> B RR > (©) oO an m = Ss 5 = = x [o) ul N = — o (4) © V 8) < KERLE BIN 9E7/ [i®) IN “on Allgemeine Moanatsidhrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Russischen Gartenbau- Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Wissenschaftlicher Director des Kaiserlichen Botanischen Gartens und Vicepräsident des Russischen Gartenbauvereines zu St. Petersburg, Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Kaiserlichen Naturforsehenden Gesellschaft zu Moskau, der Königlichen Bayerischen Botani- schen Gesellschaft zu Regensburg, der Gesellschaft für Naturgeschichte in Dresden, der Allgemeinen Schwei- zerischen Naturforschenden Gesellschaft, der Kaiserlichen Russischen freien Oekonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, der Kaiserlichen Russischen Gesellschaft der Gartenfreunde in Moskau, des Comites zur Akklimati- sation von Pflanzen in Moskau,Correspondenten desGelehrten Comites des Ministeriums der Reichsdomainen in St. Petersburg, Ehrenmitgliede der Baierischen Gartenhau-Gesellschaft zu Frauendorf, des Gartenbauver- eins für Neu-Vorpommern und Rügen , der practischen Feld- und Gartenbau-Gesellschaft der Baierischen Pfalz, des Naturwissenschaftlichen Vereins Pollichia in der Baierischen Pfalz, des Vereins für Gartenbau und Land- wirthschaft in Coburg, des Vereins für Land- und Gartenbau im Canton Zürich, Correspondirenden Mit- gliede des Gartenbau - Vereins in Magdeburg, der Sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlichen Preussischen Staaten, des Thüringer Gartenbau-Vereins zu Gotha und Inhaber der Verdienst-Medaille des Grossherzoglichen Museums zu Florenz, Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, C. Bouche, Hofgärtner in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Inspector des Bot. Gartens in Berlir. Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, Obergärtner am Bot. Garten in Zürich. Fr Zehnter Jahrgan I Veriag von Ferdinand Enke. N Ga / alawäod ı« 38 ur si 83 rtBlzan % annzienn „ab: aaa? Bra. usnsad wi Br ia A alien! SIR ssuwuRduwtTad air manarl hrsıd Is He naht Er I Badnsar ayui iB ‚storoll ys enaaant Lu 12201 u aa 2er dann H aRalOr BREI F; lm si PIESE ET in) bo a . scogausrailiil ei in rg a Y x f j w“ = Y EN Schnellpressendruck von ap: RD, or n 19Ha da 3906 1 iyihemiat sb aundı wald nor wol uni‘ 1 una A N BET 2167163: Der ee a vn I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildeie Pfiawzen, a Arisaema praecox De Vriese. (Siehe Taf. 313, woselbst A. ringens Schott in A. praecox De Vriese umzuändern ist.) Aroideae Arisaema Mart. in Flora 1831, pag. 458—459. Arisaema Schott. Gen. Aroid. pag. 6. cum tab. Arisaema praecox De Vr. teste C. Koch. (Allg. Grtztg. 1857. pag. 87,) Die Gattung Arisaema ist zunächst mit Arisarum verwandt und charakteri- sirt sich durch die Blumenscheide, die am Grunde dütenförmig zusammenge- rollt ist und deren Saum ziemlich ver- breitert und klappen - oder rachenförmig über die _Oeffnung des unteren Theiles gebogen ist. Die Arten dieser Gattung sind in Abyssinien, Indien, Java, China, Japan und in den wärmern Theilen Nordamerika’s zu Hause. Die beistehend abgebildete Art ward von De Vriese aufgestellt und von €, Koch im Jahrgange 1857, pag. 85 — 87 der Allgemeinen Gartenzeitung be- schrieben. Wie das sehr nah verwandte Arisaema ringens Schott, stammt auch diese Art aus Japan. In der Flore des serres findet sich Tafel 1269 — 1270 I, 1861. eine Abbildung von Arisaema ringens, welche jedoch entweder einer ganz an- dern Art angehört oder eine schlechte Abbildung von unserer in Rede stehen- den Pflanze ist. Es fehlen der Abbil- dung nämlich die langen Spitzen der Blätter. wenngleich solche in der Diagnose (wiedergegeben, wie solche Blume Rum- phiaI. 98 gegeben) erwähnt sind. Eben- so ist die Röhre der zusammengerollten Scheide viel länger. Wir neigen zu der Ansicht, dass die Abbildung von Flore des serres nur eine ungetreue Ab- bildung des A. ringens ist. — In der Sitzung unseres Vereins am 5. (17.) März 1860 war ein blühendes Exemplar dieser Pflanze vom Herrn Pfeffer aus dem Garten des Ministeriums des Innern aufgestellt und ist nach die- sem die beistehende Abbildnng gemacht worden. Der Charakter von A, praeeox ist folgender: Wurzel eine Knolle. Blätter zu 2 aus der Wurzel entspringend. Die von einem stielrunden !/, — 1 i 2 Fuss langen Blattstiel getragene Blatt- fläche in 3 Blättchen gespalten, deren jedes von eiförmiger Gestalt und an der Spitze je eine lange zusammengerollte fast nadelförmige Spitze trägt, 4—5 Zoll lang und 2!/, — 3 Zoll breit. Die Sei- tennerven der Blättchen anastomosiren 3 — 4 Linien vor dem Rande und un- mittelbar vor dem ungetheilten welligen Rande verläuft noch ein besonderer zar- terer Nerv. Das mittlere Blättchen am Grunde beiderseits verschmälert, die Seitenblättchen nach innen mit verschmä- lertem,, nach aussen mit abgerundetem breiterem Grunde. Die Farbe der Blät- ter ist ein lebhaftes Grün, und oberhalb glänzend. Blattstiele grün oder nach oben röthlich mit weissen unterbroche- nen Streifen. Die blattlosen Scheiden, die den Grund der Blätter umgeben, in’s purpurfarbene spielend. Die Blüthen- scheide wird von einem Stiel getragen, der den Blattstielen ähnlich, aber fast dreimal kürzer als diese, Die Blüthen- scheide selbst bildet eine ungefähr 21/, Zoll lange , dütenförmige Röhre, die un- term Schlunde ungefähr 1 Zoll Durch- messer hat, über dem Schlunde ist die- selbe stark ausgebreitet, zeigt unmittel- bar überm Schlunde zwei stumpfe , zu- rückgeschlagen abstehende Ohren Zoll hoher Helm, dessen Spitze nach innen zurückgeschlagen ist, visirartig die Mündung der Scheide deckt und an der Spitze selbst schnabelförmig schief ge- krümmt ist. Das sterile Anhängsel des Blüthenkolbense ist keulenförmig , tritt kaum in die helmförmige Höhlung der Scheide ein und ist 11/, mal länger als der untere fruchtbare Theil der Keule. Aussen zeigt die Scheide eine weisse Grundfarbe, mit grünlichen, klein bräun- lich punktirten Längsstreifen. Die Oh- ren und die eingekrümmte Spitze des |troeken stehen. und | erhebt sich dann noch als ungefähr 1!/, Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Helms dunkelbraunreth und innen zeigt die Scheide dunkelbraunrothe Längsstrei- fen auf weissem Grunde. A. ringens Schott unterscheidet sich nach C. Koch durch oberhalb mattgrüne Blätter, grünliche Blattscheiden, halb- violette Blattstiele, auffallend hellbraun gestreifte Blumenscheiden, etwas brei- tere ohrenförmige Anhängsel und einem sterilen Anhängsel des Blumenkolbens, das in die Höhlung des Helmes eintritt und doppelt so lang als der fruchtbare untere Theil desselben. — Es wäre demgemäss die beistehend abgebildete Art das A. praecox, obgleich die Zeichnung des innern Theils der Blüthenscheide intensiver dunkler braun- roth und die Ohren breiter, als solche C. Koch beschreibt. In Frage dürfte es daher kommen, ob A. praecox nicht bloss eine Form von A, ringens. In England und den milderen Gegen- den Deutschlands dürfte diese Arons- wurzel im freien Lande aushalten. Bei uns im Petersburger Klima muss sie da- gegen stets nur im Topfe erzogen wer- den. Nach dem Absterben des Krautes bleiben die Knollen eine Zeit lang Im Herbst werden sie in frische Erde, in eine Lauberde oder Mischung aus Torf- oder Heideerde und lehmiger Rasenerde gepflanzt und im Warmhause gehalten. Die eigenthüm- lichen Blüthenscheiden scheinen sich immer bei dieser Cultur im Anfange des Monats März zu entwickeln. Vor an- dern ähnlichen Aroideen besitzen sie den Vorzug, nicht so schnell abzublühen, sondern wochenlang frisch zu bleiben und ebenso den widrigen Geruch nicht zu besitzen, durch den die braunen Blü- thenscheiden von manchen Aroideen die Gewächshäuser oft ganz erfüllen. Bei der Cultur im freien Lande wird v Il. Originalabhandlungen. man dieser Pflanze eine lockere Laub- 3 geben müssen. In den Gärten geht diese erde und einen halbschattigen Standort | Pflanze als Arisaema ringens. — bb Rubaus aretieus (E. Regel.) L. (Siehe Taf. 314.) Rosaceae, R, arcticus L. spec. pag. 708. D. C. Prodr. II. 565. Ledb. fl. ross. II. 70. Fl. dan. III. tab. 488. Bot. Mag. tab. 132. Engl. bot. tab. 1585. &2) >} %) Zur Gattung Rubus gehört unsere Himbeere und Brombeere. Von den verwandten Gattungen unterscheidet sie sich durch den 5-, seltner 6 — 8lap- pigen, nackten (ohne Stützblättchen) Kelch und viele Fruchtknoten mit spitzen- ständigen Griffeln, welche zu vielen kleinen saftigen Früchtchen auswach- sen, die zusammen die eigenthümliche Himbeerfrucht bilden. R. areticus besitzt einen kriechenden Wurzelstock, aus dem sich die spannen- hohen einfachen oder verästelten Sten- gel erheben, die wie die Blattstiele und untere Blattfläche mit kurzen abstehen- |den Haaren lose besetzt sind. Blätter gestielt, abwechselnd, meist fingerförmig, in 3 oder seltner 5 Blättchen getheilt, die obersten Blätter aber nur 3lappig. Am Grunde des Blattstiels steht beider- seits ein ovales oder lanzettliches, spä- ter abfallendes Nebenblättehen. Blättchen rhomboidisch - oval oder verkehrt - oval, die seitlichen ungleichseitig kurz ge- stiet, das mittlere länger gestielt, alle gross und meist stumpflich, doppelt gezähnt, spitz oder stumpf, oberhalb kahl und freudig grün. Blumen zu 1—2 auf der Spitze des Stengels und der Aestchen, seltner auch achselständig. Blüthenstiele etwas länger als die Blatt- stiele und wie die Aussenseite des 5—8 lappigen Kelches drüsig behaart. Kelch- zipfei lanzettlich - pfriemlich. Blumen- blätter oval, 5—8, schön pfirsichroth, — (E. R.) Mittheilungen über die Cultur des Rubus arcticus L. als Zier- und Nutzpflanze. Von H. Höltzer. Dieser kleine Beerenstrauch, der nur im Norden Euröpa’s und Asiens wild wächst, möchte wohl in der Flora Pe- tersburgs seinen südlichsten Standort erreicht haben. Von hier nördlich kommt er in Finnland , Norwegen, Schweden und Lappland, östlich durch ganz Sibi- rien vor. In Sibirien tritt er am häu- figsten auf; denn nur von da kann bis jetzt diese köstliche Frucht in grösseren Quantitäten als Confiture bezogen werden. Rubus arcticus L., oder die Nordi- 1 * 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands uud der Schweiz. sche Brombeere, die in Finnland Mam- mura und an andern Orten auch wohl Sibirische Ananas genannt wird, ist die niedrigste Art der Gattung und erreicht höchstens eine Höhe von 6 Zoll. Deiner ausgezeichnet guten Fruchtist ge- wiss nicht mit Unrecht die Bezeichnung „‚Si- birische Ananas“ beigelegt worden, denn sie repräsentirt die Südfrüchte der Tropen- länder im Norden, um die wir jene Gegen- den so gern zu beneiden pflegen. Leider schätzt man oft gerade das nicht genug- sam, was die gütige Natur einem jeden Himmelstriche zugemessen hat, oder wir lassen uns auch wohl die grössten Un- gerechtigkeiten zu Schulden kommen, indem wir zuweilen importirte Früchte, deren Werth oft nur im hohen Preise besteht, den einheimischen vorziehen. Wer je einen mit diesen Früchten be- reiteten Punsch genossen hat, wird ge- wiss in mein Lob init einstimmen. Eben- | so bereitwillig bieten sie die Hand zur Veredlung des Thees, leihen sie ferner dem Branntweine ihr feines Arom, und bilden sie endlich eingekocht eine der beliebtesten Confituren, die aber nicht nur in einem hohen Preise steht, son- dern selbst nur schwierig aus Finnland oder aus dem Ural bezogen werden kann. Umsomehr muss es daher befremden, dass dieses nordische Kind nicht schon längst seinen ihm gebührenden Platz, wie seine Stammverwandten, in unsern Gärten eingenommen hat, da die Cultur derselben im Klima Petersburgs wenig oder gar keine Schwierigkeit bietet. So verpflanzte ich, in der Nähe von Petersburg, gut mit Wurzelballen ausge- hobene Exemplare in den hiesigen Bo- tanischen Garten, in eine Staudenpar- thie, in der die seltneren und schön- blühenden Stauden Russlands vereinigt sind, an einem halbschattigen Standort, liess zuvor die gewöhnliche Gartenerde !/, Fuss ausheben und ersetzte dieselbe durch eine Mischung von 2, Moor und ls Rasenerde, Anfängliches Beschaiten und öfteres Begiessen betörderten schnell das Anwachsen derselben, so dass ich nach kurzer Zeit das Vergnügen hatte, dieselben blühen zu sehen und sogar Fruchtansatz bemerkte. Meine Erwar- tung steigerte sich mit dem Schwellen der Früchte, und um diese nicht durch genäschige Sperlinge etc. zu verlieren, suchte ich dieselben durch ein Netz zu schützen. Nachdem die Früchte sich dunkel rothbraun gefärbt , schien der Zeitpunkt gekommen zu sein, dieselben pflücken zu können; Geruch und Geschmack war aromatisch und ganz dem Lobe entspre- chend, das mit Recht dieser Frucht ge- spendet wird. Der Ertrag ist ein ziemlich ergiebi- ger zu nennen und kann gewiss durch zweckmässige Cultur noch gesteigert werden, indem ein 3 []’ grosses, im Halbschatten gelegenes Beetchen 4 kleine Fruchtschaalen Beeren lieferte. Völlig der Sonne ausgesetzte Exemplare liefer- ten wenig oder gar nichts an Früchten. Ganz besonders möchte ich diesen nied- lichen Beerenstrauch als Einfassungs- pflanze von Staudenbeeten empfehlen, Obgleich die Blüthe keine Ansprüche auf besondere Schönheit machen kann, so ist doch die Dauer der Blüthezeit von Anfang Mai bis Mitte August auch in Betracht zu ziehen, und die Belau- bung ist ebenfalls schön. Will man hingegen ganze Beete bepflanzen, so mache man solche nicht zu breit, um sich das Pflücken der Beeren zu erleich- tern. Da die Pflanze sich sehr stark bestockt, so wird ein 3jähriges Verpflan- zen mit Nutzen angewendet werden und zwar Anfangs September, damit die Pilanzen vor Winter wieder neue Wur- I. Originalabhandlungen. 5 zeln bilden können. Ebenso ist es auch gerathen, die frische Pflanzung im er- sten Winter durch eine leichte Laub- decke zu Schützen. Begierig bin ich zu wissen, was in südlicheren Gegenden mit der Cultur dieser Pilanze erreicht werden könnte, und freuen sollte es mich zu hören, wenn diese Zeilen zu weiteren Cultur-Versuchen Veranlassung geben würden. Auch den weniger Be- mittelten würde dann ein Genuss geboten, dessen sich bis jetzt bloss der Reiche erfreuen konnte, Nachschrift von E. Regel. Der R. arcticus ist in der Flora Petersburgs zwar ziemlich verbreitet, tritt aber überall nur stellenweise auf. Beeren fand ich an demselben in der freien Natur noch nicht. Ueberhaupt scheint diese Pflanze, überall wo sie vorkommt, dankbar und reichlich zu blühen, aber oft nur wenig Frucht an- zusetzen, indem viele Blumen durchaus steril sind. Ein der vollen Sonne aus- gesetzter Standort scheint nach dem im hiesigen Garten gemachten Culturversu- che Sterilität zu veranlassen. Es sind im letzten Herbste nun ganze Beete mit dieser Pflanze angebaut worden, und verdient dieselbe jedenfalls die volle Beachtung für die hiesigen Qultu- ren. Hitze im Sommer schadet dieser niedlichen kleinen Pilanze, die man kaum Strauch nennen kann, weil ihre Sommer- triebe jährlich fast bis zur Erde wieder ab- sterben, jedenfalls nicht, dagegen scheint sie eben gleich den meisten Pflanzen der hohen Gebirge und des Nordens eine lange Winterruhe und gute Schneedecke zu lieben. Einmal eingewurzelt in ei- nem ihr zusagendem ungedüngtem Erd- reich Lehm und schwarzem Hu- mus wird sie fast zum Unkraut, in- dem ihre Stengel als Sprossen nach allen Seiten hin auslaufen. — Die Cultur in Deutschland wird voraussichtlich weniger gut als hier in Petersburg gelingen. Als Pflanze. des freien Landes sah ich solche dort noch nirgends, aber als Topfstaude gezogen und mit andern Alpenstauden durch- wintert, sah ich solche in mehreren Bo- tanischen Gärten Deutschlands gut ge- deihen, jährlich blühen, aber niemals Frucht tragen. — Die aus einsichtige Cultur wird aber vielleicht alle diese Schwierigkeiten überwinden und nament!ich vielleicht auch für wärmere Klimate geeignete Racen bilden. Beiträge zur Cultur dieser Pflanze von anderer Seite wer- den wir dankbar entgegen nehmen. — c) Uropedium Lindeni Lindil. (Siehe Tafel 315.) OÖrchideae $. Ein Blick auf die beifolgende Tafel | interessante Cypripedieae. Erdorchidee noch unbe- wird genügen, um den Leser, dem diese | kannt ist, zu überzeugen, dass er es oe 6 mit einer der wunderbarsten Pflanzen der an bizarren, barocken Formen so überaus reichen Orchideenfamilie zu thun habe. Hier ist es vor allem die fast fabelhafte Verlängerung der beiden inneren Perigonblätter und der fast gleich- geformten Lippe (sie erreichen eine Länge von anderthalb Fuss und darüber!), die den Blüthen ein phantastisches Aussehen verleiht und unser Staunen erregt; den Botaniker wird aber mehr noch das Fac- tum interessiren, dass bei dieser Pflanze ein freier Griffel, und ein vollkom- men entwickelter innerer Wirte] von 3 Staubgefässen vorkommen; eine bis jetzt in der ganzen zahlreichen Fa-. milie nur bei dieser einen Pflanze vor- kommende Bildung! Es ist hier nicht der Ort näher darauf einzugehen, da be- reits im Jahrgang 1855, pag. 31 und schon früher die nähere Beschreibung gegeben wurde *), wir wollen nur zur Vervollständigung unserer nicht eolorir- ten Tafel die Färbung noch angeben und einige Notizen, die Cultur betreffend beifügen. Die Sepalen sind auf gelb- lich weissem Grunde grün gitterartig ge- streift, an wilden Pflanzen sollen sie hellgelb gefärbt sein mit orangefarbener Streifung, die Petalen und die Lippe ebenfalls gelblich weiss mit grünen Streifen und rother Aderung, die langen linealen Fortsätze dagegen dunkelpurpur braun; am Grunde der Blüthenhüllblät- ter finden sich ausserdem die Sammet- büschel wie bei allen Cypripedium - Ar- ten. *) Wir verweisen auch auf die genaue Bezeichnung, die unser berühmter Orchidologe: Dr. Reichenbach in seiner vortrefflichen Xenia Orchidacea gegeben hat, ein Werk, welches für Orchideenfreunde unentbehrlich ist, wenig- stens für alle, deren Interesse auch sich auf das Wissenschaftliche erstreckt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Unsere Pflanze, nach der die beifol- gende Abbildung angefertigt wurde, erhiel- ten wir im Sommer 1857 vom Herrn Geitner in Planitz, der kurz zuvor eine ganze Sendung aus dem Vaterlande (den Savannen von Merida und Neu- Granada, wo sie im leichten Schatten kleiner Gebüsche, aber aueh auf Bäu- men und Felsblöcken wächst) von Wa- gener gesammelt , erhalten hatte. Die Pflanze hatte nur einen Trieb, der noch ziemlich welk und vergelbt war, von gesun- den Wurzeln zeigte sich kaum eine Spur. Wir pflanzten sie sofort in einen ziem- lich grossen Topf, der bis zur Hälfte wenigstens mit Scherben gefüllt, in eine Mischung von Sphagnum, Lauberde, Holzkohle und Sand, deckten eine Glocke darüber und stellten sie an das kühlste Ende des Orchideenhauses vorne auf die Tablette dem Lichte ganz nahe, in einen flachen Zinkkasten, der immer etwa 11/, Zoll hoch mit Wasser gefüllt ist, aber stets nur soweit, dass es nur den Boden der darin stehenden Orchideentöpfe benetzt.- Der poröse Thon der Töpfe und Scherben saugt das Was- ser auf und leitet es hinauf bis zur Erde, so dass diese auch bei sehr mäs- sigem Begiessen niemals gänzlich aus- trocknet; ich benutze diesen Kasten vor- zugsweise für ruhende Exemplare solcher Arten, die keiner absoluten und an- dauernden Trockenheit bedürfen und ein solcher Standort über Wasser scheint auch dem Uropedium besonders zu be- hagen, denn hier steht sie noch heute. Es dauerte ein ganzes Jahr, bevor sie sich erholte und der Trieb anfing sich zu entwickeln; nachdem die Glocke län- gere Zeit gelüftet worden, wurde sie endlich ganz entfernt. Der Trieb ge- dieh herrlich und zeigte im Frühjahr 1859 den Blüthenschaft, der sich ohne Störung entwickelte und im Sommer eben IL. Originalabhandlungen. 74 zwei vollkommene Blüthen trug, zugleich traten 2 kräftige Triebe auf und jetzt zeigt sich noch ein Dritter, so dass wir hoffen, im nächsten Sommer an unserer Pflanze 2, wenn nicht gar 3 Blüthen- schäfte zu erhalten. — Es ist zwar eine difficile Aufgabe, eine importirte Pflanze dieser Art zum Anwachsen zu bringen, ist dies jedoch erreicht, so scheint uns Uropedinm Lindeni durch- aus nicht zärtlicher zu sein, als andere Orchideen. Mit der Vermehrung wird es jedoch seinen Hacken haben, und man besinne sich daher wohl, ehe man an ein Zertheilen denkt, das auch nur dann Erfolg versprechen kann, wenn das Exemplar aus mehreren ganz aus- gewachsenen Trieben besteht, die so zu sagen von einander gar nicht mehr ab- hängig sind.— Da die importirten Exem- plare auch grossentheils entweder schon todt anlangen, oder nachher noch ab- sterben, so wird diese interessante Or- chidee wohl stets eine der seltneren bleiben, wenn es nicht gelingt , sie so zu verpacken, vielleicht in Ward’sche Kästen, dass die Wurzeln lebend erhal- ten werden. (E. 0.) 2) Reiseberichte aus Mexico. Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn B. Roezl. Am 13. Januar dieses Jahres (1860) trat ich eine neue Reise in’s Innere an, begleitet von 4 Leuten und 8 Lastthie- ren, also eine ganze kleine Karawane. Wir hatten zuerst die Gebirgskette zu übersteigen, welche das Thal von Me- xico von dem, worin Toluca liegt, trennt, und erreichten noch am ersten Abend den Ort Lerma, der ziemlich in der Passhöhe liest. Diese Berge sind mit Abies religiosa bewachsen, auch verschie- dene Alpenpflanzen kommen hier vor und besonders zeichnet sich eine nur einige Zoll hohe Oommelina sehr aus mit hübschen weissen Blüthen. Diese Kette erhebt sich zwischen 9 — 10000 Fuss überm Meere, in solcher Höhe ist die Vegetation :chr dürftig und das Klima natürlich ‘sehr kalt, auch während der kurzen Sommermonate sind Nacht- waren wir wieder en route, es war schneidend kalt, bis gegen 8 Uhr die Sonne mehr Kraft bekam und wir im Abwärtssteigen auch wärmere Regionen erreichten. — Die schöne Stadt To- luca lag bald vor uns, wir rasteten aber nur eine halbe Stunde dort, um dann wieder aufzubrechen in der Rich- tung gegen den Vulkan Nevada von Tolnca, welcher 15000 Fuss hoch ist. Gegen Abend kamen wir zum Dorfe San Juan am Fuss dieses Berges; die Leute dieses Dorfes waren höchlich erstaunt, als sie hörten, wir wollten die Reise über diese Bergkette fortsetzen, und ich musste die unerfreuliche Bot- schaft vernehmen, dass seit einigen Wo- chen eine grosse Räuberbande in den ungeheuren Tannenwaldungen dieser Berge hause; ohne eine starke Militär- fröste in dieser Höhe nichts Seltenes.— | escorte würde es unmöglich sein, hier Am folgenden Morgen früh um 5 Uhr | unbelästigt durchzukommen. — Ich 8 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sagte, ich wolle vorläufig über Nacht dort bleiben und überlegen, was zu thun sei, aber kaum war es nur dunkel ge- worden, so machten wir uns in aller Stille auf und davon, ich durfte hoffen, dass auch die Räuber hier zu Lande, wo sonst Niemand in der Nacht reist, der Ruhe pflegen und uns unbelästigt ziehen lassen würden. — Für einen solchen Zweck war diese Nacht auch besonders günstig, denn es war stockfinster, weni- ger aber für unser Fortkommen auf ei- nem schmalen, keinem von uns bekann- ten Pfade, auf dem unsere Thiere mehr- mals stürzten; — in möglichster Eile zogen wir unsers Weges die ganze Nacht hindurch, erst mit Tagesanbruch machten wir unter einem grossen einzeln stehenden Baume halt, um uns zu stär- ken für weitere Strapatzen, wir freuten uns schon die Räuber überlistet zu ha- ben, als wir plötzlich entdeckten wir uns in ihrer unmittelbaren Nähe befanden, denn über unseren Köpfen, an den gewaltigen Aesten des Baumes baumelten nicht weniger als ihrer Sie- ben, vier schienen erst seit gestern ihre glorreiche Laufbahn beendet zu haben: wir hatten unser Frühstück unterm Gal- gen eingenommen! — Diese Gesell- schaft, so ungefährlich sie auch war, konnte uns doch nicht recht behagen und wir eilten, von diesem unheimlichen Platze fortzukommen. Noch war ich voll von den wider- wärtigen Eindrücken dieser unvermuthe- ten Begegnung, als sich plötzlich vor mir ein entzückend schönes und gross- artiges Landschaftspanorama entfaltete: so weit das Auge reichte , reihten sich Berge an Berge, von der eben auf- gehenden Sonne theilweise heil erleuch- tet, theilweise noch in Schatten gehüllt; die verschiedenen Felsarten erglänzten in weissen, gelben , rothen und grauen ,„ dass Farbentönen, gegen Süden waren die Gipfel der Berge reich bewaldet, schöne Thalgründe lachten uns entgegen; wie Schade, dass in einem so herrlichen, Lande die gesellschaftlichen Zustände so bodenlos elend sind! — Was könnte Mexico sein unter einer starken, aber weisen und erleuchteten Regierung, — und wohin ist es jetzt gekommen durch den unseligen Bürgerkrieg! — Da ich mein Hauptquartier in Arcos aufschla- sen wollte, wo einige Deutsche eine Silberschmelze haben, so musste ich in östlicher Richtung meinen Weg fort- Setzen, er führte mich durch eine Ge- gend von temperirtem Klima, hier wuch- sen Habrothamnus- Arten, das schöne Pittosporum mexicanum, welches gerade ganz beladen war mit seinen hübschen rothen Früchten, mehrere schöne Olethra- Arten und eine Arbutus villosa mit be- haarten Blättern und rothen Beeren, auch Orchideen waren hier durch einige Odontoglossum - Arten vertreten. Gegen Abend erreichten wir einige Hütten, wo wir nach 20stündigem Marsche mit Freu- den anhielten um hier Nachtquartier zu machen. — Am folgenden Morgen, den 16. Januar sah ich einen kleinen Hügel mit alten Eichen bewachsen, wohin ich sofort meine Schritte lenkte und auch einige Orchideen dort fand. Auf dem Bergrücken den wir an diesem,Tage pas- sirten, waren die Eichbäume mit sol- chen Massen des schönen Arpophyllum spicatum bedeckt, dass man hunderte von Lastthieren nur mit dieser einzigen ÖOrchideenart hätte beladen können ; ich musste mich begnügen, nur eines meiner Thiere damit zu befrachten. Später fand ich ein Riesenexemplar von Onei- dium Barkerü, die Scheinknollen hatten eine ganz aussergewöhnliche Grösse, die 10 gerade mit Blüthen beladenen Blü- thenstengel waren 7—8 Fuss lang, ein 1. Originalabhandlungen. wahres Prachtexemplar! Unweit davon auf einer alten Eiche hatte ein Oden- toglossum nebulosum seinen Sitz aufge- schlagen; beide mussten natürlich von ihrem luftigen Sitz herunter und auf den Rücken eines meiner Lastthiere wan- dern, um später hoffentlich die Zierde einer europäischen Orchideensammlung zu werden. — Die Gegend hier war schon etwas angebaut und bald erreich- ten wir ein schönes, grosses, ganz an- gebautes Thal, mit dem Dorfe Almo- loya, dessen nächste Umgebung mit Anonen und Orangenbäumen angepflanzt war, die ersteren mit grossen grünen, die zweiten mit goldenen Früchten reich beladen; in nicht grosser Ent/er- nung vom Dorfe zeigte sich auch unser vorläufiges Reiseziel, die Silberschmelze von Arcos. Die Felder waren meist mit Zwiebeln und Tomaten, den beiden Hauptgemüsearten dieser Gegend be- baut. — Zwei Reiter, die uns begeg- neten, erkannte ich gleich als Deutsche, und begrüsste sie sofort mit einem „gu- ten Tag‘, — „Sie sind gewiss Herr koezl,‘“ erhielt ich zur Antwort, und er- freute mich der herzlichsten Aufnahme von ihrer Seite. Der eine war Herr Brentel, Vorsteher des Etablissement von Arcos, der andere ein Herr Fuchs, Besitzer einer sehr reichen Goldmine, Jie aber jetzt wegen der Revolution nicht bearbeitet wird. — Sie kehrten gleich mit mir zurück nach Arcos, wo ich für die nächsten 4 Tage ein freundliches Asyl fand. — Mein Aufenthalt dort war jedoch keineswegs dem Müssiggange gewidmet, sondern ich benutzte ihn, um die benachbarten Waldungen nach allen Richtungen hin zn durchziehen, Meine Ausbeute war jedoch nicht be- deutend, eine schöne knollige Asclepia- dee, Cuphea Guleotti und mehrere Ar- ten von Hebeclinium, dem H. janthinum 9 ähnlich, waren die Hauptsache, An ei- ner mehrere hundert Fuss langen und holien Felswand waren ungeheure Mas- sen Laelia autumnalis grandiflora „ mit einer Stanhopea untermischt , auch On- cidium Barkerii wuchs an dieser i'els- wand. Als ich am Abend des 4. Tages aus den Wäldern zurückkehrte, fand ich meinen Wirth und das Volk von Al- moloya in der grössten Bestürzung, da es hiess, die Religiosos (so nennt sich die jetzt herrschende conservative Partei, deren Präsident Miquel Miramon in der Stadt Mexico residirt), würden kom- men. Am andern Morgen hörte man auch wirklich Gewehrfeuer und Kano- nendonner in nicht gar grosser Entfer- nung, aber die Kämpfenden mussten in anderer Richtung fortgezogen sein, denn wir bekamen Niemanden zu Gesichte. Ich machte nun eine grössere Excursion nach den Silber- und Bleibergwerken von Sultepec. Der Weg dahin führte erst durch tiefe Schluchten, in welchen die Bäume mit dem lang herunterhän- genden Epidendron Parkinsonianum be- hangen waren, dann wieder bergauf, wo wir bald die Region der prachtvollen Laelia autumnalis erreichten; man kennt in Europa diese und manche andere me- xicanische Orchidee viel zu wenig und zwar, weil sie in Folge falscher Be- handlung bisher nicht ihre eigentli- che Schönheit und Blüthenfülle entfal- ten konnten ; man hält sie viel zu warm und zu schattig. L. autumnalis hat hier während ihrer Ruhezeit öfter 1 — 2° Kälte zu ertragen, dabei grosse Trocken- heit und viel Sonnenlicht, ebenso die anderen mexicanischen Laelia - Arten. ausgenommen /. anceps, welche in et- was wärmeren Regionen und in mehr ı schattiger Lage vorkommt. In einem sehr feuchten Walde, durch den wir passirten, waren die Bäume alle mit 10 grünem Moose behangen und dazwischen wuchs das niedliche Odontoglossum Oer- vantesü, welches gerade in voller Blüthe stand und zwar in einer Unzabl von Varietäten von Rosa bis in rein Weiss, auch die inwendige Zeichnung sehr ver- schieden in Gelb, Braun und Violett, und ebenso auch die Grösse der Blu- men sehr wesentlich variirend; über- haupt sind die Orchideen grossentheils sehr zum Variiren geneigt, man kann sich natürlieh am besten davon überzeu- gen an ihren heimathlichen Standorten wenn sie massenhaft beisammen stehen und man sie gerade in voller Blüthe antrifft. — Von Morgens 3 Uhr bis Mittags I1 Uhr führte der Weg bestän- dig bergan zu den hochgelegenen Thal- gründen, in denen die Silber- und Blei- bergwerke von Sultepec liegen. Um Il Uhr Nachmittags erreichten wir den Ort Sultepec, aber die Strassen wa- ren verödet, die Häuser alle zuge- schlossen, wenn hier und dort ein Kopf verstohlen ausschaute, so zog er sich scheu wieder zurück bei unse- rer Annäherung, denn man hielt für den Vortrapp der Federalen (die so- genannte liberale Partei, die aber auch um kein Haar besser ist als die Gegen- partei); Lebensmittel waren hier nicht aufzutreiben , denn einige Tage zuvor war der Ort gebrandschatzt worden von den Freiheitsmännern, die unter dem Vorwande, der Ort begünstige die Gegenpartei, mitnahmen, soviel sie fort- schleppen konnten und das Uebrige zer- störten , damit es möglicher Weise nicht noch den Gegnern nützen könne. Auf solche vandalische Art wird hier der Bürgerkrieg geführt! — uns Ich besuchte noch mehrere Seiten- liegende Silber- und Bleigruben enthal- | beikommen lassen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten, aber die Vegetation dieser ganzen Gegend ist überaus dürftig, da Feuch- tigkeit hier fehlt; am dritten Tage trat ich den Rückweg an, schlug aber einen andern Weg ein in der Erwartung, in dieser Richtung mehr zu finden, sah mich aber getäuscht, denn auch hier hatte die Flora für mich keine Spen- den. — In Arcos wieder angelangt, packte ich alle bisher gesammelten Or- chideen, Sämereien etc, zusammen, schickte meine Leute und Lastthiere da- mit direet zurück nach Mexico und be- hielt für meine Weiterreise nach Tasco nur einen Indianer und ein Lastthier. Unser Weg führte über eine lange Berg- kette, durch prächtige Wälder, die ei- nen grossen Reichthum an Orchideen hatten, aber es waren keine neuen Ar- ten darunter, und nur solche hätte ich jetzt mitnehmen können, um mein ein- ziges Lastthier nicht zu sehr zu bela- den. Gegen Abend des ersten Tages wurden wir von ungefähr zwanzig zer- ' lJumpten, fast halbnakten Kerlen über- fallen, ein Jeder wollte Etwas haben, der Eine mein Pferd, der Andere meinen Rock, bis ich nach demChef dieser Her- ren fragte, worauf sich mir einer der- selben mit einem ganz bemalten Gesichte als solcher vorstellte. Auf meine Frage, ob er Liberale oder Räuber befehlige, versicherte er, seine Leute seien ganz ordentliche Leute und würden sich nicht mir etwas mit Ge- walt zu nehmen, seine Untergebenen schienen aber weniger point d’honneur zu haben und verriethen grosse Lust, sich in meine Sachen zu theilen; glück- licher Weise konnte ich ihre Habgier stillen, indem ich Jedem ein Heiligen- bild, von denen ich auf meinen Reisen ı stets einen guten Vorrath bei mir führe, thäler,, die auch zahlreiche , jetzt brach verehrte und dahei versicherte, dieselben seien noch besonders von einem Geist- 1. Originalabhandlungen. lichen gesegnet worden. — Diese grund- ehrlichen Spitzbuben sind nämlich Ka- tholiken par excellenee, und kann man ihnen kaum eine grössere Freude ma- chen, als durch ein solches Bild. — Während sie vollauf zu thun hatten, diese Bilder sich gegenseitig zu zeigen und zu bewundern, machte ich mich langsam auf und davon und erreichte noch, zwar schon bei Nacht, die früher sehr reiche Stadt Zacualpan, die durch den unseligen Bürgerkrieg aber auch ganz heruntergekommen ist; die schöne Hauptkirche war kurz zuvor der Schau- platz eines brudermörderischen Kampfes gewesen, die Religiosos hatten sich in die Kirche zurückgezogen und eine förm- liche Belagerung ausgehalten, bis es den Belagerern gelang, die Kirche in Brand zu stecken. Ich hielt mich hier nur ganz kurze Zeit auf und nahm einen Führer mit, der mich durch die Wälder leiten sollte. — In einem mit Juniperus bewachsenen Thal fand ich auf den Juniperus eine Laelia, die ich für L. furfuracea hielt, aber bei genau- erer Besichtigung der Scheinknollen fand sich’s, dass es eine andere mir unbe- kannte Art sein musste, die Blüthen sollen roth sein, wie mich der Indianer versicherte, die Blüthenstiele waren 2— 3 Fuss lang. Dies ist die einzige Orchidee, welche ich auf einem Na- delholz wachsend bis jetzt gefunden habe, sonst scheinen Orchideen und Co- niferen sich grundsätzlich zu meiden. Diese Gegend ist übrigens sehr arm an Pflanzen, alles trocken und dürftig, um so reicher ist sie an Metallen, die über- all im Gestein zu Tage treten; aber wegen der ewigen Revolutionen bleiben auch diese Schätze unbenutzt liegen ; die reichsten Silberminen stehen verlas- sen da, der Fluch der Zwietracht la- stet auf dem ganzen Lande, und lässt 11 die Menschen nicht geniessen , was die gütige Natur ihnen in so reicher Fülle hier bietet, — Die Bergkette, über die uns der Weg führte, ist ganz mit hohem Walde bedeckt; eines Morgens eröffnete sich mir von unserm Standpunkte, etwa 9000 Fuss über dem Meeresspiegel ge- legen, eine unbescbreiblich grossartige Aussicht; fünf mächtige mit Schnee be- deckte Vulkane, nämlich der Nevado de Toluca, der Popocaiepetl, der Iztaccihuat!, der Vulkan von Ori- zaba und der Malinge bei La Puebla, präsentirten sich gleichzeitig meinen erstaunten Blicken, in weiter Ferne lagen die Gebirge der Sierra Madre, aber trotz der Entfernung in hellen scharfen Umrissen deutlich her- vortretend, der ganze ungeheure Zwi- schenraum mit Bergzügen erfüllt, so weit das Auge nur reichte ein Gebirgs- panorama so erhaben und grossartig, wie ich kein zweites gesehen! — Gern wäre ich an diesem Punkte länger ge- blieben, aber der Durst plagte uns sehr, das Wasser istin dieser Höhe eine rare Sache und es macht hier bedeutend mehr Freude, einen klaren Quell zu entdecken als eine Silbermine. Auf die- sen Bergen fand ich eine schöne Lit- taea (Bonapartea) grandidentata und viele schöne Eichenarten. Nach einigen Tagen erreichten wir die hüb- sche kleine Bergstadi Tasco, wo ich mich nur so lange aufhielt, um uns zu verproviantiren, und dann gegen Osten meine Reise fortsetzte, um die Grotte von Cacahuamilpa zu besuchen. Auf dem Wege dahin, der sehr mühsam über Steine und Hügel führte und auch nur eine dürftige Vegetation bot, fand ich eine schöne Composite mit orange- rothen Blumen und konnte auch Samen sammeln von Yucca gloriosa und Agave angustifolia, Diese Grotte 12 ist wohl die grösste der Welt, sie soll 6 Stunden lang sein und verhältniss- mässig breit, die Höhe ist auch kolos- sal, an mehreren Stellen erreichen ab- gefeuerte Raketen nicht die Decke die- ses Riesendomes. Es ist eine säulen- bildende Tropfsteinformation, die hier ein wahres Labyrinih von Höhlen und Gängen bildet, und es würde nicht ge- rathen sein, ohne Führer weit in’s In- nere vordringen zu wollen, Am Abende des gleichen Tages, an dem ich dieses Naturwunder besichtigte, sollte ich wieder den Freiheitsmännern in die Hände fallen, und zwar dieses Mal ei- ner grösseren Bande von etwa 100 Mann. Sie waren gleich wie die Amei- sen um uns herum , ob es nicht Etwas zu stehlen gäbe; ich iragte natürlich gleich nach dem Oberst, der übrigens ebenso zerlumpt aussah, wie die An- dern. Ich gab vor, ich habe eine Sil- bermine entdeckt, die ich bearbeiten wolle und bat ihn, er möge mir einige von seinen Soldaten als Bedeckung mit- ! geben. Er gab sich eine sehr wichtige Miene, lud mich ein die Nacht über bei ihm zu bleiben, da es schon zu spät sei noch weiter zu reisen, er werde mich am folgenden Tage zum General in’s Hauptquartier bringen lassen. Ich musste bongre malgre seiner Einladung folgen und in einer eienden Hütte mit ihm sein Souper, aus Maisbrod mit Chili (spanischem Pfeffer) bestehend, theilen und abwarten, was der folgende Tag bringen würde. — Am folgenden Mor- gen yab er mir einen zerlumpten und mit der Fleckenkrankheit (den pinetos) ganz behafteten Kerl mit, der mich vor den andern Hallunken beschützen sollte. Kaum waren wir eine Stunde geritten, so forderte er schon seinen Führerlohn, indem er naiv versicherte, er sei kein Spitzbube, wie seine andern Camera- Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. den! — Wir erreichten bald das Haupt- quartier, das in einer Gebirgsschlucht in einem Dorfe Namens Salinas lag, zweitausend Mann sollten hier liegen, aber diese Angabe war offenbar über- trieben, ich schätzte ihre Zahl auf kaum Vierhundert ; allerdings waren sie von zwei Generälen befehlist. Man führte mich gleich vor und fand den ganzen Generalstab gemüthlich auf der Erde sitzen und schwarze Bohnen mit Mais- brod aus freier Hand verzehrend. Als ich sagte ich käme von Tas- co, horchten diese Herren hoch auf, denn dieses Städtchen war jetzt in der Gewalt der Religiosos und hatte ausserdem 150 Mann Bürgergarde. Ich musste nun ein langes Verhör be- stehen; woher ich komme? wohin ich wolle? was ich in Tasco zu thun hatte? ob ich von jenseits (Europa) sei? u, 5. w. In meinen Antworten musste ich behutsam sein , hätte ich ihnen ge- sagt, ich reise um Pflanzen und Samen zu sammeln, so wäre ihnen das zu un- glaublich vorgekemmen und hätten sie vielleicht vermuthet ich sei einSpion und mit mir als solchem kurzen Process ge- macht; dass ich von Europa sei, durfte ich auch nicht sagen, denn als Europäer kennt man hier nur Spanier und die sind bei der liberalen Partei auf’s Aeus- serste verhasst, so gab ich mich für ei- nen Nordamerikaner aus, und beabsich- tige in dieser Gegend eine Silbermine zu bearbeiten. Als Yankee wurde ich sehr freundlich und respectvoll be- handelt, weil es gerade hiess, die Yan- kees würden dieser Partei zu Hilfe kom- men. Der Oberbefehlshaber lud mich gleich ein, neben ihm niederzusitzen und von den Bohnen mitzuessen; als ich dankte mit der Bemerkung, dieses Gericht leider nicht vertragen zu kön- nen, wurde gleich der Alcalde des Dor- — l. Originalabhandlungen fes gerufen , er müsse gleich für einige Eier zu meinem Frühstücke sorgen, Jetzt nun, da meine Besorgniss verschwun- den war, wurde ich redselig und er- zählte meinen gespannt lauschenden Zu- hörern von allen möglichen Dingen, von Eisenbahnen , Telegraphen,, Photo- graphie und andern ihnen noch gänzlich unbekannten Erfindungen der Neuzeit, zuletzt kamen wir auch auf Pflanzen zu sprechen und da ich die Frage „ob sol- che Pflanzen wie hier auch in meiner Heimath vorkämen ?“ verneinte und doch von einer zufällig in unserer Nähe wachsenden Asclepiadee sagen konnte, dass dieseibe einen giftigen Milchsaft enthalte und knollige Wurzeln habe, stieg ihre Verwunderung über meine grosse Gelahrtheit erst recht. — Ich benutzte den offenbar günstigen Ein- druck , den meine Erzählungen gemacht hatten, um den Generai zu bitten, mir zwei Soldaten als Geleit zu geben, da- mit ich meine Reise fortsetzen könne, was er auch sofort bewilligte , worauf ich mich dann auf die freundschaftlich- ste Art verabschiedete. Meine bei- den Schutzmänner kamen mir auch trefflich zu Statten, denn alle Augen- blicke begegneten uns herumstreifende Kerle, die sich kein Gewissen daraus gemacht hätten, mich auszuplündern. Am Abende desselben Tages fand ich 13 noch eine Anzahl Cypripedium, die breite Büsche bilden, bloss einen Fuss hoch werden, mit 12 — 20 Blüthen an einem Stengel. Sie waren bereits ver- blüht, aber ich konnte noch erkennen, dass sie gelb gewesen waren. Es muss eine neue Art sein, denn das C. Jrapae- anum wird 2 — 3 Fuss hoch und wächst niemals in grösseren Büschen beisammen; ich nahm davon eine gute Anzahl heraus, wobei meine beiden Frei- heitsmänner eifrig mithalfen, obgleich sie erstaunt waren, dass ich solchen nutz- losen Schund mitnehmen wollte. Da weiterhin nichts mehr zu fürchten war nach ihrer Aussage , verabschiedete ich sie und war froh, auf so gute Art durch- gekommen zu sein. Die Nacht über campirte ich mit meinem Indianer unter freiem Himmel auf einem trocknen Hü- gel. Am folgenden Tage kamen wir durch ein elendes Dorf, das ganz verlas- sen war, ich traf keine lebende Seele an, und konnte daher auch nicht den | Namen dieses Dorfes erfahren. Auf dem Rückwege nach Arcos, wo ich sehr freundlich wieder aufgenom- men wurde, hatte ich weiter keine Abentheuer zu bestehen und auch der Weg war ziemlich langweilig und bot mir nichts Nennenswerthes. (E. 0.) (Fortsetzung folgt.) 3) Einfaches Mittel, Maulwürfe auf Rasenplätzen und Gemüse- feldern zu fangen. Es ist eine bekannte Thatsache, dass der Maulwurf, sobald er im Empor- heben der Erde gestört wird, sofort in den gemachten Gang zurückkehrt, um sich vor seinen Feinden oder Störern seiner Arbeit zu retten. Da er jedoch nach Verlauf einiger Zeit meistentheils in diesen Gang zurückkehrt, um weiter fortzuwühlen , so verfährt man auf fol- sende Weise, um ihn dabei zu fangen, 14 Man gräbt da, wo der Maulwurf die Erde zu einem Hügel emporgehoben, ein Loch, um einen fusstiefen Blumen- topf so tief darin einsenken zu können, dass sein Rand noch etwas unter der Ausmündung des Ganges zu stehen kommt, die mit Erde zugedrückt wird. Man deckt nun das gemachte Loch erst mit einem Brettchen, dann mit einem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‘Rasenstück fest zu; sobald der Maul- wurf nun zurückkommt und weiter wühlt, fällt er in den leeren Blumentopf, aus welchem er nicht wieder entfliehen kann. Auf diese Weise kam es vor, dass ich 3 Stück auf einmal in ein und demselben Blumentopfe auf einer Wiese gefangen hatte. (B. Eberwein.) 4) Einfluss der Sonnenfinsterniss vom 6, (18.) Juli 1860. (Verspälet.) In St. Petersburg dauerte die Zeit der grössten Verfinsterung von 3 Uhr 58 Minuten bis 5 Uhr 37 Minuten und äusserte sich, soviel wir zu bemerken Gelegenheit hatten, in folgender Weise: Mirabilis Jalapa war um 5 Uhr schon hie und da aufgeblüht, Mimosa pudica hatte seine Fiederblättchen um dieselbe Zeit gefaltet, Desmodium gyrans seine Blätter schlaff herabhängen. Nymphaea coerulea, welche sonst erst gegen Abend aufgeht, war um °/, 5 Uhr fast voll- ständig auf, um 1/5, 6 Uhr aber schon wieder fast ganz zugegangen ; dagegen | blieben die Oenotheraarten,, welche beim Eintritt der Dämmerung sich zu öffnen pflegen, während der ganzen Zeit ge- schlossen und liess sich keine Verän- derung daran wahrnehmen. Wir hatten diese seiner Zeit gemachten Be- obachtungen mit der Bemerkung zurück- gelegt: „Diese Beobachtungen bedür- fen erst noch der Bestätigung!“ und zwar aus folgenden Gründen: 1) weil die Verfinsterung in St. Petersburg nur eine partiale war, 2) weil während der Nachmittagsstunden des 6. (18.) Juli der Himmel zeitweilig stark bewölkt war, | renden Gelegenheit dieselben nen Erscheinungen ohnediess gegen Abend einzutreten pflegen; wollen je- doch nachträglich unsere Beobachtungen um so mehr veröffentlichen, als sie ein- ı mal dazu beitragen, die bisher in die- ser Richtung gemachten Beobachtungen zu vermehren, andererseits die Auffor- derung enthalten, bei jeder wiederkeh- zu wie- derholen. Einzelne Pflanzen nämlich, wie z. B. Mimosa pudica zeigten auch diessmal (wie im J. 1851) ein ganz verschiedenartiges Verhalten. Während ilerr Prof. Schenk in Würzburg (e. f. Botan, Zeit. 1860, Nr. 31, p. 277—278) nur an den jüngern Blättern aufgerich- tete Fiederblättehen beobachtete , zeigte unsere Pflanze (welche freilich auch noch ziemlich jung war, aber nach Süden, an einem sonnigen Ort, unter Glas stand) durchweg nur gefaltete Fiederblättchen. In Bezug auf die Erscheinungen an Desmodium gyrans und an einigen Oe- notheraarten stimmen dagegen unsere Beobachtungen mit denen des Hrn. Prof. Schenk überein, während sie in Bezug auf Mirabilis Jalappa wieder davon ab- weichen. — Etwas allgemein Zutref- und 3) weil einige der oben angegebe- | fendes lässt sich jedenfalls heutzutage I. Originalabhandlungen. über die jeweilig eintretenden, respective auch nicht eintretenden Erscheinungen des Pflanzenschlafes bei Sonnenfinster- nissen, noch nicht aufstellen, um so weniger, als auch die im J. 1851 (wo doch die Verfinsterung im Nordosten eine totale war), hierüber an mehreren Orten angestellten Beobachtungen eben- falls ganz widersprechende Resultate lie- ferten. So fand Hr. Dr. Ruprecht (ec. f, Bulletin physico-mathematique de V’Aca- demie t. IX. Nr. 23. p. 362—366), der seine Beobachtungen auch im Bot. Garten zu St. Petersburg machte, damals an Mimo- sa pudiea nicht die geringste Veränderung ; die gleiche Beobachtung machte damals auck Prof. E. Meyer in Königsberg an list, in der sie sich befindet. 15 derselben Pflanze, während Prof. Göp- pert in Breslau deutlich daran die Er- scheinungen des Pflanzenschlafes wahr- nahm, — Ohne dem Urtheile späterer Beobach- ter vorgreifen zu wollen, dürfte bei Mi- mosa pudica auch der Temperaturgrad nicht ausser Acht zu lassen sein, indem sie sich vor und zur Zeit des Eintritts der Sonnenfinsterniss befindet, d, h. sie erscheint um so empfindlicher gegen Lichteinflüsse, je höher die Temperatur Zu dieser Bemerkung gaben wenigstens in diesem Jahre auch unsere Beobachtungen An- lass. — (F, v. Herder.) 5) Die Sardane und Mekiarscha der Jakuten. Zu den Nutzpflanzen des Nordöstli- | länglich-lineare Blättehen und Blumen chen Sibiriens gehört eine Art der Gat- tung Hedysarum, deren Wurzeln von den Jakuten gegessen werden. Schon Gmelin erzählte von dieser Pflanze und Lede- bour legte ihr den Namen H. esculen- tum (Ledb. in Denksehr. der Bot. Ges. in Regensb. et Flora ross. I. pag. 707) bei. Die Jakuien nennen nach dem Berichte des Herrn von Stubendorff, Gouverneur in Jakutzk, diese Pflanze Sardana. Der hiesige Garten erhielt kürzlich eine Kiste mit Wurzeln und ganzen Pflanzen durch die Vermittlung des Herrn von Stubendorff, hiernach können wir über diese interessante Pflanze das Folgende berichten. — Die Sardana der Jakuten oder das Hedysarum esculentum Ledb. ist mit Hedysarım sibiricum Poir. zunächst verwandt und unterscheidet sich von die- ven hellgelber Farbe. — Die Wurzel verästelt sich meist gleich unterhalb des Wurzelhalses in mehrere ÄAeste, von denen die stärksten kräfti- gen Pflanzen ungefähr die Dicke eines kleinen Fingers erreichen. Im trocknen Zustande hat die Wurzel eine schwarz- bräunliche Farbe , lässt sich leicht zer- brechen und besitzt eine weisse Bruch- fläche. Kauet man dieselbe , so findet man das Fleisch derselben markig und süsslich, von nicht unangenehmem Ge- schmack. Aus dem Wurzelhals erheben sich mehrere 1!1/, — 2 Fuss hohe ge- furchte Stengel, welche aufrecht stehen, abwechselnd stehende gefiederte Blätter tragen und wie die ganze Pflanze fast unbehaart sind. Jedes Blatt trägt S—9 Paar Blättchen von linear-länglicher Ge- stalt mit kurzem Blattstielehen, welches sem eigentlich nur durch schmälere, | wie der allgemeine Blattstiel und die 16 Mittelrippe auf der untern Blattseite, mit kurzen kleinen Härchen besetzt ist. Die blassgelben Blumen stehen in langen Trauben und werden von Blüthenstielen getragen, die ungefähr so lang als das Blatt. Bracteen klein, häutig, piriem- lieh, vor der Blüthe länger — während der Blüthe kürzer als die Blüthenstiel- chen. Nach Ledebour sollten dieselben länger als die Blüthenstielchen sein, aber wahrscheinlich beobachtete derselbe solche vor der Entwicklung der Blumen. Fahne länger als die Flügel und kürzer als der Kiel. mit länglich- ovalen, oder verkehrt-ova- len netzförmig geaderten Gliedern. — Es ist eine Pflanze mit perenniren- dem Wurzelstock und dürfte sie höchst wahrscheinlich in unsern Gärten ebenso | leicht und sicher gedeiken, wie das auch | noch im Petersburger Klima vollkommen | Die in zahlreicher Blüthentrauben harte H. sibirieum. Menge erscheinenden Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sich bei uns zum Anbau als Nutzpflanze eignet, darüber fehlen die Erfahrungen, es ist uns dies aber deshalb unwahr- scheinlich, weil wir Nutzpflanzen be- sitzen, die bessere Resultate im Anbau liefern dürften und auch die Jakuten die Wurzeln dieser Pflanze wahrscheinlich nicht essen würden, wenn sie genugsam Kartoffeln und andere Nutzpflanzen an- bauen könnten. Unter dem Namen Mekiarscha er- hielten wir vom Hrn. von Stubendorff das ı Polygonum viviparum L., dessen Knol- Schoie durchaus kahl, | len die Jakuten als Mittel gegen Ma- gen-Beschwerden gebrauchen. Diese ı Pilanze wächst durch ganz Sibirien und auch noch in der Flora Petersburgs auf moorigen Wiesen. In Deutschland und der Schweiz wächst es auf den höheren Gebirgen. Den Beinamen ‚,‚viviparum“ | I | | hat es erhalten, weil sich in der Blü- thenähre derselben kleine zwiebelartige Knollen entwickeln, durch welche die dürften ausserdem diese Pflanze zu ei- | Pflanze sich schnell vermehrt. ner willkommenen Erscheinung im Blu- | mengarten machen. Ob die Pflanze | | | (E. R.) 6) Ueber Boden - Drainage. Vor längerer Zeit habe ich einige Beobachtungen aus den Hooibrenk’schen | Garten über seine Weineultur, Maulbeer- baumeultur etc. mitgetheilt. In letzter Nummer der Allg. Land- und Forstwirth- sch. Zeitung von Arenstein, Wien 1860, Nr. 31 bespricht Prof. Fuchs den Er- folg besagter Culturen in dem Fichtner’- | schen Garten zu Alzgerdorf nächst Wien. | Fuchs fand 20 Stöcke nach Hooibrenk’s Weineultur und 12 nach landesüblicher im Versuchsgarten ; die Stöcke sind 3jährig; die letzteren hatten 3 Trauben | getragen, die ersteren aber 80 Trauben; die Trauben nach Hooibrenk hatten ein | Gewicht von 35 Pfd., die andern wogen '23/, Pfd. — In Bezug auf die Cultur der Maulbeerbäume nach Hooibrenk, so ı waren im Jahr 1859 die Aeste nieder- gebogen und an den Stamm angebun- den; die anf diesen Aesten nach auf- wärts getriebenen Zweige wurden im Frühjahr 1860 auf 3 Augen zurückge- | schnitten. Eine grosse Menge von jun- gen vertical aufstrebenden Zweigen mit 'üppigem Laube und eine bedeutende N N N N N na" Me PDA EHH I. Originalabhandlungen. Zunahme diese der Stammesdicke zeichnete so behandelten Bäume aus. Was das Prineip des Niederlegens oder Reclination betrifft, so war diess bei Runkelrüben versucht; indem man die Blätter durch Holzreifen niederbog — es ergab sich, dass soleh behandelte Pflanzen viel grössere und schwerere Rüben zeigten. Rüben auf mit Luft- drain versehenen Feld gebaut, geben a Mehrertrag und der Boden war tief 17 hinein mürbe -— die Wirkung zeigte sich bis auf 4 Klafter Breite zu beiden Seiten des Röhrenstranges. Und somit dürfte es gewiss von hohem Interesse sein, die Versuche überall vorzuneh- men, um sich selbst die Ueberzeugung von dem Erfolg der Hooibrenk’schen Wein-Cultur, — der Reclinations-Cultur und der Luftdrainage — zu verschaf- fen. (Senoner.) 7) Das Niederlegen der Rosen als eim Mittel zur Erzielung eines grösseren Blüthenreichthumes,. Schon längst ist es Gebrauch, so- genannte Monatsrosen (Rosa bengalensis) am Boden festzuhaken, damit sie sich besser zu künstlich geformten Beeten eignen und den Boden bedecken, aber noch ist es mir nicht vorgekommen, dass man dieses Verfahren auch bei hochwachsenden Rosensträuchern anwen" det. Der Umstand, dass manche Ro- sensorten stets sehr lange, starke , un- verzweigte Triebe bilden , die stark be- schnitten nur wenig blühen , gleichwohl der Ordnung wegen beschnitten werden müssen, oder wenn sie unbeschnitten bleiben können, stets nur einige der obersten Augen austreiben, bewog mich, die unverzweigten Triebe verschiedener starkwüchsiger Rosen, vorzugsweise die nemontant -Rosen Baronne Prevost, La Reine, Lane etc., nach Art der Weinre- ben im Bogen oder wagerecht nieder- binden zu lassen. Zunächst beabsich- tigte ich, ohne das gute Ansehen des Bee- ies zu verderben, diese Triebe beizube- halten und die untern Augen zum Aus- mer nach dem Abschneiden nur einen hohen Trieb erhalten. Aber der Erfolg war so günstig, dass ich dieses Verfahren zur allgemeinen Anwendung sehr empfehle. Es bedeckten sich näm- lich die niedergebundenen Triebe so mit kurzen Blüthenzweigen , dass sie, abgeschnitien einen förmlichen Rosen- ZU kranz eebildet haben würden. Fast sämmtliche Augen bildeten Blüthen- zweige. Zum Niederbinden empfehlen sich Bügel oder Bogen von starkem Eisen- draht, welchen man des bessern An- sehens und .der Haltbarkeit wegen mit dunkler Oelfarbe anstreichen lassen kann. Um ganze Beete an Stellen, wo hohe Blumen nicht stehen können, nie- drig zu halten, sollte man dieselben mit einer Art liegenden Spaliers überziehen, indem man über 1 — 2 Fuss hohe Pfählchen ein Drahtnetz zieht. Auf diese Weise wird man manche schöne Rose, welche die Unart hat, nur an lan- treiben zu bringen , ohne, wie fast im- | gen Trieben reichlich und vollkommen I. 1861. 2 18 zu blühen, so in der Zucht halten, dass sie die Ordnung der Umgebung nicht | Blühen veranlassen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stört, und überdies ein viel reicheres (J.) 8) Verbrauch wehlriechender Pflanzen. In welchen ungeheuren Massen zum Zweck der Parfümerie in Südfrankreich und Piemont, namentlich in Montpellier, Grasse, Nimes, Cannes und Nizza wohl- riechende Pflanzen gezogen werden, mö- gen einige Zahlen beweisen. Eine grosse Parfümerie in Cannes verbraucht jährlich 140,000 Pfund Orangeblüthen, 20,000 Pfund Akazienblüthen (Acacia Farnesiana), 140,000 Pfund Rosenblät- ter, 32000 Pfund Jasminblüthen, 20,000 Pfund Veilchen und 8,000 Pfund Tube- rosen nebst einer grossen Menge ande- rer Pflanzen. Nizza und Cannes sind namentlich das Paradies der Veilchen; es spriessen dort ungefähr 13,000 Piund Veilchenblüthen. Nizza erntet jährlich 100,000 Pfund Orangeblüthen,, Cannes mehr als noch einmal so viel, und zwar von feinerem Geruche. 500 Pfund Orangeblüthen geben etwa 2 Pfund rei- | nes Neroli-Oel. Cannes, wo die Akazie | besonders gut gedeiht, liefert jährlich gegen 9000 Pfd. Akazienblüthen. Es ist leicht zu begreifen, dass die Gewin- nung der ätherischen Oele, wenigstens mancher, die nur in sehr geringer Men- ge mitten in einer Fülle anderer Pflan- zensäfte hangen, eine sehr behutsame Behandlung erfordert. 5 — 600 Pfund Rosenblätter geben nur 2 Loth Oel, Die Südfranzosen sind, unterstützt durch ihr Klima, die thätigsten,, jedoch nicht immer die sorgfältigsten Zubereiter der Wohlgerüche und versorgen damit die halbe Welt. Die jährliche Fabrication von Grasse und Cannes beträgt 75,000 Pfund Pomaden und wohlriechende Oele, 125 Pfund reines Neroli-Oel. 225 Ptd. Petitgrain- Oel, 2,000 Pfund Lavendel- Oel, 500 Pfund römische Essenz und 500 Pfund Thymian-Oel. (J.) nn nennen Bene nnndunnennundunnnunundan nn | 9) Erachöpfende Wirkungen des Kalkes. Lange schon hat man die erschöpfen- | das Aufkommen des Sprichwortes, wel- den Wirkungen des Kalkes beobachtet, sofern dieser auf kalkarmen Boden als | Dungstoff benutzt wird. Während einer | Reihe von Jahren erzeugt er beträcht- liche Ernten, welche sich aber später so vermindern, dass die Producte end- lich von geringerer Qualität als vor An- wendung des Kalkes werden. Daher ches sagt, dass der Kalk die Väter be- reichert und die Kinder verarmt. Zwei interessante Fragen gehen aus dieser Thatsache hervor: „Auf welcbe Weise findet die Erschöpfung Statt? Ist es eine nothwendige Folge des Kalkes oder kann man es verhindern ? Wir wissen, dass der Kalk vermischt, mit l. Orignalabhandlungen. organischen Bestandtheilen des Bodens chemische Veränderungen hervorbringt, in Folge dessen die vegetabilischen Stoffe in eine Form gebracht werden, dass sie von der Pflanze aufgenommen werden. Die Menge der organischen Stoffe vermindert sich aber in Folge dieses Processes in dem Boden so, dass er da- durch verarmt, und dass seine Frucht- barkeit, welche davon abhängt, in dem- selben Grade abnimmt. In ähnlicher Weise wirkt der Kalk auch auf die mineralischen Theile der Erde. 4 Mithin vermindert sich bei einfacher Kalkdüngung nach jeder Ernte die Masse der nährenden Bestandtheile und hieraus erklärt sich die Erschöpfung des Ter- rains, welche die Erfahrung dem Kalke zuschreibt. Man weiss, dass die Ernten dem Boden organische und mineralische Ma- terien entnehmen; eine doppelte Ernte würde zweimal so viel verbrauchen, eine dreifache dreimal so viel u. s, w. Je mehr wir in einem Jahre ernten, de- 8to sehneller wird sich die Erde er- schöpfen. Wenn mit Hülfe des Kalkas wir aus der Erde zwei oder dreimal mehr unter Form der vermehrten Ernten entneh- men, 80 ist es augenscheinlich, dass die Erschöpfung derselben um so rascher sein muss. Aber man kann dem Boden durch Dünger wiedergeben, was die Ernten 19 ihm entzogen haben, Gebet dem Bo- den in veränderter Gestalt wieder , was ihm die Ernten genommen haben und der Kalk wird aufhören, erschöpfend zu sein, Dieses bekräftigt das Sprichwort: „Kalk ohne Mist verarmt die Erde und den Bauer.“ Man kann also den Kalk als einen Stoff betrachten, welcher, wie das Was- ser die organischen und mineralischen Theile der Erde zur Ernährung der Pflanzen vorbereitet, von welchem man freilich nicht, wie vom Wasser sagen kann: „keine Vegetation ohne Kalk.“ Die Anwendung des Kalkes im Gar- ten- und Ackerbau muss daher mit Ueberlegung und Vorkenntniss ausge- führt werden, wenn man nicht seine Ländereien durch ungeregelten Gebrauch desselben verschlechtern will, Der Kalk in Vereinigung mit dem Schwefel (Gyps) erzeugt erstaunende Wirkungen auf denKlee, Luzern u. s. w. und so können durch verständige An- wendung des Kalkes auch recht gute Resultate für die Oulturen gewonnen werden. Schwarze Moorerden werden durch Vermischung mit Kalk nahrhafter, und dürften überhaupt in dieser Be- ziehung durch Anwendung des Kalkes für den Gartenbau gute Resultate zielt werden. cr C. A. Massberg, Oeconom. Bot. Gärtner. 20 a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Cocos plumosa Hook. et Hort., Pal- mae. — In dem grossen Palmenhause zu Kew ist diese wahrhaft stolze Palme eine der schön- sten Zierden; sie hat dort eine Höhe von nahezu 60 F. erreicht, der schlanke kerzengrade Stamm von kaum 12 Zoll Durchmesser hal etwa AO Fuss Höhe, er ist mit Fuss weit aus- einanderstehenden Ringen wie gegliedert, die Ringe bezeichnen die Insertionsstellen der ab- gefallenen Wedel, die Wedelkrone ist ausser- ordentlich leicht und elegant; jeder Wedel hat 42—15 Fuss Länge. Fiederblättchen anderthalb Fuss lang, einzeln oder zu 2—1 gehäuft ste- hend, linealisch zugespitzt, an der Spitze ab- wärls gebogen; Wedelstiele am Grunde erwei- tert, stammumfassend, am Rande faserig ge- franzt, nicht mit Stacheln besetzt; Blüthen- scheide 2—3 Fuss lang, spindelförmig, fast holzig, Kolben zahlreich einfach veräsielt, Aeste lang, graeil überhängend, dicht mit getrennt geschlechtigen, sitzenden Blüthen beselzt, von denen die meister männlich sind; Kelch drei- blättrig. Corolle dreiblättrig; 6 längliche gelbe Antheren auf kurzen Staubfäden; Fruchtkno- ten kurz, filzig, mit drei sitzenden Narben ge- krönt; Frucht eine kleine, bespitzte, schmutzig orangenfarbene Steinfrucht von der Grösse einer Eichel. — Eine brasilianische Species, die schon lange Jahre in europäischen Samınlungen exi- stirt, und zwar, wie es scheint, mit der ©. coronata Marl., die ebenfalls aus Brasilien stammt. Sie blühte in Kew im Som- mer und Herbst 1859, wahrscheinlich wohl zum ersten Male in Europa. verwechselt (Taf. 5180. s 2) Calliandra kaematocephala Hassk.; guminoseae. — Ein sehr hübscher W Rn strauch, dessen Vaterland unbekannt ist. Der botanische Garten zu Kew erhielt ihn aus dem botanischen Garten von Mauritius und zeigte er zuerst im Februar 1860 seine hochrothen Blü- thenbüschel in einem Warmhause in Kew. | Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Neue Zierpflanzen. und Inga, müssen auch hier die zahlreichen langen und gefärbten Staubfäden der dicht kopfförmig sitzenden Blüthen den Hauptschmuck liefern, der den kleinen unansehnlichen Blu- menkronen mangelt. Nebenblälter aus breiter Basis zugespitzt, bald fast sichelförmig, ange- drückt, bleibend; Blätter einjochig gefiedert, jedes Fiederblatt paarig gefiedert, 7—10jochig, Fiederblättcehen länglich-lanzettlich, zugespitzt, am Grunde ungleichseilig, fast herzförmig, zweinervig, manchmal besonders die oberen, leicht sichelförmig; Blüthenstiel länger als der Hauptblalistiel, aber viel kürzer als die Blatt- fiedern, Corolle A mal länger als der kleine Kelch, beide verdeckt unter der Menge von Staubfäden, die nach allen Richtungen aus- strahlend, eine biutrothe Kugel aus dünnen Fäden darstellen. Die Hülsenfrucht fast sichel- förmig, gerade, aus sehr schmaler Basis all- mählig gegen die Spitze hin erweitert, gauz kahl und stark glänzend; Klappen fast lede- rig, 4—5 Samen enthaltend. (Taf. 5181 ) 3) Begonia Bowringiana Champ. — Durch den verstorbenen Colonel Champion bei Hong- kong entdeckt und interessant als die einzige Art der Gattung, die in dortiger Gegend vor- kommt. Sie ist zunächst verwandt der B. la- ciniata Rozb., aber hat nicht wie diese, roth gerandete Blätter und ist auch sonst hinreichend verschieden. — Mit den prächtigen buntblätt- rigen Begonien, Arten und Bastarden, die jetzt zu wahren Modepflanzen geworden sind, kann sie sich durchaus nicht messen. — Stengel krautig, aufrecht, veräsielt; Blätter ungleich- seitig, breit herzförmig, unregelmässig 5 — 7 lappig, Lappen zugespitzt, am Rande gezäh- nelt und gelappt, oben mit einzelnen Haaren besetzt, unten, wie die jungen Zweige, braun- roth, wollig ; Blüthenstiele kürzer als die Blait- stiele, armblüthig, Kaspel 3flügelig, 2 Flügel schmal, der dritte stark verlängert. Blüthen blass rosenroth. (Taf. 5182.) 4) Pteris quadriaurita Retz. cum variet. (Pteris aspericaulis Wall. Pt. (Pyrophylla) ar- Wie bei den verwandten Gattungen Mimosa ' gyraea T. Moore et Pt. tricolor Linden.) — nn, Dies ist eines der häufigsten und weitverbrei- teisten tropischen Farren, es ist sowohl in Asien und Afrika, wie in Amerika, auf den Inseln des Stillen Oceans etc. einheimisch ; keine Art ist veränderlicher in den Grössen- verhältnissen als diese; Formen die nur 5—6 Zoll hoch werden. treten auf neben solchen, die bis 3 Fuss Höhe erreichen, es ist daher auch nicht sehr überraschend, dass mehrere Varietäten exisliren, die sich durch ihre Fär- bung sehr auszeichnen; zwei solcher Varietä- ien sind neuerdings durch Linden in Brüssel eingeführt und in den Handel gebracht worden. Die eine als Pteris argyraea T. Hoore aus- gegeben, unterscheidet sich von der ganz grü- nen Stammart durch das breite weisse Band, welches die Blatiiedern der Länge nach durch- zieht; das Herbarium in Kew besitzt wilde Exemplare dieser schönen Abart, die in Neil- sherry und in Moulmein gesammelt sind ; die andere, noch weit affeelvollere Abart ist die Pt. tricolor Linden. Bei dieser sind die jun- gen Wedel von einer prächtig, purpur-- brau- nen Broncefarbe, ebenfalls von einem breiien Centralstreifen durchzogen, der aber statt weiss, sehön rosenroth ist, dabei sind die Blattrippen hochrolh; bei älteren Wedeln wird das Purpur- braun zum tiefen Grün und das Rosenroih theilweise zu Silberweiss; zu dieser mannie- faltigen Färbung kommt noch die sehr gefäl- lige Blattform und die graeile Tracht der gan- zen Pflanze, — es ist daher leicht begreiflich, dass diese im Frühjahr 1860 dem Handel übergebene Neuheit nicht geringes Furore macht und zu hohen Preisen Absatz findet. (Im Herbstkatalog Nr. 82 von Van Houlte fin- den wir sie zu 50 Fres. und Pt. argyraea zu 10 Fres. notirt.) Die in den Sammlungen Jetzt häufige und sehr beliebte Pt, aspericaulis Wall. ist ebenfalls, und zwar nur als eine leichte Varietät der t. quadriaurita Retz. zu betrachten, sie unterscheidet sich von der Siammart durch die rauh anzufühlenden We- delstiele und durch die dunkle Bronzelarbe der jungen Wedel. (Taf. 5183.) 5) Phalaenopsis grandiflora Lindl.; Or- chideae. — Unter den schönsten Orchideen eine der schönsten, der bewundertsten! Wer je Gelegenheit hatte diese Orchidee in Blüthe zu sehen, wird sich ihrer stets mit Neue Zierpflanzen. 21 freudigem Erstaunen erinnern: die grossen schneeweissen Blumen schaukeln sich wie Schmetterlinge auf einem langen überhängen- den Stiele; die Täuschung von einiger Ent- fernung aus ist vollkommen — man erwartet unwillkührlich, sie würden davon flattern, so- wie man sich nähert: man sucht oft in den phantastischen Formen der Orchideenblüthen nach Aehnlichkeilen mit Thier-, besonders Inseeteniormen ; hier bedarf es nicht des Su- chens, die frappante Aehnlichkeit drängt sich sofort auf. — Nebenbei zeichnet sich diese schöne Orchidee aus durch Leichtigkeit in der Behandlung, durch dankbares Blühen, auch selbst schon an ganz kleinen Exemplaren und endlich auch noch durch eine sehr lange Dauer der Blüthenzeit. Kein Wunder also, dass eine solche Pflanze zu sehr hohen Preisen gekauft wurde, dass auf dem grossen Orchideenmarkt in London einzelne, besonders starke Exemp- lare mit Gold, so zu sagen, aufgewogen wur- den, und dass jeder Besitzer einer grösseren Sammlung besonderen Stolz darin setzte, eine oder mehrere Phalaenopsis zu haben, zumal die Zahl der imperlirten Pflanzen der Nach- frage kaum genügien. In den letzten Jahren wurden grössere Quantiläten eingeführt, die Preise sind dadurch bedeutend ermässigt und ist sie auch kleineren Sammlungen zugänglich geworden. — Die Phalaenopsis grandiflora stammt von Java und blühte zum ersten Male in Europa im Jahre 4847, in der Sammlung des Herrn Schröder, eines der ersten engli- schen Orchideenfreunde. — Sie gleicht sehr der schon früher eingeführten, aber jetzt weit selteneren Ph. amabilis, die in Manilla ein- heimisch ist; der berühmte Orchideenkenner Dr. Lindley hielt sie daher zuerst für eine | grössere Korm derselben, eine nähere Ver- | gleichung indess zeigte so manche, ihm con- stant scheinende Merkmaie, dass er sie als eigene Art beschrieb, — Nach Dr. Lindley hat Ph. grandiflora vier Mal grössere Blu- men (?!), die Petalen sind am Grunde schmä- ler und bedeeken nieht die Basis des oberen Blumenblattes, sie haben auch nicht die kleine Spitze, die bei Ph. amabilis nie fehlt; die Lippe ist sehr schmal, viel kürzer als die lan- zeitlichen Sepalen und die Haupiseitenlappen sind etwas keilförmig, mit abgerundeten Ecken, 22 — Die Vertheilung der Färbung ist ebenfalls verschieden; bei Ph. grandiflora ist ein gros- ser tiefgelber Fleck auf der vorderen Ecke der Haup!iseiienlappen der Lippe und die ranken- förmigen Fortsälze oder Anhängsel der Lippe sind gelb und nicht weiss; ausserdem sind die Blätter länger und an der Spitze mit ei- nem Mucro versehen. — Wir fügen noch hinzu, dass beide Arten schon an der Blättern leicht zu unterscheiden sind, Ph. amabilis hat bedeutend breitere, aber kürzere glänzend schwarzgrüne Blälter, bei Pk. grandiflora dagegen sind die Blätter schmäler, länger und malt dunkelgrün; was den Unterschied in der Grösse der Blumen anbetrifft, so scheint uns Dr. Lindley’s Angabe wenigstens nach den Exemplaren zu urtheilen, die wir in Blüthe gesehen haben, und nach welchen beide Arten fast gleich grosse Blü- then besitzen. In der Cultur verlangen diese Orchideen einen recht warmen Standort im Gewächshause, sie gedeihen recht gut nur auf einem Holzblock befestigt und frei hängend, müssen aber während der Vegetationszeit dann sehr fleissig besprilzt werden: in durchbro- chene Töpfe oder Körbe gepflanzt, leiden die Wurzeln leicht durch stagnirende Feuchtigkeit, wenn die Scherbenunlerlage nicht sehr stark und der Erdmischung zu viel Humus beige- mengt ist; man pflanze sie daher am besten in reines mit vielem Quarzsand vermischles Torfmoos auf sehr starker Scherbenunlerlage. Dieabgeblühten Blüthenstiele müssen nicht früher abgeschnitten werden, als wenn sie wirklich abgestorben sind, da sie manchmal an der Spitze wieder durchwachsen und zum zweiten Male blühen, sonst aber seillich neue Blühten- stiele erzeugen; wenn ein solcher abgeblüther Stengel niedergehackt wird zur Oberfläche des Topfes, so entwickelt sich manch:wal anstalt neuer Blülhentriebe eine Brutknospe die zu einem jungen Pflänzchen auswächst, wodurch also eine sehr willkommene Vermehrung er- zielt wird. (Taf. 5184.) 6) Scutellaria incarnata var. Trianaei Hook. (Sc. Trianaei P]. etLind.); Labiatae. — Die rothblühenden Seutellarien empfehlen sich zur Cultur durch brillante Färbung, dankbares Blühen und leichte Behandlung. Die vorste. hende mit prächtig carmoisinrotben Blütben, übertrieben zu sein, Gartenflora Deutschlands, Russlauds und der Schweiz. wurde von Bagota durch Triana eingeführt und als besondere Art von Linden in Brüssel ausgegeben. Es scheint jedoch nur eine leb- hafter gefärbte Abart von Sc. incarnata Vent. zu sein und diese hinwieder ist nach Beniham, dessen Kenntnisse der ausgedehnten Familie der Lippenblüthler uns veranlassen müssen seinen Ansichten grosses Gewicht beizulegen, wohl nicht hinreichend verschieden von Se. Ventenatii Hook.. ebenso glaubt Bentham, dass seine Sc. Hartwegii auch zur selben Art zu Ausser durch die Färbung unter- scheidet sich die var. Trianaei nur durch kleinere kahle Blätter. (Taf. 5185.) 7) Chysis bractescens Lindl. — Eine hübsche mexikanische Orchidee, die schon seit 1840 durch G. Baker zuerst eingeführt, eine ziemliche Verbreitung seither gefunden hat, und ihrer grossen, weissen, gelblippigen Blumen wegen, immer geschätzt bleiben wird. Es existiren zwischen dieser und der Ch. aurea so viele Mitielfornen, dass es in Frage kom- men kann, ob beide wirklich specifisch ver- schieden sind. Der Hauptcharakter für Ch. bractescens soll auf den grossen weissen, nicht gelben Blüthen und grossen blattartigen Brae- teen beruhen; aber die Bracteen sind sicher veränderlich an verschiedenen Exemplaren und die Blülhenfarbe nicht weniger so. Sie lässt sich recht gut hängend in Körben oder auf Holz cultiviren, muss während der Ruhezeit ganz trocken und kühl gehalten werden. (Taf. 5186.) 8) Amorphophallus dubius Blum, ; Aroi- deae. — Mr. Thwaites sandte die Knollen dieser sehr interessanten Aroidee von Ceylon an den botanischen Garten in Kew, sie blühte daselbst zum ersten Male im Warm- haus gehalten im Juns 1858; die sonderbar geformte, bräunlich -purpurne Blüthenscheide verpesiete mil ihrem fast unerträglichen Geruch aber bekanntlich und so ziehen isl, die Luft im ganzen Hause; dauern die Blülhen vieler Aroideen, auch dieser, nur sehr kurze Zeit, oflnur einen Tag und kann man sie während der Blüthe in ein gelüfletes Haus bringen, wo dann der üble Geruch bedeutend weniger lästig wird. Aus einem gedrücki-runden, etwa 5 Zoll im Durchmesser haltenden, Knollen tritt beim Be- ginn der Vegelation zuerst die Blüthe hervor, IL Neue Zierpflanzen. und zwar eine einzelne auf sehr kurzem, mit einigen dünnhäuligen Bracteen beseiziem Schalt; die etwas trichterförnige Scheide ist 6 Zoll lang und 4Z, weit an der schiefen, seitlich er- weiteren Mündung, der Saum ist wellig ge- kräuselt und spitzlich: der dieke aufrechte Blüthenkolben ragt mit seinem dicken, kegel- förmig abgerundeten, glatten Kopfe eben aus der Mündung hervor, er ist fast walzenförmig, unterhalb der Spitze leicht verdickt; am unle- ren Driitel seiner Länge mit kugeligen Frucht: knoien, die auf einem langen Griffel eine fast 2lappige Narbe tragen, besetzt, der übrige Raum dicht bedeckt mit länglichen,, gelben, fast sitzenden Staubbeuteln, die sich an der Spitze durch 2.Poren öffnen. Nach der Blüthe iritt ein einziges, doppelt fiederspalliges hori- zontal sich ausbreitendes Blati aul starkem, säulenartig gradein Stiele hervor, dieser Stiel gleicht einer bunt grün und gelb gefleckten Schlangenhaut und ist schärflich rauh anzu- fühlen. — Diesem Blatie folgl in der gleichen Wachsihumsperiode kein zweites mehr; es hält sich monatelang frisch und grün, wird endlich gelb und dann ist es Zeit, das Begies- sen einzustellen; das Blait stirbt dann ganz ab und der Knollen wird dann ganz trocken in einem Winkel des Warmhauses mit anderen einziehenden knolligen Pflanzen einer länge- ren Ruhezeit übergeben. Vermehrung durch Abnahme der kleinen Brutknvllen. (Taf. 5187.) 9) Tracesvantia Warscewicziana th. et Bche, Commelineae. — Eine in den Warm- häusern bereits ziemlich eingebürgerte hübsche Art die der wackere Warscewiez seiner Zeil von Guatemala einsandle. bekommen einen aufrechten, fast baumartigen, gabelig getheilten Stamnı, geschmückt mit einer diehten Blattkrone und gleichen dann in deı Tracht einer Yucca oder eine Dracaena; die rosa-purpur Blüthen sind ebenfalls durch ihre Menge und durch die lange Reihenfolge , in der sie erscheinen, eine wesentliche Zierde dieser empichlenswerthen Pflanze. breit lanzeitlich zugespitzt, mit scheidiger Basis, his Fuss lang, übergebogen; Biüthenschafl acbselständig, viel länger als die Blätter , fast rispig verzweigt; Blüthen von Deckblättern unterstützt in dichten, einseils wendigen Wickel. Aeltere Exemplare Blätier | 23 trauben; Staubfäden gleiehgeformt, ungebartet; Narbe stumpf. Vermehrung leicht dureh Stecklinge, blüht im Frühjahr und Vorsommer. (Taf. 5188.). 10) Yanda gigantea Lindl. (V. Lindleyana Griff); Orchideae. — Im April 1860 blühte in der reichen Orchideensammlung der Herren Veitch und Söhne diese prachtvolle und sehr sellene Orchidee, wahrscheinlich zum ersten Male in Europa. — Auf dem breiten dunkel- grünen Laube machte die vielblüthige über- 'hängende Traube grosser goldgelber, reich | zimmibraun gefleckter Bläthen einen herrlichen Effect, und ‘es würde eine Tafel im grössten ı Imperialfolio-Format erfordern, um die ganze ı Pflanze in ihrer statllichen Tracht darstellen zu können. — Nach Griffiih, ihrem ersten Entdecker, wächst sie auf Lagerstroemia Re- ginae am Ufer ‘des Tenasserimflusses nahe | Barlavo im Burmanreiche. Blätter breit rie- ‚ menförmig , an der Spitze tief und ungleich ‚ausgerandet, abgerundet, anderthalb Fuss lang, ‚2 Zoll breit, übergebogen; Traube vielblu- mig, hängend; Sepalen und Petalen gleich- | geformt und gleichfarbig, länglich verkehrt | abgerundeten Oehrchen. eirund, tiefgeib, mit zimmtbraun reich gefleckt; Lippe weiss, klein im Verhältniss zur 3 Zoll Durchmesser haltenden Blüthe, aufwärts ge- krümmt, rinnig, hobellörmig, stumpf; mit ko- nischer Schwiele in der Mitte, und kleinen, (Taf. 5189.) (E. 0.) 11) Phalaenopsis rosea Lindl. (Stauro- gloltis equestris Schauer. Phalaenopsis eque- stris Rehb. fil.); Orchideae. — Die Blumen dieser Art haben nicht den Umfang und das reine Weiss der beiden anderen Arten, Phalae- nopsis amabilis und grandiflora, dieselben sind viel kleiner, das Weiss nicht rein und die ro!hen Tinten nicht glänzend rosa. Der orga- nische Bau der Blumen indessen ist derselbe, doch fehlen die Blaltranken der Lippe, was an ihnen bemerkenswerth ist; die Blälter haben eine grosse Aehnlichkeit mit denen von Ph. amabilis. Sie ward von Manilla aus durch Thomas Lobb, den eifrigen Sammler der Her- ren Veitch und Söhne, in England eingelührt. Obgleich derselbe die Länge der Blüthenähre auf 12—18 Zoll angiebt, so scheint sie doch bei uns eine solehe Grösse nicht zu erreichen. 24 Aus einem sehr kurzen Stamm oder Stock, der an seinen Standort durch wenige starke, wurmförmige, fleischige Wurzeln angeheflet ist, entspringen wenige (3—4) längliehe, dick lederartig-fleischige Blätter, welche sich nach den beiden entgegengesetzten Seiten ausbrei- ten ; sie sind von dunkel gesältigt grüner Farbe, und an der Spitze ungleich gekerbt Der Schaft entspringt aus dem Grunde des kurzen Stammes und aus einem durch die stehenge- bliebene Basis eines abgefallenen Blaties ge- bildeten Blattwinkel, er ist dunkelpurpur ge- färbt, stielrund, aufwärts leicht verdickt, einige kleine, entfernt stehende, angedrückte Bracteen. Dieser Schaft ist ohngefähr einen Fuss lang und endigt in eine Aehre oder Blüthentraube von 12—14 fleischigen Blumen, deren grösste nicht 1!/, Zoll in ihrem grössten Durchmesser hat. Knospen eirund, grünlich gelb mit einer rothen Linie auf der Naht der Sepalen. Sepa- len und Petalen fast gleich in Grösse und Gestalt, fast eirund, stumpf, von weisser Farbe, im Centrum getuscht; Lippe rosenroth, kaum breiter als die fleischfarbenen Sepalen, ausge- breitet, dreilappig; Seitenlappen schmal, halb- mondförmig, der mittlere genau eirund. am Grunde mit einer flaumigen, fleischigen,, her- vorragenden, gefurchten Drüse. Pollenmassen 2, an ein langes Stielchen angeheftet, mit einer Drüse an der Basis. (Taf, 5212.) 12) Agave yuccaefolia Red.; Amaryllida- ceae. — Eine schon lange in den Kgl. Gär- ten zu Kew cultivirte , sehr gute Species von Agave, deren Vaterland bis jetzt unbekannt ist. Der Kew-Garten erhielt dieselbe aus dem Rio del Monte Distriete in Mexico; sie ist durch den im Verhältniss zur übrigen Pflanze aus- serordentlich langen Blülhenschalt merkwür- dig, so hoch, dass man, lange bevor die Blu- men sich zu entfalten anfingen, genöthigt war, die Pflanze aus einem 15 Fuss hohen Ralt- hause in ein höheres zu bringen, wo sie während der Sommermonate blühte. Die Blu- men entlalteten sich erst als der Schaft eine Höhe von 20 Fuss erreicht hatte. Der Ab- stand der Blumen von dem Beschauer lässt sie unansehnlich erscheinen, nabebei beirach- tet sind sie durchaus nicht unansehnlich klein, hellgelblichgrün mit stark hervortretenden, brei- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten, gelben Staubgefässen, deren Staubfäden und Aetheren theilweise röthlich gefärbt sind. Der Stamm unserer Pflanze ist kurz, auf- recht, ohngefähr 2—3Zoll diek, mit den Nar- ben der sitzenbleibenden Ueberreste abgefal- lener Blätter gezeichnet. Blälter zahlreich, die äusseren und älteren gekrümmt, die inneren und jüngeren mehr aufrecht, 1—1!/, Fuss lang, an der breitesien Stelle beinahe 2 Zoll breit, riemenförmig zugespitzt, lederartig - fleischig, blaugrün, oberhalb rinnenförmig vertieft, unter- haib sehr stumpf gekielt; Rand sehr klein, knorpelig gezähnt; Blüthenschaft aus dem Mit- telpunkt der Blätter entspringend, und sich nach und nach bis zu einer Höhe von 20 Fuss verlängernd, 11/,—?2 Zoll im Durchmesser aufrecht aber nicht straff, gänzlich mit pfriem- lichen, blattartigen Schuppen besetzt, von de- nen die unteren allmälig in Blätter übergehen; Aehre cylındrisch, endständig, länglich, ein- fach, 6—8 Zoll lang; Blumen häufig 2 bei einander, zahlreich. aufrecht, durch kleine: Bracieen gestützt. Perianthium ohngefähr 1 Zoll lang, triehlerförmig, grün. Röhre oberhalb des Fruchtknotens eiwas zusammengezogen, Saum aus 6 ausgebreiteten , ovalen, stumpfen Seg- menten bestehend. Staubgefässe etwas an die Röhre angeheftet, gelb, rölhlich gefärbt; Staub- fäden 2Mal so lang als das Perianthium, stark, aufrecht; Antheren gross, beweglich. (Taf. 5213.) 13) Oncidium phymatochilum Lindl.; Or- chideae. — Dieses reizende Oneidium scheint ziemlich zu gleicher Zeit (1847) durch Hın, Clowes und die Herren Loddiges, wahrschein- lich aus Mexico, eingeführt zu sein. Es blüht dankbar im Warmhause. Scheinknollen breit spindelförmig, 4—-5 Zoll lang, röthlich braun, etwas zusammengedrückt, am Grunde & grosse, zweizeilige, dachziegel- förmige, gekielte und fast reitende Schuppen von gleicher Farbe; die längste derselben so lang als die Scheinknolle, welche auf der Spitze ein einzelnes breites, häutiges, verkehrt- eirund-lanzettlich zugespitzes, 12%—1!4Zoll lan- ges, 3 Zoll breites, geslreiftes, an der unteren Seite mit hervorstehenden Adern versehenes Blatt trägt. Blüthenschaft ziemlich schwach, 4 Fuss und darüber lang, stielrund, grün, an Grunde der Scheinknolle, innerhalb der brei- ll. Neue Zierpflanzen. teren Schuppe enispringend, mit angedrückten, grünen, zugespitzien Schuppen besetzt. Rispe über einen Fuss lang, überhängend, schwach zusammengcselzi, Hauptspindel zickzackig, schwach. Blumen mässig zahlreich. Petalen und Sepalen fast übereinstimmend in Gestalt und Farbe, gleichbreit pfriemlich,, sehr zari und schlaff, mitunter ein wenig gedreht, die beiden Seiten -Sepalen am längsten und fast sıehellörmig, sämmtlich blassgrün, mit Flecken auf der oberen Seite lief orange, an der unte- ren Seile matt chocoladefarben. Lippe miltel- inässig breit, aber kürzer als Sepalen und Pelalen maurerkellenförmig,, dreilappig, die beiden Seitenlappen bilden kleine, ausgebrei- tete , abgerundete Oehrchen,, Endlappen breit eirund. scharf zugespitzt, fleckenlos, Säule klein und schmal, deren Oehrehen halbherz- förmig und ofi vingeschnitten oder geschlitzt. Antherenbehältniss konisch. (Taf. 5211.) 14) Methonica grandiflora Hook.; Uvula- rieae. — Eine neue Aıt aus dem Ilropischen Afrika, von welcher der Garten in Kew im Frühlinge des vorigen Jahres lebende Wur- zeln nebst getrockneten Pflanzenexemplaren durch seinen thätigen Pflanzensammler Herrn Gustav Maun von der Insel Fernando Po erhielt. Das Wachsthum dieser knolligen Wurzeln war so schnell, dass die Sparren des Warınhauses bald mit belaubten Zweigen und einer Fülle von Blumen vom Juli bis Ende September bedeckt waren. Die Blumen sind nahezu zweimal so gross als bei den anderen be- kannten Species. Sir William Hooker über- lässt es jedoch künftigen Untersuchungen ob nicht mehre derselben blosse Formen einer Art sind. Hooker besitzt in seinem Herbarium Exem- plare dieser M. grandiflora aus dem tropischen, bauptsächlich tropischen West-Afrika, von der Insel Fernando Po durch Gustav Mann, von Sierra Leone durch Mr Morson, vom gros- sen Bassa Fluss durch Dr. Vogel mit der Be- merkung: „Blumen rotn, in der Jugend gelb.“ Ferner sehr schöne Exemplare vom verstor- benen Mr. Barter ge- sammelt und wit folgender Bemerkung ver- sehen: „Eine sehr veränderliche Pflanze in Grösse und Farbe der Blumen, doch scheinen auf mehreren Plätzen 25 diese Verschiedenheiten hauptsächlich von dem Standorte abzuhängen, so dass in liefen schat- ligen Schluchten die Pflanze 12 Fuss hoch wird mit blassgelben oder fast grünen Blumen; in heissen sandigen Ebenen erreicht sie dage- gen keine vier Fuss Höhe und die Blumen sind lief carmosin. Gewöhnlich sind die Blu- men indessen gelb und nicht selten mit einer hochrothen Linie auf der Mitte. Negermäd- benutzen sie mit sehr viel Geschinack als Haarputz.‘“ Auch Exemplare auf Mozau- bique durch Forbes gesammelt scheinen gelbe Blumen zu besitzen. Sie blühet selhır willig, und die Blätter sowohl als die verschieden gelärbien Pelalen zieren sie sehr. chen Der ganze Habitus der Pflanze und Blät- ter ähnelt dem der übrigen Arten dieser Gal- tung, aber das Wachsihum ist bei unserer Pflanze weit kräftiger, wuchernder, Blumen- ihrer Entfaltung volle drei Zoll lang. Blumenblätter bald nach dem Aufbre- chen der Knospen dicht zurückgeschlagen, knospen vor und fast grade, bevor sie jedoch ihre volle Grösse erreichen, fallen sie in eine horizontale Lage, zu welcher Zeit die Blumen ihre grösste Vollkommenbheit erreicht zu haben scheinen, über S Zoll, ganz und gar an den breiten Nägeln grün, werden sie braungelb und sind sie messen quer schwefelgelb, nur beim Verblühen verwelkeu ohne abzufallen; schmal - lanzetilicher Gestali, am Rande kaum gewellt, auf der Oberfläche der Basis ist ein erhabenes, längliches, tief cannelirles, sehr flaumiges Honiggefäss. Die Staubfäden sind mehr denn 2 Zoll, die Staubbeutel %/, Zoll lang. Griffel 3 Zoll, dessen Arme 1 Zoll lang, welche bei M. gloriosa sowohl als bei M. virescens sehr kurz sind. Eine unreife Kapsel misst 3 Zoll in der Länge und ist tief 3furchig. (Tal. 5216.) (F. F.) sie von b) Empfohlen in verschiedenen Zeil- schriften. 15) Heteropterys undulata Ten; Mal- pighiaceae. — In dem Botanischen Garten zu Berlin, wird diese Pflauze als H. glabra eul- tivirt. C. Koch empfiehlt diese Art als schöne Schlingpflanze wit ovalen fürs Warmhaus 26 welligen beiderseits kahlen Blättern und klei- nen gelblichen Blumen. (Wochenschrift für Gärtn. 1860. p. 111.) 16) Billbergia granulosa Brongn. ; Brome- liaceae. — Ausläufer sparrig aufsteigend. Blät- ier am Grunde sich becherförmig umfassend, verlängert, aufrecht, nach oben zu flach und an der Spitze zurückgekrümmt, vorzüglich un- terhalb mit weissen Flecken und Punkten dicht angestreul und zuweilen mit weissen Quer- bändern, am Rande mit lanzetllichen stechen- den Zähnen dicht besetzt, an der Spitze halb elliplisch dreiseitig. Aus der Gruppe der Ar- ten mit hängendem Blüthenschaft. Der B. Rohaniana zunächst verwandt, blühete bis jetzt aber noch nicht. — (Wochenschrift f. Gärtn. 1860. p. 145.) 17) Billbergia commizta C. Koch. Cultivirt im Bot. Garten zu Berlin, soll aus dem Bot. Gar- ten in Petersburg als B. stipulata dorthin ge- kommen sein. Unter diesem Namen ist jedoch im Petersburger Garten keine Pflanze in Oul- tur gewesen. Verwandt der B. zebrina Lindl., aber verschieden durch schmälere Blätter die sich an der Spitze wenig zurückschlagen. so- wie durch in die Länge gezogene lanzettför- mige Kelchblätter. Ob Art.? (Wochenschrift {. Gärtn. 1860. p. 146.) 18) Billbergia Porteana Brongn. (Beer Brom. p. 115). Sehr nahe stehend der B. ze- brina Lindl. und ohne Blumen kaum von die- ser zu unterscheiden. Charakteristisch ist der mehr in die Länge gezogene Blüthensiand. der echon im Knospenzustand eine schmal elliptische Gestalt besitzt, die Blüthen stehen entfernler und zeichnen sich durch eine schöne blaue Farbe des obern Theils des Griffels und der Staubfäden aus. (Wochenschrift i. Gärtn. 1860. p. 146.) 19) Pinus lophosperma Lindl. Eine neue Tanne, die durch Will. Lobb aus dem untern Californien in dem Garten des Hm. Low ein- geführt worden ist. Blätter zu 5, steif. an der Spitze dreiseilig und stechend. Beim Anfassen etwas rauh. Die jüngeren Blatischeiden sehr lang. Zapfen kuglig-oval, stumpf. Die Za- pfenschuppen mit zweischneidiger, sehr dicker Spitze (Apophysis), in deren Mitie ein undeut- licher fast zurückgekrümmter Nabel steht. Sa- men mit kurzem schiefen Flügel, der auf ei- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. nem grossen trennbaren Kamm eingefügt ist. — Eine schöne neue Art mit 8—iO Zoll lan- gen Blättern. (Gard. Chron. 1860. p. 46.) 20) Quercus bambusaefolia L.indl. Eine schöne immergrüne Eiche aus den Gebirgen der Provinz Chekiang in China, welche eine Höhe von 30 — 40 Fuss erreicht. Soll in England hart sein, in Deulschland und Peters- burg aber als harte Kalthauspflanze zu be- handeln. (Gard. Chron. 1860. p. 170.) 21) Vaccinium rugosum Hook fil. et Thom- son. Ein schönes neues Vaceinium , welches vom Hrn. Thomas Lobb in den Gebirgen von Khasya Hills im Himalaya in einer Höhe von 4—5000 Fuss über dem Meere gesammelt und in dem Garten des Herrn Veitch und Sohn eingeführt ward. Bildet einen immergrünen niedrigen Strauch mit filzigen schuppigen Aesten. Blätter hellgrün, sitzend, schmal lan- zeitlich, zugespitzt, gross gesägt, runzlich, am Grunde stumpf. Blumen hängend, in arm- blumigen Dolden, Kelch glockig, mit ovalen verschiedenfarbigen Lappen. Blumenkrone lang röhrig, eckig , walzig, fast aufgeblasen, 5zähnig und dreimai länger als der Kelch. Fruchiknoten öflügelig, Sfächerig, vielsamig. — Eine sehr schöne Art mil anfangs weissen, später lief rothen Blumen, welehe Lindley mit der schönen Thibaudia macrantha vergleicht. ® (@ard. Chron. 1860. p. 384.) 2?) Neue Garten - Orchideen. Unser be- rühmter deutscher Orchideen - Kenner, Hr. Dr. HA. G. Reichenbach, beschreibt in der Hambur- ger Gartenzeitung eine Zahl neuer Orchideen. Darunler nennen wir folgende Arten, welche nur ein bolanisches Interesse lıaben, nämlich: Echioglossum minax Rchb. fil. (Java). Co- iax modestior Rehb. fil. (Guatemala). Sar- canthus termissus Rchb. fil. (Java). Pleuro- thallis perplexa Rehb. fil. (Am. calidior). Ma- xillaria hypocrita Rehb. fil. (Am. cealidior). Sigmatostalix radicans Linden et Rehb. il. (Brasilien). Alle diese Arten befinden sich in der reichen Orchideen - Sammlung des Herrn Schiller in Hawburg und kamen unter der Pflege des Hrn. Stange in Blüthe. Als schönere Arten nennen wir: I. Neue Zierpflanzen. Physurus lamprophyllus Linden et Rchb. fil. Blälter länglich , zugespitzt, Blüthenähre einseitig. Der Sporn der Lippe keulenförmig, zugespitzt, an der Spitze gefurcht. Lippe oval, vorn 3seilig, beiderseits vom Grunde bis zur Mitte gelappt. — Eine schöne Blatipflanze mit 2 Zoll langen glänzenden Blättern, Blü- then weiss. Kelchblätter bandförmig., zusam- menneigend. Blumenblätter länglich, spitzlich, mit okergelbem Auge im Innern und später am äusseren Grunde jeden Blumenblattes. Aus Bahia durch Porte bei Linden einge- führt. — 5 Epidendrum auritum Lindl. Als Synonyme sind zu nennen: Dinema paleaceum Lindl. Epidendrum Lindenianum A. Rich. Blumen aus der okergelben Farbe nach schwefelgelb hinneigend. Aus Mexiko bei Linden einge- führt, — Phaiaenopsis Schilleriana Rchb. il Eine neue Phalaenopsis Ostindiens, die in der Sammlung des Hrn. Schiller zur Blüthe kam und vom Hrn. Reichenbach, dem Besitzer der reiehsten Orchideen - Sammlung, die überhaupt bis jelzt existirt bat, zu Ehren genannt wurde. Es ist das eine wirklich ausgezeichnet schöne Art, deren Blätter länglich - bandförmig, ober- halb schwarzgrün und mit weissen vieleckigen Flecken schön gezeichnet und unterhalb dun- kelpurpur, was diese Arl zugleich zur ausge- zeichneten Blattpflanze stempelt. Blumen in reichblühender hängender Rispe, in der Form an Schmetterlinge erinnernd, zwar nur halb so gross als die von Ph amabilis, aber durch schöne Färbung, wie durch die Menge der gleichzeitig blühenden Blumen (an der Pflanze Schillers blüheten 20 Blumen gleichzeitig), ist die geringere Blumengrösse reichlich er- seizt. Blumen Amelhyst mit Rosenroth über- duftet, ausserdem sind die äusseren Kelch- blätter vom Grunde bis zur Mitte mit braun- purpurnen Punkten gezeichnet, Form der Kelch- und Blumenblätter denen von Ph. ama- bilis gleich, nur doppelt kleiner. Lippe 3thei- lig, mit seitlichen halbovalen halbsichelförmi- gen siumpfen und vor dem Grunde beiderseits stumpf keulenlörmig - gekielten Seitenlappen. Der Gallus ist zwischengestellt, kurz gestielt und geht in fleischige mit 2 Krautstacheln versehene Lappen aus: Niltellappen keilför- 21 mig-länglich, an der Spilze ausgerandei und hier 2 nach aussen gerichtete sichelförmige Lappen tragend. Die Farbe der Lippe ist weiss , SeitenJappen vor dem EHlinterrand bei- derseits mit mehreren Reihen braunpurpurnen Flecken, vorn und auf dem hintern Theil der Lippe feine Amnethysiflecken. Schwiele hoch- gelb, mit dunkelpurpurnen Punkten. In eine Uebersicht der ganzen Phalae- nopsideen zählt Prof. Reichenbach im Gan- zen 9 Arten der Gattung Phalaenopsis, 2 Ar- ten der Gattung Doritis und 2 Arten der Gat- tung Stauropsis auf. Bei dieser, wie bei an- dern Zusammenstellungen des gleichen Verfas- sers, vermissen wir, diesolchem jedenfalls ge- läufigen Cilate. (Hamburger Gartenzeitung pag. 14 una $14 Jahrg. 1860.) 23) Neue Birnen zum allgemeinen Anbau. Unter den zahlreichen neuen Birnsorten, hat der Pomologische Congress zu Lyon die fol- genden 10 Sorten ausgewählt, welche der- selbe mit dem Bemerken zum Anbau em- pfiehlt, dass alle diese Sorten mit einziger Ausnahme von Saint Germain gris, die sich nur zunı Spalier eigner, sich zu allen Baum- forwen erziehen lassen. Die eınpfohlenen Sorten sind: Alexandrine Douillard. Fruchibare in Frankreich erzogene Sorte. Frucht gross, von gutem Geschmack, reift im October. Columbia. Amerikanischen Ursprungs, fruchtbar und im December reifend. Grosse Frucht. Docteur Gall. Von Van Mons erzogen. Reitt im October, mittelgrosse Frucht und sehr volltragend. Doyenne de Bordeaus, Fruchtbar. Reift im December und Januar, Grosse Frucht, die der Doyenne d’hiver ähnlich. Duc de Nemours. Synonym mit Colmar Navez und Beurre Noisetie. Reift im October. Howell. Amerikanische September und October und ist sehr fruchtbar. Montchallard. Synonyme sind: Moussallard, Beile-Epine fondante, Epine d’ete, Sorte, reift im Poire Eine französische um Bordeaux Seunr fruchtbare Frühbirne. Fruchibar. Reift Epine rose. verbreitete Sorte Professeur Du Breuil. 28 im August und September. lerer Grösse. — Saint Germain gris. Eine sehr fruchtbare Abart von St. Germain d’hiver. Frucht von mittlerer Grösse, die im Winter reift. Fineuse d’Esperen. Französischen Ur- sprungs. Fruchibarer Baum mit mittelgrossen Birnen, die im September reifen. — (Revue horticole Fevr. 1860.) Eine Birne von mitt- 24) Lobelia porphyraniha Decaisn. neue mitLobelia cardinalis verwandle Art aus Mexiko. Eingeführt in den Jardin du Musee zu Paris und ausgezeichnet durch die dichte, weisse, kurze Haarbekleidung, die Stengel und Blätter überzieht. sowie durch die Lappen der Blumenkrone, die länger und schärfer gespitzt als die von L. cardinalis sind. Cultur gleich der letzteren. (Revue hort. 1860 pag. 119. cum icone.) 25) Clematis Fiticella L. var. venosa. Eine Gartenform der blaublühenden Wald- rebe Südeuropa’s. Plumenblätter von aussen violett mit 3 starken Nerven gezeichnet, von innen rosa- vinlett und stark gestreift-geadert, Staubfäden weiss mit violetten Antheren. Eine harte Schlingpflanze des freien Landes. Die Cl. Viticella L. gehört zu der geringen Zahl von Sehlingpflanzer mit holzigem Stengel, die auch noch im Klima von Petersburg hart sind, wenn die Ranken Winters auf die Erde gelegt und mit Tannen- zweigen und Laub ledeckt werden. Dieselbe ist von einem Gärtner Namens Krampe’n in Rosskothen bei Essen erzogen worden. wel- cher behauptet, dieselbe mittelst Kreuzung von derselben während des Atragene alpina mit Clematis zu haben. Die Pflanze gehört aber jedenfalls ais Form zur Cl. Vilice!la und muss daher die Angabe des Erziehers dieser Spielart, auf ei- patens erzogen nem Irrtkum beruhen. (Revue hoıt. 1860. p. 183.) 26) Biophytum dendroides DC.; Oxalideae. Diese interessante kleine Oxalis hat sehr viele Aehnlichkeit mit B. sensitivum, welches häufig in den Gärten verbreitet ist. Biophy- DC. hat gelbe, inwendig Blumen. tum sensitivum roth kahl und nur der allgemeine Blüthensiengel ist fein behaart. DC. hat dagegen hellvioletie (mehr rosa) gezeichnete Fiederblättchen Das Biophytum dendroides Sen Sm SS m ne Fr nn De m a a en I Han Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blumen; Fiederblättchen wie Blaitstengel fein behaart. Es unterscheidet sich aber irotz der grossen Aehnlichkeit doch nieht schwer durch den stärkeren, oben und unterhalb der Blät- ter stark behaarten Stengel; ferner dureh die Bracieen, welche aus breiter Basis lang pfrie- menförmig verschmälert sind und den kurzen Blüthenstiel an Länge doppelt überragen, wäh- rend die Bracteen bei B. Spitze nicht pfriemenförmig verschmälert und auch nicht länger als die Blüihensiele sind. Der Kelch ist bei B. dendroides noch eiumal so gross und mit langen abstelienden, drüsen- losen Haaren besetzt, bei B. sensitivum Wägt derselbe kurze drüsige Haare. Cultur gleich dem B. sensitivum im Warm- hause; letzteres ist einjährig, während B. den- droides einen mehr holzigen Stengel macht sensitivum an der und mehrjährig ist. (F. F. aus Hamburg. Gartenzig ) 27) Pourretia floccosa C. Koch; Brome- Im Augustinischen Gartenelablis- sement blühte eine unter dem Namen Pour- retia lanuginosa gehende Bromeliacee, die je- doch mit der Ruiz- und Pavon’schen Pflanze liaceae. dieses Namens nicht übereinsimmt, und hat Hr. Prof. C. Koch sie als Pourrelia floccosa beschrieben. Die Pflanze scheint einen ächlen Stamm zu bilden. Blüthenstengel 5 Fuss hoch und höher, wollig-flockig, mit allmälig kleiner wer- denden, steif aufrechten, verlängert lanzeilör- migen, oben freudig grünen, unten grauflccki- gen Blättern besetzt. Blüthenstand besteht aus einer Rispe, welche über die Hälfte des Stengels an Länge einnimmt. die einzelnen abwechseind gestellten Aeste sind gleichfalls mit flockiger Wolle bekleiict, an ihrer Basis durch ein eirund-ianzettförmiges, weisses. ge- sägles und in eine verlüngerte Spitze auslau- fendes Deckblatt gestützt, 6—8 Blüthen Ira- gend. Die Blüthen haben ebenlalls ein eirun- des, mit grannenarliger Spitze versehenes Deckbläitchen. Die 3 Kelchblätter rollen sich elwas zurück, erscheinen convex, späler spi- ralflörmig gedreht, i Zoll lang. Die fast dop- pelt so langen ,„ aufrechten Blumenblätter sind schwarzblau,, auf dem Rücken grün, allmälig rothbraun werdeud, ebenfalls bein Verblühen spiralförmig, zusammen gerollt. Staubgelässe >20 II. Neue Zierpflanzen. 29 auf dem Blüthenboden entspringend. Staub- fäden und Staubbeutel violett, der Blumen- staub safrangeib. Der etwas aus der Blumen- krone hervorragende Griffel trägt 3 spiralig über einander gerollte Narben. Der länglich- pyramidenförmige Fruchtknolen ist zweitheilig und trägt in mehreren Reihen die länglich- linienförmigen, anatropen Eichen. (F. F. aus Wochensch. f. Gärtn.) 28) Macrochordium pulchrum Beer. meliaceae Blätter bis 1*/, Fuss lang, am Grunde sich becherförmig umfassend, an der Spitze zurückgebogen, bandförmig und 21/,— 3 Zoll breit, am Rande mit kleinen harten entfernt stehenden Sägezähnen besetzt, grün und junge Blätier bräunlich oder auch zuwei- len braungrüne Querstreifen tragend. Blüthenschaft fleischroth, mit weissen Punk- ten besetzt, irägt häulige länglich-lanzettliche Blätter von schönrother Färbung. Blumen in einer walzenförmigen Aehre, die auf der Spitze des nur wenig aus dem Blaltkelche hervor- sehenden Schaftes steht. Blumen gelb, später schwarzbraun. Deckblätier fest, am Grunde sackartig erweitert, weiss bepudert. Kelch ein- blältrig, pergainenlartig, nur am Grunde weiss bepudert, 3lappig. Lappen aussen convex, ziemlich tief herabreichend. Blumenblätter 3, aufrecht, tragen innen am Grunde eine dop- pelte oberen breitem Ende gefranzte Schuppe, sind 7 Linien lang und noch einmal so lang als die Kelchlappen. Staubfäden 6, 3 stehen auf dem Fruchiknoien, 3 den Blumenblättern angewachsen. Antheren pfeil- förmig, von der Blumenkrone überragt. Frucht- knoten weiss bestäubt, 3fächerig. Griffel so lang als Staubgefässe, mit linearen spiralig ge- drehten Narben. Mit M. tinctorium De Vr. zunächst verwandt. Letzteres unterscheidet sich durch unterhalb weiss punktirte verlängert-lanzeitliche Blätter, einen weiss bepuderten Blüthenschaft und schmutzig rothe Bracteen. Durch Beer in Cultur gebracht. (Koch. Wochensehr. 1859. p. 393.) 29) Astrocaryum Borsigianum C. Koch.; Palmae. — Blatistiel bis 1 Fuss 3 Zoll lang, Blattfläche bis 3 Fuss lang, 21/, Fuss breit. Blattstiel und Mittelrippe dicht mit 1—1!/, Zoll langen, etwas zusammen gedrückten Stacheln besetzt. Blatifläche ausserdem gefaltet, kahl, Bro- am mit zahlreichen schwach okerfarbnen 1—2? Li- nien breiten Flecken, am Rande zolllange und wiederum eingeschniltene Zähne von lanzelt- förmiger Gestalt Iragend. (Koch. Wochenschr. 1859. p. 401.) 30) Indigofera grandifolia Carr. mınosae. (l. macrocarpa Hort.) — Ein Strauch fürs Kalthaus. Aeste stielrund, gespreizt ab- stehend, die untersten auf dem Boden auflie- gend, silbergrau behaart oder sellner rost- braun. Blätter dreiblätirig. Blättchen gestielt, das mittlere mit etwas längerem Stiel, breit verkehrti-oval, am Grunde fast keilförmig , an der Spitze zurückgedrückt. Blattstiel glänzend roth behaart, welche Behaarung sich auch am Miltelnerven jedes der Blättchen [ortseizt. Die Oberfläche der Blätichen kahl, die Unterfläche mit einem kurzen weissen Filz überzogen. Blüthen in achselständigen Trauben, die kürzer als die Blätter, Kelch kurz, 5theilig. Blumen- blätter weiss, aıw Grunde rosa und violett ge- streift. Schoten fast elliptisch, einen einzigen Samen enthaltend, zusammengedrückt, sleif- haarig. Blüht reichiich im Laufe des Som- mers und hält in Süden Frankreichs im freien Lande aus. Vaterland unbekannt. (Revue hort. 1859. p. 649 mit Holzschnitt.) 31) Anunas, Charlotte Rothschild. Eine Ananas die schon i. J. 1837 in dem Garlen des Herrn Baron J. v. Rothschild in Paris aus Cayenne eingeführt ward. Seitdem ward diese Abart in grösserer Menge in den gleichen Garten eingeführt, und wird jetzt als eine Frucht empfohlen, die in der Qualität der Frucht noch der Ananas Cayenne lisse vor- Legu- zuziehen sei. (Journ. d. l. soc. centr. 1859. p. 757.) 32) Centaurea babylonica L. Composi- tae. — Bildet einen aufrechten A Fuss ho- hen holzigen Stengel. Wurzelblätter gross, leierförmig gefiedert , Stengelblätter herablau- fend, die oberen ungetheili. In den Blatt- achseln des Stengels stehen die goldgelben Blüthenköpfe zu 1—4 auf sehr kurzen Stie- len geknäult beisammen. Wächst im Oriente und wird in der Revue horticole als eine de- corative perennirende harte Pflanze empfoh- Dürfte auch im Klima von Deutschland noch im freien Lande überdauern. len. 30 m. No 1) Gypsophila paniculataL., der „Steppenläufer.‘ Ueber diese. Pflanze, welche ausserdem in Italien und Sibirien ziem- lich verbreitet ist, bringt Dr. Bergstraesser in Astrachan in der Beilage zur A. A. Z. vom 9. Sept. 1860 eine interessante Schilderung, welche wir hiemit mitlheilen, da sie geeignet sein dürfte, das eigenthümliche Sieppenleben des südlichen Russland näher zu veranschau- lichen. Dr. Bergstraesser schreibt „Traurig und öde ist steppe: kein Ihierisches nenden Pflanzen , keine Bäume mit ihren er- quiekenden Schalten gewähren Abwechslung und Ruhe; die grauen Salzkräuter in ihren vereinzelten Büscheln ermüden den Blick des Menschen, und die einzige Abwechslung und Unterhaltung bei tagelangen Reisen gewähren nur die rollenden und springenden stachelich- ten Gewächse (Gypsophila panieculala), s. g. Steppenläufer. Diese hohen sparrigen Gewächse, welehe einen Umfang von 1 bis 2 Arsclin erreichen, bieten in ihrem trocknen Zustand dem starken Steppenwind nur so lange Widerstand, bis sie an ihrem Stamm ab- brechen, woraui sie weithin durch die Steppe darüber: diese salzreiche Ural- rollen ; sind erst die Samenspilzen abgerieben, | und hat der Steppenläufer dadurch eine fast kugelrunde Form erlangt, so springt er in.ho- hen Sätzen dahin, bis irgend ein Abgrund seinem unruhigen Renneu ein Ende waclıl und er sich dort zu manchem seiner Brüder bette. Rennen viele solcher Sieppenläufer zugleich, so sollte man glauben, dass einer den andern einholen wolle, besonders wenn ein starker Wind sie treibt, so dass sie jagen, rennen und springen, als müssten sie die grosse Runde um unsern Erdball noch ma- chen.“ (EIvH) 2) Keimfähigkeit der Tamarix- und Myricaria-Arten. Bekanntlich verlieren die Samen der Weiden sehr schnell ihre Keimfähigkeit, keimen aber sehr leicht und sicher, wenn sie sogleich nach der Reife an- gesäel werden. Einer brieflichen Mitiheilung nach, hatte Herr Professor Schenk in Würz- Leben, keine grü- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tizen. burg Gelegenheit, das Gleiche bei den Samıen der Tamarix- und Myriearia-Arten zu beob- achten. Sogleich oder wenige Tage nach dem Aufspringen der Kapseln gesäet keimten die Samen nach 12—24 Stunden, und zwar sehr voliständig. In dieser Thatsache von allgemieinem In- teresse findet Herr Prof. Schenk auch die von Hrn. Dr. Klotzsch in den Monaisberichlen der Berliner Akademie (Febr. 1860) ausgespro- chene Vereinigung der Tamariscineae und Sa- lieineae weiter begründet. (F. F.) 3) Der Ablösungsprocess vonBlät- tern und andern Pflanzentheilen. Wir sehen jährlich die Blätter unserer laub- werfenden Bäume im Herbste fallen, wir se- ben wie Blumenbiäiter, Blüthenknospen, gauze Zweige unter Hinierlassung einer glailen Narbe i | abgestossen werden und setzen diese Vor- die | gänge einfach auf Rechnung eines vorgebilde- ten Gelenkes Der berühmte Pflanzenphysio- log Hugo Mohl hat dieses Abstossen von Or- ganen der Pflanze, was, weil es eben ein ganz gewöhnlicher Vorgang ist, unsere spe- cielle Aufmerksamkeit kaum erregt, in neue- | ster Zeit einlässlichen Untersuchungen unter- worfen und diese in der Botanischen Zeitung | bekannt gemacht. Aus diesen Untersuchungen | rosultirt die höchst interessante Thalsache, dass dieser Ablösungsprocess durchaus nicht im Gelenke der betreffenden Organe vorgebildet ist, wie man bis jetzt einfach annahm. Es | bildet sich vielmehr erst kurz vor der Tren- ı nung dieser Theile, in der Basis des Gelenkes | derselben eine besondere Trennungsschicht, | die aus rundlichen mit Stärkemehl erfüllten Zellen besteht, die sich dann von einander trennen und so das Ablösen bedingen. Dies ist der Vorgang bei den im Herbst abfallenden Blättern, sowie bei allen andern von selbst abfallenden Organen, so z. B. von Knospen, Blumen, Blumenblättern, jungen Früchten, kleinen Zweigen u. s. f. Ganz in gleicher Weise geht aber auch das anormale Abfal- len von grünen Blättern elc. vor sich. Es ist z, B. dem Botaniker wohl bekannt , dass I, wenn er nach Botanischen Exeursionen die ge- sammelten Pflanzen, namentlich aber solche mit wirklich gefiederten Blättern , vor dem Einle- gen zu lange in der Botanisirbüchse liegen lässt, die einzelnen Blättchen und Blatistiele abfallen. Mohl nahm Zweige mit noch ganz jungen Blättern die normal erst im Herbste hätten fallen sollen von Gleditschia, Fraxinus, Juglans, Gymnocladus und andern, legte diese einige Tage zugleich mit feuchtem Papier in eine Blechkapsel und, siehe da! es trat auch das Abfallen der jungen Blättchen nach 2-4 Tagen ein. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass im Grunde der Gelenke sich eben- falls eine Trennungsschicht ıundlicher Zellen, welche beim Abschneiden der Zweige nicht vorhanden war, erst bildete, bevor das Ab- fallen eintrat. Dieses Verhalten erklärt es auch, weshalb die Blätter mancher Pflanzen, die beim Trock- nen fürs Herbarium alle abfallen, wie bei Ericen, Tannen etc., dadurch erhalten werden, wenn man den betreffenden Zweig, sofort nach dem Abschneiden in kochendes Wasser tauchl. Hierdurch wird das Leben des Pflan- zentheils sufort getödtet und die Trennungs- schicht am Grunde des Gelenkes kann sich nicht mehr bilden. (Bot. Zeitg. 1860. p. 273.) 4) Ueber einige Pflanzen und Pro- ducte Griechenlands von Landerer. Dr. Landerer selzt seine Berichte über Pflan- zen Griechenlands in der Flora fori. Wir ent- nehmen daraus: die Wassermelone oder Arbuse ist auch in Griechenland, wie in dem Süden Russlands, eine allgemein ge- schätzte Frucht. Den Geruch der Meniha aquatica sollen die Mäuse nicht vertragen können. Stengel und Wurzeln auf Koinböden eie. in genugsam reichlicher Menge gelegt, sollen die Mäuse fern halten *). Der Honig erhält Färbung und Geschmack je nach den Pflanzen , aus denen die Bienen denselben hauptsächlich bereitet haben. In *) Verbascum Thapsus, die ganze Pflanze, wird zu gleichem Zwecke empfohlen. (E. R.) Notizen. 31 Griechenland ist schon seit alten Zeiten der Honig vom Hymeltus berühmt, der sein köst- liches Aroma den Thymus- und Satureja- Arten jener Gegend verdankt. Der Honig von Charisto und der Insel Euboea besitzt einen angenehmen Rosengeruch, weil die Bie- nen sich dort ihre Nahrung aus den wilden Rosen und Rubus holen, die sich dort an Bäumen der Waldungen hoch emporschlingen. Als Rosenhonig (Rodomeli) wird derselbe nach Europa und Konstantinopel versendet. Xeno- phon erzählt, dass die Krieger in Trapezunt durch den Genuss des dortigen Honigs sich vergifteien. Man glaubte, dass dies Honig ge- wesen sei, den die Bienen von Azalea pon- tica bereitet hätten. Landerer sagt nun, dass der gegenwärtig in jenen Gegenden bereitete Honig, jährlich in grossen Massen nach Per- sien und Odessa ausgeführt werde, aber kei- nerlei gifüge Eigenschaften besitze. Die alten Griechen hatten den Oleander: Pododevdgor genannt, und es dürfte vielleicht Honig aus diesen Pllanzen gewesen sein, welcher die gilligen Eigenschaften gehabt habe. — Als Graswurzel (radix graminis) zum Arzneigebrauch, wird bei uns die Wurzel von Triticeum repens, in Griechenland aber die Wurzel von Cynodon Dactylon gesammelt. Letztere soll mehr Zucker und Amylon ent- halten. Ein Absud von Lavandula Spica ist ein Voiksmittel gegen das Ausfallen des Haare. Der Elacagnus angustifolia trägt in Grie- chenland und im Oriente angenehm schme- ckende Früchte, die im Aussehen wie im Ge- schmack,, den Früchten der Olive gleichen. Unter dem Namen Tsitsifia kommen sie dort in den Handel. In feuchten Thälern ist überall die Platane angepflanzt und sie zeigt dem Wanderer schon von Weitem das Dasein von Wasser an. Es gibt dort Platanen die schon von Pausanias beschrieben werden und die also ein Alter von mehr als 2000 Jahren haben. Diese alten Stämme sind im Innern kernfaul und hohl, und haben oft 6—8 Personen im Innern eines solchen Stammes bequem Platz. In der Nähe von Kalabrita beim Dorfe Kalapatzune ist eine solche Platane, in deren innern Raum eine Kapelle errichtet ist, und sollen in der- 32 selben bei 20 Menschen gedrängt beisammen stehen können. (Landerer im Oesterr. Wochenbl. 1860. p. 195.) 