nutzen des Ganzen zu vereinen, wird dann weiter ausgeführt und mitgeteilt, dass als erster Schritt auf dem bezeichneten Wege die Angliederung der „Deutschen Orchideen-Gesellschaft" an den „Ver- ein zur Beförderung des Gartenbaues" als selbständige Sektion vorbereitet sei und mit dem 1. Januar 1909 in Kraft trete. Heft 1 des neuen Jahrgangs brachte sodann auf Seite 4 bis 13 einen Aufsatz über „Das gärtnerische Vereinswesen in Deutschland in Vergangen- heit und Zukunft" aus der Feder Richard Stavenhagens und beleuchtete, Die neuesten Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau. ohne sich einseitig festzulegen, die verschiedenen Möglichkeiten eines Zu- sammengehens. Durch das nun einsetzende Ausstellungsjahr 1909 zog sich wie ein roter Faden die Hoffnung hin, das so verheissungsvoll Begonnene noch vor Ablauf des Dezember zum Abschluss zu bringen. Diese Hoffnung wurde durch die Rede Seiner Exzellenz des Herrn Ministerialdirektors Thiel auf dem Aus- stellungsfestmahl, sowie durch die Zustimmung anderer Zeitschriften bestärkt. Ganz frei und unabhängig von diesem Vorgehen des Vereins hatte nun auch Herr Königl. Garteninspektor Willy Lange, dem Drange seines Innern folgend, den Gedanken einer Einigung aller gärtnerischen Interessengruppen verfolgt und auf seine Weise gestaltet. Seine Weise war nicht die des Vereins zur Beförderung des Garten- baues; es lag aber kein Grund vor, diesen parallelen Bestrebungen ent- gegen zu arbeiten. Auf seine Anregung kam die rein private Dahlemer Versammlung am ö. April 1909 zustande, auf der sich dann die Bildung der sogenannten „Einigungskommission" vollzog. Im Namen dieser Kommission lud Herr Lange 14 Gartenbauvereine für den 4. Dezember 1909 zur Beratung nach Berlin ein. Inzwischen hatte der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Garten- baues an allen zuständigen Stellen vorbereitende Schritte für die Umwandlung seines Namens in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" getan. Da sein Vor- gehen nicht nur gebilligt, sondern begrüsst worden war, erwog der Vorstand gerade, zu welchem Termin er eine allgemeine Einladung nach Berlin und die Bitte um Mitarbeit ergehen lassen sollte, als der Langesche Ruf zum 4. Dezember erfolgte. Sollten nun zwei Dinge, die sich gegenseitig zu fördern berufen sind, vielleicht nutzlos getrennt laufen, nur um nach aussen zu dokumentieren, dass jeder von beiden Urhebern etwas Gutes gewollt habe? Nein! — — Darum verständigte sich der Vorstand des Vereins mit Herrn Lange. Beide erliessen gemeinsam einen Aufruf, und es kam zu der bekannten Versammlung am 28. November 1909 in Berlin, zu der alle gärtnerischen Vereinigungen, deren Adressen nur irgend erreichbar waren, sowie eine grosse Zahl hervorragender gärtnerischer Persönlichkeiten aus allen Teilen des Vaterlandes geladen waren. Das Programm war so gedacht, dass nach einer Begrüssung durch Herrn Lange Seine Exzellenz, Herr Ministerialdirektor Dr. H. Thiel, allgemeine Gesichtspunkte über die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und ver- wandter Vereine zu einer „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" entwickeln und diesen unmittelbar eine kurze Darstellung der ganzen Sachlage und der Motive zu dem vorgelegten Satzungsentwurf folgen sollte. Da geschah das Ausserordentliche. Ohne den bestellten Referenten auch nur gehört zu haben, wurde aus der Versammlung heraus der sofortige Ein- tritt in eine Debatte beantragt und beschlossen. Dem, was nun folgte, fehlte alle Grundlage, jede Klarheit, ein fester Kern, um den sich die abweichenden oder zustimmenden Meinungen, für jeden erkennbar und übersichtlich, hätten gruppieren können. 4 Die neuesten Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau. Nachdem die Redeschlacht fünf Stunden gewährt hatte, setzte sich folgende, vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues eingebrachte Resolution durch: Die zur Förderung der Einigungsbestrebungen im deutschen Garten- bau am Sonntag den 28. November in der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin zahlreich versammelten Vertreter begrüssen die Bemühungen zur Schaffung einer grossen allumfassenden „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" mit lebhafter Freude und sprechen die Hoffnung aus, dass es der zu erwählenden Satzungskommission auf Grund der er- folgten Aussprache in Kürze gelingen werde, allen für die Schaffung einer Deutschen Gartenbau-Gesellschaft interessierten Gruppen annehmbare, die Selbständigkeit der einzelnen Vereinigung nicht berührende Satzungen zur Stellungnahme zu unterbreiten. Im Anschluss an diese Resolution wurden 30 Herren, die den ver- schiedensten im Deutschen Reiche bestehenden Gartenbauvereinen angehörten, zur Wahl in eine Satzungskommission in Vorschlag gebracht und von der Versammlung bestätigt. Der Vorstand des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" lud nun diese Herren zu einer Sitzung am 13. Dezember 1909 nach Berlin ein. 15 Mitglieder hatten ihr Ausbleiben entschuldigt, 15 waren erschienen. Nach einer Begrüssung durch den Vorsitzenden, Herrn Walther Swoboda, zeigte sich sofort, dass wiederum die schon am 28. November hervorgetretenen beiden Strömungen einsetzten und miteinander rangen. Hie Gartenbau rat, hie Gartenbaugesellschaft! — Diese Gegensätze fanden dadurch ihren positiven Ausdruck, dass be- schlossen wurde, folgende vier Vereinigungen aufzufordern, je zwei Vertreter in eine Gartenbaurat-Kommission zu entsenden: 1. die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst in Hannover, 2. die Deutsche Dendrologische Gesellschaft in Wendisch-Wilmersdorf, 3. den Deutschen Pomologen-Verein in Eisenach, 4. den Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues erklärte sodann, er werde die Umwandlung des Vereins in eine Deutsche Gartenbau- gesellschaft in kürzester Frist durchführen und ohne Säumen in die Einzel- beratung des vorgelegten Satzungsentwurfes eintreten. Wer hierzu mit Rat und Tat mitzuwirken bereit sei, sei herzlich willkommen. Diesen angekündigten Entschluss führte der Vorstand auch sogleich durch, wobei er durch wertvolle Anregungen von den verschiedensten Seiten unterstützt wurde. Der Vorstand hat ferner die Mitglieder des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" für Freitag den 7. Januar 1910 zu einer ausserordentlichen Generalversammlung nach Berlin geladen und gibt sich der festen Hoff- nung hin, dass die Mitglieder der Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" zustimmen werden. Damit jeder sich über die letzten Ziele und Zwecke dieser neuen Ge- sellschaft aufs genaueste unterrichten kann, liegt diesem Heft die neueste Fassung des Satzungsentwurfes bei. Die neuesten Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau. Löst man aus diesem Entwurf unter Weglassung alles Selbstverständ- lichen und den Geschäftsgang Regelnden das Wesentliche heraus, so ergibt sich folgendes Bild von dem, ■was die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft eigentlich ■will and wie sie es zu erreichen strebt. Die „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" will den Zusammenschluss aller Gartenfreunde und Liebhaber, aller praktischen Gärtner, der Männer der Wissenschaft, Gartenkunst und verwandter Gebiete herbeiführen. Die vornehmlichste Aufgabe der D. G. G. soll die einer Pflegstätte für die gesamten fachwissenschaftlichen Arbeiten des Gartenbaues sein; diesem Zweck wird in erster Linie eine grosszügig gedachte Zeitschrift dienen. Die D. G. G. soll ferner eine Regelung des gesamten gärtnerischen Unterrichts- und Bildungswesens anbahnen und in einer alle Zweige erschöpfenden Fachbibliothek die gesamte gärtnerisch-botanische Literatur den Mitgliedern zugänglich machen. Sie soll mit Nachdruck dahin wirken, dass die Wissenschaft, insonderheit die Botanik und Naturkunde, in gärtnerischen Kreisen mehr als bisher die rechte Würdigung findet und nicht bloss der Pflanzenpathologe als bevor zugter Hausarzt des Gärtners sein heilsames Amt ausübt. Und was in den botanischen Gärten und Museen an- und aufgesammelt und systematisch be- arbeitet wird, soll dem Gartenbau und jedem einzelnen, der ihm in irgend einer Form huldigt, zugute kommen. Finden sich praktische Gärtner, das weit verbreitete Liebhabertum und fürsorgliche Stadtverwaltungen, ferner die allgemeinen Gartenbauvereine als korporativ angeschlossene Gesellschaften, die Spezialvereine als Sonder- abteilungen oder Sektionen, die botanischen Gärten als Mitglieder einer wissenschaftlichen Gruppe, sowie die Vertreter der Wissenschaft und Kunst in einem solchen Mittelpunkt, D. G. G. genannt, zusammen — so ist an einem förderlichen Zusammenarbeiten und einer gedeihlichen Entwicklung der D. G. G. nicht zu zweifeln. Durch eine solche Organisation wird eine gründ- liche Beratung und Förderung aller Fragen auf den verschiedensten Sonder- gebieten erreicht, desgleichen eine vermehrte Arbeitsleistung bei wesentlich geringeren Kosten für die Publikation der Arbeiten. Wie muss nun eine solche Verwaltung beschaffen sein? Der beigelegte Satzungsentwurf versucht darauf eine Antwort zu geben. Er sieht zunächst die Bildung von Sonderabteilungen vor, in denen besondere Zweige des Gartenbaues gepflegt werden. In ihnen würden die Rosen-, Orchideen- (schon geschehen) Chrysanthemum-, Dahlien-, Kakteenleute, die Obst- und Gemüsezüchter ihren Zusammenschluss finden. An der Spitze jeder dieser Sonderabteilungen steht naturgemäss ein Vorstand mit einem Vorsitzenden. Diese Vorsitzenden würden sämtlich und ein- für allemal Mitglieder des Präsidiums werden, d. h. derjenigen Körperschaft, welche die gesamten Interessen der Gesellschaft vertritt und die Verwaltung und Geschäftsführung in ihren Grundzügen festlegt. Zu diesen eben erwähnten Vorsitzenden der Sonderabteilungen werden noch 15 weitere Mitglieder der Gesellschaft durch Wahl der General- versammlung dem Präsidium hinzugefügt. 6 Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine usw. Nimmt man an, dass 6 solche Sonderabteilungen gebildet werden, so würde das Präsidium aus folgenden Personen bestehen: a) aus 6 Vorsitzenden der Sonderabteilungen b) „ 15 von der Generalversammlung gewählten Mitgliedern Sa. 21 Personen. Dieses 21-Männer-Kollegium hat nun über die Geschicke der Gesellschaft zu entscheiden und wird und kann dafür Sorge tragen, dass jeder Sonder- abteilung, jeder Vereinigung und jedem Mitglied in der Nähe und Ferne sein Recht wird. Dieses Präsidium, das man auch Gesamt-Ausschuss nennen könnte, wählt nun aus seiner Mitte den Präsidenten der Gesellschaft, die Seele des Ganzen; das geschäftsführende Präsidium, das die eigentliche Arbeit zu leisten hat und die Gesellschaft nach aussen und innen vertritt, und den Kassenaussc h uss zur Prüfung und Ueberwachung der Vermögens- verwaltung. In diesen wenigen Zeilen dürfte der Grundgedanke des Satzungs- entwurfes genügend zum Ausdruck kommen, der darin gipfelt, dass bei der Verwaltung und Geschäftsführung einer „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" jeder einzelne Zweig das im voraus zugestandene Recht tätiger Mitwirkung hat. Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- tind verwandter Vereine zu einer „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft". *) Von Dr. H. Thiel. Meine verehrten Herren! Die ehrenvolle Aufforderung, hier zu Ihnen zu reden, verdanke ich wohl, abgesehen von meinen mir sehr wertvollen Beziehungen zum Verein z. B. d. G. dem Umstände, dass die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft in ihrer macht- vollen Entwicklung dem leitenden Komitee als Vorbild gedient hat und ich mit der Entwicklung der D. L. G. seit ihrer Entstehung aufs innigste verknüpft bin. Da darf ich auf die Ursachen hinweisen, warum sie in so kurzer Zeit sich so entwickelt hat in einem Lande wie Deutschland, wo jeder sich so wenig grossen Gemeinschaften unterordnen will. Schon vor ihrer Gründung gab es überall Vereine und ausserdem noch die offiziellen Landwirtschafts- kammern, welche gleichsam grosse Zwangsgenossenschaften darstellen, da jeder Landwirt verpflichtet ist, dafür zu zahlen. Trotzdem hat die D. L. G. jetzt über 17 000 Mitglieder, welche jedes 20 Mark Beitrag zahlen. Wenn wir den Ursachen dieser Entwicklung nachgehen, so kommen einige Punkte zur Sprache, welche Sie zwar nachmachen können, welche aber manchem viel- leicht nicht so gefallen werden, die aber in der D. L. G. eine grosse Rolle *) Vortrag von Seiner Exzellenz, Herrn Wirklichen Geheimen Rat und Ministerial- direktor Dr. H. Thiel, gehalten auf der Versammlung, welche am 28. November 1909 zur Förderung der Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau in Berlin abgehalten wurde. Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine usiv. spielen. — Einmal war in weiten Kreisen Stimmung für eine D. L. G. vorhanden, weil man schon früher die Versammlungen deutscher Land- und Forstwirte mit ihren Wanderausstellungen und ferner eine D. L. G. gehabt hatte, die bald wieder einging, aber ihr Vermögen der jetzigen Gesellschaft zukommen Hess. Hauptsache war das tiefgefühlte Bedürfnis nach einer Vereinigung aller Landwirte zur Förderung der Landwirtschaft, Das ist wohl auch das Hauptmotiv, welches Sie beseelt hat, ob sich nicht im Gartenbau das- selbe erreichen liesse. Es wäre aber für die D. L. G. nicht möglich gewesen, soviel Landwirte zu vereinen, wenn sie nicht in die Statuten etwas aufgenommen hätte, welches bei Ihnen vielleicht ein Stein des An- stosses sein wird. Wir schieden statutenmässig alles aus, was Vertretung von wirtschaftspolitischen Interessen und Beeinflussungen von Regierungs- massregeln anbetrifft. Man hat die Royal agricultural Society in England als Muster genommen ; in England hatte man seinerzeit gesagt, wenn wir Land- wirte vereinigen wollen, die sich über die Fortschritte der Landwirtschaft in technischer Beziehung unterhalten wollen, dann dürfen wir nicht den Zank- apfel politischer Fragen, Schutzzoll, Freihandel, Gesetzgebung usw., hinein- tragen. Ob Ihnen dies genehm sein wird bei der Bildung der neuen Garten- baugesellschaft, wage ich nicht zu entscheiden, Ich bitte überhaupt bei meinen weiteren Ausführungen, nicht zu glauben, dass ich Sie abschrecken wollte, im Gegenteil, es kann keiner mehr davon überzeugt sein, wie wichtig eine so grosse, mächtige Gartenbaugesellschaft sein könnte, als ich. Wir sind ja heute nicht dazu da, die Gesellschaft gleich heute zu bilden, sondern nur vorbereitende Schritte zu tun. Es soll ja nur ein Satzungskomitee gewählt werden, und was ich sage, soll die Aufmerksamkeit dieser Herren auf gewisse Punkte richten und ihnen Direktiven geben. Neben dem er- wähnten einen Gesichtspunkt, der für die D. L. G. massgebend war, war es noch ein anderer. Sie ist von vornherein nicht darauf ausgegangen, das grosse Netz der bestehenden Vereine zu zerreissen. Sie hat im Gegenteil versucht, mit den Landwirtschaftskammern in Verbindung zu treten, und sie ist noch weiter gegangen: sie hat, da bei allen Sachen die Personalfragen eine bedeutende Rolle spielen, um die Gunst der betreffenden Persönlich- keiten zu gewinnen, eine sehr weise Massregel getroffen, dass nämlich in den Gesamtausschuss die hervorragenden Leiter und Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Vereine aufgenommen werden, obgleich eigentlich in dem Wesen der D. L. G. es lag, dass die obere Leitung bloss solchen Personen zukommen sollte, die durch langjährige Arbeit in der Gesellschaft selbst ein Anrecht darauf erworben hätten. Allein, es hat sich als sehr praktisch be- währt, die Vorsitzenden und die Generalsekretäre der Kammern usw. hinein- zuwählen. In späteren Zeiten wird man vielleicht in der D. L. G. nur noch Personen wählen, die sich um die Gesellschaft selbst direkt verdient gemacht haben. Was nun das Verhältnis zu den schon bestehenden Vereinen betrifft, so haben die Landwirtschaftskammern, die vielfach an die Stelle der früheren landwirtschaftlichen Provinzialvereine getreten sind, diese verschluckt; aber auch diese Landwirtschaftskammern haben die übrigen kleineren Vereine bestehen lassen. Sie mussten sie ja auch bestehen lassen, denn wenn sie auf alle ihre Berufsgenossen wirken wollten, mussten sie Vereine als ihre Organe haben, welche die Anregungen weiter verbreiteten. 8 Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine usw. Man könnte sagen, die D. L. G. hätte einige Verbände wohl aufsaugen können, z. B. den Milchwirtschaftlichen Verein, welcher damals nur ein bescheidenes Dasein führte. Die D. L. G. war dazu auch bereit, aber er hätte sich in die Organisation der Gesellschaft einfügen müssen und daran scheiterte die Sache, der Verein besteht noch jetzt für sich. Andere Ver- bände, die sich über ganz Deutschland erstreckten, haben sich nicht an die D. L. G. wegen Aufgehens in ihr gewandt. Die D. L. G. hat für alle einzelnen Zweige der Landwirtschaft, Tierzucht, Ackerbau usw. besondere Abteilungen geschaffen, die ihre besonderen Beratungen abhalten und ihre Anträge an die Zentralstelle richten, wo sie im Ausschuss und Gesamtausschuss weiter be- raten und entweder angenommen oder abgelehnt werden. Eine solche Ein- richtung kann ich auch Ihnen dringend empfehlen. Es ist ja dies auch in den Statuten vorgesehen. Lassen Sie im übrigen alles bestehen, was besteht. Wollen die Verbände in Ihnen aufgehen, so mögen sie willkommen sein, aber das muss man ihrem freien Willen überlassen. Ein weiterer sehr zu berücksichtigender und etwas schwieriger Punkt ist folgender: Die D. L. G. hat sich von Anfang an auf eigene Füsse gestellt. Wir verzichten auf jede Unterstützung der Regierung. Sie hat nie Subventionen angenommen, nur bei den Ausstellungen nimmt sie von den Städten, in denen diese stattfinden, von den einzelnen landwirtschaftlichen Vereinen des be- treffenden Gaues Beiträge zu Preisen entgegen. In dem Masse wie höhere Preise ausgesetzt werden, steigert sich die Lust, die Ausstellung zu beschicken. Es ist das also nur eine indirekte Subvention ; wenn einmal eine Stadt oder ein Verein zu den lokalen Kosten sollte nichts geben wollen, so würde das die Wirksamkeit der Gesellschaft nicht erschüttern, freilich ist es immer eine angenehme Förderung. Eine Deutsche Gartenbau - Gesellschaft würde auf Reichs und Staatssubventionen wahrscheinlich nicht verzichten können, denn — und nun kommt ein Punkt, der bei ihr ganz verschieden liegt — die D. L. G. würde <3ie grosse Wirksamkeit nicht haben entfalten können, wenn sie nicht durch das kaufmännische Geschick ihrer Gründer, besonders Schulz-Lupitz, verstanden hätte, der Gesellschaft ganz wesentliche Einnahmequellen zu eröffnen. Die Haupteinnahmequelle stammt aus den Kommissionsgeschäften, die sie macht, namentlich der Vermittlung des Bezugs künstlicher Dünge- mittel. Sie hat mit den grossen Syndikaten, dem Kali-Syndikat, dem Thomas- mehl-, den Superphosphatproduzenten Verträge abgeschlossen, wonach diese Syndikate in dem Masse wie die D. L. G. steigende Aufträge gibt, steigenden Rabatt gewähren, und zwar gilt der höchsterreichte Rabatt für die ganze ver- kaufte Menge nicht bloss für die letzten Quoten. Dadurch wurde erreicht, dass die Landwirte, die grossen und kleinen Vereine das Bestreben hatten, ihre Bestellungen alle durch die D. L. G. zu machen. Sie bekamen dann ja den höchsten Rabatt. Ohne ein Delkredere zu übernehmen, was nur in einzelnen Fällen geschieht, bekommt die D. L. G. grosse Rabatte, die in der Hauptsache den Bestellern als Rückvergütung zufallen; einen Teil aber behält sie selbst und hat dadurch jetzt ein Vermögen von zirka zwei Millionen erworben. Dabei hat sie das Verdienst, billige Preise für die Düngemittel geschaffen zu haben. -- Ich will Ihnen damit das Herz nicht schwer machen. Ich glaube nicht, dass Sie ähnliche Kommissionsgeschäfte machen können. — Die Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine usu1. 9 Ausser der Düngerabteilung hat die D. L. G. noch eine Baustelle, eine Saat- stelle, eine Ruchhaltungsstelle usw. eingerichtet. Aber das sind Dinge, die nichts einbringen, die nur im Interesse der Mitglieder betrieben werden. Es mag Sie aber trösten, dass Sie ja nicht solche grosse Ausgaben haben, wie die D. L. G. Soweit ich die Sache übersehen kann, wird der Geschäfts- betrieb einer D. G. G. ein einfacherer sein können. Sie werden nicht das grosse Personal brauchen, welches bei der D. L. G. schon in die Hunderte geht, und Sie werden mit ihren Mitgliederbeiträgen und etwaigen Staats- subventionen die Ausgaben bestreiten können, wenn es Ihnen gelingt, bei Ihren Ausstellungen grosse Verluste zu vermeiden. Die D. L. G. kommt mit ihren Wanderausstellungen in 12 Jahren im ganzen Deutschen Reich herum, sie rechnet durchschnittlich auf einen Ausfall von 40000 — 60000 Mark bei jeder Ausstellung. Das kann die D. L. G. tun, weil sie die besonderen Ein- nahmequellen hat, das können Sie nicht. Sie werden versuchen müssen, eine gewisse Rückversicherung durch die Provinzial- und Lokalgartenbau- vereine zu gewinnen, und das muss noch erwogen werden — es ist ja auch die Frage, ob Sie es nötig haben, jedes Jahr eine Ausstellung zu machen. Die Ausstellungen müssten Wanderausstellungen sein. Im übrigen müssen die Lokalausstellungen bestehen bleiben, wie das auch die D. L. G. wünscht. Die Einrichtungen der D. L. G. bei ihren Ausstellungen sind mustergültig geworden, und nach diesem Muster finden auch die Lokalausstellungen statt. Ob Sie also die Enthaltsamkeit soweit treiben können, dass Sie für die neue Gesellschaft auf Staatszuschüsse verzichten, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls würde ein solcher Verzicht die Gründung insofern erleichtern, als die bestehenden Vereine sonst fürchten würden, dass sie dann weniger erhalten. Damit ist aber nicht gesagt, dass Sie nun auf alles verzichten sollten. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues will aufgehen in die neue Gesellschaft. Er hat nicht nur ein eigenes Vermögen, sondern erfreut sich auch einer Unterstützung der preussischen Staatsregierung, und es würde eine Härte sein, wenn er diese nicht mehr erhielte. Jeder Verein, wie z. B. der Deutsche Pomologische Verein und die Deutsche Dendrologische Gesellschaft, die Staatsunterstützungen erhalten, würden Wohl nicht geneigt sein, darauf zu verzichten. Wie ich eingangs schon sagte, hat die D. L. G. im Interesse der Einig- keit auf die Behandlung aller Fragen verzichtet, welche geeignet sind, grosse Gegensätze politischer und wirtschaftlicher Natur hervorzurufen. Ueber die beste Methode des Ackerbaues usw. kann man sich viel ruhiger unterhalten, wenn auch da sich oft verschiedene Ansichten bekämpfen. Die Pferde- züchter streiten sich z. B. heftig, ob man mehr die Zucht des Militär- pferdes fördern soll oder die des schweren Pferdes für landwirtschaft- lichen und gewerblichen Gebrauch. Da kommen ja grosse provinzielle und lokale Verschiedenheiten in Frage. Auch bei den Ausstellungen bestehen Gegensätze, denn naturgemäss wollen die einzelnen Gruppen, die bestimmte Interessen verfolgen, die Programme für die Ausstellungen so zu- rechtschneiden, dass sie die besten Preise bekommen. Zum Beispiel bei 10 üie Vereinigung der bestehenden Gartenbau- und verwandter Vereine usw. der sogenannten Holländer Rasse des Rindviehs hat man wieder verschiedene Schläge, Wesermarschschlag, Oldenburger, Ostfriesen, Ostpreussen, und wir haben immer damit zu kämpfen, dass die Vertreter jeder auch noch so kleinen Nuance verlangen, eine eigene Stellung im Programm zu erhalten, bloss damit sie keine Konkurrenz haben. Aber darüber kann man sich doch einigen, und das Gros der deutschen Landwirte unterstützt solche Sonderbestrebungen nicht, wenn sie zu extrem auftreten. Die grossen wirtschaftspolitischen Gegensätze und Gesetzgebungsangelegenheiten usw. würden aber bei ihrer Verhandlung in der Gesellschaft sicher den Frieden stören. Die D. L. G. hat auch noch etwas anderes ausgeschieden. Sie be- handelt zwar mit Aufmerksamkeit alle Fragen, welche die Beamten- und die Arbeiterverhältnisse betreffen, aber wie sie überhaupt keine Korporations- mitglieder kennt, lässt sie keine besonderen Verbände dieser Beamten und Arbeiter als Mitglieder zu. Bei dem Gartenbau würde der Gegensatz der Interessen zwischen Prinzipalen und Gehilfen, der sich in der Bildung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden ausdrückt, auch in der neuen Ge- sellschaft schädlich wirken, wenn man solche Verbände als solche zuliesse, denn sie werden naturgemäss bemüht sein, eine starke Vertretung ihrer Spezialinteressen zu erlangen. Man wird mir nicht vorwerfen können, dass ich ein Feind aller solcher Organisationen bestimmter Berufsklassen sei. Ich bin ein Anhänger dieser Verbände. Es liegt im Geiste unserer Zeit, und es führt schliesslich nur zum Frieden, wenn die Interessenten sich verbinden und miteinander verhandeln, um einen mittleren Weg zu finden. Ich würde es aber für den Tod der Einigkeit in einer solchen grossen Gesellschaft halten, wenn sie den Interessenkampf in der Gesellschaft selbst durchführen wollen. Das sind Fragen, die ausserhalb der Gesellschaft zwischen den einzelnen Interessenten-Gruppen ausgefochten werden müssen; das schliesst ja nicht aus, dass die Gehilfen als Mitglieder aufgenommen werden können, aber nicht als Korporation. -- Nebenbei bemerkt, ich würde die Aufnahme der Mitglied- schaft nicht so schwer machen. In der D. L. G. nehmen wir jeden un- besehen auf. Wir haben ja das Sicherheitsventil, ihn wieder ausschliessen zu können. Was nun die Statuten anbetrifft, so haben Sie im § 2 grosse Ab- teilungen aufgestellt, also Abteilungen für Gartenkunst, Baumschulbetrieb, Handelsgärtnerei usw. Sie werden eine grosse Mannigfaltigkeit solcher Ab- teilungen haben müssen, und dadurch wird sich ihre Gesellschaft wesentlich von der D. L. G. unterscheiden, dass Sie nicht bloss mit Fachleuten zu tun haben, selbständigen Gewerbetreibenden und Beamten, sondern auch das grosse Gebiet der Gartenbesitzer und Gartenfreunde aufzunehmen haben. Die D. L. G. hat ja auch einige Nichtlandwirte, aber das sind meist Geschäfts- leute, die es aus Interesse tun, um Geschäfte zu machen, während die D. G. G. auch alle Gartenfreunde heranziehen muss. — Ob es nötig ist, daneben noch Gauverbände zu schaffen, stelle ich anheim. Ich würde das am liebsten der späteren Entwicklung überlassen. Es hätte ja vieles für sich, wenn es gelänge, in jedem Gau ein verkleinertes Abbild der D. G. G. zu schaffen, also in jedem Gau einen Verein, der alle Zweige des Gartenbaues und alle Spezial-Ver- eine im kleinen so in sich vereinigt, wie die D. G. G. im grossen. Aber ich habe die leise Furcht, dass die bestehenden Lokalvereine es übel nehmen, 3 10 c O XI 3 E I d) .5 ja E v wo (0 CD Ueber die Mesembrianthemen. \ \ wenn man in ihrem Gebiet ihnen noch einen Gauverband überordnet. (Sehr richtig!) -- Dass Sie Damen aufnehmen wollen, halte ich für sehr verständig, denn die Frauen interessieren sich doch ganz besonders für den Gartenbau. Bezüglich des Präsidiums möchte ich fragen: Ist das geschäftsführende Präsidium nicht zu klein bemessen? Die D. L. G. regiert sich durch einen Gesamtausschuss, der sich zweimal im Jahr versammelt. Daneben hat sie einen geschäftsführenden Ausschuss, der aber etwas zahlreicher ist als die hier vorgesehenen vier Personen, und der sich nicht nach Bedarf, sondern in jedem Monat einmal versammelt. Diesen Mitgliedern werden Reisekosten und Diäten gezahlt. Wenn Ihre Gesellschaft sich gut entwickelt, wird auch jeden Monat eine Sitzung nötig sein. Ich beschränke mich auf diese Be- merkungen zu dem Satzungsentwurf. Ich schliesse mit dem Wunsche, dass es Ihnen gelingen möge, heute den ersten folgenreichen Schritt für die Gründung der Gesellschaft zu tun, dass es Ihnen gelingen möge, alle Schwierigkeiten zu besiegen, und wieder- hole meine Bitte, alles das, was ich an Schwierigkeiten aufgeführt habe, nicht als Abschreckung, sondern nur als aus warmem Interesse hervorgegangene Mitteilungen anzusehen! (Lebhafter Beifall.) Ueber die Mesembrianthemen. Von Dr. Gustav Hegi, München. Hierzu bunte Tafel 1579 und schwarze Abb. 1 und 2. Die Gattung Mesembrianthemum hat wegen ihrer hochinteressanten Formen schon lange das Interesse und die Aufmerksamkeit der Pflanzen- freunde und der Kultivateure auf sich gezogen. Es handelt sich ausschliess- lich um sukkulente Kräuter, Stauden oder Halbsträucher von sehr ver- schiedenartigem Habitus. Die Blätter sind in der Regel kreuzweise gegen- ständig (selten wechselständig), mehr oder weniger dickfleischig und von recht eigentümlicher Gestalt. Bei einzelnen Arten können sie ziemlich weit hinauf mit einander verwachsen sein; zuweilen sind sie auch ungleich gross. Sämtliche Mesembrianthemum-Arten sind als echte Blattsukkulenten (d. h. Pflanzen mit stets fleischig-saftigen Blättern) zu bezeichnen und gehören biologisch gesprochen zu der grossen Gruppe der Xerophyten oder trockenheit- liebenden Pflanzen. Alle Blattsukkulenten sind morphologisch und anatomisch in mannigfaltiger Weise ausgestattet, um eine mehr oder weniger lang andauernde Trockenheit ohne Schaden ertragen zu können. In dieser Hinsicht stimmen also die Mesembrianthemum-Arten mit den Agaven, mit den Vertretern der Gattungen Aloe, Sempervivum, Echeveria, Bryophyllum, Portulaca, Kleinia usw. überein. Am wenigsten sukkulent sind die Blätter der einjährigen Arten und derjenigen Formen, welche alljährlich aus einem ausdauernden Wurzel- stocke neue, frische Stengel erzeugen. Die meisten Arten sind aber Halb- sträucher oder Sträucher mit oft kurzen, niedrigen und stark verzweigten Stämmchen und mit immergrünen, saftigen Blättern, welche mit verschiedenen Einrichtungen ausgestattet sind, um die periodisch auftretende Trockenheit mit Erfolg überstehen zu können. Neben flachen Blattformen finden wir eine grosse Zahl von Typen mit dreikantigen, keilförmigen, im Querschnitt drei- 12 Ueber die Mesembrianthemen. eckigen Blättern, welche Gestalt durch die starke Entwicklung der Blatt- unterseite bedingt wird. Ein derartiges Blatt zeigt dann drei Seiten; an die schmale Oberseite setzen sich zwei einander unter spitzem Winkel schneidende untere Flächen an, so dass also die Oberflächenentwickelung hauptsächlich auf die Seitenflächen (eigentlich Blattunterseite) fällt. Ein solches Blatt nähert sich also gewissermassen, wie Goebel seinerzeit andeutete, den Blättern der sogenannten „Kompasspflanzen", wie wir sie bei verschiedenen Stauden von sonnigen Standorten (z. B. Lactuca scariola, Achillea filipendula, Tanacetum balsamita, Serratula radiata, Telephium Imperati), bei dem nordamerikanischen Silphium perfoliatum, bei verschiedenen Sumpf- und Wasserpflanzen (Iris, Gladiolus, Acorus, Tofieldia, Narthecium ossifragum usw.) antreffen. Aehnlich verhalten sich auch die Blätter des australischen Fieberbaumes (Eucalyptus globulusi sowie die Phyllodien (verbreiterte Blattstiele) der neuseeländischen Akazien. Diese eigentümliche Profilstellung — die Blätter liegen in einer Ebene -- wird als Schutzmittel des Chlorophyllapparates gegen zu intensive Beleuchtung betrachtet; denn dadurch, dass diese Blätter zu den einfallenden Sonnenstrahlen parallel gestellt sind, wird die Blattfläche auch weniger stark beleuchtet und erwärmt. Zuweilen sind sowohl bei einjährigen wie bei mehrjährigen Formen die Blätter und die jungen Sprosse mit Papillen (hervorragende, wasserhelle Ober- hautzellen) bedeckt. Dies ist besonders bei dem häufig als „Eiskraut" kultivierten M. crystallinum — einer Strandpflanze des Mittelmeergebietes (auch im Kap, auf den Kanaren und auf Madeira) — der Fall, bei welcher Art die Blätter dicht mit grossen, weisslichen, runden, glänzenden Papillen besetzt sind. Aus der Asche dieser Pflanze wird Soda gewonnen. Bei einer anderen Gruppe können die Papillen in haarfeine Spitzen ausgehen. An der Spitze der Blätter stehen bei einzelnen Arten schopfartig gestellte Haarbüschel, welche gewissermassen an die Stacheln der Mamillarien erinnern. Die Länge der Blätter variiert bei den einzelnen Arten recht sehr; am interessantesten und stärksten ausgebildet sind sie bei der Gruppe der Sphäroidea. Zu dieser Gruppe gehören nach Berger Mesembrianthemum Wettsteinii, truncatellum, minimum, perpusillum, obconellum, pseudotruncatellum, fibuliforme, Hookeri, nanum, minutum, calculus, ficiforme, fimbriatum usw., von denen sich ver= schiedene in Kultur befinden. Allerdings sind sie etwas schwierig zu kulti= vieren; sofern sie im Winter etwas zu nass gehalten werden, beginnen sie leicht zu faulen. Da die Blätter bis zur Spitze miteinander zu rundlichen oder kegelförmigen Körperchen (corpuscula der Diagnosen) verwachsen sind, welche nur oben einen kleinen Spalt, aus welchem später die Blüte hervor- tritt, zwischen sich offen lassen, sind sie kaum mehr als solche zu erkennen. Allerdings sind auch hier die Blätter kreuzweise gegenständig angeordnet, aber da alljährlich nur ein einziges derartiges Blattpaar angelegt wird, bekommen die Pflänzchen ein ganz absonderliches Aussehen. Im jugendlichen Zustande könnte man sie auf den ersten 31ick hin leicht für Kieselsteine halten, so wenig heben sie sich in ihrer Heimat von dem steinigen, sandigen Boden ab. Mehrmals wurden deshalb diese Formen als Beispiele von Mimikry, welche als Schutzmittel dienen sollte, angesprochen. Namentlich sollen sie in der Ruhe- periode, also in der regenarmen Zeit, wenn sie von den äusseren, vertrockneten Schalen der älteren Blätter verdeckt sind, dem Gestein, auf dem sie wachsen. Ucber die Mescmbrianthemcn. 13 so sehr ähnlich sehen, dass sie nur ein geübtes Auge zu entdecken vermag: An einer solchen Stelle fand Burchell auch ein Insekt, einen Gryllus, das den Steinen in Form und Farbe so ausserordentlich glich, dass es sich nur durch seine Bewegung bemerkbar machte. Durchschneiden wir einen derartigen Pflanzenkörper mit dem Messer, so sehen wir am Rande auf allen Seiten eine schmale, zusammenhängende, grüne Zone (Chloröphyllgewebe), während sich im Innern das chlorophyllfreie, als Wasserspeicher dienende Gewebe vorfindet. Die Blüten der Mesembrianthemum-Arten gehören zu den stattlichsten und schönsten des Pflanzenreiches; sie stehen einzeln oder zu mehreren bei- einander, sind gelb, weiss oder prächtig rot gefärbt, seidenartig glänzend und oft von ansehnlicher Grösse. Zuweilen erscheinen sie in so grosser Menge, dass sie den übrigen grünen Pflanzenkörper fast vollständig zudecken. Bei den meisten Arten öffnen sich die Blüten am Vormittag, in voller Sonne. Daher auch der Name: jAesr^ßpfa (mesembria) = Mittag und öfv&efiov (anthemon) Abb. I. Mesembrianthemum pubescens Haw. Blume, also „Mittagsblume". Andere Arten aber öffnen ihre Blüten erst am Nachmittag, oder die Blüten bleiben während der ganzen Nacht geöffnet (M. noctiflorum). Die Kapseln der Mesembrianthemum-Arten zeigen einen sehr komplizierten und höchst interessanten Bau, worüber Berger interessante Mitteilungen gibt. Hier sei nur erwähnt, dass die Deckel der einzelnen Fruchtblätter sich beim Trocknen loslösen. An der Anheftungsstelle besitzen sie zwei auf der Innenseite gerade oder bogenförmig verlaufende, stark hygro- skopische Leisten. Die einzelnen Fächer werden durch je zwei pergamentartige Scheidewände voneinander geschieden, welche in der Mitte des Deckels stehen. Bei Regenwetter schwellen nun die hygroskopischen Leisten an, und die Deckel biegen sich nach aussen. Dadurch wird die Kapsel geöffnet und die Samen können durch die Kraft der herabfallenden Regentropfen fort- geschleudert werden. Bei eintretender Trockenheit schliessen sich die Kapseln wiederum. Dieser Vorgang kann sich bei jedem Regenwetter wiederholen. Daneben gibt es allerdings auch Arten mit fleischigen Früchten, die sich nicht öffnen. Hierher gehört z. B. das Mesembrianthemum edule, dessen Früchte 14 Ueber die Mesembrianthemen. in Südafrika als „Hottentottenfeigen", „Zuure" oder „Paarde Vigen" bezeichnet und von den Eingeborenen gegessen werden. Die Gattung umfasst ca. 300 verschiedene Arten, welche in der Haupt- sache in Südafrika zu Hause sind. Besonders zahlreich sind sie westlich vom Grossen Fischfluss und südlich vom Orangefluss vertreten. Aus dem schmalen, westlichen Küstenstrich, welcher sich nordwärts bis in das Grosse Namaland von Deutsch-Südwestafrika hinzieht, sind 34 Arten bekannt. Im eigentlichen Kapgebiet mit ausgesprochenem Winterregen kommen 197 Arten vor. In der Karu, wo die Niederschläge etwas spärlicher sind als im Kapgebiet, repräsen- tiert die Familie der Aizoaceen, wohin die Gattung Mesembrianthemum gehört, mit 111 Arten die drittreichste Familie der ganzen Vegetation. Dagegen nimmt die Zahl der Arten nach Osten und Westen hin rasch ab. Allerdings finden sich einzelne Arten auch in Nordafrika, Südarabien, auf den Kanarischen Inseln, Südeuropa (M. crystallinum), St. Helena, auf der Insel Reunion, an den Küsten von Australien, auf Neuseeland, auf den Inseln des Stillen Ozeans und ganz wenige Arten in Chile, Peru und Kalifornien. Wegen ihres inter- essanten Habitus und ihrer farbenprächtigen Blüten ist es nicht zu verwundern, dass die Mesembrianthemum-Arten schon seit vielen Jahren in Kultur ge- nommen worden sind. So befanden sich nach Dillenius bereits im Jahre 1732 47 Arten in Sherards Garten zu Eltham in Kultur. 1811 wurden im Kew-Garten 175 verschiedene Formen kultiviert. Einzelne Arten — namentlich die selteneren und interessanteren Formen — sind aber erst in neuerer Zeit in die europäischen Gärten eingeführt worden. Hierher gehört u. a. auch das auf der beiliegenden farbigen Tafel abgebildete M. pubescens Haw., welches vor einigen Jahren von dem um die Erforschung der Kapflora so sehr verdienten Dr. Mario th in Kapstadt dem Botanischen Garten in München zugeschickt wurde. Diese Art gehört zu der Gruppe der Gibbosa. Das Stämmchen ist kurz, holzig, verzweigt und wird von den abgestorbenen Blättern scheidig umhüllt. Die Blätter sind wie bei der ganzen Gruppe am Grunde verwachsen, abwechselnd ungleich lang (das kleinere ca. 1J3 so lang wie das grössere), stumpf, rundlich, nach oben etwas seitlich zusammengedrückt, bis 15 mm dick und von kurzen, feinen, weichen, filzartig anliegenden Haaren weiss-grau. In der Knospe erscheint das kürzere Blatt wie ein seitlicher Ein- schnitt an dem grösseren. M. pubescens ist die einzige Form der Gruppe Gibbosa mit behaarten Blättern. Der Blütenstiel überragt die Blätter nur recht wenig und ist nach oben verdickt. Der Kelch besteht aus fünf drei- eckig-eiförmigen, fast gleichlangen Zipfeln, welche kürzer als die mehr- reihigen, purpurroten Blütenblätter sind. Die Heimat dieser Art ist das Kap- land. Die Blütezeit fällt im Münchener Botanischen Garten auf den Monat März. Während die Mesembrianthemum-Arten in Mitteleuropa als Kalthaus- pflanzen zu behandeln sind, welche allerdings gelegentlich leichte Fröste ohne Schaden ertragen können, gedeihen sie in Gegenden mit mildem Klima (Süd- europa, oberitalienische Seen, Riviera) ohne weitere Pflege im Freien. Im Münchener Botanischen Garten erliegen die beiden im Freien ausgepflanzten Arten (M. crystallinum und pinnatifidum) stets den ersten Spätfrösten. Im Mittelmeergebiet sind es namentlich zwei Arten — M. aeinaeiforme und lieber die Mesembriantliemen. 15 edule _ welche mit ihrem frischen Grün und ihren prächtigen, grossen, gelben oder roten Blüten an Mauern, Felsen, Böschungen (zuweilen in nächster Nähe des Meeres) sehr oft lange Strecken bekleiden. Beide Arten stammen aus der Kapkolonie, sind aber schon seit langer Zeit in Europa eingeführt. Sie gehören zur Gruppe Acinaciformia und gleichen einander (namentlich im nichtblühenden Zustande) sehr stark. Abb. 2. Mesembrianthemum acinaciforme. M. edule unterscheidet sich aber von M. acinaciforme ohne weiteres durch die schmäleren, mehr gleichseitig-dreikantigen, gegen die Spitze hin nicht verbreiterten, grasgrünen Blätter. Die Blüten sind bei M. acinaciforme leuchtend karminrot, ca. 12 cm breit, bei M. edule etwas blasser, hellgelb, gelblich- oder purpurrot und etwas kleiner (8—10 cm breit). Für ein eingehendes Studium der Mesembrianthemum-Arten sowie deren Kultur ist das kürzlich erschienene Handbuch von Berger, dem Kurator des ig Vergleichende Düngungsversuche. bekannten Hanbury'schen Botanischen Gartens zu La Mortola an der Riviera bestens zu empfehlen (Berger, Alwin. Mesembrianthemen und Portulacaceen. Stuttgart, Eugen Ulmer. 1908). Die beiliegende Farbenskizze wurde von dem Präparator Alois Dorn nach einem lebenden, im Botanischen Garten zu München befindlichen Exemplare ausgeführt. Die Textfigur stammt aus der gegenwärtig erscheinenden Illustrierten Flora von Mitteleuropa von Dr. G. Hegi (München, J. F. Lehmann). Vergleichende Düngtmgsversttche mit Norge-Salpeter, Chilesalpeter, Kalkstickstoff und schwefel- saurem Ammoniak bei Kartoffeln. Von Dr. R. Otto-Proskau. Um das neue, auch aus der Luft, aber in anderer Weise wie der schon seit längerer Zeit bekannte Kalkstickstoff (vergl. R.Otto, „Gartenflora" 1908 [Jhrg. 57], Heft 1; desgleichen 1909 [Jhrg. 58], Heft 21) gewonnene, stickstoff- haltige Düngemittel, den salpetersauren Kalk (Calciumnitrat), oder wie der- selbe als Düngemittel in den Handel kommt, den Norge- oder Kalk-Salpeter,*) (Ca(NO:i)o 4H.20), in seiner Wirkung im Vergleich zum Chilesalpeter, Kalk- stickstoff und schwefelsauren Ammoniak zu erproben, habe ich im ver- gangenen Sommer 1909 vergleichende Düngungsversuche bei Kartoffeln angestellt, über deren Ergebnisse ich kurz berichten will. Zu den Versuchen dienten fünf gleichmäßige, je 3,5 qm grosse, neben- einanderliegende und durch Wege getrennte Parzellen des Versuchsgartens. Der Boden war ein schwerer, humoser Gartenboden, in guter Kultur stehend; Vorfrucht: Gemüse. Ausser der Stickstoffdüngung hatte der Boden, da er nährstoffreich war, keine besondere Düngung erhalten. Die Stickstoffdüngung war bei den einzelnen Parzellen der Menge nach gleich, doch in der Form verschieden gegeben und so berechnet, dass pro 1 qm 5 g Stickstoff gegeben wurden. Demgemäss hatten erhalten pro 1 qm : Parzelle I 25 g schwefelsaures Ammoniak (20% N). II 27,7 g Kalkstickstoff (18% N). „ III 38,5 g Norge-Salpeter (13% N) 1 als Kopfdüngung in zwei „ IV 33,0 g Chilesalpeter (15% N> I Portionen. „ V 0,0 g, ungedüngt. Das schwefelsaure Ammoniak und der Kalkstickstoff wurden am 11. Mai 1909 gleichmässig ausgestreut und mit der Hacke in den Boden eingehackt. Der Norge-Salpeter und Chilesalpeter wurden in zwei gleichen Portionen am 8. und 21. Juni als Kopfdüngung gleichmässig um die Pflanzen herumgestreut und die Pflanzen darauf behackt. Auf jeder Parzelle von 3,5 qm wurden in *) Derselbe wurde mir in liebenswürdiger Weise von Gebr. Pfaffe in Hamburg für Versuchszwecke zur Verfügung gestellt und ist auch von dieser Firma im Handel zu beziehen. Vergleichende Düngurif>sversuche. \j drei Reihen je elf gleichmäßige, unzerschnittene Kartoffeln, also pro Parzelle je 33 Stück, der Sorte Majolaine am 17. Mai, d. i. sechs Tage nach der Unter- bringung des schwefelsauren Ammoniaks und Kalkstickstoffs, ausgelegt. An- fang Juni gingen die Kartoffeln auf, und zwar schien es, als ob auf den bis dahin gedüngten Parzellen (schwefelsaures Ammoniak und Kalkstickstoff) das Aufgehen schneller erfolgte als auf den übrigen, jedenfalls aber war in keiner Weise eine Verzögerung der Keimung oder sonstige Schädigung beim Aufgehen der Kartoffeln durch die beiden genannten Düngemittel zu beobachten. Am 8. Juni, als die erste Hälfte der Salpeterdüngungen gegeben war, wurden die Kartoffeln behackt, und es zeigte sich am 11. Juni, dass die mit schwefelsaurem Ammoniak und Kalkstickstoff gedüngten Kartoffeln weiter waren als die übrigen. Am 15. Juni waren dem Aussehen nach am weitesten schwefelsaures Ammoniak, nicht ganz soweit Kalkstickstoff, noch mehr zurück, aber unter sich gleich, Norge- und Chilesalpeter, während ungedüngt am wenigsten gut stand. Am 29. Juni waren am besten die mit Kalkstickstoff gedüngten Pflanzen, dann die mit schwefelsaurem Ammoniak, etwas zurück, aber unter sich gleich, die mit den beiden Salpeterdüngungen; bedeutend schlechter standen die ungedüngten. Sämtliche Pflanzen waren im Kraut sehr gut und gleichmässig; die Höhe derselben betrug bei schwefelsaurem Ammoniak und Kalkstickstoff durchschnittlich 60 bis 65 cm, bei den Salpeterdüngungen 50 bis 55 cm und bei ungedüngt 45 cm. Am 1. Juli waren dann aber nach kräftigem Regen die mit Norge- und Chilesalpeter gedüngten Pflanzen ebenso hoch, wie die mit schwefelsaurem Ammoniak und Kalkstickstoff, in der Färbung jedoch noch tiefgrüner als die letzteren, besonders bei Chile- salpeter. Später, vom 16. Juli ab, traten die Unterschiede noch stärker hervor, indem die mit Norge- und Chilesalpeter gedüngten Parzellen sich durch dunkelgrünere, höhere und kräftigere Pflanzen gegenüber den übrigen auszeichneten, was dann auch während der übrigen Vegetationszeit der Fall war. Ende Juli blühten die Pflanzen, die Ernte erfolgte am 6. Sep- tember. Die Witterung in Proskau war besonders im Monat Juli (154,5 mm Niederschlag!) sehr nass, so dass es immerhin möglich ist, dass ein Teil der zweiten Gabe des Norge- und Chilesalpeters (21. Juni) durch Regenauswaschung in dem Untergrund nicht voll zur Wirkung gelangte. Die Ernte ergab an Knollen pro 3,5 qm oder pro 1 qm am besten Nr. I schwefelsaures Ammoniak 7600 g 2171 g , . , f „ II Kalkstickstoff gleich * IIT ,. 0 , & l „ III Norge-Salpeter wesentlich zurück „ IV Chilesalpeter sehr zurück „ V Ungedüngt Danach steht dem Ertrage nach der dem Kalkstickstoff gleich, während das moniak den höchsten, Chilesalpeter dagegen (vielleicht durch Auswaschung infolge der starken Regengüsse) einen verhält- nismässig geringen Ertrag ergeben hat. Sehr zurück steht unged üngt. 6160 g 1760 g 6050 g 1729 g 5510 g 1577 g 3530 g 1009 g Norge-S alpeter mit sc h wefel saure Am- 18 Literatur. Auf 100 qm--l a berechnet, stellen sich die einzelnen Erträge, so- wie der prozentische Gehalt an Trockensubstanz und Stärke und, was wohl das wichtigste ist, die Gesamtstärkeausbeute, wie folgt: Pro 100 qm = 1 a Schwefelsaures Kalk- Norge- Chile- Un- Ammoniak Stickstoff Salpeter salpeter gedüngt Ertrag 217,1 kg 176,0 kg 172,9 kg 157,7 kg 100,9 kg Trockensubstanz . 21,9% 21,0% 20,9% 22,6° 0 19,8%, Stärkegehalt . . . 16,1%, 15,2% 15,1% 16,8%, 14,0%, Stärkeausbeute . . 34,95 kg 26,75 kg 26,10 kg 26,49 kg 14,12kg Im Trockensubstanz- und Stärkegehalt steht demnach die Düngung mit Chilesalpeter obenan, dann schwefelsaures Ammoniak; N orge- Salpeter wie Kalkstickstoff zeigen einen geringeren, aber unter sich gleichen Gehalt an Trockensubstanz und Stärke. Wesentlich zurück steht ungedüngt. Die Stärke- ausbeute, erhalten aus dem Ertrage und dem prozentischen Stärkegehalt, ist am höchsten beim schwefelsauren Ammoniak; beim Kalkstickstoff, Norge- und Chilesalpeter fast gleich, da- gegen sehr gering bei ungedüngt. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen demnach, dass der Stickstoff im Norge-Salpeter zum mindestenden gleichen Wirkungs- wert wie der im Chilesalpeter hat. Chemische Abteilung der Versuchsstation des Kgl. pomolo- gischen Instituts zu Proskau, im November 1909. Literatur. Pflanzenschutz nach Monaten ge- ordnet. Eine Anleitung für Land- wirte, Gärtner, Obstbaumzüchter usw. Mit 138 Abbildungen. Von Prof. Dr. Hiltner. (Verlag Ulmer, Preis M. 4,50.) Wie schon sein Titel sagt, sind in dem neuen Buche die Mass- nahmen, die zur Bekämpfung der ver- schiedenen Pflanzenschädlinge und Krankheiten und zur Verhütung des Auftretens derselben im Laufe des Jahres zu ergreifen sind, nach Monaten zusammengestellt, — eine recht glück- liche Idee, wie sie in etwas ähnlicher Weise — allerdings nur die tierischen Pflanzenschädlinge betreffend — bis- her wohl nur in dem recht brauch- baren kleinen „praktischen Ungeziefer- Kalender" von v. Schilling verwirklicht war. (Genannt sei in diesem Zu- sammenhang auch das so äusserst in- haltreiche und anregende Buch von Russ „Das heimische Naturleben im Kreislauf des Jahres"). In dem neuen Buche, das eine grosse Anzahl von Abbildungen enthält, sind neben den tierischen auch die pilzlichen Schäd- linge berücksichtigt und zwar soweit sie für Landwirtschaft, Gartenbau (einschl. Obst- und Gemüsebau) und Forstwirtschaft in Betracht kommen. Die forstlichen Schädlinge sind nur in aller Kürze behandelt. Den Leser dieser Zeitschrift werden natürlich speziell die Krankheiten und Schäd- linge der Garten-, Obst- und Gemüse- gewächse interessieren. Die in Betracht kommenden Mass- nahmen sind zunächst auf den ersten 332 Seiten des Boches nach Monaten geordnet. So finden wir beispiels- weise unter „Januar" die Massnahmen zur Vorbeugung des Hasen-, Kaninchen- Literatur. 19 Wühlmausfrasses an Obstbäumen, die Säuberung der Bäume, das Beseitigen von Schwammspinner- und Ringel- spinner-Eiern usw. Auch der Vogel- schutz ist berücksichtigt. — Diesem Kalendarium folgt ein 78 Seiten langer Anhang. In demselben sind zunächst die Ursachen und Erreger von Pilz- krankheiten der Kulturgewächse, also bereits sämtlich praktisch erprobt seien und sich vollauf bewährt hätten, ist beim derzeitigen Stande der noch jungen Pflanzen-Therapie natürlich nicht zu verlangen. Jeden- falls erfüllt das Buch den Zweck, den Praktiker zur richtigen Jahreszeit zum Ergreifen geeigneter Massnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge und Abb. 3. Philodendron hastatum. in aller Kürze die Lebensweise der Schmarotzerpilze (besonders auch der Zierpflanzen), besprochen, sodann die chemischen Mittel zur Bekämpfung der Pilze und Insekten, die Spritz- Apparate, die Beizung des Saatgutes, ein besonderes Kapitel über den Stachelbeer-Meltau und vieles andere mehr. Dass die für die einzelnen Fälle angeratenen Mittel und Massnahmen Krankheiten anzuregen. Im Inseraten- Anhang findet man schliesslich eine grosse Anzahl von Firmen angeführt, die sich mit dem Vertrieb von Apparaten und Chemikalien zur Schädlings- bekämpfung befassen. Die Anschaffung des recht nütz- lichen und inhaltreichen Buches kann jedem Leser empfohlen werden. Dr. Laubert. 20 Literatur. Dr. Adolf Engler: Syllabus der Pflanzenfamilien. Eine Uebersicht über das gesamte Pflanzensystem mit Berücksichtigung der Medizi- nal- und Nutzpflanzen nebst einer Uebersicht über die Florenreiche und Florengebiete der Erde zum Gebrauch bei Vorlesungen über spezielle und medizinisch-pharma- zeutische Botanik. 6. umgearbeitete Auflage, Berlin, Verlag von Gebrüder Borntraeger, 1909, gr. 8°, 254 Seiten. 4,40 M. Der ordentliche Professor der Bo- tanik und Direktor des Botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Geh. Ober-Regierungsrat Dr. Engler hat in dieser neuen Auflage seines weit verbreiteten Syllabus wieder den Fortschritten der Wissenschaft ent- sprechende Verbesserungen vorge- nommen und bietet somit eine Ueber- sicht über den jetzigen Zustand des Systems in derübersichtlichsten Weise. — Das natürliche Pflanzensystem soll nicht bloss ein Regal sein, in welches man die einzelnen Gattungen ein- ordnet; es soll vor allen Dingen auch die stufenweise Entwicklung des Pflanzenreichs von den einfachsten Zellenpflanzen an darstellen. Darum sind auch die niederen Pflanzen im Syllabus ebenso gut berücksichtigt wie die höheren; für den Gärtner kommen freilich mehr die letzteren in Betracht. Der gebildete Gärtner wird in dem Buche eine reiche Belehrung finden, namentlich wird ihn auch die Ueber- sicht über die Florenreiche und Floren- gebiete der Erde, die uns hier der Meister der Pflanzengeographie bietet, interessieren. Vor allem aber studiere er die Einleitung, in welcher die Prinzipien der systematischen An- ordnung dargelegt sind. Sollen wir noch einige Wünsche aussprechen, so wären es die, dass weniger fremdsprachliche Termini technici angewendet oder, da das nicht überall tunlich sein wird, dass sie auch verdeutscht gegeben würden; ferner dass die Familien fortlaufend numme- riert und endlich die einzelnen Para- graphen, welche die Unterabteilungen einer Familie darstellen, auch mit Ziffern bezeichnet würden. Ein Buch, das die 6. Auflage kaum zwei Jahre nach Vollendung der 5. erlebt, bedarf im übrigen keiner Em- pfehlung mehr. L. Wittmack. H. Klebahn : Krankheiten des Flieders. Mit 45 Abbildungen. 4,20 M. In dem kürzlich erschienenen Buche des bekannten Pilzforschers Klebahn werden einige (nicht alle — ganz un- erwähnt gelassen ist z. B. die durch Milben verursachte Knospensucht — ) bemerkenswerte Krankheiten des Flieders eingehend besprochen. I. Im Mai oder Anfang Juni ent- stehen auf den Blättern und jungen Trieben grosse schwarzbraune Flecke. Die Triebe knicken an der kranken Stelle nicht selten um. Die Ursache der Krankheit ist ein pathogenes Bakterium: Pseudomonas Syringae. II. In Treibhäusern tritt zuweilen Botrytis cinerea, die bekanntlich unter geeigneten Umständen die verschie- densten Pflanzen anzugreifen vermag, schädigend an den jungen Flieder- blättern auf. III. Im Herbst wurde eine ziemlich grossen Schaden verursachende Krank- heit beobachtet, bei der grosse Flecke auf den Fliederblättern auftraten. Auf den Flecken wurde ein anscheinend dem gewöhnlichen Cladosporium nahe- stehender Pilz gefunden, der mit Heterosporium Syringae identifiziert wurde. Obwohl durch Infektionsver- suche die wünschenswerte Gewissheit betreffs der Ursache der Krankheitnoch nicht erzielt werden konnte, wird es für wahrscheinlich erachtet, dass der Pilz die Ursache der Fleckenbildung ist. IV. Ueber dreiviertel des Buches beziehen sich auf Untersuchungen über „Die neue Zweig- und Knos- penkrankheit". Diese Krankheit macht sich besonders während des Treibens bemerkbar. Sobald das Treiben beginnt, bleibt an anscheinend sonst ganz gesunden Pflanzen ein Teil der Knospen aus, oder die Blüten- rispen sterben ab, nachdem sie sich eben entfaltet haben. Es entsteht da- durch ein empfindlicher Verlust. Im einzelnen ist das Krankheitsbild ziem- lich variabel. Eine mikroskopische Untersuchung ergibt, dass im kranken Literatur. 21 Gewebe des Flieders ein eigenartiger Pilz vorhanden ist. Auf die sehr sorgfältigen Untersuchungen über diesen Pilz Phytophthora Syringae, der der Phytophthora omnivora nahe steht und als Ursache der Krankheit anzusehen ist, kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Die Infektion der Sträucher erfolgt vor- als durch Ueberdecken mit Laub gegen die Winterkälte. Um die Infektion der Stämme und Zweige zu verhüten, achte man darauf, dass beim Besich- tigen, beim Ausgraben und beim Ver- laden Verletzungen der Rinde ver- mieden werden. Der aus der Fremde bezogene Flieder erkrankt wahrschein- lich leichter, weil er mehrVerletzungen Abb. 4. Philodendron imperiale var. Lauchtanum. nehmlich während des Lagerns der Treibsträucher im Spätherbst und Winter vom Erdboden aus. Alle er- krankten Teile der Fliedersträucher sind wegen der darin enthaltenen Dauersporen zu vernichten. „Man lagere die Pflanzen während des Winters so, dass die Knospen dem Boden nicht zu nahe kommen, und halte sie möglichst trocken. Man schütze sie lieber auf andere Weise ausgesetzt ist. Pilztötende Mittel, beim Lagern eventuell auch in den Baum- schulen angewendet, könnten vielleicht von guter Wirkung sein, müssen aber erst erprobt werden. Im allgemeinen muss es möglich sein, dieses Pilzes Herr zu werden, da seine Lebens- verhältnisse eigenartige sind und er verhältnismässig leicht seine schwachen Seiten erkennen lässt. Dr. Laubert. 22 Kleine Mitteilungen. Kleine Mitteilungen. Vier schöne Philodendron. Hierzu Abb. 3—6. Für unsere Wintergärten bieten die Philodendron ein dankbares Material zur Berankung von Säulen und Bogen oder zur Verdeckung ganzer Mauer- deren Kultur sich ob ihres leichten Wachstums aber auch nur empfiehlt, seien hier angeführt und im Bilde wiedergegeben. Die Aufnahmen der letzteren sind in der Grossgärtnerei Henkel, G. m. b. H., in Darmstadt ge- macht und mir freundlichst zur Ver- Abb. 5. Philodendron erubescens. flächen. Der bekannteste Philoden- dron ist Ph. pertusum, den wir in vielen Handelsgärtnereien als gern gekaufte Zimmerpflanze antreffen und der vom Publikum auch ob seiner Haltbarkeit gern gekauft wird und bei der Kultur im Zimmer auch fast immer dem Liebhaber grosse Freude bereitet. Einige nicht überall bekannte, be- sonders gern schlingende Philodendron, fügung gestellt. Ich sah dort schöne Bestände verschiedener Ph. in guter Ware vorrätig. 1. Philodendron hastatum ist ein leicht wachsender Schlinger mit pfeilförmigen blättern, zur Be- rankung von leichten Säulen etc. sehr geeignet. 2. Philodendron imperiale var. Laucheanum zeigt kleinere Kleine Mitteilungen. 23 Blätter von länglich herzförmiger Form; eignet sich auch wie sein Vorgänger zur Berankung von leichten Säulen, wie er überhaupt im kleineren Wintergarten sehr zu empfehlen ist, da er ob seines starken Wachstums schnell eine Begrünung bezweckt. Philodendron erubescens ist eine äusserst schnell wachsende Art, die sich zur Bekleidung kahle rMauerflächen in Wintergärten, Abb. 6. Philodendron Warsewiczii. 24 Austellungen. — Bekanntmachungen. Gewächshäusern und Palmen- Blattform und ist ebenfalls ein häusern sehr eignet und hierfür dankbarer Schlinger. ganz besonders empfohlen werden Alle Arten gehören zu den Warm- kann; sie macht nur 30 cm lange hauspflanzen, ihre Kultur ist allgemein Ranken. bekannt und braucht hier nicht an- 4. Philodendron Warsewiczii geführt zu werden. zeigt eine schöne Zeichnung in der | F. Tutenberg, Offenbach a. M. Ausstellungen. Liegnitz, 25. Juni bis 10. Juli müse, Baumschulartikel und gärt- und vom 14 August bis 10. Sep- nerische Bedarfsartikel verbunden tember 1910. Der unter dem Pro- werden soll. Die Leitung des Aus- tektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Stellungsunternehmens hat der Lieg- und Königin stehende Verein Deutscher nitzer Gartenbau -Verein unter Mit- Rosenfreunde veranstaltet anlässlich Wirkung der Gruppe Niederschlesien seines 25jährigen Jubiläums in Liegnitz des Verbandes der Handelsgärtner eine Deutsche Rosenausstellung,welche Deutschlands. mit einer schlesischen Gartenbau- Anfragen sind zu richten an den ausstellung für Topf- und Freihand- Königl. Gartenbaudirektor Stämmler pflanzen, Blumenbinderei, Obst, Ge- in Liegnitz. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten. Berlin N. 4, Invalidenstrasse Nr. 42. Protektor: Seine Majestät der Kaiser und König. Der Vorstand des Vereins ladet hierdurch alle ordentlichen Mitglieder gemäss § 23 des „Revidierten Statuts" zu einer ausserordenfl. Generalversammlung auf Freitag den 7. Januar 1910 abends 67a Uhr nach der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42, ein. Gegenstand der Verhandlung: 1. Aenderung des Namens „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten" in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". 2. Statutenänderung. Die Statutenänderungen liegen für die Mitglieder im Generalsekretariat des Vereins, Invalidenstrasse 42, an allen Wochentagen, vormittags "von 9 bis 12 Uhr, zur Einsichtnahme aus. Sodann ist der Satzungsentwurf für die D. G. G. dieser Nummer beigefügt. Der Vorstand: Walther Swoboda. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Carl Adam, Cüstrin-Heustadt Landsbergar Strasse 44-41 Fernruf Nr. 114 FABRIK für Gewächshausbau, Winter- gärten, Warmwasserheiz- Anlagen, Frühbeet- u. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 2, Inhalt: Bekanntmachung S. 25. — 98t». Versammlung (Weih nachts- Versammlung) des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 25. — Hamburger Gärten S. 28. — Die Entwicklung des Heimgarten- weaens S. 33. — Aus den Ausschüssen des V. z. B. d. G. S. 41. — Literatur S. 50. — Kleine Mit- teilungen S. 51. die 988. Versammlung Eingegangene Preisverzeichnisse S. 55. — Personalia S. 56. — Tagesordnung für ang des V z. B. d. 0. in den preussischen Staaten S. 56. — Das Winterfest S. 56. Alleinige inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse 43& Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Koionelzeile 35 Pf. G. Wehner &C2: Gewächs- hausbau Ueizungsanlagen Frühbeetfenster Sehatteiidecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs j? Kessel Spezial- Fabrik für PumpwerKe mit Hundebetrieb. Gartenspritze „Pluvius" mit Fuss- und Handbetrieb. Ideal-FreiStell-Leitem das Beste in dieser Art. Komplette Gewächshausanlagen. Rob. Hofmann in Frankfurt a. M.-Oberrad. Prospekte kostenlos. Spezialität: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zn billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. Bekanntmachung. Der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten"' hat am 7. Januar eine ausserordentliche Generalversammlung in Berlin abgehalten, um, vorbehaltlich der Genehmigung seines hohen Schirmherrn, Seiner Majestät Kaiser Wilhelms IL, die Umwandlung seines Namens in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" zu beschliessen und für den vorgelegten Satzungsentwurf eine endgültige Fassung zu bestimmen. Die Aenderung des Namens in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" wurde ohne Debatte einstimmig beschlossen. Hierauf wurden die Satzungen noch einmal zur Beratung gestellt, in einigen Punkten abgeändert und ebenfalls einstimmig genehmigt. Das Protokoll über die Verhandlungen, das von einem Notar abgefasst wurde, wird in der nächsten Nummer der „Gartenflora" zum Abdruck gelangen. Der Vorstand. 986. Versammlung (Weihnachts -Versammlung) des Vereins z. B. d. G. in den preussischen Staaten am Donnerstag den 16. Dezember 1909 im grossen Hörsaal der Kgl. Landwirtschaftl. Hochschule, Berlin N., Invalidenstrasse 42. Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Herr Walther Swoboda. I. Nach Worten herzlicher Begrüssung teilte der Vorsitzende mit, dass der Tod wiederum eines der ältesten und rührigsten Mitglieder, den Königl. Garteninspektor Ferdinand Greinig, den Leiter der Bolleschen Obst- plantagen in Marienhain bei Köpenick, heimgerufen habe. Der als Fach- mann allgemein hochgeschätzte und durch sein angenehmes Wesen überall gern gesehene Entschlafene wird allen, die mit ihm in nähere Berührung gekommen sind, noch oft fehlen. Zu seinem ehrenden Andenken erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Sodann teilte er mit, dass der Nestor der deutschen, speziell der Berliner Gärtner, Herr Königlicher Gartenbaudirektor R. Brandt, am 15. Dezember in ungetrübter Frische und Heiterkeit des Gemütes seinen 80. Geburtstag gefeiert habe. Da der Jubilar in weiser Voraussicht beschlossen habe, diesen Tag in beschaulicher Stille und Rückerinnerung zu verleben und sich dem Ansturm gratulierender Scharen nicht auszusetzen, habe der Vor- stand davon abgesehen, ihm die herzlichsten Glückwünsche persönlich aus- zusprechen. Es sei das aber schriftlich und durch Ueberreichung einer Blumengabe geschehen. II. Neu vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Gartenarchitekt Ernst Finken in Köln a. Rh., 2. Herr Königl. Obergärtner R. Buttmann, Charlottenburg, 3. Herr Garteninspektor Ernst Stabe, Rittergut Rüdersdorf (Mark). 26 986. Versammlung (Weihnachts-Versammlung) des Vereins z. B. d. G. III. Zur Beratung stand der Antrag des Vorstandes: a) auf Umwandlung des Namens „Verein zur Beförderung des Garten- baues" in „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft", b) Aenderung der Statuten. Herr Swoboda wies darauf hin, dass bei den gesamten Verhandlungen, die zur Förderung der Einigungsbestrebungen gepflogen seien, deutlich zwei Richtungen, zwei Strömungen, hervorgetreten wären. Die eine Richtung plane den Zusammenschluss aller bestehenden Gartenbau -Vereine zu einer Art Ausschuss. In diesem Ausschuss würden Delegierte der einzelnen Vereinigungen über die Förderung der wirtschaft- lichen Interessen der angeschlossenen Vereine beraten. Die andere Strömung erstrebe unter Führung und gleichzeitiger Umwandlung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft", in welcher keinerlei wirtschaftspolitische, sondern praktische, wissenschaftliche und künstlerische Zwecke verfolgt werden sollen. Beide Richtungen liefen parallel, jede habe für sich ihr Gutes, und es sei Sache der bestehenden Interessenten, ihre Gedanken organisatorisch durchzuführen. Der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues" schreite auf dem einmal betretenen Wege, ohne nach rechts und links zu schauen, vorwärts. Der vor- gelegte Satzungsentwurf sei ein weiterer Schritt auf dem vorgezeigten Wege, und bäte er, in eine Beratung einzutreten und alle Wünsche und Anregungen, die der Sache dienen könnten, sofort anzubringen. Die Forderung der alten Statuten, dass bei Aenderungen die Abweichungen oder das neue Statut in zwei Exemplaren auszuhängen oder auszulegen seien, sei erfüllt. Zwei Exemplare lägen auf dem Tische des Hauses; jedem der Anwesenden sei ausserdem ein Exemplar eingehändigt. Der Generalsekretär bemerkte hierzu, dass der Verein z. B. d. G. an dem heutigen Tage ein unscheinbares, in der Vereinsgeschichte aber ausserordent- lich wichtiges Jubiläum begehe. Genau vor einem Jahre sei in der letzten Nummer der „Gartenflora" Jahrgang 1908 auf Seite 641 zum erstenmal eine öffentliche Mitteilung an die Mitglieder ergangen, dass der Verein die Absicht habe, das im Gartenbau Austinanderstrebende und sich Fliehende zum Nutzen des Ganzen zu vereinen und seinen Namen in eine „Deutsche Gartenbau- Gesellschaft" umzuwandeln. Es sei nötig, diese damalige Tat der Vergessenheit zu entreissen, da über den Entwicklungsgang dieser ganzen Angelegenheit irrtümliche Meinungen verbreitet und eine Legendenbildung im Gange sei. Hierauf wird in eine Durchberatung des vorgelegten Satzungsentwurfes eingetreten. Der Entwurf findet in seinen Grundzügen die Billigung der An- wesenden. Bei verschiedenen Paragraphen werden wertvolle Ergänzungen vorgenommen und verschiedene neue Anregungen gegeben. Zum Schlüsse wird mitgeteilt, dass die neue Fassung des Satzungs- entwurfes der Nr. 1 der „Gartenflora" vom Jahre 1910 für alle Mitglieder bei- gelegt werden würde, und dass die ausserordentliche Generalver- sammlung, welche satzungsgemäss für eine Statutenänderung erforderlich sei, am Freitag den 7. Januar stattfinden werde. Ihre ordnungsgemässe Bekanntgabe sei bereits eingeleitet. 986. Versammlung (Weihnachts-Versammlung) des Vereins z. B. d. G. 27 IV. Der V. z. B. d. G. hat seit langen Jahren nach einem Erlass des Ministeriums in den Bezirkseisenbahnrat der Königl. Eisenbahndirektion Berlin mit dreijähriger Wahlperiode ein Mitglied zu entsenden. Da die Wahlperiode abgelaufen ist, ist ein Delegierter und sein Stellvertreter neu zu wählen. Der Vorstand schlägt der Versammlung vor, die bisherigen Vertreter, Herrn Orchideenzüchter Otto Beyrodt in Marien felde und Herrn Baum- schulbesitzer Jungclaussen in Frankfurt a. O. wieder zu wählen. Das geschieht. V. Der Schatzmeister des Vereins, Herr Königl. Hoflieferant Loock, nahm hierauf das Wort zur Erläuterung des Etats für 1910, der den Er- schienenen vorlag. Er bemerkte, dass bei den grossen pekuniären Opfern, welche die Giga erfordert habe, und bei der Umwandlung und Ausgestaltung, die der Verein plane, die vorsichtigste Aufstellung des Etats geboten erscheine. Der Vorstand habe sich mit den Mitgliedern des Revisionsausschusses ins Ein- vernehmen gesetzt und erlaube sich der Versammlung einen Entwurf zu unter- breiten, der mit 185.50 Mark balanciere. Er geht dann die einzelnen Posten durch und bittet um Stellungnahme der Versammlung. Herr Königl. Garten- inspektor Amelung, der Vorsitzende des Revisionsausschusses, weist auf die Notwendigkeit sparsamen Wirtschaftens hin und bittet, den Etat in der vor- gelegten Form anzunehmen. Herr Königl. Hoflieferant Klar bittet die Position 8 des Etats: „für Vereinsfeste 500 Mark" zu streichen und dafür lieber die Mittel für gärt- nerische Versuche reicher auszugestalten. Für 400 Mark sei ja kaum die sorgfältige Bestellung des Versuchsfeldes in Blankenburg zu ermöglichen. Der Schatzmeister weist darauf hin, dass die Statuten die Abhaltung eines Stiftungsfestes vorsehen und auch ein löblicher Gebrauch die Ver- anstaltung gutgeheissen habe. Er bäte, diesen Posten für das kommende Jahr bestehen zu lassen. Herr Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Wittmack gibt zu, dass ein Usus vorhanden und auch die letzten Feste gut besucht gewesen seien. Er bäte, es diesmal bei den Vorschlägen des Vorstandes zu belassen, aber in Zukunft die weitere Ausgestaltung des Versuchsfeldes ins Auge zu fassen. Da eine weitere Erörterung des Etats nicht stattfand, wurde er in erster Lesung angenommen. VI. Ob ein Winterfest abgehalten werden soll oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Versammlung genehmigt die Bildung eines Festausschusses, in den die Herren Crass I, Hering, Heese, Meermann, Nickel gewählt werden. Der Generalsekretär teilt mit, dass die Preisschrift über gärt- nerische Pflanzenzüchtung, welche der Verein gelegentlich seiner Grossen Internationalen Gartenbau-Ausstellung erlassen habe, nunmehr gedruckt und bei der Verlagsbuchhandlung Gustav Fischer in Jena zu dem billigen Preise von 1.50 Mark erschienen sei. Eine eingehende Besprechung des Werkes würde in kurzer Zeit erfolgen und der Nr. 1 der „Gartenflora" 1910 ein ausführliches Prospekt beigefügt werden. Herr Professor Dr. Rodenwaldt legt ein Diplom vor, das der Verein im Oktober 1857 dem Gartenbau -Verein zu Arnstadt für eine Sammlung Obst 2g Hamburger Gärten. verliehen hat. Das Diplom trägt die Unterschrift: Kette, Direktor; Karl Koch, Generalsekretär. Es soll dem Archiv des Vereins einverleibt werden Aufgenommen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Direktor Martin Dessau in Eltham Hellerup bei Kopen- hagen. 2. Herr Geheimrat August Plate, Direktor des Abgeordneten- hauses, Berlin. Walther Sivoboda. Siegfried Braun. Hamburger Gärten. Die Eisenbahnfahrt von der Reichshauptstadt nach dem Ausgangspunkt für den Besuch der Waterkant, der alten Hansastadt Hamburg, ist in ihrem grösseren Teil ziemlich einförmig; interessant wird sie erst, wenn man den wichtigen Kreuzungspunkt Buchen passiert hat. Bald nimmt uns jetzt die weltfremde Einsamkeit des Sachsenwaldes auf; es kommt ein weihevoller Augenblick; auf der linken Seite grüsst uns von der Höhe herab das Mausoleum, auf der rechten schimmert durch die Bäume das bescheidene, aus einem Sommer- Ausflugsort für die Hamburger erwachsene Schlösschen des Altreichskanzlers. Wir sind jetzt in dem lieblichen Tal eines kleinen Flüsschens, der Bille, die im Park von Friedrichsruh einen reizenden, waldumrauschten See bildet. Nachdem wir den mäanderartigen Lauf des genannten Baches mehrfach gekreuzt haben, gelangen wir nach Bergedorf, einem villenreichen Vorort der nahen Gross- stadt. Hinter demselben verflacht sich das reizvolle Hügelland ; zur Linken dehnen sich bis zur Elbe die fruchtbaren Vierlande, die Gemüselieferanten für Hamburg, von deren herrlichen Erzeugnissen man auf der Berliner Frühjahrsausstellung von 1909 ein imponierendes Gesamtbild bewundern konnte. Wie fast bei allen volkreichen Städten kündigt dieses Dienergefolg den Herrscher an; nur noch wenige Minuten, und der Zug donnert in die Riesenhalle des Hamburger Hauptbahnhofs. Den interessantesten Teil der Umgebung der Stadt, den Hafen mit seinem gewaltigen Schiffsverkehr zu schildern muss ich mir versagen, das würde mich von meinem Thema zu weit abführen; ich beschränke mich vorerst auf eine kurze Skizze des Halbkreises, der die Altstadt auf der entgegengesetzten Seite umgibt. Da ist zuerst das in der Welt fast einzig dastehende quadratische, auf drei Seiten von Palästen umgebene Bassin der Binnen -Alster mit Hamburgs vornehmster Strasse, dem J ungf ernstieg; hinter dem Eisenbahn- damm findet es eine Fortsetzung in der vielfach grösseren Seefläche der Aussen-Alster, welche von den Villen von Harvestehude und Uhlen- horst umrahmt wird. Wir gelangen nun zu dem wichtigsten Teil der alten Stadtbefestigung. In Wien hat man die alten Festungswerke, die einst dem Ansturm der Türken trotzten, in eine grosse, breite Ringstrasse verwandelt, die den Hauptschmuck der modernen Hauptstadt bildet; Hamburg hat das bessere Teil erwählt; es hat hier eine Parkanlage von wunderbarem Reiz geschaffen, indem es die Hamburger Gärten. 29 Wälle zu fortlaufenden Spazierwegen in Rasenflächen und geschickt verteilten Baumbeständen umgewandelt und den schützenden Wasserlauf durch unter- brechende Zuschüttungen in eine Reihe tiefliegender Seen verwandelt hat, welche ich mit den Seen von Grunewald vergleichen möchte. So kommt es, dass die Enkel lustwandeln auf den Höhen der Wälle, welche ihre Ahnen, sogar greise Senatoren, unter dem erbarmungslosen Regiment des Marschalls Davoust anno 1813 haben zusammenkarren müssen. Nach der Elbe zu senken sich die Anlagen ziemlich steil herab; zur Rechten sehen wir auf der Höhe das alte Seemannsheim, welches jetzt das Institut für Tropen- hygiene beherbergt, auf der linken Seite erhebt sich das Lederersche Bismarckdenkmal, welches den Begründer des Deutschen Reichs als Roland darstellt, und ein Institut von hoher Bedeutung für Hamburgs Lebensnerv, die Seewarte. Verfolgen wir nun das rechte Eibufer in nördlicher Richtung, so ge- langen wir sogleich zu den etwa bis Neumühlen reichenden Hafenanlagen von Altona, die nur für den Kaufmann Interesse haben; bei dem Vorort Ovelgönne aber steigen die Eibufer wieder an, und es beginnt die berühmte auf beiden Seiten von den schönsten Villen und Gärten begleitete Eib- chaussee, die erst bei Nienstetten sich von dem Flusse entfernt, um in den Villenvorort Blankenese auszumünden. Dieser Ort, ursprünglich ein Fischerdorf, liegt, zu beiden Seiten steil ansteigend, in einer tiefen Schlucht, die sich nach der Elbe herabzieht; jenseits derselben ragt der hohe, von einem vielbesuchten Restaurant gekrönte Süllberg. Wenn ein Italienfahrer sich auf einem Dampfer Blankenese nähert, dürfte er bei einiger Phantasie an den pittoresken Anblick von Amalfi erinnert werden. Um die Altstadt von Hamburg gruppieren sich die in ihrer Gesamtheit viel grösseren Vorstädte; ausser den bei der Aussen-Alster bereits erwähnten nenne ich noch Wandsbek, das Erinnerungen an Alatthias Claudius und Johann Heinrich Voss erweckt, Eimsbüttel und endlich Ottensen, berühmt durch die von Rückert besungenen drei Gräber, von denen aller- dings jetzt nur noch das von Klopstock vorhanden ist. Fährt man mit der Eisenbahn oder Strassenbahn von Hamburg nach Blankenese, so sieht man noch mehrere sich zu Villenorten entwickelnde Dörfer wie Bahrenfelde, Gross- und Klein -Flottbeck, Nienstetten; die Zwischenräume werden ausgefüllt durch fette Marschwiesen, auf denen Rinder in Koppeln weiden. Solch Marschland umgibt Hamburg überall auf der Landseite, besonders geeignet für Gemüsebau ; die weniger fetten Er- hebungen des Terrains, Geest genannt, eignen sich immer noch ausgezeichnet für Baumschulen und für Massenkultur gewisser Blütenpflanzen, wie Rosen und Flieder. So besitzt Hamburg ganz erhebliche Vorzüge in bezug auf Pflanzenkultur, und es erscheint uns nur als eine natürliche Folge derselben, wenn die Blumenkultur hier sich seit langer Zeit auf der Höhe hält. Als ausgesprochener Blumenfreund vernachlässigte ich die vielen sonstigen Sehenswürdigkeiten der Hansastadt; ich benutzte meinen achttägigen Aufenthalt daselbst in erster Linie dazu, einen Einblick in die Leistungen Hamburgs auf dem Gebiet der Blumenkultur zu gewinnen. Natürlich konnte ich nur Stichproben machen und bitte von vorn herein diejenigen Hamburger Gärtner, die diese Zeilen lesen und sich nicht erwähnt finden, um freundliche Nachsicht. 30 Hamburger Gärten. Ich wende mich zuerst zu den Gartenetablissements, die ihre Produkte durch den Handel verwerten. Da verdienen Berücksichtigung die Baum- schulen, für welche der Boden ganz besonders geeignet ist. Die berühmte Rosenschule von Harms in Eimsbüttel ist leider dem Bedürfnis nach Er- weiterung des Häusermeers zum Opfer gefallen, aber ausgedehnte Rosenkulturen befinden sich noch jetzt nicht weit von Hamburg in nördlicher Richtung bei Pinneberg, z. B. in Reilingen. Von den vielseitigeren Baumschulen besuchte ich diejenige der Firma v. Ehren in Nienstetten. Die Koniferen- Kulturen zeigten einen freudigen Wuchs; sehr empfehlenswert fand ich die im Freien ohne Deckung aushaltende Acer polymorphum atropurpureum, ein Bäumchen, das ich übrigens auch in einem Garten der Kolonie Grunewald entdeckt habe. Nicht umfangreich, aber qualitativ ausgezeichnet waren die Rosen- kulturen; es fielen mir als schön auf: Betty (rosa), Lady Bettersea (rosa), Prince de Bulgarie (gelbrosa), Farbenkönigin (rot), vor allen aber als schönste der mir bekannten roten Theehybriden General Mac Arthur, eine Rose, der weiteste Verbreitung zu wünschen ist. Die benach- barte Baumschule von Jürgens konnte ich leider wegen Zeitmangel nicht be- sichtigen. Von den vielen Handelsgärtnereien in der Umgebung Hamburgs habe ich zwei kennen gelernt. Erstens die Handelsgärtnerei von Riechers Söhne, Lerchen feld 44. Dieses ansehnliche Etablissement produziert Grosskulturen von Maiblumen, Flieder, Eriken, Palmen, Farnen, unter denen die verschiedenen Spezies von Nephrolepis vorherrschen. Besonders inter- essierte mich die Anzucht von Azaleen, die leider in Berlin kaum noch eine Rolle spielt; die Pflanzen waren ausgezeichnet in Wuchs und Knospenansatz, allerdings dementsprechend auch etwas teurer als in den bei uns üblichen Bezugsquellen. Am umfangreichsten ist wohl das handelsgärtnerische Etablissement von Neubert in Wandsbek, Ahrensberger Chaussee 1. Hier werden in grossen Massen die schon oben erwähnten Pflanzen kultiviert. Im einzelnen erwähne ich die grosse Häuser füllenden Nephrolepis, neben der verbreiteten Spezies Whitmanni die feiner gefiederten N. Amerpohli und magnifica und eine besonders zierliche, von Neubert gezüchtete, die noch der Taufe entgegensieht. Von Maiblumen, die auf benachbarten Gutsbezirken heranwachsen, werden mit Hilfe des Kühlverfahrens das ganze Jahr hindurch ganz kolossale Mengen in mit Sägespänen gemischter Erde zur Blüte gebracht. Als ich den Besitzer fragte, wo er mit diesem riesigen Material bleibe, antwortete er mir, dass er immer noch nicht der Nachfrage genügen könne. Das erklärt sich durch den bedeutenden Export, hauptsächlich nach den nörd- lichen Ländern Europas, der durch die Nähe des Hafens so ausserordentlich erleichtert wird. Alles in allem genommen gewann ich den Eindruck einer glänzenden geschäftlichen Prosperität. Den Beschluss möge in diesem ersten Abschnitt machen die Stauden- gärtnerei von Nonne & Höpker in Ahrensburg, die sich ebenbürtig den bekannten Instituten von A rends-Ronsdorf, Goos & Könemann- Niederwalluf, Otto Mann-Eutritzsch, Wilhelm Pfitzer-Stuttgart u. a. anschliesst. Es würde zu weit führen, wenn ich hier auf Einzel- heiten eingehen wollte; in reicher Blüte präsentierte sich (im Oktober) Hamburger Gärten. 31 Aktaea japonica und von neugezüchteten japanischen Anemonen Loreley (hellrosa) und Chriemhilde (dunkelrosa). Einen Hauptzweig des Geschäfts bildet Dahlienzucht und -kultur; es wurde mir gesagt, dass von diesem Artikel jährlich zirka 40,000 Knollen zum Versand kämen. Eine Neuzüchtung der Firma ist die durch Grösse hervorragende Dahlie „Wolfgang v. Göthe", welche auf der Dahlien- Ausstel 1 ung in Leipzig bei der Abstimmung durch das Publikum die meisten Stimmen auf sich vereinigt hat. Den Uebergang zu den nicht dem Handel dienenden Anstalten möge machen ein Staatsinstitut, der Botanische Garten. Derselbe bildet für den von dem A Isterbassin Kommenden den Anfang der Anlagen, welche auf dem Boden der alten Stadtbefestigung entstanden sind. Er ist mehr Park als Garten; neben den schönen Baumbeständen ist der Pflanzenkultur nur wenig Raum übrig geblieben. Die Sommerblumen und Stauden waren grössten- teils verblüht, also für meine Zwecke nicht mehr dienlich ; das kleine Alpinum, welches ja nicht den Bedürfnissen einer Universität dienstbar ist, enthält nur solche Pflanzen, die ohne besondere Mühe und Pflege im Ham- burger Klima gedeihen, sich gewissermassen akklimatisiert haben. Sehr interessant war für mich der reiche Pflanzenschatz der Häuser, welchen ich unter der Leitung des trefflichen Inspektors der Anstalt durchmustern durfte; um nur einiges hervorzuheben, so fielen mir auf durch tropisch-üppigen Wuchs ein Riesen-Bärlapp, Lycopodium hippuris, durch Schönheit der Blüte Nerine sarniences und die schönste und zierlichste der Kannenträger, Nepenthes bicalcarata. Der Garten ist täglich vom Morgen bis zum Abend dem Publikum geöffnet, dient also gewissermassen als Stadtpark. Es ist auf- fallend, dass eine so grosse Stadt noch keinen grösseren öffentlichen Park besitzt; wie ich hörte, soll die Schöpfung eines solchen im Werke sein, man wird damit aber ziemlich weit hinausrücken müssen, weil in unmittelbarer Nähe der Stadt die Bodenpreise für diesen Zweck nicht mehr erschwing- lich sind. Ich komme jetzt zu den Privatgärten und möchte zuerst solche er- wähnen, bei denen die Pflege des Parks die Hauptsache ist, und die Blumenzucht in bescheidenen Grenzen bleiben muss. Da kommen in Frage zwei Gärten in Blankenese auf derjenigen Seite der oben erwähnten tiefen Schlucht, welche dem Süllberg gegenüber liegt; erstens der sogenannte „Wriets Garten". Der nicht sehr breite Park, welcher an den Seiten von grossartigen alten Lindenalleen begrenzt wird, erstreckt sich mit seinen weiten Rasenflächen bis zur Elbe; letztere werden belebt durch Bosketts von alten, hohen Rhododendron und Azalea mollis, die ich in dieser Grösse in unserem Klima noch nicht gesehen habe. Der Eindruck muss im Frühling während der Blütezeit ein feenhafter sein; der Herr Obergärtner erzählte mir, dass Fürst Bülow, wenn er in Klein-Flottbeck weilte, fast täglich gekommen sei, um sich an diesem Anblick zu erfreuen. Etwas nördlich, näher dem Tal von Blankenese zu, befindet sich „Bauers Garten". Hochgelegen, von tiefen Schluchten durchsetzt, mit Laubwald bestanden, macht das zur Elbe steil abfallende Terrain einen Eindruck, wie wir ihn im Mittel- gebirge empfangen. Der Herr Obergärtner führte mich zu der sogenannten Eibaussicht; man erblickt gegenüber die eine Seite von Blankenese mit 32 Hamburger Gärten. dem dieselbe krönenden Süllberge; tief unten breitet sich in meerbusen- artiger Weite die durch Sandinseln und Schiffe belebte Elbe aus; von intimem Reiz ist die Nachbarschaft einer zierlichen Villa, die sich der Verfasser des Jörn Uhl am Rande des Parks erbaut hat. Einen Gegensatz dazu bilden in Vororten liegende Gärten, bei denen infolge des geringen Umfangs des Terrains Blumenkultur vorherrscht. Da nenne ich zuerst die Villa Beit am Harvestehuder Weg. Der Garten er- streckt sich in sanfter Neigung bis zur Aussen- AI ster. Die Villa ist um- geben von grossen Massen von Rhododendron; etwas weiter von ihr entfernt befindet sich ein grosses Rosarium, das zum Teil noch in Blüte stand. Weiter abwärts stehen schöne Kulturhäuser mit reichem interessantem Pflanzen- material; neu waren für mich schöne Exemplare von Heliconia, die allerdings nur im Warmhaus gedeihen. Weltbekannt ist die Villa des Barons v. Ohlen- dorf in Hamm durch die grossen Massen von Orchideen, für deren Ver- mehrung der Besitzer keine noch so grosse Ausgabe scheut. Was mir aber noch mehr imponierte, war, dass ich von dem Pfleger des Gartens erfuhr, der Eigentümer dieser Herrlichkeiten durchwandere täglich am Morgen alle Gewächshäuser, ehe er sich an die Tagesarbeit begäbe. Endlich nenne ich zum Schluss eine Gartenanlage, bei der Parkpflege und Blumenzucht in gleich vorbildlicher Weise zu ihrem Rechte kommen; es ist dies der sogenannte Jenisch- Park in Klei n-Flottbeck. Der Park umfasst ein Areal von 100 Hektaren; er erstreckt sich in weiten Rasenflächen zwischen reizvollen Baumgruppen bis hart an das Ufer der Elbe. Von den Bäumen sind mir als besonders erwähnenswert aufgefallen ein alter Ginkgo biloba, dessen Aeste unten bis zur Erde reichen, das seltene Taxodium sinense und eine grosse Sciadopitys, welche in jedem Sommer ihre Aepfel zur Reife bringt. Noch mehr interessierten mich als Blumenfreund die zahl- reichen Gewächshäuser, in denen unter der kundigen und sorgsamen Pflege des Herrn Obergärtner Heydorn, der mein liebenswürdiger Führer war, grossartige Pflanzenschätze gedeihen; im einzelnen fielen mir auf die gerade im Blumenschmuck prangende Guzmannia tricolor und Scutellaria mocciniana und eine strauchartige Pflanze, die gar nicht zu blühen brauchte, um das Entzücken des Beschauers zu erregen, nämlich Hibiscus Cowperi. Im Freien fand ich einen Halbstrauch, der im Kalthaus überwintert werden muss, im Frühjahr aber durch seine Blüte die Winterpflege reichlich lohnt, nämlich Clianthus puniceus elegans. Dass die ganze Anlage sich in so tadellosem Zustande befindet, ist um so rühmenswerter, als der derzeitige Besitzer den grössten Teil des Jahres durch seine Amtstätigkeit ferngehalten wird und sich immer nur kurze Zeit seines wundervollen Besitztums erfreuen kann. Indem ich hiermit die Schilderung Hamburger Gärten schliesse, tue ich dies mit dem aufrichtigen Wunsche, dass die alte Hansastadt immer so tüch- tige Handelsgärtner, so opferbereite Liebhaber haben möge wie jetzt; dann wird die Blumenzucht in Hamburg immer auf der Höhe bleiben und für manche deutschen Grossstädte vorbildlich sein. Grunewald im Dezember 1909. R. Rodenwaldt. Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 33 Die Entwicklung des Heimgartenwesens.1* Von Braband. In unserer Zeit, die an jeden einzelnen die allerhöchsten Anforderungen stellt, wo die Konkurrenz auf allen Erwerbsgebieten die intensivste Arbeit erfordert, da ist es unbedingt nötig, einer einseitigen Inanspruchnahme der Kräfte die Wage zu halten. Die Geschichte lehrt uns zwar, dass der Mensch sich durch die Arbeit aus der Roheit des urgeschichtlichen Daseins emporgerungen hat zu menschen- würdigen Zuständen. Wir sehen auch, dass mit der Entwicklung der Industrie und mit der damit verbundenen Beschränkung so manchen Menschendaseins auf bestimmte, stets wiederkehrende Handgriffe eine Entfremdung von der Natur und damit ein geistiger Notstand eintritt, der wieder zur Roheit führt. Da gilt es, das im Schwinden begriffene Interesse für unsere schöne Gottes- natur neu zu beleben und lebendig zu erhalten, um das Bildungsniveau des Gemüts in der grossen Masse zu heben. Und da muss schon bei dem Kinde der Anfang gemacht werden. Die Blumenpflege durch Schulkinder ist in erster Linie dazu berufen, einen bescheidenen Ersatz des eigenen Gartens und damit ein Stückchen schöner Gottesnatur hinein zu tragen in die Wohnungskasernen des Grossstädters. Sie will zu ihrem Teil dazu beitragen, Gelegenheit zu geben, die wunderbare Gestaltung des Pflänzchens zu beobachten, dessen Entwicklung und Blüte Freude in Menschenherzen erweckt. Ja, als in Düsseldorf im Jahre 1890 die Regierung den ersten Anlass gab zu systematischer Blumenpflege vermittels der Schule, da hat sie eine Tat vollbracht, die, wie eine gute Saat, tausend- fältige Frucht trug. Seitdem ist die Blumenpflege durch Schulkinder in fast allen Städten unseres deutschen Vaterlandes eingeführt. Wie in Berlin haben sich in einigen Städten besondere Vereine zu diesem Zweck gebildet — in anderen Städten, wie in Hannover, haben sich die Gartenbauvereine der Sache angenommen. Bei uns war es der rührige, leider zu früh heimgegangene Stadtgartendirektor Trip, der im Jahre 1897 mit warmen Worten dafür eintrat, durch die unentgeltliche Verteilung von Topfgewächsen an Schulkinder Herz und Sinn für die Blumen und für die schöne Gottesnatur zu wecken. Ganz besonders war es der tatkräftigen Unterstützung des Herrn Stadt- schulrats Dr. Wehrhahn zu danken, dass der Anregung schon bald die Tat folgen und die Verteilung der Pflanzen an die Kinder vorgenommen werden konnte. Im Gegensatz zu anderen Städten, wo die Pflanzen gekauft werden, sind die in Hannover zur Verteilung kommenden Pflanzen lediglich Stiftungen von Handelsgärtnern und Behörden. Ich kann es mir ersparen, auf den hohen erzieherischen Wert der Blumenpflege durch Schulkinder einzugehen, das kann ich bei Ihnen als bekannt voraussetzen. Aber was ich in dieser Hinsicht persönlich erlebte, glaube ich Ihnen nicht vorenthalten zu dürfen. Da war eines Tages in eine Familie ein bescheidenes Pflänzchen gekommen mit der Plombe des Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins, und ich hatte Gelegenheit zu ') Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung des „V. z. B. d. G." am 30. September 1909. 34 Die Entwicklung des Heimgartenwesens. beobachten, mit welchem Interesse alle Mitglieder der Familie sich der Pflege derselben widmeten. Die Pflanze erhielt den besten Platz in der Wohnung — Vater, Mutter, alle Kinder waren um das Pflänzchen besorgt, und es herrschte Trauer, wenn es einmal den Kopf hängen Hess. Aber als die Pflanze wuchs und immer grösser wurde und durch üppiges Gedeihen den Dank bezeugte für alle aufgewendete Mühe und Sorge, da hätten Sie die Freude sehen sollen, die wiederum alle Familienmitglieder ver- einte; und die kleinen Sorgen, die das tägliche Leben mit sich bringt, wurden, wenn auch nur auf kurze Zeit, vergessen. Die Fenster aber, die einstmals ohne jeden Blumenschmuck waren, die haben sich seitdem in wahre Blumen- fenster verwandelt — ein Zeichen, dass in der Familie der Sinn für das Schöne und für die Gemütlichkeit des eigenen Herds eingezogen ist. Wie überall, so gaben auch in Hannover die verteilten Pflanzen den naturkundlichen Lehrern manchen Stoff für den Unterricht. Und wenn zunächst seitens der Erzieher viel getan werden musste, um das Interesse der Kinder für ihre Pflanze wach zu halten, so sorgte schon bald die Pflanze selbst dafür und erweckte durch üppiges Gedeihen weitergehendes Interesse für die Natur. Es mag scheinen, als ob ich hier ziemlich weit abschweife, und der Fernstehende mag der Ueberzeugung sein, dass ich Sachen berühre, die in keinem Zusammenhange mit meinem Thema stehen. Aber wer die Erfolge der Blumenpflege durch Schulkinder verfolgt hat, der wird erkennen, dass die Blumenpflege geradezu als Vorschule des Heimgartenwesens zu betrachten ist - - dass die Blumenpflege die Kinder schon in der Schule zu treuen Gehilfen ihrer Eltern bei der späteren Bearbeitung ihrer Scholle — des Gartens beim eigenen Heim — erzieht: Es erschien mir deshalb angebracht, näher darauf einzugehen. Die schönen Erfolge, welche die Blumenpflege durch Schulkinder selbst krönten, ermunterten in der Folge dazu, die Arbeit auch auf die Städte der Provinz auszudehnen. So folgte bald die Einführung der Blumenpflege in Harburg, in Hameln, in Göttingen, Osnabrück und Hildesheim. In Hameln wurden nur unter Mädchen Pflanzen zur Pflege verteilt, weil man der Ansicht zuneigte, dass Knaben der Blumenpflege ein geringeres Interesse entgegenbringen — eine Annahme, die nach den Erfahrungen keineswegs zutrifft. In diesem Jahre ist auch in der Stadt Soltau die Blumenpflege ein- geführt, und es ist begründete Hoffnung vorhanden, dass im nächsten Jahre auch mehrere Landgemeinden sich der Bewegung anschliessen werden. In der Arbeiterwohnungskolonie des Spar- und Bauvereins Ober- Ricklingen wurde schon vor 5 Jahren mit Unterstützung des Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins die Blumenpflege durch Schulkinder eingeführt, und hierin liegt die Brücke, die uns hinüberführt zu unserem Heimgarten- wesen. Und wie die Entwicklung unseres Heimgartenwesens an Bedeutung gewinnt, das sehen wir daraus, dass es in seinen Bestrebungen bei den be- nachbarten Landgemeinden vorbildlich wird. In diesem Jahre hat sich der Ort — das Dorf Ricklingen — mit der Kolonie Ricklingen zu gemeinsamer Arbeit auf dem Gebiete der Blumenpflege durch Schulkinder verbunden. So zieht die Blumenpflege immer weitere Kreise! Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 35 In gleicher Weise wie die Blumenpflege verdienen auch die neuerdings an vielen Orten entstandenen Schulgärten weitergehende Beachtung, besonders da, wo man den Hauptwert darauf legt, den Kindern mehr praktische als botanische Kenntnisse zu vermitteln. Die Gartenarbeit ist als ein ganz hervor- ragendes Mittel zur Förderung der körperlichen Gesundheit und der geistigen Bildung zu betrachten, und deshalb lässt sich gerade die Gartenarbeit ausser- ordentlich gut benutzen, um in methodischer Weise das geistige Leben der Kinder zu fördern. Durch die Gartenarbeit wird den Kindern auch Ver- ständnis für das praktische Leben vermittelt. Das einzelne Kind lernt seine Kraft an den Leistungen anderer bemessen, und die sichtbaren und für das Kind damit um so verständlicheren Erfolge ermuntern zum Weiterstreben. Die Beobachtung des Naturlebens und all des Wunderbaren, was der Garten bietet, wird das Kind gleichzeitig mit einer Ahnung von dem Zusammenhang aller Naturerscheinungen erfüllen. Hier mögen besonders die Knabenhorte erwähnt werden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gartenarbeit zu pflegen und damit die Knaben in ihren freien Stunden nützlich zu beschäftigen. Geleitet von einem natur- freundlichen Lehrer, bearbeiten die Knaben das ihnen zugewiesene Land und wenden den Pflanzen ihre besondere Neigung zu, und ist es ganz selbstver- ständlich, dass diese Gefühle auch auf das reifere Alter übergehen, wenn sie von Eltern und Erziehern gepflegt und durch Belehrung gefördert werden. Das Sprichwort „jung gewohnt, alt getan" rechtfertigt sich auch hier. Wie mancher Arbeiter, Handwerker, Beamte wäre wohl imstande, seine Lage nicht unwesentlich zu verbessern, wenn ihm schon in der Schule Lust und Liebe zur Gartenarbeit beigebracht worden wäre. Er v/ürde in der Lage sein, das für die Familie notwendige Gemüse selbst heranzuziehen. Gelegen- heit, ein Stückchen Land zu pachten, wird heute durch die Anlage der Laubengartenkolonien überall geboten, und an der Zeit, dasselbe zu be- wirtschaften, kann es bei einer sorgsamen Tageseinteilung auch nicht fehlen. Wir haben bis jetzt gesehen, wie die Blumenpflege schon die Kinder anhält, sich mit der Natur zu beschäftigen, wie die damit erweckten Neigungen in den Schulgärten und Knabenhorten weiter gepflegt werden, und wie diese in der Kindheit entwickelten Neigungen in der Bewirtschaftung der Lauben- gärten einen greifbaren Nutzen zeitigen. Die Fülle der volkstümlichen Garten- baubetätigungen ist damit keineswegs erschöpft. Ich will nur noch kurz auf die dankbare Beschäftigung mit Blumenpflege hinweisen, wie dieselbe an Blumenfenstern, auf Balkons und in kleinen Vor- gärten ausgeführt wird. Der im Innern der Stadt lebende Bürger wird ja in den weitaus meisten Fällen lediglich auf diese Plätze angewiesen sein, sein Interesse für die Blumen und die Natur zum Ausdruck zu bringen. Um aber auch diese Neigung zu beleben und dauernd wach zu erhalten, hat man für die hübsche und sachgemässe Ausschmückung und Pflege der Blumenfenster, Balkons und Vorgärten Preise ausgesetzt und damit versucht, weitere Kreise für die Pflege der Blumen zu gewinnen. Ich sagte schon, dass die volkstümliche Gartenbaubetätigung schon seit Jahren eine Hauptstelle in dem Arbeitsprogramm unseres Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins einnahm. Die Feier des 10jährigen Bestehens 36 Die Entwicklung des Heimgartenwesens. der Blumenpflege im Jahre 1906 gab denn auch dem Verein eine willkommene Veranlassung, seine Bestrebungen auf dem Gebiete sozialer Gartenarbeit auf einer Ausstellung für volkstümliche Blumen- und Gartenpflege zusammenzu- fassen — gleichzeitig einen Ueberblick über das bisher Erreichte zu geben und weitere Ausblicke zu gestatten auf Gebiete, die der Bearbeitung noch harren. An jeden, der ein Gärtchen beim Hause oder in den Laubenkolonien besass, erging der Ruf, seine Erfolge im Garten oder in der Pflege der Zimmer- pflanzen zur Ausstellung zu bringen. Auch die Handelsgärtner sollten ihre Erzeugnisse zur Schau bringen — aber abweichend von anderen Gartenbau- ausstellungen nicht in gärtnerischen Glanzleistungen, sondern in der Lösung von Aufgaben auf dem Gebiete der volkstümlichen Blumen- und Gartenpflege. Im Mittelpunkte der Veranstaltung stand die Blumenpflege der Stadt Hannover. Vervollständigt durch verschiedene Einsendungen aus anderen Orten der Provinz, erhielt man ein abgeschlossenes Bild über den Stand der Blumenpflege. Sehr reich waren Zimmerpflanzen der häuslichen Pflege ver- treten, die Lauben- und Hausgärten hatten ihr Bestes hergegeben und damit zum Gelingen des Unternehmens wesentlich beigetragen. Die Handelsgärtner hatten sich in uneigennütziger Weise in den Dienst der idealen Sache gestellt und durch die Lösung der ihnen gestellten Aufgaben dem Gartenfreunde manche Anregung gegeben, die ausserordentlich dazu beitragen wird, die Be- strebungen der volkstümlichen Gartenarbeit zu stützen und zu fördern. In den verschiedenen Pflanzengruppen für den Bedarf des Gartenfreundes in schattigen, sonnigen und dem Wind ausgesetzten Lagen, in den Mustergärten einer besonders hergerichteten Vorgartenstrasse usw. fanden die Garten- freunde Belehrung und manchen Wink für die praktische Durchführung der Gartenpflege. „Unter Blumen von der Wiege bis zur Bahre" lautete die den Blumen- geschäften gestellte Aufgabe, und diese gab Gelegenheit zu zeigen, wie die Blume den Menschen begleitet auf allen seinen Wegen, wie der Mensch immer zur Blume greift, wenn er die Gefühle zu offenbaren sucht, die sein Innerstes bewegen. Die neue Idee, die mit der Ausstellung für volkstümliche Blumen- und Gartenpflege erstmalig zur Ausführung kam, hat überall Anklang gefunden, und es ist zu hoffen, dass auch einmal eine Wiederholung derselben in grösserem Rahmen und auf längere Dauer ein dankbares Publikum finden werde. Wie Sie wissen, sind in den letzten 20 bis 30 Jahren alle die Fragen, welche sich mit der Volkswohlfahrt beschäftigen, in sehr eingehender Weise behandelt worden. In ganz besonders eingehender Weise hat man über Mittel und Wege nachgedacht, wie der Uebervölkerung der Städte und der Ent- völkerung des Landes vorzubeugen sei. Denn mit der Abwanderung vom Lande und der Entfremdung von der Natur ist eine Vernichtung unserer Volkskraft deutlich zu erkennen. Und deshalb ist man sich in allen Kreisen darüber einig, dass es notwendig ist, den Strom der Abwanderung vom Lande einzudämmen und zurückzuleiten. Die nie verstummenden Klagen der Landwirtschaft und der Industrie, nicht ausreichende Arbeitskräfte zu besitzen, haben schliesslich zu Bestrebungen geführt, welche darauf hinausgehen, den Arbeiter sesshaft zu machen und dadurch dem Lande die Bevölkerung und ein genügendes Arbeitspersonal zu Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 37 erhalten. Man hat versucht, dem Arbeiter das Bedürfnis nach einer gesunden sauberen Wohnung — nach dem Besitz der eigenen Scholle — anzuerziehen. Anzuerziehen ist das richtige Wort, denn es ist ja bekannt, dass der Arbeiter in den meisten Fällen auf ein angemessenes Unterkommen im eigenen Besitz noch nicht den Wert legt, den es verdient. Man muss ihm deshalb Gelegen- heit geben, ohne grössere Ausgaben den Wert und die Vorzüge besserer Wohnungsverhältnisse kennen zu lernen. Die Ausgaben, die seitens des Arbeitgebers für diesen Zweck aufgewendet werden, machen sich stets bezahlt, denn er sichert sich einen Stamm zuverlässiger Arbeiter, der sich durch Arbeitstüchtigkeit und Arbeitsfreude vor den von Ort zu Ort ziehenden Arbeitern auszeichnet. Durch die Gewährung von Wohnungen, welche in bezug auf Zweckmässigkeit und Bequemlichkeit allen billigen Anforderungen genügen, finden die Leute, die von schwerer Tagesarbeit heimkehren, ein ge- mütliches und behagliches Heim. Die meistenteils freie Lage der in Kolonien zusammengezogenen Arbeiter- häuser und die verhältnismässig geringen Kosten, die er für seine Wohnung aufzubringen hat, ermöglichen es in den meisten Fällen dem Arbeiter, sich Vieh zu halten und in dem das Haus umgebenden Garten Gemüse, Kar- toffeln usw. selbst zu ziehen, und sich dadurch den Lebensunterhalt in vielen Teilen billiger zu gestalten, als ihm dieses in den Städten möglich wäre. Ich stütze mich auf die Aussprüche bekannter Fachleute und auf meine eigenen Erfahrungen, wenn ich behaupte, dass bei der Sesshaftmachung der Arbeiter gerade der Heimgarten die Hauptrolle spielt. Der Arbeiter, der sonst seine freie Zeit im Wirtshaus zubrachte, widmet dieselbe jetzt einer angenehmen und gesunden Beschäftigung im Garten, im Kreise seiner Familie — er gesundet an Leib und Seele, und er verwächst mit der Scholle, die er bebaut. Auch die Frau und die Kinder finden im Garten eine ihren Kräften angemessene und die Gesundheit fördernde Arbeit, die sie vor Müssiggang schützt. Auch auf das Familienverhältnis ist die gemeinsame Bearbeitung des Gärtchens von hohem sittlichen Einfluss. Ich habe seit mehreren Jahren Gelegenheit gehabt, Wohnungskolonien zu besuchen und die Leute auch in ihrem Familienleben zu beobachten — in fast allen Fällen habe ich die Bedeutung des Kleingartenbaues für das Familienleben und damit den ethischen Wert desselben feststellen können. Die oftmals recht grosse Kinderschar wird nicht als eine drückende Last empfunden — denn jedes einzelne Kind bildet sich zum Gehilfen der Eltern aus, es nimmt teil an der Bewirtschaftung des Gartens, und in dem Gefühl, zum Wohlbefinden der ganzen Familie beigetragen zu haben, wächst das kindliche Selbstbewusst- sein. Die Erfolge der gemeinsamen Tätigkeit, die im Garten ja schon nach ganz kurzer Zeit sichtbar sind, die schlingen ein unsichtbares Band um die ganze Familie. Die einzelnen Familienmitglieder schliessen sich enger an einander an, ertragen gemeinsam die Freuden und Leiden des täglichen Lebens und dadurch ist die Gewähr für ein Familienleben gegeben, wie wir es leider allzu oft vermissen. Dieser Punkt scheint nicht genug betont werden zu können, gerade in unserer heutigen Zeit, wo die Lockerung der Familienbande, die zu frühe Entfremdung der Kinder von dem Elternhause, so oftmals die Grundursache des traurigsten Elends sind. Und es kann nicht genug dafür gearbeitet werden 38 Die Entwicklung des Heimgartenwesens. die weitesten Kreise für Blumen- und Gartenpflege zu interessieren und dadurch zu einem kleinen Teil beizutragen, das Familienleben zu beleben und dadurch an der Besserung der heutigen Gesellschaftsverhältnisse mitzuarbeiten. Jedenfalls muss aber der Ansicht entgegen getreten werden, die ich gelegent- lich einmal aussprechen hörte und die dahin neigt, die Bestrebungen der volkstümlichen Blumen- und Gartenpflege als eine Modekrankheit zu be- zeichnen. Die Erfolge dieser Bestrebungen sprechen ja für sich und wider- legen am besten die Unrichtigkeit dieser und ähnlicher Behauptungen, die gegen die Blumen- und Gartenpflege in das Feld geführt werden. Der gute Einfluss des eigenen Gärtchens ist damit keineswegs erschöpfend illustriert — es Hessen sich noch eine ganze Menge moralischer Beweggründe anführen, die für sich allein schon bestimmend sein würden, die Behörden zu veranlassen, billige, dabei gesunde und freundliche Wohngelegenheiten und Gärten für Minderbemittelte zu beschaffen. Zu den moralischen Gründen gesellt sich aber in vielen Gegenden, be- sonders in rasch aufstrebenden Industriebezirken, die dringende Notwendigkeit, für die Unterbringung der vielen zuziehenden Arbeiter zu sorgen, besonders da, wo die Privat-Bautätigkeit versagt. In diesen Fällen sind die Verwaltungen geradezu gezwungen, ihren Arbeitskräften ein entsprechendes Unterkommen zu schaffen. Ueberall in unserem deutschen Vaterlande sind auf diese Weise Arbeiterwohnungskolonien entstanden, teils begründet durch die Verwaltungen der industriellen Unternehmungen, teils Gründungen der Arbeiter selbst, die sich in Spar- und Bauvereinen zusammengeschlossen haben, und denen die Behörden Baugeld zu billigem Zinsfuss zur Verfügung stellten. Ganz be- sonders möchte ich auf die Arbeiterkolonien der Firma Krupp-Essen auf- merksam machen, da diese auf dem Gebiete der Arbeiterfürsorge als vorbildlich zu bezeichnen sind. Auch in der Provinz Hannover sind nach und nach eine ganze Reihe von Arbeiterwohnungskolonien entstanden. Hier war es vor allem die Landes- versicherung und besonders der verdiente Vorsitzende derselben, Herr Geheimrat Dr. Liebrecht, der sich sehr dafür interessierte und die Initiative zur Begründung der gemeinnützigen Bauvereine ergriff, von denen zurzeit, wenn ich nicht irre, ungefähr 40 in der Provinz Hannover bestehen. Diese Zahl wird immer noch wachsen, denn die Industrie entwickelt sich immer mehr und mehr, man wird genötigt sein, weitere Arbeitskräfte heranzuziehen und dadurch vor die Notwendigkeit gestellt, neue Wohngelegenheiten zu schaffen. Ausgehend von der erzieherischen und ethischen Bedeutung des Klein- gartenbaues ist man dann auch dazu gekommen, dem Garten des Arbeiterhauses eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Schon im Jahre 1903 stellte der Verein dem Gemeinnützigen Bauverein zu Ober-Ricklingen eine Anzahl Rosen zur Anpflanzung in den Gärten der Kolonie zur Verfügung. Die Anregung dazu gab Herr Justizrat Dr. Wendte, welcher sich sehr für die Kolonie Ober-Ricklingen interessierte und sich um die Pflege der dortigen Gärten besondere Verdienste erwarb. In der Folge wurde gleichfalls auf Kosten des Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins in derselben Kolonie nach dem Entwurf des damaligen Stadtobergärtners Zeininger ein Muster- vorgarten angelegt, es wurde eine alljährliche Blumenpflege durch Schulkinder Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 39 eingerichtet, und schliesslich wurde auch eine Prämiierung der schönsten und am besten gepflegten Vorgärten eingeführt. Die Erfahrungen lehrten jedoch, dass mit alledem noch nicht genügend getan war. Die Bewohner der Kolonie gingen zwar mit grossem Eifer vor und widmeten der Bearbeitung ihres Gärtchens das grösste Interesse, aber die Erfolge, welche ihre Bemühungen zeitigten, standen in den meisten Fällen in einem sehr bescheidenen Verhältnis zu der aufgewendeten Mühe und Arbeit. Und das war sehr erklärlich. Die Leute, die bis dahin noch in den engen Strassen der Grossstadt Mietwohnungen innehaben, haben gar keine Erfahrungen auf dem Gebiete der Gartenpflege und bringen zum Gartenbau nur den guten Willen mit. Wenn auch Lust und Liebe zu dieser Beschäftigung im wesentlichen schon viel bedeuten, so genügt diese allein doch nicht, um die ursprüngliche Be- geisterung auch für die Dauer wach zu halten. Die Gärten zeigen oftmals das merkwürdigste Aussehen. In buntem Durcheinander werden Obstbäume, Nutz- und Ziersträucher gepflanzt, Blumen und Küchenkräuter wechseln mit- einander ab. Der schmale Vorgarten wird als Kartoffelacker benutzt, die hohen Stengel des Grünkohls bilden darin die Solitairs. Der Gartenbesitzer überschätzt die Grösse seines Gärtchens — er will alles Mögliche ziehen, ohne Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Pflanze am Platze, an Licht und Luft. Und es ist selbstverständlich, dass trotz aller aufgewendeten Mühe der richtige Ertrag ausbleibt und, was noch wichtiger ist, auch die wahre Freude am Erfolg, die innere Befriedigung. — Und was ist die unausbleibliche Folge? Sie verlieren die Lust und den Mut an der Beschäftigung im Garten, und damit wird die Erreichung aller schönen Ziele in Frage gestellt, die den Begründern der Arbeiteransiedlung bei der Anlage vorschwebten. Die Erkenntnis dieser Sachlage gab die Veranlassung, eine dauernde Ueberwachung der Gärten durch einen vom Verein abzuordnenden Fachmann vorzuschlagen. Wieder war es der schon früher genannte Herr Justizrat Dr. Wendte, welchem diese, von grosser Sachkenntnis zeugende Anregung zu danken ist. Auf dieser Grundlage erstand, was wir unser Heim- gartenwesen nennen. Es ist die gärtnerische Fürsorge für Arbeiter- siedlungen; das Streben, durch dauernde Unterweisung die Liebe zur Scholle zu festigen, und die durch redlicher Hände Arbeit verdienten eigenen Häuslein, eingebettet in freundliches Gartengrün, zu wirklichen Heimgärten zu gestalten. Dankbar wurde diese Anregung aufgenommen, und es wurde be- schlossen, die fachmännische Unterweisung nicht nur auf einzelne Kolonien zu beschränken, sondern nach Möglichkeit auf alle Kolonien der Provinz auszudehnen, welche sich der Sache geneigt zeigen würden. Der Vorstand setzte sich deshalb mit der Landesversicherungsanstalt in Hannover in Verbindung in der sicheren Voraussetzung, dass diese ein solches Unter- nehmen unterstützen würde, wie sie bislang dem Kleinwohnwesen ihr besonderes Interesse entgegenbrachte. Und diese Hoffnung hatte nicht ge- täuscht. Der Gedanke einer ständigen gärtnerischen Ueberwachung der einzelnen Kolonien fand besonders bei dem auf allen Gebieten der Volks- wohlfahrt bekannten Vorsitzenden der Landesversicherungsanstalt, Herrn Geheimrat Dr. Liebrecht, die tatkräftigste Unterstützung und Förderung. 40 Die Entwicklung des Heimgartenwesens. Der Grundstein zu einer Einrichtung von weitgehender Bedeutung war nun gelegt, und man konnte daran gehen, sich über die Art der Ausführung schlüssig zu werden. Herr Stadtgartendirektor Trip machte den Vorschlag, die Unterweisungen in völlig zwangloser Form durchzuführen und alles Schul- meisterliche von vornherein fern zu halten. Die Praxis hat in der Folge auch bewiesen, dass damit der richtige Weg eingeschlagen war. Man dachte sich also die Unterweisungen als einen zwang- losen Verkehr zwischen dem Gartenfachmann und den Kolonisten in der Weise, dass der erstere an bestimmten Sonntagen die Kolonisten in ihren Gärten besucht und ihnen mit Ratschlägen in allen gärtnerischen Fragen zur Seite steht. Um den Kolonisten Gelegenheit zu geben, sich zu jeder Zeit über die wichtigsten Arbeiten zu unterrichten, wurde jedem ein Arbeitskalender ausgehändigt, welcher von dem Geschäftsführer des Gartenbauvereins Herrn Krone ausgearbeitet und kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Die gärtnerischen Unterweisungen werden bis jetzt in 13 Arbeiter- Wohnungskolonien der Provinz Hannover ausgeführt. Mit einigen anderen Kolonien werden zurzeit noch Verhandlungen gepflogen, und es steht zu erwarten, dass auch diese sich im nächsten Jahre den uneigennützigen Be- strebungen des Hannoverschen Gartenbauvereins anschliesscn werden. Seit einem Jahre bin ich vom Vorstande mit der Bearbeitung des Heim- gartenwesens betraut und habe Gelegenheit gehabt, eine ganze Anzahl der Arbeiterkolonien zu besuchen. Ich habe auch schon seit Jahren die Entwicklung der Kolonien verfolgt, denn ich kann wohl sagen, dass sich die Einführung der ständigen gärtnerischen Unterweisung sehr gut bewährt hat. Mit grosser Freude habe ich gesehen, dass man im allgemeinen dem Gartenbau viel Interesse entgegenbringt. In einzelnen Fällen geben sich die Gartenbesitzer mit geradezu rührender Liebe der Pflege ihres Gärtchens und ihrer Pflanzen hin, und die Familien wetteifern untereinander um den Besitz des schönsten Gartens. Es gibt ja immer noch Gleichgültige, die sich zunächst sehr wenig um ihr Gärtchen kümmern. Das gute Beispiel des wahren Gartenfreundes wirkt aber anspornend, und nach und nach verschwinden die Zeichen der Vernachlässigung, und sauber gehaltene Gärten treten an ihre Stelle. In vielen Fällen wird dem gärtnerischen Fachmann seine uneigennützige Tätigkeit durch die Unkenntnis der Kolonisten sehr erschwert. Die Leute, die bis dahin meist in engen abhängigen Verhältnissen in Mietwohnungen lebten und nun plötzlich in den Besitz eines Eigentums gelangten, sind oft so stolz auf ihren Besitz, dass sie in jeder Belehrung einen Eingriff in ihre Eigentümerrechte sehen. Mir selbst ist in dieser Richtung einmal ein Vorfall passiert, der deutlich das Vorhergesagte illustriert. Gleich zu Anfang meiner Tätigkeit kam ich in einen Garten, den ich bis dahin noch nicht besucht hatte. Ich sah den Besitzer im Garten arbeiten und wollte mich mit ihm bekannt machen. An der Gartenpforte traf ich die Frau des Besitzers, unterhielt mich mit ihr und machte sie auf dieses und jenes aufmerksam. Der Besitzer hatte aus dem Zusammen- hang dieser Unterredung scheinbar einige Worte gehört, wandte sich um und schrie seiner Frau ganz erregt in seiner plattdeutschen Redeweise zu: „Wat will de Keerl hier — in minen Garen kann ick daun wat ick will — ." Ich ging sofort meines Weges und war zunächst nicht sehr erbaut von der wider- fahrenen Behandlung. Als ich aber bei nächster Gelegenheit wieder hinaus- Aus den Ausschüssen des Vereins z.B. d. G. 41 kam, da war alles vergessen, bei mir sowohl wie bei dem betreffenden Kolo- nisten. Ich habe aber eine Lehre aus dem Vorfall gezogen — nie wieder habe ich es versucht, meine Ratschläge aufzudrängen, immer habe ich mich rufen lassen. Anfangs waren es 3 Gärten, die ich regelmässig besuchte, aber die Besitzer dieser Gärten waren mit grossem Eifer bei der Sache, und zeigten den übrigen Kolonisten, was bei einer vernünftigen und sachgemässen Bewirt- schaftung aus dem Gärtchen herauszuholen war. Das gute Beispiel war die Folge, dass sich mein Wirkungskreis zu meiner grossen Freude schon bald sehr vergrösserte. Und wenn ich jetzt in die Kolonie komme, so werde ich bald in jeden Garten gerufen, mein Rat wird überall verlangt. Meine Beobachtungen in diesem Punkte werden unterstützt durch die Berichte der unterweisenden Fachgenossen aus den anderen Wohnungskolonien. Aus allen Berichten geht hervor, dass die Liebe zur Blumen- und Gartenpflege in den Kolonien immer mehr Raum gewinnt und damit haben wir die erste Stufe der Leiter bestiegen, welche hinaufführt zu all den Vorteilen, zu all den Freuden, welche eine eingehendere Beschäftigung mit der Natur im Gefolge hat. Die Liebe zur Blumen- und Gartenpflege ist die Grundlage, auf der weitergebaut werden muss, um das Interesse für den Garten in den Kolonisten zu festigen und dauernd wach zu erhalten. In den ersten Jahren zeigten die Gärten überall dasselbe Bild: Kartoffeln, Rüben, Kohl usw. Diese Früchte bedingen eine intensive Bodenarbeit, wodurch der meistenteils rohe Boden zum Vorteil der späteren Kulturen in einen besseren Kulturzustand gebracht wird. Ausserdem liefern diese Hackfrüchte gleich im ersten Jahre sichere Erträge, was wieder notwendig ist, um das Interesse der Kolonisten wach zu halten. Mit zunehmender Fruchtbarkeit des Bodens sehen wir, wie der Trieb und die Neigung zur Gartenkultur sich hebt. Von Jahr zu Jahr ist in der Ausstattung zu verfolgen, wie der Geschmack des Inhabers sich steigert. Der Ehrgeiz wird geweckt, und mit vielem Fleiss und wachsendem Interesse wird der Garten unterhalten und gepflegt. In der Auswahl der Gemüsesorten wird der Kolonist schon wählerischer, nur Frühkartoffeln und feinere Gemüse behaupten ihren Platz, während die späteren Sorten auf einem Grundstück gebaut werden, welches in der Nähe des Gartens möglichst im Anschluss daran hinzugepachtet wurde. Beeren- sträucher werden im Garten angepflanzt, und schliesslich geht der Besitzer auch dazu über, seinem Vorgarten ein anderes Aussehen zu geben und diesen zu einer Visitenkarte seines Besitztums auszugestalten. (Schluss folgt.) Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Ueber die Verwendung der Stauden in unseren Gärten. Vortrag im Blumen- und Gemüse- Ausschuss am 2. Dezember 1909. Wem es einmal vergönnt war, die Gärten Englands im Sommer bewundern zu können, wird begeistert sein von dem herrlichen Blütenschmuck, dem prächtigen Farbenbild dieser Gärten. Weniger sind es nun aber grosse Blumenparterres oder Blumenbeete, die diesen Effekt erreichen, sondern die reiche Anwendung von Stauden, die meisterhaft auf Rabatten und Beeten vor Häusern, Schlössern, Mauern oder 42 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Gehölzgruppen oder im Alpinum an- angeordnet sind und dem Gesamtbild einen freundlichen Ausdruck verleihen. Auch in unseren Gärten werden schon häufig Stauden verwendet, doch in den meisten Fällen nicht wirkungsvoll genug, um dem Gesamtbild einen be- sonderen Zug aufdrücken zu können. Tuffweise vor die Sträuchergruppen gepflanzt, kommen die Stauden nicht genug zur Geltung, machen dabei viel Arbeit und Mühe, um sie gegen die Sensen und Sicheln ungeschickter Mäher zu schützen, um das Gras zwischen den einzelnen Tuffs auszu- mähen. Warum ziehen wir keine festen Staudenrabatten wie in England, um die Gehölzgruppen, diese in ihrer Form wirkungsvoll abrundend, den Bau der Sträuchergruppe hebend? Selbstredend soll man nun nicht schablonenhaft jede Gruppe derartig umpflanzen, sondern nur besonders wichtige Gruppen, zum Teil Stellen, die sich zur Staudenverpflanzung eignen. Sind denn nur Pelargonien, Begonien usw. dazu berufenen unseren Gärten Effekt zu machen? Grundlegend für die gute Ent- wicklung einer Staudenrabatte ist eine gründliche Vorbereitung des Bodens, denn eine Arbeit, die sich lohnen soll, ist wert, gründlich gemacht zu werden. Das Beet, welches mit Stauden bepflanzt werden soll, rigole man 2 — 2x/2 Fuss tief; ferner gebe man, wenn das Erdreich zu leicht ist, fetten Lehm zu, wenn es zu schwer ist, sandigen Lehm bei, vergesse aber vor allen Dingen eine kräftige Düngung nicht. Hierzu verwendet man zweck- mässig gut verrotteten Dung, am besten Kuhdung, wobei zu bedenken ist, dass die Düngung einige Jahre vorhalten soll, und deshalb nicht zu schwach ist. Nachdem das Erdreich sich gut gesetzt hat, kann man an die Staudenpflanzung gehen. ZurAusführung dieser Arbeit bedarf es nun einiger Ueberlegung, indem man einen genauen Pflanzplan für die Staudenrabatten aufstellt und dabei berücksichtigt das Zusammenpassen 1. in den Farben, 2. in den Grössen, 3. in der Blüte, 4. in den Ansprüchen der Pflanzen bezüglich ihres Standortes. Bei der Aufstellung des Be pflanzungsplanes bedenke man, dass die Harmonie der Farben dem Kon- traste der Farben vorzuziehen ist. Jedoch steigere man die Farbenwirkung und den Farbenreichtum durch eine Aenderung des Kolorits in den ein- zelnen Teilen des Gartens. Jede ein- zelne Farbe soll nun in einer solchen Stärke auftreten, dass sie auch eine Wirkung erziele, ohne aufdringlich zu erscheinen und zu ermüden. Warme Farben „Scharlach, rot, rosa, orange, gelb und ein reines Weiss" passen gut zusammen, nur möge man weiss nicht zu viel verwenden, da diese Farbe dem Auge leicht zu viel wird. Weiss genügt meist in der Kante oder als Abschluss. Purpur und lila passen auch gut zusammen, sowie zu dem mattgrünen Blattwerk von Arabis, Cerastium usw. und er- scheinen äusserst vorteilhaft auf einem Teppich derartig gefärbter Blätter. Rot und rosa halte man jedoch von purpur und lila entfernt, indem man eine gelbe und weisse Zwischen- pflanzung vorsieht. Blaue Farben isoliert man am besten völlig oder trennt diese durch ein mattes Gelb oder ein reines Weiss von anderen Farben. Will man auf einer Staudenrabatte, welche ganz zu übersehen ist, eine Farbenfolge*haben, so ist es ratsam, auf das Kolorit so Rücksicht zu nehmen, dass an dem einen Ende des Beetes kräftiges Blau zunächst verwendet wird; helles und dunkles Blau folge; hierauf wähle man mattes Gelb, helles Rosa, kräftiges Rosa, dunkles Rot und Scharlach. Anschliessend verwende man orange, dem kräftiges und lichtes Gelb und schliesslich reines Weiss folgt, welch letztere Farbe zu purpur und lila leitet, während mattes Weiss den Abschluss bildet. Zur Vorpflanzung lassen sich vorteilhaft Stauden mit silbergefärbten Blättern verwenden, welche in ihrer Farbe zu allen Fär- bungen gleich gute Beziehungen unter- halten. Beim Aufstellen des Pflanzplans ge- denke man auch der Grössenverhält- nisse. Die Höhe der Stauden soll zunächst in einem Verhältnis zur Grösse des Gartens stehen, indem man in einem kleinen Garten nicht Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 43 allzu hoch werdende Pflanzen wähle. Dann bestimme man für den Hinter- grund hohe, für den Vordergrund niedrigeStauden,die unter Abweichung von einer Reihenpflanzung, leicht ge- ordnet in die Zone der mittelhohen Stauden übergreifen sollen, alles Ge- zwungene damit vermeidend. Auch der Ausdehnungsfähigkeit einzelner Stauden trage man Rechnung, damit diese selbst oder die Nachbarschaft keinen Schaden leide. Weiter ist es von Wichtigkeit bei der Aufstellung des Pflanzplanes, die Zeit der Blüte in Betracht zu ziehen. Vor allem will man einen steten Blumenflor vom ersten Früh- jahr bis zum spätesten Herbste er- zielen. So bepflanze man z. B. eine Stelle, auf welcher Rot vorherrschen soll, für den Frühjahrsflor mit roten Tulpen, für den Sommerflor mit Papaver Orientale und Tritoma uvaria, für den Herbst mit Gladiolen. Papaver und Tritoma bleiben natürlich auf dem Beete stehen. Ferner gedenke man der Eigen- tümlichkeit mancher Stauden, ob sie z. B. einen sonnigen, halbschattigen oder schattigen Platz lieben. Zum Schluss sei daran erinnert, dass auch in England die Stauden sich ihren heutigen Platz erst nach längerem Kampfe erobert haben und besonders in den letzten 5 Jahren sehr viel verwendet worden sind. Auch bei uns werden sich die Stauden immer noch mehr als bisher ein- bürgern. Gewiss, mancher Gärtner wird sich sagen , dass Englands Klima ein viel besseres für die Stauden als das unserige ist, doch bin ich sicher, dass bei richtiger Wahl des Pflanzenmaterials in unseren Gärten die Perennen sich auch gut entwickeln werden. Auch von einem anderen Standpunkte aus ist die reich- lichere Verwendung von Stauden sehr willkommen, als nämlich wieder Pflanzen in unseren Gärten erscheinen werden, welche in den Gärten unserer Altvordern standen, und welche man heute fast nur noch in den botanischen Gärten findet. Auch würde das Fabrikmässige in der Bepflanzung unserer Blumenrabatten verschwinden, und dem jungen Gärtner wäre Ge- legenheit gegeben, sich eine grössere Pflanzenkenntnis anzueignen, damit das Interesse tür den schönen Gärtner- beruf erhöhend. Mögen diese Zeilen ihren Zweck nicht verfehlen ! P. Jancke. Der Kleinkrieg im Gartenbau oder der Wasserstrahl und andere nütz- liche Dinge bei der Schädlings- vertilgung. Mitteilungen von Herrn O. Cordel auf der Monatsversammlung im November 1909. Unter Bezugnahme auf seine früheren Veröffentlichungen (vgl. u. a. Gartenflora 1907, Heft 17) verwies Redner auf neuere Erfahrungen, von ihm und von anderen gemacht, die ausnahmslos die Wirksamkeit des von ihm empfohlenen Verfahrens zur Be- kämpfung der Obstmade bestätigen — soweit es sich um den damit ge- wöhnlich gemeinten Schädling, die Larve der Carpocapsa pomonella (Apfelwickler) handelt. Das Ver- fahren besteht bekanntlich darin, dass man in der Zeit der Eiablage, also von Ende Mai bis in den Juli hinein,1) die Kronen der Obstbäume wöchent- lich ein paarmal gründlich mit dem Wasserstrahle2) bearbeitet, um die etwa auf den jungen Früchten ab- gelegten Eier wieder abzuspülen. Sollte das Verfahren versagen, so hat man es eben nicht mit der Carpo- capsa, sondern mit der Apfelsäge- wespe, Hoplocampa testudinea, zu tun, deren „Made" man an dem stark wanzenartigen Gerüche erkennt, wenn man sie aus der befallenen Frucht herausholt. Da das Verfahren nur da anwendbar ist, wo Druck- wasser zur Verfügung steht, so !) Ungewöhnliche Witterung kann die Zeit des Spritzens verlängern oder ver- schieben, vgl. darüber jene meine Ver- öffentlichung in der Gartenflora. -) Dr. Schwartz spricht bei Erwähnung meines Verfahrens vom „kalten" Wasser- strahle. Ich habe den Zusatz kalt nur gelegentlich eines scherzhaften Vergleiches an anderer Stelle ^macht. Ein warmer Wasserstrahl würde sicherlich öfters zweckmässiger sein; da wir aber über warmes Druckwasser nicht verfügen, so bleibt es freilich beim kalten. 44 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. schränkt sich seine Bedeutung natur- gemäss dementsprechend ein; indes würde beispielsweise auf manchem stark obstbautreibenden Dorfe eine genossenschaftlich errichtete und be- triebene Druckwasseranlage (Wind- motor mit Hochbehälter) sich sehr wohl bezahlt machen, da sie auch zu anderen wirtschaftlichen Zwecken so- wie bei Schadenfeuern gute Dienste leisten könnte. Voraussetzung der- artiger Einrichtungen ist freilich die allgemeinere bessere Wertung guten Qualitätsobstes. Aber diese Wertung macht ersichtlich Fortschritte, unter anderem infolge der von den Land- wirtschaftskammern organisiertenObst- märkte, und wir dürfen einer Zeit ent- gegensehen, wo unser Obsthandel ähnliche Gestalt gewinnt, wie der amerikanische, der tirolische usw. Die von Dr. Schwartz in seinem Sammelreferate über die Maden des Kernobstes (Gartenflora, Heft 12 vorigen Jahrgangs) erwähnte Eber- eschenmotte (Argyresthia conju- gella) hat Vortragender, namentlich vor zwei Jahren, in seinen Aepfeln ebenfalls beobachtet.1) Ob sich gegen den noch wenig bekannten Schäd- ling mit dem Wasserstrahle etwas wird ausrichten lassen, fragt sich. Dagegen säubert dieser Strahl die Bäume und Sträucher von zahlreichen anderen Feinden, z. B. Blattläusen, Raupen aller Art, den die Rosen- blätter zerstörenden Zwergzikaden, der Kommalaus,2) sogar der gefürch- teten Koniferenlaus,3) die sich damit, wenn auch nicht ganz beseitigen, aber doch in sehr bescheidenen Schranken halten lässt, usw. Wenn in Berlin alljährlich Klagen laut werden über die Verwüstungen, welche der Eichenwickler im Ber- ]) Er hat seinerzeit darüber auch schon mit Dr. Schwartz gesprochen. -) Man muss im Frühsommer spritzen, wenn die jungen Läuse auskriechen; die Baumrinde sieht dann weiss bepudert aus. Die jungen weissen Läuschen werden durch den Wasserstrahl vernichtet; die alten sterben ab, und so bekommt man den Baum blank und glatt. 3) Auch hierbei hat man namentlich die Zeit wahrzunehmen, in der die jungen (glänzend braunen) Läuschen sichtbar werden, den Frühsommer. liner Tiergarten anrichtet, Ver- wüstungen, die sich dann von dort aus über andere Parks und Gärten fortsetzen, so lässt sich mit voller Bestimmtheit erklären, dass diese Klagen alsbald verstummen würden, wenn man gegen die grosse Plage mit einem Mittel grossen Stiles vor- ginge. Ein solches Mittel ist der Wasserstrahl, der die Bäume un- bedingt von dem Ungeziefer säubert, wenn er ihre Kronen mit voller Kraft erreicht. Das wäre der Fall, stände eine Dampfspritze zur Verfügung, und da auch andere Baumfeinde auf diese Weise zu bekämpfen sind, dürfte die Dampfspritze ein sehr nützliches In- ventarstück jeder grösseren Park- anlage darstellen. Jedenfalls ist das übliche Absuchen der Raupennester von den Eichen viel zu mühselig und auch zu gefährlich, um als wirksame Hilfe ernstlich in Betracht zu kommen; das Anlegen von Fanggürteln und Klebringen hat gar nichts genützt — gerade wie es beim Obstbaume gegen die Carpocapsa völlig unzulänglich ist, und darauf zu warten, bis sich die natürlichen Feinde des Eichenwicklers genügend vermehrt haben, um ihn ohne unser Zutun zu vernichten, ver- bietet schon die Rücksicht auf die Aesthetik des Parkes. Vortreffliche Dienste leistet der Wasserstrahl auch bei der Bekämpfung der Blutlaus. Solange dieser Stören- fried des Apfelanbaues nur an den Stämmen oder den stärkeren Aesten auftritt, ist überhaupt kein anderes Mittel vonnöten; man bekommt seine Bäume durch wiederholtes Abspritzen der befallenen Stellen mit dem scharfen Strahle völlig blutlausfrei. Schlimmer ist die Sache, wenn der Schädling sich schon an den jungen Zweigen eingenistet hat, die ja dem Wasserstrahle ausweichen. Da hilft denn nichts weiter, als das Absuchen und Bepinseln der Bäume. Bei niedrigen Formen hat auch das noch keine besondere Schwierigkeit; ist aber ein Hoch- oder Halbstamm mit starker Krone von der Blutlaus be- setzt, so wird man grosse Not haben, ihn wieder rein zu erhalten. Die neuerdings unter sehr wohlklingenden Namen angepriesenen Blutlausmittel haben wenig oder gar keinen Zweck. Aus den Ausschüssen des Vereins r. B. d. G. 45 Nicht an Mitteln zur Tötung des In- sektes fehlt es, sondern an der Mög- lichkeit, in dem bezeichneten Falle an das Insekt heranzukommen, es aufzufinden und zugänglich zu machen. Als Bepinselungsmittel genügen alle Arten Fette, etwa mit etwas Petroleum gemischt, Petroleumseifeemulsion, Oel- farbe, Wagenschmiere, am einfachsten Firnis, der wohl auch verhältnis- mässig unschädlich ist.1) Kommt man nicht zum Ziele' weil man eben nicht alle befallenen Stellen findet, so muss man sich schon dazu entschliessen, den Baum stark auf altes, festes Holz zurückzuschneiden, um dann mit dem Wasserstrahle — je nach Umständen unter Zuhilfenahme von Bepinselungen der Plage ein Ende zu machen. Unter den Angriffen der vorhin erwähnten Sägewespen leiden nicht nur die Aepfel, sondern auch die Pflaumen und diese in noch ungleich höherem Masse; denn wo die Pflau- mensäge wespe, Hoplocampa fulvicornis, sich einnistet, da ist die gesamte Pflaumenernte rettungs- los verloren. Die Sägewespen um- schwärmen schon die Blüten und legen ihre Eier gleich nach der Be- fruchtung in den Fruchtboden. Die jungen Früchtchen zeigen denn auch schon von vornherein das Bohrloch der Larve, die, wenn man die Frucht auseinanderbricht, den starken Wan- zengeruch der Hoplocampalarven ver- breitet. Für die Bekämpfung des Schädlings hatte man kein anderes Mittel in Vorschlag zu bringen, als die schleunige Vernichtung der be- fallenen Früchte. Abgesehen von der Mühsal dieses Verfahrens ist dasselbe nach den Er- fahrungen des Vortragenden nicht zu- verlässig, da unzweifelhaft Zwischen- wirte vorhanden sind, welche die Fortpflanzung des Insektes auch beim Mangel an Pflaumen ermöglichen. Ein solcher Zwischenwirt ist in der Schlehenpflaume, P run us spinosa, erkannt worden. Vortragender hält es nicht für unwahrscheinlich, dass auch Pr. serotina als Zwischenwirt in Betracht kommt. l) Zum Verstreichen von Wunden der Bäume, z. B. beim Baumschnitte, dürfte sich Firnis ebensogut eignen. Die Obstbauer in Werder bei Berlin spritzen die Pflaumen, sobald die Blütenblätter fallen, also die Be- fruchtung erfolgt ist, mit Kalk. Vor- tragender, der das zufällig erfuhr, hat in diesem Jahre ebenso gehandelt. Er wandte eine dünne Kalkmilch an, die mittels einer Handspritze über die Baumkronen verteilt wurde. Das Ergebnis war eine sehr befriedigende Pflaumenernte, trotzdem die Hoplo- campa nachweislich wieder aufgetreten ist und auch eine weitere Anzahl von Früchten zerstört hat. Eigentümlicherweise findet man in den Gartenbüchern die Sägewespe nicht erwähnt trotz ihrer Furchtbar- keit und trotzdem sie schon lange Zeit bekannt ist. So berichtete der berühmte Naturforscher Oken s. Z. von den Verwüstungen, die das Insekt im Jahre 1822 angerichtet hatte. Unter anderen blieben auf einem Pflaumen- baume von 8000 Früchten nur 15 ver- schont. Vortragender hat ähnliche Er- fahrungen gemacht; manch anderer ebenfalls, die Werderschen Obstzüchter kennen und bekämpfen den Schädling seit Jahren; aber kein Garten- oder Obstbuch weiss etwas von ihm, wogegen überall sehr viel beispielsweise vom Frostspanner, der uns so gut wie gar nicht stört, erzählt wird. Diese Bücher machen zumeist den Eindruck, als ob sie allesamt eins vom andern abge- schrieben wären. Wer eins kennt, kennt sie alle. Erst in allerjüngster Zeit ist die Sache anders geworden, seit sich die Männer der Wissenschaft mehr und mehr der einschlägigen Literatur bemächtigt haben. Ob das Bespritzen mit Kalkmilch (oder Kalkwasser?) am Ende der Blütezeit auch gegen die Sägewespe des Apfelbaums mit Nutzen anwend- bar ist, müssen Versuche lehren, zu denen eine Aufforderung vorläge, so- bald die betreffende Plage grössern Umfang erreicht. Mit bestem Erfolge benutzte Vor- tragender die Kalkmilch zur Be- kämpfung der Stachelbeerblatt- wespe, Nematus ventricosus, die ja in den letzten Jahrzehnten wieder- holt grossen Schaden bei uns an- gerichtet hat. Das empfohlene Be- streuen der befallenen Stachelbeer- sträucher mit Holzasche, Russ usw. 46 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. fand er zu unbequem und auch nicht völlig durchgreifend. So bespritzte er denn die Sträucher gründlich (von oben und von unten) mit Kalkmilch, ganz einfach unter Benutzung eines Maurerpinsels. Der Schädling wurde auf diese Weise dauernd beseitigt, und irgendwelche Schädigung der Pflanzen trat nicht ein. Endlich glaubt er, in dem Kalke auch ein Mittel gegen den gefürch- teten Erdkrebs, den Befall der Obst- bäume mit dem Hallimasch (Agaricus melleus) gefunden zu haben. Bei zwei Apfelbäumen und einem Birn- bäume, bei denen schon die bekannten Hutpilze lustig aus dem Wurzelhalse emporwuchsen, hat er nach dem Aus- schneiden der Pilze den Wurzelhals dick mit gelöschtem Kalk bestrichen. Bis jetzt trat kein Rückfall ein; die Beobachtungen werden natürlich fort- gesetzt, und über ihr Ergebnis soll seinerzeit berichtet werden. Um die Weiterverbreitung des Pilzes im Boden und damit die Ansteckung der benach- barten Bäume zu hindern, ist der Boden ringsum mit Kupfer- und Eisenvitriol getränkt worden. Bei der Giftigkeit namentlich des Kupfers gegen alle Pilzarten steht ein günstiger Erfolg dieser Massregel (es wird sonst empfohlen, die befallenen Bäume mit tiefen Gräben zu umziehen) wohl in Aussicht. Angesichts der nie endenden und nicht gerade immer angenehmen Ar- beit, welche die Bekämpfung der Obstfeinde, wie der Pflanzenfeinde überhaupt macht, könne man aber, so schloss Vortragender, diejenigen wohl verstehen, die unter Beiseite- setzung jeglicher Liebhaberei ihren Garten lediglich daraufhin anlegen und bepflanzen, dass er möglichst wenig Arbeit und Schererei ver- ursacht. Berufsgärtner können frei- lich — leider — nicht so denken. Sie sollten aber, soweit sie Züchtung betreiben, ganz besonders auf Züchtung widerstandsfähiger Sorten ausgehen. Unzweifelhaft sind manche Obstsorten z. B. gegen Fusicladium, gegen Blut- laus und sogar gegen die Obstmade weniger empfindlich als andere. In der Züchtung landwirtschaftlicher Pflanzenneuheiten spielt die Rücksicht auf Widerstandsfähigkeit gegen alle möglichen Einflüsse schon seit langer Zeit eine grosse Rolle; dasselbe sollte bei den gärtnerischen Neuzüchtungen im Auge behalten werden; das würde den Betrieb in vielen Zweigen des Gartenbaues sehr erleichtern. Entwicklung und Organisation der Englischen Gartenbaugesellschaft i Von Hellmut L. Späth jun. In dem Augenblick, in welchem Einigungsbestrebungen im deutschen Gartenbau in den Vordergrund ge- rückt sind, ist es vielleicht nicht ohne Interesse, den Blick nach den Ländern zu richten, in denen ein derartiger Zusammenschluss schon seit längerer Zeit besteht. Heute wollen wir uns vergegenwärtigen, wie die bedeutendste derartige Organisation Europas, die englische „Royal Horticultural society" (R. H. S.) entstand und wie sie sich aufbaut. Im Jahre 1804 begründeten mehrere Londoner Gartenbauliebhaber einen privaten „Verein zur Förderung des Gartenbaues in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht". Die Tätigkeit des Vereins bestand in der Veran- staltung von Gartenbau-Ausstellungen, Diskussionen über Kulturmethoden, wissenschaftlichen Vorträgen und besonders in der Entsendung tüchtiger Pflanzensammler nach allen Weltteilen. Die von dort heimgesandten Pflanzen Hess der Verein in seinen Versuchs- gärten erproben und dann an seine Mitglieder verteilen, bis sie sich all- mählich über ganz England verbreiteten, so dass es wohl heute kaum einen Garten in Grossbritannien gibt, der nicht von der Tätigkeit dieses Garten- bauvereins Vorteil gehabt hätte. Das Motto der Begründer lautete: „Horticulture pure and simple" („Ein- fach und allein Gartenbau"). Solange man diesen Grundsatz befolgte, blühte der Verein, als man ihm untreu wurde, ging er zugrunde. Aus der ursprünglich privaten Ge- sellschaft von Gartenbauliebhabern wurde im Jahre 1809 ein eingetragener l) Für die freundliche Ueberlassung des nötigen Materials bin ich Mr. Harry Veitch und Mr. Gaskell von der R. H. S. zu bestem Dank verpflichtet. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 47 Verein unter dem Namen „The Horti- cultural Society of London", und im Jahre 1860 unter Königin Victoria durch die Bemühung ihres Gemahls, Prinz Albert, eines deutschen Fürsten, durch die Verleihung des königlichen Wappens zur „Royal Horti- cultural Society" (Königliche Garten- baugesellschaft), welchen Namen der Verein bis zum heutigen Tage führt. Dieser deutsche Fürst auf dem englischen Thron hat für die Ent- wicklung der R. H. S. ausserordentlich viel getan, wurde er doch persönlich ihr Präsident. Aber leider waren seinem segensreichen Wirken nur drei Jahre beschieden, denn schon 1861 starb er. Unter seinen Nachfolgern entfernte sich die Gartenbaugesellschaft immer mehr von dem Grundsatz ihrer Be- gründer,mit jedem Jahr ging es herab, das Vereinsorgan musste sein Erscheinen einstellen, und im Jahre 1887 war die „Royal Horticultural Society" bankerott. Und wieder war es ein Deutscher, der der völlig daniederliegenden Ge- sellschaft zu neuem Leben verhalf, nämlich der seit Jahrzehnten in Eng- land ansässige Baron Schröder, bekannt als Bankier und begeisterter Blumenfreund. Im Verein mit SirT. L. Trevor Lawrence, dem gegenwärtigen Präsidenten, Mr. Harry Veitch, Chef der gleichnamigen weltbekannten Gärtnerei und Pastor Wilks, dem jetzigen ersten Sekretär, wurde die Gesellschaft im Sinne ihrer Begründer reformiert. Die genannten Herren, die heute noch alle im Vorstand der Gesellschaft tätig sind, hatten anfänglich mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Traten doch sofort als Antwort auf ihre Re- formen 221 der bestzahlenden Mit- glieder aus, was einen jährlichen Ver- lust von 12000Mark bedeutete. Ausser- dem hatten die genannten Herren 23000 Mark Schulden und eine jähr- liche Ausgabe von 75000 Mark zu übernehmen, denen an jährlichen Ein- nahmen nur 40000 Mark gegenüber- standen. Die Mitgliederzahl war auf 1108 gesunken. Das war im Jahre 1888. Zwanzig Jahre später — Ende 1908 - zählte der Verein 10507 Mitglieder. Er hatte nicht nur alle Schulden ge- tilgt, sondern sich ein Vermögen er- spart, das ihm heute jährlich 22000 Mark an Zinsen einbringt. Hierzu treten 300000 Mark jährlich als Bei- träge von Mitgliedern und 140000 Mark aus anderen Einnahmequellen. Das ergibt 462000 Mark Jahresein- nahme. Dieser Summe steht eine jährliche Ausgabe von 280000 Mark gegenüber, die also aus den Beiträgen der Mitglieder allein gedeckt wird. Diese Zahlen beweisen besser als alles andere, dass die „Reformatoren" sich auf richtigem Wege befanden. Uns interessiert naturgemäss die Frage am meisten, wie dies glänzende Re- sultat zustande kam. Drei Gründe können dafür angeführt werden: Zunächst stellten die Begründer der neuen Aera die Gartenbaugesell- schaft auf die denkbar breiteste Basis, was vorher nicht im gleichen Masse der Fall gewesen zu sein scheint, in- dem ihr erster Paragraph lautete, dass jeder Gartenbauliebhaber Mitglied werden könne. Auch Damen sind zu- gelassen. Gleichzeitig wird jede po- litische Betätigung, wie überhaupt alles, was voraussichtlich zu Uneinig- keiten innerhalb der Gesellschaft führen könnte, von vornherein aus- geschlossen. Es bildet somit die „R. H. S." den neutralen Boden für alle Gartenbauinteressenten, auf dem ihnen deutlich zu Bewusstsein kommt, dass sie ja alle ein gemeinsames Ziel verfolgen. Und so finden wir in der Tat alle englischen Gartenbauinter- essenten in dieser einen grossen alles umfassenden Gartenbaugesellschaft vereint: Private, Baumschulenbesitzer, Samenhändler, Dendrologen, Garten- architekten, Pomologen, Handelsgärtner, Botaniker, Obstzüchter, Obsthändler, Obergärtner, Gehilfen, Herrschafts- gärtner usw. Sind schon die Satzungen der Ge- sellschaft absichtlich auf die Auf- nahme möglichst vieler Mitglieder zu- geschnitten, so entwickelt sie ander- seits eine ausserordentlich rege Werbe- tätigkeit, und ganz besonders bemüht sie sich, Interesse und Liebe zum Gartenbau unter den wohlhabenden Kreisen wachzurufen und diese zu Mitgliedern zu gewinnen. Der R. H. S. ist es zu danken, wenn heute in England Verständnis für Gartenbau zur allge- meinen Bildung, Mitgliedschaft zur R. H. S. zum guten Ton gehört. 48 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Und hieraus wieder erklärt sich der dritte Umstand, welchem die Gesell- schaft ihre grossen Erfolge verdankt: Die Opferwilligkeit dieser wohlhaben- den Mitglieder. Nach der Höhe ihrer freiwilligen Jahresbeiträge nämlich unterscheidet man fünf Gruppen von Mitgliedern: Jährlicher Beitrag Einmalige Zahlung Gruppe I. 80 Mark oder 800 Mark Gruppe II. 40 „ „ 500 „ Gruppe III. 20 „ „ 300 „ u. 20 Mark Eintrittsgeld Gruppe IV. 20 Mark Gruppe V. 10 „ (die sogen, associates) Die Mitglieder dieser verschiedenen Gruppen haben im wesentlichen gleiche Rechte, doch erhalten sie je nach der Höhe ihres Jahresbeitrages neben einer persönlichen unübertragbaren Karte zum freien Besuch aller Ausstellungen und der Versuchsgärten eine ent- sprechend grosse Anzahl übertragbarer Freibillets. Die zu Gruppe I gehörigen Mitglieder erhalten sechs, die der II. Gruppe drei, und die der III. eine übertragbare Freikarte. Wenn man bedenkt, dass z. B. am ersten Tage der berühmten Londoner Blumenausstel- lungen im „Temple" und „Holland House" pro Person 7.50 Mark Eintritts- geld erhoben wird, anderseits aber ein Vereinsmitglied der Gruppe I bis III auf eine Freikarte drei Personen gleichzeitig freien Eintritt verschaffen kann, so ergibt sich die praktische Bedeutung dieses Vorrechts etwa für einen mit Kindern reich gesegneten Familienvater ohne weiteres. Gruppe IV, mit dem niedrigen Bei- trag von 20 Mark, ohne besonderes Ein- trittsgeld,ist ausschliesslich fürGärtner- gehilfen und im Ausland wohnende Mitglieder bestimmt, während die zur Gruppe V gehörigen „associates" als Mitglieder der R. H.S. kaum noch be- zeichnet werden können. Zwar er- halten sie Eintrittskarten und das Vereinsorgan, haben auch das Recht auszustellen und die Vereinsräume zu benutzen, aber weder sind sie stimm- berechtigt noch erhalten sie Freibillets. Zu dieser Gruppe gehören namentlich die Vertreter der in- und ausländischen Fachpresse. Aus dem Gesagten ergibt sich also, dass alle anderen Mitglieder den Gruppen I, II oder III angehören' müssen, doch ist es ihrem freien Willen überlassen, ob sie jährlich 80, 40 oder nur 20 Mark Beitrag zahlen wollen. Dies sind die Grundlagen, auf denen seit 1888 die R. H. S. arbeitet. Noch im selben Jahre wurde das Vereins- organ wieder herausgegeben, und heute geniesst es überall einen vorzüg- lichen Ruf. Aber alles Streben der neuen Vereinsleitung, selbst nicht die grosse Mitgliederzahl mit den stattlichen Jahresbeiträgen wären imstande ge- wesen, Leistungen zu vollbringen, wie sie der Erwerb eines neuen Versuchs- gartens und einer neuen Ausstellungs- halle darstellen. Nur der Opferwillig- keit zweier begeisterter Gartenbau- freunde war es zu verdanken, wenn diese langgehegten Wünsche gleich- zeitig zum 100. Geburtstag der R. H.S. am 7. März 1904 in Erfüllung gehen konnten. Sir Thomas Hanbury näm- lich schenkte der Gesellschaft das herrlich gelegene Gut Wisley, 20 Meilen südwestlich von London, als künftigen Versuchsgarten, während der schon früher erwähnte deutsche Baron Schröder 100 000 Mark zur Erbauung einerneuen Ausstellungshalle spendete. Ausländer, denen diese ausser- ordentlich hohen freiwilligen Beiträge von Mitgliedern auffallen, dürfen nicht vergessen, dass England eine Staats- unterstützung, wie sie sich z.B. mehrere deutsche Obst- und Gartenbauvereine erfreuen, nicht kennt, wie überhaupt in England vieles dem Privatunter- nehmen überlassen bleibt, was bei uns vem Staat ausgeführt und verwaltet wird. Der neue Versuchsgarten in Wisley enthält ein Apfel-, Birnen- undPflaumen- sortiment von etwa 14 Morgen, eben- soviel Land ist mit Gehölzen und Stauden bepflanzt, während etwa 24 Morgen der Beobachtung von Koni- feren dienen. Ferner wurden im Laufe der letzten Jahre mehrere Gewächs- häuser, ein Formobstgarten, eine meteorologische Station und 1907 ein pflanzen-physiologisches Laboratorium sowie eine kleine Gärtnerlehranstalt eingerichtet, deren feierlicher Ein- weihung der Verfasser beiwohnen durfte. Die neue Ausstellungshalle der R. H. S. liegt im westlichen London Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 49 am Vincent Square und ist sehr bequem von allen Stadtteilen zu erreichen. Sie ist ungemein praktisch eingerichtet, und dank ihres riesigen Glasdaches hat sie die beste Beleuchtung aller Londoner Ausstellungshallen über- haupt. In den anschliessenden Ge- bäuden befinden sich die Büros, grosse Garderoberäume, ein Hörsaal, die Bibliothek, Lese- und Konferenz- zimmer. Alle vierzehn Tage findet hier eine Ausstellung statt, zu der die beste Gesellschaft Londons regelmässig erscheint, und man rechnet es sich zur Ehre an, hierbei als Preisrichter wirken zu dürfen. Der Eintrittspreis für diese Ausstellungen beträgt 2.50 Mark. Auch Firmen in sehr weiter Entfernung von London sind hier regelmässig vertreten, zuweilen auch französische u. deutsche. Durch Vermietung der Halle für Kon- zerte, Bazars usw. eröffnet sich der R. H. S. eine neue, nicht zu unter- schätzende Einnahmequelle. Nur die beiden berühmten dreitägigen Aus- stellungen der R. H. S. finden alljährlich in den Parks von „Temple" und „Holland House" statt, die zu diesem Zweck der Gesellschaft kostenlos überlassen werden. Wie ist nun die Stellung der R. H. S. zu den vielen anderen Gartenbau- vereinen Englands? In fast jeder Stadt Englands haben sich besonders im Laufe der letzten 25 Jahre Gartenbauvereine gebildet, die jährlich mindestens je eine Aus- stellung veranstalten. Es war nur natürlich, dass sich diese mit der Bitte um Rat und Unterstützung für den Ausbau ihrer Organisation usw. an die älteste Gartenbaugesellschaft Englands, die R. H. S. wandten. Im Jahre 1892 führte diese Entwicklung zu der so- genannten „affiliation", d. h. die 250 kleinen Gartenbauvereine Englands erklärten sich zu Tochtergesellschaften der R. H. S. Auch die selbständigen Kgl. Gartenbauvereine von Schottland und Irland erkennen den Vorrang der R.H.S. in jeder Beziehung an. „Nie- mals aber," so schreibt mir Mr. Arthur J. Gaskel 1, der liebenswürdige zweite Sekretär der R. H. S. „versuchen wir die Arbeit zu verrichten, die jene Vereine selbst leisten sollten. Jeder Verein muss sein eigenes Arbeitsfeld haben, und wir stehen ihnen, soweit wir es irgend können, ratend und fördernd zur Seite — mit Ausnahme finanzieller Unterstützung. Dass eine grosse, alles umfassende Gartenbau- gesellschaft in jedem Lande gebildet wird, um in seinen Grenzen die Führung in allen Gartenbauangelegen- heiten zu übernehmen, das erscheint uns im höchsten Grade wünschens- wert, und der Erfolg, den unsere Gesellschaft in England gehabt hat, ist ein Beweis für den Segen, den sie für alle gestiftet hat." Die einzelnen kleinen Vereine zahlen nach Belieben 20 Mark oder 40 Mark Jahresbeitrag zur grossen R.H.S. Nach der Höhe ihrer Jahresbeiträge richtet sich auch hier wieder die Anzahl der ihnen zur Verfügung gestellten Frei- billetts sowie die Zahl ihrer Mitglieder, welche eo ipso persönliche Mitglieder der R. H. S. werden können. Aeusser- lich kommt ihre Verbindung mit der R. H. S. dadurch zum Ausdruck, dass sie deren Siegel und Wappen mit dem eigenen verbunden führen dürfen. Dass eine Gesellschaft mit fast einer halben Million Mark Jahresein- kommen entsprechend zu repräsen- tieren weiss, erscheint selbstverständ- lich. Ausländischen Besuchern wird die würdevolle, vornehme Gastfreund- schaft der R. H. S., wie man sie bei ihren grossen Diners und Empfängen beobachten kann, unvergesslich bleiben. Liess sie es sich doch nicht nehmen, die 100 Mitglieder der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst" im letzten Sommer in London zu einem grossen Luncheon einzuladen, obwohl unserseits auf jeden offiziellen Empfang ausdrücklich verzichtet worden war. Und wenn wir deutschen Gärtner auf dieser Englandfahrt zu so vielen, sonst geschlossenen Privatparks Zutritt, und von ihren Besitzern solch gastfreie Aufnahme fanden, so verdanken wir es in erster Linie der R. H. S., und besonders ihrem ehrwürdigen Vor- standsmitglied Mr. Harry Veitch. Und ich möchte schliessen mit dem Wunsche dieses meines verehrten ehe- maligen Lehrmeisters, dass es auch uns gelingen möge, unsere neu zu gründende Gesellschaft „on a sound basis" (auf eine gesunde Grundlage) zu stellen. 50 Literatur. Literatur. Joh. Böttner. Wie züchte ich Neu- heiten und edle Rassen von Gartenpflanzen? 556 S., 342 Ab- bildungen. Frankfurt a. O. Verlag Trowitzsch & Sohn. Preis 12 Mark. Trotz der grossen Fülle der gärtne- rischen Literatur besteht in derselben eine auffallende Lücke, nämlich der Mangel der Behandlung der eigent- lichen gärtnerischen Züchtung, der Erzielung neuer Sorten von Obst, Ge- müse und Blumen. Diese Tatsache gab dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues bei Gelegenheit der dies- jährigen internationalen Ausstellung in Berlin Veranlassung, ein Preisaus- schreiben für eine gute Darstellung der gärtnerischen Züchtungskunde aufzustellen, aus welchem eine recht befriedigende von viel Erfahrung zeugende und demnächst im Druck erscheinende Arbeit vom Garten- inspektor Löbner in Dresden mit dem ersten Preise hervorging. Mittel- bar ist vielleicht auch die Herausgabe des Böttnerschen Buches durch das Preisausschreiben angeregt; es erfüllt im ganzen die Anforderungen des ver- flossenen Preisausschreibens und geht an äusserem Umfange noch über das- selbe hinaus. Wir kennen Böttner aus seinen sonstigen zahlreichen Büchern als einen Meister populärer Darstellungs- weise, welche unmittelbar zu prak- tischer Betätigung anregt. Auch in dem vorliegenden Buch ist diese klare Darstellungsweise unübertrefflich, und in der umfangreichen landwirtschaft- lichen, der gärtnerischen weit voraus- geeilten Züchtungsliteratur gibt es kein so volkstümlich geschriebenes Buch, welches auch jeder die botanischen Grundlagen nicht be- herrschende einfache Landwirt und Gärtner ohne weiteres verstehen und benutzen kann. Unterstützt wird das Lesen des Buches durch zahlreiche einfache und das Notwendigste zeigende Abbildungen. Die Einleitung geht aus von der hochentwickelten landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung und zeigt die viel- seitigen Möglichkeiten der Züchtung an der Art Brassica napus (Kohlrüben, Kohlrabi, die mannigfaltigen Kohl- sorten, Raps usw.). Vollständig sach- gemäss werden die Entstehung neuer Formen und Variationen und ihre Ur- sachen, welche in veränderten Lebens- bedingungen und Bastardierung be- stehen, behandelt. Erfreulicherweise hat sich der Verfasser nicht einseitig an die „Mutationstheorie" von de Vries als alleinige Ursache der Ent- stehung neuer Arten und Sorten, ab- gesehen von Bastardierung, gehalten, sondern einerseits hervorgehoben, dass auch Darwin bereits die Mutationen als „spontane Variationen" beobachtet und beschrieben hat, anderseits auch an der Möglichkeit der Veredelungs- auslese festgehalten, wie es wohl jeder Praktiker tun wird. Der Befruchtungs- vorgang ist sehr gut dargestellt. Reine Linien treten bei dem anscheinenden Mangel von Selbstbestäubern unter den Gartenpflanzen zurück und sind von der Wechselbefruchtung wohl nicht ganz deutlich genug (auch nicht auf Seite 196 — 197) unterschieden. Jedoch ist auch dies ein für die Praxis bedeutungsloser Mangel, nachdem auch bei „reinen Linien" der land- wirtschaftlichen Kulturpflanzen, wie die Misserfolge bekannter Saatzucht- anstalten bei Uebertragung von Sorten in andere klimatische Verhältnisse ergeben haben, die Notwendigkeit fort- gesetzter Auslese erwiesen ist. Ein grösserer Mangel des Buches für die Praxis ist die kurze Behandlung der Bastardierungslehre, des Mendelismus, von dem Böttner in der Einleitung nur das alte Erbsenbeispiel behandelt hat und später nur bei der wohl- riechenden Wicke Gebrauch machte. Die weiteren Versuche von Tschermak, Correns und anderen mit Levkoien, Mirabilis usw. sind von Böttner nicht erwähnt, trotzdem gerade diese Forschungen die Bastardierung aus einer Züchtungsmassregel mit ganz unsicherem Erfolg zu einer ziel- bewussten Methode auszubauen be- ginnen. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der gärtnerischen Versuchs- anstalten, hierfür weitere Grundlagen für die einzelnen gärtnerischen Pflanzen zu beschaffen. Auch in dem Vortrage Kleine Mitteilungen. 51 von Wittmack („Gartenflora" 1907, Seite 2 — 37) ist die Bedeutung des Mendelismus für die gärtnerische Züchtung schon hinreichend hervor- gehoben, und wir wollen hoffen, dass diese Lücke bei der nächsten Auflage ausgefüllt wird. Für die Xenien (un- mittelbare Beeinflussung des Frucht- knotens der befruchteten durch die bestäubenden Pflanzen) führt Böttner wieder sehr interessante Beispiele bei Gurken und Melonen auf. Die Düngerlehre in Beziehung zur Zucht ist ebensowenig auf der Höhe wie sonst meistens in der gärtnerischen Literatur und ist über Kompost, Woll- staub und Hühnermist nicht zu einer zielbewussten Verwendung der mo- dernen mineralischen Düngemittel vor- gedrungen. Sehr beachtenswert sind die Abschnitte über die Notwendigkeit der Sortenkenntnis für den Züchter und eines klaren Zuchtziels, sowie über unzulässige Reklame und Pro- duktion neuer Sortenbezeichnungen. Zu der Behandlung einzelner Gat- tungen leiten dann die interessanten Abschnitte über Zwergformen, gefüllte Blumen, Trauerbäume usw. hinüber. Die weiteren Abschnitte über Züch- tung der einzelnen Obstarten, der Gemüse und wichtigsten Blumen- gattungen und Arten sind ausser- ordentlich reichhaltig. Es ist klar, dass kein Mensch die Züchtung dieser vielen Arten sämtlich aus eigener Er- fahrung gründlich kennen kann und daher wohl erklärlich, dass einzelne Pflanzen ausführlicher als andere be- handelt sind, besonders bei dem wohl zum Teil aus übertriebener Geheimnis- krämerei hervorgegangenen Mangel an Berichten anderer Züchter. Ref. fühlt sich auch als Landwirt nicht in der Lage, sich über Behandlung der einzelnen Arten kritisch äussern zu können, würde es aber mit Freuden begrüssen, wenn nun die vielen Sonderzüchter diesen Teil des Werkes durch sachliche Kritik und Mitteilung ihrer eigenen Erfahrungen für später noch bereichern würden. Erfreulich ist auch in diesem Abschnitt die volks- tümliche, klare, unterhaltende und nie ermüdende Darstellungsweise, welche das Lesen so sehr erleichtert. Einen schönen und besonders zur Nacheiferung anregenden Abschluss des Buches bildet die kurze Lebens- beschreibung einiger hervorragender Züchter, ihrer Erfahrungen und ihrer wichtigsten Züchtungen. Das Buch Böttners verdient, manchem Gärtner, besonders dem An- fänger in der Züchtung gärtnerischer Pflanzen, auf den Weihnachtstisch gelegt zu werden. Dr. P. Hillmann -Berlin. Kleine Mitteilungen. Der Laubfall der Bäume. Referiert von Dr. Laubert. Der Laubfall der Bäume im Herbst erfolgt nicht gleichmässig, sondern er wird in hohem Grade von den je- weiligen Witterungsverhältnissen be- einflusst. Kürzlich hat Professor Kraus-Würzburg (in der „Zeitschrift für Botanik", 1. Jahrgang, 1909, p. 526) Beobachtungen publiziert, die er vor Jahren in Halle an zwei alten Bäumen (Rosskastanie und Traubenahorn) über die Schnelligkeit des herbstlichen Blattfalls gemacht hat. Die Bäume besassen am 26. Oktober 1892 ihr Laub noch ziemlich vollständig. In der folgenden Nacht trat ein Frost von — 2V2 ° R. ein. Als am 27. Ok- tober gegen 8 Uhr die Sonne erschien, fielen die Blätter wie ein Regen nieder. Bei der Rosskastanie fielen die Blätter von 8V4 bis 91 4 deutlich rauchend und zwar hauptsächlich auf der Sonnen- seite nieder. Nachher war der Blatt- fall wie abgeschnitten. Beim Ahorn dauerte der Blattfall von 8V4 bis 83 4 und hörte dann gleichfalls plötzlich auf. Der Ahorn hatte in V» Stunde 2772 kg> die Rosskastanie in 1 Stunde 64 kg Blätter verloren. Dem ent- sprechen beim Ahorn 16518 Blätter, also pro Sekunde 9 Blätter, bei der Rosskastanie 43794 Einzelblättchen, also pro Sekunde 24 Einzelblättchen. (Ein ganzes Rosskastanienblatt besteht bekanntlich aus 7 Fiederblättchen.) Bis zu ihrer fast vollständigen Ent- 52 Kleine Mitteilungen. laubung am 10. November verlor die Rosskastanie im ganzen 203 kg Blätter. — Die herbstlichen Verfärbungen und der Laubfall der verschiedenen Bäume und Sträucher im Vergleich zu ein- ander sowie in ihrer Abhängigkeit von den Witterungseinflüssen des be- treffenden Jahres bieten überreichen Stoff zu interessanten Beobachtungen und Deduktionen. So fiel z. B. heuer dem Referenten auf, dass in der Berliner Umgebung viele Sträucher gewisser Arten noch im Dezember ungewöhnlich reichlich grüne (aller- dings teilweise abgestorbene) Blätter trugen, nachdem in der zweiten No- vember-Hälfte bereits eine Periode regelrechten Winterwetters mit Frost und viel Schnee geherrscht hatte. Prunus Murae, Hierzu Abb. 7. Prunus Mume, Sieb, et Zucc, ist ein Liebling des blumenliebenden Japans, eine Festblume des ersten japanischen Monats, des Februars. Sie wird nicht nur draussen an den Bäumen bewundertund besungen, wenn noch Schnee die Felder ziert, sondern auch zu Blumenstücken viel benutzt, besonders in Zusammenstellungen mit Kiefer und Bambus (Sho-chiku-bai), ferner zur Schmückung der Tempel an Festtagen. Haku-bai die weisse, und Ko-bai die rote Mume, gehören mit vielen einfachen und gefüllten Formen von reinweiss bis zart- und trilobarosa zu den wertvollsten Blütensträuchern, die aber gern und rasch halbbaumartig bis baumartig werden, eine Höhe von 25 Fuss erreichen sollen und in den milderen Gegenden Deutschlands winterhart sind. Sie ist nahe verwandt mit der Aprikose und hat unbehaarte grüne, an der Lichtseite rötliche, oft graziös oder stark hängende Zweige, letztere besonders an den künstlich gezogenen japanischen Zwergbäumchen. Da sie vorzüglich im Topf wächst und als ganz junge Pflanze schon an den letzt- jährigen schlanken Zweigen mit wohl- riechenden Blumen bedeckt ist, und die einzelnen Blüten oft die Grösse derjenigen von Prunus triloba erreichen, so ist es ganz unbegreiflich, wie die in Japan ansässig gewesenen Europäer so lange an dieser Pflanze vorbei- gehen konnten, ohne sie uns nach Europa zu senden, da in Japan schon zu Zuccarinis Zeiten viele Hunderte Formen in Kultur gewesen sein sollen. Es existieren sicher heute viele Formen in den tausenden japanischen Gärten und Gärtnereien, aber die Europäer in Japan scheinen in den früheren Jahresmonaten, wenn Schnee auf den Fluren liegt, noch nicht emp- fänglich zu sein für japanische Natur- schönheiten, während der Japaner selbst den Schnee gleich der Blüte bewundert und andichtet. Bei uns blühen die Pflanzen schon zu und vor Weihnachten im Kalthaus. Den Botanikern ist sie durch Zuccarini in Siebold und Zuccarinis Flora japonica, vol II p. 29 bekannt geworden; Thunberg nannte sie Amyg- dalus nana, und sie darf deshalb nicht mit Linnes Amygdalus nana verwechselt werden; diese ist die oft ausläufer- treibende rosa oder weiss blühende niedere Strauchmandel unserer Kul- turen. Professor Sargent gibt als Heimat Korea an, Palibin führt sie dort nicht auf. Nach Siebold ist sie chinesischen Ursprungs. China und Korea haben eine verwandte Flora; nach Japan kam ja bekanntermassen fast alles, sowohl Kunst als Blumen über Korea, was aber die Japaner aus diesen gemacht haben, das können wir hieran wieder sehen. Die Zweige habe ich schon oben beschrieben. Die Blätter sind sehr unterschiedlich geformt,meist eiförmig, oval oder spitz-oval, oft mit lang aus- gezogener Spitze unten dauernd etwas behaart, am Rand hinten einfach und vorn doppelt gesägt, von sehr gefälliger Form, der man aber die Verwandt- schaft mit den Aprikosen ansieht. Die Blüten stehen einzeln oder doppelt und sind sehr wohlriechend; sie erscheinen vor den Blättern je nach dem Klima von Januar bis März. Die Früchte sind rund, aber nach unserem Geschmack nicht gerade her- vorragend. Der Stein ist zusammen- gedrückt, leicht löslich und gefurcht. Die beifolgende Abbildung wurde mir von einem japanischen Garten- freund in liebenswürdigster Weise zu- gesandt und zeigt eines jener wert- Kleine Mitteilungen. 53 vollen gezwergten Topfexemplare, die den Stolz des Japaners bilden. Eine Farbentafel einer sehr lebhaft gefärbten Form ist in „Revue Horticole" 1885 p. 564 abgebildet; ein Holzschnitt eines guten Blütenastes in Gardeners Chronicle März 23. 1901, Seite 183. Die Wunderbeere. Merkwürdige Geschmacksentar- tungen und eine ebenso seltsame Un- empfindlichkeit gegen giftige Pflanzen- alkaloide müssen den Pflanzenzüchter Luther Burbank bestimmt haben, ein Abb. 7. Prunus Mume, künstlich gezwergtes Topfexemplar aus Japan. Wir erhielten unsere Originalpflanzen seinerzeit von England; in europäischen Gärten ist sie wenig verbreitet. Sie ist allen Blumenfreunden bestens zu emp- fehlen. Gute warme Lage ist für die Kultur nötig, sonst zieht man sie besser imTopf und stellt sie im Winter frostfrei ins Kalthaus, Zimmer oder Keller. Friedrich Henkel, Darmstadt. Solanum als Wunderbeere der staunen- den Mitwelt zu übergeben, das nichts anderes ist, als das auf der ganzen Erde als Unkraut bekannte, höchst giftige Solanum nigrum. Burbank behauptet indessen, seine „Wonder- berry" sei hervorgegangen aus einer Kreuzung zwischen Solanum guineense aus Westafrika und Solanum 54 Kleine Mitteilungen. villosum von der Westküste von Amerika, und, obgleich keine der beiden Pflanzen essbare Beeren trage, erzeuge die neue Varietät köstliche, bekömmliche und gesunde Beeren in der äussersten Fülle und komme immer getreu aus Samen. Dies das eigene Urteil Luther Burbanks. Es ist ein Verdienst der bekannten und be- rühmten englischen Zeitschrift The Gardeners Chronicle, eine Nach- prüfung dieser Behauptungen veran- lasst zu haben, die denn auch das merkwürdigste Ergebnis gehabt hatte, so merkwürdig, dass das Ansehen des Pflanzenzauberers von Santa Rosa er- heblich darunter leiden dürfte, sehr zur Freude derjenigen, die schon immer einen Aufschneider in ihm gesehen haben, dessen Opuntien ein ideales Viehfutter darstellen sollen und mit dessen Brombeere Eisberg er anderen Menschen das Leben „ver- bitterte". (Gartenwelt Jahrgang XII, S. 717 und 755.) Es sei aussergewöhn- lich, sagt Gard. Chron., dass Burbank oder irgendein anderer Gärtner diese beiden Solanum in Kultur gehabt haben solle und noch merkwürdiger, dass er sie zu Kreuzungsversuchen würdig erachtete, trotzdem beide nichts weiter als Formen des kosmo- politischen Unkrauts S. nigrum sind, das allgemein als giftig bekannt ist. Zugegeben, dass Burbank lebende Pflanzen von beiden Formen besessen hat, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass er aus der Kreuzung beider Sämlinge erhalten haben sollte, welche die der Wunderbeere nachgerühmten guten Eigenschaften haben. Sola- num nigrum ist eine sehr veränder- liche Pflanze. Sie zeigt grössere Unterschiede in ihren Formen als die Wunderbeere sich von der sogenannten britischen nigrum-Form unterscheidet. So soll z. B. die kanadische falsche Hucklebeere wesentlich von anderen verschieden sein und doch ist sie Solanum nigrum. Aber Nomenklatur- fragen und botanische Unterschiede bleiben ausser Betracht, wenn es sich um die Eigenschaften einer Pflanze als Nahrungsmittel handelt. Die Prü- fung des Puddings geschieht durch Verspeisen. Mag die Wunderbeere eine Form von Solanum nigrum sein, wenn sie nur essbare Früchte hat, gut genug um zu Marmelade ver- arbeitet zu werden. Um die zu prüfen wurden diesen Sommer Pflanzen der Wunderbeere aus Samen, bezogen von L. Childs, neben Pflanzen der Kanadischen Hucklebeere, nebst ei- nigen Pflanzen der britischen Form des gemeinen Nachtschatten kultiviert. Als die Früchte reif waren, wurden je einige von ihnen zur Untersuchung an Dr. M. Greshoff-Haarlem geschickt, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Pflanzengifte. Sein Be- richt, der im Kew Bulletin erscheint, besagt, dass alle drei Formen Gift (Solanin) enthalten, die am wenigsten giftige sei die britische Form und die giftigste die Wunderbeere! Dr. Gres- hoff fügt hinzu, dass er den Genuss der Beeren nicht empfehlen könne, weil, obgleich sie in der Giftigkeit nicht gleich sind, je nach den Be- dingungen,unter welchen siegewachsen sind, es immer gefährlicher sei, sie zu essen und besonders für schwache Kindei. Pflanzengifte weichen in ihrer Wirkung auf die Menschen ab; wie z. B. manche Menschen gegen die Berührung von Rhus Toxicodendron, Giftsumach, sehr empfindlich sind, während andere sich die Haut mit dem Safte der Blätter dieser Pflanze einreiben können, ohne üble Folgen zu verspüren. Dasselbe ist der Fall bei Primula obconica, deren Sekret bei manchen Menschen eine Haut- entzündung bewirkt, während die Mehrzahl glücklicherweise dagegen immun ist und die Pflanze nur von der besten Seite kennt und sie ob ihrer Schönheit liebt. M. Hochburger. Eingega ngene Preisver zeich n isse. 55 Eingegangene Preisverzeichnisse. Haage & Schmidt, Erfurt. Preisverzeichnis über Neuheiten von Samen eigener Züchtung. Besonders wird die hervorragende Neueinführung Gerbera Jamesonii hybrida (Rasse Adnet) offeriert. Diese in ihrem Farbenglanze und eleganter Form einzig dastehende Blume bildet einen durch nichts zu ersetzenden Werk- stoff in der feinen Binderei. Die Blüte erinnert in der Form an eine Mar- guerite, und ihr ideal schöner Bau wird durch den auf den Strahlenblumen und der Scheibe liegenden Farben- schmelz noch gehoben. Das Farben- spiel umfasst bei den verschiedenen Pflanzen nahezu alle Schattierungen von weiss, gelb, orange, rosa, kirsch- rot bis violettrot. Die kräftigen Blüten- stiele sind 40 bis 50 cm lang und tragen die Blumen hoch über den schwertförmigen, nach oben abge- rundeten Blättern, die von lebhaft dunkelgrüner Farbe sind. Die Gerbera- Hybriden sind halbharte Perennen, die während des Winters vor starkem Temperaturwechsel und anhaltender Nässe geschützt werden müssen, weshalb Ueberwinterung im Kalthause anzuraten ist. Pape & Bergmann, Quedlin- burg. Neuheitenliste für 1910 von Blumen- und Gemüsesamen. Mit vielen vorzüglichen Abbildungen und Zeichnungen. Heinemann, F. C., Kgl. Hof- lieferant, Erfurt. Blumen- und Ge- müsesamen - Neuheiten 1910 nebst einem Anhang früherer bewährter Einführungen. Diese Firma bringt für 1910 wieder verschiedene neue Sorten in den Handel. Wie die bunten Tafeln zeigen, sind Formenschönheit und Farbenspiel der Blumen ganz her- vorragend. Riesen - Chabaudnelke „Herzogin von Sachsen Coburg-Gotha", reinweiss. Die prächtigen lang- gestielten grossen Blumen wachsen äusserst kräftig und tragen ihre Blätter aufrecht auf straffen Stengeln. Sie kommen sechs Monate nach der Aus- saat in vollen Flor, fallen ganz treu in der Farbe und Füllung, vertragen gut das Einpflanzen aus dem freien Lande in Töpfe und blühen dann freudig weiter. Antirrhinum majus nanum „Al- bino". Diese zarte Farbe dieses hübschen Löwenmäulchens ist sehr interessant. Die Blumen besitzen eine cremeweisse Grundfarbe und sind fleischfarbigrosa getuscht. Der Wuchs der Pflanze ist gleichmässig und sehr verzweigt. Die grossen Blumen bilden schöne Rispen mit vielen gleichzeitig blühenden Blüten. Antirrhinum majus nanum „Albino- Mischung". Diese Mischung besitzt einen ganz zarten weichen Farbenton. Die hauptsächlich auftretenden Farben: cremeweiss, malvenfarbig getuscht, persisch gelb, rosa getuscht, primel- oder zitronengelb, braunrot betuscht usw. mit ihren vielen Zwischentönen geben der Mischung ein liebliches Aussehen. Cineraria hybrida grandiflora „Mata- dor", leuchtend scharlachrot. Delphinium chinense Tom Thumb„ Ultramarinblau". DiesePflanze erreicht eine Höhe von zirka 20 cm, ist breitbuschig und den ganzen Sommer über mit Blüten bedeckt. Ihr pracht- volles Blau ist eine sehr gesuchte Farbe für Teppichbeete, Einfassungen und anderes. Eine besondere Beobachtung ver- dient ferner: „Die neue Erfurter Strauchbohne", weissamig. Sie ist ausserordentlich reichtragend, hat breite, zirka 17 bis 18 cm lange faden- lose Schoten von feinstem Bohnen- geschmack und runde weisse Samen und ist deshalb auch zum Trocken- kochen verwendbar. Mittelfrüh reifend ist sie auch für rauhes Klima geeignet. Grashoff, Martin, Quedlin- burg, Samenzüchterei und Samen- handlung, Kunst- und Handelsgärtnerei, Quedlinburg. Neuheitenliste für Gemüse- und Blumensamen. Als sehr schöne Neuheiten werden: Viola tricolor maxima Grashoffs „Ideal", Bis- marck - Sommer- Levkoje, Pahlerbse, Grashoffs unerschöpfliche Buxbaum- Schnabel, sowie verschiedene Astern- Sorten empfohlen. 5ß Personalia. — Bekanntmachungen. Personalia. Gräbener, Leopold, Gross- Thiel, Dr. H., Wirklicher Ge- herzogl. Hofgartendirektor, Karls- heimer Rat, Ministerialdirektor, ruhe, wurde der Preussische Kronen- Exzellenz, Berlin, wurde das Ehren- orden III. Klasse verliehen. grosskreuz des Grossherzoglich Olden- burgischen Haus- und Verdienstordens Hannig, G., bisher städt. Garten- des Herzogs Peter Friedrich Ludwig inspektor und Verwalter des Haupt- verliehen, friedhofes in Stettin, wurde dortselbst zum Friedhofsdirektor ernannt. Ullrich, E., Verwalter der Fürstl. Ernst von Mendelssohn Bar- ▼• Donnersmarck'schen Gärtnerei in tholdy, Wirklicher Geheimer Rat, Neudeck (Oberschlesi en), wurde Exzellenz, langjähriges Mitglied des vom Landwirtschaftsminister der Titel V. z. B. d. G., starb am 25. Dezember. Garteninspektor verliehen. Tagesordnung für die 988. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 27. Januar 1910, abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II). 2. Vortrag: Herr Professor Dr. Rodenwaldt, „Licht- und Schatten- seiten der modernen Gartenkultur". 3. Zweite Lesung des Etats pro 1910. 4. Winterfest. 5. Verschiedenes. Das Winterfest des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" wird wahrscheinlich am Freitag den 11. Februar, abends 71/* Uhr, im Weinhaus Rheingold, Bellevuestrasse 19/20, abgehalten werden. Es soll nicht bloss ein Festessen mit darauf folgendem Ball stattfinden, sondern, wie vor zwei Jahren, sollen bei zwanglosem Zusammensein auch gute künstlerische Darbietungen eingefügt werden. Der Vorstand. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4 Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VI ■ Aelteste und renommierteste ■ B. L. Knappstein * sss: - Berlin H. Telephon Amt III, 1304 IN VALIDEN-STR ASSE 38 Telephon Amt III, 1304 Bochum - Frankfurt a. M. - Düsseldorf empfiehlt Würmwaccpr- HpJ7linaPn für Gewächshäuser, Wintergärten, Wohn- W armWdabCr - nCl^UllgCll häuser, öffentliche Gebäude usw. usw. Schmiedeiserne geschw. Heizkessel rbeSn^Da'uiagke0.1; :: :: Gusseiserne Gegenstrom- Gliederkessel aller bewährten Systeme, u :i Patent- Flanschen- Ausdehnungs- Rohre, sowie alle anderen Sorten Rohre. Spezialfabrik Deutschlands ■ Avenarius- Baumspritzmittel Erstklassiges sog. wa[[crlösliches Carbolineum. 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Friedrichshagen h. Berlin. — Druck von Eudolf Mosse. Berlin 1. Februar 1910 Heft 3 2FäO|£!£ieäf9rf%?I>$4o«*%Clfe*!>^^ nnocriozziocriocnocnocnon3.on2orzjor3ocD.oc3oiziciLZio^Jon3onji ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46;49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungam 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 3, Inhalt: Protokoll der Ausserordentlichen Generalversammlung d. V. z. B. d. G. in den Königl. preuss. Staaten am Freitag den 7. Januar 1910 S. 57. — Aus den Ausschüsssen des Vereins z. B. d. G. S. 59. — Kongresse S. 61. — Personalia S. 62. — Verzeichnis der Sämereien, welche an die Mitglieder des V. z. B. d. G. unentgeltlich abgeben werden S. 63. — Das Winterfest S. 64. — „Orchis". ♦:-»:»:»:»:»:^:-»-;»:-»-:-»:^:.»-:»;»;^;»:^i»:-»;.»;.»;»i»i»i^t»t»;^,; Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, Mönchen, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. G. Wehner & ci Gewächs- bausbau Heiznngsanlagen Frühbeetfenster Schatteildecken 5 Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs ? Kessel. Britz bei Berlin -^qj Jahnstr. No. 70-72. ci v Fernspr.Rixdorf331."5 Spezialität: Wasserschläuche in Gummi and Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. 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Der unterzeichnete, zu Berlin wohnhafte Notar im Bezirke des Königlich Preussischen Kammergerichts, Justizrat Dr. Julius Stadthagen, fand sich auf Aufforderung des Direktors des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten" heute Abend bald nach 6'/o Uhr hier, Invalidenstrasse 42, im Hörsaale VI der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule, ein, um das Protokoll über die Beschlüsse der dorthin auf 6V2 Uhr einberufenen „ausserordentlichen Generalversammlung" des genannten Vereins zu führen. Angetroffen wurden: 1. Herr Walther Swoboda, Direktor des genannten Vereins 2. Herr Königlicher Gartenbau-Direktor Albert Brodersen, erster stell- vertretender Direktor des Vereins 3. Herr Gärtnereibesitzer Otto Beyrodt, zweiter stellvertretender Direktor des Vereins 4. Herr Königlicher Hoflieferant J. F. Loock, Schatzmeister des Vereins 5. Herr Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins 6. Herr Baumschulbesitzer Carl Hering zu Bornim 7. Herr Julius Meermann, Inhaber eines Blumengeschäftes zu Berlin 8. Herr Obergärtner Georg Behrens zu Wannsee 9. Herr Obergärtner Franz Habermann zu Wannsee 10. Herr Königlicher Obergärtner Paul Jancke zu Berlin 11. Herr Geheimrat Professor Dr. Wittmack zu Berlin 12. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung zu Berlin 13. Herr Dr. Wilhelm Wächter zu Steglitz 14. Herr Hellmuth L. Späth zu Baumschulenweg 15. Herr Stadtgarteninspektor Mende zu Blankenburg 58 Protokoll der ausserordentlichen Generalversammlung des Vereins z. B. d. G. 16. Herr Dr. Höstermann zu Dahlem 17. Herr Oberinspektor Ledien am Königlichen Botanischen Garten; zu Dahlem wohnhaft 18. Herr Rentner Emil Heese zu Gross-Lichterfelde 19. Herr Rentner Carl Crass zu Berlin 20. Herr Königlicher Hoflieferant Joseph Klar zu Berlin 21. Herr Königlicher Hofgärtner Hansjancke zu Berlin (Schloss Bellevue), sämtlich Mitglieder des Vereins, sowie ferner mehr als 30 Vereinsmitglieder, die sich sämtlich in die ausgelegte Anwesenheitsliste eingetragen hatten. Der Vereinsdirektor, Herr Walther Swoboda, eröffnete die General- versammlung kurz nach 7 Uhr. Er stellte zunächst fest, dass entsprechend den Statuten des Vereins die Einberufung zur heutigen ausserordentlichen Generalversammlung in der sechsten Beilage der Nummer 301 des „Deutschen Reichsanzeigers und Königlich Preussischen Staatsanzeigers" vom 22. Dezember 1909, im zweiten Beiblatt der Nummer 649 des „Berliner Tageblatt" vom gleichen Tage und in der zweiten Beilage der Nummer 337 der „Berliner Morgenpost" vom 23. Dezember 1909 veröffentlicht und in sämtlichen Veröffentlichungen als Gegenstand der Verhandlung. 1. Aenderung des Namens „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten" in „Deutsche Gartenbau- Gesellschaft." 2. Statutenänderung angegeben ist. Der Vereinsdirektor stellte ferner fest, dass die Statutenänderungen, von denen auch jedem Mitgliede ein Abdruck zugegangen sei, in den Vereins- versammlungen von November und Dezember 1909 besprochen worden sind. Herr Swoboda hob sodann hervor, dass alle heutigen Beschlüsse vor- behaltlich der Allerhöchsten Genehmigung des Schirmherrn des Vereins, Seiner Majestät des Kaisers und Königs, gefasst würden. Sodann wurde zur Beschlussfassung geschritten. 1. Die Aenderung des Namens des Vereins in „Deutsche Gartenbau- Gesellschaft" wurde mit dem angegebenen Vorbehalte einstimmig und ohne Erörterungen beschlossen. Bei dem folgenden Gegenstande der Tagesordnung 2. Statutenänderung wurden die Mitglieder ersucht, sich zu den im Entwürfe gedruckt vorliegenden neuen Satzungen zu äussern. In der hierauf vorgenommenen Besprechung wurde eine erhebliche Anzahl von Aenderungen des Entwurfs beantragt und von mehreren Mitgliedern erörtert. Angenommen wurden nur folgende Aenderungen beziehungs- weise Zusätze zu dem gedruckt vorliegenden, in einem Abdrucke diesem Protokolle als Anlage beigefügten Entwürfe: a) Zum § 4 Ziffer 1 soll der Satz angefügt werden: „Sie haben alle Rechte der ordentlichen Mitglieder." Ferner sollen unter Ziffer 2 die Worte „besitzen keinen Anteil am Vermögen der Gesellschaft" gestrichen werden. b) Im zweiten Absätze des § 9 sollen hinter „Präsidenten" die Worte „und den Vize-Präsidenten" eingefügt werden. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 59 c) Die beiden ersten Sätze des zweiten Absatzes des § 12 sollen lauten: „Sie können an beliebigen Orten Deutschlands abgehalten werden. Die ordentliche Generalversammlung findet in jedem Jahre möglichst innerhalb der ersten drei Monate statt." Der erste dieser Sätze soll dem ersten Absatz angefügt werden. d) Die 3 ersten Worte der letzten Zeile des § 12 sollen ersetzt werden durch die Worte: „Der Geschäftsführer." e) Ziffer 6 im § 4 soll lauten: „Ausserordentliche Mitglieder. Diese müssen ordentliche Mitglieder einesderD. G.G. angeschlossenen Garten- bauvereins sein. Sie haben alle Rechte der ordentlichen Mitglieder mit Ausnahme des Stimmrechts und der Wählbarkeit. Ihr Jahres- beitrag beträgt mindestens 10 Mark." Sodann werden die gesamten neuen Satzungen mit vorstehenden Aenderungen so wie sie sich aus der Anlage ergeben, vorbehaltlich der Allerhöchsten Genehmigung, einstimmig beschlossen. Hierauf erteilt ferner die Generalversammlung dem Vereinsvorstande einstimmig die Ermächtigung, etwa von Seiner Majestät befohlene Aenderungen der heute beschlossenen Satzung selbständig zu beschliessen, ohne dass es der Einberufung einer Generalversammlung bedarf. Der Vorsitzende schloss die Versammlung kurz vor 9 Uhr. Es wurde beantragt, dem Vereine zwei Ausfertigungen dieser Verhandlung zu erteilen. Das Protokoll, sowie die Anlage wurden in Gegenwart des Notars ver- lesen, von den Erschienenen genehmigt und von den Vorstandsmitgliedern und einigen Vereinsmitgliedern eigenhändig wie folgt unterschrieben. Walther Sivoboda, Friedrich Loock, Paul Jancke, Albert Brodersen, Ludwig Wittmack, August Plate, Otto Beyrodt, Hans Jancke, Siegfried Braun, Dr. Stadthagen, Notar. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 11. November 1909. 1. Nach Verlesung und Genehmi- gung des Protokolls der Oktobersit- zung wurde in eine Besprechung der letztjährigen Obsternte einge- treten. Sie wurde im allgemeinen als eine im ganzen befriedigende be- zeichnet. Der Ertrag an Birnen war etwas reicher als an Aepfeln. Die Ergebnisse des Obstmarktes waren im Grossverkehr befriedigend, trotzdem eine ausserordentlich grosse Zufuhr namentlich von Birnen zu ver- zeichnen war. Als einführende Länder kamen sogar die entferntesten in Be- trachtend selbst dieTürkei fehlte nicht. 2. Sowohl an den Apfelbäumen als auch an andern Gehölzen machte sich im letzten Sommer die Gipfel- dürre, sowie die Dürre einzelner Aeste in ausgedehnterem Masse geltend. Die Anwesenden waren der Meinung, dass die Ursache in der mangelnden Feuchtigkeit des Unter- grundes zu suchen sei; namentlich scheine die Senkung des Grundwasser- spiegels diese Schädigungen hervor- gerufen zu haben. Diese Ansicht wird durch ein Beispiel belegt. 60 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 3. An einigen Orten ist die er- freuliche Beobachtunggemacht worden, dass die Blutlaus im Jahre 1909 auffallend früh und schnell verschwand. Die Gründe für diese Erscheinung werden in der rauhen und kalten Witterung der Monate Juli-September vermutet. Man nimmt an, dass die Tiere bei der ungünstigen Temperatur früher als sonst in ihre Winterquar- tiere in die Erde zurückgehen. Weitere Untersuchungen sollen diese Angelegenheit noch klären. 4. Bei der Besprechung des ange- priesenen Blutlausmittels "Antisual" wurde bemerkt, dass die meisten dieser Mittel entweder in der Anwendung zu umständlich oder für Grossbe- triebe viel zu kostspielig seien, Das altbewährte „Nessler'sche" Mittel schiene ganz verdrängt zu sein, ob- wohl sich gerade bei diesem eine leichte Herstellung mit guter Ver- wendbarkeit und Billigkeit vereinigen. 5. Ausgestellt waren: Jakob Lebel, gut entwickelter und Verbrauchsreifer Apfel. H arberts Renette, bei welcher de- merkt wurde, dass sich schneller Umsatz empfehle, da sie auf dem Lager leicht stippig werde. Sternrenette, eine rheinische Spe- zialsorte.die durch ihrschönes Aus- sehen sowohl wie durch Dauer- haftigkeit empfehlenswert ist. Blumenbachs Butterbirne, Herzogin von Angouleme Vereins-Dechantsbirne Napoleon's Butterbirne; sie waren sämtlich in vollkommener Entwicklung und Verbrauchsfähigkeit. Bei Napoleon's Butterbirne wird bemerkt, dass sie gern von Kondi- toren zum Einmachen gekauft werde, ebenso wie die irühreifende Stutt- garter Gaishirtelbi rne. Ausserdem wurden Sambucus Ebu lus-Triebe, ca. 1,5m hoch, mit Wurzeln, Laub und Früchten vor- gelegt und dabei auf die schnelle Ver- breitungsfähigkeit durch Wurzelaus- läufer dieses Halbstrauches hinge- gewiesen, der in einem Sommer seine Triebe aus der Erde, dicht und gross belaubt, entwickelt, dei gut blüht und reichlich Früchte trägt, welche eine gesuchte Nahrung der Drosseln bilden. Der Strauch ist in landschafts- gärtnerischer Hinsicht sehr vorteilhaft zur Deckung in grossen Anlagen, in jagdlicher Beziehung als Deckung für Ansitze und als Winterfütterung emp- fehlenswert. Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses am Donnerstag den 2. Dezember 1909. Der Vorsitzende, Herr Königlicher Gartenbaudirektor Brandt, widmete dem verstorbenen Königlichen Garten- inspektor Greinig einen herzlichen Nachruf. Die Versammelten erhoben sich zum ehrenden Andenken von ihren Plätzen. Von der Verlesung des letzten Protokolls, das bereits im Druck er- schienen ist, wird Abstand genommen. Herr Professor Dr. Rodenwaldt be- fürwortet, die Protokolle nicht früher zum Druck zu geben, als bis sie ge- nehmigt seien. Der Generalsekretär betont, dass er die Protokolle nur auf Wunsch habe sofort drucken lassen, da ihm ver- schiedentlich gesagt worden sei, die Veröffentlichung erfolge zu spät. 1. Herr Crass II kommt auf die Ausführungen in der letzten Sitzung zurück und regt an: Die Direktion des Königlichen Botanischen Gartens zu bitten, den Mitgliedern des Vereins den Eintritt in den Botanischen Garten gegen Vorzeigung ihrerMitgliedskarten ohne Entgelt zu gestatten. Ferner er- innert Herr Crass daran, dass früher bei den Plenarsitzungen des Vereins im Botanischen Garten der verstorbene Garteninspektor Perring in lobens- werter Weise schöne und seltene Pflanzen, die eine allgemeine Beachtung verdienten, den Besuchern gezeigt hätte. Heute sei dies leider nicht mehr der Fall; vielleicht bedürfe es nur einer Anregung an massgebender Stelle, um diesen schönen Gebrauch neu zu beleben. Herr Professor Dr. Rodenwaldt ist der Meinung, dass der Botanische Garten in Dahlem von Gärtnern noch viel zu wenig besucht würde. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung sagt für eine der nächsten Sitzungen einen Vortrag über Rasen- pflege zu. 2. Herr Brandt legt der Ver- sammlung einige, aus dem holzigen Kongresse. 61 Blütenstiel der Agave americana angefertigte Gebrauchsgegenstände vor. Herr Königlicher Garteninspektor Weber zeigte einige Ranken und Zweige der Goldnessel, Galeobdolon luteum, die mehreren Herren unter anderm Namen bekannt war. Herr Königlicher Gartenmeister Riemann hatte eine getriebene Hyazinthe der Sorte L'Innocence, deren Blumen bereits Farbe zeigten. Die Zwiebeln stammten aus Frankreich und kamen nach seinen Ausführungen in diesem Jahre sehr gleichmässig und ohne grosse Mühe hervor. Allerdings könne man die französischen Zwiebeln nur für die erste Treibperiode ge- brauchen, etwa bis Ende Januar resp. anfangs Februar, später werde man Misserfolg damit haben. Herr Beuster teilt mit, dass im vergangenen Jahre mit den französi- schen Zwiebeln viel Geld verloren gegangen sei, da sich die holländischen Zwiebeln sehr gut treiben Hessen. In diesem Jahre freilich sei es anders; da holländische Zwiebeln sich nicht recht treiben lassen. Der Preis- unterschied zwischen holländischen und französischen Zwiebeln sei ein grosser, französische Zwiebeln kosten pro Dutzend 5 Mark. Herr Bluth bemerkt noch, dass dasselbe Verfahren, welches jetzt in Frankreich angewendet würde um Blumenzwiebeln triebfähiger zu machen, schon früher die Petersburger Gärtner benutzt hätten. Diese legten in vom Klima be- günstigten Gegenden Südrusslands Zwiebelfelder an, um gute, ausgereifte und treibfähige Zwiebeln zu erhalten, die dann bei einer Wärme von 12 bis 14 Grad getrieben wurden. 3. Vortrag des Herrn Königlichen Obergärtners Jancke. Herr Königlicher Obergärtner Jancke ziehteinen Vergleich zwischen englischen und deutschen Gärten und hebt hervor, dass man dort bedeutend mehr Stauden zur Anpflanzung in den Gärten verwende, als dies bei uns ge- schieht. Bei dem reichen Stauden- material, das uns zur Verfügung stände, lassen sich bedeutend schönere Wirkungen erzielen, als mit Geranien und Epheupelargonien allein. Bei den verschiedenen Blütezeiten der Stauden lässt sich während des ganzen Sommers ein dauernder Flor erhalten. Die Wege sind in den englischen Gärten meist geradlinig und nur dort an- gebracht, wo sie praktisch und un- bedingt nötig sind. Der Vortragende spricht noch über die Bearbeitung des Bodens zur Aufnahme von Stauden und warnt bei der Anpflanzung vor zu grossen Farbenkontrasten; man solle nur Farben zusammen bringen, die mit einander harmonieren. (Siehe Gartenflora Seite 41.) Herr Professor Dr. Rodenwaldt ist ein Freund der Stauden und kann deren Anpflanzung in unseren Gärten nur empfehlen. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung der sich sehr viel mit Stauden beschäftigt hat, erinnert an den Olivaer - Platz in Wilmersdorf, auf welchem sehr viele Stauden angepflanzt und in geschickter Form verwendet worden sind, macht aber anderseits auf die Schwierig- keiten aufmerksam, die es in unserm sandigen Boden mit der Anpflanzung der Stauden mache. 3. Herr Königlicher Gartenbau- direktor Brandt verliest eine humori- stisch verfasste Beschwerde eines Austellers vom Jahre 1890, dessen ausgestellter CactusAckermanni seiner- zeit auf der Ausstellung einen un- würdigen Platz bekommen habe. W. Kongresse. Der „Deutsche Pomologen- Verein" veranstaltet auch in diesem Jahre während der Landwirtschaft- lichen Woche in Berlin am Mittwoch den 23. Februar vormittags 9 Uhr im Architektenhause Wilhelm- strasse 92/93, Saal C. eine Ver- sammlung von Vertretern des deut- schen Obstbaues, Obstbaubeamten. Obstzüchtern und Pomologen. Verhandlungsgegenstände: 1. Bericht über Mengen, Absatzver- hältnisse und Preise der deutschen 62 Personalia. Obsternte 1909. — Einfuhr aus- ländischen Obstes und dessen Ein- fluss auf Absatz und Preis des heimischen Obstes. — Obstver- kaufsvermittlungsstellen und Obst- märkte. — 2. Einrichtung einer Prüfungsstelle für Geräte, Maschinen und Werk- zeuge für den Obstbau, z. B. für Bodenbearbeitung, Bewässerung, Obstverpackung usw. 3. Mitteilungen über Obstlagerhäuser mit Kühleinrichtung. — Einheit- liche Nummerbezeichnung für die verbreitetsten Obstsorten. — Ertei- lung von Wertzeugnissen des D.P.V. für Obstneuheiten. Der Vorstand des Deutschen Pomologen-Vereins. Personalia. Brodersen, Albert, Königl. Gartenbaudirektor, erster Stellvertreter des Direktors des „Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues" ist am 15. Januar als Nachfolger des ver- storbenen Gartendirektors Mächtig zum Stadtgartendirektor von Berlin gewählt worden. Brodersen ist im Jahre 1857 zu Ascheberg, Kreis Plön, als Sohn des Königl. Rentmeisters Andreas Brodersen geboren. Nach dem Be- suche der landwirtschaftlichen Lehr- anstalt in Hohenwestedt in Holstein bezog er zu seiner gärtnerischen Aus- bildung das Königliche Pomologische Institut zu Proskau. Nach einer prak- tischen Lehrzeit in der bekannten Handelsgärtnerei von Dammann in Görlitz war er in der von Eichberg- schen Parkverwaltung in Breslau, in der A. Borsigschen Gärtnerei zu Berlin-Moabit, und später als Leiter der Kommerzienrat Schiittschen Be- sitzungen in Steglitz tätig. Nachdem er im Jahre 1884 die Prüfung als Königl. Obergärtner bestanden hatte, trat Brodersen als Teilhaber in die Firma F. Körner & Brodersen in Steglitz ein. Als eigentliches Tätig- keitsfeld von ihm ist das Rheinland zu bezeichnen, wo er eine ganze Anzahl hervorragender Gärten und Parkanlagen angelegt hat. Auch nach England erhielt er einen Ruf und hat in der Grafschaft Kent mehrere hervorragende Gartenanlagen ausge- führt. Desgleichen ist der von der Stadt Guben angelegte Königspark sein Werk. Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen ist er von verschie- denen Stadtverwaltungen als gärtne- rischer Beirat zugezogen worden. Nachdem er die Anlagen der Grune- wald-Rennbahn bei Berlin beendet hatte, wurde ihm der gleiche Auftrag für die neue Rennbahn in Köln zu teil. Freudemann, Felix, Königl. Tiergartendirektor zu Berlin, ist der Rote Adlerorden IV. Klas?e verliehen worden. Franz Anton Haage, Inhaber der Firma Franz Anton Haage in Er- furt, Mitglied des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues, ist am 26. Dezember 1909 im 80. Lebensjahre gestorben. Der Verstorbene erfreute sich in den Fachkreisen grosser Ach- tung und Wertschätzung. Er war einer der tüchtigsten Gemüsesorten- kenner und galt auch auf dem Gebiete der Gemüsesamenzucht als Autorität. Seine Einfacheit, sein offener Charak- ter und seine reiche Lebenserfahrung wurden von allen, die ihn kannten, sehr geschätzt. Möge er nach einem langen arbeitsreichen, aber auch durch schöne Erfolge gekrönten Leben in Frieden ruhen. Verzeichnis der Sämereien. 63 Verzeichnis der Sämereien, welche an die Mitglieder des V. z. B. d. G. unentgeltlich abgegeben "werden. Alle Gesuche sind bis zum 15. Februar an das Generalsekre- tariat, Berlin N. 4, Invaliden- strasse 42, einzusenden. Nur die Nummern, die gewünscht werden, sind anzugeben, und zwar genügt eine blosse Zahlenangabe. Als Porto ist eine 10 Pfg.-Marke beizufügen. Verspätete Meldungen können unter keinen Umständen mehr berücksichtigt werden. Höchste zulässige Wahl zehn N umm ern. a) Neuheiten von Gemüse- und Blumen Sämereien. 1. Tomate Lukul lus, Neuheit 1910 früh, rot. 2. Kopfsalat „Graf Zeppelin", bester für Hochsommer. 3. Kneifelerbse Saxonia, Neu- heit 1910 früh, enorm reichtragend. 4. Nizzaer Winterlevkoje „Abundantia" Neuheit 1910. 5. Riesen-Chabaud-Nelke- „ Herzogin von Sachsen- Coburg-Gotha", reinweiss, neu 1910. 6. Virginia Mohn, Neuheit 1910. b. Gemüsesamen. 7. Blumenkohl, Erfurter Zwerg, ganz früh. 8. Weisskohl, Ruhm v. Enkhuizen, neu, prachtvoll, früh. 9. Rotkraut, Mohrenkopf, bestes am Markt. 10. Wirsing, Ulmer, niedriger, früher. 11. Blätterkohl, Erfurter Dreien- brunnen, niedrig, fein gekraust. 12. Kohlrabi, Wiener, weisser, früher. 13. Winter - Speisemöhre, St. Valery, lang, vorzüglich. 14. Carotten, Duwicker, kurze, frühe. 15. Petersilien-Wurzel, frühe, dicke, Zucker-. 16. Schwarzwurzeln, russische Riesen-. 17. Kopfsalat „Verbesserter Kaiser- Treib" bester Mistbeetsalat. 18. Kopfsalat, Primus, frühester für den Garten. 19. Radies, Non plus ultra, bestes, zum Treiben und fürs Land. 20. Radies, ovales, scharlochrotes, mit weissem Ende, vorzüglich. 21. Rettich, Sommer-, weisser, runder, feinlaubiger. 22. Zwiebel, strohgelbe, platte, sehr haltbar. 23. Porree, Erfurter, dicker, Winter-. 24. Tomaten, „Enormous", riesige Früchte. 25. Spinat, „Victoria - Riesen-", sehr spät aufschiessend. 26. Gurken, Erfurter, halblange, voll- tragende. 27. Speisekürbis, „Walfisch-", langer, dunkelgrüner. 28. Zierkürbisse, in besten Sorten ge- mischt. 29. Petersilie, dreifach, krause, Moos-. 30. Pfeffer, spanischer (Paprika), grosser, eckiger, monströser. 31. Portulak, gelber, mit breiten Blättern. 32. Spinat, „Ideal", frühester, neu. 33. Markerbsen, Daisy, nur 35 cm hoch, mit 12 cm langen Schoten. c) Bl umensamen. 34. Acanthus mollis, imposante aus- dauernde Blattpflanze. 35. Adonis aestivalis, blutrotes Adonis- röschen. 36. Althaea, gef. immerblühende ein- jährige Malve. 37. Ammobium alatum, grandiflorum, weiss. 38. Antirrhinum majus, Löwenmaul, gemischt. 39. Antirrhinum majus Tom Thumb, Zwergform. 40. Aquilegia californica hybrida. hellgelb mit orange Sporen. 41. Aster, Riesen -Komet, Pracht- mischung. 42. Aster-Perfection, Amethyst, pracht- voll. 43. Aster, Zwerg, Chrysanthemum, Prachtmischung. 44. Aster Königin der Hallen, Pracht- mischung. 45. Balsaminen, verbesserte Rosen-, gemischt. 46. Bartonia aurea, goldgelb. 47. Begonia semperflorens luminosa, neu. 64 Verzeichniss der Sämereien — Bekanntmachung. 48. Bellis perennis flpl. Longfellow, dunkelrosa. 49. Calliopsis bicolor nana, Schön- gesicht. 50. Campanula, speculum, grandiflora. 51. Cannabis gigantea, Riesenhanf. 52. Centaurea Margaritae violacea, prächtig. 53. Chrysanthemum carinatum, ge- mischt. 54. Chrysanthemum maximum prae- cox, frühbl. Marguerite. 55. Cineraria hybr. grandiflora, Pracht- mischung. 56. Clarkia elegans Salmon Queen. 57. Cobaea scandens, blau. 58. Convolvulus tricolor, niedrige Winde, gemischt. 59. Delphinium imperiale flpl., Kaiser Rittersporn. 60. Dianthus barbatus, einf. Bart- nelken, gemischt. 61. Dianthus chinensis flpl., pracht- volle Mischung. 62. Dianthus plumarius Feder-Nelken, gemischt. 63. Fragaria indica, Indische Erdbeere. 64. Godetia, viele Sorten gemischt. 65. Goldlack, Berliner, dunkelbrauner. 66. Gypsophila elegans fl. rosea, Schleierkraut. 67. Iberis coronariaEmpress,Schleifen- blume. 68. Ipomoea purpurea, Winde, Pracht- mischung. 69. Lathyrus odoratus, Wicke, Eckfords Hybriden. 70. Levkojen, grossblumige Sommer-, gemischt. ' 71. Levkojen, Dresdener Remontant, Prachtmischung. 72. Levkojen, Pyramiden - Sommer-, „Prinzess May". 73. Linaria Cymballaria, für Ampel und Felspartien. 74. Lupinen, niedrigeSorten, gemischt. 75. Mimulus tigrinus grandiflorus, ge- mischt. 