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ye zum sage pegen ‘Sehddtinge und. aD Ungezicfer der Obstddume!. “43.
eine pbeietont die nicht zu bewaltigen ist, und Kosten, welche
die Eintraglichkeit des Obstbaues in Frage stellen. Deshalb = soll
man dahin streben, modglichst wenige Bekampfungsmittel
anzuwenden, deren jedes gleich eine Anzahl von Schadlingsarten vernichtet;
In dieser Richtung ist zu arbeiten ... Karbolineum, fiir die Ruhezeit der
Baume moglichst spat, dicht vor Austrieb anzuwenden, - ver-
nichtet Moose, Flechten, Pilze, Fusicladium, Stachelbeermeltau, Krebs,
Schildlause, Blattlauseier, Schmetterlingseier, und halt durch seinen lang-
andauernden Geruch die eierlegenden Schadlinge ab, die gespritzten Baume
..zu befliegen. Es muss méglichst spat angewendet werden, da Insekten-
eier und Pilzsporen um so empfindlicher werden, je mehr ihre schtitzende
Oberflachenschicht verwittert ist und je naher sie dem Auskriechen bzw.
dem Auskeimen kommen.
Derselbe Besitzer fihrt in Nr. 7 von 1916 der von der Landwirtschafts-
kammer fur die Provinz Brandenburg herausgegebenen Mitteilungen fir
Garten- und Obstbau aus: Es ist zweckmassig, mit Karbolineum so spat
als moéglich grtndlich und sorgfaltig zu spritzen. Die Blattlauseier sind
ebenso wie die Eier vieler anderen schadlichen Insekten mit einer fettigen
Wachsschicht bedeckt, die sie vor der Einwirkung der Atmospharilien
und der Spritzmittel schutzt. Diese Wachsschicht wird nun im Laufe der
Wochen und Monate durch Verwitterung immer weniger widerstandsfahig,
so dass die Einwirkung vor dem Ausschlipfen am empfindlichsten ist. Die
seifenhaltige Emulsion benetzt die Eier um sorbesser, je weiter die Verwitte-
rung des schutzenden Ueberzuges fortgeschritten ist. Benetzung aber ist
-natiirlich Voraussetzung fiir die Wirkung des Mittels. Ein benetztes Ei
Stirbt sicher ab.
Die vorbeugende Bekampfung der Blattlause durch Karbolineum hat noch
den grossen Vorteil, dass sie gleichzeitig zahllose andere Schadlinge mit
abtétet, wie z. B. Frostspanner, Ringelspinner und andere, die als Eier an
den Baumen haften, aber auch pflanzliche Feinde, wie Meltau, Krebs, Schori-
pilz, amerikanischen Stachelbeermeltau usw. Diese Bekampfungsart wird
dadurch verhaltnismassig sehr billig, dass sie so verschiedenartige und zahl-
reiche Schadlinge zugleich fasst. Ich habe die Ueberz Zzeugzung ge-
wonnen, dass energische Winter- und Friihjahrsspritzung mit Karbolineum
das zweckmassigste und dankbarste aller Schadlingsbekampfungsverfahren
ist, so dass man ihr nicht genug Aufmerksamkeit und Sorgfalt zuwenden
kann. Ich verwende tbrigens nicht die fertigen, kauflichen Karbolineum-
praparate, weil sie einerseits zu teuer, anderseits in ihrer Zusammensetzung
unbekannt sind. Ich verwende aber grundsatzlich niemals ein Geheimmittel,
dessen Zusammensetzung ich nicht kenne. In meinem Betriebe wird das ge-
woOhbnliche, billige Handelskarbolineum (aus der chemischen Fabrik von
_ Schering, Berlin) verwendet. Von diesem werden 110—115 Teile emulgiert in:
einer 5 %igen Schmierseifelésung, was sich sehr leicht bewerkstelli-
gen lasst.
Ebenso dussert sich Emil v. Littassy-Auenhof (Worthersee) im
»Erfurter Fiihrer“ vom 18. Marz 1917 und vom 22. April 1917:
_ Karbolineum’), richtig angewendet, versagt nie. Leider konnte. ich
mich lange von dem Wahn nicht befreien, dass gegen Fusicladium nur die
Y) Fabrikat Arbolineum aus der chemischen Fabrik von Webel in Mainz.
TE ase Ld etary Ra pan
- Sar Pat: Need , 0, % <9 (ns ~ an rhea
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46° ‘Auf zum KGa gegen Schédlinge und t aeettater wer Obsteduine! igi
Kupferkalkbrithe schiitzt. Habe Baume, die an dieser Krankheit litten, der
Karbolineumbehandlung entzogen; die Folge war: Fusicladium blieb weiter,
und alle tierischen Feinde machten sich auf diesen Baumen breit. Nachdem
ich iiber diesen Irrtum durch Schaden belehrt wurde, spritze ich alle Baume
mit Karbolineum und stelle die Tatsache fest, dass ich seit fiinf Jahren an
keinem Baume Ungeziefer und keine einzige madige Frucht gefunden habe
unter mehreren tausend Friichten. Das Karbolineum, im Winter und Frih-
jahr zehnprozentig angewendet, totet alles, was dem Baume schadlich ist.
Im Sommer “—1% damit gespritzt, ist es ein vorbeugendes Mittel — es
schreckt alle tierischen Feinde ab —; dies ist eine Tatsache, an der nicht zu
rutteln ist. Ich spritze Mitte Marz zehnprozentig und wasche die Baume
formlich ab mit der Briihe, der ich Leimwasser beimische wegen langerer
Haltbarkeit (auf 10 1 etwa 10 g Leim). Wenn die Bltttenknospen sich zu ver
dicken anfangen, spritze ich mit finfprozentiger und kurz vor dem Aufbltihen
mit 2—3prozentiger Briuhe. Von da ab stets, wenn langere schone Witterung
vorauszusehen ist, “prozentig; spater, wenn die Triebe erstarken und die
Blatter ganz ausgebildet sind, einprozentig; stets nach Sonnenuntergang.
Aehnlich aussert sich Jorg Geuder, ein alter, erfahrener Praktiker,
im ,,Praktischen Ratgeber“ vom 25. Februar 1917 und vom 24. Februar 1918.
Wenn ich mich auch nicht gerade auf den Standpunkt stellen will, dass
einwandfreies Karbolineum — richtig angewendet — ein Universalmittel
gegen alle pflanzlichen und tierischen Schadlinge im Obstbau sei und alle
anderen Bekampfungsmittel einfach ausschliesse, so komme ich doch nach
meinen eigenen langjahrigen Erfahrungen und den Mitteilungen erfahrener,
ernster Praktiker um die Tatsache nicht herum, dass Karbolineum Stoffe
enthalt, die in der Praxis bereits anerkennenswerte Erfolge erzielt haben.
Der Einwand, dass nach Karbolineumbehandlung verschiedentlich Ver-
brennungen auch an den Pflanzen aufgetreten sind, ist nicht ausreichend,
dieses Mittel einfach auszuschliessen; denn wir benutzen es ja gerade des-
halb, weil es verbrenend auf die Schadlinge wirkt und wirken soll; wir
mtissen «ben lernen, es in solcher Form und zu solcher Zeit anzuwenden,
dass nur die Schadlinge und nicht die Pflanzen zerstért wer-
den. Auch Kupfervitriol und Uraniagriin wirken verbrennend _ die
Pflanzen, wenn sie nicht richtig angewendet werden.
Es muss befremden, dass die Biologische Anstalt in ihren Flupblatiern
das Karbolineum iiberhaupt nicht erwahnt und lediglich ,die alten be-
wahrten Mittel“ empfiehlt; ich glaube, dass in nicht zu ferner Zeit auch
Karbolineum zu diesen ,alten bewahrten Mitteln“ gehoren wird. popes
Als Entschuldigung fir diese Zuriickhaltung wird geltend gemacht, dags
Karbolineum in einigen hundert Fabriken hergestellt werde, deren jede ein
anders zusammengesetztes Fabrikat mit dem verschiedensiten Wasserzusatz
anfertige, dass Karbolineum je nach dem Ausgangsmaterial und dem bei der
Destillation angewendeten Hitzegrad ganz verschiedene Stoffe enthalte,
welche auch in ihrer Wirkung auf die Pflanzen und Schadlinge verschieden
‘seien, und dass demnach dem Karbolineum eine der Grundeigenschaf-
ten von Bekampfungsmitteln, die feste, gleichbleibende Zusam-
mensetzung, fehle. Weiter wird eingewendet, dass es nicht Aufgabe der
‘Biologischen ‘Anstalt, sondern die des Chemikers sei, das Karbolineum auf
seine Bestandteile hin zu priifen. Die Biologische Anstalt kann doch aber
erfolgreich nur im Zusammenarbeiten mit dem Chemiker arbeiten:
4 :
4 7 ‘
aX
Ich kann alle diese Einwendungen nicht anerkefinen, meine vielmehr,
dass sich die Forschungsinstitute auf folgenden Standpunkt stellen miissten:
In verschiedenen in den Handel gebrachten wasserléslichen Kar-
bolineumsorten sind Stoffe enthalten, welche sich als wirksame Schadlich-
keitsbekampfungsmittel bewahrt haben; als solche Stoffe sind festgestellt
a, b, c mit x Prozenten. Es muss von den Fabriken erwartet werden, dass
sie in ihren Fabrikaten das Vorhandensein dieser Stoffe gewahrleisten,
und weiter, dass darin ausser chemisch gebundenem Wasser kein weiteres
Wasser enthalten sein darf.
Alsdann ist es Sache und Aufgabe der Verbraucher, nur solche
Fabrikate zu kaufen, die unter dieser Gewahrleistung in den Handel gebracht
werden. Nur auf diese Weise wird es allmahlich méglich werden, zu geord-
neten Verhaltnissen zu gelangen.
Neue Mittel nach ihrer Zusammensetzung und auf ihre Wirksamkeit zu
prifen, ist in erster Linie Aufgabe der Versuchs- und Lehranstal-
ten. Verhalt sich die Biologische Anstalt in der Karbolineumfrage auch
ferner véllig ablehnend, so werden die Verbraucher sich zusammenschliessen
- und auf anderem Wege versuchen mtssen, die Frage in der angedeuteten
Richtung zur Lésung zu bringen. Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft
wiirde sich ein grosses Verdienst erwerben, wenn sie hierzu ihre Hand
bieten und sich an die Spitze einer entsprechenden Bewegung stellen wiirde.
Ich komme nun auf meine im Anfang gemachten Ausftthrungen zuriick,
dass fur die Besitzer kleinerer Anlagen die empfohlenen Mittel praktisch
ausfuhrbar, preiswert und unter Gewdahrleistung leicht zu beschaffen sein
miussen. Wenn 1000 Besitzer je ein Pfund Quassia-Nikotin-Extrakt oder je
zehn Liter Karbolineum usw. einzeln bestellen, sind sie fiir den Fabrikanten
und Handler nur kleine Klepper, die besondere Bedingungen nicht: stellen
durfen. Werden diese 1000 Pfund usw. aber durch eine Sammelbestel-
lung aufgegeben, so tritt dem Fabrikanten gegeniiber ein Kunde auf, der
berechtigt ist, wegen des Preises und wegen Gewdahrleistung in besondere
Verhandlungen einzutreten. Untersuchungen ter gewdahrleistete Eigenschaf-
ten und Bestandteile lassen sich dann auch ohne unverhaltnism4assige Kosten
fir den éinzelnen ausfthren.
Die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft hat bisher die Pflege idealer Be-
‘Sstrebungen weit.in den Vordergrund gestellt, was auch berechtigt erschien,
da wir Jahrzehnte hindurch in einer ippigen Wohlhabenheit lebten. Die Ver-
haltnisse haben sich geandert; wir sind ein in der Verarmung schnell vor-
warts schreitendes Volk geworden und werden deshalb in der Zukunft die
wirtschaftliche Frage auch gebtthrend beachten mitissen. Ich stelle deshalb
zur ernsten Erwagung, als weiteren Zweck der Gesellschaft auch die Fér-
derung des Gartenbaues in wirtschaftlicher Beziehung festzusetzen.
Es wird alsdann zu erstreben sein, Fiihlung mit anderen grossen Ver-
banden zu suchen und gemeinschaftlich mit ihnen Bedingungen festzulegen,
unter welchen Schadlichkeitsbekampfungsmittel von den Fabriken bezogen.
werden sollen. Fiir die Mitglieder der D. G. G. wiirden die Bestellungen zu
sammeln und listenweise aufzugeben sein. Alsdann bekamen die einzelnen
Interessenten die Biirgschaft, dass sie brauchbare und preiswerte Mittel
unter Gewdhrleistung fiir die’ Bestandteile ‘erhalten.
~h) Spritzen. Sollen nun die Bekampfungsmittel auch immer zur rechten ‘Zeit
und wirksam angewendet werden, sind hierzu gute Spritzen erforderlich. [ch
48 Grundsdatze fiir’ Einrichtung und Betrieb staatlich anerkannter Gdrinerschulen.
Selbst benutze seit zehn Jahren eine Spritze von Holder, mit der ich im
allgemeinen zufrieden bin, nur besteht der Uebelstand, dass sie zur Repara-
tur’ sehr. weit verschickt werden muss und dass Ersatzteile hier nicht zu
haben sind; ich habe sie vor fiinf Jahren zur Reparatur einsenden miissen
lind muss. es jetzt wiederholen. Deshalb habe ich mir vor‘fiinf Jahren eine |
zweite Spritze bei Fritz Altmann & Co. in Berlin-Weissensee giekauft,
mit der ich ausserordentlich zufrieden bin und bei der ich kleine Repara-
turen und Ersatzteile schnell haben kann. Die meistgebrauchlichen Spritzen
von etwa 20 Liter Inhalt sind viel zu schwer und kénnen nur von einem
kraftigen Manne gehandhabt werden. Dass sich mehrere Besitzer eine ge-
‘meinschaftliche Spritze halten, ist nicht allzusehr zu empfehlen, weil man
sie haufig sehr schnell zur Hand haben muss. Fur die Besitzer kleinerer
Anlagen bis etwa einen Morgen geniigt eine Spritze von etwa 10 1, und fir
solche bis etwa einem halben Morgen eine zu 71 Inhalt. Wenn hierbei auch
ein 6fteres Fullen und Aufpumpen nétig wird, so tauscht man hierfiir doch
den grossen Vorteil ein, dass die Spritze auch von schwdcheren Personen
bedient werden kann und nicht eine zu grosse Anstrengung-erfordert. Von —
der Beschaffung der Spritzen gilt dasselbe, was ich vorher itber die Be-
schaffung der Spritz mittel gesagt habe. Auch auf diesem Gebiete wirde
sich die D. G. G. ein grosses Verdienst erwerben, wenn sie mit in der Pro-
vinz Brandenburg ansdssilgen leistungsfahigen Fabriken tiber den Bau guter
Spritzen in Verhandlungen eintreten und dann Bestellungen von den Mit-
gliedern sammeln wtrde. 100 Spritzen koénnen nattrlich billiger gebaut wer-
den, als wenn nur eine in Auftrag gegeben wird; ausserdem wurde hiermit
aber der grosse Vorteil verbunden sein, dass alsdann fir alle diese Spritzen
einheitliche Ersatzteile leicht zu erhalten sind.
Ich schliesse meine Ausfithrungen mit dem Wunsche, dass wir uns be-
mtihen wollen, zur Hebung des heimatlichen Obstbaues unsere Beobachtun-
gen und Erfahrungen in der Zukunft fleissig auszutauschen; hierbei werden
wir fiir alle Anregungen dankbar sein, die uns die D. G. G. vermittelt.
Grands&tze fiir die Einrichtung und den Betrieb _
staatlich anerkannter Fortbildungsschulen far Gartner
(Gartnerschulen). (Fortsetzung).
Veranstaltungen, die der fachlichen Fortbildung von Angehérigen des
Gartnerberufs zu dienen bestimmt sind, miissen kiinftig zur Erlangung der
staatlichen Anerkennung als éffentliche Fortbildungsschule fiir Gartner hin- —
sichtlich ihrer Einrichtung und ihres Betriebs nachstehenden Anforderungen
genieen.
V. Schuleinnietitane:
Die Unterrrchts dau er der Fortbildungsschule fur Gartner, d. h.
die Zeit, die im normalen Unterrichtsverlaufe zur Erledigung des Lehr-
pensums notwendig ist, umfasst drei Jahre. Die jahrliche Unterrichtszeit
betragt mindestens 240 Stunden, die im allgemeinen auf 35 bis 40 Wochen zu
verteilen sind. Die Zahl der wéchentlichen Unterrichtsstunden betragt dem-
nach in der Regel 6 bis 7. Es ist statthaft, die Unterrichtszeit wahrend der
arbeitsreichen Monate zu vermindern, wenn sie in der arbeitsstillen Leit
* Grandsdtze: fiir Einrichtuny und Betrieb ‘staatlich anerkannter Gartnerschulen. 49
Sat Jute ee eo Oe
SR at ed =
entsprechend erhéht wird’). Es’ empfiehlt-sich, den. Unterricht auf Zwei Tage
in der Woche zusammenzulegen. Der Unterricht soll um 8 Uhr nachmittags
spatestens beendet sein, -
Entsprechend der dreijahrigen Uiereicntedauer. sind die Schiler. auf
drei Jahreslehrgange zu verteilen. Wo es die Verhaltnisse gestatten | (Vor+
handensein der Lehrkrafte, Schulraume und Mittel), hat der Unterricht in drei;
getrennten Klassen zu erfolgen; wo dies nicht méglich ist, tritt Gruppen-
unterricht in kombinierten Klassen ein. Getrennter Klassenunterricht ist
einzurichten, wenn die Zahl der in einer Klasse zu-unterrichtenden Schiiler
. verschiedener Jahrgange 25 itbersteigt. Steigt die Schiilerzahl einer Jahres-
klasse tiber 35, so muss die Einrichtung von Parallelklassen erfolgen.:
Hiernach sind folgende Méglichkeiten fiir die ED ESD der
~Schitiler in Klassen gegeben:
a) drei vollstandig getrennte be cwcn. qereg jede die
Schiler-eines- Jahrgangs umfasst [Unterstufe (U), Mittelstufe ee und
Oberstufe (O)]..
b) zwei vollstandig getrennte Klassen, und zwar :
Unterklasse (U) mit den Schilern des ersten (jungsten) Jahr-
ganges als Vorbereitung zur Oberklasse,
Oberklasse (M u. O) mit den Schtilern des zweiten und icuen
Jahrganges, wobei dann nach Méglichkeit Gruppenunterricht Platz
“zu greifen hat, e.
ce) eine gemeinsame Klasse fir alle. Schiiler (U, M Uc OFF mit
drei selbstandigen Jahreslehrgangen, ‘die wenigstens in den fach-
“wissenschaftlichen oo hach eMC eVCnRCH Gruppenunterricht
erhalten. :
Die Aufnahme eines Sens co in ee Regel in die unterste Klasse
zu erfolgen; der Eintritt in eine héhere Klasse setzt also voraus, dass die
vorhergehende durchgemacht ist. Ausnahmen sind bei fortgeschrittener all-
gemeiner und fachlicher Bildung oder bei_ vorangegangenem Besuch einer
angers Fortbildungsschule oder ahnlichen Anstalt zulassig.
- Die Einrichtung von Uebergangs- (Versetzungs- )Priifungen ist erwiinscht.
Am Schlusse des ganzen (dreijahrigen) Lehrganges ist eine Entlassungs-
prufung abzuhalten, der sich alle in Betracht kommenden Schuler zu unter-’
ziehen haben.
Das Schuljahr beginnt im Ae: oder im Oktober. Die Sén ans
ferien sind in die Hauptbetriebszeit des praktischen Gartners Oiaten
April bis Mitte August) zu legen. :
An Sonntagen ist die Erteilung von Unterricht, soweit sie gesetz-.
lich uberhaupt zulassig’) ist, nach Moglichkeit zu vermeiden und gegebenen-
falls auf die Vormittagsstunden zu beschranken.
~ Um den regelmassigen Besuch der Fortbildungsschule und die Auten
erhditung der Ordnung zu gewahrleisten, ist eine Schulordn ung yom:
_. 4). Diese Bestimmung gewinnt besondere Bedeutung fiir Schulen, bei denen der Be-.
suchszwang auf Grund gesetzlicher Bestimmungen iiber die Verpflichtung zum Besuche'’
1andlicher Fortbildungsschulen eingefihrt ist, da diese Gesetze die Besuchspflichit aut
das Winterhalbjahr beschranken. i
Seah Die Gesetze, betr. die Verpflichtung zum Besuche landlicher Fortbildungsschulen
in. den Provinzen Hessen-Nassau, Hannover und bs sicuags ‘untersagen sad Fortbifdungs-
schulunterricht an Sonntagen. aS is
Schulunternehmer nach Anhorung des Beirats zu erlassen, die auch Angaben
tuber Ordnungsstrafen zu enthalten hat.
VI. Lehrplan (Unterrichtsfacher).
Dem Unterricht ist ein von der Aufsichtsbehérde zu genehmigender
Lehr- und Stundenplan, der eine Aufzahlung und Gliederung des
in den einzelnen Klassen (Gruppen) zu behandelnden Stoffes gibt, ‘zugrunde
zu legen.
Der Unterricht hat sich auf folgende Facher zu erstrecken:
1. Chemie mit Dtngerlehre,
2. Botanik und Pflanzenbaulehre,
3. Obst- und Gemiisebau,
4. Handels-, Geschafts- und Birgerkunde fiir Gartner, cinschliesslich
Deutsch, Rechnen und Buchfthrung,
5. Fachzeichnen, einschliesslich Feldmessen und Raumlehre.
Erwinscht ist auch die Einrichtung von Turn- und Spielunterricht, wenn
die Jahresstundenzahl uber 240 hinausgeht. |
: Der gesamte Unterricht ist auf beruflicher Grundlage zu
erteilen, so dass beispielsweise auch dem Unterricht im Rechnen und der
Buchfihrung stets Stoffe zugrunde gelegt werden, die mit dem gartnerischen
Berufe zusammenhangen. Ebenso sind die schriftlichen Arbeiten so anzu-
legen, dass sie eine Anwendung des im.Fachunterricht behandelten Stoffes
bringen (u. a. gartnerischer Briefwechsel). ; |
Zur Ueberwachung der ordnungsmassigen Durchfiihrung des Lehrplans
sind regelmassige Lehrberichte zu erstatten (Fiihrung von Aufgabenbichern).
Der Unterricht in Chemie (Dingerlehre) und Botanik (Pflanzenbau) ist
zur Sicherung eines guten Unterrichtserfolges méglichst in die Hand eines
Lehrers zu legen. ;
VII. Lernmittel. |
- Jeder Schiiler oder sein Arbeitgeber hat entsprechend der statutarischen —
Bestimmung die an der Schule eingefithrten Lernmittel — Schreib- und.
Zeichenmaterialien, Vordrucke, Hefte, Bucher usw. — in der Regel auf seine ©
Kosten anzuschaffen. Es ist darauf zu achten, dass die dadurch entstehenden
Ausgaben moglichst niedrig bleiben.
Die Einfithrung neuer Lernmittel ist der Schulaufsichtsbehérde anzu-
zeigen. Diese ist befugt, die Benutzung bestimmter.Lernmittel zu unter-
sagen. ;
VIII. LehrkrAafte.
Zur Erteilung des Unterrichts sind Pers6énlichkeiten’) zu gewinnen, die
nicht nur den zu behandelnden Stoff beherrschen und mit den Bediirfnissen
des Gartnerberufs vertraut sind, sondern auch Geschick und Erfahrungen
im Unterrichten wie in der erziehlichen Beeinflussung der schulentlassenen —
Jugend besitzen. a
An kleineren (einklassigen) Schulen wird es méglich sein, den gesamten
Unterricht durch Hilfslehrer (im’Nebenamt) erteilen zu lassen, von
5)-Massnahmen zur Heranbildung geeigneter Fachleute fiir die Erteilung des Unter: °
richts an den Gartnerschulen bleiben vorbehalten. |
oe Grund ‘sdtze jy Et aehteng: ne. Reiriet ‘staatlich anerkannter Gdrtnerschulen. 51
;
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™ ‘ar Wi iat ted
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denen einer zugleich mit der Schulleitung zu beauftragen ist. Fir
gréssere (mehrklassige) Schulen ist anzustreben, dass mindestens der Schul-
_leiter im Hauptamt bestellt wird; dies wird in der Regel zweckmassig der
Lehrer fiir den gartnerischen Fachunterricht sein mussen.
Die Anstellung solcher hauptamtlichen Fachlehrer
(Schulleiter) hat der Schulunternehmer gegebenenfalls im Einvernehmen mit,
der Landwirtschaftskammer (Gartnereiausschuss) zu bewirken. Hierbei ist
ein Uebereinkommen tiber die Heranziehung der Fachlehrer zur Wander-
_lehrtatigkeit innerhalb des Schulbezirks wahrend der unterrichtsfreien Zeit
‘zu treffen, um so eine fiir Schule und Lehrer wie fiir die gartnerische Praxis
winschenswerte Verbindung und wechselseitige Forderung zu erreichen.
Die Anstellung hauptamtlicher Lehrkrafte bedarf der Bestatigung des_
Ministers fiir Landwirtschaft, Domanen und Forsten; es bleibt vorbehalten,
sie demnachst den provinziellen Schulaufsichtsbehérden zu tbertragen,
sobald gentigend pe enrunger tuber die dabei zu _ befolgenden Richtlinien
vorliegen. _
IX. Zulassungsbedingungen.
Ausser den gesetzlich (durch Statut) zum Besuche der Fachtortbildined:
schule fir Gartner verpflichteten Lehrlinge und Gehilfen k6énnen’ alle
sonstigen Angehérigen des Gartnerberufs (auch ungelernte Arbeitskrdfte),
sofern sie das 14. Lebensjahr vollendet haben, zum _Unterrichte zugelassen
werden. Die Aufnahme erfolgt in der Regel nur zu Beginn des Unterrichts-
jahrs. Anmeldungen sind unter Vorlegung des letzten Schulzeugnisses, der
Geburtsurkunde und eines Leumundszeugnisses der Ortspolizeibehérde an
den Schulleiter zu richten, der tiber die Zulassung befindet.
X. Schulzeugnisse.
- Ueber den Besuch der Fortbildungsschule sind den Schiilern beim Ver-
lassen der Schule Zeugnisse (Bescheinigungen) vom Schulleiter auszustellen.
Ein Zeugnis erhalten nur solche Besucher, die den vollen (dreijahrigen)’
Lehrgang durchgemacht haben; bei ktirzerem Besuch ist lediglich eine:
Bescheinigung tber die Dauer des Schulbesuchs auszustellen.
Die Zeugnisse haben neben der Angabe tiber die Zeit, wahrend der die ©
Schule besucht wurde, einen Vermerk dariiber, ob der Schulbesuch regel-.
massig und ptinktlich war, sowie ein Urteil tber das Betragen und die
Leistungen des Schiilers in den einzelnen Unterrichtsfachern zu enthalten.”
Alle zur Foérderung der Gartnerei berufenen amtlichen und privaten:
Stellen sind sich dartiber einig, dass die méglichst liickenlose Heranziehung
samtlicher im Gartnerberufe tatigen jungen Leute (Lehrlinge, Gehilfen ein-:
schliesslich der im vaterlichen Betriebe tatigen Séhne von Gartnern) zum~
Besuche der Fortbildungsschulen fir Gartner dringend erwtinscht und im
_Interesse der Hebung des heimischen Gartenbaues geboten ist. Welche’
_ Versdaumnisse auf diesem bisher arg vernachlassigten Gebiete’ gutzumachen -
sind, erhellt aus der hierunter abgedruckten Uebersicht, die der Gartnerei- ©
_ statistik von 1906 entnommen ist. Neuere Zahlen stehen nicht zur Verfugung. >
Man wird indessen annehmen kénnen, dass die Verhaltnisse in der Zwischen-
zeit eine wesentliche Aenderung nicht erfahren haben.
_ Es kommt deshalb darauf an, tunlichst bald umfassende Massnahmen zur
Forderung: des gartnerischen Fortbildungsschulwesens zu ergreifen und
dabei den Kreis der durch Statut zum Besuche der Schulen zu Verpflichtenden
/
*
52. Grundsdtze-fiir Einrichtung und Betrieb staatlich aterkannter Gartnerschulen.
moglichst weit zu ziehen. Fir diese gleichmassige Erfassung aller in der
Gartnerei beruflich tatigen jungen Leute durch die Fortbildungsschulpflicht
spricht auch der Umstand, dass die neue Entwicklung die bis dahin streng
behiiteten Grenzlinien zwischen Landwirtschaft und Gewerbe auf arbeits-
rechtlichem Gebiete wesentlich abgeschwacht hat und eine Aenderung in
dieser Beurteilung fur die Folge kaum zu erwarten ist.
Als unter die Vorschriften des § 120 der Reichsgewerbeordnung fallend,
kénnen’ im allgemeinen die machstehend aufgefiihrten 10 Grispen
gartnerischer Betriebe, die die amtliche Gartnereistatistik vom 2. as 1906.
unterscheidet, angesehen werden’):
. Baumschulgartnerei (einschliesslich Hiandaerenea ney
. Obst-, Wein- und Fruchttreiberei,
. Gemusegartnerei und -treiberei,
. Samenzuchterei,
. Freilandblumengartnerei und -treiberei,
Oo ab O
schulen),
7. Topfpflanzengartnerei,
8. Schnittblumengartnerei, —
~9. Landschaftsg4rtnerei,
10. Dekorationsgartnerei. | ~ ia ae
‘Demgemass. kann ~ angenommen werden, dass die in gartnerischen
Betrieben in der naheren Umgebung von Stadten (bisher vielfach irrefuhrend
mit dem Sammelbegriff ,Kunst- und Handelsgartnerei“ bezeichnet) tatigen
mannlichen Arbeiter (Lehrlinge und Gehilfen) unter 18 Jahren nach § 120.
der Gewerbeordnung zum Besuche der Fortbildungsschule durch Statut ver-
pflichtet werden kénnen.. Das gleiche gilt fir Gehilfen, Lehrlinge usw. unter
18 Jahren, die in nichterwerbsmassig betriebenen Gartnereien des
Staates, von Gemeinden oder Privater (z. B. von Villenbesitzern) tatig sind.
Zweifelhaft kann diese Frage werden bei Betrieben, die sich ausschliesslich.
und in grossem Massstabe mit solchen Zweigen der Nutzgartnerei befassen,
die der Landwirtschaft im engeren Sinne (feldmassiger Betrieb) besonders:
nahe stehen. Dies wtirde beispielsweise beim Obst- und Gemiisebau zutreffen
kénnen. In solchen Fallen wird indessen die Verordnung tiber Erweiterung.
der Fortbildungsschulpflicht vom 28. Marz 1919 herangezogen werden
kénnen und eine rechtswirksame Ses fiir die Begriadane des Besuchs-
2 aoe bilden.
In der Mehrzahl der Falle dtirfte hiernach in Gon Bestimmungen Bar
Reichsgewerbeordnung und der Verordnung des Reichsministeriums fiir die-
wirtschaftliche Demobilmachung eine ausreichende und einwandfreie recht--
liche Grundlage fir die statutarische Verpflichtung der mannlichen ‘Gartner-
lehrlinge und Gehilfen zum Besuche der Fortbildungsschulen fir Gartner
gegeben sein. Ergeben sich indessen nach Lage der Ortlichen Verhaltnisse’
in dieser Hinsicht Zweifel, so wird es sich in denjenigen Landesteilen, fur
die Gesetze, betreffend die Verpflichtung zum Besuche landlicher Fort-
bildungsschulen, erlassen sind, empfehlen, diese erganzend: heran-
‘zuziehen, die es gestatten, dass auch stadtische Gemeinden von der in, diesen -
is oe ,
cy [Ares
. Pflanzengartnerei (einschliesslich Staudenzuchterei und Rosen
a
6) Vergleiche auch die Entscheidung des Kehaerberees 1. Strafsenats, vom
17. September 1914, verd6ffentlicht im Ministeriatblatt der” SO und Gewerbe-.
Verwaltung 1914,. Seite 510.
PR ober y treats ae he RE ME
hk MD a ht NS a ke
54 Ueber die Befruchtungsverhdltnisse der Tomate.
lich war. Die Bestaéubung war also nur durch Wind oder Insekten mdglich.
Im ganzen wurden in dieser Weise 105 Bliten behandelt. Davon entwickelten
29 Bliiten kleine Friichte, die nur Haselnussgr6ésse bekamen, dann verkiimmer-
ten und abfielen, ohne Samen abgesetzt zu haben. Anderseits setzten nicht-
kastrierte Bliten unter Gazebeuteln (zirka 0,5 mm lichte Weite der Maschen),
wo also die Bestaubung durch Bienen, Hummeln usw., nicht aber die Selbst-
bestaubung verhindert war, normale Friichte an und bildeten keimfahige
Samen aus. Weder durch Insekten noch durch Wind wurde hiernach eine
Befruchtung erzielt, wahrend, wie weiter unten ausgefiihrt wird, in Papier-
sg
Abb. 7.
Pergamin-
beutel
als Schutz
gegen un-
gewollte
Pollen-
ubertragung
durch Wind
oder Insekten,
Die Rander des
Beutels ~ sind
_ gendht, damit
sie nicht auf-—
platzen,
Abb, 6.
Gazesdckchen als Schutz gegen
ungewollte Pollentibertragung
durch Insekten. Abb. 7.
beuteln eingehtllte Bliten Samen ansetzten. Bei der Tomate scheint hiernach
die Selbstbestaubung haufiger zu sein, als es in der Literatur angegeben ist.
Es gelingt deshalb im allgemeinen, die Tomatensorten rein zu erhalten, auch
wenn die verschiedensten Sorten nebeneinander angebaut werden. 7
Trotzdem ist bei der Tomate Fremdbefruchtung stets zu _befiirchten.
Fir den Pflanzenziichter ist deshalb die Frage von Bedeutung, ob auch unter
Papierbeuteln eingehillte Bliiten geniigend Samen ansetzen. Denn nur bei
selbstbestaubten Pflanzen hat er die Gewissheit, dass auch eine zufallige
Fremdbestaubung seine Zuchtarbeiten nicht stért. Zu diesem Zwecke wurde
drei Jahre hintereinander jedesmal eine Blite vor dem Aufblithen in einem —
Papierbeutel eingehillt und sich selbst tiberlassen. Im ganzen wurden in
dieser Weise 78 Bliiten behandelt. Diese setzten 57 Friichte an, die sich
normal entwickelten und Samen ausbildeten. Die Zahl der Samen war zwar
im Verhaltnis zu den nichteingehiillten Friichten geringer; auch waren
hiervon durchschnittlich nur 35 Prozent keimfahig, wahrend die nichtein-
gehillten Friichte unter gleichen Verhaltnissen tiber 80 Prozent keimfahigen ©
Samen enthielten. Die Einschlussmittel driicken also den Samenansatz er-’
oy) % ;
x rag ee } eo Oe cov a
Tee ae AY Ate J ‘toy yy Ee
dersch if sd , Sitoung ds »Arbeits-Ausschasses' des Reichsverbandes. ‘sae
a ;
- heblich herunter. Doch bei den Tomaten wird im allgemeinen so viel Samen
-produziert, dass dieses fiir den Pflanzenziichter ohne grosse Bedeutung ist.
Also auch unter Papierbeutelnlasst sich durch Selbst-
bestaubung keimfahiges Saatgut erzielen.
Von den durch Selbstbestaubung geernteten Friichten erhalt man mehr
_ keimfahiges Saatgut, wenn der Pollen ktnstlich auf die. eingehiillte Bliite ge-
bracht wird. Dieses zeigen folgende im Sommer 1919 gefundene Zahlen:
_. 1. Finf Bliiten der Sorte ,.Konig Humbert“, unter Papierbeuteln einge-
schlossen und sich selbst tiberlassen (spontane Autogamie), ergaben drei
Friichte mit 6 Prozent keimfahigem Samen.
2. Finf Bliten der Sorte ,,Courtet“, unter Papierbeuteln eingeschlossen
und kiinstlich mit Pollen derselben Pflanze anderer Achsen bestaubt
(Geitonogamie), ergaben drei Friichte mit 30 Prozent keimfahigem Samen.
3. Fiinf Bliten der Sorte ,,Allerfritheste Ruhm“, unter Papierbeuteln ein-
geschlossen, mit Pollen einer anderen Pflanze gleicher Sorte bestaubt (iso-
morphe Henogamie), ergaben vier Friichte mit 40 Prozent keimfahigem Samen.
4. Funf Bliiten der Sorte ,,K6nig Humbert“, unter Gazebeuteln einge-
schlossen und sich selbst tiberlassen (Selbst- bzw. Windbestaubung), ergaben
fiinf Friichte mit 38 Prozent keimfahigem Samen.
Die Selbstbestaubung ergab nur 6 Prozent keimfahigen Samen,
wahrend die kunstlich bestaubten und die unter Gazebeuteln eingehutllten
Bliten tuber 30 Prozent keimfahigen Samen lieferten. Es scheinen bei un-
bewegten Blttenstanden, wie dieses unter einer Papiertite leicht der Fall
ist, die Narben nur mangelhaft mit Pollen belegt zu werden, so dass sich
nur wenig keimfahiger Samen entwickelt. Dieses bestatigt die von dem
_ Praktiker gemachte Erfahrung, dass der Fruchtansatz im Gewachshause im
allgemeinen schlechter ist als bei den im’‘freien Lande angebauten Pflanzen.
~ Diese Tatsache ergab die Veranlassung, wie aus den Berichten einzelner
Versuchsstationen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hervorgenht,
im Gewdachshause die Tomaten kiinstlich zu bestauben. Hierdurch wurde
ein grésserer. Fruchtansatz erzielt.
ee eee Oe ee ee ial | .
\-
Aus der Niederschrift
der Sitzung des ,,Arbeits- Ausschusses“ des Reichs-
verbandes fiir den deutschen Gartenbau
E.
‘ am Mittwoch, den 26. November 1919, vormittags 9 Uhr,
ie im Weinhaus ,,Rheingold“ zu Berlin. .
} Vorsitzender: Herr Oekonomierat Otto Beyrodt (Berlin-
__ Marienfelde). |
_ . Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt der Vorsitzende Max
Ziegenbalgs, der seit Griindung des Reichsverbandes als Mitglied des
_ yengeren Vorstandes“ unermiidlich und mit weitschauendem Blick seine
Ziele gefordert habe.
Herr Beyrodt -heisst im Namen des Vorstandes die zahlreich erschie-
- menen Vertreter auf das herzlichste willkommen und bemerkt, dass immer.
_ noch dieselbe Aufgabe der Lésung harre: den seit langem unkraftigen Reichs-
_ verband méglichst gesund und fiir gute, dem Gesamtberuf dienliche Arbeiten
_ fauglich zu machen. | . |
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56 Aus-der Niederschrift der Sitzung des. aheins- auneeeaes des 5 Reishevereaeide? a
. Der Vorsitzende fahrt dann fort: Die heutige Tagung schliesst sehr ein-
gehende Beratungen gartnerischer Organisationen unter sich und mit den
Beauftragten verschiedener Ministerien ab. Zundchst wurde iiber die
Arbeitsstunden in der G&artnerei verhandelt. Eine Einigung
uber diesen wichtigen Punkt kKonnte leider nicht erzielt werden.
Sodann wurde versucht, die gartnerische Arbeitsgemein-
schaft unter Dach und Fach zu bringen. Auch das ist noch nicht ge-
lungen. Es ist daher eine Wartezeit eingeschoben und die Grtindung der
Arbeitsgemeinschaft auf etwa drei Monate vertagt.
Der seit langer Zeit geplante ,Reichs-Ausschuss. ue ree
deutschen Erwerbsgartenbau® dagegen ist zu einer Tatsache gen
worden; er hat den Satzungsentwurf vom August d. J. angenommen. Damit
ist die in der ,,Programmschrift“ des Reichsverbandes vorgesehene Zwei-
teilung in eine handelswirtschaftliche und in eine sozialwirtschaftliche
Gruppe anerkannt. ee
_ Die.immer wieder erhobene Forderung der Schaffung einer aartwericehen
Vertretung (Gartenbaukammern). scheint endlich ihrer Verwirk-
lichung entgegenzugehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach dirfte im kom-
menden Jahre diese wichtige Frage in der ae ee zur Beratung
kommen. | r
Das Ziel, des heutigen Tages muss nun sein, die Zukunft des Reichs-
verbandes ftir den deutschen Gartenbau entweder sicherzustellen oder ihn
in der Schwebe zu lassen, bis sich alle Verhaltnisse ‘geklart haben, oder zu
beschliessen, dass er keine Zukunft haben soll.
aM of
1. Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein und kommen zum ersten
Punkt, der Verlesung des letzten Protokolls. Die Fassung des Protokolls
wird genehmigt.
on Die Zukunft des Reiehevertsniee Auf Wunsch der Ver
sammlung wird in eine allgemeine Aussprache eingetreten. Zwei,
gegensatzliche Meinungen treten aus der Debatte deutlich her-
vor. Die eine sieht in dem Reichsverband eine nicht mehr lebensfahige
noch lebensberechtigte Organisation und empfiehlt daher, dice Ce
bilde ohne Zweck und Zukunft aufzulésen. | o
Die and ere Ansicht halt gerade nach den erepiie ines Verhandhinges
der Vortage das Weiterbestehen des Reichsverbandes fur nétiger als jemals_
vorher; denn der Reichsverband sei trotz der Untatigkeit, zu der er durch die
Kriegsverhaltnisse verurteilt gewesen sei, auch jetzt noch die einzige in
Fachkreisen und bei Behérden anerkannte und gentigend bekannte Zentral-
stelle. Man solle sich ja hiiten, alte Formen zu zerschlagen, ohne zuver-'
lassigen Ersatz dafiir zu haben. Besser sei es, die alten Gefasse mit neuem
Geiste zu fiillen. Und wenn der Reichsverband nichts weiter getan hatte,
als die eindrucksvollen Kundgebungen der Gdartnertage einzurichten, ‘so«
ware allein schon dadurch seine Existenzberechtigung erwiesen. oy
- Zu diesem Punkt der Tagesordnung liegt ein Gesuch von Herrn ‘Garten-.
architekt J. P. Grossmann (Berlin) vor, ihm das Wort zu’ verstatten,
damit er seine Gedanken iiber ,Das Gartenwesen im neuen
,Staate“ vortragen kénne. Der Arbeits-Ausschuss beschliesst, Herrn,
Grossmann zu horen. |
—
Herr’ Grossmann ftihrt aus, dass das Gartenwesen nur dann im neuen
Deutschland aufbliihen kénne, wenn sich alle Fachkreise in einem neuen
»Bund* organisierten.
. Dieser Bund miisse eine neutrale, gemeinnitzige Gesamtvertretung der
verschiedenen Gruppen (der Entwurf sieht neun Gruppen vor) darstellen,
um bei der Gesetzgebung, bei Behérden und in der Verwaltung erfolgreich
mitwirken zu kénnen. Rein wirtschaftliche, partei- und wirtschaftspolitische
Ziele soll der Bund nicht verfolgen. Diese sollten vielmehr den betreffen-
den Verbanden oder den Arbeitsgemeinschaften iiberlassen bleiben.
_ Ein Teil der Vertreter sieht in dem neuen Grossmannschen Bund fir
soziales Gartenwesen wertvolle Anregungen, denen man nachgehen mise.
Andere Vertreter hingegen warnen dringend vor einer abermaligen
Neugrtindung, die kaum anderes erstrebe, als was in der PROBL BAER Ne
des Be cisverbandes gefordert werde.
Als Endergebnis der ausgedehnten Verhandlungen nimmt der Arbeits-
Ausschuss folgende Entschliessung an:
Die Verhandlungen mit den Pee cantoverioeleri in den Vor-
tagen geben der bestimmten Hoffnung Raum, dass die seit langem ge-
forderte gartnerische Vertretung durch die preussische Regierung
in der Landesversammlung beantragt werden wird. Der Arbeits-
Ausschuss halt es daher fir dringend notwendig, dass die
-gesamte Gartnerwelt zu dieser ihre eigensten Interessen bertthrenden
Angelegenheit unverztglich Stellung nimmt und sich eine BS uab es
auf die Gestaltung dieser Vertretung sichert.
Der Arbeits-Ausschuss des R.D.G. beauftragt daher den
,»engeren Vorstand“, sofort die. nétigen Schritte einzuleiten, um
sae , Spatestens-im Pebruar eine machtvolle Kundgebung
-. fiir die Errichtung von Gartenbaukammern zu ver-
anstalten. Gleichzeitig wird empfohlen, diese Kundgebung unmittel-
bar vor oder im Anschluss an die Hauptversammlung des ,, Verbandes
deutscher Gartenbaubetriebe“ am 20. Februar 1920 abzuhalten.
Der Arbeits-Ausschuss halt aber auch weiterhin die Abhaltung
- eines ,Gartnertages®“ im Sommer 1920 ebenfalls fiir notwendig.
_ Die ausserordentliche Bedeutung des Gartenbaues fur die gesamte
ji.o> Volkswirtschaft und -ernaéhrung werde von Tag zu Tag mehr an-
i. erkannt; aber gerade deswegen sei es erforderlich, dass der Gesamt-
..... .beruf in weitester Oeffentlichkeit in die Erscheinung trete. Als Ort
uv. ° fir den nachstjahrigen ,,Gartnertag“ wird Eisenach gewahlt.
Herr Lorgus erklart sich gern bereit, die erforderlichen Vorarbeiten
« . im engsten Einvernehmen mit der Geschaftsstelle zu leisten.
Da die geplanten Kundgebungen um so wirkungsvoller sein
“werden, je mehr sie den Charakter unparteiischer Veranstaltungen
wahren, richtet der Arbeits-Ausschuss an das Prasidium der pete
schen Gartenbau-Gesellschaft“ die herzliche Bitte, die Weite
fGuhrines derGesehaite des Reichsverbandes durch ihe
Generalsekretariat gutzuheissen. Das Prasidium der ,,Deutschen
Gartenbau-Gesellschaft* hat inzwischen die Weiterfiihrung der Ge-
~schafte des Reichsverbandes durch ihr Generalsekretariat genehmigt
; . Gleichzeitig wird der Vorstand des Reichsverbandes ermachtigt, die
58 Aus der Niedersehri der Siieuny des nArbeits-Ausschusses des Retcheverbandés, ‘ik
notwendigen Mittel zur Einstellung ee erforderlichen Hilfskrafte der
»Weutschen Gartenbau-Gesellschaft* zu tiberweisen. ~
Den angeschlossenen Vereinen soll von diesen wichtigen Be-
schliissen mit der Bitte Kenntnis gegeben. werden, die Beitrage fir
das Jahr 1920 bis zum 31. Januar 1920 an den Schatzmeister einzu-
senden.
3. Ueber die soziale Kriegsftrsorge teilt Herr Braun mit, dass
die ,,Deutsche Gartenbau-Gesellschaft‘ wiederholt aus ihrer , Kaiser
Wilhelm und Augusta-Jubelstiftung“ schwerbeschadigten Gdartnern Unter-
stiitzungen und unbemittelten Kriegsteilnehmern Stipendien fur den Be-
such-hoherer Gartnerschulen habe zuweisen kénnen. |
4. Die beantragten Eingaben an die preussische Regier” und die
anderen Gliedstaaten, betreffend die Erhaltung ehemaliger Hof-
gartnereien, sind unter dem 24. Januar 1919 zur Versendung gelangt.
Dem Antrag Dr. Wachters, der Reichsverband mége dahin wirken,
dass eine geeignete ehemalige Hofgartnerei zu einem Forschungs-
institut fiir gartnerische Botanik ausgestaltet werde,
soll nach Méglichkeit eine Férderung zuteil werden. Diese Angelegenheit
ist in Verbindung mit der Frage zu behandeln, welche gadrtnerischen Be-
triebe zu Lehrzwecken ausgebaut werden sollen. Ferner ist auf die Tages-
ordnung der Februar- Kundnreane die Griindung eines solchen Forschungs-
institutes zu setzen.
5. Frau Schuller aus Klotzsche b. Dresden bittet um Gehor, um
Anregung fir die Durchfithrung eines alljahrlich wiederkehrenden
Blumengedenktages fiir die Gefallenen geben zu dirfen;
ihrem Wunsch wird entsprochen und Frau Schuller entwickelt ihr Pro-
gramm. ,Nach Anhoérung und Aussprache wird Frau Schuller empfohlen,
ihre Plane fiir den Blumengedenktag in kurzer und tbersichtlicher Form bei
der Geschaftsstelle des Reichsverbandes in 30 Exemplaren einzureichen.
Von hier aus wtirde dann die Weiterleitung an die angeschlossenen Vereine
erfolgen, damit diese zu der Anregung selbst Stellung nehmen ko6nnen.
6. Von Herrn Karl Ranke (Frankfurt a. M.) ist mitgeteilt worden,
dass auf Grund von Vereinbarungen zwischen der Direktion der Gartner-
Jehranstalt Késtritz und dem ,,Verband ehemaliger K6stritzer“ in Zu-
kunft ein Kuratorium die Geschicke der Lehranstalt mitleiten soll.
Der Reichsverband ist gebeten, einen Gartnereibesitzer namhaft zu machen,
der als Mitglied des Kuratoriums mitzuwirken bereit sei. Der Ausschuss
beschliesst, Herrn Gartnereibesitzer KH eat (Gotha) in Vorschlag zu
bringen.
7. Vom preussischen Landesékonomiekollegium liegt ein
Schreiben vor, nach welchem-die l6bliche Absicht besteht, sich von nun
an tuber sAmtliche vorhandenen gartnerischen Organisationen auf das ge-
naueste zu unterrichten, damit sie in weitestem’ Masse je nach ihrer
besonderen Eignung zur Mitarbeit herangezogen werden k6énnen. Zu
diesem Zweck wird um genaue Ausfillung von Fragebogen gebeten.
Der Arbeits-Ausschuss begrtisst diese Wendung mit Freuden und er- |
machtigt die Geschaftsstelle, jede gewtinschte Auskunft zu erteilen.:
8. Der Schatzmeister Braun gibt fur den Kassenbestand beget
Lekanie
4
i
A
”
=
;
jeder versucht und behauptet,
4
mn. d
_. Bestand am Jahresabschluss 1918
Einnahme bis 26. November 1919
Ausgaben bis 26. November 1919
‘Verschiedenes.
My Se CE ae bal in ae Ts il
igh ia aa a a A a Be A
2665,34 Mark
2546,90_ ,,
Bestand: 5212.24 Mark
. 3024,94 ,
Soll: 2187,30 Mark
Zu Kassenprtiffern nach Abschluss der Jahresrechnung 1919 werden die
Herren Busch und Weiss ernannt.
9. Der Ausschuss beschliesst, in eine Erganzungswahl des engeren
Vorstandes einzutreten..
Als Beisitzer werden die Herren Albrecht
und Bernstiel gewahlt; beide nehmen die Wahl dankend an.
Verschiedenes.
Phlox Arendsi. .
Von Hermann Zo6rnitz, Barmen. |
- (Hierzu Abb. 8.)
Mit Phlox Arendsi haben wir eine
ganz neue Phlox-Rasse erhalten. Was
man im Anfang fur nicht moéglich ge-
halten hat, ist Wahrheit geworden.
ausgebreiteten Flammenblume Phlox
divaricata mit den besten Blendlingen
der rispigen Flammenblumen Phlox
| paniculata ist, da kann es ein jeder
nachmachen, vorausgesetzt, dass er
Gltick dabei hat; letzteres aber ist es
gerade, was nur zu oft ausbleibt. Da-
durch, dass die natirliche Blutezeit
4 ee
See
Abb. 8. Phlox Arendsi ,Grete“,
Der. gliicklichen Zitichterhand des
Herrn Arends, aus der schon so viele
treffliche Staudenneuheiten in die
Welt gegangen sind, ist es gelungen,
diesen Blendling zu ztichten. Diese
Zichtung erinnert mich stets an die
Geschichte: Das Ei des Kolumbus;
s geht
nicht; nachher — ja, da konnten es
alle; denn die Sache war ja riesig
einfach. Jetzt, da wir wissen, dass
Phlox Arendsi, eine Kreuzung der
Fas)
jeder dieser beiden Elternsorten ganz
verschieden ist; die eine im zeitigen
Frtthjahr, die andere im Sommer,
haben wir auch ein Mittelding in der
Blite zwischen diesen beiden Sorten
erhalten. Der Flor der niedlichen
Frtthjahrsphlox findet jetzt in den
prachtigen Arendsi-Sorten seine
Fortsetzung und zugleich seinen
Uebergang zu den paniculata-Blend-
lingen, die- wir ja in ganz wunder-
baren Farbenspielen vertreten finden. |
60
Die Phlox Arendsi hybr. erreichen je
nach Sorte eine Héhe von 40—60 cm,
bilden reich verzweigte Busche, die.
teilweise -dermassen mit Bluten tber-
schiitttet sind, dass die ganzen
Pflanzen grossen Blttenballen glei-
chen. Dem Gartengestalter ist somit
mit dieser neuen Rasse ein Material
in die Hand gegeben zur Beet- und
Gruppenbepflanzung von einer Reich-
blutigkeit, wie es bei keiner andern
Rasse der Fall ist. Noch eine sehr
wertvolle Eigenschaft nennt unser
Arendsi Phlox sein eigen: er remon-
tiert bis zum. Frost. Werden die
Pflanzen aber nach der Vollbltte
zurtuckgeschnitten, so bekommen wir
einen gleichmassigen, fast ebenso-
reichen Flor im Herbst zum zweiten
Male. In ‘diesem Stadium aufge-
nommen, zeigt sich unsere Grete, am
22. September auf die Platte gebracht.
Dass zu Beginn des Kulturbeetes der
Flor etwas schwacher erscheint,
kommt daher, dass schon ein grosser
Teil der Bliiten herausgeschnitten
worden ist; denn unsere Blttner, die
diese Pflanzen in ihrem Flor ge-
sehen, wissen. die weissen Bltten zu
schatzen. Lauter Madels sind unsere
Arendsi Phlox. Grete in weiss,
Charlotte: weiss. mit zartlila
Schein und: hibschen dunkellila
Aeuglein, Sophie in schneeweiss,
wahrend Hanna ein leuchtend-pur-
purrosa Gewand tragt, das Hilda,
Lisbeth, Amanda, Kathe und
Luise durch andere Farbentoéne
noch zu ubertreffen suchen.~ Wer von
allen die schonste ist, dartiber zu
Streiten waré muUtssig; am_ besten
wird wohl sein, wir lassen unsere
Magdlein der Reihe nach auf-
marschieren und suchen uns je nach
Geschmack die schénste heraus.
Topinambur. e
Von Dr. Hugo Fischer,
- In . landwirtschaftlichen Zeit-
Schriften las man in jingster Zeit:
s»Baut Topinambur!“ Dann wieder:
sbaut - nicht Topinambur !“ Ich
mochte hier ein paar Zeilen zu-
gunsten der Pflanze schreiben.
Die Knollentragende Son-
nenblume, Helianthus tuberosus,
deutsch auch ,,Erdbirne“ oder ,,Erd-
‘schocke“, ein unter. guten Wachstums-
bedingungen weit tber 2 m Hoéhe er-
reichendes .Gewachs, ist von eng-
——— re enna anne ean eee. een. eae a ERR
lischen Feinschmeckern _ ,,Jerusalem-
Artischocke“ getauft wordeh — eine
ganz widersinnige Bezeichnung, denn
erstens stammt sie von Amerika,
wie alle Arten der Gattung, nicht von
Jerusalem; zweitens ist sie mit der
Artischocke nur sehr entfernt ver-
wandt; drittens werden von ihr die
Knollen, von jener die Bluiten-
boden verspeist. Aber im Ge-
schmack besteht zwischen beiden
tatsachlich eine weitgehende Aehn-
-lichkeit.
Eine Probe der Knollen; von
meiner Frau mit Liebe und etwas
Fleischextrakt-Ersatz zubereitet, hat
mir sehr gut geschmeckt; freilich,
etwas Wurze ist wohl notig, weil die
Knollen wenig Eigengeschmack
haben. Wenn mir von anderer Seite
versichert wurde, sie schmeckten
»scheusslich“, so kann ich das wohl —
nur so verstehen, dass entweder eben
die ,,Geschmacker“ verschieden sind
oder in diesem Fall die Zubereitung
schuld war, oder dass es verschie-
dene Rassen von gutem und von
schlechtem Geschmack gibt.
Bei der Zubereitung ist eins zu
beachten: Die Knollen enthalten kein
_ Starkemehl, wie die Kartoffeln, son-
gleich,
dern ,,Inulin“, einen der Starke ver-
gleichbaren Stoff, der aber nieht wie
diese in Kérnchen, sondern in farb-
HOSER;2
Sirupartiger Lo6sung die
Zellen erfullt, und der sich beim
Kochen ziemlich rasch vollig lost und
dann ins Kochwasser' ubergeht;
dieses muss also durch Eindampfen
mit verwendet werden, wenn man
nicht grosse Verluste an Nahrstoff
erleiden will. An Nahrwert sind sie
den Kartoffeln wohl mindestens
an Verdaulichkeit uber-
legen. In Zeiten der Kartoffel-
Knappheit geben Sie ein gutes—
Streckungsmittel, den “Kohlrtiben ent-
schieden vorzuziehen.
Die Ertrage werden etwas ge-
ringer als die der Kartoffeln ange-
geben: nach Remy in Mentzel &
v. Lengerke, Landw. Kalender, mit
80—200 dz vom Hektar, gegen
100—240 dz fiir Kartoffeln. Dabei
ist aber eines zu bedenken: die Topi-
namburpflanze stellt, um tberhaupt
Ertrage zu liefern, geringe Anfor-
derungen an Boden und Dungung;
deshalb hat man sie oft auf gering-_
sten Boden bei schwacher bis gar
keiner Dingung gepflanzt; trotzdem
‘kommen ihre Ertragszahlen -denen
f
oa" Po She ee Ore de “2 4 gute * TOs kh ‘ AP ‘ae ih ee th 4 “ee
are Pag ata Pe} a ip Fe pee ae EDN 2 - - ‘ Pees Ta
TM ONT ee ne i is ees a Sa,
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Cee ee a EV Oe ee NSE Te
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ei Te Bees er Se yn asain. = r* Ne hae iia is ied Bae
¥ ‘ , at. eee Coy ie a m2 or
‘ 4 ey > A tg re 7 iia a hi J
UR ny 2 ¥e Pg ot Seas : >
eae — -_-Verschiedenes,
- * a
-. der Kartoffel schon ziemlich nahe.
Bei gleicher guter Diingung ist es
gar nicht ausgeschlossen, dass ihre
Knollenernte die von Kartoffeln noch .
tibertrifft. Auf ganz bedeutende
Mehr produktion lautet eine altere
Angabe aus Mitte vor. Jahrhunderts.
Trockener Standort sagt der
Pflanze besser zu als zu viel Nasse.
Die Knollen haben den grossen
Vorzug, dass sie, ttber Winter im
Boden gelassen, nicht erfrie-
ren;* man kann sie also im
Februar bei frostfreiem Wetter
herausholen; spater beginnen sie
auszutreiben. :
Seit lange kennt man den Wert der
Topinamburpflanze, Kraut und
Knollen, als Vieh- und Wild-
Die Knollen eignen sich
aber auch sehr gut zur Spiritus-
brennerei. Ihr Inhaltsstoff, das
Inulin, ist weit leichter zu _ ver-
zuckern als Starkemehl; namentlich |
bei schwach saurer Reaktion geht
dasselbe schon bei einer Kochdauer
von 20 Minuten vollstandig in ver-
garbaren Zucker tiber, ohne diastase-
Im
die
haltige Mittel notig zu machen.
spateren Frihjahr_ enthalten
Knollen an sich schon viel Zucker, |
der direkt vergarbar ist. |
Die tbermannshoch werdenden
Pflanzen, die man auch ziemlich |
dicht setzen kann, geben weiterhin,
sie einigermassen
Windschutz ab; ein Streifen von
selbst nur einem, besser von mehre-
ren Metern Breite wird selbst an
sehr dem Wind ausgesetzten Stellen
genugien, um in seinem Schutz auch
empfindlichere Pflanzen grossziehen
Der Wind dutrfte: nach
neueren Erfahrungen besonders da-
durch den Pflanzungen schaden, dass
starke Luftbewegung die Assimi-
lation der LuftkohlensAéure herab-
Ree Zt,
Abgeerntet ergeben die starken
holzigen Stengel nach Kompostie-
rung einen guten, langsam zersetz-
baren und darum nachhaltig wirken-
den Humus.
Die sehr hochwiichsige, viel
Griinmasse erzeugende Pflanze
nutzt selbstverstandlich den Boden,
auch geringwertigen Boden, in
~ hohem Grade aus. Zu ihren Gunsten
sie Krank-
heiten wenig
spricht, dass von
zu leiden hat.
_ Mause, Wihlmause und Schnecken
heran- |
gewachsen sind, einen vortrefflichen |
Er
fressen wohl die Knollen an, von I n-
sekten:.und . parasitischen
Pilzen werden die Pflanzen kaum
heimgesucht, und frostempfind-
lich sind sie nur in geringem Grade.
Unkraut lassen sie zwischen
sich nicht leicht aufkommen. Man
kann sie auch mehrere Jahre lang
auf dem _ gleichen Raum erziehen,
ohne dass_ ,Bodenmiidigkeit“ sich
geltend macht.
Nur sehr selten, unter besonders
daftir geeigneten Bedingungen, und
' auch dann spat im Jahre, kommt die
Pflanze bei uns zum Bltihen; zur
Samenreife in Deutschland wohl nie.
Das rthrt daher, dass die frithzeitig
angesetzten Knollen alle Nahr- und
Baustoffe, Zucker und dessen Um-
wandlungsprodukte, an sich zu
ziehen wissen, und das mit solchem
Nachdruck, dass fir die Bltten-
bildung, welche auch grosse Mengen
davon beansprucht, wenig oder
nichts ubrig bleibt. :
foie. in neuerer: .Zeit: viel —emp-
fohlenen ,,Helianthi“, zwei andere
Arten der Gattung, dirften der Topi-
namburpflanze kaum vorzuziehen
sein; sie bringen zahlreichere, aber |
kleinere Knollen. Dae
Aus der Niederschrift der Sitzung
des Gartnerei- Ausschusses
der Landwirtschaftskammer ftir die
Provinz Brandenburg.
Vom 5. Dezember 1919.
Vor Ejintritt in die Tagesordnung
wird an Stelle des Herrn Oekono-
mierat Jungclaussen (Frank-
furt a. d. O.), der aus Gesundheits-
rucksichten zurtickgetreten ist, Herr.
Dr. Hellmut Spath, und an_ Stelle
des ausserhalb der Provinz verzoge-
nen. Herrn Muhike :Herr Hans:
Wellmann vom Deutschen (natio-
nalen) Gartnerverband in den Gart-
nerei-Ausschuss aufgenommen. |
1. 42 Gartnereien haben ihre An-
erkennung als Lehrwirtschaf-
ten nachgesucht; davon sind 24 Be-
triebe begutachtet und als Lehr-
betrieb fiir geeignet befunden worden.
Der Gartnerei- Ausschuss stimmte
der Anerkennung dieser Betriebe-
zu. Bei drei Betrieben hatte die
Anerkennung vorlaufig versagt wer-
den mutssen; solche Gartnereien
kénnen aber ihren Antrag spater
wiederholen.
a sDép bDenriing §soruru me
haben sich trotz wiederholter Be-
62
kanntmachung in den Tages- und
Fachzeitungen bisher nur vier Lehr-
linge unterzogen; sie haben samtlich
bestanden.
- Die auffallend geringe Zahl von
Priflingen dirfte dadurch ihre Er-
klarung finden, dass wahrend des
Krieges die Ausbildung weniger gut
sein konnte, dass die Lehrlinge diesen
Mangel empfanden und von einer ge-
wissen Furcht vor zu weit gehenden
theoretischen Anforderungen _ be-
herrscht wurden.
Demgegentber wurde festgestellt,
dass es sich bei der gartnerischen
Lehrlingsprufung vor allen Dingen
darum handelt, die erworbenen Fer-
tigkeiten in den praktischen
Handgriffen zu zeigen, dass aber zu
weit gehende theoretische Fragen
nicht gestellt wurden. Das geschehe
bei Fortbildungs- und Fachschul-
prifungen. Um die Lehrlinge anzu-
regen, sich der Prtifung zu _ unter-
ziehen, schlug Herr Dr. Spath vor,
dass die Lehrherren durch kleine
Pramien und einige Wochen frithere
Entlassung aus der Lehre solche
Lehrlinge auszeichnen mdochten.
Die nachste Lehrlingsprifung
soll im Frthjahr 1920 stattfinden.
Fur weitestgehende Bekanntmachung
dieser Einrichtung — soll
werden.
3. Ueber die Erweiterung des
gartnerischen Fortbildungs-
und Fachschulwesens_ siehe
Seite 48 dieser Nummer.
Bei der Beratung dieses Gegen- |
standes halt Herr Stadtgartendirektor
Brodersen es fir zweckmassig,
besonders zu bemerken, dass auch
weibliche Lehrlinge in den Fachfort-
bildungsschulen aufgenommen wer-
den k6énnen.