8) Seitliches Pfropfen zur Er- setzung eineshorizontalen Zwei- ges an einem Spalier. — Zur höch- sten Ausbildung in allen Ländern Europa’s ist der Anbau von feinerem Obste an Pyıa- miden und Spalieren in Frankreich in unserer Zeit gelangt. Die Spaliere, welche man in Montreuill und an anderen Orten sieht, sind von einer Schönheit und Regelmässigkeit, wie dies noch nirgends anders erreicht wor- den ist. Da es die Aulgabe bei Bildung eines Spa- lieres ist, dieses überall vom Haupistamme an bis an die Umfangsäste regelmässig zu decken, so strebt der Cultivateur besonders darnach, etwaige Lücken durch Bildung neuer Aeste zu ergänzen, und dies geschieht besonders dadurch, dass durch seitliches Pfropfen junge Aeste an solchen Stellen erzeugi werden, wo solche etwa fehlen düriten. Am schwersten ist es, durch diese Methode horizontale Aeste zu erzeugen. Herr C. Fortin macht in die- ser Beziehung das von ihm belolgte Verfah- ren bekannt, bei dessen Anwendung es ihm stets gelungen ist, dieses Resultat zu erreichen: Ein Edelieis mit 3 Augen schneidet er so, dass das unterste Auge in das Mittel des an- gelegten Theiles des Reises zu stehen kommt, zwei Augen bleiben dann noch am obern freien Theil des Edelreises stehen. Der Ver- band wird so angelegt, dass das untersle Auge ebenfalls frei bleibt. Sobald nun im Frühling die obersten Augen zu treiben be- ginnen, werden sie wiederholt an der Spitze eingekneipt, bis auch das unterste Auge sich entwickelt, welches man ungehindert wachsen lässt. Beim Herbstschnitt wird nun der obere Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Theil des Reises sammt den beiden ausge- triebenen Augen oberhalb der Veredlungs- stelle glatt weggeschnilten und nur das untere unmiltelbar am Stamm liegende Auge bleibt stehen , so dass dieses später durchaus wie ein natürlicher Ast aussieht. Der beistehende Holzschnitt gibt die Erklä- rung. b ist das zurechtgeschniltene Edelreis, und daran a das Auge, werden was gul conservirt Dasselbe befindet sich gerade auf der Mitte des keilförmig zurecht geschnit- tenen Theiles , der in die Spalte des Astes e eingeschoben wird. Der Verband muss dann muss, so gemacht werden, dass das bleibt (Revue horlicole pag. 1860, pag. 186.) Auge a frei IV. Literatur. N. 1) Die Pflanzen und Raupen Deutsch- land’s. Versuch einer lepidopterologischen Botanik. Von 0. Wilde. Mit einer Vor- rede von Dr. A. Speyer. Berlin, Mittler und Sohn. 1860. Ein Buch, welches zugleich die Pflanzen und die Raupen, die Freunde und nächsten Feinde der Gärtnerei beschreibt, gehört ohne Zweilel in den Kreis unserer Beurtheilung. Wir kennen zwar die hierhergehörige l.iteratur nicht so genau, um bestimmen zu können, ob ein solches Buch schon vorhanden, aber wir haben noch nichts davon erfahren, und neh- men an, dass es in dieser Weise und Aus- führlichkeit nicht vorhanden ist. Das Werk zerfällt in zwei Theile. Der erste enthält die Beschreibung der Pflanzen Deutschland’s mit Einschluss einiger überall verbreiteten Garten- pflanzen nach De Candolle’s System geordnet. Der zweite wird die Beschreibung der Raupen enthalten, nach dem System von Speyer grord- net. Da die Beschreibung der Pflanzen, wel- che in dem Buche aufgeführt sind, schon in hundert Büchern steht, und kaum etwas zu wünschen übrig lässt, so hat diese Schrift eigentlich nur als Raupenbuch für den Gärtner und Pflanzenzüchter Werth, und wir bedauern daher von unserem Standpunkte aus, dass der Verf. nicht diese zur Hauptsache gemacht und die Pflanzen, auf welchen sie leben {Wohn- pflanzen), nur dem Namen nach aufgeführt hat, womit derselbe Zweck erreicht und das Buch wohlfeiler und brauchbarer geworden wäre, Wir denken, dass der zweite Theil die- | ses erfüllen wird, und dann ist der erste gleich- sam nur als Pflanzenregisier zum zweiten zu betrachten. Dennoch ist es auch in dieser Gestalt ein werthvolles Buch, das, da es nicht umfangreich (nur 13 Bogen) ist, viel Verbrei- tung finden und die vereinigte Pflanzen- und Raupenkunde sehr befördern wird. Sehr ge- naue Register erleichtern das Aufsuchen aller Pflanzen und Raupen. Eigentlich hätten noch mehr Gartenpflanzen aufgenommen werden können, welche häufig vom Raupenfrass zu I, 1861. 33 Literatur. leiden haben. So vermissen wir die Fuchsia, an welcher grosse grüne Raupen leben, die Georgine oder Dahlie, die chinesische Primel, welche im Sommer, wenn die Pflanzen im freien Grunde stehen, oft tolal abgefressen werden, Tropaeoium peregrinum (canariense), welches vor allen andern von ? Raupen ange- griffen wird u. a.m. Diese kleinen Ausstel- lungen, welche ja eigenilich nur Wünsche ent- halten und keinen Fehler nachweisen, sind zu unbedeutend. als dass wir nieht das Buch als ein für Gärtner, Landwirthe, Forstleute und Schüler der Naturkunde sehr nützliches bezeichnen sollten J. 9) Der Jahresbericht des Vereins für Gartenbau in Schleswig, Holstein u. Lauenburg für das Jahr 1859 gibt wieder- um Zeugniss, dass dieser Verein im höchsten Norden unseres Vaterlandes fortfährt nach vie- len Seiten seine nützliche Thäligkeit zu ent- wickeln. Er hielt im Juli eine Hauptausstel- lung von Pflanzen, Früchten und Gemüsen und hat im Oct. eine Localausstellung in Neu- münster veranstaltet. Hierbei machen wir die Bewerkung, dass von den vielen reichen Gärt- nereien Holsteins, welche vor den Thoren Altona’s liegen nur James Booth und Söhne in Ftottbeck und Kühne aus Altona die Aus- stellung heschickt hatten, indem sich dieselben mehr als zu Hamburg gehörend betrachten und allerdings auch fast sämmtlich Hamburger Bürgern gehören. Einen grossen Theil des Jahresberichtes nimmt die Mittheilung der Er- gebnisse der Versuchsculturen von neuen Ge- müsen und Blumen ein. Derartige Bemerkun- gen sind höchst belehrend, und wer Zeit hätte, alle veröffentlichten derartigen Berichte mit Auf- merksamkeit zu lesen, dürfte sich einen gros- sen Schatz von Kenntnissen erwerben. J. 3) Schriften von Anton Venturi in Brescia. So eben erhalte ich die im Laufe dieses Jahres veröffentlichten fünf Hefte eines Wer- kes von Herrn Anton Venturi in Brescia: 3 34 1Miceti dell’agro Bresciano descritli ed illustrati con figure tratte dal vero da Antonio Venturi. Brescia, 1860. Fasc. 1—5. Fol. Mit 64 Tafeln. Herr Venturi beschreibt nur die grösseren Schwämme der Provinz Brescia — bei jeder Species wird gegeben die Diaghosis, Beschrei- bung, Synonyme, Angabe ob scliädlich oder nicht, und sonstige Bemerkungen, und endlich Angabe des Vorkommens. Venturi gibt einige interessante Daten über einige Arten Schwämme; auch einige neue Species finden wir aufgestellt. Mouceron wird bemerkt, dass dieser Schwamm, getrocknet, in Genua sehr iheuer (12 Frances Bei Agaricus per Pfund) verkauft wird; Agaricus preliosus Vent,, essbar; Agaricus osireatus Jacq. wird künstlich erzeugi auf mit zerquetschten Beeren von Laurus nobilis gemengler Erde; — der Agar. eroceus Bull. wird von Venturi als nicht giftig erklärt; — auch Agar. volvaceus Bull. wird künstlich erzeugt, wie Ag. osirea- tus; — bei Ag. melleus Vahl. wird bemerkt, dass dieser Schwamm giftigen Eigenschaften verliert und werden kann; — den Ag. lorminosus Schafl. wird auch als unschädlich eıklärt, ein sehr geschmackvoller Schwamm ist Fistulina hepa- tica Fr.; — Neue Arten sind ferner: Cla- varia Jutea Vent. (Fries, Epier. S.574; Kromb- holz, Taf. 53. 54. Cl. formosa.); Boletus le- piota Vent. (nur zweimal aufgefunden), Bol. eruentus Vent. (nähert sich B. seaber Bull. und ist ebenfalls selten), Bol. viscosus Vent. B. citrinus Vent. (B. mollis Vittad. wahrscheinlich hieher), B. monstruosus Vent.) ist ein monstruoser Bol. calopus), endlich B, albus und B. rimosus Vent. | mit dem Kochen seine gegessen dem Die Abbildungen sind naturgetreu gegeben. Von Herrn Venturi liegen mir noch vier Brochüren vor; obschon von älterm Datum, will ich sie doch anführen: 4) Nozioni organografiche e fisiologichesopra gli Imenomoceti di montagne con note e !ayole di A, Venturi. Brescia, 1844. 2 Taf. 8, 2) Delle fungaje aritiiziali e dello seiluppo | dei funghi Memoria di Ant. Venturi. Brescia, 1848. 8. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 3) Sullo seiluppo della Botrytis Bassiana, di altri Miceli. Memoria di Ant. Venturi. Bre- scia, 1851. 8. 4) Avvelenamenli occorsi nell’ autunno del 1855 in diversi paesi dell’ Italia superiore per commestione difunghi, pregiudizi; ehe li occasionarono e modo di prevenirli. Memo- via di A. Venturi. Brescia, 1856. 8. ad 2. Von Interesse isf es die verschie- denen künstlichen Schwämme -Erzeugung zu erfahren, wie sie in einigen Orten Italiens in Gebrauch sind. In einigen Städten der Römi- schen Staalen werden in Erdgruben Aeste von Pappeln horizontal einer auf die andern gelegt und mit leichter Erde bedeckt; ist die Jahres- zeit günslig, so zeigen sich schon in weni- gen Monaten unzählige sehr geschmackvolle Schwämme. die Viviani Agaricus Piopparello benannte. Bei Albano, bei Frascati, bei Rocca dı Papa werden von den dortigen Bauern Ende Sep- tember die Haselnussstauden angebrannt, Erdlöcher gelegt und ebenfalls mit leichter Erde. bedeckt; allda erzeugt sich auch ein in sehr wohlriechender und geschmackvoller Schwamm, der Poliporus corylinus von Mauri. Der Agaricus osireatus wird auf mit, den Beeren des Laurus gemengter Erde gezeugt Die künstliche Erzeugung des Agaricus volvaceus auf Loherde, der "gar. nea- politanus und Agar. Coffea auf dem Kaflee- salz dürfie schon bekannt sein. Auf mit Erde bedeckten Aesten von Nuss- wächst der Polyporus frondosus Fr., der spontan wächst am Fusse der Eichen und Nüsse und sich derart ausdehnt und mehrt, dass ein Individuum allein sehr oft ein Gewicht von 50 — 60 Pfund hat. ad 3. In dieser Broschüre ist ein Verzeich- niss beigegeben aller Micologen mit Angabe ihrer Werke, es sind 188 Namen in alphabeti- scher Ordnung. ad 4. Wird bemerkt, dass die Kenntniss der schädlichen und unschädlichen Schwämme allzuwenig gewürdig! wird, nicht allein an (wie oben) baum, vVel- ‚ den Universitälen, um den Aerzten die Wich- tigkeit an’s Herz zu legen, sondern auch in populärer Form durch Abbildungen etc. und: dass deshalb selır viele Vergiltungsfälle vor- kommen, dass die Aerzte selbst nichi die V.. Personalnotizen und Correspondenzen, giligen von den essbaren Schwämmen zu un- Der Gebrauch während des Kochens der Schwäume einen silbernen Löffel oder Petersilie beizugeben, ist von we- nig Werth; eine grössere Wichtigkeit legt Ven- terscheiden wissen _ele. 35 turi der Beigabe von Salz bei, da dieses die giftige Wirkung neutralisiren soll ete. Wien, 28. October 1860. Senoner. v. Personalmotizen und Correspondeazen. 1) Dr, Fr. Klotzsch,, Custos des Königl. Herbariums und Mitgiied der Akademie der Wissenschalten in Berlin, ist am 5. Nov. .vori- gen Jahres nach langem Leiden enischlafen. Jahren litt Krankheit, von der er selbst sagte, dass sie Schon seii vielen er an .einer nicht zu kurire.. sei und war des Winks ge- wärlig, aus dem isreise seines irdischen Wir- Trotz arbeiiele er bis kurz vor seinem Tode rüslig kens herausgerissen zu werden dem fort, ja fülute sogar noch im vergangenen in B, Seemann’s Abwesenheit die Re- daclion der Bonplandia. — Jahre Fr. Kiotzsch, den wir mit Siolz unsern Freund nennen, gehörte zur Zahl jener Män- ner, denen eine unermüdliche Thätigkeit zur Gewohnheit geworden war, ihm verdankt das Königliche Berliner Herbarium den miuster- haften Zustand, in dem es sich jetzt befindet; er war es, der lange Zeit als Generalsekretair des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlichen Staaten die ängelegenhei- ten dieses Vereines besorgte und nicht wenig zu dem mächtigen Einfluss beitrug, den dieser Verein auf den Gartenbau Deutschlands geäus- sert hat — er war es, der lange Zeit hindurch alie die in Berliner Gärten auftauchenden Neuigkeiten von \ flanzen beschrieb und publi- eirte, — er war es endlich auch, der mil sei- nen ausgebreiteten Kenntnissen jeden, der bei ihm Hülfe suchie, gerne unterstützte. Ihm verdankt auch der Referent vielfache Belch- rung. Die Arbeit über die Ericen der deut- schen Gärten, schrieb der Referent unter der Beihülfe von Klotzsch und als derselbe die Stauden und einjährigen Pflanzen des Königl. Botanischen Gartens in Berlin in den Jahren 1859 —- 1842 revidiste, war es Kloizsch, der ihn in allen zweifelhaften Fällen unterstützte, Klotzsch’s Schriften sind zahireieh. Er arbei- tele fası in allen Gebieten der Botanik , besonderer Liebe hal er aber die Ericen, Eu- phorbiaceen und Begoniaceen studirt, und auch seine Untersuchungen in dieser Beziehung pub- lieirt. Seine zahlreichen Schriften sind theils in den Schriften der Berliner Akademie der Wissenschaften, theils in der Linnaea, Bota- nischen Zeitung, Bonplandia und Allgemeinen Garlenzeitung von Otiv und Dietrich erschienen. sich ein bleibendes ment in den Annalen der Wissenschait geseizi, in denen sein Name mit den unvergänglichen Zügen des gründlichen Wissens mit Durch sie hat er Monu- eingelra- gen ist, — 2) Berr Neubert, Redaeieur des deutschen Magazins, hat für seine Verdienste um den deutschen Gartenbau von Seiner Majestät dem König von Württemberg die Verdienstmedaille für Wissenschaft und Kunst und das Band des Württembergischen Kronenordens erhalten. 3; Dr. Schacht, der berühmte Pflanzen- Physiolog, ist zum Professor und Director des Botanischen Gartens in Bonn ernannt worden. 4) Nachrichten aus Wien. Die Pflan- zen, welche Herr Dr. Kotschy von seiner letzten Reise aus Cilijeien und Kurdistan mit- gebracht hat, sind jetzt bearbeitet und werden von demselben ä 35 Fr. die Ceniurie ausgege- ben Die Bearbeilung der Gattung Quercus, welche derseibe in einem Prachtwerke aus- gibt, ist jetzt ebenfalls beendet. Im nächsten Frühling beabsichtigt Herr Kotschy eine neue Reise nach Kurdistan anzutreten und wird da- selbst auch Samen und Zwiebeln sammeln. Aulträge in dieser Beziehung müssen demsel- ben unter der Adresse Th. K otschy, Adjunkt am Kaiser!. Herbarium in Wien, Josephstadt Nr. 78 zeilig eingesendet werden. Prof. Unger 3m 36 hielt über seine Reise in Griechenland meh- rere sehr interessante öffentliche Vorlesungen: 5) Herr Franz Engel befindet sich ge- genwärtig in Maracaibo.. Im Winter 1859— 1860 hielt sich derselbe um zu sammeln in Ocana auf, ward dort aber von einer schwe- ren Krankheit befallen, die ihn am Sammeln verhinderte. Unter vielen Mühseligkeiten und noch ganz geschwächt vom Fieber nach Ma- racaibo zurückgekehrt, erhielt er aus Merida Trujilo und Tachina schöne Sendungen an lebenden Pflanzen, die ihm aber wegen man- gelnder Schiflsgelegenheit von Maracaibo aus, grossentheils zu Grunde gingen, und nur ein Theil der aus Ocana stammenden, konnte nach Hamburg versendet werden. Durch die be- ständigen Kriege in jenen Ländern waren alle Verbindungen unterbrochen, der Reisende ver- lor seine Habe fast gänzlich und blieb bis Augusi dieses Sommers ohne alle Nachrichten über die Sendungen, die er nach Europa hatte abgehen lassen können. Leider schreibt derselbe, hat der Deutsche in diesen Ländern gar keinen Schutz, während die Unterthanen Englands und Frankreichs solchen geniessen. So bin ich jetzt ailer Mit- tel zum ferneren Sammeln entblösst und muss eine Anstellung zur Unterhaltung meines Le- bens suchen. So werde ich gezwungen sein, als Major domus eine Stelle auf einer Hacienda Hamburg. — nn nn ET a m un Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. anzunehmen und dort unter Negern und India- nern zu leben. Vielleicht finde ich dann noch etwas Zeit um Pflanzen zu sammeln und solche nach Europa zu senden , um auf diese Weise den Gärten Europa’s zu dienen. Meine ganze Liebe bleibt der Pflanzenwelt zugewendet, wird mir aber nicht von Europa aus geholfen, dann bin ich nicht im Stande fernerhin ordentlich zu sammeln , denn zum Reisen und Sammeln in diesen Ländern gehört Geld und wieder Geld.‘ — Herr Engel hat schon manche schöne Pflan- zensaminlung früher aus jenen Ländern nach Europa gesendet und verdient jedenfalls als tüchtiger Gärtner und eifriger solider Mann und Sammler Vertrauen und Unterstützung in sei- nen Bemühungen Leider hat auch Wagener durch ähnliche Schwierigkerten bewogen, das Sammeln in jenen interessanten Ländern für deutsche Gärten aufgegeben. melt ebenfalls nicht mehr. Appup verdient nach dem, wns er bis jelzt geleistet, wenig Vertrauen und so dürfte es im Interesse der deutschen Gärten liegen, Herrn Engel durch Aulträge mit etwelchen Vorschüssen zu stützen, um ihm die Ausbeutung jener Länder für die Interessen des deutschen Gartenbaues möglich zu machen. Aufträge für Hein Engel besorgt Herr G. F. C Röding, Comuissionär in (E. Regel.) Moritz sam- I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflauzen, aa Tabernaemontana laetaNart (Siehe Taf. 316.) Apovoeynaceae Tabernaemontana laeta Mart. in D. C. Prodr. VIII. pag. 365. Apocy- naceae, — Dieser schöne Warmhausstrauch ward noch durch Riedel in den Kais. Botani- schen Garten in Petersburg eingeführt. Blätter länglich - elliptisch, in den kur- zen Blattstiel verschmälert, nach vorn mehr oder weniger zugespitzt, freudig grün und wie die ganze Pflanze kahl. Blumen in einer spitzenständigen ver- ästelten, ziemlich reichblumigen Trug- dolde, von Stielen getragen, die etwas kürzer als die Blumenröhre. Bracteen und Kelchlappen oval, spitz, klein , die Bracteen vom Kelche entfernt, die Kelchlappen vielmals (6mal) kürzer als die am Grunde aufgeschwollene Röhre der Blumenkrone. Lappen des radför- migen Saumes der Blumenkrone läng- lich-oval, auffallend nach rechts gewun- den, am Schlunde dicht kurzhaarig. Die Blumenkrone mit grünlichgelber kaum !/a Zoll langer dünner Röhre und gelb- I. 1861. lich weissem, fast 1 Zoll im Durchmes- ser haltendem Saume von sehr starkem, an eine Gardenie erinnerndem Wohlge- ruche, Staubfäden kurz, diek, mit dem aufgeblasenem Grunde der Blumen- krone verwachsen; auf der Spitze der- selben sitzen dünne 2fächerige Staub- beutel mit dem pfeilförmigem Grunde auf, welche ungefähr so lang als die Staubfäden. — Die Gattung Tabernaemontana, un- unterscheidet sich von den verwandten Gattungen der Apocynaceen durch den Stheiligen Kelch, dessen Lappen am inneren Grunde 4 — 7 kleine lineare Drüsen tragen. Fig a der beistehenden Tafel zeigt einen solchen Kelchlappen vergrössert mit den kleinen Drüsen an seinem Grunde, Die Staubfäden immer sehr kurz und dem aufgeblasenen Theile der Blumenkrone angewachsen, wie dies Fig. b unserer Tafel an 2 Staubfäden des aufgeschlitzien Grundes zeigt, auf deren Spitze die schmalen zweifächeri- & 38 gen Antheren pfeilförmig aufsitzen. Der Fruchtknoten, von dem Fig. c eine ver- grösserte Darstellung gibt, besteht aus 2 am Grunde und der Spitze, in der Mitte meist freien Früchtchen, auf de- ren Spitze sich ein Griffel erhebt, auf dessen Spitze die am Grunde von einem Kranze von kleinen Höckern umgebene Narbe steht. Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ' Verdient wegen seines herrlichen Wohlgeruchs allgemeine Cultur im Warm- hause. Gedeiht in einer lockern Rasen- erde bei einem Standorte im niedrigen Warmhause. Vermehrung durch Steck- linge, — (E. R.) bb Dracocephalum Ruyschiana IL. (Siehe Taf. 317.) Labiatae. D. Ruyschiana L. spec. 830. 35 Koch syn. pag. 647. “ Benth. in D.C. Prod. XII. pag 402. ai Ledb. fl. ross. Ill. pag. 389. ., Fl. dan. tab. 121. Die Gattung Dracocephalum (Dra- chenkopf) enthält eine Menge schöner perennirender Zierpflanzen, von denen bis jetzt aber verhältnissmässig nur we- nige sich in unsere Gärten eingebürgert haben. Von diesen ist die beistehend abgebildete Art, vielleicht noch die am meisten verbreitete, wenngleich auch sie noch in den meisten Gärten fehlen dürfte. Wächst in den Gebirgen Europa’s und verbreitet sich bis nach dem östlichen Sibirien , ist durchaus hart und kommt in jedem Gartenboden fort. Bildet dichte Büsche, deren Stengel 1 — 11/, Fuss hoch werden, 4seitig sind und wie die Blätter und Kelche sehr kurz schärflich behaart sind. Blätter länglich oder li- near, gegenständig, Sehr kurz gestielt, gsanzrandig. Blumen schön blau, in Quirlen,, die zu einer Aehre oder einen Kopf zusammengedränst sind. Blüht im Juni und Juli und wird durch Thei- lung und Samen fortgepflanzt. (E. R.) ec) Statice Bonduelli Vilm (Siehe Taf. 318.) Plumpalgındeae. (S. Bonduelli Vilm. Cat. Statice Boiss. in D. C. Prodr. XII. pag. 635. Series I. $. 1.) Herbacea. annua v. perennis, multi- caulis; scapis foliisque nascescentibus pilis basi tuberculosis plus minus dense adspersis; foliis radicalibus pinnatifido- lyratis, sinubus lobisque rotundatis ter- minali setifero; scapis adscentibus, ramo- sis, basi teretibus, apice ramisque an- guste 2 — 3 alatis. ad basin ramifica- tionum foliis linearibus integerrimis ve- stitis; ramulis floralibus late 3alatis: alis sub spica in appendices tres, lanceolato- v. ovato-lanceolato -falcatus inaequales, in mucrorem acuminatas abeuntibus; spica capitata, e spieulis circiter 5 com- posita; rhachide spicae facie inferiore L Originalabhandlungen. squamulis subulatis sublente ciliatis suf- fulta; spieulis 1 — 2 floris, singulis bracteis duobus fultis; bractea inferiore membranacea, ciliata, e basi ovata in acumen longum setaceum exeunte ; brac- tea interiore spiculam amplectente: mar- ginibus amplectentibus membranaceis apice utrinque in cuspidem abeuntibus: dorso viridi et in apice truncata cristato 3-cuspidata, dentibus duris ; calycis tubo glabro; limbko tubo aequilongo, truncato- cerenulato , citrino. — Die beistehend abgebildete Statice ist durch die Samenhandlung von Vil- morin - Andrieux u. Comp. unter dem oben eitirten Namen, vor mehreren Jah- ren in Cultur gebracht worden. Die- selbe stammt aus Algerien, wo sie nach der Versicherung Vilmorins schon zu Anfang dieses Jahrhunderts durch Des- fontaine entdeckt wurde, obgleich sie erst im Jahre 1855 in die Gärten Frank- reichs eingeführt ward. Am nächsten ist sie verwandt mit der St. sinuata L., einer früher häufig in unsern Gärten eultivirten,, jetzt seltner gewordenen Pflanze, die in den Ländern, die das Mittelmeer umsäumen, wild wächst. Die Statice sinuata ist im Bot. Mag. tab. 71 und in Sibthorps flora graeca tab. 301 abgebildet. Sie unterscheidet sich von unserer Pflanze durch die schöne blaue Färbung des Kelchsaumes (bei St. Bon- duelli eitronengelb), sowie durch 3—5- flügelige Aeste, deren Flügel breiter und kraus und an der Spitze unterhalb der Verästelung in 3 Lappen ausgehen, während bei unserer Pflanze die Aeste des Blüthenschaftes nur 2 schmale oder oft undeutliche Flügel tragen, von denen die am Grunde der Aeste stehenden Blättchen nicht die unmittelbare Verlän- gerung sind. Nur die obersten Blüthen- ästchen tragen bei St. Bonduelli 3 breite Flügel, die an ihrer Spitze in 3 lanzett- 39 lich- oder oval - sichelförmige Fortsätze ausgehen, die scharf zugespitzt und zwi- schen denen die endständige kopfförmige Blüthenähre steht, die wiederum aus ungefähr 5 einzelnen 1 — 2 blumigen Blüthenährchen besteht, An der innern Seite der Spindel der Blüthenähre stehen kleine pfriemliche Bracteen, ausserdem ist aber jedes Blüthenährchen durch 2 Bracteen gestützt. Von diesen letzteren besitzt die untere eine ovale Gestalt, ist häutig, ungesärbt und geht in eine Granne aus, Die innere ist bedeutend grösser und umschliesst mit ihren häuti- gen Rändern, die an der Spitze in zwei lineare Lappen ausgehen, das Aehrchen. Auf dem Rücken aber ist es grün, oben abgestutzt, und geht da in 3 pfriemli- che Lappen aus, von denen der eine horizontal absteht, während die andern beiden aufwärts gerichtet sind. — Die Statice Bonduelli gehört zu den sehr beachtenswerthen Neuigkeiten un- ter den einjährigen Pflanzen, die in den letzten Jahren eingeführt wurden. Man säet die Samen zeitig im Februar oder im März in Töpfe oder in’s freie Beet, im Warmhaus- oder Mistbeetkasten, in eine leichte sandige ungedüngte Erde aus. Später verstopft man sie zu 2—3 in Töpfe und benutzt sie wegen der langen Dauer der häutigen schwefelgel- ben blumenähnlichen Kelche, zur Ver- zierung von sonnigen Stellagen und Treppenaufgängen im Garten, oder pflanzt sie auch, ähnlich wie andere Sommer- gewächse, auf Gruppen und Rabatten. Da die Stengel bis 1'/, Fuss hoch wer- den, so kann man sie zur Mittelpflan- zung von kleinen Gruppen mit einer Bordüre von anders gefärbten Pflanzen verwenden. — Blüht im Juli und August. Vilmo- rin sagt, dass die Pilanzen in Paris im freien Lande überwintert hätten. Die 4 >» Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 40 beste Cultur dieser Pflanze ist jedoch jedenfalls die als einjährige Pflanze. (E. R.) Erklärung von Taf. 318. a. Ein Blüthenästchen schwach vergrössert. b. Die innere, das Blüthenährchen um- schliessende Bractee , von der inneren Seite gesehen, vergrössert. c. Die untere und die innere Bractee von aussen gesehen, vergrössert. 2) Reiseberichte aus Mexico’). Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn B. Roezl. (Fortsetzung). Nach einigen Tagen kamen auch ; lichen Landsleute in Arcos, trat ich meine Leute wieder von Mexico zurück, | meine Reise an und zwar gerade nach und nun wollte ich gleich meine Reise | jener Richtung , wo der Krieg wüthete. fortsetzen , aber da hiess es, die beiden | — Es war ein Glück für uns, und dar- Parteien seien in unserer Nähe einan- | auf hatte ich auch gerechnet, dass die der in die Haare gefallen; einige Maul- | Parteien gerade engagirt waren, wir thiertreiber, die nach Tempantitlan | konnten ganz unmolestirt kaum in einer wollten, wohin ich zunächst auch zu | Viertelstunde Entfernung vom Kampf- gehen gedachte, kamen wieder zurück | platze passiren und hatte ich noch das und sagten, es sei rein unmöglich den Fluss Mescala zu passiren, da Alle, die von unserer Seite hinüber wollten, ohne Weiteres erschossen würden, ein Glück, auf diesem gefahrvollen Wege eine prächtige neue Melastomee mit sehr grossen rothen Blumen und kleinen glänzenden Blättern zu finden, die ich Schicksal, das zwei Boten, die von | vorläufig Centradenia grandiflora*) nen- Arcos ausgeschickt worden, bereits | ne; ihr Standort gehört schon der kal- getroffen habe. — Acht Tage lang wartete ich ab, unentschlossen , was zu thun sei; das Gefecht dauerte immer fort, bald hiess es, die eine Partei habe gesiegt, bald die andere, aber ohre dass eine eigentliche Entscheidung gewonnen wurde; endlich wurde ich des Wartens überdrüssig und trotz der dringenden Abmahnungen von Seiten meiner freund- *) Herr Roezl hälle sicher einen anderen Namen gegeben, wenn er gewusst hätle, dass schon eine Centradenia grandifolia Schlecht. in den Gärten exislirt, die erst im vorigen Jahr durch Linden in den Handel gegeben wurde. Solche ähnliche Namen geben in den Gärten Anlass zu häufigen Verwechslungen, und sind daher zu vermeiden. (E. 0.) *) Wir machen darauf aufmerksam, dass alle die durch Feitschrift bezeichneten Pflanzen, die in diesen Reiseberichten erwähnt sind, Herrn Roezl eine hinlängliches Quantum Samen lieferten, um dieselben schon in dieser Saison den Blumenfreunden anbieten zu können. Er schreibt uns, er werde dieselben der Pariser Samenhandlung Vilmorin Andrieux et Comp. in Commission geben und werden die gıösseren deutschen Handlungen wohl nicht säumen, aus dieser Quelle auch ihrem Kundenkreise die Früchte dieser so beschwerlichen Reisen zugänglich zu machen. — Wir erhielten vor Kurzem eine Samensendune von den Herren Roezl und Besserer, es befandensich manche der im Reiseberichte erwähnten Sor- ten darunter, und sämmtliche Samen scheinen durchaus keimfähig und gut ausgereiftzu sein. — Wir können daher diese amerikanischen Sämereien mit vollem Rechte empfehlen, und hoffen der Absatz derselben werde der Art sein, dass Herr Roezl wenigstens einige Entschädigung und hinreichende Aufmunterung finde, im Interesse unserer Gärten und der Pflanzenkunde überhaupt, seine mit so vielen Mühen, Gefahren und Kosten verbundene Ausbeutung der so reichen mexicanischen Flora auch ferner fortzusetzen, und dazu möge denn auch diese Ver- öffenllichung seiner Reiseberichte wesentlich beitragen. (E. 0.) 1. Originalabhandlungen., ten Region an, der Boden war ganz mit Reif bedeckt, wo ich sie fand. — Ohne weiteren Unfall sahen wir schon die Stadt Tejupilco vor uns liegen und hofften dieselbe noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Hier hatten kurz zuvor während voller 4 Monate die Kriegshorden gehaust, bis die absolute Unmöglichkeit, länger sich Lebensmittel verschaffen zu können (denn sowohl alles Vieh, wie alle Vorräthe von Mais waren verzehrt), die streitenden Parteien zwang in eine andere Gegend zu ziehen, um diese gleichfalls bis auf’s Mark aus- zusaugen. Wir waren nur noch eine halbe Stunde von Tejupileco entfernt, als wir plötzlich eine grosse Menschenmenge auf uns zu kommen sahen ; es schien die ganze Bevölkerung, Alt und Jung, mit Weib und Kind zu sein. Die Vorderen winkten uns schon von Weitem zu, wir sollten doch um- kehren, da ich aber keinen verfolgenden Feind erblicken konnte, wartete ich ab, bis der Haufen uns erreicht hatte, und hörte nun, dass die noch halbwilden In- dianer dieser Gegend sich empört und allen Weissen Tod und Verderben geschworen hätten. Wir schlossen uns diesen Leuten an und blieben die Nacht über bei ihnen, in einer einsam am Berge gelegenen Häusergruppe. Folgenden Morgens früh gaben sie uns einen Burschen mit, der uns auf cinem schmalen Seitenpfade durch’s Gebirge führen sollte, um den Indianern, die wir jetzt in Tejupilco vermutheten, auszuweichen. In aller Stille zogen wir unseres Weges, ich hatte weder Zeit noch Lust nach Pflan- zen umherzusehen, bis wir hoffen konn- ten, der Gefahr einer Begegnung mit diesen Horden glücklich entgangen zu sein. Die Gegend bot des Interessanten viel, die wir nun durchzogen: eine schöne Art von Gaiphimia hatte leider 41 keinen reifen Samen, ebenso und zu meinem grossen Bedauern eine mit Franeiscea verwandte Pflanze, die ganz mit weissen Blüthen wie mit einer Schnee- decke überzogen, in ihrer Blüthenfülle einer Azalea indica alba glich; von ei- Polygonee mit grossen rothen Blu- men dagesen konnte ich etwas reifen Samen abnehmen; Stannia mexicana war ganz mit reifen Früchten bedeckt, meh- rere schlingende Asclepiadeen mit sehr verschieden geformten Früchten sam- melte ich auch hier, sowie auch ein prachtvolles Combreium, das die ihm als Stütze dienenden Bäume überzogen hatte, mit scharlachrothen Blüthenris- pen; glücklicher Weise konnte ich von dieser schönen Art reife Samen abneh- men. Noch manchen schönen Ue- berblick bietet dieser Weg bis nach Huetamo, welches in einem Thale liegt. In der Nähe dieser Stadt wuchs in sandigem Boden in grösster Ueppig- keit ein Sligmatophyllum mit gelben Blumen und eine prächtige Blattpflanze, die Cassia grandis, die nur bis 3 Fuss hoch wird, während die einzelnen Blät- ter niemals unter 3 Fuss lang sind, so dass ein einzelnes Blatt so lang ist wie die ganze Pflanze hoch wird. Auch diese Stadt fanden wir ganz verlassen, und unsere hungrigen Magen fanden sich in ihren Erwartungen bitter ge- täuscht; selbst das vorhandene Wasser war nicht zu trinken, es war bei dem Abzuge der Liberalen verdorben wor- den, um den nachrückenden Religiosos nicht mehr dienen zu können. Die Hitze in dieser Gegend war unausstehlich und erst eine Stunde weiter bei einer ein- zeln stehenden Hütte konnten wir un- sern Durst löschen. Wir füllten unsere Magen gehörigan mitWasser, es sollte auch zugleich gegen den Hunger dienen, denn Lebensmittel waren hier keine aufzutreiben! 42 Hier sah ich zum ersten Male pen Pilocereus chrysomallus in grossen, 15 bis 25 Fuss hohen Exemplaren wild wachsen, die theils mit schwarzen, theils mit braunen oder gelben Perrücken be- deckten Säulen bildeten einen sonderba- ren Contrast mit den übrigen Üereus- Arten, die mit ihnen an Grösse wettei- ferten. Bei einem solchen interessanten Orte wurde unser Nachtlager gehalten. Folgenden Tags mussten wir zwei Flüsse durchwaten; am Ufer des einen fand ich eine alte Bekannte wieder, nämlich die Echites melaleuca mit ihren schönen buntgeaderten Blättern. Nach 6 Tage- reisen erreichten wir Spirito Santo, und hier wurde wieder ein Aufenthalt gemacht. Der Ort besteht aus etwa 150 elenden Hütten, von den Minenarbeitern bewohnt, die die hiesigen sehr reichen Bergwerke bearbeiten. Das Silber liegt hier in Kalkspath eingesprengt, die Erze liefern meistens 4°, reines Silber. — Von hier aus machte ich mehrere Aus- flüge in die Umgegend, in welcher der Pilocereus chrysomallus (P. militaris) seine eigentliche Heimath zu haben scheint, denn er ist hier sehr häufig, auch eine bis 60 Fuss hohe Palme, eine Thrinax-Art fand ich hier. — Ein ziemlich hoher Berg in derNähe, Serro | de Spirito Santo genannt, reizte um so mehr meine Neugierde, da nach Aus- sage der Leute derselbe noch nie be- stiegen sein sollte. Der Himmel in die- ser Gegend ist immer hell, die Hitze sehr gross und das Bergsteigen daher eine sehr anstrengende Sache; ich liess mich jedoch nicht abschrecken , machte mich eines Morgens früh auf den Weg und erreichte den Gipfel ohne jede be- | sondere Schwierigkeit schon gegen 11 Uhr Vormittags. belohnt für die Anstrengung durch den Fund einer Prachtpflanze: der König Ick fand mich reich | Gartenflora Deutschlands, Russlands uud der Schweiz. aller Agave- und Littaea-Arten hatte hier oben seinen einsamen Wohnsitz aufge- schlagen! — Zuerst glaubte ich eine Agave vor mir zu haben, denn die Tracht ist ganz ähnlich der von Agave filifera, die Blätter sind über Kreuz mit breiten, weissen Fasern bedeckt, ebenso die Blaitränder, was sich besonders an den älteren, rothen Blättern sehr gut ausnimmt. Zwei Exemplare waren in voller Blüthe, ein anderes hatte reifen Samen, ich konnte also gleich sehen, dass ich eine Zütaea vor mir hatte, der ich vorläufig zu Ehren meines alten Va- ters, den Namen Liltaea Roezlii gebe. — Die Gattungen Agave und Littaea las- sen sich an der Inflorescenz leicht un- terscheiden, Agave hat einen kronleu ch- terartig verzweigten, Littuea dagegen einen einfachen unverzweigten Blüthen- stengel; in Europa werden diese Pflan- zen noch ganz falsch benannt; so sagt man z. B. Beonapartea juncea anstatt Littaea juncea und Bonapartea gracilis der Gärten, gehört gar nicht hieher, sondern gehört selbst in eine andere Familie, denn es ist ein Dusylirium, ebenso wie auch die Pincenectitia der Gärten ächte Dasylirium sind; Agave filifera dagesen ist eine ächte Agave.— Mit grosser Vorsicht sammelte ich die Samen dieser schönen Pflanze, soviel ich nur finden konnte und nahm auch etwa 20 Stück der jüngsten Exemplare mit. Hier fand ich auch eine etwa 6 Fuss hohe Pflanze mit reifen Samen, aber ohne Blüthen, die ich für eine neue Species von Zinnia halte und eine sehr schöne Inga, mit sehr grossen, hochro- then Blüthenköpfen. — Auf dem Rück- wege hatten wir sehr von Durst zu lei- den, denn das wenige Wasser, das wir hatten mitnehmen können, war bald aus- getrunken, wenn es zuch ganz warm ge- worden war, endlich fanden wir schon I. Originalabhandlungen. ziemlich wieder unten angelangt. eine Quelle, an der wir uns nach Herzens- lust erlaben konnten. Es ist unglaub- lich, wie viel Wasser man trinken kann bei solcher Hitze, und zwar ohne viel dabei essen zu können, man lebt bei- nahe nur vom Trinken, und es hat sein Gutes, denn Ordentliches bekommt man hier doch nicht zu essen; kein Brod, keine Kartoffeln, keine Gemüse oder Früchte sind hier zu haben, nur Fleisch und zwar nur an der Sonne gedörrtes und folglich immer stinkendes Fleisch war einzig zu bekommen. — Ich hatte hier mein Quartier genommen bei einem Deutschen , Otto Herborn, der die hiesigen Minen beaufsichtigt, es war ein hoher Genuss für uns, die Abende zu verplaudern mit Erinnerungen aus der lieben Heimath, wobei der Unterschied zwischen dem hiesigen schmutzigen und faulen Volke und der deutschen Arbeiter- klasse uns recht klar wurde. — Herr Herborn erbot sich mit mir die 11 bis 14 Stunden enifernte Stadt Zirandaro zu besuchen. Die Gegend, durch die wir ritten, war sehr reich an Cac- teen, meistens Cereus- Arten, darunter solche, die sehr schmackhafte Früchte tragen, ebenso waren auch noch die schwarzköpfigen Pilocerei häufig, bis wir an den Fluss de las Balzas oder Mescala kamen. Dieser 160 Stunden lange Strom, der viele grössere Nebenflüsse aufnimmt, hat eine viel geringere Wassermasse, als man nach seiner Länge vermuthen sollte, da die Verdunstung in diesen heiss trockenen Gegenden ihm das meiste Wasser wieder entzieht, Wir fanden die Stadt Zirandaro ebenfalls verlassen; in ihrer Nähe liegt der Berg Barabas, der mit seinen steilen Fels- wänden sich besonders malerisch aus- nimmt, ich beschloss, diesen Coloss zu über 43 besteigen, leider musste Freund Her- born andern Tags wieder zurück sein und ich musste daher mit meinem In- dianer allein die Besteigung versuchen. — Nur die nördliche Seite dieses Ber- ges ist zugänglich, aber wir waren kaum einige Stunden weit gekommen, als wir einer Bande von Freiheitsmännern (Frei- heit, wie wird dein Name geschändet!) in die Hände fielen. Sie führten 60 Maulthiere mit sich, die sie auf einer Besitzung geraubt,, weil der Besitzer ein Spanier und daher auch ein Feind war nach ihren Begriffen. Diese Hal- lunken waren eher den Affen ähnlich als den Menschen, ihr Hauptmann, Namens Maldonaldo, war barfüssig, durch sein zerrissenes Hemd waren deutlich die rothen, blauen, schwaren und weis- sen Flecken zu sehen , von der hier zu Lande pintos genannten Hautkrankheit. — Sie hielten gleich Kriegsrath, ob sie mich zu ihrem General nach dem 2 Ta- gereisen entfernten Coyuca führen sollten, da sie Ordre hatten, alle Rei- senden an’s Hauptquartier zu liefern, oder aber kürzeren Process machen und mich gleich als Spion zu erschiessen ; es war ihnen nämlich verdächtig, dass ich den Berg Barabas besteigen wollte, ohne einen ihren beschränkten Begriffen plausiblen Zweck angeben zu können; — ich protestirte energisch ge- gen Beides, gab mich für einen Yankee aus und bemerkte gleich, dass dieses Eindruck machte; einige Heiligenbilder mussten auch hier mit dazu beitragen, die Leute mir günstig zu stimmen. Nach langen Unterhandlungen wurde ich frei gelassen unter der Bedingung, so- fort wieder zurückzukehren nach Ziran- daro, nur forderte der Hauptmann, ich solle ihm meinen Rock schenken, wenn er solch einen Rock hätte, würde er schnell avanciren und bald ein grosser 44 Befehlshaber werden ! — Es war ein ganz alter abgetragener Rock, den ich schon vor 6 Jahren noch in Belgien als Arbeitsrock getragen hatte, allein ich hatte doch keine Lust, in Hemdärmeln meine Reise fortzusetzen, und so ver- sprach ich ihm denn, ich würde in ei- nigen Tagen in Cayuca eintreffen, wo- hin sie jetzt gingen, und ihm dann ei- nen schönen neuen Rock geben, dafür müsse er dann aber mich dem General vorstellen und ein gutes Wort für mich reden. — Die Leichtgläubigkeit dieser Leute ist glücklicher Weise eben so gross als ihre Unwissenheit und Roh- heit, mein Hauptmann war ganz ent- zückt über die Aussicht, durch den neuen Rock nun avanciren zu können und fand jetzt auch, dass der Rock, den ich trug, doch schon ziemlich untauglich sei für den hohen Zweck, den er durch denselben erreichen wollte. — Wir schie- den alsdie besten Freunde, wenn aber sein Avancement von meinem Rocke abhängt, so wird Maldonaldo nie avanciren!— Auf dem Rückwege nach Spirito Santo fand ich einen merkwürdigen Cereus von niederem Wuchse, ganz mar- morirter Haut und mit knolligen Wur- zeln wie eine Dahlie ; die Blumen habe ich nicht gesehen; ich nahm eine ziem- liche Anzahl davon mit, sie sind aber leider nicht lebend in Mexico angekom- men, In Spirito Santo angekom- men, schlug mir Herr Herborn eine Excursion nach dem Vulkan Jorullo vor, er wollte dafür von einem General einen Pass besorgen und schickte zu diesem Zweck gleich einen Boten ab. Es vergingen mehrere Tage, bevor der Bote zurückkam und inzwischen war es für Herborn unmöglich geworden, mich zu begleiten, da eine neu angegriffene Arbeit in der Mine sein Bieiben nothwen- dig machte, ich entschloss mich daher, mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. meinen 2 Indianern ohne seine mir so ange- nehmeBegleitung diese Tour zumachen. — Drei Tagreisen lang ging es fortwäh- rend bei fürchterlicher Hitze über kleine Hügel in durchaus unbewohnter Gegend am 4. Tage mussten wir bis in die kalte Region steigen, wo ich eine prachtvolle Palme, Corypha nov. sp. fand, von der ich einigen reifen Samen mitnehmen konnte. Die Gegend in dieser Höhe war mit Eichen, Pinus-Arten und Agave bewachsen. Dann mussten mir wieder den ganzen 5. Tag abwärts steigen in eine kleine, etwas angebaute Ebene, in der wir wieder Menschen begegneten, die mir sogar etwas Milch, ein lang ent- behrtes Labsal, anbieten konnten. Der Vulkan lagt jetzt ganz schwarz und drohend aussehend vor uns. Der Weg führte uns durch einen Palmenwald von einer Thrinax-Art, hier und dort durch mächtige Ficus - Bäume unterbrochen. Man konnte an den meisten Ficus-Släm- men noch deutlich erkennen, dass sie anfangs als Epiphyten auf den Palm- stämmen gewachsen waren. Die Samen der Ficus-Art werden durch Vögel hier- her verschleppt und auf den Palmstäm- men abgelegt, hier keimen sie und trei- ben Luftwurzeln, die den Stamm herab- laufen, bis sie den Boden erreichen; dann wachsen sie mit grosser Ueppig- keit bald der Palme über den Kopf, die ihnen als Stütze dienen muss, ihre Wurzeln umhüllen und ersticken zugleich den Pal- menstamm, sie bringen ihren Beschützer unfehlbar den Tod, als Dank dafür, dass er ihnen in ihrer hilllosen Jugend Schutz und Stütze gewährte! Schon ehe wir am Abende des 6. Tages die HaciendaSanPedro Jorullo erreichten, zeigten uns Spuren von Asche und Sand die Nähe des Vul- kans. Diese Harienda stand vor ei- nem Jahrhundert etwa an der gleichen Steile, wo jetzt der Vulkan sich erhebt; I.. Originalabhandlungen. die damaligen Bewohner wurden durch ein starkes unterirdisches Geräusch und durch Erdstösse vor der nahenden Ge- fahr gewarnt und konnten noch flüchten, gleich nachher zerbarst die Erde unter fürchterlichem Krachen und der neu entstandene Vulkan verwüstete meilen- weit im Umkreis das Land durch eine mehrere Fuss dicke Schichte von glü- hender Asche und Sand. Jetzt hat er seit langen Jahren sein Toben einge- stellt und wir schliefen in der Hacienda an seinem Fusse in süsser, ungestörter Ruhe, um Kräfte zu sammeln für seine Besteigung. Mit Tagesanbruch machten wir uns auf, versuchten erst von der Westseite aus hinaufzukommen, konnten aber bald nicht weiter, sondern mussten durch einen grossen und mühsamen Um- weg die Südseite gewinnen und von hier aus erreichten wir in der Mittags- stunde ganz durchnässt von Schweiss und erschöpft zum Umsinken den Kra- terrand. Unser Wasservorrath kam uns herrlich zu Statten, aber leider mus- ten wir ihn bis zum letzten Tropfen verbrauchen, um unsern Durst gehörig zu stillen. Ich schickte daher sofort wieder einen meiner Leute hinunter, um Wasser zu holen und mit dem Befehl, an der Nordseite wieder heraufzukom- men, an der ich wieder hinabsteigen wollte. — Von Pflanzen wuchsen hier oben zwischen dem nackten Gestein nur 2 Ficus-Arten, und eine gelbe Composite in verschiedenen Nüancen, von dieser konnte ich Samen mitnehmen; an Erd- spalten, wo heisse Dämpfe hervordran- gen und die Hitze so gross war, dass ich kaum dieHand daran halten konnte, wuchs noch ein Lycopodium und eine Gymnogramme mit weiss bestäubten Wedeln, was um so auffallender war, als auf viele Tagreisen in der Runde ich keine solche gefunden habe. Ich 45 suchte den niedrigsten Punkt des Kra- terrandes auf,”um in denselben hinabzu- steigen und erreichte auch mit vieler Mühe den Kratergrund. Die Tiefe des Kraters mag etwa 200 Fuss betragen, unten hatte er etwa 35 Fuss im Durch- messer; die frühere Kratermündung schien längst zugestürzt zu sein, nur an einigen Stellen drangen noch heisse Dämpfe hervor, dennoch war die Hitze in diesem Trichter, von keinem Luftzuge gemildert, und die Sonne im Zenith, fast unerträglich. Das Heraufsteigen war noch weit mühsamer als das Hin- absteigen, die steile Böschung war mit losem Steingerölle bedeckt, das un- ter jedem Tritt in’s Rutschen gerieth und mich wieder mit hinabzog. Auf allen Vieren kriechend, kam ich endlich mit zerrissenen Kleidern und Schuhen, ermattet und von Durst gepeinigt, wie- der glücklich heraus. Nach kurzer Rast folgten wir auf der Nordseite des Vulkans dem Zuge der Lavamassen als dem kürzesten Wege abwärts und ge- langten auch schon in etwa dreiviertel Stunden an dieAsche und damit an den Fuss des Berge. Mit wahrer Todesangst dachten wir ‘an die Möglichkeit, dass unser Indianer, der uns Wasser bringen sollte, uns verfehlen könnte , denn wir waren jetzt bis zum Hinsinken ermattet, es schien uns unmöglich noch länger die Qualen des Durstes zu ertragen, und noch immer wollte sich der ersehnte Retter nicht zeigen. Unser Rufen und Pfeifen verhallte unerwiedert, bis end- lich, endlich mein braver Indianer an- gelaufen kam mit zwei vollen Kürbis- flaschen. Das Wasser mochte wenig- stens 25° Reaum. haben, aber mit wel- cher, ich möchte sagen viehischen Gier griffen wir nach den Gefässen und tran- ken, tranken als ob wir gar nicht genug trinken könnten, bis auf den letzten 46 Tropfen! — Das Gefäss, welches ich so fast ohne abzusetzen, geleert hatte, mochte etwa 4 Maass halten, das mag Manchem unglaublich klingen , aber ich möchte auch meinem Todfeinde nicht die Qualen eines solchen Durstes wün- schen ! — Neu gestärkt erreichten wir bald ein ganz elendes Dorf, wo wir aber nach den bestandenen Strapatzen für die ein- brechende Nacht gern Quartier nahmen, denn hier zu Lande darf man eben nicht wählerisch sein. — Ich habe in meinem Leben schon viel schmutziges Volk gesehen, aber den Bewohnern die- ses Dorfes muss ich wohl die Palme zuerkennen: ihre Haut glich eher derje- nigen eines Krokodils, als einer mensch- lichen, eine mehr oder weniger dicke Rindenschicht bedeckte den ganzen Kör- per! — Allerdings ist hier Reinhal- tung des Körpers durch die lokalen Ver- hältnisse sehr erschwert; der Boden be- steht hier aus feiner vulkanischer Asche und Sand, die ungemein stäuben, dazu kommen eine Masse stechender Fliegen 3) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und Mücken, deren Angriffen man be- ständig ausgesetzt ist, in die zerkratz- ten, blutigen Theile setzt sich der Staub noch reichlicher und fester an, und end- lich befördern auch noch der Schweiss und die hier sehr häufige Fleckenkrank- heit (pintos) die Bildung einer förmli- chen Borke. — Am allerhäszlichsten sind die Weiber, und man muss eben hungrig sein, wie ich es war, um das vor meinen Augen von ihnen bereitete Maisbrod essen zu können! — Betten oder bettähnliche Gegenstände sind die- sen armen, verkommenen Geschöpfen ein unbekannter Luxus, die lockere trockene Asche ist ihnen ein genügend weiches Lager und ich gestehe , dass ich ebenfalls ganz herrlich darin schlief. Mein erster Gang am folgenden Morgen war zu einer nahen heissen Quelle, das Bad war mir eine wahre Wohlthat und nie hatte ich ein solches nöthi- ger. — (Fortsetzung folgt.) Die Schweizer Frühkartoffel der Handelsgärtnerei von E. Benary. Seit fünfzehn Jahren samnile ich | der Schweiz einige Kartoffeln erhielt, besonders empfohlene Kartoffelsorten, nicht etwa um ein grosses Sortiment zu erhalten, sondern um einige vorzügli- che, reich ergiebige Speisekartoffeln für meinen Hausbedarf zu bekommen. Be- sonders strebte ich nach einer Frühkar- toffel, ergiebiger und mehliger als die sogenannten Sechswochenkartoffeln, wel- ches meist seifige Nierenkartoffeln sind, Dieses gelang mir erst vor drei Jahren, indem ich von einem Bekannten aus welche an Frühzeitigkeit und Güte alle übrigen übertreffen sollten. Derselbe hatte diese Sorte, wenn ich nicht irre, von der Insel Corsika oder Sardi- nien erhalten. Im zweiten Jahre des Besitzes erkannte ich schon, dass diese Kartoffel das gespendete Lob vollkom- men verdiene. Die erst Mitte April ge- legten Kartoffeln waren in sehr rauher, hoher Lage am 22. Juni vollkommen abgestorben und hatten die durchschnitt- I. Originalabhandlungen. liche Grösse eines Hühnereies, Im vo- rigen Jahre 1860 legte ich, da meine Samenkartoffeln im Keller zu früh trie- ben, die schon einmal abgekeimten Knollen erst spät, erhielt aber dennoch von ziemlich kleinen Saatknollen, auf magern Kiesboden eine reiche Ernte von so grossen Knollen, dass ich Mühe hatte, mittlere und kleinere Saatkartoffeln her- auszufinden. Zur Probe legte ich alle mir als die frühesten Sorten gerühmten Kartoffeln an demselben Tage und auf das gleiche Land. Keine andere wurde so früh essbar, und meine neue Kartoffel war wenigstens 8 — 10 Tage voraus. — Nachdem ich diese ausgezeichnete Sorte so kennen gelernt und hinreichend ver- mehrt hatte, gab ich sie unter obigem Namen an Herrn Ernst Benary in Er- furt zur Verbreitung, da ich mich selbst 4) Cultur der Je mehr man gegen Norden geht und je weniger man in Folge des Kli- mas feine Tafelfrüchte im Freien er- ziehen kann, um so mehr tritt die Zucht von Beerenfrüchten in den Vordergrund. Auch hier in Petersburg wird in Folge dessen die Anzucht von Erdbeeren und Himbeeren , besonders aber die der er- steren ganz im Grossen betrieben und werden solche während des ganzen Som- mers hindurch in grossen Quantitäten zu Markte gebracht. Johannisbeeren und Stachelbeeren werden dagegen nicht blos in ge- ringerer Menge, sondern namentlich auch von sehr geringer Güte gezo- gen, Das Letztere ist durchschnitt- lich auch in Deutschland und der Schweiz der Fall und obgleich da, wo a7 mit solchen Geschäften nicht einlassen kann. Die Knolle ist gross, rund, roh und gekocht sehr gelb, mehlig und trocken , jedoch nicht im Uebermasse. Das Kraut wächst sehr hoch, und es müssen daher die Knollen, welche viele Stengel treiben, so weit von einander gelegt werden, wie es bei grossen Vieh- kartoffeln Gebrauch ist. — Sie ist so er- giebig, dass sie, einmal hinlänglich ver- mehrt, ganz zum Anbau im Grossen auch zur Fütterung und Brennerei zu verwenden ist, und steht im Ertrag nicht hinter der später sogenannten sächsi- schen Zwiebelkartoffel zurück. Krank fand ich bis jetzt nur einzelne Knollen, obschon 1860 fast alle zarteren Sorten so krank wie seit vielen Jahren nicht waren. (Jäger.) Staehelbeeren. feineres Obst und Trauben noch gut im freien Lande gedeihen, die Zucht des Beerenobstes von geringerer Wichtig- keit ist, so könnte bei sorgsamer Pflege doch überall da, wo man diese Früchte anbaut, ein viel besseres Produkt erzielt werden, In England ist dies anders. Man hat dort namentlich eine grosse Menge der besten und ausgezeichnetsten gross- früchtigen Sorten von Stachelbeeren er- zeugt, die sich auch in Deutschland, seitdem durch Maurer in Jena, durch Wort und That, die Cultur der Stachel- beerep und zwar guter Sorten derseiben angeregt ward, bereits in viele Gärten verbreitet haben. Man muss aber in England selbst, sowohl auf den dortigen Märkten, wie auf den Ausstellungen 48 die Früchte der Stachelbeeren und deren colossale Grösse gesehen haben, um ei- nen richtigen Begriff davon zu bekom- men, zu welcher Vollkommenheit die Früchte der Stachelbeeren in Folge gu- ter Cultur gebracht werden können. Al- lerdings ist gerade die wilde, aber nie heisse Witterung während des Sommers in England der Cultur der Stachelbeere besonders günstig, aber es ist nicht zu bezweifeln, dass bei sorgfältiger Cultur, auch auf dem Continent ähnliche Resul- tate erreicht werden können. — Be- trachten wir die Art und Weise, wie die Engländer jene schönen Früchte der Stachelbeere erziehen nach einem vom Herrn K. Müller in der Illustrir- ten Gartenzeitung mitgetheilten Arti- kel *). Nachdem man sich zur Cultur geeig- nete gute Sorten 'verschafft hat, mehrt man die besten und ausgezeich- netsten derselben und lässt die schlech- teren und mittelmässigen Sorten ganz abgehen. Die zweckmässigste Art der Fort- pflanzung ist die durch Stecklinge. Hie- zu schneidet man im Herbste oder vor dem Triebe im ersten Frühlinge kräftige gut gereifte Triebe vom vergangenen Som- mer, glatt amı Aste weg, kürzt diese hierauf von oben bis auf ungefähr die Hälfte ihrer Länge ein und steckt sie hierauf in die dazu vorbereiteten Beete. Dabei wird jeder einzelne Schnittling mit sei- nem untern Ende ungefähr 3 Zoll tief in die Erde gebracht und ringsum festgetreten. Wird dieses Verfahren genau eingehalten, so wird fast jeder Sehnittling wachsen. Ver- — *) Wenn nämlich der angezogene Artikel vom Hrn. Müller, da jene Zeitschrift keine der Quellen angibt , aus denen sie geschöpft oder wörtlich aufgenommen. Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. Man unterscheidet bei der Cultur der Stachelbeere zwischen der Kronen- form und Buschform. Bei ersterer hat man der Pflanze nur einen, wenngleich niedrigen Stamm gelassen und unter- drückt ‘jährlich wiederholt alle Wurzel- schosse; bei der anderen hat der Busch gleich aus dem Boden mehrere Stämme gebildet und treibt diese Form jährlich aus dem Boden neue Wurzelschosse nach. Die Kronenform liefert zwar we- niger Früchte, aber solche von viel bes- serer Qualität, die Buschform mehr, aber mittelmässige und schlechte Früchte. Schon an der jungen Pflanze wird die zur bessern Cultur einzig geeignete Kronenform vorbereitet, indem man der- selben nach der Bewurzelung nur die 2 — 3 obersten Aeste lässt, alle ande- ren Seitentriebe und Wurzeliriebe aber glatt wegschneidet und hiermit den gan- zen Sommer hindurch forti{ährt. Im fol- genden Herbst wird der jungen Pilanze nur ein Stamm von ungefähr 2 Fuss gelassen und hierzu von den gelassenen Aesten nur der stärkste und geradeste stehen gelassen und dieser auf die angegebene Höhe der Gipfel wegge- schnitten. Beim Austreiben im näch- sten Frühling werden abermals alle Sei- tentriebe weggenommen und nur 3 der obersten, die gleichmässig nach den Sei- ten sich abzweigen , bleiben zu Aesten stehen, welche an besondern Stäben horizontal in derRichtung gezogen wer- den, dass sie ein Dreieck bilden. Den Sommer hindurch muss durch Binden oder Stützen das regelmässige horizon- tale Wachsthum dieser Aeste nun über- wacht werden und alle aus dem Stamm und den Wurzeln sich entwickelnden Seitentriebe unterdrückt werden. Die Seitentriebe der 3 Leitzweige bleiben dagegen stehen und erst beim Herbst- schnitt nimmt man diese theilweise I. Originalabhandlungen. weg, so dass nur die sich gleichmässig ausbreitenden, zur fernern Kronenbildung nothwendigen stehen bleiben und auf die Hälfte ihrer Länge zurückgeschnit- ten werden. Auch die Spitzen der 3 Leitzweige werden um einige Zoll ein- gekürzt. Hat man auf diese Weise die Form des Bäumchens gebildet, so beschränkt sich der Schnitt in der Zukunft auf sorgfältiges Wegnehmen aller Triebe aus der Wurzel und dem Stamme während des Frühlings und Sommers. Im Herb- ste werden dann stets alle aus den Sei- tentrieben des vergangenen Jahres ent- sprungenen bis auf 2 der bestgelegenen glatt weggeschnitten, um dem Bäum- chen seine regelmässige Gestalt zu er- halten und diese beiden Zweige werden wieder auf die Hälfte ihrer Länge ge- kürzt. Das Beschneiden im Herbste ist aber dem im Frühlinge vorzuziehen. — Schon im 3. Jahre , nachdem der Steck- ling gemacht ward, wird der Stachel- beerstrauch Blüthen und Frucht brin- gen. Um schöne Früchte zu erzeugen, lockere man nach dem Erscheinen der Blumen die Erde um den Stachelbeer- strauch und gebe demselben nach dem Ansetzen der Frucht bis kurz vor der Reife derselben, alle 8Tage einen Guss von flüssigem Dünger (Guano, Kloaken- dünger, Kuhgülle ete.) Die englischen Gärtner, die Früchte für Ausstellungen ziehen wollen, brechen ausserdem den grössten Theil der Blumen aus, was aber bei der gewöhnlichen Cultur nicht zu eınpfehlen ist. Ein gut gepflegter Stachelbeerstrauch behält 8 — 12 Jahre seine volle Kraft zur Erzeugung guter Früchte, dann aber werden solche kleiner und unansehnli- cher und mau muss die alten Pflanzen allmälig durch junge ersetzen. 49 Es versteht sich, dass man bei dem späteren Schnitt immer die älteren Aeste und junges Holz ganz wegschneiden muss, da nur in einer regelmässig aus- gebreiteten, nirgends zu dichten Krone und ferner nur am jungen kräftigen Holze gute Früchte zu erzielen sind. Kürzere aus dem alten Holze vorbre- chende Fruchtästehen müssen daher stets weggeschnitten werden. Breitet sich die Krone zu sehr aus, so werden die älte- ren Hauptäste eingestutzt und dadurch das Bäumchen verjüngt, überhaupt lässt sich für den Schnitt des fertigen Kronen- bänmchens nur die Regel geben, den- selben so zu richten, dass gute Form, lichte Stellung der Zweige und stets junges Tragholz erzielt wird. Um gutes Ausreifen desHolzes zu erlangen, ist es gut, die Sommertriebe schon im August auf die Hälfte ihrer Länge einzukürzen. Nach jedem Beschneiden im Herbste erfordern die Stachelbeeren eine reichli- che Düngung, indem man den Boden um dieselben bis auf die Wurzeln abhebt, darauf eine Schicht Kuhdünger oder Kloakendünger legt und schliess- lich die abgehobene Erde wieder über- deckt. Eine offene Lage und lehmiger, 1 Fuss tiefer Boden ist ausserdem für die gute Stachelbeercultur eine nothwendige Grundbedingung. Wer seine Stachelbeeren unter andere Sträucher oder Obstbäume, oder in schattige Winkel in der Nähe der Wohnungen setzt, weder auf Boden, noch Düngung, noch Schnitt achtet, wird auch von den besten Sorten nur wenig und schlechtes Produkt erhalten. Ohne einsichtige Pflege kein gutes Produkt, dies gilt für alle Obst- ceulturen — (E. R.) 50 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Die Parthenogenesis im Pflanzenreiche. Als der Referent zu Anfang des Jahres 1859 seine Schrift, die Par- thenogenesis im Pflanzenreiche in den Memoiren der Academie der Wissen- schaften in St. Petersburg publicirte und sich in Folge seiner Untersuchun- gen und Experimente mit denjenigen Pflanzen, welche seit Spallanzani bis auf Naudin, Braun und Radl- kofer als Beweise für das Vorhanden- sein einer Samenbildung ohne Befruch- tung angeführt wurden, auf die Seite der entschiedenen Gegner einer Parthe- nogenesis im Pflanzenreiche stellte, stand er, wie in einer frühern ähnlichen Fra- ge*), noch fast allein. Die Beobachtun- | gen an Mereurialis, Spinacia und Can- nabis, die vom Referenten gemacht wur- den, hatten den einzig möglichen, näm- lich den indirecten Gegenbeweis gegen die Parthenogenesis geliefert. Dabei hatte der Referent gezeigt, dass alle derartigen Beobachtungen, nur dann einen entscheidenden Werth haben, wenn an den Versuchspflanzen keine Blüthe aufblühet, ohne dass solche ei- nem strengen Examen unterworfen wird und ferner der Standort derartiger Ver- suchspflanzen so ist, dass keine Be- fruchtung mit von der Luft herbeige- führten Pollen möglich ist. neuerer Zeit gemachten Beobachtungen, waren in dieser Beziehung mangelhaft gewesen, die Versuche des Referenten aber, sprachen entschieden gegen die Annahme einer Parthenogenesis. Nur eine Pflanze blieb übrig, welche der Referent bis jetzt nicht beobachten *) Die Umbildung von Aegilops in Triti- cum betreffend. Alle in | konnte, nämlich die COoelobogyne tliei- folia Sm., von der in Europäischen Gär- ten bis jetzt nur wenige blühbare Exem- plare, im Botanischen Garten zu Kew und in dem zu Berlin existirten, an de- nen Beobachtungen gemacht worden waren, welche die Parthenogenesis im Pflanzenreiche an dieser Pflanze erwei- sen sollten. Es existiren nämlich nur weibliche Pflanzen dieser Species in den beiden genannten Gärten und diese hat- ten keimfähige Samen getragen. Bei der Besprechung (pag. 41 unse- rer Schrift) über die Coelobogyne, wo- bei wir uns nur auf die Untersuchungen von Männern stützen konnten, die ge- rade als Vertheidiger der Parthenogene- sis auftraten, zeigten wir, dass auch über diese Pflanze noch keineswegs ab- geschlossen sei, indem auch diese Pflanze nach unserer Ansicht noch von keinem Beobachter während der ganzen Zeit ihrer Blüthezeit so genau beobachtet war, wie das die Wichtigkeit der Sache verlangte und sich im Uebrigen die weib- lichen Pflanzen dieser Art, die in Kew und in Berlin Samen trugen, ganz so verhielten, wie sich durch nur wenige Pollenkörner zufällig befruchtete Pflan- zen zu verhalten pflegen. Der Referent selbst cultivirte seit jener Zeit eine Pflanze der Coelobogyne im eignen Zimmer; war aber noch nicht so glücklich solche zur Blüthe zu brin- gen. Seitdem gingen ihm brieflich von verschiedenen tüchtigen Beobachtern ihre beistimmende Ansicht nach gleichfalls angestellten Beobachtungen zu. In Ber- lin aber beobachtete im Sommer 1860 Dr. Karsten eine Coelobogyne, und |fand dass an dem bisher für rein weib- I. Originalabhandlungen. 51 lich gehaltenen Coelobogyne - Pflanzen unserer Gärten, je die 5te Blume eine fruchtbare Zwitterblume ist, so dass da- mit der letzte Beweis für die Parthenc- genesis zusammenfällt. Dr. Karsten hat seine Beobachtungen in einer besondern Schrift: „Das Geschlechtsleben der Pflan- zen und die Parthenogenesis‘‘ veröffent- licht. (E. R.) 6) Neuere Pflanzen des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg. 1) Callistemon flavescens Rgl.; Myr- | gelblich und ungefähr dreimal kürzer taceae *). — Ein gelbblühendes noch unbeschriebenes Callistemon aus Neu- holland, das mit C. Sieberi zunächst verwandt ist. Letzteres unterscheidet sich aber von unserer Pflanze durch Blätter ohne deutliche Nerven und Staubfäden, die wenig länger als die Blumenblätter. — Bildet einen Strauch mit gracilen Aesten. Die linien-lanzettlichen Blätter sind in einen kurzen Blattstiel verschmä- lert und an der Spitze gehen sie all- mälig in einen Krautstachel über. Aus- serdem sind sie ziemlich steif, ungefähr 2 Zoll lang und 3/, Zoll breit, von ei- nem ziemlich starken Mittelnerven und ausserdem beiderseits von einem weniger deutlichen Seitennerven durchzogen. Die jüngern Blätter und Aestchen weichhaa- rig zottig, die ältern durchaus kahl und durchsichtig drüsig punktirt. _Blüthen- ähre lose. Kelche dicht behaart. Blu- menblätter oval, gleich den Staubfäden ®) C. flavescens; foliis lineari-lanceolalis, nervo medio prominulo, nervis lateralibus vix eonspicuis, junioribus ramulisque pubescentii- villesis, adullis glabris et pellueido glanduloso- punctatis; calycibus dense pubescentibus; pa- talis staminibusque flavidis. als diese. — Ein harter Kalthausstrauch. 2) Clerodendron Hügelii Hort. *) Eine jener zahlreichen Pflanzen - Arten, die sich schon lange in den Gärten ver- breitet hat, ohne bis jetzt von einem Botaniker beschrieben worden zu sein. Zunächst ist es mit dem in ÖOstindien heimischen C. deflexum Wall. verwandt, unterscheidet sich aber auch von diesem durch fast stielrunde Aestchen, oberhalb weichhaarige fast sammtige Blätter, ovale Lappen des Kelches, sowie durch die grüne Färbung von Blüthenstielen und Bracteen. Nach dem Namen zu urtheilen, den *) C. Hügelii; Fruticosum; ramulis sub- teretibus cum foliis pedunculis calyeibusque dense puberulo-velutinis; foliis oppositis, longe petiolatis, elliplico-lanceolatis, basi acutis, su- perne acuminalis, inlegerrimis, paullo undula- lis; panicula terminali subcompacta, minute bracleolata, multiflora; calyce urceolato - cam- panulato, lobis ovalis aculis incurvis, tubo eorollae quadruplo breviore; corol!a alba, tubo tenui gracili, basi glabro, apice sparse pilosulo:; limbo 4—5 -fido, lobis ovato- oblon- gis, oblusis, intus glabris, extus puberulis; staminibus albis, corolla duplo -longioribus stylum aequanlibus. — 52 diese Art trägt, gehört sie zu der Zahl derer, welche durch Boron von Hügel aus dem wärmern Theile Neuhollands in Cultur eingeführt ward. — Ein niedriger Warmhausstrauch, der gleich der Mehrzahl der Arten dieser Gattung bei 6—8OR, und ziemlich trocken durchwintert und dann im Frühling zei- tig in nahrhafte Erde verpflanzt und im niedrigen Warmhaus zur Blüthe ge- bracht wird. Die langgestielten ellip- tisch-lanzettlichen Blätter, sind wie der grösste Theil der ganzen Pflanze mit einem weichen fast sammtigen kurzhaa- rigen Ueberzug bekleidet. Die spitzen- ständige Blüthenrispe trägt weisse Blu- men mit dünner fast I Zoll langer Röhre. Blüthenstiele, so wie die länglich- lan- zettlichen Bracteen grün und sehr kurz behaart. Staubfäden ragen weit über den Schlund der Blumenkrone vor und sind herabgebogen. Neben den andern prächtigen Arten dieser Gattung, hat diese um so weni- ger Interesse, als ihre Blumen keinen Geruch besitzen. — 3) Helipterum chionolepis F. Müll. Linnaea XXV. p. 416. Eine kleine niedliche Immortelle aus Südaustralien. Blätter und Stengel lose, fast spinn- webeartig behaart. Stengel 1 Fuss hoch, verästelt, auf den Spitzen den Kopf gelber Scheibenblumen tragend, der von silberweissen häutigen Deck- schuppen, von denen die innere gleich Blumenblättern abstehen, umgeben ist. Blätter schmal linear, spitz. — Ohne als ausgezeichnete Neuheit empfohlen werden zu können, reiht sich diese Pflanze den andern einjährigen Immortellen als niedliche Beigabe an und wird bei ähnlicher Cultur, wie man solche für Rhodanthe und Polycalymna anwendet, am besten gerathen. Von F. Müller in Südaustralien entdeckt und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch Samen in den Gärten Europas eingeführt. — Blüthenköpfe halten ungefähr 2]; Zoll im Duchrmesser. 4) Hymenatherum tenuifolium Cass. Cass. diet. XXII. pag. 313. H. tenuilo- bum D. C. Prodr. V. pag. 642. Eine kleine Composite aus Chili, die in den letzten Jahren als schönblühende annuelle Pflanze, von mehreren Handels- gärtnereien Deutschlands verbreitet wor- den ist. Der Gattung Tagetes, durch die zu einer becherlörmigen oben ge- zähnten Hülle verwachsenen Blättchen des Hüllkelchs verwandt, charakterisirt sich diese Pflanze übrigens durch zarte kaum spannenlohe verästelte Stengel, gegenständige gefiederte Blätter mit pfriemlichen ganzrandigen Fiederblätt- chen, die in einen Mucro ausgehen und wie die Stengel nur unter der Lupe mit haarförmigen Erhabenheiten besetzt er- scheinen. Auf den Spitzen der nach oben nur mit einzelnen schuppenförmi- gen kleinen Blättchen besetzten Aeste, steht je ein kleiner Blüthenkopf, der an den einer Lasthenia erinnert, mit goldgelbem Strahl und Scheibenblumen. Auf der Spitze der kleinen gestreckten schwarzen Früchtchen steht ein Pappus, der aus 10 am Grunde häutigen Blätt- chen besteht, von denen jedes nach oben in 3—5 kleine Zähne, die scharfe Borsten tragen, ausgeht, wovon die mittlere die längste und etwas kürzer als die Röhre der Scheibenblumen. — In Cultur schliesst sich diese zarte kleine Pflanze an die von Baeria und andere zartere annuelle Pflanzen an, die einen leichten lockern humösen Bo- den verlangen und mit den andern zar- ten einjährigen Pflanzen im Frühling ins halbwarme Beet oder in Töpfe ausge- säet werden. In lockern sandigen Bo- den und guter Lage, dürfte sie auch EEE ana FNFNE nen‘, aaa een Zee an see ee mens EEE NE Sin manning un une er LE I. Orignalabhandlungen. 53 als Einfassungspflanze gleich ins freie 5) Lobelia triquetra L. ß. comosa Land ausgesäet, gut gedeihen. Von|D.C. Prodr. VII. pag. 370. Eine ein- den härtern Lasthenien und andern | jährige Lobelie vom Cap, die als L. kleinen gelben annuellen Pflanzen mit | propinqua von einigen Handelsgärlne- gelben Blüthenköpfen, hat sie aber kei- | reien Deutschlands abgegeben wird. Viel nen Vorzug und gehört daher durchaus | weniger schön als L. Erinus, hetero- nicht zu den allgemein zu empfeblenden | phylla ete. und daher nicht zu empfeh- Pilanzen. len. (E. R.) ll. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Maga- zine starken, ceylindrischen Sporn, der so lang als der Fruchiknoten ist. (Taf. 5217.) 2) Cyrtanthus sanguineus Hook. (Gastro- nema sanguineum Lindl.); Amarylidaceae. deae. — Die Herren Low in Clapton bei Lon- | — Nach der Aussage Dr. Lindley’s, der sie don erhielten diese Orchidee durch den Rev. | zuerst benannle und beschrieb, eine sehr hüb- Parish aus Mulmein zugeschickt, und blühete | sche Pflanze, die allgemeine Cullur verdient, sie bei ihnen im August des verwichenen | selbst in den ausgesuchlesten Sammlungen. 1) Sarcanthus Parishii Hook. fil,; Orchi- Jahres. | Aus dem Kaffernlande stammend, ward sie Die Pflanze ist klein mit kurzem Stamme, | durch die Handelsgärtner Backhouse in York der sich nicht zu verlängern scheint, wie bei | eingeführt, und von ihnen im Jahre 1816 der den zierlichen stielrund - blättrigen Species, S. | Londoner Hortieultural Sociely vorgezeigl. Dr. filiformis und S. terelifolius. Blätter zweizeilig, | Lindley stellt sie zu Gasironema von Herbert, ausgebreitet nder zurüchgekrümmt, 4—5 Zoli | weiches kaum von Cyrlanlhus sich unlerschei- lang, 2], Zoll breit, ziemlich fest und fleischig, | det, und jetzt gewöhnlich als Unterabtiheilung dunkelgrün, an der Rückseite gekielt, indem | von lelzterem betrachtet wird. In Kew blü- sie der Länge nach etwas zusammengefaltet | hete sie im August 1860 im Kalthause. sind, die Spitze sehr ungleich und stumpf Die Blätter sind dunkelgrün, schwach grau- zweilappig, mit einer seichten spitzigen Bucht. | grün, wurzelständig, lanzeltllich, in einen ab- Blüthenähren so lang als die Blätter, schwach | gerundeten Blaltstiel spitz zulaufend, auf der und hin und her gebogen, durchaus einfach | Rückseite schwach gekielt, auf der Ober- bei unserer Pflanze, kurz gestiel. Blumen | Häche mit einer zusammengedrückten Li- ziemlich locker geordnet, hellfarbig, klein, |nie. Der Schaft ist stielrund, schwach grau- querüber ohngefähr 1], Zoll breit. Sepalen | grün, hohl, 3—4 Zoll hoch, trägt eine einzelne und Petalen kurz länglıch. stumpf, flach, gold- | Blume und 2 lange, weissliche, lineare, häu- gelb. der Länge nach mit zwei breiten rothen | tige Bracleen auf seiner Spilze. Blüthenstiel, Bändern gezeichnet, die sich nicht über 2/5 | 2 oder mehr Zoll lang, einblumig. Perian- der Länge erstrecken. Lippe kurz, klein, von | Ihium gross, trichlerförmig, am Grunde röhren- unregelmässiger Gestalt, blass rosenlarben, | förmig, der Saum sehr breit, aus 6 länglichen, nach vorn in eine kurze, breite. elwas con- | ausgebreilelen, zurückgekrümmien, weichspitzi- eave maureıkellenförmige Plalle verlängert, | gen Segmenten bestehend, innerhalb glänzend und. nach rückwärts in einen gekrümmten, ! orangeroth,, äusserlich gelblich mit 6 rotben II. 1861. 5 34 Streifen. 6 Staubgeflässe, in den Schlund ein- gefügt, 3 länger als die übrigen, alle gegen einander geneigt. Fruchtknoten länglich, dun- kelgrün. Griffel so lang als die Röhre. Narbe 3 spaltig, die Segmente linear. (Taf. 5218.) 3) Sonchus gummifer Link; Compositae. — Wiederum einer jener sirauchartigen Son- chus, welche den canarischen Inseln eigen- thümlich zu sein scheinen. Erst Tafel 5211 brachte den Sonchus radicatus Ait., von dem die gegenwärtige Species durch die Blätter und den weit höheren strauchigen Stamm sich wesentlich unterscheidet. Sie ward durch Dr. Bolle, der sie auf den canarischen Inseln an felsigen Stellen fand, in die englischen Gärten eingeführt. Stamm straucharlig jedoch grünlich, 2— 3 Fuss hoch, aufrecht odeı hin und her gebo- gen, beinahe Finger dick. Blätter nahe ge- rückt, breit-lanzettlich, graugrün, mehr lanzett- lich - schrotsägenförmig - fiederspaltig als gefie- dert, unten geflügelt, kleingeöhrt und halb- slielumfassend; die Segmente fast eirund, spitz, häufig seitwärts gebogen, bier und dort unre- gelmässig gezähnt. Rispe gipfelständig (bei unserem Exemplare wenig blüthig). Blüthen- stielchen 2—3 Zoll lang, am Grunde mit blatt- arligen Bracteen besetzt, gerade unterhalb der Blume in einen grossen, schwammigen, roth- braunen, kreisel - oder halbkugelförmigen An- satz sich erweiternd, welcher den Blüthenkopf | trägt. Involucrum klein, aus wenigen dach- ziegeligen, grünen Schuppen mit weisslichem Rande bestehend, die äusseren kurz, die inne- ren länglich. Blümchen sämmilich gleichför- mig, gelb. Blumenkrone mit der Röhre weichhaarig. Ovarium klein, länglich mit einem Pappus gekrönt. Griffel flaumig. Zweige der Narbe lang-linear, zurückgerolit. (Taf. 5219.) 4) Guzmannia Ruiz et Pav. (Pourretia syngapanthera R. et P.); Brome- liaceae. — In Blüthe ist es eine sehr schön- farbige und hübsche Bromeliacee, welche den Namen quadricolür ebensogut, oder noch besser als triecolor verdient, denn sie zeigt in ihrem Blüthenstande vier sehr in die Au- gen fallende und verschiedene Farben; von den zahlreicben und grossen, geschlossen trieolor Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lich - grün, tief und der Länge nach purpurn- schwarz gestreift; die oberen Bracteen sind leuchtend roth und die Blumen rein weiss. Zuerst ward sie in Peru entdeckt, ist seit- den jedoch auch in Guayaquil, in St. Do- mingo und in Jamaica gefunden worden. Leichte Cultur in einem feuchten Warmhause, wo sie in den Sommermonaten blühet. Nur diese Species, dieauch in den Gärten des Con- tinents vielfach verbreitet, ist von dieser hüb- schen Gattung bekannt. (Taf. 5220.) 5) Chamaerops Fortunei Hook. (Ch. ercelsa Hort. Angl.), Palmae. — Diese Palme ist die härteste unter allen diesen bis jetzt bei uns bekannten Fürsten des Pflanzenreiches, und die einzige welche sich unter den Breite- graden von London als vollkommen hart be- währt hat, indem sie die letzten zehn Winter fast ohne allen Schutz aushielt. Auf der Insel Wight, in der Umgebung der Königlichen Re- sidenz Osborne, hat sie im Freien, ohne allen Schutz im Winter, eine Höhe von 10 Fuss erreicht, mit einer Stammhöhe von 6 Fuss unterhalb der Blätter, und bei einem Fuss Ent- fernung vom Boden mit einem Stamm-Durch- messer von Si Zoll; sie hat während der letz- ten drei Jahre geblühet. (Chamaerops humi- lis blühet in Osborne ebenfalls im Freien, verlangt jedoch während der sirengeren Jah- reszeit leichte Bedeckung.) Die Pflanzen in Kew sind durch Fortune im Jahre 1849 ein- geführt und haben eine Höhe von 8 Fuss er- reicht, die schönsten werden im Kalthause | überwintert, die übrigen jedoch erhalten ledig- lich durch Bastmallen Schutz während der strengsten Wintermonate. Unsere Chamaerops nähert sich sehr der durch Thunberg entdeckten und beschriebenen, von Marlius abgebildeten Ch. excelsa Mart,, von welcher ein prächtiges 25 Fuss hohes, durch Siebold aus Japan eingeführtes Exem- plar im Palmhause zu Kew blühet; Ch, For- tunei ist eine weıt robustere Species, mit com- pacterem, enger verflochtenem Netzwerk von Fasern zwischen der Basis der Blattstiele; Blattstiele viel stärker, kürzer, weniger glauke mehr glänzende Blätter, viel breitere Blatt- segmenlte mit hängenden Spitzen. Der Stamm ist in seinem Vaterlande 8—12 dachziegeligen Bracteen sind die unteren gelb- | Fuss hoch (ausgenommen die Blattkrone), der I. Neue Zierpflanzen. untere Theil querüber mit zahlreichen Narben der abgefallenen Blätter gezeichnet; der obere Theil zeigt die Ueberbleibsel von Blatistielen alter Bläller untermischt mit einer Menge gro- ber, querlaufender Fasern, welche auch im Ueberfluss unter den vollkommenen Blättern vorhanden sind. Die Wedel bilden eine schö- ne, mehr oder weniger ausgebreilete Krone. Blatistiele 14/, Fuss oder etwas länger, unler- halb convex, oberbalb fast glatt, Rand gänz- lich unbewaffnet oder sehr undeutlich gezähnt, wodurch sie sehr von dem bekannteren Ch. humilis abweicht. Blaltscheibe halbkreisrund, fächellörmig, 1!/, Fuss lang und breit, tief gefaltet, fast der halben Länge nach in zahl- reiche, lineare Segmente zerschnillen, die ®], —1 Zoll breit sind und deren Spitzen herun- ter hängen. Blüthenkolben klein im Verhält- niss zur Pflanze, folglich nicht sehr ansehn- lich, aus mehreren dachziegeligen, blaltartigen Bracteen, welche die Blüthenscheide bilden, hervorbrechend, in eine dichle straussförmige Rispe geordnel, über eine Spanne lang, und mit gelben Blumen geschmückt, die kaum so gross als Maiblumen sind. Blüthenstiele und Hauptäste dick, Nebenäste weichhaarig. Blü- then sitzend, selten vollkommen, meistens männlich oder weiblich. Kelch klein, aus 3 Sepalen; Blumenkrone aus 3 kreisrunden Pe- talen bestehend. Staubgefässe an der Basis der Pelalen eingefügt. Fruchtknoten 3, eirund, haarig, in einen dicken, pfriemlichen Griffel zulaufend. (Taf. 5221.) 6) Solanum runcinatum R. et P.; Sola- naceae. — Dieses aus Chili stammende Sola- num ward in Kew aus Samen erzogen, der aus Coquimbo eingesandi war. Es ist eine sehr zierende Species, die im Kalthause eulti- virt zu werden verdient, da sie während der Sommermonate lange Zeit unausgeselzt blühet. Die Pflanze ist kraulig aber mehrjährige. Die Stengel mehr oder weniger niederliegend oder aufsteigend, kantig, grün, leicht weich- drüsenhaarig. Blälter abwechselnd, 2—3 Zoll lang, mit 5 oder 9 wellenförmigen, länglichen, stumpfen Segmenten. Die Blumen sind ab- wärlsgeneigt und bilden eine zusammenge- setzte Trugdolde, mit schwachen Blüthenstielen. Die Blumenkrone ist so gross, und hat die- selbe Gestalt als Solanum tuberosum, von 55 mehr heller Farbe mit fünf dunkel blutfarbe- nen Strahlen. Antheren länglich, glänzend, beinahe goldgelb, sehr in die Augen fallend; Staublfäden sehr kurz; Fruchtknoten kahl, oval; Griffel dick, hin und her gebogen, feinhaarig- zoltig; Narbe gross, keulenlörmig, grün. (Taf. 5222.) (F. F.) b) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 7) Ahododendron Comte de Gomer. — Eine Ambroise Ver- schaffelt gezüchtete schöne Form, mit sehr grossen, dichten Blülhenköpfen; die Blumen sind zart incarnat weiss, mit gut abgegränzler, dunkel rosalarbener Randung. Gehört zu den Sorten für’s freie Land, und zwar zu den här- die selbst eine Kälte von 15° Reaum. noch ohne Bedeckung zu erlragen vermögen. (Taf. 230.) 8) Begonia hybr. eximia Verschaffelt. — Die neuen buniblältrigen Bastardformen , die jeizt wie Pilze aller Orten aufschiessen, sind als Blatipflanzen duıch ihre wunderbar schöne Blaltfärbung die Lieblinge und Modepflanzen des Tages geworden, und zwar mit vollem Recht; jeder Besitzer Warmhauses sollte wenigstens ein halbes Dulzend der ab- weichendsten Sorten in seine Sammlung aulf- nehmen; sie werden wesenllich dazu beilra- gen, seinem Pflanzenarrangement eine sehr effeetvolle Mannigfaltigkeit zu verleihen, und im Etablissement von teren, eines das einförmige Grün auf’s Angenehmste un- Die Leichtigkeit, mit der sie hat sie zu wahren Markipflanzen bestimmt, und da sie sich sehr gut an die trockne Zimmerluft gewöhnen und zu billigen Preisen geliefert werden können, sind sie auch zur Aus- schmückung des Wohnzimmers höchst will- kommen. — Die vorstehende Sorte soll nach Aussage des Herrn Verschaffelt, der die Be- fruchtung selber vollzogen haben will, ein Bastard sein von der B. rubrovenia befruchtet mit der 3. Thwaitesii. Die Blätter dieses zarteren, niedrig bleibenden Bastardes sind mailsilbern, mit dunkelbronzefarbenen Adern. (Taf. 233.) 9) Gazania splendens H. Angl. Eine in 5» terbreehen. — sich aus Blaitstücken vermehren lassen, 56 England gezüchtete Pflanze, die hybriden Ursprungs sein soll und zunächst der G. uni- fora gleicht, sich jedoch durch einen mehr gedrungenen, niederen Wuchs unterscheidet. Die Blätter- sind länglich - spalhelförmig, und zeigen hin und wieder ein kleines einfaches oder gedoppelltes Oehrchen,. die Oberfläche ist glänzend dunkelgrün. die Unterfläche durch einen dichten Filz silberweiss gefärbt. Die ansehnlichen Blumenköpfchen von 3— 4 Zoll Durchmesser, haben eine orangerothe Scheibe, die dicht stehenden, an der Spitze herabgebo- genen Strahlenblümchen sind brillant orange- gelb, am Grunde mil einem grossen schwarz- braunen Fieck, der noch mehr gehoben wird durch einen kleinen weissen Flecken, der in dem schwarzen liegt, dieser selbst ist scharf dreizackig abgegränzt, und die einzelnen Flecken gruppiren sich zu einem regelmässi- gen Ringe, der prächlig con!traslirt mit den: reichen Orangegelb. Von physiologischem In- teresse ist, dass während der Nacht die Blät- ter sich aufrichten, so dass ihre silbernen Un- terlächen deutlich sichtbar werden, dem anbrechenden Tage wieder ihre hängende oder horizontale Lage anzunehmen, die Blätter folgen darin der Bewegung der Strahlenblüm- chen, die sich auch Nachts aufrichten und am Tage wieder öffnen. Sie eignet sich sowohl zur Topfeultur, wie für’s freie Land, kommt fast in jedem Boden fort, und blüht von Mitte Juni an Spätherbst in ununterbrochener Fülle; lich im Freien noch weit dankbarer als wenn im Topfe gehalten, als Freilandpflanze hal sie für unser contlinentales Klima nur den Fehler, dass unsere Winter ihr zu kalt sind und dass sie unter Bedeckung gerne faull, sie muss daher im Herbste wieder eingetopft und Vermehrung naltür frostfrei überwintert werden. sehr leicht durch Slecklinge. (Taf. 235.) 10) Paeonia Moutan Sims. var. Aleran- dre II. Die prächtigen baumarligen Päonien, von denen schon ansehnliche Anzahl von stark gefüllten Abarten in unseren Gär- ten exisliren, stammen bekanntlich aus China. wie in Japan seit eine Sie werden dort sowohl, undenklichen Zeiten schon mit grosser Vor- liebe culüvirt, und man bezahlte ‚dort für ge- um mil| bis zum | | gleiche Blume die verschiedenste harmonische Farbenabstufung bietet. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wisse, besonders geschälzte Sorten fabelhafte Preise. Die Chinesen sollen über 240 Varie- läten culliviren und die Zahl der in europäi- schen Gärlen gewonnenen ist ebenfalls schon bedeutend’ — Einem der grossmülhigsten Be- förderer der Botanik und des Gartenbaues, Sir Joseph Banks, gebührt die Ehre, die P. Mou- tan in ihrer einfach blühenden Stammart zu- erstin Europa eingeführt zu haben und zwar im Jahre 1789; man unterscheidet zwei Unterarten oder Racen, die P. Moutan papaveracea und P. Moutan rosea: die erstere hat rein weisse oder mehr oder weniger mit rosa geluschte Blumenblätter, die am Gıunde mit einem gros- sen dunkelpurpurnen Flecken gezeichnet sind; bei der zweiten sind die Blumen heller ader dunkler rosa, der Flecken dagegen weniger | scharf markirt; das Laub ist grösser und die | Kelehblätter breiler (papaveracea zeichnet sich auch ausserdem durch seinen Wohlgeruch aus). Unsere Gaırtenvariatälen sind aus der Befruchtung dieser beiden Racen entstanden; den schönsten dieser Sorten, zu denen in ersier Linie Elisabethue, Fan Houttei, Triomphe de Van der Maelen etc. gehören, reiht sich die neue, von A. Verschaffelt gezüchtete und nach dem Kaiser von Russland Alexander II. benannte ebenbürtig an, sowohl an Grösse, wie an starker Füllung; die Farbe ist ein brillantes Rosapurpur, an den Rändern in Weiss ausblassend gegen den Grund an Feuer und Intensität gewinnend. daher die Die baumartigen Päonien lieben eine mit Laub- oder Heideerde verseizte krällige Gartenerde, und einen gegen rauhe Winde möglichst geschützten Standort; | gegen die Winterkälte wird es in den milde- ren Gegenden Deutschlands genügen, den Bo- den um die Wurzeln mit Laub so stark zu decken, dass der Frost nicht eindringen kann, das Einbinden der ganzen Pflanze mit Stroh schadet mehr, als es nützt, in kälteren Lagen daher das Bedecken mit Tannenreisern vorzuzichen. Da die Päonien früh treiben, sind die Spätiröste im Frühjahr weit mehr zu fürchten, a's nie eigentliche Winterkälte, und gegen solche muss man auf der Hut sein; eine darüber gespannte Bastmalle oder Pack- leinwand genügen übrigens vollkommen, um ist I. Neue Zierpflanzen. die jungen Triebe gegen solche Nachfröste zu sichern. Zur Zeit des slärksten Triebes, vor Beginn der Blüthe werden einige Dunggüsse von guter Wirkung sein. (Taf. 236.) 11) Miltonia cuneata Lindl. Eine sehr hübsche und in den Sammlungen noch ziem- lich seltene brasilianische Orchidee, die An- fangs der Vierziger Jahre zuerst eingeführt wurde. und die gewöhnlich in den Winter- monaten in unseren Sammlungen blüht Die ziemlich grossen, elwa 3 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen sind tief kastanienbraun mit gelben Spilzen, und mehr oder minder gelb gerandet und mit gelben Querbinden ge- zeichnet, während die verhältnissmässig grosse, flach ausgebreitete Lippe dagegen rein weiss isi und nur am Grunde einen oder mehrere kleine violelte Flecken zeigt. Besonders werthvoll macht diese Art die lange Dauer der Blülhe, die 6 Wochen und darüber be- trägt. — Scheinknollen länglich, zusammenge- drückt, 2 blältrig; Blälter schmal bandlörmig; Blüthenschaft aufrecht, mit gebogener 5— 8 blüthiger Traube; Sepalen und Petalen von gleicher Form und gleicher Farbe, ausge- spreizt, an der Spitze zurückgekrümmti, ver- längert-lanzettlich, wellig-gebogen, lang zuge- spitzt; Lippe 3lappig, aus keilförmigem @run- de bald erweitert, abgerundet, an der Spitze leicht ausgerandet mit kurzem Mucro;; die Sei- tenlappen kurz, abgerundet, in den Mittellap- pen verfliessend ; am Lippengrunde zwei er- habene Leisten und dazwischen ein kleiner ovaler Höcker oder Drüse. Säule kurz, mit grossen, mülzenlöruiigen am Rande gezähnel- ten Clinandrium. — “ehört in die kühlere Abiheilung des Orchideenhauses. (Taf. 237.) 12) Phenacospermum guianense Miquel. (Urania guianensis L. C. Rich. Urania ama- zonica Hort.) Musaceae. — Eine imposante Blattpflanze ein würdiges Gegenstück der Ra- venala madagascariensis, vor der sie hei glei- cher Tracht und fast gleicher Grösse der Blät- ter den Vortheil bat, dass sie niedriger bleibt, da sie keinen Stamm bildet, und daher auch für minder hobe Warmhäu:ser passt. In den Gärten exislirt sie erst seit wenigen Jahren in jungen aus Samen erzogenen Pflanzen, (Van Houtte in Gent muss eine ansehnliche Anzucht 57 haben, da er‘ sie dufzendweise in seinem neuesten Cataloge zu billigem Preise offerirt), ogleich der Botaniker L. C. Richard sie schon 1831 beschrieb und bekannt machte. Nach Miquel ist sie in dem ganzen Gebiele von Guiana häufig verbreilet und von den dorli- gen Bewohnern wilde Banane genannt. Sie wird, wie die nahe verwandten Ravenala, Strelitzia und selbst Zeliconia Arlen, an feuchten, sumpfigen Orten, besonders an fliessen- den Wassern wachsen und vertritt im süd- lichen Amerika die capischen Strelilzia - Arten, von denen sie sich jedoch durch einen ganz verschiedenen Bliüthenstand auszeichnet, ab- dem verschiedenen Bau Mas Phenacospermum gesehen auch von der einzelnen Blüthen. guianense, in den Gärten besser gekannt als Urania guianensis, bildet keinen Stamm, die langgestieltlen Blälter stehen zweizeilig, fächer- artig ausgebreitet, und bilden durch die lan- gen sich umfassenden Blatlstielscheiden einen falschen Stamm, das Blatt ist etwa 3 Fuss lang, der Blatistiel von gleicher Länge, die Blattfläche ist länglich, am Grunde keilförmig, an der Spiize stumpf und leicht ausgerandet, schön glänzend Grün, der Blattrand ist dünn- häutig, röthlich. Aus dem Centrum der Bläl- ter erhebt sich der die Blälter weit überra- gende Blüthenschaft, oben 6—8 wechselslän- dig-zweizeilige, kahnförmige Blüthenscheiden tragend. Die rein weissen Blumen stehen zweizeilig zu 6—8 in jeder Scheide, am Grunde unierstülzt von 2 Bracteen, die um die Hälfte länger sind als die etwa 6 zölligen Blumen, die innere Sraclee viel schmäler als die äussere, beide bis zur Fruchtreife bleibend; das Perigon, einem stielförmigen, fast dreikan- ligen Fruchtknoten aufsitzend, besieht aus 5 nur am Grunde verwachsenen Segmenten, da- von die 2 äusseren länger , spilz -lanzetllich, rinnenförmig, von den 3 irnern das milllere kürzer, das milllere Segment umgibt die 5 freien Staubgefässe; Aniheren lang fadenför- mig, mit am Grunde verdicktem, ander Spitze verjüngtem Connecliv. Griffel elwas vorslehend, stielrund, Narbe spindelförmig, 3furchig, ge- dreht. Fruchtkapsel‘ eilörmig, 3kanlig, holzig, Sklappig; Samen sehr zahlreich, bis fast zur Spitze von einem wolligen, lebhait orangefar- benen Samenmantel umgeben. Cultur im 38 Warmhause, wie bei Strelitzia ; jüngere Exem- plare verlangen Bodenwärme und sollten wo - möglich in Lohbeelen stehen. (Taf. 239.) 13) Chysis Limminghei Linden et Rchb. fil. (Ch. aurea var. Limminghei Lemaire.) Orchideae. — Eine neue und wohl die schönste Art der Gatlung, schon früher in der Gartlen- flora (Jahrg. 1859. p. 150) beschrieben. Ihre Einführung verdanken wir dem Pflanzensamm- ler Ghiesbreght, der sie auf Waldbäumen in der mexikanischen Provinz Tabasco nahe der Meeresküste entdeckte und an Linden in Brüssel einsandte. Die rein weissen Blunen, gegen die Spitze hin rosaviolell geluscht, sind geruchlos, wie bei Ch. aurea, mit der sie überhaupt so nahe verwandt ist, dass Lemaire sie nur als Abart von dieser betrachtet; die aufwärts gebogenen Seilenlappen der Lippe sind aussen goldgelb, und innen reich mit carmoisin gestreift, der Mittellappen ist weiss mit violett geluscht und mit carmoisin ge- fleckt. (Taf. 240.) 14) Witheringia pogonandra Lemair. (Solanum argyreum Hort.) Solanaceae — Eine durch ihre grossen, matisilberngefeckten Blätter und einen stattlichen Habilus imponi- rende Pflanze, die wahrscheinlich ebensogut wie die verwandien grossblältrigen Solanum- Arten sich eignen wird zum Auspflanzen in’s Freie und dann erst in recht üppiger unge- hinderter Entwicklung sich volle Geltung ver- schaffen wird. — Solche slarkwüchsige Pflan- zen sind zur Topfeultur weniger geeignet, da sie zu viele Nahrung und nebenbei auch zu vielen Raum erfordern, wenn sie ihre ganze Schönheit zeigen sollen, um so werthvoller sind sie dagegen für Ausschmückung der Gärten einzeln oder in passender Zusammen- stellung in nahrhafter Erde ausgepflanzt. — Hat man einige Exemplare als Reserve in Töpfen behalten, oder im Laufe des Sommers einige junge Pflanzen durch Stecklinge heran- gezogen, so kann man die grossen Landexem- plare gelrost erfrieren lassen, da sie im Warm- hause zu viel Raum beanspruchen und aus- serdem sich weit überwintern lassen, als kleine Topfexemplare. — Ghiesbreght sammelte die Samen die- ser schönen Blaltpflanze in der mexikanischen schwieriger Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Provinz Chiapas, und sandte sie an Ver- schaffelt in Gent. — Eine halbstrauchige, einen grossen reichbeblätterten und verzweig- ten Busch bildende Pflanze, mit Ausnahme der kleinen, unansehnlichen gelben Blüthen an allen Theilen mit weichen weissen Haaren bekleidet, Blätter geslielt, eirund, spitz oder fast zugespilzt, am Grunde fast herzförmig, Blülhen in ausserwinkelständigen, kurzgesliel- ten, doldigen vielblülhigen Büscheln; Kelch aus 4 kaum sichtbaren Zipfeln bestehend, Corolle becher - krugförmig, fast 4 höckerig, 4spallig, Segmenle länglich-eirund, stumpf, am Grunde gebartet, zurückgeschlagen; 4 hervor- stehende, fast zusammengeneigle Slaubgefässe, Staubfäden oben erweitert und barlig, dann plötzlich fadenförmig, und am Grunde wieder in eine quadralische Platte erweitert, deren oberer Rand gewimpert ist; Griffel fadenför- mig, mit kopflörmiger Narbe. Frucht eine kleine, Mächerige kugelige Beere mit zahlrei- chen Samen. (Taf. 212.) (E. 0.) ec) Empfohlen von verschiedenen Zeitschriften. 15) Mimosa marginata Lindl. Stammt aus dem südlichsten Brasilien, besitzt rankende niederliegende Stengel mil gefiederten Blättern und trägt Blüthenköpfe von violelt-rosalarbener Färbung. Eine zierliche Schlingpflanze für’s Kallhaus, die schon seil längerer Zeit unter dem falschen Namen „Mimosa prostrata‘‘ in den Gärten verbreitet ist. (Wochenschrift für Gärtn. 1860. p. 233.) 16) Eriococcus gracilis Hassk. Euphor- biaceae. Aus Java und blühele im Bolani- schen Garten zu Leiden. Ein schlanker zar- ter Strauch von dem Aussehen eines Phyllan- thus. Die leizien Verästelungen stellen schein- bar gefiederle Blätter dar und tragen abwech- selnd gestellte Blätter in 2 Reihen. Die klei- roihen Blüthen hängen zwischen den herab. Cultur im feuchtwarmen Hause und melır interessant als schön. (Flore des jardins Februarheft 1860.) nen Blältern 17) Cardamine latifolia Vahl. Eine schöne perennirende Pflanze aus den Pyre- I. Neue Zierpflanzen. näen, welche mit unserer Cardamine der Wie- sen, (C. pratensis L.) Aehnlichkeit hat. Die Stengel, die sich aus den Blattrosen erheben, sind ungelähr 11%, Fuss hoch. Blät- ter fiederschnitliig, mit bedeutend grösseren abgerundeten Spitzenblätlchen; alle Blältchen am Rande buchtig- eckig. Die Wurzelblätter tragen 3— A Paar Blättchen, die oberen aber nur 1 — 2 Paar. Die schön lilafarbenen Blu- men halten fast einen Zoll im Durchmesser und stehen in einer spitzensländigen, dolden- förmig zusammengedrängten Traube. Blühete im Garten des Museums zu Paris, wo diese Pflanze vollkommen hart ist. Nach dem Va- terland zu schliessen, dürfle sie es auch im Klima von Deulschland und selbst dem von | Petersburg sein. Gehört zu den ersten Früh- lingsblumen und eignet sich zu Gruppen von | und mittlere Insel Neuseelands. Gebirgspflanzen zwischen Steinen. (Revue hort. 1860. p. 460 cum icone.) 18) Die Cordylinen der Englischen Gärten von J. Dalt. Hooker. Herr Hooker fil. führt die folgenden in England in Cultur befindlichen Arten der Gallung Cordyline auf. — a) Cordyline australis Hook. fil. (Dracaena australis Forst. Prodr. Nr. 151.) So nennt Hooker fil. eine erst kürzlich eingeführte Pflanze von der der arten in Kew nur ein kleines Exemplar besitzi. Es soll das die ächte Pflanze Forsters sein. Wir haben p. 85 des letzten Jahrganges, die kurzen Originalbe- schreibungen Forster’s schon gewürdiget und darauf hingewiesen, dass solche ersi durch Benutzung eines reichen Materials, wie solches Dalton Hsoker zu Gebote stand, einen Werth bekommt. Nun hat aber D. Hooker früher (Flora Nova Zealandiae) unsere Gartenpflanze als CO. australis beschrieben. Die kürzlich in Kew eingeführte Art, welche D, Hooker jetzt für die ächlte D. australis Forst. hält, wird von ihm in der folgenden Weise charaklerisirt. Siamm baumarlig, 10-40 Fuss hoch, verästeli; Blätter schwertförmig, ungefähr 2% Fuss lang und 1!/,—1!/, Zoll *) breit, *) Im Gard. Chron. steht bei dieser und der folgenden Art, wahrscheinlich in Folge eines Druckfehlers, 12, — 11], Fuss breit. 59 kaum oberhalb des breiten Grundes zusammen gezogen, durch viele parallele Nerven gestreift, von welchen keine stärker als die andere hervorragen. Biumen gedrängl, wohlriechend, weiss. Bracteen häulig, breit, so lang oder halb so lang als die Blumen unmittelbar vor dem Oeffnen. Ist auf der nördlichen und mittle- ren Insel Neuseelands zu Hause. b) Cordyline Banksii Hook. fil., Stamm fast baumartig, 5—10 Fuss hoch. Blätter sehr lang, linien-lanzettlich, 5—6 Fuss lang, 11], 2 Zoll (in @ard. Chron. 11/,—2 Fuss) breit, allmälig in einen 1—?% Fuss langen Blatistiel verschmälert, durch Nerven gestreift und aus- serdem neben der Mitlelrippe beiderseits 6 — 8 stärkere Nerven tragend. Blumen weiss, locker gestellt und Bracteen viel kleiner als die Blume. Bewohnt ebenfalls die nördliche ec) Cordyline indivisa Knth. (Dracaena in- divisa Forst. Prodr. N. 150). Stamm baumar- ig Q—5 Fuss hoch. Blätter dick und leder- arlig, 2— 3 Fuss lang, 4—5 Zoll breit, (in Gard. Chron. 4—5 Fuss breit), am Grunde wenig verschmälert, mit starker Mittelrippe und zahlreichen starken Adern unterhalb blaugrün. — Wächst in den südlichen Theilen der mitt- leren Insel und in den Gebirgen der nördlichen Insel Neuseelands. Wir gestehen, dass uns die Beschreibung der 3 vorhergehenden Arten, auf keine dieser gewöhnlichen Gartenpflanzen zu passen scheint, ganz abgesehen von der jedenfalls irrthüm- lichen Beschreibung der Breite der Blätter, die wohl nur durch Druckfehler bedingt ist. N. e. ist die Cordyline indivisa, wie wir solche schon in letziem Jahrgange p.85 nach einer Notiz des Gard. Chronicle näher bezeich- net, die erst kürzlich ächt in England einge- führt wurde. N. a. die ©. australis Hook. fil. befindet sich wohl in deuischen Gärten noch gar nicht. N. b, C. Banksii Hook. fil. würden wir für identisch mit C. calocoma Wendl. halten, wenn nicht die ungleich starken Längsnerven und die Verschmälerung des Blattes in einen Blatistiel dagegen sprechen würden. Auch sie scheint sich in deutschen Gärten noch nicht zu befinden. Die C, calocoma Wendl., wie überhaupt 60 die deutsche Literatur über dig Cordylinen ist ganz übergangen, was bei den Schriften der Engländer nur zu allgemein geschieht. Wir werden im Folgenden schen, dass auch un- sere Cordylinen der deutschen Gärten über- baupt von Hooker nicht gekannt sind. Derselbe führt nämlich fernerhin auf: d) C. Baueri Hook. fil. So nennt Hooker jetzt die von ihm selbst in der Flora Nova Zealandiae, als C. australis aufgeführte Pflanze, die auch unler letzterem Namen in unseren Gärten verbreitet ist. Im Bot. Mag. tab. 2833 findel sich unter dem Namen Dr. australis eine Abbildung von solcher. Da Herrn D. Hooker aber, wıe auch aus dem Folgenden genugsam hervorgeht, die wild gesammelten Arten gut, aber die Gartenpflanzen nur schr ungenügend bekannt sind, so dürfle es bes- ser sein, die nach ©. Kok's und unserm Vor- gange angenommenen Benennungen vorläufig unverändert zu lassen. Derselbe nennt näm- lich ferner: e) C. strieta Endl. Hierzu zieht er C. speclabilis Knih. et Bouche, U. congesta Endl. C. angustifolia Knth., Dracaena strieta Sims Bot. Mag. 2575. Bot. Reg. tab. 965. Es ist das nach der Beschreibung die C, striela auch der deuischen Gärten, nur unter Weg- Jassung von C. speclabilis als Synonym, da diese letzlere eine durchaus verschiedene und gar nicht zu verwechselnde Art bildet. f) €. Pumilis Hf. Eine niedrige Pflanze | mit schmalen grasarligen Blättern, die wie es scheint nicht in Cultur ist. g) €. Finth., Hierzu zieht Hooker nicht blos C. Jacquini Knth., sondern auch noch 3 andere weil verschiedene, ihm unbekannle Arten, nämlich C. Eschscholziana Mart., C. heliconiaefolia Otto und ©. rubra Hügel. Da zu C. heliconiaefolia Olio die Dracaena terminalis Lindl. Bot. Reg. tab. 1749 als Synonym gehört, so ist es uns zweifel- haft, ob Hooker die C. Jacquini Kulh, oder die C. heliconiaefolia Otto, als C. Knth. auflührt. Dass unter C. rubra ferner noch ? gut verschiedene Arten in den Gärten eullivirt werden, zeigte der Referent auf p. 330 des leizten Jahrganges. h) €. Sieberi Knth., ©. Selloviana Knth. sind Arten, die sich nach Hooker noch nicht terminalis terminalis Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. in Cultur befinden.‘ auch Referent sah solche noch nicht, aber Koch führle solche als in deutschen Gärten eullivirt auf. Zu diesem rechnet aber Hooker auch noch die in deul- schen Gärten ziemlich verbreitele C. cannae- folia. R. Br. Ganz unbekannt sind dem Verfasser die von C. Koch und Planchon aufgestellten Ar- (E. R. nach Gard. Chron. 1860. p. 791.) 19) Die Bezimaibirne. Ein neuer Säm- ling von Hrn. De Jonghe in Brüssel, der in Gardeners Chronicle und in der Revue horli- cole schr empfohlen wird. Der Baum hatte mit 11 Jahreu angefangen, Früchte zu tragen, lieferte im Jahr darauf schon 17 Birnen und im 3. Jahre, ungeachtet eines heftigen Sturms, der ihm sehr geschadet halle, 30 Birnen. — Nach den während dieser 3 Sommer gemach- ten Beobachlungen, setzt er die Früchte im Monate Mai an; daher auch der Name. Zur Zeit der Reife erscheint die Frucht dunkelgrün mit braunen Streifen. Die Fruchiknospe ist klein und besteht aus kurzen und steifen Blättern. Der Stiel ist braun und holzig. Ihr Fleisch ist eben so weich, wie das der Ösler- bulterbirne (easter beurre) eben so fest, wie das der Glou-Morceau uud nicht im Gering- sten steinig, Sie schmeckt sehr saflig, süss und gewürzreich. Die Früchte selzen stark an und Dr. Jonghe sah Büschel von 3—5 Birnen; die meisten wurden jedoch von den Winden vor der Reile abgeschlagen, woraus auch hervorgehen dürfte, dass diese Sorte we- niger als Huchstamıun, als vielmehr als niede- ten. rer Baum urd am Spalier eine Zukunfi haben dürfte. In der That bildet sie, auf Birnen oder Quilten veredelt, schon im ersten Jahre ganz niedliche niedere Pyramiden und gedeiht so besser, als fast alle andern auf diese Weise behandelten Birnsorten. Gegen verschiedene Bodenarlen scheint der Baum nicht empfind- lich zu sein, der sich ausserdem noch durch lestes Holz und kräfligen Wuchs auszeichnen soll. Soilten sich die gulen Eigenschaften dieser neuen Sorle bestäligen, so dürfte sie in der Thal sehr empfehlenswerlh sein, Wer etwa Näheres darüber nachzulesen wünscht, cf. Revue horlicole 1860. Nr. 11. p- 258 — 292 oder Gardeners Chronicle 1860. Nr. 6. p. 120. (h) N. Neue Zierpflanzen. .- 20) Ficaria ealthaefolia Achbch., eine in Südfrankreich und Corsika heimische Pflanze, welche etwas grössere Blüthen als Ficaria ranunculoides Moench. (Ranunculus Fica- ria L) hat, wird in der Revue horlicole (wo sie auch abgebildet ist) als Zierpflanze zur Cultur empfohlen. Sie blüht etwas früher als Adonis vernalis. Auch Ficaria ranunculoides Moench, welche im Frühlinge durch ihr saf- liges Blaltgrün und das glänzende Gelb der Blumen jedermann erfreut, dürfte als Cultur- pflanze nicht zu verachten sein. Ist doch in den ersten Frühlingstagen jedes Blümchen dem Auge erwünscht. (h) 21) Yucca gloriosa. In der Revue hor- ticole (1860. Nr. 13. p. 358 — 364) beschreibi | 61 Hr, Carriöre 6 Varietäten dieser Pflanze; wir müssen uns im Folgenden mit den Namen und den Synonymen begnügen. Wahrschein- lich gehen sie auch noch unter andern Namen in den Gärten. 4) Yucca gloriosa plicata Carr. (Y. pli- cata, Y. plicata glauca, Y. glauca Hortor.) 2) Yucca gloriosa glaucescens Carr. (Y. glaucescens Hortor.) 3) Yucca gloriosa nobilis Carr. et subvar. parviflora. 4) Yucca gloriosa minor Carr. (Y rubra Hortor.. Y. superba Hort. Berol.) 5) Yucca gloriosa mollis Carr. 6) Yucca gloriosa tristis. Carr. (h} 62 IN. 1) Die Orchideenkrankheit. Die verderbliche Orchideenkrankheit hat in den Orchideen- Sammlungen Englands immer noch nicht aufgehört und beschäftigt dort noch im- mer die Zeitschriften. Herr Doming, der Obergärtner in der Gärtnerei des Herrn Veitch, hat an kranken Orchideen eine kleine, dem unbewaffueten Auge nicht erkennbare Spinne gefunden, die im Uebrigen mit der Rothen Spinne viele Aehnlichkeit hat und auch zur gleichen Gatlung gehört. Herr Westwood bildet die- selbe in Gardener’s Chronicle ab und nennt sie Tetranychus (Acarus) Orchidea- rum. Beistehend geben wir die Abbildung des Gardener’s Chronicle wieder. a ist ein Stück- chen eines Orchideen - Blattes in natürlicher Grösse, an der sich die kleine Spinne ange- siedelt hat. Das einzelne Thierchen hat die Grösse eines Sandkornes und ist nur mit dem bewaffneten Auge zu erkennen b ist ein einzelnes stark vergrössertes Thierchen. Im Umfang erscheint dasselbe fast viereckig und nur der Hintertbeil des Körpers ist abgerun- det. Der Körper Haaren besetzt, von bräunlich weisser Farbe und trägt auf der Mitte desRückens 2 fleisch- farbene Flecken. Füsse 8, kurz und dick, die beiden Vorderpaare nach vorn, die bei- den Hinterpaare nach hinten gerichtel, auf ist sparsam mit einzelnen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. Notizen. ihrer Spitze tragen sie einen kleinen fleischi- gen Lappen. Mund klein, mit 2 kleinen drei- gliederigen Palpen besetzt. Wie schon gesagt, hält Doming dieses Tbierchen für die Ursache der Orchideen- krankheit und empfiehlt das folgende Mittel gegen dasselbe: Auf eine Gallone Wasser nehme man 3 Esslöffel voll Terpenin, 8 Unzen weiche Seife (soft soap) und ? Unzen Tabak. Diese Mischung lasse man 24 Stunden in einem Warmhause stehen, mische sie alsdann gut durcheinander und reibe sie durch ein feines Sieb. Jetzt ist solehe zum Gebrauche bereit, nur bedecke man sie, um sie vor Verdunstung zu schützen und sehe darauf, dass sie die gleiche Temperatur mit der des Gewächshau- ses eıhalte. Die befallenen Pflanzen werden nun so schnell in diese Mischung eingelaucht, dass sie nicht länger als eine halbe Secunde in derselben bleiben und bleiben dann 1 — 2 Tage stehen. Hierauf wäscht man sie mit warmen reinem Wasser ab und gibt ihnen eine feuchte, aber nicht zu warme Tempera- tur. Bei hellem Weiter werden Nachts und Morgens Dämpfe im Hause erzeugt und so ge- lüftet, dass es keine Zugluft gibt. Unter Einfluss solcher Behandlung nicht nur das Insekt, sondern auch die Krank- heit beseiligt werden. Schliessen wir von dem, was wir über die Rothe Spinne wissen, auf diese kleinen, fast unsichtbaren Stammesgenossen zurück, so zeigl sieh diese in besonders verderblicher Weise bei hoher trockener Temperatur. Das vom Herrn Doming empfohlene Verfahren dürfte deshalb bestimmt gegen dieselbe ein sicheres Mittel abgeben. Dagegen macht schon Lindiey darauf aufmerksam, dass wir es hier bestimmt mit zwei verschiedenen Krank- heitsformen zu thun haben, von denen die eine in zu trocken gehaltenen Orchideenhäu- sern durch diesen kleinen, wahrscheinlich erst in neuester Zeit eingeschleppten Feind verur- sacht wird. Die andere Krankheitsform aber, welcher wohl: soll II. Notizen, allein der specielle Name Orchideen- Krankheit zukommt, ist eine auch nach unserer Ansicht noch nicht genugsam erklärte Krankheit, die entweder mit einem kleinen, sehr schnell wieder verschwindenden Schim melpilz zusammenhängt, der in das Gewebe eindringend, eine krankbafte Veränderung der Säftemasse und in Folge dessen den Tod be- dingt — oder ©: ist eine dem Abslerben der Ericen und ar 'ern noch nicht zur Genüge er- klärten Kranklieiten analoge Erscheinung. — (E. R) 2) Veredlung des Steinobstes in den Spalt. Es ist nicht lange her, als man noch glaubte, im Frühling nur könne man Veredlungen vom Steinobst mil Glück vornehmen. Dennoch weiss man aus Erfahrung , dass von den Frühlings-Veredlun- gen von Pflaumen, Aprikosen, Kirschen und Pfirsichen sehr viele nicht annehmen, selbst wenn die Operation noch zur verhältnissmässig günstigsten Zeit und mit Geschick ausgeführt wurde. Ganz anders gestaltet sich das Resul- tat, wenn man entgegen der frühern Gewohn- heit, vom Anfang August oder selbst vom 15. Juli an die Veredlung des Steinobstes vor- nimmt, sobald nur die jungen Triebe soweit gezeiligt sind, um als &delreiser dienen zu können; denn zu dieser Jahreszeit kann man fast mit vollkommener Sicherheit auf das An- wachsen fast jeder Veredlung rechnen. Die Operation selbst wird ganz wie gewohnt ge- macht, man spaltet die Spilze des abge- stutzten Wildlings, setzt das Edelreis ein und verbindet und verstreicht mit Baumwachs. Ist das Welter aber sehr heiss, namentlich bei hellem Sonnenschein ist es nolhwendig, die Veredlungen mittelst Papier oder Blättern ein wenig zu schützen, auch müssen vom Edelreis selbst vor der Vornahme der Opera- tion die Bläller weggeschnitten werden. Auf diese Weise kann man auch noch im September und selbst bei einigen Sorten noch späler veredeln, man begiunt diese Veredlun- gen mit den Pflaumen, Aprikosen , Kirschen, Pfirsichen und kann schliessen mit den Bir- nen und Aepfeln selbst noch im Laufe des Monals Ociober, Als Vortheile dieser Herbstveredlung zählt 63 Herr Carriere , der Verfasser des betrefferden Artikels Leichligkeit des Anwachsens, die Mög- lichkeit der abermaligen Veredlung derjenigen Wildlinge, die millelst der Oculation im Jahre vorher nicht annehmen wolllen , dass ferner zu dieser Jahreszeit die andern Arbeiten in der Baumschule noch ruhen, indem nur die Oculalion gleichzeilig vorgenommen wird. Ge- genüber der Oculation des Steinobstes, welche ebenfalls durchaus praktisch ist, hat die Me- thode der Herbstveredelung in den Spalt, den Vorzug, dass sie bei jedem Wildling vorge- nommen werden kann, auch an solchen, de- ren Rinde nicht lösen will. Damit will Herr Carriere aber über die Methode im Frühling zu veredeln nicht den Stab brechen, denn es gibt sogar viele Pflan- zen-Arten. die nur im Frühling veredelt, mit Sicherheit annehmen, so die Ulmen, Eschen, Chionanthus, Leguminosen ele. Wır fügen diesem interessanten Artikel des Herrn Carriere, der bekanntlich die Baumschu- len des Museum d’hist. naturelle zu Paris un- ter seiner Leitung hat, noch hinzu, dass die Herbstveredlung auch in Deutschland gar nichts Neues ist und von unseren rührigen Pomolo- gen, namentlich aber von Lucas schon viel- fach empfohlen worden ist. Lucas empfiehli aber vorzüglich das seitliche Anlegen, was insofern den Vorzug hat, als im Falle des Nichtgelingens der Wildling nicht verstümmelt ist. Das Oculiren ist ferner in deutschen Baum- schulen für das Steinobst ganz allgemein ge- bräuchlich und wo die Rinde sich nicht gut löst, da setzt man ein Auge mil beholziem Schild in einen seitlichen, ziemlich grossen Stammausschnitt ein. Der späten Herbstver- edlung von Birnen und Aepieln im Monat October möchten wir in unserm rauhen Klima die Winterveredlung im Zimmer auf an ge- schütztem Orte eingeschlagene Wildlinge noch vo:ziehen. Jedoch wird auch von anderer Seite im Journal de la soc. cenirale (1859, p. 514) die späte lierbsiveredlung im Oclober und November für Birnen und Aepfef, und zwar in den Spalt, empfohlen. Auch wenn harle Fröste auf diese im freien Lande vorgenom- mene Operation unmittelbar folgten, nahmen doch alle Veredlungen an. (E. R.) 64 3) Tecoma ceapensis Lindl., deren Vaterland. Es gibt so manche Pflanzen, welche den Namen nach einem Lande tragen, in dem sie nicht wild wachsen. So z. B. die Asclepias syriaca, die aus Nordarnerika slammi. Als ein anderes Beispiel der Art nennt Berth. Seemann Tecoma capensis Lindl,, welche den von ihm gemachlen Untersuchun- gen zufolge in Südamerika heimisch ist, wäh- rend sie als nur verwildert in Folge des An- baues am Vorgebirge der guten Hoffnung, in Mozambique, in Ost- und Westindien zu be- trachien sei. (Bonplandia 1860, p. 3.) 4) Tiefe oder flache Gefässe für Palmen. Herr Bouche bespricht die Vortheile und Nachtheile bei Anwendung von tiefen Töpfen und Kübeln für Palmen. Für junge Pflanzen sagl derselbe sind dieselben entschieden vortheilhaft, indem sie bei densel- ben eine schnellere und kräftige Entwickelung bedingen. Fährt man aber nun beim ferneren Ver- pflanzen fort tiefe Gefässe zu geben, so trilt der Nachtheil ein, dass der obere Theil des Ballens nur sehr wenige Wurzeln enthält und dadurch ein des Ballens und schwierigere Cultur bedingt wird. Endlich kann man auch bei Anwen- dung von tiefen Gefässen es niemals vermei- den, dass bei kräftig wachsenden Exemplaren sich nicht auf dem Boden des Gefässes eine Menge Wurzeln anhäufen Herr C. Bouche ist daher gegen die Anwendung liefer Gefässe bei grösseren Pflanzen von Palmen. (Wochenschr. für Gärtn. 1860, pag. 116.) ungleichmässiges Ausirocknen sollten. 5) Blumenläden in Hamburg. Die Zahl der Blumenläden in den grösseren Städ- ten Deutschlands mehrt sich jährlich und der Verbrauch an blühenden Pflanzen und Deco- ralionspflanzen für's Zimmer und Baikon steigt noch jährlich. Herr E. Olto, Redacleur der Hamburger Garten- und Blumenzeitung,, eine der tüchligsten Zeitschriften der Art gab in dem Januarheft 1860 eine Uebersicht des Blumenverkaufes der Blumenläden Hamburgs, aus dem hervorgeht, dass diese jährlich mil Aus- nahme von Blatipflanzen und Zwiebeigewächs- sen ungefähr 500,000 Topfgewächse absetzen, Darunter paradiren die Maiblumen mit ungefähr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 70000 Töpfen , Pelargonien mit circa 24000, Azalea indica mit eirca 16000 Stck., Verbenen mit circa 85,000 Stck., Fuchsien mit eirca 22,000 Stck., Rosen mit circa 45,000 Sick. etc. Wir vermissen unter dem vom Herrn E. Otto gegebenen Verzeichniss, die hier in Petersburg mit Recht sehr beliebte Zimmer- pflanze, dieOlea fragrans, welche hier ebenfalls wassenhaft angezogen wird. 6) Die Gattungen Thea und Ca- ınellia. Von diesen beiden Gattungen unter- scheidet B. Seemann in einer besondern Mo- nographie im Ganzen 13 Arten, nämlich: 1) Camellia japonica L. Japan. 2) Hongkongensis Seem. Eine mit der vorhergehenden ver- wechselte Art. Wollige Frucht- knoten und Griffe! unterscheiden sie. reticulata Lindl China. Sasanqua Thbrg. Von dieser ist Fortuneis Yellow C’amelia eine anemonenblumige Abart. China. ’, 3) 4) Japan. drupifera Lour. lanceolata neo Surnatra. quinosaura Seem. Nicht in Cultur. 8) Thea maliflora Seem. rosenrolh und als T. euryoides in den Gärten verbreitet. ilierher ge- hört auch als gefüllt blühende Ab- art. die fälschiich als Camellia Sa- sanqua fl. roseo pleno in den Mär- ten verbreitete Pflanze. Ostindien. Seem. Bor- Nicht in Cultur. Java. ’ Japan. Blüht 9) „ euryoides Booth. China 19) caudata Seem. Ostindien. Noch nicht in den Gärten. 41) „ salieifolia Seem China. 12) „ assimilis Seem. Hongkong. Nieht in Cultur. 