76. Myosotis alpestris robusta, grandi- flora. 77. Nemophila insignis, Liebeshain- blume. 78. Nigella damascena flpl., Jungfer im Grünen. 79. Admiral-Mohn, prachtv. Neuheit. 80. Petunia hybrida, „Erfordia", neu. 81. Petunia hybridagrandiflora, Pracht- mischung. 82. Petunia hybrida grandiflora fim- briata, Prachtmischung. 83. Phlox Drummondi grandiflora, Prachtmischung. 84. Portulaca grandiflora flpl,, Pracht- Mischung. 85. Primula veris, Prachtsorten. 86. Primula obeonica grandifl., Pracht- mischung. 87. Reseda Machet Rubin, Kupfer- scharlachrot. 88. Salpiglossis var. superbissima, Prachtmischung. 89. Scabiosa atropurpurea grandiflora flpl., gemischt. 90. Silene pendula, für Gruppen- einfassungen etc. 91. Tagetes ereeta flpl., gef. Sammet- blume. 92. Tropaeolum Lobbianum, Pracht- mischung. 93. Verbena hybrida, I.Rang, gemischt. 94. Viola tricolor maxima, Stiefmütter- chen, Musterblumen-Mischung. 95. Viscaria cardinalis, Pechnelke. 96. Zinnia elegans flpl., gemischt. 97. Zinnia elegans pumila flpl., niedrige Sorten gemischt. 98. Briza maxima, grosses Zittergras. 99. Melica altissima, Perlgras. 100. Zea gracillima fol. var. Mais, buntblättriger. Das Winterfest. Das Winterfest des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" findet am Freitag den 11. Februar, abends 7V2 Uhr, im Weinhaus Rheingold, Bellevuestrasse 1920, in zwangloser Form statt. Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben. — Das endgültige Programm nebst Postkarte zur Anmeldung geht den Mitgliedern noch direkt zu. Es wird ausser Konzertstücken auch Rezitationen und musikalische Vorträge von Mitgliedern der Königl. Hofoper enthalten. n> c * v. ^^ Der Festausschuss. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 4, Inhalt: Mitgliedsbeiträge pro 1910 S. 65. — 988. Versammlung d. V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 65. Die «richtigsten Krankheiten der Rose S. 66. — Die Entwicklung des Heimgarten- wesens S. 77. — Aus den Ausschüssen d. V. z. B. d. G. S. 81. — Kleine Mitteilungen S. 85. — Eingegangene Preisverzeichnisse S. 95. — Personalia S. 96. — Tagesordnung für die 989. Versammlung d. V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 96. ■»^♦^♦^^^^^■»[^■»^^^^^[♦i^i^^^^^t^»^.^^^ AIIeinigelnseraten-Annahme: AnnoncenExpeditionRudoif Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. 4l£ G. Wehner & ci (wewächs- . hausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs ? Kessel. Britz I bei Berlin -^o IpJahnstr. No. 70-72. lÜ"rä |§jlj|JFernspr.Rixdorf331."3 :: :: Asphalt-Kitt :: :: Patent 154 220 ruhml. bekannt. Glaserkitt t. Mistbeet u. Gewächshausfenster Franz Horn, Inh. K. Hoffmann, Magdeburg.- N. Hermann Tessnow, Berlin O. 34. Fabrik für Land- und Garten-Geräte. Spezialität: Eiserne Karren u. Spritzen. D.R. G.M. 303 248 mit Vielfach-Zerstäuber z. Spritzen mit Kalk- milch und Bordelaiserbrtthe usw. «<»«^>w» Katalog gratis und franko. Wilhelm Pfitzer Kunst- u. 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Loock, Berlin N. 4, Chausseestr. 58, einzusenden ist. Die Jahresbeiträge für die D. G. G. können erst in Kraft treten, wenn die Genehmigung unseres hohen Protektors, Kaiser Wilhelms IL, zu der Um- wandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" eingegangen ist. Die zur Ausgabe gelangenden Mitgliedskarten tragen folgenden Vermerk: „Berechtigt das Mitglied für seine Person zum Besuch des Königl. Botanischen Gartens in Dahlem an allen Wochentagen." Wir bitten von dieser Erlaubnis, für die wir der Direktion des Königl. Botanischen Gartens unsern herzlichen Dank aussprechen , ausgiebigen Gebrauch zu machen. Der Vorstand. 988. Versammlung des Vereins z. B. d. G. in den preussischen Staaten am Donnerstag den 27. Januar 1909 im grossen Hörsaal der Kgl. Landwirtschaftl. Hochschule, Berlin N., Invalidenstrasse 42. Vorsitzender: Der zweite Stellvertreter des Direktors, Herr Otto Beyrodt. I. Vor Eintritt in die Tagesordnung nahm der Vorsitzende das Wort und wies darauf hin, dass an dem 27. Januar, an dem der Verein satzungsgemäss seine Monatsversammlung feiere, diesmal auch der hohe Schirmherr des Vereins, Seine Majestät Kaiser Wilhelm IL, das Fest seines Allerhöchsten Geburtstages begehe. In dem abgelaufenen Jahre hätte der Verein die ausser- ordentliche Freude gehabt, Seine Majestät den Kaiser in der Mitte des Vereins willkommen heissen zu können, als die Grosse Internationale Gartenbau- Ausstellung die weiten Ausstellungshallen am Zoologischen Garten mit Blumen CDund Früchten füllte. cn Das lebhafte Interesse, das der hohe Schirmherr dem damaligen Unter- ^nehmen des Vereins entgegengebracht habe, und die fortgesetzte Anteilnahme, csadie er neuerdings der inneren Entwicklung der Gesellschaft entgegenbringe, er; veranlassten die Mitglieder dankbar zu ihm aufzuschauen. qq Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Möge Seine Majestät, Kaiser Wilhelm II., wie bisher dem „Verein zur Beförderung des Gartenbaues, so in gleicher Weise der kommenden „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" ein gnädiger Förderer und Helfer sein. Mit diesem Wunsche bäte er sich in dem Rufe zu vereinigen: Kaiser Wilhelm IL, der Schirmherr des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues", lebe hoch! Die Versammlung stimmte begeistert in das Hoch ein. II. Sodann teilte der Vorsitzende mit, dass drei langjährige treue Mit- glieder seit der letzten Monatsversammlung heimgerufen seien. 1. Herr Franz Anton Haage, Gärtnereibesitzer in Erfurt. 2. Herr Herzoglicher Oberhofgärtner a. D. Eduard Richter in Wörlitz. 3. Herr Eduard v. Fürich in Haiensee. Zum ehrenden Andenken an die Verstorbenen erhoben sich die An- wesenden von ihren Plätzen. III. Herr Professor Dr. Roden waldt, Grunewald, hielt hierauf einen Vor- trag: „Ueber die Licht- und Schattenseiten der modernen Gartenkultur." Der Redner erntete für die eindringliche, von feinem Humor durch- zogene Art, mit der er wirkliche Schäden in der Garten- und Blumenkultur aufdeckte und abzustellen empfahl, lebhaften Beifall der zahlreich erschienenen Zuhörer. Der Vortrag wird in der „Gartenflora" zum Abdruck gelangen. IV. Zweite Lesung des Etats. Der Schatzmeister des Vereins, Herr Königlicher Hoflieferant J. F. Loock, nahm hierzu das Wort, ging noch einmal die Aufstellung in grossen Zügen durch und fragte, ob noch Ausstellungen oder Aenderungen zu machen seien. Da das nicht geschieht, wird der Etat in zweiter Lesung angenommen. V. Der Vorsitzende des Festausschusses, Herr Emil Heese, teilt mit, dass das Winterfest am Freitag den 11. Februar abends 71i2 Uhr im Weinhaus Rheingold in zwangloser Form stattfinden werde. An die Darbietungen guter künstlerischer Vorträge würde sich ein gemeinsames Essen anschliessen und darauf der Tanz in seine Rechte treten. Alles Nähere würde durch irekte Einladungen noch bekannt gegeben werden. Aufgenommen wurden zu wirklichen Mitgliedern: 1. Herr Gartenarchitekt Ernst Finken in Köln a. Rhein. 2. Herr Königl. Obergärtner R. Buttmann, Charlottenburg. 3. Herr Garteninspektor Ernst Stabe, Rittergut Rüder sdorf (Mark). Otto Beyrodt. Siegfried Braun. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft. (Mit einer Tafel).*) Von Dr. R. Laubert, Steglitz. Wie die meisten Kulturgewächse ist auch die Rose zahlreichen Krank- heiten und Schädigungen ausgesetzt. Das weiss nicht nur der Rosenzüchter von Beruf, sondern es hat wohl schon jeder erfahren, der sich mit Rosen- pflege befasst. Vielerlei Ungeziefer und Insekten suchen die Rosen heim, aber auch Schädigungen und Krankheiten anderer Art kommen an den Stöcken * Die Tafel erscheint mit dem Schluss der Arbeit in der nächsten Nummer. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. «7 vor. Im vorliegenden Aufsatz sollen einige der wichtigsten Krankheiten der Rose, die zumeist durch Pilze verursacht werden, besprochen werden. Wichtig sind diese Krankheiten entschieden insofern, als sie ausserordentlich häufig sind und grösstenteils durch Pilze hervorgerufen werden, die durch ihre Ver- breitung mittels mikroskopisch winziger Sporen geeignet und befähigt sind, der Krankheit einen epidemischen, seuchenhaften Charakter zu geben. 1. Der Rosenrost. (Abbildung 1.) Der Rosenrost ist im freien Lande wohl die verbreitetste aller Rosen- krankheiten. Im Spätsommer und Herbst kann man oft vergeblich suchen, um eine Rosenpflanzung zu finden, die gänzlich rostfrei geblieben ist. Verfolgen wir die Entwicklung der Krankheit im Laufe des Jahres. Im Juni, auch wohl schon im Mai, treten hie und da an den Jahrestrieben leuchtend mennigrote polsterartige Schwielen auf. Gleichzeitig erscheinen ganz ähnliche Polster von teils länglicher, teils rundlicher Gestalt an den Blatt- und Blütenstielen, an den Blattnerven, an der Unterseite der Blätter, gelegentlich auch an den Blütenknospen und zuweilen brechen sogar aus den ein- und mehrjährigen Zweigen und Stämmen derartige Gebilde hervor. Dabei kommen oft Verkrümmungen und Verkümmerungen der erkrankten Organe vor. Diese leuchtend roten Schwielen treten oft nur in geringer Menge auf, werden daher häufig übersehen. Obwohl sie sich vereinzelt auch noch im Sommer und später finden, wird diese Form des Pilzes meist als seine Früh- jahrsgeneration bezeichnet. (Auf die Entwicklung des Pilzes, der den Rost repräsentiert, wird unten noch näher eingegangen werden). Im Laufe des Sommers erscheinen sodann auf der Unterseite der Blätter kleine hellrost- gelbe Pusteln, die sich bald immer stärker vermehren, so dass schliesslich ein einziges Blatt hunderte derartiger Pustelchen aufweisen kann. Wo sich auf der Unterseite eine derartige Pustel befindet, entsteht, damit korrespon- dierend, gewöhnlich auf der Blattoberseite ein kleiner gelber Fleck. Gegen den Herbst hin entwickeln sich endlich neben den rostgelben zahlreiche schwärzliche Pusteln, deren Zahl immer mehr zunimmt, während die gelben Pusteln ganz verschwinden. Die Blätter stark rostbehafteter Pflanzen fallen oft schon bei leisester Berührung oder von selbst ab, so dass nicht selten eine teilweise vorzeitige Entlaubung eintritt. Der Erreger des Rosenrostes. Der Pilz, der die Krankheit ver- ursacht und der wenigstens in seinen Fruktifikationsorganen bereits für das blosse Auge deutlich wahrnehmbar ist, gehört zur Ordnung der Rostpilze Es wird gut sein, sich einmal kurz die hauptsächlichsten Merkmale dieser so ausserordentlich wichtigen und artenreichen Pilzgruppe zu vergegenwärtigen. Die Rostpilze (oder Uredineen) — zurzeit mögen etwa 2000 Arten be- kannt sein, es werden aber Jahr für Jahr neue Arten entdeckt — sind sämt- lich echte Schmarotzerpilze. Das Myzel der Rostpilze vegetiert im Ge- webe der befallenen Pflanze. Bei vielen, aber nicht bei allen Rostarten ver- mag es im Innern der Wirts-Pflanze zu perennieren. Bei manchen Pflanzen entstehen infolge des Reizes, den der Rostpilz ausübt, Verunstaltungen, Wucherungen und Missbildungen verschiedener Art (z. B. die Hexenbesen der Weisstanne). Der Entwicklungsgang eines Rostpilzes ist im Typus folgender. Aus den sogenannten Winter- oder Teleutosporen des Rostpilzes, die sich meist ßg Die wichtigsten Krankheiten der Rose. an den überwinterten vorjährigen Pflanzenteilen finden, entwickeln sich im Frühjahr kurze Keimfäden (Promycelien, Basidien), die ihrerseits vier winzige ovale Sporen, sogenannte Sporidien (oder Basidiosporen) abschnüren. Diese Sporidien gelangen auf die jungen Blätter und Stengel der betreffenden Wirts- pflanze. Hier keimen sie aus, und der entstehende Keimfaden dringt in die Pflanze ein, verzweigt sich und verbreitet sich darin. Binnen kurzer Zeit entwickelt das Pilzmyzel meist auf der Blattoberseite in kleinen Gruppen stehende, mit blossem Auge noch eben als winzige Pünktchen erkennbare, dem Pflanzenteil eingesenkte, krugförmige Sporenbehälter, sogenannte Sper- mogonien (auch als Pykniden bezeichnet). Im Innern dieser Spermogonien werden von feinen Fäden (Sterigmen) winzige ovale Sporen, sogenannte Sper- matien (oder Pyknosporen) abgeschnürt. Die Spermatien sind in einen süssen klebrigen Schleim eingebettet, der vielfach verursacht, dass die befallenen Pflanzen einen deutlich honigartigen Duft ausströmen, so z. B. beim Acker- distel-Rost (Puccinia suaveolens). *) Ueber den Zweck und die Bedeutung der Spermogonien und Spermatien ist noch nichts Sicheres bekannt; vielleicht handelt es sich um funktionslos gewordene männliche Elemente. An den- selben Pflanzenteilen, an denen die Spermogonien erscheinen, entwickeln sich meist sehr bald nach diesen und zwar meist auf der Unterseite der Blätter gewöhnlich gleichfalls in Gruppen stehende, mit blossem Auge als kleine Grübchen erscheinende, napfförmige Sporenbehälter, die sogenannte Becher- form oder Aecidienform. Die Aecidien sind von einer am Scheitel aufreissen- den Hülle (Pseudoperidie) umgeben und erzeugen ovale gelbe Sporen (Aecidio- sporen). Die Aecidien mancher Rostpilze haben keine Hülle und werden dann auch als Caeoma-Form bezeichnet. Die Aecidiosporen keimen, wenn sie auf geeignete Pflanzen gelangen, sehr bald aus. Der Keimfaden entwickelt im Gewebe ein Myzel, das nach einiger Zeit wiederum Sporen hervorbringt, und zwar entstehen jetzt unter der alsbald aufreissenden Oberhaut der Nähr- pflanze Bündel von kurzen Sporenträgern, die ovale, einzellige, gelbe, meist feinstachelige Sporen abschnüren. Diese Sporen werden als Sommer- oder Uredosporen bezeichnet. Die Uredosporen haben ebenso wie die Aecidio- sporen mehrere Keimporen. Auf geeigneten Wirtspflanzen keimen sie als- bald aus, der Keimfaden dringt in das Gewebe ein, erzeugt neues Rostmyzel und so fort. Ausser der Uredoform entsteht endlich auf derselben Pflanze nach gewisser Zeit noch eine andere Sporenform, die sogenannten Teleuto- oder Wintersporen. Die Teleutosporen sind meist deutlich gestielt, länglich, dickwandig, dunkelbraun und zweizeilig (so bei Puccinia) oder auch mehr- oder einzellig. Jede Teilzelle der Spore hat nur einen Keimporus. Die Teleutosporen keimen alsbald oder erst, nachdem sie überwintert haben, aus und entwickeln einen Keimfaden mit Sporidien, womit der Kreislauf von neuem beginnt. Der Entwicklungszyklus der verschiedenen Rostpilze kann nun aber bei den einzelnen Arten von dem hier geschilderten Typus in mannigfaltiger Weise abweichen. Von manchen Rostpilzen sind alle Sporenformen bekannt, bei anderen alle mit Ausnahme des Uredo oder mit Ausnahme der Aecidien oder mit Ausnahme der Spermogonien und Aecidien oder endlich es sind *) Suaveolens = wohlriechend. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. QQ überhaupt nur die Teleutosporen nebst Sporidien bekannt. Der Umstand, dass von einem Rostpilz nicht alle Sporenformen bekannt sind, kann darauf zurückzuführen sein, dass man die fehlenden Formen noch nicht gefunden bezw. ihren Zusammenhang, ihre Zugehörigkeit, noch nicht nachgewiesen hat; er kann aber auch dadurch bedingt sein, dass die betreffende Rostart überhaupt nicht alle Sporenformen erzeugt. *) Von grösster Wichtigkeit ist sodann der Wirtswechsel der Rostpilze. Wohl die meisten Rostpilze bringen ihre verschiedenen Sporenformen auf der- selben Wirtspflanze (autöcische oder metöcische Arten) hervor; sehr viele Rostpilze jedoch entwickeln ihre Spermogonien und Aecidien auf der einen, die Uredo- und Teleutosporenform dagegen auf einer ganz anderen Pflanzenart (heteröcische Arten). Dadurch ist natürlich die Erforschung der Rostpilze sehr erschwert. Denn, findet man auf einer Pflanze heute Spermogonien und Aecidien und auf demselben Exemplar einige Wochen später Uredo- und Teleutosporen, so ist damit noch keineswegs gesagt, dass die gefundenen Formen zu ein und derselben Rostpilzart gehören. Tatsächlich kommen auf vielen Pflanzenarten mehrere Rostpilzarten vor. Da kann dann nur das Experiment, der Infektions- Versuch, Aufklärung schaffen. Noch verwickelter wird die Sache dadurch, dass auf einer Wirtspflanze zwei oder mehrere wirts- wechselnde Rostpilzarten vorkommen können, die sich in der einen Gene- ration morphologisch nicht unterscheiden lassen, die aber doch dadurch ver- schieden sind, dass sie ihre anderen Sporenformen auf verschiedenen Wirts- pflanzen entwickeln, oder, dass auf nahe verwandten, zur selben Gattung ge- hörenden Wirtspflanzen Rostpilze vorkommen, die sich vollkommen zu gleichen scheinen, sich jedoch nicht von der einen Wirtspflanzenspezies auf die andere übertragen lassen. Man kann dann von sogenannten biologischen Arten sprechen. Dass jede Rostart nur auf einem ganz bestimmten, meist sehr kleinen Kreis von Wirtspflanzen oder nur auf einer einzigen Wirts- pflanzenart vorkommt, dürfte hinreichend bekannt sein. Soviel über die Rostpilze im allgemeinen, von denen es eine ganze Anzahl zum Teil sehr artenreicher Gattungen gibt, die jetzt zu mehreren Familien zusammengefasst werden. Der Rosenrost gehört zur Gattung Ph ragmidi um. Diese Gattung ist besonders durch ihre langen aus mehreren aneinander gereihten Zellen be- stehenden walzenförmigen Teleutosporen und ihre nach dem Caeoma-Typus gebauten, also keine Hülle besitzenden Aecidien ausgezeichnet. Die bisher beschriebenen Phragmidium-Arten kommen ausschliesslich auf Pflanzen aus der Familie der Rosaceen (Rosa, Rubus, Potentilla, Sanguisorba) vor und sind, soweit bekannt, alle autöcisch, also nicht wirtswechselnd. Die bei uns in Deutschland an Rosen verbreitetste Rostart, der gewöhn- liche Rosenrost, heisst Phragmidium subcorticium (Schrank) Winter.**) Es *) Auf die sehr interessanten und verwickelten Vorgänge von Zellkernver- schmelzungen, die im Laufe der Entwicklung der Rostpilze stattfinden und vielleicht als sexuelle Vorgänge zu deuten sind, kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. **) Phragmos = Fachwerk, wegen der mehrfächerigen Teleutosporen; sub = unter, cortex = Rinde, wegen der aus der Rinde hervorkommenden Aecidien. Die Namen Phragmidium Rosarum, Uredo Rosae, Uredo miniata, Uredo pinguis, Coleosporium miniatum etc. sind veraltet und nicht mehr anzuwenden. 70 Die wichtigsten Krankheiten der Rose. muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass eine ganze Anzahl von schwer unterscheidbaren Rosen-Phragmidien beschrieben worden sind, die grösstenteils auf ausländischen Rosenspezies, zum Teil aber auch auf einheimischen Rosen (Rosa alpina, R. canina usw.) gefunden worden sind. Also nicht jeder Rosen- rost ist Phragmidium subcorticium! Indessen wird es sich bei dem an unseren Gartenrosen, sowie an den Rosenwildlingen verbreiteten Rost in der Regel um Phragmidium subcorticium handeln. Es ist aber immerhin möglich, dass es besondere Gewohnheitsrassen des gewöhnlichen Rosenrostes gibt, die sich an bestimmte Rosensorten angepasst haben und diese vornehmlich oder aus- schliesslich, andere Rosen dagegen weniger oder garnicht befallen. Ueber den Entwicklungsgang des Rosenrostes*) können wir uns nach dem bereits vorher Gesagten kurz fassen. Die leuchtend roten Schwielen, die be- sonders im Mai-Juni, vereinzelt auch noch später, an den Rosenstöcken er- scheinen, sind die Aecidien- oder Caeoma- oder Frühjahrs-Generation des Pilzes. (Unmittelbar vorher sind an denselben Pflanzenteilen die unscheinbaren Spermogonien aufgetreten.) Das aus der Rinde der vorjährigen Zweige her. vorbrechende Caeoma hat sich aus einem Myzel entwickelt, das im Zweige überwintert hat. Von dem an den jungen grünen Teilen vorhandenen Caeoma wird man indes annehmen können, dass sein zugehöriges Myzel aus Sporidien hervorgegangen ist, die erst kurz vorher aus überwinterten Teleutosporen entstanden sind. Es mag aber auch vorkommen, dass bereits im Herbst Myzel in die Winterknospe eindringt und sich dann beim Austreiben im Frühjahr sofort in dem jungen Trieb weiter ausbreitet und alsbald fruktifiziert. Die Caeomasporen erzeugen auf den Blättern und anderen grünen Teilen der Rosen zunächst wiederholt Caeoma-erzeugende Myzelien. Erst etwa von Mitte Juli an treten die kleinen gelben Pusteln der Uredo- oder Sommer- Generation an der Blattunterseite auf. Diesen folgen dann im Spätsommer und Herbst die schwarzen krümeligen Pusteln der Teleuto- oder Wintersporen, die auf den abfallenden, vermodernden Blättern überwintern. Besonders wichtig für die Erhaltung des Pilzes ist jedoch die Ueberwinterung seines Myzels in den Zweigen! Auf andere Pflanzenarten vermag der Rosenrost nicht überzugehen. Auch sind an Rosen Rostarten, die zu anderen Rostpilzgattungen, also nicht zu Phragmidium, gehören, bis jetzt nicht beobachtet worden. Bedeutung der Krankheit. Während der Hauptblütezeit der Rosen, im Juni und Juli, tritt der Rosenrost fast nur in der Caeoma-Generation und mithin glücklicherweise meist nur ziemlich vereinzelt auf. Jedenfalls haben in der Regel zu dieser Zeit die meisten blühenden Triebe noch völlig rost- freie, gesunde Blätter. Anders im Spätsommer, während welcher Zeit ja gerade die remontierenden Sorten sich noch in schönstem Flor befinden. Die Blätter sind dann durch den Rost oft stark verunziert. Und gegen den Herbst werfen die befallenen Rosen alle älteren Blätter vorzeitig ab und werden kahl. *) In der Garten-Literatur findet man nicht selten noch jetzt ganz unbrauchbare teils veraltete, teils irrige Angaben über die Bezeichnungen der verschiedenen Fruktifi- kationen des Rosenrostes, so z. B. in der „Rosen-Zeitung", 1905, S. 28, in der „Rosen- kultur" Miniatur-Bibliothek Nr. 763/764, S. 92—93. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. ~j\ Recht unangenehme Folgen kann auch das in den Zweigen überwinternde Caeoma-erzeugende Myzel, und zwar ganz besonders an den Wildlingen haben. Die befallenen Stämmchen brechen beim Biegen an den rostkranken Stellen leicht durch. Ein Rosenzüchter teilte mir einmal mit, dass er in einer Rosengärtnerei 50 000 Canina- Stämme am Rosenrost zu Grunde gehen gesehen habe. Und in der „Gartenwelt" (1909, S. 501) beispielsweise findet man die Angabe: „Meine ganze Rosenkultur, etwa 30 000 Stück, leidet so durch Rosen- rost, dass die Pflanzen schon ausgangs Juni ganz entblättert waren." In diesen beiden Fällen handelt es sich allerdings um ungewöhnlich schwere Rost- epidemien. Wie bereits erwähnt, werden die verschiedenen Rosen-Sorten in sehr ungleichem Masse vom Rost heimgesucht. In Oberschlesien (in Proskau) sind vor einigen Jahren Aufzeichnungen über den Rostbefall der verschiedenen Sorten gemacht worden.*) Wenn starker Rostbefall mit „s", mittelstarker mit „m", geringer mit „g" und kein Rostbefall mit „k" bezeichnet wird, so war die Rosterkrankung in den Jahren 1903 und 1904 folgendermassen: I. Remontant-Rosen. Abel Carriere 1903 s, 1904 s — m, Baron de Rot- schild s, s, Capitain Christy k — s, k — m, Dr. Andry s, g — s, Duke of Connaught s, s — m, Earl of Dufferin s, s, Ellen Dew s, m, Empereur de Maroc s, k, Fischer and Holmes k — s, g— s, Ferdinand Chaffolt s, m, Gloire Lyonnaise m, k, Heinr. Schultheiss s, g, Her Majesty m, k, Jean Liabeaux s, m, Jean Rosenkranz m, m, Louis van Houtte s, m, Mad. Victor Verdier s, s, Mr. John Laing s, s, Mr. R. G. Sharmann, Cranford s, s, Margaret Dickson g, k, Magna Charta s, k u. m, Merveille de Lyon m, s, Marie Baumann s, s — m, Marchioness of Dufferin g, k, Oskar Cordel s, m, Paul Neyron s, s — m, Prinzess de Bearn s u. m, m, Souvenir de William Wood s, m, Sultan of Zanzibar g, m, Ulrich Brunner fils s, m. II. Tee- Rosen. Alba rosea k, k, Beaute de l'Europe g, k, Clotilde Sou- pert k, k, Duchesse Maria Salviati k, k, Dr. Grill g, k, Fürst Bismarck g, k, Gloire de Dijon g, k, Grace Darling m, k, G. Nabonnand g, k, Homere k, k, Honorable Edith Gifford g, g, Kaiserin Auguste Victoria k, k, Mad. Berard k, k, Mad. Eugene Verdier k, s?, Mad. Creux k, k, Monsieur Tillier k, k, Murial Graham k, k, Mlle. Christine de None k, k, Princessin Marie de Roumainie g, k, Perle de Lyon k, k, Souvenir d'un ami k, k, Souvenir de Catharine Gouillot k, k, Sunset m, k, Sombreuil k, k, White Pearl k, k. III. Teehybriden. Antoine Rivoire k, k, Belle Siebrecht m, m u. g, Ferdinand Bartel k, g, Duc d'Engelberdt d'Arenberg m, m, La France de 1889 g, g, La France m, g, Meteor m, k, Marquisse Litta m, m, Mad. Caroline Testout m, k, Mad. Abel Chatenay g, k, Viscountess Folkestone m, m. IV. Bourbon- Rosen. Baron Gonella s, g, Mad. Isaac Pereire m, k. V. Noisette- Rosen. Mad. Caroline Küster k, k, Bouquet d'or k u. m, k u. g, Perle des Blanches (Noisette-Bourbon-Hybride) m, s— m. VI. Polyantha- Rosen. Crimson Rambler k, k, Etoile de Mai k, k. VII. Kapuziner- Rosen. Persian Jellow g, k. Am stärksten wurden die Remontant-Rosen (z. B. Baron de Rotschild, Mad. Victor Verdier) heimgesucht, weniger die Noisette-, Teehybriden-, Bourbon-, *) Naturwissenschaftliche Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft. 3. S. 249. 72 Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Kapuziner-Rosen und am wenigsten haben Polyantha- und Tee- Rosen am Rost zu leiden. Im ganzen trat der Rosenrost im trockenen Sommer 1904, besonders an Kapuziner-, Polyantha- und Tee-Rosen, bedeutend schwächer als im feuchten Sommer 1903 auf, an manchen Remontant- Rosen dagegen in beiden Jahren ziemlich gleich stark. Wenn sich nun auch die in Schlesien gewonnenen Ergebnisse nicht ohne weiteres ohne Einschränkung verallgemeinern lassen: es ist keineswegs gesagt, dass die einzelnen Sorten sich in allen Lagen dem Rost gegenüber genau so, wie oben angeführt, verhalten, so ist die Zusammenstellung doch immerhin interessant und lehrreich. Bekämpfung der Krankheit. Sammeln und Vernichten aller ab- gefallenen erkrankten Blätter im Herbst und Winter ist bei der Bekämpfung sehr vieler Pilzkrankheiten unserer Kulturgewächse zweifellos ein sehr zweck- mässiges und nützliches Mittel. Dieses Verfahren ist auch gegen den Rosenrost anzuraten, doch lässt sich die Krankheit dadurch allein nicht unterdrücken. Denn wie wir gesehen, kann der Pilz in den Zweigen überwintern. Man darf sogar annehmen, dass er sich dadurch in erster Linie von Jahr zu Jahr fortpflanzt. Um dem Auftreten und der Ausbreitung des Schädlings möglichst entgegenzuwirken, müssen die Rosen bereits vom April an ständig sorgfältig durchmustert und alle Zweige, Triebe und Blätter, an denen die roten Caeoma- Polster erscheinen, sofort abgeschnitten und gründlichst vernichtet werden. In kleinen Rosenbeständen dürfte dieses Verfahren immerhin durchführbar und bei gewissenhafter Befolgung auch von Erfolg sein. Als weiteres Bekämpfungsmittel sind dann besonders Kupfervitriol-Kalk- Brühe und Kupfervitriol-Soda-Brühe, aber auch andere Mittel, wie Azurin, Reflorit angepriesen worden. Wenn auch die Urteile über den Nutzen dieser Mittel ziemlich verschieden und widersprechend lauten, so sollen doch durch die Bespritzungen mehrfach gute Erfolge erzielt worden sein. Es empfiehlt sich, die Pflanzen bereits vor Beginn der Belaubung und auch in der Folgezeit wiederholt mit 1 °/0 iger Brühe zu bespritzen. Leider sind noch keine ausreichenden vergleichenden Versuche gemacht, aus denen hervorginge, welche Fungicide und in welchen Konzentrationen diese zur Bekämpfung des Rosenrostes am besten geeignet sind. Wo sich der Rosenrost trotz fortgesetzter Befolgung der genannten Massnahmen nicht in erwünschter Weise in Schranken halten lässt, ist anzu- raten, mit dem Gelände zu wechseln, die Rosen an Stellen zu versetzen, auf denen bis dahin kein Rosen standen. Das ist auch besonders für Rosenschulen von Wichtigkeit. Dass man den Rosen eine sorgfältige Pflege und richtige Behandlung angedeihen lassen muss, ist selbstverständlich und kann daher als Bekämpfungsmassnahme gegen den Rost nicht wohl hingestellt werden. Von Nutzen werden manchmal auch geeignete Düngungen (mit Thomasmehl, Kalk, Gips und dergl.) sein. Zu berücksichtigen ist ferner, dass der Rost nicht in allen Lagen und in allen Jahren gleich stark auftritt. Feuchtwarme Witterung gilt im allgemeinen für rostfördernd. Endlich ist zu bedenken, dass \irle Rosensorten stark rostanfällig sind, andere dagegen*) weit weniger oder *) z. B. Gloire de Dijon, Perle de Lyon, Souvenir d'un ami, Kaiserin Augusta Victoria u. a. m. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. 73 gar nicht vom Rost heimgesucht werden (vergl. die obige Zusammenstellung), dass man also durch entsprechende Sortenauswahl das Auftreten des Rostes einschränken kann. 2. Der Rosen - Meltau. (Abbildung 2.) Der Rosen- Meltau*), auch „Rosenweiss" oder „Rosenschimmel" genannt ist dem Praktiker ebenso bekannt wie der Rosenrost. Der Rosen-Meltau ist ein Pilz und gehört zur Familie der echten Meltaupilze (Erysiphaceen). Ausser- dem gibt es noch die sogenannten falschen Meltaupilze (Peronosporaceen),die vor- nehmlich auf der Blattunterseite verschiedener Pflanzen einen schimmelähnlichen weissen oder grauen Flaum erzeugen, echte Schmarotzerpilze und sehr schädlich sind. Endlich werden, zumal in Laienkreisen, unter Meltau zuweilen auch die gelegentlich in Mengen manche Pflanzen bedeckenden leeren weissen Häute von Blattläusen verstanden. Die echten Meltaupilze, zu denen der Rosen-Meltau gehört, sind sämtlich echte Schmarotzerpilze. Ihr spinnwebeartiges Myzel kriecht auf der Oberseite der Blätter und anderer grünen Pflanzenteile hin und entzieht den Oberhautzellen der Pflanze mittels winziger Haftscheiben (Appressorien) und Saugorgane (Haustorien) die notwendigen Nährstoffe. Das Myzel entwickelt meist sehr bald kurze Seitenäste (Konidienträger), von denen nach und nach verhältnismässig grosse ovale Sporen (Konidien) abgeschnürt werden, mittels deren sich der Pilz während des Sommers von Pflanze zu Pflanze überträgt. Ausserdem erzeugen die meisten Meltau -Arten kleine, mit charakteristischen Anhängseln versehene, schwarze, kugelförmige Frucht- kapseln, die sogenannten Perithecien, die mit blossem Auge betrachtet, als winzige dunkle Pünktchen erscheinen. Die Perithecien verdanken ihre Entstehung einem Sexualakt, auf den hier jedoch nicht eingegangen werden kann. In den Perithecien entstehen ein oder mehrere ovale Schläuche und in diesen mehrere (meist 8) Sporen. Die Perithecien und die darin vorhandenen Sporen dienen den Meltaupilzen zur Ueberwinterung. Manche Meltaupilze vermögen aber auch ohne Perithecien zu überwintern. In diesen Fällen scheinen sich kleine Teile des Myzels, die eventuell im Herbst in die Winter- knospen der Wirtspflanze eingedrungen sind, den Winter über am Leben zu erhalten, um gleich im Frühjahr weiter zu vegetieren. Es sind eine ganze Anzahl zu mehreren Gattungen zusammengefasster Meltaupilze bekannt. Die einzelnen Meltau-Arten haben ihre ganz bestimmten Wirtspflanzen, vermögen also nicht auf jede beliebige Pflanze überzu- gehen! Manche Meltau -Arten kommen auf zahlreichen Pflanzenarten vor. Anderseits gibt es auch sogenannte biologische Arten, d. h. Arten, die sich nicht morphologisch, sondern nur durch die Wahl ihrer Wirtspflanzen unter- scheiden. Die Abgrenzung der einzelnen Meltau-Arten ist zurzeit zum Teil noch etwas unsicher. Das gilt besonders für diejenigen Arten, von denen man noch keine Perithecien beobachtet hat. *) Dem Wunsche der Redaktion nachkommend wende ich hier die Schreibweise „Meltau" ohne h an, obgleich ich, wie ich in der „Garten weit" XII, S. 359 auseinander- gesetzt habe, die Schreibweise „Mehltau" mit h für die richtigere halte. »ja Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Ein starker Meltaubefall hat, ganz abgesehen von der verursachten unerwünschten Verunzierung, oft nicht nur Verfärbung und vorzeitigen Blatt- fall zur Folge, sondern es kommt nicht selten auch zu Wachstumshemmungen, Verkümmerungen, Kräuselungen und sonstigen Verunstaltungen der befallenen Pflanzenteile. Der Rosen-Meltau gehört zur Gattung Sphaerotheca, die durch nur je einen Sporenschlauch enthaltende und mit grundständigen, unverzweigten, geschlängelten Anhängseln versehene Perithecien ausgezeichnet ist, und heisst Sphaerotheca pannosa (Wallr.) Lev.*) Der Schmarotzer kommt ausser auf den verschiedensten Rosen -Sorten und -Arten auch an Pfirsichbäumen vor; wenigstens gilt der Rosen- und Pfirsich-Meltau für ein und dieselbe Art. Er erzeugt sowohl ober- wie unterseits an den Blättern ausgedehnte mehlartige Ueberzüge. Wo der Schädling, wie das meistens vorkommt, auf die noch ganz jungen und weichen Blätter und Triebspitzen übergeht, werden diese verunstaltet und bleiben in ihrer Entwicklung zurück. Garnicht selten tritt der Pilz auch an den Blütenstielen, Knospen und Kelchblättern, an den grünen Zweigen, und zwar mit Vorliebe an den Stacheln, auf, wobei er fast krusten- förmige oder filzige, schliesslich graubraun werdende Beläge bildet. Diese Wuchsformen des Meltaus sind sehr viel dicker und derber als der auf den Blättern vorhandene zarte reifartige Meltau. Die Schädigungen, die der Meltau, wo er sich einmal ausgebreitet hat, verursacht, können recht erhebliche sein, und zwar nicht nur im Freien, sondern ganz besonders auch in den Treibhäusern. Es mögen nicht alle Rosen- sorten gleich meltauanfällig sein, doch liegen noch keine genügenden Angaben über die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Sorten gegen Meltau vor. Betreffs der Lebensweise des Pilzes ist noch zu bemerken, dass die Ueberwinterungsfrüchte, die Perithecien, anscheinend nur selten ausgebildet werden. Sie sind übrigens so klein (nur Vio mm im Durchmesser) und so tief in das filzige Myzel eingebettet, dass sie meist übersehen werden. Ich fand grossenteils noch unreife, braune Perithecien an den Zweigen einer Remontant- Rose am 4. November 1909. Jedenfalls kann der Pilz aber auch ohne Bildung von Perithecien überwintern. So habe ich im Frühjahr ein Auftreten des Meltaus an Rosen unter Umständen wahrnehmen können, die sehr dafür sprachen, dass der Pilz in einzelnen Winterknospen überwintert hatte; ganz vereinzelte junge Jahrestriebe waren von Anfang an gänzlich mit Meltau bedeckt, während alle übrigen Triebe noch völlig meltaufrei waren. Aehnliches kommt auch bei manchen anderen Meltau -Arten vor (z.B. beim Apfel- und echten Reben-Meltau). Klima, Witterung, Lage, Bodenbeschaffenheit und auch die Kultur- Methoden und Düngung sind für die Entwicklung des Meltaus sicher von Einfluss. Doch liegen meines Wissens speziell inbezug auf den Rosen-Meltau genügend zuverlässige und beglaubigte Angaben darüber in der Literatur bis jetzt nicht vor, was natürlich nicht ausschliesst, dass mancher Praktiker schon *) Sphaira = Kugel, Theka = Behälter, wegen der kugelförmigen Gestalt der Sporenbehälter. Pannosus = tuchartig, wegen des dicken Myzels. Die Benennungen Erysiphe pannosa, Alphitomorpha pannosa sind veraltet. Die Konidienform des Pilzes wurde auch als Oidium leucoconium Desm. bezeichnet. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. 75 manche interessante Erfahrung über diesen Punkt gemacht hat. Feuchte Wärme gilt als meltaufördernd. Dass der Meltau aber keineswegs bloss eine rätselhafte Folge oder zufällige Begleiterscheinung anderer Erkrankungen ist, sondern ein wirklicher Schmarotzerpilz, der die Pflanzen direkt schädigt, das ist durch die Wissen- schaft längst endgültig festgestellt und anerkannt. Dieser Satz gilt übrigens ebenso gut für die meisten übrigen in dieser Abhandlung besprochenen Krankheiten: Rost, Actinonema usw. Darüber sollte sich ein jeder klar werden. Nur von Laien kann heutzutage noch die Bedeutung, die viele Pilze für das Zustandekommen vieler (natürlich nicht aller) Pflanzenkrankheiten haben, geleugnet und verkannt werden. Natürlich schliesst das nicht aus, dass Witterungs-, Boden-, Kultur- und die verschiedensten Einflüsse das Gedeihen des Pilzes und damit das Fortschreiten der Erkrankung erheblich zu fördern oder auch zu hemmen vermögen, dass sie anderseits aber auch die Widerstandsfähigkeit der Pflanze, ihre „Prädisposition" gegen Erkrankungen und die Angriffe der Pilze, zu modifizieren, zu erhöhen oder herabzusetzen vermögen. Bekämpfung des R osen - Meltaus. Glücklicherweise gibt es ein Mittel, durch dessen Anwendung sich der Meltau mit Erfolg bekämpfen und in Schranken halten lässt. Das ist das Schwefeln, d. h. das Bestäuben mit Schwefelpulver. Fein gemahlener Schwefel ist der sogenannten Schwefelblüte vorzuziehen. Man tut gut, mit dem Schwefeln nicht erst dann zu beginnen, wenn sich der Meltau bereits bemerklich gemacht hat, sondern schon bevor sich die ersten Spuren des Pilzes zeigen. Bereits vor dem Austreiben sollten die Rosen einmal tüchtig mit Schwefelpulver bestäubt werden. Das gilt besonders für die Rosentreiberei. Später ist das Schwefeln noch ein paarmal zu wiederholen. Auch Bespritzungen mit Schwefelkalium (Schwefelleber) und Schwefel- Kalk zur Unterdrückung des Meltaus sollen sich gut bewährt haben. Wo der Meltau trotz dieser Massnahmen aufgetreten ist, wird es gut sein, im Spätherbst alle mit Meltau besetzten Triebe abzuschneiden und ebenso wie alle alten Blätter zu sammeln und gut unterzugraben oder zu vernichten. 3. Das Actinonema oder der Sternrusstau der Rose. (Abbildung 3.) Der Sternrusstau, auch Rosen-Asteroma oder besser Rosen-Actinonema genannt, ist eine ebenfalls ausserordentlich häufige Erkrankung der Rosem wird aber meist nicht genügend beachtet, obwohl wir es hier mit einer wirklichen Krankheit zu tun haben, die schon vielfach recht bedenkliche Schädigungen verursacht hat. Die Krankheit ist dadurch ausgezeichnet, dass auf der Ober- seite der Blätter kleinere und grössere runde dunkle Flecke auftreten, die manchmal vereinzelt, nicht selten aber auch so zahlreich vorhanden sind, dass sie sich berühren und miteinander verschmelzen. Die Farbe schwankt zwischen bräunlich und schwärzlich, zuweilen mit einem Stich ins Purpurne oder Violette. Die Flecke haben grosse Aehnlichkeit mit den Fusicladium-Flecken der Apfelblätter, die jedem Leser zur Genüge bekannt sein dürften. Bei genauerer Betrachtung mit der Lupe zeigt sich der Rand der Flecke fein strahlig gefranst; ausserdem lassen sich auf den grösseren Flecken feine dunkle Punkte wahrnehmen. .-ß Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Die Krankheit beginnt im Sommer und breitet sich gegen Herbst immer mehr und mehr aus. Am stärksten werden die niedrigen, wurzelechten Rosen befallen. Stark erkrankte Pflanzen werfen ihre Blätter vorzeitig ab, sie werden kahl und treiben infolge dessen im Herbst zuweilen noch einmal aus. Wie Verfasser beobachten konnte, tritt die Krankheit manchmal auch auf der grünen Rinde der Jahrestriebe auf in Gestalt etwas eingesunkener bleischwarzer Flecke, so z. B. an einer Kletterrose beobachtet. Ursache der Krankheit. Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigt sich, dass die Flecke durch einen Pilz gebildet werden. Das Myzel kriecht teils zu strahlenförmig sich ausbreitenden Bändern oder Fibrillen ver- einigt unter der sogenannten Kutikula, der äussersten Membranschicht der Oberhautzellen, hin, teils dringt es aber auch in das Blattfleisch selbst ein. Unter der Kutikula, die schliesslich gesprengt wird, entwickelt das Pilzmyzel kleine, unter der Lupe als kleine Pünktchen erscheinende napfförmige Frucht- körper, von denen Sporen (Konidien) abgeschnürt werden. Die Sporen sind länglich, farblos und zweizeilig. Der Pilz gehört zu den sogenannten Fungi imperfecti, d. h. zur Gruppe der noch unvollständig bekannten Pilze und wird zur Familie der Sphaerioidaceen gerechnet, und zwar zur Gattung Actinonema. Die Vertreter dieser Gattung sind echte Schmarotzerpilze. Dieses gilt also auch in bezug auf den hier be- sprochenen Rosenpilz, dessen Name Actinonema Rosae (Lib.) Fr.*) ist. Der Pilz kommt nur an Rosen vor, jedoch an den verschiedensten Arten und Sorten, besonders an weichblättrigen Remontanten. Ueber die Anfälligkeit der einzelnen Sorten liegen noch keine näheren Angaben in der Literatur vor. Feuchtes Wetter fördert jedenfalls das Umsichgreifen des Pilzes. Durch die Sporen verbreitet sich der Pilz von Blatt zu Blatt und von Pflanze zu Pflanze. Ein Teil der Sporen scheint den Winter über am Leben bleiben und dann im nächsten Frühjahr unter günstigen Bedingungen auskeimen zu können. Vielleicht bringt der Pilz auch an den abgefallenen erkrankten Blättern im Frühjahr neue Sporen hervor. Es ist gar nicht ausgeschlossen, dass dann noch eine andere Fruchtform gebildet wird, die zu den Pyrenomy- ceten (oder auch Discomyceten) gehören dürfte. Möglicherweise steht die auf alten Rosenblättern vorkommende Gnomoniella Rosae (Fuck.) Sacc. mit dem Actinonema in Zusammenhang. Sicher nachgewiesen ist aber ein solcher Zusammenhang bis jetzt nicht. Auch eine Ueberwinterung des Pilzes auf der Rinde der letztjährigen Zweige ist sehr wohl möglich. Mit allen diesen Mög- lichkeiten muss natürlich bei der Bekämpfung des Schädlings gerechnet werden. Bekämpfung der Krankheit. Wo sich die Krankheit gezeigt hat, ut man jedenfalls gut, spätestens im Frühjahr vor Beginn der Belaubung alle alten Rosenblätter zu sammeln und gründlich zu vernichten. Auch ein Fort- schneiden und Vernichten etwa vorhandener fleckiger Zweige ist anzuraten. Ferner empfiehlt es sich, die Stöcke mit einem geeigneten Fungicid (etwa Kupfervitriol-Kalk-Brühe) sowohl im unbelaubten Zustande wie im Sommer in gleicher Weise zu bespritzen, wie das oben zur Bekämpfung des Rosenrostes angegeben ist. (Schluss folgt.) = Strahl, Nema Faden, wegen des strahlenförmigen Verlaufs der Pilz- fäden; Rosa = Rose, weil auf Rosen vorkommend. Die Bezeichnung Asteroma radi- osum ist veraltet; Aster = Stern. Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 77 Die Entwicklung des Heimgartenwesens. Von Braband. (Schluss.) Von einigen Seiten wird nun der Wunsch laut, der Provinzial-Gartenbau- Verein solle in Erweiterung seiner sozialen Gartenbau-Betätigung in den einzelnen Kolonien Mustervorgärten schaffen und damit den Kolonisten ein Beispiel für die Einrichtung ihrer Gärtchen geben. Ich kann diesen Stand- punkt nicht teilen und möchte dringend abraten, dem Ansinnen stattzugeben. Nach meiner Erfahrung ist der praktische Wert solcher Mustergärtchen voll- ständig illusorisch, sie haben nur für diejenigen Kolonisten einen Wert, die als Gartenfreunde angesehen werden wollen, es aber in Wirklichkeit nicht sind und die nur deshalb ihrem Gärtchen ein anderes Aussehen geben wollen, damit es nicht zu sehr von dem des wahren Gartenfreundes absticht. Ausser- dem kann ich aus eigener Erfahrung mitteilen, dass die Kolonisten sich in diesem Fall wenig nach dem gegebenen Beispiele richten, — ich verweise auf die Kolonie Ober-Riklingen, wo mit Mitteln des Gartenbauvereins ein Mustergärtchen entstanden ist — . Und es ist meines Erachtens auch gut, dass man sich wenig danach richtete, denn bei der mangelnden Sachkenntnis der Kolonisten würde dadurch in den Vorgärten ein Schematismus erzeugt werden, den wir aus vielen Gründen zu bekämpfen haben. Auch ich wurde gebeten, einen Mustervorgarten zu schaffen oder den Plan für einen solchen Garten zu liefern. — Ich habe es abgelehnt und den Kolonisten selbst den Bleistift in die Hand gegeben. Die Kolonisten selbst haben ihren Garten entworfen — manchmal nur mit einigen Strichen auf den Rand eines Zeitungsblattes. Ich habe dann das Für und Wider dieser oder jener Massnahme durchgesprochen, habe vorsichtig versucht, den einzelnen für meine Ansicht zu gewinnen — aber stets habe ich dem Kolonisten nach- gegeben, wenn er seine Ansichten und Meinungen zu begründen versuchte. Immer habe ich das Eigentumsgefühl des Besitzers zu schonen und zu fördern versucht und mich nur als Berater an seine Seite gestellt. — Es ist selbst- verständlich, dass die auf diese Weise entstandenen Gärten keineswegs als Musteranlagen anzusprechen sind, und ich bin mir vollständig klar, dass mancher Garten den unbeteiligten Gärtner nicht nur nicht befriedigen wird, sondern auch Veranlassung zu der Frage geben wird, wie ein Fachmann so etwas zulassen kann. Aber dennoch wird dieser Weg zum Ziele führen. Der Erfolg ist schon heute zu erkennen, dass die Kolonisten mit um so grösserer Freude in ihren Gärtchen arbeiten, da es ja ihre eigene Ansicht ist, die sie darin verwirklicht haben, und wenn der Sommer herankommt und der Erfolg zeigt, dass es besser gewesen wäre, mit dieser oder jener Massnahme der Meinung des Gärtners zu folgen, so wird dadurch das Vertrauen zu der Tätigkeit des Fachmannes nur gehoben werden. Und ich bin gewiss, dass die im Laufe der Zeit eingesehenen Fehler — keineswegs Missmut und ein Schwinden des Interesses für den Garten bei den Kolonisten zur Folge haben wird — im Gegenteil, durch die vorsichtige, dabei sachgemässe Beratung des Fachmannes bei der Beseitigung etwa vorgekommener Fehler, wird der Kolonist zu fortwährender Arbeit angeregt — er verwächst mit seinem Gärtchen, gibt demselben dadurch den Stempel der Persönlichkeit und trägt Die Entwicklung des Heimgartenwesens. ein Teil dazu bei, das Strassenbild der Kolonie abwechselungsreich und wirkungsvoll zu gestalten. Ein grosser Fehler wird noch oftmals in den Kolonien gemacht, auf den der gärtnerische Berater sein besonderes Augenmerk richten sollte; der besteht darin, dass man an den an und für sich nicht sehr breiten Strassen Baum- pflanzungen macht, wodurch nicht nur jedes Gedeihen in den Vorgärten von vornherein untergraben, sondern auch die Entwicklung eines wirkungsvollen Strassenbildes gänzlich abgeschnitten wird. Ich bin keineswegs ein Gegner des Baumes an der Strasse — aber alles am richtigen Ort. In den Kolonien kommt es nicht darauf an, schattige Strassen zu haben, sondern Vorgärten, in denen ein üppiges Wachstum den Besitzer erfreut und ihm dadurch den vollen Erfolg seiner Tätigkeit im Garten bringt. Das belebende Grün kann dem Strassenbilde ja auch noch auf andere Weise gegeben werden, nämlich durch die vermehrte Anpflanzung von Schlingpflanzen. Damit ist sehr viel zu machen. Wenn man darauf noch nicht genügend zurückgegriffen hat, so mag das an den Kosten liegen, die die Anschaffung verursacht und die der Kolonist deshalb nicht gern aufwendet, weil er keinen greifbaren Nutzen davon hat. Wir streben danach, den unterweisenden Fachleuten in Zukunft einige .Mittel für solche von ihnen als notwendig erachtete Anschaffungen zur Ver- fügung zu stellen und hoffen damit im Interesse der ästhetischen Wirkung der Kolonien manches durchzuführen, wozu sonst die geringe Leistungs- fähigkeit der Kolonisten nicht ausreicht. — Das Heimgartenwesen steckt ja noch in den Kinderschuhen, und es bleibt darin noch viel zu tun, um einigermassen befriedigende Resultate zu haben. Zu einem organischen Ausbau desselben ist aber der Garten-Fachmann die berufene Persönlichkeit. Deshalb hat sich auch die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst mit der Sache befasst und mehrere Vorträge über das Thema in einer Broschüre zusammengestellt, die ich Ihrem Studium sehr empfehle. Sie wissen ja, dass wir schon eine ganze Anzahl organisch durchgebildeter Siedlungen haben, die wir der Initiative einiger Grossindustriellen verdanken. Diese Siedlungen haben vor unseren Kolonien die organisch durchgebildete Anlage voraus, die sich bei unseren freien Heimstätten-Genossenschaften mit der Zeit auch durchsetzen lassen wird. Es ist ja bedeutend schwieriger, die vielen Köpfe des Disponierens ungewohnter kleiner Leute zum rechten Ziele zu lenken, als einen weitsichtigen Bauherrn von einer Planung zu überzeugen. Aber der Erfolg ist auf dem Wege. Die ständige Ueberwachung der Gärten, die unserem Heimgärtenwesen eigen ist, die haben wir aber vor den Siedlungen voraus. Mit der Zeit wird es uns auch gelingen, in den Kolonien mehr Einfluss auf die grundlegenden Arbeiten bei der Gestaltung der Gesamtanlage zu gewinnen. Grosses Gewicht wird dabei darauf zu legen sein, dass bei der Errichtung neuer Wohnungskolonien gleich von vornherein eine so grosse Fläche zur Verfügung steht, wie die voraussichtliche Ausdehnung der Kolonie dieselbe erfordert. Besonders ist dieses in den Fällen wünschenswert, wo ein Bauverein als Bauherr auftritt. Das Baugelände liegt ja fast immer sehr weit draussen vor der Stadt, in Gegenden, wo noch keine Bautätigkeit herrscht. Hier ist der Grund und Boden noch preiswert — wertvoll wird er erst durch Die Entwicklung des Heimgartenwesens. 79 die Bautätigkeit des Vereins. Sichert sich der Verein nun nicht von vornherein eine grössere Fläche Landes, auf welches er sich entwickeln und die bald notwendig werdende Vergrösserung ausführen kann, so ist man gezwungen, den Wertzuwachs zu bezahlen, den der Verein durch die Eröffnung der Bau- tätigkeit in der Gegend selbst hervorgerufen hat. Zum anderen ist man durch die Erwerbung grösserer Parzellen auch in die Lage versetzt, einen vollständigen organisch entwickelten Bebauungsplan aufzustellen, der dem bauenden Verein nicht nur praktische und wirtschaft- liche Vorteile sichert, sondern auch die Gewähr gibt, dass in ästhetischer Hin- sicht alles getan werden kann, um der Kolonie die schönste Wirkung zu sichern. Wenn heute von Arbeiterkolonien gesprochen wird, so denkt man un- willkürlich an öde, traurige Gegenden, in denen rohe Ziegelbauten einförmige und enge Strassenzüge einfassen. Und in vielen — in den weitaus meisten Fällen entspricht dies Bild auch der Wirklichkeit. Kein Baum, kein Strauch mildert den hässlichen Eindruck der kasernenartigen Bauten. Hart, kalt und beziehungslos stehen die Häuser in der Landschaft, und nur ein be- engendes Gefühl erwecken sie in uns — ein Gefühl, dass Menschen darin eingesperrt werden können. Ich will mich nicht weiter auf das Bauwesen der Heimstätten einlassen — weil ich mich damit zu weit von meinem Thema entferne. — Aber nur kurz lassen Sie mich die Gesichtspunkte skizzieren, die bei dem Bau der Wohnhäuser massgebend sein sollten. Die Wohnhäuser müssen mit geringem Kostenaufwand unter Ver- wendung guten Baumaterials ausgeführt werden. Sie müssen eine praktische, den Bedürfnissen der Bewohner und den Anforderungen der modernen Wohnungspflege entsprechende Anordnung aufweisen, und sie müssen ausser- dem in ihrer Ausbildung den Stempel der heimischen, bodenständigen Bau- weise tragen. Einfache, in zweckentsprechenden Formen hergestellte Stein- oder Fachwerkhäuser, die in ihrer verschiedenen Färbung von Sockel, Putz- flächen, Holzteilen und Dach, in ihrer Verbindung mit Bäumen, Sträuchern und Hecken oder mit den vorhandenen natürlichen Bodenverschiedenheiten, einen reizvollen Anblick gewähren, dass ind Forderungen, die zu erfüllen sind, um menschenbeglückende Stätten zu schaffen. Ich wiederhole nochmals, dass nur in Verbindung mit Baum und Strauch, nur unter Anpassung an die vor- handenen Terrain-Verhältnisse lässt sich den Wohnstätten jener intime Reiz aufprägen, der unseren heutigen Kolonien fehlt. Deshalb muss weiter ge- fordert werden, dass bei der Aufstellung des Bebauungsplanes für Wohnungs- kolonien auch der Landschaftsgärtner, der Gartenkünstler zur Mitarbeit heran- gezogen wird. Die jetzige Aufteilung der Heimstätten ist meistens nur die Folge des Gebrauchs von Reissschiene und Winkel in den Händen eines Menschen, der sich kein Bild von dem fertigen Werk macht. Erst dann, wenn auch hier bewusst vorgegangen wird, kann es ohne besondere Raum- opfer gelingen, idyllische Wohnstätten zu schaffen, wirkliche Heimstätten werden entstehen, die jeden Besucher befriedigen. Es ist zu erwarten, dass über kurz oder lang in nächster Nähe von Hannover eine Wohnungskolonie entsteht, die allen praktischen und ästhe- tischen Bedürfnissen entsprechen wird. Der Spar- und Bauverein Stöcken, gQ Die Entwicklung des Heimgartenwesens. der sich einer grossen Mitgliederzahl erfreut, ist nämlich vor die Notwendig- keit gestellt, sich zu vergrössern, d. h. weitere Wohngelegenheiten zu schaffen, um allen Nachfiagen nach Wohnungen genügen zu können. Zu diesem Zweck beabsichtigt der Verein, von der Klosterkammer eine Fläche von 300—400 Morgen auf 99 Jahre zu pachten. Auf diesem Gelände soll dann im weiteren eine Ansiedlung entstehen — ein Gartenhof — auf Grund eines einheitlichen Bebauungsplanes, der von einem Gärtner in Ver- bindung mit einem Architekten ausgearbeitet werden soll. In ganz zwang- loser Weise soll das Gelände aufgeteilt werden. Die Wegezüge sollen sich vollständig dem Gelände anpassen und Bauplätze von verschiedener Grösse einschliessen. Neben Gärtchen von einigen Hundert Quadratmeter Flächen- inhalt sollen auch Gärten von 1 oder 2 Morgen Grösse vorgesehen werden, um jedem Wunsch und jedem Bedürfnis entsprechen zu können. Alle Zäune sollen streng vermieden werden, nur Hecken sollen die Eigentumsgrenzen kennzeichnen. Auch die Baufluchtlinie soll aus der neuen Ansiedlung streng verbannt werden. Hier soll ein Haus an die Strasse stossen, doch soll es weiter zurück in dem Garten liegen. Hier soll es mit der Front, dort mit der Giebelseite im Strassenbilde erscheinen. Es ist klar, dass damit manch reizvolles Strassenbild entsteht, welches in seiner Wirkung durch die fach- männische Verwendung von Baum und Strauch noch sehr gewinnen wird Auch die zwanglose, dem Gelände angepasste Wegeführung und die Ver- schiebungen, die das Strassenbild dadurch oftmals erfährt, wird Szenerien erstehen lassen, die wir in unseren heutigen Kolonien mit ihren langen öden Strassen- zügen vergebens suchen. Auch den Gärten soll von vornherein eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Man hat erkennen müssen, dass die ersten Anlagekosten die Ausgaben für Verbesserung des Bodens, für Anschaffung von Obst- bäumen usw. von den Kolonisten als sehr drückend empfunden werden und oftmals zur Folge haben, dass der Besitzer vorzeitig den Mut verliert und der Garten dann jahrelang wüst und verkommen liegen bleibt. Diesem Uebel- stande soll von vornherein dadurch abgeholfen werden, dass der Verein die groben Meliorationsarbeiten ausführen lässt und den Garten mit den an- gepflanzten Obstbäumen den betreffenden Hausanwärtern übergibt. Selbst- verständlich sollen bei der Auswahl der Obstsorten die Wünsche der späteren Eigentümer berücksichtigt werden. Die entstehenden Kosten werden gleich mit auf die Baukosten verrechnet und werden damit nicht so drückend empfunden, als wenn der Besitzer dieselben gleich aus der eigenen Tasche zahlen müsste. Diesem Projekt — als dessen Urheber Herr Pastor Meyer in Hannover Stöcken, ein Aufsichtsratsmitglied des Vereins, genannt zu werden verdient — wird von Seiten der Behörden grosses Interesse entgegengebracht. Es ist zu hoffen, dass es in grosszügiger Weise zur Durchführung kommt, dass eine idyllische Wohnungskolonie entsteht, ein Ort, der auf den ersten Blick erkennen lässt, dass hier die Liebe zur Natur eine wahre Heimstätte ge- funden hat, und dass damit ein weiterer Stützpunkt entstehen wird für die gedeihliche Weiterentwicklung des Heimgartenwesens in der Provinz Hannover. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 81 Aas den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 9. Dezember 1909. 1. Bei der Besprechung der grossen Zufuhren von Ananas fruchten nach Deutschland wurde betont, dass die Preise sehr niedrig seien und die Früchte daher auch in den minder be- mittelten Kreisen stark gekauft würden. Auch als Kompot fänden die Ananas jetzt im Haushalte häufig Verwendung. Die Früchte selbst, die aus verschie- denen Produktionsländern stammten, seien den hier gezogenen nicht gleich- wertig; die aus Jamaika eingeführt würden, kämen den hiesigen am nächsten, während die aus Florida geringer seien. 2. Der Ausschuss ist im allgemeinen der Ansicht, dass der Import ame- rikanischer Aepfel im Jahre 1909 gegen das Vorjahr abgenommen habe. Dadurch hat naturgemäss eine Beein- trächtigung der Preise für einheimi- sches Obst sich nicht bemerkbar ge- macht. Aus diesem Grunde sind auch auf den Obstmärkten der Landwirt- schaftskammer gute Preise erzielt worden. Freilich seien hier die Neben- kosten verhältnismässig hoch. 3. Zur Besprechung kam ferner die eigenartige Verwertung von Obst durch Verpachten einzelner Bäu- me, wie solches in der Nähe grösse- rer Ortschaften in Böhmen und auch in Braunschweig geübt würde. Die allgemeine Erfahrung habe gezeigt, dass bei dieser Art Verpachtung das ge- pachtete Eigentum eines jeden auch respektiert werde, so dass Klagen über gegenseitige Schädigung durch unberechtigtes Pflücken nicht vorge- kommen seien. Die Angebote aus andern Obst produzierenden Ländern z. B. aus Tirol, sind, wie festgestellt werden konnte, keineswegs so niedrig ge- halten, dass sie auf die hiesigen drückend wirken. So wurden folgende Preise von der Weingutverwaltung der Villa Helm in Meran angeboten: Weisse Rosmarin 5—8—14 Kronen Edelböhmer 5—8 Kaltererböhmer . . . 5 — 8 Kronen Edelroter 5 — 8 „ Köstlicher Zahlinger 5 — 8 „ Canada-Renette . . . 5 — 9 „ Orleans-Renette . . . 5 — 8 „ Oberdiks-Renette . . 5 — 6 „ Borsdorfer 5 — 6 „ Weisstaffetter .... 5—8 „ Tafel-Birnen : Winterdechants . . . 6 — 8 Kronen Hardenponts 6 — 8 „ Olivier des Serres . . 8 „ Winter-Zitrone .... 5 — 8 „ Winter-Rostbirne . . 5 — 8 „ ff. Edel-Maronen 5 Kilo 4 Kronen 50 Heller per Postkiste mit Porto und Verpackung innerhalb Deutschlands und Oesterreichs nur gegen Nachnahme. 5. Ausgestellt wajren: Aepfel: Kaiser Alexander Prinzenapfel Kardinal Königlicher Kurzstiel Fraas Sommer-Calville Gelber Richard Birnen: Roter Winter-Streifling Herzogin von Angouleme Pastorenbirne Olivier de Serres Zephirin Gregoire Prince Napoleon Diel's Butterbirne Präsident Drouard Walter Scott. Die vorgeführten Früchte waren durchweg von hoher Vollkommenheit; besonders erwähnenswert war die gute Beschaffenheit der Frühäpfel, die in früheren Jahren um dieselbe Zeit längst passiert sind. 6. Ueber D iels Butterbirne kam man in der Diskussion dahin überein, dass diese Sorte zu Hochstämmen nicht geeignet sei, da sie häufig schlechte, steinig werdende Früchte habe, auch im Tragen zu unzuver- lässig sei. Auch für Fusicladium sei sie sehr empfänglich, und wenn der Standort für Zwergformen nicht von vornherein eine gute Ausbildung der Frucht in Aussicht stelle, so solle man diese Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sorte lieber fallen lassen; mangelhafte Früchte würden lieber weggeworfen. Herr Königl. Hofgärtner J an c ke, Schloss Bellevue, hatte sehr schön entwickelte Zapfen von Pinus excel- sa und von Pinus cembraan Zweigen vorgelegt. 7. Es wurde beschlossen, im Früh- jahr 1910 eine Vergleichsprüfung von Baumspritzen zu veranlassen, da zur Zeit eine grosse Zahl solcher Fabrikate, von denen jede einzelne selbstverständlich das beste zu leisten verspricht, angepriesen werden. 8. Erwähnt wurde noch, dass Ameisen zur Bekämpfung von Raupen oft gute Dienste leisteten, dass sie aber auch Blattläuse in ihre Erdbauten verschleppten, wie sie es in gleicher Weise mit grünen und schwarzen Blatt- läusen tun. Von den verschiedenen Spritz- mitteln wurde das jetzt vielfach an- gebotene Kristall - Azurin zur Prüfung empfohlen, da es besser als Kupferkalklösungen hafte, und min- destens gleich gut wirke. 9. Im Jahre 1909 ist die auffällige Erscheinung vielfach beobachtetworden, dass die Aprikosenfrüchte sich nur bis zur Grösse einer kleinen Walnuss auswachsen, um dann plötzlich stehen zu bleiben und auch nicht auszureifen. Man war der Apsicht, dass diese Er- scheinung auf die abnorme niedrige Temperatur des vergangenen Sommers zurückzuführen sei, da sich der gleiche Fehler auch dort gezeigt habe, wo die Aprikosen reichlich bewässert seien. Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses am Donnerstag den 6. Januar. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. Der Generalsekretär verliest ein Antwort- schreiben von der Direktion des Königlichen botanischen Gartens zu Dahlem, in welchem dem Verein kund- gegeben wurde, dass sie den Mit- gliedern des Vereins gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarten den freien Ein- tritt in dem botanischen Garten an allen Wochentagen gestattet habe. Die Versammlung nimmt hiervon dankend Kenntnis; es wurde zum Aus- druck gebracht, dass durch diese Ein- richtung der Förderung des Garten- baues aufs beste Vorschub geleistet werde. So manchem Gärtner sei nun jederzeit Gelegenheit gegeben, sich die reichen Schätze des botanischen Gartens anzusehen. Auch manche seltene Pflanze, welche bis jetzt nur in botanischen Gärten zu finden sei, würde dadurch in die Kulturen der Handelsgärtner Eingang finden und in den Gärten verwendet werden. Man brauche nur an die verschiedenen Stauden, Alpinen, immergrünen Bäume und Sträucher zu denken. 2. Herr Königlicher Obergärtner Jancke führte der Versammlung eine Euphorbia j acquini flora in Blüte vor. Nachdem etwas über die Kultur dieser Pflanze gesagt war, teilte Herr Königlicher Obergärtner Böhme auch seine Kulturerfahrungen mit. Hierbei wurde die Frage gestreift, ob und warum derartige Pflanzen nicht als Handelspflanzen gezogen und kultiviert würden; denn mit demselben Rechte, wie man Poinsettia pulcherrima verkaufe, könne man auch Euphorbia jacquiniflora absetzen. Herr König- licher Hofgärtner H abermann ist der Meinung, dass derSinn für die besseren Sachen leider verloren gegangen sei. Heute, wo das kaufende Publikum nur in den Blumenläden und nicht mehr in den Gärtnereien kaufe, sähen die Blumenliebhaber derartige Pflanzen nicht mehr. Herr Habermann ver- breitet sich dann noch im allgemeinen über die Kulturen in den Berliner Handelsgärtnereien und tadelt ihre Eintönigkeit. Auch seien sie zum Teil nicht in sachgemässer Weise geleitet. Des weiteren geht er auf die gärt- nerischen Bücher näher ein, die den Gärtnern doch zur Belehrung ge- schrieben werden sollten, dabei aber in mancher Beziehung mangelhaft und unbrauchbar seien. Herr Königlicher Garteninspektor Am elung hatte eine blühende H elle- borus niger aus dem freien Lande mitgebracht. Er ist der Ansicht, dass, wie die Stauden, auch die Helleborus meist viel zu wenig in unseren Gärten oder nicht in der richtigen Weise ver- wendet würden. Helleborus wollen nicht an sonnigen, sondern an schatti- gen Stellen und in frischem Boden stehen und sind dann auch äusserst Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 83 dankbar in der Blüte. So haben die einzelnen Helleboruspflanzen bei Herrn Amelung 25 bis 30 Blütenstiele mit je 2 bis 3 Blumen hervorgebracht. Wenn man bedenkt, dass ein derartiger Stiel zur Weihnachtszeit mit 25 Pf. bezahlt wird, so lässt sich erklären, dass die Christrosen für den Handels- und Schnittgärtner recht dankbare Pflanzen sind. Ferner führt Herr Amelung aus, dass es ihm gelungen sei, durch Züchtung Helleborus niger zu erziehen, die alljährlich mit grosser Standhaftigkeit von August ab blühen, was er unter Bezugnahme auf das Buch von Max Löbner, Leitfaden für gärtnerische Pflanzenzüchtung, (Ver- lag Gustav Fischer in Jena) erklärt. Herr Klar teilt mit, dass der Helleborussame lange liege und dass man den Helleborus und den Hybriden viel zu wenig Achtung entgegenbringe. Herr Bluth weist darauf hin, dass er als erster in Berlin Helleborus ge- trieben habe und preist die herrlichen Färbungen der Helleborus-Hybriden. Herr Gartenbaudirektor Brandt be- merkt noch, dass Helleborus altissima besonders grossblumig sei. Herr Professor Dr. Rodenwaldt teilt mit, dass er Helleborus in seinem Garten angepflanzt habe, nachdem er die Christrosen in grosser Menge in Berchtesgaden gesehen habe. Die Pflanzen haben aber, wahrscheinlich wegen der sonnigen Lage, bis jetzt nicht viel Blüten hervorgebracht. Herr Garteninspektor Nahlop er- klärt, dass Helleborus-Blüten als Tafel- dekorationsmaterial sehr gut verwert- bar seien und zur Weihnachtszeit eine mit Helleborus und Tannen ge- schmückte Tafel sehr gern gesehen würde. Herr Königlicher Obergärtner Böhme teilt mit, dass er seit 30 Jahren mit grossem Interesse sich der Kultur von Helleborus und deren Hybriden gewidmet habe. Den Helle- borussamen solle man gleich nach der Reife aussäen, da dann die Samen sofort keimen und treiben; sonst könne der Same bis zur Keimung V2 Jahr bis 1 Jahr liegen. Eine sehr schöne Sorte sei die gross- und zart- rosa - blühende Wardi-Lodge. Die Treiberei sei sehr einfach unter Stellagen oder in kalten Mistbeetkästen. Herr Königlicher Garteninspektor Weber ist ebenfalls im Besitz schöner Helleborus-Hybriden. Er glaubt auf die kurze Haltbarkeit der Blüten hin- weisen zu müssen, worauf Herr Ober- gärtner Böhme mitteilt, dass man , welke Blumen neu anschneiden, feucht 1 und kühl legen solle. Herr Habermann bemerkt, dass er seine Amaryllis, Helleborus, Cyclamen usw. erst vor dem Schnitt tüchtig Wasser ziehen lasse. Derartige Schnitt- : blumen seien bedeutend haltbarer. Zum Schluss rät Herr Amelung, den Helleborus beim Verpflanzen recht ! lange Wurzeln zu lassen. Herr Gartenbaudirektor Brandt legte der Versammlung noch folgende bereits jetzt weitentwickelte Gehölze vor : Jasminum nudiflorum (China), welche bereits in Blüte ist. Der Strauch steht im Garten der Technischen Hochschule in Charlottenburg, an der Südseite des Hauptgebäudes und ist zur Bekleidung angepflanzt. Er wird gegen die Winterkälte nie gedeckt. Auch zeigen in diesem Jahre Cornus mascula und Cydonia japonica bereits jetzt schon weit entwickelte Knospen. Ferner wurde ein Zweig der immer- grünen Lonicera brachypoda (Japan), welche winterhart bei uns ist und sich zur Laubenbekleidung gut eignet, vorgelegt. Die weisse Blüte, mit ihrem herrlichen Duft, erscheint im Mai. Weiter wurde ein Zweig der immergrünen Eiche Quercus Cerris austriaca gezeigt. Die Blätter wiesen ein herrliches Grün auf. Herr Garten- baudirektor Brandt bemerkte noch, dass man im allgemeinen viel zu wenig derartiger Winterblüher und immergrüner Gehölze anpflanzte, wo- durch den Gärten ein besonderer Reiz entzogen würde. Auch sei das Interesse 1 für den Gartenbau durch derartige Gewächse bedeutend gesteigert. Herr Garteninspektor Nahlop, der Jasminum nudiflorum schon lange in seinem Garten hat, konstatiert eben- falls, dass dieser Strauch bei uns winter- hart sei. 3. Zum nächsten Punkt der Tages- ordnung nahm Herr Prof. Dr. Roden- waldt das Wort und führte aus, dass ^4 Kleine Mitteilungen. es wünschenswert sei, wenn die Herren des Liebhaber-Ausschusses sich an den Sitzungen des Blumen- und Ge- müse-Ausschusses beteiligen würden. Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, die Herren des Liebhaber-Ausschusses zu den Sitzungen mit einzuladen. J- Kleine Mitteilungen. Hydrilla spec: hortus Henkel. Hierzu Abb. 8. Ein Wasserunkraut stellt beifolgende Skizze dar, welches sich aber seit seiner Einführung durch die Gross- gärtnerei Henkel-Darmstadt als sehr wertvolle Aquarienpflanze in Liebhaber- kreisen eingebürgert hat unter dem Namen Hydrilla verticillata Casp. Dieser Name ist ihr von dem Darm- städter Botanischen Institute der tech- nischen Hochschule gegeben worden. Durch Beobachtung von Herrn Prof. Glück, Heidelberg, auf die Unmöglichkeit dieses Namens auf- merksam gemacht, gebe ich hier so genau als möglich Zeichnung und Be- schreibung dieser eigenartigen Pflanze, damit ihr wahrer Name bekannt werde, oder, falls die Pflanze noch keinen hat, einen solchen bekomme. Die Pflanze unterscheidet sich auffallend vom Hydrilla verticillata Casp., die leider nicht in meinem Besitz ist, durch das Fehlen der Schüppchen am Grunde der Blätter, ferner durch Aus- läufer- Bildung, die an ihrem Ende knöllchenartige Brutknospen tragen. Die Blättchen sind auch auf dem Rückennerv meist etwas gezahnt (siehe No. 4 der Abb.) und die Stengel etwas mit erhöhten Längsleisten versehen. Blüten habe ich noch nicht gesehen. Die Blättchen stehen in Quirlen von 3 bis 7 meist 3, 4, 5 zusammen. Sie sind scharf gezahnt, manchmal aber auch glatt und ganzrandig, siehe 1, 2, 3, 4 der Abb. (stark vergrössert). In den Blattachseln erscheinen oft Brutknospen verschiedenen Alters, 7a der Abb., oft an mehreren Quirlen desselben Zweiges. Diese Brutknospen sind von dunkler glänzender Leder- farbe, sind sehr fest und sehen den Brutknospen an den Enden der Wurzel- ausläufer oft sehr ähnlich. Manch- mal sind diese Knöllchen härter, und man findet sie im Grunde losgetrennt von der Pflanze. 6e der Abb. Die Pflanze wurde mit einem Fisch- transport eingeschleppt und soll an- geblich aus Indien stammen. Ich stelle gern Material davon zum weiteren Vergleich zur Verfügung und bitte mir lebendes Material von Hydrilla verticillata Casp. dagegen aus oder sonstige neuere Wasserpflanzen. Die Pflanze scheint nicht winter- hart zu sein, bildet, ähnlich Elodea, dichte Rosen auf dem Grunde des Wassers. Im Aquarium bleibt sie den ganzen •Winter über frisch grün und zierend. Friedrich Henkel-Darmstadt. Noch einmal „Der Cordel'sche Wasserstrahl bei der Schädlings- bekämpfung". In der „Gartenflora" vom 15. Januar dieses Jahres hat Herr Schriftsteller Oskar Cordel, Nikolassee, Mittei- lungen veröffentlicht, welche er in der Monatsversammlung am 25. November 1909 gemacht hat. Hierbei hat er auch auf die Ver- wüstungen hingewiesen, die im Ber- liner Tiergarten durch den „Eichen- wickler" angerichtet sein sollen und hat zur Bekämpfung dieses Uebels die Anwendung der Dampfspritze warm empfohlen. Es sei mirgestattet, hierauf folgendes zu bemerken: Herr Cordel spricht von den Schädi- gungen des Grünwicklers oder Kahn- eichenwicklers; aber nicht dieser, sondern der weit schlimmere Gold- after hat in den letzten Jahren im Berliner Tiergarten so böse gehaust. Er wird vermutlich allen Gegenmass- regeln zum Trotz auch in diesem Jahre wieder auftreten, wenn auch vielleicht in geringerem Umfange. Kleine Mitteilungen. 85 1, 2, 3, 4 Blättchen, sehr stark vergrössert. 5 Blattkranz, natürliche Grösse. 6 Vorjährige Pflanze mit Ausläufer und Knöllchen (Brutknospen i 6a 6b. 6c Knöllchen, doppelte Grösse, im Boden gefunden. 7 Zweig mit neuer Pflanze und Winterknospe (7a). 8 Zweig, stark vergrössert. Abb. 8. Hydrilla spec: hortus Henkel. 86 Kleine Mitteilungen. Goldafter und Grünwickler sollten eigentlich nicht mit einander ver- wechselt werden, und doch ist Herrn Cordel ein derartiger Irrtum unter- gelaufen. Er gibt sich daher bezüglich der Bekämpfung des Uebels Illusionen hin. Fast alle alten Eichen des rund 1000 Morgen grossen Berliner Tier- garten werden vom Goldafter heim- gesucht, und der Gedanke, diese Massen dieses schädlichen Insektes mit Hilfe von „Dampfspritzen" zu be- seitigen, kann nicht wohl ernst ge- nommen werden. Die Tiergarten- Direktion ist sich des Wertes des Tiergartens und ihrer Pflicht, ihn mit allen Mitteln zu er- halten, wohl bewusst. Sie hat auch keineswegs das schädliche Wirken dieses Insektes unbeobachtet und un- bekämpft gelassen, sondern es mit allen nur denkbaren Mitteln energisch und unermüdlich zu beseitigen ge- strebt. Auch von Nah und Fern hat es an gutem und wertvollem Rate nicht ge- fehlt. Ueber 300 längere und kürzere Artikel der Fach- und Tagespresse haben sich über die Raupenplage im Tiergarten und ihre Bekämpfung ein- gehend verbreitet. Jeder Wink, der einen Nutzen in der Bekämpfung versprach, ist be- herzigt und geprüft worden. Warum hat sich Herr Cordel über diesen Tatbestand nicht durch eine einzige Anfrage und über den Charakter der Verwüstungen, welche der Kahn- eichenwickler im Berliner Tiergarten angerichtet haben soll, informiert? Er schreibt: „Die alljährlichen Klagen über die Verwüstungen, welche der Eichenwickler im Berliner Tier- garten anrichtet, werden bei gehöriger Anwendung des Wasserstrahls ver- stummen. Werden sie das wirklich? Für jeden Fachmann ist es ohne weiteres klar, dass in dem grossen Tiergarten eine von Herrn Cordel ge- wünschte Anwendung der Dampfspritze einfach unmöglich ist, und wer den Goldafter kennt, weiss, dass diese Bekämpfungsmethode dem zählebigen Schädling sicherlich wenig anhaben würde. Ja könnte man den Berliner Tier- garten bis über die Eichenwipfel unter Wasser setzen und unter Wasser halten! Das blosse Spritzen mit Wasser, Dampf und sogar chemischen Lösungen hat den widerstandsfähigen Raupen des Goldafters keinen erheblichen Ab- bruch tun können. Auch die vielen empfohlenen und versuchten Mittel zur Bekämpfung haben versagt. Dieser schrecklichen Plage steht man wie einem Naturereignisse gegenüber. Als bestes Bekämpfungsmittel gegen den Goldafter hat sich bisher immer ein systematischer Feldzug grösserer Kolonnen gewandter und mutiger Kletterer erwiesen, die zur Winterszeit diesen Schädlingen mit mechanischen Leitern, Steigeisen und Stangen- scheren auf den Leib rücken. Diese würden ganze Haufen abgeschnittener Winternester und Gespinste zu- sammentragen und einen ungefähren Massstab für die wirklich geschehene Vertilgung des Goldafters abgeben. Solche Bekämpfungsmethoden im Grossen für ausgedehnte Parks und Tiergärten sind aber bekanntlich teuer. Auch würden die älteren Bäume manches noch triebkräftige Holz ver- lieren müssen. Das Abschneiden der Gespinste ist aber doch schliesslich das sicherste Vertilgungsmittel. Gene. Nochmals „Die "Wunderbeere" v. p. 53. Mit Solanum nigrum wird von Sprengel die Strychnosart identifiziert, die Theophrast, der Schüler des Aristoteles, in seiner Historia phytöon: VII. 7. 2. und 15.4. als eine Gartenpflanze mit weinbeerähnlicher, roh geniess- barer Beere schildert. Der Kommen- tator bemerkt dazu, dass man in Aegypten Varietäten von Solanum nigrum geniesse (Link & Schneider. Annotationes ad Theophr. Lipsiae 1818 p. 597). Dioskorides, der Zeitgenosse des Plinius, beschreibt seinen „Garten- strychnos" so genau, dass alle Aus- leger darin den Nachtschatten erkannt haben. Nur wunderte man sich darüber, dass Dioskorides ihn als Garten- pflanze und als essbar bezeichnete. Nun berichtet aber v. Heldreich 1862, dass nicht nur das Kraut des Nacht- schattens in Griechenland als Gemüse gegessen wird, sondern dass sogar Kleine Mitteilungen. 87 die roten oder schwarzen Beeren als Naschwerk verzehrt werden (R. v. Fischer-Benzon. Altdeutsche Garten- flora. Kiel und Leipzig 1894 p. 143). Trotzdem sollen Vergiftungsfälle nach Genuss der Beeren an Kindern be- obachtet worden sein (Brandt-Ratze- burg. Giftgewächse. Berlin 1834 p. 84 und Mitlacher. Toxikologisch wichtige Pflanzen. Berlin, Wien 1904 p. 158) und werden die Kennzeichen der Vergiftung, von Müller wie folgt beschrieben: „Schwindelgefühl, Er- brechen, Herabsetzung der Sehschärfe mit Flackern von schwarzen Flecken vor den Augen, erweiterte Pupillen, Anschwellung von Gesicht und Glied- massen (?), Schlafsucht, Delirien, Krämpfe etc." (Over de Vergiften. Duis- burg 1845, p. 44). Kunkel bemerkt jedoch, dass die Beeren des Nacht- schattens nicht sehr giftig seien: „Die älteren Beschreibungen bei denen von schweren Symptomen ganz wie bei Atropinvergiftung berichtet wird, erscheinen verdächtig, dass es sich um Verwechslung mit den Beeren der Tollkirsche gehandelt hat." (Handbuch der Toxicologie II, Jena 1901 p. 876). Vorsicht beim Genuss von Nacht- schattenbeeren ist immerhin ange- bracht. Doch muss man auch berück- sichtigen, dass Giftpflanzen durch Gartenkultur an Giftgehalt oft grosse Einbusse erleiden, und es also sehr leicht möglich ist, dass die „Wonder- berry" des Herrn L. Burbank durch- aus harmlos sein kann. Es ist diesem Züchter der Vorwurf der Geschmacks- entartung umso weniger zu machen, als Solanum nigrum schon im Alter- tum als Naschwerk galt und wir selbst ebenfalls Solanaceengewächse wie die Knollen von Solanum tuberosum, die Beeren von Solanum Melongena und die Tomaten geniessen. Nur soviel kann man bemerken: Ben Akiba hat wieder mal Recht gehabt: „Es gieb t nichts Neues unter der Sonne." Friederich Kanngiesser, Dr. med. et Dr. phil. Obstbaukolonie „Eden" - Oranienburg. Von G. A. Langer. Durch seinen Besuch in der Ko- lonie „Eden" im verflossenen Sommer hat der V. z. B. d. G. ein Interesse für diese heut noch einzig dastehende Orga- nisation bekundet; ich will daher in Nachstehendem versuchen, den Nicht- eingeweihten einen kurzen Ueberblick über Gründung und Zweck der Ko- lonie zu geben. Im Jahre 1893 gründeten 18 Boden- reformer, die zugleich auch Vegetarier waren, die „Obstbaukolonie Eden" als eingetragene Genossenschaft m. b. H. Es wurden zunächst nur Vegetarier als Mitglieder aufgenommen, seit acht Jahren ist jedoch die Forderung, sich jeder Fleischnahrung zu enthalten, wieder fallen gelassen worden, um dem Reformwerke besser dienen zu können. Schlacht Viehhaltung, Schlächterei, Alkohol-, Fleisch- wie Tabak-Ver- kauf sind in Eden nach wie vor satzungsmässig verboten! Manche deranfangs hochgespannten Hoffnungen und Pläne sind unerfüllt geblieben, und viele kehrten wieder in die mehr materiellen Gewinn bietende Stadt zurück. Dazu kam noch dieVoreingenommen- heit gegen jeden „tierischen Dünger"; man verwandte das heut schon ver- gessene, besonders für unsere Böden völlig wertlose, ja sogar schädigende Hensel'sche Steinmehl. Heute wird aber in richtiger Weise, besonders mit Berliner Strassendünger, Kalk und Mineraldüngemitteln ge- arbeitet! Nach vielen Misserfolgen, Kämpfen und Mühen kann man wohl sagen, dass die Krisis überwunden zu sein scheint, Dank der uneigennützigen Tätigkeit des Kolonievorstandes, be- sonders der Herren Jockisch, Will- kommen und Lotz. Es stellt die Kolonie heut eine für jeden Reformer hochinteressante Ge- meinschaft dar, in der frohe Menschen im Besitz ihrer eigenen Scholle ihr Heim bewohnen und ihre Früchte bauen dürfen. Die Kolonie liegt westlich der Stadt Oranienburg, etwa 3/4 Stunden vom Bahnhof entfernt. Die Grösse der Kolonie betrug im Gründungsjahre 1893 ca. 150 Morgen, für die 36 000 M. gezahlt wurden. 1905 wurden weitere 36 Morgen hinzugekauft, für die aber, der Steigerung der Grundstückswerte 38 Kleine Mitteilungen. entsprechend, schon 43200 M. bezahlt werden mussten. Der Boden ist meist dürftiger Sand. zum Teil etwas anmoosig; dabei ziem- lich kalt mit teilweise zu hohem Grund- wasserstand. Warum hat man sich die für Obst- bau durchaus nicht günstigen Ver- hältnisse ausgesucht? Der beste Boden, die günstigste Lage sind doch eben gut genug, um im Obstbau die Rentabilität zu sichern! Der Einwand, man wolle auf der Grundlage der Bodenreform erfolg- reich die Besiedlung des an sich minderwertigen Landgebietes durch- führen und der mit Hilfe genossen- schaftlicher Organisation ermöglichten Kleinbauern Wirtschaft („Gartenbau") dem Boden erhöhte Erträge abgewinnen, dürfte nicht ganz stichhaltig sein! Unendliche Arbeitskraft ist ver- geudet worden, um das zu schaffen. was es heute ist. Das Grundstück ist in je l1 , Mor- gen (2800 qm) grosse Heimstätten ein- geteilt, ein kleiner Teil wird genossen- schaftlich bewirtschaftet oder ist für Wege, Spiel- und Arbeitsplätze be- stimmt. Die einzelnen Heimstätten sind in 4—5 m entfernten Reihen, zum Teil noch enger, mit Halbstämmen oder Buschobst bepflanzt und dazwischen stehen noch Beerenobststräucher, und als Hauptunterkultur Erd- beeren. Wie fast überall bei Neuanlagen, ist natürlich auch hier viel zu dicht gepflanzt worden, ja selbst noch in den jüngsten Neuanlagen der Kolonie. Nach kaum 15 Jahren müssen deshalb schon heut viele Bäume heraus- genommen werden, um der zurück- bleibenden Luft und Licht in ge- nügendem .Masse zu gewähren. An Gebäuden finden sich auf der Kolonie ausser Genossenschaftshaus, Yerwertungsgebäuden, eigener Schule, Pensions- und Restaurationsgebäuden, noch ca. 70 kleinere und grössere Familienhäuser. Durch eine „Bau- und Kreditgesellschaft" ist ein Institut ge- schaffen, das die zur Siedlung nötigen Gelder gemeinnützig herbei zu schaffen bestimmt ist. Dem Mitgliede, das eine Heimstätte zu besitzen wünscht, wird ein Erb- baurecht eingeräumt. Der Heim- stätter hat eine jährliche Abgabe an die Genossenschaft für die Boden- benutzung zu zahlen, und beträgt die jährliche Bodenpacht zurzeit je nach Lage des Grundstückes 1 — 3tya Pf- Pro Quadratmeter. Da der Genosse für die jährliche Bodenpacht nur das Benutzungsrecht des nackten Bodens erwirbt, so muss er so viel Geld bestizen, um entweder ein leeres Land mit Obstbäumen zu besetzen oder eine fertige Anlage zu kaufen. Dazu gehört zur Heimstätte mindestens 2000 M. Anlagekapital. Die Unkosten für Pacht, Wasser, Dünger. Löhne und Verzinsung des Anlagekapitals betragen wenigstens ca. 3— 4OC0 Mark jährlich und ist auf eine Bruttoeinnahme im Vollertrage der An- lage (12 — ISjahre nach der Pflanzung) unter der Berücksichtigung der gün- stigen Verwertungs- und Verkaufs- genossenschaft von ca. 600 — 800 Mark pro Jahr und Heimstätte zu rechnen. Man sieht daraus, dass der ursprüng- liche Zweck — von einer Heimstätte zu leben — selbst bei einem nur bescheidenste Ansprüche stellenden Vegetarier nicht erfüllt werden kann! Die Genossen müssen deshalb als Handwerker, — und deren gibt es in Eden aller Art, — oder im genossen- schaftlichen Arbeitsbetriebe, oder als — Rentner ihre Einnahmen zu er- höhen versuchen. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass der Verkauf und die Verwertung der Produkte genossenschaftlich vor sich geht. Die mit allen modernen Ein- richtungen versehene Obstverwer- tungsstation verarbeitet alle Arten von Obst, soweit dieselben nicht roh verkauft werden, zu Säften, Marme- laden usw. Auch Gemüse, z. B. Erbsen und Rhabarber werden zu Konserven verarbeitet, ja sogar Südfrüchte, wie Citronen und Apfelsinen. DieEdenerObstprodukte sind durch- aus naturrein und haben sich durch ihren guten Geschmack und sauberes Aussehen schon einen Weltruf er- worben. Wenn auch etwas teurer als gewöhnliche Handelsware, so hat man doch die Gewissheit, ein nach Haus- frauenart hergestelltes, gut bekömm- liches Produkt zu erhalten. Kleine Mitteilungen. 89 Seit 1897 haben die „Edener" auch eine eigene Schule, deren eine Lehr- kraft seit 1904 staatlich angestellt ist. Ich habe selbst des öfteren Gelegen- heit Geistesproben der dortigen Kinder kennen zu lernen und kann wohl sagen, dass — vielleicht auch beein- flusst durch eine tüchtige Lehrkraft — die reizende, fern dem Hasten und Trei- ben der Stadt gelegene Landschaft, auf die Gemüter und den Geist einen ausser- nisse daselbst in moralverletzender Weise ausgeübt werden! — Alles in Allem verdient das sozial- wirtschaftliche Experiment „Eden" grosse Beachtung und kann doch in der Hauptsache als ein gelungener V ersuch gelten. Es ist fraglos ein erhebendes Gefühl auf eigener Scholle zu arbeiten und dieses Gefühl in unserer schnellleben- den, hastenden Zeit wieder erweckt Abb. y. Der 20. Obstmarkt in Düren (Rheinland). Gesamtaufbau mit Kaiser-Dekoration. ordentlich günstigen Einfluss ausübt. Auch wird Fröhlichkeit und Ge- selligkeit geübt. Verschiedene, den Jahreszeiten entsprechende Feste wer- den abgehalten, wissenschaftliche und heitere Vorträge gehalten und Gesang, Tanz und Spiel gepflegt. Dass natürlich in einem „Eden" ein Luft- und Sonnenbad nicht fehlt, ist wohl selbstverständlich; doch darf man durchaus nicht befürchten, dass die biblisch paradiesischen Verhält- resp. verbreitet zu haben, dafür ge- bührt den Edener Pionieren der Dank der Kulturmenschen! Der XX. Obstmarkt in Düren (Rhld.), veranstaltet von der dortigen Lokalabteilung des landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreussen. Mit Recht will man den Obstbau dadurch heben, dass man ihn rentabel zu machen sucht. Dazu gehört in 90 Kleine Mitteilungen. erster Reihe die Obstverwertung. Die beste Verwertung ist wohl zweifellos der direkte Verkauf nach der Ernte, wenn es sich nicht um Obstarten handelt, welche für eine bestimmte Verwertung angebaut sind wie z. B. Mostobst, für lange Lagerungbestimmte Sorten und dergleichen. Dieser Frischverkauf kann nun auf verschiedene Art und Weise geschehen, je nach den Verhältnissen; sei es auf genossenschaftlichem Wege, oder durch Veranstaltung von Auktionen, wie es in den grossen Obstbaugebieten Oester- reichs geschieht; ferner durch Ver- kaufsnachweise, wie solche von den Landwirtschaftskammern betrieben werden. Alle Vermittlungsarten haben mehr oder weniger Mängel, die sich namentlich dort zeigen, wo es sich um den Verkauf kleiner Quantitäten vieler Lieferanten handelt. Diese Verhältnisse bestehen fast durchweg in der Rheingegend, wo der Grundbesitz in viele kleine Stellen geteilt ist. Aus diesen Erwägungen entstand wohl hier zuerst die Abhaltung von Obstmärkten in vielen grösseren und mittleren Städten. Diese Märkte haben auch, wenn sie richtig durchgeführt werden, viele Vorteile. Durch per- sönliche Verhandlungen der Käufer und Verkäufer werden Reklamationen bei der Lieferung weniger vorkommen; die Käufer mit ihren so sehr ver- schiedenartigen Ansprüchen finden Gelegenheit, alle Wünsche zu befrie- digen; die Verkäufer können Sorten und geringere Qualitäten, die sonst weniger gefragt sind, noch zu befriedi- genden Preisen absetzen. Ein grosser Vorteil dieser Märkte besteht ferner darin, dass durch sie mehr wie durch jede andere Mass- nahme der Obstbau einer Gegend ge- hoben und in die richtigen Bahnen geleitet wird. Hier, wo die Erfolge der einzelnen Obstzüchter jedem vor Augen stehen, lernt mancher mehr, wie durch schöne Vorträge und gutgeschriebene Bücher. Hier kommt man auch nach längerer Zeit zu der heute von allen Seiten gewünschten Sorteneinheit unter Vermeidungder Fehler, welche Sorten- bestimmungen für sehr grosse ver- schiedenartige Anbaugebiete natur- gemäss haben müssen. Jeder lernt die Sorten kennen, die alljährlich in grösseren Mengen guter Ware an- geboten werden, und was schliesslich die Hauptsache ist, gute Preise er- zielen; auch kann sich der Züchter vor Misserfolgen dadurch schützen, dass er die Verhältnisse kennen lernt, unter welchen günstige Resultate mit verschiedenen Sorten erzielt werden. Eine der ersten Veranstaltungen dieser Art ist der Obstmarkt in Düren (Rhld.), gegründet von dem leider zu früh verstorbenen Pomo- logen, Königlichen Kommerzienrat Emil Hoesch, der vom 25. bis 27. September 1909 zum zwanzigsten Male stattgefunden und somit doch wohl den Beweis der Lebensfähigkeit erbracht hat. Mit kurzen Worten will ich die Einrichtung beschreiben. Veranstalterin istdie Lokalabteilung, welche jährlich einen Kredit von 250 Mark bewilligt und ein aus Mit- gliedern gewähltes Komitee mit der Ausführung beauftragt. Schon lange vor der Obsternte wird durch Zeitungs- artikel auf den Obstmarkt hingewiesen, und den Verkäufern besonders das empfohlen, was zur Anbietung einer guten Ware gehört, wie sorgfältiges Pflücken, gutes Sortieren und ge- eignetes Verpacken und dergleichen. Am Tage vor Beginn des Marktes (wozu drei Tage und zwar immer Sonnabend, Sonntag und Montag ge- wählt wurden) wird das Marktlokal, ein günstig gelegener, mittelgrosser Saal, aufs schönste hergerichtet, alle Tische mit farbigem Papier bedeckt und mit Spitzen verziert. Die Bühne und die Saalecken erhalten Pflanzen- schmuck, welcher auf Ersuchen von den grösseren Herrschaftsgärtnereien immer gern gestellt wird. Es hat sich erwiesen, dass gerade die so ge- schmackvolle Aufmachung des Ganzen grosse Anziehungskraft ausübt. Nach- mittags beginnt die Anlieferung des Obstes, das genau nach Anweisung des Komitees aufgestellt wird. Es werden Muster und fertig gepackte Waren möglichst zusammengestellt. Der Verkauf regelt sich folgender- massen : Die Verkäufer grösserer Mengen werden am besten persönlich oder durch Angestellte den Verkauf Kleine Mitteilungen. 91 bewirken, das Komitee vermittelt das weitere. Durch lange Erfahrung lernt man schon die beiderseitigen Interessen so zu wahren, dass spätere Reklamationen selten kommen. Alle Verkäufer werden in das Verkaufsbuch eingetragen und dem Ankäuferein Schlussschein übergeben ; sofort nach beendetem Markt be- kommen die Verkäufer genaue Ordres für die Lieferung. Diese Verkaufs- stattfindet. Dazu kommt natürlich ab- wechselnd die Aufsicht im Saal, nach Schluss die Abrechnung mit der Lokal- abteilung usw. Da diese mit dem Obstmarkt selbst kein Geschäft machen will, werden nur die Unkosten zu decken gesucht; es wird ein geringes Eintrittsgeld, 20 oder 10 Pfennig erhoben, schon um unberufene Liebhaber von Obst fernzuhalten. Die Gebrauchsgegen- Abb. 10. Der 20. Obstmarkt in Düren (Rheinland). Dekoration einer Saalecke (Siehe Seite 92). bücher bilden nach langen Jahren wertvolle Dokumente für mancherlei Feststellungen im Interesse des Obst- baues. Ausser diesen Hilfsleistungen liegt dem Komitee noch manche andere Arbeit ob, die Beschaffung von Kisten, Körben, Tellern, Holzwolle usw. Die Ausschreibung der Verkaufskarten, welche Sorte, Preis und Menge ent- halten müssen; jeder Verkauf wird dar- auf vermerkt, damit kein Ueberverkauf stände werden zum Selbstkostenpreise abgegeben, Platzmiete wird nicht er- hoben. Nicht gedeckte Ausgaben werden von der Veranstalterin über- nommen. Das wären wohl im ganzen die wichtigsten Punkte für einen Obst- markt; jedoch hat uns die Erfahrung gelehrt, dass noch manches nötig ist, diese durch lange Jahre, namentlich aber zu obstarmen Zeiten aufrecht zu erhalten. Meistens erlahmt das Inter- 92 Kleine Mitteilungen. esse dadurch, dass die Verkäufer sich auf dem Markt einen Kundenkreis erwerben und dann die Geschäfte direkt abwickeln, was für viele Käufer bequemer ist. Ein anderer Uebelstand ist, dass meistens von vornherein die Preise zu hoch gehalten werden. Manche Obstzüchter meinen, sie müssten am Markt höhere Preise erzielen wie zu Hause, und das wirkt für die Käufer abschreckend. Das Komitee muss auch hier vermittelnd eingreifen. Eine weitere Hauptsache ist, diese für das Publikum uninteressante Ver- anstaltung so zu beleben, dass auch Nichtkäufer sie immer wieder be- suchen. Dazugehört eine Abwechslung in der Ausschmückung, Veranstal- tungen von Sonderausstellungen da- neben, von Tafelobst, von Blumen wie Dahlien, Rosen und dergleichen. Mit dem hiesigen Markt ist stets auch die Ausstellung der ebenfalls von der Lokalabteilung an Schulkinder zur Pflege gegebenen Blumen ver- bunden; auch hierin hat die Lokal- abteilung Erfolge aufzuweisen. Da- durch, dass durch 3 herrschaftliche Obergärtner während des Sommers an die Schulkinder Unterweisungen in der Blumenpflege auf praktischer Grundlage stattfinden, gelangen Pflan- zen zur Ausstellung, die jedem Kulti- vateur Ehre machen. Zur Unter- stützung dieser schönen Sache geben Kreis und Stadt Düren die Mittel zur Anschaffung der Pflanzen und Prä- miierung der Kinder. Der zwanzigste Obstmarkt durfte seinen Vorgängern würdig angereiht werden, und da er das ebensoviel- jährige Jubiläum der meisten Komitee- mitglieder brachte, war von Erlahmung der Arbeitsfreudigkeit nichts zu sehen. Recht viele selbstlose Arbeit ist stets zu leisten, wenn derartige Unter- nehmungen gedeihen sollen. Für die Lokalabteilung selbst war 1909 ein Trauerjahr. Sie verlor durch Tod ihren Direktor, den Königlichen Kammerherrn und Landrat v. Bren- ning, welcher sie in der langen Zeit von mehr als zwanzig Jahren auf eine grosse Höhe gebracht hat, und durch sein Wohlwollen, auch dem Ge- ringsten gegenüber, sowie durch grosse Sachkenntnis viel für die Land- wirtschaft und den dazu gehörigen Obstbau getan hat. Ueber den Verkauf durch das Komitee gebe ich nachstehend Quan- tum und Preis von denletzten 6 Jahren: 1904 157 Zentner 1676 Mark 1905 86 „ 1630 „ 1906 154 „ 2320 1907 233 „ 3243 „ 1908 159 „ 2407 1909 172 „ 2690 Hierzu kommen, wie gesagt, die anderen Vermittlungen durch die Ver- käufer selbst. Unter Berücksichtigung, dass Düren eine Stadt von nur 30 000 Einwohnern ist, und als Verkäufer nur die Obst- züchter des Kreises zugelassen sind, doch gewiss ein gutes Resultat. Besucht wird der Obstmarkt von durchschnittlich 1000 Personen jährlich. Die beiden Abbildungen sind von dem letzten Obstmarkt, und stellt die eine den Gesamtaufbau, die andere eine Eckendekoration dar. Der mittlere Tisch enthält Aus- stellungsobst ; vorn das grosse Sorti- ment aus dem Garten der Frau Geheimrat Philipp Schöller. Es wird besonders Wert darauf gelegt, diese Früchte so auszustellen, dass die volle Schönheit nicht durch Bei- werk beeinträchtigt wird; auf weissem Leinentuch steht alles in grösseren und kleinen Glastellern je nach der Grösse der Früchte geordnet, nur etwas Asparagus- Grün dazwischen gelegt. Die Saaleckendekoration war eben- falls aus der Schöllerschen Gärtnerei gestellt; sie wirkte durch Aufbau und Farbenharmonie sehr gut. Der Pa- villon bestand ganz aus Dahlien; er war aussen weiss, innen rosa, das Dach war rot. Den Treppenaufgang schmückte Lycopodium mit Lorbeerbäumen im Hintergrund; davor standen 2 Meter hohe blühende Bougainvillea glabra Sauderiana - Sträucher , dann starke Kochia triphylla in Herbstfärbung mit einer Einfassung aus Begonia Rex Kronprinzessin Cecilie. Ich halte die Beteiligung grösserer Privatgärtnereien an derartigen wie überhaupt an allen Ausstellungen für sehr nützlich; neben der Freude des Erfolges findet der Besitzer und Kleine Mitteilungen. 93 Leiter viele neue Anregungen, die man nur durch Mitwirkung findet, viel mehr als durch einen Besuch allein. Auf der Ausstellung des Vereins Z. B. d. G. im Frühjahr hatten sich be- dauerlicherweise die grösseren Privat- gärten aus Berlin und Umgegend wenig beteiligt. A. Klecmann, Obergärtner. Anfrage, betreffend Krankheit der Pelargonien-Stecklinge. Im vergangenen Jahre wurden von grösseren Gärtnereien Pelargonien- Stecklinge eingesandt, die unter Schwärzung und Faulen der Stengelbasis zugrunde gegangen waren. Eingehende Untersuchungen ergaben, dass die Krankheit durch einen parasitären Pilz hervorgerufen war. Es wird gebeten, der Kaiser- lichen Biologischen Anstalt zu weiteren Studien erkrankte Stecklinge zuzuschicken und auch die näheren Umstände der Erkrankung mitzuteilen, so z. B., ob sie besonders häufig in Erden bestimmter Beschaffenheit, etwa zu jungen Kompost- oder Mistbeet- erden auftritt. Auch Mitteilungen über Stecklings- und Keim li ngskrankheiten an- derer Pflanzen unter Einsendung von Material sind sehr erwünscht, ferner auch die Einsendung von ge- triebenen Tulpen, die unterWeich- werden der unteren Stengelteile vor dem Aufblühen fallen. Sendungen und Mitteilungen sind zu richten an die Kai serliche Bio- logische Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem bei Steglitz. Dr. Peters, Ständiger Mitarbeiter der K. B. A. Einladung zur Hauptversammlung des Volkswirtschaftlichen Vereins Mittwoch den 23. Februar 1910 abends Uhr im grossen Saale Klub der Landwirte, Dessauer Strasse 14. Tagesordnung: 1 . Neuwahl von x 5des Verwaltungsrates. Es scheiden in diesem Jahre aus: Fräulein Dr. E. Castner, die Herren Oekonomierat Lukas, Regierungsrat Dr. Appel, Blankenhorn, M. d. R., Professor Ahrens, Gartendirektor Linke, Dr. Lohmann, Hofgarten- direktor Kahler, Professor Dr. Lic. J. E. Weiss. 2. Vortrag von Herrn Professor Dr. Auhagen, Steglitz. Bedarf der deutsche Gartenbau eines stär- kerenZollschutzes? Bericht über die zu dieser Frage vom Verein ver- anstalteten Erhebungen und ihre bisherigen Ergebnisse. 3. Vortrag von Herrn D. Sandmann, Berlin, Mitglied der Berliner Handels- kammer: „Wie muss für die Folge unsere Obstproduktion gefördert werden?" 4. Besprechung der Vorträge. 5. Bericht über die Vereinsarbeit und -Entwicklung im Geschäftsjahr 1910 bis 191 1 erstattetvomGeschäftsführer. Obst -Vortragskursus. Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg veranstaltet in diesem Jahre den achten Obstbau- Vortragskursus in Berlin. Die Kurse sollen dazu dienen, das Interesse am Obstbau zu verallgemeinern und die Landwirte, Obstzüchter und Liebhaber der Provinz Brandenburg zum gegen- seitigen Meinungsaustausch zusammen- zuführen. Der Kursus ist wiederum zweitägig. An den beiden Vormittagen sollen zu- sammen sechs Vorträge gehalten und nachmittags dieselben besprochen werden. Der diesjährige Vortragskursus findet am Montag den 21. und Dienstag den 22. Februar im Landeshause zu Berlin, Matthäikirchstrasse 20,21, statt. Eröffnung am Montag den 21. Februar vormittags 10 Uhr. Die Beteiligung ist gegen Erstattung eines Honorars von 5 Mark jedermann gestattet, und ersuchen wir im Interesse der guten Sache um eine recht rege Beteiligung. Jeder Teilnehmer erhält einen ausführlichen Druckbericht über die Verhandlungen kostenlos zu- gesandt. Derselbe geht den Teil- nehmern im August d. J. zu. Teil- nehmerkarten wolle man gegen Ein- sendung von 5 Mark baldgefälligst bei der Hauptkasse der Landwirtschafts- kammer, Berlin NW. 40, Kronprinzen- Ufer 5 6, einfordern. Nach Einsendung des Betrages erfolgt die Zusendung der Teilnehmerkarte umgehend. Es 94 Kleine Mitteilungen. empfiehlt sich, die Teilnehmerkarten schon jetzt zu bestellen, um uns eine Uebersicht über die in Aussicht stehende Beteiligung zu ermöglichen, doch können dieselben auch am Eröffnungstage am Eingang des Saales in Empfang genommen werden. Der VI. Anstalter - Abend (All- gemeine Zusammenkunft Ehemaliger) findet am Dienstag, den 22. Februar von 7 Uhr abends ab im Bierhaus „Spaten" Berlin, Friedrichstrasse 172, II. Etage statt. Veranstalter sind: „Vereinigung Ehemaliger Geisen- heimer" und „Verband Ehemaliger Proskauer". Den Vorsitz führt die Vereinigung Ehemal igerGeisenheimer. Die Veranstaltung findet im Rahmen eines Bierabends statt und soll nur eine zwanglose Zusammenkunft aller „Ehemaligen" der Gärtner - Lehr- anstalten Deutschlands sein. Thalackers Adressbuch für den deutschen Gartenbau 1910. Verlag von Bernhard Thalacker. G. m. b. H., Leipzig und Berlin. Preis in Leinewand gebunden 2,50 Mark. Dieses in handlichem Taschenformat herausgegebene Adressbuch enthält in übersichtlicher Anordnung annähernd 28 000 nach Branchen geordnete Adressen, die sich auf fast 8000 Orte verteilen. Es kann allen Interessenten als ein brauchbares und zuverlässiges Nachschlagebuch nur bestens em- pfohlen werden. Rosenausstellung im freien Lande Liegnitz 1910. Erschienen ist das Programm der Abteilung: Rosen-Ausstellung im freien Lande der Grossen Rosen- Ausstellung des „Vereins deutscher Rosenfreunde". Protektorin ist Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Auguste Viktoria. Die Feier des 25jährigen Jubiläums wird verbunden mit einer „Schlesischen Gartenbau- Ausstellung", die vom 25. Juni bis 10. Juli und vom 14. August bis 11. September 1910 im Stadtpark zu Liegnitz unter Leitung der Liegnitzer Gartenbau- Gesellschaft und der Mitwirkung der Gruppe Nieder -Schlesien des Verbandes der Handelsgärtner Deutsch- lands stattfindet. Ausstellungsberechtigt ist jeder Gärtner, Rosenzüchter und Blumen- geschäftsinhaber des In- und Aus- landes. Nichtmitglieder des V. D. Rosenfreunde, der Liegnitzer Garten- bau-Gesellschaft oder des Provinzial- Verbandes Schlesien des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands be- zahlen 10 Mark für ihre Beteiligung. Rosenliebhaber können nur, soweit sie Mitglieder des Vereins Deutscher Rosenfreunde sind, sich beteiligen. Anmeldungen für im Freien anzu- pflanzende Rosen haben bis 1. März 1910 zu erfolgen. Für abgeschnittene Blumen und Bindereien ist als späte- ster Termin der 20. Juni 1910 fest- gesetzt. Alle Zuschriften sind an Herrn Königlichen Gartenbaudirektor F. Stämmler-Liegnitz zu richten. Die Gartenbau-Gesellschaft Lieg- nitz stellt die zu bepflanzenden Flächen im Freien, sowie alle Plätze in ge- schlossenen Räumen den Gartenbau- Ausstellern kostenlos zur Verfügung. Die Pflanzung muss bis spätestens im April 1910 beendet sein, doch sind Ergänzungen jederzeit zulässig. Die sachgemässe Pflege der Pflanzen über- nimmt die Ausstellungsleitung auf ihre Kosten. Einheitliche Pfähle zum Anbinden der Rosen liefert die Ausstellungs- leitung auf Kosten des Ausstellers, doch sind auch solche Pfähle, welche Neuerungen darstellen, zugelassen. Die auszustellenden Rosen werden in fünf Gruppen eingeteilt, und zwar a) Hochstamm- Rosen von 0,90 m Stammhöhe und darüber; b) Halbstamm - Rosen unter 0.90 m Stammhöhe; c) Niedere Rosen; d) Topf-Rosen; e) Wildlinge. Versammlungen ausser dem Jubiläums-Kongress des Vereins deut- scher Rosenfreunde finden statt : Sonntag, den 25. Juni d. J. eine Wander-Versammlung des „Provinzial- Verbandes schlesischer Gartenbau- Vereine", welchem 55 Einzelvereine angehören. Ferner: Ein schlesischer Gärtnertag, Eingegangene Preisverzeichnisse. 95 veranstaltet durch die Leitung des Provinzial- Verbandes Schlesien des Verbandes der Handelsgärtner Deutsch- lands. Der Termin wird noch bekannt- gegeben. Eine Internationale Gartenbau- Ausstellung findet vom 19. März bis 20. April 1910 in Hyeres (Südfrank- reich) unter dem Ehrenvorsitz des Ackerbau-Ministers statt. Eingegangene Preisverzeichnisse. Arends, Georg, Staudengärtnerei und Samenhandlung, Ronsdorf (Rhld.). Engros-Preisliste für Handelsgärtner und Samenhandlungen 1910. Bernstiel, Otto, Farn-Versand- gärtnerei, Bornstedt bei Potsdam. Preisliste 1910 über Farnsämlinge so- wie Handels- und Schaupflanzen. Sehr reichhaltiges Sortiment mit ganz vor- züglichen schwarzen Abbildungen von Neuheiten eigener Züchtung. Gebrüder Dippe, Samenzucht und Samenhandlung, Quedlinburg. Preisverzeichnis 1910 über Gemüse-, Feld-, Gras- und Wald-Samen, sowie Sommerblumen, Stauden und Topf- gewächse. Als sehr schöne Neuheiten werden empfohlen: Viktoria-Aster „Deutscher Prinz", Zwerg- Chry- santhemum-Aster, dunkelrot, weiss punktiert, grossblumige Perfection- Sommer-Levkoje, weiss mit rosa Schein, sowie verschiedene Petunien -Sorten. Faiss, Carl, Königl. Hoflieferant, Gartenbaubetrieb, Preis- und Sorten- verzeichnis 1910 von grossblumigen englischen Pelargonien. Glaab, Fritz, Kunst- und Handels- gärtnerei, Bad Reichenhall (Bayer. Alpen). Neuheitenliste von Gebirgs- hänge-Nelken. Günther Barthelome, Carl, Geschwenda am Thüringer Wald. Preisliste 1910 11 über Holzetiketten, Baumpfähle, Blumenstäbe, Pflanzen- kübel etc. Haage & Schmidt, Gärtnerei, Samenbau und Samenhandlung,Erfurt. Hauptverzeichnis über Samen und Pflanzen 1910. Reich illustriert, führt es manche neue Pflanze vor, denn die Zahl der hier angeführten Arten ist erstaunlich gross. Erwähnt sei unter anderen : Dianthus laciniatus fl. pl. „Lucifer". Eine gefülltblühende Nelkenform für Beetbepflanzung. Cosmidium Burridgeanum „Orange- krone". Diese Annuelle bildet etwa 50 bis 60 cm hohe und breite Blüten- büsche. Auf dem goldgelben Grunde der Strahlenblüten treten die dunkel- orangefarbene Zone und Mitte stark hervor. Die zahlreichen flachgebauten, kreisrunden Blumen stehen auf langen festen Stielen frei über dem fein- geschlitzten linienförmigen Laubwerk. F. C. Heinemann, Königl. Preuss. Hoflieferant, Erfurt. Hauptkatalog No. 261 und 262. 1910. Auf der Titel- seite mit einer bunten Abbildung von Neuer Erfurter Strauchbohne, weisses Spitzkraut, ferner Antirrhinum majus nanum „Albinomischung", Riesen- Chabaud-Nelke, „Herzogin v. Sachsen- Koburg - Gotha", reinweiss, Cineria hybr. grdfl. „Matador" und Delphinum chinense „TomThumb" Ultramarinblau. Pepinieres F. Delaunay, Angers, Katalog und Preiskurant für 1909 10 über Obstbäume, Beerenobst, Rosen, Stauden u. a. Sehr reichhaltiges Sor- timent. Sluis & Groot, Enkubizen (Holland). Vorläufiges Preisverzeichnis von Gemüse-, Blumen- und Feldsamen. Herb, M., Neapel (Italien). Neu- heiten eigener Zucht für 190910 sowie früherer Jahrgänge mit reichlichen Abbildungen. P. van Noordt & Söhne, Hofliefe- ranten, Boskoop (Holland). Katalog 1909 10 über Baumschulartikel, Koni- feren etc. Mit einer Buntdrucktafel von Azalea ledifolia var: van Noord- tiana (Wittmack). Keeling and Sons, Westgate Hill, Near Bradford, Jorkes (England). Katalog mit Preisverzeichnis über Orchideen mit schönen schwarzen Ab- bildungen. Sehr reichhaltiges Sorti- ment. 96 Personalia. Personalia. Richter, Eduard, Herzoglicher anhaltinischer Ober-Hofgärtner a. D., Wörlitz, langjähriges Mitglied des Ver- eins, starb am 20. Januar im fast vollendeten 79. Lebensjahre. Er war am 27. Februar 1831 als Sohn eines Hofgärtners im Luisium bei Dessau geboren. Nach Besuch des Gymnasiums lernte er praktisch in der Gärtnerei des Fürsten zu Stollberg-Wernigerode und besuchte darauf die Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. 1864 berief ihn der Herzog Leopold von Anhalt in an- haltinische Dienste. Einem gleich- zeitigen Ruf in die Königl. Gärten nach Athen nicht folgend, übernahm er als Hofgärtner die Verwaltung der Herzoglichen Gärtnerei in Biendorf bei Cöthen. Im Jahre 1890 übernahm er in seiner bisherigen Eigenschaft als Hofgärtner selbständig die Leitung des bekannten Garten zu Wörlitz. Hier an dieser Pflegestätte deutschen Gartenbaues konnte er in 17 jähriger unermüdlicher Tätigkeit sein reiches Wissen und Können entsprechend verwerten. Hat es ihm an ehrenden An- erkennungen, aber auch an herben Enttäuschungen nicht gefehlt, der Ent- schlafene blieb sich im Pflichtbewusst- sein und grosser Arbeitsfreudigkeit stets gleich. Edle Charaktereigen- schaften, vor allem Selbstlosigkeit und fast übergrosse Herzensgüte sichern ihm ein bleibendes Andenken über das Grab hinaus. Späth, Franz Ludwig, Königl. Landes - Oekonomierat zu Baum- schulenweg bei Berlin, wurde in Anerkennung seiner Verdienste zur Hebung des Gartenbaues von der K. K. Oesterreichischen Gartenbau- Gesellschaft zum „korrespondierenden Mitglied" ernannt. L. Späth begeht am 25. Februar seinen 71. Geburtstag. Tagesordnung für die 989. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 24. Februar 1910 abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass I). 2. Vortrag: Herr Dr. Eduard Hahn Berlin, „Ueber die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit". 3. Antrag des Blumen- und Gemüseausschusses, mit der bisherigen Preis- bewertung durch Medaillen auf den Monatsversammlungen zu brechen und wie in früheren Jahren abgestufte Geldpreise für die ausgestellten Gegen- stände wieder einzuführen. 4. Antrag des Dekorations - Ausschusses auf Bewilligung zweier goldener Medaillen. 5. Verschiedenes. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 5, Inhalt: Die wichtigsten Krankheiten der Rose S. 97. — Zur Aesthetik der Pflanzennamen S. 106. — Aus den Ausschüssen d. V. z. B. d. G. S. 110. — Literatur S. 117. — Raupenplage im Berliner Tiergarten S. 120. — Personalia S. 120. ■:^h±I Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. 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Rosenrost, 2. Rosenmeltau, 3. Sternrußtau, 4. Coniothyrium-Krankheit. Nr. 1, 2, 3 von 0. Peters, Nr. 4 von R. Laubert nach der Natur gemalt. LIBRARY NEW YORK Die wichtigsten Krankheiten der Rose. qarden. Nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft. (Hierzu Tafel 1580). Von Dr. R. Laubert, Steglitz. (Fortsetzung.) 4. Die Coniothyrium- oder Brandflecken-Krankheit der Rosenzweige. (Abbildung 4). Während die drei zuerst besprochenen Krankheiten ganz vorwiegend die Blätter befallen, tritt die hier zu besprechende Krankheit nur am „Holz", auf der Rinde der Aeste und Zweige der Rose auf. Der Coniothyrium-Krankheit wird von den Praktikern wie von den Pflanzenpathologen im allgemeinen noch nicht die Beachtung geschenkt, die sie verdient. Es kommt dies wohl daher, dass sich die Krankheit — zumal in vorgeschritteneren, älteren Stadien — selbst von Sachverständigen oft schwer richtig diagnostizieren lässt, und dass der Praktiker meist gar nicht weiss, dass es sich um eine bestimmte, durch einen Schmarotzerpilz ent- standene und also übertragbare Krankheit handelt, sondern dass er vielmehr Frost und andere schädliche Einflüsse während der Ueberwinterung als Ursache ansehen zu müssen glaubt. Dennoch haben wir es hier, wie bereits vor Jahren in einer längeren Abhandlung an anderer Stelle („Gartenwelt", 11. Jahrg.) S. 332, 357, 378) dargelegt worden ist, mit einer recht wichtigen und ver- breiteten Pilzkrankheit zu tun. Erscheinungen der Krankheit. Die Krankheit macht sich be- sonders im Frühjahr, bald nach dem Abdecken der Rosen, bemerklich. Man gewahrt dann auf der Rinde der ein- sowie mehrjährigen Zweige meist ver- einzelt, zuweilen auch in Mehrzahl, rundliche, dunkle Flecke. Oft befinden sich die Flecke vorwiegend an den Augen, die dann abgestorben sind; doch ist dies nicht immer der Fall. Sie sind in der ersten Zeit von charakte- ristischer lederbrauner bis graubrauner Farbe und meist von einem breiten dunkelpurpurroten Saum umgeben. Das Rindengewebe der Flecke ist bis zum Holzkörper abgestorben und weist auf seiner Oberseite kaum wahrnehm- bare winzige Höckerchen auf, die zum Teil zu kleinen, spaltenförmigen Löcherchen aufgerissen sind. Diese Erscheinung ist, obgleich nicht immer deutlich ausgebildet, für die Krankheit besonders charakteristisch. Dieses ist das Aussehen der Flecke im ersten Jahre. Sind die Flecke zahlreich oder greifen sie weit um den Zweig herum, so kümmern die über ihnen sich bildenden neuen Triebe oder sie sterben auch vollständig ab und verdorren. Wächst der Zweig weiter und wird dicker, so zerreisst die abgestorbene Rinde der Flecke und löst sich in Fetzen bis auf den Holzkörper ab, so dass dieser sichtbar wird. Die so am Ast entstehende Rindenwunde umgibt sich gg Die wichtigsten Krankheiten der Rose. mit einem dicken, wulstartigen Wundrand und nimmt damit einen mehr oder weniger krebsartigen Charakter an. Ursache der Krankheit. Die mikroskopische Untersuchung lehrt, dass in der abgestorbenen Rinde der Flecke stets ein ganz bestimmter Pilz vorhanden ist. Dieser ist die Ursache der Krankheit; es ist gelungen, durch den Pilz die Krankheit auf gesunde Rosenstöcke künstlich zu übertragen. Der in Rede stehende Pilz gehört zu der bereits früher erwähnten Gruppe der Fungi imperfecti, zur Familie der Sphaerioidaceen, mikroskopisch kleinen Pilzen, die mehr oder weniger kugelförmige Fruchtkörper besitzen, und zur Gattung Coniothyrium. Die Vertreter dieser zahlreiche Arten um- fassenden Gattung sind teils Schmarotzer, teils leben sie saprophytisch auf abgestorbenen Pflanzenteilen und entwickeln ihre winzigen, etwa sandkorn- grossen kugelförmigen Fruchtkörper (oder Pykniden) unter der Oberhaut des befallenen Pflanzenteils. Die Pykniden sind auf ihrer Oberseite mit einer Mündungspapille versehen, welche dit. Oberhaut der Wirtspflanze sprengt. Von der Innenseite der dunkelgefärbten Pyknidenwand (oder Peridie) werden in ungeheuren Mengen winzige Sporen (Pyknokonidien) abgeschnürt, die durch ihre gelbbraune Farbe ausgezeichnet, oval und einzellig sind. Durch die Mündung der Pyknide gelangen die Sporen in das Freie. Sehr erhebliche morphologische Unterschiede zwischen den einzelnen Coniothyrium-Arten ,bestehen nicht. Das hier in Frage kommende Rosen-Coniothyrium hat den Namen Coniothyrium Wernsdorffi ae Laub.*) Es zeichnet sich vor allem biologisch dadurch aus, dass es ein spezifischer und gefährlicher Rosen- schädling ist. Von dem auf verschiedenen Pflanzen wohl nur saprophytisch lebenden Coniothyrium Fuckelii ist es ausserdem durch kleine morphologische Differenzen verschieden. Als höhere Fruchtform (Perithecien-Form) des Con. Fuckelii gilt ein kleiner Pyrenamycet: Leptosphaeria Coniothyrium. Es ist möglich, dass auch andere Coniothyrium-Arten und auch das Con. Wernsdorffiae unter Umständen eine ähnliche höhere Fruchtform entwickelt, doch ist eine solche für den Rosenpilz bisher nicht gefunden worden. Der Pilz vermag sich jedenfalls auch ohne Bildung von Perithecien von einem zum anderen Jahre am Leben zu erhalten. Bedeutung der Krankheit. In der oben angeführten Veröffentlichung in der „Gartenwelt" sind vom Verfasser Angaben über die Verbreitung und Bedeutung der Krankheit gemacht worden. Diese Angaben stützen sich auf gewissenhafteste, makro- und mikroskopische Untersuchung zahlreicher Proben, die von Rosenbesitzern dem Verfasser als Belege zugesandt wurden und auf die wertvollen, zum Teil wörtlich zitierten schriftlichen Mitteilungen, die von den be- treffenden Einsendern über das Auftreten der Krankheit gemacht wurden. Soweit sich ermitteln lässt, hat die Krankheit zuerst in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts, und zwar in Schlesien, die Aufmerksamkeit einiger Rosenzüchter erregt, doch sind eingehendere und genügende Klarheit schaffende Unter- suchungen damals noch nicht ausgeführt worden. Später, seit dem Frühjahr 1904, ist das Vorkommen der Krankheit für viele Gegenden mit Sicherheit *) Conis = Staub, Sporenstaub; thyrion = kleine Tür, Fensterchen; der Sporenstaub gelangt durch ein Loch aus der Pyknide heraus; v. Wernsdorff fand diese Rosenkrankheit 1904 in Lichterfelde bei Berlin. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. 99 nachgewiesen: z. B. für Schlesien, Provinz Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Mähren, Nieder-Oesterreich, Böhmen, Sachsen, Thüringen, Hessen- Nassau, Westfalen, Rheinprovinz, Rheinpfalz, Baden, Bayern. Einige wenige von Rosenbesitzern gemachten Angaben, die sich, wie aus den Belegen hervorgeht, auf die Coniothyrium-Krankheit beziehen, mögen hier wiedergegeben werden. „Ich besitze etwa 200 Hochstämme und habe durchschnittlich im Frühjahr 40 Stück gänzlich verloren; in diesem Verhältnis (20%) auch die anderen Gärten." „Ich fürchte, sie (die Conio- thyrium-Krankheit) wird zum verheerendsten Uebel der Rosenkultur werden, wenn nicht sichere Mittel bekannt werden, das Uebel zu beschränken oder ganz zu verhüten." Ein Einsender hält „besagte Krankheit für die aller- schlimmste Rosenseuche. Die Fleckenkrankheit ist hier in unserem Garten der grösste Rosenfeind, dem jährlich mindestens 10°;n, unter ungünstigen Ver- hältnissen aber auch bis 50°,'0 zum Opfer fallen, und mit anderen Krankheiten gar nicht zu vergleichen." „Von meinen etwa hundert Rosen sind etwa dreissig befallen und kann man rechnen, dass im dritten Jahre nach Beginn der Krankheit die Rose bis zur Veredelungsstelle abgestorben ist." „Inter- essieren dürfte Sie der Umstand, dass hier in der Gegend (Nieder-Oesterreich) grosse Rosenanlagen mit Tausenden von Stämmen an derselben Krankheit unter 2—3 Jahren gänzlich eingegangen sind." Ich füge hinzu, dass ich selber auf einem kleinen Rosenbeete binnen 3 Jahren mehrere Rosen an der Krankheit habe eingehen gesehen. Aus den Erhebungen geht ferner hervor, dass Rosensorten aus den verschiedensten Gruppen von der Krankheit be- fallen werden. Stark schädigend ist die Krankheit an Remontantrosen, Tee- rosen, Schlingrosen, ganz besonders an Gloire de Dijon, sodann an Crimson Rambler, La France und sehr vielen anderen beobachtet worden. Die Emp- fänglichkeit der verschiedenen Sorten ist jedenfalls nicht überall und unter allen Verhältnissen die gleiche. Sie wird ausserdem durch die Kultur und Ernährung und wohl ganz besonders durch die Art der Ueberwinterung und die Witterung, besonders den Frost im Winter und Frühjahr, sicher stark beeinflusst und modifiziert. Verallgemeinerbare nähere Angaben können darüber zurzeit noch nicht gemacht werden. Festzuhalten ist jedoch, dass der eigentliche Erzeuger der hier be- sprochenen dunklen absterbenden Rindenbrandflecke der Coniothyrium-Pilz ist. Womit selbstverständlich nicht gesagt ist, dass nicht auch andere Ein- flüsse, Tiere und Pilze, Schädigungen und Erkrankungen der Rosenzweigrinde verursachen können. Als ein derartiges Beispiel mag nur der vom Ver- fasser mehrfach beobachtete (im Zentralblatt für Bakteriologie, IL, 19. Band, S. 163— 168 beschriebene und abgebildete) Schmarotzerpilz Cryptosporium mini- mum genannt sein. Die von ihm erzeugten Rindenflecke lassen sich jedoch, wenigstens von Sachverständigen, bereits makroskopisch von den Coniothyrium- Flecken unterscheiden. Bekämpfung der Krankheit. Wenn die Krankheit, wenn auch nur vereinzelt, in einer Rosenpflanzung aufgetreten ist, tut man gut, möglichst bald und radikal gegen sie vorzugehen. Alle coniothyriumfleckigen Zweige und Aeste sollten abgeschnitten und gründlichst vernichtet werden. Würde durch Abschneiden eines erkrankten Astes das ganze Exemplar allzu sehr entwertet werden, so kann man sich eventuell damit begnügen, an der er- jOO Die wichtigsten Krankheiten der Rose. krankten Stelle alie gebräunten und abgestorbenen Rindenteile sorgfältig und gründlich fortzuschneiden und zu beseitigen und die Wunde mit Baumwachs zu verstreichen. Ailzustark mitgenommene Rosen werden am besten kassiert und vernichtet. Die Rosen müssen besonders im Frühjahr beim alljährlichen Beschneiden, wobei natürlich auch alle abgestorbenen Zweig- und Aststümpfe kurz und glatt abgeschnitten werden müssen, sorgfältig auf das Vorhandensein von Rindenflecken durchmustert werden. Anzuraten ist ferner, dafür zu sorgen, dass das Holz im Herbst vor dem Einwintern gut ausreifen kann. Wenn irgend ausführbar, sollten 8 bis 14 Tage vor dem Einwintern alle noch ansitzenden Blätter, sowie alle noch weichen Zweigspitzen abgeschnitten werden. Das Zudecken im Herbst darf nicht zu früh, das Abdecken im Frühjahr nicht zu spät geschehen. Es muss für ausreichende Luftzirkulation während des Ueberwinterns gesorgt und zu hohe Feuchtigkeit und Wärme vermieden werden. Selbstverständlich muss man den Rosen auch im übrigen sorgfältige und sachgemässe Pflege und Ernährung angedeihen lassen. Unter Umständen wird eine entsprechende Düngung (mit Kalk, Phosphorsäure, Kali) von Nutzen sein. Schliesslich dürfte die gegen den Rosenrost angeratene Behandlung der Rosen mit Fungiciden auch als Massnahme gegen ein Umsichgreifen der Coniothyrium-Krankheit am Platze sein. 5. Die La-France-Krankheit. Ueber die sogenannte La-France-Krankheit, das heisst eine bestimmte Krankheit, von der die Sorte La France heimgesucht wird, sind meines Wissens von wissenschaftlicher Seite leider noch gar keine genügenden Unter- suchungen ausgeführt worden; in den pflanzen-pathologischen Handbüchern ist überhaupt nichts darüber angegeben, weder über die Ursache, noch über die Erscheinungen der Krankheit. Vorläufig ist auch der Verfasser nicht in der Lage, nähere Angaben über die Krankheit machen zu können. Von den Gärtnern ist die Krankheit bereits in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts beobachtet worden z. B. in der Nähe von Berlin. Bei der La-France-Krankheit werden die Pflanzen schlaff, welken und verlieren in wenigen Tagen ihre Blätter; täglich sterben weitere Pflanzen ab. Man hat die Krankheit als eine „Altersschwäche" der Sorte oder auch als Folgeerscheinung starken Beschneidens oder sonstiger Kulturfehler ansehen zu müssen geglaubt. Als ich vor Jahren ein paar derart erkrankte und ab- gestorbene Rosen in die Hände bekam, fand ich an den Wurzeln einen eigen- artigen Pilz Roesleria pallida (Pers.) Sacc. (== Roesleria hypogaea, Coniocybe nivea, zu den Ascomyceten gehörend) mit gestielten kleinen kugelförmigen Fruchtköpfchen, und es entstand der Verdacht, dass derselbe mit der Krank- heit im Zusammenhang stehe. Dieser interessante Pilz kommt an abgestorbenen Wurzeln verschiedener Holzpflanzen (z. B. Birne, Rebe) vor, und man hat ihn als einen Wurzelschädling ansehen zu müssen geglaubt, während er von anderen Pilzkennern nur für einen harmlosen Saprophyten gehalten wird, dem auch sei, mir scheint es sich bei der La-France-Krankheit um eine Die wichtigsten Krankheiten der Rose. \Q{ Wurzelerkrankung zu handeln. Doch kann, wie bereits bemerkt, noch gar nichts Bestimmtes darüber ausgesagt werden. Es wäre sehr wünschenswert, wenn ein erfahrener Rosenzüchter einmal seine Beobachtungen über Auftreten, Erscheinungen und Verlauf der Krank- heit in einer Zeitschrift zum besten geben wollte, und wenn sich auch die Pflanzenpathologen einmal näher mit der La-France-Krankheit beschäftigen und ihre Untersuchungsergebnisse veröffentlichen würden. Leider vermeidet es gerade der Berufsrosenzüchter und Handelsgärtner möglichst, sich an einen Wissenschaftler wegen einer Pflanzenkrankheit zu wenden, denn er hat natürlich nur Ta- Ware und diese ist stets kerngesund! 6. Das Schwarzwerden der Rosenstiele. Manchmal zeigt sich an den Rosen eine eigentümliche Erscheinung, die darin besteht, dass der Stiel der schon ziemlich weit entwickelten Blüten- knospe meist an seiner Basis, das heisst am obersten Knoten, an der Stelle, wo sich das oberste völlig verkümmerte Auge befindet, eine schwarze Stelle erhält, die sich sehr bald vergrössert. Die natürliche Folge davon ist, dass die Knospe sich nicht weiter entwickeln kann, welk wird und abstirbt. Die Krankheit tritt nicht selten in recht unangenehmer Ausbreitung in den Rosen- beständen auf. Es ist anzunehmen, dass die Witterungsverhältnisse von Einfluss auf den Grad sind, in dem die Krankheit auftritt; auch andere Momente, Er- nährungsstörungen, Ueberdüngung und dergleichen, mögen das Zustandekommen der Krankheit begünstigen. Ein endgültiges Urteil über die eigentlichen Ur- sachen kann aber meines Erachtens noch nicht abgegeben werden. Oft findet man Botrytis an der kranken Region des Blütenstiels, jenen überall häufigen mäusegrauen Schimmelpilz, von dem noch im nächsten Ab- schnitt die Rede sein wird und der besonders bei feuchtem Wetter auf allerhand absterbenden und toten vermodernden Pflanzenteilen auftritt, zuweilen aber auch lebende Pflanzenorgane angreift. Der Verfasser hält es für möglich, dass das Schwarzwerden der Rosenstiele eine eigenartige besondere Form von Botrytis-Befall ist. Bei unserer derzeit noch mangelhaften Kenntnis über die Krankheit und ihre Entstehungsursachen kann über die anzuwendenden Bekämpfungs- massnahmen noch nichts Bestimmtes angegeben werden. Die Krankheit verdient jedenfalls, noch weiter erforscht zu werden. Es ist denkbar, dass sich unter Umständen eine Bodenverbesserung durch Kalk als nützlich erweisen wird. 7. Die Botrytis-Fätile der Rose. Wenn im Sommer während der Blütezeit der Rosen einige Tage trübes, feuchtes, regnerisches Wetter herrscht, so kann man wahrnehmen, dass die kurz vor dem Aufblühen befindlichen Rosenknospen sich nicht weiter ent- wickeln, dass die Blütenblätter der Knospe vielmehr fest geschlossen bleiben, missfarbig werden und sich mit einem mausegrauen Schimmel bedecken. Dieser Schimmel, der sich unter dem Mikroskop als Botrytis cinerea erweist, breitet sich sehr schnell über die ganze Knospe aus und verdirbt sie so stark, dass sie sich selbst nach Eintritt besseren Wetters nicht mehr zu einer nor- malen Blume zu entfalten vermag. Nicht alle Rosensorten leiden in gleichem jq2 Die nichtigsten Krankheiten der Rose. Masse am meisten wohl die mit besonders saftigen Blütenknospen und zarten Blumen, sowohl Tee- wie Remontant- und andere Sorten. Die Entstehungsursache der Krankheit. Die Ursache dieser Knospenverderbnis ist der Botrytis-Schimmel, der jedoch den Rosen im Freien nur unter besonderen Witterungsverhältnissen gefährlich wird. Nicht selten tritt der Schädling auch in Treibhäusern zumal im Winter und bei trüber Witterung an Rosen auf, siedelt sich an den Blütenteilen an und breitet sich oft auch auf andere Teile, Blätter und Stengel, aus. Die befallenen Teile werden missfarbig und schlaff und sterben ab. Entwicklung und Lebensweise des Schädlings. Die oben er- wähnte Botrytis ist ein so ausserordentlich häufiger und oft so schädlich auf- tretender Pilz, dass es notwendig ist, hier ein wenig auf seine Lebensweise einzugehen. Der Pilz tritt zunächst vornehmlich auf allerhand absterbenden Pflanzen- teilen verschiedensten Ursprungs auf. Sein Myzel durchzieht das Substrat und entwickelt kleine oft büschelig vereinigte, aufrechte Sporenträger (Konidien- träger), die sich in ihrem oberen Teil baumartig verzweigen und an den Zweigspitzen mit ovalen einzelligen Sporen (Konidien) besetzt sind. Die Sporenträger lassen sich in ihrer Gestalt unter dem Mikroskop etwa mit kleinen Weintrauben vergleichen. Die Sporen fallen sehr leicht ab: bei Er- schütterung von Pflanzenteilen, die stark mit Botrytis besetzt sind, sieht man förmlich kleine Wölkchen aufsteigen. Dass der Pilz durch die Sporen, die auf geeigneten Substanzen sehr bald keimen, verbreitet wird, braucht wohl kaum besonders gesagt zu werden. In dieser Konidienträger-Fruchtform wird der Pilz zu der zahlreichen, einander zum Teil sehr nahestehende Arten umfassenden Gattung Botrytis und zur Untergattung Polyactis gerechnet und als Botrytis (Polyactis) cinerea Pers. bezeichnet.*) Die teils fakultativ parasitär, teils saprophytisch lebenden Botrytis-Arten gehören zu der bereits mehrfach erwähnten Gruppe der Fungi imperfecti, und zwar zu den Hyphomyceten und zur Familie der Mucedinaceen. Wenn es auch ausser Zweifel steht, dass die gewöhnliche Botrytis so- wohl in morphologischer wie in biologischer Hinsicht sehr veränderlich ist, ist es doch auch nicht ausgeschlossen, dass sich unter dem, was heute unter „Botrytis cinerea" verstanden wird, doch verschiedene Botrytis-Arten ver- bergen. Es ist bei derartigen Pilzen oft ausserordentlich schwer, um nicht zu sagen unmöglich, die einzelnen Arten scharf voneinander zu trennen. In sehr feuchter Luft kann das Myzel der Botrytis, die sich übrigens auf allen möglichen Substanzen, z. B. feuchtem Brot, leicht rein kultivieren lässt, vom Substrat in die Luft wachsen, wobei es einen lockeren weisslichen bis grauen Flaum erzeugt. Einzelne Hyphenzweige produzieren dann oft eigen- artige schwarzen Knötchen ähnelnde und der Unterlage fest ansitzende quasten- förmige Haftorgane, auf die hier indes, ebenso wie auf mehre andere Besonder- heiten,**) nicht weiter eingegangen werden kann. Endlich bildet das Myzel *) Botrys = Traube, wegen des traubenartigen Baus der Sporenträger; cinereus = aschgrau. (Veraltete Bezeichnungen sind Botrytis vulgaris, Botr. cana, Botr. plebeja, Botr. racemosa und andere.) **) Sehr eingehende Untersuchungen über die Botrytis sind von Istvänffi ausgeführt :rlich referiert im Zentralblatt für Bakteriologie II. 17. 1907, S. 280—2891. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. 103 unter gewissen Umständen an manchen Pflanzenteilen, z. B. an Stengeln, oft kleine, harte, schwarze, krustenartige oder schwielenartige Gebilde, die eine Dauerform des Pilzes, sogenannte Sklerotien darstellen. Die Sklerotien vermögen sich bei Trockenheit lange am Leben zu erhalten. Unter günstigen Verhältnissen sprosst aus ihnen neues Myzel oder Konidienträger oder endlich noch eine andere Fruchtform hervor. Diese Fruchtform stellt kleine, l/4 bis \2 cm breite, wachsartig gelbgraue tellerförmige Scheiben dar, die von je einem l;\, bis 2 cm langen bräunlichen Stiel getragen werden. Die Oberseite der Fruchtscheibe bildet eine Fruchtschicht (Hymenium), die aus senkrecht gestellten zylindrischen Schläuchen (Asci) besteht, zwischen denen fadenförmige Gebilde {Paraphysen) stehen. In den Schläuchen werden je 8 ovale, einzellige, farblose Sporen entwickelt, die, sobald sie reif sind, aus den Mündungen der Schläuche heraus- gespritzt werden. Diese vollständige Fruchtform der Botrytis gehört zur Klasse der Ascomyceten, Ordnung Pezizineen, Familie Helotiaceen und Gattung Sclerotinia und heisst Sclerotinia (Eusclerotinia) Fuckeliana (de By) Fuck.*) Die Sclerotinia-Arten sind, wenigstens in gewissen Entwicklungsstadien — hierher gehören auch die verschiedenen „Monilien" der Obstbäume und anderer Pflanzen — gefährliche Schmarotzerpilze. Das gilt auch für die hier behandelte Sclerotinia Fuckeliana, deren vollständiger (Sclerotinia-)Fruchtfonu man allerdings nur selten begegnet, die aber in ihrer Konidienform als Botrytis cinerea entschieden zu den allerwichtigsten Pflanzenschädlingen zu rechnen ist und jedem Gärtner genau bekannt sein sollte. Bekämpfung der Botrytis im allgemeinen. Ein ernstlich schädi- gendes Auftreten des Botrytis-Schimmels kommt im allgemeinen nur in feuchter, geschlossener Luft, z. B. in Vermehrungen, im Winter in Kalthäusern, Kästen usw. und im Freien bei trübem, feuchtem Wetter vor. Daraus geht hervor, dass man nach Möglichkeit alles zu vermeiden hat, was dem Auftreten des Pilzes förderlich sein kann. Die Pflanzenbestände müssen, zumal im Winter, peinlichst sauber gehalten werden. Das ist das Wichtigste. Alle ab- gefallenen und abgestorbenen sowie schlechten und absterbenden Blätter, Blüten, Früchte und sonstigen Pflanzenteile müssen stets sofort beseitigt und unschädlich gemacht werden. Die Pflanzen dürfen einander nicht zu nahe stehen und dürfen nicht zu feucht gehalten werden, müssen vielmehr einen hellen luftigen Standort haben. Ganz besondere Sorgfalt ist im Winterhalbjahr bei trübem Wetter vonnöten, zumal bei blühenden Pflanzen (chinesischen Primeln, Cyclamen, Cinerarien und dergleichen). Ein Bespritzen oder Ueber- brausen mit Wasser ist dann bei trübem Wetter eher schädlich als nützlich und daher zu unterlassen. Die Gewächshäuser und Kästen müssen, soweit es die Temperatur irgend gestattet, gut gelüftet werden. Aber auch bei der Vermehrung und Anzucht, sowie bei der Treiberei und Gemüsezucht muss der Gärtner vor dem Botrytis-Schimmel auf der Hut sein. Bei der nötigen Achtsamkeit und Sorgfalt darf und wird der Botrytis-Schimmel in den Häusern und Kästen niemals in grösserem Umfang und wirklich verheerend auftreten. Eine Anwendung von Fungicidien zur Bekämpfung der Botrytis — es würden Mittel wie Kalkbisulfit, Natriumbisulfit in Betracht kommen - hat *) Scleros = hart, wegen der harten Dauerformen („Sklerotien") des Pilzes; Fuckel, ein verdienstvoller Pilzkenner. (Eine veraltete Bezeichnung ist Peziza Fuckeliana.) Die wichtigsten Krankheiten der Rose. sich ; vjartne;cit i v »hl noch nirgends eingebürgert, dürfte sich bei gewissen- , Befolgung dei genannten Massnahmen wohl auch erübrigen. i Der falscfr r Meltau oder die Peronospora-Krankheit der Rose. Während der oben besprochene echte Rosen-Meltau eine ausserordentlich verbreitete und häufige Krankheit ist, ist der falsche Rosen-Meltau bis jetzt glücklicherweise nur verhältnismässig selten beobachtet worden. Da aber der Erreger dieser Krankheit zu einer Pilzfamilie zählt, zu der höchst verderbliche Pflanzenschädlinge gehören — es sei hier nur an den gefürchteten falschen Meltau (Peronospora oder Plasmopara) des Weinstocks erinnert — und da der Pilz auch bereits mehrfach grossen Schaden an Rosen angerichtet hat, so kann er hier nicht übergangen werden. Soweit bekannt, scheint der falsche Meltau der Rose in Deutschland zum erstenmal in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in einer Rosentreiberei unweit Berlin aufgetreten zu sein. Später ist die Krankheit auch anderwärts (z. B. in Schlesien, übrigens auch im Ausland, in Nord- amerika, England. Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Frankreich, Italien usw.) beobachtet worden. Der falsche Meltau der Rose zeichnet sich dadurch aus, dass die Blätter unregelmässige, missfarbene, gelbbraune Flecke erhalten. Auf der Blattunter- seite zeigen die Flecke oft einen spärlichen, zarten, weissgrauen Flaum. Die erkrankten Blätter fallen gewöhnlich nach einiger Zeit ab. Merkwürdiger- weise scheint die Krankheit ganz vorwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich, an Topfrosen und jungen Rosensämlingen beobachtet worden zu sein. Ursache der Krankheit. Die mikroskopische Untersuchung lehrt, dass die Ursache der Krankheit ein Pilz aus der Familie der Peronosporaceen ist. Die Peronosporaceen, die mehrere Gattungen mit zahlreichen Arten um- fasst, sind sämtlich echte, an bestimmte Wirtspflanzen angepasste Schmarotzer- pilze. Der hier zu besprechende Rosenschädling gehört zu der artenreichen Gattung Peronospora und heisst Peronospora sparsa Berk.*) Er kommt nur an Rosenarten vor, befällt jedoch nicht alle Sorten in gleichem Masse. Das querwandlose Myzel des Pilzes durchzieht das Blattfleisch der er- krankten Blatteile und entzieht den Blattzellen mittels besonderer kleiner Saugorgane (Haustorien) die Stoffe, deren der Pilz zu seiner Ernährung bedarf. Aus der Blattunterseite treibt das Myzel kleine baumartig verzweigte Sporen- träger hervor, die, mit unbewaffnetem Auge betrachtet, als zarter Flaum er- scheinen. Von den Zweigspitzen der Sporenträger werden ovale, farblose, einzeilige Sporen abgeschnürt, durch die sich der Pilz vermehrt. Unter Um- ständen entwickelt der Pilz im Gewebe eingebettet noch eine andere Sporen- form, die sogenannten Oosporen, die jedoch bis jetzt äusserst selten gefunden worden sind. Diese entstehen nach Befruchtung eines (weiblichen) Oogoniums durch ein (männliches) Antheridium, besitzen eine dicke Membran und dienen als Dauersporen. Bekämpfung des falschen Rosen-Meltaus. Um der Ausbreitung des Schädlings in den Häusern entgegenzutreten, ist reichliches Lüften und *) Perone == Spitze; spora = Spore; weil die Sporen vieler Arten eine kleine Papille haben: sparsus zerstreut; im Gegensatz zu vielen anderen Peronospora-Arten bildet diese Spezies meist nur kleine zerstreute Flecke. Die wichtigsten Krankheiten der Rose. 105 Vermeiden eines Bespritzens mit Wasser empfohlen worden. Auch ein Sammeln und Vernichten aller abgefallenen und erkrankten Blätter ist anzu- raten. Als hauptsächlichste Massnahme, der Ausbreitung des Pilzes vorzu- beugen, ist jedoch wiederholtes Bespritzen mit Kupfermitteln (Kupfervitriol- Kalk-Brühe, Kupfervitriol-Soda-Brühe) zu nennen. 9. Rosenkrebs. Auch der Rosenkrebs kann an dieser Stelle nicht übergangen werden, obwohl er keine gerade häufige Erscheinung ist. Die Krankheit tritt wohl hauptsächlich an Kletterrosen, z. B. an Crimson Rambler auf, und zwar besonders nahe am Erdboden, doch habe ich sie auch schon in der Krone hochstämmiger Remontantrosen gefunden. Das Charakteristische der Erkrankung besteht darin, dass sich an der Basis eines Astes eine kranke Stelle findet, die aus einer mächtigen, höckerigen, kallusartigen Gewebewucherung besteht und eine ziemlich grosse krebsige Geschwulst bildet. Mit der Ausbildung der Krebsgeschwulst geht in der Regel ein all- mähliches Absterben des darüber befindlichen Astes Hand in Hand. Auf die Details der Entwicklung dieser Gewebewucherungen kann hier nicht näher eingegangen werden. (Nähere Angaben darüber findet man in Sorauers Hand- buch der Pflanzenkrankheiten, 3. Auflage, 1. Band, S. 599 — 613)*). Die Entstehung des Rosenkrebses dürfte in letzter Linie meistens durch Frostbeschädigungen der Zweige verursacht werden. Die Bekämpfungsmass- nahmen gegen die Krankheit ergeben sich von selbst: Zurückschneiden der krebsigen Zweige bis auf das gesunde Holz. Ausserdem dürfte ausreichender Schutz gegen Frostbeschädigung am Platze sein. Nachtrag. Sowohl an Rost- wie an meltaubefallenen Pflanzen findet man häufig kleine 1 — 2 Millimeter lange Insekten-Maden, die an ersteren ziegelrot, an letzteren mehr schmutziggrau gefärbt sind. Diese Maden ernähren sich von den Pilzsporen und können daher als natürliche Vertilger der genannten Pilze angesehen werden. Dass aber die Verbreitung der Rost- und Meltaupilze durch die Maden in einem für die Praxis wesentlich in Betracht kommenden Grade eingeschränkt wird, dürfte im allgemeinen nicht vorkommen. Aus den Maden gehen später, nachdem sie sich entpuppt haben, äussert zierl iche kaum 2 Millimeter lange Mücken (Mycodiplosis) hervor (vergl. „Deutsche Land- wirtschaftliche Presse" 34 S. 618, „Handelsblatt für den deutschen Garten- bau" 24 S. 412. Berichtigung. Auf Seite 69 Zeile 9 sind die Worte „oder metöcische" zu streichen. *) In diesem Zusammenhang mag auch auf eine etwas an Krebs erinnernde eigenartige Maserbildung hingewiesen werden, die Verfasser in Mengen an den Zweigen einer Kletterrose zu beobachten Gelegenheit hatte (beschrieben und abgebildet in der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse", 36. Jahrgang, S. 211 — 213.) 106 Die wichtigsten Krankheiten der Rose. Erklärung der Fachausdrücke. Aecidien, Becherfrüchte, sind die anfangs geschlossenen, später meist becherförmig geöffneten Sporen- behälter der Rostpilze. Aecidiosporen sind die in den Aeci- dien erzeugten Sporen. Antheridien sind männliche Organe, die sich an ein Oogonium anlegen und dasselbe befruchten. Appressorien sind die Haftscheiben, mittels deren die Pilzfäden auf der Oberfläche der Pflanzen festsitzen. Asci, Schläuche, sind schlauchförmige Gebilde, die in ihrem Innern meist 8 Sporen erzeugen. autöcisch werden diejenigen Rost- pilze genannt, die ihre verschiedenen Sporenformen auf derselben Wirts- pflanze erzeugen. Caeoma sind Acidien ohne Hülle. fakultativ parasitär sind solche Pilze, die zwar meist saprophytisch leben, bei passender Gelegenheit aber auch lebendige Pflanzen oder Tiere anzugreifen vermögen. Fungicide sind Pilzbekämpfungs- mittel. Haustorien sind seitliche Ausstül- pungen der Pilzfäden, die in das Innere der Zellen der Wirtspflanze hereinragen. heteröcisch werden diejenigen Rost- pilze genannt, die ihre verschiedenen Sporenformen auf verschiedenen Wirtspflanzen erzeugen. Hymenium ist die sporenerzeugende Fruchtschicht der Pilze. Konidien sind Pilzsporen, die an den Enden oder Seiten von Sporen- trägern abgeschnürt werden. Konidienträger sind Pilzfäden, die Sporen abschnüren. i Myzel ist ein zusammenhängendes System von Pilzfäden. Oogonien sind weibliche Organe, die nach Befruchtung durch ein Antheridium in ihrem Innern Oosporen entwickeln. Oosporen sind Dauersporen, die sich im Innern von Oogonien entwickeln. Paraphysen sind im Hymenium stehende unfruchtbare Pilzfäden. Parasiten Schmarotzer. Peridie ist die Aussenwand oder Hülle der Pyknide. Perithecien sind mehr oder weniger kugelförmige Pilzfruchtkörper, die in ihrem Innern Sporenschläuche entwickeln. Prädisposition ist die durch ver- schiedene Umstände erzeugte Ge- neigtheit zur Erkrankung. I Pykniden sind kleine mehr oder weniger kugelige Sporenbehälter. Pyknosporen sind die in den Pykni- den gebildeten Sporen. saprophytisch, auf toter organischer Substanz wachsend. Sklerotien sind meist knöllchen- förmige, schwärzliche, harte Pilz- gebilde, die nach einer kürzeren oder längeren Ruheperiode Fruktifi- kationsorgane entwickeln können. Spermatien sind die in den Spermo- gonien entstehenden winzigen Sporen. Spermogonien sind die sehr kleinen krugförmigen Sporenbehälter ge- wisser Pilze. Sporidien sind eine bestimmte Art von kleinen Sporen. Teleutosporen sind die 1-, 2- oder mehrzelligen meist dunkelbraunen Wintersporen der Rostpilze. Uredosporen sind die einzelligen, meist orangegelben Sommersporen der Rostpilze. Zur Aesthetik der Pflanzennamen. „What's in a name? A rose by any other name would smell as sweet." Im Schleier schöner Worte eine Banalität. Denn wer möchte leugnen, dass eine schöne Pflanze auch Anspruch auf einen schönen Namen hat. Wie stief- mütterlich aber sind oft Pflanzen benannt worden, die die Natur mit aller Ueppigkeit ausgestattet hat. Wie viele Namen sind ein leerer Schall, bei deren Klang wir uns nicht einmal eine Vorstellung machen können. Wieviel glaube lauert da oft hinter den schönsten Pflänzchen und umgarnt wie Zur Aesthetik der Pflanzennamen 1Q7 ein Spinngewebe die Kinder Floras, und gar nicht zu selten vergewaltigt obszöne Gemeinheit die jungfräuliche Blume. Es liegt mir ferne, hier Beispiele für solch verfehlte Benennung zu geben ; liegt es doch in der Absicht dieser Zeilen, der Aesthetik der Nomenklatur eine Gasse zu brechen und die schönen Namen gleichwie Dornröschen aus langem Schlummer zu erwecken. Keineswegs soll Sturm gelaufen werden gegen die binäre Nomenklatur1 wie sie einst Linne mehr oder minder gut in Anlehnung an die altklassischen Namen geschaffen. Die wissenschaftliche Benennung ist, wenn auch etymo- logisch unverständlich für den Laien, oft auch für den Fachmann, trotzdem ein Talisman der internationalen Verständigung, ein Esperanto diesseits wie jenseits des grossen Wassers. Nicht diese, sondern die heimatlichen Namen, wie wir sie auf der Schule lernen, sind es, die einer dringenden Revision, ja eines Umsturzes bedürfen. Fort mit dem papiernen Stil, fort mit der Teutsch- tümelei, die durch Auskramung alter, unverständlicher Worte „Papierblumen" zeitigt. Schöne und zutreffende Namen für alles, was da grünt und blüht, sei die Losung einer kommenden Zeit. Unnütz wäre es, eine deutsche Einheitsbenennung einführen, besser gesagt, aufdrängen zu wollen. Ein solcher Versuch, den einst ein namhafter Gelehrter anregte, blieb, wie vorauszusehen, ohne Erfolg. Wir Menschen fügen uns eben nur soweit es nötig der Ordnung, doch muss der Indivi- dualität innerhalb dieser Ordnung der weiteste Spielraum gelassen werden. Es sollen daher der Namenstaufe der Pflanzen keine engen Grenzen gesetzt sein. Nur eins muss Erfordernis sein: Die Schönheit und die Prägnanz der Nomen- klatur. Ist erst einmal der Anfang einer Verschönerung der deutschen Nomenklatur gemacht, dann wird im Laufe der Zeit „durch Zuchtwahl schon das Vollkommendste und Passendste überleben." Sowohl der Lehrer als die künftige botanische Schulliteratur muss darauf achten, ausser dem international gebräuchlichen wissenschaftlichen Namen auch, wo nur irgend möglich, sagen wir einmal: einen Ziernamen zu geben. Ist erst der Pflanzenbesprechung ein passender, hübscher Name zu- grunde gelegt, dann wird der Schüler mit grösserem Interesse dem Vortrag des Lehrers folgen, als wenn die Pflanze mit irgendeinem indifferenten Namen bezeichnet wird. Denn diesen merkt sich der Schüler kaum; ein prägnanter Name hingegen dürfte schon weniger der Vergessenheit anheimfallen. Auch widmet dann der Schüler der Pflanze mehr Aufmerksamkeit und ist eher geneigt, sich auch den lateinischen Namen einzuprägen, als wenn ihm zwei unverständliche Namen auf einmal aufgetischt werden. Was nun für die Schulliteratur gilt, besser gesagt gelten sollte, dürften sich auch die Samen- kataloge der Gärtnereien zunutzen machen. Ein schöner deutscher Name ist ein gut Stück Reklame. Es ist noch gar nicht zu lange her, dass in den öffentlichen Anlagen die Bäume mit Namensschildchen versehen wurden. Diese Sitte, in heimischer und lateinischer Sprache die Bäume zu kennzeichnen, dürfte endlich einmal auch auf die Blumen übertragen werden. Die sogenannte „Allee des Fleurs" ein öffentlicher Teil des Jardin des plantes legt Zeugnis davon ab, dass selbst Teppichbeete durch Einpflanzung der Schildchen in ihrer harmonischen Wirkung durchaus keine Einbusse erleiden. Durch schöne deutsche Benennung JOS Z"r Aesthetik der Pflanzennamen. der Zierpflanzen in den Erkern der Blumenhandlungen würde die Liebe zur Pflanzenwelt nur gesteigert und der Absatz erhöht werden. Vor allen aber müssen die botanischen Gärten, von den Teilen, wo sie rein wissenschaftlichem Interesse dienen sollen abgesehen, volkstümlicher gestaltet werden. In erster Linie muss die Flora der zuständigen Umgebung voll und ganz vertreten sein und nicht wie gemeinhin als Stiefkind behandelt werden. In zweiter Linie muss die offizielle Nomenklatur durch ausgewählte deutsche Namen ergänzt werden. Dann werden die botanischen Gärten nicht mehr so weltverlassen, einsam vegetieren, von Laien wie von Studenten gemieden. Dann werden die Schildchen nicht mehr stumm sein, sondern uns ansprechen, uns zwingen, stehen zu bleiben und nachzusehen, was sie oft so lustig und heiter anpreisen. Da lernen wir dann schauen und beobachten und freuen uns wenn wir draussen im Freien alte Bekannte aus dem botanischen Garten erkennen und umgekehrt gar manches Pflänzchen unserer Wanderungen jetzt mit aller Form und Namen vorgestellt bekommen. So lernt man Pflanzen lieben und schätzen. Der Laie darf beim Eintritt in den Garten nicht das Empfinden haben: Du gehörst hier nicht her. Es sollen die Namen einer toten Sprache ihn nicht fernhalten, wo volkstümliche Namen die Führer sein werden durch die Märchenpracht der Pflanzenwelt. Eine „Blütenlese" für solchen Garten habe ich u. a. aus folgenden Werken gesammelt: F. Holl, Wörterbuch deutscher Pflanzennamen. Erfurt 1833. H. Heukels, Woordenboek der Nederlandsche Volksnamen van Planten 1907 und F. Kanngiesser, Die Etymologie der Phanerogamennomenklatur. Eine Er- klärung der wissenschaftlichen, der deutschen, französischen, englischen und holländischen Pflanzennamen. Gera 1909. Die Namen seien der alphabetischem Reihenfolge der offiziellen Nomenklatur zugeordnet: Aconitum Napellus: Sturmhut. Heiratsbotehen. Adam und Eva im Wagen: die beiden letzteren Namen wegen der zwei im Helm geborgenen inneren Kronblätter. — Adonis aestivalis: Venusblut. — Alchemilla vulgaris: Taubecher, Regendächlein: am Grunde der Blätter findet man morgens zu- sammengeflossene Tauperlen. — Allium victoriale: Neunhemdehen: wegen der Zwiebelscheiden. — Alyssum saxatile: Goldkorb. — Anagallis arvensis: Neuner- blümchen, Faulenzchen: die Blumen öffnen sich erst um 9 Uhr. — Aquilegia vulgaris: Königsmantel. — Arum maculatum: Kindchen in der Wiege. Blechnun Spicant: Doppellaub: Unterschied der fruchtbaren und unfruchtbaren Blätter. Leiterfarn. — Briza media: Nimmerstill. — Cactus grandiflorus: Königin der Nacht. - Capsella bursa pastoris: Hirtentäschchen, Geldsäckchen. Celosia cristata: Hahnenkamm. — Cichorium intybus: Ferienblume: beginnt zur Zeit der grossen (Universitäts-)Ferien zu blühen. — Cicuta virosa: Wütrich: die gefährlichste Giftpflanze. Clematis Vitalba: Waldstrick, Wanderers Freude: die Liane wächst mit Vorliebe an Wegen. -- Colchicum autumnale: Schulblume: blüht Ende der Herbstferien. — Conium maculatum: Blutpeterlein: die sehr giftige Pflanze, die mit der Petersilie verwechselt werden kann, ist am Stiel rot gesprenkelt. - Convolvulus arvensis: Muttergottesgläschen. — ordyline vivipara: Der fliegende Holländer: ein bekanntes Ampelgewächs. Zur Aesthetik der Pflanzennamen 109 Cuscuta epilinum: Teufelsnähgarn: dieser Leinparasit sieht wie ein Faden aus, der die Nährpflanze umschlingt. — Cytisus Laburnum: Goldregen. — Daphne Mezereum: Frühling: ein Strauch mit hübschen, schönduftenden Frühlings- blumen. Daucus carota: Vogelnest: wegen der Form der Fruchtdolde. Delphinium Ajacis: Rittersporn. — Digitalis purpurea: Waldglöckchen, Karmesin- fackeln. — Dipsacus silvestris: Vogelschenke, Venusbecken: die gegenständigen Blätter verwachsen am Stengel miteinander und fangen dort den Regen auf. — Eriophorum polystachyum: Bettfedern. — Eryngium campestre: Unruhe: wegen des Spiels, das der Wind mit den abgestorbenen Stauden treibt. -- Evonymus europaea: Rotkehlchenbrod. — Fuchsia hortensis mit weissen Blumenblättern: Schneewittchen. — Galanthus nivalis: Jungfer im Hemd. Galium aparine: Menschenfreund, Hans pack zu. Helenium autumnale: Sonnenbraut. — Hedera Helix: Klimmauf. — Hepatica nobilis: Blauäuglein, Waisenkinder: die Blätter erscheinen nach der Blüte. -- Hypericum officinalis: Tausendloch, da die Blätter durchscheinend punktiert sind. — Impatiens noli me tangere: Kräutlein-rühr-mich-nicht-an, Hüpferling. Impatiens Sultani: das fleissige Lieschen: die karmesinfarbenen Blüten erscheinen reichlich das Jahr hin- durch. — Larix europaea: Alpenhaar. — Leucoium vernum: Lenzglöckchen. - Lonicera caprifolium: Je länger, je lieber. — Lonicera periclymenum: Lilien unter den Dornen. — Lunaria biennis : Silberling. — Lychnis chalcedonica: Brennende Liebe, Rubinchen, Malteser Kreuz. Lysimachia nummularia: Wiesengeld. — Melilotus officinalis: Siebengeruch: ändert seinen Geruch mehrmals. — Mesembrianthemum conspicuum: Mittagsblume: sie blüht nur in vollster Sonne. — Mesembrianthemum pomeridianum: Nachmittagsblume. - Myosotis palustris: Vergissmeinnicht. - Nymphaea alba: Wassernymphe. - Oenothera biennis: Siebenschläfer: Blumen öffnen sich am Abend, Tags über sind sie welk und geschlossen. -- Omphalodes verna: Denkmein. — Orchis Morio: Harlekin. — Ornithogalum nutans: Elfuhrdame: öffnet erst gegen Mittag die Blumen. - Parietaria officinalis: Tag und Nacht: die Blätter sind durch- scheinend punktiert. — Philodendron pertusum: Fensterpflanze: Blätter gross durchlöchert. — Physalis Alkekengi: Lampionpflanze. — Polygonatum officinale: Waldleiter. -- Polygonum aviculare: Hansel am Weg, Unvertritt: wächst auf festgetretenem Weg, ja sogar zwischen Strassenpflaster. — Polypodium vulgare: Pfannenküchlein: wegen der runden Sporenhäufchen. Populus tremula: Frauenzungen. -- Primula officinalis: Himmelsschlüssel: mit ihrem Erscheinen im Frühjahr wird der Himmel wieder freundlicher. - Prunus Padus: Silber- regen. -- Pulmonaria officinalis: Die ungleichen Schwestern: wegen der rot und blau an einer Infloreszens blühenden Blumen. — Pulsatilla vulgaris: Wildemannskraut: wegen des Fruchtstands. — Pulsatilla alpina: Graues Berg- männchen: desgl. — Ranunculus acer: Glitzerli. -- Ranunculus ficaria: Erd- gerste, Himmelsbrot: wegen der Brut- und Wurzelknöllchen. — Reseda odorata: Mignonette. — Saxifraga granulata: Glockenspiel: wegen der Wurzelknöllchen. — Sempervivum tectorum: Dachdecker. — Sisymbrium sinapistrum: Hans am Zaun. — Sisymbrium strictissimum: Hans an der Hecke. — Taraxacum officinale: Briefbote. — Trollius europaeus: Der drollige Europäer. — Verbascum thapsiforme: Königskerze. — Veronica officinalis: Ehrenpreis. — Viola tricolor: Jungferngesichtchen, Stiefmütterchen: wegen der Verteilung der Kelch- und Blumenblätter. Das grösste und farbenreichste Blumenblatt, die Stiefmutter, 110 .4 us den Ausschüssen des Vereins :. B. d. G. sitzt auf zwei Kelchblättern. Die ihr nächsten, ebenfalls farbigen Blumen- blätter, die beiden Kinder der Stiefmutter, sitzen auf je einem Kelchblatt. Die beiden grossen, einfarbenen Blumenblätter, die Stieftöchter, müssen sich zusammen mit nur einem Kelchblatt als Sitz begnügen. - Viscum album: Baummarder. Friederich Kanngiesser. Aus den Atisschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 13. Januar 1910. 1. Nach Verlesung und Genehmi- gung des Protokolls der Sitzung vom 9. Dezember 1909 wurde in eine Be- sprechung der ausgestellten Gegen- stände eingetreten. 2. Herr Gärtnereibesitzer H. Mehl, Weissensee, führte folgende Sorten vor: An Birnen: President Drouard, im Dezem- ber bis Januar reifend; es ist eine vorzügliche Tafelbirne, die an anderen Orten um diese Zeit schon vielfach passiert ist. Zoe, eine eigentümlich bläulich gefärbte Birne, wenig verbreitet und spät reifend, so dass sie selbst gegen- wärtig noch nicht ganz verbrauchs- fähig ist. Diese Sorte soll für Pyra- miden respektive Buschform geeignet sein, jedoch nicht vertragen, dass sie kurz geschnitten wird, da sie ihre Früchte an den Zweigspitzen trägt. Herr Stadtgarteninspektor Mende, Blankenburg, hatte ausgestellt: Olivier de Serres in schönen grossen und ausgereiften Früchten, sowie ebenfalls sehr gut entwickelte Passe Crasanne. Diese Sorte, die sich als sehr saftig und gut verbrauchs- fähig erwies, zeichnet sich durch eine leichte angenehme Säure aus. An Aepfeln waren ausgestellt: Kalvilleartige Renette, völlig reif und von vorzüglichstem Ge- schmack. Weisser Wintertaf f etap fei. Schöner von Pontoise. Diese beiden Sorten zeigten schöne grosse und ansehnliche Tafelfrüchte. Roter Eiser-Apfel von der Ernte 1908. Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine Besprechung des in Heften erscheinenden Abbildungs- werkes: „Deutschlands Obstsorten" vonMüller-Diemitz-Grau-Körbelitz- Bi ss mann -Gotha angeregt. (Verlag von Eckstein und Stähle, König- liche Hofkunstanstalt in Stuttgart. Preis des ganzen Jahrgangs, bestehend aus 3 Heften mit je 4 farbenprächtigen Tafeln und 4 Vollbildern in einer Farbe mit begleitendem Text 5.50 Mark. Inhalt des ganzen Jahrgangs 12 Bilder- tafeln) Da sowohl die Abbildungen wie die beschreibenden Texte beson- ders beachtenswert sind, kann dies Buch nur empfohlen werden. Das Werk, soweit bis jetzt erschienen, befindet sich in der Bibliothek des Vereins. 3. Der Generalsekretär re- ferierte über einen Artikel: „Kali- fornische Apfelsinennabobs", der in Heft 19 der Zeitschrift „Ueber Land und Meer", Jahrgang 1909, erschienen war. Er führte aus, dass schon die Franziskaner vor mehr als 100 Jahren die Apfelsinen in Kalifornien ohne sonderlichen Erfolg eingeführt hätten. Erst Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts sei der Anbau in der Gegend von Los-Angeles soweit ge- fördert gewesen, dass man nach San Franzisko habe mit Gewinn die Früchte transportieren können. Diese ersten Früchte seien klein, holzig, dickschalig und ohne rechten Saft gewesen, wären aber in San Franzisko als die einzigen Früchte dieser Art gut bezahlt worden. Um dieselbe Zeit habe das Acker- bau-Ministerium aus Brasilien einen kleinen Apfelsinenbaum eingeführt. Die Früchte dieses Baumes seien ohne Kerne, tiefgoldig in der Farbe, von festem, saftigem Fleisch und po- röser Schale gewesen und hätten ein dreimal so grosses Volumen besessen. Dieser Baum sei der Stammvater aller Apfelsinenhaine geworden. Er sei noch am Leben und werde aufs sorg- fältigste gepflegt. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 111 Zuerst hätten die Farmer die Apfel- sinen an den Küstenländern ansiedeln wollen, das sei wegen der Wind- und Temperaturverhältnisse nicht geglückt; dann seien sie in die Talmulden und Vorberge des Felsengebirges gedrungen und hätten auf leichtem Sand mit An- wendung von künstlichem Dünger und sehr guter Drainage gute Resultate er- zielt. Anfangs hätten auf den von Australien eingeführten ' Apfelsinen- bäumen weisse Schildläuse grosse Schädigungen hervorgerufen, bis es dem Entomologen Köbele im Jahre 1880 gelungen sei, den kleinen Marien- käfer (Vedalia cardinalis Köbelei) zu importieren der seine Eier in die Larven der Schildlaus lege und sie vernichtete. Aber auch andere Plagen wären über die Apfelsinenhaine herein- gebrochen, die man erst allmählich mit geeigneten Mitteln bewältigt hätte. In späterer Zeit sei es schwierig gewesen, für die vielen produzierten Früchte einen geeigneten Markt zu beschaffen. Erst nachdem man gelernt hatte, die Apfelsinen richtig zu be- handeln, sauber zu waschen und zu bürsten, nach der Grösse zu sortieren und sorgfältig und geschmackvoll zu verpacken, sei die Absatzfähigkeit ge- hoben. Zurzeit machten die Apfel- sinenkisten ihren Weg durch ganz Amerika; sie gingen nach allen Rich- tungen der Windrose; bis New York hätten sie 5000 km zu überwinden. Ein Verband sorge dafür, dass die Verpackung einheitlich und billiger sei, dass eigene Kühlwagen die Be- förderung verbilligten und durch ge- meinsames Vorgehen die Frachtsätze herabgesetzt würden. So organisiert, wären die Besitzer von Apfelsinen- plantagen zu den Beherrschern des Marktes und damit zu reichen Leuten geworden. In 4 Monaten, d. h. von Februar bis Mai, kämen jeden Tag 5 Eilzüge mit je 25 Waggons (50000 Kisten) zur Absendung. Die Apfel- sinenkultur zeige, was bei richtiger Benutzung geeigneter Bodenverhält- nisse und bei einer sorgfältigen ge- nossenschaftlichen Organisation zum Nutzen eines Berufes herauskommen könne. 4. Das Alter der Obstbäume, darüber sind die Anwesenden sich einig, wird vielfach überschätzt. Auch von den durch Grösse hervorragenden Bäumen kann das Alter in der Regel nicht mit Sicherheit angegeben wer- den. Ein solches wohlerhaltenes Exemplar eines Edelborsdorfers ist nachweisbar im Jahre 1650 gepflanzt. Sehr alte Obstbäume fänden sich oft- mals bei den alten Klöstern und an solchen Orten, in denen sich Kolo- nisten aus Holland, der Rheingegend undWürttemberg niedergelassen hätten. Es unterläge keinem Zweifel, dass die alten Sorten allmählich aus dem Handel verschwänden, da die Früchte einmal durch bessere ersetzt werden könnten, und auch der Geschmack des Publikums sich sehr gewandelt habe. 5. Der Kakiapfel (Diospyros Kaki) wird zurzeit vielfach in Obsthandlun- gen zum Verkaufe angeboten. Die Bezeichnung „Apfel" sei unrichtig, da die Früchte einem Baume resp. einem Strauche entstammten, der zum Ge- schlechte der Ebenaceae gehöre, die keinerlei Verwandschaft mit den Pomaceae hätten. Die Früchte, die erst am Strauche reiften, nachdem das Laub schon abgefallen sei, würden im November oder Dezember aus Italien und dem südlichen Frankreich eingeführt; sie seien wenig haltbar und hätten im Vergleich zu unseren einheimischen Obstsorten sowie zu den Südfrüchten (Orangen) einen faden, süssen Geschmack. Die Fär- bung könne rot, gelb oder auch violett sein. Obwohl auch eine Art im süd- lichen Nordamerika vorkäme, seien die Früchte, welche angeboten würden, von japanischen Sorten geerntet wor- den. Da die Diospyros sämtlich in Deutschland nicht unbedingtwinterhart seien, habe diese Obstart für uns keine wirtschaftliche Bedeutung. Sie können aber Liebhabern mit geräumigen Orangerien oder Taludmauern für Kübelkultur empfohlen werden. Das glänzende Laub färbe sich im Herbste sehr schön, und nach dessen Fallen bildeten die Früchte eine Zierde. Verschiedentlich würden die Früchte als „Persimonen" angeboten, woraus der Name „Persischer Apfel" ent- standen sei. 6. Unter Verschiedenes wird auf die Dr. Bruhn'schen Meisen- 112 Aus den Ausschüssen des Vereins ~. B. d. G. futterkästen hingewiesen, die nicht warm genug empfohlen werden könn- ten, da sie den Sperlingen eine Ent- nahme des Futters unmöglich machten. Dadurch würden die nützlichen Meisen bei Futternot (durch Reif, Glatteis etc.) zum Verbleib an den Orten ihrer An- siedlung genötigt. Bericht über die Kultur versuche im Jahre 1909, die unter Leitung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden. Von Joseph Klar, Berlin. Kalt und nass, das war die Sig- natur des verflossenen Sommers. Wenn man aber glaubt, dass übermässige Nässe im Boden herrscht, so ist man im Irrtum; im Gegenteil, es zeigt sich in hiesiger Gegend der Unter- grund äusserst trocken. Im nachstehenden nenne ich nun die Resultate meiner Versuche. Blumen. Dimorphotheca aurantiaca. Eine aus unseren Kolonien stammende Sommerblume, die sich der leichten Kultur und der herrlichen Blüten wegen sehr schnell einbürgern wird, erreicht eine Höhe von etwa 30 cm und eine Breite von ungefähr 40 cm. Sie ist stark verzweigt und dicht mit Blüten besetzt. Die einzelnen Blumen haben einen Durchmesser von 7 cm, und ihre Strahlenblüten erscheinen in einer wundervollen goldorangenen Fär- bung, von der sich die dunkelbraune, schwarzgesäumte Scheibe lebhaft ab- hebt. Auf der Temple Show in Eng- land erhielt dies Sommergewächs ein Wertzeugnis. Asteralpinus longipediolatus. Eine im vergangenen Jahre einge- führte nnd hier zum erstenmal zur Blüte kommende Pflanze, erreicht eine Höhe von 40 cm. Die Blüten sind von violetter Färbung. Die Blumen sind von edelster Form und reihen sich den bereits bekannten Astern würdig an. Campanula Medium compacta imperialis. Von den im verflossenen Jahre angepflanzten Pflanzen waren nur drei Exemplare gerettet worden. Es scheint, als ob diese Glockenblume das Verpflanzen im Frühjahr nicht verträgt. Der Wuchs ist stark, die Blumen von weisser, violetter und rosa Färbung. Diese Neuheit hat den Vorzug, sich gut treiben zu lassen. Für Bindereizwecke dürfte sich die Kaisercampanula weniger eignen, da die Stiele nicht lang genug sind. Als Topfpflanze ist sie wegen ihres mittel- hohen und gedrungenen Wuchses um so mehr zu empfehlen. Petunia hybrida caryophyllo- i d e s. Eine neue klein blumige Sorte, welche sich durch den mittelhohen Wuchs auszeichnet. Die Blumen sind purpurfarben, weiss, gestrichen. Nach Angabe des Züchters sollte sie eigentlich rosa blühen. Die Pflanzen kamen nicht recht zur Geltung und waren somit ohne Effekt. Ich möchte noch an dieser Stelle bemerken, dass den weissblühenden Petunien viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, und doch fehlt diese zarte Farbe recht sehr zur Dekoration. Levkoje, Sommer „Bismarck". Diese Neuheit ist eine sehr schöne, spätblühende, weisse Sommer-Levkoje, von auffallend hohem und kräftigem, robustem, pyramidalem Pflanzenwuchs. Die schneeweissen Blüten sind sehr dicht, und bilden fest geschlossene, riesige Blütendolden. Alle diese vor- trefflichen Eigenschaften verleihen der Neuheit einen besonders hohen Wert. Eine Pflanze genügt, um eine Vase zu schmücken. Sie ist sicherlich eine verbesserte Dresdener remontante Excelsior Lev- koje von köstlichem Wohlgeruch. Empfehlenswert für Bindereien, sowie für Bepflanzung von Gruppen usw. Rose „Otto von Bismarck44. Eine Kreuzung der Madame Karoline Testoutund LaFrance,demSchmerzens- kinde unserer Rosisten, da sie mehr und mehr von der Bildfläche ver- schwindet. Die schönen starken Pflanzen, die Anfang Mai erst ange- pflanzt waren, zeigten im Juli bereits die ersten Blumen. Ich bemerke nebenbei, dass in diesem Jahre, man kann sagen „alles" erst später zur Blüte kam. In der ersten Zeit be- friedigten mich die Blumen in bezug auf ihre Füllung nicht, dagegen zeigten sie im Herbst beim Remontieren eine Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 113 starke Füllung und präsentierten sich in voller Schönheit. Die Neuheit heisst auch „Drei- tausendmarkrose", weil dem Züchter bei Gelegenheit eines Preisaus- schreibens vom „Praktischen Ratgeber" dieser Preis zuerkannt worden war. Hoffentlich bewährt sich die Rose so, wie ihr stolzer Name. Rose Crimson Rambler, veil- chenblau. Ein Sämling unserer schönen Schlingrose. Der Wuchs ist stark und kräftig. Doch kamen die Pflanzen zu meinem Bedauern nicht zur Blüte. Wir sind somit auf das kommende Jahr angewiesen. Antirrhinum majus grandiflo- rum tri color fl.pl. Ein gefülltblühendes Löwenmaul von eigenartiger Erschei- nung, ob schön möchte ich dahingestellt sein lassen. Die Blumenlappen sind auffallend in drei Teile geteilt, und laufen die Staubfäden in Blättchen aus. Die Blumen selbst sind dreifarbig, die Grundfarbe ist purpurfarben, die Lippe gelb und der Schlund weiss. Es waren etwa 15% gefüllt blühende auf dem Beete. Sie haben die Höhe wie die gewöhnlichen Antirrhinum grandiflörum. Viola cornuta „schwarzer Prinz". Dies beliebte Hornveilchen ist von gedrungenem Wuchs und blüht dunkel wie Viola tricolor Dr. Faust. Diese Farbe war bisher nicht unter den Viola cornuta, welche bekanntlich unermüdliche Blüher sind, zu finden. Viola tricolor compacta,, hell- blau". Die niedrig bleibenden Stief- mütterchen, zu welchen auch unsere Neuzüchtung zählt, sind in letzter Zeit immer mehr in den Vordergrund getreten. Die Hitze wirkt nicht so auf das Wachstum dieser Zwerge ein, wodurch unser gewöhnliches Viola sich so umlegt und auseinander fällt. So sah ich in Spechthausen bei Eberswalde bei Herrn Obergärtner Erdmann ein solches, welches mitten im Sommer in üppigster Blüte in herrlichsten Farben schillerte und ent- zückend schön aussah. Mit der reizenden himmelblauen Farbe lassen sich in Teppichbeeten die wirkungs- vollsten Farbenkontraste erzielen. Waldersee Aster „hellblau mit weiss". Diese Miniatur-Aster wird bald ein ganzes Sortiment seit der kurzen Zeit ihrer Einführung auf- weisen. Die Blumen fielen treu aus Samen, haben hellblaue und weisse Färbung, welche auf den Petalen gleich- massig in langen Streifen verteilt ist. Sie gewinnen hierdurch ein zartes und geschmackvolles Ansehen und eignen sich daher für Töpfe und Gruppen ganz vorzüglich. Ihr unermüdlicher Züchter ist dabei, sie weiter zu ver- vollkommnen, da einzelne Exemplare noch höher werden, als die Urform, welche niedrig, ca. 20 cm hoch, und kompakt ist. Waldersee Aster, gemischt. Die Anzucht bestätigte oben Gesagtes und zeigte die Farben dunkel- und hellblau, dunkelrot, rosa, weiss etc. Sie ist für Teppichbeete ganz beson- ders zu empfehlen. Gladiolus praecox. Die im vorigen Jahre ausgesäten und nicht zur Blüte gelangten Pflanzen erzielten diesmal ein ganz gutes Resultat. Sie zeigten ein schönes Farbenspiel, dar- unter ein prachtvolles violettblühendes Exemplar. Zinnia elegans fl.pl. „Savoya". Während die Blumenblätter bei dem bekannten und beliebten Sommer- gewächs sich einzeln auf und anein- ander fügen, zeigte mein Neuling etwa einen aufgesprungenen Kienapfel. Die Blumenblätter heben sich nach der Mitte zu, so dass die Blume kraus erscheint. Sie ist von gelbroter Färbung. Dianthuslaciniatusfl.pl. „Mal- maison". Diese Chinesernelken machten keinen guten Eindruck. Ich wusste nicht recht, was damit anzu- fangen ist, und um welche es sich hier handelt. Die mattrosa blühenden Blumen standen mit den weiss blühen- den in Konkurrenz. (Ohne Wert.) Salvia spl endens nanaZürich. Eine überall bekannte und schlecht- weg Zwerg Zürich genannte Sorte. Die Feuerrispen leuchteten im Herbst auf der ganzen Versuchsanlage und : schmückten sie auf diese Weise. Die Höhe der Pflanzen beträgt ca. 30 cm. Die gewöhnliche S. Zürich wird nicht viel höher. Sie ist als Massenartikel in der Gärtnerei bekannt und beliebt. Aster Amellus roseus. Diese I Pflanzen gediehen gut, kamen jedoch ; nicht mehr zur Blüte. Hoffentlich 114 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. wintert sie nicht aus und kann ich im nächsten Jahre darauf zurück- kommen. P r i m u 1 a v e r i s magnifica „Triumph". Auch diese Aussaat gedieh gut, doch bin ich auch hier in bezug auf die Qualität und Er- scheinender Blumenauf das kommende Jahr angewiesen. Primula Kewensis. Diese Pflan- zen eignen sich nach meinen Er- fahrungen nicht für das freie Land, sondern sind besser in Töpfen zu ziehen. Gaillardia grandiflora san- guinea. Während die bekanten Gail- lardien zu den besten winterharten Stauden, sowohl für den Schnitt wie zur Dekoration gehören und von dunkelroter klarer Farbe sind, ist die Neueinführung zum grössten Teil rot und an der Spitze der Blumenblätter gelb gesäumt. Einige Pflanzen zeigten doppelte Blumenblätter, so dass wir nächstens auch mal gefüllte Gaillardien be- kommen werden. Sie ist den Blumen- geschäften bestens zu empfehlen. - Papaver Orientale colosseum. Zu den vielen Papaver-Arten kommt noch eine neue Spielart hinzu, deren Blumenumfang ca. 20 cm beträgt und leuchtend scharlachrot mit schwarzem Fruchtboden ist. Es schien der etwas schwere Bo- den den Pflanzen nicht zuzusagen. Eine einzelne Blume in eine Vase gesteckt, genügt, um einen guten Effekt in einem Zimmer hervorzurufen. Es ist nur zu bedauern, dass die Mohn- blumen sehr empfindlich sind und beim Transport leicht leiden, d. h. ab- fallen. Vorzügliche Schnitt- und Gruppenpflanze. Ein Sortiment der neueren Ane- mone japonica wurde in Stauden an- gepflanzt, die nicht zu den stärksten Pflanzen zählen konnten. Dazu kam, dass auch diesen nicht der Boden, der etwas schwer lehmhaltig an dieser Stelle war, zusagte. Die Pflanzen brachten nur wenige Blumen. Es waren die Sorten: Loreley: hellrosafarbig im Ton dunkler als „Königin Charlotte", halbgefüllt, schalenförmig, runde Blumen auf festen Stielen. Beaute parfaite: Etwas stärker im Wuchs als Anemone Loreley und vom gleichen Kolorit. Elegantissima: Blumenblätter ge- drängt, fast doppelt stehend. In der Farbe wie oben. Kriemhilde: Einzigfarbig unter den Anemonen. Die prachtvollen, schalen- förmig halbgefüllten Blumen sind rötlich fliederfarben in auffallend reiner, klarer Färbe auf festen, starken Stielen. Rosea perfecta: Im Wuchs etwas höher als die bereits genannten und ohne Farbenunterschied. Elegans: Von gutem Wuchs und etwas heller in der Farbe. Prinz Heinrich: War die dunkelste von allen Anemonen, die angezogen wurden. Zwei weitere Sorten waren ohne Blumenansatz. Ein sicheres Urteil über die Kultur der Anemonen hoffe ich im nächsten Jahre abgeben zu können. Dass die Anemonen zu den besten Herbstblumen zählen, ist ja bekannt, in erster Linie die alte Honorine Jobert mit ihren weissen Blumen. Petunia hybrida grandiflora, „Karlsruher Rathaus-Petunia von neuer tief sammetblauer Farbe. Der eigentümliche Name ist auf den Ort, wo sie aufgefunden wurde oder ent- deckt ist, zurückzuführen. Sie wird schlechtweg „Veilchenblau" genannt. Schreiber dieses glaubt sie schon im verflossenen Jahre im Leipziger Palmengarten im schönsten Flor ge- sehen zu haben. Sie ist konstant aus Samen, was bisher bei keiner Petunia zutrifft. Da sie allein keine gute Wirkung macht, ist sie auf Balkons in Harmonie mit weissen sehr gut zu verwenden. Die Petunia hybrida grandi- flora „König Eduard" hat enorme, zehn und mehr Zentimeter im Durch- messer aufweisende dunkelpurpurrote Blumen, von denen einige stets ein weisses Zentrum zeigen, wieder andere einen ganz merkwürdig gestalteten weissen Fleck haben. Petunia hybrida „Norma", ist kleinblumig, bringt dafür aber sehr viele Blumen hervor, die zwischen hell- und dunkelblau, hell- und dunkel- violett variieren und meist einen weissen Stern aufzeigen. Diese an- mutige Annuelle hat einen ziemlich Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 115 gedrungenen Wuchs und ist daher auch Für kleinere Gruppen besonders gut zu verwenden. Silene pendula compacta fl. pleno „Fliederblau" verspricht, so- bald sie nur erst rein aus Samen fällt, gut zu werden. Das Versuchsstück war mit mattvioletten rosa und dunkel- rosa meist gefüllten Blumen dicht be- setzt. Der Wuchs ist äusserst ge- drungen und niedrig. Für Gruppen- einfassungen sehr zu empfehlen. Ver- tragen die Silenen sonst nicht gut die Hitze, so scheint das auf „Fliederblau" nicht zuzutreffen, freilich sind uns höhere Wärmegrade von längerer Dauer in diesem Sommer nicht be- schieden gewesen. Antirrhinum majus man um „Delikatrosa" mit weissem Schlund eine schöne Bereicherung des Sorti- ments dieses niedrigen resp. halbhohen Löwenmauls, das der Binderei eine neue Farbe zuführt. Einige Blumen zeigten als eine eigenartige, wenn auch nicht gerade schöne Monstrosität, Blumen mit geschlossenen Lippen. Gemüse. Weisskohl „Erstling aller- frühester". Eine spitzförmige Sorte, wie wohl fast alle frühen Kohlkopf- arten. Trotz des späten Aussäens waren die Köpfe schon Ende Juli, also etwa in drei Monaten ausgebildet. Die Pflanzen bildeten mehr Blattwerk, als der zur gleichen Zeit zum Kontroll- versuch herangezogene Zuckerhut oder Maispitzkohl. Es ist kaum ein Unterschied zwischen beiden Sorten in bezug auf Reifezeit festzustellen. Wenn die Neueinführung erst echt ausfällt und in grösseren Massen an- gebaut wird, könnte man vielleicht zu einem anderen Resultat kommen. Sonst nicht zu verachten. Blumenkohl „Primus". Dieser „Primus" zählt zu den starkwachsen- den, grosswerdenden Sorten, die grosse Blätter produzieren. Die kurzstieligen Blätter brachten grosse blendend- weisse Knospenansätze, genannt auch Käse, hervor. Ein Kohlkopf wog etwa 2 Kilo, und stand unser „Erfurter Zwerg", der sich zum Treiben gut eignet, wie ein Kind daneben. Weisskohl „Riesen von Ton- karonte". Eine Riesenpflanze von etwa 1 m Durchmesser. Ich habe so etwas noch nicht gesehen. Meine Enttäuschung war indes gross, als anstatt Köpfe zu bilden die Pflanzen in Samen gingen. Ich weiss übrigens, dass diese Kohlsorte im Herbst aus- gesät und gepflanzt werden rriuss, was auch versucht werden soll. Wir haben aber mit solchen Kul- turen in unserem Klima, die in Süd- deutschland glücken, meist keine guten Erfolge. Rhabarber „Cyclop". Die ein- jährigen Pflanzen entwickelten sich im Laufe des Sommers ganz vortreff- lich. Die Blattstiele hätten bereits in der Küche Verwendung finden können, nur dass man die schöne braune Farbe vermisste. Vielleicht gestaltet sich diese Angelegenheit zum nächsten Jahre noch günstiger. Die Stiele wer- den bekanntlich nur dann gut gekauft, wenn sie braun resp. rot sind. Radies rundes Riesen-Butter. Ein Prachtradies getreu der schönen kolorierten Abbildung vom Züchter. Es wird ungemein gross, kugelrund, feurigscharlachrot mit ziemlich kurzem Laube. Ein Exemplar wog etwa 45 gr. Es wächst ebenso schnell wie die be- reits im Gebrauch befindlichen. Der Wohlgeschmack des zarten schmelzen- den Fleisches dieses Radieschens ist den gewöhnlichen kleinen Sorten gegenüber unübertroffen und wird von jedermann anerkannt. Es schlägt das Würzburger Riesen-Radies, aus dem es gezüchtet ist. Wenn die Saat erst preiswerter ist, dürften die Fachleute sich dieses Pro- duktes bemächtigen und der Halle zu- führen, nachdem sie es ihren Kulturen einverleibten. Es fragt sich nun, ob diese Spielarten dem Publikum nun nicht zu gross werden. Die Ernte ist allerdings ergiebiger. Radies Herkules. Ebenfalls ein neues Radies, das etwas früher reif ist als die obige Sorte. Es ist läng- lich oval und von dunkelrosenroter Färbung. Auch „Herkules" ist an Grösse dem Würzburger über. Zea Mays „von Peru". Die Pflanzen wurden ungefähr 3 m hoch und sollten noch einmal so hoch wer- den. Vielleicht in wärmeren Gegen- den. Das kann dem sogenannten Pferdezahn Mais bedeutende Kon- 116 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. kurrenz machen, da er als Futter- pflanze viel ergiebiger ist. Riesenstangenbohne „Zeppe- lin". Die Aussaat kam nicht recht vom Fleck, sah sehr gelb aus und kränkelte. Die kalte Witterung trug hier die Schuld. Gingen doch selbst unsere gewöhnlichen Stangen-Riesen- Zuckerbrechbohnen ein und wurden gelb. Zum Sommer hin hatten sich doch noch einige Schoten oder Hülsen ausgebildet, die an Grösse den Prunk- bohnen gleichkommen. Ein richtiges Urteil bin ich bei der angegebenen Weise nicht in der Lage abzugeben. „Zeppelin" brachte wenigstens noch Schoten, und könnte sie daher härter sein, als die „Rheinische Brechbohne". Kürbis Calabasse von Guinea. Das grüne weiss punktierte Laub dieses Kürbisses rauschte ganz be- deutend. Die Triebe gingen ziemlich hoch. Leider hatten die Pflanzen keine Früchte angesetzt, und dürften sich diese Cucurbitaceae nur für wär- mere Gegenden eignen. Pahlerbse Grasshoffs uner- schöpfliche Buchsbaum-Schna- bel. Eine Kreuzung der niedrigen Buchsbaum mit Riesenschnabelerbse. Das Wachstum dieser Kreuzung ist viel robuster als das der Buchsbaum- erbse und auch etwas höher als diese. Der Schotenbehang trat später ein als bei der „de grace", und war ziem- lich ertragreich. Diese Neuheit wurde im verflossenen Jahre vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues mit einem Wertzeugnis bedacht. Vielleicht dürfte diese Erbse sich bei den Inter- essenten einbürgern, sobald die Saat erst billiger ist. Als Krup- oder Zwergerbse könnte sie den bekannten Sorten Konkurrenz machen. Zwiebel „Eisenkopf" ähnlich der Zittauer Riesen, ist gelb wie diese, aber grösser in der Form. Das Blatt- werk oder Lauch war sehr stark, fast wie Porree und wuchs bis spät in den Herbst hinein. Selbst geerntet, vege- tierten die Blätter noch weiter und zeigten keinen Abschluss in der Vege- tation. Als Dauerzwiebel kann sie, wenigstens hier gezüchtet, nicht empfohlen werden. Blätterkohl, „Coleus Ex- cel sior". Eine Spielart unseres Wintergemüses. Die Blätter sind ge- schlitzt, gekräuselt und färben sich später in bläuliche und rosa Schattie- rungen. Er soll winterhart sein wie unser Grünkohl, und sich dadurch zur Ausschmückung von Gruppen für den Winter eignen, auch selbst der Binderei dienbar sein. Kopfsalat „Rheingold". Diese neue Sorte zeichnete sich schon bald nach dem Aufgehen durch das schöne Goldgelb ihrer Blätter aus und er- innerte stark an „Rudolfs Liebling". Sie gehört zu den frühen Landsorten und ist zart, allem Anschein nach aber sehr empfindlich gegen Witterungs- wechsel. Die Früchte der angebauten Tomate „Fürst Borghese" sind in der Grösse einer Eierpflaume ähnlich und haben am unteren Ende der Frucht einen sogenannten spitzen Zipfel. Der Fruchtbehang bildet traubenartige Büsche, die äusserst dekorativ wirken und ziemlich schwer werden, 20 bis 30 Früchte an einem weit verzweigten Stiel sind keine Seltenheit. Die Farbe ist leuchtend rot. Die Früchte der Tomate „Ideal" sind mittelgross und rundlich, wodurch die Reife wohl beschleunigt wird. Diese Liebesäpfel sind für den Markt wie geschaffen. Der Fruchtansatz war ziemlich bedeutend. Werden in Amerika zurzeit schon mehr Tomaten angebaut, als bei uns Kartoffeln, so ist die Nachfrage in Deutschland zur- zeit noch wesentlich geringer. Trotz- dem steigt der Verbrauch von Jahr zu Jahr. Besonders haben die Lauben- kolonisten den Wert dieses Gemüses erkannt, wovon man sich bei jedem Besuche dieser kleinsten Privatgärten überzeugen kann. Die „rote verbesserte Mohr- rübe von Nantes" war auf dem Versuchsfelde in ausgezeichneterweise gewachsen. Die halblangen Mohr- rüben von Nantes sind durchaus die Lieblinge des Berliner Marktes, ja man kann sagen, dass sie ihn voll- ständig beherrschen. Das geschieht mit Recht, da das zeitraubende Putzen der langen Spitzen in Fortfall kommt. Die „Mohrrübe kurze rote verbesserte Treib" hat bei schönem rotfarbigem Aussehen eine mehr ei- förmige Gestalt. Es ist eine wahre Herzensfreude, solche pralle Pfropfen Literatur. 117 aus der Erde ziehen zu können. Bei sehr kurzer und dicker Form eignen sie sich vortrefflich zur Mistbeetkultur. Eine rationell betriebene Mohrrüben- kultur im freien Gelände ist auch heute noch nicht das Schlechteste, was man treiben kann. Erforderlich ist aber ein guter humoser steinloser Boden. Mit meinen Betrachtungen über Neueinführungen beim Schlüsse an- gekommen, möchte ich noch über einige Perennen und deren Aus- dauer berichten. Die Scutellaria bai- calensis coelestina überdauerte den Winter nicht. Vielleicht liegt der Grund darin, dass sie im vergangenen Jahre ganz bedeutend blühte. Ein Versuch Chabaud Nelken durch den Winter zu bringen gelang trotz der Deckenicht. Ebenso gingen Rehmannia angulata und deren Hybriden ein, welche in kalten Kästen oder Glas- häusern besser aufgehoben sind. So erging es auch dem neuen Ampelopsis Henryana undClematismontanarubens. Cheiranthus Cheiri Kewensis hatte den Winter überdauert und blühte weiss in schwefelgelb übergehend. Die Firma Spielberg & de Coene, Franz. -Buchholz hatte zeitig im Früh- jahr hiervon eine Gruppe, die etwas eigenartigSchönes darstellt, ausgestellt. Nach Aussage des Herrn de Coene hat dieser Lack einen köstlichen Wohl- geruch, der mir hier auch auffiel, besser als die bekannten Goldlack- sorten. Allein verkäuflich war die Ware trotzdem nicht, denn die Händler sagen „Goldlack muss braun sein". Tableau! Für private Gärtnereien möchte ich dem Gesagten doch eine Lanze brechen. Aehnlich blühende Pflanzen gibt es zur gleichen Zeit nicht. Es wäre mir schliesslich inter- essant zu hören, ob einer der werten Leser der „Gartenflora" Versuche mit dem Helianthi-Gemüse angestellt resp. Anbauversuche gemacht habe. Eine Debatte hierüber invorliegenderSchrift würde mir sehr willkommen sein. Mit der Einführung unserer Kartoffel hat es ja auch sehr schwer gehalten, bis Regierungsbefehle ergingen und die Sache dann zustande kam. Die vorstehende Abhandlung bietet, wie immer, ein buntes Allerlei ; es sollte mich freuen, wenn hier oder dort Nutzen daraus gezogen würde. Literatur. Max Löbner, Inspektor am Königl. botanischen Garten und derpflanzen- physiologischen Versuchsstation in Dresden, Leitfaden für gärt- nerische Pflanzenzüchtung. Mit 10 Abbildungen im Text. Verlag von Gustav Fischer in Jena 1909. Preis 1 M. 50 Pf. (Vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues mit dem 1. Preis gekrönte Preisschrift.) 8° 160 S. Schon vor längerer Zeit hatte Herr Dr. Hillmann, Geschäftsführer der Saatzuchtstelle der „Deutschen Land- wirtschafts-Gesellschaft" im „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preussischen Staaten" darauf hingewiesen, dass es dringend nötig sei, einmal die vielen Erfahrungen der Gärtner bei der Züchtung neuer Formen zusammenzufassen und vor allem sie im Lichte der heutigen Kenntnisse von Variabilität und Ver- erbung wissenschaftlicher zu be- trachten. Er beklagte mit Recht, dass, während auf dem Gebiete der land- wirtschaftlichen Saatzucht jetzt so viel Wissenschaftliches geleistet wird, auf dem der gärtnerischen noch volle Empirie herrscht. Zwar sind seit einigen Jahren durch Vorträge in Vereinen die praktischen Gärtner mehrfach mit den neuesten Theorien, namentlich den Mendel'schen Gesetzen, der de Vries'schen Mutationslehre etc. bekanntgemacht, und sie haben mit grösstem Interesse diesen Vorträgen gelauscht; aber natürlich war das immer nur eine beschränkte Zahl, und wenn auch mehrere dieser Vor- träge veröffentlicht wurden,*) so ist *) Siehe Hillmann, die Systeme der Pflanzenzüchtung, Gartenflora 1909, Seite 72. Wittmack, die Fortschritte in der Hybri- disation und Pflanzenzüchtung, Gartenflora 1907, S. 2 u. 31. — Derselbe, Fortschritte in der Pflanzenzüchtung, insbesondere in der Kreuzung, Handelsblatt f. d. deutschen Gartenbau 1907, Nr. 14 u. 15. 118 Literatur. dennoch die grosse Masse der prak- tischen Gärtner noch nicht genügend darüber unterrichtet. Da war es denn ein glücklicher Gedanke, dass Herr Dr. Hillmann auf der grossen internationalen Garten- bau-Ausstellung im April 1909 in den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten die wichtigsten Ergebnisse der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung in Tabellen und in natura den Be- suchern vorführte. Der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues" aber hatte, um seinerseits die Sache zu fördern, schon vorher ein Preisaus- schreiben für eine kurze, den prak- tischen Bedürfnissen entsprechende Schrift über gärtnerische Pflanzen- züchtung erlassen. (Gartenflora 1908, Seite 337.) Drei Bewerbungen gingen ein. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Geh. Hofrat Prof. Dr. Edler, Direktor des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Jena, Dr. Paul Hillmann und dem Unterzeichneten erkannten der vorliegenden Arbeit des Herrn Garten- inspektors Löbner den ersten Preis zu. Weitere Preise wurden nicht verteilt. In der Einleitung geht der Ver- fasser weiter als man nach dem Titel erwarten könnte; er beklagt u. a., dass wir noch keine gärtnerischen Winter- schulen haben. Man darf aber doch nicht vergessen, dass in fast allen grösseren Städten, wo eine so grosse Anzahl von jüngeren Gärtnern tätig ist, dass sich die Sache lohnt, Fach- schulen existieren, die etwa den land- wirtschaftlichen Winterschulen ent- sprechen. — Weiter hebt der Verfasser hervor, dass die gärtnerische Pflanzen- züchtung als besonderes Fach an den meisten Fachschulen (hier sind unter „Fachschulen" auch die höheren gärt- nerischen Lehranstalten zu verstehen) überhaupt nicht gelehrt wird. — Das ist mit der Samenkunde ähnlich. An der Königlichen Gärtner-Lehranstalt ist aber Samenkunde seit ihrer Ueber- siedelung nach Dahlem vorgesehen und ebenso wird dort von Herrn Dr. Höstermann seit drei Jahren Pflanzenzüchtung vorgetragen. Löbners Buch zerfällt in einen allgemeinen und einen ange- wandten Teil, dem noch ein Anhang beigefügt ist. A. Im allgemeinen Teil werden be- sprochen: Gewinnung neuer Pflanzen 1. durch einfache Aussaat, 2. durch Auslese, 3. durch Kreuzung, 4. durch Sport- bildung, 5. durch Importation, 6. durch den Einfluss des Edelreises auf die Unterlage. Endlich wird 7. die land- wirtschaftliche Pflanzenzüchtung kurz geschildert. B. Im angewandten Teil werden durchgenommen 1. Züchtungen in der Blumenkultur, 2. im Baumschulbetrieb, 3. im Obst- und Gemüsebau. — Gehen wir nun näher auf die einzelnen Ab- schnitte ein. Im allgemeinen Teil gibt der Verfasser zunächst eine Erklärung der Begriffe Art und Varietät. Hier hätte auch gleich Sorte definiert werden können, was erst später, Seite 19, geschieht. Weiter gibt er Beispiele von Mutationen, wie Hugo de Vries die plötzlichen Veränderun- gen nennt, wenn sie sich vererben, z. T. nach eigener Beobachtung. 2. Ausführlicher wird die Gewin- nung von Neuheiten durch Auslese besprochen. Das ist ja auch die ge- bräuchlichste Methode. Aber nicht nur auf Gewinnung von Neuheiten kommt es an; es gilt sie auch samen- beständig zu machen. Dies wird bekanntlich erreicht durch wieder- holte Aussaat über mehrere Gene- rationen hinaus, wobei immer die charakteristischsten Individuen zu Samenträgern genommen werden, und durch beste Kultur der letzteren (Löbner, Grundzüge der Pflanzen- vermehrung). Er empfiehlt, die ersten Blumen zur Zucht zu nehmen, bei Cyclamen höchstens 10 Kapseln stehen zu lassen, wenn der Züchter die Samen selbst zur Zucht benutzen will. Weiter wird die Bestäubung be- handelt, dann die gefüllten Blüten und u. a. auf die Konkordiapetunien von Friedrich Römer, Quedlinburg, hingewiesen, das sind gefüllte Pe- tunien, die doch Samen bringen. Gefüllte Levkoien geben be- kanntlich nie Samen, sie müssen aus einfachen Levkoien erzogen werden. Warum einzelne einfache Levkoien Samen geben, die gefüllte Blumen liefern, ist immer noch nicht ergründet. Literatur. 119 Da Samen von Topflevkoien mehr Prozent gefüllter Blumen ergibt, diese Topfpflanzen aber in Erfurt usw. unter Stellagen gegen zuviel Regen geschützt und schliesslich sogar umgelegt werden um wenigerWasser zu erhalten, scheint mir die Schwächung der Samen die Hauptursache zur Füllung zu sein. In Dresden fand man (Nobbe), dass die zuerst keimenden Samen mehr gefüllte Pflanzen geben. Diesen Ab- schnitt über Levkoienzüchtung hätte ich gern noch ausführlicher gesehen, namentlich auch die Methoden einiger französischer Gärtner angeführt ge- wünscht, die nach der Form und Stellung der Schoten auswählen,wenn- gleich das auch wohl noch un sicher ist. 3. Die Kreuzung, dieser wichtige Zweig der Gewinnung neuer Formen wird durch viele Beispiele belegt, u. a. auch nach eigenen Versuchen. Bei dem Abschnitt „Scheinbares Miss- lungensein der Kreuzung" werden auch die Mendel'schen Ver- erbungsregeln abgehandelt. Diese hätten meiner Ansicht nach als ein besonderes Kapitel und noch weit eingehender behandelt und durch mehr Abbildungen erläutert werden können. Die schwarze Abbildung von Urtica pilulifera X U. Dodartii aus Correns, Vererbungsgesetze, stand doch gewiss ebensogut zur Verfügung wie die farbige von Mirabilis Jalapa. Namentlich hätten die Levkojen und Lathyrus« odoratus- Kreuzungen von Tschermak, Correns, Bateson und dessen Schülern besprochen werden können, wenn es auch nur in der kurzen Weise geschehen wäre wie ich es seinerzeit in der „Gartenflora" 1907 Nr. 1 und 2, und im „Handels- blatt" 1907 Nr. 14 und 15 dargestellt habe. Dazu hätten dann noch die neuen Antirrhinum-Kreuzungen von Erwin Baur kommen können. Es ist zwar richtig, dass manches von diesen Dingen etwas kompliziert ist; aber der tüchtige Züchter wird sich auch bald da hineinfinden. Zur Rechtfertigung des Fortlassens dieser Dinge kann man freilich einwenden, dass sie praktisch bisher noch keine grosse Bedeutung erlangt haben. Die Zeit wird aber kommen. Auf die Gewinnung neuer Pflanzen durch Einfluss des Edelreises auf die Unterlage legt Löbner wenig Wert; er hat bei Coleus nie Pfropf-Bastarde er- halten; trotzdem hätten wir dies Kapitel gern ausführlicher behandelt gesehen. B. Der angewandte Teil wird die Gärtner am meisten interessieren. Es werden zwar in den einzelnen Ab- teilungen desselben immer nur einige Arten besprochen, diese aber gründ- lich. Von Blumen sind es Celosia, Bürger'sche Pelargonien, Amaryllis, Orchideen und Maiblumen. Von Ziergehölzen finden wir: Flieder, Rosen und ihre Unterlage, Rosa canina,winterharteRhododendron, Philadelphus Lemoinei, Deutzia Lemoi- nei und Koniferen. Von Obstarten: Pfirsich, Aepfel, Birnen und Beeren- obst. Von Gemüse: Rhabarber, Spargel, Rosen- und Blumenkohl, Gurken, Möhren, Salat und Tomaten. In diesem angewandten Teil sieht man auf Schritt und Tritt dass der Verfasser ganz zu Hause ist, selber viele Versuche angestellt hat und auch die Literatur gut kennt. Bei den Orchideen bespricht L. auch die von Bernard entdeckte Symbiose der Samen und Bulben mit einem Wurzel- pilz, verschiedenen Rhizoetonia-Arten und war in der Lage, durch Güte des Herrn Dr. Burgeff die Ergebnisse der Untersuchungen des letzteren, die inzwischen ausführlich erschienen sind, in Kürze mitteilen zu können. Bei den Pfirsichen ist es erfreulich zu lesen, dass schon von mehreren Züchtern samenbeständige Sorten er- zogen sind. Mir ist es, nebenbei be- merkt, aufgefallen, dass so viele Pfirsich- steine gar keine gut entwickelten Samen enthalten. Es scheint mir fast, als wenn mit der Dicke des Fleisches der Pfirsiche die Ausbildung der Samen abnimmt. Vielleicht belehren mich die Pfirsichzüchter eines Besseren. Da ich selber mit Preisrichter war, so steht es mir eigentlich nicht an, das Buch zu loben. Ich habe in dieser Rezension mich auch deswegen bemüht, auf manches, was in einer zweiten Auflage hinzugefügt werden könnte, hinzuweisen. Dabei darf übrigens nicht vergessen werden, dass dem Verfasser nur ein beschränkter Umfang des Werkes (120 Druckseiten) vorge- schrieben war, er also manches weg- lassen musste. 120 Personalia. Den Praktikern wird gerade der mässigeUmfang lieb sein und der billige Preis von 1.50 Mark ermöglicht jedem die Anschaffung. Das Werk sei darum besonders ihnen auf das wärniste emp- fohlen; aber auch der Mann der Wissenschaft wird vieles daraus lernen können. L. Wittmack. Raupenplage im Berliner Tiergarten. Auf die Aeusserungen des Herrn Gene in voriger Nummer der Garten- flora muss ich von vornherein be- merken, dass ich keine Gelegenheit gehabt habe, eigene Beobachtungen im Berliner Tiergarten anzustellen, dass ich vielmehr nur zahlreichen Anregungen Folge gab, die mir von befreundeten Gärtnern zugingen. Wenn hierbei die Raupen genannt wurden, so war meines Erinnerns immer vom „Wickler" die Rede; ich muss deshalb Herrn Gene schon bitten, mein Schuldkonto von der Verwechslung des Grünwicklers mit dem Gold- after zu entlasten. Die betreffenden Fachleute stimmten mit Herrn Gene nur darin überein, dass es möglich, wennschon schwierig und kostspielig sei, der Plage durch Vernichtung der Nester während des Winters Herr zu werden. Im zoologischen Garten sei das tatsächlich gelungen. Ich kann nun Herrn Gene versichern, dass ich nicht das mindeste gegen diese Me- thode einzuwenden habe — wenn sie ausgeführt wird. Aber abgesehen von den „grösseren Kolonnen gewandter und mutiger Kletterer", die man ja auch nicht gerade aus der Erde stampfen kann und die nicht jedes Jahr einen so günstigen Winter für ihre gefahrvolle Aufgabe vor- finden, ist eben die ganze Sache eine Geldfrage, und lediglich eine Geld- frage wäre auch die Anwendung der Dampfspritze, die ohne jede Gefahr für die Arbeitenden während des Spät- sommers, Herbstes und Frühjahrs er- folgen kann. Allerdings meint Herr Gene, kein „Fachmann" werde meinen Vorschlag ernst nehmen; allein eine derartige Berufung auf die „Fachleute" lässt mich schon des- halb äusserst kühl, weil ich nicht weiss, von welchen Fachleuten Herr Gene den Auftrag zu dieser Berufung erhalten hat. Wer wie ich seit Jahren einen 5/4 Morgen grossen, dicht- bestandenen und von jeglichem Un- geziefer ständig schwerbedrohten Garten fast ausschliesslich dadurch rein erhält, dass er mit eigener Hand in seinen spärlichen Mussestunden den Wasserstrahl anwendet, der glaubt Herrn Gene nicht, dass dies Mittel gegen den Goldafter versagen sollte. Freilich hat im Tiergarten angeblich selbst Dampf versagt; das muss aber eine sonderbare Sorte Dampf gewesen sein, die nicht einmal eine Raupe — und sei es auch die des Goldafters — tot kriegt. Wenn mir Herr Gene sagen kann: Wir haben die Dampf- spritze planmässig und doch ohne Erfolg gebraucht, dann will ich ihm glauben — eher nicht. Oskar Cordel. Personalia. Swoboda Walther, Direktor des „Vereins zur Beförderung des Garten- baues" und Mitinhaber der Firma J. C. Schmidt, Königl. Hoflieferant Berlin, Unter den Linden 16, ist der Königliche Kronenorden IV. Klasse verliehen worden. J. F. Loock, Königl. Hoflieferant, Schatzmeister des „Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues", ist der Rote Adlerorden I V.Klasse verliehen worden. Engler, Adolf, Geheimer Ober- Regierungsrat , Universitätsprofessor Dr., Direktor des Botanischen Gartens und Museums in Dahlem, wurde der Kronenorden II. Klasse verliehen. Urban, Ignatz, Geh. Regierungs- rat Professor Dr., Unterdirektor des Botanischen Gartens und Museums in Dahlem, wurde der Kronenorden III. Klasse verliehen. Für die Redaktion verantwortlich : Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G, Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX rische, feuchte Luft erreichen meine Patent -Verdunster in Treibhäusern, Blumen-Anlagen, Zentral- und Zimmer- Heizungen. Luke. 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März 1910 Heft 6 3^£GJfö§43g*<£üfe?D§ADg£%afe*^ niioc3ocnoirnoc30E30i^3orzioc=ioEnon3oi=ioiz3oc30EZ30i=ion30i=ioizid ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostve. eins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. T910, Heft 6, Inhalt: 989. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 121. — Licht nnd Schatten- seiten moderner Blumenkultur S. 124. — Aus den Ausschüssen des V. z. B. d. 6. S. 131. — Literatur S. 133. — Eingegangene Preisverzeichnisse S. 135. — Personalia S. 136. — Tagesordnung; für die 990. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 136. — ,,Orchis". Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse 7if Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig. Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgait, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeiie 35 Pf. 7fr G. Wehner Ad Gewächs- hausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken I Azalea mollis Toller Knospen, je nach Stärke 10 Stück 5 bis 11 Mark, 100 Stück 45 bis 100 Mark Rhododendron verschiedene Sorten, voller Knospen, je nach Stärke 10 Stück 12 bis 25 Mark, 100 Stück 100 bis 225 Mark, empfehlen in schöner Ware Gebrüder Neumann, Olbersdorf b. Zittau i. 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Er bemerkte hierzu, dass er die belgischen Sorten im freien Lande auf besonders hergerichtete Beete auspflanze und sie im Herbste zum Versand bringe. Die Dresdener Azaleen, die trotz sorgfältigster Beobachtung und Pflege viel Laub verloren hätten, hätten sich in diesem Winter nicht besonders gut treiben lassen. Schuld daran wäre wohl der überaus kalte und nasse Sommer. Die belgischen Azaleen dagegen, deren Laub nicht abgefallen sei, hätten sich gut treiben lassen. Auch sei der Knospenansatz sehr gut. Als gute Sorten für den Berliner Grosshandel empfehle er folgende: De Schryveriana (Frau Amalie Richers), sehr gefüllt, rosa mit weissem Rande, Deutsche Perle, gut gefüllt, reinweiss, gute Treibsorte, Helene Thelemann, zartrosa gefüllt, John Llewellyn, gefüllt, zartes incarnat mit weissem Rande, Niobe, grosse gefüllte Blume, reinweiss, Pr. O. de Kerchove, gefüllt, zart rosa mit weissem Rande, Professor Wolters, einfach, lebhaft rosa mit weissem Rande, Sakuntala, gefüllte Blume, alabasterweiss, Sigismund Rucker, einfach, lilarosa mit weissem Rande, sehr früh, Simon Mardner, gefüllt, leuchtend rosa, gute Treibsorte, Talisman, gefüllt, lachsrosa mit weissem Rande, Vervaeneana, gefüllt, rosa mit breitem, weissem Rande. Die Hyazinthentreiberei sei im Winter 1909/10 mit ausserordentlichen Schwierigkeiten verknüpft gewesen. LIBRARY NEW YORK BOTANICAL GARDEN. «2? 