Die Frage, ob es zweckmassig
sei, auch jugendliche Gartnerei-
arbeiter zu den Gartnerschulen
zuzulassen, konnte trotz langerer
Aussprache nicht zum Abschluss
gebracht werden. Man hielt die Zu-
lassung teilweise flr bedenklich und
auch fur den Arbeiter selbst zweck-
los, Herr Al b.reeht. “meleeme
Nachprtfung dieser Frage fur not-
wendig und gab bekannt, dass. Be-
ratungen zur allgemeinen Regelung
des Lehrlingswesens auf gesetzlicher
Grundlage im Gange seien.
Es wurde schliesslich als zweck-
massig erkannt, beim Ministerium
Pipes . | ad o on ee ts c ile On ps le Pid Pe ae te 4 ee A ‘ee?
aR NS > eae Fiat ts) ee
Pa te a a ae iat io 38
: \-* - e :
Verschiedenes, ~
gesorgt |
~schusses
Zu beantragen, unter den Zulassungs-
bedingungen den Saiz
»KOnnen alle sonstigen Angehorigen.
des Gartnerberufes (auch unge-
lernte Arbeiter) zugelassen wer-
den“
folgendermassen abzuandern:
»kOnnen besonders
Gartnereien tatige jugendliche
Arbeiter zugelassen werden“. —
Beim Abschnitt VI, Lehrplan,
halt Herr Brodersen die Einfth-
rung einer gartnerischen Betriebs-
lehre als Unterrichtsgegenstand fur
angezeigt. Herr Albrecht
wunscht, dass die Lernmittel mog-
lichst einheitlich sein sollen. —
Es wird beschlossen, dass die
Landwirtschaftskammer den Herren
Regierungsprasidenten geeignete Vor-
schlage ftir die Einrichtung von gart-
nerischen Fortbildungsschulen unter-
breiten soll; auch wird den Gart-
nereibesitzern empfohien, iihrerseits
vorbereitende Schritte zu diesem
Zwecke zu unternehmen.
Herr Gartenbaudirektor Grobd-
ben gibt noch Kenntnis von den
Massnahmen der Landwirtschafts-
kammer zur Erweiterung des gart-
nerischen Fachschulwesens. Alle
landwirtschaftliche Winterschulen
der Provinz Brandenburg seien auf-
gefordert worden, besondere Fach-
klassen ftir Gartenbau einzurichten.
Zur Erteilung des Unterrichts sollen-
nach Méglichkeit die Kreisobstbau-
beamten herangezogen werden.
Bei der Besprechung des
Kostenvoranschlages futr
den Gartnerei-Ausschuss
gibt Herr Grobben Erklarungen
zu den einzelnen Punkten des Voran-
_ schlages, der in Einnahme und Aus-
gabe mit 20000 Mark abschliesst.
Seitens der Arbeitgebervertreter seien
zirka 10000 Mark durch freiwillige
Beitrage bereits aufgebracht worden.
Ob und wieweit man mit den Mitteln
auskommen werde, wtirde sich erst
im Laufe des nachsten Jahres her-
geeignete, in
C
ausstellen, da es der erste Kosten- ©
voranschlag sei. Etwa_ fehlende
Kosten wtrde die Landwirtschafts-
kammer decken. Die Vertreter der
Arbeitnehmerverbande konnten keine
bindende Zusage betreffend Beitrag
zu den Kosten des Gdartnerei-Aus-
seitens der Verbande
machen. .
5. Die Frage der zulassigen
Zahl der Lehrlinge in einem
r Literatur, 63
Betriebe rief eine febhatte Aussprache
hervor. Herr Albrecht begrin-
dete die von ihm aufgestellte Skala
damit, dass bei der jetzt herrschen-
den Massenausbildung von Lenr- |
lingen die meisten Gartner im Ver-
lauf von 9 Jahren zum Uebertritt in
andere Berufszweige gezwungen
waren. Herr Landschaftsgartner
Kohler wies darauf hin, dass die
zu vermehrter Einstellung- von Lehr-
lingen gezwungen waren; diese
kénnten doch nun nicht einfach ent-
lassen werden.
Es wurde beschlossen, diese
Frage, wie auch die der Verguttung
der Lehrlinge, in einer besonderen
Sitzung zu verhandeln und dazu auch
weitere Interessentenkreise einzu-
laden. ;
Zu Verschiedenem legt Herr
Grobben die Einrichtung§ des
Tagebuches eines Gartnerlehr-
lings dar. Durch dasselbe sollen die
jungen Gartner auch viele nitzliche
Angaben tiber die gartnerische Be-
rufsgliederung, das Unterrichts- und
Vereinswesen und die Aussichten
der Berufe erhalten. Die Einrich-
tung fand den Beifall der Mitglieder.
Der Preis fir das Tagebuch dirfte
sich auf etwa 3 bis 4 Mark stellen.
die einzelnen Prtifungskommissionen
gewahlt werden sollten, die auch
innerhalb der Kommission _ selbst
ihren Wohnsitz haben.
Der Antrag des » V erbandes der.
Gartner und Gartnereiarbeiter“, dass
die Kommissionen zwecks Konsti-
tuierung auch ohne Vorliegen von
Auftragen zur Prtifung von Lehr-
= | wirtschaften oder Lehrlingsprifun-
Gartnerieien wahrend des Krieges |
gen zusammentreten sollten, wurde
mit Rticksicht auf die entstehenden
Kosten und Verkehrsschwierigkeiten
nicht fur notwendig erkannt; es
wurde aber den Kommissionen selbst
luberlassen, zur Beratung geeigneter
Schritte fiir die Forderung ihrer Auf-
gaben zusammenzutreten. Herr
Foth bemangelt das geringe Inter-
esse der einzelnen Miglieder, die cft-
mals bei solchen Beratungen noch .
nicht einmal vollzahlig erschienen.
Die Kommissionsmitglieder sollten
aber in ihren Bezirken auf weitest-
gehendes Bekanntwerden der Ein-
richtungen des Géartnerei - Aus-
schusses hinwirken.
Zu dem Antrag des Bezirkes 17, |
ob auch solche Arbeitnehmer, die
keinem der drei Arbeitnehmerver-
bande angehoren, in die Kommissio-
nen gewahlt werden k6onnten, be-
merkt Verbandsleiter Albrecht,
Das Erscheinen wurde bald in Aus- | dass dies nicht wiinschenswert
Sicht gestellt. | sei; denn es musste dahin gestrebt
Zum Schluss gelangten die An- | werden, dass sich alle GaArtaer
trage zur Beratung und zur An- | wenigstens ‘einer Organisation an-
nahme, dass nur solche Mitglieder in | schliessen.
Literatur. |
F, Bornemann, Kohlensaure/| kohlensdure, in Riicksicht darauf,
und Pflanzenwachstum.
Berlin, P. Parey, 1920.
Ein vortreffliches Buch, das, ob-
schon es sich vorwiegend an die
Landwirte wendet, doch auch von
keinem Gartner oder Gartenbesitzer
unbeachtet bleiben sollte. Leider ist
ja die Kohlensaurefrage tberhaupt
bisher fast unbeachtet geblieben, ob-
wohl seit Jahren (vgl. Gartenflora
°1912, S. 229; 1914, S. 125, u. 1919,
S. 165) die Beweise von ihrer Wich-
tigkieit vorliegen. Und die gleichen
Gesichtspunkte gelten hier fir Land-
-wirtschaft und Géartnerei, die ja
uberhaupt, z. B. im Gemtsebau, keine
scharfe Grenze haben. Verfasser
behandelt vorwiegend die Humus-
wie man den Kohlenstoffgehalt. or-
ganischer Dtinger, durch die Klein-
wesen des Bodens in Kohlensaure
verwandelt, mit mdglichst geringen
Verlusten den Kulturpflanzen zu-
fihren koénne. Gerade fiir Gemitse-
pflanzen ist ein ziemlich gerades
Verhaltnis festzustellen zwischen
dem Kohlensduregehalt der auf-
steigenden Bodenluft und dem Ernte-
ertrag. Verfasser weist auf cine
schon seit 1885 (!) bekannte Arbeit
von Kreusler (Landw. Jahr-
bucher, 14. Bd.) hin, wonach aus
60 Litern eines 0,2% Kohlensaure
enthaltenden Luftgemisches wesent-
lich mehr assimiliert wurde als aus
120 Litern bei 0,1 % Kohlensdaure,
64
also bei absolut gleicher Menge der
letzteren.
Suchen zeigte sich namentlich die
Wirkung der Kohlensaure auf die Be-
stockung des Getreides: doppelt so
viel Halme aus einem Grundstock.
Pflanzen (Getreide, Kohlrabi) unter
Glas mit Kohlensaurezufuhr
wuchsen gedrungener, kraftiger als
gewohnlich behandelte _- Freiluit-.
-pflanzen; unter Glas ohne Kohlen-
saurezufuhr wuchsen sie mehr in die
Lange, aber viel schwachlicher als
mit Kohlensaure behandelte oder als
Freiluftpflanzen. Die ftir die Praxis
empfohlene Methode besteht darin,
Stallmist oder Kompost als Kopf-
dtungung zwischen die Reihen zu
streuen und nur oberflachlich unter-
zuhacken, ein geradezu ,,ketzerisches™
Verfahren — aber es wurden in ver-
gleichenden Versuchen Mehrertrage
erzielt: Sellerie 79%, Mohren 57 %,
Buschbohnen 40 %, Zuckerruben 81 %,
letztere mit 17,9 gegen 16,4, also 1,5 %
Zucker mehr! Die Kohlensaure-
dungung ist im Vormarsch, aufhalten
lasst sie sich nicht mehr, héchstens
noch hinhalten. Dr. H. F.
Miller-Thurgau und- Osterwalder,
Versuche zur Bekampfung der
Kohlihernie. (Landwirtschaftliches
Jahrbuch der Schweiz,
(1919), S. 1—22.)
Als Hauptergebnisse dieser ver-
dienstvollen Versuche ist folgendes
anzufihren. Das bekannte Steiner-
sche Mittel hat unzweifelhaft eine
ginstige -Wirkung bei der _ Be-
kampfung der Kohlhernie, was
In des Verfassers Ver-.
Bd. 335
~ Literatur.
hauptsachlich dem darin enthaltenen -
gebrannten geloschten und unge-
loschten Kalk zuzuschreiben ist. Es
hat aber auch Nachteile, weil es oft
Wurzelschaden verursacht und, da
es in grosser Menge zu verwenden
ist, sehr kostspielig ist. Kalkhydrat,
1,4 kg pro Quadratmeter, gewahrte
ebenfalls einen unzweifelhaften
Schutz gegen die Kohlhernie. 0,7 kg
schien nicht mehr so sicher zu
wirken. Durch sehr starke Kalk-
dingung wird bekanntlich rasche
Abnahme der ibrigen Nahrstoffe im
Boden herbeigefiihrt. Kohlensaurer
Kalk war von etwas weniger be-
friedigender Wirkung, ebenso das
teure Kalziumkarbid. Formalin
schiitzt nur unbedeutend und ist zu
teuer. Nicht empfohlen konnen
era” arth ge A A
tiene 7
-
werden eine Mischung von Schwefel-
blute mit frischgeléschtem pulveri-
gen Kalk sowie Kalkstickstoff,
Schwefelbliite, Kulturak. Die Ver-
suche wurden mit Kohlrabi und
Wirsingkohl gemacht. Laubert.
Hahmann, Studium tiber eine Brom- —
beerkrankheit. (Angewandte Bota- |
nik, 1. Bd. (1919), S. 103—111.)
Unweit Hamburg war in einer
Brombeerpflanzung Sorte ,,[heodor -
Reimers“ dicht titber dem Wurzelhals
eine schadigende Krebskrankheit
aufgetreten.
Ansicht, dass der von ihm darauf ge-
fundene Pilz Gonyothyrium tumefa-
ciens Giiss., der durch kleine Wun-
den eindringe, im Verein mit folgen-
den Frostschaden der Erreger der
Wucherungen sei. Kunstliche In-
fektionen hat er nicht ausgefihrt.
Verfasser gibt Anweisungen zur Be-
_kampfung. Ob der Nutzen, der dabei
| herausspringen wtirde, die Mithe, die
das etwas umstandliche Verfahren
_ machen wurde, wert ist, musste erst
_ noch erprobt werden.
Laubert.
Miilller-Thurgau, Erhéhte Haftfestig-
keit der Bordeauxbrithe. (Schweize-
rische Zeitschrift fir Obst und ~
Weinbau Jg. 28 (1919), S. 164/165.)
Um die Haftfestigkeit der Bor- |
deauxbriithe zu erhdéhen, ist ein Zu-
satz “von kauflichem Kaseinpulver
(100 g auf 100 1 Brithe) empfohlen
worden. Als Ersatz von Kasein, das
zurzeit kaum erhaltlich; liesse sich
entrahmte Milch verwenden.
Laubert.
Naumann, Starkes Auftreten des
Stachelbeerrostes (Puccinia Prings-
heimiana Kleb). Zeitschrift fur
Obst- und Gartenbau Jg. 45 (1919),
S. 102/103.) — Cae
Im westlichen Sachsen ist in einer
Handelsgartnerei in einer Stachel-
beeranlage von 2300 Strauchern der
-Stachelbeerrost an etwa 400 Biischen
der Sorten Fritheste Gelbe und Fru-
heste Rote mehr oder weniger stark
aufgetreten. Verfasser bespricht die
Lebensweise des Pilzes und emp--
fiehlt Abm&ahen oder Entfernen der
Riedgraser vor Bildung der Winter-
sporen, Sammeln und Verbrennen ©
der befallenen Stachelbeeren und
Blatter und vorbeugendes Bespritzen —
mit 2prozentiger Kupferbrthe.
» Laubertz.
Verfasser vertritt die —
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i - Hayunga. Der Schlick als Pflanzen-
schutzmittel. (Mitteilungen der
Deutschen Landwirtschafts-Gesell-
- schaft Jg. 34 (1919), S. 52.)
Kohlhernie und Kohlmaden sollen
auf Marschbéden nicht -auftreten.
Aus der Ems _ herausgebaggerter
Schlick verhinderte, wenn er in
25 ecm hoher Schicht auf kohlhernie-
verseuchten leichten Sandboden her-
aufgebracht wurde, ein Erkranken
‘des darauf gebauten Blumenkohls
und anderer Kohlarten. Laubert.
Boas, Zur Kenntnis des Russtaues
der Johannisbeere und verwandte
-Erscheinungen. (Zeitschrift fur
Pflanzenkrankheiten Jg. 28 (1918),
S. 114—116.) ©
-Ndhere Untersuchungen und Kul- |
turversuche ergaben, dass die
schwarze Russtaudecke auf Johan-
nisbeerblattern keine einheitliche
Pilzart ist, sondern eine Mischung
dunkelgefarbter Myzelien und Dauer-
zustande mehrerer Pilze, besonders
Cladosporium sowie Dematium u. a.
Ebenso bestehen die sogenannten
Schwarzekrankheiten aus mehreren
Cladosporium-Arten. Der Russtau
der Gewachshauser scheint dagegen
fast stets aus Fumago zu_ bestehen.
~ : Laubert.
Die Frostwirkung bei Obstbliiten.
(Deutsche Obstbauzeitung Jg. 64
(1918), S. 192—194.) |
Es wird tiber sehr wertvolle
Untersuchungsergebnisse berichtet,
die in Nordamerika erhalten worden
sind.
fréste k6énnen bekampft werden:
1. durch Zichtung von Sorten mit
hohem Widerstandsvermogen gegen
Kalte, 2. durch Wahl spater Sorten,
deren Bltite zu einem Zeitpunkt
stattfindet, wo starke Froste nur
selten vorkommen, 3. durch unmittel-
bare Bekampfung durch _ Frost-
rauchern, das in manchen Staaten
_Nordamerikas mit ausgezéichnetem
Erfolg angewendet wird. Durch die
meteorologischen Stationen werden
zu erwartende Temperaturstiirze mit
grosser Genauigkeit vorausgesagt,
so dass die Frostraucherungen recht-
zeitig vorgenommen werden konnen.
Da diese teuer sind, sind sie nur
dann 6konomisch, wenn die yorher-
gesagte Minimaltemperatur nicht so
niedrig wird, dass das Rauchern
Schaden durch Frthjahrs- |
nicht ausreicht. Bei den Unter-
suchungen waren zu bertcksichtigen
1. Beschaffenheit der Blttenknospe,
a Entwicklungsstadium, 3. Dauer der
Einwirkung der betreffenden Tempe- .
ratur, 4. Art des Auftauens (lang-
sames Auftauen weniger schadlich),
5. Feuchtigkeit, 6. niedrigste Tem-
peratur. Hauptsachlichste jErgeb-
nisse: Bei der Apfelsorte Jonathan
‘besteht ein Unterschied von 2,8 Grad
zwischen der Temperatur, bei der
' nur 5 Prozent der Bltitenknospen,
| und der, bei der fast alle Bliten-
_ knospen erfrieren; die Bliiten werden -
durch Kalte von 4,4 Grad alle zer-
stort, durch Kalte von 1,9 Grad nicht
geschadigt. Wahrend des Frucht-
ansatzstadiums werden die jungen
Frtchtchen der Kirsche Double
Natty durch Ka4lte von 4,1 Grad fast
alle zerstért, durch Kalte von
1,7 Grad nicht nennenswert gescha-
digt. 50 Prozent Schaden von Pfirsich
Elbata werden an fast aufbrechenden
Knospen durch 10 Grad KaAlte, an
vollbluhenden durch 3,9 Grad Kalte,
wahrend des Fruchtansatzes durch
2,2 Grad Kalte verursacht. Ndheres,
auch tber Pflaumenbliiten, in der
Originalarbeit. Laubert.
Brick, Die Schwarzfleckenkrankheit
der Tomatenfriichte durch Phoma
destructiva Plowr. (Zeitschrift
fir Pflanzenkrankheiten Jg. 29
(1919), S. 20—26.)
In einer Gemtisegartnerei in den
Vierlanden bei Hamburg wurde an
Tomaten eine Krankheit beobachtet,
die sich durch, Auftreten schwarzer
Faulflecke an den Friichten um die .
Fruchtstiele kennzeichnet'). Als Ur-
sache fand Brick einen Pilz, den er
als Phoma destructiva Plowr. iden-
tifizierte. Nasse Sommer begtinsti-
gen die Krankheit. 1918 waren zwei
Drittel der Friichte befallen. Kupfer-
kalkbespritzungen nutzten nichts. Es
wird sorgfaltiges Vernichten samt-
licher befallenen Friichte und der ab-
geernteten Pflanzen sowie Wechsel
des Landes beim Anbau von Tomaten
empfohlen. — Eine weitere Verbrei-:
tung scheint diese Tomatenkrankheit
in Deutschland bis jetzt nicht erlangt
zu haben. Laubert.
unreif ab.
PRINS. Gaoets eres ) Bt 5s ae Yee
BAe Se OR ee ¢ eed ces a hes eee Ley
66 Literatur. Se Ad
MiullerThurgau, Zum Schutz der | Miiller-Thurgau, Das Perozid als Er-
Obstb4ume gegen Winterfrost. §satz von Kupfervitriol bei Be-
(,Schweizerische Zeitschrift flr . kampfung der Peronospora der
Obst- und Weinbau“ Jg. 27 (1918), + Reben. (,ochweizerische Zeit-
S. 17—20.) schrift fur Obst-
Infolge der Einwirkung der er- |
warmenden Sonnenstrahlen ist in der |
zweiten Halfte des Winters die Le-
_benstatigkeit in den Zellen der nach |
Stden gerichteten
|
|
Knospen der Obstbaume weiter vor- |
geschritten als an der Nordseite. In-
folgedessen ist in der Rinde der
Wassergehalt auf der Siidseite 53% ©
hoher als auf der Nordseite, wahrend
der Unterschied an Obstbaumstam-
men, die mit einer lockeren Schilf-
--wendet und empfohlen werden.
hulle umgeben sind, ganz unerieblich |
ist. Damit steht eine gréssere Emp-
findlichkeit gegen strenge Kalte in
Zusammenhang, denn im winterlichen
Ruhezustand sind die Gewebe am
kaltewiderstandsfahigsten. Die Auf-
fassung, dass die Frostschaden erst
entstehen, wenn nach kalten Frost-
nachten Sonnenschein -auftritt und
dadurch ein zu rasches Auftauen be-
wirkt wird, ist nicht richtig. Durch |
Schutz im ‘“Whnter, besonders im
Januar bis Marz, kann ein vorzeitiges
Erwachen aus der winterlichen Ruhe |
verhindert werden. Das ist beson-
ders bei Spalieren anzuraten.
tes Schattieren der Stamme und Aeste
durch Emballagetiticher oder Tannen-
reiser gentigt. Auch an Zwergobst
in exponierten Lagen ist ein der-
artiger Schutz besonders am unteren
Teil des Stammes zweckmAssig.
-Laubert.
Leich- |
Rindentene aan | standen Perozidbritihe
| unterseiten.
~schlossen.
| prtfen.
und Weinbau“
Jg. 26 (1917), S. 209—213.)
Nach verschiedenen Verdffent-
lichungen kann unter besonderen Um-
als Ersatz-
mittel fur Kupfermittel gegen Reben-
peronospora mit gutem Erfolg ange:
u
verwenden ist eine 2%ige Prozid-Kalk-
bruhe, die nieht sauer, eher etwas
alkalisch sein soll. Die Brithe ist
nicht giftig und bleibt lange Zeit un-
verandert und brauchbar. Wichtig
ist rechtzeitiges und wiederholtes
Spritzen, besonders auch der Blatt-
Laubert.
Gelbsucht der Obstbaume. (,,Deutsche
Obstbauzeitung™ Jg. 63 (1917), S. 125
bis 126.)
An _ gelbstichtigen Obstbaumen
werden mit einem Drillbohrer blei-
stiftstarke -5° « bis* «6-2 em = tee
Locher im Stamm angebracht und
mit ein bis eineinhalb Gramm milch-
saurem Eisen (Eisenlattat). gefillt
und dann mit Baumwachs gut ver-
Schon nach 14 Tagen
wurden die Blatter intensiv grin,
ohne schwarze Flecke zu bekommen,
wie bei ahnlicher Anwendung von
Eisenvitriol. Auch die Fruchtbildung
werde giinstig beeinflusst. Es emp-
| fiehlt sich jedenfalls, die Brauchbar-
nachzu-
Laubert.
keit dieses Verfahrens
*Personainachrichten.
Veer holt, -briedrien, eter
der Krupp von Bohlen und Halbach-
schen Garten in Hitgel bei Essen-
Ruhr, feierte am 1, Februar d. J. das
Jubilaum seiner 25jahrigen Tatigkeit
im Dienste der Familie Krupp.
Der Jubilar, geboren am 13. Januar |
1868 in Lage (Lippe), erwarb seine
fachliche Ausbildung in der Kgl. Hof-
gartnerei zu Wilhelmshohe bei
Kassel; sein Lehrherr war der rithm-
lichst bekannte Hofgarteninspektor
Vetter. Bei Haage & Schmidt in
Erfurt bekleidete er seine erste Ge--
hilfenstellung; danach ging er nach
Wien, wo er im vorbildlichen k. k.
Hofgarten zu Schénbrunn unter Um-
lauft tatig war. Wahrend seines Auf-
| enthaltes in Schénbrunn besuchte er
mit gutem Erfolge die k. k. Garten-
| bauschule
in Wien. Nach seiner
Militarzeit berief ihn sein friherer
Lehrherr Vettér, der als Hofgarten-
direktor die Oberleitung der k6énig-
lichen Gdrten tibernommen hatte,
nach Sanssouci bei Potsdam. Von hier
aus wurde er im Jahre 1895 durch
den rheinischen Grossindustriellen
Friedrich Alfred Krupp (verstorben
1902) nach dessen Besitzung Hutgel
berufen, um ein Jahr darauf, nach- ~
dem der Obergartner Fr. Bete in den
wohlverdienten Ruhestand getreten
war, die Leitung der Gartnerei und
ausgedehnten Parkanlagen zu _ uber-
nehmen und sie zu ihrer jetzigen Be-
iby ak, hn ed
Personalnachrichten. — Berichtigung.
« Oe NUK date on Tele we
ee
deutung und
bauen.
Karolewski, Joh. Obergart-
Reichhaltigkeit auszu-
ner, Wannsee, langjahriges treues
Mitglied der Deutschen Gartenbau-
Gesellschaft, feierte am 8. Februar
seinen 70. Geburtstag.
Personalveranderungen im Bereiche
der friiheren Bayerischen Hofgarten.
“Moertlbauer, | Gartenbau-
-inspektor, Hofgarten Schoénbusch bei
Aschaffenburg, tritt nach 50jahriger
Dienstzeit in den Ruhestand. Aus
diesem Anlass wurde ihm der Titel
und Rang eines Gartenoberinspektors
verliehen.
BEreh ar dt; Garteninspektor,
Hofgarten Eremitage bei Bayreuth,
tritt nach 35jahriger Dienstzeit in den
Ruhestand.
Krembs, Gartenverwalter im
-Englischen Garten in Mtinchen, und
Freymiuller, Gartenverwalter
im Hofgarten Bayreuth, erhielten
Titel und Rang eines Garten-
inspektors.
Diermayer, Hofgarteninge-
nieur bei der Hofgartendirektion in
Miunchen, wurde zum Garteninspek-
tor befordert.
Haas, Gartenverwaliter II. Kl.
im Hofgarten Wirzburg, Weiss,
_Gartenverwalter IJ. Kl. im Hofgarten
Ansbach, Pinl, Gartenverwalter
II. Kl. im Hofgarten Berchtesgaden,
Reuthlingshofer, Gartenver-
walter II. Kl. in Aschaffenburg, wur-
den zu Gartenverwaltern I. Kl. be-
fordert.
Bauer, Obergartner im Hof-
garten Aschaffenburg, Rausch,
@bergartner im MHofgarten Sché6n-
busch, Fuchs, Obergartner im Eng-
lischen Garten, Reiter, Obergart-
ner im Kitchengarten, Dietz, Ober-
gartner im Hofgarten Nymphenburg,
Doormann, Obergartner im Eng-
lischen Garten, Mayer, Garten-
| Danieben wurde
obergehilfe im Hofgarten Nymphen-
burg, Roemhild, Gartenober-
gehilfe im Hofgarten Nymphenburg,
Schwaable, Gartenobergehilfe im
Hofgarten Berchtesgaden, . erhielten
Anstellung bzw. Beforderung.
Die Gemeinde Berlin-Tempelhof
hat zur Forderung des Kleingarten-
baues ein Kleingartenamt ins
Leben gerufen. Leiter desselben ist
der Gem.-Gartendirektor Fischer.
eine Kleingarten-
kommission gebildet, dem als Mit-
glieder angehoren: 1 Schoffe als Vor-
sitzender, 3 Gemeindevertreter, 2 Ver-
treter der Grundeigentiimer, 2 Ver-
treter der Kleingartenpachter und
der Gartendirektor als Leiter des
Kleingartenamtes. Zur Schlichtung
von Pachtstreitigkeiten im Kleingar-
tenbau wurde ein Pachteinigungsamt
errichtet, welches besteht aus dem
juristischen Vorsitzenden und je
2 Vertretern der Kleingartenpachter
und der Grundstiicksbesitzer.
An Stelle des zurtickgetretenen
Unterstaatssekretars, Professor Dr.
Becker und des Geheimen Re-
gierungsrats Fuchs sind der Mi-
nisterialdirektor Dr. Warmbold
im Ministerium ftir Landwirtschaft
und der Geheime Regierungsrat
Wende im Kultusministerium vom
1. Januar d. J. ab zu Mitgliedern des
Kuratoriums der Landwirtschaft-
lichen Hochschule in Berlin berufen |
worden. —
An der H6heren Gartner-
kehwanstalt in Bberlin-Dah-
lem ist den Obergartnern Schmidt
und Kronberg die Amtsbezeich-
nung ,,Garteninspektor“ beigelegt
worden.
Der Gemeindeschéffe Oekonomie-
rat Be yrodt in Marienfelde ist zum
kommissarischen Gemeinde- und
Amtsvorsteher der Gemeinde Ma-
rienfelde ernannt worden.
Berichtigung. .
Der in Heft 1/2, S.7 bezeichnete
_ Apfel, der auch unter dem Namen
»ochéner von Russdorf“ oder ,,Kénig
Friedrich August von Sachsen“ be-
kannt ist, heisst nicht ,,Gascognes
Scharlachroter“, sondern ,,Gascoynes
Scharlachroter“.
Furstenberg, Biesdorf.
68. Aus den Abte. lungen. _ fortuvaecta
Aus den Abteilungen.
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft | 3. a) paths Ziele der Abteihing
(Griindungsjahr 1822, | H M Titt
err ajor 1 mann.
Abteilung : |b) Der weitere Ausbau der Ab-
der Pflanzen- und Gartenfreunde | teilung. Herr Ocekonomierat
Berlin, Invalidenstrasse 42 | . - S. Braun.
: 4, Vortrag: ,,Blumen im Hause und
Einladung | Blumen im Garten“. Farbige und
cai eee schwarze Lichtbilder mit Begleit-
Kundeeb dex Gartent de |. Worten von Herrn Gartendirektor
undecbanse Cer vartemircunte | 2 Ludwig besser, sae
am Donnerstag, den 19. Februar 1920, zent an der Humboldt-Hochschule.
abends 7 Uhr, im Festsaal des Ver- | 5. Das Arbeitsprogramm der Abtei-
eins deutscher Ingenieure, Berlin, |- lung fiir den Sommer 1920. Herr
: Sommerstrasse 4a. HE ses Dr. Berger, Lichter-
elde
Programm 6. Gedanken tber grosse, kleine und
1. Begriissung durch den Vorsitzen- | kleinste Garten. Von einer Haus-
* den der Abteilung der Pflanzen- | frau.
und Gartenfreunde, Herrn Profes- | 7, Ein Blumenstrauss aus Goethes
sor Dr. Hans Goldschmidt.
2. ,,Was charakterisiert den wahren
Gartenliebhaber und Pflanzen-
freund?“ Essay von Herrn Pro-
fessor Dr. Otte N. Witt. Ge
sprochen von Herrn Gerhard Der Vorsitzende:
Nauck. _ Professor Dr. H:: Goldschmidt
TOSCODBSTOOOBSTSTOBBOTOOOBBSSOTOOSOOTOTOOOTOOOGOSS
Garten. Gesprochen von Herrn
Gerhard Nauck. Das Veil
chen. — Gleich und Gleich. — Das
lied.
Q000'
COOCOSOOCOO00G000C000000000000000
Tagesordnung
fiir die 1078. Monatsversammlung der Deutschen Gartenbau - Gesellschaft.
am Donnerstag, den 26. Februar 1920, abends 6 Uhr,
im grossen Horsaal der Landwirtschaftlichen Hochschule,
Berlin, Invalidenstrasse 42.
Allgemeiner Aussprache-Abend tiber das gesamte Gebiet der Schidlings-
bekampfung im Gartenbau. Als Grundlagen dienen die verotent |
iiber den Obstabend der D. G. G. in Nr. 1—4 der ,,Gartenflora“ von 1920. -
1. Eingeleitet durch Herrn Hofgartendirektor Zeininger (Potsdam).
2. Bis jetzt eingegangene Fragen:
a) Karbolineum oder nicht? (Siehe Seite 20 ) dér »Gartenflora“, Jahr-
gang 1920.) :
b) Lebensweise und Bekampfung der Obatnade |
c) Liegen Erfahrungen mit schwefelsaurer Tonerde im Kampfe gegen
Obstbaumschadlinge vor?
Wie hoch prozentig darf die Lésung sein?
Ist es notwendig, die Lésung mit Kalk zu vermischen ? |
Kann statt des Kalkes auch Karbidkalk verwendet werden?
d) In welchem Umfange richten die verschiedenen Arten Mause Ver-
heerungen im Obstbau an?
der Pflanzen- und Gartenfreunde. |
: Sdn a
Se hae < val
xe a rr
——_ -
Blimlein- . Tausendsch6n. — Mai- =
e) Was ist von dem neuen Birnsauger und seiner Bekampfung bisher _
bekannt geworden?P
3. Verschiedenes.
Fiir die Schriftleitung verantwortlich: Sie gfried Braun, Berlin N, Invalidenstrasse 42, Amt Norden 4038,
Druck von Rudolf Mosse in Berlin.
e - Raubzeug. — Prospekt bet jeder Sendung.
Neuheit | Boses Praktisch
‘Ayozinthenglas
"“"verhiitet das Umfallen
u. Knicken der Hyazinthe,
{ : fir Vidi
ae Blumenzitichter
| qs . Blumenfreunde
: ry “Gunite! a
“pis hoch in-die Waden echliessend, in [ei |
~ Voligummi und mit Gummitucheinsitzen, [i
_M. 70,— pro Paar. — Ganzes Stiefelmass
2 | -einzusenden, fir’ Gartner, Jager, Férster
2a und ‘Landwirte sehr praktisch, stets
_trockener, warmer Fuss. ‘Fast neul BR
* Erstklassiger Selstschussapparat
» Kaliber 16, mit direktem und indirektem Ab- ine
Zug, nie: versagend, patentiert M. 22,— . Bs:
_pro Stiick. Patronen, scharfe, 75 Pf.und §::
‘Platzpatronen 65 Pf. pro tiick. Tétet auch
8
Girtnereien
Glashandlungen
freibleibend —
Originalkiste |
von 100 Stiick
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fiir 1920 ist wieder in seiner altbewaéhrten
reichhaltigen Friedensausfihrung _ er-
schienen und. steht den geehrten
_Mitgliedern der D. G. G. und
den Gartenfreunden kosten-
los zu ‘Diensten.
- Albert Treppens @ Co. * - Inhaber * Berlin SW 68
_Samenhandlung _ Mitglied der D. G. G. ‘Lindenstrasse 13
WHIT
s y eae sa oe 5 Nein NY see pee
! i ‘7 Fw fe rae, cy pe ee ore r
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Herausgeber: Deutsche ‘Gaidubiu: Gesellschaft
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Deutsche Gartenbau-Gesellschaft
Berlin, Invalidenstrasse 42.
Der Prdasident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft ladet hierdurch
alle stimmberechtigten Mitglieder gemass § 16 der Satzungen zu einer
Ordentlichen Generalversammlung
auf Donnerstag, den 29. April 1920, abends 6 Uhr,
nach dem grossen Ho6rsaal der Landwirtschaftlichen Hochschule,
Berlin, Invalidenstrasse 42,
ergebenst ein.
Gegenstand der Verhandliung:
1. Begriissung durch den Prasidenten der Gesellschaft, Herrn Oekonomie- |
rat Otto Be yrodt; Bekanntgabe der Ehrungen.
2. Erstattung des Jahresberichtes.
3. Erstattung des Kassenberichtes durch den Schatzmeister Herrn Carl
Friedrich v. Siemens (Berlin).
4, Antrag des Kassenausschusses auf Entlastung des Gesamtprasidiums
und des geschaftsfuhrenden Prasidiums.
o. Ersatzwahl fiir die satzungsgemass aus dem Gesamtprasidium aus-
scheidenden Mitglieder’).
6. Antrag Furstenberg (Biesdorf), in § 1 der Satzung unter die Zwecke
der Gesellschaft in Zukunft das Wort ,,wirtschaftliche“ mit aufzunehmen.
§ 1 der Satzung wiirde dann lauten: ,,Der Zweck der Deutschen Garten-
bau-Gesellschaft ist die Férderung des Gartenbaues in praktischer, wirt-
schaftlicher, wissenschaftlicher und ktinstlerischer Beziehung.
7. Bericht iber die stadtische Fachschule fur Gartner im Winterhalbjahr
1919/20.
8. Verschiedenes.
Der Prasident.
Otto Beyrodt, Ockonomierat.
') Satzungsgemass scheiden folgende Herren aus: Prof. Dr. Diels, Zeininger, Carl
Friedrich v. Siemens, A. Gurk, V. de Coene, Ernst v. Borsig, T. J. Heinrich Seidel,
A. Siebert, Johannes Beuster, Kube, Hermann Mehl, Wilhelm Nahlop, Carl Peters,
Dr. Helmut Spath.
70) : Ueber Saatenanerkennung. —
Ueber Saatenanerkennung.
Auszug aus einem Vortrag, gehalten am 19. Januar 1920 vor der Abteilung
fur Blumen und Pflanzenschmuck der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft.
Von Dr. Willy Mayer (Berlin- Lichterfelde West).
Das Verfahren der Saatenanerkennung, welches erstmals offiziell von
der Deutschen Landwirtschaits-Gesellschaft im Jahre 1896 eingeftthrt wurde,
hat bei den landwirtschaftlich angebauten Nutzpflanzen, auf welche es bis
jetzt beschrankt worden ist, die besten Erfolge erzielt und an dem Auf-
schwung, den unsere Landwirtschaft genommen hat, ganz bedeutenden -Anteil
gehabt. Deshalb tragt sich auch der Verband Deutscher Gemisezichter
mit dem Plane, fiir GemiisesAmereien eine Ahnliche Einrichtung zu schaffen.
Die Verhandlungen in dieser Richtung sind schon ziemlich weit gediehen
und geben der Hoffnung Raum, dass die Saatenanerkennung, welche sich
bisher auf die feldmdssig angebauten Gemisesorten De hat, auf alle
Gemiusesorten ausgedehnt werden wird.
Ist schon die Ausdehnung auf den Gemtisebau mit grossen, zum Teil —
noch nicht behobenen Schwierigkeiten verkniipft, so haufen sich diese Hinder-
nisse bei einer -Anerkennung von Pflanzen- und Blumensaaten’) in noch
viel weitergehendem Masse. Trotzdem soll versucht werden, dieses Thema,
das mit der Frage der Erteilung von Wertzeugnissen eng zusammen-
hangt, wenigstens einmal anzuschneiden und zur Besprechung zu stellen,
wenn auch die Verwirklichung des Planes noch in allerweitester Ferne
steht. Schliesslich dtrften aber die nachfolgenden Ausfihrungen als
Material zur Frage der Samenzucht und des Samenanbaues immerhin einiges
Interesse beanspruchen. Oft wird es dabei n6étig sein, die Verhaltnisse und
Erfahrungen, welche bei der Anerkennung der landwirtschaftlichen Saaten
gesammelt wurden, zum Vergleich oder als Richtschnur heranzuziehen.
ZweckderSaatenanerkennung. Der haupitsachiitcenste
Zweck der Saatenanerkennung ist, dem Kaufer der Saat
einegewisseGewahrtiutr Hirenschaten zugeben, welche
Ausserlich an dem Saatgut nicht ohne weiteres erkenn-
bar sind. Als Eigenschaften kommen in erster Linie in Betracht:
absolute Echtheit und Einheitlichkeit der Sorte und Freisein —
von Krankheiten, welche durch das Saatgut ubertragen werden
kénnten. Ausserdem muss der Same so angebaut worden sein, dass weitest-
gehender Schutz vor Fremdbestaubung (Kreuzung) vorhanden war. Haufig
wird auch ein gewisser Prozentsatz der Keimfahigkeit garantiert.
Streng genommen gehért das Freisein von Unkrautsamen
nicht zu den Anforderungen, die man auf Grund obiger Definition an
anerkannte Saaten stellen kann; denn das Freisein von Unkrautsamen
gehért meistens zu den A4usserlich erkennbaren Merkmalen des Saat-
gutes. Es hat sich indessen mit voller Berechtigung die Praxis herausgebildet,
dass bei der Anerkennung auf das weitestgehende Freisein von Unkraut,
und zwer nicht nur an samenbildendem, in den betreffenden Feldern geachtet
und infolgedessen die Anerkennung in der landwirtschaft
lichen Praxis versagt wird, wenn das Feld verunkrautet ist.
1) Im folgenden wird fiir alle gartnerisch angebauten Pflanzen, also auch Gehdolze
und Stauden, der Ktirze halber nur der Ausdruck »Blumen“ bzw. »Blumensamen* benutzt
werden.
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pena,
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a Zum Beispiel wiirde man also dem anerkannten Sachverstandigen keinen
~ Vorwurf machen kénnen, wenn in einem Quantum Asparagussamen sich
grossere Mengen von Tropaeolumsamen finden, denn diese Samen k6nnen
nur nachtraglich hineingekommen sein. Ausserdem sind die Samen ohne
weiteres 4usserlich voneinander zu unterscheiden. Ein
anderer Fall ware es, wenn sich nach der Aussaat von Begoniensamen, der als
gelbblthende Sorte anerkannt wurde, es sich herausstellt, dass zum
Beispiel) gréssere Mengen rotblithender Pflanzen sich
_ darunter befinden; denn es ist Pflicht des Anerkennenden, darauf zu achten,
E dass wirklich nur rein gelb blithende Mutterpflanzen als Samentrager aus-
-_ gewahlit werden, dass alle in der Farbe abweichenden beseitigt wurden, und
__ ausserdem muss er den Zeitpunkt seiner Besichtigung so legen, dass er diese
_ Tatsachen mit absoluter Sicherheit feststellen kann. Denn nachtraglich ist
es dem geernteten Samen nicht mehr anzusehen, ob er von einer gelb- oder
rotbluhenden Varietat abstammt.
Auf die Frage der Konstanz der Sorten, die hier auch wegen eventueller
Ruckschlage und Aufspaltungen hereinspielt, werde ich spater noch zurtick-
kommen miissen. me 7
Ebenfalls ist von seiten des Anerkennenden darauf zu achten, dass die
Samenpflanzen frei von Krankheiten sind. An und fir sich
pflegen ja kranke Pflanzen weniger kraftige Samen auszubilden als gesunde.
Ausserdem ist die Gefahr vorhanden, dass neben den Pflanzenkrankheiten,
welche durch das Saatgut selbst tibertragen werden kénnen, auch noch eine
Anzahl andere dadurch verschleppt wird, dass die betreffenden Sporen,
sofern es sich um paren tervegenide handelt, durch den Samen verschleppt
werden.
Was colleen wir-anerkennen'? Diese anscheinend so einfache
-Gesichtspunkten aus notwendig.
Zuerst liegt es schon im Worte Sr ic pie wane: dass
bisher nur Samen in den Kreis der Anerkennung gezogen wurden.
Da die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen alle durch Samen fortgepflanzt
und vermehrt werden, so ist die Frage hier sehr einfach zu loésen. Bereits
bei den Gemtsepflanzen ist es aber bis jetzt notwendig gewesen, auch diese
Einschrankung zu machen, obgleich ein Teil derselben auch oder aus-
-schliesslich durch Stecklinge vermehrt wird.
Die Anerkennung von Edelreisern der Obstsorten und der Stecklinge
von Beerenobst ist bis jetzt wegen der entgegenstehenden Schwierigkeiten
noch nicht eingefithrt worden. Bei den Blumen, Stauden und Strauchern
haufen* sich diese Schwierigkeiten, denn ein grosser Teil, namentlich der
wertvollen Neuztchtungen, fallt nicht treu aus Samen; ein anderer Teil lasst
sich tiberhaupt nur durch Stecklinge sortenecht vermehren. Gerade dieser
technisch so eminent schwer durchfiihrbare Teil der Anerkennung von Steck-
lingen und Hochzuchten, welche nur zum Teil treu aus Samen fallen, wirde
in der Praxis der Anerkennung etwas absolut Neues darstellen, diirfte aber
gerade dasjenige sein, was am lebhaftesten verlangt werden wurde.
Untberwindlich halte ich die Schwierigkeiten namentlich in bezug auf
die Stecklingsanerkennung aber absolut nicht. Wenn zum Beispiel ein
Gartner einen schon absolut ausgeglichenen Bestand an Chrysanthemen hat,
und zwar von einer einzigen Sorte, warum soll da nicht erst der Bestand
und selbstverstandliche Frage macht doch Antworten von sehr verschiedenen x
72 Siig Ueber Saatenanerkennung.
als solcher und spater die daraus hergestellten Stecklinge anerkannt werden
kénnen? Auch bei der Anerkennung der Saaten der Riiben- und Kohl-
pflanzen muss im ersten Jahre die Mutterpflanze besichtigt werden, und erst
im zweiten Jahre kann der daraus gezogene Samen anerkannt werden. Es
ist also ebenfalls eine zweimalige Besichtigung notwendig. Viel gréssere,
vorlaufig tuberhaupt unttberwindliche Schwierigkeiten
dirften sich der Anerkennung von Sorten entgegenstellen, welche nicht
treu aus Samenfallen. Einige Firmen geben ja bekanntlich bereits
jetzt in ihren Preislisten an: ,,Die Saat fallt mit zirka... °/o treu aus
Samen,.“ Aber der Anerkennende kann keinesfalls eine Gewahr dafir. iber-
nehmen, dass dies wirklich auch zutrifft, und einen gewissen Prozentsatz
Zu garantieren, durfte absolut untunlich sein, wiirde eine Quelle fortwahren-
der Streitigkeiten darstellen und erscheint mir vorlaufig als ein absolut —
ungangbarer Weg. Hé6chstens kénnte man in diesem Falle vielleicht den
Ausweg wahlen, die Samentrager auf Ausgeglichenheit und
sorgfaltige Ausmerzung der abweichenden respeKktive
zurickgeschlagenen Typen anzuerkennen, indessen aus-
drucklich anzugeben, dass fiir die Nachkommenschaftabsolute
Gewahr nicht gegeben’ werden Kann... Hierher getpre eure
grosserer Teil der gefillten, gefransten, geflammten und anderer von der
Grundform abweichenden Sorten. Wie weit hier noch reiner Sortennachbau ~
zu Anerkennungszwecken oder bereits ztichterische Arbeit geleistet wird,
muss von Fall zu Fall untersucht werden, und auf diesen Punkt wird weiter
unten auch noch eingegangen werden.
Am allerschwierigsten aber diirfte sich die Frage stellen: Was sollen wir
in bezug der Eigenschaften der Mutterpflanzen, die durch das Saatgut vererbt
werden sollen, anerkennen? Ein Beispiel aus der Landwirtschaft wird uns
gleich verdeutlichen, wie hier die Verhaltnisse liegen: Pettkuser Roggen stellt
eine ganz genau in ihren einzelnen Eigenschaften und Merkmalen bekannte
und beschriebene, wohldefinierte Sorte von Roggen dar, deren Entwicklung
uber lange Jahre unter den verschiedensten klimatischen und Boden-
verhaltnissen studiert und geprtft wurde und bei welcher jeder Kaufer ganz.
genau weiss, welche Eigenschaften in dem Saatgut schlummern. Derartige
Sorten, deren Eigenschaften und namentlich auch deren Verhalten unter den
verschiedensten Anbauverhdltnissen so bis ins einzelne bekannt und von
denen genaue, jedermann. zuganglichesSoerrenpecSt ie.
bungen vorhanden sind, fehlen uns aber bis jetzt in der Blumen-
zZzucht eigentlich vollstandig. Mit anderen Worten:
wir -entbehren deriesten Grunt@inee oft oee wir das
Gebadude der Anerkennung von Blumensamen autf-
richten-k on men, |
Ehe wir an eine Anerkennung tiberhaupt denken kénnen, mussen wir daran
gehen, einmal Sorten in dem Sinne festzulegen, wie dies die Landwirtschait
schon lange getan und zum Teil auch der Gemiisebau in neuerer Zeit ver-
sucht hat. Auf die grossen Vorteile, die sich aus einer derartigen, allerdings
nicht leichten und angenehmen Arbeit, die wohl im Anfang auch neben sach-
lichen noch viele personlichen Anfeindungen fiir diejenigen, welche den Mut
und die Ausdauer finden, sich ihr zu unterziehen, bringen wtrde, werde ich
spater ebenfalls noch eingehen, ©
“leben Saatenanerkennung 73
— eee Eee — ee =
Se eee eee eee eS eee —— ————————
Diperecniea zwischen Nachbau und zuchteritscher
Tatigkeit. In der Landwirtschaft und zum gréssten Teil auch beim
Gemiisesamenbau ist es leicht, eine Trennungslinie zwischen ztchterischer
Tatigkeit und reinem Sortennachbau zu ziehen. Allgemein kann man etwa
sagen, dass der Nachbaunurbezweckt, die Sortenalssotche
konstant zu halten dadurch, dass man sie gegen Fremdbestaubung
schitzt, und vor Degeneration zu bewahren dadurch, dass man
das vom Ztchter bezogene Originalsaatgut nicht mehr als tber drei bis vier
Generationen vermehrt und dann wieder auf frisches Originalsaatgut
zuruckgreift.
Aber .bereits bei Karotten wird der Kreis weiter gezogen, und mit
Recht weist unter anderem Wittmack darauf hin, dass bald jedermann An-
- spruch darauf erheben kénnte, zum Beispiel im Besitze von Originalsaat von
Nantaiser Karotten zu szin. Mit Blumensorten und Samen kOnnte es
ahnlich gehen, wenn wir zur Anerkennung schreiten wollen, sofern nicht
vorher, wie bereits ausgefthrt, feste Normen Bezel der Sorten geschaffen
~ wurden.
Ziuchterische Tatigkeit besteht im Gegensatz zum Nachbau
Grin t2enmschaiten cer Sorten zu vertiefen oder auch
Meme-crwuinschte:Ereenschaiten hinzu-respektive her-
aufzuztchten, die Sorten, wie man Bo sagt, zu veredeln, also
kurz gesagt:
Nachbau hezweckt, dite SOrien--aui- cer eiooral er-
reichten Hohe zu halten,
Zuchterische Tatigkeitbeabsichtigt, siéenoch dariber
hinauszuheben. :
Die Schwierigkeit beim Blumensamenbau liegt nun darin,
dass wir es hier mit Gewachsen@zu tun haben, die verhaltnismassig
leicht geneigt sind, Spielarten, Abweichungen, Sports,
Mutationen hervorzubringen, Eigenschaften, welche fir den Zichter von
Neuheiten ebenso erwunscht wie sie fiir den Samenbauenden unangenehm
sind. Es wird also hier bereits in bedeutendem Ausmasse notwendig sein,
nur um die Sorten auf der Héhe zu -halten, zum mindesten die abweichenden
Typen, welche in grésserer Zahl stets vorkommen werden, zu entfernen.
Zu dieser sogenannten Massenauslese gehort, dass der ganze Bestand
wenigstens einige Male griindlich durchgegangen und jede Pflanze auf ihre
Sortenechtheit nachgeprtift wird, eine sehr verantwortungsvolle Tatigkeit,
die uber den Rahmen der Arbeit des Nachbaues bei landwirtschaftlichen
und auch bei Gemtisesamen, wie man ihn jetzt gezogen hat, praktisch weit
hinausgehen durfte.
Aber ziichterische Tatigkeit kann man dies trotzdem nicht
nennen, denn es fehlt ihr das Kennzeichen des planmassigen Ver-
tiefens, Héherztichtens gewisser Merkmale und Eigenschaften.
Wir kénnen also sagen, dass der reine Nachbau von Blumensaat
zur Anerkennung mehr Mtthe und Arbeitsleistung er-
fordert als bei den tbrigen Gewadchsen, Anspruch auf
Sauenterische Tatigkert aber nicht erheben kann.
Neuheiten und Hochzuchten. Die Frage der Neuheiten und
Hochziichtungen hangt ebenfalls sehr eng mit vorstehendem Kapitel zu-
sammen, und hierher gehért auch die Frage der Wertzeugnisse. Unter Neu-
& : Ueber Saatenanerkennung, ——
heiten kann man eigentlich nur Individuen verstehen, welche man durch
Auslese oder auch Kreuzung erhalten hat und welche von der Mutter- ©
sorte abweichende EFigens¢haiten, die aber vereg pees |
sein mussen, besitzen. Werden nun diese Eigenschaften durch plan-
massige Zuchtarbeit, also Einzel-,nicht Massenauslese,
weiter entwickelt und gelingt dies, so kann eine Hochzucht entstehen. —
Deshalb kann man streng logisch genommen einer Neuheit atuich héchstens —
das Pradikat bemerkenswert oder versprechend, Hoch-
stensvielversprechend geben, weil man es noch mit einem in der
Entwicklung begriffenen Formenkreis zu tun hat, dessen Eigenschaften noch
nicht konstant sind, und erst der daraus entstehenden Hochzucht, deren
Entwicklung als Sorte abgeschlossen und deren Eigen-
schaften bleibend sein miissen, kann man ein Wertzeugnis ~
erteilen.
Zum Schluss noch ein Beispiel aus der Praxis, welches zur Erlauterung
des Gesagten dienen mége: Derjenige, welcher zuerst in seinem Begonien-
bestand ein Exemplar mit gefransten Bliten beobachtet hat, hat eine
Mutation entdeckt. Dadurch, dass er den Samen gerade dieser Pflanze —
fiir sich gesammelt und nachgebaut hat, wobei er beobachtete, dass ein Teil
des Nachbaues gefranste Blitenblatter aufwies, die Eigen-
schaft also vererbbar war, hat eine Neuheit entdeckt und die-
selbe nachgebaut, sofern er sich darauf beschrankt, in der Nachkommen-
schaft lediglich die Pflanzen mit ganzrandigen Bliten von der Samen-
gewinnung auszuschalten. Derjenige, welcher nun die besten Pflanzen,
welche die regelmaAssigsten und ausgesprochensten Fran-
sungen aufwiesen, aussuchte und den Samen jeder einzelnen
Pflanze.fur-sich geerntet und-wieder vetrennt 2useeoae
und diese Arbeit planmassig tbew eine Reihe von Jahren
fortgefihrt, die Sorten also durch Einzelauslese veredelt hat,
hat eine Hochzucht geschaffen. Diese Hochzucht ware auch in ein ©
Hochzuchtregister, wie es ftir landwirtschaftliche Kulturpflanzen
zum Beispiel die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft fuhrt, eintragungs-
fahig. Verkauft der Zuchter den Samen selbst, so kann er ihn eine Hochzucht
nennen. Von dieser Originalhochzucht kénnte man ausgehen, und sofern
der Zuchter Samen an andere Gartnereien zum Nachbau abgibt, diesen
Nachbau dort anerkennen. Auf diese Weise kame man zum Beispiel zu:
Zichter N. N.s gefranste Begonien-Hochzucht erster anerkannter Nachbau,
anerkannt von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft bei Gartnereibesitzer
A. in B. ; Sos
Wer soll die Saatanerkennen ? Hierfiir mtissten sich sowohl
Manner der Wissenschaftals auch der Praxis in den Dienst
der Sache stellen, und besonders Spezialisten in den betreffenden Blumen-
gattungen mtssten ihre Kenntnisse und Erfahrungen hier dem Wohle der
Allgemeinheit der Berufskollegen zugute kommen lassen. Reibungslos wirde
sich diese Arbeit namentlich in der ersten Zeit, bis sich eine feste Hand-
habung der Geschaftsordnung herausgebildet hat und die nétigen Erfahrun-
gen, die nur die Praxis lehren kann, vorliegen, sicher nicht vollziehen. Aber.
im Interesse der guten Sache und der Vorteile, welche die Allgemeinheit
daraus ziehen kann, ware es wohl zu wtnschen, dass diese Opfer gebracht
wurden.
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ft Wie solien die.Kosten -fiir die Anerkennung auf-
gebracht werden? Namentlich in der ersten Zeit werden sich
die Kosten fir die Anerkennung sehr hoch stellen. Es
wird notig sein, oft wegen Anerkennung eines einzelnen Bestandes grossere
Reisen zu unternehmen, welche bei der dauernden Erhohung der Fahrpreise
und tibrigen Reisekosten sehr ins Gewicht fallen werden. Ausserdem werden
-auch die damit zusammenhangenden Bureaukosten usw., solange es sich
nur um kleine Mengen anzuerkennenden Samens handelt, sehr ins Gewicht
- fallen. Es miisste deshalb die Anerkennung unbedingt von einer Gesell-
schaft vorgenommen werden, welche diese Arbeiten zuerst nebenbei
erledigen kénnte, und hierfir kame doch wohl nur die Deutsche Gartenbau-
Gesellschaft in Betracht. Ein Teil der Kosten mtisste dadurch aufgebracht
werden, dass fiir die Anerkennung ein bestimmter Gebtihrensatz entrichtet
wurde, denn schliesslich hatte auch der Verkaufer von anerkannter Saat
unbedingt das Recht, dieselbe zu hoéheren als den tiblichen Marktpreisen zu
- berechnen. Der Verbraucher hat durch die Anerkennung grosse Vorteile,
welche schon aus dem Grunde stark ins Gewicht fallen, weil bisher die
Garantien, welche die Samenhandlungen geben, absolut un-
gentigend sind. Man ist in dieser Beziehung bis jetzt darauf an-
gewiesen, bei Reklamationen sich mit dem Verkaufer gutlich zu einigen,
da meistens jetzt sogar direkt verlangt wird, dass man bei der Samen-
bestellung gewisse Bedingungen unterschreibt, durch welche man_ sich
praktisch des Rechtes der Reklamation ziemlich vollstandig begibt. Die
Anerkennung wiirde hierin Wandel schaffen und Argerlichen Briefwechsel
und Verluste ersparen.
Wie soll der anerkannte Samen vertrieben werden? |
In der landwirtschaftlichen Praxis ist diese Frage nicht einheitlich geregelt.
Am strengsten geht in dieser Beziehung die Deutsche Landwirtschafts-
Gesellschaft vor, welche die anerkannte Saat zum allergréssten Teil durch
die. von ihr eingerichtete Saatstelle vertreiben lasst und dadurch, dass
Sie dem Anbauer ausserdem noch die Pflicht auferlegt, jede unmittelbar
von ihm erledigte Bestellung sofort nach deren Eingang, also nicht summa-
_risch oder am Saisonschluss, unter Aufgabe des Kaufers, der Sorte, der
Menge und des Preises der Saatstelle anzuzeigen, damit auch in diesem
Palle bei unzureichender Beschaffenheit des betreffenden Saatgutes Mass-
nahmen zugunsten des Kaufers und zur Verhinderung des Missbrauchs der
Saatanerkénnung getroffen werden kénnen, praktisch die ganze anerkannte
Saatmenge dauernd unter Kontrolle behalt. Andere Korporationen, zum
Beispiel Landwirtschafskammern, gehen in dieser Richtung nicht so weit.
Es ist indessen fraglos, dass die Methode der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft die allerbeste ist und ausserdem noch den Vorteil in sich
schliesst, dass die Gebithren dadurch erniedrigt werden kénnen, dass die
Gewinne aus dem Handel mit anerkanntem Saatgut zu den Kosten der
Deckung der Anerkennung mit herangezogen werden kénnen. Den
Handelmitanerkannter Saat ganzfreizulassen,misste
_ ‘als ein schwerer Missgriff betrachtet werden, und ein
_ . sowohl im Samenhandel wie in der Samenanerkennung so erfahrener Fach-
_ mann wie Professor Dr. Hillmann schreibt: ,Ohne eigenen
Samenvertrieb ist die Saatenanerkennung' weiter
_ nichts als eine Verleihung von ReklametiteIn.“ Dieser
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Auffassung méchte ich mich riéckhaltlos und vol u
ganz anschliessen! ee.
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Was kGénnen Wir von einer Saatenanerkennung er-
warten? Der springende Punkt ist schliesslich der: Sind die zue€ a
zielenden Resultate derartig, dass der ganze Autwand
an Muhe, Zeit und Kosten sich lohnen wird, und welcl 2.
Vorteile kK@nnen wir ums von der Durchfihrung ©
Saatenanmerkennung wersprechen? — = S
Zuerst soll dieselbe umbedingt erzieherisch wirken, und der
danke, dass man g¢zwungen ist, seine ganze Samengewinoung den kritis schon
Augen von Facisenas sen zu zeigen, und die Aussicht, dass eventuell 5
zm grosser Mangel die Anerkennung versast vara
kénmnte, kurz gesagt, die dreohende Blamage wurde dahin:
fahren, dass gut gearbeiet wird und dass Musterbetriebe geschalfe
rerden. Im der Tat hat man im der landwirtschaftlichen Praxis auch de =
artige Erfahrungen gemacht. Ein weiterer, nicht zu unterschatzender Voricil .
ware der, daRi Ordnung in die Serten gebracht wird und man
irklich eimmal ecime einheitliche und allgemein gultige” =
Sortenbezeichnung bekame Dadurch wurde auch der ganz un
notige Ballast der vielen kKaum voneinander abweichender a1
aber unter den werschiedemsten Namen angeboteren Sorten stark ver-—
mindert werden, eime Herkulesarbeit, gegen die sich ndchstwahrscheinlich — :
viele Samenziichter und Samenhandlungen strauben warden, die aber fur =
den Verbraucher von grésstem Vorteil ware und die sich deshalb sicher
lehnen wurde Schliesslich schutzt die Anerkenntng noch den =
reellen, fachmannisch und gewissenhaft arbeitenden
Samenerzeuger dadurch, dass seim Produkt aus der Menge :
herausgehoben wird, ver der sKkrupellosen Schleuder-
Konkurrenz gewisser Kreise, welche zu sehr wenig billigerem als di
ublichen Marktpreise absolut unbrauchktare Ware au! den Mar
bringen umd dem reellen Samenztchter wie Verbraucher
gleicherweise schadigen ee."
Den Hauptvorteil sehe ich aber schliesslich darin, dass es beim
Bue von anerkamnter S2at — sein eee wirklich markt - =
Vi
Tee
7
Be
ge
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Bae
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BR:
ie
|
Fe
ne
weisser Asterm aus Sagice ziehen will, sicher in dass er nur diese und 2
keime andere Sorte bekommt, sich mit seimen ganzen Kulturmassnahmen —
darauf cimrichten kann, und diese Gewissheit ist sicher schon so viel wert, :
dass man daftr germ cimen ciwas erhohteren Preis fur cng . 5
zahien wird. a =
Meine Herren! Ich habe Ihnen ein Zukunftsbild ausgemalt. ee ae
bis dahin wird nicht nur noch lange Zeit dauern, er wird auch sehr be 2
schwerlich scin, und vielleicht werden Interessentengruppen direkt
suchen, den Plan zem Scheiferm zu bringen. Auch auf die Schwie
welche bevorstehen, habe ich hingewiesemn. Aber der Plan an und fir
ware och basse snmal in Erfallung zu gehen, und die notigen Vor:
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Vom Kompost.
Von Dr. Hugo Fischer (Essen a. d. Ruhr).
Ueber die grosse Wichtigkeit des Kompostes fir den ganzen Garten- und
' Feldbau ware es tberflissig, viele Worte zu machen, denn diese Erkenntnis
_ ist als Grundbedingung jedes Erfolges allgemein anerkannt. W.orauf be-
' ruht nun aber seine segensreiche Wirkung?
3 Der natiirliche Boden besteht zunachst aus Sand und T on in wechseln-
den Mengen, ihr Gemisch heisst bekanntlich Le hm. Der Tongehalt macht
den Boden dicht und schwer, seine feinen Teilchen ,verschlammen“ leicht,
4 verhindern die Wasser- und Luftbewegung im Boden; sie erhalten ihm aber
x auch, gegenuber dem indifferenten Sand, ein gewisses Mass von Feuchtigkeit.
Im zu leichten Sand ist nicht nur die Bewegung des Wassers gar zu un-
cS gehemmt, auch die Auslaugung der Nahrsalze und die Zerstorung
¥ _ organischer Stoffe verlaufen wegen des starken Luftaustausches rascher, als
dem Pflanzenwuchs gut ist. Die Tonteilchen, als Quellstoffe (lat. ,,.Kolloide*),
' halten das Wasser fest, schittzen also den Boden vor zu rascher Austrock-
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nung, binden auch die Nahrsalze des Bodens, wobei verwickelte Beziehungen
3 teils physikalischer, teils chemischer Art mitwirken, auf welche hier nicht
—
naher eingegangen werden kann. Am geeignetsten fir unsere Kulturpflanzen
-iSt somit ein Boden, der zwischen Sand und Ton die richtige Mitte halt: denn
auf Mischung kommt es an“, sagt schon Goethe.
Fur einen guten Boden muf$ aber zu Sand und Ton noch ein drittes hin-
_ zukommen: der ,Humus“, die organische Substanz neben den minera
lischen, anorganischen. ,Humus“ nennen wir allerhand von Tieren oder
Pflanzen herstammende Abfallstoffe in einem mittleren Zustand der
'Zersetzung, die schliesslich zu vdlliger Mineralisierung dieser Stoffe
fahrt: Umwandlung in Kohlensaure, Wasserdampf, freien Stickstoff, Am-
moniak, Salpeter-, Schwefel-, Phosphorsaure und deren Verbindungen. Direkt
als Nahrstoffe kommen sie erst in dieser Form dem Pflanzenwuchs zugute.
Erst aber hat der Humus als solcher im Boden eine ungemein wichtige
Rolle zu erfiiilen: Die Humuskorper sind, wie die Tonteilchen, Quell-
stoffe, die gleichfalls in ihre Substanz Wasser aufnehmen und damit
_ quellen, bei Wasserverlust wieder schrumpfen, aber, darauf kommt es an: in
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anderer Weise! Ton- und schwerer Lehmboden zieht sich bei Austrocknung
in grosse, dichte, durch Risse getrennte Klumpen zusammen; weder die
Klumpen noch die Risse sind das Richtige fir die Wurzeln, die einen perésen
Boden verlangen, wenn es ihnen wohl sein soll. Die Humusteilchen jedoch
schrumpfen bei Wasserabgabe jedes fur sich, und so kommt Luft und Lecke-
rung in den Boden. Dabei nehmen sie aus der Luft Sauerstoff auf, den
wieder die Pflanzenwurzeln und die nutzlichen Bodenbakterien gut brauchen
konnen. Werden durch Regenwasser die Bodenporen verstopft, der Luft-
zutritt gehemmt, so halt doch der im Humus gespeicherte Sauerstoff noch
ein Weilchen vor. Wie Wasser und Atemluft, so halten die Humusk6orper -
aber drittens auch, wie es ahnlich auch die Tonteilchen tun (s. o.}), die
x Nahrsalze fest, so dass sie nicht ausgewaschen, von den hungrigen und
| durstigen Wurzelharchen aber mit dem Bodenwasser aufgesogen werden
a _ kénnen.