13) „ ehinensis L. Assam. Die als Th. Bohea, viridis, assamica , cantonien- sis, eochinchinensis, japonica und stricla verbreitete Pflanze. welche als Theestrauch angebaut werden. (Transact of the Linn. Soc. of London tom. XXI. Im Auszug in Hambrg. Grtztg. Ja- nuarheft 1860.) Il, 7) Ein einfaches, aber unfehlba- res Miitelgegen Brandwunden, das als Hausmittel schon vielfach aber noch lange nicht besteht in deın Auflegen eines frischen Blattes der Alo& succotrina auf die Brandstelle; der Schmerz wird fast augenblicklich gestillt, die Entzün- dung verhület und die Heilung erfolgt sehr schnell, in überraschend kurzer Zeit. Man schneidel das fleischige Blatt der Länge nach durch und legt die frische Schnittläche auf die Brandwunde. — Diese werthvolle Pflanze empfiehlt sielı ausserdem durch ihre stattliche Tracht, und durch die allereinfachste Pflege, die sie erfordert, sie sollte daher in keinem genug angewandt wird, Garten fehlen, denn zu ihrer Ueberwinterung genügt jede trockene und frostfreie Räumlich- keit und wem keinGarlen zur Verfüzung steht, der kann sie ganz als Zimmerpflanze behan- deln ; ein recht sonniger Standort isl ihr am liebsten; im Winter muss sie kühl und ganz trocken gehalten werden. — Wer einmal an sich selber ihre heilende und schinerzenstillende Wirksamkeit erprobt hat, wird gewiss ihr gerne die wenige Pflege gönnen, die sie beansprucht, vorkommenden Fällen das saflige Blatt möglichst rasch bei der Hand zu haben. — Wie vielen Opfern der grausamen Brand- wundenschmerzen hätte augenblickliche Lin- derung und schnelle Heilung zu Theil wer- den können, wäre die Aloö succoirina was sie sein sollte, eine Bewohnerin jedes, auch um bei des kleinsten Hausgärtchens! — (E. O. nach Illustr. horticole.) 8) Wellinglonia giganlea, der vie besprochene Riesenbaum Californiens , scheint auch in Deutschland überall vollkommen aus- zudauern. Die grössien jetzt existirenden Exem- plare in englischen Gärten sind bereits 91], Fuss hoch, mit einen Stammumfang von an- derthalb Fuss, ja eines dieser ers 6 — 7jäh- rigen Exemplare , das in Thetford steht, soll | bereits Früchte getragen haben! — | Es wäre wirklich erstaunenswerth , wenn ein Baum, dessen Alter man auf mindestens 1200 Jahre schätzt, schon früh Früchte tragen sollte! — Jedenfalls zeigt die Wellinglonia auf ihr zu- sagendem Boden ein überaus rasches Wachs- thum, und sollten die jungen in den Gärten Notizen. 65 existirenden Bäume wirklich bald anfangen, keimfähige Saınen zu produeiren, so gehört es nicht mehr zu den utopischen Träumen, dass auch der alte Continen! seine Haine von Bie- senbäumen erhalten wird. Die imporlirten Samen sind grossentheils taub und fast nicht anders zu bekommen, als durch das Fällen der Bäume, was jedoch neuer- dings von der Regierung der Vereinigten Staalen strenge verboten worden ist, da die Bäume zum Nationaleigenthum erhoben wur- den, um sie dadurch der gewinnsüchtigen Zer- störungswuth zu entziehen. — Im Jahre 1859 kam ein Quantum von 6 bis 8 Pfd. nach England; um dieses kleine Quantum zu erhal- ten, halle man zwei Bäume von 24 und 42 Fuss Durchmesser fällen müssen! allerdings gehen von den kleinen und leichten Samen eiwa 50,000 Korn auf’s Pfund, und als sie in London öffentlich versteigert wurden, stiegen die Preise bis auf 5 Pfund Sterling (35 Rthlr, oder 125 Fr.) für das kleine Paquet von eiwa 1 Lotti Gewicht, so dass sich die grossen Ko- sten der Beschaffung doch wohl bezahlt mach- ten; aber immerhin wäre es für die allge- meinere Verbreitung dieses Baumriesen sehr wünschenswerth, wenn obige Nachricht vom Früchletragen der jungen Bäume unserer ßär- ten sich bestätigle. — (E. ©. nach Illustr. hortieole.) 9) Cultur der Luculia gratissima als Kalthauspflanze. — In einer der Sitzungen des Züricher Gartenbau - Vereins im December 1859 wurde von Herrn Fürsprech Klauser, einem der eifrigsten hiesigen Blu- menfreunde, ein Junges Exemplar der schö- nen, ieider jetzt fast allgemein in Vergessen- heit gerathenen Luculia gratissima vorgezeigt, das mit zwei grossen Dolden seiner süssduftenden, zart rosafarbenen Blüthen ge- schmückt, durch seinen üppigen Gesundheits- zustand mich überraschte, und ich gestehe es offen, mich gleichzeitig beschämte, da ich den Herrn Klauser früher versichert hatte, er würde an dieser dilficilen Pflanze keine Freude erleben, da er sie bei den ihm zu Gebote stehenden Localiläten schwerlich jemals zur Blüthe bringen werde. Herr Klauser be- sitzt nämlich in seinem nur kleinen Garten 66 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kein eigentliches Gewächshaus, sondern ein |im Kalthause möglichst trocken in vollkomme_ Gartenhaus , das er für seine Topipflauzen al- lerdings recht zweckmässig eingerichtet hat, indem er auch für Oberlicht durch zwei Dach eingefügte Fenster ausserdem hat er einen trefflich eingerichteten tiefen Erd- kasten, ohne Heizung, worin besonders die Camellien vortrefflich gedeihen, und noch ein kleineres Fensterbeet. — Er pflegt seine klei- ne, aber gewählte Pflanzensammlung selbst mit grosser Vorliebe und eben so grossem Geschick, wovon nicht nur die Luculia, sondern seine sämmtlichen Pllanzen ein baered- tes Zeugniss ablegen. — Im vorigen Jahre hatte er die Luculia etwa 6 Monate erst in Cultur gehabt und ich war neugierig, wie er weiter damit fahren würde; jetzt (im No- vember 1860) fand ich bei einem kfirzlichen Besuche seine Luculia wieder im besten Zustande, mit grasgrünen Blättern und zwei Blüthendolden, die bis gegen Weihnachten einen schönen Flor versprechen; des vergangenen , überaus regnerischen, unfreund- lichen Sommers , den die Luculia. jeden Schutz im Freien aufgestellt, mit seinen übrigen Kalthauspflanzen halte er- tragen müssen. — Dieser glänzende Erfolg seiner Culturmelhode veranlasst mich um so eher, seine bereitwilligst mir gemachten Mit- theilungen zu veröffentlichen, als Pflanze betreffen, mit der schon mancher tüch- ins sorgle ; trolz ohne sie eine tige Cultivateur vergeblich experimenlirt hal, und die sieis eine Lieblingspllanze Aller ge- blieben wäre, hätte man sie richtig zu behan- deln verstanden. Nach der Blüthe, die bei dieser Behand- lungsweise in den December und Januar fällt, also in eine blumenarme Zeit, wo jede Blume doppelt geschälzt wird, schneide man die Lu- eulia tief in's alte Holz zurück, unbeküm- mert darum , dass man damit die Blätter und die jungen Triebe, die gewöhnlich schon gleichzeitig mit der Blüthe aus den obersten Blattachseln erscheinen, opfern muss. starke Zurückschneiden ist nothwendig, wenn man niedrige, buschige und keine unansehn- liche, hohe, unten ganz kahle Exemplare ha- ben will. Man halle die Pflanze, die jetzt auf einen niederen, blattlosen Stumpf redueirt ist, Dieses nem Ruhezustande bis Mitte März oder Anfang April; dann sollte ein warmes Frühbeet zur Verfügung stehen, da sie, um kräftig zu trei- ben, nur Bodenwärme und eine höhere, feuch- tere und geschlossenere Lufltemperatur langt, als man ihr im Warmhause, viel weni- ger noch im Kallhause zu geben vermöchte; in dieses Frühbeet, das gleichzeitig zum Anlrei- ben der Gloxinien, Achimenes und der anderen knolligen Gesneriaceen, oder der Caladien, Cureuma-Arten etc. dienen kann , wird der Topf eingesenkt; sobald die Triebe sich zei- gen, schreile man zuin Verpflanzen, und sorge für möglichst geringe Verletzung der Wurzeln und für einen gut gesicherten Wasserabzug. — Eine gute Lauberde mit etwas mildem Lehm und scharfem Quarzsand gemischt, wird eine ge:ignete Erde sein. Nach dem Verpflanzen stellt man die Pflanze in’s Treibbeet zu- rück, das geschlossen und schaltig gehalten wird. — Vielleicht ist es noch besser, das Verpflan- zen schon früher, 8 bis 14 Tage bevor man sie in’s Treibbeet stellt, vorzunehmen, da dann die treibende Pflanze nicht mehr gestört wird. Sollten sieh mehr Triebe entwickeln, als die Pflanze vollkommen ausbilden kann, da sie sich gegenseitig doch nur schaden würden, so nehme man die überflüssigen ab und be- nutze sie als Stecklinge zur Nachzucht, bilden sich dagegen nur wenige oder gar nur ein einziger Trieb, so muss man durch zeiliges Ausbrechen der Spitze die Verästelung be- fördern. Sobald der Trieb vollendet ist, ge- wöhne man die Pflanze allmälig an Luft und Licht und stelle sie darauf etwa gegen Anfang Juli ganz in’s Freie an einen geschützten, et- was schattigen, nur der Morgen- oder Abend- sonne exponirten Ort; hier bleibt sie bis Mitte oder Ende September, um darauf eine helle möglichst warme Stelle im Kalthause als Win- Da November und December selten viele sonnenhelle Tage bie- ten, und bei anhaltend niederer, feuchter Tem- peratur die Knospen der Luculia gratis- sima nicht vorwärts rücken, so ist zu dieser Zeit ein etwas wärmerer Stand im temperirten Hause unbedingt vorzuziehen, um die Blüthen- entwicklung zu beschleunigen. — Das Be- VEer- terquartier zu beziehen. ı. giessen richte sich ganz nach den Bedürfnis- sen der Pflanze, während der Wachsthums- zeit lasse man sie nie stark austrocknen und Durst leiden, schwache Dunggüsse nur vortheilhaft wirken, wens sie mit nöthiger Vorsicht und in starker Verdünnung gereicht werden. werden (E. 0.) 10) Die Pfanzenthiere. Nr. 9 und 10 der Ponplandia enthält einen recht an- ziehenden Vorirag von Dr. G. Jäger über die- sen Gegenstand , der noch lange die gelehrie Welt beschäfigen wird; denn bisjetzt, — und hierüber sind wir mit dem geehrten Verfasser dieses Aufsaizes einverstanden, — ist „die ab- solute Unmöglichkeit, eine Gränzlinie zwischen beiden Reichen (d. h. zwischen Pflanzen- und Thierreich) zu ziehen,“ noch nieht zur Möglich- keit geworden. Andererseits müssen wir uns von unserem Standpunkte aus — und hierin werden wohl die meisten Systematiker mit uns einverstanden sein — entschieden gegen die von Herrn Dr. Jäger gezogenen Schlussfolgerungen über den verwandschaftli- lichen Zusammenhang von Thier- und Pflan- zenreich aussprechen, indem alles, was bis jetzt über Umbildung von Arten und Genera- tionswechsel entdeckt und aufgestellt wurde, lediglich als Entwicklungsgang der concreten Art erscheint. Diess soll uns jedoch nicht ab- halten die Schlussfolgerungen selbst milzu- theilen, welche folgendermassen lauten: „Wahr- scheinlich waren die ersten Wesen, welche durch generatio aequivoca auf unserer Erd- oberfläche entstanden, Pflanzenthiere, nämlich Mittelgiieder zwischen Thier und Pflanze, We- sen. welche den geiseltragenden Infusorien, den Schleimpilzen , Schwämmen etc. ähnlich waren. Aus ihnen entwickelten sich auf dem Wege der geschlechtlichen und ungeschlecht- lichen Fortpflanzung, gleich den zwei Aesten aus einem Stamme, einerseits wahre Pflanzen, andererseits wahre Thiere, die einander noch in Form und Lebensgeschichte glichen. Wäh- rend dann die Pflanzen aufhörten, in die Höhe zu wachsen, d. h. zu einer höhern Orgauisa- tionsstufe sich zu erheben, überflügelte sie das Thierreich, indem es in fortschreitender Ent- Notizen. 67 wicklung eine Höhe der Organisation erreichte, von deren Spitze wirMenschen die ganze or- ganische Welt überschauen." — Gewiss geist- volle und schöne Hypothesen, aber leider eben auch nichts weiter als — Hypothesen! Und man könnte wohl billig fragen, warum denn plötz- lich die armenPflanzen aufhören mussten, sich höher zu organisiren und nicht sammt und sonders in’s höhere Thierreich übergingen ? (F.v.H) 11) Ueber Erythroxylon Coca Lam. Diese berühmte peruanische Pflanze, von wel- cher Dr. Scherzer zum ersten Male grössere Ouantitäten nach Europa gebracht hat, ist seil- dem, wie in der Beilage 305 zur A. A.Z. mil- getheilt wird, die Veranlassung zur Entdeckung eines neuen, in ihr enthaltenen Alkaloids ge- worden, welches von dem Entdecker, Dr.Nie- mann in Göttingen den Namen: „Cocain“ erhalten hat und unter diesem Namen jeizt von ihm beschrieben worden ist. Obwohl näm- lich die wunderbaren Wirkungen dieser Pflanze bereits von den spanischen Historiographen des 16.Jahrh. erwähnt werden und die Pflanze selbst sowohl durch Lamarcque, als durch Martius genau beschrieben ist, so cursirten doch über die chemischen Eigenschaften und die medieinischen Wirkungen der Coca die wider- sprechendsten Mittheilungen. Soviel geht aus Dr. Scherzer’s Angaben hervor, ‚dass die nar- kotische Wirkung der Cocablätter die Nerven- thätigkeit erhöht, das Gehirnleben steigert und dass sie überhaupt ganz ausserordentliche sti- mulirende Eigenschaften besitzt, wodurch sie für die arbeitenden Indianer, die oftneben den angestrengtesten Arbeiten nur äusserst küm- merliche Nahrung erhalten , fast unentbehrlich werden. Scherzer, welcher den merkwürdigen Fall erzählt, dass ein indianischer Bote die 249 engl. Meilen betragende Entfernung von La-paz nach Tacna in 4 Tagen zurücklegte, und dann nach einem Rastlage die Rückreise in 5 Tagen mit Uebersteigung eines Passes von 13000 Fuss vollbrachte , ohne auf dieser Reise etwas Anderes zu geniessen, als gerö- steten Mais undCocablätter, macht den Vorschlag, die Coca überall in Anwedung zu bringen, wo die menschlichen Kräfte durch 68 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, aussergewöhnliche Sirapazen in Anspruch ge- | führung und Cultivirung derselben nicht ohne nommen werden.‘ Jedenfalls würde die Ein- Nutzen sein. (A.) nn VW. Literatur. 1) H. Jäger, Illustrirte Bibliothek des landwirthschaftlichen Garten- baues. Leipzig bei Olto Spamer. Von diesem wichtigen Werke sind wieder 3 Bändchen erschienen, deren Besprechung wir nur deshalb verschoben hatten, um sol- che mit Musse durchzulesen. Der Verfasser ist unsern Lesern aus seinen zahlreichen gediegenen Schriften, sowie als Mitherausgeber der Gartenflora hinlänglich be- kannt und verdienen alle von demselben verfassten Schriften die volle Aufmerksamkeit aller Gartenfreunde. Die 3 als selbstständige Werke erschienenen Fort- selzungen des oben angezeigten Werkes sind: zuvor mehr schon von vornherein l) Die Boden- und Düngerkunde, mit besonderer Berücksichtigung des Ge- müse-, Obst- und Weinbaues. Es ist dieses Werk nicht vom Standpunkte der Wissenschaft, sondern vom Slandpunkle des Praktikers aufgefasst, der den wissen- schaftlichen Entdeckungen der Neuzeit im Ge- biete der Boden- undDüngerkunde ge- folgt ist. Es ist deshalb dasselbe für den, welcher Belehrung sucht, auf welche Weise er seinen Boden in den geeignelsten Zusland zur Culltur setzen kann, ein durchaus sicherer Führer. Wir erhalten in dem Buche zunächst eine Uebersicht über die Natur und die Zersetzungs- formen des Bodens, dessen Tauglichkeit zur Cultur und Lage und dessen physische Be- schaffenheit. Hierauf tritt der Verfasser auf die Grundbestandtheile des Bodens ein und gibt darnach eine Einlheilung der Bodenarten, worauf eine einlässliche Besprechung dersel- ben in ihrer Beziehung zur Cultur folgt. End- getheilt, auf welche Weise man sich, ohne Chemiker zu sein, von dem Werth eines Bo- dens zur Cultur überzeugen könne. Es folgen Listen von Pflanzen, welche den Bodengehalt anzeigen *). — Der Zweite Haupttheil des Buches enthält die Be- sprechung der Bodenverbesserung oderDüngung. Nach einer allgemeinen Eintheilung folgt die Be- sprechung der einzelnen Düngstoffe je nach ihrem Werth an und für sich und für die verschie- denen Bodenarten. Wir hätten dabei gewünscht, dass der Behandlung des Stalldüngers auf dem Düngerhaufen eine noch etwas einlässlichere Besprechung zu Theil geworden wäre, da sel- ten der Mist gleich frisch untergebracht wer- den kann und von der Behandlung auf dem Düngerhaufen oder in der Düngergrube die Güle des Mistes wesentlich bedingt wird. So- gar der zweckmässigsten Einrichtung der Dün- gerställe hälten einige Worte gewidmet wer- den können. Nebenbei erwähnt zwar der Ver- fasser der Einstreuung von Erde etc. um die flüchtigen Stoffe aufzufangen, es ist dies aber nicht genug in den Vordergrund geselzt, um so mehr als namentlich für alle Gemüsecultu- ren diese Art der Vorbereitung des Düngers von verschiedener Wichligkeit ist und die Düngermasse durch zweckmässiges Verfahren mehr als verdoppelt werden kann. *) Bei den Sandpflanzen ist Gnaphalium Stoechas mit aufgeführt, das in Deutschland nirgends vorkommt. Festuca ovina etc. sind als charakteristisch für Sand und Kalk aufge- führt, Genista anglica wird als Sparlium angli- cum aufgeführt; Camelina saliva ist kein Zei- chen für Sandboden, die Lupinen sind sämmt- lich bei uns nicht wild, was ist Caucalis auca- licb werden auch noch einige Verfahren mit- |]is für eine Species etc. IV. Literatur. MitRecht wird vom Verf. nachdrücklich darauf hingewiesen , wie einer unserer besten Dung- stoffe, der Abtrittsdünger, grossentheils ungenutzt verloren geht. Nach den für die Oulturen un- entbehrlichen verschiedenen Arten von Mist werden alle andern Dungstoffe besprochen, dann auch den flüssigen Dungstoffen und der Gründüngung Capitel gewidmet und endlich die Art der Düngung von Obstbäumen, Baumschulen und Weinstöcken noclı beson- einige ders besprochen. — Als Anhang ist eine Uebersicht der Arbeiten in dem Obst- und Gemüsegarten nach den Monaten gege- ben. — Wir haben dieses Buch mit grossem In- teresse eingesehen und können es mit voller Ueberzeugung als präktischen Rathgeber, der nicht im Stiche lassen wird, empfehlen. Hät- ten wir auch einzelnen Richlungen noch ein- gehendere Bearbeitung gewünscht, so haben wir unsere doch nur mit der vollen Ueberzeugung gegeben, das dem ausserordentlich schwierigen Kegenstand, den das Buch bespricht , nicht leicht allseitig vom gleichen Verfasser wird genügt! werden kön- nen. Namentlich hat der Verfasser der Auf- gabe, die er an sich selbst in der Vorrede gestelll hat, eine Boden - und Düngerkunde vom praktischen Standpunkte des aus zu geben, vollständig genügt. — Das zweite Bändchen umiasst Bemerkungen Gäılners 2) Die Baumschule oder vollständige Anleitung zur Anzucht der Obstbäume zum Betriebe der Baumschulen im Gros- sen und Kleinen und zur Gewinnung neuer Obstsorten aus Samen. Es bewegt sich hier der Verfasser auf ei- nem ihm durch und durch vertrauten Bo- den. Das Buch bespricht zunächst die Lage, den Boden, die Anlage und Bewirthschaftung ei- ner Baumschule und geht hierauf zur Ver- mehrung der verschiedenen Fruchtgatiungen über. Es werden hier zunächst die zur Ver- edlung, je nach den Obstsorten und Zweck tauglichsten Wildlinge, dann die Erziehung von Wildlingen und Edelstämmen aus Samen, Ausläufern, Ablegern und Siecklingen bespro- U, 1861. 69 chen. Weiter lernen wir die Behandlung der Samenpflanzen bis zur Veredlung und die ver- schiedenen Arten der Veredlung kennen, wel- che durch gute Holzschnitte erläutert sind. Hierauf folgt die Behandlung der veredel- ten Bäume bis zum Abgeben aus der Baum- schule, wobei den verschiedenen Obstgaltun- gen und Baumformen specielle Rechnung ge- tragen wird. Endlich sind noch dem Verpacken, der Cultur während der Erziehung, den Feinden und Krankheiten , den Kosten und Ertrag und der Erzeugung neuer Obsisorlen aus Samen besondere Artikel gewidmet. Das dritte Bändchen: 3) Der Obstbaumschnitt oder die neue- ste Methode zur Behandlung der fei- neren Obstsorten am Spalier und al- len andern gebräuchlichen Formen nach J. A. Hardy, Debrueil, Lepere und Andern ist gleichsam die Fortsetzung zu dem vorher- gehenden Bande. Wie das vorhergehende ist auch dieses schon die zweite mil zahlreichen eigenen Erfahrungen verbesserte und vermehrte Auflage. Wir erhalten in dieser zweiten Auflage nieht nur die Uebersetzung des ausgezeichnet- sten Werkes den Schnitt der Obstbäume zu allen mögli- chen Formen , in französischer Sprache über von dem berühmten Werke von Hardy, sondern es hat der tüch- tige Ueberselizer, auch wichtigsten Werke scher Sehriftsteller , nämlich noch alle die andern Französischer und Belgi- sowie die selbst gemach- ten Erfahrungen benutzt, und hieraus ein voll- kommenes Ganzes gebildet, das bei Klarheit des Vortrages, das Wichligste noch durch Figuren gut erläutert. Die Behandlung von Pyramiden und Spa- lieren der feineren Obstgattungen ist bei uns in Deutschland noch gegen die vollkommenen Culturen der Art in Frankreich, weit zurück. Wir müssen daher dem Verfasser dankbar sein, dass er durch dieses vorzügliche Werk (welches überall von dem vollständigen Ver- ständniss dessen, was gelehrt wird, zeugt), dem 6 70 deutsehen Obstfreund alle in Frankreich in neuester Zeit gemachten Erfahrungen auf eine anschauliche Weise zugänglich gemacht und dabei auch die im eignen Vaterlande gemach- ten Erfahrungen nicht übergangen hat. Wir empfehlen daher jedem, der sich für Obstbau interessirt, dieses durch und durch gute und rützliche Werk. (E. R.) 2) Rud. Siebecek, Die Elemente der Landschafts-Gartenkunst, in ei- nem Plane dargestellt und durch die bestimmenden Motive er- läutert. Leipzig bei J. L.Schrag 1860. — Siebecks Werke über Landschaftsgarten- kunst haben deutschen Literatur Epoche gemacht, da sie die ersten waren, wo ein tüchliger Gartenkünstler und fertiger Zeich- ner seine Ideen nicht blos schriftlich, sondern in unserer immer zugleich durch vorzüglich gezeichnete | Pläne in einer Geiälligkeitl der Darstellung er- läuterte , die allen früheren ähnlichen Werken abging. Seine bildende Gartenkunst und De- cameron wurden in diesen Blättern früher besprochen. Sie tung gefunden und haben weit über die Gren- zen Deutschlands die Ideen und An- leitungen unseres deutschen Künstlers verbrei- tel, Während Siebeck iu seinen früheren Wer- ken für bestimmte Lokalitäten oder gedachte Lokalitäten specielle Pläne ausgearbeitel und beschrieben hat, soll dieses Werk einen gros- bestehend In diesem Riesen- haben allgemeine Verbrei- hinaus sen Plan eines Parkes, Folio - Blättern enthalten. Plane, der auf Leinwand aufgezogen, zugleich eine schöne und instruclive Decoration für das Zimmer jedes Gärtners und Gartenfreundes ab- geben wird, sollen nicht blos einzelne Ele- mente zur Bildung des Ganzen zusammentre- ten, wie dies bei der Composition kleinerer Anlagen natürlicher Weise geschehen musste, sondern es sollen alle Elemente, die dem Gar- tenkünstler bei der Anlage eines Gartens zu Gebote stehen, zu einem harmonischen Ganzen vereinigt werden. Es soll senplan einen Park darstellen, der Berg und Thal, Bäche und Teiche, Felsen und Wälder, mithin dieser Rie- aus 16| Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lebte Rasenparthien, durchzogen von zweck- dienlichen und ästhetisch gezogenen Wegen, Blumenparthien etc. vereinigen soll. Die Gruppirungen sollen aber nicht will- kürlieh durcheinander geworfen sein , sondern sie sollen so mit andern verbunden werden, wie es der Charakter der einzelnen Parthien verlangt und diese grössern Parthien sollen wieder auf die zweckmässigste Art in einander übergeführt werden. Da unst erst 4 Blätter zur Ansicht vorlie- sen, so können wir selbstverständlich noch gar kein Urtheil fällen, ob es Siebeck gelun- gen ist, diese sich selbst gestellte Aufgabe vollkommen zu lösen. Da zweckmässige Ver- mittlung zum harmonischen @anzen eine der schwersten Aufgaben für den Garlenkünstler ist, so muss auch dieser grosse Plan wieder seinen förderndenEinfluss auf die kunstsinnige Anlage von Gärten aller Art geltend machen. Die uns vorliegenden ersten 4 Tafeln sind wieder mit der gleichen Fertigkeit in der Dar- stellung , wie die Tafeln der früheren Werke gezeichnet und der Preis von 6 Rthlr. für das sanze Werk erscheint im Verhältniss zur Lei- | stung sehr gering. Vom Text liegt ausser der Vorrede der erste Bogen vor uns. Derselbe behandelt von den einzelnen Elementen, Raum, Gruppirun- gen, Wege, Rasen, Wasser, Hügel und er- scheint nicht nur in deutscher, sondern auch in französischer und englischer Sprache. Wir wollen die Gesichtspunkte, die der Verfasser aufstell, hier kurz soweit wiedergeben, als dies bei einem kurzen Auszuge möglich ist. Der Raum bedingt die Anlage in doppelter Weise, näwnlich einmal durch seine Terrain-Ver- hältnisse und dann durch seine Umgebung. Letz- tere muss entweder so gedeckt werden, dass dies dem Ganzen keinen Eintrag thut, oder muss, gleichsam durch hier und da geöffnete Aussichten , in den Raum der Anlage gezogen werden. Die gehörige Benutzung des Raumes beurkundet am meisten das Talent des Künst- lers. Die Gruppirungen. Die Gruppirun- gen in Verbindung mit den Wegen bedingen die einzelnen Scenen und die Form des Gan- Wiesen, von Bosqueten und Baumgruppen be- | zen. Gestalt und Grösse derselben hängt von IV. Literatur. der Ausdehnung der ganzen Anlage ab. Die Gestalt derselben sei sinnig unregelmässig ; in grösseren Anlagen zeige sie freie, kühne und ungezwungene Umrisse mit Einsprüngen und Vorsprüngen, die sich bald in einzeln stehende Gehölze, bald in dichte Massen auflösen. In kleineren Gärten bilde sie anmuthige Wellen- linien und die einzelnen Gruppirungen sollen verschieden in Gestalt und Grösse sein. Sie zerfallen in Vorder - und Hintergrund , sowie in einzelne auf den Rasen hingeworfene Grup- pen und freistehende Bäume und Sträucher, Ausserdem ist die malerische Totalwirkung aller Gruppen stets zu berücksichtigen. In den Profilen sollen sie allmälig herabsteigen, ihre Regelmässigkeit aber durch einzelne höher aufsteigende Bäume unterbrochen werden. In Bezug auf die Perspective bemerkt der Verf. sehr richtig, dass wenn inieressantere ferner liegende Punkte in die Scenerie gezo- gen werden sollen, die vorderen die Durch- sicht gestaltenden Gruppen näher zusammen stehen und am böchsten die folgenden Gruppen aber allmälig weiter aus- einander treten und niedriger sein müssen. Soll umgekehrt ein Gegenstand enifernter er- scheinen, so müssen die hinteren Gruppen die höchsten und am meisten zusammengerückt sein und die vorderen immer niedriger wer- den und auseinander treten. Ausserdem werden Gruppen im Vordergrund aus niedern schön blühenden Gehölzen, Grup- pen im Hintergrund aus höheren Bäumen und geschlossenern Massen gebildet. Endlich muss der Künstler den Bau und die Wirkung der Gehölze, die er verwendet, genau kennen und durch deren Zusammen- stellung harmonische Verbindung , Schattirung und Contraste bedingen und jeder einzelnen Gattung die Stellung geben , wo deren eigen- thümliche Schönheit sich die meiste Geltuug verschafft. — sein müssen . immer weiler Wege. Die Wege sollen überall so lie- gen, dass sie einestheils den Zweck haben, auf keinen auffallenden Umwegen nach be- stimmten Punkten zu führen, dass sie alle in- teressanten Punkte mit einander verbinden und doch gleichzeitig anmuthige Biegung und eine solche Lage zeigen, dass der Spazier- 71 gänger durch Abwechslung und Mannigfaltig- keit der Scenerie unterhalten wird. Grössere Umwege dürfen nur durch Hindernisse bedingt werden. gleichsam als auf der der Rasen. Der Rasen ist die Leinwand zu betrachten, Künster sein landschaltliches Gemälde entfal- tet. Sanfte Erhebungen des Bodens erhöhen die Schönheit der Rasenflächen, welche in grösserer Ausdehnung Ruhe in die Scenerie bringen. Eckige Formen der Rasenflächen sind zu vermeiden. In kleineren Anlagen sind die grössten Rasenflächen in die Nähe der Wohnungen zu legen, ihre Form und Ge- stalt muss durch die Gruppirungen bedingt werden. Wasser ist überall, wo es in die Anlage gezogen werden kann, eins der belebendsten Elemente derselben. Es ist der Spiegel der Landschaft, erheitert die Scenerie und trägt zur Mannigfaltigkeit des Bildes um so mehr bei, wenn auch die Bildung und Bepflanzung der Ufer, Durchblicke auf dasselbe und die Seenerien am Ufer mit Kunstsinn ausgeführt sind. Indem man es bald zu ruhigen Flächen sich ausbreiten lässt, bald als Bach durch Wiesen oder Gehölze leitet, bald über Felsen hinabstürzen lässt, ist es in der Hand des Künstlers von hoher Bedeutung für die ein- zelnen Scenerien. Hügel. Die Erhöhungen des Terrains zu Hügeln geben dem Künstler, ähnlich wie - das Dasein von Wasser, den reichsten Stoff, sein Talent zu entfalten, indem er die gegebe- nen Lokalitäten gut benutzt, überall sanfte Wellenlinien zu schaffen sucht und durch Rasenflächen und Pflanzungen in der Gestaltung zeigt, wo und wie sie den meisten und angenehmsten Eifekl hervorbringen. Aü- landschafılichen Darstel- diese gel bringen in der lung die reizendsten Abwechsiungen hervor, sie begrenzen die Aussichten und eröfl- nen neue nach deren Ersteigung, Wo sich mehrere Hügel zu fortlaufenden Erhöhungen gestalten und natürliche Thalmulden bilden, wo zugleich noch fliessendes Wasser benutzt werden kann, da hat der Künstler alle die Elemente vereinigt, um das Schönste zu schaf- 6 * 72 fen, was geläuterter Kunsisinn ins Leben ru- fen kann. Wir haben im Vorhergehenden die Grund- ideen mitgetheill, welche der Verfasser aus- spricht und die als allgemeine Wahrheiten zu betrachten sind. Bei einzelnen dieser Punkte hätte der Verfasser noch ınehr ins Specielle eingehen können. Wir vermutuen aber, dass er dies bei Besprechung des Planes selbst thun wird. (E. R.) 3) W: Hochstetter, Wegweiser durch den Botanischen Garten in Tü- bingen. Tübingen 1860. Die Bemühungen, unsere Botanischen Gär- ten für das grössere Publikum immer nützli- cher zu machen, mehren sich auf eine erfreu- liche Weise. Auch die vorliegende Schrift ist von dem tüchtigen Universitätsgärtner, Hrn. Hochstelter, aus diesem Gesichtspunkt geschrie- ben worden, um mit dem Büchlein in der Hand den Garten zu durchwandern. Der Botanische Garten in Tübingen ward schon im 417. Jahrhundert auf Veranlassung des berühmten R. J. Cammerer angelegt. Die Anlegung des jelzigen Gartens erfolgte erst im Jahre 1806, in Folge eines im Jahr 1804 vom verstorbenen König von Württem- | berg Friedrich II. erlassenen Befehls und als Gärtner ward J. B. Bosch angestellt. In den Jahren 1807 — 1809 ward von demselben der jetzige Garten angelegt, ner Weise, und zwar in ei- dass der Garten gleichzeilig den wissenschaftlichen Zwecken, sowie als öffent- licher Spaziergang dient. Im Jahre 1817 V. Personalnotizen 1) Herr vonHeuglin, der an derSpitze der Expedition steht, die dem Schutze des Herzogs von Coburg gebildet hat. um zur Erforschung des Innern Alrika’s, sowie zur Aufhellung des Schicksals Dr. E. Vogels + sich unter Gartenflora Deutschlands, Russländs und der Schweiz. ward K. Ortmann als Bot. Gärtner unter dem Directorat des Prof. Schübeler angestellt. Der Garten ward durch neue Ankäufe noch vermehrt und neue Gewächshäuser wurden er- baut: Im Jabre 1834 nach Schübelers Tode ward der als Pflanzen - Physivlog berühmte Professor Mohl als Director des Gartens ange- stellt und schon im Jahre 1835, ward der Gar- ten von Neuem vergrössert, es ward ein Bas- sin für Wasserpflanzen angelegt und im Jahr 1839 ward abermals ein neues Kalthaus ge- baut. Herr Hochstetter ist seit 1850 als Uni- versitätsgärtner angestellt. Seitdem wurden die perennirenden Pflanzen nach dem natürlichen Systeme zusammengepflanzt üund für die Cuitur der Zwiebelgewächse und ein- jährigen Pflanzen wurden besondere Parthien gebildet. Es folgt nun eine genaue Beschrei- bung des Gartens nach seiner jetzigen Anord- nung nebst Plan und endlich die Aufzäh- lung der Cultur befindlichen Gattungen nach dem natürlichen Systeme. daselbst in (E. R.) A) J. Hartwig, die Kunst der Pf[lan- zenvermehrung nach Neumann. — Weimar bei Voigt. Zweite Auflage. dieses in’s Deulsche übertragenen Werkes vom Freiherrn von Biedenfeld herausgegeb.n. _Die zweite uns vorliegende Ausgabe hat Herr Hartwig mit mancherlei wichtigen Zusätzen und Ver- besserungen versehen, so dass diese Ausgabe den Anforderungen und Erfahrungen der neue- |sten Zeit sich vollkommen anschliesst. (E. R.) Die erste Ausgabe ward und Correspondenz. | über Egypten nach dem Tsad- See zu gehen, | ist kürzlich nach Egyplen abgereist. | Die Ko- | sten dieser Expedilion werden durch Privat- | Beifräge aus allen Theilen Deutschlands ge- deckt. Da es sich um Aufhellung der V, Personalnotizen. Schicksale eines deutschen Reisenden handelt, so ist Deulschlands Ehre in diese Angelegen- heit verflochten. Beiträge zu diesem eben- so edlen als für die Wissenschaft wichtigen . Unternehmen nimmt der Schatzmeister des Comite, Herr Justus Perthes, in Gotha an. Das Gelingen des Unternehmens hängt vorzugs- weise vom Zusammenbringen einer bedeuten- Die Beiträge können ent- auch jährlich für den deren Summe ab. weder für einmal oder Zeitraum von 4 Jahren gegeben werden. Möchten recht Vieie sich betheiligen, damit diese Expedition durch reichere Mittel ge- stülzt, gegründetere Aussicht habe, sowohl den edelmüthigen Zweck, von dem vesscholle- nen E. Vogel sichere Nachricht zu erhalten, erreichen zu können, als ferner uns das Innere eines Welitheiles noch näher kennen zu ler- nen, über das nach vielen vergeblichen Ver- suchen, ebenfalls ein deutscher Reisender, Dr. Barth, die ersten sichern Nachrichten gegeben hat. — Ueber das Personal der Expedition bemerken wir noch , dass der an der Spitze der Expedition stehende Dr. Th. von Heug- lin, in jeder Beziehung das vollste Vertrauen verdient. Sieben Jahre lang war derselbe K.K. General - Consul für Centralafrika in Charthum am Zusammenfluss der beiden grossen Nilarme, Durch diese seine Stellung ist er bereits mit mehreren mächtigen Persön- lichkeiten Inner -Afrika’s bekannt geworden und hat durch die auf eigene Kosten unter- nommenen Entdeckungsreisen nach Abyssinen, dem Rothen Meere und nach dem Somoli- Lande gezeigt, was er zu leisten vermag und dass er durch seine Gewohnheit in jenem Klima zu leben und seinen glühenden Eifer für Wissenschaft ganz der!'Mann ist, der durch hinlängliche Mittet unterstützt, den vielen Ge- fahren und der hohen Aufgabe jener Expe- dition gewachsen ist. Ausserdem besorgt der- selbe in Kairo und Charthum die nöthigen wissenschaftlichen Instrumente und treue er- probie Diener, die ihn auf seiner Expedition begleiten werden. Als Botaniker begleitet Hr. Dr. Steudner aus Berlin, und als Mechani- ker, Physiker und Astronom Hr. Kinzel- bach die Expedition. Am 24. November waren diese 3 Reisenden noch in Gotha bei einer von Dr. Ule gehaltenen öffentlichen Vor- m ii ee nn 17) lesung über den Zweck der Expedition gegen- wärlig. Am 25. war unler dem Vorsitz Sr. Hoheit des Herzogs von Coburg, dem Hohen Sehützer und Beförderer hochherzigen Unternehmens noch eine Sitzung desÜomile’s, in welcher den Reisenden die bisher einge- gangenen Weldmittel im Betrag von 12,000 Rtlilr. übergeben wurden. Auch Director Vogel, der Vater des un- alücklichen vermissten Naturforschers halle sich eingefunden, un: Abschied zu nehmen den 3 Männern , Jie bereit waren unter dem Schulze Gottes und den Segenswünschen des deutschen Volkes, den Schrecken Afrika’s zu trolzen, um sichere Kunde über seinen Sohn zu bringen und die Wissenschaft durch ihre Forschungen zu bereichern. Von Egypten aus, wohin die Mitglieder der Expedition jetzt abgereist sind, gehen die- selben über Suez nach dem Rothen Meere. Von hier denken sie mit einem Dampischiffe nach einem der südlichsten Punkte Egypiens nach Massana zu gehen, von wo aus sie in das gebirgige Innere zwischen der Küste und dem Nil vorzudringen gedenken. Dort treffen sie den schweizerischen Reisenden, Werner Munziger, der sich deı Expedition anschliessen des von wird. Während der Regenzeit werden sie in die- ser verhältnissmässig gesunden Gegend ver- weilen, um dann so schnell als möglich durch Kordofan und Darfur, oder mittelst eines Dampfschiffes, das der Pascha von Egypten zur Disposition stellen wird, und seinen westlichen von Süden wahrscheinlich durch den weissen Nil Zufluss, den Bahr-el-Gasar, her nach Wadai vorzudringen. Dr. E. Vogel, dessen Schicksal erforscht werden soll, ist 1856 nach Wara der Haupt- stadt Wadai’s gegangen und soll dem Gerücht zufolge, vom dortigen Sultan ergriffen und hingerichtet worden sein, Schon ein deutscher Reisender, Freiherr von Neismann und ein Franzose, Dr.Cuny, welche beide nach Wadai vorzudringen such- ten, um das Schicksal Vogels zu erforschen, fanden ihren Tod bei Unternehmen. Nur eine mit reichen Mitteln ausgestattete Ex- pedition hat die Aussicht, bei einem solchen diesem 4 Unternehmen glücklicher zu sein. Zwar sind, wie wir oben mitiheilten, schon 12000 Rthir, zu derselben aus allen Theilen Deutschlands gesteuert worden, allein auch diese Summe ge- nügt noch nicht. In allen Gauen Deutschlands wird daher auch noch ferner zur Unterstütsung dieses Un- ternehmens gesammelt. Der ÜUnterzeichneie aber erlaubt sich alle, die sich für wissen- schaftliche Forschungen der Art überhaupt in- leressiren , insbesondere aber die zahlreichen in Russland lebenden Deutschen und Schwei- zer, die ein warmes Herz für ihre Mitbürger haben, die sich bei diesem Unternehmen im Interesse der Wissenschaft und Menschlichkeit in die höchste Gefahr begeben, aufzufordern, -- ebenfalls durch kleinere oder grössere Bei- träge zu diesem Unternehmen steuern zu wollen. Der Unterzeichnete ist gern bereit, diese Beiträge in Empfang zu nehmen und dem Schatzmeister des Comite’s unter Anzeige der Beiträge in diesen Btättern zu senden. — (Dr. E. Regel.) Als bereits eingegangene Beiträge zeigen wir an, von den Berren Dahler (5 Rbl.), v. lelesnow (5 Rbl.), Heddewig (3 Rbl.), v. Wol- kenstein (5 Rbl.), Regel (5 Rbl.), Zabel (3 Rbl.), Mollerius (5 Rbl ), Rochel (5 Rbl.), Lin- gen (3 Rbl.), v. Seidlitz (3 Rbl.), v. Fritsche (10 Rbl.), v. Raach (10 Rbl.), v. Baer (5 Rbl.). 2) Wilhelm Döll, Hofgärtner zu Eisen- berg, starb am 26 Mai 1860. Derselbe ward am 10. Mai 1799 zu Altenburg geboren und 1826 als Hofgärtner in Eisenberg angestellt. Die schönen Anlagen vom Schlosse Eisenberg wurden von ihm in’s Leben gerufen. Das Werk Pauls über Rosen ward von dem Englischen in’s Deutsche übertragen. Eine vollständige Biographie dieses verdienten Man- nes gab Petzold pag. 375 — 380 des Jahr- ganges 1860 der Hamburger Garlenzeitung. — ihm aus 3) Blumen-Ausstellung Bi- berich vom 31. März bis zum 418. April 1861. Herr Thelemann, der rühmlichst bekannte Gartendireetor des Nassau in Biberich veröffentlicht das gramm zu dieser Ausstellung in der Hambur- zu von Pro- Herzogs Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ger Gartenzeitung. In Folge der getroffenen Einrichtungen sowie der durch die Gnade des Hohen Beschützers des Gartenbaues, des Her- zogs von Nassau ausgesetzten bedeu- tenden Prämien dürfte diese Ausstellung eine der schönsten werden, die Deutschland bis jetzt gesehen hat. Dieselbe findet statt in den Herzoglichen Wintergärten, sowie in einem besonders zur Ausstellung erbauten Lokale. Alle für diese Ausstellung bestimmten Pflan- 28. März in Bi- sehr zen müssen bis zum berich eintreffen. Der Herzogliche Garten zu Biberich concurrirt bei dieser Ausstellung nicht. Als Preise sind ausgestellt : 500 fl. 150. fl. 100 fl. für gemischte Gruppen von mindesiens 250 Exemplaren in 60 Gattungen. fl. 150 fl. 100 fl. für Rosengruppen von mindestens 400 Exemplaren in 170 Ar- ten. 350 fl. 100. 75 fl. für Rhododendron in Gruppen von 200 Exemplaren und 170 400 Sorten. 300 fl. 100 fl. 50fl. für Gruppen von indischen Azaleen in mindestens 300 Exempl. und 400 Sorten. fl. 100 fl. 50 fl. für Camellien - Gruppen in mindestens 300 Exemplaren und 80 Sorten. 200 fl. 75 fl. 50 fl. für Zwiebelgewächse in mindestens 400 Exemplaren und 150 Sorten. fl. 75 fl. 50 fl. für pontische Azaleen in mindestens 300 Exemplaren und 60 Sor- ten. 200 fl. 50 N. 25 fl. für Blattpflanzen in min- destens 200 Exemplaren und 50 Gattun- gen. 75 fl. 50fl. 25 fl. für Cinerarien in 300 Exempl. und 50 Sorten. 50 fl. 25 fl. für 10 neue blühende Pflanzen. der Reisende des in St. Petersburg 4) Hr. Maximowicz, Kais. Botanischen Gartens V. Personalnotizen. ging im Winter 1859 — 60 den Ussuri zu Sehlilten aufwärts. Im Frühling und Sommer ging er längs der Küste südlicher und kam am 28. Juni im Fort der Heiligen Olga, das etwas südlicher als die Südspitze der Insel Sachalin liegt, an. Von da aus ging er bis zum Basied-Busen (Salive Basied), wo er am 28. (9. Aug.) Juli eintraf, um sich gegen Mitte August nach Hakatati, einem der Hafenplätze Japan’s, wo ein Russischer Consul sich auf- hält, einzuschiffen. Die Flora des durchrei- sten (sebieles fand er im Allgemeinen der des Amurgebietes ähnlich, entdeckte aber viele Pflanzen, welche er für neu hielt. (E. R.) 5) Die Firma Pabst und Neumann in Erfurt hat sich aufgelöst und A. Pabst füht die Samen- und Pflanzen- Handlung unter der Firma A. Pabst auf alleinige Rechnung fort. 6) Die Pariser Gartenbaugesellschaft ver- anstallete zwischen dem 21. bis 24. März die- ses Jahres eine grosse Ausstellung von Er- zeugnissen des Garienbaues im Hause der Ge- sellschaft (Rue de Grenelle St. Germain, 84, in Paris). Für Neuigkeiten, die aus Samen erzogen oder direkt eingeführt wurden , sind die höch- sten Prämien ausgeselzt und können Franzosen und Ausläuder auf dieser Ausstellung gleich- mässig concurriren. Zu Preisen dienen Me- daillen aus Gold, Vermeil, Silber und Bronze. Die Vorsteher der öffentlichen Gärten, sowie alle die, welche nicht selbst Producenten sind, concurriren nicht mit, sondern können nur besondere Belohnungen erhalten. Solche welche Pflanzen auszustellen wünschen, müssen zwischen den 7. bis 15. März dem Seecretär der Commission, Herrn Rouillard, rue de Gre- nelle St. Germain, 84, in Paris die Anzeige machen, und genaue Liste der Gegenstände welche solche einzusenden denken , beilegen bis zum 20. März 9 Uhr Morgens müssen alle zur Ausstellung bestimmien Gegenstände ein- geliefert sein. (Journal de la soc. centr. d’hort.) 7) Die Revue horticole, anderen Aus- .. [29] gabe viele der tüchtigsten Gärtner und Bota- niniker rankreichs thätig sind, erscheint seit Neujahr 1861 im Format der Gartenflora in 24 Heften von ungefähr 1'% Bogen Text als Aus- gabe mit oder ohne colorlrte Abbildungen. Die Ausgabe ohne colirte Abbildung kostet 9 Fre. die Ausgabe mit 24 colorirten Abbildungen per Jahr 18 Fre. Unsere Leser können daraus ersehen, dass die Gartenflora, welche in Deutschland zu 4 Rihlr. per Jahrgang vertheilt wird, die 24 colorirte und 12 schwarze Ta- feln, und ausserdem , so oft es nothwendig, Holzschnitte bringt und im Jahre 1860 im Ganzen 28 Bogen Text in einem Drucke gab, der das Doppelte Maass und Bogenzahl in mancher andern Zeitschrift füllen würde, ge- genwärlig die billigste Zeitschrift dieser Rich- tung ist. Jetzt, wo dieselbe ihren zehnten Jahrgang begonnen hat, wo sie sich Eingang in allen Ländern Europa’s und auch in vielen Ländern anderer Welttheile in diesem Zeitrau- me verschafft hat, namentlich aber auch in Russ- land eine bedeutende Verbreitung gefunden hat, empfehlen wir dieselbe von Neuem allen Gartenfreunden zur Mittheilung ihrer Erfahrun- gen, die jederzeit gerne Aufnahme finden. Zur Aufnahme bestimmte Abbildungen wollen die Herren Einsender, soferne sie schnelle Aufnahme wünschen, direet an unsere Adresse in Petersburg, ausserdern an die Buchhandlung von Ferdinand Enke senden. Abhandlungen ebenfalls entweder durch Ferd. Enke oder di- rekt an uns oder an einen der Herren Mitar- beiter. (E. Regel.) 8) Die neuesten Züchtungen der Herren Gotthold u. Comp. in Arn- stadt. Es liegen uns von den Herren Gotthold und Comp. in Arnstadt, den glücklichen Züch- tern der Riesenastern, die sich allenthalben Eingang verschafft und als Neuheiten bewährt haben, die auch dem Renomm&, das ihnen vorausging,, in Wahrheit entsprechen, die Ab- bildungen der von ihnen gezüchleten Pens&es, sowie einer neuen hybriden Gesneriacee vor, Da es uns nicht möglich ist, diese Abbildun- gen noch gleichzeitig mit der Zeit zu bringen, wann die Herren Gotthold diese Neuigkeiten 76 verlheilen, so bemerken wir darüber heute das folgende zum Voraus: Die Pensdes oder Gedenkemein der Hrn. Gotthold u. Comp. haben wir im Jahr- gang 1857 der Gartenflora schon einmal bespro- chen und auf Tafel 196 eine Abbildung der gestreifien Sorten derselben gegeben. Jetzt liegt uns eine Tafel von Abbildungen gestreif- ter und nicht gestreifter vor. Die ersteren ha- ben jetzt ungefähr !/, Zoll mehr Durchmesser, bessere Rundung und festern Bau die früher abgebildeten erhalten. Die nicht ge- streiften Sorten entsprechen allen Anforderun- gen, die an eine in England gekrönte Preis- blume gestellt wird, nämlich fast 2% Zoll Durchmesser , schöne Rundung, fester Bau, reine Zeichnung und helle Kandung. Die neue Gesnereacee ist von Ärn. Gotthold als Isoloma pyramidalis mulufluora genannt worden. Sie ist entstanden aus der Befruchlung der Isolo- ma Trianaeı Rgl und einer der neuen hybri- den Tydaeen, die, wenr wir nach der Abbil- dung schliessen sollen, ein Abkömmling der Tydaea Warszcewiezii sein muss. Nach der Abbildung zu schliessen, gehört diese Isoloma zu den ausgezeichnetsten Züchtungen der Art, schönes Blati, rolhe Behaarung des Stengels und pyramidaler, äusserst reicher Blü- thenstand und grosse, sehr lebhalt roth ge- Es stellt sich diese neue Form den in Belgien gezoge- nen vollkommen zur Seite, nur scheint es uns nach der Zeichnung keine Isoloma, sondern eine ächte Tydaea zu sein. was auch die Art der Züchtung bestätigen würde, da der Bastard immer der väterlichen Pflanze in der Blüthe mehr nachschlägt, als der mülterlichen Pflanze. Beschreibung geben wir später zugleich mit der Abbildung. (E. Regel.) gewesen zeichnete Blumen zeichnen sie aus. 9) Der Botan. Garten in Göttin- gen hat, wie die A. A.Z. berichtet, bedeutende Veränderungen erfahren, indem im vorletzten Jahre ein Palmenhaus mit zwei Seitenflügeln, ein Orchideenhaus und ein kaltes Haus, das sog. Orangeriehaus, sowie ein eignes Gebäude für die Herbarien beendigt wurden, wozu vori- ges Jahr noch ein Ericenhaus gekommen ist; sämmtlich mit doppelten Glaswänden Gatrenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und ähnlicher Bedachung. Der ganze Garten wurde mit einer Flusswasser - Leitung ver- sehen. Alle diese Einriehtungen sollen zu den vollständigsten und am zweckmässigsten ange- legten gehören. welche auf deutschen Univer- sitäten bestehen. (h) 10) Der durch seine grossen Reisen in al- len Welitheilen rühmlichst bekannte Herzog Paul Wilhelm von Württemberg ist den 24. November in Mergentheim, 63 Jahr alt, plötzlich verschieden — Seit Jahren hatte der Herzog Reisen in den Orient, nach Aegypten, nach Amerika und Australien ge- macht, worüber seiner Zeit besondere Be- schreibungen erschienen sind. Seine letzte Reise trat er im Jahr 1849 an, die sich mit kurzer Unterbrechung bis zum Jahre 1858 ausdehnte und über das ganze Festland von Amerika und Australien erstreckte. Mit dem Ord- nen des reichen wisschaftllichen Materials und mit der Ausarbeitung seiner voluminösen Ta- gebücher beschäftigi, ereilte ihn der Tod. (Nach der A. A.Z. — h.) 1i)Correspondenz. Hrn.M. et$.inE. Ihre Cataloge habe ich empfangen und sind solche in der Versammlung des Vereins zur Ver- theilung aufgelegil worden. Die gewünschte Adresse kann ich Ihnen nieht geben. Ihre Mittheilungen werden sehr erwünscht sein. — 12) Anzeige. Nachdem ohne den Willen des Unterzeichneten die Buchhandlung auf dem Titel der Gartenflora nach einem frühern Verzeich- niss die Gesellschaften genannt hat, denen sol- cher angehört, erklärt derselbe hiermit mit herzlichem Danke, dass er seitdem noch von folgenden Gesellschaften alsMitglied aufgenom- men ward: AlsEhrenmitglied von der Societa d’Orticoltura zu Triest, von der So- ciet Royale d’agriculture et de botanique zu Gent, vom Fränkischen Garlenbauverein in Würzburg, und als Corresondirendes Mitglied von der SoeietE imperiale et cen- trale d’horlieulture & Paris, von der Schlesi- schen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau und vom Garten- und Blumenbau- verein in Hamburg und Altona. (E. Regel.) VI., Russischer Gartenbauverein. 13) Anzeigefür solche, welchelnse- ratein dieGartenflora zu machen be- absichtigen. ‚Aufmehrfache Anfrage hin zei- gen wir.an, dass vonder Gartenflora nur die in deutscher Sprache bei Ferd. Enke erscheinen- de Zeitschrift herauskommt und dass Herr Ferd, Enke die Ausgabe derselben nach wie vor alleinig in. Verlag hat. Ausserdem erscheint als Organ des Russischen Gartenbauvereins in St. Petersburg im Verlage dieses Vereins eine Zeitschrift in Russischer Sprache. Die- selbe hat mit der Garienflora das gleiche Format und bringt die nämliehen Abbildun- gen. In.den Text derselben gehen aber nur die Artikel der Gartenflora theilweise über, 7 theilweise erhält solche andere Artikel, Inse- rale für die Gartenflora können daher nur durch die Verlagshandlung in Erlangen be- sorgt werden, ebenso müssen alle Beilagen an Catalogen etc. derselben eingesendet wer- den. (E. Regel.) 44) Sranzösische Expedition nach Sibirien und dem Amur. Die Herren Meunier und Eichthal halten sich gegenwärtig in Petersburg auf, um von hier aus im Aultrag der Akklimatisationsge- nach Sibirien und dem von 2 ‚Jahren zu rei- sellschaft in Paris Amur für die Dauer sen. IM. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 10. (22.) December 1860. nächst die Frühlingsausstellung besprochen und beschlossen, in der Januarsitzung eine Commission von 30 Mitgliedern zu erwählen, welche in die Leitung der Arbeiten und Be- aulsichligung vor und während der Ausstellung sich theilt. — Ausserdem forderl der Verein jeden auf, der sich für dieselbe interessirt, bis zum 20, Januar 1860 einen Plan zu solcher einzuge- ben und setzt für die besten Pläne eine mitt- lere goldene, eine kleine goldene und eine grosse silberne Medaille als Belohnung aus. In der Februarsitzung soll dann vom Vorstande der angenommene Plan dem Vereine vorge- stellt werden. 2) Vom Herrn Nicolaus Hofmann Nürnberg, Museumsbrücke S. Nro, 836, Fabri- kanten von Instrumenten für den Obst- und II. 1861. Nach Verlesung des Protocells wird zu. Weinbau, ist eine Anzahl von Exemplaren mit Abbildung der wichtigsten von ihm ver- fertigten derartigen Instrumente eingegangen, welche dem Wesinik und der &artenflora für die Abonnenten in Russland beigelegt sind. Ausserdem hat Herr Hofmann an Hrn. Regel ein Etui von einigen der am meisten gebrauch- ten Instrumente , als Baumsägen, Rosenschee- ren, Copulirzange, Zange zum Ringelschnitt, Ablegerzange, Messer in den verschieden sten Facons, Instrument zum Reinigen der Bäume etc. eingesendet, welches zur Ansicht aufgestellt und erläutert wird. Die Instrumente dieser Firma zeichnen sich durch zweckmäs- sige Form aus und entsprechen all den An- forderungen , die in neuester Zeit an solche gestelll werden, weshalb diese Fabrik jedem Gartenfreunde zu Anschaflungen der Art kräf- tigst empfohten werden kann. 6 78 3) Herr Franz Engel in Maracaibo erbietet sich Pflanzen und Samen gegen ei- nen mässigen Vorschuss für Russische Gärten zu sammeln. Der Vorstand wird eine Auflor- derung zur Subseription zum Sammeln von Samen, Orchideen, Zwiebeln und Knollen und Farrenbäumen an die hiesigen Gartenfreunde vertheilen, um Herrn Franz Engel als alleini- gen Sammler für Russische Gärten zu gewin- nen. 4%) An blühenden Pflanzen und anderwei- tigen Gegenständen waren ausgestellt: a) Vom Herr Darzens ein grosser Tisch blühender Pflanzen , der in Betracht der Jah- reszeit als eine ausgezeichnete Leistung zu betrachten war. Darunter voliblühende Exem- plare von Epiphyllum Altensteinii als Kronen- Exemplare auf 3 Fuss hohen Stämmen von Peireskia veredelt. Die Eigenschaft, auch im Zimmer zur Zeit der kürzesten Tage dankbar zu blühen und gefällige Form zeichen solche Pflanzen aus. Ausserdem blühende Exemplare der Billbergia zebrina, Üitrus chinensis , Iris persica, Dielytra spectabilis , Öyclamen persi- cum, Deulzia gracilis, Hyaeinihen ete. — b) Aus dem Botanischen Garten war ein Baumstamm aufgestellt, der mil grossen blü- henden Büschen von Billbergia amoena, Mo- reliana, Rohani, iridifolia und pyramidalis diehi besetzt war. An Baumstlämme, auf eine Un- terlage von Moos gedeihen die Mehrzahl und üppiger als im Topfe eultivirt und die genann- ten Arteu entwickeln gerade ia Winter ihre Blumen zu einer Zeit, wo der Blumenmangel am fühlbarsten angehellet, der Bromeliaceen viel besser ist. Feuchtwarme Tenıperatur von 10—1?20 R. im Winter und häufiges Spritzen sind Bedingungen dieser Cultur. — e) Herr Karamisschefl hatte 3 Sorten rus- sischer Aepfel aus ausgestellt. Es waren dies der Polasati, der Titofka und eine Form des Gravensteiners, alles sehr gute zur allgemeinen (ultur zu em- pfehlende Apfelsorten. — der Gegend Das Preisgericht erkannte dem Herrn Dar- zens die grosse silberne Medaille, dem Herrn Stuckawenkoff Botanischen Garten die kleine silberne Medaille zu. 5) Die Monatssitzungen im Jahre 1861 fal- im von Pskoff Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. len. laut Beschluss auf den 7. Jan., 4. Febr., 4. März, 1. April, 5. Juni, 3 July, 7. August, 4. September, 7. October, 4. Nov. und 2 De- cember. 6) Die im Kreise der Mitglieder gehaltenen Vorträge fallen im Januar auf den 12.,19. und 26., im Februar auf den 2, 9., 16. und 23. im März auf den ?2., 9., 16. und 23. — 3) Es wird der Bericht der Commission, die zur Prüfung des Budgets für’s Jahr 1861 erwählt worden war, vorgelesen und geneh- migt. Aus dem Budset ersieht man, dass die bevorstehenden Einnahmen sich auf 15,825 R. S., die Ausgaben auf 15,100 R. S. belau- fen werden, dass also ein Rest von 725 R.S. zu erwarlen ist — Das gegenwärtige Kapital der Gesellschaft besteht 3300. R. S., die in Baıkbillets angelegt, 1500 -R- - S. die für laufende Ausgaben in der Kasse vorhan- den 1500 R. S., die als unantast- barer Fond zur Unterstützung der armen Gärt- sind. 7) Es wurde der Versammlung die eınge- Unter die- ser beland sich eine Aufforderung der Herren Kutschinsky und Jaroschewitz, das von Herrn in in and in ner und ihrer Familien bestimmt laufene Correspondenz voıgelegt. Bickes erfundene Samen-Düngsystem nochmals zu prüfen, zu welchem Zwecke sie sich be- reit erwiesen, das zur Düngung von 100 be- liebigen Pflanzen nothwendige \aterial unent- Der Präsident des Vereins der Versammlung mit, gelllich zu liefern theilt zugleich dass dieses Düngungsmillel schon von der Freien Oekonomischen Gesellschaft als den Erwarlun- gen nicht entspreehend befunden worden ist, | dass davon nichts zu erwarten sei, dass man in der Ent- scheidung wegen nochmals den Versuch ma- chen könne und forderte daher auf, den Vor- schlag anzunehmen. 8) Herr Gutsbesitzer im Keestez'schen Kreise halte den: Präsidenten des Vereins genaue Nachrichten über den Zu- stand des Gartenbaues in diesem Kreise mit- getheill. aber der untrüglichen Sicherheit v. Charlamow, Herr Charlamow war es, der zuerst die Veredlung der Mbsibäume in der bezeich- neten Gegend einführte. 9) Es werden der Versammlung die in Büchern bestehenden Geschenke vorgelegt; un- VI. Russischer Gartenbauverein. ter ihnen befanden sich von Herrn Senoner: Flora Tiroliae australis, vom Herrn Hooibrenk . Neues Verfahren zur Cultur des Weinstocks. 10) Es wurden folgende neue Mitglieder erwählt: Herr Babkow, Knjashewitsch, Obres- 9 kow, Posonowsky, Peschkoff (als zahlende). — Herr Apraksin, Beer in Wien, v. Herder, Shukowsky , Madame Sinojew, Madame Mas- neff, Herr Thelemann in Bieberich, Teplow, Fürstin Trubetzkoy. — Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 7. Januar 1861. 1) Nach Ver!esung des Protocolls wird der Rechenschaftsbericht für 1860 vom Vor- stande dem Verein vorgelegt und die Herren Lohmann, Rörberg , Iliin, Pinsky und Jegorof zur Prüfung desselben bestimmt. 2) An Geschenken waren eingegangen von Frau von Schukowsky verschiedene Ge- genslände für das Museum und ebenso vom Herrn von Storch eine Räuchermaschine für dasselbe. 3) Es wird die Commission zur Ueberwa- chung und Errichtung der Frühjahrs - Ausstel- lung gewählt. Da von den Mitgliedern dieser Commission die Aufsicht vor und während der Ausstellung geführt wird, so wird solche möglichst zahlreich gebildet und in dieselbe ausser den Mitgliedern des Vorstandes, noch die folgenden Herren gewählt: Herr Nouvel, Erler, Podesta, Siessmeyer, Allwardt , Berge- mann, Martsch, Eberwein, Odinzoff, Gantschu- roff, Schröder, Buck, Lasurin, Pinsky , Dorotte, Luchmanoff, Jegorof, Gratscheff, Kriloff, Rei- ehenbach, Glischoff , Grauberg, Marsel, Lorius, Nliin, Saposchnikoff, Lohmann, Muchortoff, Tschernaeff, Rörberg. eine schöne Amaryllis, A) Vom Herrn Darzens ist Gruppe blühender Hyaeinthen, Iris persica, Cyclamen,, Tulpen, Deutzia graci- !is, ein Rhododendron arboreum ete. ausgestellt, wofür das Preisgericht die grosse silberne Me- daille zuerkennt. Für getriebenen Salat vom Hrn. Goritscheff wird demselben eine ehrenvolle Anerkennung zugesprochen. Anmerk. Den Auszug aus dem Re- chenschaftsbericht geben wir, sobald solcher genehmigt ist. — Expedition Heuglin. Von Heuglin weille am Ende des letzten Jahres noch in Stuttgart, war also noch nicht nach Egypten abgegangen An fernern Beiträgen sind uns zugegan- gen. Vom Herrn Alwardt (3R.), Buck (3 R.), Siessmeyer (3 R.), Bergemann (3 R.). vamah N une arena ei A DR pr a aardM wtodue 4 5 Tudazıld h aloe uns INT En ‚Nosindgeogs® it = gadıot Anamegfa>t Y foudaschy | 1 snölse onis at allyınınA Ben ana a Islaagr un 9% Inuotarfın unsbashahutfl nie Fl abnardald nahnlay!! nase ni naialaı Frl j ‚ nociso ‚saluT , oM amadlie nerorz sb idlmmesinsdg sch Hilo mar. Isia® 4149 ollasnarda sale Batman bie Dstnttod mi ‚uadaoTqgraynNx wrunnsen, BONO dartoR Haan Ir olltäi \ se eh au, art al aa yoHlalos binden, mw nodag Ioradalladsansds — ‚hai beisınonag \ # nolxtal aub aha mie allow ulsnslt aaV Hilo daon wale ımw ‚nat? mi dad aardel, { ande) yayıls uslya ) 98 m air | TR 2 z -nagaaıı any Bitte ana nano) A Fr lan RA) I wiA msi nV kog a &) I ERSEZE Koma T, ‚de aan 0W: ER AM N) oda ‚IB! “tan malt mo! (id Kt "nor Bis bin unse a8 nn ai snidazeimdounf ante # 31048 Kerne AbaNtaItE ab basidew hun 107 ubiain A o' 'doon. sv. ö er ö N hai ollagaiond a AoV ru rat zu? toten @R | u9rıoH ‚ih ham Ignlagıoy ke { lorogok bag, land ‚aiil ‚grad R RS | ‚dir aillasch asdia s “ aaguagıauia Rare w BR, on) anakaidoetsv la lad, a a yh { ohren sd Ass "Aotaetinb “ih br -Islaaak - erdeichhtt 10h a arulor buiw 0» „but Brote: odlassih wi Dam mhlidng Botäle ‚robiite: ws PR # es ‚losuohl Bol: ef send, Nik u Most. Ber ao lau aufsasen. a ch kai Hndosıs ae ee I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Statice fFruticans Webb. (Siehe Taf. 319.) Plumbaginezae. St. fruticans Webb. in Bourg. pl. ca- nar. exsiec, 1847 n. 565 teste Boiss. in D. C. Prodr. XIL pag. 636. Die beistehend abgebildete Statice wächst in Teneriffa wild und sieht der St. arborescens Brouss. ausserordentlich nahe. Sie unterscheidet sich aber von dieser durch zusammengedrückte zweischneidige Stengel, die an den beiden Kanten nur einen sehr schmalen Flügel zeigen, und deutlich geflügelte Aeste des Blüthen- standes, deren Flügel unmittelbar un- terhalb der Befestigungsstelle der Blu- men in ein abgerundetes Ohr vorgezo- gen sind, während $S. arborescens deut- lich geflügelte Blüthenschafte hat und dreiflügelige Blüthenästchen, deren Flü- gel unterhalb der Befestigungsstelle der Blumen in spitze, dreiseitig-sichelförmige Ohren vorgezogen sind. Die andern Unterschiede , welche Boissier ebenfalls noch hervorhebt, scheinen weniger stich- haltig zu sein. St. frutescens Lem, ul. 1861. (Flore des serres IV. tab. 325), welche Boissier zu St. fruticans zieht, ist jedoch als Synonym zu St. arboreseens zu stel- ien, da die Form der Flügelohren der Blüthenästehen mit dieser übereinstimmt und auf die andern von Boissier hervor- sehobenen Uharaktere weder in der Zeichnung noch in. der Beschreibung Rücksicht genommen ist. — Die in Rede stehende, beistehend abgebildete Art, gehört zu den empfeh- lenswerthesten Pflanzen für's Kalthaus. Sie bildet einen niedrigen Halbstrauch, dessen Stengel kaum !/, Fuss hoch wird und in kurze Aestchen sich auf- löst. Blätter oval oder länglich - oval, lederartig aus der stumpfen Spitze in einen feinen Krautstachel ausgehend, in einen längern oder kürzern Blattstiel allmälig verschmälert und theils an dem- selben herablaufend, wellig, blaugrün und beiderseits unter der Lupe weiss- lich punktirt, mit Einschluss des Blatt- 7 82 stiels 3 — 8 Zoll lang und 11, — 3 Zoll breit. Der Blüthenschaft mit Ein- schluss des Blüthenstandes 11/; Fuss hoch, unterhalb fast stielrund und kaum zusammengedrückt , oberhalb der ersten Theilung zusammengedrückt und schmal geflügelt und nach oben in eine reichblumige , zusammengesetzte Doldentraube aufgelöst. Die oberen Aestchen der rispigen Doldentraube stär- ker zweiflügelig und die obersten unter- halb der Einfügungsstelle der zweiblü- thigen Blüthenähren in ein stumpf ab- gerundetes Ohr vorgezogen, wie dies Fig. a auf der beistehenden Abbildung zeigt. Am Grunde der Verästelungen des Blüthenstandes stehen kleine, lan- zettlich-pfriemliche Bracteen, Blumen in kleinen 2blumigen Aehrchen, von de- nen 1 — 4 auf den Spitzen der Blü- thenästchen in den Einbuchtungen der Flügel stehen. Jedes Aehrchen ist am Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Grunde von häutigen Practeen umge- ben, von denen die 2 innern je eine 10 Zoll bis! Blume scheidig umgeben, die bedeutend länger als die äussern Bracteen sind, auf dem Rücken gekielt und hier ge- wimpert sind und eiuen häutigen bläuli- chen, sehr klein haarig gewimperten Rand tragen. Die Kelche kahl, mit später trichterförmig ausgebreitetem, häutigem, schön blau gefärbtem Saume, der 5 buchtige Zähne trägt, nach denen 5 röthliche Streifen strahlig verlaufen, Blumenkrone weiss, aus dem Kelche hervorsehend. Blüht während des grössten Theils des Sommers, liebt eine lehmige Rasen- erde, im Winter einen luftigen Standort nahe dem Lichte und wird aus Samen vermehrt, den diese Pflanze auch in Cultur dankbar zu bringen scheint. (E. R.) b) Podolepis rugata Lab. $. glabraRgl. (Siehe Taf. 320. Fig. 1 — 9.) G5or,-mp; 0 8.1 bare. P. rugata Labill. Plant. Nov. Holl.|am Grunde II. pag. 57, tab. 208. D. C. Prodr. VI. pag.162. £. glabra Rgl.; omnino-glabra. — Eine der vielen hübschen annuellen Pflanzen des südlichen Neuhollands, deren Einführung in die Gärten des Continents das Verdienst des Herrn F. Müller ist. Abbildung und Beschreibung von P.rugata Lab. stimmen mit der bei- stehend abgebildeten Pflanze, nur fehlt unserer Pflanze die spinnenwebartige Behaarung. Der aufrechte Stengel wird 1 — 1!/, Fuss hoch und verästelt sich in viele aufrechte Aecste, die wie der Hauptstengel nach der Spitze zu sich mehr oder weniger verästeln und auf der Spitze jeden Astes und Aestchens einen Blüthenkopf tragen. Blätter fleischig, freudig grün, linien- lanzettlich, ha:bstengelumfassend. Nach oben werden die Blätter kleiner und gehen unterhalb des Blüthenkopfes in kleine schuppenförmige Blättchen über, die nach vorn in eine häutige durchsich- tige Spitze ausgehen. Blüthenkopf vielblumig; die Hülle I. Originalabhandlungen. desselben ist aus ziegeldachförmig über- einander liegenden Blättchen gebildet, deren jedes einzelne aus dem grünen stielförmigen, drüsig behaarten Grunde und der häutigen durchsichtigen Spitze besteht, welche letztere der Quere nach gefaltet ist. Fig. 2 — 5 zeigen solche Schuppen schwach vergrössert, und zwar ist Fig. 4 eine der untersten mit kurzer stielförmiger Basis, die andern aber sind mehr nach oben stehende. Die Querfalten sind ein Kennzeichen, nach denen die in Rede stehende Art leicht erkannt werden kann. Die Blumen sind goldgelb, die äus- sern Strahlig, bandförmig, weiblich, vorn in 3 lineare Lappen getheilt. (Fig. 6 eine Strahlenblume in natürlicher Grösse, Fig. 7 eine solche schwach vergrössert.) Die Scheibenblumen (Fig. 8 schwach ver- grössert) röhrig, mit 5zähnigem Saume. Die Früchtchen länglich-oval, unter der Lupe kurzhaarig, mit einem haarigen einreihigen Pappus gekrönt, dessen ein- zelne Haare am Grunde in einen häuti- oO Heliotropium (Siehe Taf. 320. Borrag Beschreibung und Culturanweisung für diese empfehlenswerthe einjährige Pflanze gaben wir schon pag. 365 des Jahrganges 1859 der Gartenflora. Leichte Cultur, hübsche weisse Blu- men mit gelblichem Schlund und ein höchst angenehmer Geruch empfehlen diese einjährige Pflanze zur allgemeinen Cultur. Da sie nur ungefähr 3/, Fuss 83 gen Kranz verwachsen, nach oben aber kurz und scharf behaart sind, (Fig. 7, 8 schwach vergrössert, Fig. 9 das Früchtehen mit dem Pappus stärker ver- grössert.) Die in Cultur befindliche Pflanze weicht durch das Fehlen der Behaarung von der Pflanze, wie solche Labillardiere beschreibt, ab und ward daher von uns als var. glabra aufgeführt. — Es ist nach unserer Ansicht eine der hüb- scheren einjährigen Pflanzen, die neuer- dings in Cultur gebracht wurden. Die grossen goldgelben, im Juli und August massenhaft erscheinenden Blüthenköpfe contrastiren ganz angenehm mit den freudig grünen Blättern. Liebt einen lockern sandigen Boden und kalkfreies Wasser zur Bewässerung. Aussaat zei- tig im Frühling in Töpfe oder in’s halb- warıne Beet und sonst ähnliche Cultur, wie für Podolepis gracilis, ehrysantha etc. Sonniger Standort im Sommer im freien Lande, oder auch Cultur als Topf- gewächs, (E. R.) suaveolens MB. Fig. 10 — 12) ineae. hoch wird, eignet sie sich auch als Pflanze zur Bordüre. Wächst am südlichen Abhange des Caucasus und muss, um gute Samenernte zu erhalten, sehr frühzeitig ausgesäet werden, damit sie. ihre Samen unterm Einfluss der warmen Sommertage reifen kann. (E. R.) 7*® 84 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eco) Phylloceactus ereuatus Salm. Var. splendens Rgl. (Siehe Taf. 321.) Ca Der Phyllocactus erenatus Salm. ist ein Cactus mit breiten, blattartigen, stark verästelten und tief buchtig ge- kerbten Aesten. Derselbe stamınt aus Honduras und bildet Sträucher von 10 — 15 Fuss Höhe. Die grossen weis- sen Blumen erscheinen nur an den äl- teren Exemplaren aus den oberen Ker- ben der Aeste. Schon vor einer Reihe von Jahren wurden von dem Gärtner, der damals die reiche Cacteen-Sammlung des Kais. Bot. Gartens cultivirte, Herrn Vogel, Befruchtungen zwischen P. crenatus, Ackermanni und phyllanthoides vorge- nommen. Die aus jenen Befruchtungen hervorgegangenen Pflanzen blühten im Jahre 1859 zum ersten Male und brach- ten auch im Jahre 1860 zahlreiche neue Blumen, obgleich die Stengel die- ser Pflanzen kaum fusshoch sind. Die jungen Aeste sind wie bei P. Acker- manni 3 — 6eckig und tragen an den achselsiändigen Areolen borstenförmige Stacheln, die später abfallen. Die älte- ren Aeste sind wie bei P. flach zusammengedrückt, aber an den Kanten nicht so tief wie dieser gekerbt. Die Blumen zeigten die bedeutende Länge von 6—8 Zoll und einen Durch- messer von 7 — 10 Zoll. Deren Farbe änderte vom lichten Rosa bis zum Pur- purrosa ab. Die Petalen sind schmäler als die von P. crenatus und tragen auf ihrer Spitze gemeiniglich eine krautige Stachelspitze. Für die Blumistik ist die- ser Phyllocactus ein wirklicher Gewinn, indem er eine neue Form mit sehr grossen crenatus | c 648&.2,.e Blumen repräsentirt, die auch an klei- nen Exemplaren dankbar erscheinen. Zur Cultur im Zimmer wie auch im Warmhause gleich gut geeignet. Den Winter hindurch stellt man die Exem- plare etwas kühler bei 5 — 8° R. und hält sie ziemlich trocken, bis die Knos- pen erscheinen, worauf sie an einen wärmern lichten Ort gestellt und reich- licher begossen werden. — Fünf verschiedene Spielarten besitzen wir von dieser neuen hybriden Art, von denen die kleinblumigen aus der Be- fruchtung mit P, phyllanthoides und die grossblumigen aus der Befruchtung mit P. Ackermanni entstanden sein dürften. Wir unterscheiden dieselben durch folgende Merkmale: P. erenatus Salm. ß. Vogelüi; Blumen bis 8 Zoll lang, schön rosa. — > y. splendens; Blumen bis 8 Zoll lang, rosa mit pur- pur Nüance. Blumenblät- ter länglich - lanzettlich, in einen Krautstachel ausge- hend. % ö. lateritius; Blumen 6Zoll lang, ziegelroth. Blumen- blätter linear - lanzettlich, in einen Krautstachel aus- gehend. „ &. roseus; Blumen rosa-lila, 6!/, Zoll lang. Blumen- blätter linien - lanzettlich, in einen Krautstachel ausge- hend. Il. Originalabhandlungen. P. crenatus Salm. {. amaranthinus ; Blumen 51/, Zoll lang, ro- sa mit amaranth Schiller. 85 Blumenblätter linien-lanzett- lich, in einen Krautstachel ausgehend. (E. R.) 2) Die Bewegung im Pflanzenreiche. Von Prof. C. Nägeli *). Bewegung ist Leben, Ruhe ist Tod, in der materiellen wie in der geistigen Welt. Todt nennen wir den Stein, den Leichnam, — lebendig den in innerer in äusserer Bewegung begriffenen Organismus. Todt ist das Werkzeug, das Kunstwerk, der Buchstabe, der Geist aber ist lebendig. Nach diesem wörtlich wieder gegebe- nen Eingang zeigt der Verfasser, dass auch das lebendigste Bild nur einen aus der Bewegung ergriffenen Moment dar- stellt, da es aberan sich todt, so müsste es bald kalt lassen, wenn es der Künst- ler nicht verstände, durch die Darstel- lung, eine Fülle von Gefühlen und Ge- danken im Geiste des Beschauers leben- dig zu machen. Der Geist existirt nur in der Bewe- gung. Die innern Spuren der geistigen Bewegung werden als Gedächtniss jeden Augenblick bei uns wieder lebendig. Die äusseren Spuren führen uns in Schrift und Kunstwerken die geistigen Bewegungen des Verfassers vor. Wis- senschaft und Kunst in ihrer mündlichen und schriftlichen Ueberlieferung sind das wie — mm U un Gedächtniss der Menschheit, die Summe aller fixirten geistigen Bewegungen. Wo so der Geist nur durch seine Thätigkeit sich nach innen und aussen kenntlich macht , nehmen wir die Ma- terie, die materielle Welt, mit unsern Sinnen wahr. Auch sie befindet sich in beständiger Bewegung oder es ist ihre Ruhe nur das Produkt vorausge- gangener Bewegung. Wie in der ma- thematischen Formel, in der Strophe des Gedichtes eic. die geistige Bewegung eine feste Form angenommen hat, so sind Berg und Thal das Resultat von materiellen Bewegungen, die in der Erd- rinde stattgefunden haben, so erkennen wir im Organismus und in seinen Orga- nen nichts anderes, als den complieirten Erfolg von zahllosen Bewegungen der kleinsten materiellen Theilchen. Als Beispiele, dass auch die mate- rielle Welt in beständiger Bewegung ist, sind die Bewegung der Weltkörper und die beständige Bewegung der klein- sten Massetheilchen anzuführen, Auch das materielle Sein existirt für uns nur durch die Bewegung. Die Lichtstrahlen, *) Es ist diese geistreiche Abhandlung vom Verfasser im zweiten Hefte der „Beiträge zur wissenschaftliehen Botanik“ von C. Nägeli, Leipzig bei W. Engelmann 1860 erschienen. Wir geben hier einen kuren Auszug und verweisen auf das Original, wo diese Abhandlung, die der Verfasser als einen populären Vortrag vor gemischtem Publikum in München hielt, ei- nen Raum von 3!/, Druckbogen umfasst. Die wichtigsten Stellen geben wir wörtlich wie- der, im Uebrigen haben wir uns der Kürze befleissigt, und Anmerkungen gegeben. 86 die Wärmestrahlen, die elektrischen Strö- mungen, die Schallwellen, die Gerüche, — die von einem Körper ausgehen, — beweisen, dass seine Substanz in Action, d. h. seine kleinsten Theilchen in Be- wegung, nicht in Ruhe sind. Der Verfasser zeigt nun, dass Ruhe in der materiellen Welt nur ein relativer Begriff ist. Wir nennen den liegenden schlafenden Körper im Gegensatz dem in Ausübung seiner Kräfte befind- lichen, — ruhend. Der schlafende Or- ganismus , ja selbst der todte ist aber nicht in Ruhe, denn in leizterem sind noch alle jene Zersetzungsprocesse thä- zu tig, welche seine Auflösung und Ver- nichtung einleiten. Selbst den Stein würden wir bald bewest, bald ruhend nennen, je nachdem dessen oberflächli- che Schichten durch Einfluss von Licht oder Wärme in Bewegung gesetzt wer- den und dessen kleinste Theilchen sich in bald lebhafter, bald träger Bewegung befinden *). Die Begriffe Bewegung und Ruhe sind mithin wandelbare und werden durch den Maassstab, mit dem wir mes- sen, durch den Standpunkt, von dem aus wir urtheilen, bestimmt. Der unterscheidet nun zwischen Ortsbewegung und In- nenbewegung, die erstere die Be- wegung eines Körpers, der seine räum- liche Lage verändert, die letztere kommt nur an zusammengesetzten Körpern vor und ist die Summe der Ortsbewegungen seiner Theile , Verfasser so die Bewegung der *) Diese träge Bewegung der Materie der ruhenden innern Schiehten der Steinmasse hat Niemand gesehen, sie beruht nur auf Annah- me. Vielleich* dass es bier doch absolute Ruhe gibt. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blutmasse im menschlichen Körper ete. — Eine dritte Art der Bewegung, wel- che jedoch zugleich Orts- oder Innen- bewegung sein kann, das ist die Ket- tenbewegung, indem die Ortsverän- derung ‚eines Körpers auf einen andern übertragen wird, wie eine Reihe von Billardkugeln in der Weise in Bewegung gesetzt werden kann, dass durch eine anstossende alle in Bewegung gesetzt werden und jede auf der Stelle der fol- genden stehen bleibt. Solche Kettenbe- wegungen sind die Wellenbewegun- gen, wo ein Theilchen seine Schwingun- gen dem nächsten mittheilt. Die Grundlage aller Bewegungen ist die Ortsbewegung, sie wird zur Ket- tenbewegung, indem sie sich von einem Object auf’s andere fortpflanzt. Viele Ortsbewegungen stellen als Theile die Innenbewegung eines Ganzen dar. Die Innenbewegung aber, die nicht in ih- rem Träger bleibt, sondern durch eine Reihe von Trägern hindurch geht, indem je der eine sie auf einen oder mehrere andere überträgt, wird zum Element einer Kettenbewegung höherer Ordnung, wie dies in der organischen Welt bei der Erzeugung neuer Indivi- duen der Fall ist, indem aus dem Or- sanismus ein Theil seiner Innenbewe- gung oder seines Lebens in den von ihm erzeugten Keim übergeht. Ortsbewegungen, Innenbewegungen und Kettenbewegungen setzen in man- nigfacher Verschlingung die Erscheinun- gen im Pflanzenreiche zusammen. Eine Betrachtung aller Bewegungen schliesst die wissenschaftliche Botarik in sich. — Der Verfasser setzt nun die Atom- Lehre auseinander, zu der auch er sich bekennt. Hiernach sollen alle Körper aus kleinsten Theilchen bestehen , die sich nicht berühren, sondern in bestimm- I. Originalabhandlungen. ten Entfernungen von einander im lee- ren Raume schweben, gleich den Him- melskörpern im Weltraume. Als Beweis - für diese Ansicht wird die Ausdehnbar- keit der Körper angeführt. Zwischen diesen kleinsten wägbaren Theilchen der Materie sollen sich noch viel kleinere, unwägbare oder Aetheratome befinden, welche die unwägbaren Atome genannt werden. Den luftleeren Raum des Barometers , den Weltenraum zwi- schen den Himmelskörpern füllen diese unwägbaren Atome aus und in unauf- hörlicher Bewegung transportiren sie Licht und Wärme von einem Himmels- körper und von einem Gegenstand der Erdoberfläche zum andern *). *) Wir geben diese Theorie wieder, ob- gleich wir nicht einsehen, da sie nur auf Hy= pothese beraht, dass sie zur Erklärung der Erscheinungen der Bewegung beiträgt. Was ist leerer Raum, in welchem solche Atome schweben ? ist die erste Frage, deren Beant- wortung zuletzt wieder auf eine Waterie zu- rückführen müsste. Was sind kleinste Theil- chen? das ist die zweite Frage. Es gibt nichts so kleines, das nicht noch in’s Unendliche getheilt gedacht werden könnte, — Mag nun der Aetherraum, den wir einfach als luftleeren Raum bezeichnen, eine Form haben, welche er will, wir werden seine Form nicht ergründen und eine Hypo- ihese, und wenn sie noch so geistreich ist, muss doch immer nur Hypothese bleiben, der man mit dem gleichen Rechte andere Hypo- entgegensiellen kann. Mit Sicherheit kennen wir nur einige Eigenschaften dieses Aetherraumes. Als solche nennen wir seine Ausdehnbarkeit bis auf den grössten Raum und seine Zusammenziehbarkeit bis auf den kleinsten Raum. Diese Eigenschaft desse!ben bedingt eine andere, nämlich sein Eindringen und Durchdringen aller andern uns bekannten Materien, welche eben hierdurch ausdehnbar und zusammenziehbar werden. — Der Ae- thesen 87 Manche dieser Bewegungen haben für unsere Begriffe eine kaum fassliche Ge- schwindigkeit. Die Licht- und Wärme- strahlen durchlaufen 42,000 geographi- sche Meilen in der Secunde. Der elek- trische Strom hut eine ähnliche Ge- schwindigkeit. Die Schallwellen legen in der Luft noch 1020 Fuss in der Se- eunde zurück. Es sind dies Wellenbe- wegungen, wobei keine Ortsveränderung der Atome stattfindet. Gehen wir damit zu den Bewegungs- erscheinungen im Pflanzenreiche über, die von dem Verfasser ebenso klar als übersichtlich zusammengestellt werden. Das Leben der Pflanze kniipft sich unmittelbar an die unorganische Natur an, das des Thieres baut sich aus dem der Pflanze auf. Unorganische Stoffe, als Wasser, Kohlensäure, Ammoniak, Sauerstoff, Mineralsalze treten in die Pilönze ein und beginnen unter dem Ein- fluss des organischen Lebens neue Ver- bindungen einzugehen, die der unorga- nischen Natur fremd sind. So entstehen die organischen Stoffe, Säuren, Zucker, Stärkemehl, Hoiz, Oele etc. *) und neh- therraum ist ferner der Leiter von Licht- und Wärmestrahlen,, er ist es, der die Gesetze der Anziehung und Abstossung, der Schwerkraft etc. bedingt. — Alles dies kann jene Alom- theorie nicht erklären. Was nun andererseits die wägbaren Materien betrifft, so ist auch hier die Atomlehre nur Hypothese. Die Verbindung und Veränderung der verschiede- nen Grundstoffe untereinander ist Thatsache. Die Atomlehre wirft aber kaum ein helleres Licht auf diese Thatsache. — **) Der Verfasser schildert diese Vorgänge als sämmtlich auf der Bewegung der Atome beruhend. Wir können aber in diesem kurzen Auszug hierauf nicht weiter eintreten und neh- men nur noch das Wesentlichste aus jenem so ungemein interessanten Vortrage. 83 men zum kleinen Theil mit der unorga- nischen Natur übereinstimmende Formen (Fetttropfen, Zuckerkrystall), zum gros- sen Theil aber der unorganischen Natur fremde Formen (microseopische Körner, Fasern, Membranen, Zellen) an. Ihr Wesen ist die feinste Porosität,, mit der sie das Wasser begierig aufnehmen, Das Wasser ist der Träger aller mole- ceulären Bewegungen im Innern des Pflanzenleibes, wie der Aether der Trä- ger der Bewegungen der unorganischen Stoffe ist. Das Wasser führt gelöste Stoffe, theils gleichartige, theils fremd- artige in den Pflanzenleib ein und wird dadurch zugleich Veranlassung Neubildungen und Veränderungen Innern des Pflanzenkörpers. Die Zelle ist das Elementarorgan, aus dem alle Pflanzentheile bestehen. Zellen und Zellformen, die erst das Mi- croscop dem Auge) zeigt, bilden den Körper der Pflanze. Die einfache Zelle ist ein microscopisches, mit Flüssigkeit gefülltes Bläschen, das von einer Mem- bran aus Holzstoff umgeben ist. Wo Zellen zusammentreten , bilden sie das Gewebe der Pflanze. Die flüssigen und festen Stoffe der einzelnen Zellen zeigen eigenthümliche Strömungen, die sich in der Zelle ringsum bewegen. Man nennt dies Rotationsströmung des Zell- saftes. In der Nähe der Membran ist diese Strömung am schnellsten, mehr nach dem Centrum der Zelle hin schwä- cher. Diese Strömungen zeigen im In- nern der kleinen Zelle oft die mannig- fachsten Verzweigungen , netzförmige oder fadenförmige Gestalt, welche von einem Strömungscentrum ausgehen. Die- se Strömungen sind nicht die einzige Bewegung, welche der Zellinhalt zeigt. Zerreisst eine Zelle und tritt der kör- nige Inhalt in Wasser ein, so beginnen die einzelnen Körnchen zu zittern, hüpfen, aller im Gartenflora Deutschlands, Russlands uud der Schweiz. tanzen, ohne von der Stelle zu treten. Man nannte dies Molecularbewegung. Der Veriasser nennt diese Bewegung Tanzbewegung, weil er den Namen M o- leeularbewegung der Bewegung der kleinsten unsichtbaren Theilchen reser- virt. Es kommt diese Bewegung und ausserdem auch noch eine hin- und her- gehende Glitschbewegung der Körnchen, auch im Innern der Zellen vor. Eine andere Art der Bewegung im Innern der Zellen ist die, dass der ganze Inhalt der Zellen bei Erzeugung neuer Zellen in diese übertritt. So wandert bei einem Wasserfaden (Zyg- nema) der Inhalt einer Zelle durch ei- nen Canal in die Höhlung einer andern Zelle, welche als Fortpflanzungszelle fungirt. Oder es setzt sich der Inhalt zweier benachbarter Zellen zu solchem Zwecke in Bewegung, und wo sich der- selbe begegnet, bildet sich die Fort- pflanzungszelle (Sporn oder einzelliger Samen.) Eigenthümliche Bewegungserscheinun- gen zeigen ferner einzelne Zellen oder auch Gebilde aus mehreren Zellen, die frei im Wasser schwimmen. Solche Be- wegungen sind natürlich nur unter dem Microscope sichtbar und sind vornehm- lich in der grossen Classe der Algen (Wasserpflanzen aus der Gruppe der blüthelosen Pflanzen, die als grüne Fä- den im Wasser, oder als grüner, röthli- cher oder bräunlicher Ueberzug au feuch- ten Wänden etc. leben) beobachtet wor- den. Unter diesen gibt es Pflanzen, wo die ganze Pflanze aus einer kleinen Zelle besteht, andere, die nur aus einer Reihe von Zellen bestehen ete. Von diesen schwimmen einzellige Pflänzchen von ovaler oder spindelförmiger Gestalt (Diaiomaceen, Desmidiaceen) langsam im Wasser herum, bald vor, bald rück- ' sam um I. Originalabhandlungen. 89 wärts, ohne sich zu drehen. Fadenför- | Die farblosen Zellen bewegen sich in mige, aus einer Zellenreihe bestehende Pflänzchen (Oseillarien) drehen sich lang- ihre Achse herum. Dabei ist das gebogene Ende bald rechts, ba!d links geneigt und scheint pendelförmige Schwingungen zu machen. Achnliche Fäden von korkzieherförmiger Gestalt (Spirillum) zeigen eine ähnliche lebhaf- tere Bewegung, in der Art, wie wenn sich ein Korkzieher im Wasser vorwärts bohrte. Andere einzellige Pflänzchen (Palmeilaceen) und einzellige Samen (Sporen) von Conferven von kugeliger, birnförmiger oder ovaler Gestalt, schwim- men sich drehend rasch vorwärts. Wo diese Bewegung bei Sporen vorkommt, hat man solche Schwärmbewegung ge: nannt. Solche schwärmende Zellen wur- den oft mit Infusorien verwechselt oder auch als ein Uebergang der Pflanze in’s Thierreich gedeutet. — Wie sich die Blätter und Zweige der höhern Pflanzen nach dem Lichte zu kehren ,„ so bewegen sich auch diese kleinen miecroscopischen Pflänzchen im Wasser nach dem Lichte hin. In einer Wasserschüssel die am Fenster steht, sammeln sie sich alle an dem dem Lichte zugekehrten Rande und dreht man dann die Schüssel um, so bewegen sie sich querüber abermals nach dem Lichte hin. Aus dem gleichen Grunde sammeln sich grüne Schwärmzellen auf der Oberfläche des Wassers im schwärmenden Zustande und sinken erst zu Boden, wenn sie zur Ruhe kommen. In einer Glasröhre auf- bewahrt, sammeln sie sich ebenfalls auf der obern Seite, aber verklebt man diese mit schwarzem Papier und lässt das Licht von unten einfallen, so sammeln sie sich da. Unter dem Microscop bewegen sie sich nach allen Richtungen, weil sie hier von allen Seiten beleuchtet sind. keiner bestimmten Richtung. Viele solcher selbstständiger Ortsbewegung begabte Zellen tragen an lem einen Ende lange Wimpern oder sind auch wohl ganz mit Wimpern be- setzt, wobei das mit Wimpern besetzte Ende vorangeht, Diese Wimpern hat man daher mit Ruderorganen vergli- chen. mit Nachdem die Entdeckung gemacht war, dass solehe Schwärmzellen Sporen von Pflanzen sind und dass sie, nach- dem sie eine Zeit lang ‚geschwärmt, zur Ruhe kommen und aus ihnen sich wie- der Pflanzen entwickeln, war ihre Pflan- zennatur unzweifelbaft. Manche zwar deuteten diese Erscheinungen irriger Weise so, dass die Pflanze sich in ein Infusorium verwandle und dieses wieder in eine Pilanze, Den sich bewegenden Öscillarienfäden verlieh sogar zu Anfang dieses Jahrhunderts die Einbildung Kopf und Schwanz. Eine sichere Abgränzung zwischen Pflanzen- und Thierreich auf diesen niedrigsten Stufen der Entwickelung ist allerdings jetzt noch nicht gefunden. Man schreibt den Pflanzen unwillkürli- che, den Thieren willkürliche Bewegung zu. Allerdings mag es gelingen auch die lebhaftesten und wunregelmässigsten Bewegungen der Schwärmzellen aus der Form derselben, aus Hemmuissen und Reibungswiderständenzu erklären. Schwie- riger dürfte es aber sein, bei den Bewe- gungen der einfachsten Infusorien Will- kür nachzuweisen. Nach den jetzigen Begriffen ist daher auf dieser niedern Stufe der Entwickelung noch keine scharfe Grenze zwischen Thier und Pflanze gefunden. — Zu bemerken ist noch, dass diese Bewegungen , weil man sie nur unter 90 dem Microscope beobachten kann, um eben so viel schneller erscheinen als die Stärke der Vergrösserung beträgt. Prof. Nägeli berechnet, dass bei der schnell- sten Bewegung des Inhalts in den Zellen von Chara-Arten, die er beobachtete, derselbe in einer halben Stunde die Länge eines Fusses, bei der langsam- sten aber erst in 50 Stunden den glei- chen Raum durchlief. Von Schwärm- zellen brauchen die langsameren 1 Stunde, die schnellsten 1/; Stunde, um den Weg von 1 FussLänge zu durchlaufen. Ohne Vergrösserung würde man daher dereu Bewegung gar nicht sehen können. Der Ausdruck lebhafte Bewegung, den man von diesen Gebilden gemeiniglich gebraucht, ist daher rein relativ. Auch die Infusorien schwärmen nicht schnel- ler als die Pflanzenzellen. Da aber der Mensch beim Gehen in der Secunde un- gefähr nur den Raum der Hälfte seiner Körperlänge durchmisst, die Schwärm- zelle aber einen Raum, der bis 21/, mai die Länge ihres Durchmessers übertrifit, so ist deren Geschwindigkeit relativ ge- schwind. Nimmt man die Summe aller Innen- bewegeungen der Zelle als einheitliche Erscheinung an, so trägt diese ihre Lebensbewegung auf die Tochterzellen über. Ein einzelliges Pflänzchen er- zeugt zwei oder viele Zellen, die von diesem getrennt, die Lebensbewegung der Mutterzelle fortsetzen. Bei den ein- zelligen Pflanzen trennen sich die Schwe- sterzellen, bei den mehrzelligen bleiben sie verbunden und bilden durch Adhä- sion das Gewebe der vollkommenern Pflanzen. Jede Pflanze und jedes Pilan- zen-Organ entsteht als einfache |Zelle und sein ganzes Waächsthum und Ent- wickelung besteht darin, dass von dieser Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ersten Zelle und ihren Abkömmlingen neue Zellen erzeugt werden. Dieses Wachsthum geht in der Weise vor sich, dass die erste Zelle sich in zwei theilt. Haben die Tochterzellen das Volumen der Mutierzelie erhalten , so wiederholt sich der Vorgang u. s. f,, bis das Pflan- zenorgan seine Grösse erhalten. Das Wachsthum der Pflanze ist somit eine Kettenbewegung, in welcher das Leben jeden Gliedes auf 2 folgende übertragen wird. Die Zellen, welche ein Organ zu- sammensetzen, sind doppeiter Natur, nämlich solche, die sich theilen (M ut- terzellen), und solche, die sich nicht mehr theilen (Dauerzellen). Alle Zellen haben eine begrenzte Dauer, das Leben der Mutterzelie er- lischt mit der Bildung der Tochterzel- len. Die Dauerzellen erfreuen sich ei- nes längeren Daseins, aber die Summe ihrer inneren Bewegungen nimmt nach und nach ab und sie sterben an Alters- schwäche, die meisten im nächsten Jahr, manche nach mehreren Jahren, wenige dauern längere Zeit. Organe, in denen alle Bildungszellen nach einer bestimmten Zeit alle in Dauer- zellen übergehen, sterben bald ab, so die Blätter meist nach Jahresfrist. In anderenOrganen bilden sich in bestimm- ten Parthien fortwährend neue Mutter- zellen (Bildungsgewebe) in andern Par- thien werden aber alle Zellen zuDauer- zellen. Solche Organe besitzen eine lange Lebensdauer, es gibt Bäume, die Jahrtansende fortleben. Das Bildungs- gewebe des Baumes findet sich an den Spitzen seiner Aeste, Zweige und Wur- zeln und überall zwischen Holz und Rinde. Die lebendigen Dauerzellen fol- gen zunächst nach innen und aussen. Aus todten Zellen besteht das Mark, 1. Originalabhandlungen. das Kernholz und die äussere Rinde. Jährlich legen sich vom Bildungsgewebe aus neue Holz- und Rindenschichten um den Baum, von dem die innern und äussern Schichten wieder in Dauerge- webe übergehen , welches, nachdem es einige Jahre noch an der Lebensbewe- gung Theil genommen, dann zuletzt ab- stirbt. Hohle Bäume und das Abwer- fen der Rinde sind die Folge dieser Vor- gäuge, — Wenngleich alle Organe ursprünglich aus einer Zelle bestehen, also der erste Anfang derselben gleich ist, so liegt dennoch schon in dieser ersten Zelle die ganze Entwickelungsgeschichte des speciellen Organs begründet, denn aus der einen geht ein Zweig , aus der an- dern ein Blatt, oder Wurzel, Staubfaden etc. hervor. Auch die Zellen unterein- ander zeigen verschiedene Entwiekelung, indem die einen die kugelige Form bei- behalten, andere sich fadenförmig strecken oder flach ausbreiten. Immer aber stellt sich das Wachsthum als eine Kettenbe- wegung dar, wo zwei neue Zellen an die Stelle einer Mutterzelle treten und für manche Organe niederer Pflanzen ist es sogar schon gelungen, das Wachs- thum in eine oder einige einfache mathematische Formeln zu briugen. Das bis jetzt besprochene Wachs- thum bedingt die Gestaltung. Eine an- dere Seite des Wachsthums gibt dem Organ seine Richtung oder verändert die Richtung, wird also Veranlassung zur Bewegung der Organe. In diese Reihe der Bewegungen gehören Krüm- mung, Streckung, Zusammenfaltung, Einrollung , Ausbreitung, Drehung, Auf- drehung. Die Blätter der Farne und Cycadeen sind im jungen Zustande spi- ralig eingerollt und breiten sich erst 91 bei der vollkommenen Entwickelung aus, die Blätter anderer Pflanzen sind in der Knospenlage gefaltet oder gerollt, die Ranken der Kürbisse sind anfänglich gerade, später krümmen sie sich und rollen sich schneckenförmig ein, um zu- letzt eine schraubenförmige Gestalt an- zunehmen. Diese mannigfachen Bewe- sungen bedingen es, dass sich diese Pilanzen mit ihren Ranken an andere anklammern können. Der anfangs un- gedrehte Stengel dreht sich später spi- ralig. Auch zu diesen Bewegungserschei- nungen ist der Grund im Wachsthum zu suchen, indem die Vermehrung oder Ausdehnung der Zellen an gewissen Stellen stärker als an andern ist. Ein Organ , das auf einer Seite stärker in die Länge wächst als auf der andeın, das krümmt sich. Der krause Rand der Blätter, blasige Auftreibungen der- selben entstehen auf ähnliche Weise. Ein eylindrisches Organ, das im Um- fange stärker als in die Länge wächst, dreht sich um seine Achse, ein band- förmiges wird unter gleichem Verhält- niss zur Wendeltreppe. Stengel und Ranken werden schraubenzieherförmig, wenn sie sich aui einer Seite in be- stimmten Verhältnissen mehr verlängern als auf der andern. Die Wendung der Drehungen ist den einen Pflanzen oder Organen nach rechts, bei den andern nach links. Der Stamm der Mehrzahl unse- rer Bäume dreht sich nach rechts, der Hopfen windet links, die Bohne rechts. Die Schraubenlinie ist über- haupt häufig im Pflanzenreiche, in der Zelle (Spiralgefässe), dem Organe und am ganzen Pflanzenstock. bei 92 Alle diese betrachteten Erscheinun- gen beruhen auf der Lebensthätigkeit der einzelnen Zellen, die das Organ, die Pflanze aufbauen. Mit dem jüng- sten Zellgewebe der Wurzeln nimmt die Pflanze die Nahrung aus dem Bo- den auf. Da die Membran der Zellen nirgends Oeffnungen zeigt, so nimmt die Pflanze nur gelöste Stoffe mit dem Wasser auf und gibt auch nur solche ab. Die aufgenemmene Flüssigkeit steigt von der Wurzel aus von Zelie zu Zelle empor. Bei einem 80 Fuss hohen Baume muss das aufgenommene Wasser wohl durch 30,000 Zellen gehen, bis es am Gipfel anlangt, muss also durch eben- soviel Wände auf diesem Wege hindurch filtrirt werden. Ebenso wie jeder Stoff nur im ge- lösten Zustande von der Pflanze aut- genommen werden kann, können auch die im Pflanzenkörper deponirten festen Stoffe, nur wenn sie wieder gelöst wer- den, von einem Orte zu andern trans- portirt werden. Die Stärkekörner, welche im Blatte liegen, werden im gelösten Zustande im Herbste vor dem Abfallen der Blät- ter in den Stamm und die Wurzel trans- portirt und im gelösten Zustande gelan- im Frühling wieder in die in wel- gen sie Theile des Pflanzenkörpers , chen Neubildungen vor sich gehen. Eine fernere Reihe von Bewegun- gen sind die periodischen, nämlich Schlaf und Wachen, ferner Reizbar- keit. Sie beruhen, darauf, dass die Flüssigkeit einzelner Gewebsparthien in die andere überströmt. Hierdurch ent- steht eine Ausdelinung der Zellen der einen Gewebsparthie und Zusammen- zichen der Zellen der andern. Bei den Bewegungen, welche den Schlaf und das Wachen der Pflanzen veran- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lassen, ist es das Zellgewebe der Blatt- gelenke , was durch die geschilderten Vorgänge, die Veränderung der Lage der Organe bedingt. Die bei Tage ausgebreiteten grünen Blätter der Pflan- zen erheben sich oder senken sich bei Nacht. Beim Klee sind die 3 Blättehen Nachts aufgerichtet und gegen einan- der gelehnt, die Blättchen des Sauer- klees und der Lupine sind niedergeschla- gen und an den Stengel angelehnt u. 3. f. ie Schlafstelluug zeigt sich bei den jüngsten Blättern stets am auffallend- sten, bei den ältern Blättern erlischt sie, Noch auffallender ist die Bewegung der Blätter der Sinnpflanzen. (Wir haben diese wiederholt besprochen und werden nächstens «noch mehr darüber bringen.) In die gleiche Reihe von Bewegun- gen gehören die der Blüthen und de- ren Theile. Hierzu gehört das Schlies- sen der Blumen bei Nacht und das Oeffnen derselben bei Tage. Es gibt andere Blumen, die nur bei Nacht blühen, solche, die zu verschiedenen bestimmten Zeiten des Tages oder der Nacht sich Öffnen und schliessen etc. — Es gibt nur wenige höhere Pflan- zen, die Organe besitzen, welche eine fuortwährende Bewegung zeigen. Be- kannt ist in dieser Beziehung die auf und abwärts gehende Bewegung der beiden Fiederblättchen von _Desmo- dium gyrans, welche Bewegung jedoch nur unter Einfluss hoher Temperaturen stattfindet. Der Verfasser spricht nun über die Bewegungen der Staubfäden nach dem Stempel hin (Berberis, Ruta, Parnassia, I. Originalabhandlungen. Lilium, Allium, Tilia, Urtiea ete.), ferner von der Vallisneria, der jetzt so häufig in Zimmer-Aquarien gehaltenen Pflanze. . Die Blumen derselben sind zweihäusig, Die männlichen Blumen stehen auf kur- zen Stielen. Nachdem sie unterm Was- ser aufgeblüht, senden sie ihren Pollen an die Oberfläche des Wassers und gleichzeitig steigen die auf sehr langen Stielen stehenden weiblichen Blüthen an die Oberfläche des Wassers, werden von dem umherschwimmenden Pollen be- fruchtet und gehen dann wieder unter das Wasser, indem deren Blüthenstiel sich spiralig aufrollt. Die letzte Reihe derartiger Bewe- gungen, das sind die hygroskopischen. Sie entstehen durch das Äbtrocknen von Pflanzentheilen oder durch die erneute Aufnahme von Feuchtigkeit durch die- selben. Die Früchte Erodium mit dem sich löserden Theile der Säule, Ana- statica nierochunitica und andern, wer- den in Folge dessen als Hygromelter gebraucht, Das Abtrocknen der Früchte veranlasst das Aufspringen des Gehäu- ses derselben und das Ausstreuen der Samen. Wenn gleich jede Pflanze sich ur- sprünglich aus einer einfachen Zelle aufbaut, so war doch in dieser er- sten Zelle schon die Idee der Art ent- halten. Es gehen nämlich die mannich- fachen verschieienen Pflanzenformen zwar aus der gleichen Grundform der Zelle hervor, aber diese wieder in Folge einer Kettenbewegung. — Die Verschiedenheit der Organe, welche aus dieser ersten Zelle sich ent- wickeln, wird durch die Kraft und Rich- tung begründet, in welcher sie die vom 93 fortleiten *). Auf der tmtersten Stufe des Reiches bringt das Organ mit dem die Pflanze beginnt, entweder gar keine seitlichen Organe hervor oder nur solche, die ihm vollkommen gleich sind. (Mi- hroskopische Algen und Pilze.) Aufder zweiten Stufe bringt das erste oder centrale Organ, ausserdem dass es sich selbst verzweigen kann, noch seitliche, ihm selbst ungleiche Organe hervor, letztere sind haarförmig (Algen, Flechten, Pilze, Lebermoose). Die dritte Stufe zeigt drei Organe, ein centrales oder den Stempel, seitliche oder Blätter und haarförnige Gebilde (Moose). Die vierte Stufe bilden die Gefässpflanzen, welche aus Stengeln, Wurzeln, Blättern und haarförmigen Gebilden sich aufbauen, Andere Organe von morphologischer Be- deutung giebt es in der Pflanzenwelt nicht, aber jedes einzelne derselben kann sich wieder in Haupt- und Nebenstrahlen gliedern. Diese vier Grundorgane sind die Bausteine, aus welchen der Pflanzenstock sich aufbaut. Die physiologischen Funk- tionen kommen dabei nicht in Betracht, denn das gleiche Organ kann zu sehr verschiedenen Zwecken dienen. Das Blatt ist als grünes Blatt — Ernäh- rungsorgan, als Ranke — Haftorgan, als Stachel — Waffe, bald dient es zum Schutz als Knospendecke, bald dient es zur Zierde als Blumenblatt, bald zur Sekretion als Nectarium, bald zur Erzeu- gung von Keimen für ncue Individuen als Staubgefäss und Stempel. Wie der Aufbau des Pflanzenstockes auf der Thätigkeit des Organs beruht, *) Individuelle Lebenskraft, welche mit der Idee der Art von dem Mutter-Individuum auf | die Tochterpflanze übergegangen, würde in anderer Art der Darstellung, das gleiche aus Mutterindividuum empfangene Bewegung | drücken. 94 so wird das Leben der ganzen Pflanze aus der Funktion aller ihrer Organe zusammengesetzt. Besteht die Pilanze aus nur einem Organe, so vereinigt dies alle Lebensanschauungen in sich. Bei den höchsten und complizirtesten Ge- wächsen, übernekmen die einzelnen Or- gane besondere Arbeitsleistungen. Die Wurzeln suchen die Nahrung auf, Stämme und Aeste tragen solche empor, die Blätter verarbeiten die rohen Nahrungs- säfte und scheiden das unbrauchbare aus, die jungen Holz- und Rindenschich- ten führen die assimilirte Nahrung wie- der nach unten und speichern die über- flüssige Nahrung im Sommer und Herbst in den Magazinen des Stammes, der Wur- zeln und in den unterirdischen Stengel auf, um im Frühling, vor der Neubildung von verarbeitenden Organen die andern Glieder des Pflanzenstocks mit schon assimilirter Nahrung zu versehen. Die Drüsen schaffen überflüssige Stoffe fort, und die Blüthenorgane sorgen für die Fortpflanzung. Das Leben der Organe ist nicht stabil, es wandert von Zelle zu Zelle, von Organ zu Organ, Viele Organe sterben im gleichen Jahre, wo sie sich bildeten, ab. Der Baum verliert im Herb- ste seine Blätter und Blüthen und streuet seinen Samen aus, und aus den Verzweigungen seines Stammes erzeugen sich jährlich neue Gewebstheile und Organe. Aus den durch Kettenbewegung vor- gebitdeten Samen gehen neue Pflanzen hervor, welche dem Mutter - Individuum ähnlieh sind und alle Generationen, welche auf diese Weise aus einer Pflanze hervorgehen, stellen zusammen die Art oder Species dar. Die Pflanzenart ist somit der Inbegriff aller Gewächse, die, so verschieden sie auch unter einander Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. aussehen mögen, in historischer Zeit von einander abstammen und auch wie- der in einander übergehen können. So bilden alle Süsskirschen eine Art, alle Sauerkirschen eine andere, alle Pflau- men mit kugeligen Früchten eine dritte, alle Zwetschgen mit länglichen Früch- ten eine vierte Art u.s. f. Wir kennen gegenwärtig ungefähr 200,000 Pflanzen- arten, die Gesammtzahl der unsern Erd- ball bewohnenden mag >2ber 400,000 betragen. Eine noch grössere Zahl (?) hat früher unsern Erdball bewohnt und ist untergegangen bei den Veränderun- gen, die dessen Oberfläche erlitten. Die jetzt noch lebenden und untergegange- nen Pflanzenformen bilden das Pflanzen- reich. Wie die Zelle das Organ, das Organ das Pflanzenindividuum, das Pflan- zenindividuum die Art aufbaut, so baut sich die Art zum Reiche auf. Wahrscheinlich ist es aber, dass auch die Arten aus einander hervorgegangen sind *). *) Der Verfasser spricht sich hier für das Hervorgehen der Pflanzenarten in einem Sinne aus, dem kein Gegenbeweis entgegen gestellt werden kann. Er nimmt an, dass in histori- scher Zeit die Pflanzenarten nicht aus einan- der hervorgegangen, sondern, dass alle jene Formen, welche in historischer Zeit aus einem ersten Individuum hervorgegangen, als Art zu- sammen zu fassen seien. Damit müssten alle die, durch äussere Einflüsse entstandenen For- men der Art, wieder mit dieser vereint wer- den. Es ist das ganz der Begriff, nach wel- chem auch, wir die Pflanzenart aufgefasst und neuerlichst zu gliedern versucht haben. Ueber das was frühere Zeiten unter uns unbekann- ien Verhältnissen gebracht, können wir kein sicheres Urlhei! fällen. Zu einer Zeit, wo aber noch neue Arten geschaffen wurden, können auch neue Arten aus vorhandenen hervorge- gangen sein. Allmälig ist dies aber jedenfalls nicht geschehen, denn sonst würden uns zu vielen untergegangenen Pflanzenformen nicht die Bindeglieder fehlen. I. Originalabhandlungen. 0, Aus den im Vorhergehenden betrach- teten Bewegungserscheinungen von der Bildung der Pflanzenzelle bis zum Pilan- zenreiche zieht der Verfasser folgenden Schluss: Jede Erscheinung der organischen Natur, lernen wir nur dann wirkich er- kennen, wenn wir sie als Bewegung auffassen, d. h. wenn wir sie von ihrem ersten Entstehen bis zum endlichen Schluss in allen ihren Veränderungen kennen lernen. — Der gleiche anatomische genau erkannte Bau, kann auf verschiedene Weise entstan- den sein, also eine verschiedene Bedeutung haben, und demnach auchin der Foige auf ungleiche Art neue Organe oder Organ- theile hervorbringen. Die Forderung der Entwickelungsgeschichte bat sich in neuerer Zeit fast in allen Gebieten der Botanischen Wissenschaft geltend ge- macht. Aber nicht die Kenntniss der ersten Entwickelungsstadien von der Zelle an, reicht zur wissenschaftlichen Betrachtung aus, sondern diese muss bis zum Schlusse gehen. Es behält somit das Studium des Organs, der ganzen Pflanze, der Arten und des ganzen Rei- ches die gleiche wissenschaftliche Be- recehtigung, wenn solches auf den rich- tigen Grundlagen vorgenommen wird *). Die Pflanze ist in fast beständiger Thätigkeit. Die Grösse der Arbeit, die sie verrichtet, können wir nach dem Kraftaufwande bemessen, den sie nöthig hatte, um Erde, Wasser, Luft — in Holz, Blätter, Wurzeln zu verwandeln. *) Wir freuen uns dieses Ausspruchs eines Mannes, der obgleich selbst einer der hervor- ragendsten im Studium der Zelle, doch hierin nicht allein die Wissenschaft sieht, sondern keinen der wichligen Bausteine als nutzlos zur Seite schiebt. — Berechnet man den Baum nack dem Aschengehalt, nach der von ihm abge- gebnen Wärme und nach dem von ihm verdunsteten Wasser, so ist die Arbeit, die ein Morgen Hochwald in einem Jahre verrichtet, gleich einer Billion Wärmeeinheiten oder gleich der Arbeit, die man mit einer Wärmemenge erzielen könnte, welche 22,170,000 Pfund Eis- wasser zum Kochen bringt. Davon nimmt die Wärme, welche zur Veidun- stung des überflüssigen Wassers noth- wendig ist, allein 22 Millionen Pfund in Anspruch, da die andere vom Baume verrichtete Arbeit verschwindend klein ist. In anderer Form ausgedrückt, ver- zehrt die Verdunstung eines Morgens Wald: während 120 Sommertagen eine Kraft, die gleich ist einer unausgesetz- ten Arbeit von 1460 Pferden, während der gleichen Zeit. Die Arbeit der As- similation ist 131 mal geringer und würde der Arbeit von 11 Pferden während der- selben Zeit gleich sein. Um endlich das Wasser, welches von den Bäumen bis in die Wipfel emporgeführt wird, empor zu pumpen, müsste ein Pferd täglich nur etwas mehr als eine Stunde arbeiten. Das Produkt der Arbeit der Pflanze ist die Bildung der organischen Sub- stanz, der Transport und die Verdun- stung. — Die Verdunstung ist je nach dem Zustand der Luft verschieden, je trock- ner, wärmer und bewegter die Luft ist, je höher steigt der Verdunstungsprozess. Scheint die Julisonne auf ein Brett, so wird dasselbe so heiss, dass die Blätter der Pflanzen bei gleicher Temperatur zu Grunde gehen würden. Sie bleiben aber kühl, weil mit der Zunahme der Wärme auch der Kälte erzeugende Prozess der Verdunstung sich steigert. 96 Zu starke Verdunstung verlangsamert das Wachsthum oder macht es selbst klein und krüppelig. Diesem Einfluss ist das niedrige und schwierige Wachs- thum der Bäume auf kahlen Berggipfeln zuzuschreiben. Die grösste Produktion organischer Substanz findet unter den Tropen unterm Einfluss von Wärme und Feuchtigkeit statt. Ein Morgen mit Ba- nanen bepflanzt, liefert dort 988 Centner frischer Früchte und nährt 50 Menschen, während derselbe Raum, da wo Weizen gebauet wird, nur 3 Menschen nährt. Als Quellen, welche der Pflanze die Kraft verleihen, eine so bedeutende Ar- beit zu verrichten, dass die Arbeit ei- nes ausgewachsenen Baumes der von 7 Pferden gleichgesetzt werden kann, kennen wir mit Sicherheit nur zwei, und das sind Lieht und Wärme. Die Assimilation, welche unorganische Stoffe in organische überführt, geschieht unter Einfluss des Lichtes, Die grünen Ge- webe, in welchen die Desoxydation voll- zogen wird, absorbiren die weissen Strah- len des Lichtes. Ausserdem nimmt die Pflanze Wärme auf, denn keine ihrer Arbeitsleistungen kann ohne einen be- Grad von Wärme vollbracht werdeu. Selbst die Assimil.tion kann durch das Licht allein nicht vollbracht werden. Die Verdunstung geschieht si- cher durch Wärme. Die Pflanze verhält sich daher in dieser Beziehung gleich einer Maschine, sie empfängt von aussen eine bestimmte Kraftmenge und nimmt unter deren Hülfe die Veränderungen in ihrem Innern vor. Bei der Dampfmaschine geht 12/13 der durch die Wärme erzeugten Kraft für die Arbeit durch Reibung und Ver- wandlung von Wasser in Dampf ver- loren. Der Baum in unserm Klima macht nicht einmal den hundertsien stimmten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Theil der empfangenen Kraft für die Assimilation nutzbar; in feuchter wenig bewegter Luft geht ihm viel weniger verloren und daher das viel schnellere Wachsthum und die grössere Produktion unter solchen Verhältnissen. Ein arbei- tendes Pferd verwendet ungefähr den 5. Theil der genommenen Nahrung in Nutzeffekt, der andere Theil wird in den Lungen und überall im Körper ver- brannt. Die im Vorhergehenden angestellte Betrachtung über die Arbeit der Pflanze, stützt sich auf die Annahme, dass die Kräfte hier in gleicher Weise wirken, wie in der unorganischen Natur, dass nämlich eine gewisse Kraftmenge wie- derum eine gleiche Kraftmenge hervor- bringe. Gilt dies Gesetz auch im Pflan- zenreiche 2 Ich habe es vorausgesetzt und damit zugleich die Existenz einer spezifischen Lebenskraft geläugnet, Die Erscheinungen in der Pflanze sind aber vielfach anders als in der un- organischen Natur. Dort sagt man, ist Leben, hier ist Tod; wir können das Leben nicht begreifen, wenn wir dafür nicht eine bestimmte Kraft annehmen. — Studirt man die in der Pflanze vor sich gehenden Verrichtungen aber ein- lässlicher , so zeigt sich, dass sie auf ähnliche Weise vor sich gehen, wie ana- loge Prozesse ausserhalb des Organis- Das Athmen der Thiere ist ein Verbrennungs- oder Oxydationsprozess, das Athmen der.Pflanzen ein Zersetzungs- oder Desoxydationsprozess und die Ver- dauung, die Assimilation, die Circulation der Säfte ist aus physikalischen und chemischen Prozessen zusammengeseizt. Das Gebiet der Lebenskraft hat mit je- der wissenschaftlichen Forschung immer mehr an Umfang verloren und auch die eifrigsten Vertheidiger der Lebenskraft mus. BA Mocaolıd 0reretelid An: , dar yolereens Rd > uw ©; h 4 a I. Orignalabhandlungen. können nicht sagen, welchen bestimmten Wirkungen dieselben angehören. Manche wissenschaftliche Anhänger derselben zie- hen sich daher jetzt auf ein begrenztes Feld zurück, indem dieselbe nur an dem Bildungsprocess, an der Organisation mit- wirken soll; die Function aber soll durch physikalisch-chemische Kräfte geschehen. Bei der Organisation wirken Molecular- kräfte in mikroskopisch geringen Men- gen, weshalb der empirische Nachweis, ob die Bewegungen der kleinsten Theil- chen bei Entstehung einer Zelle nur die nothwendige Folge von physikalischen und chemischen Kräften seien oder nicht, wohl nie geleistet werden wird. Auf die Frage, welche Eigenschaft die Lebenskraft habe, wenn die bekann- ten Naturkräfte nicht ausreichen, sind nur zwei Antworten möglich. Entwe- der ist es eine materielle Kraft, welche auf gesetzmässige bestimmte Art wirkt, welche aus andern Kräften entsteht und in dieselben sich umsetzt, oder es ist eine immaterielle Kraft, die dem Cau- Salnexus sich entzieht, die nach Will- kür in die Action tritt und nach Will- kür daraus verschwindet. Im ersteren Falle ist die Lebenskraft den physika- lischen und chemischen Kräften coor- dinirt, mit denselben dem gleichen all- gemeinen Gesetz unterworfen, sie haf- tet an eigenthümlichen Kohlen- un! Stickstoffverbindungen, wie der Magne- tismus am Eisen; sie entsteht in der Pflanze aus Licht, Wärme, Elektrizität nnd arbeitet an der Ernährung und Or- ganisation. Für das Prineip im Allge- meinen ist es gleich, ob man eine sol- che Lebenskraft annehme oder nicht, ob das Leben unmittelbar aus den bekann- ten Naturkräften hervorgehe oder ob in die Kette von Ursache und Wirkung, noch ein Glied, eine neue Kraft einge- schoben werde. Meine Betrachtung über II, 1861. 