989. Versammlung des Vereins z. B. d. G. Holländische Hyazinthen hätten fast ganz versagt, während die französischen wesentlich besser zur Kultur gewesen wären. Die grossen Verluste in holländischer Ware seien wahrscheinlich da- durch entstanden, dass die Hyazinthen zu früh aufgesetzt worden seien und dann infolge des feuchten und nassen Frühjahrs mangelhaft abgereift hätten. Von Hyacinthen waren folgende Sorten ausgestellt: Gertrude, rosa karmin, kompakte Traube, Baron van Tuyll, zart rosa, Cardinal Wiseman, zart rosa, grosse Traube mit kleinen Blumen, Grande blanche, rahmfarbig weiss, grosse Blumen, Arentine Arendsen, reinweiss, La belle Blanchisseuse, reinweiss, grosse Traube, L'innocence, schöne Blüten, Queen of the blues (Duchess of Edinburgh) himmelblau, grosse Traube, Schotel, hellblau, sehr grosse Traube. Herr C. F. Karthaus, Orchideengärtnerei in Potsdam stellte von seinen Varietäten und eigenen Züchtungen wenige aber erstklassige Exemplare aus: 1. Cattleya X Enid Karthausii, wohl eine der schönsten, wenn nicht die schönste Catt'eya der Welt, von riesigen Dimensionen und vor- züglicher Form und Farbe. Cattleya Enid ist eine Kreuzung zwischen Cattleya Gigas X Cattleya Mossiae. 2. Cattleya Mossiae Wagnerii, welche aus der Befruchtung zweier absolut weisser Cattleya Mossiae gezüchtet ist. Es ist wohl das erste Mal, dass eine aus Samen gezüchtete reinweisse Cattleya ausgestellt wurde, deren Eltern derselben Spezies angehören. 3. Cattleya X Hardyana alba mit elfenbeinweissenSepalenundPetalen und farbiger Lippe. (Cattleya Gigas X Cattleya aurea). 4. CattleyaX Empress Frederick (Cattleya Mossiae X Cattleya aurea), Blume gross, auffallend dunkle Sepalen und Petalen. 5. Laelia Cattleya Boy lei var. albens (Laelia ancepsalba X Cattleya Trianae albens) eine eigene Züchtung von grossem Liebreiz. 6. Cypripedium X aureum Osiris, lebhaft gefärbt. (Cypripedium X Sallieri Hyeanum X Cypripedium Spicerknum. 7. Cypripedium X Venus (Cypripedium niveum X Cypripedium insigne Sanderae) eine aparte Blume vereint die Form des Vaters (Cypripedium niveum) mit der Farbe der Mutter. Herr Stadtobergärtner Weiss, Berlin, hatte einige Proben blühender Sträucher aus dem Humboldthain eingesandt. Salix daphnoides Vill. Corylus Colurna L., (männlich und weiblich). Hamamelis japonica Sieb. et. Zucc, japanische Zaubernuss. Er hatte schriftlich dazu bemerkt, dass die Zaubernuss zu den Hamameli- daceae gehöre und unter leichter Decke unseren Winter gut aushalte. Während die Christrosen und Schneeglöckchen bereits seit zwei bis drei Wochen blühten, stände der 1 m hohe Strauch von Hamamelis japonica seit dieser Woche in 989. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 123 Blüte. Die Blumen erschienen in reicher Fülle vor den Blättern. Für Privat- gärten sei er als Einzelstrauch von besonderem Reize. Hamamelis virginica L., ein viel bekannterer Strauch, blühe im Herbst und lasse seine Früchte erst im nächsten Frühjahr reifen, die dann bis zum Erscheinen der neuen Blätter hängen bleiben. Im vergangenen Jahre habe Hamamelis japonica, deren frühe Blüte stets auch einen milden Winter anzeige, erst Anfang April geblüht. Herr Königlicher Hoflieferant Dietze, Steglitz, führte abgeschnittene Blüten des neuen grossblumigen Treibveilchens „Askania" vor, das im Jahrgang 1908 der „Gartenflora" durch eine bunte Tafel, gute schwarze Ab- bildungen, wiedergegeben und ausführlich beschrieben ist. Diesem Veilchen ist auch das Wertzeugnis des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" und des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands" verliehen worden. Herr Dietze führte aus, dass er es seit Mitte Dezember im Kalthause in bester Blüte ziehe, und dass es, wie kein anderes grossblumig, reichblühend und von bestem Wohlgeruch sei. Eine Ausstellung müsse er freilich machen. Der Stiel sei etwas gläsern und neige dazu, leicht abzubrechen; gäbe man ihm aber genügend Sonne, so vermindere sich diese wenig angenehme Eigenschaft. Er habe die feste Hoffnung, dass das „Askania-Veilchen" das Italienische in kurzer Zeit verdrängen werde. II. Den Vortrag des Abends hielt Herr Dr. Eduard Hahn, Berlin, über die „Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit". Er ging von den ältesten Urzeiten aus und wies nach, dass der Gartenbau die ältere Schwester derLandwirtschaft sei, und dass nach den neuesten Forschungen die erste erfolgreiche Ausübung des Gartenbaues und damit auch zugleich die Ernährung der Familie Sache der Frau gewesen wäre. Der Vortrag wird in einer der nächsten Nummern zum Abdruck gelangen. III. Von dem Bl u men-Ausschuss ist folgender Antrag eingegangen: „Der bisherige Prämiierungsmodus für die Monatsversammlungen sieht nur eine Preisbewertung mit Medaillen vor. Infolgedessen hat die Vor- führung von Blumen und Pflanzen nicht nur nachgelassen, sondern fast vollständig aufgehört. Es scheint empfehlenswert, mit dieser Art der Prämiierung zu brechen und wie in früheren Jahren abgestufte Geldpreise für die ausgestellten Gegenstände auf den Monatsversammlungen wieder einzuführen". Der Generalsekretär gibt hierzu einen Ueberblick über den früheren und jetzigen Prämiierungsmodus. In früheren Jahren hätten den Preisrichtern für jede Monatsversammlung folgende Preise zur Verfügung gestanden: 1. Preis 40 Mark. 2. Preis eine grosse silberne Medaille. 3. Preis eine kleine silberne Medaille. 4. Preis eine bronzene Medaille. 5. Preis ein Anerkennungsdiplom. Jedem Aussteller habe es freigestanden, statt der verliehenen Medaille beim Vorstande einen entsprechenden Geldbetrag zu beantragen, und zwar je nach dem Werte, 25, 15 und 10 Mark. Durch die Beschlüsse der Monats- versammlung vom 29. Oktober 1908 sei diese Art der Prämiierung aufgehoben und an deren Stelle eine Prämiierung durch Medaillen getreten. j 24 989. Versammlung des Vereins z. B. d. G. Mit dem Eintausch der Medaillen in bares Geld sei damals grundsätzlich gebrochen worden. In einer Sitzung „Aller Ausschüsse" am 21. Februar 1910 hätten die Ausschüsse einstimmig empfohlen, mit der bisherigen Prämiierung ein Ende zu machen und von nun an nur Geldpreise, und zwar in folgender Abstufung zu verleihen : 1. Preis 25 Mark. 2. Preis 15 Mark. 3. Preis 10 Mark. Wer eine Medaille zu erhalten wünsche, könne dann den Antrag auf Umtausch des zuerkannten Geldpreises in die entsprechende Vereinsmedaille stellen. Für ganz hervorragende Leistungen schlügen die Ausschüsse vor, die seit Jahresfrist neu hergestellte Goldene Medaille beim Vorstande zu beantragen. Die Monatsversammlung schliesst sich den Vorschlägen der Ausschüsse in allen Punkten an. IV. Der Dekorations-Ausschuss hat gelegentlich der Kaiser-Geburts- tagsfeier seines Amtes gewaltet und bei dem Vorstande für die Schaufenster- Dekoration der Firma Theodor Hübner, Berlin, und für die Dekoration des grossen Treppenhauses im Rathause von Herrn Stadtobergärtner Weiss je eine goldene Medaille beantragt. Herr Schriftsteller Oskar Cordel nimmt zu dem Antrage das Wort, schildert die gestellten Dekorationen in ihrer Eigenart und bittet, den Antrag anzunehmen. Die Vollversammlung stimmt dem Antrage zu, beauftragt aber zugleich den Vorstand, sich mit dem Dekorations-Ausschuss ins Einvernehmen zu setzen und neue Richtlinien für die Preisbewertung von Deko- rationen aufzustellen. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Königlicher Hofgärtner Jancke, Königlicher Garteninspektor Wilhelm Nahlop, Rentner Thiel und Königlicher Garteninspektor Weidlich, sprach Herrn Handelsgärtner Beuster, Lichtenberg, für die ausgestellten Azaleen und Hyazinthen den 1. Preis von 25 Mk. und Herrn C. F. Karthaus, Orchideengärtnerei (Ober- gärtner Blossfeld) Potsdam, für die ausgestellten Orchideen den 2. Preis von 15 Mk. zu. Walther Swoboda. Siegfried Braun. Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. *) In seinem Epos „Hermann und Dorothea" lässt Goethe den Führer der Vertriebenen im Hinblick auf die gewaltigen Bewegungen jener Zeit sagen: „Wer gestern und heute in diesen Tagen gelebt hat, Hat schon Jahre gelebt; so drängen sich alle Geschichten." In ähnlicher Weise dürfte man wohl in bezug auf die Blumenkultur be- haupten: Wer die letzten Jahrzehnte durchlebt hat, hat schon Jahrhunderte durchlebt; so drängen sich die Fortschritte und Errungenschaften. Da stellen *) Vortrag, gehalten in der Monatssitzung des V. z. B. d. G. am 27. Januar 1910 von Herrn Professor Dr. Rodenwaldt. Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. 125 wir uns die Frage: Welche Momente haben zusammengewirkt, um diese Fortschritte zu erzeugen, und in welcher Weise treten sie in die Erscheinung? Ich fange mit den nüchternsten Dingen an. Da ist zuerst zu erwähnen der Bau der Gewächshäuser; man braucht nur ein altes Ueberwinterungshaus, wie es sich wohl noch in Herrschaftsgärten findet, einen finsteren Bau mit einseitigen vertikalen Fenstern, mit einem modernen Kulturhaus, wo das Licht den Pflanzen von allen Seiten zuströmt, zu vergleichen, um den gewaltigen Fortschritt zu begreifen. Grosse Fabriken betreiben den Bau von Gewächs- häusern als Spezialität, und der Gärtner resp. Villenerbauer braucht nur seinen Geldbeutel genügend weit zu öffnen, um das Schönste und Beste auf diesem Gebiete zu erhalten. Im Dienste dieser Fabriken wirken erprobte Heiz- ingenieure, die es schliesslich dahin gebracht haben, dass der Gärtner die Temperatur seiner Häuser sicher regulieren kann, und die Wärme voll aus- genutzt wird. Wenn in diesem Falle die Physik der Gartenkultur zu Hilfe gekommen ist, so gilt dasselbe, vielleicht noch in höherem Grade, von der Chemie. Diese Wissenschaft hat eine ganze Anzahl von Stoffen ermittelt, durch die der Pflanzenwuchs in hervorragender Weise befördert wird, und dieselben den praktischen Gärtnern zur Verfügung gestellt; wenn man auch heute wohl noch die Parole ausgeben hört: „Das Beste ist und bleibt der Kuhdung", so dürfte es doch wohl kaum mehr einen Gärtner geben, der nicht neben diesem täglichen Brot seinen Pflanzen auch Delikatessen, wie phosphorsaures und salpetersaures Kali, Chlorkalium, Chilisalpeter und schwefelsaures Ammoniak verabreicht. Und er tappt dabei nicht mehr im Dunkeln; die grossen Fabriken für künstliche Düngemittel sowie die staatlichen landwirtschaftlichen Lehr- anstalten, ja auch Gartenbauvereine haben kostspielige und mühsame Ver- suche angestellt, um die Wirkung jedes einzelnen dieser Mittel zu erproben, so dass für den Kundigen kaum ein Fehlgriff mehr möglich ist. — Eine Folge dieser beiden erwähnten Momente, Gewächshausverbesserung und künstliche Düngung, ist, dass die Pflanzen freudiger und schneller wachsen, dass sie sozusagen gemästet werden können und viel früher verkaufsfähig werden als bisher. Dies gilt nicht bloss von kleineren Topfgewächsen, wie z. B. Cyclamen persicum, sondern auch von Palmen und anderen Warmhauspflanzen. Was das für eine Bedeutung hat in pekuniärer Beziehung, brauche ich wohl nicht erst auseinanderzusetzen. Was nun das grosse Heer unserer Lieblinge, die Blumen, anlangt, so wird es wie die stehenden Heere der Grossstaaten stetig vermehrt durch Neu- einführung bisher unbekannter Arten und durch künstliche Veränderung der schon vorhandenen. Grosse, leistungsfähige Firmen senden kühne Männer aus, welche das Felsengebirge und die Kordilleren Amerikas durchforschen, oft sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, um noch unbekannte kulturwürdige Pflanzen nach der Heimat zu bringen. Auch der Reisende, der vielleicht aus anderen Gründen dunkle Erdteile durchquert, achtet nicht Zeit und Mühe, um gelegentlich auch unsere Flora zu bereichern. Ich nenne nur Ihnen allen bekannte Arten von Iris, Lilien, Paeonien, Primeln, Campanula u. a., die schon durch ihre Speziesnamen an ihre ferne, überseeische Heimat erinnern. Am bedeutendsten war wohl in den verflossenen Jahrzehnten die auf diesem Wege erzielte Bereicherung unserer Orchideenflora, deren Kultur dadurch 126 Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. einen ungeahnten Aufschwung genommen hat. — Aber während der ver- wegene Reisende Urwälder, Gebirge und Wüsten durchforscht, sitzt der sinnende, nachdenkliche Gärtner in seinem Gewächshause und widmet sich einer nicht minder bedeutsamen und erfolgreichen Tätigkeit; er bringt auf künstliche Weise den Blütenstaub gewisser Blumen auf verwandte Arten, sät den gewonnenen Samen aus und hat dann über kurz oder lang die Freude, eine neue Spezies erzielt zu haben. Früher war diese Art der Erzeugung neuer Spielarten, welche wir Kreuzung nennen, im grossen ganzen ein Werk des Zufalls; neben grossen Gewinnen, die siegreich ihren Weg machten, ent- standen auch viele unbrauchbare Nieten, die auf den Komposthaufen wanderten; jetzt ist auch hier die Wissenschaft der Praxis zu Hilfe gekommen und weist dem Gärtner den richtigen Weg zur Erreichung seines Zieles. Beispiele von der dadurch hervorgerufenen Bereicherung unserer Blumenwelt anzuführen, heisst eigentlich „Eulen nach Athen bringen"; es dürfte genügen, wenn ich an das allmählich entstandene Artenheer von Astern, Petunien, Phlox, Celosien, Dianthus, Delphinien, Dahlien, Chrysanthemen, Orchideen und, um auch den strauchartigen Pflanzen eine Stelle zu gönnen, an die Königin unserer Blumen, die Rose, erinnere. Aber nicht durch Kreuzung allein gewinnen wir neue Arten; eine nicht geringere Rolle spielt die Auswahl zur Zucht, die wir Deutsche mit dem Worte „Selektion" zu bezeichnen gewöhnt sind. Durch dieselbe erzielen wir eine Veränderung nicht bloss des Wuchses, sondern auch der Blüten. In Japan spielt eine Hauptrolle — das königliche Chrysanthemum vielleicht aus- genommen — die Züchtung von Zwergformen; der durch Körpergrösse nicht gerade ausgezeichnete Japaner sucht eben die Pflanzen „nach seinem Bilde" umzuschaffen und kommt dabei auf die wunderlichsten Abwege. So einseitig sind wir nun Gott sei Dank nicht. Auch wir züchten auf niedrige Form, aber nur, wenn dabei ein ästhetischer und praktischer Gewinn herausspringt. Ich erinnere nur an die Zwergform von Ageratum, Tagetes, Phlox Drummondi und decussata, Pflanzen, deren Verwendbarkeit im Garten dadurch ausser- ordentlich gesteigert ist. In den meisten Fällen ist hierbei das Ziel, eine Ver- ringerung der Höhe der Pflanze, nicht aber der Grösse der Blume. Was letztere anlangt, so ist man vielmehr bestrebt, durch Auswahl bei der Zucht die Blume zu vergrössern resp. zu füllen, und hat auch in der Tat über- raschende Resultate erzielt. Es wird genügen, wenn ich als Beispiele er- wähne Bellis perennis, die gefährliche und doch so beliebte Primula obconica, die Knollen-Begonien, Anthurien, Dahlien und vor allem die Chrysanthemen, bei deren Zucht wir in bezug auf Grösse und Schönheit die früher voran- marschierenden Engländer völlig erreicht haben. Endlich aber haben wir es gegenwärtig in bezug auf eine Reihe von viel gezogenen Blumen völlig in der Hand, wann wir sie blühen lassen wollen. Die Erzielung einer vorzeitigen Blüte ist allerdings alt; schon Joh. Heinrich Voss erwähnt in seinem „siebzigsten Geburtstag" den Korb Maililien hinter dem Ofen, und die Zwiebeln der Frühlingsblumen, der Tulpen, Hyazinthen, Schneeglöckchen, Crocus u. a. hat man schon lange zu einer Frühblüte zu zwingen gewusst. Grösser sind die Errungenschaften bei der Behandlung von Blütensträuchern zu demselben Zweck, z. B. der Rosen, der Pirus-Arten, vor allem der Syringen, die man bis vor einigen Jahrzehnten noch nicht in zweck- Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. 127 massiger Weise zur Frühblüte vorzubereiten und heranzubringen verstand. Am merkwürdigsten aber ist die neuerdings vielgeübte Kunst, eine Spät- blüte herbeizuführen. M. D. u. H.! Wir leben gegenwärtig wieder in einer Eiszeit, und zwar gerade im Sommer. Die Rhizome, Knollen und Zwiebeln, bei denen wir eine spätere Blüte wünschen, werden einfach in Kühlräumen aufbewahrt, also gewissermassen auf Eis gelegt, um sie zu nötigen, ihren Winterschlaf beliebig lange fortzusetzen, gewissermassen zu verschlafen, bis wir die Gnade haben, sie der Sommer- resp. Herbstwärme zurückzugeben und ihrem Naturtriebe folgen zu lassen. Auf diese Weise sind wir in der Lage, von den beliebtesten Pflanzen, wie z. B. Maiblumen und Lilien, zu jeder Jahreszeit blühende Topfpflanzen auf den Markt zu bringen. Also, meine Herrschaften, wohin wir blicken, überall eitel Licht, eitel Sonnenschein; wir können einstimmen in den Hymnus eines griechischen Tragikers: „Vieles Gewaltige lebt, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch", und freuen uns mit einem Gefühl berechtigten Stolzes, dass wir es so herr- lich weit gebracht haben. Aber es gibt, wie uns Wallenstein in Schillers Drama auseinandersetzt, einen „Doppelsinn des Lebens", d. h. die Möglichkeit, ja die Notwendigkeit, jede Sache von zwei Seiten zu betrachten, und ein bekanntes Sprichwort sagt : „Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten"; ich würde meiner heutigen Aufgabe nicht gerecht werden, wenn ich zurückschrecken würde vor der allerdings bei dieser Jahreszeit undankbaren Aufgabe, der nämlich, Sie nun auch auf die Schattenseite zu führen. Es ist ja zweifellos richtig, die Blumen- zucht ist durch die verbesserten Einrichtungen leichter geworden, sie ist so- zusagen keine Kunst mehr; das ist sicher ein Vorteil für die Blumen, aber nicht für ihre Pfleger, die Gärtner. Es gibt ja unzweifelhaft heute noch viele intelligente, nachdenkende Gärtner, die tatsächlich auf ihrem Gebiete Künstler sind, und es wird hoffentlich auch in Zukunft so bleiben; aber wie steht es mit der grossen Masse? Ich höre oft klagen von den Prinzipalen, dass die Gehilfen zum grossen Teil wenig taugen. Die Schuld daran trägt zum Teil die immer mehr Terrain gewinnende Spezialisierung der Blumenzucht; wer seine Lehrjahre in einer Gärtnerei mit Spezialkulturen zugebracht hat, von dem kann man nicht erwarten, dass er als Gehilfe eine allgemeine Pflanzen- und Blumenkenntnis mitbringt. Zum Teil aber sind auch — ich muss es offen sagen — die selbständigen Gärtner selbst schuld. Wieviel Gärtner gibt es denn — es gibt ja deren gewiss noch — die ihren Lehrlingen nicht bloss Lehrherren, sondern auch Lehrmeister sind. Was lernen denn die jungen Leute? Sie lernen den Boden des Gartens bearbeiten, die Kästen mit Dung- material füllen, die Samenpflänzchen pikieren, umpflanzen, einige auch die Pflanzen in verständiger Weise giessen; das ist in der Regel aber auch alles; nur wenige drängen sich dazu, Pflanzenkenntnis zu erwerben und von ihren Lehrherren genauer über die Eigenart der Pflanzen unterrichtet zu werden. Auf diese Weise werden, wenn es gut geht, fleissige und pflichttreue Arbeiter herangezogen, und diese sollen, wenn sie nun ihre Lehrzeit durchgemacht mit einmal Blumenkünstler werden. Das war früher anders, als die Blumenzucht noch mühsamer war; da war der Lehrherr aus eigenem Interesse darauf angewiesen, dem jungen Menschen seine eigene Kenntnis von der Pflanzenkultur gewissermassen einzuimpfen. Schuld trägt endlich 128 Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. auch die vorhin erwähnte Spezialisierung der Kulturen selbst. Die Gärten sind in Berlin und Umgebung zu zählen, in denen eine Vielheit von Pflanzen gezogen wird, die durch ihre Schönheit kulturwürdig sind; wo soll also der junge Mann Pflanzenkunde und -pflege lernen, wenn er nicht strebsam genug ist, um seine freie Zeit zum Besuch von anderen Gärtnereien und des botanischen Gartens zu verwenden? Ja warum haben wir aber so wenig solcher vielseitiger Gärten? Das hängt leider zusammen mit den Verhält- nissen der Grossstadt. Der Liebhaber steckt nicht mehr seine Nase in die Gewächshäuser und macht sich den Ueberzieher an den Stellagen schmutzig, sondern er kauft seinen Bedarf in den Blumengeschäften, und diesen kann nicht zugemutet werden, etwas anderes als die landläufigen Pflanzen zu kaufen und zu verkaufen; da bleibt der Gärtner alten Stiles mit seinen schönsten Sachen sitzen und muss notgedrungen solche Kulturen aufgeben. Ich wünschte wohl, dass die Liebhaber mehr Gärtner wären als sie es sind, dann würden sie mit Interesse solche Gärten aufsuchen und seltenere Pflanzen in dem eigenen Garten resp. Gewächshause heranziehen. Was verlangt heut- zutage der Liebhaber von seinem Obergärtner? Er muss dafür sorgen, dass im Winter die Doppelfenster voll Blumen stehen, und dass bei den Diners die Tische schön dekoriert sind. Die Herrschaften sind seltene Vögel, die womöglich täglich Gärten und Gewächshäuser durchwandern, für die jede Pflanze, jede Blume ein bekanntes und geliebtes Individuum ist. Ander- seits wünschte ich wohl, dass die Gärtner mehr Liebhaber seien. Derjenige Gärtner steht mir am höchsten, der neben den Kulturen, die das nötige Geld einbringen, in seinem Garten, in seinem Gewächshause eine kleine Ecke reserviert, wo er seine Lieblinge pflegt, an denen er täglich seine stille Freude hat, ohne den Wunsch zu hegen, sie zu versilbern. Dann habe ich gesprochen von dem schnelleren Wachstum, der Mastkultur der Pflanzen in tropischer Luft und bei überreicher Ernährung. Auf diese Weise gelangen tadellose Pflanzen auf den Markt, die sich zur Not solange in ihrer Pracht halten, als sie im Blumengeschäft stehen, aber leider nur zu bald eingehen, wenn der Liebhaber sie gekauft hat und seinen Blumentisch damit schmücken zu können glaubt. Wenn ihm das mehrmals passiert ist, dann kauft er nicht mehr. Früher wurden die Pflanzen magerer gehalten und vor den Verkauf abgehärtet — ich denke z. B. an Azaleen — ; die sahen unscheinbarer aus; aber sie hielten sich, sie blühten und -- wurden regelmässig gekauft. Heut- zutage kauft man kaum Töpfe mehr, sondern begnügt sich mit Schnittblumen, die wenigstens ein paar Tage durch ihren Flor das Auge erfreuen. Es ist sicher richtig, dass unser Blumenflor durch Neueinführungen und Kreuzungen ausserordentlich bereichert worden ist, aber was ist ihre Folge: un embarrasderichesse,eineQualderWahl bei dem vorhandenen Reichtum. Nehmen wir doch die uns zugesandten Kataloge zur Hand; sie schwellen alle Jahre mehr an, der Katalog einer berühmten Firma für Samenkultur enthält 272 eng- gedruckte Seiten. Welcher Liebhaber, ja welcher Gärtner soll sich da zurecht- finden, wenn er seine Bestellung machen will! Wie da abzuhelfen ist, das haben uns die Pomologen gezeigt. Es wäre Sache unserer grossen Garten- bauvereine, durch Kommissionen ihrer pflanzenkundigsten Mitglieder eventl. durch darauf folgende Zusammenstellung der so gewonnenen Resultate für jedes einzelne Pflanzengebiet, für Sommerblumen, Stauden, Gewächshaus- Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. 129 pflanzen, Blütensträucher Musterkollektionen zu schaffen, die dem Käufer sichere Führer sein könnten bei der Auswahl des Nötigen; ich glaube, dass die Produzenten sich gern danach richten und ihren übergrossen Reichtum einschränken würden. So stehen die Pflanzen im Katalog und bleiben stehen, weil sie ab und zu verlangt werden. Dabei könnten dann auch solche Pflanzen zu ihrem Rechte kommen, die schon mit Unrecht der Vergessenheit anheim gefallen sind, Pflanzen, von denen ich Ihnen eine ganze Reihe nennen könnte, wenn ich nicht fürchten müsste, meine Ausführungen damit zu sehr auszudehnen. Ich habe ferner gesprochen von der Veränderung des Habitus und der Blumen durch Auswahl bei der Züchtung. Was die Erzielung von Zwerg- formen anlangt, so sind die Resultate im ganzen als wirkliche Bereicherungen und Verbesserungen dankend zu akzeptieren; was das Streben, grössere Blumen zu erzielen, anlangt, so liegt die Sache nicht so einfach. Wir werden ohne weiteres einverstanden sein mit den neugezüchteten Arten von Primula obconica und chinensis, wir standen bei unserer letzten Frühjahrsausstellung bewundernd vor den neuen, nicht bloss durch Farbe, sondern auch durch Grösse ausgezeichneten Nelken, aber wie steht's z. B. mit den neuen Cinerarien? Ist nicht die weitverzweigte kleinblumige Sellata schöner als die massigen, grossblumigen Arten neuester Züchtung? Die Rosenzüchter wissen Mass zu halten; die Riesenrose Paul Neyron hat sich nicht einge- bürgert, und an der so zartweissen „Frau Karl Druschki" gefällt mir mehr die Farbe als die Grösse. Die Chrysanthemen sind bis zu einer beängsti- genden Grösse entwickelt; es sind lockige Titusköpfe, denen nur das belebende Kindergesicht fehlt; natürlich sind sie auch dementsprechend teuer, im Bukett und in der Vase kaum noch verwendbar und eigentlich nur noch einzeln als Geschenk zu verwerten. Es war mir deshalb bei einer unserer letzten Sitzungen eine grosse Freude zu bemerken, dass neben diesen Riesen auch wieder kleinere, zierlichere Arten sich geltend zu machen und einzubürgern scheinen. Am schlimmsten liegt meines Erachtens die Sache bei den soge- nannten Edel-Dahlien, deren Einführung doch sicher eine der grössten gärt- nerischen Errungenschaften des vorigen Jahrhunderts bedeutet. Man sollte bei dieser Blume nur züchten auf Farbe, aufrechte Stellung über der Belaubung und Haltbarkeit nach dem Schnitt. Das tut man ja auch; aber eine viel zu wichtige Rolle spielt die Züchtung auf Grösse. Es ist durchaus bezeichnend, dass bei der Dahlien-Ausstellung in Leipzig die an Umfang' grösste der aus- gestellten Neuheiten von Seiten des Publikums die meisten Stimmen erhalten hat und nun als preisgekrönt eine besonders weite Verbreitung finden wird. Der Fall ist lehrreich und zeigt, dass solche Abstimmungen durch das Publikum bei Ausstellungen eine recht gefährliche Spielerei sind, und ich freue mich, dass wir im Frühjahr vorigen Jahres diese Mode nicht mit- gemacht haben. Meiner Meinung nach soll nicht das aus vielen verschiedenen Elementen zusammengewürfelte Publikum der gärtnerischen Entwicklung die Richtung geben, sondern die besten und in ästhetischer Beziehung fort- geschrittensten unserer Gärtner sollen den Geschmack des Publikums zu bilden bestrebt sein. Ich komme endlich zu der Beeinflussung der Blütezeit durch Früh- treiberei und künstliche Zurückhaltung der Blüte. Ich glaube nicht, dass 130 Licht- und Schattenseiten moderner Blumenkultur. gegen die Frühtreiberei etwas Wesentliches wird eingewendet werden können; abgesehen von den ersten krank und kümmerlich aussehenden Tulpen begrüssen wir die übrigen frühzeitig getriebenen Blumen als holde Frühlingsboten, die wie der brennende Weihnachtsbaum uns zuzurufen scheinen: Und dräut der Winter noch so sehr Mit grimmigen Gebärden, Und streut er Schnee und Eis umher, Es muss doch Frühling werden. Wie steht es aber mit der durch Abkühlung ermöglichten Spätblüte? Das Maiglöckchen läutet nicht mehr den Frühling ein, kann man doch das ganze Jahr hindurch blühende Exemplare dieser Pflanze kaufen. Die arme Mai- blume ! sie wird direkt misshandelt. Entweder versenkt man sie in einen bleiernen Schlaf in einer Zeit, wo sie gern die Augen öffnen möchte, oder, wenn man ihr ein freudiges Wachstum während des Sommers zugestanden hat, verbrüht man sie vor Weihnachten in heissem Wasser, um eine Früh- geburt zu erzielen. Es herrscht gegenwärtig überhaupt ein ich möchte sagen perverser Geschmack in bezug auf die Verwendung von Blumen, der mich an die Aus- wüchse der Gourmandise erinnert. Kein halbwegs gut situierter Gastgeber darf es heutzutage wagen, seinen Gästen Braten oder Gemüse vorzusetzen, die die Jahreszeit mit sich bringt; wer dürfte Spargel geben im Mai und Gänsebraten zu Martini. So wird es nun auch mit den Blumen; ein Mensch, der etwas auf sich hält, wird sich sehr besinnen, ehe er einer von ihm verehrten Dame um Pfingsten einen Fliederstrauss oder zujohanni ein Rosenbukett überreicht; in dem einen wie dem anderen Falle müssen es eben Dinge sein, die es eigentlich gar nicht oder wenigstens noch gar nicht gibt. Spotten wir nicht über den Luxus der reichen Römer, wir sind bald ebensoweit. Ich bin mit meinem Schattenspiel zu Ende; vielleicht war der Schatten Ihnen zu dunkel gefärbt. Jedenfalls können wir uns zum Tröste sagen, dass die Lichtseiten überwiegen; aber halten wir Wacht, damit die krankhaften Auswüchse verschwinden. In diesem Sinne rufe ich den Gärtnern sowie den Gartenfreunden ein etwas verändertes Dichterwort zu, eine Mahnung Schillers an die Künstler: Der Blumen Anmut ist in eure Hand gegeben; Bewahret sie. Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben. Grunewald, im Januar 1910. R. Rodenwaldt. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 131 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Aus dem Dekorations-Ausschuss Am 27. Januar hattederDekorations- ausschuss an zwei Stellen die für die Kaiser-Geburtstagsfeier geschaffenen gärtnerischen Ausschmückungen zu begutachten, zunächst Prinzenstr. 29 die vonTheodor Hübnerausgestellte Schaufensterdekoration: einen Garten, in dessen von Lorbeeren, Kokospalmen, getriebenem Flieder, Schneeball, Pru- nus, und Azaleen umrahmten Grunde als Mittelpunkt ein Beet mit dem Relief- bilde des Kaisers prangte. Dies Relief wölbte sich aus einem Teppich von lila Immortellen empor; zu seinen Häupten breitete ein kunstvoll gearbei- teter, gekrönter unddie Reichsinsignien in den Krallen tragender Adler die Fittiche schirmend über dem Kaiser aus, während auf der Unterseite die Reichsflagge, gekreuzt mit der preussi- schen, eine Art Sockel bildeten. Auch diese erhaben gehaltenen und mit gol- denen Quasten verzierten Flaggen be- standen aus Immortellen. Das Ganze umfassten römische Lor- beerkränze, der innere naturfarben, der äussere mit eisenartigem Anstrich. Die durch weisse Kieswege von der Mittelgruppe getrennten, mit Garten- gitter abgegrenzten Seitenbeete boten Maiblumentuffs und Hyazinthen, auf- steigend aus Rasen von Salaginelle- moos dar. Inmitten des Hintergrundes ragten zwei efeuumrankte römische Säulen auf, von deren Kapitellen farben- reiche, geschickt angebrachte Ama- ryllis herabwinkten. An geeigneten Stellen sah man auch Calla, Erika, Adianthum und Medeola in geschmack- voller Verwendung. War dieses Schmuckstück bei dem naturgemäss engbegrenzten Räume hauptsächlich wegen der Meisterschaft in der Kleinkunst, sowie indersinnigen, harmonischen Anordnung bei wohl- durchdachter Ausnutzung des Schau- platzes bemerkenswert, so bot die zweite zur Beurteilung stehende Ausführung umgekehrt Verhältnisse grossen Mass- stabes, deren ästhetische Bedeutung in der Beherrschung von Pflanzen- massen und deren Anpassung an im- posante architektonische Formen gipfelte. Es handelte sich um die Ausschmückung der grossen Rathaus- treppe nebst der oben anschliessenden Halle, durch welche der Weg zum Festsaal des Hauses führt. Stadtober- gärtner Weiss hatte die hier gestellte Aufgabe mustergiltig gelöst. Stilvoll, vornehm, ruhig und doch prächtig wirkte der Pflanzenschmuck der hohen und weiten Räume. Unten im Vestibül leuchteten dem Eintretenden zunächst üppige Azaleengruppen entgegen, die weiterhin anderen Blütenpflanzen Platz machten. In feiner Farbenabstimmung waren beiderseits der grossen Treppe Flieder, Prunus tri loba, Begonien (Gloire de Lorraine), rosa und matt- rote Tulpen, vor einem Hintergrunde von Lorbeeren, Kirschlorbeeren, Palmen und sonstigen Blattpflanzen angeordnet. Die oberen Eckpfeiler bildeten zwei stattliche Exemplare von Carludovica palmata, deren zierliche, lichtgrüne Wedel in reizvoller Abwechslung aus dem dichten, sattge- färbten Besätze der Treppenwangen emporstrebten. Die Aufstellung der einzelnen Blüher und grösseren Deko- rationspflanzen schloss sich in schönem, glücklich empfundenem Rhythmus der architektonischen Gliederung an, den kalten Stein belebend und in seiner Starrheit mildernd, wie das ja eben die Pflanze tun soll. In der oberen Halle, deren Mitte ein lustig plätschernder Springbrunnen und deren Pfeiler je eine stattliche Pflanzenpruppe deckte, klang das Ganze mit dem Akkorde wohligen Behagens aus. Interessieren dürfte, welche Summe von Pflanzen für diese Dekoration erforderlich war: 40 Lor- beerbäume, 50 Kirschlorbeeren, 20 grosse Palmen, 600andere Blattpflanzen, 50 Stück 2 m hoher, ebensoviele 1 m hoher und weitere 50 Stück niedriger Flieder, 300 Murillo-, 200 Vermillon brillant-, 1200 Proserpina- und 300 sonstige Tulpen, 150 Azalea mollis endlich 300 Begonien — alles ohne jede Ausnahme im Humboldthain ge- zogen. Oskar Cordel, 132 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Haupt- Versammlung des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands". Am 25 Februar, vormittags 10 Uhr, fand in der „Schlaraffia" in Berlin die 2 6. ordentliche Hauptversamm- lung des „Verbandes der Handels- gärtner Deutschlands" statt. Das Versammlungslokal war durch das Vor- standsmitglied, Herrn Wilhelm Ernst in Charlottenburg, mit Blumen und Pflanzen in hervorragender Weise ge- schmückt. Der gute Besuch aus allen Teilen des Reiches und die ausgezeich- neten Vorträge, die gehalten wurden, bewiesen, dass der Verband in diesem Jahre einen grossen Tag hatte, zu dem man ihm nur aufs beste beglück- wünschen kann. Der Vorsitzende, Herr Ziegenbalg, Dresden, eröffnete die Versammlung bald nach 10 Uhr mit Worten herzlicher Begrüssung und brachte ein Hoch auf Seine Majestätden Kaiser,diedeutschen Bundesfürsten und die Freien Städte aus, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Nachdem er dann noch auf die be- sonderen Zwecke und Ziele des Ver- bandes und auf die wichtigsten For- derungen des Tages näher eingegangen war, erstattete Herr Generalsekretär Beckmann, Berlin, den Jahres- bericht. Hierauf sprach als Gast Herr Freiherr von Wangenheim, der Vor- sitzende des Bundes der Landwirte, und sprach seine vollsten Sympathien für die Bestrebungen des Verbandes aus. Im besonderen wies er darauf hin, dass allem Anscheine nach die Zukunft dem Gärtner gehören werde, da ein blosser landwirtschaftlicher Betrieb die anwachsenden Menschenmengen auf die Dauer kaum würde ernähren können. Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. Schönemann, Dresden: „Die staat- liche Vertretung der Gärtnerei im Reiche und in den Einzelstaaten". Auf Grund eines umfangreichen Materials stellte er die. Forderung auf, dass die Gärtnerei sich unter allen Um- ständen eine Vertretungsorganisation schaffen müsse, die von der Regierung anerkannt und respektiert werde. Er fasste seine Gedanken in eine Reso- lution zusammen, die einstimmige An- nahme fand. Herr T. J. Heinrich Seidel, Laubegast-Dresden, sprach über „Verkehrs- und Tarif-Fragen" und trug mancherlei berechtigte Wünsche für den in- und ausländischen Verkehr vor. Der Stückgut-Verkehr im Inlande funktioniere im ganzen genommen gut. Die Lieferfristen würden auch eingehalten. Als ein Mittel zur schnelleren Be- förderung von Gütern empfehle er den Expressgut-Verkehr. Er werde nur deshalb weniger benutzt, weil die Fracht im voraus entrichtet werden müsse und Nachnahmen nicht zulässig seien. Der Wagenladungsverkehr habe sehr zugenommen. Ein schlimmer Ausnahmetarif sei der für die Beförderungabgeschnittener lebender Blumen mit den Riviera-Ex- presszügen auf Gepäckscheine von Mentone nach bestimmten Orten. Dieser Verkehr blühe besonders nach Berlin. Der Verband habe Schritte unter- nommen, diese Vergünstigungen auf- zuheben. Nach der Mittagspause sprach Herr Paul Kühne, Halberstadt, sehr wirkungsvoll über „gärtnerische Lehr- lings- und Fachschulfragen". Er zeigte, dass die Fortbildungs- schulen, soweit sie auch der Allge- meinheit Nutzen bringen, die Lücken in der Volksschulbildung des Gärtners nicht auszufüllen vermögen. Auch die Fachschule sei meistens kaum in der Lage, diesen Mangel zu beseitigen. Die Hauptsache ist ihm die sittliche Entwicklung des jungen gärtnerischen Nachwuchses und eine verständige Erziehung zum Berufsinteresse. Ueber die „Verhältnisse der deutschen und ausländischen Gärtne- reien" sprach das Vorstandsmitglied des Verbandes, Herr Viktor de Coene, Französisch - Buchholz. Er wies darauf hin, dass die allge- meine Richtung der Spezialisierung auch in der Gärtnerei Platz gegriffen hätte, und dass dadurch die Leistungen ins ausserordentliche gestiegen seien. Freilich sei auch im Auslande ein gleiches Steigen der Leistungen zu Literatur. 133 bemerken, so dass dadurch ein ge- wisser Vorteil für das Inland nicht herausgesprungen sei. Für das Aus- land gäbe es eine ganze Menge Vor- teile bei der Produktion. Der hei- mische Gärtner müsse unter den ge- gebenen Verhältnissen immer teurer produzieren, ohne aber in der Lage zu sein, den Preis hinaufzusetzen. Eine Besserun? sei nur dann möglich, wenn der Gärtnerei der gleiche Schutz endlich gewährt würde, dessen sich die Landwirtschaft schon seit langem erfreue. Wenn man dem Gärtner den Rat erteilt hätte, er möge solche Kul- turen betreiben, in denen es keine Konkurrenz gäbe, so sei das ein sehr trügerischer Rat; denn Konkurrenzen gäbe es bereits entweder schon in allen Kulturen, oder sie setzten doch von dem Augenblicke an ein, wo der eine oder andere sie als neue zu be- treiben anfange. Der wiederholte Hinweis, dass der deutsche Gärtner bei kaufmännischen Fähigkeiten hinter dem ausländischen zurückstände, sei meistens unbe- gründet. Die eigentliche Ursache des Uebels wäre die, dass eben das Ausland billiger produzieren könne. Zum Schlüsse verbreitete sich Herr Curt Woite, Farmer in Grot- fontein, über „Garten- und Anbau- kultur in Deutsch-Südwestafrika und ihre Verbindung mit dem Heimatland". Er glaubt, dass im Norden der Kolonie dem Tabakbau eine gute Zukunft ver- heissen werden könne, aber auch Nutzhölzer und Baumwolle würden da gedeihen. Leider müsse man dort vielfach mit Nachtfrösten, Heu- schrecken, mit Wassermangel und Wasserüberfluss rechnen, so dass auf eine sichere Ernte kaum je zu hoffen sei. Er empfiehlt, dass die Kolonie mit dem Heimatlande möglichst enge Beziehungen anknüpfe. Der Same, der nach Südwestafrika geschickt würde, dürfte nur von der besten Qualität sein, damit die Anbau- versuche auch wirklich Erfolg hätten. Die weitere Entwicklung der Farmer- wirtschaft hänge von den wichtigen Fragen der Selbstverwaltung und des Kredits ab. Literatur. Mitteilungen der Deutschen Den- drologischen Gesellschaft 1909. Redaktion: Graf v. Schwerin, Präsident der Gesellschaft in Wen- disch-Wi Im ersdor f bei Lud- wig s fe 1 d e (Mark). Abgabe (ein neuer Ausdruck!): L. Beissner, Königl. Garte ninspektor, Geschäftsführer der Gesellschaft in Bonn-Poppelsdorf. Auf dem Titelblatt ist nicht ver- zeichnet, dass dies die 18. Mitteilung ist, wohl aber im Text. Staunen muss man, wie der Umfang dieser Mit- teilungen gewachsen ist. Ein statt- licher Band von 407 Seiten gr. 8° liegt vor und wird an 2100 Mitglieder versandt. Diesen ausserordentlichen Aufschwung in der Mitgliederzahl verdankt die Gesellschaft besonders der Reichsbeihilfe sowie der Tätigkeit ihres Präsidenten und ihres Geschäfts- führers, aber auch dem gediegenen Inhalte ihrer Mitteilungen. Wertvoll ist diesmal namentlich die Monographie der Gattung Sambucus vom Grafen Fritz v. Schwerin selber. Es wer- den im ganzen 21 Arten beschrieben. Eine schöne Farbentafel und Karten über die Verbreitung der Species sind beigegeben. — Von den übrigen zahl- reichen Aufsätzen seien nur folgende genannt: Die schönsten und grössten Bäume des nordamerikanischen Waldes von. Professor Robert Demcker. Die Douglasfichte, ihre Küstenform und Gebir?,sform von E. H. Frotingham, mit Abbildung und Karte der Ver- breitung. — Neuere Erfahrungen über das Verhalten von Pseudotsuga und Picea sitkaensis von Professor Schwap- pach, Eberswalde, mit Abbildung. — Ur- teile über Pseudotsuga Douglasii caesia Schwerin — Erfahrungen mit dem Anbau ausländischer Gehölzarten, von Rittergutsbesitzer Seydel, Gosda bei Spremberg. — Verhalten unserer Forst- schädlinge gegenüber den ausländi- schen Holzarten von Graf v. Wilamo- witz-Möllendorf. 134 Literatur. Rudolf Seydel, G. Büttner und Heinrich Mayr berichten über Frost- schäden im Winter 1908/09, Axel Lange über desgl. im botanischen Garten zu Kopenhagen, P. Graebner macht dendrologische Mitteilungen und weist ferner nach, warum man die Raupennester im Winter vertilgen muss. G. W. Depken schildert den- drologische Sehenswürdigkeiten bei Bremen, Albert Hochstrasser spricht über Bäume und Sträucher in unseren Alpen. E. Koehne behandelt drei Gegen- stände: „Die in Deutschland einge- führten japanischen Zierkirschen", ferner Prunus japonica, glandulosa und humilis, sowie: Was ist Cornus macrophylla? Camillo H. Schneider berichtet über neue Laubgehölze aus China, Johannes Rafn über Forstsamenunter- suchungen, L. Beissner über Koni- feren, über die Jahresversammlung in Kottbus und über Reiseerinnerungen. John G. Jack macht Bemerkungen über neu eingeführte Bäume und Sträucher. Alsdann folgen zahlreiche kleinere Mitteilungen, neue Gehölze, Frage- kasten, Büchertisch, Geschäftsbericht, Pflanzenbestellzettel, Mitgliederver- j zeichnis, Register der besprochenen Pflanzen. Besonders interessiert uns der Nachruf auf Dr. Carl Bolle, -f 7. Februar 1909, dem zwei Porträts beigegeben sind. Das eine zeigt Bolle im Alter von 17 Jahren, das andere in seinem 87. Lebensjahre, kurz vor seinem Tode. Es ist eine reiche Fundgrube, die sich in den Mitteilungen der D. D. G. bietet, und sei sie reger Benutzung bestens empfohlen. L. Wittmack. Beiträge zur Naturdenkmalpflege. Herausgegeben von H. Conwentz. Heft 3. Berlin 1909. Verlag von Gebr. Bornträger. Dieses Heft enthält: 1. den Bericht über die erste Konferenz für Naturdenkmalpflege in Preussen am 5. Dezember 1908, 2. den Bericht über die staatliche Naturdenkmalpflege in Preussen, im Jahre ,1908 vom Herausgeber. Wie bereits in Heft 1 und 2, welche die staatliche Naturdenkmalpflege in Preussen behandeln, so kann auch in diesem 3. Heft von dem staatlichen Kommissar für Naturdenkmalpflege in Preussen, Professor Dr. H. Conwentz in Danzig mit grosser Befriedigung von der allseitigen Unterstützung, die seine Anregungen gefunden, berichtet werden. Die Ministerien und die üb- rigen Staats- sowie Provinzial- und Gemeindebehördenbringen demGegen- stan.de das grösste Interesse entgegen und haben durch Verordnungen die wichtigeren Naturdenkmäler gegen Zerstörung und Verunstaltung ge- schützt. Sie sind ja dazu jetzt auf Grund des Gesetzes gegen die Ver- unstaltung von Ortschaften und land- schaftlich hervorragenden Gegenden vom 15. Juli 1907 auch mehr berechtigt als früher. Ebenso ist auch durch das Reichsgesetz vom 30. Mai 1908 der Schutz von Vögeln in stärkerem Masse gewährleistet. Leider ist Italien der internationalen Uebereinkunft, die zu Paris bereits am 19. März 1902 statt- fand, nicht beigetreten. Das vorliegende Heft bietet eine Reihe amtlicher Verordnungen im Wortlaut und eingehende Berichte über die in den einzelnen Gegenden ge- troffenen Massnahmen. Es enthält auch mehrere interessanteAbbildungen, so Fig. 1 eine Höhle mit säulenförmigen Diluvialsandsteinbildungen in Mechau, Kreis Putzig, vom Kreis Putzig (West- preussen) durch Ankauf geschützt, Fig. 3 ein erratischer Block von 5 m Länge und 2 m Höhe, bei 13,5 m Umfang, in der Kämmereiforst der Stadt Neustadt (Westpreussen), Fig. 4 Stranddistel, Eryngium maritimum auf den Dünen der Halbinsel Heia. Diese schöne Pflanze, die bei Weich- selmünde die Ostgrenze ihrer Verbreitung erreicht, ist jetzt in den Regierungsbezirken Königsberg,*) Danzig, Stettin, Stralsund und Aurich geschützt. Fig. 6 Urwüchsiger Eichen- bestand in der Königl. Oberförsterei Selzerthurm, Schutzbezirk Lauenburg (Reg. Bez. Hildesheim), Fig. 7 die Porta Westfalica, von der Provinz Westfalen durch Ankauf der Steinbruch- anlagen geschützt gegen weitere Ver- unstaltung des Landschaftsbildes. — *) Dann ist aber Weichselmünde doch nicht die Ostgrenze. L. W. Eingegangene Preisverzeichnisse. 135 Allen, die sich für die Naturdenkmal- pflege interessieren, sei die Anschaffung der Beiträge, die in einzelnen Heften ä 1.50 bis 2 Mark käuflich sind, an- gelegentlichst empfohlen, besonders auch allen Verwaltungsbeamten. L. Wittmac k. Raupenplage im Berliner Tier- garten. Herr Schriftsteller Oskar Cordel hat durch seinen Vortrag die Raupen- plage im Berliner Tiergarten zur Dis- kussion gestellt. Tausende von Ber- linern werden ihm Dank wissen. Ich möchte nur die Frage stellen: „Ist eine radikale Vernichtung möglich?" Ich sage ja! Herr Tiergartendirektor Freudemann hat, solange ihm die Ober- leitung des Königl. Tiergartens über- tragen ist, Menschenmögliches getan; es ist anzuerkennen, dass die Plage wenigstens etwas eingedämmt ist. Aber das genügt nicht, hier heisst es, nur ein Radikalmittel kann helfen; das ist die Vernichtung sämtlicher Nester, und da helfen alle Dampf- spritzen der Welt nicht.*) Die Nester *) Aus den Angaben des Herrn Oskar Cordel über die Jahreszeiten, in denen der Wasserstrahl zur Anwendung gebracht werden müsste, geht doch wohl hervor, dass an eine Zerstörung der Nester durch den Wasserstrahl nicht gedacht ist; viel- mehr sollen die Raupen beim Frass von den Blättern heruntergeholt werden. Die Red. des Goldafters sitzen so fest, dass kein Wasserstrahl, auch wenn er noch so stark ist, sie herunterreisst. Und wenn gespritzt wird, wenn die Raupen sich bemerkbar machen, dann haben sie den Blattschmuck bereits ver- nichtet. Ist die Raupe abgetrocknet, so wandert sie wieder nach oben. Herr Obergärtner Gene hat voll- kommen recht, wenn er sagt, nur durch Abschneiden kann hier Rat ge- schaffen werden. Ja, das kostet Geld; gewiss kostet das Geld. Wir haben aber in Berlin so viele Arbeiter, die sich gern im Winter etwas Geld ver- dienen möchten. Unter diesen Tausen- den sind soviel Leute, die Kletterer sind; denn nur Kletterer und schwindel- freie Menschen können, mit Sicher- heitsgürtel versehen, diese Arbeit aus- führen. Wenn Staat und Kommune Hand in Hand gehen, wird wohl so viel Geld aufkommen, dass die Raupen- plage aufhört. Natürlich müssen die Nester alle herunter und alle müssen verbrannt werden. Die Stadt Berlin hat gewiss nicht viel weniger Eichen als der Königliche Tiergarten; auch in der mir unterstellten A. Borsig- schen Gärtnerei sind eine Anzahl Eichen; alle werden alljährlich ab- geraupt. Aber wenn die Schmetter- linge aus den Puppen aus dem Tier- garten entschlüpfen, dann fliegen sie weit umher und setzen ihre Eier ab und alle Arbeit ist vergebens. H. Weidlich. Eingegangene Preisverzeichnisse. Kornacker, Max, Samenzucht und Samenhandlung, Baumschulen, Kunst- und Handelsgärtnerei in Wehrden an der Weser, Haupt- und Preisverzeichnis 1910 über Samen für Gartenbau und Landwirtschaft. Kroger und Schwenke, Samen- handlung, Schöneberg-Berlin, Preisliste für Handelsgärtner 1910. Es liegen bei: Verzeichnis über Samen- neuheiten, Blumenzwiebelimporte, so- wie neueste und empfehlenswerteste Sorten von Levkojen, Chrysanthemum und Nelken. Lambert& Reiter, Trier, Haupt- verzeichnis der Obstbaum- und Rosen- schulen 1909/10. Liebau & Co., Hoflieferanten, Erfurt, Zweigniederlassung, Berlin, Königgrätzer Strasse 27. Hauptkatalog 1910 über Blumen- und Gemüse- samen mit vorzüglichen schwarzen Abbildungen. Pfitzer, Wilhelm, Kunst- und Handelsgärtnerei, Stuttgart. Samen- und Pflanzenverzeichnis 1909/10. Mit vielen Abbildungen, sowie einer sehr reichhaltigen Neuheitenliste besonders 136 Personalia. — Bekanntmachung. empfehlenswerter Pflanzen in Blumen und Gemüse. Nonne & Höpker, Königl. preuss. Hoflieferanten, Ahrensburg bei Hamburg. Hauptkatalog 1910 über Gemüse-, Feld- und Blumensämereien. Reich illustriert. J. C. Schmidt, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Erfurt. Preisbuch 1910 über Samen, Knollen, Pflanzen, Rosen, Baumschul- erzeugnisse, Geräte usw., sowie Preis- buch über: Arbeiten aus lebenden Blumen, Tafeldekorationen, Zimmer- pflanzen, Vasen u. a. m. mit vielen schwarzen Abbildungen. Weigelt & Co., Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei. Haupt- verzeichnis 1910. Mit Neuheitenliste für Gemüse- und Blumensamen mit vielen schwarzen Abbildungen. Atlee Burpee & Co., Phila- delphia (Amerika), Samenverzeichnis für 1910. Mit sehr schönen bunten und schwarzen Abbildungen von Lathyrus-Nasturtium, Erbsen-, Salat- und Blumenneuheiten. Veitsch, J ames & Sons, Chel- sea- London. Cataloque of Bulbs 1909/10. Mit vielen ganz vorzüglichen Abbildungen. Derselbe: Preisverzeich- nis über Samen 1909^10. Personalia. K eiser, M., bisher Obergärtner bei der Städtischen Gartenverwaltung in Lübeck, wurde die Leitung der Promenadenverwaltung in Kattowitz (O.-Schl.) übertragen. Radlkofer, Ludwig, Geh. Hofrat Dr., ordentlicher Professor für Botanik an derMünchener Universität,derkürz- lich seinen 80. Geburtstag feierte,erhielt das Ehrenkreuz des Ludwigsordens. Wittmack, Geheimer Regierungs- rat, Professor Dr., wurde zum Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule für die Amtszeit vom 1. April 1910 bis dahin 1912 gewählt und die Wahl vom Könige bestätigt. Poggendorff, Königl. Oekonomie- rat, Berlin, starb am 27. Februar im Alter von 77 Jahren. Tagesordnung für die 990. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 31. März 1910 abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II). 2. Vortrag: Herr Alfred Unger, Heidelberg, Generalvertreter der Firma L. Böhmer & Cie., Yokohama, über: „Japan und die Flora des Landes". Mit kolorierten Lichtbildern. 3. Verschiedenes. Gäste willkommen. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX fmmbura. 1884,5Eßicu 1800, ®v. JDlcb. ^etevSburfl 18S4, BUK aKcb.grantf int 1S97. e. o. 25 j. SSeftef). nteitugfabtil habe idj Millionen ev Jßoräüijl. meiner Alum in.-, Excelsior-, Leder- u.Zink- Etiketten. IDUift.u. freist, roftenfret. SSorj. Blum.-u. Oartendunger. P. Kollier, Schweidnitz in S hlesieii. Baumpfähle aus besten Harzflehten geschnitten, sauber geschält und gespitzt, offeriert in jeder Länge und Stärke als Stückgut sowie Waggonweise K. Stähling, Osterode, Harz 30. 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Jacob, Friedrichshagen b. Berlin. — Druck von Rudolf Moase, Berlil 1. April 1910 Heft 7 C3OC=3OC301=3OIZ3OI^I0I^3OlZ30I^OL30rZ10C301Z30IZ3OlZriCr3OCZlOIZ3Orild ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. 1910, Heft 7, Inhalt: Rosenfeinde aus der Tierwelt S. 137. — Erklärung der Fachausdrücke S. 149. — Aus den Aus- schüssen des Vereins z. B. d. G. S. 149. — Kleine Mitteilungen S. 154. — Besichtigung S. 157. — Verschiedenes S. 158. — Ausstellungen S. 158. — Eingegangene Preisverzeichnisse S. 159. — Personalia S. 160. — Tagesordnung für die 990. Versammlung des V. z. B. d. G. am 31. März 1910 S. 160. Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosss Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, Manchen, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreia für die 60 mm breit« Kolonelzeile 35 Pf« G. Wehner & et Gewächs- haus bau Frühbeetfenster Srhattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Britz |l bei Berlin -^a Jahnstr. No. 70-72. "5 *> c Fernspr.Rixdorf331.Jf Kesse Azalea mollis Toller Knospen, je nach Stärke 10 Stück 6 bis 11 Mark, 100 Stück 45 bia 100 Mark Rhododendron verschiedene Sorten, voller Knospen, je nach Stärke 10 Stück 12 bis 25 Mark, 100 Stück 100 bis 225 Mark, empfehlen in schöner Ware Gebrüder Neumann, Olbersdorf b. Zittau i. 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Um den Gebrauch dieser kurzen Anleitung zu erleichtern, sind die in Frage kommenden Beschädigungen und Missbildungen je nach ihrem Auftreten an den Blüten, Blättern, Zweigen undWurzeln in besonderen Abschnitten dargestellt und ihre Erreger innerhalb dieser aufgezählt und geschildert worden, so dass das Ganze die Gestalt einer Bestimmungstabelle gewonnen hat. Auf die Bekämpfungsmassnahmen ist bei jedem Schädling besonders verwiesen worden. I. Beschädigungen der Blütenknospen, Blüten und Früchte. A. Die Knospen werden von aussen angenagt, so dass namentlich oft im unteren Knospenteil Löcher und Höhlen entstehen. Urheber sind: 1. Der kleine Ros en- oder G artenlau bkäfer (Phyllopertha horti- cola L.), allbekannter kleiner Verwandter des Maikäfers; 9 — 12 mm lang, Kopf und Halsschild metallisch glänzend, schwärzlichblaugrün, Flügeldecken längs- gefurcht, gelbbraun; Unterseite schwarz metallisch, Oberseite und Beine zottig behaart; Fühlerkeulen dreiblätterig. Die kleine engerlingähnliche Larve lebt im Boden, wo sie allerlei Pflanzenwurzeln benagt. Verpuppung im Herbst. Im Mai oder Juni schlüpft der Käfer. Bekämpfung : In den frühen Morgen- stunden sind die alsdann trägen Käfer von den Zweigen auf untergelegte Tücher abzuklopfen und in Petroleum oder kochendem Wasser abzutöten. 2. Raupen von Schmetterlingen und Afterraupen von Blattwespen, a) Die Raupe des grossen Frostspanners (Hybernia defoliaria L.), 30 mm lang, zehnfüssig; Kopf rotbraun; Körper lichtgelb, auf dem Rücken verläuft ein breiter, rotbrauner, schwarz eingefasster Streifen mit dunklerer Mittellinie. Luftlöcher braunrot umrandet, Bauchfüsse rötlich. Sie kriecht in der allen Spannerraupen eigentümlichen Weise, dass unter katzenbuckelartiger Krümmung des schlanken Körpers das Hinterende den Brustfüssen genähert und diese alsdann wieder unter Streckung des Leibes weiter vorgestellt werden J38 Rosenfeinde aus der Tierwelt. Sie vermag sich auch mit ihrem Hinterende so an die Pflanzen zu heften, dass ihr steif gestreckter, frei abstehender Körper einem braunen Zweig- stücke ähnelt. Von den Faltern ist nur das Männchen geflügelt. Das plumpe, dickleibige Weibchen ist flügellos und kann nur kriechen. Die Räupchen schlüpfen ungefähr Mitte April aus den überwinterten Eiern und fressen an den verschiedensten Bäumen und Sträuchern bis ungefähr Mitte Juni oder Anfang Juli. Verpuppung im Boden. Die ausgewachsenen Geschlechtstiere erscheinen von ungefähr Mitte Oktober an. Die Weibchen erklettern die Bäume und legen nach erfolgter Befruchtung ihre gelblichweissen Eier in die Nähe der Blattknospen ab. Bekämpfung : Die Raupen sind nach Möglichkeit abzulesen oder durch Bespritzung mit folgender Mischung abzutöten: 3 kg Schmierseife werden in 10/ heissem Wasser gelöst, mit 31 denat. Spiritus und 3 kg Tabakextrakt*) versetzt, worauf das Ganze bis auf 150 / mit Wasser verdünnt und mit 500 g pulverisierter schwarzer Niesswurz, die mit etwas Wasser breiartig angerührt wurde, vermischt wird. Die in der Nachbarschaft der Rosen stehenden Laubbäume sind bis Anfang Oktober mit Leimringen zu versehen, die mindestens drei Monate hindurch ihre Klebfähigkeit behalten und so die Frostspannerweibchen am Emporklettern und Ablegen der Eier verhindern. b) Die Raupe des kleinen Frostspanners (Cheimatobia brumata L.), 25 mm lang, zehnfüssig, nach dem Verlassen der Eier zunächst grau mit schwarzem Kopf und Nackenfleck. Nach der ersten Häutung grünlich, später dunkler oder heller gelblichgrün. Eine dunklere, auf beiden Seiten weisslich eingefasste Mittellinie ist mehr oder weniger deutlich erkennbar. Die braunen Luftlöcher liegen zu beiden Seiten in grünlichgelben Längsstreifen. Die Lebensweise ist der des grossen Frostspanners sehr ähnlich. — Bekämpfung wie bei I. A 2. a. c) Die Afterraupe der Blattwespe Ardis plana (Klg.) Knw., 22füssig; 12— 13 mm lang; grün (in der Jugend beingelb), auf jedem Körperabschnitt feine weisse Querfalten und zwei Querreihen mit rotbraunen Dornen be- setzter Warzen. Frasszeit: Mai und Juni. Ueberwinterung: unter der Erde in einem länglichen, mit Erde durchsetzten Kokon. — Bekämpfung: Ablesen und Bespritzungen wie bei I. A 2. a. d) Die Blütenknospen werden mit mehreren Gipfelblättern des Triebes von mehreren kleinen Schmetterlingsraupen zusammengesponnen und inner- halb dieser Wickel befressen. Siehe II. D. B. Die Knospen kommen nicht zur Entwicklung, welken und vertrocknen häufig unter gleichzeitigem Umbiegen der Stiele. Urheber: 1. Im Innern der Knospen leben Insektenlarven. a) Die Larve des Himbeer Stechers (Anthonomus rubi, Herbst), 3—4 mm, fusslos, weiss, weich behaart. Das Weibchen des 2,5 mm langen schwärzlichen Rüsselkäfers nagt im April oder Mai in die Blütenknospe (der Rose, Himbeere, Brombeere und Erdbeere) ein Loch und legt an dieses ein Ei, *) Brauchbare Tabakextrakte sind : Nicotine titree der Elsäss. Tabak-Manufaktur in St. Ludwig im Elsass. Tabakextrakt von G. H. Clausen & Co. in Bremen. Ameri- kanischer Tabakextrakt „Black Leaf" von A. Evarth in Hamburg, und andere. Rosenfeinde aus der Tierwelt. 139 das dann mit Hilfe des Rüssels in das Knospeninnere eingeschoben wird. Nach der Eiablage wird der Blütenstiel unterhalb der Knospe angefressen und so zum Welken gebracht. Die dem Ei entschlüpfte Larve ernährt sich von den inneren Knospenteilen. Der fertige Käfer erscheint im Juli. Ueberwinterung: in Rindenverstecken oder unter altem Laub. Bekämpfung : Die Käfer sind am frühen Morgen in einen Fangtrichter abzuklopfen. (Ein grosser, weitausladender, in eine mit etwas Petroleum gefüllte Flasche gesteckter Trichter ist hierfür sehr geeignet). — Nach Hollrung (chemische Mittel, Parey 1898, Berlin S. 21.) empfiehlt Whitehead die Anwendung folgenden Spritzmittels: Feingemahlene schwarze Niesswurz l 4 kg, Schmierseife 3/4 kg, Paraffinöl 375 ccm, Wasser 100 /. Das Paraffinöl ist in das heisse Wasser einzurühren und dann mit der Niess- wurz zu versetzen. - - Zur Vertilgung der Larven sind alle befallenen Knospen sobald wie möglich abzuschneiden und zu verbrennen. b) Die Larven der Rosenknospengallmücke (Clinodiplosis rosiperda Rübs.), bis 3 mm lang, fusslos, orangerot. Frasszeit: Von April an während des ganzen Sommers. Ueberwinterung: als Larve innerhalb der vertrockneten Knospen. — Bekämpfung: Die kranken Knospen sind abzuschneiden und zu verbrennen. 2. Unterhalb der Blütenknospen finden sich am Triebe Beschädigungen durch Insekten. (Vergl. II. A 5. e und III.) C. Die geöffneten Blüten werden zerwühlt und zerfressen. Urheber: 1. Der gemeine Rosen- oder Goldkäfer (Cetonia aurata, L.), 15 bis 24 mm lang; Kopf, Halsschild und Flügeldecken grün goldglänzend; Unter- seite kupferglänzend; auf den Flügeldecken gebogene, vertiefte, kurze quer- stehende Linien und weisse bindenförmige Flecken. Bekämpfung: Dieser Verwandte des Maikäfers ist am besten an kalten trüben Tagen oder am frühen Morgen abzulesen. 2. Der gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia, L.). Bekämpfung: Alle Winkel, Ritzen und Spalten an der Rinde der Stämme, der Baumpfähle usw. sind mit frischem persischen Insektenpulver einzustäuben. Bündel von Rohrstengeln, Rinderklauen oder andere hohle Gegenstände sind an den heimgesuchten Stämmchen und Sträuchern als Tagesunterschlupfe für die Ohrwürmer aufzuhängen. Sie müssen täglich über einem mit Wasser und etwas Petroleum gefüllten Gefäss ausgeklopft werden. D. In den Früchten frisst: 1. Die Raupe des Hagebuttenwicklers (Grapholitha roseticolana Z.) 10 mm lang, 16füssig, bleich gefärbt. Die kleinen grauen Falter im Juni und Juli. Die Weibchen legen ihre Eier an die Fruchtknoten der Rose ab. Die ausschlüpfenden Räupchen dringen in das Fruchtfleisch ein und fressen dort Gänge bis zur Oberhaut. Frasszeit: August und September. Ueberwinterung: als Raupe ausserhalb der Frucht an dürrem Holze. Die befallenen Früchte sind an Kotauswurf an der Krone, vorzeitiger Reifung und Rötung zu er- kennen. — Bekämpfung: Die befallenen Hagebutten sind abzuschneiden und zu verbrennen. 140 Rosenfeinde aus der Tierwelt. II, Beschädigungen und Missbildungen der Blätter. A. Die Blätter werden vom Rande oder von der Fläche her zerfressen, durchlöchert und mehr oder weniger zerstört. Urheber: 1. Der gemeine Maikäfer (Melolontha vulgaris L.) und der Ross- kastanienmaikäfer (Melolontha hippocastani Fb.) Bekämpfung: Wie bei I AI. Vergl. VI 1. 2. Der kleine Rosen- oder Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola L.) Vergl. I A 1. 3. Die Raupen verschiedener Spinnerarten, die auch auf allerlei Laub- bäumen leben: Schwammspinner (Lymantria dispar L.), Goldafter (Euproctis chrysorrhoea L.), Ringelspinner (Malacosoma neustria L.), Schlehenspinner (Orgyia antiqua L.) Bekämpfung: Die Raupen sind rechtzeitig abzulesen oder mit dem unter I A 2 a angegebenen Gemisch zu bespritzen. Vor allem müssen auch die benachbarten Laubbäume von den Schädlingen frei gehalten werden. Abtötung der Schwammspinnereigelege durch Beträufeln mit Petroleum, Abschneiden und Verbrennen der Ringelspinnereiringe wie der Gold- afterraupennester im Herbst und Winter, ist von grösster Wichtigkeit. 4. Die Raupen der Frostspanner (Hybernia defoliaria und Cheimatobia brumata). Vergl. I A 2 a und I a 2 b. 5. Die Larven oder Afterraupen verschiedener Blattwespenarten. Diese sind von den ihnen ähnlichen echten Raupen der Schmetterlinge an ihrer grösseren Beinzahl leicht zu unterscheiden. Während bei den echten Raupen höchstens 16 Füsse zu zählen sind, besitzen die Blattwespenlarven deren 18, 20 oder 22. Ausserdem weist der fleischigere, nacktere Leib der Blattwespenlarven mehr Querfalten auf als der häufig dichter behaarte Körper der Schmetterlingsraupen. Auch die Körperhaltung der Afterraupen unter- scheidet sich oft deutlich von der der echten Raupen, da diese in der Ruhelage nie so spiralförmig zusammengerollt angetroffen werden wie jene. Die Larven mancher Blattwespenlarven krümmen bei Beunruhigung ihren Leib fragezeichenähnlich nach oben und machen dabei mit dem freien, gekrümmten Hinterende takt- mässig schlagende Bewegungen. Folgende der Rose schädliche Blattwespen- larven sind am häufigsten zu finden: a) Emphytus cinctus L.Larve 14 mm lang, 22 füssig mit gelbbraunem Kopf, dunkelgrünem Rücken und graugrüner Unterseite. Frasszeit: Juni bis September. Zur Verpuppung sucht sie Rindenritzen oder ähnliche Schlupf- winkel, wenn möglich abgestutzte reife Zweige auf. Im Marke dieser legt sie einen etwa 2 cm tiefen Bohrgang an, dessen Oeffnung mit Bohrmehl wieder verstopft wird. Bekämpfung: Bespritzungen wie bei I A 2 a. Die angebohrten Zweig- stümpfe sind bis auf das gesunde Mark zurückzuschneiden, die Wunden mit Baumwachs zu schliessen. Die Puppen und Larven werden verbrannt. b) Emphytus viennensis Schrank. Larve 15 mm lang, 22 füssig, Kopf gelbbraun, Leib hellgrünlichgrau. Auf jedem Körperabschnitt 3 Quer- reihen weisser Dornwärzchen, deren erste Reihe kürzer ist als die beiden Rosenfeinde aus der Tierwelt. 141 folgenden. Frasszeit: Während des ganzen Sommers. Ueberwinterung in einem Kokon unter der Erde. Bekämpfung: Absammeln und Bespritzungen wie bei I A 2 a. c) Emphytus rufocinctus Retz. Larve 20 mm lang, Kopf bleich- orangefarben. Leib hellgrünlichgrau mit dunkelgraugrünem, dicht mit Quer- reihen weisser Dornwärzchen besetztem Rücken. Lebensweise ähnlich wie bei E. cinctus. Bekämpfung: Absammeln und Bespritzungen wie bei I A 2 a. d) Cladius pectinicornis Fourc. Larve 10 bis 12 mm lang, 20 füssig, stark borstig behaart. Kopf rötlichbraun, Körper in der Jugend gelbgrün, später bläulich, gräulich und zuletzt weisslichgrün. Frasszeit: Mai bis Oktober. Bekämpfung: Absammeln und Bespritzungen wie bei I A 2 a. e) Hylotoma rosae L. Larve 20 mm lang, 18 füssig, Kopf erst schwarz, nach der letzten Häutung braungelb, Körper grünlichweiss, grünlichgrau oder bläulichgrün. Rücken pommeranzengelb mit durchschimmernder grünlicher Mittellinie. Die einzelnen Körperabschnitte sind mit glänzendschwarzen, borstentragenden Warzen besetzt. Die ausgebildete Wespe ist gelb gefärbt und unter dem Namen „gelbe Fliege" weiter bekannt. Ein anderer volks- tümlicher Name lautet „Nähfliege. " Er ist auf die von dem Weibchen geübte Art der Eiablage zurückzuführen. Bei dieser bringt die Mutterwespe ihre 16 bis 18 Eier mit Hilfe ihrer sägeförmigen Legeröhre in einzelnen, in junge Rosentriebe dicht nebeneinander gebohrten Löchern unter. Der so belegte Zweig erscheint alsdann wie mit einer Naht versehen. Die Stichstellen färben sich bräunlich, verdicken sich und wölben sich empor. Die Rinde vertrocknet, beginnt zu bersten, und der Eier bergende Teil des Triebes, der sich bald mit einem dunklen Schorfe bedeckt, beginnt, sich nach der verletzten Seite zu krümmen. Er bleibt im Längenwachstum zurück und vermag etwaige Knospen nicht mehr zur Entfaltung zu bringen. Frasszeit: Mitte Juli bis Anfang September. Ueberwinterung: Im Kokon. Bekämpfung: Die mit Eiern belegten Triebe sind abzuschneiden und zu verbrennen, die Larven abzu- sammeln und mit dem unter I A 2 a angegebenen Mittel zu bespritzen. f) Hylotoma pagana Panz. Die kleineren und schwächeren Larven dieser Art ähneln der von H. rosae sehr. Die Eiablage und der Larvenfrass erfolgt gleichfalls wie bei dieser. Bekämpfung wie bei der vorigen Art. B. Die Blätter werden durch Larvenfrass der Oberhaut beraubt. Die Unterhaut bleibt stehen, wird durchscheinend und färbt sich braun. (Skelettier- frass.) Urheber: 1. Die Larve der Blattwespe Eriocampoi des aethiops Fabr. Larve 6 bis 10 mm lang, 22 füssig, von nach vorn verdickter Körpergestalt; gelblichgrün, Oberseite oft ausgesprochener grün, in der Mitte dunkler; Seiten, Bauch und Füsse heller; Haut glatt, borstenlos, fein gefältelt. Frass- zeit: Mitte Mai bis Ende Juni. Ueberwinterung: In einem Kokon unter der Erde. Bekämpfung: Bespritzungen wie bei I A 2 a. C. Die Blätter werden durch Larvenfrass in ihrem Inneren teilweise des Blattgrünes beraubt, so dass zwischen der Oberhaut ihrer Ober- und Unterseite runde oder längliche, mitunter geschlängelt verlaufende Hohlräume (Minen) entstehen. Urheber: 142 Rosenfeinde aus der Tierwelt. 1. Die winzigen, 2 bis 3 mm langen Räupchen verschiedener Rosen- blattminiermotten. Am häufigsten sind die Arten Nepticula ano- malella Goeze (frisst meist in der Nähe des Blattrandes, mitunter auch längs der Mittelrippe zierliche, vielfach gewundene Gangminen, innerhalb deren eine braune Kotlinie verläuft). — N. cen ti foliella Z. (frisst wenig ge- schlängelte Gangminen parallel zum Blattrand. Die Kotlinie ist schwarz und wird erst weiterhin bräunlich). — N. angul i fasciella St. (frisst am Blatt- rande verlaufende, hellbräunliche, in einem grossen Flecke endende Gang- minen mit brauner Kotlinie). Sie treten in zwei Generationen auf. Frasszeit: Juni, Juli und September, Oktober. Farbe der Raupen: weisslichgrünlich oder gelblich. Verpuppung: ausserhalb der Blattminen, an den Blättern, Blatt- stielen oder an den Zweigen und der Rinde des Stammes. Bekämpfung: Zerdrücken der Larven innerhalb der Frassgänge, Ab- schneiden und Verbrennen aller stärker befallenen Blätter. Abbürsten der Stämme und Verbrennen aller abgefallenen Blätter im Herbst. 2. Die Raupe der Rosenfu tteralmotte (Coleophora gryphipennella Bouche) frisst in den Blättern runde, faschenförmige Minen, die oft das ganze Laub wie mit grossen weisslichgelben Flecken versehen erscheinen lassen. Ihre kleinen gelblichgrauen Falter fliegen vom Juni an. Aus den von den Weibchen an die Pflanzen abgelegten Eiern schlüpfen die winzigen gelbbraunen Räupchen, die sich mit ihrem Vorderteil in die Blätter einfressen und das Blatt- innere rings um das Eingangsfrassloch herausnagen. Sie verfertigen sich aus zer- nagten Blatteilen eine längliche, sackförmige Hülle für ihren ausserhalb der Blatt- mine hervorragenden Leib. Diese6bis7mmlangen Säckchen sindgrau bisgrünlich- gelb gefärbt und auf der Oberseite weiss gezähnt. Ueberall dort, wo ein Räupchen daran ist, eine Mine auszufressen, wird das sie verhüllende Säckchen in der Mitte des weissgelben Frassfleckes am Blatte hängend gefunden. Im Herbst wandern die Räupchen mit ihrer Hülle an die Zweige oder an den Stamm, um zu überwintern und im folgenden Frühjahr ihren Frass fortzu- setzen. Sie suchen alsdann die noch geschlossenen Blattknospen auf und zerstören deren Herz. Verpuppung: im Mai in den an die Zweige fest- gesponnenen Säckchen. Bekämpfung: Die oft nur schwer erkennbaren Säckchen mit den darinsitzenden Räupchen sind'nach Möglichkeit abzulesen und zu zerdrücken. Im Herbst vor der Einwinterung müssen die Stämme und Aeste mit einer scharfen Bürste abgekratzt werden. Ueberall dort, wo grössere Mengen der annähernd kümmelkorngrossen Säckchen beisammen sitzen, ist es ratsam, die Rinde mit einem mit Leinöl befeuchteten Pinsel abzubürsten. Jede unnütze Benetzung der Pflanze mit dem Oel muss indessen vermieden werden. D. Die Blätter der Triebgipfel werden von kleinen Schmetterlingsraupen dicht zusammengesponnen und zerfressen. Urheber: 1. Die Raupen verschiedener Wicklerarten. Am häufigsten sind a) Der goldgelbe Rosenwickler (Tortrix Bergmanniana L.). Raupe 10 bis 12 mm lang; grün, an den Seiten gelblich, Rücken oft rötlich; schwach behaart; Kopf, Brustfüsse und Nackenschild schwarz; Afterklappe braun. Frasszeit: Mai. Besonders die in die Blattwickel eingesponnenen Blüten- Rosenfeinde aus der Tierwelt. 143 knospen werden lochartig ausgefressen. Ueberwinterung: im Eizustande an den Zweigen. b) Der dreigepunktete Rosenwickler (Grapholitha tripunctana F.) Raupe: 9 mm lang, Kopf, Brustfüsse und das geteilte Nackenschild schwarz; Leib schwarzgrün mit weisslichen gelbbehaarten Wärzchen. Frasszeit: Mai. Ueberwinterung im Eizustande an den Zweigen. c) Der weissflügel ige Rosen wickler (Grapholitha cynosbana F.) Raupe: 17 mm, Kopf gelbbraun, Nackenschild und Afterklappe schwarz. Leib schmutzigbraun mit pechbraunen, hellbehaarten Wärzchen. Frasszeit: Mai, Juni. Ueberwinterung: im Eizustande an den Zweigen. d) Der Gartenrosenwickler (Teras forskaleana L.) Raupe 10 mm, gelbgrün mit schwarzen, behaarten Wärzchen. Kopf und Brustfüsse schwarz, der geteilte Nackenschild braun. Frasszeit: Mai, Juni. Ueberwinterung im Eizustande an den Zweigen. Bekämpfung: Die Räupchen sämtlicher genannter Arten sind nach Möglichkeit zu zerdrücken, die Blattwickel zu entwirren oder abzuschneiden und zu verbrennen. Durch einen starken Herbstschnitt, bei dem die ab- geschnittenen Teile verbrannt werden, können viele Wicklereier vernichtet werden. E. Es entstehen Zusammenrollungen der Blätter, in denen Larven leben. Urheber: 1. Die Larve der kleinsten Rosenblattw espe (Blennocampa pusilla Klg.) 8 — 9 mm lang, zuerst weisslich, später hellgrünlich gefärbt mit hell- braunem Kopfe. Die erwachsene weibliche Wespe legt im Mai oder Juni ihre Eier an die Blattränder, die sich bald auf beiden Seiten der Mittelrippe zu nach unten zusammenrollen. Die Larven leben in diesen Wickeln und ver- zehren das Blattgewebe. Infolgedessen beginnen die Blätter zu vergilben und fallen schliesslich ab. Bekämpfung: Die befallenen Blätter sind so bald wie möglich abzuschneiden und zu verbrennen. 2. Die Larve der Rosengespinnstwespe (Lyda inanita de Vill.) 14 bis 15 mm lang, ohne Bauchfüsse, Kopf fahlgelb, Leib hellgrün. Ernährt sich durch Blattfrass und verfertigt sich als Versteck lockenartig spiralförmig aufgerollte Blattwickel. Frasszeit: während des Sommers bis in den August. Ueberwinterung: in einem Kokon unter der Erde. Bekämpfung: Rechtzeitiges Abnehmen und Verbrennen der Blattwickel. F. Die Blätter zeigen Auftreibungen und Missbildungen (Gallen), in deren Innerem Insektenlarven gefunden werden. 1. In kugeligen, oft rot gefärbten Verdickungen der Blattfläche, die zu beiden Seiten der Mittelrippe gelagert sind und dem Ganzen Aehnlichkeit mit einer samengefüllten Schote geben, leben die Larven der Rosenblattgall- mücke (Dichelomyia rosarum Hardy). Larve: 2 mm lang; köpf- und fusslos; orangefarben. Von der 2,5 mm langen Muttermücke werden die Eier im Frühjahr in das Gewebe der jungen, noch zusammengefalteten Blätter zu beiden Seiten der Mittelrippe abgelegt. Mehrere Generationen im Jahre. — Bekämpfung: Die verunstalteten Blätter sind so bald wie möglich abzuschneiden und zu verbrennen. j 4 4 Rosenfeinde aus der Tierwelt. 2. In den abenteuerlich gestalteten, oft annähernd kugelrunden, mit Haaren und Dornen moosig-filzig besetzten, Rosenäpfel, Schlafäpfel oder Bedeguare genannten, erbsen- bis kinderfaustgrossen Blatt- und Trieb- gallen leben die Larven der Rosenbl attgall wespe (Rhodites rosae Gir.) Sie kommen auf Wildrosen häufig, auf Edelrosen seltener vor. Larve: bis 5 mm lang, fusslos, weiss. — Andere Rhoditesarten sind als die Erzeuger ver- schiedener anderer, teils runder glatter, teils mehr oder weniger stark be- dornter Rosenblatt- und Fruchtgallen anzusehen. Bekämpfung: Die Gallen sind abzuschneiden und zu verbrennen. 3. An der Oberseite der Blattstiele, in der Nähe der Nebenblättchen auftretende, 2 — 3mm messende, hellgrüne, rundlich flache, pustelartige Gallen, die später bräunlich und korkartig werden, rühren von der Blattwespe Monophadnus elongatulus her. Näheres S. III B. 2. G. Die Blätter werden durch das Saugen verschiedener Tiere in der normalen Entwicklung gehemmt, verfärbt oder vorzeitig zum Absterben gebracht. Urheber: 1. Die Rosenblattlaus (Siphonophora rosae Reaumur) und verschiedene ihrer Verwandten. Das ungeflügelte, sich ungeschlechtlich vermehrende Weibchen der Rosenblattlaus wird 3,3 mm lang und ist von grüner oder bräun- licher Farbe. Fühler lang; Augen rot; Honigröhren schwarz; Schwänzchen gelb; Beine gelblich grün mit schwarzen Gelenken und Fussgliedern. Ausser dieser ungeflügelten, lebendig gebärenden, während des ganzen Sommers auf den Trieben, Blättern und Knospen, oft in grossen, krustenähnlichen Massen auftretenden Form kommen auch geflügelte, lebendig gebärende Weibchen, geflügelte Männchen und ungeflügelte eierlegende Weibchen zur Ent- wicklung. Die letztgenannten legen .nach erfolgter Befruchtung ihre erst gelben, später schwarzen Eier in die Nähe junger Blattknospen,, wo sie überwintern. — Eine Begleiterscheinung des Blattlausbefalles ist das mehr oder weniger starke Auftreten feiner glänzender Flüssigkeits- tropfen auf den befallenen und den ihnen benachbarten Pflanzenteilen. Diese klebrige, süsse, unter dem Namen Honigtau bekannte Flüssigkeit besteht aus den durch den After abgeschiedenen Exkrementen der Läuse und schädigt häufig die Blätter in ihrer Lebenstätigkeit durch Verstopfung der Spalt- öffnungen. Gewisse Pilze, besonders die Russtaupilze siedeln sich auf dem Honigtauüberzuge gern an. Die letzten bilden dann mit ihren Kulturen auf den Blättern und Trieben einen schwarzen russartigen Belag. Bekämpfung: Spritzungen mit Tabakseifengemischen, z. B. mit folgender Lösung: 1 — 2 Teile Schmierseife werden in 5 Gewichtsteilen heissen Wassers gelöst, mit 2 Teilen Tabakextrakt versetzt und mit Wasser bis auf 100 Teile verdünnt. Die Spritzungen sind bald nach dem ersten Auftreten der Läuse vorzunehmen und nach Bedarf zu wiederholen. 2. Die Rosenzikade (Typhlocyba rosae L.). Das erwachsene Tier: 3 mm lang, schmal, nach hinten keilförmig verjüngt, grünlich oder gelblich weiss; Augen dunkelgrün; die Flügel in der Ruhelage über dem Rücken dach- artig zusammengelegt. Larve: klein, flügellos, dem erwachsenen Tiere sehr ähnlich. Wohl ausgebildete Sprungbeine ermöglichen den Rosenzikaden, zu springen. Die Tiere saugen auf der Unterseite der Blätter, die infolgedessen Rosenfeinde aus der Tierwelt. { 45 eine weiss gesprenkelte Färbung annehmen. Vorkommen bis in den Oktober. Ueberwinterung im Eizustande in den jungen Rosentrieben. Bekämpfung: Nach starkem Befall sind die Pflanzen im Herbst stark zurückzuschneiden und die abgeschnittenen Triebe zur Vernichtung der an ihnen sitzenden Eier zu verbrennen. Ausserdem sind die befallenen Sträucher im Sommer mit der unter II G 1 angegebenen Mischung zu bespritzen. 3. Die Spinnmilbe (Tetranychus telarius L.), auch rote Spinne ge- nannt. 0,4 mm lang, achtbeinig; im Sommer gelblich, gelbgrünlich oder auch grün, während der Ueberwinterung orangegelb, seltener rot. Die Spinnmilben leben auf der Unterseite der Rosenblätter (aber auch auf dem Laube vieler anderer Bäume und Sträucher) und legen dort ein feines Gespinst an, das ihnen und ihren Eiern zum Schutze dient. Durch ihr Saugen an den Blättern verfärben sich diese bald grau, gelblich und braun, werden welk, lederartig und dürr und fallen vorzeitig ab. Die Vermehrung der Spinnmilben findet während des ganzen Sommers durch Eiablage statt. Ueberwinterung: Die im Herbst und Winter rötlich gefärbten Weibchen ziehen sich in Rindenrisse oder andere Verstecke, mitunter auch unter glasige, zuckergussähnliche Gespinste an der Rinde der Stämme zurück. Bekämpfung: Das Laub ist täglich mit kaltem Wasser abzuspritzen und öfter mit dem unter II G 1 angeführten Spritzmittel zu behandeln. Im Herbst muss die Rinde mit einer Lösung von 1 Teil Schmierseife und 10 Teilen Wasser abgebürstet werden. III. Beschädigungen der Zweige und Triebe. A. Aeussere Beschädigungen: 1. Die Triebe werden rundum befressen, knicken an der beschädigten Stelle leicht ein oder brechen bei leiser Berührung völlig ab. Urheber: drei kleine Rüsselkäferarten, Rhynchites conicus Illig., Rh. minutus Gyll., Rh. pauxillus Germ. Körperlänge durchschnittlich 3 bis 4 mm; Hauptfarbe dunkelblau; schwach behaart. Flugzeit: Mai und Juni. Ende Juni nage das Weibchen in den oberen Teil der saftigen Zweige je ein bis auf das Mark führendes Loch, das mit einem Ei belegt und mit einer klebrigen Ausscheidung verschlossen wird. Darauf wird der Trieb eine Strecke unterhalb der Eiablage- stelle rundum benagt. In dem welkenden Triebstücke entwickelt sich die fusslose, weisse, schwarzköpfige Larve, die sich schliesslich in der Erde ver- puppt und dort überwintert. Bekämpfung: Wie bei I B 1. 2. Der Blütenstiel wird unterhalb der Knospe, die vorher mit einem Ei belegt wurde, angenagt. Urheber: Der Himbeerstecher (Anthonomus rubi Herbst). Näheres s. I B 1. 3. Die Triebe werden krumm, schwärzen sich an der Krümmungsstelle, deren Rinde vertrocknet und aufspringt. An der Innenseite der Krümmung findet sich eine nahtähnliche Längsreihe von Einstichstellen, die angeschwollen und aufgetrieben erscheinen. Ursache: die Eiablage der Bürsthornwespen , Hylotoma rosae L. und Hylotoma pagana Panz. Näheres s. II A5e und II A 5 f. B. Innere Beschädigungen. 1. Die Larve der Blattwespe A rdrs bipunctata Klg., auch abwärts- steigender Röhren wurm genannt, frisst von oben nach unten gehend das ;(} Rosenfeinde aus der Tierwelt. Mark der Triebe aus. Larve: 10 bis 12 cm lang, 22füssig; Kopf lichtbräunlich ; Leib weisslichgelb. Die Mutterwespe legt Ende April und im Mai mit Hilfe ihrer sägeartigen Legeröhre die Eier einzeln an die Spitzen der zarten Triebe ab. Die ausschlüpfenden Larven beginnen sogleich den Frass im Marke der Triebe und sind in ihrem bis 4 cm langen Frassgange leicht zu finden. Ueber- winterung: In einem Kokon unter der Erde. Bekämpfung: Die befallenen Triebe sind, solange sie noch die Larven enthalten, bis auf das gesunde Mark zurückzuschneiden und zu verbrennen. 2. Die Larve der Blattwespe Monophadnus elongatulus (Klg.) Knw., auch aufwärtssteigender Röhrenwurm genannt, frisst von unten nach oben gehend das Mark der Triebe aus. Larve: bis 15 mm lang, 22füssig; Kopf gelbbraun; Leib weisslich. Die von Mai bis Ende Juli fliegenden Mutter- wespen legen ihre Eier von der Unterseite her in die Blattstiele der Rosen- blätter, nahe an den Nebenblättern ab. Auf der Oberseite der Stiele bildet sich darauf eine hellgrüne, rundlich flache, pustelartige Galle von 2 bis 3 mm Durchmesser, die später, nachdem sie von der Larve verlassen wurde, bräunlich und korkartig wird. Die aus der Galle hervorgegangene junge Larve frisst sich in einen saftigen Trieb ein, meist am Grunde eines benachbarten saftigen Stachels. Im Innern des Triebes wird bis auf eine Strecke von ungefähr 10 cm das Mark von unten nach oben ausgefressen. Aus der Eingangsöffnung wird hierbei der Kot ausgeworfen. Frasszeit: Mai bis Mitte September. Ueberwinterung: in der Erde. Bekämpfung: Die mit den Eiern und Larven besetzten Pusteln an den Blattstielen sind zu zerdrücken oder samt den Blättern abzuschneiden und zu verbrennen. Die in den Trieben fressenden Larven können durch Einführen eines Drahtes in den Frasskanal zerdrückt oder durch Verschliessen der Eingangsöffnung mit kaltflüssigem Baumwachs erstickt werden. Meist wird man sich zum Zurückschneiden und Verbrennen der befallenen Zweig- stücke entschliessen müssen. 3. Die Larve der Blattwespe Emphytus cinctus frisst im Marke ab- gestutzter reifer Zweige einen etwa 2 cm tiefen Bohrgang, in dem sie sich verpuppt. Näheres s. II A 5 a. C. Die Triebe bleiben im Wachstum zurück, kränkeln oder verkrüppeln infolge des Saugens von Insekten. Urheber: 1. Die grüne Blindwanze (Orthotylus nassatus Fabr.), 6 bis 6,5 mm lang; 2 mm breit; Körper rein grün; Membran der Flügeldecken glashell. Tritt fast ausschliesslich in den Glashäusern als Rosenschädling auf. Durch ihr Saugen werden die Triebe zum Verkümmern gebracht, so dass sie kaum noch Blüten ansetzen und entwickeln können. Bekämpfung: Am frühen Morgen oder an trüben Tagen sind die Tiere in einen Fangtrichter abzuklopfen. (Vergl. I B 1 a) gegen die jungen Larven Bespritzungen wie bei II G 1. 2. Blattläuse. Näheres s. II G 1. 3» Die Rosensch ildlaus (Aulacaspis (Diaspis) rosae Bouche). Bei starkem Befall sind die Zweige wie mit einem weissen Schorf bedeckt, der aus den Schilden der Tiere besteht. Die einzelnen Schilde der weiblichen Rosenfeinde aus der Tierwelt. 147 Tiere erreichen einen Durchmesser von 2 bis 2,5 mm, sind weiss, annähernd kreisförmig oder breit oval und gewölbt. Nach dem Schildrande zu sitzt das länglich ovale, blassgelbe bis orangefarbene Tier. Unter dem Schilde werden im August die orange- bis karminfarbenen Eier abgelegt, aus denen in kurzer Zeit die kleinen karminroten beweglichen Larven ausschlüpfen. Diese setzen sich im Frühjahr fest und beginnen dann ihren Schild zu bilden. Die Schilde der männlichen Larven sind kleiner und länglich. Aus ihnen gehen Ende Mai die mit einem Flügelpaar versehenen, orangefarbenen Männchen hervor. Bekämpfung: Im Herbst sind die Aeste und Stämme mit einer Bürste abzukratzen und mit einer Seifenlösung (1 : 10) abzuwaschen. Vor dem Einwintern ist mit folgendem Mittel zu spritzen: 700 g gebrannter Kalk werden mit 500 ccm Wasser abgelöscht, mit 600 g Schwefelblüte vermischt und mit 10 l Wasser 45 Minuten lang im Sieden erhalten. Die nach dem Erkalten abgesetzte klare, rotgelbe Flüssigkeit ist zu verwenden. D. An frischen Veredlungsstellen stirbt das Edelauge ab, infolge der Frasstätigkeit von Insektenlarven, die zwischen dem Edelschilde und dem Wildholze leben. Urheber: 1. Die Larven der Rosenokulaten-Gallmücke (Clinodiplosis oculi- perda Rübs.), auch Okuliermaden oder rote Maden genannt. Larve bis 2 mm lang, köpf- und fusslos; zuerst fast farblos, später rötlich, zuletzt zinnoberrot. Die Muttermücke legt in der Zeit von Anfang Juni bis Mitte August je sechs bis zwölf Eier an die Wundränder frischer Veredlungen oder auch an andere Wunden. Die ausschlüpfenden Larven dringen in die Wunde, zwischen das Wildholz und den Edelschild, wo sie sich von den durch die Pflanze zur Verheilung der Wunde ausgeschiedenen Säften ernähren und die Verwachsung der Veredelung verhindern. Frassdauer: 4 bis 6 Wochen. Ueberwinterung in der Erde. Bekämpfung: Die Okulate sind nicht mit Bast zu verbinden, da die Muttermücken ihre Eier auch zwischen den .Bastwindungen unterzubringen wissen. Baumwollfäden, die mit einer Mischung von zehn Teilen Leinöl und einem Teil Tabakextrakt getränkt, sorgfältig ausgewunden und zwischen trockenen Lappen getrocknet sind, geben einen gegen die Gallmücken wirk- sameren Veredelungsverband ab. Sie müssen jedoch dicht gewickelt werden. Nach dem Verbinden ist sorgfältiges Verstreichen der Verbandstelle mit kaltflüssigem Baumwachs zu empfehlen. Veredlungen am Wurzelhals werden schon durch Anhäufeln der Okulationsstellen mit Erde gegen die Eiablage der Gallmücken geschützt. Absterbende Veredlungen sind nach etwa vor- handenen Gallmückenlarven zu untersuchen, die angegriffenen Stellen bis auf das gesunde Holz auszuzuschneiden und mit gutem Baumwachs zu verschmieren. IV. Die ganzen Pflanzen kränkeln infolge von Frass- beschädigungen an den Wurzeln. Urheber: 1. Die Engerlinge oder Larven der Maikäfer (Melolontha vulgaris L. und Mel. hippocastani Fb.). Bis 5 cm lang, schmutzigweiss, mit braunen Borsten; Kopf, (6) Brustfüsse und Hornumrandung der an den Seiten sitzenden ]48 Rosenfeinde aus der Tierwelt. Luftlöcher braun. Hinterende sackartig erweitert und durch den durch- schimmernden Kot schwärzlich grau gefärbt. Da der Maikäfer je nach der Gegend seines Vorkommens drei oder vier Jahre zu seiner völligen Ent- wicklung braucht, dauert das Larvenstadium 2 oder 3 volle Jahre. Die Larven sind naturgemäss je nach ihrem Alter an Grösse sehr verschieden. Sie schaden durch das Auffressen jüngerer und das Entrinden älterer Wurzeln. Bekämpfung: In den Maikäferflugjahren ist in den betroffenen Gegenden ein systematisches Maikäfersammeln allgemein durchzuführen. Zur Abtötung der Larven sind in gegenseitigen Abständen von je 50 cm, Löcher von 30 cm Tiefe in den Erdboden zu bohren, in die je 5 g Schwefelkohlen- stoff eingegossen wird. Nach dem Eingiessen müssen die Löcher sofort zu- getreten werden. Nach acht Tagen zu wiederholen. — Da Schwefelkohlenstoff nicht nur giftig sondern auch äusserst feuergefährlich ist, muss die Behandlung mit der grössten Vorsicht vorgenommen werden. Keinerlei Feuerquelle darf in der Nähe geduldet werden. 2. Die kleinen Engerlinge des kleinen Rosenkäfers (Phyllopertha horticola L.) Näheres S. I AI. Bekämpfung wie bei IV 1. 3. Drahtwürmer, die Larven von Schnellkäfern (Elateriden). Aeusserlich den bekannten Mehlwürmern sehr ähnlich, mit langgestrecktem, runden, deutlich geringelten, gelb bis bräunlich gefärbten Körper, braungelbem Kopf und 3 Paar Brustfüssen. Bekämpfung: Auf kleineren Flächen sind Kartoffelstücke auszulegen, von denen die eingefressenen Larven täglich abgelesen werden. Sonst Schwefelkohlenstoffbehandlung wie bei IV 1. 4. Die Larven der als Schnaken (Tipuliden) bekannten grossen, lang- beinigen Mücken. Bis 20 mm lang, fusslos ohne deutlich erkennbaren Kopf; Körper zwölfgliederig, wurmförmig, grau, gelbgrau oder braungrau, mit kurzen, in Querreihen stehenden Borsten, Hinterende abgestutzt, oben mit 4 längeren, unten mit 2 kürzeren chitinigen Fortsätzen, zwischen diesen die Träger der Luftlöcher. Bekämpfung: Schwefelkohlenstoff behandlung wie bei IV 1. 5. Die Larven der Garten haarmücke (Bibio hortulanus L.). Bis 15 mm lang, fusslos; Kopf klein, schwarzbraun; Körper zwölfringelig, wurm- förmig, schmutzigbraun, auf dem Rücken nach hinten gerichtete steife Dornen; Hinterende mit vier Stacheln. Fresszeit: Vom Juli bis zum Herbst und im Frühjahr bis zur Verpuppung. Beschädigt werden die feinen Wurzeln der Rosen und anderer Pflanzen, namentlich in humusreichem Boden. Bekämpfung: Schwefelkohlenstoffbehandlung wie bei IV 1. Die für Topfkulturen bestimmte /vlistbeeterde ist vor dem Einfüllen in die Töpfe längere Zeit auf 40 — 60 ° C. zu erhitzen. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 149 Erklärung der Fachausdrücke. Afterraupen, die Larven der Blatt- wespen. Siehe auch Raupen. Bedeguare, die Gallen der Rosen- gallwespe (Rhodites rosae). Gallen, Insekten, durch Eiablage in lebende Pflanzengewebe und durch Larvenfrass innerhalb der Pflanzen hervorgerufene Pflanzen- missbildungen. Häutung. Die Larven der Insekten machen mit fortschreitendem Wachs- tum verschiedene Häutungen durch, d. h. sie verlassen die ihnen zu eng gewordene feste Körperhaut, nach- dem sich unter dieser eine neue weiche Haut gebildet hat, die nach- her an der Luft gleichfalls wieder erhärtet. Honigtau besteht in den süssen Ab- scheidungen(Exkrementen) der Blatt- läuse, die oft als glänzender Ueber- zug die Blätter der Pflanzen bedecken. Kokon, die Schutzhülle, die sich manche Insektenlarven mit Hilfe der Ausscheidungen ihrer Spinn- oder Speicheldrüsen selbst herstellen. Oft werden auch Erd- oder Pflanzenteile in die Hülle verwoben. Im Innern des Kokons vollzieht sich dann die weitere Verwandlung zur Puppe und zum erwachsenen Tier (Imago). Larve, der Jugendzustand der In- sekten. Minierfrass. Insektenlarven, die innerhalb der Blätter und Pflanzen- stengel nahe an der Oberhaut Frass- gänge anlegen, nennt man Minierer. Puppe bezeichnet den Ruhezustand derjenigen Insekten, die zu ihrer Entwicklung eine vollkommene Verwandlung durchmachen. Sie schlüpfen aus den Eiern als Larven, die den erwachsenen Tieren völlig unähnlich sind und bleiben. Ist die Larve ausgewachsen, so verwandelt sie sich in die meist nur wenig be- wegliche Puppe, aus der sie schliess- lich als vollendetes Insekt (Imago) hervorgeht. Raupen, die Larven der Schmetter- linge. Als unechte Raupen oder Afterraupen werden die Larven der Blattwespen bezeichnet. Schlafäpfel, die Gallen der Rosen- gallwespe (Rhodites rosae). Skelettierfrass nennt man das namentlich von Blattwespenlarven geübte Abweiden des Blattgrüns, das schliesslich die Blosslegung des ganzen Blattskelettes (Blattnerven) zur Folge hat. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Blumen- und Gemüse-Ausschuss- Sitzung vom 3. Februar 1910. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und nach einer kleinen Richtigstellung angenommen. Zu der in letzter Sitzung vorge- führten Euphorbia jac quinif lora bemerkt Herr C rass II, dass er einige Tage später bei Wertheim im Schau- fenster einige schöne Blütenzweige .dieser Pflanze ausgestellt gesehen habe, die vom Publikum sehr bewundert wurden. 2. Herr Crass II vermisst die Aus- stellung von Pflanzen in den Monats- sitzungen des Vereins z. B. d. G. und bringt dies in Zusammenhang mit der Absetzung der Geldpreise bei den Prämiierungen. Den meisten Gärtnern, die Medaillen genug besitzen, sei für die aufgewendete Mühe und Arbeit ein Geldpreis lieber; dies sei jeden- falls der Grund, dass niemand mehr Blumen und Pflanzen ausstelle. Nach kurzer Debatte werden diese Aus- führungen zum Antrag erhoben; der Vorstand wird gebeten, dazu Stellung zu nehmen und die frühere Art und Weise der Prämiierung wieder einzu- führen. 3. Vortrag von Herrn Königlichen Garteninspektor H. Amelung: „An- lage und Pflege von Rasenspiel- plätzen." Es ist nicht die Absicht des Vor- 150 Aus den ^Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. tragenden, über Rasenpflege in Gärten und Anlagen im allgemeinen zu sprechen, sondern über Rasenspiel- plätze, wie das Joachimsthalsche Gym- nasium einen besitzt, auf welchem sich die Zöglinge der Anstalt tummeln und ihren sportlichen Veranstaltungen ob- liegen. Bei täglichem Gebrauch eines Rasenspielplatzes lässt sich ein solcher in unserem leichten Sandboden ohne vorherige gute Befestigung nicht halten ; es können nur ganz alte, gut ver- wachsene Plätze in Frage kommen und auch nur unter Schonung einer gewissen Zeit im Sommer. Herr Amelung gibt zunächst einen kurzen geschichtlichen Bericht der Anstalt, die als eine Hohenzollernsche Stiftung im Jahre 1607 vom Kurfürsten Joachim Friedrich gegründet wurde, der, als weiser und gelehrter Herrscher, beflissen war, Bildung unter seinen Landeskindern zu verbreiten. Der Spielplatz ist eine historische Ein- richtung; denn schon bei Gründung der Schule wurde ein solcher, neben einem Obst- und Gemüsegarten, ange- legt. Durch die Schweden zerstört, erstand die Anstalt später neu in Berlin in der Burgstrasse. Ein Platz zum Spielen wurde am Weidenweg gepachtet, bis nach Uebersiedelung des Gymnasiums nach Wilmersdorf im Jahre 1882 ein 3 Morgen grosses anliegendes Grundstück zur Anlegung des jetzigen Spielplatzes angekauft wurde. Von diesem Grundstück, das ehemals aus schönem Wiesengrund bestand, hatte man nach und nach den Boden abgefahren, so dass bei der Anlage des Spielplatzes im Jahre 1883 die entstandenen Vertiefungen erst zugeschüttet werden mussten, wozu man Asche und Müll verwendete. Nachdem der Platz geebnet war, wurde er mit einer 10 cm hohen Lehmschicht bedeckt, und mit dem Ansäen wurde begonnen. Auf keinen Fall soll man bei Anlage eines Rasenspielplatzes den Rasen höher legen als die Wege; beide müssen gleich hoch sein, wenn man die Kanten gut erhalten will. Hohe Rasenkanten werden immer abge- stossen und lassen sich sehr schwer in Ordnung halten. Als im selben Jahre noch auf dem Spielplatze ein Fest zu seiner Einweihung mit Tanz im Freien stattfand, zeigte sich nach- träglich, dass der junge Rasen doch sehr darunter gelitten hatte. Von 30 Ar Rasen waren 10 Ar vollständig ruiniert. Im darauffolgenden Winter wurde durch Bewässerung aus dem Platze eine Eis- bahn gemacht, und nun zeigte sich im kommenden Frühjahr, durch die ent- standenen muldenartigen Vertiefungen, wie durch die in den Boden gelangten Wassermengen sich Asche und Müll gesetzt und erst gefestigt hatten. Es ist nötig, bei Anlage eines solchen Platzes vorher auf die Festigkeit des Bodens zu sehen. Wie der Platz nun- mehr aussah, konnte er nicht liegen bleiben; durch Umgraben der Fläche wäre die Asche nach oben gekommen; so wurde denn vor neuer Einsaat der Boden mittels Egge aufgerissen und die schlechten Stellen mit Erde ge- düngt. Zur Aussaat gelangte Tier- gartenmischung unter Zusatz von 10% Timotheegras (Phleum pratense), 5% Fioringras (Agrostis stolonifera) und 3 ° 0 Weissklee. Während der Schulferien tritt für den Platz eine Schonung ein; kahl- gewordene Stellen werden dann aus- gebessert und durch Aufdecken von Reisern geschützt. Auf diese Weise hat der Vortragende den Platz in fünf Jahren dahin gebracht, dass er gut grün bleibt; namentlich der Weissklee hat dabei gute Dienste geleistet. Das Laufen auf dem Rasen ist ihm weniger schädlich als das Diskuswerfen, das Einstecken von Stangen und der- gleichen. Herr Amelung fasst seine Aus- führungen über Anlage und Wartung eines derartigen Rasenplatzes in fol- gende Punkte zusammen: Grundfestigkeit für den Rasen durch vorheriges Aufbringen vielen Wassers, namentlich bei Aufschüttung; Spielplätze, die eine gewisse Boden- festigkeit besitzen, sind nicht über- mässig zu sprengen, damit auch die auf trockenem Boden wachsenden Gräser zur Entwicklung kommen. Düngung während der Vegetations- periode mit Erde respektive Dünger; endlich soll man auch im Sommer dem Rasen eine grössere Ruhepause gönnen. Mit dem Ausstechen der Unkräuter sei es nicht allzu ängstlich, wenn nur während des Sommers die Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 151 grössten sich breitmachenden Stauden entfernt werden. Der Vorsitzende dankt dem Vor- tragenden für seine interessanten Aus- führungen und stellt diese zur Dis- kussion. Herr Königlicher Hoflieferant Dietze: Für derartige Rasenplätze, wie sie Herr Amelung im Auge hat, lässt sich Schafgarbe sehr gut ver- wenden. Herr Gartenbaudirektor Brandt wundert sich, dass Herr Amelung den Weissklee empfohlen hat; überall wo es Rasen gibt, stellt dieser als un- gebetener Gast sich von selber ein. Man möchte ihn gerne los werden, doch weiss niemand wie; jedenfalls sei der Same schon in der Gras- mischung enthalten. Letzterem widerspricht Herr Kgl. Hoflieferant Klar. Kleesamen sei viel zu teuer, als dass er absichtlich zwischen den Grassamen gemischt werde. Die Verbreitung des Weiss- klee sei vielmehr der Verwendung tierischen Düngers zuzuschreiben, mit welchem die unverdauten Samen ins Land gelangen. Unkrautsamen bleiben, in tiefer Erde liegend, sehr lange keimfähig. 4. Herr Dr. Landmann, Wand- litz: „Ein neues Verfahren zur ver- einfachten Anlage von Zierbeeten." Herr Dr. Landmann ist nicht anwesend. Herr Braun , der über die Methode etwas unterrichtet ist, gibt darüber kurz Bericht. Wo es sich in Privat- gärten oder Parks darum handelt, Figuren, Wappen und dergleichen, von bunten Blumen hergestellt, im Rasen anzulegen, würde diese Methode viel- leicht zu empfehlen sein. Zu diesem Zwecke wird auf präpariertem Papier oder leichtestem Stoff die Zeichnung in natürlicher Grösse entworfen und diese Linienführung dann mit dem Samen der gewünschten Blumen be- streut, der darauf haftet. Das Ganze wird dann umgekehrt auf die betreffende Stelle im Garten gelegt, angedrückt oder mit Erde leicht überstreut und das Weitere der Natur überlassen. 5. Herr Crass II fragt an, wie weit die Sache der Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Garten- bau-Gesellschaft" gediehen sei; man wisse nicht, was man jetzt für Beitrag zu zahlen habe. Herr Braun erklärt hierzu, dass alles Erforderliche ein- geleitet sei; es könne aber, ehe ein definitiver Bescheid einliefe, noch ge- raume Zeit vergehen. Jedes Mitglied solle nur den jetzigen Beitrag an die Kasse abführen. Herr Amelung teilt mit, dass er mit Herrn Thomas persönlich Rück- sprache genommen und ihm bezüglich der Erbsenkultur seinen Rat erteilt habe. Herr Nickel hat verschiedentlich in Samenhandlungen Samen der Pariser „Treib-Carotte" bestellt, bekommt ihn aber nie rein, immer sind eine Menge Carotten darunter, die zu lang werden; zu Konserve- zwecken werden die echten, runden verlangt. Herr Crass II bemerkt hierzu: Die Berliner Gemüsegärtner zogen sich früher den Samen selbst. Alljährlich im Herbst wurden die zur Samengewinnung bestimmten Carotten sorgfältig ausgewählt; trotzdem kam es immer wieder vor, dass welche ausarteten. Vielleicht sei der in Frankreich gebaute Same echter und besser. Herr Klar meint, es komme über- all vor, dass Samen ausarte, Mohr- rübensamen dürfe man nicht in der Nähe einer Wiese bauen, da durch die wildwachsende Carotte leicht Kreuzungen zustande kämen. Herr Professor Dr. Rodenwaldt fragt an, ob die Tomate Lucullus, von welcher der Verein unentgeltlich Samen abgibt, des Anbaues wert sei. Die Sorte ist neu und soll erst aus- probiert werden. Im allgemeinen wird gewünscht, dass Mitglieder, die zu Versuchszwecken Samen usw. vom Verein erhalten, auch darüber einen kurzen Bericht geben; denn dies sei doch der eigentliche Zweck der Ein- richtung. Herr Dietze fragt an, wo die im vergangenenjahre angeschafften Rosen der Sorte: Otto von Bismarck, ge- blieben seien; er habe sich seinerzeit dazu gemeldet, einen Teil davon in Pflege zu nehmen, habe aber dann von der Sache nichts mehr gehört. Herr Klar gibt an, die Rosen auf das Versuchsfeld mit übernommen zu haben, da sich zur Uebernahme nie- mand gemeldet habe. Dort stehen die Rosen heute noch. Fr. Weber. 152 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 10. Februar 1910. 1. Das Protokoll der Januarsitzung wird verlesen und genehmigt. 2. An Früchten waren ausgestellt: Birnen: 1. Von Herrn Gärtnereibesitzer Mehl, Weissensee: Comtesse de Paris, eine grosse wohlschmeckende Frucht, deren An- bau im Grossen nur zu empfehlen ist. Marie Guisse, wird in fruchtbarem Boden bei warmer Lage gross und saftig. Die ausgestellten Früchte waren fehlerfrei. 2. Von Herrn Obergärtner Stein- dorf, Potsdam: Winterdechan tsbirne, Reifezeit Januar bis März. Die schönen Früchte waren ohne jedes Fusi- kladium und sehr gut entwickelt; sie waren auf trockenem Sandboden bei Ostlage, aber reichlicher Be- wässerung gezogen. Baronsbirne, eine haltbare, her- vorragend gute Winterwirtschafts- birne von starkem pyramidalen Wuchs. Sie reift erst nach Weih- nachten; früher wird sie selbst durch Kochen nicht weich, das Fleisch ist gekocht rot. Aepfel: Herr Steindorf führte folgende Sorten vor: Jakob Lebel, Goldrenette von Blenheim, Grüner Stettiner, Winterzitronenapfel, Grüner Fürstenapfel, Wintertaffetapfel, Zuccalmaglio's Renette. Herr Stadtgarteninspektor Mende, Blankenburg, hatte folgende Sorten ausgestellt: 1. Canada Renette, 2. Graue französische Renette, mit leichter Säure aber kräftigem Ge- schmack, 3. Königlicher Kurzstiel, 4. Goldrenette von Blenheim, süss und aromatisch, 5. Ontario, 6. Adams Parmäne, ausserdem feinen Geschmack auch wegen der schönen goldbronzierten Farbe em- pfehlenswert. Die Kostproben ergaben, dass diese jetzt völlig verbrauchsreifen Früchte ihrem Werte nach so einzuschätzen sind, wie sie die angeführte Reihenfolge ergibt. Die Vorzüge der anderen Sorten wurden ebenfalls anerkannt, besonders da einige so ausserordentlich haltbar und widerstandsfähig waren, dass sie in Mieten gut überwintert werden konnten. So z. B. Rheinischer Bohn- apfel, Callvilleartige Renette. 3. Trennung des Erwerbsobst- baues und des sonstigen Obstbaues auf zukünftigen Gartenbau -Ausstellungen. Bei Besprechung dieser wichtigen Frage kam man dahin überein, dass es nach den Erfahrungen auf der „Grossen Internationalen Gartenbau- Ausstellung in Berlin im Jahre 1909" wünschenswert erscheinen müsse, wenn die Trennung vom Erwerbsobstbau und von dem der Liebhaber auf Spe- zialobstausstellungen strikte durchge- führt werde, dass aber auf allge- meinen Gartenbau-Ausstellungen eine solche Trennung besser nicht stattfinde. Hier müsse, wie in allen anderen Zweigen des Gartenbaues, die gleiche Konkurrenz für alle gelten. 4. Von Berlepsch Goldrenette, die jetzt vielfach empfohlen wird, liegen hier nur die Erfahrungen vor, dass sie für Hochstamm nicht geeignet ist, dagegen gut am Spalier, in gutem Boden, möglichst an Mauern, gut gedeiht. Hier hält sie sich von Fusikladium frei und ent- wickelt gute und schöne Früchte. In leichtem Boden bleiben sie klein. Die Sorte soll eine Kreuzung von Ananas - Renette und Ribston- Pepping sein. Im Geschmack ähn- lich der Muskat-Renette. In Werder angepflanzte Bäume haben noch nicht getragen. 5. Das Marktgeschäft in Kern- obst hatte nach Weihnachten 1909 auf- fallend nachgelassen, obwohl die einge- gangenen Südfrüchte geringwertiger als sonst und später ein getroffen waren. 6. Es wird noch ein Bericht be- sprochen, der auf dem zweiten Obst- züchtertag des Havelobstgaues in Werder a. d. Havel am 7. Februar 1910 erstattet wurde. Dieser Bericht schildert die Lage der Obstzüchter in Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 153 den düstersten Farben und fordert mit Nachdruck Regierungshilfe. Der Re- gierung wird sogar zum Vorwurf ge- macht, dass sie durch unzweckmässige Förderung im Inlande dem Werder- schen Obstbau Abbruch getan habe und ähnliches mehr. Die Anwesenden konnten dieser trüben Schilderung nicht beitreten, wenn auch zugegeben werden muss, dass Konkurrenz entstanden ist; An- spruch auf Privilegierung einer Gegend oder eines Ortes dürfe aber nicht Platz greifen. 7. Zum Schlüsse kommen noch i verschiedene Erfahrungen über die | Anwendung des Kri stall- Azurins zur Sprache, die von anderen Be- richten erheblich abwichen. Ein solcher Bericht über dieses Spritzmittel be- findet sich in dem „Bericht der König- lichen Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem 1908", herausgegeben von Th. Echter- meyer, Seite 247. Dort heisst es unterVersuchswesen: „Kristall-Azurin" wurde als vorzüg- liches Bekämpfungsmittel besonders gegen Oidium vielfach angepriesen. Bei dem hier angestellten Versuch hat es sehr nachteilige Folgen gehabt. Zur Vorsicht wurde nur die Hälfte der vorgeschriebenen Menge gelöst und an einem trüben Tage bei Pfirsich- spalieren an der hiesigen Talutmauer angewandt. Am vierten Tage begannen die Blätter abzufallen, was etwa acht Tage anhielt, so dass die Bäumchen fast kahl wurden, ohwohl sofort mit Wasser nachgespült wurde, als sich der Schaden bemerkbar machte. Es sei noch darauf hingewiesen, dass Professor Dr. Meissner (siehe Deutsche Obstbauzeitung Nr. 10, Jahr- gang 1906) in einigen Laboratoriums- versuchen nachgewiesen hat, wie wenig Kristall-Azurin den Anprei- sungen entspricht." Dieser Bericht lautet: „Kristall- Azurin. Professor Dr. Meissner veröffentlicht im „Württem- bergschen Wochenblatt für die Land- wirtschaft" über das viel angepriesene Bekämpfungsmittel „Kristall- Azurin" einige Laboratoriumsversuche, die zeigten, dass das Mittel — es besteht aus Kupfervitriol und Ammoniak — sich entgegen der Behauptung des Verbreiters nicht vollständig auflöst. Immer bildete sich ein Niederschlag. Weiterhin äussert Dr. Meissner Be- denken wegen der behaupteten leichten Löslichkeit des Salzes in kaltem Wasser. Auch Regenwasser müsse demzufolge das Kupfersulfat -- Am- moniak auflösen und auf das leichteste abspülen. Hinsichtlich des Preises sagt der Verfasser, dass sich das Kilo selbsthergestelltes „Azurin" um 88 Pf. billiger stellt als das fragliche „Krystall- Azurin", das billigste und erprobteste Kupferpräparat sei und bleibe aber die bewährte Kupfervitriolkalkbrühe. Ueber die Wirkung des neuen Mittels müssen erst Versuche im Weinberge angestellt werden, dass wie alle Kupfer- präparate auch dieses das Oidium nicht abtöten könne, was vom Fabri- kanten behauptet wircT." Die Versammlung ist der Meinung, dass sich auf Grund der Art und Weise der Verwendung dieses Spritz- mittels in den obigen Berichten Urteile überhaupt nicht fällen lassen; so ab- sprechende Urteile aber hätten zu- rückgehalten werden müssen, bis die Praxis sich geäussert hätte. Versuche an einigen Pfirsichbäumchen oder Laboratoriumsversuche könnten un- möglich als massgebend oder beweis- kräftig hingestellt werden. Wenn in dem grössten Handels- Baumschulbetriebe des Kontinents sowie in zahlreichen anderen Garten- anlagen mit dem Kristall-Azurin gute Erfahrungen gemacht wären und es mit grossem Nutzen weiter verwendet würde, so sei der Beweis erbracht, dass die ungünstigen Urteile nur nach kurzen Beobachtungen vorschnell veröffentlicht seien; es sei zu bedauern, dass die angeführten Berichte in die Hände massgebender Persönlichkeiten kämen und möglicherweise als autori- tativ angesehen werden könnten. Es wird sogar darauf hingewiesen, dass die Erfahrung gelehrt habe, dass Pfirsiche überhaupt ein ungeeignetes Objekt zu derartigen Versuchen seien, ganz gleich, ob sie im Freien oder unter Glas gezogen würden. Bei den Pfir- sichen zeigten sich auch bei Anwen- dung anderer Kupferpräparate die nachteiligen Wirkungen, die in den obigen Berichten gekennzeichnet seien'. Nähere Erfahrungen über die Ursachen lägen noch nicht vor. 154 Kleine Mitteilungen Kleine Mitteilungen. Nymphaea Rehneltiana Henkel, species nova Hierzu Abb. 11. Durch die Güte des Herrn Direktor Holtze, Adelaide, kam ich wieder in Besitz einer Anzahl Nymphaeen, deren Samen und Knollen im Northern Territory, Australien, gesammelt waren und unter denen sich wieder ver- schiedenes Neue vorfand, von welchem ich hiermit eine, durch herrliche zart- blaue Farbe, vornehmen Veilchenduft und reichliches Blühen ausgezeichnete, zu Ehren des Herrn Fr. Rehnelt, Garteninspektors am Botanischen Garten in Giessen benenne, beschreibe und abbilde. Sie gehört derjenigen Sektion der Gattung Nymphaea an, deren Frucht- blätter resp. Samenfächer nur an der Aussenseite und am Rücken verbunden und sonst nicht miteinander verwachsen sind, so dass sich die Frucht leicht in ihre einzelnen Samenfächer zerlegen lässt (Sektion II Lyptopleura Casp.). In dieser Sektion gehört sie zur Sub- sektion Anecphya Casp., die sich von allen anderen Nymphaeen durch die dichtgedrängte Anhäufung der Staub- fäden auf dem oberen äusseren Rand der Frucht unterscheiden. (Siehe Nr.3. der Abbildung.) Sie bildet mit der schon früher eingeführten N. Holtzei R. et H.*) eine neue Serie, da bei diesen beiden die Blütenblätter über die ganze Wandung der Frucht verteilt sind, (siehe Nr. 10 der Abbildung) während sie bei der Anecphya Subsektion am Grunde der Frucht stehen und die Frucht frei sichtbar ist. Dies zu ihrer Stellung in der Gattung Nymphaea. Beschreibung: Knollen mittel- gross, verkehrt eiförmig, am Ende des ersten Jahres dunkelviolett gefärbt. Der Blütenstiel kräftig, konisch sich nach oben verjüngend, Knospe spitz, eiförmig, (siehe Nr. 4 der Abbildung) Blume (siehe Nr. 2 der Abbildung) mittelgross bis gross, 12 bis 20 cm *) Siehe Buch der Nymphaeaceen von Henkel, Rehnelt und Dittmann. Verlag Fr. Henkel, Darmstadt. I im Durchmesser von hellblauer Farbe ' und mit kräftigem, aber sehr feinem i Veilchenduft. Die Blume hat, wenn offen, eine ! sehr schöne Form, deren grössere Natürlichkeit gegenüber denen vieler anderer Nymphaeen durch die etwas sich nach aussen legenden Blumen- blätter hervorgerufen wird. Kelch- blätter (siehe Nr. 5 und 6 der Ab- bildung), vier, breit und stumpf, aussen fein in Strichen und Punkten leicht gefleckt; innen hellblau mit zahlreichen helleren Längsnerven. Blumenblätter (siehe 7,8,9 der Abbildung) ca. 14, hellblau, nach der meist etwas ausgestülpten Spitze und auf dem Rücken dunkler blau gefärbt. Ihre Form ist eiförmig und grössten- teils spateiförmig nach unten ver- schmälert, eine Form, die auch nur ihrer nächsten Verwandten, der N. Holtzei R. et H. eigen ist. Staubblätter (siehe 11, 12, 13 der Abbildung) sehr zahlreich, über 250, auf dem oberen äusseren Rand der Frucht dicht zusammengedrängt (siehe Nr. 10 der Abbildung), 1 bis 5 cm lang, im Knospenzustande alle nach innen geneigt, später etwas gelockert, aber nicht so sehr als bei N. Holtzei, deren äussere Staubfäden sich im ganz offenen Zustande weit zurücklegen. Die Staubfäden legen sich bei N. Holtzei so weit zurück, dass sie sich zwischen die sehr schmal spateiförmigen nach unten sich verjüngenden Blätter hin- durchzwängen und so teilweise unter denselben erscheinen. DieAntheren sind gelb, ohne Fortsatz. (Siehe Nr. 11, 12, 13 der Abbildung). Frucht ca. 18 bis 20 fächerig, Narbenscheiben (siehe Nr. 14 der Ab- bildung) ohne Fortsatz, Achsenfortsatz breit, spitz. (Siehe Nr.3 der Abbildung.) Blattstiel lang und gleichmässig dünn. Blattspreite fast rund, Lappen etwas ausgezogen, unten grün, etwas violett angehaucht, oben dunkler grün, Blattrand leicht gewellt, Nerven nicht besonders hervortretend. Die Kultur ist die aller Nymphaeen dieser Subsektion, deren Arten bis jetzt nur in Australien gefunden wurden. Sie verlangen etwas grössere Wärme Nymphaea Rehneltiana Henkel, species nova. Abb. 11. Nymphaea Rehneltiana Henkel, species nova. 1. Blattspreite. 2. Blüte. 3. Dieselbe im Durchschnitt. 4. Knospe. 5. Kelchblatt von innen. 6. Kelchblatt von aussen. 7, 8, 9. Blumenblätter. 10. Frucht mit den Narben der Kelch- und Blumenblätter. 11, 12, 13. Staubblätter. 14. Stigma-Scheibe. 156 Kleine Mitteilungen. und können im Freien ohne Heizung nicht leicht zum Blühen gebracht werden, während alle andern tropischen Nymphaeen wenn gut unter Glas vor- kultiviert, in sonniger, windgeschützter Lage in Deutschland monatelang un- unterbrochen blühen. Wasser und speziell Bodenwärme sollten ca. 20 bis 30° Celsius betragen. Sämlinge blühen bei guter Behandlung im ersten Jahre, doch ist Weiterkultur von Knollen- pflanzen mehr zu empfehlen, da Säm- linge besondere Aufmerksamkeit ver- langen. Nahrhafte Lehm- und Moorerde mit etwas scharfem Sande gemischt, ist immer das Beste. In die Tiefe gibt man immer etwas Vogeldünger, Hornspäne oder Guano, doch so weit von den Wurzeln weg, dass die Pflanze sich erst in die ungedüngte Erde ein- wurzelt um später, wenn deren Nahrung verbraucht ist, in der Tiefe neue Zufuhr zu finden damit sie zur Zeit der vollsten Entfaltung keinen Mangel leidet. Sollte dies doch einmal eintreten, so schiebt man einige Handvoll konzen- triertes Düngersalz zwischen die Wurzeln. Dieses lieber öfters als zu viel auf einmal, besonders bei kleinen Gefässen. Die Blumen bleiben abgeschnitten ca. 8 bis 10 Tage offen, in der letzten Hälfte vollständig, ohne sich nachts zu schliessen. Sie bilden ein vor- zügliches Material für Buketts für Vasen. In geheizten Teichen, im Freien und besonders unter Glas ist sie eine dankbare Pflanze, die nicht nur durch ihre zart abgestufte Blüten- farbe, sondern auch durch ihren feinen Duft und lange Haltbarkeit der Blüte die aufgewandte Mühe lohnt. Friedrich Henkel-Darmstadt, Gartenarchitekt. Schulschluss der städtischen Fachschule für Gärtner. Am Sonntag den 20. März, vor- mittags 11 Uhr, fand in der Aula der 21. bis 24. Gemeindeschule, Hinter der Garnisonkirche 2, in feierlicher Weise der Schulschluss der „städtischen Fachschule für Gärtner" statt. Nach dem gemeinsamen Gesänge „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" nahm der Dirigent der Fachschule, Siegfried Braun, das Wort und führte aus, dass jedes Mal, wenn der Frühling durch die Lande ziehe, und Wald und Flur sich mit dem prächtigen Grün und den mancherlei Farben zu schmücken an- fingen, es auch in der städtischen Fachschule für Gärtner ein Abschied- nehmen und Scheiden gäbe. Die vor- geschriebenen Stunden seien gehalten, nicht etwa schnell und obenhin, sondern, wie die Herren des Vor- standes des Vereins sich wiederholt hätten überzeugen können, nach- drücklich, mit Lust und Liebe und unter besonderer Berücksichtigung der Spezialwünsche für das gärtnerische Fach. Es sei alles geschehen, um dem jungen gärtnerischen Nachwuchs etwas Positives mit auf den Lebensweg geben zu können; denn für manche, vielleicht für die meisten gäbe es von nun an keine Wiederkehr zur Fach- schule. Jetzt würde der letzte Zu- sammenhang mit alledem, was Schule heisst, gelöst. Der Dirigent ermahnte sodann die Fachschüler, es niemals an der nötigen Dankbarkeit fehlen zu lassen, die man der Stätte seiner Bildung und den Männern, die sich um das geistige Wohl ihrer Schüler bemüht hätten, zu bewahren einfach schuldig sei. Zum Schlüsse gab er ihnen ein Sprüchlein mit auf den Weg, das von einem weit über die Grenzen seiner Heimat Württemberg hinaus bekannten Schulmeister, einem rechten Meister der Schule, herstamme. Dieses Wörtchen heisse: „Brauch' nicht viel, so brauchst nicht viel". Brauch' nicht viel, das heisse: Verbrauche nicht viel, halte dein Portemonnaie zu für alle die tausend unnötigen Dinge, die dich umgeben; dieses Wort er- mahne jeden, ein guter Haushalter zu sein, in der Zeit zu sparen, damit man in der Not habe; dann brauche man nicht mit Aufbietung aller Kräfte das Erforderliche zum Ausgeben heran- schaffen. Das glücke nicht immer; es kämen gute und schlechte Zeiten, wer aber zur rechten Zeit Sparsamkeit übe, habe im entscheidenden Momente alles nötige bereit. Besichtigung. 157 Das „Brauch' nicht viel" sei aber auch noch anders zu verstehen, näm- lich: brauche nicht viel andere Leute, suche nicht immer Stütze und Halt bei fremden Personen, sondern stelle dich auf dich selbst, mache dich zu einem ganzen tüchtigen Mann, ergreife deinen Beruf mit Freudigkeit und Liebe, dann brauchst du nicht viel nach rechts oder links zu sehen, sondern kannst ohne Sorge deinen Lebensweg geradeaus nehmen; dieses Wort sei der Beherzigung durch die Jugend wert. Hierauf fand eine Verteilung der Zensuren durch die Lehrer statt und eine Ueberreichung von 12 im Werte abgestuften Prämien durch den Schatz- meister des Vereins, Herrn König- lichen Hoflieferant J. F. Loock an solche Fachschüler, die sich durch Fleiss und regelmässigen Besuch be- sonders hervorgetan hatten. Diese Prämien waren wiederum von dem Mitgliede des Kuratoriums der Fachschule, Herrn Franz Bluth, Gross-Lichterfelde, gestiftet worden. Der Stifter war selbst zugegen und richtete auf eine Bitte hin als ein alter praktischer Gärtner, der bereits 50 Jahre im Fach tätig sei, Worte herzlicher Begiüssung und Ermahnung an die heranwachsende Gärtner- Generation und bat sie, vor allen Dingen neben der Tüchtigkeit im Fache auch die ideale Seite des schönen Gärtnerberufes nicht aus den Augen zu lassen. Nachdem der Leiter der Fachschule, Herr Rektor Rasack, der guten Füh- rung der gärtnerischen Fachschüler lobend gedacht und sich mit herz- lichen Worten von ihnen verab- schiedet hatte, wurde die Feier mit dem Liede „Unsern Ausgang segne Gott" geschlossen. # Auf der Königlichen Gärtner- lehranstalt in Dahlem b. Steglitz- Berlin (früher Wildpark) finden im Laufe des Jahres folgende kurzzeitige Kurse statt: 1. Kursus für Gartenfreunde. Vom 11. bis 16. April. 2. Bienenzucht-Kursus für Anfänger. Vom 9. bis 14. Mai. 3. Bienenzucht - Kursus für fortge- schrittene Imker. Vom 17. bis 21. Mai. 4. Obst- und Gemüseverwertungs- Kursus für Obstzüchter und Obst- bauinteressenten. Vom 25. bis 30. Juli. 5. Obst- und Gemüseverwertungs- Kursus für Damen. Vom 8. bis 13. August. Anmeldungen sind an den Direktor der Anstalt frühzeitig einzureichen. Besichtigung. Besichtigung des Dekorations- Materials in den Treibhäusern des Tiergartens am Dienstag den 8. März. Treffpunkt nachm. präzise 3 Uhr am Bahnhof Tiergarten, so lautete die Einladung, die an die Mit- glieder sämtlicher Ausschüsse des Vereins ergangen war. Es hatten sich etwa 20 Teilnehmer eingefunden, die unter Führung des Herrn Königlichen Gartenmeisters Riemann an der Besichtigung teil- nahmen. Wer konnte wohl von aussen ahnen, welche Schätze von blühenden Pflanzen in den Gewächshäusern bereitstanden, um zwei Tage später, am 10. März, bei der Schmückung des Königin- Luisen-Denkmals im Tiergarten Ver- wendung zu finden ! Die Fülle von blühenden Sträuchern in ihrer voll- endeten Schönheit zauberte uns in die schönste Zeit des Monats Mai hinein, und unwillkürlich fiel mir beim Anblick dieser Herrlichkeiten der kleine Vers ein: Der Lenz bringt neue Blüten immer, Alljährlich kehrt er bei uns ein. Es ist derselbe Blütenschimmer, Und stets wird er derselbe sein. Doch jedes Jahr, wie so verschieden, Entzücket uns sein Farbenspiel. Herrlich dunkelrot knospende Prunus 158 Verschiedenes. triloba, nur noch weniger Stunden Sonne gewärtig, um vollständig zu er- blühen; Flieder in den verschiedensten Sorten, von kleinen Sträuchern an bis zu Hochstämmen von einigen Metern Höhe, alles in schönstem Flor, dazwischen Goldregen, Prunus sinensis, Spiraea prunifolia, pontische Azaleen in prächtigem Farbenspiel vom matten cremegelb bis zum leuchtenden Rot gab es hier zu sehen. Namentlich brachten letztere in die Blütenpracht eine reiche Abwechslung; eine Pflanze mit matt- schwefelgelben Blumen, die einen Schein ins Violette hatten, war gerade- zu entzückend. Amaryllis in schillern- den Farben, blühende Rhododendron, Tulpen und andere schöne Sachen vervollständigten das liebliche Bild. Und alljährlich muss ein gleichgrosser Posten blühender Pflanzen am 10. März zur Verfügung stehen, ganz gleich, wie das Wetter sich gestaltet. Da heisst es allerdings aufpassen , um zu rechter Zeit mit dem Treiben und dem nötigen Abhärten der Pflanzen fertig zu sein; anderseits ist aber auch dafür zu sorgen, dass die Blumen nicht vorher abblühen. Um allen diesen Anforderungen gerecht werden zu können, ist die vollendete Kunst eines Gärtners nötig. — Herrn Riemann ist der herzliche Dank aller Besucher für diese Einladung zuteil geworden, r Verschiedenes. Die Kuntze'schen Erben, Inhaber der Firma J. C. Schmidt aus Erfurt, Blumenschmidt Berlin-Steglitz, haben vor Einführung der Wert- zuwachssteuer in Steglitz ihr dortiges Gärtnereigrundstück zwecks Auf- schliessung für die Bebauung ver- kauft. Sämtliche Gewächshäuser müssen im Laufe dieses Jahres abge- brochen werden und werden von der Firma alle Pflanzenbestände und Ge- wächshäuser zum schleunigen Ver- kauf gestellt. Die Firma hat sich schon vor Jahren neue Terrains in Marienfelde gegenüber der Beyrodt'schen Gärtnerei gesichert. Balkonprämiierung in Zehlendorf. Auf wie fruchtbaren Boden die Anregungen für den Balkonschmuck in Zehlendorf gefallen sind, konnte man in den letzten Jahren recht deutlich beobachten, seitdem der hiesige Ortsverein dazu die ersten Schritte getan und alljährlich eine Summe zur Beschaffung von Prämien für die am besten dekorierten Balkone ausgesetzt hat. Das Interesse wurde aber noch mehr gesteigert, seit der „Verein zur Beförderung des Garten- baues in den Königlich preussischen Staaten" alljährlich eine silberne Medaille zur Verfügung stellte. Nicht nur die Besitzer der neuer- bauten Villen, sondern auch die älteren Bewohner Zehlendorfs beteiligen sich fleissig an diesem Wettbewerb. Ob- gleich wir uns noch im zeitigen Früh- jahr befinden, sieht man jetzt schon in den betreffenden Kreisen eifrig rüsten, um für die kommende Saison alles aufs beste für die Ausschmückung der Balkone vorzubereiten. n Ausstellungen. Zur Hebung und Förderung des deutschen Gartenbaues veranstaltet Thüringen eine Gartenbau- Aus- ste llung und eine deutscheNeuheiten- die Gruppe oberer Saalekreis des schau. Alle Anfragen sind zu richten „Verbandes der Handelsgärtner ! an Paul Süptitz, Saalfeld a. d. S. Deutschlands" vom 1. bis 3. Sep- Budapest, Internationale Garten- tember 1910 in Rudolstadt in bau-Ausstellung, veranstaltet von der Eingegangene Preisverzeichnisse. 159 Ungarischen Landes-Gartenbaugesell- schaft vom 5. bis 16. Mai. Frankfurt am Main, vom 7. bis 16. Oktober 1910. Obst- und Gartenbau- Ausstellung des „Nassauischen Landes- Obstbauvereins" in der grossen Fest- halle. Anfragen sind zu richten an Garteninspektor Junge in Geisen- heim am Rhein. Eingegangene Preisverzeichnisse. Metz, A & Co., Sämereien und Saatgetreidegrosshandlung, Berlin W. 57, Bülowstr. 56. Hauptverzeichnis 1910 über Sämereien aller Art. Mackroth, F. Carl, Wahren (Sachsen) bei Leipzig. Preisliste 1910 über Gemüsesamen und Neuheiten, über Blumensamen, Pflanzenneuheiten, Sommergewächse, Stauden, Topf- pflanzen, Erdbeeren usw. Neubert, E. Handelsgärtnerei, Wan dsbeck bei Hamburg. Frühjahrs- liste 1910. Enthaltend Farne in den besten Handelssorten, Begonien, Mai- blumen, Nelkenpetunien usw. Noa, August, Freienwalde an der Oder. Preisliste über selbstge- baute Blumensamen. Nonne & Hoepker, Königliche Preussische Hoflieferanten, Ahrens- burg bei Hamburg. Hauptkatalog über Stauden, Dahlien, Baumschulartikel und Topfpflanzen. Mit vielen schwarzen Abbildungen. J. C. Schmidt, Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Erfurt. Hauptkatalog 1910 über Obst- bäume, Fruchtsträuc her, Erdbeer Sorten, Ziersträucher, Schlingpflanzen, Koni- feren, Rosen und Nadelhölzer. Mit vielen ganz vorzüglichen schwarzen Abbildungen. Zopes, Jakob, Kunst- und Handels- gärtnerei, Samenhandlung, Fische- nich bei Köln. Hauptkatalog 1910 über Neuheiten, Blumensamen, Pflanzen, Gemüse-, Kleesamen, Futter— Runkel- rüben usw. Mit vielen schwarzen Abbildungen. Arends, Georg, Ronsdorf (Rhld.). Engrospreisliste für Handelsgärtner über Samen, Neuheiten, Stauden, Sommergewächse usw. Beyrodt, Otto, Marienfelde- Berl in, ausführliche Liste von Orchi- deen, Kollektionen für Liebhaber, japanische Gartenpflanzen, Gewächs- haus- und Wintergartenbau usw. Mit vielen ganz vorzüglichen schwarzen Abbildungen. E. Boese & Co., Samenhandlung, Berlin C, Landsbergerstr. 64. Haupt- katalog 1910 über Samen, Pflanzen, Blumenzwiebeln , Baumschulartikel , Gartengeräte usw. Sehr reichhaltiges Sortiment mit ganz vorzüglichen schwarzen Abbildungen. Dittmar, Gebrüder, Heilbronn a. N. (Württemberg). Preisliste über Garten-Forstgeräte usw. Mit vielen schwarzen Abbildungen. Harms, Otto, Deutsch - Evern (Prov. Hannover). Pflanzenverzeichnis über Viola, buntfarbige Seerosen, Hele- borus-Christrosen, mit vielen ganz vor- züglichen schwarzen Abbildungen und einer Buntdrucktafel über Pyrethrum- Sorten. Die Tafel zeigt drei neue rote Pyrethrumsorten. „Aurora", leuchtend rot und „Rotkäppchen", dunkelrot. Beide Sorten tragen auf straffen etwa 50 bis 60 cm hoch werdenden Stielen grosse edel geformte Blüten, deren intensive leuchtendrote und dunkelrote Färbung von besonderer Leuchtkraft durchwirkt ist. Die Blumen der Sorte „Rotkäppchen" haben einen doppelten Strahlenblütenrand und erscheinen dadurch voller. Beide Sorten haben für die Binderei wie auch als Garten- schmuck hohen Wert. Die dritte Sorte „Hildegard" is rosa gefärbt und wird etwas höher wie die ersteren. Bö hl je G. D., Baumschulen, Westerstede in Oldenburg. Preis- liste 1910 über Koniferen, Rhodo- dendron, Gartenazaleen, immergrüne Laubgehölze, Farnkräuter usw. 160 Personalia. - Bekanntmachung. Kroger & Schwenke, Samen- handlung, Berlin-Schöneberg, Akazienstrasse 6. Preisliste 1910 für Handelsgärtner über Gemüse-, Feld- und Grassamen, Blumensamen, Ge- wächshausfarne usw. Mann, Otto, Leipzig-Eutritzsch, Preisliste Frühjahr 1910 über Samen, Blumenzwiebeln, Pflanzen usw. Bei grosser Pflanzenauswahl zeigt der neue Katalog eine Menge Neuheiten auf den verschiedensten Gebieten des Gartenbaues. Ihm ist eine farbige Tafel beigegeben, die empfehlenswerte Dahlien - Neuheiten zur Abbildung bringt. Die einzelnen Sorten der Ab- bildung sind: „Weisse Dame" (reinstes Weiss), „Dornröschen" (karminlachs- rosa), „Götterfunde" (blutrot), „Vulkan" (orangescharlach), „Harmonie" (lachs- gelb), „Undine" (fliederrosaweiss). Personalia. Massias, Otto, grossherzoglich badischer Garteninspektor in Heidel- berg ist am 23. Februar nach langem, schwerem Leiden im 58. Lebensjahre gestorben. Fiedler, Albert, Gross- Lichter felde, ein bekannter und um die Ausbreitung der Kakteenpflege und Kakteenkunde verdienter Pflanzenliebhaber, ist am 12. Januar gestorben. Schall, Heinrich, Betriebsleiter der Königl. Hofgärten und Königl. Anlagen in Bayern, wurde von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten Luitpol'd von Bayern zum Hofgarten- Oberinspektor ernannt. Den Obergärtnern Hermann A 1 1 m a n n in Auerbach, Josef Moertlbauer in Schönbusch bei Aschaffenburg,Heinrich Geh in Schieissheim und Ignatz Schredl in Nymphenburg wurde der Titel „Königlicher Garteninspektor" verliehen. Gräbner, Dr. P., Kustos am Bota- nischen Garten in Dahlem und Dozent an der Königlichen Gärtnerlehranstalt dortselbst, ist zum Professor ernannt worden. Tagesordnung für die 990. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 31. März 1910 abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II). 2. Vortrag: Herr Alfred Unger, Heidelberg, Generalvertreter der Firma L. Böhmer & Cie., Yokohama, über: „Japan und die Flora des Landes". Mit kolorierten Lichtbildern. 3. Verschiedenes. Gäste, auch Damen, willkommen. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX C. H. Ulrich, Charlottenburg, Bismarck-Str. 96 baut an allen Plätzen des In- und Auslandes Gewächshäuser, Win- tergärten, Glashallen und alle Eisen-Glas- konstruktionen in einfacher und in Doppel- Panzerglasung nach eigenen Systemen in bester bewähr- ter Ausführung zu massigen Preisen. Illustrierter Katalog und feinste Referenzen zu Diensten. Besuche und Be- sprechungen, Zeichnungen u. Kostenanschläge auf Wunsch. best«« nd billigst«« Mittel mm Yeptilgen von Unkraut auf Gartenwegen, Strassen, PUtzen tuw. Jedes Quantum von 60 Kilogramm ab sa beziehen ran Traine & Hellmers, Chem. Fabrik, Köln a. Rk. Wiederrorkänfer gesucht. RÄUMUNGS-OFFERTE! Wegen Abbruch meiner Gärtnerei in Steglitz stelle ich meine sämtlichen Pflanzenbestände zum schleunigen Verkauf. 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R. utm der Schoot & Sohn, Hlllesom bei Haarlem (Holland) Gegründet 1830 Gegründet 1830 Gartenbau-Etablissement Eigene llnmenwienelkulturen, umfassend Ober 160 Hektar (die gräten Hollands) Kataloge unberechnet auf Anfrage. Prof. Dr. Wagner's Nährsalz bester Garten- und Blumendünger wird hergestellt und in grösseren und kleineren Packungen unter Nachnahme versandt von Chemische Fabrik Kalk G. m. b. H. :: l^lTa/RSet':: Prospekt kostenlos! Einfachste Anwendung! Grossartiger Erfolg! Ph. Geduldig + Rosenzüchfer ♦ Aachen 16 ROSEN Hochstamm - niedrige — Schling. — Neuheiten! Garantiert sortenecht Man verlange Offerte! SS^^SSSS^SSSS^SSSmmSSSm Hl I Gharlesworth & Co., Haywards Heath, Sussex, England ORCHIDEEN Kontinent- Filiale: E. Bohnhof, 43 Hue Gerard, Brüssel i Cuit Moll, Borgsdorf bei Birkenwerder SPEZI AL- GÄRTNEREI TELEPHON BIRKENWERDER 39 ORCHIDEEN-KULTUREN Für den Inseratenteil verantwortlich: M. Junge, Berlin-Charlottenburg. — Druck von Rudolf Mosse, Berlin. 15. April 1910 Heft 8 cnocn.onnonzioizion^°c# D E s F Abb. 13, Fig. 1. Nützliche Bodenbakterien. A. Wurzel von Lupinus angustifolius, mit Knöllchen besetzt. Nat. Gr. B. Bacillus radicicola, Stickstoffsammler. C. Azoto- bacter, Stickstoffsammler. D. Micrococcus ureae, Ammoniakbildner. E. Nitrosomonas, Nitritbildner. F. Nitrobacter, Nitratbildner. Vergrösserung für B— F 1500. Z. Tl. nach A. Fischer. Die Bodenbakterien. 167 achtung, dass die Wurzelbakterien nur in den jüngeren Knöllchen die charakteristische Stäbchenform aufweisen, also „in guter Form" sind, während sie später in dem Masse zusammenschrumpfen und verkrüppeln, als ihre Wirtspflanze sich kräftig entfaltet. Demnach bestände hier ein ähnliches einseitiges Ausbeutungssystem wie zwischen dem Orchideenkeimling und dem in seinem Zellgewebe lebenden Wurzelpilz, dessen Mycel von der wachsenden Pflanze verdaut wird und allmählich schwindet. (Vgl. Orchis, Jahrg. 1910; p.21.) Nun, dem sei, wie ihm wolle! Ob Altruismus oder schnöder Egoismus — um derartige sentimentale Erwägungen kümmert sich der praktische Pflanzenzüchter wenig. Durch die Entdeckung, dass die Leguminosen wenigstens indirekt den Luftstickstoff verwerten können, war ein bis dahin nur vereinzelt angewendetes Kulturverfahren, die Gründüngung, in ein neues Licht gerückt. Auch dem ärgsten Skeptiker mussten die früheren Bedenken gegen diese Art der Brache schwinden, nach- dem die Wissenschaft nunmehr das Wesen der Gründüngung klargelegt hatte. Sät man nämlich Lupinen, Erbsen oder andere der Bodenart angepasste Leguminosen aus und pflügt die Pflanzen nach ihrer vollen Laubentfaltung in frischem Zustande wieder unter, so geben sie dem Boden bei ihrer Zersetzung an Mineralsubstanz zunächst alles wieder zurück, was sie ihm entzogen hatten; ausserdem aber führen sie ihm erhebliche Mengen von Stickstoff zu, welche sie mit Hilfe der Knöllchenbakterien aus der Luft aufgenommen und assimiliert, d. h. in ihrem Körpereiweiss gespeichert hatten. Auf Grund zahl- reicher Anbauversuche darf man annehmen, dass dieser Stickstoffgewinn gegen 150 kg pro ha beträgt — gewiss ein hoher Nutzen der Gründüngung, wenn man bedenkt, dass 1 kg Stickstoff in 1500igem Chilisalpeter mit 1.20 M. bezahlt wird. Dementsprechend gestaltet sich auch die Ertragssteigerung bei der Nach- frucht; so erhält man bei Rüben sowohl wie bei Kartoffeln Mehrerträge von 90 bis 100 Doppelzentnern pro ha. Auch in gärtnerischen Betrieben macht man jetzt häufig von der Gründüngung Anwendung, besonders wenn es sich um die Bearbeitung von Neuland handelt, das zur Anlage von Baumschulen oder Obstpflanzungen dienen soll. Ueberall da, wo die reichliche Abdüngung solcher Flächen mit Stallmist sich zu teuer stellt, sollte man wenigstens die Gründüngung ausführen. Man erreicht dadurch zwei wesentliche Vorteile, einmal die kostenlose Zufuhr des wertvollen Stickstoffs, dann aber auch eine Anreicherung humoser Stoffe im Boden, die immer und auf jeder Bodenart, vom Moorboden abgesehen, nur erwünscht sein kann. Wenn man so in einer Obstplantage Geld sparen kann, indem man stickstoffsammelnde Pflanzen anbaut, also den sonst so teuren Stickstoff kostenfrei — einstweilen auch noch steuerfrei — der Luft entnimmt, so ist die Sparsamkeit aber gar nicht am Platze in bezug auf die übrigen Pflanzen- nährstoffe, die uns aus der Luft leider nicht zufliegen, und an denen es be- sonders auch in der sandigen Mark Brandenburg oft bedenklich hapert. Ohne Zufuhr von Thomasmehl und Kainit wird man auf hungrigen Sandböden ein kräftiges Wachstum der Grünfrucht nicht erzielen können! Das sind aber Düngemittel, die man im Vergleich zum Chilisalpeter als spottbillig bezeichnen kann; ausserdem gehen sie bei der Gründüngung nicht verloren, sondern stellen eine dauernde Bereicherung des Bodens dar. 168 Die Bodenbakterien. Nach Hellriegels wichtiger Entdeckung galt es ein Jahrzehnt lang als ein Dogma, dass nur die in den Leguminosenknöllchen lebenden Spaltpilze, und auch diese erst nach ihrer Einwanderung in die Wurzel der Wirtspflanze freien Stickstoff zu assimilieren vermögen, und dass nur die Schmetterlings- blütler, auf welche das Vorkommen der Wurzelknöllchen so ziemlich be- schränkt ist, demnach als Stickstoffsammler gelten können. Dass z. B. Weisser Senf, der ja häufig in die umgebrochenen Stoppeln eingesät und noch vor Winter umgepflügt wird, das Land an Stickstoff bereichert, konnte einwandfrei noch nicht nachgewiesen werden; seine immerhin recht günstige Wirkung muss also andere Ursachen haben. Den Ruhm, Stickstoff zu binden, das heisst in Eiweiss überführen zu können und damit zur Stillung des Eiweisshungers von Pflanze, Tier und Mensch beizutragen, muss heute unser Bacillus radicicola teilen mit einer anderen Gattung, welche dem Spürsinn der Bakteriologen nur dadurch so lange verborgen bleiben konnte, dass sie im Gegensatz zu der ersterwähnten Art „mit festem Wohnsitz" ein vagabondierendes, freies Leben im Boden führt. Der Holländer Beijerink entdeckte diesen Spaltpilz im Jahre 1901 in Garten- erde und nannte ihn Azotobacter, zu deutsch „Stickstoffbakteri um" ein Name, welcher der Bedeutung dieses nützlichen Spaltpilzes gerecht wird und ihn aus dem Heere der „vielen und al^zuvielen" unter seinen Genossen vorteilhaft heraushebt. Nachdem er einmal gefunden, in Reinkulturen weiter- gezüchtet und nach seiner biologischen Eigenart gewürdigt worden war, stellte es sich bald heraus, dass er zu den häufigsten Vertretern der artenreichen Gruppe von Bodenbakterien gehört und beinahe in jedem Lande der Erde und in jeder Bodenart zu finden ist — nur da nicht, wo der Boden Müdigkeits- erscheinungen aufweist! Durch geeignete Behandlung aus dem Boden isoliert ist unser Azotobacter auch gar nicht leicht zu übersehen, denn nach Länge und Leibesumfang repräsentiert es sich als ein Riese in diesem Pygmäenreich. (Vergl. Fig. 1. C.) Wie die Pilze im allgemeinen bedarf auch das Azotobacter eines organischen Nährsubstrates, welches es wie die höheren Pilze im Humus, findet, nur mit dem Unterschiede, dass es mit einem Minimum zufrieden ist und daher noch im Dünensande vegetieren kann, während z. B. die Hutpilze recht hohe Ansprüche daran stellen und im dick gelagerten Waldhumus oder, wie der Champignon, im verrotteten Dung am besten gedeihen. Nur nebenbei sei erwähnt, dass man dem Azotobacter, als man es im Reagenzglas weiter züchtete, an Stelle des Humus gelegentlich auch Zucker bot. Da zeigte es sich nun, dass unser bescheidener Bodenvagabund im Grunde ein Gourmand ist, der das Süsse liebt. Diese Erfahrung übertrug man auf seine Kultur in Erde. Man sterilisierte diese zunächst wie auch die Gefässe, tötete also alle Keime ab, düngte mit 20 g Zucker pro Kilogramm Erde, impfte mit Azotobacter und säte irgendwelche Kulturpflanzen darin aus. Nun stellte sich heraus, dass unser Freund auch die Dankbarkeit, eine so seltene Tugend, übt, indem er die Ernte-Erträge durch fleissige Bindung von Luftstickstoff auf das Doppelte erhöhte. Dieser Mehrertrag kann nicht etwa als Folge der Zuckerdüngung ange- sehen werden; die darin enthaltenen Grundstoffe sind die gleichen wie im Humus, nämlich Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Und wer doch meint, dass der Zucker allein das Wunder bewirkte, der probiere es einmal, Die Bodenbakterien. jgg indem er seine Topfpflanzen damit düngt. Der Erfolg wird ausbleiben, denn an Humus fehlt es der Blumenerde gewiss nicht, anderseits pflegt sie auch so reich an Stickstoff zu sein, dass selbst wenn Azotobacter darin vorhanden ist und sich durch die Zuckergabe besonders kräftig vermehren sollte, der dadurch erzielte Stickstoffgewinn sich wahrscheinlich doch nicht in einem üppigeren Wachstum der Topfpflanzen dokumentieren würde. Wir sind ja als Gärtner gewöhnt, mit den Pflanzennährstoffen aus dem Vollen zu wirtschaften; und wenn es da am fröhlichen Gedeihen fehlt, so sind die Ursachen meist an- derer Art. Mit der Aufzählung dieser beiden Bakterienarten ist die Zahl derjenigen aber noch lange nicht erschöpft, welche sich als nützlich, ja unentbehrlich für den Pflanzenbau erwiesen haben. Da ist zunächst als eine längst be- kannte Gruppe diejenige der Fäulnisbakterien anzuführen, deren segens- reiche Tätigkeit darin besteht, in die tote Leibessubstanz von Pflanzen und Tieren einzudringen, sich von ihr zu ernähren und dadurch die darin ent» haltenen Eiweisstoffe so zu verändern, dass der Stickstoff derselben nach mancherlei Umwandlungen von neuem in den Kreislauf durch Pflanze und Tier eintreten kann. Auch die täglichen Ausscheidungen des lebenden Tier- körpers unterliegen den sofortigen Angriffen der Fäulnispilze; Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Kohlensäure und Sumpfgas sind die Endprodukte der ersten Phase dieses Umwandlungsprozesses, der oft mit solcher Schnelligkeit verläuft, dass Stickstoffverluste im heissen Sommer unausbleiblich sind, wenn die Temperatur dem Optimum für die Bakterienentwicklung entspricht. Be- sonders der Harnstoff, das Oxydationsprodukt, der von den Tieren im Futter aufgenommenen Eiweissverbindungen, wird schnell zerstört, indem er unter Wasseraufnahme in Kohlensäure und Ammoniak übergeht. Der stechende Ammoniakgeruch, den man an warmen Tagen in Pferdeställen deutlich wahr- nimmt, ist ein Beweis für die Flüchtigkeit dieser Stickstoffverbindung. Auch diese Umwandlung bewirkt ein am Boden der Ställe und in den Jauchegruben stets vorhandener Spaltpilz, nicht von Stäbchen-, sondern von Kugelform, Micrococcus ureae. Fig. 1. D. Die Entbindung des wertvollen Ammoniaks aus dem Dünger ist natürlich so lange unerwünscht, als dieser an der Luft lagert; in den Boden gebracht, soll er aber der Zersetzung möglichst bald unterliegen; denn nicht der Harnstoff und die sonstigen organischen Verbindungen, welche er enthält, sondern erst deren Umwandlungsprodukte sind für die höheren Pflanzen aufnehmbar. Daher die schnelle Wirkung des schon verrotteten Düngers und des Kompostes gegenüber dem frischen Stallmist! Daher das in den Gärtnereien noch so viel geübte Verfahren, Kuh- und Geflügeldung in Berührung mit Wasser erst „gären", d. h. gar werden zu lassen und dabei gleichzeitig zu verdünnen. Es ist bemerkenswert, dass Ammoniak sich im Wasser reichlich löst und Verluste bei dieser Behandlung des Düngers nicht zu befürchten sind. Dagegen sollte man frisch angelieferten Dung nicht lange — besonders über Sommer — in Haufen liegen lassen. Die Dampfschwaden, welche sich daraus entwickeln und bei feucht-kalter Witterung zu Nebeln verdichten, enthalten stets etwas Ammoniak; man sollte dieses Gas dann wenigstens dadurch zu binden suchen, dass man die Dunghaufen mit einer Schicht Kompost oder noch besser mit Torfstreu bedeckt. 170 ®ie Bodenbakterien. Der Landwirt sucht sich gegen die Verflüchtigung des Stickstoffes da- durch zu schützen, dass er eine alte Regel in die Tat umsetzt, welche lautet: hinter dem Mistwagen soll der Pflug folgen. Im normalen Erdboden zersetzt sich zwar der Dung erst recht unter dem Einfluss der nie fehlenden Bakterien- flora; aber die Erde, besonders der lehmige und humose Boden, hat wie der Torf die wichtige Eigenschaft, das Ammoniak zu absorbieren. Ausserdem unterliegt diese Stickstoffverbindung hier bald einer weiteren Veränderung, die uns interessiert, weil sie auch wieder unter Mithilfe von Mikroben vor sich geht. Allerdings sind es Bakterien anderer Art, 'als die vorher genannten. Indem man auch sie aus dem Boden isolierte und im Reagenzglas kultivierte, stellte man als ihre bedeutsamste biologische Eigen- tümlickeit die Fähigkeit fest, Ammoniak und Ammoniaksalze zu oxy- dieren und daraus schliesslich Salpeter zu erzeugen; danach nannte man sie nitrifizie rende , d. h. Salpeter-Bakterien. Es ist höchst interessant, wie dabei das Prinzip der Arbeitsteilung auch noch diese Klein- welt beherrscht und ihr sich still im dunklen Schoss der Erde abspielendes Arbeitsprogramm spezialisiert. Die erste Phase der Oxydation besteht in der Bildung salpetriger Säure; sie vollzieht sich nach der Gleichung: NH3 + 30 = HN02 + H20. Ammoniak -f~ Sauerstoff = Salpetrg. S. -f- Wasser. Die zweite Phase besteht in der Umwandlung der Salpetrigen Säure zu Salpetersäure gemäss der Gleichung: HNO, -f 0 = HN03 Salpetrg. S. + Sauerstoff = Salpetersäure. Dem russischen Forscher Winogradsky verdanken wir neben vielen anderen wichtigen Ergebnissen auch die schon erwähnte Feststellung, dass jede Phase an die Mitwirkung ganz bestimmter Bakterienarten gebunden ist, so dass also die Nitritbildner nur Ammoniak zu Salpetriger Säure, die Nitratbildner nur letztere zu Salpetersäure zu oxydieren vermögen. Ver- gleiche Fig. 1 E. u. F. Da aber in jedem Kulturboden beide Gruppen neben- einander vorkommen und ihre Lebensbedingungen, nämlich Feuchtigkeit, Wärme und viel Luft, die gleichen sind, so bleibt die Oxydation nicht auf der ersten Stufe stehen, sondern führt immer zu Salpeterbildung. Aus den obigen chemischen Gleichungen geht hervor, dass die Nitri- fikation nur bei reichlichem Sauerstoffzutritt, d. h. bei guter Durchlüftung des Bodens vor sich gehen kann. Damit im Einklang steht die an Reinkulturen gemachte Erfahrung, dass Bakterien dieser Art in ammoniakhaltigem Substrat nur gedeihen können, wenn ihnen Luft direkt zugeführt wird, mit anderen Worten: die nitrifizierenden Bakterien haben ein grosses Sauerstoff bedürfnis. Das ist leicht verständlich; dagegen könnte es vielleicht Kopfschütteln er- regen, dass als Zersetzungsprodukt des Düngers im Boden regelmässig Salpeter- säure auftreten soll, deren ätzende Wirkung ja bekannt ist und die daher die feinen Saughaare der Wurzeln wohl zerstören müsste. -- Das wäre -in- der Tat der Fall, wenn diese starke Säure nicht auch imstande wäre, die Bodensalze, z. B. kohlensauren Kalk, anzugreifen und sich mit basischen Stoffen, in unserem Beispiel mit dem Kalk, zu neutralem Kalksalpeter zu vereinigen. Die Bodenbakterien. \"\ Wäre es anders, so würden auch die Salpeterbakterien selbst in ihrer Entwicklung gehemmt, denn sie sind gegen die schädliche Wirkung ihres eigenen Stoffwechselproduktes keineswegs gefeit.*) Sie gedeihen in Reinkultur am besten auf Nährböden mit schwach alkalischer Reaktion; oder auf die Praxis des Pflanzenzüchters übertragen: die Nitrifikation im Boden geht nur vor sich, wo es an Kalk nicht fehlt, und sie vollzieht sich um so vollständiger, je mehr Kalk vorhanden ist. Aber ist die Salpeterbildung im Boden von so erheblicher Bedeutung, dass wir sie unter allen Umständen zu fördern suchen müssen? Die Antwort darauf haben uns zahlreiche Vegetationsversuche gegeben, sie lautet klipp und klar: ohne Salpeter gibt es kein freudiges Wachstum in Garten und Feld; denn dieses Salz ist für die höheren Pflanzen mit einigen Ausnahmen, wozu natürlich auch die Leguminosen gehören, die einzige Stickstoffquelle. Auch künstliche Düngemittel, wie Kalkstickstoff und schwefelsaures Ammoniak, müssen erst der Oxydation durch die Bodenbakterien unterliegen, ehe der darin enthaltene Stickstoff verwertbar wird. Entweder düngen wir also direkt mit Chili- oder Norgesalpeter und können dann eine sofortige Wirkung erwarten, oder wir wenden die oben genannten Fabrikate an, bei denen der Erfolg sich langsamer, aber ebensosicher einstellen wird, oder endlich wir bleiben trotz aller modernen Surrogate beim altbewährten Stallmist, müssen dann aber dafür sorgen, dass seine Umwandlung bis zur Salpeterbildung sich glatt voll- ^^v ziehen kann. Dazu ist erstens viel Sauerstoff notwendig, soviel, dass die als Ueberträger fungierenden Bakterien J\_ ß ihren Bedarf daran nur in den obersten Schichten des Bodens decken können; — in Tiefen von mehr als 40 cm Abb. 14. Fig. 2. Schäd- findet man gerade diese Arten höchstens noch in leichten licne Bodenbakterien. Böden, woraus sich zur Genüge erklärt, das zu tief ein- A. Bacillus pyocyaneus, _ , Salpeterfresser. B. Ba- gebrachter Dung vertorft und wertlos wird. Zweitens cillus tetani, Erreger gehört, wie wir sahen, noch Kalk dazu um die Salpeter- des Wundstarrkrampfes. säure zu neutralisieren; und drittens darf auch ein ergr' (Nach A. Fischer.) gewisses Mass von Feuchtigkeit nicht fehlen, denn auch die nitrifizierenden Bakterien können sich, wie alle Bakterien, nur im feuchten Substrat vermehren; man denke z. B. daran, dass Frucht- und Gemüsepräserven vor der Zersetzung durch Bakterien dadurch geschützt werden, dass man sie trocknet! Haben die bisherigen Erörterungen uns die Bodenbakterien im besten Licht gezeigt, so darf doch nicht verschwiegen werden, dass hier, wie überall Licht und Schatten verteilt ist, und dass uns die Forschung der letzten Jahr- zehnte auch mit allerlei schädlichen Mikroben im Boden bekanntge- macht hat. Nur beiläufig seien hier die in humoser Gartenerde verbreiteten Erreger schwerer Infektionskrankheiten genannt, nämlich der Bacillus tetani (Fig. 2 B.) dessen Einwanderung in den menschlichen Organismus ge- legentlich durch offene Wunden erfolgt und den oft tötlich verlaufenden *) Auch die Hefepilze gehen zu Grunde, wenn der Alkoholgehalt der gärenden Zuckerlösung auf 16% steigt; und der Essigpilz vermag nur solange zu vegetieren, als sein Stoffwechselprodukt, der Essig, in massiger Konzentration vorhanden ist. 1J2 D*e Bodenbakterien. Wundstarrkrampf zur Folge hat; ferner der Bacillus oedematis maligni, welcher auf gleiche Weise eindringen und schwere Blutvergiftungen hervorrufen kann. Wir ziehen daraus die Lehre, dass uns beim Hantieren mit Erde, z. B. beim Umtopfen von Gartengewächsen nicht geringe Gefahren umlauern, denen wir aber, dank der Aufklärung durch die Wissenschaft sicher vorbeugen können, dadurch, dass wir alle wunden Stellen an den Händen, selbst kleine Schnitt- und Risswunden sorgfältig desinfizieren und hierauf gut verbinden. In noch höherem Masse beansprucht vom Standpunkt der Pflanzenkultur eine andere Gruppe schädlicher Mikroben unser Interesse. Bei der Isolierung der Bodenbakterien und ihrer Reinzüchtung in Reagenzgläsern fand man nämlich auch solche Arten (vergl. Fig. 2, A.), welche den ihnen in der Nahrung ge- gebenen Salpeter zersetzen und so weit reduzieren, dass der darin enthaltene Stickstoff gasförmig entweicht. Ihr Verhalten ist also demjenigen der nitrifizierenden Bakterien gerade entgegengesetzt, und sie sind geeignet, die so nützliche stickstoffbindende Tätigkeit der letzteren geradezu illusorisch zu machen, wo sie in reichlicher Menge auftreten. Leider ist es noch nicht gelungen, sie durch irgendein Verfahren auszurotten, gewissermassen auszujäten. Wir müssen uns also mit ihnen abfinden und können höchstens versuchen, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Zum Glück sind sie ziemlich anspruchsvoll in bezug auf organische Nahrung und finden sich da- her vorwiegend in den ersten Stadien der Fäulnis an. So sind sie ständige Be- wohner der Misthaufen, wo man ihnen eine Zeitlang durch Applikation von Schwefelsäure kräftig zu Leibe ging, bis man merkte, dass man dabei den Teufel durch Beelzebub austrieb, indem die Schwefelsäure nicht bloss den bösen, sondern auch den guten und nützlichen Mistbakterien ziemlich unter- schiedslos das Lebenslicht ausblies. Im Boden gelingt ihre Bekämpfung schon leichter; zu dem Behuf sollte man stets bemüht sein, ihren Antagonisten, den Salpeterbakterien, möglichst günstige Lebensbedingungen dadurch zu verschaffen, dass man durch ent- sprechende Bearbeitung besonders des schweren und nassen Landes, durch häufiges Behacken, Drainage usw. für gute Durchlüftung der oberen Schichten Sorge trägt. Es liegt in der Natur der Sache, dass die „Salpeterfresser", wie man die denitrifizierenden, d. h. Salpeter abbauenden Bakterien kurz und sehr richtig genannt hat, die Zugluft nicht gut vertragen können, da sie ja von dem im Salpeter angehäuften Sauerstoff zehren können und auf Luftzufuhr demnach nicht angewiesen sind. Aber gänzlich zu vertilgen sind sie freilich nicht, wie ja auch manche Unkräuter allen Bekämpfungsmassregeln trotzen. Die Bodenmüdigkeit. Die bisher angeführten Ergebnisse der bakteriologischen Forschung gelten heute als Tatsachen, die so oft durch exakte Versuche und Nach- prüfungen bestätigt worden sind, dass man an ihrer Richtigkeit nicht mehr zweifeln kann. Aber wie es in jeder Wissenschaft Gebiete gibt, auf welchen sich die Gelehrten noch tüchtig streiten, so finden sich auch in der Boden- bakteriologie, diesem beinahe jüngsten Zweig der Naturwissenschaft, einige problematische Kapitel. Dazu gehört ein gerade in den Kreisen der Praktiker, z. B. der Obstzüchter und Winzer, viel erörtertes Thema: die Bodenmüdigkeit. Die Bodenbakterien. 173 Früher suchte man von Seiten der Wissenschaft diese ungemein wichtige Erscheinung damit abzutun, dass man auf die einseitige Erschöpfung des Bodens hinwies, welche bei fortgesetztem Anbau derselben Pflanzenart aus statischen Gründen eintreten müsse. Das war ja zunächst ganz plausibel, insofern als Kartoffeln und Rüben ein besonderes Kalibedürfnis haben, während die Cerealien die Phosphorsäure, gewisse Kleearten den Kalk in Menge konsumieren. Und es ist auch gar nicht daran zu zweifeln, dass manche Fälle der Bodenmüdigkeit auf nichts weiter als auf unrichtigen Fruchtwechsel oder mangelnde Düngung zurückzuführen sind. Es bleiben aber noch genug andere Fälle übrig, wo trotz richtiger Frucht- folge und reichlicher Nährstoffzufuhr die fatale Erscheinung eintritt, dass bestimmte Pflanzenarten mehr oder weniger plötzlich versagen. Sehr lange bekannt ist z. B. die Rübenmüdigkeit, als deren Ursache das Eindringen winziger Würmchen aus dem Boden in die jungen Rübenwurzeln festgestellt wurde; man zog daraus die Nutzanwendung, den Rübenbau auf verseuchtem Boden jahrelang auszusetzen oder durch Aussaat geeigneter Fangpflanzen die Schmarotzer aus der Erde anzulocken, einzufangen und mit den befallenen Pflanzen zu vernichten. Leider sind wir noch nicht^ überall in der Lage, den Grund der zurückgehenden Erträge angeben zu können. Recht häufig zeigt sich die Bodenmüdigkeit in Obstplantagen und alten Baumschulen, ganz besonders in Weinbergen, wo immer wieder eine Reben- generation der anderen ohne jede Zwischenfrucht folgt. Oberlin machte nun zuerst die Beobachtung, dass in Weinbergen da, wo man zum Zweck der Reblausbekämpfung Schwefelkohlenstoff angewendet hatte, hinterher Garten- und Feldfrüchte ausgezeichnet standen, gerade als wenn der Boden neu belebt worden wäre. A. Koch, damals in Geisenheim, stellte hierauf im Auftrage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft mit Weinreben umfassende Kultur- versuche an, deren Resultate ihn zu der Annahme führten, dass der Schwefel- kohlenstoff eine Reizwirkung auf die Reben wie überhaupt auf die Pflanzen ausübe, dass also dieses Mittel wenigstens vorübergehend eine Wachstums- steigerung bewirken könne. Danach wäre es nicht ausgeschlossen, dass die Müdigkeitserscheinungen zunächst wohl schwänden, um später aber vielleicht verstärkt wiederzukehren, wenn inzwischen nicht auf andere Weise Abhilfe geschaffen wird. So wird denn auch heute noch hier und da die Reben- müdigkeit in altvaterischer Weise bekämpft, indem aus benachbarten gesunden Weinbergen guter Boden herangeholt und dem müden beigemischt wird; anderswo dagegen, z. B. in der Pfalz, soll das Schwefelkohlenstoffverfahren bereits allgemein Eingang gefunden haben. Sind derartige Massnahmen wirklich von Erfolg — und daran zu zweifeln liegt kein Grund vor — wie können sie dann im bakteriologischen Sinne gedeutet werden? Es scheint, als wenn die Müdigkeit bedingt wird durch eine Veränderung, eine Entmischung der Mikroflora im ungünstigen Sinne, so zwar, dass die nützlichen Bakterienarten zurückgedrängt werden, die schädlichen dagegen überwuchern. Um uns das klar zu machen, brauchen wir nur daran zu denken, wie schnell die Vegetation eines Gartens sich verändert, der nicht mehr gepflegt wird, wie unter Ueberhandnahme der wilden und Zurückgehen der kultivierten Arten das Ganze verwildert und die Produktionsfähigkeit eines 174 D'e Bodenbakterien. solchen Grundstückes schliesslich aufhört, bis wieder einmal eine gründliche Säuberung vorgenommen wird. Der Mikroflora des Bodens gegenüber besorgt nun der Schwefelkohlenstoff das „grosse Reinmachen". Freilich, dass es so sein kann, leuchtet wohl ein, damit ist aber noch nicht gesagt, dass es so sein muss. Man hat die Müdigkeit der Böden gegen bestimmte Pflanzenarten*) auch damit erklären wollen, dass diese spezifische Stoffwechselprodukte aus- scheiden, die auf sie selbt wie Gifte wirken, deren Ansammlung im Laufe der Jahre das Gedeihen der betreffenden Kulturpflanze ganz in Frage stellt. (Vergl. die Anmerkung über ein ähnliches Verhalten niederer Pflanzenarten auf Seite 171, Fussnote.) Vielleicht sind beide Auffassungen richtig, indem die Wurzelausscheidungen nicht eigentliche Toxine (Gifte) sind, wohl aber die Entwicklung schädlicher Bakterienarten fördern. Einstweilen hat aber die problematischen Müdigkeitsstoffe noch niemand gesehen, und solange die exakte Wissenschaft in dies dunkle Gebiet noch nicht hineinzuleuchten vermag, sind wir bei der Bekämpfung der Bodenmüdigkeit nach wie vor auf das Probieren angewiesen. Die Impfung des Bodens bezw. des Saatgutes. Der Gedanke liegt sehr nahe, die Zusammensetzung der Mikroflora eines Ackers dadurch beeinflussen zu können, dass man bestimmte nützliche Arten gutem Boden entnimmt, Reinkulturen anlegt und diese dann zur Impfung des Feldes verwendet, etwa so, wie man in ein mit Unkräutern bestandenes Oedland zwecks Aufforstung junge Kiefernpflanzen setzt. Die Hoffnung, dass der Wald heranwachsen und die bodenständige wilde Flora unterdrücken wird, erweist sich allerdings oft genug als trügerisch; und mit dem Versuch, nützliche Bakterien auszusäen, ist es nicht anders, d. h. manchmal gelingt es, manchmal aber auch nicht. Bei der ungeheuren Vermehrungs- und Verbreitungsfähigkeit, die allen Bakterien eigentümlich ist, sollte man eigentlich meinen, dass sich schon von selbst die Keime der verschiedensten Arten einfinden und sich auch entwickeln vorausgesetzt, dass die natürlichen Bodenverhältnisse ihrem Gedeihen günstig sind. Schwankt doch die Anzahl der vermehrungsfähigen Keime, die man in einem Erdklümpchen von der Grösse eines Haselnusskernes auffindet, etwa zwischen 2 und 50 Millionen; und dementsprechend ist auch die Zahl der unterscheidbaren Arten, die gemeinsam in einem solchen Bröckchen Erde leben und sich gut vertragen, eine sehr hohe.**) Es ist also wahrscheinlich, dass die jeweilige Zusammensetzung der Mikroflora gewissermassen nur der Ausdruck der besonderen Bodeneigentümlichkeit ist, wie diese sich ja auch in der Phanerogamen-Flora deutlich ausprägt, und dass wir das Artenverhältnis einfach durch Drainage, tiefgründige Bodenbearbeitung usw. wesentlich ändern können. *) Der Apfelbaum gedeiht nicht, wo vorher Apfelbäume gestanden haben, recht gut dagegen da, wo Steinobst die Vorfrucht bildete; ebenso gedeiht Steinobst nach Kernobst. Näheres darüber in dem Bericht des deutschen Pomologen-Vereins in Heft 6 der Berichte über Landwirtschaft, herausgegeben vom Reichsamt des Innern 1908. **) Vergl. Hiltner und Störmer, Studien über die Bakterienflora des Ackerbodens. Arbeiten aus d. biolog. Abteilung für Land- und Forstwirtschaft am Kais. Gesundheitsamt 1903. Die Bodenbakterien. 175 Indessen spricht manches gegen eine solche Auffassung, und die Frage der Bodenimpfung ist trotz zahlreicher Misserfolge seit mehr als einem Jahrzehnt in Fluss geblieben. Wenn z. B. die Rebenmüdigkeit der Weinberge durch Aufbringung einer schwachen Schicht gesunder Erde mit Erfolg bekämpft wird, so stellt sich diese Massnahme der Winzer im Grunde genommen doch als eine Bodenimpfung dar; denn eine wesentliche Veränderung in der stofflichen Zusammensetzung des Bodens, der bekanntlich bis zu Tiefen von 3 m von dem Wurzel- system der Reben durchzogen wird, kann durch Beimengung so geringer Quantitäten fremden Erdreiches nicht herbeigeführt werden. Auch fehlt es nicht an Analogien, die hier ange- zogen werden können. So setzt man dem Most oft Reinhefe zu, um das Aufkommen wilder Hefe zu ver- hindern, wenn deren Sporen darin schon vorhanden sein sollten. Oder denken wir daran, wie kräftige, ge- sunde Gemüsepflanzen, aus dem Mistbeet ins Freie verpflanzt, vor den ersten keimenden Unkräutern einen Vorsprung gewinnen und diese durch Beschattung und Nahrungs- entziehung leicht unterdrücken. Warum sollte nicht die Zuführung bestimmter Bakterienarten auf die Entwicklung anderer hemmend ein- wirken können ! Theoretisch lässt sich also gegen die Bodenimpfung eigentlich gar nichts einwenden, und dank der un- ermüdlichen Arbeit vieler landwirt- schaftlicher Versuchsstationen sind denn auch die Methoden der Rein- züchtung und Uebertragung so ver- vollkommnet worden, dass wir in vielen Fällen einen Erfolg davon ziemlich sicher erwarten dürfen. Die besten Resultate hat bis jetzt die Impfung des Saatgutes gezeitigt, das man für Gründungzwecke verwendet. Es ist ja klar, dass z. B. Lupinen auf einem Boden, der vielleicht noch gar nicht vorher in Kultur war und in dem der Knöllchenpilz noch völlig fehlt, Knöllchen nicht zu bilden vermögen und dass daher die Aussaat ihren Zweck verfehlt. Hier ist die Impfung am Platz. Sie wird so ausgeführt, dass der Impf- stoff, eine mehr oder weniger reine Kultur von Bacillus radicicola, mit einer Abb. 15. Fig. 3. Durchschnittspflanzen von geimpfter und nicht geimpfter Serradella. Aus Hiltner, Pflanzenschutz nach Monaten geordnet. 170 Hautreizende Pflanzen. geeigneten Flüssigkeit — Milch oder Wasser — aufgeschwemmt und mit dem Saatgut so vermengt wird, dass alle Körner gerade nur befeuchtet sind. An der Luft ausgebreitet oder mit Erde gemischt, trocknet der Samen schnell und kann nun mit der Hand oder auch mit der Maschine ausgestreut werden. Zur Herstellung des Impfstoffes, mit der sich besondere Laboratorien befassen, werden die jungen Wurzelknöllchen, die ja mit Bakterien vollge- pfropft sind, geöffnet, worauf der Inhalt unter Verhütung jeder Fremdinfektion mit ausgeglühter Nadel auf einen geeigneten in Glasröhren befindlichen Gelatine-Nährboden ausgestrichen wird. Das weitere Verfahren besteht im wesentlichen darin, dass von den zuerst gewonnenen, sich ziemlich schnell vermehrenden Keimkolonien von Zeit zu Zeit immer wieder auf frische Gelatine abgeimpft wird. *) Man nimmt die Existenz zahlreicher Gewohnheitsrassen des Bazillus radicicola an, welche sich bestimmten Leguminosenarten angepasst haben und nur in diesen gedeihen. Bei Bestellung des Impfstoffes ist daher anzugeben, ob man Serradella, gelbe oder blaue Lupine, Erbse usw. auszusäen beabsichtigt. Nur so kann man ziemlich sicher sein, dass die den Samenkörnern an- haftenden Bakterien in die Wurzeln des Keimlings eindringen und sich unter Knöllchenbildung reichlich vermehren, dass also der Zweck der Impfung und damit auch der Gründüngung erreicht wird. Dass da, wo durch langjährige Kultur einer bestimmten Leguminosenart der Boden die betreffenden Wurzel- bakterien in reichlicher Menge beherbergt, die Impfung sich erübrigt, braucht nach dem Gesagten nicht weiter erklärt zu werden. Von allergrösster Bedeutung, soviel wissen wir jetzt schon, ist die Kleinwelt des Bodens für das Gedeihen der höheren Pflanzen; und dadurch, dass wir die Lebensbedingungen der verschiedenen Bakterien kennen gelernt haben, sind wir jetzt hier und da schon in der Lage, die Entwicklung nützlicher Arten zu fördern, die der schädlichen zu hemmen. Aber es ist hier so wie auf jedem Gebiet naturwissenschaftlicher Forschung: je mehr Fragen gelöst werden, um so mehr Probleme tauchen auf und reizen zum Studium. Hautreizende Pflanzen. Von Friederich Kanngiesse r, Dr. med. et phil., Braunfels a. d. Lahn. Aconitum Napellus. Sturmhut. Nach Applikation der frischen Teile des Gewächses auf die Haut erfolgt Rötung derselben, ev. sogar Blasen- bildung. Auf der Zunge ruft der schwer giftige Saft der Pflanze heftiges Brennen hervor. Allium sativum. Der Knoblauch, aber auch andere Alliumarten, kann Haut und Schleimhaut bis zur Blasen- und Geschwürsbildung (Dios- corides II 181) irritieren. Die Ursache ist der Gehalt an einem schwefel- *) Bezugsquellen für Leguminosen - Impfstoff sind: Agrikulturwerke von \. Kühn, Wesseling bei Köln. Chemische Fabrik von Humann & Teisler, Dohna bei Dresden. Hautreizende Pflanzen. 177 haltigen ätherischen Oel. Bei der Zwiebel verflüchtigen sich diese Oeltropfen, wie man unter dem Mikroskop wahrnehmen kann, teils plötzlich, teils lang- sam. Durch die mit solchem Oel geschwängerte Luft kommt es zur Reizung der Bindehaut und zum Tränen des Auges. Anacardium occidentale. Auflegen der Schalen von Anacardium- nüssen, auch die in manchen Gegenden als Amulett gegen Krankheiten ge- tragene Nuss: die sog. „Elefantenlaus" ruft Hautentzündung hervor. Aus verschiedenen Anacardiaceenfrüchten wird der hautirritierende Bestandteil, eine ölige Flüssigkeit, Cardol genannt, gewonnen. Merkwürdigerweise benutzt man dieses Oel zuweilen, um den Vanilleschoten ein glänzendes dunkelbraunes Aussehen zu gewähren und sie geschmeidig zu machen. Hierdurch kommt es angeblich zu einer Erkrankung der Dockarbeiter, die die aus den Tropen ankommende Vanille in europäischen Hafenstädten ausladen. Man bezeichnet diese Dermatitis als „Vanillekrätze". Diese Erkrankung hat wahrscheinlich mit der sog. Vanillevergiftung ätiologisch nichts gemein. Neuerdings nimmt man bekanntlich an, dass die Vanillevergiftung meist durch Genuss von ver- dorbenem Süssrahm, der zu Vanillecreme verarbeitet wurde, entsteht. Anemonearten haben brennenden Geschmack, röten die Haut und erzeugen Blasen. Anemone pulsatilla hat bei äusserer Anwendung sogar Brand verursacht. Aru märten. Alle Teile haben einen heftig brennenden Geschmack. Die Schwellung in' der Mund- und Rachenhöhle soll so schmerzhaft sein, dass die Vergifteten mehrere Tage nicht sprechen können. Der Saft ist reich an Raphiden und vermag also beim Einreiben in die Haut schon mechanisch zu wirken. Die Wurzel rötet die Haut und zieht selbst Blasen. Die eigentlich schädliche Substanz ist sehr flüchtig und leicht zerstörbar, so dass die durch längere Zeit gelagerten und getrockneten, auch die gekochten Wurzeln ungiftig und als stark sagohaltig sogar z. T. genossen werden. Bignonia(Tecoma)arten irritieren die Haut. Caltha palustris. Sumpfdotterblume. Sie wirkt wie auch andere Ranunculaceen auf Haut und Schleimhäute. Capparisarten enthalten ausser dem Myrosin und Saponin ein Glycosid, aus dem durch erstgenanntes Enzym ein schwefelhaltiges Oel frei gemacht wird, das blasenziehend wirkt. Schon Dioscorides II. 204 bemerkt: „Die Kaper vom roten Meer und aus Libyen ist die schärfste. Sie macht Blasen im Mund und verzehrt das Zahnfleisch bis auf die Knochen, deshalb ist sie zum Essen untauglich." Citrus vulgaris. Die Arbeiter, die die Orangen entkorken und deren Hände von dem ätherischen Oel und Saft besprengt werden, bekommen einen erythematösen, vesiculösen Ausschlag an Händen und an anderen Körper- stellen. Das ätherische Oel in den Orangeschalen bewirkt überdies Uebelkeit und Kopfschmerz. Mitreisende, die das zweifelhafte Vergnügen haben, mit „Orangeessern" zu reisen, können davon erzählen. Clematis Vitalba. Die Waldrebe. Der Waldstrick „hat ein sehr scharf schmeckendes, Geschwüre erzeugendes Blatt. Die Blätter als Umschlag vertreiben den Aussatz." (Diosc. IV 179.) Die örtlich reizende Wirkung der Clematisarten wird auch von neueren Autoren bestätigt. Auch neuerdings 178 Hautreizende Pflanzen. hatte man vorgeschlagen chronische Ekzeme durch artifizielles Hervorrufen von akuten Ekzemen in ein akutes Stadium und damit zur Heilung zu bringen. Cyclamen europaeum. Auf die Haut appliziert, wirkt der Saft der Knolle irritierend. Cypripedium parviflorum pubescens und spectabile sind mit Drüsenhaaren versehen und haben in den U. S. A., wo sie wild wachsen, be- sonders zur Zeit ihrer Samenentwicklung, Hautentzündungen hervorgerufen. Hierzulande werden die genannten Orchideen nicht kultiviert. Da phne arten. Seidelbast. Kellerhals: das heisst „Halsquäler". Nach Applikation von Seidelbastteilen auf die Haut ist Rötung, Blasenbildung, selbst tiefgreifender geschwüriger Zerfall beobachtet worden. Nach innerlichem Ge- brauch sind sie — wie Diosc. IV. 146, 169 und 170 bereits berichtet — „in Mund und Schlund beissend und kratzend". Die weitere Giftigkeit der Pflanzenteile ist überdies derart, dass man die Art Mezereum sogar als „Menschenmörder" bezeichnet hat. -- Von dieser Spezies werden in Sibirien die frischen zerquetschten oder in Wasser mazerierten Beeren zur Rötung der Wangen gebraucht. Auch von den Slowakenfrauen wird ein Dekokt der Zweige als Kosmetikum angewandt, um „schöne rote" Backen zu be- kommen, weshalb der Strauch daselbst auch „dievske drevo" genannt wird. Drosera rotundifolia. Der digestive Saft des auch „Fliegenfängerchen" genannten Sonnentaus kann beim Menschen Haut- oder Schleimhautentzündung hervorrufen. Eucalyptus globulus, eine beliebte Zimmerpflanze, ist imstande, eine Hautentzündung zu provozieren, die mit Urticaria und Erythem gewisse Aehnlichkeit hat. Der Ausschlag vermag schon Va Stunde nach Berührung der Pflanze aufzutreten. Das als Volksmittel gegen rheumatische Erkrankungen äusserlich applizierte Eukalyptusöl macht häufig, gewöhnlich nach längerer Inkubationszeit, kleinpapulösen Ausschlag. Euphorbiaarten. Der Milchsaft der Wolfsmilchgewächse, sowohl der einheimischen, als besonders der exotischen, ist stark hautreizend und ruft in den Bindehautsack durch die Finger übertragen eitrige Hornhautentzündung hervor, die dauernde Erblindung im Gefolge haben kann. Innerlich genommen ist der heftig brennende Saft enorm giftig, doch sind Pflanzenfresser für das Gift weniger empfindlich. Das Gift wird von Ziegen, die Wolfsmilch gefressen haben, u.a. durch die Milch ausgeschieden, die dann von Menschen getrunken, diesen gefährlich werden kann. Dies Phänomen ist schon Dioscorides bekannt gewesen der an einer sehr interessanten Stelle seiner Pharmakologie 11.75 aus persönlicher Kenntnis das folgende berichtet: „Jede Milch aber ruft Umwälzung in Magen und Bauch hervor, wo das Futter Convolvulus scammonia, Helleborus, Mer- curialis annua (eine Euphorbiacee) oder Vinca minor ist, wie dies von mir in den Abruzzen beobachtet wurde. Die Ziegen, die die Blätter von Veratrum album beim ersten Hervorspriessen abweiden, machen ihre Milch magenstörend und brechenerregend. Auch von der hautreizenden Wirkung der Euphorbiaceen ist schon bei Dioscorides die Rede. Im IV. Buch, Kap. 162 sagt er: „Bei der Saft- gewinnung darf man sich nicht gegen den Wind stellen, auch nicht die Hände an die Augen bringen, man muss vielmehr, bevor man zur Saftgewinnung schreitet, den Körper mit Fett oder mit Oel und Wein einsalben, besonders Hautreizende Pflanzen. 179 das Gesicht, den Hals und den Hodensack", und III. 86 berichtet er von Euphorbia resinifera wie folgt: „Sie hat einen scharfen Saft, vor dem die Bewohner Nordafrikas sich fürchten. Ist einmal die Zunge von dem Safte berührt, so hält das Brennen eine ziemliche Zeitlang an, so dass alles ihr gebotene Euphorbium zu sein scheint. Der Saft brennt den ganzen Tag". Ficus carica. Der Saft des wilden und zahmen Feigenbaums erzeugt auf dem Körper Geschwüre; Diosc. I 183 und 184. Verschiedene Ficusarten sind giftig; Ficus cordifolia und toxicaria reizen lokal, ein Reiz, der auch zu allgemeinen Symptomen Anlass geben kann. Hedera Helix. Der Epheu hat hautreizende Wirkung, wie neuerdings aber auch bereits in Roberts Lehrbuch mitgeteilt wird. Heracleum giganteum, lanatum und spondylium enthalten einen scharfen die Haut entzündenden Saft. Humulus Lupulus. Der Hopfen kann bei dafür empfindlichen Personen schmerzhaften, juckenden, bullösen Ausschlag hervorrufen. Hyacinthus ori entalis. Selbst gegen Hyazinthenzwiebeln sind gewisse Leute empfindlich und reagieren mit Hautausschlag. Irisarten haben einen brennend schmeckenden Saft, der örtlich reizende Stoffe enthält. Schon Theophrast berichtet de odoribus 32, dass die Wurzel auf der Haut des Menschen Geschwüre hervorrufe. Nach Plinius 21. 7. er- zeugt sie Brandblasen. Discorides \x begnügt sich mitzuteilen, dass die Wurzel auf der Zunge brennt, beim Zerstossen Niesen errege. Juniperus Sabina. Die Wirkung der Sabina und ihres Oels ist auf die äussere Haut appliziert, zunächst irritierend. Bei längerem Verweilen kann sogar eiterige Blasenbildung auftreten. Lactu ca vi rosa. Der Milchsaft des Giftlattichs auf empfindliche Stellen der Haut, z. B. auf die Gesichtshaut gebracht, ruft Entzündung und Ausschlag hervor. Lepidiumarten enthalten schwefelhaltige ätherische Oele von lokal reizender Wirkung. Schon Diosc. bemerkt II 205, dass die Blätter von Le- pidium sativum eine scharfe, Geschwüre verursachende Kraft hätten und als blasenziehendes Mittel gegen rheumatische Leiden benutzt wurden. Noch heute werden — allerdings nur als Volksmittel — manche der hier genannten Pflanzen derart verwandt. Menthaarten enthalten reizende ätherische Oele. Schon Diosc. III 37 erwähnt die hautentzündende Wirkung der Minzen. Pastinaca sativa. Bei den Einsammlern des Pastinaks sind heftige Hautausschläge beobachtet worden. Pri mu laarten. Ausser bei den berüchtigten Arten obconica, sinensis, cortusoides und Sieboldi(i) hat Nestler auch das Sekret der Drüsenhaare von Primula mollis und das der Gartenhybride Primula Arendsi(i) als haut- reizend eruiert. Letztere ist eine Kreuzung zwischen der nicht hautreizenden Primula megaseaefolia — auch unsere einheimischen Primeln reizen die Haut nicht — und der giftigen Primula obconica. Ueber die Wirkung der letzteren habe ich monographisch abgehandelt in einer Studie „Die Primeldermatitis" „Gartenflora" 1909. H. 18. Es sind vornehmlich Gärtner und Frauen und dar- unter überwiegend solche, die ein mehr als 40jähriges Alter haben, die von der Hautentzündung betroffen werden. jgO Hautreizende Pflanzen. Ranunculusarten: acris, scleratus, bulbosus ficaria usw. rufen mehrere Stunden auf die Haut appliziert Röte, und Schwellung hervor, die selbst nach Ent- fernung der aufgelegten Pflanzenteile in konfluierende und heftig schmerzende Blasenbildung übergeht, die erst nach zwei Wochen zur Abheilung gelangt. Nach äusserer Applikation von Ranunculus flammula auf das Handgelenk wurde brandige Zerstörung am Arm beobachtet. Schon Dioscorides — vgl. II 206 und 212 — war die scharfe Kraft der Ranunkeln bekannt. Rhus toxicodendron, venenata, vernicifera usw. Ueber diese auch durch Fernwirkung höchst gefährlichen Giftsumacharten, ebenso über andere hier nicht erwähnte hautreizende Pflanzen, ist in der Gartenflora 1909 p. 390—393 die Rede. Ferner sei über solche Pflanzen auch auf meine Arbeit: „Zum Kapitel der Phytonosen" Naturw. Wochenschr. 1910 verwiesen. Zu Rhus vernicifera, dem Japan. Lackbaum sei hier bemerkt, dass bei einigen Personen schon der Besuch eines Ladens genügt, in dem sich frische japanische Lack- waren befinden, um einen ausgedehnten Ausschlag, Kopfschmerz und Fieber zu erzeugen. Ruta graveolens, divaricata und montana besitzen im frischen Zu- stand lokal reizende Wirkung; auf der Zunge brennt der Saft und ruft An- schwellung hervor. Die Einsammler der Raute erkranken an einem juckenden, mit Fieber verbundenem Exanthem. Schon Dioscorides berichtet über Ruta graveolens III 45 wie folgt: „Die Raute ist brennend und macht Geschwüre. Wird sie um die Zeit der Blüte gesammelt, so rötet sie die Haut und erzeugt auf ihr Blasen mit Jucken und heftiger Entzündung; man muss Gesicht und Hände bestreichen und sie so einsammeln (cf. Euphorbia). Die Blätter werden Ischiaskranken auf die Haut gelegt zur Ausscheidung der schlechten Säfte, dadurch, dass sie eine Entzündung der Haut bewirken." Sedumarten. Verschiedene Crassulaceen enthalten einen hautreizenden? blasenziehenden Saft, der durch Trocknen seine Wirkung verliert. Diosc. IV 91 berichtet von der hautreizenden Wirkung von Sedum stellatum. Sinapis alba. Das Mehl der Senfkörner mit Wasser zu sog. Senfteig verarbeitet, wirkt durch Abspaltung von Senföl irritierend und blasenziehend auf die Haut. Der Senfteig wird als Volksmittel bekanntlich vielfach verwendet. Solanum lycopersicum. Das Arbeiten zwischen Tomatenbüschen ruft Jucken an den Händen, ev. sogar Dermatitis hervor. Literaturnachweis. J. F. Brandt und J. T. C. Ratzeburg. Giftgewächse. Berlin 1834. Pedanios Dioscorides. Arzneimittellehre. Uebersetzt und mit Erklärungen. versehen von J. Berendes. Stuttgart 1902. Galewsky. Ueber Eucalyptus=Dermatitiden. Dermatol-Ztschr. XII H 1. O. Grimm. Ueber Dermatitis venenata. Dissertation. Königsberg 1903. O. v. Hovorka und A. Kronfeld. Vergleichende Volksmedizin. Stuttgart 1908 R. Kobert. Lehrbuch der Intoxikationen. Stuttgart 1906. L. Lewin et G. Pouchet. Traite de Toxicologie. Paris 1903. A. Nestler. Die hautreizende Wirkung der Primula mollis und Pr. Arendsii. Ber. d. deutschen botan. Ges. 1908. H. 7. V. Pflanz. Ueber Dermatitis nach Primula obconica. Dissertation Rostock 1905. Literatur. 181 F. Zinsser. Hautreizende Wirkung von Efeu. Münch. Med. Wochenschr. 1909. No. 52. P. S. Allen denen, die mich auf weitere hautreizende Pflanzen auf- merksam machen, wäre ich sehr zu Dank verpflichtet. Ich werde nicht ver- • fehlen, diesen Dank in einer späteren Arbeit an Ort und Stelle auszusprechen und dem Mitteilenden ein Exemplar der betreffenden Abhandlung seinerzeit zuzustellen. Literatur. Vermehrung und Sexualität bei den Pflanzen von Dr. Ernst Küster, Privatdozent an der Universität Halle a. S. mit 38 Abbildungen im Text. Druck und Verlag von C. G. Teubner in Leipzig. Dieses 114 Seiten umfassende Büch- lein ist ein Teil der 112 Bändchen um- fassenden Sammlung wissenschaftlich gemeinverständlicher Darstellungen aus „Natur und Geisteswelt". Der Verfasser nennt den Inhalt das Skriptum eines „botanischen Hochschulkursus für Lehrer und Lehrerinnen", den er im Januar und Februar 1906 abgehalten hat. Ist der Inhalt auch vorzugsweise für Theoretiker bestimmt, so kann auch der Praktiker aus diesem und jenem Kapitel Hilfsmittel ziehen, ins- besondere derjenige, welcher sich mit Pflanzenneuzucht und allgemeiner Pflanzenvermehrung beschäftigt. Kapitel I handelt von der vege- tativen Vermehrung der Pflanzen, deren Möglichkeiten in den verschiedensten Formen dargestellt sind. Dabei ist dem Verfasser aber auf Seite 4 ein Irrtum untergelaufen, in dem er angibt, dass z. B. die Koniferen durch Ver- mehrung von Stecklingen ungeeignet seien. Kapitel II behandelt die sexuelle Vermehrung der Pflanzen. Bei dem historischen Teil dieses Kapitels interessiert die Tatsache, dass sich bereits Aristoteles (384—322 v. Chr.) in wissenschaftlicher Form damit be- schäftigt hat. Im zweiten Abschnitt gibt der Autor viele lehrreiche Aufschlüsse über das Wesen der Sexualität. Wenn hier auch meistens nur niedere Pflanzen zum Vergleich herangezogen worden sind, so bekommt man doch ein klares Bild vom Wesen der Sexualität dieser Pflanzen, welches früher nicht an- erkannt wurde. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass besonders dem Gärtner die in dem Büchelchen als Apogamie bezeichnete Entwicklung einer vegetativen Zelle zu einem Em- bryo interessieren dürfte, wodurch man dem Wesen der Pfropf- bastarde näher kommt. Jedenfalls gibt das Büchlein bezüglich der Pflanzenvermehrung viele interessante wie lehrreiche Anregungen. Amelung. Kleine Mitteilungen. Unterschiede unserer beiden Eichenarten. Bekanntlich ist es oft sehr schwer, die Stiel- oder Sommereiche, Quercus pedunculata Ehrhart (Q. Robur L.) von der Winter-, Trauben- oder Steineiche, Q. sessiliflora Salisbury zu unter- scheiden. — Gewöhnlich sagt man: Die Stieleiche hat ihre Früchte an langen Stielen, aber ihre Blätter sind sitzend. Umgekehrt bei der Steineiche, wo die Früchte sitzend, aber die 182 Kleine Mitteilungen Blätter gestielt sind. Bei der Stiel- eiche gehen ferner nicht bloss in die Lappen Adern, sondern meist auch an die Buchten. Diese Unterscheidungs- merkmale reichen aber nicht immer aus. Es ist deswegen wohl von Inter- esse, die Charakteristik, die Dr. C. E. Moss, Vorsteher des Herbariums der Universität Cambridge, England, im „Journal of Botany" 1909 S. 1 und 33 giebt, kennen zu lernen, wenigstens im Auszuge. Moss weist darauf hin, dass der von Ehrhart gegebene Name Q. p e d u n- culata für Q. Robur L ohne Be- schreibung erschienen sei und da- her nicht gelten könne. Linne führt in seinen Species plantarum 1753 nur Q. Robur auf und meint damit die Stieleiche, in seiner Flora suecica, 2. Aufl. 1755 fügt er aber eine Q. Robur var. ß hinzu und meint damit Quercus sessili- flora. Miller verwechselte dann beide Namen, und um diesem Wirrwarr zu entgehen, ist man in Deutschland neuerdings übereingekommen, statt Q. Robur lieber zu sagen Q. pedun- culata. Moss behält für die Stiel- eiche den Linneschen Namen Q. Robur bei, ich aber folge der Deutlichkeit wegen dem neuesten deutschen Ge- brauch und setze in folgendem für Q. Robur immer Q. pedunculata. 1. Quercus pedunculata Erhart (Q. Robur L. von Miller), die Stiel- oder Sommereiche hatimmer 2 zurück- gebogene Oehrchen an der Basis des Blattes und keine Sternhaare auf der Unterseite. Meist ist das Blatt an der Basis breit, und dann sind die Oehrchen gross und deutlich, aber einige Formen haben Blätter, die an der Basis keilförmig sind, und dann sind die Oehrchen zwar ausgebildet, indes klein, und oft fast durch den Blattstiel verdeckt. — Die Eicheln sitzengewöhnlichanschlanken,glatten 1 Zoll (3 cm) oder mehr langen Stielen, aber nicht selten ist der Stiel nur halb so lang, dann gewöhnlich dicker und an der Spitze verkümmert. Ihre Form ist meist länglich oder keilförmig länglich, zuweilen verhältnismässig lang und schmal. Die Blätter haben gewöhnlich nur kurze, aber doch deutliche Stiele; in einigen Gegenden sind Bäume mit fast oder ganz sitzen- den Blättern vorherrschend. Sitzende Blätter treten auch an Stockausschlag und an Adventivsprossen unten am Stamm alter Bäume auf. Gewöhnlich gehen von den grösse- ren Adern auch einige an die Basis der Buchten des Blattes, besonders in dessen unterem Teil. Die Buchten sind tiefer, enger, spitzer, (was schon Linne angiebt L.W.) und unregelmässiger als bei Q. sessili- flora, die Lappen unregelmässiger in Grösse und Form und etwas aus der allgemeinen Blattebene herausgehoben. Freistehend hat Q. pedunculata häufig eine flachere Krone, einen kürzeren Stamm und gewundenere Aeste als Q. sessiliflora. 2. Q. sessiliflora Salisbury, die Trauben-, Stein- oder Wintereiche hat verzweigte, sternförmige Haare auf der Unterseite der Blätter und keine Oehrchen an der Blattbasis. Moss unterscheidet von Q. sessiliflora zwei Formen. Die eine hat zahlreiche Sternhaare, die andere nur zweispaltige kurze, angedrückte Haare, so dass die Unterseite der Blätter glatt aussieht, wenn man nicht eine sehr starke Lupe, von 10 bis 12facher Vergrösse- rung anwendet. Die Eicheln sind zwar meist sitzend, aber es gibtauch eine Form oderVarietät, deren Fruchtstiele bis 2 Zoll oder selbst darüber lang werden (in England auf nasserem Boden). Die Blattstiele sind meist lang, aber es gibt auch Bäume, ja im Seendistrikt in England ganze Wälder von ihnen, bei denen die Blätter kurz gestielt sind. — Die Blätter von Q. sessiliflora haben regelmässigere Aderungund Lap- pung sowie flachere Buchten als die von Q. pedunculata; auch ist das Blatt von Q. sessiliflora oberhalb der Mitte flacher und breiter. An der Basis ist es bald keilförmig, bald breit; im letz- teren Falle zeigt sich oft eine Kräuse- lung, die leicht für die vollständig zurückgebogenen Oehrchen von Q. pedunculata gehalten werden kann. Die Eicheln sind meist länglich- eiförmig, aber häufig kommt auch eine merkwürdige Form oder Varietät mit keilförmigen Eicheln vor, die öfter Kleine Mitteilungen. 183 nahe der Spitze eingeschnürt sind. Viel seltener sind kugelige Früchte. Moss vermutet, dass die Sternhaare vielleicht die zu starke Verdunstung verhindern sollen, da Q. sessiliflora auf freier gelegenen Stellen vorkommt. 3. Quercus pedunculataX sessili- flora. Dieser Bastard ist daran leicht zu erkennen, dass er die Eigenschaften beider Eltern hat: Die verzweigten Haare auf der Blattunterseite von Q. sessiliflora und die Blattöhrchen von Q. pedunculata. Sowohl die Blatt- wie die Blütenstiele sind lang. Einige der grösseren Adern gehen an die Buchten des Blattes; aber im all- gemeinen ist Lappung und Aderung wie bei Q. sessiliflora. Nach Focke ist der Pollen normal und die Samen sind keimfähig. Das ist nach Moss übrigens bei allen Eichenhybriden die Regel. Zusammenfassung. Quercus pedunculata hat zurück- gekrümmte Blattöhrchen und keine verzweigten Haare. Q. sessiliflora hat keine Blatt- öhrchen aber verzweigte Haare, wie die meisten Eichen. Dass Q. pedunculata mehr auf feuchtem, Q. sessiliflora mehr auf trocknem Boden vorkomme, fand Moss nicht bestätigt. Beide finden sich auf beiderlei Standorten. Da der Bastard Q. pedunculataX sessiliflora bisher meist übersehen wurde, obwohl er in England weit verbreitet ist, so erklärt sich die Verwirruug in den früheren Be- schreibungen von Q. pedunculata und Q. sessiliflora. In den englischen Baumschulen wird, wie es scheint, nur Q. pedunculata vermehrt, so dass es schwer ist, Samen von Q. sessiliflora zu erhalten. Da in England auch Quercus Cerris und Q. lanuginosa aus Südost- bezw. Südeuropa viel angepflanzt werden, so gibt Moss einen Schlüssel zum Be- stimmen aller fünf Arten, den ich nur wenig abändere. I. Frucht im zweiten Jahre reifend, Becher „moosartig", Endknospen mit langen, fadenförmigen Schuppen, Blätter mit verzweigten Haaren. 1. Quercus Cerris. IL Frucht im ersten Jahre reifend, Becher nicht „moosartig", Blätter glatt oder unterwärts behaart. A. Blätter mit verzweigten Haaren auf der Unterseite,ohneOehrchen a) Junge Zweige, Blattstiele und Knospenschuppen mit ver- zweigten Haaren. 2. Quercus lanuginosa. B. Junge Zweige und Blattstiele glatt oder fast glatt. Die Haare auf der Unterseite oft sehr klein. 3. Quercus sessili- flora. b) Blätter zweiöhrig, ohne ver- zweigte Haare. 4. Quercus pedunculata. C. Blätter zweiöhrig mit verzweigten Haaren. 5. Quercus pedunculata X sessiliflora. Ich möchte noch auf zwei Unter- schiede hinweisen, die Zabel im „Illustrierten Gartenbau - Lexikon", 3. Auflage, Berlin, Verlag von Paul Parey 1902. S. 664 und 665 zwischen Q. pedunculata und sessiliflora angibt. Q. pedunculata: Früchte einzeln bis zu mehreren, locker - traubig auf langem Stiel, der länger als der Blatt- stiel ist. Holzkörper einjähriger Zweige rund. Q. sessiliflora: Früchte einzeln oder bis zu wenigen auf sehr kurzem Stiel, der kürzer als der Blattstiel ist. Holzkörper einjähriger Zweige fünfeckig. E. Koehne. Deutsche Dendro- logie, Stuttgart, Verlag von Ferd. Enke 1893, S. 130 gibt noch an: Q. pedunculata (K. nennt sie Q. Robur): Blätter mit jederseits 5 (3 bis 7) Lappen. Q. sessiliflora: Blätter mit jederseits 5 bis 9 (3 bis 9) abgerundeten' Ab- schnitten. L. Wittmack. Allerlei vom Samen und vom Säen. Von Franz Rochau-Berlin. Wohl keinem Händler wird soviel Vertrauen entgegengebracht, wie dem Samenhändler, denn von der Saat hängt die Ernte ab. Leider lehrt die Erfahrung, dass in dieser Hinsicht von den Besitzern der Hausgärten, denen eine gärtnerische Schulung ab- geht, nur zu häufig gefehlt wird. 184 Kleine Mitteilungen. Darum dürften einige Winke und Rat- schläge für den Samenbezug wohl am Platze sein. Zunächst sei vorausgeschickt, dass man die Samenbestellung nicht zu lange hinausschieben sollte. Je eher man bestellt, desto sicherer ist man, dass man schnell und gut bedient wird. Beim Einkauf will jeder nur eine wirklich gute Ware erhalten. In der Regel kann aber die Güte des Samens nicht nach dem Aussehen beurteilt werden. Ob der Samen wirklich die volle Keimkraft besitzt, ob aus ihm die bezeichneten Pflanzensorten her- vorgehen, das sind Fragen, die sich der Gartenfreund beim Einkauf nicht beantworten kann. Der Samenhandel ist eben Vertrauenssache, und darum soll sich der Gartenfreund an bewährte Firmen wenden, deren Ruf dafür bürgt, dass sie nur guten Samen und keinen Schund verkaufen. Viele Garten- besitzer verfahren jedoch in dieser Hinsicht äusserst sorglos. Sie decken ihren Bedarf bei herumziehenden Händlern, wohl auch in kleinen Kolonialwarenhandlungen, die neben- bei Samenhandel treiben. Hier ist jede Kontrolle ausgeschlossen, und in solchen Geschäften wird leider nur bu oft geringfügige Ware an den Mann zebracht. Wer schon länger Garten- gau getrieben hat, wird die guten Lieferanten schätzen gelernt haben und ihnen treu bleiben. Der Anfänger erkundige sich bei Freunden und Bekannten nach zuverlässigen Bezugs- quellen. Bei Gemüsesamen ist die Wahl der Sorten von grosser Bedeutung. Massgebend ist hier die klimatische Lage und die Bodenbeschaffenheit des Gartens. Sehr viele Gemüsesorten, die in den wärmeren Lagen von Süd- und Mitteldeutschland ausgezeichnete Erträge liefern, können in nördlichen und höher gelegenen Gegenden völlig versagen. In dieser Hinsicht muss man sich darüber unterrichten, was in der betreffenden Gegend mit Vorteil gezogen wird, und im Anfang nur dieses bauen, bis man eigene Erfahrungen gesammelt hat und nach und nach auch andere passende Sorten einführen kann. Was den Boden anbelangt, so sind verschiedene r üse von der Beschaffenheit des- selben in ihrem Gedeihen sehr ab- hängig. So verlangt z. B. der Blumen- kohl Erfurter Zwerg einen wohl vor- bereiteten, schon lange in Kultur stehenden Boden; wer ihn in einen neuangelegten Garten mit leichterem und noch rohem Boden bauen will, wird an dem Ergebnis keine Freude haben; dagegen wird ihm der Anbau späterer Sorten, wie z. B. des Frank- furter oder italienischen Blumenkohls besser gelingen. Was die Neuheiten anbelangt, so sei man vorsichtig. Die Anpreisungen lauten sehr oft ungemein verlockend, ob sie sich aber bewähren, das ist immer erst abzuwarten. Es wäre natürlich verfehlt, grundsätzlich auf das Neue zu verzichten, man baue aber die neuen Sorten zunächst nur in kleineren Mengen versuchsweise an. Dies empfiehlt sich schon darum, weil der Samen dieser Neueinführun- gen zumeist recht teuer ist. Haben sie sich aber bewährt, so pflegt der Preis in den allernächsten Jahren be- trächtlich zu sinken. Eine weitere Sorge ist es für den Gartenfreuud, wieviel er von jeder Sorte bestellen soll. Das hängt na- türlich von dem Umfang des Garten- baues ab. Man weiss, was man bauen will, und wieviel von jedem. Man braucht also nur festzustellen, wieviel Gramm Samen auf das Quadratmeter auszustreuen sind, oder man berechnet, wieviel Kohlpflanzen oder dergleichen man pflanzen will, und bestimmt da- nach die Menge. Peinlich genau braucht man dabei nicht zu verfahren, und es empfiehlt sich, lieber zu viel als zu wenig zu bestellen; denn man hat dann bei misslungenen Aussaaten immer die Reserve zur Hand. Was etwa übrig bleiben sollte, ist nicht verloren; denn in den allermeisten Fällen lässt sich der Same auch noch im folgenden Jahre verwenden. Auch im kleinen Hausgartenbetrieb häufen sich im Laufe der Jahre der- artige Ueberreste früherer Bestellun- gen an. Verschiedene Samen be- halten bei richtiger, d. h. trockener und luftiger Aufbewahrung ihre Keim- kraft einige Jahre lang, so z. B. Bohnen und Erbsen drei bis vier Jahre, Kopfsalat und Endivien vier Kleine Mitteilungen. 185 bis fünf Jahre, Gurken sechs bis acht Jahre, während Petersilie, Kerbel, Kümmel, Spinat und Zwiebeln schon in zwei bis drei Jahren ihre Keim- kraft einbüssen. Bevor man alten Samen verwendet, muss man darum eine Probe anstellen. Man befeuchtet wollene Läppchen, legt auf dieselben Samenkörner, die man genau abzählt, schlägt die Ecken der Läppchen da- rüber und legt das Ganze an einen warmen Ort, am besten auf einen Schrank in einem Zimmer, das täglich geheizt wird. Man sorgt nun dafür, dass die Läppchen gleichmässig feucht, bleiben und untersucht sie von Zeit zu Zeit. Die lebenskräftig gebliebenen Samen treiben alsbald Keime; man zählt sie nach und ermittelt, wieviel Prozent von dem Samen keimfähig geblieben sind. Danach kann man sich bei der Aussat richten. Es gibt recht viele kleine Garten- besitzer, die darauf ausgehen, einen Teil ihres Samenbedarfs selbst zu ziehen. Sie bilden sich häufig etwas darauf ein und freuen sich, die Aus- gabe für den Sameneinkauf gespart zu haben. Diese Ersparnis ist aber höchst geringfügig und beträgt schliess- lich je nach der Grösse des Gartens wenige Pfennig oder Mark im Jahr. Der Schaden kann aber ein recht beträchtlicher sein; denn der ohne genügende Vorkenntnisse selbstge- zogene Samen fällt nicht immer echt aus und gibt dann schlechtere Pflanzen. Gerade der kleinere Gartenbesitzer verfügt nicht über den nötigen Raum, um die Befruchtung der Mutter- pflanzen mit dem Blütenstaub minder- wertiger Sorten oder Individuen zu vermeiden. Auch kann er seine Beete vielfach zweckmässiger ausnutzen, als durch das Stehenlassen der reifenden Samenpflanzen. Es ist selbstverständlich, dass ein guter Samen die erste Vorbedingung einer befriedigenden Ernte ist. Alle noch so sorgfältige Bodenbearbeitung und sonstige Pflege nützen wenig, wenn die Sorten, die wir ziehen, minderwertig sind. Aber auch die Kunst des Säens ist eine wichtige Frage für den Garten- freund. Von richtiger Saat und von zweckmässiger Behandlung hängt gar vieles ab. Es genügt nicht, keimfähigen Samen auszustreuen, um einen Erfolg in der Pflanzenanzucht zu erzielen; Luft, Licht, Bodenwärme und Erde sind gleichfalls ganz wichtige Faktoren. Die Ansprüche an diese Faktoren sind von allen Sämereien die gleichen; je- doch liegen einige Sämereien länger in der Erde als andere, und danach richtet man auch die Aussaatperiode ein. Lockerer, nahrhafter Boden, der völlig frei von verwesenden Dungstoffen sein muss, ist für ein Saatbeet der geeignetste. Für Pflanzen, die später an einen anderen Standort gebracht werden, ist ja das Mistbeet der gegebene Aussaatplatz, weil dort die zum Keimen nötigen Lebensbedingungen am leichtesten zu beschaffen sind. In kleineren Mengen sät man jedoch auch in flache Tonschalen oder Kist- chen, welche man ans Fenster stellt und mit einer Glasscheibe überdeckt; letzteres ist zur Erhaltung der feuchten Luft von grossem Vorteil. Der Boden eines jeden Saatbeetes muss vollkommen glatt geharkt und geebnet sein; auf unebenen Saatbeeten wird der feine Same beim Giessen bald verschwemmt, und man erzielt, wenn man auch den allzu häufigen Fehler des „Zu-dicht-Säens" ver- mieden hat, nur kümmerliche Pflanzen. Feinkörnige Samen, insbesondere bei Aussaaten fürs freie Land, wo sich eine regelmässige Verteilung schwerer erzielen lässt, vermische man mit Sand oder feingesiebter Erde. Im Freien soll nur bei windstillem Wetter und in frischen, nicht hartgetrockneten Boden gesät werden. Die Kunst des Säens besteht in der gleichmässigen Ausnutzung der Saatfläche in der Weise, dass jeder Sämling einen genügenden Raum zu seiner vollen Entwicklung erhält. Nach einiger Uebung wird man dies am besten durch die schüttelnde Fort- bewegung der Hand erzielen, durch deren locker geschlossene Finger man die Samenkörnchen gleiten lässt. Man sät auf grössere Flächen im Freien, bei Gemüse z. B. in Längs- rillen, die man mit einer kleinen Hacke nach der Schnur zieht, oder auch breitwürfig. Eine jede Methode hat ihre Vorteile. Für breitwürfige Saaten 186 Kleine Mitteilungen. eignen sich vor allem Schnittsalate, Spinat und solche Pflanzen, welchen man später einen anderen Standort durch Verpflanzen zu geben beab- sichtigt. In Reihen sät man Möhren, Karotten, Petersilien, Erbsen und der- gleichen. Bei Reihensaat ist die leichtere Bearbeitung des Bodens durch Jäten und Lockern ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Bohnen steckt man in Abständen von zirka 30 cm im „Verband" (•.•.•.) immer zu 3 bis 4 Stück. Wie die gleichmässige Verteilung, so kommt auch die Bedeckung der Saat in Frage, welche sich wiederum der Beschaffenheit des Bodens und des Samens anpassen muss. Mit leichtem Boden darf man etwas stärker bedecken, jedoch soll die Bodendecke die etwa dreifache Stärke des Samenkornes nicht erheblich überschreiten. Ganz feinkörnige Blumensamen, wie z. B. Begonien, Lobelien, Tabak und dergleichen drückt man nur mit einem Brettchen fest in die Erde. An die richtige Ausführung der Saat muss sich aber auch die richtige Behandlung der jungen Pflanzen an- schliessen. Eine gleichmässige Feuch- tigkeit des Bodens ohne Nässe ist nach dem Keimen das erste Erforder- nis. Wird zu viel bewässert oder ist die Lüftung bei geschlossenen Beeten mangelhaft, so zeigen sich bald Fäulnis- herde, oder die einzelnen Pflanzen fangen am Stengel dicht über den Erd- boden an zu faulen. Das kann auch durch zu dicht stehende Saat verursacht werden, in welchem Falle durch sofortiges Ver- ziehen, das heisst durch Herausreissen der zu dicht stehenden Sämlinge Ab- hilfe geschaffen werden muss. Frühjahrssaaten im Freien sind zu der Zeit, wo noch Nachtfröste zu be- fürchten sind, durch leichte Decken, Packleinen oder Reisig zu schützen. Zu dicht stehende Saaten sind unbe- dingt zu lichten — eventuell können die herausgenommenen Sämlinge an einer anderen Stelle provisorisch ein- gepflanzt werden. Bei vielen Blumen- pflanzen ist ein öfteres Verpflanzen zu ihrer kräftigen Entwicklung sogar direkt erforderlich. Mit dem Auspflanzen aufs freie Beet oder auf den Balkon warte man geduldig, bis keine Fröste mehr zu befürchten sind; denn ein kräftiger Nachtfrost kann jungen Pflanzen so- viel schaden, dass diese den ganzen Sommer daran zu leiden haben und infolgedessen nicht zur vollen Ent- faltung kommen können. Die Blumen und Gärten Japans. „The flowers and gardens of Japan" ist der Titel eines neuen englischen Buches voll lebendiger Schilderungen aus dem unvergleichlich blumenreichen Lande der aufgehenden Sonne und über ihre so Blumen und Gärten liebende Bevölkerung. Jedes neu erscheinende Buch über diesen Gegenstand bringt neues, und so gross ist die Fülle des zu Schauenden und des zu Erlebenden, dass es uner- schöpflich scheint, gleich wie die Natur, aus der er hervorgegangen ist. Der fliessende und stets spannende Text ist von Florence du Cane, die begleitenden farbenfrohen Bilder von Ella du Cane. Mit viel Liebe und Freude und einer Menge nicht alltäglichen Eifers ist versucht, dem schwierigen Problem japanischer Gartenkunde, soweit es überhaupt einem Abendländer möglich ist, gerecht zu werden in dem Rahmen eines schöngeistigen Buches und daher so belehrend zugleich. Die vielseitigen Gebiete, auf denen sich japanische Gartenkunst betätigt, sind erkennenswert. Vom kleinsten denkbaren Raum bis zum weitaus- gedehnten Gebiete der Landschaft, von Tempelgärten und Privatanlagen. Von der erstlichen Einführung der Gartenkunst in Japan aus China als Schmuck des kaiserlichen Palastes bis zu den wandelnden Streuungen der Neuzeit handeln so viele Kapitel, die selbst den der Malerei Fern- stehenden bis zum Schlüsse fesseln werden. Es ist kein Lehrbuch und doch so belehrend und anregend zugleich. Mit viel Begeisterung und Freude am Geschauten sind die Blumen Japans behandelt, besonders die, wie mit einem Heiligenschein umwobenen, durch Sage und Mythe seit vielen vielen Jahr- Kleine Mitteilungen. 