2 So ist der Humus zunachst schon von doppeltem Wert: in leichtem
- Boden, indem er den Nahrsalz- und Wasserhaushalt verbessert, im
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78 | if Vom ‘Kompost. — TE ote
'schweren Boden, indem er Lockerung bewirkt. Letztere kann man auch
durch K alk herstellen, denn dieser wirkt physikalisch der Verschlammung
entgegen, er vergrossert die Tonklimpchen und erzeugt,,Krimelstruktur“. Die
gleiche, dem Pflanzenwuchs ungemein erwtinschte Wirkung wbt im Boden
auch der ,milde“, d.h. nichtsaure Humus aus, auch er arbeitet der Ver-
schlammung entgegen, welch letztere durch die leichtléslichen unter den
Mineraldtingern, besonders durch Ammoniak-, Salpeter- und Kalisalze, stark
begiinstigt wird — ein Grund mehr, gerade schweren Bédenregel-
massig organische Dtingung zu geben. ‘i
Kalk im Beisein organischer Stoffe ist noch energischer
tatig, denn er befordert deren Zersetzung, und wo ein solches Teilchen auf .
gelést und verschwunden, da ist nattirlich eine Liicke im Boden. Bei dieser
gemeinsamen Kalk- und Humuswirkung ist noch ein drittes Wirksames im’
Bunde: die Bodenbakterien, denen ja eigentlich die Zersetzung der =
-organischen Substanzen zufallt. Bei solcher entstehen in der Regel organische
Sauren: Essig-, Milch-, Buttersaure u. a.; ist nun Kalk, d. h. kohlensaurer
Kalk, im Boden vorhanden, so werden die Sauren, die im freien Zustande
die Bakterienarbeit hemmen widen, an den Kalk gebunden: unter Frei-
werden von Kohlensdure entsteht essig-, milch-, buttersaurer Kalk, der
wiederum den Bakterien zur Nahrung dient, welche ihn, unter Ausnutzung
des Saureanteils, in kKohlensauren Kalk zurtickverwandeln. So geht der
Kreislauf weiter. Die langsam entwickelte Humuskohlensaure tut uns noch
den besonderen Gefallen, schwer losliche Mineralsalze 16s-
licher und damit den Wurzeln leichter aufnehmbar zu machen!
_ Mit den Vorziigen des Humus sind wir aber noch lange nicht zu Ende:
es hat sich gezeigt, dass auch mit dem kostbaren Stickstoff ein humus-
reicher Boden vielsparsamer wirtschaftet als ein humusarmer; erstens ©
sind die Verluste an Stickstoff geringer, sodann gibt der milde Humus, bei —
einigem Kalkgehalt, den besten Nahrboden ab fur die segensreiche Tatigkeit
stickstoffsammelnder Bakterien, die man nicht kinstlich ein-
zufuhren braucht, die sich vielmehr in jedem normalen, nicht zu kalk- und
humusarmen Boden von selbst einstellen. Man kann also mit Humusdingung
auch an Stickstoff sparen! Beildufig sei bemerkt, dass auch die stickstofi- —
sammelnden Bakterien in den Wurzelknélichen der Hulsenfrichte am
gunstigsten in einem humosen Boden ihre Wirkung austben. .
Im vorletzten Absatz war schon die Aufgabe der Humusstoffe ange-
deutet, welche wohl die wichtigste von allen ist: die Entbindung von
Kohlensaure. Das ist etwas, was kein -Mineraldtinger dem
Boden geben kann! Und darum hat der praktische Pflanzenbau, trotz aller
glanzenden Erfolge der Kunstdiingung, an den bewahrten Methoden
der organischen Dtngung (Stallmist, Griindtingung, Kompost) fest-
gehalten, und man hat recht damit getan. Was soeben von der Ver-
schlammung gesagt wurde, ist natiirlich auch in Betracht zu ziehen. —
Eine véllige, erschépfende Wirdigung der Verdienste, welche Humus- -
diingung um das Pflanzengedeihen, um Blihen und Fruchten hat, ist nur
denkbar, wenn wir jenen standig dem Boden entsteigenden Kohlensaure-
strom inerster Linie in Rechnung stellen. Denn die Pflanze braucht —
Kohlensadure ,,wie das tagliche Brot, die durchschnittliche Luft bietet ihr ~
-genug, um zu wachsen, durchschnittlich zu wachsen, aber nicht genug, um
Hoéchsternten zu erzielen! Ktinstliche Zufthrung von Kohlensaure,
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e, B. aus den Rhcasen der Industrie (vgl. RG cteniisee” Juliheft 1919, S. 165)
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ist sicher gut, aber lange nicht tiberall méglich (in sehr grossen Gartenbau-
_betrieben kénnte man wohl die eigenen Abgase der Heizung in solchem
Sinne verwenden), also miissen wir streben, unseren Pflanzungen aller Art
(einschliesslich der Obstgarten, wie ich besonders betonen mochte) recht
viel Humuskohlensaure zu bieten. Dass sie ftir solche Gaben dankbar
sind, ist vielfach wiederholt bewiesen.
Nun fragen wir, wie wir auf Grund solcher Erfahrungstatsachen den
~ Komposthaufen (den man zu deutsch auch ,,Faulhaufen“ nennen kann, __
_ obwohl ,,Faulnis“ im engeren Sinne dortselbst eine untergeordnetce Rolle
spieli) behandeln und ausnutzen muissen, um modglichst wenig von den
Schatzen, die er birgt, zu verlieren.
Zunachst die Bemerkung, dass so ziemlich jeder Abfall von Pflanzen
oder Tieren dem Haufen einverleibt werden kann, der nicht noch fir Fitte-
rungs- oder Heizzwecke zu brauchen ist; nennen méchte ich nur Kohlen-
staub, Ruf oder dergleichen Stoffe, ae so unglaublich es Klingen mag,
PAs: aber sicher von Bakterien ,,aufgefressen“ und in Kohlensaure ver--
wandelt werden. Wenig zu empfehlen ist Menschenkot, der mangels groberer
Pflanzenteile (wie die Streu im Stalldiinger) die Verschlammung begtnstigt;
um so besser, ja ein ganz vorziigliches Dtngemittel, ist er im Gemisch
mit Torfmull!
Der Faulhaufen ist vom ersten Tage seines Heaced aninstandiger
Zersetzung unter Kohlensdureabgabe. Diese den Pflanzungen
zuzufuhren, darauf sollte man zweckmAassigerweise schon bei seiner Anlage
bedacht sein. Ferner aber gilt es, ihn, soweit eben tunlich, noch in recht
frischem, unzersetztem Zustande zu verwenden. Denn die leicht zersetz-——
lichen Teile kommen natirlich zuerst an die Reihe, zerstort zu werden, und
wenn auch, wegen der anhaltenden Wirkung, gerade die schwer an-
greifbaren Bestandteile von unschatzbarem Wert sind (!), so darf man doch
nie vergessen, dass lange abgelagerte Reste den grdéssten Teil ihres Kohlen--
stoffvorrates schon als Kohlensdure abgegeben haben. Die schulgemdsse
Vorschrift lautet ja, der Faulhaufen miisse drei Jahre, unter 6fterem Um-
-stechen und anderen Massnahmen, welche die Zersetzung beschleuni-
gen, gelegen haben, ehe er verwendet werden diirfe. Eine leichte Aufgabe
ist es ja nun gewiss nicht, gegen Lehrsatze anzukampfen, die den eisernen
Bestand, das feste Glaubensbekenntnis aller ziinftigen Berufsgenossen bilden.
Man schwort auf solche Satze, weil schon der Grossvater gewusst hat:-es
geht so. Nun moége man aber daritiber nachdenken, und, jeder in seinem
Rahmen, Versuche anstellen, ob es anders nichtbesser geht! Vor-
erst mache man sich das klar: der Kohlenstoff ist'der Nahrstoff, der mehr
als die Halfte des Pflanzengewichtes ausmacht, abgesehen davon, dass
ausserdem das Blihen und Fruchten grosse Mengen davon zur
Atmung taglichundsttindlichverbraucht. Infolge der Tatigkeit
der in ihm lebendén Bakterien, Pilzfaden, Tierchen verbraucht aber auch der
Faulhaufen standig Kohlenstoffverbindungen und gibt dafiir Kohlensaure
_ ab. Wir mtssen uns also die Frage vorlegen, ob wir nicht gut tun, den
Kompost schon in einem recht friihen Zustand der Zersetzung dem
Kulturboden einzuverleiben, so frith, als es die Verhaltnisse eben zulassen.
Er braucht aber auch nicht im Boden Verwendung zu finden, besser viel-
leicht obenauf. Herr Prof. Bornemann, mir durch gemeinsames Inter-.
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80 “Vom Kompost.
esse fur die Kohlensaurefrage seit Jahren bekannt, hat er sehr gute Ergebnisse
damit erzielt, dass er halbverrotteten Stallmist zwischen die Pflanzenreihen
als Kopfdingung gab, ein zwar ,unerhértes“, aber wohlbegriindetes
und erfolgreiches Verfahren. Gartner und Gartenfreunde mégen es: mal
auch so mit der Faulerde versuchen, etwa in der Weise, dass man die durch-
gesiebten erdigeren Teile als Blumenerde, die abgesiebten gréberen Teile als
Kopfdunger benutzt. —
Eine zweite Frage ist die, ob wir Anlass haben, die Zersetzung des Faul-
haufens durch Kalk usw. zu beschleunigen? Tun wir nicht besser, die Ver-
wesung der Stoffe erst im Acker- bzw. Gartenboden zu fordern? So kénnte
man, mit Aussicht auf Erfolg, die, Vermischung des Kompostes mit ‘Kalk
oder Mergel erst kurz vor Gebrauch ausfuihren.
Drittens scheint es fraglich, ob es wohlgetan sei, leicht lésliche Mineral-
diinger, wie schwefelsaures Ammoniak oder Kalisalze, dem Faulhaufen ein-
zuverleiben. An solchen kénnen immerhin Verluste eintreten; nur das
schwer angreifbare Thomasmehl wird man vorteilhaft vorher mit fica Abfall-
stoffen durchmischen, obzwar es auch geeignet ist, deren Zersetzung zu be-
schleunigen; aber seine eigene Aufnehmbarkeit durch die Wurzeln wurde
doch gunstig beeinflusst.
Den Abfallstoffen, die als Diinger verwandt eon sollen, méglichst
ihren Kohlenstotfi zu erhalten, darauf zielt. auch cin Vere,
das schon vor Jahren Herr H. Krantz (Memmingen in Bayern) empfohlen
hat: jene Stoffe, wie auch die Griindungspflanzen, so zu behandeln, wie man
im Haushalt Kraut, Gurken, Bohnen einsduert, und wie der Landwirt aus
Rubenblattern u. a. Sauerfutter herstellt: unter Luftabschluss mit viel
Wasser eine Garung einzuleiten, die unter geringer Saurebildung rasch zu
Ende lauft, dabei ein Dauerprodukt liefert, das fast noch die urspriingliche
Kohlenstoffmenge enthalt und dessen schwacher Sauregehalt mit Leichtigkeit
durch Kalkgaben abgestumpft werden kann, die man vorher, gleichzeitig
oder bald hinterdrein geben kann.
Das Einsauern dirfte auch den beiden Gefahren begegnen, die man,
freilich nicht ohne Grund, von der Verwendung frischen Kompostes furchtet:
der Verbreitung von Unkrautsamen und von Krank erie
keimen, deren Mehrzahl wohl in der garenden Masse ersticken wird, Als
Radikalmittel gegen diese Feinde wird gew6hnlich Verbrennen empfohlen,
dazu aber mtissen die Pflanzen trocken sein, und wahrend des Trocknens
haben Unkrautsamen und Pflanzenschadlinge noch vielfach Gelegenheit, sich
zu verbreiten; vor allem aber vergeudet man durch Verbrennen den Kohlen- |
stoff, der nach obigem ganz anders den Nutzpflanzen zugute kommen sollte!
Ein sicheres Mittel gegen Unkrauter sowohl wie gegen tierische und pflanz-
liche Schmarotzer ist Behandlung mit méglichst frischem Aetzkalk,
der, nach Erfullung dieser Aufgabe, noch bestens als Dingekalk Ver-
wendung finden kann. Unkraut soll man aber nach Moglichkeit iiberhaupt
nicht zum Samenansatz kommen lassen, sondern es vor oder in der Bitte
unschadlich machen, oder besser gesagt: in niitzlichen Kompost verwandeln.
Selbstredend wird man gut tun, Kartoffelkraut nicht auf den Kartoffel-
acker, Kohlstriinke auf ein Kohlfeld zu bringen; damit wtirde man der Ver-
breitung von Krankheiten Vorschub leisten; dient ja auch ein regelmassiger
Fruchtwechsel mit dazu, Ansteckungen der Kulturgewachse vorzu-
beugen. |
ake ue ae eed zur pane hem und Hieinpdehiahsordung. 81
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———
Dass frischer Kompost an sich dem Pflanzenwuchs nicht schadet,
sondern ganz im Gegenteil ihn férdert, das zeigt das froéhliche Gedeihen der
Kurbispflanzen, die man in tiblicher Weise auf den noch jungen, d. h. viel-
leicht “ Jahr alten Faulhaufen setzt und die sich dort augenscheinlich sehr
wohl fithlen; mit ihrem machtigen Blatterdach sind sie zum Auffangen der
Humuskohlensaure ganz besonders befahigt.
Somit muss es aller Gartner und Gartenfreunde Be-
strebensein,denKohlenstoffallergeeigneten Pflanzen-
undsonstigen Reste,einschliesslich Kohlenstaub, Russ
usw. moglichst solange zuerhalten, Verluste daran zu
vVermeiden, bis jene Stoffe als Dinger Verwendung
finden, damitihr Kohtlenstoff, nun in Kohlensaure ver-
wandelt,den Blatternals den Assimilationsorganender
Pilanzen zunutze gebracht werde,
Das Wichtigste aus den Ausftithrungsbestimmungen
zur on earien: und Klieinpachtlandordnung
vom 31. Juli 1919.
ig
Die Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung verfolgt soziale, wirtschaft-
liche und gesundheitliche Zwecke; sie will vor allem die Kleingadrtner vor
ubermassigen Pachtpreisforderungen und vor der Gefahr, schutzlos einer
willkurlichen Ktindigung durch die Grundstucksverpachter ausgesetzt zu
sein, sichern.
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Hoéhere Verwaltungsbehorde ist der Regierungsprasident, in —
Berlin der Oberprasident. e
Untere Verwaltungsbehorde ist in Landkreisen der Landrat, in
Stadtkreisen und den in Ansehung der allgemeinen Landesverwaltung
selbstandigen Stadten der Provinz Hannover der Gemeindevorstand.
TLE.
Lie Se i
1, ?-Durch das Gesetz hat kein unbedingter Zwang zur Festsetzung von
Pachtpreisen geschaffen werden sollen, etwa derart, dass die untere Ver-
waltungsbehérde ohne weiteres in allen Fallen, in denen Land zur Klein-
gartenbenutzung verpachtet wird, auch Pachtpreise festsetzen musste.
Es entspricht vielmehr dem Sinne des Gesetzes, dass nur in solchen Fallen
(Orten, Gemiinden) davon Gebrauch gemacht wird, wo wirklich ein Bedirt
nis zur Festsetzung von Pachtpreisen gegeben ist.
Ob ein solches Bedtirfnis anzuerkennen ist, wird nach den jeweils vor-
liegenden Verhaltnissen zu entscheiden sein. Die untere Verwaltungs-
behérde hat sich alsbald ausreichende Unterlagen fiir eine zutrefiende Be-
urteilung der Bediirfnisfrage innerhalb ihres Verwaltungsbezirkes zu ver-
schaffen. Hierfiir kommt u. a. eine 6ffentliche Bekanntmachung im Kreisblatt
und in sonst geeigneter Weise in Frage. Daneben hat sich die untere’ Ver-
waltungsbehérde durch Befragung der Gemeindebehérden sowie von Sach-
verstandigen oder von gemeinniitzigen Vereinigungen zur Forderung des
82
Kleingartenwesens zu vergewissern, ob insbesondere in Gemeinden, in
denen das Kleingartenwesen von groésserer Bedeutung ist, angemessene
Pachtpreise erhoben werden. Ist dies nicht der Fall, so hat die untere Ver-
waltungsbehorde auch ohne besonderen Antrag der Beteiligten einzuschreiten.
Ein Bedurfnis wird in der Regel zu verneinen sein bei der Verpachtung
von Grundstucken durch 6ffentlich-rechtliche oder gemeinniitzige juristische
Personen. -So haben in grossem Umfange die Eisenbahnverwaltungen sich
der Forderung des Kleingartenwesens gewidmet und aus -bahneigenem —
Grundbesitz an die Eisenbahnarbeiter und -beamten Gelande zur Klein-
gartennutzung verpachtet. In diese Verhaltnisse einzugreifen, erscheint
weder erforderlich noch zweckmassig.
Dagegen wird zuweilen dartiber Klage geftithrt, dass Gemeinden bei
Abgabe von Grundstticken aus Gemeindebesitz zur Kleingartennutzung viel-
fach lediglich Grundsttcksinteressen verfolgt und wenig Verstandnis fir die
Soziale und eee Bedeutung der Kleingartenbewegung _besessen
hatten.
2. Auch Pachtvertrage, die vor Festsetzung von Pachtpreisen durch :
die untere Verwaltungsbehorde abgeschlossen wurden, unterliegen der Vor-
schrift des § 1, so dass ebenso wie bei den Vertragen, die vor Inkrafttreten
des Gesetzes abgeschlossen sind (§ 2), gegebenenfalls eine nachtragliche
Aenderung der Pachtpreise einzutreten hat.
3. Der Festsetzung des Ertragswerts ist in jedem Falle eine landwirt-
schaftliche oder kleingartnerische Nutzung des betreffenden Grundstiicks ©
zugrunde zu legen; der Wert der Arbeitsleistung des Kleinpachters und
seiner Familienangehorigen ist in Rechnung zu ‘stellen. ;
Bei Heranziehung von Sachverstandigen zur Preisfestsetzung ist darauf
zu achten, dass Personlichkeiten gewonnen werden, die tuber ausreichende
a 4
i ie eS oe De
—_
Erfahrung in der Abschatzung landwirtschaftlich und insbesondere gart-
nerisch genutzter Grundstiicke verfigen. Zweckmassig werden Ortliche,
landwirtschaftliche, gartnerische oder kleingartnerische Fachvereine {Be-
rufsvertretungen) zur Benennung von Sachverstandigen aufgefordert.
4, Als ,nicht gewerbsmassige gartnerische Nutzung“ im Sinne des § 1
Abs. 1 kann nur eine solche angesehen werden, die die Erzeugung von
Gemtse, Obst oder anderen Friichten oder von Futter fir Kleintierhaltung
durch Selbstarbeit des Kleingartenbesitzers oder seiner Familie zwecks
Veersorgunge seines and steiner Familie Eigenbedarfs
zum Gegenstande hat.
Um eine unter Umstanden mit den Zwecken des eeeizes nicht in fis
klang zu bringende Auslegung des Begriffs zu verhiiten, ist eine den 6rtlichen
Verhaltnissen angepasste Héchstgrenze der Pachtgrundstiicke (Kleingarten-
parzellen) festzusetzen, die nur in ganz besonders begriindeten Ausnahme-
fallen “% Morgen (625 qm) tibersteigen und dann bis auf héchstens 1000 qm
ausgedehnt werden darf. 2
Lite S3:
Die ‘Entscheidung dariiber, ob ein wichtiger Grund fur mse
Kundigung oder Nichterneuerung eines Pacht- oder Leihverhaltnisses
vorliegt, ist durch die untere Verwaltungsbehorde im einzelnen Falle nach
Anhérung der Beteiligten und grindlicher Priifung der Verhaltnisse zu
treffen. Hierbei ist auf einen billigen Ausgleich der beider-
seitigen Interessen Bedacht zu nehmen, in dem beispielsweise nicht
83
_ die sofortige Raumung eines Grundstiickes zugelassen, auf der anderen Seite
_ aber auch nicht die dauernde Belassung von Kleingarten auf dem Grund-
stticke verfugt wird und durch entsprechende Entschadigungen besondere
Harten abgeschwacht werden.
: Grundsatzlich ist die bauliche Ausnutzung eines Grundstticks als
. wichtiger Grund im Sinne des Gesetzes anzusehen.
: Fur die Frage, unter welchen Bedingungen kleingartnerische Interessen
- hinter anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten zuriickzutreten haben, hat
e: der Grundsatz zu gelten, dass wichtige privatwirtschaftliche Griinde auf
E> :seiten des Verpachters einen Grund zur Kiindigung geben kénnen.
* Unter Umstanden kann auch in dem Verhalten eines Pachters (sittliche
2 Fihrung, liederliche Bewirtschaftung des Grundstiicks, Nichtzahlen der
Pacht u. a. m.) ein wichtiger Grund zur Lésung oder Nichterneuerung —
des Pachtverhaltnisses erblickt werden.
Zu § Be
1. Welche Organisationen zur Foérderung des Klemearicn:
wesens alsgemeinnitzige Unternehmen dieser Art anzuerkennen
sind, entscheidet die untere Verwaltungsbehorde, im Berufungsfalle befindet
die obere Verwaltungsbehérde endgiiltig. Die Anerkennung hat stets wider-
ruflich zu erfolgen. Nur solche Fachvereine sind als gemeinniitzig anzu-
erkennen, die die Forderung des Kleingartenwesens bezwecken und nicht
etwa den aus dem Kleingartenbetrieb erzielten Gewinn fiir andere Vereins-
zwecke, wenn auch gemeinniitzige, verwenden. Durch geeignete Mass-
nahmen (Prufung des Geschaftsgebarens, Vorlage der Jahresrechnungen.
u. dgl.) ist die Wahrung des gemeinnitzigen Charakters der anerkannten
Unternehmungen zu tiberwachen.
2. In privatem Besitz befindliche Grundstticke sind ftir Kleingarten-
zwecke erst dann zwangsweise in Anspruch zu nehmen, wenn geeignete,.
im Offentlichen Eigentum stehende (stadtische, staatliche) Grundstticke nicht
zur Verfitigung stehen. Die Beseitigung 6ffentlicher: Park- und Schmuck-
anlagen, Spiel- und Sportplatze, die namentlich in grésseren Stadten wichtige
Aufgaben zur Erhaltung und Starkung der Volksgesundheit zu _ erftllen
haben, zugunsten der Kleingartennutzung ist zu vermeiden.
Bei Heranziehung von bisher landwirtschaftlich oder gartnerisch ge-
nutzten Grundstticken ist in jedem Falle die zustandige Landwirtschafts-
.« kammer vorher, auch tiber die Bemessung des Pachtzinses, zu horen. Hier-
durch soll namentlich auch einer volkswirtschaftlich unzweckmassigen Ge-
fahrdung oder Beeintrachtigung der Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaft-
lichen oder gartnerischen- Betriebs vorgebeugt werden. Dies wird insbeson-
dere von Bedeutung sein, wenn sich die Inanspruchnahme von Grundstucken
aus mittleren oder kleineren Landwirtschaftsbetrieben oder gar aus Garten-
baubetrieben nicht umgehen lasst. Die Selbstandigkeit einer bauerlichen
Ackernahrung darf keinesfalls in Frage gestellt werden. Das gleiche trifft
fiir Erwerbsgartnereien zu, da es auch vom Standpunkte der Volksernahrung _
unrichtig ware, den gewerbsmAssig betriebenen Gartenbau in der Umgebung
grosserer Stadte zu beeintrachtigen.
Zu § 6.
Die unteren Verwaltungsbehorden werden hierdurch ermachtigt: be-
stehenden oder zur Errichtung gelangenden Mieteinigungsamtern die
84 Ausfiihrungsbestimmungen zur Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung.
Wahrnehmung der Aufgaben als Pachteinigungsamt gemass § 1— 4
und 6 des Gesetzes zu ubertragen.
In solchen Fallen regelt sich die Zusammensetzung des Einigungsamtes
unter entsprechender Anwendung des § 8 der Bekanntmachung zum Schutze
der Mieter vom 27. September 1919 (Reichs-Gesetzbl. S. 1140), d. h. die Bei-- *
sitzer miissen zur Halfte den Kreisen der Grundstickseigentimer, zur
Halfte denen der Kleingartner angehoren.
Zs No Is
Das Gesetz wird vor allem in Grossstadten und in “‘Industriebezirken
von grosserer praktischer Bedeutung werden und lasst daselbst eine gedeih-
liche Entwicklung des sozialpolitisch bedeutsamen Kleingartenwesens er-
hoffen, die durch geeignete Massnahmen zu fordern ist. Als solche kommt
vornehmlich die Errichtung von Kleingartendamtern (Klein-
gartenbauamtern) in Frage, durch die manchenorts bereits beachtenswerte —
Erfolge erzielt worden sind. Allen in Betracht kommenden grésseren Ge-
meinden, insbesondere den Grossstadten, ist daher die Errichtung solcher
Kleingartenamter eindringlichst nahe zu legen, die ihre Tatigkeit in enger
Fuhlung mit den sonst vorhandenen stadtischen Aemtern, deren Aufgaben
mit der Boden- und Wohnungsfrage in Beziehung stehen (Tiefbauamt,
Wohnungsamt, Grundstticksamt) auszutiben haben und gegebenenfalls mit
einem dieser Aemter verschmolzen werden kénnen. |
Aufgabe der Aemter ware die vorbereitende Bearbeitung der
Landfrage (Aufschliessung und Verteilung von Gelande), der Versorgungs-
frage (Errichtung von Bewasserungsanlagen, Bezug von Saatgut und Diinge-
mitteln, Schadlingsbekampfung), der Schaffung von Einrichtungen zur Be-
lehrung und Beratung der Kleingartner sowie die Bearbeitung von Rechts-
und statistischen Fragen. Unbeschadet der Selbstandigkeit der Kleingarten-
bauer und der ihren Interessen dienenden Einrichtungen wurde es auch zu
den Aufgaben eines Kleingartenbauamts gehoren, fiir die Foérderung des
Kleingartenwesens allgemeine Anregungen zu geben und die Interessen der
Kleingartenbesitzer und Kleingartenpachter zu vertreten. Als Bindeglied
zwischen Gartenamt und den Kleingartenvereinigungen wird es sich unter
Umstanden empfehlen, dem Kleingartenamt einen Kleingartenbeirat
aus Vertretern der kleingartnerischen Organisationen, der interessierten
Grundbesitzer der Landwirtschaftskammer und der Gemeindevertretungen
enzugliedern. In grésseren Orten, in denen mehrere gemeinnttzige Klein-
gartenunternehmungen verschiedener Richtungen bestehen, wiirde daftir zu
sorgen sein, dass auch die Minderheiten gebiihrend beriicksichtigt werden.
Zu § Y.
Der WegfallderGeneralpachter soll nicht dazu fuihren, dass
das den Generalpdchtern abgepachtete Land den Kleingartnern verloren geht.
Unter Umstanden wird daher darauf hinzuwirken sein, dass in solchen Failen
die Kleingartner sich zu einem gemeinnutzigen Vereine zusammenschliessen,
oder dass die Gemeinde oder ein bereits bestehendes gemeinniitziges Unter-
nehmen zur Forderung des Kleingartenwesens die Landereien von dem Grund-
stiickseigentiimer im Pachtweg tbernehmen und den Kleingartnern weiter
iiberlassen, wenn nicht die Kleingartner selbst unmittelbar mit dem Grund-
stiickseigentiimer Einzel- oder Kollektivvertrage abschliessen wollen. Es
erscheint billig, dass bei der Neuregelung von Pachtverhaltnissen die
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Kleine Mitteilungen. : 85
Wiinsche der bisherigen Pachter nach Beibehaltung des von ihnen bisher
bewirtschafteten Grundstticks mdglichste Beriicksichtigung finden. Dem
-Grundsttickseigentiimer steht es frei, welche hiernach gegebenen Verpach-
tungsmoglichkeiten er wahlen will. Weigert sich der Grundstiickseigen-
timer, das Land weiter zu kleingartnerischen Zwecken zu tberlassen, so
wird zu prtiffen sein, ob nicht die Voraussetzung zur Einleitung einer
Zwangspacht nach § 5 Abs. 2 des Gesetzes gegeben ist, sofern nicht auf
anderem Wege eine gitliche Regelung zu erzielen ist.
Bei der Auflésung von Pachtvertragen gemass § 9 Abs. 1 sind erforder-
angemessene Raumungsfristen _ festzusetzen. Es
liegt im Sinne des Gesetzes, dass die Wegnahme von Einrichtungen (Um-
-zaunungen, Wasserleitungen u. dgl.), die zur kleingartnerischen Nutzung
erforderlich oder zweckdienlich erscheinen, unterbleibt; sie ist also unter
Umstanden zu untersagen. Das Recht des Generalpachters auf Entschadi-
gung unter Beriicksichtigung des Anschaffungs- und Abnutzungswerts sowie
der von den Kleingartnern bisher eingezogenen Pachtpreise bleibt unberihrt.
Die Einsetzung eines bisherigen Generalpachters (Zwischenpachters)
als Verwalter derselben Kleingartenpachtgrundstticke erscheint mit dem
Sinne des Gesetzes nicht vereinbar; sie ist deshalb zu untersagen. In solchen
Fallen wird auf die Heranziehung bestehender, als gemeinniitzig anerkannter
Unternehmen zur Forderung des Kleingartenbaues hinzuwirken sein, die in
der Regel unschwer. zur kostenlosen Uebernahme der Verwaltung sich be-
reitfinden durften.
Besonders darauf hingewiesen wird schliesslich, dass die Gefahr besteht,
dass bei dem von den bisherigen Generalpachtern bewirkten Zusammen-
schluss von Kleinpachtern in Vereine vielfach gemeinnutzige Zwecke nur
vorgetauscht werden. .
Fur den Abschluss von Pachtvertragen kénnen die vom Zentralverband
Deutscher Arbeiter- und Schrebergarten aufgestellten Musterpachtveritrage
empfohlen werden, die von der Zentralstelle fir den Gemtsebau im Klein-
garten, Berlin W 8, Behrenstrasse 50-52, zu beziehen sind.
Kleine Mitteilungen.
| wollen sich bei Herrn Dr. E.Riehm,
Berlin-Dahlem, Biologische
Reichsanstalt, melden.
Bekampiung der Kohlhernie.
Die Biologische Reichsanstalt fur
Land- und Forstwirtschaft in Berlin-
Dahlem stellt zurzeit Versuche an,
um die besten Methoden und Mittel
zur Bekampfung des Kohlkropfes,
der Kohlhernie, auszuprobieren.
Diejenigen Gartnerei- und Privat- —
besitzer, deren Kulturen stark unter
dieser Krankheit leiden und geneigt
waren, die Kohlhernie mit Mitteln
versuchsweise zu bekampfen, die von
der Biologischen Reichsanstalt kosten-
los zur Verfiigung gestellt werden,
An der Hoheren Gartnerlehr-
anstalt Berlin-Dahlem findet in der
Woche vom 22. bis 27. Marz d. J. ein
allgemeiner Gartenbaukursus
frre Gartéent teumd e. stati, ders
alle Fragen des so wichtigen Obst-
und Gartenbaues bertihrt.
Anmeldungen sind sofort an den
Direktor der Hoéheren Gartnerlehr-
anstalt Berlin-Dahlem zu richten.
86
Personalinachrichten.
Dr. Ludwig Wittmack, Pro-
fessor der Botanik, Geheimer Re-
gierungsrat,
die D.G. G. am 26. September 1919
feierlich begehen konnte, ist mit dem
Schluss dieses Semesters von seiner
Lehrtatigkeit an der Tierarztlichen
Hochschule zurtickgetreten. Die Ab-
schiedsvorlesung gestaltete sich zu
einer wtrdigen Ehrung fur den er-
folgreichen und allbeliebten Lehrer
und » Gelehrten.~~ Herr
Wittmack sprach iiber die Grenz-
gebiete des Pflanzen- und Tierreichs
und schloss hieran herzliche Worte |
lieb-
Im a. D., Potsdam, ist am 12. Februar
nach kurzem Leiden im Alter von
des Abschieds von der ihm
gewordenen Wirkungsstatte.
Namen des
und der gesamten Hochschule dankte
der Rektor, Herr Geheimrat Eber-
dessen 80. Geburtstag ©
Professorenkollegiums |
Hier wurde er Begriinder und Leiter
der Aktiengesellschaft ftir. Anilin-
fabrikation in Berlin, der er bis zu
_ seinem Ableben als Mitglied des Auf-
| sichtsrats. angehorte.
Durch sein
reges und tatiges Interesse an wissen-
schaftlichen und wirtschaftlichen
_ Fragen nahm er an der Bildung einer
lein, dem Scheidenden fur die lang- |
jahrige segensreiche Tatigkeit und ge, »Gartenflora“, ist am 13, Februar
treue Mitarbeit und verktundete, dass nach IAngerer Krankheit gestorben.
das Professorenkollegium ihn in An-_
hervorragenden |
erkennung seiner
_Verdienste’ um die Forderung der |
Veterinarwissenschaft zum Doctor
medicinae veterinariae
ehrenhalber ernannt habe.
Der um den Gartenbau hochver-
diente Altmeister der schlesischen
Gartner, Kgl. Gartenbau-
dirnektor Ji) bus 266 bint we.
Breslau 5, konnte am 4. Marz d. J. in
voller geistiger und korperlicher
Frische, immer noch tatig, seinen
80. Geburts ta se feiem. iim. zu
begluckwutnschen, veranstalteten die
~ Breslauer Gartnervereine und der
Verband schlesischer Gartenbau-
vereine am Mittwoch, den 17. Marz
d. J..5% Uhr nachmittags,im grossen
Saale des Gesellschaftshauses der
yochlesischen Gesellschaft fur vater-
landische Kultur“ an der Matthias-
kunst zu Breslau einen Ehrenabend.
Geheimrat Dr. Karl Alexander
v. Martius, der weithin bekannte
deutsche Chemiker, Patronatsmit-
glied der D.G.G., ist in Staufenhoff
bei Reichenhall gestorben. Er wurde
1838 als Sohn des Naturforschers
und -Goethe-Freundes Carl Philipp
v. Martius in Munchen geboren. Nach
Abschluss seiner chemischen Studien
kam er auf Liebigs Empfehlung zu
A. W. v. Hofmann, dem Begrinder
der Teerfarbenindustrie, nach Lon-
don, als dessen Assistent er mit
diesem spaternach Berlin tibersiedelte.
Anzahl wichtiger Vereinigungen,
Auf seine
Anregung entstand 1867 die Deutsche
Jancke, Hans, Oberhofgartner
70 Jahren sanft entschlafen.
Dr. A. Bode, Landwirtschafts-
oberlehrer in Chemnitz, Mitarbeiter
Er hat seine Laufbahn als einfacher
Lehrling in einersHalleschen Géart-
nerei begonnen. Dann besuchte er
das Pomologische Institut in Pros-
| Ostasien,
| Kau, um von dort aus in den verschie-
_densten Gartnereien des
_ Auslandes tatig-zu sein. Eine bedeu-
| tende |
In- und
Orchideengartnerei schickte
ihn dann als Orchideensammler nach
wo er zwei Jahre lang
und viele neue Arten von
Orchideen entdeckt hat. Heim-
lebte
gekehrt, bestand er die Obergartner-
prifung in Potsdam und tibernahm
dann die Leitung einer grossen Pri-
vat- und Handelsgartnerei. Im Jahre
1899 wurde er Obst- und Gartenbau-
lehrer an der Landwirtschaftlichen
Schule, zu Altenburg. 1909 folgte er
einem Rufe als Landwirtschafts-
lehrer an die-Schule in Chemnitz.
Wahrend dieser angestrengten Ar-
beitsjahre holte Dr. Bode aus eigener
Kraft alles das nach, was ihm an
_wissenschaftlicher Ausbildung fehlte.
Er machte an einer Oberrealschule
seine Reifeprtifung, studierte dann in
Leipzig, erwarb sich die Doktor-
wurde mit der Dissertation ,,.Der Er-
werbsobstbau in Deutschland“ und
-legte auch noch das Staatsexamen ab.
In Sachsen und im Erzgebirge war
Dr. Bode eine sehr bekannte und be-
liebte Pers6nlichkeit, die der Gart-
nerei und Landwirtschaft in gleichem
Masse wertvolle Dienste ge-
leistet hat.
_ die spater grosse Bedeutung erlangt
| haben, tatigsten Anteil.
Geheimrat | a
_chemische Gesellschaft und 1877 der
Verein zur Wahrung der Interessen
derchemischen Industrie Deutschland-. —
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Eingegangene Preislisten.
Schmidt, J.C, Samenhandlung,
Grossgartnerei, Obstbaum- und_ Ro-
senschulen, Erfurt. Preisbuch 1920.
Von den empfehlenswerten Gemuse-
neuheiten sind besonders zu nennen:
Markerbse ,,Belladonna“ mit ausser-
ordentlichem Schotenbehang. Die
Schoten haben eine Lange von
sind schnabelformig und
bis 10 zuckersusse
Korner. Die Pflanze wird etwa
70 cm hoch, tragt die Schoten
paarweise (doppelschotig) und hat
dunkelgriine Belaubung. Unter den
neu eingefiihrten Blumen _ stehen
gefullte fruhblunende
mum-Spielarten an erster Stelle. Die
in Samen angebctenen
Mischlinge Ahneln in Wuchs und
Bititenbau den aus Stecklingen zu er-
ziehenden Massenschnittsorten aus |
der Gruppe der ,,Dekorativen Chry-
santhemen“, bieten aber den Vorteil
der weit einfacheren Anzucht, sowie
der noch frttheren Blite. Die neuen
Spielarten sind in der Hauptsache
samenbestandig. Bei Aussaat Ende
Februar, Anfang Marz tritt die Bliite
schon Mitte Juli ein. ,
rrigrtier samernhan dius 2;
Robert Leonhardt, Berlin SW 11,
K6niggratzer’ Strasse 27, illustrier-
ter Samenkatalog 1920. Neuheiten:
Tomate ,Leonhardts Ambrosia“
(G6tterspeise), eine Neuheit ersten
Ranges, welche sich seit vier Jahren
bewahrt hat. Sie ist gut durchkulti-
viert und kommt ganz echt aus Sa-
men. Wenn diese Sorte auch nicht
zu den allerfriihesten gehort, so ist
sie doch frtth, und die Pflanzen sind
widerstandsfahig. Was die Frucht-
barkeit anbetrifft, steht sie an erster
Stelle. Die Pflanzen bedecken sich
formlich mit Friichten, welche etwa
300 g schwer sind und einen Umfang
von uber 30 cm erreichen. Sie sind
dunkelscharlachrot, besonders aro-
matisch mit sehr wenig Samen. .
Heinemann, F..C, Erfurt,
Samenzucht und Samenhandlung.
Neuheit 1920: Schizanthus wi-
setonensis roseus(Heinemann),
- die der Excelsior-Mischung von Schi-
Sie
Eigenschaften
zanthus wisetonensis entstammt.
besitzt alle guten
_ dieser.schon so bekannten und beliebt
Chrysanthe- -
af | Landwirtschafts -
gefullten |
' und Samenhandlung,
gewordenen Klasse, wie schonen ge-
drungenen Wuchs._ erstaunlichen
Blitenreichtum -und -grosse rund-
gebaute Blumen. . Die Bltiten besitzen
ein lebhaftes reines Rosa mit einer
grossen weissen Mitte. Die Farbe
ist sehr ansprechend; die Pflanze
wirkt daher in Gruppen wie auch bei
Topfkultur sehr gut. Die neue Sorte
fallt vollkommen treu aus Samen.
Grashoff, Martin, Quedlin-
burg, Samenzichterei. Neuheiten-
liste eigener Zuchtung oder Einfith-
rung fur 1916 bis 1920. Nachfolgende
| drei Erbsenzuchtungen sind in das
der Deutschen
Gesellschaft fur
Pflanzenzuchtungen eingetragen:
Schnabelerbse, Original Grashoffs
yRegenta“ (griinbleibend), 50cm hoch.
Schnabelerbse, Original Grashoffs
friiheste ,Record“ (grtinbleibend),
50 cm hoch.
‘Markerbse, Original Grashoffs
»yRival“, 45—50 cm hoch.
Pfitzer, Wilhelm, Samenzucht -
Stutts are,
Hochzuchtregister
| Militarstrasse 74, Preisliste 1919/20.
Der Neuheit Begonia Semperflorens
»Gruppenkonigin“’ (Pfitzer) wurde
am 30. Juli 1919 vom Verband der
selbstandigen Gartner Wurttembergs
dasWertzeugnis zuerkannt. Die
Farbe der reichlich 4 cm grossen,
ziemlich rund petaligen Blumen ist
leuchtend-dunkelrosa, die Knospen
sind feurig-rosakarmin. Die Blatter
sind glanzend-dunkelgriin, braunrot
bronziert und gerandert. Der Wuchs
ist kraftig und gedrungen, gut ver-
Zweigt, bis zu 25 cm hoch. Wahrend
bei den seitherigen Sorten im Auf-
blihen die Blumenblatter mehr nach
ruckwarts neigen, bildet .,Gruppen-
konigin“ Blumen, die mit viel brei-
teren Petalen mehr rund-schalen-
formig sich zeigen. Auch sind die
Staubfaden in loseren und grosseren
Biischeln vereinigt. Ein weiterer Vor-
zug ist, dass die Blumen in Btischeln
bis zu 15 Sttick frei tiber dem Laube -
stehen und bis zu 5 Stuck gleichzeitig
geoffnet erscheinen.
yr omona“, Baumschulen- und
Samenhandlung, Inhaber: Rob. Hell-
wig (Wilh. Kliem’s Nachf.) Gotha.
Frihjahrspreisliste 1920.
Ps eat ae ae
* s Peo:
88 Tagesordnung fir die 1079. Monatsversammlung. — Zur Feier des SEAGER LIC
Tagesordnung
fir die
1079. Monatsversammlung der Deutschen Gartiakane Gesellschaft
am Sonnabend!), den 27. Marz, abends 7 Uhr
im grossen Hoérsaal der Landwirtschaftlichen Hochschule,
Berlin, Invalidenstrasse 42.
Tagesordnung:
1. Ausgestellte Gegenstande.
2. Vortrag: Was kann in gartnerischen und Privatbetrieben geschehen,
um das Jahreskonto fur Lohne herabzusetzen, ohne Jahresertrag und
Jahresverdienst zu schmalern? (Betrachtungen uber die Einfuhrung des
Taylorsystems in die Gartnerei.) Herr S. oe, Generalsekretar
der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft.
3. Monatsversammlungen und Ausflige im Sommer 1920.
Stadtische Fachschule fiir Gartner: Feldmessen im Sommer 1920.
ay
5. Verschiedenes.
*) Bitte die Verlegung der Monatsversammlung von Donnerstag, den
25., auf Sonnabend, den 27. Marz 1920, zu beachten!
Pe OE I - a a
STADTISCHE FACHSCHULE FUR GARTNER.
Zur Feter des Schul Si eet em Bra i i,
Stadtschulrat. Generalsekretar der Deutschen Gartenbau-
Gesellschaft. Dirigent.
Programm:
Lobe den Herrn“ erste Strophe, gemeinsamer Gesang.
Ansprache des Dirigenten der Fachschule, Herrn S. Braun.
Zensurenverteilung. }
Verteilung von Pramien der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft.
Schlusswort: Herr Stadtschulinspektor Haumann.
Schlussgesang: ,,Unsern Ausgang segne Gott“.
OP oe wh
Fiir die Schriftleitung verantwortlich: Siegfried Braun, Berlin N, Invalidenstrasse 42. Amt Norden 4033.
Druck von Rudolf Mosse in Berlin. —
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Heft 7 und 8
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Garten- und Blumenkunde
‘ if = ees ‘Begrindet von ‘Eduard Regel
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- Herausgeber: Decuche Gartenbau- Gesellschaft
Berlin, Invalidenstrasse 42
1 eae -Schriftleiter: Siegfried Braun
pages ee Be. ai _ Generalsekretar der D.GiG> * :
phe ‘BERLIN
lle aaa ei amiacigus-Veslag von Rudolf Mosse
ry Satis ra PMS Bip leregglemet Strasse 46-49
"Preis des Pra fir Deutschland und Oesterreich-Ungarn 25 Mark, fir die tibrigen
Mark Zu. beziehen durch jede Buchhandlung oder durch die Post
*
1920, Heft 7 u. 8, Inhalt:
Mitteilungen des Prasidiums der D. G. G. S. 89. ~~ Refinisisen an der Stadtischen Fachschule fir
Gartner S. 90. — Ueber die Gattung Gloriosa S. 90. — Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen
Gesellschaft 1919 S. 93. — Verschiedenes S. 99. — Literatur S. 103. — Personalnachrichten S. 103. —
Einladung zur ordentlichen Generalversammlung der D. G. G. S. 104 — ,Orchis*.
— 7. 4
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UND ZENTRALHEIZUNGEN. | | > “al
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LAS RTC AT AT ROSS RIN NAA,
fruh Mitinhaber d fgelist
R. A. van der ScHOOE Fen i Van ter scnoot & Sonn
Grdéssere eigene Blumenzwiebel- und Staudenkulturen
Hillegom (Holland)
Gartner, Baumschulenbesitzer, Obstzichter usw.
miissen gegen Hagelschaden versichert sein,
um sich vor pl6tzlichen grossen Vermdgensverlusten zu schiitzen. Die
Deutsche Hagel-Versicherungs-Geselischaft
auf Gegenseitigkeit fiir Gartnereien usw. zu Berlin
versichert gegen Hagelschaden:
: Tats = Fensterscheiben inGewdchshdusern
. Versicherungsbestand Ende1919 undFriihbeeten, Dacher, Pflanzen,
’ ]
$1 2390 000 mM Gemiise, Samengewachse,
= Baumschulen, Obst- u.
Fiir1920 kommen an die fiinfjahrig ver- Weinernten usw.
pa eg spp Wee a aut Verrechnung zu massigen
18°. Dividende. Preisen,
Schadenzahlungen seit 1900 tiber .
6 000 000 M. | Angubar der Wactet Nomerg ane eae
HM Reserven tiber wnt Direktion in Rorlin NI 16
| 1220 000 M. Schimidstrasse 29.
Pe ee ee
Si “ =——= 3 as
Mitteilungen des Prdsidiums.
Verdnderungen in der Zusammensetzung des Prdsidiums.
Der Schatzmeister der Deutschen Gartenbau- Gesellschaft, Herr Carl Friedrich |
vy. Siemens, hat nach J0jahriger Fuhrung der Kassengeschiéfte gebeten, ihn von
diesem verantwortungsvollen Amt zu entbinden. Auch der Prasident, Herr Oekonomie-
rat Otto Beyrodt, hat erklart, dass er wegen der vielen Pflichten, die ihm als kom-
-missarischer Amts- und Gemeindevorsteher von Marienfelde erwachsen, das Amt des
ersten Vorsitzenden niederzulegen gezwungen ist.
Diese Vorginge geben der Generalversammlung am 29. April eine besondere ©
Bedeutung. Die Mitglieder werden daher um zahlreiches Erscheinen gebeten.
Kassenftihrung und Mitgliedsbeitrdge.
Die Kasse der D. G. G, befindet sich vom 15. April 1920 an nicht mehr in Siemens-
stadt bei Berlin, sondern wird nach dem Generalsekretariat verlegt. Allen Geldsendungen
und Zuschriften ist in Zukunft stets folgende Anschrift zu geben:
... An _ die Deutsche. Gartenbau-Gesellschaft
Berlin N 4
-Invalidenstrasse 42.
bacdgee : Mitgliederbeitrdge.
Der Mindestbeitrag fiir ordentliche Mitglieder betrigt 25 Mark. Die General-
versammlung hat am 15. Dezember 1919 diesen ,nach oben hin beweglichen Mindest-
beitrag* in der Hoffnung festgesetzt, dass Ueberschreitungen durch Freunde und Goénner
der Gesellschaft auch im Jahre 1920 nicht werden auf sich warten lassen,
Lebenslangliche Mitglieder zahlen einen einmaligen Beitrag von 500 Mark.
“ Patronatsmitglieder zahlen einen jahrlichen Beitrag von 100 Mark.
Die Ausgabe der Mitgliedskarten soll nach einem neuen Verfahren gleich-
_zeitig mit der Einzahlung des Jahresbeitrages auf der Zahlkarte erfolgen.
Diese vereinigte Zahl- und Mitgliedskarte liegt dieser Nummer der
»Cartenflora* bei; es wird um sofortige Einsendung der Mitgliederbeitrige h6flichst
gebeten.
Regelmdssige Veranstaltungen.
Versammlungen, Vortrdge und Ausfluge im zweiten Vierteljahr 1920.
1. Donnerstag, den 29. April, abends 6 Uhr: Generalversammlung.
Tagesordnung siehe Seite 104.
2. Sonnabend, den 29. Mai, abends 6 Uhr: Die Harmonie von Natur und Haus
und ihre Bedeutung in der Siedlungsgestaltung. Mit Lichtbildern. Herr Garten-
jinspektor Gerlach (Merseburg).
3. Sonnabend, den 26. Juni, abends 7 Uhr: Was kann in girtnerischen und
Privatbetrieben geschehen, um das Jahreskonto fir Lohne herabzusetzen, ohne
Jahresertrag und Jahresverdienst zu schmalern? (Betrachtungen iiber die Finfiihrung
des Taylorsystems in die Gértnerei.) Herr 'S. Braun, Generalsekretér der
Deutschen Gartenbau-Gesellschaft.
' Die Monatsversammlungen im Mai und Juni finden nicht Donnerstags, sondern 3
Sonnabends, abends 7 Uhr, sstatt.
90. Mitteilungen des Prasidiuvis.— Hi 7
Diese drei regelmassigen Veranstaltungen finden im grossen Horsaal der Land-
wirtschaftlichen Hochschule, Berlin, Invalidenstrasse 42, statt. ;
Persénliche Einladungen hierzu werden an die Mitglieder aus: Sparsamkeits-
griinden von jetzt an nicht mehr versandt,
Ausfliige:
Mai: Botanischer Garten in Dahlem.
Juni: Die GartneransiedlungE. V. auf dem Rittergut Schwante (Kreis Osthayelland);_ :
die Gartnerlehranstalt in Dahlem, |
. Juli: Pfaueninsel bei Potsdam.
August: Mecklenburg-Fahrt zur Besichdeunds der Obstanlagen von Frau Dr. Schréder, .
Poggelow bei Teterow.
eo
September: Die Obstanlagen bei Gransee.
Oktober: K6rner-Park in Neukolln.
4 er
eae ee
Keel 5
Feldmessen an her Stidlischen Fachschule fiir Giiriner
im Sommerhalojahr 7920.
Der Unterricht im Feldmessen findet in der Zeit vom Mittwoch, den 5. Mai,
bis Mittwoch, den 7. Juli 1920, einmal in der Woche, und zwar jeden
Mittwoch, nachmitiags von 5 bis 8 Uhr, auf dem Geldnde des Greptower
Larkes statt.
PB orialdinoer bei dem Leiter des Ke siis :. Herrn Stddtischen Garten-
inspektor 6. Hlarrich, Berlin SO 33, Greptower Chaussee 52. ie:
Pye Owe ey FI
4
Sammelort: Unterkunftsrdume der Berliner Parkverwaltung am stddlischen 7
Steinlagerplatz im Greptower Lark (nahe Ringbahnhof Greptow). Gute
Verbindungen mittels der Stadt-- und Ringbahn oder durch die Linien —
Nr. 19, 83, 86, 87, 89 und 90 der Strassenbahn. — Die Gebithr ‘fiir den 4
| dreissigstiindigen Kursus betragt 7,50 M. = # 4
Ueber die Gattung Gloriosa.
Von Dr. K. Krause, Kustos am Botanischen Museum in Berlin- Dahlem.
Die zu den Liliaceen, und zwar zu der Unterfamilie der Mélanthigigeee
gehérige Gattung Gloriosa wurde 1735 von Linné in der ersten Ausgabe
seines Systema naturae aufgestellt und spadter in den ,,Species plantarum“
ed. I auf Seite 305 genauer beschrieben. Ueber die systematische Begrenzung
der Gattung haben nie Zweifel bestanden, da samtliche dahin gehérige Arten
schon durch ihren Habitus sehr gut charakterisiert sind und auch von den
nachstverwandten Gattungen Littonia und Sandersonia leicht unterschieden
werden kénnen. Als besondere Gattung abgetrennt wurde nur einmal die
nordafrikanische Gloriosa speciosa, die 1844 von Hochstetter als Clinostylis
speciosa beschrieben, aber sehr bald wieder eingezogen und mit Gloriosa —
vereinigt wurde. Gebrauchlicher als die Bezeichnung Gloriosa war einige
me Sy ie take Cleat: ;
Zeit Fite. der Name Methonica, der besonders von englischen Botanikern
a ngewendet wurde und auch vielfach in Gartnerkreisen Eingang gefunden
hat. Da er aber erst 1789 von Jussieu aufgestellt worden ist, kann er aus
-Grinden der Prioritat nicht bestehen bleiben.
Alle Gloriosa-Arten sind krautige Pflanzen mit unterirdischem, knolligem
- Rhizom und diinnen, oft ziemlich langen, nicht selten verzweigten, beblatterten
- Stengeln. Ihre Blatter stehen in den unteren Stengelteilen in drei- oder mehr-
gliedrigen Quirlen, oben sind sie meist gegenstandig oder abwechselnd. Ihre
Form ist mehr oder weniger langlich bis lanzettlich, an der Spitze sind sie
_ gewohnlich mit einer spiraligen Ranke versehen. (ee Ranken klammern
sich an Aesten und Zweigen oder anderen Stiitzpunkten an, und mit ihrer
_ Hilfe sind die Pflanzen imstande, ohne dass ihre Stengel selbst winden, in Ge-
_ biischen oder an Ahnlichen Standorten oft weit in die Héhe zu klettern.
_ Zweifellos ist die Rankenentwicklung um so starker, je mehr die Pflanze Ge-
- legenheit hat zu klettern, und an Stellen, wo geeignete Stiitzpunkte fehlen,
kann sie bisweilen auch ganz unterbleiben. Diese verschieden starke Aus-
- bildung der Ranken hat, wie auch schon wiederholt in der gartnerischen
_ Literatur’) hervorgehoben ist, mehrfach zur Aufstellung neuer Arten gefihrt,
_ die in Wirklichkeit nichts weiter als etwas abweichende Wuchsformen sind,
und auch beim Bestimmen der in Kultur befindlichen Spezies tut man gut,
nicht allzu grossen Wert auf dieses Merkmal zu legen. Konstanter als die
Blatter sind die Bliiten der Gloriosa-Arten, die stets an langen, nickenden
_ Stielen in den oberen Blattachseln stehen und sich durch ansehnliche Grdésse
_ sowie durch leuchtende, meist grellrote oder gelbe Farbung auszeichnen.
_ Charakteristisch ist fiir sie, dass die langen schmalen Blumenblatter sehr
_ bald nach dem Alufblithen zuriickgebogen werden und dass auch die Staub-
_ faden und ebenso die Griffel mehr oder weniger nach den Seiten hin abstehen.
_ Die Friichte bieten nichts Besonderes; es sind langliche bis eiformige oder
a _Kugelige Kapseln.
|. Als Grundtypus von Gloriosa ist Gloriosa superba E: anzusehen, die
_ einzige in ihrer Verbreitung iber Afrika hinausgehende Vertreterin der
2 _Gattung, die von Hinterindien an tiber den gréssten Teil des Monsungebietes —
_ bis hin nach Westafrika verbreitet ist. Wir kennen sie von Cochinchina, Siam,
4 dem malaiischen: Gebiet, Ceylon, Vorderindien, Ost- und Siidafrika, wo sie
bis nach Transvaal hinunter geht, und Westafrika, wo sie von Angola an.
3 durch das Kongogebiet, Kamerun bis hinauf nach Nigeria und Senegambien
q vorkommt. Mit ihren schmalen, am Rande stark gekrauselten, orange-
_farbenen Blumenblattern ist die Art von allen anderen Gloriosa-Arten leicht
zu unterscheiden. T rotzdem wird sie, da sie eine beliebte Warmhauspflanze
' darstellt, oft unter den verschiedensten Namen kultiviert, von denen Methonica
_ superba, Gloriosa Doniana, G. cirrhifolia und G. angulata die gebrauch-
_lichsten sind.
_ Der Gloriosa superba steht nahe Gloriosa virescens Lindl., durch flache
oder nur leicht am Rande gewellte, spatelférmige, rot bis gelb elarhte Blumen-
_ blatter ausgezeichnet. Ihren eigentlich ziemlich unpassenden Namen tragt sie
_ deshalb, weil die jungen Bliiten mehr oder weniger griinlich gefarbt sind. Viel-
leicht ist mit ihr identisch eine schon von Linné erwahnte Pflanze, Gloriosa
_ simplex, die allerdings blaue Bliiten haben soll. Leider ist es heute nicht mehr
z 7) Vgi. dariiber pomeeers O’Brien in Gardeners Chronicle, Bd. XXXIII (1901),
Ss. 322—324, ;
te
92 Ueber die Gattung Gloriosa.
oe eae = ———
moglich festzustellen, ob beide Arten tatsachlich zusammengehoren; der ge- —
brauchlichere Name Gloriosa virescens wird deshalb besser beibehalten und
Gloriosa simplex als ,nomen dubium“ behandelt. In Gartnereien findet man
beide Bezeichnungen angewendet; seltenere Namen, aber auch auf dieselbe
Art beziiglich, sind Methonica virescens, Methonica simplex, Methonica platy-
phylla und M. Petersiana. In ihrer Verbreitung ist Gloriosa virescens vollig
auf das tropische Afrika beschrankt, wo sie sowohl im Westen wie im Osten
aufgefunden wurde, aber im allgemeinen nicht tiber 1450 m ui. M. aufzusteigen
scheint. Je nach ihrem Vorkommen auf Dunensand, Marschboden, an feuch-
ten, schattigen Platzen, in der Steppe oder auf humusreichem Waldboden
wechselt sie sehr in der Lange und Breite der Blatter, so dass man zwei auch ~
in der Kultur leicht zu erkennende Formen, eine schmal- und eine breit- —
plattrige, unterscheiden kann. Die Bltitengrdésse ist im allgemeinen konstant; —
eine Ausnahme macht nur eine besonders grossblumige Varietat, Giorives
virescens var. grandiflora, die sich durch auffallend grosse und schéne Bliten ~
auszeichnet. Auch die Farbung ist eine andere, da die Bluten der Varietat
im Gegensatz zu denen der Hauptart rein hellgelb, fast schwefelgelb, gefarbt
sind und erst spater von dunkleren, rétlichen Streifen durchzogen werden.
Diese abweichende Farbe hat auch Veranlassung dazu gegeben, die var. —
grandiflora als eigene Art unter dem Namen Gloriosa lutea abzutrennen, —
ebenso wie Sie bisweilen als besondere Spezies Gloriosa grandiflora oder —
Methonica grandiflora bezeichnet wird. Unter allen diesen Namen wird die
Pflanze auch kultiviert; dazu kommen noch die von belgischen Gartnern ein-
gefuhrten Bese Methonica Leopoldi sowie seltener Gloriosa plani-
sepala. Jedenfalls ist Gloriosa virescens var. grandiflora von allen Gloriosa-
Arten und Varietaten die stattlichste und schénste und deshalb auch am
haufigsten in Kultur. Auffallend ist bei ihr besonders, dass die Blumen-
blatter nach dem Aufblithen nicht so schnell wie sonst bei Gloriosa nach unten’ —
geschlagen werden, sondern erst eine Zeitlang horizontal nach den Seiten hin
abstehen. In dieser sternformig ausgebreiteten Stellung wirken die bis 2 dm_
im Durchmesser haltenden Bliten am schénsten. Eine andere, weit weniger
bekannte Bliitenvarietat der Gloriosa virescens ist die var. Plantii, die an-
geblich aus Natal stammt und etwas kleinere Bltiten mit leicht gewellten
Blumenblattern besitzt. Auch sie wird hin und wieder in Warmhausern a
kultiviert, und zwar ebenfalls meist als eigene Art Gloriosa Plantii.
Der Gloriosa virescens var. grandiflora nahe steht eine andere, Gloriosa
Rothschildiana O’Brien benannte Pflanze, die aus Uganda in Zentralafrika
stammt und zuerst in den Gewdchshausern von W. Rothschild in Tring Park-
in England in Kultur war, von dort dann aber auch in andere Gartnereien
gelangt ist. Sie zeichnet sich durch besonders grosse Bliten aus, deren
_leuchtendrote Sepalen am Grunde dunkelpurpurn gefarbt sind und ziemlich
Starke Wellung des Randes aufweisen.
Weit weniger stattlich ist Gloriosa Carsoni Baker, heimisch im tropi-
schen Afrika auf den Gebirgen am Nyassa- und Tanganjikasee und durch
meist einfache, gerade aufsteigende Stengel mit rankenlosen Blattern und
kleinen, dunkelroten, am Grunde gelb gefleckten Bliten von ihren Ver- —
wandten verschieden. Auch sie ist bisweilen in Kultur und hat z. B. im Botani- —
schen Garten von Kew bei London wiederholt gebluht. Immerhin scheint sie
bis jetzt gartnerisch noch eine grosse Seltenheit zu sein.
Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen ‘Gesellschaft 1919. 93
ebiiseer den schon genannten Spezies von Gloriosa, die samtlich kultiviert
_ werden, kennen wir noch zwei andere Arten, die noch nicht in unsern Warm-
_hausern zu finden sind. Es ist dies zunachst Gloriosa speciosa Engl., auch
) - Clinostylis speciosa oder Gloriosa abyssinica genannt, die in Abyssinien, der
_ Erythraea, dem Galla- und Somaliland meist in ziemlicher Hohe ttber dem
7 _ Meere vorkommt und durch prachtvolle, gleichmdssig dunkelrote, breit-
_ plattrige Bluten auffallt. Da sie in Gebirgen oder auf Hochlandern wachst,
: ist sie wahrscheinlich ziemlich widerstandsfahig und schon deshalb sollte der
_ Versuch gemacht werden, sie bei uns einzubiirgern. Nicht als Zierpflanze
3 zu empfehlen ist dagegen die letzte Gloriosa-Art, die wir kennen, Gloriosa
' minor Rend., im Gegensatz zu all ihren Verwandten ein kleines unscheinbares
_ Gewachs mit niedrigen Stengeln, schmalen, linealischen Blattern und kleinen,
_roten Bliten. Sie ist bisher nur einmal im Somaliland, in der Gegend des
D chepeli-River, gefunden und seitdem noch nicht wieder beobachtet worden.
3 Obwohl fast alle Gloriosa-Arten sehr schéne stattliche Pflanzen sind und
- mit zu den gréssten Zierden unserer Gewdachshaduser gehoren, werden sie
_ doch nicht in dem Masse kultiviert, wie sie es eigentlich verdienen. Dabei ist
_ ihre Kultur verhaltnismassig einfach und erfordert wenig Mithe und Sorgfalt.
_ Nur darf man nicht vergessen, dass sée alle an ihren natiirlichen Standorten
_ in der afrikanischen Steppe wahrend der Trockenzeit eine Ruheperiode durch-
-machen und dass sie eine solche auch bei uns notig haben. Man muss deshalb
die Knollen im Herbst aus der Erde nehmen und wahrend des Winters an
a nicht zu kihler Stelle in trockenem Sand aufbewahren; man kann sie auch
_ in ihren alten Tépfen selbst aufheben, hat dann aber iapanl zu achten, dass
_ diese nicht mehr begossen werden. Im Februar oder Marz, zu Beginn der
neuen Vegetationsperiode, werden die Knollen einzeln in Tépfe, die ein Ge-
_ misch von Heide-, Laub-, Mistbeeterde und Sand enthalten, ausgepflanzt und
_ zum Austreiben gebracht. Haben die jungen Pflanzen eine gewisse Hohe
erreicht, so ist daflr zu sorgen, dass ihren rankenden Blattern gentgend
3 " Stiitzmaterial in Form von Stocken oder Reisig geboten wird. Will man die
Knollen nicht sofort in gréssere Tépfe auspflanzen, kann man sie zunachst
_ auch in kleineren Tépfen mit etwas lehmiger oder sandiger Erde austreiben
- lassen und sie erst spater in gréssere umsetzen. Die Blttezeit fallt meist in
_ die Monate Juli bis Ende September. Nach dem Blithen werden die Stengel
_ und Blatter sehr bald schlaff und welk, und die Knollen sind wieder ee
a zunehmen oder zum mindesten ganz trocken zu halten.
%
is
Mitteilungen
der Deutschen Dendrologischen Geselischaft 1919. .
(Hierzu Abb. 9 bis 12.)
2 Den reichen Inhalt des Jahrbuches 1919 der ,,Deutschen Dendrologischen
_ Gesellschaft“ hatte ich durchblattert, die vielen Bilder und Tafeln mit Ver-
gniigen betrachtet und auf einem Zettel angemerkt, was gelegentlich
_ dazu dienen sollte, mich zu belehren und erneut zu_ erfreuen.
_ Schon wolite ich den stattlichen Band mit seinen 402 Seiten aus der Hand
legen, als ein durchaus undendrologisches, aber tief ergreifendes Bildchen
_ auf der Titelseite mein Gemiit in Fesseln schlug.