97 die Arbeit der Pflanze wird dadurch nicht verändert. Wenn ich daher die Existenz einer specifischen Lebenskrait bezweifle, so verstehe ich damit eine immaterielle Kraft, welche ausserhalb der Naturnoth- wendigkeit, ausserhalb des Causalnexus steht. Besteht eine specifische Lebens- kraft, so wird solche mit der Bildung jedes Samens vervielfältigt und mit dem Zugrundegehen jedes Organismus geht eine solche verloren. ‚Wir haben also ein mit den Naturgesetzen in Wider- spruch stehendes Wunder, denn nach dem Gesetze der Erhaltung der Kraft kann Kraft weder neu entstehen noch verloren gehen *). — *) Wir haben hier die Ansichten des Ver- fassers über Lebenskraft zum Theil wörtlich mit- getheil. Der Referent gehört zu den ganz entschiedenen Vertheidigern einer speciellen Lebenskraft für die Pflanze, einer Lebens- kraft, die mit der Bildung jedes neuen selbst- ständigen Organismus in Action tritt und zu Grunde geht mit dem Absterben dessel- ben. Damit ist keineswegs behauptei, dass die Lebenskraft sich den gesetzmässigen Wir- kungen der physikalischen und chemischen Kräfte entziehen könnte. Da sie erst mil der Bildung der ersien Zelle eines individuellen Organismus ins Leben tritt, kann sie auch nur in ihren Functionen, den im Organismus ihä- tigen physikalischen und chemischen Kräften coordinirt sein, muss sich also nach dem all- gemeinen Gesetze richten. Die Lebenskraft ist aber noch nach einer Seite thätig, die Prof. Nägeli einfach Kettenbewegung ge- nannt hat, wo aber ohne specifische Lebens- kraft allen Leugnern derselben das erste Glied fehlen wird. Wir meinen damit den Be- griff der Art, der schon mit der Bildung der ersten Zelle, die dazu bestimmt ist, ein neues Individuum zu bilden, ins Leben tritt. Prof. Nägeli lässt diesen Art- Begriff durch eine Kettenbewegung enistehen, indem alle Eigenschaften des Mutterindividuums auf das 8 98 Professor Nägeli zeigt nun ferner, dass Lebenskraft und geistige Kraft ge- wöhnlich neben einander gestellt werden. neu gebildete Individuum übergehen. Ange- nommen, dass mit jedem neuen Pflanzen- Individuum keine neue Kraft ins Leben triit, sondern diese nur durch die kettenlörmige Bewegung vom Mutterindividuum aus fortge- seizt wird, so muss es doch ein erstes Glied der Kelle gegeben haben, von der diese Be- wegung ausgegangen ist. — Ebenso wie auch bei dieser Ansicht, mit dem ersten Gliede einer Ketie eine Zelle mit dem Artbegriff geschaffen werden musste, ebenso wird uns der Verfasser zugeben müs- sen, dass mit dem letzten Glied einer solchen Kette, der gleiche Artbegriff' verloren geht, wie dies bei den zahlreichen untergegangenen Pflanzenarten der Fall ist. Obgleich sich diese aus den gleichen Grundstoffen und mit den gleichen Kräften aufgebaut haben, vermag dennoch die Jetztwelt sie nicht mehr zu er- zeugen, denn es ist die ganze Kelte der gleich- arligen Erscheinung und damit auch die Mög- lichkeit deren Erzeugung lür die Jetztwelt ver- loren gegangen. Solcher Beispiele giebt es aber auch für die Jeiziwelt, sind doch in der- selben schon so manche Thiergaltungen durch den Menschen ausgerotiet und steht doch das gleiche Schicksal wohl manchen Pflanzen- Arten bevor, sofern es solche nicht schon be- troffen hat. Wenn so es nicht zu läugnen ist, dass der Artbegriff für das erste Glied der Kette ge- schaffen werden musste und mit dem letzten Glied der Kelle ganz verloren geht, so giebt es aber auch noch einen Beweis dalür, dass auch mit der Entstehung jeder Zelle, die am Mutterindividuum sich heranbildet , selbstständigen Individuum zu werden, zugleich auch eine neue Kraft ins Leben trilt. In der Zelle des Farbaumes, die wir Spore nennen, in diesem einfachen kleinen Bläschen , dessen Structurverhältnisse ganz ähnlich der Structur so vieler anderer ähn- licher Zellen der Tausende von Arten der Farne, ist doch schon der ganze Artbegriff vollständig enthalten. Es kann sich dieselbe um zum Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Nach seiner Ansicht gebe es eine gei- stige Kraft und geistige Freiheit, aber keine Lebenskraft. Nachdem er nun gerade nur zu dem gleichen Organismus, unter den gleichen Gesetzen der Entwickelung wie das Mutterindividuum entwickeln. Gerade in dieser wunderbaren Gesetzmässigkeit, in die- sem Gesetze selbst, das wir wahrnehmen, gleich dem Gesetze nach dem die anorgani- sche Materie sich zu bestimmten Krystallen ordnet, sehen wir das Unerklärte. Dieses Artenprineip mussie einmal erst geschaffen werden, bevor es von der Muiterpflanze auf das Tochter-Individuum übergehen konnte. Es musste aber auch als selbstständige Kraft. die wir specielle Lebenskraft nennen, übertreten; eine Kraft, die allerdings nicht will- kürlich in Action treten kann, sondern da es keine selbstbewusste geistige Krafl ist, sich den im Organismus thätigen physikalischen und chemischen Kräften Sobald aber dieser von der Lebenskraft in organische bildende Thätigkeit gesetzte Orga- nismus, von derselben verlassen ist, dann fällt der Pflanzenkörper, der unter Einfluss der Lebenskraft alle jene Bildungsprocesse der organischen Stoffe einging, sofort der Zer- selzung und Auflösung anheim. Das letztere geschieht, obgleich noch die gleichen chemi- schen und physikalischen Kräfte thätig sind, welche unter Einfuss der Lebenskraft die or- ganischen Stoffe bildeten. Wenn wir daher vorher von dem Gesetze des Krystallisirens der unorganischen Materie sprachen, so gehorcht allerdings auch diese einem ganz bestimmten, aber nur viel einfa- cheren Gesetze, welches nur äussere Formge- bung nicht aber auch inneres Leben bedingt. Und doch wird auch die Anordnung der un- organischen Materie zu Krystallen von einem Gesetze beherrscht, das zwar aus den der Materie anhaftenden Kräften resultirt, ohne jedoch diese Kräfte selbst zu erklären. Die Wechselwirkung der gleichen Kräfte im In- nern des schon fertigen lebendigen Organis- mus ist es, welche N. als einzige mögliche Art der Lebenskraft zulässt, für uns ist das aber nur die gleiche Kraft, welche auch die eoordiniren muss. I. Originalabhandlungen. über den lächerlichen Unsinn des Mate- rialismus gesprochen, welcher den Menschgeist lediglich als Function des Gehirns des Menschen darstellt und da- mit jede geistige Freiheit läugnet, und nochmals seine Ansicht betont, dass die materiellen Vorgänge der Gestaltung, der Ernährung und der Fortpflanzung der Gewächse, durch die gleichen Kräfte bedingt würden wie die Entstehung ei- nes Krystalls, spricht er sich ganz ent- schieden in dem Sinne aus, dass der Geist nicht ein Product der bekannten Naturkräfte sei und schliesst seinen höchst interessanten und lehrreichen Vortrag mit den Worten: ‚Nach der spi- Bildung des Krysialles bedingt. Lebenskraft ist für uns die mit der ersten Zelle des Organismus geschaffene oder in solche vom Mutterorganismus übertretende Kraft, welche einerseits die weitere Ausbildung des Organismus nach den der Art zukommenden Gesetzen bedingt und andrerseits jene physikalischen und chemischen Kräfte gerade in der Weise wirken lässt, wie solche nur im lebendigen und niemals todten Orga- nismus thätig sind, aus welchem die Lebenskraft bereis gewichen ist, Dass eine solche specielle Lebenskraft, auch wenn sie aus dem Mutterorganismus auf’s folgende Glied nur überlrii, wie dies allgemein in der Jetziwelt der Fall ist, den- noch als neu in Wirkung treiend zu betrach- ten ist, geht endlich auch daraus hervor, dass diese Krafi auch eine sehr wesentliche Ver- 99 ritualistischen Ansicht ist der Geist etwas Selbstsändiges, ausserhalb der Verkettung der materiellen Kräfte Stehendes; er ge- niesst die Freiheit, er ist nicht blos un- begriffen , sondern auch wie der Ewige selbst unbegreifbar, er ist für den Na- turforscher ein unerforschliches Wunder. Nach der materialistischen Ansicht da- gegen besteht der Geist in materiellen Bewegungen, die nach Nothwendigkeit erfolgen; er unterliegt dem Calcül und dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft; jede Denkarbeit ist gleich einer bestimmten Quantität von Nahrung, von Wärme, Licht, Elektrieität, von mecha- nischer Kraft. — änderung erleiden kann, wenn die ersie Zelle des neuen Individuums unlerm Einfluss der Befruchtung durch eine andere Art gebildet wird, woraus die einem andern Typus folgen- den Bastard-Individuen hervorgehen. Wir betrachten daher die an die Malerie gebundenen materiellen Kräfte, die mit der Bildung der ersten Zelle einer Pflanze ins Leben tretende Lebenskraft, den In- stinkt der Thiere und die geistige Kraft des Menschen, als eben so viel er- höhte Potenzen einer und derselben Urkraft, welche vom Schöpfer der geschaffenen Ma- terie und den Organismen verliehen ist und von der allerdings nur die selbstbewusste Geisteskraft des Menschen, die bestimmte Aus- sicht auf eine individuelle Fortdauer, auch nach der Auflösung der Materie, an die sie hienieden noch gebunden ist, hat. (E. R.) gs* 100 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Aufbewahrung de» Edelreiser bis zum Veredeln im Frühlinge. Bei der Veredlung im freien Lande im Frühlinge, wird durch schnelle Ent- wickelung die Zeit vor dem Austreiben, welche zur Veredlung die geeignetste ist, oft sehr verkürzt. Es muss daher überall da, wo man im Frühlinge viel zu veredeln hat, das Streben dahin ge- richtet sein, die Zeit der Veredlung so sehr als möglich zu verlängern. — Es ist nun in Bezug aufs Gelingen der Veredlungen bekannt, dass diese Operation um so besser und sicherer gelingt, je frischer das Edelreis und je besser der Wildling im Safte. Frisch geschnittene Edelreiser, dienoch gar nicht getrieben haben, werden daher durch- schnittlich am sichersten anwachsen. Frisch geschnittene Edelreiser, dieschwach getrieben haben , oder auch solche, die unterwegs etwas getrieben haben, wenn man solche von anderen Orten erhielt, wachsen noch, wenn sie auf Wildlinge, die im vollen Safte stehen, gesetzt wer- den und in der ersten Zeit durch Ueberbinden von zeöltem Papiere oder durch Ueberdecken von Töpfen etc. ge- schützt werden. Gelingt es die im Winter oder im Frühlinge vor dem Austreiben geschnit- tenen Edelreiser vollkommen frisch zu erhalten, ohne dass sie austreiben, dann gelingen Veredlungen mit solchen noch ganz sicher, wenn solche auch auf Wildlinge vorgenommen werden, die be- reits ziemlich stark getrieben haben. Die Schwierigkeit besteht blos darin, die Reiser frisch und im nicht getriebenen Zustande zu erhalten. In dieser Beziehung gelten nun die folgenden Regeln: 1) Je früher im Herbste oder Win- ter die Edelreiser geschnitten werden, je weniger schnell, treiben sie im Früh- jahre aus. 2) Je später, d. h. je näher der Pe- riode des natürlichen Austreibens solche geschnitten werden, je schneller treiben sie aus. 3) Später geschnittene Reiser wach- sen am sichersten an, lassen sich aber nur in Eiskellern mit Erfolg über die Periode des Triebes hinaus, aufheben. Der Eiskeller ist gleichfalls die Locali- tät, wo in Töpfe mit feuchtem Sand gesteckt, auch früher geschnittene Edel- reiser am besten aufbewahrt werden. In Petersburg steht diese Localität je- dem leicht zu Gebote, nicht so an an- dern Orten für die noch das Folgende zu beobachten ist. 4) Je früher die Reiser geschnitten, je sorgfältiger müssen solche vor dem Welken und Anfaulen von der Schnitt- fläche aus, bewahrt werden. Nach dem Schneiden bindet man sie in Bünde zu- sammen, bezeichnet solche mit den Na- men und schlägt diese an der Nordseite eines Gebäudes , wo sie vor übermässi- ger Feuchtigkeit geschützt sind, am be- sten in Sand ein. Mit dem Eintreten stärkerer Fröste deckt man solche mit Laub, oder noch besser mit Moos und über dieses Tannenzweige. Im Früh- linge nach dem Aufdecken sieht man die Bündel nach und schneidet solche Edelreiser, welche gelitten haben soll- ten, unten etwas ab, damit sie eine fri- sche Schnittfläche bekommen. Wenn die Zeit des Austreibens im freien Lande kommt, dann nimmt man solche aus dem Boden und legt sie an einen schat- tigen feuchten Ort, ohne sie einzuschla- gen, hin. Bei feuchtem Wetter bleiben sie unbeschützt liegen, bei trockenem I. Neue Zierpflanzen. deckt man sie mit Kästen oder locke- rem Moos, und feuchtet sie auch wohl, wenn sie schrumpfen sollten , mittelst leichten Bespritzens an. Auf diese Weise gelingt es auch ohne Eiskeller, Edelreiser viel länger im ruhenden Zu- stande frisch zu erhalten, als wenn sie mit den Schnittflächen eingeschlagen bleiben. Benützt man zum Aufbewah- ren früh geschnittener Edelreiser einen kühlen frostfreien Ort, wie z. B. das frostfreie Zimmer, dann sehe man darauf dass der Sand oder die Erde, in welche man sie steckt, weder zu trocken noch zu feucht sei, und nehme sie auch aus- serdem im Laufe des Winters einige mal aus der Erde, um die Schnittflächen 101 derer, an denen die Rinde ringum \ver- dorben, bis auf gesunde Rinde nach zu schneiden. 5) In Bezug auf die Sorten ist zu bemerken, dass von Kirschen und Pflau- men, die Reiser immer erst gegen das Frühjahr hin geschnitten werden sollten, da diese auch bei sorgfältiger Aufbe- wahrung während des Winters gemei- niglich verderben. Keiser von Birnen und Aepfeln lassen sich aber auf eine der oben besprochenen Weisen ziemlich sicher aufbewahren. — (E. R., mit Benützung eines Aufsatzes des Herrn Ober- diek, in Monatsschr, f. Pomol. pag. 227. Jahrg. 1860.) 1) Abgebildet im zweiten Helie des Hortus Lindenianus. Melasto- steht zwi- 1) Triolena scorpioides Naud.; maceae — Die isattung Triolena schen Sonerila und Eriocnema und zeichnet sich durch den scorpionarligen Blüthensiand aus. Ward durch Ghiesbreght aus der Pro- vinz Chiapas in Mexiko lebend eingeführt. Die in Rede stehende Art bildet einen niedrigen kleinen Sirauch. Blätter oberhalb grün mit kuplerfarbenem Glanze, unterhalb roth. Zlu- men rosa, !/, Zoll im Durchmesser, zu spilzen- ständigem, 10—12 blumigem endständigem Blü- ihenstand vereinigl. Cultur wie bei Sonerila. Beschrieven in Naudin’s Monographie d. Me- lasiomaceen p. 347. — 2) Columnea erythrophaea Dne.; Gesneri- aceae. — Ebenfalls aus Chiapas von Ghies- breght eingeführt. S. Jahrg. 1860. p. 329 der Garlenflora, — 3) Salvia cacaliaefolia Benth.; Labialae. Vaterland gleich den vorhergehenden Arten. Neue Zierpflanzen. Ein 2?—3 Fuss hoher, stark verästelter Strauch. Blätter lang gestielt, aus pfeilherzförmigem Grunde deltoidisch, auf der Oberfläche weich- haarig, auf der Unterfläche fast wollig. Die Blumen zu je 2 in Quirlen in einer 6—8 Zoll angen Rispe, ungelähr 1 Zoll lang und präch- tig azurblau. Eignet sich gleich gut zur Cul- tur im Topfe wie auch zum Auspflanzen in’s freie Land während des Sommers. 4) Lasiandra Fontanesiana D. C.; Me- lastomaceae. — Ein prächtiger 2— ?!/, Fuss hoher Strauch aus dem Süden Brasiliens. Schöne Blätter und purpurviolelie Blumen von 21/, Zoll Durchmesser, die in 6—7 Zoll lan- diese Art aus. Nach Linden mil Ausnahme gen Rispen slehen, zeichnen Cultur im temperirten Hause. gedeihen alle Melastomaceen der Sattungen Sonerila, Berlolonie , Medinilla und Cyanophyllum im temperirten Hause weit besser als im Warmhause. 5) Pteris tricolor Linden. Schon mehr- fach von uns erwähnt. Hooker zog diese Pflanze als Abart zu P. quadriaurita und 102 Moore als Abaıt zu P. aspericaulis. Feuchtes Warmhaus. | 6) Erythrochiton Lindeni Planch.; Dios- meae. — Aus Tabasco und durch den 5 thei- ligen Kelch von den andern Arten der Gat- tung Erythrochiton verschieden. Ein Strauch für's feuchte Warmhaus, der eine Mischung aus Lehm und Heideerde liebt. — 2) Garten- Orchideen, beschrieben von H. G. Reichenbach in der Ham- burger Gartenzeilung. 7) Acineta chrysantha Lindl. Hierzu ge- hört Neippergia chrysantha Morr. als Synonym. Blumen gelb mit purpurnen tropfenartigen Punkten. Blühte bei Booth in Flotlbeck. — 8) Coryanthes Fieldingii Lindl. Culti- virt im Garten des Herrn Senator Jenisch in Hamburg. Das obere Kelchblatt keilförmig- oval, spitz; die seitlichen breit oval, sichel- förmig. Blumenblätter sichelförmig. Der Kör- per des oberen Stückes der eigenthümlichen Lippe sackförmig und vorn 3zähnig. Die flei- schige Griffelsäule nach oben keulenförmig verbreitert, beiderseits mit schmalem , an der Spitze halbovalem Flügel. 9) Aerides jucundum Rchb. fil. Aus Java vom Herrn Retemeyer eingeführt. Verwandt dem A. quinquevulnerum und durch die Bil- dung der Schwiele der Lippe verschieden. Blumen weiss, mit amethystfarbenen Spitzen der Kelchblätter. 10) Notylia tamaulipensis Rehb. fil. Aus Mexico in den Garten des Herrn Krichelsdorf eingeführt. Von der verwandten N. incurva durch den ovalen (nicht herzförmigen) Grund der Lippe und zurückgekrümmte Spitzen der Kelchblättchen verschieden. 11) Bonatea speciosa Achb. fil. Blühte bei Hrn. Retemeyer. Blumen klein, in einer Traube, weiss und grün. — 12) Zaelia elegans Houtteana Rehb. fil. Eine Abart deren Blüthenhüllbläiter helllila und deren Lippe weiss mit dunkelgrünen Spi- tzen der Lappen. Die rechtwinkelig abstehen- den Seitenlappen der Lippe und der lang keilförmige Mittellappen derselben, der an der Spitze pfeilförmig dreilappig, unterscheiden sie von der Stammart. Blühete in der Sammlung des Hrn. Van Houtte. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 13) Laelia Stelzneriana Achb. fil., dem tüchtigen Obergärtner des Herrn Van Houtte, Herrn Stelzner gewidmet. Verwandt der schö- nen L. purpurata, die Kelchblätter aber lan- zeitlich, spitz, nieht wellig und die Seitenlap-" pen der Lippe sehr kurz und zurückgedrückt. Beim Herrn Van Houtte in Cultur. — 14) Cattleya guttata Prinziü. Rehb. hl. Blühte beim Herrn Lüddemann in Paris. Eine Abart mit rosafarbner Lippe, deren Mit- tellappen schön purpur. (Hamburger Garienzeit. 1860. p. 280.) 15) Laelia xanthina Lindl. Blumen nan- kinggelb, über die Lippe ein rother Streif. Säule vorn rothbraun linirt und punklirt. Blühte im Garten der Madame Jenisch. Die vom Herrn H. G. Reichenbach beschriebene Pflanze weicht durch 2 kleine Hörnchen am Lippengrunde ab. 16) Oncidium pulchellum Hook. mit ge- nauer Beschreibung. Eine schöne Art mit reichblumiger Blüthenrispe, Blüthenhüllblätter rosa, Lippe schneeweiss mit einigen braunen Flecken. Säulenflügel und Anthere dunkel- purpur. Blühte beim Herrn Casper in Berlin. 17) Laelia euspatha Rchb. fil. Kelch- blätter lanzettlich, spitz. Blumenblätter schma- ler, klein gekerbt. Lippe 3lappig, mit stum- plen Seitenlappen und vorgezogenen halbova- len zweilappigen stark gekerbten Mittellappen. Herr Reichenbach hält diese neue Art für ei- nen Bastard zwischen Laelia purpurata oder Boothiana und Cattleya intermedia. Blühte im Garten des Herrn Medicinalrath Casper in Berlin. 18) Eria barbarossa Rchb. fil. Verwandt der E. Vrieseana, von der sie durch stumpfere Blätter, zusammengedrängte 3blumige Blüthen- ähren, ovale gehöhlte Bracteen, stumpfen ab- gekürzten Sporn und die Lippenform sich un- terscheidet. Letztere spathelförmig, am Grunde ausgehöhlt und zusammengezogen, an der Spitze schwach 3lappig, mit ausgerandetem herzförmigem Mittellappen. Blumen gelblich rosa. Blühte im Garten des Hrn. Booth. 19) Bletia Ortgieseana Rchb. fil. Aus Jamaika oder Cuba. Blühte im Botanischen Garten zu Zürich und wurde Herrn Ortgies gewidmet. Scheinknollen walzig, gegliedert, 1—3blättrig. Blätter bandförmig , lederartig, II. ‘Neue Zierpflanzen. am durchsichtigen Rande klein gekerbt. Blu- men denen der B. verecunda ähnlich, in einer Traube. Kelchblätter triangellörmig. Blumen- blätter oval, Lippe oberhalb des Grundes der Säule angewachsen, am Grunde herzförmig _ und von fast quadratischer Form, vorn aus- gerandel. 20) Gongora pleiochroma Rchb. fil. Eine der von Warscewiez eingeführten Arten. Blü- te bei L. Matthieu. Verwandt der G. trorsa, der untere Theil der Lippe geht aber aus dem keilförmigen Grunde in den gebo- genen breiter werdenden Nagel über; die Schwielen am Grunde aufrecht, der Ausschnitt zwischen der hornförmigen Granne und dem Winkel ziemlich gross. Der sichelförmige Fortsatz ist unter der Granne stark zurückge- drückt und die Schwiele am Grunde des vor- dern Theils der Lippe ziemlich gross. 21) Angraecum gladifolium P. Th. Blühte bei Schiller. 22) Eria bicolor Lindl. Früher von Lind- ley als Dendrobium bicolor aufgeführt. Blü- thenhülle sehr schnell verblühend, wasserhell, die Lippe mit mehliger Oberseite. Aus Cey- Te- lon, blühte bei Schiller. Von dieser und der vorhergehenden giebt Reichenbach genaue Beschreibungen. 23) Laelia superbiens Lindl. DBlühte wiederholt in Herrenhausen. Ebenfalls mit genauer Beschreibung. 24) Oncidium advena Rchb. fil. Aus Ca- racas und im Garten der Madame Jenisch zur Blüthe gebracht. Kelchblätter mit Nagel ver- sehen. Biumenblätter gross. Lippe am Grunde beiderseils rechtwinkelig, dann schwach zu- sammengezogen, an der Spitze plötzlich nie- renförmig verbreitert. Die Schwiele am Grunde besteht aus 5 zirkelförmigen Erhabenheiten und einer vor diese gestellte 5 lappige Schwiele. Zur Gruppe der Macropetala gehörig. 25) Stanhopea connata Kl. Diese schöne Art war in den Sammlungen ganz verschwun- den. Es blühte bei Booth ein von Warsce- wiez gesammeltes Exemplar. Kelchblätter gelb, dunkelpurpur punklirt. Blumenblätter doltergelb, mit dunkelpurpurnen Punkten und Stellen, Lippe mit elfenbeingelbem Vorder- stück und gelbem dunkelpurpur gezeichnelem unierem Theil (hypochilium). 103 26) Bolbophyllum Schillerianum Rchb. fil. Blühte im Garten des Herrn Schiller, dem diese Ari gewidmet ist. Scheinknollen klein, walzig, von grossen gefleckten Schuppen ge- deckt. Die Blumen brechen einzeln zwischen den Schuppen hervor, besitzen ein kleines Kinn, halbslielrunde, innerhalb bis zum Grunde gehöhlte Kelchblätter, kleine halbovale Blu- menblätter und eine Lippe die aus dem schul- terförmigen Grunde oval und nach der Spitze zu lanzetiförmig verschmälert, an der Seite ist sie vom Grunde bis zur Mitte gewimpert. Grif- felsäule trägt 3 Grannen. Das Blatt ist sehr fleischig, fast dem einer Alo& ähnlich. Kelch- blätter am Grunde weiss und im übrigen zin- nober. Blumenblätter weiss, Lippe zinnober, Griffelsäule weiss. 27) Stanhopea costaricensis Rchb. fil. Blühte in der Sammlung des Herrn Schiller Verwandt der St. Wardii aber mit geigenför- migem unterem Theil der Lippe (hypochilium), die unterhalb tief einwärts gedrückt und daher fast zweihöckerig. 28) Octomeris spathulata Rchb. fil. Ver- wandt der O. graminifolia, mit länglichem an der Spitze klein zweizähnigem Blatie. Blu- men in Büscheln. Die Ohren am Grunde der Lippe triangelförmig, der Vorderlappen der Lippe oval und an der Spitze zweizähnig, vor den Ohren gepaarte Kiele und im Miltel ein dunkelpurpurner Fleck. 29) Anoecochilus Croesus Rechb. fil. Ver- wandt dem A. setaceus der Gärten, der im Garten der Madame Jenisch in Cultur ist. Un- terscheidet sich nur durch die Blumen, indem die vordern Lappen der Lippe verlängert und fächerförmig und am Grunde zwischen sich eine Ausbuchiung tragen. Ausserdem finden sich beiderseits an der Lippe 8 — 9 borsten- förmige Wimpern und der allgemeine Blüthen- stiel ist kurz und dicht behaart. (Hamb. Grtzig. 1860. p. 419 — 424.) 3) Von verschiedenen Zeitschriften empfohlene Pflanzen. 30) Cordyline indivisa Forst. Die ächte C. indivisa ist jetzt von England aus in die grösseren Gärtnereien Belgiens eingeführt wor- den und wird z. B. von Charles Van Geert 104 ‚in Anvers, in Exemplaren von 8—1? Blättern mit 125 Fr. offerirt. 31) Trifolium incarnatum L. und dessen Abarten. In Frankreich wird das Trifolium incarnatum wie bei uns der gewöhnliche Klee, als Futterpflanze gebauet, nur ist unser Klee perennirend, das Trifolium incarnatum einjäh- rig. Es ist uns nicht bekannt, ob mit dessen Anbau auch in Deutschland Versuche Grossen gemacht worden sind. Die Franzo- sen unterscheiden 3 verschiedene Abarten dieses Klees. Nämlich die gewöhnliche Sorte, welchen wir als carminroihen Klee be- im zeichnen wollen, dann den späten carmin- rothen Klee, der die carminrothe Färbung der in langen Aehren stehenden Blumen mit der gewöhnlichen Sorte theilt, aber von den Franzosen der gewöhnlichen Sorte noch vor- gezogen wird, da er etwas später blüht und länger Grünfütlerung möglich macht, und end- lich der weisse carminrothe Klee, eine erst seit einigen Jahren gewonnene Abart mit weissen Samen und Blumen. Derselbe ist noch später als der späte carminrothe Klee und wird dieses Jahr zum ersten Male von Vilmorin Andrieux und Comp. in grösseren Quantiläten (das Pfd. zu 1 Fr.) angeboten. Vilmorin sagt in seiner Ankündigung, dass diese neue Sorte, den beiden früheren Sorten noch vorzuziehen sei und schon in Samen durch die weisse Farbe derselben leicht zu erkennen sei. — Diese weisse Abart ist viel- leicht die, welche De Candolle als F. incar- natum var. Molineri auflührt. Da das Trifolium incarnatum im Süden Europa’s heimisch ist, dürfte der Anbau desselben vorzüglich 'nur auf warmen sandigen Boden und in den mil- deren Lagen Deutschland reussiren. (E. R.) 32) Empfohlene Gemüse. — Im Jahrgang 1859 seines Jahresberichtes werden vom Gar- tenbauverein von Neu-Vorpommern und Rü- gen, die in neuerer Zeit empfohlenen Gemüse, auf Grund der von Mitgliedern des Vereines gemachten Versuche miigetheilt. Wir ent- nehmen daraus die folgenden Sorten, die als besonders gut empfohlen werden. Gelbe, weissschalige Brech-Stangenbohne. Zucker- Trägt reich. Hül- Gartenflora Deutschlands, ‘Russlands und der Schweiz, sen wohlschmeckend, grünlich weiss. Bohnen dunkel orangengelb. Neue,frühe weisse Wachs-Busch- bohne. Eine gute, frühe Sorte mit gelben Hülsen und weissen Samen und niedrigem Wuchse. Neue, frühe gelbe Wachsbusch- bohne. Gleich der vorhergehenden, aber Samen schwarz. : Rothe Flageolet-Buschbohne. Von starkem Wuchs und reichlich lange Hülsen, rothen Samen tragend. Die letzteren sind be- sonders delicat, wenn sie halbreif gleich den trockenen Bohnen gekocht werden. Neuestes, frühes Zwergkraut. Eine kleine Sorte mit fachem Kopf. Wird als der früheste Kopfkohl empfohlen. Neues Imperialkraut. Ein Kopfkohl mit grossen platten festen Köpfen, der im Ge- schmacke sehr zart. Nener Stadtholder Blumenkohl. Liefert bei später Aussaat grosse und feste Köpfe für den Winter. Neueste orangenfarbene sen-Carotte. Rie- Eine grosse, halb über die Erde empor wachsende Sorte zum Anbau als Fulterpflanze. Allerkürzeste Pariser-Treib-Ca- rotte. Eine kurze dunkelrothe, gut geformte Sorte, die beim Treiben früher als die Hollän- dische Carotte und auch zum Anbau im freien Lande geeignet ist. Beete, neue rothe COrapaudine. Eine Salatrübe mit grünem Blatte und tief dunkelrother Knolle von zartem und süssem Geschmack. Violetter Chinesischer Herbst- rettig. Bildet walzenförmige Wurzeln von 5—6 Zoll Länge und 2 Zoll Stärke. Fleisch zart und fein, gleich dem eines Radies. Die Farbe wechselt von carmoisin bis weiss. Topf’s Vollblut Forellen-Salat. Liefert blutroihe grosse Köpfe von zartem Ge- schmack. Neuer Perpignaner Dauerkopf- Salat. Liefert grosse feste und zarte Köpfe, die auch in der Hitze lange stehen. Chinesische grüne Gurke. Wird zur Cultur im freien Lande als vom Sommer bis zum Herbst reichtragend sehr empfohlen. II. Die Gurken ansehnlich und lang, und zartem Geschmack. Westindischer Kopfsalat. Wird vom Hrn. von Fabian als der zarteste Kopfsalat em- pfohlen. Die Köpfe sind blattreich mit etwas ‘ verlängertem Stengel. Ausserdem empfiehlt Herr Fabian als beste Kopfsalate, den Coblen- zer, Bellegarde, Doppelkopf, den rothkantigen, Asialischen und Wiener Speck. Von Erbsen empfiehlt Herr von Fabian als die früheste von allen, die Early Wonder. Aus- serdem nennt er als besonders gute Sorten die Riesenerbse vom Himalaya, Riesenmarkerbse von China und von Hohenheim. 33) Haplophytum bracteatum C. Koch; Bromeliaceae. — (Bromelia exudans Lodd. Bet. Cab. Deb. 801). Eine der ältesten Bro- meliaceen der Gärten, da sie bereits 1783 von dem schwedischen Botaniker Swarlz in West- indien entdeckt, als Bromelia bracieata be- schrieben wurde. Der Berliner Garten erhielt sie aus Leiden als Bromelia longifolia.. — Sie treibt Stolonen, die sich zu selbstständigen Pflanzen entwickeln. Die unteren Blätter ste- hen sehr ab und hängen alsbald über, wäh- rend die obersten sich ohngefähr 1!/, Fuss ziemlich gerade in die Höhe richten und dann ebenfalls überhängen. Sie sind sämmtlich unbehaart, auf der Oberfläche glänzend, rin- nenförmig und haben eine Länge von 3—4 Fuss, aber nur eine Breite von 2 Zoll. Auf- von gutem Notizen. 105 wärts gerichtele, kleine Sägezähne stehen in Entfernung von 4—6 Linien, von gelblich- oder weisslich-grüner Farbe gegen die Basis des Blattes schwarzbraun. Der etwas schwache Blüthenschaft hängt über, von röthlich-grüner Farbe. Die schmalen, elliptisch - linienförmigen Deckblätter haben eine pfirsch-rothe Farbe und fehlen den obern Blüthenköpfen, die sämmt- lich sitzend sind, während die unteren an ei- nem kurzen, breitgedrückten Stiel, befestigt sind. Die gelblich-grünen Blüthenxöpfe wer- den von pergamentarligen, stechenden und auf dem Rücken gekielten Deckblättchen gestützt, an deren Basis meist nur eine Blüthe steht. In entgegengesetzter Richtung folgen 2 und 3 kleine, zusammengedrückte, aus wenigen Blü- then bestehende Köpfchen mit eben solchen Deckblättchen. Die ocher-orangenfarbige Blu- menkruone rag! aus den lanzettförmigen , sehr harten, stechenden , an der Basis verwachse- nen Kelchblättern wenig. hervor. Die Staubgefässe bilden mit dem Griffel, der mit 3 zu einem Kopfe spiralförmig-gedrehten Nar- ben endigt, eine ziemlich gleiche Röhre und erreichen fast die Spilze der Blumenblätter, Fruchtknoten hellgrün, auf der Bauchseite fast flach, auf dem Rücken gewölbi, besitzt in jedem Fache die länglichen, an der Spitze mit einem gekrümmten, plriemenförmigen Anhäng- sel versehenen Eichen in mehreren Reihen. (F. F. aus der Wochenschr. für Gärtner.) DnrF I. Notizen. 4) Bombyxcynthia oder dieRicinus — Seidenraupe. Diese neue Seidenraupe lebt nicht blos von den Blättern des Rieinus, sondern kann ebensowohl mit Blättern der Weide, der Lactuca sativa, der Ahornarten, mehrerer Loniceraarien etc. ernährt werden, dürfte also wirklich mit Vortheil auch zur Sei- denzucht im Norden Deutschlands und viel- leicht noch nördlicher verwendet werden kön- nen. Die neuesten Versuche in dieser Bezie- hung wurden vom Herrn Hofgärtner Fintel- mann in Potsdam gemacht. (Mitth. d. fr. ökon. Ges. in Petersb. 1860. p. 55.) 2) Das Pfropfen der Samen. Wir haben früher unsern Lesern den unsinnigen Vorschlag mitgelheilt, Samen in eine Rinden- spalte von andern Pflanzen zu legen und hier- mit die gleichsam parasilische einem Propfreis ähnliche Entwickelung des Samens auf der andern Pflanze zu veranlassen. Dieser Vor- schlag stützte sich auf, wie es uns scheint, rein aus der Luft gegriffene Angaben, fand aber dennoch in manchen Zeitschriften eıne Aufnahme und zwar ohne als unmöglich be- zeichnet zu sein, wie wir dies sogleich thaten. Da nun jener Artikel namentlich auch in Jour- 106. nalen Frankreichs Aufnahme fand, hat Car- riere, dessen ralionellen Ansichten in Bezug auf Gartenbau und dessen tüchtigen Arbeiten in diesem Felde wir stets mit Interesse ge- folgt sind, Versuche angestellt, indem er es zur Zeit der Saftperiode im freien Lande, im Winter im kalten und warmen Gewächshause, ja selbst unter Glocke versuchte Birnenkerne, die in die Rinde von Birnenwildlingen gleich dem Aeugeln eingefügt wurden, hier zum Kei- men und Anwachsen zu bringen. Keiner der Samen keimte. Nur wenn er die Stelle, wo der Kern eingelegt war, mit Moos umgab, welches immer gleichmässig feucht gehalten wurde, erfolgte ein Keimen. Dann aber kam die Wurzel aus der Spalte der Rinde hervor, und drang in das Moos ein oder ging längs des Stengels herab, aber nie erfolgle die ge- ringste Verbindung, zwischen der keimenden Pflanze und der Unterlage. — Anders konnte es nicht sein! Bedenkt man nun, dass als Grundlage für jenen Vorschlag ein fingirtes Verfahren der Araber angegeben war, nach welchem diese Kerne der Wassermelone in die Rinde von Alhagi camelorum legen und hier zur parasitischen Entwickelung bringen sollten — so ersiaunt man billig über die Leichtgläubigkeit und Unkenniniss dessen was möglich ist, mit der jener Vorschlag, die Sa- men auf Wildlinge zu impfen, aufgenommen ward. Es ist überhaupt ein Zeichen unserer Zeit, dass neben der tieferen Erkenntniss des Lebens der Pflanze, neben der Genauigkeil, so manchen Vorgang bei der Entwickelung des Pflanzenkörpers verfolgen können — die grösste Leichtgläubig- keit in Bezug auf von vorneherein ganz unwahrscheinlicne Behauptun- gen, die sich auf ganz falsche Annahmen oder nicht genugsam Versuche stützen, exislirt. Wir sind in allen diesen Fäl- len immer der erste gewesen, der sich in Er- wägung der Vorgänge bei den Pflanzen im Allgemeinen ganz bestimmt gegen solche Be- hauptungen ausgesprochen hat. Wir erinnern hier an die Umwandlung von Aegilops in Weizen, welche jetzt in anderer Gestalt von neuem zur Sprache gebracht wird und merk- würdiger Weise gerade von Männern, welche schon einmal sehen mussten, wie sie sich ge- mil der wir controllirte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. täuscht hatten, befürwortet wird. Ferner an die Behauptung der Möglichkeit der Samen- bildung ohne Befruchtung (Parthenogenesis), der wir, seitdem solche durch Coelobogyne ei- nen neuen Stützpunkt erhalten halte, conse- quent in grössern und kleinern Abhandlungen entgegen getreten und deren Nichtvorhan- densein von uns für mehrere eingeführte Pflanzenarten , von Karsten aber jetzt auch für Coelobogyne nachgewiesen ist. — (E. R.) 3) Die dritte Versammlung deut- scher Pomologen, Obst-und Gemüse. züchter fand vom 2.— 7. Oktober v. J. zu Berlin statt und war, nachdem die früheren Versammlungen in Naumburg (1853) und in Gotha (1857) erst den rechten Anstoss in die- ser so äusserst wichtigen und tiefeingreifenden Sache gegeben hatten, sehr zahreich besucht, indem nicht nur die Betheiligung aus fast allen Ländern Deutschlands eine sehr grosse war, sondern auch das Ausland mehr Antheil daran nahm, als man ursprünglich erwartet hatte. Nicht minder grossarlig war die damit verbun- dene Ausstellung von Obst und Gemüsen, in- dem von allen Seiten her das Schönste und Beste einkam,, so dass den Besuchern der- selben reichlich die Gelegenheit gebolen war, das Bessere vom Minderguten zu unterschei- den. Wir müssen an diesem Orte darauf ver- ziehten, des Weitern auf die Verhandlungen dieser Versammlung einzugehen und uns dar- auf beschränken, in Kurzem die Hauptgegen- stände ihrer Berathungen vorzuführen. Die Versammlung, welche zu ihrem 1. Präsidenten den Prof. Koch aus Berlin, zu ihrem 2. Präsi- denten den Superindenten Overdiek aus Jein- sen und zu ihren Sekretären die Herren Lu- cas, Filly, Jühlke und Späth gewählt hatte, schritt sofort auch zur Ernennung von 4 Aus- schüssen. 1) Zur Prüfung des Obstes, 2) zur Prüfung der Weintrauben, 3) zur Prüfung des Gemüses und 4) zurPrüfung der Pflanzen und Blumen. Ausserdem wurden noch zwei Aus- schüsse ernannt, von denen der eine sich speciell mit der Synonymie des Obstes be- schäftigen und zu gleicher Zeit Vorschläge machen sollte, welche weitere*) Sorten von *) Die auf der Naumburger und Gothaer II. Aepfeln und Birnen zu empfehlen seien; wäh- rend der andere sich mit der Synonymie der Versammlung bereits empfohlenen Aepfel- “und Birnsorten sind folgende: I. Aepfel. 1) Der Gravensteiner, 2) der Danziger Kantapfel, 3) der grosse Rheinische Bohnenapfel, 4) der Luikenapfel, 5) der rothe Wintertaubenapfel, 6) die grosse Casseler Reinelte, 7) die Pariser Rambourreinette (Reinette von Canada), 8) die Englische Wintergoldparmäne, 9) die Karmeliter Reinette, 10) der edle Winterborsiorfer, 11) die Ananasreinelte, 12) der Goldzeugapfel, 13) der Virginische Sommerapfel, 44) der Prinzenapfel, 15) der rothe Eisenapfel, 16) Die Champagner-Reinette, 17) die englische Spitalreinette, 18) der königliche rothe Kurzstiel, 19) die Orleans-Reinette, 20) Herbert’s Reinette (Rambour). I. Birnen, 1) Die weisse Herbstbutterbirn blanc), 2) Die Grumbkower Winterbirn, 3) Capiaumont’s Herbstbutterbirn, 4) Coloma’s Herbstbutterbirn, 5) Napoleon’s Butterbirn, 6) Forellenbirn, 7) Liegel’s Winterbutterbirn Coloma), 8) Hardenpont’s Winterbutterbirn, 9) der Katzenkopf, 10) die Winter-Gute-Christbirn, 11) die grüne fürstliche Tafelbirn, 12) die Sommerdechantsbirn, 13) der punktirte Sommerdorn, 14) die gute Graue (beurr& gris), 15) der Wildling von Motte, 16) die Köstliche von Charneu, 17) die Regentin, (beurre (supreme Notizen. 107 Gemüse zu beschäftigen und Vorschläge über die besten der letztern zu machen halte, — Auf die Frage: „welche Obstsorten können noch empfohlen werden ?‘ liess der betreffende Ausschuss durch den Hofgartenmeister Borchers aus Herrenhausen erwiedern: „Der Ausschuss sei der Meinung, dass man nicht weiter em- pfehlen solle; man halte es dagegen für noth- wendig, die Aufmerksamkeit der Pomologen und Obstzüchter auf folgende Birnsorten hinzu- lenken , und zwar in erster Reihe: 1) Die Grüne Hoyerswerder, 2) die Englische Sommerbutterbirn, 3) Die Herbsisylvesterbirn, 4) William’s Gute Christbirn, 5) Oberdiek’s Butterbirn, 6) Seigneur Esperen, 7) Marie Louise Dese., 8) Jaminette, 9) Diel’s Butterbirn, 10) Baron’s Birn. In zweiter Reihe: 41) Beurr& de Clairgeaux, 42) holzfarbige Butterbirn, 13) Gellert’s Butterbirn, 44) Holländische Feigenbirn, 15) Soldat Laboureur (auch Blumenbach’s Butterbirn genannt), 46) Volkmarser Butterbirn, 47) Rothe Dechantsbirn, 48) Bunte Birn, 19) Deutsche Nationalbergamotte, 20) Clevenow'sche Birn. Ueber die Gemüsezucht und nament- lich über die Frage: „welches sind die haupsächlichsten Missstände und Gebrecehen unseres Gemüsebaues in Deutschland?“ stellte sich bei den Verhandlungen als Resultat heraus, dass die Missstände und Gebrechen keineswegs nur aul Seite der Samenhändler (wie anfänglich be- hauptet wurde) lägen, sondern auch auf Seite der Gemüsezüchter, indem letztere 18) die Neliswinterbirn, 19) die Winterdechantsbirn, 20) Bose’s Flaschenbirn, 21) der Kuhfuss, 22) Kampervenus. 108 4) zu wenig Rücksicht auf die Lokalität nehmen, während doch der Gemüsezüchter vor Allem ‚„lokalisiren‘‘ müsse; 2) gebe man sich bei Gewinnung der Samen nicht immer die gehörige Mühe und beobachte nicht die nö- thige Aufmerksamkeit, namentlich würden zu wenig die Erstlinge der Zucht - zur Samengewinnung verwandt, während ge- rade diese biezu die besten wären; 3) sei das Haschen nach dem Neuen auch bei dem Gemüse ein Zeichen unserer Zeit; die Schuld liege hier aber mehr auf seite des kaufenden Publi- kums, als auf der des Verkäufers, der nur dem Grundsatze huldigen müsse, dass die Welt betrogen sein wolle; 4) seien die langen Namen, sowie die Synonymie überhaupt ein Ge- brechen unserer Zeit, wozu als pas- sende Belege Namen, wie grosse breitblättrige vollherzige gelbe Escariol- Winterendivien an- geführt wurden. — (Fortsetzung folgt.) (Nach einem Ber. in d. Wehschr. f. Gärtnerei und Pflanzenkunde. H.) 4) Der Einfluss von Boden und Wildlingen auf Kernobstbäume: Herr von Flotow gibt über diese interessante Frage pag. 240 des Jahrganges 1860 der Monaisschrift für Pomologie seine Beobachtun- gen. Der Einfluss desBodens ist zu- nächst an der Gesundheit und kräftigen Ausbil- dung des Baumes sichtbar und bedingt in Folge dessen auch gute grosse, oder unan- sehnliche und schlechte Früchte. Als Normal- boden für Aepfelbäume nennt Flotow einen kräftigen, 3 — 4Fuss tiefen, nicht nassen und nicht zu trockenen lehmigen oder sandigen Lehmboden , der auf der Oberfläche nicht zu sehr erhärtet und im Untergrunde nicht vom Wasser erreicht wird. Der Birnbaum liebt ei- nen ähnlichen, aber 5 — 6 Fuss tiefen Nor- malboden. Je mehr der Boden sich von die- sen Forderungen entfernt, je ungünstiger wird er zur Obstzucht und muss daher künstlich soviel als dies möglich ist, nachgeholfen wer- Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den. Normalfrüchte können nur auf Normalboden gezogen werden. Auf unpassenden, Bodenarten werden Bäu- me und Früchte schlecht. In feuchten und nassen Bodenarten werden die Bäume krüp- pelig und brandig, die Früchte beulig , rissig und unansehnlich. Zu trockner und durch- aus nahrungsloser Boden wirken ähnlich. — Ebenso soll der Boden dem Eintritt der Luft durch Bearbeitung der Oberfläche dessel- ben um den Baum herum zugänglich ge- macht werden und ihm auch bei länger fort- geselzter Obsteultur zuweilen eine zweckmäs- sige Düngung gegeben werden. Ein kräftiger Boden, d. h. ein mässig mit altem Dünger, Composterde verbesserter oder auch durch flüssigen Dünger gekräfligter Boden wird bei gleichem Culturzustand der Bäume, stets die schöneren und grösseren Früchte hervorbringen. Zu stark gedüngter Gartenboden ist dagegen für die Obsteultur schädlich. Eine Beimischung von Kalk zum Boden soll naclı Flotow einen bessern feinern Geschmack bedingen. Auf trockenem und magerem Boden soll der bläu- liche Duft, der sich auf vielen Aepfeln befin- det, geringer werden. Die gleiche Einwirkung soll soleher Boden auf die Fettigkeit der Schale ausüben. Ausserdem gibt es Obstgattungen, welche auf besondern Bodenarten am besten gedei- hen. So verlangt der Borsdorfer einen beson- ders nahrhaften, der Gravensteiner einen schweren feuchten Boden ete. Ueber den Einfluss des Wildlings auf den Baum und die Güte der Frucht geht aus Flo- tow’s eigenen Beobachtungen hervor, dass der Wildling hauptsächlich seinen Einfluss auf den Wuchs des Baumes ausübt. Was er über den Einfluss auf den Geschmack der Frucht sagt, beruht nicht auf eigenen Beobachlungen und Vermuthungen und hat darum keinen Werth. Auch Lucas spricht sich am Schlusse des Auf- satzes in dem Sinne aus, dass die kräfligsten und dauerhaftesten Wildlinge, nämlich solche von Holzäpfelo und Holzbirnen auch die kräf- ligsten und dauerhaftesten Bäume liefern und dass ein Rückeinfluss des herben Geschmacks der Früchte des Wildlings auf die Früchte der aufgeselzten edlern Sorten durchaus nicht statt- finden. — II, Es wird bekanntlich in neuerer Zeit von einzelnen diese alte Behauptung wieder her- vorgesucht, dass der Wildling einen Einfluss auf den Geschmack der Früchte der aufge- Dass auf Holzäpfel und und setzten Sorte zeige. Holzbirnen gesetzte Sorten schlechtere herbere Frucht lieferten, als solche, die auf Wildlinge von edlern Sorten aufgesetzt wur- den, dass auf Crataegus , Sorbus etc. geseizte Aepfel einen biltern Geschmack erhielten elc. — Die Mehrzahl der tüchtigsten Pomologen theilt diese Ansichten aber mil Recht nicht Ist es doch bekannt, dass die gleiche Pflanze in ihren verschiedenen Theilen ganz verschie- dene Stoffe ablagert, dass die Wurzel essbar und das Kraut giflig sein kann etc. Das Edel- reis bleibt aber immer eine selbstständige auf der fremden Unterlage schmarotzende Pflanze. Wohl nimmt die Unterlage mit den ihr ganz und gar eigenihümlichen , von dem Edelreis durchaus nicht veränderten Wurzeln, die Nah- rung ganz in der Weise auf, wie es ein un- veredelter Baum derselben thun würde , der rohe von ihr dem Boden entnommene Saft tritt dann aber in das Zellgewebe der aulge- selzten Sorte über und wird von dieser in deren Blätter auf die ihr eigentbümliche Weise verändert und dann zur Bildung der ihr eben- falls durchaus eigenthümlichen Früchte verwen- det. Der Geschmack der Frucht ist in seiner Allgemeinheit ganz und gar Eigenthämlichkeit der Sorte. Derselbe kann durch gute Cultur, Einfluss von Boden etc. mehr oder weniger gut ausgebildet, aber nicht durch Einfluss des Wildlings: verändert werden, indem dieser den rohen Nahrungssaft des Bodens em- die ganze Verarbeitung und Umän- nur porführt,, 109 Notizen. derung desselben.in die derFrucht eigenthüm- lichen Stoffe, Sache des Edelreises ist. Wollte man daher von einer gegenseitigen Einwirkung zwischen Edelreis und Wildling sprechen, so müsste letzteres eher einen Einfluss auf den Wildling als umgekehrt zeigen, denn die vom Edelreis bereits verarbeitete Säftemasse ist es, die die neue Holzbildung auch beim Wildling bedingt. In Folge dessen hat man denn auch die Beobachtung gemacht, dass Krankheitser- scheinungen, wie gefleckte und gezeichnete Blätter sich vom Edelstamm auf den Wild- stamm fortsetzen etc. Als ein falscher Beweis für den Einfluss des Wildlings auf das Edelreis wird oft auch Cytisus Adami und Oylisus Laburnum ange- führt, indem ersterer auf letzterem veredelt, oft aus dem EdelholzZweige mit Blumen des Cy- tisus Laburnum bildet. Cytisus Adami ist der Bastard zwischen C. Laburnum und C. purpureus. Das Austreiben von Aesten aus dem Holz desselben, welche ganz C. Laburnum darstellen, ist eine vollstän- dig constante Thaisache, ist aber durchaus nicht als ein Einfluss des Wildlings, sondern als eigenthümliche Eigenschaft dieses durchaus unbeständigen Bastardes zu betrachten. Bestä- tigt wird dieses durch eine kürzlich gemachte Beobachtung , die in der illustrirten Gartenzei- tung mitgetheilt ward, wo Cytisus Adami aus seinem Holze, zur Ueberraschung des Besitzers, einen blühenden Zweig trieb, der C. purpureus darstellte. Bei einigen unbeständigen Abarten mit ge- scheckten Blättern kommen bekanntlich ähn- jiche Verhältnisse vor. (E. R.) 110 VW Lite 4) L. F. Dietrich: „Encyclopädie der gesammten niederen und höheren Gartenkunst.“ Leipzig 1860 in der Arnoldischen Buchhandlung. — Es ist dieses Werk schon 3mal in diesen Blättern besprochen worden. Zunächst in dem Juniheft 1860, dann im October- und Decem- berheft. Kritiker und Antikritiker gehen in der Empfehlung desselben einig. Auch wir schliessen uns dieser Empfehlung an, insofern dieses Buch jedenfalls zu denen gehört, wel- ches als Werk zum Nachschlagen über all die verschiedenen Zweige der Gärtnerei, über die im Gartenbau gebräuchlichen fremden und technischen Namen, über die am häufigsten eultivirten Pflanzen-Gattungen und deren Cul- tur, über Botanik und Autoren , — sehr Vie- len eine höchst willkommene und längst ver- misste Gabe sein wird. — Da ein solches Werk aber ein den gan- zen Gartenbau und alle verwandten Wissen- schaften gleichmässig umfassendes sein soll, so ist der Stoff ein so reicher, dass bei Ein- theilung desselben in einen einzigen Band, wenn dies auch ein dickleibiger und durch kleinen Druck reich gefüllter ist, eine sehr gediegene Auswahl des Wichtigsten, Beschrän- kung alles nicht Wichtigen etc. stattfinden muss. Solch eine Auswahl des Stoffes setzt aber eine gleichmässige Bewanderung des Verfassers in allen Theilen des Gartenbaues voraus oder die Verbindung mehrerer tüchti- ger Fachmänner. Da letzteres wie es scheint nicht stattfand, sind einzelne Parthien nicht genugsam berücksichtigt „worden, andere zu sehr in den Vordergrund getreten und der Verfasser hat häufig zu sehr nach dem, was ihm zunächst lag, gegriffen. Die Antikritik pag. 369 des letzten Jahrganges gibt davon einzelne Beispiele. Wir wollen hinzufügen, dass z. B, dem natürlichen Systeme Reichenbach’ 3 Seiten gewidmet sind, während dies in der Systematik fast keine Anwendung gefunden hat. Dagegen ist Endlicher’s berühmtes Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ratur. Werk, nach dem sich gegenwärtig ein grosser Theil der Schriftsteller richtet, nur einfach ge- nanni. Ferner ist das von Endlicher verfasste Werk über Coniferen, welches auch gerade für die Gärten eine grosse Wichtigkeit erhal- ten hat, nicht einmal genannt. Von H. Wendland sind dessen Arbeiten über die Palmen und namentlich dessen für die Gärten so wichtige Index Palmarum nicht ge- nannt. Angezeigt wird dessen Reise nach Guatemala, aber ein von dessen Vorfahren mit Bartling zusammen herausgegebenes Werk auf den Nachkommen und zwar curioser Weise als in Folge dieser im Jahre 1856 un- ternommenen Reise aufgeführt. Noch schlech- ter sind die Autoren des Auslandes wegge- kommen. So z. B. sind die berühmten Werke von Andrews über die Ericen der Gärten nicht einmal genannt. Von De Candolle wird einfach gesagt, es fehle hier an Raum, seine zahlreichen Schriften aufzuführen. Es hätte sich aber doch verlohnt, dessen Physiologie der Gewächse zu erwähnen, durch welche auch auf Fortbildung des Gartenbaues ein bedeutender Einfluss geübt ward, ebenso des- sen Natürliches Pflanzensystiem, welches neben dem Endlicher’s und Bartling’s (das auch nur einfach ange- führt ist) die allgemeinste Anwendung und Verbreitung nach Jussieu gefunden hat und endlich dessen Prodromus syst. nat, dem wichligsten Werke, was für die specielle Botanik existirt. Ihm folgt Decaisne, der Botaniker und Maler genannt ist, einfach als Adjuncet am Museum zu Paris angegeben. De- caisne’s Wirksarmkeit für den Gartenbau Frank- reichs,, seine Theilnahme an den wichligsien Gartenbauschriften daselbst, der von ihm zum grossen Theil verfasste Bon jardinier, von dem viele unserer deutschen Gartenwerke nur der Abklatsch sind, und dessen Jardin fruitier du Museum, dem wichtigsten, gegenwärtig in Frankreich erscheinenden pomologischen Werke sind dem Verf. ebensowenig bekannt, als des- sen Botanische Arbeiten, die schon eher hät- ten übergangen werden können. Naudin ist IV. Literatur. gar nicht genannt, Duchartre einfach als Französischer Botaniker bezeichnet und doch sind das gerade für den Gartenbau Frank- reichs ausserordentlich thätige Männer. W, Hooker ist als Professor in Glasgow an- ‚gegeben. Dass derselbe schon lange Director des Botanischen Gartens in Kew, dem be- rühmtesten Garten Englands und überhaupt Europa’s, ist demselben unbekannt. Morren, der Verfasser zahlreicher , für den Gartenbau wichtiger Werke mit guten Abbildungen. (An- nales d’horliculture, Belgique horticole) und der Sohn dessen, der jetzt die Arbeiten des Vaters fortsetzt, sind kaum erwähnt, d.h. von erstereem nur der Name genannt, der Letztere gar nicht. — Wir versichern, dass wir, um diese Be- merkungen zu geben , gleichsam nur einen flüchtigen Einblick in das Werk genommen. Wie könnten in Bezug auf Autoren über den praktischen Gartenbau, über die aufgezählten und nicht aufgezählten Gartenpflanzen etc. sehr viele ähnliche Bemerkungen geben. — Dage- gen haben wir andererseits aber auch viele gute und nützliche Nachweise gefunden und betrachten, einig gehend mit den früheren Kri- tikern, das angezeigteWerk für ein sehr nütz- liches und empfehlen es als solches zum An- kauf, wenngleich es nicht frei ist von Unrich- ligkeiten und viele wesentliche Lücken aufzu- weisen hat. — (E. R,) 2) Beilräge zur wissenschaftlichen Botanik, von Carl Nägeli, Pro- fessor in München. Il. Heft. Leip- zig bei Wilhelm Engelmann. 1860. Es enthält dieses zweite Heft 4 grössere Abhandlungen von dem Verfasser selbst, näm- lich: 1) Ueber die Bewegungen im Pflanzen- reiche. 2) Rechts und Links. 3) Ortsbewe- gungen der Pflanzenzellen und ihrer Theile. — 4) Ueber das angebliche Vorkommen von gelöster und formloser Stärke bei Ornithoga- lum. Ausserdem noch Untersuchungen über den Flechtenthallus von Dr. S. Schwen- dener. Wir haben von den Abhandlungen des Verfassers selbst eine für unser Journal bear- 111 beitet und am Eingange des Heftes wiederge- ben , weil diese einmal einen so klar und übersichtlich geordneten Blick über die wich- tigsten Lebensmomente der Pflanze gibt und ausserdem den Standpunkt feststellt, den der Verfasser selbst gegenüber so mancher wich- tigen Frage einnimmt. Das Interesse, welches solche Fragen haben, liegt eben darin, dass über sie noch nicht abgeschlossen ist, welches voraussetzt, dass solche auch von verschiede- ner Seite aufgefasst werden können. Unsere abweichenden Ansichten haben wir daher in besonderen Anmerkungen begründet, in der Abhandlung aber nur den Verfasser sprechen lassen. Die Abhandlungen Nr. 2 und 3 bauen die erste Abhandlung noch aus. In Nr. 2 zeigt Nägeli, dass man in der Botanik die Pflan- zentheile sich reehts drehend nennt, welche, wenn man sich selbst in die Achse des Or- gans hineindenkt, von der Linken zur Rech- ten aufsteigen. Es ist das aber eigentlich falsch, man sollte das Rechts nennen , was bei der Ansicht von aussen so erscheint. Um aber angenommene Begriffe nicht zu verwir- ren, schlägt er vor, Schraubenlinien, die man sich senkrecht gestellt denkt, je nach ihrer Drehung südöstlich oder südwestlich zu nen- nen. Südöstlich würde dann die Schrauben- linie sein, die der Botaniker links, der Me- chaniker aber rechts nennt. — In der dritten Abhandlung spricht Nägeli specieller über Rotationsströmungen , zeigt, dass das Licht keinen Einfluss auf solche hat, dass sie durch erhöhte Temperatur aber be- schleunigt werden. Der Sitz der bewegenden Kraft liest bei den Chara-Arten in dem Wandbeleg der Zellen. Hierauf geht er spe- eieller auf die Bewegungen der Oscillarien und der Schwärmzellen ein. — Die andern Abhandlungen haben eine rein wissenschaftlliiche Tendenz und gehören zu der Zahl jener wichtigen Untersuchungen , die für alle Zeiten bleibenden Werth haben. (E. R.) 3) Georg von Martens. Die Garten- bohnen, ihre Verbreitung, Cullur und Be-= nutzung mit 12 colorirten Tafeln. Stuttgart bei Ebner und Seubert, ‚Ma Eine vollständige Monographie der Gar- tenbohne,, welche sich auf jangjährige Beob- achtung und Cultur stützt, also ein höchst ver- dienstliches Werk. Nachdem zuerst der Gartenbohne, Culturgewächsen, das Vaterland mit Sicherheit nicht bekannt ist, dass aber das westliche Asien sehr wahrscheinlich deren ursprüngliche Heimath ist, gibt der Verfasser eine $eschichte ihrer Cultur von den ältesten Zeiten an. Dar- auf folgt die Anweisung zu deren Cultur und Verwendung und Krankheiten und Feinde derselben besprochen. Martens unterscheidet von der Bohne ?2 Arten, nämlich die Gartenbohne (Phaseolus vulearis L.) und die Feuerbohne (Phaseolus multiflo- rus Lam.). Von der ersteren werden 7 Un- terarten unterschieden, nämlich: gezeigt ist, dass von wie von so vielen andern schliesslich werden die 1) Phaseolus vulgaris Savi. Die ge- meine Gartenbohne Hülsen fast gerade, stellen- weiseschwach, zusammengezogen, in eine lange Spilze ausgehend. Samen zusammengedrückt, länglich nierenförmig. Nach der Farbe der Samen werden 34 Spielarten den. unterschie- 2) Phaseolus compressus Mart. Die Speckbohne. Windend. Hülsen zusam- mengedrückt, breit, vorn kurz gespitzt. Samen stark zusammengedrückt, nierenförmig-tänglich. Nach der Farbe der Samen werden 18 Spiel- arten unterterschieden. 3) Phaseolus gonospermus Savi. Die Eckbohnen. Windend. Hülsen schwach einwärts gebogen und stellenweise zusammen- gezogen, meist klein und vorn in eine kurze Spitze ausgehend. Samen zusammengedrückt, unregelmässig, eckig abgestuizt und von fast rautenförmiger Gestalt. — Spielarten 18. 4) Phaseolus carinatus Martens, Die Kielbohne. Windend. Hülsen sichelför- mig, runzelig. Samen fast stielrund, länglich, fast kiellörmig abgestutzt. — Spielarten 2. 5) Phaseolusoblongus Savi. Dat- telbohne. Stengel niedrig, aufrecht. Hülsen fast walzig, ziemlich gerade, vorn lang ge- spitzt. Samen fast nierenförmig-walzlich, noch einmal so lang als breit. — Spielarten 22. 6) Phaseolus ellipticus Mart. Eierbohne. Niedrig, aufrecht oder fast windend. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Hülsen ziemlich gerade, stellenweise mehr oder weniger verengert. Samen klein, ellip- tisch aufgetrieben. Spielarten 17. 7) Phaseolus sphaericus Mart. Kugelbohne. Fast aufrecht oder fast windend. Hülsen ziemlich gerade, stellenweise zusam- mengezogen. Samen gross, fast kugelig. Spiel- arten 18. Im Ganzen führt das Werk 120 verschie- dene Varietäten der Gartenbohne auf, gibt von jeder derselben die Beschreibung , bespricht deren Eigenschaften und Nulzen und führt die Synonymie auf. Wir freuen uns, dass es dem andauernden Fleisse des Herrn von Martens gelungen ist, dieses schwierige Unternehmen so glücklich durchzuführen. Auf den Tafeln sind alle Samen der aufgeführten Formen und auch eine Zahl von Hülsen gut wieder gege- ben. Wir hätten nur den Wunsch gehabt, dass zur Erleichterung der Bestimmung eine kurze Uebersicht mit den Diagnosen gegeben worden wäre. (E. Regel.) 4) L. Muratoff. Sadownik und Ago- rodnik. (Der Gärtner und Gemüsegärtner.) Unter diesem Titel erscheint seit dem Januar 1860 in Moskau das erste Gartenjour- nal in wöchentlicher Ausgabe in Russischer Sprache. Das Format gleich dem der Berli- ner Wochenschrift. Wir haben im Laufe dieses Jahres dieses Jahres dieses Journal mit vielem Interesse ein- gesehen. Ausser tüchtigen Originalabhandlun- gen vom Redactor, finden sich auch zahlrei- che vom Herrn Enke, Öbergärtner an der ausgezeichnelen Gartenanstalt des Fürsten Trubetzkoy in Nicholsz bei Moskau und von andern Gärtnern in diesem Journal. Einige solcher Originalien werden wir im Auszuge mittheilen. — Auch die Garlenliteratur des Auslandes findet volle Berücksichtigung und werden die wichtigsten Artikel aus ausländi- schen Journalen im Auszuge mitgetheilt, wo- bei wir nur den Wunsch aussprechen, dass die Quellen, aus denen geschöpft , immer genannt werden möchten. Es ist ein erfreuliches Zei- chen des raschen Fortschrittes, wie in allen Wissenschaften die Russische Literatur jetzt I j IV. das versäumte nachholt und nun auch im Ge- biete des Gartenbaues mehrere Zeitschriften die Resultate der gemachlen Erfahrungen allen Gartenfreunden Russlands zugänglich ma- chen. (E. R.) 5) Jahresbericht des Vereins für Gartenbau in Hol- stein und Lauenburg pro 1859. Dieser schon seit mehreren Jahren Prof. Seelig gegründele Verein verfolgl ru- hig aber stetig fortschreitend seinen Weg. Der Bericht gibt eine Uebersicht über die Thätig- keit des Vereins, und enthält ferner den in- teressanten Bericht iiber die Culturergebnisse mit neueren Gemüsen, den wir schon aus- zugsweise milgetheilt haben und endlich die Berichte über die Ausstellungen. (E. R.) Schleswig, von 6) W.Obermüller, Kleines prakti- sches Gärtner-Lexikon, enthaltend die in der Kunsigärtnerei vorkommenden la- teinischen und griechischen Namen. Frank- furt a/M. 1860 bei H. L. Brönner, In alphabetischer Aufzählung gibt dieses kleine nützliche Büchlein die wichtigsten aus der lateinischen und griechischen Sprache ab- geleiteten Pflanzennamen und Kunstausdrücke, übersetzt diese in’s Deutsche, erläutert die Zu- sammensetzung und gibt noch ausserdem ganz interessante Nachweise. Zu wünschen wäre es freilich, der Verfasser hätte diese seine nützliche Arbeit noch einem Botaniker von - Fach vorgelegt, dann würden einzelne Ver- slösse weggeblieben sein. So heisst es z. B. Atragene, richtiger Aithregene, von aithregenes Feuer, auch Frost erzeugend, als blasenziehen- des Mittel benutzt, ist eine Adonis - Art. — Da dieses Büchlein andererseits auch nichts weniger als vollständig ist und bei seiner Nütz- lichkeit wahrscheinlich hald vergriffen sein wird, so wünschen wir recht sehr. der Ver- fasser möchte diese Arbeit vervollständigen und späler in neuer Auflage erscheinen las- sen. Wir empfehlen dieses Büchlein als sehr nützliches Hülfsbüchlein Gärtnern und Garten- freunden zur Anschaffung. (E. R.) 7) Rudolf Wörmann, der Gärtner und IM. 1861. 113 Literatur. der Garten in landwirthschaftlicher Be- ziehung. 8) Derselbe, der Obstbau und die Feld- wirthschaft. 9) Derselbe, Wegbepflanzung. Bromberg bei Louis Levit 1860. Das erste dieser 3 kleineren Schriftchen bespricht zunächst die unleidliche Stellung des Gärtners, die solcher auf grösseren und klei- neren Gütern gemeiniglich einnimmt. Die jelzige Zeit verlangt, dass der Gärtner ein ge- bildeter Mann sei. Auf rülern nehme er aber gemeiniglich eine Stellung ein, die zwischen Gesinde und Verwalter stehe und komme hierdurch auf mancherlei Abwege, welche von dem Verlasser speciell geschildert werden. Dass derlei Verhältnisse noch oft bestehen, das läugnen wir nicht, obgleich der wahrhaft gebildete Gärtner, der sich seines Werths be- wussti ist, sich sicherlich vor den geschilderten Abwegen wird bewahren können und auch seine Stellung sich selbst wird schaffen kön- nen. Wir könnten wenigstens viele Beispiele anführen, wo dies dem tüchtigen gebildeten Gärtner gelungen ist. Wo freilich die Bildung nur jene halbe ist, wo die Achtung vor sich selbst nicht genugsam bewahrt wird und das ist leider noch der bäufigere Fall, da treten allerdings die vom Verfasser geschilderten Missstände bald ein. Der Verfasser bespricht dann die Doppel- stellungen, welche der Gärtner auf Gütern oft übernimmt und zeigt, dass solche im Allge- meinen nur nachtheilig sind. Es scheint uns allerdings, dass dies für die meisten Fälle wahr ist. Dagegen auf kleineren Gütern könnte der Gärtner recht wohl zugleich die Verwal- tung des Gütchens übernehmen, , damit der Gutsherr nicht für beide Richtungen Ange- stellte haben muss und lieber einen dafür et- was besser stellen kann. Wir sagen, er könnte, — sofern er nämlich die gehörige Bildung dazu hätte. Da kommen wir aber auf einen andern Missstand in der Bildung unserer jungen Gärtner. Alles drängt sich da- zu nur Blumencultur zu erlernen und wenn einObstbaum oder ein Spalier geschnitten wer- den soll, wenn es gilt, einen guten Plan zu 9 114 zeichnen , Kostenberechnung für Anlagen und Erdarbeiten zu machen, — oder selbst einen allgemeinen Einblick in Düngerwirthschaft und die @eschäfte des Feldbaues zu haben, da steht der junge Mann, der wirklich nicht ein- mal Gelegenheit hatte, in dieser Beziehung ei- nige Kenntnisse zu erwerben, an der Grenze seines Wissens. Für solche Stellen sollten sich Gärtner im eigentlichen Sinne des Worts vorbilden und sie dürften sicher sein, auch leichtere und bessere Stellungen auf den Gü- tern zu finden, als selbst der tüchtigste Pflan- zengärtner, der eben dort oft gar keine Gele- genheit für seine Kenntnisse findet. Ein Insti- tul, wie das von Lucas in Reutiingen, muss in dieser Beziehung auf das segensreichste wirken. möchten recht bald noch viele ähnli- che in andern Theilen Deutschlands entstehen, die dem jungen Gärtner eben (relegenheit ge- ben, sich als Gärtner für Güter vorzubilden. Wir simmen endlich mit dem Verfasser überein, wenn er der Ansicht ist, dass der Gutsbesitzer im Allgemeinen nur Gemüse und Obst für den eignen Bedarf anziehen sollte, dass aber durch die Anzucht von Samen be- deutender Vortheil erzogen werden könnte. Gehen wir zum zweiten Schriftchen: ‚Der Obstbau und der Feldbau“ über. Der Vertasser empfiehlt hier den Obstbau als vortheilhaften Nebenertrag auf “ kleineren Gütern, empfiehlt bei der Feldpflanzung so weitlläufige Pllanzung, dass auch der ausge- wachsene Baum den Ertrag der Felder nicht wesenllich beeinträchtigen kann, und verbrei- tet sich über das gegenseitige Verhältniss der Feldculturen und die mit diesen verbundene Obstculturen. Stellt Berechnung über den Scha- V. Personalnotizen 1) Der Geh Rath C. von Martius feierte den 15. Dee. v. J. sein 40jähriges Jubiläum als Mitglied der k. b. Akademie der Wissen- schalten. Er war nämlich am 9. Dec. 1820, einen Tag nach seiner und Spix’s Rückkehr aus Amerika, zum Milglied gewählt worden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den, der der Feldeultur durch den Obstbaum zugefügt wird und den Nutzen, den der Obst- baum bringt, an, und zeigt so, dass der Obst- bau auch auf Feldern richtig betrieben, eine sichere Einnahme gewährt und den Werth der Güter erhöht. Ueber Obstsorten, die sich zum Feldbau eignen, ist nichts gesagl und die Cultur des Obsibaums auf dem Felde nur nebenbei be- rührt. — Das dritte Schriftchen, Wegebepflan- zung, sprieht zunächst über Anlegung guter Wege. dann von der Bepflanzung derselben, gibt zweekmässige Rathschläge über die Pflan- zung selbst, empfiehlt das Beschneiden der Krone im Verhältniss zur Wurzel mit Aus- nahme von Birke, Wallnuss, Rosskastanie und Esche, spricht über Sicherung der Pflanzung gegen Wind, Schädigung vor Thieren und Menschen und endlich über die zur Feldpflan- zung je nach dem Boden geeigneten Bäume. In den Pflanzennamen finden sich hier wie in der vorhergehenden Schrift so viele auffallende Wie die dem Feldbau so schädlichen Pappel-Arten noch zur Wegbepflanzung anempfohlen wer- den können, ist uns unbegreiflich. Im Uebrigen zeigt das Schriftchen, der Verf. selbst viel mit derartigen Arbeiten beschäftigt war und enthält daher manchen guten Wink. Tieferes Eingehen und Weglas- sen des überflüssigen Ballastes von Versen ete. wäre allen 3 Schriftehen zu wünschen, eben- Wer Bücher schreibt, muss das, worüber er schreibt, gründlich wis- sen. (E. R.) Fehler , dass wir solche rügen müssen. dass so grössere Correctheit. und Correspondenz. Diesen Tag bezeichnete er durch Uebergabe der während seiner Reise gesammelten Schrift- stücke. Eben dahin sollen die Manuscripte seiner Flora brasiliensis, welche v. Martius in Verbindung mil berühmten Fachgenossen herausgibt, hinterlegt werden. (A. A. Z.) V. Personälnotizen. 2)Courrespondenz. Hrn.H. in H. Das Ge- wünschte geht Ihnen im Laufe desFrühlings zu. Unter Kreuzband erhielt ich die Aufforderung, welche aber als den Zwecke unserer Zeitschrift fern, von derselben nicht berücksichtigt werden kann, wenngleich der Unterzeichnete mit war- mem Herzen der Sache zugethan ist, für die solches spricht. Hoffe aber, aus etwas geschehen wird. dass von hier (E. R.) Herrn A. in A Die Cataloge erhalten und nach Wunsch verfahren. — Herrn X. Ich gehe mit Ihnen einig, dass jetzt mancherleı Schwindel in den Han- delsgärtnereien unterläuft und dass es bes- die in so colossalen Verhältnissen angeschwollenenp Sortimente von vielen Flor- blumen auf die schönsten und erprobtesten Sorten zu beschränken. Sie haben vollkommen recht, wenn Sie namentlich von den Astiern bemerken, dass man schon einen grossen Garlen gebrauchen würde, um alle die als schön und immer und immer schöner empfohlenen Sorten derselben ziehen zu wollen und dass sich viele dieser neuen Sorten weder in Farbe und Höhe treu bleiben. Ich bemerke hier, dass Sie die neuen Zwerg- und Chrysanthemum - Astern mit zu den besten der neueren Sorten rechnen, dass Sie aber finden, dass die vielen neuen Sorten der Kaiser-Astern sich nicht treu bleiben. Als vorzügliche Neuigkeiten nennen auch Sie die Heddewigischen Dianthus chinensis, die neuen Senecio elegans von Gotthold. Wenn Sie alle die , letztes Jahr von Eng- land aus empfohlenen, Neuigkeiten einjähriger Pflanzen nicht beachtenswerth, ja unbedeutend fanden, so gehen Sie nur mit dem Urtheile an- derer einig. Es zeigt dies, dass der deutsche Han- delsgärtner solche Neuigkeiten sich wohl zum Versuch kommen lassen soll, dass aber er solche in seinem (’atalog nur dann aufnehmen und empfehlen soll, wenn er oder andere zu- verlässige Leute solche selbst schon gesehen haben. Schwindel wird niemals ganz aufhören. Es strafl solcher zuletzt sich selbst. Der Handelsgärtner, der nur das Beste aufnimmt ser wäre, 115 oder wenigstens nur das selbst gesehene Beste empfiehlt und nur frische Samen liefert , wird zuletzt doch die besten Geschäfle machen. Herrn H. in H. Ich habe auch Ihre fer- nere Zuschrift erhalten. Sie besprechen in soleher des Hrn. J. Erwiderung auf Ihre An- tikritik von Dietrich’s Encyelopädie. Da ich seitdem selbst eine Recension dieses Werkes in der Gartenflora abdrucken liess, in der ich vollständig den von Ihnen über den Werth von Dietrichs Eneyelopädie ausgesprochenen Ansichten beitrete, so werden Sie vielleicht mit mir einverstanden sein, dass es fernerer Er- widerungen nicht bedarf. Ich theile im Uebrigen ihre Ansichten, die Sie in Ihreı fernern Entgegnung aussprechen, dass nämlich die Gartenflora, wenn sie nicht bei ihren Lesern verlieren soll sicht Werke aller Art, die sie anzeigt. em- pfehlen darf, sowie, dass wenn dies dennoch nur mit Vor- gegen Verdienst eines Werkes geschehen ist, eine Gegenkritik für alle Leser sehr erwünscht sein muss. Ihre Schlusserklärung , nachdem Sie Vor- würfe, wie Unredlichkeit und Mangel an Lo- gik entschieden zurückgewiesen, lautel: dass Sie kein Atom Ihrer Antikriltik zu- rücknehmen. (E. R.) 3) Anzeige wegen Gesuchen um Gärtnerstellen inRussland. Der Un- terzeichnete weist von Neuem darauf hin, dass für den deutschen Gärtner schwer hält, in Russland einen passenden Platz zu bekommen. Von den chen, die dem Unterzeichneten eingingen, den Bittstellern eine Stelle in Russland zu verschaf- fen, konnte der Unterzeichnete nur sehr we- nige berücksichtigen. Einmal sind in den letzten Jahren sehr viele Gärtner eingewan- dert um hier Stellen zu suchen und anderer- seits haben die Gulsbesitzer in letzlerer Zeit weniger Gärtner angestellt als früher, so dass fortwährend es hier solche gibt, die schon die Sprache kennen und doch ohne Brod sind. — Ich bitte daher alle diejenigen, welche für die Folge sich noch mit ähnlichen Gesuchen an mich wenden, dies ohne jede Aussicht auf es gegenwärtig vielen Gesu- 9 * 116 Erfolg zu thun und namentlich keine Antwort zu erwarlen , welche nur das Gleiche wieder- holen könnte, was wir hier öffentlich er- klären. Auch noch einige Worte für diejeni- gen, die ohne Stelle nach Russland kom- men, um eine solche zu suchen. Tüchtige, praktisch und wissenschaftlich gebildete Gärl- ner, weun sie mit den Mitteln versehen sind, um sich auch längere Zeit ohne Stelle hier aufhalten zu können, werden auf diese Weise zuletzt finden, was sie suchen, wenngleich es ihnen Mühe kosten wird, sich in die hiesigen Verhältnisse hineinzufinden. Unglücklich wer- den aber alle jene nur halb gebildeten Gärt- ner, oder gar jene sein, die hierher kom- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men, weil sie im eigenen Lande keinerlei Un- terkommen finden können. Solche werden hier unter viel traurigeren Verhältnissen leben, als dies im eigenen Lande der Fall ist. Es sind uns die Beispiele des jetzigen Winters noch lebhaft vor Augen, wo solche arme Menschen, ohne die Sprache des Landes zu kennen, ohne dieMittel zu haben, die Heimath wieder zu erreichen, dünn bekleidet bei — 30°R. Plätze suchten und kaum den Ort fanden, wo sie sich vor der Strenge der Witterung bergen konnten und für ihre Lebensbedürfnisse auf das Mitleid Anderer angewiesen waren. (E. Regel.) I. Originalabhandlungen. 1) Ahbgebildete Pflanzen. a) Iris setosa Pall. (Siehe Taf. 322.) Iris setosa Pall. in Willd. Herb. Nr. 993. Leäb. fl. ross. IV. pag. 97. Iris brachycuspis Fisch. in Bot. Mag. tab. 2326. — Ziemlich verbreitet durch das östli- che Sibirien wachsen zwei hochwach- sende Schwert-Lilien mit mehrblumigem Blüthenschaft, deren Blumen blau und deren äussere Kronenbläiter keinen Bart tragen. Die eine derselben ist die bekannte 1. sibirica L., die auch in Europa wild wächst und mit dunkelblauen und weis- sen Blumen in unsern Gärten vor- kommt. Bei dieser Art sind die 3 inne- ren Blälter der Blumenkrone länger als die blattartigen Narben. Nah verwandt und beim flüchtigen Betrachten sehr ähnlich ist die beistehend abgebildete I. setosa. Dieselbe unter- scheidet sich aber auffallend durch die | IV, 1861. inneren Blumenblätter, welche sehr klein und nur in Form kleiner Spitzen zwischen den äusseren Blumenblättern stehen. Bei a sind zwei derselben nebst dem zwischenstehenden Staufaden herauspräparirt. Die 3 Staubfäden lie- gen in der geöffneten Blume unter den blattartigen, oben zweitheiligen Narben, so dass man sie nur erblickt, wenn man die Narben zurückbiegt. Es wird diese Iris 2 — 3 Fuss hoch und blüht im Juni ausserordentlich reichlich. Sie ist gleich der Mehrzahl der schönen Iris-Arten im Petersburger Klima noch vollkommen hart und eig- net sich besonders zur Verzierung des Randes von Bassins und Teichen, zur Bepflanzung von Blumenrabatten u.s.f.— Vermehrung durch Samen und Thei- lung. — (BSR) 10 118 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Papaver alpinum L. Var. nudicaule Fisch. Mey. (Siehe Taf. 323.) P, alpinum L. «. nudicaule Fisch. in Ind. III. sem. horti Petrop. pag. 43. Ledb. fl. ross. I. pag. 87. P. nudicaule L. spec. pag. 725. D.C. Prodr. I. pag. 117. Bot. Mag. tab. 1033. Papaver cro- ceum Ledb. fl. alt. II. pag. 272. Ledb. ic. fl. alt. tab. 144, Bot. Mag, tab. 3035. Der Alpen-Mohn wächst in den Al- pen Europa’s gemeiniglich in den Spal- ten der Kalkalpen und im Geröll der- selben und kommt dort in einer klei- neren, dichter gedrängt wachsenden Form mit doppelt fiederschnittigen Blät- tern und weissen und gelben Blumen vor, Es ist das der P. alpinum, wie ihn Linn& beschrieben. Im Altai und von da durch Sibirien verbreitet, wächst eine andere Form dieses Mohns, welche ein laxeres Wachsthum zeigt, meist nur einfach fiederschnittige Blätter besitzt, deren wurzelständige Blüthenstiele bis 1 Fuss und darüber hoch werden und de- ren Blumen meist schön goldgelb , selt- ner weiss oder orangeroth sind. Die beistehende Fig. 1 der Tafel 323 gibt von dieser Art die Abbildung. Es ist das eine jener in Petersburg noch har- ten zweijährigen oder perennirenden Pflanzen, die in keinem Garten fehlen sollte, denn sie blüht während des grössten Theils des Sommers, gedeiht in fast jedem Gartenboden, sofern die- ser nicht gedüngt wird, und dient durch die leuchtende Farbe der Blumen zur wahren Zierde. Die Pflanzen pflegen im dritten Jahre auszugehen, sie säen sich aber immer selbst wieder aus. Man lässt von den massenhaft keimen- den jungen Pflanzen da stehen, wo sol- che blühen sollen, oder verpflanzt sie vorsichtig mit Erdballen an andere Stel- len. Die orangerothe Färbung der Blu- men ist nicht constant und geht bei der Aussaat meist wieder verloren. De Candolle nennt die orangerothe Abart P. nudicaule rubro-aurantiacum und un- term gleichen Namen findet sich auf Tafel 2344 des Botan. Magazins eine Abbildung derselben. (E. R.) c) Psorolea acaulis Stew. (Siehe Taf. 324 ) Leguminosae. P. acaulis Stev. ap. Hoffm. in comment. Soc. phys. med. mosg. T. p.47. NY M. B. fl. taur. cauc. Il. pag. 206. ” D. C. Prodr. I. pag. 219. „ Ledb. fl. ross. I. pag. 563. Caucasus, die im Klima von Deutsch- land noch hart sein dürfte, hier in Pe- tersburg aber erst im Jahre 1860 ins freie Land gepflanzt ward, so dass uns in dieser Beziehung noch die Erfahrung fehlt. Die grosse Zahl der anderen Eine perennirende Pflanze aus dem | Arten aus der Gattung Psoralea, sind I. Originalabhandlungen. bekanntlich Halbsträucher, die in Südeu- ropa und den warmen gemässigten Zonen Afrika’s, Asien’s und Amerika’s wild wach- sen, daher sie als Sträucher des Kalt- ' hauses in unsern Gärten erzogen wer- den. Bei der beistehend abgebildeten Art ist nun der Stengel so kurz, dass die lang gestielten Blätter als wurzelständig erscheinen. Die Nebenblättchen sind mit dem Grunde des Blattstiels verwach- sen und nur die lanzettlich-pfriemlichen Spitzen derselben stehen beiderseits vom Blattstiel ab, der gleich den Blättchen mit weichen Haaren lose besetzt ist. Blattstile 4 — 5 Zoll lang, auf der Spitze 3 fast sitzende Blättchen tragend, von denen das mittlere grösser als die seitlichen. Die Blättchen ziemlich fest, oberhalb glänzend grün, das mittlere rhomboidisch -oval, die seitlichen von ähnlicher Gestalt, aber ungleichseitig, alle stumpflich und ungleich oder dop- pelt gezähnt. Der behaarte Blüthenschaft nackt oder an der Mitte den Ansatz zur Verästelung in Form einer verkümmer- 119 ten Knospe tragend, so lang oder län- ger als die Blätter. Blumen strohgelb, in einem dichten spitzenständigen ovalen oder später länglichen Blüthenkopf zu- sammengedrängt. Kelch und Bracteen dicht mit bräunlichen abstehenden Haa ren besetzt. Die einzelnen Blumen sehr kurz gestielt, von linear - pfriemlichen Bracteen gestützt, die etwas kürzer als die Kelche. Kelchzähne lanzettlich- pfriemlich, die 3 untersten bedeutend länger als die beiden obern. Blumen- krone um 1/, länger als der Kelch. Wird aus Samen vermehrt, welche zeitig im Frühling oder im Herbste in Töpfe ausgesäet leicht keimen. Wo diese Art im freien Lande ausdauert, gehört sie zu den hübschen und em- pfehlenswerthen niedrigen Perennien, Zur Cultur im Topfe als harte Topf- staude kann sie dagegen für den Blu- menfreund kaum empfohlen werden, ob- gleich sie auch als solche zur Zeit der Blüthe mit allen andern Arten dieser Gattung rivalisiren kann, (E. R.) 2) Reiseberichte aus Mexico. Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn B. Roezl. (Fortsetzung.) Durch das genommene warme Bad | aber sie sind fast nur noch Ruinen. — herrlich erquickt, besuchte ich dann die | Nachmittags machte ich mich auf den Indigofelder ; der Indigo wird in diesem sandigen Aschenboden 6—8 Fuss hoch, gedeiht also vortrefflich, allein wie Al- les hier zu Lande wegen der traurigen politischen Zerrüttung rückwärts geht oder ganz darnieder liegt, so auch hier; man sieht noch die grossen; steinernen Behälter für die Fabrikation des Indigo, Rückweg und erreichte spät Abends wieder die Hacienda San Pedro Jorullo. Hier war fruher ein rege- rer Verkehr; an Sonntagen wurde hier Markt gehalten, und man konnte Le- bensmittel aller Art kaufen ; jetzt war auch hier Alles verödet und keine Le- bensmittel aufzutreiben, — Zwei Tage 10 ® 120 später kam ich in eine Gegend der kal- ten Region, wo viel Branntwein aus dem Safte der Blätter der Agave Mescal Roezl. bereitet wird. Zu diesem Zwecke schneidet man die Blätter ab, trocknet sie an der Sonne etwas ab, um den Saft etwas zu verdicken , schneidet sie dann in Streifen und bringt sie auf einer Unterlage von Holz, das dann an- | gezündet wird, in eine Erdgrube, die dann mit Stroh und Erde zugedeckt wird. Nach etwa 12 Stunden werden die, auf diese Art gerösteten oder ge- dämpften Blätter herausgenommen , zer- schlagen, und in ungegerbte lederne Tröge geschüttet, wo bald die Gährung beginnt. Der Destillationsapparat ist zwar sehr einfach und unvollkommen, aber man gewinnt doch aus zwölf Pflanzen etwa ein Fass vollBranntwein, den die India- ner Vino Mescal nennen und den sie sehr schätzen. — Nach einigen Tagen erreichte ich wieder die Minen von Spirito Santo, und ruhte dort einen Tag aus, um dann weiter zu reisen in die Sierra Madre, die in blauer Ferne vor uns lag und mich längst angelockt hatte. Zunächst pas- sirten wir den Fluss de las Balzas, auf diesem Wege noch beständig beglei- tet von den grotesken Formen des Pi- locereus chrysomallus, die wie | Schildwachen am Wege standen, dann erhob sich die Gegend etwas, es war | hier sehr trocken und steinig, nur einige kleine Zuckerrohrfelder und umhersch wei- fendes Vieh gaben Zeugniss von dem geringen Anbau und der dünnen Bevöl- kerung der Gegend. Hier trafen wir eine Gesellschaft von 20 Mann, die sich in einer Hütte seit etwa 14 Tagen schon aufgehalten hatten, um sich zu verprc- viantiren, da sie in die Sierra wollten, um dort Feuerschwvamm zu sammeln und zu dem Zwecke in den dortigen schon | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Wäldern einige Wochen bleiben muss- ten, wo Lebensmittel gänzlich fehlen. Eine Eichenart, Quercus dealba- ta liefert den Schwamm, die Indianer erkennen schon an äusseren Merkmalen die Stämme, die den Schwamm enthal- ten, solche Stämme werden gefällt und der Schwamm dann herausgenommen, man findet öfter in einem einzigen Stamm !/4 Centner von solchem Zünd- schwamm. Ich machte hier einen kurzen Halt, um seitwärts einen Ausflug in die Berge zu machen, auf dieser Excursion fand ich auf einer Thrinax-Art eine sehr schöne Orchidee, Galeandra nov. spec., die nach den vertrockne- ten Blumen zu urtheilen, sehr ansehnli- che Blumen besitzt. (Auf der Auction meiner Orchideen inLondon wurde durch eine Verwechslung des Etiquettes diese ‚Art als Barkeria spec. verkauft). In ganz kalter Region fand ich mehrere Tage später eine sehr schöne Palme von plare kaum 20 Fuss hoch, bedeckt. mit reifen violetten Früchten, die uns auch als schmackhafte Speise sehr willkom- men waren, da sie ähnlich wie Datteln schmecken. Es ist eine (orypha - Art, die wie Chamaerops humilis zur Aufstellung im Freien während der Som- mermonate und zur grossen Zierde der Kalthäuser dienen kann, eine sehr schöne, werthvolle Art, deren Blattflächen 3 bis 5 Fuss Durchmesser erreichen und wie auch der Stamm mit gelber Wolle be- kleidet sind. Noch höher hinauf begeg- nete ich einer Salvia mit fast schwar- zen Blumen, die ich auch glücklich in unsern Garten verpflanzt habe und ei- ner höchst. interessanten Bouvardia eras- sifolia Roezl. Diese Bouvardia gleicht in den Blättern und in der Tracht dem Aeschynanthus pulcher dermas- sen, dass man die beiden bei oberfläch- niederem Wuchse, die grössten Exem- . I. Originalabhandlungen. licher Betrachtung verwechseln könnte. — Hier war ich recht glücklich, denn unweit davon fand ich auch eine ganze Strecke überzogen von der schönen Swarizia speciosa, mit langen dunkelro- then glänzenden Blüthen bedeckt. Diese werthvolle Pflanze wird eine ähnliche Behandlung erfordern , wie die Verbenen, denn ich fand beide neben einander wachsen, nur dass die Swart- zia etwas schattigere Stellen vorzuzie- hen scheint; zum Auspflanzen auf Grup- pen wahrscheinlich sehr geeignet. — Das Unterholz im Walde bestand aus lauter Befaria-Arten, von denen die mei- sten eine Höhe von 15 bis 20 Fuss hat- ten, von unten bis oben beladen mit ih- ren Schönen weissen und rosenrothen Blüthen. Sie haben einige Aehnlichkeit mit unsern indischen Azaleen, es ist sehr zu bedauern, dass ihre Cultur noch nicht recht hat glücken wollen, hier kommen sie vorzugsweise auf einem schweren gelben Lehmboden vor und bilden eine herrliche Zierde der Wäl- der. — Wir machten am Abend auf ei- ner kleinen Lichtung Halt unter einem Eichbaume, der ganz mit Odonto- glossum ceitrosmum bewachsen war und übernachteten unter seinem Schutze. Am folgenden Morgen machte ich einen kleinen Streifzug im Walde, das schöne Odontoglossum ei- trosmum war hier so massenhaft, dass die Luft erfüllt war mit dem süssen Duft dieser herrlichen Orchidee. Es zeig- ten sich auch bei dieser Art eine unge- mein grosse Zahl von Varietäten von rein weissen bis zu violetten Blüthen 121 England wenigstens vollkommen hart ist. Könnte man einen solchen Eich- baum mit hunderten von Blüthenrispen geschmückt in eine Blumenausstellung Eu- ropa’s durch Zauber versetzen! Selbstin der Hauptstadt Mexico würde er bewundert und angestaunt werden, denn selbst die gebildetsten Mexicaner kennen die wild- wachsenden Pilanzen ihres Landes nicht. — Da einer meiner Indianer in der Nähe Wasser fand und es uns an Le- bensmittein nicht fehlte, so beschloss ich hier in der tiefen Waldeinsamkeit, in der ich mich glücklich und geborgen fühlte, einige Tage zu verweilen. Erst am vierten Tage, nachdem wir alle un- sere gesammelten Samen und Orchideen eingepackt hatten , konnte ich mich von diesem lieblichen, verborgenen Platze trennen, Der Weg führte uns noch manche Tagereise hindurch immer durch einsame, völlig unbewohnte Waldgegen- den. Wir freuten uns sehr, als wir eine weisse Kuh einst antrafen, denn es war bereits der zwölfte Tag, dass wir im Walde waren, ohne irgend einen Men- schen, oder ein zahmes Thier, oder sonst eine Spur von der Nähe des Menschen gesehen zu haben, aber auch diese Kuh war uns nicht der Wegweiser zu mensch- lichen Wohnungen, denn bald trafen wir eine ganze Heerde an, zu der sie ge- hörte, die bei unserer Annäherung scheu wie Wild das Weite suchte, und offen- bar schon seit langen Zeiten hier voll- kommen verwildert, diese einsamen Ge- genden durchstreift. Erst vier Tage spä- ter erreichten wir eine Hütte, in der sich einige Indianer mit der Fabrikation des und manche Blüthenstengel waren 3 bis | Vino Meseal beschäftigten, wir waren 41/, Fuss lang. Sie florirt hier in ganz | sehr froh darüber, da unser Proviant kalter Region, ebenso wie die Laelia |schr auf die Neige ging, aber unsere albida, welche in ihrer Gesellschaft | Freude war voreilig, denn von Geniess- vorkommt; denn hier tritt schon Abies | barem fanden wir nichts als die geröste- religiosa auf, eine Tanne, die in 'ten Agave - Blätter, die zur Destillation 122 bestimmt waren; dagegen war hier ein sehr gutes Trinkwasser. — Von hier aus machte ich eine Seitenexeursion auf mehrere Berge, und wurde reichlich be- lohnt durch den Fund einer herrlichen Pflanze, die ich schon am Vulkan von Jorullo gesehen hatte, aber dort auf unzugänglichen Felsen wachsend , war es mir unmöglich gewesen, ihrer habhaft zu werden. Es scheint mir eine neue Gattung zu sein, die mit Littaea zu- nächst verwandt, aber durchaus verschie- den ist, und die ich nach meinem Freunde und Collegen Ghiesbreght, der für dieErforschung der mexicanischen Flora so viel schon geleistet hat, Ghies- breghlia mollis nenne. Von Weitem gesehen gleicht sie in der Tracht einer Agave, aber die Aehnlichkeit schwindet, sowie man sich nähert, Die Blätter werden 4— 5 Fuss lang und 6 Zoll breit, sie sind sehr weich und ganz ohne Stacheln; der Blüthenschaft wird 12 bis 20 Fuss hoch, ohne Seitenzweige, die obere Hälfte ist übergebogen und mit tausenden von hellgrünen Blüthen be- deckt, deren sehr lange violette Staubfä- den weit hervorragen. Diese sehr schöne decorative Pflanze war hier sehr häufig an allen Felswänden, aber da die mei- sten Exemplare in Blüthe standen, oder an nicht erreichbaren Standorten sich befanden , so hatten wir einen ganzen Tag vergeblich gesucht, bis wir endlich doch noch ein einziges Exemplar fanden, das reifen Samen in Menge hatte, Man soll die Samen dieser prächtigen Pflanze hoch schätzen, denn wer weiss, ob noch jemals davon wieder Samen nach Europa kommen wird. — Auf dem Rückwege sammelte ich noch Samen von der Yucca mexicana und den folgenden Tag traten wir die Weiterreise an. Wir hat- ten einen ziemlich hohen Berg zu be- steigen und hier fand ich das Odonto-! tung, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. glossum laeve massenhaft in voller Blüthe, ebenso eine sehr grosse Anzahl von sehr mannigfaltigen Tillandsia und Pourretia-Arten und anderen mir unbekannten Bromeliaceen, die Ei- chen waren alle bedeckt davon. — Un- ser Weg führte uns bald darauf an sehr tiefe Schluchten , wir hatten mehr als 2 Stunden nöthig, um hinunter zu kom- men auf halsbrechendem Pfade; unten, wo das Klima natürlich wieder bedeu- tend wärmer ist und eine Vegetation er- zeugt, die ganz verschieden ist von der- jenigen, die wir soeben verlassen hatten, begegneten wir bald einigen Männern, die beschäftigt waren mit dem Umhauen von Stämmen der Coccoloba macro- phylla, um Raum zu gewinnen für ein kleines’Maisfeld, und erfuhren von ihnen, dass wir uns dem Mineral von Guada- lupe näherten. Gegen Abend erreichten wir auch ein elendes Dorf, dessen Hüt- ten aus möglichst kunstlos zusammen- gefügten Zweigen bestanden, wo wir aber dennoch gerne Halt machten. — Am andern Morgen musste ich erstau- nen über den Contrast, den die Armuth der Bewohrer mit dem Reichthum an Silber bildet, dessen Ausbeutung hier leichter und lohnender ist, als kaum an- derswo. — Wären hier so viele Men- schen wie in Californien’s Goldwäsche- reien, und besonders wären die wenigen Menschen, die hier sind, so fleissig und unermüdlich als jene, sie müssten in kurzer Zeit sich Reichthümer sammeln können. — Das Silber wird hier be- sonders aus einer gelben sandigen Erde gezogen, das Verfahren ist ein höchst einfaches und unvollkommenes und be- steht wesentlich in Folgendem: Die Männer gehen und holen einige Pfund dieser silberhaltigen Erde und geben \ sie ihren Weibern zu weiterer Verarbei- während sie dem Müssiggange I. . Originalabhandlungen, fröhnen und dabei leidenschaftlich dem Spiel ergeben sind; die Weiber zerrei- ben die Erde zwischen zwei Steinen und mischen dieselbe dann mit Salz und etwas Quecksilber. — Diese Mischung bleibt stehen bis zum folgenden Tage, dann wird das Quecksilber durch einen baumwollenen Fetzen wieder ausge- drückt, der Rest wird ausgewaschen und der Satz in einem irdenen Geschirr aus- gebrannt, wo dann das reine Silber zu- rückbleibt. — Das auf diese Art ge- wonnene Edelmetall dient dazu, gegen Nahrungsmittel und Kleidungsstücke ausgetauscht zu werden, aber beides, Nahrung wie Kleidung, sind in dieser entlegenen Schlucht so unerhört theuer, dass die Leute nur eben ihr Leben fri- sten können. Mit geringer Mühe könnten sie wenigstens die nöthigen Nahrungsmittel grossentheils selber ge- winnen, aber sie sind zu faul, um selber das Feld zu bestellen, sie sind zufrieden wenn sie nur das Allernöthigste haben und nebenbei brav faullenzen können, Das Silber kostet hier 8 bis 10 Thaler das Pfund, in Mexico dagegen ist der Preis 17 bis 18 Thaler; die ganze Be- völkerung zählt zwischen 2—300 Köpfe. Ich blieb zwei Tage an diesem reichen und doch so armen und elenden Orte, und trat dann meine Rückreise an, die mich wieder über die Cordilleren , aber in anderer Richtung und in andere Ge- genden als auf der Herreise führte. Am dritten Tage passirten wir einen niederen Wald, wo Laelia acumi- nata in ungeheurer Masse wuchs, ich nahm davon mit soviel ich konnte; bald darauf fand ich eine zweite Art meiner Gattung Ghiesbreghtia, die ich we- gen der gezähnten Blätter Ghiesbreghtia dentata nannte und die eben so schön ist als die erstgenannte Art, leider konnte ch nur sehr wenig Samen davon sam- 123 meln, denn obgleich in grosser Menge hier wachsend, hatten sie sich vorzugs- weise an senkrechten unzugänglichen Felswänden angesiedelt. — Da uns die Lebensmittel ausgingen und wir in die- sen einsamen Gebirgswaldungen keinen neuen Vorrath auftreiben konnten, hat- ten wir nichts als Kaffee, den wir mei- stens mit schlechtem Regenwasser berei- ten mussten, unsern ausgehungerten Ma- gen zu bieten, aber es ist merkwürdig, mit wie Wenigem der Mensch sein Le- ben fristen kann. Neun volle Tagerei- sen brachten uns endlich wieder heraus aus diesen endlosen Wäldern und an die nördliche Seite dieser Gebirgsketten, in der Ferne lag mein alter Bekannter, der Berg Serro Barabas bei Ziran- daro vor mir und so hatten wir denn wieder Hoffnung, Menschen zu begeg- nen undLebensmittel auftreiben zu kön- nen, aber noch zwei Tage mussten wir reisen bis wir die erste ranch o (Meier- hof), ganz am Fusse des Barabas gele- gen, erreichten, wo wir eine ganz or- dentliche, nette Familie antrafen. Auf dieser langen Tour hatte ieh sonst nichts Neues gefunden, dagegen immer und immer wieder grosse Massen von Odontoglossum citrosmum, so dass mich zuletzt diese sonst so schöne Orchidee wirklich anekelte, — Man kann sich denken, wie sehr wir uns freuten, endlich einmal wieder unter Dach zu kommen und unserem Magen Solideres und Nahrhafteres bieten zu können als schwarzen Kaffee. — Als ich den gastfreundlichen guten Leuten meine Absicht mittheilte, am andern Tage den Berg Barabas, besteigen zu wollen, lachten sie mich aus, sie behaupteten, der Berg sei von dieser südlichen Seite aus nicht zu besteigen und dann hauseten viele Tiger und an- dere reissende Thiere daselbst ; ich liess 124 mich jedoch nicht abschrecken, was die Tiger und andere Raubthiere betraf, so wusste ich bereits aus Erfahrung, dass dieselben viel weniger zu fürchten sind, als die Leute gewöhnlich glauben; ich habe bereits genug Gegenden durchzo- gen, wo Tiger in Menge sind, der mexi- canische Tiger geht nie auf den Men- schen los , wenn er nicht gereizt wird, und kommt überdies nicht auf höheren Bergen vor. Nur ein Kuhhirt liess sich bewegen, uns als Führer und Träger zu begleiten, er behauptete, bis zu den ober- sten Felswänden, die von dieser Seite nicht zu besteigen seien, den besten Pfad zu kennen. — Wir brachen schon um 2 Uhr Morgens auf, als die Sonne auf- ging, waren wir bereits ziemlich hoch und in einer Region, wo wieder die schon früher in ähnlichen Localitäten von mir gefundene Palme, eine Thri- nax-Art, stark dominirte. Auf dieser Palme wächst eine schöne Orchidee, Galeandranov.sp., von der ich gerne die schönsten Exemplare mitnahm, aber es war eine mühsame Arbeit, indem man die Stämme erst umhauen muss und diese ganz mit Stacheln besetzt sind. Etwas höher hinauf fand ich die schöne Russelia pygmaea Roezl. theils in Blüthe, theils mit reifen Samen, so- wie Trixis maerophylla und die Baraba- sia scabra (Roezl. ?), eine interes- sante Composite, Das Steigen wurde nun immer beschwerlicher, eine Menge von Mimosa und andern stachligen Pflanzen zerrissen unsere Kleider und wollten uns am Vordringen hindern, endlich erreichten wir doch die hohe Felsenmauer, die, wie man uns vorher versichert hatte, die Ersteigung des Gipfels von dieser Seite unmöglich ma- chen sollte, — Es war allerdings ein | Wagstück, allein unmöglich erschien es | d culia gehörig H Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und da einzelne Stämme von Fieus und Erythrina hervorwuchsen, die als Anhalts- und Ruhepunkte dienen konn- ten, schien mir den einzig möglichen Zugang zu bieten und da wir mit lan- gen Stricken uns versehen hatten, wollte ich den Versuch wagen; unser Führer war jedoch um keinen Preis zu bewe- gen, mit uns hinaufzusteigen, wir lies- sen ihn daher zurück. Mit Hilfe unserer Stricke und jener einzelnen Stämme und Büsche gelang es uns allerdings nicht ohne Lebensgefahr und mit grosser An- strengung eben vor einbrechender Nacht die Bergkuppe zu erreichen, die eine ziemlich grosse mit Eichen bewaldete Ebene bilde. Mit Sonnenaufgang bot sich mir eine prachtvolle Fernsicht ; Or- chideen fanden sich keine vor, dagegen fand ich mehrere Dahlia-Arten, von de- nen ich Samen mitnehmen konnte. Mit- tags traten wir den beschwerlichen Rück- weg an und erreichten Abends glücklich wieder unsern rancho, aber von bren- nendem Durste geplagt, von Schweiss und Anstrengung erschöpft und mit to- tal zerfetzten Kleidern , die wir glückli- cherweise aus unserm Vorrath ersetzen konnten. Am folgenden Abend erreich- ten wir Zirandaro obne Ungemach. Hier konnte ich mich auf's Neue mit Proviant verschen, zwei meiner Indianer schickte ich mit der bisher gesammelten Ausbeute zurück nach Mexico, um nur von einem begleitet meineWeiterreise nach Coyuea undvon dortnach Ajuchit- lan anzutreten. Auf dieser Tour fand ich zwei überaus prächtige , werthvolle Neuheiten, die hoffentlich in der Cultur sich ebenso schön und dankbar erwei- en werden, als sie mir hier erschienen ; ie eine, wahrscheinlich zur Gattung L u- und von mir Lueulia randiflora benannt, stand in voller mir nicht, eine enge Spalte, aus der hier | Blüthe, mit sehr grossen, weiseen, süss- ET ENENEERLTEREENE I. Originalabhandlungen. duftenden PRlumen bedeckt und sehr reichblühend , die andere, die ich Fran- eiscea’azaleoides nenne, ebenfalls mit weissen Blumen, bildet einen kleinen Strauch, der wirklich in einiger Entfer- nung aussieht, wie eine Azalea in- dica alba. Ich hatte die grosse Freude von diesen beiden Prachtpflanzen reifen Samen sammeln zu können. Sonst war diese Gegend nicht reich an Pflanzen, aber desto reicher ist sie an Eisen, Kupfer und an Gold. Der Eisenstein enthält 750), Eisen, so dass selbst die Indianer hier das Eisen zu ge- winnen verstehen, fast ohne alle sonst nöthigen Einrichtungen. Am meisten wird die Goldwäscherei betrieben: in der Gegend bei Coyuca, die man Pla- ceros de San Franeisco nennt, kann man meilenweit an jeder beliebigen Stelle in dem sardigen Boden Gold fin- den; ich habe hier selbst versuchsweise etwas Gold durch Auswaschen gewon- nen und mich hier von dem ungeheuern Reichthum überzeugt, der hier mit so leichter Mühe gewonnen werden könnte, wenn nicht immer wieder der unselige Bürgerkrieg, der Mangel an Leuten und hinreichenden Communicalionswegen, die Unsicherheit aller Zustände hindernd und vollständig lähmend einwirkten, Die hie- sigen Indianer verkaufen das Gold zu 7 bis 8 Thaler die Unze, in Mexico kostet sie schon 16 Thaler ! — Ich erreichte die Stadt Ajuechit- lan an einem Abend und fand die Be- wohner in grosser Bestürzung und Auf- regung, denn es verbreitete sich das Gerücht, die Liberalen würden noch in derselben Nacht einrücken und die Stadt plündern; alle Einwohner, die den Reli- giosos (conservative Partei) Obdach ge- währt, sollten erschossen werden, Es war traurig, die Leute haufenweise trotz einbrechender Nacht auswandern zu u} 125 sehen. Als ich sagte, ich beabsichtige nach Tempantitlan zu gehen, wurde mir abgerathen,, denn dort sei jetzt ge- rade der Kriegsschauplatz, allein ich war schon so oft glücklich durchgekom- men, dass ich auch dies Mal mich nicht abschrecken lassen wollte und mich so- gleich wieder auf den Weg machte. Am folgenden Tage begegnete uns eine Truppe bewafineter Indianer , die uns unmolestirt passiren liessen , als ich ganz frank und frei grüsste; sie schie- nen vor meinem guten Rock europäi- schen Schnittes und vor der saubern Wäsche, die ich kurz zuvor angelegt, grossen Respect zu haben. — Die Nacht mussten wir im Walde zubringen, durch den der Weg führte, es hatte dies für mich durchaus niehts Beunruhigendes, obgleich wir in der Ferne rechts und links grosse Rauchwolken bemerkten, die wir für einen Waldbrand erkannten; allein die Entfernung schien so gross, dass wir an keine Gefahr dachten, da ohnehin Waldbrände hier zu Lande häufig vorkommen, — Kaum war aber die Nacht eingebrochen, als die Gefahr mit Riesenschritten zu wachsen schien; wir beeilten uns so sehr wir konnten, in der Hoffnung , durchkommen zu kön- nen, und als wir endlich die Unmöglich- keit einsahen,, war auch der Rückweg uns schon abgeschnitten, wir waren zu weit vorgedrungen, vor uns, hinter uns, ringsum stand Alles in Flammen! Un- sere Lage war schrecklich, ein Blick ge- nügte, um uns von der grässlichen Ge- fahr zu überzeugen, nur eine Hoffnung auf Rettung bot sich uns, ein nahegele- gener, nur mit einzelnen Bäumen be- standener Hügel musste unser Zufluchts- ort werden! Wir flüchteten uns hinauf und verloren”keinen Augenblick, sogleich an das Umhauen dieser Bäume zu gehen, um einen möglichst grossen, 126 freien Raum zu gewinnen. — Unsere Arbeit dauerte die ganze Nacht hindurch, die Verzweiflung gab uns Kraft, die Bäume mussten gefällt und möglichst weit weggeschleppt, dann das lange trockene Gras ausgerauft werden. Das Krachen der zusammenstürzenden Stämme, das Prasseln der Flammen war uns ein fürchterlicher Mahnruf zur Aufbie- tung aller unserer Kräfte , der blutrothe Flammenschein beleuchtete die Scene unserer fast übermenschlichen Arbeit und doch hätten alle unsere Anstren- gungen uns nicht retten können, wenn nicht dieser Hügel ohnehin schon als eine Lichtung im dichten Walde unsere Arbeit bedeutend erleichtert hätte! — Immer enger zog sich der feurige Ring um uns zusammen, immer steigernd wuchs die Hitze, unsere Thiere waren kaum mehr zu halten, — es waren schreckliche Stunden der Angst! — Der anbrechende Tag fand uns noch mitten im Feuer, aber schon liess die Hitze nach, wir durften uns für gerettet hal- ten, denn die nächste Gefahr des Er- stickungstodes war glücklich überstanden! — Aber noch lange währte es, ehe wir unsern schützenden Hügel verlassen durften, um über ein Feld von Baum- leichen, von glühender Asche und Koh- len hinweg einen Ausweg zu suchen. Mit welchen Gefühlen des Dankes und des Entsetzens denke ich an jene furcht- bare Nacht zurück! — Am Abend des nämlichen Tages erreichten wir die Mi- nen von Tempantitlan, und erfuhren hier, dass dieser Waldbrand schon meh- rere Tage gedauert und meilenweit Al- les verwüstet habe. Man sagte, er sei aus Unvorsichtigkeit entstanden, da in dieser Gegend gerade der Krieg gewe- sen, sei der Wald durch brennende Lunten oder durch die Lagerfeuer in Brand gerathen, — Andere behaupteten, Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. die Religiosos hätten den Wald absicht- lich angezündet, noch Andere wälzten die Schuld auf die Gegenpartei, — das Traurigste ist, dass dabei gegen 300, grossentheils verwundete Soldaten umge- kommen sein sollen; wir hatten selber auf unserem Wege mehrere verkohlte Leichname angetroffen, ein Schicksal, dem wir selber nur wie durch Wunder ent- gangen waren! — Ich blieb bei dem Administrator der einen Mine, die den Besitzern der Mi- nen zu Arcos gehört, über Nacht und hatte Mühe die Leute zu überzeugen, dassich wirklich vonArcos gekommen sei, denn von mehreren Boten, die sie in den letzten Monaten nach Arcos geschickt hatten, um Geld zu holen, war keiner lebend zurückgekehrt, sie waren den Kriegshorden in die Hände gefallen und wahrscheinlich erschossen worden. — Eben wegen dieser vollständig un- terbrochenen Verbindung hatten die Ar- beiten in dieser Mine schon seit mehre- reren Monaten ganz eingestellt werden müssen. — Hier fand ich neben einem Bach in reinem Sandboden eine sehr schöne Art von Rondeletia, R.Tem- pantitlani Roezl., mit carminrothen Blumen und weissfilzigen Blättern, sehr reichblühend und ohne Zweifel eine vor- treffliche Acquisition; leider konnte ich nur sehr wenige Samen davon erhalten und diese habe ich meinem Freunde Ortgies in Zürich geschickt, der hoffent- lich dieselben richtig empfangen wird’). Sonst war die Gegend hier arm an Pflan- zen, aber desto reicher an Silber. — *) Kürzlich erhielt ich eine reiche Samensen- dung und darunter auch obige Art. Diese Reise unseres Freundes verspricht für die Gärten die erfreulichsten Resultate, es sind sehr interessante Sachen darunter. (E. 0.) I. Originalabhandlungen. Zur Zeit der Spanier wurden die hiesi- gen Minen stark bearbeitet, jetzt liegen sie fast sämmtlich verlassen ; man sieht noch die Arbeiten der Spanier, alle Mi- nen ohne Ausnahme haben noch gar keine Tiefe und ihr Reichthum ist da- her kaum berührt worden: — welche Schätze können hier durch eine wohl organisirte europäische Compagnie zu Tage gefördert werden, wenn die Seg- nungen des Friedens für dieses unglück- liche Land endlich einkehren werden! — Wir blieben einige Tage hier und be- suchten dann zunächst das Mineral del oro, das vielleicht die reichsten Goldminen der Welt enthält. Auf dem Wege dahin fand ich eine hübsche Me- lastomee, Centradenia Tempantitlani Roezl., ein ganz zwergartiges Dasy- lirion, von dem ich leider keine rei- fen Samen mitnehmen konnte und meh- rere Arten von Dahlia, die bereits ver- blüht hatten, über die ich daher Nichts zu sagen weiss, als dass sie wahrschein- lich für Europa neue Arten sein wer- den. Im Mineral del oro, das später in ruhigeren Zeiten noch sicher eine grosse Zukunft haben wird, während jetzt Armuth und Elend die goldenen Schätze bewacht, — blieb ich nur einen Tag, da die Vegetation mir nichts Neues bot. Die Gegend ist sehr hügelig, ebene Flächen auch von nur geringer Ausdeh- nung fehlen ganz; dieEichenwälder sind mit Bromeliaceen bewachsen, von Orchi- deen kommen nur einige unansehnliche Arten vereinzelt vor. Aus der Entfer- nung sahen wir die reichen Silberminen von Coronila, welche unter der spa- nischen Herrschaft bearbeitet wurden, seitdem aber verlassen liegen. Es ieben noch Indianer , die früher in diesen Mi- nen arbeiteten und die Leute erzählten fabelhafte Dinge von dem Reichthum 127 dieser Minen. Die Indianer baten mich, ich möchte wieder da anfangen lassen zuarbeiten, sie sagten, bloss los estrangeros (die Fremden) seien im Stande, solche Arbeiten zu unternehmen, und es mag allerdings ein grosses Ca- pital erfordern, um solche Minenarbeiten in Gang zu bringen. — Diese Nacht blieb ich im Walde und erreichte den andern Tag gegen Abend den Ort Sa- linas, wo alles von Soldaten voll- steckte, Ich wurde gleich von einer Schaar umringt und mit grossen Augen angeschaut, denn einEuropäer ist ihnen ein halbes Wunderthier; Europa kennen sie kaum dem Namen nach, sie sagen kurzweg man sei „aus der andern Welt‘, oder von „jenseits des Wassers.“ — Ich liess mich gleich zu dem Chef, der sich General tituliren liess, führen und suchte ihn durch ein Geschenk von 3 Thalern zu gewinnen, das er auch mit Freuden annahm. Am folgenden Morgen gab er mir noch mit seinem zerlumpten Stabe das Geleit, um mich gegen seine eigenen Leute zu schützen und entliess mich dann mit dem eindringlichen Rath mich durchaus nirgends aufzuhalten bis nach Tlacotepec, denn die ganze Ge- gend sei voll von Truppen, d. h. Raub- gesindel. — Salinas liegt in einem sehr romantischen Thale, an der Verei- nigung zweier Flüsse; im Thale fand ich auf Mimosen eine Menge rankender Asclepiadeen mit sehr verschieden ge- formten Samenkapseln , die Blüthezeit war bereits vorüber. Das Thal liegt sehr tief, daher in der heissen Region. — In dem Indianerdorf Tlacotepec ange- kommen, wurde ich von einem Dutzend Indianer , welche sich la forca mili- tare nannten, angehalten und nach mei- nem Pass gefragt, da aber keiner von ihnen lesen konnte, so wurde ich zum General geführt ; dieser war ein gebil- — 128 deter Mann, er hatte früher Rechte stu- dirt, aber da er kein Glück in seiner juristischen Praxis hatte, so wurde er General, ohne früher Soldat gewesen zu sein. — Er war sehr freundlich, fragte mich, wie es stehe in der Hauptstadt, ob Hoffnung sei, dass die liberale Par- tei gewinne u. s. w. — Es war gerade Sonntag, ich beschloss meinen Thieren einen Ruhetag zu gönnen und selber eine kleine Excursion in die Umgegend zu machen. — Die Umgegend ist wegen der höheren Lage und.der feuchteren At- mosphäre sehr begünstigt in der Vege- tation, und zugleich durch den steten Wechsel von Bergen und Thalgründen sehr romantisch; schöne Laelia-Ar- ten bedecken die Felsen, die Eichen sind geschmückt mit der stets abwärts wachsenden Cattleya eitrina, deren grosse goldgelbe Blumen aus dem Wal- desdunkel hervorleuchteten. Auf einem Baume, der zur Familie der Terebintha- ceen gehört (Elaphrium copallife- rum Mpc. Sess.), fand ich ein riesi- ges Exemplar der Cattleya citrina, wohl das grösste, das je nach Europa gekommen ist; es wurde auf der Auc- tion meiner Orchideen in London mit 5 L. St. bezahlt. Auf Weidenbäumen kommt diese schöne Orchidee auch sehr gut fort; in der Cultur muss ebenfalls darauf geachtet werden, dass die Triebe abwärts gerichtet sind, wie sie im Va- terland wachsen. — Von Fruchtbäu- men fand ich hier eine Art Chryso- phyllum mit sehr grossen grünen, in- wendig schwarzen oder braunen Früch- ten, die bis 3Pfund schwer werden und | recht schmackhaft sind, Lueuma mam- mosa und Achras Sapota geben hier ebenfalls sehr grosse Früchte; die interessanteste und sehr feinschmeckende Ni ‚ müsse hier bleiben, habe kein Recht gehabt , es zu verkau- fen; ich erklärte darauf, dann müsse ich Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Schale ist orangegelb, das Fleisch weiss mit schwarzbraunen Samenkernen, — Von meiner kleinen Exeursion zu- rückgekehrt, wurde ich befragt, was ich mit den gesammelten Pflanzen machen wollte ; meine Aussagen und Erklärungen fanden keinen rechten Glauben, man schien zu vermuthen, dass ich andere Zwecke verfolge und wohl gar als Spion nur das Sammeln von Pflanzen etc. als Vorwand gebrauche; ich fühlte wohl, wie dieser Argwohn für mich gefährlich werden könne und that daher mein Möglichstes, um Vertrauen in meine Aussagen zu erwecken. Zur Fortschaf- fung der gesammelten Orchideen musste ich noch ein Maulthier kaufen, ein Oberst bot mir eines an und schwur, es sei nicht gestohlen , sondern sein recht- mässiges Eigenthum,, ich kaufte es ihm ab, liess mir aber Vorsichtshalber einen förmlichen Verkaufsschein von ihm aus- stellen. Den folgenden Tag reiste ich weiter, war aber kaum eine Stunde weit gerit- ten, als einige der Vaterlandszerstörer, die Vertheidiger des Vaterlands nennen, mich einholten und mich zur Rückkehr aufforderten, da der Comman- dant mich sprechen wolle. Ich glaubte, er wolle mir vielleicht einen Brief oder Auftrag nach Acapulco mitgeben, liess meinen Begleiter mit den Lastthie- ren warten und ritt mit den Soldaten zurück. Der Commandant, ein barfüssi- ger Lump in zerrissenem schmutzigem Hemde, fragte mich mit strenger Amts- miene, ob ich das Maulthier von jenem Oberst gekauft habe; auf meine beja- hende Antwort erklärte er, das Thier denn der Oberst sich Frucht war aber die einer Anona, diese | mein Geld zurück haben, erhielt je- Frucht erreicht ein Gewicht von 7 Pfd.,' doch zur Antwort, das sei nicht seine I. Originalabhandlungen. Sache, warum ich gestohlenes Gut ge- kauft habe. — Ein Öfficier mit zwei Kerlen wurde beauftragt, mich zurück zu geleiten, um das Maulthier zu holen. Der Offiecier schien eher mit sich reden . zu lassen, als der mir offenbar feindli- che Commandant, ich verlangte daher: er isolle mich zum General führen, der mir sicher Recht schaffen würde; — er wollte sich jedoch nicht dazu verstehen, liess mich aber weiter ziehen, ohne mir das Maulthier zu nehmen. — Ich hoffte damit würde die Sache abgethan sein, machte mich jedoch mit möglichster Eile auf den Weg, um so bald irgend möglich von hier fortzukommen, um so mehr, da mich bald nachher ein Bote überholte und mir von Seite des Ober- sten die Weisung brachte, ich solle ma- chen dass ich fortkäme, da der Comman- dant Böses gegen mich im Schilde führe. — Der Weg führte mich durch einen prachtvollen Wald, der viele Arten von Odontoglossum enthielt, die mir neu waren, leider konnte ich nur etwa 50 Stück in aller Eile davon sammeln, da ich mich nicht aufhalten mochte, Abends erreichten wir ein kleines India- nerdorf, wo ich bei dem Alcalde (Richter) gute Aufnahme fand durch einige Heiligenbilder, die ich ih schenkte; ich wollte mich gerade schlaien legen, als ein Indianer dem Alcalde einen Brief vom Commandanten brachte, worin ihm meine bevorstehende Ankunft ange- zeigt und der Befehl ertheilt wurde, er ‘ solle mir das gestohlene Maulthier ohne Weiteres wegnehmen und mich erschies- sen lassen, wenn ich mich widersetzen sollte; wäre ich schon wieder weiter gereist, so solle der Alcalde den Befehl weiter befördern , bis ich eingeholt worden sei. Als der Alcalde mir diesen Brief zeigte, zog ich meinen Verkaufsschein aus der Tasche und erzählte ihm den 129 ganzen Hergang; er sah auch gleich ein, dass der Commandant ein Spitzbube sei und liess zurück melden, ich sei schon fortgereist, mir gab er anf Verlangen den Brief des Commandanten, damit ich denselben dem Oberbefehlshaber Don Juan Alvarez vorweisen könne und dieser daraus das Treiben seiner höhe- ren Officiere kennen lerne, — In aller Frühe des folgenden Tages brach ich wieder auf, um aus dieser Gegend fort- zukommen, und den Racheplänen des Commandanten zu entrinnen. Ohne diese gezwungene Eile hätte ich hier eine grosse Ausbeute schöner Orchideen ma- chen können, besondes war Odonto- glossuw citrosmum hier in ungeheu- ren Massen und in wunderbarer Ueppig- keit und Blüthenfülle ; einzelne Eichen wa- ren so dicht damit überzogen, dass man buchstäblich nichts von der Rinde sehen konnte, und gewährten einen wahrhaft bezaubernden Anblick; auch Odonto- gslossum Insleayi trat vereinzelt auf und ein anderes hatte weisse Blumen. wie O.pulchellum; dasOdontogl. laeve stand in Knospen , während die eben genannten in voller Blüthe prang- ten; in den Thälern wuchsen viele Ar- ten vonGeonoma und Chamae- dorea, während Befarian mit Li- sianthus viridiflorus gemischt, das Unterholz der Eichwälder bildete, die die Berge krönten. Gegen Abend erreichte ich ein kleines Dorf, mein In- dianer war zurückgeblieben, um eines unserer Thiere zu suchen, das sich ver- laufen hatte; kaum angelangt, sah ich mich von einigen zwanzig Bewaffneten umriugt, der eine, welcher sich der Com- mandant nannte, erklärte mir mit kurzen Worten, er habe die Ordre erhalten, mich ohne Weiteres erschiessen zu lassen, da ich dem Befehl des Commandanten nicht gehorckt und das Maulthier behalten 130 habe. Während er einen Theil seiner Leute kommandirte, die Gewehre zu laden, wollten andere mich zwingen, niederzu- knien und mir die Augen verbinden zu lassen. Ein schneller Rundblick in die Gesichter meiner Angreifer, in welchen ich nur Rohheit und Schadenfreude, aber keinem Funken von Mitleiden begegnete, gab mir die Ueberzeugung, dass hier mit Bitten Nichts auszurichten sei und dass nur ein kühnes, drohendes Auftre- ten mich retten könne aus den Händen dieses Gesindels. Rasch stiess ich die Hände zurück, die mir den letzten Lie- besdienst erweisen wollten, trat gerade auf den Commandanten zu und rief mit Donnerstimme: „Euer Commandant ist ein grosser Spitzbube, wenn Ihr seine Befehle befolgt, werdet Ihr alle ohne Ausnahme erschossen werden! — Nur Don Juan Alvarez hat das Recht mich zu richten, denn ich bin ein Frem- der und aus der andern Welt, nicht wie Ihr, lauter schlechte und miserable Kerle. Mein Gesandter ist in Mexico und würde meinen Tod zu bestrafen wissen, — Ihr, Commandant, gebt mir morgen 6 von Euren Leuten mit, da ich zum Juan Alvarez will, dem ich wichtige Nach- richten zu bringen habe. Er würde Euch wahrlich kurzen Prozess machen, wenn es Euch einfallen wollte, mir nur ein Haar zu krümmen !“ — Ich hatte glück- licherweise das Rechte getroffen, — die Wirkung meines drohenden befeh- lenden Auftretens war wunderbar. — Der Commandant stand ganz kleinlaut da, ich versäumte nicht, die Macht der ersten Ueberraschung nicht vorüber- gehen zu lassen, sondern liess ihn gar nicht zur Besinnung kommen und fuhr fort, ihm wie einem armen Sünder tüch- tig den Text zu lesen, ob seiner Kühn- heit, einen Mann von meiner Wichtig- keit von seinem Lumpengesindel wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen Hund erschiessen lassen zu wol- len! Dann wandte ich mich zu den Leuten , befahl, sie sollten mich in ein anständiges Quartier führen und Wasser und Futter für meine Pferde besorgen. Der Commandant bestätigte meine Be- fehle, und bat ganz kleinlaut um Ent- schuldigung,, die ich erst nicht gelten lassen wollte, dann aber gnädig annahm, — Ich war gerettet! — Die Rollen wa- ren vollständig gewechselt, der Comman- dant war jetzt froh, dass ich ihm ver- sprach, ich wolle seinem Oberbefehlsha- ber nichts von dem Vorgefallenen mel- den und that nun Alles, was er konnte, um sich bei mir in Gunst zu Setzen, da- mit ich ein gutes Wort für ihn einlege! — Ein kleiner Zwischenfall erhöhte noch den fast scheuen Respect, den ich jetzt einflösste: nach der eben erlebten Auf- regung und vielleicht auch gleichzeitig durch Hunger veranlasst, bekam ich heftigen Kopfschmerzen ; ich führte ein Fläschchen mit starkem Riechsalze bei mir und sobald ich dasselbe hervorzog, wurde der Commandant neugierig und fragte ob es zum trinken und auch aus der andern Welt sei, — ich antwortete ‚ja, es ist aber nicht für solche gewöhnliche Menschen wie Ihr, ich will Euch blos daran riechen lassen.