187 hunderten mit dem Volksempfinden und Volksglauben verwachsenen Haupt- blumen des Landes, die sozusagen seinen Kalender und seine Feste bilden. Scharfe Beobachtungsgabe und ein- gehende Studien erhöht auch hier den Wert des Buches, und mit nicht nach- lassendem Entzücken und Spannung verfolgt man die ernsten und heiteren Schilderungen. Für jeden Monat hat in Japan die Natur und Kultur so reich an Blumen gesorgt, dass es für das Abendland beschämend ist, so materia- listisch veranlagt zu sein, dass es sich darin so weit in Schatten stellen lässt, denn alle diese Blumen und Bäume haben fast keinen Nutzwert, sondern nur Zierwert. Sie sind nicht gepflanzt der Früchte wegen, sondern zur Zierde, ihre Früchte sind meist oder fast un- geniessbar. Wenn noch Schnee auf den Bäumen und Fluren liegt, lässt schon die schwellende Knospe der Mume das kommende, wieder anwachsende Leben vorahnen, und weder Wind noch Wetter hält alt und jung, arm und reich ab, zur bestimmten Zeit, zur Blumen- andacht und „Blumenschauen" zu wandeln. Pfirsich und Falschkirsche folgen mit der fortschreitenden Jahres- zeit, alle werden wie Heilige geprüft und gefeiert. Wistarien und Paeonien und die im ganzen Lande wild wachsenden und auch vielfach kulti- vierten Azaleen verkünden den Sommer. Riesenblumige Iris, Winden und Lotos sind echte Kinder der heissen Sommermonate, und Chrysanthemum verkünden auch in Japan den Herbst, der mit seinen wunderbaren Färbungen der Blätter, besonders der schönen Ahornarten, nochmals die reiche Pracht verschwenderischer Natur zu bringen scheint. Die immergrünen Bambusen und die ewig schönen Kiefern versagen auch im Winter nicht ihren Reiz, und wenn der Mond durch die Zweige der letzteren scheint, versinkt der Japaner in den gleichen Bann dieser hehren Naturschönheit, die ihn jeden Flor als besonderes Fest feiern lässt, bald stimmungsvoll und andächtig, wie von Minne und Nachtigall, bald zu frohen Festen angeregt, wie zur Zeit der Falschkirschenblüte. „Blumenschauen", — „Blumen- sehen" sind die Festausflüge der Japaner, bald wenn kaum der Morgen tagt, bald zur späten Nachtzeit. Jede Blume hat ihre eigene Sprache, mit der sie den Japaner anspricht, und er besitzt für jede ein eigenes Verstehen. Blumen sind ihm eine verklärende Sendung aus dem Paradies, und seine Sehnsucht trägt ihn in Nirwana wo Budda auf der Lotosblume thront und wo er Gleiches ersehnt. Der Japaner versteht noch einige Sprachen mehr als wir, die Sprachen seiner Blumen. Friedrich Henkel-Darmstadt. Imker-Kursus Berlin-Dahlem. Mit Genehmigung des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, hält der Kreisverein Teltow in den Lehrsälen und auf dem Bienen- stande der Königlichen Gärtner-Lehr- Anstalt zu Dahlem bei Berlin in der Pfingstwoche, vom 17. — 22. Mai, einen grossen Kursus für fortge- schrittene Imker ab. Die Theorie der Bienenzucht trägt vor, am 17. früh 8 Uhr beginnend, Pfr. Gerstung, die Praxis Pfr. Ludwig, über Wechsel- beziehungen zwischen Bienen und Blüten spricht Herr Geh. Regierungs- rat Prof. Dr. Wittmack, über Honig und dessen Untersuchung Dr. Kochs- Vorsteher der Nahrungsmittelunter, suchungs- Abteilung, über Bienenkrank- heiten Dr. Küstenmacher, der be- kannte Chemiker und Bakteriolog. Königinnenzucht behandelt der Dozent Hpt. Müller, Photo- und mikrophoto- graphische Vorführungen erleichtern das Verständnis. Abends finden die so beliebten freien Diskussionen statt. Das Programm, welches später ver- öffentlicht werden wird, ist ein sehr vielseitiges und interessantes. Da nur 120 Personen Platz finden können, auch eine Anzahl von Damen und Herren angemeldet sind, werden weitere Anmeldungen möglichst bald erbeten. Zur eigenen Auswahl sollen Quar- tierlisten ausgelegt werden. Für Verpflegung sorgt ein jeder selbst. Steglitz und das nahe Berlin werden allen Ansprüchen gerecht; mit 20 M. 188 Kleine Mitteilungen. für 5 Tage, ohne Reisegeld, kann man auskommen. Da Anfänger den Vorträgen nicht folgen können, werden sie auf den in der Woche vor Pfingsten stattfindenden Vorbereitungskursus hingewiesen, der für 15 — 20 Teilnehmer vom 9. — 14. Mai abgehalten wird. Leider stehen uns für diese Kurse keine Mittel zur Ver- fügung, deshalb muss, trotz aller Opferfreudigkeit des Vereins, zur Deckung der erwachsenden Unkosten eine Gebühr von 3 M. erhoben werden, die beim Empfang der Bescheinigung über die Kursusteilnahme zu ent- richten ist. Die Tomatenzucht im Hausgarten. Von Franz Rochau-Berlin. Die Tomate, auch Liebesapfel ge- nannt (Solanum Lycopersicum escu- lentum), ist eine von den Gemüse- arten, die nur lokale Verbreitung erlangt haben. In dem einen Landes- teil wird sie sehr viel angebaut, in dem anderen dagegen ist sie fast unbekannt. Wohl hat sie in * den letzten Jahren auch bei uns in Nord- deutschland grössere Verbreitung ge- funden, aber leider hat sie die Wert- schätzung, die ihr gebührt, noch immer nicht erreicht. Wohl keine Garten- frucht unserer nordischen Breiten, ihre Schwester, die Kartoffel, kaum ausgenommen, betätigt sich in solcher Vielseitigkeit für den Haushalt wie sie, ganz abgesehen von ihrerWürzig- keit, Bekömmlichkeit und Fruchtbar- keit. Von ihrer Heimat, Peru und Mexiko, hat sie sich über Nordamerika verbreitet; von dort kam sie nach Südeuropa, wo sie sich akklimatisierte, und dann zu uns. Die praktischen Amerikaner waren die ersten, die den vielfachen Verwendungswert der To- maten richtig schätzen lernten: sie wird dort vielfach noch gegessen wie anderes Obst und zur Bereitung von Suppen, zum Würzen von Saucen und Braten, zur Bereitung von Gelee und Salat verwendet. Alle diese Ver- wendungsarten haben auch bei uns Eingang gefunden. Mit scharfem Messer in ganz dünne Scheiben ge- schnitten, mit Oel, Essig, Salz und Pfeffer oder auch Zucker zubereitet, liefert die Tomate einen vorzüglichen, äusserst bekömmlichen Salat, während sie roh gegessen infolge ihres Schwefel- gehalts und der damit verbundenen fäulniswidrigen Eigenschaften ausser- ordentlich viel zur Desinfektion der Mundhöhle und Konservierung der Zähne beiträgt. Da die Tomate von Natur aus einen lockeren warmen Boden liebt, so ergibt sich schon fast von selbst, dass sie zum Anbau in dem warmen märkischen Sandboden sehr geeignet ist. Nur unser rauhes Frühlingsklima sagt ihr nicht zu; daher ist ihre Anzucht schwieriger, als es z. B. bei ihrer Schwester, der Kartoffel, der Fall ist. Wie andere Fruchtpflanzen des Hausgartens, na- mentlich Gurken, Melonen und Kürbis, können die Tomaten erst dann aus- gepflanzt werden, wenn Nachtfröste nicht mehr zu befürchten sind, was ungefähr nach dem 20. Mai der Fall ist. Würden wir die Tomaten dann erst säen, so würden ihre Früchte in- folge der kurzen Sommerzeit nicht mehr reif werden; wir müssen also darauf bedacht sein, zur Zeit der Aus- pflanzung schon recht kräftige und möglichst abgehärtete Pflänzlinge zu besitzen. Das erreichen wir, wenn wir die Samen im Februar bis März ins Mistbeet säen oder, wenn es sich für kleine Verhältnisse handelt, in ein Kästchen oder eine Schale am Fenster im Zimmer. Die Samen keimen sehr schnell, und die kleinen Sämlinge werden, nachdem die Keimblätter gut entwickelt, herausgenommen und in kleine Stecklingstöpfe verpflanzt, wo- bei zu beachten ist, dass die Keim- blätter dicht über dem Boden stehen. Nach zwei bis drei Wochen können sie dann nochmals in grössere Töpfe verpflanzt werden. Ist das Wetter mild und warm, so versäume man nicht, die kleinen Pflänzchen langsam abzuhärten, was mittels reichlicher Zuführung frischer Luft geschieht. Sonst ist ihre Wartung dieselbe, wie sie auch die anderen Pflanzen im Zimmer verlangen, nur müssen sie recht hell am Fenster stehen. Wer sich die Mühe der Anzucht ersparen will, kaufe beim Gärtner kräftige Pflänzlinge. Pflanzt man sie nun in das freie Land, so topft man Ausstellungen. 189 sie vorsichtig aus und lockert mit einem Hölzchen den Wurzelballen etwas an, damit die Pflanze besser an- wächst. Auch ist zu beachten, dass die Wurzelballen stets gut feucht sind, denn eine Pflanze, die mit festem, trockenem Wurzelballen in das freie Land gepflanzt wird, geht unweigerlich zugrunde, trotz allen Giessens, da das Wasser wohl in das lockere Erdreich, nicht aber in den trockenen Wurzel- ballen eindringt. Auch der Boden, in dem die Tomaten gepflanzt werden sollen, ist gut vorzu- bereiten. Er muss vor allen Dingen tief durchlockert und tüchtig gedüngt werden. Viel Feuchtigkeit und reich- liche Nährstoffe im warmen, lockeren Boden, das sind die Grundbedingungen, die zur Tomatenkultur notwentig sind. Auch ist ein öfteres Giessen mit ver- dünnter Jauche sehr vorteilhaft. Dass bei einer reichlichen Wasserzufuhr der Boden bald hart und undurch- lässig wird, daher öfters aufgelockert werden muss, ist wohl selbstverständ- lich. Da die Tomaten sehr üppig ins Kraut wachsen, so ist ein gegenseitiger Abstand von 75 cm erforderlich. Ist reichlich Fruchtansatz vorhanden, so entfernt man alle Zweige, die keine Früchte tragen. Auch die Zweige mit Früchten köpft man einige Augen über dem obersten Fruchtansatz, und zwar so oft sie aus den Nebensprossen neue Triebe hervorbringen. Die Pflanzen werden dadurch gezwungen, alles weitere Blühen einzustellen und die reichliche Zahl der Früchte, die man daran gelassen, gut auszubilden und auszureifen. Ist letzteres infolge eines kalten und regnerischen Herbstes nicht möglich, so schneide man die ganze Staude im Spätherbst über dem Erdboden ab und hänge sie in einer luftigen Kammer auf. Die Früchte reifen dann meist noch nach. Die kleinen, grünbleibenden, also nicht ausgereiften Früchte lassen sich wie Cornichons oder Pfeffergurken ein- legen und haben in dieser Form einen pikanten Geschmack. Es ist emp- fehlenswert überhaupt nur frühreifende Sorten anzupflanzen. Solche Sorten sind: Alice Roosevelt, Conqueror, rote Zwerg, rote allerfrüheste und rote birnenförmige. Mittelfrühe sind: König Humbert, Mikado und Trophy. Hat man nun sehr viele Tomaten geerntet, so dass man nicht in der Lage ist, sie gleich zu verbrauchen oder zu ver- kaufen, so konserviert man sie als Püree oder in ganzen Früchten in Gläsern und Blechbüchsen. Auch lassen sie sich auspressen. Der aus- gepresste Saft wird eingekocht und in Flaschen gefüllt, um später zu Saucen verwendet zu werden. Ausstellungen. Der „Bezirksverein Ruppin" des „Volkswirtschaftlichen Vereins zur Förderung der Obst- und Gemüse- Verwertung in Deutschland" veran- staltet vom 8. bis 10. Oktober 1910 im Schützenhause auf dem Rosenplan gegenüber dem Königlichen Schloss- garten in Rheinsberg eine „Obst-, Gemüse- und Bienenzuchtausstellung". Die Schirmherrin des Volkswirtschaft- lichen Vereins ist Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Frau Kron- prinzessin Cecilie. Liegnitz 1910. Die in Liegnitz vom 25. Juni bis 10. Juli und vom 14. August bis 11. September geplante „Grosse Rosenausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde", Protektorin Ihre Majestät die Kaiserin, verbunden mit einer Schlesischen Gartenbau- Ausstellung hat eine bedeutende Er- weiterung erfahren. Die deutsche Dahlien-Gesellschaft beschloss auf der Jahresversammlung in Berlin, die diesjährige Dahlien-Ausstellung in Liegnitz zu veranstalten. Da auf dem Liegnitzer 45 Morgen grossen Aus- stellungsgelände genügend Land mit parkartiger Bepflanzung zur Verfügung steht, so wird die deutsche Dahlien- Gesellschaft zum erstenmal Massen- anpflanzungen von Dahlien ausführen, um den grossen Wert der Edel- und Riesen-Dahlie als Gartenschmuck- pflanze dem grossen Publikum drastisch 190 Patent-Nachrichten. — Eingegangene Preisverzeichnisse. vorzuführen. Die Ausstellung abge- schnittener Dahlienblumen wird in die Zeit vom 5. bis 11. September d. J. fallen. Anmeldung für Freilandrosen-Aus- stellung sind überaus zahlreich ein- gegangen und schon viele Tausend Rosen, teils im freien landschaftlichen Rahmen, teils auf geometrisch ge- formten Beeten ausgepflanzt worden. Ihre Majestät die Kaiserin hat eine prächtige Majolikavase als Ehrenpreis gestiftet. Mit der Ausstellung ist auch eine besondere Abteilung für moderne Friedhofskunst verbunden. In einer mächtigen Waldgruppe mit altem Baumbestande, werden Waldgräber und am Rande, mit Hecken eingefasst, sollen Wahlgräber und endlich auf freien Flächen, aber mit Pflanzungs- gürteln durchzogen, sollen Reihen- gräber angelegt werden. Hohe Grab- hügel werden nicht gestattet. Ueber die Zulassung der Grabdenkmäler ent- scheidet eine Kommission. Zur Be- teiligung werden namhafte Vertreter der Friedhofskunst eingeladen. Patent -Nachrichten. Klasse 45 f. 221 045. Spargelschützer. Erste österr. Strohhülsenfabrik mit Kraftbetrieb, Laa a. d. Thaya, Nied.- Oesterr.; Vertr.: Richard Horwitz, Rechtsanwalt, Berlin N. 4. 11. 2. 09. E. 14376. Klasse 45 f. 221114. Obstpflücker mit U-förmigem Rahmen und darunter angeordnetem Fangbeutel. Hermann Theissing, Münster i. W., Langen- strasse A 2. 8. 11. 08. T. 13932. Klasse 45 f. 220820. Rahmenartiger Kasten zum gemeinsamen Umpflanzen von Pflanzen in Mistbeete. Carl Hummelsheim, Köln-Nippes, Hart- wichstr. 67/69. 17. 1. 09. H. 45 771. Klasse 45 f. 220821. Pflanzenschere mit gradlinig zu einem Sperrblatt verschiebbarem Scherblatt. Gustav Aeppli, Zürich; Vertr.: E. Wolf, Patent-Anw., Berlin S. 42. 14. 5. 09, A. 17189. Klasse 45 k. 220914. Vorrichtung zum Besprengen von Pflanzen mit keimtötenden Flüssigkeiten. Charles Dennis Saxton, Boise, Idaho, V. St. A.; Vertr.: Dr. A. Levy und Dr. F. Heinemann, Patent-Anwälte, Berlin SW. 11. 9. 12. 08. S. 27985. Für diese Anmeldung ist bei der Prüfung gemäss dem Unionsvertrage vom -, ' — '—— ' die Priorität auf Grund 14. 12. 00. der Anmeldung in den Vereinigten Staaten von Amerika vom 18. 12. 07 anerkannt. Klasse 85 g. 220926; Strahlrohr mit einer Zerstäubungsschaufel, die mit einem Auge frei über den genuteten Strahlrohrkopf greift und durch eine hinter diesen fassende Flachfeder und einen Anschlag ausser dem Bereich des Wasserstrahls gehalten wird. Richard Guhl, Hamburg, Normannen- weg 24. 4. 5. 09. Eingegangene Preisverzeichnisse. Henkel, Grossgärtnerei G. m. b.H. Kais. Kgl. Grossherzogl. Hoflieferanten, Darmstadt, Hauptkatalog 1910 über Koniferen, Ziersträucher, Bäume, Rosen, Schlingpflanzen, winterharte Nymphaen-Arten und Hybriden, Aqua- rienpflanzen, immergrüne Ziergräser, Chrysanthemum, Pelargonien, Dahlien usw. mit vielen schwarzen Abbildungen. Krelage, E. H. Zoon, Haarlem, (Holland). Frühjahrsverzeichnis 1910 über holländische Blumenzwiebeln, Stauden, Freilandfarne usw. Personalia. 191 Cayeux & Le Clerc, Succrs. de E. Forgeot & Cie., Paris, Quai de la Megisserie 8. Katalog 1910 über Ge- müse-, Blumensamen, Neuheiten, Pflanzen, Erdbeeren usw. Franz deLaet, Contich, village- lez-Angers (Belgique). Kakteenspezial- Kulturen. Hauptverzeichnis 1910 über Kakteen, Neuheiten usw. Mit vielen her- vorragenden schwarzen Abbildungen. Louis Leroy, Angers (France). Societe des Pepinieres. Preiskurant 1910 über Obstbäume, Koniferen, Rosen usw. Pauwels & Cie., Theodore, Mei- relleke-Station-lez Grand (Belgique). Preisverzeichnis 1910 1911 über Orchi- deen, Dahlien usw. J. Prins & Söhne, Gartenbau- Etablissement, Wassenaar (Holland). Verzeichnis vondiversen holländischen Blumenzwiebeln und Pflanzen. R. van der Schoot & Sohn, Hillegom bei Harlem (Holland). Gartenbau-Etablissement. Verzeichnis von wertvollen Blumenzwiebeln und Stauden zur Frühjahrs-Pflanzung. James Veitsch & Sons, Chel- sea, London. Hauptkatalog 1910 über Blumen, Gemüse-, Grassamen usw. Mit vielen ganz hervorragenden schwarzen Abbildungen. Vil m o rin - Andrieux et Cie., Marchands - Grainiers, Paris, Catalogue de Chrysanthemes, Dahlias et Cannas. Sluis & Groot, Spezial-Kulturen von Kohlsamen, Enkhuizen (Nieder- lande). Hauptverzeichnis über Ge- müse-, Blumen- und Feldsamen. Vilmorin-Andrieux & Cie., Paris, Catalogue de graines d'arbres et d'arbustes 1909 10. Andresen, Ad f. & Sohn, Hohen- westedt (Holstein). Preisverzeichnis 1910 in Forstsämereien. Herb M., Neapel (Italien) Via Trivio 24-36. Hauptkatalog über Neu- heiten eigener Züchtung. Sehr reich- haltiges Sortiment mit vielen ganz vorzüglichen schwarzen Abbildungen. Kiese, Hermann & Co., Thü- ringer Rosenkulturen, Vieselbach-Er- furt, Katalog 1910/11 nebst einer Bunt- drucktafel über Leuchtfeuer, (Bengal- hybride). Diese Firma bringt für den Herbst 1910 wieder verschiedene neue Sorten in den Handel. „Deutschland". Eine Aufsehen er- regende Neuheit, entstanden aus einer Kreuzung der bekannten Frau Karl Druschki X Soleil d'or. Die Blume ist gross, gut gefüllt. Die Knospe ist weisslich - gelb, beim Oeffnen dann goldgelb mit rosa und orange getönt. „Wartburg". Ein Sämling der be- kannten Schlingrose Tausendschön. Die Blumen sind gut gefüllt, karmin- rosa mit gedrehten Petalen wie bei den Kaktusdahlien. Die Grösse der Blume ist gleich denen der Crimson Rambler und erscheint in grossen Dolden in überaus reicher Fülle. Der Wuchs ist sehr kräftig, die Belaubung schön dunkelgrün, die Triebe sind dornenlos. Personalia. R. Goethe, Königlicher Landes- ökonomierat, Darmstadt, feierte am 10. April sein goldenes Berufsjubiläum. Der Jubilar wurde am 13. April 1843 in Naumburg an der Saale als der jüngste Sohn des Königlichen preussi- schen Steuerrates Goethe geboren. Er erhielt seinen ersten Unterricht an denberühmten Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale. Nach erfolg- reichem Besuch des Gymnasiums in Weimar trat er, 17 Jahre alt, im April 1860 als erster Schüler in das neugegründete Pomologische Institut in Reutlingen ein. Nach zweijährigem Aufenthalte und mehrjähriger Gehilfen- tätigkeit an verschiedenen Orten über- nahm Goethe die Obergärtnerstelle der Petzoldschen Baumschule in Bunzlau. Hier entfaltete er auch eine landschaftliche Tätigkeit. Nachdem er im Jahre 1866 seiner Militärpflicht bei 192 Personalia. — Bekanntmachung. dem Gardejäger-Bataillon in Potsdam als Einjährig-Freiwilliger genügt hatte, machte er eine dreimonatliche Studien- reise, die ihn durch Frankreich, Tirol und Ober-Italien führte. Er übernahm dann auf kurze Zeit die Leitung der Petzoldschen Baumschule und des GutesBunzlau und erwarbim Jahre 1868 die Fürersche Beerenobstschule in Stuttgart, die er ein Jahr später nach Cannstadt verlegte. Hier errichtete er eine Rebenschule. Den Krieg im Jahre 1870 machte Goethe als Frei- williger mit und wurde nach Schluss zumLeutnantbefördert. ImSommer 1874 folgte er einem Rufe des Kaiserlichen Oberpräsidiums von Elsass-Lothringen und gründete in dessen Auftrage die heute nicht mehr bestehende Kaiser- liche Obst- und Gartenbauschule Grafenburg bei Brumath in Oberelsass. Im Juni 1879 wurde Goethe als Leiter der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein berufen. Hier verdankt ihm eine ausserordentliche grosse Zahl begeisterter Schüler ihre solide Aus- bildung. Auf literarischem Gebiete war der Jubilar ein äusserst frucht- barer und erfolgreicher Schriftsteller. Tscheuke, Walter, Charlotten- burg, hat mit dem 1. April die Stellung eines Sekretärs des „Verbandes der Blumengeschäfts-Inhaber" Berlin über- nommen und ist sogleich in die Redaktion der Verbandszeitung dieser Gesellschaft eingetreten. Tagesordnung für die 991. Versammlung des V. z. B. d. ö. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 28. April 1910 abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass I). 2. Diskussion über das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch: „Der neue Obstbau von Rudolf Richter". Die Stringfellow- Methode den deutschen Verhältnissen angepasst. a) Herr Stadtgartendirektor Albert Brodersen, Berlin. b) Verschiedene Korreferenten. 3. Verschiedenes. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Otto Bey rodt, Marien! elde-Berlin s, Lübeck IS Man verlange Preisliste. Ph. Geduldig « Rosenzüchter o Aachen 16 ROSEN Hochstamm - niedrige — Schling. — Neuheiten! Garantiert sortenecht Man verlange Offerte I c=s — ^ -—— — — ^S^^SSSSSm Charlesworth & Co., Haywards Heath, Sussex, England ORCHIDEEN Kontinent- Filiale: E. Bohnhof, 43 Rue Gerard, Brüssel i |Curt Moll, Borgsdorf bei Birkenwerder fc— 1 SPEZ1AL-GÄRTNEREI | TELEPHON BIRKENWERDER 39 lH ORCHIDEEN-KULTUREN. FUr den Inseratenteil verantwortlich: M. Junge, Berlin-Charlottenburg. — Druck von Rudolf Mosse, Berlin. 1. Mai 1910 Heft 9 IZ10CI30C30CZl0r=30£Z]0I^30ir3013I0E30IZ10CJ0C30IZri0IZ]0IZI0t~'"l~lor-|il ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 4649 BfcggQ3ö%f8cfSQ50<&f8^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen uad 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. 1910, Heft 9, Inhalt- . - Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem S. 193. — Ausstellungen S. 198. Verschiedenes S. 200. — Bekanntmachung S. 200. — Personalia S. 200. — „Orchis" Kr. 3. -♦»;-♦>;«♦•;-♦►:-♦•;.♦-;■♦•;-♦-;■♦-;■♦-; ■♦•;-♦-;■♦•;-♦-;■♦-;■♦-:-»■;■♦-: -»-t-»-:-»-;-»-!-»-;-»-;-»- ;*♦-:«»•;-♦-; ■♦-:*♦;*♦-;-♦- Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau,*Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, 1fr Magdeburg, Mannheim, München) Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. 3J§ G. Wehner & ci Gewächs- , hausbau Heizungsanlagcii Frühbeetfenster Scliattendeckeii Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g1 Kesse Britz bei Berlin tsü Jahnstr. No. 70-72. "0313 Fernspr.Rixdorf331.;2 66 b stes und billigstes Mittel zum Vertilgen von Unkraut auf Gartenwegen, Strassen, Plätzen usw. Jedes Quantum von 50 Kilogramm ab zu beziehen von Traine ® Helhners, Chem. Fabrik, Köln a. Rh. Wiederverkänfer gesucht. D. R. G. M. Schläuche aller Art. Rasen -Mäher, Rasen -Sprenger, Schlauch- Wagen, eigenes Fabrikat bestens und billigst. Franz Pretzel & Co., Pankow-Berlin Hadlichstrasse 20 und Berlin N., Grosse Hamburger Strasse 32. Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma Ernst Schulze, Leipzig, Blücherstrasse, IVke Berliner Strasse 6, bei, auf den wir hierdurch besonders aufmerksam machen. Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem. Von A. Koerner, Kgl. Baurat. , u a * LHJRARV Im amtlichen Auttrage. Mit 7 Tafeln und 79 Textabbildungen. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. Preis kart. 6 Mark. BOTAMlCA Hierzu Abb. 16, 17, 18 u. 19. QARD£N. Der Verfasser, der schon früher in seiner Eigenschaft als Bauinspektor die alten zum Teil guten, zum Teil fehlerhaften Anlagen des Berliner Botanischen Gartens genau kannte, hat die Bauten der Neuanlage in Dahlem von ihren ersten Anfängen an geleitet. Wer dort, wie Referent, in der gleichen Zeit an der wissenschaftlichen Ausgestaltung des Institutes mit- arbeiten durfte, hat wohl ein Urteil über das grosse Quantum Arbeit und Fleiss, welches die Fertigstellung der Baulichkeiten in ihrer Mannigfaltigkeit und ihrer jeden baulichen Schematismus ausschliessenden Eigenart erforderte. Der neue Botanische Garten, der die grösste Kulturfläche aller Gärten der Erde hat (grösser angelegte Gärten mit grossen wenig Pflege erfordernden Teilen sind häufiger), stellte in manchen Teilen an jeden der leitenden Kreise die höchsten Anforderungen an das Können und Wissen; denn waren auch in einigen neueren Gärten manche Erfahrungen gesammelt, die gewissenhaft studiert wurden, so stellten doch die Fortschritte der botanischen Wissenschaft vielfach an die wissenschaftliche wie an die Bauleitung Aufgaben, deren Lösung die Aufwendung der besten Kräfte erforderte. Für die Bauleitung handelte es sich darum, soweit als möglich hier ein Institut zu schaffen, welches wissenschaftlich, gärtnerisch, wie auch hygienisch da für eine grosse Zahl von Beamten auch Wohnungen, Speisegelegenheit usw. vorhanden sein mussten (Abb. 16.) als mustergültig gelten konnte. Dass das Ziel in allen wesentlichen Stücken erreichtist, zeigt die uneingeschränkte Anerkennung aller fremden Sachkundigen, die Dahlem besuchen. — Dem Verfasser standen bei der Ausführung seiner Arbeiten tüchtige technische und gärtnerische Kräfte zur Seite; die Tätigkeit der letzteren, wie Axel Fintelmann, Perring usw., findet in der vom Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- angelegenheiten herausgegebenen Festschrift zur Eröffnung des Botanischen Gartens und Museums*) eingehende Würdigung. Durch das notwendige Zu- sammenarbeiten konnten Bauten und Anlagen hergestellt werden, die in allen *) Der Kgl. Botanische Garten und das Kgl. Botanische Museum in Dahlem. Hörn & Rasch, Berlin. 194 Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem. ihren.Einzelheiten den Gärtner aufs höchste interessieren müssen, denen deshalb auch, soweit sie nicht in der Lage sind, die Anlagen selbst zu besichtigen, die Lektüre des Körnerschen Buches dringend empfohlen werden kann. Handelt es sich doch bei einem, den modernen Anforderungen entsprechenden Botanischen = a c 3 a a •a k. •a a =a -a •a Garten nicht um die Herstellung einheitlicher Gewächshausgruppen, sondern die Lebensbedingungen für möglichst alle Pflanzen der ganzen Erde müssen irgendwo und irgendwie'fgeschaffen werden. (Abb. 17.) Neben den Anzucht- und Kulturhäusern, die in ihren zahlreichen Abteilungen und in verschiedenen Lagen der Sonne ausgesetzt, alle nur erdenklichen Verhältnisse an Feuchtigkeit, Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem. 195 Temperatur und Beleuchtung zulassen, boten namentlich die Schauhäuser in ihren Konstruktionen grosse Schwierigkeiten. Es sollen dort eben nicht nur die gewöhnlichen Schaupflanzen, die überall gedeihen, aufgestellt werden, sondern neben der für imposante Schauhäuser nötigen Grösse sollte auch die Möglichkeit gegeben werden, grosse und kleine Pflanzen zahlreicher Länder und Vegetationsformationen dort zu kultivieren, um auch dem 'gärtnerisch- 196 Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem. t3 C a a -et c o 00 ro Die Bauten des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem. 197 botanisch interessierten grossen Publikum Gelegenheit zu geben, einen möglichst umfassenden Ueberblick zu bekommen über Formenkreise und Vegetationsverhältnisse aller Teile der Erde. Die Eisenkonstruktion des riesigen Tropenhauses und des Viktoriahauses sind Meisterwerke ihrer Art, die zu ihrer Berechnung die tüchtigsten Hilfskräfte erforderten. Eine äusserst komplizierte Heizung, die sich durch ihr tadelloses Funktionieren unter einer sachkundigen technischen Leitung selbst ihr Zeugnis ausgestellt hat, ermöglicht die Regulierung in allen Teilen. Dem Boden im grossen Tropenhause sind umfangreiche Durchlüftungs- und Sickereinrichtungen eingefügt, um gesunde Bodenverhältnisse dauernd zu erhalten. Abb. 19. Rosenlaube. Aber nicht an den Gewächs- und Wohnhäusern allein galt es zu arbeiten, auch für das freie Land, die Abteilungen für die unter freiem Himmel ausdauernden Pflanzen, mussten vielfach kostspielige Anlagen geschaffen werden. Die beiden grossen Seen mit der architektonisch schönen Brücke galten mehr der schönen Gestaltung des Gartens. Die Rosenlaube, ein Basaltbau (Abb. 19), bietet ausgesucht starkwüchsigen Wildrosen eine Stütze. Ist sie erst ganz überwachsen, wird das „Dornröschenschloss" einen Hauptanziehungspunkt bilden. Der Wissenschaft allein dient die grosse Wasserpflanzenanlage in der morphologischen Abteilung, die gegen 300 Wasser- und Sumpfpflanzen beherbergt in Bassins, deren jedes seinen eigenen Zu- und Abfluss hat, um gegenseitige Verunreinigungen durch Algen usw. zu verhindern. Eins derselben ist heizbar für im Sommer zu ziehende tropische Sumpfpflanzen (Lotosblumen usw.). Diese wie die anderen Wasserbassins bedurften alle 198 Ausstellungen. besonderer Konstruktion der Wände, um sie frostfest zu machen. Nicht gering zu bewerten sind auch die grossen Erdbewegungen, die Aufschüttung von Gebirgspartien usw. In dem ehemaligen Kartoffelacker mussten in den ver- schiedenen Teilen Moore angelegt werden, die nach der Ausschachtung, um das Wasser zu halten (Tonbelag), oder zweckentsprechend abzuleiten (Drainage), her- gerichtet werden mussten. Dass das ganze Gebäude mit einer in jeder Abteilung den Zwecken des betreffenden Fleckes angepassten Wasserleitung (Hydranten, Sickerstellen, Quellen usw.) versehen ist, die von einem eigenen Wasserturm gespeist wird, versteht sich von selbst. Kurz, tausend grosse und kleine Dinge, auf die allehiernicht eingegangen werden kann,setzendieGesamtarbeitzusammen. Den Bauten des Museums widmet der Verfasser ein besonderes Kapitel, wegen dessen auf das Original und auf die oben zitierte Festschrift verwiesen sei. — Zahlreiche Abbildungen, von denen hier einige wiedergegeben sind. Lagepläne und Einzelheiten der Konstruktion (Gewächshäuser usw.) sind dem Buche beigegeben. p. Graebner, Gross-Lichterfelde. Ausstellungen. Allgemeine Städtebau- Ausstellung in Berlin 1910.*) Im Anschluss an den unter Mit- wirkung der Gemeinden und Land- kreise Gross-Berlins zum 15. Dezember 1909 ausgeschriebenen Wettbewerb zur Gewinnung eines Grundplanes für die künftige Bebauung Gross-Berlins wird vom 1. Mai bis 15. Juni 1910 in Berlin eine Allgemeine Städtebau - Aus- stellungstattfinden. Diese Ausstellung soll mustergültige Leistungen des In- und Auslandes auf dem Gebiete des Städtebaues im weiteren Sinne ver- einigen, im besonderen glückliche Lö- sungen von Fragen vorführen, die in der Entwicklung der grossen Städte brennend sind. Die Fülle von Bildern und Plänen, Modellen und veranschau- lichender Statistik wird dem Laien wie dem Fachmann eine Grundlage geben für die Beurteilung der künftigen Bebauungspläne der Grossstädte. Ein Wohnhaus kann nicht ohne vorherige Aufstellung eines sorgfältigen Planes gebaut werden, der die Be- dürfnisse der künftigen Bewohner berücksichtigt. Dass aber eine Stadt und namentlich eine Grossstadt mit ihren Wohnungen und Arbeitsstätten, mit ihren Strassen, Plätzen und Parks, mit ihren Bahnen und Kanälen, eines *) Eintritt 1. M. Im Generalsekretariat sind Eintrittskarten in beliebiger Anzahl zum halben Preise (50 Pf.) zu haben. im voraus aufgestellten, weitsichtigen Planes noch viel mehr bedarf als ein Haus, und dass Planlosigkeit auf diesem Gebiete eine Gefahr für die wirtschaftliche und gesundheitliche Entwicklung der Stadt bedeutet, ist eine verhältnissmässig neue Erkenntnis. Gesunde und wirtschaftliche Städte bauen, heisst schon an und für sich ihre Schönheit fördern. Aber die ruhige Schönheit der Strassenwan- dungen, die geschlossene Wucht der Plätze und die Anmut der die Parks zum Kranze verbindenden Parkstrassen können, mit erfahrener Hand gepflegt und gesteigert, einer Stadt einen Reiz verleihen, der jeden beglückt und belebt, der in ihr atmet. Die folgenschwere Bedeutung der städtebaulichen Aufgaben, die sich für die Grossstädte ergeben, kann nicht überschätzt werden. Zu ihrer Lösung soll die allgemeine Städtebau-Aus- stellung Beiträge liefern. Die Ausstellung hat keinen geschäftlichen Charakter. Sie wird ermöglicht durch die Unterstützung der Gemeinden und Landkreise Gross- Berlins, durch das Entgegenkommen vieler staatlicher und städtischer Be- hörden des In- und Auslandes sowie einer grossen Reihe von Architekten und durch die weitherzige Gastlichkeit der Kgl. Akad. Hochschule für die bildenden Künste. Ausstellungen. 199 Programm der Ausstellung. 1 . Verkehrs- und Transportmittel(Pläne und Darstellung von Verkehrs- systemen). 2. Waldgürtel, Parkanlagen, Parkwege, Spiel- und Sportplätze, Friedhöfe. 3. Strassen, Plätze, Brücken, Kunst an der Strasse (Brunnen, Denkmals- aufstellung). 4. Historische Entwicklung von Gross- städten. 5. Die neuzeitliche Innenstadt, Ge- schäftsviertel . Wohnungsverhält- nisse, Strassendurchbrüche. 6. Erweiterungsanlagen, Zonenbebau- ung, Vororte, Gartenstädte, Arbeiter- siedlungen. 7._Lesezimmer (städtebauliche Lite- ratur). 8. Die Entwürfe zum Wettbewerb für den Bebauungsplan Gross-Berlins. Das Programm für die „Deutsche Dahlien- Ausstellung" der Deutschen Dahliengesellschaft in der Rosen-Aus- stellung und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung vom 25. Juni bis 10. Juli und vom 14. August bis 11. Sep- tember 1910 im Stadtpark zu Lieg- nitz unter Leitung der Liegnitzer Gartenbau-Gesellschaft, und der Mit- wirkung der Gruppe Niederschlesien des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands ist erschienen. Die Dahlien-Ausstellung zerfällt in zwei Abteilungen, in eine Dauer-Aus- stellung im Freien von ausgepflanzten Dahlien und in eine grosse Dahlien- Blumenschau vom 3. bis 11. Septem- ber 1910. Als Ausstellungsgelände kommt der Stadtpark mit seinen Ge- hölz- und Koniferengruppen, vor denen geeignete Dekorationspflanzen den hohen Wert der Dahlien als Material für die Landschaftsgärtnerei zeigen sollen, in Betracht. In einem be- sonderen Teile finden die besten deut- schen und ausländischen Dahlien aller Klassen in Sortimenten Aufstellung. An der Ausstellung selbst dürfen sich nur Mitglieder der „Deutschen Dah- lien-Gesellschaft" beteiligen, eine Prä- miierung findet nicht statt. Das Ent- gegenkommen der „Liegnitzer Garten- bau-Gesellschaft" ist das weiteste, sie stellt den Ausstellern nicht allein ein geeignetes Areal kostenlos zur Ver- fügung, sondern übernimmt auch kostenlos das Antreiben der Knollen und das Auspflanzen wie die Pflege der Dahlien, auch während des Sommers. Zur Anpflanzung können natürlich nur kräftige, gesunde Knollen kommen, die bis Ende April franko an den Kgl. Gartenbaudirektor Stammle r-Lieg- nitz einzusenden sind. Auch ist eine genaue Etikettierung und eine Liste über Art und Zahl der eingesandten Dahlien, ihre Blütenfarbe und Höhe in zwei Exemplaren einzusenden. Der Platz wird je nach den eingehenden mehr oder minder umfangreichen Sen- dungen verteilt und bei der Anpflan- zung in erster Linie auf Schaffung einer landschaftlichen Ausgestaltung der Anlage gesehen, woran auch die Aussteller teilnehmen oder Angestellte beauftragen können. Ausser Dahlien können auch andere Herbstschnitt- blumen eingesandt werden. Gläser stehen genügend und kostenlos zur Verfügung, für Schnittblumenzwecke sind Knollen nach der städtischen Baumschule zu senden, damit wird besonders entfernt wohnenden Züch- tern Gelegenheit zur Ausstellung frischer Blumen geboten. Ueber die Versicherung und Rücksendung der Güter gibt der vornehm ausgestattete Prospekt nähere Auskunft. Anmel- dungen für die Dahlien-Freiland-Aus- stellung sind bis zum 20. April, für die Blumenschau bis zum 10. August 1910 an den Kgl. Gartenbaudirek- tor F. Stämmler zu richten, da später eingehende Sendungen nur nach Mass- nahme des zur Verfügung stehenden Raumes berücksichtigt werden können. Zur Zeit der Dahlien-Ausstellung wird auch ein allgemeiner Gärtner- tag in Liegnitz durch den „Verband der Handelsgärtner Deutschlands" ab- gehalten werden. Ebenso wird die Gruppe Niederschlesien der „Deut- schen Gartenkunst-Gesellschaft" zur selben Zeit in Liegnitz tagen. Ein vornehmes Turnier soll in Liegnitz zwischen der Rose und der Dahlie ausgefochten werden. Die Blumen- königin, die Rose, die zu vielen Tausenden zu gleicher Zeit im Lieg- nitzer Stadtpark vom Verein Deutscher Rosenfreunde ausgepflanzt ist, wird in harmonischer Verbindung mit der Dahlienschwester in Formen- und Farbenpracht wetteifern und beide werden sich in ihrer Wirkung ergänzen. 200 Verschiedenes. — Bekanntmachung. — Personalia. Verschiedenes. Gärtnerisches Feldmessen an der Stadt. Fachschule für Gärtner im S.-S. 1910. Der Unterricht beginnt nicht wie sonst im Mai, sondern erst am 17. Juli im Schulgebäude Hinter der Garnisonkirche 2, und findet an weiteren 9 Sonn tagen, 3 Stunden täglich, auf dem Gelände des städt. Schillerparkes, Berlin N, Türkenstrasse (unweit der Seestrasse) bezw. im Schulgebäude statt. Er umfasst die theoretischen Grundlagen des Messens, Längen-, Flächen- und Körpermasse, Winkel, alte und neue Masseinheiten, dann Erklärung der Messgeräte und das praktische Feldmessen im Freien. Nachdem die Schüler mit der Hand- habung der Messgeräte genau vertraut sind, werden ihnen kleine Aufgaben gestellt, wie sie ihnen später im prak- tischen Berufsleben von Nutzen sein können. Sodann werden auch grössere Geländestücke aufgenommen und skizziert, wobei alle Arten der Horizantalmessung zur Anschauung gebracht werden. Schliesslich werden die im Gelände angefertigten Skizzen und Schriftmanuale im Schulzimmer mit Zirkel und Reissschiene zu ordnungsmässigen Krokis zusammen- gestellt und gezeichnet. Bekanntmachung. Mitgliederbeitrag. Diejenigen Mitglieder des „Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues", welche ihren Jahresbeitrag für 1910 noch nicht bezahlt haben, werden gebeten, ihn bis zum 15. Mai dieses Jahres ein- zusenden an den Schatzmeister des Vereins, Herrn Kgl. Hoflieferant J. F. Loock, Berlin N. 4, Chausseestrasse 58. Nach dem 15. Mai werden die noch ausstehenden Beiträge, wie in anderen Jahren, durch Postaufträge eingezogen werden. Der Beitrag beträgt für Berlin und Umgegend 20 Mark, für das übrige Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 13 Mark, für andere Länder 15 Mark. Der Vorstand. Personalia. H. Lorberg, Baumschulen, Biesenthal in der Mark, hat den in Berlin betriebenen Teil seiner Baum- schule eingehen lassen und den Sitz des Geschäftes allein nach Biesenthal in der Mark verlegt. Dem in den Ruhestand tretenden Geschäftsführer der Firma, Herrn Fr. Brettschneider, Berlin, hat die Firma für seine mehr als 30 Jahre währende Tätigkeit öffentlich ihren herzlichsten Dank ausgesprochen. Echtermeyer, Th., Kgl. Oekono- mierat, Dahlem-Steglitz, hat sein Amt als erster Vorsitzender des Volks- wirtschaftlichen Vereins für Obst- und Gemüseverwertung niedergelegt. An seine Stelle wurde D. h. c, Dr. med. et jur. von Strauss und Torney, Senats- präsident, Wirkl. Geheimer Ober- regierungsrat, zum ersten Vorsitzenden gewählt. Möller, Ludwig, Erfurt, der Begründer und Herausgebgr von „Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung" ist nach langem Leiden im 63. Lebens- jahre gestorben. Das Lebensbild des Entschlafenen wird die nächste Nummer enthalten. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N 4 Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX C. H. Ulrich, Charlottenburg, Bismarck-Str. 96 baut . an allen Plätzen- des . 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Bohnhof, 43 Rue Gerard, Brüssel Curt Moll, Borgsdorf bei Birkenwerder SPEZI AL- GÄRTNEREI TELEPHON BIRKENWERDER 39 ORCHIDEEN-KULTUREN. Orchideen Sander : Brügge : Für den Inseratenteil verantwortlich: M. Junge, Berlin-Charlottenburg. — Druck von Rudolf Mosse, Berlin. 15. Mai 1910 Heft 10 5J%Oöö&P§*^QJ£!}^Ö?^ cnomocncrz2onnoczioLZ2oc30c20cnon2oc^cc3 onao □oaoaon d ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischeh Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 E8c*gQf?o%*8c*SQ3o^8c*§QS^^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 10, Inhalt: 991. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 201. — Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien S. 209. — Tafelerklärung S. 213. — Ludwig Möller + S~ 214. — Wie entsteht die Ackererde S. 216. — Aus den Ausschüssen des -V. z. B. d. G. S. 220. — Kongresse S. 225. — Kleine Mitteilungen S. 226. — Ausstellungen S. 230. — Personalia S. 231. — Wertzeugnis des V. z. B. d. G. in den Königlich preussischen Staaten S. 231. — Orchideen- Ausstellung S. 232. — Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Späth'schen Baumschule S. 232. — Tagesordnung für die 992. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten S. 232. Alleinige inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse A!^ ^W Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. ^ ^ Deutsche Rosen-und I iaAnM« 1A1A Schlesische Garten- Dahlien -Ausstellung Liesnitz 1910 bau-Aussteliung Q vom 25. Juni bis 10. Juli und vom 14. August bis 11. September 1910. ProgrammesendetaufWunschKgl. Gartenbaudirektor Stammler in Liegnitz. Inserate für den Katalog sind bei der Eisenhandl. : B. G. Lange in Liegnitz mit dem Vermerk: „Katalog-Inserate" aufzugeben, ebendaselbst sind auch die In sertionspreise zu erfragen. K GARTENKIES X in den bekannten Farben und Körnungen fuhrenweise und in Waggonladungen bei billigster Preisberechnung und prompter Lieferuns empfehlen zur bevorstehenden Saison Schülern Heilgendorff, Berlin "ML Yorkstr. 35, an der Berlin-Dresdener Bahn FERNSPRECHANSCHLUSS: AMT VI, 548 und 75. — III Aelteste und renommierteste E. L Knappstem ■ sss: « Berlin H. 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April 1910 im grossen Hörsaal der Kgl. Landwirtschaft!. Hochschule, Berlin N.4, Invalidenstrasse 42. Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Herr Walther Swoboda. I. Ausgestellte Gegenstände: 1. Die Herren Gärtnereibesitzer Hi lpert & Co., Cladow an der Havel, die die Kultur und den Vertrieb der mit Recht so beliebten Alpinen, Subalpinen und Felsenpflanzen als Spezialität betreiben, hatten mit Steinen und Moos eine hübsche kleine Gruppe davon ausgestellt. Herr Stadtgartendirektor Brodersen, Berlin, wie auch Herr Königl. Hofgärtner Habermann, Pfaueninsel, wiesen darauf hin, dass diese Alpinen ein sehr dankbares und den Gartenliebhaber erfreuendes Material darstellten. Es wäre wünschenswert, dass es viel mehr zur Verwendung gelange, als das bisher geschähe. Grosse und kostspielige Aufbauten seien dazu keinesfalls nötig; nur ein heller Stand- ort, geschmackvolle Gruppierung der Steine und Vorsorge für einen kühleren Boden. Besonders sei die Campanula des Ausstellers in weiss und blau empfehlenswert, die vom Frühjahr bis Ende Juli im schönsten Flor blühten. 2. Herr Friedhofsaufseher Schwabel, Steglitz, hatte 30 Pflanzen einer Pelargonien-Neuheit ausgestellt, die noch nicht im Handel ist. Sie stellt einen Sämling der bekannten Sorte „Meteor" und „Perle von Neu-Ulm" dar und scheint die guten Eigenschaften beider in sich zu vereinigen. Die Farbe der recht grossen Blumen, die von guter Leuchtkraft sind, weisen einen rosa Schein auf, der ihr etwas ungemein Zartes verleiht. Der Aussteller hat für seine Neuheit das Wertzeugnis beantragt. 3. Herr Gärtnereibesitzer Beuster in Lichtenberg führte zwei schöne Gruppen Cytisus und Pelargonium peltatum vor, die durch ihre Schön- heit und gute Kultur lebhafte Anerkennung fanden. Der Aussteller bemerkte, dass die Cytisus zweieinhab Jahr alt und ziemlich schnell in die Höhe gewachsen seien. In der vorhandenen Grösse wären sie nicht so gut verkäuflich wie kleinere Exemplare. Er habe 1200 grosse und 4000 kleine zum Verkaufe stehen. Im August stecke er die Stecklinge in einen lauwarmen Kasten, wo sie in etwa 14 Tagen mit guten Wurzeln versehen seien. Das Ueberwintern geschähe am besten in kleineren Stecklingstöpfen; im Sommer sei ein zweimaliges Verpflanzen und sach- gemässes Kurzschneiden sehr zu empfehlen. 202 99t- Versammlung des Vereins z. B. d. G. 4. Herr Königlicher Hoflieferant Klar, Berlin, hatte ein noch nicht be- nanntes Viola tricolor maxima ausgestellt und wies darauf hin, dass es alle anderen Sorten durch seinen kompakten Wuchs und seine ununter- brochene Blütenfülle überträfe. Es käme in nächster Zeit in den Handel. Die Farbe variiere vom schönsten Dunkelblau bis zum hellsten Lichtblau, ver- bleiche aber in der Sonne nicht, sondern behalte seine ursprüngliche Färbung. Charakteristisch für dieses neue Stiefmütterchen sei es, dass die Blumen nicht wie bei den anderen allmählich kleiner würden, sondern ihre schöne Grösse behielten. Zu dem Viola cornuta scheine es nicht zu gehören, da sich keinerlei Merkmale hierfür fänden. In dem Garten, wo gespart werden solle, reiche eine Bepflanzung vom Frühjahr bis zum Herbste aus, ohne dass eine Abnahme des Blütenreichtums zu bemerken sei. Diese Neuheit soll im Herbst oder schon im Sommer durch Saat in den Handel kommen. Das Stiefmütterchen wird auf dem Versuchsfelde angepflanzt werden und sich dann in voller Blütenpracht den Besuchern zeigen. 5. Herr Obergärtner Behrens bei Herrn Kommerzienrat Herz, Wannsee, hatte abgeschnittene Anthurium Scherzerianum-Hybriden ausge- stellt, sehr schöne Züchtungen, die sich seinen Erfolgen auf dem gleichen Gebiete der früheren Jahre würdig anreihten. Es waren Blumen darunter von 22 cm Grösse. Herr Behrens wies darauf hin, dass die Anthurium mit ihren sechs bis acht Blumen pro Pflanze und ihrer ausserordentlichen Halt- barkeit, die sich bis auf drei Monate erstrecken könne, Pflanzen seien, welche man sowohl Privat- als auch Handelsgärtnern nur aufs wärmste empfehlen könne. Dabei mache die Kultur nicht die geringsten Schwierigkeiten. 6. Herr Otto Wallroth in R ehfelde an der Ostbahn hatte aus der Kampfmeyerschen Gärtnerei drei Gurken: Marbel, Covent Garden Market und Spor freie mitgebracht und bemerkte dazu, dass die letzte wohl die kleinste und am wenigsten ansprechende sei. An Schönheit der Form und im Ertrag stehe Marbel an der Spitze. Mit diesen Gurkensorten sei der Versuch gemacht, die englische und holländische Gurkenkultur in Häuser nach Deutschland zu verpflanzen. In der Kampfmeyerschen Gärtnerei lägen jetzt zehnjährige Erfahrungen vor; sie berechtigten, einige Betrachtungen anzustellen und Schlüsse zu ziehen. Suche man eine solche Kultur, die im Auslande hohen Nutzen abwerfe, im Inlande nachzuahmen, so müsse man dabei zweierlei beobachten, Einmal die Ver- hältnisse in dem Stammlande der Gurkenkultur, dann diejenigen in der neuen Heimat. England und Holland hätten durchweg feuchtes Klima, könnten auf langjährigen Erfahrungen fussen ; sie hätten geschulte Arbeiter, eine billige, den Kulturzwecken ganz und gar angepasste Gewächshaustechnik und ein kaufmännisch organisiertes Absatzgebiet. Holland übertreffe in solcher ge- nossenschaftlichen Durchdringung noch England. Von diesen guten Voraussetzungen sei hier im Inlande nichts vorhan- den. Es sei aber gelungen, die billige Technik zu übertragen, und die aus- ländischen Erfahrungen mit zu verwerten. Es gehöre immerhin viel Idealismus und eine gewisse pekuniäre Sicherheit dazu, um derartige Experimente auf Jahre hinaus durchführen zu können. Geringe Erfolge dürften nicht ab- schrecken. Die Erträge wären in der Kampfmeyerschen Gärtnerei steigend 991. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 203 gewesen; da hätte sich plötzlich eine sehr üble Krankheit eingestellt. Auf den Blättern der Gurkenpflanzen wären gelbbraune etwas dunkelumränderte Flecke von verschiedener Grösse erschienen. Beim zweiten Satz im Herbst hätten sich diese Flecke sehr vermehrt, bis zu den Rändern der Blätter aus- gedehnt, ihr Abwelken bewirkt und schliesslich zum Absterben der Gurken- pflanzen geführt. Von den Herren der Wissenschaft sei dann festgestellt worden, dass der Krankheitserreger ein Pilz sei, Plasmopora cubensis B. et. C., gleichbedeutend mit Pseudoperonospora cubensis Rostowzew. Sie empfahlen gründliches Spritzen mit Kupfervitriolkalkbrühe und eine sorg- fältige Reinigung der Treibhäuser. Alle diese Vorsichtsmassregeln hätten aber nichts genutzt; die Krankheit sei sehr bald wieder aufgetreten. Auf einer Reise nach Holland hat dann Herr Wallroth dieselbe Krank- heit und ihre grossen Verheerungen näher kennen gelernt. Ein erfolgreiches Gegenmittel ist ihm aber nicht bekannt geworden. In England hat man ver- sucht, der Krankheit aus dem Wege zu gehen, indem man neue Gurkensorten züchtete, die zwar kleiner als die bisherigen Treibsorten aber sehr viel widerstandsfähiger waren. Man neige allgemein zu der Ansicht, dass die fort- gesetzte Hochzüchtung zur Entartung der Gurken geführt habe. Sie sei durch gesteigerte Fruchtbarkeit zu schwach geworden, den mancherlei Feinden zu trotzen. Die ausgestellten Gurkensorten sollen gute Ertragsfähigkeit mit erhöhter Widerstandsfähigkeit vereinigen. 7. Herr Baumschulenbesitzer O.Hermes, Zehlendorf, hatte farbige gefüllte Kirschen ausgestellt und bemerkte hierzu: Von den Neuein- führungen der letzten Jahre sind die Abarten der Prunus pseudoce rasus als Frühlingsblüher wohl die wertvollsten. Soviel ich mich entsinne, verdanken wir diese hervorragende Bereicherung unserer Sortimente der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, welche vor wenigen Jahren in ihrem Jahrbuche über die in Japan so beliebten Prunus pseudocerasus eingehend berichtete. Gefüllte Kirschen sind bei uns seit langen Jahren bekannt, Prunus avium fl. pl. und fl. roseo pl. waren schon Anfang der 70. Jahre beliebte Gehölze für den Landschaftsgärtner, verschwanden dann fast gänzlich, weil sie während der Sommerzeit stark von Ungeziefer besiedelt waren und die kurze Blütezeit hierfür nicht genügend Ersatz bot. Die Prunus pseudocerasus-Arten, deren wir heut bereits eine ganze Reihe besitzen, sind nicht anspruchsvoll an Boden, sind fast immer gegen Ungeziefer selbst in schweren Jahren und bieten in ihrem verschiedenen Habitus auch in der Zeit ohne Blütenflor eine Zierde des Gartens. Auch als Treibgehölze haben sie sich bewährt, wir dürfen sie daher wohl als sehr empfehlenswerte Gehölze bezeichnen. Die Vermehrung geschieht leicht durch Veredlung, Okulation auf Süsskirsche, Reiserveredlung wollte bei mir nicht recht gelingen, gab auf jeden Fall grösseren Ausfall. Als am wertvollsten betrachte ich „Benifugen" mit dunkelpurpur Knospen, grosser Blume und guter Füllung; sie schliesst sich in der Blütezeit Yoshino und Hisacura an, welche ein lichteres Rosa mit einem leichten lila Hauche haben. James H. 'Veiten ist äusserst reichblühend mit bis zu 5 cm grossen, dichtgefüllten Blumen; Shidare Sakura zeichnet sich durch leicht hängenden 204 991- Versammlung des Vereins z. B. d. G. Wuchs und grosse Blüten aus, während Ukon mit grünlichweissen, halb- gefüllten Blumen erfreut. Für die Anpflanzung in unseren Villengärten und Parkanlagen können wir diese Frühlingsblüher nur bestens empfehlen. IL Die Diskussion über das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch: „Der neue Obstbau" von Rudolf Richter, einfaches streng naturgemässes Verfahren. Die „Stringfellow-Methode den deutschen Verhältnissen angepasst", wurde von Herrn Stadtgartendirektor Brodersen, Berlin, eingeleitet. Der Redner betonte eingangs, dass er sich streng an die Sache halten werde und sich weder mit dem Verfasser des Lehrbuches noch mit dem Amerikaner Stringfellow beschäftigen werde. Er freue sich, dass Herr Richter der Einladung gefolgt und anwesend sei; dadurch könnten Missver- ständnisse oder irrtümliche Auffassungen auf dem Wege des persönlichen Meinungsaustausches sogleich richtiggestellt werden. Sodann bat Herr Brodersen mit humoristischer Wendung um Ent- schuldigung, dass er als ein Bürger eines anerkannten Kulturstaates geboren und unter den Fittichen einer kulturellen Erziehung aufgewachsen sei; denn nach dem vorliegenden Buche sei alles das, was die Gegenwart als Kultur zu schätzen gewohnt sei, überflüssig und unnütz. Nach den Lehren im Buche „Der neue Obstbau" sei nämlich der gesamte Obst- und Gartenbau in schlimmster Weise rückständig. Er fusse auf falschen Prinzipien. Es sei nötig, alle diese Errungenschaften zu streichen und den Gartenbau sozusagen von allen bis- herigen Erkenntnissen in der Wissenschaft und Praxis loszulösen und auf nichts zu stellen. Das Buch über den neuen Obstbau gründlich zu lesen und nach- zuprüfen, ob die neuen Lehren richtig oder falsch seien, habe er für seine Pflicht gehalten und würde nun bei der Besprechung des Werkes seine gegen- teilige Ansicht unbekümmert zur Geltung bringen, damit für den deutschen Gartenbau speziell deren Obstbau durch ein solches Buch kein Schaden geschähe. Der Redner geht dann auf das Buch selber ein, dessen Haupt- forderungen kurz folgende sind: 1. Das Pflanzen geschieht in unrigoltem Boden und in ein möglichst kleines Baumloch, weil diese Art zu pflanzen die Natur nachahmt, die ja auch ihren Samen ohne Bodenlockerung in unkultivierte Erde legt. Tief gelockerter Boden sei deshalb schädlich, weil nach schwerem Regen selbst bei guter Drainage der Boden für längere Zeit zu einem Sumpfe werde, der die jungen Wurzeln im Sommer ertränkt und verbrüht und im Winter oft erfrieren lässt. 2. Bei den Pflanzen selbst schneide man zuerst die Kronenzweige bis auf 3 bis 6 cm fort, so, dass das oberste Auge nach aussen gerichtet und die Schnittfläche möglichst wagerecht ist. Dann schneide man die Wurzeln bis auf ungefähr 3 cm so ab, dass die Schnittfläche nach unten steht und entferne gleichzeitig die sämtlichen Haar-, Faser- und Saugwurzeln. 3. Diesen Wurzelstummel tauche man in Lehmbrei, streue etwas lockere Erde auf den Grund des minimalen Pflanzloches und schütte das Baumloch mit lehmhaltiger Erde zu und stampfe den Boden um die Wurzeln fest. Ein 991. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 205 Pfahl als Halt ist nur in hoher windiger Lage notwendig. So gepflanzte Bäume stehen wie in Beton, und so müssen sie stehen. 4. Nach der Pflanzung ist dem Baum eine Kopfdüngung, Oberflächendüngung zu geben, wobei verrotteter Stalldünger mit Kalk vermischt, oder Kompost, Laub, Torf, Gras und dergleichen allem anderen vorzuziehen ist. Diese aufgelegte Dungschicht darf den Stamm nicht berühren, damit er nicht anfault. 5. Ist der Baum in seiner Entwicklung gut fortgeschritten, so hat nur das notwendigste Auslichten von Zweigen zu erfolgen. Jeder Baumschnitt, der eine Kronen- oder Fruchtholzbildung bezweckt, muss unterbleiben. Das erforderliche Beschneiden hat nicht während des Winters oder zeitigen Frühjahrs zu geschehen, sondern vom Spätfrühjahr bis zum Spätherbst. Also in der eigentlichen Vegetationszeit. 6. Alles etwa auftretende Ungeziefer ist in zweckentsprechender Weise, das heisst ohne Medizinieren und Quacksalbern mit einfachem Lehmanstrich zu beseitigen. Beschädigungen, Wunden, Bruchstellen werden gleichfalls nur mit Lehm behandelt. Das Unkraut ist nicht auf mechanischem Wege durch Hacken und Graben, sondern durch Jäten mit der Hand zu ent- fernen, damit keine Schädigungen der Wurzeln entstehen. 7. In den ersten fünf Jahren kann man den Boden zwischen den Bäumen mit Ausschluss einer 1 m grossen Baumscheibe mit Gemüse, Erdbeeren usw. allenfalls bepflanzen. Empfehlenswerter ist es aber, Gras unter den Bäumen wachsen zu lassen, es mehreremal im Jahre zu mähen und auf dem Boden als Dung für den Baum auszubreiten. Jedes Hälmchen und abgefallene Blatt bleibt auf der Erde liegen, wie es in der Natur der Fall ist, und nichts wird untergegraben. 8. Die Vorteile dieses neuen Verfahrens sollen einmal in der ausserordent- lichen Arbeitsersparniss beim Ausgraben der Bäume, beim Verpacken und Versenden und beim Wiederanpflanzen bestehen. Sodann darin, dass diese Methode die Gefahr der Verbreitung der Krankheiten und Baumschädlinge wesentlich verringert, und weil sie gestattet, weitaus grössere Bäume wie bisher zu verpflanzen. Auch solche Bäume, die der Baumschulbesitzer bisher ungenutzt bei Seite werfen musste. Zu diesen neuen Lehren bemerkte Herr Brodersen zunächst, dass es etwas Verblüffendes habe, wenn die neue Lehre kurz und bündig erklärt, dass die Luft den Pflanzenwurzeln schädlich sei. Bisher habe in der Gärtnerei und Landwirtschaft das Gegenteil gegolten. Auch die Wissenschaft verkündige bis auf diese Stunde, dass Licht und Luftzufuhr den Boden verbessere und für die Ernährung der Pflanzen unumgänglich notwendig sei. Sie könne sich demnach nur auf Irrwegen befinden. Die Frage ist hier berechtigt, warum denn der Landwirt so grosse Summen für gut funktionierende Drainage ausgebe, warum der Gärtner dafür Sorge trage, dass der Blumentopf porös sei, dass das Abzugsloch sich nicht verstopfe für den Zutritt von Luft. Möge die Absicht des Verfassers als eine gute anzunehmen sein, so müssten doch solche Verallgemeinerungen offenbare Schädigungen mit sich bringen. Dass durch Abschneiden der Wurzeln das zu pflanzende Objekt dem ursprünglichen Samenkorn nahe zu bringen sei, und dass die Entwicklung für beide die gleichen seien, könne unmöglich durchweg als richtig anerkannt 206 991. Versammlung des Vereins z. B. d. G. werden. Dass man durch den Schnitt besondere Zwecke erreichen könne, träfe sowohl für die Obstbäume als auch oft durch bestimmte Operationen bei dem Menschen zu, dass aber eine Pflanze, die man in der angegebenen Weise kurz schneide, gleichsam ihren Charakter verändere und sich demnach in ihrem Wachstum anders benähme, wie unbeschnittene oder weniger be- schnittene verpflanzte Bäume, sei wirklich nicht zu glauben. Wenn gesagt würde, dass in der freien Natur die Bäume, auch Apfel- bäume, aus dem Kern ohne jede Bodenvorbereitung wüchsen und zu einem herrlichen Baum würden, so dürfte dabei nicht ausser acht gelassen werden, dass aus solchem Kern nur dann ein herrlicher Baum wird, wenn er auf guten, zum Gedeihen des Apfels geeigneten Boden fiel. Ungezählte andere Samen- körner keimten wohl, aber nur wenige entwickelten sich zum Baum. Solch ein Zufallexperiment könne aber der Erwerbsmensch nicht anstellen; darum eben treibe er Kultur, mache den Boden aufs sorgfältigste zurecht und versuche durch Bodenbereitungen die für den Baum nötigen Lebensbedingungen zu erfüllen. Der Redner glaubt, dass das Wachstum der Wurzeln sich dem Schneiden gegenüber in ähnlicher Weise verhält, wie das Wachstum der Zweige; de Charakter des Baumes werde durch das Schneiden nicht verändert. So seien ihm vier Linden bekannt, die eine Naturlaube bildeten und ein Menschenalter ährlich geschoren wurden. Da hätte man vor 25 Jahren aus irgend einem Anlass mit dem Beschneiden aufgehört, und in diesem Zeitraum seien die Linden ohne jede Korrektur durch Menschenhand zu Musterexemplaren ihrer Gattung herangewachsen. Ihr wahrer Charakter ist durch das jahrelange Schneiden nicht verändert worden. Die Forderung, dass die tiefe Boden- bearbeitung und alles Rigolen zur Erreichung besserer Resultate unnötig und von nun an aufzuhören habe, könne als ernstlich nicht behandelt werden. Auf Schritt und Tritt begegneten einem die Erfahrungen, dass gut gelockerter und wohl zubereiteter Boden allen Pflanzen und Pflanzungen am meisten zusagt. Jeder könne die Beobachtung machen, dass beim Anlegen neuer Wege und Strassen alle Bäume auf aufgeschüttetem Terrain weit besser wüchsen, als diejenigen, die sich mit nicht gelockertem Boden begnügen müssten. Der Landwirt, der sich bisher damit begnügt habe, sein Korn in geackertes Land zu säen, und es sich dann bis zur Ernte selbst zu überlassen, habe in steigendem Masse angefangen, den Halm bis zur Ernte mit sachgemässer Bodenbearbeitung zu begleiten. Warum dieses alles? Doch wohl deshalb, um seinen Kulturgewächsen Luft und Licht zuzuführen und schädliches Unkraut zu vertilgen. Nur zu oft könne man bei Besitzern von Obstanlagen das nachträgliche Klagelied hören, dass sie den Boden nicht, oder nicht genügend vorbereitet und rigolt hätten. Ja selbst in Dänemark fange man an, den Wald zu pflügen, im Bewusstsein, dass selbst für Waldbäume eine Bodenkultur lohne. Ueber das Schneiden der Obstbäume und ob es am besten vor oder nach der Vegetationszeit zu geschehen habe, wolle er sich nicht verbreiten, da hierüber die Meinungen zu unendlich verschieden wären. Auch über den Wert der verschiedenen Dünger und ihren Einfluss auf Boden und Pflanzung wolle er es der Fachwissenschaft überlassen, Stellung zu nehmen und nachzu- weisen, ob sie rückständig seien oder nicht. Wenn aber das Einpflanzen in 991. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 207 kleine Baumlöcher und das nachherige Feststampfen mit einem Pfahl empfohlen würde, so dass die Bäume wie in Beton stünden, so müsse er gegen diese allgemeine Vorschrift aufs schärfste Front machen. Das widerspräche allen Erfahrungen, die einen tagtäglich umgäben; auch fusse das Einschlagen herausgenommener Bäume und Pflanzen und ihr schnelles Wurzelschlagen in den möglichst locker aufgeschütteten Erdmassen auf gegenteiligen Grund- sätzen. Alles, was die Pflanze zu ihrem Leben bedürfe, würde durch diese gewaltsame Methode entfernt gehalten. Nach seiner Meinung gedeihen die Obstpflanzungen und Baumschulen, in denen gute Bodenbearbeitung und die peinlichste Sauberkeit in bezug auf Unkraut und Grasnarbe herrsche, weit besser als umgekehrt. In Amerika, wo man vornehmlich darauf ausginge, aus seinen Anlagen Erträge zu ziehen, habe man den Wert eines guten kultivierten Bodens schon seit langem erkannt und sei in der Konstruktion geeigneter Maschinen für die Bodenbearbeitung unermüdlich. Der Landwirt kaufe solche teuren Geräte, bearbeite und hacke damit seine Früchte und finde dabei seine Rechnung. Als der Vater von dem jetzigen Besitzer der weltbekannten Späthschen Baumschule vor langen Jahren gefragt worden sei, ob denn die gewaltige Ver- grösserung des Betriebes, die sein Sohn unausgesetzt erstrebe, zu einem guten Ende führen könne, habe er geäussert: „Solange mein Sohn die Baum- schule von Unkraut frei halten kann, ist nichts zu befürchten, tritt das aber ein, so hat er Land zuviel und muss Halt machen". Den Forstwirt bangt um das Gedeihen seiner Kulturen, wenn sich in den Beständen eine Rasendecke bildet. Wenn als bestes Schädlingsvertilgungsmittel und zugleich bestes Ernährungsmittel für alle Pflanzen im „neuen Obstbau" die Holzasche, und als einen Ersatz die Asche verbrannter Nussschalen empfohlen würde, so be- weise das, in wie engem Rahmen die Erfahrungen gesammelt sind. Auf so kleinem Gebiete könne man ja schliesslich alles machen, aber hieraus Schlüsse für die Allgemeinheit ziehen und Gesetze zu geben und in auffälliger Weise dem Publikum zugänglich machen, könne nicht scharf genug gegeisselt werden, weil es viele in die Irre führt. Die Empfehlung, auch Tannen nicht zu pflanzen, sondern in den Orten, wo zukünftig eine Tanne für immer stehen soll, Samenkörner in die Erde zu legen und deren Gedeihen abzuwarten, müsse gleichfalls als ungeeignet abgelehnt werden. Wer könnte auf das langsame Heranwachsen und Gedeihen eines solchen Baumes warten, und wer vermöchte einen Gartenliebhaber damit zu trösten, dass er es sich nach Jahrzehnten unter dem Schatten des kommenden Baumes behaglich machen könne. In diesem Fall mehrjährige Pflanzen oder Bäume zu verwenden, sei das allein Richtige. Zum Schlüsse habe der Verfasser des neuen Obstbaues über betrübende Erfahrungen geklagt, die andere Leute bei der Anwendung seiner Methode gemacht hätten; das träfe seine Lehren nicht; denn wenn man sie nicht in allen Stücken genau befolge, wenn man die gepflanzten Bäume ohne Grasbedeckung lasse, wenn man an ihnen herumgrabe, Kohl, Salat, Bohnen und anderes unter ihnen baue, wenn Hühner, Gänse oder Katzen den Boden zerkratzten, Hasen und Kaninchen die Bäume zerfrässen und kranke oder kränkliche statt gesunder gepflanzt würden, dann träfe die Schuld nicht den Verfasser der 208 991. Versammlung des Vereins z. B. d. G. neuen Lehren, sondern diejenigen, welche mit unzulänglichem Verstand- mechanisch darauf losarbeiteten. Diese Gesichtspunkte träfen nun freilich auf der ganzen Welt zu, aber selbst die genaueste Befolgung der Richterschen Lehren würden dauernde und grosse Erfolge nicht zeitigen; sie führten nur das grosse Publikum irre und könnten in ihrer Allgemeinheit nur grossen Schaden anrichten. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, möchte der Redner zusammenfassend unter das Buch das Wort des Berliner Polizeipräsidenten setzen: „Ich warne Neugierige." Da durch die Besprechung der ausgestellten Gegenstände die Aus- führungen über den neuen Obstbau geraume Zeit erfordert hatten, wird beschlossen, die Diskussion bis zur nächsten Monats Versammlung am 26. Mai zu vertagen. III. Als Termine für die Monatsversammlungen im Sommer schlägt der Vorstand vor: Die Jahresversammlung am 30. Juni in Berlin in der Landwirtschaftlichen Hochschule und die beiden Monatsversammlungen im Mai und Juli am letzten Donnerstag des Monats in dem Königl. botanischen Museum in Dahlem-Steglitz abzuhalten. Die Vollversammlung stimmt diesem Vorschlage zu. IV. Der Schatzmeister des Vereins, Herr Königl. Hoflieferant J. F. Loock, teilt mit, dass die Abrechnung über die „Grosse Internationale Gartenbau- Ausstellung" im Frühjahr 1909 nunmehr erfolgt sei. Die gesamten Rechnungs- sachen wären nach geschehener kalkulatorischer Prüfung bei den Mitgliedern des Revisions-Ausschusses rundgegangen. Am 25. April hätte dann eine gemeinsame Besprechung stattgefunden, wobei die gezogenen Monita sämtlich ihre Erledigung gefunden hätten. Der Gesamt-Zuschuss des Vereins zu der Ausstellung belaufe sich auf 20900 Mark und 37 Pf. Davon seien 20000 Mark bereits im voraus bereit- gestellt. Der Rest von 900 Mark und 37 Pf. sei aus den Ueberschüssen des Vorjahres gedeckt worden. Er bäte die Versammlung, diesen Modus zu genehmigen. Dies geschieht. Hierauf nimmt Herr Königlicher Garteninspektor H. Amelung als Vorsitzender des Kassen- und Revisions-Ausschusses das Wort und weist darauf hin, dass wie so oft bei Ausstellungen auch diesmal die Verhältnisse stärker gewesen seien als die Menschen, und dass beim besten Willen es nicht möglich gewesen sei, ohne Defizit abzuschliessen. Die Kommission habe eine ordnungsmässige Rechnungsführung bestätigen können, und sei es ihm ein Bedürfnis, dem Herrn Schatzmeister für seine ausserordentliche Mühewaltung den Dank des Vereins und des Kassen- Ausschusses auszusprechen. Sodann beantrage er, dem Herrn Schatzmeister und Vorstand Entlastung zu erteilen. Die Versammlung stimmt diesem Antrage zu. V. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Geschäftsführer Brett- schneider, Königl. Garteninspektor Nahlop, Rentier Franz Bluth und Königl. Hof- gärtner Habermann, sprach Herrn Gärtnereibesitzer Beuster, Lichtenberg, für seine ausgestellten Pelargonium peltatum den 2. Preis von 15 Mark und für seine Gruppe Cytisus den 3. Preis von lO^Mark, Herren Gärtnereibesitzer Gartenflora 1910. 1582. Zu dem Artikel: „Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien". Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien. 209 Hilpert & Co. in Cladow a. d. H. für alpine Stauden den 3. Preis von 10 Mark, Herrn Obergärtner Behrens in Wannsee für abgeschnittene Anthurium Scherzerianum und Herrn Baumschulbesitzer Hermes in Zehlendorf für Zweige von Prunus pseudocerasus in verschiedenen Sorten je ein Ehrendiplom zu. Walther Swoboda. Siegfried Braun. Etne häufige Ste cklingskrankheit der Pelargonien. Aus der Kaiserlichen Biologischen Anstalt zu Dahlem bei Steglitz. Hierzu Tafel 1582. Im Mai des vorigen Jahres wurden mir kranke Pelargonien (Meteor) übermittelt, Pflanzen, die nach Mitteilung des Einsenders ganz gut durch den Winter gekommen waren, aber nach dem Umsetzen plötzlich unter Schwärzung des Stengelgrundes in grosser Anzahl zugrunde gingen. Im weiteren Verlauf des Jahres wurde ich auch von anderer Seite auf die Krankheit und ihre Gefährlichkeit hingewiesen. Es waren in diesem zweiten Falle von 1000 Stecklingen sehr viele schon im Herbst, also bald nach dem Stecken, zugrunde gegangen und nur etwa 400 lebend und gesund durch den Winter gekommen. Als dann im Frühjahr nachgekaufte gesunde Stecklinge in gleiche Erde umgesetzt wurden, ging auch von diesen noch ein grosser Teil zugrunde. Eine Untersuchung der kranken Pflanzen der beiden Herkünfte ergab, dass in den kranken dunkel verfärbten Geweben ein bekannter weit ver- breiteter Pilz, Pythium debaryanum Hesse zugegen war. Mit Reinkulturen des Pilzes konnte ich bei Infektionsversuchen die Krankheit künstlich erzeugen und damit den Nachweis liefern, dass der genannte Pilz der Erreger dieser Krankheit ist. Die Fig. 1 der Tafel zeigt als Resultat eines dieser Infektions- versuche eine erkrankte Pflanze, die wenige Tage vorher als gesunder Steckling in die mit dem Pilz infizierte Erde gesteckt worden war. Wenig später begann die Pflanze, der jede Nahrungszufuhr abgeschnitten war, abzusterben und zu vertrocknen. Bei meinen Versuchen führten die Infektionen gewöhnlich zum frühen Tode der Pflanze, seltener kam es vor, dass der Pilz den unteren Teil des Stecklings nicht vollständig zerstörte, sondern soviel übrig Hess, dass die Pflanze kümmerlich weiter zu existieren vermochte, ohne aber ein brauchbares Verkaufsexemplar zu liefern. Weiter zeigten meine Versuche, was ja nach den aus der Praxis mitgeteilten Fällen wahrscheinlich war, dass der Pilz die Stecklinge auch nach ihrer Bewurzelung noch anzustecken vermag. Pythium debaryanum findet sich in den erkrankten Pflanzenteilen in Form vielfach verzweigter feiner Fäden (Mycel), die sehr dünn sind, einen viel geringeren Durchmesser als die einzelnen Fäserchen der Verbandwatte (Baum- wolle) haben. Das Mycel (Fig. 2) hat in jugendlichem Zustande keine Quer- wände, die sich erst später, wenn der Pilz Fruktifikationsorgane bildet, ein- stellen. Von diesen letzteren kommen drei Arten vor, die aber nur in sehr nassen Substraten zu entstehen pflegen, und wenn der Pilz an Nahrungsmangel zu leiden beginnt. Alle drei Arten werden als kugelige Anschwellungen der Mycelfäden meist an ihren Enden gebildet und sind, auch wenn sie ihre volle Grösse, nämlich die ziemlich feiner Pollenkörner, erlangt haben, in ihrem Ansehen in nichts voneinander zu unterscheiden. Etwa einen Tag später 210 E'ne häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien. dagegen differenzieren sie sich in Conidien, Oogonien und Zoosporangien. Die geringste Veränderung findet bei der Bildung der Conidien statt, die nur durch eine schwache Verdickung der Wand äusserlich gekennzeichnet sind. Die Oogonien (Fig. 3) werden durch Antheridien, kurze Seitenzweiglein, befruchtet, als Produkt dieser Befruchtung bildet sich im Innern des Oogoniums je eine dickwandige, sehr widerstandsfähige Oospore, die bald durch Zersetzung der andern Teile frei wird. Die Zoosporangien (Fig. 4), die seltener vorkommen treiben einen schnabelförmigen Auswuchs, durch den ihr Inhalt in das umgebende Wasser austritt. Vor der Mündung des Schnabels bleibt er kurze Zeit in Kugelform liegen und zerfällt dann in mehrere Zoosporen. Diese (Fig. 5) beginnen sich langsam zu bewegen, werden bald selbständig und durch- eilen dann mit Hilfe einer feinen Geissei mit ziemlich grosser Schnelligkeit die Flüssigkeit. Die Funktionen dieser Fortpflanzungsorgane sind verschieden, die Oosporen pflegen erst nach einer gewissen Ruheperiode durch Keimung zu neuem Leben zu erwachen, die Zoosporen keimen sofort aus, wenn sie auf ihrer Fahrt auf ein geeignetes Nährmedium, z. B. eine ansteckungsfähige Pflanze gelangen, ebenso auch die Conidien, die aber auch kürzere Zeit in einem Ruhezustand lebensfähig zu bleiben vermögen. Die Oogonien, denen vermutlich der Pilz seine grosse Widerstandsfähigkeit gegen Frost und Trockenheit zu verdanken hat, und die Conidien dienen also zur Erhaltung der Art, die Zoosporen auch zu ihrer Verbreitung. Dem letzteren Zwecke vermag übrigens auch das Mycel zu dienen, das äusserst schnell wächst und so in geeigneten Nährsubstraten sich schnell und weit zu verbreiten vermag. Während für seine Verbreitung in nasser Erde und Wasser somit gesorgt ist, bildet der Pilz keine Organe, die für eine Verbreitung durch die Luft zu sorgen hätten, wie sie z. B. die Schimmelpilze in ihren massenhaft an der Luft gebildeten und mit dem leisesten Luftzug fortgetragenen Sporen besitzen. In biologischer Beziehung unterscheidet sich Pythium debaryanum in manchen Punkten von vielen anderen parasitären Pilzen. Diese sind zum grossen Teil entweder an nur eine Pflanzenart oder an mehrere Mitglieder derselben Pflanzengattung angepasst oder kommen wie die wirtswechselnden Rostpilze in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien auf verschiedenen, meist nicht nahe mit einander verwandten Pflanzen vor. Als Beispiele mögen für diese Gruppen der Erreger des Birnenschorfes, Fusicladium pirinum,1) erwähnt werden, der bisher nur auf der Birne beobachtet worden ist, ferner der Erreger der im Herbst häufigen und auffallenden Schwarzfleckenkrankheit des Ahorns, Rhytisma acerinum,2) der auf mehreren Ahornarten vorkommen kann, und endlich als Vertreter der letzten Gruppe Gymnosporangium Sabinae,3) ein Pilz, der auf Birnenblättern den Gitterrost, auf dem Sadebaum die bekannten gelben Gallertzäpfchen erzeugt. Pythium debaryanum dagegen gehört zu einer !) Vgl. Flugbl. 1 der Kais. Biolog. Anstalt für Land- und Forstwirtschaft Frank- Aderhold. Aufforderung zum allgemeinen Kampf gegen die Fusicladium oder sogenannten Schorfkrankheit des Kernobstes. Pr. 5 Pf. 2) Vgl. Flugbl. 29, Laubert. Die Schwarzfleckenkrankheit (Rhytisma acerinum) der Ahornblätter. Pr. 5 Pf. 3) Vgi. Flugbl. 3 von Tubeuf. Aufruf zur allgemeinen Vernichtung des Birnen- rostes. Pr. 10 Pf. Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien. 211 kleineren Gruppe von parasitären Pilzen, die eine grössere Anzahl der ver- schiedensten Pflanzen zu befallen vermag. Er wird als Krankheitserreger angegeben bei Kleearten, Erbsen, Zucker- und Futterrüben1), Hanf, Leindotter, Gurken, Tabak, Ackerspargel, Kohlarten, Salat, Kresse, Senf, Solanum Melongena und bei Gilia, Viscaria, Lobelia, Aster, Reseda, Amarantus, Impatiens Sultani u. a. m. und verursacht vermutlich auch Erkrankungen der Prothallien von Farnen und Schachtelhalmen. Fast alle diese Pflanzen werden, so weit bis jetzt bekannt, nur in ihrem jüngsten Entwicklungszustande, als Keimpflanzen von dem Pilze befallen und meist vernichtet. Die Krankheit tritt an einem oder mehreren Punkten an Saatbeeten auf, und verbreitet sich, vor allem wenn dieses zu dicht besäet und zu feucht gehalten wurde, sehr schnell, indem sie, radial vom Anfangspunkte fortschreitend, immer grössere Kreisflächen der Saatpflanzen vernichtet. Sind diese klein und zart, so bilden sich, wie ich es im vorigen Frühjahr an einer Aussaat von Digitalis purpurea beobachten konnte, kreisrunde Flecke, auf denen die Keimlinge zu einer grünen schmierigen Masse zusammengesunken sind, die bald vollständiger Zersetzung anheimfällt. Von Bedeutung ist eine weitere Eigenschaft unseres Pilzes, durch die er sich ebenfalls von vielen andern parasitären Pilzen unter- scheidet. Diese durchlaufen meist ihren ganzen Entwicklungsgang in ihren Wirtspflanzen und bilden auf oder in ihrem lebenden oder toten Gewebe (z. B. den durch den betreffenden Pilz abgetöteten trocknen Aesten), die zur Ver- breitung und Erhaltung bestimmten Fortpflanzungsorgane, ohne dass eine wesentliche Ernährung von totem oder zersetztem organischen Material statt- findet, sie leben also im wesentlichen parasitisch. Dagegen darf aus seinem Verhalten bei künstlicher Kultur und seinem Vorkommen im Erdboden geschlossen werden, dass Pythium debaryanum auch in seinem natürlichen Entwicklungsgange längere Zeit sich von toter organischer Substanz (sapro- phytisch) ernähren und dabei seine Fruktifikationsorgane zur Ausbildung bringen kann. In diesen Eigenschaften, nicht wählerisch hinsichtlich seiner Wirtspflanzen zu sein und sich ausserdem auch von geeigneter toter organischer Substanz gut ernähren zu können, besitzt der Pilz neben seinen Fortpflanzungs- organen ein weiteres vorzügliches Mittel, sich dort, wo er einmal eingeschleppt ist, zähe zu erhalten. Im engen Zusammenhange steht hiermit seine Häufigkeit und weite geographische Verbreitung, deren Kenntnis wir dem Studium der durch den Pilz verursachten Pflanzenkrankheiten verdanken. Als einer der Erreger des Wurzelbrandes der Zuckerrübe ist der Pilz in den verschiedensten Teilen Deutschlands und Mitteleuropas nachgewiesen worden. Als Erreger anderer Pflanzenkrankheiten ebendort, und in Teilen des übrigen Europas, Nordamerikas, der tropischen Länder usw. In allen Krankheitsfällen, über welche die Mit- teilungen eingehend genug sind, um überhaupt Schlüsse über die Herkunft des Pilzes zu gestatten, entstammt er der Erde, in der die kranke Pflanze gewachsen war. Dieser Schluss ist bestätigt worden durch den Nachweis des Pilzes in verschiedenen Acker- und Gartenerden bei ihrer mykologischen Untersuchung. Dagegen ist es nicht sicher bekannt, ob der Pilz in natür- J) Vgl. Flugbl. 44, Busse. Der Wurzelbrand der Rüben. In einzelnen Exem- plaren gratis. 212 Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien. liehen Gewässern vorkommt und wie verbreitet er dort ist. Es ist kaum möglich, dass er in dem Wasser der Flüsse, Bäche und Seen selbst lebt, da dieses Wasser in den meisten Fällen zu arm an organischer Substanz ist, um allein ihm als Nahrung zu dienen. Anderseits ist es nicht unmöglich, dass der Pilz auf lebenden oder sich zersetzenden Wasserpflanzen oder ins Wasser gelangten Teilen von Landpflanzen vorkommen könnte und dass seine Fort- pflanzungsorgane, vielleicht in erster Linie seine Zoosporen in das Wasser geraten. Ob dieser Fall aber so häufig ist, dass das in der Gärtnerei zum Giessen benutzte Wasser als Infektionsquelle in Frage kommen könnte, ist noch ganz unbekannt. Ueber die Bekämpfung der Krankheit ist das Folgende zu sagen: Von der Krankheit befallene Stecklinge sind,' da sie doch zugrunde gehen oder kümmerliche Pflanzen liefern und nur unnötig Platz fortnehmen, möglichst bald wegzuwerfen. Möchte man sehr wertvolle erkrankte Stecklinge erhalten, so kann man das versuchen, falls die Krankheit erst das allerunterste Ende der Stecklinge ergriffen hat, indem man den erkrankten Stumpf abschneidet und das obere Ende neu steckt. Man muss dann aber etwa zwei Daumen breit über der dunkel gefärbten Stelle schneiden, da der Pilz gewöhnlich schon etwas höher in dem Stämmchen vorgedrungen ist, als durch die Ver- färbung zu erkennen ist. Die Erde derjenigen Töpfe, in denen die Krankheit aufgetreten war, ist irgendwo unterzubringen, wo sie für andere Kulturen keinen Schaden anrichten kann, z. B. unter Bäumen oder Gesträuch, und kann auch wohl ohne Nachteil auf Rasen gestreut werden. Auf keinen Fall dürfen diese Töpfe mit ihrer verseuchten Erde für neue Stecklinge benutzt werden, denn der grösste Teil derselben würde unfehlbar ebenfalls erkranken. Leider kann über den für die Vermeidung der Krankheit wichtigsten Punkt, nämlich die Beschaffung einer Erde, die von dem Pilz frei ist, nur wenig gesagt werden. Der Pilz hat, wie oben ausgeführt, einen grossen geo- graphischen Verbreitungsbezirk, aber er ist nicht überall gleich häufig, findet sich auf manchen Aeckern mehr, auf anderen weniger und ist gewöhnlich nicht gleichmässig über den Acker verteilt, sondern meist auf einzelne, be- sonders auf nasse Stellen beschränkt. Aehnlich steht es auch mit seinem Vorkommen in den für Pelargonienstecklinge benutzten Erdarten; in manchen tritt die Krankheit nur selten auf, andere Erden lassen die Stecklinge in grosser Menge erkranken. Ueber die Art derjenigen Erden, welche die Krankheit begünstigen, ist uns nicht viel bekannt und ebensowenig über die- jenigen Erden, in denen die Krankheit selten ist. Ueber den ersten oben mitgeteilten Fall einer ausgedehnteren Erkrankung konnte ich leider nähere Mitteilungen nicht erhalten, in dem zweiten Falle war, da infolge besonderer Umstände andere Erden fehlten, eine erst ein Jahr alte, also noch nicht ge- nügend verrottete Komposterde verwandt. Die dort im Herbst 1909 in einer leichteren mit Torfmull versetzten Erde gemachten Stecklinge waren in viel geringerem Masse erkrankt. Die Stecklinge unserer Anstalt, gegen 250, wurden im Herbst in Sand gesteckt und nach der Bewurzelung in alte Kom- posterde umgepflanzt. Bis zum Schluss des Jahres waren nur zehn Erkrankungen vorgekommen, von denen nur zwei auf eine Ansteckung mit Pythium debaryanum zurückzuführen sind. Falls man aus diesen wenigen Tatsachen Schlüsse ziehen darf, müssten sie dahin lauten, dass der Pilz in Sand deshalb selten ist, weil Eine häufige Stecklingskrankheit der Pelargonien. 213 er hier zu wenig organische Nahrung findet, um existieren zu können, und dass dasselbe der Fall ist in leichten, gut zersetzten Erden, dass er aber in schweren noch wenig zersetzten Erden wie in jener erst ein Jahr alten Komposterde, häufig ist, da er hier einen vorzüglichen Nährboden findet. Die Anwendung solcher Erden sollte man also vermeiden und zwar, da noch eine Ansteckung der schon bewurzelten Pflanzen erfolgen kann, auch beim Umtopfen grösserer Pflanzen. Das Giesswasser kommt, wie ich vermute, als Infektionsquelle kaum in Frage, da aber der Pilz Nässe liebt, wird man gut tun, die Töpfe möglichst trocken zu halten. Der Zweck dieser Zeilen sollte hauptsächlich der sein, diejenigen, die sich mit Pelargonienzucht befassen, auf die geschilderte Krankheit und ihre Ursache hinzuweisen und sie zu bitten, mir ihre Erfahrungen über die näheren Umstände der Erkrankung, ihre Bekämpfung usw. mitzuteilen. Ich mache darauf aufmerksam, dass es, um Irrtümern vorzubeugen, gut sein dürfte Material kranker Pflanzen mit einzuschicken, da es eine ähnliche Stecklings- krankheit gibt, die durch einen andern Pilz, Botrytis cinerea, verursacht wird. Der Nachweis des pilzlichen Erregers ist für die zu treffenden Be- kämpfungsmassnahmen von Bedeutung, weil nach unseren bisherigen Kennt- nissen für das Auftreten der zweiten Krankheit die benutzte Erde als Träger des Pilzes weniger in Frage kommt. Durch Trockenhalten der Kulturen, fleissiges Lüften, hellen und nicht zu dichten Stand und sorgfältiges Entfernen aller ab- sterbenden Pflanzenteile, auf denen der Pilz seine zahleichen durch Luftzug leicht übertragbaren Sporen bildet, kann man dieser zweiten Krankheit Herr werden. Zum Schluss möchte ich noch auf Figur 6 hinweisen, die einen schwarz- beinigen geschossten Spinat betrifft. Diese Krankheit trat auf einer kleinen ziemlich schattigen Parzelle unseres Versuchsfeldes nach einer Regenperiode des vorigen Sommers auf. Es fiel ihr in ziemlich kurzer Zeit fast der ganze Bestand zum Opfer, indem der Stengelgrund bald völlig faulte und die Pflanzen dann umknickten. In den erkrankten Geweben fand ich einen Pilz, den ich für Pythium debaryanum oder einen sehr nahen Verwandten halte. Die Krankheit könnte in der Samenzucht vielleicht Bedeutung haben. Sollte einem der Leser bei Spinat oder anderen Pflanzen ähnliche Krankheitserscheinungen auffallen, so bitte ich ebenfalls um Mitteilung und Probesendung. Dr. L. Peters. Tafelerklärang. Die Abbildungen sind von Herrn Universitätszeichner O. Peters-Göttingen ausgeführt. 1. Ein Pelargoniensteckling, der infolge einer Infektion zu faulen beginnt. 2. Der Erreger dieser Krankheit, Pythium debaryanum. Mycel, der vegetative Zustand des Pilzes. 3. Ein Oogonium des Pilzes, das durch das anliegende Antheridium be- fruchtet ist. Im Innern die fast reife Oospore. 4. Ein Zoosporangium. Der Inhalt ist durch den Schnabel ausgetreten und beginnt sich zu teilen. Etwas später (bis l ., Stunde) ist die Bildung der Zoosporen vollendet. 5. Zoosporen mit der langen fädigen Geissei, ihrem Bewegungsorgan. 6. Geschosster Spinat, dessen Stengelgrund durch denselben oder einen sehr nahe verwandten Pilz zum Faulen gebracht ist. 214 Ludwig Möller. •[• Ludwig Möller f Hierzu Abbildung 20. Von L. Wittmack. Eine gewaltige Persönlichkeit ist am 12. April dahingeschieden. Ludwig Möller, Erfurt, der Begründer von „Möllers Deutsche Gärtnerzeitung", die jetzt •m 25. Jahrgang steht, ist nach langem Leiden im 63. Lebensjahre sanft ent- schlafen. Er wurde, wie wir den Angaben in seiner Zeitung Nr. 16 dieses Jahres entnehmen, am 4. Dezember 1847 in Blechernkrug (Mecklenburg-Schwerin, Kreis Güstrow) geboren, besuchte die Volksschule, erlernte die Gärtnerei auf dem Rittergut Diestelow bei Goldberg in Mecklenburg und arbeitete dann praktisch siebzehn Jahre in verschiedenen Handels- und Herrschaftsgärtnereien,, so in Erfurt bei Haage & Schmidt, in Hamburg bei Stueben und schliesslich in Barmen, wo er anfangs bei Schäfer tätig war, während er später bei dem Grossindustriellen Schuchart, der mehrere ausgedehnte Besitzungen in West- deutschland besass, eine sehr gute Vertrauensstellung inne hatte. In jener Zeit entwickelte sich Möller zu dem tüchtigen Redner, dem scharfen Kritiker und dem weit ausschauenden Manne, der alle Hindernisse rücksichtslos aus dem Wege räumte, und so zu einer führenden Stellung im deutschen Gartenbau gelangte. Es war eine Zeit heisser Kämpfe, Paul Gräbner in Salzgitter, der Gründer und Generalsekretär des „Verbandes deutscher Gärtner-Vereine," zugleich Besitzer und Herausgeber des Verbandsorgans, starb im Jahre 1877 und das Organ ging unter dem Namen „Deutsche Gärtner-Zeitung" in den Besitz des Verbandes über; Möller, der schon Vorstandsmitglied im Barmer Gärtnerverein war, wurde Verbandspräsident, Angeli in Kassel (später Uhink in Erfurt) Generalsekretär und Rotter in Erfurt Verbandskassierer. Doch schon die Verbandsversammlung in Kassel, 2. bis 4. August 1879, wählte mit Stimmen- mehrheit Möller zum Geschäftsführer, während Rotter Vorsitzender und Uhink Schatzmeister wurde. Der Sitz des Verbandes ward Erfurt, und so siedelte Möller dahin über. Acht Jahre lang hat Möller hier die Geschäfte mit Auf- opferung seiner Kräfte geführt; es kam aber zu unliebsamen Erörterungen im Vorstande, über deren Ursache die Ansichten verschieden waren, und auf der 7. Verbandsversammlung von 16. bis 18. Oktober 1885 in Frankfurt a. Main legte Möller seine Aemter nieder.1) Er hatte nun ganz freie Bahn und gründete eine eigene Zeitschrift, die 1886 bis 1897 dreimal im Monat, von 1898 an aber wöchentlich erschien. „Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung' ist inzwischen ein Weltblatt geworden, und ohne jemandem zu nahe zu treten, darf man wohl sagen, dass sie zu den bestredigiertesten Gartenbau-Zeitschriften gehört. Möller wusste sie immer interessant, ja oft pikant zu machen, und alle Leser werden sich wohl mit Vergnügen besonders der scherzhaften Nummern vom 1. April fast jeden Jahres erinnern. Trotz des oft beissenden Spottes hat er niemandem geschadet, im Gegenteil, eine der angegriffenen Persönlichkeiten hat mir erklärt, dass das für sie die beste Reklame gewesen sei. ) Siehe Nr. 33 der „Deutschen Gärtner - Zeitung" vom 20. Oktober 1885, auch* Wittmack & Perring „Garten-Zeitung" 1885 S. 551 und 575. Ludu'ig Möller f 215 Aber abgesehen von solchem Scherz war es ihm mit seiner Zeitung tiefer Ernst. Er verstand es, alles zur rechten Zeit zu bringen, so dass die Gärtner gewissermassen unmittelbar von den Ratschlägen Gebrauch machen konnten, und er legte überall die Sonde der Kritik an. Schonungslos geisselte er das Unwesen, dass Aussteller auch Preisrichter bei Ausstellungen sein dürfen und hat es dahin gebracht, dass dies in Deutsch- land bei Gartenbau-Ausstellungen ganz abgeschafft ist. Schonungslos trat er dem Geheimmittelwesen entgegen, schonungslos vor allem den ewigen Klagen über den Niedergang der Gärtnerei. Selbsthilfe verlangte er vor allen Dingen. Er war so- zusagen eine in- ternationale Na- tur. Er brachte das Beste aus allen Ländern seinen Lesern dar und erlangte so eine führende Stellung im In- und Auslande. Dabei suchte er aber vor allem den deut- schen Gartenbau zu heben, und das nicht nur durch seine Zeitung, sondern auch durch seine Teil- nahmeandenVer- sammlungen der grossen gärtneri- schen Körper- schaften. Ueberall Abb. 20. Ludwig Möller f wies er darauf hin, was not tat, ,er zeigte der Handelsgärtnerei neue Bahnen oder unterstützte die von anderer Seite gegebenen Anre- gungen auf das wärmste. Auch der jLandschaftsgärt- nerei öffnete er imLaufederJahre seine Spalten immer mehr, und kaum war irgend- wo ein Wettbe- werb beendet, so erschienen die Pläne schon in seiner Zeitung. Ebenso förderte er den Obstbau, die Dendrologie, das Baumschulwesen und das Unterrichtswesen. — Eine seiner Lieblings- aufgaben war die Berichterstattung über Ausstellungen. Praktisch gut geschult, kritisch veranlagt, wusste er schnell das Hervorragendste, für Gärtner und Liebhaber Wichtigste herauszufinden, aber auch andere tüchtige Bericht- erstatter heranzuziehen. Auch die Reichs- und Staatsregierungen schätzten sein gesundes Urteil, und wiederholt wurde er bei wichtigen Organisations- sowie bei Zolltariffragen herangezogen. Er liebte den Kampf, aber nicht um des Kampfes, sondern um der guten Sache willen. Nun ruht er aus, der tapfere Streiter. Sein Andenken aber wird von allen treu bewahrt werden. Möge es dem deutschen Gartenbau nie an solchen Männern fehlen. 216 Wie entsteht die Ackererde? Wie entsteht die Ackererde? Von Wilhelm Sanders. Beobachten wir auf unseren Spaziergängen die Schieferdächer neuer und alter Häuser, so finden wir, dass die anfangs glatten Tafeln durch Sprünge an der Oberfläche zersprungen sind; einzelne Schiefer sind auch wohl, da die Nägel, mit denen sie befestigt waren, verrostet sind, ganz heruntergefallen und bei noch älteren Dächern finden wir auch Flechten und Moose mit an der Arbeit, um die Dachschiefer zu zermürben und zu zerkleinern. Da haben wir ein Beispiel, wie durch Wechsel von Wärme und Kälte und durch Luft und Wasser, wie also durch das Wetter die Gesteine zerstört werden, daher nennen wir diese Vorgänge auch Verwitterung. Da nun aber ausser dem Temperaturwechsel, und den chemisch wirkenden Stoffen, Luft und Wasser, auch noch Lebewesen an diesem Zernagen der Massen tätig sind, so unterscheiden wir physikalische oder mechanische, chemische und organische Verwitterung. Die Folge der mechanischen Verwitterung macht das Gestein rissig, es entstehen Blöcke, auch wohl Säulen und schliesslich Brocken und Schutt. Besonders bei den Gesteinen, die, wie der Granit, ein Gemenge verschiedener Mineralien, wie Quarz, Glimmer und Feldspat sind, finden sich mikroskopisch feine Haarspalten, da die mineralischen Bestandteile mit unsichtbaren Fugen aneinanderstossen. Aber vielfach sind die Spalten auch sichtbar, so zeigen sich bei den Schichtgesteinen an den Trennungsflächen der verschiedenen Schichten sogenannte Schichtfugen. Auch durch Eintrocknung können Fugen entstehen, wie beim trocknenden Ton. Ferner kann z. B. bei Lava infolge Abkühlung Raumverringerung und daher Zerklüftung eintreten, dadurch, dass die Erde sich weiter erkaltet und an Grösse abnimmt, müssen auch durch Zerrungen in den Gesteinen der Erdrinde Berstungen eintreten. Durch Druck der darüber lastenden Schichten kann z. B. auch der aus dem Meeresschlamm gebildete Ton geschiefert werden, so dass. Dachschiefer oder Griffelschiefer entsteht. In alle diese auf verschiedene Weise entstandenen Spalten, Risse und Klüfte, die durch Sonnenbestrahlung am Tage und dadurch bedingte Aus- dehnung abwechselnd mit Abkühlung und Zusammenziehung des spröden Gesteins in der Nacht erweitert werden können, — in alle dringt Wasser ein, das im Frühling Herbst und Winter gefrieren kann. Da nun aber das fest- werdende Wasser als Eis etwa um 1/11 des Raumes sich vermehrt, so kann durch diesen Spaltenfrost, der sich ja ständig wiederholt, das festeste Gestein zerbröckelt werden. Im Hochgebirge kann diese Zerbröcklung des Gesteins auch im Sommer eine solche Rolle spielen, dass manche Wege an Felswänden in den Morgen- stunden nicht begangen werden können, wegen der herabstürzenden Fels- brocken, den sogenannten Steinschlägen. In Wüsten hat man manchmal eine Felsentemperatur von 75° beobachtet, dort muss natürlich diese Zerkleinerung des Gesteins infolge der darauf folgenden Abkühlung besonders stark sein, aber auch in unserer gemässigten Zone kann das erhitzte Gestein durch einen Gewitterregen plötzlich stark gekühlt werden und zerspringen, und die Spaltenbildung wird auch dann Wie entsteht die Ackererde? 117 besonders gross sein, wenn das Gestein aus hellen und dunklen Mineralien gemengt ist, da die letzteren die Wärme leicht aufnehmen und daher mehr erhitzt werden als die helleren. Die durch diese Ungleichheit hervorgerufene Spannung muss sich in mechanischer Verwitterung auslösen. Den Ackerboden machen diese physikalischen Vorgänge zur Aufnahme der Saat im Frühjahr geeignet, wenn er für den Winter in Schollen aufge- worfen wird und die herauswachsenden Eiskristalle ihn zermürben. Die mechanische Zerkleinerung der Gesteinsmassen wird demnach bewirkt, durch die Sonnenkraft, einerseits durch die Erwärmung derselben, der nachher die Abkühlung folgt, anderseits durch Unterhaltung des Kreislaufes des Wassers, indem infolge der Sonnenwärme das Wasser verdunstet, als Wasserdampf auf- steigt und als Regen wieder herabfällt. Durch diese physikalische Verwitterung werden aber die Bahnen geschaffen, in denen die chemisch wirkenden Kräfte in das Innere der Felsmassen eindringen können, um sie zum Zerfall zu bringen unter Aenderung der chemischen Zusammensetzung. Man schätzt, dass von allen auf die Erde fallenden Niederschlägen die Hälfte gleich wieder verdunstet, 1/5 dieser Himmelswasser wird von Tieren und Pflanzen verbraucht, von dem 3/i0 der Gesamtmasse betragenden Rest läuft die Hälfte direkt ab, und 3/.20 der Niederschläge dringen in die Erde und in das Gestein ein und sickern hindurch, bis sie als Quelle wieder zutage treten. Wenn auch die Wirkung eines Wassertropfens nicht gross ist, so sagt doch das Sprichwort: „Stetes Tropfen höhlt den Stein", und im Laufe der Jahre und der Jahrhunderte ist die durch diese Wassertropfen bewirkte Ver- witterung ausserordentlich gross. Zunächst wirkt das eingedrungene Wasser auf die Gesteinsbestandteile lösend ein, und zwar um so stärker, je wärmer es ist. So bringt z. B. der siedend heisse Karlsbader Sprudel soviel gelöste Bestandteile aus dem Innern der Erde herauf, dass Blumenbuketts, die man in das Wasser derselben legt, beim Erkalten des Wassers ganz mit erdiger Masse überdeckt werden. Diese Buketts werden dann an die Badegäste als sogenannte versteinerte Blumen- sträusse verkauft. Auf den Schutthaufen der Salzbergwerke findet sich manch- mal salzhaltiger Ton, der aber nach nicht langer Zeit seinen Salzgehalt durch das Regenwasser ganz verliert, so dass nur der Ton zurückbleibt. So wirkt auch im Gestein das Sickerwasser lösend, besonders wenn leicht lösliche Be- standteile vorhanden sind, wie Steinsalz, Salpeter oder auch Gips. Andere Mineralien sind schwerer löslich, wie der Kalk, aber ganz unlöslich ist keines, selbst der Schwerspat, der dem Chemiker für unlöslich gilt, muss in Spuren löslich sein, denn er findet sich in Kristallen, die sich aus dem Wasser ab- gesetzt haben müssen. Auch die Kieselsäure, die wir in Form von Sand kennen, ist unter bestimmten Bedingungen löslich, auch sie bildet wunder- schöne Kristalle, z. B. den Bergkristall. Besteht nun ein Gestein aus Gemengteilen, die verschiedene Löslichkeit besitzen, wie der in den Kalisalzlagern vorkommende Karnallit, der aus Chlor- magnesium und Chlorkalium besteht, so löst das Wasser das leichter lösliche Chlormagnesium heraus, und führt es allmählich dem Meere zu, dem es dann den bitteren Geschmack verleiht. Das zurückbleibende Chlorkalium bildet dann ein neues Mineral, den Sylvin. Werden aber auf diese Weise die leichter löslichen Bestandteile des Gesteins durch das Wasser entführt, so bilden die 218 Wie entsteht die Ackererde? zurückbleibenden schwerer löslichen ein Gerüst mit zwischenliegenden Hohl- räumen, das dann leichter mechanisch zertrümmert werden kann. Vielfach wird aber auch von Mineralien Wasser aufgenommen unter Bildung eines neuen Minerals von grösserem Volumen. Der gebrannte Gips des Handels ist wasserfreier, schwefelsaurer Kalk; seine Verwendung zur Fabrikation von Gipsfiguren beruht auf seiner Fähigkeit, Wasser aufzunehmen und dabei zu erhärten. Wasserfreier schwefelsaurer Kalk findet sich in grossen Massen unter den Steinsalzlagern unter dem Namen Anhydrit. Dieser geht durch Wasseraufnahme in Gips über und erzeugt durch die damit einher- gehende Raumvergrösserung Verbiegungen und Verzerrungen im Gestein. Ein anderes Beispiel dieser Art ist, dass aus Olivin durch Wasser- aufnahme Serpentin entsteht. Viel stärker lösend wirkt das Wasser, wenn es Kohlensäure gelöst ent- hält, denn dann kann es die nahezu unlöslichen kohlensauren Salze, z. B. den Kalkstein, als doppeltkohlensaure Salze in Lösung bringen. So bilden sich dann im Kalksteine grosse Höhlen, wie im Harz die Baumannshöhle, in welchen dann das heruntertropfende Wasser beim Verdunsten Kalk als einfach kohlensauren Kalk in Form von Tropfsteinsäulen absetzen kann. An der Oberfläche von Kalkgebirgen können aber durch Auflösung vermittels des kohlensäurehaltigen Wassers wildzerrissene Gegenden entstehen, wie sie sich als Karrenfelder im Karstgebiet zeigen. Der fortgeführte doppeltkohlensaure Kalk geht aber ins Quellwasser und in die Flüsse und ins Meer, so dass Schnecken, Muscheln, Korallen und andere Tiere Material für ihren Schalen- bau erhalten; und wenn die überschüssige Kohlensäure durch Kochen ver- trieben ist. dann setzt sich im Kochtopf der Kesselstein ab. Wichtig aber für die Zerstörung des Gesteins ist auch der Sauerstoff der Luft, der den vielfach vorkommenden metallisch glänzenden, goldgelben Eisen- kies, der vielfach als Katzengold bezeichnet wird, durch Oxydation in Eisen- vitriol überführt, das dann durch Wasser fortgeführt werden kann, um den Pflanzen die zur Blattgrünbildung nötige Nahrung zu geben, die auch Tiere und Mensch nötig haben zur Blutbildung. Oder aber das Eisenvitriol nimmt noch mehr Sauerstoff auf, so dass sich Eisenoxyd ausscheidet, welches vielfach ursprünglich reinweisse Sandschichten rotbraun färbt. Durch Wasseraufnahme kann aber das Eisenoxyd in Rost übergehen, und als solcher findet sich das Eisen im Lehm, den Ton desselben rötlich-gelb färbend. Das Eisen ist gewöhnlich das erste, das dem Gestein entzogen wird. Wir beobachten daher vielfach an den an der Chaussee aufgehäuften Gesteinen eine weisse ausgebleichte Rinde, während beim Zerschlagen der innere, un- verwitterte rote Kern sichtbar wird. Das Bodenwasser enthält aber auch Säuren und Basen und die gelösten Salze; indem diese angreifend auf den Feldspat oder den Glimmer des Gesteins einwirken, wird auch der Kalk und Natrongehalt und zum Teil auch der Kali- gehalt in Lösung fortgeführt, und kann, wenn nicht die Pflanzen diese Stoffe zu ihrer Nahrung verbrauchen, durch die Flüsse dem Meere zugeführt werden. Der Rückstand aber ist kalihaltiges, kieselsaures Aluminium, gewöhnlich Ton genannt, dem aber halbzersetzte Feldspatbrocken, Glimmerstückchen und Quarze beigemengt sind. Auf den Felsen, auf dem sich dieser Verwitterungs- ton gebildet hat, bleibt er aber für gewöhnlich nicht liegen, sondern wird Wie entsteht die Ackererde? 219 durch Wasser fortgeführt und der Schwere nach sortiert, so dass bis zur Mündung des Flusses nur der leichteste Bestandteil, der eigentliche Ton, der Schlick, transportiert wird, und hier oder an der Meeresküste ist neuer Marschboden in Bildung begriffen. Der Kies und Sand kann aber durch das langsam fliessende Wasser soweit nicht getragen werden, sondern muss sich, je nach der Schwere, schon weiter oben oder unten im Lauf des Flusses absetzen, und dieser Sand kann Veranlassung geben zur Bildung von Geestboden. Die chemische Verwitterung sorgt also einerseits durch Lösung vielfacher Bestandteile der Gesteine für Baustoffe für Pflanzen und für die Tiere, aber die ungelöst bleibenden Rückstände können durch Wasser oder Wind trans portiert, den Ackerboden liefern, der dann aber durch die Tätigkeit der Lebe- wesen und durch die Bearbeitung durch den Menschen erst recht brauch- bar wird. Die geschilderten chemischen und physikalischen Verwitterungsvorgänge werden nämlich durch den Pflug des Menschen und durch die Tätigkeit der Tiere und Pflanzen noch wesentlich unterstützt. Welchen Nutzen schafft schon das Heer der Regenwürmer, die durch ihre Wanderungen im Erdreich Röhren hinterlassen, durch welche das Wasser leicht in die Tiefe dringen kann. Um die der Erde beigemengten vermoderten pflanzlichen Bestandteile zur Nahrung aufnehmen zu können, lässt der Regenwurm die Ackererde selbst durch seinen Darmkanal wandern. Die wieder ausgeschiedene Erde finden wir am Morgen auf den Gartenwegen und Gartenbeeten. Darwin hat diese von den Regenwürmern ausgeschiedene Erdmassen bestimmt und festgestellt, dass sie im Laufe von 10 Jahren eine Erdschicht von 2—4 cm Dicke auf der Erde anhäufen. Da diese Erde ja von unten heraufgeschafft ist, so wird der Boden also durch die Tätigkeit der Regenwürmer stark aufgelockert und eine auf den Boden gestreute Aschenschicht wird schon nach wenigen Jahren etwas in die Tiefe gerückt sein durch die Kotablagerungen des Regenwurmes. Auch Engerlinge und Maulwürfe und manche andere Tiere können stark auf- lockernd auf den Boden wirken und dadurch zur Verwitterung und rascheren Verkleinerung der noch darin befindlichen Gesteinsbrocken beitragen. Noch stärker als die Tiere beteiligen sich die Pflanzen an dem Zernagen des Gesteins. Auf den nackten Felsen siedeln sich Flechten an und arbeiten mit an der oberflächlichen Zerstörung des Gesteins. Die durch die Flechten- polster nach und nach gebildete geringe Menge Erde reicht aus zur Besied- lung durch gewisse Moosarten, die an der Zermürbung der Oberfläche des festen Gesteins weiterarbeiten, und in der durch sie erzeugten Verwitterungs- schicht kann dann schon ein Fichtensame keimen, der seine Wurzeln in die Gesteinsspalten eindringen lässt und sie erweitert. Das beste Beispiel für solche das Gestein zerstörende Tätigkeit der Wurzeln höherer Pflanzen liefert eine Grabplatte auf dem Gartenkirchhof an der Marienstrasse in Hannover. Auf ihr steht: „Dies auf ewig erkaufte Grab darf nie eröffnet werden". Und die Wurzeln einer jungen Birke sind durch die Spalten der darunter liegenden, mit dicken eisernen Angeln befestigten Blöcke eingedrungen und haben durch Verdrängung derselben die Grabplatte gehoben und so das Grab geöffnet. Aber die Wurzeln der Pflanzen können sogar chemisch tätig sein und Stein zur Lösung bringen. Das kann man deutlich zeigen, wenn man eine 220 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. geschliffene Marmorplatte unten in einen Blumentopf legt. Dann kann man schon nach wenigen Tagen durch Befühlen mit dem Finger feststellen, dass die Wurzeln die Marmorplatte durch Ausscheidung von Säure in verästelten, zarten Furchen eingeätzt haben. Die Wurzeln nehmen ja auch Erde als Nahrung aus dem Boden. Eine grosse Menge braucht zum Beispiel ein einzelner Baum, denn wenn wir im Herbst die Blätter sammeln und verbrennen, so hinterbleibt eine ganze Menge Asche. Für Gräser ist der Betrag, den sie dem Erdreich entziehen, fest- gestellt. Der zehnte Teil des Trockengewichts ist nämlich Mineralsubstanz; ist nun der Ertrag eines Hektars 2500 kg, so haben diese Gräser dem Boden 250 kg feste Substanz entzogen. Wichtig für die mechanische und chemische Verwitterung ist auch, dass Moospolster das Wasser nicht ablaufen lassen, sondern schwammartig in sich ansammeln und langsam in die Erde einsickern lassen. Das hat man dort zum Schaden des Landes erfahren, wo man die Wälder gerodet und damit den Moosen die Lebensmöglichkeit genommen hat. Eine vollständige Ver- ödung des Landes oder der Landstriche war die Folge, und anderseits können Ueberschwemmungen daraus entstehen, wie jüngst in Paris. Auch die kleinsten Lebewesen, die Bakterien, spielen bei der Bildung der Ackererde eine grosse Rolle. Diese mikroskopisch kleinen Spaltpilze sind auch in der Erde in ungeheurer Zahl vorhanden. An der Oberfläche sind in 1 ccm etwa 150.000 Stück und noch in 1 m Tiefe findet sich eine gleiche Anzahl in 1 cbm Erde. In 5 m Tiefe vermögen sie dagegen nicht mehr zu leben. Sie erzeugen durch ihre Lebenstätigkeit nicht bloss Kohlensäure, wie die Tiere und der Mensch, sondern auch Schwefelwasserstoff und Sumpfgas und andere auch Salpetersäure und Ammoniak oder Salmiakgeist. Und diese Stoffe können lösend und zersetzend auf das Gestein und die im Erdreich noch vorhandenen Gesteinsbrocken einwirken. Dadurch entstehen dann Pflanzennährstofle, und gerade die Salpetersäure und das Ammoniak sind wegen ihres Stickstoffgehaltes so wichtig für die Ernährung der Pflanzen, dass dadurch die Tätigkeit der Bakterien eine durchaus nutzbringende wird. Durch die geschilderte physikalische, chemische und organische Ver- witterung des Gesteins entsteht die Ackererde, die durch die Reste der ver- wesenden Pflanzen nicht nur schwarz wird, sondern auch eine krümelige Beschaffenheit annimmt. Die Fruchtbarkeit der Erde ist abhängig von den aus dem Gestein stammenden chemischen Verbindungen, und die Verschieden- heiten der Bodenarten sind bedingt durch die Gesteine, durch deren Ver- witterung der Boden entstanden ist. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Blumen- und Gemüse- [ Königlicher Garteninspektor Nah lop, Ausschusses am Donnerstag den Britz, fragt bei dieser Gelegenheit 3. März 1910. an, ob die Rosenneuheit „Otto von 1. Das Protokoll der letzten Sitzung Bismarck" noch auf dem Versuchsfelde wird verlesen und genehmigt. Herr sei und ob ihm nicht zwei dieser Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 221 Rosen zur weiteren Kultur übergeben werden könnten. Auch Herr Beuster bittet um baldgefällige Übersendung der ihm zugesagten 3 Rosen „Otto von Bismarck." Herr Nahlop legt sodann einen Strauss Jasminum nudiflorum vor, welcher durch seine schöne Blüten einen Beweis dafür gibt, dass Jasmi- num nudiflorum ein recht dankbarer Blüher ist. Der Strauss ist von einem Strauch im Freien geschnitten, welcher im Garten zur Bekleidung einer Ge- wächshauswand spalierförmig hochge- zogen und zurzeit über und über mit gelben Blüten bedeckt ist. Herr Nahlop schildert die Blütenpracht und erwähnt nochmals, dass dieser Strauch bei ihm ohne jegliche Decke aushält. Auch sei der Strauch manch- mal mit einer Eiskruste völlig über- zogen, ohne dass die Blüten Schaden daran litten. Ein warmer sonniger Platz sagt dem Jasminum nudiflorum sehr zu. Herr Königlicher Obergärtner Böhme gedenkt noch anderer Früh- jahrsblüher wie Hamamelis virgi- nica und japonica. Zaubernuss, Cornus mascula, Cornelkirsche, Daphne mezereum(Seidelbast) usw. Herr Königlicher Garteninspektor Weber, Spindlersfeld, legt einige Rhizome vor zur Feststellung der Pflanzennamen. Da die anwesenden Herren keine Auskunft erteilen können, wird beschlossen, die Wurzeln dem botanischen Institut zur Bestimmung zu übergeben, sowie einen Teil der Wurzeln im Boden auszulegen und das Weitere zu beobachten. Ferner werden Proben von naht- losen Gummischläuchen der Firma Hermann Zetsche, Leipzig- Plagwitz, Zschocherschestrasse 39 vorgelegt, welche sowohl durch ihre Güte als auch durch die Billigkeit be- sonders auffielen. Zu Punkt 3 der Tagesordnung nimmt der Generalsekretär das Wort und teilt mit, dass die beantragten Neuheiten angeschafft und eingegangen seien. Es handelt sich um Gloxi- nien- und Begonien-Neuheiten, ferner um neue Z wiebel-Salat- und Spinat-Sorten, die zum Vergleich mit anderen alten Sorten gezogen werden sollen. Die Samen werden dem Leiter des Versuchsfeldes über- geben. Auch Samen von Gerbera Jamesoni ist angeschafft worden und sollen auch hiermit Versuche ange= stellt werden. Hiermit kommt Herr Königlicher Garteninspektor Amelung, Berlin, auf das Versuchsfeld zu sprechen. Dem Wunsche gemäss sollte eine spezialisierte Abrechnung über die Arbeiten auf dem Felde gegeben werden. Eine solche Abrechnung liegt vor. Die Gesamtsumme beträgt 425 Mark, hiervon gehen ab für Antreiben usw. 100 Mark, bleiben Summa 325 Mark. Da das Versuchs- feld 1260 qm gross ist, so beträgt die Bearbeitung eines Quadratmeters ca. 25 Pf. Hierfür wird an Arbeiten ge- leistet: Die Gräben aussetzen, Beete herrichten, diese bepflanzen, Giessen, rieseln, reinigen, hacken, häufeln, Schädlinge bekämpfen, Etiquettes schreiben, Stangen, Draht usw. und auch Pflanzentransport vom Versuchs- feld zum Lokal der Monatsversamm- lung zu bezahlen. Es wird der Wunsch laut, dass der Leiter des Versuchsfeldes monatlich einen kurzen Bericht erstatte, damit Interessenten auf Besonder- heiten des Feldes aufmerksam ge- macht würden. Herr Professor Dr. Rodenwaldt, Grunewald, betont, dass neben Neu- heiten auch hübsche, alte z. T. ver- gessene Pflanzen gezogen werden müssten, wie zu Beispiel Salvia Horminum, Didiscus coeruleususw. Es genügen ja, wenn nur 1 qm der einzelnen Sorten gezogen würden. Herr Königlicher Obergärtner Jancke hält das Versuchsfeld infolge seiner ungünstigen Lage und in der jetzigen Weise bestellt, für wenig nützlich und schlägt vor, das Versuchs- feld mehr für Sträucher, Zier-, Obst- sträucher und Obstneuheiten auszu- nützen, während die mehr Aufsicht und Pflege bedürfenden Sachen wie Sommerblumen, Gemüse usw. zweck- mässiger bei Handels- oder Gemüse- gärtnern mit rationeller Kultur ge- zogen würden. Zudem könnte ja jetzt jederzeit der botanische Garten gelegentlich der Monatsversammlungen, dank des Ent- gegenkommens der Verwaltung, be- sucht werden. Wenn auch bis jetzt 222 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. das Versuchsfeld noch nicht seinen Zweck erfüllt habe, was von den an- wesenden Herren konstatiert wird, so werden doch Befürchtungen laut, dass dem Verein bei einer Reform der Be- handlung des Feldes die Überlassung des Terrains in Frage gestellt werden könnte. Hierbei wird noch zur Anschaffung von Herrn Böhme empfohlen Ribes succirubrum, die Färbestachelbeere. Der Ankauf wird beschlossen, und die Sträucher dem Versuchsfeld über- wiesen. Über die Aussaat von Ger- bera Jamesoni geben Herr Kgl. Hof- lieferant Dietze und Herr Obergärtner Böhme noch einige Winke, indem empfohlen wird, die Samen so zu legen oder zu stecken, dass die an den Samenkörnern sich befindenden Haare nach oben stehen. Dementsprechende Versuche haben ergeben, dass ca. 74% des Gerbera-Samens keimen. Bei Punkt 4 werden Samen von Begonia semperflorens graci lis und Feuerball verteilt. Zu Punkt 5 liegt eine Anfrage über die Kultur und Ernte der echten Kamille, Matricaria chamomilla vor. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung teilt mit, dass die echte Kamille zweijährig sei und auf trockenem, magerem Boden besser gedeihe. Als sicheres Erkennungs- zeichen für die echte Kamille gibt Herr Amelung den hohlen Fruchtboden an. Nachdem noch über Verwendung anderer Heilkräuter, Arnica usw. ge- sprochen war, wird angefragt, welche Maulwurfsfalle empfehlenswert sei. Herr Kgl. Garteninspektor Weber empfieht die Zangenfalle, Herr Kgl. Garteninspektor Amelung die Röhren- falle. Letztere besteht aus einer ca. 25 cm langen Zinkröhre mit beider- seits sich nur nach Innen öffnenden Klappen. Herr Obergärtner Böhme empfiehlt, beim Aufstellen von Maul- wurfsfallen sich wildlederne Hand- schuhe anzuziehen, da die Maulwürfe einen sehr feinen Geruchssinn haben. Zum Schluss wird der Punkt berührt, wie der Besuch der Monats- versammlungen zu steigern sei. Es wird erwähnt, dass die Pflanzen- ausstellungen sich nach Einführung der Geldpreise bessern würden und mehr Mitglieder in die Versammlungen lockten. Allerdings wird auch betont, dass die Plätze zum Vorführen von Pflanzen, und besonders die kurze Zeit vor der Sitzung sehr unangenehm sei; ebenso sei die abends auszuführende Abfuhr der Pflanzen kostspielig und unangenehm. Der Generalsekretär teilt mit, dass nach 24stündiger vor- heriger Anmeldung ein Nebenraum wohl zu erhalten sei. Herr Kgl. Hof- gärtner Jancke, Berlin, schlägt vor, mehr Vorträge mit Lichtbildern halten zu lassen. Der Generalsekretär glaubt den schwachen Besuch der Monats- versammlungen auf die Spaltung der Interessen zurückzuführen zu müssen und meint, dass der Verein mehr aktuell werden und sich mehr mit Tagesfragen beschäftigen müsse. Herr Beuster ist der Ansicht, dass der Staat den Gartenbauvereinen mehr Unterstützung angedeihen lassen könnte und erwähnt, dass Belgien viel- mehr in dieser Beziehung tue. J. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 10. März 1910. 1. Das Protokoll der Februarsitzung wird verlesen und genehmigt. 2. An Früchten waren ausgestellt: Aepfel: 1. Von Herrn Königlichen Garten- inspektor Weber, Spindlersfeld: Webers Renette, eine wohl- schmeckende, haltbare Frucht, deren Anbau nur zu empfehlen ist. 2. Von Herrn Stadtgarteninspektor Mende, Blankenburg, folgende Sorten: Königlicher Kurzstiel Graue französische Renette Calvilleartige Renette Muskat-Renette Oberdicks Renette Pariser Rambour-Renette Adams Parmäne Roter Eiserapfel. Die ersten drei Sorten waren in Erdmieten überwintert und zeigten sich sehr schön, voll und saftig, während sie bei nicht besonders guter Lagerung häufig den Fehler des Schrumpfens haben. Auch die anderen Sorten waren gut entwickelt und wohlschmeckend. Da vielfach die Annahme verbreitet ist, dass in Mieten überwinterte Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 223 Früchte einen sogenannten Erdge- schmack annehmen, der störend auf die Verwertung wirke, wurde aus Er- fahrung nachgewiesen, dass sowohl dieser, wie auch der feine Strohgeruch an der Luft schnell vergehe. Der Ge- ruch und Geschmack aber, den Früchte in muffigen Kellern angenommen haben, sei nicht zu beseitigen. 3. Sodann wurde über die Vorträge, die in den Versammlungen der „Deutschen Landwirtschafts - Gesell- schaft" während der sog. landwirt- schaftlichen Woche gehalten wurden, gesprochen, namentlich über ameri- kanische Kühlhäuser, in denen vornehmlich die grosse Birnenernte konserviert wurde. Diese Kühlhäuser werden dort mit grossem Kosten- aufwand und in riesigen Dimensionen erbaut, mit denen unsere hiesigen Verhältnisse sich nicht messen können. Der „Deutsche Pomologen-Verein" beabsichtigt ebenfalls, den Bau solcher Kühlhäuser zu unterstützen, ebenso auch einen grossen Obstmarkt nach Berlin zu verlegen. Die häufig beklagte starke Einfuhr aus Amerika wird als ein Abzugskanal der Ueberproduktion von dort bezeichnet. Nur wenn die reiche Ernte die Preise guter Waren dort zu drücken droht, finde Ausfuhr statt, da die gewöhnlichen Tagespreise drüben viel höher als hier sind und bis 100 Mark für einen Zentner guten Obstes bezahlt werden. Auch England und Frankreich halten bessere Preise, die beim üblichen Stückverkauf zum Ausdruck kommen. 4. Die Berliner Markthalle in der Dorotheenstrasse, welche für den allgemeinen Verkehr, derUnrentabilität wegen, geschlossen werden soll, beab- sichtigen die Werderschen Obstzüchter für ihren Verkauf zu pachten. 5. Es wird noch darauf aufmerksam gemacht, dass es an der Zeit ist, die Fanggürtel an den Obstbäumen zu entfernen, die nicht länger als 1 Jahr sitzen bleiben dürfen. Als Ersatz sind die sogenannten Maden- fallen anzulegen. 6. Als Merkwürdigkeit wurde mit- geteilt, dass auf der letzten inter- nationalen Ausstellung in Belgien Früchte der Winterdechantsbirne aus- gestellt waren, von denen eine 890 gr gewogen habe. Die in Frankreich ge- züchteten Riesenfrüchte sollen aber besser als die aus Belgien stammenden sein. □ Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses vom 7. April 1910. Vorsitzender: Gartenbaudirektor Brandt. Anwesend sind die Herren: Amelung, Böhme, Behrens, Braun, Crass I, Crass II, de Coene, Dietze, Jancke Hofgärtner,Jancke Obergärtner, Klar, Mehl, Nahlop, Nickel, Weber, Weidlich. 1. Das Protokoll der Sitzung vom 3. März d. J. wird verlesen und an- genommen. 2. Herr Garteninspektor Nahlop- Britz hat einige Pflanzen von Pri- mula cashemiriana oder P. capi- tata ausgestellt und empfiehlt sie als vollständig winterhart und frühblühend zur Anpflanzung. Garteninspektor Weber meint, mit der Winterhärte dieser Primel sei es nicht weit her; mitunter sind im Frühjahr alle Pflanzen tot. In nassen Wintern faulen die Pflanzen ab, und diejenigen, die im Herbste schon Blütenköpfe zeigten, gingen fast regel- mässig über Winter im Freien ein. Herr Nahlop hat Lehmboden; letzterer sagt allgemein den Primeln zu; aus diesem Grunde kommen seine wohl auch besser durch den Winter als im sandigen Boden. Garteninspektor Amelung be- stätigt diese Ansicht. Herr Böhme empfiehlt für den Winter ein leichtes Abdecken mit Fichtenreisern. Herr Mehl hat eine Cinerarie ausgestellt, deren Blätter von einer Miniermade stark heimgesucht sind. Um die Art der Fliege, welche die Veranlassung dazu ist, festzustellen, hat die entomologische Abteilung des landwirtschaftlichen Institutes die Untersuchung übernommen. Nach Feststellung des Schädlings wird be- richtet werden. Herr Crass II kennt diese Minier- fliege bereits von früher; namentlich werden die Margueriten sehr von ihr befallen. Das Räuchern in den Ge- 224 Aus den Ausschüssen des Vereins z.B.d. G. wächshäusern hat sich als nutzlos dagegen erwiesen. Am meisten hatten die Pflanzen auf Stellagen stehend davon zu leiden, weniger diejenigen, die auf Erdbeeten standen. 3. Die vom Garteninspektor Web er in letzter Sitzung vorgeführten wurzel- ähnlichen Gebilde sind, nach Unter- suchung des Herrn Geheimrat Witt- mack, die Wurzelstränge des Halli- masch, Agaricus melleus Vahl oder Buchenblätterpilzes. Die Wurzel- stränge dieses Pilzes Rhizomorpha subterranea Pers. umklammern die Wurzeln verschiedener Laub- und Nadelbäume, dringen in deren Rinde ein und wachsen zwischen Bast und Holzkörper weiter, das Absterben der Bäume verursachend. 4. Die bestellten Neuheiten sind angekommen; die Knollenbegonien von van Houtte sind Herrn Beuster übergeben worden, die Ribes succi- rubrum hat Herr Klar für das Versuchsfeld übernommen. Für das Versuchsfeld sind im dies- jährigen Etat vorgesehen: 300 Mk. für Bearbeitung und 100 Mk. für Sämereien und Neuheiten. Herr Klar meint, dass mit dieser Summe das Feld nicht bewirtschaftet werden könne; es müsse dann ein Teil unbewirtschaftet bleiben. Früher seien die Verhältnisse anders gewesen. Es sind seinerzeit offizinelle und technisch wichtige Kräuter angebaut worden, durch deren Anbau noch eine Nebeneinnahme erzielt wurde; das sei heute nicht mehr der Fall. Unter 425 Mk. Arbeitslohn sei das Versuchs- feld nicht zu bewirtschaften, anderen- falls will Herr Klar gern darauf ver- zichten und von der Leitung zurück- treten. Garteninspektor Amelung hält ein Zurücktreten des Herrn Klar nicht für richtig. Da im diesjährigen Etat nicht mehr als 300 Mk. für die Bearbeitung ausgesetzt sind, sollte man versuchen, damit auszukommen, ohne dass ein Teil des Feldes brach liegen bleibe oder abgegeben werde. Es sei auch nicht nötig, dass man auf dem Versuchsfeld sehr teure und heikle Neuheiten kultiviere. Herr Klar: Bisher hat es sich immer um teure Neuheiten gehandelt, die angebaut wurden, um den Gärtnern von Nutzen zu sein. Nach Herrn Crass II würde die Bearbeitung auf dem Versuchsfelde pro Z-Rute jetzt 3,50 Mk. kosten; ein Handelsgärtner würde selbst bei dreimaliger Bestellung höchstens die Hälfte dafür ausgeben. Der Ausschuss einigt sich dahin, den Vorstand zu ersuchen, für dieses Jahr noch 125 Mk. für das Versuchsfeld flüssig zu machen. 5. Die Aeltesten der Berliner Kauf- mannschaft bitten um ein Gutachten in folgender Sache: Ein Händler hat von einer Firma Spargelpflanzen in mehreren Kisten bezogen und eine Kiste davon un- beanstandet an einen Dritten weiter verkauft; letzterer beanstandet nun die Sendung, da die Pflanzen, wahrschein- lich durch Erhitzung verdorben sind. Der Händler wendet sich mit Ersatz- ansprüchen an die Firma, von welcher er die Pflanzen gekauft hat, und es kommt nunmehr zur Klage. Nach Ansicht des Ausschusses trifft den Händler die Schuld; denn es liegt nahe zu glauben, der Händler habe die Sendung gar nicht geöffnet und ist somit ausserstande, den Beweis zu erbringen, dass die Pflanzen bereits verdorben waren, als er dieselben empfing. Die Herren Nickel und Wahlsdorf werden den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft als Sachverständige empfohlen. 6. Was soll aus den Ergebnissen der Gärtnerei-Statistik vom Jahre 1910, die jetzt vorliegen, abgedruckt werden ? Das Material, das sonst nutzlos daliegen würde, enthält gewiss manches, was allgemein für uns wissenswert ist, so z. B., wieviel werden in den einzelnen Branchen der Gärtnerei Leute be- schäftigt, in der Handelsgärtnerei, in der Privatgärtnerei; wieviel gelernte Gärtner, wieviel Lehrlinge, wieviel ungelernte Personen usw. Es wird eine Kommission, bestehend aus den Herren: Beuster, de Coene, Dietze und Mehl ernannt, um dieser Frage näher zu treten. 7. Wurzelhäuser. Herr Böhme hat früher im forstbotanischen Garten zu Tharandt bei Dresden von Professor Kongresse. 225 Nobbe Gehölze in Glaszylinder kul- tiviert gesehen. Nach Herrn de Coene wurden früher in Gent auf der l'ecole d'Horticulture ebenfalls derartige Ver- suche gemacht; auch in der Geisen- heimer Gärtnerlehranstalt macht man nach Herrn Obergärtner Jancke solche Versuche. Die Gärtnerlehranstalt zu Geisenheim hatte 1909 auf der Giga verschiedene Gewächse in Glaskästen kultiviert ausgestellt. 8. Folgende Ausflüge werden für das Jahr 1910 in Vorschlag gebracht: Nedlitz zur Besichtigung der dortigen Ausgrabungen und der Anlagen von Herrn von Siemens, Potsdam, Besichtigung des Borchertschen Gartens und der Villa Alexander, Späthsche Baumschule, etwa im Monat Mai zur Zeit der Flieder- blüte, Gärtnereien der Firma Koschel, etwa im Herbst und die Weintreiberei in Luckau. 9. Die Monatsversammlungen sollen im Sommer nicht in Dahlem, sondern wenn möglich, in der land- wirtschaftlichen Hochschule abgehalten werden. Der schwache Besuch der Sitzungen lässt vermuten, dass Dahlem vielen Mitgliedern zu abgelegen ist. Der Generalsekretär wird sich mit der Verwaltung der landwirtschaftlichen Hochschule in Verbindung setzen, um die Erlaubnis hierzu zu erhalten. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung wünscht, dass jeder Ausflug und Besichtigung,, die der Verein unternimmt, mit einer Sitzung und Be- sprechung schliessen sollte. 10. Der Verein hat jetzt seine 990. Sitzung abgehalten, bald wird es die 1000. sein. Herr Crass II möchte dieselbe etwas festlich gestaltet haben, etwa in Form einer kleinen Ausstellung oder durch Ernennung von Ehren- mitgliedern, und stellt dem Vorstand anheim, das Weitere hierzu zu ver- anlassen. Ein Antrag des Herrn Crass II, die Ausschusssitzungen wieder um 6 Uhr beginnen zu lassen, wird abgelehnt. Unser Mitglied, Herr Müller, am polytechnischen Institut, hat am 1. April sein 25jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Fr. Weber. Kongresse. Deutscher Pomologen- Verein. Tagesordnung u. Zeiteinteilung für die Jahresversammlung und die Feier zur Erinnerung an das fünfzig- jährige Bestehen des D. P.-V. am Freitag den 27. und Sonnabend den 28. Mai in Eisenach. Donnerstag, den 26. Mai, von abends 7 Uhr an: Begrüssung der ein- getroffenen Mitglieder und Gäste des D. P.-V. und ihrer Damen. Hotel „Junker Jörg". Freitag, den 27. Mai, vormittags pünktlich 9 Uhr: Vorstandssitzung. Hotel Fürstenhof (Kurhaus). Nachmittags pünktlich 2 Uhr: Hauptversammlung des D. P.-V. im grossen Saale des Fürstenhofes (Kur- haus). Tagesordnung: 1. Bericht über die Arbeiten des Jahres 1909. 2. Bericht über die Kassenführung und den Stand der Kasse. 3. Bestimmung über Ort und Zeit der Jahresversammlung 1911. 4. Mietsvertrag für die Geschäfts- räume des D. P.-V. 5. Geschäftliche Mitteilungen. 6. Anträge der ständigen Abteilung des D. P.-V; a) für die Beurteilung von Obst- neuheiten. b) für die einheitliche Nummer- bezeichnung der wirtschaftlich wichtigsten Apfel- und Birnen- sorten in Baumschulen und Obstanlagen; c) für Feststellung von Frucht- grössen erster und zweiter Sortierung der wirtschaftlich 226 Kleine Mitteilungen. wertvollsten, wichtigsten und am meisten verbreitetsten Apfel- und Birnensorten. 7. Beschlussfassung über gestellte Anträge. 8. Wahl von Ehren- und korrespon- dierenden Mitgliedern des D. P.-V. 9. Vorstandswahl. 10. Wahl der Rechnungsprüfer für die Jahre 1911 bis 1913. 11. Vortrag des Herrn Professor Dr. Kulisch, Direktor der Kaiser- lichen Versuchsstation in Colmar i. Elsass : Die Bedeutung des neuen Weingesetzes für die Obstwein- bereitung. Abends 6 Uhr: Zusammensein der Gäste, Mitglieder und deren Damen im Berghotel mit herrlicher Rund- schau nach der Wartburg, Stadt Eise- nach und dem Thüringer Walde. Sonnabend, den 28. Mai, 9™ Uhr vormittags: Festversammlung im grossen Saale des Hotel Fürstenhof (Kurhaus). 1. Begrüssungs-Ansprachen. 2. Der D.P.-V. und der deutsche Obst- bau, Lorgus. 3. Die Bedeutung des Obstes für die Ernährung des Menschen, Geh. Medizinalrat Prof. von Rubner, Direktor des hygienischen Institutes der Universität Berlin. 4. Die Zukunft des deutschen Obst- baues, Freiherr von Solemache r- Antweiler in Bonn. Nachmittags 2 Uhr: Gemeinsame Wagenfahrt durch den Thüringer Wald. Abends 730 Uhr: Hotel Fürstenhof (Kurhaus), Festessen mit Damen. Für Sonntag, den 27. Mai, sind Ausflüge in die Umgebung von Eise- nach und in den Thüringer Wald vor- bereitet. Kleine Mitteilungen. Ein Versuch mit künstlichem Dünger bei Pelargonien. (Topfpflanzen.) Hierzu Abb. 21—23. Im allgemeinen ist der Handels- gärtner gegen die Anwendung der künstlichen Dünger, besonders bei Topfflanzen; sei es, dass er schon Miß- erfolge hatte, oder dass er die guten Seiten überhaupt nicht genügend kennt, die z. B. Chilesalpeter, Superphosphat oder Kalisalze haben. Hornspähne, Knochenmehlund vielleicht nocheinige andere findet man ja häufiger, aber diese wirken nicht so günstig und vor allen Dingen nicht sofort wie die Erst- genannten. EineHand voll Chilesalpeter in einer großen Gießkanne voll Wasser, tüchtig umgerührt, wirkt schon nach 3 bis 4 Tagen und zwar recht deutlich sichtbar. Im vergangenen Jahre verpflanzte ich Pelargonien aus Stecklingstöpfen in Töpfe von 12 cm Durchmesser, liess diese in temperiertem Hause (Kästen habe ich hier nicht) 14 Tage anwurzeln, goss diese zwei mal mit obiger Lösung in Abständen von zehn Tagen und hatte dann, vom Verpflanzen an gerechnet, in 4 bis 5 Wochen fertige, d. h. grosse kräftige Pflanzen, jedoch ohne Knospen. Dann nahm ich zwei Hände voll Super- phosphat, zwei knappe Hände voll 40prozentiges Kalisalz und eine halb^ Hand voll Chilesalpeter. Nach weiteren zehn Tagen kamen die Knospen und nach wiederum zehn Tagen hatte ich mit reichlichen Knospen versehene blühende Pflanzen. Abbildung Ia zeigt eine „Meteor" wie obenstehend be- handelt; 1 b eine solche ohne Chile- salpeter und 1 c eine mit Chilesal- peter überdüngte, (zwei Hände voll Chile) sonst wie oben behandelte. Blätter und Blumen nehmen bei dieser Düngung übernormale Grössen, wie bei 1 a recht deutlich zu erkennen ist. Die unbehandelten Kontroll- pflanzen sind hinter diesen weit zu- rückgeblieben. 1 b bleibt erheblich hinter 1 a; und 1 c bekommt von obenan, nach unten, braune Flecken, ausser- dem sind die Wurzelspitzen schon am Tage nach dem Giessen braun. Esheisst also immerhin, vorsichtig zu Werke zu gehen, lieber einmal öfter zu düngen, als es gleich recht gut meinen zu wollen. Bild II zeigt eine mit der „Meteor" gleichaltrige Efeupelargonie nach der Kleine Mitteilungen. 227 f£rJ h gu 1Sia Und 1St un8efähr gelb sind und nicht mehr von der 120 cm hoch und wie ers.chtlich, gut Stelle kamen, bis ich sie dann mit Knospen und Blüten besetzt, tüchtig abball e, die Wurzeln weit m Bild drei ist gleich Ib in der Behand- lung. Auch hier sind die Unbehan- delten noch recht weit zurück, wäh- rend die mit Chile überdüngten ganz zurückschnitt und in frische Erde ver- pflanzte. Die Farbe des Laubes bei den Efeupelargonien ist tief dunkel- grün; die Blattzeichnung geht bei den 228 Kleine Mitteilungen. mit Chile gedüngten fast gänzlich verloren, während die Blätter dick- fleischig werden. Die Farbe und die Zeichnung der Blätter bei den „Meteor" bleiben dieselben. Einzelne Blumen dieser Dolde hatten bis 5 cm Durch- messer und die ganze Dolde 25 bis 30 cm. Ein Versuch mit schwefelsaurem Ammoniak hatte fast die gleichen Resultate wie Bild la und II, nur dass Abb. 22. Efeu- Pelargonie mit Chilesalpeter gedüngt das Wachstum nicht so schnell be- ginnt, und das Blatt der Efeupelar- gonie nicht fleischig wird und seine eigene Färbung behält. Otto Gläser, Steglitz-Berlin. Ein neuer Pfropfbastard zwischen Weissdorn und Mispel. Lucien Daniel, der sich bekannt- lich viel mit Pfropfbastarden, (auch bei Monokotyledonen, siehe „Garten flora" 1909, Seite 212) beschäftigt, gibt unter dem 13. November 1909 in Comptes Rendus des Seances de l'Academie des Sciences, Paris, Seite 44504 einen Bericht über einen ähnlichen Pfropfbastard, wie wir ihn an der Mispel aus Bronvaux kennen [siehe E. Koehne in „Gartenflora" 1901, Seite 628*)]. Bei Herrn C. Brun in Saujou (Charente-Inferieure) steht ein Weissdorn von ca. 40 — 50 Jahren. Der Stamm teilt sich 1,70 m vom Boden in fünf Aeste, die vor langer Zeit in den Spalt gepropft sind und zwar mit Zweigen einer grossfrüchtigen Mispel. Vier Pfropfreiser ent- wickelten sich zu normalen Aesten,einsblieb schwach. Von den vier normalen fangen drei jetzt an von obenher einzutrocknen, tragen an der grünen Basis aber grosse Früchte. Der vierte, kräftigste Pfropfast (Pfropfreis kann man ja nicht mehr sagen) ist im Januar 1909 durch Wind abgebrochen. Aber schon vor sieben bis acht Jahren entwickelte sich an der Veredelungsstelle ein merkwürdiger Ast, der sich 15 cm von der Ursprungsstelle ver- zweigte; der eine der Zweige ist reiner Weiss- dorn, die anderen Zweige bestehen aus hybriden Formen. Die eine Form hat ganzrandige sammetartige Blätter wie die Mispel, aber viel kleiner, 80X22 mm, während die Mispelblätter (greffons) 122X51 mm messen. Dabei hat der Zweig Dornen und seine Früchte sind kleine längliche Mispeln, ein wenig grösser als die des Weissdorns. Die Kelchblätter an der Frucht sind lang, aufrecht und an- *) Vergl. auch! Holmboe, Mutmass- licher Pfropfbastard zwischen Birne und Weissdorn, Gartenflora 1895, Seite 30 m. Abb. Kleine Mitteilungen. 229 einander gedrängt, so dass sie die enge Kelchöffnung ganz verdecken. Die andere Form steht dem Weiss- dorn näher. Die Blätter sind zwar filzig wie die Zweige, aber einge- schnitten, indes nicht so stark wie beim Weissdorn. Die Früchte sind wie bei letzterem, nur ein wenig grösser. Die Kelchzipfel sind kurz und zu- rückgebogen. Einige Früchte haben die Farbe der Mispel und ganz rauhe Schale, andere sind mattrot und glatt wie Weissdornfrüchte. Bei einigen waren diese Charaktere mehr oder weniger vereinigt, und braunrote Stellen waren durch eine Uebergangszone verbunden. Eine Frucht hatte zu 4/r, der Ober- fläche den Weissdorncharakter, das fünfte Fünftel zeigte, gänzlich un- vermittelten Form eines Kreissektors, den Charakter der Mispel. Da Daniel den Baum im Herbst, am 7. September 1909 sah, konnte er selbst über die Blüten nichts beobachten. Nach Brun aber stehen die Blüten in Doldentrauben. Bei der dem Weiss- dorn näherstehenden Form sind die Blumen grösser als Weissdornblüten. Die Früchte stehen meist einzeln, zuweilen zu zwei, auf ungleich langen Stielen, was für die Behauptug des Herrn Brun spricht, dass die Blüten Doldentrauben bilden. Gegenüber dem beschriebenen Aste steht auf dem Wulst ein anderer, jetzt zwei Jahr alter Ast, 120 m lang, und senkrecht aufgerichtet. Er hat den Charakter der Mispel, aber seine Zweige sind dornig und die Blätter sind etwas kleiner. L. Wittmack. Das „Umveredeln" der Obstbäume. Von Franz Roch au-Berlin. Des öfteren kommt es vor, dass der Gartenfreund in seinen Obstbaum- beständen einige ältere Exemplare stehen hat, die mit minderwertigen Obst- sorten veredelt und für bessere ver- kauft wurden. Auch sagt die örtliche Lage mancher Frucht nicht zu; die Früchte reifen nicht aus, bleiben klein usw. Da tritt dann an den Gartenfreund die Aufgabe heran, diesen Obstbaum umzuveredeln. Eben- so, wie es in der Heilkunde durch die intensive Kenntnis des menschlichen Körpers möglich wurde, schwierige Operationen auszuführen, die früher für unmöglich gehalten wurden, ist es auch durch eine eingehende Kenntnis im Organismus des Pflanzenkörpers gelungen, heute mit einem Obstbaum Manipulationen vorzunehmen, von denen man früher direktes Absterben oder dauerndes Siechtum erwartet hätte. Es sei hier nur daran erinnert, mit welcher Vorsicht man früher alte Abb. 23. Efeu- Pelargonie mit Chilesalpeter überdüngt. Die Blätter sind gelb geworden. Bäume ins alte Holz zurückschnitt, um sie umzuveredeln, und wenn man sich schon getraute, diesen Rückschnitt auszuführen, so beliess man dem Baum doch immer noch eine grössere An- zahl sogenannter „Zugäste", da man andernfalls sein Eingehen befürchtete. Versuche und Studien im Obstbau haben nun gelehrt, dass es dieser Vor- sicht garnicht bedarf. Der Baum ist in der Lage, wenn auch nicht ganz schnell, so doch nach und nach, sich mit seinem neuen Zustand abzufinden, und es sind in den letzten Jahren Bäume umveredelt, die am Mitteltrieb einen Durchmesser von 30 bis 40 cm und darüber hatten. Auch das Alter 230 Ausstellungen. der Bäume braucht dabei nicht so ängstlich berücksichtigt zu werden, wie man dies früher getan hat. Ein Obst- baum, der schon über 30 Jahre alt ist, kann immer noch mit Erfolg um- veredelt werden. Während bei diesen alten Obstbäumen nun meistenteils das Umveredeln durch Pfropfen im Spalt und in der Rinde vor sich ging, habe ich in den letzten Jahren mit den besten Erfolgen eine andere Ver- edlungsart angewendet, das Anplatten, und zwar das Anplatten: Auge auf Auge, d. h. nicht wie früher, wo man das Edelauge oder Edelreis zwischen das Intervall der Augen an den Stamm oder Aesten des Wildlings anplattete, sondern ich habe das Auge des Edel- reises direkt auf die Stelle angebracht, wo das Auge des Wildlings sass, und zwar so, dass das aufgesetzte Edelauge die Stelle des abge- schnittenen Wildlingsauges möglichst gut deckte. Auf diese Weise veredelte Bäume brauchen nicht viel zurückgeschnitten zu werden, und man kann alle Augen an den Edelreisern verwerten. Es wird also nicht auf oder am Stamm ver- edelt, sondern oben in der Krone an den schwächeren Zweigen. Ist das Auge angewachsen, was fast aus- nahmslos der Fall sein wird, wenn das Auge gut passte, gut verbunden und mit Baumwachs verschmiert wurde, so schneidet man die obere Hälfte des Zweiges ab, lasse aber vorläufig noch einen Zapfen stehen, an den man den jungen Trieb an- binden kann. Natürlich sind an den Zapfen alle vorhandenen Augen zu blenden, damit sie nicht austreiben und dem jungen Edeltrieb die Nahrung rauben. Diese Veredlungsart hat ausser- dem den Vorteil, dass sich auch der ungeübte Gartenfreund mit ihr befassen kann und dass dieselbe fast zu jeder Zeit ausführbar ist. Be- dingung ist jedoch, dass sich die Augen des Wildlings wie auch die Augen des Edelreises in einem gleichen Reifestadium befinden. Durch diese Veredlungsart des Umveredelns ist dem Gartenfreund Gelegenheit gegeben, einem Obstbaum, der sonst seinen Platz im Garten nicht ver- diente, sonst aber noch im freudigen Wachstum sich befindet, mit leichter Mühe eine bessere Obstsorte aufzu- setzen, ohne den Baum selbst in seinem Wachstum zu behindern. Ausstellungen. Deutsche Rosen- und Dahlien- Ausstellung; Schlesische Garten- bau - Ausstellung Liegnitz 1910. Die Liegnitzer Gartenbau - Gesell- schaft, welche sich erst vor wenigen Monaten aus dem Liegnitzer Garten- bau-Verein herausgebildet hat, muss gleich im ersten Jahre eine Feuer- taufe bestehen. Die Mitgliederzahl ist von 130 Mitgliedern auf nahezu 400 angewachsen. Die Gartenbau-Ausstellung mit der Rosen- und Dahlien-Ausstellung ver- spricht die umfangreichste Gartenbau- Ausstellung, welche Schlesien bisher veranstaltete, zu werden. Kongresse und Wanderversammlungen sind in grosser Zahl angesagt. Die für Frei- landrosen bestimmten Flächen sind vollständig besetzt. Das Ausstellungs- areal umfasst nahezu 50 Morgen. Für Spezialkulturen , Warmhauspflanzen , Orchideen, Farne usw. steht ausser acht Gewächshäusern, ein Haupt- gebäude im Flächenraum von 400 qm zur Verfügung. Nähere Auskunft erteilt gern der Geschäftsführer, Königl. Gartenbau- direktor Stämmler in Liegnitz. Pei sonalia. 231 Personalia. Müller, Otto, Obergärtner an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Mitglied des „Vereins zur Beförderung des Garten- baues", feierte am 1. April in aller Stille sein 25jähriges Dienstjubiläum. Ihm ist darauf hin die grosse silberne Vereinsmedaille mit einer ent- sprechenden Widmung durch Vertreter des Vorstandes und des Vereins über- reicht worden. Der Jubilar hat seine Lehrzeit in den Jahren 1872 bis 1875 unter Hof- gärtner J. Kellner in den Königl. Hof- gärten zu Schwedt an der Oder und Monplaisir verbracht. Später trat er in die bekannte Landschaftsgärtnerei von Julius Haack zu Berlin ein. Von hier aus war er schon im Jahre 1884 bei der Neuanlage des Gartens der Königl. Technischen Hochschule mit tätig, bis ihm am 1. April 1885 die gesamte Leitung übertragen wurde. Zu seinen Obliegenheiten gehört es, vornehmlich Pflanzen zu Unterrichts- zwecken und als Vorlagen für Ornament- zeichnen zu kultivieren. L. Wittmack, Geheimer Regie- rungsrat, Professor Dr. Rektor der Königl. Landwirtschaftlichen Hoch- schule in Berlin wurde zum Ehren- mitgliede des Märkischen Obst- und Gartenbau-Vereins ernannt. Niemetz, Benjamin, Gärtnerei- besitzer, Rixdorf, starb nach langem Leiden am 9. Mai 1910. Wertzeugnis des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten.** Die endesunterschriebene Kommission hat die neue Pelargonie des Herrn Friedhofsaufsehers Gustav Schwabel in Steglitz, Bergstrasse 38, heute besichtigt und ihr einstimmig das Wertzeugnis zuerkannt: Sie ist nach den Angaben des Züchters ein Sämling von „Meteor" und „Perle von Neu- Ulm", ist bis jetzt noch nicht prämiiert und auch noch nicht im Handel. Die Besichtigung der Pflanzen ergab, dass der Sämling eine immerhin seltene Farbe besitzt, und sich durch grosse Blumen und Dolden auszeichnet. Ferner stehen die Blütenstände nicht zu weit und hoch von der Pflanze ab, und ihr Wuchs stellt sich als reich verzweigt dar, so dass die Kommission der Ansicht ist, dass sie sich als eine Zukunftspflanze, besonders auch für Gruppen, erweisen wird. Steglitz-Berlin, den 6 Mai 1910. Franz Bluth. A. Gurk. Wilhelm Nahlop. A. Haeger. W. T.del. J. Beuster. 232 Orchideen-Ausstellung. — Ausflug. — 992. Versammlung. Orchideen-Ausstellung. Die „Orchideen-Sektion" des Vereins veranstaltet am Donnerstag den 19. Mai und Freitag den 20. Mai im Preussischen Abgeordneten- hause, Berlin, Prinz Albrechtstrasse 5, eine grosse Orchideen-Ausstellung. Vereinsmitglieder haben gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte freien Eintritt. Die Ausstellung ist geöffnet: am Donnerstag den 19. Mai von 11 bis 7 Uhr, am Freitag den 20. Mai von 10 bis 7 Uhr. ===== Billetts sind an der Tageskasse zu haben. ========== Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spät'schen Baumschule. = Das Programm ist auf dem roten Zettel bekanntgegeben. : Tagesordnung für die 992. Versammlung des V. z. B. d. Q. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 26. Mai 1910 abends 6 Uhr im Königlichen Botanischen Museum in Dahlem-Steglitz Königin-Luise-Strasse 5—6. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II)., 2. Fortsetzung der Diskussion über das in zweiter Auflage er- schienene Lehrbuch: „Der neue Obstbau von Rudolf Richter". Die Stringfellow-Methode den deutschen Verhältnissen angepasst. a) Herr Rudolf Richter, Rohrbeck bei Dallgow-Döberitz-Spandau. b) Verschiedene Korreferenten. 3. Feier des diesjährigen Stiftungsfestes. 4. Verschiedenes. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in 'Berlin. IX Die Zeit der ersten Spritzung naht! Wer im Herbst eine reiche, von Ungeziefer freie Obsternte haben will, der versäume nicht, seine Bäume, Sträucher usw. rechtzeitig mit Äpsenkupferkalkpulvep zu bespritzen. Bestbewährtes Bekämpfungsmittel sämtlicher Pflanzen- schädlinge. Zahlreiche Anerkennungen. Prospekt gratis. EMIL HOUBEN, Fabrik für Pflanzenschutzmittel, Emmendingen (Baden). Gras-Samen feinste Zierrasen-Mischuug liefert u. steht Verzeichnis gratis zu Diensten Samenhandlung Hecker, Friedrichsdorf a. Taunus Lieferant kgl., fürstl. u. Herrachaftsgärtnereien Der Inseratenteil wird stets 4 Tage vor f Erscheinen jeder Nummer geschlossen ; HERMANN TESSNOW Berlin 0.34 Fabrik für Land-u. Garten-Geräte Tonnenkipp- Karren Gegründet 1874 Katalog gratis und franko. B ei Bestellungen wolle man sich auf die „Gartenflora" beziehen. Grösste und reichhaltigste Baumschulen. Pflanzen haben Weltruf. Herrn. A. Hesse WEENER, Prov. Hannover. Kataloge gratis und franko. Jeder Geflügelfreund lese die Geflügel -Welt, Chemnitz. Probenummern gratis und frnko. Cbem.Düngerfabrik Eduard Naumann Cöthen (Anhilt). Broschüren und Muster gratis. R. uan der Schoot & Sohn, Hillesom bei Haarlem (Holland) Gegründet 1830 Gegründet 1830 Gartenbau-EtoMissenieiit Eigene Blum enzwiebelkulturen, umfassen J ober 160 Hektar (die grössten Hollands) ■ Kataloge unberechnet auf Anfrage. <-7fJpf SNeuanlagen oder ULendeningen seines Qartens beabsichtigt, tuende sich an das J^rtfil Qartenbautechn. Bureau u. SSaumschule J^rtfll O.Xaurisch in Zaacko bei Xuckau SN. IX. Preislisten n. Broschüren gratis. A. Boehm & Co., Breslau 2 Gartenstrasse 58. General -Vertrieb für den Osten Deutschlands der bekannten Albertschen Konzentrierten Pflanzen - Nährsalze für edle Obst- und Gartenkulturen. I PB Charlesworth & Co., Haywards Heath, Sussex, England ORCHIDEEN Kontinent -Filiale: E. Bohnhof, 43 Rue Gerard, Brüssel ■ ■ ■ ■ Cuit Moll. Borgsdorf bei Birkenwerder SPEZIAL- GÄRTNEREI TELEPHON BIRKENWERDER 39 ORCHIDEEN-KULTUREN Für den Inseratenteil verantwortlich: M. Junge, Berlin-Charlottenburg. — Druck von Rudolf Mosse, Berlin. 1. Juni 1910 Heft 11 3FäQfeC>§£e3sQfe£*^ IT30ir30iriOirnOC30II30n301IJOir30IZ301ZZ10I=]OC30CJOCL!OE30n30CI10IZ3d fARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46,49 E8c*8Qa3%*8c*gQ8o^äc*gQ3o«^^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 11, Inhalt: Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschen Baumschule S. 233. Mitteilungen S. 238. — Ausstellungen S. 240. — „Orchis". Kleine Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Koionelzeile 35 Pf. 7fr = Spezialität: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. = 4*ö Körner & Brodersen Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner Inhaber: Gustav Körner Körnerstraße 12 STEGLITZ Fernsprecher 85 ■ ■ ■ ■ GARTEN- UND PARKANLAGEN. ■ ■ ■ ■ UBRARY W YORK TAiNlCAL uaKUBN. Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschen Baumschule (mit Damen) am Mittwoch den 18. Mai 1910 so stand auf dem am 15. Mai fälligen, aber der Pfingstfeiertage wegen erst am 18. Mai in die Hände der Mitglieder gelangten Hefte der „Garten- flora". Die erbetenen Anmeldungen hatten bei der kurzen Zeit nicht er- folgen können. Der Reiz des Zieles des Ausfluges hatte aber doch so gewirkt, dass auf Station Baumschulenweg sich 45 Teilnehmer einfanden, die, von dem Sohne des Hauses begrüsst, die Fahrt mit bereitstehenden Wagen auf der mit starken Ulmus vegeta bepflanzten, wohlgepflegten Strasse über den Teltowkanal fortsetzten. Unter Führung ging dieselbe zu- nächst bis zu dem ältesten Teil der Baumschule, dem eigentlichen Stamm- grundstück des jetzt 325 Hektar (1300 preussische Morgen) umfassenden Betriebes. Hier konnten in langsamer Fahrt die Bestände der zum Handel bestimmten Solitärpflanzen von Koniferen in bedeutenden Vorräten besichtigt werden, namentlich die silberfarbigen und blauen Varietäten der so modernen Picea pungens (P. p. glauca Kosteri, P. p. argentea) in Mengen, ferner die schönen Abies concolor, starke Taxus baccata - Pyramiden und eine grosse Anzahl von Abies-, Picea-, Thuja-Arten und Abarten. Die Wagen wurden nach diesem ersten Teil der Rundfahrt verlassen, und ging es zu Fuss durch Anzuchtquartiere, in denen besonders Beerenobst usw. aus Holzstecklingen erzogen wird, um in die, als eine „Musterkarte" zu bezeichnende Allee einzutreten, welche aus den verschiedensten Gehölzen, die sich durch auffallenden Wuchs oder Belaubung auszeichnen, gebildet, reges Interesse erregte, zumal diese Anpflanzung mit starken Hochstämmen von Syringa vulgaris-Varietäten durchsetzt, die in voller Blüte die ganze Pracht und Schönheit dieses Frühlingsstrauches zeigten. Ueber Sorten usw. berichten wir weiter unten. Zu den Seiten dieser „Musterausstellung" fielen die riesigen Schatten- hallen zur Anzucht junger Koniferen aus Stecklingen und' Veredelungen auf, auch die namhaften Massen von Beerenobst-Hochstamm-Veredelungen, die im letzten Winter im Hause in der Hand veredelt, dort eingeschlagen, jetzt hier schon eng ausgepflanzt, vorzügliche Resultate dieses Verfahrens zeigten. Die Stämmchen werden im Frühherbst wieder herausgenommen und an den Standort der weiteren Entwicklung in entsprechender Entfernung ausgepflanzt. 234 Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschcn Baumschule. Durch die hier befolgte Methode soll die gefürchtete „Wassersucht" der Unter- lagen erfolgreich vermieden werden. Die Wagen wurden wieder bestiegen, und weiter ging es durch die Wege, längs der grossen Quartiere an Alleebäumen aller Arten und Stärken, Sortimentsgehölzen usw. Dieser Fahrt schloss sich ein Rundgang durch den grossen Formobstgarten an, dessen Bestand an korrekten, starken Bäumen reichlichen Fruchtansatz zeigte; leider waren die Blumenblätter durch die starken Regen- und Hagelschauer der letzten Tage schon abgeschlagen, an dem Ansatz war aber ein Schaden nicht zu bemerken. Auch des schönen starken Topfobstvorrates für den Handel sei hier Erwähnung getan. Nachdem so, man möchte sagen, eine Generalübersicht gegeben, kam die Spezialbesichtigung der Standpflanzen des Syringa - Sortimentes. Dieses, aus mittelstarken Sträuchern bestehend, war in voller Blüte, Regen und Sturm hatten derselben nichts anhaben können, und überraschten die herrlichen Farben der Blumen und Knospen, sowie die, bei einzelnen Sorten ins Riesige gehende Grösse der Blütenstände. Die Farben so zu bezeichnen, dass sie einem Leser, der sich noch nicht an solcher Pracht erfreut hat, klar erscheinen, ist eine Unmöglichkeit, denn es wechseln ausser weiss, und auch dieses noch in Abstufungen, dunkelrot, rosa, lilarosa, lilarot, dunkellila, zartlila, hellila, bläulich lila, lilablau usw. Wir wissen sehr wohl, dass einem Farbenverständigen oder Maler bei diesen Bezeichnungen die Haut schaudert und als unmöglich oder unsinnig bezeichnet werden, da sie in keine Farbentafel hineinpassen, wir haben aber noch nicht erfahren, dass sogenannte exakte Benennungen der Farben dieser Blumen, die auch ein Laie verstehen würde, gebracht worden sind. Bei Betrachtung der Blütenstände kann jeder in Zweifel geraten, ob er die Farbe der Knospe oder die der Blume für die schönere halten soll und ist daher das Zusammenwirken beider Farben zu nehmen und das Ganze als ein von der Natur gewundener bunter Strauss zu betrachten. Ebenso kann nicht entschieden werden, ob die einfachblühenden oder die gefüllten Sorten die schöneren sind: auch hier muss der Geschmack des Beschauers massgebend für ihn selbst sein. Auffallend ist aber die Beobachtung, dass die Sorten mit dunkelroten Knospen und Blumen zuerst die Aufmerksamkeit der meisten auf sich lenken und dann erst Form und Farbe anderer Beachtung finden. Daher also mit den dunkelroten, hervorragend beachteten Sorten in nachfolgender Aufzählung beginnend, benennen wir (die von der Firma L. Spaeth selbst gezogenen und in den Handel gebrachten mit * bezeichnet): Einfachblühend: Aline Mocqueris, reichblühend. * Andenken an Ludwig Spaeth. Grosse Rispen, Knospe und geöffnete Blume dunkelrot. Treibsorte. Congo. Grosse Rispe. L'oncle Tom. Dunkelviolettpurpur, grosse Rispe. Negro. Dunkelviolettpurpur. Toussaint-Louverture. Grosse gedrungene Rispe, purpurviolett. Volkan. Dunkelrote Knospen, purpurfarbene Blüten. Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschen Baumschule. 235 Die letzten 5 Sorten sind neueren Ursprungs. (Lemoinesche Züchtung.) Lilarosa sind zu bezeichnen: * Amethyst. Grosse Rispe, rosa Knospe. * Emil Liebig. Breite grosse Rispe, Knospe rosa. * Fürst Liechtenstein. Sehr grosse Rispe, Knospe rötlich. Louis van Houtte. Lockere, pyramidale Rispe mit dunklerer Knospe. Mad. F. Morel. Grosse, verzweigte Rispe. Dunkellila: De Miribel. Lange dichte Rispe, Blumen aussen weisslich. Othello. Neuere, grossblumige Sorte mit dunkelkarminfarbiger Knospe. * Prof. Sargent. Leichte Rispe, kirschrote Knospe, Blumen mit weissem Schlund. Lila rot. Charles X., die bekannte Treibsorte. Dr. Lindley. Grosse Rispe. * Geheimrat Singelmann, unserem früheren Vorsitzenden gewidmet. Bildet grosse Sträusse, purpurviolet mit weissem Stern. Vulgaris rubra. Rosa Knospe. * Vergissmeinnicht. Knospe dunkelviolettrosa, im Aufblühen bis hellblau. Bläulichlila: Crampel. Weisse Mitte der Blume. Gekräuselt. * Geheimrat Heyder. Rote Knospe, grosse Rispe. Mad. Briot. Knospe lebhaft rot. Weiss: Alba grandiflora. Gross, reinweiss. * Frau Bertha Dammann. Reinweiss, sehr grosse Rispe. Mmlle. Fernande Viger. Neuere Sorte; sehr grosse Rispe. Marie Legraye. Treibsorte bekannt. Ausserdem noch : Ambroise Verschaffelt. Rosa, grossblumig. Cristoph Colomb. Zartlila, purpurfarbige Knospe. Marliensis. Hellila, Knospe hellrot. * Dr. von Regel. Lilablau, Knospe hellrot. Macrostachya mit besonders grosser,leichter pyramidaler Rispe, rosafarbener Knospe und in weiss übergehender Blume. Endlich ist noch sehr beachtenswert die von der Firma Spaeth 1906 in den Handel gebrachte, selbst gezogene Sorte: „Hyazinthenflieder', (nicht zu verwechseln mit den älteren gefüllt blühenden: hyazinthiflora (Lemn.) mit schlanken Rispen, hellroter Knospe und leuchtend purpurlila Blumen mit hellblauer Mitte, einem Hyazinthenblütenstand auffallend ähnlich. Sämling von Andenken an Ludwig Spaeth. Gefüllt blühend: Die grosse Zahl der, meistens von Lemoine-Nancy gezüchteten, gefüllt blühenden Sorten zeichnet sich durch ausserordentlich starke, häufig 3—4 rispige Blütenstände aus, die bei einzelnen Sorten fast zu massiv er- scheinen, so dass ein einziger ein ganzes Fliederbukett zu bilden scheint. Helle Farben sind überwiegend. Wir bezeichnen als besonders beachtenswert, ohne deshalb nicht genannte als geringer betrachten zu wollen: dunkelrot: Charles Joly, ähnlich Andenken an Ludwig Spaeth; lilarot: Arthur William Paul, grosse Rispe, Rückseite der Blumen weiss. Georges Bellair. Breite grosse Rispe, Knospe hellkarmin. Linne. Lange Rispe, Blumen mit dunklerem Schlund. Louis Henry. Grosse Rispe, Knospe dunkelrot. 236 Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschen Baumschule. Mad. Leon Simon. Dichte, grosse, verzweigte Rispe, dunkelrote Knospe. Rosalila: Charles Baltet. Reichblühend, zwergiger Strauch. De Humboldt. Grosse dichte Rispe, purpur Knospe. De Jussieu. Dichte vierkantige Rispen, hellpurpur Knospe. Emile Lemoine. Aestige Rispe, grossblumig. Le printemps. Frühblühend. Mons. Maxime Cornu. Dunkelrosa Knospe. Bläulich lila: Alphonse Lavallee. Hellrote Knospe. Dr. Masters. Sehr grosse Rispe, bis 30 cm. Grand-duc Constantin. Pyramidale vierkantige Rispe, dunkelrote Knospe. Leon Simon. Grosse verästelte Rispe, Knospe blassrot. Mad. Jules Finger. Ebensolche Rispe, Knospe lebhaft dunkelrosa. President Viger. Grosse aufrechtstehende Rispen mit grossen Blumen. Hellila. La mauve. Grosse Rispe, trübrote Knospe. Lemoinei. Schöne, dichtbesetzte Rispe. Matthieu de Dombaste. Grosse breite Rispe, trübrose Knospe. Maurice d. Vilmorin. Niedrig bleibender Strauch, sehr grosse Rispe, fleischfarbige Knospe. Michel Buchner, Pyramidale, sehr grosse Rispe, reichblühender niedrig bleibender Strauch. Senateur Volland. Dichte Rispe, lebhaft rote Knospe. Weiss. Jeanne d'Arc. Sehr grosse Rispe, grossblumig. Mad. Abel Chätenay. Dichtblütige Rispe, milchweisse Blumen. Mad. Casimir Perier. Grosse dichte Rispen mit rahmenweissen Blumen. Treibfähig. Mad. de Miller. Niedrigbleibend, grosse alabasterweisse Blumen. Mad. Lemoine. Dichte Rispe mit sehr grossen Blumen. Obelisque. Reichblühend. Treibfähig. Rabelais. Mittelgrosse Rispe, reinweisse Blumen reichblühend. Ausserdem: Comte Horace de Choiseuil Blumen purpurlila mit weisslichen Unterseiten, lebhaft rote Knospen. President Loubet. Sehr grosse purpurlila Rispe mit karminroten Knospen. Jean Bart. Lange ästige Rispe, rosaviolette Blumen, Knospe karmin. Belle de Nancy. Grosse verästelte Rispe, rosa Blumen mit weissem Schlund. Comte de Kerchove. Rosafarbige Blüten in grossen Rispen, gedrungener Strauch, treibfähig. Virginite. Rosa Blüten, in lilaweiss übergehend. Monument Carnot., grosse vierkantige pyramidale Rispe, hellblaue Blüte mit dicken, trüb-purpurfarbigen Knospen. Vorstehende Liste kann keineswegs als erschöpfend angesehen werden, sie soll nur dem Liebhaber einen Hinweis auf die vorzüglichsten der, einen so schönen Gartenschmuck bildenden, als Solitärsträucher äusserst dankbaren Sorten geben. Von botanisch wichtigen Arten und auch Kreuzungen sind noch, z. Zt. in Blüte, zum Teil in Knospen, zu erwähnen: 1 S. Emodi, Juni, hellila. Ausflug aller Ausschüsse zur Besichtigung der Spaethschen Baumschule. 237 Syringa japonica, Juni weisse Rispen. S. Josikaea, Juni, dunkelviolett. S. Lutece (villosa X Josikaea) Juni, grosse blasspurpur Rispe mit dunk- leren Knospen, starkwachsend. S. oblata, mit grossem Laub, früh rosafarben blühend. S. pubescens, früh hellila blühend, S. villosa, Juni, rosalila blühend von denen einzelne in Anlagen in starken Exemplaren, z. B. Steglitz am Fichteberg usw. zu finden sind. Dass bei der Besichtigung auch die blütenreichen Syringa persica und S. chinensis (S. Rothomagensis) mit ihren Abarten reiche Beachtung fanden, kann als selbstverständlich gelten. Der Grund, warum wir uns in diesem Bericht so eingehend mit Syringa beschäftigten, soll aber auch noch gesagt werden: bei Beratung der vorzu- nehmenden Ausflüge in den Ausschüssen war betont worden, „im Mai zu Spaeth zur Fliederblüte", und dieser Beschluss war durchgeführt und für alle Teilnehmer lohnend, erfreuend und belehrend. Dieser eingehenden Besichtigung mit anregenden Unterhaltungen über Wert, Reichblütigkeit, Treibfähigkeit usw. der Syringa, in der viele Erfahrungen zum Ausdruck kamen, folgte als Abschluss noch eine Begehung des berühmten Arboretums, in dem sich noch berühmtere Männer unseres weiteren und engeren Vaterlandes durch Pflanzung von Bäumen verewigt haben, z. B. Bismarck, Moltke und andere mehr und ihr Interesse am Gartenbau und speziell der Baumkunde bezeugt haben. Die Seltenheiten dieser reichhaltigen Sammlung anzuführen, ist nicht mehr der Platz vorhanden, oder es müssten einige Hefte der Gartenflora zur Verfügung stehen; bei jedem Schritte durch die anmutige Parkanlage traten neue Vegetationsbilder dem Beschauer entgegen, so dass es grosse Mühe machte, alles Gezeigte geistig aufzunehmen und der aufmerksamen und liebens- würdigen Führung zu folgen. Beim Schluss des Rundganges wurde auch von sonst sehr realistisch denkenden Teilnehmern die Aeusserung laut, dass ein solcher Ausflug eine wirkliche Erholung von der Alltäglichkeit des geschäftlichen Lebens sei und dem freundlichen Entgegenkommen des hochherzigen Besitzers nicht genug zu danken sei. Der freundlichen Einladung seitens des Herrn Landesökonomierat Spaeth, welchen wiederzusehen und zu sprechen, uns eine grosse Freude war, und seiner Gattin, zum Ausruhen und Einnehmen einer materiellen Stärkung wurde dankbar Folge geleistet und dem Gebotenen nach Kräften Ehre angetan. Ein von unserem liebenswürdigen Führer Herrn Spaeth jun. auf das fernere Gedeihen des G. B. V. ausgebrachter Trinkspruch wurde von dem Herrn Generalsekretär Braun mit dem Ausdruck des herzlichsten Dankes an die Familie Spaeth im Namen aller Teilnehmer erwidert, und die Rückfahrt in später Abendstunde angetreten. Ein herrlicher, vom schönsten Wetter begünstigter Abschluss des schöner Pfingstfestes. □ 240 Kleine Mitteilungen. — Ausstellungen. maligen Hecke herausgewachsen und aus Pietät stehengelassen ist. Solche Bäume aber pflegt man hochaufzuasten, damit ihr Laub demTierfrass unzugäng- lich ist. Früher, als noch die Unsitte verbreitet war, den Wald zur Viehweide zu benutzen, mag manches Stück Vieh an Eibengenuss eingegangen sein. Jetzt aber ist Waldweide und „Eibenhorst" im Verschwinden. Bei Gartenfurt in Schlesien erinnert sogar, wie Schübe berichtet, ein Denkstein daran, dass hier 1890 die letzte Eibe der Gegend gefällt wurde. F. Kanngiesser, Braunfels. Tages-Ordnung für die Tagung des Bundes deutscher Baumschulenbesitzer in Hamburg vom 1. bis 3. Juni 1910 im Zoologischen Garten (Dammtorbahnhof). A) Ausschuss-Sitzungen. Mittwoch den 1. Juni im Zoo- logischen Garten: für Zoll- und Tarifwesen, „ Preispolitik, „ Propaganda, „ den Betrieb. B) Vorstands-Sitzung. Mittwoch den 1, Juni 2—6 Uhr im Zoologischen Garten. An dieser Sitzung nehmen nur die Vorsitzenden der Zweigverbände und der Aus- schüsse teil. Die Tagesordnung geht denselben direkt zu. C) Bu ndes- Versammlung. Alle deutschen Baumschulen- besitzer, Vertreter zweckverwandter Organisationen und der Fachpresse, Handelsgärtner, Gartenkünstler, Ro- sen-, Staudenzüchter usw. nebst ihren Damen sind eingeladen, den Verhand- lungen als Gäste beizuwohnen. Donnerstag den 2. Juni &-/a bis 12 Uhr im Zoologischen Garten: Ge- schäftsbericht für das Jahr 1909/10 durch den Geschäftsführer. — Kassen- bericht durch den Vorsitzenden. — Festlegung der Mindestpreise für 1910 11 (Berichterstatter: Robert Stern, Brockau). — Stellungnahme zu der von Preussen beabsichtigten, zoll- freien Einfuhr von Laubholzsetzlingen von 1,50 — 2 m Höhe (einleitendes Referat: Paul Hauber, Tolkewitz). Freitag den 3. Juni 872— 12 Uhr im Zoologischen Garten: Einheitliche Nummerierungder Obstsorten (Bericht- erstatter: Bissmann, Gotha). — Be- richt über die Gründung eines inter- nationalen Bureaus (Berichterstatter: Müller, Langsur). — Bericht und Anträge der Nürnberger Versammlung (Berichterstatter: Müllerklein, Karl- stadt). — Ausführung einer gemein- samen Auslandsreise (Berichterstatter : Hauber, Tolkewitz). — Wünsche und Anträge der Verbände, welche nebst Begründung bis 15. Mai eingegangen sind (Referent für Anträge Rheinland: Böhm, Obercassel). — Allgemeine Geschäftslage, Preise und Konjunktur, Aussprache hierüber. Ausstellungen. Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg veranstaltet vom 24. bis 26. Juni im Hotel „Tiergarten- hof", Berlin-Charlottenburg eine Frühobst- und Gemüseausstellung verbunden mit einem Obstmarkt. Die Ausstellung soll einen Ueberblick geben über den gegenwärtigen Stand des märkischen Frühobst- und Ge- müsebaues, das Interesse an diesen Kulturbetrieben bei Verbrauchern und Züchtern fördern und zur Hebung des Obst- und Gemüseverbrauches bei- tragen. Die Ausstellung soll den Züch- tern zeigen, welche Arten und Sorten besonders anzubauen, wie dieselben zu behandeln und zu verpacken sind. Die Verbraucher und Händler aber sollen aus dieser Ausstellung sehen, was unsere Züchter zu leisten vermögen und welche Gebiete der Provinz Branden- burg in der Produktion von Frühobst oder Gemüse besonders leistungsfähig sind. Dadurch wird die Ausstellung auch Gelegenheit zur Anknüpfung weiterer Geschäftsverbindungen bieten. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX G. H. Ulrich, Charlottenburg, Bismarck-Str. 96 baut an allen Plätzen des In- und Auslandes Gewächshäuser, Win- tergärten, Glashallen und alle Eisen-Glas- konstruktionen in einfacher und in Doppel- Panzerglasung nach eigenen Systemen in bester bewähr- ter Ausführung zu massigen Preisen. Illustrierter Katalog und feinste Referenzen zu Diensten. Besuche und Be- sprechungen, Zeichnungen u. Kostenanschläge auf Wunsch. Bambus für Spalier, Lauben, Beerenobst, Rosen. Dahlien, Pflanzen. Russ. Bastmatten, Zier- und Garten-Muscheln. Rohr- u.Kokos-Baumbänder bi Preise fttr 1 Postp. 50 kg Beste Kokosstricke 2.26 19.— Edelraffiabast 4.50 40.— Feinstes Zierkorkholz 1.50 10.— Beste russ. 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Juni 1910 • Heftel) 5 FäQJ£l>§io§J3*3*£r>§ac^^ r3QC3oi^iocnocjorz]oir3onziociioiz3onnoi=3oir30t=ioizioizioniioc30Jad MTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und BlumenKunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46;49 s Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 12, Inhalt: 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 241. — Der Raphiabast S. 250. — Die Blumenkunst Japans S. 253. — Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. S. 259. — Kleine Mitteilungen S. 262. — Ausstellungen und Kongresse S. 269. — Deutsche Nelkenkultur S. 271. — Das 88. Stiftungsfest des Vereins z. B. d. G. S. 272. — Tagesordnung für die 993. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten S. 272. Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-ExpeditionRudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. ^ ^ G. Wehner &c Gewächs- liausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs ? Kessel. Britz is bei Berlin -£a Jahnstr. No. 70-72. "53 <° c Fernspp.Rixdorf331 'S ■ i Spezialität: - Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausfuhrung su billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22- Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. ===== Körner & Brodersen Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner Inhaber: Gustav Körner Rönwstraße 12 STEGLITZ Fernsprecher 85 ■ GARTEN- UND PARKANLAGEN. Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma C. Schwanecke, Oschersleben, bei, auf den wir hierdurch besonders aufmerksam machen. Den Text zur Tafel 1583 siehe Seite 271, LIBRARY NEW YORK BOTa. ijAKUtr*. 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. in den prettssischen Staaten am Donnerstag den 26. Mai 1910 im Neuen Botanischen Museum in Dahlem-Steglitz. Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Herr Walther Swoboda. I. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Vorsitzende mit, dass der Verein den Verlust eines langjährigen Mitgliedes zu beklagen habe. Herr Gärtnereibesitzer und Stadtältester Benjamin Niemetz, Rixdorf, sei am 9. Mai im Alter von 56 Jahren verstorben und unter ausserordentlicher Beteiligung der deutschen Gärtnerschaft und der gesamten Bevölkerung von Rixdorf zu Grabe geleitet. Der Verstorbene habe nach langen Jahren der Wanderschaft, wobei er auch Oesterreich, Italien und England besucht habe, mit bescheidenen Mitteln seine Gärtnerei in Rixdorf begründet, um sie durch Fleiss und Tüchtigkeit nach und nach zu einer der grössten Gärtnereien Berlins emporzubringen. Seine Hauptkulturen seien Myrten, Flieder, Cyclamen, Amaryllis, Maiblumen und Primula obconica gewesen. Auf der „Grossen Internationalen Gartenbau-Ausstellung 1909" in Berlin hätten seine Kulturen die verdiente Anerkennung gefunden. Zum Andenken an den Entschlafenen erhoben sich die Erschienenen von ihren Plätzen. II. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Wilhelm Pfitzer, Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei in Stuttgart, hatte abgeschnittene Paeonia arborea-Blumen, die von ausgezeichneter Schönheit und wunderbarem Farbenschmelz waren, in folgenden Sorten eingesandt: Professeur de Koninck, lilarosa; — Louis Mouchelet, hellsalmfarbig; — Mad. Jules Orban, milchweiss, im Herzen violettrosa; — Souvenir de Ducher, lebhaft violett, sehr grossblumig; Mlle. Marie Closon; — Jules Pirlot, hellzentifolienrosa mit lila Schimmer; — Donkelarii, lebhaft lachs- rosa; — Mad. Ratteir, karmin lachsrot; — Pius IX., hellila mit weissen Rändern; Elisabeth; — Triomphe de Gand, kupfrigrosa, leuchtende Färbung; — Mad. Stuart Low, lebhaft lachsrot, grossblumig; — Souvenir de Mad. Knorr, weiss mit fleischfarbig. Herr Stadtgartendirektor Brodersen, Berlin, wies auf die grosse Voll- kommenheit der Päonien hin, die kaum noch übertroffen werden könne. Mit ihnen Hessen sich Effekte erreichen, von denen man früher nichts geahnt hätte. Leider sei es wahr, dass diese schönste Art aller Päonien nur in den 742 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. wärmeren Gegenden ungeschützt aushalte. In unseren Gebieten sei sie nicht ganz winterhart. In früheren Jahren hätten auf dem Pariser Platz gute Exemplare gestanden; sie wären dort sehr sorgfältig behandelt und gepflegt worden und hätten sich allmählich an das härtere Klima gewöhnt. Es sei nicht gut, sie zu hoch zu pflanzen; denn dann trieben sie zeitig aus und könnten durch Spätfröste Schaden leiden. Vor einigen Jahren habe auf dem Blumenkorso in Berlin die mit Paeonia arborea geschmückte Equipage an Schönheit alle anderen übertroffen. Ferner hatte Herr Pfitzer der Sendung 2 Eremurus Elwesianus und 4 Eremurus himalaicus beigefügt. Die letzteren Exemplare zeigten rein- weisse, dichtgestellte lange Blütentrauben aus meterhohen Schäften, während die der ersten Sorte ein leichtes Rosa aufwiesen. Diese sollen früher blühen als die weissen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Eremurus einen sonnigen Standort lieben und eines nahrhaften, wenn möglich etwas lehmigen Bodens bedürften. Ein leichter Schutz im Winter sei ihnen willkommen. Auch könne man sie im Herbst herausnehmen und frostfrei überwintern. 2. Herr Handelsgärtner Friedrich, Französisch- Buchholz, führte eine Gruppe hervorragender englischer Pelargonien vor und bemerkte, dass es eine Faisssche Züchtung und seit dem Jahre 1900 im Handel sei. Für Balkone wären sie allerdings nicht geeignet, aber als Zimmerpflanze könnten sie gar nicht genügend empfohlen werden. In Berlin hätten sie sich leider nicht eingebürgert, während sie sich in Breslau und anderen Städten grosser Beliebtheit erfreuten. Herr Swoboda bestätigt, dass sie in Berlin nicht gern gekauft würden. Das hätte darin seinen Grund, dass sie nicht wie Pelargonium peltatum un- ausgesetzt blühten, sondern nach Beendigung ihrer Blütezeit nur als grüne Pflanzen zu verwenden wären. Herr Brodersen wies darauf hin, dass die englischen Pelargonien auf den Dörfern und in den Städten Holsteins in ausserordentlicher Menge und Schönheit kultiviert würden. Zusammen mit roten und weissen Campa- nula wären sie dort der Hauptschmuck an den Fenstern. Im Holsteinischen würden die Fenster noch von altersher so konstruiert, dass sie sich nach aussen hin öffnen Hessen; dadurch sei es leicht möglich, den Pflanzen Licht und Luft ohne Wegräumen und Störung zuzuführen. Die Fenster in Berlin gingen durchweg nur nach innen auf; dadurch würde eine erfolgreiche Kultur der englischen Pelargonien so gut wie unmöglich gemacht. Herr Königl. Hoflieferant Loock, Berlin, bemerkt, dass in früheren Jahren die Kultur der englischen Pelargonie recht bedeutend gewesen sei, namentlich habe man damals Gräber und Erbbegräbnisse damit dekoriert. III. Hierauf wird in die Fortsetzung der Diskussion über das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch : „Der neue Obstbau" von Rudolf Richter eingetreten. Der Verfasser ist selbst anwesend und nimmt als erster Redner das Wort. Er führte aus, dass man sehr wohl auf den neuen Obstbau das Wort anwenden könne: „Erst veracht' man's; dann belacht man's und schliesslich macht man's." Bisher sei man noch den Neuerungen auf allen Gebieten mit Misstrauen begegnet; oftmals hätten sie aber althergebrachte Traditionen nicht 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 243 bloss erschüttert, sondern für immer beseitigt. Wenn Herr Brodersen in seiner Kritik von einem grossen Schaden gesprochen habe, der durch seine Lehren und deren Befolgung dem deutschen Obstbau zugefügt werden könne, so sei das nur eine Behauptung, für die erst der Beweis erbracht werden müsse. In Wirklichkeit läge die Sache umgekehrt. Der neue Obstbau habe nicht nur in seinem Garten in Rohrbeck, sondern schon in manchen anderen Segen gestiftet und Erfolge gezeitigt. Diese Tatsachen seien nicht aus der Welt zu bringen. Nur einige wenige seiner Lehren hätten vor dem Referenten Gnade gefunden. Ihn wundere nur, dass man daran so vieles verdamme, während doch die Fachwissenschaft selbst in wichtigen Punkten der Kultur und Behandlung keineswegs einig sei, Man dürfe nicht übersehen, dass er sich mit seinem Buche nicht an die Fachwissenschaft, sondern vornehmlich an das obstbautreibende Volk, an die sogenannten Laien gewendet habe, und dass er deshalb viele, für den Kenner selbstverständliche Dinge habe mit behandeln müssen. Dass sein Buch grosse Beachtung gefunden habe, bewiesen die zahlreichen Zuschriften aus allen Kreisen der Bevölkerung. Herr Richter bittet dann, dass man die String- fellowschen Lehren, die er in seinem Buche mit herangezogen, die aber für deutsche Verhältnisse nicht anwendbar seien, nicht ohne weiteres als seine Lehren ansehen möge. Wenn Stringfellow beobachtet haben will, dass bei der Anwendung seines Systems die neuen Wurzeln in einem Jahre 10 Fuss tief in den Boden gegangen seien, so habe er eine gleiche Tatsache nicht be- hauptet. Er selbst habe Wurzelbeobachtungen angestellt und gefunden, dass sie in unseren Breiten im ersten Jahre bei weitem nicht so tief gingen, da hier kein jungfräulicher, amerikanischer Boden zur Verfügung stände. Immer- hin aber sei die Bewurzelung, die infolge des kurzen Wurzelschnittes ein- setze, auch hier eine gute. Der Redner belegt diese Behauptungen durch Beispiele aus seinem Garten und bittet alle Interessenten, sich durch Augen- schein an Ort und Stelle selbst davon zu überführen. Herr Brodersen habe dann gegen die Behauptung Stringfellows Front gemacht, dass „den Wurzeln nichts schädlicher sei als Luft". Eine solche törichte Behauptung habe er niemals aufgestellt, und in seinem Buche sei auch davon nicht das geringste enthalten. Nach seiner Methode müsste ebenfalls den Wurzeln alles das zugeführt werden, was zu ihrer und des Baumes Existenz notwendig sei, aber, was zugeführt würde, dürfte keinen künstlichen, sondern müsste einen streng naturgemässen Charakter haben. Immer habe man sich nach den Erfordernissen der unerschütterlichen Naturgesetze zu richten. Auch er lockere den Boden unter den Bäumen unaufhörlich, niemals aber mit Werkzeugen, sondern durch die ständige Humusschicht, die darauf liegen bleibt und die mit Hilfe von verrottetem Dünger, Gras, Torf alljährlich erneuert würde. Er führe gerade durch diese Humusschicht den Wurzeln Ernährung, Luft, Licht und Feuchtigkeit zu; sie sei es, die jeden Witterungs- einfluss in grossartigster Weise reguliere und jede Bodenbearbeitung aufs prompteste besorge. Sein Garten sei seit der Bepflanzung vor sechs Jahren noch nie wieder mit irgendeinem Werkzeuge berührt worden, und trotzdem sei die Bodenkultur in tadelloser Verfassung. Er behaupte nicht nur, sondern könne es auch beweisen, dass das Wachstum der nach dem neuen Verfahren ge- pflanzten und behandelten Bäume im nicht rigolten sogenannten Magdeburger 244 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. Börde-Boden ein viel besseres sei, sofern sich die betreffenden Obstsorten überhaupt für die Oertlichkeit eigneten. Der Redner gibt auch hierfür ver- schiedene Beispiele aus seinem Garten an, die jedem zur Nachprüfung bereitstehen. Nur bei Sandboden sei es nach seinen Erfahrungen nötig, ihn vor der Pflanzung gut mit Lehm zu vermischen, um dann den Wurzelstumpf recht fest im aufgelockerten Boden und in ganz kleinen Pflanzlöchern feststampfen zu können. Meist genüge ein einziger Spatenstich zur Herstellung eines brauchbaren Pflanzloches. Ein Baumpfahl sei fast niemals nötig. Man spare nicht nur das kostspielige Rigolen, sondern auch die Ausgabe für Pfähle. Da ferner den Bäumen alle naturgemässen Bedingungen zur Entwicklung gegeben seien, spare man auch das Spritzen mitallerhandschädlichen Giften. Der kranke Baum nur bedürfe des Arztes, nicht der gesunde. Es sei unzweifelhaft ein Zeichen des Niederganges aller Obstkultur, dass so viel herummediziniert werden müsse. Dass für künstlich vorbereitete, d. h. rigolte Böden, grosse Baumlöcher und langbewurzelte Bäume nötig seien, habe er nie bestritten, und ebenso müssten Bäume mit ausgedehntem Wurzelsystem zubereiteten Boden haben. Sie könnten sonst wegen ihrer Kraftlosigkeit und Verwöhnung überhaupt nicht wachsen. Ganz anders seien diejenigen Wurzeln beschaffen, welche aus dem Wurzelstummel sich neu bildeten; sie seien ohne Frage befähigt, die im Boden ruhenden Schätze und Nahrungsmittel, soweit sie ihnen zusagten, auf- zunehmen und zu verwerten. Die sogenannte Mulschmethode handhabe er so, dass er das Gras vor der Reife abmähe, es sorgfältig ausbreite und mit Kalk und Kompost als Dünger nachhelfe. Bei ihm unterdrücke diese Gras- und Humusschicht alles Unkraut; sollte dennoch etwas hervorspriessen, so Hesse es sich aus dem lockeren Boden unschwer entfernen. Wenn man die mancherlei wunderbaren Naturerscheinungen um sich herum beobachte, so müsse man oft zugeben, dass man die eine oder andere nicht erklären könne, und müsse bekennen: „Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still." Herr Richter schildert dann noch den kritischen Besuch einiger jüngerer Fachleute in seinem Garten, die mancherlei Einzelheiten auszusetzen gehabt hätten, schliesslich aber doch hätten bekennen müssen, dass die Sache nicht uneben sei. Ja, einige hätten direkt zugegeben, z. B. bei der Erdbeerpflanzung nach der neuen Methode, dass sie es schon längst ebenso machten. Er könne dieses Bekenntniss nur mit Freude begrüssen. Herr Brodersen habe sein Buch und seine Methode leider nur theoretisch beurteilt; das sei ein einseitiges Verfahren. Man müsse sie praktisch erproben und dann unbekümmert um alles Voraufgegangene die Resultate bekanntgeben. Schliesslich seien Tatsachen und Beweise massgebend. Herr Richter bittet dann die Versammlung und den Verein, seinem Garten, der ein getreues Modell für seine Lehren sei, einen kritischen Besuch abzustatten. Alles, was nur das Herz eines Gartenliebhabers erfreuen könne, fände man dort und könne ober- und unterirdisch seine Behauptungen nach- prüfen. Freilich müsse man die Bodenbeschaffenheit seines Gartens bei der Beurteilung mit in Betracht ziehen. Dieser sei früher eine unfruchtbare öde Ecke von nichts anderem als Flugsand gewesen; auch jetzt noch sei nach 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 245 Süden hin in der Grösse von einem Morgen richtiges Oedland. Trinkbares Wasser hätte sich erst in einer Tiefe von 26 m gefunden; nur im Westen seines Gartens befände sich ein kleines Lehmnest. Hier könne man auf engem Räume lehrreiche Vergleiche hinsichtlich des Wuchses anstellen. Seine Nachbaren hätten ihm prophezeit, dass er auf diesem Mehl und bei dieser Pflanzweise nicht das geringste ernten würde, trotzdem sei es ihm gelungen, seit Februar 1905 aus dem Fleckchen Erde eine Oase zu schaffen. Er spricht zum Schlüsse dem Verein seinen Dank dafür aus, dass diese Meinungsverschiedenheiten über die naturgemässeste Obstkultur zur Er- örterung gekommen sei und hofft, dass das Resultat der Verhandlung eine Förderung des deutschen Obstbaues ergeben möge. Herr Baumschulbesitzer H. Hermes-Zehlendorf, glaubt im Namen der Anwesenden zu sprechen, wenn er Herrn Stadtgartendirektor Brodersen für seine hervorragende Berichterstattung über das Richtersche Buch den Dank aller Anwesenden zu erkennen gibt. Man könne Herrn Richter zugute halten, dass er von der Wichtigkeit und Richtigkeit seiner Lehren überzeugt sei; aber wenn er die weitgehenden Widersprüche, die sein Buch enthielte, immer wieder vortrüge und durch alle Tageszeitungen und illustrierte Journale den neuen Obstbau als ein welterschütterndes Naturereignis dem Volke ver- künde, so wären bedauerliche Resultate solcher Reklametrommelei unaus- bleiblich und dagegen müsse man sich auflehnen. Er habe sich schon wieder- holt als Baumzüchter gegen die unglaublichen Richterschen Behauptungen gewehrt, heute, im Kreise von Fachleuten, möchte er fragen: „Ist die Not des deutschen Obstbaues überhaupt mit diesem Vorschlage zu beheben? Können Versuche von fünf Jahren auf einem so kleinen Fleckchen Land dazu berechtigen , ein solches Buch zu schreiben und es als Lehrbuch herauszugeben?" Herr Richter spräche von der Wichtigkeit seiner Theorien für die Volks- wohlfahrt; sie würfen aber alles bisher Erkannte einfach über den Haufen ohne Besseres dagegen einzusetzen. Und hätte er etwas anderes geboten als Steine statt Brot, wenn er behauptet, durch verfaulendes Gras und Blätter den Baum naturgemäss zu ernähren? Wenn er mit dem kurzen Wurzelschnitt ein Tieferwurzeln erzielen will und ohne Werkzeug den betonartig festge- stampften Boden nicht weiter behandle, um keine Wurzel in ihrem Wachstum zu stören? Das alles seien doch nur Scherze, die die grosse Masse täuschen könnten. Seine Veröffentlichungen streiften nahe an den Paragraphen des unlauteren Wettbewerbes, wenn er dreijährige Buschbäume abbilde, die doch mindestens acht Jahre alt seien. Das Publikum nähme solche Dinge nur zu leicht für bare Münze und halte den Baumschulbesitzer für wenig ehrlich der bei einer Bestellung dreijähriger Buschbäume schwächere Pflanzen als die abgebildeten liefere. !) Er möchte die Frage aufwerfen, ob die Diskussion über den „neuen Obst- bau" im Verein nicht gerade das Gegenteil hervorrufe von dem, was sie be- zwecken solle. Fernstehende würden durch diese Verhandlungen erst auf- merksam. Die Zeitungen brächten Auszüge, und das Buch würde infolgedessen mehr abgesetzt, als wünschenswert sei. Ehe man merke, dass an dem „neuen ') Die Altersangabe auf den Abbildungen im Richterschen Buch beziehen sich nicht auf das Gesamtalter des Baumes, sondern auf die Zeit, seitdem er umgepflanzt und nach der neuen Methode behandelt wurde. 246 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. Obstbau" recht wenig Neues sei, gingen dem deutschen Obstbau durch ver- kehrten Anbau grosse Summen verloren. Schiller habe so treffend gesagt: „Der Schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn," und er fürchte, dass die Bestrebungen von Herrn Richter für den Obstbau ein Schrecken ohne Ende sein würden für alle diejenigen, die darauf hineinfielen. Es sollte ihn nicht wundern, wenn auch dieses neue Evangelium des Obstbaues seine Anhänger fände, und wenn dadurch dem Obstbau viele und nachhaltige Wunden geschlagen würden; denn leider glaubten diejenigen, die nicht alle werden, immer das, was der erfahrene Fachmann nach reiflicher Prüfung ablehnt. Herr Dipl.-Gartenmeister und Gartenbaulehrer G. A. Langer in Oranien- burg drückte zunächst sein Bedauern darüber aus, dass dem Verein durch die Diskussion über ein gärtnerisches Lehrbuch, das von keinem einzigen Fachmann wirklich ernst genommen würde, viel kostbare Zeit verloren gehe. Sollte wirklich alles das, was hervorragende Pomologen, Praktiker und Wissen- schaftler in jahrzehntelanger ernster Arbeit erreicht hätten, sollte das den naiven und lächerlichen Behauptungen eines Richter Platz machen? Es gehöre heutzutage etwas mehr dazu, als eine nur fünfjährige Laien- Erfahrung, um dem manchmal vielleicht zu schablonenhaft betriebenen Obst- bau als „Reformator" aufzuhelfen! Als einen solchen „Reformator" spiele sich Herr Richter auf. Was würde Herr Volksschullehrer Richter dazu sagen, wenn ein im Lehramt stehender praktischer Gärtner es unternähme, ein Buch über Pädagogik und Methodik im Volksschulunterricht zu schreiben? Er würde sagen, was er in diesem Falle Herrn R. Richter zurufen möchte: „Schuster bleib' bei deinem Leisten!" — Herr Richter betone immer wieder, dass erder Erfinder dieser weltbeglücken- den neuen Obstbauidee sei, und doch wäre seine Methode etwas Uraltes, was längst wieder ad acta gelegt ist. Dass irreführende Abbildungen diesem Werke beigefügt seien, kennzeichne von vornherein den Schriftsteller und sein Buch. Herr Langer bemerkt, dass er sich in seiner gärtnerischen Praxis viel mit der Stringfellowschen Wurzelschnitt-Methode beschäftigt habe, besonders während seiner Tätigkeit in der Viktoria-Baumschule in Schöllschitz. Dort habe er zusammen mit Wanniek, dem Uebersetzer der Stringfellowschen Schrift, bei ähnlichen Versuchen mitgewirkt. Er kenne den anfänglichen Optimismus aus eigener Erfahrung. Habe auch seiner Zeit dafür geschrieben, habe aber bald erfahren müssen, dass die amerikanische Methode in unserem Klima niemals praktische Erfolge zeitigen könne. Ferner habe er als Obergärtner der bekannten Baumschule von Sgaravatti in Saonara-Padua (Italien) reichlich Gelegenheit gehabt, die bei den dortigen Maulbeerpflanzungen angewendete und der Stringfellowschen ähnliche Pflanzweise kennen zu lernen. — Was aber auch in Italien, vielleicht auch in Amerika gelänge, wäre für einheimische Verhältnisse noch lange nicht anwendbar. Schon vor mehreren Jahren habe ein einfacher, aber tüchtiger Gärtner, der Stadtgärtner Marx in Lüben in Schlesien, eine „verbesserte Wurzelschnitt- Methode" herausgegeben. Nach allem, was er von der Richterschen Methode kennen gelernt habe, scheine bei der Entstehung des neuen Obstbaues die Marxsche Broschüre, welche nie in die breite Oeffentlichkeit gekommen sei, nicht unbeteiligt gewesen zu sein. Was habe die immerwährende und auffällige Betonung Richters „mein neuer Obstbau" demgegenüber zu bedeuten? 992. Versammlung des Vereins z. B. d, G. 247 Auch in der Gärtnerlehranstalt zu Oranienburg seien in den letzten Jahren einwandfreie Versuche in der Richterschen Methode angestellt. Sie hätten durchweg ein vollkommen negatives Resultat ergeben. Man dürfe doch nie vergessen, dass wir hier den berühmten märkischen Sand haben, in dem ein Festtreten des Baumes in ein „Richtersches Löchlein" vollkommen unmöglich sei. In einem Punkt müsse er Herrn Richter zustimmen, darin, Beeinflussung der Wurzelbildung bei Obstbäumen in der Baumschule. 4 jährige Aepfel (Goldparmäne), gleiche Lage, Boden, Düngung. Versuch 1906—1910 der Gärtnerlehranstalt Oranienburg (G. A. Langer). Abb. 25 und 26. A. Faserwurzelbildung, in gelockertem leichten Boden, mit Humusdecke (alte Gerberlohe). B. Pfahlwurzelbildung in rigoltem leichten Boden, ohne Humusdecke. dass das Rigolen noch heute meist fehlerhaft vorgenommen würde. Man müsste in unseren Böden eine wirkliche Humusnarbe schaffen, nicht, wie das meistens geschähe, den Humus in den Untergrund bringen. Herr Langer zeigt dann an zwei mitgebrachten Bäumen den Erfolg bei verschiedener Art des Rigolens und bemerkt, dass diese Exemplare aber keine „Stümpfchen" im Richterschen Sinne wären, sondern normal ausgebildete kräftige Wurzelverzweigungen, die ein normales Anwachsen unbedingt garantierten. (Siehe Abbildung 25 und 26 nebst beigegebener Erläuterung.) 948 &92' Versammlung des Vereins z. B. d. G. Herr Professor Dr. Dammer, Dahlem, meint, dass die Boden- verhältnisse in dem Richterschen Garten doch kaum so übel sein könnten als er sie geschildert habe; denn er habe selbst zugegeben, dass er im Westen ein Lehmnest habe. Auf wirklichem Oedland würde sicher weniger gewachsen sein, als seine Angaben vermuten Hessen. Er selbst stehe dem neuen Obstbau völlig unparteiisch gegenüber. Er habe in seiner Praxis einige Erfahrungen gemacht, die zu dem Thema in einem gewissen Zusammenhang stünden. Auf seiner eigenen Obstplantage habe er etwa 17000 Bäume und 14 Morgen Erdbeerenkulturen. Im Jahre 1894 habe er bei Dochnal senior 50 dreijährige amerikanische Pfirsichbäume gekauft. Sie wären überaus gering gewesen und hätten mehr das Aussehen von Blumenstäben als kleinen Bäumchen gehabt. Trotzdem seien sie gepflanzt worden und wären ohne Ausnahme angewachsen. Im Jahre 1902 habe er seine damalige Besitzung verkauft und einige Bäumchen nach Dahlem mit hinübergenommen. Dort stünden jetzt noch vier Exemplare. Sie seien gesund und trügen gute Früchte. Auch in Werder habe er einen vergleichenden Pflanzversuch nach der Stringfellow-Methode ausführen sehen. Derjenige Baum, der gut und kräftig gediehen sei und jetzt auch Aepfel trage, sei nach der Stringfellow-Methode behandelt. Auch auf seiner Plantage habe er 60 auf Doucin veredelte Aepfel nach Stringfellow pflanzen lassen. Sie seien alle an- gewachsen und von den anderen Bäumen bisher nicht zu unterscheiden. Der Boden sei leicht, sandig und locker und nicht rigolt sondern gepflügt. Eins scheine ihm bei der Richterschen Methode sehr bedenklich, die Gefahr des Verunkrautens. Wenn auf seiner eigenen Plantage nicht ständig gelockert und durch einen Jäteapparat das Unkraut beseitigt würde, so würde es überhandnehmen. Wie wolle aber Herr Richter ohne eine solche Bearbeitung grössere Obstgärten von Unkraut frei halten? Das Aufbringen von Humus sei gut, aber mit zweijährigem Kompost bringe man soviel Un- kräuter in den Boden, dass man sich ihrer nur schwer erwehren könne. Herr Grünhut aus Mahlsdorf teilte im Auftrage des dortigen Garten- bauvereins mit, dass man dem neuen Obstbau anfangs abweisend gegenüber gestanden habe, allmählich sei aber eine Wandlung eingetreten. Heutzutage seien, wo er angewendet würde, gute Resultate erkennbar, und davon könnte sich jeder durch Augenschein überzeugen. Herr Professor Heine-Dahlem führt aus, dass er von der bona fides des Herrn Richter überzeugt sei, dass dessen Buch aber neben grosser Lust und Liebe zur Sache doch auch eine sehr bewegliche Phantasie verrate. Mancherlei Widersprüche, zum Teil recht grosse, wären in dem Buch enthalten; aber es sei ein schwieriges und zeitraubendes Unternehmen, solche Gegen- sätze bis ins einzelne zu verfolgen und nachzuweisen. Wirkliche Tatsachen für die Güte der Richterschen Methode seien noch nicht erbracht. Das müsse vor allen Dingen geschehen. Das Hesse sich aber nicht von heute auf morgen durchführen; dazu gehörten Jahre und Jahrzehnte Bewiesen sei nur eins, dass der Obstbaum sich noch unendlich viel mehr gefallen lasse, als man bisher angenommen habe. Ja, wenn man einen Baum verkehrt in die Erde pflanze, die Wurzeln nach oben und die Zweige nach unten, selbst dann bilde er gelegentlich Adventivknospen und suche sich und seine Art zu erhalten. Die Veröffentlichung des Richterschen Buches 992. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 249 stelle ohne Frage eine gewisse Gefahr für solche Kreise dar, die mit den Erfordernissen des Obstbaues nicht genügend vertraut seien. Aus diesem Grunde sei es mit Freuden zu begrüssen, dass der Verein der Behandlung dieses Themas so ausgiebige Zeit geopfert habe. Jeder neue Prophet fände seine Anhänger. Vor falschen Propheten aber müsse man warnen. Herr Co rdel- Ni kolassee bemerkt, dass die Stringfellow-Methode nach Aeusserungen amerikanischer Fachleute in ihrem Vaterlande längst zu Grabe getragen sei. Irgendwelche nennenswerten Erfolge seien nicht zu verzeichnen. Dass man in der gärtnerischen Praxis und besonders beim Wurzel- und Kronenschnitt gelegentlich überraschende Erfahrungen machen könnte, sei nicht zu bestreiten; man müsse sich aber hüten, solche einmaligen Vorkomm- nisse zu verallgemeinern. Der Ausspruch, dass der Obstbaum an sich faul sei und mit den Wurzeln nicht weitergehe als er müsse, und nur soviel Arbeit leiste, als er zu seiner Erhaltung bedürfe, treffe zu. Nach seinen Erfahrungen würde gegenwärtig in der Nähe des Stammes in der Regel zu viel gedüngt und zu oft gewässert. Eine Kultur in grösserer Entfernung vom Stamm zwinge den Baum zu weitgreifender Tätigkeit der Wurzeln. Herr Obstbaulehrer D ie kopp-Werde r bedauert lebhaft, dass dieses Buch den Weg in die Oeffentlichkeit gefunden habe. Bemühe man sich, die alten und erprobten Erfahrungen im Kreise von interessierten Gärtnern und Liebhabern zur Geltung zu bringen, so kämen allerlei Entgegnungen mit dem Hinweis: „Es steht doch schwarz auf weiss im neuen Obstbau." Dagegen anzukämpfen sei schwierig und gelänge nur in den seltensten Fällen. Aus diesem Grunde könne eine klarstellende Diskussion in dem Verein nur Gutes schaffen. Herr Landesobersekretär Nieter in Zehlendorf bemerkt, dass er einen Garten besitze, der vor achtzehn Jahren fachmännisch mit Obstbäumen be- pflanzt und dann weiter so behandelt worden sei. Rechte Freude habe er trotz vieler Mühen und Kosten daran nicht gehabt. Die Obstbäume hätten keine nennenswerten Erträge gebracht. Da habe er vor mehreren Jahren Herrn Richter persönlich kennen gelernt und dann auch praktisch den neuen Obstbau in seinen Garten eingeführt. Er müsse offen bekennen, dass er mit den gegenwärtigen Resultaten durchaus zufrieden sei und erst durch dies ver- einfachte Verfahren wirkliche Lust und Liebe zum Obstbau bekommen habe. Er möchte doch die Anwesenden bitten, dem neuen Obstbau einmal mit praktischen Versuchen näherzutreten. Herr Stadtgartendirektor Brodersen führte in einem kurzen Schluss- wort aus, dass er von seinen kritischen Bemerkungen in der vorigen Ver- sammlung nach dem Gehörten nichts zurückzunehmen brauche. Der Hauptfehler des Verfassers vom „neuen Obstbau" sei der, dass er seine Erfahrungen, die auf einem so kleinen Gebiet und in einer so kurzen Zeit- spanne gemacht seien, auf grössere und grosse Verhältnisse übertrage und ohne jede Engherzigkeit verallgemeinere. Auf wenigen Quadratmetern könne man vieles, fast alles erreichen, was auf hunderten von Morgen einfach undurchführbar sei. Sein unerschütterter Standpunkt sei der, dass man nicht bloss Obstbäume naturgemäss pflanzen müsse, um sie sich selbst zu überlassen, sondern, dass man zur Erreichung von Erträgen eine unausgesetzte Obstkultur treiben 250 Der Raphiabast. müsse, und dass ein wirklicher Gewinn nur aus der unermüdlichen Arbeit eines kenntnisreichen Kultivateurs hervorginge. IV. Das 88. Stiftungsfest des Vereins soll am Donnerstag, den 23. Juni, durch eine Dampferfahrt auf den Havelseen mit einer ab- schliessenden Festlichkeit in dem Restaurant Klein-Machnower Schleuse gefeiert werden. (Siehe Seite 272 dieser Nummer.) V. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Königl. Garteninspektor Weber, Rentier Crass I und Königl. Hoflieferant Klar sprach Herrn Handelsgärtner Friedrich in Französisch-Buchholz für eine Gruppe englischer Pelargonien der Sorte „Deutscher Ruhm" sowie Herrn Handelsgärtner Wilhelm Pfitzer in Stuttgart für abgeschnittene Päonienblumen und Eremurus- blüten je einen Preis von 15 M. zu. Walther Swoboda. Siegfried Braun. Der Raphiabast. Von Seh iller-Ti et z. Der Raphiabast ist in neuerer Zeit ein sehr verbreiteter Handelsartikel und wird in ausserordentlich grossen Mengen eingeführt. Er wird als Bind- und Flechtmaterial benutzt und namentlich in der Blumenbinderei und Horti- kultur an Stelle des früher benutzten Lindenbastes verwendet, weil er billiger und weicher als dieser ist, nicht einschneidet und darum die von ihm um- gebenen jungen Pflanzenteile auch nicht verletzt. Auffallend ist es, dass über die Provenienz des Raphiabastes, d. h. so- wohl über das Ursprungsland, als auch über die Pflanzen, welche denselben liefern, als endlich auch über den Pflanzenteil, von welchem derselbe einzig und allein gewonnen wird, noch heute allerlei Unklarheit, Widersprüche und Irrtümer bestehen. Auch über die einzelnen Handelssorten, ihre Unterschiede und Herkunft ist in den zahlreichen Mitteilungen über den Raphiabast nichts zu finden. Thiselton Dyer hat zwar schon 1895 die Gewinnungsweise des Raphiabastes eingehend beschrieben ; die genaue kritische Untersuchung und Prüfung der Literatur und allseitigen Verhältnisse verdanken wir aber dem ehemaligen Direktor des botanischen Museums und Laboratoriums für Warenkunde in Hamburg, Prof. Dr. R. Sadebeck. Der Raphiabast wird von einigen wenigen Arten der allerdings noch nicht hinreichend erforschten Palmengattung R a p h i a gewonnen. Er besteht aus 1 bis 2 m langen, 1 bis 3 cm breiten, gelblichweissen Bändern und hat äusserlich viele Aehnlichkeit mit den schmalen Baststreifen, welche aus dem Bast einiger dikotyler Bäume gewonnen werden. An den letzteren erzeugt bekanntlich der echte Bast unter der Rinde des Stammes einen Hohlzylinder und besteht allein oder wenigstens ganz vorwiegend aus Bastzellen, während der Raphiabast von den Raphiablättern gewonnen wird, welche ausserordentliche Dimensionen enlangen; die Bastzellen bilden demnach nur einen bestimmten Teil des sogenannten Raphiabastes. Im Handel kommen drei Sorten von Raphiabast vor, welche verschiedener Herkunft sind und auch verschieden bewertet werden. Die wertvollste aller Sorten des Raphiabastes ist der helle Raphiabast von Madagaskar; er Der Raphiabast. 251 stammt von der Westseite der Insel und wird auch nur von den Häfen der Westküste: Majunga und Nosi-Be ausgeführt; er ist sandfarbig und hat eine Länge von etwa 1 V'2 m. Dieser Bast wird von der Oberseite der Blätter von Raphia pedunculata Beauv. gewonnen, und zwar von den 1 bis 2 m langen jungen Blattfiedern, die in der Mitte 5 bis 7 cm breit sind, nach der Spitze und Basis zu sich aber verjüngen. Zunächst wird die Mittelrippe entfernt, indem die beiden Fiederhälften durch ein kleines scharfes Messer von derselben abgetrennt werden. Darauf wird auf der Blattunterseite in einer Entfernung von 4 bis 6 cm von der Fiederbasis ein Einschnitt quer zur Länge der Fieder gemacht und von da die Oberseite des Blattes bis zum Fiederende abgezogen, die Oberhaut der Blattunterseite nebst dem Mesophyll und den Gefässbündeln aber als unbrauchbar fortgeworfen. An dem unversehrt gebliebenen kurzen Basalstück einer Fiederhälfte bleibt alsdann nur die Epidermis der Ober- seite nebst den von ihr bedeckten subepidermalen Bastrippen als ein 2 bis 3 cm breites und 1 bis 2 cm langes Band zurück; dieses Band allein bildet den Raphiabast. — Mitunter wird die Blattoberseite nebst den Bastrippen auch von der Spitze der Bastfiedern aus abgezogen ; in diesem Falle bleibt natürlich an Stelle des 4 bis 6 cm langen Basalstückes ein etwa eben- solanges Ende von der Spitze einer Fiederhälfte zurück. An diesen unversehrt gebliebenen Basalstücken bezw. Enden der Fiedern werden die gewonnenen Baststreifen zu kleinen Bündeln zusammengebunden und an Stangen, Latten u. dergl. sorgfältig getrocknet. Diese unversehrt ge- bliebenen Basalstücke werden auch von der Handelsware, welche in den bezeichneten Bündeln versendet wird, nicht entfernt. Findet man daher an einem Raphiabast die unversehrten, meist auch etwas dunkleren, bräunlichen Basalstücke der Fiedern vor, so ist dies wohl meist ein Beweis dafür, dass man den hellen Bast von Madagaskar, also die beste Sorte hat. Beim Trocknen der von den Blättern erhaltenen Epidermisstreifen des hellen Raphiabastes schlägt sich derselbe oft in seiner ganzen Länge, namentlich aber in der Mitte, mit den Rändern unregelmässig, mitunter bis zur halben Breite um und bildet daher keinen scharfen Rand. Infolge dieser Längsfaltung und der meist umgeschlagenen Ränder erscheint der Bast meist nur 0,5 bis 1 cm, mitunter auch nur 2 bis 4 mm breit, im Wasser breitet er sich aber schon nach ganz kurzer Zeit wieder vollständig zu einem 2 bis 3 cm breiten Bande aus. Von den Eingeborenen wird dieser Bast für Flechtereien der ver- schiedensten Art, wie z. B. zur Herstellung von Matten, Vorhängen, Hüten, Taschen usw. benutzt. Da dieser Bast auch leicht Farben annimmt, werden aus schmäleren Streifen von den Eingeborenen gemusterte Gewebe herge- stellt und zu Taschen, Matten, Vorhängen, Mützen usw. verarbeitet. Die meist bunten sogenannten feinen Raphiagewebe des Handels stammen ausnahmslos von dem hellen Raphiabast. Die schwarze und schwarzviolette Farbe stellen die Eingeborenen mit einem Absud von Aloeblättern her. Für die Gewinnung der roten Farbe benutzen sie Orlean, Henna und die Wurzeln einer Rubiacee. Auch für Gelb sind den Eingeborenen mehrere Farbstoffe, darunter auch Curcuma, bekannt, während sie Indigo mit gelben Farb- stoffen vermischen zur Herstellung einer grünen Farbe. 