} ‘Bis. zum Jahre 1913 wies der Umschlagbogen der Dendrologischen Mit-
teilungen unter der laufenden Jahreszahi keinerlei Bildschmuck auf.
as age - ese, We : pets: uae er" eee ee si ‘
94 Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1919.
Im Jahre 1915 erschien aber zum ersten Male an dieser Stelle in geradezu
- Jeuchtender Wiedergabe das von Schinkel entworfene Eiserne Kreuz; es 4
hielt sich am gleichen Platz als Zeitendeutung bis zum Jahre 1918. ‘Jetzt. ist.
an seine Stelle der knorrige Stamm einer Eiche getreten} die. Krone ist *
weggebrochen, zwei tief stehende Zweige auf der rechten und linken ‘Sei
auch sie sind mit ihren Blattern und Friichten geknickt.. ‘Dieses. ‘Sy
ebenso leicht verstandlich wie vielsagend, hat als Rahmen_ den Kranz y
eisernen Kette von zwanzig Schaken. Kein noch so gut geschriebenes
wort ware imstande, eine so eindringliche- Sprache» Ate reden, wie ie:
Sinnbild, das ein Mann erdacht hat, der sein: Vaterland heres. dict. ane i
der eee Deadroluyicchen ‘Gesellschaft durchs Biter: «
schaftliche Arbeiten geschehen ist. Ueber den Inhalt gibt der mache ee
Bericht Aufklarung. SP ahe: Se Bz
Das. Jahrbuch der Deutschen Dendrolosisenem Gesell 4
schaft 1919 bringt an erster Stelle eine gréssere Arbeit von ‘Loesener: 4
»pUeber die Aquifoliaceen, besonders tiber Ilex.“ ‘Verfasser ‘4
erértert zuerst die Stellung der Aquifoliaceen im System und wiece ae die 4
schon in seiner Monographie vertretene Ansicht, dass die engsten verwandt- 4
schaftlichen Beziehungen zwischen Aquifoliaceen und Celastraceen zu
bestehen scheinen. Es folgt sodann an Hand einer eingehenden Beschreibung
der Familienmerkmale eine Umgrenzung und Einteilung der Familie und die
Angabe der geographischen Verbreitung der Gattungen, die ihr angehoren: —
Ilex, Nemopanthus und Phelline. Schliesslich wird die Gattung Ilex im —
besonderen behandelt, die Grundztge des Systems der Gattung aufgestellt —
und die.in unserem Klima kultivierbaren Arten, vor allem Ilex aquifolium, 4
die Stechpalme, mit ihren Varietaten und Formen unter Hinweis aut ihren aq
Kulturwert und ihre Kulturbedingungen eingehend besprochen. 5
‘Ilex crenata Thunbg., I. yunnanensis Franch. I. intermedia Loes., 5 a
I. ciliospinosa Loes., I. szechwanensis Loes., I. coralling Franch., Te ‘intricata =
Hook., I. subrugosa Loes., I. Wilsonii tee I. Henryi Loes., cna Te fragilis =
Hook. werden in ausgezeichneten Abbildungen dargestellt. ; Rerece
~Hieran schliesst sich an ein Aufsatz von Foerster ub erllex A quis
folium im Bergischen Lande und in den angrenzenden @
G ebiet en, : 4
Der nach bisherigen Ermittlungen sthtete: Ilexbaum Deutschlands, die
sogenannte ,,Dr. Foerster-Htlse“ in Mittel-Enkeln bei Kiirten, Kreis ‘Wipper-
firth, Regierungsbezirk Kéln, wird in einer Abbildung vorgefitthrt. Er ist ©
10 m hoch und besitzt in 1,30 m Hohe einen Stammumfang von 1,45 m, seine
astireie, fast gleichmassig dicke Stammsdaule ist 2 m hoch. | a
Verfasser gibt an, dass der Baum 1911 reichlich Beeren getragen habe, 4
dann die folgenden Jahre unfruchtbar blieb und 1916 von ihm mannlich —
bliihend befunden worden sei, also einen Geschlechtswechsel gezeigt habe. —
Sofern diese Beobachtung nicht auf einem Irrtum beruht, dirfte der Fall:
einzig in seiner Art sein, bisher ist etwas Aehnliches nicht beobachtet worden. 4
Arten der Gattung Salix, von denen zuweilen ein Geschlechtswechsel ae
gegeben wird, zeigen zwar vielfach menue Missbildungen wie: mann- —
‘ua}yo1Jog Nz UssUNIYOeqosg syoUYE Joqn 931g UssIoYy pun vosnsny log | -OS J1vUdZULTJY Usg]aSJap pun UIs I3q Ssep “NZ JYOISUY Jop UU 3ZI9OU 3ZJal
-USUUOY Ud}OIJJN¥ 9ZUL]J J USG[OSJOp PUN Uld Ue UasUNYoI Ud}ZJoSoZUNZI9}US | [9YOIP PUN SpPUIM aSIO4K, UIPUSqIataA JYDaTYOS3H Nz JYIa[YIsSaD) UOA
in) _ 2PlaqIVBOs Ud][Os SY “USWUO¥I0A USN PIAIPU] SPUdIYaIPSYUI] 91M -S}YDOI[YOM | UsUsIOGesUL IY! JOp U! YOIS 9ZuUeIJq opal ssep QyoIsuy Joep UeW JEM JoyNIy
— & — -sassnvyasjaiy samopjay, 19UJa UD ajuvjsvyssoy aguayaipsyuIT “Ol .44V ‘uasunsamaquazunj{[d asipinmyiay ‘aYI1q a4] apuayaipsyuly “6 ‘qq
schaft. 1919
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‘Mitteilungen der, Deu
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Dida Satlacs Seen d Mes te MRSS ;
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ES aa Ne ee er
065--. Mitteilungen der Deviscken Dandeologischien Gesellschaft 1919. a
liche- iad weibliche Bldtenstande an Grecian Pflanze, mannliche und es fo |
liche Bliiten in demselben Bliitenstand, sogar Staubblatter und Fruchtknoten
in derselben Blite, doch sind Belege iiber einen echten Geschlechtswechsel, Pa
doh. dass ein Baum in einem Jahr rein mannlich und‘in einem anderen Jahr ae
rein weiblich geblitht hatte, nicht vorhanden. - Py
Eine Arbeit von Harms tiber die Hidtenverialens ame cone 2
beiunsim Freien angebauten Arten von ForestieraPoir. Ee
bespricht vergleichend die Arten F. acuminata, F. neomexicana und |
F. ligustrina unter ausfiihrlicher Angabe der dariiber vorhandenen. Literatur... ; 3 =
Zum Schluss folgt eine Zusammenstellung der. Laubmerkmale der drei Arten, -
die es erméglicht, sie nach den. Blattern Zu unterscheiden. — __ ae.
Nach einer Charakteristik von. E. Moss, ‘Cambridge, fihrt. Wittmac ko |
cle Unterschiede unserer beiden Eichenarten aus. ‘Er
— —, % - es Cait
Abb. 11, Windbaecis von. Aesculus Hippeeaianes (Rosskastanie)
auf einer hochgelegenen Teltower Kreischaussee. :
gibt an, ee die gewohnlich sieeseheney Unterseliiede in der Lange. der a
Blatt- und Fruchtstiele nicht immer ausreichen. Als immer sicher werden
folgende Unterschiede bezeichnet:.
Quercus pedunculata hat zurickgekriimmte Blattéhrchen und keine ver-
zweigten Haare auf der Blattunterseite. ia
Quercus sessiliflora hat meine Blattrohrchen, aber verzweigte Haare wie = J
die meisten Eichen. a
Quercus pedunculata x sessiliflora hat die Bipeasoualicn beider Biter ee
verzweigte Haare auf der Blattunterseite und Blattéhrchen — a ate ee
Bliitenstiele sind lang. ee
Die besten der neueren und selteneren Laubgehélze
bespricht P. Kache nach eigenen langjahrigen Beobachtungen und._.Er: "3
fahrungen. Etwa 150, in der Mehrzahl bisher nur sehr wenig . bekannte
Laubgehélze werden nach Wuchs, Blitezeit, Winterharte, Zierwert usw.
Y
ini der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1919. Q7
ausfithrlich boeoleicben: Der. Verfasser fasst seine Ausfiihrungen auf. als Er-
ganzungen zu dem Aufsatz von Goetze im Dendrologischen Jahrbuch 1912:
-yEine dendrologische Umschau“, der im allgemeinen nur eine iibersichtliche
Zusammenfassung brachte.
Aus der grossen. Anzahl der dendrologischen Mitteilungen, Beobach-
tungen und Notizen, die das Dendrologische Jahrbuch wie immer so auch
diesmal sonst noch bringt, seien noch besonders folgende hervorgehoben:
Emeis (Flensburg), Zum waldbaulichen Verhalten der
. Lafche.
Larix leptolepis, die japanische Racctic bewahrte sich im Kistenklime
Schleswig-Holsteins selbst auf armstem Sandboden: sehr gut und zeigte sich
besonders als Feuerschutz bei Anpflanzungen. an Schneisen und Waldwegen
sehr wertvoll, da sie bei Waldbranden nur schwer Feuer fangt und das Feuer
also nicht weiterverbreitet. vee =
‘+. Ferner: Graf von: Schwerin, Die Wogerrins der Baumwelt
E€hiles fir Deutschland.
Der Verfasser legt dar, dass eine. bedeutend erdssere Anzahl. der in
Chile heimischen Gehélze in. Deutschland. kultivierbar sein miuissten, als
sich bisher hier winterhart gezeigt- haben, wenn die zur. Aussaat kommenden ,
Samen mehr. aus Gebieten bezogen wurden, deren Klima dem unsrigen
ahnlich oder gleich ist, z. B. den hoheren. Teilen der Kordilleren. Alle bisher,
in. _Mitteleuropa angepflanzten chilenischen Gehdlze- werden aufgezahlt und
an die Beobachtung, dass sie sich alle in bezug auf Winterharte unsicher er-
wiesen, die Vermutung ‘gekniipft, dass sie aus den warmeren Kiisten:
gegenden bezogen waren. =
Sehr ausfihrliche Beobachtungen arden iiber Araucaria imbricata ge-
macht, von der einige Abbildungen ein paar besonders gut entwickelte Exem-
‘plare darstellen. Verfasser - schlagt vor, die Gegenden, in denen sich die
Versuche mit Araucaria imbricata erfolgreich gezeigt haben, zum Ausgangs-
ort fiir ‘Einbiirgerungsversuche auch mit anderen chilenischen Gehélzen Zu
machen. Einige an ziemlich ungiinstigen Standorten (wie bei Munster in
Westfalen und in Norwegen) sich gesund und kraftig entwickelnde Exemplare
von Araucaria imbricata lassen darauf schliessen, dass die an ihnen zu
beobachtende grosse Widerstandsfahigkeit in der Herkunft des Samens ihren
Grund hat. eat ;
| ff Graf von Schwerin, Wiederausschlagende Coniferen.
\ Die Abbildung zeigt Sequoia sempervirens, die nach einem Waldbrand,
der sie ihrer sAmtlichen Aeste beraubte, kraftig wieder austrieb (,,Feuer-
sdulen“). Dieselbe Eigenschaft besitzt auch Sequoia gigantea, bei der nach
: Zurickfrieren infolgedessen am besten samtliche Aeste bis zum Stamm
entfernt werden. Gleiches Regenerationsvermégen wird ausser bei Taxus
noch von Pinus rigida und P. mitis sowie von Abies grandis berichtet.
Schwerin, Baumkronen als Windkugeln. ;
l _ Windkugeln sind besonders an solchen Stellen an Chausseen zu beob-
Seiten. die ganz frei liegen und der allseitigen Windwirkung ausgesetzt sind.
Besonders als zur Windkugelbildung neigend wurden Acer platanoides,
Aesculus hippocastanum und Fraxinus excelsior beobachtet.
Héfker, Ueber den Einfluss der Winterwitterung auf
die Gehdlze.
Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1919,
Abb. 12. Tilia platyph yllos laciniata, 18 m hoch,
im Park des Herrn Frhr v, Gleichen zu Rudolstaat.
_ Absterben bringt.
von Pflanzen werden in einer ausfiihrlichen Liste zusammengestellt.
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Es wird ausgefthrt, dass in den-meisten Fallen nicht die Kalte bzw.
das Gefrieren an sich, sondern die Austrocknung bzw. die Verdunstung
von Wasser bei verhinderter ‘Wasseraufnahme viele Pflanzen im Winter zum
Beobachtungen uber Winterharte an einer grossen Menge
und Gedanken tiber Frost-
Wocke, Beobachtungen
schaden in Westpreussen im Winter 1916/17.
Besonders bei wintergriinen Gewachsen zeigte sich, dass diirftig er-
nahrte Individuen vielfach ganzlich abstarben, wahrend Vertreter derselben
Art bei gutem Ernahrungszustand und angemessener Bodenfrische selbst an
sehr ausgesetzten Standorten den Winter ohne die geringste Schadigung tiber-
_ Standen.
_empfindlichen Auslandern empfohlen.
macht, dass im Friihjahr vor dem Austrieb verpflanzte Abies-Arten im
-nachsten Winter ihre jungen Gipfeltriebe durch Frost verloren, wahrend
drei Wochen spater in vollem Trieb verpflanzte Exemplare der gleichen Art
und desselben Alters ihren Trieb vollig zur Reife brachten und den Wister
Es wird deshalb ausreichende Diingung, besonders Kaligabe, bei
Ferner wurde die Beobachtung ge- —
das verblasst bei uns.
_ Grauweiss der Blumensterne aus
den Alpen wandelt sich in der Ebene
zu einem unansehnlichen, schmutzi-
ohne Schaden liberstanden.
Aus den kleinen Mitteilungen sei peaenders auf einen kurzen Auiteae
von Radde iberdas Verpflanzenvonmehr als 300- jahrigen
Eiben (Taxus baccata) zu Stolberg im Rheinland hingewiesen.
wurden unterfangen und mit Hebewerkzeugen hochgewunden.
Stelle wurde eine Sprengturbine tiber der Krone angebracht.
Einbinden oder Beschatten erfolgte nicht.
Die Ballen
An Ort und
Beschneiden,
Seit fiinf Jahren stehen die Baume
am neuen Ort, ohne Schadigungen zu zeigen.
Teuscher,
Gartentechniker (Dahlem-Berlin).
Verschiedenes.
Der Alm Vergissmeinnicht.
(Hierzu Abb. 13.)) _
Die herrlichste Blume unserer
Alpen, das Vergissmeinnicht der
Alm — wie im Volksliede das Edel-
weiss umschrieben ist — hat noch
jeden Besucher der Alm gefesselt.
Und gar manchen Garten- und
Blumenfreund wandelt die Lust an,
diese prachtige Pflanze seinen Pfleg-
lingen zuzugesellen. Allein das Edel-
weiss ist ein Kind der reinen Luft
des Hochgebirges, ihm bekommt die
Luft in unseren Ebenen nicht, und
was die G4&rtner seither als Garten-
formen des Alpenedelweiss anboten,
Das silbrige
gen Grau.: Auch sonst haften dieser
alten Gartnerform mancherlei Fehler
-an, so dass man das Edelweiss nur
selten bei uns in den Garten und als
Topfpflanze sieht.
Nun hat die Kunst des Ziichters
Wandel geschaffen. Vom Edelweiss,
Leontopodium, bestehen einige
Arten, von denen die bekanntesten
und schénsten das Alpenedelweiss
und das Sibirische Edelweiss sind.
Das Alpenedelweiss wird etwa 10
bis 15 cm hoch, die Bltitensterne sind
am nattrlichen Standort rein weiss;
Stengel und Blatter sind weissfilzig,
die Blatter sind schmal-lanzettformig,
der Blttenstiel ist schwach. Das
Sibirische Edelweiss hat strafferen
Wuchs, breitere Blatter, langere
Stiele, ist aber weniger rein in der
Farbe. Mit diesen beiden Sorten hat
der Ziichter Jos. Amrhein in
Brunnen in der Schweiz seit 15 Jah-
ren Kreuzungsversuche gemacht.
Hunderte verschiedener Arten sind
dabei entstanden, von denen alljahr-
lich die besten zur Weiterpflege aus-
gewahlt und wiederum_ gekreuzt
wurden. Das Ergebnis dieser viel-
jahrigen, ausdauernden und fleissigen
Verschiedenes.
100
Arbeit schildert mir
der Amrheinschen Kulturen mit be-
redten Worten: ,,Die uppigen Pflan-
zen, die bis. zu 60 Blumen hervor-
bringen, sind kraftiger im Wuchs als
das Alpenedelweiss, die straffen
Bltitenstiele sind weissfilzig, haben
etwas breitere Blatter und erreichen
eine Hohe von 20—25 cm. Die
ein Besucher |
|
| anzunehmen,
Form auf den Markt, was die Ver-
wendungsmoglichkeit beschrankte.
Es empfiehlt sich, die Sterne in ihrer
naturlichen Form zu trocknen, ohne
Sie. zu pressen. Dann k6nnten die
Blumen in den jetzt wieder so be-
liebten Trockenblumenarbeiten reich-
lich verarbeitet werden, denn es ist
dass diese Blumen-
Abb. 13. Aus den Ergébnissen der Kreuzungsversuche zwischen dem Alpen-
Edelweiss und dem Sibirischen Edelweiss von Jos. Amrhein, Brunnen (Schweiz).
grossen Sterne sind blendendweiss
und gut in der Form. “Auch. bei
Pflanzen, die schon langere Jahre
auf ihrem Standort stehen, hat die
herrliche weisse' Bltitensternfarbe
nicht nachgelassen.“ Der Schénheit
dieser grossen Blitensterne konnte
ich mich selbst erfreuen;. ich war
geradezu erstaunt ber deren Grosse.
Wir haben es hier mit einer Neu-
zuchtung zu tun, die auch in der Nie-
derung nichts an Sch6énheit einbtisst,
die kraftiger ist wie die Stammform
und wberreichen
tragt. Die Amrheinschen ~Neuzich-
tungen werden sich den Markt er-
werke bei der -anhaltenden Blumen-
not sich dauernd neue Freunde er-
werben werden. Wie das Trocknen
_ zu geschehen hat, ob in heissem Sand
oder nach kurzem Schwefeln an der
Luft, das ist Sache der Leute, die
| sich mit der Anzucht und mit der
Blumenschmuck |
obern. Sie haben eine grosse Zukunft |
nicht nur als Gartenpflanze und fur
den Topfverkauf, sondern auch als
Schnittblume.
Ein paar Worte noch wtiber die
Verwendung der Edelweissblumen.
Bisher kamen die Edelweisssterne
nur in gepresster, flachliegender
Haltbarmachung der Blumen _be-
schaftigen. Auf alle Falle diurite
das Edelweiss in der Zukunft eine
grosse Rolle spielen, da der Massen-
anzucht. dieser herrlichen Bltten-
sterne nichts mehr im Wege steht.
Herm. Holm.
Das Alpenveilchen.
Von H. Zornitz (Barmen).
(Hierzu Abb. 14.)
Alle Welt liebt und schatzt das
Alpenveilchen, welches uns gegen
Ende des Winters oder zu Weihnach-
ten herum mit seinen Bliten erfreut.
Nichts aber kann in der Vorstellung
Verschiedenes.,
101
des Unkundigen solche unklare Bil-
der hervorrufen wie das ,,Alpenveil-
chen“. Der Name Alpenveilchen ist
vom botanischen Standpunkt durchaus
zu verwerfen, denn die’ mit diesem
Namen bezeichneten Cyclamen haben
mit dem echten Veilchen der Alpen
nicht das mindeste gemein. Viola
alpina, das echte Alpenveilchen, so-
ter Baum- und Strauchgruppen bieten
sie uns einen kostbaren Pflanzenstoff.
Wie herzig, wenn im Zeitigen Fruh-
ling die rosenroten Blutenkopfchen
aus dem Boden hervorlugen. Was
konnen sie uns nicht alles erzahlen
von kommenden, sonnigen Tagen!
Doch ach — wie selten, wie herzlich
selten begegnen wir ihnen! Ein wenig
Abb, 14.
wie die vielen anderen Arten bilden
eine Familie fur sich: die Familie der
Violaceae oder Veilchengewachse;
in sie gehort auch das Gartenstief-
mutterchen, welches wir oft zu Hun-
derten auf Beeten,der Vorgarten ver-
treten finden. Reden wir aber vom
Alpenveilchen, so denken wir immer
nur an die herrlichen Abarten, der
gartnerisch hochgeztchteten - Cycla-
men latifolium, welche gewohnlich
als Cyclamen persicum bezeichnet
werden: Dieses trifft aber auch nicht
zu, denn die Pflanze kommt in
Persien tberhaupt nicht vor. Was
wir also gewohnlich unter dem Na-
men Alpenveilchen kennen lernen, ist
nichts anderes als eine durch Kultur
und Zuchterfleiss v6éllig verdanderte
Form der im Orient und in Griechen-
land verbreiteten Cyclamen latifo-
lium. Mit diesem Gartner-Alpen-
veilchen wollen wir uns jetzt nicht
beschaftigen, sondern mit der Stamm-
art sowie den nahestehenden Ge-
schwistern. Sie gehoéren in die Ver-
wandtschaft der Himmelsschliissel-
|
Cyclamen Coum Mill, rundbldtteriges Alpenveilchen.
Schutz im Winter ist die geringste
Miithe, die sie uns bereiten. -Aber
auch der sind° wir enthoben, wenn
wir dem ahnlichen europaischen
Alpenveilchen in unseren Garten
Eingang verschaffen. Cyclamen euro-
paeum nennt sich unser Kleinchen.
Ein Kleinod ist es. Das rundblattrige
Alpenveilchen dagegen zeigt uns
unser Bild: In milden Wintern
bluht es schon im Dezember im freien
Lande, mit Bestimmtheit aber im
Februar bis Marz. Der Flor ist von
solcher Schoénheit, dass wir uns nicht
genug wundern konnen, es in unseren
Garten so wenig anzutreffen. Pflan-
zen wir diese Alpenveilchen mehr an!
Sie bereiten uns viele Freude, kom-
men jedes Jahr zur Bliite und kénnen
nicht selten ein hohes Alter erreichen.
Dabei bleiben sie immer an gleicher
Stelle stehen und tiberdauern selbst
unsere Winter im freien Lande
schadlos.
Ein Lehrgang fiir Blumenbinderei
findet in den Tagen vom 31. Mai bis
gewachse. Zur Unterpflanzung lich- | 10. Juli 1920 an der Hoheren Ga§rt-
102
nerlehranstalt in Berlin-Dahlem
statt. An diesem Lehrgang konnen
Damen und Herren, die eine zwei-
jahrige Berufstatigkeit ausser der
Lehrzeit in der Blumenbinderei nach-
weisen konnen, teilnehmen. Der
Unterricht will den Teilnehmern
die asthetischen und ktnstlerischen
Grundlagen ihres praktischen Ar-
beitens vermitteln. Dazu ist ein
ausserordentlich vielseitiger Stunden-
plan mit reichem Lehrstoff ausgear-
beitet, der-besonders Fthrungen unter
fachmannischer und _ fachwissen-
schaftlicher Leitung durch: Muster-
betriebe unseres Berufes, durch Mu-
seen, sonstige Kunststatten und durch
den Botanischen Garten vorsieht. Der
Unterricht wird von dem Lehrk6érper
der Hoheren. Géartnerlehranstalt
Dahlem unter Hinzuziehung weiterer
bewahrter Fachleute erteilt. Als
Lehrfacher sind vorgesehen: Ge-
schichte der Blumenbinderei, Zimmer-
pflanzen des Handels, Blumenbinderei
mit praktischen Vorfiithrungen, Pflan-
zenschmuck an Gebauden, Kunstge-
werbliche Stile, Zeitmotive des Blu-
menhandels, Farbenlehre und zeich-
nerische Uebungen, Kunst und Mode,
Binderei- Ausstellungen mit Licht-
bildern, Handwerk und Kunst, Pflan-
zengesellschaften in der Natur, Sym-
bolik und -Allegorie, Physiognomie
und Charakter der Pflanzen, Pflanzen
in der Kunst, Blumenschmuck bei der
Feuerbestattung und Urnenschmuck,
Handelsgebrauchliche Benennungen
unserer Pflanzen und Blumen, Preis-
festsetzungen, Kostenanschlage, Ge-
setzeskunde, die Bedeutung des Gar-
tenbaues. Die Teilnehmer haben Ge-
legenheit, sich technisch und wissen-
schaftlich weiterzubilden und hier-
durch dauernden Gewinn zu erzielen,
denn an Keiner anderen Stelle stehen
die Lehrmittel so umfangreich zur
Verfigung und sind die technischen
Einrichtungen, wie Lichtbildersaal
usw., so neuzeitlich, wie an diesem
akademischen Institut. Dazu kommt
Berlin mit seinen gewaltigen Beleh-
rungsmoglichkeiten in bezug auf
Kunstgewerbe, Architektur, Dekora-
tion, Aufbau, Stilarten und nicht zu-
letzt mit seinen vorbildlichen Schau-
fenstern der Blumengeschafte. Wer
fur eine héhere Ausbildung die Zeit
erubrigen Kann, sollte, ob Binder oder
Binderin, ob Geschaftsleiter oder
Selbstandiger Geschaftsinhaber, die
Kosten nicht scheuen. Die Unter-
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Protokoll der Ordentlichen Generalversammlung. 107
4. Im Auftrage der: Kassenpriifer teilt Herr Oberinspektor Peters mit,
dass die Revisoren am Dienstag, den 20. April, den Jahresabschluss der
Deutschen Gartenbau-Gesellschait mit den vorgelegten Buchern verglichen,
Stichproben mit den Belegen gemacht und alles in bester Ordnung gefunden
hatten. Der Prifungsausschuss stellt den Antrag auf Entlastung des Gesamt-
prasidiums und des geschaftsfithrenden Prasidiums. Diesem Antrage wird
von der Generalversammlung entsprochen. Sodann spricht Herr Peters dem
Schatzmeister, Herrn Carl Friedrich v. Siemens, fiir die ausgezeichnete
Buch- und Kassenfihrung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft im Namen
der Generalversammlung den herzlichsten Dank aus.
5. Hierauf wird in die Ersatzwahl ftir die satzungsgemass aus dem Ge-
‘samtprasidium ausscheidenden folgenden Mitglieder eingetreten:
_ Prof. Dr. Diels, Zeininger, Carl Friedrich v. Siemens, A. Gurk,
‘V. de Coene, Ernst v. Borsig, T. J. Heinrich Seidel, A. Siebert, Johannes
Beuster, Kube, Hermann Mehl, Wilhelm Nahlop, Carl Peters, Dr. Hellmut
Spath.
Von diesen haben eine Wiederwahl abgelehnt: Herr Carl Friedrich
v. Siemens und Herr de Coene.
Das Prasidium hat satzungsgemass aus 15 von der Generalversammlung
und bis zu 10 vom Gesamtprasidium gewahlten Mitgliedern zu bestehen. Es
besteht zurzeit aus 17 Mitgliedern, von denen 10 gewahlt und 7 durch das
Prasidium berufen sind.
Mithin steht der Generalversammlung noch eine Wahl von 5 Mit-
gliedern zu.
Hierfir waren durch die Ausschisse in Vorschlag gebracht:
Herr Geheimrat Firstenberg, Mitglied des Obst-Ausschusses,
Herr Saathoff, Schriftleiter der ,,Gartenwelt“, |
Herr Gartenarchitekt Rimann, Mitglied des Werbe-Ausschusses.
Herr Dagefoérde, Mitglied des Werbe-Ausschusses,
Herr Fabrikbesitzer Wrede, Mitglied des Liebhaber-Ausschusses.
Die Generalversammlung beschliesst, das Prasidium vollzahlig zu
‘machen.
Hierauf wird in die Wahlhandlung eingetreten und die Herren Garten-
direktor Weiss, Theodor Bluth und W. Boas in den Wahl-Ausschuss
- gewahit.
Das Wahlprotokoll eine dass die ausscheidenden Herren wieder-
gewahlt, die in Vorschlag gebrachten Mitglieder neugewahlit sind.
Das Prasidium besteht somit aus 24 Personen.
6. Antrag Furstenberg (Biesdorf): in § 1 der Satzung unter die
Zwecke der Gesellschaft in Zukunft das Wort ,,wirtschaftliche“ mit auf-
zunehmen. § 1 der Satzung wiirde dann lauten: ,,Der Zweck der Deutschen >
Gartenbau-Gesellschaft ist die Foérderung des Gartenbaues in praktischer,
wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kinstlerischer Beziehung.“
Nach eingehender Aussprache beschliesst die Generalversammlung, von
einer Satzungsanderung Abstand zu nehmen; sie bekennt sich aber zu der
- Auffassung, dass in dem Wortlaut der Satzune:
»Wer Zweck der Gesellschaft ist die RApeecine: des Gartenbaues in
praktischer Beziehung“
die Méglichkeit einer wirtschaftlichen Betatigung ecvches sei.
we Jahresbericht der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft.
Hierauf tritt eine kurze Pause ein, in welcher das Gesainiprasiianes sich
zuruckzieht, um aus seiner Mitte heraus das geschaitsfihrende Prasidium
zu bilden.
Nach Wiedereréffnung der Generalversammlung wird mitgeteilt, dass das
»Gesamtprasidium“ der Entschliessung aller Ausschiisse zugestimmt habe, |
welche folgendermassen lautet:
Die samtlichen Abteilungen und Ausschiisse der D. G. G., welche am
Freitag, den 23. April 1920, in der Landwirtschaftlichen Hochschule zusam-
mengekommen sind, um tiber die Pradsidialwahlen zu beraten, empfehlen
der Generalversnaunians 1920,
das Ehrenamt des Bras denen der Gesellschaft und
dasbesoldete Amtdes Generalsekretars zueinemein-
zigenHauptamtzuverschmelzen und den bisherigen
Hauptgeschaftsftthrer, Herrn Oekonomierat sick
fried Braun, zudiesem Doppelamtzu berufen.
Nunmehr itibernimmt der neugewdhlte ,,geschaftsfiihrende Prasident“ den
Vorsitz und bringt die vorgesehene eee ere zum Abschluss.
Gezeichnet von den Herren:
Bluth Franz Lesser - Tscheuke
Heuer | Mehl Crass - Sasse .
Stengert Loock -. Weper Weiss.
Jahresbericht
Deutschen Gattenbagtat tuber das Jahr 1919.
Erstattet von ihrem Prasidenten.
Die heutige ordentliche Generalversammlung kann als eine Fortsetzung
jener ausserordentlichen angesehen werden, welche die Deutsche Gartenbau-
Gesellschaft am 15. Dezember 1919 unter dem Druck der tiberaus truben Zeit-
verhaltnisse abzuhalten gezwungen war. Leider hat sich an dem allgemeinen
Stand der Dinge in dem kurzen Zwischenraum wenig geandert und das wenige
nicht immer zum Guten. Wohin man auch seinen Blick wendet, alles ist noch
in Garung begriffen. Die wirtschaftlichen Verhdaltnisse, die politischen Zu-
stande, alles ist unklar und vollkommen unibersichtlich. Was morgen sein
wird, ist niemandem bekannt. Deutschland steht noch immer hart am Rande
des Abgrundes. Zucht und Ordnung und fast alle Rechtsbegriffe sind in Ge-
fahr, in ihr Gegenteil verkehrt zu werden. Es scheint einem unfassbar, dass
ein so machtvoller und wohlorganisierter Musterstaat in so kurzer Zeit und
in diesem Umfange eine so beklagenswerte Wandlung erleiden konnte. Darum
muss jeder einzelne von uns Hand anlegen, um an der inneren Erneuerung
und dem ausseren Aufbau Deutschlands mitzuhelfen. Besonders zwei Aut-
gaben sind es, die ihrer Lésung zugefuhrt werden miissen, wenn man vor-
warts kommen will.
Vor allen Dingen ist die herrschende Arbeitsunlust in ‘Arbeits-_
freudigkeit zu verwandeln. Wenn auch vielleicht eine kleine Wendung—
zum Besseren festzustellen ist, der Arbeitserfolg, die Ergebnisse der Pro-
Pann
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a “ Piiktion, sind docn auf der ganzen Linie noch durchaus ungenitigend. Deutsch-
lands Wohlstand ist dahin. Schier unermessliche Lasten sind unserer Nation
_ fur viele Geschlechter auferlegt. Sie sind nur durch angestrengte Arbeit zu
tilgen. Nur eine wirklich neue Werte schaffende, um vieles vermehrte Arbeits-
_ leistung vermag uns die Mittel zu einem ertraglichen Dasein wieder zu ver-
__ schaffen. ;
Zum andern muss die Tugend der Sparsamkeit von alt und jung,
von hoch und niedrig, von allen Berufsstanden aufs angelegentlichste geiibt
werden. Sonst werden wir es noch erleben, dass die Kost immer magerer,
die Brotschnitte kleiner, die Stuben immer kAalter werden, dass das Elend
wachst und die Jugend, die Hoffnung der Gegenwart, kérperlich und geistig
zuruckgeht.
Solche sonnenlose Zeiten sind fiir eine Vereinigung, wie die Deutsche
Gartenbau-Gesellschaft sie darstellt, Zeiten harter Priifungen. Sie kénnen
- nur durch die Bereitwilligkeit der Mitglieder, Opfer zu bringen, durch treues
Ausharren und den festen Glauben an eine bessere Zukunft ttberwunden
werden. Gott sei Dank! Es hat der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft an
solchen hochsinnigen Mitgliedern bisher noch niemals gefehlt. Spatere Ge-
schlechter werden den ungebrochenen Mut und der durch nichts zu beirren-
den Zahigkeit dieser Getreuen die gebuhrende Anerkennung zollen.
Zu den Mannern, die finf Friedensjahre und funf schlimme Kriegsjahre
hindurch opferbereit sich zu den Zielen der Deutschen Gartenbau-Gesell-
schaft bekannt haben und ihr Wohlergehen trotz wachsender eigener Sorgen
nie aus den Augen liessen, gehért der Schatzmeister der Gesellschaft, Herr
Carl Friedrich v. Siemens. Er ttbhernahm dieses verantwortungs-
volle Ehrenamt bei der Umwandlung des ,,Vereins zur Beforderung des
Gartenbaues in den kéniglich preussischen Staaten“ in eine Deutsche Garten-.
__ bau-Gesellschaft im Jahre 1910. Er hat es bis heute, ein volles Jahrzehnt, in
nicht zu tiberbietender Sorgfalt verwaltet, hat jetzt aber im Hinblick auf seine
_. vermehrten Aufgaben in dieser neuen Zeit den Wunsch zu erkennen gegeben,
ihn von dieser Biirde zu befreien. Dieser Bitte zu entsprechen, hielt das
Prasidium fiir seine Pflicht. Es weiss sich aber eins mit der gesamten Mit-
_ gliedschaft, wenn es Herrn Carl Friedrich v. Siemens auch von dieser Stelle
aus fur die musterhafte Fuhrung der Kassengeschafte den aufrichtigsten und
herzlichsten Dank ausspricht. Diesen Dank auch 4usserlich zu bekunden,
ist die Ernennung des bisherigen Schatzmeisters zum Enhrenmitglied der
_ Gesellschaft in Vorschlag gebracht worden. Ich danke der Generalversamm-
lung fiir die einstimmige Annahme dieses Antrages.
ee” Meine Damen und Herren! Auf eine gleich verdienstvolle Tatigkeit in
_der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft kann ich, als ihr derzeitiger Prasident,
leider nicht zurtickblicken. Nach dem Tode von Exzellenz Thiel im
Jahre 1918 habe ich mitten in schwerer Kriegszeit das Amt als erster Vor-
sitzender tibernommen. Es war mir wohl bewusst, dass ich den
bereits eingetretenen Stillstand in der Entwicklung der Gesellschaft nicht
- wurde in einen Aufstieg verwandeln kénnen; ich hoffte aber, dass es méglich
sein wurde, den Mitgliederstand auf der Hohe fritherer Jahre und den eigent-
lichen Grundstock des Vermégens unangetastet durch die Verhaltnisse hin-
durch zu retten. Trotz aller Bemiihungen und treuester Mithilfe vonseiten
der Herren Prasidialmitglieder und bewahrter Beamter hat sich diese Hoff-
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110 Jahresbericht der Deutschen Gartenbau- Geeslecnart™
nung als unerfullbar erwiesen. Die Verhaltnisse waren eben starker als der
gute Wille.
Es kam hinzu, dass meine Zeit durch dringende berufliche Pflichten und
nicht abwalzbare Offentliche Bindungen in immer steigendem Masse in An-
spruch genommen wurde, und mein Gewissen den Zwiespalt zwischen Wollen >
und K6énnen nicht langer gutheissen konnte. Aus diesem Grunde habe ich
mich entschlossen, das hohe Ehrenamt als Prasident der Deutschen Garten-
bau-Gesellschaft niederzulegen. Das geschieht in der Hoffnung, dass eine
freiere, festere Hand wnd glticklichere Zeitumstande der Deutschen Garten-
bau-Gesellschaft den Ausbau und den Aufstieg bringen k6nnen, den ihre
idealen Ziele mit Recht verdienen. Allen denen aber, die wahrend meiner
Amtsfihrung das Gedeihen der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft gefordert,
mich selbst mit Rat und Tat unterstiitzt haben und mir bei Meinungsaustausch
als ehrliche Gegner entgegengetreten sind, sage ich beim Scheiden aus
meinem Amt herzlichsten Dank. Ich hoffe, die Deutsche Gartenbau-Gesell-
schaft und wir andern alle bleiben auch fernerhin in Treue verbunden.
,»Gartenflora“ and ,,Orchis“.
Die ,,Gartenflora“ und ,,Orchis“, unter demselben Umschlag zu der Ein-
heit eines Vereinsorgans verbunden, haben wohl am meisten die allgemeine
Teuerung zu fithlen bekommen. Die Stoffe, welche fir sie Lebensmdéglich-
keiten bedeuten, Papier und Druckerschwarze, sind zu schwindelnder Hohe
-emporgeklettert; dieser Steigerung haben sich Setzerléhne und Versendungs-
kosten fast wie im Wettbewerb angeschlossen. Einschrankungen waren daher
unvermeidlich. Wie sollten aber unter diesen Umstanden die beiden Schrift-
leiter, die Herren Braun und Dr. Schlechter, den mancherlei berech-
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tigten Wiinschen nachkommen kénnen? So schmerzlich es zu sagen ist, hier —
werden weitere Einschrankungen bis zu der Grenze, die einer Vereins-
zeitschrift ja immer gezogen sind, vorgenommen werden mussen.
Miteliederbeweeung.
Mit Schluss des Jahres 1919 betrug die Zahl der Mitglieder 691 in fol-
gender Zusammensetzung:
Ehrenmiteheder 422 Se S33 eek rene
Korrespondierende Mitglieder a EE SE le eee
Lebenstangliche Mitglieder: 2+. 4522 ee
Patronatsmitglieder' «2-37 2 2--2 a. See ee
Mereities. 627: gol Gaeta is 70 eae eget eel ee
Ordentliche Miteneder pene. Toe ee
Ausserordentliche Mitglieder ..°t26%. - 3 “
691
Dann kam die nicht langer zu umgehende Erhéhung des Jahresbeitrages
von 15 auf 25 Mark. Sie hatte zur Folge, dass bis jetzt 31 Mitglieder aus der
Liste geléscht werden mussten. Neun in ihrem Entschluss noch schwankende
dirften hinzuzuzahlen sein, so dass der Gesamtbestand an Mitgliedern im
gegenwartigen Augenblick 651 betragt. |
Beim Ausbruch des Krieges konnte die D. G. G. noch mit 840 Mitgliedern
rechnen. Sie hat mithin einen Gesamtkriegsverlust von 189 Mitgliedern zu
beklagen. Ergreifend war es, dass der groésste Teil der Austritte keine Ab-
fie es eae vee se iar ane ita ' mys a : AR ie 4 Ms Up
ie sd isi i) is EM der Deutschen Gartenban- Gecelheoart 111
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_ kehr von dem Ziel der D. G. G. bedeutete. Die meisten dieser Absagen sind
allein durch die Verhaltnisse érzwungen. Sie enthalten gar oft ein treues Be-
kenntnis zur Gesellschaft und stellen ein Wiederkommen in nicht zu ferner
Zeit in Aussicht.
Mége diese letzte treue Schar, im Herzen wahre Begeisterung, auf den
Lippen ein trotziges ,, Dennoch!“ sich schtitzend und werbend vor die D. G. G.
stellen, damit ihr beschieden sei, selber wachsend, andern zu dienen und an
dem Wiederaufbau des schwer gepriiften Vaterlandes kraftvoll mitzuarbeiten.
Erhebende Feiern waren es, als die D. G. G. zwei ihrer Mitglieder in
-kurzer Aufeinanderfolge zu ihrem 80. Geburtstage begliickwitinschen konnte.
Am 25. September 1919 beging Herr Geheimer Regierungsrat Professor
Dr. Ludwig Wittmack, der frithere verdienstvolle Generalsekretar der
Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, dieses seltene Fest im Rahmen der Land-
wirtschaftlichen Hochschule, an der er ein Menschenalter hindurch erfolg-
reich gelehrt hat.
Am 11. Oktober feierte Herr Gartenbaudirektor Franz Bluth, Ehren-
mitglied der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft, in der stillen Zurtickgezogen-
eit seines schénen Lichterfelder Heims ebenfalls seinen 80. Geburtstag.
Weitere Feste ahnlicher Art stehen fiir das nachste Jahr in Aussicht. Moége
diesen ehrwurdigen Vertretern des deutschen Gartenbaues Tage, von denen
sie sagen mussten, sie gefallen uns nicht, noch lange erspart bleiben!
Aber auch jener acht Jubilare sei mit lebhafter Anerkennung gedacht,
die kurz hintereinander im Frithjahr 1919 in der Baumschule L. Sp noe 50-
bzw. 25-jahrige Jubelfeiern begehen konnten.
Sonderabteilungen.
- Zu den schon bestehenden Abteilungen ftir ,,Orchideen, Pflanzenschmuck
und Blumenzucht, Obstbau und Sukkulenten“ ist eine neue getreten, die der
»Pflanzen- und Gartenfreunde“. Sie hat sich am 19. Februar durch eine
_ Offentliche Kundgebung fir ihre besonderen Ziele, welche ja in ihrem Nameu
vortrefflich angedeutet sind, aufs beste eingefitthrt und besteht zurzeit aus
116 Mitgliedern.
i Das Prasidium wiinscht dieser wichtigen Gruppe innerhalb des Gesamt-
gefuges der D. G. G. ein fréhliches Gedeihen und hofft, dass recht rege Be-
ziehungen zwischen den Liebhabern*und praktischen Gartnern Platz greifen
und zu gegenseitiger Wertschatzung und gegenseitigem Verstehen fihren.
Allen andern Abteilungen und Ausschtissen aber dankt das Prasidium
herzlich fiir ihr treues Aushalten und ihre immer bereite fordernde Mitarbeit
auch unter den schwierigsten Zeiten.
Fachschule fur Gartner.
Die ,,Stadtische Fachschule fiir Gartner“ wies im Winterhalbjahr 1919/20
einen so starken Besuch auf wie nie zuvor. 201 Schiiler fast aller Jahres-
Klassen konnten nur mit Mithe in den Raumen der Pflichtfortbildungsschule
in der Linienstrasse untergebracht werden; sie erfolgreich zu unterrichten,
war noch schwieriger. Nur eine Lehrerschaft, die mit freudiger Hingabe
diesem schénen Berufe oblag, konnte hier Friichte zeitigen. Ich spreche im
Namen des Prasidiums dem Lehrerkollegium, dem immer hilfsbereiten Herrn
_Stadtschulinspektor Haumann, dem Kuratorium und der stadtischen
Schul-Deputation fiir jede gewordene Unterstiitzung aufrichtigsten Dank aus.
112
In der vorjahrigen Generalversammlung konnte mitgeteilt werden, dass mt
die seit Jahren angestrebte Umwandlung der Stadtischen Fachschule in
eine staatlich anerkannte in einen neuen Abschnitt getreten sei.
»Grundsatze“ fur die Errichtung und den Betrieb staatlich anerkannter
Fortbildungsschulen fir Gartner waren dem Herrn Landyirtschalseiie a
eingereicht worden und wurden gewiss ihre Wirkung tun.
Heute ist zu berichten, dass der Herr Landwirtschaltemiigell diese
,Grundsatze“ ohne SAumen in Gemeinschaft mit dem Herrn Minister fir
Handel und Gewerbe durchgepruft, sie erganzt und zur Richtschnur he die
Einrichtung solcher Fachschulen erhoben hat.
Am 20. Oktober 1919 gingen Abdrticke dieser Grundsatze bei der Deut-
schen Gartenbau-Gesellschaft zugleich mit der Aufforderung ein, sich nun-
mehr wegen Regelung des gartnerischen Fortbildungsschulwesens in Berlin
und seinen Vororten mit dem Herrn Oberprasidenten in Charlottenburg und |
dem Herrn Regierungsprasidenten in Potsdam in Verbindung zu setzen.
Das ist sofort geschehen und die Versicherung daran gekntpfit, dass die
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft dieser wichtigen Angelegenheit stets jede
nur mogliche Forderung zuteil lassen werde. Seitdem wird die Schaffung
staatlich anerkannter Gartnerschulen, d. h. solcher, deren Besuch vom Besuch
der Pflichtfortbildungsschule entbindet, bei den zustandigen Stellen weit aus- —
holend bearbeitet. Es scheint aber doch, dass das erst werdende ,,Gross-
Berlin“ der schnellen Einfthrung solcher Schulen nicht gerade forderlich ist
oder sein kann. Hier nachzuhelfen, wird eine bleibende Aufgabe der Deut-
schen Gartenbau-Gesellschaft sein.
Der Reichsverband fur den deutschen Gartenbau
war auch im Berichtsjahre 1919 bei der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft
zu Gaste. Er hatte im November 1919 beschlossen, zur Zeit der grossen
landwirtschaftlichen Woche in Berlin eine gemeinsame Gffentliche Kund-
gebung aller gartnerischen Arbeitgeber und -nehmer zu veranstalten. Der
einzige Zweck dieser allgemeinen Einberufung sollte sein, darzutun, dass der
Zeitpunkt nicht langer hinausgeschoben werden konne, um endlich auch dem
Gartenbau in seiner Gesamtheit die langentbehrte 6ffentlich-rechtliche Ver-
tretung seiner Interessen in der’ Form von Gartenbaukammern im
Anschluss an die bestehenden Landwirtschaftskammern zu sichern.
Was Handel, Gewerbe und Landwirtschaft langst besitzen, sollte endlich
auch dem deutschen Gartenbau werden, dessen hohe volkswirtschaftliche Be-
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deutung seit Ausbruch des Krieges in einem Umfange wie noch niemals vor-- —
her offenbar geworden ist.
Diese Kundgebung hat aus verschiedenen Griinden dusserer und innerer
Art nicht stattfinden kénnen; es erscheint fraglich, ob sie unter den augen-
blicklich im Gartenbau herrschenden Verhdaltnissen tiberhaupt noch statt-
finden kann. Diesen ungewissen Zustand zwecklosen Abwartens hat das
Prasidium der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft den Interessen seiner Ge-
sellschaft fur abtraglich erklart und beschlossen, das Verhaltnis zum Reichs-
verbande zum 1. Juli dieses Jahres schiedlich-friedlich zu lésen.
Wertzeugnisse
fur hervorragende Pflanzenneuheiten sind wahrend des Berichtsjahres nicht
zur Verteilung gelangt. .Die letzten Bestimmungen, welche den Geschafts-
gang bei der Bewerbung um Wertzeugnisse regeln, sind etwa 20 Jahre alt.
I ila le Bt a
woe
Pane ner ea ichie’ der Garten-Aurikeln, tts
Es scheint empfehlenswert, diese Vorschriften zu tberprtfen und der
Neuzeit gemass abzuandern. Wertvolle Anregungen nach dieser Richtung
‘hat die Abteilung fiir ,,Blumenzucht und Pflanzenschmuck“ gegeben und
namentlich die Forderung aufgestellt, dass auftauchende Neuheiten nicht eher
zu einem Wertzeugnis zugelassen werden sollten, bevor sie nicht in einer
unparteiischen Versuchsstelle beobachtet und ausgeprobt seien. Ein be-
sonderer Ausschuss ist zur Beratung dieser wichtigen Frage eingesetzt und
- wird seine Vorschlage dem Prasidium unterbreiten.
Die Ausfluge
nach. der Gartnerlehranstalt, dem Botanischen Garten, den Rauenschen
Bergen und dem Scharmiitzelsee, nach Ketzin-Falkenrehde und dem Wald-
friedhof Stahnsdorf wiesen samtlich eine ausserordentlich grosse Beteiligung
auf und liessen die Mitglieder wohlbefriedigt an ihre hauslichen Altare zu-
ruckkehren. Solche belehrenden und unterhaltsamen Wanderungen werden
auch ferner als wertvolles Mittel, alle Zusammengeh6rigen fachlich-freund-
schaftlich naher zu bringen, eifrig gepflegt werden.
us der Geschichte der Garten-Auriskelin.
Von Alexander Steffen (Frankfurt a. O.),
Die Bucherei der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft enthalt unter vielen
wertvollen Werken auch ein kleines Buch, das zu sehen und zu studieren
ich mir schon lange gewutnscht hatte, ,, Aurikelflora“, nach der Natur gemalt
von F. A. Kannegiesser, erschienen 1801 bei Gerhard Fleischer dem Jiingeren,
Leipzig. — In den von Neuenhahn (Nordhausen) herausgegebenen ,,Annalen
der Gartnerey“ von 1799 steht die Einladung zur Subskription; aus ihr ist
auch ersichtlich, dass Friedrich August Kannegiesser Porzellanmaler in
Meissen war und dass er den Vorsatz hatte, nicht dem schlechten Beispiel
von Vorgangern zu folgen und die Herren Subskribenten mit seinen Liefe-
rungen im Stich zu lassen. Er hat dies Versprechen denn auch eingelést;
seine ,,Aurikelflora“ hat es auf sechs Hefte gebracht, jedes Heft enthalt auf
vier Tafeln (Grésse 10:16 cm) 24 Blumen in Naturgrésse, so dass also
144 Namensorten vorgeftthrt werden. Die farbigen Blumen sind mit Hilfe
einer Schablone auf einen braunlich-grtinlichen Grund gesetzt, von dem sie
sich wirkungsvoll abheben. Die Farben sind vortrefflich erhalten und lassen
erkennen, wie mannigfaltig das Farbenspiel war. Fir damalige Verhaltnisse
waren freilich 144 Sorten nicht allzuviel; die Sammlungen gingen ja bis zu
1000, wobei allerdings eine gewisse schnelle Bereitwilligkeit zu Taufen eine
Rolle spielte. Heute wissen wir auf dem europdischen Festland nichts mehr
von solchen Aurikelsammlungen. Nur wenige deutsche Gartnereien, wie z. B.
Paul Teicher (Striegau in Schlesien), Gebriider Kélle (Ulm), widmen den
Aurikeln ernste Aufmerksamkeit. In England hat sich die Liebhaberei in
grossem Umfange erhalten; da finden wir Aurikel-Ausstellungen, Aurikel-
Liebhaber, Aurikel-Zucht, die die Aurikeln von ehemals weiter entwickelt hat
zu den sogenannten show-Aurikeln. Da finden wir auch z. B. in der Liste
von James Douglas (Edenside bei Great Lookham), dem _ bedeutendsten
Zuchter, zahlreiche Namensorten (Preisliste von 1910 enthalt z. B. 102).
114 Aus der Geschichte der Garten-Aurikeln.
Zur Zeit Kannegiessers kannte man zwei Hauptgruppen von Aurikeln,
die Luiker und die englischen. Beide sind in gleicher Zahl im Buch ver-
treten. Wir erkennen deutlich die Unterschiede: die Luiker haben eine
gelbe Scheibe, das Blumenblatt ist herzformig eingeschnitten, und nicht be-
pudert. Dieenglischen Aurikel haben meist weisse Scheibe und grinlich-
gelbe Grundfarbe, sind bepudert, das Blumenblatt ist. zugespitzt wie der
Eselsrucken im gotischen Zierwerk. Damit scheinen ja klare Unterscheidungs-
griinde gegeben und jede Meinungsverschiedenheit ausgeschlossen. Dem war
aber in Wirklichkeit nicht so. Im Gegenteil, es schwebten standig lebhafte
Erorterungen tber die Eigenschaften der einzelnen Systemgruppen. Als 1791
Neuenhahn (Nordhausen) sein kleines Heftchen tber Aurikelsysteme schrieb,
besprach er die bisher geltenden, besonders das begriindende von Dr. Weiss-
mantel (Erfurt), und stellte selbst ein verbessertes System auf. Er sagte:
Aurikel mit herzférmigem Blattausschnitt und gepuderter Scheibe sind
Luiker, alle anderen sind englische. Dagegen erhoben sich Einsprtiche. In
den acht Sttick der genannten ,,Annalen der Gartnerey“ von 1798 finden sich
dartuber eingehende Auseinandersetzungen. Premierleutnant Ranfft (Augustus-
burg bei Chemnitz, friiherer Biirgermeister in Freiburg i. Sa.), wendet z. B.
ein, dass die sogenannten Doubletten in diesem System keinen Platz haben,
auch nicht die einfarbigen mit weissem gepuderten Auge, die manche als hol-
landische Luiker bezeichneten. Er will sagen: Alle einfarbigen und schat-
tierten Aurikel mit gepuderter Scheibe sind Luiker, alle ttbrigen englische.
In dies System fiigen sich aber wieder die schwarzen englischen mit unge-
puderter Scheibe nicht ein. In Wirklichkeit lag hier die Sache wie bei allen
Systemen: Das vielfache Hin- und Herkreuzen brachte mannigfaltigste Ueber-
gange, Zwischenformen, die sich in keine Gruppe klar einfigten. Denn nicht
nur bei Puder und Farbe gab es Uebergange, sondern auch bei den Blatt-
formen; schliesslich arteten manche Sorten leicht aus und erschienen dann
nicht mehr als reine Vertreter ihres Systems. Ranft wollte noch ,,Neutra®
und ,,Mulatten“ unterscheiden und gab folgende Zeichnungsarten: einfarbige,
schattierte, gezeichnete, gemalte, geschilderte, gestreifte, Doubletten (Band-
blumen, die Grundfarbe auch unterseits), mit Puder gezeichnete, nakte. Wir
k6nnen diese Abstufungen im Kannegiesserschen Buch annahernd verfolgen.
Kannegiesser war tibrigens nicht selbst Zichter. Er stiitzte sich auf die
Sammlung von Garnisonkantor Pfeilschmidt (Dresden), von dessen Ziich-
tungen natirlich eine Anzahl im Buch Platz gefunden hat.
Neben den systematischen gab es noch Streitpunkte genug, wann auszu-
sden, wann einzutopfen sei, welche Erde die beste, ob die Aurikel in voller —
Senne oder in gewissen Stunden leicht schattig zu halten seien. Es gab zwei
Vermehrungsarten: die durch Samen war die uibliche und ergiebigste. Im
Bilden von Nebensprossen waren besonders die englischen recht langsam.
Die guten Samlinge wurden nach der Blitite eingetopft, teils auch im Laufe
des Sommers. Die Toépfe kamen auf Stellagen zur Aufstellung, ahnlich, wie
sie heute noch in Erfurt fiir Levkoien tiblich sind und wie wir sie auf alten
Kupferstichen im Hortus Breiterianus sehen. Auch Nelken standen da. Der
Aurikelfreund hatte hier seine Pfleglinge unter Augen und konnte sie durch
Vorhange und Bretter gegen Regen und Sonnenbrand schiitzen.
Schon Dr. Weissmantel stellte Schénheitsregeln auf, die naturlich spater
wechselten. Klare Zeichnung, Sammet der Farbe, abstechende Farben-
mischung, grosses Auge, schéner. Bau, starke und abgesetzte Schattierung,
—
Verschiedenes.
ITs
dicke Blumenstengel mit vielen Bltten, Griffel nicht tiber die Staubgefdsse
ragend, das waren allgemein verbreitete Ansprtiche. Interessant, besonders
-fiir Leser der ,,Gartenflora“, ist die Bemerkung von 1827, dass die Kohlen-
~saure aus den verfaulten Neg tia den Aurikeln besonders zur Nahrung
diene.
Geschatzte Marikehaichter in Deutschland waren Ende des 18. Jahr-
hunderts und in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts: Dr. Weissmantel
(Erfurt), bekannt durch seine Nelken- und Aurikelsysteme, die er in seinem
yBlumisten“ veréffentlichte. Kanonikus Spénla (Erfurt), Dr. Seelig und
_ Gustav Heubner (Plauen i. Vogtl.), Superintendent Schréter in Buttstadt, Ma-
gister Samuel Schneider (Klein-Basel, Schweiz), Garnisonkantor Pfeilschmidt
(Dresden), Pfarrer C. G. Hahn (Dannenfels), Chr. Reichert, Hofgartner in
Weimar, Hofgartner Fintelmann (Pfaueninsel), Premierleutnant Ranfft in Frei-
berg i. Sa., Posthalter Schliichter (Wiesbaden), Gartner Rosner und Kauf-
mann Neuenhahn in Nordhausen, Joh. und Peter Bouché und Wutrzer in Berlin
u. a. In Berlin wurden vorwiegend englische Aurikel gezogen. Auserlesene
Sorten kosteten 1 Stiick 2 Fl. und mehr. Die Ehrlichkeit im Handel war noch
nicht gross, es wurde viel geschwindelt, umgetauft, Schlechtes unter klingen-
dem Namen verkauft. Das hat viele Leute vom Kauf abgeschrecki. ©
Was hat schliesslich das Ende dieser schénen, mit so viel Hingebung be-
triebenen Liebhaberei bewirkt? Wohl die tiberreiche Zufuhr so viel anderen
Blumenstoffs. Die Aurikelzucht fordert auch viel persénliche Hingabe. Spatere
Geschlechter, die von anderen Interessen und Anregungen mit Beschlag belegt
wurden, haben davon wohl nicht mehr genug aufbringen konnen.
Verschiedenes.
Zur Hagelversicherung!
(Hierzu Abb. 15.) |
Die Hagelversicherung hat im
verflossenen Geschaftsjahr gut ab-
geschnitten, trotzdem einige Striche
unseres Vaterlandes wieder schwer
zu leiden hatten. Die Gewitterbil-
dungen waren weniger haufig als in
den Vorjahren und die Gesamtscha-
den infolgedessen nicht so verlust-
bringend. Die Deutsche Hagelver-
sicherungs-Gesellschaft a..\G. fir'Gart-
nereien usw. hat mit einem bedeu-
tenden Ueberschuss abgeschlossen,
der ausser beachtenswerten Rtck-
lagen fir schwere Zeiten eine Divi-
dendenverrechnung von — 18% —
auf die diesjahrigen Pramienzahlun-
gen der sed 3: Versicherten ge-
Stattet.
Welche Geschicke das Jahr 1920
im Schosse birgt, ist uns zurzeit
nicht offenbart, aber wenn auf lange
zuriickreichende Beobachtungen und
Aufzeichnungen etwas gegeben wer-
den darf, so ist die Hagelgefahr in
1920 entschieden erhoht. Ueber den
Hagel selbst sind gentigend Abhand-
lungen geschrieben worden, aber
keine hat zuverlassige Erklarungen
gebracht und nur so viel steht fest,
dass hoher Wasserstand und die da-
mit verbundene Ausdtnstung die
Hagelgefahr vergrossern.
Einen so hohen Wasserstand wie
in diesem Frtihjahr hatten wir lange
nicht zu verzeichnen; jeder Tiimpel,
jeder Graben steht’ voll, -und
die geringste Temperatursteigerung
brachte uns Gewitterbildungen mit
ia 2 ek aa bk Die ersten
Mahner haben sich gezeigt, schutze
sich jeder beizeiten vor ‘grosseren
Verlusten. Jeder Hagelfall bringt
Verluste, und schwere Schaden sind
in der jetzigen mit Lasten aller Art
gespickten Zeit nicht mehr zu wtber- ~
winden, denn die Anlagewerte sind
derartig gestiegen, dass die schwache
Kraft des einzelnen zur Deckung
der Schaden nicht mehr ausreicht.
Nur die Hagelversicherung vermag
durch Verteilung der Lasten auf viele
Schultern einen wirksamen Schutz
zu bieten. Jeder Gartner und Garten-
116
liebhaber wird aus notwendigen Re-
paraturarbeiten uber den heutigen
Wert seiner Anlagen nicht im Zweifel
sein und wird sich vor Augen fithren
miissen, welche gewaltige Ausgabe
Seiner wartet, wenn ihn etwa ein
essenten ermessen, welchen Wert
ihre Anlagen heute reprasentieren
und ob sie in der Lage sind, dieses
Risiko allein zu tragen. :
Die Vegetation ist in diesem Frih-
jahr aussergewohnlich weit vorge-
Hag:lwetter trifft, wie es z. B. im ver- | schritten, jede Pflanze, jede Frucht,
Abb. 15. Durch Hagelschlag beschddigte Gewdchshauser.
gangenen Jahre die mustergiltigen
Anlagen der Firma Mailander in
Sacrau heimgiesucht hat.
Eine Abbildung dieser durch ein
mittleres Hagelwetter betroffenen
Gartnerei, wie wir sie nachstehend
folgen lassen, moge vielen, die un--
seren Einrichtungen noch fern stehen,
zu denken geben.
Der Hagel kehrt sich aber nicht
an Gegenden und Lagen und soge-
-~nannte Wetterscheiden, sondern er
kommt oftmals dort mit besonderer
Heftigkeit, wo er am wenigsten er-
wartet wurde.
Verstandige Gartnereibesitzer
nehmen zu den versicherten Glas-
preisen der Friedenszeit Teuerungs-
zuschlage bis zu 2000 %, und daran
mégen die nichtversicherten Inter-
die friiher nicht beachtet wurde, ist
zu heutiger Zeit ein Wertobjekt, und
besonders empfindlich sind junge
Aussaaten und Pflanzungen, weshalb
Frihschaden genau so verlustbrin-
gend sind wie Ernteschaden.
Jeder Versicherungsnehmer wird
Mitglied der Gesellschaft, und es be-
steht keine Interessentengruppe, die
Gewinn einheimst. Alle fur einen,
einer fur alle ist unser Wahlspruch.
Die Direktion,- Berlin SO 16,
Schmidstrasse 29. 3
Carl Heine, Direktor.
Aus der “Niedemnms ch-ritt aden
Sitzung des Gartnerei-Ausschusses
der Landwirtschaftskammer fir die
Hie: Brandenburg am 3. Februar
Ne tile:
eT im
Tagesordnung:
1. Besprechung tiber das Lehrlings-
_ -wesen.
2. Die Neuregelung des gArtneri-
schen Fortbildungsschulwesens.
3. Antrag Kottbus betreffend Prii-
fung samtlicher Gartnereien auf
ihre Geeignetheit als Lehrwirt-
schaften.
4. Verschiedenes.
Nach der Eroffnung der Sitzung
durch den_ stellvertretenden Vor-
sitzenden, Gemtseziichter Nette,
schlagt Gartenbaudirektor Grobben
-. vor, zundachst zur Wahl eines Vor-
sitzenden an Stelle des aus Ge-
sundheitsriicksichten zurtickgetrete-
nen Oekonomierat Jungclaussen zu
schreiten. Die Wahl fiel auf Herrn
-Nette. Zum _ stellvertretenden Vor-
sitzenden wurde Baumschulbesitzer
Dr. Hellmut Sp 4th gewahlt.
_Punkt 1 der Tagesordnung leitete
Gartenbaudirektor Grobben ein; es
entspann sich eine langere Aus-
sprache tuber die Frage der héchst-
zulassigen Zahl von Lehrlingen in
einer Gartnerei. Die vom Verbands-
leiter Albrecht aufgestellten Zahlen
wurden allgemein als zu weitgehend
bezeichnet. Es fehle auch zur Be-
- urteilung der ganzen Frage noch die .
sichere Grundlage der Statistik. Da
die Veranstaltung einer solchen ziem-
lich: kostspielig ist, wird vorgeschla-
gen, die Unterlagen von der Berufs-
genossenschaft in Kassel zu besorgen.
Gartnereibesitzer Jentsch (Ber-
lin) erklart, dass man eine gewisse
Beschrankung der Lehrlingszahl auch
auf seiten der Arbeitgeber fiir wiin-
schenswert halt, da vor allen Dingen
eine gute Ausbildung der Lehrlinge
gewahrleistet werden miisse. Gart-
nereien mit tbermassiger Lehrlings-
zahl koénnten auch billiger arbeiten
und so _ unlauteren Wettbewerb
machen. Er schlagt folgende Ab-
stufung vor und stellt sie zum Antrag:
Bei Voraussetzung der Gewéahr-
leistung ordnungsmassiger Ausbil-
dung durfen in Gartnereien, Baum-
schulen usw. an _ Lehrlingen als
hochstzulassige Anzahl gehalten
werden:
r In den Auf
bei keinem Grossstidten dem. Lande
bis zu 1 Gehilfen 1 pe
bis zu 2 Gehilfen ie Z
bis zu 5 Gehilfen 3 4
bis zu 10 Gehilfen 5 6
Verschiedenes,
ead ie) aie ea De oe ie tote ed ee en
auf je fiinf weitere Gehilfen ein Lehr-
ling mehr. |
Diese Abstufung soll aber nur als
Richtlinie dienen, in besonderen Fal-
len konnen auf Antrag Abweichungen
vom Gartnerei-Ausschuss zugelassen
werden. Stadtgartendirektor Bro-
dersen stellt hierzu noch folgenden
Antrag:
Der G&artnerei-Ausschuss wolle be-
schliessen: Es soll dahin gewirkt
werden, dass kiunftig nur _ solche
Gartnereien Lehrlinge halten dtirfen,
die als Landwirtschaften anerkannt
sind. :
Beide Antrage gelangen zur An-.
nahme.