“ Er wollte sich recht daran laben und roch daran s0 stark er konnte, liess dann plötzlich das Glas fallen und geberdete sich wie toll, während ich es achselzuckend wieder aufhob, ohne eine Miene zu verziehen, mehrere Male daran roch und es dann ruhig einsteckte. Wieder zu sich ge- kommen, erzählte er in ihrem mir unver- ständlichen Dialeet mit den lebhaftesten Gesticulationen seinen Leuten von der wunderbaren Eigenschaft des Fläsch- chens, und ich bemerkte gleich, dass Alle den grössten Respect bekommen hatten. — Mein Indianer war inzwischen I. Originalabhandlungen. angekommen, ich erzählte ihm mit kur- zen Worten das Vorgefallene und befahl ihm, die Leute bei dem Glauben zu las- sen, dass ich den Oberbefehlshaber wich- tigeNachrichten zu überbringen habe. — Am folgenden Morgen erhielt ich 6 Mann als Escorte, aber schon nach kur- zer Zeit drückte sich Einer nach dem Andern weg und ich liess sie gerne lau- fen, so dass ich nur mit meinen Beglei- tern in Providencia, dem Sitz des Oberbefehlshabers, das etwa aus 100 Hütten bestehen mag, anlangte. Don Juan Alvarez ist schon ein Greis von 80 Jahren, er nahm mich artig auf, meine bestandenen Abenteuer liessen ihn jedoch ganz gleichgiltig, solche Kla- gen über das Treiben seiner Untergebe- nen waren ihm sicher nichts Neues. 131 Sein Secretär, ein ordentlicher ziemlich gebildeter Mann Namens Christo, ist aus Havanna; er fragte mich, ob ich nicht etwa eine Karte vom Staate Guerrero bei mir führe, die ihm von grossen Nutzen sein würde, er müsse die ganzen Bewegungen der Truppen leiten und habe keine Ortskenntniss, Don Alvarez habe aus Altersschwä- che ein sehr kurzes Gedächtniss und erinnere sich oft nicht mehr der Locali- täten. — Er war hocherfreut als ich ihm meine Karte gab und stellte mir dafür einen Pass aus nach Acapulco, der mich gegen ähnliche Gefahren wie die erlebten, nach seiner Versicherung voll- ständig schützen würde, — (Fortsetzung folgt.) &) Wasserheizungen. Unter allen Arten der Heizungen, die bis jetzt für Gewächshäuser ange- wendet worden sind, hat sich keine bes- ser bewährt, als eine solid und ra- tionell constrnirte Wasserheizung. Eine Wasserheizung hat vor der ge- wöhnlichen Heizung durch Kanäle (ge- schleppte Schlöte), den grossen Vorzug, dass sie eine gleichmässige nicht strah- lende Wärme abgibt, die auch beim stärksten Heizen für die zunächst ste- henden Pflanzen ohne Nachtheil ist. Ein zweiter Vortheil der Wasserheizung ist die gleichmässige Vertheilung der Wär- me, indem die Röhren einer solchen, in alle Ecken der Gewächshäuser und zu- nächst den Fenstern hindurchgeführt werden können, ohne damit eine Unbe- Pflanzen zu veranlassen, wie dies bei den Heizkanälen der Fall ist. — Der dritte grosse Vorzug von Was- Serheizungen besteht endlich darin, dass sie ebenso leicht mit Kohlen oder Torf geheizt werden können, da die mehr locale Wärme, welche diese Brennma- terialien erregen, für Kanäle weniger zweckmässig, — bei Wasserheizungen dagegen sogar zweckmässiger und mit weniger Wärmeverlust verbunden ist, als ein lebendiges Feuer von Holz, das eine viel lebhaftere Luftströmung und folglich auch eine viel raschere Ent- weichung der Wärme bedingt. Bei sonst zweckmässiger Construction des Ofens, wird daher bei Anwendung von Was- serheizungen eine ganz bedeutende Er- quemlichkeit für die Aufstellung der !sparung für die Kosten der Heizung 132 bedingt, wodurch sich die Mehrkosten der Herstellung einer Weasserheizung bald decken. In neuester Zeit hat man gefunden, dass die Ersparung an Heiz- material um so grösser ist, je grössere Räume durch einen Kessel erwärmt werden müssen. So richtig dies nun auch ist, würden wir doch, weder im Klima des nördlichen und mittleren Deutschland, oder gar in dem von Russland es wagen, auf einem einzigen Kessel, die voliständige Heizung aller Gewächshäuser einer Anstalt zu basiren. Trotz der grössten Solidität der Con- struction könnte doch mitten im Winter eine Reparatur vorkommen und so sehr bedeutende Verluste herbeigeführt wer- den. Wir würden daher rathen, wenn auch die Einrichtung getroffen wird, von einem grossen Kessel aus, Röhren in alle Gewächshäuser zu führen, doch zwei solcher Kessel zu construiren und mindestens in jedes von den 2 verschiedenen Heizungen Röh- ren zu leiten. — Ueber die verschiedenen Systeme dieser Heizungen selbst zu sprechen, ist hier nicht nöthig, da in allen grös- seın Städten sich jetzt Geschäfte finden, die solche Heizungen nach den neue- sten Systemen, oder auch nach dein älteren Systeme mit oflenen Reservoiren anfertigen, Bei der Anlage einer solchen siets kostspieligen Heizung wolle man aber nicht sparen. Man übergebe deren Aus- führung nur durchaus soliden Geschäf- ten, die für die Solidität der Anlage eine Reihe von Jahren gutsagen. Eine von Anfang an ohne Kenntniss der wichtigsten Grundsätze, worauf sich die Wasserheizung überhaupt basirt, oder von schlechtem oder zu dünnem Mate- rial, oder in Bezug auf exacte Arbeit des Kessels, der Röhren, Krahne und der Warmhäuser | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Verbindungsstellen nicht ganz solid ge- arbeitete Heizung der Art wird binnen kurzer Zeit in Reparatur fallen. Diese Reparaturen werden sich immer häufiger wiederholen, bis man endlich nach vie- lem Aerger, bedeutendem Verlust an Pflanzen ete., nicht nur für die anfäng- lich etwas billiger construirte Heizung viel mehr ausgegeben, wie wenn solche gleich anfangs zu höherem Preis von einem soliden Geschäfte ausgeführt wor- den wäre, — sondern endlich sogar genöthigt wird, die schlechte Heizung ganz weg zu thun und eine neue soli- dere construiren zu lassen, Es wird wenig Gärtner von länge- rer Amtsthätigkeit geben, die. eine der- artige Erfahrung nicht entweder schon selbst gemacht haben, oder denen nicht mehrfach derartige Beispiele bekannt sind, welche sämmtlich beweisen, dass eine von Anfang an, durchaus solid, von einem tüchtigen die volleVerantwortlichkeitfürmeh- rere Jahre übernehmenden Mei- ster, construirte Wasserheiz- ung, auch wenn deren Anlage um 1/3 bis zur Hälfte höher zu stehen kommt, — dennoch be- deutend billiger ist, als wo Ma- terial oder Arbeit ungenügend sind. — Eine sehr bedeutende Kraft übt die wechselnde Temperatur auf das Material der Röhren aus, welche sich in Folge dessen ausdehnen und zusammenziehen, Die Rühren und Reservoire der Was- serheizung müssen daher in beweglichen Bändern oder auf beweglichen Stützen ruhen, indem sonst die Ausdehnung das Kricken und Brechen der Röhren be- dingt. So bekannt dies ist, wird doch öfers dagegen gefehlt. Endlich ist die Construction des Kessels von grosser Wichtigkeit, inso- fern diese es bedingt, ob die Wärme Taf 32; I. Orignalabhandlungen. des Feuers ohne bedeutenden Verlust zur Erwärmung des Wassers verwendet wird, und ob andrerseits die Erwärmung des Wassers eine möglichst schnelle ist. Am vollständigsten erfüllt diese beiden Bedingungen der Röhren -Kessel, der von den Herren Weeks u. Comp. in London und H. Ormson, Hot-water apparatus manufacturer, Stanley-Bridge, Kings-road, Chelsea, London, in neue- rer Zeit construirt ward. Da solche Kessel in den letzten Jahren in vielen der bedeutendsten Gärten Englands und des Continents construirt worden sind und sich als ganz vorzüglich bewährt haben, so geben wir beistehend die Zeichnungen solcher an. (Fig. 1 Kessel der Herren Weeks, Fig. 2 Kessel v. Ormson. IV, 4861. 133 Ein solcher Kessel besteht aus einer Zahl aufrecht stehender Röhren von schwachem Kaliber, welche im Kreise gestellt sind und wiederum, wie dies die beistehende Figur zeigt mit horizon- talliegenden Röhren verbunden sind, so dass hierdurch ein aus Röhren bestehen- der, auf horizontaler Fläche ruhender, überall durchbrochener Kessel entsteht, Das auf diese Weise in viele Röhren vertheilte Wasser wird von dem unter dem Kessel brennenden Feuer fast au- genblicklich erwärmt, da die erwärmte Luft, zwischen all den Röhren hindurch eireuliren und ihre Wärme an das Was- ser abgeben kann. Am Grunde des Kessels bei a und an der Spitze des- selben bei b, gehen die Röhren ab. Die erste führt das kalte Wasser in den Kessel zurück, die zweite führt das erwärmte emporsteigende Wasser fort und so stellt sich eine schnelle Circulation des Wassers her. Es sind nach diesem Systeme in der letzten Zeit viele sehr bedeutende Was- serheizungen in grösseren Gärtnereien hergestellt worden. So erwärmt ein sol- il 134 cher Kessel im Garten des Herrn Hen- derson in London 7900 Fuss Köhren, ein anderer bei Smith in Dulwich 10000 Fuss Röhren, ein erst ganz neuerdings bei Van Houtte in Gent hergestellter 13000 Fuss Röhren. Ausserdem sind noch eine Menge kleinerer Wasserheiz- ungen der Art angefertigt worden und Männer wie Lindley, Henderson, Char- les Paget, Van Houtte, John Sanders, bescheinigen in verschiedenen Zeitschrif- ten Englands, dass alle Heizungen der Art, ihre Erwartungen weit übertroffen hätten, indem dieselben beim Verbrauch von verhältnissmässig sehr wenig Heiz- material, ihre Gewächshäuser stets auf die genügenden Grade erwärmt hät- ten. — Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. oder unzweckmässig erwärmten Ge- wächshäusern, mehr als in solchen, die mit guten Wasserheitzungen versehen waren, gelitten haben, veranlasste uns zu diesen Bemerkungen. Ebenso haben uns auch die Erfah- rungen des letzten Winters gezeigt, dass solider Bau mit festem diekem Glase und Schutz der Glasflächen durch Dop- pelfenster oder Deckläden, ungemein viel zur bessern Öonservirung der Pflanzen beiträgt. Der Verlust an Scheiben bei dem bedeutenden Schneedruck, war da, wo im letzten Jahre das dicke englische Doppelglas angewendet ward, selbst hier in Petersburg gleich Null, — wäh- rend das dünne einfache Glas massen- Der verflossene harte Winter, in | haft sprang und eingedrückt ward, dem die Gewächse in allen mangelhaft (E. Regel.) 4) Einige neue Pflanzen deutscher Handelsgärtnereien. In dem Catalog des Herrn Heine- mann in Erfurt, der von allen Catalo- gen der deutschen Handelsgärtnereien, die wir dieses Jahr sahen, am elegan- testen ausgestattet ist, befindet sich auch der Holzschniti der Witheringia pogonandra Ch. Lem., einer aus Mexico stammenden Solanacee, mit fussgrossen breiten silberfarben gezeichneten Blät- tern. Nach Heinemann kann diese Pflanze den Sommer hindurch ins freie Land gepflanzt und als herrliche Deco- rationspflanze für Gruppen verwendet werden. Erfahrungen, die in diesen Be- ziehungen in Deutschland gemacht wur- den, fehlen freilich noch, das Vaterland der Pflanze lässt es aber mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass sie pflanzt, gut gedeihen wird. Ob sie hier aber auch ebenso schöne Blätter bildet, wie bei der Cultur im Topfe®? Auch diese Frage muss dieser Sommer erst noch entscheiden und sollte man in dieser Beziehung nie mehr sagen, als was die Erfahrung bewiesen hat. Je- denfalis ist aber diese Pflanze zu jenen hervorragenden Neuigkeiten zu rechnen, die wegen leichter Cultur und der Mög- lichkeit der schnellen Vermehrung, ihren Weg durch alle Gärten Europa’s machen wird, um dann vielleicht in einigen Jah- ren aus denselben, wenn auch nicht wieder zu verschwinden, sondern als etwas altes noch kaum beachtet zu werden. Die grössten Exemplare in dem Gar- auch den Sommer ins freie Land ge- | ten Verschaffelt’s hatten im letzten Jahre I. Orginalabhandlungen. eine Höhe von 2 Fuss erreicht. Das Blatt silberfarben marmorirt mit Aus- nahme der auf dunkelgrünem Grunde abgezeichneten hellen Rippen. Blatt- stiele und junge Zweige dunkelroth. -Cultur gleich der von andern halbstrau- chigen Pilanzen mit fallenden Blättern des temperirten Hauses, wie von Da- tura etc. Im Frühjahr zeitig gemachte Stecklinge, werden bis Anfang Som- mers in Warmhause und Treibbeete zu hinlänglich kräftigen Pflanzen erzogen, um solche dann ins freie Land auszu- pflanzen. Bei fortwährender Topfeultur giebt man fette Erde und Dungguss zur Zeit der Vegetation. Das Exemplar, welches in Gent prämirt wurde, war im Topfe erzogen. Ferner gibt Herr Heinemann auf dem Titelblatt seines Cataloges eine gute Abbildung der Cissus antarctica, die wir wiederholt zur Cultur im Zimmer, als schöne immergrüne Schlingpflanze von gleichem Werthe wie den Epheu empfohlen haben. Wir haben diese Pflanze im letzten Jahre an mehrere deutsche Handelsgärtnereien vom hiesi- gen Garten aus abgegeben. Unbegreif- lich ist es, wie eine Pflanze, die hier in Petersburg schon seit langer Zeit sich in den meisten Privatwohnungen einhei- misch gemacht hat, im übrigen Europa als werthvolle Pflanze zur Zimmerdeco- ration kaum bekannt geworden ist. Wir wiederholen bei dieser Gelegenheit, dass auch die ächte Olea fragrans, die schon als kleine Pflanze das ganze Jahr hin- durch im Zimmer blüht und dasselbe mit ihrem feinen Wohlgeruch erfüllt, es wohl verdiente, im Auslande ebenso häufig im Zimmer gezogen zu werden wie hier in Russland. Als fernere Pflanzen in Heinemann’s Catalog abgebildet, nennen wir die von uns wiederholt besprochene Dracaena 135 australis, jedoch nicht die, welche Dal- ton Hooker jetzt als die ächte D. austra- lis beschrieben hat , sondern die als D, australis in deutschen Gärten verbreitete Pflanze, ferner den hübschen Prunus sinensis mit gefüllter Blume, einer Pflanze, die wir schon oft als sehr ge- eigneten Strauch zur Treiberei im Win- ter empfohlen und eine neue in Belgien erzogene Birne, die nach dem berühm- ten Russischen General Tottleben, Beurre Tottleben genannt worden ist. Unter den speciell empfohlenen Pflan- zen nennen wir Pilogyne suavis Schrad., eine raschwüchsige Schlingpflanze mit kleinen wohlriechenden gelben Blüthen- trauben, die an warme Wände den Som- mer in’s freie Land gepflanzt, diese bald mit ihrem Grün überzieht und auch als Topfpflanze im Fenster des Wohnzim- mers vorzüglich gut gedeiht. Es ist eine knollentragende Pflanze, die im Winter einzieht, trocken bei 6 — 8° R. durch- wintert wird und dann imFrühlinge von Neuem auszreibt. Sie gehört zur Familie der Cucurbi- taceen , stammt aus dem südlichen Afri- ka, ward durch Ecklon und Zeyher schon vor ungefähr 30 Jahren in deut- sche Gärten eingeführt und im Jahre 1335 von Schrader im Samenverzeich- niss des Botanischen Gartens in Göttin- gen beschrieben. Sie ist mit der Gattung Melothria zunächst verwandt und muss richtiger Zehneria suavis genannt wer- den, da Endlicher nach dem gleichen Typus die Gattung Zehneria - früher aufstellte, als Schrader seine Pilogyne suavis. Endlich sind noch einige besondere Culturbemerkungen über Erdbeereultur und über Spargelcultur beigegeben. In Bezug auf letztere verwirft Heinemann das allgemein gebräuchliche tiefe Pflan- zen der Spargelwurzeln als durchaus 11 * 136 der Natur der Spargelpflanzen entgegen und empfiehlt flaches Pflanzen und hän- figes Behacken auch nach der Spargel- ernte im Sommer. Als Düngung wird das Ueberdecken der Spargelfelder mit kurzem Dünger im Herbste empfohlen, der dann im nächsten Frühlinge unter- gebracht wird. Dieser letztere Vorschlag ist nicht zweckmässig, denn wenn der Dünger nach dem Aufbringen sosort un- tergebracht wird, wird er eine viel kräf- tigere Wirkung zeigen, als wenn er erst längere Zeit gelegen und so einen Theil seiner düngenden Bestandtheile an die Atmosphäre abgegeben hat. Nach der Ankündigung hat Herr Jä- ger, unser geehrter Mitarbeiter, eine An- leitung zur Cultur der von Heinemann im Cataloge aufgeführten Gemüse und Blumen geschrieben, die Heinemann zu 10 Sgr. verkauf. Wir sahen solche noch nicht. Der Catalog von Johann Nico- laus Haage in Erfurt giebt den Holz- schnitt von Gynerium argenteum, das von Neuem kräftigst empfohlen wird, — ferner einem guten Holzschnitt von Co- locasia euchlora Koch, einer von uns schon besprochenen, mit der schönen C. antiquorum (nymphaeifolia Hort.) nah verwandte Pflanze. Endlich noch eine Tafel mit den colorirten Ab- bildungen van Clintonia pulchella azu- rea grandiflora und Clintonia pulchella atropurpurea eingeheftet. Es sind das 2 Abarten der schönen Clintona pul- ist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. freie Land in einen leichten sandigen Boden gleich sehr zu empfehlen ist. Die erstere mit grossen azurblauen Blumen und grossem weissem gelb nüancirtem Auge, die andern mit violett purpurnen Blumen mit weissem Auge und dunklem Centrum. — Werden solche auch con- stant aus Samen sein? — Wir schliessen diese kurzen Be- merkungen mit der Bitte an alle jene Handelsgärtnereien, deren Cataloge Neuig- keiten entkalten, uns bei Uebersendung derselben brieflich kurze Notizen über solche geben zu wollen. Solche Notizen sind wir gern bereit, unverändert aufzu- nehmen. Von uns aus können wir aber nichts empfehlen, als was wir selbst ge- sehen haben und müssen daher auch diese heute gegebenen Bemerkungen auf das beschränken, was sich dieses Jahr in den Catalogen von Handelsgärtnereien abgebildet findet. Da alle solche als Neuigkeiten auftauchenden Pflanzen, die in der Gar- tenflora Beschreibung finden, auch von andern Zeitschriften beachtet werden, namentlich aber auch in Russischer Uebersetzung im Westnik der Gartenbau- Gesellschaft in Petersburg besprochen werden, so liegt es im eignen Interesse der Herren Handelsgärtner, diese unsere Aufforderung zu berücksichtigen. Die Gartenflora wird sich auch ferner bestre- ben, alles aufzunehmen , was deutsche Handelsgärtnerei fördern kann, nur das was nach Schwindel riecht, wird sie zu- chella, jener niedlichen zarten annuel- , rüäckweisen oder wenigstens bei der Auf- len Pflanze, die zur Cultur für Töpfe, | wie zum Auspflanzen im Sommer ins! N i nahme sofort beleuchten. ‚ (E. R.) I. Originalabhandlungen. 137 5) Mittheilungen aus Wien. In der Sitzung unserer kaiserl. Aka- demie der Wissenschaften am 6. De- cember d. J. legte Dr. Julius Sachs eine Abhandlung vor, über Durchleuch- tung der Pflanzentheile. Der Verf. be- merkt, dass eine Menge Erscheinungen, wie z. B. die Bildung des grünen Farb- stoffes, die Zersetzung der Kohlensäure in den Blättern, die Eigenthümlichkeit von Licht suchenden und Licht fliehen- den Pflanzen, nur in derEinwirkung des Lichtes und in der Natur seiner ver- schiedenen Strahlen zu suchen sei. Es sei zuerst zu wissen nöthig , wie weit das direete Sonnenlicht und das von denselben und der Atmosphäre reflectirte Licht in die Pflanzensubstanz eindringt, welche Veränderungen dasselbe dabei in Bezug auf seine verschiedenen brech- baren und verschieden wirksamen Ele- mente erfährt, wie weit die chemischen, violetten, blauen, grünen, gelben, oran- gen und rothen Strahlen gelangen. Mit- telst des von Dr. Sachs selbst construir- ten Diaphanoscops zeigt sich, dass noch 5 — 8 übereinandergelegte Blätter der- selben Pflanze ciniges rothes Licht durchlassen, ebenso erweisen sich selbst roch 8 Centim. dicke Scheiben von Früchten, Kohlrüben und Kartoffeln. — Mittelst eines Instruments, in welchem das durch die zu prüfenden Pflanzen- theile dnrehgehende Licht durch ein vor- gelegtes Prisma zu gehen genölhigt wird, sucht der Verf. zu erforschen, welche von den eingedrungenen Strah- len zuerst vom Pflanzenparenchyme ab- sorbirt werden, welche weiter gelangen und welche am tiefsten in dasselbe ein- dringen. Es wird gezeigt, dass die che- mischen Strahlen zuerst absorbirt wer- den, die violetten und blauen weiter vordringen und die Strahlen von gröss- ter Wellenlänge, nämlich die rothen, am tiefsten in die Pflanzensubstanz eindrin- gen. Diese Resultate mit einigen be- kannten Erfahrungen zusammengestellt, ergeben, dass die chemische Charakteri- stik der verschiedenen Schichten des Pflanzengewebes offenbar hierin ihren Grund hat und mit der Wirksamkeit des Lichtes in Zusammenhang steht. Ebenso sei auch die im Schatten des Hochwal- des eigenthümliche Vegetation ohne Zweifel mit weniger brechbaren Licht- strahlen zufrieden gestellt, als die cam- pestre Vegetation, die volles Licht be- darf, — s Als sehr erfreuliche Nachricht theile ich mit, dass die Verdienste des Herrn Hooibrenk von unserer k. k. Garten- baugeselischaft durch Verleihung der goldenen Medaille anerkannt wurden, Dadurch wird bewiesen, dass die Lei- stungen des Herrn Hooibrenk doch nicht alsLuftspiegelungen, als leere Spe- eulationen, alsCharlatanerien zu betrach- ten seien, sondern dass selbe wirklich als ein Fortschritt der Gartenkunst und als ein hoher Nutzen für die Obstbaum-, Wein- und sämmtliche Gartencultur von einer der ersten fachkundigen Gesell- schaften anerkannt sind, — Mit aller Beharrlichkeit setzt Herr Fichtner in Atzgersdorf die Versuche der Luftdrai- nage, Melinirung der Blätter und Zweige nach Hooibrenk’s Methode fort und erzielt die glücklichsten Erfolge. Heuer geben die auf luftdrainirten Boden ge- pilanzten Reben ebenfalls einen viel grösseren Ertrag und nebstdem auch ei- nen grösseren Zuckergehalt, kleineren Salzgehalt, Schon vor längerer Zeit habe ich 138 Nachricht gegeben über die von unserer k. k. Landwirthschaftsgesellschaft ge- gründete Wein- und Obstbaumschule in Klosterneuburg; in den letzteren Blät- tern (Nr. 34 — 35 de 1860) der von Dr. Arenstein vortrefllich redigirten „Allgemeinen Land- und Forstwirth- schaftlichen Zeitung‘ wird das Programm für besagte Schule veröffentlicht, von welchem ich mir erlaube , die Hauptda- ten mitzutheilen. Die Oberleitung der Wein- und Obstbaumschule führt der Prälat des Stiftes, als Oberdirector fungirt Freiherr von Babo, welchem ein Lehrer für die deutschen Gegenstände und ein Reb- mann beigegeben sind; der Religions- unterricht wird von einem Stiftsgeistli- chen ertheilt. Die Zahl der beständi- gen Schüler ist auf 24 festgesetzt, wel- che Wohnung, Verköstigung und Ver- pflegung im Stifte finden; für jeden Zögling werden durch die 24 Gründer (worunter grosse Gutsbesitzer, und ganze Gemeinden) der .Stiftungplätze jährlich 100 fl. Oesterreich. Währ. be- zahlt. Die Kost wird von dem Rebmann folgendermassen geliefert: zum Früh- stück: Suppe; zu Mittag: Suppe mit Fleisch und Zuspeise oder Mehlspeise und Obst; zu Abend: Suppe mit Kar- toffeln und Salat oder ähnliche landes- übliche Abendkost; an Sonn- und Feier- tagen Braten und Wein. Der Unterricht zertheilt sich in einen theoretischen und praktischen; für ersteren werden im Sommer täglich zwei und im Winter drei Stunden verwendet, die übrige Zeit ist zur praktischen Arbeit bestimmt. Die theoretischen Unterrichtsgegenstände umfassen aus den Naturwissenschaften die Bodenlehre, die Lehre von der Luft und ihren Einflüssen, die Pflanzenlehre, die Thierlehre ; der Weinbau-Unterricht Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. besteht in der botanischen und chemi- schen Beschreibung der Weinrebe, ihrer Erziehungsarten, Vermehrung, Veredlung Krankheiten, Anlage von Weingärten, Arbeiten in denselben, Düngung, schäd- liche Thiere, Kellerbehandlung, Wein- krankheiten, Bereitung künstlicher Weine, Analysen u. s. w. Der Obstbaum - Un- terricht zerfällt in die gleichartigen Ge- genstände wie beim Weinbau; ausser- dem wird den Schülern auch ein Bild der Ackerwirthschaft und Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen u. dgl. ge- geben, Der praktische Unterricht umfasst alle Arbeiten vom Entstehen der Pflanze an bis zur Verwerthung des Produktes und jeder Schüler muss ohne Ausnahme sich jeder beschwerlichen oder leichten Arbeit unterziehen; ferner haben die Schüler in der eigens eingerichteten Werkstätte alle nöthigen kleinen Holz- geräthe für den Feld- und Weinbau selbst zu erzeugen , sie müssen ferner auch einfache Wagner- und Binderarbeiten ausführen. Die Lehrmittel bestehen in einem chemischen Laboratorium, um organische und unorganische Analysen auszufüh- ren; in einer Bibliothek, in naturwis- senschaftlichen Sammlungen, in einem 2 Joch grossen Sortengarten behufs ver- schiedenartiger Erziehung von allen möglichen Reb- und Obstsorten; in ei- ner immerwährenden Obstausstellung, die jeden Sonntag dem Publikum zugänglich ist; in einer Reb- und einer Baum- schule, einem 7 Joch grossen Versuch- Weingarten, welchen die Schüler allein zu behandeln und zu bearbeiten haben, in den stiftlichen Weinbergen von 80 Joch Ausdehnung, in welchen die. Schüler ebenfalls alle vorkommenden "Arbeiten auszuführen haben , in mehreren Obst- I. Originalabhandlungen, 139 gärten, in der Kellerei, und endlich in | vor 2 — 300 Jahren die gleichen Reb- der Manipulation des Obstes: Dörren, | sorten, ja manchmal sogar noch schlech- Branntweinbrennen u. =. f. Aus dem Vorhergehenden entneh- men wir, dass Alles derart eingerichtet ist, um die günstigsten Resultate erlan- gen zu können; der Name des Direk- tors bürgt ebenfalls dafür, dass die Zög- linge ihrem Ziele zugeführt werden; die Theilnahme des Publikums ist in jeder Richtung sehr lebhaft und lässt der Schule alle mögliche moralische und inaterielle Unterstützung zukommen, wir wünschen daher diesem von der k. k. Landwirtschaftsgesellschaft mit vielen Opfern zu Stande gebrachten Unterneh- men alle Kräftigung und den allglück- lichsten Erfolg, um die Wein- und Obst- baumeultur in Niederösterreich emporzu- bringen, denn wahrlich — es ist Zeit, der im Landvolke eingewurzelten Sorg- losigkeit und Schlendrian doch endlich ein Ende zu machen. Wir finden, mit wenigen Ausnahmen, noch immer wie tere Sorten gepflanzt, die Cultur wird auch nicht besonders gepflegt, die Wein- behandlung im Keller erfreut sich eben- falls einer besonderen Nachlässigkeit und so kommt es, dass die Niederösterreichi- schen Weine wenig oder keinen Absatz finden, während sie doch, bei einer sorg- fältigen Erziehung , mit vielen auswärti- sen rühmlichst in Handel bekannten Weinen in Coneurrenz treten könn- ten und diese wohl oft auch übertreffen würden. Das nämliche gilt auch dem Obst- baue — dieser wird auch nicht beson- ders gepflegt, — wir finden auf den Märkten Wien’s wohl äusserst wenig edles Obst und alles Obst ist unverhält- nissmässig theuer — ja selbst bei den jährlichen Obstausstellungen finden wir sehr wenig nennenswerthe Obstsorten. — (Senoner.) . Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in Flore Serres. des 1) Azalea Eine sehr bunte Azalee, von Herrn Liebig in Dresden gezüchtet. Sie hat mit vielen anderen pana- chirten und gestreiften Blnmen, wie Petunien, Dahlien etc. den Fehler, dass die Blumen oft einfarbig werden , sie ist also inconstant nach der Gärtnersprache,, wiegt aber diesen Fehler dadurch auf, dass sie sehr reich Knospen an- setzt und ein hübsches Laub hat. Die Blumen sind bald weissgrundig mit sehr breiten Bän- dern und schmalen Streifen eines schönen Lackroth, oder ganz rosa-lachsroth, die Fahne indica Äurelia. der oberen Petalen ist amaranihroih und scharf prononeirt. — Als Blumen ersten Ranges nennt Herr Van Houtle folgende, meistens neuere Sorten: Roi Leopold, Duchesse Adelaide de Nassau, Comte de Hainaut, Alexandre II., Rhenania, Duc de Nassau, Correcta, Grata, Präsident Clays, Baron de Pret, Laetitia, Admiration, Iveryana , Ivery- ana albo - cinct«, Salmonea albo-cincta, pe- tuniaeflora, Rubens, pelargoniaeflora , Ma- dame Miellez, rosea illustrata, Quentin Dur- ward, Hermine, Glory of Sunninghill, Beaute d’Europe, Etendard de Flandre , Gloire de Belgique und umbellata alba. Der Blumenfreund ist oft in Verlegenheit, 140 wenn er nach einem Calaloge eine Auswahl des Besten treffen will, und ist nur zu oft ge- nöthigt, aufs Geradewohl aus der Masse von Sorten seine Wahl zu treffen, solche Listen von competenler Seite ausgestellt, wie die obige, werden ihm daher immer willkommen sein. (Taf. 1355.) 2) Azalea indica President Claeys. Unter den oben angeführten Azaleen ersten Ranges figurirt auch diese von Van Houtte in den Handel gebrachte Sorte. Sie wurde aus Sa- men der alten, aber allbeliebten A. indica variegata gewonnen, und wird diese in den Sammlungen wohl vollständig verdrängen, da sie die gulen Eigenschaften derselben in noch grösserem Maasse besitzt. Sie ist im Wuchs weit robuster, bildet sich mit Leichtigkeit in vollkommener Buschform und blüht überaus willig, dabei ist die Färbung nicht so verwa- schen, der Rand bestimmt rein weiss, der Grund lachsrosa, die Fahne schärfer hervor- iretend, kurz ganz die alte beliebte variegata, nur in neuer und dies Mal wirklich und we- sentlich verbesserter Auflage. (Taf. 1365.) 3) Canna iridiflora A. et Pav.; Scitami- neac. Diese peruanische Art Blumenrohr war vor etwa 30 Jahren die Zierde der Warm- häuser der grössten Gärten damaliger Zeit, seither sind viele neue Arten eingeführt wor- den, aber keine derselben erreicht sie an Schönheit und Grösse der Blumen, und da sie fast ganz aus den Sammlungen verschwun- den ist, wird es hohe Zeit, wieder auf diese alte, aber nicht alternde Schönheit aufmerk- sam zu machen. An ihrer Vernachlässigung trägt wahrscheinlich ihre zarte Constitution Schuld, sie lässt sich nicht wie die meisten ihrer Schwestern, zum Auspflanzen in’s Freie gebrauchen, sondern verlangt einen Platz auf einem guten Lohbeete in höheren Warmhäu- sern, wird aber an solchen Standorten und bei gehöriger Pflege auch den Züchter durch ihre schönen fast 6 Zoll langen , purpurrothen Blumen und durch ihren stattlichen Habitus reichlich belohnen. Vermehrung durch Theilung des knolligen Wurzelstockes, die- selbe hat aber nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie am Schluss der Ruhezeit, sobald der neue Trieb Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sich zeigt, vorgenommen wird. (Taf. 1360.) 4) Viola pedata atropurpurea DC. Ein allerliebstes Veilchen, das den Liebhabern von zarteren Stauden und Alpenpflanzen, die mehr Pflege und Beaufsichtigung erfordern als die gewöhnlichen Gartenstauden, empfohlen werden darf. Sie ist einheimisch in den süd- lichen Theilen der Vereinigten Staaten und er- trägt unsere bedeutend kälteren Winter nicht, man muss sie daher im Herbste in Töpfe pflanzen und frostfrei und wmöglichst trocken durchwintern, die Blumen, an Form und Grösse unsern Veilchen ähnlich, sind hübsch zweifarbig, die beiden oberen Petalen schwarz- purpurn, die unteren zart lilablau, während sie bei der $tammart einfarbig sind. Blätter durchleuchtend punktirt, handförmig 5 — 7- schnillig, Segmente keilförmig, unterhalb der Spitze 2zähnig, Nebenblätter kammförmig zer- schlitzt, Petalen kahl, Narbe verdickt , schief abgestutzt. — In der Caltur scheint sie kei- nen Samen anzusetzen, man ist daher behufs der Vermehrung aufTheilung der Pflanze be- schränkt. (Taf. 1361). 5) Hedysarum coronarium L. Ein alter und deshalb grossentheils in Vergessenheit ge- rathener Bewohner der Gärten, ursprünglich in Calabrien zu Hause und dort als Futler- pflanze angebaut, aber wegen der hochrothen, kopfförmigen Blüthentrauben, die von Ende Juni bis zum Eintritt der Fröste in reicher Fülle erscheinen; eine ganz empfehlenswerthe Zierpflanze. Die Abart mit mattweissen Blü- then ist viel weniger empfehlenswerth. Sie ist als zweijährige Pflanze bei uns zu behandeln, im April ausgesäet, werden die Sämlinge ein- zeln oder zu mehreren in Töpfe verstopft, im folgenden Winter frostfrei in Fensterbeeten oder im Kalthause durchwintert und Ende Mai in’s Freie ausgepflanzt und zwar in recht son- niger Lage, wo sie dann rasch zu einem etwa 3 Fuss hohen Busch sich ausbildet, und sehr reichlich blüht, bis der Frost die Blüthe und auch die Pflanze selber zerstört. — Man muss sie, wie schon oben erwähnt, erst ein ganzes Jahr in Töpfen halten, weil sie, ver- möge ihrer langen Pfahlwurzeln das Umpflan- N. Neue Zierpflanzen. zen im Lande nicht gut erträgt. .Sie trägt reichlich reifen Samen, durch den die Vermeh- rung leicht und sicher sich bewerkstelligen lässt. (Taf. 1382.) 6) Portulacca grandiflora caryophylloi- des; Porlulaceae. — Die P. grandiflora mit ihren hübschen Varietäten ist bekanntlich eine sehr beliebte, niedrig bleibende, äusserst reich blühende Annuelle, deren grosse Blumen ihre reinen glänzenden Farben in weissen, gel- ben‘, scharlach und purpur Nüancen nur im vollen Sonnenlichte glänzen lassen, dagegen bei trüäbem Weiter und in der Nacht ge- schlossen bleiben. Sie muss, wie alle zarteren Annuellen auf ein Frühbeet , oder wo dieses fehlt, in recht warmer Lage, z. B. am Fuss einer sonnigen Mauer ausgesäet und später , erst wenn keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, an recht sonniger Lage und auf möglichst leichten, sandigen Boden verpflanzt werden; auch für Topfeultur ist sie sehr geeignet. Im Etablissement Van Houtte wurde neuerdings eine sehr hübsche bunte Form ge- wonnen, die ziemlich constant bleibt; die ro- safarbigen Blumen sind nelkenarlig carminroth gestreift und bandiıt. (Taf. 1389.) 7) Utricularia Humboldtii Schomb.; Len- tibulariaceae. Die Utricularia-Arten sind allerliebste kleine Wasser- oder Sumpfpflan- zen, die auf dem Wasser tiefer Sümpfe und auf stehenden Teichen vorkommen. Sie sind der natürlichen Verwandschaft nach den Primulaceen anzureihen und zunächst mit den niedlichen Pinguicula - Arten ver- wandt. Bei den meisten Arten kommen an den Blättern kleine mit Luft gefüllte _ Bläschen vor, wodurch die Pflanze schwimmend an der Oberfläche des Wassers erhalten wird. Sie sind auf der ganzen Erde verbreitet, besonders reich an Arten sind Nord- Amerika und Neu- Holland. Die eigenthümlich geformten, zwei- lippigen und gespornten Blumen zeigen schr reine, brillante Farben, in gelb, blau, purpur, violett u. s. w.— Ihre Cultur ist wohl noch kaum versucht worden , aber Culturversuche wären immerhin interessant, und für geschickte und aufmerksame Gärtner, denen die Cultur anderer schwieriger Sumpfpflanzen, wie Ce- 141 phalotus, Drosera, Dionaea eic. gul gelang, zu empfehlen. — Die vorstehende Art wurde von Schomburghk in den Seen von Guiana gefunden, die grossen Blumen sind schön azurblau, mit goldgelben breiten Leisten am Gaumen der Unterlippe. Die kleinen Schläu- che fehlen dieser Art, meistens hat die Pflanze nur ein einziges, lang gestieltes ganzrandiges Blatt von verkehrt-herzförmiger Gestalt, Blü- thenschaft sehr lang, 4 — 5blüthig , Sepalen blaltarlig, convex, eirund, spitz, schwarzbraun; Oberlippe oder Corolle ganzrandig, weit klei- ner als die fast dreieckige , vorne abgestulzte Unterlippe, Sporn pfriemlich, hakenförmig ge- krümmt, etwas länger als die Unterlippe. (Taf. 1390.) 8) Rhododendron var. Neige et cerise. Wahrscheinlich ein Bastard von Ah. arboreum und catawbiense, in Belgien die gewöhnlichen Winter ohne jede Deckung erlragend, in käl- teren Ländern dagegen für Topfeultur be- stimmt — Die Blüthen in dichten Bouquels stehend, sind in der Knospe dunkel blutroth ; sie haben die glockenförmige Gestalt der Blü- then des Ah. arboreum, nur ist der Saum breiter und mehr zurückgeschlagen. Die ganze Corolle ist rein weiss, nur der Saum ist tief kirschroth ;, ein .herrlicher Farbencontrast! Diese schöne Form empfiehlt sich ausserdem durch grosse und breite Blätter und durch williges Blühen. — Herr Van Houite zählt sie zu der Elite seiner reichen Sammlung und gewiss mit vollem Rechte. (Taf. 1391 — 92.) 9) Zinnia elegans fl. pleno. — Seit vie- len Jahren hat die schöne Z. elegans unter den Sommerblumen eine hervorragende Stel- lung eingenommen und schon längst hat sie eine grosse Menge verschieden gefärbter Spiel- arten erzeugt, jelzt treten auch plötzlich ge- füllte Blumen auf, und zwar gleich in der- selben Mannigfaltigkeit der Farben. — Die Füllung ist noch mehr oder minder unvoll- kommen, und bis jetzt auch noch nicht hin- reichend fixitt, da nur etwa die Hälfte der von gefüllten Blumen gewonnenen Samen wie- der in’s Gefüllte schlagen, aber der langjäh- rige Widerstand ist gebrochen , eine fortge- setzte sorgfältige Cultur wird das Uebrige thun, um die Zinnia als stark und regelmässig ge- 142 füllte Blume den Astern, Chrysanthemum, Dah- lien u. s. w. an die Seite zu stellen. — In blumistischer Beziehung ist dies ein unendlicher Fortschritt, den die Blumenfreunde zu würdigen wissen werden. — Die Handelsgärtner Audibert freresin Marseille scheinen zuerst die gefüllten Zinnien gezogen zu haben, die Samen werden bereiis in den diesjährigen Catalogen der grösseren Handlungen allerdings noch zu ho- hen Preisen offerirt. — Die Zinnien müssen im Frühjahr auf einem warmen Fensterbeete ausgesäet werden, später auf Giuppen ver- pflanzt auf etwa 1 Fuss Distanz, beginnt ihre Blüthezeit gegen Mitte Sommers und wird ihr erst vom Froste ein Ziel geselzt. (Taf. 1394.) (E. 0.) b) Abgebildet in Illustration horticole, 10) Agave fllifera Salm Dyck. In Ueber- einsiimmung mit einigen neueren Botanikern, und besonders nach dem Vorgange des Prof. K. Koch, Gattungen Fourcroya, Littaea und Beschor- neria mit der typischen Gattung Agave, da bei allen der gleiche Habilus, derselbe Blü- thenbau, gleiche Früchte und Samen vor- kommen, und wichlige wesentliche Differen- zen nicht aufzustellen sind, dagegen zahlreiche Uebergangs- oder Mittelformen eine generische Trennung nicht rechiferiigen würden. Dage- gen liefern diese eingehenden Gattungen vor- treffliche Sectionen oder Untergaltungen,, die Lemaire folgendermassen diagnosirt: vereinigt Prof. Lemaire die A. Staubfäden hervorragend: g.1. Agave. Blüthen aufrecht, in Kron- leuchterförmig Indo- rescenz; Saum des Perigons ge- rade. veräslelter Blüthen gestellt, Foureroya. in Rispen stehend. Littaea. Blüthen ia ährenförmi- gen Trauben, gepaart stehend, mehr oder weniger gestielt, oder zerstreut stehend, aufrecht, Saum zurückgeschlagen. hängend, Saum ab- Bu Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. $. A. Beschorneria, Blüthentispe sehr lang, verzweigt; Blüthen fast ein- seitswendig, hängend, sehr lange Bracteen an den Verästelungen und kleinen Bracteolen an den einzelnen Blüthen, Saum ge- rade. Die Gallung Agave, in dieser Weise auf- gefasst, enthält nach der ausgezeichneten Mo- nographie, die Prof. Koch kürzlich in seiner Wochenschrift publieirt hat, etwa 70 Arten, dazu kommen noch etwa 10 Arten, die in den letzten Jahren eingeführt, noch nicht ha- ben beschrieben werden können. Diese neuen, sämmitlich mexicanischen Ar- ten beweisen den Reichthum Mexico's an Agave-Arten, der noch lange nicht erschöpft scheint. Die A. filifera, zur Section Littaea gehö- rend, ist schon lange in europäischen Samm- lungen eingeführt, war aber durchaus nich! häufig, kürzlich hat Verschaffelt eine grosse Anzahl schöner Exemplare von Mexico erhal- ten (sie stehen in seinem neuesten Cataloge zu 10 Fr. notirt), und darunter zeigen sich viele verschiedene Formen, mit grünen, blau- grünen, oder bräunlichen Blättern, die auch in der Breite und Länge, und in den bald weis- sen, bald gelblichen oder röthlichen Fasern vielfach variiren, es ist also eine zu Formen- bildung geeignete Species, die als eine wahr- haft ornamentale Pflanze sehr empfohlen wer- den kann. Sie ist stammlos , die sehr zahl- reichen , dicht gedrängt stehenden Blätter bil- den eine halbkugelige Roselte, Blätter dick, sehr starr, länglich -lanzetllich, oberhalb fast gerinnelt, unlerhalb convex, an der Spitze in einen kurzen, starken Stachel endend, am Rande lösen sich lang herabhängende Fasern los, die Anlass gaben zu dem Namen fllifera. Der 4 — 5 Fuss hohe gerade Blüthenschaft ist in seinem unteren Drittel mit fadenförmig dünnen Bracteen bekleidel, der obere Theil dicht mit Blüthen besetzt. Die Blüthen stehen paarweise auf sehr kurzen Stielen, oder fast sitzend, am Grunde jeder Blüthe steht eine kleine schuppenförmige Bractee, deren Spitze in eine lange fadenförmige Faser endet; Peri- gon glockig - trichterförmig mit zurückgeschla- I. Neue Zierpflanzen. genen Zipfeln, gelblich grün, roth gerändert, im Verblühen braunroth. (Taf. 243.) 11) Rhododendron hybr. omni- guttatum Versch. — Eine hübsche, im Eitablissement Verschaffelt gezüchteteForm, von Rh. pon- ticum abstammend und ebenso robust als die- ses, mit verhältnissmässig kleinen, lebhaft rosa- rothen reich gefleckten Blüthen. (Taf. 244.) 12) Callistemon amoenus Lemair. ; Myrta- ceae. Verschaffelt erhielt diese hüb- sche, reichblühende Pflanze von einem Han- delsgärtner De Gey in Huy (Provinz Lüt- ich), der sie selber erzogen haben will aus Samen von einem Lasiopetalum, welches er mit Metrosideros florida befruchtet hatte. — Es ist immerhin möglich, dass er diese Befruchtung vorgenommen halle zwischen zwei Pflanzen aus ganz verschiedenen Fami- lien, aber es ist absurd, einProdukt aus einer solchen Befruchtung zu erwarten. Wie Herr De Gey sich selber hat täuschen können über die Abstammung dieser Pflanze , das ist schwer zu enischeiden: wenn es ein Bastard ist, so ist es sicher nur ein Bastard zwischen nahe verwandten Arten, denn sie gleicht in allen Theilen den übrigen Callistemon-Arten, zunächst den gelbblüthigen C. viridiflorum, salignum,, pallidum etc. Blätter lineal- ellip- tisch, bis 3 Zoll lang, wenn jung mit weissen Flaumhaaren bekleidet, später kahl; Blüthen fast an den Spitzen der Zweige in dichten Aehren, mit zahlreichen grünlich gelben oder weisslichen Staubfäden, die bekanntlich bei allen Arien dieser und der zunächst verwand- ten Gallungen Metrosideros, Melaleuca eic. den Hauptschmuck der sonst kleinen und un- ansehnlichen Blüthen ausmachen. — Cultur im Kalthause oder in der Orangerie, (Taf. 247.) 13) Galeandra barbata Lemair.; Orchi- deae. — Eine hübsche Art, deren Vaterland und Zeit der Einführung bisher unbekannt geblieben, Verschaffelt erhielt sie vom Handelsgärtnee Jackson in Kingston bei London, dieser konnte aber keine gewissen Aufschlüsse geben. Sie ist zunächst der @. eristata Lindl. verwandt, die sehr kurze Diag- nose, die Dr. Lindley von dieser Art aufge- stellt hat, erlaubt nicht alle Unterschiede , die wahrscheinlich zwischen beiden existiren, her- vorzuheben , besonders verschieden scheinen 143 sie jedoch in der Form ihrer Antheren,, denn nach Lindley hal G.cristata an der Anthere einen rautenförmigen, genagelten Kamm, der bei der G. barbata ganz fehl. — Ob sie vielleicht schon von Dr. Reichenbach fil. der mehrere Galeandra-Arten beschrieben hal, bestimmt wurde, konnten wir leider auch nicht conslaliren, da uns die verschiedenen Werke nicht zu Gebote standen, worin dieser Botani- ker seine Bestimmungen niedergelegt hat. Wir müssen sie daher vorläufig als neue Art betrachten , als eine Art, die durch ihre hübschen, grossen Blülhen alle Beachtung ver- dient. Scheinknollen eylindrisch-spindelförmig, ge- ringelt, mit grossen, trockenhäutigen Schuppen bekleidet, die Schuppen auf weissem Grunde mit Streifen von rolhen Punkten geziert (diese Schuppen, die bei so vielen Orchideengattun- gen die Scheinknollen umhüllen , sind eigent- lich wahre Blatischeiden; das Blatt ist oben eingelenkt und fällt mit der Zeit ab, während die Blatischeide gleichfalls vertrocknet, aber nicht abfällt, sehr oft tragen aber nur die oberen Blatischeiden Blälter, während die un- teren blatilos bleiben und daher eher den Namen Schuppen verdienen) ; Blätter einzeln oder zu zweien, endständig, linealisch, fast zugespilzt; Blüthentraube 5 — 7blüthig, kür- die Blätter; Sepalen und Petalen gleichgeformt, abstehend-aufwärts gerichtet, bräunlich grün oder olivenfarbig, Lippe sehr gross im Verhältniss zu den Sepalen und Pe- talen, auf weissem Grunde stark mit Rosa ge- tuscht und gestreift, röhrenförmig, eingerollt, vorne undeutilich 3lappig; der mittlere deulli- cher und vorne behaart, der Rand leicht ge- kräusell; auf der Scheibe der Lippe 3 erha- bene Leisten, von denen die mittlere viel breiter, vorne in einen dicken Büschel langer, weisser Haare endend; Sporn fast so lang als die Lippe, bogenförmig-gekrümmt, aufstei- gend, nach der Spitze zu verjüngt, die Spitze aber stumpf endend; Griffelsäule oben gewölbt, in der Mitte stark bartig, am Grunde an jeder Seile mit einem Zahn versehen; Anthere leicht behaart, oberhalb der Mitte leicht eingeschnürt, an der Spitze zweilappig. Cultur auf Holzklötzen oder auch in Töpfen im Sphagnum. (Taf, 248.) zer als 144 14) Viburnum plicatum Thunb.; Caprifolia- ceae. — Dieser schöne Strauch ist allerdings keine Neuheit mehr im strengen Sinne des Wortes , aber er verdient weit mehr Aufmerk- samkeit, als ihm bisher erwiesen, da er so- wohl in Blatt wie Blülhe zu den schönsten Ziersträuchern *) gehört. Er dem nördlichen China, und wurde bekannt- lich durch R. Fortune eingeführt, als er auf Rechnung der Londoner Gartenbaugesell- schaft China bereiste. Er fand ihn sowohl wildwachsend in der Nähe von Ning-Po, als auch vielfach angepflanzt in den Gärten der Reichen, da er als Zierstrauch dort sehr geschätzt wird. Dr. Siebold fand ihn ebenfalls auf Japan, aber nur in Gärten und glaubt daher, dass er von China eingeführt sei, da bekanntlich zwischen diesen beiden Reichen auch in Pflanzen ein lebhafter Han- del getrieben wird. — Das. plicatum wird im Vaterlande 6 — 9 Fuss hoch; schon das Laub, das im Herbste abfällt, ist sehr elegant durch die regelmässige, stark ausgeprägte Ner- vation, wodurch die Blälter wie gefältelt aus- sehen; die kugelrunden Blüthendolden haben bis 3 Zoll im Durchmesser, und bestehen, wie bei unserm gemeinen Schneeball (V. Opulus roseum) aus sterilen Blüthen von blendender stammt aus *) Es scheint also, dass Belgien vollkommen ausdauert, uns fehlt die Erfahrung, wie es damit im deutschen Klima steht; Versuche sollten gemacht und die Re- sultate publieirt werden; unter Bedeckung wird diese Art gewiss ebenso gut aushalten, V. plicatum in wie das’ F. macrocephalum, das wir schon seit mehreren Jabren in einer mit Tannenrei- sig bedeckten Gruppe ponlischer Azalcen sehr gut durchwintern, und welches im nächsten Sommer reichlich zu blühen verspricht, denn schon jetzt im Spätherbst sieht man deutlich an den Spitzen der Zweige die jungen Blü- thendolden. — Auch ohne jede Bedeckung hält F. maerocerhalum bei uns aus, friert aber leicht zurück und verliert dadurch die Blüthenknospen, die an den Spilzen der ein- jährigen Triebe stehend und schon im Herbst vorgebildet, natürlich zuerst durch die Kälte zerstört werden. (E. 0.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Weisse, die einen allerdings schwachen, aber deutlich erkennbaren Wohlgeruch besitzen. Vermehrung durch Ausläufer oder Absenker, auch durch Veredlung auf V. Zantana oder durch Stecklinge, die in den Sommermonaten vom jungen Holze gemacht, schattig und kühl ohne Bodenwärme gehalten werden. (Taf. 249). 15) Fuchsia var. Solferino. — Unter der Menge neuer Fuchsien, deren Werth leider nur zu oft nicht den hochtrabenden Anprei- sungen entspricht, mit denen sie in die Welt geschickt werden, ist diese gefüllte Sorte wohl einer besonderen Empfehlung werth wegen ihrer ausserordentlich starken und dichten Fül- lung. Dass die elegante, graciöse Form der einfachen Fuchsienblüthe durch das Gefülltwer- den nicht gewinnen kann, ist begreiflich; wer aber gefüllte Fuchsien überhaupt liebt und wäre es auch nur der Abwechslung wegen, dem wird F.Solferino sicherlich gefallen, trotz ihrer unschönen Form. Röhre kurz, wie die ungewöhnlich breiten, nicht zurückschlagenden Sepalen, korallenroth, Petalen blau violelt mit rolh gestreift. Wurde vom Handelsgärtner Le- moine in Nancy gewonnen. (Taf. 251.) 16) Caladium Belleymei Hort.; Aroideae. — Der grosse Ruf, der den sogenannten Chantin’schen Caladien vorausging, ist voll- kommen gerechtfertigt worden; sind sie auch nicht alle so brillant wie C. Chantini, der un- streiig wohl von Allen die Palme gebührt, oder so wundernett wie C. argyrites, so hat doch jedes seine unbestreitbare Schönheit und alle zusammen bilden mit den älteren Sorten ein herrliches Ensemble prächtiger Blattfärbun- gen, in welchem der eifrige Pflanzenfreund nur ungern eine oder die andere vermissen würde. — Die Ehre ihrer Einführung gebührt ganz und ungetheilt dem Herrn Baraquin, der sie sämmtlich aus der brasilianischen Provinz Para, wo er sie an den von Urwald gesäumten Ufern des Amazonensiromes sam- melte, mit nach Europa brachte; Chantin halte nur das Vergnügen. sie zuerst in Europa zu cultiviren und in den Handel zu bringen und wahrscheinlich auch weitaus den grössten pecuniären Gewinn, man sollte daher, um ge- recht zu sein, von Baraquin’s Caladien II. Neue Zierpflanzen. sprechen. Die vorstehende Art oderAbart, denn es bleibt vorläufig noch ungewiss, ob die buntblätterigen Caladien sämmtlich als gute Arten voder als Formen einer oder mehrerer - Arten zu betrachten seien, — istin der Zeich- nung der Blätter (weiss auf dunkelgrünem Grunde) zunächst mit C. argyriles zu verglei- chen, aber die Blälter sind ungleich grösser, der Wuchs höher und robuster; in der Blatt- form nähert sie sich mehr dem ©, pieturatum, das Blatt ist deutlich pfeilförmig, mit tief ein- geschnittenen , divergirenden Lappen. Die Zeichnung , die sich über das ganze Blatt er- streckt, besteht aus sehr zahlreichen unregel- mässigen hieroglyphenarligen Flecken und zahllosen kleineren Punkten , häufig verlaufen Flecken und Punkte in einander und dann ist das Grün nur noch auf den Lauf der Blatt- nerven mit ihren zahlreichen Verästelungen beschränkt, zart rosafarbene Flecken kommen noch oft hinzu, um den Reiz des Ganzen zu erhöhen. — Das C. Belleymei ist die grössere Schwester des C. argyrites, beide sind gleich schön und beide werden sicher allgemein ge- fallen *). — (Taf. 252.) 47) Petunia hybr. inimitabilis fl. pleno. — Unter den bunten Petunien ist bekanntlich die Inimitabilis eine der auffallendsten und besten; M. Ingelrest, Obergärtner des botani- schen Gartens zu Nancy, zog aus ihren Sa- men eine sehr schöne, stark gelüllte Form, *) Bei dieser Gelegenheit theilen wir gerne die Erfahrung mit, dass das Caladium argy- rites sich von den übrigen Arten auch dadurch sehr unterscheidet, dass es nicht wie diese eine längere Ruhezeit erfordert, sondern ohne einzuziehen, beständig foriwächst und durch zahlreich erscheinende Nebentriebe bald ganze Büsche bildet, die dann leicht getheilt werden können und eine rasche Vermehrung ermögli- chen. Es ist übrigens von zarter Conslitution, erträgt durchaus nicht gerne einen längeren Transport, und nur von stärkeren, gut ausge- wurzelten Pflanzen darf man erwarten, dass Sie eine grössere Reise ertragen werden. Wir haben sie drei oder vier Mal kommen lassen müssen, ehe wir sie in lebensfähigem Zustand erhielten, (E. 0.) 145 die er an Verschaffelt abirat, der sie in den Handel bringt. Die Biumen sind lebhaft dunkellila, in reich violeltrolh übergehend, und dabei an den Rändern breit gesäumt mit rein weiss. Wir erinnern dabei an ein inleressan- tes Factum, die Füllung dieser Petunie näm- lich ist nicht wie gewöhnlich durch die Um- wandlung der Staubfäden in Blumenblälter entstanden , sondern durch eine Verdopplung oder selbst Verdreifachung der Lappen der Coroile, während die Staubfäden mehr oder minder ihre normale Form bewahrt haben. — (Taf. 253.) 18) Clematis patens Dene. var. atropurpu- rea et violacea. — Zwei hübsche Abarten der in den Gärten meistens als grandiflora eultivirten Waldrebe, die von dem kürzlich verstorbenen Genter Handelsgärtner D. Spae gezüchtet wurden. Der Farbenkreis dieser schönen Schlingpflanze erhält durch sie eine werthvolle Erweiterung und kann man jetzt nur mit den Varietäten dieser einen Art schon ein sehr mannigfaltiges Farbenspiel er- zielen, denn zu dem reinen Weiss der Varie- tät Helena, und auf den hellen, in blau und lila Nüancen der Blülhen von Sophia, Amalia, monstrosa etc. reihen sich nun auch die dunkleren Nüancen obiger Varietäten, die eine braunrolh, mit breilem helleren Bande auf jedem Blumenblatt, die andern violettblau. — Diese Schlingpflanzen, die sich vorzüglich zur Bekleidung von Säu- len,Gilterwerk etc. eignen, wachsen besonders gern in humusreichem Boden, daher man auf humusarmen Boden durch Zusatz von Laub oder Moorerde nachhelfen muss. — Im Spät- herbst legt man die Ranken nieder zur Erde und deckt sie mit Laub, Moos oder derglei- chen, um sie gegen slarke Kälte zu schützen. — Vermehrung durch Ableger oder durch Veredlung auf Wurzelstücke der Cl. viticella. (Taf. 254.) 19) Rosa hybr. rem. Mdme. Furtado. — Eine vorzügliche neue Rose von den berühm- ten Rosenzüchtern Verdier gewonnen; zum ersten Male im Juni 1860 auf die Pariser Blumenausstellung gebracht, erhielt sie den ersten Preis als die schönste neue Rose unter den vielen concurrirenden Sämlingen. Die Züchter haben sie seit 1857 , wo sie zum er- Cl. azurea spielenden 146 sten Male blühte, aufmerksam beobachtet und “versichern , dass sie sehr willig und reichlich remonlire , und das ist die erste Anforderung, die man slellen sollte an eine neue Rose, denn nur zu viele der neuen öfter-blühenden Rosen erreichen darin nicht die als dankbar blähend bekannten älteren Sorten. — Die Farbe ist ein lebhaftes Rosacarmin, die Blume in Form, Grösse und Füllung durchaus ersten Ranges, ein würdiges Seitenslück zu den schönsten Sorten, die wir bereits besitzen. (Taf. 256.) 20) Caladium Baraquinü Hort.; Aroi- deae. — Die Gartenflora hat schon zu wie- derholten Malen der prächtigen neuen Caladien gedacht, die durch Herrn Baraquin einge- führt und durch den Handelsgärtiner Chan- tin in Paris in mehreren Serien dem Handel übergeben wurden; unter den Sorten, die im Frühling 1860 ihren ersten Ausflug in die Welt anlralen, ist auch das ©. Baraguini, das als eines der „Schönsten unter den Schönen“ dem Entdecker dedieirt wurde. Es scheint auf den ersten Anblick nur eine Abart zu sein des al- ten, aber immer schönen €. bicolor, und zwar zunächst dem Ö. bicolor splendens ähnlich, allein die Nervatur der Blätter und die Fär- bung der Blaltstiele deuten auf eine hinrei- chende speciäsche Verschiedenheit, besonders aber ist die earminrothe Färbung ungleich brillanter und lebhafter, als selbst bei dem prächtigen (©. bicolor splendens Auf der gleichen Tafel findet sich abge- bildet: 21) Caladium Prince Troubetzkoy Hort., von Chantin dem Fürsten Troubetz- koy, bekannt als einer der ersten russischen Gartenfreunde, dedieirt. In der Blaltform ist es wenig oder gar nicht von dem €. pictura- tum zu unterscheiden und ist wahrscheinlich eine Varietät dieser durch ihre schmalen, stark pfeilförmigen Blätter sich auszeichnenden Art, auch die rothe pfeilförmige Zeichnung des Blattes ist die gleiche, dagegen treten bei der neuen Art oder Abart neben dieser Zeichnung noch zahlreiche, halb durchsichtige weisse oder blassrosenrothe Flecken auf, und ausser- dem ist der Wuchs höher und robuster, — Beide Neuheiten sind für Freunde brillanter Blattpflanzen; — und wer wäre das nicht !? Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. — sehr willkommene Erscheinungen. Ueber Cultur und Vermehrung verweisen wir auf unsern Arlikell im Jahrgange 1859, pag. 47. (Taf. 257.) (E. 0.) ec) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 22) Musa Ensete Gmel.; Musaceae. — James Bruce, der berühmte englische Reisende des vorigen Jahrhunderts, entdeckte, als er vor fast hundert Jahren nach Abyssinien ging um die Quellen des Nil aufzusuchen , diese merkwürdige Pflanze, welche, ausgenommen Bruce’s Beschreibung und genauen Abbildun- gen, unbekannt blieb, bis der britische Consul zu Mossowah im Jahre 1853 Samen dersel- ben unler dem Namen „Ansett“ nach Kew sandle. Die Ensete scheint sich lediglich auf Abys- sinien zu beschränken, wo sie in den grossen Sümpfen und Mooren jener Gegenden wächst. Zu Gondar erreicht sie eine grosse Vollkom- menheit, ganz besonders jedoch in dem west- lich vom Nil gelegenen Theil von Maitsha und Goutto, wo sich weite Pflanzungen derselben befinden und bildet sie dort fast die einzige Nahrung der diese Provinzen bewohnenden Völker. (Die Früchte der Ensele sind übri- gens nicht wie bei den andern Musa - Arten essbar, sondern die jungen, zarten Blätter, gleich dem Palmkohl.) Die Ensete hat unter allen beschriebenen Musa-Arten vielleicht die meiste Aehnlichkeit mit der im Bot. Mag. Taf. 3819 und 3850 ab- gebildelen Musa superba, welche suf der süd- lichen Halbinsel von Indien vorkommt; aber ausser der Verschiedenheit im Blüthenstande, haben die Samen eine ganz andere Gestalt, Grösse und Merkmale; bei M. superba sind die Samen zahlreich, in jedem der dreiFächer in zwei Reihen gestellt; die Pflanze ist sehr verschieden, denn der Stamm ist konisch, nur 3 Fuss hoch, aber nahe am Grunde 7*%, Fuss im Umfange. — In mancher Beziehung hin- gegen nähert sich die M.Ensete derM. glauca, ein Bewohner von Pegu, jedoch Stamm und Blätter stimmen nicht überein; wie dies der Speciesname schon andeutet, haben die letzte- I. Neue Zierpflanzen. ren einen auffallend glauken Hauch , während unsere Pflanze hell gelbgrüne Blätter hat mit dunkel braunrother Rippe auf der ÜUnterseite. Die Frucht kommt sich bei allen Dreien in Ge- .stalt und Umfang sehr nahe, sie bringen alle Samen, sind kaum fleischig, und ungeniessbar. Dieselben machen keine Ausläufer wie die äch- ten Bananen, wodurch deren Forlbestehen in unseren Gewächshäusern auf Samengewinnung beschränkt ist. Die erste blühende Pflanze in Kew lieferle keine Samen, während die zweite im December 1860 im Begriff war, drei Früchte mit ganz vollkommenen Samen zu zeiligen. Das Aussehen unserer Pflanze istganz das unserer gewöhnlich cultivirien Bananen mil essbaren Früchten, aber die Höhe ist viel be- trächtlicher und der Stamm am Grunde mehr aufgeschwollen. In Kew erreichten in einem Falle in 5, im anderen in 3 Jahren die blü- henden Exemplare die volle Grösse, nämlich fast 40 Fuss bis zum Gipfel der Blälter. Die Blätter messen 17 bis 18 Fuss in der Länge, sie sind fest und starr , nicht leicht querüber zerreissend , aufrecht abstehend,, welche Stel- lung wahrscheinlich von der Kürze des zu- sammengezogenen Theiles der Blalistiele her- rührt , unterhalb desselben preitct sich diese in eine sehr grosse scheidenarlige,, sengelum- fassende Basis aus, welche 1!/, Zo!l dick und 2 Fuss breit ist und den Stamm bildet; dieser ist unterhalb der Mitte merklich geschwollen, am Grunde am dicksten. Aus der Mitte die- ser grossen Masse von Blättern, wenn diesel- ben ihre grössten Dimensionen erreicht haben, erscheint der Blüthenkolben , welcher das Ende des inneren Schaftes bildet, und hängt nach und nach über. Derselbe ist vier Fuss lang, und an seiner Spitze zwei Fuss lang, dicht besetzt mit zahlreichen, grossen, eirun- den, grünlich braunen Scheiden, auf denen ge- wöhnlich einige Tropfen einer Flüssigkeit aus den Honiggefässen sitzen. Die oberen Schei- den haben männliche, die unteren weibliche Blumen, welche im jüngeren Zustande nicht leicht zu unterscheiden sind, doch haben die ersteren einen weniger vollkommenen Gniffel und Narbe. Weiter nach unlen gegen den Blüthenkolben hin scheinen sämmtliche Schei- den vollkommene oder fruchtbare Blüthen ein- zuschliessen, so dass, sobald die Scheiden ab- 147 fallen, die schwellenden Fruchtknoten dicht gedrängt , grün, länglich, ganz sitzend, 2 Zoll, lang in spiralförmigen Kreisen liegen. Der Fruchtknoten ist 3zellig (selten vier), mit vielen in zwei Reihen gestellten Eichen angefüllt und von einem aus zwei sehr un- gleichen, weissen, häuligen Sepalen bestehen- den Perianthium überragt. Siaubgefässe 6, eines kurz und verkümmert, die übrigen zwei- mal so lang, Antheren so lang als die Staub- fäden, 2zellig. Frucht %!/z bis beinahe A Zoll lang, länglich schwach birnförmig, ein bis vier grosse, schwarze, glänzende Samen tragend. (Taf. 5223, 5224.) 23) Puya Warscewicezii Hort.; Bromelia- ceae. — Gehört zu den hübschesten tropi- schen Bromeliaceen, durch den in die Augen fallenden Contrast der ziemlich grossen, gelb- lich-weissen Blumen und den tief blutfarbenen, langen dachziegelig gestellten Bracteen. Der Kew-Garten erhielt diese bereits in den Gärten des Continents verbreitete Pflanze aus Herren- hausen, und findet sich dieselbe in dem be- reits 1857 erschienenen Werke Beer’s über die Bromeliaceen als Phlomostachys atro- rubens Beer näher beschrieben. Der Erlanger Garien verdankt diese schöne Pflanze unter leizterem Namen der Güte des Herrn Beer in Wien, der sie früher aus dem Garten des Hrn. Nauen in Berlin als „Puya sp. Warscewiez Chirique Vulkan (Mexico)‘ erhalten hatte. (Taf. 5225.) 22) Tabernaemontana grandiflora Jacq. ; Apocyneae. — Dieser in den Sammlungen seltene Strauch stammt naclı Jacquin, der ihn zuersi entdeckte und beschrieb, aus Carlha- gena, Sir R. Schomburgk fand ihn in Guiana. Das Exemplar inKew ward von Venezuela dort- hin gebracht; es bildet einen kleinen 2% bis 21], Fuss hohen , immergrünen Strauch im Warm- hause, der im September mit einer Fülle gel- ber Blumen bedeckt ist, die in derFarbe dem gelben Jasmin gleichen, jedoch grösser als diese sind. Ein kleiner glatter Strauch mit wiederholt- gabelästigen Zweigen, von denen die älteren mit dünner brauner Rinde bedeckt, die jünge- ren grün sind. Blälter 2—3 Zoll lang, gegen- überstehend, oft ungleich, abstehend oder zu- rückgebogen, kurz gestielt, länglich -eirund 145 oder fast eirund, scharf oder fast stechend “zugespitzt, am Grunde stumpf, fiedernervig, unterhalb blass. Afterdolde gestielt, wenig blü- thig, fast dreigabelig-verzweigt, die Zweige mit Bracteen besetzt und zwei grosse, gegenüber- stehende, eirunde, blassgrüne Bracteen nelımen die Basis der Blume ein. Kelch aus fünf tie- fen Lappen bestehend, die beiden äusseren gross und bracteenartig, die drei inneren klei- Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 25) Cosmos diversifolius Otto var. atro- sanguineus; Compositae: Senecionideae. — Die Samen dieser Varietät erhielt der Kew- Garten aus Mexico. Die Pflanzen wurden im Kalthause überwintert, und während des Som- mers in’s Freie gepflanzt. Dürfte jedoch in einem eiwas wärmeren Klima und günstigerem Sommer gleich den übrigen Cosmos-Arten ihre Samen im Freien zur Reife bringen. Die Blu- ner, alle aufrecht. Blumenkrone gross teller- |men haben eine tief blutrothe Farbe und förmig, gelb; Röhre der Blumenkrone zwei | gleichen denen einer einfach blühenden Zoll lang ; Rand aus fünf grossen, schiefen, | Dahlia. (Taf. 5227.) ausgebreileien, ovalen, abgestumpften Lappen bestehend. Staubgefässe eingeschlossen. Frucht- (F. F.) knolten 2, mit einem fleischigen, gelappten Dis- cus umgeben. Die Griffel in einen vereinigt. (Taf. 5226.) IM. Notizen. 1) Vertilgung des Kohlkäfers. Wir haben früher schon die Verwüstungen besprochen, die ein kleiner Rüsselkäfer, der Ceuthorhynchus Napi Gylienhal an den Pflanzungen der frühen Kohle in der Um- gegend von Paris angerichtet. Derselbe ver- zehrt das Herz der jungen Pflanzen und ver- hindert so deren Kopfbildung oder greift auch die Blattrippen an. Herr Lachaume giebt nun später interessante Miltheilungen in der Revue horticole über Lebensweise und Vertilgung die- ses schädlichen Thieres. Es ist wirklich der Käfer selbst, der diesen Unfug anrichlet. Der- selbe legt seine Eier an die Kohlpflanzen oder in das Innere deren Stengel ab. Aus diesen entwickeln sich bald die Larven, welche im Innern des Stengels der Kohlpflanzen leben und denselben aushöhlen. An blühenden Pflan- zen steigen sie bis in die Verästelungen der Stengel auf. Sie überwinlern nun in den Kohl- stengeln und wahrscheinlich im Frühling entwickelt sich der Käfer mit denselben, um seine Verheerungen von Neuem zu beginnen. Wo sich daher dieses schädliche Thier gezeigt hat, muss man nach der Ernte alle Kohl- strünke auszichen und diese verbrennen, um auf diese Weise die Larven zu vertilgen. — 2) Härte der Bambusa nigra. Die Bambusa nigra, welche in deutschen Gär- ten gemeiniglich im Warmhause kultivirt wird, stammt aus China und ist sehr hart. Im Gar- ten des Pariser Museums ist eine Pflanze der- selben im Jahre 4847 in’s freie Land gepflanzt Hier hat sie bis 14° Cels. ausge- halten, ohne zu leiden und steht jetzt dort noch in voller Gesundheit. Wenn diese Pflanze nun auch den Winter Deutschlands nicht im freien Lande überdauern dürfte, so können wir sie doch mit vollem Rechte und wahr- scheinlich mit besserm Erfolge im Kalthause kulliviren und im Sommer zur Dekoration im freien Lande verwenden. worden. (Revue horticole.) 3) Der cealifornische Seidenwurm (Saturnia Ceanothi) lebt auf dem Ceanothus, welcher in der Nähe San-Franeisco’s in Menge wächst; die Raupe liefert einen starken Faden, der sich indess schwer abhaspeln lässt, da das Thier den Cocon mit einer harzarligen Masse (als Schutz gegen den starken Nordwestwind) überzieht. Noch ist kein Versuch zur Seiden- gewinnung im Grossen gemacht worden, ob- gleich dieses Thier im Freien gezogen werden könnte. (H. aus A. A. Z.) IT, Notizen. 149 4) Pallisers Expedition nach Bri-| Landes bezieht, indem wir bezüglich des an- tisch Nordamerikain den J. 1857— 1859. Obwohl der Hauptzweck dieser Expe- dition die Prüfung der Pässe über die Rocky - Mountains, mit Rücksicht auf Strassenherstel- lung war, halle die englische Regierung doch nichts versäumt um es der Expedilion zu er- möglichen, das ganze Stromgebiet des Saskat- chewan und Assiniboine, d. h. den südlichen milderen Theil von Britisch - Nordamerika zu- gleich geologisch und botanisch zu durchfor- schen. Es waren nämlich der Expedition aus- drücklich zugetheilt worden, Dr. James Hector als Geologe und M. E. Bourgeau als Bolani- ker. Einem (in Petermann’s Mittheilungen enthaltenen) kurzen Bericht des letzteren enti- nehmen wir folgende Charakieristik der dor- tigen Flora: die Vegetation ist nicht reich an Species; die Berge sind kahl bei wenig Bä- chen und geringer Feuchligkeil und Wiesen, wie auf den Alpen, fehlen ganz. Bäche sind hauptsächlich an den Südabhängen selten, an den nördlichen gibt es wegen des Schnee’s Wasser genug, aber es läuft in tief einge- schnittenen Belten herab. Die Pflanzen in den Wäldern kommen meist auch in denen der Saskatchewan - Ebenen vor. Die Zahl der Species zeigt ziemlich dasselbe Verhälltniss im Gebirge, wie in den andern Theilen des Lan- des. Diese Zahl ist gering, aber jede Species findet sich in Menge vor, auch trägt jeder Berg in derselben Höhe dieselbe Species, ge- gen Norden, wie gegen Süden. — (Das Her- barium des Kaiserl. Bot. Gartens erhielt seil- dem eine äusserst reichhaltige Collection die- ser in den Rocky Mountains gemachlen bota- nischen Ausbeule des Herrn Bourgeau,, im Tausche von Sir W. Hooker.) (F. v. H.) 5) „Die Zukunft des Amurlandes“ Die Petermannischen Mittheilungen enthalten aus der Feder des verdienstvollen Amurrei- senden, Hrn. G. Gerstfeldt, einen Aufsalz unter dieser Ueberschrift, welcher einerseils geeignet ist, die vielfach übertriebenen Erwartungen, welche man an das neue russische „Eldorado“ knüpfte, vielfach herabzustimmen, andererseils aber durch seine partheilose und kennlniss- volie Schilderung ein wahresBild des Lan- des gib. Wir iheilen aus diesem Vortrag nur mit, wassich auf die Vegetation des Iv. 1861. derweiligen höchst interessanten Inhalts auf die Quelle selbst verweisen müssen. — Das Amurland, meint Gersifeldt, wird bevölkert und bebaut ein reiches Land sein, nicht aber das Paradies, das Viele schon jelzt aus ihm er- blühen schen. Das Günslige seiner Lage in der gemässigten Zone wird nämlich durch sein continentales und verhältnissmässig kaltes Klima sehr geschmäler. Man wird neben Roggen, Hafer, Gerste, Weizen, neben Karlof- feln und Buchweizen auch wohl, obgleich be- schränkt, Mais und chinesische Hirse bauen können; Flachs und Hanf werden wie in Si- birien gedeihen; möglicherweise wird auch eine einheimische, zu den Uıhticeen gehörige Pflanze, aus welcher die Eingeborenen gegen- wärlig ihre Siricke bereiten, cullivirt werden, unsere Gemüsearten und vielleicht auch unsere Obstsorten (welche letzteren übrigens in den mildesten Gegenden Sibiriens nicht ge- deihen wollen!) wird man ziehen, ebenso wie den Mandschurischen Tabak, der viel milder ist als der Aınerikanische, und endlich möchte auch noch die eine oder die andere Cullur- pflanze aus China zu diesen Gegenständen des Anbaues kommen, deren Zahl damit übrigens erschöpft sein dürfle; denn niemals wird das Amurland ein Weinland werden, wie man des in seinem südlicheren Theile wild wachsenden Weinstockes (Vilis amurensis Rupr.) wegen an- genommen hat, obgleieh dessen wenig saft- reiche, süss-saure Beeren zur Reife gelangen; noch weniger aber als an Wein werden wir an Reis und Thee, oder gar an Baumwolle, Zuckerrohr, Indigo oder an andere Culturpflan- zen denken können, von deren Anbau am Amur man auch schon gelräumt hat. — Alle übrigen (einheimischen) Producte dagegen dürften von geringer Bedeulung sein. In den Amurwäldern sind nämlich die zahlreichen dickstämmigen Eichen (Quereus Mongolica Fisch.) fast alle kernfaul, die Eschen (Fraxi- nus Mandschurica Rupr.) werden nicht so stark, die Ahorne (Acer Dedyle Max., Ac. Ginnala Max., Ac. tegmenlosum Max., Ac. Mono Max.) nicht so hoch wie die unserigen und sollte auch die Rinde des am mittleren Amur wach- senden Korkbaumes (Phellodendron Amurense Rupr.) in Anwendung kommen, so wird sie 12 150 doch für das Amurland ebensowenig von Wichtigkeit werden, wie dessen Haselnüsse (von Corylus heterophylla Fisch. und C. Mand- schurica Max.) und Wallnüsse (von Juglans Mandschurica Max.) — Von noch geringerem Werthe dürften endlich die Dschinsengwurzel des Ussurigebieles und Korea’s, deren Bedeu- tung als Arznei jedenfalls mehr in der chinesi- schen Einbildung liegt, wie Gersifeldi glaubt, als auf wirklicher Heilkraft beruht und das Ulakraut sein, das stait des Pelzwerkes in eine Art Rindshautstiefel gelegt wird, um die Füsse warm zu erhalten. — Der grösste Reichthum des Amurlandes dagegen wird in seiner Vieh- zucht bestehen. Rindvieh und Pferde gedei- hen nämlich vortreffllich und auch Schafe und überhaupt alle unsere Hausthiere werden dort, wie Gersifeldt annimmt, gezogen werden können. (h.) 6) Der Ackerbauin Japan. Ueber diesen Gegenstand entnehmen wir den in der A. A. Z. milgetheitten japanesischen Briefen W. Heine’s, welcher der preussischen Expedi- tion als Historiograph mitgegeben wurde, fol- gendes Nähere: Es ist sehen, wie fruchtbar das Land, welches an- fänglich wahrscheinlich steril war, durch den unendlichen Fleiss seiner Bewohner geworden, und wie man durch die Umsicht und Sorgfalt, mit der die Erde sowohl als die Düngemittel, erstaunenswerth zu die Wahl und Zeit der Saaten und Ernten | und die Behandlung der Früchte unternom- | men wird, die Productionskraft des Ländes | auf die höchste Potenz gesteigert hat. Von vielen der Hügel rieseln Quellen, die sich in | den Thalgründen zu Bächen oder kleinen Flüssen vereinen. Nachdem das Wasser vor- her zu allen möglichen Berieselungen der Fel- der benützt worden ist, dient es, sobald sein VW. Lite 4) Nachweis der Abbildungen der Obstarten aus der deuischen, belgischen, holländischen und theilweise französischen Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. künstlich eingeengles Beit die nöthige Tiefe zeigl, um in kleinen Booten Düngemiltel her- bei- oder die Ernte fortzuschaffen. — Eine grosse Anzahl Menschen ist beschäftigt, den täglich sich aufhäufenden Unrath der Stadt Yeddo ins Land zu transporliren. Hier bewahrt man denselben etwa sechs Monate lang in grossen in die Erde versenkten Gefässen , ein jedes mit einem kleinen Sirohdach versehen, um zu verhindern, dass die Sonnenhitze einen Theil der befruchtenden Stoife in Gasen ver- flüchtige. Ist nun die erwünschte chemische Auflösung eingelreten, so vermengt man den Dünger mit sogenannter gebrannter Erde. Diese bereitet man, indem ein Loch in die Erde ge- graben , der Boden mit Streu, Unkraut und Reisig u. s. w. bedeckt, , eine Lage Erde dar- auf gebreitet wird, und so abwechselnde Schichten dieser Bestandtheile, bis das Loch gefüllt ist; man zündet das Ganze an, und es brennt nun nach Art eines Kohlenmeilers. Diese so ausgebrannte Erde wird mit dem Dünger gemischt. Beim Säen oder Pflanzen, was beides körner - oder keimweise gethan wird, gehen Frauen oder Kinder mit einem Kübel dieses Düngestoffes entlang der Furche und bedecken jeden Samen oder jedes Pflänz- chen mit einer Handvoll davon, und das Resultat sind herrliche Ernten jeder Art, so dass Rüben von 3 Fuss Länge keine grosse Seltenheit sind. In manchen Feldern, welche Wurzelfrüchte, wie z. B. Möhren trugen, hatte man zwischen den Pflanzen den Boden sorg- fällig mit Stroh bedeckt, um zu verhüten, dass der Regen die Erde an der Wurzel fortspüle, oder dass die durchnässte Oberfläche unter der heissen Sonne schnell trocknend zusam- menbacke. Wie mancher europäische Landwirth könnte von den Japanesen noch lernen! (h.) ratur. Literatur, zusammengestellt von Georg Friedrich Schnittspahn, Gross- herzoglich hessisch. Garlendirector etc. Darm- IV. Literatur. stadt, Verlag von Johann Philipp Diehl, 1860. Der Herr Verfasser hat sich der ungeheu- ren Arbeit unterzogen, alle ihm zu Gebote stehenden pomologischen Werke zu vergleichen und die Seiten, wo eine Obstsorte erwähnt, sowie die Tafeln, wo sie abgebildet ist, nach- zuweisen. Wer jemals in den Fall kam, viele Bücher nach Beschreibungen und Abbildungen durchsuchen zu müssen, wird beurtheilen kön- nen, welche trostlose und zeitraubende Be- schäftigung dieses ist, und wie dankbar man einem Verfasser sein muss, welcher uns diese Arbeit erspart, so dass wir nur den Nachweis nachzusehen brauchen, um sogleich das Rechte zu finden. Das vorliegende Bändchen enthält die Pomaceen oder Apfelfrüchte , also Aepfel, Birnen, Quitten, Mispeln, Azerolen, Speir- linge ete. Wir finden den Nachweis von 834 Apfelsorien und sechs reinen Arten mit ihren Spielarten, ferner 809 Birnen und 9 reine Arten von ächten Pyrus, endlich Quitten, Mis- peln etc. Zugleich werden häufig Synonyma angegeben. — Es ist bei dieser vortrefflichen Arbeit. nur zu bedauern, dass sie nicht voll- ständig ist, indem nicht nur die in englischer Sprache erschienenen Werke nicht berück- sichligt sind, sondern auch weil das „illustrirle Handbuch der Obstkunde‘‘ von Jahn, Lucas und Oberdiek und das Jenaer Obsikabinet noch keinen Abschluss bekommen haben, also nur theilweise benutzt werden konnten, Wir dür- fen aber darum dem Verfasser keine Vorwürfe machen, dass er die Arbeit übereilt habe, denn möglicherweise verlängern sich die beiden ge- nannten. jetzt in Deutschland sehr verbreiteten Hauptwerke noch Jahre hinaus, und somit wäre der rechie Zeilpunkt vielleicht nie ge- kommen, besonders da unterdessen wieder ein neues Werk auflauchen könnte. Erfreuen wir uns daher des Werkes, so wie es ist, Gerade jetzt, wo das Interesse an der Obsl- kunde so allgemein geworden ist, bedarf man eines solchen Nachschlagebuchs, und darum sei es bestens empfohlen. J. 2) Lehrbuch der schönen Gärtten- kunst etc. von &. Meyer. Dritle und vierte Lieferung. ee nn ee m ——— — — nn nn m eeeeEHEEEREEEEEESSEEEAEGENSERSEEEENEESEEEEEEESEEEESEEESEERSEEEERE 151 Das dritte und vierte Heft, welches unter- dessen erschienen und wodurch das Werk nun vollständig geworden ist, hat unsere Be- friedigung von diesem Buche nur vermehren können. Der III, Abschnitt enthält Vorschrif- ten über Hausgärlen in Städten und Vorstädten. Wir hätten dieselben etwas ausführlicher ge- wünscht, denn wenn auch die allgemeinen für den „Pleasuregsound‘‘ gegebenen Regeln hierher passen, so treten doch wesentliche Abänderungen ein. Ebenso der IV. Abschnitt über öffentliche Gärten, Promenaden, Sadtplätze ete., welche Gegenstände nur eine Seite Text einnehmen, Doch ist das Wenige, was über diese Dinge gesagt ist, vorirefflich. Der V. Ab- schnitt behandelt die Gestaltung des Bodens, die Gewässer- und Gehölzgruppirung oder Pflanzung. Boden und Wasser fanden wir noch nie so ausführlich und klar behandelt, wozu besonders die guten Zeichnungen beitragen, Auch die Abhandlung über Gehölze ist aus- führlich, und soviel eine oberflächliche Prü- fung zu urtheilen erlaubt, sind alle über Pflan- zung gegebenen Regeln gut und wahr, so dass Derjenige. welcher sie befolgt, gewiss nicht irre gehen wird. Aber bei so verhältnissmäs- siger Kürze hätten fremdartige Dinge, die mehr die allgemeine Pflanzenphysiognomie und Geo- graphie betreffen, wohl wegbleiben müssen, um für Wesenilicheres Platz zu gewinnen, wenn sie auch nicht ohne Zweck hier stehen. Vor- trefflich sind die hierher gehörenden Holz- schnitte, Gruppirungen sowohl im Grundriss als Umriss , letztere malerisch ausgeführt. Schade, dass der letzteren nicht noch mehr sind, was nalürlich hier nicht gut möglich war, denn wir halten gerade solche Pflan- zungsansichten für die beste Belehrung, welche man in einem Buche über Gruppirung geben kann. Das Kapitel über Rasen und Wiesen ist wieder etwas kurz, jedoch lässt es eigent- lich niehis vermissen, wenn man beachtet, dass Vieles darauf Bezügliche schon bei den Regeln über allgemeine Anordnung gesagt wurde. Sehr ausführlich werden die Wege besprochen und hier geben wiederum zahl- reiche Holzschnitie jede nur wünschenswerthe Belehrung. Der VI. Abschnitt behandelt die praktische Ausführung der Gartenanlagen, der VI, und letzte die Anfertigung der Kosienan- 122% 152 schläge. Diese beiden Abschnitte sind die schätzbarsten des ganzen Werkes, weil sie in der ganzen deutschen Gartenliteralur die ein- zigen sind, worin die Technik der Gartenan- lagen wissenschaftlich erörtert ist. Zwar selzt der Verf. mehr Kenntnisse voraus, als wohl die meisten seiner Schüler haben, indem voll- ständige Feldmesskunst mit allen anderen Hilfsmitteln nicht so allgemein ist, aber auf andere als wissenschaftliche Weise lassen sich nicht gut Regeln über Aufnahme des Platzes, Ausgrabungen und Auflragungen, Uebertragen des Planes, Neigungsverhältnisse ete. geben. Auch sind die Vorschriften so deullich, dass auch der nichl geomelrisch Durchgebildete noch genug daraus lernen kann. Gärtner, welelie Anlagen zu machen und noch wenig Uebung haben, können daher dieses Buch nicht hoch genug anschlagen. Noch grösseren Gewinn sind für angestellte Gärtner, welche noch nicht gewöhnt sind, Kostenanschläge zu machen, die über diesen Gegenstand erlheilten Vor- schriften. Von den lithographirten Tafeln lässt sich nur wiederholen, was früher zu ihrem Lobe gesagt worden ist. Tafel XIII. zeigt einen Garten im Griechischen; Tafel XIV. einen im gothischen Siyl. Gärten, wie sie die Griechen uud die Völker des Millelallers, als der gothische Baustyl in der Blülhe war, hallen, sondern wie sie sich der Künstler zu Gebäuden im griechischen und golhischen Bausiyl passend denkt. Daran ist nichts zu tadeln als der Name, weil man einen „Siyl“ nicht willkührlich machen kann. Beide Gärten sind geistreich und schön erdacht, | und man bemerkt daran, dass der Künstler auch der Baukunst nicht fremd ist. Tafel XV. enthält 3 Blumengärten von regelmässiger Form, sehr reich und nach unserer individuel- len Ansicht zu künstlich, aber keineswegs | ohne ausgeführte Muster und als künstliche Anlage schön. Dies trifft jedoch nicht den in | seiner edlen Einfachheit gefalienden Rosengar- | ten. Die Doppeltafel XVI. und XVIl. einen verschönerten Landsilz. Er ist sehr | schön, muss aber in einer durchaus hässlichen | Gegend liegen, weil die Grenzpflanzung alle | Uebergänge zur freien Landschaft weite Durchsicht unmöglich macht. Dies sind aber nicht elwa zeigt | und jede | Die innere Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Anordnung und das Wasser scheint uns mu- sterhaft. Tafel XVII. und XIX. zeigen 5 Haus- und Vorstadigärten, welche, weil so eigen- thümliche Verhältnisse vorkommen, wahrschein- lich ausgeführt sind und nicht wohl anders sein konnten. Tafel XX. stellt 2 Stadtplätze dar, auf welchen sowohl für die Schönheit, als für Bequemlichkeit der Passage besiens gesorgt ist. Tafel XXI. XXII. gehören zum technischen Abschnitt, erläutern Ausgrabungs- arbeiten, Terrassirungen und andere Boden- arbeiten. Tafel XXIII, gehört zur Ausführung des Planes und stellt einen hübschen, nicht kleinen Park vor; Tafel XXIV. endlich zeigt die Chaussee- und Wegearbeiten. Obschon man über unser Endurtheil nicht zweifelhaftsein kann, so wiederholen wir doch nochmals, dass nach unserer Ansicht das Meyer’sche Lehrbuch nicht nur das beste und vollständigste, sondern auch das einzige vor- bandene ist, worin man sich bei der Anlage von Gärten ziemlich in allen Dingen Ralhes erholen kann. Wir können es daher Gärtnern, welche Gärten anlegen und verändern oder die es später beabsichligen, sowie Garlen- freunden und Grundbesitzern, welche zu ihrer Unterhaltung selbst den Künstler machen, nicht dringend genug emplchlen. (J.) 3) Koch, Dr.Karl, Hilfs- und Schreib- kalender für Gärtner- und Gar- tenfreunde für 1861. Berlin 1861 bei Gustav Bosselmann. 1. u. 2. Theil. Dieser höchst zweckmässig eingerichtete Ka- lender ist jedem Gärtner und Gartenfreund zum Eintragen der täglichen Notizen sehr zu empfehlen , indem alle Rubriken speciell die Bedürfnisse, welche für den Garten nothwen- dig, das übersichtliche Eintragen aller Notizen ete. speciell berücksichtigen und doch der erste Theil so eingerichtet ist, dass er in der Erustlasche, gleich einem andern Taschenbuch gelragen werden kann. Angehängt sind dem ersten Theile die vergleichende Uebersicht der Thermomeier-Scalen, Werthtabellen von Brennmalerialund Dünger, Tabellen zur Berech- nung des cubischen Inhalts beim Auswerfen von Gräben, Tabellen zur schnellen Berech- | nung der Taglöhne, Uebersicht der Geldsorten aller Länder und deren Reducirung auf Tha- ler und Gulden, Reduction der Maasse und V. Personalnotizen. Gewichte auf preussisches Maass, Tabellen zur Porti - Tarife Berechnung von Interessen, nebst den speciellen Bestimmungen, die in den verschiedenen Ländern für Expedition durch die Post gelten. Der zweite nicht mit eingebundene Theil gibt eine Uebersicht der Gartenbau-Vereine und Handelsgärtnereien Eu- ropa’s und Amerika’s, sowie eine Uebersicht 155 der neuerdings eingeführten Pflanzen. Aus dieser Aufzählung des Inhalts geht am besten hervor, welches nülzliche Hilfsbuch dieses Büchlein jedem Gärtner und Gartenfreund sleis sein wird. — Die Zusammenslellungen sind mit dem Koch eigenthümlichen Talente gemacht. (E. R.) V., Personalnotizen 1) Der bisherige Conservatorgehilfe Herr Ferdinand von Herder ist durch Kaiserlichen Ukas vom 4. August v. J. zum Conservator am Kais. Bot. Garten in St. Pe- tersburg ernannt worden. 2) Der afrikanische Reisende Macgre- gor Laird, der durch sein Buch über eine von ihm im Jahre 1836 unternommene Niger- expedilion zu spälern Erforschungsreisen in Afrika aufgemuntert halte, ist nach längern Leiden im Februar d. J. in England gestor- ben. (h.) 3) Dr. S.Schwendener aus Zürich ist nach München übergesiedelt und hat daselbst als Privatdocent seine Vorlesungen über Bo- tanik begonnen. (h.) 4) John Petherick, britischer Con- sul in Chartum und einer der rührigsten afri- kanischen Reisenden, befindet sich gegenwär- ig in London, nachdem er 15 Jahre im Innern Afrika’s gelebt hatte und weiter als irgend ein anderer Europäer in südwestlicher Rich- tung von den Ufern des weissen Nils nach dem Innern des Conlinents vorgedrungen war. Er schickt sich, im Auftrage der geographi- schen Gesellschaft, eben an, um von Chartum aus, im nächsten Frühjahr gegen Süden vor- zudringen, und hofft dann mit Capilän Speke, einem andern unternehmenden Reisenden zu- sammenzulreffen, der von Zanzibar aufbrechen will, um auf diesem Wege den vor Kurzem entdeckten grossen See zu erreichen, den man jeizt für die Quelle des Nils hält. — (h.) 5) Auch der Venetianer Johann Miani, dem es bereits im Jahr 1859 gelungen war, und Correspondenz. auf dem weissen Nil bis zum zweiten Grad nördl. Breite, d.h. dem südlichsten Punkt, den bisher ein Europäer in dieser Richtung er- reicht, vorzudringen, beabsichtigt jetzt mit der Unterstützung des Vicekönigs von Aegypten eine neue Expedition, um diessmal, wo mög- lich die Quellen des weissen Nils, d. h. jene jenseits des Aequators gelegenen Binnenseen zu erreichen, welche die Wasserscheide der grossen afrikanischen Flüsse bilden. — Rech- nen wir zu diesen zwei Expeditionen noch die grosse Unternehmung unseres Landsmannes, des Herrn v. Heuglin , so verspricht das Jahr 1861 ein äusserst ergiebiges zur Kenntniss von Inner-Afrika zu werden. (h.) 6) Dr. B. Seemann war am 11.Dee. v.J. von seiner im Auftrage der Britischen Re- gierung nach den Fidschiinseln gemachten In- spectionsreise wieder in Sidney angelangt. (h.) 7) Herr v. Heuglin ist am 9. Februar vou Triest nach Konstantinopel abgegangen. Anfangs März wird er wahrscheinlich mit den übrigen Mitgliedern der Expedition in Alexan- dria zusammentreffen, von wo dann die Reise nach Centralafrika sogleich angetreten wer- den wird, und zwar zunächst wohl per Dampfboot von Suez nach Sauakin, oder ei- nem andern geeigneten, eiwa in der Breite von Chartum gelegenen Hafen des rothen Meeres. — (h.) $S) Dr. Hanstein ist zum Kustos des Kö- niglichen Herbariums in Berlin ernannt wor- den. — 9) Herr Maxim owicz, der Reisende des 154 Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg hält sich | gegenwärlig in Hakolati in Japan auf. 10) Die Bayerische Gartenbau- gesellschaft in München veranstaltel zwischen dem 28. Aprii und 5. Mai dieses Jahres eine Blumenausstellung in München in dem grossen Glaspalast. Alle zur Preisbewer- bung bestimmten Gegenstände müssen bis Freitag den 26. April im Glaspallast aufgestelll werden. ar Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 92 Preise im Betrag von 35 fl. bis 6fl. sind für eigne Culturen, neue Pflanzen, neue Züchtun- gen, Gruppen und Sammlungen von Zier- und Nutzpflanzen, Bouquete und Garten-Instrumente ausgeselzt. Die Anzeigen von Einsendungen 'sind 8 Tage vor der Aussstellung an Herrn Hofgärt- ner Efiner zu machen. — WM. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 4. (16.) Februar 1861. 1) Verlesung des Protocolls der Januar- Sitzung. 2) Zu dem von der Gesellschaft veröffent- lichten Concursus für Ausstellungs-Pläne waren 8 an der Zahl unter folgenden Devisen einge- laufen: Nr. 1. Inter folia fruclus. Nr. 2. Der Wunsch nülzlich zu sein. Nr. 3. Glaube, Liebe, Hoffnung. Nr. 4. Sie brachte Biumen mit und Früchte. Nr. 5. Schwarze Tulpe. Nr. 6. Aus Liebe und Achtung zum Garten- bauverein. Nr. 7. Der Zweck vor Allem. Nr. 8. Der Mensch denkt. Die Preiscommission ver- sammelte sich zum ersten Male am 22. Jan. (3. Febr.) und vertheilte die Pläne, nach Durch- sicht derselben an aus 3 Gliedern bestehende Special - Commissionen, damit jeder Plan spe- ciell geprüft werde. Am 29. Jan. (10. Febr.) versarnmelte zweilen Male und nun wurde, sich die Preisecommission nachdem die Berichte der Special - Commissionen vorgele- sen und die 8 Pläne sorgfältig geprüft waren, zum Ballotement geschritten. Als Resullat des Ballotement’s erwiess sich , dass die mittlere goldene Medaille dem Plane unler der Devise: Der Mensch denkt, zuerkannt worden war. Die kleine goldene Medaille, welche jedoch vom Veiferliger, der um keinen Preis zu con- zum Plan mit der Devise: Sie brachte Blumen mit und Früchte, und die grosse silberne Medaille erhielt der Plan mit der Devise: Die schwarze Tulpe. Die übrigen Pläne erhielten keine Preise, Dieses Resultat wurde der Gesellschaft vorgelegt und von ihr bestätigt. Es wurden nun die Couverts, die mit den Devisen der | prämirten Pläne verschen waren und die Na- men der Verfertiger enthielten, eröffnet. Die prämirten Pläne bleiben zur Verfügung des Vereins, die unprämirten werden den Verfer- | ligern auf Wunsch zurückgegeben, die sie be- gleilenden Couverls aber nicht geöffnet. Als | Verferliger des Planes mit der Devise: Der Mensch denkt, erwies sich Herr Schröder jun., des Planes mit der Devise: Schwarze Tulpe, Herr Schastow, der Verferliger des Pla- nes: Sie brachteBlumen mit und Früchte, war Herr Regel. 3) Der Präsident theilte der Versamm- lung mit, dass das Ministerium der Domänen eine Unterstützung [ür die einzurichtende Gar- tenbauschule und für die Ausgabe einer russi- schen Pomologie nicht bewilligle. 4) Es wurde der Bericht des zur Prüfung der Kasse und der im vergangenen Jahr ge- eurriren erklärte, abgesagt ward, erhielt der habten Ausgaben ernannten Commission der VI. Russischer Gartenbauverein, Gesellschaft vorgelegt. Die Commission fand Alles in bester Ordnung, 5) Es wurde beschlossen, im Herbsle eine Gemüse - und Obst - Ausstellung zu veranstal- ten, wobei man auf die thätige Hilfe und Be- iheiligung unserer in- und ausländischen Mit- glieder rechnet. 6) Es wurden vom Caucasus erhaltene Sämereien vertheilt. 7) Als Geschenke waren eingelaufen: von Herrn Selsky in Jrkutzk: Sämereien; Baron Tiesenhausen: Edelreiser verschiedener Apfel- sorten; Herrn Muratow: ein in russischer Sprache erschienenes Handbuch des Garten- und Gemüsebaues; Herrn Ostofjew: Land- schaftsgärtnerei in Sprache mit Plänen. 8) Zur Concurrenz waren eingesandt fol- gende Gegenstände: a) Eine Gruppe aus Rosen, Cyelamen, Iris, Crocus, Amaryllis, Hyacinthus, Convalla- russischer 155 ria, Pittosporum, Azalea indiea, Rhododendron, Philadelphus coronarius, Cilrus chinensis, Deutzia gracilis. b) Eine Gruppe aus Aralia frifoliata, A. crassifolia, Chamaecyparis squarrosa, Ch, nut- caensis, Citrus myrlifolia, Camellia Mdme. Gro- mow, Libocedrus chinensis mit Früchten , Ilex Aquilolium, Araucaria excelsa aus einem Steck- linge gezogen, Citrus aurantium fol. varie- galis. ce) Lima-Kartoffel. d) Begonia manicala, im Zimmer gezogen und e) Champignons. Die Preiscommission ertheilte: der Gruppe a) des Herrn Darzens eine grosse silberne Me- daille, b) des Herrn Odinzoff eine grosse sil- berne Medaille, d) des Herrn Gratscheff eine kleine silberne Medaille, e) eine kleine silberne Medaille. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 4. (16.) März 1861. 1) Verlesung des Protocolls der Februar- Sitzung. 2) Die Commission für die in Jaroslaw stattgefundene 4. landwirthschaftliche Ausstel- lung hatte ein Exemplar der Beschreibung dieser Ausstellung dem Vereine übersandt. 3) Der Vorstand der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Jaroslaw forderte den Garten- bauverein zum gegenseiligen Ausiausch der von diesen zwei Vereinen ausgegebenen Schrif- ten auf. Aehnliche Aufforderungen wurden an den Gartenbauverein gerichtet von dem Redacior der russischen Zeitung „Gäriner und Gemüsegärtner“. — Diese Aufiorderung wurde angenommen. — 4) Der Vorstand der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Lebedjansk sendet ein Exem- plar der von der Gesellschaft herausgegebenen Schriften für’s Jahr 1860. 5) Baron v. Tiesenhausen hatte Vereine Edelreiser von 39 Apfelsorten über- sand!. 6) Herr Laletiin, Lehrer am Gymnasium zu Wjaika, bat um Austausch des von dem Vereine herausgegebenen Journals, auf ein Herbarium der Wjatka’schen Flora. Da wild- wachsende Pflanzen für den Verein keinen besondern Werth haben, und das Uebersenden derselben dem Herrn Laleiin Unkosten verur- sachen würde, so wurde beschlossen, das Journal dem Herrn Laletin als Geschenk zu übersenden. 7) Heır Dr.Regel haite dem Vereine meh- rere Bücher und Brochüren als Geschenk überreicht. Herr Regau, Professer an dem Ackerbau-Institute zuGorigorezk hatte ebenfalls ein von ihm herausgegebenes Werk in russi- scher Sprache dem Vereine übersandt. 8) Herr Moschkowitz, Handelsgäriner in dem | Erfurt, hatte dem Vereine eine Sammlung ver- 156 schiedener Sämereien zugeschickt, als Tausch gegen Abies Nordmanniana. 9) Herr Schröder übergab dem Verein Samen einer chinesischen Gurken-Sorle. 10) Die in Irkulzk errichtete öffentliche Bi- bliothek bat den Verein um Zusendung des Gartenbaujournals, was auch bewilligt worden ist. 41) Vertheilt wurden Saınenkataloge von Leon-Lille (in Lion), Jühlke (in Erfurt), Ausfeld (in Arnstadı), Benary (iu Erfurt), Use- bakow (in St. Petersburg) und die 5. Beilage zum Kataloge des Nikolschen Gartens des Für- sten Trubelzkoi bei Moskau. 12) Die Eröffnung der Blumenausstellung wurde auf Antrag der Exponenten von Don- nerslag auf Sonnabend der Oslerwoche (alten St.) verlegt. 13) Zur Concurrenz waren eingesandl: a) eine Gruppe aus Rosen, Camellien, Rhododendron, Cyclamen, Iris und andern von Herrn Darzens. Derselbe erhielt die grosse silberne Medaille ; b) eine Gruppe aus 14 Rosenstöcken von Herrn Severin. Erhielt die grosse silberne Medaille; c) eine Gruppe aus 12 Rosenstöcken von Herrn Barlow. Erhielt die grosse silberne Medaille; d) Aepfel (Aport Gartenflora Deutchlands, Russlands und der Schweiz. oder Kaiser Alexander) von Herrn Tarasoft. Erhielt lobende Erwähnung. Als Preisrichter fungirten die Herren Eber- wein, Heddewig, Agamonof, Schröder jun. und llliin. 13) Herr Odinzoff hielt einen Vortrag über Ausstellungen. Derselbe wurde der Commis- sion überwiesen, welche zur Ausführung der Ausstellung ernannt ist. 44) Als Mitglieder wurden erwählt: a) . Als Aahlende. Die Herren Dmitri Platanowitsch Golubzofl, Fedor Iwanowitsch Knoop, Michael Michaelo- witsch Selesneff, Fedor Iwanowilsch Scher- baum, Alexander Sergeiewilsch Engelhart, Herr Baumgarten und Herrn Seidlitz. bD) Als Nichtzahlende. Herr Illiarion Sergeiewitsch Selsky, Sekre- tär der Geographischen Gesellschaft in Irkulzk und Alexei Iwanowitsch Chodnieff, Sekretär der Freien Ockonomischen Gesellschaft in Pe- tersburg , Herr Siebenfreund in Ungarn , Herr Matthaei, Herr Wonljarljarsky, Pawolo-Schwei- koffsky, und Herr Chalamoff. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a Medinilia magnifica Lindi. (Siehe Taf. 325.) Melastomaceae, M. magnifica Lind!. in Paxt. Flow. gard. I. tab. 12. Hook. Bot, Mag. tab. 4533. Lem. Jard, fleur, tab. 56 — 57. Flore des serres tab. 572. — Wohl die ausgezeichnetste und schönste Pflanze aus der Familie der Melastomaceen, die von Th. Lobb, dem Sammler des Herrn Veitch in Exeter aus Manilla in England eingeführt ward und dort im Jahre 1850 zuerst in Blüthe kam und vonLindley und Hooker durch Abbildungen bekannt gemacht ward. Bildet eine 2 — 3 Fuss hohen, stark verästelten Strauch, mit zusammenge- drückt vierflügeligen Aesten. Die Blät- ter sehr gross, gegenüberstehend, leder- artig, sitzend, fast herzförmig-oval, fein zugespitzt, mit auf der untern Blattseite stark vortretenden Nerven. Die Biumen in herabhängenden Rispen auf den Spitzen der Aeste. Die Aeste der ge- drängten pyramidalen Blüthenrispe in Quirlen, gleich den Blumen und den V,. 1861. grossen, zu 4 stehenden vielnervigen Bracteen rosenroth gefärbt. Blumen 10männig mit bläulich getärbten An- theren. Wir haben dieser schönen Pflanze schon wiederholt gedacht und gezeigt, dass sie sich sogar mit gutem Erfolge im Zimmer cultiviren lässt, wenngleich sie ihre volle Schönheit nur im niedri- sen Warmhause erhält, Die beistehende Abbildung ist nach einer Zeichnung gemacht, die unserm Verein vom Herrn von Liebhart auf dem Rathshofe bei Dorpat eingesendet ward. In diesem an seltenen und schönen Pflanzen reichen Garten kam auch diese Pflanze schon vor 2 Jahren in üppige Blüthe und ward darnach eine Abbildung in Lebensgrösse angefertigt, von der wir beistehend einen Theil der Pflanze ver- kleinert und ein Stückchen der Blüthen- rispe in natürlicher Grösse wiedergeben. Ueber diese Pflanze ward uns vomÖber- 13 158 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gärtner des Herrn Liebhart die folgende | wärme später nicht zusagt, desto mehr Mittheilung gemacht: Medinilla magnifica Lindl. hieselbst im Jahre 1852 aus dem Van Houtte’- schen Etablissement als eine kleine Stecklingspflanze eingeführt, anfänglich auf Bodenwärme im Warmhause culti- virt, zeigte vor 4 Jahren die erste Blu- menrispe und blüht gegenwärtig mit: 10 Rispen , die fast alle 1 Fuss und mehr lang sind, — würde aber reichlicher blühen, wenn sie nicht wegen des Um- baues des Hauses vor einem Jahre ge- gelitten und einige Aeste verloren hätte. Das Exemplar hat jetzt die Höhe von 3 Fuss und über 4 Fuss im Durchmes- ser. Die Blüthendauer währt gegen 8 Wochen. Was die Cultur der M. magnifica anbetrifft, so ist diese die ge- wöhnliche anderer Warmhauspilanzen, nur habe ich bemerkt, dass ihr Boden- aber feuchte Temperatur und Schatten. In Ermangelung des letzteren werden die Blätter von Inseceten befallen und dadurch unansehnlich. Letzteres erfolgt auch durch stärkeres Austrocknen des Bodens während der Vegetation, und ich cultivire sie daher mit Vortheil in ei- nem hölzernen Gefässe in einer Mi- schung von rother Moor- und sandiger Rasenerde ohne Beimischung von K.oh- len, was oft angerathen wird. Sowohl diese als die anderen Medinilla - Arten blühen sehr leicht und nicht blos im Frühjahre sondern auch in einer ande- ren Jahreszeit, wenn man ihnen nur nach dem Verblühen eine hinlängliche Ruheperiode durch Entziehung von Feuchtigkeit und Wärme gibt. (H. Sartelsen.) pP Dendrobium primulinum Lindl. (Siehe Taf. 326.) OF cöhti d e a,e; D. (Eudendrobium , labello indiviso); eaule foliisque D. cu- eullati sed validioribus; sepalis petalis- que ovalibus, aequalibus; cucullato, rotundato, villoso, mento brevi Lindl., ia Gard. Chron 1848, pag. 400. Dendr. nobile Hook. Bot. Mag. tab. 5003. — Dieses ausgezeichnete Dendrobium ward aus, Ostindien eingeführt und auf der Frühlingsausstellung 1858 in Re- gents-Park, als die schönste der neuen Orchideen prämirt. Zu der Schönheit der zarten rosenroih, weiss und gelb ge- färbten Blumen tritt der süsse Wohlge- labello recto | caule pendulo, |ruch derselben, der an den von Primeln erinnert, noch hinzu. Die Art steht gleichsam zwischen D. nobile und D. cucullatum in der Mitte und Lindley Sagt, dass er Sie, bevor er eine genauere | Kenntniss der Blumen derselben beses- Var. pallidiflorum |; sen habe, deshalb zu D. nobile gerech- ı net, weil dieses gleich der vorliegenden aufrechte Stengel besitze, während D. cucullatum durch hängende Stengel leicht zu unterscheiden sei, In der Blüthenbildung stehe diese Art aber dem D. eucullatum näher , je- doch seien Kelch und Blumenblätter bei D. primulinum gleichlang und die I. Originalabhandlungen. Blumen derselben seien grösser und fester. Indessen sei er bis jetzt noch nicht überzeugt, ob die vorliegende Art wirklich speeifisch von D. cucullatum . getrennt werden könnte, da er von die- sem keine Exemplare besitze, und die früher im Bot. Register gegebene Abbil- dung zu einer kritischen Vergleichung nicht dienen kann. — Die beistehende Abbildung ist nach einem Exemplar gemacht, das im Bota- nischen Garten zu Zürich in Blüthe kam. Knollen derselben wurden in den letzten Jahren in grosser Menge durch das Haus Cantor u. Comp. in Calcutta 159 in Europäische Gärten eingeführt. Das genannte Haus lässt schon seit Jahren die Orchideen Ostindiens durch Einge- borne sammeln und führt ihm ertheilte Aufträge auf solche aus. — Die Dendrobien gehören bekanntlich ihrer Mehrzahl nach zu denjenigen Or- chideen, die zur Zeit des Triebes eine hohe und feuchte Temperatur , zur Zeit der Ruhe Trockenheit lieben. Nur wenn die gestreckten knollenartigen Stengel derselben ihre Ruhezeit ordentlich durch- gemacht, werden sie dankbar blühen, (E. R.) od Statice denudata Rgl et Körn (Siehe Taf. 327.) Plumbaginezae. Stalice ser. II. Corolla gamopetala Sect. IX. Polyarthrion : Calyx insertione rectus, e bractea longa exsertus, tubu- loso-subinfundibuliformis, limbo breviter 5-lobo. Corolla rosea, ad faucem usque gamopetala, infundibuliformis, tubo e calyce exserto, post anthesin non corcu- luta. Styli fere a basi liberi. Boiss, in D. C. Prodr. XII. 667. Index sem hort. Petrop. 1857, pag. 37. Ein kleiner Halbstrauch von fast 2 Fuss Höhe, dessen Vaterland uns unbe- kannt ist. Stengel aufrecht, wenig ver- ästelt, kahl; die älteren Aeste ohne Blätter, die jüngeren Aeste braun und gleich den Blättern mit kalkigen Schup- pen besetzt. Blätter abwechselnd , ver- kehrt-länglich , spatelförmig , allmälig in einen ziemlich langen Stiel nach unten verschmälert, stumpf, bläulich - oder weisslich-grün, ziemlich-fleischig, 2 — 3 Zoll lang und vorn \/, Zoll oder wenig breiter, am Grunde in eine geschlossene, den Stengel umfassende Scheide aus- gehend. Blüthenschafte von ein Drit- theil der Höhe des Blüthenstandes an schwach gabelig verästelt und eine arm- blumige Rispe darstellend, nur wenig mit kalkartigen Schuppen besetzt. Alle Blüthenäschten tragen Blumen und sind am Grunde gleich den einzeln stehen- den, fast sitzenden, spitzen- oder sei- tenständigen, in armblüthigen Aehrchen gestellten Blumen mit einer kleinen spitzen oder stumpfen Bractee gestützt, die am Grunde in eine geschlossene Scheide ausgeht. An den die Blüthen- äste stützenden Bractee ist der Rand häutig und bräunlich, an den die Blu- men stützenden dagegen in’s Purpurne 13 ® 160 spielend. Der ganze Blüthenstand ist nur 6 — 7 Zoll hoch. Kelch noch ein- mal so lang als die Bractee, mit auf- rechtem, weisslichem, 5zähnigem Saume | von dünnhäutiger Consistenz; die Zähne pfriemlich und von einem purpurfarbe- nen Nerven durchzogen. Blumenkrone purpurrosa, bedeutend länger als der Kelch, vom Grunde bis zum Saum un- gefähr 1/, Zoll lang, mit abstehendem, mehr als !/, Zoll breitem Saume, der in verkehrt-ovale, längliche , stumpfe oder zuweilen leicht ausgerandete Lap- pen getheilt ist. Staubfäden der Röhre der Blumenkrone weit hinauf angewach- sen. Griffel am Grunde verwachsen. — Ist der St. caesia Gir. nahe ver- 2) Vortheile bei der Anzucht Jede Gärtnerei sollte sich bemühen, jede Pflanze in möglichster Vollkommen- heit zu ziehen, sofern es zu ihrem Be- trieb passt, um wie viel mehr noch muss es nicht solchen Gärtnereien an- gelegen sein, welche mit grünen Pflan- zen oft Decorationen machen, d.h. Zin- mer, Säle, Wintergärten etc. aus- schmücken und deren Grünes für Blu- mensträusse, Kränze etc. abschneiden müssen. Die wichtigsten Pflanzen un- serer Glashäuser sind die sogenannten Neuholländer , Myrthen, und grossblät- terigen immergrünen Pflanzen. Unter Neuholländern verstehe ich hier haupt- | sächlich Melaleucen, Leptospermum, Eu- genien, Myrsine u.a.m. Welche andern immergrünen Pilanzen sich durch schöne dichte Belaubung auszeichnen und zur Decoration eignen, will ich hier über- gehen und nur angeben, wie man sicher und auf die schnellste, leichteste Weise Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, wandt aber verschieden durch strauchi- gen Wuchs, grössere tiefer gefärbte Blu- | men, weniger stark mit kalkigen Schup- pen besetzte Blätter, welche nicht wur- zelständig und schmäler sind, schwächer verästelte Blüthenschafte, die nicht brü- chig sind, sowie endlich durch Bracteen, die halb so lang als die die Blumen umhüllenden Bracteolen sind. — Ein niedriger Kalthausstrauch, der im August bis October seine Blumen entwickelt. Cultur im niedrigen Kalt- hause. Vermehrung durch Samen und Stecklinge. Letztere müssen kalt ge- steckt werden und wachsen schwer. (E. R.) | husehizer Grünhauspflanzen. buschige Prachtpflanzen erzieht. Eine Erinnerung daran, wie man gesunde schöne Pflanzen der Art ziehen könne, ohne gerade die nicht für jeden Garten geeigneten Schaupflanzen nach engli- schem Muster zu eultiviren, scheint mir in der That rechtzeitig, denn es ist ein Jammer, in welchem Zustande in vielen, ja mankann sagen in den meisten Gärten diese immergrünen Sträucher und Bäum- chen des Kalthauses sind. Die wunderbar- sten und seltensten Exemplare schlechter ı Cultur hegen einige bot. Gärten so wie an- dere alte Gärten, welche gegenwärtig noch von ihrem früheren Rufe zehren. Diese kümmerlichen Pflanzengestalten entstehen vorzugsweise durch einen zu gedrängten Standort. Man hat überall zu viele Pflanzen und zu wenig Platz, sie zu überwintern. So werden sie von Jugend | auf eng zusammengestellt, in manchem Garten sogar im Sommer, damit alles I... Originalabhandlungen. recht dicht und voll aussehen soll. Die jungen Pflanzen haben meist kleine Töpfe und die schwachen Zweige schmiegen sich ineinander, dass man meint, jeder hätte hinreichend Platz, Luft und Licht, und sie so gedrängt wie möglich stellt, weil noch viel unterzu- bringen ist. Aber dieses enge Zusam- menstellen ist die Hauptursache der Er- zeugung jener Jammergestalten von Pflanzen, von denen zehn hintereinan- der noch nicht einmal eine Wand decken , an denen man fast nur Stamm, Stäbe und Bast sieht. So werden die Pflanzen schon in der frühesten Jugend verdorben, und einmal zum Aufspindeln geneigt und geformt, entwickeln sie sich fast nur nach oben. Will man buschige Pflanzen, so muss die Anlage dazu in den ersten Jahren, namentlich im zwei- ten nach der Entstehung aus Samen oder Stecklingen gemacht werden. Das einfachste Mittel, solche volle Pflanzen zu bekommen ist, die jungen Sträucher in das freie Land zu pflanzen. Macht man im Winter Stecklinge, was nicht genug zu empfehlen ist, so kann man die meisten schon aus den Steck- lingstöpffen im Mai oder Juni in das freie Land pflanzen , oder man wartet damit bis zum folgenden Jahre. Hier- zu eignet sich am besten ein Beet im Halbschatten, etwa hinter Geländern ge- gen die Mittagssonne geschützt, oder im Schatten hoher Bäume. Dieses muss einen Fuss hoch aus humusreicher Erde, am besten Heideerde oder sandiger Laub oder Nadelerde bestehen. Ich nehme dazu einfach die beim Versetzen abfal- lende Erde von Heide- und Lauberde- pflanzen, indem ich den Haufen dieser 161 Abfälle zu einem Beet herrichte, nach- dem ich die groben Theile herauslesen liess. Diese Erde bekommt durch die zahlreich darin enthaltenen Wurzeltheile neue Nahrung und es gedeihen darin im freien Lande die meisten Pflanzen in grosser Ueppigkeit. Dass es reine Heideerde sei, ist nicht nothwendig, wenn die Erde nur meist aus Humus besteht und sehr sandig ist. Man pflanzt die kleinen Grünhauspflanzen in der ihrer muthmasslichen Ausdehnung im Herbst angemessenen Entfernung, und bedeckt den Boden mit Moos oder Nadeln, um das Austrocknen zu verkin- dern. Die nothwendigste Verrichtung ist das Abkneipen der Spitzen, welches den ganzen Sommer an allen Hauptzwei- gen wiederholt wird. Im September sind Pilanzen, welche man 2 — 3 Zoll hoch auspflanzte, oft einen bis zwei Fuss gross und bilden volle kugelför- mige Büsche. Es ist gut, sie bald ein- zupflanzen, damit sie gut anwachsen. Hierzu gebraucht man Töpfe, welche oft noch zehnmal grösser sind, als diejeni- gen, welche man zum Umtopfen ge- braucht hätte, wenn die Pflanzen nicht in’s Land gekommen wären. Auch dieses ist ein Vortheil, indem man solche Töpfe und Büsche im Winter nicht eng zusam- menstellen kann, was, wie wir wissen, die nächste Ursache der Kahlheit ist. Solche buschige Pflanzen haben auch nicht nöthig , dicht gestellt zu werden, um gut auszusehen, weil sie ohnedies voll machen. Wenn man nur bedenken wollte, dass eine vollzweigige grüne Pflanze mehr nützt, als zehn kahle, und nur den zehnten Theil der Culturkosten verbraucht. (Jäger.) 162 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Die G&artenbauvereine und die Gartenzeitsehriften. Ueberall bilden sich neue Garten- bauvereine und vermehren so die Zahl der vielen vorhandenen. Es ist dies ein erfreuliches Zeichen der Zeit, denn nur durch Localisirung kann der Ge- sammtheit genützt werden. Die Oertlich- keit ist bei allen Gartenculturen von so entschiedenem Einfluss, dass oft die be- sten Vorschriften an gewissen Oıten zu keinem günstigen Erfolg führen, dass die an einem Orte vorzüglich befundenen Sorten, Gemüse oder Obst, an einem anderen keinen Werth haben. In allen diesen Gartenbauvereinen werden Vor- träge gehalten und Erfahrungen nieder- gelegt, welche in mehreren Vereinen als vollständige Verhandlungen, in anderen blos andeutungsweise in einem Jahres- berichte erscheinen. Die ganzen Ver- handlungen drucken zu lassen ist sehr kostspielig und es nützt die weitläuftige Mittheilung jeder Kleinigkeit den Lesern sehr wenig, jedenfalls im Verhältniss zu dem Preise des Buchs nicht genug. Dabei muss der Verein immer noch sehr grosse Opfer bringen, da die Vereins- verhandlungen sehr selten von Nichtmit- gliedern gekauft werden. Dieses ein- sehend hat selbst der erste, bedeutend- ste Verein Deutschlands, der ‚Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staaten“ seit 1860 die Herausgabe seiner Ver- handlungen eingestellt und Dr. Koch’s „Wochenschrift für Gärtnerei‘ ete., als amtliches Organ angenommen , obschon bis jetzt, mit Ausnahme der Berichte über die grosse Gesammtausstellung im October 1860 kaum mehr vom Verein mitgetheilt wurde, als in den alten Jahr- gängen, wo nebenbei noch die Verhand- lungen erschienen. Länger schon er- klärt sich die von A. Courtin gegrün- dete, gegenwärtig unter anderer Redac- tion erscheinende „„lIllustrirte Garten- zeitung“ als herausgegeben von der Gartenbaugesellschaft Flora in Stuttgart, aber nach dem Inhalt dieser Zeitschrift zu urtheilen, muss jere Gesellschaft sehr wortkarg verhandeln. Ferner erklärte sich der von Th.Rümp- ler herausgegebene Erfurter Generalan- zeiger für das Organ des „Leipziger Gärtnervereins“ brachte auch einmal einige Mittheilungen, aber damit war auch die Sache zu Ende, Endlich ist auch die Gartenflora in amtliche Be- ziehung zu dem in St. Petersburg ge- gründeten und so wunderbar schnell ge- diehenen Gartenbauverein getreten. Was die blossen Jahresberichte an- belangt, so sind sie jedenfalls für den Verein nothwendig, aber wenn sie nicht ein Buch werden und für den Verein dieselben pecuniären Nachtheile haben sollen, wie Verhandlungsmittheilung, 80 können sie nur wenig Belehrendes ent- halten. In Bezug auf Reichhaltigkeit zeichnen sich unter diesen Jahresberich- ten unter anderen die der Schlesischen Gesellschaft in Breslau, die der Gesell- schaft „Flora“ in Frankfurt a. M., die des Schleswig-Holstein’schen Vereins in Kiel und des Thüringischen Gartenbau- vereins in Gotha aus. Möglich , dass andere Gesellschaften, deren Annalen mir unbekannt geblieben sind, dieselbe Beachtung verdienen. Die Jahresberichte der Vereine kön- nen aus den angeführten Ursachen we- nig zu allgemeiner Belehrung beitragen. Die Mittheilungen der Verhandlungen gehen ein, und so bleibt der reiche Schatz von Erfahrungen, welcher in je- I. Originalabhandlungen. dem Vereine niedergelegt wird, im Dunkel der Akten verschlossen, selbst den abwesen- den Mitgliedern so gut wie unzugänglich. Dagegen gibt es nur zwei Mittel, ent- weder dass sich jeder Gartenbauverein an eine der bestehenden Zeitschriften anschliesst und der Redaction das vom Vorstand ausgewählte Material zur Be- nutzung übergibt, oder zweitens, dass eine unternehmende Buchhandlung eine neue Zeitschrift, vielleicht eine Viertel- jahrsschrift gründet, welche das Organ aller Gartenbauvereine wird, welche sich anschliessen wollen. Wel- ches der bessere Weg sei, lässt sich nicht behaupten. ImInteresse der Vereine sind wohl beide gleich, zur allgemeinen Be- lehrung ist die letztere Art der Veröf- fentlichung zweckmässiger. Dass die Zeitschriften, welche sich bisher an eine Gartenzeitung anschlossen, nicht mehr aus dem Schoosse des betreffenden Vereines brachten, ist kein Beweis, dass dieses nicht der Fall sein könne und werde, wenn sich die Vorstände und Schriftführer der Vereine bemühen, das werthvolle Material zu sammeln und die Redactionen es rechtzeitig zu be- nutzen. Jeder Verein könnte dann auf eine Anzahl Exemplare subscribiren oder es sonst nach seinem Gutdünken einrichten. Dadurch würde den Zeitschriften reiches Material zugeführt, woran es jetzt mancher zu fehlen scheint. Noch nützlicher und interessanter würde aber die Ausführung der zweiten 163 Idee sein. Alle Gartenbauvereine wür- den dadurch in einem leicht übersichtli- chen periodisch erscheinenden Buche der Vortheile jedes einzelnen theilhaf- tig, und wahrscheinlich würde das Un- ternehmen sich so gut erhalten , dass die Gartenbauvereine für ihre Mitglieder Exemplare zu ermässigten Preisen be- ziehen könnten, die jedenfalls nicht theuerer kämen, als die jetzigen Jahres- berichte. Nebenbei könnte eine solche allgemeine Vereinsschrift in einem An- hange über Veränderungen in Vereinen, Ausstellungen, Berichten, Programme bekannt machen etc. Auf diese Weise entstünde eine Vereinigung, welche si- cher von grossen Folgen für die He- bung des Vereinswesens seine würde, Wenn ich nicht irre, so ist ein ganz ähnlicher Gedanke schon früher von anderer Seite ausgesprochen wor- den, doch weiss ich nicht mehr von wem, Jedenfalls liegt der Gedanke so nahe, dass man sich wundern müsste, wenn er nicht in mehreren Köpfen zu- gleich entsprungen wäre. — Die Anre- gung zu einer solchen literarischen Ge- meinschaft aller Gartenbauvereine, wel- che in deutscher Sprache verhandeln, müsste jedoch von den Vereinen selbst ausgehen, denn von einem Herausgeber oder Buchhändler ausgehend, würde die Sache vielleicht Vielen als Speculation erscheinen und am Misstrauen scheitern. (Jäger.) 