252 Der Raphiabast. Der dunkle Raphiabast von Madagaskar wird von der Ostseite der Insel bezogen und gelangt über Tamatave in den europäischen Handel. Die Stammpflanze ist noch nicht genau bekannt, wahrscheinlich ist es eine Varietät von Raphia pedunculata, vielleicht aber auch eine neue, noch nicht beschriebene Art. Der dunkle Raphiabast ist etwas dunkler als die helle Sorte, doch ist die Farbenverschiedenheit nicht immer so gross, wie man nach der genannten Bezeichnungsweise der Handelsware annehmen sollte. Jedenfalls aber ist die dunkle Sorte weniger geschätzt, als der helle Bast. Ueber die Art und Weise seiner Gewinnung besitzen wir keine so genauen Mitteilungen, wie für die helle Sorte. Die für die helle Ware bezeichnenden Basalstücke fehlen dem dunklen Raphiabast. Die Eingeborenen suchen diese ursprünglich dunklere Farbe durch verschiedene Einwirkungen auf denselben, wodurch vielleicht Fermentationsprozesse entstehen, zu beseitigen. Aber die hauptsächlich wohl auf die weniger sorgfältige Gewinnungsweise zurückzu- führende geringere Güte dieses Bastes, durch welche der geringere Markt- preis bestimmt wird, lässt sich durch solche künstlichen Mittel nicht wieder ausgleichen. Man hat u. a. bisher auch noch nicht erreicht, dass der dunkle Bast in gleicher Weise Farben annimmt, wie die helle Sorte; die aus dem dunklen Bast gewebten Matten und sonstigen Gewebe können demgemäss auch nicht die gefälligen Muster erhalten, wie die aus dem hellen Bast her- gestellten Gegenstände. In Madagaskar wird der dunkle Bast vielfach zur Herstellung von Matten verwendet; hierzu werden Längsstreifen benutzt, welche der Länge nach ge- faltet werden, so dass der Bast in doppelter oder mehrfacher Lage verflochten werden kann. Hierdurch wird ein relativ festes Gewebe erhalten, welches infolge der Faltungen etwas dicker wird, als dasjenige des hellen Bastes und als grobe Raphiamatte im Handel bekannt ist. Bei einer näheren Prüfung dieser Matten sieht man jedoch, dass das Gewebe aus zweierlei, rechtwinklig sich kreuzenden Baststreifen besteht, nämlich entweder dunkleren und schmäleren Streifen oder breiteren und helleren Streifen — die schmäleren Streifen sowohl als die breiteren verlaufen in dem Gewebe untereinander parallel, beide sind auch anatomisch verschieden. — Die dunkleren und schmäleren Baststreifen sind nämlich der Oberseite der Blattfiedern entnommen, die breiteren und helleren Baststreifen stammen dagegen von der Unterseite der Fiedern. Auch die unverflochtenen Baststreifen der dunkleren Sorte kommen in beträchtlicher Menge nach Europa und werden hier in ähnlicher Weise in der Hortikultur benutzt, wie die helle Sorte. Der westafrikanische Raphiabast, der gleichfalls in den europäischen Handel kommt, ist eine durchaus minderwertige Sorte. Er besitzt allerdings die Länge des madagassischen Raphiabastes und ist teilweise sogar in den Streifen etwas breiter als dieser. Die Ränder schlagen sich beim Trocknen gleichfalls um, und auch dieser Bast wäre in der Hortikultur verwendbar, wenn er sich nicht so leicht und viel in schmälste, fadenförmige Längsstreifen spaltete. Der Marktpreis dieser Sorte ist gering, ihre meiste Verwendung findet sie als Packmaterial. Ueber die Art und Weise der Gewinnung dieses Bastes ist sicheres nicht bekannt; selbst die Pflanze, von welcher dieser Bast gewonnen wird, kennen wir noch nicht einmal mit Sicherheit. (Raphia vinifera Beauv. liefert bekanntlich die westafrikanische Piassave.) Die Blumenkunst Japans. 253 Durch die anatomische Untersuchung hat Sadebeck festgestellt, dass der helle Raphiabast aus der Epidermis der Oberseite der Blattfiedern, resp. Fiederhälften nebst den subepidermalen Bastrippen besteht, welche meist ganz direkt mit den Epidermiszellen verwachsen sind, von denselben aber nur ver- hältnismässig selten durch parenchymatische Zellen getrennt werden. Eine subepidermale Bastrippe besteht aus echten, dicht in einander liegenden Bast- zellen, welche zu einem Bündel vereinigt sind. Die Bastrippen, die sich nach den Enden bis auf sehr wenige, meist nur auf eine einzige Bastzelle verjüngen, sind in der unteren Hälfte der Fiedern oft vier bis fünf Zellen dick, und es unterliegt daher keinem Zweifel, dass die subepidermalen Bastrippen für die Festigkeit der aussergewöhnlich langen Blattfiedern von ganz besonderer Be- deutung sind. In dem dunklen Raphiabast von Madagaskar findet man ungefähr die gleichen Verhältnisse wieder. Die Bastrippen des westafrikanischen Raphia- bastes sind bedeutend schwächer und sehr oft sogar nur eine Zellenlage dick, während der madagassische Raphiabast mächtige, widerstandsfähige Bastrippen besitzt. Damit haben wir den anatomischen Nachweis, dass unter allen Sorten des Raphiabastes der Raphiabast von Madagaskar der haltbarste ist und den westafrikanischen weit übertrifft; demgemäss wird der erstere im Handel auch am höchsten bewertet. Auf den Flächenansichten des Raphiabastes finde1 man in der Aussen- wand der Epidermiszellen noch Querstreifungen, die als Aussteifungsvor- richtungen anzusprechen sind. Die Haltbarkeit und Zugfestigkeit der ver- schiedenen Sorten des Raphiabastes wurde von Sadebeck durch Belastungs- versuche in der Weise geprüft, dass das frei hängende und zu messende Baststück genau 1 m betrug. Der helle Raphiabast hatte in allen Versuchen eine Tragfähigkeit von 10 kg, in einigen Fällen sogar bis 11,9 kg im Maximum; dabei zeigte sich sogar auch eine Dehnung von 2 — 3 cm. Für den dunklen Bast von Madagaskar ergab sich eine etwas geringere Tragfähigkeit; dieselbe betrug indessen immer noch 9,5 kg, vereinzelt auch mehr, bis 10,7 kg. Der Vergleich mit dem gewöhnlichen, zu Bindfäden und dünner Schnur benutzten Hanf ergab, dass eine Hanfschnur von etwa lVa mm Durchmesser, also von mittlerer Dicke, dieselbe Festigkeit besitzt, wie der Raphiabast. Der west- afrikanische Raphiabast riss bereits bei einer Belastung von 6,35 kg, so dass sich also auch hieraus seine Minderwertigkeit ergibt. Die Blttmenktmst Japans. Von Dr. Heinrich Pudor. Es gibt kaum ein anderes Land, über das so viel und vor allem so viel Irrtümliches geschrieben worden ist, wie über Japan. Das gilt ebenso von den Sitten, wie von der Kunst der Japaner. Selbst noch vieles von dem, was heute als japanisches Industrie-Erzeugnis in Europa überschwenglich gerühmt wird, ist entweder gefälscht oder minderwertig. Und, soweit die hohe Kunst in Frage kommt, wurden die japanischen Farbenholzschnitte Mode in Deutsch- land, aber die eine weit höhere Kunststufe einnehmenden Gemälde und dlastischen Kunstwerke werden vernachlässigt; ein Zeichner wie Hokusai 254 Die Blumenkunst Japans. wurde in den Himmel gehoben (vergl. z. B. die bei Velhagen und Klasing erschienene Monographie) und weit bedeutendere künstlerische Talente Japans wurden übersehen. Auch auf dem Gebiete der Aesthetisierung des Lebens, die für die japanische Kultur so ausserordentlich wichtig ist, sind bei uns irrtümliche und lückenhafte Kenntnisse verbreitet. Und doch ist die japanische Kunst- und die Geisteskultur Japans nur zu verstehen, wenn man das Geschmacks- raffinement des Japaners in allen Dingen, welche zum täglichen Leben in Haus und Heim in Beziehung stehen, in Betracht zieht. Nach dieser Rück- sicht scheinen die Japaner ein weit älteres und auf höherer Stufe stehendes Kulturvolk zu sein, als die Europäer. Sie übertreffen darin in noch höherem Masse die Franzosen, als diese die Deutschen. Innerhalb dieses Gebietes aber ist wiederum die Kunst des Japaners, die Blumen zu arrangieren, die wichtigste. Sie ist geradezu eine Art Kultus, der ebenso wie der religiöse Kultus seine Gesetze hat, die streng befolgt werden. Man kann füglich von einem Ritus des Blumenarrangements in Japan sprechen. In der Tat soll die japanische Blumenkunst altindisch-religiösen Ursprungs sein und ursprünglich dazu gedient haben, das Leben der als heilig und als beseelt geltenden Blumen zu verlängern. Noch heute beschäftigen sich vorzugsweise Priester und Philosophen, nicht also etwa nur Frauen mit der Blumenkunst. Der Priester Stotoku Taishi soll die Blumen in sieben Gruppen geteilt haben: Landpflanzen, Landbäume, Waldpflanzen, Waldbäume, Bergpflanzen, Bergbäume und Wasser- pflanzen. Heute noch wird in der Blumenkomposition Rücksicht darauf genommen, ob eine Pflanze auf dem Berge, in der Ebene, am Flusse oder im Wasser wächst. Zugleich aber ist dieser Blumenkultus eine Kunst, eine Kunst, nicht etwa in dem Sinne, als wir von einer Kunst des Billardspielens, oder von einer Kunst, Blumen zu züchten, sprechen, sondern Kunst, in dem Sinne der reinen Kunst, ähnlich der Malerei. Und wir werden sehen, dass in der Tat die Malerei in engster Beziehung zur Blumenkunst steht. Ebenso werden wir ausführlich von den ästhetischen Gesetzen dieser Kunst handeln. Nur in einer Beziehung sind wir in Verlegenheit, nämlich, wie wir diese Kunst mit einem kurzen Wort bezeichnen sollen. Aehnlich, wie wir von der Tonkunst sprechen, könnte man sie einfach Blumenkunst nennen, nur darf man dabei nicht an die Blumenzucht denken. Von der Tonkunst könnte man auch das Wort Komposition entlehnen, denn um Blumenkompositionen künstlerischer Art handelt es sich, die ihre besondere „Rhythmik" haben. Mit der Baukunst und Plastik wiederum hat sie die Bedeutung der Farbe und der Farbenharmonie gemein. Vor allem darf man bei dieser Blumenkunst nicht an Blumenbindekunst denken. Eine solche gibt es bei uns. In Japan werden die Blumen überhaupt nicht gebunden, sondern gruppiert, geordnet, aufgestellt. Der deutsche Naturforscher und Philosoph Haeckel hat in seiner generellen Morphologie verschiedene Schönheitsempfindungen der Naturformen unterschieden; von diesen haben wir es hier vorzugsweise mit der sogenannten aktionalen Schönheit, dem Objekt der radialen Aesthetik zu tun. Auch die einfache Schönheit, die rhythmische und die symmetrische Schönheit, kommen Die Blumenkunst Japans. 255 in Betracht. Doch zeigt die japanische Blumenkomposition alles andere eher als strenge Symmetrie. Das japanische Wort für Blume „nana" bezeichnet nicht, wie bei uns nur eine blütentragende Pflanze, sondern auch den Baum; z. B. gelten die Kiefer und die Zeder als Blumen. Die Blüte gilt nur als ein, ästhetisch nicht einmal bedeutungsvoller Teil der Blume. Um indessen die Blumenkunst der Japaner verstehen zu können, muss man mit der Eigenartigkeit des japanischen Hauses und seiner Einrichtung einigermassen vertraut sein. Die Häuser sind niedrig und leicht gebaut. Die Mauerwände innerhalb der Häuser zur Abgrenzung einzelner Zimmer und Wohnungen fehlen in den japanischen gänzlich; statt ihrer gibt es eine Art spanischer Türen und Wände, welche in Nuten auf dem Fussboden und an der Decke laufen und zurückgeschoben werden können. Hygienisch bildet diese Einrichtung ausser- ordentliche Vorteile, denn sie ermöglicht es, dass das ganze Haus dem Sonnenlicht geöffnet wird, indem alle Wände zurückgeschoben werden. In Angeln laufende Türen sind dagegen in Japan unbekannt, ebenso fehlen Fenster in unserem Sinne. Das Loch, welches das Fenster vertritt, wird vielmehr durch einen Rahmen bedeckt, der mit weissem Papier beklebt wird, durch welches das Licht dringt und durch das Haus flutet. Diese Fenster werden an allen möglichen Stellen der Wand angebracht, ganz unten am Fussboden oder ganz oben an der Decke. Die Aussenwände sind entweder aus Holz oder seltener aus Ziegel gebaut, mit Mörtel verputzt. Die Dächer sind ziemlich niedrig und weit vorspringend. An keinem Hause fehlt die Veranda, bedeckt durch ein Vordach oder durch das vorspringende Hauptdach. Der Fussboden im Innern des Hauses ist ganz und gar bedeckt mit dicken Strohmatten, die mindestens zwei Zoll dick sind. Die Form der Zimmer ist quadratisch oder rechtwinklig und richtet sich im übrigen nach der Zahl der Matten. Durch- gängig sind die Zimmer sehr niedrig. Nach der Zahl der Matten richtet sich sogar der Grundriss des ganzen Hauses. Denn diese Matten haben eine bestimmte Grösse, man legt sie zusammen in folgender Anzahl: zu zweien, zu dreien, zu vierundeinhalb, zu sechs, acht usw. Die gebräuch- lichste Grösse ist der sechszehn-Matten-Raum, welcher neun Fuss breit und zwölf Fuss lang ist. Im Gastzimmer befindet sich auf einer Seite ein Alkoven, der durch eine kleine Wand in zwei Teile geteilt wird, von denen der der Veranda am nächsten belegene Tokonoma heisst. Hier hängt das Kakemono und steht die Vase davor auf dem Boden, der gegenüber dem des Zimmers etwas erhöht ist. In dem anderen Abteil des Alkovens befinden sich Wandbretter und ein niedriger Wandschrank, aber nicht mit Angeltüren, sondern ebenfalls mit Schiebetüren versehen. Während also diese beiden Abteile des Alkovens im Gästezimmer an Grösse vollkommen gleich sind, ist alles getan, um sie verschiedenartig voneinander erscheinen zu lassen. Die japanische Vorliebe für Asymmetrie ist also auch hier berücksichtigt. Sehr bemerkenswert ist der Umstand, dass die eigentliche Fassade des japanischen Hauses nicht der Strasse, sondern dem Garten zugekehrt ist. Das Holzwerk im Innern des Hauses ist im allgemeinen im Natur- zustand belassen, d. h. es wird nicht poliert, sondern zeigt seine Struktur und 256 ß'e Blumenkunst Japans. natürliche Farbe. In jedem japanischen Hause trägt sogar ein Pfosten, meist derjenige, welcher den Alkoven im Gästezimmer teilt, noch die Baumrinde, man sieht aber darauf, dass ein solches Naturstück schön und interessant sei. Bevor der Japaner in sein Haus tritt, legt er die hölzernen Fuss-Stelzen ab. Auf den erwähnten Matten sitzt er, schläft, isst, arbeitet und stirbt er; sie ersetzen den Stuhl, das Bett und den Tisch. Die Stellung ist knieend, die Schenkel ruhen auf den Waden und Innenseiten der Hacken. In dieser Stellung wird auch Besuch empfangen. Händedrücken ist unbekannt; man begrüsst sich, indem sich der Rücken parallel dem Fussboden beugt und die Hände auf den Matten übereinander gelegt werden. In der Nacht wird eine stark wattierte Decke auf die Matten gelegt, welche als Matratze dient, eine ebensolche Decke wird als Decke genommen, dazu ein winziges Kopfkissen, das Bett ist gemacht. Nun zurück zu der den Japanern eigentümlichen Kunst, die Blumen zu arrangieren. Am wichtigsten für die japanische Blumenkunst ist die Linienführung der Stengel, Aeste und Baumstämme. Für die Japaner gibt es eins Sprache der Linie. Die Linie ist für sie beseelt, sie gilt als laufender Punkt, deshalb gibt es für die Japaner ebenso eine Poesie der Bewegung, wie eine Poesie der Linie, und deshalb ist der Stengel und Stamm so sehr wichtig bei dem japanischen Blumenarrangement, während bei dem unserigen die Stengel meis gar nicht zu sehen sind und die Blüten, horribile dictu, auf Draht gesteckt sind. Wie schon erwähnt, ist die Blumenkunst der Japaner sehr alt. Früher unterschied man folgende zwei verschiedene Stile: 1. Shin-no-hana-Komposition um eine steife, vertikal aufsteigende Zentrale. Dieser Stil, der Grazie der Linienführung absichtlich vermeidet, hat einen steifzeremoniellen Charakter und ist deshalb für religiöse Zwecke noch heute in Gebrauch. 2. Rikkva. Hier ist die Hauptachse gebogen. Für diese werden in beiden Stilen Baumäste gebraucht. Die Länge der Zentralachse muss im Verhältnis stehen zu dem Durchmesser des Gefässes (Vase, Korb usw.) und des Tisches oder Ständers, auf welchem jenes steht. Die Erfindung der mehr modernen Blumenkunst wird dem berühmten Philosophen Sen no Rikiu zugeschrieben. Sein Stil ist der sogenannte Koriu- Stil, von dem die späteren Stile abzuleiten sind. Die geheimen Tricks, die jede einzelne dieser Schulen hatte, nannte man Hiden. Der populärste der genannten Stile ist der Enshin-Stil, erfunden von Kolori Totomi no kami. Er war Professor des Tee-Zeremoniells und führte als solcher den Titel Soho. Dieser Enshin-Stil hat drei Hauptprincipien; sie bestehen 1. in der Kunst, den Kompositionen Gefühlsausdruck zu verleihen, 2. in der Kunst, das der Pflanze eigentümliche Wachstum zum Ausdruck zu bringen, 3. in der Kunst, die Jahreszeit der Blumen und die Charakteristica der Jahreszeiten bei jeder einzelnen Pflanze zur Geltung zu bringen. Den Ausgangspunkt jeder Blumenkomposition (gleichsam ihre „Tonart" in der sie geschrieben ist) bildet die Linienführung und Richtung der Stengel oder Aeste, welche die Hauptachse bilden. Die Wasseroberfläche des Gefässes gilt dabei als die Erdoberfläche, auf der die Blumen in der Natur wachsen. Die Blumenkunst Japans. 257 Die Hauptachse braucht nicht vertikal, sondern kann gebogen sein. Strenge Symmetrie wird, wie bemerkt, vermieden, vielmehr eine Harmonie der Ver- schiedenheit im einzelnen erstrebt. Der Aufbau der Komposition beginnt mit dem Arrangement der Achsen, deren es meist drei oder fünf oder sieben gibt. Besonders beliebt ist das Dreiachsen-System. Die Hauptachse heisst Shin, die zweite, welche halb so lang ist, Gio-Shin, hat drei Biegungen, die andern beiden sind doppelt gebogen und gehen von einem gemeinsamen Stamm aus. Shin nimmt nach einer doppelten (erst nach links, dann nach rechts zurück) Biegung die vertikale Richtung. So nimmt nach einer Linksbiegung ebenfalls vertikale Richtung, während Gio horizontal nach rechts ausbiegt. Die Form der Komposition mit drei, fünf und sieben Achsen hängt haupt- sächlich von der Stärke der Biegung der Shinlinie ab. Im einfachen Stil ist diese Biegung leise, in der Enshin-Schule aber stark nach der Seite und zwar einige Zoll oberhalb der als Wurzelausgangsstelle gedachten „Quelle"; der oberste Teil verläuft genau vertikal zur Basis. Die Beweglichkeit der ganzen Komposition ist beabsichtigt und bewusst und soll die Wildheit der Natur nachahmen. Jede nun an einer Seite neu hinzutretende Linie verlangt eine entsprechende andere an der andern Seite. Da wir es aber bei der Blumen- komposition nicht mit einer Fläche, sondern mit einem Körper im Raum zu tun haben, so gibt es nicht nur ein Vertikal und Horizontal, sondern auch ein Vorwärts und Rückwärts. Danach biegt sich die Shin-Linie nach Nordost, die Gio-Linie nach Südost, die So-Linie nach Südwest. Als fehlerhaft wird eine Komposition bezeichnet, bei der verschiedene Linien sich so schneiden, dass sie Kreuzwinkel ergeben,1) oder wenn mehrere Zweige von gleicher Länge parallel laufen, oder wenn auf zwei Seiten der Zentralachse Stengel abwärts fallen. Die Arbeit des Blumenkünstlers geht derartig vonstatten, dass er erst das Material, also die Blumen auswählt. Darauf folgt das Zurechtbiegen der Zweige und drittens das Abschneiden fehlerhafter Stücke. So gross nämlich die Verehrung der Japaner für die Natur ist, so glaubt er die Natur korrigieren zu müssen, hier, wo es sich um Blumenkompositionen handelt, die mit ihrer Umgebung harmonieren sollen. Die Gefässe, welche die Blumen aufzunehmen haben, brauchen nicht etwa Kunstwerke zu sein, sondern sind meist gewöhnlicher Art, soweit das Material in Frage kommt. Die älteste Form zeigt eine Vase mit langem Hals aus Steingut oder Bronze. Die Komposition ist entsprechend hoch. Da diese Arrangements zu viel Raum beanspruchten, griff man zu breiteren und niedrigen Gefässen, deren Fuss einen Felsen oder eine Muschel oder ein Tier nachahmt oder auch einen Dreifuss darstellt. Für Wasserpflanzen und Gras wählt man glatte Schalen, rund, rechtwinklig, diagonal oder vierblatt- artig. In die Schale kommt eine Lage Sand oder Kiesel, in welche die Stengel gesteckt werden. Kago ist ein geflochtener Bambuskorb chinesischen Ursprungs. Es gibt zwei Formen davon, eine mit einem hohen Henkel über der Oeffnung und !) Bei einigen Pflanzen ist das Kreuzen der Seitenzweige und Hauptzweige als charakteristisch gestattet. 258 Die Blumenkunst Japans. eine ohne Henkel. Jener wird aufgestellt, dieser aufgehangen; hinein wird ein kleines Gefäss gestellt, das die Blumen aufnimmt. Die Vasen aus Bambus bestanden zuerst aus einfachen Zylindern von dickem Bambus, ein Fuss hoch oder höher und fünf Zoll im Durchmesser. Der Boden wird geschlossen. Diese Bambuszylinder variiert man, indem man Oeffnungen anbringt, manchmal mehrere übereinander. Man unterscheidet Löwenmaulformen, Laternenformen, Form des kletternden Affen, Vogelkäfig- Form, Flöten-Form, Storchnester-Form, Glocken-Form usw. Einige davon werden aufgehangen, andere aufgestellt. Vasen, die man an eine Säule, einen Pfeiler oder Pfosten hängt, nennt man „Kake-banaike." Auch ausgehöhlte Baumstämme benutzt man dazu. Um zwischen dem Pfeiler und den aufge- hängten Vasenkörbchen zu vermitteln, nimmt man lange schmale Holztafeln von 3 — 4 Fuss Länge, die man lackiert und auf die man machmal ein Ge- dicht schreibt. Vasen, die an Ketten oder Fäden aufgehangen werden, nennt man Tsuri banaike. Besonders beliebt sind solche in Form eines Schiffes oder Mondes oder auch Holzeimers und Fässchens. Auch einfache Bambusstöcke, horizontal an Schnüren aufgehangen, wählt man dazu, die Blumenkomposition stellt z, B. ein Schiff im Nebel, im Sturm, ein scheiterndes Schiff, ein in den Hafen einlaufendes Schiff dar, die Shin-Linie reprässentiert alsdann den Mastbaum, während die andern Linien die Segel versinnbildlichen. Mit Ausnahme der erwähnten Kago (geflochtene Körbe) werden alle Vasen auf einen Untersatz von poliertem oder lackiertem Holz gestellt, auf einen Ständer oder auf ein Tischchen. In der Beobachtung des richtigen Verhältnisses zwischen Vase und Blumenkomposition wird eine grosse Peinlichkeit beobachtet. Das ganze Arrangement mus eine bestimmte Stimmung oder Empfindung zum Ausdruck bringen, ein Gefäss aus einem Baumstumpf mit einem Schlinggewächs z. B. Sehnsucht; andere Arrangements drücken Ernst, Leidenschaft, Strenge, Klar- heit, Keuschheit (ein Ahornzweig in einer Bronzevase, auf der eine Zeichnung von fallendem Regen eingraviert ist), Zuverlässigkeit, Ehrwürdigkeit (ein Pinienzweig in einer Bronzevase, auf der ein Storch eingraviert ist) aus. Als Regel gilt, dass kein Gefäss, das zu einem andern Zweck bestimmt ist, als Blumenvase genommen werden darf. Für grosse Blumen mit voller Blüte wählt man chinesische Körbchen, für Wasserpflanzen niedrige Schalen mit weiter Oeffnung, für Narzissen, Vasen mit langem Hals, für Kerria japonica eine hängende Vase. Im strengen Stil nimmt man nicht viele verschiedene Blumen für ein und dieselbe Komposition, am häufigsten zwei bis drei. Man unterscheidet sehr streng Baumzweige mit oder ohne Blüte und Pflanzen; ebenso Land- und Wasserpflanzen. Das Arrangement muss den Charakter der Jahreszeit und falls eine Blume durch mehrere Jahreszeiten dauert, die Eigentümlichkeit der einzelnen in Betracht kommenden aussprechen. Der Japaner brächte es also nicht fertig, im Dezember eine Komposition mit blühendem Flieder aufzustellen. Solche Blumen nennt der Japaner tot. Nur Frühblumen sind erlaubt, besonders bei festlichen Gelegenheiten. Ein weiteres strenges Gesetz besteht darin, dass, wenn die Zentralachse' einer Komposition ein Baumast (z. B. Kiefer) ist, nur an einer Seite eine Aas den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 259 Pflanze (z. B. Narzisse) stehen darf, und dass, wenn die Zentralachse eine Pflanze ist (z. B. Iris), nur an einer Seite ein Baumzweig (z. B. Pflaume) sich befindet, an der anderen Seite soll vielmehr dort wiederum ein Baumzweig, hier wiederum eine Pflanze stehen. Wenn der Leser einmal die Probe machen und derartige Kompositionen zusammenstellen will, wird er sofort die Berechtigung dieses ästhetischen Gesetzes nach Rücksicht der Harmonie erkennen. Bei den verschiedenen Schulen finden sich Variierungen dieses Gesetzes, und Genies erlauben sich Abweichungen. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Dekorations-Ausschusses am Montag den 14. März 1910. Bei Punkt 1 der Tagesordnung: „Konstituierung des Ausschusses" wird zum Vorsitzenden Herr Stadtober- gärtner We iss, Berlin, zum Schrift- führer Herr Königlicher Obergärtner J ancke-Monbi j ou und als stellver- tretender Schriftführer Herr Stadtober- gärtner Diekmann, Berlin, gewählt. Punkt 2: Aufstellung von Richtlinien für die Tätigkeit des Ausschusses. Hierzu stellt Herr .Gärtnereibesitzer Fassbender, Berlin, den Antrag, dass der Ausschuss sich regelmässig alle vier Wochen versammeln möge. Aus der Debatte hierüber geht hervor, dass die Anwesenden hiermit einverstanden sind; es wird der allgemeine Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass der Aus- schuss, welcher sich bis jetzt sehr wenig beschäftigt habe, eine regere Tätigkeit entfalten möge. Letzteres wird beschlossen im Hinblick auf den Umfang und die Vielseitigkeit des Arbeitsgebietes des Ausschusses. Be- sonders in der jetzigen Zeit, wo man soviel Wert auf die Art und Weise der Dekorationen, auf den Geschmack und die Aufmachung legt, wird es für den Gartenbau und den Dekorations- gärtner äusserst nützlich sein, wenn man auch weitere Kreise auf die gärtnerische Dekorationskunst durch Berichte in den Tageszeitungen, durch Beschreibungen schöner Dekorations- ausstellungen usw. interessiert, wie dies bei vielen Geschäftsbetrieben, z. B. in der Konfektionsbranche usw., seit langem schon betrieben wird. Herr Cordel wird diesbezügliche weitere Anregungen geben. Im weiteren werden folgende Richt- linien für die Tätigkeit des Ausschusses festgelegt. 1. Der Ausschuss hat das Recht, Pflanzenbesichtigungen aller Art vorzunehmen, Besprechungen anzu- schliessen und Medaillen für hervor- ragende dekorative Leistungen durch den Vorstand beim Plenum zu be- antragen, auf Grund der zur Ver- fügung stehenden Mittel. 2. Zu den Dekorationen werden ge- rechnet: Festdekorationen, Haus- und Balkondekorationen, Friedhof- und Kirchendekorationen, Aus- schmückung von Strassen, Anlagen und Gärten. Bei Geschäfts- und Schaufensterdekorationen treten besondere Grundsätze in Kraft, wobei der Zweck der Dekoration in Betracht gezogen werden soll. 3. Es soll nach Möglichkeit durch so- fortige Berichte in der Tagespresse das Interesse weiterer Kreise auf die gärtnerischen Dekorationen ge- lenkt werden. 4. Der Aussschuss wird von Zeit zu Zeit Dekorationswettbewerbe in Vorschlag bringen. 5. Es soll ferner eine Verbindung mit gleichartigen aussenstehenden Ko- mitees für Schaufenster- und Bal- kondekorationen herbeigeführt wer- den. Auch soll für Abbildungen geeigneter Objekte im Vereins- organ Sorge getragen werden. 6. Die Aufstellung allgemeiner Ge- sichtspunkte für Dekorationen. 7. Der Ausschuss beschliesst, regel- mässigeZusammenkunft abzuhalten. Unter Verschiedenes macht Herr Stadtobergärtner Weiss den Vorschlag, das Arbeitsgebiet der bildenden 260 Aus den Ausschüssen des Vereins z.B.d. G. Gartenkunst diesem Ausschuss zu- zuteilen. Der Vorschlag wird beifällig aufgenommen. Da das Arbeitsfeld des Ausschusses durch dieneuaufgestellten Richtlinien sich bedeutend erweitert hat, schlägt Herr Königl. Obergärtner Jancke vor, den Namen des Aus- schusses zu ändern: als Name soll , Ausschuss für Pflanzenschmuck' geführt werden. Auch wird gewünscht, dass Dekorationsmaterial, Pflanzen oder Schnittblumen, zur Sitzung mitgebracht werden. Zum Schluss wird noch be- schlossen, die Mitgliederzahl durch Zuwahl zu vergrössern. Vorschläge in diesem Sinne werden in der nächsten Sitzung erwartet. J. Sitzung des „Ausschusses für Pflanzenschmuck" am Montag den 18. April 1910. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Es werden Vorschläge für wei- tere Zuwahl gemacht und angenommen. 3. Herr Stadtobergärtner Weiss be- spricht eine vom „Verein der Blumen- geschäftsinhaber" herausgegebene Bro- schüre über „Balkonschmuck". Hier- bei berührt Herr Weiss die Eintönig- keit der Balkonausschmückung in Berlin und gibt seine Ansicht kund, dass es wohl angebracht sei, die „Me- teor-Pelargonie" durch andersfarbige Geranien ablösen zu lassen. Solange die Handelsgärtner jedoch fast nur „Meteor" kultivierten, sei eine Aen- derung nicht möglich, da das Publikum und der Zwischenhändler in den Gärtnereien nichts anderes kaufen könne. Herr Weiss nennt einige Sor- ten von Pelargonien, die durch ihre Blühwilligkeit sehr gut verwendbar seien und lobt vor allem die Pelargonie „M. Poris Poirier" „Schöne Ulmerin" und „Aga". Auch in der Zusammen- stellung der Farben bei den Balkon- dekorationen müsse mal eine Aende- rung eintreten, und glaubt Herr Weiss, dass eine Abtönung in einzelnen Far- ben, also eine Zusammenstellung von hellem zu dunklem Rosa zum Beispiel dem heutigen Geschmack entsprechend, viel Anklang finden und sich gut ein- bürgern würde. Auch hier soll die Harmonie der Farben dem Kontraste vorgezogen werden. Es wird noch darauf hingewiesen, dass einzelne Blu- mengeschäftsinhaber die Verkaufs- ware nicht sorgsam genug behandeln. Aus diesem Grunde muss die Freude an Pflanzen und Blumen abflauen. Man könne zum Beispiel in den Wintermonaten häufig genug beobach- ten, wie bei 1 — 2 Grad Kälte Palmen, Latanien, Phönix usw. vor den Blumen- geschäften in zumteil sehr zugigen Strassen im Freien zum Verkauf aus- gestellt würden. Dass dadurch eine solche Pflanze 1 — 2 Tage nach dem Kauf in der Wohnung des Blumen- liebhabers eingeht, ist sicher, und dass die Kauflust hierdurch nicht gehoben wird, ist noch sicherer. — Ferner weist Herr Königl. Ober- gärtner J ancke auf die Bestrebungen des Dürer-Bundes hin, die den Zweck haben, der schlichten Schönheit und Wahrheit zu ihrem Rechte zu ver- helfen und das Interesse und den Sinn für die edle Kunst zu erwecken. Hierbei gedenkt Herr Jancke im Be- sonderen des Hausgartens und erörtert, wie viel Geschmackloses und Häss- liches in den Hausgärten noch zu finden sei. Auf kleinem Räume mache sich eine landschaftliche Anlage eben- so lächerlich, wie ein Alpinum im Vorgarten usw. Es wäre also noch viel auf diesem Gebiete zu tun. Es i wäre daher nützlich für den Garten- [ bau und wertvoll für das Hausgarten- wesen, wenn der Ausschuss sich mit I dieser Aufgabe eingehender beschäf- tigen und den Laien Anregungen ge- ben würde. Es wird beschlossen, in dieser Richtung weiteres vorzu- nehmen. J. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses am Donnerstag den 14. April 1910. 1. Nach Genehmigung des Pro- tokolls der letzten Sitzung wurde in eine Besprechung der Nutzbar- keit der Blüten und Früchte von Sambucus nigra L. eingetreten. An- geregt wurde diese Verhandlung durch die Beobachtung, dass in den letzten Jahren eine bedeutend erhöhte Nach- frage nach Beeren des Hollunders stattfand, während solche Früchte bis vor kurzer Zeit vernachlässigt und nur im Haushalt hin und wieder Ver- Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d.G. 261 wendung fanden. Frische Beeren wurden von Sammlern schon mit 4.50 Mark pro Zentner bezahlt. Man nimmt an, dass die Beeren zur Berei- tung einer Farbe für Fruchtweine und Nahrungsmittel dienen, ausserdem aber auch von sogenannten Naturärzten ver- wendet würden. Auch ein Fruchtwein kann aus den frischen, aber gekochten Beeren bereitet werden. Dass im Haushalt „Fliedertee und Flieder- mus" vielfach Verwendung rinden, dürfte bekannt sein. Beider Anspruchs- losigkeit des Sambucus nigra an den Standort, da er an jedem Grabenrande, in jedem Winkel des Gartens oder Hofes usw. gedeiht, sollte man diesem Nutzstrauchmehr Beachtungschenken; natürlich muss vor Massenanpflanzung gewarnt werden, da dann der Wert der Produkte schnell zurückgehen würde. Auch des Volksglaubens an geheimnisvolle Wunderkräfte des Hollunders bei sogenannten „Bespre- chungen von Krankheiten" und Hei- lungen durch „Sympathie" wurde Er- wähnung getan. 2. Die bei Apfelbäumen, namentlich jungen Wildlingen, hier und da auftre- tende Krankheit des „Wurzelkropfes", die sich in einem besonderen Falle sehr stark auf einem Stück Land, das vorher Kohl getragen, gezeigt hatte, wurde eingehend besprochen. Da eine bestimmte Erklärung der Erkran- kung nicht gegeben werden konnte, sprach man die Vermutung aus, dass die Erscheinung mit dem Vorhanden- sein eines Schleimpilzes, welcher ver- wandt mit dem die Kohlkrankheit erzeugenden Pilz ist, zusammenhängen könne. Da gegenwärtig kein Material des schädlichen Kohlschleimpilzes (Plasmodiophora Brassicae) vorliegen kann, wurde die Erneuerung der Be- sprechung für den Herbst in Aussicht genommen, und sollen dann Herr Pro- fessor Dr. Krüger und die Kaiserl. Biologische Anstalt in Dahlem um nähere Auskunft über die Entstehung der Krankheit gebeten werden. 3. Ueber den Fruchtansatz der Obstbäume in diesem Jahre konnte erfreulicherweise berichtet werden, dass er namentlich bei Birnen und Pflaumen ein sehr guter sei. Pfirsiche dagegen zeigten teilweise Frostplatten. Auch ist beobachtet worden, dass Bäume, welche im Jahre 1909 stark getragen haben, auch in diesem Jahre wieder reichlichen Ansatz zeigen, ob- wohl doch stets angenommen wird, dass einem ertragreichen Jahre ein solches mit geringem Ansatz folge. 4. Zur Teilnahme an den Beratun- gen über die Ergebnisse der Gärtnerei- statistik vom Jahre 1906 wurde seitens des Ausschusses noch Herr Hering- Bornim vorgeschlagen. 5. Der „Dekorations - Ausschuss" hat durch Herrn Stadt-Obergärtner Weiss den Antrag gestellt, den Aus- schuss für bildende Gartenkunst mit ihm zu vereinigen. Eine endgültige Besprechung fand nicht statt. 6. Herr Königlicher Obergärtner Gilbert-Drachenberg hatte aus den Königlichen Treibereien zu Sanssouci getriebene Erdbeerfrüchte der Sorten Laxtons Nobl eund Deutsch-Evern in schönen grossen Früchten ausge- stellt, die allgemeinen Beifall fanden. 7. Ueber das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch von Rudolf Richter: „Der neue Obstbau", die Stringfellow- Methode den deutschen Verhältnissen angepasst, wird Herr Stadt-Gartendirektor Brodersen in der Monatsversammlung am 28. April er- ferieren. Ein Artikel im „Berliner Lokal- anzeiger" vom 13. März betreffend BeschneidenvonStrassenbäumen gibt auf Antrag des, Herrn Stadt-Ober- gärtners Weiss Veranlassung, eine Herbstsitzung des Ausschusses mit folgenderTagesordnung anzuberaumen: „Das Beschneiden von Zier- und Allee- bäumen in den Strassen von Städten." Ferner ist die Meinung der An- wesenden zu vermerken, dass es im Interesse stärkeren Besuches der Monatsversammlungen liege, diese in der Kgl. Landwirtschaftlichen Hoch- schule und nicht im Botanischen Garten, dessen Besuch ja jetzt den Mit- gliedern jederzeit freistehe, abzuhalten. D 262 Kleine Mitteilungen. Klefne Mitteilungen. Nephrolepis magnifica und seine Abstammung. In der Monatsversammlung am 31. März hatte die Farn-Versandgärtnerei von Otto Bernstiel, Bornstedt- Potsdam, den überaus zierlichen Farn Nephrolepis magnifica ausgestellt, den wir in der Abbildung 27 wiedergeben. Dieser Farn entfaltet sich bei richtiger Kultur in seiner ganzen Schönheit und ist auch als Zimmerpflanze zu empfehlen; erst durch die Einführung er in Deutschland eingeführt wurde, eine bevorzugte Handelspflanze Nord- Amerikas. Eine weitere Züchtung war Nephrolepis Piersoni, die ebenso starkwüchsig wie bostoniensis, jedoch doppelt unregelmässig gefiedert ist. An Schönheit sind beide Sorten sich gleich und in der Kultur und Pflege wenig anspruchsvoll. Als eine der schönsten Züchtungen kann Nephrolepis Whitmanni gelten, die vielfach gepriesen, aber oft Abb. 27. Nephrolepis magnifica. der sogenannten amerikanischen Ne- phrolepis ist dieses prachtvolle deko- rative Material für gärtnerische Aus- schmückungen gewonnen. Lange Zeit waren die Farne Stiefkinder der Gärt- nerei, heute sind sie viel kultivierte und gern verwendete Pflanzen. Die langen Reihen der Abkömmlinge der bekannten Nephrolepis exaltata eröff- nete das schöne Bostonfarn, Nephro- lepis bostoniensis. Das war eine bedeutende Verbesserung der alten Stammform; die eleganten einfach gefiederten Wedel wurden schon bei mittleren Pflanzen meterlang. Der Bostonfarn war schon lange, bevor auch geschmäht worden ist. Der Wedel ist äusserst fein gefiedert und von zarter Wirkung. Seine grösste Schönheit entfaltet er nur bei richtiger Kultur; wird er falsch behandelt, so wächst er sich zu einem wüsten Durch- einander von stehenden und hängenden Wedeln mit trockenen Fiedern aus. Die letzte in der Reihe der Züch- tungen ist Nephrolepis magnifica, die noch feiner und zierlicher erscheint, als Nephrolepis Whitmanni. Die zarten moosartigen Wedel sind hellgrün und stehen dicht rosettenartig zusammen. Sie ist als dankbare Zimmerpflanze sehr gut zu verwenden. Seine Ansprüche Kleine Mitteilungen. 263 an Luft und Licht sind gering. Zu der Grossen Internationalen Gartenbau- Ausstellung des Vereins im Frühjahr 1909 war dieser Farn von Herrn Alfred Poetsch aus Boston ein- gesandt. Leider hatten diese Exem- plare durch den Transport arg ge- litten, so dass ihre Schönheit nicht zur Geltung kam. A Viola cornuta „Bürgermeister Dr. Reicke" ist ein neues Hornveilchen, das der Endesunterschriebene soeben dem Handel übergeben hat. Es fand sich bei einem seiner Züchter bei einer Aussaat von Viola tricolor (Stiefmütter- chen) vor etwa 5 Jahren vor. Dieses Hornveilchen fiel mir seiner- zeit durch seinen äusserst robusten und in seiner Gestalt sich gleich bleibenden Wuchs, sowie durch seinen ununterbrochenen Blütenflor auf. Es wurde mit äusserster Sorgfalt gepflegt und weiter angebaut. Während nun Viola tricolor in der Hitze klein- blumig, lang im Stiel und unan- sehnlich von Gestalt wird und des- halb nur zu oft von den Gruppen entfernt werden muss, um durch andere Pflanzen ersetzt zu werden, präsentiert sich das neue Hornveilchen mit seinen grossen Blumen den ganzen Sommer in ununterbrochener Blüte. In der Monatsversammlung des „Vereins z. B. d. G." am 28. April stellte ich ein Körbchen blühender Pflanzen aus; ich hielt es damals für ein gewöhnliches Stiefmütterchen. Bei näherer Untersuchung entdeckte ich, dass es kein Viola tricolor, sondern ein Viola cornuta ist, und dass sich das Hörnchen bei ihm erst im vor- geschrittenen Wachstum entv/ickelte. Als vor einigen Jahren ein ähnliches Veilchen, Viola cornuta „Admirabilis" in den Handel kam, war bei diesen Blumen ebenfalls nichts von einem Hörnchen zu bemerken. Eine be- sondere Eigentümlichkeit der Sorte „Bürgermeister Dr. Reicke" ist noch die, dass es die Neigung zeigt, doppelt, respektive gefüllt zu blühen, indem es vielfach kleine Blumenblätter zwischen den grossen hervorbringt. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass wir in einigen Jahren vollkommen gefüllte Exemplare dieses Horn- veilchens besitzen werden. Der kompakte Wuchs dieses Veil- chens lässt die Blumen in schönster Weise aus dem grünen Untergrund hervortreten und gibt der Pflanze den hochgeschätzten Charakter einer Grup- pen- oder Teppichpflanze. Die Farbe der Blumen ist fliederfarben und be- wegt sich vom dunklen bis zum hellen Kolorit. Bei der erwähnten Vorführung im Verein fand es den Beifall des Herrn Stadtgartendirektors Brodersen. Er wird Versuche damit anstellen und es auf seine Brauchbarkeit hin in den städtischen Anlagen erproben. Der Bürgermeister von Berlin, Herr Dr. Reicke, ein grosser Freund des Gartenbaues und der Blumen- zucht, hat gestattet, dass diese Neuheit seinen Namen trägt. Joseph Klar. Ein ländliches Maifest. Können Poesie und idyllische Stimmung in dem Hasten und Treiben der modernen Grossstadt nicht mehr aufkommen, so flüchten sie aufs Land, in die Abgeschiedenheit und Stille. So war es schon zu Heinrich Seidels un- vergessenen Zeiten, so ist es auch erfreulicherweise noch in unseren Tagen. Hier bauen sie sich ihre Tempe1, vom Grün der Bäume be- schattet und von Erdgeruch und Blumenduft durchzogen. Von einer solchen idyllischen Sied- lung unfern Berlins, ante portas ci- vitatis Zossenensis, kann ich berichten, wo ein begeisterter Garten- und Blumen- freund, Herr Gehe im rat Plate, für sich und die Seinigen ein trautes Heim zu beschaulichem ländlichen Tun und zum gemütvollen Empfang gleichge- sinnter Gäste hergerichtet hat. Es ist der 15. des Wonnemonats im Jahre 1910. In Scharen sieht man alt und jung auf den Weiler Ma- rienaue zusteuern, wo „am ersten Tage der heiligen Pfingsten in der Morgenstund' ein fröhlich Maienfest soll gehalten werden", und wozu alle lieben Freunde und Freundinnen samt dem hoffnungsvollen Nachwuchs ge- ziemend eingeladen sind. Dort steht ein artig Festspiel in Aussicht. Ein festlicher Umzug mit bekränztem länd- lichen Gefährt, von vier starken Röss- lein gezogen, darinnen eine liebliche Erdjungfrau als Maibraut mit samt ihrem Maibräutigam thront. Dort soll 264 Kleine Mitteilungen. auch dem Winter, dem groben Ge- sellen, vor aller Augen ein „schmählich Endt" bereitetwerden. Hernachwerden, wenn die Fluren mit frommen Sprüch- lein gesegnet und mit Milch und Honig opfernd getränket sind, auch die Felder feierlich getauft und der Maibaum eingeholt werden. Sodann wird der Baum köstlich geschmückt sein mit bunten Fähnlein und menniglich Zierrat; Knaben und Mägdelein werden mit Sang und Jubel- schrei den Reigen um ihn schlingen, ihn heimführen und aufrichten als ein lenzhaft Wahrzeichen. Diesem wird ein herzhaft Feld- und Faustfrühstück folgen, Spiel und Kurzweil durch Zigeuner und fahrende Leut'. Auch ein Ringelreihn für jungund alt kann lieblich geschlungen werden. Selbsterdachte Poeterei und Gaukel- spiel ist willkommen und wirdmit ge- meinsamem Lied und Sang wechseln. Diesem verheissungsvollen Pro- gramm waren alle jene gefolgt, die sich im Kreise fröhlicher Menschen und unter dem Schutze verkündeten Burgfriedens in dem gastfreien Plate- schen Hause wohl zu fühlen gedachten. Ihre Zahl war sehr gross. Dankbar und befriedigt zogen sie alle erst in später Stunde heim. A Blumen- und Pflanzenliebhaberei einst und jetzt. Die Liebe zu der Blumen- und Pflanzenwelt findet in der Gegenwart nicht geringe Nahrung. Ueberall macht sich das Bestreben geltend, Blume und Pflanze zu neuem Ansehen zu verhelfen, und gross ist die Zahl der gemeinnützigen Unternehmen, die dieser Liebhaberei Rechnung tragen. Da glauben auch die Behörden nicht stille stehen zu dürfen, und so wird, wo es nur angängig ist, im Bebauungs- plan die schmückende Pflanze weit- möglichst berücksichtigt. Es ist nun gewiss nicht unlohnend, einen Vergleich zu ziehen zwischen dem Einst und Jetzt in der Blumen- liebhaberei. Ob der Ursprung dieser Liebhaberei tatsächlich auf ein aesthe- tisches Empfinden der Menschen zurückzuführen ist, wie manche Forscher uns glauben machen wollen, das vermögen wir nicht nachzuprüfen, aber das können wir uns ausdenken, dass des Menschen einmal erwachte Freude an dem Schönen nirgends mehr als gerade in dem Pflanzenreiche mit seinem unendlich wechselreichen Formen- und Farbenspiel immer neue Nahrung fand. Diese Freude an den Blumen zwingt noch heute Natur- völker, Haar und Kleidung mit Blumen zu schmücken. Hand in Hand mit dieser Freude an dem Schönen geht eine immer grösser werdende Kenntnis vom Artenreichtum der Pflanzenwelt. Der Festlegung der Unterscheidungsmerk- male und der Benennung der Pflanzen folgt eine Beschäftigung mit deren Lebensweise; dabei werden mancherlei heilbringende und schädliche Ein- wirkungen der Pflanzen auf den Menschenkörper bekannt. Diese Erkenntnis der Heil- und Giftpflanzen gab neue Anregung für den mit den Blumen betriebenen Kultus. Der Mensch sah in den Pflanzen neue Kräfte erstehen, die „gut" oder „böse" wirken konnten, was unbedingt dazu beitragen musste, die Pflanzen mit einem höheren Nimbus zu umgeben, als manche bereits in- folge ihrer Verwendung beim religiösen Kultus ohnehin aufzuweisen hatten. Der Glaube richtete viel aus, mehr jedoch noch der Aberglaube. Bedeutungsvoll in bezug auf den Blumenkultus musste für das Abend- land die Entdeckung Amerikas und anderer Länder werden. Die reichen und zum Teil recht eigenartigen Pflanzenschätze ferner Zonen er- regten die Begierde nach solchen seltenen und kuriosen Pflanzen- gestalten, und manche Pflanzen, die heute nur noch in botanischen Gärten ein kümmerliches Dasein fristen, er- freuten sich ehedem allgemeiner und grosser Beliebtheit. "Wenn solche Sucht ehedem die sogenannte „Tulpen- manie" entstehen Hess, die nicht nur dazu führte, dass ganze Vermögen in Zwiebelpflanzensammlungen angelegt, und dass viele Tausende von Mark für eine einzige Zwiebel verausgabt wurden, sondern auch Anlass gab zu einer wahren Börsenspekulation, so wollen wir im Hinblick hierauf nicht übersehen, dass auch heute noch Unsummen Geldes für einzelnePflanzen verausgabt werden, für Pflanzen, deren einziger Vorzug zumeist darin besteht, Kleine Mitteilungen. 265 dass es nur wenige ihresgleichen gibt. Es muss natürliches Bedürfnis der Menschen sein, den Körper zu schmücken. Die Pflanze hat an diesem Schmuck wesentlichen Anteil; ur- sprünglich waren es einzelne Blumen, Blätter oder Laubzweige, die an passender Stelle am Körper oder an der Kleidung angebracht wurden. Nach und nach sind aus solchen losen Teilen Gewinde geworden, die als Vorläufer des heutigen Strausses und Kopfkranzes anzusehen sind. Der Brauch, für bestimmte Vorkommnisse ganz gewisse Blumen oder Blätter zu verwenden, lässt sich bis ins Altertum zurück verfolgen; er findet sich heute noch bei den Naturvölkern. Die Einfachheit der Blumengewinde des Altertums, wofür die altägyptischen Königsgräber, die Felder der Olym- pischen Festspiele und die Wand- gemälde Pompejis die Beweise liefern, ist in neuester Zeit wieder vorbildlich geworden für moderne Zusammen- stellungen. Ganz besonders empfänglich für die Schönheit der Blumen ist man im Morgenlande, wo der Blumenkultus schon frühzeitig auf hoher Stufe stand. Als Beweis hierfür braucht nur an die hängenden Gärten der Semiramis erinnert zu werden. Dem Morgenlande verdanken wir auch die ersten Nachbildungen von Formen aus dem Pflanzenreiche. Der pracht- liebendeOrientale benutzte diePflanzen- und Blumenmuster nicht nur zum Aus- schmücken seiner Kleidung, sondern auch zur Verschönerung seiner Be- hausung. Die morgenländischen Teppichmuster entstammen vornehm- lich den Formen des Pflanzenreiches. Stengel, Ranken, Blätter und Blumen gelangen in stilisierter Form zur An- wendung. Die Liebe zu den Schönheiten der Blumeführte jedoch nicht nurzurNach- bildung in flachen oder wenig erhabenen Mustern, sondern sie ward auch die Brücke zu den Kunstblumen, deren Ursprung wiederum im Morgenlande zu suchen ist, wenn wir von den ge- trockneten Blumen, den Immortellen der Römer, absehen wollen. Aus Byzanz sind die Kunstblumen über Italien auch auf uns gekommen. Heute sind in der Kunstblumenindustrie Tausende von Personen beschäftigt. Wäre der Sinn für die Blumenschön- heit nicht so hoch entwickelt, wie dies tatsächlich der Fall ist, so hätte die Kunstblumenindustrie nie einen so gewaltigen Aufschwung verzeichnen können. Die Erzeugnisse dieser Industrie sind gegenwärtig von der- artiger Vollkommenheit, dass es oft schwer hält, die künstlichen Blumen von ihren natürlichen Vorbildern zu unterscheiden. Die weitere Entwick- lung der Nachahmung von Blumen kann selbst dadurch nicht zurück- gehalten werden, dass den Kunstblumen in neuester Zeit zwei beachtenswerte Rivalen entstanden sind. Die präparierte Pflanze und die natürliche Blume selbst. Durch chemische und physika- lische Bearbeitung werden bestimmte Pflanzen unvergänglich gemacht, ohne dass sie grosse Einbusse am natürlichen Aussehen erleiden. Diese Präparate finden dort Verwendung, wo die lebende Pflanze sich nur für eine un- genügende Zeitdauer halten kann. Die ungeheuren Mengen lebender Blumen, die uns heutzutage durch die Kunst des Gärtners und durch eine stattliche Einfuhr vom Auslande, Sommer wie Winter zur Verfügung stehen, dazu auch der Umstand, dass grosse Massen wildwachsender Blumen angeboten werden, erlauben einen weit grösseren Verbrauch als vor wenigen Jahrzehnten, wo Blumen, zumal im Winter, oft recht kostspielig waren. Der grosse Aufwand, der zurzeit bei Strassen- und Häuserdekorationen anlässlich öffent- licher Festlichkeiten entfaltet wird, ist Bedingung für die weitere Entwicklung der Kunstblumenindustrie. Nachgelassen hat die Verwendung von allerlei getrockneten Gräsern und ähnlichem Pflanzenmaterial zum Schmuck der Wohnräume, was gewiss nicht zu bedauern ist; denn, so aus- gezeichnet auch der auf den Maler Makart zurückzuführende Gedanke dieses Schmuckmittels in seiner Grund- idee war, so sehr artete er in der Folgezeit aus. Was die Industrie alles auf dem Gebiete des sogenannten Makartmaterials zutage gefördert hat, das spricht nicht nur aesthetischen, sondern auch hygienischen Ansprüchen Hohn, und wir dürfen froh sein, dass 266 Kleine Mitteilungen. das Makartbukett, wie es die Industrie in den letzten zwei Jahrzehnten produ- zierte, nur noch eine verschwindend kleine Verbreitung findet. Die Blume als Schmuckmittel, einerlei, ob natürlich oder künstlich, fand zunächst zwar nur Verwendung am Körper oder an der Kleidung — manche Völkerstämme machen selbst heute noch keinen weiteren Gebrauch von der Blume — , doch waren mit dieser Anwendung gleichzeitig weitere Fingerzeige gegeben zur Anordnung der Blume als Schmuck im Wohn- hause und in der nächsten Umgebung des Hauses, im Garten. Vom Garten zu den öffentlichen Anlagen war her- nach nur noch ein Schritt. Auf dem Gebiete der Blumenpflege in Haus und Garten leistet von alters- her der Japaner geradezu Erstaun- liches. Die japanische Blumenzucht ist so eigenartig, so originell und wird mit soviel Ausdauer und Mühe durch- geführt, dass ein näheres Betrachten derselben wohl verlohnt, zumal in der Gegenwart die Art des japanischen Blumenkultus auch bei uns an An- hänger gewinnt. Der Grundzug alt- japanischer Kunst liegt in der staunens- werten Beherrschung der Naturformen, welche nicht nur durch ein eingehen- des Naturstudium, sondern vornehm- lich durch die liebevolle Beschäftigung mit der Natur überhaupt erreicht wird. Diese Beherrschung der Natur be- tätigt der Japaner besonders bei seinen Blumen- und Pflanzenkombinationen. Unter strengster Berücksichtigung der äusseren Lebenserscheinungen der Pflanzenwelt, des Standortes der Pflanze, sowie unter Beachtung der Jahreszeit fertigt der Japaner seine Blumenzusammenstellungen an. Alles, was die Natur ihm zeigt, jeder ver- krüppelte Zweig, jedes gelbe Blätt- chen, ja die im Wachstum zurück- gebliebene Blütenknospe, wie auch die vom Wurm zernagte Blume findet Gnade vor seinen Augen und prak- tische, naturgemässe Verwendung in seinen Arrangements. So ein japani- sches Blumenwerk ist eine kleine Landschaft mit Höhen und Tälern, mit Wiesen und Seen, ein Idealbild japanischer Vegetation, denn streng wird es vermieden, fremdländische Blüten zu verwenden. Trotz dieser nur beschränkten Naturnachahmung, die, wie man leicht vermuten dürfte, ins Zügellose ausarten könnte, be- achtet der Japaner bei der Herstellung seiner Blumenwerke eine durch un- endlich viele Regeln festgesetzte Ge- setzmässigkeit, die sich in bestimmten, dem Arrangement zugrunde gelegten Linien ausdrückt. Die Symmetrie ängstlich vermeidend, erstrebt er den- noch das Gleichgewicht der Massen. Die Liebe zur Natur, die der Japaner so vortrefflich in seinen Blumen- und Pflanzenkompositionen und dann auch in den Gartenanlagen zu zeigen ver- steht, ist nicht nur massgebend für den Blumenkultus geworden, sondern für die ganze japanische Kunst. Die Einführung der Pflanze und der abgeschnittenen Blume als Schmuckmittel in das Wohnzimmer musste bei weiterer Ausbreitung dieser Sitte Anlass werden, dass gewisse Personen sich ausschliesslich der Blumen- und Pflanzenpflege widmeten und diesen Beruf, die Gärtnerei, zu einer Lebensaufgabe gestalteten. Den Angehörigen dieses Berufes lag es aber nicht nur ob, die Pflanze zu pflegen, sondern ihnen fiel auch die Aufgabe zu, die Pflanzen in künst- lerischer Weise zu vervielfältigen, oder wie die technische Bezeichnung hier- für lautet, zu vermehren, denn die Nachfrage nach Pflanzen ward eine ständig steigende, und bei manchen Arten war die Heranzucht im Zimmer geradezu unmöglich, es bedurfte dazu der Pflanzenhäuser des Gärtners. Gleichen Schritt mit dieser Vermeh- rung musste dann die Veredelung der einzelnen Formen und Farben halten. Das, was die Natur augenscheinlich durch Zufall zuwege brachte, das, was wir heute als die Produkte der natür- lichen Zuchtwahl und — um auch den neueren Anschauungen über die Entstehung neuer Pflanzenarten ge- recht zu werden — als die Produkte der Mutation und der Heterogenesis erkennen, musste auch den Menschen zu künstlicher Nachahmung ver- anlassen. Nach Tausenden und Aber- tausenden zählen heute diese Ver- edelungen von Form und Farbe bei den verschiedenartigsten Pflanzen. Durch diese künstliche Vermeh- rung und Veredelung der Pflanzen in Kleine Mitteilungen. 267 den Treibhäusern und sonstigen Kultur- stätten der Gärtner hat der Blumen- kultus aufgehört, ein Vorrecht der be- mittelten Kreise zu sein. Der Gärt- nerei, die ihr Entstehen selbst dem Blumenkultus dankt und welche sich heute die Pflege dieses Kultus aufs äusserste angelegen sein lässt, sind wiederum mancherlei Momente zuzu- schreiben, deren Einfluss auf die Förderung menschlicher Kulturen nicht geleugnet werden kann. Wie gross ist nicht allein schon der Nutzen, den Maler, Bildhauer und andere Künstler aus der Vermehrung des Pflanzenmaterials gezogen haben und zum Segen der allgemeinen Künste verwenden konnten. Weit wesentlicher noch ist der Umstand, dass heutzutage ein jeder für wenige Pfennige einen Blumen- stock erstehen oder einen Steckling oder ein paar Samenkörner kaufen kann, um das Erstehen einer Pflanze und deren weitere Entwicklung be- obachten zu können. Wie sorgsam und liebevoll werden gerade in den- jenigen Kreisen, die zur Verschöne- rung ihres Daseins nur wenig opfern können, die billigen Blumen gehegt und gepflegt. Hier bietet der Blumen- kultus nicht nur Genuss und Freude, hier macht er sich auch geltend als ein Mittel zur Veredelung des Ge- müts. Es ist eine anerkennenswerte Ein- richtung, welche seit einigen Jahren zur Pflege des Blumenkultus an manchen Schulen getroffen wurde: die unentgeltliche Verteilung von Topf- gewächsen. Die Schulkinder sollen die Pflanzen Monate hindurch pflegen; dann findet eine Ausstellung der ver- teilten Pflanzen statt, wobei für die am besten gepflegten eine kleine Aus- zeichnung verabfolgt wird. Diese Prämiierung ist gewiss ein mächtiger Trieb zum liebevollen Umgang mit dem Pflegling. Bei der Blumenpflege lernt das Kind Ordnungsliebe, treue Pflichterfüllung und Beharrlichkeit üben. Die im Kinde nur gar zu oft steckende Roheit wird beim Umgange mit den Pflanzen eingedämmt. In An- rechnung dieser Tatsache sollte das Kind in der Schule mehr mit der Lebensweise der Pflanze vertraut ge- macht werden; unser naturwissen- schaftlicher Unterricht lässt in dieser Beziehung noch gar zu viel zu wün- schen übrig. Der allgemeinen Liebe zur Pflanzen- welt haben wir auch die Gärten und Parkanlagen zu verdanken, die für den Menschen noch weit wichtiger geworden sind als die Blume in der Vase und die einzelne Pflanze im Topfe. Namentlich in sanitärer Rich- tung beeinflusst der Blumenkultus in dieser Gestalt unser Leben. Wenn auch die Blumen und Pflanzen der Gärten und Anlagen selbst für unser Dasein weniger von Belang sind, da der mutmassliche Vorteil, den die menschliche Lunge von der Sauer- stoffausscheidung der Pflanzen ziehen soll, nur ein minimaler ist, so sind doch die Pflanzen der vermittelnde Faktor, wodurch uns Luft und Licht in der Stadt nicht allzusehr genommen werden. Zu einer hohen Kunst hat sich heute jene Tätigkeit entfaltet, welche sich auf die Anlage von Gärten und Parks erstreckt. Nicht wenige sind der Meisterwerke, die wir auf diesem Gebiet besitzen, und gar manches Kunstwerk eines Bildhauers, eines Architekten kann erst dann zur richtigen Geltung kommen, wenn die Gartenkunde für die nötige Um- rahmung gesorgt hat. Architekten und Künstler bedürfen des Pflanzen- reiches, nicht nur der Studien wegen, sondern auch da noch, wo es gilt, die vollendete Schöpfung zur Anschauung zu bringen. Garten und Park haben im Wechsel der Zeiten und bei den verschiedenen Völkern selbst manchen Wechsel über sich ergehen lassen müssen. Dass die Entwicklung auch hier keinen Stillstand kennt, dafür haben wir in der Gegenwart die schönsten Belege. Manchen Garten„stila kennen wir nur noch aus der Ueberlieferung oder auf Grund einiger Reste, und es ist lehr- reich, das Vergangene dieser Art dem Bestehenden gegenüber zu stellen. Skizzenhaft möge dies hier geschehen: Die Gärten des Altertums zeichnen sich durch Regelmässigkeit aus, und | erst mit dem Fortschreiten der Kultur erfolgte auch im Abendlande die Nach- bildung der Natur, die im japanischen und im, diesem in mancher Beziehung ! ähnelnden chinesischen Garten schon 268 Kleine Mitteilungen. seit altersher geübt wurde. Im assy- rischen Garten dominiert der wuchtige, architektonisch hervorragende Palast mit mächtiger zum Garten herab- führenden Treppe, die von Sphinxen oder ähnlichen Steinkolossen flankiert wird. Zu den vielen wagerechten Linien des massiven Gebäudes kon- trastieren die schlank aufstrebenden Cypressen und Palmen. Ein umfang- reiches mit Ruheplätzen umsäumtes Bassin ladet an tiefster Stelle des Gartens zum behaglichen Verweilen unter schattenspendenden Bäumen am kühlen Brunnen ein. Stimmungsvolle Bilder bietet der indische Garten. Die Lotosblume öffnet die Kelche über dem glatten Spiegel d.s Teiches, dessen Ränder von Bambus, von Palmen und von immergrünen Hölzern über- schattet werden. Im Dickicht dieser Pflanzen verlieren sich im Hinter- grunde des Parkes die Umrisse einer Pagode. Heilige Elefanten auf reich ornamentierter Ballustrade halten Wacht am Eingang. Der arabische Garten gliedert sich der Regelmässig- keit der Gebäulichkeiten vorzüglich an. Von Schlingpflanzen bewachsenes Gitterwerk schafft Laubengänge, lau- schige Nischen und Sitzplätze, die ungestörtes Verweilen gestatten. Eine Fontäne entspringt der Mitte des blumendurchwirkten Rasens und Lor- beer, Orangen, Feigen, Oliven, Myrten, Granaten und ähnliche Pflanzen der Mittelmeerflora bilden in regelmässiger Anordnung den Baumbestand. Der italienische Renaissancegarten erstand auf den Plätzen altrömischer Villen- gärten, deren ausgegrabene Statuen zweckmässige Verwendung fanden. Grosse Terrassen und mächtige Treppenanlagen führen von dem hoch- gelegenen Gebäude zum Garten herab, der mit seinen Kaskaden, Bassins, Kanälen, Baum- und Rasenanlagen in strenger Symmetrie die Fortsetzung des Hauses bildet. Der französische Garten ist ein in die Ebene verpflanzter italienischer Renaissancegarten; er verdankt seine Wirkung den mächtigen Flächen und den imposanten Grössen- verhältnissen, sowie seinen wertvollen, reichlich vorhandenen Kunstschätzen. Der Garten des Mittelalters war räumlich beschränkt, der Burghof ge- stattete keine grosse Ausdehnung. Ein Zierbrunnen belebt die Mitte. Efeu umrankt Buchen, und leicht im Winde sich wiegende Birken bilden den wesentlichen Baumbestand, während Buchs die Rasenflächen umspannt. Hier wie auch im flandrischen Garten sind Zier- und Nutzgarten durch eine Hecke, die sorglich im Schnitt gehalten wird, getrennt. Zierlich geschnittene Hecken, peinlich im kleinen durch- geführte Parterres und eine grosse Sauberkeit verraten holländischen Ge- schmack. Der englische Garten ist in nächster Umgebung des Gebäudes noch regelmässig gehalten, um dann in eine natürliche Landschaft überzu- gehen. Der deutsche Garten, sofern von einem solchen als Typus über- haupt geredet werden kann, bevorzugt die grösstmöglichste Nachbildung na- türlicher Landschaftsverhältnisse, ohne in die kleinliche japanische Natur- nachahmung zu verfallen. Die Neuerer auf dem Gebiete der Gartenkunst sind zurzeit bestrebt, den regelmässigen Garten wieder in Ehren zu bringen, und den Farbengarten, das heisst der in nur einer Farbe (Weiss, Gelb, Blau oder Rot) prangende Garten gewinnt an Ansehen. Neuerungen sind auch auf dem Gebiete der Friedhofsanlagen und -bepflanzungen bemerkbar. Hier ist man mit grossem Erfolge und gewiss nicht ohne ästhetischen Nutzen be- strebt, die gewissermassen gegebene Regelmässigkeit durch eine landschaft- liche Anordnung der Flächen und Gehölzgruppen zu durchbrechen und zu umgehen, um so vom Starren zum Lieblichen hinüber zu leiten, das so ungemein viel Versöhnendes mit dem Tode haben kann. Die Wirkung der Pflanzenwelt auf das Empfinden des Menschen zu prüfen, ist der Friedhof sicherlich ein geeigneter Ort. Die Erkenntnis von dem Einfluss des Blumenkultus auf die Wohlfahrt der Menschen ist Anlass geworden zu einer allseitigen Förderung der Blumen- liebhaberei, die sich zeigt in der Aus- dehnung städtischer Garten- und Park- anlagen, in der Einrichtung von Schrebergärten (Laubengärten, Pacht- gärten usw.), in der Einführung von Schulgärten. Auch die neuerdings so sehr in Aufschwung kommende Ver- anstaltung von Wettbewerben für Ausstellungen und Kongresse. 269 Balkon- und Blumenfensterschmuck, für die Unterhaltung der Vorgärten zählt hierher, desgleichen das Be- streben, der abgeschnittenen Blume dauernde Geltung im Wohnräume zu verschaffen. Diesem letzteren Bestreben hat die Industrie durch Besorgung wohlfeiler und wirkungsvoller Blumenvasen wesentlich Vorschub geleistet, Blumen- vasen, in denen auch einfache Wiesen- undFeldblumen einen stimmungsvollen Zimmerschmuck abgeben können. Aber auch der Gärtner ist nicht müssig ge- blieben; durch Vervollkommnung seiner Kulturen hat er für eine Be- reicherung der Blumenauslese Sorge getragen. Hinzu kommt der glückliche Umstand, dass aus dem Auslande grosse Blumenmengen auf billigem Wege eingeführt werden, und so sind zurzeit alle Bedingungen gegeben, die erforderlich sind, um die Blumen- liebhaberei in die weitesten Kreise zu tragen und den Blumenkultus zum Allgemeingut des Volkes zu machen. H. H. Erleichterungen zur Bekämpfung von Obstbaumkrankheiten während des Schnittes. 1. Bekanntlich hält das Verstreichen der Wunden mit Baumwachs beim Schnitt der Bäume ziemlich auf und wird daher gewöhnlich nur an grossen Wunden — leider oft auch da nicht — ausgeführt. Es lässt sich aber be- deutend vereinfachen, wenn das Baum- wachs in Tuben gefüllt ist. Solch eine Tube kann man währenddes Schneidens bei sich tragen und kann mit einem Handgriff ein Kleckschen Baumwachs auf die Schnittwunde bringen und mit dem Rand der Tube selbst etwas an- drücken und verteilen. Auch bleibt das Baumwachs bei dieser Art der Anwendung rein und stets gebrauchs- fertig auch nach längerer Aufbe- wahrung, was besonders für Besitzer kleinerer Privatgärten von Vorteil ist. Baumwachs in Tuben wird hergestellt von Otto Hinsberg, Nackenheim am Rhein. 2. Gewöhnlich besorgt man das Ab- töten der Blutlaus im Winter durch Bestreichen oder Betupfen mit Kar- bolineum oder anderen Mitteln unab- hängig vom Schnitt. Ich habe es aber als sehr nützlich empfunden, auch während des Schneidens dazu aus- gerüstet zu sein. Es dient dazu ein kleines Fläschchen mit Spiritus oder Benzin (angenehmer als Karbolineum, weil es bei etwaigem Verspritzen keine Flecken macht). Im Kork steckt ein kleiner spitzer nicht zu weicher Pinsel, wie bei den Gläsern mit Gummi arabicum. Diese Flasche kann um- gehängt oder in der Tasche für Messer und Schere untergebracht werden. So können während der Arbeit des Schneidens alle kleinsten Blutlaus- herde, die sonst leicht dem Auge beim Absuchen entgehen, ebenso etwaige Blattlauseier oder sonstige kleine Schäd- linge sofort unschädlichgemach twerden. 3. Häufig genug wird man beim Schnitt der Bäume an gummifluss- oder krebskranke Stellen oder an grindige Triebe kommen. Mit dem Messer überträgt man dann Sporen auf gesunde Zweige, in frische Wunden. Es empfiehltsich daher, einen 50 — 60prozentigen Alkohol (Brenn- spiritus verdünnt) in verschlossener Büchse bei sich zu tragen und das Messer, so oft man an einer ver- dächtigen Stelle geschnitten hat, unter kräftigem Druck drei- bis viermal damit abzuwischen. Julie Jaeger-Coblenz. Ausstellungen und Kongresse. Die „Deutsche Rosen- Dahlien- Ausstellung u. Schlesische Garten- bau-Ausstellung, welche vom 25. Juni bis 10. Juli und vom 14. August bis 11. September 1910 im Stadtpark zu Liegnitz stattfindet, versendet noch einmal vor Toresschluss eine Ein- ladung zum Besuch ihres grossan- gelegten Unternehmens. Die Beteiligung ist auf allen Ge- bieten eine gute. Besonders gross die der Baumschulen. Für Obst- und 270 Ausstellungen und Kongresse. Gemüsebau, Gartenkunst und Kunst- gewerbe, gärtnerische Bedarfsartikel, '' Terrarien, Literatur usw. ist eine grosse geschlossene gut belichtete Halle erbaut. Für die Friedhofskunst ist ein in sich abgeschlossener Friedhof mit Reihen- und Kaufgräbern, sowie Wald- grabstätten und einer Urnenhalle an- gelegt. Landschaftsgärtner und Bild- hauer werden die Fortschritte der Friedhofskunst zeigen. Die Grup- pierung der Rosen und Dahlien, der Baumschulartikel, der Blumenbeete und sonstigen Freilandpflanzen ist teils im geometrischen, regelmässigen, ! teils im landschaftlichen Stile erfolgt. Alle Ausstellungspflanzungen sind har- monisch in den alten, teils 30jährigen, teils 50jährigen, von Petzoldt- Muskau angelegten Stadtpark, eingefügt. Eine japanische Landschaft unter Verwen- dung japanischer Gehölze und Zwerg- koniferen, Steinlaternen, Vasen und japanischem Tempel bildet den Ueber- gang zu einer tropischen Landschaft. Um einen künstlich geheizten Teich von zirka 1000 qm Wasserfläche, bepflanzt mit Victoria regia, Lotos, tropischen Nymphäen und vielen anderen Wasser- und Sumpfpflanzen ist ein Palmenhain angesiedelt. Für Unterhaltung sorgen tägliche Nachmittags- und Abendkonzerte von Militär- und Zivil-Kapellen, sowie Gartenfeste und der Vergnügungspark. Letzterer ist räumlich vollständig von der Ausstellung getrennt und doch leicht über eine Brücke zu erreichen. Die Ausstellung und der Vergnügungs- park sind elektrisch beleuchtet. Für die ersten Tage der Aus- stellung ist nachstehendes Pro- gramm entworfen: Freitag den 24. Juni 1910: Preis- verteilung für den ersten Aus- stellungsabschnitt, 25. Juni bis 10. Juli 1910. Abends 8 Uhr: Festvor- stellung im Neuen Sommer-Theater. Sonnabend den 25. Juni 1910 vormittags 9 bis ll1^ Uhr: Kongress des Vereins Deutscher Rosenfreunde im grossen Badehaussaale. Vormit- tags 12 Uhr: Feierliche Eröffnung der Ausstellung. 2 Uhr nachmittags: Festessen im grossen Schiesshaus- saale. Von 5 bis 7 Uhr: Fortsetzung der Tagung des Vereins Deutscher Rosenfreunde im grossen Badehaus- saale. 8 Uhr abends: Geselliges Beisammensein in der Ausstellung. Sonntag den 26. Juni 1910 vor- mittags 11 Uhr im grossen Bade- haussaale, zur Feier des 25jährigen Jubiläums des Vereins Deutscher Rosenfreunde: Gemeinsame Ta- gung des Provinzial - Verbandes Schlesischer Gartenbau-Vereine und des Deutschen Privatgärtner - Ver- bandes und der anwesenden Gärtner und Gartenfreunde mit dem' Verein deutscher Rosenfreunde. Festrede, dann folgen einige kurze 25 Minuten- Vorträge über „Entstehung neuer Arten in der Rosenkultur" von Herrn Maler Türke-Meissen. „Die Be- deutung des Liegnitzer Gemüse- baues", Redner Herr Obstwander- lehrer Wau er - Liegnitz. „Fort schritte und Ziele der Friedhofs- kunst", Redner die Herren Garten- direktor Han ni g- Stettin und Bild- hauer H. Küs thardt-Hildesheim. Nachmittags 1 Uhr: Jubiläums-Fest- essen im grossen Schiesshaussaale. 4 Uhr: Rundfahrt durch die Stadt und Parkanlagen. Sonntag den 26. Juni 1910 nach- mittags 3 Uhr im kleinen Badehaus- saale: Tagung des Deutschen Privat- gärtner-Verbandes (Sitz Düsseldorf), veranstaltet durch die Ortsgruppe Königszelt. Tages-Ordnung: Eröffnung der Versammlung durch ein Mitglied des Vorstandes des D. P. G. V. 2. Vortrag des Herrn Ober- gärtner W. Wossoleck aus Hagen: „Gärtner - Wohlfahrtseinrichtungen". (Alles Nähere durch Herrn Ober- gärtner Huhndorf in Lorzendorf bei Königszelt.) Montag den 27. Juni 1910: Aus- flug nach Gröditzberg, Besuch des Schlossparkes des Herrn Minister von Dirksen und der Gröditzburg. Herbstmesse. Am 3., 4. und 5. September d. J. veranstaltet der „Verein der Blumen- geschäfts-Inhaber Gross -Berlins, e. V.", und der „Verband der Handelsgärtner Deutschlands, Gruppe Berlin", wiederum im Eta- blissement „Neue Welt", Berlin S., 1 Hasenheide 108 114, eine Gartenflora 1910. 1583. Ein Sortiment abgeschnittener Remontant-Nelkenblumen Dorner'scher Züchtung. Va bis V2 natürlicher Größe. Deutsche Nelkenkunltur. 271 „Grosse Herbstmesse mit und ist der grösste Saal Berlins hierzu Pflanzenbörse" ausersehen, dementsprechend sind auch i j . • * i 11 f- Di„mo„ die Gartenplätze zu Ausstellungs- Industne - Ausstellung für Blumen- , , , s° AUMitiiuns zwecken bedeutend vergrossert. geschafte und Gärtnereien r>. , ,. & „ , 6 Durch die immense Bedeutung, zu deren Beschickung alle lnter- welche gerade die Berliner Börse in essenten eingeladen werden. Fachkreisen gewonnen hat, sahen wir Die Messe findet diesmal in be- uns veranlasst, dieselbe in der vor- deutend vergrössertem Massstabe statt gesehenen Weise zu veranstalten. Detitsche Nelkenkulttir. Hierzu Tafel 1583 Auf der „Grossen Internationalen Gartenbau-Ansstellung", welche der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues" vom 2. bis 13. April 1909 in Berlin veranstaltete, hatte auch die Firma: Deutsche Nelkenkulturen Albert Dorner, Weimar, ein Sortiment abgeschnittener Remontant-Nelkenblumen ausgestellt. Sie erhielt dafür die höchste Auszeichnung, den Ehrenpreis Seiner Majestät Kaiser Wilhelms II., der laut Bestimmung nur für die beste kul- turelle Leistung vergeben werden durfte. Das ausgestellte Sortiment umfasste, abgesehen von einigen wenigen amerikanischen Sorten, nur Dorner'sche Züchtungen: Diese zeigten, dass sie in jeder Hinsicht den bisher bekannten Sorten in- und ausländischen Ursprungs überlegen waren. — Auf der farbigen Tafel 1583, die der heutigen Nummer beiliegt, ist ein kleineres Sortiment von Dorners Züchtungen in V3 bis Va natürlicher Grösse wiedergegeben. Die Farben sind möglichst naturgetreu gehalten und zeigen die herrlichen Tönungen. Die Firma Albert Dorner, deren Stammhaus in Tuttlingen in Württem- berg steht, umfasst heute Filialen in Weimar, Freudenheim-Mannheim und in Ventimiglia (Italien). Sie wurde Anfang 1898 von den derzeitigen Inhabern gegründet und hat sich aus kleinen Anfängen heraus, dank ihrer vorzüglichen Züchtungen, auf dem Schnittblumenmarkt eine der ersten Stellen erobert. Aus zwei kleinen Gewächshäusern ist jetzt eine mit Glas bedeckte Fläche von über 8000 Quadratmetern geworden, in denen ca. 80000 Nelken- pflanzen kultiviert werden. Die Firma bringt heute ausschliesslich eigene Züchtungen auf den Markt, und diese sind es, die mit ihren langen, graziös geneigten Stielen, in Ver- bindung mit der Eigenart, Lebhaftigkeit, Reichhaltigkeit und Haltbarkeit der Blumen, sich vorteilhaft von allen anderen Nelkensorten unterscheiden. Mit dem Verkauf von Nelkenpflanzen hat sich die Firma bisher noch nicht befasst. Sie vermehrt sie nur für eigenen Bedarf zu Schnittzwecken und setzt die Blumen an die Blumengeschäfte ab. Sie kann auch heute noch der immer grösser werdenden Nachfrage nicht genügen. Doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, dass sich Dorner auch einmal entschliesst, ein Sortiment seiner eigenen Züchtungen in den Handel zu geben. Dadurch würde der Wunsch manches Gartenfreundes, selbst so herrliche Blumen zu ziehen, erfüllt werden. Es kann nur mit Genugtuung erfüllen, dass es deutschem Fleisse, deutscher Ausdauer und Unternehmungslust gelungen ist, der Nelke unter den Schnittblumen den Platz, den sie heute einnimmt, zu erringen. Im Interesse des deutschen Gartenbaues liegt es, solche Bestrebungen wirksam zu unterstützen. ". '-• 272 Bekanntmachungen. Das 88. Stiftungsfest des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" findet laut Beschluss aller Ausschüsse vom 9. Juni in diesem Jahre nicht im Juni, sondern erst im August statt. Geplant ist eine Dampferfahrt auf den Havelseen. Das Programm wird rechtzeitig bekannt gemacht werden. Massgebend für die Verlegung des Stiftungsfestes war der Umstand, dass Ende Juni sich verschiedene gärtnerische Ereignisse zusammendrängen, wie das Sommerfest des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands" am 23.Juni, die Frühobst- und Gemüse-Ausstellung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg vom 24. bis 26. Juni, und die Dahlien-, Rosen- und Schlesische Gartenbau-Ausstellung vom 25. Juni bis 10. Juli. Der Vorstand. Tagesordnung*) für die 993. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 30. Juni 1910 abends 6 Uhr im grossen Hörsaal der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin N., Invalidenstrasse Nr. 42. (Zugleich Jahresversammlung.) 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass I). 2. Beschlussfassung über die Ehrungen, welche der Verein am Tage der Jahresversammlung zu vergeben hat. 3. Jahres- und Kassenbericht. 4. Neuwahl des Vorstandes. J) 5. Neuwahlen sämtlicher Ausschüsse. 6. Antrag des Vorstandes, die Monatsversammlung im August d. J. wiederum ausfallen zu lassen. 7. Verschiedenes. J) Der „Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes" hat folgende Vorschläge gemacht: Walther Swoboda, Inhaber der FirmaJ. C. Schmidt, Berlin: Direktor. A. Brodersen, Stadtgartendirektor 1 Otto Beyrodt, Orchideenzüchter, Stellvertreter des Direktors. Dr. Berliner, Ingenieur, J. F. Loock, Schatzmeister. Die dreijährige Wahlperiode des Generalsekretärs läuft noch bis Juni 1911. *) Zur Beachtung: Die Jahresversammlung findet nicht in Dahlem, sondern in der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin, Invaliden- strasse 42, statt. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Aelteste und renommierteste E. L Knappstein « sses « Berlin II. Telephon Amt III, 1304 IN VALIDEN-STRASSE 38 Telephon Amt III, 1304 Bochum - Frankfurt a. M. - Düsseldorf empfiehlt Warmw!l««Pr. Hpi'7linaP11 für Gewächshäuser, Wintergarten, Wohn- W druiWdbber - nClZUIlgCll häuser, öffentliche Gebäude usw. usw. Schmiedeiserne geschw. Heizkessel jaSSÜSESÖ :: :: Gusseiserne Gegenstrom- Gliederkessel aller bewährten Systeme, i: :: Patent- Flanschen - Ausdehnungs- Rohre, sowie alle anderen Sorten Rohre. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46/49 a Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 13, Inhalt: Unterricht S. 273. — Vereine und Kongresse S. 273. — Patent-Nachrichten S. 280. — Der nächste Ausflug aller Ausschüsse S. 280. — „Orchis". Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. ?fr G.Wehner&c°: Gewächs- hausbau Heizuiigsanlagen Frühbeetfenster ' Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Spezialität: Wassersctiiiucite in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung ;u billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. = Körner & Brodersen Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner Inhaber: Gustav Körner Körnerstraße 12 STEGLITZ Fernsprecher 85 GARTEN- UND PARKANLAGEN. H ■ B ■ Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma J. F. Schreiber, Esslingen a. N., über „Dr. Moritz Willkomms Bilder-Atlas des Pflanzenreichs" von Prof. E. Köhne bei, auf den wir hierdurch besonders aufmerksam machen. Unterricht. Gärtnerisches Feldmessen an der Stadt. Fachschule für Gärtner im S.-S. 1910. Der Unterricht beginnt am 17. Juli im Schulgebäude Hinter der Gar- nisonkirche Nr. 2 und findet an weiteren neun Sonntage n,3Stunden täglich, auf dem Gelände des städt. Schillerparkes, Berlin N, Türkenstrasse (unweit der Seestrasse), bezw. im Schulgebäude statt. Er umfasst die theoretischen Grundlagen des Messens, Längen-, Flächen- und Körpermasse, Winkel, alte und neue Masseinheiten, dann Erklärung der Messgeräte und das praktische Feldmessen im Freien. Vereine tind Kongresse. Deutscher Pomologen- Verein. Feier des 50jährigen Bestehens. Im Jahre 1860 traten in Berlin eine Anzahl von Männern zusammen, die sich eingehend bisher mit Obstbau und Sortenkunde beschäftigt hatten und gründeten in der Erkenntnis, dass die bisher verteilt wirkenden Kräfte nur vereinigt das Erspriesslichste für den „deutschen Obstbau" leisten könnten, den jetzt sein Jubiläum feiernden „Deutschen Pomologen- verein" unter Führung des Drei- gestirns: Oberdieck, Lucas, Jahn, welche die „Monatshefte für Po- mologie und Obstbau" schon 1855 gegründet und 1859 den ersten Band des heute noch massgebenden und noch nicht überholten „Illustrierten Handbuches der Obstkunde" heraus- gegeben hatten. Auf den vorher- gegangenen Obstausstellungen zu Naumburg 1853 und Gotha 1857 war die Notwendigkeit eines Zusammen- schlusses erkannt und gewürdigt worden, nicht allein, um den deutschen Obstbau zu fördern und für das All- gemeinwohl in geordnete Bahnen zu leiten, sondern auch, um den bis dahin vorhandenen, zum grossen Teil auch aus dem Auslande eingeführten Sortenüberfluss auf Grund eigener Erfahrungen und Beobachtungen zu prüfen und zu sichten. Die Frucht dieser Prüfungen sehen wir in der Aufstellung des „ Normalsorti- mentes," das dem Obstbautreibenden ein treuer Berater geworden und dessen wohltätiger Einfluss in bezug auf Verbreitung geeigneter, nutz- bringender Sorten in unserem deutschen Obstbau und -handel sich jetzt be- währt. Unter Führung der Genannten und deren zielbewussten Nachfolgern gedieh der „Deutsche Pomologen- verein" zusehends, so dass die Mit- gliederzahl, die mit 85 einsetzte, jetzt auf über 3000 angewachsen ist. Selbst- verständlich haben sich, den Zeiten entsprechend, auch die Ziele und Zwecke des Vereins erweitert und vermehrt, und so sehen wir heute das arbeitsreiche Feld nicht mehr allein in der zuerst bevorzugten Sorten- kunde, sondern auch in der wirt- schaftlichen Aufgabe, der Einfuhr ausländischen Obstes durch eigene Produktion entgegenzuarbeiten, dieser den deutschen Markt zu bewahren, der Herausgabe und Verbreitung der Grosshandelsberichte, die wöchentlich von 100 deutschen und ausländischen Obsthandelssorten erscheinen ; ferner durch Sonderberichte über Ratschläge und Erfahrungen in Ernte und Ver- packungsarten, Bekämpfungvon Krank- heiten usw., Obstverkaufsvermittlung; den wissenschaftlichen Forschun- gen für Erkenntnis der Lebensbedin- gungen des Obstbaumes, der Bekämp- fung der Schädlinge, der Bodenkunde und -Düngung. Ausserdem werden mit Unterstützung aus Reichsmitteln „Lehrreisen" unternommen, die von sachkundigsten Mitgliedern ausgeführt, Kenntnis einschlägiger Verhältnisse des Auslandes und der Haupt- produktionsgegenden verbreiten helfen. Weiter werden „praktische Lehr- gänge für deutsche Obstbaubeamte, Obstbaupraktiker und Pomologen" in verschiedenen Gegenden des Reiches, im laufenden Jahre in München, ab- gehalten; eine ältere, aber sehr wich- tige und häufig benutzte Einrichtung ist in der „Obstsorten-Bestimmung eingesandter Früchte". 274 Vereine und Kongresse. Das Gedeihen und den Erfolg dieser Tätigkeit zu feiern und der Männer dankbar zu gedenken, die selbstlos für den „deutschen Obstbau" eintraten und noch tätig sind, sowie die Erreichung der weiten Ziele mög- lich machten, beging der „Deutsche Po- mologenverein"am27.und28. Mai 1910, verbunden mit der Jahresversammlung, sein „50jähriges Jubiläum" in Eisenach. Der erste Tag war der Vereinstätigkeit im engeren Sinne gewidmet, und er- streckte sich diese auf Geschäfts- bericht, Kassenbericht und Entlastung des Kassenführers, Wahl des nächsten Versammlungsortes (1911 Friedrichs- hafen), Wahl von Ehren- und korres- pondierenden Mitgliedern. Zu Ehren- mitgliedern wurden ernannt: Fürst Gagarin-Petersburg, seit 44 Jahren Mitglied, L. Maurer-Jena, v. Friesen-Rötha, Prof. Dr. Boenisch- Berlin, Frhr. von Solemacher-Ant- weiler. Die Wahlen ergaben durch Akkla- mation die Wiederwahl des Gesamt- vorstandes und auch der Rechnungs- prüfer. Der Vorsitzende, Herr Lorgus- Eisenach, machte die Mitteilung, dass am 20. Mai d. J. an dem Wohnhause des verdienstvollen Superintendenten Oberdieck zu Jeinsen in Hannover eine Ehrentafel mit dem Porträt des- selben in Bronze eingeweiht und damit eine Ehrenpflicht des Vereins erfüllt wurde. Von allgemeinem Interesse sind die Beschlüsse der Versammlung be- züglich der „Anmeldung von Obst- neuheiten" und „Bestimmungen, die der Beurteilung von Obstneuheiten, welche bei dem deutschen Pomologen- verein zur Prüfung und zur Erteilung eines Wertzeugnisses angemeldet wer- den, zu Grunde zu legen sind". Ferner wurden die „Vorschläge für die ein- heitliche Nummernbezeichnung der wirtschaftlich wichtigen Apfel- und Birnensorten in Baumschulen und Obstanlagen" genehmigt, ein Gegen- stand der auch im „Bunde deutscher Baumschulenbesitzer" erörtert worden ist. Eine besonders wichtige Frage des Obsthandels betraf die „Feststellung von Fruchtgrössen erster und zweiter Sortierung der wirtschaftlich wert- vollsten wichtigsten und am meisten verbreiteten Apfel- und Birnensorten". Ein endgültiger Beschluss wurde bei der Verschiedenartigkeit der Vor- schläge noch nicht gefasst, jedoch z. B. zugrunde gelegt: Wintergoldparmäne 40 — 60 Gramm pro Frucht I. Grösse 60—100 „ „ „ II. 100-140 „ „ „ III. Darüber hinaus: Cabinetsfrüchte. Gewünscht wurde, diese Sortierungen auf Ausstellungen zu fordern. Um eine gründliche Erledigung herbei- zuführen, werden neue Fragebogen ausgegeben werden. Den Schluss der Sitzung des ersten Tages bildete ein Vortrag des Herrn Professors Dr. Kulisch-Colmar i. Elsass über „die Bedeutung des neuen Weingesetzes für die Obstweinbereitung", dem die zahl- reichen Anwesenden mit grosser Auf- merksamkeit folgten und welcher eine kurze Debatte unter Produzenten her- vorrief. Der zweite Tag, 28. Mai 1910, war der eigentlichen Feier des Jubiläums gewidmet. Nach der Ansprache und Be- grüssung der zahlreichen Versamm- lung und dem Kaiserhoch durch den Vorsitzenden, Herrn Lorgus-Eisenach, begrüsste der Vertreter des Gross- herzoglichen Ministeriums für Land- wirtschaft in Sachsen-Weimar den Verein, brachte demselben die Glück- wünsche der grossherzoglichen Re- gierung und überreichte dem Vor- sitzenden das „goldene Verdienstkreuz des Ordens der Wachsamkeit vom weissen Falken" im Auftrage Sr. König- lichen Hoheit des Grossherzogs von Sachsen -Weimar. Es folgten noch Begrüssungen, Glückwünsche und Ansprachen des Bürgermeisters der Stadt Eisenach, des württembergischen Obstbauvereins, des Hamburger Se- nates, des badischen Ministeriums, des Bundes deutscher Baumschulen- besitzer, des Fürsten Gagarin für den russischen Obstbauverein, des Herrn Spaeth jun. im Auftrage seines Vaters, des früheren Vorsitzenden, Herrn Landesökonomierat Spaeth-Berlin, zu- gleich als eines der wenigen noch lebenden Mitglieder, die an der Grün- dung des Vereins teilnahmen. Herr Kliem sprach im Auftrage des jetzt Vereine und Kongresse. 275 SO Jahre bestehenden „Thüringer Gartenbauvereins'1. Auch „Ehemalige Geisenheimer" brachten Glückwünsche ausser anderen noch zahlreichen An- sprachen. Auf lebhaft begrüssten Antrag des Herrn Freiherrn von Solemacher wurden Ergebenheitstele- gramme an Se. Majestät den Kaiser und den Grossherzog von Sachsen-Weimar abgesandt. Der Vorsitzende, Herr Lorgus, hielt sodann die Festrede, in der in klaren Worten die Entstehung, das Wachstum, die Ziele und die Erfolge des Vereins in den 50 Jahren seines Bestehens dargelegt und von den Anwesenden beifällig aufgenommen wurden. Dem zweiten Vortrage über „Die Bedeutung des Obstes für die Er- nährung des Menschen", welchen Herr Geheimer Medizinalrat Prof. von Rubner, Direktor des hygienischen Instituts der Universität Berlin, hielt, folgte die Versammlung dankbar mit ge- spannter Aufmerksamkeit. Den Schluss machte Herr Frhr. von Solemacher mit seiner Ansprache über „Die Zu- kunft des deutschen Obstbaues", in welcher die Wünsche der Züchter, Notwendigkeit neuer Einrichtungen (z. B. Kühlhäuser), Betriebsänderungen, Verkaufs- und Sortierungsmethoden, Preisbildungen, Sortenempfehlungen, Mustergärten, Fachpresse und vieles andere noch, einer kritischen Be- leuchtung unter Beifall der Anwesen- den unterzogen wurden. Hiermit endete der offizielle Teil der Jubelfeier, der die des 75- und 100jährigen Bestehens in stetig weiterer, erfolgreicher Entwicklung zum Nutzen und Heile des deutschen Obstbaues unter gleich reger Mitarbeit aller, denen dieser wichtige Teil der Volks- wirtschaft zum Nutzen des deutschen Volkes am Herzen liegt, folgen mögen. DerVorstand hat seinen Mitgliedern eine umfangreiche Festschrift ge- widmet, in der die geschichtliche Ent- wicklung des Vereins, eine Ehrentafel mit den Namen derjenigen gegen- wärtigen Mitglieder, die über 25 Jahre demselben treu angehören (76 persön- liche und 46 Vereine) und, besonders dankenswert, die Porträts, schon vor der Gründung des Vereins, um den Obstbau Deutschlands verdienter Männer, sowie der im Verein seitdem hervorragend tätigen, zum Teil längst verstorbener, mit kurzen Skizzen ihrer Wirksamkeit enthalten sind. Ausser- dem bilden den Inhalt zahlreiche Ab- handlungen, den Obstbau selbst und verwandte Zweige betreffend, welche vom bleibenden Werte für die Kennt- nis des früheren und des heutigen Standes bleiben werden. Ausserdem wurden den Anwesenden vier Post- karten zur Verfügung gestellt, und zwar mit: 1. der Abbildung der Gedenktafel Oberdiecks, welche am 20. Mai 1910 in Jeinsen eingeweiht wurde; 2. den Porträts der drei Gründer des Vereins; 3. denen des jetzigen Vorstandes; 4. der Abbildung des Geschäfts- hauses des „D. P. V." zu Eisenach, welches derselbe hoffentlich bald sein „eigenes Heim" nennen kann. Dass gesellschaftliche Veranstal- tungen bei einer solchen Jubelfeier nicht fehlen dürfen, hatte die Leitung erkannt und reichlich geboten: am 26. Mai abends Begrüssung im Hotel „Junker Jörg", von dem aus die herrliche Aussicht über einen Teil des Thüringer Waldes; am 27. Mai abends Zusammenkunft im Berghotel, gleichfalls prächtige Aussicht auf Wartburg und Eisenach ; am 28. Mai nachmittags Wagenfahrt über Hohe Sonne nach dem Wach- stein und zurück über Wilhelmsthal; abends: Grosse Festtafel mit obligaten Festreden. Alle Veranstaltungen mit Damen (eine zum erstenmal im Verein ge- übte Vervollkommnung der Feste). Diejubelfesttagein Eisenach werden in angenehmster Erinnerung bleiben, und verdient der fürsorgliche Vor- stand den gespendeten Dank der Teil- nehmer in vollstem Masse. D Bund deutscher Baumschulen- besitzer. 4. Tagung: Hamburg 1. bis 4. Juni 1910, im Zoologischen Garten. Der rührige Vorstand der Spezial- branche der deutschen Gärtnerei, des seit vier Jahren arbeitenden „Ver- bandes deutscher Baumschulenbe- sitzer" hatte seine Mitarbeiter nach Hamburg zur Jahresberatung einbe- rufen. Der 1. Tag (1. Juni) war den 276 Vereine und Kongresse. Ausschuss- und Vorstandssitzungen vorbehalten, zu denen nur die Vor- sitzenden der Zweigverbände und die der Ausschüsse geladen waren und reichliche Arbeit vorfanden, deren Erledigung bis zum späten Abend andauerte. Der zweite und dritte Tag (2. und 3. Juni) gehörten der „Bundesver- sammlung", zu der ausser allen Mit- gliedern die Vertreter verwandter Organisationen, der Fachgenossen und Handelsgärtner aller Zweige ein- geladen waren. An beiden Tagen zählten diese Versammlungen je zirka 150 Teilnehmer, die aufmerksam den Verhandlungen folgten und in ein- zelnen Fällen an lebhaften Aussprachen sich beteiligten. Den Beginn der Verhandlungen bildete dieAnsprache des Vorsitzenden, Herrn H. Müller-Langsur, durch eine allgemeine Begrüssung und gleich- zeitig aber auch die Mitteilung, dass er seinen, schon früher kundgegebenen Entschluss, den Vorsitz des Verbandes in andere Hände zu legen, aufrecht erhalten habe und in der Vorstands- sitzung des vorigen Tages der Vor- schlag Annahme gefunden, Herrn T. Böhm-Oberkassel an seine Stelle treten zu lassen. Diesem Vorschlag wurde von den Anwesenden einstimmig Folge ge- geben, und übernahm Herr Böhm so- gleich den Vorsitz und die Leitung der Verhandlungen. Herr H. Müller wird zum Ehren- vorsitzenden ernannt und dankte mit der Versicherung auch weiterer tätiger Mitarbeit, besonders in Zoll- und Tariffragen, sowie im Verkehr mit dem Auslande, d. h. der im Ent- stehen begriffenen „Internati onalen Berufs - Gärtn er- Verei nigung". Diese Vereinigung bezweckt einen Zu- sammenschluss der berufsgärtnerischen Vereinigungen Frankreichs, Deutsch- lands (Bund der Baumschulenbesitzer und Verband der Handelsgärtner) Belgiens, Luxemburgs, Englands, Oesterreichs, Schweiz und Hollands unter dem Titel: „Union horticole professionelle internationale (U. H. P. I.)", sind bereits umfangreiche Satzungen ausgearbeitet und auf der Tagung in Haarlem vorberaten. End- gültig sollen dieselben in Gent im September zur Annahme gelangen. Eingehenderes wird noch im Laufe unseres Berichtes mitgeteilt werden. Der Begrüssung erschienener Ver- treter und der Ehrung der im letzten Jahre verstorbenen Mitglieder, der Herren: Beck-Strassburg, Gerhard-Sablis, Koenemann-Niederwalluf, Reiter-Trier, H. Heins-Halstenbek, W. Heins-Halstenbek, L. Möller-Erfurt, folgt die Verlesung des Geschäfts- berichtes pro 1909 durch den Ge- schäftsführer Herrn Wimmer- Tolke- witz, der umfangreich gedruckt vor- liegt. Den Kassenbericht erstattet Herr Müller-Langsur, der günstige Abschluss ruft Befriedigung hervor. Die Wahlen des ersten und zweiten Bundesvorsitzenden werden bestätigt und als Versammlungsort pro 1911 Berlin bestimmt. Von allgemeinem Interesse sind die Berichte der Vorsitzenden über die Tätigkeit der Ausschüsse 1909. Der Bericht des Herrn Hauber-Tolke- witz über Zoll- und Tarifwesen löste eine längere Debatte aus, in der die meisten Redner erhöhten Zollschutz fordern zu müssen glauben, nament- lich in Hinweis auf die immer stärker werdende Konkurrenz und Auf- suchung kleinster Betriebe und des Privatpublikums durch holländische Züchter und Händler. Zu den Tarifen sei aber eine andere Art der Klassifi- zierung unbedingt erforderlich, da die gegenwärtige zu ungenau und einen eigentlichen Schutz nicht gewähren könne. Andere Redner können für eine weitere Erhöhung der Zölle nicht eintreten, empfehlen Selbsthilfe durch Ausschluss der Ankäufe aus dem Auslande. Mitgeteilt wird, dass in Zollange- legenheiten resp. deren Vorberatungen am 3. Juli d. J. eine Versammlung von Vertretern gärtnerischer Verbände in Eisenach stattfinden wird. Freudig aufgenommen wird hier der Eingang eines Begrüssungstele- gramms der „Deutschen Dendrolo- gischen Gesellschaft". Der Bericht über „Propaganda" erwähnt nur kurz den erschwerten Vereine und Kongresse. 277 Absatz nach dem Auslande und die hier notwendig erscheinenden Schritte, ferner wird ein Zusammenarbeiten mit der „Gesellschaft für Gartenkunst" lebhaft bezüglich der Innehaltung der vom Bunde festgesetzten Mindest- preise empfohlen, ebenso die Vorteile, welche aus einer gemeinsamen Arbeit mit den zahlreichen Obstbaubeamten erwachsen. Der „Betriebsausschuss" hat in sei- nem umfangreichen Arbeitsgebiet sich beschäftigt mit: Steuern, denen die Gärtnerei unterworfen und für die Produktion immer fühlbarer werden, da sie wie z. B. die Grundwertsteuer von Gemeinden in nicht zu recht- fertigender Höhe erhoben werden. Weiter ist Sache des Ausschusses die Einrichtung einer für die ver- schiedenen Grössen der Betriebe passenden Buchführung, die Erpro- bung einer Etikettierung, welche der von den Landwirtschaftskammern ge- forderten Garantie der Sortenechtheit entspricht, Erprobung neuer Betriebs- maschinen und noch viele, nicht ge- nügend gelöste Fragen, z. B. die der Deklarationen bei Auslandssendungen, die in jetziger Form unzulänglich sein müssen. Die Mindestpreise werden pro 1910/11 festgesetzt für Obstbäume, Beerenobst und Rosen. Für andere Artikel z. B. Alleebäume usw. sollen in der nächsten Jahresversammlung möglichst Festsetzungen vorgelegt werden. Zu diesem Punkte fehlten nicht die Klagen über „Nichtinnehaltung" der Mindestpreise und über die sog. „Schleuderpreise." Diese sehr dehn- bare Bezeichnung wurde auf Vorschlag des Herrn Müller-Langsur schliesslich dahin festgelegt, dass sie gelten soll für solche Preise, die sich unter 50pCt. der festgesetzten Mindestpreise be- wegen. Auch der sog. Schmiergelder und deren Behandlung durch das Gesetz über den unlauteren Wett- bewerb wurde Erwähnung getan. Die Auslegung dieses Gesetzes ist z. Zt. sehr ungleich. Von der einzuführenden Zoll- freiheit von Laubholzsetzlingen mit 1,5 bis 2 Meter Höhe aus Belgien werden Nachteile für deutsche Baum- schulen nicht befürchtet. Die schon oben erwähnte Gründung einer internationalen Berufsgärtner- Vereinigung soll das internationale Interesse der Berufsgärtner fördern, einheitliche Bezeichnungen und Tari- fierungen anstreben, Zollfragen be- handeln, für einheitliche Qualitäts- bezeichnungen eintreten, wie Frank- reich jetzt schon die Bestimmungen über Stammhöhen der Obstbäume des „Bundes" angenommen hat, und andere gemeinschaftliche Interessen mehr. Der Beitritt des „Bundes deutscher Baum- schulenbesitzer" wird genehmigt, eben- so die Zahlung des jährlichen Beitrages von 50 Francs. Zu bemerken ist noch, dass der Vorsitz von dem Lande aus- geübt wird, in welchem die Ver- sammlung stattfindet. Die Verhandlung über die für Handelsbaumschulen und Erwerbs- obstbau wichtigen vom „Deutschen Pomologenverein" angeregten und dort ausgearbeiteten auch angenommenen Vorschläge für die einheitlicheN um mer- bezeichnung der wirtschaftlich wich- tigsten Apfel- und Birnensorten in Baumschulen und Obstanlagen zeitigt die Bildung einer Kommission, zu der die Herren Lucas-Reutlingen, Müller- klein-Carlstadt und Schümann-Stral- sund gewählt werden und mit der Kommission des obengenannten Ver- eins zusammenarbeiten werden. Grundsätzliche Bestimmungen: A. Die einheitliche Nummerbe- zeichnung soll zunächst nur für den Erwerbsobstbau wirtschaftlich wich- tiger Apfel- und Birnensorten ein- geführt werden. B. Es werden für Aepfel und Birnen je drei Gruppen, und zwar: S Sommer- sorten, H Herbstsorten, W Winter- sorten gebildet. C. Lokalsorten können in die ein- heitliche Nummerbezeichnung einge- reiht werden, sofern über ihren Ur- sprungsbezirk hinaus ihr Wert für den allgemeinen Erwerbsobstbau anerkannt ist. (Beispiel: Der in neuerer Zeit in Deutschland viel verbreitete und mit Recht als eine beste Erwerbsobstsorte anerkannte W. Klarapfel war nichts anderes als eine Lokalsorte des russi- schen Ostseegebietes.) D. Darüber, ob eine Sorte, die z. B. im Norden Deutschlands zu den Herbst- sorten, im Süden aber zu den Sommer- 278 Vereine und Kongresse. sorten zu rechnen ist, in diese oder jeneKlasse einzureihen ist, entscheiden die vereinigten Kommissionen des D. P. V. und des Bundes Deutscher Baumschulenbesitzer. E. Auch darüber, welche Sorten zum Anfang für die einheitliche Num- merbezeichnung bestimmt werden, sollen die beiden vorgenannten Kom- missionen entscheiden. F. Bei der Feststellung der Num- mern für die einzelnen Sorten sollen zunächst die ungeraden Zahlen mit 1 beginnend, belegt und die geraden Zahlen für etwaige Sorten frei ge- lassen werden, die sich in späteren Jahren als wirtschaftlich wichtige Er- werbsobstarten erwiesen haben und die deshalb verdienen, in die einheit- liche Nummerbezeichnung eingereiht zu werden. Dadurch, dass nur die ungeraden Zahlen besetzt werden, ist immer ersichtlich, welche Sorten nach- träglich eingefügt worden sind. G. Es sind festgesetzt: Für Sommer-Aepfel und -Bir- nen die Nummern von . . 1—20 Für Herbst-Aepfel und -Birnen die Nummern von .... 21 — 50 Für Winter-Aepfel und -Birnen die Nummern von .... 51 — 99 H. Der Reihenfolge, nach der Sor- ten einzureihen sind, soll an erster Stelle ihre Verbreitung zugrunde gelegt werden, die vom D. P. V. nach amtlichen Berichten aus den Obstbau- bezirken aller deutschen Bundesstaaten festgestellt und im Jahre 1908 an alle Mitglieder des D. P. V., an obstbau- liche Behörden und Körperschaften, ferner an Obstzüchter und Pomologen, die darum ersucht haben, in gedruckten Tabellen verbreitet worden. I. Es ist danach zu streben, dass die Vorschläge des D. P. V. und des Bundes deutscher Baumschulenbe- sitzer bald von den Landwirtschafts- kammern, Landesobstbauverbänden, von Baumschulenbesitzern und Obst- züchtern anerkannt und allgemein ein- geführt werden. Die einheitliche Num- merbezeichnung ist baldigst für die Steinobst- und Beerenobst-Sorten zu erstreben. gez. O. Bissmann, Obstbauinspektor in Gotha. Der Besuch französischer Handels- gärtner des vorigen Jahres soll 1911 erwidert werden: es soll eine gemein- schaftliche Fahrt bis Paris stattfinden, wo sich dann die Branchen trennen, um jede einzelne ihren Interessen nachzugehen. Unter den, aus dem Kreise der Unterverbände und Mitglieder ein- gegangenen Wünschen und Anträgen fehlte nicht der in so vielen Vereinen und Verbänden stets auftauchende Antrag auf Ermässigung der Beiträge, hier in der Form eingebracht, dass die Kosten des Verbandsbetriebes und der Geschäftsstelle durch „Umlage" ein- gezogen werden sollten und nicht, wie bisher, durch feste Zahlung von je 50 Pf. für 1 Hektar bewirtschaftete Fläche. Der Antrag fand keine Zu- stimmung, ebenso einige andere, die ein allgemeines Interesse nicht hatten. Die Besprechung der allgemeinen geschäftlichen Lage bot sehr interes- sante Bilder, aus denen eine kleine Erholung des Geschäfts in vergangener Periode gegenüber den Vorjahren festgestellt werden konnte, besonders in einzelnen Artikeln, deren Räumung gelang. Allerdings konnten auch Klagen nicht unterdrückt werden, die namentlich ihren Höhepunkt erreichten, als Redner in Wort und Bild (Photo- graphie) die Schäden darlegten, die immer noch unter den Augen der Behörden dem deutschen Obstbau durch den Hausierhandel mit Schund- ware von Obstbäumen aus einigen Orten Bayerns und Württembergs zugefügt werden und deren Absatz- gebiete Oberschlesien, Posen, West- und Ostpreussen und Pommern bilden. So werden z. B. 5 bis 10 Waggons solchen Schundes aus Effeltrich in Bayern stammend, alljährlich schon seit 34 Jahren in Oberschlesien ab- gesetzt. Obstbäume in Stammstärken von 1 bis 1,5 Zentimeter Durchmesser zu Preisen von 0.75 bis zu 0.25 M. sind üblich. Was bis 10 Uhr nicht verkauft ist, wird auf der Strasse feil- geboten und auch Namen ganz nach Wunsch gegeben. Die mit Blutlaus behafteten Bäume überschwemmen den Kreis Oppeln und dies in der Nähe des Staatsinstituts Proskau. Veröffentlichungen in Kreis- und land- wirtschaftlichen Blättern haben auch an anderen Orten keinen oder nur geringen Erfolg,Landratund Polizei sind trotz der Marktvorschriften machtlos. Vereine und Kongresse. 279 Eine Petition an den Reichstag, welche der „Verband der Handels- gärtner" und der „Bund deutscher Baumschulenbesitzer" mit reichlichem Material ausgestattet, gerichtet hatte und um Abänderung der „Reichs- gewerbeordnung" im vorliegenden Falle bat, und der auch vom Mini- sterium für landwirtschaftliche An- gelegenheiten und sämtlichen Land- wirtschaftskammern (ausser einer) befürwortet war, wurde mit dem Be- scheide nicht genügender Begründung abgelehnt. Es wird nunmehr angestrebt werden, dass dieser die Volkswirtschaft schädigende Vertrieb von Schundware in der Novelle zur Reichsgewerbe- ordnung Berücksichtigung findet. Einem Wunsche, das Publikum mit den „Qualitäts-Bezeichnungen" be- kannt zu machen, wird gern statt- gegeben werden. Hiermit schloss die diesjährige Tagung des Bundes, dessen Leitung durch Herrn Beterams-Geldern der verdiente Dank ausgesprochen wurde. Der Versammlungstätigkeit ent- sprachen aber auch die Veranstal- tungen, welche der leitenden Führung des Verbandes schleswig-holsteinischer Baumschulen den Teilnehmern boten. Am 2. Juni wurde Nienstedten-Klein- Flottbeck (Baumschulen von van Ehren mit ihren herrlichen Nadelholz- und Laubholz-Solitären in grossen Vor- räten) besichtigt, eine Dampferfahrt nach Schulau, von dort in Wagen, welche die Herren aus Wedel freund- lichst gestellt, dorthin gefahren und deren grossartige und umfangreiche Anzuchten begangen und besichtigt. Ein gemeinschaftliches Abendessen beschloss den schönen arbeits- und genussreichen Tag. Nach Schluss der Versammlung am 3. Juni fand gemein- schaftliche Wagen- und Dampferfahrt durch Hamburg und dessen Hafen statt, woran eine Fahrt und Besich- tigung des berühmten Hagenbeck'schen Tierparkes in Stellingen sich schloss. Der 4. Juni wurde in Anspruch ge- nommen von Fahrt und Besichtigung von Baumschulen in Elmshorn, Pinneberg, Reilingen, Halstenbek und den anliegenden Orten. Die allseitig freundliche Aufnahme wurde von allen Teilnehmern mit herzlichem Dank anerkannt. Möge dem „Bunde deutscher Baumschulenbesitzer" stets ein so reges Interesse und so freudige Mitarbeit seiner Mitglieder blühen, wie es sich in Hamburg an den Tag legte, und es werden die Erfolge und die Erreichung gesteckter Ziele der verdiente Lohn sein. Berlin im Blumenschmuck. Aufruf zur Ausschmückung der Balkons, Fenster und Häuserfassaden mit Blumen. Die unterzeichnete Zentralstelle hat beschlossen, in diesem Sommer einen Balkon seh muck - Wettbe- werb für Berlin, Charlottenburg, Schöneberg und Wilmersdorf zu ver- anstalten. Gross-Berlin geniesst jetzt schon den Ruf, von allen Grossstädten die zahlreichsten Balkons zu besitzen. Der Wettbewerb soll die Möglichkeit bieten, den Einheimischen und den Fremden zu zeigen, welch hervorragen- de und erfreuliche Wirkungen sich durch eine allgemeine Schmückung dieser Balkons, der Fenster, sowie der Häuser- und der Geschäfts- fassaden erzielen lassen. Nachdem die Gemeindeverwal- tungen Gross-Berlins durch Schaf- fung und Unterhaltung grosser und schöner Schmuckanlagen bestrebt sind, nicht nur das Stadtbild zu ver- schönern, sondern auch der Bevölke- rung nach des Tages Mühen ruhige, angenehme und leicht erreichbare Erholungsstätten zur Verfügung zu stellen, hofft die Zentralstelle, dass auch jeder einzelne Bürger seinerseits mit Freuden die Gelegenheit ergreifen wird, um mit eigenen Mitteln seine Vaterstadt zu schmücken und dadurch beizutragen zur Befestigung des Rufes Berlins als einer der schönsten Städte der Welt. Die Zentralstelle tritt deshalb an die Einwohner Gross - Berlins mit der Bitte heran, die Fenster und Balkons ihrer Wohnungen, Häuser und Geschäftslokalitäten mit Blumen zu schmücken und sie zur Teilnahme an dem Wettbewerb bei dem Bureau der Zentralstelle, Jägerstr. 22, mündlich oder schriftlich anzumelden. Für 280 Patent-Nachrichten. sämtliche von den Teilnehmern ge- meldete Balkons, Fenster oder ganze Häuserfronten wird eine Anmelde- gebühr von insgesamt 3 Mark erhoben. Als Termin für die Preisverteilung ist die Woche vom 29. August bis 3. September festgesetzt worden. An- meldungen werden von jetzt ab bis zum 15. August entgegengenommen. Zur Durchführung der Prämiierung hat sich eine aus Architekten, Gärtnern, Künstlern, Kunstschriftstellern und Männern der Praxis bestehende Jury gebildet. Prospekte und Anmeldeformulare sind im Bureau der Zentralstelle erhält- lich und werden auf Wunsch gratis zugesandt. Weitere Auskünfte werden von uns jederzeit bereitwillig erteilt. Zentralstelle für die Interessen des Berliner Fremdenverkehrs, Emil Jacob Geheimer Kommerzienrat Vorsitzender. Pomologisches Institut in Reut- lingen. Am 9. Juli d. J. begeht das Pomologische Institut in Reut- lingen seine 50 jährige Jubi- läumsfeier, zu welcher alle Freunde des Obst- und Gartenbaues, ins- besondere aber alle ehemaligen Schüler des Instituts aufs freundlichste ein- geladen sind. Das Institut hat zu dieser Feier eine Festschrift herausgegeben, die dieser Tage zum Versand kommt; dieselbe enthält die Entstehungs- geschichte und die Entwicklung des Instituts bis auf den heutigen Tag, mehrere interessante Aufsätze und ausserdem Beschreibungen einzelner Teile und Einrichtungen der Anlagen. Viele nach Photographien her- gestellte Illustrationen verschönern die Festschrift. Insbesondere erhält sie einen bleibenden Wert durch die kurzen Beschreibungen der geprüften und erprobten Obstsorten aus den Sortimenten der dortigen Muttergärten. Patent -Nachrichten. Klasse 45 f. 222898. An eine Druck- flüssigkeitsleitung anzuschliessende , fahrbare Sprengvorrichtung. Marie Nolting, Bielefeld, Kaiser-Wilhelm- Platz 8. 4. 8. 09. N. 10860. Klasse 45k. 222727. Raubtierfalle mit selbsttätiger Wiedereinstellung und einem durch einen Durchschlupfgang mit dem Fangraum verbundenen Sammelraum. Wilhelm Schils, Biele- feld, Heeperstrasse 54a. 13. 9. 08. Seh. 30942. 45k. 222822. Insektenfänger mit durch lichtdurchlässiges Material, wie Drahtnetz od. dgl. verschlossenem Lichtschacht und seitlichen Einschlüpf- öffnungen. Kurt Heinri chsdorff, Berlin, Puttkamerstr. 19, und Rudolf Zimpel, Gross-Lichterfelde-Ost bei Berlin, Verlängerte Wilhelmstrasse 25. 8. 10. 08. H. 44880. 45 k. 222823. Vorrichtung zum Fangen von Tieren mittels Elektrizität. H. C. Wilhelmsen, Emers bei Karby, Schlesw.-Holst. 21. 11. 08. W. 30926. Der nächste Ausflug aller Ausschüsse findet am Donnerstag den 21. Juli nach Schloss Damms- mühle statt. — Alles Nähere in der nächsten Nummer. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Aelteste und renommierteste B. L Knappstein * B85 • Berlin H. Telephon Amt III, 1304 IN VALIDEN-STRASSE 38 Telephon Amt III, 1304 Bochum - Frankfurt a. M. - Düsseldorf empfiehlt Wohn- Warmwasser- Heizungen &£?"$£!?&> fiHfS Schmiedeiserne geschw. Heizkessel 5e5SKJSS^ '■: :: Gusseiserne Gegenstrom- Gliederkessel aller bewährten Systeme. 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Junge, Berlin-Charlottenburg. — Druck von Eudolf Mosse, Berlin. 15. Juli 1910 Heft 14 5FäC>y5§ic«*S*Cifee>§**^^ ftoizjo >i^ounonnon3.onzioEnocnoczLOE3.on3.on30Cziorn ocnomocnononnocziö ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und BlumenKunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 5^8Qfc3%*8c?gQ80f&!fc*§Q80?^^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Texrabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 14, Inhalt: Bekanntmachung des V. z. B. d. G. betr. Gemüse-Ausstellung S. 281. — Jahresbericht über die Tätigkeit des V. z. B. d. G. S. 281. — Jahresversammlung und zugleich 993. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 292. — Von der Bösen- und Seh lesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnitz S. 296. — Die Blumenkunst Japans S. 302. — Aus den Ausschüssen des V. z. B. d. G. S. 305. — Literatur S. 307. — Kleine Mitteilungen S. 308. — Personalia S. 311. — Unterricht S. 312. — Ausflug sämtlicher Ausschüsse S. 312. — Tagesordnung für die 994. Ver- sammlung des V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 312. Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. G.Wehner&ci Gewächs- Hausbau Heiznngsanlagen Frühbeetfenster " Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g1 Kessel. Britz bei Berlin *;« Jahnstr. No. 70-72. 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Auf dieser Ausstellung soll allen Liebhabern guter Gemüse Gelegenheit gegeben werden, die Schmackhaftigkeit bewährter alter und empfehlenswerter neuer Sorten zu erproben und durch geeignete Vorträge und Demonstrationen ihre Gemüsekenntnis zu erweitern. Programm und weitere Einzelheiten werden unverzüglich bekannt- gegeben werden. Alle Anfragen sind zu richten an das General- sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin, Invaliden Strasse 42. Der Vorstand. Jahresbericht über die Tätigkeit des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Geschäftsjahre vom 24. Juni 1909 bis 30. Juni 1910. Erstattet vom Vorstande. Dem Gebot der Statuten entsprechend geben wir im nachstehenden einen kurzen Ueberblick über die Vereinstätigkeit im verflossenen Jahr. Im Vordergrunde des Interesses standen vornehmlich zwei Ereignisse, der endgültige Abschluss der „Grossen Internationalen Gartenbau-Ausstellung", und die Umwandlung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". Die Abrechnung über die Gartenbau-Ausstellung hat ergeben, dass der Gesamtzuschuss des Vereins sich auf 20 900.37 M. beläuft. Von dieser Summe waren bereits im voraus 20000 M. bereit gestellt. Der Rest von 900.37 M. ist mit Zustimmung des Revisionsausschusses aus den Ueberschüssen des Vorjahres gedeckt worden. 282 Jahresbericht 1909/10. Die Zustimmung der Vereinsmitglieder zur Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" ist in der ausserordentlichen Generalversammlung am 7. Januar 1910 freudig gegeben worden. Auch wurde in der gleichen Sitzung dem Vereinsvorstande einstimmig die Genehmigung erteilt, von dem hohen Protektor des Vereins, Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. die Anerkennung der neuen Satzungen zu erbitten. Die erforderlichen Eingaben sind dann unverzüglich an Seine Majestät den Kaiser und den Herrn Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten abgegangen. Wenn die Angelegenheit bis zum heutigen Tage noch nicht hat zum Abschluss gebracht werden können, so hat das darin seinen Grund, dass die verschiedensten Instanzen das gesamte Material amtlich nachzuprüfen haben. Da hierzu auch die neuen Satzungen gehören, und eine Einigung über die verschiedenen Punkte immer erst nach einem umfangreichen Schriftwechsel möglich ist, so erhellt zur Genüge, dass die erbetene Anerkennung nicht in kurzer Frist erfolgen konnte. Möge sie nicht zu lange auf sich warten lassen, damit der schwebende Zustand der Unklarheit und Ungewissheit bald ein Ende gewinne! Denn eins dürfen wir uns nicht verhehlen: Ein grosser Teil alter und neuer Freunde nimmt zurzeit noch eine abwartende Stellung ein. Das ist aus der Uebersicht über die Mitgliederbewegung deutlich erkennbar. I. Die Zahl der wirklichen Mitglieder zu heben, ist das lebhafte Bemühen des Vorstandes gewesen. Durch die regelmässigen Monatsver- sammlungen, gute Vorträge, interessante Ausflüge sowie durch schriftliche und mündliche Werbung konnten 21 Personen aufgenommen werden. Fast die gleiche Zahl ist für die kommende „Deutsche Gartenbau-Gesell- schaft" gewonnen und wird nach vollzogener Umwandlung des Vereins in Er- scheinung treten. Diesem Zugang steht durch die reiche Ernte, die der Tod gehalten hat und durch freiwilliges Ausscheiden und Streichung ein Abgang von 48 Mitgliedern gegenüber. Hierin sind jene 13 eingerechnet, die bei der Angliederung der „Deutschen Gesellschaft für Orchideenkunde" mit über- nommen sind, deren Interesse aber leider nicht vorgehalten hat. Der wirkliche Bestand beträgt daher 801 Mitglieder, was gegen das Vor- jahr eine Verminderung um 47 Personen bedeutet. Das Spezielle über die Mitgliederbewegung ergibt sich aus der nach- folgenden Zusammenstellung: Bestand am 24. Juni 1909 848 wirkliche Mitglieder Abgang durch Tod 20 Abgang durch freiwilliges Ausscheiden und Streichung 48 Sa.: 68 Bleiben 780 wirkliche Mitglieder Zugang durch Aufnahme 21 „ „ Ist-Bestand 801 wirkliche Mitglieder Ehrenmitglieder zählt der Verein 29 gegen 25 im Vorjahre. Jahresbericht 1909 10. 283 Die Zahl der korrespondierenden Mitglieder beträgt 20 gegen 21 im Vorjahre. Von den wirklichen Mitgliedern sind hiesige 469 » auswärtige . . 332 Sa.: 801 Liebhaber sind 378 gegen 398 im Vorjahre Berufsgärtner sind 366 „ 389 „ Vereine und Direktionen usw. sind . . . . . 57 61 „ Sa.: 801 gegen 848 im Vorjahre. II. Folgende Vorträge wurden gehalten: Am 30. September 1909: Herr städtischer Obergärtner Braband, Hannover: „Ueber die Entwicklung des Heimgartenwesens." Am 28. Oktober 1909: Herr Professor Dr. H. Thoms, Dahlem-Steglitz: „Ueber die verschiedenen Fabrikationsmethoden für pflanzliche Riechstoffe." Am 25. November 1909: Herr Oskar Cordel, Nikolassee: „Der kleine Krieg im Gartenbau" oder „Der Wasserstrahl und andere nützliche Dinge bei der Schädlingsbekämpfung." Am 27. Januar 1910: Herr Professor Dr. Roden wal dt, Grunewald: „Licht- und Schattenseiten der modernen Gartenkultur." Am 24. Februar 1910: Herr Dr. Eduard Hahn, Berlin: „Ueber die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit." Am 31. März 1910: Herr Alfred Unger, Heidelberg: „Japan und die Flora des Landes." (Mit kolorierten Lichtbildern.) Am 28. April und 26. Mai 1910: „Diskussionen über das in zweiter Auflage erschienene Lehrbuch: „Der neue Obstbau von Rudolf Richter." Die Stringfellow-Methode, den deutschen Verhältnissen angepasst. III. Folgende Ausflüge aller Ausschüsse, der Vereinsmitglieder und Gäste wurden unternommen : Am 15. Juli 1909: Ausflug nach Fichtenau und Grätzwalde, um die Entwicklung der Kolonien des Mittelstandes im Osten von Berlin zu verfolgen. Am 29. Juli 1909: Besichtigung der Königlichen Gärtner-Lehr- anstalt in Dahlem, speziell ihre Garten- und Obstanlagen. Am 5. August 1909: Besichtigung der Arbeiterkolonien Hoffnungs- tal, Lobe- und Gnadental bei Bernau in der Mark. Am 9. September 1909: Besichtigung der Obstbaukolonie „Eden" bei Oranienburg und der dortigen Gärtnerlehranstalt. Am 28. Oktober 1909: Besichtigung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin in Dahlem-Steglitz. Am 18. Mai 1910: Besichtigung der Späth'schen Baumschule in Baumschulenweg bei Berlin. IV. An Medaillen wurden anderen Vereinen zur Verfügung gestellt: a) Der Provin zial-Obst- und Gartenbau-Ausstellung Kietz- 284 Jahresbericht 1909110. Cüstrin, eine grosse silberne und eine kleine silberne Vereins- medaille. b) Dem Gartenbau-Verein für Steglitz und Umgegend für seine Blumen-, Obst- und Gemüseschau sowie für Balkonprämiierungen eine kleine silberne und zwei bronzene Vereinsmedaillen. c) Dem Gartenbau-Verein Zülpich für seine Herbst-Ausstellung eine grosse silberne und eine kleine silberne Vereinsmedaille. d) Der Gartenbau-Ausstellung in Hermsdorf eine kleine silberne Vereinsmedaille. e) Dem Bund der Laubenkolonisten Berlins und Umgegend eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille. f) Dem Verein der Gartenfreunde in Friedenau für seine Balkon- prämiierungen eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille. g) Dem Verein der Gärtner und Gartenfreunde von Weissensee und Umgegend eine kleine silberne und zwei bronzene Vereins- medaillen. h) Dem Gartenbau-Verein zu Ratibor für seine Balkonprämiierungen eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille. i) Dem Ortsverein Zehlendorf für Balkonprämiierungen eine kleine silberne Vereinsmedaille. k) Der Deutschen Rosen-, Dahlien- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung zur Feier des 25jährigen Jubiläums in Liegnitz eine goldene, eine grosse silberne, eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille. 1) Der Mahlsdorfer Obst- und Gartenbau-Ausstellung 1910 eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille. Die goldene Vereinsmedaille konnte viermal vergeben werden: a) Herrn Gärtnereibesitzer Niemetz, Rixdorf für seine Gesamtvor- führungen in der Monatsversammlung am 17. Dezember 1909. b) Herrn Obergärtner Behrens, Wannsee für Anthurium Scherzerianum auf der Monatsversammlung am 29. April 1909. c) Herrn Stadtobergärtner Weiss, Berlin |*uf Antrag des Dekoration- ' „ TT _,. „ _. TT«« t-. «'■ Ausschusses für hervorragende d) Herrn Hoflieferant Th. Hubner, Berlin [ dekorative Leistungen. V. In den Sitzungen der verschiedenen technischen Ausschüsse wurden auf Grund reichhaltiger Tagesordnungen die verschiedensten Themata behandelt, und die betreffenden Protokolle dann im Vereinsorgan veröffentlicht. So hat namentlich die überhandnehmende Mücken- und Raupenplage zu einer interessanten Aussprache geführt, und die Anlage und Pflege von Rasenspielplätzen auf Schulhöfen die Mitglieder wiederholt beschäftigt. Auch über „Hamburger Gärten", „Kalifornischen Apfelsinen-Anbau", über „Ameri- kanische Kühlhäuser" usw. wurde in bunter Reihenfolge eingehend verhandelt. In den gemeinsamen Sitzungen aller Ausschüsse wurden wichtige Vereinsangelegenheiten beraten oder aktuelle Tagesfragen erörtert. Hatte schon in dem vergangenen Jahre die Schaffung eines ständigen Preisgerichts und die damit zusammenhängende Frage des besten Prämii erungsmodus alle Ausschüsse beschäftigt, so musste die gleiche Angelegenheit auf Antrag des „Blumen- und Gemüse-Ausschusses" erneut behandelt werden. Bisher war in den Monatsversammlungen nur eine Preis- Jahresbericht 1909/10. 285 bewertung mit Medaillen vorgesehen, die sich keiner zu hohen Wertschätzung erfreuen. Infolgedessen hatte die Vorführung von Blumen und Pflanzen sichtlich nachgelassen. Es war daher vorgeschlagen worden, mit dieser Art der Prämiierung endgültig zu brechen und nur abgestufte Geldpreise zur Verteilung zu bringen. Wer dann später eine Medaille zu erhalten wünsche, könne einen Antrag auf Umtausch beim Vorstande stellen. Dieser Prämiierungsmodus hat die Billigung der Ausschüsse und der Vollversammlung gefunden. Der bisherige De korations- Auss chxiss hat sich unter Zustimmung der beteiligten Stellen mit dem Ausschuss für bildende Gartenkunst vereinigt und sich als „Ausschuss für Pflanzenschmuck" konstituiert. Für seine Tätigkeit hat er neue, vom Vorstande gebilligte „Richtlinien" aufgestellt. Der „ O rchideen-Ausschuss" hat mit einem Eifer, der nur vorbildlich genannt werden kann, seine Ziele, die Kenntnis, Verbreitung und Pflege der Orchideen zu fördern, verfolgt. Am 19. und 20. Mai 1910 veranstaltete die Orchideen-Sektion im Preussi- schen Abgeordnetenhause eine Ausstellung zu dem rein ideellen Zweck, weitere Kreise darüber aufzuklären, dass die Sammlung und Pflege von Orchideen keineswegs das Vorrecht einiger wenigen vom Schicksal be- günstigten Personen zu sein braucht, sondern durchaus geeignet ist, als feine und sinnige Liebhaberei betrieben zu werden, und die Ruhestunden einer arbeitsreichen Existenz mit gediegenem Inhalt zu erfüllen. Dieser ideelle Zweck ist vollkommen erreicht worden und hat gleichzeitig einen pekuniären Erfolg nach sich gezogen. Die Orchideen-Sektion konnte eine Gesamteinnahme von 2410 M. buchen, von denen nach Abzug aller Un- kosten noch eine Summe von 1227.70 M. für weitere derartige Unternehmungen zurückgelegt werden konnte. Die Tätigkeit der Ausschüsse auch fernerhin für den Verein nutzbringend zu gestalten, wird, wie bisher, eine der vornehmsten Aufgaben des Vorstandes sein. VI. Das verflossene Jahr bot in reichem Masse Gelegenheit, Glück- wünsche darzubringen und Auszeichnungen zu verleihen. Herr Professor Johannes Trojan, seit dem Jahre 1885 Mitglied des Vereins, ein begeisterter Blumenfreund und unermüdlicher Liedersänger, verliess mit Rücksicht auf sein hohes Alter Berlin und siedelte nach Warne- münde über. Er wurde beim Scheiden von Berlin zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Am 26. September 1909 feierte der derzeitige Rektor der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule, Seine Magnifizenz, Herr Geheimrat Professor Dr. L. Wittmack, der langjährige Generalsekretär des Vereins, seinen 70. Geburtstag. Der Gesamtvorstand überbrachte die herzlichsten Glück- wünsche und überreichte ein Frucht- und Blumen-Arrangement, an dem sich die verschiedensten Mitglieder des Vereins, die mit der Betätigung ihrer Liebe und Anhänglichkeit nicht zurückstehen mochten, beteiligt hatten. Am 1. Oktober 1909 feierte P. van Noordt & Söhne, Baumschulen in Boskoop (Holland), das 50jährige Geschäftsjubiläum. Am gleichen Tage beging der jetzige Inhaber, Herr G. van Noordt, langjähriges Mitglied des 286 Jahresrechnung 1909. Verein zur Beförderung des Garten- Einnahme. Abschluss der Der Etat setzt aus M. Pf, Zusammenstellung sämtlicher Kassen- eingänge im Jahre 1909 Titel und Gegenstand der Einnahmen o o ÖS Ist- Einnahme M. ! Pf. M. Pf. 3 524 2 940 12 000 300 18 764 An Kasse bar aus früheren Jahren Titel I. An Zinsen „ II. An Zuschüssen . . . „ III. An Mitgliederbeiträgen „ IV. Aus Vermächtnissen Einnahmen ausserhalb des Etats 1. Verkauf von Effekten und Kredit bei der Reichsbank usw 2. Einnahme für das Vereinsorgan zu Titel IV der Ausgaben 3. Mitgliederbeiträge der Orchideen-Sektion Einnahmen in Summa Ausgaben in Summa Saldo-Vortrag 1. Januar 1910 . . . Summa Fol. 2 4 020 70 4 020 70 Fol. 5 „ 6 , 8 „ 10 3 690 10 2 740 I - 12 492 300 - 19 222 10 Fol. 11 „ 13 36 652 1 45 1 516 75 2 097 - 36 652 45 1 516 75 2 097 I — 63 509 — 62 612 78 896 22 Berlin, den 9. März 1910. J. F. Loock Schatzmeister. Jahresrechnung 1909. 287 baues in den preussischen Staaten. Jahresrechntmg 1909. Ausgabe. Der Etat Zusammenstellung sämtlicher Aus- Ist- setzt lus gaben im Jahre 1909 c Ausgabe M. Pf Titel und Gegenstand der Ausgaben. M. |Pf. M. |Pf. A. Laufende dauernde Ausgaben. 4 200 Fol. 17 4 720 — 1 500 — „ II. Amtl. u. ökonomische Bedürfnisse . „18 1? 1 788 52 300 — „ III. Zu den Sammlungen des Vereins . » 20 251 34 7 005 — „ IV. Kosten d. Vereinsorgans„Gartenflora" „ 21 8 127 37 400 — „ V. Zu den gärtnerischen Versuchen . „ 22 647 25 500 — „ VI. Zu den Kosten der gärtn. Fachschule „ 23 50? 50 450 — „ VII. Zu Prämien bei Monatsausstellg. usw. „ 24 240 51 500 — „ VIII. Zu den Kosten der Vereinsfeste. . » 25 297 10 300 — „ IX. Repräsentationskosten für d. Vorstand „ 26 295 82 300 — „ X. Für etwaige Honorierg.v. Vortrag, usw. » 27 210 20 400 — „ XI. Für unvorhergesehene Ausgaben ! » 28 308 80 17 390 41 15 855 — B. Einmalige Ausgaben. 900 - a) Druck- und Versand des Bibliotheks-Katalogs, Fol. 29 900 — - b) Löbner, PreisschriftübergärtnerischePflanzen- „ 29 „ 30 750 41 640 37 43 290 c) Für die Internationale Gartenbau-Ausstellung C. Orchideen-Sektion. 37 1 Ausgaben ohne „Gartenflora" und Porto . . . Fol. 31 1 463 07 1 463 07 D. Deutsche Gartenbau-Gesellschaft. Ausgaben zur Gründung der Gesellschaft 1909 „ 32 468 93 468 93 Summa der Ausgabe 62 612 78 Vermögensbestand 1. 1. 10 Nennwert in Effekten 84 300 - Im Vorjahr .... Fol. 34 896 22 105 420 70 20 224 48 85 196 ?,? Zur Nachricht: Die Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für deutsche Gärtner besitzt am 1. 1. 10 ... An Effekten zum Nennwert . ... 14 000 — An Kasse bar ... . . ... 390 20 i 1 4 390 20 288 Jahresbericht 1909J10. Vereins, sein 25 jähriges Jubiläum als Inhaber der Firma. Dem Jubilar sind vom Vorstande die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen worden. Am 11. Oktober 1909 feierte Herr Gärtnereibesitzer Franz Bluth, Gross-Lichterfelde, Mitglied des Kuratoriums der städtischen Fachschule für Gärtner, seinen 70. Geburtstag. Der Vorstand überreichte dem Jubilar mit den besten Glückwünschen eine künstlerisch ausgeführte Adresse. Am 15. Oktober 1909 feierte Herr Gärtnereibesitzer Fritz Wienholz, Gross-Lichterfelde, langjähriges Mitglied des Vereins, sein 25jähriges Geschäftsjubiläum. Ihm wurden die herzlichsten Glückwünsche übermittelt. Am 29. Oktober 1909 feierte Herr Wirklicher Rat Max Kolb, korre- spondierendes Mitglied des Vereins und Vorsitzender der Schwester- gesellschaft in München, seinen 80. Geburtstag; der Jubilar wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Am 27. November 1909 feierte der Gartenbau-Verein „Feronia" für Eberswalde und Umgegend die Doppelfeier seines 30jährigen Bestehens und des 30jährigen erfolgreichen Wirkens seines Vorsitzenden, des Herrn Königlichen Garteninspektors Hermann Dittmann. Im Auftrage des Vereins überreichte Herr Königlicher Hoflieferant J. Klar ein Glückwunschschreiben. Am 15. Dezember 1909 feierte der Nestor der deutschen Gärtner, Herr Gartenbaudirektor Brandt, Charlottenburg, seinen 80. Geburtstag. Da der Jubilar in weiser Voraussicht beschlossen hatte, diesen Tag in beschaulicher Stille und Rückerinnerung zu verleben, wurde davon abgesehen, ihm die Glückwünsche persönlich auszusprechen. Das ist aber schriftlich und durch Ueberreichung einer Blumengabe geschehen. Am 1. April 1910 feierte Herr Otto Müller, Obergärtner an der technischen Hochschule zu Charlottenburg, langjähriges Mitglied des Vereins, in aller Stille sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Ihm wurde die grosse silberne Vereins- medaille mit entsprechender Widmung durch Vertreter des Vorstandes und des Vereins überreicht. Am 14. April 1910 feierte Herr Rentier W. Speck, Schöneberg, seinen 70. Geburtstag. Da der Vorstand erst verspätet von diesem Jubiläum Kenntnis erhielt, konnte er seine Glückwünsche erst nachträglich aussprechen. VII. Vereinsbibliothek. In einem Rundschreiben an die ersten in- und ausländischen Verlagsbuchhändler ist auf die reichhaltige Fachbibliothek des Vereins hingewiesen und daran die Bitte geknüpft worden, alle Neu- Erscheinungen gärtnerischen Inhalts dem Verein, wennmöglich in zwei Exemplaren, zur Rezension, Einreihung und Katalogisierung zu stiften. Dieser Bitte ist in dem letzten Berichtsjahr in so erfreulicher Weise entsprochen worden, dass 191 neue Werke, zum Teil sehr wertvollen Inhalts, zu den anderen Bücherschätzen hinzugefügt werden konnten. Die zugesagten Besprechungen dieser literarischen Fülle waren leider nicht durchzuführen, weniger aus Mangel an Platz, als vornehmlich deshalb, weil eine gründliche kritische Beurteilung nicht nur zeitraubend, sondern auch nicht jedermanns Sache ist. Auch hat eine Auslegung dieser neuen und eine Benutzung der älteren Werke noch nicht in dem wünschenswerten Masse Platz greifen können, weil die Sehnsucht vieler auf ein behagliches Lese- zimmer sich bisher noch nicht erfüllt hat. Jahresbericht 1909J10. 289 Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird demnächst, d. h. noch in der Amtsperiode des derzeitigen Rektors der Landwirtschaftlichen Hochschule, Herrn Geheimrat Wittmacks, diese Hoffnung ihre Erfüllung finden. VIII. Wie alljährlich wurde auch in dem Berichtsjahr an die Mitglieder des Vereins unentgeltl ich Sam en abgegeben und auf Grund eines im Februar veröffentlichten Verzeichnisses zur Versendung gebracht. Der Bitte des Vor- standes, über die bezogenen Sämereien möglichst eingehende Berichte einzu- senden, haben nicht gar zu viele, aber immerhin doch einige entsprochen. IX. Die Fortführung der Kulturversuche auf den städtischen Rieselfeldern bei Blankenburg war nach eingehender Beratung in den Ausschüssen dergestalt geregelt worden, dass wiederum Herr Königl. Hof- lieferant J. Klar nach einem vorher vereinbarten Plane unter Heranziehung von Hilfskräften die Leitung übernommen hatte. Da die Bestellung des Versuchsfeldes von Berlin aus geschehen muss und an und für sich schwierig ist, konnten bei dieser Position Ersparnisse nicht gemacht werden. Das Versuchsfeld ist 1260 qm gross und erforderte einen Aufwand von 425 Mark. Ein Bericht über die gesamten Kulturversuche ist in der „Gartenflora" 1910, Seite 112 bis 117 zum Abdruck gelangt. X. Das Vereinsorgan, die „Gartenflora", ist zusammen mit seiner Beilage, der „Orchis", unter tätiger Mitarbeit des Redaktions - Ausschusses im Selbstverlage des Vereins in der bekannten Form weiter erschienen. Die Absicht, auf diese Weise die Buchhändlergewinne möglichst durch eigene Mühen einzustreichen, war insoweit von Erfolg gekrönt, als es gelungen ist, durch Gewinnung neuer Abonnenten innerhalb des ausgesetzten Etats zu bleiben. An Stelle guter Schwarzdrücke, die aus Mangel an geeigneten bunten Vorlagen im Vorjahr eingeschoben werden mussten, konnten in diesem Jahre wieder, namentlich mit der Unterstützung des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem, hervorragende kolorierte Tafeln gegeben werden. Auch für die nächste Zeit ist der Bedarf in bester Weise gedeckt. Der Eingang brauchbarer Manuskripte hat sich auf der gleichen Höhe gehalten; er lässt aber naturgemäss von dem Augenblicke an nach, in dem die empfohlene Sparsamkeit sich auf die Honorare zu erstrecken beginnt. XL Die städtische Fachschule für Gärtner, welche der Verein mit der Stadt Berlin seit dem Jahre 1891 gemeinsam unterhält, hat immer noch nicht in den sicheren Hafen einbugsiert werden können. Die Deputation für das städtische Fachschulwesen hat erneut mitgeteilt, dass das Bestehen der Fachschule für Gärtner davon abhängig gemacht wird, das mindestens 3/4 der Kosten aus anderen, als städtischen Mitteln aufgebracht werden. Dieses würde für die Fachschule für Gärtner den ungefähren Betrag von 1250 Mark aus- machen. Hierin sind die Kosten für die Benutzung und Heizung der Räume nicht enthalten. Nach den bisherigen Zusagen von Magistraten und Gartenbauvereinen, an die sich der Verein unermüdlich mit der Bitte um laufende Zuschüsse ge- wendet hat, ist jetzt alle Aussicht vorhanden, die geforderten 1250 Mark ohne grössere Inanspruchnahme des Vereins, der aus seiner Tasche 500 Mark gibt, zu leisten. 290 Jahresbericht 1909 10. Erfreulicherweise ist jetzt auch aus gärtnerischen Kreisen der Wunsch laut geworden, die städtische Fachschule für Gärtner als eine staatlich an- erkannte Fachschule, die einen vollgültigen Ersatz für die Pflichtfort- bildungsschule bietet, durchzusetzen. Bereits im Jahre 1906 sind von dem derzeitigen Dirigenten Vorstösse in der gleichen Richtung gemacht und schon auf der Monatsversammlung am 21. März 1907 der fix und fertige Grundriss zu einer Neuorganisation der städtischen Fachschule für Gärtner vorgelegt worden. (Siehe „Gartenflora" 1907, Seite 182—188.) Auch ein Finanzplan war aufgestellt, der darin gipfelte, dass die ge- samte Gärtnerschaft Gross-Berlins für einen jährlichen Zuschuss von 4500 Mark den erforderlichen Ausbau der Fachschule und dann die kaum zweifelhafte Anerkennung als eine staatliche Fachschule, d. h. als eine solche, die von dem Besuche der allgemeinen Pflichtfortbildungschule in Berlin und in den Vororten entbindet, hätte haben können. Für diese geringe Summe war und ist bis heute, trotz lebhafter Bemühungen, von keiner Seite eine dauernde Garantie übernommen worden, so dass der schöne Plan eine Verwirklichung leider nicht hat finden können. Zu beklagen ist es, dass die Angestellten in der Gärtnerei keine klare Position in der Gesetzgebung haben, sondern je nach Gutdünken als land- wirtschaftliche, kaufmännische oder gewerbliche Angestellte angesprochen werden. Klare Verhältnisse hier werden auch geklärte Verhältnisse im Fachschulwesen nach sich ziehen. Das Kuratorium der städtischen Fachschule für Gärtner be- steht zurzeit aus fünf Mitgliedern der Vereins. Es ist der berechtige Wunsch laut geworden, auch anderen Gesellschaften, die zur Erhaltung der Schule Beiträge zahlen, Vertreter zuzubilligen. Die Angelegenheit ist im Flusse und wird in der nächsten Kuratoriumssitzung zur Entscheidung kommen. Am 29. März fand in dem Schulgebäude, Hinter der Garnisonkirche 2, in feierlicher Weise der Schulschluss statt. Wiederum konnte eine grosse Zahl abgestufter Prämien an fleissige und strebsame Fachschüler zur Ver- teilung gelangen. Die Auszeichnungen waren, wie schon so oft, von dem Mitglied des Kuratoriums, Herrn Franz Bluth, Gross-Lichterfelde, gestiftet worden. Der Feldmessunterricht fand an 15 Sonntagen mit je 2 Stunden vor- mittags statt. An ihm nahmen insgesamt 17 Schüler, darunter 2 Damen, teil. In den ersten Stunden wurden die Grundlagen der Feldmesskunde im Schul- zimmer theoretisch durchgenommen und erst später zu praktischen Messungen im Gelände übergegangen. XII. Ueber die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin ist im Herbst des Jahres 1909 von den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft wiederum ein Bericht erbeten worden. Es sollen darin die für die einzelnen gärtnerischen Handelszweige in Berlin wichtig gewesenen Tatsachen mög- lichst vollständig aufgeführt werden. Der gewerbliche Ausschuss hat zur Abfassung eines möglichst wahrheits- getreuen Berichtes, wie in früheren Jahren, Spezialisten hinzugezogen und die Ergebnisse der Beratungen schriftlich niedergelegt. Jahresbericht 1909,110. 291 XIII. Das Wertzeugnis des Vereins konnte nur einmal erteilt werden. Es wurde Herrn Friedhofsaufseher Gustav Schwabel in Steglitz für eine neue Pelargonie, einem Sämling von „Meteor" und „Perle von Neu- Ulm", einstimmig zuerkannt. XIV. Das Winterfest des Vereins wurde am 11. Februar im „Weinhaus Rheingold" im Charakter eines zwanglosen Zusammenseins gefeiert. An die Darbietungen guter künstlerischer Vorträge schloss sich ein gemeinsames Essen, worauf der Tanz in seine Rechte trat. XV. Vom Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten wurde unter dem 18. März angefragt, in welcher Weise die Ergebnisse der Gärtnerei Statistik des Jahres 1906 mit möglichster Ausschaltung des weniger wichtigen Materials am besten aufzubereiten und zu veröffentlichen wären. Der Vorstand hat diese Angelegenheit mit den Ausschüssen und einer besonders gewählten Kommission beraten und die gewünschte Auskunft erteilt. XVI. Die Direktion des Königlichen Botanischen Gartens in Dahlem-Steglitz hat auf Antrag der Ausschüsse mitgeteilt, dass sie den Mitgliedern des Vereins gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarten den freien Eintritt in den Botanischen Garten an allen Wochentagen gestattet habe. Der Direktion ist vom Vorstand hierfür der Dank des Vereins ausgesprochen worden. XVII. Die „P r e i s s c h r i f t über gärtnerische Pflanzen- züchtung", welche der Verein gelegentlich seiner „Grossen Internationalen Gartenbau-Ausstellung" erlassen hatte (Verfasser Herr Königl. Garteninspektor Max Löbner in Dresden) ist zu Beginn des Jahres 1910 bei der Verlags- buchhandlung Gustav Fischer in Jena zu dem billigen Preise von 1.50 Mark erschienen. Das Werk kann allen Interessenten nur aufs angelegentlichste empfohlen werden. XVIII. Der Verein hat seit langen Jahren nach einem Erlass des Ministeriums in den Bezirks-Eisenbahnrat der Königl. Eisenbahndirektion Berlin mit dreijähriger Wahlperiode ein Mitglied zu entsenden. Zum Dezember 1909 war die Wahlperiode abgelaufen, und sind der bis- herige Delegierte, Herr Otto Beyrodt, Orchideen-Züchter, Marienfelde- Berlin, und sein Stellvertreter, Herr Baumschulbesitzer H. Jungclau ssen- Frankfurt a. d. Oder, wiedergewählt. Dieser Rückblick auf die Vereinsgeschichte im abgelaufenen Geschäfts- jahr lässt erkennen, dass zur Erledigung der erforderlichen Arbeiten die Aus- schüsse und der Vorstand viele und oft recht ausgedehnte Sitzungen abzuhalten gezwungen waren. Alle Mitglieder haben sich mit Freuden dieser Mühewaltung unterzogen, waren dabei aber stets bemüht, neben den besonderen Interessen des Vereins auch das Grosse und Ganze des deutschen Gartenbaues nicht aus den Augen zu lassen. Walther Sivoboda. 292 Jahresversammlung 1910. Jahresversammlung. Zugleich 993. Versammlang des Vereins z. B. d. G. in den preassischen Staaten in Berlin, Königliche Landwirtschaftliche Hochschule, Invalidenstr. 42 am Donnerstag, den 30. Juni 1910. Vorsitzender: Der Stellvertreter des Direktors, Herr Stadtgartendirektor A. Brodersen, Berlin. I. Der Vorsitzende teilt mit, dass in einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes mit den Vorsitzenden „aller Ausschüsse" über die Ehrungen be- raten worden sei, welche der Verein an seinem Jahresfeste zu vergeben habe. Er sei beauftragt, der Jahresversammlung für die Ernennung zum Ehren- mitgliede vorzuschlagen: Herrn Gärtnereibesitzer Franz Bluth, Gross-Lichterfelde. Sodann werde der Jahresversammlung vorgeschlagen, die Vermeil-Medai lle, welche für „Förderung der Zwecke des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues" zu vergeben sei, an folgende Mitglieder zu verleihen: a) an Herrn Dr. Alfred Berliner, Grunewald, den Vorsitzenden des Orchideen-Ausschusses, als Liebhaber; b) an Herrn Königlichen Hofgärtner W. Habermann, Pfaueninsel- Potsdam, als Gärtner. Die Versammlung trat diesen Vorschlägen einstimmig bei. IL Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Privatgärtner Paul Zimmermann, Zeuthen i. d. Mark, hatte eine neue Pelargonie mit stark panaschierten Blättern ausgestellt und be- merkte dazu, dass sie im Jahre 1909 entstanden sei. Sie stamme von „Meteor" ab. Die Blüte sei ein frisches, ziemlich leuchtendes Rot und halbgefüllt, die Blütendolde aber etwas kleiner wie bei „Meteor". Die Farben der Blüten wie auch der Blätter hielten stand, so dass man bestimmt annehmen könne, dass sie ihren Charakter bewahre. Eine gewisse Aehnlichkeit habe die ganze Pflanze mit der Sorte „Mädchen aus der Fremde", aber bei näherem Zusehen müsse man sie doch als eine Neuheit ansprechen. Dem Aussteller liegt viel an einem Urteil, ob diese Pflanze handels- gärtnerischen Wert besitzt, und an wen er sich dieserhalb wenden könne. Herr Bernstiel, Inhaber der Farnversandgärtnerei in Bornstedt bei Potsdam, weist daraufhin, dass es zurzeit ausserordentlich viel neue Pelar- gonien und davon wieder Abarten gäbe. Jeder neueren Sorte würde mit Miss- trauen begegnet; nur wirklich Hervorragendes könne sich einen Platz an der Sonne erringen. Er empfehle, sich mit einem Pelargonien-Spezialgeschäft in Verbindung zu setzen; hier würde er am zuverlässigsten erfahren, ob sich eine Massenkultur dieser Neuheit lohne. Herr Brodersen bemerkt, dass ihm die Neuheit etwas hochwachsend vorkomme. Es seien ja allerdings hervorragende Pflanzen, aber ein gedrungener Wuchs sei unter allen Umständen beliebter. Von panaschierten Pflanzen höre man öfter, dass sie nur einmal blühten, und auch sonst ihre Zeichnung nicht immer konstant sei. Doch müsste das bei den ausgestellten Pflanzen erst erprobt werden. Es sei nützlich, die Neuheit weiter zu beobachten und einem Jahresversammlung 1910. 293 Vertrauensmann zur Kultur weiter zu übergeben. Es habe ganz den Anschein, als wenn in Zukunft nach bunten Sachen mehr gefragt würde wie bisher. 2. Herr Obergärtner Martin Hiller, Grunewald, hatte eine umfang- reiche Gruppe der neueren Astilbe „Queen Alexandra" ausgestellt und dazu schriftlich mitgeteilt, dass die Pflanzen den Erwartungen, welche man an sie geknüpft hätte, nicht überall entsprochen hätten. An vielen Orten seien ihm recht schwache Pflanzen mit nur einem einzigen Blütentriebe zu Gesicht gekommen. Er hätte die Beobachtung gemacht, dass diese neue Astilbe ihre rosenrote Färbung nur dann in höchster Vollendung hervorbringe, wenn man sie kalt kultiviere. Treibversuche bei den verschiedensten Tempe- raturen hätten ergeben, dass sich wohl die Pflanzen entwickelten, die Farbe der Blüten wäre aber alles andere gewesen, nur nicht rosa. In den Kreisen der Kultivateure spräche man auch von einem Remontieren der „Queen Alexandra". Zu diesem Zwecke sei es nötig, im Frühjahr die Hälfte der Triebe auszubrechen; an diesen Stellen bildeten sich dann neue, welche im Herbste in schönem Flor blühten. Der Eindruck, den gut entwickelte Topf- pflanzen auf den Beschauer hervorbrächten, sei ein vorzüglicher. Auf allen Ausstellungen hätte „Queen Alexandra" Liebhaber und Käufer gefunden. Da die Blütenrispen sich leidlich hielten, würden sie auch von der feineren Binderei bevorzugt. Ihre reiche Verwendung in Privatgärten mache sie auch hier zu einer willkommenen Pflanze. 3. Herr Florist Bornemann, Blankenburg a. H. hatte eine Gruppe von 26 Disa-Hybriden ausgestellt und führte aus, dass sie die Ergebnisse von Kreuzungen seien, die er zwischen Disa grandiflora, D. racemosa und D. tripetaloides gemacht hätte. Sie seien Kreuzungen zweiten und dritten Grades, indem die ersten Hybriden wieder mit D. grandiflora gekreuzt wurden, um möglichst grosse Blumen zu erzielen, während die Reichblütigkeit durch die anderen beiden Spezies begründet wurde. Die Schäfte trügen fünf bis zehn Blumen, deren reine und leuchtende Färbungen alle Tönungen von orange, lachsfarben, zinnober, karmoisin und violett aufwiesen. Die Blumen seien oft von der Grösse der D. grandiflora, deren Blütenschaft nur zwei Blumen trüge. (Die wissenschaftlich wegen der Priorität gebrauchte Be- nennung D. uniflora sei zu. verwerfen, da sie unzutreffend ist.) Die Kultur sei dieselbe wie bei dieser bekannteren Spezies, die eine Bewohnerin der hohen Regionen des Tafelberges in Kapland sei. Als solche verlange sie bei einem Standorte im Kalthause viel Licht, doch würde ihr stärkere Sonnen- bestrahlung leicht verderblich. Frische Luft müsse im reichsten Masse zu- geführt werden, doch dürfe es dieser nicht an Feuchtigkeit fehlen. Diese Existenzbedingungen seien schwer zu erfüllen, um so mehr, da die Wachstums- periode in den Winter falle. Sie beginne im November. Die Blütezeit sei im Juni und Juli. Herr Bornemann gewann seine Hybriden vor etwa zehn Jahren. Seit- dem sind von den etwa 100 verschiedenen Sämlingen solche von schwächerer Konstitution eingegangen, obgleich sie sämtlich zur Blüte kamen und alle durch Teilung vermehrt wurden. Die ausgestorbenen Hybriden sind leider in der Mehrzahl gewesen. Die am Leben gebliebenen Hybriden gedeihen aber so freudig, dass dennoch der Bestand sich durch Teilung vergrösserte. Sie wachsen, wie es oft bei Hybriden der Fall ist, viel leichter wie ihre Eltern, und mancher 294 Jahresversammlung 1910. Kultivateur, dem Disa grandiflora immer wieder unter den Händen starb, würde an der Kultur dieser Hybriden seine Freude haben, nachdem die Natur durch Einziehen des schwächlichen Nachwuchses selbst eine so gute Auslese vorgenommen hat. 4. Herr Königlicher Hoflieferant Klar, Berlin, hatte das neue Horn- veilchen, Viola cornuta, „Bürgermeister Dr. Reicke" ausgestellt, das sich trotz der anhaltenden Hitze vortrefflich mit seinen hell- und dunkel- fliederfarbenen Blüten präsentierte. Ueber dieses Veilchen ist bereits auf Seite 263 der „Gartenflora" eingehend berichtet. Sodann hatte Herr Klar vom Versuchsfelde abgeschnittene Rosen des Sämlings „Veilchenblau" von Crimson Rambler mitgebracht und bemerkte, dass sie im vergangenen Jahre ausgepflanzt, in diesem Jahr aber zum erstenmal geblüht hätten. Die Meinungen über die eigentümliche Farbe sind, wie Herr Königl. Garteninspektor Nahlop bemerkte, recht verschieden. Ihren Namen „Veilchen- blau" trägt die Rose nicht ganz mit Recht. Auch er habe sich 25 Exemplare aus Holland kommen lassen, müsse aber bekennen, dass sie keinen rechten Effekt hervorzurufen in der Lage seien. 5. Herr Königl. Garteninspektor Amelung, Berlin hat im Hinblick auf frühere Verhandlungen im Gemüse - Ausschuss eine Kollektion ver- schiedener Karo tten und Mohrrüben ausgestellt und bemerkte, dass es ihm weniger darauf ankomme, besondere Kulturleistungen vorzuführen, als viel- mehr darauf, Sorten, die leicht verwechselt würden, zu anschaulichem Ver- gleiche nebeneinander zu stellen. Ferner halte er es für seine Pflicht, über den Mohrrübensamen, den er vom Verein bezogen habe, Bericht zu er- statten, was durch die ausgelegten Sorten geschehe. Er ging dann auf folgende vier Sorten näher ein: a) „Pariser Treib- Karotte". Diese gute schmackhafte Sorte be- herrsche anfangs vollkommen den Markt, verschwände aber sehr bald, weil sie in grossen Mengen aufgekauft und wegen ihrer an- sprechenden Form in grossen Massen eingemacht würde. b) „Duwicker Karotte". Sie sei im Laube noch erheblich kürzer als die „Pariser Treib". Der wirtschaftliche Wert sei ein guter. c) „Nanteser Karotte". Diese folge den schon genannten als dritte auf dem Markte und würde wegen ihrer Walzenform mit abgestumpfter Spitze gleichfalls gern gekauft. d) Winter-Speisemöhre „St. Valery". Den Samen habe er seinerzeit vom Verein bekommen; ein endgültiges Urteil Hesse sich aber noch nicht fällen, da sie noch lange nicht ausgereift sei. Für alle die- jenigen, welche Mohrrüben oder anderes Gemüse öffentlich aus- stellten, sei es empfehlenswert, sich vorher über die Sorte aufs genaueste zu informieren, damit das Publikum nicht durch falsche Namen irregeführt, und auch die Preisrichter ein falsches Etikettieren nicht zu bemängeln hätten. Durch seine vergleichende Vorführung habe er diesem gerügten Fehler begegnen wollen. Herr Brodersen dankte den Ausstellern für ihre Ausführungen und gibt dem Wunsche Ausdruck, daß möglichst viele, welche von dem Verein unentgeltlich Sämereien bekommen hätten, der Pflicht einer solchen Bericht- erstattung nicht aus dem Wege gehen möchten. Jahresversammlung 1910. 295 Herr Königlicher Hofgärtner Habermann, Pfaueninsel, regt an, im Interesse der Berliner Gemüsezüchter und des Vereins im Herbst eine Gemüse-Ausstellung zu machen, damit das grosse Publikum auf die her- vorragenden Leistungen der Berliner Gemüsezüchter nachdrücklich hin- gewiesen werde. Herr Bernstiel freut sich dieser guten Idee und bittet, sie im Herbst zur Durchführung zu bringen; doch müsste das ausgestellte Gemüse eine sach- gemässe Beurteilung durch ein Preisgericht erfahren. Der Habermannsche Vorschlag wird in gleicher Weise von Herrn König- lichen Hoflieferant Dietze, Steglitz, und Herrn Königlichen Garteninspektor Amelung, Berlin, aufs wärmste befürwortet. Herr Brodersen erklärt im Namen des Vorstandes, dass der Anregung unverzüglich Folge gegeben werden solle. Nach seiner Ansicht sei der „Gemüse-Ausschuss" für die angeregte Ausstellung die zuständige Instanz. Er müsse aus sich heraus zur Förderung der Berliner Gemüsezüchterei alle erforderlichen Schritte tun, um dem Publikum die hervorragenden Produkte in ansprechendster Form vorzuführen. IV. Hierauf erfolgte die Verlesung des Jahresberichtes, der die Zustimmung aller Erschienenen fand und auf Seite 281 zum Abdruck gelangt ist. V. Der Schatzmeister des Vereins, Herr Königl. Hoflieferant J. F. Loock erstattete sodann den Kassenbericht für das Kalenderjahr 1909 und machte an der Hand einer gedruckten Uebersicht genaue Mitteilungen über den Vermögensbestand des Vereins, wie auch über den der „Kaiser-Wilhelm- und Augusta-Jubelstiftung für deutsche Gärtner". Der Abschluss der Jahresrechnung ist auf Seite 286/87 wiedergegeben. Als Vorsitzender des Revisionsausschusses nahm hierauf Herr König- licher Garteninspektor Amelung das Wort und führte aus, dass er in der angenehmen Lage sei, seinen Bericht kurz fassen zu können. Bei der sorg- fältigen Prüfung des gesamten Kassenwesens durch einen Kalkulator und die einzelnen Mitglieder des Ausschusses hätten sich irgendwelche belangreichen Erinnerungen nicht ergeben. Das abgelaufene Geschäftsjahr sei ja als ein kritisches zu bezeichnen, da eine grosse Ausstellung und anderweitige Reformen erhöhte Ausgaben und in einigen Punkten Ueberschreitungen nötig gemacht hätten. Der Ausschuss habe sich aber davon überzeugt, dass die gemachten Ausgaben in allen Stücken gerechtfertigt gewesen wären. Auch eine Revision des Vermögensbestandes in der Depositenkasse der Deutschen Bank sei vorgenommen worden und habe zu keinerlei Ausstellungen Anlass gegeben. Das Vermögen sei in bester Verwahrung und seine Verwaltung in den besten Händen. Er beantrage im Namen des Revisionsausschusses die Entlastung des Schatzmeisters und einen besonderen Dank an ihn für seine grosse Mühewaltung. Die Versammlung beschloss demgemäss und stimmte sodann begeistert in das Hoch ein, das Herr Stadtgartendirektor Brodersen auf den Schirm- herrn des Vereins, Kaiser Wilhelm IL, ausbrachte. Hierauf wurde zur Vorstandswahl geschritten. Gemäss § 25 der Statuten ernannte der Vorsitzende die Herren Bern- stiel, Crass I und Weber zu Stimmzählern. Hierauf legte der Vorstand seine Aemter in die Hände der Versammlung zurück. 296 V°n der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnitz. Herr Königlicher Garteninspektor Nahlop, Britz, brachte den Antrag ein, den gesamten Vorstand in seiner bisherigen Zusammensetzung^ durch Zuruf wiederzuwählen. Da von keiner Seite hiergegen ein -Widerspruch erhoben wurde, stellten die Stimmzähler fest, dass der Vorstand einstimmig wiedergewählt worden sei. Er besteht aus folgenden Herren: 1. HerrWalther Swoboda, Inh. der Firma J.C. Schmidt, Berlin, Direktor. 2. Herr Albert Brodersen, Königlicher Gartenbaudirektor, Stadt- gartendirektor, Berlin. 3. Herr Otto Beyrodt, Orchideenzüchter, Marienfelde- Stellver- Berlin treter des 4. Herr Dr. Alfred Berliner, Ingenieur, Berlin Direktors. 5. Herr Königlicher Hoflieferant J. F. Loock, Berlin, Schatzmeister. 6. Herr Redakteur Siegfried Braun, Pankow, Generalsekretär. VII. Sodann fand auf Grund einer gedruckten Vorschlagsliste die Neu- wahl sämtlicher Ausschüsse statt. Das endgültige Resultat wird ver- öffentlicht werden, nachdem sich die einzelnen Ausschüsse konstituiert und die Zuwahl weiterer Mitglieder satzungsgemäss geschehen ist. Soviel sei heute schon mitgeteilt, dass in den „Ausschuss zur Vor- bereitung der Neuwahl des Vorstandes" die Herren Dietze, Ernst, J ancke- Monbijou, Mende und Nickel gewählt sind, sowie in den Ausschuss für „Revision der Kasse und Bibliothek" die Herren Amelung, C rass I, Jancke- Monbijou, Klar und Brettschneider. Die übrigen Ausschüsse wurden in ihrer bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt. VIII. Der Antrag des Vorstandes, die Monatsversammlung im August wiederum ausfallen zu lassen, wird einstimmig angenommen. IX. Der nächste Ausflug „aller Ausschüsse" findet am Donnerstag, den 21. Juli nach Schloss Dammsmühle statt. (Siehe Seite 312) Das diesjährige Stiftungsfest Mitte August! X. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Königlicher Hofgärtner Jancke, Obergärtner Quart und Obergärtner Behrens, sprach Herrn Florist Bornemann in Blankenburg am Harz für seine Disa-H ybriden einen Preis von 25 Mark, Herrn Obergärtner Hiller-Grunewald für seine Astilben „Queen Alexandra" einen Preis von 15 Mark und Herrn Privat- gärtner Zimmermann in Zeuthen für Pelargonien-Neuzüchtungen eine lobende Anerkennung zu. A. Brodersen. Siegfried Braun. Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnitz. Von Siegfried Braun. Liegnitz, die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks, an der Mündung des Schwarzwassers und der Katzbach gelegen, gilt schon sei langem als eine Gartenstadt. Den Grundstein dazu hat das alte polnische Fürsten- Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. 297 geschlecht der Piasten gelegt, das bis zum Tah^ I««?« -et... Liegn.tz als Stamm- urfd Üc^Z^Z* n^hon^ ^ Im Jahre ,537 hatten die alten Piastenväter einen Erbve^auf Gegen- seit.gke.t mit Brandenburg geschlossen. Beim Erlöschen des Geschlechts war der Vertrag aber nicht respektiert worden, und Liegnitz, zusammen mit Krieg, Wohlau und Jägerndorf, fiel an Oesterreich. Da griff Friedrich der Grosse zum Schwert und holte in glorreichen Kämpfen wieder, was ihm Vom der Rosen- und Scklesiscken Gartenbau-Ausstellung in LicgnUz. schmählich entrissen war. — Das preussische Liegnitz büsste durch diesen Wechsel im Regiment an Schönheit und Lage nicht nur nichts ein, es nahm zu daran; denn es war von Anfang an bemüht, das Vorhandene zu mehren und die schöne Natur, die die Stadt umgab, mit gewählter Kunst zu durch- dringen, alles nach der Lessingschen Weisung Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, So hat Natur und Kunst gehandelt. So wurde Liegnitz mit der Zeit das, was es heute noch ist: Eine Stadt, die man vor Grün und Gärten nicht leicht findet; oder ein Garten, in dem das Städtische in keiner Weise stört. In dieser „Gartenstadt" wohnt nun eine Bevölkerung, die, wenn sie noch einen Beruf hat, die Wohltat der Aus- spannung und Erholung in öffentlichen Anlagen und Parks zu schätzen weiss; wenn sie aber keinen Beruf mehr hat und bereits als Pensionär oder Rentner in den Hafen eingelaufen ist, gediegene Unterhaltung und Belehrung auf köstlichen Spaziergängen findet. An einem solchen Platz mit lebendigem Interesse für alles, was Garten- bau heisst, und in einem solchen klassischen Rahmen werden Gartenbau- Ausstellungen, ganz gleich welcher Art, ziemlich risikofreie Unternehmungen sein. Die Sache der Ausstellung ist ja zugleich Sache der Stadt, des Kreises, der ganzen Provinz. Die Lokalpresse würde gradezu den Ast absägen, auf dem sie ganz behaglich sitzt, wenn sie nicht die Ausstellung in Poesie und Prosa propagierte und für ihr allmähliches Werden in Hütte und Palast Inter- esse und Neugierde wachriefe. Und die Mitglieder der einheimischen Vereine, Gesellschaften und Kränzchen würden ihre Pflicht versäumen, wenn sie nicht einen bestimmten „Ausstellungsfall" zum Stadtgespräch machten und durch seine leidenschaftliche Erörterung die Spannung aufs höchste trieben. Für die Liegnitzer Ausstellung war, wie auch anderswo, nach heissem Streit ein Ausstellungsplakat von einer Jury gewählt worden, das einen unbekleideten drallen Knaben darstellt, der beide Arme in turnerischer Pose scharf nach den Seiten ausreckt und einen mächtigen stilisierten Rosenkranz wie einen Reifen lotrecht vor sich hinhält. Will er durchspringen oder will er's nicht? Man könnte auch sagen, der Knabe hält einen massiven Blumen- rahmen vor sein eigenes Ich. Da entdeckte die Fama, dass der unbekleidete Knabe ein ganz unpersön- liches Kind sei, und dass der bildende Künstler jedes Charakteristikum ver- gessen habe. Sofort taufte der Lokalwitz diesen schleierlosen Kranzhalter „Flörchen", und unter diesem Zeichen, das sehr bald in ganz Schlesien be- kannt wurde, siegte die Liegnitzer Gartenbau-Ausstellung auf der ganzen Linie. An diesem einen Beispiel ist so recht ersichtlich, wie wesentlich geringer Kosten und Sorgen in einer kleineren oder Mittelstadt sind, um ein solches Ausstellungsunternehmen auf gute Art in aller Leute Mund zu bringen. Für die Liegnitzer Ausstellung hatten die Stadtväter den im Südosten gelegenen Stadtpark hergegeben, der in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter der Leitung Petzoldts, Muskau angelegt worden ist. Das gesamte belegte Terrain, weit über 50 Morgen gross, war durch einen artigen Drahtzaun abgeschlossen und durch Verlegen und andere Gruppierun}', Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. 299 des Liegnitzer „Palmenhains", sowie durch geschickte Wegeführung und ge- fällige Bauten zu einem wundervollen Ausstellungsgarten hergerichtet, in dem mehr als 40000 im Freien ausgepflanzte Rosen in friedlichen Wettbewerb mit -r. o? ?J0 s ho — 5 E 5 I anderen gärtnerischen Erzeugnissen traten. Der „Verein deutscher Rosen- freunde", der in diesem Jahre das Fest seines 25 jährigen Bestehens feiert, hatte dieses Unternehnen als Jubiläumsgabe für seine Mitglieder und für die grosse Oeffentlichkeit ins Leben gerufen. 300 Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. Die Basis der Ausstellung war von oben gesehen ein breites Rosenband, das, am Schiesshaus beginnend, sich an der Baumgarten-Allee entlang zog. Es ermöglichte durch Bodenbewegung eine gute Uebersicht und durch mancher- lei Schlängelpfade ein müheloses Besichtigen und Studieren. — Schon bei der BS e I Jlfl 3 <3 T3 ^ « oq ersten flüchtigen Wanderung fiel dem Beschauer zweierlei auf: das gewaltige Ueberwiegen niedriger Rosen und die fast durchgehende einheitliche Be- pflanzung. Es ist ja richtig, dass die niedrigen Rosen, in einen grünen Rasen gebettet, mit ihrer Umgebung in eins verschmelzen und sich wie'ein lebendiger Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnitz. 301 Teppich dem Menschen zu Füssen legen. Es ist auch richtig, dass nur sie ein ungetrübtes Hineinsehen in den Zusammenhang der Farbenkelche ermög- lichen. Aber Halbstämme und Hochstämme sind doch auch etwas wert. Die heben das köstlichste, was die Rose spenden kann, den DufVvom Boden auf und bieten sich in Augenhöhe zu ästhetischer Betrachtung dar. Das eine braucht ja das andere nicht auszuschliessen. In einem vollkommenen Rosen- garten wird der richtige Wechsel in der Stufenfolge der Rosen und in 302 Die Blumenkunst Japans. der verschiedenen Art, die Blüte zu tragen, das eigentlich Reizvolle sein. — Was für die ausgepflanzten Rosengruppen aber durchweg einnahm, war, dass sie keine Farbensymphonien darstellten, und in wirrem Durcheinander jede der anderen Konkurrenz machte, sondern dass durch die Bepflanzung mit immer nur einer Sorte eine wohltuende Schlichtheit zutage trat. Man konnte sich an diesen Feldern wirklich nicht satt sehen. Sämtliche Rosen befanden sich in ausgezeichneter Kultur. Das Haupt- verdienst daran kommt unzweifelhaft der städtischen Gartenverwaltung zu, vorerst ihrem unermüdlichen Leiter, Herrn Königlichen Gartenbaudirektor Stämmler. Man sah, dass nichts versäumt war, um den zugereisten Pfleg- lingen die Erinnerung an eine gewohntere Heimat vergessen zu machen. Ein weiteres Verdienst hatte aber auch der wunderbare Liegnitzer Boden, dessen ausserordentliche Adhäsion die Damenwelt nach Regengüssen an Stiefeln und Kleidern genugsam erfahren konnte. Und ein drittes Verdienst schreiben wir dem Wettergott zu, der über den verflossenen Winter seine milde Hand hielt und alle die Anpflanzungen, die auf gut Glück schon im Dezember 1909 vorgenommen worden waren, aufs sorgfältigste beschirmte. Das städtische Rosarium, der eigentlichen Ausstellung vorgelagert, hatte man unangetastet gelassen. Es stellt eine Rosenlaube dar, die aus kon- zentrischen Rosenpflanzungen als schöne Krönung herauswächst. Drei Zu- gänge führen zu diesem Heiligtum, das wir zusammen mit andern Ansichten im Bilde wiedergeben. (Fortsetzung folgt). Die Blumenkunst Japans. Von Dr. Heinrich Pudor. (Schluss). Immergrüne Pflanzen und Bäume werden so viel angewendet, dass oft die blühende Blume ganz fehlt. Doch dürfen Blumen, welche Blüten tragen, nie ohne diese, und Bäume, welche Blätter zur Zeit der Blüte haben, nie ohne diese angewendet werden. Eine Ausnahme macht man mit Iris japonica, welche in der Jahreszeit, bevor sie blüht, nur mit Blättern gebraucht werden darf. Der Charakter der ganzen Komposition muss der Jahreszeit angemessen sein: im Frühling einfach, im Sommer üppig, im Herbst dürftig, im Winter öde. Eine Eigentümlichkeit der japanischen Blumenkunst besteht darin, dass sie die Natur nicht nur beseelt, sondern auch sexualisiert. Der Wasser- fall z. B. kann männlich oder weiblich sein, ebenso Felsen, Steine, Pflanzen, Bäume, Blumen und zwar sowohl den Blättern als den Blüten nach. Die Stirnseite eines Blattes gilt als männlich, die Rückseite als weiblich. Be- sonders wichtig ist das bei Arrangements mit Blumen wie Iris, Lotus, Nuphar, Japonica usw. Beim Arrangieren werden nun die Blätter gewendet, um je nach Wunsch die Vorder- oder Rückseite zu zeigen. Ebenso wird die Form der Blüten sexualisiert, Knospen gelten als weiblich, voll aufgeblühte Blumen als männlich, abgeblühte Blumen wiederum als weiblich, was vielleicht nicht ganz unserem Empfinden entspricht. Bei seinen Kompositionen lässt nun der Japaner die Knospen mit den Blüten gleichsam Hochzeit feiern. Strenge Farben werden durch matte gemildert. Die Blumenkunst Japans. 3Q3 Auch die Farben der Blumen haben Rang und Geschlecht. Am höchsten rangiert unter den Farben im allgemeinen weiss, doch steht unter den Chry- santhemen die gelbe, unter den Pflaumen die zartrosa, unter den Iris die pur- purne, unter den Kamelien die rote, unter den Convolvulus die dunkelblaue, unter den Kirschen die mattrosa, also immer die charakteristische Farbe, obenan. Von den Farben selber gelten Rot, Purpur, Rosa und Spielfarben als männlich, Blau, Gelb und Weiss als weiblich. Selbst die Richtungen der Zweige einer Blumenkomposition werden sexualisiert. Die rechte Hand (Ost) und die Gesichtsseite (Süd) gelten als männlich, die linke Hand (West) und die Rückseite (Nord) als weiblich. Cerealien und gewöhnliche Pflanzen sind untersagt; ebenso Pflanzen giftigen Charakters und solche, welche einen sehr strengen Geruch haben. Bei festlichen Gelegenheiten ist der Gebrauch vieler Blumen wie Orchideen, Lotus, Magnolia, Aster, Azalie verboten. Am meisten dafür in Betracht kommen Chrysanthemen, mit Spielnamen langlebende Pflanze genannt, die Narzisse als „Pflanze von zwei Jahreszeiten", der Ahorn als Giftvertreiber, weil man glaubt, er desinfiziere; die Sakura-Kirsche, die Königin der Blumen in Japan; die Baum-Päonie als Blume des Reichtums und der Vornehmheit, die Königin der Blumen in China; die Rhodea Japonica, weil ihre Blätter in Kälte und Hitze Kraft behalten; die Wistaria als Pflanze zweier Jahreszeiten (bei Hochzeiten ist indessen die Purpurfarbe verboten, ebenso wie Iris laevigata). Eine ganze Reihe von Kombinationen, wie z. B. Eiche und Aster, Pflaume und Kirsche, Iris wie Orchidee, Iris und Rhododendron, Thuja obtusa und Orchidee sind verboten, wie es scheint, wegen der Verwandtschaft im Charakter, andere Kompositionen sind besonders empfohlen, wie Pinie und Chrysan- themum, Kamelie und Narzisse, Orchidee und Nelke usw. Wenn in der- selben Komposition eine Landpflanze zusammen mit einer Wasserpflanze ver- wendet wird, muss stets die erstere in dem Vordergrund stehen, ausgenommen bei grossem, hohem Riedgras. Für besondere Feste gibt es auch besondere Kompositionen. Bei Hoch- zeiten und Begräbnissen ist dies ja selbst bei uns der Fall. In Japan ist der Gebrauch von Schlingpflanzen und hängenden Vasen bei Hochzeiten verboten. Bei religiösen Zeremonien müssen die Pflanzen in möglichst natürlichem Zustande bleiben. Bei Abreise werden Pflanzen geschenkt, welche zweimal im Jahre blühen; recht hübsch ist hierbei auf die glückliche Wiederkehr an- gespielt. Bei Rangerhöhungen muss das Arrangement unten Knospen, oben Blüten tragen. Bei Tee- Zeremonien müssen die Blumenkompositionen, da die Räume klein sind, klein sein im Umfang, dazu einfach und nicht affektiert. Beliebt sind Pendativ-Kompositionen. Rote Blüten und starkriechende sind untersagt, desgleichen besonders die Kirsche, die Rose, Lotus, Orchidee und einige andere, weil sie giftige Eigenschaften haben. Jedes japanische Zimmer hat, wie oben erwähnt, einen alkovenartigen, dekorativen Abteil, mit erhöhtem gelacktem Boden und schönen Säulchen von seltenem Holz. Hier auf den Boden wird das Blumenarrangement gestellt, oder falls es hängend ist, an die Säulchen an der Seite und zwar genau in der Mitte zwischen Decke und Fußboden aufgehangen, während an der Rück- wand das Kakemono (Bild) aufgehangen wird, einzeln oder in Paaren, selbst 304 ®i-e Blumenkunst Japans. drei oder vierfach. Für die Harmonie zwischen dem Kakemono und dem Blumenarrangement gibt es wieder besondere Regeln. Ist das Gemälde lang, so muß die Blumenkomposition niedrig sein; ist jene niedrig und breit, muss diese hoch und voll sein. Selbst dem Charakter des Bildes muss bei dem Blumenarrangement Rechnung getragen werden. Stellt z. B. jenes Berge und Wasser dar, so soll dieses Wasserpflanzen darstellen, gleich als ob diese im Vordergrund des Bildes wüchsen. Natürlich muß vermieden werden, dieselben Blumen, welche auf dem Bilde dargestellt sind, in der Blumenkomposition zu zeigen. Stellt das Bild blühende Pflanzen, also Blumen in unserem Sinne, dar, so soll die Blumenkomposition Baumzweige zeigen, und vice versa. Wenn das Kakemono von einem berühmten Dichter herrührt, wird am besten gar kein Blumenarrangement gezeigt. In anderen Fällen soll letzteres das vorgeschriebene Gedicht illustrieren. Gibt es doch besondere Chrysan- themum- und Pinien- Gedichte. Weiter gehören vor ein Pferdebild wilde Blumen, vor ein Löwenbild Päonien, vor ein Hirschbild Ahorn usw. Das Zeremoniell gibt genau an, wie der Besucher Platz zu nehmen und worauf er zuerst das Auge zu richten hat, wie er sein Gefallen aussprechen muss usw. Hängende Arrangements müssen stehend angesehen werden. Wenn zwei Kakemonos aufgehangen sind, wird eine einzelne Blumenvase auf Ständer oder Tischen zwischen sie gestellt, bei drei Kakemonos zwei Vasen in die Zwischenräume, bei vier drei Vasen. Ist nur ein Kakemono vor- handen, so muss die Blumenkomposition, falls jenes lang ist, niedrig, und falls jenes breit ist und niedrig, diese hoch und üppig sein. Es kommt also alles darauf an, dass nicht die Blumenkomposition an sich, nicht nur diese zusammen mit der Vase und dem Untergestell, sondern dies alles zusammen mit dem aufgehängten Bilde eine vollkommene Harmonie ergibt. Die Blumen dürfen dabei nicht wesentliche Teile des Bildes, wie die Signatur, verdecken. Das Anschauen des Kakemono geht nun in folgender Weise vor sich: Man stellt sich drei Fuss entfernt von der Blumenvase auf, lässt sich nieder und legt eine Hand auf das Knie, die andere auf den Boden. Darauf richtet man zuerst auf das Kakemono den Blick. Sind drei Kakemonos aufgehangen, so wird zuerst das mittlere, dann das linke, endlich das rechte angeschaut. Darauf sagt man ein Wort der Befriedigung. Nun wird die Blumen- komposition für sich in Augenschein genommen, und zwar erst die Shin- Linie (Zentralachse), dann nach und nach der rechte und danach der linke Teil, und zwar von oben nach unten. Dabei darf man den Blumen sich nicht nähern und muss die Bewunderung in ruhigen, einfachen Worten aussprechen. Zuerst rühmt man die Farbe. Die Ausdrücke, deren man sich bedient, sind traditionell für jede Art von Blumen und Farben festgesetzt. Es ist verboten, während dieser Zeremonie einen Fächer in der Hand zu halten. Oft wird ein Gast aufgefordert, ex tempore eine Blumenkomposition zu entwerfen. Der Wirt gibt ihm dann eine Vase, Blumen und die nötigen Utensilien. Der Gast darf nicht nach mehr fragen; ist er fertig, bittet er die anderen Gäste, seine Komposition in Augenschein zu nehmen, wobei er sich wegen ihrer Mangelhaftigkeit entschuldigt, während der Wirt sagt, die Kom- position stelle alles, was man wünschen könne, dar. Es ist übrigens in solchen Fällen üblich, nur ganz einfache Arrangements zu machen. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 305 Falls sehr hohe Gäste erwartet werden, wird ein Kakemono, eine Statuette, ein Parfüm-Räucherwerk und eine Blumenkomposition aufgestellt. Um nun den Blumen im Gefäss den gewünschten Halt und Stellung zu geben, bedient man sich kleiner Hölzer, meist in Zylinderform mit einem langen Schlitz, in den die Stengel eingekniffen werden. Diese Hölzer werden dicht unter der Wasseroberfläche befestigt und dürfen nicht sichtbar sein. Es gibt auch siebartige Metallscheiben mit Löchern von verschiedener Weite, ferner Bambusringe oder Näpfchen, in die mit Hilfe von Kiesel und Sand die Zweige eingestellt werden, ferner scherenförmige, messerartige, krebs- scherenartige Hölzer aus Metall, welche wesentlich durch ihr Gewicht im Wasser zu wirken berufen sind. Die wichtigste Regel, die wir bei Betrachtung der japanischen Blumen- komposition haben finden können, ist die folgende: das ganze Arrangement und jeder Stengel muss so gerichtet sein, als ob sie in eben dieser Weise auf eben diesem Platze in der Natur gewachsen wären. Diese Regel darf freilich dann nur Geltung beanspruchen, wenn man alle andern vorher an- geführten ausserdem berücksichtigt und daran denkt, dass es auch in der Natur Ausnahmen, das heisst in ästhetischem Sinne fehlerhafte Exemplare gibt, die die künstlerische Hand korrigieren muss. Aus den Atisschüssen des Vereins z. B. d. G. Besichtigung der Kulturen im Humboldthain durch den Aus- schluss für Pflanzenschmuck am 23. Mai 1910. Herr Stadtobergärtner Weiss be- grüsste die erschienenen Herren und wies in kurzen Worten nochmals auf das Arbeitsfeld des Ausschusses für Pflanzenschmuck hin, der es sich ja zur Aufgabe gemacht hat, die Auf- merksamkeit weiterer Kreise auf die gärtnerischen Dekorationen zu lenken, das Interesse für die Blumen durch ge- schmackvolle und harmonische Farben- zusammenstellung zu heben, schöne neue und alte Pflanzen in bezug auf Haltbarkeit, Blüh Willigkeit und Wirkung zu studieren und weiteren Kreisen zu empfehlen, vor allem aber die Ein- tönigkeit und das Fabrikmässige aus den Pflanzungen, sei es im Garten, sei es auf dem Balkon usw., zu ver- bannen. Aus diesem letzten Grund besonders hat Herr Stadtobergärtner Weiss sich bemüht, die in den letzten Jahren so häufig verwendeten Pelargonien-Sorten durch andere Sorten zu ersetzen. Durch diese Massnahme gelangen andere Far- ben auf die städtischen Plätze, deren Blumenbeetbepflanzung, mit anderen Farben harmonisch bepflanzt, ein an- deres Bild geben und andere Wirkungen erzielen. An Stelle der sonst so all- gemein angepflanzten Meteor-Pelar- gonien wurde für dies Jahr zu vielen Tausenden die äusserst wirkungsvolle, früh und reichblühende, mattrote Pe- largonie Aga herangezogen, und gefiel diese Sorte allgemein durch ihre leuch- tende Farbe und den gedrungenen Wuchs. Ebenso hübsch wurde die ziegelrote Pelargonie „Perle von Neu-Ulm" gefunden. Auch „Gar- tendirektor Riess" mit hochroten Dolden versprach einen herrlichen Effekt. Prächtig fiel auch die leuchtende Farbe von „M. Poris Poirier" dem Beschauer ins Auge. Auch die Sorten „Cardinal, Rival, Rubin, Tip-Top" erwiesen sich als brauch- bar. Unter den Pel argon iu m pelta- tum wurde an Stelle der rosa Sorte „Mad. Crousse" die magentarote Sorte „Rheinland" in grosser Zahl kultiviert. Von den sonstigen Be- ständen für die Beetbepflanzung fielen 306 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. noch auf die Begonien seraper- florens in den Sorten gracilis, Feuerball, luminosa, Gloire de Chatelaine; Iresinen; Heliotrop: Mathilde Cremieux und Frau G. von Poschinger, Salvien, Pe- tunien: Karlsruher Rathaus; Tro- paeolum, Verbenen, von welch letzteren die Sorten „Miss Ellen Willmott und venosa" hervorzu- heben sind. Die Palmenhäuser wurden auch besichtigt, und die stattlichen gesunden Exemplare der Latanila, Kentien, Cha- maerops, Aletris, Chamaedoreae usw. bewundert. Den Schluss bildete ein Rundgang durch die Quartiere des botanischen Schulgartens, welcher, im schönsten Blütenflor stehend, einen herrlichen Anblick gewährt und all- gemeines Interesse hervorrief. Der Ausflug nach dem Humboldthain war ein äusserst lehrreicher. J. Besichtigung der Kulturgärtnerei von A. Koschel am 20. Juni 1910 durch den Ausschuss für Pflanzenschmuck. Führte uns der letzte Ausflug im Mai in die städtische Anzuchtgärtnerei des Humboldthains, so brachte uns diese Besichtigung in eine Handels- gärtnerei von grösserem Umfang, denn ca. 50 Morgen Kulturfläche werden gärtnerisch bewirtschaftet. Herr Koschel war so liebenswürdig, uns herumzuführen. Nachdem wir einen Blick in die Anzuchtstätten der SelaginellaWatsoniana, Martensi und circinalis geworfen, traten wir in die Gewächshäuser. "Während wir bei der Besichtigung des Humboldt- hains kaum noch eine Meteor-Pelar- gonie sahen, fanden wir hier ein richtiges Meteor- Nest, denn noch einige Zehntausend dieser Sorte, wo- von im ganzen ca. 60000 Pflanzen all- jährlich gezogen werden, standen in üppigster Blütenpracht und harrten ihrer Bestimmung. Herr Koschel ist der Ansicht, dass die Meteor- Pelar- gonien nach wie vor die ausge- sprochenen Lieblinge des kaufenden Publikums sind, und als Handels- gärtner glaubt er, dieser Neigung folgen zu müssen. Uebrigens fanden sich auch einige andere Sorten vor wie „Beaute Poitevine, Gruss an Donzdorf, Heterant usw." Neben den üblichenPelargonium peltatum „Mad. Crousse" wurde auch die neue Sorte „Rheinland" in grosser Menge gezogen. Enorme Bestände an Lilium longiflorum, Hydrangea pan i culata, Chrysanthemum standen in prächtiger Menge und Hessen einen schönen Erfolg voraussagen. Ebenso verheissend sahen die Unmengen ge- sunder Treibflieder (ca. 1600 0 in Töpfen und Kübeln), die Treibrosen in ver- schiedenen Sorten, Prunus triloba, Viburnum, Pirus Scheideckeri aus. Ausgedehnte Rosenfelder zum Schnitt, fast alle unter Glas zur Ver- hütung von Schäden durch den Rauch aus den Schornsteinen umliegender Fabriken, liefern reiche Mengen lang- gestielter Rosen. Ein grosser Satz Spiraea Queen Alexandra hatte sich zur vollen Pracht entfaltet. Auf den Feldern waren Tagetes, Astern, Dahlien, Levkojen, Päonien in riesigen Mengen ausgepflanzt, unter Glas ein Feld Lathyrus odoratus, welches äusserst dankbar blühte. Die Cyclamen in den Kästen (ca. 70000 Stück) waren recht gesund und kräftig entwickelt. In den Palmenhäusern drängten sich herrliche Exemplare von Kentien, Latanien, Rhapis, Areken, Chamärops usw. in prächtiger Entwicklung, während in den Farnhäusern ca. 100000 Pteris, Nephrolepis, 30000 Adiantum, Aspa- ragon Sprengeri zur Vollkommen- heit herangezogen werden. Ein Quartier hübscher Lorbeerbäume und Deko- rationspflanzen erfreute durch sein saftiges Grün. Zum Schluss wurde dem Privatgarten des Herrn Koschel ein Besuch abgestattet, der in seiner Frische und durch seine hübschen Blumenbeete einen prächtigen Ein- druck machte, welcher noch erhöht wurde durch ein Plauderstündchen bei einigen Erfrischungen in einem lauschigen Eckchen. Der Ausflug war ein hochinteressanter. J. Literatur. 307 Literatur. Hampels Gartenbuch für Jeder- mann. Anleitung zur praktischen Ausübung aller Zweige der Gärtnerei. Vierte vermehrte und ver- besserte Auflage, herausgegeben von F. Kunert, Kgl. Hofgärtner in Potsdam. Mit 259 Textabbildungen. Verlag von Paul Parey, Berlin, 1909. Preis gebunden 7 Mark. Fast zu reichlich erscheinen in neuerer Zeit die Gartenbücher, so dass es für den Gartenfreund wie Gärtner schwer wird, diejenige Aus- wahl zu treffen, die ihm im Interesse seiner Liebhaberei, seines Faches noch nützlich sein kann. Sieht man davon ab, dass jedem Gartenbuch, möge es nun allgemeine Zwecke des Gartenbaues, möge es einen speziellen Zweig desselben umfassen, mit wenigen Ausnahmen irgendein guter Kern inne wohnt, so muss sich der Kritiker wohl oder übel jetzt beim Neuer- scheinen eines Buches fragen : Welchen wichtigen Grund hat der Herausgeber zur Veröffentlichung gehabt? Hat er beim Schreiben, beim Bearbeiten das Ideale oder das Materielle vorzugs- weise als Triebfeder gelten lassen? Hat er bloss alte bekannte Tatsachen aufgewärmt, oder das gute Alte mit dem erprobten Neuen verbunden, oder gar etwas Neues geschaffen? Da mir im Laufe der Jahre so manches Buch nicht bloss durch die Finger, sondern der Kern auch durch den Kopf ge- gangen ist, so wage ich zu behaupten, dass ich mich in der wahren Tendenz eines Buches so leicht nicht täuschen lasse, insbesondere wenn es sich in den Grenzen des Gebietes der Kultur- pflanzen und der Sortenkenntnis be- wegt. Wenn ich nun das vorliegende Buch, welches über 500 Druckseiten des Formats der „Gartenflora" umfasst, zunächst dem Kerne nach bespreche, so muss ich sagen, es verbindet das gute Alte, also die erprobte Grund- lage der Kulturen, mit dem Neuen, welches sich in der Praxis des letzten Jahrzehnts etwa bewährt hat. So ist es im allgemeinen ein Buch, das in erster Linie dem Gartenliebhaber und dem jungen Gärtner wertvolle Dienste bei der Auswahl der Sorten leisten kann. Aber auch in kultureller Hin- sicht steht das Buch auf der Höhe, insbesondere auch in der neueren An- wendung der verschiedenen vege- tabilischen und mineralischen Dünge- mittel bei Gemüse- und Blumenkulturen, einschliesslich der Obstkulturen. Die Einleitung skizziert nun zu- nächst die Begriffe der Gartenteile wie: Gemüsegarten, Obstgarten, Haus- garten, Blumengarten, Parkgarten usw. Es folgt dann die nähere Beschreibung der Anlage der Gemüsegärten nebst Plänen; im Anschluss daran das An- legen der Mistbeete. Darauf ist die Kultur der einzelnen Gemüse gruppen- weise erschöpfend und klar in Betracht gezogen. Auch die Suppen- und Würzkräuter sind in fast allen be- kannten Gattungen beschrieben und deren oft vielseitige Verwendung be- leuchtet. Im zweiten Teil folgt die Be- schreibung des Obstgartens nach Mass- gabe der Anpflanzungsmöglichkeit und der Baumformen. Dabei ist auf die Sortenauswahl für die verschiedenen Formen Rücksicht genommen, wie auch bewährte alte und ältere Sorten besonders zusammengestellt sind. Ein kurzer aber inhaltreicher Artikel behandelt die Obstzucht in Töpfen und Kübeln, welcher auch ein be- währtes Rezept für künstliche Düngung derselben enthält. Insbesondere haben auch der Wein und das Beerenobst gebührende Be- achtung gefunden. Einen grossen Raum nimmt der Teil ein, der den Park- und Zier- garten behandelt. Ich halte es, der Tendenz des Buches entsprechend, für sehr gut, dass der Verfasser im Park- und Ziergarten nicht den Hauptteil seiner Arbeit auf langatmige Auseinandersetzungen über Gartenkunst und Gartengestaltung, sondern mehr auf sorgfältige Auswahl und Klassifizierung des Ausstattungs- materials gelegt hat. — Denn ohne gediegene praktische Erfahrungen und künstlerische Vorbilder in der Natur wird kaum jemand imstande sein, einen grösseren Parkgarten nach einem 308 Kleine Mitteilungen. Buche anzulegen. Wohl aber ist der intelligente junge Gärtner und Lieb- haber in der Lage, auf Grund einer gewissenhaft zusammengestellten Aus- wahl von Pflanzen den schon vor- handenen Park wirkungsvoll auszu- statten. Einen gewissen Fleiss hat der Autor auf das Anlegen und Unter- halten der lebenden Zäune oderHecken und Rasenplätze verwendet. Die Klassifizierung des Ausstattungs- materials für Park- und Ziergärten er- streckt sich in der Hauptsache auf die Auswahl niedriger, mittelhoher und hoher Ziersträucher, Laubbäume und im Freien ausdauernder Koniferen. Ein grösseres Kapitel ist auch der Rose gewidmet. Schlingpflanzen, Frühlings- blumen, Annuelle, Stauden und Rasen- dekorationspflanzen, nebst Sachen für Blumenbeetbepflanzung, folgen in sorg- fältig ausgewählten Sorten. Auch der Bepflanzung der Balkons ist gedacht worden. Den Schluss bildet eine längere Abhandlung über Zimmer- pflanzen, wobei ich den Artikel über „Allgemeine Behandlung" hervorhebe. So lege ich nun „Hampels Garten- buch für Jedermann" mit dem Gefühl aus der Hand, dass es dem Bildungs- und Wissensdrang des Gartenfreundes, wie des jungen Gärtners, insbesondere des Privat- und Gutsgärtners, in leicht verständlicher Weise Rechnung trägt. Wenn ich mir noch eine Anregung für die künftige neue Auflage erlauben darf, so ist es die, den Gruppenpflanzen noch einen Artikel folgen zu lassen, der sich speziell mit einer Zusammen- stellung von Schnittblumen für Privat- zwecke beschäftigt. Denn in einem wohlgepflegten Ziergarten schneidet man nicht gern von Beeten und Solitärpflanzen Material ab; besser ist es, besondere Beete für Schnittzwecke an geeigneterStelle im Garten zu haben. Ferner wäre es für jüngere Gärtner, die nicht Gelegenheit haben in der Bindekunst sich auszubilden oder Musterwerke der Bindekunst zu sehen, sehr angenehm, wenn ihnen in dem sonst durch und durch praktischen Buche einige Grundzüge von ge- schmackvollen Farben - Zusammen- stellungen und sonstige grundlegende Winke für die Bindekunst und Deko- rationen mit abgeschnittenem Material gegeben würden. Im übrigen wünsche ich dem der Neuzeit angepassten und mit Fleiss bearbeiteten Buche eine wohlverdiente Verbreitung. Amelung. Kleine Mitteilungen. Programm zur XIX. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesell" schaft in Metz 6.— 12. August 1910. An den Ausflügen nehmen nur Herren teil. Wer sich nicht bis aller- spätestens 26. Juli anmeldet, hat kein Recht auf Unterkunft noch auf Be- förderung in den Wagen, die keinesfalls überfüllt werden dürfen. Anzug zu allenAusftügen, Sitzungen und Mahlzeiten stets Reiseanzug. Zu den Ausflügen feste Stiefel, da überall schwerer Lehmboden. Tisch- reden dürfen nicht gehalten werden. Beförderung: Die Wagen sind einfache Landwagen und sogenannte Kremser (Gesellschaftswagen). Die reservierten Waggons nach Nancy führen nur III. Klasse. Mit Rücksicht auf die Besitzer der zu besuchenden Gärten, sowie auf die Einheitlichkeit der Ausflüge selbst, werden die Teil- nehmer dringend gebeten, sich den gemeinsamen Fahrten anzuschliessen. Tageseinteilung: Die Herren, die vorher um Metz die Schlachtfelder besichtigen wollen, finden unentgeltlichen Rat und Be- sorgung von Führern, Wagen, Plänen, Landkarten usw. im Pavillon des Ver- kehrsbureaus auf dem Kaiser- Wilhelm- Platz, Strassenbahnhaltestelle Kolos- seum, und wollen sich dort an Herrn Hubert wenden. Sonnabend, 6. August. Colom- bey, Lorry und Tignomont. 8° Wagenfahrt ab Bahnhofsplatz. 845— 1030 Colombey. Besichtigung des seit 1870 waldartig verwilderten Kleine Mitteilungen. 309 Parkes des Herrn General Felix de Dartein; angepflanzt von Baron de Tschudy. Hier die berühmte Sophora, 5 m Stammumfang, 32 m Kronendurch- messer. Wagenfahrt zum Kirchhof in Plantieres und nach Metz. 330 Stell- dichein am Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Anlagen Esplanade, Ausblick ins Mosel- tal. 4° Wagenfahrt, 2.25 Mark inkl. Trinkgeld. Park des Herrn Regierungs- rats Schuster in Lorry mit pracht- vollen Koniferen. 545 Tignom ont, Er- frischung, gespendet von Herrn Baurat Herzfeld. In seinem Garten seltene Alpensträucher; herrliche Aussicht; Park des Klosters. Sonntag, 7. August. Plantieres. 9 — 12 Vorträge im Gewerbehaus. 4° Abfahrt in reservierten Strassen- bahnwagen vom Bahnhofsplatz. 420 bis 7° Plantieres; Baumschulen Simon Louis freres mit grossem Arboretum. Montag, 8. August. Nancy. 759— 91 (2stündige) Bahnfahrt Metz- Nancy. Gärtnereien der Herren Lemoine et fils ; kleiner Park der Mad. Galle; Wagenfahrt durch die Stadt, Besichtigung des Stadtparks; Mittag- essen in Maxeville; Koniferen- Sammlung des Herrn Schott; Wagen- fahrt nach Malzeville; Besichtigung der Baumschule „l'Abietinee". Dienstag, 9. August. A u g n y. 9 — 12 Vorträge im Gewerbehause; 24:' — 330 Montygny, Botanischer Garten der Stadt (Herr Stadtgarten- inspektor Lange). 410 — 7° Augny. Park des Herrn Dr. Best mit ganz hervorragender Gehölzsammlung. Mittwoch, 10. August. Höhlen- tour. 8-1— 1048 (31 3 stündige) Bahn- fahrt ab Metz, Bahnsteig 4, nach Jemelle; Wagenfahrt Jemelle— Roche- fort; Mittagessen in Rochefort, Hotel Brion; Wagenfahrt nach Han-sur- L e s s e. I30 — 380 Besichtigung der anerkannt schönsten Grotten der Welt; sehr bequeme Wege, aber manches Treppchen; alles elektrisch erleuchtet; ermässigtes Eintrittsgeld 4 Frcs. S55 bis 811 Bahnfahrt Jemelle — Brüssel. Donnerstag, 11. August. Bel- gische Staatsarborete. Freitag, 12. August. Laeken. 9° Besichtigung der sonst unzugänglichen Königl. Gärten und berühmten Treib- häuser von Laeken mit königlicher Er- laubnis. Treffpunkt pünktlich 850 am Parktor von Laeken. Späterkomme nde werden nicht mehr eingelassen. Vorträge. Sonntag, 7. August: Herr Garten- direktor Schinabeck CWeihenstephan): Die Ulmaceen im Dienste der Land- schaftsgärtnerei. — Herr Graf Gerd v. Schwerin (Sophienhof): Ver- halten und Gedeihen ausländischer Wald - und Parkbäume in Vorpommern. — Herr Garteninspektor Beissner (Bonn): Kleine dendrologische Mit- teilungen. Dienstag, 9. August: Geschäfts- bericht. — Herr Garteninspektor Beissner (Bonn): Mitteilungen über Koniferen. — Herr Hofgärtner Herre (Wörlitz): Ueber die Keimfähigkeit des Samens von in Deutschland angepflanzten Exoten. — Herr Unger (Heidelberg): Dendrologisches aus Japan. Kursus über die chemische Untersuchung der Weine und die Weinbehandlung. In der Zeit vom 2. bis 13. August 1910 wird in der önochemischen Versuchsstation der Königl. Lehranstalt in Geisenheim am Rhein ein Kur- sus über die chemische Untersuchung der Weine und die Weinbehandlung abgehalten. Täglich wird zwei bis drei Stunden theoretischer Vortraggehalten, die übrige Zeit wird zu praktischen Uebungen und Demonstrationen, sowie zu Exkursionen verwendet. Chemische Vorkenntnisse sind zu diesem Kursus nicht erforderlich. Eine besonders eingehende Besprechung wird das neue Weingesetz finden. Der Unter- richtsplan umfasst folgende Gegen- stände: Die chemischen Vorgänge bei der Traubenreife, Zusammensetzung der Moste, chemische Vorgänge bei der Gärung, Zusammensetzung der Weine, der Ausbau der Weine, Beurteilung der Weine auf Grund der chemischen Analyse. Gesetzliche Bestimmungen über den Verkehr mit Wein, das Ein- schwefeln, das Imprägnieren mit Kohlensäure, das Schönen, rationelle Weinverbesserung, durch chemische Vorgänge bedingte Weinkrankheiten, das Pasteurisieren. 310 Kleine Mitteilungen. Die Herren Teilnehmer können Untersuchungsmaterial mitbringen. Das Honorar beträgt für preussische Staatsangehörige 41 Mark, für Nicht- preussen 46 Mark. — Anmeldungen sind einzureichen bei dem Vorstand der Oenochemischen Versuchs- station zu Geisenheim a. Rh. Azalea ledifolia var. Noordtiana Wittmack. Hierzu Abb. 32. Abb. 32 zeigt die Azalea ledifolia var. Noordtiana Wittmack nach einer photographischen Aufnahme in dem Anzuchtgarten der Königlichen Pflanzenanstalt zu Berlin in ihrem S Personalia. 311 schönsten Flor. Sie wurde im Früh- jahr 1908 von Herrn van Noordt, Boskoop, Holland, als Neuheit im Verein zur Beförderung des Garten- baues vorgeführt und für sie das Wert- zeuguis beantragt. Es wurde ihm am 14. März 1908 einstimmig zuerkannt, da diese neue Varietät sich von der Stamm- form durch bedeutend grössere Blüten, durch die Form der Blüte sowie durch ihre Reichblütigkeit unterscheidet. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands erteilte ihm gleichfalls ein Wertzeugnis, nachdem es den strengen Winter 1909 bei reichlich 16 Grad Kälte ohne Decke und mit ganz geringem Wurzelschutz durch Laub überstanden hatte. Wer die Pflanzen in ihrer damaligen Blüten- pracht gesehen hat, war über den reichen Flor und die zarten weissen Blüten entzückt. Diese Azalee ist durch ihre guten Eigenschaften jedem Landschafts- gärtner zu empfehlen; auch zur Topf- kultur für handelsgärtnerische Zwecke würde sie sich gut eignen, da sie später blüht als Azalea indica. A. ledifolia var. Noordtiana müsste dann im Frühjahr nach der Blüte ausgepflanzt und im August wieder eingepflanzt werden. Riemann, Kgl. Gartenmeister. Personalia. Boehm, T., Baumschulbesitzer in Oberkassel bei Bonn, ist auf der Hauptversammlung des „Bundes deutscher Baumschulbesitzer", welche vom 1. bis 3. Juli 1910 in Hamburg tagte, an Stelle des zurücktretenden Herrn Müller, Langsur, zum ersten Vorsitzenden gewählt. Unger, Alfred, Kgl. Preussischer Hoflieferant, Heidelberg, hat die Vertretung der Firma L. Böhmer und Comp, in Yokohama niedergelegt und einen Import japanischer und chi- nesischer landwirtschaftlicher und gärtnerischer Produkte für eigene Rechnung eingerichtet. Eckart, G., Stadtgärtnerin Saar- brücken, wurde zum Stadtgarten- inspektor daselbst befördert. Hefter, August, Königl. Hof- lieferant, Berlin, langjähriges Mit- glied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Senior der Berliner Fleischerinnung, starb am 1. Juli in Friedenau im Alter von 82 Jahren. Nachdem Hefter, der aus Guben stammt, in der Lehre des Vaters das Fleischer- handwerk erlernt hatte, ging er, wie es damals allgemein Brauch war, auf dieWanderschaftunddurchzogDeutsch- land, Frankreich, Holland, England, Italien und Oesterreich, bis er schliess- lich wieder nach Deutschland zurück- kehrte und sich im Jahre 1853 mit einem Grundkapital von 15 Talern in Frankfurt a. 0. selbständig machte. Das Geschäft ging, und 1861 siedelte Hefter nach Berlin über, wo er später zum Beginn der siebziger Jahre im Hause Leipziger Strasse 89 das erste, für damalige Zeit hochmodern ausge- statteteFleischwarengeschäft errichtete, das seinen späteren Ruf begründete. Drei namhafte Stiftungen, die er bei Gelegenheit seines 80. Geburtstages machte, eine für die Stadt Berlin, die zweite für die Fleischerinnung und die dritte für die Loge, der er ange- hörte, treten jetzt in Kraft. Seine drei Söhne führen das väterliche Ge- schäft weiter. Die Firma Kruyff, E. Sassen- heim, Holland, feierte am 1. Juli die Feier ihres hundertjährigen Be- stehens. Im Jahre 1810 wurde das Geschäft von Herrn E. Kruyff ge- gründet und nach seinem Tode von seinen vier Söhnen weiter geführt. Im Jahre 1874 wurde der jetzige In- haber, G. Vlasveld, ein Enkel des Gründers, Mitinhaber, und 1902 der alleinige Besitzer. Bei der Erledigung der weitverzweigten Geschäfte wird er von seinen beiden Söhnen unter- stützt. 312 Unterricht. — Bekanntmachungen. Unterricht. Gärtnerisches Feldmessen an der Stadt. Fachschule für Gärtner im S.-S. 1910. Der Unterricht hat am 17. Juli im das praktische Feldmessen im Freien. Nachdem die Schüler mit der Hand- habung der Messgeräte genau vertraut sind, werden ihnen kleine Aufgaben gestellt, wie sie ihnen später im prak- Schulgebäude Hinter der Garnison- tischen Berufsleben von Nutzen sein kirche Nr. 2 begonnen und findet an können. Sodann werden auch grössere weiteren neun Sonntagen,3Stunden Geländestücke aufgenommen und täglich, auf dem Gelände des städt. skizziert, wobei alle Arten der Schillerparkes Berlin N.,Türkenstrasse Horizontalmessung zur Anschauung (unweit der Seestrasse), bezw. im gebracht werden. Schliesslich werden Schulgebäude statt. Er umfasst die die im Gelände angefertigten Skizzen theoretischen Grundlagen des Messens, und Schriftmanuale im Schulzimmer Längen-, Flächen- und Körpermasse, mit Zirkel und Reissschiene zu Winkel, alte und neue Masseinheiten, ordnungsmässigen Krokis zusammen- dann Erklärung der Messgeräte und | gestellt und gezeichnet. Ausflug sämtlicher Ausschüsse Vereinsmitglieder und Gäste (Damen und Herren) am Donnerstag, den 21. Juli 1910 zur Besichtigung des Schlosses Dammsmühle bei Schönwalde; Besitzer Herr Leutnant Wollank. Abfahrt pünktlich !2>/2 Uhr mit Kremsern vom Oranienburger Tor, Ecke Elsasser Strasse. Jeder Teilnehmer hat für Hin- und Rückfahrt 1.50 Mark inklusive Trinkgeld zu entrichten. Vorherige Anmeldung beim Generalsekretariat, Invaliden- strasse 42, bis spätestens Mittwoch, den 20. Juli, früh 9 Uhr ist dringend erforderlich. Der Vorstand. Tagesordnung für die 994. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag, den 28. Juli 1910, abends 6 Uhr im Königlichen Botanischen Museum in Dahlem-Steglitz Königin-Luise-Strasse 5—6. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II). 2. Die Gemüse-Ausstellung des „Gemüse-Ausschusses" des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues im Herbst 1910. 3. Bericht über den Ausflug nach Schloss Dammsmühle am 21. Juli 1910. 4. Verschiedenes. Für die Redaktion verantwortlich : Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Gartenmöbel Gartenlauben Gartenhäuser Spalierwerke Prospekt gratis. Baumwachs, kaltflüssig in '/< Vi Vi und 2'/i kg-Dosen 0.45 M. 0.80 M. 1.50 M. 3.— M. Raupenleim a kg 1.20 M. Raffla-Bast, allerbeste Qualität, ä kg 1.10 M., Postkolli = 4V» kg 5.— M. franko. Otto Bretschneider, Drogenhandlung Leuben-Dresden. Starke Allee- Bäume. Grosse Vorräte von Linden, Ulmen, Ahorn etc. in prachtvoller, verpflanzter Ware mit schönen Kronen. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46,49 B Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. j:~ r*--*. 1910, Heft 15, Inhalt: Bekanntmachung des V. z. B. d. G. betreffend einer Gemüse-Ausstellung S. 313. — Programm für die Gemüse-Ausstellung S. 313. — Aloe spicata L. fil, eine verschollene und wieder aufgefundene Art S. 316. — Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz S. 317. — Ausstellungen S. 323. — Kleine Mitteilungen S. 327. — Bekanntmachung betreffend des 88. Stiftungs- festes des V. z. B. d. G. S. 336. Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Inseriionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. G-Wehner&ci Gewächs- hausban Heiznngsanlagen Frühbeetfenster Schattendeckcii Spezialität: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22- Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. = Körner & Brodersen Inhaber: Gustav Körner Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner Fernsprecher 85 STEGLITZ Körnerstraße 12 ■■ GARTEN- und PARKANLAGEN ■■ IT) 00 s c O (NEW YOKK Bekanntmachung. Der Gemüse- Ausschuss des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten" veranstaltet vom Donnerstag den 29. September bis inklusive Sonntag den 2. Oktober d. J. in Berlin, Hasenheide (Neue Welt), eine Gemüse- Ausstellung zu deren reicher Beschickung Privatleute und Gemüsezüchter gleich herzlich eingeladen werden. Gilt es doch zu zeigen, dass das deutsche Gemüse an Reichhaltigkeit und Güte nicht übertroffen wird. Das Programm ist weiter unten abgedruckt und kann vom Generalsekretariat des Vereins, Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, unentgeltlich bezogen werden. Der Vorstand. Programm für die Gemüse -Ausstellung Der „Gemüse-Ausschuss " des Vereins zur Beförderung des Garten- baues in den preussischen Staaten veranstaltet vom Donnerstag den 29. September bis einschliesslich Sonntag den 2. Oktober 1910 in der Hasenheide in Berlin (Neue Welt) eine Gemüse-Ausstelhmg. Zweck der Ausstellung. Der Zweck dieser Ausstellung ist: a) den Interessenten, insbesondere den Hausfrauen, vorzugsweise solches Gemüse vorzuführen, das weniger bekannt ist; b) durch Sortimente von Gemüsegattungen zu zeigen, wie sich die einzelnen Sorten voneinander unterscheiden, und wie sich die Arten im Interesse der Konsumenten verfeinert haben; 314 Programm für die Gemüse-Ausstellung. c) durch die Unterschiede der Sorten zu zeigen, wie sich die mannigfachsten Verwendungsmöglichkeiten des Gemüses im Haushalt ergeben; d) Produzenten und Konsumenten einander näher zu bringen. Aasstellungs- Aufgaben. Nr. 1 möglichst 5 Sorten Kartoffeln ä 2l/.2 kg, welche verschiedenen Haushaltungszwecken dienen, mit Angabe derselben. „ 2 möglichst 3 Sorten ä 5 Köpfe Blumenkohl. „3 „ 3 „ ä 5 „ Wirsingkohl. 4 „ 3 „ ä 5 Rotkohl. „5 „ 3„ä5„ Weisskohl. „6 „ 2 „ ä 5 Stauden Rosenkohl. 