Bei Punkt 2 der Tagesordnung er-
klarte der Vorsitzende, dass der
Gartnerei- Ausschuss grundsatzlich
die Fachfortbildungsschule
begriisse und in ihr ein Mittel zur
Vervollkommnung des gartnerischen
Nachwuchses erblicke, und er gab an
Hand des Erlasses des Herrn Mi-
nisters nahere Erlauterungen tuber
Einrichtung, Unternehmer, Leitung,
Unterrichtsstunden usw. Handels-
gartner Kleint (Frankfurt a. O.)
berichtete iiber die bisherigen Erfah-
rungen, die man in Frankfurt a. O.
mit der neuerrichteten Fachfortbil-
dungsschule gemacht habe. Hinsicht-
lich der Beirate hielt er es fur drin-
gend notwendig, dass die Zusammen-
setzung derselben nicht nach partei-
politischen Rucksichten erfolge, son-
dern dass in erster Linie Fachleute
und Schulmanner in den Beirat ge-
wahlt wurden. Stadtschulinspektor
Haumann (Berlin) legte in lange-
ren Ausftthrungen die Grundgedan-
ken dar, die fur Einrichtung und
Durchfthrung. einer’ Fortbildungs-
schule massgebend sind. Es sei be-
~sonders wichtig und notwendig, dass
die jungen Leute neben der rein prak-
tischen Ausbildung in der Lehrgart-
nerei sich durch die Schule auch das
erforderliche theoretische Wissen an-
eignen k6onnten. Schulbeirate in
richtiger Zusammensetzung halt er
fur unentbehrlich. Schwierig sei die
Frage der Einrichtung — solcher
Schulen dort, wo die Anzahl der
Lehrlinge eine geringere sei; dann
mtussten mehrere Orte zu einem
- Schulverbande vereinigt werden. Auf
Grund seiner langen Erfahrungen ist
er Anhanger des zusammenge-
Regen Urtleernr 1, 0-n t.9')o aa
118
die 6—8 Wochenunterrichtsstunden
sollen nicht an drei bis vier Tagen,
sondern moglichst an*einem oder an
zwei Tagen hintereinander erteilt
werden. Die Auswahl wirklich ge-
eigneter Lehrkraite sei von grosster
Bedeutung.
Die Frage der Zulassung un-
selernter Arbeiter sercvon
padagogischem Standpunkte wichtig
und ernst; es komme darauf an, den
jungen “Arbeitern einen festeren Halt
und die Mdoglichkeit der weiteren
Ausbildung zu geben. Auch in der
Gartnerei sollte man nicht zu eng-
herzig. sein, und von Fall zu* Fall;
wenn der junge Arbeiter wirklich
Lerneifer zeigt, ihm den Besuch der
Fortbildungsschule ermoglichen.
Stadtgartendirektor Brodersen
weist darauf hin, dass er bereits in
der vorigen Sitzung dafur eingetreten
sei, dass in geeigneten Fallen die Zu-
lassung von ungelernten Arbeitern
aus Gartnereien zu ermoglichen sei.
Andererseits bestehen aber Bedenken,
da sonst das Ziel der Beschrankung
der Lehrlingszahl wieder nicht er-
reicht werde, wenn den ungelernten
Arbeitern die unbeschrankte Méglich-
keit zum Besuche der Fachfortbil-.
dungsschule gegeben werde.
Oekonomierat Braun (Berlin) und
Gartnereibesitzer W a gner (Luckau)
berichten tiber die bestehenden Fort-
bildungsschulen. Es habe sich als
zweckmassig ergeben, die Stunden
im. Winter an. drei: Tagen’ imnder,
Woche zusammenzulegen. Es _ sei
aber fur die Gartnereibesitzer schwer,
die Lehrlinge an drei Nachmittagen
in jeder Woche entbehren zu mussen,
doch haben sie im Interesse der besse-
ren beruflichen Ausbildung das Opfer
ubernommen. Im Sommer sollte
wochentlich eine Stunde in der Mit-
tagszeit gegeben werden. Es mussten
aber erst die Erfahrungen mit dieser
Einrichtung abgewartet werden. Der
Ausschuss beschliesst, der Einrich-
tung der
lassen.
Zu Punkt 3 der Tagesordnung be-
spricht der Vorsitzende zunachst die
Frage der Entschadigung der Lehr-
linge auf Grund einer Anregung des
Verbandsleiters Albrecht. Es handle
sich doch nur um solche Lehrlinge,
die nicht in Kost und Wohnung beim
Verschiedenes. —
Fachfortbildungsschulen
grosste Unterstutzung angedeihen zu —
Lehrherrn sind. Grunds&tzlich wirde
unter den heutigen Verhaltnissen die
Entschadigung notwendig sein, doch
sei es nicht zweckmassig, die Ent-
schadigung nach den Gehilfenléhnen
zu Staffeln. Ausserdem sei eine Re-
gelung fur die ganze Provinz nicht
zweckdienlich, Gross-Berlin und Pro-
vinz mussten besonders behandelt
werden. Die bereits seit langerer Zeit
zwischen Arbeitgebern und -nehmern
fur Gross-Berlin schwebenden: Ver-
handlungen hatten zu keinem Resultat.
gefiihrt, so dass die Absicht vorlag,
die Angelegenheit durch ein Schieds-
gericht regeln zu lassen. Auf An-
regung des Gdartnerei-Ausschusses
erklarten sich beide Parteien zur
nochmaligen direkten Verhandlung
bereit, um eine schiedsgerichtliche
Regelung zu vermeiden. Voraus-
setzung soll dabei sein, dass keine
Partei ihren Vertretern starre Richt-
linien mitgebe.
Gartenbaudirektor Grobben verlas
dann. den Antrag der Orts-
gruppeKottbus, alle Gartnereien
auf ihre Geeignetheit als Lehrwirt-- —
schaft zu prtifen, und machte darauf
aufmerksam, dass hierzu einmal die
gesetzliche Grundlage fehle und dass -
ausserdem die Kosten doch auch
recht erhebliche sein wiirden.
Dieser Antrag sei auch durch die
Annahme des ,Antrages Brodersen
erledigt.
Landschaftsgartner Kohler
schlagt vor, alle Gartnereibesitzer —
durch besondere Schreiben von den
Einrichtungen des Gartnerei- Aus-
schusses in Kenntnis zu setzen; dem-
gemass soll verfahren werden.
Zu Punkt 4, Verschiedenes, fragt
Gartnereibesitzer Ernst an, ob dem
Gartnerei-Ausschuss, nachdem Bei-
trage gezahlt wurden, nunmehr das
Wahlrecht zustande. Gartenbaudirek-
ter Grobben erklart dazu, dass bis
zur Einfthrung des neuen Landwirt-
schaftskammergesetzes, das in die-
sem Jahre komme, der vorlaufige
Ausschuss bestehen bleiben solle.
Stadtgartendirektor Brodersen
wiinscht, dass sich auch der Gart-
nerei-Ausschuss mehr mit der Frage
der kunftigen Vertretung der Gart-
nerei innerhalb der Landwirtschafts-
kammer beschaftigen solle.
Gartenbaudirektor Grobben schlagt
vor, zu beschliessen, den Vorstand
Ae Ai a eS lalla een ie al
oe ’
a *
’
: ber, 9. September,
der Landwirtschaftskammer zu bit-
ten, dahin zu wirken, dass Vertreter
des Gartnerei-Ausschusses zu den Be-
ratungen des neuen Kammergesetzes
hinzugezogen wtrden. Es wurde
demgemass beschlossen.
Im Sonimer 1920 finden im Bo-
tanischen Museum zu Berlin-Dahlem,
Konigin-Luise-Strasse 6—8, volks-
.timliche Vortrage aus dem Gebiete
- der Pflanzenkunde statt. 1. Mittwoch,
26. Mai, 2. Juni, 9. Juni: ,,.Krankheiten
der Pflanzen durch Boden und
Rima.) '<> (Prof. Drs Graebner.)
eae MORnerstag. 21. Mar 30", Junis
10. Juni, 17. Juni: ,,Pflanzenleben in
den Tropen.“ (Prof. Dr. Mildbraed.)
3. Mittwoch, 11. August, 18. August,
25. August, 1. September, 8. Septem-
ber, 15. September: ,,Essbare und
schadliche Pilze.“ (Dr. Ulbrich.)
4. Donnerstag, 26. August, 2. Septem-
16.. September,
Zo: soeprember, S0-September: ' ,,Die
Getreidepflanzen.“ (Prof. Dr. Pilger.)
Einzelvortrage und Doppelvortrage,
nachmittags 6—7 Uhr, im Horsaal
des Botanischen Museums. Mittwoch,
iG juni ,Die.: Orchideen™: (Dr.
Selicchter), . Mittwoch,’: 23. ae
oe REIT laps FT
a , é \ pm : ee > fiir Sie . . rf ‘
,
Garten- und d Blumenkunde-
| i . : | aa a Eduard ‘Regel
ehh Sah : 4 Nahin’ ef onal _
' c ‘i i r - § s "
, ae
inet Herausgeber: Deutsche Gartenbau- Gesellschaft
Berlin, eareree mus 42. Lott pe ay
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nS dt " Schriftleiter: Siegfried Braun ee
a) oe ‘ = as ae - Generalsektetii f ‘der a G. G. ear zi
eee BERLIN
“Kommissions- Lvelis von Rudolf Mosse
: Sab sw 19, isi iden a 46-49 3
is Siaieberendes ftir Deutschland und Oesterreich- Ungarn 25 Mark, fir die tibrigen
ns 50 at le Za. beziehen durch jede Rien tend ins. ORS durch die ee
1920, Heft 11 u. 12, Inhalt:
An die Mitglieder der D.G.G. S. 121. — Chronik der Ereignisse in der D.G.G. S. 122. “Bericht
tiber die Obst - Ausstellung. der D. G. G. -S.’ 128. — Beantwortung eingegangener Fragen S, 135.
Welche Eigenschaften miissen zur Aufbewahrung von Obst geeignete Raume besitzen? S.:137-—
Welche Bemangelungen haben die Obsibauer gegen die Kataloge der Baumschulen? S. 140. —
Echinopsis Pentlandii var. albiflora Weidlich var. nov. S. 143. — Ueber Gartnereiglas S. 145. — Mein
Gartentreund S. 147. — Verschiedenes S. 149. — Einladungen S. 152.
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LANGENHAGEN TI v. HANNOVER.
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fruh Mitinhaber d fgeldst
R. A. van der ScHOOE Fens i. van ter senoct & Sonn
Gréssere eigene Blumenzwiebel- und Staudenkulturen
Hillegom (Holland)
Gartner, Baumschulenbesitzer, Obstziichter usw.
miissen gegen Hagelschaden versichert sein,
um sich vor plétzlichen grossen Vermdgensverlusten zu schitzen. Die
Deutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschait
auf Gegenseitickeit fiir Gartnereien usw. zu Berlin
versichert gegen Hagelschaden:
Fensterscheiben in Gewachshausern
und Friihbeeten, Dacher,Pfianzen,
GemUuse, Samengewachse,
Baumschulen, Obst- u
Weinernten usw.
zu massigen
Preisen.
”
Iinformationsmaterial kostenfrei unter
Angabe der nachst. Agentur durch die
Direktion in Berlin $016
Schmidstrasse 29.
Versicherungsbestand Ende 1919
81290000 M.
Fir 1920 kommen an die fiinfjabrig ver-
sicherten Mitglieder zur Verrechnung
18°, Dividende.
Schadenzahlungen seit1900 Uber
6000000 M.
——— Reserven iber ——————
1220000 M.
TIch hab’ es mit zum Trost ersonnen.
Tch hab’ es mir zum ‘Trost ersonnen
in dieser Zeit der schweren ‘YDot,
In dieser Blutezeit der Sorgen,
in dieser Zeit von Salz und Brot:
TIch zage nicht, es muss sich wenden,
und heiter wird die “Welt erstehn;
es kann der echte Keim des LCebens
nicht ohne Frucht verlorengehn. theodor Storm.
: An die ‘TNitglieder der
Deutschen Gartenbau = Gesellschaft.
Kehrt jemand nach ldngerer Abwesenheit glicklich und mit .
vermehrtem Gut wiederheim, so pflegt ein herzliches ,“WDWillkommen“ !
und Blumengewinde thn an seiner Schwelle zu begrussen.
‘Wird es der ,,Gartenflora” auch so ergehen, die seit dem
‘Mai dieses Fahres aus Verhdltnissen heraus, die sie nicht meistern.
konnte, auf ein halbes Fahr von den Ndusern und Nerzen der
‘Mitglieder fernbleiben musste? Oder witd man der ,,Gartenflora”
gram sein, dass sie sich durch monatliche ‘Mitteilungsbldatter ver=
treten liess und wegen der ihr aufgezwungenen Scmmerreise be=
hatrrlich schwieg?
Tc kann mir nicht gut denken, dass man eine “Dereinszeit=
schrift fair ihre schuldlose Gefangensetzung btissen ldsst; ich mdchte
vielmehr glauben, dass man die “ermisste bei ihrer “Wiederkehr
mit freundlicherem Ldacheln begriussen wird als fruiher, da sie regel=
massig Cinlass begehrte, besonders, wenn sie sich jetzt anschickt, in
einem Reilsebericht, in
einer Chronik der Creignisse seit “Nai 1920
alles “Dersdumte in gedrungener Form und doch gut zu lesen,
nachzuholen.
Ich bitte daher, das vorliegende Neft nicht ungelesen aus der
fYand zu legen, sondern die “Vereinsgeschichte der leften Zeit
prifend zu durchforschen, das, was sich neu anktindigt, nachdenklich
zu erwagen und das Fachliche den eigenen besonderen Interessen
und Liebhabereien dienstbar zu machen.
Zum Schlusse des Hyeftes sei dann dem Urteil jedes einzelnen
freiester Spielraum gewdhrt, um zu entscheiden, ob es sich lohnt,
ein tdtiges ‘Mitglied der Deutschen Gartenbau=Gesellschaft auch in
Zeiten der Yiot zu bleiben oder es gerade /feft zu werden.
Der geschdftsftihrende Prasident
Siegfried Braun.
Oekonomierat.
122 : Chronik der Ereignisse i in es D. D.G: 1G
Chronik der Ereignisse in der
Deutschen Gartenbau-Geselischaft seit Mai 1920.
Das Maiheft der ,,Gartenflora“ brachte noch das Protokoll der ordent-
lichen Generalversammlung vom 29. April und den Jahresbericht. Aus den
Verhandlungen ist als besonders wichtig hervorzuheben, dass der Prasident
der Gesellschaft, Herr Oekonomierat Otto Beyrodt (Marienfelde), und
der Schatzmeister, Herr Carl Friedrich v. Siemens (Siemensstadt),
ihre Aemter nach langjahriger bewahrter Fithrung niederlegten, dass fiinf
neue Mitglieder in das Gesamtprasidium gewahlt und der bisherige Haupt- 4
geschaftsfthrer, Herr Oekonomierat Siegfried Braun, auf Vorschlag F
aller Ausschtisse vom Gesamtprasidium zu dem neugeschaffenen Amte 4
, i £ ae is
eines ,,geschaftsfuhrenden Prasidenten“ berufen wurde. :
Herr Braun dankte der Generalversammlung fir das ausserordentliche
Vertrauen, das man ihm bewiesen, nahm das Amt an und ergriff als Zeichen
Seiner neuen Wtirde den historischen Vereinshammer, dessen Griff schon
die Hand so manches Prasidenten umklammert habe; er wies darauf hin,
dass dieser Hammer wohl zum Hammern und Schlagen, nicht aber zum
Zerschlagen da sei; er solle aneinanderfiigen, verbinden, aufbauen. Herr
Braun versprach, den Hammer nur in diesem Sinne zu gebrauchen, dabei 7
aber des Wortes eingedenk zu bleiben, das posuere fir Vereinsvorsitzende
geschrieben zu sein scheine:
Du musst steigen oder sinken,
Du musst herrschen und gewinnen,
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein.
Dann ging der Vorsitzende auf die verdienstliche Tatigkeit des Werbe-
ausschusses naher ein, gab die Richtlinien fiir die zuktnftige Gestaltung der
,Cartenflora’ bekannt und entwickelte ein Arbeitsprogramm, dessen wich--
tigster Punkt die Forderung war, die Kriegsfolgefinanzen der Gesellschaft mit
Hilfe eines neu zu wahlenden Schatzmeisters zu der Gediegenheit des friiheren ©
Friedenszustandes zurtickzuftihren. Die sonnenlosen Zeiten, in denen man ~
leider immer noch lebe, seien gerade fur eine Idealgesellschaft, wie die
Deutsche Gartenbau-Gesellschaft sie darstelle, Zeiten hartester Prifungen;
sie kénnten nur durch treues Ausharren der Mitglieder und den festen
Glauben an eine bessere Zukunft uberwunden werden. ;
Hierauf wurde die Generalversammlung mit dem Wunsche geschlossen,
dass dem neugewahliten Prasidium eine Lésung der vielfachen Aufgaben
und Schwierigkeiten ohne jeden Rest gelingen mége.
Tatigkeit des »geschaftsfiihrenden Prasidiums“,
In das geschaftsfihrende Pradsidium, die eigentliche Verwaltungs-
behérde, waren ausser dem Vorsitzenden noch folgende Herren gewahlt
worden:
A.Gurk, Direktor der Firma Adolf Koschel;
Zeininger, Hofgartendirektor,
I. F. Loock, stellvertretender Schatzmeister.
Ludwig Lesser, Gartendirektor, Schriftfihrer. —
Carl Firstenberg, Geheimrat, stellvertretender Schriftfihrer.
Vizeprasidenten.
123
Aufgabe dieser engeren Arbeitsgemeinschaft war es nun, so schnell wie
irgend méglich ein angesehenes Vereinsmitglied zur Annahme der Schatz-
_ meisterwtrden und -pflichten zu bewegen. Keine beneidenswerte Aufgabe
; in dieser Zeit! Hatten doch einige gutsituierte und durchaus wohlgesinnte
3 Freunde der D.G.G. in Vorahnung kommender Ereignisse mit viel-
sagendem Ldacheln abgewinkt.
Nach Darlegung der Verhaltnisse erklarte sich Herr Ernstv. Borsig
auf Reiherwerder bei Tegel als altes Mitglied und begeisterter
' Gartenfreund ohne viel Federlesens (man gestatte diesen Ausdruck) bereit,
die Verwaltung der Vereinskasse und ihres geschmalerten Bestandes zu
lubernehmen und durch eine Gesundungsaktion den Versuch einer vor-
haltenden Rettung zu machen. Es ist hier nicht der Ort, noch auch der
. gewiesene Zeitpunkt, um der Bemiihungen, zu einem guten Haushaltungsplan
zu kommen, geziemend zu gedenken. Das wird Sache der ausserordentlichen
Generalversammlung sein, die bereits fir Donnerstag, den 18. De-
zember, einberufen ist, um alle Einzelheiten der Geschafitsfiihrung und des
gegenwartigen Zustandes zu erfahren und dazu Stellung zu nehmen. So viel
darf aber schon heute gesagt werden, dass die geldlichen Erfordernisse der
Gesellschaft fir das Jahr 1920, worauf anfangs niemand zu hoffen wagte,
gedeckt sind; dass dank der Anregungen und der immer willigen Arbeits-
hilfe der Mitglieder des geschaftsfiihrenden Pradsidiums und dank der nach-
prifenden Sorgfalt und ,der zustimmenden Grosszitgigkeit des Gesamt-
prasidiums das Vereinsleben neu aufgeblitht und eine Aufwartsbewegung
zu verzeichnen ist.
Moge dieser erste Umschwung zu einem bleibenden A ufschwung
‘ werden; er wird es werden, wenn jedes Mitglied in der Werbung neuer
Anhanger nicht nachlasst, sondern sich selbst mit den Worten befeuert:
Begeisterung ist keine Heringsware,
Die man einpokelt auf einige Jahre. ce
ee re ae :
Stadtische Fachschule far Gartner.
Die Bemiihungen, an die Stelle der Stadtischen Fachschule fur Gartner eine
staatlich anerkannte Fachschule zu setzen, haben leider nicht den gewtinschten ~
Fortgang genommen. Schuld hieran war die langsame Entstehung der neuen
Gemeinde Gross-Berlin. Keine der kleineren Gemeinden erklarte sich bereit,
neue Verpflichtungen fiir die Zukunft einzugehen. Aus diesem Grunde ist
auf Beschluss des Prasidiums der Unterricht in unserer Fachschule noch
einmal in vollem Umfange ftir das Winterhalbjahr 1920/21 aufgenommen.
Pes ee
’ .
eee aes eS Se ee ee ee
Monatsversammiungen, Vortrage, Ausfltige. -
Der erste Ausflug hatte am Sonnabend, den 29. Mai, den Botanischen ~
Garten und das Botanische Museum in Dahlem zum Ziel. Eine grosse
Zahl von Freunden und Gasten hatte sich eingefunden. Ihnen wurde vom
. Prasidenten ans Herz gelegt, neben dem farbenreichen, Leben .atmenden
Garten doch auch das anders geartete Museum nicht zu vernachlassigen.
_ Beide. seien ein einziger Organismus; beide verfolgten das Ziel, moglichst
- alle Pflanzen, die die Erde hervorbringt, zur Anschauung zu bringen und
= ™~
124 Chronik der Ereignisse in der D, G. G.
zu Zwecken des Studiums zu vereinigen; beide erganzten sich. Das Museum
sei mit seinen reichen und so wohl geordneten Schatzen ein richtiges Schau-
museum, das nicht eifrig genug von den Menschen besucht zu werden ver-
' diene, denn sie allein seien
zum Sehen geboren,
zum Schauen bestellt!
Die Fuhrung durch den Garten hatte der zweite Direktor, Herr Professor
Dr. Ludwig Diels, giitigst ibernommen, der die Teilnehmer erfreulicher-
weise nicht im Eilschritt nach sich zog, sondern den Rundgang durch kurze,
inhaltsreiche Privatkollegs tber einzelne Gebiete und Pflanzen aufs an-
genehmste unterbrach. Fir diese Belehrung in ungezwungen-freier Form
und unter freiem Himmel wurde ihm herzlich gedankt.
An diese Besichtigung schloss sich die 1081. Monatsversammlung, Ein
Vortrag mit Lichtbildern tiber ,Die Harmonievon Naturund Haus
undihre Bedeutunginder Siedlungsgestaltung“ hatte Herr ©
Garteninspektor Hans Gerlach (Merseburg) freundlichst tbernommen.
Er fthrte aus, das Endziel aller Innenkolonisation sei, breiteren Volks-
schichten ein angenehmeres und nicht zu teures Wohnen und Leben auf dem
Lande in engster Verbindung mit der Natur zu erméglichen. Das werde
immer wieder dadurch versucht, dass man den Siedlungsfreudigen nutzhafte
landliche Siedlungen in ausschliesslich neu zeitlicthem Charakter schaffe.
Ein Vergleich zwischen alteren menschlichen Wohnstatten und so manchen
neuen landlichen Siedlungen erbringe aber den Beweis, dass die alten
schlichten Doérfer und Ortschaften gerade durch ihre heimatliche Bauweise
und durch die Wahrung der urspriinglichen, von der umgebenden Natur be-
einflussten Charakterbilder Reize aufwiesen, die neu“ entstandenen Siedlungen
meist abgingen. .
Wo neue menschliche Siedlungen entstiinden, mtisste auch sofort die
eigentliche Landschaftspflege beginnen. Das Typische der vorhandenen
Vegetation miisse erkannt und, soweit es die ZweckmAssigkeit gestatte, zu —
anheimelnder Verwertung ausgenutzt werden. Mannigfache Motive bdote
die heimatliche Natur allerorten. Sich ihrer mit Ehrfurcht und. Kunstsinn
zur Erhohung der Lebensmoglichkeiten und des Lebensgenusses zu bedienen,
das sei die eigentliche Aufgabe. Das Gebiet der Heimatkunst sei des 6fteren
von Architekten und ihrem Anhang in ihrem Sinne durch Wort und Bild
behandelt. Die innigen Beziehungen zwischen Natur und Haus
hatten leider weniger Beachtung gefunden. Um diese hervorzurufen, zeigie.
Herr Gerlach an 80 vortrefflich ausgewahlten und wiedergegebenen Licht-
bildern, dass die alten Dorf- und Stadtebilder ihre stimmungsvolle Eigenart
nicht weniger den organischen Gebilden der umgebenden Natur, als den
einmal vorhandenen Bauformen verdanken. Reicher Beifall wurde dem be-
geisterten Redner zuteil. | si
Zweiter Ausflug nach Schwante.
Der zweite Ausflug am 21. Juni galt der Gartneransiedlung auf dem
Rittergut Schwante im Kreise Ost-Havelland, der Schépfung zweier
mutiger Fachleute, der Herren Homberg und Tscheuke. Nach theo-
retischer Durchdringung des Siedlungsproblems hatten die beiden Pioniere
a
Chronik der Ereignisse in der D, G. G. 125
te
a aS
in aller Stille eine kleine Kerntruppe Gleichgesinnter um sich geschart, um
mit ihnen gemeinsam im April 1919 zur Eindammung der Erwerbslosenflut
eine ,,Erzeuger-Genossenschaft“ zu bilden, die zwar genossenschaftlich
arbeiten sollte, ohne aber den einzelnen Genossen die vorwarts treibende
Freude am eigenen Besitz zu rauben. Die junge Vereinigung erstand bald
darauf mit Hilfe der, Landgesellschaft ,;Eigene Scholle“ auf Grund der Ver-
ordnung zur Beschaffung von landwirtschaftlichem Siedlungsland das
1600 Morgen grosse Rittergut Schwante bei Kremmen.
Nach dem Siedlungsplan wurden 160 Stellen von fiinf bis zehn Morgen
Grosse geschaffen und mit solchen Familien besetzt, die es vorzogen, ihre
bescheidenen Ersparnisse und arbeitsfreudigen Krafte lieber auf ein Stiick
eigenen Landbesitzes nutzbringend zu verwenden, als beides in nutzlosem >
Ringen in der Grossstadt aufzubrauchen. Der Preis ftir einen Morgen guten
Ackerbodens schwankte je nach der Lage zwischen 1200 und 2000 Mark.
Da nur eine geringe Anzahlung gefordert wurde und Restrenten auf 10 Jahre
abgeschlossen werden konnten, da jeder Siedler zu der aufs sorgfaltigste
organisierten Mitarbeit am Aufbau des Ganzen verpflichtet war und doch
noch fir sich gewinnbringend schaffen konnte, waren sdmtliche Stellen
schnell besetzt. Zunachst wurden 50 Hauser aus selbstgestampftem Lehm
auf den einzelnen Grundsticken in sogenannter weitraumiger Bauweise in
Angriff genommen. Die ersten Baugelder hierzu wies die ,,Eigene Scholle“
in Frankfurt a. d. Oder mit 2% Millionen Mark an. Die noch obdachlosen
Siedler gingen mit sehr viel gutem Mut und bewundernswertem Geschick
3 in selbst gezimmerten Bretterhausern der 6rtlichen Wohnungsnot zu Leibe
; oder quartierten sich in den verschiedensten Gebduden des friitheren Gutes,
So gut es eben ging, ein.
Den weithin sichtbaren Verkehrsmittelpunkt bildet der weitlaufige, ehe-.
malige, propere Gutshof, der die gewiss praktische Form eines nach Norden
offenen Gebaudevierecks hat, in seiner steinernen Zweckmassigkeit aber,
die weder Baum noch Strauch geduldet zu haben scheint, ernuchternd wirkt.
Die Siedlung Schwante hat, als sie entstand, klugerweise nicht den Guts-
charakter gewaltsam beseitigt; sie bemthte sich vielmehr, in den gegebenen
landwirtschaftlichen Grossbetrieb hinein zu wachsen. Darum liess sie das
Restgut mit 250 Morgen mit ausreichendem Viehbestand zur Versorgung
der Siedler mit Brotgetreide, Milch, Kartoffeln und wichtigem Stroh und
Dunger unangetastet.
- Diese Organisation bedingt freilich, dass jeder Siedler seine Zeit itn
Arbeitskraft zundchst in den Dienst der Genossenschaft stellt, natiirlich
gegen vereinbarte Entlohnung, und dass er erst nach des Tages Last und
Hitze auf seiner eigenen Scholle schaffen kann, Dafiir aber fliessen auch
-jedem Ansiedler die genossenschaftlichen Vorteile ungeschmalert zu.
Ob bei diesem System jeder Siedler auf seine Rechnung kommen wird,
muss abgewartet werden. Wer aber vermag heute mit Sicherheit zu SAB eR
welcher Art Unternehmen Gedeihen oder Untergang winkt!
Nicht alle Siedler auf Schwante sind Berufsgartner; man hat auch
einstigen Handwerksmeistern, Schuhmachern, Sattlern, Schneidern, Tisch-
lern bereitwilligst Einstand gewahrt, in der richtigen Voraussetzung, dass
die Gegenseitigkeit des beruflichen Kénnens nirgends angebrachter ist als
in einer jungen Siedlung. Schon liefert die Schwanter genossenschaftliche
Tischlerei den Siedlern brauchbare Fenster, Tiiren, Mébel in kontrollierter
126 Das Taylorsystem in der Gartnerei.
Giite zu annehmbaren Preisen, und der Augenblick dtrfte nicht mehr fern
sein, in dem gutes Vereins brot die Siedler von innen aus kraftig und stolz
und gute Vereinsstiefel und Hosen sie vollkommen wetterfest machen
werden. )
Alles in allem, der Nachmittag in Schwante bot an Belehrendem sehr
viel, liess auch in bezug auf Verpflegung und Beférderung nichts zu
wtinschen tibrig. Der gute Siedlerkaffee, von der Genossenschaft gespendet,.
die mutigen Siedlerpferdchen vor den geschmuckten Leiterwagen, die uns
trugen, die kraftigen Siedlergestalten auf ihrem ,,Grundbesitz“ und die be-
lebenden Sonnenstrahlen am wolkenlosen Himmel, sie alle trugen dazu bei,
die Herzen der Teilnehmer froh und dankbar zu stimmen. Diesem GeftthL
gab der Prasident der Gesellschaft in herzlichen Worten Ausdruck, die er
an die unermiidlichen Fiihrer und Erklarer, die Herren Tscheuke und Hom-
berg, im Namen der Reisegesellschaft richtete. tT
Vom Taylorsystem.
Der Monat Juni machte ferner die Mitglieder und Freunde der D.G.G.
noch mit dem vielgenannten Taylorsystem bekannt.
Am Sonnabend, den 26. Juni, dem Tage der 1082. Monatsversamm-
lung, stellte Herr S. Braun Betrachtungen an tber:
»Die Einfiihrung des Taylorsystems, auch wissenschaftliche Betriebsfiihrung
genannt, in die Gartnerei.“
Aller rednerischen Gepflogenheit entgegen war der Inhalt des Vor-
trages bereits auf der Einladung in kurzester und sorgfaltig abgewogener —
Fassung vorweggegeben worden. Das war geschehen, um allen denen,
welchen Taylor und sein Werk noch vdllig unbekannt geblieben war, anzu-
deuten, um was es sich eigentlich handle.
In dieser Ankiindigung hiess es, dass nach Taylor jeder Betrieb so ein-
zurichten sei, dass in ihm mit dem geringsten Kraftaufwand, auf dem kurze-
sten Wege und in der kirzesten Zeit Héchstleistungen an Gite und Zahl
erzielt werden k6énnten. Solche Hoéchstleistungen sollen nun auch in der
G4artnerei und Landwirtschaft, besonders auch im Haushalt, méglich sein.
Die Aufgabe des Redners bestand also darin, zu beweisen, dass das.
Taylorsystem das zu vollbringen vermag, und dass es mit Marktschreierei
oder wirtschaftlichem Hokuspokus nicht das geringste zu tun habe.
Der Vortragende fihrte dann etwa folgendes aus: 3
Um das Wesen des Taylorsystems seinem ganzen Inhalt nach zu erfassen, kénne
eine langatmige Begriffsbestimmung Wenig nutzen. Durch ein anschauliches Bei-
Spiel aus der Praxis aber dtrfte das Verstehen leichter angebahnt werden; man
wurde mit Erstaunen wahrnehmen, welche umgestaltenden Wirkungen ein einziger
wirtschaftlich gesunder Gedanke auslésen kénne, wenn er folgerichtig weitergedacht
und in lebendige Taten umgesetzt Wiirde. -
Sein Beispiel fir das eigentliche Wesen des Taylorsystems nahm Herr Braun aus
den ,Erinnerungen eines alten Landwirtes‘’, die bereits in den siebziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts niedergeschrieben und schon damals Erinnerungen ~
waren. Sie deuten also auf eine weit friihere Zeit hin, in der man das Taylorsystem:
als Schlagwort noch gar nicht kannte. In diesen Erinnerungen heisst es:
In einem markischen Dorfe wohnte ein Halbbauer, dessen Fleiss sprichwOrtlich
war. Seine Wirtschaft von fast 100 Morgen betreute er allein mit seiner Familie, die
aus seiner Frau und elf Kindern, sieben Sé6hnen und vier Téchtern, bestand. Alle waren.
gleich fleissig, und doch ging die Wirtschaft sichtbar zuriick. Schulden und Note hielten.
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“ allmahlich ihren Einzug .und machten die Familien- und Wirtachatieverhaltatace des
he - Bauern sehr bald zu einem Aergernis fiir die Gemeinde.
Da starb mitten im Winter die Frau, und man erwartete nunmehr in baits Zeit
den Zusammenbruch dieser beklagenswerten Familie. Es kam aber ganz anders. Der
Witwer heiratete, in seinem dunkeln Drange sich des rechten Weges wohl bewusst,
schon nach vier Wochen nach dem einstimmigen Urteil der Dorfbewohner ein ,,junges
Ding“, das ausser fréhlichem Mut und hellen Augen nur eine bescheidene grtin ge-
striehene Lade mit selbst gesponnener Leinwand mitbrachte. Aber schon nach wenigen
- Wochen kannte kein Mensch den Bauer, die Kinder, das Vieh, die Wirtschaft wieder.
Das tagliche Aergernis hatte sich zu unverhohlenem Erstaunen gewandelt.
Was war geschehen? Die junge Frau hatte aus sich selbst heraus in das greuliche
Durch- und Nebeneinander dieses Betriebes Ordnung und System gebracht, etwa nach
dem Muster des Schafers in Burgers késtlicher Ballade ,,Der Abt von St. Gallen“, wo
es so schon heisst:
Was Ihr Euch, Gelehrte, durch Geld nicht erwerbt,
_ Das habe ich von meiner Frau Mutter ererbt.
Die Umgestaltung des ganzen Betriebes hatte die junge Frau folgendermassen an-
gefangen: Sie hatte sich nicht auf streng stiefmiitterliche Weise mit den elf jungen
_ Arbeitskraften auseinander gesetzt, sondern in der gewinnenden Art einer 4lteren
Freundin, und brachte als erste Tat Ordnung und System in die wichtige Strumpffrage.
Bisher hatten allabendlich zweimal elf sehr verschieden durchlécherte und durchndsste
Kinderstriimpfe in der Nahe des warmen Kachelofens herumgelegen. Sie konnten so
nicht nur nicht trocknen, sie kamen auch durcheinander und mussten jeden Morgen unter
wtstem Geschrei, erbitterten Kampfen und grossem Zeitverlust von jedem berechtigten
Inhaber, aufs neue ,mit Wunden ganz bedeckt“, erobert werden.
Die junge Frau sah dieses Elend, lachte dartiber und schaffte auf folgende Weise
Abhilfe:
Sie zog eine Leine vor den Ofen, in welcher in immer gleicher Entfernung elf
_ Knoten geschlungen waren. Dann liess sie nach griindlicher Abendwasche die Kinder
nach der Grdésse antreten, handigte jedem ihrer Arbeiter statt der Sicherheitsnadel, die
€s noch nicht gab, einen sogenannten Wurstspeil aus Roetdorn ein und liess jedes Paar
ausgezogener Striimpfe an dem trockneren oberen Ende zusammenstecken. Dann
-musste jedes Kind seine Fussbekleidung tber den zugewiesenen Knoten auf die Leine
hangen und fiir richtige Trocknung und sachgemdasse Instandsetzung Sorge tragen.
Fur gute Arbeit wurden Belohnungen, wir wiirden heute sagen ,,Pramien“, verteilt, -
mangelhafte Ausfithrung zog milde Strafen nach sich. Spater wurde jedem einzigen
Kind auf bestimmte Zeit die Gesamtfiirsorge fir alle Familienstrimpfe tibertragen, bis:
-schliesslich diese Arbeit auf die geschickteste Tochter als einer Spezialistin in der
Strumpf- und Kleiderbehandlung iiberging.
Mit diesem angeborenen. praktischen Sinn organisierte diese junge Frau, ohne dass
sie es selber wusste, streng nach dem Prinzip der Arbeitsteilung, der Zeit- und Kraft-
-ersparnis, unter Benutzung der sehr verschiedenen Begabungen ihrer elf Stiefkinder,
naturlich auch ihres Mannes, ja unter Pramiengewahrung und Gewinnbeteiligung ihren
ganzen Betrieb durch. -
Dasistdas heutige Taylorsystemin seinen Uranfangen. Nach
Jahresfrist verriet das Hoftor, die Umzaunung, der Vorgarten, das Strohdach, der
Wirtschaftshof mit seinen Gebauden und ihrem ganzen Inhalt schon eine Mustetwirt-
schaft.
_ Wie diese Bauersfrau das Sprichwort: Zeit ist Geld! wertete, geht aus fol-
gender Betriebseinrichtung, die sie in ihrer Kiiche traf, klar hervor. Dort stand ein
ehrwurdiger Kiichenschrank machtigen Umfanges. Hinter seinen Butzenscheiben war
Platz fiir jede Art Kochgeschirr und Kiichengerat. Allein, es dauerte immer eine ge-
wisse. Zeit, bis man die grossen Schranktiiren gedffnet und aus der Tiefe das, was man
brauchte, entnommen und den Schrank wieder geschlossen hatte. Das Schliessen der
-Tiiren war nétig, weil sie jede freie Bewegung hinderten. Was tat die Frau? Sie
-zahite eines Tages an Bohnen ab, wie oft sie und ihre Kinder die Schranktiiren zeit-
raubend und ohne eigentlichen Nutzen auf- und zugemacht hatten. Am folgenden Tage
waren trotz Widerstrebens des Mannes beide Butzenscheiben aus ihren Angeln ge-
wuchtet. Im Innern stand, lag und hing alles, was eine Hausfrau tagtaglich braucht,
griffbereit. So erfand diese Frau durchaus im Geist und Sinn des Taylorsystems bessere,
_ fir. ihren Betrieb geeignete Wirtschaftsmethoden.
128 Bericht tiber die Obst-Ausstellung der D. G. G.
In diesem Beispiel sind bereits alle Grundgedanken und Vorteile des Taylor-
systems im Keime enthalten. Jetzt machen wir einen Sprung aus der naiven Ver-
gangenheit in die moderne Gegenwart und wenden unseren Blick von der aufgéweckten
markischen Bauersfrau zum geistig hoch entwickelten Taylor-Ingenieur : ‘und fragen
noch einmal:
Worin besteht, theoretisch gesehen, das Wesen des Taylorsystems ?
Darin, dass es jede menschliche Arbeit und das, was sie schafft, mit wissen-
schaftlicher Griindlichkeit und voraussetzungslos daraufhin prift, ob der gemachte
Aufwand auch im richtigen Verhaltnis zu dem erzielten Resultat steht; ob nicht durch
verbesserte Arbeitsmethoden und geschultere Krafte héhere Gewinne geistiger und
wirtschaftlicher Art zum Vorteil des Arbeitgebers und -nehmers zu erzielen sind.
Wie der Chemiker die Stoffe in ihre Bestandteile, Elemente, zu zerlegen weiss,
um sie spater zu gleichartigen oder neuen Gebilden wieder zu vereinigen, gerade so
verfahrt der Taylor-Ingenieur mit der menschlichen Arbeit. Er zerlegt sie in ihre
letzten Elemente, um sie mit geeigneten Mitteln, in diesem Falie Maschinen und Werk-
zeuge, und mit besser geschulten Kraften, Gd. h. mit besonders qualifizierten Arbeitern,
vorteilhafter organisieren zu konnen. Jede Arbeit, die der Mensch verrichtet, enthalt
ja in sich zwei Leistungen, eine geistige, die immer vorangeht, eine korperliche, die
ihr folgt. Wir nennen das: Der Mensch tberlegt und handelt; beides kostet Zeit. Wenn
wir diese beiden Leistungen voneinander trennen, sie gleichsam aus einem Indi-
viduum herausheben, um sie an zwei zu verteilen, die kOrperlichen Leistungen dem
korperlich Gewandteren, die geistigen Leistungen dem geschulten Denker, so leuchtet
ein, dass jeder dieser beiden Spezialisten in seinem Fache mehr und Besseres leisten
wird, als wenn einer beide Arbeiten verrichten muss. Werden diese beiden getrennt
Schaffenden nun in richtige Verbindung gebracht, so kommt es zu wtberraschenden
Hochstleistungen. Dieses Prinzip der Arbeitsteilung und Neuzusammenfigung ist im
Taylorsystem bis auf das ausserste durchgefihrt.
Beruhen nun die Grundgedanken des Taylorsystems auf der Erkenntnis, dass
nichts im Arbeits- und Produktionsprozess unbenutzt bleiben darf, dass jeder mit seiner
und der anderen Zeit und Kraft haushalten und der geeignete Mann stets an der richtigen
Stelle tatig sein muss, so ist nicht einzusehen, warum nicht diese Methode sinngemdass
auch auf die Gartnerei tbertragen werden k6énnte. Nattirlich kann das nicht sprung-
haft geschehen, nicht von heute auf morgen; aber richtig angefasst, wohl uberlegt, werden
sich auch ftir die Einfithrung des Taylorsystems in die gartnerischen Betriebe geeignete
Wege finden.
Zunachst ist es notig, dass der Gartner im Sinne Taylors sehend wird, dass sein
Wille zu taylorisieren in Bewegung gesetzt und seine praktische Intelligenz darauf ge--
stossen wird. _ Fortsetzung der Chronik im nachsten Heft.
Die Chronik wird Berichte bringen tiber das 98. Stiftungsfest am
29. Juli, die zweitagige Mecklenburgfahrt am 18. und 19. September, den
Ausflug nach dem Norden Berlins, nach Pankow und Niederschénhausen,
am 7. Oktober, und Ergebnisse des Ausspracheabends wtiber das gesamte
Gebiet der Schadlingsbekampfung.
Bericht uber die Obst-Ausstellung der D. G. G.
am 30. September 1920 und die
damit verbundene Obstmesse und Sortenbestimmung.
| Von Paul Kaiser (Berlin). - (Hierzu Abb. 16.)
Wir haben in den Zeiten vor dem Kriege recht erhebliche Mengen von
Obstfriichten, besonders von Aepfeln, in den Spatherbst- und Wintermonaten
aus dem Auslande, hauptsachlich aus Béhmen und den Vereinigten Staaten
Amerikas, eingefihrt.
Das war nicht etwa dadurch begriindet, dass das einfiihrende ‘Ausiaga
gunstigere Aufwuchsverhaltnisse hatte wie Deutschland, sondern lag lediglich
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Bericht iiber die Obst-Ausstellung der D. G. G. y soondnatbad ©
daran, dass es die auslandischen Obstziichter durch eine geeignete Sorten-
wahl und den Anbau von wenigen brauchbaren Sorten in grossen
Mengen und durch sorgsame Behandlung und Aufbewahrung der Frtchte
verstanden, ihre Ware gerade dann zur Verfiigung zu haben, wenn die deut-
schen Friichte zur Neige gingen und deshalb hohe Preise erzielten.
Wenn wir dem deutschen Obstbau helfen und ihn heben wollen, mtssen
wir uns daritiber klar sein, dass bei uns viel zu viele, teilweise ungeeignete
Sorten angebaut werden und dass die Obstztichter und Obsthandler es bisher
_nicht verstanden haben, die Friichte bei der Ernte und Aufbewahrung so
pfleglich zu behandeln, dass sie sich lange Zeit tadellos halten und noch nach
Monaten gebrauchstiichtig sind und sich verkaufen lassen.
Friher, als wir im Golde schwammen und Austauschartikel genigend ©
zur Verfiigung hatten, war das nicht so bedenklich; aber heute, wo Deutsch-
land verarmt ist und unsere Valuta einen so traurigen Tiefstand erreicht hat,
sind wir gar nicht in der Lage, grosse Mengen Auslandsobst einfiihren und
bezahlen zu kénnen. Unsere Regierung muss und wird darauf sehen, dass
die verhaltnismassig geringen Summen, die uns zu Ankaufen im Auslande
bleiben, fiir die notwendigsten Pe peusmiiticl und Rohprodukte verwendet
werden. _
_ Wir miissen uns also, soweit es sich um Obstfrtichte handelt, nach der
Decke strecken und nach Moéglichkeit versuchen, den deutschen Obstanbau
so zu férdern und auszugestalten, dass er den Inlandsbedarf vollstandig
deckt. Das ist auch recht gut médglich; denn Aepfel, Birnen, Kirschen,
Pflaumen, in giinstigen Lagen auch Pfirsiche und Aprikosen, gedeihen bei
uns So vorztiglich und bringen so schéne und brauchbare Frtchte hervor,
dass wir durch einen intensiv betriebenen Obstbau nicht allein in die Lage
versetzt wurden, unseren eigenen Bedarf zu decken, sondern dass wir auch
_ noch Obstfriichte und deren Produkte fiir die Ausfuhr tibrig haben konnten.
Die interessierten Teile des deutschen Volkes, sowohl die Obstziichter |
wie auch die Obsthandler und die Obstverbraucher, mtissen aber aufgeriittelt
und immer wieder darauf hingewiesen werden, dass einesteils durch inten-
sive praktische Arbeit die Obstertrage gesteigert und durch sorgsame Pflege
der geernteten Frichte der Gebrauchswert vergroéssert und die Gebrauchs-
dauer verlangert werden muss; dass aber andernteils der Obstver-
braucher durch die Bevorzugung des deutschen Obstes und seine
richtige Bewertung dafiir sorgen muss, dass die Obstziichter und Obsthandler
den ihnen zustehenden klingenden Lohn fiir ihre Mithe und Arbeit auch
erhalten. :
Um dieses ftir die deutsche Volkswirtschaft sicher hoéchst erstrebens-
werte Ziel zu erreichen, mtssen die weitesten Kreise in geeigneter Weise
aufgeklart werden; dazu kénnen Obstausstellungen grossen Nutzen schaffen,
wenn sie zielbewusst und praktisch eingerichtet und durchgefithrt werden.
Die Obstausstellung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft war ur-
spriinglich nur als ein Obstabend gedacht, auf dem kleinere Sortimente ©
Obst ausgestellt und besprochen werden sollten.
Von einer grésseren Ausstellung sollte abgesehen werden, da die be-
- teiligten Fachleute der Meinung waren, dass die Obsternte in der. Nahe von
Berlin recht schwach ausgefallen ware und dass man deshalb auf eine
grossere Beteiligung kaum rechnen diirfte. Es wurden deshalb auch nur
3 kleinere Raume fiir die Ausstellung in Aussicht genommen. Als dann
130 Bericht iiber die Obst- Ausstellung der D. G. G.
schliesslich die Beteiligung doch eine weit gréssere wurde, als man an-
genommen hatte und die Raume sich als zu klein erwiesen, war es recht
schwierig, etwas grossere Raume zu erhalten und die erst spat angemeldeten
Ausstellungsgegenstande unterzubringen.
Wenn dadurch die Ausstellungsgegenstande nicht wbersichtlich vor-
gefuhrt werden konntep, sondern in verschiedenen kleineren Raumen ver-
teilt werden mussten, so war das ja recht bedauerlich, liess sich aber im
letzten Augenblick nicht mehr Andern.
Der Ausstellungsleitung ist ein Vorwurf daraus nicht zu machen; ich
bin sicher, dass sie aus der diesjahrigen Alusstellung fiir die Folge die nétigen
Folgerungen ziehen und fur spater anstreben wird, einen geeigneteren Raum
fur derartige Veranstaltungen zu gewinnen.
Ich moéchte mir hierzu gleich den Vorschlag zu machen erlauben, fir
die Zukunft eine Turnhalle in Aussicht zu nehmen, da eine solche sich vor-
zuglich fir Ausstellungszwecke eignet und sicher auch zu haben sein wird,
da in der betreffenden Zeit gewohnlich Schulferien zu sein pflegen.
Wenn ich nun auf die Alusstellung selbst komme, so wird mir jeder, der
Sie besucht hat, recht geben, wenn ich behaupte, dass die ausgestellten Obst-
fruchte durchweg derartig schon und wohl ausgebildet waren,.dass dadurch
der Beweis erbracht ist, dass das ,,Markische Obst“ den Wettbewerb mit
dem Obst aus scheinbar viel gtinstiger gelegenen Gegenden ruhig aufnehmen
kann. Am Klima liegt es nicht, wenn das markische Obst bisher nicht die
Wurdigung gefunden hat, die es verdient.
In der Mark, speziell auch in der Umgegend von Berlin, wachst viel Obst, ©
wachst auch recht schénes Obst; die Obstziichter verstehen es aber oft noch
nicht, ihren Vorteil richtig zu wahren und das geerntete Obst in richtiger
Weise zu verwerten.
Hierzu sollen und mtssen derartige Obstschauen die noétige Anleitung
geben. Deshalb muss mit ihnen stets ein Obstmarkt verbunden sein.
Der bescheidene Anfang dazu war ja auch gemacht und der grosse Andrang
des kaufenden Publikums zeigte deutlich, dass die Obstverbraucher ein
grosses Interesse daran haben, direkt mit den Zuchtern in Ver-
bindung zutreten. Leider waren die Mengen des zum Verkauf ge-
stellten Obstes recht gering, so dass nur ein kleiner Teil der erschienenen
Kaufer Friichte erhalten konnte. |
Das muss entschieden auf spateren Ausstellungen Berucksichtigung
finden. Ein mit der Ausstellung verbundener Obstmarkt muss in gross-
ziigiger, praktischer und geschickter Weise den Interessen der Obstziichter
und den Wtnschen der Obstkaufer Rechnung tragen.
Auf Obstausstellungen pflegen sich Gartenbesitzer Notizen zu machen,
um danach ihre Bestellungen auf Obstbaume, die sie anpflanzen wollen, ein-
zurichten. Das gibt sehr oft zu Enttauschungen Veranlassung, da die aus-
gewahlten Sorten den Verhaltnissen nicht immer entsprechen und deshalb
in vielen Fallen Misserfolge hervorgerufen werden.
Ich halte es darum ftir unbedingt n6tig, den zahlreichen Besuchern, die
auf der Ausstellung nach dieser Richtung hin Belehrung suchen, den richwiee!
Weg zu weisen,
Man erreicht das nach meinen Erfahrungen am iecteh dadurch, dass
man auf einer besonderen Tafel eine Reihe fiir die nahere Umgebung
empfehlenswerter Obstsorten zusammenstellt und so den Interessenten ein
Bericht tiber die Obst-Ausstellung der D, G. G.
131
anschauliches Bild gibt, welche Sorten sie bei der Anpflanzung besonders
zu berticksichtigen haben. Wenn man einer solchen Zusammenstellung dann
noch eine kurze Beschreibung der Vorziige, die die einzelnen Sorten haben,
der Anspriche, die sie an Lage und Boden stellen, und natiirlich auch eine
recht genaue Beschreibungihrer Fehler beiftigt, so wirkt das
viel anregender und twberzeugender als alle schriftlichen Belehrungen in
Zeitungen, auch als alle miindlichen Belehrungen durch Vortrage. Hierauf
Abb. 16, Von der Obst-Ausstellung der D, G. G. am 30. September 1920. Eingesandte
~ Friichte der stddtischen Gutsverwaltung in Blankenburg.
(Herr Obergarteninspektor Hempel.)
mochte ich die massgebenden Personen zur freundlichen Berucksichtigung
bei spateren Obstausstellungen recht dringend hinweisen. Wird das durch-
gefuhrt, dann haben die Obstliebhaber eine ftir sie wirklich ntitzliche, prak-
tische Anleitung zur Auswahl der fiir sie geeigneten Obstsorten.
Ein weiterer wunder Punkt auf allen solchen Ausstellungen ist auch
die Namenbestimmung unbekannter Obstsorten.
Wer die Namen fiir unbekannte Obstsorten bestimmt haben will, muss
mindestens drei Friichte, und zwar eine kleine, mittelgrosse und grosse
Frucht einschicken, muss angeben, ob die Obstfriichte auf Hochstammen,
Zwergbaumen oder am Spalier gewachsen sind; ob der Boden feucht oder
trocken, lehmig, sandig oder moorig ist; woher die Baume stammen und
132 Bericht iiber die Obst Aupaieriuaa? der D. G. G,
unter welcher Sortenbezeichnung er das in Frage stehende Exemplar ere
halten hat.
Dann erst koénnen die Sachverstandigen mit einigermassen Gewissheit
den Namen der Sorte feststellen. In vielen Fallen wird es aber unbedingt
notig sein, die Frichte weiter zu beobachten; der Name kann dann
natiirlich erst nach langerer Zeit festgestellt werden. Die Fragesteller, denen
es daran liegt, den Namen ihrer Obstsorten einwandfrei feststellen zu lassen,
mussen sich also in Geduld fassen.
Den. Ausstellern mtisste auch zur Bedingung gemacht werden, bei den
ausgestellten Friichten stets nahere Angaben zu machen, dhnlich wie ich das
vorstehend bei den Friichten zur Sortenbestimmung angegeben habe, da es
nur dann mOglich sein wird, die Ausstellungsgegenstande in wirklich rich-
tiger Weise zu bewerten. Es wird doch auch dem Laien einleuchten, dass
z. B. die Friichte von Hochstammen in ganz anderer Weise beurteilt werden
mtssen wie die Frtichte von Spalierbaumen.
Auf der Ausstellung waren es verschiedene Einsendungen, deren Obst-
frichte sich tber das gewodhnliche Mass von guten Ausstellungsfriichten
weit hinaushoben. Zuerst méchte ich zwei Aussteller erwahnen, die auch
gebtthrenderweise mit den héchsten Preisen, der silbernen Medaille, bedacht —
wurden: Herr Geheimrat.C. Furstenberg in Berlin-Biesdorf und
die Stadtische Gutsverwaltung Berlin-Blankenburg Her
stadtischer Obergarteninspektor Hempel).
Beide Ausstellungen zeigten in grosser Sortenauswahl so tadellos schone,
grosse, gut ausgebildete, fleckenlose Exemplare, dass die Aussteller mit
diesen Friichten auch auf allen grossen Ausstellungen sicher erste Preise
erhalten hatten.
Von beiden Ausstellern wurde auch eine Anzahl neuerer oder wenig
bekannter Sorten gezeigt; was besonders als lobenswert erwahnt werden
muss: alle Sorten mit durchaus pomologisch richtigen Namen versehen.
_ Ich habe mir die Obstanlage des Herrn Geheimrats Furstenberg pers6n-
lich angesehen und kann allen Interessenten, die eine gréssere Obstanlage
anzulegen beabsichtigen, nur empfehlen, sich diese Anlage zum Vorbilde zu
nehmen und aus den Erfahrungen, die Herr Geheimrat Furstenberg allen
Anfragenden sicher in seiner bekannten liebenswirdigen Weise zur Ver-
fiigung stellen wird, Nutzen zu ziehen. Herr Geheimrat Furstenberg hat
zwar auch anfangs durch zu enges. Pflanzen Fehler gemacht, hat es aber
verstanden, durch Herausnehmen von Baumen und weiteres Pflanzen bei
spateren Anlagen Abhilfe zu schaffen.
Da auch seine sonstigen Kulturmassnahmen und seine Schadlings-
bekampfung als durchaus mustergiiltig bezeichnet werden miissen, kann ich
auch diese allen Interessenten zur Nachahmung warm empfehlen.
Die Stadt Berlin ist wohl einer der gréssten Obstproduzenten in weiterer
Umgegend; es ist deshalb mit grosser Freude zu begrtissen, dass man gerade
hier auf die Produktion von schénen und vorziiglichen Frtichten Gewicht
legt und durch das Ausprobieren auch von neueren und wenig bekannten
Sorten in einem Versuchsgarten den Wert oder Unwert einzelner Sorten
festzustellen sucht. Dadurch wird ein Anschauungsmaterial geschaffen, das
den weitesten Kreisen Gelegenheit gibt, sich zu unterrichten und zu belehren.
Man kann den beteiligten stadtischen Gartenbaubeamten flr ihre so ausser-
ordentlich lehrreiche und vorztgliche Ausstellung nur besten Dank sagen.
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Die nachsten beiden Aussteller, die ich erwahnen méchte, sind der
Obstbauverein Werder a. d. Havel und Herr Kurt Berndt, Obst-
plantage in Werder a. d. Havel.
Dass Werder die Obstkammer von Berlin ist, weiss ja jedes Kind, und _
dass dort schéne und gute Friichte in reicher Auswahl wachsen, ist ja auch
allgemein bekannt. Trotzdem ist es mit Freude zu begriissen, dass der
_dortige Obstbauverein, wie auch Herr Berndt, uns wieder einmal Gelegen-
_ heit gaben, die vorziiglichen Friichte von Werder bewundern zu k6onnen und
_ den Hausfrauen zu zeigen, wohin sie sich zu wenden haben, wenn sie ihren —
- Obstkeller mit besten Friichten zu fiillen beabsichtigen. Von Herrn Berndt
waren noch besonders die in einem kalten Treibhause gezogenen vorziglichen
Weintrauben zu erwahnen, die uns zeigten, wie wir vorzugehen haben, wenn
wir die Einfuhr der auslandischen Treibhausweintrauben, die bisher meist
aus Belgien bei uns eingefiihrt wurden, durch eigene Produkte ersetzen
_ k6nnen. Hier kann und muss noch viel geschehen; denn es sind recht grosse
-. Summen, mit denen wir bisher dem Ausland fiir Weintraubensendungen
tributpflichtig waren..
.~< Beide vorgenannten Aussteller wurden mit der grossen eisernen
_ Medaille pramiiert. Ebenfalls eine grosse eiserne Medaille erhielt Herr
Fabrikbesitzer I. Wrede in Berlin-Grunewald.
Man muss es mit besonderer Genugtuung buchen, wenn gutsituierte
Privatleute sich mit dem Obstbau persénlich beschaftigen. |
Leider geschieht das in den meisten Fallen recht oberflachlich; die
Betreffenden begniigen sich oft damit, eine Anzahl Obstbdume zu pflanzen
und diese von ihren Angestellten oder von hinzugezogenen Gartnern schlecht
und recht pflegen zu lassen. Bei Herrn Wrede ist das anders. Er hat nicht
allein eine grosse Anzahl von Obstbaumen pflanzen lassen, sondern er nimmt
ein personliches grosses Interesse an seinen Obstanpflanzungen und betatigt
sich selbst praktisch an seinen Baumen.
Ein gutes altes deutsches Sprichwort sagt: ,,Wem die Kuh gehort, der
fasse sie am Schwanze“. Das heisst auf den Obstbaum angewendet: Wer
Freude und Erfolg an seinen Obstbaumen haben will, der muss sich selbst
darum kiimmern! Dass der Erfolg dann nicht ausbleibt, sah man an der
Ausstellung des Herrn Wrede; denn die ausgestellten Friichte waren so
tadellos schén und auch so geschickt ausgestellt, dass sie allseitige Be-
wunderung erregten, und dass man recht sehr herausfihlte, dass der Besitzer
-der Obstanlage, von der die Friichte stammten, seine Baume mit Ver-
standnis und Lust und Liebe zur Sache pflegt.
Eine nach ganz anderer Richtung hin hervorragende und eigenartige
_Ausstellung war die des Herrn V.Schumacher, Edelobstanlagen des Gutes
Marienhof (Nienberge, Kreis Minster in Westfalen), die deshalb be-
_sonders beachtenswert war, weil sie einen grésseren Posten Obst zum
direkten Verkauf anbot.
In 13 grossen Kisten, die je zirka 50 Pfund, und 25 Pappkartons, die
je 10 Pfund Inhalt aufwiesen, waren die hervorragendsten Aepfel- und Birnen-
sorten in durchaus guten, einwandfreien Exemplaren verkauflich.
‘Da es sich um gréssere Mengen Verkaufsobst handelte, also nicht um
einzelne ausgesuchte Exemplare, kann man sich der Ueberzeugung nicht
verschliessen, dass die Obstanlagen des Herrn Schumacher in tadellosem
Zustande sein miissen und dass derjenige keinen Fehlgriff tut, der sich bei
ee
134 Bericht tiber die Obstausstellung der D.G. G.
Bedarf an Obstfriichten besserer Qualitat an Herrn Schumacher wendet.
Derartige Anlagen in grésserem Massstabe fehlen uns noch recht sehr.
Es ist dringend erwtnscht, dass noch recht viele dem Beispiel des Herrn
Schumacher folgen und in grossziigiger Weise mustergiltige Edelobstanlagen
einrichten.
Eine weitere vorztigliche Sendung aus weiter Ferne hatte das Obstgut
»Xarthauser Hof", H. Harle & Séhne, Koblenz a. Rh., gebracht.
Der Aussteller hatte zwar nur sechs Sorten Aepfel, von jeder sechs Stiick,
eingesandt; diese waren aber von derartig riesigem Ausmass und derartig
guter Ausbildung, dass sie, obwohl sie zweifellos vom Spalier stammten,
doch eine Kulturleistung ersten Ranges darstellten. Die Friichte, besonders
des Sch6nen von Boskoop, der Landsberger Renette und
Baumanns Renette, stellen Musterexemplare dar, wie ich sie auf den
vielen Ausstellungen, die ich schon besucht habe, kaum so hervorragend gut
gesehen habe.
Es wurde zu weit fiihren, all die Einsendungen der tbrigen Aussteller
eingehend zu beschreiben; sie hatten samtlich tadellose, mustergultige Frichte
zur Ausstellung gebracht; ich will mich deshalb begniigen, die Namen der
Aussteller nachstehend anzufitthren, die seitens der Preisrichter mit Preisen
bedacht werden konnten. Sie alle verdienen fir die Vorfuhrung ihrer muster-
gultigen Erzeugnisse den Dank der Ausstellungsleitung und der Besucher;
man kann sie nur bitten, sich im allgemeinen Interesse auch bei weiteren
Ausstellungen zu beteiligen. Es sind das die Herren: Gerdes (Biesdorf),
Professor Dr. Oppenheim (Lichterfelde), Obergartner Quart bei Herrn
Ernstv. Borsig auf Reiherwerder bei Tegel, Erdmann (Drachenberg
bei Potsdam), Buchholz (Weissensee) Kithne und Zantz vom
Kopenicker Gartenbauverein, Max Siebert (Stidende), Frau Bach-
mann (Strausberg, Schlagmthle), Lehrer Boas (Weissensee), Lehrer
Staatz (Hermsdorf), Pflanzerveréin Rieseniernroe ure ure
Herr Lehrer L. Rommel (Dessau).
Pramiiert wurde weiter die vorztgliche Hinsendung der stadtischen
Parkverwaltung Humboldthain, die Riesenfriichte von Gurken und wunder-
schone Blumen von Freilandstauden eingesandt hatte, die sehr wesentlich
zur Ausschmiickung des Ausstellungsraumes beitrugen.
Sehr viel beachtet wurde die ebenfalls pramiierte »pAusstellung®
des Herrn Erwin Lotzsch aus der Stralauer Allee zu Berlin, der alle
auf Gartengrundstiicken auftretenden Schadlinge ‘des Obst- und Gemise-
baues recht anschaulich vorfthrte. Die Schadlinge waren nicht allein selbst
sauber prapariert zur Stelle, an Blattern und Holz wurde auch der an-
gerichtete Schaden gezeigt. |
Zuletzt moéchte ich noch die Einsendung von Frau Dr. Schroder-
Poggelow erwahnen, die, wie immer, durch ihre ganz hervorragenden
Friichte allgemeines Aufsehen erregte. Ich erwahne diese Ausstellung an
letzter Stelle nicht etwa deshalb, weil sie hinter anderen Sendungen zurtick-
stand, sondern im Gegenteil deshalb, weil ich sie fiir besonders beachtens- -
wert halte. Uns wurden da Sorten von Aepfeln und Birnen vorgefuhrt, die
von keiner anderen Seite gebracht waren und die deshalb ganz besondere
Beachtung verdienten. Es ist hier nicht der Platz, auf die einzelnen Sorten
naher einzugehen; das wird noch an anderer Stelle im Obstausschuss ge-
schehen; ich méchte nur auf die Birne Madame Chervet hinweisen,
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ee ee eT ey ee re — Tee
“Beantwortung eingegangener Fragen. 135
dife zirka ein Kilo wog und das Erstaunen aller a nseteiiipioshenieler erregte.