4) Kranke Pfianzen, Wie oft wird die Frage, wie eine | freund gestellt. Uns veranlasst diesmal kränkelnde Pflanze herzustellen sei, an |ein Artikel der Berliner Wochenschrift den Gärtner und intelligenten Garten- |zur folgenden Besprechung, In jenem 164 Artikel wird erzählt, dass an einen Fachmann die Frage gestellt ward, wie kränkelnde und kranke Citronenbäume, deren Blätter theils schwarz wurden und abfielen, ohne dass die Bäume Vegeta- tion zeigten , wieder hergestellt werden könnten. Der Befragte, der allerdings von den wichtigsten Regeln der Pflan- zencultur kaum eine Ahnung gehabt zu haben scheint, gab als Mittel einen Guss an, der aus 1 Eimer Blut, 1 Eimer Wasser, 2 Pfd. Salz, 8 Quart Tauben- und Hühnermist und Russ angesetzt werden soll, und nachdem er 8 — 10 Tage gestanden, den Bäumen binnen 10 — 12 Tagen zweimal gegeben wer- den müsse, Die Folge dieses Mittels war natürlich vollständiges Werfen der Blätter und gänzlicher Krankheitszustand der Bäume. Herr Hofgärtner K. Fintelmann, der diesen Fall begutachtete, antworiete ganz ähnliches, was der Referent schon so oft, wenn er Liebhaber solche Mittel anwenden sah, geantwortet hat, — ob man nämlich einem an gestörter Ver- dauung leidenden Patienten — fette Speisen im Uebermaass als Heilungsmit- tel verordne ? Der Orangenbaum ist einer von den- jenigen Culturpflanzen unserer Gärtne- reien, dessen kräftige Natur oft selbst der widersinnigsten Behandlung lange widersteht ohne zu siechen. An ihm sind ähnliche Experimente oft gemacht worden und doch hat dieser zähe Baum Jahrzehnte solcher unsinnigen Behand- lung widerstehen können, bis es endlich gelang, denselben gänzlich zu tödten. Dem Unterzeichneten sind speecielle Fälle bekannt, wo die schönsten Oran- gerien, die lange die Freude und den Stolz mancher Stadt bildeten, auf diese Weise gänzlich ruinirt wurden. — Die Gärtner, Leute aus der alten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Zeit, hatten früher nur ihren Orangen- baum behandelt. Die Masse der ein- strömenden neuen Pflanzen, die vielen Culturregeln, die neuere Düngerlehre verwirrten sie. Sie gaben dem Orangen- baum in Folge dessen eine zu sehr mit Dünger versetzte Erde und wendeten ausserdem noch Dunggüsse an. Der unsinnige bei allen Gärtnern verbreitete Grundsatz bei der Cultur des Orangen- baums, die Krone in Feuer, der Ballen in Wasser, that das Uebrige. Dungguss und Wasserguss ward vermehrt und der Baum ward kränker. Weitere Kreise nahmen am Verfall der Orangerie theil. Der arme Gärtner war aus dem Geleise gebracht, er wusste sich nicht mehr zu helfen, tappte neben all den gegebenen Rathschlägen im Finstern. Die Herren hinterm grünen Tisch fingen an und gaben auch ihre Räthe und Befehle, ob- gleich sie noch viel weniger davon ver- standen. Auch sie mochten wohl den Spruch des Landsmannes vernommen haben. Mist geht über List. Da es nun mit der letzteren aus war, ward der erstere probirt und die ganze Dün- gerlehre in den kräftigsten Mitteln an dem armen, in seinen Verdauungs- und Aufnahmsorganen schwer krankem Oran- genbaum probirt. Jede andere Pflanze würde sofort ihr Testament gemacht ha- ben, aber der zähe Orangenbaum wider- stand oft noch Jahre lang allen diesen, in solchem Zustande gleich Gift wirken- den Mitteln. Der Orangenbaum wird in einer leh- migen, lockern, mit Humus versetzten Erde, der auch wenig verotteter Kuh- dünger bei gesunden Bäumen zugemischt werden kann, am besten gedeihen. Wenn er begossen wird, dann soll er so be- gossen werden, dass der Ballen durch und durch feucht wird. Wo der Ballen | sehr trocken war, kann dies durch mehr- I. Originalabhandlungen. maliges Giessen nach einander und mit- telst einzelner Löcher, die man in den Ballen macht, geschehen. Das Begies- sen selbst, soll aber nie früher stattfin- den, als bis der Ballen wieder trocken ist. Zu häufiges Begiessen, welches den Ballen in steter Feuchtigkeit erhält, wird dem Orangenbaum ebensowohl schäd- . lich wie allen andern Pflanzen, die nicht wie Sumpf- und Wasserpflanzen stete Feuchtigkeit lieben. In Folge solcher beständiger Feuchtigkeit kann die Luft den Ballen nicht mehr so durchdringen, wie dies für die Erhaltung und Bedürf- nisse der jungen Wurzeln nothwendig ist, welche ihre Nahrung nur unter Einfluss der atmosphärischen Luft zu sich nehmen können, da es der Sauerstoff derselben ist, der alle chemischen Processe, also auch die Umbildung des Bodens in Pflanzennahrung einleitet. Es würde zu weit führen, wollten wir dies hier näher begründen, das Ein- lässlichere hierüber findet sich im er- sten Theile unseres Allgemeinen Gar- tenbuchs, auf welches wir hierbei un- sere Leser verweisen. Die Folge solcher beständiger Feuch- tigkeit ist Absterben der jüngsten zar- ten Wurzelspitzen , welches um so schneller eintritt, je reicher der Boden an Dungstoffen ist und je weniger ein gut unterhaltener Wasserabzug das Ab- laufen des überflüssigen Wassers und das Nachdringen der der Pflanze so nothwendigen Luft ermöglicht. Daher werden z. B. in Blumentöpfen mit klei- nen Abzugslöchern und wo nicht durch Unterlage von Scherben für gute Unter- haltung des Abzugs des Wassers ge- sorgt ist, die in den Topfballen eindrin- genden Regenwürmer oft so schädlich, indem sie dieErde fest und klossig ma- chen und die Abzugslöcher der Töpfe verstopfen. — 165 Auch durch zu starke Trockenheit bei heissem und sonnigem Wetter, na- mentlich da wo die Gefässe, in denen die Pflanzen stehen, unmittelbar von der Sonne getroffen werden, können die jüngsten Wurzelspitzen verderben. — Sobald aber diese verdorben, ist auch die Pflanze gerade der Organe beraubt, welche die Aufnahme von Nahrung ver- mitteln und es kann solche nur in zu geringer Menge im Pflanzenkörper auf- steigen. Aufhören der Vegetation, Ver- gelben der Blätter, Verkümmerung der jungen Triebe oder auch der Fall der Blätter sind die Folge. Eine fernere Folge besteht darin, ‘dass die dem Ballen der Pflanze ge- reichte Feuchtigkeit noch viel langsamer als zuvor verbraucht wird. Vermehrte Wassergaben oder gar Güsse mit kräfti- gen Dunggüssen müssen den Krankheits- zustand natürlich noch vermehren , denn es fehlt der Pflanze an den Organen zur Aufnahme, und in Folge der Kränk- lichkeit der Blätter und jungen Triebe auch an Organen zur Verarbeitung des aufgenommenen rohen Nahrungssaftes. Je concentrirtere Nahrung in solchem Zustande der Pflanze geboten wird, je mehr muss die Erkrankung zunehmen, da diese gerade die aufnehmenden und verarbeitenden Organe am meisten afi- eirt hat. — Die Herstellung kranker Pflanzen dieser Art kann nur durch Entfernung der Ursachen, welche die Krankheit be- dingt, ermöglicht werden. Dieses ge- schieht entweder durch Verpflanzen oder auch nur durch rationellere Behandlung. Im ersteren Falle wird die Erde rings um den Ballen soweit vorsichtig entfernt, als die Wurzeln verdorben sind und diese mit einem scharfen Messer bis auf die gesunden Wurzeln zurückgeschnit- ten. Man pflanzt darauf die Pflanze in 166 ein Gefäss, welches den Wurzeln nur gerade so viel Raum gibt als diese be- dürfen, so dass sie ringsum noch mit Erde umgeben werden können. Da es Aufgabe ist, wie beim verdorbenen Ma- gen, durch eine Hungerkur die Pflanze zur Bildung neuer gesunder Wurzeln zu veranlassen, so wählt man zum Ver- pflanzen eine durchaus dungfreie,, stark mit Sand versetzte leichtere Erde, als man bei der Cultur der gleichen Pilan- zen-Arten im gesunden Zustande anwen- det, gibt starke Unterlage von Scherben oder Kohlen und begiesst sehr vorsich- tig, aber immer, wenn dies geschieht, so dass der Ballen durch und durch jeucht wird. Erst nachdem sich eine kräftige Bewurzelung wieder eingestellt und die kranke Pflanze neue gesunde Triebe gebildet hat, kann dieselbe wie- der in grössere Gefässe und in die ge- wöhnliche ihr zusagende Erdmischung gesetzt werden. Bei Orangenbäumen ist diese Art der Herstellung eine der geeignetsten, wobei, wenn die Wurzeln bedeutend gelitten haben , auch ein entsprechendes Zurückschneiden oder Auslichten der Krone und ein Standort bei höheren Wärmegraden zugleich mit angewendet wird; bei stark kranken Orangenbäumen kann man sogar die Erde aus dem Bal- len ganz abschütteln oder auswaschen und nach dem Zurückschneiden bis in’s gesunde Holz die stärksten Wurzeln mit Baumwachs verkleben und darauf zwi- schen die Wurzeln Kohle und Sand mit leichter Lauberde vermischt, einbrin- gen. — Viele andere Pflanzen sind aber im erkrankten Zustande gegen ein Verpflan- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zen und Zurückschneiden bis ins ge- sunde Holz der kranken Wurzeln em- pfindlich. Bei solchen untersucht man den Ballen, gibt von unten neue Unter- lage von Scherben und Sand, um bes- seren Abzug herzustellen und gibt dann einen Guss mit Wasser, das bis auf 600R. erwärmt ist. Hierdurch werden aus dem Boden die schädlichen Säuren , die sich in solchem gebildet haben, entfernt, Die fernere Behandlung besteht in sehr vor- sichtigem Begiessen, welches nicht eher erfolgen darf, als bis man sich von der hinlänglichen Trockenheit des Ballens gehörig überzeugt hat. Sobald unter solcher Behandlung die kranke Pflanze neue Wurzeln zu bilden beginnt und auch ein neuer gesunder Trieb sich zeigt, kann man die Aeste auf gesunde junge Triebe zurückschneiden, sofern es nicht Pflanzen sind, die überhaupt gegen Beschneiden empfindlich sind. — Indem wir schliesslich noch auf den Orangenbaum zurückkommen , wird man sich immer besser dabei befinden und viel seltener in den Fall kommen, kranke Bäume zu haben, wenn man demselben unter dieErde gar keinen Dünger mischt, sondern nur zur Zeit der kräftigen Ve- getation von Zeit zu Zeit einen nahr- haften Dungguss gibt. Der grosse Vor- theil liegt dabei darin, dass man dem Baume nur dann die kräftigere Nahrung reicht, wenn er diese zur Bildung sei- ner Triebe und Reife seiner Früchte be- darf, während unter die Erde gemisch- ter Dünger zur Zeit des Winters bei nnvorsichtigem Begiessen die Wurzel- fäule viel eher bedingt, als wenn solcher nicht untermischt wäre. — (E. R.) I. Originalabhandlungen, 167 5) Ueber die Veränderlichkeit der Pflanzenarten und die ®. &: natürlichen Systeme, Die Ueberzeugung, dass die Pflan- zenarten nicht selbstständig erschaffen, sondern sich allmälig aus einander ent- wickelt haben, gewinnt immer mehr und mehr Ueberhand in der Wissenschaft und wenn den Bestrebungen eines Dar- win (Ueber die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich ete., über- setzt von Dr. Brown. Stuttgart 1860) noch mehrere Andere mit derselben Ausdauer und Consequenz sich anschlies- sen werden, so kann man wohl über- zeugt sein, dass die Meinung von der Selbstständigkeit der Arten bald nicht mehr die herrschende sein wird. Der Nutzen, den die Botanik davon ha- ben wird, ist wohl leicht einzusehen und hier der Beweis. Es ist wohl kaum zu leugnen, dass das Heer der Botaniker heutzutage in zwei Feldiager getheilt ist, die, wenn nicht gerade feindlich ge- gen einander gesinnt, so doch lange nicht die Uebereinstimmung in ihren Bestrebungen und die Sympathie für einander an den Tag legen, die man gerechter Weise von den Gliedern ei- nes Heeres, die denselben Zwecken zu dienen vorgeben, erwarten sollte. Ich meine die Systematiker auf der einen, und die Physiologen und Anatomen auf der andern Seite. Die Letzteren sehen mit Bedauern so viele Kräfte nur damit beschäftigt, zu den hunderttausenden von Pflanzenarten immer noch neue Na- men hinzufügen, ohne dass die Wissen- schaft davon wesentlichen Nutzen zieht und versäumen das Studium der Pflan- zenformen, Die Systematiker glauben wieder nur, sie treiben wirklich Bota- nik und es sei verzeihlicher, in der Phy- siologie und Anatomie wenig bewandert zu sein, als diese oder jene Pflanze nicht zu kennen. Kann in einer Wissenschaft, die in ihren einzelnen Theilen den rich- tigen Weg verfolgt, jemals eine solche Trennung in 2 solche Heerlager stattfin- den? Darauf ist offenbar nur ein Nein! zu antworten, und wenn eine solche Trennung eingetreten ist, eine Trennung, bei der so wenig nothwendiger Zusam- menhang zwischen den einzelnen Thei- len derselben Wissenschaft stattfindet, so ist das wohl ein sicherer Beweis da- für, dass entweder alle Theile oder ein- zelne Theile der Wissenschaft einer falschen Richtung folgen. Es muss also auch in der Botanik entweder die Sy- stematik, oder die Anatomie und Physio- logie oder endlich beide falsche Rich- tungen befolgen, Der Fehler liegt haupt- sächlich an der Systematik, indem die Annahme der Selbstständigkeit der Ar- ten eine unnatürliche ist, in Folge des- sen die Systeme auf keiner natürlichen Grundlage basiren, auch unnatürlich sind und in keinem natürlichen Verhält- nisse zu der Anatomie und Physiologie stehen. Der Grund liegt also meiner Meinung nach in der Unnatürlichkeit un- serer jetzigen sogenannten natürlichen Systeme. Ich will nun suchen, das Ge- sagte weiter auszuführen. Man nimmt allgemein an, dass die Pflanzenarten selbstständig erschienen sind. Dieses Erscheinen konnte nur auf zweierlei Weise geschehen: 1) entweder sind sie durch die Allmacht des Schöpfers in's Leben gerufen, oder 2) sind sie durch die Naturkräfte entstanden. Lässt man das erste zu, so hat man zugleich an- 168 nehmen müssen, dass die Pflanzen keine Naturkörper sind, sondern Wunder, dass also auch alles in ihnen Vorgehende durch die Allmacht des Schöpfers, nicht durch die Naturkräfte bedingt wird, und dass nur eine scheinbare Abhängigkeit der Pflanze von den Naturkrälten statt- findet, dass es mit einem Worte eine Täuschung ist, dass wir die Pflanzen als Naturkörper ansehen. Jedoch die Ueberzeugung dessen, dass die Pflanzen wirkliche Naturkörper sind, ist so stark und ihre Abhängigkeit von den Natur- kräften so überzeugend, dass wir sie wohl nothwendig als Naturproducte an- sehen müssen, d. h. wir müssen nur gestehen, dass sie nicht Wunderdinge sind, dass sie nicht durch die unmittel- bare Allmacht des Schöpfers in’s Leben gerufen sind. Es bleibt uns also nichts Anderes übrig, als anzunehmen, dass die verschiedenen Pflanzenformen durch die Naturkräfte entstanden sind. Hier sind nun abermals 2 Wege denkbar, nämlich entweder ist jede Pflanzenform selbst- ständig, d. h. unmittelbar durch die Na- turkräfte gebildet, oder sie haben sich allmälig aus einfacheren Formen her- vorgebildet. Das Erstere ist zu verwer- fen, denn die Annahme, dass z. B. die Birke schon gleich als solche aus den Bestandtheilen unserer Erdrinde gebildet worden sei, widerspricht der strengen stufenweisen Ausbildung, die wir überall in der Natur beobachten, denn es wäre gewiss ein ungeheurer Sprung, aus den todten Bestandtheilen gleich einen so zusammengesetzten Organismus zu bil- den. Es bleibt uns also nichts Anderes übrig, als eine allmälige Umbildung der Organismen anzunehmen, d. h. anzu- nehmen, dass aus den unorganischen Bestandtheilen der Erde unter Bedin- gungen, die vollkommen naturgemäss, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. uns aber noch unbekannt sind , organi- sche Verbindungen entstehen, die sich endlich organisiren, d. h. eine Selbst- ständigkeit in der Entwickelung erlan- gen, die ihnen zugleich die Möglichkeit der Vermehrung verschaffte; — dass ferner in Folge der sich allmälig än- dernden äusseren Einflüsse diese einfach organisirten Körper sich änderten, sich allmälig differenzirten und endlich sich zu denjenigen Pflanzenformen ausgebil- det haben, die die Erdrinde in früheren Perioden und auch jetzt noch bedecken. Dass die scharfen Grenzen, die wir in der Natur als vorhanden annehmen, nur die Folge unserer geringen Kenntnisse sind, ersieht man schon daraus, dass diese Grenzen, je mehr wir die Natur erkennen, immer mehr und mehr schwin- den, und die Mehrzahl der Naturfor- forscher theilt wohl mit Schleiden (Grundz. d. w. Bot. 1842, Einleitung p. 24) die Ueberzeugung, dass mit der Zeit alle Scheidewände schwinden werden und die Natur in herrlicher Einheit er- kannt werden wird. Die Lehre von der Veränderlichkeit der Pflanzenart ist nicht neu; das Be- dürfniss dieser Lehre ist schon lange gefühlt worden, dass sie aber so schwer Eingang findet, darin ist der Grund so- wohl hauptsächlich in der für den Men- schen zur zweiten Natur werdenden Gewohnheit, als auch zum Theil in den falsch verstandenen dogmatischen Leh- ren zu suchen; aber zum Theil liegt die Schuld an den Verfechtern der Verän- derlichkeit der Arten selbst, indem sie diese Lehre durch oberflächliche und falsche Beobachtungen unterstützten, wie es z.B. die Behauptungen von der Um- änderung der einen jetzt lebenden Art in eine andere der jetzt ebenfalls lebenden Ar- ten ist. Da solche Behauptungen natürlich I. Originalabhandlungen. bald widerlegt wurden, so verlor auch jedesmal die Lehre von der Veränder- lichkeit der Arten an Werth. Nun woll- ten aber die Widerleger in ihren Be- obachtungen den Beweis für die Bestän- digkeit der Art sehen, was offenbar ein zu rascher Schluss ist. Ich kann mich nicht rühmen, viel beobachtet zu haben, und kann daher zu den von Dar- win gegebenen Beweisen nur einige all- gemeine Betrachtungen zufügen, die vielleicht nicht ganz ohne Werth sind und die von Darwin unberührt geblie- ben sind. Als Hauptbeweise gegen die Veränderlichkeit der Arten, gegen die Umbildung der älteren Formen in die nun lebenden führt man hauptsächlich folgende zwei Gründe ar: 1) es sind nicht alle Uebergangsformen aufgefun- den und 2) die Pflanzen haben sich während der historischen Epoche nicht verändert. Als Widerlegung des ersten Punktes führt Darwin an, dass unsere paläontologischen Kenntnisse noch höchst unbedeutend sind, und dass der grösste Theil der organischen Körper zerstört worden ist. Diese zwei Gründe sind gewiss von grosser Bedeutung, es liesse sich jedoch noch ein dritter Grund an- führen , der vielleicht von noch grösse- rem Werthe ist, der uns sogar die Ueberzeugung aufdrängt, dass wir wohl schwerlich jemals alle Uebergänge von der einen Art zu der aus ihr entstande- nen späteren Art finden werden. Der Grund ist namentlich der, dass die Uebergänge von der einen Art zur an- dern im Verhältniss zur Dauer einer Art verschwindend kurz ist. Dieses gründet sich auf die Bildung der Varie- täten. Eine wilde Pflanze in unsere Gär- ten gebracht und einer von den ur- sprünglichen Verhältnissen abweichen- den Cultur unterworfen, fängt bald an zu variüren, ändert sich, unter denselben 169 Verhältnissen gezogen, ziemlich rasch bis zu einem bestimmten Grade und wird darauf in dieser neuen Form sta- bil. Dasselbe musste auch in der freien Natur vor sich gehen, d. h. bei verän- derten äusseren Einflüssen fing die Art an zu variiren, erlangte eine neue Form, und da die Verhältnisse während einer langen Epoche anbielten, so hielt sich auch die neu erlangte Form. Dass die verhältnissmässig rasch auf einander folgenden Variationen der Form, ihrer kurzen Dauer wegen nicht in die Erd- schichten gelangten , wird wohl schwer- lich Jemanden wundern. Was die Stabilität der Pflanzenformen während der historischen Zeit anbe- langt, so ist damit nichts Anderes be- wiesen, als dass sie sich während die- ser Zeit nicht verändert haben, aber daraus folgt nicht, dass sie sich nicht verändern können. Auch ist dieser Be- weis in anderer Beziehung nicht stich- haltig. Dass sich die Pflanzen unter neuen Verhältnissen ändern , ist allge- mein bekannt. Ihre Stabilität ist also gar nicht so gross. Es lässt sich aber auch der unmittelbare Beweis führen, dass die Art sich wirklich so weit än- dern kann, dass wir sie nach den herr- schenden Prineipien nicht nur für eine neue Art, sondern sogar für eine neue Gattung anerkennen müssten. Dieser Beweis liegt in den Monstrositäten , die uns zugleich beweisen, wie wenig wir noch von den Gesetzen der organischen Natur kennen, und wie sehr die Pflanze zu Abänderungen geneigt ist. Wir fin- den z. B. eine Pflanze, die statt einer unregelmässigen Blume eine regelmäs- sige erzeugt, und dass zwar an Pflan- zen, die sonst normale Bildungen her- vorbrachten oder bei denen unter nor- malen solche oder ähnliche unnormale, monströse Bildungen eingestreut sind. 170 Bei diesen monströsen Bildungen ent- spricht nicht selten die Monstrosität der einen Pflanze dem normalen Zustande einer anderen. Solche Fälle sind gewiss höchst schlagende Beweise für die Mög- lichkeit der Abänderungen. Als ferneren Beweis gegen die Ver- änderlichkeit der Art führt man an, dass auch jetzt noch neben den vollkomme- nen Organismen die einfachsten exi- stiren und da fragt es sich, warum haben sie sich nicht auch zu vollstän- digeren ausgebildet, oder sind sie später von Neuem entstanden ? Dieser Umstand ist jedoch kein Gegenbeweis, sondern nur ein Umstand, der untersucht wer- den muss und der auf eine Lösung harrt. Hier erlaube ich mir nur Fol- gendes zu bemerken: Erstens ist es gar keine Nothwendigkeit, dass sich alle Or- ganismen ändern, indem ein Theil mög- licherweise in Verhältnisse gerieth, die eine Umänderung bedingte, ein anderer aber unter Verhältnissen sich weiter entwickelte, die keine Umänderungen bedingten; da wir ja gar nicht wissen und selbst gar nicht zu erfahren gesucht haben, wie sich dieBedingungen ändern sollen , damit dieses oder jenes Resultat erzielt werden solle. Zweitens ist eine Generatio spontanea durchaus nicht wi- derlegt, obgleich ihr Vorhandensein auch nicht bewiesen ist, denn dass in gekochtem Wasser, bei Luftabschluss und sonst unnatürlichen Verhältnissen kein Organismus entsteht, ist offenbar kein Beweis. Wir müssen uns gestehen, dass wir hier im Dunkeln tappen und daher sowohl mit dem Ja als mit dem Nein vorsichtig sein müssen. Für die Veränderlichkeit der Arten und für ihre Abstammung von einfache- ren Organismen spricht noch Folgen- des: Sehen wir uns in der organischen Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Natur um, so finden wir überall in der Entwickelung der verschiedensten Theile eine überraschende Gleichartigkeit des Entstehens und je mehr wir die Natur kennen gelernt haben, desto mehr haben wir uns davon überzeugt, dass die ver- schiedensten Organe ursprünglich eine gleichförmige Entstehung darbieten. So hatte man früher Gefässe und Zellen als ganz verschiedene Elementarorgane angesehen; das Studium der Entwicke- lungsgeschiehte hat aber gezeigt, dass es nur Zellen gibt, die sich dann auf’s Verschiedenartigste umbilden. Ganz das- selbe gilt auch von den zusammenge- setzten Organen. Dem Genie Göthe’s gelang es zu zeigen, dass der Kelch, die Blumenkrone, die Staubgefässe und der Fruchtknoten nicht von Grund aus verschiedene Organe sind, sondern ihrer verschiedenen Form ungeachtet doch nur Modificationen eines einzigen Grund- organes, namentlich des Blattes sind, Später wurde auch die scharfe Grenze . zwischen den zusammengesetzten Orga- nen: der Wurzel, dem Stengel und dem Blatte immer mehr und mehr verwischt und ihre Gleichförmigkeit der Entsteh- ung nach bewiesen. Das, was für die Elementarorgene und für die zusam- mengesetzten Organe Geltung hat, hat wohl auch höchst wahrscheinlich für die ganze Pflanze Geltung, da sie ja selbst nur aus diesen Bestandtheilen zusam- mengesetzt ist, d. h. auch die verschie- denen Pflanzenformen haben keine scharfe Grenzen, sondern fliessen inein- ander durch die Grundformen, aus wel- chen sie entstanden. Ich halte die Lehre von der Verän- derlichkeit der Arten als eine, ihrer Ju-. gend nach sehr gut begründete Lehre, da für sie auch positive Beweise spre- chen, während die Beständigkeit der Ar- I. Originalabhandlungen. 171 ten nur durch negative Beweise gestützt | reifen Frucht, des reifen Samens und end- werden kann. Nimmt man nun die Veränderlich- keit der Arten an, so muss man sich wohl gestehen , dass unsere Pflanzensy- steme nichts weniger als natürlich sind, ja dass sie, was die Principien ihrer Con- struction anbelangt, von dem künstlichen Linndischen Systeme hauptsächlich nur quantitativ unterschieden sind, dass sie also auch künstlich sind , nur in gerin- gerem Grade, als das Linneische System, da ihr Zweck die Erkenntniss der na- türlichen Verwandtschaft ist. Jedoch nicht der Zweck, sondern nur die bei der Construction des Systems leitenden Principien bestimmen den Grad der Na- türlichkeit und da das Pflanzenreich, wie es Nägeli (Die Bewegung im Pflan- zenreich, Leipzig 1860) so überzeugend und klar dargelegt hat, nicht stabil, son- dern in beständiger Bewegung, in be- ständigem Fortschreiten begriffen ist, so muss diese wesentliche Eigenschaft auch in dem Systeme, das Anspruch auf Natürlichkeit machen will, ausge- prägt sein, Linne baute sein System auf, in- dem er die Befruchtungsorgane mit ein- ander verglich, er gründete sein System also auf dem Vergleiche zweier Organe in ihrem ausgebildeten Zustande. Worauf gründen sich nun unsere sogenannten natürlichen Systeme ? — ebenfalls auf dem Vergleiche schon fertiger Organe und der ganze Unterschied besteht da- rin, dass man nicht zwei Organe, nicht Staubfäden und Fruchtknoten allein, son- dern noch die Frucht, den Samen, den Stengel, das Blatt und die Wurzel zu Hilfe nimmt und dann noch einige we- nige Momente aus der Entwickelungs- geschichte als Knospenlage, den Bau des unbefruchtetenOvariums und des un- befruchteten Eichens,, dann den Ban der lich das Aufspringen der Früchte hinzufügt, Diese Momente der Entwickelungs- geschichte bilden aber einen sehr un- tergeordneten Theil in der Systematik und diese wenigen Momente sind es, durch welche unsere sogenannten na- türlichen Systeme den Uebergang von den rein künstlichen zu den wirklich natürlichen Systemen bilden. In einem _ natürlichen Systeme müsste die Ent- wickelung die Grundlage bilden und die Beschreibung der fertigen Theile würde natürlich auch als der Abschluss der Entwickelung nicht unberücksichtigt blei- ben können. Nur in diesem Falle, d.h. wenn man das System auf der Ent- wickelungsgesichte , auf dem Einflusse der äusseren Verhältnisse, auf den Or- ganismus gründet, d. h. wenn man nicht einen bestimmten Moment der Entwickelung, in welchem man sich die Pflanze als im Zustande der Ruhe denkt, sondern die aufeinanderfolgenden Momente der Entwickelung, d. h. die Pflanze in Bewegung, zur Grundlage nimmt, nur dann wird man ein natürli- ches System erzielen können, d. h. na- türlich, sofern ein System natürlich sein kann. Schleiden (Grundz. 1842, Einlei- tung p. 100 fgde.) weist schon auf die- sen Mangel unserer s. g. natürlichen Systeme hin, jedoch ist es mit der Ent- wicklungsgeschichte der Pflanze nicht abgemacht, es muss; wasSchleiden über- sehen hat, noch die Entwiekelungsge- schichte der Art hinzukommen, d.h. ein natürliches System kann nur auf der Entwickelungsgeschichte des ganzen Pflanzenreiches basirt sein, da das ganze Pflanzenreich ein zusammenhängendes Ganzes Jarstellt und die einzelnen Pflan- zen und Pflanzenarten nur als Momente der Entwickelung des Pflanzenreiches anzusehen sind, d.h. die Entwickelungs- 172 geschichte der Pflanze ist im Verhält- niss zur Entwickelungsgeschichte des ganzen Pflanzenreichs ungefähr dasselbe, was die Beschreibung der fertigen Pflanze zur Beschreibung der Entwickelungsge- schichte dieser Pflanze ist. Wenn wir also das System auf der Entwiekelungs- geschichte der Pflanze gründen, so kä- men wir wohl um einen bedeutenden Schritt weiter, werden aber doch noch nicht am Ziele sein. Ist das System auf der Entwicke- lungsgeschichte gegründet, dann wird auch keine scharfe Grenze zwischen Sy- stematiker und Physiologen existiren, es werden dann die Anhänger der beiden Heerlager sich brüderlich die Hand rei- chen und gemeinsam an der Wissenschaft arbeiten. Eine neue Pflanze wird dann nicht mehr eine ohne Zusammenhang mit den übrigen Pflanzen dastehende Bildung sein, sondern ein nothwendiges Glied der Kette. Der Physiolog wird die neue Species nicht mehr als unnützen Ballast betrachten und der Systematiker wird sich gestehen, dass er mit der Be- schreibung der neuen Form uur den geringsten Theil der Arbeit gethan hat, dass ihm noch die Entstehung dieser Form und ihre künfligen Umänderun- gen, also das Interessanteste und Wich- tigste unbekannt geblieben ist, dass noch die physiologischen Eigenschaf- ten und die Entwickelungsgeschichte der neuen Species zu erkennen sind. Den Systematikern graut es vor einer Veränderlichkeit der Art, sie fühlen, dass ihr künstlich aufgebautes System mit seiner vermeintlichen Vollkommen- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. heit, ihr System, an das sie sich so sehr gewöhnt haben, an Bedeutung ver- liert, dass sie sich an eine neue Ord- nung werden gewöhnen müssen und, was die Hauptsache ist, sie befürchten, dass in Folge der Annahme der Verän- derlichkeit der Pflanzenarten eine solche Revolution in der Wissenschaft entstehen muss, dass die Species ihre bis jetzt ge- habte feste Grundlage verlieren wird, dass ein solches Chaos entstehen muss, das man nicht wird bewältigen können. Die Befürchtungen sind wohl hauptsäch- lich durch die Gewohnheit, die dem Menschen zur zweiten Natur wird, be- dingt, auch sind sie ungegründet, Etwas Arbeit wird wohl in Folge einer ähnli- chen Umwälzung nöthig sein, aber es wird ja nicht der einzelne Mann, son- dern der Mensch während seines Be- stehens auf der Erde wohl Zeit finden, etwas Neues aufzubauen. Auch wird der Begriff von Species und Gattung, der so zweckmässig und auch gut be- gründet ist, wohl nie verkannt werden, auch wird das künstliche System nie an Bedeutung verlieren, man wird es nur nicht überschätzen und sich nicht in die süsse Ueberzeugung einwiegen, dass man das natürliche System schon besitze *). (H. Zabel.) *) Wir werden diesen Artikel, der die Pflanzenart vom Standpunkt des Physiologen auffasst , später in einem besondern Artikel beantworten. _ (E. R.) —n & A ED ed EL @ Tan Weseudal: I. Originalabhandlungen. 173 6) Neue Pfianzen des Petersburger Botanischen Gartens. a) Pachira macrocarpa Hook. Bom- baceae. P. ınacrocarpa et longifolia Hook. Bot. Masaz,. tab. 4549. P. macıro- carpa Hook. Fl. des serres tab, 620. Carolinea macrocarpa Cham. et Schlechtd. Linn. VI. pag. 423. C. Hort. Germ. fastuosa Ein Warmhausstrauch aus Mexico, der unter den schönen, zu Carolinea und Pachira gehörenden Arten am meisten empfohlen zu werden verdient, weil seine schönen fingerförmig zusammengesetzten Blätter den Winter nicht abfallen und so diese Pflanze das ganze Jahr hin- durch als schöne Decorationspflanze verwendet werden kann, — weil sie fer- ner verhältnissmässig leicht und zwar zuweilen schon an 4 — 6 Fuss hohen Exemplaren ihre mächtigen Blumen ent- wickelt, und weil sie endlich nicht nur leicht im Warmhause, sondern sogar auch im Zimmer gedeiht. Beim Hrn. Luchmanoff in Petersburg sahen wir solche im Zimmer blühend. Das Exemplar , welches gegenwärtig im Kais, Botanischen Garten blüht, er- hielten wir aus Gärten Deutschlands un- ter der Bezeichnung Carolinea fastuosa, einer sehr verschiedenen Art. Die in Rede stehende Pflanze ward wahrscheinlich durch Schiede in den Botanischen Garten zu Berlin eingeführt und von diesem verbreitet, aber in Eng- land zuerst von Hooker abgebildet. Von Hooker’s Beschreibung weicht unsere Pflanze durch leicht buchtigen Kelchsaum und Staubfäden , die kürzer als die Blumenblätter sind, ab. In allen andern Kennzeichen stimmt V. 1861. ‘sern aber sie aber überein und so ziehen wir un- sere Pflanze hierher. Ein Baum, der in seinem Vaterlande eine ansehnliche Höhe erreicht, in unsern Gewächshäu- als verästelter Strauch mit- telst Wegschneidens der Spitze erzogen werden kann. Der gemeinsame Blattstiel trägt 7 — 11 fingerförmig, nach allen Seiten abstehende,, kurz gestielte,, ver- kehrt längliche, zugespitzte, ganzran- dige, kahle, bis 10 Zoll lange und 3 Zoll breite Blättchen, Blumen achselstän- dig gestielt. Kelch ungefähr 1 Zoll lang, röhrig, vorn abgestutzt und leicht buchtig. Blumenblätter 5, länglich - li- near, lederfarben, schwach kurzüilzig, nach innen eingerollt, aufrecht abstehend, ungefähr 9 Zoll lang. Staubfäden zahl- reich, am Grunde in eine Röhre ver- wachsen und nach oben in 5 Bündel gruppirt. Jeder einzelne Staubfaden oben gabelföürmig getheilt und jeder Arm an der Spitze eine lineare Anthere tragend, welche gelblich, während die Staubfä- den selbst, die ungefähr 1 — 2 Zoll kürzer als die Blumenblätter, am Grunde dunkel lederfarben, nach oben blutroth. Blüht im September. Vermehrung durch Stecklinge im Februar und März im Warmbeete. — (E. R.) b) Cynoglossum Haynei Wall. Bor- ragineue. In den Gebirgen Ostindiens und Ne- pals wachsen viele Arten der Gattung Cynoglossum, die wegen ihrer schönen himmelblauen Blumen und der leichten Cultur, als ein- und zweijährige Pflan- zen, auch zum Theil in unsere Gärten eingewandert sind. Am verbreitetsten in dieser Beziehung sind C, furcatum Wall., C. glochidiatum Wall. und C, 14 174 coelestinum Lindl. teren beiden benuizt man häufig zur Bepfianzung kleiner Gruppen im Rasen, welehe zur Zeit der Blüthe einen dicht- geschlossenen, mit Blumen überdeckten Klump bilden. Nicht weniger schön ist das C, Haynei Wall. von glei- chem Wachsthum wie C. glochidiatum, aber mit noch tiefer azurblau gefärbten Blumen. Ausserdem unterscheidet es sich durch längere weichere Bchaarung und durch die Früchtchen, die auf ihrer Scheibe nur kleine Höcker und nur am Rande, die an der Spitze mit kleinen Wiederhaken versehenen dornförmigen Höcker in einer Reihe trägt. Namentlich die letz- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. In mildern Klimaten, wie in Süd- deutschland, säet man den Samen im Herbst in’s freie Land aus. Bei zeitiger Aussaat im Frühling in den Topf, blüht es noch im gleichen Sommer und kann auf diese Weise behandelt, Ende August zur Zierde des Gartens dienen. Bei späterer Aussaat kommt es nicht mehr zur Blüthe, sondern muss dann im Kli- ma von Peterburg und Norddeutschland frostfrei durchwintert werden, um im nächsten Frühling ausgepflanzt zu wer- den. — (E. R.) im Botanical a) Abgebildet Magazine. 1) Centradenia grandifolia Endl. (Plagio- grandifolium Schltdl.); Melastoma- Diese hübsche Melastomacee aus welche sich schnell in den Gärten ward bereits im Jahrgange phyllium ceae. Mexico , verbreitet hat, 1859, pag. 275 näher besprochen. (Taf. 5228.) 2) Tillandsia pulchella Hook. (Pourrelia Surinamensis Hort. Amstel.); Bromeliaceae. — Der Kew-Garten lebende Exemplare dieser hübschen Pflanze als Pourrelia Surina- mensis aus dem botanischen Garlen in Am- sterdam, dieselbe stimmt jedoch ganz mit der von Hooker in seiner „Exolic Flora‘ abge- bildeten Tillandsia pulchella überein, von wel- cher im Glascower Garten Exemplare blühe- ten, welche derselbe vor 16 Jahren aus Tri- nidad erhalten hatte. Sie scheint eine in Westindien und wahrscheinlich auch im Iro- pischen Südamerika häufig vorkommende erhielt | Orchideen. Neue Zierpflanzen. selben Weise bedecken, wie die epiphylischen In Kew wurden manche Arten eingeführt und entweder an Holzklötze be- festigt oder frei an den Sparren eines feuch- ten Warmhauses aufgehängt, sie zeigten wäh- rend 2 — 3 Jahren Lebenszeichen, jedoch selten länger und kamen selten zur Blüthe. Die Pflanze bildet einen Büsehel, stamm- los. Blätter 4 — 6 Zoll lang, ganz pfriem- lich, kaum merklich mit einem schorfigen, weissen Ueberzuge bekleidet, gerinnt, beson- ders gegen die Basis hin. Der die Blüthen- ähre einschliessende Schaft ohngefähr so lang als die Blätter, fast ganz verborgen durch die hübschen, zarten, roihen, dachziegeligen, scheidenarigen Bracteen. Keleh grünlich weiss, Petalen ganz weiss. Siaubfäden ober- halb der Basis eigenthümlich wellenförmig gekräuselt. (Taf. 5229.) 3) Pentagonia Wendlandi Hook. (P, ma- erophylla Wendl.); Rubiaceae. — Unter dem Namen Pentagonia macrophylla Bentbam ward diese schöne Pflanze aus den Königlichen Schmarotzer-Pflanze zu sein, wo manche Ar- | Gärten in Berrenhausen in Kew eingeführt, ten dieser Gattung die Baumslämme in der- da sie jedoch von der richtigen Bentham'- I. Neue Zierpflanzen. schen Pflanze dieses Namens, sowie von den beiden anderen bekannten Species dieser Gattung, P. pinnalifida Seem. und P. Tinagita Seem. sehr verschieden ist, so macht Sir W. Hooker sie zu einer eigenen Art und legt der- selben den Namen ihres Entdeckers bei, des Herrn B. Wendland in Herrenhausen, welcher sie von seiner im Aufirage des Königs von Hannover ausgeführten Reise nach Ceniral- Amerika mitbrachte. Die junge kräftige Pflanze mit ihren dun- kel grünen, grossen Blättern, von denen ei- nige 1!/ Fuss lang sind, bildet eine ange- nehme Erscheinung. Die Blumen sind im Ver- ' gleich zu den prachtvollen grossen Blättern unansehnlich, sie erscheinen büschelweise in den Achseln der oberen Blätter. (Taf. 5230.) 4) Chenopodium purpurascens Jacg. (Ch. Atriplieis L. fil., Ch. puneclulatum Scop., Ch. leucospermum Schrad.}; Chenopodiaceae. — Die einzige unter den vielen Chenopodium- Arten, welche durch die rothe Färbung ihrer Stengel, ihres Blüthenstandes und blüthenstän- digen Blätler werlh ist auf unseren Blumen- beeten einen Plaiz steht dem Chenopodiam Quinoa zunächst, welches eine sehr dichte Rispe bildet, von Blumen, die jedoch nie in gelrennie Blüthenknäuel ver- einigt sind als bei unserer Species. Beide Ar- ten haben weisse Samen und blühen in den Sommer- und Herbsimonaten. (Taf. 5231.) 5) Cuphea Jorullensis H. B. KR, (C. emi- nens Pl.); Lythrarieae. — Als COuphea emi- nens seit einer ganzen Reihe von Jahren in den Gärlen des Continentis verbreitei, ward sie durch das EtablissementLinden in Kew einge- führt und legie Sir W. Hooker ihr den bei weitem älieren Namen Cuphea Jorullensis von Humboldt bei, der sie auf dem Vulkane Jorullo in Mexico entdeckle. (Taf. 5232.) 6) Calopetalon ringens J. Drum.; Pilto- sporeae, Die auffallende Structur der Staubfäden war wohl der Hauptgrund, aus die- ser Pflanze ein neues Genus zu bilden. Sie gehört zu James Drummond’s Entdeckungen im südwestlichen Australien ; ist eine hübsche Schlingpflanze des Kalthauses, die, obgleich röthlich goldgelb, dennoch aller Pracht ent- einzunehmen. Sie 175 behrt, um in die Augen zu fallen. Zum ersten Male blühten in Kew im November 1860 Pflanzen, welche aus Samen erzogen waren, die Mr. Burges vom Schwanenflusse gesandt halte, und steht zu erwarten, dass die Blumen zu einer günstigeren Jahreszeit lebhafler ge- färbt sein werden. Eine vielverzweigle mit windende Schling- schwachen Aesten und enifernt wechselständigen, länglich eirunden , kurz zu- gespitzten, fiedernervigen, völlig ganzrandigen, 3 — 4 Zoll langen, am Grunde spitzen Blät- tern, Blattstiel ohngefähr 2 Zoll lang. Blüthen- stiel endständig (wirklich die Fortsetzung eines Astes), eine vielblumige Doldentraabe iragend mit kleinen Braeieen an den Blüthenstielchen. Kelch aus fünf ovalen, zugespitzten, schmalen, grünen Sepalen; Corolle aus fünf ‚öthlich goldgelben Petalen mit breiten, aufrechten Nägeln, die so dicht und aufrecht gestellt sind, dass sie fast eine Röhre bilden, während die Platten, welche eirund und sehr zugespitzt sind, abstehen, so dass sie ziemlich einen Saum bilden. Staubgefässe 4, Staubfäden so lang als die Nägel der Blumenblätter, breit spatelförmig, mit einer erhabenen Mittellinie an jeder Seite, plötzlich zusammengezogen, so dass die gelbe Anthere durch eine fadenför- mige Spitze getragen ist. Fruchtknoten läng- lich, 2zellig, mit vielen Eichen in zwei Reihen in jeder Zelle. Griffel fadenförmig. Narbe stumpf. (Taf. 5233.) (F. F.) pflanze b) Von verschiedenen Zeitschriften empfohlen. 7) Rhododendron Lobbianum Th. Moore; Ericaceae. — Dieser schöne Strauch mit gel- ber Blume steht in der Mitte zwischen Rh. ja- vauicum und R. Brookeanum, und wurde so- gar Anfangs nur als eine Variclät dieser letz- ten Art (Rh. Brookeanum var. flavum) be- trachtet; Th. Moore hält sie jedoch für eine gule Art und benannte sie nach dem berühm- ten Sammler Hrn. Thom. Lobb, welcher sie von Penang in Ostindien an die Herren Veitch geschickt hatte. Es ist ein Strauch mit zugerundelen Zweigen, welche in der Jugend schuppig erscheinen und nur am Ende ellip- I 116 Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. tisch-lancettförmige Blätter tragen, welche ein | ufern im Staate Tabasco reichlich wachsende bischen zugespitzt, nach unten zu im spitzen | Pflanze, wo sie durch ihre weissen dichten Winkel abnehmen und anfangs intensiv grün, | Blüthenbüschel den düstern Ufern ein heiteres später blasser,und endlich unterhalb punkiirt | Ansehen verleiht, erfordert eine Behandlung erscheinen. Seine schön gelben Blumen sind | wie die Oxyanthuss und Exoslemmaarten. zu6-— 8 in einem Blüthenstand vereinigt | Eine kräftige Erde (mit einer leichten Bei- und zeigen keinen besondern Kelch; die | mischung von Rasenerde), viel Abzug und Röhre der trichterförmigen Corolle ist nach | reichlich Wasser sagt ihr am besten zu. dem Grunde zu aufgeblasen und der Saum (Hortus Lindenianus 1. Nr. 6. derselben ausgebreitet , und in 5 ovale, zuge- p. 11—12. — h.) stumpfte Segmente gelheil. Das Vaterland 9) Gomphia Theophrasta Pl. e Lind.; dieses Strauches zeigt zugleich an, dass sie | Ochnaceae. — Dieser schöne ganz Theo- des Warmhauses bedarf. Gultivirt gedeiht | phrasta ähnliche Strauch gehört auch zu de- sie am besten in Heideerde und in grossen | nen, welche von Linden im Staate Tabasco Töpfen. — (Floral Magazin. pl.40. — h.) | zwar entdeckt, aber später erst durch Samen, 8) Lindenia rivalis Benth. ; Rubiaceae. | welche Ghiesbreght mitbrachte, im Brüsseler Obwohl dieser Strauch nach einem kleinen ge- | Garten in Cultur genommen wurden. — Un- trockneten Exemplar, das sich unter den von | sere Pflanze hat, wie gesagt, und wie auch Hartweg in Gualemala gesammelten Pflanzen | schon der Name angibt, ganz das Ansehen befindet, bereits vor circa 20 Jahren von | einer Theophrasta, und verdient diesen Na- Bentham beschrieben worden ist, datirt seine | men auch wegen ihrerschönen, grossen, 1—? Einführung im lebenden Zustande in Eu- | Fuss langen Blätter, welches ein intensives ropäische Gärten doch erst vom Jahr 1856, | Grün und starke Textur zeigen. Die in oft zu welcher Zeit Herr Linden in Brüssel, | mehr als fusslangen Rispen stehenden Blüthen (nach welchem als Wiederauffinder der be- | haben einen Zoll im Durchmesser, zeigen eine treffenden Pflanze Bentham ilır den Na- | lebhafte gelb -orange Färbung und sind ge- men „Lindenia‘“ gab), Samen von Ghies- | stielt. Die verbreitert linearen Kelchblätter breght erhielt. — Die 2 — 3 Fuss hohe und | sind fast ebenso lang, als die Blüthenblätter. — von unten auf stark verzweigte Pflanze hat | Cultur: im Warmhause in einer guten Mi- sowohl im Habitus, als auch sonst viel Aehn- | schung von Heide-, Thon und Dammerde, lichkeit mit Augusta, ist aber durch die Form | fleissiges Begiessen im Fruhjahr; überhaupt der Corolle generisch davon verschieden. Die | im Allgemeinen dieselbe Behandlung, wie von nach den Zweigspitzen zu ziemlich dicht ge- | Theophrasta. — stelllen und gegenständigen Blälter sind kurz (Hortus Lindenianus 1. Nr. 7. gestielt und weidenblätterähnlich , in jungen p. 13.— h.) Zustande kurz und flaumig behaart, später 10) Triolena scorpioides Naud.;, Melasto- fast ganz glatt. Der doldenförmige Blüthen- | maceae. — Eine wahrhaft schöne Pflanze, stand mit den grossen und schönen weissen | die zu der lieblichen Gruppe der Zwergmela- Blumen ist endständig, dicht und wenigblü- | stomaceen gehört, deren zierlichste Repräsen- thie. Die oblong-linearen Bracieen sind kaum | tanten Sonerila und Eriocnema sind. Sie sieht länger als das Ovarium. Die Blüthen sind fast | gerade in der Mitte zwischen diesen beiden sitzend. Die Kelchröhre ist 3 — 4 Linien, | Galtungen,, und hat natürlich viele Charaktere die scharf linearen Kelchzipfel 5 — 6 Linien | mit denselben gemeinsam, unterscheidel sich lang. Die Röhre der Corolle hat 5 — 5!/, | jedoch erstens durch ihre 5theiligen Blüthen Daumenlänge und erscheint dünn und flaumig | und durch die 410zahl ihrer Staubgefässe, behaart. Die Saumzipfel sind daumenlang. | zweitens durch ihr halbanhängendes Ovarium, Die Form der Blülhe erinnert sehr an Te- | ihre dreikantige Kapsel und ihre scorpionsähn- coyena, die der Frucht dagegen an Augusta | lich gekrümmte Blüthenähre. Entdeckt von und Portlandia. — Diese in Gemeinschaft | Linden in der Mexicanischen Provinz Chia- mit der Chamaedorea Martiana an den Fluss- | pas und nach einem kleinen trocknen Exem- M. Neue Zierpflanzen. plar von Naudin in seiner Monographie der Melastomaceae (p. 347) beschrieben, wurde sie am gleichen Standorte von Ghiesbreght im J. 1856 wieder aufgefunden , welchem wir auch ihre Einführung in iebendem Zustande in Europa verdanken. Unsere Pflanze ist klein und hat einen unscheinbaren, wenig mehr als zollhohen, halbholzigen Stamm , die ungefähr einen Decimeter grossen und 5 Üen- timeter breiten Blätter zeigen ein in’s Dunkle spielendes oder glänzend blasses Grün mit kupferfarbigem Reflex, hervorgebracht durch die rothe Farbe der unlern Blalifläche und bieten mit ihrer vollkommen ausgebreiteten Rosetie einen gar lieblichen Anblick. Sie sind oval oder oval - oblong, schwach zuge- spitzt, leicht gezähnt, an den Rändern cilirt und haben 5 — 7 Längsnerven. Aus dem Centrum der Pflanzenroselte erheben sich mehrere achselständige und einwärts ge- krümmte Blüthenähren, überragt von 10 — 12 rosenfarbigen Blüthen, von 16 — 18 Millime- ier im Durchmesser, mit roseniarbenen, 7 — 8 Millimeter langen, und 4—5 Millimeter brei- ien, oval-oblongen Pelalen. Der kurze, glockenförmige Kelch endigt mit 5 kurzen und entfernten Kelchzähnen. Sie wächst in den feuchten Wäldern von Zacualpan , in einer Höhe von 2—3000 Fuss über dem Meere. — Dieselbe Cultur, wie bei Bertolonia und Sone- rila, d. h. eine mässig gute Wärme, viel Schatten und Feuchtigkeit, ist auch für Trio- lena zu empfehlen. (Hortus Lindenianus 1. Nr. 8. p. 15 u. 16. — h) 11) Lasiandra Fontanesiana D. C.; Me- lastomaceae. — Eine der brillantesten Erschei- nungen aus der Familie, welcher die ohne- dies so reiche Brasilische Flora wahrhafte Kleinode verdankt. Sie ist in den südlichen Provinzen Brasiliens zu Hause, von woher sie schon früher aus der Umgegend von Rio Janeiro, dann aus den Provinzen Minas-Geraes und St. Paul von Claussen,, Vautier, Mertens, Langsdorff , Riedel, Martius, Gay, Gaudichaud, Guillemin und aus Bolivia von d’Orbigny in gelrocknelen Exemplaren eingeführt worden is, Auch abgebildet und beschrieben wurde sie bereits mehrfach: als Rhexia Fontanesii, Bonpl. Rhexiae, t. 36, als Rh. Langsdorfiana, 177 Bonrpl., ibid. , t. 51 und als Melastoma granu- losa, Bot. Reg., t. 674. — Auch in lebendem Zustande ward unsere Pflanze schon vor meh- reren Jahren in Europa eingeführt, verschwand aber wieder, und zwar wahrscheinlich deshalb, weil fast allgemein die unglückliche Gewohn- heit herrscht, alle tropischen Pflanzen im Warmhause zu cultiviren. Wieviel schöne Pflanzen sind in Folge dieser fehlerhaften und verkehrten Culturmelhode schon zu Grunde gegangen! — Die Pflanzen, welche jetzt im Besitze des Herrn Linden sind und von denen mehrere im verflossenen Sommer im freien Lande geblüht haben, sind aus Samen auf- gegangen, welche Herr Marius Porte in der Provinz St. Paul gesammelt hal. — Die La- siandra Fontanesiana bildet einen verästelten Strauch von ? bis 2! Fuss Höhe; ihre cy- lindrischen und nach unten zu holzigen Sten- gel sind kraulig, viereckig, nach oben zu sei- dig-behaart und an den Kanten etwas geflü- gelt. Die Blälter, 1 Decimeter lang und 5—6 Ceniimeler breit, sind kurz gestielt, oval-lan- cettförmig, am Grunde herzförmig, nach oben zugespitzt und mit 5 Längsnerven versehen, oberhalb sammetarlig, unterhalb mehr wollig behaart und häufig mit rothen Wimperhaaren an den Rändern garnirt. Ein Büschel weisser und gelranzter Seidenhaare findet sich an je- dem Zwischenknolen zwischen den Blalistie- len. Die Zahl der in einer einfachen, 6 — 7 Zoil langen Traube stehenden Blumen be- trägt 5 — 7; sie messen nicht weniger als 2%!/ Zoll im Durchmesser und die Farbe ihrer Pelalen ist von einem so feinen und intensi- ven Purpurblau, dass sie nur annäherungs- weise dargestellt werden kann. — Cultur im Kalthause, in einer Mischung von Heide-, alter Damm- und Thonerde. So eultivirte Sämlinge entwickelten in der Hälfte Novem- bers ihre schönen Blüthen. — (Hort. Linden II. Nr. 11. p. 21 u. 22. — h.) 12) Chamaebatia foliolosa Benth.: Rosa- ceae, Eine sonderbare Pflanze, welche durch ihr Blattwerk einigermassen an Achillea Millefolium oder Lophosoria magnifica, durch ihre Blüthen aber an Potentilla erinnert. — Entdeckt wurde sie von Oberst Fremont auf dem Hochgebiige der Sierra Nevada in Cali- 178 fornien im Jahr 1844, später wieder aufgefun- den von Hartweg und Schelton und endlich von Lobb in das Etablissement von Veitch zu Chelsea als lebende Pflanze eingeführt. — Sie bildet ein 2 — 3 Fuss hohes Bäumchen mit glatter Rinde und geraden Zweigen, die breit-ovalen oder elliptischen Blätter sind fast sitzend ,„ dreimal fiederspaltig getheilt und ei- lirt; die Blüthen sind weiss, von einem hal- ben Zoll im Durchmesser, der öiheilige Kelch ist ausserhalb mit drüsigen Haaren bedeckt 5 die Petalen verkehrt herzförmig und kurz ge- nagelt; die Staubgefässe zahlreich; das Ova- rıum einfach, frei behaart, mit gerade stehen- dem Eichen ; der Griffel glatt und gerade; die Narbe seitlich gespalten. — Da die Pflanze einen angenehm balsamischen Geruch ver- breitet und ihre Cultur nicht schwer ist, so verdient sie alle Empfehlung. In Belgien, Frankreich und England und in einem gros- sen Theile vonDeutschland dürfte sie nämlich sehr gul im freien Lande gedeihen; im Topfe gezogen und im Kallhause eultivirt, wird ihr eine Mischung von gleichen Theilen Heide- und Gartenerde am Besten zusagen. (Journal d’hortie. prat. de la Belg. 1860. "pl. XV. 'p. 194 e. 19. — h.) 13) Cattleya Trianaei Linden.; Orchideae. Diese schöne Pflanze blühte zum ersten Male in Frankreich im Januarmonat v. J. im Etablissement der Hrn. Thibaut und Ketteler. Entdeckt wurde sie schon im Jahr 1851 und zwar von den Herrn Triana und Warscewiez auf ihrer Reise nach der dem Stillen Ocean des Centralamerikanischen Continents zuge- wandten Küste, am Fusse der Cordillere von Quindiu. Später fand sie auch Linden in die- ser Gegend. Anfangs wollte Reichenbach fil. sie mit seiner C. Warscewiczii vereinigen, kam jedoch später wieder davon zurück und erkannte sie als gute Art an. Der Stamm der Pflanze ist von unten auf stark verzweigt und zugerundel, und aus mehreren kurzen Knoten- stücken bestehend. Jeder der Zweige, wel- cher Blätter und Blumen trägt, bildet wieder einen Stamm für sich und zeigt am Grunde wieder 3 — 4 Knotenstücke, ungefahr !/, Centim., deren Durchmesser aber das Doppelte beträgt. Daran reihen sich noch deren Länge | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einige grössere Knotenstücke, bis sich endlich. das 6. oder 7. Knotenstück zu einer Schein- knolle entwickelt, deren Länge von Om 40 bis zu Om 15 und deren Breite ungefähr Om 025 beträgt, und die an den beiden gegenüber- stehenden Enden zusammengedrückt erscheint. Die gleich aus den Knoten hervorkommenden, in der Scheide steckenden, doppelzeiligen Blätter verbergen vollständig den Zweig und sind um so länger, je höher sie entspringen. Nach einiger Zeit welken sie jedoch ab, das Blatt, welches aus der Scheinknolle entspringt, ist beiWeilem das grösste; es ist oblong, fast bandförmig, nach oben zu abgerundet und da mit einem Einschnitt versehen, welcher sich gegen die Mittellinie kielförmig einbiegt, schön grün, an der Unterseite elwas gelblich, von On 25 bis zu Om30 lang und ungefähr Om 05 breit. — Sobald der Zweig zur Scheinknolle angeschwollen ist, verlängert er sich in einen blüthentragenden Ast. Die Blülhenstände an der eullivirten Pflanze bestehen meist aus 2, zuweilen auch nur aus einer Blume (während nach Triana’s Angabe die wildwachsende Pflanze einen oft Ablumigen Blüthenstand be- silzt). nur zuweilen von einem leichten purpurnen Duft getränkt und zeigt nur am Saum der Lippe eine prachtvolle, purpurne, sammelartige Färbung; davon durch einen schmalen weis- sen Saum geschieden erscheint der tiefgelbe oder vielmehr orangegelbe Schlund der Blume, nach dem Rande zu bald mehr, bald wieder lebhaft gestreift erscheint. — Cultur in einem möglichst warmen Orchi- da sie von Haus aus an hohe Wärmegrade gewöhnt ist. — (Journal de la soc. Imper. et centr. d’hortieult. 1860. pl. XIM. p. 369 — 375.) (F. v. H.) Der Garlen der- Herren Thibaut und Keteler in Paris ist im Besitz einiger neuer Erythrinen, die Herr’ Bellanger durch Aussaaten aus Samen erhal- ten hat, der das Produkt künstlicher Befruch- tungen waren. Eine von der Pariser Garlen- tenbau - Gesellschaft ernannte Commission hat diese neuen Blendlinge geprüplt und sagt das Folgende über solche. Erythring hybrida Marie Bellanger. Blu- Die Blume ist meist ganz weiss und welcher wieder deenhause , 14) Neue hybride Erythrinen. N. men gross, rolh-zinnober. Pflanze 2 — 2!h Fuss hoch. Blumen von vorzüglicher Scehön- heit, alle andern bekannten Spielarten über- treffend. E. hybrida ruberrima. Niedrig von Wuchs, mit 1% Fuss langer Blüthentraube. E. hybrida floribunda. Eine ausgezeich- nete neue Form, empfohlen durch sehr niedri- gen Wuchs und ausserordenilichen Blüthenreich- ihum. Der Strauch wird nur 1'/ Fuss hoch und bedeckt sich ganz mit Blumen. Die un- tersten Blüthenäste entspringen !/s‘ über dem Grunde des Stammes und alle Blüthentrauben erreichen die gleiche Länge und den gleichen Blüthenreichthum , wie bei den andern Ab- arten. Hervorgegangen sind diese neuen Bastarde auf folgende Weise. Schon im Jahre 1846 erzog Herr Bellanger zu Tours, durch Befruchtung von E. Crista galli mit E. herbacea einen Bastard. Im Jahre 1847 erhielt er auf gleiche Weise die E. Bellangeri, die mit E. Bidwilli identisch ist, welche den gleichen Ursprung haben soll. Durch fernere Befruchtung des Bastardes mit E. Crus galli gingen nun die oben genannten Blendlinge hervor. (Journ. de la soc. imp. centr, 1860, p. 749). (r.) 15) Drimys Winteri Forster; Magnolia- eeae. — Immergrüner niedriger Baum für’s Kalthaus, der schon längere Zeit in unse- ren Gärten sich eingebürgert hat. Die klei- nen ,„ weissen, wohlriechenden Blumen er- scheinen im Winter in achselständigen Doiden zwischen den ovalen Blättern. Wächst im südlichen Amerika an den Küsten der Magel- lans-Strasse. Die Rinde ist aromatisch und wird als Gewürz benutzt. Unter dem Namen "Weisser Zimmtkommt siein den Handel. (Revue hort. 1860, p. 602 mit Ab- bildung.) (r.) 16) Zwei sehr empfohlene Kartojfelsorten. | der besten Kartoffeln nennen die Revue horticole und das Journal der Pariser Gartenbau - Gesellschaft, Pomme te terre Mar- jolin und Blanchard. Die erstere Sorte ist etwas später und weniger erlragsreich , aber schöner von Form und daher von Restauralio- nen mehr gesucht. Die zweite Sorte ist früher; Als zwei Neue Zierpflanzen. 179 gedeiht auf fast jedem Erdreich, besitzt eine sehr kräftige Vegetation und gehört zu den er- giebigsten Sorten. Beide Sorten sind vorlreff- lich von Geschmack. Blanchard ist rund, gelb und mit violelten Augen und eine erst in neue- rer Zeit in Frankreich gewonnene Sorte, Mar- jolin dagegen ist eine durch den grössten Theil Frankreichs bekannte ältere Sorte. Beide Sorten können aus Frankreich und nament- lich von der Samenhandlung von Vilmorin Andrieux und Comp. in Paris bezogen wer- Vilmorin war es, der Pomme de terre Bianchard in der Revue horlicole zuerst be- kannt machte. Graf L. de Lambertye gibt jetzt vergleichende Versuche in dem Journal der Gartenbaugesellschaft. (r.) 17) Rogiera latifolia Dne. ; Rubiaceae.— Eine neue Art der Galtung Rogiera, welche Planchon dem Belgischen Minister Rogier wid- den. mele. Die vorliegende Art ward schon 1853 von Decaisne in der Revue horticole beschrieben. Blätter breit, herzförmig, zugespitzt, kurzhaarig- sammlig unterhalb und mit vortretenden Ner- ven; Blatistiel gehöhlt; Kelehlappen kurz, oval, stumpf; Blumenkrone mit gerader Röhre, leicht und allmälig vom Grunde bis zur Spilze erweitert, rosenrolh; Saum weiss; Staubfäden eingeschlossen und uberhalb der Hälfte der Röhre inserirt, Narbe mit 12 ovalen Lappen, — Ein Strauch von ungefähr 3 Fuss Höhe. Die ganze Pflanze ist mit einem graulichen kurz- Ueberzug bekleidet. Die Blumen stehen in ebenstraussförmigen Trugdolden, un- gelähr in ähnlicher Weise, wie bei Sipanea verlheilt und erscheinen jährlich in reicher Fülle auf den Spitzen aller Aeste und zwar gemeiniglieh 3 — 7 solcher kleiner Tiug- dolden auf der Spitze und aus den Achseln der obersten Bracteen des Zweiges, (Journal de la soc. imp. centr. October 1860, pag. 705 mit Ab- bildung.) (r.) 18) Helichrysum Baxteri A. Cunningh. In Folge unserer Noliz im Ocioberh. 1860 über diese Pflanze bemerkt uns Hr. Dr. J. Steetz in Hamburg. „Diese Pflanze zur Galtung Helipterum noch zu Helichrysum. Beide Gallungen bedürfen noch einer durchgrei fenden Revision, welche jedoch nur dann vor- haarigen gehört weder 180 genommen werden kann, wenn dem Autor das vollständige Material über diese Galtungen vorliegt. Einzelne Gatiungen herauszureissen ist nicht thunlich , nur durch genaue Untersu- chung aller Arten kann eine richtige Begren- zung sowohl dieser 2 Gallungen, wie der da- von abzutheilenden gefunden werden. Wahr- scheinlich gehört dasH. Baxteri (H. Behrii der Gärten) zur Gallung Chrysocephalum. Diese Gatlung unterscheidet sich durch einzelne der Randblülhen, die keine Staubfäden tragen, also weiblich sind und nur einen 3 — & zähnigen Saum besitzen und durch den Pappus der centralen Blüthen, der über der Mitte keulen- förmig verbreitert und barig ist. (Pappus cla- valo-barbellatus). Die weisse Farbe der Schup- pen des Involucrum gibt keinen Unterschied ab, weshalb man diese Art nicht zu Chryso- cephalum stellen könnte. Sonder hat daher diese Pflanze schon als Chrysocephalum Beh- rianum in der Linnaea (1852, pag. 517) auf- gelährt und damit zur Argyrophanes Behrii Schlechtd. (Linnaea XX. pag. 596) als Syno- nym gestellt. Wahrscheinlich gehört auch He- } { Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lichrysum Baxteri Cand. als ferneres Synonym dazu. (r.) 19) Gymnogramma Wetenhalliana Moore. Wedel zwergig - verästelt, Aeste der Wedel wie die Fiederblätichen fast ebenstraussförmig gestellt und an der Spitze vieltheilig - kraus, doppelt gefiedert. Fiederblätichen länglich, stumpf, tief fiederlappig, mit kleinen, ent- fernt gestellten Zähnen beseizten Lappen. Un- terfläche der Wedel blass schwefelgelb. — Dieses neue Farn ward in der Hortieultu- ral Socieiy am 413. Sept. 1860 vom Herrn Kelly, Gärtner beim Herrn Ridgway ausge- stellt und nach Mitiheilungen des Herrn Kelly aus Sporen entstanden, die von einem schwach kammförmig getheillen Wedel von G. peruviana genommen wurden, welche letz- tere Pflanze gemeinschaftlich mit G. sulphurea, Die Charaklere dieser ist neuen Form machen es aber wahrscheinlich, dass sie aus G. sulphurea entslanden ist. Die Wedel wer- den ungefähr 1 Fuss lang. (Gard. Chron. 1860, pag. 934.) (r.) wuchs. il. 4) Zum Winter 1860— 1861. — Dieser Winter gehörte dauerndsten, seit langer Zeit erinnert. deren man sich in Pelersburg zu den sirengsien und an- | ber bis Anfang Februar Thermomeler fast nie aber — 8° R., stand meistens zwischen — 40 — 20° R. und fill bis auf — 31° R. Eine durchschnittlich | 3 Fuss hohe Schneedecke deckte den Boden. In den Kalthäusern lag nicht nur der Schnee von aussen fest angefroren, iheils 1 — 2 Fuss | der Winter streng. Herr Booth dicke | auf den Glasdächern, sondern es hatte sich auch 1— 2 Zoll Schweissschicht an den Scheiben abgeselzt, so dass die Glashäuser theils ganz dunkel wa- ren. Bei von innen eine Gärtnereien wo solche eingerichtet, wie in dieser Gelegenheit zeigte sich der | Vortheil der Doppelfenster auffallend, und in | | Notizen. der schönen Gärtnerei des Herrn Gromof, litten die Pflanzen viel weniger. Erst mit den leizien Tagen Januar (10. Von Mitte Novem- | Febr) trat auch in Petersburg für einige Tage (alt. St.) stieg das | Thauwelter ein, dem aber bald schönes helles Weiler folgte, mit starken Nachtfrösten beglei- tet. So ging am 9. (21. Febr.) das Thermo- meter bei Tag imSchalten nicht über — 100R. empor und Nachts fiel es auf’s Neue auf — 16° R. Auch in Deuischiand und England war und Söhne schreiben uns, dass in ihren Birnen bis zum Grunde abfroren. Dagegen irat im Januar und Februar im westlichen Deutschland mildes Weiter ein und lockte die ersten Blumen aus dem Erd- boden, (E. R.) aus Hamburg Baumschulen viele — II. “ 2) Cucumis Angurial. oder die Arada-Gurkeals Küchengewächs. Es ist das eine Cucurbilacea von ähnlichem Wuchs und Cultur wie die gewöhnliche Gurke. Dieselbe stammt aus Amerika, wo sie von Brasilien bis Florida wächst. In den Gärten ist sie zuweilen unter dem falschen Namen Cucumis Prophetarum verbreitet. Die Stengel derselben sind dünn und stark verästelt. Blät- ter rauh, mit 4 — 5 stumpfen Lappen. Die Früchte mit leichten Erhabenheiten besetzt und im ausgewachsenen Zustande ungefähr von der Grösse und Gestalt eines Hühnereies von grünlicher in’s Gelbe übergehender Färbung. Die Pflanze zeichnet sich durch ausserordent- liche Tragbarkeit aus, die ungefähr & Wochen anhält. Die Früchte werden im halbreifen Zu- stande abgekochl oder in Bulter gebralen ge- gessen und sollen so eine sehr angenehme Speise abgeben. Im halbreifen Zustande wer- den sie gegessen, wie sie sind. Im reifen Zu- stande sind sie weniger zart und muss man denselben dann die Kerne ausschneiden. Herr Naudin hält diese Cucurbitacee für eine der- jenigen, welcher in jedem Küchengarten eine Stelle angewiesen werden sollte. (Revue horticole 1860, pag. 593.) 3) Die dritte Versammlung deut- scher Pomologen, Obst- und Ge- müsezüchter, abgehalten in Berlin vom 2. bis 7. October 1860. (Forts. u. Schluss.) In Beantwortung der zweiten Frage: „Auf welchem Wege lässt sich die Einführung eines bestimmten Sy- stemes in der Nomenclatur errei- chen und damit eine Einigung in der Benennung herbeiführen? — kam man nach ziemlich lebhaften Debalten, worin die Uebelstände des bisherigen Wirrwarrs allerseits anerkannt wurden, darin überein, dass eine Zusammenstellung nach den natürli- chen Familien im Allgemeinen immer noch das Vortheilhafteste und Bequemste sei, denn auf diese Weise bildeten gerade die Hülsen- früchte ebenso eine Gruppe, wie die Kohlarten. Wollte man dagegen die Gemüse nur nach dem Gebrauche einiheilen, so sähe man sich 181 Notizen. che in die Hand zu nehmen und bis zur nächsten Versammlung Deuischer Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter ein Handbuch der Gemüsekunde herauszugeben, wurde Prof. Dr, Koch. — Auch die Wichtigkeit der Frage: welche gemeinsame Maassregeln sind in Angriff zunehmen zurEr- mitllung und Feststellung desEr- trages und des relativen Gebrauchs- werthes der verschiedenen essba- ren Culturprodukte des Küchen- gariens in den verschiedenen Pro- vinzen unseres Vaterlandes? — wurde allgemein anerkannt und zum Entwerfen und zur Vorlage eines entsprechenden Leilfadens auf der nächsten Versammlung der Gartenin- spector Schniltspahn aus Darmstadt beauftragt. ‚Zu diesem Behufe sollen demselben nach dem Wunsche der Versammlung der Garteninspec- tor Jühlke in Erfurt und der Handelsgärtner Demmler in Berlin hilfreiche Hand bieten. — Ueber den früher schon eingebrachten Antrag auf Grundlage eines pomologischen Vereins erstattele der Director Dr. Fickert Bericht, indem er zugleich einen Statulenent- wurf vorlegte. Nachdem desshalb abgestimmt und der Entwurf mit seinen Vorschlägen an- genommen worden war, {rat der Deut- sehe pomologische Verein sogleich in’s Leben. Inspector Lucas wurde er- mächtigt, Beilräge anzunehmen und eine Liste für die Einzeichnung auszulegen. Als Centralpunkt wurde vorgeschlagen: das pomo- logische Institut in Reutlingen, als Vorstand die Herausgeber der Monatsschrift für Pomo- logie und praktischen Obstbau : Oberdieck und Lucas und der Herausgeber der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde: Prof, Koch, als Ausschuss: von Bose, Jahn, von Flotow, Breuer, von Trapp und Fickert, als Organ, die Monatsschrift für Pomologie. „Mitglied wird Jeder, weicher bis zum 1. Dee. 1860 einen Jahresbeitrag von 1 Thlr. eingesendet hat. — Ueber den Antrag: die Aufstellung ei- nes gleich brauchbaren und wis- senschaftlichen Systems für das Obst betreffend, erstallete der Inspector Lucas Bericht und schlug schliesslich vor, dass 5ezwungen, eine und dieselbe Pflanze 2 — 3 | das von ihm vorgelesene System in der Mo- Mal aufzuführen. Beauftragt, die conerete Sa- natsschrift für Pomologie und praktischen 182 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Obstbau mitgetheilt werde, um darüber auch | Stuitgarter Geishirtel, andererseits Ansichten zu vernehmen, was auch | Zimmetfarbige Schmalzbirn. von der Versammlung genehmigt wurde. — (Die 3 lelzten als Früchte für den Haushalt „Ganz besonders der Beachtnng“ und den Markt.) wurden bis zur nächsten Versammlung Deut- scher Pomologen empfohlen folgende Aepfelsorten: Ausserdem wurden vom Pomologischen Verein in Prag noch an Birnen empfohlen: 1) Duchesse d’Angouleme, 1) Der weisse Astiachaner, 2) Poire Leurs, 2) die gestreilte Sommerparmäne, 3) Doyenne du comice, 3) die scharlachrothe Parmäne, 4) Van Mons (Lion Leelere), 4) der Sommerzimmetapfel, 5) Beurre Six, 5) Charlamowsky (für die Küche), 6) Colmar d’Aremberg. 6) die süsse Herbstreinette, 7) Bonne Louise d’Avranches, 7) der rothe Herbstcalvill (für den Haus- 8) Celeste, halt), 9) Triomphe de Jodoigne, 8) der Kaiser Alexander (für den Haus- 10) Giffard, halt), 41) Calebasse d’ete, 9) die Goldreinettie von Blenhein , 12) Beurre d’Hardy. 10) Fromm’s Goldreinette, 13) Poire de Tongres, 11) der Goldnobel, 14) Nouvelle Fulvie. 12) die Quiltenreinelte , 13) Duquesne’s Pipping, Von Steinobst empfahl der Superintendent 14) der Deutsche Goldpipping, Oberdieck folgende: 15) Parker’s grauer Pipping, 16) der rothe Stettiner, A. Kirschen. 17) der Lütticher Rambour, 48) der grüne Fürstenapfel, 19) der weisse geflammie Kardinal. — Il. Schwarze Herzkirschen. Frühe Maiherzkirsche, Werder’sche frühe schwarze Herzkirsche, Knights frühe schwarze Herzkirsche, | | Ausser diesen empfahl noch Superinten- | Büttner’s schwarze Herzkirsche, | I dent Oberdieck folgende Aepfelsorten: 1) den rothen Astrachaner, 2) Alantapfel, 3) Ribston’s Pipping, 4) Reinette von Sorgvliet, 5) Baumann’s rothe Winterreirelte, 6) Reinette von Breda, 7) Punktirter Knackpipping, 8) Winter-Citronenapfel, 9) Rheinischer Krummstiel, 10) Weisser Maatapfel. — Fraser’s tatarische schwarze Herzkirsche, Fromm’s schwarze Herzkirsche , Krüger’s schwarze Herzkirsche , Spitzen’s schwarze Herzkirsche, Schwarzer Adler, Ochsenherzkirsche. I. Bunte Herzkirschen. Früheste bunte Herzkirsche , Winkler’s weisse Herzkirsche, Als gute Birnsorlen wurden durch Ober- | Luzienkirsche. dieck empfohlen: die edle Sommerbirn und In die Hannover’sche Jakobsbirn, als früheste Früchte für dieTafel und für den Markt, diese für die Küche. Ferner | Westrumb, | . Schwarze Knorpelkirschen. Hadelfinger Riesenkirsche, Schwarze Spanische Knorpelkirsche, Grosse schwarze Knorpelkirsche. Esperine (? Schmidtberger’s Butterbirn), IV. Bunte Knorpelkirschen. | Römische Schmalzbirn, Holländische Prinzessinkirsche , VII. Glaskirschen IN. Groll’s grosse Knorpelkirsche , Drogan’s weisse Knorpelkirsche. V. Gelbe Knorpelkirschen. Donissen’s gelbe Knorpelkirsche. VI. Süssweichsel. Rothe Maikirsche , Schwarze spanische Frühkirsche. VI. Rothe Muskatellerkirschen. Prager Muskatellerkirsche , Velserkirsche, Guindoux de Provence. und Amarellen. Königliche Amarelle. Herzogin von Angoul&me, Doppelte Glaskirsche,, Späte Amarelle, Grosse Gobet (kurzstielige Montmorency), Rothe Oranienkirsche. IX. Weichsel. Süsse Frühweichsel,, Spanische Frühweichsel. X. Dopppelte Natte. Henneberger Grafenkirsche , Neue englische Weichsel , Braunrothe Weichsel, Grosse lange Lothkirsche. Doppelle Schattenmorelle und Büttner’s September- und October-Weichsel. B. Pflaumen. I. Wahre Zwetschgen. a. Blaue. Wagenheim’s Frühzweischge, Eugen Fürst’s Frühzweischge, Italienische Zwetschge , Grosse englische Zweischge, Hauszwetschge. b. Rothe. Violette Jerusalemspflaume , Rothe Eierpflaume , Nienburger Eierpflaume, Hartwiss’ gelbe Zweischge , Notizen. | | Co&s rothgefleckte Pflaume (Co&s golden- | drop.). II. 183 I. Damascenenerartige Zwetschgen. a. Blaue. Violetle Diaphrezwelschge , Grosse Zuckerzwelschge. b. Gelbe. Reitzensleiner gelbe Zwelschge. Zweischgenartige Damascener. a. Blaue. Kirke's Pflaume. b. Gelbe. Rangheri's gelbe Mirabelle , Weisse Jungfernpflaume , Braunauer aprikosenarlige Pflaume, Merold’s gelbe Reineclaude, (Esperen’s Goldpflaume.) ec. Grüne. Durchsichtige Pflaume. d. Bunte. Jefferson-Pflaume. IV. Wahre Damascener. a. Rothe. Rothe Frühdamascener, Königspflaume von Tours. b. Gelbe. Gelbe Mirabelle,, Washington. c. Grüne. Frühe Reineelaude (wohl die beste früheste Pflaume). V. Als ganz späte Frucht noch: Koch’s gelbe Spätdamascener , Downton’s Kaiserin, Violette Octoberpflaume. Von Seiten des pomologischen Vereins in Prag wurden an Kirschen ausserdem noch empfohlen : Die Podiebrader bunle Herzkirsche, Elton-Kirsche, Early Richmond, Lauermann’s Kirsche (Bigarreau Napoleon), Bültner’s neue bunte Kirsche, Troprichter’s schwarze Knorpelkirsche , Schwarzbraune Knorpelkirsche. An Pflaumen: die Montfortpflaume und die frühe Mirabelle. Ferner: Dörell’s grusse Frühzwetschge, 184 die violette Jerusalemerpflaume, die aprikosenarlige Pflaume, Esperen’s Aprikosenpflaume. An Aprikosen wurde von Prag aus em- pfohlen: Abricot de Nancy, Holub’s Zuckeraprikose , Mandelaprikose, die grosse frühe Aprikose, die Königliche Aprikose, Ranzleben’s frühe Aprikose, Ambrosia-Aprikose , Tourser Aprikose (Alberge de Tours.) An Pfirsichen: doppelte Bergpfirsiche (Montagne double), Frühe Bergpfirsiche (Montagne precoce la grosse), Grosse frühe Mignonne, Frühe Purpurpfirsche (Pourpree halive a grande fleur), Frühe Peruvianerin, grosse Mignonne (Mignonne ordinaire), Die Galande, Die rothe Magdalene (Madeleine rouge), Schöne von Beauce (Belle Beausse), Souvenir de Java. — Ueber die Frage: welche Tafeltrau- ben sind besonders zur Anpfanzung in den nördlichen Gegenden Deutsch- lands für Mauern, aber ohne Glas- bedeekung zu empfehlen? gab der mit der Berichterstattung hierüber betraute Stadt- rath Tbränhardt folgenden Bescheid: l. Für Pflanzungen, die keine besonders geschützte Lage haben und für welche keine sorgfältige Cultur des Bodens und der Be- handlung aufgewendet werden kann, sind zu empfehlen: Der gewöhnliche rothe Gutedel , der gewöhnliche weisse Gutedel, der blaue Portugieser (Oporto), der frühe blaue Champagner. ll. Für Pflanzungen, die geschütztere Lage und guten Boden haben, und wo auch eine sorgfältige Culltur angewendet werden kann: der Diamant-Gutedel, der Muskat-Gutedel, der Pariser-Guledel, der frühe Gutedel (Perle), Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sehweiz. die Seidentraube, Precoce de Malingre , der frühe weisse Malvasier (frühe Leipziger), der rothe frühe Malvasier , der blaue Blussard, der Dolcedo, der frühe Burgunder. — Als ebenfalls für die nordischen Klimaie empfahl ausserdem noch der Hofgärtner K. Fintelmann folgende Rebensorten: Fuhrmann’s blauer Malvisier, Blauer Spanischer , Weisser Portugiesischer , Gebogene Cybebe, Blauer Frankenthaler , Rother Muskateller, Gelber Muskateller ; Grand Provencal hätiv, St. Laurent, Gelber Smirnaer, Früher von der Lahn, Vanillen-Traube, Lenne’s Ehre , Grüner Edling , Blauer Rothstiel, Grüner Belvedere. — Hinsichtlich der Frage: Sindin den letzten Jahren rationelle Versuche über das Ringeln der Obstbäume und der Weinreben gemacht und Resultate hat man er- langt? theilte der Vorsitzende Ausführliches über Versuche mit, welche vom Hofgärtner K. Fintelmann an Weinreben angestellt wor- den waren und aus denen bis zur Evidenz hervorging, dass das Ringeln bei spät- reifenden, sowie bei doppelbrü- chigen Reben, ebenso aberauch bei solchen, die bei uns uicht, oder nur schlecht tragen, grosse Vortheile darbietet. Ueber Erfolge des Ringelns an Kern- und Steinobsibäumen vermochte der Vorsitzende nichts zu berichten, da keine Ver- suche darüber vorlägen, was derselbe um so mehr bedauerte, da man auch bei Kernobst im vorigen Jalırhunderte ausserordentliche Er- folge erzielt habe. Die Sache sei aber auch wissenschaftlich von grossem Interesse; denn nichts sei so schr im Stande, den auch jetzt noch von vielen Botanikern abgeläugneien welche In. absteigenden, durch die Blätter und grünen Theile hauptsächlich assimilirbar ge- machten Nahrungsstoff nachzuweisen , als ge- rade das Ringeln; er mache daher wiederholt auf Versuche in dieser Richtung aufmerk- sam, In der letzten Sitzung vom 6, October endlich berichtete der Hofgäriner Maurer noch über die „einer weitern Verbreitung werthen“ Stachel-, Johannis- und Himbeeren , von de- nen er folgende namentlich bezeichnete: l. Stachelbeeren. a. Rolhe, Jolly Miner Greenhalgh’s, Alicante, Rockwood Prophet’s. b. Grüne. Smiling beauty Beaumont’s, Esmeralda, Jolly Angler’s. e. Gelbe. Smooth yellow Ranzleben’s, Yellow Lion Ward’s , Yellow Eagle. d. Weisse. Queen Mary Morri’s, Shanon Hopley’s, Primerose Unsworth’s. lIohannisbeeren. Rothe. Holländische ächte grosse, Versaillaise , Du Caucase. b. Weisse. Holländische grosse. ll. a. ec. Rosa oder fleischfarbige. Holländische grosse (auch hellgelbe nannt). ge- li. Himbeeren a. Rothe. Fastolf und Vorsier’s grosse. b. Gelbe. Grosse Aniwerpener. ec, Mehrmals tragende rolhe. Merveille des gqnatres saisons rouge, Notizen. 185 d. Mehrmals (ragende gelbe. Merveille des qualres saisons blanc. — (Nach der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde — F.v. H.) 4) Aus Jrkutzk. Herr Gouverneur v. Stubendorff berichtete im letzten Jahre aus Jrkulzk vom 18. (30.) März: „Jetzt wirkt schon die Sonne sehr stark, auf der Sonnenseite sind alle Dächer von Schnee befreit, vom December bis Ende Fe- bruar thaute aber das Quecksilber nur selten für einige Stunden auf. An vielen Häusern sind nach der Sonnenseile zu schon die Win- terrahmen der Fenster ausgenommen und hier sieht man in mehrfachen Reihen irdene Ge- fässe oder noch häufiger solche aus Birken- borke stehen, in denen ein üppiges Grün von hier ausgesäeten Gurken, Arbusen, Melonen prangt. Schon mit Blüthen werden solche | später auf Mistbeete ausgepflanzt und liefern so im höchsten Norden noch ihre Früchte, Auch Gemüse wird auf diese Weise erzielt und schon Ende Februar haben wir selbst auf diese Weise gezogenen Salat und Radies ge- erntet. Ende Mai ziehen wir auf’s Land und im Juli prangen im Gärtchen Levkojen und an- dere Sommerblumen in voller Schönheit. Aber schon Mitte (Ende) August hat man Nacht- fröste zu erwarten, gegen die wir durch an- gezündete Düngerhaufen Gemüse und Blumen zu schützen suchen, jedoch freilich nicht im- mer mit Erfolg. — (E. R.) 5) Bunge, über die Expedition nach Chorassan. — Ueber diese in den Jahren 1858 und 1859 im Auftrage der Kais. geograph. Gesellschaft unternommene Expedi- tion ersiatiet der Botaniker derselben, der rühmlichst bekannte Prof. v. Bunge in Peter- mann’s Mittheilungen hinsichtlich der Vegeta- tionsverhältnisse folgenden Bericht, den wir um so mehr weiter mittheillen zu müssen glauben, als bisher unseres Wissens über die botanischen Ergebnisse dieser Expedition wei- ter noch nichts publieirt worden ist. — Nach Bunge lassen sich im nordöstlichen Persien leicht sechs Regionen unterscheiden, die in Be- zug auf ihre Flora wesentlich von einander abweichen: 1) das Tiefland von Masanderan 156 und Asterabad; 2) die Vorberge und der Nordabhang des Albrusgebirges bis zur Wald- grenze hinauf; 3) das Hochgebirge in seinem Südabhange bis zu 7000° oder gar 6000‘ ab- wärts; 4) die Vorberge am Südabhange des Albrus; 5) die Steppe im Süden dieser Vor- berge, und 6) der Rand der Salzwüste. 4) Das Tiefland von Masanderan, langsam vom Südufer des kaspischen Mee- res aufsteigend, reich bewässert, mit häufigen und starken Niederschlägen , erzeugt eine üp- pige Vegelation mit fast tropischem Charakter. Den grössten Theil des Landes bedeckt die prachtvollste Laubwaldung (durchweg mil ab- fallendem Laube), deren Bäume fast sämml- lich von denen der Laubwälder Europa’s der Art, häufig der Gatlung, ja sogar der Familie nach verschieden sind. Parrotia persica, Ptero- carya caucasica, Zelkowa Richardi, Celtis au- stralis, Quereus castanaefolia und macranthera, Acer hyreanum laetum, Alnus obeordata, Fa- gus sylvatica, Carpinus orientalis, Ulmen, sel- tener Linden bilden hauptsächlich die Wal- dung, Wallnuss- und Feigenbäume trelen zer- streut dazwischen auf, vielleicht nur verwil- dert, ebenso der Maulbeerbaum. Starke Wein- reben und Epheu durchranken den Wald und steigen bis zu den höchsten Spitzen der Bäume. Zahlreiche Crataegus - Arten, Mespilus, Prunus» Pyrus, Cydonia, selten Weiden bilden das Unterholz und auf waldfreien Strecken , sowie auf niedrigen Anhöhen nimmt Paliurus aculea- tus und Punica Granatum überhand. Lonice- ren, Cornus, Buxus, Ruscus, Rhamnus, Colu- tea, Jasminum mischen sich in diesesGebüsch. Wo sich fliessendes Wasser zeigt, da ist es von undurchdringlichem Brombeergebüsch, häufig noch verflochten mit Clemalis nnd Smi- lax begleitet. Die orientalische Platane, sowie Acacia Julibrissin sah ich nirgends wild, ceben- so fehlte aller Nadelwald, die Birke, die Esche, unsere gemeine Eller, Rosen, Spiraeen, Caraganen. Die anhaltend hohe Temperatur des Sommers und der frosifreie Winter ge- statten hier die Cultur der Agrumen (Auran- tiaceae), von denen mehrere Arten und zahl- reiche Varietäten die Garlenanlagen in Aschref und Asterabad zieren, vor Allem aber in Ssari und Balfrusch vorzüglich gedeihen sollen; ja selbst die Dattelpalme dauert hier aus, wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. diess ein Strauch bei Ssari und ein anderer auf der Halbinsel Potemkin beweisen. (Zu vollkommener Entwicklung gelangt sie aber hier nicht, da ihr die GlJuih eines heitern Himmels fehlt.) Der Maulbeerbaum wird in Menge gezogen, Reis, Baumwolle, Sesam u.s. w. | geben reiche Ernien. 2) Die nördlichen Vorberge nebst ıdemNordabhang des Albrus bis zur Waldgrenze. Die oben geschilderten Ve- getalionsverhältnisse reichen nicht hoch in die Vorberge am Nordabhang des Albrus hinauf; sehr bald bemerkt man , indem man sich all- mälig erhebt, das Schwinden einzelner Baum- arten und Sträucher und in der Nähe des Dor- fes Siaret, wohin wir von Asierabad zu einem vierwöchentlichen Aufenthalt übersiedelten, in einer Höhe von etwa 3000° über dem kaspi- schen Meere fehlt schon gänzlich Pterocarya, Celtis, Juglans, Fieus, selbst Fagus, sowie die Weinrebe und der Epheu; der Maulbeerbaum gedeiht nur schlecht und wird fast gar nicht angepflanzt; Diospyros erreicht hier seine obere Grenze und von den Sträuchern fehlen Punica, Paliurus, Buxus, Smilax, Ruscus aculeatus und Jasminum fruticans. Nur wenige Obstbäume umgeben die Wohnungen der Bauern, weder Reis noch Baumwolle, nur noch wenig Weizen, dagegen erzeugen die Aecker viel Gerste, die noch weit über 1000‘ über das Dorf hinaus an entwaldeten und sanfter geneigten Abhängen sich hinziehen. Allein die Vegeta- tion ist noch üppig zu nennen, mit breiter fla- cher Blatibildung. Alle Höhen mit Ausnahme der wohl durch Menschenhand entwaldeten Getreidefelder und einiger felsiger Abhänge nach Süden, selbst die steilsten Abstürze sind mit diehtem Laubwerk bedeckt, der bis in die Nähe der Gipfel und Kämme desHochgebirges bis in eine Höhe von eiwa 8000‘ hinaufreicht. Die Bäume sind mit Ausnahme der oben ge- nannten dieselben wie in der ersten Region; es kommen, ausser vereinzellen Stämmen des Eibenbaumes (Taxus baccala) in bedeutender Höhe keine neuen hinzu, dagegen verschwin- den einzelne beim Höhersteigen, wie nament- lich zuerst Zelkowa , dann Parrotia, Alnus; am höchsten steigt die orientalische Hainbu- che. Von Gebüschen treten: ein Paar Cotonea- sier und ein Evonymus schon fast in gleicher wohl III, Notizen. 187 Höhe mit Siaret, höher hinauf, anfangs ver- | Begleitern hatte, findet sich mehr, sobald man einzelt, in beträchtlicherer Höhe fast einen dich- | den Südwest- und Südabhang betritt. Hier ten, schmalen Gürtel bildend, die Stechpalme | bedingen die grosse Trockenheit der Luft und (llex Aquifolium) auf; eine Berberis, gleich- falls schon wenig über Siaret in einzelnen Büschen erscheinend, bildet das vorherrschende hohe Gesträuch an und über der Waldgrenze. Hier oben zeigt sich dann auch Juniperus coın- munis and Sabina in niedrigen, dem Boden angedrückten kissenförmigen Büschen nebst dem Eibenbaum die einzigen Vertreter der Gruppe der Gymnospermen. Endlich wäre noch in beträchtlicher Höhe die auf Eichen und Hainbuchen schmarotzende Mistel (Viscum album) als Strauch zu erwähnen, der unten ganz fehlt. Der vierwöchentliche Aufenthalt in Siaret machte es möglich, den Frühlingsflor dieser Region ziemlich erschöpfend kennen zu lernen. Das Resultat ist zwar für die syste- matische Botanik unerheblich, indem kaum ein Paar neue Arten unter den hier eingesammel- ten Pflanzen sich finden möchten, in pflanzen- geographischer Beziehung ist es aber immer wichtig genug, festgestellt zu haben, dass hier wenigstens der Frühlingsflor der krautarligen Gewächse fast ausschliesslich durch europäi- sche Gatlungen, wenn auch oft in abweichen- den Arten verireten wird und dass dieser Flor im Allgemeinen, auch in den Arten, voll- kommen mit der der entsprechenden Region des Talyschgebietes übereinstimmt. 3) Das Hochgebirge. Die Flor des Hochgebirges zu untersuchen hatlen wir bisher nur an zwei Punkten Gelegenheit, nämlich auf dem Ssiachane am 28. Mai und auf dem Pass zwischen Nischabur und Meschhed am 4. Juli. — Es ist kaum irgendwo ein schrol- ferer Gegensatz in der Vegetation zweier be- nachbarter Floren zu finden als bei dem Ueber- gang von der Nordseite des Albrus zum Süd- abhang desselben. Wenn man anderwärts einzelne Formen eines Florengebietes allmälig schwinden und durch neue ersetzt werden sieht, so ist dies hier nicht der Fall. Es fin- det durchaus kein Uebergang der einen Flora in die andere slalt; urplötzlich mit einem ein- zigen Schritt wird man in eine durch und dureh andere Pflanzenwelt versetzt, Kaum eine von den Pflanzen, die man bis in die Nähe des Kammes des Ssia-chan‘ aufsteigend zu pn Sn EEE m u m e — m nm nn die Dürre des Bodens eine ganz eigenthünli- che Vegelalion. Niedrige, sehr stark und sparrig verästelle, harte Sträucher mit wenig entwickelter, meist dorniger Blatlfläche oder mit dornigen Blatlstielen bilden, dem Boden angedrückt , bald breitere bald fast halbkuge- lige dichte Polster. So vor allem die damals in reichem Blüthenschmucke prangende Ono- brychis cornula, Astragali aus der Gruppe der Tragacanthen, Acanlholimmon und Acanthophyl- lum, Prunus proststa und auf den höchsten Felsenspitzen die dichten , harten, fast stein- ähnlichen Kissen einer Dionysia. Zwischen diesen Polstern der Boden meist ganz kahl; zartere, zum Theil einjährige Pflanzen drängen sich, gleichsam Schu!z suchend, um jene Polster, die im Boden einige Feuchtig- keit zurückzuhalten vermögen, und durchwach- sen sie an den Rändern, wie Drabae, Galia Veronieae, Euphorbiae,, einige nicht dornige Astragali u. a. Selten sind einige Zwiebelge- wächse dazwischen zu finden, wie Ornithoga- lum, Tulipa, ein Paar Allia, Muscari , die in ihren Zwiebeln oder wie die immergrüne Vinca in ihren harten Blättern hinreichenden Nahrungsstoff ansammeln, anhaltender Dürre widerstehen zu können ; elwas tiefer hinab treten distelartige Pflanzen dazwischen, hauptsächlich der Gattung Cousinia angehö- rig, mit wenig entwickeltem Blattparenchym und starken Dornen. Gegen 500° abwärts trit Wald auf, allein nicht der Laubwald der Nordseite, sondern ausschliesslich ein Na- delholz, eine Art Juniperus, Anfangs in ver- krüppelten, dann in zuweilen sehr starken Stämmen (es ist ein Stamm von 19 Fuss im Umfang beobachtet worden), die zwar eine breite Krone haben, aber nie eine bedeutende Höhe erreichen und, da sie , obgleich zahl- reich, doch in ziemlichen Abständen von ein- ander stehen, nicht eigentlich als geschlosse- ner Wald bezeichnet werden können. Auch ist der Raum , den sie einnehmen, von gerin- ger Ausdehnung. Mit einem Worte, die ganze Vegetation hat den Charakter von Siarrheit, Härte, Dürre und durch ihre Dornen von Un- zugänglichkeit. Derselbe Charakter zeigte ist um 188 sich, wie er denn wohl allen Gebirgen Per- sien’s eigen zu sein scheint, auch auf den Alpenhöhen zwischen Meschhed und Nischa- bur, nur zum Theil mit Verschiedenheit in den Arten, seltener in den Gattungen. — (Schluss folgt.) 6) Knochenmehl Das Knochenmehl Dungmittel, indem es sehr reich an Leimsub- stanz und phosphorsaurem Kalke ist. Die Leimsubstanz liefert, wenn sie in Fäulniss übergeht, der Pflanze reichlich Stickstoff und ist in Folge die Ursache des raschen Wachsithums nach der Düngung mit Knochen- mehl, der phosphorsaure Kalk ist zur gesamm- ten Entwickelung der Pflanze von grosser Wichtigkeit und wirkt namentlich auf kräftige Samenbildungund zwar vorzugsweise bei den Körnerfrüchten. Das Knochenmehl ist in Folge dessen eines der krälligsten Dungmilltel, wel- ches für alle Feldeuliuren, sowie auch zur Düngung von Topfgewächsen aller Art mit grossem Vortheil angewendet werden kann"). Wenn dasselbe gut wirken soll, muss es sehr fein zertheilt und in einem zur Nahrungsbil- dung für die Pflanze geeignelem Zustande der Pflanze geboten werden. Die zweckmässig- ste Zubereitung und Art der Anwendung ist daher folgende : zum Düngen. ist eines der wirksamsten Vor dem Mahlen müssen die Knochen mit Wasserdämpfen behandelt werden, wodurch die Knochensubstanz Zerselzung geeignelen Zustande gebracht wird. Dieses Verfahren ist noch vortheilhafter als die Behandlung mit Schwefelsäure, welche früher oft zu gleichem Zwecke vorgenommen wurde. — in einem zur schnellen viel Vor der Anwendung ist das Knochen- mehl in der folgenden Weise zu präpariren, Auf dem Boden einer Scheuertenne oder festem Boden im Schutz vor Regen mische man Asche (von Holz, Torf etc.) undErde zu glei- chen Theilen in so grosser Menge, als man Knochenmehl zur Düngung präpariren will *) In Petersburg in der Samenhandlung von Buck ist solcher vorräthig. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und bilde von diesen einen Kranz oder Wall, in dessen Innern man das Knochenmehl vor- sichtig einschüttet, damit es keinen Staubver- lust gibt. Man verwende jedoch auf einmal nicht mehr als 11/, — 2 Centner Knochenmehl auf einen solehen Haufen. Auf den Centiner (2l%A Pad) werden 30 Quart (2% R.. Eimer) Mist- jauche, oder so man solche nicht hat, heis- ses Wasser mit einer Giesskanne allmälig un- ter beständigem Umschaufeln zugesetzt. Wenn nun das Knochenmehl durch diesen Zusalz die gerade nothwendige gleichmässige Feuch- tigkeit erhalten hat, mischt man es mit der Erde und Asche, die man als Wall herumge- legt hat und bildet aus diesem Gemisch ei- nen spilz zulaufenden Haufen. Wenn nach einigen Tagen sich solch ein Haufen soweit erhitzt hat, dass man die Hand in denselben nicht mehr einsenken kann, be- nelzt man denselben mit verdünnter Schwe- felsäure (1 Pid. Schwefelsäure auf eine Giess- kanne Wasser), um das Entweichen des koh- lensauren Ammoniaks zu hindern und lässt ihn hierauf noch ein paar Tage gähren, Man nimmt nun die Haufen auseinander und erhält auf diese Weise eine ganz verän- derte, leicht in Pulver zerfallende Masse, wel- che zur Düngung auf dem Felde ganz wie Samen dünn ausgesäet wird und zwar am be- sten vor dem letzten Eggenstrich, damit es leicht untergebracht werde. Ebenso gut ist es, solches mit dem Stalldünger zu vermi- schen und es so auf den Acker zu bringen. Bei der Cultur im Garten vermischt man es, nachdem es in der angegebenen Weise vor- bereitet ward, mit der zum Verpflanzen be- stimmten Erde von solehen Pflanzen, die als solche bekannt sind, dass sie eine Düngung lieben. Hierzu sind zu rechnen, fast alle weichlaubigen Holzgewächse (Fuchsien, Da- turen, Heliotrep), ferner alle jene immergrü- nen Bäume, welche eine schwere Erde lieben (Oleander, Laurus, Viburnum, Myrlus ete.), der grösste Theil der annuellen Zierpflanzen , die Mehrzahl der Warmhauspflanzen ,„ Zwiebelge- wächse etc. Selbst Pflanzen, die als solche bekannt sind, dass sie im Allgemeinen nicht gedüngt werden sollen, können eine schwache IV. Literatur. Beigabe zur Erde vertragen, so z. B. Farn, Orchideen ele. — (Nach den Mittheilungen der freien ökonom. Gesellsch. in St. Petersburg, 1860. p. 144 von E. R.) 7) Cultur von Lapageriarosea. Diese prachtvolle Schlingpflanze , welche in Chili zu Hause und seit einigen Jahren in eu- ropäischen Gärten eingeführt ist, hat trotz ih- rer schönengrossen Glockenblumen doch noch nicht diejenige Verbreitung gefunden, welche sie verdient, und zwar besonders deshalb, weil über die richtige Culturmethode bis jetzt noch die widersprechendsten und verkehrtesten Ansichten herrschten. Ihr bester Platz ist nach dem ÜUrtheile eines Mannes, dem berühmten Etablissement welcher sie in der Herren 159 Veitch genau beobachtete, in der Orangerie, woselbst sie einen prachtvollen Flor entfaltet. Damit diess geschehe, muss sie einen gut durchlassenden und sehr porösen Boden, d.h. in einer Mischung von Torf- und Gartenerde cultivirt werden, damit die Pflanze während ihrer Vegetationszeit starkes Begiessen zu ver- tragen im Stande ist; denn sie bedarf viel Wasser während ihrer ganzen Entwickelungs- und Blüthezeit, Sobald sie jedoch verblüht ist, muss man auch mit dem Begiessen nach- lassen, damit die holzigen Theile der Pflanze reif zu werden im Stande sind. So behandelt blüht Lapageria sehr reich und bildet wahr- hafte Blumenguirlanden. — Die Hauptpunkte sind also: eine poröse Erde und viel Wasser. (Nach Gardener’s Chroniele. — h.) VW Literatur. 1) Bulletindelasocieteimperiale des naturalistes de Moscou 1860. III. Heft. Enthält 15 grössere Abhandlungen und darunter 3 Botanische, nämlich: Lindemann, ein Verzeichniss der von ihm in Russland gefundenen Pflanzen nebst Angabe der Provinzen, in welchen solche ge- funden wurden. A. Pietra, über das Verhältniss der Milchsaftgefässe zu den Bastzellen. Derselbe zeigt, dass Bastzellen und Milchsaftgefässe bei den Campanulaceen identische Bildungen sind und dass bei den andern Pflanzenfamilien die Milchsaftgefässe wahrscheinlich aus den Basizel- len hervorgehen. Gernet, über Rindenknollen von Sorbus aucuparia. Herr Gernet spricht über holzige Auswüchse am Stamm dikotyler Gewächse im Allgemeinen. Diesel- ben haben doppelte Entsehungsweise und wer- den damach als Ueberwallungshöcker und Maserbuckel unterschieden. Die ersteren entstehen in Folge von Ver- | v. 1861. letzung von Holz und Rinde, wobei die Ue- berwallung durch besondere Thätigkeit der Cambiumschicht bedingt wird. Die Maser- buckel dagegen sind, wie dies besonders von Hartwig nachgewiesen worden ist, zum gros- sen Theil aus im Längenwachsthum unter- drückten Stamm- und Wurzelknospen hervor- gegangen. Es wären mithin die Maserknollen aus Nebenknospen (Adventivknospen und Pro- ventivknospen, oder Knospen, die aus Ueber- wallungsschichten, da wo eine Verletzung stattfand , — und solchen, die aus der unver- letzten Rinde hervorbrechen) entstanden , die ohne sich zu entwickeln, sich jährlich mit neuen Holzschichten umkleiden und so gleich sam wie ein Schmarotzer am Stamme oder den Wurzeln leben. — Nach Gernet’s Untersuchungen gibt es nun aber auch noch eine andere derartige ähnliche Bildung , die derselbe speciell Rindenknollen nennt und die von ihm ganz allgemein an den Bäumen von Sorbus Aucuparia in der Umgegend von Petersburg gefunden wurden. Es sind dies ebenfalls nur aus der Rinden- schicht hervortretende Knollen, in denen man 15 190 beim Durchschnitte einen oder mehrere Mittel- punkte findet, um welche sich vollständige, mit Gefässe und Markstrahlen versehene con- centrische Holzlagen schichten. Die jüngsten Zustände, welche Herr Gernet miltelst der Lupe auffinden konnte, erwiesen sich unler dem Mikroskop als isolirte kugelförmige oder ellip- tische Körper, welche in dem parenchymali- schen Theile der Rinde zwischen den äusser- sten Bastschichten und dem Periderm einge- beltet sind mit einem oder mehreren Kernen, umgeben von einem Holzkörper, einem Canı- biumring und eigner Rinde. Fig. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fig. 1. Die beistehende Figur 1, sowie ältere sol- che Rindenknollen in natürlicher Grösse, mit Kern und Holzschichten. 2% SE | af) IN RD VORNISIN IM HEHE. e I = SR 9998 Oel 7 DO Ke SAU) Ä5 ©) NZIN h @) Tr 2 ES, SR? Kt Te of h EHI TEST Is ES ORT REF’ AD Fig. 2 eine solche unterm Mikroskop. junge Holzschicht, darum ein schmaler Kreis hellerer Zellen (cb), welche die Cambium- schicht darstellt, and endlich nach aussen (e ti) eine deutliche Rindenschicht. Auf bei- den Figuren erscheinen diese Rindenknol’en im jüngsten Zustand, Die ganze innere (c |) in die Rinde gebeltet. Die erste Entstehung konnte Gernet nicht auffinden, glaubt aber, dass solche von kleinen Parthien einzelner stark mit Amylum gefüllter Zellen ausgehen, wie solcher 4 sich bei (l r) im Rindenparen- chym finden. (E. R.) IV. Literatur. 2) Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou sous la Redaction du Docteur Renard Anne 1860. Der aus 4 Bänden mit 17 Tafeln be- stehende Jahrgang pr. 1860 dieser an wissen- schaftlichen Originalien reichen Zeitschrift liegt vor uns. Da in derselben alle Fächer der Naturwissenschaften vertreten sind, wollen wir nur die, so für uns besonderes Interesse haben, berücksichtigen. Als solche Aufsätze heben wir hervor: E. R. a Trautvetter, Enumeratio plantarum songoricarum a Dr A. Schrenk annis 1840 — 1843 col- lectarum. Schrenk hatle jene Reise Auftrage des Kais. Botanischen Gartens ge- im macht. Nachdem von Schrenk, Fischer und Meyer die neuen Arten schon früher zum Theil veröffentlicht wurden, hat Trautveiter nun die Bearbeitung dieser ausserordentlich reichen Sammlung begonnen. Zur Aufzählung ist das von De Candolle angenommene natür- liche System benulzt und ces sind in dieser ersten Abtheilung die Familien der Ranuncu- laceen bis zu Ende der Onagrarien mit 428 Arten aufgeführt. Borsenkow, die Wanderungen der Wander- Heuschrecken im Jahre1859inderKrim, Die Heuschrecken fielen in jenem Jahre zunächst auf der Süd- küste der Halbinsel ein und ihre Wanderun- gen dauerten bis gegen Ende September des gleichen Jahres. Der Zug der Schwärme ging von Osten nach Westen oder von Südosten nach Nordwest. Abweichungen von dieser Richtung treten nur dann ein, wenn die Schwärme das offene Meer hätten passiren müssen. Köppen gibt im folgenden Hefte noch nachträgliche Berichte über diese Thiere. Dar- nach erschienen sie zuerst am 14. Juli, hoch in der Luft der Südküste entlang ziehend, wahrscheinlich aus dem Lande der Kosaken des schwarzen Meeres kommend. Wo sie sich niederliessen, griffen sie vornehm- lich den Mais an, in den Weinbergen zernag- ten sie die Traubenstiele und Blatistiele, so dass Trauben und Blätter abfielen. Ausser- 191 dem sind Arundo Donax, Spartium janceum, Robinia Pseudacacia, Sterculia platanifolia, Gleditschia horrida als Pflanzen zu nennen, welche von diesen Thieren offenbar nur aus Hunger, da sie wegen der späten Jahreszeit keine andere Nahrung fanden, ihrer Blätter beraubt wurden. An den Bäumen mit immer- grünen Blättern, wie Lorbeeren, Kirschlor- beeren, Rhamnus Alaternus etc., sowie auch an Gurken , Melonen, Arbusen ihaten sie kei- nen Schaden. Der Landessitte gemäss machte sich die ganze Bevölkerung mit Kesseln, metallenen Gefässen elc. auf den Weg, um diese Thiere durch Lärm zu vertreiben. Sie flogen jedoch in Folge dessen nur von einer Stelle zur an- dern, ohne ganz verscheucht zu werden. Später kamen neue Züge in grossen wol- kenarligen Schwärmen, die bis ! Stunde breit waren. Die Kornernte war glücklicher- weise schon vorbei, aber Hirse- und Maisfel- der wurden von denselben ganz verheert. (E. R.) 3) Nouveaux M&moires de la so- ciet& imperiale des naturalistes de Moscou tome XI. 1860. Dieser Band enthält die Aufzählung und Beschreibung der von Dr. F. Buhse in Riga in Transkaukasien und Persien gesammelten Pflanzen von Dr. E. Boissier in Genf. Eine Karte und 10 Tafeln in Folio mit Abbildung neuer Pflanzen-Arten ist diesem Bande beige- geben. Dr. Buhse gibt zunächst einen einlei- tenden Reisebericht mit Schilderung der ver- schiedenen Florengebiete, die er durchreiste und hierauf folgt die Aufzählung der Arten von dem berühmten und unermüdlich thätigen Naturforscher E. Boissier, der auch selbst jene Gegenden theilweise früher besucht hat. (E. R.) 4) G. Mettenius, Ana- tomie derCycadeen, mild Tafeln. Leip- zig bei Hirzel. Beiträge zur Der Verfasser, besonders durch seine aus- gezeichneten Arbeiten über Filices bekannt, hat in der vorliegenden Arbeit so manchen dunkeln Punkt über die Structurverhältnisse 192 der Cycadeen in’s Klare gebracht. Seine Un- tersuchungen bestätigen es von Neuem, dass die Cycadeen zunächst mit den Coniferen und Gefäss-Cryptogamen verwandt sind. Zunächst zeigt er den eigenthümlichen Verlauf, den die Gefässbündel nehmen, die in die Blätter abzweigen. Da wo diese die Mark- scheide verlassen und in die breite Rindenschicht eintreten, lösen sie sich bei ihrem Austritte aus dem Holzringe oder meist in geringer Entfernung von dieser Austritisstelle in zwei Zweige auf, die sich dann meist bald wieder von neuem theilen. Sie nehmen ausserdem beim Austritt eine radial nach aussen aufstei- gende Richtung an und senken sich dann zu- weilen etwas weiterhin liefer abwärts in die Rinde und gehen nun unter einander oder mit den Zweigen benachbarter Bündel Ana- stomosen ein und vereinigen sich endlich mit Holzbündeln, welche in horizontaler Lage den Holzring bogenförmig umgeben. Diese letzte- ren Holzbündel umkreisen von der Stelle an, wo sie dem Holzringe am nächsten liegen, den Stamm nach beiden Seiten und wo sie auf der diamelral entgegenstehenden Seite sich fast wieder berühren, gehen sie mit ihren beiden Enden in ein Blatt Zu jedem einzelnen Blatt gehört ein solches horizontales, den Holzeylinder gürtelförmig umgebendes Gefässbündel, das die ähnlichen Bogen ande- rer Blätter kreuzt. Hierdurch entsteht eine neizförmig verwobene Holzbündelschicht, die in der Rindenschicht den Holzcylinder umge- bend, sich im alten Stamme findet. Die beistehende Fig. 1 zeigt den Abgang der horizontalen Holzbündel in die Blaitbasis aus dem Stamme von Cycas revoluta, und Fig. 2 eine Parthie der netzförmig verwobe- nen umkreisenden Schicht, wie man solche aus der Rindenschicht alter Stämme heraus- präpariren kann. Die quer herantretenden anastomosirenden Bündel sind die aus der Markscheide abzweigenden. — Wir können hier nicht dem Gange dieser höchst interessanten Schrift specieller folgen und weisen nur noch darauf hin, dass nach aus. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fiemn. den Untersuchungen von Mettenius den Ge- fäss - Cryptogamen , Cycadeen und Coniferen (mit Ausschluss der Gnelaceen) keine wahren Gefässe zukommen, sondern dass die dafür genommenen Gebilde Spiralfaserzellen, Trep- pengänge und diespaltenförmigen und porösen Röhren, — gleich den Tüpfelzellen der Coni- feren an beiden Enden vollständig geschlos- sen sind und daher zu dem gestreckten Holz- zellensysteme, nicht aber zum Gefässysteme zu rechnen sind, (E. R.) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Tydaea pyramidalis multiflora. Von J. J. Gottholdt u. Comp. in Arnstadt. Samenhandlung, Kunst- und Handelsgärtnerei, (Siehe Taf. 328.) Gesneriaceae, Es ist uns sehr erfreulich, den ge- ehrten Lesern der Gartenilora wiederum ein neues Erzeugniss unserer Culturen aus der Blumenwelt vorführen zu kön- nen, was durch seine Vorzüge dieselbe Anerkennung und freundliche Aufnahme finden möge, wie unsere frühern hier veröffentlichten blumistischen Neuheiten. Durch eine künstliche Kreuzung der Isoloma Trianaei, als Mutter, und der Tydaea „Meyerbeer,‘“ als Vater, gelang es uns, diese mit vielen Reizen ausgestat- teten neuen Tydaeen zu erziehen, die die Vorzüge der genannten Pflanzen, als Eltern, nicht nur sehr angenehm vereini- gen, sondern auch durch neue schätzens- werthe Eigenschaften wesentlich über- treffen. Was die vereinigten Vorzüge der zu Grunde gelegten Pilanzen in unseren neuen Tydaeen anlangt, besitzen sie hauptsächlich die mehrblumigen Blü- VI. 1861. thenbüschel der Isoloma Trianaei bei Feinheit der Zeichnung und Grösse der Blumen wie die reizenden Tydaeen, ausserdem den gedrängteren Habitus der letzteren. Als neue Vorzüge sind zu nennen die ganz unübertreflliche Reich- blumigkeit (wir zählten an jeder in vol- ler Blüthe stehenden Tydaea pyramida- lis multiflora durchschnittlich 60 — 90 geöffnete Blumen). Diese Reichblumig- keit ist darin bedingt, dass jeder Blü- thenstengel 6 — 8 Blumen trägt, also doppelt soviel als Isol, Trianaei. Ferner ist hervorzuheben, dass sich die durch Wurzelknollen häufig bildenden Ausläu- fer sofort auch mit Knospen und Blü- then bedecken. Isoloma Trianaei blüht bekanntlich im Winter und scheint diese vorzügliche Eigenschaft theilweise auch auf unsere neuen Zöglinge ükertragen zu haben, denn nachdem dieselben seit Anfang Juli bis jetzt Anfangs November 16 194 in überraschender Schönheit florirten, entwickeln sich ohne Unterlass neue Knospendolden aus den Herzen der Pflanzen. Bei Betrachtung der einzelnen Blu- men finden wir die Farbe bei den von uns gewonnenen Sorten Tydaea pyrami- dalis multiflora meistentheils frischer und feuriger, als die der Tydaeen, Meyer- beer, Wilh. Lefebre ete., während die Zeichnung gleiche Feinheit in reicher Abwechslung bietet. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Sorte, entweder dunkelrothbraun, oder hellgrün dicht filzartig behaart ist. Die Höhe ist ebenfalls verschieden und wechselt nach Sorte zwischen 1, 11/, und 2 Fuss. Wir haben aus einer grossen Anzahl Samen die verschiedensten reichblumig- sten und besten Sorten ausgewählt, mit Namen versehen und offeriren dieselben ä Sorte für 15 Sgr. — 12 Sorten für Rthlr. 4. Nähere Beschreibung fin- | det sich in unserem Preis-Courant pro Endlich sei noch über den Stengel | 1861, der auf Verlangen franco zuge- unserer Tydaeen bemerkt, dass derselbe | sandt wird. kräftig und je nach Eigenthümlichkeit | (J. J. Gottholdt u. Comp.) Beschreibung der Blumen. Der gemeinsame Stiel des Blüthen- standes lang und kräftig, ausgewachsen 3 — 4 Zoll und darüber messend; Blü- | thenstand aus mehreren (bis 8) auf I—2 Zoll langen Stielen stehenden Blüthen gebildet.— Die Kelchabschnitte eiförmig, am Rande zurückgeschlagen, daher ziem- lich zugespitzt erscheinend; an der rei- fen Frucht stehen sie aufrecht, nähern sich einander oder legen sich ganz an- einander (bei Tydaea hybrid. Meyerbeer breiten sie sich aus). Die ‚Röhre der Blumenkrone ist dicht über dem Kelche auf die Länge von 2 — 3 Linien etwas verengert, dann erweitert sie sich nach vorn allmählich bauchis, die Ausbau- chung nach unten etwas stärker hervor- tretend; unter dem etwas schiefen Sau- me ist die Röhre wieder etwas zusam- mengezogen; die fünf ausgebreiteten Abschnitte des Saumes fast gleichgross, nur die zwei obersten ein wenig kürzer; der weit geöffnete Schlund kreisrund, oben dunkler, unten heller gefärbt. Die Befruchtungswerkzeuge gleichen denen der väterlichen Pflanze : der Grif- fel der Bastardpflanze ist, wenn er voll- kommen ausgewachsen ist, etwas kräfti- ger. Die Narben entschieden, fast zur Hälfte breiter als bei der väterlichen Pflanze (während die Narben bei der letzteren fast lanzettlich sind, sind sie bei dem Bastard eiförmig). Die Drüsen, sowie der verkümmerte Staubfaden zeigen keinen Unterschied von denen der väterlichen Pflanze; die Staubfäden sind etwas länger, die Staubkölbchen bei gleicher Form etwas kleiner als bei der letztbezeichneten Pflanze. (Die kräftigen kätzchenförmigen Aus- läufer pflegen sofort wieder zu Blüthen- stengeln auszuwachsen). (Irmisch.) Aus dieser Beschreibung geht das hervor, was wir gleich vermutheten, dass die beistehend abgebildete Pflanze keine Isoloma, sondern eine ächte Tydaea ist, wornach wir die Namen abgeändert haben. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 195 b) Viola tricolor maxima (Gedenkemein, Pensees, Stiefmütterchen). Von J. J. Gottholdt u. Comp. in Arnstadt, (Siehe Taf. 329.) Violariezae. Wir gaben bereits im Jahrgang 1857 der Gartenflora (Juliheft) eine Abbildung unserer gestreilten und geflammten Pen- sees, inzwischen haben wir die Vervoll- kommnung dieser dankbaren Blumen- gattung mit Eifer und Vorliebe fortge- setzt, wodurch wir eine bedeutende Ver- besserung der Violen, hinsichtlich der Grösse der Blumen , Stärke der Zeich- nung, in wahrhaft prachtvollen Farben- mischungen erzielten. Aus den im Herbst vorigen Jahres ausgepflanzten Sämern gewannen wir in diesem Frühjahr ausgezeichnete Sor- ten Violen, deren Abbildung wir theil- weise in der hier beigefügten Tafel geben. Das Sammeln des Samens ist durch uns eigenhändig mit grösster Sorgfalt vollzogen worden, wobei es uns gelang, von den Rangblumen Vorrath zu gewin- nen. Wir erlassen von den hier abge- bildeten Sorten a 25 Korn für 10 Sgr. Alle 12 Sorten, von jeder 25 Korn für 2 Rthlr. Die Preise der anderen Pen- sees-Gattungen in gleicher Vorzüglich- keit vorhanden, sind aus unserem Preis- Courant von 1861 ersichtlich. (J. J. Gottholdt u. Comp.) e) Boronia fastigiata Lindi. (Siehe Taf. 330.) Diosmezae. B. fastigiata Bartl. in Lehm. Pl. Preiss, I. p. 167. a Grtfl. 1857, pag. 147. H. hypericifolia H. Petrop. Grtil, 1857, pag. 152. Eine der schönsten Boronien Neuhol- lands, die durch Preiss im Distriet Plan- tagenet von Neuholland entdeckt ward. Bildet einen ungefähr 2—3 Fuss hohen kahlen Strauch, mit steifen, einfachen oder verästelten Aesten, die nach ihrer Spitze zu eine sehr dichte Verästelung in kurze gegenständige Aeste zeigen, Boronieae. die Blumen tragen. Blätter gegenstän- dig, ungetheilt, fast sitzend, fleischig, aufrecht-abstehend, verkehrt-oval, abge- rundet stumpf oder spitzlich, oder in ein aufgesetztes zurückgekrümmtes Spitz- chen vorgezogen, nach dem Grunde stark verdünnt, am Rande besonders nach der Spitze zu klein gekerbt-gezähnelt, von einem nur in trocknem Zustande leicht verkennbaren Längsnerven durchzogen, 1/; Zoll lang und um !/, weniger breit, Blüthen in spitzen- und achselständigen Scheindolden,, von denen die achselstän- welche letztere später auf ihrer Spitze | digen nur 2 — 3blumig, die spitzen- 16 *® 196 ständigen aber vielblumig sind. Die einzelnen Blumen werden von grazilen, 1/3; — ®/a Zoll langen, mit undeutlichen Drüsen besetzten Stielen getragen, an deren Grunde kleine hinfällige Braeteen stehen. Blumen selbst rosa-lila, bis 1/, Zoll im Durchmesser haltend. Kelch- blätter 4, oval, spitz. Blumenblätter 4, noch einmal so lang als der Kelch, rhomboidisch - oval, mehr oder weniger deutlich spitz. Staubfäden 8, so lang als der Kelch, mit Trägern, die an dem breit gedrückten Grunde rauh gewim- pert, gegen die Spitze hin aber mit grossen Drüsen besetzt sind und mit ihrer Befestigungsstelle kurz und stumpf über die Befestigungsstelle der Anthere hervorragen. — Zunächst mit B. spathulata Lind]. verwandt, welche sich aber durch die länger gestreckien stets spatelförmigen ganzrandigen Blätter, stets nur 3blumige Scheindolden, stärker drüsige Blüthen- stiele und ein viel dünneres, mehr ru- thenförmiges Wachsthum scheidet. — leicht unter- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Entwickelt im Kalthause im April und Mai ihre lieblichen Biumen mas- senhaft und gehört zu den auch für je- den Privatgarten empfehlenswerthen Pflanzen. Liebt eine Mischung aus Lehm und Heideerde und muss als junge Pflanze an den wachsenden Spitzen fleissig ausgekneipt werden, sofern sie schöne dichte Büsche bilden soll. Cul- tur im niedrigen Kalthause, im Sommer mit den andern zarteren Pflanzen Neu- hollands auf geschütztem halb sonnigem Standort im freien Lande. Vermehrung durch Stecklinge, welche vom December bis zum März im Vermehrungshause bei einer Beetwärme von 6 — 8 R. in Sand oder gehacktes Moos gesteckt werden. — Auf der beistehenden Tafel ist a ein Staubfaden, b und e Blumen, d ein Sten- gelstück mit einem Blatt, alle schwach Der grosse Blüthenzweig (E. R.) vergrössert, in natürlicher Grösse. 