7 2 „ ä 5 Grünkohl. „ 8 „ 3 „ ä 10 Köpfe Kopfsalat. „9 „ 5 „ ä 10 Stück Tomaten. „10 „ 5 „ ä 1 kg Karotten bezw. Mohrrüben. „11 „ 3 „ ä 1 Mandel Kohlrabi. „12 „ 3 „ ä 1 kg Erbsen (Schoten). „13 „ 5 „ ä 5 Stück Freilandgurken. „14 „ 5 „ ä 1 kg Spinatgemüse in ganzen Büschen (Spinat, Neuseeländischer Spinat, Mangold, Melde, Sauerampfer). „15 „ 3 „ Endivien ä 5 Büsche. „16 „ 3 „ Rettige ä 10 Stück. „17 „ 5 „ Radies in Bunden ä 20 Stück. „18 „ 3 „ Zuckermais ä 5 Kolben. „19 „ 2 „ Artischocken ä 5 Köpfe. „20 „ 5 „ grüne Bohnen ä 1 kg. „21 „ 2 „ Wachsbohnen ä 1 kg. „ 22 „ 3 „ Küchenzwiebeln ä 1 kg. „23 „ 2 „ Bleichsellerie ä 5 Büsche. „24 „ 3 „ Rote Rüben ä 1 Mandel. „25 ., 2 „ Schwarzwurzeln ä 1 kg. „ 26 Meerrettig möglichst 10 Stangen. y, 27 möglichst 5 Sorten Salatarten (ausschliesslich Kopfsalat) im Umfange je eines Familiengerichtes. „ 28 eine Zusammenstellung von Speisekürbissen. „ 29 möglichst ein Sortiment von 10 Sorten frischer Wurzel- und Krautgewächse, die als Würze dienen, je ein Bund. Nr. 30 Sammel-Ausstellung von Gemüsen. „ 31 möglichst 2 Sorten Melonen ä 3 Stück. »32 „ 2 „ frische Champignons (weiss- und braun- köpfige) je 1 kg. „ 33 Tomaten in Gefässen gezogen. „ 34 Gurken in Gefässen gezogen. „ 35 Zusammenstellung von Gemüsen im Marktkorb, berechnet für einen sechsköpfigen Familienbedarf für drei Tage nebst Ver- wendungsangabe. Programm für die Gemüse-Ausstellung. 315 Nr. 36 Neuheiten in Gemüse werden erst nach Prüfung durch den Gemüse-Ausschuss zugelassen; sie sind diesem mindestens 14 Tage vor Beginn der Ausstellung in Proben vorzulegen. Preise. Die besten Leistungen werden prämiiert. Aussteller dürfen nicht Preisrichter sein. a) Für die besten Leistungen in den Aufgaben Nr. 1 bis 29 sind je 10 Mark, 5 Mark und ein Diplom ausgesetzt. b) Für die besten fünf Leistungen in der Aufgabe Nr. 30 stehen den Preis- richtern zur Verfügung: eine grosse goldene Vereinsmedaille, zwei goldene Vereinsmedaillen, eine grosse silberne Vereinsmedaille, eine kleine silberne Vereinsmedaille. Für ganz hervorragende Leistungen können von dem Preisgericht Staatsmedaillen beantragt werden. c) Für die Aufgaben Nr. 31 bis 34 stehen den Preisrichtern je eine kleine silberne und eine bronzene Vereinsmedaille zur Verfügung. d) Für die Aufgabe Nr. 35 sind drei Preise ä 10 Mark ausgesetzt. e) Für hervorragende Gemüse-Neuheiten, Nr. 36 der Aufgaben, kann even- tuell das Wertzeugnis des Vereins verliehen werden. Bedingungen bei der Prämiierung. 1. Sämtliche Gemüse müssen von deutschen Züchtern gezüchtet und aus- gestellt sein. 2. Nur wirklich hervorragendes Gemüse ist zu prämiieren. 3. Auf möglichst geschmackvolles Arrangement wird Wert gelegt. Weitere Ausstellungsgegenstände. a) Willkommen sind konservierte Gemüse in mindestens 25 ver- schiedenen Sachen, sowie frische essbare Pilze des Waldes in möglichst drei Arten. b) Ferner werden zugelassen: Handwerkzeuge, Bücher, Düngemittel und Sämereien, die den Interessen des Gemüsebaues dienen. Für die drei besten Leistungen in a) stehen eine kleine silberne und zwei bronzene Medaillen, für die beiden besten Leistungen jeder Gruppe in b) zwei bronzene Medaillen zur eventuellen Prämiierung zur Verfügung. Allgemeines. Die Aussteller gezüchteter frischer Gemüse sowie von Pilzen des Waldes und im Haushalte konservierter Gemüse zahlen keine Platzmiete, ebensowenig wissenschaftliche Institute, während die Aussteller von Handels- ware (konserviertes Gemüse), Handwerkszeugen, Büchern, Düngemitteln und Sämereien eine Platzmiete von 10 Mark pro qm Fläche zu entrichten haben. Mitglieder des Vereins zahlen nur die Hälfte der festgesetzten Platzmiete. Sämtlichen Ausstellern wird der Raum nach Massgabe des Ausstellungs- platzes zugewiesen. Die Anmeldung der auszustellenden Sachen hat bis spätestens den 15. September beim Generalsekretariat des Vereins, Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, zu geschehen. 316 Aloe spicata L. fil. Vor Schluss der Ausstellung dürfen keine ausgestellten Gegenstände abgeräumt werden, Schlechtgewordenes ist durch frische Objekte zu ersetzen. Mit der Anmeldung unterwirft sich der Aussteller den in dem Programm oder in seinen Nachträgen festgesetzten Bedingungen. Auf di9ser Ausstellung soll allen Liebhabern guter Gemüse Gelegenheit gegeben werden, die Schmackhaftigkeit bewährter alter und empfehlenswerter neuer Sorten zu erproben und durch geeignete Vorträge und Demonstrationen ihre Gemüsekenntnis zu erweitern. Aloe spicata L. fil, eine verschollene und wieder aufgefundene Art. Hierzu bunte Tafel Nr. 1584/85. Von H. Strauss, Obergärtner im Kgl. Botanischen Garten zu Dahlem-Berlin. Im Sukkulentenhause des Königlichen Botanischen Gartens zu Dahlem gelangte Anfang Februar d. J. eine Aloe zur Blüte, die von allen bisher be. kannten Arten dieser Gattung durch ihren langen ährenartigen Blütenstand mit lang hervortretenden dottergelben Staubfäden bedeutend abweicht und durch diesen vor den übrigen mit ihr blühenden Arten ganz besonders hervor- ragt. Die Pflanze ist im ganzen etwa 1,30 m bis 1,40 m hoch, der Stamm bis zum Blattschopf 50 cm hoch, unten am Grunde 5 bis 6 cm im Durchmesser, nach oben zu allmählich sich verjüngend, eine dicht gedrängte Rosette zahl- reicher Blätter tragend. Die schwertförmigen Blätter sind 60 bis 80 cm lang, am Grunde 7 bis 8 cm breit, am Rande mit ca. l1/* bis 2 cm entfernt stehenden Zähnchen besetzt, ihre Spreite geht ganz allmählich in eine ziemlich lange zurückgebogene Spitze aus. Sie entbehren der Flecke. Der schräg auf- steigende Blütenschaft, aus der Mitte der Blattrosette hervortretend, ist am Grunde etwas zweischneidig, wird nach oben zu stielrund, und ist mit drei- eckig-spitzen, entfernt stehenden, von einer dunklen Längsader durchzogenen Brakteen besetzt ; seine Länge beträgt, soweit er nackt ist, 52 cm. Er geht aus in eine 42 bis 43 cm lange, nur etwa 5 bis 6 cm breite dicht gedrängte Blüten- ähre, deren Spitze auf ca. 2 cm Länge unfruchtbar ist. Das Perigon ist sitzend, glockenförmig, wagerecht abstehend, ungefähr 16 bis 17 mm lang, mit an der Basis verwachsenen Abschnitten, weisslich durchscheinend, fast trockenhäutig, die inneren breiteren Abschnitte mit etwas erhabener grünlicher Mittelrippe, die äusseren schmäleren von drei grünlichen Streifen durchzogen. Jede Blüte wird gestützt von einer trockenhäutigen oval-lanzettlichen, von drei dicht neben- einander verlaufenden, bräunlichen Längsadern durchzogenen Braktee, die un- gefähr etwas über halb so lang wie das Perigon ist. Staubfäden ungleich, pfriemenförmig, ausgespreizt, ungefähr xj.2 mal länger als die Perigonzipfel, die drei äusseren breiter, alle am Grunde weisslich, oberwärts orange- oder dotter- gelb, die Antheren dunkler und leuchtender gefärbt. Das Perigon ist am Grunde mit schmutzig braunem Honigsaft erfüllt. Die Blüten öffnen sich in ziemlich rascher Folge; schon nach etwa acht Tagen ist der Blütenstand fast bis zur Hälfte der Aehre aufgeblüht, während das untere Viertel schon vollständig verblüht ist. A. Berger teilt in seiner vorzüglichen Monographie der Aloineen Von der Rosen- und Schlesischcn Gartenbau-Ausstellung in Liegnit:. 317 („Pflanzenreich" IV. 38, S. 304 N. 165) mit, dass diese Aloe wohl niemals lebend nach Europa gelangt sei. Unser Exemplar wurde als kleine Pflanze Ende Sep- tember 1898 von Herrn E. Hintz (mit verschiedenen anderen Pflanzen zusammen) käuflich erworben, der dasselbe kurz zuvor von den Kanarischen Inseln mit- gebracht hatte. Vermutlich wurde es dort in Gärten kultiviert. Nach Berger 1. c. gehören die in Kew kultivierten Pflanzen nicht zu dieser Art, sondern zu Aloe eru Berger var. cornuta Berger; übrigens weicht Aloe eru schon durch meistens gefleckte Blätter von Aloe spicata ab Unsere Pflanze würde demnach wohl das jetzt einzige lebende Exemplar in Europa sein. Die Heimat soll das innere Kapland sein, aber der nähere Standort ist unbekannt, weil die Pflanze bis jetzt nicht wieder gefunden ist. Es wäre zu wünschen, dass diese hübsche und eigenartige Aloe bald häufiger in den Gärten zu finden wäre. Im Herbarium des Königlichen Botanischen Museums zu Dahlem ist sie nicht vorhanden. Das beigefügte Habitusbild ist nach einer Photographie des Herrn Ober- inspektors Ledien gezeichnet. Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Aasstellung in Ltegnitz. Von Siegfried Braun. (Fortsetzung.) Friedhofskunst. Hierzu Abbildung 33, 34 ur.d 25. Für die letzte Ruhestätte unserer Toten hat der deutsche Sprachgebrauch im Laufe der Jahre sehr bezeichnende Ausdrücke geprägt. Diese Ruhestätten hiessen anfangs Gottesäcker, weil auf ihnen das Verwesliche des Menschen wie eine himmlische Saat der Auferstehung ent- gegenreifen sollte. Diese Gottesäcker lagen oft ausserhalb der Menschen- wohnungen, fernab von Ruhelosigkeit und Geräusch. Als dann die Kirche als mehr oder minder imposantes Versammlungs- gebäude der Gläubigen im sechsten Jahrhundert ihr Wahrzeichen, den Turm, erhielt, und von ihm die eherne Sprache der Glocke zu Einkehr und Frömmigkeit zu rufen begann, wurde der Gottesacker zu einem Kirchhof. Er umgab in einem Abstand von dreissig Schritten das Gebäude als Vorhof, und das Asylrecht, das man bisher nur den Lebenden eingeräumt hatte, die auf diesen Platz flohen, wurde nun den Toten gewährt. Für diesen Vorhof bürgerte sich dann der Name Friedhof ein, nicht etwa als Stätte des Friedens für Heimgegangene, sondern als umfriedigter Raum und anerkannter Freiplatz Gehetzter. Erst später ist aus diesem noch heute vereinzelt gebräuchlichen „Freithof" (frithof) auf dem Wege der Um- deutung der Friedhof unserer Tage geworden. Jetzt ist auch der Name Friedhof im Schwinden, jetzt spricht man, nüchtern und pietätlos, von Begräbnisplätzen und Gräberfeldern. In diesem wechselnden Namen für ein und dieselbe Sache liegt zugleich ihre Geschichte. 318 Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnitz. Die alten Gottesäcker und Friedhöfe, die wir heute mit Ehrfurcht be- treten, brauchten keine besondere Friedhofskunst. Hier geschah alles, was nötig war, fast wie von selbst, um den geweihten Ort auch zu einer würdigen Stätte für die Toten herzurichten. Und keine Grabsteinindustrie schimpfierte, was die umgebende Natur, sich selbst überlassen, mit Ernst und Würde stimmungsvoll umrahmte. Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnit:. 319 Da kam eine neue Zeit. Die riesig anwachsenden Städte machten grosse Gräberquartiere notwendig. Der kostbare Grund und Boden sollte so vorteil- haft wie nur irgend möglich für die Gemeinden verwertet werden. Eine schachbrettartige Aufteilung des Geländes griff Platz, und auf jedem dieser Fdder erhob sich irgend eine Figur, kühnlich Denkmal genannt S. sehen wir bedauernswerte Tote an Las. ein Geb.rge .ragen, das ,cn aus -Sagten Steinen polierten und nicht polierten; aus sogenannten Obehsken m,t er f treckenden Breitseiten; aus abgebrochenen Baums.ämmen m„ sorgsam 320 V°n dßr Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. amputierten Aesten ; aus schriftüberdeckten Kreuzen, Platten, Tafeln, aus Klageengeln und Porzellanpuppen zusammensetzt. Diese Einöde von Stein erhält noch dadurch eine besondere Note, dass sehr viele Gräber mit dem, was sie bedrückt, von hohen massigen Zäunen aus Gusseisen in ordinärstem Muster umschlossen sind. Wozu diese schreck- lichen Pallisaden, die man tröstend Einfriedigungen nannte. Sollen sie die Toten gefangen halten, oder gegen Angriffe von aussen beschirmen? Oder sollen sie gar das Kunstwerk von Denkmal vor Räuberhänden schützen? Es konnte nicht fehlen, dass ein wiedererwachendes Kunstempfinden sich gegen die Trostlosigkeit dieser ganzen Bestattungsweise auflehnte, und dass aller Orten Männer von Ruf und Ansehen auftraten und eine energische Abkehr von dem Bisherigen forderten. Worauf man sein Augenmerk richtete, geht aus den Zielen des verstorbenen Stadtgartendirektors Tripp-Hannover, hervor, denen er folgende Fassung gab: „Unsere Friedhöfe sollen nicht Massengräber sein und die Trauer der Besucher durch diesen Eindruck ver- schärfen. Sie sollen auch Erholungsstätten für die Angehörigen der Toten sein, Erholungsstätten zu ernsten Betrachtungen. Sie sollen so ausgestattet sein, dass das Gemüt mit dem Tode versöhnt wird, und dass weniger der Gedanke des Todes, als der der Erlösung und Auferstehung zum ewigen Leben in der schönen Umgebung von Baum und Strauch, Rasen und Gebüsch das Herz beschleicht." Dies ist in kurzen Worten das Programm der neueren Friedhofskunst. Es war sehr verdienstlich, dass die Leitung der Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz diese besondere Kunst durch eine Reihe von Aufgaben hervorgelockt und auch dafür gesorgt hatte, dass die theoretische Seite dieser Frage durch einen Vortrag von Herrn Stadtgartendirektor H an n ig- Stettin zu ihrem Rechte kam. Gewöhnlich nehme man, so führte Herr Hannig aus, wenn man einen Friedhof anzulegen habe, eine Ackerparzelle, lasse sie durch den Feldmesser rechtwinklig aufteilen und schicke eine Erdprobe an den Kreisphysikus; dann lasse man allenfalls am Hauptwege einige Alleebäume setzen, einen Wasser- leitungsstrang verlegen, und der Friedhof sei fertig. Solche Friedhöfe könnten nie das werden, was sie eigentlich werden müssten: weihevolle Plätze mit intimem, stimmungsvollem Charakter, Totenhaine unserer Dahingegangenen. Der Hauptübelstand auf den bisherigen Friedhöfen bestehe darin, dass das ganze Terrain zu übersichtlich sei,, mit anderen Worten, dass keinerlei Raumwirkung zustande komme. In unabsehbarer Folge reihten sich die Gräber aneinander, Anpflanzungen seien entweder garnicht vorhanden oder doch so dürftig und verfehlt, dass hier auch die Zeit nicht bessernd einwirken könne. Reform- vorschläge seien von Gartenkünstlern und Architekten in gleicher Weise gemacht. Habe man anfangs einen regelrechten landschaftlichen Park mit Rasenbahnen und Gehölzpartien zu konstruieren versucht, um da hinein Gräber zu legen, so. sei man hiervon wieder zurückgekommen. Erst eine längere Erfahrung habe gelehrt, dass im Friedhof doch eigentlich der Fried- hof die Hauptsache sein müsse, und dass alles Parkartige nur den Rahmen, nur den Schmuck zu allen bestattungstechnischen Anlagen hergeben dürfe. Auf dem Ohlsdorfer Friedhofe bei Hamburg habe es ein genialer Mann vortrefflich verstanden, die einzelnen Gräberquartiere so in Gehölze ein- Von der Rosen- und Schlesischen Gartenbau- Ausstellung in Liegnit:. 321 zurahmen, dass jede Eintönigkeit vermieden sei. Freilich habe man auch gegen diesen Friedhof eingewendet, dass er bei aller Schönheit das Parkartige und damit das Heitere in einseitiger Weise betone. Bei der weit jüngeren Anlage des Stettiner Hauptfriedhofs habe man diese Ausstellungen zu ver- meiden gesucht. Dort hätte das stark bewegte Gelände gute Gelegenheit zu wuchtiger Terrassengestaltung gegeben. Auch sei grosser Wert auf schöne Schmuck- und Blumenpartien gelegt. Durch sie würde in der Bevölkerung der Sinn für die Blumen wie auch die Liebe zur Pflanzenwelt gewaltig gehoben. Abb. 35. Aus der Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. Entwürfe zu Grabdenkmälern von Merkel-Liegnitz und Küsthardt-Hildesheim. Auch in München seien durch Eingemeindung neue Friedhöfe nötig geworden. Hier hätte die Neuanlage gänzlich in den Händen von Architekten gelegen. Sie hätten sich, durch die geographische Lage Münchens bewogen, Rat in Italien geholt und nach italienischen Vorbildern umfangreiche und kostspielige Hallenbauten errichtet, die wohl als Meisterwerke angesprochen werden müssten Aber wenn man diese Hallenbauten verlasse, so begegne man auf dem Fried- hofsgelände einer betrübenden Einförmigkeit. Es fehle eben an gartenkünst- 322 V°n der Rosen- und Schlesischen Gartenbau-Ausstellung in Liegnitz. lerisch arrangiertem Pflanzengrün, ohne das sich ein Friedhof in unserer Heimat nimmer Freunde erwerben würde. Diesen Mangel hätten die Münchener Architekten auch selbst empfunden. Als man abermals eines neuen Friedhofs bedurft hätte, hätte man einen alten vorhandenen prächtigen Tannenbestand benutzt und hier einen Friedhof hineinkomponiert, der sich in allem und jedem, den Baulichkeiten, den Grünanlagen, den Gräbern und Denkmälern diesem Waldcharakter eingefügt habe. Es sei nicht zu leugnen, dass diese Friedhofsanlage das Beste darstelle,, was wir zurzeit besässen. Der Schöpfer, der Münchener Stadtbaurat Gressel, habe zugleich richtig erkannt, dass auf einem solchen Waldfriedhof nicht jeder machen dürfe, was ihm beliebe, sondern dass hier auch die Grabstellen nach einheitlichen Gesichtspunkten gestaltet werden müssten. Die für diesen Waldfriedhof vorgesehene Ordnung schliesse alle polierten Denkmäler, wie überhaupt alle Fabrikware aus und lasse nur das handwerks- mässig Verfertigte zu. Es seien besondere Teile für Holzdenkmäler ein- gerichtet, deren Wiedereinführung dringend erwünscht wäre. Ferner solche für schmiedeeiserne Denkmäler, für liegende und stehende Steine aus kunst- gerecht bearbeitetem heimischen Material. Auch für die Bepflanzung be- stünden einheitliche Vorschriften. Hier sei der Beweis erbracht, dass man mit Eriken, Farnen und all den anderen schönen Stauden weit gehaltvollere Wirkungen erzielen könne, als mit vielen der sogenannten Kulturpflanzen. Nun könne man ja einen Wald leider nicht pflanzen; er entwickle sich erst im Laufe von Jahrzehnten. So lange könne man wiederum nicht w arten und deshalb bleibe nichts anderes übrig, als durch die Zwischenstufe des Parkfriedhofes mit den Jahren zu einem Waldfriedhofe zu gelangen. Nach einer gewissen Zeit entwüchsen ja alle Pflanzen der gärtnerischen Zuchtrute und nähmen eine natürliche Gestaltung an. Daher würde jeder mit Pflanzengrün reich geschmückte Friedhof mit den Jahren Waldcharakter annehmen. Die landschaftliche Gestaltung eines Friedhofes schliesse aber regel- mässige Partien und gerade Alleen keineswegs aus. Ja ein grosser ausgedehnter landschaftlicher Friedhof würde langweilig wirken, entbehrte er völlig jeder Regelmässigkeit. Bei kleineren Friedhöfen würde man unbedingt zu regelmässigen Anlagen greifen müssen, weil hier jedes natürliche Gestalten bei den verkleinerten Massen lächerlich wirken würde. Was in den obigen Zeilen über die Friedhofskunst von einst und jetzt billigend und missbilligend gesagt ist, konnte in dem künstlich angelegten Waldfriedhof in der Gartenbau-Ausstellung [in Liegnitz, sowie an den Dar- stellungen von Familiengräbern und Reihengräbern auf ihre Richtigkeit nachgeprüft werden. Die Umrahmung für alle Gräber war gegeben; hohe Hügel waren nicht zugelassen. Zum Teil waren die einzelnen^Gräber durch Heckenzwischenwände getrennt und am Wege mit Hecken eingefasst, der Hintergrund meist durch Gehölze gegrenzt. Auf einem so zubereiteten Platze konnte ein sehr interessiertes Publikum lehrreiche Vergleiche ziehen zwischen den amtlichen „Begräbnisplätzen" und ihrer Ausschmückung durch eine missverstandene Kunst, und zwischen wohltuenden, man möchte fast sagen, anheimelnden Friedhöfen einer neuen Zeit, die auch dem Denkmal wieder seinen richtigen Zweck zuweist als sichtbaren Ausdruck der Kultur derLebenden. Ausstellungen. 323 Ausstellungen. 24. Wander - Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts - Ge - Seilschaft zu Hamburg vom 2. bis 7. Juni 1910. Der „Deutschen Landwirt- schafts-Gesellschaft" verdankt unser Vaterland nicht zum wenigsten den gegenwärtig so günstigen und noch im Aufsteigen begriffenen Stand un- serer Landwirtschaft, was zum grössten Teile durch die rein sachliche, ohne allen Tam-Tam betriebene Arbeit, Be- lehrung und namentlich auch durch die alljährlichen, in den Gegenden und Orten wechselnden Wanderausstellun- gen, oft mit grossen pekuniären Opfern verbunden, erreicht wurde. Auch auf die Entwicklung unserer Industrie, soweit sie sich mit der Herstellung der landwirtschaftlichen Betriebs -Geräte, Maschinen und Materialien beschäftigt, hat die „D. L. G." befruchtend gewirkt; den Beweis hierfür erbringt die all- jährlich zunehmende Beteiligung mit solchen Ausstellungsgegenständen, so- wie die Vermehrung der Anmeldungen zu den „sehr strengen" Gebrauchs- prüfungen. Unsere der Landwirtschaft so nahe- stehende und mit ihr arbeitende Han- delsgärtnerei hat sich leider nicht in dem Masse oder doch nur mit seltenen Ausnahmen (z. B. Berlin 1906) an diesen Ausstellungen beteiligt, wie es dem heutigen Stande der Nutzgärtnerei entspricht, und bedauern wir, dies auch wieder von der gegenwärtigen Aus- stellung sagen zu müssen. Gerade bei den Klagen, welche in der Versammlung des „Bundes der Baumschulenbesitzer" über die Kon- kurrenz allerminderwertigsten Mate- rials an Obstbäumen, die unseren Pro- vinzen durch Hausierhandel zugeführt werden, zum Ausdruck kamen, müsste es angebracht sein, den so zahlreichen Besuchern vorzuführen, wie ein Obstbaum aussehen muss, umso auch auf diesem Wege aufklärend zu wirken. Wir nehmen gern an, dass aus solchen Vorführungen, die eventuell von Gruppen des Verbandes auf ge- meinschaftliche Kosten unternommen werden müssten, ein unmittelbarer, sofortiger Nutzen durch Umsatz nicht erzielt werden würde; wir halten aber die Sache selbst für prüfenswert und zur Ueberlegung reif, nachdem im Bunde die „Qualitätsbezeichnungen" festgelegt und auch der Wunsch, diese dem Publikum bekannt zu machen, ausgesprochen wurde. Es dürften sich solche sog. Kollektiv- Ausstellungen einzelner Distrikte sehr bald der Beachtung der Interessenten erfreuen und der Konkurrenz der Schundwaren den Lebensfaden ab- schneiden. Luxusgärtnerei müsste aus diesen gemeinschaftlichen Vorführun- gen ausgeschlossen sein und diese dem einzelnen überlassen bleiben, auch dürften gewisse Auslegungen der Aus- stellungsvorschriften nicht zugelassen werden, wie z. B. auf der gegenwärtigen Ausstellung Picea pungens glauca Kosteri, Thuja und Chamaecyparis- Sorten in schönen Solitärpflanzen unter der Flagge: „Vogelschutzgehölze" se- gelten, wogegen natürlich die von einer anderen Firma gebrachten 2 — 4 jährigen Gehölzsämlinge, wie sie auch wohl bei Aufstellung des Programms vor- gesehen waren, geringwertiger er- scheinen mussten. Gerade auf dieser Ausstellung hatten wir eine regere Beteiligung der ge- wissermassen vor den Toren der Aus- stellungsstadt belegenen Baumschulen mit ihrem bekannten, vorzüglichen Material an Nutzbäumen und Gehölz- pflanzen erwartet. Nichts von alledem war zu sehen. Warum ein so be- scheidenes Zurücktreten? Die Zeiten des ruhigen Abwartens sind in allen Zweigen des Geschäftslebens vorüber, und findet nur der Beachtung, der zeigt, was er hat und kann, ohne dass die gewohnte Solidität dabei verlassen zu werden braucht. Viel rührsamer waren die berühmten Gemüsegärtner und Züchter der „Landherrenschaften", dieser Gemüse- und Fruchtkammer Hamburgs gewesen. Diese fleissigen Leute, deren Lei- stungen in überwinterten Gemüsen aus unserer „internationalen Garten- bau-Ausstellung 1909" bekannt sind, hatten mit überwintertem, sowie na- mentlich mit frischem Gemüse in einer Kollektiv- Ausstellung mit 342 Aus- 324 Ausstellungen. Stellungsnummern eine besondere Halle gefüllt, und war in vorzüglicher Markt- ware alles Erdenkliche zu finden. In- teressant und beachtenswert sind die aufmerksame Züchter verratende Lo- kalsorten, welche neben allgemein Be- kannten hergehen. Von solchen Spe- zial- resp. Lokalsorten erwähnen wir: Rhabarber, Vierländer, Rhabarber, Hellbrooker, Weisskohl, Hamburger Markt-, Wirsing, Spinat „ Sellerie, Hamburger-, Porree, Oldenburger Winter-, Rotkohl, Schwarzkopf, Steckrüben, Wilhelmsburger, Rettig, Wilhelmsburger, Zwiebeln, weisse Frühlings-. Sehr gross war die Sortenzahl an Gurken aus Häusern und Kästen (24 Sorten) in nur schönen Exemplaren. Wenn Hamburg nicht ein so grosser Abnehmer aller Produkte wäre, würden wir in der grossen Sortenzahl keinen Vorzug erblicken. Auffallend im Vergleich zu Berliner Verhältnissen war die grosse Zahl absatzfähiger Radies- und Rettigsorten in den verschiedensten Farben und Formen. Meerrettig spielt in der Produktion dieses Landstriches unstreitig eine grosse Rolle, zu entnehmen aus der Angabe, die 8 Züchter und Händler machten, worin sie ihre Lieferungs- fähigkeit mit zusammen 13 500 Doppel- zentnern bewerten. Ausser Gemüsen waren in dieser Halle von einigen Züchtern Erd- beeren in Töpfen und auch in abge- pflückten gut entwickelten Früchten ausgestellt in den Sorten: Laxtons Noble, Mad. Lefebre, Sieger, Rheingold. Die Aussteller bezeichneten ihre Lieferungsfähigkeit mit ca. 4000 kg. Die ausgezeichnete „Vierländer", diese frühere Hamburger Spezialität, mussten wir leider vermissen. Pfirsiche: Arkansas und eine Lokalsorte. Drei Züchter wollen 2600 Stück liefern können. Weiteres Frühobst, allerdings noch unreif, in 3 Sorten Stachelbeeren ge- bracht, die als Lokalsorten bezeichnet Frühe behaarte, Kleine grüne, Rote, und deren Aussteller 3750 Doppel- zentner liefern zu können angeben. Winterobst war in einem be- sonderen: „Vierländer Hause" nur in 5 Lokalsorten gebracht, und zwar jede in grösserer Menge, schätzungsweise je 8 — 10 Zentner, vorausgesetzt, dass die, mit hohen engmaschigem Draht- geflecht umgebenen, kastenartigen Be- hälter bis auf den Unterboden mit Früchten gefüllt waren. Die, sonst gut aussehenden, wohl- erhaltenen Früchte hatten folgende Namen: Weisser Glockenapfel. Spitze, pigeon- artige Form. Roter Glockenapfel. Spitze, pigeon- artige Form. Pfannkuchenapfel. Flacher, heller Apfel. Schurapfel. Langstielige Frucht in Form v. Cox' Rtte. Rehders Boikenapfel, rostige Haut. Wir müssen bemerken, dass dieser Raum nur mangelhaftes Licht hatte und Früchte zum eingehenderen Prüfen oder Kosten nicht zu erhalten waren, daher auch kein Urteil über deren Wert und Eigenschaften auszusprechen ist. In Kühlhäusern usw. konserviertes Obst, wie es so schön und gut erhalten auf unserer Ausstellung i. J. 1909 vor- geführt wurde, war seltsamerweise nicht vorhanden. Soweit alles, was Gärtnerei im eigentlichen Sinne betrifft. Im loseren Zusammenhange müssen wir aber doch noch auf die Kultur- versuche aufmerksam machen, welche die einzelnen Düngersyndikate, als Beweise für die Wirksamkeit ihrer speziellen Vertriebsartikel, vorführten. Die gezeigten Pflanzen waren in üppiger Entwicklung und untadelhaft, so z. B. Araucaria excelsa und Nephro- lepis des Chilisyndikats, deren Kultur der in diesem Fache bekannte Herr Trenkner geleitet; ebenso voll und kräf- tig entwickelt die Pflanzen des Kalk- stickstoff-Syndikats aus den Kulturen des Herrn Handelsgärtners Flamme in Kaldenkirchen. Das Kalisyndikat hatte in schönen Pavillons, deren Um- gebungen gärtnerisch sehr geschmack- Ausstellungen. 325 voll durch Gartenarchitekt Herrn Grossmann-Hamburg mit Material der Baumschulen von Timm & Co., Elms- horn geschmückt waren, sowohl Pro- dukte wie Versuchspflanzen ausgestellt, die ebenso kräftig wie überraschend vorgeführt wurden. Auf die Kulturver- suche nnd Zusammenstellungen der einzelnen Düngemittel einzugehen, ist hier nicht der Platz, wir sind aber doch der Meinung, dass in den Lehr- gängen, in denen unsere junge Gärtnerwelt herangezogen wird, die Benutzung der sogenannten Kunst- dünger einen breiteren Raum ein- kenntnis der Verwendungsart und mangelnder Beobachtung oder auch „Geduld44 ihren Ursprung haben. Auch hier heisst es: „Probieren geht über Studieren." Jedenfalls ist die Verwendung der sogenannten Kunstdünger der Be- achtung durch den Gärtner wert. □ Die Frühobst- und Gemüse-Ausstellung in Berlin. Hierzu Abb. 3ü. In den Tagen vom 24. bis 26. Juni d. J. hielt die Land wirtschaftskammer L ^^H^M^hBI 'S| j|p*t. ■SR ! &'fl ^^H t"-s"n"' 1 ' U IL 'S**»,* 3^F *£*'" Abb. 36. Frühobst- und Gemüse- Ausstellung in Berlin. Summelausstellung Lübbenau. nehmen muss, und dass auch den alten und älteren Praktikern dringend Be- schäftigung mit diesem Gegenstande der Pflanzenkultur zu empfehlen ist, besonders auf Ländereien und in Be- trieben, wo schon lange Jahre mit den- selben Pflanzen gearbeitet werden muss und sich ein Nachlassen der Arbeitserfolge zeigt, da auch hierdurch zu neuen Kulturmethoden und eventl. schnelleren und befriedigenderen Er- folgen der Weg führen kann. Ab- sprechende Urteile sind immer auf Misserfolge zurückzuführen, die aber in den meisten Fällen in der Un- für die Provinz Brandenburg eine Frühobst- und Gemüseausstellung, verbunden mit einem Obstmarkte, ab. Als Lokal für diese Veranstaltung hatte man den „Tiergartenhof44 in Charlottenburg am Stadtbahnhof Tier- garten gewählt. Wie aus dem Katalog hervorgeht, bezweckte man durch diese Aus- stellung, dem weiteren Publikum einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand des märkischen Frühobst- und Gemüsebaues zu geben und das Inter- esse an diesen Kulturbetrieben bei Konsumenten und Züchtern zu fördern, 326 Ausstellungen. um dadurch zur Hebung des Obst- und Gemüseverbrauches beizutragen. Diesen Zielen kann man nur bei- pflichten. Fehlt es doch dem kauf- kräftigen deutschen Publikum häufig an dem nötigsten Nationalbewusst- sein und -interesse. Wie oft stösst man auf das bedauerliche Vorurteil, dass nur das Ausland imstande sei, in Obst und Gemüse die gewünschten Qualitäten zu ziehen. Dass sie, um nichts besser als die hiesigen Produkte, häufig das Vielfache kosten, ändert selbst nichts daran; im Gegenteil, man scheint oft stolz darauf zu sein, nur von' einer erstklassigen Firma gekauft zu haben. Waren nun die Verhältnisse früher auch derart, dass uns das Aus- land in bezug auf Obst- und Gemüse- Erzeugnisse überlegen war, so hat sich die Sache im Laufe der letzten zehn Jahre sehr zugunsten des deutschen Gartenbaues verschoben. Dies konnte auch auf der letzten Frühobst- und Gemüse-Ausstellung mit Befriedigung festgestellt werden. Nur eines Eindrucks konnte ich mich nicht erwehren, dass die Beteiligung zahl- reicher hätte ausfallen können. Wenn man die Gesamtausstellung übersah, schien es, als wenn auch die Aus- stellungsleitung mit grösseren Massen gerechnet hätte. Die beste Leistung inbezug auf die einzelnen Erzeugnisse wie auch auf den Gesamtaufbau war die Sammel- ausstellung Lübbenau für Ge- müse. Was die Spreewälder hier vorführten, war zum Teil staunen- erregend. Ich erinnere z. B. an die ausserordentlich grossen Meerrettich- pflanzen, deren Kultur in den feuchten Ländereien des Spree-Gebietes zu einer bedeutenden Höhe gelangt ist. Natür- lich fehlten auch die „Wahrzeichen des Spreewaldes" nicht. Sie präsen- tierten sich einerseits durch die pracht- vollen Gurken, anderseits durch eine fesche Spreewälderin, die aus mehreren Fässern die berühmten eingemachten (sauren) Gurken an Liebhaber gratis zum sofortigen „Proben" abgab. Aber auch andere Frühgemüse, wie sie die Jahreszeit gerade bot — in mehreren Fällen eigentlich kaum bieten konnte — waren in erstklassiger Qualität zur Stelle. Ich erwähne unter anderen: Kartoffeln, Wirsingkohl, dann Zwiebeln, Karotten, Blumenkohl, Kohlrabi, sowie Beerenobst usw. Diese Leistung war mit einem ersten Preise, der grossen silbernen Staatsmedaille, ausgezeichnet worden. Eine zweite fiel auf Werdersche Erzeugnisse und zwar Kirschen, die von dem Obstzüchter W. Seiler in Werder a. H. ausgestellt waren. Die Einsendungen dieser Obstkammer Berlins waren recht zahlreich, doch Hess ihre Gesamtanordnung nach meinem Dafürhalten zu wünschen übrig. Die einzelnen Sachen an sich sahen in der Tat recht verlockend aus, da- gegen wirkte das Ganze zu eintönig und fesselte nicht. Ich bin der vollen Ueberzeugung, dass der Effekt im grossen und ganzen beim Publikum ein viel durchschlagender sein würde, wenn man sich zusammentäte und es für denGesamteindrucketwas kosten Hesse. Es brauchen ja nicht immer gleich so splendide Bauten zu sein, wie man sie auf der Grossen Internationalen Gartenbau-Ausstellung 1909 in Berlin z. B. von den Hamburger Land- herrenschaften sehen konnte. Auch mit geringen Mitteln lässt sich viel erreichen, nur originell muss heutzu- tage alles sein, wenn das im Sehen übersättigte Publikum an irgend etwas dauernd denken soll. Wasdie einzelnen Erzeugnisse der verschiedenen Werde- raner selbst anbelangt, so konnte man ihnen allgemein nur Lob zollen. Der berüchtigte märkische Sandboden ist bei zielbewusster Bewirtschaftung doch auch imstande, gewissen leichtfertigen Vorurteilen ganz gehörig die Spitze zu brechen! Beelitzer Spargel, der im Früh- jahr fast an jeder Strassenecke Berlins zum Verkauf angeboten wird, präsen- tierte sich auf dieser Ausstellung in einer so vorzüglichen Qualität, dass es eine Freude war, diese schönen Erzeugnisse zu bewundern. Manchem Liebhaber von Spargel dürfte beim Anblickdesselben dasWasserim Munde zusammengelaufen sein. Bekanntlich hat der Beelitzer Spargel einen guten Ruf, und um diesen hochzuhalten, ist man am Produktionsorte ständig be- müht, nur das Beste zu ziehen. Um darin sicher zu gehen, ist eine An- zahl Lokalsorten gezüchtet worden. Kleine Mitteilungen. 327 die sich für die dortigen Bodenver- hältnisse besonders gut bewähren. Es waren dann noch viele Einsen- dungen von Vereinigungen und Einzel- züchtern vertreten, die zum Teil sehr gute Leistungen in Früchten, besonders Kirschen, Erd-, Stachel-, Johannis- und Himbeeren, sowie in den verschiedenen Gemüsen aufzuweisen hatten. Er- wähnt sei unter anderen noch der Havelobstgau in Werder, der Gubener Gartenbauverein, die Obstbau- und Traubenzucht- Genossenschaft in Gransee, Handelsgärtner Arthur Mohaupt in Frankfurt a. O., die sämtlich mit einer kleinen silbernen Staatsmedaille ausgezeichnet wurden. Die übrigen sämtlich aufzuführen, würde der Raum hier nicht gestatten. Obst- und Gemüse - Erzeugnisse waren ebenfalls am Platze, wenn auch nicht in grossen Mengen, desgleichen Gerätschaften zur Bodenbearbeitung,, zur Schädlingsbekämpfung, Schneide- werkzeuge usw. Ferner war mit der Ausstellung ein Obstmarkt verbunden. Man wollte unter anderen damit bezwecken, dem Publikum Gelegenheit zu geben, sich nicht bloss über das Aussehen der einzelnen Sorten, sondern auch inbezug auf deren Geschmack an Ort und Stelle orientieren zu können. Der Verkauf wurde von der Markt- leitung besorgt und dafür eine Markt- gebühr von 10 Prozent des Umsatzes erhoben. Die Ausschmückung der Treppen- aufgänge sowie des Ausstellungsraumes usw. mit Blumen und Pflanzen war von der Firma Adolf Koschel in Charlotten- burg ausgeführt worden. E St. Kleine Mitteilungen. Festschrift zum 50jährigen Be- stehen des Pomologischen Instituts in Reutlingen. 1860—1910. Hierzu Abbildung o7. Solange es eine Geschichte des deutschen Obstbaues gibt, werden mit ihr zwei Namen auf das engste ver- knüpft sein: Reutlingen und Lucas. Mit Stolz kann das Pomologische Institut in Reutlingen heute nach fünf Jahrzehnten auf seine Vergangen- heit zurückblicken und das um so mehr, als es seinerzeit die erste Obstbau- fachschule war, die in Deutschland gegründet worden ist. Aber nicht allein das. Ohne staatliche Zuschüsse und ohne die Unterstützung von Seiten irgendwelcher Körperschaften hat sein Begründer, Dr. Ed. Lucas, das für den Obstbau so fruchtbringende Unter- nehmen Schritt für Schritt in die Höhe gebracht und ihm ein Ansehen ver- schafft, das weit über die Grenzen unseres deutschen Vaterlandes hinaus- reicht. Es ist wirklich erstaunlich, mit welch zähem Eifer und unermüd- lichem Unternehmungsgeist die vielen Schwierigkeiten überwunden wurden, welche sich diesem neuenUnternehmen von Anfang an entgegenstellten. Die vorliegende Festschrift, welche zum 50jährigen Bestehen des Pomo- logischen Instituts in Reutlingen (siehe Abbildung 37) und in Verbindung mit diesem Jubiläum vom 8. bis 10. Juli abgehaltenen 5. Generalversammlung des Verbandes ehemaliger Reutlinger herausgegeben worden ist, gibt über die verflossene Zeit in kurz gefasster, aber doch erschöpfender Form Auf- schluss. Im nachfolgenden sei einiges davon wiedergegeben. Dr. Ed. Lucas, geboren am 19. Juli 1816, stand als junger Gärtner in einer Zeitströmung, die für den Gartenbau im allgemeinen und für den Obstbau im besonderen keine günstige zu nennen war. Wenn auch auf der ganzen Linie ein gewisser Aufstieg nicht zu verkennen war, so konnten die Früchte aller aufgewendeten Arbeit nicht zu der Entfaltung gelangen, die man mit Recht erwarten durfte. Schuld daran war einerseits der Umstand, dass der Meinungsaustausch für besondere grundlegende Fragen im Berufe infolge Mangels an Fachzeit- 328 Kleine Mitteilungen. Schriften, wie auch der beschwerlichen Reise- und Postverbindungen nur auf kleinere Bezirke beschränkt blieb. Die natürliche Folge davon war, dass bei dem Streben Einzelner nach vor- wärts besonders in der Obstbaukunde sich ein furchtbares Durcheinander herausgebildet hatte. So war unter anderem in der Benennung der Sorten eine derartige Konfusion entstanden, dass es schwer hielt, sich durch diesen "Wirrwarr hindurchzufinden. Diese Uebelstände traten besonders krass auf der Obstausstellung in Naumburg 1853 zutage. Unzählig war das Heer der Obstsorten, die hier zusammengetragen worden, und wo mancheSorten unter den sonderbarsten Bezeichnungen mehrmals wiederzu- finden waren. Anderseits gereichte der damaligen Zeit ein Vorurteil seitens der All- gemeinheit sehr zum Nachteil, das war die Abneigung gegen die wissen- schaftliche Bildung im Gärtnerberuf. Was das zu bedeuten hat, bedarf wohl kaum einer weiteren Erklärung. Sind doch derartige Ansichten vereinzelt heutigentags noch anzutreffen, wenn- gleich zum grossen Schaden fürunseren Beruf. Es ist nun selbstverständlich, dass in solchen Zeiten Stimmen laut wurden, die Licht in solche verworrenen Zu- stände zu bringen versuchten. Nachdem einige, vielleicht zu schüchtern unter- nommene Versuche sehr bald wieder eingeschlafen waren, trat der schon vorhin genannte Dr. Ed. Lucas, aus- gerüstet mit dem nötigen Wissen und Erfahrung, mutig und unerschrocken auf den Kampfplatz. Er hatte als Königl. Württembergischer Instituts- gärtner an der höheren Lehranstalt zu Hohenheim lange erkannt, woran es im Gärtnerberufe fehlte. In einem Aufrufe „An die deutschen Gärtner" im Jahre 1849 wies er daraufhin, dass es dem Stande neben der praktischen Berufs- bildung an der nötigen wissenschaft- lichen Grundlage fehle, durch derer Hand in Handgehen eine zielbewusste, den jeweiligen Verhältnissen sich an- schmiegende Tätigkeit entspriesse. Lucas sagte unter anderem: „Jeder andere Stand, selbst die Land- und die Forstwirtschaft, haben ihre besonderen höheren Bildungs- anstalten, nur uns Gärtnern fehlt eine solche!*) Darum auf! Wir wollen uns zusammenschliessen und mit vereinten Mitteln dem Nach- wuchs unseres Standes eine derartige Fachschule gründen." Wurde auch diese Wahrheit hier und da erkannt, verging doch noch ein Jahrzehnt, ehe das Samenkorn, welches Lucas ausgestreut hatte, keimen und Früchte tragen sollte. Selbst nicht mit irdischen Glücks- gütern gesegnet, fand Lucas in dem wohlhabenden Stuttgarter Buchhändler Ebner einen tatkräftigen Förderer seiner Ideen, so dass er nach fast 17 jähriger Tätigkeit im Staatsdienste zur Gründung des Po mologischen Instituts in Reutlingen, einer höheren Gartenbauschule, schreiten konnte. Während vom Sommer 1859 an die nötigen Vorarbeiten getroffen worden waren, konnte das Unternehmen im Frühjahr 1860 eröffnet werden. Und der erhoffte Erfolg blieb nicht aus. Bereits im ersten Jahre hatte das junge Unternehmen 27 Besucher aufzuweisen. Bei der Gründung umfasste die Anlage etwa 4 ha. Auf ihr standen auch die notwendigen Baulichkeiten. Die Zahl der Besucher stieg jedoch von Jahr zu Jahr derart, dass nicht nur weitere Ländereien dazu erworben, sondern auch die Baulichkeiten be- deutend erweitert werden mussten, zumal die Zöglinge Wohnung und Kost in der Anstalt erhielten. Im Jahre 1876 wurde unter anderem ein 24 Morgen grosses Hofgut in Unterlenningen angekauft und als landwirtschaftliche Gartenbauschule eingerichtet, welche dem Pomologischen Institut in Reut- lingen als Zweiganstalt angegliedertwar. Wie sicher das junge Unternehmen in die Höhe gestiegen war, geht am deutlichsten daraus hervor, dass am 25. Juli 1863 bereits Ed. Lucas alleiniger Inhaber wurde. Wenn es Dr. Ed. Lucas während seiner Tätigkeit an der land- und forst- *) Nicht ganz richtig! Wildpark z. B. bestand damals schon. Lucas hat das zweifellos übersehen, zumal er seinen Aufruf an die „deutschen" Gärtner richtete. Jedenfalls meinte Lucas wohl sein eigenes Vaterland, Württemberg. Oder er meinte unter der zu gründenden Fachschule eine Obstbau fach schule. Kleine Mitteilungen. 329 wirtschaftlichen Akademie in Hohen- heim oft versagt gewesen war, alle seine Ideen praktisch erproben und in den Dienst der Allgemeinheit stellen zu können, so sehen wir ihn von Stund an, wo er in Reutlingen sein eigener Herr ist, eine bedeutende organi- satorische Tätigkeit entfalten. Seinem unermüdlichen Schaffenseifer ist es zu verdanken, dass im Jahre 1860 zu Berlin der „Deutsche Pomologen-Verein" ge- gründet wurde, dessen Geschäftsstelle nach Reutlingen kam. Eine besonders sorgfältige Pfleg- stätte für diese schwierigen Arbeiten aber wurde das Pomologische Institut zu Reutlingen, zumal Lucas bei der Anlage gerade darauf Rücksicht ge- nommen hatte. Hier, in hoher Lage des Württemberger Landes, hatte er ausgedehnte Pflanzungen aller mög- lichen Obstsorten vorgenommen und war unermüdlich darin, neben den älteren zumTeil schon erprobten Sorten neuere und neueste Züchtungen zu beobachten und, wenn brauchbar, zu Abb. 37. Das Pomologische Institut in seiner heutigen Gestalt. (Strassenseite.) Schon ein Jahr früher hatte Lucas in Gemeinschaft mit Oberdieck und Jahn den ersten Band des„Illustrierten Handbuches der Obstkunde" heraus- gegeben. Es erschienen im ganzen acht Bände, in denen etwa 3000 Obst- sorten abgebildet und beschrieben sind. In dieser schwierigen Arbeit wurden die eben genannten drei Verfasser von dem Pomologen-Verein wirksam unter- stützt, galt es doch, die vielen alten und neueren Sorten zu prüfen und zu beschreiben, die verschiedensten Sy- nonyme mancher Sorten festzustellen, wertlose dagegen zu sichten. empfehlen. Infolgedererwähnten hohen Lage konnten die dort gedeihenden Fruchtsorten für den Anbau im deut- schen Lande allgemein empfohlen werden. Und das trug wesentlich mit dazu bei, den Ruf Reutlingens in die weite Welt hinaus zu verbreiten. Aber auch von seiten des hohen Herscherhauses sowie der Staats- regierung wurden die Verdienste des Dr. Ed. Lucas gebührend gewürdigt. Sehr häufig wurde das Pomologische Institut mit seinen musterhaften An- lagen und vorbildlichen Einrichtungen einer eingehenden Besichtigung von 330 Kleine Mitteilungen. hohen und höchsten Herrschaften unterzogen. Wie weit der Ruf von Lucas als wissenschaftlich durchgebildeter Gärtner vorgedrungen war, geht daraus hervor, dass er am 19. Juli 1866, seinem 50. Geburtstage, von der Philosoph ischenFakultätderUniversität Tübingen zum Doctor honoris causa ernannt wurde. Aber auch von anderen Seiten sind ihm viele Ehrungen zuteil geworden. Bei Ausstellungen im In- und Auslande war Lucas häufig ein gern gesehener, viel umworbener Gast. Sein Urteil wurde in manchen heissumstrittenen Fragen als Schieds- spruch anerkannt. Am 24. Juli 1882 wurde dieser für den Obstbau unermüdliche Pionier nach einem höchst taten- und erfolg- reichen Leben aus dieser Zeitlichkeit abberufen, doch nicht, ohne einen würdigen Nachfolger hinterlassen zu haben. Dieser, sein Sohn Friedrich Lucas und jetziger Direktor des Pomo- logischen Instituts in Reutlingen, war beim Tode seines Vaters bereits 40 Jahre alt. Sowohl im In- wie auch im Auslande hatte er sich ein reiches und gründliches Wissen, die nötigen praktischen Erfahrungen sowie die erforderliche Umsicht erworben. Be- reits 18 Jahre hindurch war er seinem Vater die „rechte Hand" gewesen. In seinem Sinne hat der Sohn bis auf den heutigen Tag erfolgreich weiter gearbeitet. Am 25. Februar 1900, dem Geburtstage des Königs von Württem- berg, wurde dem Direktor Fr. Lucas in Anerkennung seiner Verdienste um den Obst- und Gartenbau der Charakter als Kgl. Oekonomierat verliehen. Als er dann am 28. September 1907 sein 50 jähriges Berufsjubiläum feierte, wurden ihm als Zeichen besonderer Wertschätzung von Sr. Majestät dem König Wilhelm II als äusseres Zeichen der Anerkennung das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens über- reicht und bei der ihm zu Ehren veranstalteten Feier die Glückwünsche der Königl. Staatsregierung überbracht. Sehr zahlreich und bedeutend waren sodann die Erfolge, welche das Pomo- logische Institut in Reutlingen auf den verschiedenen Gartenbauausstellungen davontragen konnte. Für seine Verdienste um den Deutschen Pomologen-Verein, dessen Zeitschrift Oekonomierat Fr. Lucas 25 Jahre hindurch bis 1907 redigiert hatte, wurde ihm von seinen Freunden und Verehrern eine Ehrengabe über- reicht. Diese bestand aus der Friedrich Lucas-Stiftung in Höhe von 1200 Mark, von deren Zinsen die tüchtigsten Schüler des Instituts ausgezeichnet werden sollten. Ferner gehörten zu dieser Ehrengabe ein Schreibtisch mit Sessel, ein Aktenschränkchen sowie ein prächtiges Wolfsfell. Dies ist gewiss ein deutlicher Beweis für die Hochschätzung, deren sich Oekonomie- rat Lucas bei seinen Freunden und Bekannten versichert halten kann. Im Sommer 1909 wurde durch Unter- stützung der Königl. Zentralstelle für Landwirtschaft in Stuttgart dem Pomo- logischen Institut in Reutlingen eine Obstverwertungsstation angegliedert, in welcher im Laufe desSommers mehrere Kurse abgehalten werden. Unterstützt wird Oekonomierat Lucas darin durch seinen Sohn, Eduard Lucas. Während seines 50 jährigen Be- stehens ist die Anstalt von über 3000 Schülern des In- und Auslandes besucht worden. Eine grosse Anzahl von Männern, die als führende Per- sönlichkeiten auf dem Gebiete des Garten- resp. Obstbaues gewirkt haben, bezw. heute noch wirken, haben in Reutlingen den Grund zu ihrem späteren Wissen gelegt. Sie alle werden in den vergangenen Tagen zurück- gedacht haben an die „wonnevolle Jugendzeit", die sie bei ernster Arbeit in dem gemütlichen „Schwabenländl" nebenbei verleben durften, und ' auf- richtige Gefühle der Dankbarkeit werden in so mancher Brust bei diesen Gedanken aufsteigen. Und sie, die sie es im Leben zu etwas gebracht haben, können stolz darauf sein, mit an dem Emporblühen ihrer Bildungsstätte bei- getragen zu haben. Möge es dem Pomologischen Institut in Reutlingen, dieser wirksamen Pfleg- stätte des Obstbaues, weiterhin noch recht lange vergönnt sein, zum Nutzen der Allgemeinheit wie auch des ein- zelnen zu wirken. Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, dass in der vorliegenden Festschrift ausser einigen interessanten Kleine Mitteilungen. 331 Abhandlungen noch eine höchst wert- volle Zusammenstellung enthalten ist, welche alle die Obstsorten enthält, die sich in den Obst- und Mutter- gärten des Pomologischen Instituts in Reutlingen als empfehlenswert gezeigt haben. St.-R. Paeonia Moutan Sims (Paeonia arborea Don). Hierzu Abb. S8 Die Paeonie stammt, wie so viele der in Japan kultivierten Pflanzen, aus China. Sie sind mit der bud- dhistischen Religion aus Korea nach Zur Vorberatung der künftigen Handelsverträge. Am 3. Juli fand in Eisenach eine Versammlung gärtnerischer Verbände statt, um zu den Vorarbeiten für die künftigen Handelsverträge Stellung zu nehmen. Vertreten waren in dieser Versammlung der Verband der Handels- gärtner Deutschlands,die gärtnerischen Verbände von Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen, der Pfalz, der Bund deutscher Baum- schulenbesitzer, der Deutsche Pomo- logen-Verein, der Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber, der Bund Abb. 38. Paeonia arborea; Feld in Skeda Mura bei Osaka— Japan. Japan gekommen, wo sie sich durch den Fleiss und die Geschicklichkeit der Japaner zu ausserordentlich reich- haltigen Varietäten und zu grosser Schönheit entwickelt haben. Die Paeonien werden heutzutage ausschliesslich in einem Dorfe unweit der grossen Handelsstadt Osaka ge- züchtet; dort befassen sich aber auch sämtliche Farmer mit der Anzucht. Man veredelt sie auf die sehr starken Wurzeln der gewöhnlichen Paeonie, welche die böse Eigenschaft hat, dass sie immer wieder aus den Wurzeln austreibt. Es ist deshalb sehr wichtig, diese Schösslinge regelmässig zu ent- fernen, damit das Edelreis darunter nicht leidet. deutscher Samenzüchter, der Garten- bauverband für das Königreich Sachsen sowie, auf besondere Einladung an- wesend Professor Dr. O. Auhagen, Steglitz. Nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Max Ziegenbalg-Laubegast, welcher die Erschienenen herzlich begrüsste, wur- den die Teilnehmenden durch den Vorsitzenden des Deutschen Pomo- logen-Vereins, Königl. Garteninspektor A. Lorgus-Eisenach, ebenso herzlich bewillkommnet. Verhandeltwurde über die Frage: „Wie stellt sich die Ver- sammlung zu etwa einzuleitenden all- gemeinen Erhebungen einer Pro- 332 Kleine Mitteilungen. duktionsstatistik usw., eventuell zu einer abzufassenden Denkschrift". Herr Generalsekretär Beckmann schlägt vor, von der Erhebung einer Produktionsstatistik usw. Abstand zu nehmen, wohl aber empfehle sich die Abfassung einer Denkschrift unter Beleuchtung der tatsächlichen Ver- hältnisse und unter Berücksichtigung der Wirkung der jetzigen Handels- verträge. Die weitere Behandlung dieser Frage wurde dem später ge- wählten Arbeitsausschuss übertragen. Weiter wurde verhandelt über die jetzigen gärtnerischen Positionen des Zolltarifs und des statistischen Waren- verzeichnisses und deren eventuelle Abänderung. — Ueber die Vorarbeiten einigte man sichdahin, dassdieselbenin die Hände eines engeren Arbeitsaus- schusses für die Vorbereitung der Gartenbauzölle gelegt werden sollen. Diesem Arbeitsausschuss soll je ein Mitglied der anwesenden Verbände angehören, mit der Berechtigung, auch noch andere Mitglieder der Vereini- gungen mit beratender Stimme zu den künftigen Versammlungen hinzuzu- ziehen. Zum Vorsitzenden des Arbeits- ausschusses wurde der Vorsitzende des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, Max Ziegenbalg, zum Sekretär Generalsekretär Beckmann (V. d. H. D.) gewählt. Die Konsti- tuierung dieses Arbeitsausschusses soll der Reichsregierung sowie den Regierungen der Bundesstaaten und anderen Korporationen bekanntgegeben werden, ebenfalls soll eine Mitteilung hierüber in die Tagespresse gelangen. Es fand sodann noch eine Aussprache über die nächsten Reichstagswahlen statt. Interessenten finden eingehenden Bericht über die Versammlung im „Handelsblatt für den deutschen Garten- bau", das Organ des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands. Der „Verband ehem. Oranien- burger Gartenbauschüler" veran- staltet seine VIII. Haupt- und Jahresversammlung in Bonn a. Rh. am 7. August 1910 im Restaurant Th. Lüth, Bornheimer Strasse 12 a. Zeiteinteilung: Sonnabend, den 6. August: Von 8 Uhr abends ab geselliges Beisammen- sein im „Hamburger Hof", am Bahnhof. Sonntag, den 7. August: 9 bis 10 Uhr vormittags Treffen im „Ham- burger Hof", — 10 bis 1 Uhr Besich- tigung der grossen Gartenanlagen und sonstigen Sehenswürdigkeiten Bonns unter Führung des Herrn Gärtnerei- besitzers Radermacher. — 1 Uhr Be- ginn des Mittagessens im Restaurant Lüth, Bornheimer Strasse 12 a. — 2 bis 4 Uhr Fortsetzung der Besich- tigung, Rheinanlagen usw. — 4 bis 8 Uhr Sitzung (Hauptversammlung) im Restaurant Lüth, 8 Uhr abends Treffen im „Rhein - Hotel" auf der Terrasse mit herrlichem Ausblick auf Rhein und Siebengebirge. Montag, den 8. August ist eine Partie der Teilnehmer nach dem Ahr- tal, dem schönsten der dortigen Täler, verbunden mit einer Dampferfahrt auf dem Rhein, geplant. Kursus über die chemische Untersuchung der "Weine und die Weinbehandlung. In der Zeit vom 2. bis 13. August 1910 wird in der önochemischen Versuchsstation der Königl. Lehranstalt in Geisenheim am Rhein ein Kur- sus über die chemische Untersuchung der Weine und die Weinbehandlung abgehalten. Täglich wird zwei bis drei Stunden theoretischer Vortraggehalten, die übrige Zeit wird zu praktischen Uebungen und Demonstrationen, sowie zu Exkursionen verwendet. Chemische Vorkenntnisse sind zu diesem Kursus nicht erforderlich. Eine besonders eingehende Besprechung wird das neue Weingesetz finden. Der Unterrichts- plan umfasst folgende Gegenstände: Die chemischen Vorgänge bei der Traubenreife, Zusammensetzung der Moste, chemische Vorgänge bei der Gärung, Zusammensetzung der Weine, der Ausbau der Weine, Beurteilung der Weine auf Grund der chemischen Analyse. Gesetzliche Bestimmungen über den Verkehr mit Wein, das Ein- schwefeln, das Imprägnieren mit Kohlensäure, das Schönen, rationelle Weinverbesserung, durch chemische Vorgänge bedingte Weinkrankheiten, das Pasteurisieren. Die Teilnehmer können Unter- suchungsmaterial mitbringen. Das Kleine Mitteilungen. 333 Honorar beträgt für preussische Staats- angehörige 41 Mark, für Nichtpreussen 46 Mark. — Anmeldungen sind ein- zureichen bei dem Vorstand der Oenochemischen Versuchs- station zu Geisenheim a. Rh. Kursus über Weingärung und Kellerwirtschaft. In der Zeit vom 16. bis 27. August 1910 wird in der pflanzenphysiolo- gischen Versuchsstation der Kgl. Lehr- anstalt in Geisenheim am Rhein ein Kursus über Weingärung und Keller- wirtschaftabgehalten. Der Lehrplan um- fasst alle neueren Erfahrungen über die Gärung und den Ausbau des Weines. In den Vorlesungen und praktischen Uebungen werden behandelt: Wesen und Verlauf der Weingärung ; die Gärungserreger des Mostes, die Gär- leitung, die Hefereinzucht, die Be- deutung der Reinhefe für die Umgärung von Weinen und die Schaumweinbe- reitung, die Gärungskontrolle, die Ab- stiche, der Ausbau der Weine, der Säurerückgang usw. An die Vorlesungen und praktischen Uebungen schliessen sich Demon- strationen und Ausflüge an. Besondere Vorkenntnisse sind für die Teilnahme an dem Kursus nicht erforderlich. Das Honorar beträgt für preussische Staats- angehörige 41 Mk., für Nichtpreussen 46 Mk. Anmeldungen sind an den Vor- stand der pflanzen- physiologischen Versuchsstation, Prof. Dr. Kroemer in Geisenheim a. Rh. zu richten. Hymens Fessel im Pflanzenreiche. „Es war einmal" — so beginnt ja wohl jedes Märchen, und wie aus Märchen klingt es, wenn wir von einzelnen Liebesepisoden aus dem Pflanzenreich vernehmen, die uns im folgenden beschäftigen sollen. — Es war einmal wüste und leer auf der Erde! Heute finden wir hier ein reich verzweigtes organisches Leben; Mutter Erde hat sich in der Pflanzendecke ein formenreiches, farbenprächtiges Kleid geschaffen. Der stete Wechsel, der sich in diesem Kleide vollzieht, der seinen Anfang nur aus dem Liebes- leben nimmt, und sein Ende in diesem findet, der lediglich ein Produkt und eine Folge der Fortpflanzung ist, bietet dem Naturfreunde solch hohen Genuss, dass es sich wohl verlohnt, den so oft sich verborgen haltenden Ursachen dieses Wechsels nachzuspüren. Zwei Wege sind es, welche im Pflanzenreiche die Fortpflanzung zu wandeln vermag: der geschlechtliche und der ungeschlechtliche. Gar mannigfach sind jedoch diese Wege ausgebaut und äusserst zahlreich die Möglichkeiten, welche auf diesen Wegen zum Ziele führen. Am an- ziehendsten sind unstreitig die im Gefolge der Fortpflanzung sich zeigenden Erscheinungen bei den auf der niedersten und bei den auf der höchsten Entwicklungsstufe stehenden Pflanzen. Wir wollen darum auch auf diese Momente unser Hauptaugen- merk richten, ohne dabei die ganze Stufenleiter, welche sich zwischen den gedachten Extremen ausdehnt, voll- ständig zu übersehen. Ein warmer, sonniger Frühlingstag hat uns hinausgelockt ins Freie; ein kleiner Wassertümpel ist das Ziel unserer Wanderung, an dem wir unseren mitgebrachten Beobachtungs- apparat, ein vorzüglich starkes Mikro- skop, aufstellen. Ein Wassertropfen nach dem andern wird aus dem Tümpel auf das Objektglas gebracht, und die wechselreiche Fülle der Bilder, welche sich durch das Okular des Mikroskops darbietet, kann uns stundenlang fesseln. Fast unendlich an Zahl erscheinen die Variationen, unter denen wir das Liebesleben bei den Algen sich hier vollziehen sehen. Da haben wir die einfachsten Formen ungeschlechtlicher Fort- pflanzung. Der Inhalt einer einzelligen Alge teilt sich in zwei oder mehrere Teile. Ein jeder dieser Teile treibt sich ein Weilchen unruhig im Wasser- tropfen umher und ist alsbald zu einer vollständigen Algenpflanze aus- gewachsen. Der Teilungsprozess kann aufs neue beginnen. Ein anderes Mal sehen wir an einem zierlichen, aus aneinandergereihten Zellen auf- gebauten Algenfaden, eine Zelle auf- brechen und den Plasma-Inhalt hervor- treten. Ohne dass es bei diesen Schwärmzellen zu einer Teilung kommt, können wir die Entstehung eines neuen Individuums verfolgen. Die ersten Anfänge einer ge- schlechtlichen Fortpflanzung zeigt uns 334 Kleine Mitteilungen. jene Algengruppe, bei der wir deutlich die Verschmelzung zweier verschie- dener Plasmakörper bemerken. Die neugebildete Zelle umgibt sich mit einer festen Hülle und bildet die Grundlage für ein künftiges vege- tationsfähiges Wesen. Neben dieser Verschmelzung genügt oft bereits eine einfache Berührung des Inhalts zweier verschiedener Zellen, um keim- fähige Organismen zu schaffen. Ein fesselndes Schauspiel zeigt uns ein anderes Bild. Da bricht an einem Algenfaden eine Zelle auf; das ausschwärmende geschlechtliche Pro- toplasma löst sich in kleine, mit zier- lichen Wimpern versehene Körper auf. Lustig tummeln sich diese im Wasser, sie scheinen sich anzuziehen und wieder abzustossen; es ist ein tändelndes Liebesspiel. Da bemerken wir plötzlich zwei solcher Kugelchen aufeinander losstürmen — wahrlich, sie küssen sich — allein, der Kuss besiegelt auch ihr Schicksal; die Minnezeit hat ihr Ende erreicht. Aus den beiden Kügelchen ist ein einziges Wesen geworden, welchessich miteiner Schleimhaut umgibt; die Wimpern werden abgestossen und der Keim zu einem neuen Lebewesen ist geworden. Derselbe Vorgang spielt sich bei anderen Algenarten ab, nur mit dem Unterschied, dass dann die kopu- lierenden Plasmakörperchen aus ver- schiedenen Zellen desselben Algen- fadens oder gar von verschiedenen Pflanzen stammen. Weit ausgeprägter zeigt sich die geschlechtliche Fortpflanzung schon bei sehr vielen höher entwickelten Algen, bei denen sich besondere Ge- schlechtsorgane bilden, von denen die männlichen sich deutlich von den weiblichen unterscheiden. In den weiblichen Organen finden wir ver- hältnismässig grosse, meist ruhende Eizellen, während der Inhalt der männlichen Organe sich aus viel kleineren, aber eine lebhafte Bewegung verratenden Zellen zusammensetzt, welche im Reifestadium aus ihrer Hülle ausschlüpfen, um in die weib- lichen Organe einzudringen, woselbst durch Verschmelzung mit der Ei- zelle diese befruchtet wird. Bei manchen Algen sind männliche und weibliche Organe auf einer Pflanze vertreten, während bei anderen die Geschlechter auf verschiedene In- dividuen verteilt sind. Die ungeschlechtliche und die ge- schlechtliche Fortpflanzung kommen bei gar vielen Algen nebeneinander vor. Dies zeigt kein Wesen besser, als die Kugelpflanze, jenes eigentüm- liche Lebewesen, das man lange Zeit hindurch zu den Tieren rechnete, heute aber als Algenpflänzchen wissen- schaftlich festgestellt hat. Das Glück ist uns hold gewesen. In dem soeben unter das Mikroskop gebrachten Wassertropfen sehen wir eine Anzahl kleiner Kugeln hin- und her- schwimmen. Im Innern der einzelnen Kugeln bemerken wir abermals kleine Kügelchen, und wenn wir ganz scharf hinsehen, so finden wir in solchen Kügelchen wiederum noch kleinere Kügelchen eingebettet. „Grossmutter, Mutter und Kind in einer Kugel bei- sammen sind", oder wissenschaftlich gesprochen: es sind drei aufeinander- folgende, durch ungeschlechtliche Teilung entstandene Generationen, die wir zu einer Kolonie vereinigt sehen. Die geschlechtliche Fort- pflanzung dieser Algen erfolgt der- artig, dass sich bestimmte Zellen einer Familie zu Eizellen umformen, während andere Zellen derselben oder einer anderen FamilieSamenkörperchen bilden. Aus der Verschmelzung dieser verschiedenartigen Zellen, die ent- weder innerhalb einer Familie oder ausserhalb derselben erfolgt, entsteht ein neuer, keimfähiger Körper. Bei den Pilzen und Flechten, welche auf einer höheren Entwicklungsstufe als die Algen stehen, finden wir ähnliche Erscheinungen bei der Fort- pflanzung wiederkehren. Bei den Moosen und Farnen haben wir dann die Brücke, welche uns sichtbar in das Liebesleben bei den Blütenpflanzen hinüberleitet. Einen Augenblick verweilen wir darum bei diesen Pflanzen. Die in der sogenannten Mooskapsel gereiften Sporen einer Moospflanze bilden nach der Keimung einen Vorkeim, der in seinem Aussehen lebhaft an die Algen erinnert. Durch ungeschlechtliche Sprossung entsteht dann aus dem Vorkeim die eigentliche Moospflanze, deren Obliegenheit es ist, männliche Kleine Mitteilungen. 335 und weibliche Fortpflanzungsorgane zu züchten. Diese finden sich entweder auf ein und derselben Pflanze oder auf verschiedene Pflanzen verteilt. Durch Eindringen der männlichen Samenkörperchen in die weibliche Eizelle wird diese befruchtet. Aus der Eizelle geht dann durch un- geschlechtliche Teilung die Moos- kapsel hervor. Der Kreislauf kann sodann aufs neue beginnen. Geradezu umgekehrt verhält sich die Fortpflanzung bei den Farnen. Hier trägt der aus der Keimung der Sporen hervorgegangene Vorkeim die Geschlechtsorgane, aus deren ge- schlechtlichen Vereinigung die eigent- liche Farnpflanze ersteht. Diese er- zeugt nun auf der Unterseite ihrer Wedel auf ungeschlechtlichem Wege die bekannten Sporen. Der Kreislauf ist geschlossen. Je höher die Farne in ihrer Ent- wicklung dastehen, um so mehr wird der Vorkeim reduziert; bei einigen sehr hoch entwickelten Pflanzen dieser Art ist derselbe bereits auf einige wenige Zellen zusammengeschrumpft. Die geschlechtliche und ungeschlecht- liche Generation verschmelzen immer mehr. Ganz verschwunden ist diese Teilung der Arbeit in der Fortpflanzung aber selbst bei den Blütenpflanzen noch nicht. Bei dem grossen Heer der Blüten- pflanzen sind es mehr die das Liebes- leben begleitenden Nebenumstände, welche ein Studium dieses Kapitels der Pflanzengeschichte dem Natur- freunde anziehender gestalten. Diese Nebenumstände sind meist derartig auffällig, dass zu ihrer Beobachtung keinerlei besondere Instrumente er- forderlich sind. Die Geschlechter sind bei den Blütenpflanzen in mit dem blossen Auge leicht zu unter- scheidenden Organen entweder in einer Blume beisammen oder auf ver- schiedene verteilt. Da nun die Ver- einigung beider Geschlechter die Grundbedingung für die Fortpflanzung ist, so liegt wohl der Gedanke nahe, dass die Fortpflanzung bei den zwei- geschlechtigen Pflanzen eine einfache Sache wäre, weil hier beide Ge- schlechter nahe beieinander sind. Allein, es ist nicht an dem. Das Gegenteil ist weit eher zutreffend; bei den eingeschlechtigen Pflanzen vollzieht sich die Begattung meist am einfachsten, denn sehr viele Blüten- pflanzen üben keine Selbstbefruchtung, sondern erstreben die Vereinigung der Geschlechter aus verschiedenen Blumen. Immerhin gibt es jedoch eine Reihe von Pflanzen, bei denen die Selbst- befruchtung die Regel bildet. Bei Blumen dieser Art ist einmal das weibliche Organ länger als das männ- liche, so beim Schneeglöckchen (hängende Blumen); ein andermal ist das Umgekehrte zutreffend, so bei der Syringa (aufrecht stehende Blumen). In beiden Fällen wird der Blütenstaub beim Ausfallen direkt auf die Narbe gelangen. Bei einer anderen Gruppe von Pflanzen erfolgt die Selbstbe- fruchtung durch eine Veränderung der Lage der männlichen oder der weiblichen Organe ; Vorgänge, die bei mancherlei Blumen wunderschön ver- folgt werden können. Ein anderes Mal leisten die Blumenblätter der Selbstbefruchtung Vorschub, oder eine Krümmung des Blumenstiels ist der „schuldige Teil". Mussten wir die der Pflanze inne- wohnenden Kräfte schon bewundern, welche eine Selbstbefruchtung herbei- führen, so müssen wir geradezu er- staunen über die Raffiniertheit, mit welcher andere Blumen die Selbst- befruchtung verhindern und der Fremd- bestäubung Tor und Riegel öffnen. Die vermittelnde Rolle übernimmt in vielen Fällen der Wind. Da sind dann die männlichen Pollenkörner mit Luftsäckchen oder ähnlichen Organen wunderbar für die Luftreise aus- gestattet, und die holde Weiblichkeit ist bereit, den Geliebten mit weit ge- öffneten Armen zu empfangen. Weit häufiger noch als der Wind spielen aber Insekten den „postillon d'amour". Derhoniglüsterne,von Blume zu Blume flatternde Falter, der nektar- naschende Käfer, sie erweisen den Pflanzen für die Spende den Liebes- dienst der Vereinigung beider Ge- schlechter. Die Pflanzen scheinen das zu wissen, denn sie haben einen wundertätigen Reklame-Apparat in der Blumenhülle entfaltet und wissen durch Farbe, Geruch und auch wohl durch — Gestank, ja selbst unter 336 Kleine Mitteilungen. — Bekanntmachungen. der Zuhilfenahme der Vorspiegelung falscher Tatsachen, die Insekten zur rechten Zeit heranzulocken. Da ist die Gauklerblume, Mimulus, deren schillerndes Farbenspiel mächtig anlockend wirkt. Die Anordnung von Staubgefäss und Stempel ist in dieser Blume derart getroffen, dass das honig- suchende Insekt den Staub aus einer Blume auf den Stengel einer anderen überführt. Bei den Orchideenblumen lockt der angenehme süsse Duft. Wunderbar sind hier die Einrichtungen getroffen, welche eine Selbstbefruch- tung ausschliessen und der Fremd- bestäubung dienlich sind. Die Aas- blumen, Stapelien, lassen aus der in der Dämmerung eigentümlich magisch leuchtenden Blüte einen für mensch- liche Nasen nichts weniger als an- genehmen „Duft" entströmen, der den aasliebenden Insekten so sehr gefällt, dass diese sich gar mächtig hingezogen fühlen. DasStudentenröslein,Parnassia, spreizt sich mit kleinen, glänzenden, goldgelben Köpfchen, die zwischen den Staubfäden hindurchleuchten, als wären es Honigtropfen, wofür es die Insekten auch halten und — sich betrügen lassen; es ist absolut kein Honig. Beim Wiesensalbei sind die Staub- fäden hebelartig in der Lippenblume befestigt. Will ein Bienlein hier Honig naschen, so muss es mit seinem Rüssel den den Honigtopf versperren- den kürzeren Hebelarm verschieben, wodurch der längere Hebelarm, an dem die Pollenkörner sitzen, auf den Rücken des Insekts niedergedrückt wird und hier den Pollen ablagert. Beim Anflug einer anderen Blume streift die Biene mit ihrem pollenbepuderten Rücken die Narbe des Stempels. Die Fremdbestäubung ist ausgeführt. Eine vollständige Fliegenfalle ist die Osterluzei, Aristolochia. Die in die lange Blumenröhre hineinge- schlüpften Fliegen sind für ein paar Stunden gefangen und werden erst wieder freigegeben, wenn sie den aus einer anderen Blume mitgebrachten Blütenstaub auf die Narbe aufgelagert haben. Die den Ausgang seither ver- sperrenden Blütenorgane erschlaffen, und der Fliege steht der Weg in die Freiheit wieder offen. Beim Besenstrauch, Sarothamnus, wird durch den beim Anflug eines Insektes entstandenen Druck eine Ex- plosion der Staubbeutel hervorgerufen. Das Insekt wird über und über mit Blütenstaub beladen, den es dann willig zur nächsten Blüte trägt und hier eine Bestäubung der Narbe veranlasst. Der Naturfreund kann sich die hier angegebene Reihe von Beispielen aus dem Liebesleben der Blüten- pflanzen beliebig verlängern, wenn er bei einem sommerlichen Streifzug durch die Felder scharf beobachtend den Blick in die Blumenwelt streifen lässt. In hundertfachen Nuancen wieder- holt sich hier die Erscheinung, die ihre Ursache in dem Triebe zweier verschiedener Organe nach Vereini- gung, zum Zwecke der Erzeugung neuer Lebewesen, findet. Da gibt es kein trockenes Studium, sondern lebens- freudig offenbaren sich die einzelnen Vorgänge dem suchenden Blicke — was Wunderübrigens,sind dochdie Pflanzen lebendige Wesen gleich uns! H. H. Bekanntmachung. Das 88. Stiftungsfest des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" findet um den 20. August statt. Geplant ist eine Dampferfahrt auf den Havelseen. Das ausführliche Programm wird in der nächsten Nummer der „Gartenflora" bekanntgemacht werden. Die Monatsversammlung im August fällt zufolge des Beschlusses der Monatsversammlung am 30. Juni aus. Dem Generalsekretär ist für den Monat August ein Erholungs- urlaub bewilligt. Die laufenden Geschäfte nehmen ihren ungestörten Fortgang. Der Vorstand. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4> Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX NEUHEIT! NEUHEIT! Viola cornuta „Bürgermeister Reicke" Hell- und dunkel, fliederfarben, gemischt. Offeriere .Samen von den in Nr. \1 beschriebenen Hornveilehen als beste Teppichpllanze solange der Vorrat reicht per Kasse resp. Nachnahme: 100 Port. 40.— M., 10 Port. 5.— M., 1 Port. —.7o M. Wiederverkäufern entsprechender 1 JOSEPH KLAR, Berlin C, Linien-Sirasse Nr. 80, Samen-Handlung Hoflieferant Sr. Majestät. Für GörtnereiDositzer Beschläge für Holz-Frühbeetfenster, Winkelblech- ecken aus einem Stück u. für die Einlage Latten- hölzer, Ober- und Unter-Beschlag liefert billigst die Schlosserei Friedrich-Wilhelmstr. 45 in Breslau. Nicotin -Schwefel Insekten und Pilse tötend! dasWachstum der Pflanzen fördernd I empfiehlt Gustav Schach, Chcmnit« - Kappel. Fordern Sie Prospekt. Achtung! Hausfrauen! Einkochgläser zu jedem Apparat passend. Ia geblasen, also keine IIa °epresste Ware. 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August 1910 Heft 16 iRTENFlMÄ ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 5& JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 a80ggQSÖ%&cgäQ%o*&£3cg^ 1 Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 16, Inhalt: Bekanntmachung d. V. z. B. d. G. betreffend eine Gemüse-Ausstellung S. 237. — 994. Versammlung d. V. z. B. d. G. in den preussischen Staaten S. 237. — Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit S. 346. — Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte in der Kenntnis von den Krankheiten und Beschädigungen gärtnerischer Kulturpflanzen S. 353. — Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. S. 360. — Kleine Mitteilungen S. 366. — Programm zum 88. Stiftungsfest des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues S. 368. AHeinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Insertionspreis für die 60 mm breite Koloneize l, ivoin, Leipzig, * ^ , Wien, Zürich I \ I / eile 35 Pf. I ^[\^ = Spezialität: — Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate BERLIN S. 42, Ritterstrasse 22. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. *= Körner & Brodersen Inhaber: Gustav Körner Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner Fernsprecher 85 STEGLITZ Körnerstraße 12 ■■ GARTEN- und PARKANLAGEN ■ LIBRARY YORK h Bekanntmachung. Der Gemüse- Ausschuss des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten* veranstaltet vom Donnerstag den 29. September bis inklusive Sonntag den 2. Oktober d. J. in Berlin, Hasenheide (Neue Welt), eine Gemüse- Ausstellung zu deren reicher Beschickung Privatleute und Gemüsezüchter gleich herzlich eingeladen werden. Gilt es doch zu zeigen, dass das deutsche Gemüse an Reichhaltigkeit und Güte nicht übertroffen wird. Das Programm kann vom Generalsekretariat des Vereins, Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, unentgeltlich bezogen werden. Der Vorstand. 994. Versammlung des Vereins z. B. d. G. in den preussischen Staaten am Donnerstag den 28. Juli 1910 im Neuen Botanischen Museum in Dahlem-Steglitz. Vorsitzender: Der Direktor des Vereins, Herr Walther Swoboda. I. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsitzende bekannt, dass die prinzipielle Genehmigung für die Umwandlung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" in eine „Deutsche Gartenbau- Gesellschaft" erfolgt sei. Es seien aber noch gewisse Formalitäten not- wendig, bevor die „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" auf Grund der neuen Statuten in Wirksamkeit treten könne. Zur Erfüllung dieser Formalitäten würde alles Weitere sofort geschehen, so dass die Umwandlung bis zum 1. Januar 1911 vollzogen sein wird. Sodann teilte der Vorsitzende mit, dass der Tod wiederum eines der ältesten Mitglieder, Herrn Königlichen Hoflieferant August Hefter, Berlin, den Senior der Berliner Fleischer- Innung, im Alter von 82 Jahren heim- gerufen habe. Die Versammelten erhoben sich zum ehrenden Andenken an den Entschlafenen von ihren Plätzen. 338 "*■ Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. II. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Martin Grashoff, Quedlinburg, Samenzüchterei und Samen- handlung, hatte ein Sortiment wundervoller Antirrhinum majus nanum ein- gesandt und dazu bemerkt, dass von den Antirrhinum vier Klassen existierten: 1. Antirrhinum majus (hohe Sorten). 2. Antirrhinum majus nanum (halbhohe Sorten). 3. Antirrhinum majus nanum Tom Thumb (Zwerg Sorten). 4. Antirrhinum majus picturatum (hohe getuschte und getupfte Varietäten). Die beliebteste und auch farbenreichste Klasse sei diejenige der Antirrhinum majus nanum. Man könne wohl heute mit ruhigem Gewissen behaupten, dass Antirrhinum nanum eine Modeblume geworden sei. Hierzu hätten hauptsäch- lich die Züchtungen der neuen Farben in den letzten 4 — 5 Jahren beigetragen. Die Antirrhinum nanum existierten heute schon in den zartesten, zur Binderei sehr geeigneten Farben. Das Sortiment war derartig aufgebaut, dass man zunächst die älteren Sorten und dann die neueren Züchtungen miteinander vergleichen konnte. Es enthielt: 1. album, reinweiss; 2. luteum, reingelb; 2a. grandiflorum Golden Queen, grossblumig gelb; 3. Brillant, Scharlach, goldgelb und weiss; 4. Crescia, dunkelscharlach; 5. Delila, karmin mit gelb und weissem Schlund; 6. Firefly, orangescharlach, gelb und weiss; 7. Galathee, karmoisin mit weiss; 8. striatum, gestrichelt; 9. gloriosum, purpurkarmin, Schlund und Lippen weiss; 10. purpurkarmin; 11. Schwarzer Prinz; 12. Brillantrosa (Neuzüchtung Grashoff 1905); 13. delikatrosa mit weissem Schlund (Neuzüchtung Grashoff 1905) vorzüg- liche Bindefarbe; 14. Defiance, feurig zinnoberscharlach, (Neuzüchtung Grashoff 1905) leuchtendste Farbe, die existiert; 15. Feuerkönig, feurig scharlach mit weissem Schlund (Neuzüchtung Grashoff 1905); 16a. Dainty Queen, englische Züchtung, lachschamois (grünlaubig) mit gelber Lippe; 16b. Dainty Queen, dto. gelblaubig; 17. Leuchtfeuer (Neuzüchtung Grashoff 1909) auffallendste Farbe, welche bisher erzielt ist. Sehr gut geeignet, wo eine Gesamtwirkung erzielt werden soll; 18. Prinz Chamois (Neuzüchtung Grashoff 1909) goldigchamois mit weissem Schlund und rosa Schein, sehr zarte Farbe. Herr Königlicher Garteninspektor Amelung-Berlin hat die Antirrhinum vor einiger Zeit in Quedlinburg zusammen mit anderen Fachgenossen besichtigt und spricht seine hohe Befriedigung über den vorzüglichen Stand sämtlicher Kulturen des Ausstellers aus. 994. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 339 Herr Oberinspektor Ledi en-Dahlem bemerkt, dass man das Löwenmaul häufig noch für eine zu gewöhnliche Pflanze halte und auf deren Kultur geringschätzig herabsähe. Das Geschaute aber bewiese, dass Antirrhinum für Topfkultur und in reicher Verwendung sehr geeignete Objekte für den Handelsgärtner wären. Herr Swoboda bestätigt das und weist auf ihre gute Verwendung zum Balkonschmuck hin; auch abgeschnitten fänden sie heute schon in der Binderei gute Verwertung. 2. Herr Oberinspektor L ed ien-Dahlem, hatte ein lehrreiches Anschauungs- material über diejenigen Düngeversuche ausgestellt, die er in diesem Jahre für Lehrzwecke ausgeführt hat. Man sah an einem Beispiel und Gegenbeispiel, wie sich Cochia trichophylla, Solanum robustum und andere Pflanzen wohl abgestimmten Gaben künstlichen Düngers gegenüber verhalten. Es waren gegeben worden: 100 g °/00 respektive 25 g %0 von folgender Düngemischung: Chili-Salpeter (salpetersaures Natron) 30 Teile Schwefelsaures Ammoniak 20 „ Chlorkalium (80%) 10 „ Superphosphat 40 „ 100 Teile Herr Ledien wies darauf hin, dass die angewendete Mischung das End- resultat von 15 jährigen, schon in Dresden angestellten Versuchen sei. Mit solchen gewöhnlichen Salzdüngungen komme man weit sicherer und schneller zum Ziele, als mit einer Jauchedüngung. Die chemische Zusammensetzung der Jauche sei unendlich verschieden. Gute Analysen davon kämen sehr teuer Bei Salzen aber kenne man genau die Zusammensetzung und könne sie ohne jede Schwierigkeit anwenden. Das Düngewasser würde am besten ein- bis zweimal die Woche ge- geben. 100 g stellten ein Quantum dar, das ohne überzulaufen auf einen Topfrand ginge. Bei Azaleen, Eriken und Kamelien müsse man in der An- wendung künstlicher Dünger sparsamer sein und sich stets so einrichten, dass man spätestens Ende Juli der Pflanze die Stoffe, die sie bekommen soll, zugeführt habe. In einem Zeitraum von 6 — 8 Wochen Hesse sich eine solche Düngung aber bequem durchführen. Die Düngung mit Hornmehl, die von vielen Praktikern noch bevorzugt würde, sei ein zweischneidiges Schwert; bei feuchter und kalter Witterung führe sie zu der gefürchteten Hornmehlkrankheit. Bei künstlicher Düngung könne man derartige Schädigungen leicht vermeiden. Auf die Frage, wo man solche Düngermischungen unter Garantie gut beziehen könne, teilt Herr Ledien mit, dass die Firma Valette, Niederlage der Stassfurter Salzwerke, Berlin, sie als „Florasalze" in bester Zusammenstellung verkaufe. 3. Herr Diekmann, Vorsteher des III. städtischen Parkreviers, hatte einen Riesen-Champignon von 800 g Gewicht ausgestellt und erwähnte, dass er in dem Gehäuse eines Wassermessers auf dem Leipziger Platz gefunden worden sei. Herr Inspektor Amelung bestätigt als bekannter Champignonzüchter, dass diese Pilze unter günstigen Verhältnissen zu solcher Grösse gelangen 340 "4- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. können und dabei ihren wirtschaftlichen Wert behalten. Von der Hausfrau würden sie dann so verwertet, dass der Stiel abgeschnitten und die Lamellen aus dem Hut herausgenommen würden. In den entstandenen Hohlraum käme dann ein schmackhaftes Füllsel. Das Ganze gäbe, in kleine Stücke zerlegt, ein sehr wohlschmeckendes Gericht. 4. Herr Obergärtner Steindorf, Potsdam, hatte folgende Gurkensorten ausgestellt: Carters Model Carters Ideal Rollisons Telegraph. Diese drei Sorten seien äusserst reichtragend und wohlschmeckend. Ferner Weigelts Beste von allen, eine sehr ertragreiche, neuere Haus- und Mistbeetsorte, die sich sehr schnell einen Namen gemacht habe. Noas Treib, eine der allerbesten und bewährtesten Treibsorten für die Mistbeete, von ungewöhnlicher Fruchtbarkeit. Prescott Wonder, sehr reichtragende Sorte, dunkelgrün. Er erwähnte hierzu, dass die Kultur der Gurken garnicht so schwierig sei, wie vielfach angenommen würde. Um gute und gesunde Gurken zu erzielen, nähme man eine gute, mit Lehm vermischte Mistbeeterde, teile die Erde in kleinere Hügel ein und pflanze die Gurken in einer Entfernung von 75 — 80 cm aus. Nachdem sie angewachsen seien, stütze man sie aufs 4. Auge, damit Seitentriebe entstehen, überziehe alsdann das Haus mit Draht, um die Triebe anzubinden und stütze dann immer ein Auge über den Fruchtansatz. Die Hauptsache sei, dass man das Haus recht feucht und warm hält. Eine allwöchentlich zweimalige Kuhjauchedüngung sei ihnen sehr willkommen. 5. Von dem Versuchsfelde des Vereins in Blankenburg hatte Herr Hoflieferant J. Klar als Leiter eine Zusammenstellung von Versuchs- pflanzen ausgestellt: Kopfsalat, Deutscher Unvergleichlicher, gelb mit roten Kanten. Ist identisch mit dem hiesigen rotkantigen Berliner. Kopfsalat, grosser, gelber Berliner, ist gelber als Deutscher Unvergleich- licher. Kopfsalat, Quedlinburger Schloss, gute Sorte, aber noch nicht ganz treu. Kopfsalat, Dresdener Grosser, ist nicht so schön wie der Berliner, aber fester im Kopf. Ferner: Strauchbohne, Erfurter, weisssamige. Sie soll eine Zwischen- pflanze zwischen der Krup- und Stangenbohne sein. Die Bohne ist ziem- lich reichtragend und wurde auf dem Versuchsfelde allerdings 2 m hoch. Lobelia hybrida Miranda. Eine vorzügliche Topf- und Ampelpflanze, von schöner purpurrosa Färbung mit einem scharf hervortretenden weissen Auge und besonders feiner Belaubung. Ueberaus reichblühend. Cosmidium Burridgean, „Orange Krone". Reich, auf festen langen Stielen frei über der Belaubung, blühendes Sommergewächs von 50 bis 60 cm Höhe. Die Blumen sind goldgelb mit dunkelorangefarbener Zone und noch dunklerer Mitte. Sie haben einen anhaltenden Flor den ganzen Sommer hindurch. Bei Massenanpflanzung auf Gruppen dürften sie gut zur Geltung kommen. Zinnia Haageana hybrida Perfection. Eine nur ca. 25 cm hohe, d. h. also niedrige Spielart unserer bekannten Zinnia Haageana, die bisher nur in 994. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 341 Gelb vertreten war. Die Blumen sind immer zweifarbig, von grosser Mannigfaltigkeit der Nuancen. Sowohl einzeln, als auch in Gruppen bilden die Pflanzen immer ein prächtiges lebhaftes Bild. Petunia hybrida grandiflora superbissima nana. Eine Zwergform unserer bekannten Petunia superbissima, die aber bedeutend niedriger bleibt als letztere. Petunia hybrida grandiflora fimbriata flore pleno „Gotekind", von zartem rosa auf noch hellerem Grunde. Der Prozentsatz der gefülltblühenden Sorten Hess sich noch nicht feststellen, da augenblicklich die einfachen vorwiegend sind. Die Blumen sind äusserst kraus und grossblumig. Petunia hybrida grandiflora „Balkonkönigin". (Verbesserte Admiration.) Die grossen Blumen sind tief indigoblau. Jedes Blumenblatt zeichnet sich durch einen schneeweissen Streifen aus, wodurch sie die Karlsruher Rathauspetunie schlagen dürfte. Tagetes patula nana fl. pl. pumila. Von sehr kompaktem Wuchs mit leuchtend schwefelgelber Farbe. Verspricht eine sehr gute Gruppenpflanze zu werden. Tagetes patula nana fl. pl. „Morgenröte". Die gut gefüllten Blumen leuchten in herrlichen, gelblich feuerroten Farben und erscheinen von weitem be- sehen wie von einem leichtgelblichen Flor überzogen. Wegen seines niedrigen Baues und kompakten Wuchses sehr schätzenswert zu Teppich- beeten, Einfassungen usw. 6. Herr Baumschulbesitzer Hering, Bornim-Potsdam, hatte einige Stengel der neuen Bismarck-Rose in voller Blüte ausgestellt und wies darauf hin, dass sie sowohl, wie auch die neue Sorte Kronprinzessin Cecilie die Er- wartungen, die man auf sie gesetzt hätte, leider nicht erfüllten. Von dem Augenblick an, wo die Sorte Bismarck aufgeblüht sei, nähme sie auch schon eine bläuliche, wenig schöne Färbung an. Mit derartigen fatalen Farben sei kein Geschäft zu machen. Herr Klar kann sich diesem Urteil nicht anschliessen; die Sorte blühe bei richtiger Kultur sehr dankbar und setze den ganzen Sommer hindurch nicht aus. III. Hierauf macht der Generalsekretär Mitteilung über die Gemüse- Ausstellung, welche der Gemüse-Ausschuss des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" vom Donnerstag den 29. September bis einschliesslich Sonntag den 2. Oktober dieses Jahres in der Hasenheide in Berlin (Neue Welt) plant. Zu reicher Beschickung dieser Gemüse-Ausstellung sind Privatleute und Gemüse-Züchter gleich herzlich eingeladen. Ueber die besonderen Zwecke der Ausstellung und das ausführliche Programm gibt bereits die „Gartenflora", Heft 15, Seite 313 bis 316, jede erforderliche Auskunft. Herr Bernstiel, Bornstedt, spricht seine Befriedigung darüber aus, dass man nach mancherlei Versuchen, ein geeignetes Lokal zu erhalten, schliesslich auf die Hasenheide zurückgekommen sei. Sie sei durch die Kochkunst- Ausstellung und andere Unternehmungen als Ausstellungslokal bereits aufs 342 994. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. beste eingeführt. Er bitte, die Propaganda für diese Ausstellung mit Nach- druck zu betreiben. Herr Stadtgarteninspektor Mende, Blankenburg, weist darauf hin, dass bei der Plötzlichkeit, mit der diese Ausstellung in die Wege geleitet sei, von besonderen Vorbereitungen zur Erfüllung des aufgestellten Programms nicht die Rede sein könne. Es müsse diesmal jeder das bringen, was er gerade habe. Bei einer Wiederholung wäre eine Vorbereitung von längerer Hand wünschenswert. Herr Königl. Hoflieferant Dietze, Steglitz, spricht seine Genugtuung darüber aus, dass der Verein ohne Zaudern ans Werk dieser Gemüse-Aus- stellung gegangen sei. Frisch gewagt, sei halb gewonnen, und wenn nur das alles beigebracht würde, was die hervorragenden Gemüse-Züchter Ende September hätten, so könne um einen guten Erfolg Niemandem bange sein. IV. Ueber den Ausflug aller Ausschüsse nach Schloss Damms- mühle bei Schönwalde am Donnerstag, den 21. Juli gibt an Stelle des ver- hinderten Berichterstatters der Generalsekretär folgende Auskunft: Ungeachtet des strömenden Regens hätten sich doch mehr als 50 Teil- nehmer am Nachmittage des 21. zu der dreistündigen Kremserfahrt nach Dammsmühle eingestellt. Das Schloss und seine Geschichte sei von einem romantischen Zauber umgeben. Sichere Angaben über die Zeit, in der es königlicher Besitz gewesen wäre, könnten nicht beigebracht werden, da das Aktenmaterial nach dem Tode Friedrich Wilhelms II. und nach der Verbannung der Gräfin Lichtenau, die dort längere Zeit ihren Wohnsitz gehabt habe, vernichtet sei. Soviel stehe aber fest, dass auf der Stelle des jetzigen Schlosses Dammsmühle schon zur Zeit des Grossen Kurfürsten ein Jagdschloss gestanden habe. Die Reste einer alten Rottannen- und Linden-Allee, sowie die Rudera von Fundamenten am Mühlenbecker See wiesen darauf hin. Noch heute habe eine der stärksten Linden einen Umfang von 4,50 m. Sie sei in letzter Zeit vom Blitzschlage getroffen und dem Absterben nahe. Nach Angaben des derzeitigen Besitzers, Herrn Leutnants Wollank, seien in den letzten 15 Jahren nicht weniger als 25 der ältesten und schönsten Bäume durch Unwetter und Blitz zerstört worden. Darunter auch eine kerngesunde alte Weisstanne von seltener Schön- heit, deren Stamm 8 Festmeter Holz gegeben habe. Im Jahre 1705 soll das erwähnte Jagdschlösschen durch den Baumeister Schlüter im Rokokostil erbaut sein. Der Speisesaal sei bis auf den heutigen Tag erhalten. Im Jahre 1747 hätte der Müller Gruvler von Friedrich dem Grossen die Erlaubnis erhalten, in der Nachbarschaft des Schlösschens eine Mühle mit Mahlzwang für die umliegenden Dörfer zu errichten. Gruvler habe sich aber nicht auf diesen Fleck beschränkt, sondern unter Heranziehung von Bernauer Kolonisten im Jahre 1752 das Dorf Schönwalde gegründet und eine respektable Windmühle dort erbaut. Die Wassermühle habe er an den Armeelieferanten Damm, einen sehr reichen Berliner Herrn, verkauft, der sich um die Ver- pflegung und Equipierung der preussischen Truppen in den schlesischen Kriegen grosse Verdienste und erhebliche Reichtümer erworben habe. Damm hätte auch sehr gute Beziehungen zu dem Neffen Friedrich des Grossen, dem späteren König Friedrich Wilhelm II. unterhalten. Dadurch wäre es ihm ein 994. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 343 Leichtes gewesen, das an sich kleine Schlösschen mit einem grösseren Areal zu umgeben und bedeutende Weidegerechtigkeit in der Königlichen Forst an sich zu bringen. Im Laufe der Jahre hätte er seinen Besitz zu einem herr- lichen Lustschlösschen umgewandelt. Der Bau wäre renoviert und ergänzt worden, Gartenpartien im damaligen Geschmack mit Naturtheater, geschnittenen Abb. 39. Schloss Dammsmühle bei Schönwalde i. d. Mark. Besitzer Herr Leutnant Wollank. Hecken und zahlreichen Figuren, Pavillons und Bailustraden seien angelegt. Auf einer Insel im Mühlenteiche hätte Damm eine Villa erbaut, die sein fürst- licher Freund der Gräfin Lichtenau als Besitz überwiesen hätte. Nach dieser Glanzzeit wären traurige Tage für Dammsmühle angebrochen. 20 Besitzer wären in kurzer Zeit auf einander gefolgt, deren Vandalismus die sämtlichen Anlagen mit ihrem künstlerischen Schmuck zum Opfer gefallen wären. Was früher an Figuren, Grabdenkmälern und Ballustraden lauschige 344 &94' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Plätzchen geschmückt hätte, sei in dieser Zeit zum grössten Teil zerschlagen und als Bruch in die Fundamente bäuerlicher Gehöfte gewandert. Historisch sicher sei der Besuch Napoleons I., der im Jahre 1806 mehrere Tage in Dammsmühle Quartier genommen habe. Nach seinem Abzüge sei durch einen missverstandenen Befehl das Schloss angezündet. Bei der Rettung der inneren Einrichtung hätten sich Schönwalder und Mühlenbecker Bauern grosse Verdienste erworben. Zum Dank dafür sei jeder Gemeinde ein geschnitzter Kronleuchter nach Schlüter'schen Entwürfen geschenkt worden. Wie überall in der Mark, so wären auch in Dammsmühle verschiedene Sagen heimisch, darunter auch die von dem toten Kürassier. Danach sei eine Ordonnanz Napoleons I. mit wichtigen Depeschen nicht an ihren Bestimmungs- ort gelangt. Sie sei wahrscheinlich von benachbarten Dorfbewohnern er- schlagen oder in den mancherlei Sümpfen zu Tode gekommen. Nun erscheine, so ginge die Sage, immer dann in stürmischen Nächten auf galoppierendem Rosse der Kürassier, wenn bedeutsame Ereignisse bevorstünden. Dieser Kürassier habe noch in jüngster Zeit den Nachtwächter in Schrecken gesetzt, sei aber durch einen wohlgezielten Schuss des Schlossherrn für alle Zeit zum Verstummen gebracht. Seine jetzige Gestalt hätte Dammsmühle durch grosse Erweiterungsbauten und Neuanlagen von Park und Teichen durch den jetzigen Besitzer gefunden. Der alles überragende Schlossturm sei im Jahre 1896 im gleichen frederizianischen Stil erbaut und mit dem alten Flügel vereint. Das Innere beherberge künstlerische Holzschnitzereien, Wandschmuck und Wandgemälde. Auf einer geräumigen Diele sehe man zahlreiche im In- und Auslande er. beutete Geweihe und Jagdtrophäen. Zum Hauptportal führe eine angenehme Auffahrt. Der eine Flügel laufe in eine gedeckte Kegelbahn aus, die von hohen Buchen und Eichen überschattet sei. Den andern Flügel schlösse eine Veranda ab, die mit grossen alten Kugeln und Pyramidenlorbeeren umsäumt sei. Vor beiden Hauptfronten breiteten sich wohlgepflegte Teppichbeete in grünen Rasenflächen aus. Eine Springbrunnenanlage mit einer allegorischen Bronzefigur bilde den Mittelpunkt. Blicke man von den Fenstern des Schlosses über den Schlosspark hinweg nach Westen, so falle der Blick auf den Mühlenbecker- See und im Osten auf den bis zum Hause sich heranziehenden 23 Morgen grossen Schloss-See. Besonders schön seien diese beiden Blicke von einem Musen- tempel aus, der auf einer Anhöhe dem Schlosse gegenüber stünde. Weiterhinein im Park läge ein Rosarium ganz von Grün umgeben. Als Krönung blicke ein kleiner italienischer Tempel auf diese Anlage. Ganz besonderer Wert sei auf die Erhaltung der schönen Uferpartien gelegt. Auf dem Schloss-See schwimme, stark verankert, ein Tanzpavillon, der nach den Angaben des Besitzers im maurischen Stil aufgerichtet und in schneeweissen Farben gehalten sei. In dem Saale könnten bis 60 Paare sich im Tanze wiegen. Das elektrische Licht strahle dann aus der Kuppel des Pavillons oder werde vom Seeufer aus durch einen Scheinwerfer hervorgebracht. In den klaren Fluten des Sees spiegelten sich Buchen, Erlen, Trauerweiden und mehr als 200 Jahre alte Weimouthskiefern. Die Klarheit des Wassers sei dadurch gesichert, dass der See in Wahrheit ein aufgestauter Bach sei. Er ginge schliesslich unter dem Schlosse fort und setze hier das elektrische Licht und die Pumpanlagen in Tätigkeit. Auch zu einem System übereinanderge- 994. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 345 lagerter Fischteiche liefere er das erforderliche Wasser. Im grossen Schloss. teich würden grössere Nutz- und Laichkarpfen bis zu erheblichem Gewichte herangezogen. Die kleineren Teiche nähmen die ein bis zweisömmrigen Karpfen auf. Derselbe Bach speise auch 10 Forellenteiche, die inmitten des alten Buchen- und Tannenwaldes angelegt seien. Das Bestreben des Besitzers gehe darauf aus, die alten und wundervollen Baumbestände möglichst zu erhalten und durch Hinzunahme schöner in- und ausländischer Sortimente seinen Besitz auch botanisch interessant zu machen. Mit besonderer Liebe pflege der Besitzer Abies arizonica Merriam und Abies lasiocarpa Ldl. et Gord. Abb. 40. Aus dem Schlosspark von Dammsmühle. Schwimmender Tanzsaal im maurischen Stil. (Siehe Seite 344.) Hiervon seien 7 m hohe Exemplare vorhanden. Abies nobilis glauca, Nord- manniana, Taxus und Thuja seien in sehr alten und herrlichen Exemplaren vorhanden. Desgleichen Cedrus Libani. Man könne in dem Park neben ausserordentlich gepflegten Teilen auch solche beobachten, die einen mehr natürlichen Charakter als Wald- und Wiesenpartien haben. In dieser Abwechs- lung liege ein besonderer Reiz. Ausser dem Park sei ein grosser Teil des Besitztumes der praktrischen Bodenausnutzung überwiesen. Eine umfangreiche Obstzucht, die sich auf Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen und Beerenobst erstrecke, würde auf Terrassen betrieben. Durch einen gewaltigen Windmotor, der an Höhe die Berliner Siegessäule um mehrere Meter überrage, könnte die Anlage zu 346 Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. jeder Jahreszeit berieselt werden. Unter den Apfel- und Birnensorten in Busch- Hoch- und Pyramidenform wären zu bemerken: Weisser Klarapfel, Charlamowsky, Graue Herbstrenette, Kaiser Alexander, Gravensteiner, Prinzen- apfel, Landsberger Renette und vornehmlich Goldparmäne. Von Birnen: Amanlis-Butterbirne, Geliert, Herzogin von Angouleme, Blumenbachs Butter- birne, Gute Louise von Avranches und andere mehr. Besonderes Interesse habe eine Weinbergsanlage nach Meraner Muster erregt, sowie ein Weinhaus das 250 m lang, 5Va m breit und 31 2m hoch sei und als einseitiges Haus ohne jede Heizung grosse und schmackhafte Trauben zur Reife kommen lasse. Angebaut würden: Chässelas rouge, Gros dore, Black Hamburgh, Muscat of Alexandria, Gros Colman, Foster's Seedling, Buckland Sweetwater Lübeck, Alicante, Lady Downe usw. Die Maüerwand des Weinhauses sei im Innern mit Pfirsichen und abwechselnd mit Feigen bepflanzt. Aussen biete sie den Kirschen, Schattenmorellen und Glaskirschen einen ausgezeichneten Standpunkt. Alles in allem sei Schloss Dammsmühle ein herrliches Besitztum, dessen Besuch für jeden Liebhaber und Fachmann an Interessantem und Lehrreichem genügend biete. IV. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Königlicher Garteninspektor Amelung, Königlicher Garteninspektor Weber und Herrn Gärtnereibesitzer H. Fassbender sprach Herrn Martin Grashoff, Samen handlung, Quedlinburg, für ein Sortiment abgeschnittener Antirrhinum majus eine bronzene Vereinsmedaille und Herrn Obergärtner Steindorf, Potsdam für ein Sortiment Gurken eine ehrende Anerkennung zu. Walther Swoboda. Siegfried Braun. Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. 1) Es ist seltsam, aber in dem, was die Wissenschaft uns bisher von dem Werdegang des Menschen erzählte, spielte der Garten und der Gartenbau überhaupt noch gar keine Rolle. Und doch berichtet uns von Anfang an das Buch der Bücher, die Bibel, dass der Garten älter ist als das Feld, dass der Mensch im Paradiese in einem Garten in seliger Ruhe gelebt habe mit mancherlei Pflanzen und erst durch den Sündenfall hinausgestossen sei in die rauhe Alltagswelt und auf den steinigen, dornigten Acker. Ganz im Gegensatz zu diesem ehrwürdigsten Geschichtsbuch der Menschheit stand in unsern Lehrbüchern bisher stets, dass der Mensch — dabei war der Mann stets die Hauptsache — erst als ein roher Jäger in Wäldern und Steppen gelebt habe von dem, was ihm die Jagd auf die wilden Tiere an Lebensmitteln verschaffte. Dann sei es ihm allmählich mit der fortschreitenden Gesittung aufgegangen, dass er nur die jungen Tiere einzufangen und aufzuzüchten brauche, um so bequemer und leichter von ihrer Milch leben zu können und nur im Bedarfsfall das Tier selbst zu schlachten. Dann, noch später, habe l) Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung des „Vereins zur Befördeiung des Gartenbaues" am 24. Februar 1910 von Dr. Eduard Hahn. Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. 347 der Mann das Tier endlich vor den Pflug gespannt und so mit der Kraft seiner Haustiere den Boden bearbeitet, den Samen dann hineingesäet und das Korn, das Erträgnis seines Schweisses, zu seinem und seiner Familie Brote, zur täglichen Nahrung, verwendet. In diesem, dem sogenannten Drei-Stufen-Schema hat der Garten ja aber gar keine Stelle! Wann und wie der Mensch lernte, Gemüse zu bauen und Obst zu züchten, das ist hier gar nicht bedacht und gar nicht berücksichtigt worden. Dies Drei-Stufen-Schema nun hat bis in die neuesten Zeiten geherrscht, ja in den meisten Schulbüchern steht immer noch: der Mensch war erst Jäger, dann Hirt, dann Ackerbauer. Nun hat aber das 19. Jahrhundert uns über die ganze Erde geführt, und selbst in den entlegensten Gegenden haben Forscher versucht zu ergründen, wie die von unserer Kultur unberührten Aussenvölker, die „Wilden", dort leben. Da musste es denn allmählich doch auffallen, dass weitaus die meisten der Naturvölker, wie wir jetzt besser sagen, noch gar keine Haustiere hatten. Wohl hatten sie hier und da gezähmte Tiere, meist allerdings Affen, Vögel und derlei Spielzeug, aber ausser dem Hund und teilweise dem Schwein und unsern Hühnern gab es meist kein Tier, was sich in der Gefangenschaft fort- pflanzte. Und Hund und Schwein lebten ja auch in einem sehr losen Zu- sammenhang mit dem Haushalt dieser Menschen, auch wenn beide vielfach gegessen wurden. Freilich bilden dann diese Tiere nicht die tägliche Nahrung, sondern werden fast immer als Festbraten aufgespart, und das Huhn, auch wenn es vorhanden war, wurde garnicht benutzt, weder als Nahrung noch zur Eierproduktion; eher schon benutzte man die Federn des Hahns zum Schmuck oder sein Krähen galt als Zeitmesser. Milchtiere aber, also doch das, was wir als die Herdentiere des Hirtentums ansehen, gab es in grossen, weiten Gebietender Erde garnicht. Und doch hatten diese Völker, auch ohne durch das Hirten- oder Nomadentum gegangen zu sein, eine oft recht hochstehende Bodenwirtschaft. Bei näherem Zusehen ergab sich dann auch, dass die Milch- produktion des Tieres — also der Kuh, der Ziege und des Schafes, gelegent- lich auch des Pferdes und Kameles — etwas ist, woran sich das Tier erst sehr langsam gewöhnen musste. Einmal pflanzen sich gefangene Tiere eigent- lich niemals fort. Unsere modernen zoologischen Gärten haben immer noch Mühe genug, die Fremdlinge zur Fortpflanzung zu bringen, und wie dürften wir wohl diese Verhältnisse mit jenen vergleichen, in denen der Mensch der Vorzeit lebte! Dann aber wird ein gefangenes Tier, selbst wenn es lebende Junge zur Welt bringt, durchaus nicht immer Milch für das junge Tier haben, und selbst wenn dies schon erreicht ist, wird das Tier doch nur so viel und solange Milch hergeben, wie das Junge sie braucht; stirbt das Junge, so vergeht die Milch der Mutter. Sehr schwierig ist es aber auch anderseits für den Menschen, sich daran zu gewöhnen, die Milch, die für das junge Tier bestimmte Nahrung, als etwas anzusehen, das er selbst geniessen könnte. Im weiten grossen Reiche der Chinesen z. B. gilt die Milch auch heute noch für etwas, was nur für das junge Tier bestimmt ist oder höchstens als Medizin dienen kann, niemals aber sieht der Chinese Milch als ein Nahrungs- mittel der Kulturmenschen an, trotzdem seine nächsten Nachbarn, die Mongolen fast davon leben. Ich kann hier nicht weiter auf das an und für sich ja sehr 348 Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. interessante Kapitel eingehen, nur so viel möchte ich erwähnen, dass der Ge- nuss der Milch und ebenso die Verwendung der tierischen Kraft unserer Haustiere vor Pflug und Wagen nur in einem ganz genau abgegrenzten und in sich seit altersher zusammenhängenden Gebiete verbreitet ist. Dies Gebiet umfasst freilich ganz Europa und den grössten Teil von Asien, mit Ausnahme von China, das den Pflug wohl kennt, aber die Milch nicht. Dafür ist dann nach Afrika wieder der Milchgenuss vorgedrungen, nicht aber der Pflug. Die übrige Welt kannte den Pflug und die Milch nicht, Amerika kennt ihn erst, seitdem europäische Bodenkultur eindrang, und die Milchwirtschaft ist hier durchaus nicht überall mit der Herdenwirtschaft verbunden. So war es im Laufe meiner Arbeiten dringend nötig, einen ganz neuen Entwicklungsgang aufzustellen, wenn wir den Menschen auf dem Wege von den ursprünglichsten Zuständen zu unserer heutigen Kultur begleiten wollen. Und jetzt wird allgemein angenommen, der Mensch sei erst Sammler gewesen, d. h. Mann und Weib habe erst einmal genommen, was sie eben fanden: grosses und kleines Getier, Früchte, Knollen, Wurzeln, aber auch Raupen und Insekten. Diese Naturstufe haben nun fast auch alle Naturvölker, die wir heute noch kennen lernen können, hinter sich. Doch aber haben wir deutliche Spuren dieser Stufe an vielen Orten. So erzählt uns Passarge vom Buschmann, wie er auf Nahrungssuche auszieht; dabei ist das Ziel eigentlich gewiss ein wirkliches Wild. Aber mit den kleinen Pfeilen ist trotz des Giftes nicht eben viel zu machen, und daneben machen Geier und Hyänen dem Jäger auch die erlegte Beute leicht noch streitig. So nimmt denn der Buschmann, was ihm in den Weg kommt, von der Melone, die seine Heimat ihm viel bietet, bis zu Fröschen, Raupen und den wohlschmeckenden Heuschrecken. Inzwischen ist aber auch seine Frau hinausgegangen, so weit die Sorge um die kleinen Kinder sie gehen lässt. Auch sie nimmt alles, was ihr auffällt. Interessant aber ist, dass der Mann an das Lagerfeuer nur animalische Nahrung mitbringt, wenn er nämlich genug hat, dass die Frau aber im Gegenteil fast nur für das Vegetabilische sorgt. Es scheint, auch die Frau verzehrt manches auf dem Wege, während sie allerdings grösseres Wild und dergleichen dem Manne melden muss. Sicher aber ist, dass der Mann auch nach einem un- glücklichen Jagdtag etwas zu essen erwartet und erwarten kann, dass seine Frau doch irgend etwas für ihn hat, wenn er müde und hungrig heimkommt. So ist's beim Buschmann, so beim Australier, so ist's in Südamerika und so war es in Amerika bei manchen Völkern, andere haben dagegen auch hier schon eine sehr hochentwickelte Bodenkultur. Sehr bald nun musste aber die Frau auf der Suche nach Vegetabilien entdecken, dass sie sich die Arbeit oft recht erleichtern konnte. So scheint sehr bald aus dem Grabstock, mit dem die wilden Knollen und Wurzeln heraus- gehebelt wurden, ein Pflanzstock geworden zu sein, um z. B. die Köpfe der gesammelten Yams wieder einzusetzen und dergleichen mehr. Natürlich hatten diese armen Sammler nicht eigentlich eine bleibende Heimat. Es gehörte immer ein ziemlich weiter Bezirk dazu, um eine oft recht kleine Anzahl von Menschen zu ernähren. Da musste es der Frau doch bald auffallen, dass an einer ehemaligen Lagerstätte aus den fortgeworfenen Kernen der Früchte und dergleichen neue kleine Bäume aufgeschossen waren. Oder auch von dem Wildgrassamen, den die Frau in langer mühsamer Arbeit Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. 349 zu mahlen hatte, waren einzelne Körner aus dem Mahlsteine hinausgesprungen, und nun standen an bequemer Stelle ein paar Pflanzen zum Ernten bereit. Gerade dieser Gebrauch von Wildgrassamen, den wir ausserordentlich weit verbreitet finden, hätte eigentlich schon früher veranlassen sollen, dass man von der alten Meinung abkam, der Mensch sei allgemein und so auch unsere Vorfahren durch ein J ägerstadi um durchgegangen, wo alle, Mann, Weib und Kind, ausschliesslich von Fleischnahrung gelebt hätten. Ein australisches Märchen erzählt uns von einem Stamme, dessen Angehörige noch keinerlei Bodenwirtschaft haben, der selbst noch nicht so weit ist, sich durch ein Dach vor dem überaus heftigen Regen zu schützen oder in den recht kalten Nächten zu wärmen. Hier verlassen aber doch zwei Frauen ihren Mann, der ihnen im Uebermut den Getreidereibstein entzieht, mit dem sie sich und den Kindern die Wildgrassamen mahlen wollen. „Von Fleisch allein kann man doch nicht leben", sagen sie, und das Märchen höhnt zum Schluss den verlassenen Mann, der jetzt zur Strafe alles für sich allein zu besorgen hat. Nun aber gibt es keine Ansiedlung aus sogenannter prähistorischer Zeit, die neben allerlei Waffen und Messern nicht auch Mahlsteine enthielte. Fast jede Sammlung, auch das kleinste Museum, bergen diese meist flachen breiten Steine, zu denen oft genug auch noch der Reibstein vorhanden ist. Auf diesen Steinen ist sicher oft Wildgrassamen in mühevollster Arbeit vom Weibe oder den Sklaven zerrieben, um das oft noch recht wenige Mehl herzugeben. Neben diesen Mahlsteinen finden wir dann noch allerlei Steinwerkzeuge, die früher nur für Waffen ausgegeben wurden. Heute erkennen wir in den für den Kampf oft recht unhandlichen Stücken Hacken, die den leichten Boden zu bearbeiten hatten und in den sogenannten Schabern, mit denen nur Felle zubereitet oder Fleisch geschabt worden sein sollte, sehen wii jetzt oft Instrumente, um Wurzeln und andere vegetabilische Stoffe genussfähiger zu machen. Uebrigens haben wir nicht nur bei primitiven Völkern in der Aussen- welt noch heute die mühsame Arbeit des Reibens und finden nur bei uns in den Ansiedlungen und Pfahlbauten solche Reibsteine und Stampfklötze, die in der Steinzeit wohl auch vorhanden waren, sich aber nicht erhielten. Wir haben in unserm eigenen Vaterlande ein Gebiet, in dem noch heute oder doch vor wenig Jahren noch Wildgrassamen gesammelt wurde, „der Schwaden" im Oderbruch. J. G. Kohl erzählte auch noch in den vierziger Jahren, dass im Blockland bei Bremen das Wildgras vom Boote aus mit besonderen Sieben gesammelt worden war. Hatte die Frau aber die Erfahrung wirklich erst gemacht, dass Kerne, Samen oder die weggeworfenen Köpfe der Wurzeln oder Knollen sich fort- pflanzten, so mag sie es einmal auch selbst mit Aussaat und mit dem Pflanzen von Stecklingen versucht haben. So kann sich der erste Anbau sehr wohl entwickelt haben. Hauptsächlich unterscheidet sich diese, jetzt von der modernen Wissenschaft durchweg angenommene, Ansicht von der alten dadurch, dass hier der erste Anfang zum Bodenanbau nicht wie bisher dem Manne, sondern nach dem Vorbilde der heutigen Verhältnisse bei den Naturvölkern durchaus der Frau zugeschrieben wird. So entwickelte sich an vielen Stellen, vielleicht gleichzeitig und ohne Einfluss auf einander, eine Bodenwirtschaft, die auch heute noch — wie in 350 Die Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. Australien, wo manche Stämme noch ohne alle Bodenkultur leben — sehr primitiv sein kann, die aber an anderen Stellen eine ganz erhebliche Höhe erreichen konnte, wie an vielen Stellen Nord- und Südamerikas, aber auch z. B. in Neuguinea und anderswo. Diese Form der Bodenwirtschaft habe ich in Uebereinstimmung mit Friedrich Ratzel Hackbau genannt nach dem hauptsächlichsten Instrumente, mit dem sie arbeitet, der Hacke. Diese Kultur aber liegt an vielen Stellen, ja an den allermeisten, auch heute noch wie bei dem ersten Uebergang aus dem Sammlertum in den Händen der Frau. Auch unsere eigenste Bodenwirtschaft weist selbst heute noch Spuren genug auf, dass wir einmal den Hackbau als Bodenkultur kannten. In Ihrem eigensten Gebiet, meine Herren, dem Garten, geht der Pflug eigentlich niemals. Er und das Haustier, das ihn zieht, bleibt im allgemeinen vor dem Zaun. Und wenn Sie die rechtlichen Verhältnisse unseres Gartens betrachten^ so hat im Bauerngarten eigentlich der Mann nichts zu schaffen; er gehört aufs Feld. Die Frau aber wird den Garten entweder allein bearbeiten oder Männer zur Hilfe haben, die noch keine sind oder die es waren, d. h. Knaben und Alte. Auch der Ertrag des Gartens gehört bei uns noch in weitem Umfange der Frau. Der Bauer, aber auch der Gutsbesitzer, wird oft seiner Frau nicht nachrechnen, was der Garten ihr einbringt. Beim Obst liegen diese rechtlichen Verhältnisse sogar noch viel seltsamer. Der Mann hat die Pflege, die Frau den Ertrag. Frauen, die Obst pfropfen und Rosen veredeln, gehören der allerneuesten Neuzeit an. Aber Aepfel und Birnen, Kirschen und Pflaumen wandern trotzdem von jeher in die Küche oder der Ertrag wie auch heute noch oft, in den Geheim-Beutel der Frau. Dieser Tatsache gegenüber, dass wir die Frau als Erfinderin der Boden- wirtschaft überhaupt ansehen und sie auch jetzt noch so oft als Besitzerin des Gartens rinden, ist es aber recht interessant, dass anderseits der Beruf des Gärtners doch schon in einer uns früh erscheinenden Zeit von Männern ausgeübt werden konnte. Unsere frühesten geschichtlichen Dokumente wissen uns vom Gärtner zu berichten. Einer der grössten Könige der altbabylonischen Zeit, Sargon, der, wie Moses, auf den Fluten eines Kanals von seiner Mutter, der Prinzess, ausgesetzt war, wurde zu seiner späteren, glänzenden Laufbahn von dem Gärtner der königlichen Gärten aufgezogen. Wie Sie sehen, so tritt schon zu dieser frühen Zeit der Zusammenhang auf, den wir bis in die Neuzeit verfolgen können. Der Garten ist heute noch dem Könige ein unentbehrliches Hoheitsstück, ein nicht unwesentlicher Teil des für einen wirklich fürstlichen und königlichen Hof unentbehrlichen Glanzes, und so ist anderseits der Gärtner so häufig ein treuer Genosse der Fürsten und ein monarchisch ge- sinnter Mann, wie er es in der grauen Vorzeit war, deren Schleier wir jetzt zu heben versuchen. Später dann werden die Nachrichten aus den königlichen Gärten vom mythischen ins tägliche Leben übersetzt. Der Gärtner König Merodachs, eines Vorgängers (nicht Vorfahr) des biblischen Nebukadnezar, der von 721— 710 v.Chr. regierte, überreichte eine Liste der Pflanzen, die in den königlichen Gärten wachsen. Leider ist die Tontafel, auf der uns dies Dokument erhalten, blieb, abgebrochen, so daß uns nur 43 Pflanzennamen erhalten sind. Unter diesen Die .Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. 351 ist denn freilich schon so mancher gute Bekannte, auch wenn die Reihenfolge uns seltsam anmutet. So beginnt diese Liste nach der üblichen Einleitung mit Knoblauch, um dann Zwiebel und Porree als zweite und dritte Pflanze anzuführen. Später finden sich dann noch Dill, Lattich, Safran, Kardamom und Koriander, Ysop, Thymian und auch die Rübe, Rettich und die Gurke ein. Noch haben wir nicht allzuviel Material dazu, aber fast scheint es, als ob der Bestand der Gartenpflanzen ungestört weiter erhalten sei. Die Art, wie Plinius uns in seinem Buche die Gartenpflanzen aufführt, lässt die Ver- mutung nahe kommen, dass ihm eine ähnliche Liste als Grundlage vorschwebte. Der erste grosse germanische König Karl der Grosse aber legt dann schon wieder sehr viel Wert auf seinen Garten. Es ist ja bekannt, was dieser an Pflanzen nach des Königs Liste alles aufweisen sollte. Bisher aber schien es, als solle eine Lücke zwischen Karl dem Grossen und den Römern klaffen. Man gab den Germanen schuld, als ob sie auch dies alles erst von ihren südlichen grossen Gegnern, die ihnen, den rohen Kriegern und Jägern oder doch erst Hirten, alle Kultur brachten, gelernt hätten. Nun kann diese Lücke wohl aber auch nur in dem liegen, was wir von unseren Vorfahren wissen. Jedenfalls gelang es mir, erst kürzlich festzustellen, dass zu einer sonst recht kümmerlichen und traurigen Zeit der merowingische Herrscher Childebert, einer der Nachfolger Chlodwigs, sich höchst eigenhändig in seinem Garten beschäftigte. Venantius Fortunatus, der Hofdichter, rühmt dem Bischof von Tours gegenüber, der König habe ihm eigene Propfreiser geschenkt. Dass auch bis in die neueste Zeit das Verhältnis des Gärtners zum König bestehen bleibt, dafür zeugen ja die Gärten von Sanssouci, der Schöpfung des grossen Friedrich, und noch so mancher Park auf märkischem Sande und anderswo. Wenn wir nun aber einmal nachforschen, welche Pflanzen der eigentliche Garten, d. h. der Nutzgarten enthält, so muss uns wieder ein grosser Unter- schied mit dem Felde auffallen. Das Feld, das so grosse Flächen beansprucht, hat doch eine eigentlich geringe Anzahl von Pflanzen. Wie leicht sind sie zusammengezählt. Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, gelegentlich auch der jüngere Buchweizen, dann Erbsen, Linsen, Bohnen, Raps und Rübsen, Kohl und Rüben. Davon sind nun doch schon weitaus der grössere Teil eigentlich Gartenfrüchte. Das europäische Feld beherbergt dann noch Hirse und Flachs, beide schon in der Kleinheit des Feldes ihre ursprüngliche Herkunft bekundend. So bleiben denn für das Feld ursprünglich nur unsere vier grossen Getreidearten noch. Und nun dem gegenüber welch eine Fülle von Gartenfrüchten. Zu wie viel Arten kam unser Kohb welche bunte Mannigfaltigkeit der Farben und Formen, und so steht es mit fast allen Angehörigen dieses kleinen eingezäunten und mit der Hand bearbeiteten Raumes. Wenn wir Kinder des 20. Jahrhunderts nun aber heute übers Feld gehen, so sehen wir neben unserem Getreide und neben seinen Nebenbuhlern aus unserem heimischen Garten eine Menge Feldfrüchte, die grosse, weite Flächen unseres Landes einnehmen. Da ist alles beherrschend die Kartoffel, neben den ursprünglich in unserem Garten heimischen Zuckerbeeten. Dann die Zichorie und in südlichen Gebieten der Mais. Sie alle nennen wir ja auch schon Hackfrüchte, so genau den Ursprung angebend, woher uns diese Kulturpflanzen zugewachsen sind. 352 ö/e Rolle des Gartenbaues in der Geschichte der Menschheit. Aber wenn wir uns nun unserm heimischen Garten zuwenden, so treffen wir auch hier so manches Gute aus fremden Gebieten eines auch heute noch vorwiegenden oder ausschliesslichen Hackbaues. So gab uns Peru neben der segensreichen Kartoffel im Verein mit Mexiko auch die Bohne, d. h. die Bohne, die wir allgemein essen, denn die alte deutsche Puffbohne, Vicia faba, hat zwar getreue, aber doch verhältnissmässig wenige Anhänger. Dann die Tomate, die jüngste Einwanderung, den heutigen grossen Kürbis mit der weichen Schale und den sogenannten spanischen Pfeffer. Was der afrikanische Hack- bau uns gab, ist wohl nie mehr festzustellen. Die Verbindung gerade der Gartenkultur zwischen Aegypten und dem asiatischen Orient, zwischen Indien, Arabien und Afrika reicht in gar zu graue Vorzeit hinauf. Aber was uns diese beiden Gebiete wohl noch geben können, steht auch noch nicht fest. So wird uns wahrscheinlich das ungemein kalte und rauhe 3 — 4000 m hoch- gelegene Peru noch Kartoffeln und Bohnen geben können, denen die Nacht- fröste des Frühlings nicht so viel anhaben können, wie unseren Rassen. Seltsam aber muss es auch den geschichtsverständigen Gartenkünstler berühren, wenn er bedenkt, wie viel wir von den Türken übernommen haben, einem Volk, das trotz der wilden Zerstörungskriege, die sie einst Europa so fürchterlich machten, den Garten und die Blumenzucht in ganz besonders grossartiger Weise pflegte. Neben der Tulpe und der Hyazinthe, die wir von ihnen bekamen, ist es vor allem die ganze Anordnung unserer heutigen bürger- lichen Gärten: der Weg, den Buchsbaum begrenzt, den buntfarbiger Kies be- deckt und der Teppichbeete umschliesst, das alles haben wir von ihnen entlehnt, ebenso wie unser im Gesellschaftsleben so beliebte Strauss und die Gewohn- heit, geehrten Gästen und Höherstehenden Blumen zu spenden, diesen Bar- baren entstammt. Was nun gar China und Japan, wo auch noch heute Hacke und Spaten den Pflug im täglichen Leben — nicht im Zeremoniell — fast verdrängen, wo die Gartenkultur in den besonders günstig gelegenen Gebieten die Feldkultur fast ganz bei Seite schiebt, uns jetzt schon gegeben haben und uns noch geben werden, nun, darüber sind die Akten wohl noch nicht zu übersehen, sicher nicht zu schliessen. Was nun aber die Bedeutung des Gartenbaues für die Zukunft betrifft, die ja auch beachtet sein will, wenn wir seine Rolle in der Geschichte der Menschheit betrachten, da können wir wohl gerade hier an dieser Stelle mit gutem Gewissen sagen, die neue Zeit und die Entwicklung der Dinge wird den Gartenbau ganz gewiss mehr betonen und seine grosse Wichtigkeit mehr unterstreichen, wie das bis dahin der Fall war. Die grosse landwirtschaftliche Krisis der letzten Zeit ist ja neben allen andern einschlägigen Faktoren, wie der grossen Entwertung des Geldes, des Ueberganges auch des Grundbesitzes in Formen, die dem modernen Geschäftsleben mit dem häufigen Besitzwechsel angepasst waren, hauptsächlich aus zwei Ursachen hervorgegangen, der Ar- beiternot und der Konkurrenz der fremden Länder. Unserm Gartenbau sind beide Ursachen nicht fremd geblieben. Aber während wir von der Frage eines Zollschutzes hier ganz absehen wollen, müssen wir doch hervorheben, dass die Bedeutung des Gartenbaues für die Zukunft sich ausserordentlich erweitern und vertiefen wird; da sich nun ja doch einmal in Verbindung mit dem ungeheuren Anwachsen der Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. 353 industriellen Bevölkerung, die auch auf dem Lande immer halb städtisch bleibt und so die Grenzlinie zwischen Ackerbau und Gartenbau, die an manchen Stellen vor hundert Jahren noch scharf durchgeführt war, durch das Aufkommen der kleinen Betriebe, die von sich aus selbstverständ- lich mehr und mehr von der extensiveren Form der Landwirtschaft zu der mehr intensiven Form des Gartenbaues übergehen, mehr verwischt. Es ist ja ausserordentlich zu begrüssen, wenn in der Nähe der grossen Städte, ganz wie das das Mittelalter um die Reichsstädte, z. B. Nürnberg, Augsburg, Hamburg, Ulm und Lübeck, oder Bamberg und Erfurt kannte, sich immer mehr und immer dichter ein grosser Kranz möglichst intensiv bewirt- schafteter Gärtnerwirtschaften legt. Ich bitte besonders, in diesem Zusammen- hang unsere bescheidenen Laubenkolonien nicht zu vergessen, die vielfach in so erfreulicher und bedeutsamer Entwicklung zur Gartenstadt sind. Aber Ihnen und unserm Verein, meine Herren, fällt dadurch die grosse und wichtige Aufgabe zu, in Wissenschaft und Praxis sozial und vorbildlich noch viel mehr als Leiter und Führer zu wirken wie bisher, obgleich dies sicher nicht der unwesentlichste Teil Ihrer Tätigkeit gewesen ist. Ist so die geschichtliche Rolle des Gartenbaues zum Teil durch ein erst in jüngster Zeit verbessertes Verstehen in der geschichtlichen Auffassung bis dahin etwas zu kurz gekommen, so möchte ich mit der Zuversicht schliessen, dass mehr und mehr das stolze Bewusstsein Sie Gärtner erfüllt, dass Ihre Stellung wissenschaftlich und nach der idealen Seite derart hohen Zielen nachstreben kann wie kaum ein anderer Beruf, und wenn auch Ihre Zahl den Vertretern der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft naturgemäss immer nachstehen wird, so ist doch die Bedeutung Ihres Berufes für die Ge- schichte und für die Ziele der Menschheit viel ausschlaggebender und be- deutungsvoller, wie das bis dahin im öffentlichen Leben zur Anerkennung kam. Ed. Hahn. Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte in der Kenntnis von den Krankheiten und Beschädigungen gärtnerischer Kulturpflanzen. Seit 1893 ist von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft unter der Bezeichnung „Jahresberichte des Sonderausschusses für Pflanzenschutz" all- jährlich eine Zusammenstellung der beobachteten Pflanzenkrankheiten und -Beschädigungen veröffentlicht. Vom Jahre 1905 an wurde auf Anregung der genannten Gesellschaft eine solche Berichterstattung von der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft in Dahlem übernommen. Der Bericht für das Jahr 1905 erschien als Heft 5 der „Berichte über Land- wirtschaft, herausgegeben im Reichsamte des Innern", diejenigen für 1906 und 1907 wurden in rascher Folge als Heft 13 und 16 der genannten Berichte im Jahre 1907 veröffentlicht, und zwar unter dem Titel „Krankheiten und Beschädigungen der Kulturpflanzen im Jahre 1906 und 1907" Diese Jahresberichte sind jetzt, wo sie in der Biologischen Anstalt be- arbeitet werden, wesentlich anders ausgestaltet als die früheren von der 354 Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft herausgegebenen. Sie sind jetzt in 5 Unterabteilungen gegliedert, in denen u. a. auch der Einfluss von Witterung und örtlichen Verhältnissen auf das Auftreten von Pflanzenkrankheiten, ferner Herabminderung der Ernteerträge durch Witterung und Krankheiten behandelt werden. In einem Abschnitt (dem dritten) sind die wichtigeren der aus dem Berichtsjahr vorliegenden Beobachtungen zusammengestellt; es sind jedoch die Einzelmeldungen nicht nur aufgezählt, sondern es sind die oft zahlreichen, die einzelnen Schädlinge betreffenden Beobachtungen unter Berücksichtigung der Literaturangaben aus dem betreffenden Jahre zu einem einheitlichen Ganzen kritisch miteinander verarbeitet. Dadurch, dass auch die gärtnerischen Nutz- und Zierpflanzen mit be- rücksichtigt sind, haben diese Berichte auch für den Gärtner und Garten- liebhaber ein grösseres Interesse bekommen. An der Hand jener Berichte lassen wir hier eine kurze Zusammenstellung von den in den letzten Jahren gemachten Fortschritten unserer Kenntnisse auf dem Gebiete des Pflanzen- schutzes, soweit sie für den Gärtner allgemeines Interesse haben, in ge- drängter Form folgen. I. Obstgewächse. A. Kernobstbäume. Der „Bakterienrindenbrand der Kirschbäume", eine sehr gefähr- liche, erst in den letzten Jahren durch die Untersuchungen von Aderhold und Ruhland genauer bekanntgewordene Infektionskrankheit, äussert sich in dem plötzlichen Absterben ganzer Bäume oder grösserer Zweigpartien, sowie in dem Auftreten grosser Gummimassen an einzelnen Stellen der Stämme und Aeste. *) Die Erscheinung erinnert an die durch Frostwirkung oder Monilia-Befall hervorgerufenen, unterscheidet sich aber von der durch den letztgenannten Pilz erzeugten dadurch, dass bei letzterer im allgemeinen nur die Zweigenden absterben, und dass hauptsächlich Sauerkirschen, und ".war ältere Bäume, befallen werden, während der den Bakterienbrand erzeugende Bacillus spongiosus namentlich Süsskirschenbäume, und zwar jeglichen Alters, heimsucht und sie sehr schnell vollständig, oder zum grössten Teil, zum Absterben bringt. Bezüglich dieser Krankheit ist neuerdings erkannt, dass sie sehr viel verbreiteter ist, als man ursprüglich annahm, und dass nicht nur Kirschbäume, sondern auch Pflaumen- und Aprikosenbäume befallen werden. Der Bacillus wird in erster Linie durch den Gärtner selbst verschleppt, der beim Schneiden der Zweige die Bakterien mit dem infizierten Messer von den kranken Bäumen auf gesunde überträgt. Die Biologische Anstalt hat daher empfohlen, die zum Be- schneiden erkrankter oder verdächtiger Bäume benutzten Instrumente in 1-prozentiger Karbolseifenlösung zu desinfizieren, bevor zu den gesunden Bäumen übergegangen wird. ]) Genaueres über die Krankheit ist aus dem von der K. Biologischen Anstalt in Dahlem herausgegebenen Flugblatt No. 39 zu ersehen, ferner aus Krüger & Rörig: Krankheiten und Beschädigungen der Nutz- und Zierpflanzen des Gartenbaues. Stuttgart, Eugen Ulmer, 1908. Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. 355 Der Gitterrost der Birnbäume, Roestelia cancellata, bildet auf den Blättern, seltener auf den jungen Früchten und Triebspitzen, rote, dicke, fleischige, aus einzelnen kegelförmigen „Becherfrüchten" des Pilzes bestehende Pusteln. Die Triebspitzen verkümmern im allgemeinen nach dem Befall, auf den Blättern wird der Pilz jedoch nur bei stärkerem Auftreten schädlich. Eine andere Art von Sporen bildet derselbe Pilz auf dem Sadebaum, und zwar in Form von braunroten, korkartigen, aus der Rinde hervorbrechenden Polstern, die bei Regenwetter zu gelblichen Massen aufquellen und schliesslich eintrocknen, um im nächsten Jahre wiederum von neuem hier hervorzubrechen. Am Sadebaum ist der Pilz also ausdauernd; die hier gebildeten Sporen ge- langen durch Wind, Regen usw. auf die benachbarten Birnbäume und rufen an letzteren jene anfangs erwähnten roten Polster hervor. Neuerdings ist nun durch v. Tubeuf festgestellt, dass der Pilz unter Umständen auch auf Birn- bäumen überwintern kann. Daraus folgt, dass an letzteren die erkrankten Triebe im Laufe des Winters sorgfältig entfernt werden müssen. Im übrigen bestehen die Bekämpfungs- bezw. Vorbeugungsmittel in der Vermeidung der gleichzeitigen Kultur von Birn- und Sadebäumen. Die als „Krebs" bezeichnete Krankheitserscheinung an Aepfel- und Birnbäumen kann bekanntlich, abgesehen von anorganischen Einflüssen, durch verschiedene Pilze und Tiere (siehe Blutläuse) verursacht werden. Von Pilzen dürften in Europa nur Nectria ditissima in Betracht kommen, deren Fruchtkörper in 2 verschiedenen Formen, nämlich als kleine, stecknadelkopf- grosse, weisse, wie Watteflöckchen aussehende Knötchen — während des Sommers — und als ebenso grosse, lebhaft rot gefärbte Massen — während des Winters — in den Rissen und Sprüngen der Wundstellen in Menge gebildet werden. Sie sind die Ueberträger des Pilzes von einem Baum zum andern. Klima und Bodenverhältnisse scheinen bei der Anfälligkeit eine grosse Rolle zu spielen; ebenso verhalten die einzelnen Sorten sich in der Beziehung verschieden. Jauchedüngung soll krebsfördernd wirken, während Phosphor- säuredüngung in Verbindung mit Kalk selbst anfällige Sorten widerstands- fähiger machen soll. Von den Schorfpilzen der Kernobstbäume, Fusicladium dendriticum und pirinum, verursacht bekanntlich der erstere an Aepfel-, der letztere an Birnbäumen drei verschiedene Krankheitserscheinungen, nämlich 1. auf den Früchten anfangs schwarzgrüne, später korkfarbene, schwarzumrandete Flecke, sowie grössere oder kleinere Risse; 2. auf den Blättern Flecke, ähnlich denjenigen auf den Früchten, sowie vorzeitigen Abwurf der fleckigen Blätter, und 3. auf den Trieben zunächst schwarzgrüne Flecke, aus denen später blasig-aufgetriebene, aufplatzende, grindige Stellen werden, die an Birnbäumen häufig, an Aepfelbäumen dagegen ziemlich selten sind. Das Resultat einer vom Württembergischen Obstbauverein über das Auftreten dieser Pilze veranstalteten Erhebung, fasst Kirchner im Württembergischen Wochenblatt für Landwirtschaft 1908, S. 418 wie folgt zusammen: „Der stärkere oder schwächere Grad der Anfälligkeit kann einerseits als Sorten- eigentümlichkeit bezeichnet werden, hängt aber ausserdem auch in hohem Masse von den Ernährungsverhältnissen und natürlich auch von der Witterung ab. Kräftige Bäume in gutem Boden und bei ausreichender Düngung zeigten sich durchweg widerstandsfähiger als kümmerlich entwickelte und schlecht 356 Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. ernährte. Daher kann es kommen, dass an und für sich anfällige Sorten unter günstigen Vegetationsbedingungen widerstandsfähig werden, umgekehrt aber auch widerstandsfähige Sorten unter ungünstigen Verhältnissen ihre Widerstandsfähigkeit einbüssen." Von den Mitteln zur Bekämpfung der Schorfpilze stehen Kupfer- präparate immer noch an erster Stelle. Das Karbolineum hat trotz der grossen fürdasselbe gemachten Reklame das Kupfer nicht zu verdrängen vermocht. Sollte man eins der für die Schädlingsbekämpfung überhaupt in Betracht kom- menden Karbolineumsorten verwenden wollen, wird man sich stets auf die Winterbehandlung beschränken müssen; Bespritzungen der Bäume in be- laubtem Zustand sind entweder zwecklos, oder sie schaden mehr als sie nützen. Mit richtig bereiteter und rechtzeitig angewendeter Kupferkalk- brühe kann man dem Auftreten des Schorfes vorbeugen. Leider verursachen auch die Kupferbrühen bisweilen recht beträchtliche Schädigungen. Am wenigsten gefährlich hat sich immer noch die Kupferkalkbrühe in der Be- ziehung erwiesen, namentlich wenn man sie in genügender Verdünnung (beim jungen Laub einhalbprozentig) anwendet. Ein den Schorferregern am Kernobst nahe verwandter Pilz, Fusicladi um cerasi, befällt die Kirschen. Er ist in den letzten Jahren merkwürdigerweise viel öfter als früher beobachtet, trat namentlich an Schattenmorelle, Ostheimer Weichsel usw. auf, an deren halberwachsenen Früchten er grüngraue Flecke hervorrief. Die Kirschen blieben alsdann in der Entwicklung zurück, rissen auf und fielen unreif ab. Auch die Blätter und Triebspitzen wurden bisweilen befallen und verschrumpften. Bespritzungen mit Bordelaiser Brühe erwiesen sich, frühzeitig angewendet, als gutes Bekämpfungsmittel; später nach dem Auftreten des Pilzes versagten sie. Die JVIonilia-Pilze, von denen Monilia cinerea das Zweigabsterben an Kirschen, namentlich an Sauerkirschen, und Monilia fructigena dasjenige an Kernobstbäumen verursacht, traten auch in den letzten Jahren immer noch recht schädigend auf. Der erstgenannte Pilz ist der häufigere, der nicht nur an Kirschbäumen, sondern auch an Pflaumenbäumen, der Zwergmandel und Prunus triloba fl. pl. ein Zweigabsterben verursachen kann. Ausser der genannten Erscheinung verursachen diese Pilze bekanntlich Fruchtfäulen, die auf dem Baume und an frischgeernteten Früchten sehr häufig sind. Dagegen greifen die Moniliafäulen auf dem Lager bei nicht gar zu enger Aufbewahrung auf den Obsthorden und bei genügender Lufttrockenheit meistens nicht allzusehr um sich, weil hier die Bildung der Konidien, der Fortpflanzungsorgane der Pilze, infolge von Lichtmangel meistens unterbleibt, die Pilzfäden also direkt von der kranken Frucht auf die gesunde überwachsen müssten. Auf dem Lager verursachen die Moniliapilze meistens „Schwarz faule", bei der die Bildung von Konidien unterbleibt. Nicht alle Fruchtfäulen werden übrigens durch Monilia erzeugt, sie können vielmehr noch durch eine ganze Anzahl anderer Pilze verursacht sein. Sorgfältiges Entfernen der Fruchtmumien, und rechtzeitiges — schon während des Winters! — Herausschneiden der abge- storbenen Zweigpartien, die aber nicht liegen bleiben dürfen, sondern verbrannt werden müssen, sind immer noch die besten Vorbeugungsmittel. Die auf Aprikosen die Triebspitzensterbe und Fruchtfäule verursachende Monilia ist eine besondere Art, M. laxa, ebenso die Quitten-Blätter und -Blüten Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. 357 befallende M. Linhartiana, die übrigens in Süddeutschland verbreiteter zu sein scheint als in Norddeutschland. Von tierischen Schädlingen gehörten Blutläuse, Schizoneura lanigera, zu denjenigen, über die in den letzten Jahren wohl mit am meisten geklagt wurde. Sie sitzen in kleineren oder grösseren Kolonien zusammen und fallen alsdann durch die wachsähnliche, wollige, bläulichweisse Masse, welche die älteren Individuen reichlich ausschwitzen, sofort in die Augen. Die Vermehrung der Läuse ist eine ausserordentlich grosse; schwer zu bekämpfen sind die Tiere, abgesehen hiervon, auch noch deshalb, weil sie nicht nur an den ober- irdischen Teilen, sondern auch an den Wurzeln sitzen. An ersteren verursachen sie bekanntlich krebsartige Geschwülste. Eine ganze Reihe von Mitteln hat sich als wirksam zur Bekämpfung dieser Parasiten erwiesen, z. B. Bestreichen der krebsigen Stellen mit warmem Baumwachs oder verdünntem Alkohol, Bepinseln der Infektionsstellen mit Lysol, Bespritzungen der Bäume mit einer Chlorbariumlösung oder Tabakseifenlösung. Die verschiedenen Karbolineumsorten verhielten sich sehr verschiedenartig; sie waren selbst „im Winter teils relativ unschädlich, teils sehr schädlich." Ausser den genannten Mitteln prüfte Hiltner noch eine Anzahl anderer; vergleiche darüber Prakt. Bl. f. Pfl.-Schutz 1906 Heft 3, 5 und 6. Sachgemässe Belehrung der Interessenten waren nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen wirksamer als der Erlass polizeilicher Verordnungen, die vielerorts bestehen. Die Apfelbaumgespinstmotte, Hyponomeuta malinella, die besonders 1906 stellenweise ausserordentlich schädlich auftrat, Hess sich nach den in der Obstbaumschule Oppenheim ausgeführten Versuchen mit gutem Erfolg durch Besprengen der Bäume mit Laborde'scher Mischung bekämpfen. Letztere wird bereitet durch Auflösen von 1,5 kg Fichtenharz und 200 gr Aetznatron in 1 Liter 22°/0 Ammoniaks und Vermischen dieser Lösung mit 100 1 Wasser Auch gegen die auf Prunus-Arten vorkommende nahe verwandte Hypono- meuta padella bewährte sich diese Mischung. Höchst merkwürdig und beachtenswert war 1905 und namentlich 1906 das plötzliche und ungewöhnlich heftige Auftreten der Apfelblattmotte, Simaethis pariana,und der Apfelbaumschabemotte, Swammerdamia pirella. Die kleinen kaum einen Centimeter grossen Räupchen dieser Schmetterlinge skelettieren die Blätter des Apfelbaumes, so dass sie schnell braunfleckig werden, und spinnen sie dütenförmig zusammen. In den genannten Jahren traten diese sich sonst nur vereinzelt findenden Tiere plötzlich so stark auf, dass in grossen Gebieten, so z. B. in der Mark Brandenburg, kaum ein gesundes Apfelblatt zu finden war. Auch auf Weissdorn, Eberesche u. a. gingen sie über. Im folgenden Jahre waren sie nur noch in Süddeutschland so verbreitet. Die Raupen des kleinen Frostspanners, des Ringelspinners, des Goldafters und des Schwammspinners verursachten vielfach, wie all- jährlich, starke Beschädigungen. Die Frostspanner können bekanntlich ver- hältnissmässig leicht durch Leimringe bekämpft werden, auf denen die Weibchen, die nicht fliegen können, festgehalten werden, wenn sie im Spätherbst zwecks Eiablage an den Stämmen emporkriechen. In einem Garten in Hannover wurden 1906 auf diese Weise auf einem einzigen 12 cm. breiten Leimring 150 Weibchen gefangen, in Hessen nicht selten 20—100 Stück. Der Erfolg 358 Die während der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. hängt naturgemäss von zwei Bedingungen ab, nämlich: die Gürtel dürfen nicht zu spät angelegt werden, und ferner: der Leim muss die richtige Konsistenz haben, also lange klebrig bleiben und trotzdem nicht herabfliessen. Gegen die Obstmaden des Apfelwicklers, Carpocapsa pomonella, haben die Madenfallen sich in Geisenheim wieder ausgezeichnet bewährt. Cordel riet, die Bäume zu der Zeit, wenn der Schädling seine Eier ablegt, alle 2—3 Tage mit einem Wasserstrahl gründlich abzuspritzen und dabei die einzelnen Früchte möglicht zu bespülen.1) In dem leider noch viel zu wenig auf- genommenen Kampfe gegen den Blütenstecher, Anthonomus pomorum, lieferte der Hinschbergsche Fanggürtel „Einfach" wieder gute Resultate; auch bewährten sich gewöhnliche Stroh- oder Heusäcke. Als Bekämpfungsmittel der Kirschfliege, Spilographa cerasi, deren Maden bekanntlich die Kirschen oft sehr heimsuchen, wurde empfohlen, die Baumschulen im Spätherbst bis etwa 40 cm tief umzugraben. Die Puppen der Fliege werden dadurch vernichtet. Auch gegen die schwarze Kirsch- blattwespe, Eriocampa adumbrata, deren Larven die Blätter skelettieren, wird solches Umgraben mit Erfolg angewendet. B. Beerenobst. Von den Krankheiten des Beerenobstes war der amerikanische Stachel- beermeltau zweifellos der wichtigste. Man konnte während der Berichtsjahre deutlich das ziemlich schnelle Vordringen des Pilzes von Osten nach Westen verfolgen, doch sind auch durch Versenden von kranken Sträuchern aus ver- seuchten Baumschulen neue Verbreitungszentren geschaffen. In den Nachbar- ländern England, Schweden, Dänemark, Oesterreich-Ungarn und Holland ist der Pilz mit Sicherheit nachgewiesen. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man auch für Frankreich und Belgien, aus denen sichere Angaben über den Pilz noch nicht vorlagen, sein Vorhandensein annimmt. In Deutschland ist speziell der Osten verseucht. Ende des Jahres 1907 liefen auch aus dem nordwestlichen Teil der Provinz Brandenburg die ersten Meldungen ein. Be_ züglich der Bekämpfung sind die Ansichten immer noch geteilt, doch ist all- gemein anerkannt, dass sie im Winter mit dem Beschneiden der erkrankt gewesenen Spross spitzen zu beginnen hat; dass die abgeschnittenen Teile nicht liegen bleiben dürfen, sondern verbrannt werden müssen, ist selbst- verständlich. Als Bespritzungsmittel scheint 4°/oo Schwefelkaliumlösung sich noch am meisten zu bewähren, namentlich wenn man frühzeitig mit dem Bespritzen beginnt und es dann öfter wiederholt. In Amerika erweisen sich die Arten Ribes oxyacanthoides und Cynosbati als sehr wenig anfällig. Die von ersterer abstammende „amerikanische Bergstachelbeere" blieb bei den von Schander in Bromberg angestellten Versuchen völlig gesund; fast immun zeigte sich „Compagnon", sehr wenig befallen „London", stärker „frühe gelbe". Sehr wenig widerstandsfähig waren dagegen „Winhams Industry", „Weisse Triumph", „Grüne Riesen" und „Riesen-Zitronen-Stachelbeere". Nicht verwechselt werden darf der gefährliche „Amerikanische Stachelbeermel- tau" mit dem relativ harmlosen heimischen Stachelbeermeltau, von dem er sich a) Vergl. Genaueres dieser Zeitschrift 1907 S. 456 u. s. f. Die ivährend der letzten Jahre gemachten Fortschritte usw. 359 durch die dickeren sich bald bräunenden Polster auf den Blättern, jungen Trieben und Früchten unterscheidet. ') Ausserordentlich verbreitet und schädigend war in den letzten Jahren auch die durch Gloeosporium Ribis verursachte Blattfallkrankheit der Johannis- beersträucher. Der Pilz überwintert auf dem abgefallenen Laub; die Bekämpfung besteht dementsprechend in dessen rechtzeitiger Vernichtung, ferner müssen die jungen Blätter durch eine Bespritzung mit einer 2°/o Bor- delaiser Brühe vor einer Neuinfektion geschützt werden. Die erste Bespritzung ist anfangs Mai auszuführen und mit 14-tägigen Unterbrechungen noch zwei- mal zu wiederholen. Der genannte Pilz ist nach Klebahns neueren (1906) Untersuchungen die Konidienform von Pseudopeziza ribis. Die einzelnen Johannisbeersorten werden verschieden stark vom Pilz befallen;'-) zu den widerstandsfähigsten gehört die „rote holländische Johannisbeere". Dies hängt damit zusammen, „dass diese Sorte dem Petraeum-Typ der kultivierten Johannis- beeren angehört, eine Kreuzung von Ribis rubrum und petraeum ist". Gloeo- sporium ribis befällt aber namentlich den Rubrum-Typ der kultivierten Johannis- beeren, aber nicht R. petraeum. Ein für Deutschland neuer und anscheinend nicht unwichtiger Schädling war die Erdbeermilbe, Tarsonemus fragariae, die durch ihr Saugen eine Kräuselung und Verkümmerung der Blätter und jungen Triebe der Erdbeer- pflanzen hervorruft. Bekämpfungsmittel sind z. Z. noch nicht bekannt. Der Schädling wurde mehrfach durch den Versand von Erdbeerpflanzen mit verschleppt. C. Reben.3) Die Blattfallkrankheit oder der falsche Meltau der Reben, Plasmo- spora (Peronospora) viticola, fehlte in den Berichtsjahren nirgends, wo Reb- bau getrieben wird. Bezüglich der Lebens- und Infektionsbedingungen sind leider Fortschritte kaum zu verzeichnen; die Frage der Ueberwinterung dieses für die rebbautreibenden Gegenden so überaus wichtigen Pilzes ist z. B. auch immer noch nicht geklärt. Stellenweise ist in Rebgegenden jetzt ein Beobachtungs- und Meldedienst organisiert, an dessen Spitze in der Pfalz z. B. die Neustadter Weinbauschule steht, um sofort beim ersten Auftreten des Pilzes schleunigst die bis dahin noch säumigen Besitzer zur Vornahme von Bespritzungen zu veranlassen. Die alte, gut bewährte Kupferkalkbrühe ist bis jetzt von keinem anderen Mittel an Wirksamkeit und Billigkeit übertroffen. Der echte Meltau, Oidium Tuckeri, zeigte sich 1907 etwas mehr als 1906; der durch ihn verursachte Schaden war aber trotzdem im Vergleich zu dem durch den vorgenannten Pilz bewirkten ziemlich bedeutungslos. Der durch Pseudopeziza tracheiphila verursachte rote Brenner oder Laubrausch trat 1906 im schlesischen und sächsischen Weinbaugebiet l) Genaueres siehe in Krüger und Rörig: Krankheiten und Beschädigungen der Nutz und Zierpflanzen des Gartenbaues (Stuttgart, Ulmer), ferner in dem von der Kaiserl. Biol Anstalt in Dahlem herausgegebenen Flugblatt No. 35. -) Genaueres darüber s. im Originai-Bericht für das Jahr 1907, S. 137. 8) Mit Rücksicht auf das relativ geringe Interesse, das die Reben in den meisten Gegenden für die Gärtner haben, konnten hier nur die wichtigsten Schädigungen kurz berührt werden, und sind Interessenten auf die ausführliehen Originale zu verweisen. 360 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. besonders heftig auf. Die Bemühungen, ihn durch frühzeitiges Bespritzen der Reben mit Bordelaiser Brühe zu bekämpfen, was im Bodenseegebiet mit gutem Erfolg gelungen war, erwiesen sich hier als vergeblich. Von tierischen Rebenschädlingen stand neben der Reblaus der Heu- und Sauerwurm im Vordergrund des Interesses bei allen Weinbergsbesitzern; überall waren Versuche im Gange, ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung der Schmetterlinge und Raupen ausfindig zu machen. In den besten Lagen des Rheingaus wurden 1909 stellenweise bis zu 4,,5 des Ertrages durch diese Tiere vernichtet. Die als Chlorose oder Gelbsucht der Reben bezeichnete Krankheits- erscheinung kann nach Molz verschiedenen Ursprungs — Eisenmangel, Kalk- boden, Trockenheit, Wärmemangel im Boden, Folge von Ernährungsstörungen nach Peronospora-Befall im Vorjahr und endlich Erblichkeit — sein. Bei den Bekämpfungsmassnahmen ist darauf von Fall zu Fall Rücksicht zu nehmen. (Schluss folgt.) Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses am 7. Juli 1910. Herr Stadtgartendirektor Brodersep ergreift zunächst das Wort, um das an der Sitzung teilnehmende jüngste Ehrenmitglied, Herrn Bluth, zu be- grüssen und ihm die Glückwünsche des Vereins zu übermitteln. In kurzen Worten wies er auf dessen Verdienste auf dem Gebiete des Gartenbaues und um das Gedeihen der gärtnerischen Fachschule für Gärtner hin. In bewegten Worten dankt Herr Bluth für die Ehrung, indem er hier- bei zum Ausdruck bringt, dass sein Interesse für den Gartenbau durchaus nicht im Erlöschen sei. Herr Nickel legt einige geplatzte Aepfel der Sorten „Graue Renette und Schöner von Boskoop" vor, welche zumteil ringsherum aufgerissen waren. Er erwähnte hierzu, dass seiner Ansicht nach die Aepfel infolge der grossen Trockenheit geplatzt seien, da bei der Dürre die Haut durch un- genügende Wasserzufuhr eingetrocknet sei und bei der nachfolgenden Regen- periode dem hervordrängenden Wachs- tum der Früchte nicht habe nachfolgen können. Herr Garteninspektor Weber kennt diese Erscheinung, ist jedoch der Meinung, dass Fusicladium hier die Ursache sei. Herr Direktor Brodersen glaubt, dass bei Fusicladium - Erkrankungen die Risse nicht ringförmig verlaufen. Herr Beuster legt einige Blüten von Gloxinien vor, welche er seiner- zeit vom Verein zur Pflege erhalten hat. Der Verein hat die Knollen aus Belgien von der Firma van Houtte kommen lassen, um etwas ausser- gewöhnlich Schönes seinen Mitgliedern vorführen zu können. Die vorgelegten Blüten konnten aber nicht den er- warteten Ansprüchen genügen. Die Versammlung ist darüber einig, dass in Deutschland schönere Gloxinen- züchtungen zu finden seien. Besonders bei der Firma Jank-Wandsbek haben mehrere der anwesenden Herren be- sonders schöne Gloxinen gekauft. Alsdann konstituierte sich der Blumen- und Gemüse- Ausschuss auf Grund der Wahlen im Juni. Zum Hauptpunkte derTagesordnung „Gemüse -Ausstellung 1910" be- merkt Herr Nickel, dass der Ge- danke ja recht gut wäre, doch müsste neben dem Gemüse noch Obst zur Ausstellung gelangen. Gemüse allein könnte keinen grossen Besuch heran- ziehen. Das Lokal solle auch mög- lichst billig sein; er schlägt vor, die „Neue Welt" in der Hasenheide als Ausstellungslokal zu wählen. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 361 Herr Kgl. Garteninspektor Arne- lung vertritt dagegen eine andere Meinung und will die Ausstellung nicht zu gross, daher ohne Obst haben. Er gedenkt dabei der grossen Vorliebe für Gemüsespeisen, die auch in gesundheitlicher Beziehung von den Aerzten dringend empfohlen werden. Wenn auch die letzte Ausstellung der Landwirtschaftskammer im Tiergarten- hof nicht zu stark besucht gewesen sei, so möge man dies nicht als mass- gebend ansehen. Wenn die Ausstellung durch Heranziehung vieler Gemüse- züchter reichhaltig sei und etwas böte, so würde das Interesse für die Aus- stellung schon steigen und der Besuch besser werden. Herr Loock glaubt, Herrn Königl. Hofgärtner Habermann so verstanden zu haben, dass bei der Anregung zur Gemüseausstellung hauptsächlich an das bessere Publikum gedacht sei, welches der Ansicht ist, feineres Ge- müse könne nicht in Berlin gezogen werden. Herr D ietze stimmt mehr für eine kleine Ausstellung, ähnlich einer er- weiterten Monatsausstellung. Auch legt er grossen Wert auf bessere Gemüse. Herr Direktor Brodersen weist auf die Ausstellung der „Orchideen- Sektion" und deren glänzenden Erfolg hin; er betont, dass die Gemüse- Ausstellung von dem Gemüse-Aus- schuss arrangiert werden solle, nicht vom Verein. Durch diese Massnahme eröffne sich dem Ausschuss ein grösseres Arbeitsfeld; der Ausschuss würde sich stärken und vergrössern und schliesslich die Möglichkeit haben, sich einen Fonds zu erwerben. Auf grosse Mengen von einer Gemüse- sorte solle man weniger Wert legen, als auf eine grössere Anzahl feinerer Gemüsearten, damit diese hier mehr bekannt würden, wobei besonders auf die Kulturfähigkeit besserer Gemüse- arten in den hiesigen Gärten belehrend hingewiesen werden müsse. Die Aus- stellung solle nicht als Gemüsemarkt behandelt werden. Als Ausstellungs- lokal hält Herr Brodersen den Tier- gartenhof für geeignet. Herr Bluth bespricht die Geld- frage; da dem Ausschuss kein Geld zur Verfügung stehe, ist er der An- sicht, dass der Verein zunächst die Mittel zur Verfügung stellen müsse. Herr Bluth schlägt die Westhalle im Landes-Ausstellungspark als geeignetes Ausstellungslokal vor. Herr Inspektor Weber glaubt, dass eine erweiterte Monatsversammlung zur Vorführung von Gemüse genügen würde. Herr Loock ist der Ansicht, dass die notwendigen Geldmittel vom Verein bewilligt werden müssten, wofür aller- dings dem Verein ein eventueller Ueberschuss gebühre. Herr Nickel wünscht zur Durch- führung der Ausstellung mehr Fühlung mit anderen Gemüsebau-Vereinen wie z. B. dem Gemüsezüchter-Verein in Französisch-Buchholz usw. Dieser Vorschlag wird von Herrn Stadtgartendirektor Brodersen kräftig befürwortet. Er führt dabei aus, dass durch ein derartiges Zusammengehen von Vereinen mit gleichen Interessen und Zielen nur Erspriessliches zu er- warten sei; dadurch kämen auch gleichzeitig die Ideen der zukünftigen Deutschen Gartenbau - Gesellschaft ihrer Verwirklichung näher. Herr Nickel und Bluth beantragen eine reichliche Propaganda für die Ausstellung durch persönliche Besuche und Aufforderung zurregen Beteiligung. Auf Antrag des Herrn Inspektors A m e 1 u n g werden die vereinigten Aus- schüsse für Blumen und Gemüse als Komitee zur Durchführung der Ge- müse-Ausstellung gewählt. Herr Bluth möchte keinen Unter- schied in der Ausstellungsware machen und hält es für gut, wenn alles, was gebracht wird, auf dieser ersten, so zu sagen einleitenden Ausstellung, ange- nommen würde. Herr Nickel regt noch an, auch Gemüse- und Samenzüchter von aus- wärts heranzuziehen. Herr Brodersen begrüsst diese Anregung und schlägt vor, als Aus- stellungszeit das letzte Drittel des Monats September zu wählen. Die Versammlung einigt sich auf die Tage 20. — 23. September. Herr Brodersen und Weber be- fürworten den Gedanken, zur Zeit der Ausstellung anregende Vorträge über Gemüsebau und Gemüseverwertung durch geeignete Herren halten zu lassen 362 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Der Generalsekretär teilt mit, dass in der nächsten Nummer der „Garten- flora" an auffälliger Stelle auf diese Ausstellung hingewiesen und alle Inter- essenten und Liebhaber zur Teilnahme aufgefordert werden würden. Im Interesse der Dringlichkeit wird beschlossen, eine weitere Sitzung in dieser Ausstellungsangelegenheit am Montag, den 11. Juli abzuhalten. Zum Schluss macht Herr Gärtnerei- besitzer Beuster noch Mitteilung über Rauchschäden in Lichtenberg und Friedrichsfelde, die durch die dortigen Fabriken hervorgerufen würden. J. Sitzung des Blumen-und Gemüse- Ausschusses am 11. Juli 1910. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 1. An ausgestellten Gegenständen lagen vor: Von Herrn Königlichen Garteninspektor Am elungGl y eine n- Zweige, welche zum zweiten Male blühten. Herr Amelung führte aus, dass die von ihm gepflegten Glycinen in diesem Jahre einen überaus reichen zweiten Flor hervorgebracht hätten, was seiner Ansicht nach am Unter- grund und Standort liegen müsse. Diese Glycinen seien nämlich in nicht zu grosse Löcher gepflanzt und stünden auf 2 m hoch aufgefahrenem Schutt. In diese Schuttschicht müssen die Wurzeln eingedrungen sein, wo sie einen nicht zu nassen und kalten Untergrund finden. Herr Bluth und Herr Hoflieferant Dietze glauben auch, dass die Blüh- willigkeit und Färbung der Blüten von dem Standort abhänge, und dass an warmen Standorten die Glycinen im Blühen dankbar seien. Herr Inspektor Nahlop erwähnt noch, dass seine im letzten Winter ab- getriebenen Glycinen jetzt wieder in vollster Blüte ständen. Herr Direktor Brandt gedenkt bei dieser Gelegenheit des schönen Glycinen-Flors in Tirol, Herr Kgl. Obergärtner Jancke des prächtigen Glycinen-Flors im Rheingau. Herr Jancke hatte Blütenstiele in verschiedenen Färbungen von C o s m e a bipinnata mitgebracht, welche zurzeit schon ca. 4 Wochen in Blüte stehen und infolge ihrer hübschen Farbe und Dauerhaftigkeit sich zum Schnitt gut eigneten. Diese Cosmea würden Mitte März im kalten Mistbeetkasten aus- gesäet, später pikiert, dann auf lockeren Boden ohne jede Düngung in Heckenform mit einem Reihen- abstand von 10 cm und einem Pflanzen- abstand von 10 cm ausgepflanzt. Die Cosmea gediehen gut und hätten schon Anfang Juni die ersten Blumen. Ferner stellte Herr Jancke noch eine Pflanze von Calceolaria scabiosae- folia aus, eine einjährige Calceolarie, welche, auf Beeten und Rabatten ausgepflanzt, ein üppiges Wachstum und einen prächtigen ßlütenflor ent- wickelt. Die Pflanzen sind mit hell- schwefelgelben Blüten über und über bedeckt. Die Calceolarie liebt aller- dings kein Spritzen mit dem Wasser- leitungsschlauch, ist sonst aber gegen Regen unempfindlich. Der Samen wurde Mitte Februar in Handkästen im Gewächshaus ausgesäet, die jungen Pflanzen zweimal pikiert und Mitte Mai auf die Blumenbeete gepflanzt. Die Calceolaria verdiente häufiger verwendet zu werden. 2. Zum Punkte „Gemüse- Aus- stellung 1910" verliest zunächst der Generalsekretär die zu veröffent- lichende Bekanntmachung über die Ausstellung. In einer hieran an- schliessenden Debatte erfährt der Inhalt dieser Bekanntmachung eine kleine Abänderung. Ferner wird eine Kommission aus 3 Herren gebildet, welche durch persönliche Besuche Propaganda machen soll. Betreffs des vorgeschlagenen Aus- stellungslokals „Tiergartenhof" werden Bedenken geltend gemacht, da dieses Lokal zu klein sei. Herr Inspektor Nahlop schlägt nochmals die „Neue Welt" in der Hasenheide vor, während bei den übrigen anwesenden Herren mehr Stimmung für die Westhalle im Landes-Ausstellungspark ist. Eine weitere Subkommission aus 3 Herren wird die Lokalfrage durch Besichtigung der einzelnen Lokale erledigen. Der Generalsekretär wird der Besichtigung beiwohnen. Herr Inspektor Amelung verliest sodann einen selbstverfassten Entwurf für das Ausstellungsprogramm, welcher nach kleinen Abänderungen und Zu- sätzen einstimmig angenommen wird. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 363 Zum Schluss übermittelte der Generalsekretär dem Gemüse-Aus- schuss den Dank des Vorstandes für die schnelle Erledigung aller Aus- stellungs-Vorarbeiten. J. Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses am 18. Juli 1910. Zum Punkt 1: Ausgestellte Gegenstände, hatte Herr Königl. Obergärtner Böhme einige Stiele Francoa ramosa mitgebracht, welche sich durch allerliebste Färbungen und äusserst graziöse Haltung aus- zeichneten und zur feineren Binderei sehr gut eignen sollen. Die Pflanze gehört zu den Saxifragaceen; die Blüten sind 4zählig. Die vorgeführten Blütenrispen stammten von Pflanzen, welche von dem Aussteller durch Kreuzung mit Francoa appendiculata entstanden sind. Die Kultur ist ein- fach, indem im Monat Juni der Same ausgesäet wird, die jungen Pflanzen im kalten Kasten frostfrei überwintert, und im Frühjahr die Pflanzen ent- weder im Freien ausgepflanzt oder in Töpfen im kalten Gewächshaus (6 bis 8° C.) zur Blüte gebracht werden. Die Pflanzen sind äusserst anspruchs- los und gedeihen in jeder Gartenerde. Herr Stadtgartendirektor Broder- sen empfiehlt, die Blütenrispen als Motiv zu einer farbigen Tafel zu be- nutzen. Dieser Vorschlag fand all- seitigen Beifall. Herr Inspektor Arne lung bedauert, dass die Pflanze bis jetzt noch wenig bekannt sei und wünscht, dass sie sich auch bei uns einbürgern möchte. Herr Inspektor Arne lung legte noch einige botanisch interessante Gewächse vor und zwar zuerst Orobanche Hederae, Würger des Efeus, welcher sich auf den Wurzeln des Efeus gross gemästet hatte. Die Wirtspflanze leidet naturgemäss da- durch im Wachstum Schaden. Sehr deutlich war eine derartige Schädigung des Wachstums an einem Topfgewächs von Calceolaria rugosa zu sehen, welche von der Orobanche ramosa befallen und augenscheinlich sehr zurückgeblieben war. Die Pflanze kränkelte, brachte keine Blüten hervor, und die Blätter wurden gelb. Ein fernererSchädling, von Herrn Amelung vorgelegt, war Cuscuta europaea, der Stengelschmarotzer. Während Orobanche mehrjährig ist, ist Cuscuta einjährig und vermehrt sich durch Aussaat. Die jungen Triebe der Cuscuta schlingen sich an den Stengeln ihrer Wirtspflanzen empor und saugen durch die Saugnäpfe aus ihnen den Saft. Wie der vorgelegte Trieb von Solidago bewies, geht die Wirtspflanze hierdurch zugrunde. Sodann wird das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und ge- nehmigt. Zum Bericht der Lokal-Kom- mission für die Gemüse-Ausstellung teilt Herr Bluth mit, dass der Tier- gartenhof augenscheinlich zu klein und auch für die festgesetzten Tage nicht frei sei. Der Mietspreis betrage etwa 300 Mark. Die Westhalle sei auch bis Mitte Oktober besetzt. Die „Neue Welt" in der Hasenheide sei vom 27. Sep- tember bis 4. Oktober zu haben und betrage der Mietspreis ca. 1500 Mark. Herr Nickel hatte brieflich vor- geschlagen, sich um die leerstehende Markthalle in der Mauerstrasse zu bemühen, worauf Herr Direktor Brodersen mitteilt, dass diese Halle wahrscheinlich nicht vergeben werden könnte. Dagegen schlägt Herr B rode rsen vor, die Ausstellung in einem Zelt zu machen, welches ev. auf dem Platze des alten botanischen Gartens oder auf dem Gartenteil bei den Aus- stellungshallen am Zoologischen Garten aufgestellt werden könnte. Nach einigen Auseinandersetzungen über diesen Punkt wird beschlossen, die Zeltfrage näher ins Auge zu fassen und sich die Ausstellungsplätze an den besagten Stellen anzusehen. Der Generalsekretär wird sich über die Preisfrage für Zeltmiete usw. um- gehend an den massgebenden Stellen orientieren und demnächst darüber Bericht erstatten. Es werden vor- läufig 1000 qm Fläche zu Ausstellungs- zwecken gefordert. Herr Direktor B rodersen schlägt noch einige redaktionelle Aenderungen im Programm vor. Herr Bluth wünscht mehr Fühlung mit den Gemüsezüchter - Vereinen. Herr Kettli t z, der Vorsitzende des Gemüse- züchter-Verbandes, ist auf besondere 364 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Einladung durch Herrn General- sekretär Braun anwesend und äussert sich, dass zu einer Ausstellung für die Gemüsezüchter eigentlich kein besonderer Grund vorhanden sei. Das Programm scheine ihm in den Anforderungen zu hoch, und die ge- forderte Sortenzahl zu gross. Auch wünscht er Zulassung von Sammel- ausstellungen durch Vereine usw. Er ist trotzdem bereit, für eine reiche Beteiligung durch die Gemüsezüchter einzutreten. Herr Direktor Brodersen schlägt vor, die Aufgaben des Programms zu massigen, während Herr Inspektor Amelung in seinen Ausführungen den Wert der vergleichenden Programm- aufgaben bespricht. Herr Bluth warnt vor Unbeständigkeit in den Entschlüssen und bittet, alles so zu belassen, wie es bisher beschlossen war. Vergleiche an Gemüsesorten seien immer für Gemüsezüchter und Gemüsekonsumenten gleich nützlich. Herr Kettlitz hält das Programm für ganz gut und beantragt Beibe- haltung der Hauptpunkte. Herr Jancke schlägt vor, durch Freilassung der Sortenzahl die An- forderungen des Programms zu massigen, sonst aber das Programm so zu belassen. Es wird daranf nochmals das Pro- gramm Punkt für Punkt besprochen, wobei sich einige kleinere Ab- änderungen ergeben. Die Fassung des Protokolls wird dann endgültig festgelegt und genehmigt. J. Sitzung des Blumen- und Gemüse- Ausschusses am 25. Juli 1910. 1. Ausgestellte Gegenstände: Herr Königlicher Garteninspektor Amelung brachte verschiedene Pflanzen von der orangegelben S e n e c i o clivorum mit. Die Pflanze liebt feuchten Boden und dürfte als Vor- pflanzung vor Gehölzgruppen sehr zu empfehlen sein. Zinnia elegans „Rotkäppchen", von Wuchs niedrig mit kleinen, dunkelroten, knopf- förmigen Blüten; sie wird sich für Gruppen gut eignen. Die Samen dieser beiden genannten Pflanzen sind vom Verein bezogen und Herrn Amelung zur Weiterkultur übergeben worden. Ausserdem kamen noch zur Vorführung: Campanula pyramidalis, die als Einzelpflanze wie auch in Gärten und Parks zur Ausschmückung gut wirkt, mit 2,20 m hohen, reich mit Blumen besetzten Blütenstengeln, und Calendula officinalis, einer Annuellen, die ohne weitere Mühe sehr leicht in jedem Boden zu ziehen ist. Zu letzterer wurde bemerkt, dass sie beim Publikum jetzt sehr beliebt und, wenn nicht von starkem Frost zerstört, an geschützten Stellen im Garten bis zu Weihnachten hin blühe. 2. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. Auf Veranlassung einer, im ver- lesenen letzten Protokoll befindlichen Notiz gibt Herr Gartenbaudirektor Brandt bekannt, dass im botanischen Garten zu Dahlem, hinter den im Freien sich befindenden Wasser- pflanzen-Bassins, Cuscuta, Orobanche und auch die Mistel, letztere auf Weiss- dorn geimpft, in guter Entwicklung zu sehen seien. Zu Punkt 3 der Tagesordnung: Gemüse - Ausstellung, teilt Herr Bluth mit, dass das Lokal „Tier- gartenhof" für die geplante Ausstellung nicht völlig geeignet sei. Er meint, dass die „Neue Welt" in der Hasen- heide heute nicht mehr so schwer zu erreichen sei, als dies früher der Fall gewesen wäre. Aus allen Gegenden Berfins führten jetzt Verkehrswege nach dort. Wenn früher für die dortige Gegend ein gewisses Vorurteil am Platze war, so sei dies jetzt ganz anders geworden. Die letzten grossen Ausstellungen, die in der Hasenheide abgehalten wurden, seien vom besten Publikum mit besucht worden und hätten guten Erfolg gehabt. Warum sollte dies nicht bei einer Gemüse- Ausstellung der Fall sein? Eine kost- spielige Dekoration der Ausstellungs- räume in der „Neuen Welt" würde nicht nötig sein. Der Mietspreis für das Lokal betrage 1500 Mark, Tische wären in genügender Anzahl vor- handen, so dass der Verein nicht nötig hätte, Stellagen bauen zu lassen. Die Zelte für eine Ausstellung würden etwa 3000 Mark kosten. Er sei der Ansicht, dass der Verein am besten und billigsten fahren würde> Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 365 wenn er die Ausstellung in die „Neue Welt" verlegte. Da ausserdem be- absichtigt sei, im Interesse desGemüse- baues und der Gemüseverwertung Vorträge halten zu lassen, so würde sich dieses Lokal für eine Ausstellung viel besser eignen als Zelte. Herr Kgl. Garteninspektor Amelung ist derselben Meinung; eine Ausstellung unter Zelten, von denen der Quadrat- meter 3 Mark kostete, würde dem Verein viel zu hohe Kosten ver- ursachen. Herr Loock regt an, die Ver- handlungen mit der Ausstellungshalle und dem alten botanischen Garten abzubrechen und betreffs der „Neuen Welt" als Ausstellungslokal weiter zu verhandeln. Der Generalsekretär teilt mit, dass vom 20. bis 23. September in der Westhalle des Landes-Ausstellungs- parkes am Lehrter Bahnhof ein Obst- markt stattfinde. Die 100 jährige Universitätsfeier, zu der bereits die Westhalle vergeben sei, finde im Oktober statt. Vielleicht sei es doch noch möglich, dass sich das Ministerium bereit erklärte, dem Verein während der Zwischenzeit die Halle für die Gemüse - Ausstellung zu überlassen. Da es die höchste Zeit sei, für die Ausstellung die Lokalfrage zum Ab- schluss zu bringen und es zweifel- haft erscheint, ob nicht in der West- halle seitens der Studentenschaft Proben zu ihren Festlichkeiten während der Zeit der geplanten Ausstellung stattfänden, beschliesst die Versamm- lung, auch von der Westhalle ab- zusehen und die Ausstellung in der „Neuen Welt" zu ver- anstalten. Herr Stadtobergärtner Diekmann hat für den Fall, dass die Ausstellung auf dem Gelände des früheren botanischen Gartens in Schöneberg stattfinden würde, eine Zeichnung für ein geschmackvolles und würdiges Entree angefertigt, das nun leider keine Verwendung finden kann. Herrn Diekmann wurde der Dank der Ver- sammlung ausgesprochen. Der bereits gewählte Lokal -Aus- schuss inkl. des Herrn Schatzmeisters Loock, wird beauftragt, mit dem Wirt der „Neuen Welt" in der Hasenheide einen Vertrag abzuschliessen zu den möglichst günstigsten und annehm- barsten Bedingungen. Der Generalsekretär meint, dass man in der „Neuen Welt" wohl nicht ganz ohne Stellagenbau auskommen könne, während Herr Swoboda der Ansicht ist, dass die zur Verfügung stehenden Tische vollkommen ge- nügten; er werde gern seinen Deko- rateur zur Verfügung stellen. Die Tische sollen nach den Seiten mit Rollenpapier abgedeckt werden. Herr Diekmann wird als Ordner für die Ausstellung gewählt. Der Generalsekretär teilt mit, dass in der nächsten Nummer der „Garten- flora" das Programm der zukünftigen Ausstellung abgedruckt werden wird. Es sollen zur Beteiligung eingeladen werden: Die Mitglieder des Vereins, Laubenkolonisten, Gemüsezüchter- Vereine, Gubener und Lübbenauer Gemüsezüchter, die Stadt Berlin, Gemüse-Verwertungs- Vereine resp. -Gesellschaften, Botanische Gärten, Gärtner-Lehranstalten und fürGemüse- zucht tätige Gewerbetreibende. Bei einer guten, würdigen Leistung könne seitens der Preisrichter eine Staats- medaille beantragt werden. Ein wirksames Plakat für die Aus- stellung übernimmt Herr Diekmann zu entwerfen. Die Ausstellung findet vom 29. September bis einschliesslich 2. Oktober 1910 statt, der 28. Sep- tember ist für den Aufbau, der 3. Oktober für die Räumung bestimmt. Der Eintrittspreis soll für alle Tage pro Person 50 Pfennig be- tragen. Der Passus „Allgemeines" im Pro- gramm erfährt eine Aenderung, die darin gipfelt, dass eine Platzmiete für im Haus hergestellte, konservierte Gemüse und für frische im Walde gesammelte Pilze nicht erhoben werden soll. Mitglieder des Vereins, wenn sie Sämereien oder gewerbliche Gegen- stände ausstellen, zahlen nur die Hälfte der Platzmiete. Sämtliche Aussteller sollen an- gehalten werden, für Erneuerung ver- dorbener und unansehnlichgewordener Ausstellungsobjekte zu sorgen. 366 Kleine Mitteilungen. Als letzter Termin zur An- meldung für die Ausstellung gilt der 15. September. Ein Anmeldeschein für die Ausstellung wird bei Ver- sendung des Programms den Inter- essenten beigelegt. Die ausgesetzten Preise inkl. der Medaillen betragen für den Verein etwa 600 Mark. Wie bereits oben er- wähnt, bleibt es den Preisrichtern anheimgestellt, für ganz hervor- ragende Leistungen Staats -Medaillen zu beantragen. W. Kleine Mitteilungen. Blumenzwiebeln im Gartenrasen. Die Blumenzwiebeln, welche zu- meist als erste Blüher im Frühjahr den Gartenbesitzer erfreuen, sollten nicht nur auf Gartenbeete oder vor die Gehölzpartien gepflanzt werden, sondern auch aus dem Rasen sollten die Blüten gewisser Blumenzwiebel- gewächse imFrüh jähre hervorspriessen, denn das sieht allerliebst aus. Man kann sich diese Freude billig und mit wenig Mühe verschaffen, und es ist nicht notwendig, dass für diesen Zweck ausgesucht starke Zwiebeln verwendet werden; auch die Zwiebeln zweiter Qualität sind hierfür recht gut geeignet. Jedenfalls machen sich derartige weniger kräftige üppige Zwiebelblütenpflanzen im Rasen besser als auf Blumenbeeten. In erster Linie sind für die An- pflanzung im Rasen Schneeglöckchen, Crocus und Scilla zu empfehlen, dann alle übrigen früh blühenden und schnell ihre Vegetation abschliessenden Zwiebeln, selbst etliche der einfachen, niedriger bleibenden Narzissenarten mögen Verwendung finden. Die Pflanzzeit für die Blumen- zwiebeln ist die allgemein übliche, der Herbst. Mit dem Pflanzholz wird ein bis 8 cm tiefes Loch in den Rasen ge- stochen und dahinein die Zwiebel gelegt. Dieses Loch wird wieder mit Erde gefüllt und die ganze Arbeit ist alsdann vollendet. Selbstredend müssen die Zwiebeln recht unregel- mässig über den Rasen verteilt werden; denn, wenn die Blumen im Frühjahr in Reih und Glied aus dem Rasen heraufmarschiert kommen, so sieht das gewiss nicht hübsch aus. Nett macht sich eine Anlage, wo an einer Stelle im Rasen ein grösserer unregel- mässiger Trupp Zwiebelblumen er- scheint, vor dem immer kleiner werdende Trupps und endlich einzelne Blumen hervorkommen. Die Blumenzwiebeln, welche auf den Beeten verwendet werden, setzen bekanntlich stets Brutzwiebeln an, die man meistens fortwirft, weil sich der Blumenfreund bei uns mit der Zwiebelzucht nicht gern befasst. Diese Brutzwiebeln lassen sich ebenfalls mit recht gutem Erfolge im Rasen verwenden, wobei natürlich nicht auf sofortiges Blühen zu rechnen ist. Die Zwiebeln bleiben ihr Leben lang im Rasen sitzen; ihr Laub fällt jedes- mal dem ersten Grasschnitt zum Opfer. H. H. Einjähriger niederer Lehrgang am Königlichen Pomologischen Institut (Gärtnerlehranstalt) zu Proskau O. S. Am Königlichen Pomologischen Institut zu Proskau wird neben dem bisher bestehenden 2 jährigen höheren Lehrgang am 1. April 1911 ein niederer Lehrgang von einjähriger Dauer zur besseren Ausbildung von Herrschafts- gärtnern oder überhaupt von mehr praktischen Gärtnern für ländliche Verhältnisse eingerichtet. Die Aufnahme in diesen niederen Lehr- gang ist davon abhängig, dass die Be- werber das 16. Lebensjahr zurückge- legt haben, eine abgeschlossene Volksschulbildung besitzen und eine mindestens 2 jährige praktische Aus- bildung als Lehrling in einem gärtne- rischen oder landwirtschaftlichen Be- triebe nachweisen können. Die Be- werber müssen ausserdem Zeugnisse über ausreichende Gesundheit und gute Führung beibringen. An Schulgeld haben die Besucher dieses einjährigen Lehrganges für das Halbjahr 45 Mark (Ausländer 75 Mark) an die Anstalt zu zahlen. Die Aufnahme findet nur einmal jährlich am 1. April statt. Wohnung und Be- köstigung nehmen die Schüler im Orte Proskau, die hierdurch entstehenden Kosten betragen monatlich 45-50 Mark. Anmeldungen werden eventl. schon jetzt entgegengenommen. Jede weitere Kleine Mitteilungen. 367 Auskunft erteilt die Direktion des Königlichen Pomologischen Instituts zu Proskau. Eine vergessene Zimmerpflanze. Die Mode, die so manches Gute in Vergessenheit geraten lässt, spielt auch bei der Pflege derZimmerpflanzen eine gewisse Rolle und verleugnet hier gleichfalls nicht ihre eben an- gedeutete Charaktereigenschaft. Bei der ewigen Sucht nach Neuem ver- schwindet so manches, das der Nach- welt besser erhalten bliebe. Eine solche vergessene Pflanze ist Velthei- mia viridiflora, ein aus dem Kaplande stammendes Liliengewächs. Ihre Blütezeit fällt in die letzten Winter- monate. Es bereitet dem Blumen- freunde viel Vergnügen, wenn sich zwischen den welligen, dunkelgrünen, gefleckten Blättern von etwa 25 cm Länge der braunrot punktierte Blüten- schaft hervorschiebt und zusehends länger wird, bis eines guten Tages der Traubenstand seine Blüten öffnet. Letztere sind im oberen Teile gelblich grün, unten hellrot. Die Pflege der Pflanze ist nicht schwierig. Vom Juli bis September will sie ruhen und darf dann nicht gegossen werden. Im September wird die Zwiebel in frische Erde umgesetzt; am besten ist eine Mischung von Laub-, Misterde und Sand. Wenn die Blätter austreiben, wird zuerst spär- lich, später reichlicher gegossen. Im Sommer kann man die Pflanze ins Freie stellen, doch kann sie auch im Zimmer bleiben. H. E. Die Wasserampel. Eine Einrichtung, die den Pflanzen- liebhabern viel Freude bereiten kann, ist in der Wasserampel gegeben. Man stellt sie aus irgend einem Ampel- gefäss her, das kein Wasser durchlasse Das Gefäss wird bis zur Hälfte mit kräftiger Erde gefüllt und dann werden Stecklinge geeigneter Pflanzen ein- gesetzt. Besonders kommt das Tausend- blatt in Betracht, Myriophyllum pro- serpinacoides, eine Pflanze, die in allen Handlungen und Gärtnereien, in denen Aquarienpflanzen zu haben sind, für wenige Pfennige abgegeben wird. Das Tausendblatt wächst un- gemein rasch und ist deshalb so wohlfeil. Die Stecklinge haben, so- fern sie regelmässig unter Wasser gehalten werden, recht bald Wurzel geschlagen und entwickeln sich nun üppig, so dass die Triebe in kurzer Zeit nach allen Seiten über den Ampelrand herabhängen und dann einen prächtigen Anblick gewähren. Sind die Triebe recht lang geworden, so werden von ihnen Stecklinge ab- geschnitten, welche in die Ampel neu eingesetzt werden, damit auch nachwachsende kürzere Triebe vor- handen sind, die etwaige kahle Stellen an den oberen Teilen der langen Triebe verdecken. Das Tausendblatt gewinnt in der Ampel noch dadurch, dass es sich, namentlich stark am Morgen, infolge von Wasseraus- scheidung mit Tropfen bedeckt, die in der Sonne glänzen. Bei trüber Witterung gehen die Blätter der Pflanze in Schlafstellung über; die einzelnen Fiedern legen sich wie bei der Mimose nach oben zusammen. Auch das ist eine reizende Erscheinung. Eine andere Pflanze, die für diese Art Ampelbepflanzung taugt, ist das Pfennigkraut, Lysimachia Nummularia, das an feuchten Stellen im Walde und an Gräben wild wächst. Von dieser Pflanze hebt man einzelne Stücke mit der Wurzel aus der Erde und versetzt sie in die Wasserampel. Auch beim Pfennigkraut hängen die schnell wachsenden Triebe bald lang über die Ampel herab. Besonders am Sommer, wenn die Zweige sich mit den zahlreichen, gelben Sternblumen bedecken, bietet die Ampel einen lieblichen Anblick. Das Pfennigkraut treibt aus seinem Wurzelstock den ganzen Sommer hindurch neue Triebe. Die einzige Mühe, welche die Unterhaltung der Wasserampel ver- ursacht, besteht darin, dass man stets Wasser nachfüllen muss und gelegent- lich vertrocknete Pflanzenteile zu entfernen hat. Es ist gut, wenn die Ampel an einem leicht beschatteten Orte hängt, da bei gar zu sonnigem Standort der Erfolg leicht in Frage gestellt wird. H. E. Verein zur Beförderung des Gartenbaues Am Donnerstag den 25. August 1910 feiert der Verein sein 88. Stiftungsfest mit einer Dampferfahrt auf den Havelseen, Programm Nachmittags 2\ Uhr: Abfahrt von Neu- Babelsberg mit Extradampfer durch den Griebnitz-See, Glienicker Brücke, Potsdam bis Pfaueninsel. Anlegen hierselbst und Rundgang auf der Insel. Weiterfahrt zur Kaffee- pause nach Schildhorn bei Herrn R. Schmidt gegen 5\ Uhr. Rückfahrt nach dem großen Wannsee, kleinen Wannsee, dem Stolper Loch, nach dem Schleusen-Restaurant von Fr. Langwagen-Klein- Machnow. Hier findet das gemeinsame Abendessen (Preis 3 Mark) für das trockene Gedeck statt; vorzügliche Küche; preiswürdige Weine aus dem Weinkeller des Kreises Teliow. Zur Rückbeförderung von Machnow bis Groß- Lichterfelde stehen Extra- tragen der elektrischen Kreisbahn bereit. Zu den Kosten für Kaffee, Kuchen und Dampfer wird pro Kopf 1 Mark erhoben. Um alles gut anzurichten, ist es durchaus erwünscht, die Anmeldungen bis 24. August vormittags an das Generalsekretariat, Invalidenstraße 42, zu richten. Für einen genußreichen Nachmittag sorgt im Auftrage des Vorstandes Der Festausschuss Heese. Hering. Hühner. J. F. Loock. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt 111, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VII H. Jungclaussen FRANKFURT a. Oder. 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Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 17, Inhalt: Bekanntmachung d. V. z. B. d. G. betreffend eine Gemüse-Ausstellung S. 369. — Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten S. 369. — Kleine Mitteilungen S. 374. — ,,Orchis". Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse rt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, * / , Prag, Stuttgart, Wien, Zürich I «Nj/, eite Kolonelzeile 35 Pf. I ^j^ Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Insertionspreis für die 60 mm brei G.Wehner&Ci Gewächs- hausbau Iieizuugsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Kessel. Britz bei Berlin -^qj Jahnstr. No. 70-72. 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Das Programm kann vom Generalsekretariat des Vereins, Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, unentgeltlich bezogen werden. Der Vorstand. Die "während der letzten Jahre gemachten Fortschritte in der Kenntnis von den Krankheiten and Beschädigungen gärtnerischer Kaitarpflanzen. (Schluss) II. Gemüsepflanzen. Der Wurzelkropf oder die Hernie der Kohlpflanzen, Plasmodio- phora brassicae, bekanntlich dadurch charakterisiert, dass die Wurzeln aus vielen perlartig aneinander gereihten, unregelmässig gestalteten, rundlichen, erbsen- bis faustgrossen, anfangs festen, später weichen — jedoch keine Hohl- räume enthaltenden1; — Geschwülsten bestehen, was ein Absterben oder Ver- kümmern der oberirdischen Pflanzenteile zur Folge hat, trat stellenweise wieder so stark auf, dass ihm bis zu 60 % der Kohlpflanzen zum Opfer fielen. In der Gegend von Erlangen-Nürnberg scheint die Krankheit besonders schlimm zu sein; aus ihr sind Verluste bis zu 100 % gemeldet, und zwar wurden dort nicht nur Kohlpflanzen aller Art, sondern auch die Meerrettigpflanzen heimgesucht. Der ungewöhnlich starke Befall soll auf die Unsitte zurückzuführen sein, die l) Wenn solche vorhanden sind, rühren die nur am Wurzelhals sitzenden Ge- schwülste vom Kohlgallenrüssler her. 370 Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. Kohlstrünke nach der Ernte auf dem Felde zu belassen. In Grossreuth bei Nürnberg wurde ein besonderes Versuchsfeld zwecks Auffindung brauchbarer Bekämpfungsmethoden angelegt. Als solche wurden seitens der B. A. bisher empfohlen; 1. die Reste der kranken Pflanzen aus dem Boden zu entfernen und zu verbrennen, bevor die Anschwellungen in Fäulnis übergegangen sind; 2. die Sämlinge schon beim Auspflanzen auf das etwaige Vorhandensein der kleinen Anschwellungen zu prüfen und die damit behafteten Pflanzen sofort zu vernichten; 3. den Boden in den Anzuchtkästen, in denen Pflanzen erkrankten, zu erneuern, das Land für den Kohlbau zu wechseln, eventuell stark zu rigolen, nachdem einige Zeit zuvor eine kräftige Düngung mit Aetz- kalk gegeben war. Diese Vorschriften werden vermutlich noch dahin zu er- weitern sein, dass einseitige Stickstoffdüngung zu vermeiden, dagegen für ge- nügende Phosphor- und Kalizufuhr zu sorgen ist. Die in Amerika häufige Schwarzfäule des Kohls, verursacht durch ein Bakterium, Pseudomonas campestris, ist nunmehr auch in Deutschland einige Male beobachtet. Die bisherigen Meldungen stammten aus Bayern. Charak- terisiert ist die Krankheit dadurch, dass die zunächst noch grünen Blätter schwarz geädert sind und auf dem Querschnitt die schwarzverfärbten Gefässe erkennen lassen. Die erkrankten Pflanzen sterben schnell ab. Rasches Ver- nichten der Pflanzen, möglichst bevor sie in Fäulnis übergegangen sind, Kalken des Bodens, Aussetzen des Kohlbaues auf den erkrankten Beeten, sind die einzigen bis jetzt bekannten Vorbeugungsmassnahmen. Eine andere, für Deutschland ebenfalls neue Krankheit, ist der falsche Meltau der Gurken Peronospora cubensis, der 1903 und 1904 bereits in Russland und Oesterreich, und 1907 nun auch in Schlesien zum erstenmale beobachtet wurde. Die Pflanzen gingen in wenigen Tagen ein. Bespritzungen mit Kupferkalkbrühe dürften das sicherste Vorbeugungsmittel sein. Eine dritte, ebenfalls neuerdings oft in Deutschland beobachtete Gemüse- krankheit, war die durch Marssonia Panattoniana verursachte, bisher nur aus Italien bekannte Fleckenkrankheit an Salatpflanzen. Sie trat im Frühjahr in den Salatkulturen der Stadt Guben in verheerender Weise auf, indem zunächst scharf umschriebene, braun geränderte Flecke auf den Blättern erschienen, die ein rasches Eingehen der Pflanzen nach sich zogen. Der Schaden soll ziemlich beträchtlich gewesen sein. Zwecks Bekämpfung wurde Vernichtung aller kranken Pflanzen, Desinfektion der Frühbeetkasten durch Anstrich mit Kupfer- vitriollösung, Erneuerung der Erde, Bespritzung der jungen Pflanzen mit Va — 1 °/o Bordelaiser Brühe empfohlen. Letztere muss natürlich so zeitig gemacht werden, dass das giftige Kupfer bis dahin, wenn die Pflanzen ge- nossen werden sollen, wieder abgewaschen ist. Die Beschädigungen durch die Larven der Kohlfliege. Anthomyia brassicae, waren stellenweise sehr bedeutend; bis zu 90 °/0 der Pflanzen fielen ihnen z. B. in einzelnen Gegenden Westfalens zum Opfer. Nach Hiltner soll ein Bekämpfungsversuch, der darin bestand, dass das Erdreich flach ausgehoben und etwas Kainit an dessen Stelle gebracht wurde, guten Erfolg gehabt haben, denn die Tiere verliessen schleunigst die Pflanzen, und letztere wuchsen üppig weiter. Bezüglich der Bekämpfung der Spargelfliege, bekanntlich des schlimm- sten Feindes unserer Spargelanlagen, kam die Landwirtschaftskammer für die Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. 371 Provinz Sachsen zu der Frage, ob der Erlass eines Landesgesetzes oder einer Polizeiverordnung angebracht erscheine, im Jahre 1906 zu folgender Entscheidung: „1. Auch heute noch ist die Belehrung über die Schädlichkeit der Spargelfliege und über die Wichtigkeit ihrer Bekämpfung an die erste Stelle zu setzen.1) 2. Sobald erhebliche Beschädigungen der eigenen Kulturen durch die Spargelfliege dadurch entstanden oder zu befürchten sind, dass die säumigen Nachbarn nichts zur Bekämpfung des Schädlings tun, ist ein An- trag beim Kgl. Landrat auf Anwendung der bestehenden Polizeiverordnungen zu stellen. 3. Für den Erlass eines Landesgesetzes liegt kein Bedürfnis vor." Die Einbringung eines solchen Gesetzes wird nämlich von einzelnen, Spargel- bau im grossen treibenden Gemeinden angestrebt, weil die genannte Fliege stellenweise die Rentabilität des ganzen Betriebes in Frage zu stellen droht. Welche Ursachen der „Schwärze des Meerrettichs", der in derUmgegend von Brandenburg und von Nürnberg-Erlangen stark auftritt, zugrunde liegen, ist trotz aller Bemühungen noch nicht ermittelt. Düngungen mit Aetzkalk, kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Kali wirkten fördernd auf das Uebel. Behandlung des Bodens mit Schwefelkohlenstoff, Karbolineum und verschiedenen reduzierenden Stoffen blieben erfolglos, dagegen schienen oxydierende Mittel, wie Braunstein günstig zu wirken. III. Zierpflanzen. Rostpilze kommen an Parkbäumen und -Sträuchern, sowie sonstigen Zierpflanzen vielfach vor. Das Studium derselben wird bekanntlich dadurch sehr erschwert, dass die Rostpilze ihre Entwicklung zum Teil auf verschiedenen „Wirtspflanzen" durchmachen, d. h. ein- und derselbe Pilz bildet verschiedene Arten von Fortpflanzungsorganen, „Sporen", — nämlich „Sommer"- oder „Uredo- sporen", „Winter"- oder „Teleutosporen", Aecidien oder „Becherfrüchte" mit ebensolchen Sporen — und diese Sporen werden vielfach nicht auf ein- und der- selben Pflanzenart, sondern auf ganz verschiedenen Pflanzen zur Entwicklung gebracht. Hier sei nur an den bekannten Pilz der Sadebäume, Gymno- sporangium Sabinae, erinnert, der an den Zweigen und Stämmchen braunrote, korkartige, bei Regenwetter zu gelblichen Massen aufquellende Polster bildet. Die zugehörigen Becherfrüchte bildet dieser Pilz auf den Blättern der Birn- bäume, schon lange bekannt unter dem Namen „Gitterrost" und charakterisiert durch hochrote, etwa 7a cm grosse, runde, feinpunktierte Flecke auf der Oberseite der Blätter und durch hellere, orangefarbige, fleischige, sackartige, kegelförmig-erhabene Polster auf der entsprechenden Stelle der Blatt-Unter- seite. Bezüglich der in den letzten Jahren über die Biologie der Rostpilze erhaltenen Forschungsergebnisse ist auf die Originalberichte zu verweisen.2) Bekämpft werden alle auf verschiedenen Pflanzen zur Entwicklung gelangenden Rostpilze am sichersten durch Ausrottung einer der Wirtspflanzen. Welche man wählt, hängt natürlich von den äusseren Verhältnissen ab. Handelt es sich um die Bekämpfung des oben genannten Rostpilzes, so müssen aus der Nähe eines ') Vergl. dazu das von der K. Biol. Anstalt herausgegebene Flugblatt No. 12. -) Im übrigen vergl. Krüger-Rörig: Krankheiten und Beschädigungen der Nutz- und Zierpflanzen des Gartenbaues, S. 32, 87 und 160 — 164. 372 Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. Parks, in dem sich schöne Sadebäume befinden, die Birnbäume entfernt werden, und umgekehrt müssen, wenn der Obstgarten die Hauptsache ist, die Sade- bäume in dessen Nachbarschaft vernichtet werden. Ebenso ist es mit den übrigen auf verschiedenen Wirtspflanzen zurEntwicklunggelangenden Rostpilzen. Bezüglich desüberallverbreitetenRosenrostes,Phragmidiumsubcorticium, sei auf das S. 69 dieser Zeitschrift Gesagte verwiesen. Diese Ausführungen sind noch dahin zu ergänzen, dass nach v. Oven und Ewert die Gartenrosen Deutschlands um so mehr vom Rosenrost befallen werden, „je mehr Blut deutscher Rosen sie enthalten. Kletter- und Teerosen bleiben im allgemeinen frei, Bourbon- und Noisettrosen sind im allgemeinen wenig empfänglich, während die Remontantrosen grossenteils stark befallen werden. Die Mischung mit deutschen Rosen erst bringt die Empfänglichkeit für jenen deutschen Rosenrost in die fremden immunen Sorten hinein." — Die bis jetzt noch nie beobachtete Keimung der Winter- oderTeleutosporen des Rosenrostes wurde 1907 endlich festgestellt. Dies ist insofern auch für die Praxis von Bedeutung, als dadurch die neuerdings „angenommene Theorie von der Funktionslosigkeit dieser Sporen hinfällig wird; es muss also, entgegen der in der neueren Zeit bisweilen gemachten Anregungen, die tunlichst gründliche Beseitigung der rostigen Blätter als wichtige Massregel im Kampfe gegen diesen schlimmen Schädling anerkannt und empfohlen werden". Ausser dem bereits lange bekannten Bespritzen mit Kupferpräparaten werden neuerdings auch solche mit Schwefelkaliumlösung empfohlen. Der ebenfalls weit verbreitete Malvenrost, Puccinia Malvacearum, dessen Winter- oder Teleutosporen sofort keimen und den Winter nicht über- dauern, soll in den ausdauernden Teilen der Wirtspflanze in Mycelform überwintern. Von Meltaupilzen ist an dieser Stelle der Eichenmeltau zu nennen, der im Jahre 1907 bereits an einzelnen Stellen Deutschlands beobachtet wurde und der dann im folgenden Jahre überall, sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarländern epidemisch auftrat. Da die Winterfrüchte — kleine mit blossem Auge gerade noch als winzige dunkle Pünktchen inmitten der weissen Ueberzüge erkennbare Kapseln — bisher nicht zurBeobachtunggelangten, Hess sich die Zugehörigkeit des Pilzes mit Sicherheit nicht entscheiden, und infolgedessen muss zurzeit auch die Frage noch unbeantwortet bleiben, ob wir es mit einem neu zu uns eingewanderten, oder einem alten heimischen Pilz zu tun haben, der, begünstigt durch äussere Einflüsse, plötzlich epidemischen Charakter annahm. Auch bezüglich eines anderen Meltaupilzes, des Mel- taues des japanischen Spindelbaumes, Oidium Evonymi japonicae, der sich bei uns von Jahr zu Jahr mehr auszubreiten scheint, konnte die Zugehörigkeit wegen Fehlens der Winterfrüchte bisher nicht festgestellt werden. Bezüglich des Rosenmeltaues, Sphaerotheca pannosa, sei auf S. 73 verwiesen. Die in der Literatur neuerdings häufiger erwähnten Blattflecke auf Efeublättern, durch die vielerorts, namentlich auf Friedhöfen, die Bestände sehr geschädigt werden, sind von mehreren Pilzen verursacht. Ob und in wie weit letzteres echte Parasiten sind, ob dumpfe, schattige Lagen, Verweich- lichung der Pflanzen durch Decken im Winter usw. an dem Auftreten und der Verbreitung der Pilze Schuld mit tragen, ist bis jetzt unbekannt. Dass diese Fortschritte in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. 373 Fragen bald geklärt werden, ist mit Rücksicht auf die Bedeutung, welche diese Krankheit in erster Linie für die Friedhofsgärtner hat, dringend erwünscht. Ueber die Erreger des grauen Schimmels, Botrytis- (Sclerotinia-) Arten, die namentlich an Zwiebeln aller Art eine Fäule hervorrufen, und oft- mals mit den Zwiebeln verschleppt werden, ferner auch an Blütenpflanzen aller Art, die dumpf und feucht standen oder im Keller zu feucht überwintert waren, eine Trieb- und Blütenfäule hervorrufen, lagen aus dem Berichts- jahre zahlreiche Angaben vor. Man hielt diese Pilze bisher mit dem Verxnehrungspilze für identisch, doch ist dies unrichtig. Dieser letzt- genannte Pilz hat mit dem ersten nichts zu tun, war bisher wissenschaftlich nicht beschrieben und ist jetzt Moniliopsis Aderholdii benannt. Von tierischen Schädlingen war die Fliederminiermotte, Gracilaria syringella in den Berichtsjahren vielerorts recht häufig. Die Räupchen dieses Schädlings fressen bekanntlich das Innere der Blätter vollständig aus und lassen nur die Oberhaut zurück, die dann alsbald braun und trocken wird. Da der Schädling 2 Generationen hat, von denen die zweite die grösseren Verwüstungen anrichtet, empfiehlt es sich, schon die erste möglichst zu bekämpfen, um dadurch dem Auftreten der zweiten vorzubeugen. Dies geschieht durch Abschneiden und Verbrennen der befallenen Blätter, was jedoch zeitig, Ende Mai oder Anfangs Juni, vorgenommen werden muss, bevor die Räupchen zwecks Verpuppung die Blätter schon verlassen haben. Gegen die, die verschiedensten Pflanzen — namentlich in Gewächs- häusern — stark schädigende „rote Spinne" werden bekanntlich Bespritzungen mit Wasser, dem etwas Tabak-Abkochung zugesetzt ist, verwendet. Wo sie versagen, wird neuerdings eine nach folgender — englischer — Vorschrift bereitete Brühe zum Bespritzen empfohlen: frisch gebrannter und gelöschter Kalk, sowie gepulverter Schwefel, von beiden je 600 gr, werden, mit Wasser zum dünnen Brei angerührt, 2 Stunden lang gekocht. Dann wird die Masse zum Bespritzen der Pflanzen auf 100 Liter aufgefüllt, zum Bestreichen der Fenster, Holzteile, Heizungsröhren jedoch etwas weniger stark verdünnt. Dass die Pflanzen mit allen verwendeten Mitteln in erster Linie auf der Unterseite der Blätter bespritzt werden müssen, weil die Tiere hauptsächlich hier sitzen, ist selbstverständlich. Die an Narzissen oft zu beobachtende Erscheinung, dass die Knospen während der Entwicklung taub werden, ist immer noch nicht aufgeklärt. Günther. Im Vorstehenden sind nur die wichtigsten der aufgetretenen und daher die Allgemeinheit besonders interessierenden Krankheitserscheinungen und die betreffs derselben in den letzten Jahren gemachten neuen Erfahrungen berührt. Wegen der sonstigen Krankheitserscheinungen und -Erreger ist auf die anfangs genannten im Buchhandel (Verlag P. Parey-Berlin) erhältlichen Original-Berichte zu verweisen. 374 Kleine Mitteilungen. Kleine Mitteilungen. Disa grandiflora L. fil. Hierzu Abbildung 41. Diese prächtige Erdorchidee des Tafelberges im Kapland ist trotz ihrer Schönheit leider selten in Kultur zu finden, das mag an der Seltenheit der Pflanzen liegen; um sie ihrer Heimat zu erhalten, war die Ausfuhrverboten. Die Lebenselement der Disa; hier fühlen sie sich wohl und sicher vor ihren Feinden, Trips, Milbe und rote Spinne. Dieses Ungeziefer richtet gewöhnlich die Pflanzen zugrunde. Später, wenn sich die Blütenstiele erheben, bringt man die Pflanzen in ein schattiges, luftiges Kalthaus, wo durch häufiges Spritzen und Feuchthalten der Um- Abb. 41. Disa grandiflora. wenigen eingeführten Pflanzen aber führten ein klägliches Dasein und krankten in einigen Jahren dahin. Die Bedingungen, unter denen Disa ge- deihen, sind in engere Grenzen ge- zogen, als es bei den meisten Pflanzen der Fall ist. Ein geeigneter Standort, der im Winter 6 bis 8° R. hält, der hell, gleichmässig feucht und kühl sein muss, so dass die Pflanzen stets mit leichtem Tau bedeckt sind, ist das gebung für gute und kühle Luft gesorgt wird. Sie blühen im Mai, Juni-Juli sehr prächtig rot. Kurz vor dem Aufblühen können die Pflanzen auch im Freien an passenden Stellen unter obigen Bedingungen untergebracht werden. Nach der Blüte sterben die Pflanzen langsam ab; es beginnt ihre Ruhezeit, in der sie trockner gehalten werden müssen. Eine neue sich vor- her im Erdreich gebildete Wurzelknolle Kleine Mitteilungen. 375 treibt aus und entwickelt die blühende Pflanze des nächsten Jahres. Dieser Zeitpunkt des Austreibens ist die Zeit des Verpflanzens. Grobe durchlassende Erde mit Sphagnum, Holzkohlen und Sand vermengt sagen ihnen zu. Disa grandiflora bringt meistens drei Blumen; andere, weniger schön- blühende Disa-Arten sind mehrblumig, auch leichter in der Kultur. Durch Kreuzung verschiedener Spezies hatte Herr Bornemann, Blankenburg, eine Reihe Sämlinge gezogen und sie blühend in der Sitzung des Gartenbau- vereins ausgestellt. Diese blühenden Sämlinge erinnern z. T. an grandiflora, sie sind aber vielblumiger als diese. Andere erinnern an racemosa mit karminlila Färbung und grossen Blumen. Jedenfalls sind dieseSämlinge ein schöner Erfolg, dessen sich Herr Bornemann freuen kann. In früheren Jahren habe ich auch viele Disa- Sämlinge gezogen; während meine Sämlinge der racemosa-Färbung zu- neigten, nähern sich die Bornemann- schen mehr der grandiflora-Farbe. Böhme, Kgl. Obergärtner. Die Louis van Houtte-Ehrung in Belgien. Am Sonntag, den 26. Juni wurde zur Erinnerung an den 100. Geburts- tag in Gentbrügge bei Gent (Belgien) das Andenken eines Mannes geehrt, welcher in der Entwicklung nicht nur des belgischen, sondern auch des internationalen Gartenbaues eine grosse Rolle gespielt hat. Es ist dies der Begründer der grossen gärtnerischen Firma Societe Anonyme Horticole Louis van Houtte Pere, namens Louis van Houtte, welcher am 29. Juni 1810 zu Ypern geboren und am 9. Mai 1876 in Gent verstorben ist. Trotzdem dieser Mann anfangs für einen anderen Beruf bestimmt und einige Zeit darin tätig gewesen war, hat in ihm doch die Liebe zur Natur, zu den Pflanzen und Blumen gesiegt. Wie sehr sich Louis van Houtte schon in der Jugend zu ihnen hingezogen fühlte, geht daraus hervor, dass er während des Besuches der Handels- hochschule zu Paris sich in den Mussestunden mit dem Studium der Pflanzen in dem Naturwissenschaft- lichen Museum beschäftigte. Nach Absolvierung dieser Schule trat er in das Bankfach ein, nahm im Jahre 1830, nachdem er in seine Vaterstadt zurück- gekehrt war, lebhaften Anteil an dem Ringen um die Unabhängigkeits- erklärung Belgiens und trat hierauf ins Finanzministerium ein. Nebenbei setzte er seine botanischen Studien mit grösstem Eifer fort. Bereits im Jahre 1832 gab er eine Monats- schrift „L'horticulture beige" heraus, die er schon nach viermonatlichem Bestehen zu vergrössern genötigt war und von da ab auch mit Tafeln und Abbildungen versah. Ein Jahr später, anno 1833, gab er seinen Dienst im Finanzministerium ganz auf und trat zum Gartenbaufach über, indem er in Brüssel ein Samen- und Pflanzengeschäft gründete. Doch alles das konnte diesen jungen und begeisterten Anhänger der Kinder Floras nicht vollauf befriedigen. Die Schilderungen derer, welche in den wilden Tropenwäldern herumgereist oder gar Pflanzen und Samen ge- sammelt hatten, erweckten in ihm das heisse Verlangen, selbst in die Urwälder hinauszuziehen, um die reich- haltigen Pflanzenschätze an Ort und Stelle aufzusuchen, auf ihren Wert hin zu prüfen und, wenn brauchbar, zu sammeln und nach Europa zu schicken. Dieser Wunsch des jungen van Houtte ging sehr schnell in Erfüllung, als ihm nach einjähriger Ehe plötzlich die Gattin durch den Tod entrissen wurde. Schon im Jahre 1834 sehen wir ihn auf einem Schiff unterwegs nach Rio de Janeiro, um Orchideen für den König Leopold sowie Samen und Pflanzen für den Botanischen Garten in Brüssel zu sammeln. Ferner hatte Louis van Houtte übernommen, dem dortigen Museum wertvolle Sachen zu überweisen. Mit unermüdlichem Eifer und selten zäher Ausdauer unternahm er von der eben genannten Küstenstadt aus mehrere Reisen in das Innere Brasiliens und überschritt verschiedene hohe Gebirge. Selbst die härtesten Strapazen und grossen Gefahren, denen er häufig beim Sammeln von Pflanzen usw. aus- gesetzt war, vermochten nicht seine Begeisterung für Natur und Pflanzen- welt zu schmälern. Im Gegenteil, sie 376 Kleine Mitteilungen. spornten ihn immer von neuem zu weiteren Unternehmungen an, und erst nach zwei Jahren entschloss er sich, nach Belgien zurückzukehren. Hier wurde ihm nach seiner An- kunft die Verwaltung des Brüsseler Botanischen Gartens übertragen, der zu damaliger Zeit von der Kgl. Garten- bau-Gesellschaft unterhalten wurde, und in dem man vorwiegend neu ein- geführte tropische Pflanzen erproben und vermehren wollte. Dieser Auf- gabe widmete sich Louis van Houtte mit grosser Liebe und Hingabe. Da ihm jedoch bei der Durchführung neuer Ideen von dem Verwaltungsrat Hindernisse in den Weg gelegt wurden, entschloss er sich bereits nach zwei Jahren kurzerhand, von seinem Posten zurückzutreten. Nachdem er sein Vorhaben, in England eine Gärtnerei zu gründen, aufgegeben hatte, führte ihn das Schick- sal mit Alexander Verschaffelt, einem der bedeutendsten Gärtner jener Zeit, zusammen. Von diesem erwarb van Houtte ein Stück Land, auf dem er den Grund zu seinem weltbekannten Unternehmen legte. Sehr schnell offen- barte sich, dass in dem begeisterten, fast schwärmerischen Naturfreund nicht bloss ein ausserordentlich tüchtiger Pflanzenkenner und Kultivateur, son- dern auch ein sehr gewiegter Kauf- mann steckte. Dafür sprach die Grosszügigkeit seines neu angelegten Unternehmens ein beredtes Zeugnis. Von den schönsten und seltensten Orchideen sowie Warmhauspflanzen, von den bekanntesten Kalthaus- und Freilandgewächsen sowie Bäumen und Sträuchern usw. war jede Pflanzen- gattung in ausserordentlicher Reich- haltigkeit in dem Betriebe Louis van Houttes vorzufinden. Sein Name war schnell in aller Welt bekanntgeworden, und unzählige Geschäftsverbindungen von nah und fern liefen bei ihm zu- sammen. So kam es, dass das Ge- schäft sich in kurzer Zeit zu einer erstaunlichen Grösse entfaltete. Louis van Houtte war es jedoch nicht bloss um die Kultur und Ver- breitung der Pflanzen zu tun, er widmete auch ihrer Benennung eine ganz besondere Sorgfalt, und diese wurde bald allgemein bekannt. Selbst von Seiten der belgischen Regierung wurden die Fähigkeiten van Houttes gebührend anerkannt und sein Unter- nehmen im Jahre 1849 zur Staats- gartenbauschule erhoben, während er zum Direktor derselben ernannt wurde. Es ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er auch in wissenschaftlicher Beziehung vollkommen auf der Höhe der damaligen Zeit stand. War auch das ganze Denken und Trachten von Louis van Houtte haupt- sächlich auf sein Unternehmen ge- richtet, so blieb ihm doch immer noch genügend Zeit übrig, nach aussen hin dem Gärtnerberufe fördernd zur Seite zu stehen. Und seiner unermüdlichen Arbeit ist es mit zu verdanken, dass der Gartenbau in Belgien heute auf einer solchen Höhe steht, die von Seiten der belgischen Regierung richtig eingeschätzt wurde und der Gärtnerei eine besondere Stellung einräumte. Allgemein und gross war daher die Trauer, als Louis van Houtte im Jahre 1876 die Augen für immer schloss. Er ist aber nicht vergessen ; das beweisen die feierlichen Ver- anstaltungen, die, wie anfangs erwähnt, am 26. Juni in Gentbrügge ihm zu Ehren arrangiert worden waren. Eine grosse Menge, besonders Vertreter aus der Gärtnerwelt, Botaniker wie auch Abordnungen von seiten der Regierung und anderer Körperschaften, hatte sich in dem festlich geschmückten Orte an diesem Tage versammelt. Unter anderem war ein imposanter Festzug veranstaltet worden, in dem auf einzelnen Wagen bestimmte Tat- sachen aus dem Leben des berühmten Mannes bildlich dargestellt waren. In einer Ausstellung wurden sämtliche Pflanzen vereinigt, die von Louis van Houtte eingeführt und so dem heutigen Gartenbau zugänglich gemacht worden sind, während in einer Festschrift auf das Leben und Wirken dieses un- ermüdlichen Forschers näher ein- gegangen worden ist. Auch bei dem glänzenden Festmahl wurden ver- schiedentlich die Verdienste Louis van Houttes hochgehoben und darauf hingewiesen, was ihm die gesamte Gärtnerwelt, speziell die seines engeren Vaterlandes, zu verdanken habe. Sein Name wird mit dem Gartenbau für alle Zeiten auf das engste verknüpft sein. St R. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. IX Äntilausin bestesunschädl.Mitbl geg. Ungeziefer an Pflanzen, Obstbäumen, Palmen usw. Prosp. gratis. Probe (lasche franko 1 M. Anti-Kompanie, Hamburg 37. Bambus für Spalier, Laub«n, Beerenobat, Rosen. Dahlien, Pflanzen. Russ. Bastmatten, Zier- und Garten-Muscheln. Rohr- u.Kokos-Baumbändar SjSES: 50 kg loukgbr. 19.— 37.- M. 40.— 75.— M. 10.— 19.— M. 15.— 57.50 M. Preise für 1 Postp. Beste Kokosstricke 2.25 Edeiraffiabast 4.50 Feinstes Zierkorkholz 1.50 Beste russ. Birkenrinde 2.25 crtDtznerllaclif^ Import Bergedorf 30(Hamb.B) Herzog's .Athlet"- Stahl-Wind turbine Ist die beste der Welt! Gold. u. silb. Med. Patente im In- u. Ausland. Katalog, Anschlag.örtliche Besichtig. kostenlos. Unubertroff. z.Wasserförd., Betreib. landwirt. Maschinen, Erzeug, von Elektriz. usw. 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Als Ausputz für die grünen Tannen- und Koniferenkränze werden hauptsächlich gewachste Papierblumen, wie Kamelien, Chrysanthemen, Dahlien, Rosen usw. verwendet. Die Industrie in der Fabrikation dieser mitunter sehr hübschen Blumen ist zurzeit auf der Höhe, und ihre leichte Verwendung verdrängt viele gärt- nerische Produkte, die sich weniger leicht verarbeiten lassen, aus dem Handel. Gemüse. Ueber den Stand und die Geschäftsergebnisse des Berliner Gemüsebaus im Jahre 1909 ist leider nur wenig Gutes mitzuteilen. Infolge des strengen Winters waren Spinat und sonstiges Wintergemüse total erfroren. Die Früh- jahrswitterung war ganz besonders ungünstig. Sämtliche frühen Landgemüse kamen um drei Wochen später als in normalen Jahren zur Entwicklung, wo- durch zum grössten Teil erhebliche Ausfälle in den Einnahmen entstanden. Auf solche Weise verlorene drei Wochen sind im Gemüsebau durch nichts einzuholen. Es kommt hinzu, dass dann bei der einsetzenden Wärme die durch Kälte zurückgehaltenen Gemüse nun auf einmal zu gleicher Zeit zum Verkauf stehen und eine wahre Ueberfüllung des Marktes hervorrufen. Das Gedeihen der Gemüse war durchschnittlich gut, und daher das Angebot die Nachfrage übersteigend. Besonders war Kohl schwer und immer nur zu wenig befriedigenden Preisen verkäuflich. Bohnen waren während der Hoch- saison mit 2 — 3 M. pro Zentner schwer unterzubringen. Tomaten litten durch die Kälte während des Fruchtansetzens und gingen meistens an schädigenden Pilzen zugrunde. Besonders schwer zu verkaufen war Blumenkohl, da die klimatisch günstiger gelegenen Länder ihn hier in Berlin das ganze Jahr hin- durch zu den billigsten Preisen verkaufen. Sellerie, Porree und Wurzeln erster Qualität fanden zu guten Preisen Abnehmer. Die Preise für Mohrrüben gehen andauernd zurück, da jetzt schon die grösseren Güter in der Umgebung von Berlin statt Getreide- eigene Mohrrübenzucht betreiben. Frühe Kartoffeln, lange weisse und Rosen-Kartoffeln waren einigermassen gut verkäuflich. Handel mit Obst. Die Ernte in Sommerobst kann man im allgemeinen als günstig be- zeichnen, doch hatten einzelne Sorten Früchte, wie Erdbeeren und Kirschen, während der Reife sehr unter dem anhaltenden Regen zu leiden. Namentlich wurde die Kirschenernte zum grossen Teil vernichtet, beziehungsweise die Qualität der Kirschen minderwertig. — Dadurch wurde Italien, das eine ganz enorme Kirschenernte hatte, in die Lage gesetzt, grosse Quantitäten auf den Berliner Markt zu werfen; der Import von italienischen Kirschen dauerte einen Monat länger als in den Vorjahren. In Erdbeeren gab es eine reich- Die Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1909. 385 liehe Ernte, doch wurde sie auch infolge anhaltenden Regenwetters sowohl an Quantität als an Qualität verringert. Die Preise hielten sich auf der Basis der Vorjahre. Holländische Erdbeeren hatten unter Witterungsunbilden stark zu leiden und kamen bedeutend weniger an den Berliner Markt als im Vor- jahre. Die Preise waren dafür auch entsprechend höher. Durch das Fehlen der holländischen Provenienz kam Frankreich in die Lage, grosse Quantitäten Erdbeeren nach Berlin zu senden; die Preise dafür waren die gleichen wie im vorigen Jahre. Von anderen Frühobstsorten, namentlich Früh-Birnen und Früh-Aepfeln, hatten Tirol und Italien eine sehr reichliche Ernte; der Berliner Markt wurde fast ausschliesslich vom Ausland beherrscht. In Pflaumen, Birnen und Früh-Aepfeln waren die Ankünfte in Berlin ganz enorm, die Preise reichten infolgedessen nicht an die vorjährigen heran. Die Zufuhren über- stiegen die vorjährigen um das Doppelte. Auch von italienischen Tafeltrauben war der Berliner Markt überfüllt und die Preise infolgedessen sehr gedrückt, so dass die italienischen Lieferanten ihre Rechnung nicht gefunden haben ; dazu kam noch, dass ein grosser Teil der Traubensendungen havariert eintraf. Während der Weinlese hatte es in Italien fortwährend geregnet, und die Halt- barkeit der Trauben wurde dadurch sehr beeinträchtigt. — Im allgemeinen war der Berliner Markt stark über Bedarf versorgt, und Produzenten und Händler haben auch in diesem Jahr wieder grosse Summen verloren. Deutschland hatte eine sehr geringe Ernte an Aepfeln, ebenso das be- nachbarte Böhmen und Steiermark. Diese letzten beiden Produktionsländer, die im letzten Jahre den Berliner Markt versorgten, waren in diesem Jahr gezwungen, selbst Obst aus Italien zu importieren. Der Berliner Markt war ganz auf italienische Aepfel angewiesen. Dort gab es eine noch nie dage- wesene Apfelernte in Qualität und Quantität. Ebenso gross war die Ernte in Tirol. Auch aus diesem Lande wurden sehr viele Aepfel nach Berlin geliefert. Da auch Frankreich eine sehr schwache Ernte hatte, so waren die Preise für Aepfel um zirka 5 — 6 M. pro 100 kg höher als im Vorjahre. — Die Preise waren für die Spekulation zu hoch, und infolgedessen wurden geringere Quantitäten in Berlin eingelagert als gewöhnlich. Bis März wurde der Berliner Markt ausschliesslich mit neuen italienischen Zufuhren versorgt, und die Preise zogen abermals um 2 — 3 M. pro 100 kg an. Der Bedarf im April dürfte auch zum grössten Teil durch neue Zufuhren aus demselben Lande gedeckt werden, obgleich schon im April grössere Sendungen neuer Provenienzen aus Australien zu erwarten sind. — Im allgemeinen war das Herbst- und Wintergeschäft sowohl für die Händler als auch für die Produzenten befriedigend. Böhmen hatte eine sehr reichliche Ernte in Birnen. Die Einkaufspreise waren niedrig, die Qualität gut, so dass nach Berlin ungeheure Mengen geliefert wurden; der Vorrat von Birnen ist so reichlich, dass Berlin noch bis zum späten Winter hinein mit guten Birnen zu billigen Preisen versorgt ist. 5. Kartoffeln. Zu Beginn des Jahres herrschte auf dem Berliner Engros-Markt für Kartoffeln eine lebhafte Nachfrage. Die seit Weihnachten 1909 eingetretene Kälte hatte die wesentlichen Zufuhren abgeschnitten; da namentlich die ein- gekellerten Wintervorräte auch nur klein waren, so entwickelte sich gleich ein lebhaftes Geschäft bei festen Preisen. Da die Witterung mit kurzen 386 Oie Lage der Kunst- und Handelsgärtnerei in Berlin im Jahre 1909. Unterbrechungen stets kalt blieb, so war im Februar und März die Ware knapp und die Preise stiegen. Die für Berlin am meisten verlangte Sorte, die rote Daber, kostete Anfang Januar ab Berliner Bahnhöfen 64 bis 66 M. pro 24 Ztr., stieg aber Mitte März auf 82 bis 84 Mk. ab Bahn. Durch die lange anhaltende, kalte Temperatur hielten die Besitzer mit dem Verkauf zurück, so dass bis Ende März zeitweise Mangel an guter Ware eintrat. Die Kartoffelgrosshändler hatten zeitweise grossen Schaden, da die wiederholten Petitionen um beschleunigte Beförderung der Kartoffeln nicht berücksichtigt wurden. Die Kartoffeln erlitten häufig durch längeres Ausbleiben grossen Frostschaden und waren dadurch nur mit grösseren Verlusten zu verwerten. Anfang April, bei Eintritt des Frühjahrswetters, änderte sich die Kon- junktur. Die Besitzer kamen nun mit der lange zurückgehaltenen Ware heraus, und der Markt wurde überschüttet, so dass die Preise bis auf etwa 66 M. pro 24 Ztr. für Daber-Speisekartoffeln ab Bahn zurückgingen. Es stellte sich heraus, dass doch mehr Ware vorhanden war, als vorher angenommen wurde. Das Geschäft war von Anfang April bis Mitte Mai sehr flau, besserte sich dann aber, da namentlich Rheinland und Westfalen als Käufer auftraten. Die Preise gingen wieder wesentlich in die Höhe, das Geschäft blieb bis zum Schluss der Saison, Anfang Juli, sehr lebhaft. Das Geschäft in neuen Malta- und Italiener-Kartoffeln begann auch sehr spät zu hohen Preisen. Die Bezüge, die in anderen Jahren Ende April er- folgten, begannen in diesem Jahre erst Mitte Mai. Die Zufuhren waren auch wesentlich kleiner als in früheren Jahren. Da die Preise zu hoch waren, so war auch der Absatz klein und das Geschäft schwach. Mit ungarischen frühen Rosenkartoffeln haben die Importeure ein sehr schlechtes Geschäft gemacht und viel Geld verloren. Die Ernte in Ungarn war gering, deshalb waren die Preise für Berlin viel zu hoch. Das dritte Quartal Juli bis September bringt für den Berliner Kartoffel- grosshandel stets ein schlechtes Geschäft, da der grösste Bedarf durch die Besitzer der Umgegend von Berlin gedeckt wird. Die Ernte war gut und der Markt hierdurch stets überfüllt bei billigen Preisen. Die Zufuhren per Bahn, die namentlich aus der Magdeburger Gegend erfolgen, waren für die Händler nur verlustbringend. Sie waren auch wesentlich kleiner als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Das vierte Quartal Oktober-Dezember brachte wie alljährlich ein flottes Geschäft. Da zu dieser Zeit jeder Händler seinen Winterbedarf deckt, so blieb die Nachfrage im Monat Oktober und November sehr stark, und die Preise zogen langsam an. Anfang Oktober kosteten gute Daber-Speisekartoffeln etwa 46 M. pro 24 Ztr. ab Berliner Bahnhöfen, Ende Dezember dagegen etwa 56 M. Die grössten Zufuhren erfolgten stets auf dem Ostbahnhof, Nordbahnhof und Hamburg-Lehrter Bahnhof. Die Ernte pro 1909 ist als sehr gut zu bezeichnen; die Preise sind nur durch sehr grosse Käufe der Stärkefabriken gehalten worden. Aus Japan. 387 Aus Japan. Im Anschluss an den Vortrag, den Herr Alfred Unger, Heidelberg, im März dieses Jahres über „Japan und die Flora des Landes" gehalten hat und mit guten Lichtbildern erläutert hatte, gehen uns noch nachstehende Mit- teilungen mit Abbildungen zu. Mortis alba L. Der Maulbeerbaum oder besser gesagt Maulbeerstrauch, der in Japan meist nur in Strauchform gezogen wird, besitzt unansehnliche, monözische Blumen. Die männlichen stehen in Kätzchen, die weiblichen meist in Abb. 42. Aus Japan. Feld von Morus alba L. im Winter. kugeligen Häufchen. Diese wachsen sich später zu einer fleischigen, beeren- artigen Sammelfrucht aus. Die Blätter des weissfrüchtigen Maulbeerbaums, Morus alba, bilden die hauptsächlichste Nahrung der echten Seidenraupe (Bombyx mori). Er wird in ganz Japan, wo es sich nur irgend erreichen lässt, angebaut. Für unsere Breiten wird er wenig verwendet, da er bei harten Wintern leicht unter Frost leidet. Hierin ist auch der Hauptgrund zu suchen, dass die Zucht der Seidenraupe bei uns nicht recht gedeihen will. Der Versand von Rohseide aus Japan ist ganz ausserordentlich. i Die Statistik weist nach, dass dort mehr als 2xl-> Millionen Familien mit der Kultur des Maulbeerbaumes und der Zucht der Seidenraupe beschäftigt sind. Nicht weniger als 418 000 Fabrikanten von Rohseide exportieren im Jahre gegen 120 000 000 Kin (60 kg = 100 Kin). 388 Aus Japan. Larix leptolepis Mtirray, Japanische Lärche. Dieser grosse und schöne Baum mit seinen wagerechten oder über- hängenden Aesten und seinen gelb- bis rotbraun gefärbten glänzenden jungen Zweigen stammt von der Insel Hondo von 35 — 38 n. Br., weiter nördlich kommt er nur kultiviert vor. Die bis 35 mm langen stumpfen und weichen Blätter sind unterseits mit zwei bläulichweissen Streifen versehen. Der Zapfen wird 3,5 cm lang und ist eiförmig bis eilänglich. Der Baum erreicht eine Höhe bis 30 m. In Japan gedeiht er auf Gebirgszügen von 1500 — 2000 Fuss hoch. Namentlich findet man ihn am Fujiyama im Nikko-Gebirge und seinem noch häufig in Tätigkeit tretenden Vulkan. Abb. 43. Aus Japan. Leute mit dem Sammeln von Larix leptolepis-Samen beschäftigt. Im Hintergrunde der Berg Fujiyama, der höchste Berg Japans. 3745 m hoch. Larix leptolepis ist ein raschwüchsiger Baum, der allen schädlichen Insekten guten Widerstand leistet. Der Baum liefert ein ausgezeichnetes Nutzholz, das zum Schiffsbau ausgedehnte Verwendung findet. In neuerer Zeit werden alljährlich grosse Mengen des besten Samens nach Europa aus- geführt und finden besonders in Schottland, England aber auch in Skan- dinavien, Deutschland und Oesterreich-Ungarn weite Verbreitung. Die Lilien in Japan. Die Kultur der Lilien hat sich in Japan in den letzten Jahren aus ganz kleinen Anfängen zu einer regelrechten grossen Industrie entwickelt, so dass heutzutage jährlich Millionen von Lilienzwiebeln ausgeführt werden. Am Aus Japan. 389 meisten angebaut wird Lilium longiflorum Thunb., die bis 40 cm hoch wird, und deren Stengel mit zwei bis drei weissen, sehr wohlriechenden, trichterförmigen Blumen besetzt ist. Die Blumen haben 10 — 12 cm lange Röhren und an der Spitze ausgebreitete und zurückgebogene Blumenblätter. Sie sind gegen Frost und Feuchtigkeit ziemlich empfindlich und deshalb in rauheren Klimaten durch trockenes Laub und Strohdecken zu schützen. Aber auch ungezählte Varietäten von Lilium longjflorum finden in Japan ihre Lieb- haber. Der Hauptmarkt für die Lilien ist London, ihm folgen New York und Hamburg. Die Varietät gi gante um dürfte am meisten geschätzt sein. Sie Abb. 44. Aus Japan. Feld von Lilium longiflorum formosum auf der Insel Amami Oshima. unterscheidet sich von allen anderen leicht durch die dunkle Färbung der Stiele. Sie lässt sich erfolgreich im Kühlraum aufbewahren, wächst sehr gleichmässig und hat fast keinen Ausfall kranker Zwiebeln. Eine neuere Varietät, die sich durch Frühernte, rasches Wachstum, grossen Blütenreichtum und starke, schöne Blüten auszeichnet, ist Lilium formosum Bak., welche von der Insel Formosa stammt. Ihr Stengel wird 70—100 cm hoch, ist schlank, grün, etwas purpurn angelaufen und besitzt zahlreiche lange Blätter. Die Blüten am Ende des Stengels sind 14—18 cm lang. Die Kronenkelchblätter sind im Innern schneeweiss, aussen mit einem rötlichen Mittelnerv. 390 Wasserwirtschaft und Stromästhetik II. Wasserwirtschaft und Stromästhetik II. Von Dr. Heinrich Pudor. Wir wollen nun noch einige Richtlinien für die ästhetische Behandlung der Stromufer aufstellen. Ein unbebautes Ufer ohne Bäume wirkt immer er- nüchternd und zwar desto mehr, je breiter einerseits der Strom und je flacher das Ufergelände ist. Abhelfen lässt sich dem einmal durch Anpflanzen von Bäumen, von denen namentlich Erlen, Espen, Pappeln, auch Birken in Betracht kommen, ausserdem die meisten hängend zu ziehenden Bäume, also Abb. 45. Aus Japan. Versandhaus in Jokohama (Japan). Die Frauen sind damit beschäftigt, die Zwiebeln der Lilium auratum mit Erdbällen für den Versand nach Europa zu umhüllen. — Zum Artikel auf voriger Seite. Weiden, Birken, unter Umständen auch Eschen und Buchen. Bei der An- pflanzung muss die Richtung stets parallel dem Strome genommen werden. Nadelhölzer lassen sich nur in grösseren Gruppen verwenden und geben der Stromlandschaft stets einen schwermütigen Charakter. Wo der Boden zu Nadelholzpflanzungen einladet, wird man mit grösstem Erfolge Rhododendren und Azaleen pflanzen können. Auch von Seeufern gilt dies — im kleinen hat man es im neuen Botanischen Garten Berlin-Dahlem getan. Weiter lassen sich am Ufer, der Richtung des Stromes folgend, girlandenartig von Baum zu Baum gezogene1) Schlinggewächse, vor allem wilder Wein und !) Auch für die Strassen der Städte warm zu empfehlen. Wasserwirtschaft und Stromästhetik II. 391 Efeupflanzen, am Rhein natürlich edler Wein. An landschaftlich besonders schönen Orten oder innerhalb und in der Nähe der Städte, die der Strom durchfliesst, werden an den Böschungen Blumenterrassen — übrigens auch an Seeufern — den landschaftlichen Reiz des Stromes und Ufers erhöhen. Handelt es sich um breite Ströme, so muss man, zumal wenn die Ufer flach sind, einigermassen monumentale Wirkungen anzustreben suchen, einmal durch Laubengänge, auf monumental gehaltenem Unterbau, z. B. in unmittel- barer Nähe von Brücken, wo auch Säulenarkaden mit Blumenterrassen am Platze sind. Biegungen des Stromlaufs werden am Ufer passend durch Türme oder Bogen betont, welche, falls das Gelände hügelig ist, auf Vor- bergen Platz finden, wie wir sie z. B. am Rhein bei Spay, Solzig, St. Goar, Oberwesel und Bingen finden. Auch die malerische Burg Drachenfels am Rhein, die die natürliche Steinformation des Berges fortsetzt und krönt, sei erwähnt. Denn darauf muss natürlich immer Rücksicht genommen werden, dass Charakter und Grösse der Bebauung dem Charakter des Stromes und seiner Ufer entspricht. Und immer muss eine solche Burg, Turm, Kolonnade oder dergleichen so angelegt werden, dass sie wie natürlich aus dem Berge oder Fels herauszuwachsen scheinen. Dafür hatte König Ludwig IL ein feines Verständnis. Und das Gleiche gilt eben von allen Schlössern und Burgen auf Bergen, die der Grösse und Formation des Berges entsprechen müssen. Auch Denkmäler kommen hierfür in Betracht. Das Niederwalddenkmal bedeutet in dieser Beziehung in ebensoweit ein Beispiel, wie man es nicht machen soll, als das neue Kaiser Wilhelm-Denkmal in Koblenz ein rühmens- wertes Beispiel bildet. Bisher ist im allgemeinen in der Richtung einer praktischen Strom- ästhetik so gut wie nichts getan worden. Namentlich da, wo das Ufergelände von Natur keine Reize bietet, hat man alles versäumt. Man sehe sich z. B. die Uferbebauung in unmittelbarer Nähe von Köln und Düsseldorf an. Der herrliche Rheinstrom bietet hier ein absolut nüchternes Bild. Und ähnlich in fast allen anderen Fällen. Auch das Alsterbassin in Hamburg könnte landschaftlich-ästhetisch ganz anders ausgenutzt werden. Natürliche Beispiele, wie man es machen soll, bietet der Genfer See, besonders die Rousseau-Insel, Beispiele künstlicher Anlegung das Heidelberger Schloss am Neckar, die Brühische Terrasse in Dresden (die heutige Bebauung derselben nur zum Teil rühmenswert), der Herta-See in der Villenkolonie Grunewald bei Berlin, die Strandstrasse in Nizza, Monte Carlo, und Rio Janeiro, im Norden Plymouth und Edinbourgh. Weitere natürliche Beispiele reizvollen See- gestades bietet in Hülle und Fülle die Riviera zwischen Genua und Nizza, im Norden die sogenannte dänische Riviera, in England Brighton und Scarborough. Gute Beispiele, wie man im bescheidenen Masse ästhetische Wirkungen an Ufergeländen erzielen kann, finden sich zahlreiche in Thüringen. Im allgemeinen muss wiederholt gesagt werden, dass man, namentlich soweit grössere Flüsse und Städte in Betracht kommen, die Forderungen der Strom- ästhetik nicht genügend berücksichtigt hat. 392 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Blumen-, Gemüse- und Liebhaber-Ausschusses am Montag den 8. August 1910. 1. Das Protokoll vom 25. Juli wird verlesen und genehmigt. 2. Gemüse-Ausstellung. a) Zur Vorlegung kommt der erste Andruck des von Herrn Diekmann entworfenen Ausstellungs - Plakates. Wegen einer wirkungsvolleren Ver- teilung der notwendigen Beschriftung werden verschiedene Wünsche ge- äussert. Vor allem soll darauf geachtet werden, dass die Grösse der Schrift im richtigen Verhältniss zu der Figur steht, und nur das wirklich Erforderliche in übersichtlicher Form zum Ausdruck kommt. Es wird eine Kommission aus den Herren Bluth, Diekmann, Loock und Braun gewählt, welche die Ausführung der sämtlichen gefassten Beschlüsse zu überwachen hat. b) Säulenanschläge sollen in Berlin und den Vororten an folgenden Tagen vorgenommen werden: Donnerstag den 22. September, Sonntag, den 25. September, sowie an allen vier Ausstellungstagen, d. h. vom Donnerstag, den 29. Sep- tember bis einschliesslich Sonntag, den 2. Oktober. In Berlin und den Vororten sollen Anschlagsäulen mit besonderer Rück- sicht auf die eigentlichen Verkehrs- strassen und Knotenpunkte(Alexander- platz, Lützowplatz usw.) beklebt werden. Herr Brodersen empfiehlt, in den Laubenkolonien Plakate anzuschlagen und für einen reichen Besuch von dieser Seite Sorge zu tragen. Ein Anschlag an den Bahnhöfen wird als zu teuer und nicht recht wirkungsvoll abgelehnt. Eine allgemeine Verteilung an Blumengeschäftsinhaber ist nicht gut durchführbar. Sie soll in kleinerem Masse, besonders bei Mitgliedern, stattfinden. Herr Swoboda empfiehlt, Dienst- männer mit Plakaten auf dem Rücken und vor der Brust durch die Strassen patrouillieren zu lassen. Auch wird die Herstellung eines Reklame- Gemüsewagens für eine Umfahrt in Berlin und den Vororten für zweck- dienlich gehalten. c) Die Abhaltung von Musik wäh- rend der Ausstellungstage wird für empfehlenswert gehalten. Sie würde sich unter Benutzung der Hauskapelle auf 50 Mark in der Woche und 150 Mark am Sonntag stellen, in Summa 300 Mark. Da Musik für die Sesshaftigkeit der Besucher und den Restaurations- betrieb von gutem Einfluss ist, soll der Wirt angehalten werden, beizu- steuern oder das erforderliche Licht während der Ausstellungszeit unent- geltlich zu liefern. Herr Loock soll gebeten werden, diese Angelegenheit in persönlicher Verhandlung mit Herrn Scholz zu regeln. Ueber die allgemeine Dekoration trägt Herr Diekmann im Anschluss an einen Grundriss des Lokales Ein- zelheiten vor. Die Dekoration soll möglichst mit grünem Material erfolgen. Dem Ordner soll in dieser Sache möglichst freie Hand gelassen werden. Ihm wird anheimgestellt, sich mit geeigneten Firmen dieserhalb in Ver- bindung zu setzen. Der Aufbau im einzelnen soll ebenfalls nach Möglichkeit dekorativ gestaltet werden, so dass Herbstblumen hierbei Verwendung finden können. Für die vorhandenen Masten soll ein einfaches, aber grosses Plakat her- gestellt werden. e) Ueber die bisher erfolgte Propa- ganda in Fach- u. politischen Zeitungen sowie über die Versendung des Pro- gramms usw. gibt der Generalsekretär nähere Auskunft. Herr Garteninspektor Amelung soll um weitere Grundlagen für Zeitungs- artikel gebeten werden. f) Die Finanzierung der Ausstellung soll dergestalt erfolgen, dass es dem Gemüse-Ausschuss überlassen bleibt, Ausgaben bis zu der Höhe von 4000 Mark im Interesse der Aus- stellung anzuweisen. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 393 3. Das Kalisyndikat in Stassfurt ist bereit, Proben ihrer Düngungs- versuche vorzuführen, wenn Vor- kehrungen getroffen werden, dass die verschiedenen Gemüseproben tafel- fertig zubereitet und an die Ausstel- lungsbesucher verabreicht werden können. Ausflug nach unserem Versuchs- felde in Blankenburg (Mark) am 11. August 1910. Wenn auch hin und wieder von dem Leiter unseres Versuchsfeldes, Herrn Hoflieferant J. Klar, einige Neuheiten von Pflanzen dem Verein vorgeführt und besprochen werden, so bekommt man doch erst ein richtiges Bild, wenn man den Charakter derselben am Ort der Kultur studieren kann. Leider war die Zahl der Teilnehmer an dem Ausflug gering, da viele Kollegen verreist, teils auch wohl in ihrem Wirkungskreis aus verschiedenen Gründen unabkömmlich waren. Ich möchte aber nicht verfehlen, als Be- richterstatter darauf hinzuweisen, dass es geradezu eine Notwendigkeit ist, wenn Fachgenossen wie Liebhaber Neuheiten besichtigen und beurteilen, sowie neue Eindrücke ausserhalb ihres engeren Schaffenskreises in sich auf- nehmen. Es liegt dies meines Er- achtens nicht nur im Interesse des heimischen Gartenbaues, sondern auch, von einer höheren Warte aus be- trachtet, im Interesse des nationalen Wohles. Ich denke, wir müssen alle im Verein danach streben, uns bei unserer hochentwickelten Kultur, bei der immer mehr zunehmenden In- telligenz derGärtner,freizumachen vom Auslande, und unseren deutschen N eu zu chtu ngen mehr Beachtung zu schenken. Wer mit geübtem Blick in den letzten zehn Jahren die Neu- züchtungen und Neueinführungen in Obst, Gemüse und Blumen beobachtet hat, muss erkennen, dass wir in jeder Hinsicht Vorzügliches für alle Zwecke haben. Die Hauptsache scheint mir jetzt zu sein, dass wir das Vorzügliche, das wir jetzt haben, rein in Sorten durch strenge Zuchtwahl er- halten.— Eine aufmerksame Besich- tigung von Versuchskulturen bietet in dieser Hinsicht recht viel Lehrreiches. Die Teilnehmer des Ausfluges wurden von Herrn städtischen Garten- inspektor Mende, als sorgsamen Guts- vorsteher des Rieselgutes Blankenburg, am Bahnhof freundlichst empfangen. Zunächst galt unser Interesse dem Quartier, das die Stadt Berlin dem „Verein zur Beförderung des Garten- baues" zu Versuchszwecken zur Ver- fügung gestellt hat, wobei Herr Klar die nähere Erläuterung übernahm. In der Hauptsache sei folgendes hervorgehoben: Das im vorigen Jahre angebaute Helianthi-Gemüse hat sich auf dem Beete stark vermehrt, und bildet das etwa 2 m hohe hart- stengelige Kraut eine dichte Hecke. Grosse Dimension zeigt der „Riesen- kopfkohl von Tacaronte" zunächst im Blattwerk; es bleibt abzuwarten, wie er sich zum Herbst als Kopf schliessen wird. Die neue Stangenbohne „Zep- pelin" zeigte riesig lange und breite Hülsen; ihr Wuchs war aber recht massig, auch scheint sie etwas empfind- lich zu sein. Indessen ist es nicht ausgeschlossen, dass sie sich hiernach und nach akklimatisiert und besonders in trockneren Jahren im allgemeinen besser wird. Ich erinnere dabei an die Buschbohne „Kaiser Wilhelm", die jetzt auch schon widerstandsfähiger ist, als sie Vorjahren als Neuheit war. Die neue Impatiens Oliveri hat einen kräftigen aufrechten Wuchs; die Blumen, von denen die ersten gerade erblüht waren, sind lila. Ob sie sich über dem kräftigen Laube präsen- tieren werden, muss erst die weitere Entwicklung lehren. Impatiens Holstii nana hat einen fast kriechenden Wuchs; die Blumen sind scharlachrot. Lebhaft kritisiert wurden die neuen Varietäten von Zinnia Haageana. Sie sind vorwiegend zweifarbig und noch nicht konstant aus Samen. Jedoch hat es den Anschein, als wenn sie bei strenger Farbenwahl und sorg- fältiger Züchtung noch eine gute Zu- kunft als Gruppenpflanze haben. Beachtung verdient auch die neue Petunie „Gotekind", die gefüllt sein soll. Die einfachen waren aber überwiegend vorhanden und sahen bei niedrigem Wuchs und zartrosa Färbung 394 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. der grossen, zum Teil gefransten Blumen besser aus als die gefüllten. Eine gute Schnittblume ist die neue Nizzaer Winterlevkoie „Abun- dantia". Sie ist mattlila. Leider waren die einfachen noch in der Mehr- zahl. Indessen habe ich schon recht geschmackvoll gebundene Blumen- stücke aus einfachen Levkoien gesehen! Als eine recht dankbare Komposite zeigte sich das dunkel-orangefarbig blühende Cosmidium Burrid- geanum, das auch alle Eigenschaften einer Schnittblume hat. Reseda odorata „weisser Goliath" zeigt wohl dicke, kräftige Rispen, doch wirkt er nicht so gut, wie der „Machet". Recht rein und konstant präsen- tierte sich die Sommer- Levkoie „Bismarck". Die Blumen sind cremefarbig. Das Beet zeichnete sich durch einen hohen Prozentsatz gefüllter Blumen aus. Ueber Viola cornuta „Bürger- meister Reicke", welche hier zum Versuch angepflanzt worden war, lässt sich in der Farbenwirkung noch kein Urteil fällen. Jedenfalls zeigt sie einen niedrigen Wuchs und Reich- blütigkeit. Die helleren Fliederfarben dürften aber auf grossen Beeten besser wirken, als die dunklen. Von andern Sachen wie Salvien, Astern usw. lässt sich zurzeit noch nichts berichten, da diese erst später zur besseren Entwicklung kommen. Zunächst labten wir uns nach ernster Diskutierung im Ortsrestaurant an einer Tasse Kaffee und begaben uns unter Führung des Herrn Mende nach dem Formobstgarten der Heim- stätte. Auf dem Wege dahin fesselte uns die Hausbekleidung (4 Fenster Front) des Eigentümers Otto Neubauer. Sie bestand aus blauen grossblumigen Clematis, wohl der Jackmanni-Klasse angehörend, aber in einer solchen Fülle und Grösse der Blumen, wie man es wohl selten findet. Der gelb- liche Wandanstrich des Hauses erhöhte noch die Wirkung der Blumen, so dass ich jedem Besucher Blankenburgs die Besichtigung empfehlen möchte. Ferner fiel im Gutsgarten der städtischen Heimstätte ein Beet mit Dahlien auf, die von Herrn Garten- inspektor Mende als »Landrat Dr. Scheif" benannt wurde. Die Blumen sind terrakottafarbig, mittelgross und stehen aufrecht über dem Laube. Im grünen Rasen hob sich das Beet von der hellen Mauer im Hintergrunde wirkungsvoll ab. Im musterhaft gepflegten Formobst- garten führte uns Herr Mende reich- tragende Birnen vor. Am aufrechten Kordon waren gut Williams Christbirne, Gute Luise v. Avranches und Josephine von Mecheln, letztere verlangt einen langen Schnitt, da sie häufig an den Spitzen blüht und fruchtet. Einen geradezu überwältigenden Anblick bot das Birnenpyramiden- Quartier dar. Die Birnensorten sind sämtlich auf Quitten veredelt. Die Fruchtruten der 2 — 3 m hohen Pyra- miden waren geradezu mit grossen köstlichen Birnen bedeckt. Besonders sind als reichtragend hervorzuheben: Dr. Guyot, Gellerts-, Amanlis und Blumen bachs-Butter- birne, sowie Köstliche von Char- neu. Erstere reift schon Ende August. Auch die Hochstämme von Birnen, die wir später im Heim- garten besichtigten, zeigten reichen Fruchtbehang. Es sind dieses nach- benannte Sorten : Juli-Dechantsbirne, Deutsche Nati onal- Bergam otte, Minister Doktor Lucius, Graf Moltke, Williams Christbirne, Punk- tierterter Sommerdorn, Gute Luise v. Avranches, Stuttgarter Gaishirtel, Hof ratsbi rne, Boscs Flaschenbirne, Neue Poiteau und Pastorenbirne. Von Hochstamm- äpfeln trägt reich der Charlamowski. Auf dem Versuchsfeld der Heim- stätte bewunderten wir dann noch die in guter Kultur befindlichen neueren Sommerblumen und Stauden. Von diesen sind besonders hervorzuheben: Eine Mischung Nizzaer Lev- koien, wobei eine lilafarbene von Herrn Mende als besonders dekorativ für Zimmer bezeichnet wurde. Ein ganzes Beet prangte in satter Apfel- blütenfarbe als die „Schöne von Nizza". Ferner nenne ich noch die sich durch prächtigen Flor auszeichnenden Zinnia hybrida, Scabiosa pur- purea, Straussenfeder-Ast ern Kleine Mitteilungen. 395 wohlriechende Wicken und Core- opsis bicolor. Letztere zeichneten sich durch kompakten Wuchs und einige durch braune Blüten aus. Sehr ansprechend waren ein Sor- timent Phlox decussata in neuen Farben und niedrigem Wuchs sowie neuere Dahlien. Ausserdem fiel ein Rittersporn durch grosse blaue Blumen auf; er heisst Delphinium hybr. „King of Delphinium". Befriedigt von dem Geschauten, nahmen wir von Blankenburg und unserem unermüdlichen Führer, Herrn städtischen Garteninspektor Mende mit herzlichem Dank Abschied, wobei wohl jeder der Teilnehmer den stillen Wunsch hegte, dass eine nicht allzu- ferne Wiederholung dieses Ausfluges unter reicherer Beteiligung ebenso lohnend wie wünschenswert sei. Amelung. Kleine Mitteilungen. Reiseskizzen. 5. Juli 1910. Nancy. V. Lemoine et Fils. Ihren Weltruf hat diese Firma, abgesehen von ihren herrlichen Gladiolen, den Pelargonien- und Be- gonienzüchtungen zu verdanken. Die Gladiolen waren zur Zeit meines Besuches noch nicht in Blüte, so dass ich leider über diese nicht referieren kann. Aber auch von dem Etablissement kann ich infolge der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung stand, nur sehr dürftig berichten. Denn es gehören Tage dazu, um nur einigermassen all dem Fleiss und dem Geschick wie dem Talent gerecht zu werden, das hier in bewundernswerter Arbeit und Ausdauer staunenswerte Leistungen hervorgezaubert hat. Unermüdlich und mit jugendlicher Frische des Geistes ist der jetzt 86jährige Chef des Hauses noch immer tätig, und hat in seinem Sohn das Glück, einen ebenso hervorragenden Mitarbeiter und Nachfolger gefunden zu haben. Die Tätigkeit der Firma besteht sowohl darin, neue Pflanzenarten in den Gartenhandel einzuführen, als auch durch Züchtungen und Kreuzungen neue Formen und Farben hervorzu- zaubern. Dass daneben auch alt- bewährte und weniger bekannte Deko- rationspflanzen gepflegt werden, ver- steht sich von selbst. Wenn ich nun- mehr dazu übergehe, einzelne Stich- proben aus dem reichhaltigen Garten und aus den Gewächshäusern zu geben, so soll dies also nur ein dürftiger Ueberblick über die gewaltige Heerschau an Pflanzen sein, die sich dort den Augen darbietet. — Hydrangen und Hortensien sind zahl- reich in Züchtung und Kultur. Bei Kreuzungen muss man natürlich die grossen sterilen Blüten unter- drücken und die zwischen respektive unter diesen befindlichen unschein- baren Blütchen benutzen. Eine Hy- drangea Penikaku aus Japan zeigt vornehmlich solche fertile Blüten, nur an der Peripherie der Infloreszens sind einige sterile, gezähnelte Schau- blüten, die früher weiss blühten, dies Jahr aber in lebhaftem Karminrot erstrahlen. Im Garten blüht ferner in weiss-gelb-grünen Blumenballen erst- mals in Europa die nordamerikanische Hydrangea cinerea. — Von Geranien ist unter anderem eine Kreuzung Geranium peltato-zonale Alliance ge- züchtet worden. Die Blumen sind weiss mit roten Flecken im Grunde. — Von Begonien haben gewisse Sorten Lemoines Weltruf bekommen: ich er- innere nur an die vor ca. 20 Jahren von Lemoine in den Handel gebrachte und gezüchtete Knollen-Begonie Lafayette und an die 1893 erstmals dem Handel übergebene Begonia semperflorens Triomphe de Lorraine. Auch die Begonien anderer Züchter sind zahl- reich vertreten: z. B. die bekannte Gloire de Chätelaine mit lebhaft rosa gefärbten Blüten, von der Vallerand kürzlich durch Dimorphismus eine karminrot blühende gewonnen hat. Auch botanische Begonia-Arten sind vertreten: unter diesen sind auffallend die Species deliciosa und die chine- sische Begonie, letztere mit noch stärker eingebuchteten Blättern. Am auffallendsten aber dürfte Begonia luxurians mit ihren gefingerten Blättern 396 Kleine Mitteilungen. sein. — Von den Fuchsien sei nur die Jeanne d'Arc hervorgehoben, eine Züchtung Lemoines, die dieses Jahr in den Handel gebracht wurde. Der Kelch ist weissrosa, die gefüllte Korolla purpurviolett. — Aus den Treibhäusern seien die folgenden Pflanzen hervor- gehoben: Anthurium Scherzerianum var. grandiflorum mit auffallend grosser Spatha. Bougainvillea Sanderianavarie- gata: die Bläter sind am Rand goldgelb panachiert. Dracaena Victoria: die Blätter ähneln denen der Sp. Lindeni, doch bleibt die Panachierung der Victoria dauernd gelbweiss, während D. Lindeni mit der Zeit einen tieferen Stich ins Grüne bekommt. Eugenia myriophylla ist eine dieses Jahr in den Handel gebrachte kleinbleibende Myrsinacee aus Brasilien mit zier- lichen linearen Blättern. Canna lilii- flora ist eine weissblühende grosse Treibhauspflanze. Nerium Oleander var. luteum plenum, ein Oleander mit gelben gefüllten Blumen. Kalanchoe flammea , eine zentralafrikanische Crassulacee mit rotem Blütenstand, und Kalanchoe kewensis, eine im Kew Garden gewonnene Hybride mit leb- haft rosafarbenen Blüten. — Von dem Geschlecht Richardia sind verschieden blühende Arten vorhanden: Zur Zeit blühte mit rosafarbener Spatha eine Kreuzung zwischen R. Nelsoni und Rehmanni. — Corydalis thalictrifolia ist ein den ganzen Winter durch, auch jetzt noch blühender gelber Lerchensporn aus China. — Die merkwürdigen Platycerium-Arten sind reichlich und in schönen Exemplaren vertreten. Sie unterscheiden sich bekanntlich unter anderem durch die Lage der Sporen- flächen an den Blattunterseiten, Platy- cerium grande und Liberia tragen die Sporenfelder vornehmlich unter den Einbuchtungen der Wedel, die anderen tragen sie mehr unter den Spitzen. Ein Exemplar von Platy- cerium Hilli hat einen Durchmesser von reichlich l1/2 m. Auch die Art Alicorne, die am längsten bekannte, ist in mächtigen Exemplaren vertreten. Sehr vornehm nimmt sich Platycerium Veitchii aus, mit schmalen, weiss- sammetnen Blättern. — Aus dem Freiland seien genannt: Ostrowskia magnifica, eine seltene Campanulacee mit grossen blauen, zur Zeit bereits ab- geblühten Blumen, deren Frucht mit einer Mohnkapsel entfernte Aehnlich- keit hat. — Anemone vitifolia ist eine von Wilson entdeckte früher als die Sp. japonica blühende Anemone. — Aconitum Wilsoni macht bis zu 2 m hohe Blütentrauben. Unansehnlich dagegen sind die schmutzigblauen Blüten von Aconitum Hemsleyanum, das aber ein Rankengewächs ist. — Senecio clivorum hat grosse rundliche Blätter, über denen sich die orange- farbenen Blüten erheben. Die Pflanze ist winterhart. — Von den Paeonien sei erwähnt, dass Lemoine eine P. lutea mit gefüllter, gelbblühender Korolla gezogen hat. Von Vilmorin ist eine Paeonie mit holzigem Stengel und cremeweisser Blüte eingeführt worden. — Von Ziersträuchern seien aus der überreichen Kollektion Lemoi- nes die folgenden genannt: Viburnum Carlesii aus Korea, eine Neuheit, die sich als winterhart erwiesen hat. Der Strauch blüht bereits Mitte Mai mit grossen rosa, später weissen wohl- riechenden Blütenständen. Lonicera Alberti hat lineares Laub, sie blüht sehr früh mit rosa Blüten. Sie war von Albert Regel aus Turkestan mit- gebracht und ist von dessen Vater dem Sohn zu Ehren benannt worden. Von Vitis- Arten sei die Species armata erwähnt, deren Stengel bewehrt sind, ferner megalophylla mit gefiedertem Laub (beide winterhart) und Couignetiae mit auffallend grossen Blättern. Schliesslich sei noch eine lilablühende Klematis-Kreuzung Lemoines aus der rosablühenden Cl. montana rubens und aus der weissblühenden Cl. montana grandiflora genannt. 7. Juli 1910. Venissieux-les- Lyon. Pernet-Ducher. In der Nähe Lyons, ca. eine Stunde vom Zentrum der Stadt entfernt, bei dem Vorort Venissieux, sind die Kulturen des zur- zeit berühmtesten Rosenzüchters der Welt. Es ist ein einfacher Mann, ein Arbeiter und zugleich ein Künstler, Herr Pernet, der dort die Rosenwunder hervorzaubert. Jetzt feiert gerade seine „Lyon-Rose" in Deutschland ihre Triumphe, aber wie wird man staunen, wenn demnächst seine neueste herr- liche Züchtung, der „Rayon d'Or", diesen Herb'st dem Handel übergeben werden wird. Die Knospen sind Kleine Mitteilungen. 397 kupferrotwangig, beim Aufschwellen erscheinen dann die äusseren wachs- gelben, an ihren Rändern kupferfarben überlaufenen und da und dort ebenso gestreiftenen Blumenblätter. Die ent- faltete Rose hat eine tiefgelbe an- dauernde, nicht verblassende Farbe. „Rayon d'Or" ist etwa 1902 von Pernet gewonnen worden und wird 1911 erst- mals auf der Bagatelle in Paris zur Ausstellung gelangen. Wenn es auch unter den Tee-Hybriden gelbfarbene Rosen gibt, so ist doch gerade die von Pernet benannte Pernitiana-Sektion durch ihre tiefgelbe Farbe, speziell durch die korallenrote Beimengung ausgezeichnet. Das Pernitiana-Ge- schlecht ist das Produkt einer Kreuzung zwischen „Jaune de Perse" sive „Persian Yellow" mit einer remon- tierenden Hybride „Antoine Ducher". Die genannte „Jaune de Perse" stammt ihrerseits von der in Südeuropa ein- heimischen Kapuziner-Rose: Rosa lutea ab, von der dann die Nach- kommen die gelbe Farbe der Blume und die wohlriechenden Blätter über- nommen haben. Der Rayon d'Or selbst hat den Teehybriden Mme. Melanie Soupert, ebenfalls eine Pernetsche Züchtung und einen Soleil d'Or-Säm- ling zu Eltern. Es ist unstreitig eine der tiefgelbsten Rosen, die je die Erde aus ihrem Schoss geboren hat. Auch den Tee-Hybriden wendet Pernet das grösste Interesse zu. Seine neue Schöpfung Chäteau de Clos Vougeot (nach dem Schloss eines Burgunder - Weinbergbesitzers benannt) ist bekannt; auffallend ist das für Teehybriden ungewöhnlich tiefe, am Rand sammetne Rot. In dieser Hinsicht ist höchstens die Türkesche Tee-Hybride „Friedrichs- ruh" vergleichbar. Als neueste Tee- Hybride Pernets sei die rotblühende „Lieutenant Chaure" erwähnt (der Vater dieses bei der Dirigeable-Kata- strophe verunglückten Offiziers ist ein bekanter Gartenfachschriftsteller). — Was die Kultur der Rosen anbetrifft, so sei bemerkt, dass dieselben in Lyon im Freien befruchtet werden. Man entfernt zur Züchtung die Blumen- und Staubblätter und setzt der jeweils be- fruchteten Blüte ein Papierhäubchen auf, um die reifende Frucht vor klimatischen Einflüssen und Insekten zu schützen, auch damit nicht letztere und der Wind unerwünschte Pollen auftragen. Die Früchte reifen hier noch zeitig im Freien, auch Rosa indica wird im Freien greffiert. Daher kommt Pernet auch mit nur zwei Treibhäusern aus, die vornehmlich dazu dienen, die im November, De- zember und Januar ausgesäten Samen bei einer Temperatur von 12 bis 15° keimen zu lassen. Aus den Hochpyrenäen, in denen ich mich eine Woche aufhielt, habe ich forstliche Notizen in diesem Jahr- gang der „Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung" veröffentlicht. Hier seien nur ein paar Bemerkungen über die Flora der Pyrenäen eingestreut, die mit der Alpenflora nicht nur Aehnlichkeit, sondern auch Ueberein- stimmungen aufweist. Die beiden typischen Alpenblumen: das Edelweiss und die Alpenrose kommen auch in den Pyrenäen vor. Das Edelweiss, das derFranzose mit deutschem Namen, aber französischem Akzent nennt, — nur selten bezeichnet er es als „fleur de neige" (Schneeblume) — ist auf hochgelegenen kalkhaltigen Böden keine Seltenheit. Auch hier in den Pyrenäen hat diese herrliche Blume schon viele Menschenopfer gekostet. Auch die Arnica montana und Genti- ana-Arten, wie acaulis, nivalis und verna sind sowohl dort wie in den Alpen vertreten. Von den Alpenrosenarten findet sich in den Pyrenäen nur die rostblättrige Sorte. Das Rhododendron hirsutum der Schweiz und das Chamae- cistum Tirols kommt in den Pyrenäen nicht vor. Die Erika-Arten sind in den Pyrenäen reichlicher; abgesehen von Calluna vulgaris trifft man sehr häufig in grosser Ausbreitung und seinem Beinamen Lügen strafend in Massen vergesellschaftet die Erica vagans. Auch die Baumheide, Erica arborea, die von der Ferne etwa den Wacholder- oderGinsterbüschen ähnelt, ist speziell zwischen Pierrefitte und Cauterets in hohen Büschen vertreten. Eine typische Pflanze für die Pyrenäen,soweit sie nicht mit Buchen und Edeltannen bestockt sind, ist der gewöhnliche Wacholder, der es aber dort nie zu den schönen Zypressen unserer Heimat bringt, sondern stets verkrüppelt bleibt. In höheren Lagen kommt übrigens, wie 398 Kleine Mitteilungen. in den Alpen, die var. nana vor, mit kaum stechenden, dachziegelartig an- liegenden Blättchen. Der Buchs ist in den Pyrenäen wild und überzieht in Form und Grösse von Alpenrosen- büschen weite Hügelflächen, z. B. zwischen Luz-St.Sauveur und Gavarnie. Sein Laub ist etwas heller als das düster grüne unserer Gärten. Der gewöhnliche Waldmeister und der ge- wöhnliche Sauerklee steigt in den Pyrenäen mit dem Buchenwald zu hohen Höhen empor. Zuweilen ge- wahrt man Scilla vernalis mit blauen und violetten Corymben und Anemone alpina mit grossen weissen Blüten. Sehr häufig sieht man Pingui- cula vulgaris, die Langue d'Oie der Franzosen. Sie hat ein Blatt wie das unserer Aurikel, aber klebrig, auf dem sie Insekten fängt und vertilgt. Aus diesen ganz an der Basis befindlichen Blättern erhebt sich langgestielt eine meist blau oder violette reizende, ge- spornte Blume, die mit einem Stief- mütterchen grosse Aehnlichkeit hat. Sie hat übrigens hoch in den Pyre- näen eine Schwester mit weisslichen, gelbgefleckten Blumen, die man als Pinguicula alpina bezeichnet. (Den Gärtnern dürfte die Pinguicula rosea, die zurzeit, Juli, in den Treibhäusern blüht, ja bekannt sein). Auf einem Ausflug mit Herrn Mouillard, einem bekannten Botaniker, auf die Glaciere bei Cauterets sah ich von endemischen Pyrenäenpflanzen Teucrium pyrenai- cum mit dichten Blütendolden und wohlriechenden Blättern, Lonicera pyrenaicum mit weisslichen Blüten, desgleichen das immerwährende Löwen- maul Antirrhinum sempervirens. Hoch auf Felsvorsprüngen aber thront auf kreisförmiger Blattrosette der pyra- midale, dichte weisse Blütenstand der Saxifraga longifolia. Es ist dies un- streitig die schönste Pyrenäenpflanze, wie sie denn auch von den Franzosen als die Reine des Pyrenees, die Königin der Pyrenäen,bezeichnet wird. Beim Ab- stieg neben der Geröllspalte des Glaci- ereberges zeigte mir Herr Mouillard vereinzelte hier weiss blühende Hesperis matronalis, die köstlichen Duft ausatmeten und ferner als eine sehr seltene Pflanze im Schutz unter einem Felsen fest verankert ein Rha- ponticum cynaroides mit tief ein- geschnittenen unterseits weissfilzigen Blättern, aus deren Busch sich dem- nächst ein grosser roter Blütenkorb erheben wird. Der Same dieser im Aussterben begriffenen Solitär- pflanze soll nur sehr geringprozentig keimfähig sein. Mit einem Strauss der zierlich gefiederten, langrispig blühenden Spiraea Aruncus zogen wir talwärts. — Diejenigen, die sich näher für die Pyrenäenflora inter- essieren, seien auf das auch mit vor- züglichen Illustrationen ausgestattete Werk Flahaults hingewiesen, zu dem übrigens neuerdings ein ebenso reich- haltigerSupplementband erschienen ist. Auf der Rückreise aus Frankreich kam ich auch durch Mannheim. eine Stadt, in der an öffentlichen An- lagen nicht gespart wird. Die geo- metrisch-gärtnerische Ausstattung des Friedrichsplatzes mit seinen Wasser- künsten ist ein Beweis dafür, dass nicht nur die englische Gartenform die einzig schöne und allein selig- machende ist. Man kann diesen freien, herrlichen Platz, mit seinen Blumen- parketts und Teppichmassivs und der vornehmen Pergola, die ihn umgürtet, nicht beschreiben, man muss die An- lage gesehen haben und mancher eingefleischte „Engländer" wird mir zugeben müssen, dass es auch eine „Gartenarchitektur" gibt, die in ihrer vornehmen Regelmässigkeit der wild- romantischen Naturanlage gegenüber eine gleiche Daseinsberechtigung hat. Vor kurzem ist in Mannheim das städtische Palmenhaus eröffnet worden, dem mein Besuch unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Gärtner Diefenbach galt; es sind unter anderen Phoenix dactylifera, Phoenix macrocarpa, Corypha australis, Cocos australis, Kentia Forsteriana und Sabal havanensis in besonders kräftigen Exemplaren kultiviert. Sehr bemerkens- wert und wertvoll sind eine Brakea edulis von ca. 31/'.2 m Höhe mit grossen Chamaeropsähnlichen aber bläulichen Wedeln und eine Pritchardia von ca. 8 m Höhe und einem 1,10 m im Durch- messer haltenden Stamm. Der Wert der beiden Pflanzen beläuft sich auf fast 2000 Mark. Eine seltene Pflanze des Palmehhauses ist eine hoch- schlingende Ruscusart mit langen wechselständigen Fiederblättern. Kl- ine Mitteilungen. 399 Aus den wohlgepflegten Treib- häusern seien die folgenden Exemplare erwähnt: Zahlreiche Dracaena, darunter die braunrote Jungi und die schönere auch in ihren jungen Blättern rosarote Pere Charon. Von den Caladien sei die Form „Alexander" genannt mit 50 cm langem, also ungewöhnlich grossem Blatt. Unter den Marantaceen sah ich die sehr teuere Maranta imperialis mit rosa gestreiftem Blatt. Ferner befin- den sich in den Treibhäusern: Alpina Sanderiana, eine Hauspflanze, die bis 1 ] o m hohe, breitwüchsige, ligniert panachiertblättrige Büsche bildet. Des- gleichen sind dort zwei reizende Ampel- gewächse untergebracht: Die Trades- cantia calliosa repens , die lang- blättriger und rasch wüchsiger als unsere gewöhnliche T. alba ist und dann das Polypodium Reinwardti mit in der Kultur bis mehr als 2 m Länge er- reichenden Wedeln. Anhangsweise sei es mir hier ge- stattet, etwas über die Phytonosen zu erzählen, von denen ich unterwegs Kenntnis erhielt. Am geläufigsten sind den Gärtnern die durch Rhus toxicodendron verursachten Dermati- tiden. Etwas weniger bekannt ist die durch Primula obeonica hervorgerufene Hautentzündung, von der mir infolge der Umfrage auf meiner Reise sechs weitere Fälle berichtet worden sind, so dass meine Statistik nunmehr 144 Fälle aufweist, von denen 82 weibliche und 62 männliche Patienten sind. 18 der 82 Frauen und 46 der 62 Männer, also fast die Hälfte der Klienten, ge- hören dem gärtnerischen Berufe an. Allen, denen, die mir über ihre Er- fahrungen mit den Giftprimeln nähere Mitteilungen an meine Adresse nach Braunfels a. d. Lahn zukommen lassen wollen, wäre ich sehr zu Dank ver- pflichtet. Herr Grinn, Obergärtner des Bota- nischen Gartens in Dijon erzählte mir, dass der an Aralia farinosa haftende Staub eingeatmet Husten und Niesen errege. In Dijon, sah ich auch erstmals die so berüchtigte La- portea moroides, die als Topfpflanze im Treibhaus gezogen, ganz das Aus- sehen einer Nessel hat. Herr Grinn erzählte mir von einem Herrn, der sich ihm gegenüber rühmte, immun gegen die Nesselstiche auch die der Laportea zu sein. Zum Beweis rieb dieser sich mit deren Blättern nicht nur die Hände, sondern sogar die Glatze ein. Er musste die Probe ziemlich teuer be- zahlen. Denn er verbrachte zwei Nächte infolge des unerträglichen Juckens schlaflos, erst am vierten Tag begann der Zustand etwas passabel zu werden. Herr Milhau, Obergärtner des Botanischen Gartens in Toulouse, erzählte mir, dass die Asclepiadee Periploca graeca L. einen brennenden, auf der Haut Pusteln hervorrufenden Milchsaft enthalte, vielleicht sei auch der Milchsaft der verwandten Mars- denia ereeta reizend. Herr Mouillard erwähnte mir, den hautreizenden Saft der Daphne laureola und ihrer Abart Philippi. Herr Obergärtner Caille in Bordeaux zeigte mir daselbst im städtischen Palmenhaus eine Palme : Astrocaryum mexicanum mit einem mit 3 bis 4 cm langen Stacheln be- wehrtem Stamm. Die Verletzung mit diesen Stacheln soll starke Schwellung hervorrufen, weswegen man den Baum eingegittert hat. Gerade neuerdings hat Dr. Schnee (Saipan) über solche durch Pflanzen speziell Dornen ver- ursachte Hautverletzungen und Ent- zündungen in dem Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene Band XIV, Heft 5 berichtet. Ein Referat dieser Arbeit finde ich in Nr. 28 der „Münch. .Med. Wochenschr." 1910. Als Träger solcher den lässigen Eingeborenen oft gefährlich werdenden Dornen kommen in Be- tracht: Pithecolobium dulce, Acacia farnesiana, Triphasia trifoliata, Caesal- pinia cristata mit hakenähnlichen Dornen, Dioscorea spinosa und Ama- rantus spinosus. Von gefährlichen Nesseln werden Elephantopus scaber und Boehmeria tenacissima, von gift- saftführenden Pflanzen die Euphor- biacee Claoxylum longifolium und die Mangrove Excoecaria Agallocha genannt. Mit der nochmaligen Bitte an die Herren Gärtner, mir Mitteilungen über ihre Erfahrungen mit Giftpflanzen gütigst nach Braunfels a. d. Lahn zu- kommen zu lassen, möchte ich diese Ausführungen beschliessen. Univ. Doc. Dr. med. et phil. F. Kanngiesser. 400 Kleine Mitteilungen. Waldblumen im Garten. Waldblumen in seinem Garten an- zusiedeln, mag schon mancher Garten- freund versucht haben, wobei der Erfolg in den meisten Fällen zu wünschen übrig liess. Bei sach- gemässser Pflanzung und Pflege hält es gar nicht schwer, die Waldblumen im Garten dauernd zu erhalten. Es muss nur acht gegeben werden, dass die Waldpflanzen annähernd gleiche Vegetationsverhältnisse vorfinden, wie sie diese am Ursprungsorte hatten. Da heisst es also fleissig studieren. Im allgemeinen kann wohl gesagt werden, dass der Standort im Garten halbschattig sein muss. Natürlich wird hier den Pflanzen eine Erd- mischung, die wir aus dem Walde holten, angenehm sein, aber die meisten Waldpflanzen nehmen auch mit ge- wöhnlichem Gartenboden fürlieb, wenn dieser nur etwas lockere Be- schaffenheit hat. Unerlässlich ist aber eine Decke von Humus oder humusartiger Erde; wo diese fehlt, da wird der Erfolg stets nur ein teil- weiser sein. Das Ausheben der Waldpflanzen erfolgt am besten während der Ruhe- zeit, im Herbst, kann jedoch mit gleich gutem Erfolg auch im Frühjahr vor- genommen werden. Bei genügender Vorsicht, d. h. unter grösster Schonung der Wurzeln, können manche Wald- pflanzen auch in vollster Vegetation umgesetzt werden; doch ist solches nur in Notfällen anzuraten. Wer die Pflanzen im Herbste sammelt, braucht auf die Wurzelballen weniger achtzugeben; dies ist ganz überflüssig bei Pflanzen, die einen knollenartigen Wurzelstock besitzen. Wo die Pflanzen Ballen halten, muss darauf gesehen werden, dass Gräser und andere Gewächse, die man nicht im Garten ansiedeln will, sorglichst aus dem Erdboden entfernt werden; es könnte sonst später vorkommen, dass dieses Unkraut besser wuchert, als die versetzte Pflanze zu wachsen vermag. Diese wird dann womöglich von dem Unkraut erstickt. Vom Standort der Pflanzen im Walde ist soviel Erde mitzunehmen, dass wir die Wurzeln des Neulings beim Einsetzen in den Garten ganz in die Walderde einbetten können. Nach vollendeter Pflanzung kommt das wichtigste an die Reihe, die Humus- decke. Im Walde besteht diese aus der Grasnarbe und aus abgefallenem Laub. Auf die Grasnarbe müssen die Waldblumen im Garten verzichten, dafür wird die Laubschicht umso dichter ausfallen. Wir decken die Pflanzen etwa handhoch mit frisch gefallenem Laub ein, und sorgen durch Ueberlegen von Reisig, dass diese Laub- schicht kein Spielball des Windes wird. Ist Laub zur Verfügung, das schon ein Jahr oder noch länger auf Haufen lag, das mithin schon teilweise ver- west ist, so braucht die Schicht nur halb so hoch zu werden, ebenso wird dann das Reisig überflüssig. Diese Decke bleibt das ganze Jahr hindurch liegen und wird erforderlichenfalls er- gänzt. Statt einer solchen Laubschicht kann natürlich auch eine Schicht irgend einer humusreichen Erde Ver- wendung finden. Diese Bedeckung ist in mannig- facher Weise für die Pflanzen vom Vorteil. Sie bildet Schutz gegen Frost im Winter, gegen Trockenheit im Sommer, sie verhindert das schnelle Einfrieren wie Auftauen des Bodens, sie ist ein recht wirksamer Schutz, wenn nach Tauwetter plötzlich starker Frost einsetzt, und endlich dient sie auch zur Düngung des Bodens. Die Möglichkeit, Waldpflanzen im Garten zu pflegen, ist so ziemlich bei allen Arten gegeben; Hauptbedingung ist nur - - das möge nochmals betont sein — , dass die Waldpflanzen im Garten die Vegetationsverhältnisse ihres natürlichen Standortes in mög- lichst gleichem Masse vorfinden. H. H. Die neuen Gartenvorstädte und ihr wirtschaftlicher Nutzen. Von Franz Rochau. Wohl allen Grossstädten der Welt sind mehr oder minder zahlreiche Vorstädte vorgelagert, die gemeinhin als „Gartenvorstädte" bezeichnet werden. Im Gegensatz zu dem Häuser- meer der Grossstadt, allwo alles Pflanzenleben nur dürftig vegetiert, sind die villenartigen Landhäuser dieser Vorstädte in duftiges Grün gelagert; die ganze Stadtanlage macht daher oft den Eindruck eines einzigen, grossen Kleine Mitteilungen. 401 Gartens. Allen diesen Gartenstädten haftet nun aber der Fehler an, dass die Verbindung mit der Grossstadt meistens eine sehr unzulängliche ist. Deshalb sind die Grossstädte bestrebt, allenthalben einen Bebauungsplan auf- zustellen, der in einheitlicher Weise allen Anforderungen der neuzeitlichen Bebauungsfragen gerecht wird, und wo auch in weitgehendster Weise die Verbindungen mit der Grossstadt als Mittelpunkt des Ganzen in allseitig befriedigender Form gelöst werden. In Berlin sind die Vereinigungen der Gartenstadt - Gesellschaften an der Arbeit, um durch Zusammenschluss grösserer Kapitalien in letzter Stunde noch zu retten, was zu retten ist, d. h. um den Ankauf grösserer Ländereien zu ermöglichen, die dann zu kleinen Grundstücken aufgeschlossen, in der 20 bis 30 Pfennig-Vorortverkehrszone dem grossstädtischen Beamten, Ge- schäftsmann und Arbeiter das Wohnen in frischer, gesunder Luft ermöglichen sollen. Wohl ist das Gelingen dieses Planes erstrebenswert und mit allen Mitteln zu unterstützen; aber es sei hier gleich auf einen Punkt aufmerk- sam gemacht, der gewöhnlich bei An- lage ähnlicher Garten- und Villen- vorstädte vollständig ausser acht ge- lassen wurde und der sich später bitter rächte. Durchwandern wir die Vor- städte unserer Hauptstadt, so finden wir an allen Wegen wohl Baumarten wie Rüstern, Linden, Eichen, Ahorn und Platanen, aber nirgends Obst- bäume irgend welcher Art. Eine Aus- nahme machen nur die städtischen Rieselfelder, an deren Wegen aus- nahmslos Obstbäume angepflanzt sind. Und doch sind es gerade die Obst- bäume, die einen ganz bedeutenden wirtschaftlichen Nutzen abwerfen und die Anlage von Gartenstädten wirklich i rentabel machen würden. Es könnte wohl hier entgegnet werden, dass die Obstbäume fast alle etwa 14 Tage früher die Blätter verlieren wie andere Laubbäume; daran ist leider nichts zu | ändern. Auch die wundervollen Herbstfarben der Eichen, Buchen und Ahorne sucht der Naturfreund am I Obstbaum vergebens. Aber wie gleisst ! im Frühjahr die Landschaft, deren ■ Wege mit Obstbäumen bepflanzt sind, j im Blütenschnee! Wie einladend \ winken die saftigen Birnen, und wie herzig leuchten die Kirschen und Pflaumen aus dem Gezweige zur Herbstzeit, und wie beugt sich der Apfelbaum unter der schweren Last seiner goldigen Früchte! Wahrlich! Bedeutende Werte des Volkswirt- schaftslebens birgt die Obstkultur und wie eng ist sie mit der Volkswohlfahrt verwandt! Was nützen alle Anti- alkoholbewegungen, solange dem Volke nicht ein genügender Ersatz geboten wird, der die Wirkung des Alkohols aufhebt. Wäre es denn wirklich eine so grosse Sünde, wenn sich einer mal eine Birne oder Pflaume vom Strassenbaum pflückt, um seinen Durst zu löschen? Wäre es nicht mit un- endlicher Freude zu begrüssen, wenn das Obst als wirkliches Volksnahrungs- mittel in Aufnahme käme? Natürlich wird man zur Strassen- anpflanzung nur Obstbäume mit möglichst hohen Stämmen nehmen, damit ein Hineinschlagen in der Jugend mit Stöcken und dergl. verhindert wird. Auch ein kräftiger Baumpfahl als Stütze ist notwendig. Um die Begehrlichkeit nicht allzusehr zu wecken, pflanze man an den Strassen nur Obstsorten, die ein grünes Aus- sehen haben. Es gibt eine Menge Winterobst, das sein schönes Aus- sehen erst auf dem Lager bekommt und das auch erst auf dem Lager die nötige Reife und Haltbarkeit erhält. Zwecks Wartung, Pflege und Aufsicht der Strassenobstbäume sei es geraten, sie gegen eine massige Pacht jedesmal dem jeweiligen Anlieger zu überlassen. Auf diese Weise stehen die Bäume unter allerbester Kontrolle, und schon der gegenseitige Ehrgeiz wird ein gutes Warten und Pflegen der Bäume gewährleisten. Aber nicht nur die Strassen sollten dem Obstbau er- schlossen werden, auch die Gärten. Wohl findet man überall Jasmin, Weiss- dorn usw. als Heckenpflanzen am Gartenzaun, aber nirgends die wert- vollen Stachelbeeren, Johannisbeeren, Aalbeeren und Himbeeren. Wohl ist die Blüte dieser Sträucher eine un- scheinbare gegenüber anderen Blüten- sträuchern, aber desto grösser ist doch dann der wirtschaftliche Nutzen. Wohl wirken Flieder, Jasmin und ähnliche Blütensträucher schön, aber diese 402 Kleine Mitteilungen. Sträucher gehören in die grossen Parks und nicht in die kleinen Haus- gärten! Wohl lassen sich durch Koniferen aller Art schöne Landschafts- bilder erzielen, aber Aepfel- und Birn- pyramiden im Hausgarten in möglichst zwanglos lockerer Anordnung, sind auch nicht zu verachten, zumal es der Gartenfreund hier ja durch Wahl der Sorten und richtigen Schnitt in der Hand hat, gefällige Anordnungen zu erzielen. Im kleinen Hausgarten der Gartenvorstädte sind die hoch- stämmigen Obstbäume mit ihren weit- ausladenden Kronen ja sowieso lästig und sich gegenseitig bald im Wege. Soll aber der Brunnen am Hause be- schattet werden, so tut ein Apfelbaum dieselben Dienste wie eine Linde, und ein starker Wallnussbaum breitet sich ebenso dem Weststurm entgegen, wie eine Platane oder Eiche, den Nutzen ganz ungerechnet. Das Gleiche gilt von der Hauswand. Hier lässt sich überall und in jeder Lage Spalierobst anpflanzen, besonders Birnen, die einen kräftigen Schnitt besser vertragen als Aepfel. An den Schattenseiten gedeiht die Schatten- morelle, eine grosse Lotkirsche, vor- züglich, die eine Einmachefrucht erster Klasse ist. Um das Rasenrondell vor dem Hause pflanze man Cordonobst, besonders Aepfel, die auf diese Obst- form besonders gut reagieren. Hinter dem Hause, wo sonst alles zusammen- gepfercht wurde, wo Hochstämme, Halbstämme und Sträucher in drang- voller Enge zu finden sind, oder es doch waren, pflanze man Erdbeeren und anderes Staudenobst, und nur, wenn es die Umstände erlauben, auch anderes Obst. Denn hinter dem Hause wird stets der gegebene Platz für Gemüse- kulturen sein; hier muss Licht und Sonne herrschen; denn alles Gemüse, das im Schatten gezogen ist, ist wert- los. Es würde zu weit führen, wollte ich noch auf die Obstsorten eingehen, die auf der Strasse, im Vorgarten, an der Hauswand etc. gedeihen. Die Aus- wahl ist hier gross und die jeweiligen Lagen des Grundstücks und sonstigen Erfordernisse sind so verschieden, dass ich davon abgehen muss. Das kann nur von Fall zu Fall entschieden "werden. Aber nicht nur im Klein- garten und Villenkolonien, sondern auch auf den Landwegen und an den Gehölzrändern grosser Parkbestände sollte die Obstanpflanzung immer mehr Heimatsrecht erlangen; immer mehr sollte das heimische Obt ein Gemein- gutwerden. Jeder wahre Freund unserer heimischen Volkskraft müsste all seinen Einfluss und Können einsetzen, damit man den Obstbau in Deutschland mehr pflegen und ausbauen könnte. Es braucht gar nicht der feldmässige Obstbau des fernen Kalifornien zu sein; wenn aber in Deutschland jede alte Weide, jede faule Rüster und Pappel durch einen Obstbaum er- setzt, wenn in jeden Haus- und Bauerngarten erst eine geregelte Obstbaumpflege geübt würde, dann würden auch die sonst gefürchteten Diebstähle ganz von selbst verschwin- den. Gerade jetzt gilt es, hier energisch vorzugehen, um die zugewanderten Landbewohner, die in immer grösserer Wucht nach den Städten drängen, auf- zuklären, dass ihnen in der dumpfen Grossstadt kein Heil erwachsen kann, und dass hinterdergleissenden Aussen- seite des Grossstadtlebens nur Elend und Grauen lauert, das bald, recht bald ihre Kräfte aufgezehrt hat, und sie dann machtlos und gebrochen, zerrüttet an Leib und Seele, den Heim- weg antreten müssen. Der Goldafter und seine Bekämpfung. Auf Seite 84 der „Gartenflora" ist über die Schädlichkeit und die grossen Verwüstungen des Goldafters im Berliner Tiergarten berichtet worden. Zu dem gleichen Thema nimmt auch der „Oesterreichische Handelsgärtner" Stellung, und schreibt Herr Dr. Wahl darüber in Nr. 12 folgendes: In der zweiten Hälfte des Juni und Juli sieht man oft einen Schmetterling des Tags träge auf den Blättern sitzen oder in der Nacht fliegen, der durch reine, schneeweisse Farbe seiner Flügel und seines Vorderkörpers aus- gezeichnet ist, wogegen der dicke Hinterleib mit goldbraunen Wollhaaren bedeckt erscheint. Dies ist der Goldafter, auch Weissdornspinner oder Nestraupenfalter (Euproctis chrysorrhoea L.) genannt. Er ist etwa 20 mm lang, seine Flügelspannweite beträgt 34 mm. Nur mit einem anderen Kleine Mitteilungen. 403 Falter kann dieser Schädling verwech- selt werden, nämlich mit dem Schwan oder Garten birnspinner(Porthesea auri- flua S. V.), welcher ähnlichen Schaden verursacht, aber keine Nester spinnt und im allgemeinen viel seltener auf- tritt, weshalb ihm nicht die gleiche praktische Bedeutung zukommt. Beide Schädlinge legen ihre Eier bis zu 270 an der Zahl, auf die Blätter verschiedenerObstbäume unter anderen in kompakten Häufchen ab, die sie mit den bräunlichgelben Haaren ihres Hinterleibes bedecken, so dass sie einem kleinen Schwamm recht ähnlich sehen, der stets eine langgestreckte Gestalt besitzt und gegen die Enden zugespitzt oder abgerundet erscheint. Nach etwa 15 bis 20 Tagen kriechen die kleinen Räupchen aus. Während sich aber diejenigen des Schwanes bald zerstreuen und einzeln ihrem Frasse nachgehen und auch einzeln in Verstecken, wie Rinderitzen über- wintern, bleiben die Räupchen des Goldafters gesellig beisammen und fressen gemeinsam zunächst an dem Blatte, auf welches der Eischwamm gelegt worden war. Sie verspinnen dieses Blatt, um einen sicheren Unter- schlupf bei schlechtem Wetter zu haben, und bewahren es vor dem Ab- fallen dadurch, dass sie es mit einigen Spinnfäden am Zweige befestigen, wenn aber dieses erste Blatt bis auf das Skelett abgenagt ist, ziehen sie ein zweites, später ein drittes Blatt durch Spinnfäden heran und bauen sich so ein allmählich immer grösser werdendes Raupennest, das endlich ansehnlichen Umfang erlangen kann und im Gegensatz zu den nur „kleinen Raupennestern" des Baumweisslings (Aporia crataegi L.) als „grosses Raupennest" bezeichnet zu werden pflegt. Innerhalb des Nestes werden die Blätter abgenagt und die zwischen den einzelnen Blättern befindlichen Kammern mit einem seidenartigen Gewebe ausgefüttert, das ganze Nest aber fest an den Zweig angesponnen. Dieses Nest verlassen die Räupchen manchmal, um ausserhalb desselben auf Frass auszugehen, kehren aber bei schlechtem Wetter stets in dasselbe zurück, um sich hier vor Wind und Regen zu schützen. Bei Eintritt der kalten Jahreszeit bleiben sie im Neste, in welchem sie auch die Winter- zeit verbringen. Erst im April des nächsten Jahres kommen die Raupen wieder an die Oberfläche, nagen an Knospen und an dem jungen Laube, kehren teils wieder in das alte Nest zurück, teils fertigen sie sich manch- mal auch ein neues an und verur- sachen in dieser Jahreszeit grossen Schaden, da sie bei starkem Auftreten durch ihren Frass die Bäume völlig zu entlauben vermögen. Ende Mai erst zerstreuen sich die Raupen, und im Juni erfolgt einzeln oder in kleinen Gruppen die Verpuppung. Ende Juni tritt dann die neue Generation von Schmetterlingen auf. Die eben aus den Eiern aus- schlüpfenden Räupchen des Goldafters haben eine grünlichgelbe Farbe; Kopf, Nacken und vier Reihen von Rücken- punkten sind schwärzlich. Auf dem Rücken des neunten und zehnten Körperabschnittes finden sich schon zwei kleine, rötliche Fleischzäpfchen, die sogenannten Trichterwarzen, welche trichterartig eingestülptwerden können. Im ausgewachsenen Zustande aber ist die Raupe des Goldafters ganz anders gefärbt, hat grauschwarze und braun- schwarze Grundfärbung mit roter oder rotgelber Aderung, die am Rücken zwei deutliche Längslinien bildet. Die gelb- lichen Haare stehen in Büscheln auf Warzen, welchebesonders am Rücken des 4. bis 8. Körperabschnittes ziemlich ansehnliche Grösse besitzen. Seitlich derselben steht am 4. bis 11. Abschnitt ein Büschel sehr kurzer weisser Haare, die miteinander eine unterbrochene weisse Längslinie bilden. Die Trich- terwärzchen des 9. und 11. Abschnittes sind sehr deutlich erkennbar (Auch die Raupe des Schwanes hat eine ähnliche Färbung.) Die Puppe des Goldafters ist schwarzbraun und liegt in einem Gespinste von braungrauen Haaren. Wie erwähnt, fällt die Haupt- schädigung durch den Goldafter in das Frühjahr, wo die Knospen und das junge Grün der Bäume dem Raupen- frasse zum Opfer fallen. Aber auch schon im Herbste kann der Schaden bei sehr starkem Auftreten des Gold- afters nicht unerheblich sein, wie dies gerade in den letzten Jahren beob- achtet wurde. Die Bekämpfung des 404 Ausstellungen. Schädlings ist weder schwer noch mit besonderen Kosten verbunden, doch muss man sich vor Augen halten, dass nur dann Erfolg zu erzielen ist, wenn die Vernichtung des Goldafters nicht bloss von einzelnen Grundbesitzern vorgenommen, sondern durchwegs in der ganzen Gegend von allen gehand- habt wird, wobei man nicht bloss den Obstkulturen, sondern auch den wild- wachsenden Sträuchern und Bäumen Aufmerksamkeit zuwenden soll. Sehr häufig finden sich z. B. dieEischwämme und die Nester des Goldafters auf Weissdornhecken, längs der Eisen- bahnen und Strassen. Würde man nicht auch hier eine gründliche Be- kämpfung vornehmen, so wäre der Erfolg nur ein halber. Es sei hier darauf hingewiesen, dass in Oester- reich die Bekämpfung der Raupen dieses Schädlings durch Landesgesetze vorgeschrieben ist und dass die Ge- meindevorstehungen mit der Ueber- wachung der Durchführung der be- treffenden Vorschriften betraut sind. Es liegt aber insbesondere im Interesse der Landwirte und speziell der Obst- züchterselbst, nicht müssigeZuschauer bei dem Ueberhandne'hmen dieser Raupenplage zu bleiben, sondern recht- zeitig Abwehrmassregeln zu ergreifen, zu denen aber jetzt die höchste Zeit ist, wenn man in den nächsten Jahren nicht recht trübe Erfahrungen machen will. Der Goldafter ist in Europa und auch in anderen Erdteilen weit ver- breitet; ein besonders starkes Auf- treten wurde während der letzten Jahre in Oesterreich und in Deutsch- land festgestellt. Für die Bekämpfung des Gold- afters kommen zwei Punkte in Betracht: Die Raupennester des Gold- afters sind abzuschneiden und zu ver- brennen oder an höheren Bäumen mittels einer Raupenfackel zu ver- sengen, um die darin befindlichen Räupchen zu vernichten. In diesen Nestern sitzen die Uebeltäter in grossen Gesellschaften beisammen, und durch Vernichtung eines Raupennestes kann man eine ganz ansehnliche Zahl der Tiere vernichten. Solange die Raupen- nester noch klein sind, werden sie wohl vielfach der Beobachtung ent- gehen; wenn aber nach dem Laubfall im Herbste die Bäume und Sträucher kahl stehen, so fallen die zu dieser Zeit schon ansehnlichen Nester jeder- mann in die Augen, und ist es dringend geboten, die Vernichtung der Raupen- nester im Spätherbst oder im Winter, längstens aber bis Ende Februar durch- zuführen. Eine derartige Bekämpfung macht nicht viel Mühe und kann von jedem leicht ausgeführt werden. Zum Abschneiden der Nester an höheren Bäumen bediene man sich einer Raupenschere, wenn man es nicht vorzieht, solche Nester mit der Raupen- fackel zu vernichten. Nie aber lasse man abgeschnittene Nester liegen, sondern verbrenne sie stets, da sonst die Raupen doch im Frühjahr aus- kriechen und neue Nester spinnen würden. Ausstellungen. Ausstellung des Vereins zur För- derung der Blumenpflege in der Schule vom 25. bis 30. August 1910 in den Gewächshäusern des städti- schen Humboldthaines zu Berlin. Ein schönes und nachahmenswertes Ziel hat sich der Verein zur Förderung der Blumenpflege in der Schule ge- steckt. Gilt es doch, der heran- wachsenden Jugend den Sinn für das Pflanzenleben zu wecken, sie zum Nachdenken anzuregen. Wenn dann neben der Erziehung zum eigenen Nachdenken durch die Einsicht, dass das Heranziehen der Pflanzen grosse Mühe und Geduld erfordert, auch ein gut Teil Roheit abgeschliffen wird, so kann der Einsatz zur Erreichung dieses Zieles nicht hoch genug sein. Grosse Plakate an hohen, mit schwarz-weiss- roten Fahnen geschmückten Masten in der Gustav-Meyer-Allee und vor dem Eingang zu den städtischen Ge- wächshäusern an der Hussitenstrasse kennzeichneten die Ausstellung. Am Eingang zu der Ausstellung empfing der Vorsitzende des Vereins, Ausstellungen. 405 Herr Stadtschulrat Dr. Fischer, mit dem für die Förderung der Blumen- pflege in den Gemeindeschulen Berlins eifrig tätigen Herrn Rektor Schmidt, die zur Eröffnungsfeier geladenen Gäste Eingeleitet wurde die Feier durch einen vierstimmigen Gesang von Schülerinnen der 90. Gemeindeschule, welche den Chor aus „Rosamunde": Hier auf den Fluren mit rosigen Wangen, Freundinnen, eilet, zum Tanze herbei! usw. zum Vortrag brachten. Hierauf hielt Herr Stadtschulrat Dr. Fischer eine der hohen Bedeutung der Veranstaltung Rechnung tragende Ansprache: Im Jahre 1898 sei in den Berliner Gemeindeschulen mit 40 an der Zahl und ca. 6000 Pflanzen der Anfang mit der Blumenpflege in der Schule gemacht worden. Schon damals habe eine Ausstellung hier statt- gefunden, welche von ca. 10000 Per- sonen besucht wurde. Heute sei die Zahl der sich betei- ligenden Schulen 170, an welche ca. 70000 kleine Pflanzen zur Verteilung kamen. Das Ziel des Vereins strebe dahin, an sämtliche 300 Berliner Ge- meindeschulen Pflanzen zu verteilen. Der Zweck dieser Ausstellung sei in der Hauptsache der, die Oeffentlich- keitaufdie hohe Bedeutung der Blumen- pflege in der Schule aufmerksam zu machen. Damit das Interesse an den Pflanzen geweckt würde, zahle jedes Kind pro Pflanze 10 Pfennig, nur ganz mittellose erhielten sie gratis. Von der früher geübten einseitigen Geistesausbildung sei man seit dem Erlass unseres jetzt regierenden Kaisers abgekommen. Auch der Körper und das eigene Nachdenken sollen mehr gepflegt werden. Hierzu seien die Beschäftigung mit Pflanzen und Tieren sowie deren Pflege erfahrungsgemäss sehr geeignet. Die Blumenpflege habe nun auch seit Jahren in Berlin und seinen Vororten erfreulicherweise so gute Fortschritte gemacht, dass man bereits im Aus- lande, besonders in Frankreich, Berlin in dieser Hinsicht als Muster hinstelle. Ferner entnehme ich der fesselnden Ansprache noch, dass von den 70000 im Frühjahr verteilten Pflanzen ca. 50000 jetzt ausgestellt sind. Das ist gewiss ein ganz gutes Resultat, wenn man in Betracht zieht, dass viele Schulkinder während der Sommer- ferien die Wohltat einer Ferienkolonie geniessen oder sonstwo bei Verwandten ausserhalb Berlins sind, und sich der Blumenpflege hier nicht widmen können. Aber auch die ungünstigen Sonnenlicht-Verhältnisse in den Woh- nungen tragen dazu bei, dass trotz grosser Mühe, die sich die Kinder geben, kein Pflegeerfolg zu verzeichnen ist. So klagt eine kleine Pflegerin auf einem einer Myrte angehefteten Zettel, dass sie nur 10 Minuten Morgensonne habe. Bei der Aufstellung der Pflanzen, die von den Pflegern in der von ihnen besuchten Schule abgeliefert und mit Wagen der städtischen Parkverwaltung an den Ort der Ausstellung geschafft wurden, sei so verfahren, dass einmal aus allen Schulen Pflanzen einer Gattung in den Gewächshäusern auf Stellagen aufgestellt wurden, während sie im Freien nach Schulen geordnet zur Schau stehen. Am Schlüsse seiner Rede dankte Herr Stadtschulrat Dr. Fischer allen beim Zustandekommen der Blumen- pflege und der Ausstellung hervor- ragend beteiligten Behörden und Per- sonen, insbesondere dem Herrn Kultus- minister, der Schuldeputation, dem Gartenbauverein, den Herren Rektor Schmidt, Gartendirektor Brodersen und Obergärtner Weiss. Der ernsten erläuternden Ansprache folgte im Programm der Eröffnungs- feier eine Deklamation: „Hausblumen" von J. Trojan; stimmungsvoll ge- sprochen von Elli Lorenz, Schülerin der 154. Gemeindeschule. Nicht nur eine glückliche Hand, so heisst es in der Deklamation, müsse man zur Blumenpflege haben, sondern es gehöre auch ein geübtes Auge und ein gutes Herz dazu. Das von Schülerinnen der 90. Ge- meindeschule vierstimmig gesungene Lied aus „Ringelreih'n",: Siehst du mein Blümchen am Fenster stehn? Täglich ist's schöner anzusehn usw. beschloss die schöne und eindrucks- volle Feier. 406 Ausstellungen. Hierauf folgte ein Rundgang der geladenen Gäste, worunter viele Damen, zur Besichtigung der ausge- stellten Pflanzen. Im grossen und ganzen muss ich sagen, dass die Mehrzahl der Pflanzen, die wohl meistens am Fenster und auf dem Blumenbrett, weniger aber bei voller Belichtung etwa in der Laubenkolonie in Töpfen gepflegt worden waren, eine ernste Bemühung, etwas Gutes zu zeigen, erkennen liess. Viele verrieten eine grosse Liebe und Sorgfalt, die auf die Pflege verwendet worden war. Ich nenne da zwei Töpfe mit je drei Tomatenfrüchten an den Pflanzen, ferner eine Cobaea mit mehreren Blüten in einem ver- hältnismässig kleinen Topfe und eine pyramidenartig gezogene Tradescantia flaminensis zwischen Ringen an zwei Stäben. Auch unter einer Anzahl unseres „Fleissigen Lieschen" Impatiens Sultani und J. Holstii, fanden sich prächtige Schaupflanzen. Als bewährte Zimmerpflanzen zeichneten sich folgende aus : Begonia semperflorens, Pelargonien, Fuchsien, Impatiens, Coleus, Acacia lophanta, Sparmannia, Myrten, Abutilon Thomp- soni und Tradescantia flaminensis. Auch Petunia hybrida lässt sich noch empfehlen. Ausschliessen sollte man in Zukunft von der Hauspflege Ageratum und Salvia splendens, ferner auch Chrysanthemum. Statt der Rosa mul- tiflora praecox sollte man lieber die Monatsrose „Hermosa" wählen. Dass das alte „Rosengeranium" (Pelargonium roseum) in der Hauspflege wieder zu Ehren gekommen ist, war mir eine besondere Freunde. Möge man auch in Zukunft die alte Stubenglocken- blume (Campanula fragilis) wieder mehr beachten. Dass ältere Zimmerpflanzen noch beachtet werden, davon zeugt das Anerbieten einer bekannten Berliner Blumenliebhaberin, dem Verein Geld- preise für die gute Ueberwinterung von Heliotrop zu überlassen. Ja, früher waren Heliotrop, Topfchor- nelken, Campanula fragilis, Asclepias carnosa und Passiflora im sonnigen Doppelfenster beliebte Winter- blumen! — Möge sich nun der Verein zur Förderung der Blumenpflege durch seine Ausstellung, die auch dem Fach- mann manches Anregende und Lehr- reiche bietet, viele Freunde erwerben, damit er imstande ist, sein Ziel in er- zieherischer und ästhetischer Weise zu erreichen. Möge die Blumen- pflege wieder zu einem Leib und Seele erfrischenden Sport werden, der sich zurzeit in anderer Form oft in einer jede Rücksicht ausser acht lassenden und den guten Ton verletzenden Weise bemerkbar macht. Amelung. Prag, II. Böhmische Gartenbau- Ausstellung. Veranstaltet vom Landeszentralverband der böhmischen Gärtner in Prag vom 3. September bis 15. Oktober 1910. Diese Ausstellung, die an Ausdehnung alle bisher gewesenen übertrifft und in Arrangement (mit dem Aufwände von 150000 K.) ein Novum bilden wird, teilt sich in 9 Gruppen. 1. Gartenbau, 2. Obst- Weinbau, 3. Gemüsebau, 4. Gewerbe-Industrie, 5. Wissenschaft, 6. Literatur und Lehr- mittel, 7. Bildende Künste, 8. Ver- schönerungsvereine, 9. Blumenpflege der Schulkinder. An gedeckter Fläche umfasst sie 30000 qm, Baumschulen 10000 qm, sonst 40000 qm im Freien. Das Programm ist folgendes: Feierliche Eröffnung der Ausstellung am Ausstellungsplatze am 3. September um 11 Uhr Vormittag Gruppe I, IV, V, VI, VII, VIII, IX. Eröffnung der Gruppe II und III. Obstbau, Wein- und Gemüsebau am 28. September. Temporäre Ausstellungen: a) Vom 7. bis 9. September Schnitt- blumen (Rosen, Gladiolen, Perenas), b) 17. bis 19. September Binderei (Hauptausstellung), c) 24. bis 26. Sep- tember Dahlienausstellung, d) 1. bis 3. Oktober Bindereiausstellung der Lehrlinge, Schüler und Gehilfen, e) 8. bis 15. Oktober Chrysanthemum- Ausstellung. Ausser diesen sind dreimal wöchent- lich Vorträge und praktische Kurse in Obstverwertung und eine Demon- stration. Stundenplan 407 — o u es G HL c cd c 00 B c o C/j 73 c 3 x Ol 73 c J= X) CD CS öl w DO t. < 2 5 73 E J* E rt o OS w 73 ♦- E ^ M tf ° 5 o CA o h o ^* ** CO DB! £ CD c/5 je s o :c3 B U EUG B E B < c B o PC P 5 cd J2 CD ,Q O o s CD ü o ÖC c 8 < Jfi 42 CS 1 9 CD CO t. 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Ausflug sämtlicher Ausschüsse Vereinsmitglieder und Gäste (Damen und Herren) am Donnerstag, den 22. September 1910 zur Besichtigung der Gärtnerei von Adolf Koschel in Lichtenberg b. Berlin. Treffpunkt pünktlich 3 Uhr am Stadt-Ring-Bahnhof Frankfurter Allee. Von hier aus gemeinsame Wanderung bis zur Gärtnerei in der Bornitzstrasse. Der Vorstand. Die Monatsuersamntluns im September wird mit der Grossen Gemtise-Aasstellang, welche vom Donnerstag, den 29. September bis Sonntag, den 2. Oktober, in der „Neaen Welt" (Hasenheide) stattfindet, verbunden. Die Tagesordnung wird in der nächsten Nummer rechtzeitig bekannt gemacht. Siehe auch Seite 377. £)er Vorstand. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VII Herzog's Athlet". Stahl-Wind turbine ist die beste der Welt! Gold. u. silb Mo I. P Im In- u. Ausland. Katalog, An-clilag, in liehe Besichtig. • nlos. Unubertroff. /..Wasserförd., Betreib. landwirt. Maschinen, Erzeug, von Elektriz. usw. Tausende von Anlagen projektiert und ausgeführt Sächsische Stahl Windmotoren fabrik G. R. Herzog, Dresden-A. 148 Ia verzinktes, viereckiges Draht- geflecht 1,4 mm 50 60 100 qm kosten 30.— 21.— 18.— Mark Einfassung! mit 3,0 mm Draht nur 8. — Mark. 1000 m Slacheldraht 29.— Mark. Alexander Maennel, Drahtyeflechtwerk Neutomischel, Provinz Posen. Bcyrodf's. £nanzenwoN 20- • : lg;. 100. i ••^0: Bf^ Ungeziefer vcrMigjndc.sü- SLwoBeyrodtHarienfeHi^ HERMANN TESSNOW Berlin 0.34 Fabrik für Land-u. Garten-Geräte Tonnenkipp- Karren Gegründet 1874 Kntnlos j; r.ills und frnnko. Bei Bestellungen wolle :: man sich auf die :: „Gartenflora" beziehen Gärtner 26 Jahre alt, evangelisch, militärfrei, ledig, sticht, gestützt auf gute Zeugnisse, zum 1. Oktober. dauernde Stellung. Suchender hat in Topf- pflanzenkulturen, Baumschulen, Land- schafts- und Herrschaf ta -Gärtnereien gearbeitet. Gefl. 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VIII R. uan der Schoot & Sohn9 Hillesom bei Haarlem (Holland) Gi*r Gartenbau-Etablissement Gefret Eigene Blum enzwi eäelkDlturen. umfassend inet 160 Hektar (die grössten Hollands) Kataloge unberechnet auf Anfrage, mm^unma^mm aller Art, Gartenkübel in allen Grössen, äusserst gediegenes Fabrikat und trotzdem sehr billig, weil Massenfabrikation. Einfache und ver- zierte Kübel für Balkons, Veranden usw. in grosser Musterauswahl. Balkonkasten und Efeukasten in allen Grössen, sehr billig, fertigt die Spezialfabrik mit Dampfbetrieb von «J. H. F. Lüders, Lübeck 13 Man verlange Preisliste. Bartenpläne 353 Fr. Lorenz, Saarbrücken. 1. Oktober 1910 Heft 19 EIIOCZ10CnOCZ10ir3QiII10CJOEI30C110C30C30C30C30C30tZj5lZIOCZ]OC30IZ3d "ÄRTENFLORÄ ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46.49 - ■ ^ ^ — ■^— — Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 19, Inhalt: Die Gloeosporiumfäule der Banane und die Gloeosporium- und Phyllosticta-Blattfleckenkrankheit des Efeus S. 409. — Ausflug der sämtlichen Ausschüsse zur Besichtigung des neuen Rosengartens im Berliner Tiergarten am 1. September 1910 S. 416. — Grosse Herbstmesse und Pflanzenbörse 1910 in Berlin S. 419. — Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. S. 434. — Kleine Mitteilungen S. 427. — Patent-Xachrichten S. 431. — Programm für die Grosse Gemüse-Ausstellung S. 432. Alleinige inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Dösseidorf, Frankfurt *. M., Hamburg, Köln, Leipzig, \I/ I Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Vien, Zürich Irtsertionspreis für die 60 mm breit© Kolon&bsei!» 35 Pf G. Wehner & ci i Gewächs- hausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g1 Britz bei Berlin -^o Jahnstr. No. 70-72. "5 <" c Fernspr.Rixdorf331.^ I °*9", Erdbeeren *■« , Hacken w. Snn IM ai ====== Spezialität: Wasserschläuche in Gummi and Hanf für Gartan- und Bauzwecke? ia dauerhaftester AuafQbrung ra billigen Preisen liefert L. 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Es sei hier nur an die Erreger der Blattfallkrankheit oder Blattbräune der Johannisbeere2), der Bitterfäule der Aepfel, der Flecken- krankheit der Bohnenhülsen, des „schwarzen Brenners" des Weinstocks und der Blattfallkrankheit der Platane und Linde erinnert. Wenn es auch nach dem Angeführten sehr wahrscheinlich und glaub- würdig ist, dass das Gloeosporium der Erreger der schwarzen einsinkenden Flecke auf den Bananen ist, so erschien es doch nicht überflüssig, eine weitere 1) Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass alle Verfärbungen, Flecken- und Fäulnisbildungen, die an Bananen auftreten, durch dieselbe Ursache hervorgerufen werden. Sie sind oft nur Folgen von Druck, Stoss, Ueberreife und dergleichen. 2) Gartenflora 58 (1909) S. 176—177. Die Gloeosporiumfäule der Banane usw. 41 j Stütze für diese Annahme zu erhalten. Es wurden daher Sporen des Pilzes auf unverfärbte reife Bananen geimpft und die Impfstellen bezeichnet. Nach wenigen Tagen wurde um die Impfstellen eine graubraune Verfärbung sichtbar, die unter leichtem Einsinken des Gewebes ziemlich rasch deutlicher, grösser und dunkler wurde. Nach sieben Tagen waren die entstandenen Flecke IV2 cm breit und zeigten bereits kleine, schwielenartige Höckerchen, die sich unter dem Mikroskop als junge Sporenlager des Gloeosporium erwiesen. Die Flecke vergrösserten sich in der Folgezeit immermehr1), wobei sich gleichzeitig die Sporenlager in zentrifugaler Richtung vermehrten und vergrösserten. Der Impfversuch wurde öfter wiederholt und hatte stets Erfolg. Im Sommer entwickelten sich die Flecke infolge der höheren Wärme etwas rascher als in der kälteren Jahreszeit. Die ersten Impfversuche wurden, um dem Pilz das Wachsen zu erleichtern, in einer sogenannten „feuchten Kammer", in einer von angefeuchtetem Filtrierpapier ausgekleideten bedeckten Glasschale, aus- geführt. Später fand ich, dass die Impfung aber auch dann Erfolg hat, wenn man die geimpften Bananen frei an der Luft liegen lässt.-) Es kann keinem weiteren Zweifel unterliegen, dass der Pilz befähigt ist, unter gewissen Bedingungen auf reifen Bananen Fuss zu fassen und ihr Gewebe anzugreifen, zu bräunen und abzutöten; das besprochene Gloeo- sporium ist der Erreger einer bestimmten Art von Fäulnis, die an den in unseren Obstläden feilgebotenen Bananen sehr häufig zu finden ist. Die Angriffspunkte für den Pilz sind in erster Linie die Druck- und Scheuerstellen, die die Bananen stets während des Transportes erhalten. Die Uebertragung der in ungeheueren Mengen erzeugten Sporen dürfte hauptsächlich beim Manipulieren mit den Früchten, oft wohl auch durch Fliegen, die man gar nicht selten auf den schwarzen Pilzflecken sitzen sieht, und durch anderweitige Umstände erfolgen. Es fragt sich nun: sind die an den Bananen durch den Pilz hervor- gerufenen Erscheinungen, sowie der Pilz selber in der Literatur bekannt? In v. Tubeufs „Pflanzenkrankheiten durch kryptogame Parasiten verursacht" (1895) ist kein Gloeosporium von Bananen angeführt. In Franks „Krankheiten der Pflanzen", 2. Auflage, 2. Band (1896) findet man nur die Angabe: „Auf Musaceen. Gloeosporium Musarum Cooke et Mass., auf den Früchten von Musa in Australien", woraus geschlossen werden kann, dass der Pilz damals in Deutschland noch nicht beobachtet worden war. In Rabenhorsts „Kryptogamen-Flora", 2. Auflage, 1. Band, 7. Abt. (1903), ist zwar eine Phoma und ein Sphaeropsis, aber kein Gloeosporium von Bananen angeführt. ]) Nach weiteren acht Tagen 4 cm lang und 3 cm breit. -) Ich stehenicht an, das Bananen-Gloeosporium für einen ausgezeichnet geeigneten und meist leicht zu beschaffenden Versuchspilz hinzustellen, mit dem sich durch Impfen leicht eine Obstfäulnis, in diesem Falle der Bananen, erzeugen und demonstrieren lässt- Man braucht nur mit einer Nadel oder einem gut zugespitzten Streichhölzchen (oder hölzernem Zahnstocher) von einer gloeosporiumfaulfleckigen Banane eine Spur Sporen- masse abzuheben, damit einen ganz kleinen Einstich in die Schale einer gesunden Banane zu machen und 14 Tage zu beobachten. 412 ®i° Gloeosporiumfäule der Banane usw. In Betracht gezogen werden muss dagegen eine Angabe in Sorauers „Handbuch der Pflanzenkrankheiten", 3. Auflage, 2. Band, S. 414 (1908). Die- selbe lautet: „Die Früchte von Musa, der kultivierten Banane, leiden häufig unter dem Angriff von G. Musarum Cke. et Mass., das auf dem Epikarp schwarzgrüne, matte Flecke hervorruft. Das darunterliegende Fruchtfleisch nimmt zuerst eine blassbräunliche, dann dunkelbraune Farbe an. Im allgemeinen ist dieser Pilz ein Saprophyt, der erst die abgepflückten Bananen befällt, aber er kann auch parasitisch auftreten. So beobachtete Riviere in Algier, dass nach einem Sirocco die Früchte einen ganz besonders starken Befall zeigten. Die Untersuchung ergab, dass die Eintrittspforten des Myzels in kleinen Verletzungen zu suchen sind, die durch die scharf austrockende Wirkung des Windes in der Epidermis entstehen. Der Pilz ist also den Wund- parasiten zuzurechnen." Eine nähere Beschreibung des Pilzes sowie irgend welche Angaben über sein Verbreitungsgebiet sind nicht mitgeteilt. Es geht also auch nicht daraus hervor, dass der Bananen-Schädling schon in Deutsch- land beobachtet worden sei. In Saccardos „Sylloge fungorum omnium" ist nur ein auf Bananen gefundenes Gloeosporium angeführt und beschrieben. Die Diagnose derselben lautet (10. Band, 461): „Gloeosporium Musarum Cooke et Mass. Grev. XVI, p. 3. — . Acervulis innato-erumpentibus, gregariis, subroseis; conidiis elongato-ellipsoideis, utrinque rotundatis, continuis, hyalinis, 10 — 12:4, intus granulosis. Hab. in fructibus Musae, Brisbane Australiae. (Bailey)." Wenn es nun auch naheliegt, anzunehmen, dass das oben näher besprechene Bananen-Gloeosporium mit dem von Cooke und Massee aus Australien beschriebenen Gloeosporium Musarum identisch ist, so steht eine solche Identität doch keineswegs ausser allem Zweifel, denn die Sporen des von mir beobachteten Bananen-Gloeosporium (5 — 7 : 9 — 24) sind entschieden grösser als die des australischen Bananen-Gloeosporium (4:10 — 12). Ich möchte es aber dahingestellt . sein lassen und die Entscheidung anderen Mykologen überlassen, ob der bei uns jetzt so häufige Bananen-Schädling das Gloeosporium Musarum Cooke et Mass. oder eine Varietät desselben (vielleicht als „importatum" zu bezeichnen) oder eine besondere Art ist. Nicht unerwähnt soll ein weiterer Infektionsversuch gelassen werden. In Nordamerka ist Gloeosporium fructigenum Ber., der Erreger der „bitter- rot" (Bitterfäule), ein gefährlicher Schädling der Aepfel.1) Der Pilz soll auch auf zahlreiche andere Pflanzen, unter anderem auch auf Bananen, übergehen. Da ich nun in diesem Jahre ein Apfel-Gloeosporium zur Verfügung hatte, das als Gloeosporium fructigenum angesehen werden musste, so impfte ich dieses Apfel-Gloeosporium sowohl auf Aepfel wie auf Bananen und das Bananen- Gloeosporium ebenfalls sowohl auf Bananen wie auf Aepfel. — Erfolg: Der Apfelpilz wuchs und erzeugte Faulstellen wohl auf Aepfeln aber nicht auf Bananen und der Bananen-Pilz wohl auf Bananen aber nicht auf Aepfeln. Abgesehen von dieser biologischen Verschiedenheit unterscheiden sich beide r) Eine mit Abbildungen versehene Abhandlung darüber in der „Deutschen Obstbauzeitung", 56. Jahrg. (1910), S. 175—179. Die Gloeosporium faule der Banane usw. 413 Pilze aber auch noch dadurch, dass die Sporen des Apfel-Gloeosporium merklich schlanker sind, als die des Bananen-Gloeosporium, so dass eine Identität dieser beiden Obstschädlinge als ausgeschlossen anzusehen ist. Die Bekämpfung der Gloeospori u m faule. Um das Umsichgreifen des Pilzes zu bekämpfen, ist es notwendig, seine Ansiedlung nach Möglichkeit zu verhindern. Es muss möglichst vermieden werden, dass die Bananen auf dem Transport gestossen, gedrückt, gescheuert oder sonstwie verletzt werden. Sie müssen luftig, trocken und kühl aufbewahrt werden. Jede Feuchtigkeit muss ferngehalten werden. Alle überreifen und angefaulten Früchte und Fruchtstiele sollten stets beseitigt werden. Ob die Anwendung irgend welcher chemischen Mittel (etwa Bordeaux-Brühe) zu empfehlen ist, ist fraglich. Er- fahrungen sind in dieser Hinsicht wohl noch nicht gemacht. Bei uns in Deutschland beobachtet man die Gloeosporium-Fäule ja nur an reifen, fast reifen und überreifen Früchten. Ob der Pilz, was sehr wohl denkbar, in den Tropen, wo die Bananen gebaut werden, unter Umständen bereits in den Plantagen schädigend auftritt, soll an dieser Stelle unerörtert gelassen werden. Die ganze ausländische Botanik auf vielleicht vorhandene Angaben über Schädigungen der Bananen durchzustöbern und hier zu berück- sichtigen, würde für diese Zeitschrift zu weit führen. II. Das Laub des Efeus wird ziemlich häufig durch allerhand Fleckenbildungen auf den Blättern mehr oder weniger stark verunziert. Besonders unangenehm macht sich das an niedrig gehaltenem Efeu, z. B. auf Kirchhöfen, Beetein- fassungen usw. bemerkbar. Die Erscheinung kann verschiedene Entstehungs- ursachen haben.1) Im folgenden sollen 2 Formen von Erkrankungen beschrieben werden, die besonders auffällig und verbreitet sind. Sehr oft sieht man besonders an den älteren Efeublättern hier und da vereinzelte grosse trockene hellgraue Flecke von meist ' 'a bis 2 Zentimeter Durchmesser. Meist, wenn auch nicht immer, gehen die Flecke bis an den Rand der Blätter. Oft findet sich in der Mitte des Flecks ein kleiner Riss oder eine sonstige Verletzung des Blattes. Die Erkrankung bleibt aber keineswegs auf die älteren Blätter beschränkt, sondern sie zeigt sich, oft schon im Juni, auch auf den neuen Blättern. Die Flecke sind dann gewöhnlich zunächst schmutzig dunkelbraun, in der Mitte heller werdend und oft von einem breiten purpurroten Saum oder Hof um- geben. Bei Betrachtung mit der Lupe bemerkt man auf dem Fleck meist eine schwache, konzentrische, riefenhafte Ringelung und auf der Blattoberseite, zumal wenn man das Blatt gegen das Licht hält, zahlreiche kleine Punkte, die auf den älteren hellgrauen Flecken schon mit blossem Auge ganz gut wahrnehmbar sind. Bei der mikroskopischen Untersuchung erkennt man, dass die Punkte kleine, etwas zusammengedrückt kugelförmige, im Blattfleisch sitzende Frucht- körper (Pykniden) eines Pilzes sind. Die Pykniden erzeugen in ihrem Innern ungeheuere Mengen von länglich ovalen, farblosen, einzelligen Sporen von 2.2—3.3 p. Breite und 3.3—7.7 \>- Länge. ') Vergleiche „Gartenflora" 58 (1909) Seite 151 152. 414 Die Gloeosporiumfäule der Banane usw. Der Pilz gehört zu der vielleicht 800 Arten zählenden auf Pflanzen schmarotzenden und Blattflecke erzeugenden Gattung Phyllosticta Pers. (Familie der Sphaerioidaceen). Vom Efeu sind in der Literatur allein fünf Arten ange- führt (Phyll. hedericola Dur. et Mont. = Phyll. destructiva f. Hederae Oudem., Sporen IV2 — 2Va : 5 — 8; Phyll. hederacea [Are] All. = Phoma hederacea Are, Sporen 2.2 : 5; Phyll. Hederae Sacc. et Roum., Sporen 1 : 4; Phyll. concentrica Sacc, Sporen 8—9 : 10; Phyll. leueostigma [D. C] All. = Phoma leueostigma [D. C] Sacc. = Sphaeropsis leueostigma D. C, Sporen 3— 4:10— 12. l) (2) Ob dieselben artlich wirklich gut alle von einander verschieden sind, sei dahin- gestellt. Der oben beschriebene Blattfleckenpilz stimmt am besten mit Phyllosticta hedericola Dur. et Mont. überein. Wenn es nun auch nach dem ganzen Krankheitsbild wahrscheinlich ist, dass die Flecke durch den Pilz erzeugt werden, so war es doch wünschens- wert, diese Ansicht durch Infektionsversuche zu stützen. Solche Infektions- versuche wurden 1909 vom Verfasser (übrigens 2 Jahre früher auch schon von Diedicke) ausgeführt und hatten den erwarteten Erfolg. Der Pilz ist als der Erzeuger der erwähnten runden Blattflecke des Efeus anzusehen. Seine Ansiedlung scheint allerdings durch die Anwesenheit irgend welcher stets hier und da vorhandener kleiner Verletzungen des Blattes zum mindesten erleichtert zu werden. Die Phyllosticta-Krankheit ist weit verbreitet und macht sich oft in recht unerwünschter Weise bemerkbar. Möglicherweise sind Bespritzungen mit Kupfervitriolkalk-Brühe oder dergl. von Nutzen. Auch Sammeln und Beseitigen aller schlechten und fleckigen Blätter ist anzuraten. Ob und wie- weit diese Massnahmen durchführbar und der gewünschte Effekt erreichbar sind, wird zum grossen Teil von der Grösse und Art der betreffenden Efeu- pflanzung abhängen. III. Die alten normal absterbenden Efeublätter verfärben sich gewöhnlich gelb. Häufig sieht man aber, dass die alten Blätter im Frühjahr breite, braune, trockene Ränder und hier und da auch ebensolche inselartige Flecke erhalten. In der Regel ist diese Erscheinung durch einen bestimmten Schmarotzerpilz hervorgerufen, dessen Fruktifikation man auf der Unterseite der kranken Blatt- teile schon mit blossem Auge in Form von zahlreichen scheinbar drüsen- ähnlichen, gelblichen, runden, kleinen Tupfen wahrnehmen kann. Bei der mikroskopischen Untersuchung erkennt man, dass die Tupfen keine Drüsen der Blätter, sondern die Sporenlager eines Pilzes mit breiten ovalen, farblosen, einzelligen Sporen von 4.2 — 5.5 \>- Breite und 7.7 — 9.9 \>- Länge sind, der, ebenso wie der oben näher besprochene Bananenpilz in die artenreiche Gattung Gloeosporium gehört. Es sind in der Literatur 2 Gloeo- sporien von Efeu bekannt, Gloeosporium Helicis (Desm.) Oudem (Sporen 6 bis J) Auch Maciophoma (Cylindrophoma) cylindrospora {Desm.) Berl. et Vogl., Sporen l1^ — 2 : 15 — 16, sowie Macrophoma (Cylindrophoma) Oleae 1 D. C.) Berl. et Vogl. f. Hederae Curv., Sporen 37a — 5 : 18—25 sind hier zu nennen. (2) Vergleiche Rabenhorsts Kryptogamen- Flora, 2. Auflage, 1. Band. 6. Abteilung '1901), Seite 45-47. Die Gloeosporiumfäulc der Banane usw. 415 7:22 :>■) und Gloeosporium paradoxum (De Not) Fuck. (Sporen 5—6:8 Der hier besprochene Pilz ist das sich durch seine verhältnismässig kurzen und breiten Sporen auszeichnende Gloeosporium paradoxum. Auf den ganz abgestorbenen früher befallen gewesenen Blättern findet man häufig eine andere Pilz- Fruchtform : Trochila Craterium (D. C.) Fr. zu den Discomyceten- Phacidiaceen gehörend. Dieselbe gilt wohl mit Recht für die höhere Fruchtform des Gloeosporium paradoxum. Die Gloeosporium-Krankheit des Efeus ist ziemlich häufig und verbreitet, wird aber von Prak- tikern meist nicht als eine Pilz- krankheit erkannt. Um diese Krankheit zu bekämpfen, empfiehlt es sich, nach Möglichkeit alle er- krankten, braunrandigen, trockenen und abgestorbenen Blätter zu sammeln und zu verbrennen. Nr. 2 Betreffs der übrigen Efeukrankheiten sei auf das Referat im 58. Jahrgang (1909) Seite 151 — 152 verwiesen. Erklärungen der Abbildungen. Nr. 1. Sporenlager der Gloeosporium auf der Schale der Banane. Quer- schnitt. Sehr stark vergrössert. Laubert gez. Nr. 2. Ausgekeimte Sporen vom Bananen-Gloeosporium, 24 Stunden nach der Aussaat in einem Tropfen von wässeriger Bananenschalen-Abkochung. Die Sporen haben eine Querwand erhalten. Am Ende der Keimfäden findet sich meist eine dunkelgefärbte Haftscheibe, die der Unterlage, in diesem Fall dem gläsernen Objektträger, so fest ansitzt, dass die gekeimten Sporen durch einen (massig starken) Strahl der Wasserleitung nicht fortgespült werden. Sehr stark vergrössert. Laubert gez. Erklärung der Tafel. Abb. 1. Banane mit einem durch Gloeosporium erzeugten Faulfleck. Abb. 2 und 3. Phyllosticta-Krankheit des Efeus. Abb. 4 und 5. Gloeosporium-Krankheit des Efeus. Nach der Natur gemalt von Herrn Universitätszeichenlehrer O. Peters- Göttingen. !) Rabenhorsts Kryptogamen-Flora, 2. Auflage, I.Band, 7. Abteilung (1903) Seite 477—478. 416 Ausflug der sämtlichen Ausschüsse. Ausflug der sämtlichen Ausschüsse zur Besichtigung des neuen Rosengartens im Berliner Tiergarten am 1. September 1910. Hierzu Abb. 46 auf Seite 420 und 421. Erfreulicherweise hatte sich am Spätnachmittage eine grössere Zahl von Ausschuss- und Vereinsmitgliedern am Eingang zum neuen Rosengarten an der Charlottenburger Chaussee eingefunden, um unter der persönlichen Führung des Tiergartendirektors, Herrn Freudemann, und unter Assistenz der Herren Gene, Riemann und Wahn, diese neue Schöpfung der Gartenkunst zu besichtigen und, wie ich offen sagen muss, in vollen Zügen zu geniessen. Wahrlich, wie ein Kleinod liegt der Rosengarten, umrahmt von herrlichem Baumbestand des Berliner Tiergartens, nicht weit von der Charlottenburger Chaussee zwischen Brandenburger Tor und dem „Grossen Sternu. Der Schöpfer des Rosengartens, Herr Freudemann, hat bisher in Gärtner- kreisen grosse Zurückhaltung geübt. Es war daher für „den Verein zur Be- förderung des Gartenbaues" die rechte Gelegenheit, ihn gewissermassen um eine offizielle Besichtigung seiner herrlichen Schöpfung zu bitten. Und wie angenehm ist es für einen Fachmann zu fühlen, dass solch ein Gartenkunst- werk im innigen Hand- in Hand-Arbeiten des Meisters mit seinen Unter- gebenen zur besten Entfaltung gediehen ist. Dass solch eine Gartenschöpfung nicht ohne die Huld und das lebhafte Interesse unseres Kaisers und seiner hohen Gemahlin zustande kommen konnte, ist selbstverständlich. Die näheren Umstände zeigen, wie unser hoher Protektor sich auch eingehend mit der Gartenkunst beschäftigt. Herr Freudemann wurde gleich nach seiner Berufung als Tiergarten- direktor von Ihren Majestäten gelegentlich eines Spazierganges darüber befragt, wie er sich die Verschönerung und weitere Ausgestaltung des Tiergartens dächte. Darauf trug Herr Freudemann seine Ideen vor. Sie gipfelten darin, den alten sogenannten „symmetrischen Teil" zu einem Rosengarten um- zuwandeln. Da dieser Vorschlag den ungeteilten Beifall Ihrer Majestäten fand, wurde Herr Freudemann mit der Ausarbeitung eines Planes zu einem Rosengarten beauftragt. Da die Pläne volle Zustimmung fanden, wurde Herrn Freudemann die Genehmigung zur Anlage des Rosengartens erteilt. Die alte symmetrische Anlage war unter Friedrich Wilhelm IV. angelegt worden. Sie bestand in der Hauptsache in einer Baumpflanzung von 365 Stück, den Tagen eines Jahres entsprechend, welche in regelmässiger Entfernung von fünf Metern zueinander standen. Es waren vorwiegend Eichen und Rüstern. Diese wurden nun im Jahre 1908 gefällt. Der dadurch freiwerdende Platz — und wie angenehm ist solcher in einem waldartigen Park, um auch mal Sonnenlicht und frische Luft geniessen zu können — bekam die Form eines Hippodroms von ca. vier preussischen Morgen Umfang. Doch blieb er umsäumt von hohen Eichen und anderen Laubholzbäumen. Wenn man bedenkt, dass die etwa 70jährigen Bäume den Boden sehr ausgesogen hatten, so kann man sich wohl vorstellen, dass es die erste Sorge des Herrn Freudemann war, den Platz zu rigolen und mit jungfräulichem Ausflug der sämtlichen Ausschäs 417 Boden zu versehen. Das Rigolen geschah in 75 cm Tiefe; zur Verbesserung des Bodens wurde Mutterboden aus dem Norden Berlins herangeschafft; auch Lehm, Strassenkehrrcht und Kuhdung wurden reichlich verwendet. Im Ver- lauf der weiteren Entwicklung bekam der Rosengarten die Form, wie s«e in der beigefügten und von Herrn Freudemann für die Gartenflora überlassenen Zeichnung (siehe Seite 420 und 421) ersichtlich ist. Die Wege, die einem grossen Andrang von Besuchern Rechnung tragen und entsprechend breit sind, wurden chaussiert; die Wegkanten mit Bandeisen eingefasst. In der Mitte des Gartens steht auf einem Sockel die in Marmor ausgeführte Figur Ihrer Majestät der Kaiserin. Im östlichen Hintergrund erhebt sich eine Pergola auf 6 bis 7 m hohen Säulen. Die vorderen Säulen bestehen aus Lavagestein, die abschliessende Mauer und die Säulen des Hintergrundes aus Stampfbeton. Die Mitte der hinteren Wand krönt eine grosse in Kupfer getriebene Vase, davor ein eben- solcher Löwenkopf. Beide sind ein Geschenk des Kaisers. Unter der Pergola ist ein erhöhter mit Mosaikflaster versehener Weg, während sich an der Wand zum Ruhen und Geniessen einladende steinerne Bänke befinden. Denn von hier aus hat man einen prächtigen Ueberblick über die ganze Anlage. Die Bepflanzung des Rosengartens umfasst fast alles, was der deutsche Volksmund mit dem Zusatz „Rosen" bezeichnet^ wenngleich unsere „Königin der Blumen", die Rose, in vielen Varietäten überwiegt. So stehen an der Drahteinfriedigung, die den Rosengarten in unauffälliger Weise nach aussen abschliesst, gewissermassen als Uebergang vom Park zum Blumengarten „Alpenrosen" (Rhododendron) in reicher Fülle und Sortenzahl, worüber sich wohl besser zur Blütezeit derselben plaudern lässt. Diese Rhododendron, bekanntlich eine Lieblingsblume des Kaisers, sind gleich der Vase und dem Löwenkopf, besondere Zuwendungen Sr. Majestät. Es standen zunächst Weigelien und andere Blütensträucher am Rande des Rosengartens. Auf Allerhöchsten Wunsch wurden sie entfernt und durch umfangreiche Rhododendronpflanzungen ersetzt. Dieses Eingehen in Einzelheiten von Seiten unseres Kaisers muss ein Gärtnerherz mit grosser Freude und Genugtuung erfüllen. Vor den Rhododendron stehen zerstreut „ Pfingstrosen" (Päonien). Dann folgen die Vertreter der eigentlichen Rose (Rosa) in mannigfachster Anordnung in grossen Gruppen, runden Beeten, Rabatten, als Einfassung, als Einzelpflanze in Pyramidenform und als Säulenbekleidung. Die beiden grossen runden Rosen- gruppen in der Längsachse des Rosengartens sind wirkungsvoll mit Heliotrop unterpflanzt, während als Mittelpunkt je ein starkes Exemplar einer Phönix- palme gewählt worden ist; dieses jedenfalls nur solange, bis die hoch- stämmigen Rosen in absehbarer Zeit kräftigere Kronen entwickelt haben werden. Die beiden grossen im Rokokostiel gehaltenen Bassins, welche das runde Mittelstück mit der Marmorfigur ihrer Majestät in der Längsachse des Gartens wirkungsvoll flankieren, sind mit ausländischen „Seerosen" (Nymphaeen) in schönem Farbenspiel besetzt. Hier und da ragen aus dem Wasser kleine Trupps Wasserpflanzen heraus; es sind Glyceria aquatica (syn. G. spectabilis) und Alisma plantago. Diese deutschen Wasserpflanzen, in Verbindung mit den Seerosen geben der ganzen Bassinanlage mit flachem Rand insofern einen eigenen natürlichen Reiz, als es den Anschein erweckt, es hätte da vorher ein Waldsee bestanden, der nur eingefasst wurde. 418 Ausflug der sämtlichen Ausschüsse. Betreffs der ausländischen Seerosen möchte ich noch bemerken, dass sie sich bei dem letzten, allerdings milden Winter, unter Laubbedeckung gut gehalten haben. Einen wundervollen Anblick boten trotz der vorgerückten Jahreszeit die eigentlichen Rosen dar. Insbesondere waren es die Teehybridrosen, die sich uns in reicher Blütenfülle darboten. Im allgemeinen möchte ich bemerken, dass Herr Direktor Freudemann bei der Zusammenstellung der Sorten sein Augenmerk dem Zwecke des Gartens als Schau- und Prunkstück entsprechend, mehr auf dankbar blühende Sorten, als auf grosse Sortenzahl gelegt hat. Die beabsichtigte Wirkung ist nun auch in der glücklichsten Weise von ihm gelöst worden. Von der eigentlichen Rosenzeit, vom Juni bis zum Spätherbst ist ein ununterbrochener Flor vorhanden, den die Majestäten zu besichtigen oft Gelegenheit nehmen. Das grosse Publikum, insbesondere die fremden Besucher Berlins, geniessen diese neue Sehenswürdigkeit der Hauptstadt Deutschlands in der ausgibigsten Weise. Als besonders dankbare Sorten für den Spätsommer notiere ich: Caroline Testout, Aennchen Müller, Gruss an Teplitz, Jules Grolez, Mad. Antoine Mari, Franziska Krüger, Kaiserin Ar.guste Victoria und Ecarlate. Als Einfassungsrose fiel die Sorte Catherina Zeimet auf. Von den hän- genden Hochstammrosen auf den runden Beeten zeichnete sich die Sorte Edmund Proust durch ihr Remontieren und ihre aparte Färbung aus. Es dürfte hier angebracht sein, eine Zusammenstellung der überhaupt angepflanzten Rosensorten zu geben. (Die vorstehenden Nummern korrespon- dieren mit denen in der Zeichnung, wodurch die Art und Weise der Zu- sammenstellung in der Anpflanzung hervorgehoben wird.) 1. Ulrich Brunner fils, 2. Richmond, 3. General Mac Arthur, 4. Frau Carl Druschki, 5. Gruss an Teplitz, 6. Fisher and Holmes, 7. Le Progres, 8. Mad. Jean Dupuy, 9. Mad. Edmee Metz, 10. Leopold Hausburg, 11. La France und Farbenkönigin, 12. Zeimet, 13. Caroline Testout, 14. Etoile de France, 15. Eugen Fürst, 16. Lady Asthon, 17. Souvenir de la Malmaison, 18. Mad. Abel Chatenay, 19. Oberhofgärtner A. Singer, 20. Liberty, 21. Mad. Antoine Mari, 22. Franziska Krüger, 23. Ecarlate, 24. Marechal Niel, 25. Oberbürgermeister Dr.Troendlin, 26. Ferdinand Meyer, 27. La Tosca, 28. Kaiserin Auguste Victoria, 29. Mad. N. Levavasseur, 30. Dr. Andry, 31. Aennchen Müller, 32. Mad. Jules Grolez, 33. Crimson Rambler, 34. Leon Pain. 35. Mrs. Cutbush, 36. Kletterrosen, 37. Triumph, 38. Corallina, 39. Mdm. Helene Gambier, 40. Reine Marg. dTtalie, 41. Pharisäer, 42. Freiherr v. Marschall, 43. Fürstin Bülow. Grosse Herbstmesse und Pflanzenbörse 1910 in Berlin. 419 Ferner gebe ich eine Uebersicht der reichblühenden „Seerosen" (Nym- phaeen): Aurora, rosaorange; gloriosa, Johannisbeerfarbe, wohlriechend; Ley- deckeri lilacea, rosakarmin ; Leydeckeri purpurata; Lucida, amarantrot; Marliacea carnea, zartrosa; M. chromatella, gelb; M. odor. Luciana. rosa; M. sanguinea, purpurrot; M. tuberosa rosea, karmin. Vielleicht gestattet es der Etat in absehbarer Zeit, dem neuen Rosen- garten an der Einfriedigung ganz mit deutschen Wildrosen einzusäumen, etwa mit Rosa canina, R. rubiginosa und R. tomentosa, wodurch nicht nur eine Zierde mit Blüten und Rosenfrüchten, sondern auch ein natürlicher Uebergang vom deutschen Waldcharakter zur Epoche neuerer Bastardrosen im Garten geschaffen würde. — Nach eingehender Besichtigung schieden wir sehr befriedigt von dem Gesehenen und Gehörten von der blumigen Stätte, um uns in einer kleinen Nachsitzung noch anregend zu unterhalten. Bei dieser Gelegenheit nahm Herr Königl. Hoflieferant Loock Gelegenheit, Herrn Direktor Freudemann namens des Vorstandes für seine freundliche Führung zu danken. Die besuchenden Mitglieder hätten nur Worte der Anerkennung für den in bester Ordnung befindlichen Rosengarten, den gemeinschaftlich zu besuchen, längst der Wunsch vieler gewesen sei. Indem sich der Berichterstatter dem Dank hiermit für das freundlichst überlassene Material gern anschliesst, sage ich: Auf Wiedersehen im nächsten Jahre zur „Alpenrosenblüte". Amelung. Grosse Herbstmesse und Pflanzenbörse 1910 in Berlin. Die diesjährige Messe und Pflanzenbörse, Industrie-Ausstellung für Blumengeschäfte und Gärtnerei, fand in den Tagen vom 3. bis 5. September in der Neuen Welt, Berlin S., Hasen haide 108-1 14 statt. Dieses Lokal bietet für das Gelingen derartiger Veranstaltungen von vornherein insofern gewisse Garantien, als es in den weitesten Schichten der Berliner Bevölkerung wohl bekannt und von sämtlichen Stadtteilen aus bequem zu erreichen ist. Auch die vom „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten" Ende dieses Monats veranstaltete Gemüse-Ausstellung wird in den Räumlichkeiten der „Neuen Welt" abgehalten werden. Veranstalter der „Grossen Herbst-Messe und Pflanzenbörse" sind wie in früheren Jahren der „Verein der Blumengeschäfts-Inhaber Gross Berlins E. V." und der „Verband der Handelsgartner Deutschlands (Gruppe Berlin)" gewesen. Das Unternehmen, welches periodisch alle zwei Jahre fortgeführt werden soll, bezweckt, Produzenten und Konsumenten in geschäftlicher Hinsicht zu beiderseitigem Nutzen zusammenzufuhren und erfreut sich daher in dieser Hinsicht bei den in Frage kommenden Fach- kreisen eines guten Rufes. Das zeigte sich diesmal gleich auf den ersten B k Nicht filein, dass die Darbietungen in bezug auf Reichhaltigkeit gegen- über der vorigen Veranstaltung im Jahre 1908 weit übertreffen m auch •hre Qualität konnte im allgemeinen höher bewertet werden, was speziell auf 420 Ol W QM &\o& Abb. 46. Der neue Rosengarten im Berliner Tiergarten an der Charlottenfc 421 QJxJrtÄssherzog von Baden, Mad. de la Rocque, * Siegesgöttin, eine ganz eigenartige Färbung *Michele Lavry, beinahe weiss in der Blüte. Klasse 4: Jugend, Brockenschnee, sich ähnelnd, dankbarer Blüher mit kurzem gedrungenen Wuchs. Klasse 5: * Purpurkönig, eine prächtige dunkelviolette Blütenfarbe, die Sorte hat eine grosse Zukunft; Mad. Poris-Poirier, leuchtend violett; *Dagata, kurzer Wuchs; Bankdirektor Hommel, williger Blüher; Schöne Ulmerin; Kardos - Arpad, sehr zu empfehlen; Mad. Francois Carnot Hedwig Bäuerle; schöner in der Färbung und kürzer im Wuchs als die beiden nächsteh Gruss an Donzdorf; Röschen Henke, sich einander ähnelnd; Paris, zartes Rosa ins Weiss übergehend. Als Neuheit in Deutschland seien ferner die einfachblühenden Chrysan- themum zu nennen, die in zwei Klassen zerfallen. Die eine sei nach berühmten Gartendirektoren benannt, während die andere Klasse mit dem Namen unserer Flüsse belegt sei. Erstere seien niedrig im Wuchs und würden 30 bis 50 cm hoch, letztere bis 70 cm. Die Blühwilligkeit sei eine ganz ausgezeichnete. Neben der Einfachheit der Blumen sei es aber auch die eigenartige Färbung dieser. Besonders die weinroten und modefarbenen, die alle Schattie- rungen vom leuchtenden Dunkelorangegelb bis zum Dunkelpurpurkarmin auf- wiesen, seien von prächtiger Wirkung und versprächen, Lieblinge des Publikums zu werden. 4. Herr Königl. Garteninspektor Weber, Spindlersfeld, hatte für die Firma C. L. Klissing Sohn in Barth i. Pomm. ein hervorragendes Sortiment Caladienblätter ausgestellt und führte dazu folgendes aus: Die Firma C. L. Klissing Sohn beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Anzucht und Vermehrung neuerer und seltener Pflanzen; namentlich sind es die Caladien, die dort eine Pflegestätte gefunden haben. Man darf wohl ohne Uebertreibung behaupten, dass Herr Klissing das schönste und reichhaltigste Sortiment davon in Deutschland besitzt; alljährlich wird, was auf diesem Gebiete neues und hervorragendes erscheint, seinem Sortiment einverleibt. Wenn man die herrlichen Zeichnungen und Farben der Caladienblätter betrachtet, drängt sich einem unwillkürlich der Gedanke auf, dass wohl etwas Besseres und Schöneres durch Neuzüchtung kaum hervorgebracht werden kann, und doch kommen alljährlich von den Züchtern immer wieder Kreuzungen 995. Versammlung des Vereins z. B. d. G. 441 in den Handel, die alles überstrahlen und in den Schatten stellen. Die schöne, intensive Färbung tritt im Frühjahr bei den jungen Blättern am auf- fallendsten in die Erscheinung um mehr nach dem Herbste zu, wenn bald die Ruhezeit der Pflanze beginnt, einer mehr stumpfen und verwaschenen Tönung Platz zu machen. Die Caladien sind so recht für den Liebhaber geschaffen; selbst die Blätter ein und derselben Pflanze sind verschieden in Zeichnung und Farbentönung. Die Caladien sind Kinder der Sonne und des Lichts; ihre Heimat ist Brasilien; dort gibt es verschiedene wild- wachsende Spezies, die durch Kreuzungen untereinander uns eine Menge Bastarde geliefert haben, deren, Ursprung kaum mehr zu erkennen ist, da durch Kreuzung der Bastarde untereinander das Blut verschiedener Eltern zusammengebracht worden ist. Lange Jahre hindurch blieb für viele die Be- fruchtung der Caladien ein Geheimnis; namentlich der Apotheker und Züchter Bleu in Paris verstand es, dieses zu wahren und ge- schäftlich auszunutzen. Später kam man mehr dahinter und verschiedener- seits fing man an, sich mit der Züchtung von Caladien zu beschäftigen; namentlich war es unser Landsmann Lietze in Rio de Janeiro, der mit vielem guten Material arbeitete und uns eine Menge Neuzüchtungen bescherte und in den Handel brachte. Eine Befruchtung der Abb. 49. Caladien durch Insekten oder durch Wind ist so gut wie ausgeschlossen; sie kann nur durch einen gewaltsamen operativen Eingriff erfolgen. Der Blütenkolben, unten mit weiblichen, in der Mitte mit unfruchtbaren und am oberen Ende mit männlichen Blüten besetzt, ist von einer Scheide umgeben, die zwischen dem unfruchtbaren und männlichen Teil des Kolbens eine feste Einschnürung hat und den Insekten den Zutritt in die innere Blüte verwehrt. Dazu kommt noch, dass die weiblichen Blüten die Konzeptionsfähigkeit bereits verloren haben, ehe sich am oberen Teile des Kolbens die männlichen Blüten entwickeln. Ich selbst habe Caladien- Kreuzungen gemacht, auch eine Menge ganz netter Pflanzen mit sozusagen alltäglicher Blattzeichnung erzogen; doch hat mir nicht das Glück geblüht, etwas wirklich Hervorragendes zu erzielen, obschon ich bei meinen Versuchen zielbewusst in der Auswahl der Eltern vorgegangen bin. Wie bereits erwähnt, stammen die Caladien aus Brasilien und verlangen Als Adventivspross aus einer Pfropfstelle von Sol. Lycopersicum mit Sol. Dulcamara entstandene Pflanze. 442 Dorfpflege. auch demgemäss in unseren Kulturen eine warme Behandlung. Da die Vegetationsperiode nur über Sommer währt, lassen sich die Pflanzen gut zur Besetzung leer gewordener Gewächshäuser verwenden. Die Knollen pflanzt man nach Belieben, während der Frühjahrsperiode entweder in Töpfe, die man im Warmbeete einsenkt, oder legt sie direkt ins Warmbeet aus und pflanzt sie in Töpfe, sobald sie zu wurzeln und zu treiben beginnen. Man wähle eine gut durchlässige, etwas grobe Lauberde, die man gut mit Sand, etwas Torfstreu und zerhacktem Sphagnum vermischt und verpflanze während des Sommers nach Bedarf. Während des Wachstums sagt ihnen ein öfterer Guss von aufgelöstem Kuhdünger sehr zu. Bei heissem Wetter ist gut zu lüften, starker Luftzug indessen zu vermeiden. Gegen sengende Sonnen- strahlen sind die Pflanzen etwas zu schützen, da namentlich die zarten Blätter der hellfarbigen Sorten leicht verbrennen, zumal wenn die Töpfe stark aus- trocknen. In der zweiten Hälfte des Monats September muss man mit dem Begiessen der Pflanzen bis zum gänzlichen Einziehen derselben mehr und mehr nachlassen. Nun kommt aber die Zeit, die den meisten Knollen durch die Unaufmerksamkeit des Kultivateurs den Tod bringt. Die Pflanzen verlangen jetzt noch dieselbe warme Behandlung weiter. Gewöhnlich werden die Töpfe zu dieser Zeit achtlos beiseite gestellt; man erinnert sich ihrer nicht früher, bis die Knollen den Keim des Verderbens bereits in sich tragen. Nach dem Einziehen nehme man die Knöllchen aus dem Topf, befreie sie von ver- trockneten Wurzeln und anhaftender Erde und schichte sie in Sand, pulveri- sierte Holzkohle usw. ein, nur sorge man dafür, dass die Knollen nicht hohl zu liegen kommen oder zu dicht an den Rand des Gefässes gepackt werden. Der Zutritt von Luft ist zu verhindern, deshalb müssen die Knollen von allen Seiten gut vom Sande usw. umgeben sein, sonst verkalken diese und sind im Frühjahr verdorben. Zur Ueberwinterung bringe man sie an eine recht warme, trockene Stelle, entweder über die Heizröhren oder ins Kesselhaus, vor allem nicht in eine Temperatur unter 15 — 18° R. Etwas wärmer schadet nicht; je schwächer und kleiner die Knöllchen, desto sorg- fältiger muss die Ueberwinterung sein. II. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Gärtnereibesitzer Mehl, Weissensee und Stadtgarteninspektor Clemen, Berlin, sprach Herrn Garteninspektor Max Löbner in Dresden für seine ausgestellte Lobelia „Illumination" eine bronzene, Herrn C. L. Klissing Sohn, Barth (Pommern) für Caladien eine kleine silberne Vereinsmedaille zu. Dorfpflege. Von Dr. Heinrich Pudor. Dorf und Kultur bilden keinen unvereinbaren Gegensatz, wie man denken könnte, wenn auch das Dorf im Gegensatz zur Stadt mit der Natur, nicht nur mit der Kultur geht. Aber wir möchten heute einmal darauf aufmerksam machen, dass wir zur Rettung aus der Unseligkeit grosstädtischen Lebens nichts nötiger brauchen als Dorf-Kultus, systematische Pflege alles dessen, was mit dem Dorfe zusammenhängt; vor allem Verständnis für die Art der Dorf - Siedlung, für den harmonischen Zusammenschluss der einzelnen = Dnrf pfleg, . 443 Glieder des Dorfes von der Kirche bis zum Gehöft, von der Dorflinde bis zum Dorfteich; für das Leben in innigem Kontakt mit der Natur, für die Heimatpflege und Heimpflege im Dorfe, für die Hochhaltung der Handarbeit und Werkarbeit gegenüber der unseligen Schreibarbeit und „Kopfarbeit" der Grossstadtmenschen, an der nur der Kopf, nicht das Herz, nicht das Gemüt, nicht der Mensch beteiligt ist; für das Leben in die Zukunft hinein, in die Ernte, in den kommenden Frühling; für das Leben unter der Allmacht der Elemente, unter den Strahlen der Sonne, im Frühnebel und in Abendruhe; für das Leben in und mit der Familie; für das Leben zugunsten der kom- menden Geschlechter, des Stammvolkes und des Vaterlandes. Und wir möchten zugleich mahnen, dass im Dorfe selbst vieles anders und besser sein könnte, und dass es heute, da die Stadt sich an das Dorf wendet und voii Dorfe sich Heil und Seligkeit holen will, darauf ankommen muss, dass das Dorf seiner Traditionen und seiner Verpflichtungen sich erinnert, so manches Ueble und Falsche, was es mit der Zeit angenommen hat — angenommen hat von der Grosstadt — wieder abstreift und sich auf sich selbst besinnt. Heimpflege, Volkstrachten, Kindersang, Stammesstolz, Vaterlandsliebe, Arbeits- unverdrossenheit neben Festesfreude, Demut vor den Wundern der Natur, Innigkeit des Sinnes und Tiefe des Gemütes, persönlicher Stolz und Familien- stolz, alles das muss wieder haften und Keime treiben. Wenn man heute ein Dorf betritt, so muss man in vielen Fällen be- kümmert werden über die Verwahrlosung, um es ohne Rücksicht zu bezeichnen, welche Platz gegriffen hat. Am meisten in denjenigen Dörfern, die in der Nähe grosser Städte liegen, und die die Untugenden der Städte angenommen und die eigenen Tugenden eingebüsst haben. Aber auch weiter im Lande findet man vielfach Dörfer, bei deren Anblick man sich verwundert fragen muss, ob denn die Dorfgemeinden der Meinung sind, dass in einem Dorfe unmöglich Sauberkeit, Ordnung und „Nettigkeit" herrschen könne. Und doch sollte gerade ein Dorf schmuck und propper sein. Kürzlich erlebte ich es sogar, dass man mitten im Dorfe, unmittelbar an der Dorfstrasse, einen Müll- platz angelegt hatte. Ist es wirklich Sentimentalität, wenn uns bei einem solchen Anblick das Wasser in die Augen steigt; ist es wirklich Jähzorn, wenn uns bei einem solchen Anblick die Ader schwillt? Dieser Fall wird hoffent- lich zu den Ausnahmen gehören, aber unzählige Mal kommt man in die Lage, über Unsauberkeit krasser Art die Nase rümpfen zu müssen. Bis zu einem gewissen Grade, wir wissen es, ist es unmöglich, in der Landwirtschaft ästhetische Pflege zu treiben, und das Dorf lebt in der Hauptsache von der Landwirtschaft. Aber gerade, weil ohnedies die Stallwirtschaft in der Oekonomie die Unsauberkeit nahelegt, sollte um so mehr daraufgesehen werden, alles zu vermeiden, was die Unsauberkeit und Unordnung befördert, und alles zu tun, um Ordnung wieder herzustellen und die Sauberkeit zu fördern. Vor allem der Dorfplatz, der Platz an der Kirche, der Platz an der Linde, die Dorf- strasse, die Vorgärten, sollten in Ordnung gehalten werden. Es sollte Auf- gabe des Gemeindevorstandes sein, mit einer gewissen Strenge darauf zu sehen, dass es geschieht. Mit Strenge, aber zugleich auch das Vorbild gebend, denn das Vorbild erzieht. Und der Ehrgeiz der Dorfbewohner sollte dahin gehen, das schmuckeste Häus'l zu besitzen mit geputzten Scheiben und sauber getünchten Wänden. Aber wir haben es oft erlebt, dass an einem Hause, 444 Vereinswesen. das von Schmutz starrte, zu lesen stand: „Gemeindevorstand". Wo bleibt da das Vorbild? — Auch der Dorfteich gehört zu dieser Angelegenheit. Jedes deutsche Dorf hat einen Teich, und viele Dörfer haben deren zwei, drei und selbst vier. Aber der Anblick, den diese Teiche gewähren, ist sehr häufig geradezu trostlos. Schmutzige Pfützen und Moraste sind es in vielen Fällen, nicht Weiher, die den Enten und anderem Federvieh als Lustplatz dienen. Man tut alles, den Teich zu verschmutzen und nichts, ihn zu reinigen und sauber zu halten. Zum Teil kommt dies daher, dass man versäumt hat, Pflanzen im Teich anzulegen oder dass man sie ausgerottet hat. „Die Wasserpflanzen haben, besonders im Teich, noch den praktischen Nutzen, das Wasser klar zu machen und so zu erhalten. Dadurch gewinnt der Teich erst die wahre Schönheit, dann aber lässt die Durchsichtigkeit des Wassers nicht zu, dass eine Brutstätte für die Stechmücken oder Schnaken sich bildet," sagt treffend Dr. Konrad Guenther in seinem Artikel : „Das Leben der deutschen Wasserlandschaft" in der Werbe- schrift des Vereins Naturschutzpark E. V., Sitz Stuttgart. Ist denn wirklich Dorf und Schönheit gar so unvereinbar oder hat nicht gerade das Dorf die wahre Schönheit, vorausgesetzt eben, dass es die selbstverständliche Voraus- setzung der Sauberkeit erfüllt? Ich komme auf meinen Wanderungen häufig in die Lage, im „ersten, besten Dorf" übernachten zu müssen. Das letztemal, als ich aus dem Fenster blickte, sah meine Nase im Hofe ein stehendes Wasser, das gewiss eine schöne grüne Farbe hat, aber seit Jahren schon stehen und faulen mochte. Vielleicht sprechen wir ein andermal von Dorf- Hygiene. Hier kommt es uns darauf an, daran zu mahnen, dass das Dorf ge- wisse Verpflichtungen hat auch der Schönheit, der Ordnung und Sauberkeit gegenüber. Und davon wird vielleicht sogar das Wirtschaftliche profitieren. Und ich sage dies, gerade weil ich das Dorf lieb habe und verehre und in mancher anderen Beziehung für vorbildlich halte. Denn immer wieder aufs neue muss ich es bewundern, wie harmonisch in die Landschaft sich einfügend diese Dörfer angelegt sind, als habe ein Gott der Schönheit den Bauern die Hand geführt. Vereinswesen. Stiftungsfest des Vereins zur Be- j genommen wurde. Selbst die neu förderung des Gartenbaues in den angelegte königliche Rutschbahn Hess preussischen Staaten. sich die Jugend nicht abhalten, trotz Der Verein feierteam Donnerstag, der Nässe zu probieren. Das Wetter den 25. August sein 88. Stiftungsfest klärte sich dann später auf und konnte durch einen Ausflug nach Potsdam auf der Weiterfahrt nicht besser sein, und den Havelseen. • so dass in Schildhorn die Kaffeetafel für Die Fahrt begann 2.30 Uhr von die Mitglieder im Freien gedeckt war. Neu-Babelsberg mit einen Sonder- Von hier ging es dann zurück dampfer nach der Pfaueninsel. Hier durch den grossen und kleinen Wannsee begrüsste Herr Königl. Hofgärtner nach der Schleusenwirtschaft des Habermann die Festteilnehmer und Teltow-Kanals in Klein-Machnow, wo übernahm die Führung derselben über das Abendessen eingenommen wurde, die Insel, wo trotz des eben ein- Bei dem Festmahl brachte als Ver- setzenden Regens eine genaue Be- treter des VorstandesderSchatzmeister, sichtigung des herrlichen alten Baum- Herr Königl. Hoflieferant J. F. Loock, bestandes und der Neuschaffungen j in zündenden Worten das Hoch auf unseres Freundes Habermann vor- den Schutzherrn des Vereins, S. M. Kleine Mitteilungen. 445 den Kaiser, aus, mit einem Hinweis darauf, dass es vielleicht das letzte Mal sein werde, an welchem der Verein unter dem alten Namen sein Stiftungs- fest feiere, da in Bälde die Umänderung in Deutsche Gartenbau-Gesellschaft erfolgen werde. Herr Bernstiel, Potsdam, brachte in einem launigen Trinkspruch das Wohl der Damen aus, Herr Franz Bluth Hess es sich nicht nehmen, auch dieses Mal wieder das Wohl des Vereins auszubringen. Herr Loock dankt hierauf noch dem Festausschuss für das gute Zustandekommen des Festes und für seine Mühewaltung, sowie Herrn Ad. Koschel für die in frei- giebigster Weise zur Verfügung ge- stellten herrlichen Rosen, mit denen die Tafel geschmückt war und unter denen besonders prachtvolle Kaiserin- Augusta und Karoline Testout auffielen. Herr Kreisgarteninspektor Hübner ruft nach Erläuterungen über die Baulichkeiten und das im Saal hän- gende alre Schiffsmodell dem heute zum letzten Male unter dem alten Namen tagenden Verein ein letztes Lebewohl zu, worauf sich dann bis spät in die Nacht alt und jung an Tanz und Spiel ergötzte. Wurde auch die Rückbeförderung nach Berlin teil- weise in drangvollster Enge angetreten, war doch alles bei bester Laune und kehrte in heiterster Stimmung zum heimischen Herde zurück. H. Kleine Mitteilungen. Mamillaria cordigera nov. spec. Von E. Heese, Berlin - Lichterfelde Hierzu Abb. 50. Der Körper ist ein- fach, stumpf eiförmig, mit schwach eingedrücktem, durch reichliche weisse Wolle und die zusammen- gedrängten roten Mittel- stacheln geschlossenem Scheitel, aus dem die glas- hellen Randstachel strah- lend hervortreten. Höhe des Körpers ca. 6, Durch- messer ca. 47a cm- Warzen an dem vor- liegenden Stück eigentüm- licherweise nach den sie- bener und elfer Berührungs- zeilen gestellt, frisch lauch- grün, schwach vierkantig, ca. 4 mm hoch, am Grunde ca. 5 mm breit, die jüngeren oberen mit kleiner Furche versehen, welche in den Axillen weisse Wolle und Borsten hervortreten lässt. Areolen echt herzförmig, 3 mm lang und 2 mm im grössten Durchmesser, schwach eingesenkt, nicht filzig, die Randstacheln glatt mit kammförmigem Ansatz tragend. Diese sind glashell, steif,nebeneinanderliegend, Abb. 50. Mamillaria cordigera. Heese. 446 Kleine Mitteilungen. nicht durcheinander geflochten, so dass die nach rechts und links aus- einanderstrebenden mittleren längsten fast eine gerade Linie zu bilden scheinen. Letztere sind ca. 7 mm lang, während die nach oben und unten stehenden entsprechend kürzer werden, die ganz obersten etwas im Büschel zusammenstehend. Ganze Anzahl der Randstachel 40 — 50. Mittelstachel fast immer 4. Die jüngeren unten heller, die älteren gleichmässig dunkelrot, der mittlere längste hakig gekrümmt, gut 15 mm lang, die drei über ihm stehenden glatt, auseinanderspreizend, unter der Lupe fein behaart. Aus den jüngeren Axillen ent- springen, ausser weisser Wolle einige glashelle Borsten, welche die Warzen ein wenig überragen. Die Blüten sind z. Z. noch nicht beobachtet. Die bei den Mamillarien seltene ganz eigenartige herzförmige Vertiefung der Areolen hat zur Bildung des Namens Veranlassung gegeben. Der Farbenschmuck des Herbstwaldes. Von Franz Rochau, Berlin. Wolkenlos zeigt sich das weite Firmament, schier, als wolle der Herbst wieder gut machen, was der nasse und kalte Sommer in diesem Jahre verschuldet. Ein leichter, märchenhafter, blauer Dunst lagert sich über die weite Ebene, auf der das schimmernde Sonnengold ausgebreitet ist. In seltener Pracht und Schönheit zeigen sich die Herbstfarben, mit denen sich alljährlich die Bäume und Sträucher, Stauden und Rankenge- wächse zur Herbstzeit schmücken. Auch wir haben uns auf die Beine gemacht und wandern aus der staubigen Großstadt ins Freie hinaus, dem fernen Walde zu. In den Gärten der Vororte haben sich die Blätter an den Ranken des wilden Weins im prächtigsten Rot gefärbt, und wie glühende Feuergarben flammt uns ihr Anblick entgegen. In denGärten der Laubenkolonien leuchten blaue Herbstastern mit den teller- großen Sonnenblumen um die Wette, schwer hängen die goldenen Aepfel und Birnen an den schaukelnden Zweigen, und in trotziger Fülle zeigt uns der Sandboden, in welcher Be- häbigkeit Kürbisse, Kohlköpfe, Tomaten und sonstige Gartenfrüchte in seinem vielgeschmähten Schoß gedeihen. Der leise Wind, der kosend uns umfächelt, hebt hier und da von den abgeernteten Aeckern lange, weiße Fäden empor, die Zeichen des Altweibersommers, die, langsam durch die Luft gleitend, dem Walde zugeführt werden, zu dem auch wir unsere Schritte lenken. Lange haben wir ihn nicht besucht, den grünen Dom, und wir sind erstaunt über den gänzlich neuen, prächtigen Anblick, den er uns jetzt bietet. Vom nahen Lupinenfelde trägt der Wind einen würzig süssen Blumenduft her- über, und hoch atmet unsere Brust diesen herrlichen Odem ein. Nun liegt der Wald vor uns, dem wir zu- strebten, wie ein bunter Riesenteppich in der gleissenden Herbstsonne, alle Farbentöne vom hellsten Gelb bis zum dunkelsten Rot, vom zartesten Weiss bis zur tiefgrünen Nadelfarbe der Kiefern, dazwischen die mannig- faltigsten und wechselvollsten Ab- stufungen der Farbentöne zeigend. Scharf hebt sich das dunkle Grün der Tannen gegen das rotbraune Blätter- gewirr der Buchen und Ahorn ab, leicht eingesprengte helle Farben verraten uns den Standort zierlicher Birken, deren Zweige schon fast entlaubt sind, trotzend hebt eine knorrige Eiche ihr grünes Haupt aus der Umgebung, und eigentümlich raschelt eine überlebens- grosse Pappel mit ihren Blättern. Wie, fragen wir uns, war es möglich, dass sich der Wald in so kurzer Zeit verändert hat? Welche Kräfte haben dies Wunder fertiggebracht? Wodurch ist diese grosse Umwandlung in der Natur hervorgerufen worden? Sehen wir uns nach den Werkstätten um, in welchen der bunte Teppich gewebt ist, so kommen wir selbst zu den Blättern der Bäume, denn da jedes der un- zähligen Blätter ein Farbenfleckchen in dem grossen Gemälde darstellt, so ist durch eine Veränderung jedes dieser Teilchen selbstverständlich eine Umwandlung des Gesamtbildes bedingt. Welche Kräfte wirken nun in dem einzelnen Blatt? Die grüne Farbe der Blätter ruht bekanntlich von dem Vorhandensein des sogenannten Blatt- grüns, des Chlorophylls, her, welches Kleine Mitteilungen. 447 in ziemlich einfacher, fester Form in den verschiedenen Zellen der Gewebe mehr oder weniger zahlreich enthalten ist. Es ist der bei weitem wichtigste Stoff der Pflanze, denn nur das Chloro- phyll hat die Fähigkeit, aus den der Pflanze zugeführten Rohstoffen (bei denen das Magnesium nie fehlen darf) in Verbindung mit Kohlensäure or- ganische Substanzen zu erzeugen, also die Grundbedingungen für den Aufbau und das Leben der Pflanze zu legen. Wie diese Umwandlung der Stoffe durch das Chlorophyll vor sich geht, ist noch nicht bis in alle Einzelheiten erforscht,wir wissen aber, dass der Vorgang ohne Licht nicht möglich ist, dass also das Licht der Sonne die treibende Kraft ist. Bei diesem Umwandlungsprozess wird ein Teil des Chlorophylls verbraucht, aber dieses wird sofort wieder von der kräftig vegetierenden Pflanze durch Neubildung des Stoffes ersetzt, wo- durch das Blatt während des ganzen Sommers kräftig grün erscheint. Dieser tägliche Vorgang ändert sich aber im Herbst, wenn die Temperatur auf einen niedrigeren Grad sinkt. In dem langsam erkaltenden Erdreich nimmt das Aufsaugungsvermögen der Wurzeln ab, die Lebenstätigkeit der Pflanze wird eine geringere, es können ihr nicht genügend Rohstoffe zu- geführt werden, und die Neubildung des Chlorophylls ist daher nicht mehr ausgiebig genug; durch das intensive Sonnenlicht wird viel mehr Chlorophyll zerstört als ersetzt werden kann, infolgedessen gewinnt der zerstörte, gelbgewordene Farbstoff die Oberhand, und bald erscheint das ganze Blatt in gelber Farbe, die je nach der Pflanzenart mehr oder weniger rein nach aussen in die Er- scheinung tritt. Die Rot- oder Violett- färbung vieler Blätter, wie Ahorn, Buche, Wein, Spiraeausw. entsteht auf andere Weise als die gelbe Färbung. Alle diese Pflanzen haben in ihren Zellinnern ausser dem Protoplasma noch einen Farbstoff (Anthocyan), der auch im zeitigen Frühjahr als Schutz- farbe der jungen Blätter in Erscheinung tritt. Diese Schutzfarbe der jungen Blätter findet sich bei allen Pflanzen, die Gerbstoffe (Tannin) enthalten. Aus diesen Gerbstoffen bildet sich das Anthocyan und erscheint zunächst im Frühjahr in winziger Menge in den Zellen der Blätter, im Herbst dagegen kann die Sonne infolge der Anwesen- heit dieses Farbstoffes das chloro- phyllhaltige Plasma der Blätter nicht zerstören, sondern das Anthocyan nimmt alle Stoffe in sich auf und er- scheint jetzt viel intensiver als im Frühjahr. Dass allein das intensive Sonnenlicht diese Färbung verursacht, können wir in diesem schönen Herbst bemerken, denn je kühler die Nächte, je schneller also die Wasserzufuhr der Wurzeln nach oben aufhört, und je heisser darauf die Herbsttage, wo die Sonne mit ihren sengenden Strahlen den grünen Farbstoff aus den Blättern zieht, was einem Bleich- verfahren gleichkommt, um so schöner und intensiver sind die Herbstfarben der Natur. Wie oft finden wir auch an den schön gefärbten Bäumen und Sträuchern, dass einzelne Blätter oder auch nur Blattteile, die zufällig be- schattet sind, also kein Licht erhalten können, grün bleiben, ebenso wie ganze Sträucher und Zweige, die im Schatten wachsen, lange ihre grüne Farbe behalten. An den Bäumen verfärben sich demgemäss zuerst die äusseren, dem Lichte am meisten aus- gesetzten Blätter, und in der Tat sehen wir im schattenreichen Innern dicht belaubter Bäume noch frische, grüne Blätter, wenn die Hauptmasse des Laubes schon vollständig gelb bis dunkelrot gefärbt ist. Indem wir nun den Waldesdom betreten, empfängt uns feierliche Stille. Lautlos gleitet der Fuss über die platten Moosflächen am Waldboden, und leise rauscht der Herbstwind in den Nadelkronen der Kiefern. Plötzlich hören wir das laute Warnungsgeschrei einer Krähe über uns, und bald darauf sehen wir einen Sprung Rehe vom Waldesrande, wo dieselben auf ein Stück Serradella geäst haben, ins schützende Dickicht eilen. Auch ein Eichhörnchen ist durch das Geschrei aufmerksam ge- worden und stösst laut murksende Töne aus, sich dabei in den schlanken Kiefernkronen behendig von Ast zu Ast schwingend. Von fern ertönt das Gekreisch des Eichelhäher, und mit klatschendem Flügelschlag streichen zwei Holztauben über uns hinweg. 448 Personalia. — Bekanntmachungen. Auf einer Waldblösse spielen wilde Kaninchen in der Sonne, doch auf- merksam späht die alte Häsin aus, denn alle die Tiere des Waldes kennen den Warnungsruf der Krähen, und lassen denselben nie unbeachtet. Wir stellen uns jedoch lautlos an den Stamm einer Kiefer und verharren einige Zeit regungslos, worauf die lustige Gesellschaft vor uns sorglos weiterspielt. Im vorsichtigen, leisen Vorwärtsschreiten tritt aber jemand auf ein dürres Aestchen, und sofort ist die Karnickelbande verschwunden. Zwei Waldhasen stehen kurz vor uns aus dem Ginster auf und stürmen in kopfloser Eile davon. Wiraber strecken uns zur Ruhe auf den schwellenden Moosteppich am Boden und lassen uns das fürsorglich vor unserer Wan= derung eingesteckte Butterbrot gut schmecken. Aus dem fernen Dorfe tönt ein Hundegebell zu uns her, und vom nahen Kartoffelschlag hören wir das Lärmen der Feldarbeiter. Langsam versinkt der Sonnenball, indem wir den Heimweg antreten, und aus den feuchten Wiesengründen steigen ge- spenstige Herbstnebel auf. Von den Waldbäumen fällt leise Blatt auf Blatt zum Waldboden hernieder, und langsam schläft der Wald ein, dem Winter ent- gegen — dem Winter entgegen. Personalia. Stämmler, Kgl. Gartenbaudirektor, Liegnitz, Leiter der Liegnitzer Rosen- Ausstellung, der am 1. Oktober sein 25 jähriges Jubiläum feierte, wurde in der letzten Stadtverordneten -Sitzung dadurch geehrt, daß er in die Klasse der Oberbeamten versetzt und sein Gehalt von 4800 auf 5300 Mark ein- schliesslich 500 Mark Mietswert der freien Dienstwohnung, vom 1. Oktober ab erhöht wurde. Nach der vorläufigen Zusammen- stellung der Einnahmen und Ausgaben wird die Liegnitzer Ausstellung einen Ueberschuss von ca. 30 000 Mark er- geben. Maurice de Vilmorin, Vice- Präsident der französ. Dendrologischen Gesellschaft wurde von der deutschen Dendrologischen Gesellschaft zum korrespondierenden Mitglied ernannt. Der Unterricht an der städtischen Fachschule für Gärtner hat am 5. Oktober, 7 Uhr abends, begonnen. Schulgebäude: Hinter der Garnisonkirche 2. Anmeldungen dort bei Herrn Rektor Rasack. Honorar 3 Mark. Tagesordnung für die 996. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 27. Oktober 1910 abends 6 Uhr in der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin N. Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass II). 2. Vortrag: Herr Stadtgartendirektor A. Brodersen-Berlin: „Be- sprechung von Gartenbildern". (Mit Lichtbildern.) 3. Verschiedenes. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. rx L Gewächsgliäiisei» Heizungsanlagen Frühbeetfenster — Gartenglas — Patent-Fensterverbinder. — Böttger & Eschenhorn Gross-Lichterfeide-ost Qm m< ^ ^ Marienfelder Strasse Nr. 98. Fernsprecher: Amt Gr.-Lichterfelde Nr. 837. — Bahnstation: Gr.-Lichterfelde-Ost. H. Jungclatissen FRANKFURT a. Oder. Baumschule, Samen- und Pflanzen-Handlung. uzt. Baumschul-Ai [orgen. Samen-Kulturland: 350 Morgen. Illustrierte Preis - Verzeich- nisse gratis und franko ! C Stellengesuche j Starke Allee- Bäume. Grosse Vorräte von Linden, Ulmen. Ahorn etc. in prachtvoller, verpflanzter Ware mit schönen Kronen. Sträucher und baumartige Gehölze in allen Stärken u. grosser Sortenwahl. Obst- Bäume. Sehr grosse Vorräte in allen Grössen u. Formen, namentlich starke Spaliere und Pyramide*n. Koniferen in allen Arten. Taxus baccata zu Hecken in allen Grössen. Spezialkultur. Man verlange unser neuestes Preis- verzeichnis. 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Orchideen Sander : Brügge : Für den Inseratenteil verantwortlich: M.Junge. Berlin-Charlottenbure Druck von Rudolf Müsse, BerliD 1. November 1910 Heft 21 ^3sQ*£3&C»%Qj£>§*^e%C^^ ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 59. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 4' Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Text *bbildungen und l 1 2 Fi irbcn ta'eln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostverein, 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 21, Inhalt: Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses d. V. z. B. -d. G. S. 449. — Alphabetisches Verzeichnis der prämiierten Aussteller S. 455. — Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der ver- schiedenen Gemüsearten S. 457. — Aus den Ausschüssen d. V. z. B. d. G. S. 464. — Kleine Mitteilungen S. 468. — Eingegangene Preisverzeichnisse S. 470. — Fragekasten S. 471. — Personalia, Bekanntmachungen S. 472. Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. G. Wehner & &. Kessel. ~ WQI Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Gewächs- hausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schatteildecken Britz DJ« bei Berlin -£Ü Jahnstr. No. 70-72. "5 & Fernspr.Rixdorf331 'S SPEZIALITÄT: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. 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Der Zweck der Ausstellung sollte sein: a) insbesondere den Hausfrauen weniger bekannte Gemüse vorzuführen, b) Sortimente auszustellen, um zu zeigen, wie sich die einzelnen Sorten von Gemüsegattungen unterscheiden, und wie sie sich im Laufe der Zeit verfeinert haben, c) durch die Verschiedenheit der Sorten zu zeigen, wie sich die Verwendungs- möglichkeiten des Gemüses im Haushalt ergeben, d) Produzenten und Konsumenten einander näherzubringen. Mit grossem Eifer wurden noch Ende Juni und Anfang Juli von den vereinigten Gemüse-, Blumen- und Liebhaber- Ausschüssen die Programm-, Lokal- und andere wichtige Fragen, die eine Ausstellung mit sich bringt, erledigt, so dass ich zur Ehre aller Mitwirkenden sagen muss, es ist wohl kaum jemals eine Ausstellung im Verein so schnell zustande gekommen. Ausser den Mitgliedern der genannten Ausschüsse hatte sich uns der städtische Obergärtner Herr Diekmann freundlichst zur Verfügung gestellt. der zum Gelingen der Ausstellung in künstlerischer und praktischer Hinsicht bezüglich des Plakats und Einrichtung der Aufstellung der ausgestellten Sachen als Ordner hilfsbereit beigetragen hat. Wohl waren bei der Kürze der Vorbereitungszeit zur Ausstellung bei den Vorbesprechungen in den Ausschüssen Bedenken vorhanden, ob auch das Programm in der Hauptsache erfüllt werden würde, doch hat es sich später gezeigt, dass fast sämtliche Nummern erfüllt wurden. Wo dieses nicht der Fall war, hatten wir Ersatz durch gleichwertige Aussteliungssachen in kultureller Hinsicht, wie aus der nachstehenden Beschreibung der ausgestellten Gegenstände hervorgeht. 450 Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses. Interessant und lehrreich waren auch die anlässlich der Ausstellung gehaltenen Vorträge sowie die Vorführung des Kalisyndikats Stassfurt, bestehend in verschieden gedüngtem Gemüse nebst Veranstaltung von Kost- proben von Gemüsen, die mit mineralischem Dünger gedüngt waren. So gelungen die Ausstellung nun auch bezüglich der ausgestellten Sachen bezeichnet werden muss, so war das Interesse des Publikums in Anbetracht des Besuches der Ausstellung leider als ein sehr massiges zu bezeichnen. Man sieht daraus, dass die Nützlichkeit der Gemüse in gesundheitlicher Hinsicht wie jm Interesse der Sparsamkeit im bürgerlichen Haushalt — gegenüber den hohen Fleischpreisen — noch lange nicht genug gewürdigt wird. Vielleicht ist auch wohl das allgemeine Interesse an solchen Aus- stellungen in der Grossstadt Berlin im Schwinden begriffen! — An Propaganda für die Ausstellung hat es nicht gefehlt: Wochen vorher waren viele Artikel über Gemüseentwickelung, Gemüseverfeinerung, Fort- schritte in der Gemüsekultur durch Zuchtwahl, Erinnerung an ältere bewährte Gemüse, Erläuterungen über die Heimat der Gemüse usw. auf die Redaktions- tische bedeutender Zeitungen geflattert, Plakate waren in grosser Anzahl verbreitet worden, und ein vierspänniger Reklamewagen sorgte für Bekannt- machung in den Strassen Berlins. Doch ein Baum fällt nicht auf den ersten Hieb! Hoffen wir, dass das Opfer des Vereins zur Beförderung des Garten- baues auch im Interesse des heimischen Gemüsebaues in nicht allzuferner Zeit reiche Früchte bringen möge. In ganz hervorragender Weise hatte sich der Verband der Gemüse- züchter Berlins und Umgegend an der Ausstellung beteiligt. Das Berliner Marktgemüse war dabei in musterhafter Weise vertreten. Grosse Pyramiden von Weiss-, Rot- und Wirsingkohl zierten die Mitteltafel der Ausstellung, und alle andern gangbaren Gemüse wie Blumenkohl, Kartoffeln, Mohrrüben, Karotten, Rote Rüben, Schwarzwurzeln, Bohnen, die verschiedensten Salate, Sellerie, Porree und ein ganzes Heer von Würzkräutern schlössen sich ihnen in muster- haftem Aufbau an. Hervorzuheben ist durchweg die erstklassige Ware und die Echtheit der Sorten. Die Preisrichter haben deshalb auch die Verleihung einer Staats- medaille an den Verband der Gemüsezüchter Berlins beantragt. Die Firma Boese & Co., Berlin, hatte in einem besonderen Saal eine grosse Ausstellung von Gartenerzeugnissen aller Art nebst Blumenschau- stücken und Gartengeräten veranstaltet. Sie wirkte ganz besonders in dekorativer Hinsicht, insbesondere durch einen malerischen Aufbau von Speisekürbissen mit davorgelagerten Gemüse- und Zierkürbis -Sortimenten. Sehr wirkungsvoll war auch ein Blumenteppich aus Dahlien zwischen zwei Wandspiegeln. Für diese Gesamtleistung beantragten die Preisrichter eine bronzene Staatsmedaille. Eine sehr beachtenswerte Leistung in Gemüsen zeigte der Magistrat Berlin (städt. Garteninspektor Mende), der auch grosse Flächen seiner Rieselfelder an Gemüsegärtner verpachtet hat. Er baut, um nicht auf dem Markte mit den eigenen Pächtern in Wettbewerb zu treten, nur noch für städtische Anstalten Gemüse. Ein grosser, wenn nicht der grösste Teil der heute ausgestellten und sonst in den Berliner Markthallen feilgehaltenen Gemüse dürfte auf städtischen Rieselfeldern gezogen sein. Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses. 451 Die vom Magistrat Berlin hier ausgestellten Gemüse und Früchte wurden für die städtischen Heimstätten auf dem Rieselgute Blankenburg gebaut. Da Vorbereitungen zu dieser Ausstellung nicht getroffen werden konnten, so a i a d3 zeigte das Sortiment nur das, was für gewöhnlich in den Küchen der Heim- stätten gebraucht wird. Die Rieselgemüse haben, wie der Augenschein lehrte, auch ein ganz normales Aussehen. Dasselbe gilt von den kleinen Mengen 452 Gemüse- Ausstellung des Gemüse- Ausschusses. ausgestellten Obstes, die gleichfalls an den Wegen der Rieselfelder gezüchtet sind. Auch die Blumen, die zur Dekoration verwendet waren, sind auf Beeten der Rieselfelder angezogen. Sie zeigten leuchtende Farben und verbreiteten, insbesondere die Chabaud-Nelken, einen herrlichen Geruch. Ganz vorzüglich war auch ein Sortiment Quitten, welche auch auf dem Rieselfelde gezogen waren. Diese Gesamt - Ausstellung errang sich die grosse goldene Medaille des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Eine sehr gewissenhafte Erfüllung des Ausstellungsprogramms zeigte der Gemüsezüchter Franz Nette, Fran zösisch - Bu chholz. Seine Sammel-Ausstellung wie die Sortimente waren musterhaft. Insbesondere konnte man an den ausgestellten Sachen Sortenstudien — wie auch von den Besuchern ausgiebig geschah — machen. Hervorragend war dieses der Fall bei folgenden Sachen: Kartoffeln, Wirsing, Rotkohl, Weisskohl, Rettiche, Radies, grüne Bohnen, Karotten und Tomaten. Auch die Zusammenstellung von Gemüsen im Marktkorb für einen dreitägigen Familienbedarf war gut gewählt. Ausser anderen Preisen errang sich der Aussteller die goldene Vereinsmedaille. Die zweite im Programm vorgesehene goldene Vereinsmedaille erhielt der Gemüsezüchter Rohrbeck in Nieder-Schön hausen für eine kleinere aber erstklassige Sammel-Ausstellung von Gemüsen. Man merkte es den ausgestellten Sachen an, dass der Züchter sachkundig sein Land für die einzelnen Gemüsesorten auszuwählen und zu behandeln versteht. Die Firma Liebau & Co., Erfurt, hatte im grossen Rahmen eine Sammel-Ausstellung in Form reichhaltiger Gemüsesortimente und landwirt- schaftlicher Sachen ausgestellt. Die Gemüse waren laut beigefügten Plakats auf ungedüngtem Boden gewachsen. Der Unterschied zwischen diesem und dem Gemüse auf ordnungsmässig gedüngtem Boden war daher auch deutlich erkennbar. Sehr beachtenswert war die reichhaltige Sammlung von Gemüsen und Gemüsesortimentendes Geheimrats Borchardt (Obergärtner Stein- dorf) Potsdam. Hier zeigte es sich, dass in Privatgärtnereien noch von einer Gemüsegattung mehrere Sorten bis in den Spätherbst kultiviert werden, was ja auch nötig ist, um den Ansprüchen von Liebhabern zu genügen. Da Vorbereitungen zu dieser Ausstellung nicht möglich waren, so bekam man ein natürliches Bild von dem, was in einer besseren Privatgärtnerei zurzeit gezogen wird. Hervorzuheben sind hier ausser der Sammel-Ausstellung von Gemüsen 5 Sorten Erbsen (Schoten), 3 Sorten Speisemais, 5 Sorten Gurken^ 10 Sorten Tomaten, 13 Sorten Kartoffeln usw. Sämtliches Gemüse war auf Sandboden kultiviert. Erwähnenswert ist auch der gemischt dekorierte Gemüse- und Blumenkorb. Die ganze Leistung war insbesondere für den Privatgärtner sehr lehrreich. Ebenfalls reich an Sorten war die Gruppe des Geheimrats Plate (Obergärtner Vogel), Marienau bei Zossen, welcher ebenfalls viele Nummern des Sortimentsprogramms gut gelöst hatte; von vielen Gattungen waren auch mehr Sorten vorhanden als im Programm verlangt wurden. Im allgemeinen zeichnete sich das Gemüse dieses Ausstellers durch Festköpfigkei t und gesundes, derbes Aussehen aus, welches eine lange Haltbarkeit in frischem Zustande gewährleistet. Besonders zeichneten sich folgende Sortimente aus: Speisekürbisse, Tomaten, Kartoffeln, grüne Bohnen, Erbsen Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses. 453 (Schoten), Endivien und Weisskohl. Die Aufgabe: „Marktkorb mit Gemüse- war nach einer besonderen Geschmacksrichtung hin gelöst worden. Hierzu waren sogar gedruckte Rezepte für die Besucher ausgelegt worden. § oq k. u - 5 I 1 I Eine seltene Kultur, ausserhalb des Programms, zeigte die Garten- verwaltung von Geheimrat Arnhold (Obergärtner Habermanni, Wannsee. Nämlich ein Sortiment spanischen Pfeffer (Capsicum annuum) 454 Gemüse-Ausstellung des Gemüse-Ausschusses. und Eierfrüchte (Solanum melongena) in Töpfen, welche mit ihren verschieden- farbigen Früchten vielfach Interesse erregten. Ferner brachte derselbe Aus- steller auch einige Sortimente Gemüse, von denen ich Tomaten, Kopfsalat und Würzkräuter hervorhebe. Die Saatzuchtanstalt von Trittel, Tiefensee, hatte ein überaus reichliches Sortiment Speisekartoffeln ausgestellt. Die Sorten zeigten ein sehr gesundes Aussehen und boten dem Interessenten gute Gelegenheit zum Studium und Vergleich. Der Kgl. Botanische Garten Dahlem (Kgl. Garteninspektor Peters) stellte eine reichhaltige Sammlung seltenerer Gemüse aus, die auch zugleich in botanischer Hinsicht bemerkenswert sind, z. B. Mesembrianthemum crystallinum, Stachys tuberifera, Oxalis esculenta, Rippenmangold usw. Mit Sortimentsgemüsen waren ferner noch vertreten die bekannten Berliner Samen-Firmen AdolfDemmler und Kroger & Schwenke. Beachtens- wert war bei der letzteren die neue Federnelke „Saxonia"; sie blühte noch reichlich an zwei zur Dekoration aufgestellten Pflanzen. Sie hat eine weisse Farbe, in der Mitte mit lilarosa Anflug. Die Blume ist langstielig und hat eine edle Form. Sie dürfte eine gute Zukunft haben. Mit einer kleinen Sammel- Ausstellung war noch Hexel, Rosenberg (Westp reussen), vertreten. Die Sachen mochten aber wohl auf dem Transport gelitten haben. Als Kuriosität hatte der Aussteller zwei Flaschen mit hineingewachsenen Gurken vorgeführt. Wie eingangs schon erwähnt, hatte das Kalisyndikat Stassfurt es sich angelegen sein lassen, neben der Ausstellung von verschieden gedüngtem Gemüse auch Kostproben zu veranstalten. Diese wurden im grösseren Stile durchgeführt, hauptsächlich nach den abends stattgefundenen Vorträgen und so oft sich Interessenten in grösseren Vereinigungen, z. B. Wirtschafts- und Kochschulen, dafür interessierten. Auch Wein in Flaschen von gedüngten und ungedüngten Pflanzen war zur Probe vorhanden. Durch farbige bildliche Darstellungen von gedüngten und ungedüngten Pflanzen konnten sich die Besucher von der Wirkung mineralischer Volldüngung überzeugen. Erfreulicherweise hatte sich auch ein Laubenkolonist an der Ausstellung beteiligt. Der Vorsitzende einer Friedenauer Kolonie, Herr E. Richter, hatte von seinem 250 qm umfassenden Laubenland frisches Gemüse und Konserven gebracht. Alles in allem eine nette Zusammen- stellung von zum Teil selbst erprobten Neuheiten. Zu dem schriftlich nieder- gelegten Jahresertrage muss ich dem Aussteller mein Kompliment für die rationelle Ausnutzung seiner Parzelle machen. In der Abteilung Sämereien hatte die Firma Ruhe, C harlotten bürg eine geschmackvoll dekorierte Aufstellung geliefert. Unter ihren ab- geschnittenen, ausgestellten Dahlien zeichnete sich die reizende Neuheit „Cattleya" aus. Ferner ist in dieser Abteilung noch zu erwähnen Hoflieferant J. Klar, welcher ausser anderem mit tropischen und subtropischen Gemüsesämereien aufwartete. Herr Klar bemerkt dazu, dass diese Gemüse bezw. Sämereien in den wärmeren Ländern von Eingeborenen, Farmern, Missionaren und anderen Interessenten angebaut und gezogen werden. Die Verbreitung dieser Sachen Gemüse-Ausstellung des Gemüse*Ausschusses. 4=,=, sei in vielen Fällen auf die Missionare zurückzuführen, welche die Länder in erster Linie bereisten. Um nun speziell unserer Schutztruppe den Ueber- gang der neuen ungewohnten Nahrung zu erleichtern, habe der Kaiser in den ersten Jahren unseres neuen Kolonialbesitzes aus seiner Schatulle grössere Summen zur Beschaffung hiesiger Gemüsesamen aufgewendet, die drüben gratis abgegeben wurden. Neben Gemüsen und Gemüsesämereien fehlten auch gewerbliche Aus- steller nicht, welche die zum Betriebe der Kulturen erforderlichen Hilfsmittel in gewohnter Reichhaltigkeit und Verbesserung zur Schau stellten. Auch einige Aussteller mit Sachen, die dem Gartenbau etwas fern liegen, aber doch die praktische Hausfrau interessieren, hatten sich eingefunden. Bezüglich der ausgestellten Handwerkzeuge und Gartenhilfsmittel nenne ich die speziell mit der Berliner Gärtnerwelt verwachsenen Firmen: Hilde- brandt in Lankwitz, Liebau & Co. sowie Kroger & Schwenke. Die Firma Hermann Tesnow, Berlin, hatte sich dieses Mal auf die Vorführung von Modellen fahrbarer Gartengeräte beschränkt. Ein freundliches äusseres Aussehen erhielt die Gemüse-Ausstellung durch die Ausschmückung des Einganges, der Wände, Tische und Galerie des Saales mit Palmen, Lorbeeren und blühenden Pflanzen; hier und da lud auch eine weisse Bank neueren Stils zwischen grünen Pflanzen zum Ruhen ein. Die Pflanzen waren der Ausstellungsleitung in selbstloser Weise von der Firma Koschel, und die Bänke von der Firma von Prusi- nowski zur Verfügung gestellt worden. Sie wurden unter der künstlerischen Leitung des als Ordner fungierenden städtischen Obergärtners, Herrn Diek- mann, in ansprechender Weise verwendet. Alles in allem kann ich wohl behaupten, und ist mir auch von vielen rechtlich und sachlich denkenden Besuchern bestätigt worden, dass die Gemüse-Ausstellung als solche ein gutes und vielseitiges Bild bot und dass sie auch viele erzieherische Momente aufwies. Ich gebe mich der Hoffnung hin, dass diese Ausstellung den Grund gelegt hat zu einer späteren ähnlichen Ausstellung grösseren Stils. Ferner hoffe ich auch, dass das grosse Publikum immer mehr von der Nützlichkeit der Gemüse überzeugt werden, und dementsprechend das Interesse an solchen Veranstaltungen in grösserem Masse zunehmen möge. Amelung. Alphabetisches Verzeichnis der prämiierten Aussteller. Name Preis Nr. Gegenstand Boese & Co., Berlin Bronz. Staats-Med. für Gesamtleistung Borchardtsche Obstanlagen Potsdam (Obergärt.Steindorf) Gr.silb.Vereins-Med. 30 Sammelausstellung in Gemüsen derselbe derselbe derselbe derselbe Bronz. Vereins-Med. 35 für einen dekorierten .Marktkorb Geldpreis 5 M. Geldpreis 5 M. Geldpreis 10 M. 1 12 Kartoffeln Tomaten Schoten 456 Gemüse- Ausstellung des Gemüse-Ausschusses. Name Preis Nr. Gegenstand Borchardtsche Obstanlagen Potsdam (Obergärt.Steindorf) Geldpreis 10 M. 18 Zuckermais derselbe Geldpreis 10 M. 13 Gurken Demmler, Adolf, Berlin Geldpreis 5 M. 1 Kartoffeln derselbe Geldpreis 5 M. 2 Blumenkohl derselbe Geldpreis 5 M. 3 Wirsingkohl derselbe Geldpreis 5 M. 5 Weisskohl derselbe Geldpreis 5 M. 22 Küchenzwiebeln derselbe Geldpreis 5 M. 24 Rote Rüben derselbe 1 Diplom 4 Rotkohl Gartenverwaltung Geheimrat Arnhold, Wannsee Kl.silb.Vereins-Med. eine Sammlung So- lanum in Töpfen derselbe Geldpreis 5 M. 8 Kopfsalat derselbe Geldpreis 10 M. 9 Tomaten derselbe Geldpreis 10 M. 29 Wurzel und Kraut- gewächse Hildebrandt, Lankwitz Bronz.Vereins-Med. Spritzen und Giess- kannen Kalisyndikat Leopoldshall- Stassfurt Gr.silb.Vereins-Med. 30 FrischesGemüse und lehrreicheDarstell. in Wort und Bild Joseph Klar, Berlin Bronz. Vereins-Med. Sämereien Kroger & Schwenke, Berlin Bronz. Vereins-Med. 4 Rotkohl, Salate dieselben 1 Diplom 9 Tomaten dieselben Bronz.Vereins-Med. für Handwerkszeuge Liebau & Co., Erfurt-Berlin Gr.silb.Vereins-Med. 30 Sammelausstellung dieselben Bronz.Vereins-Med. Handwerkszeuge Magistrat Berlin Gr.gold. Vereins-Med. 30 Sammelausstellung Nette, Otto, Franz.-Buchholz Gold. Vereins-Med. 30 Sammelausstellung derselbe Bronz.Vereins-Med. 17 Radieschen derselbe Geldpreis 5 M. 1 Kartoffeln derselbe Geldpreis 10 M. 3 Wirsingkohl derselbe Geldpreis 10 M. 4 Rotkohl derselbe Geldpreis 10 M. 5 Weisskohl derselbe Geldpreis 5 M. 6 Rosenkohl derselbe Geldpreis 10 M. 16 Rettiche derselbe Geldpreis 10 M. 20 grüne Bohnen derselbe Geldpreis 5 M. 26 Meerrettig derselbe Geldpreis 5 M. 28 Speisekürbisse derselbe Geldpreis 5 M. i 29 Wurzel- und Kraut- gewächse derselbe Geldpreis 10 M. 35 dekoriert. Marktkorb Platesche Gutsverwaltung Marienau (Obergärt. P. Vogel) Geldpreis 10 M. 1 Kartoffeln dieselbe Geldpreis 5 M. 5 Weisskohl dieselbe Geldpreis 10 M. 9 Tomaten dieselbe Geldpreis 5 M. 12 Schoten dieselbe Geldpreis 5 M. 15 Endivien dieselbe Geldpreis 5 M. 20 grüne Bohnen dieselbe Geldpreis 10 M. 28 Speisekürbisse dieselbe Geldpreis 10 M. 35 dekoriert. Marktkorb dieselbe 1 Diplom 4 Rotkohl dieselbe 1 Diplom 6 Rosenkohl Heber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüseartt-n. 457 Name Preis Nr. Gegenstand Platesche Gutsverwaltung Marienau (Obergärt. P.Vogel) 1 Diplom 7 Grünkohl dieselbe 1 Diplom 17 Radies dieselbe 1 Diplom 24 Rote Rüben dieselbe 1 Diplom 29 Krautgewächse Richter, E., Friedenau Kl. silb.Vereins-Med. 30 Sammelausstellung und Konserven Rohrbeck, Nied.-Schönhausen Gold.Vereins-Med. 30 Sammelausstellung Ruhe, Charlottenburg Kl. silb.Vereins-Med. Düngemittel und Handwerkzeuge Trittel, Tiefensee Kl. silb.Vereins-Med. 1 Kartoffeln Verband der Gemüsezüchter Berlins und Umgegend. Silb. Staats-Med. 30 für Gesamtleistung Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der verschiedenen Gemüsearten. Vortrag, gehalten auf der Gemüse-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 29. September 1910. Von Dr. Julius Kochs.*) Meine Damen und Herren! Das1 Bedürfnis nach Nahrung ist von den natürlichen Trieben aller Lebewesen, denen auch der Mensch, der Schöpfung Krone, unterliegt, das ursprünglichste und notwendigste. Von den ältesten Zeiten grauer Vorgeschichte an, in denen wir die ersten Spuren menschlichen Daseins vorfinden, sehen wir, dass seine überlegene Intelligenz der Beschaffung von Nahrung zugewandt war. Zunächst im Kampfe mit den gewaltigen Urgeschöpfen der Wildnis schwach und wehrlos, nur auf das Not- wendigste, leicht Erreichbare angewiesen, hat er sich im Laufe der Zeiten zum Herrn des Erdballs gemacht und alle Stoffe der lebenden und leblosen Natur zur Befriedigung seiner Bedürfnisse herangezogen. Die ausserordentliche Entwicklung aller Verkehrsmittel ermöglicht rasch den Ausgleich in der Produktion der verschiedenen Länder; Meere trennen nicht mehr sondern verbinden, und der moderne Kulturmensch, auch der ärmeren Klassen, sieht auf seinem Tisch die Erzeugnisse fast aller Weltteile vereinigt. Fassen wir nun für heute die Gemüse- und Salatpflanzen in ihrer Bedeutung für die menschliche Ernährung ins Auge — ich verstehe in diesem Falle nicht die Einteilung im botanischen Sinne, sondern im Sinne des täglichen Lebens und der Küche — , so kann man, wie Prof. Rubner auch hervorhebt, ja kaum behaupten, dass diese Produkte für die menschliche Gesundheit ganz und gar unent- behrliche und unerlässliche Nahrungsmittel seien; aber mit gleichem Recht könnte man bei Weizen, Roggen, Mais, Reis, also bei den Brotfrüchten, das- selbe sagen, ohne ihren tatsächlichen Wert zu beanstanden. Preisen wir es als ein Glück, dass die Natur in puncto des Essens so viel Freiheit gelassen *) Vorsteher der Versuchsstation für Obst- und Gemüseverwertung an der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem, gerichtlicher beeidigter Sachverständiger. 458 Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. hat, dass uns die merkwürdigste Akklimatisation gestattet ist. Man weiss durch Erfahrungen, dass bei solchen Schiffsbevölkerungen, die in langer Fahrt etwa auf Segelschiffen oder in die Polargegenden hinein auf eine einseitige, aus Pökelfleisch, Zwieback und ähnlichen Konserven bestehende Kost angewiesen waren, eine schwere Krankheit, der Skorbut auftrat, der durch nichts zu heilen war, als durch den Genuss von frischem Gemüse. Kein Mittel war probater, und heute noch, wo wir doch so viele bessere Mittel der Schiffs- proviantierung besitzen, bleibt für lange Reisen die Regel, frisches Gemüse, auch Obst zu nehmen, so oft es nur möglich ist. Ich erinnere ferner daran, wie zur Heilung der Bleichsucht, einer Krankheit hauptsächlich der Gross- städterin, von den Aerzten stets, wo es nur angängig ist, Spinat und grünes Blattgemüse mit bestem Erfolge verordnet wird. Hier erfüllen die Gemüse ersichtlich eine wichtige Funktion, deren Bedeutung nicht durch den Umstand gemindert wird, dass man manchmal auch nach einseitiger vegetabilischer Kost in Gefängnissen Ernährungskrankheiten ähnlicher Art, wie der Skorbut eine darstellt, gesehen habe. Gemüse und auch Obst gleichen eine durch einseitigen Genuss von Nahrungsmitteln entstehende Schädigung des Körpers aus und erfüllen also eine wichtige Ernährungsaufgabe. Der Grad des Gemüsegenusses ist natürlich bei den einzelnen Völkerschaften ein unterschiedlicher. Die Volksernährung muss sich mehr oder weniger stets an die Erträgnisse des Bodens halten; Gemüseboden und reiche Erträgnisse gibt es nicht überall. So ist also die Benutzung des Gemüses anscheinend von der Sitte oder besser gesagt von der Bodenkultur abhängig. Der Engländer ist kein Gemüsefreund, in Deutsch- land und Frankreich wird weit mehr verzehrt, reichlich kommt Gemüse in Italien auf die Tafel, wo die Erträgnisse des Bodens so aussergewöhnliche Ergiebigkeit zeigen. Mit dem aber, was der Boden zurzeit gerade trägt, braucht man sich auf die Dauer nicht zufrieden zu geben, denn die Kultur kann ja überraschend Neues schaffen. So sind Nutzpflanzen fremder Erdteile nach ihrem Import in Europa zu Volksnahrungsmitteln geworden. Viel- fach handelt es sich vielleicht um nicht mehr, als weitere Kreise auf geniessbare Pflanzen aufmerksam zu machen. Ich verweise hier auf die Tomaten, die Eierfrucht, die Stachysknollen, auf die Artischocken, den Neusee- länder Spinat u. a. Wer möchte auch sagen, dass wir die einheimischen Pflanzen soweit geprüft hätten, um alles Geniessbare zu kennen und zu schätzen? Die Naturprodukte, die man zu Speisen verarbeitet, können teils die Eigenschaften von Nahrungsstoffen, teils von Genussmitteln haben. Während die Nahrungsstoffe oder Nahrungsmittel vorwiegend zum Aufbau des menschlichen Körpers dienen, bezw. Wärme, Kraft und Energie erzeugen, sind die Genussmitteleigenschaften mehr nervenanregender Natur. Ein Nahrungsmittel kann aus einem oder mehreren Nährstoffen bestehen, diese sind Eiweiss, Fett, Kohlehydrate, Wasser und Nährsalze. Je nach der Funktion, die sie zu erfüllen haben, teils aufbauend, teils wärme- erzeugend, werden die Nährstoffe auch als Baustoffe und als Brennstoffe bezeichnet. Man kann bis zu einem gewissen Grade die Vorgänge im menschlichen Körper mit denen in einer Dampfmaschine vergleichen. Durch Verbrennung von Holz und Kohle erzeugen wir im Kessel der Maschine Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. 459 Wärme und können durch richtige Verwendung des entstehenden Dampfes Arbeit leisten. Die Verbrennung unserer Nahrung — denn das ist das Heiz- material des Körpers — erzeugt auch Wärme, die Körperwärme — wie Sie wissen, beträgt die Temperatur des normalen menschlichen Körpers rund 37° C. — und befähigt uns ferner, Muskelbewegungen auszuführen und körperliche Arbeit zu verrichten. Wenn das Brennmaterial der Dampf- maschine verbraucht ist und nicht durch neues ersetzt wird, steht die Maschine still; wenn die mit der Mahlzeit aufgenommene Nahrung verbraucht ist, so ist es nicht unbedingt nötig, der Maschine des menschlichen Körpers sofort neues Brennmaterial zuzuführen; dieselbe hat die Fähigkeit, lange Zeit auf Kosten ihres Baumaterials, der KörperstofFe, ihre Funktionen auszuführen. Bleibt aber der Ersatz allzu lange aus, dann steht schliesslich auch die Maschine des menschlichen Körpers wegen Nahrungsmangel still. Als Baustoffe oder Körperstoffe sind vorwiegend die Eiweiss- verbindungen anzusehen. Die Brennstoffe oder Wärme- oder Energie- erzeuger sind die Fette und Kohlehydrate. Eine reinliche Scheidung lässt sich hier jedoch nicht ständig durchführen. Ebensogut wie die Eiweiss- verbindungen bei Mangel an Brennstoffen diese für längere Zeit zu ersetzen vermögen, kommt auch der umgekehrte Fall sehr häufig vor, ein Manko an Eiweissverbindungen wird durch grössere Zufuhr von Kohlehydraten oder Fetten ausgeglichen. Es erfüllen in solchem Falle die notorischen Brenn- stoffe die Funktionen von Baustoffen. Noch heute ist der Voit'sche Kostsatz massgebend, d. h. der erwachsene arbeitende Mensch benötigt zur Erhaltung seines Körpers und zur Arbeitsleistung pro Tag eine Nahrung bestehend aus 100 g Eiweiss, 60 g Fett und 500 g Kohlehydrate. Trotzdem sehen wir aber sehr häufig, gerade bei den ärmeren Bevölkerungsklassen, ein Manko an Eiweiss in der Nahrung, bezw. es müssen, um den Eiweissbedarf decken zu können, grössere Mengen kohlehydratreicher Nahrung dem Körper einverleibt werden als wie unbedingt nötig sind. Als Beispiele von spezifischen Kohlehydratessern werden die sich vorwiegend von Reis nährenden Japaner und Chinesen angeführt. Als Fettesser gelten die Bewohner der Polargegenden. In welcher Form werden nun diese Nährstoffe dem Körper nutzbar gemacht? Es kommt einzig und allein darauf an, dass sie vom Blute auf- genommen werden, bezw. dass sie in derartige Verbindungen übergeführt werden, die dieses ermöglichen. Vom Wasser, den Nährsalzen und einem Teil der Kohlehydrate wissen wir von vornherein, dass sie blutlöslich sind, Eiweiss, Fette und das Kohle- hydrat, welches wir am meisten zu uns nehmen, nämlich die Stärke, müssen aber erst zerlegt bezw. abgebaut werden. Grössere Molekülkomplexe müssen in kleinere gespalten werden. Nahrungsbestandteile, welche nicht in die Blut- bahn geleitet oder welche nicht aufgespeichert werden können, wieesbeimZucker in der Leber oder beim Fett in den verschiedenen Teilen des Körpers der Fall ist, werden als unverdaulich wieder ausgeschieden. Der Verdauungsvorgang selbst wird neben Vorgängen physikalischer Art wieZerkleinerung,Verdünnungund Auf- weichung beim Einspeicheln im Munde, ferner Erwärmung und Durchmengung im Magen und Dünndarm im wesentlichen durch Vorgänge chemischer Natur bewirkt. Sogenannte Verdauungsfermente im Speichel, im Magensaft, 460 Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. in der Galle und im Darm setzen mit ihrer verzuckernden, fettlösenden, eiweissspaltenden Tätigkeit ein, bis der Nahrung die wertvollen Bestandteile entzogen sind. Ueber die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Nährstoffes Wasser hier etwas zu sagen, erübrigt sich. Seine Ubiquität hat ihn scheinbar zu dem geringwertigsten der Nährstoffe gestempelt, während er in Wirklichkeit eigent- lich der wichtigste ist, denn weit eher ist eine Enthaltsamkeit von festen Nahrungsbestandteilen als vom Wasser möglich. Ebenso unentbehrlich sind auch die Salze. Bei jedem Stoffzerfall werden die nicht zum Ansatz erforder- lichen Salze der Nahrung frei und verlassen den Körper durch Harn und Kot; aber auch die in den Körperbestandteilen enthaltenen Salze gehen den gleichen Weg, jedesmal wenn etwas von diesen Bestandteilen zur Bestreitung des Kraft- und Wärmebedürfnisses der Verbrennung anheimfällt; daher bedarf es der steten Zufuhr neuer Salze. Wo dies verabsäumt wird, sehen wir, dass das Tier schliesslich unter den Erscheinungen der Entkräftung stirbt, trotzdem es reichlich und überreichlich Nahrung erhielt, aber es fehlten die Salze. Viel schneller als bei den Erwachsenen machen sich in der Kindheit die schädlichen Folgen des Salzmangels geltend, weil sich kein neues Gewebe bilden kann ohne die zu seiner normalen Zusammensetzung nötigen Eiweiss- stoffe. Um diese Bedeutung der Salze in der Nahrung zu kennzeichnen, nennt man dieselben auch Nährsalze. Grundverschieden von den Funktionen, welche die aus den oben erwähnten Naturstoffen bestehenden Nahrungsmittel erfüllen, sind die der Genussmittel. Sie haben vorwiegend die Aufgabe, unsere Nerven, welche ja den verschiedenartigsten Zwecken im Körper dienen können, zu erneuter Tätigkeit anzuregen. Der Vergleich mit einem Telephonnetz dürfte hier nicht ganz unberechtigt sein. Die Wirkung unserer Genussmittel ist zumeist verdauungsbefördernd. Werden nun Genussmittel dem Magen einverleibt, so äussert sich ihre Wirkung auf die Nerven als Zentrale dahin, dass diese die Verdauungsdrüsen und somit auch die schon erwähnten Verdauungssäfte in Tätigkeit treten lassen. Unbestritten sind nun die Genussmitteleigen- schaften unserer Gemüse sehr grosse. In erster Linie möchte ich hier unsere Küchenkräuter mit ihren charakteristischen, unseren Riech- und Geschmacksorganen wohltuenden Eigenschaften nennen. Ferner gehören alle Lauch- und Zwiebelgewächse hierher. Bei ihnen kann man aber, wie auch z. B. beim Sellerie, bisweilen im Zweifel sein, ob man es nicht noch eher mit eigentlichen Nahrungsmitteln zu tun hat. Denn vielfach werden diese, wie z. B. die Zwiebeln, von den Südländern in solchen Mengen genossen, dass sie bestimmt gleichzeitig nährende Eigenschaften besitzen. Vielfach wird ihr sonst nur geringer Nährwert dadurch erhöht, dass sie als Salate Zutaten wie Oel oder Zucker, also ausgesprochene Nahrungsmittel, erhalten. Verdauungs- befördernd und gleichzeitig blutreinigend wirken ferner die in den essbaren Vegetabilien enthaltenen Pflanzensäuren. Sind diese nun in freier Form zwar im Gemüse meist weniger wie im Obst enthalten, so dürfen einige Arten doch immerhin zu benennen sein wie z. B. die Tomate, die Aubergine, die einer Milchsäuerung unterworfenen Krautarten und Gurken, endlich die Salate, welche mit dem die Verdauung besonders befördernden Zitronensaft zubereitet werden. Ueber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. 4tf( Allen Gemüsen, darf man sagen, hat die Natur einen grossen Anteil von Genussmitteleigenschaften mit auf den Weg gegeben, schon des- halb stellen sie eine Bereicherung der Tafel dar, aber sie enthalten ja auch Eiweissstoffe, Kohlehydrate, Mineralstoffe neben wenig Fett und werden von den Liebhabern in solchen Dosen genossen, dass ihr Nährwert ausser Zweifel steht. Bevor ich jedoch auf die eigentlichen Nahrungsmitteleigen- schaften der Gemüsearten eingehe, möchte ich noch eine besondere Wirkung gewisser Küchengewächse streifen. Die ätherischen Oele der Küchenkräuter, der Zwiebeln, der Retticharten usw. besitzen nämlich nicht bloss verdauungs- befördernde Eigenschaften, sondern wirken auch fäulnishemmend und desinfizierend. Sie teilen diese Eigenschaft mit vielen Gewürzen und werden ja auch mit diesen zusammen vielfach angewendet bezw. finden in fertigen Präparaten, wie den Suppenwürzen ä la Maggi oder englischen Saucen aller Art ausgiebigen Gebrauch. Was nun den Gehalt an Nährstoffen anbelangt, so stehen die frischen Gemüse im allgemeinen anderen Nahrungsmittelgruppen gegenüber zurück, weil sie sämtlich viel Wasser enthalten. Bei einzelnen Arten, wie z. B. den Gurken, sind bis 96 Prozent Wasser vorhanden, von einem eigentlichen Nährwert kann bei solchen Produkten natürlich keine Rede sein. Beim häufigen Genuss von Gemüsen macht sich eine Erscheinung geltend, die auf den hohen Wassergehalt zurückzuführen ist. Das Trinkbedürfnis zu den Mahlzeiten ist geringer als bei animalischer Kost. Gemüse können also ebenso wie Obst die Stelle von Getränken bei den Mahlzeiten einnehmen, und wird man überall dort, wo die Gemüseration eine geringe ist, wie in den meisten Restaurationen, das Manko an Flüssigkeit durch Getränke decken müssen. Den beiden Gruppen — Gemüsen und Salaten — gemeinsam ist der hohe Gehalt an Salzen. Die Mehle und Kartoffel geben aschenarme Speisen, Gemüse und Salate steigern die Nährsalzmengen im Verhältnis zur sonstigen Nahrungswirkung ganz ausserordentlich. So berechnete Rubner, auf gleiche Mengen von Wärmeeinheiten in der Kost bezogen, die Salzmengen des Weissbrotes = 1, des Weisskohles = 15, des Spinates aber zu 28! Bemerkens- wert ist weiter der hohe Gehalt an Kalk, während die sonstigen vegetabilischen Nahrungsmitel arm an Kalk und reich an Magnesia zu sein pflegen. Charak- teristisch ist, dass bei dem hohen Nährsalzreichtum doch sämtliche Vegetabilien arm an Natrium und Chlor sind. Es ergibt sich daher unbedingt das Bedürfnis, diese Speisen zu salzen. Verkehrt ist es jedenfalls, das Kochwasser vom Gemüse wegzugiessen. Denn die Gemüse enthalten meistens schon so wenig Nahrungsstoffe, Geschmacksstoffe und Salze, dass sie nicht die geringsten Verluste daran ver- tragen. Versuche, welche nach dieser Richtung in unserer Versuchsstation für Obst- und Gemüseverwertung angestellt wurden, haben gezeigt, dass verhältnismässig ganz bedeutende Mengen von Nährstoffen sowohl wie Salzen in das Kochwasser übertreten und beim Weggiessen der Brühe in ganz ausserordentlicher Weise vergeudet werden. Aus Tabelle I werden Sie nun die Zusammensetzung und den Gehalt an Nährstoffen einer grösseren Anzahl von Gemüsearten und Salaten ersehen können Ausser den stickstofffreien Extraktivstoffen, welche ebenfalls zumeist aus Kohlehydraten bestehen und daher auch einen Nährwert besitzen, wurde 462 Heber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. auch der Gehalt an Holzfaser aufgeführt. Dieselbe bildet das Gerüst der Pflanzen, ist zumeist unverdaulich (bis auf die in den jungen Gemüsen) und steht überhaupt einer besseren Ausnutzung der Gemüse meist hindernd im Wege. Tabelle I. Pflanze Wasser N- Subst. Fett Zucker N-freie extraktiert Holz- faser Asche Kartoffel 74,89 2,08 0,15 21,01 0,69 1,09 Zuckerrübe 82,25 1,27 0,12 12,50 1,90 1,14 0,82 Mohrrübe 86,79 1,23 0,30 6,14 3,03 1,49 1,02 Rote Rübe 87,07 1,37 0,03 0,54 9,02 1,05 0,92 Teltower Rübe 81,90 3,52 0,14 1,24 10,10 1,82 1,28 Kohlrabi 85,89 2,87 0,21 0,38 7,80 1,68 1,17 Rettich 86,92 1,92 0,11 1,53 6,90 1,55 1,07 Radieschen 93,34 1,23 0,15 0,88 2,91 0,75 0,74 Schwarzwurzel 80,39 1,04 0,50 2,19 12,61 2,27 0,99 Sellerie 84,09 1,48 0,39 0,77 11,03 1,40 0,84 Meerrettich 76,72 2,73 0,35 Spur 15,89 2,78 1,53 Spinat 88,47 3,49 0,58 0,10 4,34 0,93 2,09 Spargel 93,75 1,79 0,25 0,37 2,26 1,04 0,54 Schnittbohnen 88,75 2,72 0,14 1,16 5,44 1,18 0,61 (Hülsen) Blumenkohl 90,89 2,48 0,34 1,21 3,34 0,91 0,83 Butterkohl 86,96 3,01 0,54 1,47 5,72 1,20 1,10 Winterkohl 80,03 3,99 0,90 1,21 10,42 1,88 1,57 Rosenkohl 85,63 4,83 0,46 — 6,22 1,23 1,64 Wirsingkohl 87,09 3,31 0,71 1,29 4,73 1,29 0,77 Rotkraut 90,06 1,83 0,19 1,74 4,12 0,97 0,64 Weisskohl 89,97 1,89 0,20 2,20 2,59 1,84 1,23 Kopfsalat 94,33 1,41 0,31 • 2,19 0,73 1,03 Endivien 94,13 1,76 0,13 0,76 1,82 0,62 0,78 Feldsalat 93,41 2,09 0,41 — 2,73 0,57 0,79 Gurken 95,20 1,18 0,09 0,96 1,35 0,78 0,44 Auf Tabelle II wurden einige Gemüsearten, auf 100 Teile wasserfreie Trockensubstanz berechnet, in drei Gruppen zusammengefasst. Die Gemüse sind demnach teils massig, teils erheblich reich an Stick- stoffsubstanz, auch reich an Kohlehydraten, ziemlich reich an der leider nutz- losen Holzfaser, auffallend gehaltvoll an Salzen, dagegen fettarm. Man könnte fast glauben, manche erreichen im Eiweissreichtum die Hülsenfrüchte, welche bekanntlich von allen Vegetabilien in dieser Beziehung am höchsten stehen. Dies ist aber nicht der Fall, denn ein Teil des Stickstoffs ist in ihnen nicht Heber die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Gemüsearten. als Eiweiss vorhanden, sondern in Verbindungen, welche der Verdauung weniger zugute kommen. Tabelle II. Pflanze Stickstoff- Substanz Kohlehydrate und Fett Rohfaser Asche Rotkohl . . Weisskohl . Grünkohl Schnittbohnen Blumenkohl Gartenerbsen Spargel . . Rosenkohl . Spinat . . . 18,9 27,01 32,6 61,1 57,0 42,0 11,4 9,7 12,8 8,6 6,1 12,6 So recht bezeichnend für den Nährwert und die Bedeutung der Gemüse für unsere Kost äussert sich Prof. Dr. J ürgensen-Kopenhagen in seinem erst kürzlich erschienenen Kochlehrbuch für Aerzte, Hygieniker, Hausfrauen und Kochschulen. „Durch Nährwert zeichnen die Gemüse sich also nicht eben besonders aus, weswegen es auch ganz natürlich und richtig ist, wenn die Küche dieselben gewöhnlich in Verbindung mit Fettstoffen anrichtet oder zubereitet; unter Zugabe also von konzentrierten Nahrungsstoffen, oder auch mit Zucker, einem anderen Stoff von hohem Nährwert. Die Gemüse wirken in der Kost mehr als Verdünnungsmittel für die kräftigeren Nahrungsbestandteile, mit welchen sie gegeben werden. Sie wirken als Sättigungsmittel, gleichsam als Gegengewicht gegen zu hohen Fleischgenuss. Für die Abwechslung, für die Schmackhaftigkeit in der Kost, haben die Gemüse einen sehr hohen Wert, ihres Inhaltes wegen an verschiedenen Geschmacksstoffen und Salzen — und wirken somit eigentlich mehr als Genussmittel, denn als Nahrungsmittel. Als eine ganz ausgezeichnete und ausserordentlich nützliche Haupt- eigenschaft der Gemüse wird die stuhlfördernde Wirkung ganz besonders hervorzuheben sein. Die diätetische, die ausschliesslich durch Regulierung von Speise und Trank durchgeführte Behandlung der in unseren Tagen so sehr allgemein vorkommenden habituellen Verstopfung ist entschieden die beste — und in der Diät gegen dieses Leiden sind, meiner Erfahrung nach, die Gemüse das wichtigste." Endlich möchte ich noch auf eine Frage zurückkommen, welche unter Umständen von besonderem Interesse sein kann: ist hinsichtlich der Zusammensetzung und des Nährstoffgehaltes der Gemüse durch künstliche Düngung ein besonderer Unterschied zu verzeichnen? Die weitere Frage, inwieweit die Düngung auf den Geschmack und die Haltbarkeit der Gemüse und Gemüsekonserven von Einfluss ist, hier zu erörtern, steht nicht auf der Tagesordnung. Sie wird als gesondertes Thema an einem der nächsten Tage hier behandelt werden. Nur kurz möchte ich noch darauf hinweisen, dass auch schon für heute Kostproben 464 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. von verschiedenen Gemüsekonserven, herrührend von Düngungsver- suchen an Sellerie, Kohl, Bohnen u. a. nach Schluss meines Vortrages vorbereitet werden. Während man im allgemeinen den Einfluss der verschiedenen Düngungs- mittel auf die Zusammensetzung und den Gehalt an Nährstoffen bei den rein landwirtschaftlichen Produkten schon vielfach zum Gegenstand exakter Unter- suchungen gemacht hat, ist dies bei den Gemüsearten weit weniger der Fall. Wohl weiss man auch hier und hat es durch zahlreiche Düngungsversuche ausprobiert, dass durch die eine oder andere Düngungsart das quantitative Ernte- ergebnis in Gesamtheit oder in Stückgewicht erheblich verändert werden kann. Wieweit jedoch und ob überhaupt die zahlreichen Gemüsearten durch besondere Düngung im Gehalt an Wasser, Zucker, Eiweissverbindungen, Nährsalzen usw. Veränderungen unterliegen, ist erst zum geringsten Teil bekannt. Versuche an grünen Bohnen (Hinrichs Riesen), welche ich im vergangenen Jahre zu untersuchen Gelegenheit hatte, ergaben keine wesent- lichen Unterschiede. Zu erwähnen wären hier besonders einige Versuche, welche von Dr. Otto, Proskau, in den letzten Jahren angestellt wurden und deren Ergebnisse in dem Vereinsorgan, der Gartenflora, zum Abdruck gelangten. Versuche an Kartoffeln mit den verschiedenen künstlichen Stickstoff- düngerarten ergaben im Stärkegehalt gegen „Ungedüngt" mit 14° 0 einen Gehalt bis zu 16,8° (,. Bedeutende Steigerungen im Gehalt an Eiweissverbindungen waren ferner bei Salat und Kohlrabi zu verzeichnen, es kann jedoch hier nur auf die angezogenen Arbeiten verwiesen werden, vergl. Gartenflora 1908, Heft 1, 16, 1909 Heft 1, 3, 5, 21. Bekanntlich spielen bei derartigen Versuchen bisweilen die verschiedensten Umstände eine wichtige Rolle, wie Wetter, Klima und Bodenverhältnisse. Hierzu kommt noch, dass man es im Gemüse- bau nicht wie bei der Landwirtschaft nur mit einigen Produkten zu tun hat, sondern dass hier eine weit grössere Zahl von Arten vorliegt, welche wieder individuell behandelt sein wollen. Im Interesse eines rationellen Gemüsebaues und auch der Wissenschaft wäre es aber zu be- grüssen, wenn diesbezügliche Versuche von den dazu berufenen Vereinen und Körperschaften nicht nur in der bisherigen Art auf quantitative Ernteausbeute hin, sondern auch auf die Verände- rungen in der Zusammensetzung und im Nährwertverhältnis unternommen würden, haben doch die verhältnismässig wenigen bisherigen Untersuchungen ergeben, dass unter Umständen be- deutende Unterschiede erzielt werden können. Aas den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Protokoll der Sitzung des Gemüse-, Blumen- und Liebhaber - Ausschusses am Donnerstag den 13. Oktober 1910. Ueber die Gemüse-Ausstellung Berlin, referierte der General- sekretär. Er führte aus, dass jedes Ausstellungsunternehmen eine Arbeit auf Hoffnung sei. Jeder, der in diese Interessensphäre hineingezogen würde, hoffte etwas. Der veranstaltende Ver- vom 29. September bis 2. Oktober ein oder Spezial - Ausschuss erhoffe inder „Neuen Welt" (Hasenheide), eine Mehrung seines Ansehens und Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 465 seiner Bedeutung. Die Aussteller hoffen neue Beziehungen anzuknüpfen und ihren Kundenkreis zu erweitern, und nicht zum wenigsten hoffe der Schatzmeister auf einen guten peku- niären Erfolg. Alle diese Ausstellungs- hoffnungen seien aber zu oft trügerisch. Das hätte auch die letzte Gemüse- Ausstellung bewiesen. Sie sei ja keine lang vorbereitete gewesen, sondern habe ihre Entstehung der plötzlichen Anregung zu verdanken, die Herr Königlicher Hofgärtner Habermann in der Jahresversammlung am 30. Juni gegeben habe. Der Zweck der Ge- müse - Austeilung sei gewesen, das grosse Publikum auf die wirklich her- vorragenden Leistungen der Berliner Gemüsezüchter nachdrücklich hinzu- weisen und weitere Kreise auf die Ziele des Vereins und die Bestrebun- gen der Ausschüsse aufmerksam zu machen. Die Anregung sei mit Be- geisterung aufgenommen ; keinerlei Bedenken hätten sich gezeigt. Hierauf sei die Ausstellung in 6 Sitzungen organisiert und so vorbereitet worden, dass wohl jeder auf einen leidlichen Ausgang hätte hoffen können. Freilich seien jetzt schon einige Bedenken aufgetaucht. Keins aber hätte vor den angeführten Gegengründen bestehen können. Die meiste Schwierigkeit habe die Wahl des Lokals verursacht. Da die Westhalle wegen der Jubiläumsfeier der Universität nicht zu erhalten ge- wesen wäre, hätte man mit der Zoo- halle angeknüpft und Platzbesichti- gungen auf dem städtischen Gelände im alten Botanischen Garten vor- genommen. Da hier aber die Kosten für die erforderlichen Aufbauten sehr gross ausgefallen wären, hätte man sich schliesslich auf die „Neue Welt" geeinigt, welche in guten Räumen 1642 qm Fläche aufwiese. Nachdem so die schwierige Platz- frage geregelt, und das Programm in zahlreichen Exemplaren versendet worden sei, sei sofort mit einer um- fangreichen Propaganda für die Be- schickung und den Besuch der Aus- stellung begonnen worden. Ausser hiesigen und auswärtigen Gemüse- züchtern und Samenfirmen seien namentlich Privatleute gebeten, sich für die Gemüse-Ausstellung zu inter- essieren. Dann habe man sich an die in einem Verbände zusammen- geschlossenen Laubenkolonisten ge- gewendet, an allen ihren Zentralstellen Plakate zum Aushang gebracht und den Kolonisten Preisermässigungen zugebilligt. Vegetarische Institute, Speisehäuser und deren Besucher seien in gleicher Weise aufmerksam gemacht, und die grosse Zahl gemein- nütziger Vereine und ihre Mitglieder zum Besuche aufgefordert. Von der Presse seien ständig 85 grössere und kleinere Zeitungen, un- gerechnet die 12Fachzeitungen, laufend mit guten Artikeln und Hinweisen be- dient. Nach einem vereinbarten Plane seien ihnen nicht bloss Waschzettel, sondern abgerundete Original-Artikel über die Entwicklung, Verfeinerung und Zuchtwahl des Gemüses, über ältere Gemüse, ihre Heimat usw. zur Verfügung gestellt. MitAnnoncen seien zwölfZeitungen bedacht. Für Säulenanschläge wären in Berlin fast 600 Mark und in den Vororten 154 Mark ausgegeben. Auch habe ein auffälliger, mit dem Plakat der Ausstellung beklebter Gemüse- wagen, von vier Pferden gezogen, vier Tage lang die Strassen Gross-Berlins durchfahren. Ferner seien gute Vor- träge über Zusammensetzung, Verdau- lichkeit und Haltbarkeit der Gemüse in Aussicht gestellt; sachgemässe Führungen innerhalb der Gemüse- Ausstellung wären vorbereitet ge- wesen. Durch einen Fragekasten hätte man versucht, das Publikum zu interessieren; unentgeltliche Kost- proben hätten Gelegenheit gegeben, die Güte der ausgestellten Sachen nachzuprüfen, und schliesslich wäre an allen Tagen den Besuchern eine gute Militärmusik geboten. Alle diese Veranstaltungen hätten aber leider nichts genutzt, die Aus- stellung sei an allen vier Tagen, auch am Sonntag, schlecht besucht ge- wesen. Nach Ansicht des Referenten kämen für diesen Fehlschlag folgende Gründe in Betracht: Die Lage des Lokals im äussersten Süden, an der Grenze Rixdorfs, sei für einen Besuch nicht günstig ge- legen. Promenierendes Publikum gäbe es dort kaum. Früh sähe man die 466 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Leute in Hast von ihrem Heim nach den Arbeitsstätten eilen und abends von den Arbeitsstätten müde heim- kehren. Zeit, Lust und auch Geld zum Besuch von Ausstellungen seien kaum vorhanden. Ein altes Berliner Sprichwort besage, dass nach dem Stralauer Fischzug die Hasenheide ausgestorben sei. Dieses Wort scheine recht behalten zu sollen. Ferner sei die Ausstellung nicht nur an den beiden letzten Tagen eines Monats, sondern sogar zum Viertel- jahrsletzten und Umzugstermin an- beraumt. Das habe seine üblen Folgen gehabt. Auch sei der Preis von 50 Pf. für den gewählten Stadtteil entschieden zu teuer gewesen. Hervorragend schönes Herbstwetter habe freilich gelächelt; es hätte aber eher dazu beigetragen, die Leute aus den Räumen heraus, als in sie hinein zu locken. Endlich hätten jene Warner recht behalten, die ausgesprochen hätten, dass eine reine Gemüse-Ausstellung kein Publikum in Berlin anlocken könne. Die Produkte möchten wie immer nur aufgebaut sein; das Ganze müsste einer Markthalle ähnlich wer- den, und solche Markthalle könnte der Berliner billiger besichtigen. Referent kommt zu dem Schluss, dass der Berliner des Sehens und Schauens wirklich satt sei, da er in der Heimat und in der Fremde durch Warenhäuser, Schaufenster und aus- stellungsähnliche Aufmachungen, alles, was man ihm nahebringen möchte, unentgeltlich zu sehen gewöhnt sei. In Berlin lenke nur noch ganz Ausser- gewöhnliches die Blicke auf sich, und das einfachere Publikum strebe an schönen Sonntag -Nachmittagen, wie man das von der „Neuen Welt" aus hätte beobachten können, in grossen Massen auf Rummelplätze, um sich dort nach ihrer Weise zu vergnügen. Die Gemüse-Ausstellung lege auch die Frage nahe, ob nicht die bisher geübte Propaganda falsch sei, und ob man nicht nach anderen wirksameren Mitteln für einen guten Ausstellungs- besuch Sorge tragen könne. Wenn das nicht glücke, würden auch weitere Ausstellungen wie Tropfen in dem grossen Interessenmeer Berlins unter- gehen. Es scheine wirklich so, als ob der Verein mit seinen Darbietungen inner- halb der Reichshauptstadt noch keinen rechten Resonanzboden hätte. Hierin könnte ein richtig organisierter Bal- konschmuck - Wettbewerb wohl Wandel schaffen, weil er die Kenntnis von dem Verein und seinen Zielen in weite Kreise brächte. In anderen Grossstädten schüfen diese Wett- bewerbe die Reserven für die Mit- gliederliste. Mit Genugtuung könne fest- gestellt werden, dass an dem fach- lichen und dekorativen Aufbau, sowie an der Güte der gezeigten Produkte sich jeder Besucher erfreut hätte. Auch sei es zwischen dem Verein und dem Gemüsezüchter - Verband einerseits und der Gemüse-Abteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesell- schaft anderseits zu angenehmen Beziehungen gekommen, die man sehr angelegentlich weiter pflegen würde. Hieraufnahm der Korreferent, Herr Gärtnereibesitzer Adolf Koschel, Charlottenburg, das Wort und führte aus, dass die bisher geübte Aus- stellungspraxis an dem erlittenen Fiasko vornehmlich schuld sei; trotz wieder- holter Sammlung von Ausstellungs- erfahrungenwürde dochderselbe Fehler immer wieder gemacht. So würde zu jeder neuen Aus- stellung auch wieder ein neuer Aus- schuss gewählt, der gewöhnlich aus solchen Mitgliedern bestehe, die die Sache zum erstenmal durchmachten. Hierdurch würden viele und lang- dauernde Ausschuss - Sitzungen nötig und Themata, die man bereits vor 20 Jahren und mehr behandelt hätte, kämen immer wieder zurBeratung. Der Hauptsache aber, wie schaffen wir Besucher in die Ausstellung, werde zu wenig Beachtung geschenkt. Der Herr Korreferent ist der An- sicht, dass die für Ausstellung ge- machte Propaganda ungenügend sei. Das Publikum in Berlin sei übersättigt, eine Ausstellung jage die andere, die meisten erweckten kein Interesse, Theater, Tagesneuigkeiten, grosse Aus- verkaufstage in Warenhäusern nehmen Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. 