Trotz ihrer Grosse ist die beulige, griingelbe, mit roten Backen versehene
Frucht recht feinschmeckend, stiss, saftreich und ganz schmelzend, wenn
sie auch kein Aroma besitzt. Diese Sorte zeichnet sich durch ihren Wohl-
geschmack vor den anderen riesenfriichtigen Birnensorten vorteilhaft aus,
die samtlich trotz ihres schénen Aussehens fast immer ,,Rube“ bleiben.
»Madame Chervet* reift im Oktober, hat einen mittelmassigen Wuchs,
bildet aber schéne, pyramidenfoérmige Kronen und tragt frith und reich.
Auch von gartenbautechnischen Artikeln wurden recht be-
-achtenswerte Sachen vorgefihrt, die bei vielen Besuchern grosses Interesse
fanden. Herr Siebenhaar, Champignonzichterei, Ziebingen, stellte
Champignonbrut aus, die recht stark mit Pilzfaden durchzogen war und
deshalb bei der Verwendung guten Erfolg verspricht.
Herr Gartenbauingenieur Siesmayer in Friedenau, Bachstrasse 4,
fihrte Gartengerate aller Art, Gebrauchsgegenstande, die auf den Garten-
bau Bezug haben, Schadlingsbekampfungsmittel in reicher Auswahl, vor;
Heinrich August Schulte, A.-G. Berlin (Herr Adamczewski)
- zeigte seinen Roco-Berieselungsschwenkhahn aus Messing; das Siedlungs-
technische Bureau des Herrn Ingenieur Scholz (Berlin) fihrte seinen
Schreitpflug vor, der besonders fur Kleinbetriebe grosse Vorteile haben
kann, und Herr Georg Wulff in Hohenneuendorf brachte einen Spritz-
appart ,,Gartnerlust“.
Jedenfalls hat die Ausstellung gezeigt, dass die ,,Deutsche Gartenbau-
Gesellschaft“ mit Erfolg bestrebt ist, die Ziele, die sie auf ihre Fahne ge- ©
schrieben hat, energisch zu verfolgen, um sie zu erreichen.
Beantwortung eingegangener Fragen
durch Herrn Gartnereibesitzer V. de Coene (Buchholz), Lehrer an der Stadtischen
Fachschule fiir Gartner, am Ausspracheabend, den 28. Oktober 1920,
a) die Tomatenkultur betreffend.
1. Wie viele Jahre kann man hintereinander Tomaten an derselben
Sonnenwand mit Erfolg bauen?
Antwort:
So wie die Frage gestellt ist, dirfte kaum jemand in der Lage sein, sie
zu beantworten. Anders hingegen liegt die Sache, wenn mit der Rare
gemeint sein soll, ob die Tomate bei fortgesetztem Anbau auf derselben Stelle
mit sich vertraglich ist. Hierzu kann ich mitteilen, dass ich schon sieben
Jahre hintereinander an ein und derselben nach Stiden gelegenen Gewachs-
hauswand mit stets gleichem Erfolg Tomaten angebaut habe. Allerdings
wurde in jedem Jahr etwa 5 cm hoch neue gut verrottete Mistbeeterde auf-
gebracht und eingegraben, ohne dass aber die vorhandene Erde weggeschafft
worden ware. Wollte man das letztere tun und alle zwei bis drei Jahre einen
guten Spatenstich tief die alte Erde ausschachten und durch neue ersetzen,
kénnte man meiner Ansicht nach auf unbeschrankte Zeit Tomaten an der-
selben Sonnenwand mit Erfolg bauen. Von grosser Bedeutung ist es, dass
alljahrlich bald nach der Aberntung die Strauchreste mitsamt den Wurzeln
ausgehoben und beseitigt werden.
Der praktische Gemiiseztichter pflegt ja auch bei seinen Keiiabhauies
so zu verfahren.
136 __
2. Wann und wie sollen die Tomaten nach den neuesten Eviahtungess
beschnitten werden?
Antwort:
Beim Schneiden der Tomaten wird selbst von Fachleuten der Fehler noch
vielfach gemacht, die Fruchtstande allein auf dem Haupttrieb zu ziehen, wo-
durch die Pflanzen naturgemass wohl eine gréssere Hohe erreichen miussen.
Die Frichte reifen aber spater, setzen auch nicht so gut an, als wenn die
Fruchtstande auf sogenannten ,,Zapfen“ gezogen werden. Das geschieht,
indem man die Pflanzen tber dem Blutenstand kopft und den Blutenstand
mit dem darunter befindlichen Blatt unberthhrt lasst und den unter diesem
obersten Blatt erscheinenden neuen Trieb hochleitet. Auf diese Art fahrt
man mit der Behandlung fort, bis man genug Fruchtstande hangen sieht. Auf ~
dem so entstandenen ,,Zapfen“ setzen die Fruchtstande viel besser an und
die Friichte werden schneller gross und reif. Zu beachten aber ist, dass
neben jedem Fruchtstand als Ernahrungshilfe auch ein Blatt stehen bleibt;
nimmt man es weg, so-schrumpfen die Fruchtstande sehr oft ein oder
sterben ganz ab.
Bei der Kultur im freien Lande ist die Methode, die Tomaten einstielig —
an einzelnen Staben hochzuziehen, nicht empfehlenswert. Diese hohen
Exemplare wtirden sich zu sehr beschatten und kénnten keinem grésseren
Winde gentigend Widerstand entgegensetzen.
Ich empfehle, die Tomaten im Garten und freien Land niedrig zu ziehen.
Das geschieht am besten, wenn man den jungen Pflanzen, nachdem sie gut
-angewachsen sind, die Képfe auskneift, die nun erscheinenden 4, 5 bis 6 Triebe
je nach der Starke der Pflanzen an einem Stab hochleitet und sie in Tulpen-
oder Kronleuchterform oben mit einem Bastfaden anbindet. Bei sehr starkem
Wuchs muss man dieses Anbinden wiederholen. Nun erscheinen an jedem
Trieb fast gleichmassig die Fruchtstande. Bis auf 2 oder 3 Fruchtstande
an jedem Trieb schneide ich alle anderen Bildungen weg, den vor
dadurch mehr Nahrung und Besonnung zufthrend.
_ Auf diese Weise habe ich hervorragende Resultate in bezug auf die _
-Grésse der Frucht, auf Frithreife und Gewicht erzielt. Diese Methode —
erfordert keine hohen, heutzutage so kostspieligen Stabe. Sie verlangt wenig
Bindearbeit und nur eine gelegentliche Kontrolle.
Die Reihen miissen so angelegt sein, dass sie von Norden eee Siiden
laufen, damit die Sonne Boden und. Pepgee: genug erwarmen kann. Die
Reihenweite soll 80 cm betragen, in der Reihe selbst geniigt eine Ent-
fernung von 50 cm.
3. Welche kinstlichen Diingemittel erhdhen den wiirzigen Geschmack ~
der Tomate?
Antwort:
Es ist schade, dass die Frage ce lautet, welche Mittel den wiirzigen
Geschmack der Tomate erhéhen; sonst wirde ich darauf antworten: Pfeffer
und Salz, Essig, Mostrich, Pepe Zucker, Oliven6él und Burgunder. —
Die bisher im Handel befindlichen kinstlichen Diingemittel haben nach
meinen Erfahrungen keinen Einfluss auf den wiirzigen Geschmack
der Tomate. Doch ich will der Wissenschaft nicht vorgreifen; es ware ~
immerhin mégtich, dass solche Hilfsmittel durch Zufall oder Studium ge-
funden wiirden. Das ist jedenfalls sicher, dass Naturaldiinger, z. B. Kuh-
mist, Jauche und andere Exkremente, wenn sie im Frihjahr unmittelbar
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nscha/ten til * Aufbewahrung. v. Obs geeignete Raume besitzen? 137
vor dem Auspflanzen- gegeben werden, den Tomatengeschmack beeinflussen,
aber nach der ungtinstigen Seite hin; das kann man von dem kimstlichen
—~Diinger nicht behaupten.
“ Wer Tomaten mit vorziiglichem Gusghiniack ernten will, pflanze sie
stets nur auf gut kultiviertem Land, das im Jahr zuvor gediingt wurde. Wer
freilich darauf ausgeht, grosse, mit viel Wasser gefiillte Friichte zum ein-
traglichen Verkauf zu ernten, der darf reichliche Diinger- und Wassergaben
nicht scheuen. Der Kenner zieht natiirlich normal gewachsene Friichte
allen gewaltsam getriebenen vor. Der Grossstadter greift in der Regel nach
__-grossen Friichten, weil er eben so sehr mit den Augen als mit dem Ge-
schmack isst.
Vor ubermassigem Giessen rate ich ab. Bei ungiinstiger Witterung
empfiehlt es sich, der Befruchtung nachzuhelfen.
Welche Eigenschaften miissen zur Aufbewahrang
von Obst geeignete Raume besitzen?
Von Garteninspektor Weber (Spindlersfeld).
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Man hort oft von Kleingartenbesitzern und Gartenfreunden Klage fihren,
dass sich ihr geerntetes Obst nicht lange in gutem Zustande erhalt, nament-
lich bald welk wird und leicht schrumpft. Um das zu verhindern, ist es
notig, dass die Friichte zur rechten Zeit gepfliickt werden; der Zeitpunkt
lasst sich vorher schwer bestimmen; er ist fast in jedem Jahre verschieden.
In diesem Jahre trat die Baumreife bei verschiedenen Sorten bereits 14 Tage
frither ein als sonst. Ein geiibtes Auge erkennt die rechte Zeit an der Farbe
der Friichte; bin ich im Zweifel, so entnehme ich dem Baume eine gute
Frucht und schneide sie der Lange nach auf; hat sie schwarze Kerne, dann
herunter damit. Am empfindlichsten in dieser Beziehung sind die Birnen;
zu fruh gepfitickt, welken sie und schrumpfen, zu lange am Baum, namentlich
die fritihen Sorten, werden sie leicht mehlig und teigig. Wenn Wespen und
Hornissen anfangen, den Baum zu besuchen und die Fritchte zu benagen,
dann ist gewohnlich die Baumreife eingetreten. Die Baumreife ist nicht mit
der Genussreife zu verwechseln; letztere tritt bei den Birnen ein, sobald das
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gehen leicht tber, und der Hochgenuss im Geschmack weicht bald. Der
Franzose hat nicht ganz unrecht, wenn er sagt: Man soll die Birne mit der
Uhr in der Hand essen. Welken Aepfel bald nach dem Pfliicken und ohne
ihre nattrliche Genussreife tiberschritten zu haben, so liegt das in der Regel
daran, dass sie zu frith gepfliickt wurden und zu warm und trocken gelegen
haben. Vor allen Dingen ist es noétig, dass die Fruchte recht behutsam vom
Baum genommen werden, um jede Druckstelle zu vermeiden; angestossene,
krippelhafte, wurmstichige und mit Schorf bedeckte Friichte nimmt man
nicht mit aufs Lager, sondern verwendet sie, ehe sie verderben, in der
Wirtschaft.
Ein geeigneter Raum zur -Aufbewahrung und Ueberwinterung des Obstes
muss dunkel, nicht zu trocken, aber luftig sein und eine gleichmassige,
dass die Zellen in der Schale der Frucht, ich glaube, er nannte sie Spalt-
zellen, sich im Dunklen schliessen, wahrend sie am Lichte sich offnen uad
Fleisch um den Stiel herum einem gelinden Fingerdruck nachgibt. Birnen.
moglichst diedrige Temperatur besitzen. Ein Wissenschaftler belehrte mich, ©
138 Wetenke sss dail il miissen z, Aufbewahrung v. Obst geeignete Raume Sositsonee
eine starkere Verdunstung zulassen; zu trockene Luft wiirde id Welken
der Friichte zur Folge haben; grosse Temperaturschwankungen wurden
ebenfalls einen ungtnstigen Einfluss auf die Friichte austtben. Nach meiner
Erfahrung wird ein luftiger Erdkeller, der die genannten Eigenschaften be-
sitzt, gut und zweckmassig fiir die Aufbewahrung von Dauerobst sein; in-
dessen ist nicht jedermann in der Lage und imstande, sich einen solchen zu
leisten. Der kleine Besitzer wird zusehen mtissen, seine Friichte entweder
im Hauskeller oder in einem kthlen Zimmer, moglichst nach Norden gelegen,
unterzubringen und sich noch anderer Hilfsmittel, die ich noch spater er-_
wahnen.werde, bedienen mussen. In einer meiner fritheren Stellungen hatten
sich die Kinder im Herbst Obst aufgesammelt und kleinere Depots angelegt,
das Obst im Grasgarten an der Baumscheibe aufgeschichtet und mit Laub >
bedeckt; der Wind hatte wahrscheinlich noch mehr darttber geweht und die
Schutzdecke vervollstandigt. Der Winter war sehr schneereich, und der
Frost konnte nicht bis zum Obstlager eindringen; wie erstaunte ich, als ich
Ende Februar beim Auslichten der Kronen die guterhaltenen Friichte ent-
deckte; sogar einige Pflaumen waren dabei, die sich leidlich gut erhalten
hatten. Dieses Geschehnis war ein Fingerzeig fur mich. Ich hatte frither
einmal gelesen, dass man Pflaumen lange frisch erhalten kOnne, wenn man
sie in noch nicht v6llig reifem Zustande samt den Zweigen abschnitte und
diese in einem Brunnenkessel aufbewahrte; die Frtichte sollten sich dann bis
Weihnachten gut erhalten; ich habe dieses Kunststtick leider nicht fertig
bekommen. Wahrend des Winters gentigt im Keller eine Temperatur in der
Nahe des Gefrierpunktes vollstandig, und selbst wenn das Quecksilber mal
unter Null sinkt, ist es nicht gefahrlich; eine brennende Kellerlampe 1lasst
die Temperatur bald wieder steigen. Ein warmes Lagern des Obstes bewirkt
schnelle Genussreife; hat man Mangel an reifen Frtchten, so hat man nur
notig, einen Teil davon warmer zu legen. Dies-Verfahren lasst sich nament-
lich bei Birnen und auch Pfirsichen mit gutem Erfolge anwenden. Fruther
herrschte die Ansicht, zum Teil herrscht sie vielleicht auch heute noch,
frischgepflucktes Obst mtisse erst auf dem Hausboden auf Stroh ausgebreitet
werden und schwitzen, ehe es gelagert werden kann; ich bin der Ansicht,
dass durch diese Prozedur den Frtichten unn6tig Feuchtigkeit entzogen wird.
Die Frtchte sind einfach auf glatte Bretterstellagen zu legen, Birnen mit dem
Stiel nach oben, Aepfel umgekehrt; die fiir den Haushalt hergestellten Obst-
stellagen, wie man solche haufig auf Ausstellungen findet, bei denen das
Obst auf Latten zu liegen kommt, sind zu verwerfen, da die Fruchte bei fort-
schreitender Reife sich an den Kanten der Latten drticken; beim Lagern auf
Stroh ist es dasselbe; jeder Strohhalm hinterlasst Spacer auf der Frucht
und drtckt sich ein.
Ich will Ihnen nun flichtig ein Bild geben von dem mir zur Verfugung
stehenden Obstkeller, der seinerzeit nach meinen Angaben errichtet
worden ist. Der Keller ist zwélf Meter lang, innen drei Meter breit, zwei
Meter hoch und mit einem Vorraum versehen. Ein Mittelgang von einem
Meter Breite fuhrt der Lange nach durch den Keller, zu beiden Seiten
befinden sich Stellagen, die bis an die Seitenwande reichen; der Abstand der
Stellagen voneinander, worauf das Obst lagert, ist 28 Zentimeter. Zwei
kleine Schlote, die bis zur Erdoberflache reichen und oben mit Luftfenstern
versehen sind, befordern die Zuftthrung von frischer Luft und werden nur
bei starkerem Frost geschlossen. Der Fussboden des Kellers ist nicht ge-
a
.
- Welche ¢ Bigenschaften miissen zZ. _Aufbewahrung v. Obst geeignete Réume besitzone > ia 39
pflastert oder gedielt, damit bei zu trockener Luft Wasser ausgegossen werden
Kann; solange die Witterung noch warm draussen ist, wird vorn am Eingang
eine Lattentiir eingesetzt, die der Luft freien Durchzug gestattet. Die Be-
arbeitung des Obstes findet vom Mittelgang aus statt; einige Tage vor dem
Einbringen des Obstes wird der Keller gut ausgeschwefelt; ein Aus-
schwefeln, wenn bereits Friichte drin lagern, ist nicht ratsam, oder es muss
sehr vorsichtig und schwach geschehen. Der Niederschlag der schwefeligen
Saure bewirkt kleine tupfenartige Flecke auf den Aepfeln. In meinem Keller,
_der zur Halfte in der Erde, zur Halfte iiber der Erde liegt (die ausgeschachtete
‘Erde ist uber den oberen Teil gebreitet, um das Eindringen des Frostes zu
verhtten), halt sich das Obst ganz vorziiglich und weit tiber die Zeit hinaus. So
habe ich Kaiser-Alexander-Aepfel bis in den April hinein in gutem
Zustande erhalten; es geschah dies zu einem bestimmten Zweck: ich wollte
die Frtichte bis zu einer im Frihjahr stattfindenden Obstausstellung erhalten;
sonst ist es nicht ratlich, Friichte tiber die eigentliche Reifezeit hinaus auf-
zubewahren. Das Aroma geht verloren, der Geschmack wird fade. Obst
ist empfindlich und nimmt leicht, wenn es mit Kartoffeln, Rttben u. dgl. zu-
sammenlagert, fremden Geschmack an. Ein leichtes Mittel, die Fritichte lange
gut zu erhalten, ist das Einwickelnin Papier; man nehme hierzu
Seidenpapier oder auch altes Zeitungspapier, dem ein Geruch von Drucker-
schwarze nicht mehr anhaftet, schneide sich dasselbe in entsprechend grosse
Stucke und rolle die Frucht darin ein. Die an den Seiten offenen Enden
drehe man zusammen und verpacke die so einpapierten Frichte in eine Kiste
oder in ein Fass; es wird sich wohl im Haushalte immer ein entsprechendes
Platzchen zur Aufbewahrung finden. Vielfach fillt man die Zwischenraume
beim Verpacken noch mit Torfmull oder Holzwolle aus, nétig ist es indessen
nicht. Hat man im Haushalte Obst auf Tischen ausgebreitet liegen, so be-
decke man dieses, um das Tageslicht fernzuhalten, bis zur endgiiltigen Ver-
packung mit Papier. Als ich noch keinen Obstkeller besass und es mir
darum zu tun war, Obst bis zum Frthjahr fir eine Ausstellung gut zu er-
halten, standen mir eine Menge schéner und trockener SAgespane zur
_ Verftiigung. Ich kam auf den Gedanken, die in Papier eingewickelten Friichte
in Korbe zu verpacken und in Sagespane einzuschichten. Der Erfolg war
ein grossartiger, die Friichte prachtvoll erhalten und ohne Tadel, die
Farbung ausgezeiehnet; doch der hinkende Bote kam nach: die Fritichte
hatten einen abscheulichen Kiengeschmack angenommen, der sich erst nach
geraumer Zeit verlor. Man wird gut tun, die eingewickelten und verpackten
Friichte von Zeit zu Zeit durchzusehen und umzupacken, um etwa faulende
Frtichte zu entfernen; man hat nicht n6tig, die Fritchte auszuwickeln,
faulende Stellen machen sich durch das Papier hindurch bemerkbar.
Oefter habe ich gehért, dass man Aepfel, ebenso wie Ritben und Kar-
toffeln, wahrend des Winters einkuten kann. Vor vielen Jahren, nach
einer reichen Obsternte, habe ich auch dies versucht und minderwertige
_Aepfel, die Wirtschaftszwecken dienen sollten, eingemietet. Ich suchte mir
“einen Platz aus, der noch keinen Diinger gesehen und auf welchem noch
nichts angebaut war, hob die |Erde einen guten Spatenstich aus und schichtete
die Aepfel hinein; obenauf kam eine Schicht Stroh, dariiber die ausgehobene
Erde. Damit der Frost nicht eindringen sollte, wurde spater noch Laub
aufgebracht. Die Aepfel hatten sich gut erhalten, hatten aber einen erdigen
Geschmack angenommen, der sich allerdings spater wieder verlor. Zu dieser
a _ Art Ueberwinterung will ich indessen nicht raten; dazu ist das Obst zu
\
140
edel, das Risiko dagegen zu gross; Mause und Ratten sind arge Feinde und
stellen sich bald ein.
Alle rauhschaligen Aepfel, wie Kurzstiel, versciiedagem
graue Renetten, Parkers Pepping usw. schrumpfen leicht ein; —
fiir solche ist es von Vorteil, sie in Papier einzuwickeln; bei Friichten mit
fettigem, wachsartigem Ueberzug, wie ihn der Geflammte Kardinal,
der Danziger Kantapfel, der Gelbe Edelapiel, Bote.
apfel besitzen, ist dies weniger nétig, wenn man sonst nicht einen zu
trockenen Aufbewahrungsort hat. Man soll die Frichte moéglichst einzeln
legen und nicht schichtweise tbereinander packen; falls ich jedoch beim
Einbringen in den Keller nicht genug Platz habe, lege ich mehrere Schichten
ubereinander; es wird bald wieder Platz im Keller, und spater kann man
Sie auseinanderbringen; harten und spatreifenden Frtichten schadet das
Uebereinanderbringen in der ersten Zeit nicht. Faulende und mit faulenden
Flecken versehene Friichte sind auszulesen und bald zu entfernen, damit
andere nicht angesteckt werden. Wir besitzen, namentlich unter den Aepfeln,
bei geeigneter Aufbewahrung Sorten von langer Haltbarkeit, die sich bis zur
neuen Ernte aufheben lassen; hierher gehoren: der rote Eiserapfel,
Rheinischer Bohnapfel, grttner Fitrstenapfelt und andere
mehr.
- Welche Bemangelungen
haben die Obstbauer gegen die Kataloge der
Baumschulen und deren Lieferungen vorzubringen ?
Vortrag von Herrn Geheimrat Furstenberg (Biesdorf bei Berlin),-
gehalten auf der 1084. Monatsversammlung am 28. Oktober 1920.
Im Obstausschuss der D. G. G. sind: wiederholt Bemangelungen gegen
die Kataloge der Baumschulen und deren Lieferungen vorgebracht worden;
dieser Umstand hat Veranlassung gegeben, die Frage heut zur Er-
Orterung zu stellen. Vorweg will ich anerkennen, dass die Kataloge vieler
Baumschulen in der Vorkriegszeit und auch in den ersten Jahren des Krieges
recht Belehrendes enthielten; ich gestehe gern, dass ich aus diesen Katalogen —
sehr viel gelernt habe. Wenn wir aber beriticksichtigen, dass, wie auch auf
der Erfurter Tagung der Deutschen Obstbaugesellschaft 1919 allseitig her- —
vorgehoben ist, die Zukunft des deutschen Obstbaues im Kleinbetrieb
liegt, dass in den letzten Jahren ein unbeschreiblicher Heisshunger nach
Landparzellen sich bemerkbar macht und dass Abertausende von Obst-
baumen gepflanzt sind, so mtissen wir doch leider bekennen, dass die
Kataloge diesen meist ganz unerfahrenen Neusiedlern nicht gerecht wurden.
Unter den Neupflanzungen sehen wir leider unendlich viele Jammer-. *
gestalten von Obstbaumen, die als Ueberstander der Baumschulen endlich
ihren Mann gefunden haben, und darunter viele sogenannte Buschbaume, her-
ruhrend aus verunglickten Pyramiden von oft hohem Alter. Diese Pflanzun-
gen werden spater grosse Enttauschungen hervorrufen;. sollen diese Ent-
tauschungen aber nicht noch grésser werden, mtissen wir im Interesse dieser
Neusiedler erstreben, dass sie sich vor der Auswahl der Sorten und vor
dem Pflanzen schnell tiber das Wesentliche unterrichten kénnen, und diese
Belehrung kann nirgends besser als durch eine gedrangte Darstellung :
in den Katalogen erfolgen, und zwar ohne erhebliche Belastung der Baum-
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We che te ai haben die Obi baner gegen die Kataloge? 141
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schulen. Den Einwand, dass es ja zu diesem Zweck genugend Lehrbticher
gebe, kann ich nicht als durchschlagend anerkennen, weil die ‘Erfahrung in
vielen Fallen lehrt, dass die Interessenten meist erst anfangen, sich mit der
Fachliteratur zu beschaftigen, nachdem sie die Anlagen schon ausgefthrt
haben; Kataloge aber verschaffen sie sich vorweg.
Ich halte es auch fiir empfehlenswert, dass diese kurzen Belehrungen
gleich zu Anfang der Obstbaumkataloge stehen, wie es verschiedene Baum-
schulen sehr zweckmassig bereits machen, damit der Neuling zunachst sofort
_ hierauf hingewiesen wird.
Diese Belehrungen mussten zunachst kurz den Einfluss und die Wirkung
der verschiedenen Unterlagen: Wildling, Doucin oder Splittapfel, Paradies-
apfel, Quitte, Zwischenveredelung auf Quitte, beleuchten, auch angeben, wie
sie sich in den verschiedenen Bodenarten verhalten. Dann ware aber be-
sonders hervorzuheben, dass bei den schwachwiichsigen Unterlagen die
Veredelungsstelle stets frei und etwa 10 cm Uber der Erde bleiben miisse,
weil sonst durch Bildung von Wildlingswurzeln die erstrebten gunstigen
-Wirkungen der ersteren wieder aufgehoben werden; ferner ist darauf hin-
‘ zuweisen, dass die Quittenunterlage vor igre alc durch Anhaufeln mit
Erde oder durch sonstiges Bedecken zu schiitzen ist; bei den einzelnen
Sorten ware alsdann anzugeben, ob sie feuchten oder trockenen Boden usw.
lieben und ob sie besonders -ungezieferempfanglich sind, wie z. B. die
- Goldparmane fiir Blutlaus, die Landsberger Renette fiir Meltau usw.
Habe ich bisher Wiinsche und Anregungen vorgebracht, so will ich jetzt
zu den Beanstandungen und Bemangelungen selbst tbergehen:
In den Katalogen wird fast bei allen Sorten angegeben: ,,frith und reich-
tragend“, obgleich von vielen Sorten in der Fachliteratur langst Ueber-
einstimmung dartiber herrscht, dass sie zwar hochedel, aber nicht reich- .
tragend sind; eine mehr ntichterne, sachliche Beschreibung ist dringend
zu wunschen. :
Die Mehrzahl der Baumschulen ktndigt. auch die niederen Formen
(Pyramiden, Buschbaume, Spaliere, Schnurbaume) derjenigen Birnen-
sorten, die nicht willig auf Quittenunterlage fortkommen, als auf Wild-
ling veredelt an; die Zwischenveredlung wird ganz selten erwahnt. Ich
muss dies Verfahren als einen Missstand ansehen, da derjenige Neusiedler,
der diese auf Wildling veredelten Birnen als kleine Formen in nahrhaften
Boden von hoher Kultur und geniigender Feuchtigkeit bringt, bei der leider
fast tiberall tiblichen engen Pflanzung von vier Meter Entfernung sie im
Wuchse nicht wird bandigen kénnen und lange auf Ertrag wird warten
mussen, um alsdann vielleicht noch zu sehen, dass er bei der Starkwuchsigkeit
des Baumes zu eng gepflanzt hat. Wir miissen-erstreben, dass alle Baum-
schulen diese Zwischenveredlung einfithren und in ihren Katalogen dariiber
mitteilen, dass die genannten Birnensorten in kleinen Formen flr wasser-
haltende Béden in guter Dungkraft und Kultur auf Zwischenveredlung, fiir
sandige, trockene Bodenarten aber auf Wildlingsunterlage geliefert werden.
Selbstverstandlich dirfen die Baumschulen fir die Zwischenveredlung einen
angemessenen Aufschlag berechnen, da sie ja die Baume ein Jahr langer |
zu stehen haben.
Ein wunder Punkt in den Verkaufsbedingungen ist der M angel an
Gewdahrleistung fiir die Sortenechtheit. Einige Baumschulen
sagen hiertiber tberhaupt nichts; andere wollen nur den Wert der Rechnung
I .
142 Welche Bemdngelungen haben die Obstbauer gegen die Kataloge>
ersetzen. In einem Betriebe, wo Redlichkeit, Ordnung und Uebersicht
herrschen, mussen Verwechslungen in den Sorten so gut wie ausgeschlossen
sein; glaubt aber der Betriebsleiter, seiner Sache nicht ganz sicher zu sein,
so mag er fur die Gewahrleistung einen Zuschlag zu seinen allgemeinen
Unkosten nehmen. Werden falsche Sorten geliefert, so liegt entweder grobe
Fahrlassigkeit oder Schlimmeres vor; in beiden Fallen muss die liefernde
Firma voll haftbar bleiben. Einige Beispiele aus der Praxis moégen die
Griinde meiner Bemangelungen dartun: Professor Kister in Mincheberg
hatte fur seine Anlage 600 frithreifende Pfirsichbdume bezogen; als sie
nach vier bis fiinf Jahren anfingen zu tragen, stellte es sich heraus, dass
es nicht die bestellten Sorten, sondern solche waren, welche zum Teil tber-
haupt nicht reif wurden. Der Lieferant bekannte schliesslich, dass er die
bestellten Sorten weder selbst gehabt hatte, noch sich beschaffen konnte,
dass er sich aber den grossen Auftrag nicht habe entgehen lassen wollen
und deshalb alle erreichbaren Baume zusammengekauft habe. Mulisste der
Empfanger nicht fur vierjahrige nutzlose Behandlung der Baume schadlos
gehalten werden?
Ich selbst bekam fiir meine Anlage statt neun ,,Frithe Alexander“ und
statt neun ,,Amsden“ nur spate Sorten; statt ,,.Doppelte Philippsbirnen“ die
»yEsperine“’ und ,,Esperens Bergamotte“ usw. geliefert. Diese Beispiele
lassen sich vervielfachen. Wir mtissen deshalb erstreben, dass fur die Echtheit
der Sorte auf die Dauer von etwa fiinf Jahren mit der Massgabe Gewahr
geleistet wird, dass bei dem Nachweise des Mangels der gewahrleisteten
Eigenschaft fur jedes Jahr ein Prozentsatz des Rechnungsbetrages (50% Pr)
als Schadloshaltung ftir die nutzlos aufgewendete Arbeit und Mihe und fir
den entgehenden Gewinn der Ernte von der bestellten Sorte gewahrt werden.
Fur einen ordentlich geleiteten Betrieb bedeutet diese Gewahrleistung Kein
Risiko, fur einen schlechten Betrieb aber die verdiente Strafe. | Selbst-
verstandlich mutsste die Identitat der bezogenen Baume unter Ausschluss
jeden Zweifels sichergestellt werden.
Fast alle Kataloge enthalten die Verkaufsbedingung, dass die ‘Baume
schule fiir den Fall, dass Ersatz nicht ausdriicklich verboten ist, berechtigt
sein soll, einen gl ti oe en Ersatz zu-liefern. Ueber den Besrm
der Gleichwertigkeit kénnen aber die Meinungen sehr weit auseinander-
gehen; die Baumschule kann also unter diesen Bedingungen ruhig die Be-
stellung von tausend ,,Vereinsdechantsbirnen“ entgegennehmen und hierfur
ruhig tausend ,,Pastorenbirnen“ oder anderen beliebigen minderwertigen
Ersatz liefern. Der erfahrene Besteller wird sich zu schtitzen wissen, in-
dem er sich jeglichen Ersatz verbittet; meine Bestrebungen gehen aber dahin,
auch den unerfahrenen Neuling, den Neusiedler, vor Schaden zu behtten.
Wenn die Baumschulen dem entgegenhalten, dass beim Wegfall dieser
Verkaufsbedingungen ihnen viel Schreibereien und den Bestellern Ver-
zogerungen in der Ausfithrung der Auftrage entstehen wtirden, so kann ich
diese Einwendungen nicht als durchschlagend anerkennen. Unsere Bestre-
bungen mussen also darauf gerichtet bleiben, dass die gertigte Verkaufs-
bedingung aus den Katalogen verschwindet.
Ich denke mir, dass die angestrebten Besserungen wohl dadurch er-
reicht werden kénnen, dass die Interessenten ihre Bemangelungen vielleicht
bei der Landwirtschaftskammer oder bei einer anderen zustandigen | Stelle’)
| ay. Die berufene Stelle ware wohl die Deutsche Obstbaugesellschaft in Eisenach.
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PER ovals Pentlandii var, albiflora Weidlich var, nov. 143
a anbringen, dass hieruber mit den Baumschulen verhandelt wird und dass
_ iletztere alsdann nach erzielter Verstandigung auf das Titelblatt ihrer
Kataloge einen Vermerk etwa dahin setzen:
»Die (Namen der Kammer) hat gegen diesen Obstbaumkatalog Ein-
wendungen nicht erhoben.“
Baumschulen, die sich dauernd weigern, ihre Kataloge der bezeichneten
_Pritifungsstelle zu unterbreiten, wiirden in der Fachpresse 6ffentlich zu be-
nennen sein, um die Interessenten hierauf aufmerksam zu machen.
: Ich hoffe, dass die Baumschulen meine Anregungen wiirdigen und auch
ihrerseits bemuht sein werden, alles zu tun, was im Interesse der Obst-
neusiedelungen liegt; alsdann werden ja in absehbarer Zeit alle Bemange-
lungen aufhoren. (Fortsetzung folgt.)
Echinopsis Pentlandii
var. albiflora Weidlich var. nov.
E. Weidlich (Lichterfelde). (Hierzu Abb. 17.)
Von jeher war es gerade die Gattung Echinopsis, die sich bei allen
Liebhabern der meisten Gunst in bezug auf Schénheit der Blumen erfreute.
Zu den bluhwilligsten kann man getrost die Echinopsis Pentlandii zahlen,
die von Pentland als Samen aus den Bergen Perus eingefiihrt worden war.
Sie zeigte sich als wenig anspruchsvoll und bald als williger Blither. Hild-
mann, der seinerzeit in Lyon und spater in Birkenwerder seine Spezial-
Kulturen in Kakteen besass, hatte sich in der Anzucht dieser Arten grosses
Verdienst erworben.
Da die Farbung der Bluten sehr variabel war, kam es auch, dass schon.
nach gar nicht langer Zeit iiber 40 verschiedene Varietaten in den Kata-
logen verzeichnet wurden. Karl Schumann zog sie in seiner Gesamt-
beschreibung der Kakteen bis auf sechs Arten zusammen.
Viel ist aber seitdem verloren gegangen, und der grosse Weltkrieg mit
seinen schweren Nachwirkungen durch Kohlenmangel hat zum grossen Teil
mit dazu beigetragen. Ueberall, wohin man hort, erfahrt man, dass grosse
Sammlungen bis auf geringe Reste zusammengeschrumpft sind; manche
wertvolle Art ist uns fur lamge Zeit — vielleicht gar fir immer — ver-
loren gegangen.
Die vielfachen Spielarten der Echinopsis Pentlandii sind voraussicht-
lich Heimathybriden, die aber durch ihre Samenbestadndigkeit botanisch den
-Vorzug der Anerkennung geniessen. Die Farben der Bltiten sind vom
Karminrot bis Orange in ailen Schattierungen vorhanden. 1897 hat Rudolf
Meyer dann eine neue Art Pentlandii var. ochroleuca ver6ffentlicht, die eine
_ gelbe Bliite zeigte. Leider ist diese Art auch aus den Sammlungen ver-
schwunden, so dass Karl Schumann in seiner Ikonographie schon sagt:
Die gelbbliihende Art habe ich noch nicht gesehen.“
| Aus dem Nachlass des grossen Kakteenztichters E. Heese hatte ich
eine kleine Pflanze tbernommen, deren Herkunft ich aber nicht ergriinden
konnte. In seinen Aufzeichnungen fand ich nur: Echps. Pentlandii, soll weiss
blithen. Jetzt, nach sechs Jahren, gelang es mir, zum ersten Male sie zum
Blithen zu bringen, und freudig tiberrascht konnte ich die Tatsache fest-
Stellen, dass die Grundfarbung weiss ist. Ich lasse Abbildung und Be-
schreibung hier folgen.
eS afy
144 Echinopsis Pentlandii var. albiflora Weidlich var,
K6rper einfach, helleres Griin, oben gerundet, am Scheitel schwach ein-
gesenkt, kahl. )
Die 15 Rippen gerade, ungefahr “ cm hoch, scharf. Am Scheitel durch
scharfe Furchen geschieden, die vom % Korper ab in dunklen Linien nach
unten verlaufen. |
Areolen 3 cm voneinander entfernt, schief-elliptisch in kleinen Furchen
eingesenkt, mit kurzem, hellbraun-weisslichem Wollfilz bekleidet, der aber
bald verkahlt. ! ae
Randstacheln 8—10 strahlend gerade, durchscheinend hellbraun, am
unteren-Ko6rper vergrauend. Die oberen langer und starker, bis 3 cm
Qe eee ee ee ee
Abb, 17. Echinopsis Pentlandii var. albiflora Weidlich var. nov.
messend. Mittelstacheln 4 cm lang, einzeln, jedoch nur an dem oberen Teile
des Korpers, gekriummt aufsteigend und niemals direkt aus der Mitte der
Stacheln hervortretend. | : |
Bluten seitlich, ganze Lange derselben 5 cm. Fruchtknoten beschuppt,
saftig-hellgriin, mit grossen, blattartigen, spitzen Schuppen bedeckt. Aus
ihren Achsen tritt graue Wolle, die mit langen, braunen Faden vermischt
ist, hervor. Blutenhtlle trichterformig, uber 4 cm im Durchmesser.
Aeussere Bliitenhillblatter weisslich, nach den Spitzen zu ein rosa Anflug;
die inneren spatelformig, kurz zugespitzt, teilweisé etwas ausgezackt,
weiss und nur an den R&andern mit leichtem gelblichen Anflug. Die
langeren Staubgefasse sind am dAusseren Rande der Rohre angewachsen,
wahrend die kiirzeren bis zum Schlunde der Rohre reichen. Faden weiss,
Beutel gelb. Der hellgriine Griffel tiberragt sie kaum mit 6 blassgrunen
Narben. : Sa
Ueber Gdartnerei-Glas. : 145
SS eee eee + 7
Ueber Gartneret- Glas.
Vonu-Dr. Fuego -F ls ohe r:
Jeder Leser dieser Zeitschrift weiss, dass das Wachsen und besonders
das Blihen der Pflanzen in hohem Grade vom Licht abhangig ist (vgl.
1. Aprilheft der ,,Gartenflora“, 1911). Die Strahlen, die uns die Sonne zu-
schickt, sind von vielerlei Art, verschieden zunachst durch ihre Wellenlange.
: Die langwelligsten sind die Warmestrahlen; ihnen folgen die sichtbaren
a Strahlen der ,,sieben Regenbogenfarben“, vom Rot bis zum Violett von ab-
q -nehmender Wellenlange'), sodann die noch kurzwelligeren unsichtbaren
ultravioletten Strahlen. Fur die Pflanze sind in erster Linie diejenigen
Strahlen unentbehrlich, welche der Kohlensaure-Assimilation dienen, das
‘ sind die hellroten, orange und gelben Strahlen, in geringerem Masse die
; blauen und abnehmend die violetten. Das Licht wirkt ferner hemmend auf
_. das Wachstum (Dunkelsprosse wachsen bekanntlich starker in die Lange),
: und ubt demzufolge auf wachstumsfahige Organe den Einfluss, dass sie
zur Lichtquelle hin wachsen (Helio- oder Phototropismus); dies ist vor-
wiegend eine Wirkung der blauen, violetten bis ultravioletten Strahlen, so
dass eine nur rotes bis gelbes Licht empfangende Pflanze fast ebenso stark in
die Lange wachst oder ,,vergeilt“, wie eine ganz verdunkelte Pflanze. Nur
im Licht erfolgt auch das Ergriinen der Pflanzenorgane, die Chlorophyll-
bildung.
Nun hat jede Art von Glas ihr besonderes Verhalten zu den verschiedenen
s Strahlengattungen, und dem Gartner ist es nattirlich ungemein wichtig zu
3 erfahren, welche Glassorte fiir seine Zwecke die beste ist, eine Frage, auf
; welche letzten Endes nur die experimentelle Pflanzenphysiologie erschopfende
_ Antwort geben kann.
f Einige einschlagige Versuche hat in neuerer Zeit uber solche Fragen
| - Sanitatsrat Dr. F. Schanz (Dresden) angestellt, teils in den Versuchs-
i garten der Forstakademie Tharandt und in Schellerhau, teils im Bo-
_ tanischen Garten zu Dresden. Veré6ffentlicht sind die Ergebnisse in den
E Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Jahrgang 1918 und 1919,
- §. 619—637 bzw. 430—442. Eine Anzahl von Abbildungen gibt teils die
, Spektra, also die verschiedene Lichtdurchlassigkeit der benutzten Glassorten,
e teils die in Kasten unter solchen Scheiben herangezogenen Pflanzen wieder.
=. Sch. hat, zunachst als Augenarzt, ein Glas angegeben, das, ohne farbig zu
; sein, die ultravioletten Strahlen verschluckt; diese sind namlich von schad-
licher Wirkung sowohl auf die ganze Korperhaut des Menschen (daher der
Sonnenbrand der Alpenwanderer), wie ganz besonders auf die Linse und
die Netzhaut unseres Augapfels. Das neue Glas nennt er darum ,,Euphos-
Glas“, was man zu Deutsch mit ,,Wohllicht“- oder ,,Gutlicht-Glas“ tibersetzen
_konnte, ,
Mit Scheiben dieses Glases wurden nun Mistbeetkasten bedeckt, zunachst
im Vergleich mit gewohnlichem Fensterglas und mit rotem Glas; je ein
Kasten blieb unbedeckt, um das volle Licht einwirken zu lassen, weil auch
gewohnliches Glas schon viel von den ultravioletten Strahlen verschluckt
oder ,absorbiert“. Die Versuche zeigten eine starke Férderung des Wachs-
tums unter dem Einfluss des Lichtes, das durch Euphos-Glas seiner violetten
Strahlen beraubt war. Am starksten, abnorm gefordert, war das Wachstum,
1)-Diese geben vereinigt das ,,weisse“ Licht.
146 . Ueber GartnéreOtas, 3
wie zu erwarten, unter dem roten Glas: Stengel und Blattstiele uberlang,
aber schlaff, die Blatter zum Teil gross, aber dann glockenférmig gewé6lbt,
infolge von verstarktem Wachstum der oberen Gewebsschicht. Fur spatere
Versuche wurde noch Euphos-Glas in zwei verschiedenen Dicken benutzt,
und weiter je ein Kasten mit gelber plus Euphos-Scheibe, mit griiner plus
Euphos-Scheibe und mit blauvioletter Scheibe bedeckt. Das Langenwachstum
war unter dem dicken Euphos-Glas am starksten, unter den es
drei Bedingungen von Stufe zu Stufe abnehmend.
Von Interesse ist, dass der Ausschluss der ultravioletten Strahlung
ohne schadlichen Einfluss auf die Bltttenbildung war, ja,
Petunien bluhten unter Euphos-Glas fruher auf als in allen anderen Versuchs- —
reihen. Manche Botaniker hangen immer noch an der alten, langst tiber-
holten Hypothese von Sachs, wonach im ultravioletten Licht die Pflanze
besondere ,,blutenbildende Stoffe“ erzeugen sollte, welche ihrerseits die Bliih-
reife bedingen sollte. Schon 1900 hat Klebs nachgewiesen, dass jene Mei-
nung auf einem Versuchsfehler beruhte; hier sehen wir diesen Nachweis
abermals bestatigt.
Aber bei der Farbstoffbildung der Bliiten ist die ufecaviolede
Strahlung tatig wirksam; die unter Euphos-Glas erblihten Petunien waren
blasser in der Farbung. Neen viel deutlicher zeigte sich das bei rotblattrigen
Anthocyan enthaltenden Pflanzen: rotfleckigem Salat, Rotkohl (hier blieben
die Nerven zartrosa gefarbt), bei Blutbuche, Celosia Thomsoni, Begonia
hybrida. Die unter. Euphos-Glas entwickelten Blatter blieben rein grin. —
Junge Blutbuchen, aus dem Euphos-Kasten in freies Licht gebracht, verloren
alle ihre grtinen Blatter durch Abwelken und trieben dann von neuem Laub,
aber von dunkelroter Farbung. Auch die bekannte rétliche Farbung jungen
Eichenlaubes blieb aus, wenn die Pflanzen unter Ausschluss des ultravioletten
Lichtes standen.
Wenn nun Schanz aus seinen Beobachtungen he Folgerung zieht, der
niedergedriickte Wuchs, welcher die Alpenpflanzen charakterisiert und der
bei Kultur im Tiefland haufig mehr oder weniger verloren geht (z. B. Edel-
weiss!), sei darauf zuruckzufuhren, dass das Licht mehrere tausend Meter —
uber dem Meere noch weit mehr an ultravioletten Strahlen enthalt als das
Licht im Tiefland, das diese Strahlen auf seinem Weg durch die immer dichter
werdenden unteren Luftschichten schon grossenteils eingebusst hat, so wird
man ihm darin gewiss zustimmen kénnen, wenn auch diese Ursache vielleicht
nicht allein wirksam ist; eine gewisse ,,Anpassung“ an den in der dtinneren
Luft der Berge so viel schwierigeren ,.Kampf um die Kohlensaure® ist bet
der Wuchsform der Alpenpflanzen doch wohl auch zu bertcksichtigen.
Eine andere Frage ist, ob der Ausschluss der ultravioletten Strahlung
in der praktischen Gartnerei wtinschens- und erstrebenswert sei; Schanz
meint diese Frage bejahen zu sollen. Nun ist aber das starkere Langen-
wachstum der Pflanzen doch in der Regel nicht das, worauf der prak-
tische Gartner hinaus will. Ob seine Euphos-Pflanzen auch kraftiger
gewachsen waren, geht aus den vorliegenden Angaben nicht hervor. Es wird —
aber kein vernunftiger Pflanzenpfleger die Erfolge seines Kulturverfahrens
nur mit dem Meterstab messen; hier miisste Feststellung des erzielten
Pflanzengewichtes verlangt werden.
Ob nichg die ultravioletten Strahlen doch vielleicht in der Pflanze eine
niitzliche Reaktion auslésen, ware wohl noch festzustellen. Durch Héren-
a ein Gantenrendd
sagen erfuhr ich, dass neuerdings ein von der Jenaer Glasfabrik Schott
& Gen. hergestelltes ,,Univol-Glas“, das seinen Namen gerade von seiner
Starken Durchlassigkeit fir ultraviolette Strahlen hat, fir Mist-
_beetfenster und Glashauser empfohlen wird. Und aus Amerika kam die
Nachricht, dass man durch Bestrahlung mit den viel ultraviolettes Licht
liefernden Quecksilberdampflampen ganz hervorragend giinstige Ein-
wirkungen auf Kulturpflanzen erzielt hatte: eine Behandlung von 2 bis
3 Stunden am Tage gentgt, um die Ernteperiode des Zuckerrohres von 20
q auf 12 Monate herabzusetzen, wahrend der Zuckergehalt um 30 v. H. erhéht
a A I I al eat ae i al
wurde! Leider sind die Betriebskosten fiir jene Lampen sehr betrachtlich,
so dass ein praktischer Nutzen zunachst nicht dabei herauskam (vgl. ,,Die
Umschau“, Jahrg. 1919, H. 39, S. 621).
Jedenfalls wird noch festzustellen sein, ob die Pflanzen besser unter der —
Einwirkung oder unter Ausschluss der ultravioletten Strahlen gedeihen. Fur
die anzustellenden Versuche wird sowohl das Euphos- wie das Uviol-Glas
von grésstem Werte sein, letzteres, weil es Glasbedeckung ohne wesentliche
Schwachung der kurzwelligen Strahlen erméglicht. Denn wenn man Pflanzen,
- um sie letzteren auszusetzen, unbedeckt halt und sie mit solchen, die unter
Euphos-Glas gewachsen sind, vergleichen will, so ist es kein ,,reiner Ver-
| such“ mehr, weil die Glasbedeckung als solche schon beztiglich Temperatur,
_ Luftfeuchtigkeit usw. ganz andere Bedingungen schafft als das Wachstum
an freier Luft.
Mit Erfolg hat man fur Gartnereizwecke schon (nach hollandischem
Vorgange) vielfach das verhaltnismAssig billige ,,Rohglas“ benutzt, das auch
_ ziemlich viel von den ultravioletten Strahlen, aber auch etliches von dem
_ sichtbaren Licht verschluckt: ein Zeichen fur die bekannte Tatsache, dass
es der Pflanze unter normalen Bedingungen an dem nétigen Licht fiir den
lebensnotwendigen Assimilationsvorgang jedenfalls nicht mangelt, denn sonst
misste der Lichtverlust durch das Rohglas von schddlichen Folgen sein.
Es ware nun sehr zu wiinschen, dass die hier angeregten Fragen durch
exakte Versuchsanstellung eine zuverlassige Beantwortung fanden; fiir die
G&rtnerei ist es ohne Zweifel von grossem Belang, zu erfahren, welche Glas-
sorte denn eigentlich ihren Zwecken die zusagendste ist. Nattrlich ist es
jedem unbenommen, in seinem Betrieb es so und so zu versuchen; aber die
Technik der Versuchsanstellung will doch besonders gelernt sein. Es kann
jemand ein sehr tuchtiger Praktiker sein, der doch ihren Grundsatzen fremd
gegentibersteht. Das entscheidende Wort wird hier die Wissenschaft zu
sprechen haben, fur welche es auch noch manche rein theoretische BR
auf diesem Gebiet zu lésen gibt.
Mein Gartenfreund.
Ein Lobspruch auf den Igel. ‘Hierzu Abb. 18.)
Jawohl, der Igel (Erinaceus europaeus L.) ist mein besonderer-
Gartenfreund. Ich hege und pflege ihn aus zwei Griinden schon seit Jahr-
zehnten: seines unbestreitbaren Nutzens und seiner Drolligkeit wegen.
Ueber sein hausliches Glick und seine Nachkommenschaft bin ich stets
genau unterrichtet. Je mehr, je besser! Zwar geht er bei sinkender Sonne:
allein aus ... und sie auch. Zwar halt er hier seinen | Winterschlaf auf einem:
148 Mein Gartenfreund.
selbstgefertigten, weichen, unterirdischen Sofa mit warmer Decke .. . und
sie dort, aber im Mausefang und in der Vertilgung von Mai-, Mist- und
anderen Kafern und ihren “Larven, im Fang von Grillen und Heuschrecken
tut jedes Ehegespons seine vollé Pflicht. Auch halten sie ihre Kinder schon
fruhzeitig zu gleich lobenswerter Beschaftigung eifrig an.
Hiihnereier habe ich sie nie, herabgefallenes Obst nur selten verzehren
sehen, immer dann, wenn es an anderer Nahrung gebrach. Anders freilich
Herr Kgl. Forstmeister Otto in Sterkrade. Er schreibt im Dezember 1908
in der ,,Deutschen Jagerzeitung“, dass er eines Abends im September auf
Kaninchen auf Anstand gesessen habe. Da kam ein starker Igel angepilgert
und zog zu Felde. Er kam an einem uralten Birnbaum vorbei, dessen Friichte
Abb. 18. Meine Gartenfreunde,
iiberreif und einladend am Boden lagen. Sofort begann der Igel seine Mahl-
zeit. Als er gesattigt war, fing er an, sich zu walzen und ging mit mindestens
funfzehn von den kleinen auf seine Stacheln gespiessten Birnen denselben
Weg zuriick. “ae
| Am nachsten Tage kam er wieder, um das gleiche Spiel zu wiederholen.
Dann geckerte er; im Nu waren drei halbwutchsige Igel um ihn herum, und
nun schiittelte er sich genau wie ein nasser Hund. Die Birnen flogen nach
allen Richtungen, und die Jugend hatte ihr Abendbrot.
Meine Aalteste ,,.Mutter Igeln“ leihe ich alljahrlich an befreundete Familien
zur Kuchenschabenvertilgung aus. Sie weiss das schon und verreist auf
kurze Zeit ganz gern. Die Gebriider Miller, ausgezeichnete Kenner der
-hessischen Vogelwelt, verdammen meinen Gartenfreund nicht, sondern
erteilen ihm, weil sie auf sein gan zes Leben sehen, unbedenklich Absolution
in Hinsicht auf seine vereinzelten Angriffe auf Vogelnester und junge Hiihner.
Unser Bild zeigt mein stacheliges Quartett vom jiingsten Wurf. Eine
-Lust zuzusehen, wie sich jedes der vier Igeltemperamente und daciugtdt
‘Begabung schon beim Schiisseln verrat.
_ Darum sorgt, dass mein lieber Gartenfreund auch bei Euch cinviche
Er wird seinen Charakter als Kammerjager und amiisanter Kobold nicht
werleugnen. | Otto Ludwig.
i
= om!
+ —,
—— es es Se)! ee
-. eee,
- linge
Erstes Ausschreiben fiir den Max -
Ziegenbalg-Preis.
Nach den Bestimmungen tber den
Max-Ziegenbalg-Preis hat
der Vorstand unter den eingesandten
Vorschlagen fiir das Preisausschrei-
ben folgende Aufgabe ausgewahlt:
»Kann Deutschland seine Be-
- vélkerung ohne auslandische Ein-
fuhr hinreichend mit Gemtse ver-
sorgen? Wenn ja, welche Mass-
nahmen sind seitens der Regierung,
welche seitens der Gemtiseziichter
zu treffen, um in obigem Sinne den
deutschen Gemiisebau zur héchsten
Bliite zu bringen und die schranken-
lose auslandische Einfuhr entbehr-
lich zu machen ?“
Der Max-Ziegenbalg-Preis
betragt 3000 Mark. Die Bewerbung:
um den Preis ist frei; sie ist nicht an
die Mitgliedschaft zum Verbande ge-
bunden. Die Preisarbeiten sind bis
zum 1. Februar 1921 dem Vorstande
des Verbandes einzureichen. Sie sind
nur mit einem Kennwort zu versehen. |
Ein verschlossener .Umschlag mit
dem gleichen Kennwort, der den
_Namen des Verfassers enthalt, ist bei-
zufiigen. Die preisgekrénte Arbeit
geht in das alleinige Eigentum des
Verbandes deutscher Gartenbau-
betriebe tiber. Die Preisrichter fur
die eingegangenen Arbeiten werden
vom Ausschuss in seiner Sitzung im
Februar 1921 gewahlt. Wir fordern
alle in Betracht kommenden Kreise
zu einer regen Bewerbung um den
Max-Ziegenbalg-Preis auf.
Der Vorstand des Verbandes
deutscher Gartenbaubetriebe.
Otto Bernstie!,. Vorsitzender.
»Uspulun™.
Wir haben in diesem Sommer
ideales Wetter fiir das Gedeihen des
Schorfpilzes (Fusikladium) ge-
habt; von Anfang April bis in den
September hinein hatten wir durch-
schnittlich jeden dritten bis vierten
Tag meist ergiebige Regenfalle. In
meinem am 28. November 1919 in der
gehaltenen Vortrag tber
die ee eupiing der Obstbaumschad-
eft 1 der ,,Gartenflora“
1920, Seite 18 — erwahnte ich das
von den Farbwerken Friedrich
Bayer& CoinLeverkusen bei
Verschiedenes.
=
Verschiedenes.
K6éln hergestellte Chlorphenolqueck-
silberpraparat ,,Uspulun“ als neues
Mittel gegen den Schorfpilz und er-
suchte, hiermit Versuche anzustellen.
Ueber meine eigenen Versuche kann
ich folgendes berichten:
| Wie in friheren Jahren waren auch
fO19emeine: Diels, Le: Ise ¢ ties
Makame Verte, : Olivier-de
Serres,.Comtesse de Paris
fleckenrein geblieben, wahrend eine in
der Nahe stehende Hardenponts
Butterbirne und drei auf Espe-
rens Bergamotte umveredelte Com~-
tessede Paris vollstandig rissige
Frtchte brachten, die iberhaupt nicht
zu verwerten waren. Diese vier
Baume habe ich nun im April dieses
Jahres im schon belaubten Zustande
(ich hatte meine Spritzen leider nicht
rechtzeitig aus der Reparatur zurick-
bekommen) mit einer viertelprozen-
tigen Uspulun-Lésung gespritzt und
diese Bespritzung bis in den Mai
hinein noch funfmal ergiebig wieder-
holt, weil nach dem jedesmaligen
Spritzen alsbald immer wieder Regen-
' wetter eintrat. Wahrend nun die erst-
erwahnten Birnen in diesem Jahre
| wie fast tberall in der ganzen Ge-
gend vom Schorfpilz so stark be-
fallen waren, dass sie nur als Koch-
birnen verwertet werden konnten,
blieben die Fruchte an den genannten
vier Versuchsbaumen mit wenigen
Ausnahmen fast fleckenrein; ich habe
sie am Obstabend der ,,D. G. G.“ am
30. September mit einer erlauternden
Erklarung ausgestellt. Den auffallen-
den Befund konnte ich im Herbst an
den Baumen u. a. den Herren Dr.
Ebert und Dr. Ludwigs von
der Landwirtschaftskammer, Herrn
Saathoff, dem -Schriftleiter der
»Gartenwelt“, und Herrn Paul
Kaiser zeigen.
Weitere Spritzungen mit Uspulun
an einer grédsseren Anzahl Apfel-
baume und an der Sorte Gute Luise
gestatten ein abschliessendes Urteil
noch nicht, weil die fortgesetzen
Regenfalle die Wirkung abschwach- ~
ten oder ganz verhinderten und weil
sie bei dem mir zur Verftgung
stehenden Material nicht oft genug
wiederholt werden konnten.
Ich habe die Ueberzeugung ge-
wonnen, dass Uspulun unter weniger
ungiinstigen Regenverhaltnissen und
wenn die erste Spritzung noch im
150
blattlosen Zustande, vielleicht in einer
Starke von */3 %, vorgenommen wird,
ein geeignetes Mittel zur Bekampfung
des Schorfpilzes sein wird; im kom-
menden Frithjahr werde ich meine
Versuche in ausgedehnterem Um-
fange fortsetzen.
Fiirstenberg (Biesdorf b: Berlin).
Aus anderen Zeitschriften.
Wenn die ,,Gartenflora“ sich an-
schickt,, von jetzt an aus ,,anderen“
Zeitschriften gelegentlich etwas in
ihre Spalten zu tbernehmen, so ge-
schieht das auf ausdrticklichen
Wunsch ihrer Leser. Diese wollen
und kénnen unmoglich nur Quellen-
studien treiben. Dies gestattet weder
thre. Zeit. noch ihr Geldbeutel; “sie
sagen aber einer Schriftleitung gern
Dank, die ihnen die Mithe der Durch-
sicht und Auswahl abnimmt und
Wissenswertes oder Erfreuliches in
der gekirzten Form eines guten Re-
ferates vorsetzt. Hierbei gelte als
Richtschnur, das Gute stets dorther
zu nehmen, wo man es findet, unbe-
kummert darum, ob die Quelle auch
immer eine Fachzeitung ist. Ja, der |
und Pflanzenfreund |
wird es mit besonderer Genugtuung |
wahre Garten-
empfinden, wenn das Referat beweist,
dass auch ,andere“ Blatter Garten-
bauliches zuzeiten schwungvoll und
erbaulich behandeln. Eine solche Be-
trachtung bringt in Nr. 6/7 ,,Der
Kunstfreund“, die Zeitschrift der
Vereinigung der Kunstfreunde, aus
der Feder des Gartendirektors
EL esserT. in-oteshtz:
Der Verfasser plaudert dort iiber
» Menschen und Garten“
und zeigt uns, welche Gedanken-
gange, bewusste und unbewusste, der
Begriff ,,Garten“ in den verschiede-
nen Menschengemitern hervorruft.
Der Garten ist dem Empor-
kOmmling nattrlich etwas ganz
anderes als dem alt eingesessenen
Burger, dem Ktinstler wiederum |
etwas anderes als dem Beamten und
so fort. Darum h6ren wir, wie der
Protz zum Gartner sagt: ,.Es kommt
gar nicht darauf an, was die Ge-
schichte kostet. Es muss nur was
rein in den Garten!“ Und dann
mochte er am liebsten in dem Vor-
garten grosse Palmen haben, wie sie
immer vor dem Schlosse auf der
Terrasse stehen. Im Garten hinter
Verschiedenes.
dem Hause soll alles recht schon
bunt von Blumen sein; es muss leuch-
ten, wenn die Leute vorbeigehen. Und
die Wege miissen immer im Bogen
gehen, damit der Besucher nicht sieht, —
dass das Grundsttick so klein ist.
Auch ein Bach mit kleinem Wasser-
fall darf nicht fehlen und Steine darin,
damit es ordentlich platschert. Es
wird niemanden in Erstaunen setzen,
dass dieser Gartenbesitzer fiir die
eigene Anzucht von Aepfeln und
Birnen wenig Sinn hat; denn so
grosse Frichte, wie er sie fir die
Tafel braucht, kann er ja viel besser
kaufen. Er geniesst seinen Garten
nur fruhmorgens beim Kaffee von der
Terrasse aus.
er nicht. Aber ihren hohen Geldwert
preist er mit Selbstbewusstsein. Ein
ganz anderes Verhaltnis zu séinem
Garten hat der Kttnstler “ihn
durstet nach Gleichklang und Rhyth-
mus in Haus und Garten. Beide
bilden fur ihn eine Einheit. Jedes
muss Sich in das andere einschmiegen,
das andere erganzen. Er tbertragt
die wichtigsten Linien seines Hauses
auf den. Garten. Die Kunst des
Gartens will er nur als Frucht seiner
sachlichen Gestaltung. Genau wie
im Hause ein jeder Teil seinem
Zweck entsprechen muss, um dann in
kunstlerischer Form seinen héchsten
Wert zu erhalten, so sollen auch im
Garten die einzelnen Teile ihrem
Zweck entsprechen; danach geschieht
die Einteilung. Anschliessend an die
Hausterrasse lasst der Kinstler
seinen Blumengarten erstehen. Rosen, —
_ Blitenstauden, Sommerblumen ordnet
er nach Farbe und Form. Auch sorgt
er dafiir, dass vom frishesten Frithjahr
bis zum spatesten Herbst sich dort
Blihendes findet. Er verwendet die
Blumen als Maler, die Baume und
Gehélze als Plastiker. Er weiss fein
die Héhen zu den Flachen zu setzen.
In der Nahe des Kitichenausgangs lasst
der Kunstler seinen Nutzgarten an-
legen, an anderen Stellen, von Hecken
umfasst, im Schatten der Baume,
lauschige Sitzplatze. Dort kann er,
still in Gedanken versunken, das
geistige Auge schweifen lassen.
Nach dem gleichmassigen Tick-
tack seiner aktenmassigen Bureauzeit
geht der Beamte ‘in . ruhigem
Gleichschritt in seinen Garten.
eo Ae
Seine Blumen keant >
Er —
kommt leicht in die Gefahr, bei der —
Anlage seines kleinen Gartchens den —
Wunsch zu haben, dass dort nicht
b re ; (
> es ua
Th ie a
. . Py \
SS =
alles so registerhaft .geordnet sein
solle wie die nach Nummern aufge-
reihten Akten in seinem Bureau.
Darum mé6chte er einen Kreis in der
rteugt,
SR ee et a eet Ce ene ee
a)
Peay a
2WeET ts
Pare ed ee rae ee eee
das
Mitte seines Gartens tind ab und zu
Formen der Beete haben, die ihm
lustiger erscheinen als die gerade
Linie. Was er aber sonst macht,
macht er genau. Mit peinlicher Sorg-
falt misst er die Abstande von einer
- Pflanze zur anderen ab; er rechnet
-vorher
sorgfaltig aus, wie
Samen er gebraucht fiir jedes Meter.
Er bindet alles an Stabe, er studiert
beizeiten seinen Gartenkalender, sat
und pflanzt zum richtigen Zeitpunkt;
er kennt jeden Baum, weiss, wann er
und bastelt in jeder freien
Stunde mit innigem Vergntigen in
- seinem Garten herum.
In dieser anschaulich-packenden
Weise schildert uns der Verfasser
weiterhin den Hauswirt, der sich
aus seinem steinernen Hof mit wenig
-Mtihen und Kosten einen Garten her-
richten lassen will; ferner den Gas t-
der sich schmunzelnd den
Bart streicht und zusieht, wie sein
der aus vier Efeukasten traurigsten
Aussehens besteht,
Sommer komme“.
Aber auch tatige Lauben-
kolonisten sehen wir bei ihrer
Frthjahrsarbeit und emsige Vater
und Mutter bei der Zurichtung ihrer
kleinen Balkons, die gleich Schwal- |
_bennestern an den langen einténigen
Reihen der Mietskasernen kleben.
Beim Schlusse dieser Schilde-
rungen wird man gern zugeben: Ja,
so ists! und wird in Zukunft scharfer
_ beobachten, weil man, durch das Ge-
lesene im Gemiit beriihrt, besser
sehen gelernt hat.
Fragekasten.
Frage: Vertragen alte Kastanien
Ausscheiden einzelner Aeste
(Auslichten) oder das Zuritcksetzen
aller Aeste (Krépfen); wie ware es
unter Umstanden auszuftthren?
Antwort: Diese Frage, die
__wiederholt gestellt zu werden scheint,
hat in dem Jahrbuch 1920 der Deut-
- schen Dendrologischen Gesellschaft
>; durch. Herrn Dr.