2) Die Veränderlichkeit der Arten im Pflanzenreich, Von Herrn FE. 1. Art ackte In einer Zeit, wo man so gerne zum Wunderbaren greift, weil das Natürliche und Gesetzliche zu langweilen anfängt, begreift es sich, dass man vermittelst angeblicher Beobachtungen zu Resulta- ten gelangt, die grosses Aufsehen zu erregen bestimmt sind und es auch wirk- lich erregen, Das Mirakel wirkt natür- lich um so energischer, je dürftiger die Rudimente wissenschaftlicher Vorbildung oder praktischer Erfahrung bei denen v. Herder. sind, welchen solche pikante Kost vor- gesetzt wird. „Die Veränderlichkeit der Arten im Pflanzenreich,‘“ wie geistreich ! wie tiefsinnig! und wie viel lässt sich mit dieser Phrase anfangen! doch wir wollen den Scherz bei Seite lassen, denn es gibtDinge, die man nicht ernst genug behandeln kann, selbst wenn das, was dem gesunden Menschenverstande als widersinnig erscheint, als s. g. wis- senschaftliche Beobachtung geboten wird. — Wir haben es mit einer Reihe von „Beobachtungen“ zu thun, welcher sei- Ten I. Originalabhandlungen. ner Zeit Professor Buckman in Eng- land machte und in dem Berichte der British Association für 1857 niederlegte und die jetzt (d. h. 1860) in Gardeners Chroniele von Professor Lindley ohne Bemerkung mitgetheilt wurden. Den- selben Bericht finden wir auch über- setzt und vortheilhaft eingeführt von Professor Naudin in der Revue horticole von 1860. — Die von zwei botanischen Notabilitäten so gleichsam empfohlene Metamorphosengeschichte verhält sich folgendermassen, und wir wollen, um nicht partheiisch zu erscheinen , vorerst in extenso und genau den Bericht des Prof, Buckman mittheilen, indem wir uns vorbehalten, unsere, wie wir glau- ben, gegründeten Gegenbemerkungen in einer Art Nachschrift beizufügen , wobei wir zugleich auf die Ansichten Darwin’s und Lecocg’s näher eingehen werden, — I. Professor Buckman säete im Herbst 1855 auf zwei kleine nebeneinanderlie- gende Gartenbeete frisch geernteten Sa- men vonGlyceria fluitans undPoa aqua- tica. Sie gingen auf und brachten im Jahr 1856 auf beiden Beeten Pflanzen hervor, welche vertical gewachsen und deren Blätter so rauh waren, dass man beim geringsten Anfassen ihrer Ränder die Fingerhaut verletzte. Im Jahr 1857 (also 2 Jahre nach der Aussaat!) blüh- ten sie zu gleicher Zeit und zum Er- staunen des Beobachters zeigten sich die Pflanzen beider Beete jetzt einander so ähnlich oder vielmehr gleich, dass man die Sämlinge der Glyceria fluitans nicht mehr von denen der Poa aquatica unterscheiden konnte, Es war derselbe Wuchs, dieselbe Tracht, dieselbe Steif- heit der Halme und der Blätter, es war auch dieselbe Inflorescenz und dieselbe Struetur der Aehrchen. Die erstern 197 hatten vollständig das Aussehen der Glyceria fluitans verloren, aber die an- dern sahen auch nur noch ‚wenig der Poa aquatica ähnlich, Mit einem Wort: die beiden Sämlinge, einander völlig ähnlich geworden durch die blosse That- sache des Wechsels der Bodenbedingun- gen, glichen den Pilanzen, von denen sie abstammten, nicht mehr und würden sicherlich von jedem Andern für eine völlig neue Species gehalten worden sein. Herr Buckman glaubte einen Augenblick lang einen Irrthum begangen zu haben; er konnte ja aus einem und demselben Pakete die Samen für die beiden Beete genommen haben; glück- licherweise hatte er einen Theil dieser Samen, die auf’s sorgfältigste etiquettirt waren, aufgehoben; er betrachtete und untersuchte sie genau und überzeugte sich, dass er zweifelsohne die beiden Arten ausgesäet hatte. Dadurch kam er nothgedrungen zu dem Schlusse, dass Poa aquatica und Glyceria fluitans nur 2 Formen, oder vielmehr 2 Racen einer und derselben Art Seien. — Eine zweite ähnliche Beobachtung machte Prof. Buckman auf folgende Weise: auf drei nebeneinanderliegende Beete säete er getrennt die Samen von Festuca loliacea, von F. pratensis und von F. elatior aus, Das erste Jahr blieb F. loliacea ihrem Typus treu, eine kleine Anzahl Individuen ausgenommen, an denen das Aehrchen eine schwache Neigung zum Verzweigen zeigte. Das- selbe war der Fall mit F, elatior und F. pratensis, indem sie keine andere Ver- änderung erlitten, als eine grössere Steifheit in den Blättern , aber sich eben dadurch sichtlich einander näherten. Im dritten Jahre waren die Veränderungen verhältnissmässig sehr gross: auf dem Beete der F. loliacea war der ährenför- mige Blüthenstand vollständig dem ris- 198 penförmigen gewichen; F. pratensis war so gross und steif in allen ihren Thei- len geworden, dass sie in keiner Weise mehr dem natürlichen Typus glich; nur F. elatior hatte sich wenig verändert und man konnte sie kaum von der be- nachbarten F. pratensis unterscheiden. Endlich im fünften Jahre glichen sich die Pflanzen der drei Beete und verei- nigten sich zu einer Form, welche fast ganz die typische Form der F. elatior ist. Um dem Vorwurfe zu entgehen, dass die Vereinigung der drei ursprüng- lich verschiedenen Formen nur eine scheinbare und die stufenweise Ver- mischung in Folge des wechselseitigen Eindringens der Pflanzen von einem Beete auf’s andere sei, begann Herr Buckman seinen Versuch auf’s Neue und zwar diesmal auf sehr weit von einander entfernten Beeten, wo also eine Vermischung der Pflanzen nicht statt- finden konnte. Das Resultat war ganz dasselbe wie bei den nebeneinanderlie- genden Beeten; auch hier verlor F. lo- liacea alle ihre charakteristischen Merk- male, um sich vollständig in F. elatior umzuwandeln. Daraus schliesst nun Hr. Buckmann, dass diese drei (alias Arten) in Wirklichkeit nur eine einzige Art ausmachen. — I. Schon im Jahr 1852 hat Naudin in der Revue horticole (p. 102) ausdrück- lich erklärt, dass nach seiner Ansicht Arten in analoger Weise von der Na- tur wie Varietäten durch die Cultur ge- bildet worden seien. Es kann daher nicht Wunder nehmen, dass derselbe in Buckman’s Versuchen nur einen neuen Beweis seiner Annahme erblickt, „dass die Arten in einer viel grösseren Ausdehnung variiren, als man bis jetzt geglaubt hat,‘ was an und für sich zwar Formen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ganz richtig, in der von Naudin gemach- ten Nutzanwendung aber sicher unrich- tig ist; denn wie schon Carritre (Revue hort. 1860. Nr. 17, p. 465 — 471) ge- gen die Naudin’sche Theorie mit Recht anführt, so entsteht „Nichts in der Na- tur aus Zufall, Alles folgt vielmehr Ge- setzen, deren Regelmässigkeit und Be- ständigkeit eben die Harmonie bestim- men, welche wir überall wahrnehmen.“ — Wir wollen uns zunächst nur an das „Thatsächliche‘‘ derResultate von Buck- man’s Versuchen halten, wobei wir gleich von Vorneherein die Vermuthung aus- sprechen müssen, dass Seinen Versu- chen entweder fehlerhaft etiquettirte oder unrichtig bestimmte Pflanzen zu Grunde lagen ‚‘ oder dass bei den Ver- suchen selbst "irgend ein Irrthum oder ein lapsus calami vorkam. Die Be- ständigkeit so guter Arten, wie Glyceria fluitans und Poa aquatica sind, erscheint uus nämlich vorläufig durch Buckmann’s Versuche nur wenig er- schüttert. Auf einen Punkt erlauben wir uns jedoch noch ausdrücklich von Vorneherein aufmerksam zu machen, um so mehr, als Carriere in seiner Beleuch- tung der Buckman’schen Versuche darü- ber vol!ständig im Irrthum zu schweben scheint. Carriere legt nämlich ein Haupt- gewicht darauf, dass es sich um die Verwandlung der Art einer Gattung (Poa) in die Art einer andern Gat- tung (Glyceria) handelt. Dem ist jedoch durchaus nicht so, denn wir haben es im vorliegenden Falle blos mit 2 Gly- cerien zu tlıun, indem die frühere Poa aquatica L. jetzt durchweg, und zwar mit Recht, zurGattung Glyceria gezählt wird, bald unter dem Namen G. specta- bilis Mert. et Koch, bald unter dem Na- men G. aquatica Wahlbrg. (et Sm.). Eine Bastardbildung zwischen beiden würde also gar nichts Ungewöhnliches 'l. Originalabhandlungen. sein, obschon sie bis jetzt zwischen beiden so häufig bei einander wachsen- den Pflanzen in der Natur noch nicht beobachtet wurde. — Was zweitens . die Umwandlung der verschiedenen Fes- tuca-Ärten betrifft, so müssen wir auch hier erst eine systematische Bemerkung vorausschicken, welche den Vorgang sehr vereinfachen dürfte. Die drei Ar- ten: Festuca elatior L., F, pratensis Huds. und F. loliacea Huds. redueiren sich nämlich von vorneherein auf zwei, indem F. elatirr L. und F. pratensis Huds. als synonym zusammenfallen. Wir haben es also nur mit zwei Arten zu thun, nämlich mit F. elatior L. und mit F. loliacea Huds. Selbst F. loliacea Huds. wird von Einigen, z. B, von Rei- chenbach nur für eine ährentragende Form von F. elatior L. gehalten, und wir haben Exemplare aus dem Fischerischen Herbarium vor Augen, welche gleichsam den Uebergang von der rispentragenden zu der ährentragenden Form bilden und von denen es schwer ist zu behaupten, ob sie mehr zu der einen oder zu der andern Art gehören. Trotzdem kalten wir sie, wenn auch nicht für eine gute Art (sensu strieto!), so doch für eine ausgezeichnete Form. Eine Uebergangs- oder Bastardiorm kann demnach leicht zwischen beiden Pflanzen entstanden sein, und die Erzählung des Vorgangs selbst, wie ihn uns Buckman gegeben hat, deutet darauf hin, denn sie zeigt ein successives Uebergehen des ähren- förmigen Blüthenstandes in den rispen- förmigen an, d. h. es bildeten sich Ba- stardformen zwischen F. loliacea Huds. und F. elatior L., bis zuletzt eine Art über die andere, hier F. elatior L. über F, loliacea Huds. die Oberhand behielt, oder vielmehr (so erklären wir uns den Vorgang!) der ursprüngliche Bastard zwischen F. elatior und F. loliacea durch 199 Wiederbefruchtung mit F. elatior zu F. elatior zurückkehrte. Auf keinen Fall kann hier von der Umwandlung einer Art in eine andere Art die Rede sein; wohl aber ist leider heutzutage der Artbegriff und Artumfang noch nicht so festgestellt und determinirt, dass man nicht leicht in den gegebenen Irr- thum verfallen könnte, den Uebergang einer Art in eine andere da vorauszu- Setzen und: ‚anzunehmen, wo unter ver- änderten Boden - oder klimatischen Be- dirgungen die Form einer Art ihren ei- genthümlichen Formtypus abzuändern beginnt, was natürlich um so leichter geschehen kann, wenn eine Befruchtung mit andern Formen einer und derselben Art möglich ist. Dass aber z. B. bei F, elatior durch äussere Einflüsse schon eine Veränderung im Blüthenstand her- vorgerufen werden kann, darauf macht schon der alte Schreber in seiner treuen Beschreibung der Gräser aufmerksam, Er sagt nämlich ausdrücklich vom ‚‚Wie- senschwengel ‚‘“ dass derselbe „auf dür- rem unfruchtbaren Boden nur eine kurze fast einfache Rispe hervorbringe.“ Damit hätten wir die Form erhalten, welche z. B. in Engl. Bot. 22, tab. 1592 als F." pratensis abgebildet ist. Den- ken wir uns die Verarmung und Verein- fachung der ursprünglich reich verzweig- ten Rispe weitergehend, so erhalten wir schliesslich einen nahezu ährenförmigen Blüthenstand. Wir führen dies jedoch nur als eine Vermuthung auf, worauf wir durch Buckman’s Versuche und durch die uns vorliegenden Uebergangs- formen geführt wurden. — Anm. Für den, der sich die einschlä- gige Literatur genauer ansehen will, fügen wir noch folgende Citate hinzu: Knth. en. pl. I. p- 404. Nr. 74, 75, 76. — Steud. Syn, Gram. p. 309 u. 310. Nr. 116 u. 120. —: Koch 200 Der hastige Beifall, welcher den an- geblichen Resultaten von Herrn Buck- man’s Versuchen von Seiten gewisser französischer und englischer Botaniker gespendet wird, erscheint um so merk- würdiger, als es eben noch gar nicht so lange her ist, dass ein ähnlicher Schwindel: die Verwandlung von Aegy- lops ovata in Triticum die botanische Welt bewegte, und erst im Jahr 1857 durch Regel’s überzeugende Versuche zum ewigen Abschluss kam. Auch damals galt es, die beliebte, aber bis jetzt noch schlecht bewiesene Umwand- lungstheorie durch ein eclatantes Bei- spiel festzusetzen, was freilich nicht gelang; trotzdem entblödeten sich so- gar Männer, wie Bentham und Lindley nicht, der Behauptung Regel’s gegen- über, dass Aegylops triticoides eben nur der Bastard zwischen Aegylops ovata und Triticum sei, die anmassend- englische Behauptung auszusprechen, dass in Deutschland jene Umwandlungsge- schichte nur deshalb Gegner gefunden habe, weil die Deutschen für ihre vie- len schlechten Species gefürchtet hät- ten. — Man half sich damals bekannt- lich, nachdem die Sache selbst durch Regel’s und Godron’s widerlegende Ver- suche anfing, unhaltbar zu werden mit der neu von Klotzsch aufgestellten Theorie: „dass der Bastard zwi- schen Arten stets unfruchtbar im Pollen sei, indem man sich dar- aus für den concreten Fall den Satz construirte, dass sehr wahrscheinlich der Bastard zwischen Aegylops und Tri- ticum im Pollen unfruchtbar sei und auf Syn. p. 817. Nr. 26 u. 27. — ross, IV. p. 353. — Engl. Bot. 26, 1821. — 23, 1593. — Mut. fl. fr. 88 und Rchbech. fl. germ. I. t. 70, £.1565 und 1566. Ledeb. fl. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, diese Weise Aegylops für die gleiche Art mit Triticum erklärte. — Doch wir wollen hier nicht nochmals auf die ihrer Zeit reichlich verhandelte Aegy- lopsgeschichte eingehen; sie ist eben blos deshalb berühmt geworden und deshalb von uns eitirt worden, weil sie ein sp äusserst lehrreiches Beispiel ge- gen die beliebte Theorie von der Um- wandlung der Arten bildet. Dieselbe Geschichte scheint jetzt wieder Mode werden zu wollen, und wenn auch das grössere Publikum gar keine Idee von dem Begriffe einer Art und noch viel weniger von der Möglichkeit der Um- wandlung einer Art in eine andere einen Begriff hat, so urtheilt es doch darüber, und zwar natürlich um so si- cherer und bestimmter, je länger die be- treffende Geschichte sogar von botani- schen Notabilitäten als eine neue Ent- deckung angepriesen wird. Ob diese Herren Botaniker auch nur eine Ahnung davon haben, wie sehr sie durch dieses Gebahren der Wissenschaft selbst scha- den, denn die namentlich so geflissent- lich betriebene Verbreitung unrichtiger Thatsachen, nur weil sie einer einmal beliebten Theorie zu Hilfe kommen, kann nicht anders als schädlich auf die jetzt rege gewordene Neugierde des grösseren gebildeten Publikums zurück- wirken. Man bietet der Neugierde (wir wählen absichtlich keinen andern Aus- druck, weil er für den grösseren Theil dieses Publikums uns der bezeichnend- ste zu sein Scheint), dureh solche wie- derholt aufgetischten Umwandlungshistör- chen Knalleffecte, ohne zu bedenken, dass man durch so gewissenlos, und was noch viel ärger ist, völlig kritiklos aufgestellte Waare die Achtung des em- pfänglicheren Theils des gebildeten Publi- kums vor der Wissenschaft selbst unter- gräbt. — Es scheint uns überhaupt I. Originalashandlangen. 201 kein Gewinn für die Wissenschaft zu |hält, ein Zustand der Unsicherheit ent- sein — und darum, nicht um die Be- friedigung persönlicher Eitelkeit muss es sich schliesslich doch allein handeln, wenn man die Systematik auf eine so „geistreiche“ Weise bei Seite zu schie- ben und über den Haufen zu werfen sucht. Der Physiologe hat zwar dann etwas weniger „Systemplunder“ vor sich, wenn die Arten so gemüthlich ineinan- der übergehen, aber endlich wird, wenn die jetzt nur zu sehr herrschende Gleichgiltigkeit gegen die Systematik an- stehen, der jede botanische Forschung von vorneherein gefährdet, um so mehr, als dann der Reiz des Wunderbaren den Blick des Beobachters trübt und Effecthascherei an die Stelle gewissenhaf- ter Beobachtung tritt. Wovor uns denn ein gütiges Geschick bewahren möge! Denn auch für uns Botaniker, als ei- gentliche testes naturae, gilt der Wort- laut des französischen Zeugeneides: ‚la verite, toute la v&ite et rien que la veritel — 8) Die Die Haselnuss (Corylus Avellana L.) Haselnuss. Wenngleich nun der Haselnusstrauch ist einer jener gerügsamen 'Fruchtsträu- | in Bezug auf den Boden sehr genügsam cher, der fast in jedem Boden noch hoch im Gebirge gut fortkommt, wenn der Cultur desselben nur geringe Aufmerk- samkeit gezollt wird. Die gemeine Haselnuss gedeiht in trocknem wie nassem, in fruchtbarem wie magerem Boden und kommt noch hoch im Gebirge , wie nach Norden (ist um Petersburg noch wild) vor. Viel empfindlicher sind die edlern Nüsse, die Zellernuss und Lambertsnuss. In trocknem sterilem Boden frieren diese jährlich, wenn die Kälte über 150R. steigt, bis zur Erde ab. Sie gedeihen dagegen in Lokalitäten sehr gut, wo bei einer Tiefe von 2 Fuss sich im Boden Grundwasser findet, welches sogar im Herbste und Frühlinge übertritt *). *) Wir geben diesen Artikel nach einem Aufsatz in der Monatsschrift für Pomologie, 1860, pag. 210, wo der Verfasser nicht ge- nannt ist. Derselbe führt seine eigenen Er- fahrungen für dieses merkwürdige Verhalten der edlern Haselnüsse auf. Es wäre dies ge- rade für viele Gegenden eine sehr wichtige Entdeckung und dürfie die Cultur der edlern Nüsse auch in der Umgegend von Petersburg möglich machen. Die edlern Haselnüsse, die als Zellernuss und Lambertsnuss bezeichnet werden, sollen Spielarten der Haselnuss sein, die sich durch die Cultur in den südlichern Ländern Europa’s erzeugt haben. Wir haben dieselben bis jetzt vom Botanischen Gesichts- punkte aus, noch nicht untersucht. Es ist aber möglich, dass z. B. die Lambertsnuss eine wirklich verschiedene Art ist, und dass sich durch die Befruchtung mit der gemeinen Ha- selnuss eine Menge von hybriden Mittellor- men erzeugt haben. Jedenfalls verdient die Haselnuss mit ihren Spielarten noch die Be- obachtung und etwas sorgfältigere Cultur als bisher, da man sie fast in allen Gärten nur selbst überlassen und nicht eigentlich eultivirt hat. Im Jahrgange 1859, p. 154 der Gartenflora gaben wir schon eine kurze Cul- tur-Anweisung nach den Beobachtungen des sich 202 ist, so gedeiht er doch am besten in einem Boden, der mit Humustheilen ver- setzt ist und lohnt eine von Zeit zu Zeit gegebene Düngung durch Unter- bringung alten Mistes oder kräftiger Compost- oder Gartenerde,, durch reich- lieheren Ertrag und bessere Qualität der Früchte. Bei den zarteren Sorten ist die Bedeckung des Bodens mit Laub rings um den Strauch, soweit dessen Wurzeln reichen, sehr zu empfehlen. Halbbeschattete Lage ist ausserdem sei- nem Gedeihen zuträglicher als durchaus freie sonnige Lage. Die Fortpflanzung der Haselnüsse geschieht am geeignetsten durch Abneh- men der bewurzelten Wurzeltriebe und durch Ablegen. Zu letzterem benutzt man kräftige Wurzeltriebe, die man da, wo sie in die Erde eingelegt werden bis zum Mark durch einen schiefen Schnitt von unten nach oben einschnei- det, auf ein Beet guter Erde einlegt und 3 — 4 Zoll hoch so mit Erde deckt, dass die Spitzen der Ableger noch mit mehreren Augen über die Erde empor- sehen. Der Herbst ist die beste Zeit zu dieser Operation, da der Haselstrauch von allen unseren Sträuchern zuerst in Saft tritt, doch sollten die Ableger und der Boden über ihnen mit Laub gedeckt werden. Die Veredlung der bessern Sorten auf die gemeine Haselnuss mittelst Pfropfen und Copuliren gelingt zwar, Herrn Oberförsters Schmidt. Wir benutzen diese bei der heutigen Besprechung der Cul- tur dieses sehr nülzlichen Strauches, der nach dem übcreinsiimmenden Urtheil Aller die Cul- tur nicht nur verdient, sondern auch durch hohen Ertrag wirklich lohnt. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ist aber nicht sicher und so wird das Ablegen stets die zweckmässigste Art der Fortpflanzung bleiben. Die Fort- pflanzung durch die Nüsse ist ebenfalls nicht zu empfehlen, da es lange dauert, bis man Früchte von solchen erhält und es ferner sehr fraglich ist, ob solche Sa- menpflanzen auch Nüsse von guter Qualität liefern. Wer dennoch in dieser Beziehung Versuche maclien will, wähle ganz aus- gereifte vollkommene Nüsse einer gu- ten Sorte und lege diese im Herbst reihenweise ungefähr 1 Zoll tief in tief umgegrabene Beete in etwas feuchter Lage. In den ersten Jahren nach dem Auflaufen verpilanze man solche mehr- mals in guten Boden, wodurch frühere Fruchtbarkeit und besseres Produkt er- zielt wird. — Der Schnitt der zum Fruchttragen bestimmten Sträucher beschränkt sich auf das Wegnehmen aller Schosse bis auf einen, der einen Hochstamm bilden soll oder bis auf 4—5 kräftiger Schosse, welche einen Strauch zu bilden bestimmt sind. Später nimmt man jährlich ei- nigemal alle Wurzelschosse weg, welche die Pflanze sehr schwächen und be- schränkt den Schnitt im Uebrigen auf das Wegnehmen des zu dichtstehenden überflüssigen Holzes. Die Zweige selbst dürfen nicht eingestutzi werden, da hierdurch dem Strauch die Blüthen- knospen mitweggeschnitten werden, Sträu- cher, die wegen Alter nicht mehr gut tragen, werden durch Wegschneiden des Strauches über den Boden ver- jüngt, worauf man wieder nur einige der zalılreichen Wurzelschosse zur Bildung des Strauches stehen lässt. Die gewonnenen Nüsse guter Quali- tät sind meist leicht und vortheilhaft zu verkaufen. Ausserdem kann man I. Originalabhandlangen. solche auch zur Oelbereitung verwen- den, indem sie ein sehr feines Oel lie- fern, das dem Provencer- Oel im Ge- schmack kaum nachsteht. Wie wir schon oben bemerkten, werden 3 Racen der Haselnuss unter- schieden, nämlich die Zellernuss, die Lambertsnuss und die ge- meine Haselnuss. Die beiden er- steren bezeichnet man auch als gross- früchtige Haselnüsse, da ihre Nüsse bedeutend grösser als die der gemeinen- oder kleinfrüchti- gen Haselnuss werden. Sie charak- terisiren sich folgenderweise *). I) Zellernüsse, Frucht gross, mit grossem, flachem , oder we- nig erhabenem Schilde. Der Hüllkeleh bedeckt die Nuss ganz . oder theilweise, Davon werden unterschieden: a) Runde Zellernüsse. Nuss 50 hoch oder weniger hoch als breit. Hierzu gehören z. B. die Römische Nuss, de bunte Zellernuss, Büttners Zellernuss, Hallische Riesennuss. b) Längliche Zellernüsse. Frucht höher als breit. Z.B. dieMandelnuss, dielange Landsberger Nuss, Min- na’s Zellernuss, die frühe Zellernuss. ec) Eckige Zellernüsse. Nüsse stark gerippt. Z. B. *) Diese Uebersicht geben wir nach dem oben angezogenen Artikel der Monatsschrift für Pomologie. 203 die eckige Zeliernuss, die eckige Barcelloner- nuss. 2) Lambertsnüsse. Frucht mit- telgross, lang, mit grossem, in eine Spitze ausgehendem Schilde. Hüllkelch länger als die Nuss, a) Aechte Lambertsnüsse. Frucht fast doppelt so lang als breit. Hüllkelch noch einmal so lang als die Nuss. Z2.B. die weisse Lam- bertsnuss,dierothe Lam- bertsnuss, die lange italienische Zellernuss, Unächte JLamperts- nüsse, Frucht etwas weniger lang und der Hüllkelch nicht noch einmal so lang als die Nuss. Z.B. die gekräu- selte Filbertsnuss, Downton’s Nuss, Ivess long seedling. 3) Die gemeine Haselnuss. Frucht klein. a) Zellerartige. Frucht rund, Schild platt. Hüllkelch so lang oder wenig länger als die Nuss. b) Lambertsnussartige. Frucht lang. Schild spitz. Hülse lang über die Nuss hinausgehend. c) Eckige. Frucht gerippt. Ausserdem werden auch noch einige wirklich verschiedene Arten in den Gär- ten eultivirt, über die wir später einmal einlässlicher berichten wollen. (E. R.) b) 4) Die Gärten St. Petershurgs und der Umgebung im Herbst 1S60. Der Gartenbauverein beauftragte in seiner Sitzung im Juli eine Commission, burg zu besichtigen und den Bericht darüber dem Vereine; vorzulegen. Der die wichtigsten Gärtnereien in St. Peters- U nterzeichnete als Referent dieser Com- 204 mission, will es im Folgenden versu- chen, einen kurzen Ueberblick über die reichen Pflanzensammlungen zu geben. welche sich fast ohne Ausnahme in vollster Schönheit und vorzüglicher Cul- tur befanden. 1) Handelsgärtnerei des Herrn Al- wardt am Grossen Prospect. Eine hier rühmlichst bekannte Gärt- nerei. Alle Pflanzen in vortrefflichem Culturzustande. Als Haupteultur sind decorative Warmhauspflanzen zu nen- nen, welche in den Warmhäusern zum grossen Theil in Beeten eingesenkt wa- ren, die durch Sägespäne aus Mahago- niholz erwärmt waren. Es sehen diese nicht nur besser aus, sondern behalten auch lange eine gleichmässige Wärme und bleiben rein von Pilzen. Als her- vorragend schöne Pflanzen sind zu nen- nen: Colea speciosa, Psychotria leucoce- phala, Brownea erecta, Theophrasta im- perialis, Fernandusa superba, Rhopala- Arten, schöne Falmen, unter denen auch die Latania Verschaffeltii mit ihren ins Gelbliche schillernden Blättern. Schön und reich sind auch die Sammlungen der Kalthauspflanzen, und zwar unter diesen wieder die Collectio- nen der Camellien, Azaleen, Rosen und Coniferen. Unter den letzteren erwäh- nen wir die Cryptomeria dacrydioides, welche durch dunklere und mehr ins blaugrüne spielende Blätter sich von der gewöhnlichen unterscheidet, die neuesten Dammara-Arten etc. Im freien Lande prangte eine auser- lesene Dahlien-Sammlung, darunter die Leuchtkugel aus Köstritz, eine der brillirendsten Sorten. Die sonst unbeständige Spielart von Chrysanthe- mum coronarium mit roth gezeichneten Petalen, das als Chr, Burridgianum in den Gärten verbreitet worden ist, war Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hier beständig. Als schön nennen wir ferner die neuesten perennirenden Spiel- arten von Phlox paniculata u, a. m,, unter denen P. admirable (Blumen ro- senroth), Mad. Guizot (Duval) (Blumen dunkelroth) Catherine Sachs (Blumen dunkelroth). le comete, la belle du jour und Mad. Verdier die schönsten. In der kleinen Baumschule endlich, fielen uns die schönen hochstämmig veredel- ten Exemplare von Caragana spinosa D. ©., mierophylla D.C. (als C, arena- ria) und frutescens (als C. grandiflora und pygmaea pendula), sowie das Ha- limodendron argenteum D. C. (Caragana Helodendron) auf. Diese in Petersburg noch harten Sträucher Sibiriens, wach- sen auf Caragana arborescens veredelt leicht an und geben frei auf Rasen- plätze gepflanzt eine schöne Zierde der Gärten, indem namentlich die C. frutes- cens bei solcher Cultur ihre schlanken Zweige grazil überhängen lässt, Den Garten verlassend werfen uns noch die musterhaft schönen Kugel- bäume von Lorbeeren und die zahlrei- chen auf Stellagen aufgestellten feineren Kalthauspflanzen den Scheidegruss zu. — 2) Der Garten des Herrn Kunst- und Handelsgärtners Martsch am Ka- mennoi-OÖstrow Prospect. Eine erst seit einigen Jahren errich- tete Handelsgärinerei, in welcher vor- zugsweise diejenigen Pflanzen eultivirt werden, die sich zu Zimmerdecoratio- nen, als Bouquetblumen und zur Be- pflanzung von Blumengärten eignen. Gleich dem Eingang gegenüber, auf einer beschatteten Stellage stehen die blühenden Topfgewächse im Sommer zum Verkaufe ausgestellt. In den Warm- häusern Decorationspflanzen, in den Kalthäusern eine reiche Sammlung Ca- mellien in theils grossen Exemplaren, I, Originalabhandlungen. 3) Garten des Borch in der Besotschnaja. Ober- gärtner Herr Krilof. | Eine ausgedehnte grosse Parkanlage, welche wie die meisten grösseren Pri- vatgärten um Petersburg, im Sommer dem Publikum zur Benutzung als aus- gedehnter Spatziergang geöffnet ist. Das Landhaus reich decorirt mit Gruppen blühender Topfgewächse und ihm gegenüber der für den Privatge- brauch reservirte Blumengarten. Reich blühende Gruppen von Heliotrop, Dah- lien etc. 'schmückten die Rasenplätze und Bosquetränder. — In den Gewächshäusern blühten die Treviranien (Achimenes) in reicher Auswahl. Nahe dem Eingang fiel uns eine kleine Gruppe riesiger Exemplare von Impatiens glandulifera Royle auf. Diese Balsamine Ostindiens wird wohl noch zu wenig angepflanzt. Einige der- selben zu einem kleinen Grüppchen, frei auf den Rasen gepflanzt, macht wirklich einen guten Effect durch die kräftigen, saftigen Stengel, grosse blaugrüne Blät- ter und die vom Anfang Juli bis zu dem ersten Frost wunausgesetzt auf der Spitze aller Aeste sich entwickeln- den grossen dunkelrothen Blumen, Auf Blumenrabatten zwischen andere Pfilan- zen gesetzt, unterdrückt diese Pflanze, durch ihr rasches kräftiges Wachsthum bald alle neben stehenden Pflanzen und muss daher meist entfernt werden, ehe sie zur Blüthe kommt. Dagegen ist sie auf kleine runde Beetchen zu 3 bis 3 auf Rasenplätze frei gepflanzt ganz am Platze. Zur üppigen Eniwickelung verlangt sie dungkräftigen, feuchten nicht zu schweren Boden und einen vor starkem Luftzug geschützten Platz, der der vollen Sonne ausgesetzt oder nur theilweise während des Tages beschat- tet ist, — 205 Herrn Grafen von |4) Der Garten des Herrn Commer- zienrathes Saposchnikoff in der Besotschnaja. Ein seit einigen Jahren mit grosser Liebe gepflegter Garten, in welchem der interessanten Pflanzen sich ausser- ordentlich viele befinden. Alle Ge- wächshäuser sind neu gebaut und zum Theil in decorativer Weise als Winter- garten eingerichtet. Die Construction derselben als Doppelhäuser mit doppel- ten Fenstern ist höchst zweckmässig. Sämmtliche Gewächshäuser, die warmen wie die kalten, werden durch eine ein- zige Wasserheizung, die vom Herrn St. Galli in Petersburg, nach einem neuen Systeme, sehr solid angefertigt ist und die sich ganz vortrefflich bewährt hat, geheizt. Der Ofen wird mit Kohlen geheizt und die Einrichtung ist so, dass solche für die ganze Nacht im Voraus aufgeschüttet werden können und ein besonderes Nachsehen in den Gewächs- häusern während der Nacht, selbst bei kaltem Wetter, nicht nothwendig ist. Obgleich Reparaturen an dieser sehr so- lid angefertigten und nach den richtig- sten Grundsätzen aufgestellten Heizung für eine Reihe von Jahren nicht zu fürchten sind, so glaubt der Referent doch, dass es in unserem Klima siche- rer ist, zwei Oefen zu stellen und von jedem derselben aus, Röhren durch alle Häuser zu führen, damit man für den Fall gesichert sei, wenn einmal mitten im Winter an einer der Heizungen eine Reparatur nothwendig werden sollte, In dem Wintergarten waren mächtige Exemplare vollkommener Culturpflanzen aufgestellt, und zwar alle paarweise. Der Besitzer hat einen grossen Theil der auf unsern Ausstellungen prämirten Culturexemplare angekauft und so eine ganz auserlesene Sammlung prächtiger Decorationspflanzen. Als solche nen- 206 nen wir die 2 grössten Agave ameri- cana, die in Peterburger Gärten sich vor- finden, Pincenectitia tuberculata „ Bro- melia Caratas, Cycas circinalis, Scia- dophyllum pulchrum , Encephalartos horrida, Rhopala corcovadensis, Panda- nus furcatus (ein ausgezeichnet schönes Exemplar) , Pandanus odoratissimus, Dracaena coneinna (2 Musterpflanzen), Pterospermum acerifolium,, Hippomane aculeata (?), Dracaena umbraculifera (2 ausgezeichnete Exemplare), Yucca serrulata (beide in Blüthe), Cordyline cannaefolia, (6 Fuss hohe Prachtexem- plare), Lomatophyllum borbonicum etc. Vor dem Hause und den Gewächshäu- sern liegt ein freundliches Blumenpar- terre und der Eingang ist reich mit Gruppen blühender Kalthauspflanzen de- eorirt. Auf den Rasenplätzen waren schöne Culturexemplare von decorati- ven Kalthauspflanzen, ebenfalls paar- weise aufgestellt, so Araucaria excelsa, Bidwilli und imbricata, Cephalotaxus Fortunei, Wellingtonia gigantea ete. In einem kleinen Gärtchen hinterm Hause waren eine Parthie von Holz- pflanzen versuchsweise ausgepflanzt wor- den. Als Pflanzen die den Winter un- term Schnee gut überdauern, Sind zu nennen: Cotoneaster microphylla, Azalea pontica, Fraxinus lentiscifolia, Quercus Robur laciniata. Als Pflanzen endlich, die in den Gärten Petersburgs sehr selten schön angetroffen werden, nen- nen wir 2 schöne Kugelbäume von der gewöhnlichen Myrthe in voller Blüthe. Im Auslande gehört bekanntlich der Myrthenbaum zu den beliebtesten Pflan- zen, die wie der Örangenbaum im Kü- bel als Kronenbäume und Spaliere er- zogen und als Decorationspflanzen in der Nähe der Wohnungen aufgestellt werden. Hier tritt der Lorbeerbaum an beider Stelle, der auch in dem Gar- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. ten des Herrn Saposchnikoff in schönen Exemplaren vertreten ist. 5) Der Garten Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Grossfürstin Helene Paullowna in Kamennoi - Ostrow. Hofgärtner Herr Siersmeyer, Dieser Garten besteht aus den aus- gedehnten Parkanlagen, welche die ganze Insel Kamennoi-Ostrow einnehmen und die in neuerer Zeit mancherlei Ver- schönerungen unter der einsichtigen Leitung des Herrn Siessmeyer erfahren haben. Die zahlreichen Gewächshäuser umfassen ebenso reichhaltige Sammlun- gen von Kalt- und Warmhauspflanzen und sind unter allen Pflanzen - Samm- lungen Petersburgs am reichsten an den in neuester Zeit eingeführten De- corationspflanzen. Ebenso vorzüglich ist der Culturzustand aller Pflanzen, Unter den hohen Gewächshäusern sind in dem vorletzten Jahre einige umge- baut worden und zu einem Palmenhaus und decorativen Kalthaus eingerichtet. Die Commission hebt folgende Pflanzen dieses reichen Gartens noch besonders vor. Warmhauspflanzen. Die reiche Sammlung von Rhopala- Arten, jener in den Gebirgen Mittel- und Südamerika’s wachsenden Pflanzen- Gattung aus der in der Mehrzahl der Arten in Neuholland und an dem Vor- gebirge der gulen Hoffnung vorkon- menden Pflanzenfamilie der Proteaceen. Schöne decorative Blätter zeichnen alle Arten aus, von denen, so viel uns be- kannt, bis jetzt keine in den Gärten Europa’s blühten. Die Mehrzahl der in Cultur befindlichen Arten, sind da- her noch nicht wissenschaftlich unter- sucht und werden theils als Formen einer Art vereinigt, theils mit den von I. Originalabhandlungen. Meisner in Candolle’s Prodromus be- schriebenen Arten vereinigt werden müssen. Herr Siessmeyer cultivirt 14 Arten, nämlich R. corcovadensis , mon- . tana, organensis, de Jonghii, princeps, Skinneri, heterophylla, Caleyi, mexicana, magnifica, glaucophylla, aurea, australis, complicata. Nicht minder reich und ausgezeich- net ist die Sammlung der Pandanusar- ten, unter denen der Pandanus Amher- tiae mit den schön blaugrün schillern- den Blättern, der breitblättrige Pandanus cuspidatus von der Tracht des P. fur- catus, der schöne Pandanus reflexus, P. leianthus, und alle die in neuerer Zeit erst in die Gärten eingeführten Arten dieser Gattung. Als eine der ausge- zeichnetsten und schönsten Decorations- pflanzen ist die Theophrasta imperialis mit ihren grossen Blättern zu nennen, Th. nobilis hat weniger grosse Blätter. Als fernere schöne und neuere Dekora- tionspflanzen des Warmhauses in guten Culturexemplaren sind hervorzuheben: Hippomane speciosa (?), Colea Commer- soni, Crescentia regalis (ein Rival von Theophrasta imperialis mit 11/, Fuss breiten Blättern), Campylobotrys argy- roneura, (Blätter dunkelsammetgrün, gross und silberfarbenes Adernetz), Dra- caena guatemalensis „ Colea speciosa, Ormosia macrophylla, Aralia reticulata, papyrifera etc., Phyllarthron Bojeria- num, ein neues Spathiphyllum, Brownea grandiceps, Leucothria leucantha, Ma- ranta Porteana, Paratropia assamica, Oreopanax peltata und andere Aralia- ceen, das schöne Cyanophyllum magni- ficum, das aber nur im feuchtwarmen Warmhause bei hohen Wärmegraden sich zu seiner vollen Schönheit ent- wickelt, Stadmannia Jonghii und bahi- ensis, Gomphia Theophrasta. Die Palmensammlung ist wohl eine 207 der reichsten Petersburgs, Chamaedorea glaueifolia und Verschaffeltiana, Saribus Zollingeri, Areca sapida notirten wir uns als schöne Neuigkeiten. Die Spielarten der buntblätterigen Begonien aus der Verwandtschaft von B. xanthina und rex, waren in grosser Auswahl vorhanden. Es geht diesen Begonien wie allem dem, was gleich- zeitig an mehreren Orten gleich mas- senhaft erzeugt wird. Die grosse Zahl des erzeugten macht, dass die Formen in einander übergehen und der Liebha- ber der anstatt der angepriesenen aus- gezeichneten Neuigkeit etwas erhält, das die B. rex und andere keineswegs übertrifft, sieht sich getäuscht und wird kaum die fernerhin auftauchenden Neuig- keiten der Art anzuschaffen sich be- eilen, Auch die Sammlungen der Kalthaus- pflanzen enthalten viel Ausgezeichne- tes. Besonders vollständig ist die Gat- tung Araucaria vertreten, darunter ein Prachtexemplar der A. excelsa glauca, A. Leeana, graeilis, Cookii ete. sowie überhaupt all die neueren ausgezeich- neteren Coniferen. 6) Der Garten der Madame Kolenis- scheff auf der Apothekerinsel. Obergärtner Herr Bergemann. Dieser Garten hat den Ruf, den er seit der Zeit als er von dem frühern Besitzer, dem „Grafen Nesselrode in einem so hohen Flor gebracht ward, auch bis jetzt unter der einsichtigen Leitung des Herrn Bergemann zu be- wahren gewusst. Die Gewächshäuser sind in den letzten Jahren zum Theil und sehr zweckmässig umgebaut wor- den. Das Camellienhaus, in welchem die in ganz Petersburg bekannten aus- gezeichneten und mächtigen Spalier- bäume von Camellien im freien Grunde 205 stehen, ist erhöht und erweitert worden und auch ausserdem ein für die Cultur der Orchideen bestimmtes Warmhaus hinzu gekommen. Schöne Passifloren in den freien Grund gepflanzt, schlingen beim Eingang in das Kalthaus empor, wo die zarteren und schöneren Kalthaus- pflanzen in mannichfaltiger Auswahl und vortrefflichem Culturzustande aufgestellt sind. Wir erlauben uns hierbei die Anmerkung , dass die Passifloren, wie überhaupt fast alle hochrankenden Schlingpflanzen, nur dann in voller Schönheit sich entwickeln werden, wenn solche im Gewächshause in den freien Grund gepflanzt und unter den Fenstern hingezogen oder als Guirlanden ver- theilt werden. Die Wurzeln solcher Schlingpflanzen müssen sich ebenso un- gehindert nach allen Seiten ausbreiten können, wie die oberirdischen winden- den Stengel. Im Topfe oder Kübel ist dies nicht möglich und darum ist bei Anwendung der letzteren Cultur, die naturgemässe Entwickelung eines solchen Schlinggewächses nicht möglich. Nur wenige solcher schöner und üppi- ger Schlinggewächse werden im Ge- wächshause zur dauernden und schö- nern Verzierung dienen, wie wenn man viele derselben im Topfe zum sparsa- men Wachsthume bringt. Die schöne Passiflora racemosa Brot. (princeps Lodd.) und P. alata Ait. nebst den zahlreichen Bastarden aus diesen sahen wir nur bei solcher in üppiger und reichlicher Menge ihre ebenso schönen als eigen- thümlichen Blumen entwickeln. Die reiche Sammlung schöner und mächtiger Camellien wird auch jetzt noch zur Zeit der Blüthe jährlich von allen Blumenfreunden in diesem Garten bewundert. Mächtige Bäume von Rho- dodendron arboreum tragen Massen ihrer schönen Blumendolden etc. Im hohen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kalthause bewundert man ausserdem das schönste grosse Exemplar von Araucaria excelsa, das bei einer Höhe von ungefähr 20 Fuss vom Grunde an gleichmässig seine Wirtel regelmässi- ger Zweige nach allen Seiten entsendet. Mächtige Bäume von ächten aus dem tropischen China stammenden Zimmet- baume (Cinnamomum aromaticum Nees) werden im Kalthause bei 4—6° R. cul- tivirt und stehen im gedeihlichsten Ge- sundheitszustande. Im Orchideenhause blühte gerade ein mächtiges Exemplar der Ansellia africana und die tkeils schon bei der Besprechung der anderen Gärten er- wähnten Decorationspflanzen des Warm- hauses schmücken auch hier die Warm- häuser. 7) Der Garten des Ministeriums des Innern auf der Apotheker - Insel. Obergärtner früher Herr Pfeffer, jetzt Herr Reichenbach. Ausser der grossen dem Publikum geöffneten Parkanlage , die schöne Bos- queiparthien und Rasengründe enthält, umgiebt ein kleinerer Garten die Som- merwohnung des Herrn Ministers. Beide Gärten wurden vom Herrn Thelemann angelegt, der, währenddem er als Ober- gärtner am hiesigen botanischen Garten wirkte, einen bedeutenden Einfluss auf die Gartenanlagen um Petersburg und im Innern Russlands ausgeübt und bei. vielen derselben seinem durchgebilde- tem Geschmack Geltung verschafft hat. Der kleinere Garten bietet ebenfalls schöne Rasenflächen mit Durchsichten, die von Gruppen schöner Pinus Pichta ete. eingerahmt sind. Unter den frei gepflanzten harten Sträuchern und Halb- sträuchern, heben wir ausser den schon bei Besprechung des Gartens des Herrn Taf: I. Originalabhandlungen. Alwardt erwähnten hochstämmigen Ca- raganen noch besonders hervor. Tamarix gallica L. (Südeuropa) und germanica L. (Mitteleuropa). Es sind . das 2 halbharte Sträucher, die im hie- sigen Klima jährlich bis über den Schnee abfrieren, aber aus dem alten Holz im Frühjahr kräftig austreiben und dann im Sommer schöne pyramidale freudig grüne Sträucher bilden, die durch ihre dünnen , an einen Juniperus in der Belaubung erinnernden Aeste einen angenehmen Contrast mit den an- dern Sträuchern bilden und dann im Sommer ihre Blüthenrispen auf den Spitzen der Zweige entwickeln. Sambucus nigra L. fol. laciniatis et variegatis. Der gemeine Hollunder, dessen Blüthen zu Thee und dessen Beeren zu Saft, als schweisstreibendes Mittel benutzt werden, besitzt mehrere schöne Abarten, welche wir in vollkom- mener Schönheit angepflanzt sahen, Die Abart mit bunten, d. h. gelblich- weiss geränderten Blättern, hat ganz die Blattform der Stammart, durch die schöne Färbung des Laubes macht sie aber einen sehr guten Effect. Mit stär- ker geschlitzten Blättern sahen wir hier 2 Abarten, (Sambucus nigra laciniata, mit geschlitzten Theilblättchen, S. ni- gra cuspidata, Blatttheilung ähnlich, aber die Blattlappen lang zugespitzt), die beide durch die feine Theilung des saf- tig grünen Laubes sich vortheilhaft aus- zeichnen. Alle 3 Abarten müssen ei- nen freien sonnigen Standort erhalten, damit sie in dem kurzen Sommer Pe- tersburgs reifes Holz bilden. Dennoch frieren sie oft bis über den Schnee ab. Man thut daher wohl, im Herbst nach dem Eintritt des Frostes, den Boden um den Strauch herum etwas mit Laub zu decken, welches Verfahren auch bei den zuvor besprochenen Tamarix - Arten VI, 1861. 209 anzurathen is. Auch wenn sie bis über die Schneedecke abfrieren sollten, werden sie dennoch im Frühling wieder kräftig austreiben und im Sommer aufs neue schöne Büsche bilden, Vermeh- rung durch Stecklinge im Sommer im halbwarmen’ Beete. Spiraea callosa Thbry. nennen wir als 3. für das Petersburger Klima noch sehr zu beachtenden Strauch. Derselbe stammt aus Japan und Nord-China, ward von Fortune in Cultur gebracht und er- friert allerdings bei uns gemeiniglich auch bis über die Schneedecke. Bei ähnlichem Standort und Behandlung wie die beiden vorhergehenden, entwickelt aber auch er jährlich seine schönen Dolden rother Blumen im Sommer in reichlicher Menge, Auf den sorgsam unterhaltenen Blu- menparterres gefiel uns eine Gruppe bunter strauchartiger Calceolarien, die sich in Petersburg noch wenig verbrei- tet haben, — ferner zierliche Gruppen des violettblumigen Heliotropium Voltai- rianum, welche Spielart von allen den vielen Abarten dieser herrlich duftenden Pfianze, sich zur Bepflanzung von Grup- pen am besten eignet, weil ihr Wuchs niedrig und die Blumendolden in reich- licher Menge erscheinen. Auch die Heddewigschen Chineser - Nelken, schöne Spielarten von Salpiglossis, Stevia pur- purea, Trachelium coeruleum, waren jede besonders als Gruppenpflanze verwendet und sind zu diesem Zwecke allgemein zu empfehlen. In einer Steinparthie vor dem Ge- wächshause blüheten neben den gros- sentheils schon verblüheten pereniren- den Pflanzen $Sibiriens: Platycodon gran- diflorus ebenfalls aus Sibirien, mit gros- sen blauen glockenförmigen Blumen und die schöne Asclepias tuberosa L. aus Nordamerika, die auf ungefähr 1 —11/, 17 210 Fuss hohem Stengel, die grosse Schein- dolde der schönen rothen Blumen trägt. Es ist das ein perennirendes Knollenge- wächs, das noch viel zu wenig in un- sern Gärten cultivirt wird, obgleich diese Art schon sehr lange in Cultur ist. Im Klima von Petersburg muss man der Pflanze im Winter eine leichte Laub- decke geben. Von Habrothamnus elegans, A. Brongn. machte eine ganze Gruppe in reich- licher Blüthe einen sehr guten Effect. Wir haben diesen schönen Strauch Mit- telamerika’s, schon wiederholt zur Ver- zierung für geschützt und sonnig lie- gende Rasenplätze im Sommer empfoh- len. Hochstämmig gezogene Exemplare werden frei gepflanzt durch die grazil herabhängenden Zweige, die auf der Spitze ihren grossen rothen Blüthen- strauss tragen, sich am vortheilhaftesten präsentiren. Zur Gruppenpfilanzung be- nutzt man buschige Exemplare. Dank- bare Blüthe wird man nur dann erlan- gen, wenn die betreffenden Exemplare nicht warm, sondern im Kalthaus über- wintert wurden und bis zur Zeit wenn keine Fröste mehr zu besorgen, im Frühling einen lichten guten Standort im niedrigen Kalthaus erhielten, damit sie als gut vorgezogene Pilanzen dem freien Lande übergeben werden können. Hier erhalten sie eine kräftige Erde, von Zeit zu Zeit Dungguss und bei trocke- ner Witterung reichliche Wassergaben. Um dankbares Blühen zu erzwingen, müssen aber alle nahe der Wurzel aus der Erde oder aus dem Holze erschei- nenden Triebe (Wasserreiser) sorglältig Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weggebrochen werden. Lässt man letz- tere stehen, so wird die Pflanze ihre Kraft in sterilen Holztrieben erschöpfen und wenig oder gar nicht blühen, Unter den neueren Sommergewäch- sen war auch das Melampodium ma- cranthum angebaut. Es ist das eine Pflanze, von der Warscewicz uns vor ungefähr 12 Jahren die Samen aus Gua- temala einsendete und ist solche als Abart mit etwas grössern Blüthenköpfen zu Melampodium divaricatum zu stellen. Dasselbe deckt mit seinen theils nieder- liegenden Aesten die bepflanzten Grup- pen bald und entwickelt seine goldgel- ben Blüthenköpfe reichlich, Als ein- jährige Zierpflanze, steht sie aber hin- ter so mancher alten bekannten Pflanze bedeutend zurück und verdient kaum einen Platz zwischen den ausgewählten Pflanzen des Blumengartens, Yon der schönen Lagerströmia in- dia L. aus China, die im Kalthaus durchwintert, darauf im Februar stark zurück geschnitten, verpflanzt und im Warmhause oder im Treibbeete ange- trieben, in grossen wie in kleinen Exem- plaren so dankbar und schön im Som- mer blühet, sahen wir eine Abart mit dunkelrothen Blumen. Die glückliche Cultur der Daubentonia Tripetiana Poit. aus Mittelamerika, die Herr Pfeffer letz- tes Jahr zur Blüthe brachte und von der wir einige Dutzend kräftige mit Blüthenknospen besetzte Pflanzen auf einem Mistbeetkasten ausgepflanzt sahen, ward schon im letzten Jahrgang dieser Blätter von uns besprochen, (Fortsetzung folgt.) 1. I. Originalabhandlungen, 211 Neue Zierpflanzen. 2) Aechmea Melinonii Hort. Makoy.; Abgebildet im Botanical Magazine. 41) Puya grandiflera Hook.; Bromelia- ceae. — Unter den Bromeliaceen bestimmt die imposanteste Pflanze, welche der Kew- Real del mancher Be- Garten vor mehreren Jahren von Monte in Mexico erhielt. In ziehung stimmt sie in der Beschreibung mil Pitcairmia ferruginea, einer Peruvianischen Pflanze von Ruiz und Pavon, überein, doch sind die Petalen bei derselben purpurn und ohne Schuppen, sowie die Blumen nur ?— 3 Zoll lang. Stamm von der Dicke eines Mannesschen- kels, 2? —3 Fuss hoch, rauh von den Ueber- bleibseln vorjähriger Blätter, einfach oder ver- zweigt. Blätter sehr zahlreich, endständig am Stamm oder Zweig, 2—3 Fuss lang, zurück- gebogen, aus breiter Basis bandförmig pfriem- lich, sehr stark und scharf zugespitzt, hart lederarlig, oberhalb dunkelgrün, weisslich be- reift unterhalb, gerinnt, der Rand mit grossen harten ,„ pfriemlichen , fast schwarzen, sichellörmigen, sehr stechenden Dornen besetzl. Kiel mit weisslichen Dornen beselzt, Blüthen- stiel oder Schaft 5—6 Fuss hoch, nach Ver- hältniss stark, mit blattähnlichen, pfriemlichen Bracteen beselzi. Rispe länger als der Schaft von eirunder Gestalt. Rachis, Aeste, Blüihen- sielchen, Kelch und die grossen eilörmigen Bracteen dicht mit einem dieken rostfarbenen Filze bedeckt. Blüthenstielehen viel länger als die Bracteen. Blumen, als Knospen fast pfriemlich, abwärts gekrümmt, einem Vogel- schnabel ähnelnd, wenn zur grössten Voll- kommenheit gelangt fünf und mehr Zoll gross. Sepalen 2 — 2!/, Zoll lang lanzettlich, zuge- spitzt und ebenso wie die länglich - linearen, stumpfen, grünlich - weissen Peialen aufrecht abstehend, ganz herabgekrümmt. Am Grunde der Petalen befinden sich zwei breite Schup- pen. Slaubgefässe kürzer als die Blumen- krone, versteckt in dem oberen rinnenförmi- gen Blumenblatt. Fruchtknoten Jlänglich, stumpf dreieckig, frei. Griffel länger als die Staubgefässe. Narben 3, spiralig gedreht, (Taf. 5234.) Bromeliaceae. — Die Abbildung einer an- dern Südamerikanischen Bromeliacee, welche W. Hooker im Jahre 1857 von Mr. Mo- koy in Lüitich unter obigem Namen erhielt, dessen Ursprung derselbe jedoch nicht kennt. Sie scheint der auf Tafel 4293 der Bot. Mag. abgebildeten Aechmea discolor sehr nahe zu stehen ,„ unterscheidet sich indessen durch mehrere wesentliche Punkte. Die Blätter sind Der Blü- thenstrauss ist mehr dicht gedrängt mit Blu- men. Der Fruchtknoten ist gestreckter, die Kelchlappen sind deutlich weichspitzig und die Schuppen der Petalen sind tiefer gefranst an der Spitze. Obgleich eine sehr hübsche Art und die Blumen viel zahlreicher, so man- gelt ihr doch das reiche Korallenroth der Rachis und der Kelchröhren von Aechmea discolor, sowie der hübsche Contrast, der durch die schwarzpurpurnen Tupfen hervor- gebracht wird und uns die noch nicht ent- falteten Knospen dieser Species mit den be- Sir hier gänzlich von einerlei Farbe. kannten Samen von Abrus precatorius verglei- chen lässt. (Taf. 5235.) 3) Coleus inflatus Benth.; Labiatae. — Pflanzen dieser Labiate wurden in Kew aus Samen erzogen, welche Mr. Thwaites von Ceylon, wo es einheimisch ist, eingesandt hatte, Es besitzt wenig Schönheit, jedoch durch seine Aehren von zarten lilafarbenen Blumen, die im December erscheinen, belebt es die Gewächshäuser zu jener traurigen Jah- reszeit. Vierzig Arten zählt Bentham von die- ser Gallung auf, die grösstentheils Ostindien bewohnen. In seiner ganzen Erscheinung dem be- kannten Coleus Blumei gleichend, nur haben die Blätter nicht die schöne Zeichnung wie bei letzterem. (Tat. 5236.) 4) Impatiens Walkeri Hook., Balsami- neae. Diese prachtvolle Balsamine ward zuerst durch General Walker auf Ceylon ent- deckt, dem zu Ehren Sir W. Hooker dieselbe benannle. Später wurde sie durch Mr. Thwai- tes in den inneren Provinzen von Ceylon 17 % 212 wiedergefunden, derselbe sandte Samen nach Kew, wo es im Warmhause in den Winter- monaten sehr reichlich blühete. Die nächste Verwandischaft hat sie mit 1. Jerdoniae, Taf. 4739 der Bot. Magazines. Der Stamm ist einfach oder nig verzweigt, 1 — 1! Fuss hoch, aufrecht, saflig, tiefpurpur. Blätter zwischen 3 und A Zoll lang, gestielt, eirund oder eirund-lanzeit- lich, zugespitzt, dunkelgrün, fiedernervig, am Grunde spitz zulaufend, die Ränder gesägt und mit einer weichen grünen Borste besetzt, welche am Grunde des Blattes eine Drüse tragen. Blüthenstiele aus den Achseln der gipfelständigen Blalistiele, aufrecht, dolden- trauben-rispig; Blüthenstielchen lang, schwach, fadenförmig, pfriemliche Bracteen am Grunde tragend. Blumen von 1!/, — 1!/, Zoll lang, scharlach, ausgenommen zwei kleine grüne äussere Sepalen, das vordere Blumenblatt giebt der sellsamen Blume die eigenthümliche Gestalt, es ist einigermassen krugförmig, ver- nur wWe- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. längert, unterhalb der Mündung zusammenge- zogen, am andern Ende in einen konischen pfriemlichen, gekrümmten Sporn verdünnt. (Taf. 5237.) 5) Polygonum chinense L. var. folüs pietis (Ampelygonum chinense Lindl.); Poly- goneae. — In China und Japan sowohl, als fast in allen Theilen Ostindiens einheimisch, hat es gleich manchen anderen Pflanzen eine ausgedehnte geographische Verbreitung, wo- durch es in so vielen beträchtlichen Ver- schiedenbeilen in Grösse und Gestalt der Blätter und des Blüthenstandes auftritt. Die eigentliche Art ward schon 1795 in Kew als harte Annuelle eingeführt, ist, da sie dem ge- wöhnlieben Buchweizen sehr gleicht, für un- sere Gärten von keinem Werth. Die abge- bildete Varietät mit bunten Blältern wurde vor Kurzem in Kew eingeführt. Diese Spe- cies liefert in Indien, gleich dem Polygonum tinetorium eine Art Indigo. (Taf. 5238.) (F. F.) il. No 4) Torenia pulcherrima zur Blü- the zu bringen. Während T. asiatiea sehr dankbar den ganzen Sommer hindurch bis zum Winter in unsern Warmhäusern blüht, gelang es noch in wenigen Gärten, die Torenia pulcherrima mit ihren sammtblauen Blumen zu einem guten Flor zu bringen. Hr. v. Spreckelsen theilt in dieser Beziehung in der Hamburger Gartenzeitung ein sehr einfa- ches Verfahren mit, welches sicher zum Ziele führt. Er brachte die jungen Pflanzen im Frühlinge in ein Treibbeet. Nachdem sie hier ein kräftiges Wachsthum zu zeigen begannen, gab er hoch Luft und allmälig immer weniger Schatten und stellte sie dann noch zwischen dem 4. — 20. September auf eine sonnige Stellage im Freien auf, wo sie dem vollen Luftzuge ausgesetzt waren und nur anfangs unter Mittag leichtenSchatten erhielten. Zweige und Blätter rötheten sich, aber die Pflanzen, nachdem sie wieder in einem niedrigen Warm- | tizen. hause aufgestellt worden waren, zeigten bald Knospen und begannen Mitte November üppig und reichlich zu blühen. Es ist das wieder eines derBeispiele, dass gehöriges Ausreifen des Holzes das einzige Mittel ist, manche Pflanzen zum reichlichen Blülhenansatz zu bringen. Besonders bekannt ist dies schon bei so vielen Pflanzen, so bei den indischen Azaleen, welche nach einem warmen trocknen Sommer, wo sie der Ein- wirkung der vollen Sonne ausgeselzt waren, am dankbarsten blühen. Bei so vielen Warm- hauspflanzen, die im Winter, wenn sie das Laub geworfen, bei niedrigern Temperaturgra- den ruhen müssen, um Blüthenflor zu erzwin- gen, bei den laubwerfenden Acacien, ja selbst den Pflanzen, die wir zu denen rechnen, wel- che zu ihrer Cultur die höchsten Wärmegrade und die feuchteste Luft bedürfen, wie Orchi- deen der Tropen, blühen zum grossen Theil nur dann reichlich und dankbar , wenn auch If, sie unter Einfluss von trockener Luft ihre Knollen oder fleischigen Stengel reifen können. (E. R.) 2) Canna discolor zur Blüthe zu bringen. Bis jetzt wollte diese schöne De- corationspflanze, welche zur Bepflanzung von Blattpflanzengruppen während des Sommers im freien Lande eine der geeignetsten und schönsten Pflanzen ist, nur bei der Cultur im Warmhause blühen. Herr Lierval hat ein Mit- tel gefunden, solche auch im Sommer im freien Lande zur Blülhe zu zwingen. Dieses besteht einfach darin , alle am Grunde aus- brechenden Triebe, sowie man solche bemerkt, wegzuschneiden. Alle so behandelten Pflan- zen kamen zur Blülhe. (Journ. de la soc. centr. (r.) 3) Cultur der Roupellia grataHook. DieR. grala ist eine Schlingpflanze aus der Fa- milie der Apocyneen, welche aus Sierra Leone in Englische Gärten eingeführt und dort an- fänglich unter dem Namen Strophanlus Stan- leyanus verbreitet ward. Nach dem Flori- eultural Cabinet ist es eine der ausgezeichnet- sten Schlingpflanzen des Warmhauses, welche grosse weisse Blumen mit rosenrothen Zähnen trägt, die nach einigen Tagen gelblich werden und dann braunrothe Zähne tragen. Nur wenn das Holz dieser Pflanze vollständig ausreift, istAussicht vorhanden, dass dieselben zur Blü- the gebracht werden kann. Um dieses Re- sultat zu erreichen, wählt man Ende Februar eine vollständig gesunde junge Pflanze und pflanzt diese in eine Mischung aus 2 Theilen Rasenerde, 2 Theilen Torferde, 1 Theil Laub- erde und mischt hierzu Sand und Kohlen- slücke. Nach dem Verpflanzen erhalten die Pflanzen 170 R., die man bis auf 200 R. er- höht, sobald die Tage länger werden und die Pflanzen kräfliger zu wachsen beginnen. Wäh- rend der Vegetalionsperiode pflanzt man, ohne den Ballen zu schädigen, so oft grösser, als dies nölhig erscheint und giesst wöchentlich zweimal mit flüssigem Dünger, unterhält die Temperatur zwischen 15 — 25° R. sättigt die Luft gehörig mit Feuchtigkeit und lüflet so oft, als diesgeschehen kann, ohne die Temperatur zu sehr zu erniedrigen. Im Monat August, wenn die Pflanzen ihren Sommertrieb vollen- det haben, setzt man die Pflanzen der vollen Notizen. 213 Sonne aus, indem man gleichzeitig fleissig lüftet aber immer noch eine hohe Temperatur unterhält. Wenn das Holz gezeitigt, beginnen einzelne Blälter zu fallen und man verringert nun die Wassergaben immer mehr und giesst namentlich während des Winters bei einer Temperatur von 12° R, nur sehr wenig. Die Blüthe beginnt gemeiniglich erst im zweiten Jahre bei ähnlicher Behandlung. 4) Die ältesten Libanon Cedernin Europa. Diese befinden sich auf der aus- gedehnten Besitzung des Herzogs von Rich- mond zu Goodwood. Der ausgedehnte Park besitzt einen Flächeninhalt von 2300 Acker Landes und umfasst eine 500 Fuss über den Meeresspiegel sich erhebende Hügelkette an der Südküste von Sussex. Wir übergehen die Beschreibung der ausgedehnten Anlagen und gedenken nur der Libanon-Cedern. (Ce- drus Libani). Schon im Jahre 1761 wurden 4000 Exemplare von derselben dort ange- pflanzt und 1762 eine fernere Parthie. Von diesen Exemplaren, die von ihrer Erziehung aus Samen an, jetzt auf ein Alter von 103 Jahren geschätzt werden, sollen in jenem Parke jetzt noch 139 mächtige Exemplare stehen. (Gard. Chron.) 5) Im Februarheft d. Gartenflora ist Alo& succotrina nach Illustr. horticole als Mittel gegen Brandwunden empfohlen. In Schlesien, wo man hin und wieder verschiedene Arten der Alo& wie arborescens, mitraeformis u. a. bei gemeinen Leuten findet, werden die Blätter derselben allgemein zu obgedachtem Zwecke verwendet. In Dietrich’s Gart. Lex. 2. Aufl. ist A. suc- cotr. Haw. Vaterl. Kap d. g. Hoffnung, in 1. Aufl. Suppl. Bd. als A. succotr. Willd. Enum. pl. „saftreiche‘‘ Alo& angegeben. Zu dieser Ueberselzung scheint Vater Dietrich von Succus verführt worden zu sein, zwar mit Unrecht, da es dann succulenta hätte heissen müssen und die ganze Gattung zu den succulenten Pflanzen zu rechnen ist. Zur Lösung des Dunkels scheint ein Be- richt in der Allg. Gartenz. von Otto und Dietrich 7. Jahrg. 1839 pag. 126 „Lese- frächte von Landgerichtsrath Brückner“ ob- wohl Verf. seine Quellen nicht genannt, ge- 214 eignet zu sein, indem er die Insel Socotra *) der Canaren als Heimalh einer Alo& angiebt, welcher ein alter Ausfuhrarlikel, später aber dergestalt vernachlässigt worden, dass 1833 nur 2 Tonnen zur Ausfuhr gelangten. Der Verf. hält sie, wahrscheinlich identisch mit Alo& officinalis Forskal. Klaprot giebt in Groos Chemie an, dass die beste Sorte ihren Namen von der arabischen Insel Socoto- rah stamme, und aus den SBlätiern der A perfoliata bereitet werde. A. hepalica werde auf dem Vorgeb. d. g. Hoffnung aus der A. spicata, auf Barbados hingegen aus A. perfo- liata gemacht. (EIS HI) 6) Die Gartenz. von Olto und Dietrich 7. Jahrg. 1839 und 17. Jahrg. 1849 Nr. 49 enthält Nachrichten über die in der Mediein bekannte Manna. Die verschiedensten Pflan- zen und deren Heimalhsorte , Stoff liefern sollen, liessen mir sämmtliche Angaben aus chemischen Bedenken so my- steriös erscheinen, dass ich den verschieden- sten Quellen über die Manna nachgieng. Welcher Leser wird, wenn verschiedene Au- toren Tamarix, Hedysarum, Pinus, Morus, La- rix, Fraxinus, Salix u. s. w. als Pflanzen zur Gewinnung von Manna angeben, nicht fragen: Nun welches ist nun diejenige, welche in der Medicin benutzt wird? Und ich nur entgegnen, dass wahrscheinlich die Fra- xinus Ornus Europa mit dem Stoffe versorge, darum aber die Verwendung desselben aus anderen Pflanzen nicht scheint. welche diesen ausgeschlossen er- Berücksichtigt man jedoch, dass seitdem die Chemie sich mit Untersuchung der orga- nischen Stoffe mehr beschälligt, und daraus Pininsäure, Saliein, Nicotin, Thein, Amyg- *) Socotora, Insel im indischen Ocean, der äussersten Ostspitze Afrika’s gegenüber, 20 M. lang, 8 M. breit, von einem hohen Bergrücken durchzogen, sleinig und dürr, aber reich an Datteln und Aloc; mit 100,000 Einw. Sie war bisher dem Imam von Mas- kate unterworfen, von dem sie aber 1834 die Engländer gekauft haben. (D. u. B. Ritter, geogr. statlist. Lexicon. kann darauf Gartenflora Deuischlands, Russlands und der Schweiz. dalin u. a. m. z.B. entdeckt hat, so erscheint es für medieinische Zwecke höchst wün- schenswerth, dass die Pharmaceuten sich über den Ursprung ihrer Manna unterrichteten, da man folgern muss, dass z. B. Manna von Salix Saliein, von Larix Lariein, von Pinus Pininsäure u. s. w. enthalten möge, Stoffe, welche in der Heilkunst andere Erscheinun- gen hervorrufen können, als z. B, die Manna von Fraxinus. Ich übergehe nun das Resultat meiner weitläufigen Forschungen, da ein Werk: Che- mische Bilder ete. nach Johnston’s chemistry of common life von Wılh. Hamm, Leipzig J. J. Weber hierin vollständige und interessante ich dem Leser einen aphoristischen Extract hier gebe. Längs den Ufern des Mittelmeeres liefern uns Fraxinus Ornus und F. rotundifolia (Va- ter Dietrieh macht hierin Angaben während Dietr. Eneycelopädie weder Esche noch Fraxi- nus oder Ornus enthält) Sieilien und Calabrien die Manna, wovon allein nach England etwa 11000 Pid. verladen werden. Die Analyse derselben stellt sich auf AO pro Cent. Aufschlüsse enthält, wovon Mannazucker oder Mannil Traubenzucker AT 104 Ab Gummi mit etwas Kleber und anderen Stollen 40) SoH., Wasser a OO, Die Worte ‚und andere Stoffe“ sprechen für meine Ansicht, wonach die Manna cha- rakleristische Eigenthümlichkeiten ihrer Pro- ductions - Pflanzengaltung enthalten müsse, mehr aber noch die Aeusserung des Autors: „Jene für die Heilkunde werthvolle Eigen- thümlichkeit rührt aber nicht von dem Man- nit, oder dem eigenthümlichen Mannazucker, sondern den andern Stoffen her.“ Auch in verschiedenen Seegräsern kommt der Mannit vor. Der Zuckertang, Laminaria saecharina, welcher an den Küsten Englands, Islands und Norwegens gesammelt und in England als vortrefflliches Gemüse gegessen wird, enthält völlig trocken, ohngefähr 12 Pro- cent; Laminaria esculenta, Halidrys siliquosa 5— 6 Proc.; Fucus vesiculosus 1 — 2 Proc. Mannit, Ia geringer Menge ist er in unsrem von II. Notizen. | gewöhnlichen Sellerie und der Wurzel des Löwenzahns. Vom Gummibaum -Manna aus dem Euca- lyplus resinifera und andern Arten in Austra- lien und Vandiemensland, wird angegeben, wie interessant es cerscheine, wenn in ge- wissen Jahreszeiten Blätler und Rinde jener Bäume einen süssen Stoff ausschwilzen, den der darauf fallende Sonnenschein trockne. Wenn darauf der Wind sich erhebe und die Bäume der Wälder schüttle, so falle oftmals diese austral. Manna gleich kleinen Schnee- schauern herab auf den erstaunten Wanderer, ihm in jenem Lande eine ausserordentliche Erscheinung. Obgleich dieser Mannit in be- trächllichen Mengen erzeugt werden müsse, so sei doch nicht bekannt, ob er gesammelt und verwende! werde. Das Harz, im Handel unter dem Namen Kino bekannt, aus der Rinde jener Bäume gewonnen, möge man nicht mit jenem Stoffe verwechseln. Quercus mannifera in Kurdistan, Larix eu- rop. und Pinus Cedrus schwitzen ein eigen- thümliches Manna aus. Die vom Berge Li- banon wird mit 6 — 10 Rthlr. die Unze be- zahlt, da sie in Syrien als Linderungsmittel der Brustleiden ausserordentlich geschätzt ist. Persische Manna oder Gen, auch Alhagi- Manna, von den Arabern Tereng Jabin ge- nannt, ist ein Product des Mannaklee’s, Hedy- serum Alhagi, eine Kleepflanze der Esparsel- tenart, im Orient ziemlich heimisch; Manna bringt sie jedoch nur in Persien, Bokhara, Arabien und Paläsiina. Die reisenden Araber und die Karavanen, welche die Wüsten durch- kreuzen, sammeln sie eifrig, indem sie die Stauden auf untergebreitete Tücher abschüt- teln, und benutzen sie als Nahrungsmittel. In der Gegend des Berges Sinai wird von Tamarix mannifera die Tamariskenmanna ge- wonnen*). Die berühmte Manna des alten *) Verschiedene darunter die berühmtesten, halten diesen Stoff vorzugs- weise für die Manna der Bibel und glauben, dass alle die Eigenschaften, welche dort ver- zeichnet sind und wesshalb die Kinder Israel ihn sammelten , darauf passten. Andere hin- gegen stellen diess in Abrede und werden Forscher , 215 Testamentes wird nun iheils dem Mannaklee, iheils der Tamariske zugeschrieben. Beide Pflanzen wachsen in der Wüste Sin, längs verschiedener Stellen, durch welche der Zug der Israeliten wohl gegangen sein kann. In dem Thal Wady Fayran, zwischen der Meer- enge von Suez und dem Berge Sinai schrei- tet der Wanderer dureh dichte Wälder von Tarafabäumen (Tam. mannifera) welche über seinem Haupte sich zu schattigen Gängen wölben, gleich den Alleen Gartens. Diese Bäume gleichen der Hängebirke, sind aber zarteren, zierlieheren Ansehens, und von den äussersten Spitzen ihrer feinen, schwan- kenden Zweige fliesst die sogenannte Manna Man schreibt dies der eines in Tropfen herab. Recht behalten. Denn die Chemie stellt sich auf ihre Seite und sucht durch ihren Aus- spruch aufs Neue zu bewahrheiten, dass sie auch auf die dunkelsten Geheimnisse der Vor- zeit öfters wenigstens einen kleinen Lichtstrahl zu werfen vermag. Wenn geschrieben steht: „Und Moses sprach zu ihnen: Niemand lasse etwas davon übrig bis Morgen. Aber sie ge- horehten Mose nicht. Und Etliche liessen da- von übrig bis Morgen; da wuchsen Würmer drinnen und ward stinkend und Moses ward zormig auf sie“ (2 B. Mos. 16. 19. 20.) — so sind dieses rasche Uebergehen in Fäulniss, die Erzeugung von Würmern und der üble Geruch Eigenschaften, welche sich durchaus mit keiner bekannten Pflanzenausschwitzung in Verbindung bringen lassen. Im Gegentheil deuten dieselben auf thierischen Ursprung, oder mindestens auf das Vorhandensein eines dem Kleber der Pflanzen oder dem Fibrin der Thiere ähnlichen Stoffs. Und dafür spricht auch wieder die ausserordentlich nahrhafte Beschaffenheit, welche jener Manna zugeschrie- ben wird und welche weit über derjenigen irgend eines bekannten Zuckerstoffs steht. Welcher Natur aber jener Nahrungstoff, der in dem ältesten aller Geschichtswerke so ge- nau beschrieben wird, gewesen sei, darüber vermag die Chemie so viele tausend Jahre später freilich keine Aufklärung zu geben; genug dass sie nachweist, es sei keine un- serer bekannten Manna-Arten gewesen, 216 Verwundung durch ein Insect, dem Coceus manniparus zu. Auch aus der Rinde dringt die Manna als dicker Syrup hervor, welcher während der Tageshitze herabtropft, aber in der Nacht zu rundlichen Körnern erstarrt und dann in der Kühle des Morgens gesammelt werden kann. In Wasser aufgelöst geht eine solche Flüssigkeit bald in Gährung über. In Palästina und der Umgegend des Sinai wird die Manna als eine Leckerei gegessen, aber auch gleich der Cedermanna als ein Heilmit- tel der Brustleiden geschätzt. Die Gesammt- menge von dieser Manna, welche gegenwär- tig in der Wüste des Sinai gesammelt wird, ist übrigens verhältnissmässig äusserst unbe- deutend. Aus verschiedenen Flechtenarten, nament- lich der Variolaria dealbata wird ein eigen- ihümlicher, krystallisirbarer Stoff, die Orein- Manna gewonnen, wegen eckelhaft süssen Geschmackes von Berzelius den Namen Oreinzucker erhielt, und von Ro- biquet als eine Art Manna erklärt ward. (H. in H.) 7) Zur Geschichte der Camellia. Obwohl Europa schon längst Kenntniss von einer in China und Japan einheimischen ro- senartigen Pflanze hatte, so war es doch dem Jesuiten Kamel, (nach dem die Gattung ver- dienterweise auch von Linne benannt wurde), vorbehalten, sie zuerst lebend in Europa ein- geführt zu haben. Dieser Mann, welchem es im J. 1739 als Missionär in Japan gelang, zwei Pflanzen zu erhalten, verkaufte sie, in Europa angekommen, an Lord Petre, einen eifrigen Garltenliebhaber damaliger Zeit. Die beiden Pflanzen wurden nach Thornden Hall, dem Wohnsitze Lord Peire’s gebracht, und daselbst sorglälig im Warmhause ecultivirt, bis sie zu Grunde gingen. Der Gärtner zu Thornden Hall war damals J. Gordon, welcher nach dem Tode Lord Petre’s im J. 1740 ein Etablissement auf eigene Rechnung gründete. Diesem gelang es, nach langen Bemühungen auch wieder, sich ein Exemplar von Camel- lia zu verschaffen, das er in die freie Erde einer Orangerie pflanzte, worin es sich auch bis zum J. 1837, (in welchem Jahre der welcher seines I Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 8) Cultur der Resede als Bäum- chen und für den Winter. Nach der von Herrn J. Cuthill in Gardeners Weekly Magazine p. 185 angegebenen Culturmethode wird unsere gewöhnliche Resede zur Zier- pflanze für den Winter und das Frühjahr. Man hat jedoch, je nachdem man die R. als Bäumchen, oder für den Winter anziehen will, eine verschiedene Culturmeihode anzu- wenden. Will man die R. als Bäumchen ziehen, so säet man sie im Frühling in kleine Töpfe aus. Ist das Pflänzchen aufgegangen, so kneipt man im Laufe des Wachsthums alle Triebe mit Ausnahme des Centraltriebes aus, bindet diesen an ein Schutzholz fest, bis er, je nachdem man ihn hoch haben will, 30 bis 40 Centimeter Höhe erreicht hat. Bis es diese Höhe erreicht hat, kneipt man, wie ge- sagt, alle Verästelungen und alle Blätter aus, bis auf einige Cenlimeter Höhe unterhalb der Endspitze. Hat die Pflanze die gewünschte Höhe erreicht, so hindert man sie nicht mehr am seitlichen Verästeln, indem man nur die Endspitzen der Zweige einkneipt, um die Pflanze am zu frühzeitigen Blühen und , da sie ursprünglich eine annuelle Pflanze ist, auch am Absterben zu verhindern. — Herr Cuthill erhielt auf diese Weise sehr schöne dreijährige Pflanzen, welche während des Winters mit Blüthen förmlich überladen wa- ren. — Die so cultivirle Resede liebt eine sandige, aber nicht zu leichte Gartenerde und befindet sich bei einem wöchentlich ange- wandten und gehörig verdünnten Dungguss sehr wohl. — Die Winterresede, wie man sie ge- wöhnlich nennt, muss anders behandelt wer- den. Man säet sie nämlich ungefähr Mitte August in Töpfe aus, die mit einer leichten und sandigen Erde gefüllt sind. Während des Winters erhalten die Sämlinge nur Was- ser, wenn sie anfangen welk zu werden, da- gegen muss jeder Zeit gelüftet werden. Wäh- rend der Fröste müssen sie sorgfältig gedeckt werden, und in dieser Zeit ist es besonders gut, wenn die Pflanzen nicht zu feucht stehen Sind die Fröste glücklich vorbei, so darf Garten zerstört wurde), vollkommen gesund man sie nur nach und nach aufdecken und (h.) befunden hat. — der Luft aussetzen, jedenfalls muss man sich IM. hüten, sie der Sonne auszusetzen. — Will man die Pflanzen zurückhalten, so kneipt man die Spitzen ein; auf diese Weise kann man mehrere Blüthenzeiten hervorbringen. — (Nach ‘ dem Journal de la Socie. Imp. et Centr. 1860. — h). 9) Verzeichniss derjenigen Pflan- zen, welche im Winter 1859/60 bei einerTemperatur von —17°R. zu Gre- nelle (bei Herrn Payen) nicht gelit- ten haben. Mahonia Aquifolium. Paulownia imperialis. Glycine sinensis. Aucuba japonica. Tamarix gallica. Evonymus europaens. Spiraea ulmifolia, prunifolia, erenata, sorbi- folia, Lindleyana. Weigelia rosea, Diervilla japonica. Ribes sanguineum. Rhus Cotinus. Hibiseus syriacus. Artemisia Abrotanum. Colutea arborescens. Cereis Siliquasirum. Clemalis virginiana. Cornus sanguinea. Crataegus oxyacantha rosea plena. Cydonia lusitanica. Cytisus Laburnum. Früh- und Spätpfirsiche. Aprikosen. — Pflaumen. Frühe und Späte Weinsorten (Madeleine, Chasselas, Pincaux.) Johannisbeeren. Birnen und Aepfel. Von Rosen: 4 saisons , Geant des batailles, Rose des pres, Bengales, Souvenir de la Malmaison , Pompon, Pompon ä feuilles de Persil etc. Spartianthus junceus. Hedera Helix. Hippophaä rhamnoides. Ilex Aquifolium. Kerria japonica. Laurus nobilis. Lonicera parviflora. Mentha Piperita, Oenothera serotina. Robinia Pseudacacia und viscosa. Notizen. 217 Rubus frulicosa. Salix alba und purpurea. Sorbus Aucuparia, Turritis verna. Alyssum saxalile. Syringa vulgaris. Taxus baccata, Tilia platyphylla. (Journal de la Soc. Imp. et Central. d’Hort.) (h). 10) Die Pflanzenphysiognomie auf Ceylon. L. C. Schmarda , früher Professor der Naturwissenschaften zu Graiz, gibt in sei- ner soeben erschienenen Beschreibung einer Reise um die Erde in den J. 1853 bis 1857 eine äusserst interessante Naturschilderung dieser Insel, der wir Folgendes ins Pflanzen- reich einschlagende entnehmen: Das Haupt- interesse von Ceylon besteht bekanntlich in seiner reichen tropischen Vegetation und zwar Schmarda den Zauber derselben in in der massenhaften Ent- sucht fünf Umständen: wicklung des Laubes, seiner grossen Mannig- faltigkeit in der Form, in dem Mangel an ge- selligen Bäumen, in dem kräfligen Grün und endlich in der hellen Lichtreflexion der glat- ten, spiegelnden Blailflächen. Die ungeheure Wirkung des Lichts beschreibt er sehr ar- schaulich in folgender Stelle: ‚Hier wird das Licht durch dle Fiederblätter der Palmen anders gebrochen und von den dunkelgrünen, glänzenden Blältern, die wie Millionen Spie- gel wirken, anders reflectirt als in unsern nordischen Wäldern, wo wir eine monolone Schattenbildung finden, bedingt durch den gleichlörmigen Baumschlag. Hier aber liegen die kräftigen Schalten der dichten Laubkronen neben dem Halbschalten der Palmen, in de- nen ungewisses Dunkel und zilternde Lichter ewig mit einander spielen; denn das grosse Fiederblatt ist nie ruhig, sondern ganz oder doch die einzelnen Fiederblätichen in be- ständiger Schwingung, selbst unter dem lei- sesten Hauche des südwestlichen Seewindes.“ Im westlichen Tieflande von Ceylon ist nun die Cocospalme das hervorragendste Ele- ment der Pflanzenwelt und obgleich sie auch an der Ostküste stellenweise vorzüglich ge- deiht, erscheint sie doch da bei weitem nicht so üppig, wie an der Südwestküste. Schmarda 218 gibt sehr viele, wenn gleich meist nicht neue, doch klar entwickelte Data zur Lebensphäre dieser hochwichtigen Culturpflanze, wozu auch der merkwürdige und charakteristische Umstand gehört, dass diese Palme so sehr an das Seeklima geburden ist, dass bei den weiter landeinwärts wachsenden Exemplaren das Hinzuthun von Salz eine Nothwendigkeit ist. Die Zahl der Cocospalmen auf Ceylon betrug im Jahr 1857 20,000,000 , aber sie könnte noch ungleich vermehrt werden. Dem schlanken, eleganten Stamm der Cocos- palme stellt Schmarda wiederholt den schwar- zen, steifen Stamm der Palmyra (Borassus flabelliformis) gegenüber und hebt hervor, wie neben dem leichtern, graciösen Wuchs der erstern die Fächerpalme mit ihrem per- pendiculären Stamm und ihren steifen Blät- tern unmalerisch erscheint. Aber doch ist diese Palmyra als Tal Gaha ein heiliger Baum der Eingeborenen, und ihre ungeheure Be- deutung im Haushalt der Völker und ihre in gleichem Maasse bedingte ausserordentliche geographische Verbreitung erkennt auch Schmarda an, obgleich er ihre leichte Abart, den Borassus flabelliformis Aethiopicus, der sich durch den ganzen centralafrikanischen Fruchtgürtel in den Zehnerbreitengraden nörd- lich und südlich vom Aequator hindurchzieht, ganz unberücksichtigt lässt. sich stels ausbreitende und treibende Bananenbaum, Ficus indica, gehört Auch der grosse neue Wurzeln zum Hauptcharakter dieser Vegelation und Schmarda bezeichnet ihn als das wahre Bild des sich selbst verjüngenden Lebens. Gar viel Interessantes theilt er über den Reisbau mit und hebt besonders hervor, wie viel noch für diesen Denn Reis ist die Haupt- und neben Bana- nen fast die ausschliessliiche Nahrung der Eingeborenen. — Als sich Schmarda nach der östlichen Küste zuwandte, verwandelte sich der landschaftliche Charakter vollkom- men, wie er beschreibt: „Als die Berge niedriger wurden, gestallete sich auch die Vegetation minder schön und minder kräftig. Das üppige, schwärz- liche Saftgrün ward stellenweise blässer und die graugrünen Flecken von Crotoneen, Dil- lenien und Gmelinien wurden immer häufiger, Culturzweig geschehen könne. folgendermassen fast Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. Auffallend ist der Mangel an blühenden Ge- Nur an den Flussufern tritt die Vegelalion in ihrer ganzen Urwüchsigkeit wie- der auf.“ Auch hinsichtlich der vertikalen Verbreitung der Gewächse hatte Schmarda bei der Besteigung des über 6000 Par. Fuss hohen Berges Namuna-Kuli-Kandy Gelegen- heit, interessante Beobachtungen zu machen. Während nämlich tiefer am Abhange dieser Berghöhe die Wälder von Cedrelaceen und Elaeodendren an das dunkle tiefe Grün unse- res Nadelholzes mahnen, wird höher hinauf der vorwaltende Waldbestand aus Laurineen und Myrlaceen gebildei, deren glänzenddun- kele Blätterfülle an die europäische Mittel- meerregion erinnert. Hier vertreten die pracht- vollen bis 20 Fuss hohen Baumfarn, die mit ihren zierlichen Wedeln aus dem dichten Un- terholz emporragen, die Palmen zur völligen Befriedigung des Reisenden. Von der angrenzenden Hochebene Neuwara Ellia, de- ren Charakter und fast düster, deren Klima aber schön ist und demjenigen unseres Frühlings entspricht, steigt die Vegetation hinab; „denn die Pflanzen dem fliessenden Wasser aus dem Hochthale und geben wie Freunde dem in die Ferne Ziehenden das Geleite.‘ In einer Höhe von 4900 Par. Fuss zeigen sich die ersten Culturen von Bananen und Aronswur- zeln und 4700 F. eine Kaffeepflanzung. Tief unten folgt wieder eine Strecke Wald. stets höher und glänzender und mit stets zuneh- mendem Grün, je spärlicher die Myrtenbäume Bier befindet sich nun auch der eigentliche Kaffeedistritt von Ceylon und macht dadurch diese Gegend zu den wich- ligsten Theil der ganzen Insel. Nach Schmarda machen die Kafleepflanzunger den Eindruck von Weinbergen. Die Ernten sind nach der Lage sehr verschieden; im westlichen Theil der Insel aber, so gut wie im Centralstock des Gebirges, findet die Haupternte um Neu- jahr statt. Der Kaffee ist eine Waldpflanze, die Schatten und Feuchtigkeit liebt, ja man kann sie fast mit Recht eine Bergpflanze nen- nen; denn obgleich die Menge ihrer Früchte mit der verticalen Erhebung abnimmt, ver- mehrt sich dagegen ihre Güle und der vor- züglichste Kaffee wächst bei 4000 F. Höhe wächsen. ernst ziemlich weit ziehen mit werden. II, und darüber. Im J. 1851 betrug das Erträg- niss 400,000 Centner; aber diese Cultur, so werthvoll sie ist, hat den grossen Nachtheil für den Boden, dass sie dessen Alkalienreich- 'thum sehr bald erschöpft. Während so die Kaffeeeultur der Insel eine immer grössere Wichtigkeit verspricht, scheint vom Zimmet nicht dasselbe zu gelten und Schmarda meint, dass der Anbau der Cocospalmen viel vor- theilhafter sein würde, als die Zimmetcullur. — (Nach der A.A.Z. — h) 41) Heer über die Landwirthschaft der Ureinwohner der Schweiz, dem seit Januar 1860 erscheinenden land- wirthschaftlichen Wochenblatte, dem Organe des schweizerischen Centralvereines für Land- wirthschaft, gibt Heer eine Darstellung der Beschäfligungen der ersten Einwohner der Schweiz. Wie wir die Pflanzenwelt und ®e- stallungsverhältnisse untergangener Schöpfun- gen unseres Erdballes aus dem kennen ler- nen, was davon im Schoosse der Erde auf unsere Zeiten gekommen ist, ebenso müssen wir es auch versuchen, aus dem was von den Ureinwohnern Europa’s auf ähnliche Weise auf unsere Zeiten herabgekommen ist, eine Geschichte derselben zu bilden und auf deren Beschäftigungen zurück zu schliessen. Die ältesten festen Wohnsitze der Ureinwoh- ner der Schweiz, sind in den letzten Jahren an den Seegestaden des Zürchersees und an- derer Schweizerseen entdeckt worden. Wir wollen theils wörtlich folgen lassen, was Heer hierüber sagt: Aus solchen aufgefundenen Ueberresten der ersten Ansiedelungen ersehen wir, dass dieses Urvolk mit besonderer Vorliebe die freundlichen Buchten und sonnigen Ufer der Schweizer Seen zum Wohnsitze gewählt, ja diesen im Wasser selbst aufgeschlagen hat. Die Hütten wurden auf Pfählen errichtet, welche vom festen Lande mehr oder weniger entfernt, an seichten Stellen des Sees in den Schlamm eingerammelt wurden. Man nennt daher dieses Volk das der Pfaklbauten. Man kennt Stellen, so die freundliche Seebucht bei Wangen am Bodensee, wo Tausende von solchen Pfählen theilweise noch erhal- ten sind und beweisen, dass diese Nieder- fortgesetzte In Notizen. 219 lassungen zuweilen eine sehr beträchtliche Ausdehnung gehabt und förmliche Wasserdörfer dargestelll haben müssen. Auf die senkrecht in die Erde eingerammelten Pfähle wurden wagerechte Balken gelegt und diese übers Kreuz mit Rundhölzern (sogenannten Prügeln) belegt. Die zwischen den letztern wurden mit Reisig ausgefüllt und mit Lehm überkleidet; in ähnlicher Weise wie dies noch jetzt in Gebirgsgegenden so häufig bei Brücken und Stegen gemacht wird. Dass in dieser Art die Holzböden gebildet wurden, hat man sehr schön bei den Pfahlbaulen ge- sehen, welche lelzten Sommer im Torimoor von Wauwyl, Kant. Luzern, ausgegraben wur - Dort liegen sogar fünf in dieser Weise construirte Holzböden übereinander. Auf diese Holzböden, welche wahrscheinlich ein paar Fuss über dem höchsten Wasserstand sich befanden, wurden die Hülten errichtet. Diese hatten, wie es scheint, eine rande Forın und ein kegelförmiges Dach, mit Stroh und Rinde bedeckt war, wie man diess aus dem häufigen Vorkommen von Baumrin- den, Strohwischen u. dgl. im Schlamme er- schlossen hat. Die Wände waren aus Fiecht- werk gebildet und aussen und innen mit Lehm überkleidet. Eine Brücke verband das Dorf mit dem festen Lande; überdiess aber verwittelten Boote, die aus einem gehöhlten Baumstamme bestanden, den Verkehr mit dem Lande. Ueber das Leben und Treiben dieses Volkes sind keinerlei schriftliche Nachrichten auf uns gekommen, die vielen Ueberreste, namentlich die zahlreichen Zwischenräume den. welches aber Gerälhschaften, welche man aus den Umge- bungen dieser Wohnungen aus dem Schlamme und Torfe hervorgegraben hat, geben uns von demselben Kunde. Bei den ältesten Niederlassungen findet man noch keine Spur von Metallen; alle Geräthe sind aus Stein, Holz, Knochen, Zähnen und Fisch- grälen gelferligt. Besonders häufig findet man die scharf geschliffenen Steinbeile , zum grossen Theil aus den in der Schweiz mannigfache welche vorkommenden Steinarten gefertigt sind, zum kleineren Theil aber aus Feuerstein und Ser- pentin bestehen und eingeführt sein müssen, Aus Feuerstein sind auch die kleinen in Holz eingelegten Sägen, welche wie es scheint 220 besonders zum Zersägen der Knochen ge- braucht wurden. Aus den Zacken der Hirsch- hörner wurden Dolche und Lanzenspilzen ge- ferligt; aus den Knochen die Messer, Meissel, Pfeilspitzen und Stichwaffen; aus Bären- und Eberzähnen Pfriemen und feinere Messer. Dass dieses Volk von der Jagd und Fischerei zum Theil seine Nahrung bezog, unterliegt keinem Zweifel, sondern geht aus den zahl- reichen Ueberresten hervor, welche ausser- dem auch Aufschlüsse über die damalige Thierwelt geben. Weilaus am häufigsten er- scheinen der Edelhirsch und das Torf- schwein. Das Torfschwein war viel klei- ner als das jetzige Wildschwein, das neben demselben vorkommt, aber viel seltener ist. Aus den Untersuchungen von Prof. Rülti- meyer in Basel geht hervor, dass dieses Torfschwein eine eigenthümliche nun ausge- storbene Schweins-Race bildet, welche durch die sehr kurzen Eckzähne sich auszeichnet. Seltener als von Hirsch und Schwein, er- scheinen die Ueberreste von Reh und Elenn- tbier und am seltensten die vom Wisent und Urochs. Gegenwärtig lebt das Elenn nur noch im Norden Europa’s, in Russland, Polen und Schweden und hat wahrscheinlich auch in früheren Zeiten nur während des Winters die Schweiz besucht. Der Wisent und Ur sind zwei Ochsen-Arten , welche früher über ganz Europa verbreitet waren; der Wisent (auch Bison und Auerochs genarnt) ist nur noch am Kaukasus und in einem Walde Lit- thauens zu treffen; der Ur oder Thur (Bos primigenius Boj.) aber seit dem 17. Jahrhun- dert ganz ausgestorben. Es war diess Thier, in der Grösse zwischen einem Rhinozeros und Elephant, sehr starken langen Hörnern. Es wird dieser Ur, von welchem der Name des Kant. Uri her- geleitet wird und daher auch im Kantons- wappen erscheint, von mehreren Naturfor- schern für das Stammihier der Hauskuh ge- halten; allein Prof. Rütliimeyer weist mit Recht darauf hin, dass nicht allein die viel beträcht- lichere Grösse dagegen spreche, sondern auch der Umstand, dass in Moosseedorf, wo man die Knochen des Urochsen entdeckte, die der Hauskuh häufig vorkommen und leicht durch ihren schlankeren Bau von denen des ein gewalliges mit Gartenflora Deutschlands, Russtands und der Schweiz. Ur zu unterscheiden seien. Die Hauskuh stammt wahrscheinlich vom indischen Buckel- ochsen und wurde, wie die Ziege und das Schaf, aus Asien mitgebracht; der Urochs dagegen lebte wild in unsern Wäldern, wie der Wisent. Dieser ist dem amerikanischen Büffel sehr ähnlich und ein wildes, gegen das Hausvieh feindliches Thier. Von Jagd- thieren habe ich noch weiter zu erwähnen, den Biber, Dachs, das Eichhörnchen und den Steinbock. Der Biber hat damals wahrscheinlich noch häufig an den Seeufern gelebt und da seine merkwürdigen Bauten aufgeführt; der Steinbock, welcher jetzt in die unwegsamsten Wildnisse zurückgedrängt ist, bewohnte wohl das niedere Gebirgsland und kam zur Winterszeit in die Wälder der Thäler hinab und damit in den Jagdbereich der Pfahlbautenleute. Nehmen wir zu diesen Thieren noch die europäische Schildkröte, dann den Bär, Wolf, Fuchs, Marder, Iltis, Hermelin und wilde Katze, von welchen allen Prof. Rültimeyer die Knochen aus den Pfahlbautenniederlassungen nachgewiesen hat, so erhalten wir ein Bild von dem Thierleben, der damaligen Wälder unseres Landes, wel- ches bedeutend von dem der jetzigen Zeit abweicht. Neben den Knochen dieser wilden Thiere finden sich zablreiche Ueberreste von Haus- ihieren, Am häufigsten erscheinen die der Hauskuh und zwar in einer-eigenthümli- chen kleinen Race. Sie zeichnet sich durch kleine, von oben nach unten etwas zusam- mengedrückte und kurze Hörner aus, welche stark nach vorn und gleichzeilig nach unten gebogen sind, so dass die Spitze abwärts | sieht, ferner durch die stärker gewölbte Stirn und die schlanken Beine. In der auffallend kleinen Rindvieh-Race des Bündtner Ober- landes dürfte wohl diese uralte Dorfkuh sich wiederfinden, so dass wahrscheinlich in jener abgelegenen Thalschaft die ältesten Viehracen der Schweiz zu suchen sind. — Auch Zie- gen wurden viele gehalten und viele Zicklein verzehrt, wie aus den zahlreichen Knochen derselben hervorgeht; das Schaf dagegen ist in den ältesten Niederlassungen sehr sel- ten, häufig dagegen in den spätern der west- lichen Schweiz. Der Hund tritt schon in II. Notizen. 221 dieser frühen Zeit als Begleiter des Menschen auf und zwar in einer Race, welche zwischen dem Jagd- und Wachtelhund die Mitte zu hal- ten scheint. Vom Pferd kommen einzelne ‚Zähne und Knochen vor, doch muss es sel- ten gewesen sein. Von gezähntem Geflügel ist noch keine Spur gefunden worden. Aus dem Obigen geht sonach unzweifel- haft hervor, dass die Pfahlbautenleute Viehzucht getrieben, Kühe, Ziegen, Schafe und Pferde gehabt haben. Um aber im Klima der Schweiz das Vieh zu überwintern, mussten auch Fut- tervorräthe angelegt und Einrichtungen zur Aufbewahrung desselben getroffen werden. Ein Hirtenvolk, welches feste Niederlassungen besessen , steht daher schon auf einer viel höhern Stufe als ein unstät umherirrendes Jä- gervolk. Wir wissen aber noch mehr , dass jenes Urvolk der Schweiz auch Ackerbau getrieben hat. Es geht dies unzweifelhaft aus dem Getreide hervor, welches an ver- schiedenen Stellen in den Niederlassungen gefunden worden ist. Am öftesten erscheint der Weizen. Selten nur fand man den Em- mer, und zwar noch in den Spelzen und zum Theil in Aehren, und ferner die zwei- zeilige Gerste; diese noch in Aehren mil Spel- zen und Grannen versehen. Das Getreide wurde wahrscheinlich in grossen thönernen Geschirren aufbewahrt, von welchen viele Bruchstücke erhallen sind. Es wurden diese Niederlassungen wahrscheinlich durch Feuer zerstört und dadurch die Getreidekörner ver- kohlt und haben in diesem Zuslande ihre Form auch im nassen Schlamme vortrefflich erhalten, indem die Kohle bekanntlich der Verwesung widersteht,. Alles Gelreide, das aus jener alten Zeit auf uns gekommen ist, ist in diesem verkohlten Zustande und hat, von dem umgebenden Schlamme gereinigt, eine glänzend schwarze Farbe. Wir ersehen daraus, dass obige Getreidearten in viel frühe- rer Zeit, als man bisanhin geglaubt hat, in der Schweiz sind. Man weiss aber auch, wie das Getreide zur Nah- rung verarbeitet wurde. Mühlen hatten diese Leute natürlich noch nicht; sie bedienten sich runder, geschliflener Steine , mit welchen das Korn zwischen zwei paarweise neben einander gelegten, auf der innern Seile eben geklopf- eullivirt worden ten Steinen zerquetscht wurde, daher man diese Kornquelscher nannte. Man hat sie in grosser Zahl in fast allen Wasserdörfern gefunden. Wahrscheinlich wurden die Körner geröstet, dann zerqueischt und in die Töpfe gebracht, diese Masse etwas angefeuchtet und dann ge- gessen. Diese Art der Zubereitung der Ge- treidekost fanden merkwürdigerweise die Spa- nier zur Zeit der Eroberung bei den Einge- borenen der canarischen Inseln. Sie haben dieselbe angenommen und dort beibehalten bis auf den heutigen Tag. Der Getreidebau setzt die Bearbeitung des Bodens voraus ; in welcher Weise aber diese vorgenommen wurde, ist uns unbekannt, da in den ällesten Niederlassungen bis jetzt noch keine Ackergeräthe aufgefunden wurden. Wahrscheinlich haben krumme Baumäste noch die Stelle des Pfluges versehen. Ebensowenig wissen wir, auf welche Weise das Fulter für das Vieh zubereitet und eingesammelt wurde. Fragen wir nach der Zeit, wann jene Ur- einwohner in die Schweiz wahrscheinlich aus Asien eingewandert waren, so kann dies nur ungefähr berechnet werden. Man unterschei- det bei den ältesten Qulturvölkern die älteste Zeit, in der solche nur Steine zur Verferligung der Werkzeuge benutzten. Man nennt diese Zeil die Steinperiode. Auf die Steinperiode folgt die Erzperiode. Schon die Erzperiode reicht weit vor die christliche Zeitrechnung zurück , es muss also die Steinperiode in eine noch viel frühere Zeit verselzt werden. Die Wasserdörfer von Moosseedorf, Wangen und Robben- hausen fallen in die erste Zeit, da man da- selbst noch keine Spur von Metallen gefun- den hat; in Meilen kam ein Erzbeil zum Vorschein , so dass diese Niederlassung bis in den Anfang der Erzperiode reicht; am Bie- ler- und Neuenburgersee aber wurden Erz- und auch Eisengeräthe gefunden, dahe diese Niederlassungen als die jüngsten zu be- trachten sind. Die Ueberreste jener ältesten, der Stein. periode angehörenden Niederlassungen sind von um so grösserem Interesse, da man ganz ähnliche in verschiedenen Theilen Europa’s aufgefunden hat und in neuester Zeit sich die Ansicht geltend macht, dass dieselben zum 222 Theil aus der vorsündfluthlichen Zeit herstam- men. Man hat nämlich im nördlichen Frank- reich (bei Amiens und Abbeville in der Pi- cardie) und in England (bei Hoxne in Suffolk) solche Feuersteinwaffen mit den Knochen aus- gestorbener Thierarten (von einem Nilpferd, vom Mammuth, Rhinoceros und einer Ochsen- art) in denselben Kiesbänken beisammen lie- gend gefunden und unter Verhältnissen, die nach dem Urtheile sehr ausgezeichneter eng- lischer und französischer Naturforscher, welche die Sache letzten Herbst an Ort und Stelle un- tersucht haben, beweisen sollen, dass der Mensch mit diesen Thieren zusammen gelebt habe. Aus diesem Vorkommen hat man dann dass diese Gegenstände der weiter geschlossen , von Menschen berrühren, welche vor Fluthzeit diese Gegenden bewohnt haben, da jene Thiere bisher nur aus jener Zeit bekannt sind. Viele sorgfältige Untersuehungen, die man über die Verbreitung und Beschaffenheit der Geröllmassen und Kiesbänke , welche die tieferen Gegenden bedecken, angestellt hat, haben ergeben, dass sie aus einer Zeit gros- ser Umänderungen der Erdoberfläche herrüh- Weite Ländergebiele wurden vom Was- ser überflulhet und haben merkwürdigerweise die Glelscher immer mehr und mehr sich ausgebreitet und nach und nach das ganze Land bedeckt. Sie haben aus dem Alpengebirge Flachland hinabgebrachl, welche nun über die ganze ebenere Schweiz verbreitet und unterdem Namen der roihen Ackersteine und Geissber- Die Naturfor- ren. in der Schweiz die unzähligen Felsblöcke ins ger Jedermann bekannt sind. scher nennen daher diese Zeit die Fluthzeit (Diluvium) oder die G@letscherzeil. Ist der Norden Frankreichs und Englands wirklich schon vor dieser Zeit, oder doch zu Anfang derselben, von Menschen bewohnt worden, so liegt der Gedanke nahe, diese Fluthzeit mil VW Lite 4) Erster Jahresbericht des Erz- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der in der Bibel erwähnten Sündfluth in Be- ziehung zu bringen und jene Feuersteinwaffen von Menschen herzuleiten , welche vor der- selben gelebt haben. — In der Schweiz kommen die Elephantenzähne (vom Mammuth) nur in den Geröllbänken vor und scheinen aus einer Zeit herzurühren, welche unmittelbar der Vergletscherung des Landes voranging. Da- gegen sind die Pfahlbautenniederlassungen ohne Zweifel jünger und zwar auch die ältesten derselben, und können daher keinenfalls als vorsündfluthlich bezeichnet werden. Es geht dies schon aus der Lage dieser Niederlassun- gen, wie aus der Lage der Gräber dieses Vol- kes hervor. Ziehen wir nun noch in einigen Sätzen die Haupiresultate der bis jetzt über die Pfahl- bauten geführten Untersuchungen zusammen, werden wir für unsern Zweck etwa folgende zu bezeichnen haben: 1) die ältesten Bewoh- ner der Schweiz haben sich mit besonderer Vorliebe an den Seeufern angesiedelt, und hat- ten in ihren Wasserdörlern gesicherte Zufluchts- stälten; zu gleicher Zeit hatten sie aber wahr- scheinlich auch auf dem festen Lande, aufAn- höhen und in Thälern sich Wohnstälten errich- tet; 2) schon dieses Urvolk hatle Viehzucht und Ackerbau, und diese waren auf dieselben Hausthiere und zum Theil auf dieselben Pflan- zenarten gegründet, wie in unserer Zeit; 3) auch die ältesten Niederlassungen fallen jeden- falls in eine Zeit, wo die Schweiz schon ganz die jetzige Gestalt gehabt hat, also keineswegs in die vorsündfluthliche Zeit, andererseits aber ohne Zweifel um viele, sehr viele Jahrhunderte vor die christliche Zeitrechnung; eine nähere Zeitbestimmung ist aber jetzt noch nicht mög-, lich. — Es ist aber zu hoffen , dass die Zu- kunft auch darüber noch Aufschluss geben werde, denn sicher liegen noch viele wichtige Dokumente der Art in der Erde verborgen. raiur. Die Fabrikstadt Chemnitz in Sachsen bie- gebirgischen Gartenbau - Ver-|tet das überraschende Beispiel einer mit ame-' eins in Chemnitz. rikanischer Geschwindigkeit wachsenden, em-' IV. Literatur. porblühenden Stadt. Zu Anfang des Jahrhun- derts noch eine Landstadt von 10,000 Ein- wohnern hat sich die Bevölkerung so rasch gesteigert, dass sie gegenwärlig 30,000 und 40,000 Einwohner die alte kleine Stadt hat sich bildet, und hiermit war auch dem Aufschwunge des Gartenbaues freies Spiel gegeben, indem die moderne Bauart das Zusammenhäufen der Gebäude vermeidet und Raum für Plätze und Gärten lässt. Da Chemnitz sich nur durch den Handel und Fabriken gehoben, so leben dort, wie sich von selbst versteht, reiche Leute mit schönen Wohnungen und Gärlen. Un- ter solchen sich die Gärtnerei und der Sinn für Verschönerung. Das Bedürfniss nach freierer grösserer Entfal- tung führte neuerdings zur Gründung eines Gartenbauvcreins, wozu die erste Anregung der dortige Landschaftsgäriner M. Klensky gab. Die ersten Gründer waren die Gärtner Eichler, Döring, Fr. Richter, R. Baunack, Müller, Matthes und Ernst Richter. Er nannte sich „Erzgebirgischer Gartenbauverein.““ Die Gründung geschah im Herbst 1859. Seit 1860 schloss sich der Verein an den landwirth- schaftlichen Kreisverein des Erzgebirges und somit den gut centralisirten landwirthschatlli- chen Vereinen des Königreichs Sachsen an. Von diesem jungen Vereine liegt uns jetzt der erste Jahresbericht vor, welcher von ei- ner grossen Rührigkeit und guten Organisa- tion zeigt. Im September des vorigen Jahres fand die erste Ausstellung für Blumen, Ge- müse und Obst sialt, deren Reichhaltigkeit und Schönheit wir von verschiedener Seite rühmen hörten. Die Versainmlungen des Vereins wurden durch gehaltvolle Vorträge gehoben, wozu die Themata rechtzeitig vorher gegeben und vorgeschlagen wurden. Im ver- flossenen Jahre fanden 24 Vereinsversamm- lungen statt. Versuchsculturen wurden von den einzelnenMitgliedern ausgeführt und zwar zunächst mit wenig bekannten Gemüsen und Sorten gemacht. Hoffentlich wird es der Verein bald zu einem besonderen Versuchs- garten bringen, ohne welchen die Thätigkeit jedes derartigen Vereins nie ihre volle Wir- kung üben kann. zwischen zählt. Um eine neue ge- günstigen Umsländen hob 0.) 223 2) Naudin, Revue des eeieis; Cacurbila- exirait des annales des sciences naturelles, 4, serie, tom. XII., cahier Nr. 2. Wir haben diese verdienstliche Arbeit Naudin’s schon früher kurz angezeigt. Gegen- wärtig liegt dieselbe vollständig vor und be- schränkt die Unzahl der schlechten Arten, solche einfach als Formen dahin setzend, wo- hin solehe gehören. Es sind in dieser Ueber- sicht folgende Gatlungen angenommen: Cueurbita mit 6 Arten. casa mit 1 Art. Peponopsis Naud. mit einer Art, der P. adhaerens Naud. Es Pflanze, die wahrscheinlich aus den gebirgigen Gegenden Mexico’s stammt und die schon seit langer Zeit in den Warmhäusern des Pariser Botanischen Gartens cultivirt wird. Es ist eine ausdauernde Pflanze, die bis 30 Fuss lange ausdauernde holzige Stengel bildet, die sich durch vieltheilige Ranken festhält, welche ohne sieh zu umwickeln, sich mit ihren Enden an andern Gegenständen, ähnlich wie Luftwur- zeln festsaugen. Blätter oval oder oval-herz- ganzrandig oder mehr oder weniger tief 3 — 5 lappig. diöcisch, denen von Cucurbita ähnlich. — Lagenaria mit einer Art, der L. vulga- ris Seringe oder Cucurbita Lagenaria L., zu der zahlreiche als Arten aufgestellte Formen gehören, wie L. idolatrica Seringe cochinchi- nensis Roemer, mierocarpa Naud., welche als Flaschenkürbis, Herkules- keulen - Kürbis ete. bekannt sind und häufig zur Bekleidung von sonnigen Mauern ange- pflanzt werden. Citrullus mit 2 Arten, nämlich C. Co- loeynthis Schrad., der Coloquinte und C. vul- garis Schrad., der Wassermelone oder Arbuse mit ihren zahlreichen Unterarten , als welche zu nennen sind: C. edulis Spach., der Form, die gerade die Wassermelone darstellt, C. amarus Schrad.. C. caffer Schrad. ete. Wie schon die Namen der Synonymen andeuten, gibt es von dieser Art Abarten mit essbaren Früchten, die eben die verschiedenen Formen der Wassermelone darstellen und solche mit bittern nicht essbaren Früchten. Afrika scheint die Heimath beider Formen zu sein und auch Benin- ist das eine förmig , Blume viltata Seringe, 224 die seit alten Zeiten cultivirte Wassermelone kommt dort im wilden Zustande vor und bil- det eine von den wilden Thieren der Wüste sehr gesuchte Nahrung, unter denen vorzugs- weise der Elephant, das Rhinoceros, die An- tilopen und selbst die Löwen, Hyänen, Cha- cals ele. als grosse Verehrer derselben ge- nannt werden. Cucumis mit 10 Arten, früher schon referirlen. Coceinia mit 2 Arten, Luffa (11 Arten), Momordica (7 Arten), Bryonia (5 Arten), Makia (1 Art), Sieydium (1 Art), Rhyncho- carpa (1 Art), Melothria (1 Art), Thladiantha (1 Art), Echinocystis (1 Art), Cyelanthera (2 Arten) Sieyos (2 Arten), Sieyosperma (1 Art). (E. R.) über die wir 3) Dr. K. Koch, Die Botanischen Gär- ten, ein Wort zur Zeit. Berlin 1860, in Riegel’s Verlag. Wenn wir dieses schon viel besprochene Schriftchen so späl anzeigen, so geschieht dies nicht, weil wir solches nicht mit grossem In- teresse durchgelesen hätten. Es ist dasselbe seitdem von verschiedenen Zeitschriften ver- schieden beurtheilt worden, und wir selbst wollten und konnten keine Partheistellung bei einer Anzeige desselben einnehmen. Herr Prof. Koch hält im Wesentlichen die glei- chen Gesichtspunkte fest, welche wir in un- serm ersten Artikel über Botanische Gärten (Gartenfl. 1859, pag. 67) ausgesprochen haben. Er stellt folgende Ansichten über den Zweck und den Nutzen eines Institutes auf. 4) Ein Botanischer Garten muss vor allem ein Institut der Wissen- schaft sein und dem Gelehrten und Ler- nenden gleichmässig das nölhige Material bie- ten. — Es werden hier Versuche und Beob- achtungen über Wachsthum undErnährung etc. gefordert, ferner richtigeBenennung der Pflan- zen und Studien über das, was Art an den lebendigen Pflanzen. Studirenden und an- gehenden Botanikern soll der Botanische Gar- ten das Material zur Ausbildung jederzeit lie- fern. Dabei scheint es uns aber unzweckmäs- sig, wenn Herr K., solchen die sich ausbilden solchen Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wollen , z. B. die Ueberwachung der Etiquet- ten und die Führung der Verzeichnisse des Institus als Beschäftigung behufs des Lernens zuwenden will, da dürfen sich schwerlich Liebhaber finden, sondern das wird wohl immer die mühsame und exacte Beschäftigung der Angestellten bleiben müssen. Endlich weist Herr K. sehr richtig und unter Hinweisung auf Kew darauf hin, dass es Aufgabe eines Botanischen Gartens sei, tüchtige junge Gärt- ner heranzuziehen oder solchen durch Zuthei- lung von Beschäftigung Gelegenheit zur wei- tern Ausbildung zu geben. 2) Die Botanischen Gärten sollen allgemeine Bildungsanstalten sein. Es wird hier sehr richtig hervorgehoben, dass gerade ein Botanischer Garten eine Muster- Anstalt sein sollte, wo jeder sich über die richtigen Namen der Pflanzen belehren kann, in welchem vorzugsweise die Pflanzen, welche Anwendung in der Mediein, Technik, Oekono- mie elc. finden, eultivirt werden. 3) EinBotanischer Garten soll einen ästhetischen Einfluss ausüben. Wenngleich auch wir der Ansicht sind, dass auch ein Botanischer Garten bei der Aufstel- lung und Anpflanzung der in ihm eultivirlen Pflanzen geschmackvolle Aufstellung möglichst berücksichtigen soll, um der wissenschafllichen Innenseite eine schöne Form zu verleihen, so soll doch zweckmässige Cultur, Aufstellung in einem Sinne wie solches der Breslauer Garten angebahnt hat, nach Vegetationsgrup- pen, Familien, Nutzen oder Vaterlaud der ästhetischen Richtung vorantreten. Auch wir haben uns früher direkt dahin ausgesprochen, dass in einer unschönen abstossenden Aussen- seite nichts weniger als der Ernst der Wissen- schaft zu suchen sei und dass ein Botanischer Garlen durch schöne Aussenseite viel weitere Kreise in das Bereich seiner Bestrebungen ziehen wird, wie wenn er in dieser Bezichuug nicht mit der Zeil fortgehen würde. Dass aber das ästhetische Princip der wissenschaft- lichen Richtung, wo sich beides nicht verei- nigen lässt, untergeordnet werden muss, wird vom Herrn Koch nach unsererer Ansicht nicht genugsam hervorgehoben. Durch und durch einverstanden sind wir mit dem, was K. über die Cultur sagt. Auch IV. Literatur. wir haben uns dahin verschiedentlich ausge- sprochen,, dass ein gut cullivirles Exemplar oft einen grössern Werth hal, als ganze Häu- ser voll dicht zusammengcedrängter Pflanzen, die kaum eine Idee von der natürlichen Tracht derselben geben. 4) Bespricht K. die Mittel und Wege, wiediese vonihm genann- ten Zwecke eines Botanischen Gartens erreichl werden könnten. Als Mittel zur Erreichung nennt Koch. a) Zusammenstellung und vorzugsweise Cultur der Pflanzen des Inlandes, oder in Vereinigung mit denen der Nachbarländer als Stauden, einjährige, und Gehölz-Pflanzen. b) Vorzugsweise Cultur der medieinischen ökonomischen und technischen Pflanzen. ec) Gewächshäuser. Was Koch über diese sagt, können wir nur billigen, na- mentlich dass die einzelnen Arten nur in we- nigen Exemplaren cultivirt werden sollen, so- fern sie nicht als Tauschmittel zu benulzen sind, Zusammenstellung nach Vegelationsgrup- pen, vorsichlige Auswahl der zu eullivirenden Arten, je nach dem vorhandenen Platz, Aus- scheidung aller weniger wichligen Pflanzen, um den wichtigsten Platz zu machen, richlige Etiqueitirung und Bestimmung der Pflanzen, deutliche Bezeichnung mit Vaterland und Fa- milie, Führung von Verzeichnissen, Veröffent- lichang eines Leilfadens, der dem Besucher in die Hand gegeben wird , Unterhaltung von Verbindung mit allen ähnlichen wissenschaft- lichen Instituten und vorzugsweise Cultur ein- zelner Familien, die vom Director speciell be- obachtet werden, werden ferner gefordert. Dabei muss freilich vorausgesetzt werden, dass auch für die wissenschaftliche Richtung des Institutesje nach der Ausdehnung desselben Botaniker angestellt sind, dass nicht der Di- rector durch eine Masse von andeın Geschäf- ten gebunden, die Verifieirung der Pflanzen allein übernehmen soll, — dass der Gärtner oder die Obergärtner auch tüchtig gebildete Männer sind, die Interesse für die wissenschaft- lichen Bestrebungen besitzen, und nicht etwa Inspectoren an Botanischen Gärten angestellt vi. 1861. 225 werden, die gerade nur ästhetischen Prineipien huldigen , — und dass endlich dem Garten selbst nur zweckmässig gebaute Häuser zur Disposilion stehen. Wie kann man z. B. in einem Garten, der grossentheils nur einseilige hohe Häuser alter Bauart enthält, nur wenige Exemplare einer Pflanzenart culliviren, wenn jede Pflanze einen zweckmässigen Platz erhal- ten soll, — wie kann gute Cultur verlangt werden, wenn gute COulturhäuser , ordentliche Mistbeete, solide und zweckmässige Heizungen fehlen und zur Herstellung keine Mittel vor- handen sind, und so Director oder Gärtner nur zu häufig an Herstellung alles dessen ge- hindert werden, was sie gerade als in der Aufgabe des Inslitutes liegend, erkannt haben. Als fernere Mittel zum Zweck fordert endlich Koch ein Herbarium, welches im Garlen selbst aufgestellt ist, eine Samm- lung von Samen und Früchten, Sammlung von Hölzern, Aufstellung eines Museums der angewandlen Botanik, ledigliche Verwaltung des Insti- tuts durch den Director und jährli- che Veröffentlichung eines Rechen- schaftsberichtes, Anstellung von Physiologen neben dem Systemaliker elc. — Am Schlusse wird noch die Frage aufge- worfen, ob ein Botanischer Garten Pflanzen verkaufen soll und wird dies in dem gleichen Sinne beantwortet, wie auch wir das früher thaten, nämlich wenn genugsam Mittel vorhan- den sind, kein Verkauf, wo diese fehlen, Ver- kauf, um aus dem Ertrage eben die wissen- schaftliche Seile des Institutes zu kräftigen und zu unterhalten. Jedem, der sich für Botanische Gärten interessirt, empfehlen wir diese Schrift zu le- sen, welche in den meisten Punkten die Auf- gabe von Botanischen Gärten ganz in dem Sinne vertrilt, wie dies schon früher von Hoo- ker, Göppert und dem Referenten geschehen, wenngleich wir in einzelnen speciellen Punk- ten abweichende Ansicht haben. (E. R.) 18 226 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. V. Personalnotizen, Anzeigen etc. 4) Gartenbau-Verein in In Reval hat sich unter dem Vorsilze des Freiherrn Bernh. v. Uexküll ein Gartenbau- Verein als Zweig-Verein des Esthlandischen landwirthschaftlichen Vereins gebildet. 2) Dr. Körnike ist zum Professor an der landwirthschaftlichen Akademie zu Wal- dau bei Königsberg ernannt worden. 3) Winter 1860 — 1861 in Pelers- burg. Auf einem strengen Winter pflegt sonst ein mildes frühes Frühjahr zu folgen. Bis zum 4. April (13. neuen Styls) waren die Schneemassen an sonnigen geschützten Orten verschwunden und Seilla verna streckle in warmer Lage ihre blauen Blüthenrispen aus dem winterlichen Schoose der Erde. Da trat mit Neumond kalter Ostwind eia und noch am 12. (24.) April waren Nachts — 10° R., und man ging noch über das Eis der Newa zu Fuss. Mit dem 13. (25.) April, dem Ein- tritt des Vollmonds schien der Winter endlich milderem Frühlingswelter weichen zu wollen. (E. R) 4) Director Linden hat am 1. Januar d. J. neben der Leitung des zoologisch-bola- nischen Gartens in Brüssel die Direclion des Jardin zoologique d’acclimatisation du Bois de Boulogne bei Paris übernommen und ist im Begriff, daselbst ebenfalls ein grossarliges Ein- führungs-Etablissement zu erbauen. (F. nach Wochenschr. f. G.) 5) Am 21. März starb’zu Nizza, im Alter von 88 Jahren, der Fürst und Altgraf Joseph zu Salm-Reifferscheidt Dyck, dessen Name als Naturforscher und vorzüglich als Botaniker einen hohen Ruf in beiden Hemisphären hat. (h.) Salm Dyck hat sich besondere Verdienste um die Fettpflanzen erworben , von denen in seinem Garlen die vollständigste Sammlung Europa’s sich befindet. Ueber die Cacteen des Gartens zu Dyck schrieb er das beste Werk, das wir über diese Familie bis jetzt besitzen und über die Mesembrianthemum - und Alo&- Arten gab er eine Monographie mit Abbildun- Reval.j gen begleitet heraus, die leider noch nicht ganz beendet ist und schwerlich von einem andern beendet werden dürfte, da derartige Werke immer nur mit bedeulenden Opfern an Geld veröffentlicht werden können. (E. R.) 6) Wie aus London unterm 16. März ge- meldet wird, ist Dr. Berthold Seemann, Mitglied der von der Englischen Regierung nach den Fidschiinseln geschickten Untersu- chungscommission (dessen Rückkunfi nach Sidney wir vor Kurzem gemeldet haben), nach dreizehnmonatlicher Abwesenheit mit einer namentlich auch in botanischer Beziehung sehr bedeutenden Ausbeute versehen, wohlbe- halten in England angekommen. Er bringt an 1000 Species Pflanzen nebst einer reichen Sammlung aus andern Zweigen der Naturge- schichte mit. Sein Bericht über die Fidschi- inseln selbst lautet höchst günstig und wird wahrscheinlich bald von amtlicher Seite be- kannt gemacht werden. Die Redaction der Bonplandia, welche während seiner Abwesen- heit von Dr. Klotzsch und Dr. Garcke in Ber- lin geleitet worden war, wird nun wieder in Dr. Seemann’s Hände übergehen. (h. aus A. A, Z.) Ti Bsejr Igeshituig.usngg: In der Kritik des in meinem Verlag er- schienenen „sichern Führers in der Obstkunde von F. J. Dochnahl,“ Seite 429, werde ich beschuldigt, einen neuen Titel auf dieses Werk gesetzt zu haben, was mich veranlasst, zu erklären, dass der Recensent nur 3 Bände anführt, die allerdings von 1855 — 1858 er- schienen sind, der vierte und letzte aber 1860 erschienen ist, unter diesen Umständen von einem neuen Titel keine Rede sein kann, das Werk erst mit 1860 als complet angezeigt und ganz versendet werden konnte. Nürnberg , im Febr. 1861. Wilhelm Schmidt. V. Personalnoltizen. 227 VI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. 1) Am 31. März (11. April) fand die Jah- ressitzung des Vereins in dem grossen Saal der Stadt - Dume statt. Mehr als 1500 Perso- nen waren anwesend. Sr. Kaiserliche Hoheit der Grossfürst Nicolai-Nicolajewiisch, der Hohe Protector des Vereins, war leider durch Un- wohlsein verhindert, dieser Sitzung des Ver- eins beizuwohnen. Die Medaillen wurden daher von Sr. Erlaucht dem Reichskanzler Grafen Nesselrode vertheilt. Der Jahresbericht, welcher von dem eısien Sekrelär des Vereins, dem Herrn Staalsrath von Wolkenstein verle- sen ward, schilderte die Thätigkeit des Ver- eins im vergangenen Jahre. Wir lassen einen Auszug folgen. Der Saal selbst war dieses Mal besonders festlich geschmückt. Auf der Estrade umgab eine Gruppe hoher Grünyflanzen , blühender Camellier , Azaleen und Epacris das Bildniss Sr. Majestät und davor waren kleinere Grup- pen blühender Pflanzen und einzelne Decora- tionspflanzen in schönen Oullurexemplaren auf- gestell. Ringsum den Wänden nach in dem grossen Lokal sah man die mannigfachen Gruppen reich blühender Pflanzen aufgestellt. Camellien, Rhododendron, Azalea indica, pon- tica, nudiflora ete., Zwiebelgewächse, Rosen, Acacien bildeten den vorherrschenden Flor in den einzelnen Gruppirungen, die von folgenden Einsendern gebildet waren: 1) Herr Abela. Eine reiche Gruppe vor- züglich schöner Remontantes-Rosen aus dem Garten des Herrn General v. Paschkoff Zarsko&-Selo. 2) Herr Pabst, Obergärtner im Kaiser]. Botan. Garten. Gemischte Gruppe blühender Pflanzen um das Bild Sr. Majestät. Ausser- dem eine kleine Gruppe schöner Culturexem- plare von Epacris in voller Blüthe, 3) Herr Stuckawenkoff, Kaiserl. Botan. Garten. der 'Coelogyne in Gärtner im Drei grosse Exemplare reichster Blülhe. Wir haben diese Orchideen schon wiederholt als eine der am dankbarsten und reichsten blühenden Pflanzen im Winter empfohlen. ceristata in JE Gedeiht auch im gewöhnlichen Warmhaus und hält, im Zimmer aufgestellt , die grossen, zart weissen, innen blassgelben Blumen 4 — 6 Wochen lang. 4) Herr Jegorof, Hofgärtner im Tauri- schen Garten. Gemischle Blumengruppe, in der auch schönblühende Exemplare von Pha- jus maculalus, Iberis saxatilis, Ericen etc. ne- ben den wie in allen Gruppen dominirenden Azaleen und Camellien. Eine Bordüre von Auriceln umgibt diese Gruppe. 5) Herr Bettzick, Hofgärtner bei Sr. Kais. Hoheit dem Grossfürsten Nicolai - Nicolaje- wilsch. Musterhaft eulüvirte Azalea indica in den besten und neuesten Sorten und schöne Cine- rarien und Rosen bildeten die Gruppe. Unter den Azaleen heben wir die A. amoena Lindl. hervor, als eine der gut unterschiedenen wirk- lichen Arten, deren kleine niedliche Blumen dichte Bouquete bilden und besonders auch als sehr zierlich für Bouquete empfohlen werden können. Die mit Blumen überdeck- ten Kronenexemplare erinnerten an die Al- penrosen unserer Gebirge. 6) Herr Heddewig, Handelsgäriner am Kamennoiostrowsky Prospecte. Eine gemischte Gruppe „ in der wir neben den mehrfach ge- nannten Pflanzen einen mit Blumen bedeckten Busch der Tasmannia aromatica, Bletia hya- einthina, Phajus maculalus, ein Prachtexemplar der Aralia Sieboldi und das gefüllte dunkel- blaue Veilchen (Viola odorata arborea) hervor- heben. Von den letzteren war eine ganze Gruppe besonders aufgestellt, alles Exemplare in kleinen Töpfen mit einer Masse der voll- kommensten duftenden Blumen. Wir sahen im Garten des Herrn Heddewig kürzlich viele Hunderte dieser Pflanze, alle in gleicher Schönheit. Dieselben waren auf einem Brett unterm Fenster im Kalthause erzogen. 