467 die Hausfrau voll in Anspruch. Die Annoncen in den Tageszeitungen und die möglichst kurz gehaltenen Berichte hätten fast gar keinen Erfolg, da sich das Publikum nur für aktuelle Tages- neuigkeiten erwärme. Plakate an den Säulen und anderen Stellen würden übersehen. Sie wirkten nur, wenn sie besonders drastisch wären und Monate lang hängen blieben. Das einzige Mittel um Publikum heranzuziehen, sei die Ausgabe von Freibilletts, und zwar am Eröffnungs- tage in ungezählten Mengen. Das Sparen mit Freibilletts müssteaufhören; denn die sogenannten „Freiberger" brächten doch auch wieder zahlendes Publikum und wären, wenn wirklich etwas geboten würde, die allerbeste Reklame. Sodann müssten die Ausstellungsun- kosten nach Möglichkeit eingeschränkt, und mit dem immer noch bestehenden Prämiierungsunfug gebrochen werden. Man könne ja einen Teil erzielter Ueberschüsse an die Aussteller selbst verteilen. Sodann soll man dafür sorgen, dass der Verkauf der ausgestellten Gegen- stände so viel wie möglich gefördert werde. Man mache zu diesem Zwecke nur Ausstellungen von kürzerer Frist und streiche ein für allemal aus der Liste der Unkosten, die Presse, Preis- richter, Frühstück und Essen; die Arbeitsunkosten müssten auf das niedrigste Mass beschränkt werden. Wenn man sich die Frage vorlege, wie es am besten in Zukunft mit Aus- stellungen zu halten sei, und was sich unternehmen Hesse, um die Ziele des Vereins zu fördern und die Mitglieder- zahl zu vermehren, so sei seine Meinung, dass Ausstellungen unbedingt nötig seien, wenn möglich zweimal im Jahre, eine Frühjahrs- und eine Herbst- Ausstellung; beide müssten einen aus- gesprochenen Platzcharakter haben. Um die geschilderten Fehler zu ver- meiden, rät der Korreferent, einen dau- ernden Ausstellungsausschuss zu ernennen und an dessen Spitze jemand zu stellen, der sich auf Ausstellungen verstehe und dem dann unbeschränkte Vollmacht gegeben werden müsse. Dann würde man dahin kommen, dass es von Ausstellung zu Ausstellung besser werde, und dass statt fort- gesetzter Verluste sich dauernde Ueberschüsse einstellen würden. Damit wären aber auch der „Deutsch en(iarten- bau-Gesellschafr neue Freunde und rührige Mitglieder erweckt. Herr Gärtnereibesitzer Bluth, Gross-Lichterfelde, bemerkt, dass er vielen Ausführungen des Herrn Kor- referenten ohne weiteres zustimmen könne; er bedauert aber, dass immer wieder die schwierige Lokalfrage über den Ausstellungen des Vereins wie ein Verhängnis schwebe. Hätte man einen festen und dem Publikum ver- trauten Platz, so wäre man für immer aus aller Not. Die Gemüse-Aus- stellung, das müsse jeder unpartei- ische Besucher zugeben, hätte keinerlei Markthallen-Aussehen gezeigt; sie könnte im Gegenteil ein Muster für Blumen-Ausstellungen abgeben. Die vorgeschlagene Ausgabe von Freibilletts sei ein Experiment, das man ja ver- suchen könne, billig käme es nicht, da doch die Karten mit der Post ver- schickt werden müssten. Herr Swoboda bedauert lebhaft, dass die lobenswerten Bestrebungen des Gemüse-Ausschusses leider keine besseren Resultate gezeitigt hatten. Er glaube auch, dass der nicht ge- nügenden Reklame eine gewisse Schuld beizumessen sei. Aber wer dürfte die Kosten einer wirksamen, durch- gehenden Reklame wagen r Auch er hält mehrmalige Ausstel- lungen im Jahre für notwendig und empfiehlt, es dann mit den vor- geschlagenen Reformen zu versuchen. Nach seinen Erfahrungen hat das In- teresse des grossen Publikums an allem, was den Garten und Gartenbau angeht, eher zu- als abgenommen. Herr Stadtgartendirektor Bro- dersen führt aus, sich nicht ent- mutigen zu lassen, sondern dem gleichsam entschlüpften Erfolg mit allen Kräften nachzusetzen; der Zweck des Vereins sei es nicht, unter allen Umständen Geld zu ver- dienen, sondern das Interesse für den Gartenbau beim Publikum und bei den eigenen Kollegen zu wecken. Die Ausstellungen müssten so ausgebaut werden, dass sie zum Gesprächsstoff aller und als Orte bekannt würden, wo gute Geschäfte gemacht würden. 468 Kleine Mitteilungen. Dann brauche man nicht nach Aus- stellern zu reisen; denn dann würden sie von selbst kommen. Den Verein müsse die Frage be- wegen: „Wie er am besten mit seinem Geld für sich selbst Geschäfte machen könne?" Für einen grossen Gedanken müsse man ohne Aengstlichkeit auch sein Vermögen in die Wagschale werfen. Ein kräftiger zielbewusster Wille, mit dem Ziel durchzudringen, müsste die Vereinsmitglieder beseelen, dann würde es vorwärts gehen. Hätte man ihm aber sein Vertrauen geschenkt, so müsse man ihm ohne Aengstlichkeit undUeberwachung freie Hand lassen. HerrHoflieferant Loock führte aus, er habe 8 Tage vor Eröffnung die „Neue Welt" an einem Sonntagnachmittage besucht, könne aber nicht behaupten, dass dort ein grosser Andrang ge- herrscht habe. Das Sparen an An- noncen, an Säulenanschlägen und für die Presse halte er für gut, die Aus- gabe von Freibilletts schiene ihm ein betretbarer Weg. Herr Gärtnereibesitzer Ernst, Charlottenburg,hält die Massenausgabe von Freibilletts zur Gewinnung eines guten Besuches für empfehlenswert. Nach einer allgemeinen Erklärung, dass mit dem noch immer herrschen- den Prämiierungsmodus auf den Aus- stellungen gebrochen werden müsse, wird die sehr anregende Sitzung kurz vor 9 Uhr geschlossen. Der Direktor HerrWalterSwoboda bringt noch einen Passus aus dem Preisrichterprotokoll zur Verlesung, wonach Herrn Diekmann, Vorsteher des III. städtischen Parkreviers, als Ordner und künstlerischer Leiter der Gemüse-Ausstellung, und Herrn Adolf Koschel, Charlottenburg, für seine geschmackvolle Pflanzendekoration, die zur Verschönerung der Ausstellung hervorragend beigetragen habe, der besondere Dank ausgesprochen wird. Kleine Mitteilungen. Rosen und Dahlien auf der Liegnitzer Schau. II. Die auffallendste neue Sorte in der Farbe der „Grolez" war in Liegnitz Mad. Maurice de Luze, deren Eignung für Gruppen im Freien aber noch zu erproben bleibt. Unter den zahlreichen Tee- Hybrid- Rosen in Hellrosa, dem richtigen Zentifolienrosa, und in Lachsrosa ragt unter den neuesten Sorten „Grossherzog Friedrich" hervor. Es ist eine Lambert'sche Züchtung aus dem Jahre 1908, die erst wenig bekannt geworden ist. Die Blume zeichnet sich nicht nur durch schöne spitze Form und feine Färbung aus, sondern die Pflanze besitzt auch gute Wuchs- eigenschaften, als gesunde Belaubung, ununterbrocheneBlütenfolge und straffe Haltung der Blumen. Unter den älteren Sorten dieser Farbe ist Mad. Edmee Metz noch immer unüber- troffen. Wegen des starken Wuchses eignen sich aber die beiden eben ge- nannten Sorten nur für höhere 1 Gruppen bei nicht zu dichter Pflan- zung. Das starke lederartige, glän- zende Laub ist bei Mad. Edmee Metz besonders schön. Die La France-Farbe in höchster Reinheit, und in einem noch mehr gesättigten Farbenton, finden wir bei Farbenkönigin, die zwar nach Wuchs und Blühwilligkeit keine Gruppensorte in dem Sinne ist, wie die bisher ge- nannten Tee-Hybriden. In Liegnitz war sie dennoch viel vertreten, und es zeigte sich hier, dass sie schon ihrer eigenartigen und prächtigen Farbe wegen auch als Gartenrose nicht zu verachten ist. Die neue viel- genannte Jonkheer J. L. Mock sollte sie entbehrlich machen, aber wenn diese holländische Neuheit auch ein besserer Wachser ist, scheint sie nach den bisherigen Erfahrungen für das Freie ungeeignet zu sein. Da- gegen hat eine andere neuere Sorte, die bei ihrer Einführung mit der prächtigen Mad. Abel Chätenay verglichen wurde, das gehalten, was man ihr nachsagte, nämlich Mad. Leon Pain. Die Farbe ist der eben Kleine Mitteilungen. 469 genannten ähnlich, aber noch um einen Ton kräftiger, und der Wuchs ist noch etwas gedrungener. Wir be- wundern bei beiden Sorten das in dieser Reinheit immerhin seltene, mit Zinnober durchsetzte Lachsrosa. Auch die Farbe der Pharisäer wird meist als lachsrosa bezeichnet, der Ton ist aber viel matter und lässt sich eher als schwach gelblich getöntes Fleisch- farben beschreiben. Pharisäer ist weniger eine Rose für geschlossene Gruppen; man verwendet sie besser zur Einzelpflanzung und zur Bildung lockerer Trupps. Für diesen Zweck ist sie aber wegen ihrer schönen Be- laubung und des üppigen halbranken- den Wuchses sehr geeignet. Gelb ist noch immer die Farbe, worin die Edelrosen und besonders die Tee-Hybriden für Verbesserung den weitesten Spielraum lassen. Eine Ideal-Gruppensorte fehlt hier noch. Inzwischen müssen wir uns mit Sorten, wie Mad. Ravary, Mons. Joseph Hill, Harry Kirk. Peggy usw. be- helfen. Auch Edu Meyer ist nicht übel. Die schönste Farbe unter den eben aufgeführten Sorten besitzt Mons. Joseph Hill, auch ihre Belaubung ist einzig schön. Rein weisse Tee- Hybriden gibt es bis auf weiteres nicht. Die beste weisse Gruppenrose ist die Remontantrose Frau Karl Druschki. Was man sonst als weiss bezeichnet, ist meist rahmfarben oder matt fleischfarben. Früher spielte in dieser Farbe Souvenir de la Mal- maison als Gruppenrose eine grosse Rolle. Die beste Gruppensorte in der Farbe der „Malmaison" ist unbe- streitbar Souvenir du President Carnot. Auch La Tosca ist brauch- bar, der Wuchs ist aber wieder weniger gleichmässig und der Farbenton neigt schon wieder mehr zu Rosa, namentlich in der Knospe. Das Kapitel „Rote Tee-Hybriden" hat in den letzten Jahren viele Federn in Bewegung gesetzt. Eine Ver- besserung jagt die andere, aber immer ist das Ideal nicht ganz erreicht. Die dunkeln Remontantrosen sind vor- läufig noch nicht zu entbehren, aber vor diesen haben die Tee-Hybriden gleicher Farbe doch zwei wertvolle Ziereigenschaften voraus. Sie blühen anhaltender und ihre Belaubung ist weniger Blattkrankheiten unterworfen. Nach den Erfahrungen in Liegnitz und anderwärts ist General Mac- Arthur die schönste dunkelrote Tee- Hybride von höherem VC'uchs. Sie blüht im Freien sehr gut auf. Un- gefähr gleichwertig ist Triumph. Beide sind sehr schön belaubt. Als Gruppen- rose ist ausserdem die Ben^al-Hybride Gruss an Teplitz noch nicht über- troffen, ihr Wuchs ist aber etwas ungleichmässig. Echte Tee-Hybriden von mittelhohem, gedrungenem Wuchs sind ausserdem Reine Marguerite d'Italie, Ecarlate und Excellentic Van Tienhove. Die Färbung der zwei letztgenannten ist besonders leuchtend und intensiv. In einem Schlussartikel werden wir noch kurz einige bemerkenswerte Re- montanten und echte Teerosen für Zwecke der Gartenausschmückung nennen und dann auf das Thema „Dahlien" eingehen. F. Reutersheim. Veredlung des Clianthus Dampieri A. Cunn. und seine Weiterkultur. Von W. Vorwerk, Oberg. Dahlem, Königl. Botanischer Garten. Schon früher habe ich einmal in der Gartenflora auf diese hervorragend schöne Pflanze aufmerksam gemacht, da ich jedoch dieselbe bisher selten in Kultur angetroffen habe, so erlaube ich mir, Pflanzenfreunde noch einmal auf diese höchst interessante Pflanze aufmerksam zu machen, denn sie verdient in jeder Sammlung als Zier- pflanze einen der ersten Plätze, zumal sich die schönen leuchtend roten eigenartigen Schmetterlingsblüten mit dem schwarzblauen Zentrum abge- schnitten und in Wasser gestellt gut halten. Die Pflanze lässt sich leicht kul- tivieren,und alle Misserfolge schwinden, wenn man sie auf Colutea arborescens- Sämlinge veredelt, und ihnen dann die richtige, gar nicht schwierige Pflege angedeihen lässt, für welche ich in diesen Zeilen eine kurze Anleitung geben möchte. Clianthus Dampieri gehört zu den Leguminosen. Die Gattung Colutea steht Clianthus verwandtschaftlich am nächsten, und Colutea arbores- cens L. eignet sich deshalb am besten 470 Eingegangene Preisv er zeich n isse. als Unterlage für Clianthus; dieselbe ist gegen Nässe vollständig unempfind- lich, was bei Clianthus puniceus, den ich früher als Unterlage verwendete, nicht der Fall ist. Nun zur Sache selbst: Im Februar bis Anfang März werden die Samen der Colutea in sandige Erde aus- gesät. — Nachdem die Coluteasamen aufgegangen und die jungen Pflanzen genügend erstarkt sind, werden sie einzeln in kleine Stecklingstöpfe in sandige nicht zu schwere Erde ge- pflanzt und in ein Warmbeet bei einer Temperatur von 15 — 18° C. Boden- wärme eingesenkt. — Sobald dies geschehen, säe man sofort die Samen von Clianthus Dampieri aus. — Wenn die Clianthussamen aufgegangen sind, so sind auch die Coluteasämlinge in den Töpfen angewachsen und als Unterlage brauchbar. Ich bemerke noch, dass die Colutea- sämlinge 10 — 14 Tage älter sein müssen als die zu veredelnden Clianthussäm- linge. Die Veredlung geschieht im kraut- artigen Zustande — Sämling auf Säm- ling — und werden die „nicht" erst pikierten Clianthussämlinge mit schar- fem Messer dicht über der Erde ab- geschnitten und auf die Unterlagen gesetzt. Das Veredeln geschieht folgender- massen: Die Coluteasämlinge, die in der Bildung des ersten oder zweiten Blattes begriffen sind, werden senk- recht zu den Samenlappen 1 cm tief aufgespalten, und zwar so, dass an der einen Hälfte der eine Samenlappen mit dem Blatttrieb (also mit dem Herz der Colutea) sich unverletzt befindet und an der anderen Hälfte der zweite Samenlappen allein; in diesen Spalt setzt man den von beiden Seiten keil- förmig, und zwar in paralleler Rich- tung zu den Samenlappen zugeschnit- tenen Clianthussämling ein, so dass seine Samenlappen mit dem Herz 1 cm höher zu stehen kommen als die Samenlappen der Unterlage. Die Veredlungsstelle wird nur mit weichem Baumwollfaden umwickelt und die beiden Fadenenden zwischen den Fingern zusammengedreht. Die veredelten Pflanzen sind nun mit den Töpfen im Warmbeet bei 15 — 18° C aufzustellen, von der Luft 10 — 14 Tage abzuschliessen, vor Tropfwasser und Sonne zu schützen. — Ist die Veredlungsstelle gut ver- narbt (was etwa in 10 Tagen der Fall sein wird), so sind nach Bedarf die Verbände zu lösen, die Pflanzen an Luft und Sonne zu gewöhnen und wird jetzt der stehengebliebene Herz- trieb der Coluteaunterlage, der bisher als Saftleiter diente, dicht über der Veredlungsstelle abgeschnitten, so dass von jetzt an nur wirkliche Clianthus Dampieri, wenn auch gewissermassen auf Coluteafüssen, dastehen. Nach erfolgter Durchwurzelung ist öfteres Verpflanzen in nahrhafte Erde (Heide-, Laub-, Rasenerde) erforderlich und werden die Pflanzen, sowie es die Witterung erlaubt, auf ein lau- warmes Mistbeet unter Glas bei gleich- massiger Feuchtigkeit und nötiger Lüftung weiter kultiviert, bis der Zeit- punkt kommt, wo man die so vor- bereiteten, bereits kräftig entwickelten Pflanzen Ende Mai im Kalthause (wenn ausgeräumt ist), auf ein her- gerichtetes Beet in angegebener Erde auspflanzt, oder aber auch im Park an geschützten Stellen auf erhöhte Beete, letztere müssen bei anhaltendem Regenwetter durch Auflegen von Fen- stern geschützt werden. — Die Ent- faltung der wirklich grossartigen Blütenpracht wird nicht lange auf sich warten lassen und entschädigt reichlich für die auf sie verwendete Mühe. Nach diesem Kulturverfahren ist mir schon seit vielen Jahren ein schöner Erfolg geworden. Eingegangene Preisverzeichnisse. Arends, Georg, Staudengärtnerei und Samenhandlung, Ronsdorf (Rheinland), Hauptverzeichnis 1911 über winterharte Stauden und Flor- blumen. Mit einer Buntdrucktafel: Astilbe Queen Alexandra. Diese Neu- heit ist eine Kreuzung zwischen Astilbe japonica compacta und Fragekasten. 471 chinensis. Wuchs und Form der Blüten- rispen erinnern an Astilbe compacta; die Farbe dieser Hybride ist ein reines frisches Rosa. Für den Topf sowohl wie für den Garten bringt sie eine willkommene Abwechslung in die Eintönigkeit der weissen Astilbe-Sorten. E. Boese & Co., Samenhandlung, Berlin C. 25. Preisverzeichnis Herbst 1910 über Haarlemer Blumen- zwiebeln nebst Anhang über Gemüse-, Blumen-, Gras- und Feldsamen, Obst- bäume, Rosen, Ziergehölze, Obst- schränke und sonstige Bedarfsartikel. Reich illustriert. Hauber, Paul, Baumschulen, Tolkewitz-Dresden. Hauptkatalog 1910 11 über Obstbäume, Beerenobst, Ziergehölze, Alleebäume, Koniferen, Rosen, Stauden, Gartenbautechnische Artikel usw. Vorzüglich ausgestattet. Mit sehr wertvollen Zusammen- stellungen und sehr guten bunten und schwarzen Abbildungen. Bertram, Chr. Altmärkische Samenkulturen und Baumschulen, Stendal. Preisliste über Blumen- zwiebeln- und Knollen, Erdbeeren, Sämereien für Herbstaussaat. J ac. Beterams Söhne, Baum- schulen und Grosskulturen, Geldern am Niederrhein. Hauptpreisverzeichnis Herbst 1910 und Frühjahr 1911 über Obstbäume, Koniferen, Rosen, Zier- bäume und -Sträucher, Warm- und Kalthauspflanzen usw. Vorzüglich ausgestattet. Mit sehr wertvollen Zu- sammenstellungen und sehr guten bunten und schwarzen Abbildungen. Pape & Bergmann, Quedlin- burg. Neuheitenliste für 1911 und empfehlenswerte Einführungen der letzten Jahre. C. F. Heinemann, Hoflieferant, Erfurt. Neuheitenliste für 1910 11. Gebrüder Dippe, Quedlinburg. Preisverzeichnis 1910 von Haarlemer Blumenzwiebeln, diversen Knollen- gewächsen, Sämereien für Herbstaus- saat und Frühtreiberei, sowie einigen Pflanzen. Haage & Schmidt, Samenhand- lung, Erfurt. Verzeichnis von Blu- menzwiebeln und Knollengewächsen, Samen und Pflanzen für Herbst 1010. Oskar Otto, Gartenbaubetrieb, Liegnitz. Sortiments- und Engros- Preisliste 1910 mit einem Anhang über die wertvollsten Pflanzenneu- heiten und besten Züchtungen der letzten Jahre. Reich illustriert. Pierre Lombarts, Hoflieferant, Baumschulen, Zundert (bei Breda, Holland). Preisverzeichnis 1910 1 1 über Koniferen, Fruchtsträucher, Pflanzen, Rosen, Laub- und Nadelhölzer usw. Mit vielen ganz vorzüglichen schwarzen Abbildungen. P. van Noordt & Söhne, Hof- lieferanten, Boskoop (Holland). Preisverzeichnis 1910 11 über Rhodo- dendron, Azaleen, Rosen, Treib- sträucher usw. Reich illustriert. Fragekasten. Frage: In den meisten Preis- verzeichnissen der Samenhandlungen findet man unter der Rubrik Bohnen häufig die Angabe verzeichnet „faden- lose" oder „ohne Fäden". Diese Fadenlosigkeit soll sich in gleicher Weise auf Stangen- und Staudenbohnen erstrecken. Es gibt sogar Kataloge, in welchen die gleichen Sorten z. B. Krupbohne „Hinrichs Riesen", und zwar weisse wie auch buntsamige, im Preise höher oder niedriger angesetzt werden, jenachdem siedie Bezeichnung „fadenlos" oder nicht trugen. Ist es physiologisch möglich, dass es grüne Schoten oder Hülsen ganz ohne Fäden geben kann, da sie doch für den Bau dieser Früchte unentbehr- lich erscheinen? r- Frage: Können Gründe dafür an- gegeben werden, dassdie ausgepflanzten Kohlrabi sofort bei der Entwicklung in Blüte kommen, anstatt ihren Stamm normal auszubilden '- Im vergangenen Jahre ist diese Erscheinung nicht übermässig hervor- getreten. In diesem Jahre ist aber unter Benutzung von Samen der gleichen Ernte nur eine mangelhafte Ausbildung der Kohlrabistämme fest- zustellen. '« 472 Personalia. — Bekanntmachung!!. Personalia. Beissner, L., Kgl. Garteninspektor und Geschäftsführer der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Bonn, wurde der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Kleemann, A., Obergärtner und Verwalter der Park- und Garten- anlagen der Frau Geh. Kommerzienrat Ph. Schöller in Düren am Rhein wurde in Anerkennung seiner her- vorragenden Leistungen auf dem Gebiete des Gartenbaues von dem Herrn Minister für Landwirtschaft der Titel „Garteninspektor" verliehen. Stuertz, bisher Kgl. Obergärtner im Neuen Garten, Potsdam, wurde in gleicher Eigenschaft nach Char- lottenhof versetzt. Vierec k e, bisher Gartentechniker auf der Pfaueninsel bei Potsdam, wurde als Kgl. Obergärtner im Neuen Garten angestellt. Lange, Paul, bisher Assistent der Obst- und Gartenbau -Ausstellung in Frankfurt a. M., ist mit dem 1. Oktober die Leitung der neugegründeten Reben- veredelungsstation in Oberlahnstein übertragen worden. Stabe, Ernst, Garteninspektor in Rüdersdorf, ist an die Stelle des nach Steglitz berufenen Garten- inspektors Körte als Obergärtner der Gemeinde Frieden au bei Berlin gewählt. Cellarius, Ernst, früher Ober- gehilfe in Sanssouci bei Potsdam, ist mit der Leitung der fürstl. Pless- schen Gartenverwaltung in Fürsten- stein (Bezirk Breslau) betraut und als fürstl. Schlossgärtner dorthin berufen worden. • Koehler, Fritz, staatl. geprüfter Gartenmeister, städt. Garteninspektor in Beuthen (Oberschlesien) ist vom Ministerium für Landwirtschaft, Do- mänen und Forsten in das Kuratorium des königl. pomologischen Instituts in Proskau berufen worden. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst Gruppe Brandenburg Einladung zum Vortrag am Freitag den 1 1. November, abends 8 Uhr im Hörsaal des Kgl. Kunstgewerbe -Museums Berlin, Prinz-Albrecht-Strasse 8. Herr Karl Foerster, Besitzer von Grosskulturen winterharter Blütenstauden, in Bornim, spricht über: „Neueste Fortschritte in der Staudenwelt." Der Vortrag wird durch 120 farbige Naturaufnahmen (System Lumiere) unterstützt. Gäste, Damen und Herren, willkommen! Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4,. Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VII Kakteen FRANTZ DE LAET Kai Conti ch bei Antwerpen (Belgien) Passend fTiir» Gärtner. Wegen Todesfall isl ein Landhaus in der Nähe der Stadt Minden mi i Stall- gebäude, Wagenremise and I Morgen grossem (warten preiswert zu verkaufen. Gärtner, die im Gemüse- oder Obstbau erfahren sind, könnten sieh hier sichere Existenz gründen. Nähen A. Richter, Minden i. W., Luisenstrasse 7. 1 jährige Veredlungen auf Doucin und Paradies 100 St. 25 M., 2 Boskoop, Goldparmäne, G/avensteiner, Grosvenor\ Cox' Orangen-, Baumanns, Larr berger, v. 2uccai- maglio - Reinet. e, Sygne Tillisch, Klarapfel und Dannheim, Müden (Kreis Gifhorn). Gartenglas Roh« ti. Tafelglas zw U.Gewächshäusern. Pa. I >" von Hörn- Magdeburg, D. R. P. 154 220. I iUuei diamanten Rafflenbeul & Loewe, Berlin N. 4 Chausseestrasse 104 »Fenster u Spiegelglas en groi Fernsprech-Hnschlus: Amt III, Nr. lc55 u nnr denkbaren Bäume and Berühmtes Preisbach, mit ca. 400 JUn- Btrationen nebsl Kcschwanez, Miltenberg am Carl Adam, Cüstrin Neustadt Landsberger Strasse 44-43 Fernruf Nr. 114 FABRIK für Gewächshausbau, Winter- gärten, Warmwasserheiz-Anlagen, Frühbeet- u. Gewächshausfenster Eigene Kittfabrik, grosse- Q lager. Vielfach prämiiert. Antilausin bestes unschädl. Mittel geg. Ungeziefer an Pfianien, Obstbäumen, Palmen usw. l'rosp. gratis. Probe Qasche franko 1 M. Anti-Kompanie, Hamburg 37. Thüringer Grottenstelne zur Anlage von Grotten, Ruinen, Winter- gärten, Felsenpartien, Wasserfällen, Böschungen, Beeteinfassungen, Lourdes- Grotten. — Preislisten, Skizzen und Referenzen gratis und franko. Otto Zimmermann Hoflieferant Greussen in Thüringen 25% billiger Prima Gas-u.Siederol.re aus ersten deutschen RöhrenwsJswai Weite Pf.pn vinde Verzinkt entsprach. 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I 49 glcf»3ft*>flc*SQ30'M»3^^ -1***»*0*rf**gQfo*'<^^ "J Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 : Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Linder des Weltpostvert.ns 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 22, Inhalt: Banksia marcescenz R. Br. 473. — 996. Versammlung des Vereins /. I!. d. <<. in den preussischen Staaten S. 474. — Berichtigung 478. — Die jüngsten Ergebnisse der Pfropf bastardforschung S. 479. — Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1910, welche unter Leitung des Vereins zur Beförderung des ' Gartenbaues auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin in Blankenburg ausgeführt •wurden S. 486. — Blumenausstellung im Humboldthain S. 490. — Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. S. 496. — Kleine Mitteilungen S. 498. Fragekasten S. 503. — Bekannt maeliunü S 504. Alleinigelnseraten-Annahme: Annoncen-ExpeditionRudoIf Mosse Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leip7ig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. G. Weimer &c Gewächs- hausban Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g cn Britz bei Berlin Jahnstr. No. 70-72. 'S fü' es Fernspr.Rixdorf331.'S SPEZIALITÄT: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in : dauerhaftester Aus'führüng'zti ' bi'Hiöen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate Berlin S.42, Ritterstrasse 22 Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. --^ Körner & Brodersen Inhaber. Gustav Körner Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner Fernsprecher 85 STEGLITZ Kernerstraße 12 ■ ■ GARTEN- und PARKANLAGEN b ■' Gartenflora 1910 1587. Banksia marcescens. R.Br. >M.3Biederm an/v : -UikARV Banksia marcescens R. Br. nkwyokk Von F. Ledien, Dahlem. • ANICAL Mit farbiger Tafel 1587. UAKUEM. Literatur: R. Brown in Transact. Linn. Soc. X (181 1) 208 und in Flora australiensis von Bentham und F. v. Müller. Heimat: West- Australien, King Georges Sound. Die erfreuliche Erscheinung, dass man neuerdings wieder bei grösseren Villenbauten Wintergärten entsprechenden Umfanges anbaut, lässt es mir an- gebracht erscheinen, in dieser Zeitung öfter durch Wort und Bild auf das viele schöne Pflanzenmaterial hinzuweisen, welches für solche massig warm und nicht zu feucht zu haltenden Glashallen geeignet ist. Solche Gewächs- häuser müssen neben den Pflanzen auch den Menschen einen angenehmen Aufenthalt bieten. Man darf also nicht mit Pflanzen rechnen, welche die Wärme und Feuchtigkeit der Tropennatur unbedingt verlangen. Es werden immer nur subtropische Pflanzen in Frage kommen, und zwar solche aus Klimaten mit längeren Trockenperioden, wie die Mittelmeerländer, Südafrika und besonders Südwest- und Ostaustralien sie besitzen. Es handelt sich nicht um neue Pflanzen, sondern sogar um solche, die schon eine Periode erlebt haben, wo sich die Pflanzenliebhaberei ganz besonders mit ihnen beschäftigte und aus der herrührend der Berliner botanische Garten und manche grosse Privatgärtnereien Oesterreichs und Englands noch hervorragend schöne Sammlungen besitzen. Zu den interessantesten Gewächsen, die uns Australien für den an- gedeuteten Zweck geliefert hat, gehören wohl die Proteaceen, welche in ihrer geographischen Verbreitung hauptsächlich auf Australien und Südafrika, jeden- falls auf die südliche Halbkugel beschränkt sind. Die bekanntesten Gattungen dieser grossen und in vieler Beziehung sehr interessanten Familie sind Banksia, Grevillea, Leucadendron (Silberbaum), Hakea, von denen einzelne sogar schon für den Handel gezogen werden (Grevillea Thelemanniana und Gr. robusta). Mit zu den widerstandsfähigsten Arten gehören die Banksien neben Grevillea robusta. Leider wachsen sie nicht mit wünschenswerter Leichtigkeit aus Stecklingen, so dass man auf Anzucht aus Samen oder Veredlung an- gewiesen ist. Die heute abgebildete Art ähnelt ausserordentlich der vielfach verbreiteten B. marginata Cav., mit der sie auch wiederholt in der wissenschaftlichen Literatur verwechselt worden ist. B. marcescens ist aber unvergleichlich viel schöner. Schon die eigentümlich gedrungene, krause Blattstellung lässt sie als einfache grüne Dekorationspflanze hübscher erscheinen. Der Blütenstand 474 996. Versammlung des Vereins z. B. d. G. aber ist in seiner feinen violetten Tönung und bis vierfach grösseren Ent- wicklung viel auffallender und schöner. Die Blütenstände sind in trockner Luft sehr haltbar und zieren die Pflanze wie grosse, aufrecht stehende Koni- ferenzapfen. Bei B. marcescens stehen die Blütenstände am Ende der äussersten Zweige, während die etwa nur ein Drittel so grossen ebenfalls zylindrischen Aehren von B. marginata innerhalb der Krone auf älterem Holze erscheinen, gelb sind und lange nicht so prächtig wirken. Eine Pflanze mit mehreren solcher Blütenstände, wie sie in Topfkultur sehr wohl zu erzielen ist, ist eine stolze Erscheinung unter den immergrünen Gebüschen des Kalthauses. Man sollte für solche Gewächse in den Wintergärten, wo es angängig ist, im Fuss- boden ein Auspflanzbeet aussparen, in dem eine grosse Anzahl immergrüner Pflanzen mit schönen Blüten dauernd ausgepflanzt bleiben könnten, um darin eine sehr viel schönere Entwicklung zu erreichen als im Topf. Hier würden Kamelien, Himalaya-Rhododendron, Myrtaceen usw. wunderschön gedeihen und blühen, besonders, wenn dafür gesorgt ist, dass im Sommer frische Luft und Sonne genügend zutreten können, um das wünschenswerte Wachstum zu ermöglichen. 996. Versammlung des Vereins z. B. d. G. in den preussischen Staaten am Donnerstag den 27. Oktober 1910 in der Kgl. Land-wirtschaftlichen Hochschule, Berlin. Vorsitzender: Der zweite Stellvertreter des Direktors, Herr Otto Beyrodt. I. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte der Vorsitzende mit, dass Herr Kunst- und Handelsgärtner Hermann Koppe, Wilna, (Russland), lang- jähriges Mitglied des Vereins, gestorben sei. Zum ehrenden Andenken an den Heimgegangenen erhoben sich die Erschienenen von ihren Plätzen. II. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Architekt Gestrich, Landhaus Gatow an der Havel (Herr Obergärtner Mätschke) hatte eine Kollektion einfach blühender Chrysanthemum der Sorte „Ada Owen" eingesandt. Er bemerkte, dass der Geschmack des Publikums immer mehr zu den einfachen Formen zurückkehre, besonders seien es die Kronenbäumchen, die, wie die ausgestellten, viele Liebhaber fänden. Die Kultur sei nicht schwierig. Er habe die „Ada Owen" Anfang März durch gesunde und kräftige Stecklinge vermehrt, nach der Bewurzelung in Stecklingstöpfe von geeigneter Grösse gepflanzt und diese dann Anfang Mai in gut gedüngten Gartenboden in Abständen von 1 1/2 m gebracht. Eine reich- liche Bewässerung sei notwendig, ebenso das Stutzen in den ersten Monaten. Anfang September wären sie in Verkaufstöpfe gepflanzt worden. Herr Brodersen fragt an, ob die ausgestellten Pflanzen vielleicht eine besondere Düngung bekommen hätten; die sehr schöne rote Farbe scheine 996. Versammlung des Vereins ;. R. d. (i. 475 auf etwas derartiges hinzuweisen. Es wird erwidert, dass die prachtvolle Farbe durch den Standort im Freien hervorgerufen sei. 2. J. A.John, Aktien-Gesellschaft, live rsgehofen bei Erfurt, hatte einen Satz Balkonkästen, sowie eine gesetzlich geschützte Giesskanne „Jajag" eingesandt. Der Generalsekretär wies darauf hin, dass diese Balkonkästen den Namen „Flora" trügen, aus verzinktem Eisenblech bestünden und als Ersatz für Scherben einen gewellten Drainageeinsatz besässen. Sie seien 16 cm breit und 14 cm hoch; der Rand sei umgestülpt. Löcher im Boden Hessen das überflüssige Wasser ablaufen. Bei einer Länge von 50 cm wäre der Preis 2 Mark, 1 m lang kosteten sie 4 Mark. Die Giesskanne „Jajag" sei aus Eisenblech hergestellt und erst später in fertigem Zustande verzinkt. Sie besässe keine Lötstellen; die Ver- bindungsstellen wären vor der Verzinkung gefalzt, verzapft oder genietet. Dadurch wäre jedes Rosten so gut wie ausgeschlossen. Um das lästige Lecken zu vermeiden, sei eine Tüllenabdichtung aus zwei nahtlosen konischen Rohrstücken erfolgt. Die Brause sei mit einem Messingsieb versehen, dessen Rand ein wenig angebogen sei. Dieser leiste die Arbeit eines Tropfenfängers, so dass beim Einstellen des Giessens keine Feuchtigkeit an der Kanne herunterlaufen könne. Im Innern der Giesskanne sei ein abnehmbarer Filter von der Form eines Zuckerhutes aus Messinggaze angebracht. Er soll ein Verstopfen der Brause, selbst bei trübstem Wasser, verhindern und sich automatisch reinigen. Die Kanne sei in ovaler und runder Form zu haben und koste, 10 — 12 Liter haltend, 5.20 Mark bis 5.70 Mark. Herr Gärtnereibesitzer Bernstiel, Bornstedt, wies darauf hin, dass diese Giesskanne für grosse Gärtnereibetriebe doch zu kompliziert sei. Bisher hätte man schon seine Not mit den Brausen gehabt, nun auch noch ein fein- maschiges Sieb in Ordnung zu halten, koste zu viel Zeit. Herr Königlicher Obergärtner Böhme, Potsdam, hat diese Art Giess- kannen, aber kleineren Formates, in Gebrauch und ist mit dem Funktionieren zufrieden. Herr Gärtnereibesitzer de Coene, Französisch- Buchholz, hält die Brause im Verhältnis zu dem Rumpf der Kanne für zu klein, auch sei die Tülle zu eng und führe der Brause nicht genügend Wasser zu. Die Stellung der Bügel sei nicht sorgfältig genug ausprobiert; beim Gebrauch hänge sie nicht richtig in der Hand. Dass der Filter im Innern jede Verstopfung verhindere, sei nicht richtig; namentlich setzten sich die grünen Algen daran fest und verhinderten den erforderlichen Zustrom des Wassers. Herr Königl. Hoflieferant Dietze, Steglitz, gibt zu, dass die Balkon- kästen aus Zink wohl teurer seien, sie wären aber in der Hantierung und in der Haltbarkeit unübertroffen. Der Wulst am Rande sei nicht recht praktisch, da er im Herbst das Entleeren des Kastens sehr erschwere. Die Behauptung, dass Tonkästen für die Balkonpflanzung zuträglicher wären, sei keineswegs erwiesen. Ton sei sehr porös und sauge selber erstaunliche Mengen Wassers auf, dadurch würde die Zuführung der richtigen Wassermengen an die Pflanzen erschwert. 476 Q^6' Versammlung des Vereins z. B. d. G. 3. Der Verlag Farus, Hamburg 36, hatte die Dr. Bruhn'sche Meisendose „Antispatz" und eine neukonstruierte Futterlaube aus- gestellt. Der Generalsekretär bemerkte, dass die zarten Meisen vor allem einer Winterfütterung bedürften. Bedecke rauher Frost oder Glatteis die Stämme und Zweige der Bäume, so wären sie von aller Nahrung ab- geschnitten. Es sei daher Pflicht jedes Schützers der heimischen Vogel- welt, die Meisen durch Fütterung von Hanfsaat gut durch den Winter zu bringen. Der Schweizer von Arx sei der erste gewesen, der einen Futter- automaten erfunden habe. Freiherr von Berlepsch habe ihn zu einer wettersicheren Futterglocke weiterentwickelt. Diese Erfindungen verwertend, habe Herr Dr. Bruhn die Meisendose „Antispatz" konstruiert. Sie bestände aus einem einfachen Blechkasten, der oben einen abnehmbaren Deckel trüge. In diesen Kasten könne man Hanfsaat, am besten gereinigte, in verschiedener Menge hinein- schütten. Die Nahrung gleite dann auf einem gewiesenen Wege bis zu einem kleinen Futtertroge, der in einem Hohlraum unter dem Futterspeicher etwas versteckt angebracht sei. Der Erfinder hätte drei verschiedene Futtertröge konstruiert, einen offenen, in den die Nahrung automatisch gelangt; zweitens einen Spartrog, er gleiche dem offenen Trog, nur befände sich die Nahrung hinter einem breitmaschigen Blechgitter. Dadurch würde verhindert, dass die Meisen das Futter nach rechts und links schleuderten. Sie wären so gezwungen, immer nur ein Korn der Krippe zu entnehmen. Die dritte Art Trog, „Antispatz" genannt, zeige in abgepassten Abständen hintereinander zwei solche Blechgitter von verschiedener Weite. Sie bewirkten, dass wohl die langen und spitzen Meisenschnäbel bis zum Futter vordringen und sich einzelne Körner holen könnten, den Spatzen aber sei auf diese Weise das Eindringen in dieses Futterparadies verschlossen. Die Befürchtung, dass dieser sinnreich konstruierte Apparat für die Meisen zu fein erdacht sei, träfe nicht zu. Freilich müsste in geschickter Weise für eine Anlockung gesorgt werden. Das geschähe dadurch, dass man einzelne Hanfkörner auf den Deckel und auf den Boden streue. Sodann könne man aus dem Anflugsraum heraus eine Schnur mit aufgereihten Mandeln und Speck- schwarten hängen lassen. Sie würden dem suchenden Vogel sehr bald die rechte Richtung weisen. Hätte erst eine Meise den Futterplatz entdeckt, so wäre jedes weitere Bemühen nach dieser Richtung hin überflüssig. Es scheine so, als ob sich die Meisen verständigten. Der Preis für eine solche Meisendose mit allem Zubehör koste 3.50 Mark, grössere, die Monate lang an entfernten und einsamen Plätzen die Fütterung besorgten, 5.80 Mark. Ausser dem Futterapparat „Antispatz" sei auch noch eine sogenannte Futterlaube konstruiert, die bei einem Inhalt von fünf Litern 4.50 Mark koste. Sie sei so konstruiert, dass die Futtertröge rechts und links am Ende von zwei Fallschächten angebracht seien, durch die das Futter gleite. Dadurch wäre ein sichtbarer Raum frei geworden, in dem die Vögel sich auf Sitz- stangen versammeln, ihre Nahrung zu sich nehmen und dem Beschauer ein liebliches Bild darbieten könnten. 99ti. Versammlung ins z. B. Herr Stadtobergärtner Weiss, Berlin, wird mit den Futterapparaten Versuche anstellen, hat aber zunächst die theoretischen Bedenken, dass sie doch zu kompliziert seien. Herr Königlicher Hofgärtner Nietner, Rabeisberg bei Nowawes, hat im vergangenen Jahre eine ganze Anzahl der Dr. Bruhn'schen Meisendosen aufgehängt und damit die allerbesten Erfahrungen gemacht. Die Fntterpl wären zu reinen Rendezvous geworden. Jedem Vogelfreund lache das Her/, wenn er das Leben und Treiben an und um diese Futterplätze aus der Ferne beobachte. Von einem Mitgliede des Weissenseer Gartenbau-Vereins wird noch darauf hingewiesen, dass die Scheiben an den Seiten des Blechkastens, welche den Verbrauch der eingestreuten Nahrung erkennen lassen und eine Belichtung der Krippen bewirken, die Vögel im Anfang irreführten; sie flögen dann oft gegen die Scheiben. Er empfiehlt, diese so lange mit Papier zu verdecken, bis die Meisen den richtigen Futterplatz entdeckt hätten. 4. Herr Obergärtner Schulz, Schloss Dammsmühle bei Schönwalde in der Mark, hatte einige Reben mit hängenden Weintrauben zu beiden Seiten des Vorstandstisches dekorativ aufgebaut. Es waren die Sorten Black Hamburgh, Gros Colman, Buckland Sweetwater, Alicante, Lübeck und Lady Downes Seedling. Sie sind in einem grossen Weinhaus gezogen, das 250 m lang, 5Va m breit, 31 a m hoch und als einseitiges Haus ohne jede Heizung diese grossen und schmackhaften Trauben hat zur Reife kommen lassen. Ferner hatte Herr Schulz einen Korb Wintergoldparmänen aus- gestellt. Die Früchte erregten durch ihre schöne Färbung und Ausgeglichenheit allgemeinen Beifall. 5. Die Farnversandgärtnerei Otto Bernstiel, Bornstedt bei Potsdam, hatte eine Neuheit eigener Züchtung: Nephrolepis duplex Bernstili und dazu elf Vergleichs- und Elternpflanzen ausgestellt, über die wir an anderer Stelle ausführlich berichten werden. 6. Herr Königlicher Hoflieferant Emil Dietze, Steglitz, hatte sieben in der Form von Schirmen gezogene Rhodoch iton voluhile Zucc. (Lopho- spermum atrosanguineum Zucc, L., „windendes Rosenkleid") ausgestellt und bemerkte dazu, dass er diese alte, aus Mexiko stammende Pflanze schon vor Jahren im Botanischen Garten kennen gelernt habe. Sie klettere drei bis zehn Meter hoch, blühe vom Sommer bis tief in den Herbst. Die Blumen- krone sei dunkel blutrot, 5 bis 7 cm lang und habe Stumpfe Saumzipfel. Sie sei früher ausschliesslich unter Glas kultiviert. Er habe sie im Freien gezogen und gefunden, dass sie dort noch weil besser wachse, habe sogar den ersten, wenn auch gelinden Frost ohne Nachwehen überstanden Für Balkons sei sie ausgezeichnet, da die Blumen nach unten hingen und keine vergilbten Blätter das Gesamtbild schädigten. Die Kultur sei leicht und einfach, nur sei es nötig, dass man für einen guten Abzug des Wassers sorge. Ferner führte Herr Dietze bunten, insbesondere we issbunten Grünkohl vor, den in früheren Jahren der verstorbene Hofgärtner Reuter auf der Pfauen- insel in prächtigster Form gezogen habe. Auch er sei bei geschickter Verwendung als Balkonpflanze gut zu verwerten. Das Blatt sei oft dem Crotonblatt recht ahnlich und durch seine Krause am Rande oft noch hübscher. Herr Gärtnere.bes.tzer 478 Berichtigung. Wienholz, Gross-Lichterfelde, kultiviert diesen bunten Kohl schon seit längerer Zeit und hat eine ganze Anzahl von Varietäten, die sehr begehrt sind. III. Hierauf nahm Herr Stadtgartendirektor A. Brodersen, Berlin, unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder eine Besprechung von Gartenanlagen aus der Nähe und Ferne des deutschen Vaterlandes vor und zeigte, wie notwendig es ist, dass sich der Gartenfachmann und der Architekt zu gemeinsamem Schaffen die Hand reichten. Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aus- gezeichnet. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Brettschneider, Clemen, de Coene und Thi el, erkannte Herrn G estrich-Gatow für einfachblühende Chrysanthemum der Sorte „Ada Owen", und Herrn Bernsti el, Bornstedt, •für seine Nephrolepis- Neuheit duplex Bernstili den I. Preis; Herrn Hof- lieferant Dietze, Steglitz für Rhodochiton volubile, und Herrn Obergärtner Schulz, Schloss Dammsmühle, für Weintrauben den II. Preis zu. Otto Beyrodt. Siegfried Braun. Berichtigung. Im Protokoll über die Versammlung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" vom 28. Juli d. J., Gartenflora 1910., S. 339., ist ein kurzes Referat gebracht über die von mir vorgeführten Düngeversuche bei Kochia, Solanum und anderen, starke Düngungen vertragenden Pflanzen. Die Lösungen sind dort so stark angegeben, dass sie die Pflanzen unfehlbar ruinieren und damit die an sich so empfehlenswerte Düngemethode in Misskredit bringen würden. Die Zusammensetzung ist: 30 Teile Chilisalpeter 20 „ schwefelsaures Ammoniak 10 „ 40°0iges Chlorkalium 40 „ Superphosphat. Gedüngt darf nur in der Zeit üppigen Wachstums werden und dann bei Topfpflanzen, die starke Düngungen vertragen, wie Kochia, Chry- santhemum, Blattpflanzen wie Solanum robustum und andere Arten; Ricinus, Canna, Nicotiana usw., nur mit Lösungen von 1 — 2°/0, das heisst von 10 — 20 g pro Liter Wasser. Von dieser Lösung erhält jede Pflanze zwei- mal die Woche etwa 100 g, das ist etwa ein Guss bis zum Topfrand voll bei 4 — 5zölligen Töpfen. Man düngt am besten, wenn die Töpfe frisch gegossen sind, also nicht auf trockene Ballen. Entsprechende Düngergüsse mit der empfohlenen Salzmischung sind auch bei im freien Lande ausgepflanzten Gewächsen angebracht, wenngleich man da auch im Quantum der Lösung nicht so ängstlich zu sein braucht und bei grossen Büschen das Doppelte und Dreifache geben darf. Alle Topfgewächse mit feineren Wurzeln wie Azalea, Erica Camellia vertragen überhaupt nur Düngungen mit 1— 2%0 (= pro Mille), das heisst 1 — 2 g pro Liter Wasser, auch zweimal in der Woche gegeben. Dabei hat man sich sorgfältig nach dem Wetter zu richten, da leicht Ueberdüngungen eintreten, wenn im Sommer bei feuchtkaltem Wetter die Pflanzen gar nicht trocken werden. Auch bei diesen Gewächsen genügt im allgemeinen jedes- mal ein Guss, der den Giessrand füllt. F. Ledien, Dahlem. Die jüngsten Ergebni Pfropfbastardforsc) 47g Die jüngsten Ergebnisse der Pfropfbastard- forschung •). Sammelreferat von Wilhelm Nienburg. Hierzu Abb. 53, Fig. 1 4. Die alte Frage, ob aus der Pfropfstelle Sprosse hervorgehen können, die eine Mischbildung zwischen Edelreis und Unterlage darstellen, ist in Gärtner- kreisen unter Hinweis auf den berühmten Laburnum Adami, der 1825 in Paris aus einer Pfropfung von Cytisus purpureus auf Laburnum vulgare entstanden ist, wohl meistens bejahend beantwortet worden. Die Botaniker hatten dem Problem früher ziemlich skeptisch gegenüber gestanden und ihm verhältnis- mässig wenig Interesse entgegengebracht, bis im Jahre 1905 durch Noll die Aufmerksamkeit auf die neuentstandenen „Pfropfbastarde von Bronvaux" gelenkt wurde. Es handelte sich um verschiedenartige Mischbildungen, die aus der Verbindungsstelle einer Pfropfung von Mespilus germanica auf Cratae- gus monogyna hervorgegangen waren. Noll unterzog diese Pfropfbastarde einer eingehenden Untersuchung, deren wichtigste Ergebnisse folgende waren: Die neuen Formen waren äusserlich typische Bastarde, in denen die Merkmale der Stammformen in verschiedenem Grade gemischt erschienen. Es traten manchmal Rückschläge auf, und einmal zeigte, was sehr merkwürdig war, der eine Bastard einen Trieb, der vollständig einer von den anderen Bastard- formen glich. Die wenigen Keimlinge, die aus den Samen der Bastardfrüchte gezogen werden konnten, waren reine Crataegus monogyna. Die Zellkerne der Bastarde waren nicht grösser und nicht inhaltsreicher als die Zellkerne der Eltern. Wenn man sich also die Pfropfbastarde wie die geschlechtlichen Bastarde durch Vereinigung je eines Zellkernes der beiden Eltern entstanden dachte, so musste man annehmen, dass die Verschmelzung der vegetativen Kerne bei den Pfropfbastarden von einer ebensolchen Verringerung des Kern- inhaltes — der sogenanntenChromosomenreduktion — begleitet ist, wie die sexuelle Kernverschmelzung. Noll wiesdarauf hin, dass nach Beobachtungen von Nemec ein solcher Vorgang auch bei vegetativen Geweben nicht ausgeschlossen schien. Nachdem die Frage auf diese Weise wieder in Fluss gekommen war, und zugleich eine Menge neuer Probleme aufgetaucht waren vor allem das Umschlagen des einen Bastardes in einen anderen war ein solches — erschien zunächst im Jahre 1907 eine Arbeit von S trassburger, der die Angaben von Nemec nachprüfte, dass unter gewissen Bedingungen in Wurzelspitzen, also in vegetativen Geweben, doppelwertige Kerne auftreten können, die sich dann später auf autoregulativem Wege wieder in normale umwandeln sollten. Es stellte sich dabei heraus, dass die Erscheinungen von Nemec falsch gedeutet waren, so dass wir keine vegetativen Reduktionsteilungen kennen. Die Vorgänge in den Wurzelspitzen konnten also auch nicht zur Klärung der Frage über das Entstehen von Pfropf hybriden verwertet werden, wie Noll das versucht hatte. So etwa, also vollkommen in der Schwebe, befanden sich die Dinge, ah Hans Winkler ebenfalls 1907 eine Mitteilung machte, die berufen war, den eigentlichen Schlüssel des ganzen Problems zu geben, wenn sie auch anfänglieh nur in lockerem Zusammenhang mit ihm zu stehen schien. Wink ler hatte in der Absicht, neue Pfropfbastarde herzustellen, seit mehreren Jahren zahl- *) Siehe „Gartenflora" 1910, Seite 434— -US: Wilhelm Heuer über Pfropfbastarde. 480 Die jüngsten Ergebnisse der Pfropf bastardforschung. reiche Pfropfungen zwischen Solanum nigrum, dem Nachtschatten und S. lycopersicum, der Tomate, vorgenommen, wobei die Tomate, als die kräftigere Art, gewöhnlich als Unterlage benutzt wurde. Der Nachtschattentrieb wurde durch Kopulation, Sattel- oder Keilpfropfung aufgesetzt, und nachdem er gut angewachsen war, wurde das Verwachsungssystem an der Pfropfstelle so dekapitiert, dass die Schnittfläche zum Teil aus Gewebe der Unterlage, zum Teil aus solchem des Reises bestand. Dann wurde die Schnittfläche dadurch zur regenerativen Sprossbildung veranlasst, dass alle Achselknospen und alle an anderen Sprossteilen austreibenden Adventivknospen entfernt wurden. Aber auch auf der Schnittfläche Hess Winkler nur diejenigen Adventivsprosse zur Entwicklung gelangen, die genau aus denjenigen Stellen herauskamen, wo die Gewebe von Unterlage und Reis unmittelbar aneinander stiessen. Winkler hoffte, dass unter den so erzeugten Adventivsprossen Pfropfbastarde zwischen Tomate und Nachtschatten auftreten würden. Wenn diese Erwartung auch zunächst enttäuscht wurde, so hatten die Versuche doch ein anderes höchst bemerkenswertes Ergebnis. Mitte August 1907 entstand nämlich aus dem Grenzgewebe einer Keilpfropfung von S. nigrum auf S. lycopersicum ein Spross, der längs einer ihn ziemlich genau halbierenden Mittellinie auf der einen Seite reine Tomate und auf der anderen reiner Nachtschatten war. Die Blätter trugen entweder reinen Nachtschatten- (Fig. 1A) oder reinen Tomaten- charakter (Fig. 1 C), oder — wenn das Blatt gerade auf der Grenzlinie ent- standen war — halb den einen und halb den an- deren (Fig. 1B). Ein solcher Organismus, der zur Hälfte aus der einen, zur Hälfte aus der an- deren Art besteht, war in A B c der Natur bisher vollstän- Fig. 1. A Blatt von Solanum nigrum, B Blatt der Chimäre, dig unbekannt. Nur my- C Blatt von Solanum lycopersicum. (Nach Winkler.) thologische Fabelwesen wie die Centauren oder die Chimäre, die vorn ein Löwe und hinten ein Drache war, boten Ana- loga, und deshalb nannte der Entdecker die bei ihm aufgetretene Kategorie neuartiger Organismen pflanzliche Chimären. Entstanden sein muss dieses Gebilde aus mindestens zwei nebeneinanderliegenden Zellen, einer Tomaten- zelle und einer Nachtschattenzelle. Dieses Ergebnis, dass „auf anderem als sexuellem Wege die Zellen zweier wesentlich verschiedener Arten zusammen- treten können, um als gemeinsamer Ausgangspunkt für einen Organismus zu dienen, der bei völlig einheitlichem Gesamtwachstum die Eigenschaften beider Stammarten gleichzeitig zur Schau trägt", war theoretisch von grosser Bedeutung, aber der gesuchte Pfropfbastard, der ja eine Vermischung der Stamm- charaktere zeigen sollte, war dadurch natürlich nicht gefunden. Dieses langersehnte Ziel schien durch Winklers unausgesetzte Be- mühungen endlich im Jahre 1908 erreicht zu sein, wo er eine Arbeit „Solanum tubingense, ein echter Pfropfbastard zwischen Tomate und Nachtschatten" Die jüngsten Ergebnisse der Pfropf bastardforschun^. 4M veröffentlichte. Unter seinen Pfropfkulturen war im Juni jenes Jahres ein Spross aufgetreten, der von vornherein durch seine abweichende Gestalt auf- fiel. Die Blätter, die bei S. nigrum stets einfach und durchaus ganzrandig sind, bei S. lycopersicum unterbrochen gefiedert und gesägtrandig sind, waren bei dem neuen Pflänzchen ungefiedert wie bei nigrum, aber gesägtrandig wie bei lycopersicum. Im allgemeinen glichen sie mehr den Blättern des ersteren als denen des letzteren. Dagegen war es gerade umgekehrt mit der Behaarung: Diese ist bei dem Nachtschatten für das blosse Auge kaum vorhanden, während die Tomate dicht mit langen, wolligen, glashellen Haaren überzogen ist. Genau nun wie dieTomate war auch der neue Spross behaart. Ebenso wie die vegetativen Teile wiesen auch die Blüten darauf hin, dass es sich um eine Mittelform m.j Fig. 2. Schematischer Längs- schnitt durch den beblätterten Spross einer Weissrandpflanze. Grünes Gewebe punktiert, farb- loses Weiss. V Der Vegetations- kegel, b die jungen Blattanlagen. (Nach Baur.) Fig. 3. Links (A) Schnitt durch die obere Epidermis (e) und einige darunterliegende Zellschichten eines Weissrandblattes. Die Zellen der unter der Epidermis liegenden Schicht haben ungefärbte Chlorophyllkörner und sind auch in ihrer Form verändert. — Rechts (B) der entsprechende Schnitt durch ein Blatt einer rein grünen Pflanze. Grüne Chlorophyllkörner in beiden Figuren mit schwarz wiedergegeben. (Nach Baur.) zwischen den beiden aufeinander gepfropften Arten handeln müsse. Nach diesen Mitteilungen schien kaum noch ein Zweifel möglich zu sein, dass die von Winkler beschriebene Pflanze ein echter Pfropf bastard ist, und das alte Pfropfbastardproblem in seiner Hauptfrage damit definitiv entschieden war. Die Entstehungsweise des neuen Solanum tubingense war allerdings noch nicht geklärt, besonders die Frage, wie sich die Zellkerne dabei verhalten, musste noch beantwortet werden. Ehe Winkler aber diese Aufgabe lösen konnte, erschien eine Arbeit von Baur, die die bisherigen Ergebnisse in einem ganz neuen Lichte erscheinen Hess. Er hatte bei einer anatomischen Untersuchung der weissrandigen Rassen von Pelargonium zonale gefunden, dass nicht bloss der Blattrand aus chlorophyll- freien Zellen aufgebaut ist, sondern die ganze Pflanze, Blatt, Blattstiel und 482 Die jüngsten Ergebnisse der Pfropfbastardforschung. Stamm quasi in einer farblosen Haut stecken. Etwas* schematisch ist das in Fig. 2 dargestellt, während Fig. 3 Schnitte durch den mittleren Teil eines Weissrandblattes (A) und das Blatt einer rein grünen Pflanze (B) bei mikros- kopischer Vergrösserung wiedergibt. Beide Blätter sind eingeschlossen von der farblosen Epidermis (e); während aber bei dem grünen Blatt B die auf diese folgende Zellschicht mit normalen Chlorophyllkörnern erfüllt ist, sind diese in der entsprechenden Zellschicht des Blattes A vollständig farblos, und ausserdem ist die Gestalt der Zellen verändert. In der Aufsicht auf die Blatt- mitte kann man diese farblose Schicht, ebenso wie die Epidermis am rein grünen Blatt, nicht erkennen, da die darunter liegenden grünen Schichten durch sie hindurch scheinen. Weiter nach dem Rande zu verdoppelt sich die farblose Zell- schicht zunächst,um allmählich immer mächtiger / ^^^^^ zu werden, bis schliesslich das grüne Gewebe >*^^^^^W ganz verdrängt ist, so dass dann in der Aufsicht g \ das in der Mitte grüne Blatt von einem weissen F ^ Rande umgeben erscheint. In Wirklichkeit aber "M- m steckt, wie wir sahen, die ganze Pflanze in einem w m ( weissen Mantel. Es lag nun der Gedanke nahe, Mi g ) dass alles farblose und alles grüne Gewebe von ^^^ ^y vornherein verschiedenen Zellgruppen ent- ^^ÄM<^^ / springt, so dass der weisse Mantel und der grüne Kern vollständig getrennt voneinander wachsen, wie es die beiden Hälften der Winklerschen Chimären tun. Anatomisch war diese Vermutung nicht zu beweisen, weil auch diejenigen Chlorophyllkörner, die später dem farbigen Kern angehören, erst ein Stück hinter dem Vegetationskegel (Fig. 2v) ihre grüne Farbe annehmen, so dass man am Vegetations- kegel selbst, wo die Ursprungsstelle sämt- licher Sprossteile liegt, farbiges und farbloses Gewebe noch nicht unterscheiden kann. Baur beschritt deshalb einen anderen Weg. Unter den Keimlingen, die er aus einer Kreuzung zwischen weissrandigen und rein grünen Pelargonien zog, war ein Teil ganz unregelmässig grün-weiss marmoriert. Diese mosaikartig aus grünem und farblosem Gewebe zusammengesetzten Pflänzchen bildeten nun, je nachdem der Vegetationskegel in einem grünen oder einem farblosen Komplex oder auf der Grenze zwischen beiden lag, nur grüne Blätter, nur weisse oder halb grün und halb weisse, genau wie die Winklersche Chimäre auf der einen Seite nigrum- und auf der andern lycopersicum-Blätter gehabt hatte. Es waren also regelrechte Chimären zwischen einer weissen und einer grünen Pelar- goniumrasse. Diese bildeten nun manchmal typische Weissrandblätter und die anatomische Untersuchung lehrte über ihre Entstehung folgendes: Während im allgemeinen der Querschnitt durch den Stamm einer Pelargoniumchimäre das Bild giebt, wie es Fig. 4 bei a zeigt, wo die Grenze zwischen dem weissen und dem grünen Gewebe annähernd radial verläuft, wird an den Stellen, wo b Fig. 4. Querschnitt durch den Stamm einer sektorial weiss- grün geteilten Pflanze. Bei a verläuft die Grenze der beiden Gewebeanteile ungefähr radial, bei b überlagert der weisse An- teil ein Stück weit den grünen. Grünes Gewebe punktiert, farb- loses weiss, Leit- und mecha- nisches Gewebe schwarz ge- zeichnet. (Nach Baur.) Die jüngsten Ergebnisse der Pfropfbastardforschung. 4s,} weissrandige Blätter entstehen, das grüne Gewebe von weissem überlagert, wie es Fig. 4 bei b zeigt. „Damit ist, wie Baur sagt, wohl die Natur der Weissrandpflanzen klar, sie sind ebenfalls Chimären, aber keine Chimären mit sektorial geteiltem Vegetationskegel, sondern Chimären mit kappenförmig oder periklinal geteiltem Vegetationskegel, Periklinalchimären, wie man wohl am kürzesten sagen kann." Diese Baursche Entdeckung war deshalb so wichtig, weil sie zeigte, dass die Winkle rsche Chimäre gar kein solches Unikum in der Natur war, wie es zuerst geschienen hatte, sondern nur ein Spezialfall aus einer ganzen Reihe von Kombinationen, die auftreten können, wenn man zwei verschiedenartige Gewebe zu gemeinsamem Wachstum ver- anlasst. Es lag nichts der Annahme im Wege, dass, ebenso wie aus einer Pfropfstelle Sektorialchimären entstehen können, auch Periklinalchimären sich entwickeln könnten. Das brachte Baur dazu, in einem Referat über Winklers Pfropfbastard-Arbeit, die Hypothese auszusprechen, dass Solanum tubingense eine Periklinalchimäre sein könnte. Denn eine solche mit S. nigrum als Kern und S. lycopersicum als Mantel musste ungefähr so aussehen, wie Winklers Pfropfbastard. Winkler selbst wollte allerdings von dieser Erklärungsmöglichkeit zu- nächst' noch nichts wissen. In seiner nächsten Mitteilung (1909), in der er über die Fortschritte seiner Untersuchungen berichtete, schilderte er nicht weniger als vier neue Pfropfbastarde zwischen Tomate und Nachtschatten, die in seinen Kulturen aufgetreten waren. Diese Vielgestaltigkeit war bei der Annahme, dass die Pfropfbastarde durch eine Kernverschmelzung entstanden seien, schwer zu erklären, wogegen sie leicht verständlich war, wenn man sie als verschiedenartig kombinierte Periklinalchimären auffasste. Auch was Wink ler über Rückschläge mitteilte, die bei seinen Pflanzen immer nur zu derjenigen Stammart, und zwar immer rein, zurückschlugen, der dem Bastard den Habitus aufgedrückt hatte — also z. B. S. tubingense zu nigrum — stimmte mit Baurs Beobachtungen überein, dessen Weissrandpelargonien manchmal ihre weisse Haut gleichsam durchbrachen und rein grüne Zweige erzeugten. Weiter schilderte Winkler auch, dass einzelne seiner Bastarde an Sektorial- chimären entstanden seien, was deutlich hinwies auf das Entstehen von Weissrandblättern an Baurs sektorial geteilten Keimlingen. Trotzdem blieb Winkler bei seiner Auffassung und erklärte seine Pflanzen für echte Pfropfbastarde Im selben Jahre berichtete er dann noch „über die Nachkommenschaft der Solanum -Pfropfbastarde und die Chromosomenzahlen ihrer Keimzellen". Von dreien seiner neuen Formen war es Wink ler gelungen, keimfähige Samen zu ziehen. Dabei hatte es sich ergeben, „dass die Nachkommen der Solanum- Pfropfbastarde in allen Individuen rein zu demjenigen Elter zurückschlagen, dem der Pfropfbastard in seinen morphologischen Eigenschaften am nächsten steht, und zu dem auch vegetative Rückschläge spontan auftreten". Das stimmt genau mit dem überein, was wir über die Nachkommenschaft des Laburnum Adami, die reiner Goldregen sind, und des Crataegomespilus von Bronvaux, die, wie wir schon zu Anfang, sagten, reiner Weissdorn sind. Ausserdem stimmten diese Ergebnisse mit gewissen Beobachtungen von Baur überein, die wir noch nicht erwähnt haben. Baur hatte gefunden, dass seine Weissrand- 484 Die jüngsten Ergebnisse der Pfropfbastardforschung. pelargonien bei Selbstbefruchtung rein weisse Keimlinge lieferten. Also auch bei diesen Periklinalchimären glichen die Nachkommen vollständig der einen Komponente, und zwar erklärt sich das ganz einfach dadurch, dass beiderlei Sexualzellen von ganz aussenliegenden Zellagen des Vegetationskegels ab- stammen, so dass in Wirklichkeit nur der weisse Komponent der Chimäre zur sexuellen Fortpflanzung kommt. Winkler konnte sich der Tatsache nicht verschliessen, dass in diesem Punkte eine starke Analogie zwischen den Periklinalchimären und seinen Pfropfbastarden bestand, er glaubte aber aus Gründen, die er nicht näher auseinandergesetzt hat, immer noch bei seiner Verschmelzungshypothese -stehen bleiben zu können. Er suchte seinen Stand- punkt auch noch durch Untersuchung der Chromosomenzahlen in den Keim- zellen der Pfropfbastarde zu stützen. Unter Chromosomen versteht man färb- bare Körperchen in den Zellkernen, deren Zahl bei verschiedenen Organismen sehr verschieden, bei derselben Art aber immer dieselbe ist. Im ruhenden Kern sind sie nicht sicher zu unterscheiden, bei der Teilung aber treten sie deutlich hervor und können leicht gezählt werden. Nach Winklers Unter- suchungen haben nun die vegetativen Zellkerne beim Nachtschatten 72 und bei der Tomate 24 Chromosomen. Der Verschmelzungskern, aus dem ein Pfropfbastard entstanden ist, müsste also 72 + 24 = 96 Chromosomen enthalten. Das vegetative Gewebe des Pfropfbastardes kann dann entweder diese Chromo- somenzahl beibehalten, oder es kann, nachdem die Zahl durch einen auto- regulativen Reduktionsvorgang — wie ihn NÖmec für Wurzelspitzen angegeben hatte — auf die Hälfte herabgesetzt ist, mit 48 Chromosomen weiter wachsen. Daraus ergibt sich, dass die Keimzellen der Pfropfbastarde entweder 48 oder 24 Chromosomen haben müssen, denn bei der Keimzellbildung tritt regelmässig eine Chromosomenreduktion ein, die ja notwendig ist, weil sonst infolge der Kernverschmelzung beim Sexualakt die Chromosomenzahl sich von Generation zu Generation verdoppeln würde. Winkler fand nun aber, dass die Keimzellen seiner Pfropfbastarde entweder 36 oder 12 Chromosomen hatten, was allerdings für eine Form, die er S. Darwinianum genannt hatte, . zweifelhaft blieb. Das sind dieselben Zahlen, die die beiden Stammarten auf- weisen, deren vegetative Zahlen ja 72 und 24 waren. Auch diese Untersuchung sprach also nicht zugunsten der Winklerschen Auffassung. Er suchte aber ihre Ergebnisse durch einige Hilfshypothesen zu erklären und gab seine Stellung so lange nicht verloren, bis die vegetativen Chromosomenzahlen der Pfropfbastarde bekannt waren, deren Ermittelung ihm bisher noch nicht gelungen war. Im Frühjahr 1910 hatte Winkler auch diesen letzten Teil seiner Arbeit abgeschlossen, und er hat bisher in einer sehr kurzen vorläufigen Mitteilung darüber berichtet, dass er nun doch die Ueberzeugung gewonnen hat, dass wenigstens vier seiner Pfropfbastarde nichts anderes als Periklinalchimären sind. Und zwar ist bei S. tubingense die äusserste Zellage von der Tomate, das Innere vom Nachtschatten; bei S. Koelreuterianum ist es gerade um- gekehrt; bei S. proteus sind die beiden äusseren Zellagen des Vegetations- kegels von der Tomate, das Innere vom Nachtschatten, und bei S. Gaert- nerianum ist es wahrscheinlich gerade umgekehrt wie bei S. proteus. Nur S. Darwinianum hält es nach wie vor für einen Pfropfbastard, weil eine Die jüngsten Ergebnisse der Pfropfbastardforsch 485 neuerliche Untersuchung ergeben habe, dass die Chromosomenzahl der Keim- zellen 24 betrage, was ja, wie oben auseinandergesetzt ist, von einem Pfropf- bastard zwischen Tomate und Nachtschatten erwartet werden musste. Ob wenigstens dieser eine Pfropfbastard seinen Namen mit Recht trägt, muss die Zukunft lehren. Jedenfalls steht schon heute mit ziemlicher Sicherheit fest, dass alle Pfropfbastarde, die wir sonst kennen, nichts anderes als Periklinal- chimären sind. Ausdrücklich festgestellt ist das in jüngster Zeit für Laburnum Adami. Buder, ein Schüler von Baur, hat die Blüten von Laburnum Adami anatomisch untersucht und dabei gefunden, dass die Epidermis die Eigen- tümlichkeiten von Cytisus purpureus, alles andere Gewebe die von Laburnum vulgare trägt. Auch an Blättern und Sprossen läsest sich dieselbe Trennung der Gewebe verfolgen, sodass Laburnum Adami zweifellos als eine Periklinal- chimäre mit L. vulgare als Kern und einem nur einschichtigen Mantel von C. purpureus zu betrachten ist. Buder erwähnt, dass nach einer brieflichen Mitteilung Baurs auch bei den Crataegomespili ähnliche Verhältnisse herrschen, so dass wir diese wohl ebenfalls als Periklinalchimären auffassen dürfen. Damit stimmt auch vollständig überein, was wir über die Nachkommen und die plötzlichen vegetativen Rückschläge und Aufspaltungen bei L. Adami und den Pfropfbastarden von Bronvaux wissen. Z. B. die plötzliche Umwandlung eines Pfropfbastardes in einen andern, die wir zu Anfang erwähnten, ist leicht zu verstehen, wenn man etwa annimmt, dass der Kern den Mantel durchbrochen und überwallt hat, und die Komponenten dann in anderer Kombination als bisher weiter gewachsen sind. Solche Einzelheiten müssen natürlich noch geklärt werden, im Prinzip scheint aber die Frage heute schon gelöst. Damit hätten wir alles Wichtige erwähnt, was augenblicklich über das behandelte Thema bekannt ist. Die Geschichte der Pfropfbastardforschung ist deshalb so interessant, weil sie mit besonderer Deutlichkeit zeigt, wie bei der wissenschaftlichen Arbeit ein Forscher auf dem andern fusst, wie jede neue Entdeckung zu neuen Fragestellungen Veranlassung gibt, so dass alte Probleme von einer ganz neuen Seite angefasst und dadurch unverhofft gelöst werden können. Ohne Winklers Entdeckung der Sektorialchimären wäre Baur die Deutung seiner Periklinalchimären wohl schwer geworden, und ohne Baurs glänzende Interpretation der Weissrandpelargonien würden wir trotz Winklers mustergültigen Versuchen heute über das Wesen der Pfropfbastarde noch vollständig im Unklaren sein. Den besten Beweis dafür liefert die Tatsache, die sowohl Win k ler wie Buder in ihren letzten Arbeiten erwähnen, dass bereits 1895 ein Engländer Mac Pari ane die Uebereinstimmung der Adami-Epidermis mit der von C. purpureus, und des Adami-Kernes mit dem von L. vulgare erkannt hat, ohne dass ihm aber die richtige Deutung dieser Tatsachen gelungen ist, was ohne die Erfahrungen W i n kl ers und Baurs eben unmöglich war. 486 Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1910. Bericht über die Kulturversuche im Jahre 1910, welche unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin in Blankenburg ausgeführt wurden. Von Joseph Klar, Berlin. Wie für alle Zweige der Landwirtschaft, so ist auch für den Anbau von Neuheiten auf einem Versuchsfelde die Witterung von ausschlaggebender Bedeutung. Am meisten willkommen ist ein richtiges Normalwetter, weil es am ehesten richtige Schlüsse aus dem Stande der Versuchspflanzen zulässt. Das Wetter im Berichtsjahre 1910 war dem vom Jahre 1909 leider nur zu ähnlich. Es war feucht und kalt und, wenn auch nur kürzere Zeiträume hindurch, noch niederschlagsreicher und unfreundlicher wie sein Vorgänger. Namentlich haben die grossen Niederschläge die Vegetation in den Niederungen sehr beeinflusst und speziell die Fruchtreife der Sämereien und das Ausreifen des Weines sehr benachteiligt. Auch ist dadurch den Pflanzenkrankheiten grosser Vorschub geleistet. Auf dem Versuchsfelde in Blankenburg konnte man es verschiedenen Pfleglingen deutlich ansehen, dass ihnen das Wetter nicht behage. Sie waren trotz sorgfältigster Behandlung zu keinem fröhlichen Wachstum zu bringen i). Wenn ich wie alljährlich mein Augenmerk zuerst auf die ausgesäten Neuheiten in Blumen wende, so geschieht es deshalb, weil ihnen von der Allgemeinheit das bei weitem grösste Interesse entgegengebracht wird. Ueber sie ist es auch immer möglich, ein sicheres Urteil am frühesten ab- zugeben, da ihre Entwicklung am schnellsten von statten geht. Im Laufe des Sommers ist von verschiedenen Pflanzen in den ver- schiedensten Stadien ihres Wachstums bereits in den Monatsversammlungen die Rede gewesen. Es bleibt mir somit nur noch die vollständige Zusammen- stellung der Versuchsobjekte, die hierunter folgen mag. Blumen. Lobelia hybrida Miranda. Eine Kreuzung der Lobelia Hamburgia mit Cavanillesi. Die Pflanzen wirkten ganz vorzüglich auf den Beeten. Die Blüten dieser Topf- und Ampellobelia waren von schöner purpurrosa Färbung mit einem scharf hervortretenden weissen Auge und zeichneten sich durch besonders feine Belaubung aus. Zinnia Haageana hybrida „Perfection". Eine epochemachende Neuheit, die, sobald der Züchter erst die reinen Farben zieht, in jedem Garten zu finden sein dürfte. Die Blumen erscheinen meist zweifarbig, wie z. B. weiss mit braun, rot mit gelb usw. Die Pflanzen erreichen eine Höhe von ca. 25 cm und bilden niedliche Büsche. Centaurea odorata hybrida. Diesen Pflanzen schien der kalte Sommer nicht zuzusagen, da sie fast vergingen. Die wenigen zur Blüte kommenden Pflanzen waren hellrosa. Als Schnittblume sehr zu empfehlen. Cosmidium Burridgeanum, „Orange Krone". Das vor 50 Jahren kultivierte C. Burridgeanum hat in der „Orange Krone" eine verbesserte Spielart bekommen. Die von weitem leuchtenden und sich 50 cm über der J) Sollte daran nicht auch das Fehlen des Stalldüngers schuld sein? Der Red.-A. Bericht über Äj.«v-*. Der Verein zur Förderung der Blumenpflege lässt sich von dem Gedanken leiten, die Blumenstecklinge so zahlreich wie möglich in der Kinderwelt zu 494 Blumenausstellung im Humboldthain. verbreiten, damit möglichst alle Schulkinder die Blumenzucht als eine herz- und gemüterfrischende Beschäftigung kennen und lieben lernen. Im ver- flossenen Sommer wurden mehr als 70 000 Pflanzenstecklinge für die Berliner Schulkinder beschafft. Die Kinder bezahlen die eingetopften Stecklinge mit 10 Pfennig. Der Verein legt Wert darauf, dass die Kinder sich die Pflanzen käuflich erwerben. Sie sollen einsehen, dass ein selbstbeschafftes Besitztum einen höheren ethischen Wert hat als ein Almosen. Es wird aber dafür gesorgt, dass unbemittelte Kinder nicht leer ausgehen. Für diesen Zweck hat der Verein dieses Jahr nahezu 600 Mark verausgabt. Gute Leistungen der Kinder in der Blumenpflege werden der Zensur für Botanik zugeschrieben, denn die „Blumenpflege" gilt in den Berliner Schulen als ein integrierender Teil des botanischen Unterrichts, und der Lehrplan für die Berliner Gemeindeschulen schreibt direkt die „Anleitung zu häuslicher Blumenpflege" als ein Stück des Unterrichts in der Pflanzenkunde vor. Ohne Frage hat der botanische Unterricht in der Grossstadt von ganz anderen Grundgedanken auszugehen als in den Schulen auf dem Lande oder in kleinen Städten, wo die Kinder mit der Natur noch verwachsen sind und die Pflanzen an ihrem Standort wirklich wachsen und sich entwickeln sehen. Das lässt sich den Grossstadtkindern auch durch die vollkommenste Pflanzenlieferung für den botanischen Unterricht nicht ersetzen. Die gelieferten Unterrichts- pflanzen sind losgelöst von der Stelle ihres Wachstums, die die Kinder viel- leicht nie zu sehen bekommen, und das Bild, das von solchen geschnittenen oder selbst mit der Wurzel ausgezogenen Pflanzen in der Seele der Kinder erzeugt wird, ist flüchtig und verblasst nur zu bald. Einen wichtigen Bestand des grossstädtischen botanischen Unterrichts haben darum die Büsche und Bäume der öffentlichen Plätze und Strassen zu bilden, und hinzu treten die Topfgewächse. An ihnen beobachtet das Kind ein Stück Pflanzenleben von dem Stadium des Stecklings oder Sämlings bis zur Blüten- bezw. Frucht- bildung und lernt die Topfpflanze als ein lebendiges Wesen bewerten, das ohne eine liebevolle Pflege, weil losgelöst aus seinen natürlichen Lebens- bedingungen, nicht existieren kann. Wie das Kind die Folgen der Vernach- lässigungen seiner selbst zu tragen hat, so auch die seines Pfleglings. Was am Lebendigen gesündigt wird, das lässt sich nur schwer wieder gut machen. So gewinnt das Kind durch seine Beschäftigung mit der Blume ein Ahnen von dem Werte des Lebens und wird gewöhnt, das Rohe und Rücksichtslose in seiner Brust zurückzudrängen. Wenn weiter das Beschauen der Blume, ihre wunderbare Schönheit, die Zartheit ihres Baues in dem Kinde das Gefühl der Freude auslöst, so wird der Grund gelegt für den Sinn am Schönen. Und „das Schöne kommt her von Schonen". Diesen Gedanken im Kinderherzen durch Gewöhnung erstarken zu lassen, ist auch ein Segen der Blumenpflege. Aber auch vom Standpunkt der Arbeitsschule aus gewinnt die Blumen- pflege eine wichtige Bedeutung. Mehr und mehr kommt der Gedanke zur Herrschaft, dass neben der Ausbildung des Geistes auch die manuelle Betäti- gung des Kindes ihren Platz in der Schule zu fordern berechtigt ist. Und dazu bietet gerade die Blumenpflege täglich Anregung. Die grösser werdende Pflanze verlangt einen grösseren Topf; der Stamm und die Zweige müssen Blumenausstellun^ im Humboldthain. 495 aufgebunden, störende Triebe entfernt werden; gegen die brennenden Sonnen- strahlen sind die an den Wänden des Topfes liegenden Saugwurzeln auf zweckmässige Weise zu schützen; täglich muss das Giesswasser, nach Tem- peratur und Quantität sorgfältig bemessen, gereicht werden; wöchentlich muss dem Pflegling ein Dungguss verabfolgt werden usw. Jede Vernachlässigung aber rächt sich bitter und redet für das zarte Kindergewissen eine eindring- liche Sprache, deutlicher als langatmige Reden mancher Eltern und Lehrer. Und welche Freude erfüllt das Kinderherz, wenn es sieht, dass die mit fleissiger Hand gepflegte Blume sich zu einem kräftigen, lehensvollen und Abb. 57. Die Ausstellung im Freien vor dem Palmenhause der städtischen Parkverwaltung im Humboldthain. schönen Pflanzenstock herausgebildet hat. Das erzeugt in ihm die Lust zu gewissenhafter, unausgesetzter Tätigkeit, und das ist auch das eigentliche Ziel der Arbeitsschule. Hoffen wir, dass die schöne Sache der Blumenpflege allezeit verständnis- volle Lehrer und in den weitesten Kreisen der Bevölkerung tatkräftige Förderer finden möge. Je zahlreicher die Mitglieder des Vereins werden, um so erfolgreicher vermag der Verein zu arbeiten. Die Mitgliedschaft wird durch einen Jahresbeitrag von mindestens 1 Mark erworben. Anmeldungen nimmt der Schatzmeister des Vereins, Rektor F. Meinke, NW. 87, Siemens- strasse 20, jederzeit entgegen. H- Schmidt. 496 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Blumen-, Gemüse- und Liebhaber-Ausschusses am Donnerstag den 13. Oktober 1910. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. Ausgestellte Gegenstände: 1. Herr Königl. Obergärtner Böhme, Potsdam, hatte einige Topf- pflanzen der Herbstastern „Rosalinde" und „Herbstzauber" mitgebracht,welche durch ihren gefälligen Wuchs und Bau, sowie durch ihre schöne Blütenfarbe nebst Blütenreichtum allgemeines Wohlgefallen erregten. Ueber die Kultur der Pflanzen teilte Herr Böhme mit, dass sie aus Stecklingen gezogen, dann ins freie Land gepflanzt worden seien und jetzt zur weiteren Ver- wendung eingetopft würden. Der Aus- steller betont, dass er deshalb Steck- lingsvermehrung gewählt habe, um schöne, brauchbare und vor allen Dingen nicht zu hohe Pflanzen zu be- kommen. Die Pflanzen Hessen sich auch sehr gut zur Herbstbepflanzung verwenden. Herr Crass II erwähnt hierzu, dass man die schon mit Knospen ver- sehenen Triebe abschneiden und zu mehreren in einen Topf stecken könne, wodurch die Pflanzen noch kürzer und gedrungener würden. Derartige Stecklinge bewurzelten sich sehr leicht. Herr Bluth erweitert das Ge- sagte noch durch die Mitteilung, dass derartige Herbstasterntöpfe heute zu Tausenden durch Stecklingsver- mehrung gezogen würden; ja, man könne die Pflanzen in gewünschten Grössenverhältnissen ziehen, indem man später oder früher stecke. Herr Ernst hält diese Ver- mehrungsmethode nach Einführung der Nana -Klasse für entbehrlich. Die Nana-Sorten brauche man nur teilen und eintopfen. Die Töpfe müssen möglichst zum Gedeihen auf guter Unterlage stehen; auf Garten- boden gestellt, entwickeln die Astern sich nicht so gut, da sie das Durch- wurzeln liebten. Herr Klar teilt noch mit, dass Aster amellus roseus sich auf dem Versuchsfelde befindet und sich durch prachtvolle Färbung der Blüten aus zeichne. 2. Herr Klar legte eine Frucht der Tomatensorte „Favorite" vor, welche glattschalig und von vorzüg- licher Beschaffenheit war. Die Sorte ist eine schöne Marktfrucht. Nach Vorlegung eines Naturkuriosums, einer Doppelzwiebel von Leucojum vernum, bei welchem zwei Zwiebeln sich unter- einander befanden, zeigte Herr Klar noch abgeschnittene Blütenstiele der aus Samen gezogenen einfachen Chry- santhemum indicum. In der Debatte hierüber wurde festgestellt, dass die Anzucht aus Samen sich nicht bewährt habe, da man noch zu viel unbrauch- bare Farben erziele. Herr Gärtnerei- besitzer Ernst, Charlottenburg, teilte mit, dass er von 40 Prisen Samen nur ca. 12 brauchbar gefärbte Chry- santhemum erhalten habe. Ausserdem eigneten sich diese Chrysanthemum nicht zum Schnitt. Ueberhaupt sei die Aufnahme der einfachen Chrysanthe- mum bei dem Berliner Publikum nicht günstig, da die Berliner eine gewisse Vorliebe für die teureren grossen Chrysanthemum-Sorten hätten. Herr Stadtgartendirektor Broder- sen, Berlin, führte weiter aus, dass Berlin bei der Einführung von Neu- heiten immer 3 — 4 Jahre zurück sei und erzählte, dass er vor mehreren Jahren in England ganze Gewächs- häuser von einfachen Chrysanthemum gesehen habe, die einen prachtvollen Anblick geboten hätten. Im übrigen gäbe es doch auch schon viel ein- fache Chrysanthemum, welche nach deutschen Flüssen benannt, herrliche Färbungen besässen und, da sie durch Stecklinge vermehrt würden, treu in der Farbe wären. Die hiesige Stadt- gartenverwaltung ziehe grosse Mengen davon und habe schon mit den ein- fachen Chrysanthemen wirkungsvolle Dekorationen ausgeführt. Herr Klar erwähnt hierzu, dass bei den Sämereimischungen sich immer verschiedene Farben befänden. Man müsse sich aus dem ganzen Be- stand die besten Farben zur Stecklings- Weitervermehrung aussuchen. Im übrigen soll es jetzt auch schon Liste hervorragender Gemiisesorten. 497 farbenreine Sämereien geben z. B. von der rosa Chrysanthemum, von der braunen usw. Herr Adolf Koschel teilt hierzu noch mit, dass er sich schon lange mit der Kultur von Chrysanthemum indicum befasst habe, jedoch keinen rechten Erfolg damit gehabt habe, da das kaufende Publikum die als bunte Marguerite angesehene einfache Chry- santhemum nicht haben wollte. Die Berliner wollten lieber mehr Geld anlegen und dafür die grossen Blumen erwerben. Herr Swoboda glaubt dieselben Erfahrungen mit den einfachen Chry- santhemen gemacht zu haben. J. Liste hervorragender Gemüse- sorten, welche auf der Gemüse- Ausstellung des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaues vom 29. September bis 2. Oktober 1910 („Neue Welt", Hasenheide, Berlin) vertreten waren.* 1. Kartoffeln. Viktor, *weisse Sechs- wochen, *Kaiserkrone, * Rosenkar- toffel, Juni, * frühe blaue Sechs- wochen, Juni Mölle, Paulsens Juli, *Magnum bonum, *rote Dabersche, Schneeflocke, Up to date, Silesia, * Tannenzapfen. Letztere ist vor- züglich als Salat- und Bratkartoffel. 2. Blumenkohl. * Erfurter Zwerg, *Frankfurter, *Italienischer Non plus ultra. 3. Wirsingkohl. *Früher Kitzinger, Eisenkopf, *Berliner Markt, *Vertus, *später Ulmer. 4. Rotkohl. *Berliner früher, Zittauer, Dänischer, *Mohrenkopf, Erfurter kleiner blutroter, *Zenith, *Othello, *später Holländer. 5. Weisskohl. *Holsteiner, Wend- länder, *Ruhm von Enkhuizen, Braunschweige r,*Dänischer, Erfurter kleiner, Amager. 6. Rosenkohl. *Brüsseler hoher, *Er- furter halbhoher, hoher Standard, Aigburth. 7. Grünkohl. Winter hoher, *nie- driger Dreienbrunner, * Halbhoher grüner mooskrauser. * Die Sorten, welche vorwiegend für den Berliner Markt in Betracht kommen, sind mit einem Stern gekennzeichnet. 8. Kopfsalat. *Berliner gelber, *braun- kantiger Berliner, *Bismarck, Ru- dolphs Liebling. 9. Tomaten. Lukullus, *Alice Roose- velt, König Humbert, * Ficarazzi, Johannisfeuer, *gewöhnliche rote Zwerg, Präsident Garfild, Duc of York, Stone, Sunriese, *Mikado, Goliath. 10. Karotten und Moh rrüben. Gei- senheimer verbesserte kurzkrautige, Erfurter, * Frankfurter, * Nanteser, frühe kleine Duwicker, * Berliner halblange, * Pariser Treib, lange Braunschweiger, gelbe Saalfelder. 11. Kohlrabi. * Goliath, *blauer Deli- katess, * Dreienbrunner, Englischer früher blauer, *Non plus ultra, *Wiener Treib. 12. Erbsen (Schoten). *Pahlerbse Buchsbaum -Schnabel, * Markerbse Daisy, Harwestmann, Early Morn, International, Quite Content, ferner die Zuckererbse Knight Marrow. 13. Gurken. *Berliner Aal,*deutscher Sieger, *Rochfords Improved, Car- ters Ideal, Carters Model, *Weigels beste von allen, Rollisons Telegraph, *lange grüne Schlangen, chinesische und lange weisse Schlangen, * lange grüne volltragende. 14. Spinatgemüse. *Viktoria, * flä- mischer Riesen, *de Gaudry, *Neu- seeländischer Spinat, Mangold gold- gelber, Sauerampfer. 15. Endivien. Winter-Endivie, gold- gelbe vollherzige- Eskariol, *Peu- caliere, * mooskrause Winter, *grüne breitblättrige Eskariol. 16. Rettiche. a) Sommerrettiche: Stuttgarter, * goldgelber ovaler, *DresdnerBündel; b) Herbstrettiche: * WeisserMünchenerBier; c) Winter- rettiche: * Runder weisser, * langer kohlschwarzer, * runder schwarzer. 17. Radies. * Non plus ultra, *Dreien- brunner, *Express, Eiszapfen, ovales scharlachrotes, Triumph, rundes weisses, Würzburger, *Berliner rotes, rundes gelbes, * rundes rosenrotes mit weisser Spitze. 18. Speisemais. ^Grosser gelber badischer,*grosser brauner badischer, weisser Pferdezahn. 19. Artischocken. Französische vio- lette. 20. Grüne Bohnen. * Stangen- Schlachtschwert, ^Stangenbohne 498 Kleine Mitteilungen. rheinische Butter-Brech; Busch- bohnen: * weisse Hinrichs Riesen, ^früheste Dattel- Brech, Saxonia, schwarze Neger, *gelbe engl. Treib. 21. Wachsbohnen. *Stangen Flageolet- Wachs, Stangen Brech -Wachs, *Gen- fer Wachsbohne. 22. Küchenzwiebeln. *Blassrote holländische, *Königin silberweisse, *blassrote Erfurter, birnförmige gelbe, *Zittauer Riesen, Braun- schweiger blutrote. 23. Sellerie (Knollen). *Prager Riesen, ^Berliner Markt, ^Hamburger Markt, apfelförmiger. 24. R o t e R ü b e n (S a 1 a t r ü b e n). Kame- runer halblange schwarzrote, *Er- furter lange schwarzrote, Strass- burger schwarzrote dunkellaubige, *ägyptische plattrunde. 25. Schwarzwurzeln. Russische Riesen. 26. Meerrettich. Gewöhnliche kulti- vierte Sorte. 27. Rapunzel. ^Holländische grosse, *vollherzige dunkelgrüne. 3. Speise-Kürbis. *Gelber genetzter Melonen, ^grosser Zentner-Melonen, *silbergrauer grosser Melonen, eng- lischer Schmeer oder Vegetable Marrow,*grüner Speisekürbis, schar- 28. Si lachroter Melonen-Kürbis, weisser Speisekürbis, amerikanischer gold- gelber. 29. Verschiedene Gemüse, Würz- und Suppenkräuter. Porree: *Dickpolliger Berliner Winter, *Musselburgher, * Riesen . von Carentan, * monströser von Rouen. Wurzelpetersilie: ^Halblange kurze dicke Zucker, *lange Wurzel, Ruhm von Erfurt. Schnittpetersilie: Gewöhnliche Schnitt, feinste krause Moos. Kohlrüben: * Hoffmanns gelbe Riesen, *gelbe Schmalz, *weisse feinlaubige Berliner. Rhabarber: *Rotstieliger, *ameri- kanischer Riesen, *Viktoria. Spanischer Pfeffer: Procopps Riesen. Eierfrüchte. Schnittlauch; Pfefferkraut: einjähr, und Stauden; Thymian: ^deutscher Winter; Majoran tfranzös. Sommer; Esdragon: * russischer; *Teltower Rüben; Schalotten: *braune. Ferner möchte ich noch erwähnen die seltener ausgestellten Würzkräuter wie: Raute, Salbei, Ysop, Portulak und Basilikum, welche aber verdienen, dass sie sich mehr und mehr einbürgern möchten. Amelung. Kleine Mitteilungen. Gladiolus gandavensis „Europa". Auf allen, in den letzten drei bis vier Jahren stattgefundenen Herbst- ausstellungen, insbesondere auf den alljährlich wiederkehrenden Veran- staltungen der Deutschen Dahlien- Gesellschaft, bildeten die Gladiolen der Firma Wilhelm Pfitzer, Stutt- gart, einen hervortretenden Zug. So auch wieder in Liegnitz zu Anfang September dieses Jahres. Neben ver- schiedenen, bereits auf früheren Aus- stellungen gezeigten Sorten, wie Lapageria, Mephisto, Silvretta, u. s. w. bewunderten wir unter den Pfitzer'schen Sortimenten besonders die neue strohgelbe, orange und rosa gefleckte Gräfin Degenfeld, eine Sorte, die auch in England mit einem Wertzeugnisse bedacht wurde. Das Hauptinteresse nahm jedoch die neue weiße Gladiole Europa in Anspruch. Die Blumen dieser Sorte sind, bis auf die hellpurpurroten Staubbeutel, rein- weiß. Schon seit Jahrzehnten ist der Wunsch aller Gladiolenzüchter auf eine wirklich reinweiße Sorte, ohne gelblichen oder rosafarbigen Nebenton, gerichtet. Weisse Dame, bisher die einzige Sorte, die als reinweiß gelten konnte, war bei allen ihren Vorzügen nur eine Liebhabersorte, und die schöne Silvretta ist nicht reinweiß, sondern rahmfarben, die nicht minder vollkommene Hohenstaufen dagegen zart rosa behaucht. Immerhin waren die beiden genannten Sorten im weißen Farbengebiete der Genter Gladiolen bisher die besten. Gladiolus gandavensis „Eu- ropa" besitzt aber neben der von allen Bindekünstlern längst ersehnten rein- Kleine Mitteilungen. 499 weißen Farbe noch andere Vorzüge. Rispe, die bis zu 20, ja selbst 24 Neben der Größe und vollkommenen Blumen oder Knospen trägt. Hiervon Form der Blumen besticht die Sorte sind an schwächeren 6 — 8, an stärkeren durch die kräftige, reich garnierte bis zu 12 Blumen gleichzeitig geöffnet. Abb. 58. Gladiolus gandavensis Europa. Reinweisse Züchtung der Firma Wilhelm Pfitzer in Stuttgart. 500 Kleine Mitteilungen. Blütenstengel, die eine mehrtägige Reise hinter sich hatten und etwas angewelkt ankamen, erholten sich, in Wasser gestellt, sehr bald wieder und brachten jede Blume bis zur obersten Knospe zur Entwicklung. Es wurde schon von anderer Seite hervorgehoben, daß der Name dieser Neuheit sehr glücklich gewählt sei, man kann dem nur beipflichten. Der Name deutet an, daß Europa ein Gegenstück zu der vor einigen Jahren eingeführten riesenblumigen Sorte Amerika ist. Was Amerika im zartrosenroten Farbgebiete bedeutet, ist Europa in weiß. Es ist eine alte Erfahrung, daß ein treffender kurzer Name wesentlich zur schnellen Ver- breitung einer im übrigen wertvollen Neuheit beiträgt. Möge daher auch für Gladiolus Europa der Name von guter Vorbedeutung sein. Zur Vervollständigung vorstehender Empfehlung sei noch mitgeteilt, dass Gladiolus Europa nicht nur durch ein Wertzeugnis des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands ausge- zeichnet wurde, sondern dass auch die Nationale Gartenbaugesellschaft Frank- reichs und die Königliche Gartenbau- gesellschaft in London der Neuheit die gleiche Auszeichnung zuteil wer- den Hessen. F. Reutersheim. Gesetz vom 21. April 1910 über die Bekämpfung der Reblaus (Phylloxera) und anderer Schäd- linge der Rebe. In Abänderung und Ergänzung der einschlägigen Bestimmungen des Zollreglements und anderer Gesetze sowie der Art. 62 und 232 des allge- meinen russischen Zolltarifs für den europäischen Handel und der Anmerkungen dazu wird folgendes bestimmt: 1. Die Einfuhr von lebenden Pflanzen, ausser Weinpflanzen, ist aus allen Ländern Europas sowie aus den- jenigen aussereuropäischen Staaten ge- stattet, aus denen sie laut Einverneh- men des Chefs der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau mit dem Finanzminister für zulässig er- achtet wird. Der Chef der Hauptver- waltung für Agrarwesen und Ackerbau ist ermächtigt, gegebenenfalls die Des- infektion der eingeführten Pflanzen vorzuschreiben, dieZollämter, in denen die Desinfektion stattfindet, zu bezeich- nen und die Regeln für die Aus- führung der Desinfektion festzusetzen. Anmerkung. Als lebende Pflanzen gelten Pflanzen und Teile von Pflanzen mit den Wurzeln und Setzlinge. Zweige mit Blättern, Blätter und Blumen sowie Zwiebeln und Wurzelknollen ohne Erde gehören nicht zu den leben- den Pflanzen. 2. Der Sendung muss eine Be- scheinigung der ausländischen örtlichen Behörden oder Reblausanstalten dar- über beigefügt sein: a) dass die Pflanzen von einem Grund- stück (Pflanzung oder umzäunten Areal) stammen, das von einerWein- pflanze um mindestens 20 Meter absteht oder von ihr durch ein anderes, nach dem Gutachten der zuständigen Behörde genügendes Hindernis gegen die Ausbreitung der Wurzeln abgesondert ist; b) dass auf dem Grundstück selbst keine Weinpflanzen vorhanden sind; c) dass sich darauf keinerlei Nieder- lage solcher Pflanzen befindet und d) dass, falls sich früher auf dem Grundstück infizierte Reben be- funden haben, nach völliger Ent- fernung der Rebenwurzeln aus dem Boden und nach Vergiftung des Bodens, durch Untersuchungen im Lauf von drei Jahren die völlige Vernichtung der Reblaus und der Wurzeln festgestellt ist. 3. Der Absender der in Art. 2 ge- nannten Sendung hat der Ware eine von ihm unterschriebene Deklaration beizufügen, in der er: a) zu bescheinigen hat, dass der Inhalt voll aus seinem Etablissement stammt; b) den Bestimmungsort der Sendung und die Adresse des Empfängers anzugeben hat; c) zu bestätigen hat, dass die Sendung keine Weinreben enthält und d) zu erwähnen hat, dass die Sendung keine Pflanzen mit Erdstöcken ent- hält. 4. Für Sendungen mit lebenden Pflanzen aus aussereuropäischen Kleine Mitteilungen. 501 Ländern sind die in Art. 2 genannten Bescheinigungen von den Kaiserlich russischen Konsuln auszustellen. 5. Pflanzen, die aus einem russi- schen Hafen in einen anderen, inner- halb eines Weinbaugebiets gelegenen transportiert werden, sind, wenn diese Häfen an verschiedenen nicht mitein- ander kommunizierenden Meeren liegen, mit Bescheinigungen (Art. 2) zu versehen, die von den örtlichen Weinbaukomitees oder den zustän- digen örtlichen Organen der Haupt- verwaltung für Agrarwesen und Acker- bau ausgestellt werden. 6. Der Kaiserliche Botanische Garten in St. Petersburg, die Univer- sitäten und mit besonderer Erlaubnis des Chefs der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau auch andere Lehr- und landwirtschaftliche Anstalten dürfen lebende Pflanzen ohne die in Art. 2 genannten Bestimmungen be- ziehen. 7. Die Einfuhr von Rebensetzlingen und eingewurzelten Weinreben aus- ländischer Herkunft ist nur über be- stimmte, im Einvernehmen des Chefs der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau mit dem Finanzminister festgesetzte Zollämter, mit Genehmi- gung der örtlichen Weinbaukomitees, wo solche vorhanden sind oder der zuständigen örtlichen Behörden der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau zulässig. Diese Behörden sind ermächtigt, erforderlichenfalls die Desinfektion der Sendungen zum Schutz gegen Reblaus und Pilzkrank- heiten anzuordnen. Dem Chef der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau ist anheimgestellt, auf An- trag der Komitees, die Einfuhr des genannten Setzmaterials sowie von Weinbeeren und anderen Teilen der Weinpflanze in reblausfreie und in verseuchte, dem Schutze unterliegende Gebiete zu verbieten. 8. In verseuchte, dem Schutz nicht unterliegende Gebiete können lebende Pflanzen, darunter Rebensetzlinge und eingewurzelte Weinreben aus allen Ländern, aus denen ihr 'Bezug über- haupt zulässig ist, ohne Reblaus- bescheinigungen, jedoch nur über be- stimmte, im Einvernehmen des Chefs der Hauptverwaltung für Agrarwesen und Ackerbau mit dem Finanzministe1" festgesetzte Zollämter eingeführt werden. 9. Die Verfügungen und Bestimmun- gen, die vom Chef der Hauptver- waltung für Agrarwesen und Ackerbau auf Grund der Art. 1, 7 und 8 getroffen werden, sind durch den Dirigierenden Senat öffentlich bekannt zu machen. Palmenfrüchte als Zimmerschmuck. Unsere Palmen im Zimmer sind gewiss ein stattlicher Schmuck und erfreuen uns auch ohne Blumen und Früchte. Wenn wir aber Gelegenheit haben, uns Palmenfrüchte verschaffen zu können, so dürfen wir auch getrost mit diesen unser Zimmer zu ver- zieren versuchen. In grossstädtischen Blumenhandlungen ist solches Deko- rationsmaterial im Winter zu haben. Dieses ist gar nicht einmal so sehr kostspielig, da es jetzt in grösseren Mengen aus dem Süden eingeführt wird. Die Verwendung der Palmenfrüchte zur Dekoration ist eine mannigfache. Einfache Krüge und schlichte, derbe Vasen geben, mit solchem Material gefüllt, stimmungsvolle Bilder. Auch als Wandschmuck, etwa um Wand- teller oder in Basttaschen, dann auch um Spiegel und bei manchen anderen Gelegenheiten sind diese Palmen- früchte recht wirkungsvoll; freilich, etwas Geschick und vor allen Dingen guter Geschmack gehören dazu, soll bei der Dekoration mit diesem Material Erfolg erzielt werden. Die monatelange Haltbarkeit der Palmenfrüchte erlaubt es, dass in der Form der Dekoration ein häufigerer Wechsel möglich ist. Es lassen sich also mit demselben Werkstoff wechsel- reiche Bilder schaffen; das ist ein Vorzug, der ebenfalls sehr zugunsten dieses Dekorationsstoffes spricht. Ent- gegen den Trockengräsern und ähn- lichen staubfangenden Sachen lassen sich die Palmenfrüchte leicht von Staub säubern, durch einfaches öfteres Durchziehen durch leicht gewärmtes Seifen- und Sodawasser mit nach- folgendem Abspülen in reinem, kalten Wasser; das tut den Früchten keinerlei Schaden. H. H. 502 h leine Mitteilungen. Die Alströmerie. Eine Pflanze, die verhältnismässig recht wenig bekannt sein dürfte, die aber gerade die Beachtung der Blumen- freunde verdient, ist die Alströmerie, ein Amaryllengewächs. Diese Pflanze, von der es viele Arten gibt, stammt aus dem tropischen und subtropischen Südamerika. In Kultur trifft man hin und wieder die eine oder andere Art derselben an; meistens handelt es sich um folgende drei: Alstroemeria aurantiaca, Alstroemeria pulchella und Alstroemeriaversicolor. Aus knolligem, fleischigen Wurzelstocke treiben die Alströmerien aufrechte Stengel. Ihre Blätter sind einfach, länglich und meist kurz gestielt. Für gewöhnlich ist die Unterseite dieser Blätter durch eine Drehung des Blattstieles nach oben gekehrt. Die Blumen sitzen zu acht bis zwölf und auch mehr in einer Dolde. Die schön gefärbten, trichterförmig angeordneten Krön kelche werden bis zu 5 cm lang. Die Farbe derselben ist je nach der Alströmerien- art verschieden. Bei Alstroemeria aurantiaca ist der Kronkelch orangegelb und trägt zahlreiche weinrote Flecken und Striche, die äusseren Zipfel sind grün- lich. Bei Alstroemeria pulchella sind die dunkelroten Kelche auf der Innen- seite mit bräunlichen Flecken verziert. Alstroemeria versicolor endlich variiert, wie ihr Name schon andeutet, in der Farbe gar sehr. Es finden sich an deren Blüten viele Schattierungen von Rot und Gelb. Die Alströmerien können als Stauden im freien Lande kultiviert werden. Sie stellen hinsichtlich des Bodens jedoch einige Ansprüche. Der Boden muss für sie gut und nahrhaft, vor allen Dingen aber durchlässig sein. Gegen stagnierende Feuchtigkeit sind diese Pflanzen sehr empfindlich. Ihr Wurzelstock soll etwa V'4 m tief in den Boden kommen. Seiner fleischigen Beschaffenheit wegen muss der Wurzelstock beim Pflanzen sorg- fältig in acht genommen werden. Die Alströmerie kann mehrere Jahre lang an ihrem Standorte bleiben, bevor ein Umsetzen derselben ratsam erscheint. Wenn der Boden ihres womöglich halbsonnig gelegenen Standortes nicht von Natur aus durchlässig ist, so muss er gut drainiert werden. Man hebt das Pflanzloch recht tief aus, bringt unten eine gehörige Scherbenlage hinein, füllt dann die Erde an, worauf die Pflanze gesetzt wird. Im Winter ist eine gute Schutz- decke erforderlich. — Will man Alströmerien im Topfe kultivieren, so muss man dazu recht tiefe Töpfe wählen, damit der Wurzelstock der Gewächse genügend mit Erde bedeckt wird. Man überwintert die Töpfe am besten in einem Räume, der die Wärme eines temperierten Gewächshauses hat. Sobald die Pflanzen im Frühjahr austreiben, können sie etwas wärmer gestellt werden. Die Pflanzen blühen im Topfe ein wenig zeitiger als im freien Lande. Ihre Blütezeit fällt in den Sommer und währt bis gegen den Herbst hin. Am empfehlenswertesten zur Kultur ist Alstroemeria versicolor, des Wechsels im Farbenspiel ihrer Blüten halber. Alstroemeria pulchella sollte nur im Topfe kultiviert werden. Die Vermehruug der Alströmerien durch Teilung muss zeitig im Früh- jahre erfolgen. Womit füllen wir im Winter die Blumenvasen. Wem im Winter die Blumen zu kost- spielig sind, um eine grössere Anzahl Blumenvasen zu füllen, der braucht trotzdem die Vasen keineswegs in die Ecke zu stellen, denn es gibt eine Menge von Material, das ziemlich wohlfeil ist. Nebenbei bemerkt, man kann heutigentags selbst im Winter Blumen kaufen, ohne allzugrosse Auf- wendungen machen zu müssen. Zeit- weise, bei recht grossem Angebot, kommen die Winterpreise den Sommer- preisen ziemlich nahe. Und wenn auch die Winterpreise höher sind, so gleicht sich dies oft dadurch aus, dass manche Winterblumen sich längere Zeit hindurch halten lassen, als viele Sommerblumen. In den Blumenhandlungen, dann auch in jenen Gärtnereien, die sich noch mit Blumenbinderei beschäftigen, ist manches Material käuflich, mit dem viele Wochen lang die Vasen gefüllt Fragekasten. 503 werden können. Da sind in erster Linie allerlei Laub- und Fruchtzweige, die aus Italien eingeführt werden und garnicht hoch im Preise stehen. Ich nenne nur einiges: Koniferenzweige in vielen Sorten, Mäusedorn, Hex, Aukuben, Evonymus, Buxbaum, Lor- beer, Kamelien, Eukalyptus, Myrte, Spargel, Pfefferschoten, Palmenfrüchte. Manches davon steht monatelang. So hatte ich letzten Winter eine Vase mit bunten Buxbaumzweigen stehen. Das Material sah nach fünf Wochen noch so frisch aus, als sei es eben erst ge- schnitten. Die Zweige kosteten etwa 50 Pfennige. Wenn ich im Sommer Blumen für diesen Betrag kaufe, kann ich die Vase kaum so lange Zeit da- mit voll halten. Noch wohlfeiler als ebengenanntes Material ist anderes, das gleichfalls in den Blumenhandlungen feilgeboten wird, das mancher Leser sich aber auch selbst beschaffen kann, Kiefern- zweige, Stechpalmen, Misteln, Wald- farn, Mahonien und anderes mehr, das in unseren Fluren und Wäldern erwächst. Auch Zweige von Hasel, Weide, Erle, Pappel und dergleichen sind als Winterschmuck recht gut ver- wendbar. Wer im Herbst schon für den Winter vorzusorgen versteht, findet weiteren Stoff, der einfach ge- trocknet wird, wie mancherlei Distel- arten ; Judenkirschen und Judas- schillinge lassen sich im Garten heran- ziehen. Beerenzweige von der Hecken- rose, vom Liguster, von Schlehe, Schneebeere, Vogelbeere und der- gleichen mehr lassen sich, in feuchten Sand gesteckt, im kühlen Keller für spätere Verwendung lange Zeit auf- bewahren. Heidekraut lässt sich für winterlichen Gebrauch präparieren, in- dem man die Zweige etwa eine halbe Minute in eine Mischung von Salz- säure und Wasser hält und dann ab- trocknen lässt. Efeuzweige, Koniferen- grün, selbst Moose und Bärlapp und noch manches andere mehr aus Garten, Feld und Wald kann zur Winterzeit das Zimmer zieren. Man muss es nur zu suchen verstehen. H. H. Fragekasten. Zu Frage 1. Seite 471: Fadenlose Bohnen.) Vor ca. 8 Jahren erhielt ich von einem Interessenten die erste Probe fadenloser Bohnen; ich bezog sie damals direkt aus ihrem Ursprungs- lande Kanada. In Deutschland er- schienen sie erst später im Handel. Es war die Buschbohne Canadian Glory , Ruhm von Canada, die bei mir seit dieser Zeit unbeschadet vieler neuerer Sorten ihren Platz bis heute behauptet hat und von keiner in Wohlgeschmack übertroffen wird. Von dieser Sorte stammen jeden- falls alle fadenlosen Bohnen ab. Infolge des Fehlens jeden Fadens krümmen sich die Schoten, namentlich am unteren Ende. Wenn es jetzt auch Sorten gibt, die nicht so dafür neigen, so wird sich dieser für mich übrigens unwichtige Uebelstand kaum ganz überwinden lassen. Die Fäden geben doch der Schote den Halt für ein gerades Wachstum. Aber es geht auch ohne Fäden, und wer einmal gute fadenlose Bohnen im Haushalt probiert hat, dem wird es schwer werden, Bohnen mit Fäden zu kochen. Friedenau, 7. November 1910. E. Rechter, Schmargendorferstr. 13. Zu Frage 2. (Seite471: Mangelhafte Ausbildung der Kohlrabistämme.) Infolge des für die Vegetation günstigen Frühjahres waren die im Mistbeet vorgezogenen Kohlrabi- pflanzen im April zur Auspflanzzeit weiter und kräftiger als sonst ent- wickelt. Infolge dieser frühzeitigen Ent- wicklung ist die Pflanze eher in die Lage gekommen, ihren Lebenszweck, d. h. Blüten und Samen zu bilden, zu erreichen. Dieser Werdegang wurde allerdings durch das beinahe tropische Wetter vom 11. Mai ab unterstützt. Daher das für den Züchter lästige Schiessen der Kohlrabi. 504 Fragekasten. — Bekanntmachungen. Auch bei übermässig früh pikierten nichtgeschossen. Ausserdem schlagen Selleriepflanzen habe ich diese Un- diese Kohlrabi jede früheste Art um tugend wiederholt beobachten können. ! acht Tage. Bezugsquelle für mich Bei meinen 6jährigen Erfahrungen E. Benary-Erfurt. 20 g M. 2.20. ist „Prager weisser Treib, Dvors- Friedenau, 7. November 1910. ky's Original saat", bis jetzt noch E. Richter. Orchideen-Ausstellung. Die „ Orchideen - Sektion " des Vereins veranstaltet vom Freitag den 25. November bis einschliesslich Sonntag den 27. November im Preussischen Abgeordneten hause, Berlin, Prinz-Albrechtstrasse 5, eine Grosse ©rchidecn «Ausstellung Vereinsmitglieder habengegen VorzeigungihrerMitgliedskarte freien Eintritt Die Ausstellung ist geöffnet: am Freitag, Sonnabend und Sonntag von 10 bis 7 Uhr Eintrittskarten sind an der Tageskasse zu haben. Preis: am ersten Tage 2 Mark, an allen anderen Tagen 1 Mark. Tagesordnung für die 997. Versammlung des V. z. B. d. G. in den preuss. Staaten am Donnerstag den 24. November 1910 abends 6 Uhr in der Königl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin N. Invalidenstrasse Nr. 42. 1. Ausgestellte Gegenstände (Ordner Herr Crass I). 2. Vortrag: Herr Geheimer Regierungsrat Professor Dr. L. Wittmack' Berlin: „Die Blumen der Riviera". (Mit Lichtbildern.) 3. Verschiedenes. Nach Schluss der Versammlung findet ein gemeinsames Abendessen statt, bei welchem den Teilnehmern durch Herrn Kgl. Hoflieferanten Joseph Klar Helianti-Gemüse vom Versuchsfeld serviert werden wird. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. 4, Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VII Gartenglas Roh. u.Tafelglas zur Verglasung v. Mistbeetfenstern u. Gewächshäusern. Pa. Firnis- u. flspbaltkitt von Horn-Magdeburg, D. R. P. 154 220. 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Dezember 1910 Heft 23 rzioi=zioizzioE=ioir=ioi^ioc3onziociiocziorzioi=noci]oc=]oi^iciz30[noiz]oad ARTENFLORA ZEITSCHRIFT für Garten- und Blumenkunde (Begründet von Eduard Regel) 50. JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 EäöfgQto%*8c*§Q!?0^8c*§Q$^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910, Heft 23, Inhalt: Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt am Main S. 505. — Max Leichtlin f S 510 — Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. S, 512 — Kleine Mitteilungen S. 513 — Neue Pflanzen S. 521 — Literatur S. 522 — Verschiedenes S. 524 — Personalia S. 527 — Bekanntmachungen S. 528. Alleinige Inseraten-Annahme : Annoncen-Expedition Rudolf Mosse -7fr Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeüe 35 Pf. -7fr G. Wehner & c* Gewächs- hausbau Heizungsanlagen Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g* Britz |l bei Berlin £a Jahnstr. No. 70-72. "53 ^ Fernspr.Rixdorf331."3 Kessel. SPEZIALITÄT: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate Berlin S.42, Ritterstrasse 22 Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9233. = Körner & Brodersen Inhaber. Gustav Körner Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner Fernsprecher 85 STEGLITZ Körnerstraße 12 ■ ■ GARTEN- und PARKANLAGEN ■■ Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt am Main. Hierzu Abbildung 59 und 60. Ein Pflanzen- und Tier-Paradies. Die Bestrebungen, den Tieren in der Gefangenschaft nicht nur natur- gewohnte Räume zu beschaffen, sondern diese auch der Heimat gemäss aus- zustatten, haben in den letzten Jahren vielfach Eingang gefunden. Wir haben in Deutschland, besonders soweit Freilandbehandlung in Betracht kommt, im Hagenbeckschen Tierpark in Stellingen bei Hamburg eine solche Anlage, die allen neuzeitlichen Anforderungen Rechnung trägt. Soweit Krokodile und ähnliches Getier in Frage kommen, ist jetzt eine solche im Zoologischen Garten in Frankfurt a. M. entstanden. Diese Anlage ist von mir unter dem derzeitigen Direktor, Herrn Dr. Primel, ausgeführt worden; ich will die Leser dieser Zeitschrift im nach- stehenden mit dieser Sehenswürdigkeit bekannt machen. Vorausschicken will ich, dass diese Anlage mit einer ganz vorzüglichen Boden- und Luftheizung und Lüftung ausgestattet ist, die sich vorzüglich be- währt hat. Nicht nur die Pflanzen haben sich gut entwickelt, sondern auch die Tiere gedeihen ganz ausserordentlich und haben in der Zeit, in der sie sich in den neuen Behältern befinden, sehr an Gesundheit und schönem Aus- sehen zugenommen. Die Heizung ist eine Bodenheizung, indem der Raum unter dem Be- hälter durch Heizkörper erwärmt wird, wodurch eine kräftige und gleich- massige Erwärmung des für die Tiere notwendigen Wassers und Bodens erzielt wird. Sodann kann diese warme Luft noch durch auf- und absteigende Röhren in den eigentlichen Aufenthaltsraum geführt werden. Von hier aus kann sie zur Zirkulation direkt zum Abzug nach aussen oder auch zur Neuerwärmung nach unten gebracht werden. Der zwischen dem vorgewärmten Räume und dem Aufenthaltsraume be- findliche Boden ist aus Eisenbeton in einer Dicke von zirka 7 cm ausgeführt und erwärmt sich deshalb leicht von unten. Hierdurch wird auch das Wasser auf einer zweckdienlichen mittleren Temperatur von 30 bis 35 Grad Celsius gehalten. Teilweise ist der Boden, besonders an den aufsteigenden Rändern, mit rund gewaschenen Steinen aus dem nahen Fluss belegt, die ebenfalls in Beton gebettet sind. Dies findet man z. B. im Krokodilkäfig, um somit den Tieren das Aussteigen aus dem Wasser zu erleichtern. 506 Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. Bei den Schlangen ist der grösseren Reinlichkeit wegen davon Abstand genommen. In ihren Käfigen ist es weit gefährlicher zu arbeiten. Die Krokodile und Alligatoren sind mit einem kräftigen Prügelstock in der Hand des Wärters schon bei einem Angriff, der öfters auf den Eintretenden oder Arbeitenden stattfindet, im Zaume zu halten. Die Behäter selbst befinden sich im Innern eines Hauses, das voll- ständig mit Glas gedeckt ist, also einem Gewächshause mit einseitiger Be- dachung gleich sieht. Durch die Mitte führt ein Gang, zu dessen einer Seite die abgebildeten und durch Glaswände vom Beschauer getrennten Behälter sich befinden, während die andere Seite von den sehr zahlreichen Aquarienbehältern für die Süsswasserfische eingenommen wird. Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M- 507 Dieser Gang ist mit einer Laube überdeckt, um das Vorderlicht von den Scheiben abzuhalten. Ueberhaupt ist die Vermeidung des Lichtreflexes von den grossen Spiegelscheiben eine der Hauptschwierigkeiten einer solchen An- lage, da die Tiere und Pflanzen nicht den grossen Temperaturschwankungen des ganzen Raumesausgesetzt werden sollen, undman anderseitsnicht den ganzen Raum auf eine solch hohe Temperatur halten will, wie sie speziell die Tiere nötig haben. - Zum Schutz gegen die Schläge des starken Schwanzes der Krokodile ist in diesem Raum noch ein Eisengitter innerhalb der Spiegel- scheiben angebracht (siehe Abb. 59). Die Aufenthaltsräume für die Tiere sind als Felsengrotten ausgeführt, die aber nach oben vollständig offen sind, um das volle Licht der Sonne ein- zulassen, da dieses für alle solche Tiere die erste Lebensbedingung ist. 508 Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. Als Stein ist Andernacher Lava gewählt, der nicht nur durch seine tiefe, warme, braunrote Farbe angenehm wirkt, sondern ganz besonders durch seine poröse, zähe Oberfläche ein gegenseitiges Haften beim Zusammenkitten sichert. Dabei sind die Felsenstücke von mehr flacher Form und nehmen deshalb von dem immerhin beschränkten Platze eines Innenraumes möglichst wenig Platz ein. Die Wirkung dieses Steines ist besonders in Bild 60 zu sehen, einen der Schlangenkäfige darstellend. Dort ist auch ersichtlich, dass der Boden der Räume nicht mit dem Fussboden des Beschauers gleich ist, sondern höher liegt. Es dient dies einesteils zur leichteren Anlage der Heizung, sowie auch, um die Tiere dem Auge des Beschauers und dem Lichte näher zu bringen. In dem Vordergrund sind auch Klappen angebracht, die den Austritt warmer Luft aus dem Vorwärmeraum gestatten und den Eintritt dazu ermög- lichen. Zwischen den verschiedenen Tierbehältern sind schmale Gänge ein- gerichtet, die einen gesicherten Zugang ermöglichen und die auch als Mittel eines sorgfältigen Luftabzugs aus diesem dienen können. Es ist mir unmöglich, für diese Tierräume das Wort Käfige zu ver- wenden; denn es sind eigentlich keine mehr, wenn auch die Tiere Gefangene sind. Es sind kleine Tierparadiese, wie sie ja auch die heutige Aquarien- liebhaberei ihren Lieblingen einrichtet. Um nun nach dieser allgemeinen Beschreibung zur Besprechung des gärtnerischen, interessanten Teiles, der Bepflanzung, zu kommen, sei vorausgeschickt, dass die Tiere eine sehr hohe Temperatur lieben, 30 bis 40 Grad Celsius und mehr. Es ist vor allen Dingen erforderlich, dass reichlich gelüftet wird, und dass in der sonnenarmen, den Pflanzen wenig bekömmlichen Zeit stark geheizt wird. Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist naturgemäss ein hoher. Er wird etwas herabgemindert durch die kombinierte Luftheizung und durch Lüftung, besonders auch, um ein Beschlagen der Spiegelscheiben mit Wasserdampf zu verhindern. Dies kommt natürlich um so weniger vor, je wärmer das Haus selbst gehalten ist. Für die notwendige Erde sind Räume und Spalten hinter und zwischen den Felsen aufgespart, und wird die Erde, wenn nötig, durch Maschengewebe aus verzinktem Draht gehalten. Als Erdmischung ist eine gute Laub- und Heideerde gewählt, teilweise vermischt mit Dünger aus den Bärenställen. Der Dünger jeder anderen Tiergattung wäre gleich gut gewesen. Stellen, an denen ein Verkleiden mit Felsen nicht angängig war, wurde mit Moos und Maschendraht abgedeckt, die dann von Schlingpflanzen, wie Ficus repens und radicans, überwuchert wurden. Als Hauptrepräsentanten der tropischen Flora wurden sodann folgende gewählt: Schlingpflanzen: Vitis Voinieriana, eine sehr stark schlingende tropische Rebe mit grossen, tief geteilten Blättern, deren junge Sprossen herrlich weissfilzig austreiben. Sie ist auf Abb. 59 oben an der linken Seiten- wand zu sehen. Sie ist, nebenbei erwähnt, eine der wertvollsten Schling- pflanzen. Sie verträgt Temperaturen von 10 Grad Celsius bis zu jeder Pflanze zuträglichen Höhe, hält sowohl in voller Sonne als auch im Schatten aus, schlingt bei reichlich Platz und genügend Nahrung selbst in die Spitzen unserer höchsten Wintergärten und nimmt auch mit trockner Luft vorlieb- Die neuen Tropenterrarien im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. 509 Sie macht bei solchem Wuchs handgelenkstarke Stämme, und kenne ich nur noch eine Art, die wir auch in Darmstadt in Kultur haben, Vitis trifolia carnosa, die fast ebenso wertvoll ist, wenn auch nicht ganz so schön und dekorativ im Blattwerk. Obiger Pflanze gegenüber wächst ein Riesenexemplar von Monstera deliciosa, dem altbekannten Philodendron pertusum. Der Stamm dieser Pflanze ist stark und verholzend. Man sieht sie bisweilen mehr als 10 m hoch die Wände zieren; ihre peitschenförmigen Luftwurzeln saugen sich an ihren Halt- oder Stützpunkten fest und dringen, am Boden angelangt, in diesen ein. Zu gleichem Zweck, nämlich zur Bildung wirkungsvoller Luftwurzeln, ist Vitis gongylodes verwendet. Es ist dies eine mehr weichholzige Schlingpflanze mit fast krautartigen Stengeln. Die Pflanze zieht im Winter gern etwas ein, indem sie die Blätter und weicheren Teile der Stengel ab- wirft und den Rest etwas verholzt, oder auch das spitze Ende des Triebes etwas verdickt, gleich einem ruhenden Rhizom. Die Luftwurzeln dieser Pflanze sind sehr lang, massig dick, aber von zart rötlicher, sehr auffallender Farbe. Sie beleben das Bild sehr. Es sind die feinen Wurzeln in der Mitte von Abb. 59. Andere wirkungsvolle Schlingpflanzen sind prächtige Cissus discolor und verschiedene Philodendron, wie Philodendron hastatum C. Koch, Philodendron Laucheanum, Philodendron albo-vaginatum und andere. — Als Hängepflanze ist Stenotaphrum glabrum fol. var. gewählt; ein Gras, welches für solche und ähnliche Zwecke unersetzlich ist. In hohen Wintergärten kann es 10 bis 20 m hoch werden. Es verträgt die ver- schiedensten Temperaturen. Die japanische Musa, und Chamaedorea elatior (Chamaedorea elegans) der Gärten, sind die beiden wirkungsvollsten Repräsentanten der feuchten Bodenflora. Sie bilden nebst Cyperus Papyrus, Hedychium und Zuckerrohr den Hauptpflanzenbestand. Von anderen Pflanzen sind noch Farne zu nennen, Nephrolepis, Polypodium aureum, Anthurium Hookeri und Andreanum sowie Bromelien. Letztere gehören mit zu den dekorativ wirkungsvollsten Pflanzen. Es sind die altbekannten Arten, besonders Billbergia und Nidularium. Viele vertragen trockene Zimmerluft sehr gut und sind im Wintergarten durch ihre auffallende Nest- und Becherform unersetzlich. Sie haben dabei langdauernde auffallende Blütenstände. Ausser diesen grösseren Pflanzen sind noch, wie schon erwähnt, Ficus repens und radicans, sowie Selaginella caesia (uncinata) verwendet. Letztere Pflanze bildet dichte hängende Schleier und bekleidet auch Felsen sehr dauerhaft; sie ist von bläulicher Farbe, besonders im Schatten; in der Sonne wird sie aber dichter, polsterartig und haltbarer. Pothos aureus und Selaginella caesia arborea sind noch zwei der vielen verwendeten Schlingpflanzen, die einer besonderen Erwähnung wert sind. In den Schlangenkäfigen sind wenige Pflanzen verwendet, da diese Tiere solche nicht leicht aufkommen lassen. Hier sind die schattigen, kühlen, ge- schützten Ecken zu verwenden, die nicht als Lagerplätze benutzt werden. Ficus repens und radicans ist zur Verkleidung der Wände empfehlenswert, doch lieben diese Tiere meist keine grosse Feuchtigkeit, so dass die Pflanzen leicht vertrocknen. Friedrich Henkel. 510 Max Leichtlin, Baden-Baden f Max Leichtlin f Von L. Wittmack. Hierzu Abb. 61. Mit dem am 3. September in Baden-Baden verschiedenen Stadtrat Max Leichtlin ist einer der eifrigsten Förderer des wissenschaftlichen Gartenbaues dahingegangen. Seiner unermüdlichen Tätigkeit und seinen vielen Beziehungen zum Auslande verdanken wir eine ausserordentliche Fülle neuer Einführungen, besonders für das freie Land, namentlich Zwiebel- und Knollengewächse sowie Stauden. Geboren am 20. Oktober 1831 zu Karlsruhe in Baden1) besuchte er bis zum 13. Jahre das Lyzeum, dann zwei Jahre die polytechnische Schule und trat nischen Garten zu ling ein. Als Ge- Frankfurt a. Main, Gent und besuchte Gärtner - Lehran- Hierauf bereiste er Europas, nament- unternahm dann Forschungsreise und Brasilien. Von kehrt, ging er 1856 wenigen Monaten Houtte nach Gent, in bevorzugter Stel- veranlassten ihn ruf als Gärtnerauf- in das väterliche deutende Papier- Karlsruhe unter Leichtlin, das seine der leiteten, ein- Allein „alte Nachdem er sech- Abb. 61. Max Leichtlin, Baden-Baden f 1846 im Bota- Karlsruhe als Lehr- hilfe arbeitete er in Bollweiler und dann die Königl. stalt in Potsdam, den grössten Teil lieh England, und eine botanische nach Argentinien dort zurückge- nach Dublin, nach aber schon zu van wo er zwei Jahre lung blieb. Da Todesfälle, den Be- zugeben und 1858 Geschäft, eine be- warenhandlung in derFirmaGebrüder beide älteren Brü- zutreten. Liebe rostet nicht", zehn Jahre in dem Geschäft tätig gewesen, zog er sich zurück und begründete 1873 in Baden-Baden einen privaten botanischen Garten, den er höchst geschmackvoll ausgestaltete. In diesem Garten zog er nur Seltenheiten, und gar bald war sein Garten eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Botaniker und Gärtner aus aller Welt kamen, um die Schätze zu schauen. Seit 1888 Hess er viele Jahre alljährlich den Orient bereisen. Anfangs sammelte er besonders Lilien, und eine von Veitch in London aus Japan eingeführte Lilie aus der Martagon-Gruppe ward J) Vergl. die Biographie von Max Kolb in Neubert deutsches Gartenmagazin 8931 S. 243, auf welche Freund Ascherson mich aufmerksam machte. Ferner Ascherson & Graebner, Synopsis der mitteleuropäischen Flora Bd. III, S. 178 (Lilium Leichtlini) und den Nachruf mit Porträt in Möllers Dtsch. Gärtnerzeitung 1910 Nr. 38. S. 456. Max Leichtlin, Baden-Baden f $\\ von dem Altmeister der englischen Botaniker, Sir Joseph Dalton Hooker, Lilium Leichtlinii benannt (Bot. Mag. 5673). Leider war die Lage seines Gartens für Lilienkultur nicht günstig, und er wandte sich deshalb mehr andern Liliaceen: Tulpen, Eremurus, usw. sowie den mit Knollen und Rhizomen versehenen Gewächsen, namentlich den Krokus- und Irisarten, aber auch den Alpenpflanzen usw. zu. Seine Sammlung von Iridaceen war die grösste Deutschlands und dürfte auch im Auslande nur von der des Herrn Foster in Cambridge, England, übertroffen worden sein. Er machte ferner viele Kreuzungen, so mit Aubrietien, mit Gladiolen usw. Seine neuen Einführungen und eigenen Züchtungen wurden besonders in Regeis Gartenflora beschrieben1), ferner in Möllers Deutscher Gärtner- Zeitung, in The Gardeners' Chronicle, in The Garden usw. Leichtlin war Inhaber der grossen goldenen Medaille für Verdienste um den Gartenbau und der grossen silbernen Veitch-Memorial-Medaille, beide verliehen von der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft in London, ferner Inhaber der Vermeil- medaille des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten, die der Verein dem am 75. Stiftungsfeste 1879 zum korrespondierenden Mitgliede ernannten Manne zum 70. Geburtstage, den 20. Oktober 1901 über- sandte, sowie vieler anderer Auszeichnungen. Obwohl schliesslich fast mehr Botaniker als Gärtner, kam ihm bei der Kultur all der Seltenheiten, deren Lebensgewohnheiten meist noch unbekannt waren, sein gärtnerisches Geschick doch ausserordentlich zu statten, und seine Pflanzen gediehen alle vortrefflich, wie ich mich vor langen Jahren, 1879, bei Gelegenheit der Naturforscher-Versammlung in Baden-Baden selbst über- zeugen konnte. Seitdem habe ich leider den Garten nicht wiedergesehen, den so bescheidenen Besitzer aber noch öfter auf grossen internationalen Ausstellungen, wo er als Preisrichter wie als Aussteller stets hoch willkommen war. In den letzten Jahren war er leidend; er verkaufte Villa und Garten und lebte ganz zurückgezogen, gab auch sein Amt als Stadtrat in Baden- Baden auf. Von Pflanzen, die nach ihm benannt wurden, nennen wir nach Kolb die Gattungen: Lilium, Iris, Camassia, Milla, Calochortus, Tulipa und Kniphofia. — Von eigenen Züchtungen sind die Crocosma aurea imperialis, die gross- blumigen Aubrietien in dunkelrot, rosa und weiss, eine grosse Reihe von prächtigen Kniphofia-Hybriden usw. zu nennen. Sir Joseph Dalton Hooker widmete ihm den 109. Band des Botanical Magazine, eine ganz besondere Auszeichnung. !) Sein letzter Aufsatz in der „Gartenflora" befindet sich im 52. Jahrgang (1903 Seite 138. Zur Geschichte der Gladiolen. 512 Aus den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Aas den Ausschüssen des Vereins z. B. d. G. Sitzung des Obst- und Gehölz- Ausschusses vom Donnerstag den 20. Oktober 1910. 1. Nach Verlesung und Genehmi- gung des letzten Protokolls, das bereits in der Gartenflora auf Seite 222 zum Abdruck gelangt ist, wird bei der Be- sprechung von Sambucus nigra noch auf die in dem Jahresbericht der „Deutschen Dendrologischen Gesell- schaft" vom Jahre 1909 enthaltene Monographie der Gattung Sambucus (von Herrn Fritz Grafen von Schwerin) hingewiesen. 2. Es folgt dann die Konstituierung des Obst- und Gehölz - Ausschusses. Als Vorsitzende werden die Herren Mende und Clemen, als ihre Stell- vertreter die Herren Gilbert und Weiss, als Schriftführer die Herren Brettschneider und Weber wiedergewählt. Kooptiert wird Herr Gemeinde- Obergärtner E. Stabe, Friedenau, Berlin. Sodann wurde mitgeteilt, dass der Ausschuss für bildende Gartenkunst sich mit dem Dekorations -Ausschuss vereinigt habe und jetzt den Namen : „Ausschuss für Pflanzenschmuck" führe. 3. Ausgestellte Gegenstände: Herr Obergärtner Steindorf, Potsdam, hatte folgende Sorten Obst ausgestellt: Aepfel: Kaiser Alexander, Jakob Lebel, Harberts Renette, Geflammter weisser Kardinal, Kronenapfel, Himbeerapfel (nicht roter Herbstcalvill). Birnen. Herzogin von Angouleme, Neue Poiteau. Die Früchte fielen allgemein durch ihr schönes fleckenloses Aussehen auf. Herr Steindorf teilte hierzu mit, dass die Früchte sämtlich auf leich- testenr Sandboden gezogen, die Bäume mit Jauche gedüngt und zweimal be- pritzt word en seien. 4. Sodann wurde noch darauf hin- gewiesen, dass in diesem Jahre alle Obstsorten trotz der feuchten und kalten Witterung der Monate Juli und September früher genussreif seien I und auch besonders starke Färbungen ' zeigten. 5. Die Obsternte in diesem Jahre ist im allgemeinen, wenn auch einzelne Gegenden, namentlich des Königreichs und der Provinz Sachsen gänzliche Fehlernten durch Hagelschlag zu er- leiden hatten, als Mittelernte zu be- zeichnen. Aepfel waren reichlicher, Birnen etwas weniger, Kirschen und Pflaumen mangelhaft. 6. An Vorträgen, Mitteilungen usw. sollen in den nächsten Sitzungen folgende gehalten werden: a. Bericht über die Ausstellung in Liegnitz. Referent: Herr Brettschn.eider. b. Ueber Beschneiden von Strassen- bäumen. Referent: Herr Stadt- obergärtner Weiss. Ferner sind weitere Mitteilungen über die in der Sitzung vom 14. April angeregte Frage der Entstehung des Wurzelkropfes bei jungen Aepfel- bäumen und Wildlingen durch Pladios- mophora oder Dendrophagus er- wünscht. 7. Vorgelegt wurde ein englisches Fabrikat von Birnenschutz-Beuteln, welches, aus durchlöchertem, hartem Material bestehend, der Form grosser Früchte nachgebildet ist und aus zwei zusammenzuklappenden Teilen besteht. 8. Im Laufe der Verhandlungen wurde zu der schon früher behandelten Frage über die Nützlichkeit und den Wirkungswert des Kristall - Azu- rin s die Mitteilung gemacht, dass die Spaeth'sche Baumschule im ver- gangenen Sommer wieder fünf Zentner von diesem Bespritzungsmittel erfolg- reich verbraucht habe. Demnach sei doch der Wert als Pflanzenschutzmittel genügend erprobt und festgestellt. Der Ausschuss wird von Herrn Landes- ökonomierat Spaeth einen Bericht erbitten. q Kleine Mitteilungen. 513 Sitzung des Blumen-, Gemüse - und Liebhaber-Ausschusses vom 3. November 1910, abends 6 Uhr. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird durch Herrn Generalsekretär Braun vorgelesen und von der Ver- sammlung anerkannt. Herr Gartenbaudirektor Brandt bemerkt, dass man künftighin bei einer vorzunehmenden Ausstellung die Lokalfrage zuerst erledigen müsse, da von dieser der Erfolg des Ganzen in erster Linie abhängig sei. 2. Ausgestellte Gegenstände: Herr Garteninspektor Nahlop- Britz hat einen schön gefärbten, dicht mit Früchten besetzten Zweig von Cotoneaster buxifolia mitgebracht. Dieser Strauch, zwar von langsamem Wüchse, wird als eine Zierde des Gartens seiner bunten Herbstfärbung und seiner Früchte wegen sehr zur Anpflanzung empfohlen. Der Strauch bleibt niedrig und breitet seine Aeste horizontal aus, so dass er sich nament- lich zur Bepflanzung von Steinpartien ganz besonders eignet. In den Gärten der Kolonie Grunewald ist dieser Strauch vielfach angepflanzt; auch trifft man, nach Herrn Crass II, denselben im botanischen Garten zu Hamburg in wunderbarer Schönheit an. 3. Mitteilungen über V i s c u m album, vom Kgl. Obergärtner Herrn Böhme in Potsdam, müssen ausfallen, da genannter Herr plötzlich behindert worden ist; der Vortrag wird jedoch später stattfinden. 4. Die Tätigkeit des Ausschusses im Winter 1910.11. HerrGeneralsekretärBraun ersucht die Mitglieder zur Uebernahme von Vorträgen für die Ausschussabende. Es brauchen dies nicht grosse, be- sonders ausgearbeitete Vorträge zu sein; es genügen in Form von Mit- teilungen gemachte Reiseeindrücke und dergleichen vollständig. Herr Ober- gärtner Jancke, Monbijou, hat einen Bericht über seine Reise nach Schleswig-Holstein angemeldet; Herr Garteninspektor Amelung erbietet sich, einen solchen über seine Herbst- reise zu übernehmen. Desgleichen wird Herr Garteninspektor Nahlop ersucht, über seine Reise zu berichten. 5. Verschiedenes. Herr Crass II gibt nochmals An- regung, die 1000. Sitzung des Vereins, die bald stattfinden wird, zu einer be- sonders glanzvollen zu gestalten und eventl. den Vorstand zu ersuchen, für diese Sitzung etwas Besonderes zu unternehmen. Herr Generalsekretär Braun: Die prinzipielle Genehmigung zur Umwandlung unseres Vereins in eine deutsche Gartenbaugesellschaft ist nunmehr erteilt und wird sich am 1. Januar 1911 vollziehen. Unser alter Verein wird als solcher die 1000. Sitzung nicht mehr erleben. Es wird sich aber, wie geplant, die erste Sitzung der deutschen Gartenbaugesellschaft zu einer möglichst eindrucksvollen ge- stalten lassen. Im Monat Dezember werde eine ausserordentliche General- versammlung einberufen werden, in welcher die Wahlen für das Präsidium der Gesellschaft vorgenommen werden sollen. Fr. Weber. Kleine Mitteilungen. Ein Besuch der Kulturhäuser des Königlichen Schlosses Monbijou in Berlin. Es liegt ein eigener Reiz darin, als Gärtner immer mal wieder Um- schau zu halten nach alten guten Pflanzen, besonders, wenn diese dazu dienen, Wohnräume zu schmücken. Wenn es sich nun um Pflanzen handelt, die dazu bestimmt sind, die Wohn- bezw. Repräsentationsräume eines Herrschers, in diesem Falle unseres Kaisers, zu schmücken und stilvoll zu beleben, so dürften sie noch ein erhöhtes Interesse be- anspruchen. Solche Pflanzenschätze findet man in den Kulturhäusern des Schlosses Monbijou, welche in den letzten Jahren zum Teil vorteilhaft umgebaut sind. Wie oft schon bin ich mit der Stadtbahn an dem Park von Mon- bijou, unweit der Station Börse gc- 514 Kleine Mitteilungen. legen, vorübergefahren, manchmal nachdenkend, ob wohl dort, eingeengt zwischen hohen Gebäuden, gleich meinem Wirkungskreise, noch etwas Besonderes gedeihen könnte. Denn es tut einem Kultivateur weh, wenn er mit zunehmenden ungünstigen Ver- hältnissen eine Pflanzenart nach der andern dahinkümmern sieht. Noch nie hatte ich jedoch Gelegenheit, mir Monbijou, diese Oase im Steinmeer Berlins, näher anzusehen. Auf An- regung unseres Ehrenmitgliedes, Herrn Königl. Gartenbau-Direktors Brandt, welcher in beschaulicher Ruhe oft Gelegenheit nimmt, alte und neue Lieblinge Floras in den Berliner Gärten zu begrüssen, entschloss ich mich, nach Monbijou zu wandern. Unser jüngstes Ehrenmitglied, Herr Bluth, der auf dem Gebiete der Ber- liner Pflanzenkulturen so viel — auch im Interesse der heranwachsenden jüngeren Gärtnergeneration — geleistet hat, schloss sich gerne der Besichtigung an. Schloss und Park Monbijou haben, wie aus dem Stadtplan Berlins ersicht- lich ist, einen Umfang von annähernd 5 ha. Danach wird der ganze Kom- plex begrenzt von der Spree mit dahinter liegendem Kaiser-Friedrich- Museum, dem Monbijou-Platz, Zirkus Busch und der Oranienburger Strasse. Den Monbijou-Platz ziert das Denk- mal Chamissos. Wie aus dem käuf- lichen Führer zum Hohenzollern- Museum, welches sich im Schlosse Monbijou befindet, und das ich bald darauf besichtigte, hervorgeht, ist das Schloss als Lustschlösschen Ende des 17. und im Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut und erweitert worden. Der Park stand früher mit dem Tiergarten in Verbindung und hat, wie aus den Plänen, welche noch im Hohenzollern- Museum im Raum Nr. 32 aufgehängt sind, hervorgeht, mancherlei Umwand- lungen erfahren. In gärtnerischer Hinsicht sind in diesem Raum auch noch drei Lehrbriefe in künstlerischer Ausstattung bemerkenswert, die von ehemaligenGärtnerlehrlingen stammen, die zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Monbijou lernten. Im Park steht auch die sehr hübsche englische St. Georgs-Kapelle, welche zur Zeit, wo die nachmalige Kaiserin Friedrich noch Kronprinzessin war, zu gottesdienstlichen Zwecken für die hiesige englische Kolonie erbaut wurde; als Vorbild diente eine Kirche bei Windsor. An Gewächshäusern sind acht vor- handen. Von hier aus werden, wie ich schon aus früheren Mitteilungen weiss, die Dekorationen im Königl. Schloss und im Kronprinzen- Palais ausgeführt. Auch die Gärten beim Haus - Ministerium, Prinzessinnen - Palais, Alten und Niederländischen Palais u. a. werden von hier aus gepflegt. Gleich beim Eintritt in die Kultur- häuser durch eine als Packraum be- nutzte, mit Oberlicht und Heizung versehene Durchfahrt fesselte unsere Aufmerksamkeit eine etwa 5V2 m hohe Kentia Belmoreana in einem verhält- nismässig kleinen Kübel. Herr Jancke bemerkte dazu, dass die Palmen, wenn ein Verpflanzen nötig würde, nur immer sehr wenig grössere Kübel bezw. Töpfe bekämen, um teils den Transport zu erleichtern, teils um das unschöne Aussehen grosser Gefässe bei den Dekorationen in den Schlössern zu vermeiden. Um die Pflanzen im üppigen Wachstum zu erhalten, würden sie reichlich mit flüssigem Kuhdünger gedüngt. Als eine jetzt nicht mehr oft ge- sehene Dekorationspflanze wurde uns Enkia unquiculata gezeigt, welche sich bei 12°R. ganzgut hält. Ferner erfreuten das Auge grössere Posten beliebter Dekorationspflanzen in zum Teil starken Exemplaren von Curculigo recurvata, ferner auch insbesondere Chamaedoreen und Selaginella Emme- liana. Von den Chamaedoreen, die man jetzt im Handel wenig sieht, nenne ich die alte Ch. concolor. Auch einige hier gezogene Bastarde inter- essierten uns, soChamaedorea concolor X Ch.ErnestiAugusti und Ch. concolor X Arembergiana. Viele ältere Chamaedoreen werden zur geschlechtlichen Vermehrung be- nutzt. Bekanntlich sind die Chamae- doreen zweihäusig, so dass sich auf manchen Pflanzen nur männliche, auf anderen wieder nur weibliche Blüten befinden. Zur Erzielung keimfähigen Samens muss eine künstliche Be- fruchtung stattfinden. Kleine Mitteilungen. 515 Ausser den genannten Sachen werden zu Schlossdekorationen benutzt die in guter Kultur befindlichen und fast in allen Grössen vorhandenen : Latanien, Raphis, Aletris und Carlu- dovica palmata. Die letztere ist im allgemeinen auch als wichtige tech- nische Pflanze hervorzuheben, da aus deren Faser in ihrem Heimatlande (trop. Amerika) die Panamahüte an- gefertigt werden. Als Deck- und Saumpflanzen werden vielfach Ficus stipulata und F. radicans verwendet, welche in grossen Mengen vorhanden sind und zum Teil sehr malerisch die Eisenträger eines Hauses schmückten. Herr Bluth erinnerte bei der Be- sprechung der Dekorationspflanzen an Phrynium und andere Vertreter der Familie der Marantaceen; auch an Hedychium, aus der Familie der Zingiberaceen, welche jetzt fast aus den Kulturen verschwunden seien. Bezüglich der Einrichtung des Stand- ortes der Warmhauspflanzen bemerkte Herr Jancke, dass früher die Beete (Stellagen) Zementbelag gehabt hätten. Dieser sei aber den Pflanzen nicht zu- träglich gewesen, weshalb jetzt die Beete zum Vorteil der Pflanzen Stein- kohlen-Schlackenbelag hätten. Weiter begrüssten wir Dekorations- pflanzen von dem haltbaren Anthurium magnificum und eine reiche Anzahl von dreijährigen Chamaedoreen. Von letzteren waren auch neue Aussaaten vorhanden. Der Same liegt ein halbes Jahr, ehe er keimt. Als alte bekannte Warmhauspflanze erfreute uns auch die zierliche Peperomia metallica. Die hübsch ge- äderten Blätter werden hier zur Schmückung der Tafel in Verbindung mit Cyclamen und ähnlichen Blumen benutzt. Auch auf die Vertilgung von Pflanzenschädlingen kamen wir zu sprechen, welche sich naturgemäss bei mehreren Kulturen in einem Hause anzusiedeln pflegen. Hier wird von Herrn Jancke das Mittel X-L All bei dreissigfacher Verdünnung gegen pflanzliche wie tierische Schmarotzer mit gutem Erfolge angewandt. Als kleinere Dekorationspflanzen wurden uns noch folgende gezeigt, die in grossen Mengen sich in guter Kultur präsentierten: Pteris cretica, Pt. serru- lata, Pt. flabellata (sehr zierlich), Pt. arguta (etwas empfindlich), Aspidium violascens, Selaginella Watsoniana, Reineckien und Libertia longifolia. Im Kalthause wurde ich mit einer mir noch nicht vorgestellten Blatt- pflanze bekannt, die sehr hart zu sein scheint; sie wurde als Grisolinia litoralis bezeichnet und hat kamelien- ähnliche Blätter. Im temperierten Hause wird auch ein Geschenk unseres Kaisers über- wintert, eine japanische Zwergkiefer (Pinus pentaphylla), welche im Sommer ihren Platz in einem besonders ein- gefriedigten Gärtchen an der Spreeseite erhält. Bemerkenswert waren noch von Dekorationspflanzen Selaginella denticulata albo-spica mit gut aus- geprägter gelblich -weisser Zeichnung der Spitzen. An Vermehrungspflanzen, welche imSommer zur Ausschmückung der Gruppen dienen, waren von Pelar- gonien vorwiegend die Sorten: Meteor, Gruss an Donzdorf und Mad. de la Roque vorhanden. Den Schluss des Besuches bildete ein Gang durch den schon reichlich entlaubten Park, worin starke Bäume noch an den alten Garten- stil erinnern. Ein nicht alltäglichgesehener älterer Strauch zeigte noch volles glänzendes Laub, und verdient dieser wohl her- vorgehoben zu werden. Es ist Fonta- nesia phillyreodes aus der Familie der Oleaceen. Auf einem Rasenplatz zeigte noch ein wilder Schneeball (Viburnum opulus) die letzten verblassenden Töne der Herbstfärbung der Blätter, so dass ich darauf hinweisen möchte, den wilden Schneeball häufiger als es ge- schieht, zur Einzelpflanzung zu ver- wenden. Unvergessen ist mir der Anblick eines solchen prächtigen Busches an der Landstrasse vom Bahnhof Chorin bis Kloster Chorin (Uckermark), der zu der herrlichen Blattfärbung auch noch den korallenroten Schmuck reichen Fruchtbehanges aufwies. Sehr wirkungsvoll ist die Front der Tennishalle in Monbijou mit prächtigen Säulen des grossblättrigen Efeus ge- schmückt. Ein letzter Blick galt noch rechts vom Eingang in den Park von Monbijou der Neuanlage, an Stelle der abgerissenen Dom-Interimskirche, in 516 Kleine Mitteilungen. Form einer Rasen- und Boskettanlage. Vordem Boskett zieht sich eine reiche Anpflanzung von allerhand schön- blühenden Stauden und einjährigen Sachen hin. Von letzteren sei auch an dieser Stelle die schöne Cosmea bipinnata hervorgehoben, welche sich auch als haltbare Schnittblume zu Tischdekorationen eignet. So schieden wir nunmehr befriedigt von dem Geschauten von der histo- rischen Stätte, die als Lunge der Grossstadt für immer in ihrem ganzen Umfange erhalten bleiben möge. Amelung. Aus dem Humboldthain. Hierzu Abb. 62. Das im Humboldthain befindliche, an der Gustav-Meyer-Allee gelegene Dienstgebäude der Parkverwaltung der Stadt Berlin (siehe Abb. 54, Seite 491 dieser Zeitschrift) ist im Jahre 1874—75 unter dem städtischen Gartendirektor Meyer erbaut worden. Als sich Ende der sechziger Jahre die Berliner Stadt- verwaltung entschlossen hatte, statt des früher im Friedrichshain resi- dierenden Stadtgärtners (Huot) infolge der mannigfachen Vergrösserung des Weichbildes und insbesondere durch dieUebernahme der früher fiskalischen Plätze (Wilhelms-, Belle - Alliance-, Mariannen-Platz u. a.) einen Garten- direktor anzustellen, fiel die Wahl auf Gustav Meyer. Er war Kgl. Hof- gärtner in Potsdam und hatte als solcher wiederholt für Berlin die Neu- anlagen entworfen. 1869 wurde der Grundstein zum Humboldthain gelegt. Ein grosser Festzug, in dem die Gewerke, Innungen und sonstigen Ver- eine mit Fahnen und Musik mar- schierten, zog gen Gesundbrunnen hinaus, um in weihevoller Festes- stimmung auf der grossen Spielwiese den Grundstein zu legen. In späteren Jahren holte man die Urkunde wieder heraus und versenkte sie unter dem Humboldtstein, ein aus erratischen Findlingen im Park errichteter Fels- aufbau. Mit dem Entstehen des Humboldt- haines kam als natürliche Folge auch die Unterbringung des Mittelpunktes der Gartenverwaltung in Frage. Da hier auch Raum für die Gärtnerei war, wurde das Gebäude im Humboldt- hain errichtet. Abb. 62 zeigt vom Dienstgebäude aus einen Blick in die Gärtnerei von heute. Der Lieblings- wunsch von Meyer, einen grossen Teil des angrenzenden Viehhofes zur Ver- grösserung der Gärtnerei noch hinzu- zubekommen, ist unter seinem Nach- folger leider nicht zur Ausführung gekommen. Wohl ging der Viehhof ein, das angrenzende Gelände wurde aber verschmäht. Mit der gewaltigen Hebung der Industrie in den achtziger Jahren siedelte sich hier die A. E. G. an und errichtete rauchende Schlote,, die Kohlenstaub und Rauch über die Gärtnerei verbreiten und durch Riesen- gebäude auch im Winter die Ver- breitung des Sonnenlichtes beschrän- ken. Das im italienischen Villenstil gehaltene Gebäude enthält zwei Stock- werke, in denen ausser den Dienst- und Bureauräumen noch die Wohnung des Städtischen Gartendirektors und die des Leiters des ersten Parkrevieres enthalten sind. Die sich auf dem Bilde rechtsseitig anschliessende Ve- randa ist dazu bestimmt, die zur Be- sichtigung der in unmittelbarer Nähe des Hauses vorhandenen naturwissen- schaftlichen Abteilung erschienenen Schulklassen bei schlechter Witterung Schutz zu gewähren. Diese Abteilung enthält bekanntlich eine systematische Anordnung aller hier vorkommenden Pflanzenfamilien, die geologische Wand und das Vivarium. In seiner Architektur nicht gerade ansprechend, hat es früher niemals Pflanzenschmuck aufgewiesen. Erst im vergangenen Jahre war es möglich, die Fassade freundlich zu gestalten und durch Blumenschmuck als Park- gebäude kenntlich zu machen. Den hervortretenden Erker berankt Resedawein bis zu dem ersten Stock- werk. Die Pfeiler des Balkons sind mit Kästen bestellt, in denen die Pe- largonien M. Poris Poirier und Baden- Powell ausgepflanzt sind. Die Blumen- kästen im Erdgeschosssind mit Petunien Karlsruher Rathaus, brillantrosa und alba maxima bepflanzt. Sie haben während des ganzen Jahres trotz der nach Norden gerichteten Lage über und über prächtig geblüht und in ihrem bunten Farbenschmuck einen präch- tigen Anblick gewährt. Auf dem Dache der Veranda befinden sich Kästen, in Kleine Mitteilungen. 517 denen blaue und weisse Petunien, rote Tropeaolum und gelbe Zinnien aus- gepflanzt waren. Hierzu gesellten sich später als Ergänzung der abgeblühten Pflanzen noch Chrysanthemum, Kochia und weisser Phlox decussata. Die Säulen der Veranda sind mit Schlingrosen berankt. Unten entlang zieht sich eine Rabatte hin, die mit allerlei blühenden Pflanzen je nach Jahres- und Blütezeit wechselnd be- stellt ist. Entweder sind es Sommergewächse in Töpfen, wie 1 agetes, Zinnien, Canna, wirkt, halten auch nicht alle Pflanzen aus. Während des Sommers waren die Beete mit der Begonie „Helene Harms" und während des Herbstes mit Verbena venosa, untermischt mit Lobelia fulgens, besetzt. Aus dem Schillerpark. Hierzu Abb. 63 und 64. Selten wohl sind gärtnerische Arbeiten mit einem solchen Hoch- druck gefördert worden, wie der Auf- bau des Schillerparkes. Im Dezember 1908 war hier noch öder Sand, den Abb. 62. Aus dem Humboldthain in Berlin. Blick vom Dienstgebäude in die Gärtnerei. Dahlien, Lilien und andere, oder auch Staudengewächse, wie Campanula Del- phinium, Phlox, Anemonen und der- gleichen. Letztere werden hier in Drahtkörben, die im freien Lande ver- senkt sind, herangezogen und zu Aus- schmückungen verwendet. Ausserhalb der Rabatten sind Kugellorbeeren an- geordnet, die sich in ihrer Kreisform harmonisch den Säulenbogen der Ve- randa anschliessen. Um die Lorbeeren sind runde Beete, die mit Blüten- pflanzen bestellt werden. Hier wech- seln je nach Jahreszeit verschiedene Arten. Da hier die Sonne nur wenig der Wind stetig in Bewegung hielt; langgestreckte, in gelblich brauner Farbe schimmernde Dünen Hessen keine Vegetation aufkommen. Im Februar vergangenen Jahres wurde der erste Spatenstich gemacht, und im darauffolgenden Mai konnte bereits der erste Baum, die Schillereiche, im Beisein von Vertretern der städtischen Behörden gepflanzt werden. Im Juni diesesjahres waren die Arbeiten bereits soweit gediehen, dass die Eröffnung des nordwestlich der Barfußstrasse gelegenen Teiles erfolgen konnte. Abb. 63 zeigt die an die grosse Rasen 518 Kleine Mitteilungen. fläche sich anschliessende Promenade. Die grossen Bäume, denen man freilich die Neuanpflanzung noch ansieht, stammen aus der Putzlitzstrasse in Berlin. Sie sind ohne Ausnahme an- gewachsen und haben eine üppige Laubfülle entfaltet. Auch die übrigen Anpflanzungen sind durchweg gut und zufriedenstellend angegangen und ver- sprechen schon für die nächsten Jahre schattenspendende Spaziergänge. Wenn hier und da grössere Eichen und Buchen nicht angewachsen sind, so ist dies bei der Hartholzigkeit dieser Bäume nicht von grosser im anderen Teil gelegene, gleichfalls 3'/2 ha grosse Rasenfläche für das Publikum bestimmt. Hier werden also unsere Rasenplätze dem Zwecke dienstbar gemacht und nicht wie in den andern Anlagen nur zum Beschauen dargeboten. Es war daher notwendig, auch für eine gute und dauerhafte Rasennarbe Sorge zu tragen. Während bei anderen Anlagen nur 10bis20cm Humus aufgebracht werden, ist hier Strassendung und Mutterboden gemischt in 50 cm Höhe verwendet worden. Die Grassamenmischung be- stand aus 1 Teil Festuca rubra, 1 Teil Abb. 63. Aus dem neuen SchilUrpark in Berlin. Promsnade, die sich an die grosse Rasenfläche anschliesst. Bedeutung. Eine derartige Aufpflan- zung ist ohne Ersatz nicht möglich. Der andere zwischen Barfuß- und Ungarnstrasse gelegene Teil ist noch nicht fertig. Hier fehlte der Bau der Terrassen (auch Schillerhügel genannt). Diese werden erst dem ganzen Parke das Charakteristische aufdrücken und ihn als ein Kunstwerk im neuzeitlichen Gartenstil kennzeichnen. Die Herstellung der vor den Terrassen angeordneten 37a ha grossen Spielwiese und der Umpflanzung ist auch bereits beendigt. Während hier den Schülern Gelegenheit zum Spielen geboten werden soll, ist die Festuca ovina, 2 Teilen Poa pratensis, 4 Teilen Agrostis var: stolonifera und 5 Teilen Lolium perenne. Für einen guten Spielrasen ist aber neben genü- gender Bewässerung auch ein kurzer Schnitt und eine feste Fläche unerläss- lich. Ein öfteres Walzen des Rasens ist daher dringend geboten. Die bisher übliche Art des Rasen- mähens durch Sensenschnitt hat auf den Spielplätzen den Nachteil, dass während des Spielens die Arbeit ein- gestellt werden muss, da die Gefahr, dass die Kinder beim Tummeln in die Schneiden laufen, eine sehr grosse ist. Um mit Handmaschinen die grossen Kleine Mitteilungen. 519 Flächen zu bewältigen, muss das Arbeitspersonal noch grösser als beim Sensenschnitt sein. Da in England die Motormaschinen in allen grösseren Gärten im Gebrauch sind, und wie ich aus eigener Anschauung bekunden kann, auch tadellos arbeiten, wurde ein Rasenmähmotor, Abb. 64, ange- schafft. Leider musste dieser aus England bezogen werden, da er in Deutschland nicht zu erhalten war. Die Maschine wird von einem Manne, der auf dem Sitz seinen Platz Als Nachteil muss freilich hervor- gehoben werden, dass der Mäher gleich wie die Handmaschinen langes Gras nicht schneidet. Wenn jedoch die Wiesen erst benutzt werden, hört der üppige Graswuchs auf, so dass die Maschine nur alle 6 bis 8 Tage schneiden braucht. Abgesehen von einigen kleinen Reparaturen hat sich der Rasenmähmotor bisher gut be- währt, so dass ich die Anschaffung nur empfehlen kann. An dieser Stelle sei noch erwähnt, Abb. 64. Aus dem neuen Schillerpark in Berlin. Rasenmähmotor. hat, gesteuert. Sie besitzt sechs Pferde- kräfte und hat eine 1 m breite Schneide, die aus acht Messern besteht. Der tägliche Verbrauch an Benzin beträgt 12 — 13 1. Sie läuft auf einer grossen und kleinen Walze, letztere ist nur zum Lenken. Da das Gewicht der Maschine 750 kg beträgt, so wird mit dem steten Walzen die nötige Festig- keit der Rasennarbe erzielt. Der Preis der Maschine stellt sich auf 3800 Mark. Sie leistet soviel wie sechs Sensenmäher; die Rentabilität des Motors dürfte daher ausser Frage sein. dass bei der Befestigung der Wege im Schillerpark auch ein Versuch mit einer Motorwalze gemacht worden ist. Trotz des Gewichts von 6500 kg hielten beim Befahren der mit Hand- rammen befestigten fertigen Wege diese vollständig stand. Sie drückte das 15 cm starke ausgebreitete Rein- material fest und glättete beim noch- maligen Walzen nach Ueberbringung des Splintes die Fläche ganz einwandfrei. Nur bei der endgültigen Abdeckung mit Lehm und Kies ist die Arbeit nicht so eigen und genau wie bei 520 Kleine Mitteilungen. Handrammen. Der Preis stellte sich für das Quadratmeter auf 12 Pfennig. Hinsichtlich der Schnelligkeit bei grösseren Flächen ist sie dem Hand- betrieb zweifellos vorzuziehen. Weiss-Berlin. Sorte seinerzeit eingeführt oder von einem Sämling abstammt, lässt sich nicht mehr feststellen, jedenfalls ver- dient der „Uelzener Calvill" seiner Vorzüge wegen die allgemeinste Ver- breitung. Der Uelzener Calvill gilt Der Uelzener Calvill. (Geeignetster Ersatz für den empfindlichen Weissen Winter -Calvill. In den Handel gegeben durch die Obstbaumschule von K. Zinsser, Uelzen. Der Uelzener Calvill. Dieser Apfel ist seit mehr als 50 Jahren im Kreise Uelzen, Prov. Han- nover und den benachbarten Kreisen verbreitet und als sehr dankbarer und feiner Tafelapfel geschätzt. Ob diese mit Recht als ein vollwertiger Ersatz für den echten Weissen Winter-Calvill. Bezüglich des gewählten Nameus ist zu erwähnen, dass er hier im Volks- mund allgemein die „grüne Calville" genannt wird, pomologisch ist er auch schon früher als der sog. „Apfel von Uelzen" bezeichnet worden. Jetzt ist man allgemein der Ansicht, dass die Benennung „Uelzener Calvill" die richtige ist. Im Handel war er noch Neue Pflanzen. 521 nicht bekannt und bisher nur durch mich verbreitet worden. Die Gestalt des Apfels ist meist hoch gebaut, teilweise auch platt. Die Frucht selbst ist mittelgross bis gross, an Formobstbäumen gross. Die cal- villartigen Rippen sind mehr oder weniger stark ausgeprägt, man findet an demselben Baume Früchte, bei denen die Rippen ebenso stark aus- geprägt sind wie bei dem echten Weissen Winter-Calvill und wieder solche, wo die Berippung kaum an- gedeutet ist. Die Schale des Apfels am Baume ist grün, auf dem Lager wird sie dann allmählich strohgelb. An der Sonnen- seite sehen wir nicht selten einen schwachangedeuteten rötlichen Anflug. Das Fleisch ist fest und weiss, das Kernhaus ist ziemlich gross. Wenn die Früchte genug gelagert haben, sind sie, wie schon oben erwähnt, sehr wohl- schmeckend und dem Weissen Winter- Calvill im Geschmack sehr ähnlich. Die Reifezeit. Bezüglich der Ernte ist darauf zu achten, dass die Früchte recht lange, möglichst bis Ende Ok- tober, am Baume hängen bleiben, ausserdem müssen sie mindestens bis Anfang Februar lagern, erst dann er- reichen sie ihren vorzüglichen Wohl- geschmack. Bei zu frühzeitiger Ernte bleibt der Apfel fade und geschmack- los, ausserdem fault er dann leicht vom Kernhaus aus. Beachten wir diese Winke betreffs Ernte und Lage- rung, so haben wir in dem Uelz. Calv. einen vorzüglichen Tafelapfel, der mit Recht als ein Ersatz für den echten Weissen Winter-Calvill gelten kann. Die besonderen Eigenschaften des Baumes sind seine geringen Ansprüche an Lage und Boden. Der Uelzener Calvill gedeiht in allen Formen. Die Blüte ist spät und von langer Dauer, infolgedessen leidet dieselbe nicht von Spätfrösten. Der Baum hat einen gesunden Wuchs und hat wenig von Fusicladium und Un- geziefer zu leiden. Die Tragbarkeit ist eine reiche, und hängen die Früchte, trotz ihrer Grösse, fest am Baume. HerrKreisobstgärtner Schau wecker- Uelzen schreibt: Der Uelzener Calvill ist mit Recht als einer der feinsten Tafeläpfel geschätzt und bleibt bei der richtigen Behandlung wenig hinter dem W. W.-Calvill zurück, welchem gegen- über er noch den besonderen Vorzug der grossen Tragbarkeit und geringen Empfindlichkeit gegen Fusicladium hat, so dass diese Sorte die weiteste Ver- breitung verdient und in allen Obst- bau treibenden Gebieten Versuche ge- macht werden müssten. Herr Huber, Obstbaulehrer der Landwirtschaftskammer fürdie Provinz Hannover schreibt: Eine noch wenig bekannte Sorte ist der Uelzener Cal- vill, welcher Apfel mit Recht als ein äusserst wertvoller Tafel- und Wirt- schaftsapfel zu bezeichnen ist. Die Frucht ist mittelgross bis gross, von anfänglich grünem, später schön gold- gelbem Aussehen. Die Frucht darf aber nicht zu früh gepflückt werden, da sie sonst an Güte und Aussehen verliert. Der Apfel reift im Februar und hält sich bis in den Mai hinein. Der Baum bildet eine breite Krone und bleibt gesund. Der Apfel verdient entschieden die grösste Beachtung und weiteste Verbreitung. Carl Zinsser, Uelzen. Neue Pflanzen. Von Herrn Franz de Laet, •Contich, gingen der Redaktion folgende Zeilen zu: „Die neue Pflanze, welche Sie unter dem Namen Mamillaria cor- digera n. sp. Heese in No. 20 der „Gartenflora" beschreiben, wurde von / mir eingeführt und durch die „Deutsche Kakteen-Gesellschaft" in Berlin in Nr. 10 d. J. in der „Monatschrift für Kakteenkunde" beschrieben als Mamillaria bombycina Quehl n. sp., an dessen Beschreibung ich mich halte und bitte dies gefl. Ihren werten Lesern mitzuteilen." 522 Literatur. Hierzu schreibt Herr Heese: Bezüglich obiger Erklärung des Herrn de Laet, meine Mamillaria cordigera wäre durch die Deutsche Kakteen- Gesellschaft als Mamillaria bombycina beschrieben, muss ich als Mitglied dieser Gesellschaft feststellen, dass weder obengenannte, noch irgend eine andere Pflanze jemals von dieser Gesellschaft beschrieben ist. Ausserdem sind die Unterschiede zwischen den beiden Pflanzen nach den Beschreibungen des Herrn Quehl und der meinigen so beträchtliche, dass ich nicht umhin kann, dieselben hier gegenüberzustellen. Während Mamillaria bombycina nach Quehl gerundete, cylinde- rische Warzen, länger als dick, ohne Furche besitzt, hat Mam. cordigera schwach vierkantige Warzen, breiter als hoch, von einer scharfen Längs- furche durchzogen. Durch diese auf den Warzen befindliche Furche wird der Pflanze ein bestimmter Platz im System, und zwar in der I. Unter- gattung Coryphantha, angewiesen, während die Pflanze der Quehlschen Beschreibung mit oben gerundeten, cylindrischen Warzen ohne Furche zu Dolichothele oder einer der anderen Untergattungen gestellt werden muss. Das Hauptcharakteristikum aber, welches mich veranlasste, die Artr nachdem sie in meinen Besitz gelangt war, zu beschreiben, besteht in der ganz eigenartigen, bisher unbekannten Herzform der Areole, die besonders an der jungen Areole prachtvoll zu- tage tritt, während Mam. bombycina nach der Originalbeschreibung in diesem Zeitalter kreisrunde, später ovale Areolen besitzt. Durch Gegenüberstellung dieser beiden Beschreibungen geht zur Ge- nüge hervor, wie verschieden die beiden Arten danach sind. Es ist also für diejenigen Pflanzen, welche die charakteristische Furche auf der Warze und die herzförmigen Areolen tragen, der Name Mamillaria cordigera, für die mit oben gerundeten und zylindrischen Warzen und kreis- runden Areolen der Name Mamillaria bombycina zu führen. Erstere ist nach K. Schumanns System in der ersten Untergattung Coryphantha, letztere dagegen in einer der anderen Unter- gattungen unterzubringen. Emil Heese, Berlin-Gr.-Lichterfelde. Literatur. Nattirstadien. „Reiseskizzen eines alten Land- schaftsgärtners." Von Rudolf Goethe, Königlichem Landes- Oekonomierat und früherem Direk- tor der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim am Rhein. Mit 60 vom Verfasser nach der Natur gezeich- neten Abbildungen. Verlagsbuch- handlungEugenUlmer, Stuttgart 1910. Ueber dem Werke schwebt das vom Verfasser gewählte Motto: „Was die Natur erschuf in ewig erhabener Schönheit, Ordnet im Garten der Mensch nach den Regeln' der Kunst." Durch das Werk zieht sich wie ein roter Faden der Sinn dieses Mottos, gleichsam eine Warnung für die jungen Landschaftsgärtner, von dem Scha- blonenhaften, dem Handwerksmässigen zurückzukehren zu den erhabenen Schönheiten der Natur. — Uebergehend auf den Inhalt des Buches erzählt uns die Vorrede und Einleitung von der Entstehung dieses lehrreichen Buches, wo die trefflichen Skizzen gesammelt wurden. Hinaus in Wald und Flur zog es den Herrn Verfasser und an herrlichen Stellen, in lauschigen Talgründen und auf saftigem Wiesengrund sammelte er die Eindrücke, die ihn bestürmten, indem er mit Blei oder Wasserfarben die erhabenen Naturbilder ins Skizzenbuch zeichnete, zunächst als Erinnerung an schöne Bilder, dann als Vorbild bei dem Entwurf von Gartenanlagen, später als mustergiltiges Material beim Unterricht in der Gartenkunst, mit Literatur, 523 Hilfe dessen der Sinn der Schüler für das Schöne in der Natur geweckt, zur Begeisterung entflammt und zu Studien angeregt wurde. Die neuen architektonischen Gartenanlagen in kurzen Worten trefflich beurteilend, bedauert der Verfasser, dass durch das Suchen nach neuem die Garten- kunst in eine bestimmte Richtung ge- drängt wird, die man kurz Mode nennen kann, denn „das wahrhaft Schöne steht über der Tages- meinung und bleibt von herr- schenden Strömungen unbeein- flusst. Weckung und Pflege des Kunstgefühls in den befähigten Ele- menten der heranwachsenden Gärtner- generation, Schulung der Empfindung für das Schöne und Schärfung des Blickes für dasselbe zur vollen Ent- wicklung des Künstlers und Garten- künstlers, bezweckt das vorliegende Werk von Goethe, und um dies Ziel zu erreichen sind unerlässlich: Pflege des künstlerischen Unterrichts durch die Gartenlehranstalten, häufige Reisen, eifriger Besuch von Kunstschulen, Museen, Gemälde - Galerien, Lesen von Kunstgeschichten, vor allem aber Studium der Natur. So fordert es mit warnender Stimme der Herr Ver- fasser, indem er sagt: „Erst dieGeistes- grösse macht den wahren Garten- künstler!" Auch über die Nachahmung von Naturszenerien in kleinen Haus- gärten sagt das Buch Treffendes, ge- denkt der Schaffung grosser Parks und macht lehrreiche Andeutungen über grössere Parks (Schwetzingen, Versailles, Muskau etc.) und die Werke bedeutender Gartenkünstler. Ferner über die zweckmässige Aus- bildung eines für die wahre Garten- kunst lebenden Gärtners spricht sich das Buch in bestimmter Weise aus. Im ersten Kapitel sagt uns der Herr Verfasser, wie man es machen muss, die Natur erfolgreich zu stu- dieren, bespricht in eingehender Weise den Wert des Zeichnens, den Zweck des Photographierens, gedenkt der Terrainaufnahmen im Freien mit besseren Instrumenten, mit einfacheren Mitteln, als: „Metermass, Schrittmass und vor allem Augenmass." Auch die Eintragung von Horizontalen ohne besondere Messinstrumente zeigt uns das Werk, indem vom Verfasser selbstgefertigte Skizzen zur Nach- ahmung anregen. Aeusserst wertvoll sind die Ratschläge für nutzbringende Studienreisen, die Ratschläge zur Schulung des Auffassungs- und Aus- drucks Vermögens zu schriftstellerischer Verwertung der Reiseergebnisse, denn, so sagt das Buch: „So etwas will an der Hand guter Vorbilder gelernt und geübt sein" — Im zweiten Kapitel führt uns der Herr Verfasser an die Quellen in Wald und Flur und unterstützt seine schlichten Erläuterungen durch meisterhafte Handzeichnungen, die eine eigene Sprache reden und für den Leser einen hohen Genuss bieten. Im dritten Kapitel begleitet uns Altmeister Goethe von der Quelle zum Wasserfall und erzählt uns von der Vielgestaltigkeit der Möglichkeiten zur Bildung solcher Wasserfälle, lehrt uns die Eigentümlichkeiten der Steine, die Schichtungsverhältnisse und die Anordnung der Gesteine beachten. Wiederum erläutern prächtige Skizzen das Gesagte. Das vierte Kapitel behandelt das Wesen der Felsen und Grotten, die für den Gärtner, um in Ueberein- stimmung mit dem Verfasser zu sagen, häufig eine Klippe sind, an der des Gärtners Kunstorgan Schiffbruch leidet. In Wort und Bild wird auch hier auf die Lagerung und Schichtung der Gesteinsarten, den Gesteins-Charakter und Aufbau lehrreich hingewiesen. Im Schlusskapitel wird dem Leser in musterhafter Weise zum Ausdruck gebracht „Wie die Natur pflanzt". Mit grossem Empfinden erzählt der Verfasser von der Entstehung reiz- voller Gruppierung der Bäume und Sträucher in Wald und Flur, an Hängen und auf Ebenen. Bekräftigt wird das Gesagte durch naturwahre Handskizzen, die in anschaulicher Weise prächtige Ideen für die Ver- wertung in der Landschaft geben. In einem Nachwort richtet sich der Herr Verfasser zunächst an die Gärtner, indem er auf die ernste Lage des Gartenbaues und der Land- schaftsgärtnerei aufmerksam macht, das Handwerksmässige verwirft, zur Selbsterkenntnis ermahnt und zu heiliger Begeisterung für die Kunst aufruft, die nur allein die Kraft zum 524 Verschiedenes. schönen Siege geben kann. Auch den Gartenbesitzern wendet sich der Verfasser im Nachwort zu, die aus dem Buche durch die Skizzen und Erläuterungen Anregungen schöpfen sollen, deren Kunstempfinden und Kunstsinn geweckt, deren Blick für Schönes und Unschönes gekräftigt und deren Urteil für Naturwahrheit gefördert werden soll. Aus dem Zusammenarbeiten kunstempfindender Gärtner und kunstliebender Garten- besitzer erhofft der Verfasser die Er- reichung des höchsten Zieles, dessen die Gartenkunst fähig ist. Das vorliegende Buch, frei ohne Ziererei und Effekthascherei enthält eine reiche Sammlung verwertbaren und anregenden Stoffes. Meisterhaft hat der Verfasser es verstanden, das zum Ausdruck zu bringen, was er sagen will, unterstützt durch die von grossem Kunstempfinden zeugenden Skizzen, durch die herrliche und ein- dringliche Sprache. Die deutsche Landschaftsgärtnerei, besonders aber der junge Landschaftsgärtner, ist dem Herrn Verfasser zu tiefstem Danke verpflichtet für die prächtigen Winke und Belehrungen! Mögen viele dies Werk mit Ver- ständnis lesen, die Mahnungen be- herzigen zu ihrem eigenen Nutzen, zur Freude ihrer Mitmenschen, zur Zierde unseres schönen deutschen Vaterlandes. P. Jancke. Verschiedenes. Ueber Lebensdauer einiger Zwergsträucher. Von Friederich K an ngiesser, Neuchätel. Das den mikroskopischen Alters- analysen des Wurzelhalses zugrunde liegende Material verdanke ich meinen Freunden Fritz Knapp, Mannheim und Robert Reh, Frankfurt a. M., ferner den Herren Dr. med. O. Reh, Oberst- dorf, A.Jaques M. Sc. Associate of the Institute of Chemists und L. Mouillard, Membre de la Soc. Bot. de France. Bei der Sammlung der Stämmchen wurde von den betreffenden Herren nur nach starken Exemplaren gefahndet, da diese auch meist die ältesten sind. Diejenigen, die sich für weitere An- gaben über Lebensdauer von Klein- sträuchern und die diesbezügliche Literatur interessieren, verweise ich auf meine gemeinsam mit Graf zu Leiningen ausgeführte Arbeit in Be- richt XII, Heft 2 der Bayr. Bot. Ges. zur Erforschung der heimischen Flora. Arctostaphylos alpina. Alpen- bärentraube. Himmelschrofen. 1500 m (Allgäu). Dm. = Grösster Durchmesser des Wurzelhalses. WR. = stärkster Wachstumsradius des Holzkörpers. MR. = die aus WR. und dem Alter berechnete mittlere Ringbreite. Dm. WR. MR. Alter. 5,5 mm 3 mm 0,17 mm 18 Jahre 5,5 „ 3 „ 0,15 „ 20 „ 9 „ 4,5 „ 0,23 „ 20 „ Arctostaphylos UvaUrsi. Ge- wöhnliche Bärentraube. Turon de las Oules. 1400 m (Pyrenäen). Dm. WR. MR. Alter. 14,8 mm 10 mm 0,32 mm 31 Jahre Calluna vulgaris. Heidekraut. Die drei ersten Exemplare aus den Vogesen bei Zabern (ca. 400 m). Das vierte Exemplar vom Gipfel des Feld- bergs im Taunus (ca. 870 m). Die anderen vom Rotherhope Fell in Cumberland (England). Dm. WR. MR. Alter. 9.5 mm 5 mm 0,24 mm 21 Jahre 14 „ 9 „ 0,38 „ ca. 24 „ 11,5 „ 7 „ 0,27 „ 26 „ 5.6 „ 4 „ 0,17 „ 23 „ 6 „ 3,8 „ 0,27 „ 14 „ 12,5 „ 7,2 „ 0,48 „ 15 „ 9 „ 6 „ 0,35 „ 17 „ 14 „ 7 „ 0,39 „ 18 „ 18 „ 10 „ 0,56 „ 18 „ 13 „ 7,5 „ 0,34 „ 22 „ 9 „ 5,2 „ 0,21 „ 25 „ 14 * 8 „ 0,32 „ 25 „ 11 „ 7 „ 0,25 „ 28 „ 9 „ 5,5 „ 0,18 „ 31 „ 24,5 „ 12,5 „ 0,38 „ 33 „ Verschiedenes. 525 Die mittlere Ringbreite aus vor- stehenden 15 Heidekrautexemplaren berechnet, beträgt 0,32 mm. Dryas octopetala. Silberwurz. Aus den bayerischen Alpen bei Oberst- dorf. Dm. WR. MR. Alter. 5,5 mm 4,5 mm 0,35 mm 13 Jahre 4 „ 3 „ 0,19 „ 16 „ Erica carnea. Bergheide, vom Himmelschrofen (1500 m). Dm. WR. MR. Alter. 2,8 mm 1mm 0,14 mm 7 Jahre Rhododendron ferrugineum. Rostblättrige Alpenrose. Bayerische Alpen (Söller 1978 m). Dm. WR. MR. Alter. 8,2 mm 4 mm 0,25 mm 16 Jahre 15 „ 7 „ 0,41 „ 17 „ y „ o ,. U, 0,33 „ 27 15 „ 8,3 y> 0,24 „ 35 Salix M y rtillo i des. Heidelbeer- weide. Himmelschrofen (1500 m). Dm. WR. MR. Alter. 9 mm 5 mm 0,63 mm 8 Jahre 4,5 „ 3 „ 0,19 „ 16 „ 9 „ 4 „ 0,20 „ 20 „ Vaccinium Myrtillus. Heidel- beere. Die beiden ersten Exemplare aus den Vogesen bei Zabern (ca. 400 m). Die beiden anderen aus den Pyrenäen: Bois frais du Lisey (1350 m). Dm. WR. MR. Alter. 3,2 mm 1 mm 0,17 mm 6 Jahre 4,5 „ 2 „ 0,30 „ 7 „ 10 „ 5,1 „ 0,21 „ 24 „ 11,8 „ 5,1 „ 0,20 „ 25 „ Vaccinium Vitis Idaea. Preissei- beere.1) Das erste Exemplar ist das älteste von mehreren auf dem Feld- berggipfel (Taunus: 870 m) gesammel- ten Exemplaren. Die beiden nächsten stammen vom Himmelschrofen (1500 m), die beiden letzten ebenfalls aus den bayerischen Alpen, vom Söller (1978 m). Dm. WR. MR. Alter. 2,3 mm 1,4 mm 0,20 mm 7 Jahre 2 „ 1,3 „ 0,16 „ 8 „ 2,3 „ 1,8 „ 0,23 „ 8 „ 2,9 „ 1,2 „ 0,20 „ 6 „ 2,2 „ 1 „ 0,10 „ 10 „ Vgl. W. Graf zu Leiningen: Ueber Humusablagerungen in den Kalkalpen. Naturw. Ztschr. f. Forst- u. Landwirt- schaft. 1909, p. 270: „Die einzelnen dünnen Stämmchen der Preisseibeere werden nur etwa bis zu 10 Jahre alt." In unseren Gärten kultiviert er- reichen vorstehende Kleinsträucher meist keine hohe Lebensdauer. Weisses Insekten-Wachs in China. Man schreibt uns aus China von befreundeter Seite: Das Wachs, das Produkt einer Schildlaus, welche auf verschiedenen Bäumen in China lebt, ist schon lange in Europa be- kannt, aber erst in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahr- hunderts ist der Schleier von dieser geheimnisvollen Industrie durch wissenschaftliche Untersuchung ge- nommen. So erwähnt Martini in seinem „Novus Atlas Sinensis", veröffentlicht 1665, dieses Wachs als Erzeugnis der Hukuang- Provinzen und Kuang si, Gabriel de Magalhaes in seiner „Nouvelle relation de la Chine," ver- öffentlicht 1668, stellt fest, dass das weisse Wachs in den Provinzen Hunan, Hupeh und Schantung produziert wird. 1752 veröffentlicht der Pater Chanseaumeinden„Lettresedificantes" eine Denkschrift über den Wachsbaum, ebenso Stanislaus Julien 1840 in der „Comptes Rendus de l'Academie des Sciences". 1853 Daniel Hanburg im XII. Band der Pharmaceutical Journal; ferner Richthofen und Gill, ein Mr. Baber und 1880 ein Pater Rathonis, ') Die Lebensdauer eines Preisselbeer- blattes beträgt in maximo 29 Monate (vgl. H. Hoffmann: Ueber Blattdauer, Bot. Ztg. 1878, p. 705 bis 721. 526 Verschiedenes. Pater im Kloster von Siekaweih, der wissenschaftlichen Zentrale an der Küste. Den ausführlichsten Bericht gibt aber der englische Generalkonsul Alexander Hosie in dem 1889 ver- öffentlichten Werke „Three Years in Western China". Bevor sich der obere Yangtse, auch goldene Fluss genannt, mit dem Ya lung vereinigt, mündet in den letzteren der An-ning. Dieser durchfliesst ein Tal, genannt das Tal von Tschien-tschang. Tschien-tschang ist die einheimische Bezeichnung für Ning Yuan Fu, der bedeutendsten Stadt an diesem Flusslauf. Dieses Tal ist nun die Zentral- entwicklungsstätte des Coccus pela. Es liegt 5000 Fuss über dem Meeres- spiegel, und auf denesumschliessenden Hügeln wächst ein sehr hervortretender Baum, Ligustrum lucidum, von den Chinesen Tsch'ung schu — Insekten- baum, Tungching tschu — immer- grüner Baum oder Pao ke tsao schu) nach dem knatternden Geräusch bei dem Verbrennen des Holzes) genannt. Der Baum blüht Ende Mai, Anfang Juni mit kleinen in Dolden stehenden weissen Blüten und trägt dunkelrote Früchte. Während das Insekt vor allen auf der erwähnten Ligusterart vorkommt, wird es behufs Wachs- gewinnung auf eine Esche überführt, die schnell wachsend am Rande der ausgedehnten Reisfelder aus Steck- lingen erzogen wird. Dieselbe ge- deiht auch gut in Schantung, allerdings nicht mit dem schnellen Zuwachs süd- licher Gegenden. Für die Entwicklung der Larven in den Gallen auf Ligustrum kann der Yangtse als nördlichste Zone an- gesehen werden. In manchen Gegenden, z. B. in Poschou, hilft man sich dadurch, dass man die zu korinthengrossen kugeligen Gallen aufschwellenden Muttertiere in schwach geheizten Räumen über- wintert, oder sie, wie in Szetschuan, Honan und Tschien-tschang, aus süd- licheren Gegenden im Frühjahr an den Frass- und Wachsproduktions- ort schafft. Zum Transport steht nur ein Zeit- raum von ca. 15 Tagen zur Verfügung, weil vorher die Gallen noch zu brüchig und nachher die Jungen aus- geschlüpft sind. So werden die Gallen von Tschien tschang ungefähr 200 Meilen nordöstlich nach der Prä- fektur Tschia ting gebracht. Auf diesem Marsche sind schwierige Ge- birgszüge zu durchqueren. In guten Jahren bewegt sich ein Zug bis zu 1000 Lastträgern mit der Jahresernte der Gallen nach der Stadt Te tschang dem Haupthandels- und Produktions- platz; Ende April werden die Gallen gesammelt, Anfangs Mai müssen sie an ihrem Bestimmungsort sein. Zu dem Zweck werden die Gallen sorg- fältig in Papier gepackt; ein solches Paket wiegt 16 Unzen, und 16 der- selben stellen die gewöhnliche Träger- last dar. Der Transport geht nur nachts vor sich, denn am Tage ist die Temperatur zu heiss und würde ein beschleunigtes Auskriechen der Insekten hervorrufen. An den Rast- orten werden die Papierpakete aus- einandergebreitet, an kühlen Orten gelagert. Trotz all dieser Vorsichts- massregeln ist doch jedes Paket bei der Ankunft ca. 1 Unze leichter, wie bei der Abreise von Tschiating. In günstigen Jahren erzielt ein Pfund Gallen 4 — 5 Pfund Wachs, in schlechten kaum mehr wie eins. Man sieht also, welch ein riskantes Geschäft dieser Industriezweig ist. In der Ebene von Tschiating ist nun jeder zur Verfügung stehende Raum mit Eschen angepflanzt, von 3—12 Fuss Höhe, die im Kopfholz- betrieb bewirtschaftet werden, um das an den Zweigen sitzende Wachs zu gewinnen, und aus der Ferne unseren heimischen Kopfweiden ähnlich sehen. Nach Ankunft, Anfang Mai also, werden die Pakete geöffnet und 20 bis 30 Eikapseln in ein Blatt des Holzölbaumes (Aleurites vernicia) ge- tan. Dieses wird mit Reisstroh zu- gebunden und an die Aeste der Esche gehängt. Die Unterseite des Blattes wird mit einer stumpfen Nadel wieder- holt durchlöchelt, um den Insekten das Auskriechen zu ermöglichen. 13 Tage nach ihrem Auskriechen bleiben die Insekten auf der Unter- seite der Eschenblätter zusammen und verteilen sich dann auf Aeste und Zweige. Die beweglichen Schildläuse beginnen sich an der Rinde festzu- saugen und sich mit Wachs zu um- hüllen. Der Wachsüberzug zeigt sich Personalia 527 zuerst an der Unterseite der Aeste und Zweige, dehnt sich dann all- mählich über den ganzen Zweig aus und gibt dem Baum das Aussehen, als sei er mit Schnee bedeckt. Nach drei Monaten erreicht der Wachs- überzug eine Dicke von !/< Zoll. Wenn der weisse Ueberzug an den Bäumen sichtbar wird, schlagen die Farmer zur heissen Jahreszeit mit einem schweren Holzknüppel gegen die Stämme, um so ein den Schildläusen gefährlich werdendes Insekt (wahr- scheinlich eine Brachy-tarsus - Art), das sie „la kou" oder Wachshund nennen, herabzuschütteln. Nach ihrer Aussage halten sich die Schildläuse während der Hitze fest angeheftet und werden demzufolge durch diese Manipulation nicht berührt. Nach 100 Tagen ist die Wachsproduktion be- endet. Die Aeste werden nun ab- gehauen, die Rinde abgezogen und in eiserne Töpfe mit kochendem Wasser geworfen. Das auf der Oberfläche schwimmende Wachs wird abgefischt und in runde Mulden getan, und erscheint dann in dieser Form als weisses Wachs im Handel. Kann die Rinde nicht entfernt werden, werden die ganzen Zweige gekocht, jedoch ist dieses Wachs dunkler und demzufolge minderwertiger. Zum Schluss werden noch die am Ende der Operation auf dem Grunde der Töpfe befindlichen Schildläuse in Säcke getan und der letzte Rest Wachs auch herausgepresst, um dann als Schweinefutter zu dienen, ein trauriges Ende nach einem so arbeitsvollen Dasein. Der Wachsexport wird sich wahrscheinlich heben, da das Petroleum immer weiter vordringt und so den früheren Hauptverwendungszweck, Umhüllung der chinesischen Talg- kerzen, um dieselben gegen die Tem- peratur widerstandsfähiger zu machen, verdrängt. Die Lichterfabrikation bleibt so auf den allerdings sehr hohen Bedarf bei Festen und Festlichkeiten heschränkt. Das Wachs wird im Innern ferner verwandt zum Seifen des Haares, zur Ermöglichung der kunstvoll aufge- türmten Haartrachten, zum Einwickeln von Pillen, für Pflaster, zum Waschen von Papier, Baumwolle, Bildern, Haus- anstrich usw. Für das Hinterland des Schutz- gebiets kommt dieser Produktions- zweig kaum in Frage, da bei Baum- anzucht der Hauptwert auf Anzucht des Maulbeerbaumes gelegt werden muss, und da beide Bäume gleiche Lebensbedingungen haben, die Esche in diesem Fall wohl dem Maulbeer- baum wird weichen müssen. Dr. T. Personalia. Brandt, R., Königl. Gartenbau- direktor, Charlottenburg, ist in Aner- kennung seiner Verdienste für den deutschen Gartenbau der Rote Adler- orden IV. Klasse verliehen. Fitting, Professor, bisher in Strassburg, wurde als Nachfolger des nach Königsberg berufenen Professors Metz als Direktor des Botanischen Gartens in Halle a. S. bestellt. Fintelmann, Königl.^ Hofgarten- direktor, Sanssouci-Potsdam, erhielt den Russischen Annenorden II. Klasse, Glatt, Königl. Hofgärtner am Neuen Palais, und Kunert, Königl. Hof- gärtner in Sanssouci, den Russischen Annen-Orden III. Klasse, Köhler, Garten-Obergehilfe am Neuen Palais, die Russische goldene Verdienst- medaille. Die „Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft", welche im Jahre 1884 von Max Eyth gegründet ist, hält ihre Jufoiläumsversammlung vom 8, bis 14. Dezember in Berlin ab. Die Hauptversammlung findet am Nachmittage des 10. Dezember statt. Im übrigen verweisen wir auf die reichhaltige Tagesordnung, die auf Wunsch von der Geschäftsstelle, Dessauer Strasse 14, übersendet wird. 528 Bekanntmachungen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Berlin N.4, Invalidenstrasse 42. Protektor: Seine Majestät der Kaiser und König. Der Vorstand des Vereins ladet hierdurch alle ordentlichen Mitglieder gemäss § 23 des „revidierten Statuts" zu einer außerordentlichen Generaluersrntsmlung auf Dienstag den 13. Dezember 1910 nachm. 4 Uhr nach dem Budgetsaal des Preussischen Abgeordnetenhauses, Prinz- Albrecht- Strasse 5, ein. Gegenstand der Verhandlung: 1. Mitteilungen des Vorstandes über die Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". 2. Wahlen in das Präsidium der „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft". Die durch Allerhöchste Kabinettsorder genehmigten Satzungen der „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" liegen für die Mitglieder im General- sekretariat des Vereins, Invalidenstrasse 42, an allen Wochentagen, vormittags von 9 — 12 Uhr, zur Einsichtnahme aus. Der Vorstand. Walther Swoboda. Achtung! Achtung! Im Anschluss hieran findet eine Festsitzung im grossen Festsaal des Preussischen Abgeordnetenhauses als statt. 999- Vereinsversammltmg Tagesordnung für die Festsitzung: Fest-Vorträge. 1. „Die nationale Bedeutung des Gartenbaues". Herr Professor Dr. Otto Auhagen, Berlin-Steglitz. 2. „Was charakterisiert den wahren Pflanzenliebhaber und Gartenfreund?" Herr Geheimer Regierungsrat Professor D r. Otto N. Witt, Westend-Berlin. 3. Verschiedenes. Ausgestellte Gegenstände. Die Mitglieder werden gebeten, diese Ausstellung mit hervorragenden Pflanzen und Blumen unter rechtzeitiger Anmeldung zu beschicken. Die Platzordnung liegt in den Händen des Ausschusses für Pflanzenschmuck. Nach Schluss der Festsitzung zwangloses Zusammen- sein in den Restaurationsräumen des Preussischen Ab- geordnetenhauses. Der Vorstand bittet um recht zahlreiche Beteiligung. Vor- herige Anmeldung an das Generalsekretariat, Invalidenstrasse 42, erwünscht. Der Vorstand. Für die Redaktion verantwortlich: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. 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JAHRGANG Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten Herausgegeben von Siegfried Braun Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues vv BERLIN Kommissions-Verlag von Rudolf Mosse SW. 19, Jerusalemer Strasse 46 49 § i Efc*8QSG^«W§GS?Ö^3afgQ^ Erscheint halbmonatlich. Preis des Jahrganges von 42 Druckbogen mit vielen Textabbildungen und 12 Farben- tafeln für Deutschland und Oesterreich-Ungarn 16 Mark, für die übrigen Länder des Weltpostvereins 18 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post. 1910. Heft 24, Inhalt: Protokoll der Generalversammlung des V. z. B. d. G. S. 529. — In eigener Sache S. 530. — Schul- gärten und Kindergärten S. 632. — Preisverteilung auf der Monatsversammlung S. 586. — ,,Ürchis". Alleinige Inseraten-Annahme: Annoncen-Expedition Rudolf Mosse i Berlin, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich Insertionspreis für die 60 mm breite Kolonelzeile 35 Pf. 7if G.Wehner&c2: Gewächs- hausbau Heizuugsanlagon Frühbeetfenster Schattendecken Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers und Königs g1 Kessel. Britz | bei Berlin -^a Jahnstr. No. 70-72. "5^ Fernspr.Rixdorf331,"S illpili SM^ Hlüfi iipa =3!li SPEZIALITÄT: Wasserschläuche in Gummi und Hanf für Garten- und Bauzwecke in dauerhaftester Ausführung zu billigen Preisen liefert L. Günther Asbest- und Gummifabrikate Berlin S.42, Ritterstrasse 22 Fernsprecher: Amt IV, Nr. 9238. = iQs> Körner & Brodersen Inhaber: Gustav Körner Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner Fernsprecher 85 STEGLITZ Hörnerstraße 12 ■ ■ GARTEN- und PARKANLAGEN *>■ Dein heutigen Hefte liegt ein Prospekt der Firma Strebelwerk G. m. b. H., Mannheim, bei, auf den wir ganz besonders aufmerksam machen. LIBRARY NEW YOR BOT AN IC a Protokoll der Ausserordentlichen Generalversammlung des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues" in den Königlich Preussischen Staaten am Dienstag den 13. Dezember 1910. Der Direktor des Vereins, Herr Walther Swoboda, eröffnet die ausserordentliche Generalversammlung kurz nach 4 Uhr. Er begrüsst zunächst die erschienenen stimmberechtigten Mitglieder und weist darauf hin, dass eine Anwesenheitsliste zur Eintragung ausliege. Wer sich noch nicht ein- getragen habe, möchte das sofort bewirken. Der Direktor stellte fest, dass, den Statuten des Vereins entsprechend, die Einberufung zur heutigen ausserordentlichen Generalversammlung in der 4. Beilage der Nummer 280 des Deutschen Reichs- und Königlich Preussischen Staatsanzeigers vom 29. November 1910, im 2. Beiblatt der Nummer 605 des Berliner Tageblatts vom 29. November 1910 und in der 3. Beilage der Nummer 327 der Berliner Morgenpost vom 29. November 1910 veröffentlicht und überall als Gegenstand der Verhandlung 1. Mitteilungen des Vorstandes über die Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft", 2. Wahlen in das Präsidium der „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" angegeben ist. Die betreffenden Zeitungsbelege sind zur Stelle. Ferner liegen die durch Allerhöchste Kabinettsorder genehmigten Satzungen der „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft" aus. Sie haben ebenfalls im Generalsekretariat des Vereins, Berlin, Invalidenstrasse 42, an allen Wochentagen von 9 bis 12 Uhr zur Einsicht ausgelegen. Ein Wahlzettel, welcher die Namen enthält, welche die vereinigten Ausschüsse für die Präsidialwahlen vorgeschlagen haben, ist allen Mitgliedern per Post zugegangen. Er ist in weiteren Exemplaren zur Stelle. Hierauf teilt der Direktor mit, dass die erforderlichen Formalitäten zur Umwandlung des Vereins in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" erfüllt seien, und die Gesellschaft am 1. Januar 1911 in Kraft treten werde. Sodann teilt der Vereinsdirektor mit, dass laut § 13 und 16 die General- versammlung befugt sei, einen Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit zu wählen. Er schlägt im Namen des Vorstandes den derzeitigen Minister für Landwirt- schaft, Domänen und Forsten, Seine Exzellenz Herrn Dr. Freiherr von Schorleme r-Lieser als Ehrenpräsidenten vor und bittet, seine Ernennung mit Einstimmigkeit zu vollziehen. 530 In e^Sener Sache. Das geschieht. Sodann wird zum zweiten Punkt der Tagesordnung: „Wahlen in das Präsidium1) der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft", geschritten. Gewählt wurden laut Wahlprotokoll der Stimmzähler folgende 15 Herren: Ernst von Borsig, Königl. Kommerzienrat, Tegel. Professor Dr. A. Engler, Geh. Oberregierungsrat, Dahlem. Otto von Mendelssohn-Bartholdy, Potsdam. Emil Mosse, Rittergutsbesitzer, Berlin. Carl Friedrich von Siemens, Berlin. Dr. Hugo Thiel, Exzellenz, Wirkl. Geheimer Rat, Berlin. Professor Dr. Otto N. Witt, Geh. Regierungsrat, Westend-Berlin. Otto Beyrodt, Marienfelde b. Berlin. Brodersen, Städtischer Gartendirektor, Berlin. de Coene, Handelsgärtner, Franz.-Buchholz b. Berlin. Koschel, Handelsgärtner, Berlin. J. F. Loock, Königl. Hoflieferant, Berlin. T. J. Heinrich Seidel, Laubegast b. Dresden. Siebert, Königl. Gartenbaudirektor, Frankfurt a. M. Walther Swoboda, Inhaber der Firma: J. C. Schmidt aus Erfurt, Berlin. Da Herr de Coene ablehnt, die Wahl anzunehmen, tritt an seine Stelle der Kandidat mit der nächst niedrigen Stimmzahl, Herr Fritz Graf von Schwerin, Wendisch-Wilmersdorf b. Ludwigsfelde. gez.: Walther Swoboda. Brodersen. O. Beyrodt. Berliner. Crass I. Wächter. Adolf Koschel. Heine. Jancke. Siegfried Braun. Hierauf brachte der Direktor, Herr Swoboda, ein Hoch auf den Schirm- herrn des Vereins, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. aus, in das die Ver- sammlung begeistert einstimmte. Schluss der ausserordentlichen Generalversammlung 8 Uhr 25 Minuten. Walther Swoboda. In eigener Sache. Am 9. Dezember d. J. war auf den Antrag des Ausschusses für Pflanzen- schmuck eine Sitzung aller Ausschüsse einberufen, um zu den Präsidial- wahlen für die „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" Stellung zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit habe ich erklärt, dass ich nach dem Gange der Ereignisse in der letzten Zeit meine Tätigkeit als Generalsekretär des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten" nach Ablauf der gegenseitigen Verpflichtungen für beendet halten müsse. Ueber die Motive, welche mich zu diesem Schritt bewogen haben, gehen die widersprechendsten Gerüchte um. Desgleichen beweisen mir Zuschriften aus dem Kreise der Mitglieder, dass eine Legendenbildung meine Handlungs- weise zu verdunkeln beginnt. !) Herr Dr. Alfred Berliner, Grunewald, der Vorsitzende der Orchideen- Abteilung, ist laut Satzungen bereits Mitglied des Präsidiums. In eigener Sache. 531 Ich gebe daher im nachfolgenden unter Ausschaltung alles Persönlichen die Gründe an, welche mich zur Abgabe meiner Erklärung bewogen haben: 1. Bei der vorbereitenden Arbeit für die Präsidialwahlen ist im Vor- stande das bisher stets geübte Verfahren der gemeinsamen Beratung und Beschlussfassung beiseite gesetzt und von drei Vorstands- mitgliedern in rücksichtsloser Weise das Interesse einer bestimmten Gruppe in den Vordergrund geschoben. Aus diesem Grunde wurden meine Vorschläge vom 9. und 24. Oktober „die gesamten Ausschüsse des Vereins einzuberufen und näher von mir bezeichnete Persönlichkeiten aus der Gärtnerwelt für das Präsidium mit in Aussicht zu nehmen" nicht einmal diskutiert. Die Folge davon waren die betrübenden Vorgänge in der nun dem Vorstande abgezwungenen Sitzung aller Ausschüsse am 9. Dezember und in der ausserordentlichen Generalversammlung am 13. Dezember. 2. Am Tage vor der Sitzung aller Ausschüsse am 9. Dezember wurde mir von einem Vorstandsmitgliede nahegelegt, bei der Debatte über die Präsidialwahlen ja den Mund zu halten, da sonst von einer An- stellung eventuell mit fünfjähriger Dauer schwerlich die Rede sein könnte. Die Antwort auf diese Zumutung war meine Erklärung am folgenden Abend. 3. Der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues" wird von einem Vor- stand geleitet, der aus folgenden Mitgliedern besteht: 1 Direktor 2 Stellvertretern 1 Generalsekretär 1 Schatzmeister. Diese fünf Herren bilden „zusammen den Vorstand" und werden laut § 25 des Statuts am Tage der Jahresversammlung durch Stimm- zettel gewählt. Innerhalb des Vorstandes haben alle die gleichen Rechte. Nun hat sich der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in eine „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft" umgewandelt. Die Um- wandlung tritt am 1. Januar 1911 in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an treten auch die neuen Satzungen in Wirksamkeit. In diesen neuen Satzungen ist laut § 15 kein Generalsekretär in dem bisherigen Sinne vorgesehen, sondern nur ein oder mehrere Geschäftsführer. Diese werden aber nicht mehr gewählt, sondern von dem geschäftsführenden Präsidium angestellt. Die innere Konstruktion des Amtes des General- sekretärs ändert sich also von Grund aus; aus einer gleich- geordneten Stellung wird eine untergeordnete. Trotz dieser neuartigen Stellung hat man es bis zum heutigen Tage nicht für nötig befunden, mit dem derzeitigen Generalsekretär 532 Schulgärten und Kindergärten. diese Wandlung in der Bedeutung seines Amtes auch nur mit einem Sterbenswörtchen zu berühren. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan; Der Mohr kann gehen." 4. Durch den Einzug der mittellosen „Deutschen Orchideen-Gesellschaft" als übermässig bevorzugte Sonderabteilung, durch diese Bildung eines Staates im Staate, ist dauernd in den Verein zur Beförderung des Gartenbaues ein Moment der Beunruhigung und des Misstrauens hineingetragen worden. In dem nun entstandenen Zwiespalt der Interessen wird jede Arbeitsfreudigkeit lahm gelegt, und der Generalsekretär zerrieben. Keiner Partei kann er's recht machen, und was er tut, tut er unter Garantie falsch. Diese Gefahr wird ein bloss angestellter Beamter, den die Ge- schichte des Vereins nicht beschwert, leicht vermeiden. 5. Für die Festsitzung am 13. Dezember (zugleich der 999. Vereins- versammlung) hatte ich vorgeschlagen, die Geschichte des Vereins ohne Zahlen, aber in ihren treibenden Kräften und Gedankengängen aufzuzeigen. Andere Vorträge sollten diesen Kern wie Ranken umgeben. Dieser Vorschlag wurde von einem Vorstandsmitglied robust bekämpft; man behielt nur die Ranken bei, und so kam jene denk- würdige Festsitzung zustande, in der von der Vergangenheit des „Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten" auch mit keinem Worte die Rede war. Dies eine Beispiel für viele. Berlin, den 15. Dezember 1910. Siegfried Braun. Schulgärten und Kindergärten. Von Dr. Heinrich Pudor. Man beginnt heute im Erziehungswesen der lebendigen Anschauung gegenüber der Einprägung toten Stoffmaterials erhöhte Bedeutung zuzuschreiben und bevorzugt bei der Wahl der Erziehungsgegenstände alles, was der lebendigen Anschauung dient. In der Verfolgung dieser Bildungsmethode wird man nicht umhin können, den Schulgarten zu einem organischen Bestandteil der Erziehung zu machen. Das österreichische Volksschulgesetz erklärt bereits den Schulgarten für ein notwendiges Lehrmittel jeder Volksschule und verpflichtet die Gemeinden, jeder Schule ein Stück Gartenland anzuweisen, wenngleich die tatsächlichen Verhältnisse diesen Forderungen nicht völlig entsprechen. Ein wirklicher Schulgarten muss so beschaffen sein, dass jedem Schüler ein Beet angewiesen wird, das er selbst zu bewirtschaften hat. Dabei ist ein förmlicher Entwicklungsgang zu erstreben, so gut wie bei anderen Erziehungsfächern. Dies lässt sich erreichen dadurch, dass der Schüler jedes Jahr andere Pflanzen heranziehen muss, während das Ganze der von allen Schülern zusammengenommenen, heranzuziehenden Pflanzen einen vollständigen Zier- und Nutzgarten ergeben muss. Dem Kindesalter Schulgärten und Kindergärten. 533 können die Blumen, dem Knabenalter können die Gemüse, dem Jünglings- alter die Bäume zur Kultur überlassen werden. Aehnlich wie der Gesang- lehrer das Singen, hat der Gartenlehrer das Gärtnern den Schüler zu lehren, obgleich es wünschenswert wäre, wenn der Klassenlehrer den Garten- unterricht mit übernehmen würde. Die Vorteile der Einrichtung eines Schulgartens mit Schülerbeeten und des Gärtnerns als eines Unterrichtsgegenstandes sind bedeutende, ja in ihrer Bedeutung im voraus gar nicht zu übersehende. Diese Bedeutung erstreckt sich nämlich nach den verschiedensten Richtungen hin. Wir unterscheiden, um einen Ueberblick zu gewinnen, die Bedeutung im allgemeinen und im speziellen. Betrachten wir zunächst die besonderen Vorteile des Gartenunterrichts. Sie erstrecken sich zunächst auf botanisches Gebiet. Die Pflanzenlehre würde nicht mehr nur auf dem Papier, sozusagen am grünen Tisch, gelehrt werden, sondern dort, woher sie kommt, in der Natur, oder wenigstens würde sie dort fussen, und darauf immer, wenn nötig, zurückgreifen können. Es ist ganz unzweifelhaft, dass der Schüler, wenn er mit den Pflanzen nicht nur selbst umgeht, sondern sie aufzieht und pflegt, einen weit tieferen Einblick in ihr Wesen und in die Gesetze ihres Aufbaues und Wachstums erhält, als wenn er sie nur auf dem Schreibpult liegen sieht. (Zum Zweck der Botanikstunden könnten ausser den Schülerbeeten im Schulgarten botanische Sammelgärten angelegt werden.) Und ähnlich auf landwirtschaftlichem Gebiete. Das kommt natürlich namentlich für Landschulen in Betracht. Aber da die Landwirt- schaft die Nährmutter des ganzen Volkes ist, kommt der Unterricht in dieser Richtung auch den Stadtschulen zugute; ja vielleicht wird sich gerade dadurch der heute so oft hervortretende grelle Kontrast zwischen Land- und Stadtbevölkerung, wie er in der Unkenntnis der Stadtbevölkerung gegenüber landwirtschaftlichen Fragen begründet ist, verwischen lassen. In dieser Richtung würde der Schulgarten einen besonderen Landwirtschaftsgarten ent- halten müssen, und Praxis und Theorie müssten hier dem Schüler die nötigen Kenntnisse verschaffen. (Man vergl. hierzu die kleine Schrift: Der Schul- garten als landwirtschaftliches Lehrmittel an der Volksschule von Heinrich Maresch, Winterschullehrer in Pohrlitz, Mähren.) Auch die Zoologie würde Nutzen von dem Schulgarten haben, und der Lehrer der Zoologie könnte viele Tiere, wie Vögel, Schmetterlinge, Käfer, Würmer usw. den Schülern im Leben zeigen. Welchen Vorteil eine solche Methode haben würde, kann man begreifen, wenn man bedenkt, dass es eigentlich Aufgabe der Erziehung ist, die Kinder sehen zu lehren, beobachten zu lehren; dass man aber erst dann, wenn die Kinder beobachtet haben, ihnen Rechenschaft abverlangt, und ihnen zugleich Kenntnis über das Beobachtete vermittelt. Gerade in dieser Hinsicht könnten auch andere Fachlehrer den Schulgarten nutzniessen, oder wenigstens würden die im Zusammenhang mit der Schulgartenbewirtschaftung sich ergebenden Arbeiten eine Anwendung, eine Probe des in den verschiedenen Lehrstunden Gelernten sein, also z. B. des Rechnens, der Geometrie und Planimetrie. Die Mineralogie und Petro- graphie und Geologie würden sogar direkten Nutzen aus dem Schulgarten ziehen können, ähnlich Physik und Chemie. In dieser Beziehung würde der Schulgarten für Realschulen von besonderem Werte sein. 534 Schulgärten und Kindergärten. Weiter hat der Zeichenlehrer Vorteil vom Schulgarten. Man kommt heute mehr und mehr davon ab, nach Gips zeichnen zu lassen, man bevor- zugt das direkte Vorbild der Natur, und man legt den Nachdruck auf die Beobachtung der lebenden Natur. Da ist nun die Blumenpflege geschaffen, sowohl um die Linien, Umrisse, Flächen beobachten zu lernen, als auch um sie nachzeichnen zu lernen. Dazu die Beobachtung der Farben an Blüte und Blatt, und das Wechselspiel der Farben im Frühling, Sommer und Herbst. Was die allgemeineren Vorteile des Schulgartens betrifft, so sind auch diese der mannigfaltigsten Art. Zunächst wird dem Schüler in dem Schul- garten eine Erholung gegeben. Erholung ist die Gartenarbeit für den Schüler schon insofern, als sie einen Wechsel der Arbeit bezeichnet, denn im Wechsel der Arbeit liegt Erholung, und ermüdend wirkt nur die nach .derselben Rich- tung hin fortgesetzte Arbeit. Mit der Erholung geht alsdann die Anregung Hand in Hand. Durch die enge Berührung mit der Natur wird der Schüler im speziellen und im allgemeinen angeregt auf Grund der Anschauung und Beobachtung, wie auf Grund der Selbsttätigkeit. Er wird angeregt zu einem tieferen Erfassen der Natur, und damit wird sein Wissensdurst genährt, die Lust zum geistigen Arbeiten und Schaffen, zum Erkennen und Forschen wird rege. Ferner kann an der Hand der Blumenpflege der Ordnungssinn gebildet werden; der Schüler lernt das Wesen der Ordnung, darin bestehend, dass jedes Ding an seinem richtigen Platz ist. Ebenso wird der Schönheitssinn angeregt, ausgebildet und verfeinert. Denn in der Natur finden wir immer das Vorbild für alle Regeln und Gesetze der Schönheit, aus der Natur entnehmen wir unsere Begriffe von Schönheit, in der Anschauung der Natur bildet sich uns das Schönheitsideal. Das ist für die Erziehung natürlich vom höchsten Werte. Denn welcher Art auch die Schule sei, keinem Schüler wird es schaden, wenn er von Verständnis und von Liebe für das Naturschöne beseelt wird. Und zudem wird es ihm nützen, wenn er die in der Natur ausgeprägten organischen Gesetze kennen lernt, die Gesetze des organischen Wachstums und die Gesetze der Entwicklung, und bei anleitendem Unterricht wird er hier in der Natur, an der Quelle, alle diese wichtigen Gesetze viel leichter und schneller verstehen lernen als aus Büchern und Papieren, ja hier werden sie ihm so recht in Fleisch und Blut übergehen. Ich würde mich auch wundern, wenn der Schüler, indem er die Pflanzen aufzieht, also sie gewissermassen erzieht, daraus nicht auch lernen sollte, sich selbst zu erziehen. Denn jede Erziehung ist nur möglich auf Grund der Selbsterziehung; auf diese Selbsterziehung aber wird die Pflege der Blumen und Pflanzen von förderndstem Einflüsse sein. Ausserdem wird hierbei schon der Grund gelegt zu dem späteren Aufziehen und Erziehen der eigenen Kinder. Sehr wertvoll ist es auch, dass der Schüler beim Gärtnern selbsttätig, ja im gewissen Sinne sogar selbstschöpferisch ist. Er lernt so die Selbst- tätigkeit, die Selbständigkeit. Er bekommt Sinn für das Individuelle. Er ist selbstschaffend und lernt das künstlerisch Selbstschöpferische verstehen. Aus der fortwährenden lebhaften Anschauung der Natur in ihrem Werden und Wachsen wird in ihm der Trieb entstehen, einerseits sie zu ergründen, ander- seits aber auch sie nachzubilden. So fassten ja Fröbel und Pestalozzi das Erziehungsprinzip: die Anschauung soll den Schüler selbstschöpferisch machen. Schulgärten und Kindergärten. 535 Endlich wird die Blumenpflege den Schüler veredeln. Sie wird ihn ver- innerlichen. Sie wird sein Gemüt ausbilden und ihm sozusagen Seele geben. Man klagt heute oft, dass man bei der heutigen Jugend Ideale, wo- möglich ausschweifende Ideale, nur selten finde. Nun, gerade das Gärtnern, insofern es den Knaben oder das Mädchen für sich beschäftigt und gleichsam in sich gehen lässt, kann hier abhelfen und hohe, edle Naturen erziehen. Ja, hierin eben, in dem sittenbildenden Einfluss der Blumenpflege, liegt viel- leicht der höchste Wert desselben. Das mögen die Pädagogen nicht übersehen. In vielen skandinavischen Schulen hat man das Gärtnern zu einem wesent- lichen Bestandteil der Erziehung gemacht. Mit vollstem Rechte. Es ist nur zu wünschen, dass die anderen Schulen nachfolgen. Es könnte hierbei in Realschulen der Nachdruck auf das Naturwissenschaftliche, in Volksschulen auf Gemüse- und Obstbau, in Landschulen auf die Landwirtschaft, in Gewerbe- und Kunstschulen auf die ästhetisch-künstlerische Seite, in allen aber einer- seits auf die hygienische, anderseits auf die sittenbildende Seite gelegt werden. Hier haben wir einmal ein Mehr von Erziehungsstoff, das keine Mehrbelastung, sondern eine Entlastung im Gefolge hat, zumal es im Frühling, Sommer und Herbst am Platze ist. Betrachten wir nunmehr die hygienische Bedeutung der Frage. Seit mehreren Jahren ist auf dem pädagogischen Gebiete in Deutschland eine Bewegung in Fluss, welche dafür eintritt, dass auf der Schule nicht nur der geistigen, sondern auch der körperlichen Ausbildung des Schülers Rechnung getragen werde, zumal ja der Geist an den Körper gebunden und vom Körper abhängig sei. Hierher zielt die Bewegung für Jugend- und Volksspiele, an deren Spitze der Abgeordnete v. Schenckendorff steht. Man sucht die Turn- stunden zu vermehren, und man strebt danach, freie Nachmittage zum Spiel- betriebe zu gewinnen. Auf der anderen Seite tritt man dafür ein, die Haus- arbeiten zu beschränken und womöglich ganz fortfallen zu lassen. Die Schulgesundheitspflege und Schulhygiene gewinnt ebenfalls mehr und mehr an Bedeutung. Im Zusammenhang hiermit steht die Bewegung, welche für Schulgärten und Schülerbeete eintritt. Das Gärtnern ist eine der gesündesten Leibesübungen, hauptsächlich deshalb, weil es nicht einseitig den Körper beschäftigt, sondern harmonisch denselben ausbildet. Sämtliche Sports leiden mehr oder weniger unter dem Uebelstande, dass sie gewisse Organe, Muskeln und Sehnen zuungunsten anderer ausbilden. Eigentlich ist nur das Schwimmen eine Leibesübung, welche den Körper, ähnlich wie das Gärtnern, harmonisch ausbildet. Auch das Turnen leidet mehr oder weniger unter besagtem Uebel- stande, namentlich wenn es so, wie heute in den Schulen üblich, betrieben wird. Viele Spiele beschäftigen gewiss auch den Körper nach den ver- schiedensten Richtungen; und wenn sie für sich das Gute haben, dass sie den Gemeinsinn fördern und zu gewissen sittlichen Tugenden (Entschlossenheit, Zielbewusstsein, Tatkraft usw.) ausbilden, so kommt bei dem Gärtnern eben wiederum in Betracht, dass es auf das Gemüt, auf Vertiefung und Verinner- lichung des Betreffenden den wünschenswertesten Einfluss ausübt. Das, was aber hauptsächlich zu bedenken ist, ist dies, dass das Gärtnern im allgemeinen nicht anders als in der frischen Luft ausgeübt werden kann, während der Wert des Turnens gerade dadurch illusorisch wird, dass es zu gewissen Jahreszeiten nur im geschlossenen Räume gepflegt werden kann. Die Jugend, 536 Preisverteilung auf der Monatsversammlung am 24. November 1910. welcher reine Luft am nötigsten ist zur Erhaltung der Gesundheit und zur Pflege des Wachstums, ist für die meisten Stunden des Tages in staubige Schulzimmer gebannt. Wenn es nun gelingt, einzelne Teile des Unterrichts, wie den naturkundlichen Unterricht, mit dem Gartenunterricht zu vereinigen oder auch teilweise wenigstens im Schulgarten vorzunehmen, so ist für die Gesundheit unserer Jugend viel gewonnen. Und wenn wirklich, wie es das österreichische Volksschulgesetz wenig- stens auf dem Papiere verlangt, der Unterricht in der Blumenpflege und in der Gemüsezucht zu einem organischen Bestandteil des Volksunterrichts erhoben wird, so ist ebenfalls für Gesundheit unseres Volkes sehr viel gewonnen, abgesehen, dass auch gewisse soziale Schäden günstig beeinflusst, d. h. gemildert werden. Der Mensch ist weder etwas Geistiges, noch etwas bloss Körperliches, er ist etwas Ganzes von Körper und Geist und muss so gebildet und erzogen werden. Kaum eine menschliche Tätigkeit gibt es aber, bei der das Geistige und das Körperliche eine so innige Verbindung eingeht, wie bei den Gärtnern. Man weiss hier selten zu sagen, wo das Gemütliche, Seelische und Geistige aufhört und das Körperliche anfängt. Damit ist aber ein geradezu ideales Mittel der Erziehung gegeben. Die Schule soll zum Leben erziehen, sagt man mit Recht. Man soll deshalb dem Kinde nicht bloss fertige Begriffe übermitteln, sondern man soll es anleiten, selbst die Begriffe zu bilden. Das heisst, man soll es zur Anschauung und Beobachtung erziehen. Auch hierzu ist der Gartenunterricht wie geschaffen. Endlich seien noch kurz die vom Verfasser angeregten und zum ersten- mal auf der Deutschen Armee-, Marine- und Kolonialausstellung in Berlin- Schöneberg 1907 in Beispielen dargestellten Gärten für das Kind erwähnt, die von dem Gedanken ausgehen, dem Kinde einen Garten zu geben, in dem es selbst und allein Herr ist. Verfasser hofft, dass ihm seitens der Gemeinde- verwaltungen Gelegenheit gegeben wird, diese „Gärten für das Kind" in öffentlichen Parks oder Anlagen einzurichten. Preisverteilung auf der Monatsversammltmg am 24. November 1910. Die unterzeichneten Preisrichter haben folgende Preise zuerkannt: Herrn Gärtnereibesitzer Kiausch in Zehlendorf für Cyclamen die gol- dene Vereinsmedaille; Herrn Gärtnereibesitzer Friedrich in Franz. -Buchholz für Cyclamen die silberne Medaille; Herrn Florist Bornemann in Blan- ken bürg a. H. für abgeschnittene einfache Chrysanthemum ein Ehren- diplom; Herrn Gärtnereibesitzer Severin in Kremmen für bunten Kohl „Ex- celsior" ein Ehrendiplom. Fr. Weber. H. Jancke. H. Weidlich. Wilh. Ernst. Für die Redaktion verantwortlieh: Siegfried Braun, Generalsekretär des Vereins z. B. d. G., Berlin N. Invalidenstrasse 42, Amt III, 4038. Druck von Rudolf Mosse in Berlin. VII aller Art, Gartenkübei in allen Grössen, äusserst gediegenes Fabrikat und trotzdem sehr billig, weil Massenfabrikation. Einfache und ver- zierte Kübel für Balkons, Veranden usw. in grosser Musterauswahl. 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