Fritz Graf von
Schwerin auf Seite 333° bereits
folgende erschopfende Antwort ge-
funden:
aie,
a. =i
viel ||
Friedrich den titberwinterten Garten, |
auftragsgemass ©
_vor die Ture stellt, j,da- jetzt der |
> ow A
> Laie
1 et?
_Verschiedenes.
Kein anderer Parkbaum wird so
leicht hohl wie die Rosskastanie.
Schon das Abschneiden eines nur
armstarken Astes dicht am Stamm ge-
nigt, um ein allmahliches Vermodern
des Bauminnern herbeizufithren. Bei
allen ubrigen Géhodlzen empfiehlt es
sich, Aeste dicht am Stamm abzu-
schneiden, damit die runde Wunde
recht bald von der Rinde wieder
vollig uberwallt werde und das ver-
letzte Holz darunter nicht faule. Das_
Ueberwallen geschieht bei der Ross-
kastanie auch, das Holz fault aber
trotzdem und die Faulnis verbreitet
Sich in wenigen Jahren auf das ganze
Innere des Stammes. Es ist nicht zu
viel gesagt, wenn ich behaupte, dass
fast jede alte, d. h. tiber 50—60 Jahre
alte, Kastanie hohl ist oder hohl zu
werden beginnt. Ist sie nicht ein-
schaftig, sondern feilt sich weiter
oben der Stamm in mehrere Teile,
| so dringt sehr bald das an der Rinde
herunter laufende Regenwasser in
das faulige Innere und zersetzt es
nur um so schneller. Die meisten
dieser alten Baume haben dann
Langsrisse im Stamm, durch die
dann das Regenwasser unten wieder
heraustropft, meist durch den fauli-
gen Holzbrei gelb gefarbt, nach star-
_kem Regen sogar schaumig. Dieser
| ganze Vorgang schadet dem dusseren
|
|
| jahrigen
| grundung,
Ansehen des Baumes nicht viel.
der tber 1 km langen, alter als 150-
Rosskastanienallee meines
Parkes gab es schon in den 60er
Jahren des vorigen Jahrhunderts
solche alte, hohle, gelbes Wasser aus-
tropfelnde Stamme, die dies Jahr fir
Jahr bis heute noch tun, dabei
ausserlich kerngesund aussehen und
uberreich blithen und fruchten bei
30m Baumhohe ohne trockene Aeste.
Selbst bei véllig hohlen Stammen und
Aesten bleibt die Rinde steinhart und
treibt kleine reich belaubte Triebe.
Es war von der Berliner Stadtver-
waltung vollig verfehlt, die herrlichen
uralten Rosskastanien der Bellevue-
Strasse zu entfernen, nur mit der Be-
herabfallende trockene
Aeste kénnten den Passanten Schaden -
bringen. Trockene Kastaniendste
fallen durch ihre Harte nie im ersten
Jahre des Vertrocknens ab, wie bei
den Linden, Ulmen, Weiden und
Pappeln, sondern erst nach 2—3
Jahren, wenn sie allmahlich morsch
geworden sind. Da in Berlin das
ganze Jahr an den Strassenbaumen
ls
152
Einladungen, — | ete ei
leider so ausgiebig und recht oft so | dem Magistrate beigegeben war, dann
unsachlich herumgeschnippelt wird
(vgl. meinen Aufsatz ,Unter den
Linden“, Gartenflora 1912 Heft ’7), so
hatten auch die wenigen jahrlich durr
werdenden Kastanienaste der Belli-
vue-Strasse sehr wohl stets rechtzeitig
(einmal im Jahre hatte genigt!) ent-
fernt werden und damit die herrlichen
schattigen Baume erhalten werden
koénnen. Der alte Kaiser Wilhelm I.
hatte diesen Vandalismus nie zuge-
geben, und wenn unser baumkundiger
Dr. Bolle-Scharfenberg noch ge-
lebt hatte, der als Burgerdeputierter
ware der fiir uns jetzt Lebenden nicht
wieder gut zu machende ganz un-
notige Baummord auch nicht ge-
schehen. — Missen Aeste bei Ross-
kastanien gekiurzt werden, so sind sie
nicht dicht am Stamm abzusagen,
weil dieser sonst hohl wird; sie sind
vielmehr nur so weit zu kurzen, dass
etwa ein Dritteil stehen bleibt. Dieser
Stumpf wird nur im ersten Jahre
schlecht aussehen, denn er treibt so-
fort belaubte Kurztriebe aus, die ihn
schon im zweiten Jahre vollig ver-
decken.
Einladungen:
zur 1085. Monatsversammlung der Deutschen Gartenbau- Gesellepwall:
am Donnerstag, den 25. November 1920, abends 6 Uhr,
in der Landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin, Invalidenstrasse 42.
Grosser Lichtbilder-Vortrag;:
»Aus der Heimat der Cinerarien und Kanarienvogel.“
(Lichtbilder von den Kanarischen Inseln.)
Herr Professor Dr. Erwin Baur *), Leiter des Instituts fir Vererbungs-
3 forschung in Potsdam.
Bonners. den 16. Dezember 1920, abends 6 Uhr:
Ausserordentliche Generalversammlung
Landwirtschaftliche Hochschule, Berlin, Invalidenstrasse 42.
Tagesordnung:
Die Gegenwart und Zukunft der Deutschen Gartenbau-Gesellschait.
a) Rechenschaftsbericht.
b) Erhohung des Jahresbeitrages.
c) Satzungsanderung.
cs Wirtschaftliches.
Siegfried Braun,
Geschaftsfihrender Prasident.
In der -‘September-Versammlung konnte bekanntgegeben werden, _
dass es der Geschaftsstelle gelungen sei, den Mitgliedern der D. G. G. fur das herbstliche
Einmachen kleinere Mengen besten Auslandzuckers zum Selbstkostenpreise abzugeben.
Eine neue Sendung ist zugesagt;
Bestellern direkt bekanntgegeben werden.
der CNS der Abholung wird den Mitglieder-
*) In den Kreisen unserer Mitglieder und Freunde .ist der Vortrag von Herrn.
Professor Dr. Erwin Baur zu Anfang dieses Jahres:
Blumen- und Gemiisezucht“ noch unvergessen.
»yNeue Ziele und Wege fur ~
Wenn sich Herr Professor Dr. Baur
zum Schlusse des Jahres auf Bitten der Ausschiisse noch einmal zu sprechen bereit
erklart hat, so kann der Dank dafiir nur ein vollbesetztes Haus sein,
Niemand komme allein, sondern fiihre mindestens einen Freund der Bestrebungen
der D. G. G. als Gast ein!
Fir die Schriftleitung verantwortlich: Siegfried Braun, Berlin N, Invalidenstrasse 42, Amt Norden 4038..
Druck von Rudolf Mosse in Berlin.
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_ Herausgeber Deutsche Cartenbatr Gesellschaft
Berlin, Invalidenstrasse 42
_Schrifleiter ‘Siegfried Braun
Geschaftsfiihrender Prasident
. Oekonomierat
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us i +f t Ten ie) “ 1 Pe
A
1920, Heft 13 u. 14, Inhalt: © és | Pore ii
Chronik der Ereignisse in der D.G.G. S. 153. — Aus der Geschichte der PRauteninsel S. 154.—
Die zweite Mecklenburgfahrt der D.G.G. S. 159. — Schaben als Schadlinge in Gewachshiusern
S. 165. — Stickstoffdiingung aus eigenen Mitteln S. 168. — Laeliocattleya Doeringiana See S.174.—- te
Odontonia X Wolteriana Schitr. n. hybr. S. 176. — Verschiedenes S. 177. — Literatur S. 179. —
Aus dem Arbeitsgebiet der Abteilungen der D.G.G S. 180. — Einladung S. 184, ‘
AMES, 3 8
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Bitte. es
Zur ausserordentlichen Generalversammlung am Donnerstag, den.
16. Dezember1920 werden die Mitglieder gebeten, vollzahlig zu er-
-. scheinen. Tagesordnung siehe Seite 184. | | 3 |
Der geschaftsfihrende Prasident.
Siegfried Braun,
Oekonomierat. ©
= a eS =
Chronik der Ereignisse in der :
Deutschen Gartenbau-Gesellschaft seit Mai 1920.
Das 98. Stiftungsfest. (Fortsetzung.)
Der Ferienausflug der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft am 29. Juli
nach der Pfaueninsel bei Potsdam wurde zu einer Feier des 98. Stiftungs-
festes erweitert. Das Wagnis der Durchfithrung tibernahmen drei mutige
Manner; sie liessen sich in ihrem Glauben nicht beirren, dass das Wetter fiir
die Havelfahrt giinstig, die Forderungen der Teltower Kreisschiffahrt er-
schwinglich, die Verpflegungsverhaltnisse in den Potsdamer Bezirken an-
nehmbar und die Beteiligung bei einem gewahlten Programm zur Deckung
der betrachtlichen Unkosten ausreichend sein werde. Zur Abschwachung.
des Risikos wurden eine Lotterie nach abgektirztem Verfahren und zur
Gewinnung der Jugend Tanzmoglichkeiten eingeschoben.. Damit niemand
vorzeitig entwische und durch die Unruhe seines Aufbruches der fréhlichen
Stimmung Abbruch tue, war die weise Einrichtung getroffen, dass nach dem
Kaffee, dem Rundgang auf der Pfaueninsel und dem Befahren der Havelseen
das gesellschaftliche Zusammensein etwas abseits von Bahnstationen statt-
finden kénne. So kam es, dass sich in dem htibschen Restaurant ,,Birgershof“
-. in Klein-Glienicke von 7 Uhr abends an ein buntes, vergntigliches Leben und
Treiben entwickelte, an dem jedermann, nicht zum wenigsten der abgehetzte
' Festausschuss, seine helle Freude hatte. Da sah man Essvorrate, ansehn-
. liche und gediegene, aus Rucksacken und anderen Privatbehaltnissen auf-
tauchen, die jeden Wettbewerb mit den Anpreisungen der Speisekarte aus-
hielten; aber auch diese bot Gutes gegen angemessene Bescheinigung.
j Wahrend die Alten behaglich ihren Bedarf an Kalorien bestritten, huldigte
die Jugend mit tiberstr6mender Warme der GO6ttin Terpsichore, und die alte
und neue Tanzkunst sah sich durch begeisterte Vertreter mit angeborener
oder erlernter Anmut zahlreich vertreten.
Zwischendurch teilte das Gltick, indem es sich der niichternen Zahlen-
reihe von 1 bis 500 bediente, gleich dem Madchen aus der Fremde, dem
Blumen, jenem Fritchte aus.
Der Jingling und der Greis am Stabe,
Fast jeder ging beschenkt nach Haus.
| Anzahl, Gite und Verschiedenheit der Gewinnstiftungen standen in
einem schénen Verhaltnis. Allen freundlichen Gebern herzlichsten Dank},
a
' J , St, = ; ye tat PO cat CR tN SS a,
154 _ Aus der Geschichte der Pfaueninsel,
Sie alle namhaft zu machen, verbietet leider der Raum; ihre Adressen sind
aber in dem Aktensttick ,,Ausfluge“ wohl vermerkt; man wird sich ihrer im
Bedarfsfalle gern wieder erinnern. -Aber_ auch an kiinstlerischen Dar-
bietungen fehlte es nicht. Selbstenleb ies. wurde in. gebundener Rede packend
vorgetragen; anerkannte Dichtungen ernster und heiterer Art. wurden mit
Empfindung gesprochen und einige neue Lieder mit einschmeichelnder Me-
lodie und Text gefithlvoll gesungen. Wer sollte sich da nicht auf Stunden des
grauen Alltags entrickt fihlen! fom
Dass bei diesem Programm, das sich. zusehends. aus. sich snes Stas
--verjiingte, der angesetzte Vortrag von Herrn Lehrer Boas (Sakrow) ‘ber
»Die Gestaltung der Havellandschaft zur Eiszeit’ zu Wasser wurde, ist nur
zu begreiflich. Wenn der liebenswirdige Redner aber dieses Missgeschick
mit humorvoller Ergebung hinnahm, so verdient das anderen Pee
Bexenuber festgehalten zu werden.
Herr Boas fand aber tréstenden Ersatz darin, dass er mit seinen
tapferen Kollegen vom Festausschuss, den Herren Block-und Béhme,
beim Kassemachen feststellen konnte, dass die Einnahmen die Ausgaben mit
gut 500 Mark tiberstiegen. Welch eine Entspannung fur den verantwortlichen
Festausschuss, der immer noch unter dem Druck eines Risikos stand; denn
wenn fiir die Schiffahrt allein 1333,20 Mark und fir Kaffee 1565 Mark bereit-
gehalten werden mussten, so kann auch dem mutigsten Komitee bange werden.
- Trotzdem miissen.solche Veranstaltungen von einer Vereinigung, die lebendig
bleiben will, gewagt werden. Lichtblicke sind niemals notwendiger und
werden niemals dankbarer begriisst, als wenn allgemeine Dunkelheit herrscht.
Auf grindlicher fachlicher Betatigung und festlich-gediegener Csi
beruht das Gedeihen jeder gesunden Vereinigung.
Mit dieser allgemeinen Bemerkung konnte der Chronist seinen Bericht |
fiiglich schliessen; aber ihm steht noch ein besonderer Schlussstein als
Kroénung des Ganzen zur Verfiigung: er besteht in dem interessanten Vor-
trag, den Herr Hofgartendirektor Zeininger aus hohem Fenster des
idyllisch gelegenen Gartnerhauses an die lauschende Versammlung tiber den
cigentlichen Zielpunkt aes Tages, die liebliche Pfaueninsel, hielt. bee
AG. a Geschichte der Pfaueninsel.
Von Herrn: Hofgartendirektor Zeéeininger (Samesotuci).
. (Hierzu Abb. 19 bis 232) |
Mit dem Einzug der ‘Hohenzollern in die Mark igen dcnbure setzte auch die vee:
peniierate von Potsdam und seiner Umgegend ein. .
‘Kurfirsten, Konige und Kaiser waren bemuht,: die Havellandschaft ‘divteetieen
aie eee und jenen prachtigen Kranz von. Parkanlagen zu schaffen, zu erhalten
und zu vervollkommnen, welcher das Herz eines jeden a. se schla-
gen 1aft.
Es ist daher nur selbstverstandlich, wenn die D. G. 1 und ihre Freuade’: am
Stiftungstage der Gesellschaft. Vieranlassime nehmen, den Reiz masse — Ae
schaft wieder einmal. auf sich wirken zu lassen. ;
Die gartnerische Ausgestaltung der Havelufer setzte unter dem | “Gressen Kur-
firsten“, 1640—1688, ein. Am Glienicker Werder, in der Gegend des heutigen
Verbindungskanals zwischen Havel und Griebnitzsee, liess er einen Durchhau schlagen,
einen neuen Weinberg anlegen ‘und nach der Havel hin 5000 Baume pflanzen. Auch
die mit schénen Eichen bestandene Pfaueninsel zog seine Aufmerksamkeit: auf® sich.
‘Sie¢hiess damals Kaninchenwerder.. Als erstes Gebdude liess der Grosse Kurfirst
é Ne ree ad =
Aus der Geschichte.der Pfaueninsel. = ee
an der Westspitze der. Insel ein Jagerhaus errichten. Es heisst, dass neben Kaninchen
damals auch schon Pfauen gehegt worden seien.
Wichtig aus jener Zeit sind die Beziehungen des Alchimisten Johann Kunkel ‘zur
Pfaueninsel. Kunkel war durch seine Entdeckung des Phosphors und seine Kunst,
die nach ihm benannten Rubinglaser (Kunkelglaser) herzustellen, beriihmt geworden.
Picsen vet nahm der Grosse Kurfiirst im Jahre 1679 in seine Dienste und
. “4 beschenkte ihn spater
mit der Pfaueninsel-
Auf ihrer Ostseite
wurde. ein Laborato-
rium errichtet, in dem -
sich Kunkel hauptsach-
lich mit der Herstel-
lung von Kunstglasern
beschaftigte. .
Es wird angenom-
men, dass die reich-
lichen Holzbestande der
Insel es waren, die
Friedrich Wilhelm I.
veranlassten, gerade
sie seinem Hofalchi-
a a / misten zur Anlage
Abb, 19. Die Ueberfahrt zur Pfaueninsel. einer ,,Glashiitte“ zu-
zuweisen, da fur den
Betrieb viel Brennholz gebraucht wurde. Es kann aber auch sein, dass der Grund des
~Geschenks die viel sicherere Lage der Hiitte auf einer Insel war, wo die Geheimnisse
der Herstellung und die Produkte selbst besser geschiitzt waren. Solche Kunkelglaser
befinden sich auch heute noch in verschiedenen Sammlungen. Bei keinem Glas lasst
sich aber mit Sicherheit feststellen, ob ¢s von Kunkel selbst verfertigt worden ist.
1692 ging Kunkel nach Schweden, wohin er vom Konig Karl XI. als Bergrat
berufean worden war. Hier wurde er unter dem Namen K. v. Léwenstern geadelt,
kehrte aber nach einigen Jahren nach Deutschland zuriick, wo er ein im Norden von
Berlin unweit Bernau gelegenes Rittergut gegen die Pfaueninsel eintauschte.
Der Nachfolger des Grossen Kurfirsten, der erste Preussenkonig Friedrich I., 1688
bis 1713, liess die Kaninchengehege auf der inzwischen zurickgekauften Pfaueninsel
instand halten. . Reeay
Friedrich Wilhelm I., 1713--1740, welcher sich hauptsachlich mit der. Landes-
édkonomie, der Jagd und der Schaffung eines stehenden Heeres beschaftigte, gab die
Pfaueninsel wieder aus den Handen und belieh damit das Potsdamer Waisenhaus.
Er hinterliess seinem Sohne Friedrich dem Grossen eine Armee von 60000 Mann, einen
Staatsschatz von 8700000 Talern und eine musterhafte Ordnung auf allen Gebieten.
Das kam Friedrich II., 1740—1786, sehr zustatten. 100000 Taler hatte er sogleich nach
dem Siebenjahrigen Kriege fiir die Waldpflanzungen in der Potsdamer Gegend aus-
geworfen. Es gentigt wohl das Wort ,.Sanssouci“ allein, um den unsterblichen Ruhm
dieses grossen Kénigs auf dem Gebiete des Gartenbaues und der Gartenkunst zu
ermessen. ct
Die Pfaueninsel sollte erst unter Friedrich Wilhelm II, 17861797, aus ihrem Dorn-
roschenschlaf erwachen. Im November 1793 erging an den Kabinettsminister v. Struen-
see folgender Befehl:
Zu dem Amte Bornstedt gehért eine in der Havel liegende Insel, genannt der
' Kaninchenwerder, welche ich der Lage halber zu einigen Anlagen selbst tibernehmen
will, da aber die Revenuen des hiesigen grossen Waisenhauses deshalb nicht leiden
kénnen, so erwarte ich von Euch nachstens Bericht, wie hoch solche bereits im Etat
_angefihrt ist und wann selbige ibernommen werden kann. Von jetzt an miisst Ihr
den Befehl ergehen lassen, dass daselbst kein Stiick Holz mehr gefallt werde. Ich
bin Euer wohlaffektionierter Kénig Fr. Wilhelm.
Fur landschaftliche Gartenanlagen boten damals im nérdlichen Déutschtand die
Garten zu Harpke in Braunschweig und Worlitz in Anhalt die ersten Muster.
Friedrich Wilhelm II. war dadurch bewogen worden, einen Zégling des Wérlitzer
eerie namens Eiserbeck, zu berufen und diesem den Entwurf der Anlagen am Heiligen
156 - Aus der Geschichte der Pfaueninsel.
See, aus denen spater der Neue Garten entstand, zu tibertragen. Zur Hebert dieser
Anlagen wurde ein Gartner Morsch bestimmt.
Dieser Gartner Morsch, welcher den K6nig oft bei seinen kleinen Jagdpariien nach
der Pfaueninsel begleitet hatte, erhielt nun den Befehl, zu schattigen Spaziergangen be-
queme Wege durch den Wald zu bahnen und wo Schatten fehlte, Baume anzupflanzen.
Das waren die ersten Anfange gartnerischer’ Ausgestaltung. Das Laboratorium von
Kunkel war durch eine Feuersbrunst zerstért worden; das Kaninchenjagerhaus wurde
abgerissen. Der Bedeutung der Insel entsprechend, welché sie nunmehr als beliebter
Ausflugsort der koniglichen Familie erlangte, wurden am stdlichen Ufer die Gartner-
und Kastellanswohnung, nach Norden das Lustschloss, noch nordlicher Kutche und
Eiskeller, an der stidéstlichen Spitze ein Jagdschirm und an der nordostlichen Bucht
die Meiérei und ein Federviehhaus errichtet. Zum bequemen Ausruhen wurden an
passenden Stellen Banke, sechs von Marmor, zehn von Holz, aufgestellt. Die Zahl der
Brunnen stieg nach’ ind nach auf acht. Diese Anlagen entstanden in den letzten drei
Lebensjahren des Konigs. Man sagt, die Zeichnung des Lustschlosses soll die nach-
malige Reichsgrafin Lichtenau selbst verfertigt und von Italien aus gesandt haben. Das
Motiv soll einem verfallenen italienischen Schlosse entnommen sein. So viel ist sicher,
dass das Schloss einen bestimmten Stil nicht zeigt. Zu der damaligen Zeit fillte man
Parkanlagen mit rustikalen Bauten, Ruinen, Grotten, Pyramiden, Borkenhauschen und -
dergleichen; auf diesen Geschmack dirften auch das Schloss und die Meierei zurtick-
zufiihren sein. Das Schloss hat ein Baumeister Brendel in leichtem Fachwerk erbaut.
Damit es rustiker erscheint, wurde es mit 1% Zoll starken, in Quadern abgeteilten,
Eichenbrettern bekleidet, welche der Bildhauer Schultze durch , Ose und
Aufstreuen von Sand steinahnlich machte.
Kénig Friedrich Wilhelm III., BN widmete der Pisienticel iss allergrdésste
Interesse. Er besuchte die Insel sehr oft, und war man deshalb bestrebt, den Aufenthalt
daselbst immer behaglicher zu machen.
Im Herbst 1799 wurde nach spezieller Anweisung des damaligen Hofmarschalls
v. Massow mit der Vervollstandigung, Ausbesserung und Neuherstellung ‘der An-
pilanzungen begonnen. Die Baumschule auf der Insel wurde vergréssert. Die Baum-
schulen in Sanssouci, Neuer Garten und die Forstbaumschule in Tegel mussten Gehélze
abgeben. Um das Schloss und die Meierei
wurden die Auen erhalten, das tibrigé Ge-
lande zwischen den Gehdlzpartien wurde
landwirtschaftlich genutzt. Man machte An-
bauversuche mit Luzerne, rotem Klee, Run-
kelruben und dergleichen. und bach ‘zur
Férderung des dékonomischen Betriebes
Maulesel von Sanssouci heriber. - Besuchte
der K6nig fur langere Zeit die’ Insel, so
reichten die Raume zur Aufnahme der
Dienerschaft nicht aus; es wurden daher
zwischen Schloss und Kastellanwohnung
drei Zelte aufgeschlagen. Am 29. April 1800
ward das Schloss mit 4000 Lampen illumi-
niert. Vom Jahre 1802 ab fand der Konig
Freude daran, das ihm _ liebgewordene
Eiland durch allerhand Tiere zu_ beleben.
Es .bildete sich hier der Anfang, einer
Menagerie, deren Bestand fortwahrend ver-
mehrt wurde. In das Jahr 1804 fallt der
Bau des Kavalierhauses inmitten der Insel,
ein zweigeschossiger Bau auf rustikem
Unterbau mit viereckigen Tiirmen an beiden
Seiten.
Als im Jahre 1806 die Franzosen ins Land kamen,-begann eine emdencoets fiir die
Insel. Einschrankungen aller Art waren an der Tagesordnung. Erst im Jahre 1810
begann man wieder in Sanssouci, im Neuen Garten und auf der Pfaueninsel die Wege ©
gangbar zu machen und aufzuraumen. Dann sorgte man durch Ankauf von
Rosenstrauchern, Gartenrelken, Blumenzwiebeln, Stauden und Topfgewachsen fir
Abb, 20.
Das Schloss auf der Pfaueninsel,
“Aus der, Geschich te der Pfaueninsel. | 157
reichere Ausstattung. Durch Kauf und,Geschenke mehrte sich auch wieder der infolge
der Kriege eingeschrankte Ticrbestand. | | ss: c
~~. . Die k6énigliche Familie verweilte gern und oft wochenlang auf der Pfaueninsel.
~ Der. KKGnig liebte es, auf den schattigen Wegen bis zur Meierci vAB lustwandeln und
dort siisse Milch und Tee zu trinken.
. Da kam der neue Felizug gegen Napo-
leon. Der Konig kehrte als Sieger aus Paris
zuruck, hatte vieles gesehen und war nun
_ bestrebt, in. seiner Heimat Verschénerungen
& einzufihren. Es fehlte an einem Garten-
__ktinstler, zu dem der Konig mehr Vertrauen
~~ fassen konnte. So kam es im Jahre 1816
- zur Berufung von Lenné, dem. nachmali-
gen Hofgartendirektor, welcher 50 Jahre im
kéniglichen Dienste wirkte und dienstlich
und ausserdienstlich im ganzen Se viele
herrliche Gartenanlagen geschaffen ha
Friedrich der Grosse hatte stets unmit-
‘elbar mit seinen Gartnern verkehrt. Unter
Friedrich Wilhelm II. trat ein Wandel inso-
fern ein, als eine besondere Gartenbehorde
eingesetzt- wurde. Minister v. Woliner wurde
der erste Gartenintendant, und Oberhof-
5 -baurat. Manger. der erste Garteninspektor.
wm Nach. des .letzteren. lode im - Jahre 1790
wurde. Hofbaurat Schulz erster Gartendirek-
-. tor.’ Dessen Nachfolger war nun Lenné,
: mit ihm kam der Fachmann an die Spitze
der. gartnerischen ‘Verwaltung. Die ie
fahrung. hatte schon damals gelehrt, dass
der Fachmann Iz Leitung einer derartigen Abb. 21. Pfaueninsel: Pinus Cembra L.
Verwaltung das einzig richtige ist: Es ist Zirbelkiefer oder Arve.
_ daher verstandlich, wenn neuerdings immer
und immer wieder ,Fachleute“ in die Verwaltung gefordert werden. Man huldigt
__ jetzt leider anderen Anschauungen. Die letzten Monate haben auch die Gartenintendantur,
‘4 eine tiber-100 Jahre durchaus bew4hrte Einrichtung, in den allgemeinen Strudel hinabgezogen.
‘Das preussisSche Finanzministerium hat sie am 1. Juli d. J. aufgehoben. Bange.Sorge
-erfullt den Fachmann wegen der Zukunft der vormals k6niglichen Garten. — Doch
‘kehren. wir wieder zur Pfaueninsel zurtick. .Der Entschluss des Konigs, jeden Sommer
‘Jangere: Zeit hier zu wohnen, gab Veranlassung, den Garten 6stlich vom. Schloss wieder
parkartig zu gestalten. Der damalige Hofgartner Fintelmann verwandelte unter
-Lennés Leitung die Ackerfelder wieder in Auen, verlegte Baumschule und. Wege und
schmickte die gewornenen Raume mit neuen zeitgemassen Pflanzungen.
‘Vom Jahre 1824 ab verkiindete die preussische Flagge an einem der Schlosstiiente
aig: haufigere ‘Anwesenheit des Konigs. Dabei stellte sich immer mehr die Notwendig-
_keit. heraus, das Kavalierhaus zu vergrossern, um mehr Raum ftr das Gefolge zu
-schaffen. Diese .Vergrésserung bedingte natiirlich auch Verschénerungen der Um-
igebung . dieses _Gebaudes, welche bald darauf nach Lennés Angaben ins Werk -gesetzt
-wurden. !
Der sandige Boden. ree Insel- erforderte zur Erhaltung der Rasenanlagen “nd
‘Blumenpartien reichliche Bewasscrung. Mit dem Bau_ eines Dampfwasserwerks,
_welches. das Havelwasser’ in ein auf der héchsten Stelle der Insel angelegtes Bassin hebt
‘und von dort durch unterirdische Rohren iiberall hin verteilt, war das. Lebenselement
‘fir die vorhandenen Anpflanzungen und alle folgenden Verschonerungen herbeigeschafft.
Le: Tiersammlung auf der Pfaueninsel nahm immer mehr zu. Durch Ankauf der
_grossherzoglichen Menagerie in Karlsruhe im Jahre 1818, durch anderweitigen Kauf
und Geschenke aus aller Herren Lander entstand ein riesiger zoologischer Garten, wie
tes. -seinesgleichen zu damaliger Zeit in Deutschland nicht wieder gab.
‘Die Unterbringung dieses bunten Gemisches aus der Tierwelt begann nach und nach
“Schwierigkeiten zu. bereiten und die Gartenanlagen / _unkiinstlérisch a parek itit aag'<
}
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158 - Aus dér Geschichte der’ Pfatteninsel,
NESE E Bor Se rr
Nach Lennés Vorschlagen wurde eine harmonische, der Landschaft sich anpassende Um-
gruppierung und Zusammenfassung der iiberaus- zahlreichen Tierbehalter geschaffen. |
So wurde es ermoglicht, in der Umgebung des Schlosses, wo bislang auch Tierkafige
herumstanden, durch ‘Schaffung eines. Blumen- und Rosengartens mehr gartnerischen
Schmuck zu entfalten. Es war eine Beper aber auch. dankbare Aufgabe, die unzahligen
: ; neuen Tierbehalter zu einem anmuti-
‘gen, von Pflanzungen ‘umrahmten
Bilde zusammenzufassen. In _ der
nordlichen Halfte der Insel am Wasser
‘fanden eine Hirschbucht, eine Buffel-
‘bucht, eine © Renntierbucht, - eine
Schweinebucht, ein Biberbau u. a. m.
ihren Platz. 1822 verlegte man die
Fasanerie aus dem Neuen Garten
nach der Pfaueninsel. Odestlich von
den Rollbergen wahlte man die Stelle
fiir die Gewachshauser, fiir einen
Obst- und Gemiisegarten und den
fur den Betrieb des Maschinenhausés
'notigen Torfschuppen. Die vielen aus
dem Siiden gekommenen Geschopfe
der Tierwelt, welche sich hier im
ae — : Sommer im Freien tummelten wie
Abb, 22. Die Kegelbuhn auf der Pfaueninsel. wenn sie heimisch waren, liessen den
| ¥ iiae . Gedanken aufkommen, aden exo-
tische Gewachse die Eindriicke kunstvoll zu steigern.
Die in ‘Paris. zum Verkauf ‘stehende Foulchironsche Palmensammlung | ea Ver-
anlassung, diesen Gedanken zu verwirklichen.”. Sie ward im Jahre 1830 erworben und
nordéstlich des Schlosses:in einem 110 Fuss langen, 40 Fuss breiten und 42 Fuss hohen
Palmenhause untergebracht. Dieses Palmenhaus, welches Anfang der 80er Jahre leider
einem Brande zum oe fiel, bildete eine Hauptsehenswirdigkeit der Insel. Das Innere
Abb. 23: Das. Palmenhaus tel der. Pfaueninset. -.. Gez. von R, Rosner.
1831 von ‘Sbnidow erbaut. 19, Mai 1880 abgebrannt,
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PR des > Palmenhauses. war. im indischen Charakter gehalten. Von einem Balkon genoss
man einen wundervollen Blick in die siidliche Pflanzenwelt.
‘Die . Pfaueninsel erreichte unter , Friedrich Wilhlem | -TII.. ihre Glanzperiode.
‘ So verschonert und belebt, war sie nicht nur die Freude und Lust des Kénigs, sondern
des ganzen’ Landes geworden. -Tausende kamen, die schénen Anlagen, ihre Einrich-
tungen und die mannigfaltige Tierwelt zu Hesichtigen. Eine Fahrt nach der Pfauen-
insel.'wurde als schénstes Familienfest des Jahres betrachtet. ..
» Die Tierwelt hat die Pfaueninsel bis auf die Pfauen verlassen. Friedrich Wilhelm IV.
wurde die Menagerie zu iarmend; er verschenkte sie anfangs der vierzigr Jahre an den
Tiergarten in Berlin, um einen 6ffentlichen zoologischen Garten damit zu begriinden.
Die nachfolgenden Herrscher’ haben thr Interesse mehr anderen Gartenanlagen zu-
gewendet. Immerhin ist die Pfaueninsel ein stets beliebter Ausflugsort geblieben. Es
ware nur zu wiinschen, dass sie auch in Zukunft der Allgemeinheit erhalten bliebe..
_ ‘Die zweite Meckienburgfahrt der D. G. G. nach
_ Gtstrow, Teterow und Poggelow
am 18. und 19. September 1920.
a) In Giistrow.
‘Die. erste Weck ian hiskatokrs der D.G.G. brachte die Teilnehmer am
23. August 1918 nur bis zum Seebad Waren, das gar herrlich an dem
133 Quadratkilometer grossen Miuritzsee meiceen ist. Herr Garteninspektor
Steindorf, der immer Rihrige, hatte damals die Fihrung; er entledigte
sich seiner Aufgabe mit solchem Géschick, dass seit jenen Tagen die Sehn-
sucht nach dem gelobten Lande der ‘Obotriten lebendig blieb. Dieser Sehn-
sucht sollte endlich am 18. und 19. September dieses Jahres Erfillung werden.
Frau Dr. Schroéder auf Poggelow, auswartiges Mitglied des ,,Obst-
ausschusses“; eine hervorragende Ziichterin edelster Obstsorten, dazu eine
-Natur- und Pflanzenfreundin, wie sie nur selten zu finden sind, hatte ein-
geladen. Die Reisegesellschaft war gerade gross genug, um am Reiseziel
einen guten /Eindruck zu machen, ohne aber lastig zu fallen; sie war auch
bunt genug zusammengesetzt, um sich aufs schénste im Wissen und gegen-
-seitiger Foérderung zu ergadnzen. Zwei Damen, temperaméntvoll und
ee eeusts wie wir alle, vertraten wiirdig das abeae Geschlecht.
Herr Braun als Reisemarschall war vorweggefahren, um Quarties
zu machen. An seiner Stelle empfing Herr Gartenbaudirektor Weiss
(Berlin) am Sonnabend, den 19. September, gegen 8 Uhr friih, die Teilnehmer
auf dem Stettiner Bahnhof, brachte sie aufs beste in einem Sonderwagen
unter und lud sie bei schénstem Herbstwetter um 11,37 in Gistrow wieder
aus. Fir den Nachmittag hatte sich Herr diplom. Gartenmeister Stein,
‘+r bewahrte Landesobstbaulehrer fir Mecklenburg-Schwerin, den Orts-
_unkundigen zur Verfiigung gestellt. Er setzte sich nach einem sehr. guten
und auskémmlichen Mittagstisch im Hotel ,,Erbgrossherzog“ an die Spitze
des Wandertrupps. Nach einem Rundgang durch die Stadt wurden die
_Wirtschaftsgebaude der ,,Mecklenburgischen Obst- und Gemiiseverwertungs-
Gesellschaft“ besichtigt.. Sie ist mit bescheidenen Mitteln im Jahre 1912 in
dem beschrankten Raum einer Waschkiiche ins Leben gerufen, aber durch
‘Zahigkeit und gute Ausnutzung ~ der Zeitverhaltnisse zu hoher Bliite ge-
‘bracht, Hier werden wohlschmeckende Marmeladen. mit garantiertem Gehalt
2 ‘ hergestellt, und je nach dem. Ausfall der Ernte und den Anlieferungen Safte
Raey: i a oe 5 ee eae
A pre Wh Te
. +s :
gepresst iad Obstweine gekeltert. Die teure Handarbeit ist aaa Moglichkeit
durch fein ersonnene Spezialmaschinen ersetzt..-
~ Von hier aus ging es nach dem Versuchsgarten des ,,Verbandes
Mecklenburgischer Obstbau-Vereine“, der im Jahre 1910 angelegt ist und
seine Aufgabe darin sieht, von jedem Obstbaum und Beerenstrauch auf Grund ae
sorgfaltigster Beobachtungen «nd peinlichster Buchfithrung herauszubekom-
men, was fir einen wirklichen Nutzen der im mecklenburgischen Boden und
Klima abwerfen wirde, wenn man ihn dort sachgemass anbaute und pflegte.
Der Wert solcher drtlichen Versuchsgarten ist gar nicht hoch genug ein-
zuschatzen; denn diese Garten iibernehmen zur Gewinnung wertvoller Er-
fahrungen fie die benachbarten Bezirke sozusagen die Bezahlung des teuren
Lehrgeldes ganz allein. Nun ist niemand mehr gezwungen, in mehrjahrigem
Abwarten kostspielig auf eigener Scholle auszuprobieren, was der Versuchs-
garten weit zweckmassiger zum Wohle aller bereits einwandirei erkundete.
Im engsten Zusammenhang mit dieser Musteranstalt steht das ,,Obst-
und Gemtsegut der Mecklenburgischen Pflanzungs-Gesellschaft“ in Gistrow.
Das Gut liegt eine halbe Stunde vom Mittelpunkt der Stadt entfernt, hoch
und frei iber dem Inselsee; es ist als Lehrgut gedacht und im Jahre 1918
mit einem Gesellschaftskapital von 300000 Mark gegrtindet worden. Seine
Grosse betragt 160 Morgen, von denen 15 Morgen Spargelkulturen, 15 Morgen
Wiesen und 30 Morgen eingefriedigte Obstplantage sind. Der Rest wird
zurzeit noch landwirtschaftlich. bestellt. Die Bodenverhaltnisse sind zwar
ungleich, aber. gerade deswegen ginstig. Fur den Obstbau steht ein mittlerer
Weizenboden, fiir den Spargelbau leichtere Feldstiicke mit nahrhaitem Unter-
grund, fiir den Gemiisebau milder Lehm mit etwas anmoorigem Boden zur
Verfiigung. Bis jetzt sind etwa 1000 Obstbaume in den besten fir Mecklenburg
geeigneten Sorten angepflanzt. Weitere Ertrage liefern je drei Morgen Erd-
beeren-, Rhabarber-, Stachelbeeren-, Johannisbeeren- und Himbeerenkulturen.
Eine Obst- und Rosenbaumschule ist im Werden. Der Gemiisebau wird ent-
weder feldmassig betrieben oder gartenmassig zur periodischen Ausnutzung
des Landes als Vor- und Nachkultur. Die Einstellung junger Leute erfolgt,
da kein Lehrgeld gefordert wird, mit grosser Vorsicht; wer eintritt, muss
sich zu jeder Art Arbeitsleistung verpflichten; dann ist ihm aber auch
Gelegenheit gegeben, sich in den verschiedensten Zweigen der Gartnerei
und des Plantagebetriebes auszubilden. Nach Aneignung der ersten Fach-
kenntnisse wird den Lehrlingen sogar eine Entschadigung gezahlt, die sich
ganz nach. den Leistungen richtet, deren Ansteigen vorgesehen | ist. Die
Besucher nahmen beim Dunkelwerden. mit. herzlichen Dankesworten von
ihrem Fiihrer Abschied, der ihnen sein Arbeitsfeld mit seinen Freuden und
Leiden stolz und doch wieder bescheiden gezeigt und gedeutet hatte.
} -Mége der Absicht Herrn. Steins, durch sauberste Gegenwartsarbeit it im
‘Erzeugen und Verarbeiten wertvollster Nahrungsmittel der Zukunft. seiner
-engeren Heimat ZU. dienen, voller Erfolg. beschieden sein!
Dd) In Teterow- Schilda.
seats ees nachsten ‘Morgen, einem schénen. Sonntag, befanden. sigh ae Reise-
gefahrten plétzlich in Teterow.. _Wie sie noch am. spaten Abend bei der
herrschenden, Stockdunkelheit am. Himmel, auf der. Erde, in. den Strassen
und auf der- Bahn ohne Fahrnisse dahin gelangt waren, wusste SO. mancher
nicht. Die jedermanns Magd, die liebe Sonne, hatte alle frihzeitig geweckt |
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4 “und Rak lachelnd zu, -wie die Teilnehmer verstohlen ausschwarmten, um in
-frihen Morgenstunden die in Gistrow unterbrochenen Einkdufe fir den
-heimatlichen Herd abzuschliessen.
Auf dem Marktplatz in Teterow steht ein hiibscher Springbrunnen mit
einem viereckigen Sandsteinbecken. Darauf halt eine Fischergestalt einen
- machtigen Hecht in ihren Armen, dem eine Art Kuhglocke um den steifen
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Hals gelegt ist. Damit hat es etoende Bewandtnis: Einst wollte der Gross-
_herzog das Schiitzenfest seiner lieben Teterower besuchen. Ein wirdiger
_ Empfang war vorgesehen. Am Morgen des bedeutsamen Tages hatte man
einen Riesenhecht von mehr als 50 Pfund gefangen. Schon ging man daran,
ihn unter Glockengelaut zu schlachten, damit er den Durchlauchigsten
Appetit stillen helfe. Da kam die schreckliche Nachricht, dass. der Gross-
herzog durch Krankheit am Erscheinen verhindert sei, aber bestimmt acht
Tage spater zu dem zu verschiebenden Fest kommen werde. Nun war
guter,»Rat teuer. Den Hecht einwecken, ging damals leider noch nicht. Der
-hochwohllébliche Magistrat beschloss daher, das Ungetiim wieder mit acht-
mu gelangen.
tagigem Urlaub in den See zu entlassen; damit er aber seinen Aufenthalts-
ort jederzeit selbst_verrate, band man ihm besagte Glocke um den Hals.
So ausstaffiert, lud man den geduldigen Fisch, der sein besseres Schicksal
zu ahnen schien, in einen Kahn, fuhr auf den See und entliess ihn mit dem
Seufzer: Auf Wiedersehen! Damit man aber auch die Stelle im Wasser
wiederfande, wo man ihm die Freiheit geschenkt, schnitt der Oberfisch-
meister mit einem Riesenmesser einen gleichgearteten Kerb in den Bord
des Kahnes; nun ruderte man in Gottes Namen heim. — — —
Nach ditser Geschichte schnitirte jeder Teilnehmer schnell sein Ranzel
und eilte zum Bahnhof, um noch rechtzeitig : zu dem Prebzuge nach Poggelow
3 -¢) In Poggelow. |
Das 4000 Morgen grosse Rittergut Poggelow hat seine. eigene Bahn-
station; sie liegt nur wenige Minuten vom Schloss entfernt. Hier stieg die
Reisegesellschaft bald nach “10 Uhr aus. Sonntagsstimmung lag draussen
3 auf dem Lande und leuchtete aus den Augen und Herzen. Frau Dr. Schréder,
von. einer Freundin. begleitet, empfing uns persénlich am Bahnhof und ge-
leitete uns inihr Reich. Ernste Fragen und Gedanken brachen sich Bahn. |
V or dem 9. November waren solche Giter oft kleine Konigreiche, die meist
gut regiert waren, weil die Begriffe Zucht und Ordnung in ihrem ganzen
Umfang hoch und niedrig erfillten. Was ,nicht in. Ordnung“ war, starb
sehr bald an dem: Tadel. der anderen. In. diesen Reichen, deren bewahrte
_Verfassung itberhebliche Fremde wohl bemangeln, aber durch nichts
_Besseres ersetzen konnten, kannte man keinen Mangel. Die Lebenshaltung
war gut, so gut, dass man ihren hohen Stand manchmal dartber vergass.
Sind diese Reiche geblieben, was sie waren, oder hat die neue Zeit sie
ithermocht?
Wir. wissen es aus zuverlassiger Quelle, dass auch iiber Poggelow
Rechwiers Zeiten dahingebraust sind, und dass nur die geistige Ueberlegenheit
und der hohe persénliche Mut einer Frau das Schlimmste verhindert haben.
+? 4
Jetzt fangt auch hier die gesunde Vernunft wieder an, ihren verlassenen
_ Thron wieder zu besteigen. Das Seufzen nach. der guten alten Zeit wurde
auch den Zugereisten wiederholt vernehmbar.
(
] ind mrp etrera
162 Die zweite Mecklenburgfahrt der DGG.
Im geraumigen Vorsaal des Schlosses hatte Frau Dr. ‘Schroder eine
kleine Sammlung erlesenen Obstes aufgebaut. Nach der Vorstellung der
Menschen schritt man zur Sortenbestimmung und Besprechung der Friichte.
Zuvor war die Schlossherrin so liebenswiirdig, auf Bitten des Reise-
marschalls einen kurzen Abriss ihres eigenen Lebens zu geben. a
Schon als Vierjahrige- bebaut das Kind mit Eifer und Erfolg das
wenige Quadratmeter grosse Gartlein, das ihr der Vater zugewiesen; heran-
gewachsen, halt die Jungfrau strenge Musterung unter den 83 Sorten Bananen
auf Sumatra, wohin ihre Eltern iibergesiedelt sind. Nach Europa zurick-
gekehrt, sind es die Blumen, welche Herz und Sinn gefangen nehmen, bis
endlich das Obst und seine grosse volkswirtschaftliche Bede die oa
in die. Arme der Pomologie treibt. 3
Nun wird es ja manche Damen geben, die pomologisch weitgehend
interessiert sind, aber mehr in der Richtung als Selbstverbraucher. Sie haben
gute Sortenkenntnis und lassen sich bei der Tafel anmutig von ihr leiten;
dass aber eine Frau in angeseher ster Lebensstellung gleichsam ihr eigener
Gartnerlehrling wird, von unten auf zu dienen anfangt und jede, aber auch
jede Arbeit verrichtet und die Dornenlaufbahn des Autodidaktentums in
zahem Durchhalten siegreich iiberwindet, diirfte doch sehr selten sein. —
Humorvoll wurde die Frage gestellt, ob denn die Schlossherrin von
Poggelow nun zu den Fachleuten oder den Laien zu rechnen sei?
Wirklich, eine Doktorfrage! Sie ist eine Erscheinung fur sich, uber die der
Philosoph Schopenhauer in seinen Parerga und Paralipomena das goldene
Wort geschrieben hat, dass in Wahrheit dem Laien, dem Dilettanten, die
Sache Zweck, dem Mann vom Fach, als solchem, bloss Mittel ist: nur der
aber wird eine Sache mit gutem Ernste treiben, dem unmittelbar an ihr
gelegen ist und der sich ‘aus Liebe zu ihr damit beschaftigt; von solchen
Laien ist oft das Grésste ausgegangen. : ee
Nach dieser Feststellung wird sich auch der Heimgebliebene eine un-
‘gefahre Vorstellung von dem machen k6énnen, was die Poggelower Obst-
spaliere und Garten an Interessantem alles boten, d. h. an Vollkommenheiten,
die auf die Rechnung der Meisterin vom Fach, und an Fehlern, die auf das
Tasten der Anfangerin zu setzen sind. Ungeteilte Bewunderung erregte es,
daf’ Frau Dr. Schroder bei dem mehrstiindigen Rundgang durch ihre Lieb-
lingsschépfung erkennen lief&, dass sie, die Sortenfreudige, zu. jedem Ver-
suchsbaum und bewahrtem Trager die persdnlichsten Beziehungen unter-
hielt und mit beneidenswertem Gedachtnis mtihelos iiber die Lebensgeschichte
jedes einzelnen Baumes, tber seine guten und schlimmen acta Auf-
schluss geben konnte. :
Wir hérten, dass die Birne Minister Lucius die. beste Handels-
sorte fur Mecklenburg sei. Der Baum und die Frtichte waren stets kern-
gesund und zuverlassig; ergaben sie auch kein Tafelobst erster Gite, so
seien sie doch zum Einmachen ganz ausgezeichnet. Man musse die Lucius
ziemlich frih pfliicken und im Keller liegen lassen, bis sie goldgelb wiirde;
dann stellt sich ein eigener schéner Muskateller-Duft ein, der sie, ahnlich
der Williams Christbirne, so geeignet zum Konservieren mache.
Als eine grosse, auch sehr gute und doch gar nicht empfindliche frucht-
bare Oktober-November-Birne wurde die Hofratsbirne empfohlen. Der
Baum, der kraftig wiichse, bereite dem Gartenbesitzer eigentlich nur Freude.
_ Doch ‘schrieb ich schon Herrn Siegfried
Pah A Sale RAR a lie aS, sate eRe Tae Cte
» Die zweite - Mecklenburgfanrt der D. G. G. 163
Die Duch essedAn gouléme, iiber deren piles tata oes 9h manch-
_mal viet geklagt wird, halt sich in Posadlow sehr brav.
Von den Aepfeln wurde der Doberaner Borsdorfer gelobt,
der fiir windige und rauhe Lagen recht geeignet ist. Die zahlreichen Fruchte
sind nicht gross, sollen aber sehr gut schmecken. hs.
Der vielgerihmte Kalvill Grossherzog Friedrichvon Baden,
der von Oktober bis November reift, gedeiht in Poggelow besonders gut.
Er sieht auch herrlich aus und tragt reichlich. Leider sollen die Frichte
dazu neigen, sowohl auf dem Baum wie auf dem Lager, stippig zu werden.
Auch ist die Frucht zum Versenden etwas zu weich. oe
_ Dem lebhaft gefarbten Ostfriesischen Kalvill behagt das Meck-
: lenburger Kustenklima sehr; er tragt auf Paradiesunterlage erstaunlich reich
und ist, mit Frichten bebe eine Zierde des Gartens.
Nicht unerwahnt darf bleiben, dass das nasse Jahr 1920 fiir die Poggelow-
schen Obstanlagen geradezu verheerend gewirkt hatte, so dais zeitweise die
ganze Reise in Frage stand. Da aber geschulte Augen auch dann gentigend
sehen, wenn nicht alle Baume voll tadelloser Fritchte hangen, wurde unter-
nommen, was kein Teilnehmer bereute.
Die Zeit war inzwischen wie im Fluge enteilt. Wollten wir zur Heim-
fahrt noch den Zug um “3 Uhr benutzen, vorher aber noch das Mittagessen,
zu dem Frau Dr. Schréder ecingeladen hatte, verzehren, so musste ab-
gebrochen werden. Es half alles nichts. Scheiden, ach Scheiden tut weh,
auch wenn es nicht immer Menschen sind, die sich Lebewohl sagen. Man
setzte die Reisegarderobe, so gut es ging, schnell in Stand und gedachte
sich dann an einer einfachen Mahlzeit herzhaft satt zu essen. Es kam aber
ganz anders. Die Flugeltttren zum holzgetafelten Speisesaal 6ffneten sich.
Drei reichgedeckte Tafeln in schneeigem Leinen, jede nach einem anderen
Motiv mit Herbstblumen von der Hausherrin selbst geschmiickt, zeigte sich
unseren erstauten Augen. Wurde hier etwa die G6ttin Pomona in héchst
eigener Person zum Sonntagsbraten erwartet? Man z6gerte, Platz zu
nehmen; allein die freundliche Aufforderung der Dame des Hauses: ,,Meck-
lenburg erwartet, dass jedermann seine Pflicht tut“, verscheuchte jede
Bangnis. Was nun geschah, tibersteigt die Darstellungskraft des Chronisten
bei weitem. Er begntigt sich daher mit der Notiz, dass man nach Herzens-
lust ass und trank und dass jeder von dem Gesicht der giitigen Gastgeberin
ablesen konnte: ,,Hab’ ich doch meine Freude dran“.
Dann nahm plotzlich Frau Dr. Schréder das Wort und begriisste ihre
Gaste mit folgendem Spruch in Hans Sachsens Manier:
Verehrte Herren, liebe Damen, Ich wasch’ in Unschuld meine Hande,
Die Sie von ferne heute kamen, Und méchte, dass ich Gnade fande
Sie konnten, kaum ist’s zu verstehn, Samt meiner G6énnerin Pomona
Fast nichts an meinen Baumen sehn. In dieser freundlichen Korona.
Verdorrte Blatter, Krippelfriichte Was hat die Géttin nur getan,
5 )
Fihrt’ leider ich nur zu Gesichte. Dass keiner auf sie Ritcksicht nahm
Von allen, die im Gottersaal
Braun,
Es gab des Guten nichts zu schaun. Sich sammelten zu frohem Mahl?
Und er hat’s hoffentlich bestellt, Konnt selbst Vertumnus dieses Jahr
Damit es Ihnen nicht missfallt, Vergessen, wie so schén sie war?
Dass Sie die Reise doch riskiert, Der Aeolos schnob hart sie an,
Die Sie nach Mecklenburg gefiihrt. Obwohl sie ihre Pflicht getan;
164 Die zweite icone ae ‘der D.G.
———— a
Leis
Der Wassergott goss ohne Ende Nun haben wir, o arme Toren, ia
Die sonst oft hochwillkommne Spende Das teure Eden schnell verloren. a
Hier iiber ihre Garten aus Der Engel mit dem Feuerschwert 3
Und ob dem Poggelower Haus, | Den Wiedereinzug uns verwehrt 3
Als wenn er dacht’: ,,Von diesem Ort In unsern wunderschénen Garten. 4
Schwemm ich, was schlecht ist, _ciniach AVinshiiieeen “ae uns, miissen warten, 4
fort. Bis Gott uns wieder gnadig ist :
Ach, das ist nur zum Teil gelungen, Und seinen grossen Zorn: vergisst. :
Auch hier wird ja das Lied gesungen,
Das Lied von ,,Freiheit“ und dergleichen,
Das Findelsteine kénnt’ erweichen.
Arbeiten wollen wir und sthnen,
Dass wir ein neues Glick verdienen.
Ja, in dem lieben Mecklenburg So lasst uns denn die Hande ruhren,
Drang endlich auch die Bildung durch, Dass unsre Feinde es verspuren,
Die wir — ich sprech’ vielleicht ver- In unsrer lieben Gartenwellt, f
messen — Wenn es auch manchmal Suet uns
Bislang zum Gliick noch nicht besessen, fallt. =
Und wandelte — ich meine dies — Sanft slacset nicht des Gartners Blut,
In Unland unser Paradies. Jetzt heisst’s gekampft und nie geruht,
Wir lebten hier mit unsern Kindern Gekampft fir Vaterland und Herd,
Noch froh und friedlich bei den Rindern Das ist des Gartners Schweiss wohl wert;
Und konnten achselzuckend sagen: Ist auch ein Spaten nur die Waffe, 23
» Wenn sich die Tirkenvélker schlagen, Dass er die schwere Arbeit schaffe, . a
Was geht’s uns Obotriten an?“ Muss immer blitzeblank er sein, |
Hier lebt der Arbeit Weib und Mann Dies sehen wir ja alle ein:
Und ladsst Gott-Vater nur, den Alten, »Bur, Borger, Schippersmann und Knecht,
Am liebsten ganz alleine walten. © Leggt all’ de Hann’ an, .
Der aber riittelte die Erde, Denn ward’ts recht!" | .
Dass alles noch viel besser werde; Dies sprechen. sie bei ‘mir daheim 4
Doch fand er seine Deutschen klein, Und so soll’s in ganz Deutschland sein! =
Sie gingen gar nicht darauf ein. Ich wiinsch’ bei diesem Rebenblut: 4
Es dachtejederseiner Pflanze, Vorbildlich sei und stark und gut 3
Nicht an das herrlich-grosse Vor allem unser Gartnersmann, — 9
Ganze.. Dass jeder hoch ihn achten kann. :
Und durch die Eigenbroédelei Des Himmels Segen werd’ sein Teil: :
Brach das Gewaltige entzwei. »Der Gartenbaugesellschaft Heil!
Tief ergriffen hatten alle gelauscht. Wohl dem, dem es gegeben ist, suickt
Gedanken in die richtigen Worte zu kleiden und bei der Wiedergabe die
Sprache des Herzens zu reden. In seiner Erwiderung wies Herr Braun
_ darauf hin, dass von jeher in den Kalendern die Sonntage rot angestrichen
seien, daf$ der Poggelower Sonntag aber in den Erinnerungen jedes Teil-
nehmers eine ganz besondere Farbengebung nach sich ziehen wiirde. Er
sprach. Frau Dr. Schréder im Namen der gliicklichen Korona den herz-
lichsten Dank fiir die freundliche Aufnahme und das pomologische.Privatissi-
mum aus, das alle unter freiem Himmel und honorarfrei. hatten geniessen
durfen; er kntpfte daran die Bitte, dass die Schlossherrin die Summe ihrer
gartnerischen Schicksale als ,,Obstbauliche Gedanken und Erfahrungen“ zu
_ Papier bringen und der ,,Gartenflora“ als teuren Schatz iibergeben méchte.
Zwar wurde der Verirag noch nicht abgeschlossen, oe tS sate dass
er zustande kommt, besteht. ae ey
Da mischte sich ein Glockenzeichen in die Unterhaltung und alee
zum Aufbruch. Eine kleine Standuhr hatte pflichtgemass.zwei geschlagen. _
Frau Dr. Schréder liess es sich trotz der anstrengenden Tagesleistung nicht224
nehmen, ihren Gasten noch das Geleit bis zum Bahnhof zu geben. Ein letzter +8
Handedruck — freundliche Winsche hiniitber und heritber — war es Wirk- —
lichkeit oder ein schéner Traum, was wir im lieben Lande Meckleniise am
19. September 1920 erlebt haben? - 4) Ee Ee eet oe Bes
Lite al i ames eee ee
_ 3 Sige | Sait a
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© Shab oan als S Sond inge inv jeu Wlishdusern-
eee als Schddlinge in Gawlchahdusent a
VON ried rick Zacher,
Regierungsrat bei der Biologischen Reichsanstalt fiir Land- und Forstwirtschaft
(Berlin-Steglitz). (Hierzu Abb. 24 u. 25)
Wegen ihres unsteten, lichtscheuen Wesens, ihrer hastigen Bewegungen
und des von ihnen ausgehenden schlechten Geruches sind die Schaben all-
gemein verhasst. Jeder kennt die bei uns allzuhaufig in Ktichen, Speise-
kammern und Backstuben vorkommenden beiden Arten, die kleine hell-
braune, auf dem Vorderrticken mit zwei dunkelbraunen Langsstreifen ver-
sehene deutsche Kiichenschabe (Phyllodromia germanica L.), deren lanzett-
liche Fliigeldecken den Hinterleib etwas tberragen, und die schwarzbraune
orientalische Ktichenschabe (Blatta orientalis .L.), deren Mannchen mit wohl-
entwickelten Fluigeln versehen sind, wahrend die Fligel der Weibchen
stummelfo6rmig verkirzt und diese daher flugunfahig sind. Ausser diesen
beiden allgemein bekannten Arten leben in unseren Waldern noch mehrere ~
kleinere Schaben, die wenig Beachtung finden, namlich Aphlebia maculata ©
Schaffer, Aphlebia punctata Mg., Ectobia lapponica L. und Ectobia livida F.,
alles kleine, flinke, braune Tierchen, die teils am Waldboden, unter Streu und
Laub, teils auf Gebiisch von Eichen und niedrigen Kiefern ihr Wesen treiben.
Die Mehrzahl der Schaben, von denen beinahe tausend Arten bekannt
sind, ist jedoch sehr warmebeditirftig und besonders ihre grossen Formen,
daher auf die Tropen beschrankt. Jedoch kommen einige grosse Arten auch
in Deutschland dauernd vor, und zwar treten sie in Gewdchshausern nicht
selten als lastige Schadlinge auf. Ferner zeigen sie sich sonst gelegentlich
an anderen warmen Orten, wie z.B. Zuckerfabriken, kénnen aber im Freien
sich naturlich nicht halten und sind gliicklicherweise auch in Wohnhausern
noch nicht beobachtet worden. Es handelt sich vor allem um die amerika-
nische-Schabe (Periplaneta americana L.) und um die indo-australische Schabe
(Periplaneta australasiae F.). Beide tbertreffen die orientalische Kiichen-—
schabe an Grosse ganz betrachtlich, sind in beiden Geschlechtern mit wohl-
entwickelten Flugwerkzeugen. ausgertistet und machen von ihrer Flugfahig-
-keit auch besonders des Abends gern Gebrauch. In warmeren Gegenden
treten diese Schaben auch als Schadlinge der Pflanzungen im freien Lande auf;
so ist z. B. die australische Schabe in Westindien als Schadling der
Baumwollpflanzungen beobachtet worden. Die Empfindlichkeit der Schaben
gegen Kalte wird am besten durch ein Beispiel erlautert, das Hubbard an-
fuhrt. Im Winter 1894 herrschte in Florida starker Frost, und és wurden
dadurch nicht nur in den Zitruspflanzungen grosse Verwiistungen an-
gerichtet, sondern es starben auch alle Schaben in den Hausern, soweit sie
_hicht aussergewohnlich gut geschiitzt waren.
Diese Schaben bilden zusammen mit den Gottesanbeterinnen eine be-
sondere Gruppe der Geradfliigler, die wegen ihrer sehr eigenartigen Fort-
pflanzung als Oothecaria oder ,Eierpaketler“ bezeichnet werden. Die
Eier werden namlich nicht einzeln abgelegt, sondern bei den Schaben bereits
im.Mutterleib zu 30 bis 50 Stiick mit einer harten, hornartigen Kapsel umgeben.
_ Die Eikapsel wird éfters vom Weibchen wochenlang am Hinterleib hangend
_. herumgetragen und spater ausgestossen. In der Familie der Panchloriden,
die zumeist tropische Formen enthalt, bleibt jedoch die Kapsel bei manchen
a Arten bis zum Ausschliipfen der Jungen im Hinterleib der Mutter, so dass
166 Schaben als Schddlinge in Gewdchshdusern.
ee eNO eee
= ——o=E=e=E=S=EeaeaeaeaeEeEeEeEeEeeeeeeeeeeee ee
man hier also von einem Lebendgebaren sprechen kann. Auch wird be-
richtet, dass eine gewisse Geburtshilfe und Brutpflege beobachtet worden
sein soll. In manchen Fallen sollen die erwachsenen Tiere den Jungen beim
Herauskommen aus der Eikapsel helfen, indem sie die Kapsel 6ffnen. Spater
sollen die- Jungen durch die Alten beisammengehalten und gepflegt werden.
Wenigstens findet man meistens einige erwachsene Tiere bei einer Schar
von Jungen. Sicher ist jedenfalls, dass primitive ee Instinkte den
Schaben nicht abzusprechen sind.
Die Jungen sind den Erwachsenen in der aligenteaien Gestalt bereits
sehr ahnlich, besitzen jedoch noch keine Spur von Fligeln und sind erheblich
Abb. 24, Die amerikanische Schabe (links Weibchen und Larve) und»
die indo-australische Schabe (rechts Weibchen und Madnnchen).
Abb. 25. Die surinamische Schabe (links zwei We.ibchen, rechts zwei Larven).
heller gefarbt. Im Verlauf einer Anzahl von Entwicklungszustanden, die
voneinander durch das Abstreifen der Haut geschieden sind, wachsen sie
zur vollen Grésse heran. An den Seiten des Mittel- und Hinterrtickens bilden
sich lappenférmige Anhange — die Anlagen der Flugwerkzeuge, die nach °
einer letzten Hautung, bisweilen der siebenten, sich in voller Ausbildung
zeigen. Die Entwicklung beansprucht bei den grésseren Arten selbst unter
den giinstigsten Bedingungen mindestens ein Jahr.
_ Ausser der amerikanischen und der indoaustralischen Schabe fand ich
in den Gewachshausern des Botanischen Gartens in Berlin-Dahlem noch eine
weitere, sehr interessante Art, die in allen Tropenlandern haufig vorkommt,
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-- Schaben als Schadlinge ine adsishdnserk vs | aoe
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Leucophaea (Pycnoscelis) surinamensis L. In Deutschland war sie bisher
als Gewachshausbewohner noch nicht bekannt. Wohl aber wissen wir, dass
sie mit Orchideen und anderen Pflanzen aus Westindien, Zentral- und Sud-
~ amerika und Ceylon zu verschiedenen Malen lebend nach Hamburg gelangt
ist. In Dahlem muss sie seit langem eingebiirgert gewesen sein, da wahrend
des Krieges jahrelang keine Sendungen aus Tropenlandern eingetroffen
waren. Ich fand sie zuerst im Orchideenhause im Januar 1918. Nach Aus-
sage der Gartner schadigt sie die Orchideen durch. Abbeissen der Spitzen
an den Luftwurzeln und durch Abfressen der Bliitenblatter. Dieselbe Art
. ist nach Raffil schon in fritheren Jahren in London und nach Zappe neuer-
dings in Connecticut in Nordamerika in Gewachshausern als Schadling auf-
getreten. In Connecticut trat diese Schabe im Frithjahr 1917 sehr zahlreich
in den Gewdachshausern auf und verursachte erheblichen Schaden durch ©
Abnagen der Rinde von den Stammen junger Rosenpflanzen. Die erwachsenen
Tiere bevorzugen die Blatter vor der Rinde. Sie richteten ferner an Oster-
lilien grossen Schaden an, indem sie sowohl Altere Pflanzen wie junge Sprosse
angriffen. Auch von Poinsettiastammen nagten sie die Rinde ab. In Berlin
frassen sie grosse Locher in die unterirdischen Knollen von Araceen.
Obwohl die surinamische Schabe in allen Tropenlandern der Erde gemein
ist, weiss man von ihrer Lebensweise und von ihren Fortpflanzungsverhalt-
nissen nur wenig. Zappe fand unter mehr als tausend Individuen aus einem
Gewachshaus nicht ein einziges Mannchen. Auch ich habe nur Weibchen
gefangen. Es scheint also, dass die Entwicklung der Eier ohne Befruchtung,
also parthenogenetisch, erfolgen kann. Neben der Ablage von Eikapseln
sollen auch, wie es bei anderen Arten der Familie der Panchloriden regel-
massig geschieht, Larven lebend geboren werden. | ;
Ausser diesen Arten sind in London noch zwei weitere, Nauphoeta
cinerea Ol. und Nauphoeta Brazzae Bol. als Gewachshausschadlinge beob- .
achtet worden. Die erstgenannte Art ist mit verschiedenen Schiffsladungen
aus Ostafrika auch lebend nach Hamburg gelangt. Da vielleicht auch noch
andere Arten vorkommen, ware es mir sehr erwiinscht, wenn mir in Ge-
wachshausern auftretende Schaben eingesandt wurden. | |
Die Bekampfung der Schaben ist wegen ihrer heimlichen Lebensweise ©
nicht leicht. Anderseits hilft dabei eine ihrer Lebensgewohnheiten, namlich
dashaufige SaubernderFisseund der langen Fuhler durch Belecken.
Man kann sie sehr oft dabei beobachten, wie sie einen Fuss oder einen
Fuhler durch den Mund ziehen. Das tuen sie besonders dann, wenn sie mit
irgendwelchem Schmutz, Staub oder Fliissigkeiten in Beriihrung gekommen
sind. Wenn man also ihre gewohnlichen Schlupfwinkel mit einer Flussigkeit
spritzt oder mit Gift einstaubt, so kann man mehr erreichen, als wenn man
versucht, die Tiere unmittelbar mit dem Bekampfungsmittel zu erreichen oder
sie durch Koéder anzulocken. Durch die Sauberung der Gliedmassen be-
férdern die Schaben das Gift in ihren Magen, mag es ihnen gut schmecken
oder schlecht. Als brauchbares Bekampfungsmittel erwies sich nach Scott,
Abbott und Dudley besonders Fluornatrium, das man zu gleichen Teilen
mit Mehl vermischen kann. Sogar Mischungen von 18 Teilen Fluornatrium
mit 72 Teilen Mehl erreichten noch die Abtétung samtlicher Versuchstiere.
Weit weniger wirksam ist Insektenpulver (Pyrethrum). Nur. ganz reine
Ware aus Blitenképfen von P. cinerariaefolium und roseum wirkte tédlich.
Schon geringe Verunreinigung setzt die Wirkung betrachtlich herab. Borax
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wirkt als Magengift, jedoch wirkt es langsam und kann nicht sehr empfohlen
werden. Nach Zappe wurde die surinamische Schabe durch Bespritzen der
Tische, der Lécher und Risse im Mauerwerk mit reinem Rohpetroleum
(Kerosen) beseitigt. Jedoch ist Vorsicht am Platze, da durch Kerosen die
Blatter der davon getroffenen Pflanzen verbrannt werden. Raffil empfiehit
das Verschmieren aller Mauerliicken, namentlich in der Nahe der Heizrohre,
mit Zement. Als beste Fangmethode, die in Kew zufallig gefunden wurde,
soll sich das Aufstellen alter zum Teil mit Oel (Ri&b6l) gefiillter Konserven- —
biichsen bewahrt haben. Diese werden an die WAande gestellt, damit die
Schaben hineinkriechen kénnen. Unter bestimmten Voraussetzungen durite
auch die Durchgasung der Gewachshauser mit Blausaure in Betracht zu
ziehen sein. Ich will mir aber vorbehalten, dariber bei anderer Gelegenheit
im Zusammenhange mit der Bekampfung anderer Gewdachshausschadlinge
zu berichten. In den Dahlemer Gewdchshausern ist die surinamische Schabe -
infolge der mangelhaften Heizung im letzten Winter sehr selten geworden.
| Literatur. | baer
Ballon, H. A. Report on the Prevalence of some Pests and Diseases
in the West Indies during 1915. Part I. West Indian Bull. Barbados XVI.,
No. 1, 1916. =
-Raffil, C. P. Cockroaches in Plant Houses. The Gardeners Chron.
15. Jan. 1910, S. 43.
Zappe, M. P. A Cockroach Pest of Ceecinnuaes Pynoscelus (Leuco-
phaea) surinamensis L. — 17. Rpt. Connecticut State Entomol. for 1917. |
New Haven, Bull. 203, 1918, S. 302—313, 4 Tafeln.
Scott, E. W., Abbott, W. S. and J. E. Dudley, Results of Eapeeimene with
miscellaneous substances against Bed-bugs, Cockroaches, Clothes Moths and
Carpet Beetles. U.S. Dept. Agric. Bull. 707, 1918.
- Haber, Vernon H. Cockroach pests in Minnesota with special reference
to the German cockroach. The University of Minnesota, Agr. Exper. St.,
Bull. 186, 1919.
Washburn F. L. and C. W. Howard, Household Pisces Office of the
State Entomologist, Circ. 44, 1917. St. Paul, Minnesota.
Howard, L. O. and C. L. Marlatt, the principal household Insects of the
United States. U.S. Dept. Agric., Div. of Entomol., Bull. 4, 1902.
Brunner von Wattenwyl, C., Prodromus der europdischen Orthopteren. :
Leipzig, 1882.
Brunner von Wattenwyl, C., Nouveau systéme des Blattaires. Vienne 1865.
Zacher, Fr. -Die Gersdhasiee Deutschlands. Jena 1917.
Stickstoffdtngung aus eigenen Mittein.
Vortrag, gehalten in der Abteilung der ,,Pflanzen- und Gartenfreunde der Deutschen
Gartenbau-Gesellschaft“ zu Berlin, Invalidenstrasse 42.
Von-Prof..Dr. Ber ger.
Unter allen fiir unsere Gartenkulturen in, Betracht er Diinge-
mitteln hat der Stalldiinger immer an erster Stelle gestanden. Er ist unser
Hauptdiingemittel und durch seine Verwendung ist es méglich, dem Garten-
Ce al » ane ied
Tiers
-poden diejenigen Eigenschaften zu geben, welche zur Erzielung bestméglicher —
. -Pflanzenentwicklung und héchstmoéglicher Ertrage notwendig sind. In vielen
_ Garten war er das alleinige Dtingemittel, das man dann reichlich anzu-
wenden pflegte, bisweilen sogar iiberreichlich anwendete, so dass Ueber-
diingung eintrat, die dann in Geilheit der Pflanzen ausartete. Nun ist aber
der Stalldiinger von Jahr zu Jahr seltener geworden, er ist von Jahr zu Jahr
‘teurer geworden-und augenblicklich fir Geld und gute Worte tberhaupt nicht
mehr in ausreichender Menge zu erhalten. Daher ist der Gartenfreund heute
mehr oder weniger gezwungen, ohne denselben auszukommen. Die
Griinde fiir diese Erscheinung liegen einmal in der geringeren Produktion —
von Stalldung durch die verringerte Tierhaltung und zweitens in dem ge-
steigerten Verbrauch beim Anbau von Kulturpflanzen im Garten zur Er-
lichen Produktion wahrend des Krieges und durch das Abschneiden aller
Zufuhren von Lebensmitteln aus dem Auslande durch die Hungerblockade
schritt man an den Orten des Grossverbrauchs von Nahrungsmitteln, in den |
grossen Stddten, iiberall zur Selbsthilfe. Man schritt zur Bepflanzung jedes
Stadt jetzt eifrig tatigen Kleingartner suchen diesen Boden in Kultur- und
Gartenland zu verwandeln. So erwuchs ein hoch gesteigertes Interesse am
Gartenbau und mit ihm die-Einrichtung zahlreicher neuer Garten. Wo aber
ist der Stalldung grade nétiger als hier, um rohen Boden zu verbessern, ihn
in- einen humus- und nadhrstoffreichen Gartenboden zu verwandeln ?
a) Vom Stallmist.
Die dem tierischen Stoffwechsel entstammenden im Stallmist enthaltenen
-Dungstoffe sind vorzugsweise Verbindungen des Stickstoffs, der Phosphor-
sdure und des Kalis, der Hauptnahrstoffe. der Pflanzen, welche also durch
eine Stallmistdiingung diesen zugefiihrt werden. Die festen Bestandteile des
_ Diingers enthalten diese Stoffe nur in schwer- oder ganz unl6éslicher Form;
sie muissen sich erst dadurch, dass der Mist verrottet und verfault, in l6s-.
liche Verbindungen umwandeln, wenn sie von den Pflanzen als Nahrung auf-
genommen werden sollen. Jene winzig kleinen Lebewesen, die Bakterien,
‘zeugung von Nahrungsmitteln. Infolge des Zuriickgehens der landwirtschaft- _
a
Stuckchen Bodens, das die ruhende Bautatigkeit nicht in Anspruch genom-
men, von Brach- und Oedland, dessen Kultur vorher zu mithsam und nicht —
lohnend genug erschienen war. Die tberall in der Umgebung der Gross- z
welche die Ursache der entstehenden Faulnis sind, zerlegen namlich hierbei __
die toten tierischen und pflanzlichen Substanzen des Mistes in einfach zu-
sammengesetzte Verbindungen, welche allein als Nahrstoffe fiir die Pflanzen-
welt geeignet sind. Die wichtigsten und wertvollsten Bestandteile des Stall-
diingers aber sind die Eiweissstoffe; sie werden in Ammoniakverbindungen
und diese ‘wieder in SalpetersAureverbindungen umgesetzt, und nur in dieser
_ letzten Form, als salpetersaure Salze, ist der Stickstoff fiir die Pflanzen aus
- dem Boden aufnehmbar. Auch die ttbrige organische Substanz ebenso wie
die Einstreumittel fiir den Diinger verfallen der Zersetzung, farben sich da-
durch dunkel und verwandeln sich schliesslich in eine fein verteilte schwarze
Masse, den Humus. Mit den Humusstoffen erhalten wir weiter eine héchst
_ wichtige Bereicherung unseres Gartenbodens durch eine Stallmistdiingung.
Der Humus wirkt zwar weniger durch seine chemischen Bestandteile er-
nahrend auf die Pflanzen als vielmehr hauptsachlich durch eine Verbesserung -
der. physikalischen Eigenschaften des Bodens dusserst giinstig auf die
aS toa AT EO
170 Stickstoffdiingung aus eigenen Mitteln. |
-
Pflanzenentwicklung ein. Die dunkle Farbung, die der Humus dem Boden
verleiht, erhéht sein Aufnahmevermégen fiir Warme, so dass_ sich
der dunkle Gartenboden schneller und intensiver erwarmt als ein. humus-
armer Boden. Durch die Humusstoffe wird fester, toniger Boden gelockert,
Sandboden dagegen biindig gemacht, so dass: Durchliftung bzw. wasser-
haltende Kraft des Bodens geférdert wird. Die Humussauren zersetzen auch
die mineralischen Stoffe im Boden, sie machen den Boden selbst chemisch
tatig, wodurch neue Nahrstoffe in demselben in geléster, also leicht aufnehm-
barer Form entstehen. Wenn wir nun heute im Gartenbau wirtschaften und
auskommen mussen ohne zureichende Mengen unseres natirlichen Uni- —
versaldungers, so entstehen fur uns die Fragen: Wie ersetzen wir ihn, ein-
mal als Lieferant der unentbehrlichen Pflanzennahrstoffe, insbesondere des
Stickstoffes, zweitens aber als wichtigsten Humusbildner ?
b) Von den kiinstlichen Diingemitteln.
Fur diejenigen Garten, welche durch jahrelange Kultur bei Anwendung
von Stallmist bereits einen geniigenden Humusgehalt im Boden aufweisen,
wurde es zunachst hauptsachlich darauf ankommen, dass die dem Boden
durch die Kulturen entzogenen Nahrstoffe wieder ersetzt wurden. In diesem
Falle wtrde man schliesslich bis zu einem gewissen Grade auf eine Diingung
mit Stallmist verzichten kénnen, wenn man durch Anwendung kiunstlicher
Diungemittel, von Mineraldtinger, die fehlenden Nahrstoffe zu ersetzen suchte.
Die Dtngung mit salpetersauren, phosphorsauren und Kalisalzen b6éte sogar
den Vorteil, dass die damit den Pflanzen gereichten Hauptnahrstoffe in sofort
aufnehmbarer Form und in dem richtigen Mengenverhaltnis zur Verfigung
standen und nicht erst eine Umwandlung in solche aus den Dungstoffen des
Stallmistes abgewartet zu werden braucht. Der Anwendung von Kunst-
dunger stehen aber heute ahnliche Schwierigkeiten entgegen wie bei der Be-
schaffung des Stalldingers. Abgesehen von Kalisalzen, die bei dem natir-
lichen Reichtum Deutschlands an solchen noch gentigend zu _ beschaffcen
waren, sind die phosphorsaurehaltigen Diinger auf dem Markte sehr knapp
und deshalb hoch im Preise gestiegen. Die Gewinnung von Thomasmehl
ist mit dem Niedergang der Eisenproduktion, bei welcher es als ein Neben-
produkt in grossen Mengen billig gewonnen wurde, ausserordentlich zurtick-
gegangen. Die Zufuhr von Rohphosphaten aus dem Auslande zur Her-
stellung dieser Dungemittel fehlt aber. Von den Stickstoffverbindungen fehlt
der Chilisalpeter als Auslandsware ganzlich. Als Ersatz fir diese kamen
in Betracht die im Inlande erzeugten Mittel, das schwefelsaure Ammoniak
und der Kalkstickstoff. Infolge von Kohlennot, Rohstoffmangel und Streiks
ist aber die augenblickliche Leistungsfahigkeit der deutschen Stickstoff-
industrie, die wahrend des Krieges so Grossartiges geleistet hat, in der Her-
stellung von Stickstoffverbindungen zur Sprengstoffabrikation stark herab-
gemindert. Mit der Anwendung des Kalkstickstoffs hat es noch seine be-
sonderen Schwierigkeiten. Er ist fir den Laien ein gefahrlicher Diinger
und kann nur mit bestimmten Vorsichtsmassregeln gebraucht werden, die
von seiner Benutzung abhalten und davor zurtickschrecken miissen. Kalk-
stickstoff und ahnliche aus dem Stickstoff der Luft hergestellte Stickstoff-
dunger, wie auch Norgesalpeter, durften daher nicht leicht Eingang in unsere
Garten finden, zumal auch die Preise dafiir recht hoch sind. Zudem ist
gegen eine zu reichliche alleinige Benutzung von Kunstdiinger noch folgendes
: f
OTe ee Fah | 9 EAS He ty <7 re i Se
Cie. aus eigenen Mittetn. 171
= ——EEeEeEeEeaaeaeeaeEeEeEeEeEeEeEeEeEeEeEe——==—=E—E_E_e__ eee
einzuwenden. Mit derselben stellt sich bald eine Verschlechterung der
physikalischen Bodenbeschaffenheit ein. Ferner nimmt die sogenanntc alte
_Kraft des Bodens, die wir so sehr am Gartenboden schatzen, mehr und mehr
ab. Die alte Kraft beruht auf dem Vorhandensein von Humus, dessen
tierische und pflanzliche Bestandteile sich nur allmahlich vollstandig in
Pflanzennahrung umsetzen. |
c) Diingestoffe aus dem eigenen Betriebe.
Gliicklicherweise fehlt es nun an passenden nattrlichen Dingerquellen
nicht, den Stalldiinger in vollkommenerer Weise zu ersetzen, als es durch
Kunstdtinger moglich ist. Diese vermag jeder Gartenfreund auf seiner
eigenen Scholle sich zu erschliessen, und zwar so gut wie kostenlos. Wo
Kleintiere gehalten werden, kann der entstehende Dtnger eine wertvolle Aus-
hilfe bieten. Der Gefliigeldtnger von Hiihnern und Tauben ist der ge-
haltreichste aller tierischen Diinger. Nach den Analysen sind enthalten:
in 1000 Teilen Hithnerdung 165 Teile Stickstoff, 85 Teile Kali, 15,5 Teile
Phosphorsaure; in 1000 Teilen Taubendung 17,5 Teile Stickstoff, 10 Teile Kali,
17,9 Teile Phosphorsaure. Dagegen enthalt, ohne Beriicksichtigung des Ein-
streumittels, in 1000 Teilen: frischer Pferdemist 1,4 Teile Stickstoff, 3,5 Teile
Kali, 3,5 Teile Phosphorsaure; frischer Kuhmist 3 Teile Stickstoff, 1,1 Teile
Kali, 1,7 Teile Phosphorsdure.
Infolge des hohen Gehaltes an diesen Stoffen darf Gefligeldtinger immer
nur in geringen Mengen angewendet werden, ist daher im Gebrauch spar-
sam. Ziegen- und Kaninchendinger stehen denen der pflanzen-
fressenden Grosstiere nahe und lassen sich wie Kuhdtinger verwenden. |
Wo die Kleintierhaltung fehlt oder doch nicht imstande ist, ausreichende
Mengen tierischen Diingers zu erzeugen, derselbe vielmehr nur fur Spezial-
kulturen anspruchsvoller Gewachse benutzt wird, wie es wohl meistens der ~
Fall sein wird, da. muss der Gartenfreund noch zu einem andern Mittel
greifen, namlich zur Erzeugung einer guten Komposterde. Nichts darf
_ heute mehr der Volkswirtschaft verloren gehen und daher darf auch in keinem
Garten mehr ein Komposthaufen fehlen, wo alle méglichen Abfallstoffe des
Gartens und des Haushaltes, pflanzlicher und tierischer Herkunft, aufgehauft
und in Dungstoffe verwandelt werden. Um hierdurch aber eine wirklich
nahrstoffreiche als Ersatz fiir fehlenden tierischen Dtinger. dienende Erde
zu erhalten, muss eine gute Kompostpflege stattfinden. Die Abfalle diirfen
nicht unordentlich zusammengeworfen werden, was auch einen schlechten
Eindruck macht, sondern miissen moglichst zerkleinert, innig miteinander
gemischt und nicht festgetreten, sondern locker zu einem nicht zu hohen
Haufen aufgebaut werden. Im Komposthaufen sollen die gesammelten Ab-
-fallstoffe durch den Faulnisprozess zersetzt und in Pflanzennahrstoffe um-
gewandelt werden. Alle Bedingungen, welche fiir den Vollzug dieses Pro-
zesses notwendig sind, ginstig und beschleunigend wirken, mussen von uns
gegeben werden. Um die Tatigkeit der Bakterien, welche die Umwandlung
vollfihren, méglichst rege zu gestalten, muss der Haufen sich gut erwarmen,
mild feucht gehalten und gut durchltftet sein. Durch Umsetzen des Haufens,
“mehrere Male im Jahre, wobei die A4usseren Teile nach innen, die unteren:
nach oben gebracht werden, wird der Kompost im dritten Jahre reif, d. h
zum Gebrauch fertig. Nicht gut brauchbar ftir die Kompostbereitung ist die
72
Asche von Steinkohlen, Koks und Briketts. Sie macht den Haufen nicht G
allein trocken, sondern enthalt auch 6fters schadliche Schwefelverbindungen.
Dagegen sind besonders wertvoll alle tierischen Abfalle aus der Kiiche,
wegen ihres reicheren Eiweissgehaltes. Um die Zersetzung im Haufen zu
beschleunigen, kann anfanglich etwas Kalk hinzugefiigt werden, nie aber
spdter mehr, da er die hierbei zuerst aus dem Eiweiss entstehenden Am-
moniumverbindungen angreift und das flichtige Ammoniak-daraus freimacht. ©
Zusatze von Erde, Gips oder auch Superphosphat zum Haufen binden das |
Ammoniak, und es entstehen daraus salpetersaure Salze. Und diese sind
es, welche der Komposterde ihren hauptsachlichen Wert als ein stickstoff-
haltiges Diingemittel verleihen. Neben ihnen sind aber auch Kali- und Phos-
phorsdureverbindungen und vor allen reichlich Humusstoffe in derselben
zur Bodenverbesserung enthalten.
Die gute Komposterde mit ihrem Nahrstoff- und Humusgehalt konnte:
den Stalldiinger ersetzen, wenn es moéglich ware, sie immer in ausreichender
Menge hierflr zu erzeugen. Leider wird dies meist nicht der Fall sein, zu-
mal auch ihre Gewinnung eine verhaltnismassig lange Zeit in Anspruch
nimmt. Daher mussen wir, um unseren Dtngerbedari vollstandig aus eigenen
Mitteln decken zu kénnen, noch eine andere Quelle daftir verwenden, das sind
die menschlichen Exkremente. Die menschlichen Auswurfstoffe
zeichnen sich vor den tierischen des Stalldingers durch einen weit hoheren
-Gehalt an Stickstoff und Phosphorsaure aus. Es ist auch leicht einzusehen,
warum dies so sein muss. Der Mensch nimmt ftir sich selbst die gehalt-
reichsten. Nahrungsmittel aus dem Pflanzenreich in Anspruch, die besonders
auch einen hohen Eiweissgehalt haben, wie die Getreidekérner und die
Samen von Hilsenfriichten. Dazu nahrt er sich auch von tierischen Stoffen,
welche noch eiweissreicher, d. h. also auch stickstoffreicher sind als die
pflanzlichen. Mit dem Stickstoff ist in Eiweisskérpern aber tberall zugleich
die Phosphorsdure enthalten. Die Auswurfstoffe aber sind nur das Spiegel-
bild der Ernahrung. In der Land- und Gartenwirtschaft der Chinesen und
Japanesen spielen die menschlichen Exkremente bei der Diingung eine
Hauptrolle. Sie lassen davon nicht das geringste verloren gehen. Sie sind
dazu gedrangt durch den Mangel an Grossvieh und die Uebervélkerung des
Landes, welche sie zur Intensivkultur zwingen. Dort, wo bei uns die Ab-
schwemmung der menschlichen Fakalien durch die Kanalisation auf Riesel-
felder noch nicht Eingang gefunden, in kleineren Stadten und auf dem
-flachen Lande, bilden sie ebenfalls ein geschatztes Material zur Diingung.
Auf unseren Rieselfeldern kommen diese Stoffe nur stark verwdssert durch.
die Spilwasser aus dem Haushalt und die Wasserspiilung der modern ein-
gerichteten Aborte zur Pflanzendiingung in Anwendung. Furr die Gesund-
heit der Grossstadt ist die Abschwemmung der Fakalien auf die Rieselfelder
von grosser Bedeutung, ebenso gross aber der Verlust wertvollster Pflanzen-
nahrung fiir unsere Garten. Eine wichtige Frage unserer Zeit ist es daher:
Wie kénnen diese gehaltvollen und noch dazu ganzlich kostenlosen Diinge-
stoffe der Gartenkultur erhalten und wie verwendet werden?
Einer allgemeinen Verwendung der Abortstoffe zur Diingung unserer
Garten steht zunadchst der ekelhafte Geruch derselben entgegen. Dieser wird
besonders durch das Skatol hervorgerufen, einer chemischen Verbindung,
welche bei der Faulnis des Eiweisses entsteht. Der Geruch erfillt beim
Ansammein der Stoffe in den aufgestellten Behaltern die Abortraume und
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verbreitet sich leicht weiter im Hause. Ferner wird die Gartenluft beim -
Diingen mit denselben durch den Gestank stark verpestet. Um den Stoffen
- den Geruch zu nehmen, kénnen nun verschiedene Mittel angewendet- werden,
z. B. Zusatz von Schwefelsdure, von Eisenvitriol oder aber das Vermischen
mit Torfmull. Am besten und bequemsten ist es, den frisch entleerten Kot
jedesmal sogleich mit Torfmull zu tberstreuen, aber nicht zu sparsam. Zu
diesem Zweck werden auch selbsttatig streuende Torfstreuaborte gefertigt
und in den Handel gebracht, so von der Firma Schwarz & Co. in Hemelingen ~
bei Bremen. Durch das grosse Aufsaugungsvermégen des Torfmulls fir
Flissigkeiten und Gase erhalt man dadurch eine fast geruchlose und ver-
haltnismassig trockene Masse, so dass nach dieser Richtung hin der all-
gemeinen Verwendung der Abortstoffe nichts im Wege stehen diirfte. Die
so erhaltene Masse sogleich als Diingemittel zu verwenden, ist méglich,
wenn wir sie namlich im Herbst auf abgeraéumte Beete bringen und um-
graben. Wahrend der Winterszeit gehen dann durch Frost und Regen
Zersetzung, Auflésung und Verteilung der Dungstoffe im Boden vor sich.
_ Zu anderer Zeit die Masse im unzersetzten Zustande, im Frithjahr und
-Faulnis, in aufgesetzten Haufen, nach Art des Komposthaufens, vor sich
-oder heute zu teuer erscheint; mussen Stroh, Laub oder porése Erde dazu
~ wandeln, die nicht gut ausreift. Am-besten wird ausser dem Konpos
ein besonderer Haufen davon aufgesetzt. ig
wahrend des Sommers, in den Boden zu bringen, kann aber den Pflanzen-
wurzeln nachteilig werden. Daher lasst man vorher eine Zersetzung durch
gehen und behandelt den Haufen auch in gleicher Weise durch mehrmaliges
Umstechen ein halbes bis ein Jahr lang.. Dadurch erhalt man eine vollig ae
geruchlose, ausserst wertvolle Pflanzennahrung, die in jeder Jahreszeit zur
Diingung verwendet werden kann. Wo Torfmull zur Kompostierung fehlt a
verwendet werden. Schliesslich kénnen die Exkremente auch dem gewohn- c
lichen Komposthaufen einverleibt werden, wobei aber mit Mass zu. ver-
fahren ist, da sie den Kompost leicht in eine fette, schmierige Masse ver-
_ Die auf diese Weise aus den menschlichen Auswurfstoffen erhaltenen _
léslichen Pflanzennahrstoffe sind in erster Linie Stickstoffverbindungeén, und ee
t
daher kann der hergestellte Diinger auch mit grossem Vorteil iiberall da Ee
gegeben werden, wo starkes Blattwachstum gewiinscht wird, wie bei der
Kultur der Kohlarten, des Rhabarbers, des Salates und des Spargels. Mit — ie
Beigabe von Kalisalzen und eventuell von Phosphaten ist er auch fiir’ die ae
meisten anderen Zwecke gut zu gebrauchen, Zi: Be ZO Diingung der Obst
baume und der Rosen.
_ In den fliissigen Ausscheidungen, in b). Riek, findet sich neben den wert- Cea
vollen Dungstoffen regelmassig noch eine erussere Menge von Kochsalz, _
herrthrend von dem zur Zubereitung unserer Speisen verwendeten Salz.
Das Kochsalz ist aber eine chlorhaltige Verbindung, die bei der Aufnahme
in den Pflanzenkérper besondere Wirkungen hervorrufen kann. Wahrend
-manche Pflanzen gegen das Salz sich ziemlich gleichgiltig verhalten, wie
z. B. die Graser, also auch die Getreidearten, und die sogenannten Salz-
pflanzen in der freien Natur, leiden andere in ihrer Entwicklung durch einen
Salzgehalt des Bodens oder aber. zeigen eine merkwiirdige Veranderung
ihrer Lebenstatigkeit. Die Kartoffelpflanze andert z. B. durch Aufnahme
von Salz ihr Aussehen nicht, bildet aber weniger starkereiche Knollen.. Die
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174 _» Laeliocattleya Doeringiana Schltr.
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Zuckerrtiben zeigen danach einen niedrigeren Prozentgehalt an Zucker und
die Blatter der Tabakpflanze werden dadurch schwer verbrennlich. Daher
ist bei der Benutzung dieses Dtingemittels doch auch eine gewisse Vorsicht
geboten. Wo eine nachteilige Nebenwirkung durch den Salzgehalt entsteht,
muss durch Beobachtung und |Erfahrung im einzelnen festgestellt werden.
Der Abortdiinger lasst sich auch in unvermischtem, nichtkompostiertem
Zustande verwenden, wenn man ihn beim Umgraben der Beete im Herbst
in die Grabfurchen legt und mit Erde’ bedeckt. Eine Belastigung durch den
ublen Geruch ist hierbei nicht zu vermeiden. Eine einfache Methode der
Verwendung der Abortstoffe ist auch die, die gesammelten Massen in Tonnen
stark mit Wasser zu verdiinnen und unter haufigem Umriihren der Garung
zu unterwerfen, wobei allerdings Verluste an Stickstoff eintreten konnen.
- Mit der entstandenen Jauche werden in den Herbst- und Wintermonaten
Baume und Straucher gediingt und kann auch in weiter verdunntem Zu-
stande wahrend der Wachstumsperiode die Entwicklung der Pflanzen ge-
fordert werden. Die getrennte oder alleinige Benutzung des Urins des
Menschen zur Dtingung ist am leichtesten durchzuftthren, und zwar ebenfalls
mit gutem Erfolg. Der Urin oder Harn enthalt neben anderen Bestandteilen,
unter denen auch das Kochsalz ist, den stickstoffhaltigen Harnstoff, der sich
beim Stehen der Flussigkeit durch die Mitwirkung von Bakterien schnell
zersetzt. Es entsteht hierdurch zunachst kohlensaures Ammoniak, das sich
weiter in salpetersaures Salz, in aufnahmefahige Pflanzennahrung, um-
- wandeln kann. Der Urin ist daher auch fir sich allein ein brauchbares
stickstoffhaltiges Diingemittel fiir unsere Garten. Er kann leicht aus den
Nachtgeschirren gesammelt und in frischem-oder gefaulten Zustande nach
reichlicher Vermischung mit Wasser verwendet werden.
Die Zeitverhaltnisse haben es mit sich gebracht, dass der Garten mehr ~
und mehr in den Dienst der Nahrungsmittelproduktion getreten ist. Durch
die Intensivkultur, welche wir hiermit treiben, entziehen wir dem Boden mit
jeder Ernte eine Summe von Nahrstoffen, die wir nicht mehr imstande sind,
wie friher gentigend zu ersetzen durch kauflichen Stalldung und die Kunst-
diinger des Handels. Daher ist es n6tig, um einer Verarmung des Bodens
und der Verringerung seiner Ertrage entgegenzuwirken, die fehlenden
kauflichen Dinger aus eigenen Mitteln zu gewinnen, durch die Kleintier-
haltung, die Kompostbereitung und besonders auch durch die Benutzung der
menschlichen Exkremente. Diese Mittel werden aber auch da heute heran-
_gezogen werden mtissen, wo der Garten nicht bloss dazu da ist, moglichst
grofe Mengen von Nahrungsmitteln zu erzeugen, sondern wo der wahre
Gartenfreund allein aus ethischen Beweggrtinden die Pflanzen diingt und
pflegt, um den Garten und das Haus damit zu schmticken und das Leben
zu verschonen.
A
- Laeliocattleya Doeringiana Schitr.
Ein interessanter, neuer, bigenerischer Bastard.
Von R. Schlechter.
Im Botanischen Garten zu Dahlem gelangte im Marz dieses Jahres ein
neuer Bastard zur Bltite, der besondere Beachtung verdient, weil er das
Produkt der Kreuzung zweier Gruppen der Gattungen Laelia und
Cattleya darstellt, zwischen welchen bisher keine Hybriden bekannt
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36 Si) PA Wolteriana pote n. so hy fas Cree ge
Ich habe die neue Hybride Herrn Richard Déring, Gehilfen im
Orchideenrevier des Botanischen Gartens in Dahlem, gewidmet, der mich
-zuerst auf die Pflanze aufmerksam machte und der Kultur der Orchideen
viel Interesse entgegengebracht hat.
Odontonia .Wolteriana Schitr. n. hybr.
Von R. Schlechter. |
Der bekannte Orchideenziichter Herr Paul Wolter in Magdeburg-
Wilhelmstadt beschaftigt sich schon seit einigen Jahren mit der Aufzucht
von Odontoglossum-Hybriden. Es war schon lange bekannt, dass
sich die von ihm aufgezogenen Samlinge in ganz vorztglichem Zustande
befinden, und heute erhielten wir zu unserer Freude als Erfolg dieser vor-
bildlichen Kulturmethoden die ersten Bliiten, namlich die Kreuzung von
Odontoglossum X Doris X Od. Harryanunm, eine schéne Bliite,
welche etwas an Od. X Rolfeae erinnert, und eine, meines Wissens neue, _
bigenerische Kreuzung, Miltonia Warszewiczii X Odonto-
glossum crispum. ) asc 34
Als ich die Sendung 6offnete und ihr die herrliche Bliitenrispe dieser
letztgenannten Kreuzung entnahm, erkannte ich auf den ersten Blick ihre
Herkunft, d. h. also, die Merkmale der Eltern sind tberaus gut vertreten. Da
eine Beschreibung dieser Kreuzung, welche ich dem Ztchter zu Ehren
Odontonia X Wolteriana nenne, bisher nicht vorhanden zu sein
scheint, will ich eine solche hier folgen lassen. 2
Odontonia X Wolteriana Schitr. n. hybr.
- Bliitenrispe schlank gestielt, wenig verzweigt, locker 8-blumig, mit Stiel
etwa 45 cm lang. Brakteen lanzettlich, 2—3-mal kirzer als das gestielte
Ovarium, dessen Stiel sie am Grunde kurz umhiillen. Bliten etwa 6 cm breit,
7 cm hoch, ziemlich flach. Sepalen und Petalen abstehend, schmal-langlich,
spitz, am gewellten Rande zuriickgebogen, auf weissem Grunde mit Aus-
nahme der Basis und der Spitze mit grossen, ineinanderlaufenden, violett-
braunen Flecken fast ganz bedeckt, fein weiss gesaumt, die Sepalen etwa
3 cm lang, die Petalen etwas kirzer. Lippe oval, stumpf, am Grunde fast
herzférmig, am Rande gewellt, auf weissem Grunde-auf der Platte mit Aus-
nahme des Randes und der Spitze von einem grossen, viereckig-herzférmigen ©
ledergelben Fleck fast ganz bedeckt, am Grunde selbst mit kleinerem, nieren-
formigem Fleck, davor mit vier gelben, pfriemlichen Schwielenspitzen, 2,8cm —
lang, 2,2 cm breit. Saulen kurz, weiss, auf dem Ricken violettrot, mit
schmalen, gewellten Fligelchen, etwa 1 cm hoch, vorn unter der Narbe mit
fast nierenformiger Verdickung. Ovarium mit Stiel 2,88—3 cm lang.
Nach den Angaben des Herrn Wolter sind die beiden Pflanzen, welche
bis jetzt von dieser Kreuzung zur Blite gelangten, erst drei Jahre alt und
haben jede nur zwei Pseudobulben. Dieser Umstand spricht genug fir die
Reichblitigkeit und die Blihwilligkeit dieser neuen Hybride und ldsst ver-—
muten, dass sie in starkeren, alteren Exemplaren bedeutend langere Rispen
mit viel mehr Bliiten bringen wird. Aber nicht nur diese Blihwilligkeit,
sondern auch die aparte Farbung der Bliite und ihre elegante Form sind
Vorziige, die dieser neuen Ziichtung des Herrn Wo ] t erin 1 jeder Orchideen-
eonling ‘einen Platz erobern sollten. | ~~
‘Herrn Wolter kénnen wir zu dem schones n Erfolge v von Y ganzem Herzen ee =
begluckwutnschen.
ok nd Verschiedenes, 177
-Verschiedenes. |
staude ist, einen Nachteil, einen
Harpalium rigidum Daniel Dewar“.
‘Von H. Z.6rnit z.
(Hierzu Abb. 26.)
Diese nordamerikanische Sonnen-
blumenart. ist eine der schénsten und
dankbarsten aller Herbststauden. Je
nach Sorte tragen sie auf reich ver- |
asteltem Stengel ihre weithin leuch- |
tenden Strahlenbltiten bis in den Ok-
tober hinein. Im Park als Vorpflan-
zung oder Zwischenpiflanzung lichter |
Geholzgruppen ist ihre Wirkung be-
stechend.. Unser :‘Bildchen zeigt eine
Rabatte am Waldrande, im ersten
Jahre nach der Pilanzung aufgenom-
Abb. 26. . Harpativm rigidum , Daniel Dewar“.
ae ein farbenprachtiges Bildchen,
Blite an Blite; es ist die Sorte Daniel
Dewar. Die schonen, dunkel wohl-
geformten Blitensterne werden von
1,20 Meter hohen, straffen Stielen ge-
“tragen.
-Abendsonne spiegeln sich gerade zur
“Zeit der Aufnahme in dem weithin
leuchtenden,
‘Die letzten. Strahlen der
-prachtigen Gelb der
grossen Strahlenbliten. Einige In-
‘sekten umgaukeln trotz vorgeruckter
‘Stunde die * Bliten.
nachster Nahe betrachtet, schon ‘von
weiter Ferne leuchtet uns die Bliten-
tulle entgegen. Fernwirkung, Massen-
Nicht nur in
wirkung von tiberwaltigender Pracht.
So anziehend nun auch ‘diese Pracht-
|
{
‘Deutschen
‘schaft“ 1920, S. 23. Wahrend -tiber
Fehler hat sie; sie wuchert, vermehrt
Sich queckenartig, schiebt langsam,
aber sicher jedcs Jahr ihre Wurzeln
ein Stlick weiter vor, macht sich breit
und verdrangt ricksichtslos andere
Weggenossen, wenn sie bescheidener
im Wuchs sind. Ob’s éin Nachteil ist?
Ich glaube es kaum, denn gerade
soleche Pilanzen sind es ja, die wir
jetzt gebrauchen. Kraftiger Wuchs,
ohne jede Pflege, dazu vollendete
Schonheit, das sind die Eigenschaften,
die verlangt werden. Selbst auf der
Staudenrabatte.méchten wir unsere
Harpalium nicht mis-
sen. Nur-muss man
hier Sorge tragen, da-
mit sie nicht mit der
Zeit die Ueberhand
uber andere Pflanzen
bekommt. Das ist sehr
einfach. Eine alte,
weite Tonréhre wird
eingegraben, unsicht-
bar gemacht, und da
hinein unser Harpalium
gepflanzt; . dieselben
Dienste tun auch. Zie-
gel- -oder Schiefer-
platten. Awf diese
- Weise bekommen wir
geschlossene runde
Butsche, die nicht
~~ wuchern und mit ihren
Auslaufern lastig wer-
‘den. Die Form rigi-
dum semiplenum: hat
halbgefillte, hellgelbe
Bliten im. September ;
es . ‘
oo w
.
Ot
"Die Griindung der Medica“, a
Meier einitents Arznei- und Gewiirz-
_pflanzenkulturgesellschaft m. b. H.
gemeinwirtschaftlichen Charakters.
Im kleinen Oesterreich, das mehr
Hochland als Tiefland, mehr Weide,
Wald und Oedland als Kulturland
hat, wird selbst bei intensivster Kul-
tur der Nahrungsmittelimport nicht
vermieden werden konnen.
Anders liegen die Verhaltnisse be-
treffs vieler Drogen, vieler Rohstoffe
der pharmazeutisch-chemischen In-
dustrie und vieler Gewiirze. Fur die
Kultur dieser Kategorien der Nutz-
_ pflanzen schafft gerade die grosse
Mannigfaltigkeit der Héhenlagen der
Béden und des Klimas ausserordent-
lich gunstige Verhaltnisse.
Wenn trotz dieser giinstigen Bedin-
gungen und trotz des Bestandes be-
_wahrter. wissenschaftlicher. Institute
dieser Kulturzweig in Ocsterreich
noch ziemlich unentwickelt geblieben
ist, hat dies seine Begriindung im
Se ee EE ee eee ee
. Maheet eines geeignet. zusammen:
-gesetzten Unternehmens, das sich der
Arznei- und Gewiirzpflanzenkultur
‘ gewidmet hatte.
Um dem abzuhelfen, grindeten- die
landwirtschaftliche Warenverkehrs-
stelle, die ésterreichische Heilmittel-
stelle, die ,,Plata“, d6sterreichische
Gemusebau- und Samenzuchtgesell-
schaft und die 6sterreichische Garten-
bau - Gesellschaft die ,Medica%,
ésterreichische Arznei- und Gewirz-
pflanzenkulturgesellschaft m: b. H. ge- |
meinwirtschaftlichen Charakters. Die
Zusammensetzung zeigt, dass sich an
der ,Medica“ Gesellschaften mit
grosser ziichterischer Erfahrung und
mit Kenntnis der einschlagigen De-
tails beteiligt haben. Der Sitz der
Gesellschaft ist Wien I, Dorotheen-
gasse 7
Zu Geschaftsfihrern warden be- .
stellt die Herren: Direktor Albert
Gessmann, Regierungsrat Dr. Gustav
Mossler und Prasident Dr. Kurt
Schechner.
Literatur.
plete citeui slender 1921, M. 4,40.
Verlag Konrad Hanf D. W. ’B. Ham-
burg 8 Dieser Kleingartenkalender
von Gartenbauinspektor Rosenbaum
erschien im vergangenen Jahr zum
ersten Male. Er bringt fir das Jahr
1921- wieder das Kalendarium mit
den verschiedenen Rubriken fir die
Eintragungen des
besitzers.
wir zahlreiche lesenswerte Aufsatze,
Kleingarten-
die dem Kleingartenbesitzer wert-
volle Anregungen bieten. Das. Buch
ist jedem, der einen Kleingarten oder
einen | Schrebergarten besitzt,, als
Handbuch zu empfehlen.
Miiller-Thurgau, Unbrauchbarkeit des
_ Diingkalks zur Bekampfung des
-falschen Meltaus der. Reben und
Kartoffeln. (,,Schweizerische Zeit-
sehrift fir Obst- und Weinbau*
26 [1917], S. 249—251.) .
Es wird davor gewarnt, den. von
Maciatien Kalk-- und Gipsfabriken zur
_ Verwendung statt Bordeaux-Brithe
angepriesenen gebrannten Dingkalk
als prec samttel fir Kupferkalkbrithe
au pennies, Laubert.:
ia :
Im .textlichen Teil finden
| Hausammann, Der Frdstschdded ime
schaden | an -
10 cm lang sind, mit 1 %iger
deaux-Briihe bespritzt. werden. Wenn
Frithjahr. (.,Schweizerische Zeit-
schrift sue Obst- und’ _Weinbau®
26 [1917], S , 86— 87.)
Als" pe eed aN gegen | Prose
Obstbaumen wird -fir
Spaliere (Pfirsiche, Aprikosen usw.)
vorsichtiges Bedecken mit Matten,
Emballage. oder dergl. coder © mit
Tannenreisig, in Obstanlagen: und
grossen Garten Rauchern. mit lang-
sam brennenden, starken-Rauch ent-
wickelnden Stoffen, Roh6l, Torf, alten —
Lumpen in 10—12m entfernten Rauch-
Kesseln empfohlen. Laubert.
‘Schellenberg, Bekaémpit den \Rot-
prenner. -(,,Schweizerische’ Zeit-
schrift fir Obst- und belie sc
26 [1917], ‘S. 152—153.)
_..Um_-das Ausbrechen dieser Reben- |
krankheit zu verhindern, sollen die
Reben schon frihzeitig, etwa 18. bis
23. Mai, wenn. die Rebtriebe erst etwa
die Rotbrennerflecken bereits da sind,
ist es zu spat. Laubert..
ey Pa) ”
Or-—
Aus dem Arbeitsgebiet der Abteilungen der D. G. Gy;
bee: Res isl oe sho hak
f & me va 4
~4
a ase ere A RT Se eT
Aus dem Arbeitsgebiet der Abteficamgen a der D. G. G.
Sitzung der Abteilung fiir »Blumenzucht und Pflanzenschmuck”
am 15. November 1920.
Aussprachethema: ,,Was ich auf meiner diesjahrigen Sommerreise ae ¥.
Eingeleitet von Frau Helene Braun- Teerofen. :
Meine D. u. H.! Alljahrlich, wenn
die Wintertagungen der. Deutschen
Gartenbau-Gesellschaft beginnen, hat
auch die ,,Abteilung fiir Blumen- und
Pflanzenschmuck“ einen Rtckblick
auf den. durchlebten Sommer und
seine Freuden und Leiden geworfen.
Die Abteilung hat sich dann in ihrer |
ersten Sitzung von ihren Mit-
gliedern erzahlen lassen, ob sie ver-
reist waren, wohin sie ihren Weg ge-
‘nommen, was sie Schénes gesehen
und welche Eindriicke und welchen
Gewinn sie heimgebracht haben. Ob
sie freilich immer wahrheitsgemass
perichtet “haben, was ‘solche Reise
kostete, scheint mir zweifelhaft.
_. Auch heute steht das gleiche
Thema ,von der Sommerreise“
wieder auf der Tagesordnung. Ich
bin diesmal gebeten, die nachfolgen-
den Berichte mit einigen Worten und
Bemerkungen einzuleiten. Dieser
Aufforderung komme ich sehr gern |
mach; habe ich:doch in diesem Som-
mer zwei Reisen, allerdings sehr
verschiedener Art, machen k6nnen,
richtiger gesagt: machen mutssen.,
fey on. der: ei nen | Retse“duniten
einige von Ihnen schon gehort oder
gar gelesen haben. Diese Reise-
beschreibung ist vom ,,Berliner Lokal-
manzeiger’ unter dem 5;°September
d. J. als Preisausschreiben verd6ffent-
licht worden und trug die Ueber-
-schrift: .,Meine Sommerreise im
Jahre 1920 mit funf Kindern und
meinem Mann nach dem _ Taylor-
‘system“. Aus meiner~ Beschreibung
geht hervor, dass man sehr wohl ver-
reisen und doch htbsch zu Hause
bleiben’ kann; man muss es nur rich-
tig anfangen.
Zu meiner zweiten wirklichen
Reise war ich aus Gesundheitsritick-
sichten gezwungen. Das Zie1 dieser
Reise; war das -einsame, idyllische
‘Dérfchen Z.... Es ist derselbe.Ort,
in dem seit einer Reihe.. von ‘Jahren
Herr. J..F. Loock, der verdienstvolle
‘Schatzmeister: der D. G. G., seinen
-Sommer-- und .. Wintersitz —.aufge-
schlagen hat, um stets mit. frischen
Kraften nach Berlin zuruckzukehren.
| delt,
Das Dorfchen liegt an der Havel,
dort, wo dieses wunderbare Fluss-
chen aus dem grossen mecklenburg-
preussischen ,Stolpsee“ heraus-
tritt und murmelnd seinen Weg durch
uppige Wiesen, herrliche Waldungen
und wohlbestellte Felder nimmt.
Meine Heimat liegt freilich in
Sachsen, wo die schonen Madchen
auf den Baumen wachsen_ und
Zuckerrtben-Breiten und Weizen-
| felder das Land charakterisieren. Ich
bin daher nicht mit tbergrossen Er-
wartungen nach des .Deutschen
Reiches Streusandbiichse tbergesie-
‘bin aber sehr bald aufs’° ar-
genehmste enttauscht worden und
| fthle mich in der Mark Brandenburg
wohl und gliicklich. Die intimen land-
schaftlichen Reize, die gerade die
_ Mark bietet, die Friichte, die sie in
‘normalen Zeiten hervorbringt,
sonders an
be-
mehligen Kartoffeln,
schmackhaften Gemtisen und wutr-
zigem Obst, halten durchaus den, Ver-
gleich mit Frichten anderer Land-
striche. aus. )
Aber auch der Menschenschlag —
selbst der echte Berliner. mit. seinem
gutmitigen Grundzug und seinem nie
versagenden Humer -—, dieser
Menschenschlag ist mir. sympathisch
geworden und als Flur- und Lauben-
nachbar, als: Arbeitskollege , und ver- |
standnisvoller, immer, hilfsbereiter
Freund willkommen. Mein Lebens-
erundsatz ist:- Freundlich zu jeder-
mann! Ich habe -gefunden, dass
_ gerade der Marker, wenn man diesen
Ton in der richtigen Weise anstimmt,
treuherzig mitsingt. Mein markisches
Dorfchen erreicht man nun, ~wenn
man friih morgens 5 Uhr. i0. Min.
vom Stettiner Bahnhof _ ,,standes-
gemass“ die Richtung nach. Furster-
berg i. Meckl. einschlagt und
nach zweistindiger Fahrt.aussteigt.
Dann marschiert man etwa- eine
halbe. Stunde . durch herrlichen . Kie-
ete und Buchenwald, erreicht bald
die
preussische. Grenze . und . sieht
nach wenigen Minuten beim. Austritt
aus dem Walde das Dérfchen’ Z .
in einem Talkessel vor sich liegen, a
und Landmann alles,
J
Aus dem
ringsum von Wald, wie von einem
késtlichen’ Rahmen —umschlossen.
Friher war dieser Talkessel ein
grosser See, bis Friedrich der Grosse
ihn durch eine gewaltige Schlucht
nach der tiefer gelegenen - Havel
trocken legen liess.
In dieser Mulde und auf den sanft
aufsteigenden Hoéhen ringsum baut
und zichtet nun der Biidner, Kossat
was er Zu
seines Lebens Nahrung und Notdurft
braucht und noch manches dar-
iiber... Fir das letztere Preise zu
nehmen, hat er nattrlich genau so
schnell und erfolgreich gelernt wie
andere anderswo.
Auf meinen Reisen unternehme
ich sehr gern Fusswanderungen, weil
man dann Land und Leuten sehr viel
naher kommt, als wenn man behag-
lich sitzend voribergleitet. Hierbei
ist mir aufgefallen, dass ausserst
— i
.-
Arbeitsgebiet der Abteilungen der D. G. G.
:
selten in einem Dorfe ein wirklicher |
Gartner anzutreffen ist. Woher
mag das wohl kommen? Hat er
denn dort nicht ein sehr geeignetes
Arbeits-- und Verdienstfeld ?
_.-Iech verstehe unter einem solchen
Gartner einen geschulten, tuchtigen
Fachmann, der ein guter Gemiuse-
und Obstztichter zugleich ist, in
seiner Gartnerei und Obstplantage
Vorbildliches leistet und gleichsam
im Nebenamt fir alle Dorfbewohner
der sogenannte ,,kluge Mann“ in allen
Gartenangelegenheiten ist.
in Krankheitsfallen
kampfung) gegen Stundenlohn zu Rate
gezogen werden oder als standiger
Hausarzt fiir eine Pauschale mit vor-
beugender Wirkung engagiert sein.
Wenn man so mitunter beobachtet,
wie es in einem wirklichen Bauern-
und Obstgarten aussieht und bei rich-
tiger Unterweisung und Anleitung
darin aussehen kKOnnte, so konnte
man ganz tribe gestimmt werden.
Welch eine schéne Aussicht, wenn
in jedem Dorfe eine solche segens-
reiche Gartnerexistenz mit Hilfe der
Fachorganisationen begriindet wer-
den konnte!
In meiner engeren Heimat gab es
in einigen Orten solche ,Gartner*,
aber es waren keine eigentlichen
Berufsgartner, es waren Pastoren,
aus deren Pfarrgarten gewiss eben-
so viel Segen ausging wie von ihren
Kanzeln.
Er kann |
(Schadlingsbe- |
drei Arten Landpastoren:
i
181
Von dem einen Pastor hdarte ich
einst bei einer kleinen Obstschau.fol-
gende kurze Ansprache, die bei mir
fir immer haften geblieben ist. Er
sagte, als der Landrat seine gartne-
rische Kunst gelobt hatte, es gabe
1. solche, die nur mit dem
Herzen und dem Worte
Gottes arbeiteten; diese seien wohl
zu loben, es seien aber. meist
schlechte Musikanten, :
2. solche, die nur mit dem Kopf
und der V ernunft arbeiteten; diese
seien falsch aufgezaumt, a
3. solche, die ausserdem noch mit
der Hand und der Mutter
Natur arbeiteten, d. h. die prak-
tisch in ihrem Garten und in den
Garten ihrer Beichtkinder
Gutes stifteten. Der richtige Land-
geistliche musse ebenso gut auf der
Kanzel als auf dem Felde und im
Garten predigen k6nnen.
Moge die Folgezeit recht viele
solcher praktischen Hirten und
| Gartner hervorbringen.
In meinem lieben Dorfchen Z...
_ gibt es nun zwei Gartner. Der eine
| ist freilich ein Spargelspezialist und
SE
kommt daher als williger Fachlehrer
fur die Gemeinde nicht in Betracht.
Der andere Gartner ist einer vem
alten Schrot und Korn, fast 80 Jahre,
eben unser Herr Loock; er zieht
Prachtiges heran; wir haben es durch
seine Freigebigkeit probiert; . aber
eine ganze Gemeinde im Sinne
meiner Anregung umzukrempeln,
dirfte ihm bei seinen Jahren doch
kaum gelingen. Also: Junger Nach-
'wuchs vor!
Hat man das Dorfchen Z.... er-
reicht und sieht die breite, immer
noch ungepflasterte Strasse hinunter,
so stésst das Auge auf ein quer-
gestelltes Gebaude, das Gasthaus, an
dem seit kurzer Zeit eine Chaussee
vorbeifuhrt.
Wir folgen der Chaussee bis zu
' der vorerwahnten Schlucht, gehen
_auf ihrem 6stlichen Wall bergan bis
zu dem Punkt, wo er steil zum Fluss-
tal der Havel abfallt, und sehen nun
ein markisches Landschaftsbild vor
uns, wie man es sich schéner, Sinn
und Gemit erfreuender kKaum vor-
zustellen vermag: Tief unten die
Havel, Kinder und Ganse baden
darin, Ktthhe weiden an den Ufern,
ein Lastkahn zieht gerauschlos seine
wellenlose Strasse und verscheucht
182 Aus dem Arbeitsgeb
einen einsamen. Angler von seinem
Posten. Weiter im Osten sieht man
den Spiegel des gewaltigen Stolpsees
schimmern; vom jenseitigen Ufer
griisst das alte Kloster Himmel-
pfort, mahnend an vergangene
Zeiten, hertiber. Man miusste ein
Adalbert Stifter sein, um diesen
Himmel, diese Erde, diese
Wasser so beschreiben zu konnen,
wie sie es verdienen. Da ich das
aber leider nicht bin, méochte ich
Ihnen einen anderen Ausweg vor-
Schlagen. Sie nehmen fir das
nachste Jahr als Ferienausflug die
Uckermark und Z... zum Ziel. Herr
Loock und ich werden mit Freuden
ihre Fuhrer sein; Herr Loock tber-
nimmt den gartnerischen, ich den
landschaftlichen Teil. In diesem
Sinne spreche ich zu Ihnen;
Wiedersehen in Z....!
Aus der Niederschrift iiber die Sitzung
der ,,Abteilung der Pflanzen-
Gartenfreunde“ —
am 19. November 1920, abends 6 Uhr,
im Klub der Landwirte Zu Berlin.
und
Auf |
Vor Eintritt in die Tagesordnung |
macht der Vorsitzende, Herr. Prot.
Dr. Hans Goldschmidt, der
Versammlung . die Mitteilung von
dem am 16. November plétzlich er-
folgten Tode des Botanikers Prof.
Dr. Udo Dammer. Der Ver-
storbene war 30 Jahre Kustos am
Botanischen Garten in Dahlem und
gehorte seit 1905 der D.G.G. als
Mitglied an, in der er sich der Son-
derabteilung ftir Orchideen an-
_geschlossen hatte. Mit einem reichen
Wissen auf dem Gebiete der Botanik
verband er die praktischen Kennt-
nisse des Gartners, zu. welchem er
in der Jugend ausgebildet war.
Durch besondere Begabung in der
volkstimlichen. Darstellung seines
Wissensgebietes ausgezeichnet, ist er
durch seine Biicher und Schriften
in- weiteren Kreisen der Pflanzen-
und Gartenfreunde bekannt gewor-
den. Als Herausgeber der Garten-
bau-Bibliothek verfasste er: Theorie
der Gartenarbeiten, Monatskalender
des Pflanzen- und Gartenfreundes,
Die Zimmerblattpflanzen, Die Zim-
merbluitenpflanzen, Die Balkon-
pflanzen, Die Palmen, Die Nadel-
holzer. Belehrende Aufsatze tiber
Themata wie: Was sind Orchideen?,
Die Anzucht neuer Pflanzenformen,
fn ne an nen neta hylan en Nenana ner indi pe mm
1 iss | vt~ “4 »
mee) rales
oa
de
Aus isd p
Foryre: fin briata, die am wei-
-Besonderheit
testen nach ‘Norden verbréitete Baum-
orchidee’ von > ‘Ostasien, und als eine
ein’ ‘weissblitiges
Cypripedium, ein sogenannter
Albino,” Von Herrn Major Titt-
. widerstandsfahigen
raumen aushalt
Bauhiviana
- besondere
mann waren ausgelegt schon dun-
kelgriin belaubte: Zweige eines sehr
iippig wachsenden und autsserst
Schlinggewach-
ses, das auch noch in geheizten W ohn-
und als Vitis
oder Cissus
antarctica angesprochen wurde.
Dazu zeigte er von Efeu, der lei-
der keine Zimmerpflanze Sei, Zwei
verschiedene buntblattrige Spielarten.
Frau Oekonomierat Braun stellte
von ihren Cyclamen ein gut ent-
wickeltes Exemplar vor. Die Aus-
steller berichten wtber die Kultur-
anspriiche ihrer Pfleglinge, tauschen -
Doubletten aus oder verteilen Ab-
leger von ihnen. Ein solcher
gegenseitiger Austausch
von Pflanzen und auch von
Samereien wird ftr die Zu-
kunft sehr empfohlen.
Gartendirektor Lesser regt bei
dieser Gelegenheit an, alle im Zimmer
gut zu kultivierenden Pflanzen in
einer Liste zusammenzustellen und
diese auch als Werbemittel fiir neue
Mitglieder zu verwenden. In dieser
seien kurze Zusatze tiber die Kultur.
der einzelnen. Gewachse erwinscht,
besonders tiber die Anspriiche an die
Temreraiur, an das Licht, an die
Erdmischung und in. bezug auf das
Giessen. Von anderer Seite wird
wegen der entstehenden bedeutenden
Kosten auf die bereits vorhandene
Literatur und die Méglichkeit des
Austausches von Erfahrungen ins-
in der Kultur von Neu-
heiten bei unseren Zusammenktnften
hingewiesen.
Herr Hofgartner BOhme und
Frau. Oekonomierat Braun
nutzen schon heute die Gelegenheit
zu solchen Mitteilungen. Die schone
von Herrn Hofgartner ausgestellte
Fuchsie Thalia,
blitige Hybride, stelle gegentiber
anderen Fuchsien keine besonderen
Anspriche an die Kultur, eigene
sich auch zum Auspflanzen in das
Freie auf Rabatten, vertrage Sonne
und bluhe, im Herbst in das kihle
eine trauben-
Zimmer genommen, bis in den Januar
hinein. _Frau Braun zeigte, wie
die = abgeblihten Alpenveilchen zur
Herr
be--
- Werden.
183 —
Wiederkultur’ zu verwenden seien:
Nach Einziehen werden die Knollen
im August ausgetopft, spater bei
Triebregung wieder eingepflanzt in
gute etwas lehmige mit Kies ge-
mischte Gartenerde und wahrend des
Winters in frischer Luft bei 4 bis
8 Grad Celsius am hellen Fenster
gehalten. Beim Giessen sei besonders
darauf zu achten, dass die Knolfen
nicht. feucht werden, weil sie sonst
leicht faulen. So lasst sich ein
schéner neuer Flor hervorrufen.
Viele Jahre kénnen die Knollen auf
diese Weise wieder verwendet werden:
Die eingegangenen Preis-
listen von Firmen des In- und Aus-
landes zur Lieferung von Pflanzen
legt Herr Geh.-Rat Stivern zur
Emsicht aus und bespricht dieselben,
was in Zukunft weiter geschehen soll. »
Die fur jeden Pflanzenfreund
wichtige Angelegenheit der Beschaf-
fung geeigneter Blumentopfe
wurde als, 4. Punkt der Tagesordnung
von- Hérrn »Prof. Dr. -Goid-
schmidt erortert. Es handelte
sich_im besonderen um die Frage,
ob sich- die neuerdings hergestellten
»pHumustopfe* oder ,Anzucht-
topfe aus Tort“ bewahrt haben. Diese
Topfe werden aus Torf fabrikmassig
im grossen gefertigt, kénnen aber
auch von jedem Gartner und Pflan-
zenfreund selbst leicht hergestellt
Da das Material dazu billig
zu beschaffen ist und keine Feuerung
wie beim Brennen von Tontopfen
benétigt wird, sind diese Gefasse
sehr wohlfeil. Die von jedem brauch-
baren Blumentopf verlangte Porositat
besitzen sie in noch héherem Masse .
als die Tontépfe, sie halten das
Wasser gut und zeigen nur ein ge-
ringes Gewicht, was beim Pflanzen-
versand eine Rolle spielt. Die Moor-
versuchswirtschaft Neuhammerstein
bringt die fertigen Toépfe als
»Humollatopfe“ in den Handel. Pflan-
zen langere Zeit in solchen zu halten,
sei aber wohl nicht gut moglich, be-
vor nicht die Masse durch ein geeig-
netes Bindemittel noch mehr gefestigt
ist. Dieses zu finden, sei die Auf-
gabe des. Chemikers. Wie Herr Hof-
gartner Bohme hinzuftigend berichtet,
ist eS schon eine alte vor Jahren auch
in seiner Praxis getibte Methode,
Stecklingspflanzen, die fiir Teppich-
beetbepflanzungen in grosser Menge
gebraucht werden, in Torftopfen zu
kultivieren. Die jungen Pflanzen
\
184
entwickeln sich darin sehr gut, der
Torf wird vollstandig durchwurzelt,
und beim -Auspflanzen in das freie
Land. werden die Toépfe dann. einfach
zerdriickt.
wA-u£. welche: W. biases kann
manabgeschnittene Blumen
ine-Glasern.- und Vasenalange
frisch. erhalten? Diese. Frage ist.
schon. oft von Blumenfreunden auf-
geworfen worden, aber die angegebe-
nen Mittel blieben meist ohne-Erfolg..
Ein Zusatz-von Salz. oder Spiritus
ist ohne Einfluss hierauf. Das emp-
fohlene. - 6ftere- Abschneiden
Blitenstengel niitzt-auch nichts, wenn
dieselben hierbei
herausgenommen werden. Das Ab-
schneiden muss_unter Wasser aus-
gefuhrt werden. So behandelt und
ofter mit frischem Wasser versehen,
dem man. etwas kohlensaures Wasser
zusetzen Kann, werden die Blumen
sich langer frisch erhalten. Ein Zu-
satz von Holzkcohle halt das Wasser
in. den Hyazinthenglasern frisch.
Das Frisehhalten £anzer
Pflanzenwdhrendlangerer
Zeit, z..B. beim Import aus frem-
den Landern, hat zur Anwendung
besonderer Methoden geftthrt. Am
einfachsten verfuhr man bei Orchi-
deen, die wahrend der Ruhezeit ge-
sammelt wurden, um die Bulben ab-
zutrennen. und in Kisten zu_ ver-
schicken. Spdter brachte man die
Pflanzen in den luftdicht schliessen-
den Wardschen Kasten zum
Versand. Ein Verfahren, das in
neuester Zeit sich glanzend bewahrt
hat teilt .Herr ;-Prot-Dr 2 Gokd=
~ schmidt zur Nachahmung = aus
seiner Praxis mit. Die Pflanzen
werden in Torfmull oder Kokosfaser
in lufttrockenem Zustande verpackt,
in Guttaperchapapier eingehullt und
als Muster ohne Wert, Gewicht bis
der |
aus dem Wasser '
_ Einladung, ;
|
350 Gramm aulaesie, hit der Post
versandt.
sind zum Ejinpacken. praktisch.’ So
lassen sich alle feinen. tropischen,
Gewachse billig und gut verschicken. :
— Bei der Aufstellung éines
Arbeitsprogramms fir das
Winterhalbjahr 1920/21 wiederholt
Herr Major Tittmann seinen friiher
gestellten Antrag, die Sitzungstage
schon im voraus festzulegen fur die
ganze Zeit, damit jedem, dié Méglich-
keit gegeben ist, sich diese Tage fir ©
den Besuch der ‘Versammlungen frei-
zuhalten. Die Sitzungen. sollen in
jedem Monat, und .zwar.am
dritven Freitag stattfinden und
6 Uhr abends beginnen. Die
kommende Dezembersitzung . wird
der’ -Feiertage und” der’ Generalver-
sammlung der Gartenbau- Gesell-
schaft wegen schon am 10. Dezember
abgehalten im Klub der Landwirte.
Den Vortrag dazu hat Herr Hof-
gartner Béhme iibernommen, ‘der
uber ,,Blttentreiberei im .Zimmer“
sprechen wird. Eine Anzahl inter-
essanter Themen zur Besprechung
im Winterhalbjahr liegt bereits vor,
aber jeder kann und soll durch Mit-
teilungen, wenn auch nur ganz
kurzer,. tber seine Beobachtungen
und Erfahrungen, Sei es bei der Kul-
tur der Pflanzen im Zimmer oder bei
seiner Beschaftigung im Garten, dazu
beitragen, die Abende moglichst viel-
seitig zu gestalten. — Zum _ Schluss
wird um nadhere Auskunft uber die
neu erscheinende Gartenbauzeitschrift
»Gartenschénheit“ gebeten. Sie ist
vornehm gehalten,. gut-.illustriert: und
in Anbetracht des Gebotenen verhalt-
nismassig billig. Sie wird allen
Pflanzen- und Gartenfreunden. von
Herrn Gartendirektor Les warm
empfohlen. Berger.
Einladung.
Donnerstag, den 16. Dezember 1920, abends 6 Uhr:
Ausserordentliche Generalversammliung —
Landwirtschaftliche Hochschule, Berlin, Invalidenstrasse 42.
Tagesordnung: |
Die Gepeiwan und Zukunft der Deutschen Gartenbau-Gesellschatt.
a) Rechenschaftsbericht.
b) Erhohung des Fohresbeitmigee
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Siegfried Pare :
Geschaftsfihrender Prasident. |
Fur die Schriftleitung verantwortlich' Siegfried
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