7), 8), 9), 10), 11), 12), 13). Die Herren Erler, Hofgärtner im Kaiserl. Garten zu Jela- gim, Herr Katzer, Hofgärtner bei Sr. Kai- serlichen Hoheit dem Grosslürsten Constantin 18 * 228 Nicolajewitsch in Paullowsk, Herr Nouvel, Obergärtner bei dem Fürsten Beloselsky, Hr. Bergemann, Öbergärtner bei der Madame Kolenischeff, Hr. Dorotite, Hr. Lorgus und Hr. Dar- zens Handelgärtner hatten ebenfalls gemischte Gruppen gestellt, in denen Camellien, Azaleen und Rhododendron dominirten. In der Gruppe des Herrn Darzens ausserdem Illieium anisa- tum , Rosen, blühende Citrus, Cyclamen und Heliconia bicolor bemerkenswerth. In den Gruppen des Herrn Erler und Bergemann auch noch Rosen : Azalea ponlica und nudiflora, Cinerarien, Acacien. In der Gruppe des Herrn Katzer ausserdem mannigfallige Kalt- hauspflanzen , Rosen, Deutzien, Dielyiren, Ci- nerarien etc. Die Gruppe des Herrn Nouvel wie immer eine der brillantesten. Mit Blumen überdeckie Azaleen in den brillirendsten Far- ben. Ganz ausgezeichnet war aber die Samm- lung blühender Paeonia Moultan desselben in den neuesten Abarlen. Als eine besonders ausgezeichnete Abarl nennen wir unter diesen die P. Moutan R. Fortune mit brennend car- minrother Farbe. Ebenso ele. schöne Amaryllis 14) Herr Alwardt, Handelsgärtner hatte schöne Culturpflanzen von Araucarien und Cordyline calocoma ausgestellt. 15) Herr Hölzer, Obergärtner in der Bot. Abtheilung des Kais. Botan. Garlens eine kleine Gruppe blühender Perennien des freien Landes, Epimedien, Muscari, Draba, Hellebo- rus etc. — 16) Herr Severin, Obergäriner in der Decorations-Abtheilung des Kais. Bot. Gartens. Eine Gruppe schöner Rosen elc. 17) Herr Smirnoff, Obergärtner beim Fürsten Orloff in Strelna, stellte einen abge- schnittenen blühenden Zweig von Paullownia imperialis aus. ses behandelt und im Frühling angetrieben, kommt dieser Baum Japan’s auch in Peters- burg in Blüthe, macht aber, da er nur als hohe Pflanze blüht, bei uns keinen Effekt, tivirt', die Blumen vor den Blättern erschei- nen. — 18) Herr Barlow, Hofgärtner im Kaiser]. Garten zu Zarskoö. Ein mächtiges Exemplar der Medinilla magnifica mit i3 vollkommen Als Kübelbaum des Kalthau- | Erler, Odinzoff und Heddewig. 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. entwickelten Blüthentrauben und Rhododen- dron Maddeni Nutt., ein gelbblühendes Rho- dodendron aus Bhootan in Blüthe. 19) Hr. Odinzoff, Obergäriner beim Hrn. Gromoff. Eine Gruppe blühender Kalthauspflan- zen, als Acacien, Genisten, Dielytren etc. 20) Herr Ruck, Hofgärtner Sr. Kaiserl. Hoheit des Grossfürsten Constantin - Nicolaje- wilsch in Strelna. Eine der an schönen und für die Jahreszeit seltnern Pflanzen reichsten Gruppen. Ein mächtiges Exemplar von Heli- conia bicolor mit 5 Blüthenständen dominirle. Gloxinien in mehreren schönen Abarlen mit aufrechten Blumen schon vollständig in Blü- Ihe, Calanthe veratrifolia, buntblätirige Cala- dien, Ligularia Farfugium, Amaryllis, Leuco- pogon und Diosmen und die schönen Varietä- ten der Primula acaulis mit gelüllter Blume heben wir aus dieser interessanten Gruppe be- sonders hervor. 21) Herr Grauberg, Obergärtner beim Herrn Baron von Hauff. Die beiden Gruppen blühender Camellien , die von demselben ge- stellt wurden, waren das schönste, was wir in dieser Beziehung bis jelzt auf unsern Aus- stellungen gesehen haben. Alle Exemplare in bestem Gesundheitszüstand, reich und voll- blühend und nur eine Auswahl der besten Sorten machten diese beiden Gruppen zum Glanzpunkt der kleinen Ausstellung. Das Preisgericht (Herr Alwardt, Nouvel, Kalzer, Ganyrypobr und Eropobr) folgende Prämien zu: a) Die kleine goldene Medaille den Gruppen des Herrn Nouvel, Grauberg, Abela und Ruck. b) Die grosse silberne Medaille erkannte | den Einsendungen der Heiren Pabst, Barlow, Alwardt, Nouvel (Paeonien), Kalzer, Belizick, Jegorof, Gvatscheff , Bergemann, Eberwein, ec) Die kleine silberne Medaille. Herrn Severin, Höltzer, Heddewig (für Violen), | Stuckawenkoff, Smirnoff, Lorgus, Dorotte, Gan- um so mehr, als auch im Gewächshaus cul- schuroff, Darzens , Heydorn, Victor Fedoroff (Bouquet), Bergemann (Bouquet). d) Ehrenerwähnung. Den Herren Goritscheff , Odinzoff , Schröder sen. und Dar- zens für Bouquete. vl. Russischer Gartenbauverein. 229 Bericht über die Thätigkeit des Russischen Gartenbau - Vereins im Laufe des Jahres 1860. 4) Verbindungen des Vereins und Mittel zur Vervollkommnung des Gartenbaues. Zu Ende des Jahres 1859 wurde von der Haupiverwaltung für Ostsibirien an den Garienbauverein die Bilte gerichlet, eine Auswahl von Gemüsesämereien für 1000 Kosaken - Familien. die an den Ufern des Amurstromes neue Niederlassungen bilden, zu besorgen. Diese Bitte wurde vom Vereine mit grosser Bereitwilligkeit erfüllt und 36 Sor- ten von Sämereien, in einer Quantität von 13 Pud wurden , mit kurzen Angaben über die Cultur dieser Pflanzen, nach Irkutzk abge- sandt. Alljährlich wurden bis jelzt aus dem Aus- lande Pflanzen eingeführt, die im Laufe der Sommermonate von den ausländischen Schif- fern für hohe Preise im Börsen-Garten ver- kauft wurden. Um den einheimischen Gar- tenbau zu fördern und dem Publikum den Ankauf der Pflanzen für billigere Preise mög- lich zu machen , wandte sich der Gartenbau- Verein an den Finanz - Minister mit der Bitte, den russischen Gärtnern den Verkauf von Pflanzen im Börsen-Garten zu gestatien, wel- che Bitte auch genehmigt worden ist. Um den Orangerie - Besitzern den Ankauf der neuen dicken gestreiften englischen Glä- ser zu erleichtern , ist durch Vermittlung des Gartenbau - Vereins die zollfreie Einfuhr von 2000 Pud dieses Glases Allerhöehst gestatiet wor-- den. 1300 Pud sind schon eingeführt und in Anwendung gebracht. Um einem für die Pflanzen schädlichen langdauernden Verweilen auf dem Zolle vor- zubeugen, durch welches die aus dem Aus- lande verschriebenen Pflanzen bis jetzt viel zu leiden hatten, ist auf Ersuch des Vereins von dem Departemet des äusseren Handels gestattet worden, Pflanzen direct auf den Na- men des Vereins kommen zu lassen und die- selben durch eigene Expediteure weiler zu be- fördern. Um den sehr fühlbaren Mangel an tüchti- gen einheimischen Gärtnern zu heben , hatte zu eröffnen, der die zwei schon existirenden Schulen (in Uman und Pensa) nicht genügen und St. Petersburg zu diesem Zwecke un- streitig der geeignetste Ort ist. Da die Miltel des Vereins nieht hinreichen, um die Unko- sten einer solchen Schule decken, so wandte sich der Verein an das Ministerium der Domänen mit der Bitte um eine alljährli- che Unterstützung von 3000 R. S., worauf je- doch eine abschlägige Antwort erfolgte. Die letzte landwirthschaftliche Ausstellung, die im Herbste 1860 stattfand, gab dem Gar- tenbau - Verein die Gelegenheit, sich mit dem Zustande des russischen Obsibaues bekannt zu machen und die Grundlage zu einer russischen Pomologie zu legen. Da die Ausgabe eines entsprechenden Werkes für den Obstbau von grösster Wichligkeit ist, die Mittel des Vereins zu diesem Zwecke jedoch nicht hinreichen,, so wandie sich der Verein an das Ministerium der Domänen mit der Bitte, um eine Unter- stützung von 3000 R S.; die Bitte wurde nicht genehmigt. Der landwirthschaftliche Verein für das südöstliche Russland ersuchte den Gartenbau- Verein um Vermitllung beim Verschreiben von Pflanzen, Sämereien und anderen Gegen- stände, die zur Vertheilung unter die Mitglie- der des genannten landwirthschaftllichen Ver- eins bestimmt sind, worauf der Gaitenbau- Verein freudiger Bereitwilligkeit ein- ging. Im Laufe des Jahres 1860 erhielt der Verein folgende neue Pflanzen, die sogleich zu mit in Cultur gebracht und verbreitet worden sind: Von der sibirischen Abiheilung der geo- graphischen Gesellschafl — Sämereien, die durch Hrn. Schmidt gesammelt worden sind ; Sämereien von den Ufern des Ussuri und aus Pecking und Gemüsesämereien, die durch Hrn. Skatschkow, Consul in Tschugatschan, eingesendet worden sind. Von dem Hrn. Oberst Sinowjew — Sa- men der Robinia pseudoacacia var. alba, vom der Verein die Absicht, eine Gartenbauschule | Caucasus, die dort auf den Gebirgen eine 230 Kälte von 25° verträgt; ferner Zwiebeln des Lilium Colchicum. Von dem Hrn. Shukowsky in der Krim — Sämereien verschiedener holzartiger Gewächse und Früchte der interessanteren Coniferen. Von Hrn. Dr. Blaschke — eine reiche Sammlung verschiedener Sämereien von den Inseln Siteka und Kadjak. Von dem Hrn. Baron v. Meyendorf — Sa- men der Abies reginae Amaliae. Von der Moskauer Acclimalisations-Gesell- schaft — Säemerien chinesischer Gemüsesorten, Da der Verein nicht die Mittel besitzt, um zum Zwecke der Einführung neuer Pflan- zen einen eigenen Reisenden zu unterhalten, so benutzte der Verein mit Freuden den Vor- schlag des Herrn Academikers Ruprecht, der von der Academie den Auftrag erhalten halte, Dagestan in Bezug auf das Pflanzenreich zu untersuchen, für den Gartenbau interessante Pflanzen und Sämereien zu sammeln. Die auf diesem Wege erhaltenen Gegenstände sind zum Theil unentgeltlich unter den Mitgliedern vertheilt, theils einen verhällnissmässig geringen Preis abgetrelen worden, um die mit der Einfuhr dieser Gegenstände verbundenen Unkosten zu decken. Um den Zustand der Gärten in und um St. Petersburg kennen zu lernen, wurde vom Verein eine besondere Commission ernannt, die dem Verein den Bericht über den beiref- fenden Gegenstand einliefern sollte. Um den Mangel einer Gartenbauschule einigermassen zu ersetzen, wurden an besiimm- ten Tagen öffentliche Vorträge über Gegen- stände aus dem Gebiete des Gartenbaues und der Botanik gehalten. 2) Ausstellungen. Monatssilzungen für Da die mit den verbundenen kleinen Pflan- zenausstellungen nicht ohne Einfluss auf den Zustand des Gartenbaues sein können und eine gerechte gleichmässige Prüfung der Gegen- stände im Laufe des ganzen Jahres nölhig ist, so wurde bestimmt, dass ausser den zu jeder Sitzung gewählten Preisrichtern noch 2 bestländige Preisrichter für's ganze Jahr ge- wählt werden sollten; die Wahl traf die Her- ren Karniolin - Pinsky und Dr. Regel. Von den Preisrichtern sind im Laufe des Jahres 1860 für die zu den Monatssitzungen einge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sandten Gegenstände folgende Preise zuer- kannt worden: ?2 kleine goldene Medaillen, 12 grosse silberne Medaillen, 15 kleine silberne Medaillen und 23 lobende Erwähnungen. Un- ter diesen Pflanzen sind als besonders bemer- kenswerth folgende zu nennen: a) zum ersten Male in St. Peterburg geblühl: Daubenlonia trifelians, Rhododendron Dalhousiae, Rh. java- nicum, Tillandsia fulgens, Arisaema praecox, Maranla Warscewiezii und b) neu für St. Pe- tersburg: Aralia spathulata, kanadische Reinette und die rothseilige limoser Rübe und einige andere Pflanzen. Zu der Jahressitzung im Jahr 1860 waren alele bemerkenswerlhe Pflanzen eingesandt, für die 2 kleine goldene, 8 grosse silberne, 11 kleine silberne Medaillen und 1 lobende Er- wähnung ertheilt worden sind. Die dritte öffentliche. Blumenausstellung fand einen grösseren Anklang als die beiden vorhergegangenen, da sich an derselben 70 Exponenten betheiligt hatten und dieselbe un- gefähr von 60000 Personen besucht worden ist. Für den Erfolg dieser Ausstellung ist der Verein allen Denjenigen, die sich an ihrer Einrichtung belheiligt haben , einen besondern Dank schuldig, hauptsächlich aber dem Hrn. Architekten Bosse und dem Vicepräsidenien des Vereins, Dr. Regel. In Anerkennung der bedeutenden Dienste wurde vom Verein dem Hrn. Bosse die mittlere goldene Medaille, dem vVicepräsidenten Dr. Regel die grosse goldene Medaille zuerkannt. Auf Vorschlag der freien ökonomischen Gesellschaft in St. Pestersburg belheiligte sich der Gartenbau-Verein an der landwirthschaftli- chen Ausstellung, die im Herbste des Jahres 1860 stattfand, indem sie die Abtheilung für Gemüse und Obst unter ihre Leitung nahm. Das Studium der vaterländischen Pomologie machte sie dabei zu ihrem Hauptzwecke und es erwies sich , dass ein grosser Theil der in Russland cultivirten Sorten diesem Lande ei- genihümlich sind. Den Plan für die vierte öffentliche Blumenausstellung wollte der Ver- ein durch die Eröffnung eines Concurses er- langen, um dadurch zur Verferligung von Gar- tenplänen anzuregen. Es waren im Ganzen 8 Pläne eingeliefert, von denen 3 prämirt wor- den sind. v h } vl. 3) Vom Vereine veröffentlichte Sehriften. Um den Zustand des valerländi- schen Gartenbaues nach Kräften zu fördern, wurde vom Verein, im Beginne seines Be- stehens, die Ausgabe der „Mittheilungen“ un- ternommen, die in zwanglosen Heften erschei- nen sollten. Das rege Interesse, das dem Verein zugewendet wurde, machte es bald möglich, die Ausgabe eines monatlich er- scheinenden Journals des „Westnik“ zu unter- nehmen, wobei die von Dr. Regel redigirle „ Gartenflora “* Grundlage genommen wurde. Um dem Publikum den Besuch der öffent- lichen Blumenausstellung so nützlich als nur möglich zu machen, wurde ein von Herrn v. Wolkenstein verfasstes Verzeichniss der zu den früheren Ausstellungen eingesandten Pflanzen veröffentlicht. Dem Verfasser wurde von dem Verein die mittlere goldene Medaille zuerkannt. Vom Herrn Dr. Regel wurde das Ver- zeichniss der Pflanzen, die in dem Garten des Herrn Aksakow (im Pensa’schen Gouverne- ment) gezogen werden, bearbeitel, um als Vor- bild für andere ähnliche Cataloge zu dienen. Die Herren Dr. Regel und St.Gelesnow be- schäftigen sich auf Ersuch des Vereins mit dem Sammeln und Ordnen des Materials für eine russische Pomologie. 180 Sorten , die in verschiedenen Gouvernements gezogen worden, sind schon abgebildet und beschrieben. 4) Bibliothek. Durch Ankauf und Ge- schenke ist die Bibliothek des Vereins bedeu- tend bereichert worden, so dass gegenwärtig 373 Werke in 622 Bänden vorhanden sind. 5) Die Geldmittel. Zum 1. Januar zur Russischer Gartenbauverein. 231 1860 waren in der Kasse 5526 R. S. Im Laufe des Jahres belief sich die Einnahme auf 18410 R. S. Die Ausgaben betrugen 19276 R. S., so dass zum 41. Januar 1861 in der Kasse 4660 R. S. vorhanden wa- ren. Der Verein ist dem Herrn Kassirer, N. Mollerius für seine aufopfernde Thätigkeit be- sonderen Dank schuldig, was auch durch ein besonderes Dankschreiben dem Herrn Molle- rius zu erkennen gegeben worden ist. Die im Jahr 1859 errichtete Unterstützungs- kasse für arme Gärtner hatte im verflossenen Jahre eine Einnahme von 3000 R. S. Laufe des Jahres 1860 sind 1717 R. S. ver- theilt worden, so dass zum 1. Januar1861 in der Kasse 1283 R. S. vorhanden blieben. 6) Personenbestand des Vereins. Zum 1. Jan. 1861 bestand der Verein aus 8 Ehrenmitgliedern, 12 Mitgliedern des Ehren- curatoriums, 441 zahlenden Mitgliedern und 158 nichtzahlenden Mitgliedern, von denen 58 im Auslande und 100 in Russland wohn- haft sind. Der hohe Protector des Vereins ist der Grossfürst Nicolai Nicolajewitsch. Die Hohen Mitglieder des Kaiserl. Hauses, Seine Kaiserl. Hoh., der Thronfolger und Seine Kaiserl. Hoh. der Grosslfürst Michael Nicolaje- wilsch haben geruhlt, als Ehrenmitglieder in den Verein einzutreten. Unter den Gliedern des Vorstandes hatte im Laufe des Jahres ein Wechsel stattgefunden, indem an die Stelle des ersten Secretärs, Hrn. Tsehernjajew, Hrn. P. Wolkenstein, und an die Stelle des berathenden Mitgliedes, Herrn Pöhl — Herr Oberst Agamonow eingelreten sind. Im Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 1. (13.) April 1861. 1) Verlesung des Protocolls der März- Sitzung. 2) An der Decoration des Saales zur Jah- tessitzung halten sich die Einsender von Pflan- zen mit grossem Eifer betheiligt, was die Ge- sellschaft auch gebührend anerkannte. 3) Es wurde vom Vicepräsidenten der Vorschlag gemacht, in Zukunft die Pflanzen, die zur Jahressitzung eingesandt werden, we- nigstens einen vollen Tag stehen zu lassen und dieselben nicht gleich nach beendigter Sitzung wegzuräumen, wie es bis jetzt immer 232 geschehen ist; er hielt es auch fürzweckmäs- sig, ausser der Freibillete, die jedes Mitglied erhält, noch Billette zu verkaufen und auf diese Weise nicht nur den Eintritt einem Je- den zu gewähren, sondern auch die Unkosten der Ausstellung zu decken. 4) Durch die Bemühungen des Herrn Höckel sind die für die bevorstehende öffent- liche Blumenausstellung nölhigen Tuffsteine für einen unerwarlet billigen Preis angeschafft worden. Die Versammlung gab dem Herrn Höckel ihre Dankbarkeit zu erkennen. 5) Die Commission, die sich über den Zu- stand der in und um St. Petersburg befindli- chen Gärten in Kennlniss setzen sollte, hatte ihre Arbeiten beendigt und die beireffenden Berichte dem Vorstande eingeliefert. Ein Theil dieser Berichte wurde der Versammlung vor- gelesen und der Beschluss gefasst, dieselben im Westnik aulzunehmen. 6) Laut Beschluss der Versammlung sol- len die Eintrittsbillelte zur bevorstehenden öl- fentlichen Blumenausslellung zu folgenden Prei- P) 67 sen verkauft werden: am ersten Tage zu R. S., am zweiten und drilien zu 1 R. S., am vierten, fünften und sechsten zu 50 Cop. S., am siebenten und achten zu 25 Cop. S. 7) Als Preisriebter für die beverstehende Blumenausstellung sind erwählt worden: die Herren Alwardt, Wagner (in Riga), Barlow, Gelesnow, Nouvel, Buck, Karniolin - Pinsky, Jegerow, Luchmanow, Heddewig, Heydorn, Siessmeyer, Bergemann, Höckel, Ruck und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Siem. Die 12 ersten Herren bilden die Preiscommission, im Falle aber der Eine oder der Andere nicht wird erscheinen können, so werden die vier Letzten gebeten , die Fehlen- den zu ersetzen. 8) Es wurde beschlossen, dass alle Dieje- nigen, die Pflanzen zur Monalssitzung einsen- den und dieselben bereit sind zu verkaufen, auch die Preise der Pflanzen , für die sie ver- kauft werden, angeben, sofern die Pflanzen concurriren sollen. 9) Es wurde beschlossen, dass in Zukunft abgeschnitiene Zweige, die zur Monatssitzung eingesendet werden, nicht in Töpfe mit Erde geseizt werden sollen, da solches den Uner- fahrnen leicht irre leilen kann. 10) Herr Mochow übergab dem Verein als Geschenk das mit zahlreichen. colorirlen Tafeln ausgestaltete Werk: „lconographie du genre camellia, par L’Abbe Berlese. 11) Als neue zahlende Mitglieder sind er- wählt worden: die Herren Aljabjew, Bundel, Hornborg, Groten, Kron. Lapatnikow, Mochow, Pellin, Petuchow, Baron Rolzberg, Schmidt, Falkmann, Filatow, Schelaschnikow und Mdme, Wagner. 11) Eingesandt war zur Concurrenz: a) eine Gruppe verschiedener Pflanzen von Hrn. Dar- zens und b) Azalea indica vittala von Herrn Dahler. Für die gute Cultur der Azalea ward von der Preiscommission die kleine silberne Medaille zuerkannt. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, aa Caragana jubata Poir. (Siehe Taf. 331). Leguminosae. C. jubata Poir. Encl. meth. suppl. II. pag. 89. » D.C. Prodr. II. pag. 269. # Ledb. fl. ross. I. pag. 572. Robinia jubata Pall. in nov. Act. Ac. Petrop. X. p. 370. tab. 6. » Pall. Astrag. tab. 85. Die Pflanze, welche wir beistehend abbilden, bildet einen niedrigen Strauch, der im Baikal, im Altai und im nord- östlichen Sibirien wächst. Im Altai wie im Garten bildet derselbe einen Strauch von 2 — 5 Fuss Höhe, im höhern Nor- den, wie z. B. in der Umgegend Ajans, sucht derselbe den Schutz des Bodens und kriech! diesem in dicht gedrunge- nen verästelten Exemplaren nach. Längs der Hauptäste stehen viele kurze kleine Nebenästchen , welche die gefiederten Blätter und die aus den Achseln der- selben hervortretenden sitzenden gelben Biumen tragen. Im Herbste fallen nur die Fiederblättchen ab, die Blattstiele bleiben aber stehen und erscheinen dann Vu, 1861. ähnlich braunen dünnen Stacheln, wel- che dem Hauptstengel mehr oder weni- ger anliegen und diesen gleichsam um- hüllen, wodurch dieser Strauch einen ganz eigenthümlichen Anblick gewährt, — Blätter auf den Spitzen der kurzen Seitenästchen zusammengedrängt , gleich Kelch und Blattstielen zottig behaart. Blättchen meist 6jochig, länglich, aus der abgerundeten Spitze kurz gespitzt. Nebenblättchen am Grunde mit dem Blattstiel verwachsen und mit freier lan- zettlich-pfriemlicher Spitze; dieselben bleiben mit dem Blattstiel als stachelar- tige Gebilde am Aste stehen. Blumen einzeln , achselständig, sehr kurz ge- stielt. Kelch häutig, ungefähr halb so lang als die blassgelbe Blumenkrone, in 5 ziemlich gleichlange, lanzettliche, pfriemlich zugespitzte Zähne ausgehend, die um ungefähr !/, kürzer als die Kelch- röhre. Von diesem interessanten Strauche befinden sich mehrere starke Exemplare 19 234 in dem Kais. Botan. Garten zu St. Pe- tersburg und eins derselben hielt unsere Winter schon seit mehr als 6 Jahren, ohne den geringsten Schaden zu leiden, aus. Liebt eine freie offene sonnige Lage und einen nicht zu schweren lehmi- gen Boden, der mit Lauberde oder Sand reichlich versetzt ist. Wahrscheinlich gedeiht derselbe aber auch in festerem Lehmboden. Am besten eignet sich derselbe, um ibn frei auf Rasenplätze zu Setzen, da er zwischen andere Sträu- cher gepflanzt, von diesen bald unter- drückt werden würde, oder auch um ihn b) Nerine sarniensis Herb. £. Gartenflora Deutschands, Russlands und der Schweiz. in Steinparthien als niedrigen Strauch zwischen den Perennien des hohen Nor- dens anzubringen. Vermehrung bis jetzt ausschliesslich durch Samen. Die grossen Exemplare , welche der Kaiserl., Botanische Garten besitzt, wurden im Winter aus dem Altai durch den Herrn Oberst Guerngross gesendet. — (E. R.) Erklärung von Tafel 331. a. Der Grund eines Blattstiels mit den verwachsenen Nebenblättchen in natür- licher Grösse. venusta Knth. (Siehe Taf. 332.) Amaryllideae. Ein Zwiebelgewächs vom Vorgebirge der guten Hoffnung, welches mit vielen anderen schönen Zwiebelgewächsen des südlichen Afrikas zu Anfang unseres Jahrhunderts in den Gärten Europa’s ziemlich verbreitet war. Gawler bildete die beistehende Abart schon im Jahre 1808, tab. 1090 des Botanical Maga- zines als Amaryllis venusta ab. Der be- rühmte Monograph der Amaryllideen, Herbert, nannte alle früher zu Amaryl- lis gerechneten Pflanzen mit regelmäs- siger Sechsblätteriger Blüthenkrone, mit Staubfäden, welche dem Grunde der einzelnen Blumenblätter eingefügt, zwei- lappiger Narbe und zweifurchigem Frucht- knoten Nerine und gab der in Rede stehenden Art den Namen N. venusta (Herb. App. 19). Kunth endlich zieht N. venusta als Abart zu N. sarniensis Herb. Da uns die ächte N. sarniensis nicht in blühenden Exemplaren vorlag, so können wir nicht entscheiden , ob diese Vereinigung von Kunth mit Recht vor- genommen ward. Die ächte N. sarnien- sis (Am. sarniensis L. spec, 421. Bot. Mag. tab. 294) unterscheidet sich nach Römer durch rosenrothe Blumen und Blätter, die erst nach der Blüthe erschei- nen, während die N. venusta Ker. zin- noberrothe Blumen und fast gleichzeitig mit dem Blüthenschaft sich entwickelnde Blätter besitzt. Als andere Abart wird endlich von Kunth die Pflanze aufge- führt, die Jacquin im ersten Bande des Hortus Schönbrunnensis tab. 66 als A, sarniensis abgebildet hat. Schmalere, fast lineare rosenrothe Blumenblätter unterscheiden sie. Römer führt diese 3 Formen (Syn. monogr. Amaryll. pag. 105) als 3 verschiedene Arten, als N. sarniensis, Jacquini und venusta auf. Ausserdem sind auch noch einige I. Originalabhandlungen. andere Nerine- Arten vom Vorgebirge der guten Hoffnung die N. coruscans Herb. und N. curvifolia Herb. nahe ver- wandt, unterscheiden sich aber durch ‘die wellig gekräuselten Blumenblätter sofort. — Die N. sarniensis venusta gehört zu jenen brillanten Erscheinungen unter den Zwiebelgewächsen, die mit Unrecht so mancher andern minder schönen Pflanze Platz machen mussten. Die Blumen entwickelte sie im hiesigen Garten im August. In der Cultur schliesst sie sich 9) 235 andern Zwiebelgewächsen an. Nach der Blüthe entzieht man das Wasser allmälig, überwintert die Zwiebel im Topfe im ruhenden Zustande bei 4 — 6° R., verpflanzt im März in frische mit Sand und Humus versetzte lehmige Erde und stellt nun die Töpfe anfangs im Gewächshaus, später im Fensterbeet dicht unterm Fenster auf. Volle Sonne, genügende Bewässerung und reichliche Lüftung sind während des Sommers die Cultur-Bedingungen, (E. R.) Bauhinia forficata Ik et Otto. (Siehe Taf. 333.) Leguminoszae. B. forficata Lk. et Otto icon. pl. select. tab. 3741. 5 D. C. Prodr. II. 514. B Bot. Mag. tab. 3741. Die Bauhinia forficata bildet einen schlanken Stamm mit dünnen, hin- und hergebogenen Aesten, die wie die Blatt- nerven auf der untern Blattseite die zoll- langen Blatistiele, Blüthenstiele und Kelche kurz behaart sind. Blätter am Grunde herzförmig, bis zu 2/, ihrer Länge in 2 Lappen gespalten, von 9 Nerven durchzogen, von denen der Mit- telnerv zwischen den Lappen als Mucro hervorsteht; die Lappen aus breitem Grunde allmälig verschmälert, mit stumpf- licher Spitze, ganzrandig, etwas zusam- menneigend oder gerade vorgestreckt; die ganze Blattfläche im ausgewachsenen Zustande ungefähr 3 Zoll lang, wovon 2 Zoll auf jeden der Lappen und 1 Zoll auf den ungetheilten Blattgrund kam- men, welcher letzterer 2 — 21/, Zoli breit. Am Grunde des Blattstiels sitzen je 2 kleine dornenförmige Nebenblätt- chen. Blumen zu 2, seltener mehr auf kurzen Aestchen. Kelch besteht aus 5 mit einander am Rande verwachsenen Blättehen, die sich beim Oeffnen der Blume nur am Grunde von einander trennen, an der Spitze mützenförmig verwachsen bleiben und bald abfallen. Blumenblätter mehr als doppelt so lang als die Kelchblätter , schmal lanzettlich, nach dem Grunde stark verschmälert, weiss, 11/5 — 21/, Zoll lang. 5 längere und 5 kürzere aufwärts gebogene Staub- fäden mit linearen, zweifächerigen, ober- halb des Grundes befestigten Antheren, etwas kürzer als die Blumenblötter und von dem Griffel überragt. Ein Strauch, der eineHöhe von 3—5 Fuss erreicht und durch den Fürsten von Neuwied zu Anfang der 20ger Jahre dieses Jahrhunderts mittelst Samen aus Brasilien in den Botanischen Garten zu Berlin eingeführt ward. Wenn man den- selben in eine lockere nahrhafte Rasen- 19 * 236 erde pflanzt, im Winter bei 8 — 100R. in einem trocknen Hause durchwintert, darauf im Frühling nach dem Verpflan- zen im niedrigen Warmhaus oder Mist- beete antreibt, entwickelt er im Juli und August seine hübschen Blumen in reich- licher Menge. Unter den Bauhinien, die durch die eigenthümlichen zweilappi- gen Blätter sich auszeichnen, eine der empfehlenswerthesten Arten. Verwandt mit B. grandifiora D.C., die Reichenbach 2) Die Gärten St. Petersburgs Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Tafel 180 seiner Iconogr. bot. pl. exo- tic. abbildet. Letztere unterscheidet sich durch unterhalb filzige Blätter, die we- niger tief getheilt sind. — Die beistiehende Abbildung ist nach im Petersburger Bot. Garten blühenden Exemplaren gemacht. a ist ein Staub- faden, b ein Kelch, wenn sich solcher öffnet. Beide schwach vergrössert. — (E. R.) und der Umgebung im Herbst 1860. (Fortsetzung.) 8) DerGarten der Samen- und Pflan- zen-Handlung des Herrn Buck am Kamennoiostrow-Prospect. Herr Buck zieht in diesem Garten vorzüglich nur alle jene Pflanzen, wel- che zur Samenzucht oder auch zur An- pflanzung von Blumenbeeten im Som- mer dienen. Sehr vollständig war die Sammlung der neueren einjährigen Pflanzen, die theils nur zur Probe gezogen wurden, um zu Sehen, ob solche für unsere Ver- hältnisse geeignet sind. Wir erwähnen hiervon ein schönes Aster-Sortiment, un- ter denen die Kaiser- Aster eine der schönsten, das Mesembrianthemum erystal- linum, das hier in St. Petersburg nur auf abgetragene Treibbeete ausgepflanzt, gut gedeiht. Es ist das eins der schon seit alter Zeit bekannten Sommergewächse, mit kleinen unscheinbaren weissen Blu- men und eigenthümlichen , mit durch- sichtigen Auswüchsen besetzten saftigen Blättern. sehr feines Sommer, zu welchem Zwecke die jün- gern Triebe und Blätter benutzt werden. Der feine Same wird zeitig im Treib- beete oder Warmhause ausgesäet und nur sehr dünn mit feiner Erde oder Sand bedeckt und die jungen keimenden Pflänzchen müssen unter ungehindertem Zutritt des Sonnenlichts erzogen wer- den, wenn sie nicht umfallen sollen. Als Helipterum anthemoides sahen wir eine unscheinbare , als neue Immortelle empfohlene perennirende Kalthauspilanze, deren wahrer Name Helipterum puncta- tum D. C. ist. Als zwei schöne ein- jährige Nicotiana- Arten mit weissen wohlriechenden Blumen, die allgemeine Cultur als schöne Zierpflanzen verdie- nen, nennen wir N. persica Lindl., wel- che aus Persien stammt und den Schi- ras- Tabak liefert, sowie N. suaveolens | Lehm. aus Neuholland. Guter lockerer | Boden und sonniger Standort muss ih- nen für den Sommer angewiesen wer- den. Von der zierlichen Lobelia ra- Diese Pilanze gibt auch ein | mosa (heterophylla) sahen wir Abarten spinatartiges Gemüse im | mit weissen und rosalila-Blumen. Von I. Originalabhandlungen. Matricaria Parthenium eine schon län- ger bekannte Abart mit gerötheten weis- sen Blumen, weiche auch bei Anzucht aus Samen ziemlich constant bleiben ‘soll. Nebst der andern Abart mit ge- füllten Blumen ist diese Pflanze für Blumengruppen im Sommer sehr zu empfehlen , denn sie besitzt alle Eigen- schaften, die solche Pflanzen besitzen sollen, nämlich freudig grünes Laub und einen Wuchs, der alle gepilanzten Exem- plare bald anscheinend zu einem ver- bindet, und endlich auch lang andauern- des und reichliches Erscheinen der weissen Blüthenköpfe, die auf dem freu- dig grünen Grunde auf weithin Effect machen. Wo man grelle Contraste der Blu- mengruppen im Garten anwenden muss, um auf weitere Entfernungen hin Efiecte hervorzubringen, da umpflanzt man wohl auch grössere Gruppen von Matricaria mit niedrigen Scharlach - Pelargonien (Scarlet-Pelargonien) oder Gruppen von höheren gelben Calceolarien mit Matri- caria etc. — Als zierende neuere einjährige Pflan- zen aus dem südlichen Nordamerika haben wir früher schon die hübsche Callirho& pedata Nutt., eine malvenartige, 1 — 11), Fuss hohe Pflanze mit leb- haft rothen Blumen empfohlen. Zur Gruppenbildung eignet sich solche we- gen des dünnen schlanken Wuchses je- doch nicht. Centaurea americana Nutt., hatte der warme schöne Sommer zu vol- ler Blüthe gebracht. Es ist diese schöne Centaurea des südlichen Nordamerika’s eine der schon seit langer Zeit als an- nuelle Zierpflanze in unsern Gärten cul- tivirten Pflanzen. Sie wird 2—3 Fuss hoch und trägt auf der Spitze der Zweige mächtige (4 Zoll im Durchmesser hal- tende) Blüthenköpfe lilafarbener Blu- men. Wenn dieselbe dennoch selten in 237 Cultur oder in voller Schönheit ange- troffen wird, so müssen wir den Grund darin suchen , dass sie nur in warmen trocknen Sommern freudig gedeiht und bei feuchtem Wetter die mächtigen Blü- thenköpfe, in welchen sich die Feuch- tigkeit hält, bald abfaulen, Solanum eitrullifollium A. Br. ist ein schönes Solanum aus Texas, von 2 Fuss Höhe, dichtem buschi- gem Wuchs, grossem feingeiheiltem, gleich den Stengeln stacheltragendem Laube und schönen reichlich blühenden Trugdolden grosser lilafarbener Blu- men. Sutherlandia frutescens R. Br. vom Vorgebirge der guten Hoffnung, von der Tracht einer Colutea mit grossen rothen Schmetterlingsblumen blühte als zwei- jährige Pflanze behandelt, d. h. im Kalt- haus durchwintert und im Sommer in’s freie Land gepflanzt, in voller Ueppig- keit. Die neue Datura Wrightii Vilm. aus Texas gehört jedenfalls zu den schönern Pflanzen dieser Gattung. Die Aussaat muss aber schon anfangs März im Warmhause oder Mistbeetkasten vor- genommen und die jungen Pflanzen, einzeln in Töpfe gepflanzt, bis zur Zeit des Auspflanzens zu starken Pflanzen vorgezogen werden , wenn sie schon im ersten Jahre in unserm kurzen Sommer im August ihre grossen trichterförmigen, weiss und lila nüancirten Blumen ent- wickeln soll. Geschützter sonniger Stand- ort muss natürlich auch hier nachhel- fen. Von dem hier so beliebten Lathyrus odoratus L. erwähnen wir einiger neuer Abarten, als L. Capitain Clarke etc. em- pfohlen. Es sind dies Abarten, die un- sere bekannten Spielarten dieser Pflanze nicht nur nicht übertreffen, sondern so- gar weniger schön sind. Unter den perennirenden Pflanzen 238 machen wir auf das schöne Polygonum polymorphum Ledb. var. alpinum (P. alpinum All.) aufmerksam, eine Pflanze der Alpen Europa’s und Sibiriens, die nach allen Seiten stark verästelte Sten- gel entwickelt und frei auf den Rasen gepflanzt, gegen den Herbst hin einen dichten, 3 Fuss hohen und noch breite- ren Busch bildet, über dem sich die leichten weissen Blüthenrispen erheben. Besonders geeignet ist diese Pflanze um kleine runde Blumengruppen auf ireiem Rasenplatz mit solchen zu besetzen. Zu gleichem Zwecke empfehlen wir bei dieser Gelegenheit Statice Limonium L, und latifolia Sm. An einem Composthaufen sahen wir den Rubus laciniatus Willd. hinranken, der mit seinen dornigen langen, mit dem schönen schlitzblätterigen Laube reich be- setzten Aesten die Erdoberfläche theils vollständig deckte und Blumen und Früchte trug. Eine schwache Laubbe- deckung, mindestens um den Fuss der Pflanze während des Winters , ist sehr zu empfehlen. Endlieh wollen wir noch des schönen Bleichsellery’s und einer Bastard-Kartof- fel, die als Klotzsch’s Bastard-Zucker- Kartoffel verbreitet worden ist, erwähnen. Es ist das der Bastard von S. utile und S. tuberosum, von einer von der gewöhnli- chen Kartoffel ganz fremdartigen Tracht. Trotz der ihr auf den Weg gegebenen warmen Empfehlung ist sie zum Anbau kaum zu empfehlen, da sie nur kleine Knollen bildet. Viele derselben bleiben wegen ihrer Kleinheit in der Erde und keimen hier im nächsten Sommer mas- senhaft, wenn nicht starke Fröste bei schneefreiem Boden solche zuvor zerstör- ten. 9) Der Garten des Herrn Heddewig, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kunst- und Handelsgärtners am Kamennoiostrow-Prospect. Der Name Heddewig, in Verbin- dung mit den von demselben erzogenen Heddewig’schen Chineser-Nelken hat ei- nen Klang bekommen, der sich durch alle Gärten Europa’s und selbst anderer Welttheile hat hörbar vernehmen lassen. Die Klänge, die uns.von dort zurücktö- nen, sie lauten nicht gleich jenen, die da von warm empfohlenen Neuigkeiten sagen, dass sie ältern bekannten For- men an Schönheit bedeutend nachstehen — sondern sie erkennen allseitig an, dass trotz der warmen, den Heddewig’- schen Nelken mitgegebenen Empfehlung solche die Erwartungen aller noch über- treffen. Es ist wohl kaum in den letz- ten Decennien eine einjährige Pflanze in Cultur gebracht worden, mit der so bedeutende Geschäfte im grössern Maass- stabe und im Detail gemacht wurden und noch in diesem Jahre gemacht wer- den, als dies mit der Heddewig’schen Nelke der Fall ist, Hr. Heddewig hat seitdem seinen Gar- ten von der Tschernaja Retschka an den Kamennoiostrowsky-Prospeet verlegt und hier für seine zahlreichen Pflanzen- sammlungen neue Gewächshäuser er- baut. Die Collection von Kalthauspilanzen enthält eine reiche Auswahl von Ca- mellien, Coniferen, feineren Kalthaus- pflanzen und immergrünen Decorations- pflanzen. Die Gattung Dex ist unter letzteren ziemlich vollständig vertreten und namentlich auch Ilex furcata , cor- nuta und dipyrena in schönen Exempla- ren, Mahernia glabrata Cav. vom Vorge- birge der guten ‚Hoffnung hatte gerade ihre niedlichen, , kleinen, gelben, nicken- den Blumen entwickelt und erwähnen wir dieser Pflanze speciell, weil, sie sich 1. . Originalabhandlungen, zur Cultur im Zimmerfenster sehr gut eignet, ja hier gemeiniglich besser als im Gewächshause, blüht, wie wir dies in unserm eignen Zimmer erfuhren. Sabbatia campestris Nutt. aus Texas blühte reichlich. Sie war zeitig im Frühlinge halbwarm ausgesäet, dann in 31/, zöllige Töpfe in eine lockere lehmige Erde verstopft und im luftigen Fensterbeete erzogen werden, Die schö- nen grossen rothen, an eine Erythraea erinnernden Blumen hatten die nur ei- nige Zoll hohen Stengel in reichlicher Menge eniwickelt. Sie gehört zu den schönen, aber in Cultur immer etwas schwierigen einjährigen Pflanzen, In den Warmhäusern treten auch hier wie fast in allen Gärtnereien Pe- tersburg’s die Decorationspflanzen in den Vordergrund, neben ihnen sahen wir aber noch so manche andere schöne Pflanze, die Herr Heddewig mit Liebe erzieht, So erfreuten uns reichlich blü- hende Exemplare der Impatiens Jerdo- niae, ein blühendes Exemplar der bunt- blätterigen Dichorisandra, Hoya bella in schönen blühenden Pflanzen, die Samm- lung der Begonien , eine Auswahl der schönsten Farn etc. Im Garten waren die Heddewig’schen Nelken in grossen Mengen angepflanzt. Die Abart mit geschlitzten Blumenblät- tern hatte im freien Lande ohne jede Deckung überwintert. Dieselbe besitzt bekanntlich die Neigung zur Füllung der Blumen, leider setzen aber die ge- füllten Blumen nur sehr sparsam Sa- men an. Von den perennirenden Phlox befand sich ein ausgewähltes Sortiment der neuesten Sorten mit dunkelrothen , leb- haft rothen, rosenrothen und weissen Blumen mit rother Zeichnung in voller Blüthe. Wir haben dieselben schon theils bei Besprechung des Gartens des Hın, 239 Alwardt genannt. Als einer sehr, schö- nen Decorationspflanze für Steinparthien im freien Lande wollen wir noch der Tussilago Farfara foliis variegatis geden- ken, deren grosse weissgelb gezeich- neten Blätter im Herbst einen ganz vorzüglichen Effekt machen. Ebenso ist Mentha rotundifolia foliis variega- tis eine hübsche harte Decorations- pflanze. Die Baumschule enthält die bessern bei uns noch harten Bäume. und Sträu- cher, welche wir später noch Gelegen- heit haben werden, zum Theil zu be- sprechen. Wir gehen damit über zu der Samm- lung von Dahlien in mehreren hundert Abarten der schönsten Blumen. Als Blumen, die in Bezug auf Bau, Färbung und Haltung uns von diesen am besten gefielen, nennnen wir die fol- senden: Schön Hedchen, Goldhähnchen, Bi- zarre, Ypsilanti, Redactor Koltz, Queen Victoria, Madame Wolff, Gärtnerbraut, Citronenvogel, Kleine Rosalie, Freund Baudouin, Kleiner Purpurkönig, Deut- sche Glorie, Circ&, Mr. Justin Handis (eine lederfarbene, weiss und roth ge- streifte Blume) H. Brauns, Manteuffel, Zauberröschen, Pestalozzi, Major Schmidt, Admiration, Pius IX., Beaute de Ver- sailles, La Rosiere , General Klinger, Hofgärtner Bettzick , Gellert, Eugen Matthieu, Madame Dresser, : Deutsche Incarnatrose, Carl Heddewig, Fürstin Trautmannsdorf , Amourette,. Erinnerung an Helene, Madame de Stippert, Vic- toire, Tricolor von Köstriz , Germanen- stern, Stern vom Forsteorps (gezogen vom Herrn Schröder jun.) ,„ Peter Buck, Reine des fleurs, Deutsche Kunst, Ba. ron Rothschild, Louise Dortenshill; Deutscher Liebling. — 240 10) Der Garten des Kunst- und Han- delsgärtners Lasurin am Kamen- nciostrowsky-Prospect. Ist der Production von Marktblumen aller Art für den Sommerverkauf in Töpfen und der Cultur von Obstbäumen gewidmet. Die Baumschulen enthalten zahlreiche Aepfelbäume, ferner Stämme von Kirschen , Pflaumen und Birnen in Töpfen und Kübeln. Von den letzteren trugen Schatten - Morellen und Pflaumen reichlich Früchte, — 11) Der Garten des Herrn Dahler am Kamennoiostrowsky-Prospect. Ein kleiner, aber höchst sauber und geschmackvoll gehaltener Garten uebst Gewächshäusern, Auf den Blumenbee- ten blühten alle die verschiedenen Datura- Arten, namentlich auch D. Wrightii Hort. Vilm. und ceratocaula Orteg. Die letz- tere haben wir schon früher wegen ihrer schönen Blumen und des feinen starken Geruchs empfohlen. Die spät im Früh- ling ausgesäeten Samen keimen schwer. Am besten ist es, man säet die Samen schon im Herbst nach der Reife in Töpfe aus nnd stellt diese an einen küh- len Platz im Warmhaus. Wenn im er- sten Frühlinge die jungen Pflänzchen 1 — 2 Zoll lang sind, verstopft man sie und stellt sie an einen wärmern lichten Platz, um sie dann Ende Mai in’s freie Land zu setzen. Petunien in schön gefüllten und breit gestreiften Sorten waren im vollen Flor. Die gefüllten Petunien haben für die Cultur im freien Lande nicht den Werth wie die einfachen Sorten. An Spalieren sahen wir die ganze Sammlung all der verschiedenen Abarten von Tropaeolum majus, minus und Lobbianum. Manche hübsche Sorte ist darunter, aber nur schade, dass sie sich aus Samen so wenig Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. treu bleiben und der Liebhaber, der sie unter 20 verschiedenen Namen angekauft in Wahrheit nur wenige Spielarten er- hält. Eine ausgesucht schöne Dahlien- Sammlung schmückte die Rabatte vor den Gewächshäusern. Auf den Rasen- plätzen bewunderten wir schöne Exem- plare hier seltener harter Sträucher und Bäume, so Ulmus exoniensis, ein mäch- tiges Exemplar von der Traueresche (Fraxinus excelsior L. var. pendula), welches hier schon lange ohne jede Deckung gedeiht, Aesculus flava, Salix aurita fol. tricoloribus (mit weiss und gelb gezeichneten Blättern), Tamarix germanica etc. — 12) Der Garten der Sarepta-Gemeinde auf Jelagim-Ostrow. Obergärtner Herr Wiese. Ein grosser ausgedehnter Garten hin- ter dem Hause und ein ebenso ge- schmackvoll als reich gehaltenes Blu- menparterre vor dem Hause, gegen die Newa hin, zeichnen diesen Garten aus. Den Mittelpunkt des Gartens nimmt eine grosse Gruppe von Scharlach-Pelar- gonien und hohen Fuchsien in reichster Blüthe ein. Auf den Blumenrabatten schöne an- nuelle Pflanzen, unter denen die Zinnia elangansin besonders schönen Sorten von lebhafter Farbenpracht vertreten war. Einen speciellen Culturzweig bildet die Sammlung auserlesener Dahlien, unter denen wir als schönste nennen: Deutsche Zellenkugel, Friedensbote, magnifica, Winter, Feuerbach, Schnee- rose, Newanixe, Kleiner Purpurkönig, Grossfürstin Alexandra, Maikönigin, Leuchtkugel von Köstriz, Vixen, Dijon- röschen, La reine Victoria, Klingia, Abendstern, Amourette, Kleines Viellieb- I. Originalabhandlungen. chen, Maximilian Nissen, Peter Jermo- laiewitsch, — Unter den Bäumen und Sträuchern nennen wir als besonders schön für Pe- _ tersburg, mächtige Exemplare von Thuja oceidentalis und Pinus Cembra, In dem letzteren hatte der Borkenkäfer leider seine Verwüstungen ebenfalls begonnen. 12) Die Kaiserlichen Orangerien zu Zarsko& - Selo. Hofgärtner Herr Barlow. Der ausgezeichnete Culturzustand aller hier cultivirten Pflanzen ward von uns schon wiederholt besprochen. In den Kalthäusern sahen wir eine Menge: von Pflanzen, die man sonst ge- meiniglich in Warmhäusern cultivirt, in dem gedeihlichsten Culturzustande. So blühten hier gerade vortreffliche Exem- plare von Saurauja spectabilis, macro- phylla und villosa, die Camellien sind nicht nur in schönster Auswahl in gros- ser Menge vorhanden, sondern blühen hier auch jährlich in grösster Vollkom- menheit. Selbst in diesem Frühlinge, wo der Camellienflor im Allgemeinen in Folge des kalten Winters ein spärli- cher war, blühten sie so schön als in andern Jahren. Eine gute Wasserhei- zung erwärmt das zur Camellien -Cultur bestimmte Gewächshaus. Ein mächtiges Exemplar eines der schönsten Baumfarren von Van Diemens Land das Balantium antareticum Prsl. mit diekem 6 Fuss hohem Stamm schmückt die Samınlung der Kalthauspflanzen. In neuerer Zeit ist diese schöne Pflanze von Belgischen Gärten auch als B. ar- borescens ausgegeben worden. Dasselbe gedeiht am besten, wenn man eS oft in grössere Gefässe verpflanzt, bei 3 — 50R. durchwintert, demselben aber zur Zeit des Triebes eine höhere feuchtwarme Temperatur gibt. Auf diese 241 Weise gedeiht auch die Mehrzahl der Baumfarren der Gebirge Mittelamerika’s am besten, die in so zahlreichen Arten, jetzt in unsere Gewächshäuser eingeführt sind. Ganz im Warmhaus gehalten, leiden sie bald vom Thrips. Gegen di- recte Einwirkung der Sonne müssen auch die Baumfarren sorgfältig behütet werden. — Ein gut cultivirtes Baumfarren wird noch mehr als eine Palme, zur eigen- thümlichen Zierde jedes Gewächshauses dienen und ist namentlich in Wintergär- ten, in denen keine hohen Temperatur- grade unterhalten werden, am Platze. Als einziger Vertreter der Baumformen der ältesten Vegetationsepochen unseres Erdballes haben sie noch ein ganz be- sonderes Interesse. In den Warmhäusern ist namentlich der Cultur der kleineren und schwieri- geren Decorationspflanzen und schön- blühenden Gewächse besondere Sorg- falt gewidmet und viele derselben sahen wir nirgends in besserm und gedeihli- cherm Zustande, als unter der Pflege des Herrn Barlow. Die schönen Cultur- cxemplare von Medinilla magnifica be- wunderten wir auf unsern Ausstellun- gen, die Medinilla erythrophylla, die freilich unbedeutend jener gegenüber zu nennnen ist, stand gerade in Blüthe, Maranta pardina und metallica in vor- züglicher Schönheit, Swietenia Mahago- ni, die Pflanze, welche das Mahagoni- Holz liefert, Croton angustifolium, An- thurium podophyllum,, ein ganzes Haus voll Ixora strieta (coccinea), sowie über- haupt die neueren Marantaceen, Aralia- ceen, Palmen, Aroideen, alle im gedeih- lichsten Zustande. Unter den ebenfalls vollständig repräsentirten Dracaenen wollen wir noch besonders eines ausge- zeichneten Exemplars der D. Boerhavii gedenken. Pandanus odoratissimus sahen 242 wir mit 2 Köpfen. Es ist das eines der seltenen Beispiele, dass ein kranker Pan- danus sich vollkommen erholte. Der- selbe bekam die Stammfäule , verlor die Krone und trieb dann bald darauf 2 neue Köpfe, die sich jetzt’ zu vollstän- diger Schönheit entwickelt haben. Am leichtesten bekommen bekannt- lich die Pandanus die Stammfäule in Folge von Trockenheitfdes Ballens oder in Folge zu niedriger Boden- oder Luft- temperatur. Ausserdem ist die Zeit, wenn sie die ersten Aeste bilden wollen, in dieser Beziehung die gefährlichste, in- dem die jungen Seitentriebe bei nicht ganz kräftiger Vegetation stecken blei- ben und gerade da wo sie durchbre- chen wollten, die Stammfäule beginnt. Höhere Luf® und- Bodentemperaturen werden daher zu solchen Zeiten für Pandanus odoratissimus unerlässlich, Der Garten zwischen den Orangerien bietet ein ebenso mannichfaches als rei- ches Bild dar. Hier sind im Sommer die zahlreichen Kalthauspflanzen theils in Gruppen und auf Stellagen aufgestellt, theils umgeben sie «die Lorbeerbäume, deren mächtige kugelrunden oder pyra- midalen Kronen alles überragen. Die Blu- mengruppen sind aus einer Auswahl der Pflanzen gebildet, die durch den Reich- thum ihrer Blumen oder durch ihre Tracht einen guten Effect machen. Wie in den meisten Gärten St. Petersburgs so fanden sich auch hier einige Grup- pen hoher Decorationspflanzen. Der Riesenhanf (Cannabis sativa L. var. gi- gantea) erreichte hier eine Höhe von 12 —15 Fuss, der Riesenmais, die Sorghum- Arten, das Solanum laciniatum Ait. aus Neuholland mit’seinen grossen fiederlap- pigen Blättern und andere hohe Deco- rationspflanzen bildeten solche. Die Bouvardia leiantha Benth. hatte ihre leuchtenden rothen Blüthendolden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. massig. entwickelt, Verbenen prahlten im bunten Farbenschmuck und alles zeugte für den Geschmack und das Talent des Ordners. Als besonders schön erwähnen wir eine Gruppe der neuesten französischen Gladiolus, die in solcher Mannigfaltigkeit wir noch nicht gesehen hatten. Wir nennen unter solchen die folgenden Sor- ten als besonders schön: Vesta, weiss mit rother Zeichnung, Penelope, cha- mois mit rother Zeichnung. Amabilis, leuchtend roth. Courantü fulgens , fast feuerroth, Madame Paillet, amaranth mit pfirsichfarbener Zeichnung , Danaö, weiss mit strohfarben und dunklerer Zeichnung. Bevor wir diesen Garten verlassen, müssen wir abermals des vorzüglichen Erfolgs gedenken, den Herr Barlow bei der Ananas-Treiberei fortwährend erzielt, 7 — 8 Pfd. schwere Früchte gehören durchaus nicht zu den Seltenheiten. Vorzugsweise sind Black Prince und Old Queen angebaut. Die jungen Abneh- mer werden 1 Jahr in Töpfen cultivirt, in Moos gepflanzt und nur oben auf etwas Misterde gelegt. Im zweiten Jahre werden sie in die von unten durch Was- serheizung erwärmten Erdbeete gepflanzt, wo sie eine Mischung aus 2 Theilen Rasenerde und 1 Theil Kuhdüngererde erhalten. Die weisse Blatilaus, den schlimmsten Feind der Ananas - Cultur vertilgt Herr Barlow durch wiederholtes Räuchern mit Tabak , dureh Abwaschen und vornemlich durch Schwefel, der im Februar mit dem Blasebalg über alle Pflanzen gestreut wird. — 13) Die Kaiserlichen Fruchttreibereien in Zarsko&-Selo. Hofgärtner Herr Heydorn. In grosser Ausdehnung werden hier Wein , Pfirsiche, Pflaumen, Erdbeeren I. Originalabhandlungen. ete, getrieben. Wegen der späten Jah- reszeit waren die Ernten aber schon vorbei und behalten wir uns einen spe- ciellen Bericht über diese Treibereien für später vor. — Die vorzügliche Ro- sencultur des Herrn Heydorn ist auf un- sern Ausstellungen schon oft bewundert worden. Wir wollen hierbei wiederholt darauf aufmerksam machen, dass der gute Erfolg vorzüglich dadurch bedingt wird, dass auch die remontirenden Rosen nur einmal zur Blüthe gebracht werden. Nach dem Abblühen im Frühling wer- den daher die Rosen nicht zurückge- Schnitten, sondern diese Operation erst Die abge- im Herbste vorgenommen. schnittenen Reiser (auch die der Remon- tants- und Centifolien- Rosen) werden dann zu Stecklingen verwendet. Nach- dem sie zu diesen zugeschnitten, werden sie im Keller in Sand eingeschlagen. Hier bilden sie den Winter hindurch Callus. Im Frühling werden sie dann in ein halbwarmes Treibbeet in den freien Grund gestopft und bilden hier oft schon nach 14 Tagen Wurzeln. Ausgesucht schön ist auch die Dah- lien-Sammlung des Herrn Heydorn. Aus einer Sammlung von 200 Sorten notir- ten wir als die schönsten folgende: Deutscher Pyrole, Deutscher Gruss, Pastor Kretschmar, Mädchen von Elster- thal, Hofgärtner Stoltz, Wunder von Kö- striz (sehr bunte Blume), Ernst Kolbe, F. Weissker, H. Vorwerk, Siebengestirn, Orden von Köstriz, Oberst Smith, Leo- nore von Kröstriz, Deutsche Sonne (die schönste gelbe Dahlie), Deutsche Zierde, Deutscher Argus (sehr bunt), Kladdera- datsch, Tricolor von Köstriz, Glanz von Köstriz, Schöne Deutsche, Madame Benz, J. Sickmann, Kleiner Philipp, Abendstern, Deutscher Tiger, Kind der Unschuld, Deutscher Schneeball, General Sacharschefsky, Glorie von Zarsko&-Selo. Fer er ———_—_——_————— 213 (Sämling des Herrn Heydorn, Feuernd- zinnoberrothe, sehr regelmässige lang gestielte Blume, von schöner Haltung.) 14) Die Kaiserlichen Baumschulen in Zarsko&-Selo. Hofgärtner Herr Freundlich. Es ist das eine Baumschule von sehr bedeutender Ausdehnung, die in der ra- tionellsten Weise betrieben wird und in der durch den Herrn Freundlich schon eine Menge von interessanten und nütz- lichen Erfahrungen in Bezug auf jene Strauch- und Baumarten gesammelt wur- den, welche im Klima von Petersburg noch vollkommen hart sind. In einem kleinen Vermehrungshause werden vor- züglich im Winter die seltnern Holzge- wächse, von denen Samen schwer zu erhalten oder die sich, als Abarten aus Samen erzogen, nicht treu bleiben , so- wohl durch Stecklinge als Veredlung er- zogen. Von vielen unserer Holzgewächse bil- den die im freien Lande im Frühlinge und Sommer sich bildenden Triebe zu Stecklingen verwendet, keine Wurzeln. Man pflanze solche schon im Krühlinge in Töpfe, eultivire sie in diesen den Som- mer hindurch , sehe im Herbst auf gute und zeitige Abreife des Holzes und be- wahre sie hierauf in einem Keller oder Erdhaus frostfrei oder bei gelinder Ein- wirkung des Frostes auf. Im Laufe des Winters und Frühlings werden solche dann im Vermehrungshause bei 6—80R. angetrieben und die ausbrechenden jun- pen Triebe zu Stecklingen benutzt. Es ist Erfahrungssache, dass diese letzteren von den meisten unserer Holzgewächse leicht und sicher Wurzeln bilden, wel- che aus dem im Herbste oder Frühlinge geschnittenen Steekholze nicht zu wach- sen pflegen. Schon bei Bespreckung der Cultur der Berberis vulgaris L. var. 234 atropurpurea (Grifl. 1860, pag. 2) von der in den Baumschulen von Zarsko&- Sclo eine zahlreiche Vermehrung vor- handen ist, besprachen wir diese Art der Vermehrung, welche zur schnellen Fort- pflanzung vieler Holzgewächse sehr wichtig ist. Ebenso gelingt auch die Winterveredlung der weniger sicher im freien Lande annehmenden Veredlungen auf im Gewächshause angetriebenen, zu- vorin Töpfe gepflanzten Wildlingen stets ziemlich sicher. Von den Rosen ist dies bekannt, — es können aber auch alle Bäume und Sträucher unserer Bosquete so am sichersten zum Anwachsen ge- bracht werden, wie z. B. die Quercus- Arten etc. — Von der von uns ebenfalls schon be- sprochenen harten Trauerweide, der Sa- lix purpurea L. var. pendula, sahen wir viele theils durch Veredlung erzogene Exemplare theils solche, die aus Steck- holz oder Stecklingen im freien Lande erzogen waren und von denen ein kräf- tiger Trieb zur Stammbildung benutzt worden war. Von besonderer Schönheit sind die zahlreichen Spielarten mit gefüllter Blu- me von R. pimpinellifolia L., die Herr Freundlich selbst aus Samen erzogen hat und denen wir später einmal einen besondern Artikel widmen wollen. Als noch im Klima vonPetersburg durchaus harte Rosen haben sie für alle rauheren Klimate einen hohen Werth. Zur Bil- dung von Rosenhecken sind sie aber auch in milderen Klimaten von vorzüg- licher Schönheit und kräftigst zur An- pflanzung zu empfehlen. Aristolochia SiphoL. aus Nordamerika ist wegen ih- res schönen grossen Laubes eine der schönsten Schlingpflanzen zur Bepflan- zung von Lauben und Veranden. Im Winter niedergelegt, ist sie auch im Klima von Petersburg noch vollkommen dauer- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. haft. Die Zahl der dauerhaften Schling- pflanzen, die man in den Gärten Peters- burgs verwendet sieht, ist im Allgemei- nen noch gering und die Aristolochia wird zu den genannten Zwecken von keiner andern an Schönheit übertroffen. Der schöne Acer Negundo L, aus den südlichern Staaten Nordamerika’s in ei- ner Abart mit weiss panachirtem Blatte ist leider in Petersburg nicht mehr hart und wo er zur Zierde der Rasenplätze verwendet wird, muss man solchen ent- weder sehr gut decken oder im Herbste ausheben und frosifrei durchwintern. Unter den röthlichblühenden Spiraeen sind Spiraea Douglasii und tomentosa bei uns noch ganz hart, Spiraea callosa, bella etc. werden behandelt, wie wir dies schon besprachen. Ganz hart ist aber auch eine Abart von Spiraea sali- eifolia mit lebhaft rothen Blumen, die als Sp. Billardieri sich in den Gärten findet und darum für rauhere Gegenden sehr zu empfehlen, um so mehr als sie lange blüht und ihre Florzeit auf die Sommermonate fällt. Von der von uns im letzten Jahre abgebildeten Potentilla glabra Lodd. sahen wir üppige, 2 Fuss hohe Exemplare. Als 3 für rauhe Klimate sehr werth- volle buntblätterige Sträucher nennen wir Cornus alba L. fol. variegatis, Ora- taegus sanguinea Pall. fol. variegatis und Sambucus racemosa L. fol. varie- gatis. Der erstere ist eine Abart von der Form mit lebhaft rothem Holze, die in den Gärten gemeiniglich als C. sibirica verbreitet ist, mit weiss gerandeten Blät- tern. Der Crataegus sanguinea Pall. fol. variegatis ist eine Neuigkeit, die vom Herrn Freundlich für unsere Culturen | gewonnen ward. Ein an einem Strauch er Art zufällig erscheinender kleiner Zweig mit weiss panachirtem Blatte ward I. Originalabhandlungen. zur Veredlung benutzt und so eine bis jetzt ganz constante Abart gewonnen. Der C, sanguinea Sibiriens ist es, der in Petersburg allgemein zur Hecken- pflanzung benutzt wird. Sambucus ra- cemosa L. mit weiss geschecktem Blatte, darf nicht mit der länger bekannten ähn- lichen Abart des S. nigra verwechselt werden. S. racemosa gehört zu den här- testen Pflanzen des hohen Nordens und schmückt im Herbste die Bosquete mit rothen Beeren. Die Abart mit panaschir- tem Laube von demselben hat daher ei- nen viel höhern Werth für unsere An- lagn, als die ähnliche von $. nigra. Als einer Pflanze, die nach des Herrn Freundlich Erfahrungen für uns von grossem Werthe ist, wollen wir noch des Rosa Manetti gedenken. Dieselbe hat sich als vollständig hart erwiesen, bildet 245 aus Stecklingen erzogen in einem Som- mer hohe üppige Triebe, die sich zur Unterlage für hochstämmige Rosen be- sonders gut eignen. Der Name R. Ma- netti ist ein Gartenname. Wir sahen solche noch nicht blühen, können daher auch noch nicht sagen, zu welcher Art die R. Manetti unserer Gärten gehört. Wir haben schon früher diese aus- gedehnte Baumschule besprochen, in de- nen alle für unsere Verhältnisse wich- tigen Bäume und Sträucher in grosser Ausdehnung angepflanzt sind. Dieselbe nimmt einen sehr bedeutenden Raum ein, auf dem mehr als 200,000 zum Ab- geben erwachsene Sträucher und Bäume stehen, und ist erst seit 20 Jahren unter der einsichtigen Leitung des Herrn Freundlich, sich stets vergrössernd, an- gepflanzt worden sind, 3) Vierte Biumenausstellung des Russischen Gartenbau-Vereins in Petersburg vom 29. April — 9. Mai 1861. Die Austellung fand wie in früheren Fällen in dem 400 Fuss langen und 110 Fuss breiten Exerzierhause beim Win- terpalais statt, das auf Verwendung des Hohen Protectors des Vereines, des Gros- fürsten Nicolai-Nieolajewitsch dem Ver- eine von Sr. Majestät hierzu gnädigst bewilligt ward. Ein im letzten Jahre construirtes Oberlicht in der Mitte der Decke, bedingte die schöne Erleuchtung des Mittelraumes, liess aber zugleich den Raum auf beiden Enden durch den Contrast dunkler erscheinen, Wenn auch die beiden Enden, wie dies projectirt ist, durch Öberlichter erhellt sind, wird das Exerzierhaus eines der zweckmässig- sten Ausstellungsräume sein und es wer- leiden. Auch die Herstellung des Ober- lichts verdankt der Verein der Fürspra- che seines Hohen Protectors, der mit dem lebendigsten Interesse und einge- hender Sachkenntniss alles befördert, was die Fortschritte des gesammten Gar- tenbaues und der Landwirthschaft be- trifft, Das Arbeiten für die Ausstellung, hatten schon 5 Wochen vor derselben begonnen und wurden nach einem von der Ausstellungscommission ausgearbei- teten Plane durchgeführt. Dieser Plan stützte sich auf die 3 Pläne, welche von den zur Concurrenz eingesendeten Plä- nen Prämien erhalten hatten. Die viel- fachen Arbeiten wurden von den Mit- den namentlich auch die Pflanzen selbst | gliedern der Commission geleitet, unter während der Ausstellungszeit weniger ! denen sich ganz besonders die Herren 246 Asgamonof, Alwardt, Martsch und der Referent der speciellern Leitung der ein- zelnen Arbeiten annahmen, Die Ausstellung selbst war dieses Mal ganz im Charakter eines idealisirten Gartens aufgefasst. Allerdings folgten noch dieses Mal in unregelmässigen Wel- lenlinien Stellagen den Wänden, auf denen Tausende grüner Decorationspflan- zen den Hintergrund bildeten, durch wel- chen die Wände gänzlich gedeckt wur- den. Das ganze Terrain war aber zu kleineren und grösseren Erhöhungen ge- hoben und von den den Wänden nach sich hinziehenden Stellagen fielen Ra- senplätze in gefälligen Wölbungen ab, zwischen denen sich die Wege hindurch schlängelten. Von der Terrasse beim Eingange aus, ruhete der Blick zunächst auf einem grossen Rasenplatze, verziert mit Blumengruppen und einzelnen der schönsten Decorationspflanzen, welche die Durchsicht nach dem grossen Mittel- bassin und dem Hügel an der Hinterwand gestatteten. Das grosse Mittelbassin zog sich in unregelmässiger Form in die Länge und ward von einer leichten Brücke überschritten, Der grösste Theil desselben ward von gehobenen gewölb- ten Rasenflächen umgeben, in denen Blumengruppen und Decorationspflanzen vertheilt waren. Die Ufer selbst waren mit Tuffsteinen, Wasserpflanzen und Farren decorirt. Neben der Brücke er- hoben sich Palmen und hohe Bambus und zur rechten Seite zog sich eine hohe Felsenparthie hin, die sich zu ein- zelnen Köpfen erhob, welche mit Fett- pflanzen, Farren, Aroideen und Alpen- pflanzen verziert war. Jenseits der Brücke stürzte ein Wasserfall über die Felsen herab und aus der Mitte des vorderen Bassins erhob sich ein Springbrunnen. Zum Hügel an der Hinterwand stieg ein Rasenplatz in gefällig gewölbter Form Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‚empor, in welchem als glänzende Licht- punkte die schönsten Azaleen vertheilt waren. Die Vortheile dieser Anordnung wa- ren eine leichtere Uebersicht und die vortheilhafteste Placirung aller Blumen- gruppen und Decorationspflanzen, theils frei in den Rasenplätzen, theils sich an die grüne Umrahmung der Seiten anlehnend und diese gefällig und reich unterbre- chend, Gehen wir damit zu den Einsendun- gen der einzelnen Einsender über, so können wir uns dabei kurz fassen, in- dem in den Einsendungen dieser, sich vieles wiederholte, was wir früher schon mehrfach erwähnt oder besprochen ha- ben. Bei der Besprechung selbst, fol- gen wir der Nummer, welche die ein- zelnen Einsender bei der Einsendung erhielten. 1) Gantschuroff, Ober - Gärtner beim Herrn Baron von Stieglitz. Gruppe von Rosen und Grünpflan- zen umkränzt von Adiantum cuneatum, höchst gefällig an einer Spiegelwand in der Mitte gegenüber dem Bassin aufge- stellt. 2) Schröder jun., Obergärtner auf dem Forstkorps. Eine Gruppe Decorationspflanzen und schöner Warmhauspflanzen, unter denen Dracaena umbraculifera, Cordyline calo- coma und cannaefolia und Palmen als schöne Exemplare hervorzuheben sind; ferner eine Gruppe von Diclytra spec- tabilis in schönen Culturpflanzen, sowie kleinere Gruppen von Pensees von Pri- mula acaulis mit gefüllten gelben Blu- men und endlich blühende Calla aethi- opica im Bassin. I, Originalabhandlungen. 3) Herr Hofgärtner Erler auf Jela- gim-Ostrow. Eine der reichsten Einsendungen von ‚Kalt- und Warmhauspflanzen. Mächtige Pflanzen bildeten den Hintergrund und fassten den Weg um den gehobenen Hügel an der linken Wand ein. Palmen bildeten eine besondere Gruppe und reichblühende Rhododendron, indische Azaleen, Ericen und andere zierliche Kalthauspflanzen bildeten den Vorder- grund, aus dem eine bronzene Statue sich erhob. Aralia Sieboldii, Asplenium Nidus, Brachysema undulatum, eine mächtige blühende Gunnera, blühende Phajus ma- eulatus, schöne Culturexemplare von Rhododendron und reichblühende im Zimmer cultivirte Mahernien waren frei in den Rasen gestellt und das ganze Arrangement umgab eine zierliche Bor- düre blühender Maiblumen und Lauren- tia-Rosen, 4) Schröder sen., Handelsgärtner. Eine kleinere Gruppe schön eultivir- ter Rosen. 5) Herr Jegorof, Hofgärtner im Tau- rischen Palais. Die reiche Gruppe des Taurischen- Palais bildete eine der lebhaftesten Par- thien der Ausstellung. Auf dem grünen Hintergrunde brillirten die Massen der reichblumigen Azalea indiea, Rhododen- dron und Rosen. Neben diesen zahl- reiche zierliche Kaithauspflanzen, unter denen besonders Chorizemen, Polygalen, lilafarbene Agathosmen, Eutaxien, Pulte- naaeen, Deutzien und kleinere Gruppen von Amaryllis und Primula Auricula zu erwähnen sind, Ein prächtiges Exemplar einer Cycas revoluta war in eine hohe Vase gestellt. 2A7 6) Herr Bettzick, Hofgärtner bei Sei- ner Kaiserlichen Hoheit dem Gross- fürsten Nicolai-Nicolajewitsch. Zahlreich und an interessanten und seltneren schönblühenden Pflanzen reich war diese Einsendung. Unter den grü- nen Pflanzen zeichneten sich zwei mäch- tige Exemplare von Brachyglottis re- panda, Bambusen, mächtige Exemplare des Neuseeländischen Flachses, Villa- rezia grandifolia, Coniferen etc. aus, Als schöne und ausgezeichnete blühende Pflanzen nennen wir schöne Rosen und unter diesen besonders ein ausgezeich- netes Exemplar von R. Persian yellow,, ein 9 Fuss hohes Exemplar der Riesen- lilie vom Himalaya mit 12 geöffneten Blumen (Lilium giganteum), schöne Rho- dodendron, den japanischen Schneeball- strauch (Viburnum macrocephalum), Eri- ostemon neriifolium, Curcuma Roscoeana u. a. m. Als gute Culturexemplare sind ferner zu erwähnen: ein ganz ausge- zeichnetes Exemplar von Cyanophyllum magnificum mit 11/, Fuss grossen herrli- chen Blättern. Bis jetzt sahen wir auf un- seren Ausstellungen diese ausgezeichnete Decorationspflanze noch nicht in solcher Schönheit. Astelia Banksii, Libecedrus chilensis und Ligularia Farfugium gleich- falls in sehr vollkommenen Exemplaren, Einzeln aufgestellt war ausserdem eine Gruppe von 70 Cinerarien, eine andere von 45 Azalea indica und eine dritte von 45 Pelargonien, alle 3 ausgezeich- net durch gute Cultur, Mannichfaltigkeit und reiche Blüthenfülle, 7) Herr Oberst von Agamonof. Eine Sammlung von Coniferen in 103 Arten in schönen Exemplaren und aus- serdem ein reichblumiges gelbes Rho- dodendron und Bletia hyacinthina in Blüthe, 248 8) Herr Eberwein, Obergärtner beim Herrn General von Malzofi. Eine schöne Gruppe von Blattpflan- zen in 80 verschiedenen Arten, unter denen 28 Arten Palmen und Pandaneen, 17 Dracaenen, ferner an seltneren Pflan- zen Putzeysia rosea, Homalonema ru- brum, Rhopala mexicana und corcovaden- sis glabra, Coccoloba majestica und nymphaeifolia, Aralia heteromorpha (eine noch ganz neue Art mit ungetheiltem dunkelgrünem gezähntem Blatte), Theo- phrasta imperialis, glauca, speciosa, Co- lea Commersoni, Hippomane longifolia, und endlich eine Gruppe von 20 ver- schiedenen buntblättrigen Begonien. 9) Herr Bergemann, Obergärtner bei Madame Kolenisscheff. Eine ebenso reiche als geschmackvoll geordnete Gruppe, in der die einzelnen Culturpflanzen sich auf die vortheilhaf- teste Weise präsentirten. Eine Gruppe schöner Decorationspflanzen des Warm- hauses und eine andere blühender Kalt- hauspflanzen lehnten sich an den grü- nen Hintergrund an, umgaben eine Sta- tue und traten in einzelnen zerstreuten Culturexemplaren in den Rasenplatz vor. Unter den blühenden Kalthauspflanzen sind zu erwähnen: Daviesien, Polygalen, Boronia fastigiata und pinnata, Goodia lotifolia, die Genisten der Canarien, Rho- dodendron und indische Azaleen etc. Als vorzügliche Culturpfllanzen heben wir aber hervor einen grossen Pandanus odoratissimus, und endlich ein riesiges ausgezeichnetes Exemplar der Brachy- sema latifolium von mehr als 4 Fuss Höhe und Breite. 10) Herr Nouvel, Obergärtner beim Fürsten Beloselsky. Herr Nouvel hatte auch auf dieser Ausstellung wie in den früheren Jah- ren die Hinterwand auf der Spitze des Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Hügels decorirt. Die Gruppe selbst bil- dete eine mit feinem Geschmack deco- rirte Nische, umsäumt von einem reichen Kranze schöner Azaleen, Rhododendron, Rosen, Acacien, Syringen, Cinerarien, Amaryllis. Aus der Mitte derselben sah eine weisse Statue hervor, über welche die Zweige des Goldregens (Cytisus La- burnum) herab hingen. Auf dem Rasen- platz davor 2 Gruppen prächtiger Rosa la reine, welche die Büsten von Sr. Ma- jestät dem Kaiser und Ihrer Majestät der Kaiserin umgaben. Am Rande des Hügels endlich frei im Rasen eine Gruppe von Azaleen von ausgezeichneter Schönheit, eine freiste- hende Magnolia purpurea Lenneana mit ihren schünen weissen und purpurfarbe- nen Blumen und 2 Statuetten mit reich garnirten Blumenkörben. 11) Herr Buck, Samenhandlung. Bronzirte Blumen- Ampeln und Blu- mentöpfe aus Thon zur Zimmercultur, nach den neuesten Mustern. 12) Herr Heddewig, Kunst- und Han- delsgärtner am Kamennoistrofisky Prospect. Eine reichblühende Gruppe von mehr als 100 Camellien, deren Schönheit um so mehr anzuerkennen ist, als solche künstlich in kalten Räumen zurückge- halten werden mussten. Ausserdem ne- ben zahlreichen Decorationspflanzen reich- blühende Phajus maculatus, Aeschynan- thus, Skimmia japonica etc. 13) Herr Aurich, Hofgärtner in den Kaiserlichen Orangerien in Pe- terhof. Eine Gruppe vorzüglich gut cultivir- ter Blattpflanzen des Warmhauses, wo- runter ein Sortiment von 17 Arten Dra- caena und Cordyline, ferner eine Bona- partea juncea, deren 8 Fuss hoher Blü- Taf s I. Originalabhandlungen. thenschaft die Blumen in dicht gedrängter Aehre trug. Diese schöne Decorations- pflanze aus Mexiko, stirbt leider nach der Blüthe gemeiniglich ab, weshalb das Blühen derselben dem Besitzer nicht zur Freude gereicht. Lässt man aber das scheinbar absterbende Exemplar nach dem Absterben des Blüthenschaftes noch stehen und giesst nur vorsichtig , so er- scheinen nach Jahresfrist aus den Ach- scln der meisten Blätter Seitentriebe, welche dann zur zahlreichen Vermehrung benutzt werden können. Ein schönes Exemplar von Medinilla magnifica mit 14 Blüthenrispen vom Gar- ten-Gehülfen Herrn Baldasar cultivirt, gehörte zu den besten Culturexemplaren der Ausstellung. Endlich war noch eine Gruppe von 24 der neuesten Begonien-Blendlinge zwi- schen B. xanthina, rex und spledida, sämmtlich in ganz vorzüglichen Cultur- exemplaren besonders aufgestellt. 14) Herr Stegemann, Obergärtner beim Herrn Uschakoff in Paullowsk. Eine Gruppe hochstämmiger Rosen in den ausgesucht besten Sorten aus der Gruppe der Remontantes-Rosen, welche als die am besten cultivirten Rosen ge- krönt wurden. 15) Herr Alwardt, Kunst- und Han- delsgärtner am Grossen Prospekt. Herr Alwardt hatte eine reiche Gruppe, theils als Gruppe, theils frei davor im Rasen aufgestellt. Besonders hervorzu- heben ist eine Gruppe reichblumiger Camellien, alle in 65 der besten Sorten, schöne Rhododendron, von denen einige Culturexemplare freigestellt waren, in- dische Azaleen, ein kleines vollblühen- des Grüppchen der niedlichen Kalmia glauca, Seilla peruviana, Gruppen von Hyacinthen etc, Ausserdem hatte Herr ' Alwardt durch Einsendung von 18 gros- VI. 1861. 249 sen Bäumen von Laurus nobilis noch ein wichtiges Material zur Decoration der Ausstellung geliefert und ebenso Spaten und Gabeln von guter Facon und Arbeit ausgestellt. 16) Der Kaiserliche Botanische Garten. a) Aus den Sammlungen der Gewächs- pflanzen. Obergärtner Herr Pabst. Die ganze Parthie am Eingange und zu beiden Seiten desselben war grossen- theils, mit Pflanzen des Botanischen Gar- tens decorirt, Hier stand ein reiches Sortiment von 44 verschiedenen Coni- feren, alle in guten Culturexemplaren. Als besonders schöne Exemplare nennen wir von denselben Cupressus pendula, Sequoia Wellingtonia (Wellingtonia gi- gantea). Dieses letztere ist wohl das grösste und Schönste Exemplar, das sich von dieser interessanten Pflanze in Rus- sischen Gärten befindet. Im Garten Sr. Kaiserlichen Hoheit des Grossfürsten Nicolai-Nicolajewitsch zu Snaminsk ward im letzten Sommer ein Exemplar der- selben ins freie Land gepflanzt und hielt den letzten ungewöhnlich kalten Winter unter Deckung im freien Lande aus. Ferner ausgezeichnete Exemplare des Dacridium cupressinum und Franklini, welche letztere Art sich wegen ihrer gracil überhängenden Zweige als schöne Hängepflanze in ähnlicher Weise wie Biota pendula empfiehlt. Libocedrus chilensis, Cupressus funebris, Chamaecy- paris squarrora ete. — An die Conife- ren schioss sich die Palmengruppe des Botanischen Gartens in 40 verschiedenen Artenan, Als schön und ausgezeichnet in Laub und Tracht sind die neuerdings eingeführten Caryota-Arten, als C. Cu- mingii, Rumphii und excelsa zu empfeh- len und ebenso der Thrinax elegans, der ein Seitenstück zu der gelblaubigen La- tania Verschaffeltii bildet. 20 250 In der aus Grünpflanzen und blü- henden Kalthauspflanzen gemischten Gruppe sind besonders zu nennen 3 schöne hochstämmige Exemplare mit fast kugelrunder und mit Blüthendolden pran- gender Krone von Rhododendron arbeo- reum, die vielen schönen Genisten der Canarien und Südeuropa’s, unter denen wir als schönste die prächtige Genista Spachiana von den Canarien, in einem durch die goldgelben Blüthentrauben weithin leuchtenden Exemplare, ferner G. ramosissima, die ächte G. canarien- sis von dem gedrungenen Wuchse der vorhergehenden, G. corsica und Morisii nennen, Unter den blühenden Kalthaus- pflanzen mannichfache Ericen vom Cap der guten Hoffnung, Daviesia mimosoi- des und latifolia, Epacris obtusifolia, mi- niata und zahlreiche Formen von E. campanulata und impressa, Banksia eri- cifolia in voller Blüthe, Pultenaea Lind- leyana, Pyrus Sieboldi, Erinacea pun- gens etc. Ausserdem war die ganze Steinpar- thie diesseits der Brücke mit einer Samm- lung von Alo& und Agave und andern Fettpflanzen decorirt. Die mächtigen Exemplare von Doryanthes excelsa, Four- craea gigantea und longaeva, Agaven etc. überragten die Spitzen der Felsenköpfe und kleine niedliche Alo& garnirten al- lenthalben die Steinmassen. b) Aus den Sammlungen der Freilandpflan- zen. Obergärtner Herr Höltzer. Wohl eine der interessantesten Par- thien der Ausstellung, nämlich eine rei- che Sammlung der schönblühenden sel- tenen Pflanzen des Russischen Reiches in ungefähr 150 blühenden Arten, war beiderseits vom Bassin in einer Stein- parthie aufgestellt. Hier blühte die Sa- rana Kamtschatkas (Fritillaria kamtschat- kensis) mit ihren dunkelbraunen Blumen, deren Zwiebeln in Kamtschatka roh Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. genossen werden, ferner das schöne Li- lium tenuifolium und pulchellum, die in Dahurien und im Amurgebiet heimisch, dort in ähnlicher Weise genossen wer- den. Die Mammura (Rubus arcticus) mit ihren zierlichen rothen Blumen, de- ren aromatische Beeren zum Einkochen und zu Liqueuren benutzt werden, die durch ganz Sibirien verbreitete Primula cortusoides und die auch noch auf Torf- wiesen um Petersburg wachsende Pri- mula farinosa, die vielen kleinen zierli- chen Blumen des ersten Frühlings, wie Scilla cernua, bifolia taurica, Hepatica triloba, Puschkinia scilloides, Galanthus nivalis, Erythronium Dens canis, Coryda- lis bracteata, die kleinen gelben und weissen Draben, Saxifragen, Iris, Aquile- gia glandulosa mit ihren Abarten, Trol- lius altaicus und asiaticus mit ihren brennend orangegelben Blumen, Dode- catheon integrifolium aus dem Nordosten Sibiriens, Fritillaria pallidilora und ruthe- nica aus Reiches, Helleborus caucasicus mit sei- nen Abarten, die mit Epimedium und Berberis verwandte gelbblumige Leontice altaica, deren Knollen im Altai gegessen werden, und eine Masse anderer aus den Gebirgen des Caucasus und des Al- tai stammenden kleinen niedlichen Pe- rennien. Als Neuigkeit nennen wir fer- ner die Corydalis aurea var. speciosa vom Amur, und unter den Sträuchern die gelbblumige’Calyptrostigma Middendorffii des östlichen Sibiriens. 17) Herr Katzer, Hofgärtner Sr. Kai- serlichen Hoheit des Grossfürsten Constantin-Nicolajewitsch in Paul- lowsk. Nebst einer Gruppe sehr gut eulti- virter Cinerarien, ein Exemplar von Cha- maerops humilis mit 8 Fuss hohem Stamm und ein ganz ausgezeichnet schö- den südlichen Provinzen des - I. Originalabhandlungen. nes Exemplar von Encephalartos Alten- steinii aus Südafrika, dessen 3 Fuss hoher Stamm eine mächtige Krone von ungefähr 70 Wedeln von 4 Fuss Länge trug. In solcher Schönheit hatten wir diese imposante Pflanze noch nicht ge- sehen. 18) Herr Lorjus, Handelsgärtner auf der Wiburger Seite. Eine schöne gemischte Gruppe auf der Spitze des Hügels links an der Hin- terwand , bestehend aus Palmen und blühenden Kalthauspflanzen. Unter den letzteren nennen wir Rhododendron, Aza- leen, Agathosmen, Rosen, Cytisus, Bou- vardien. 19) Herr Goritscheff, Handelsgärtner. Eine gemischte Gruppe aus Blatt- pflanzen und blühenden Pflanzen. Schöne Hortensien, hohe blühende Exemplare von Fuchsia arborescens syringiflora zeichneten sich aus. 20) Herr Grauberg, Obergärtner beim Herrn Baron von Haufl. Eine Collection von Azalea 'indica, die in 2 Gruppen und einzeln frei im Rasen aufgestellt waren. Es war dies der Glanzpunkt der diesjährigen Aus- stellung, denn eine so zahlreiche Collec- tion von Azalea indica, von denen jede einzelne Pflanze ein Musterexemplar in Bezug auf Cultur und Blüthenfülle war, hatten wir bis jetzt auf keiner der vor- hergehenden Ausstellungen gesehen. 21) Herr Ehrenbaum, Obergärtner beim Herrn General von Pasch- koff und dem Herrn Grafen von Steinbock-Fermer in Paullowsk. a) Aus dem Garien des Herrn Generals von Paschkofl. Eine ebenso ausgezeichnete als rei- 251 che Einsendung, die beim Mittelbassin frei in dem Rasen aufgestellt war, In einer grossen Gruppe, in deren Mitte eine weisse Statue stand, waren Deco- rationspflanzen und blühende Pflanzen, namentlich schöne Palmen, Dracaenen, Aralien, Rhododendron, hohe Erica ar- borea, Cycas, Deutzia gracilis, Hyacin- then, Cinerarien, Hortensien ete. Be- sonders aufgestellt war eine Gruppe vom Gartengehülfen Herrn Abela ganz vor- züglich eultivirter Deutzia gracilis und ein ausgezeichnetes Sortiment von 50 verschiedenen der besten Rosen in un- gefähr 150 Exemplaren. b) Aus dem Garten des Herrn Grafen von Steinbock-Fermer. Einzelne Culturexemplare 4 schöner Palmen, 2 vorzüglich schöne Cordyline calocoma und ein ausgezeichnet schönes Exemplar der Theophrasta imperialis mit 3 Fuss hohem Stamm und ungefähr 2 Fuss langen Blättern. Letzteres ist je- denfalls eines der schönsten Exemplare dieser neuerdings von Linden eingeführ- ten Blattpflanze. 22) Herr Ruck, Hofgärtner bei Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Gross- fürsten Constantin-Nicolajewitsch in Strelna. Eine der zahlreichern und mannich- faltigsten Einsendungen. Mit einem Sortiment von 80 Arten in 150 Exem- plaren in vorzüglichen Culturexemplaren und einer Sammlung von 100 Blattpflan- zen, hatte Herr Ruck die Steinparthie beim Wasserfall reizend decorirt. Eine Coliection von 25 durch decoratives Laub ausgezeichneten neueren Begonien war als besondere Gruppe im Rasen aufge- stellt. Ebenso eine Gruppe von 25 der schönsten Gloxinien mit aufrechten Blu- men, welche zu dieser frühen Jahreszeit 20 ? 252 schon so vollkommen und reich wie mitten im Sommer blühten. Als aus- gezeichnete Culturpflanze ist ein Exem- plar von Chorizema varium und schöne Cordylinen, als neuere Blattpflanzen Co- locasia euchlora, Homalonema Wendlan- di, Laportea crenata, Anthurium Augu- stinum, Humboldtianum etc. zu nennen. Ausserdem hatte Herr Ruck reife Apri- kosen und Weintrauben eingesendet. Es ist zum erstenmale, dass wir solche aus einer der vielen Fruchttreibereien Pe- terburgs zu so früher Zeit erhielten und es ist zu bedauern, dass überhaupt die Einsendungen in dieser Richtung trotz der hohen Preise, die die Gesellschaft zur Anregung ausgesetzt, noch so wenig zahlreich sind, während die Fruchtläden Petersburgs zur gleichen Zeit schon die mannichfachsten Früchte zum Verkaufe feil bieten. 23) Herr Siessmeyer, Hofgärtner bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Grossfürstin Helene-Paullowna auf Kammenniostrofi. Eine Sammlung von 41 Arten der schönsten und seltensten Coniferen, die in 2 kleinen Gruppen und zum Theil frei im Rasen aufgestellt waren, darun- ter war die Gattung Araucaria mit 13 Arten vertreten, wovon wir als beson- dere Seltenheiten A. robusta, Cunning- hami glauca, Cookii, leucocephala, mul- ticeps, Leeana und gracilis, alle in vor- züglichen Exemplaren, ferner Libocedrus gigantea und Cryptomeria araucarioides hervorheben. Ausserdem 2 schöne Exem- plare der Pteris argyraea mit silberfar- bener Mittelrippe. 24) Herr Dorotte, Kunst und Handels- gärtner an der Moskauer Triumph- pforte. Eine schöne Gruppe Rosen und Pal- men. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 25) Herr Darzens, Kunst- und Han- delsgärtner. Eine schöne Gruppe Rosen, ferner eine Gruppe blühender Gardenien und 3 Orangenbäume in voller Blüthe. 26) Herr Barlow, Hofgärtner in den Kaiserlichen Orangerien zu Zars- köe-Selo. Eine Gruppe schöner Cinerarien und eine andere von Nelken, die trotz der frühen Jahreszeit in vollkommener Blüthe sich befanden. 27) Herr Bundel, Gärtner beim Herrn von Hartog. Eine Gruppe blühender Nareissus poeticus. 28) Herr Tschisloft. Eine im Zimmer erzogene im Topfe eultivirte Rebe mit fast reifen Trauben und eine Gruppe von 21 verschiedenen Palmen, die ebenfalls im Zimmer gezo- gen waren und sämmtlich in schönen gesunden Exemplaren repräsentirt waren. 29) Herr Regel. Eine Gruppe von 7 Pflanzen, die seit 3— 4 Jahren im Zimmer cultivirt und daselbst vom Steckling an erzogen wurden. Es waren dies alles zur Zim- mercultur besonders zu empfehlende Pflanzen, als Olea fragrans in voller Blüthe, Cordyline Jacquini (ferrea), wel- che im Zimmer besser als im Gewächs- haus gedeihet und hier durchaus flecken- lose, grosse, dunkelblutrothe Blätter von bedeutender Grösse bildet, Dracaena mar- ginata in einem 3 Fuss hohen, von un- ten bis oben mit Blättern bekleideten Exemplare. Ebenfalls als eine der Pflan- zen zu empfehlen, die im Zimmer bes- ser als im Gewächshause wächst, in- dem sie im Zimmer ihre Blätter viel I, Originalabhandlungen. länger hält. Cordyline australis, Dra- caena fragrans etc. 30) Herr Severin, Decorationsgärtner im Kais. Bot. Garten. . Ein Blumenkorb mit Hyacinthen und ein vortrefllich arrangirtes Bouquet. 31) Madame Glinz. Eine kleine Gruppe blühender Digi- talis purpurea und schöner Fuchsien. 32) Herr Hilke. Eine reich blühende Gruppe krauti- ger Calceolarien in mannichfachen Sorten. 33) Herr Gratscheff, Gemüsegärtner. Das Ausgezeichnetste waren die Ne- ster von Champignons, die Herr Grat- scheff fast zu jeder Jahreszeit, in’ glei- cher Schönheit und Güte und in einer Vollkommenheit und Masse producirt, wie dies wohl noch nirgends besser er=- reicht ward. Ausserdem neue Kartof- feln, Salate, Carotten,, Erbsen etc. und endlich überwinterter Kopfkohl und an- dere Gemüse. 34) Herr Gregor Irgin, Gemüsegärt- ner. Gurken von einer ungefähr 6—8 Zoll langen grünen Sorte, welche der grünen holländischen Gurke ähnlich sah und neue Bohnen. 35) Herr Putiata. Ein Rhododendron catawbiense purpu- reo maculatum, in einem kaum 2 Fuss hohen Exemplare mit 10 Blüthendolden. 36) Herr Vogel, Obergärtner bei der Fürstin Butera-Radali in Pargula. Zwei schöne Phoenix und Cycas re- voluta, welche in Vasen aufgestellt wa- ren und reichblükende Rhododendron pon- ticum. 253 37) Herr Balaschoff. Erdbeeren, sowohl an im Topfe auf- gestellten Pflanzen, als auch in Körb- chen aufgestellte, von vorzüglicher Schön- heit. 38) Herr Hökel, Inspector im Kaiser- lichen Garten zu Robscha. Gleichfalls vorzüglich schöne Erd- beeren in Körbchen und an den Pflanzen. 39) Herr Stauff, Gärtner in Zarsko6&- Slavenka. Gepflückte Erdbeeren. 40) Herr Gradke, Handelsgärtner in Zarskoö-Selo. Erdbeeren und Bouquete, 41) Herr Kurizin, Gemüsegärtner. Getriebene Gemüse, als Salat, Rettig, Kartoffeln, Carotten. 42) Herr Odinzoff, Obergärtner beim Herrn Gromof. Eine gemischte Gruppe auf einem kleinen Hügel hinter dem Bassin im Mittel des Saales. Eine mächtige Arau- caria excelsa bildete die Spitze der Gruppe, daran schloss sich eineGruppe von Blatt- pflanzen, blühenden Acacien, Genisten, Rosen, Azaleen, Paeonien, Cinerarien, Clianthus, Deutzien ete, und über den ganzen Hügel zerstreut im Rasen und zwischen Steinen, am Rande des Bassins in höchst gefälligern Arrangement, stan- den einzelne Exemplare kleiner Decora- tionspflanzen, Palmen, Farren, Myosotis, Begonien etc, Mächtige Exemplare der Bambusa arundinacea waren bei der übers Bassin führenden Brücke und auf der Spitze des Hügels an der Hinter- wand, neben den Facaden Russischer Bauernhäuser aufgestellt, welche den Eingang zu den Parthien bildeten, wo 254 Früchte, Gemüse, Töpfe, Instrumente etc. aufgestellt waren. 43) Herr Kumberg, Kaufmann und Fabrikant am Kamenostroff - Pro- spect. Eine höchst geschmackvolle Garten- laube aus Hohleisen, die wegen einfacher solider Construction und gut gewähltem Grössenverhältnisse, allgemeine Aner- kennung fand. Ausserdem Gartenmöbeln aus Gusseisen und Rohr. 44) Herr Ruge, Böttgermeister. AusEichenholz angefertigte und eben- so zweckmässig als geschmackvoll aus- geführte grössere und kleinere Blumen- kübel mit Reifen aus Messing, zur Cul- tur im Zimmer. Die Preise je nach Grösse und Arbeit, von 1!/, Rubel bis 7 Rubel per Stück. 45) Herr Milk, Mechaniker in der grossen Marskoi. Gusseiserne Gartenbänke und Gar- tenstühle, nach zwsckmässigen und gu- ten Modellen solid gearbeitet. Ebenso grössere und kleinere Gartenspritzen. 46) Herr Schurofsky, Fabrikant. Ein höchst geschmackvoll gearbeite- ter Blumentisch aus einer Holzmasse modellirt, der ganz das Aussehen eines aus Gusseisen gefertigten besass und gegen Nässe durchaus widerstandsfähig sein soll. Gut modellirte Thierfiguren etc. bildeten die Verzierungen und der Preis von 40 Rubl. erschien im Ver- gleich zur guten Arbeit ganz mässig. 47) Herr Arnoldi, Commerzienrath in Gotha. Die bis jetzt erschienenen Lieferun- gen seiner Sammlung von Obstsorten in Porcellanmasse, Die naturgetreue Aus- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. führung veranlasste zahlreiche Bestel- lungen. 48) Herr Breiert, Fabrikant. Eine geschmackvoll gearbeitete Gar- tenlaube aus Rohr, Gartenmöbeln aller Art, Blumentische, Blumenkörbe ete. in reichster Auswahl aus Rohr und Natur- holz. 49) Herr Wodof, Kaufmann. Kleine Aquarien verschiedenartiger Form auf broneirten Gestellen. 50) Herr Zimmermann, Graveur. Höchst zweckmässig gearbeitete und geschmackvoll mit Pflanzen und ver- schiedenartigen Thieren belebte Aqua- rien und Terrarien. Unter letzteren ver- steht Herr Zimmermann nach dem Sy- stem der Wardschen - Kästen, elegant gearbeitete und nach allen Seiten von Glas umgebene Kästen, in denen Far- ren und Blattpflanzen des Warmhauses zwischen Steine und an Holzstämme ge- pflanzt sind und hier vortrefllich ge- deihen. 51) Herr Schierwell, Kaufmann. Topfumhüllungen Umkleidung der im Zimmer cultivirten Töpfe. Die- selben sind aus präparirtem Papiere an- gefertigt, das mit geeigneten Mustern nach Art der Lampenschirme verziert und gegen die Einwirkung von Feuch- tigkeit unempfindlich. ist. zur 52) Herr Meyer, Fabrikant. Schön verzierte und modellirte Töpfe und Vasen zur Cultur im Zimmer von durchaus zweckmässiger Construction, so dass das ablaufende Wasser weder in die Stube ablaufen, noch mit dem Ballen der Pflanze in Berührurg kom- men kann. 1. Originalabhandlungen. 53) Herr Kordi, Kaufmann. Blumen aus Wachs, sehr ‚gut und natürlich dargestellt. 54) Herr Möbus, Conditor. Ein Blumenkorb und Blumenbouquet besonders gut nachgeahmter Blumen aus Zucker. 55) Herr Scheel. Einige Aquarien. 56) Herr Sagzefsky. Blumenvasen und Blumentöpfe für die Zimmereultur, nicht weniger ge- schmackvoll und zweckmässig als die vom Herrn Meyer. 57) Herr von Gelesnoff. Der Arbeiter, welcher auf dem Gute des Herrn von Gelesnoff Trainröhren fabrieirt, hatte gewöhnliche Blumentöpfe von zweckmässiger Form und guter dauer- hafter Arbeit und Wasser ausgestellt. 58) Herr Girard, Fabrikant. Giesskannen und Gartenspritzen. Letz- tere sehr zweckmässig, erstere nach neuem, aber nicht zweckmässigerem Mu- ster, 59) Die Pfropfen-Fabrik bei der Nar- waer Triumphpforte. Pulver aus dem Abfall beim Schnei- den der Pfropfen, das sich ganz beson- ders gut eignet, um saftige Früchte al- 255 60) Fräulein Bienemann. Blumenkorb aus Drahtgeflecht, der in einer Alaunlösung incrustirt war, Ausserdem waren vom Herrn Seve- rin, Rempen, Darzens, Dorotte, Alwardt ete., Blumenbouquete eingesendet und Herr Kaufmann Ebert hatte sick um die Ausstellung durch Einsendung_ zahlrei- cher grosser Spiegel sehr verdient ge- macht, welche an verschiedenen Stellen placirt, die Ausstellung gleichsam ver- doppelten, Ueberblicken einmal die Ausstellung, nicht weniger reich als die der vorange- gangenen Jahre, obgleich der harte lange Winter vielen Schaden in den Gärten Petersburgs gethan und das unmittelbar vorangegangene Osterfest die blühenden Pflanzen in den Privat- und Handelsgär- ten bedeutend gelichtet hatte. Schade, dass während der Ausstellung fast be- ständig kaltes Wetter mit Schnee und Regen herrschte und die Communication durch den starken Eisgang der Newa bedeutend gestört ward; was auf den Besuch der Ausstellung eine bedeutende Rückwirkung hatte. Ein zu Gunsten hülfsbedürftiger Gärt- ner und deren Hinterbliebene bestimmter Tag, lieferte eine Reineinnahme von un- gefähr 1500 Rbl. S. und ein anderer zu Gunsten der von dem Dampfer Alexan- der II, geretteten und hülfsbedürftigen Passagiere angesetzter Tag, lieferte bei beständigem Regen leider nur eine Ein- nahme von ungefähr 600 Rubel inclusive wir schliesslich noch so war diese ler Art in solches zu verpacken und da- | der ausserordentlichen Gaben. rin zu versenden. (E, Regel.) 256 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz . Neue Zierpflanzen. Abgebildet im Botanical Magazine. 1) Gustavia pterocarpa Poiteau, (Gustavia Leopoldi Hort. Lind.); Myrtacese, Barringto- nieae. — Mr. Linden gebührt die Ehre zwei Species, der durch ihre grossen immergrünen Blätter und grossen Blumen ausgezeichneten Gattung Gustavia, in die Warmhäuser von Kew eingeführt zu haben. Die eine ist bereits Bot. Magazine Taf. 5069 als Gustlavia insignis Linden abgebildet worden, welche Sir. W. Hooker nach einer späteren Untersuchung für identisch mit Gustavia urceolata Poit. hält, in- dem sie nur durch eine etwas grössere Ent- wiekelung des Kelches abweicht. Die zweite hier in Rede stehende, gleich schöne Art, welche Linden in seinem Cataloge als G. Leo- poldi aufführt, ist die von Poiteau in seinem Memoire sur les Leceythidees beschriebene und im 13. Vol. der „Memoires du Museum d’Hi- stoire Naturelle“ pl. 6 abgebildete Gustavia pterocarpa. Der geflügelle Fruchtknoten oder Frucht ist allein schon ein charaktisches Merk- mal dieser Species. Ausserdem unterscheidet sie sich von G. insignis (oder richtiger G. ur- ceolata) durch die kleineren, mehr lederarti- gen, fast völlig ganzrandigen Blätter; durch die kleineren und weissen Blumen und durch die im Vergleich grossen Kelchlappen. Beide haben wohlriechende Blumen und beide ver- breiten Gestank um sich, sobald das Holz an- geschnitten wird. @. urceolata ist in den Sa- vannen und Wäldern von französisch Guiana häufig, und soll eine Höhe von vierzig Fuss erreichen, — das Holz derselben wird viel zu Fassreifen gebraucht. G. pterocarpa soll nach Poiteau eine beträchtlichere Höhe erreichen. (Taf. 5239.) 2) Drosera spathulata Lab.; Droseraceae. — Diese hübsche Art Sonnenthau kam zufäl- lig in einer Ward’schen Kiste aus Australien nach Kew. Sie ward zuerst durch Labillar- diere in Tasmanien entdeckt, doch scheint sie häufig in Neu-Südwales, im südöstlichen Australien, und Neu-Seeland vorzukommen. Planchon zählt in seiner Monographie nicht weniger als 88 Arten dieser interessanten Gat- allen kalten und warmen Ländern der Welt hat. — D. spathulata wird seit mehren Jah- ren mit Erfolg in einem temperirten Hause eultivirt. (Taf. 5240.) 3) Cistus vaginatns Ait. (C. symphytifolius Lam., Rhodocistus Bertholletianus Spach ß. leueophyllus Spach, C. candidissimus Don, C. ochreatus Link.); Cistaceae. — Durch die vielen neuen Pflanzen, die häufig minder schön, ist manche alte, schöne Pflanze un- serer Gärten vergessen und verloren. Unsere Pflanze gehört zu dieser Zahl, auf Teneriffa einheimisch, war sie schon 1779 durch F. Masson in Kew eingeführt. Die Cistus - Ge- büsche sind Teneriffa eigenthümlich und kom- men auf den Gebirgen bei einer Höhe von 1800—9000 Fuss vor. Die Blumen sind gröss- tentheils gross und schön. (Taf. 5241.) 4) Zamia Skinneri Warscew.; Cycadeae. Von Warscewiez zuerst bei Varaguas auf der Landenge von Panama entdeckt und einge- führt, erhielt der Kew- Garten Pflanzen dieser disiineten Species von Hrn. Borsig aus Berlin. Später fand Dr. Seemann dieselbe am Cap und befindet sich von ihm ein Exemplar ohne Befruchtung im Hooker’schen Herbarium. In den Königlichen Gärten zu Kew brachte ein Exemplar im Warmhause ei- nen Büschel männlicher Zapfen hervor, wel- che durch ihre Gestalt und Farbe viel zur Schönheit und dem Interesse der Pflanze bei- trugen, dieselbe soll nach Sir. W. Hooker’s Versicherung die am besten unterschiedene Species aller ihm bekannten Arten von Za- mia sein. Stamm der stärksten Pflanze aufrecht, 18 Zoll hoch, 6—8” im Umfang, querüber mit den Narben der abgefallenen Wedel versehen. Wedel sammt den Stielen 3—31/, Fuss lang, wenig (5—6), aufrecht, gefiedert. Stiele lang, 2—3 Fuss, stachelig (wie die rachis), fast stielrund, vorn gerinnt, am Grunde eigen- ihümlich verdickt. Fiedern wenige, 7—11, entfernt, gegenüber oder abwechselnd ste- hend, 9—14 Zoll lang, 4 Zoll breit, leder- artig, elliptisch-verkehrt-eirund, plötzlich zuge- spitzt, feindornig-gesägt gegen die Spitze, ge- Corrientes, tung auf, welche ihre Repräsentanten in fast ' gen den Grund zu verdünnt, sitzend, schwach IM. Notizen ° herablaufend; Oberfläche sehr glänzend, dicht gestreift mit parallelen Nerven. Männlicher Zapfen 5—6 Zoll lang, 1 Zoll und mehr breit, geslielt, schön rothbraun wollig überzogen, eylindrisch, schwach zugespitzt, aus zahl- ' reichen keilförmigen, lederartig-fleischigen, auf der Spitze fast sechsseilig schildförmigen Schup- pen gebildet, die in zwei Vertiefungen an der Unterseite die fast Antheren tragen. kugeligen, zweilippigen (Taf. 5242.) 5) Convolvulus Mauritanicus Boiss.; Con- volvulaceae. Eine hübsche , wenig bekannle, perennirende Convolvulus-Art im Innern des nördlichen Afrika durch Mr. Sejourne entdeckt und von Boissier in seiner interessanten „Voyage en Espagne“ beschrieben. II. 1) Wechsel im Gartengeschmack in England. Früher durfte ein englischer Park keine Blumen enthalten und diese wa- ren stets nur in dem am Hause liegenden Pleasure-ground oder in abgeschlossenen Gär- ten vereinig. Im Allgemeinen wird man wohl diesen Grundsalz festhalten und gut da- ran thun, aber es scheint, als wenn man den Blumen bei allgemeinen WVerschönerungen, in den öffentlichen Gärten mehr Recht ein- räumen wollte. Schon die prächtige Aus- schmückung des Gartens am Kirystallpallası in Sydenham mit Blumen war etwas Unge- wohntes für das Londoner Publikum, das sonst nur Rasen und Baumgruppen sehen wollte oder zu sehen bekam, und sich das Recht nicht nehmen liess, beliebig auf dem Rasen zu gehen und zu spielen, wohl gar den Ziegenbock oder das Schäfchen in den Park auf die Weide zu führen. Nach und nach hat man auch in den verschiedenen Parken Londons angefangen, an einigen be- vorzugten Plätzen glänzende Blumenaufstel- lungen zu machen, z. B. im Regentspark, im Hydepark längs der „,‚Park-Lane‘‘ (Park- strasse), fast eine halbe (englische) Meile lang. Noch stärker tritt dieses Bestreben, 257 Das blühende Exemplar ward ‘Sir W. Hooker aus dem Garten des Mr. W. Thomp- son zu Ipswich mitgetheilt, wo es im October 1860 im Freien in Blüthe stand. (Taf. 5243.) 6) Beloperone violacea Planch. et Lind.; Acanthaceae. — Eine hübsche, durch Lin- den in Brüssel aus Neu-Granada eingeführte und bereits mehrfach verbreitete Acanihacee. Dieselbe wird am zweckmässigsten im tem- perirten Gewächshause gehalten und blüht während des Sommers im Freien ausgepflanzt überaus dankbar. (Taf. 5244.) (F. F) Notizen. durch Blumen einen Effect hervorzubringen, in dem neu angelegten Battersea-Park, am rechten Themseufer von London, neben der neuen Brücke (New-Bridge) an der Themse auf. Die Weissenseer „neue Blumenzei- tung,‘ sonst das beliebteste Organ der Di- lettantengärtnerei, welche unter. einer neuen Redaction (von J. Sckell), den Fortschritten der Zeit gerecht zu werden sich bemüht, ent- hält Originalmittheilungen über englische Gär- ten von A. Sckell aus dem Jahr 1860, wel- chen ich folgendes über diesen neuen Bat- terseapark entnehme. „Schon in einiger Entfernung vom Park bemerkt man den von den verschiedenen wohlriechenden Blumen ausgehauchten Duft. Die colossale Verwendung von Blumen ver- leiht demselben ein reizendes lebhaftes An- sehen. Tausende von feurigen Pelargonien, Reseden, Verbenen vonallen Farben, Clarkia, Delphinium , Argemone mexicana, Lobelien u. s. w. füllen die Zwischenräume und Ein- fassungen der Gruppen aus. Rhododendron, Azaleen mit Pelargonium, Calceolarien und Verbenen eingefasst, nehmen ein Drittel des ganzen Raumes ein und im Frühjahr, wenn alle diese Rhododendron und Azaleen blühen, 258 gewähren sie einen grossartigen nicht oft zu sehenden Anblick. In einem etwas erhöhten Theile des Parkes ist eine mit vielem Fleiss und Geschick nachgeahmie Felspartie ange- bracht. Ueber diese beträchtliche Felsmasse stürzt sich ein Bach als Wasserfall herab. Die Gruppenpflanzungen, welche um diese Partie herumliegen, sind mit der Federnelke eingelasst, welche weit und breit ihren köst- lichen Geruch verbreitet. Der kleine Bach, welcher sich aus genannter Felsparthie er- giesst, ist nach einem See geleitet, der in der Mitte des Parkes liegt. Die Uferconturen, Buchten und Biegungen sind sehr gut ge- lungen und tragen viel dazu bei, dem Gan- zen einen heitern freundlichen Charakter zu verleihen. Inseln, welche hier und da zur Abwechselung der Wasserfläche angebracht und mit Bäumen und Sträuchern passend be- pflanzt sind , unterbrechen die Scenerie. Zu verwundern ist, dass man beim Entwurf des Planes die vielen und theilweise recht hüb- schen Aussichten auf die Themse durchaus nicht berücksichtigt, sondern sie vielmehr wis- sentlich vermieden hat; man hal im Gegen- iheil den Park fast ganz von ihr durch einen erhöhten Wall getrennt. Der Besuch des Parkes ist sehr anzurathen, indem sich in der ganzen Anlage desselben ein neuer, kaum dagewesener, doch nicht unangenehmer Ge- schmack entwickelt hat.‘ Was die Bemerkung des Reisenden über den erhöhten Wall betrifft, welcher den Park von der Themse abschliesst, so kann ich mir nicht denken, dass man den Anblick des Flusses als geflissentlich und absichtlich da- durch hat verdecken wollen, sondern viel- mehr, dass dieser Damm eine Nothwendigkeit war, um den Park vor Uebersehwemmung zu schützen, dass er schon vor der Anlage und dem Ausbau dieses Staditheils vorhan- den war. Allerdings kommt es in England vor, dass Eigenthümer die schönsten Prospecie auf Städte und schöne Gebäude zupflanzen lassen, weil diese nicht ihr Eigenthum sind, indem sie nur solches sehen wollen, oder um die gesuchte Einsamkeit nicht einmal durch die Erinnerung zu stören; in einem öffentlichen Park halte ich aber keinen an- legenden Künstler für fähig, den Unsinn zu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. begehen, eine Einsamkeit in dem Gewühl der Weltstadt zu schaffen, weil es nicht mög- lich wäre, und gegen den praktischen Sinn der Engländer, welcher sich ganz besonders‘ auch in Stadiverschönerungen kund giebt, all- zusehr verstossen würde. (1) 9% 2) Trockene Blumen. Der Polylech- niker Dr. Schwarz in Breslau hat vielfältige Versuche gemacht, den trocknen Blumen und Immortellen, welche jetzt so vielfache Ver- wendung finden, schönere Farben als die bis- herigen zu geben, und es ist ihm gelungen, ganz neue, viel lebhaftere und reinere Farben zu erzeugen. Ohne Zweifel wird Dr. Schwarz sein Verfahren auch Andern mittheilen, und wir machen die Fabrikanten, welche mit trock- nen Blumen Geschäfte machen, darauf auf- merkzam, da in der That noch Fortschritte nöthig sind. Beiläufig können wir die Bemerkung nicht unterlassen, dass die Bouquets, Körbchen etc. auch aus den besten Handlungen Erfurts noch viel geschmackvoller sein würden, wenn man die Blumen etwas weniger massenhaft anwen- den und dem Moos verschiedenere Farben- töne geben wollte. So oft Ref. eine solche Arbeit verschenkt oder für Andere besorgt, nimmt er aus den Erfurter Zusammenstellun- gen mindestens 1/, der schlechteren, mattifar- bigen Blumen mit der Scheere heraus und leimt Moos in drei verschiedenen Farbentö- nen, so wie mehr farbige Gräser dafür hinein durch welche Veränderung diese Blumenar- beiten noch einmal so schön werden. Ein grosser Fehlgriff ist ferner, dass man neuerdings gemachte Blumen von Seiden- stoff, Sammet, Papier etc. zwischen den Im- mortellen und getrockneten Blumen anbringt. Sehen diese auch lebhafter aus, so benach- theiligen sie eben dadurch die todt aussehen- den natürlichen Blumen und die künstlichen Blumen zerstören die ganze Illusion, und be- nehmen den Reiz, dass man wirkliche Blu- men unverwelklich vor sich hat. Nur die Natürlichkeit der Blumen kann dieser todten Zusammenstellung Interesse verleihen, denn ausserdem wird wohl Jedermann zugeben, dass gut gearbeitete künstliche schöner sind. Dagegen scheint man von der Anwendung der Farbenpigmente nicht genug Anwendung IH, zu machen. So empfehle ich z. B. die An- wendung der weissen Rennthierflechte, wo- ran man die Spitzen mit Scharlach roth ge- färbt hat, wodurch sie einer auf Felsen wach- senden im Winter fructificirenden wirklich rothköpfigen Flechte (ich glaube sie heisst Lecanora miniata) sehr ähnlich wird. Ich wendete diese Färbung zur Hebung der trock- nen Bouquets, die ich schon vor 20 Jahren für meine Freunde arbeitete, ehe die jetzigen Fabrikanten daran dachten, sehr gern und mit grössiem Erfolge an. Endlich will ich die Trockner von Blumen bei dieser Gelegen- auf die alte, fast ganz aus den Gärten wie- der verschwundene Verbena pulchella auf- merksam machen, welche, frisch lilaroth, trocken ein schönes haltbares Blau annimmt. Nicht minder verdient die Euphorbia jacqui- niflora Aufmerksamkeit, deren feuerrothe Blumen sich vollkommen farbig halten und die trocknen Bouquets mehr als jede andere Blume heben. Alle Pflanzen, welche man im Sommer an eine sonnige Stelle ins Freie stellt und Anfang September wieder in das Warmhaus bringt, bringen eine Masse von Blüthen. Gegenwärtig (Anfang März) blühen bei mir Pflanzen, welche bei einer Tempera- tur von 8 Grad durchwintert waren, in Menge, Die Blümchen müssen jedoch einen künst- lichen Stiel bekommen, da dieser fehlt. (4) 3) Erfurter Gartenbauverein. Der Erfurter Gartenbau-Verein, welcher seit einiger Zeit grosse Thätigkeit entwickelt, veranstallet im Herbst dieses Jahres vom 4. — 10. Oc- iober eine grosse Blumen-, Gemüse- und Fruchtausstellung. Die Preise sind vorzugs- weise Ehrendiplome, welche den Empfängern jedenfalls eben seo viel, wohl noch mehr nützen, als Medaillen. Doch haben Gemüse- züchter, (jedoch nur solche, welche aus- schliesslich sich mit Gemüsebau im Grossen beschäftigen), Aussicht einen silbernen Pokal oder 10 Ducaten zu gewinnen. Ein eigen- tihümlicher Preis besteht in 50 Obststämmen ! in 24 Sorten, mit Berücksichligung der von den Versammlungen deutscher Pomologen empfohlenen. Derselbe ist für eine Gemeinde Thüringens bestimmt, welche bis zum 1. Au- gust einen ausführlichen Bericht über die Ge- Notizen. 259 meinde-Obstpflanzung, mit Bezug auf Anlage, Boden, Sorten und die Ernteerträge seit 5 Jah- ren an den Director des Vereins (gegenwär- tig Ferd. Jühlke) einsendet. Diese beiden Preise, der Pokal und die Obstbäume, wer- den von den Erfurter Kunst- und Handels- gärinern ausgesetzt. Ausser frischen Blumen finden auch Bouquels und Zusammenstellun- gen von trocknen Blumen Gelegenheit sich auszuzeichnen. (J.) 4) Zur Kenntniss des Gartenbaues in den vereinigten Staaten von Nord- amerika. Wenn die Verzeichnisse der Han- delsgärtner Ortes oder Landes auch keinen ganz sichern Maassstab für den Stand- punkt des Gartenbaues geben, so lassen sich daraus doch immerhin Schlüsse ziehen. Unter diesem Gesichtspunkte erscheinen uns die Verzeichnisse der Handelsgärtnerei von EIl- wanger und Barry in den Mount-hope-Nurse- ries zu Rochester im Staate New-York be- sonders beachtenswerth. Es liegen uns da- von vor 4) ein Verzeichniss der Fruchtbäume und Sträucher, 2) von Ziergehölzen, Rosen etc. Beide sind beschreibend, und das erstere ent- hält noeh Abbildungen von Fruchtbäumen und Früchten der Anstalt. Das Fruchibaum- verzeichniss ist ungemein reich und für den Pomologen von demselben Werth wie ein pomologisches Lehrbuch. Von Aepfel, die Mehrzahl amerikanischen Ursprungs, welche in einer besonderen Zusammenstellung her- vorgehoben werden. Birnen und Kirschen scheinen vorzugsweise europäische Sorten zu sein, während bei den Pflaumen und Pfirsi- chen wieder die in Amerika erzeugten Sorten das Uebergewicht haben. Besondere Auf- merksamkeit verdienen die ursprünglich ame- rikanischen Pfirsiche, von denen sich wahr- scheinlich viele zur Cultur als Hochstamm auch in Deutschland eignen, indem die Hoch- stammeultur in Nordamerika besonders bevor- zugt ist. Unter den Trauben finden wir 29 in Amerika aus Samen gezogene oder ein- heimische Sorten. Drei Sorten Brombeeren, darunter besonders die „neue Rochester (New Rochester) oder Lawton-Blackberry, mit sehr grosser, saftreicher Frucht. Das Zierpflanzenverzeichniss unterscheidet sich wenig von denen der europäischen Gär- eines 260 ten, und man wird vergeblich nach vielen unbekannteren Holzarten und Stauden der nordamerikanischen Flora suchen. Ich knüpfe an diese Bemerkungen noch einige briefliche Mittheilungen von Dr. Char- les Siedhof in New- Durham am Hudson in New-Jersey. Dieser eifrige Gartenfreund be- schäfligt sich besonders mit der Züchtung und Verbesserung von in Nordamerika einheimi- schen Weinreben, da bekanntlich unsere eu- ropäischen Sorten dort ausarten. Er über- setzte das zu meiner „‚Bibliothek des land- wirthschaftlichen Gartenbaues‘‘ gehörende „‚Win- zerbuch‘“ von Rubens, und hat gegenwärtig meine eigenen Arbeiten dieses Gesammtwer- kes unter der Feder, um sie in das Englische überzutragen. Herr Siedhof schrieb mir von einer Erdbeersorte mit so grossen Früch- ten, dass durchschnittlich 12 ein Pfund wie- gen. Auch die schon erwähnte Lawton-Black- berry rühmt Herr S., und sagt, dass er an einem Triebe 1600 Beeren zog, welche so saftig waren, dass 8Kannen davon 6 Kannen Brombeersaft gaben, welcher eingekocht dort sehr beliebt ist. Ich möchte auf diese neue Einführung und auf die Brombeercultur im Allgemeinen hier besonders aufmerksam ma- chen. J. 6) DieFloradesAlleghaniege- birges inNordamerika.— Einer einge- henden Schilderung dieses Gebirgssystems (und besonders desjenigenTheiles davon, welcher den Staat Nordcarolina durchzieht und desshalb das Carolinagebirge heisst), welche sich nach neuern Berichten in Prof. Petermann’s Miitthei- lungen zusammengestellt findet, entnehmen wir folgende Vegetationsskizzen: „Diese Ge- gend ist seit lange ein Lieblingsplatz der Bo- taniker gewesen. Sie fanden hier eine selt- sameMischung nördlicher und südlicher Pflan- zen-Arten und eine ganze Anzahl solcher, die in keinem andern Theil der Welt gefunden worden sind. In den Monaten Mai und Juni, wenn die Kalmiae, Rhododendra’und Azaleae in Blüthe stehen, sind diese Berge und Thäler mit einem Blüthenschmuck bekleidet , wie er sich in den Vereinigten Staaten nirgends wie- der findet. Die viel gerühmten westlichen Prairien mit ihrer unendlichen Einförmigkeit Gartenflora Deutschlands, Russtands und der Schweiz. stehen an Schönheit weit nach. Das Rhodo- dendron Catawbiense, die Kalmia latifolia und Azalea calendulacea werden von keiner an- dern einheimischen Pflanze an Blüthenpracht übertroffen. Die beiden letzteren finden sich fast überall in diesen Bergen in Menge, aber das erstere steigt selten in die Thäler hinab. Ausserdem wachsen hier mehr oder weniger häufig: Rhododendron maximum, Rh. puncta- tum, Azalea arborescens, A. nudiflora, Oxy- dendrum arboreum, Chionanthus virginica, Halesia tetraptera , Clethra acuminata , Robinia hispida, R. viscosa, Stuartia pentagyna, Lirio- dendron tulipifera, Magnolia acuminata, M. Umbrella und M. Fraseri und sie alle zählen unter die schönsten Zierbäume und Sträucher der Atlantischen Staaten. Pyrus Coronaria ist südlich vom French Broad River sehr gemein; Catalpa kommt an mehreren Stellen längs des- selben Flusses und in den Gebirgsthälern in der Nähe der Warm Springs vor. Die mei- sten von den höchsten Berggipfeln sind mit Abies nigra und A. Fraseri bedeckt; die er- stere ist die SchwarzePechtanne und wird irr- thümlich Balsamtanne genannt, die letztere ist dagegen die echte Balsamtanne mit Blasen in der Rinde, aus denen der Balsam gesammelt wird. Sie erreicht eine bedeutendere Höhe als Pursh oder Nuttall in ihren Werken ange- ben, d. h. bei 3 Fuss im Durchmesser oft eine Höhe von 80 bis 100 Fuss. Die Schwarze Pechtanne scheint in niedrigeren Höhen als die Balsamtanne zu wachsen, aber beide trifft man nur selten unter 4000 Fuss. — Die Flussufer und geschützten Stellen in diesen Bergen haben einige der grössten Bäume in den Vereinigten Staaten östlich vom Missisippi. Ein Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) nahe am Pigeon-river in Haywood county in Nord- carolina misst 3 Fuss über dem Boden 33 Fuss im Umfang oder 11 Fuss im Durchmes- ser und über 100 Fuss in der Höhe, Nahe bei dieser Stelle war auch eine Kastanie (Ca- stanea vesca), welche 4 Fuss vom Boden 33 Fuss im Umfang hält. Es war ein edles le- bendes Exemplar, anscheinend gesund und bis zur Höhe von 40 oder 50 Fuss von nahezu gleichem Durchmesser, Nicht weit davon stand eine Schierlingstanne (Abies Canadensis), die 4 Fuss vom Boden 19 Fuss 2 Zoil im Um- IV. Literatur. fang misst. Hier erreicht auch die Halesia te- traptera eine ungewöhnliche Grösse, da sie bei einem Durchmesser von 2 — 3Fuss ungefähr 60 Fuss hoch wird. An Jonalhan’s Creek ‚stand eine weisse Eiche (Quercus alba), deren Umfang 3 Fuss vom Boden 19 Fuss betrug. — OQuercus Leana Nuttall kommt an meh- reren Stellen am Tenessee-river vor. Sie ist dort offenbar eine hybride Form zwischen Querceus imbricaria und Q. tinctoria; ihre Ei- cheln sind identisch mit denen der Q. imbri- caria. Auf den Haywoodbergen wächst hie und da die gelbe Birke (Betula excelsa). Un- ter den Sträuchern ist die Pyrularia oleifera oder Oelnuss besonders interessant. Sie wird 5 bis 10Fuss hoch und trägt eine birnförmige Frucht von wenig mehr als einen Zoll im Durchmesser , die so ölig ist, dass sie wie ein Wachslicht brennt, wenn man einen Docht durchzieht. Eichhörnchen sind auf sie erpicht und dasRindvieh frisst gern die jungen Zweige und Blätter des Strauchs. Daher ist er auch schon selten geworden und die allgemeine Besitznahme der Berge durch Rinder- und Schafheerden würde ihn bald ganz ausrotten. (Das aus derNuss gepresste Oel soll besser als das feinste Olivenöl sein.) — Solidago glo- VW Lite 1) Ausund von deutschen Gärten, alten (regelmässigen) Styls. Ein Beilrag zur Geschichte der bildenden Gar- tenkunst von Oscar Teichert. Unter dieser Ueberschrift enthält die Ham- burger Garienzeitung von E. Otto eine höchst interessante, ausführliche geschichtliche Arbeit von 0. Teichert in Potsdam, den wir schon aus der Schilderung des Parkes zu Sagan in Schlesien in einem besonderen Werke vor- theilhaft kennen. Dieselbe umfasst ziemlich alles, was über derartige Gärten bekannt ge- worden ist, und ausserdem eine Menge That- sachen aus: Originalquellen, welche der Ver- fasser sehr fleissig studirt zu haben scheint, 261 merata wächst auf den meisten Bergen der Balsam-mountains und Potentilla tridentata der Neu-Englandberge wächst auch auf den küh- nen Pics der Grafschaft Macon in Nordcaro- lina. — Die Carolina-Berge haben eine grosse Menge verschiedener Vacceinien - und Gaylus- sacia-Arten, die nacheinander vom Juli bis September reif werden und deren grosse wohl- schmeckende Beeren merkwürdig gesund sind. Das Vaceinium Constablei Gray, welches bis- weilen 10 bis 15 Fuss hoch wird, war bis Mitte Octobers mit reifen Früchten bedeckt. Die gemeine hohe Brombeere (Rubus villosus) findet sich häufig in dichten Gruppen auf und nahe an den Berggipfeln mit glatten Stengeln ohne Siacheln (während dieselbe Art in den Thälern stets mit Stacheln versehen ist) — Im September graben viele Weiber und Kin- der in den Thälern und an den Ahhängen der Berge nach „Sang“ (Aralia quinquefolia). Die trocknen Wurzeln des Ginseng oder Sang kosten an Ort und Stelle 25 Cent das Pfund und es kommt vor, dass die Kinder einer Fa- milie oft 70 Pfd. getrockneten Sang ver- kaufen. (H.) ratur. Es versteht sich von selbst, dass die deutschen Gärten nicht vereinzelt abgehandelt sind, weil bei jeder geschichtlichen Darstellung die ver- schiedenen Völker und Zeiten in einander grei- fen. Nach einer Einleitung über die älteren deutschen Gärten, beginnt der Verf. mit den „Gärten italienischen, französischen und hol- ländischen Styls.‘“ Wir können auf den In- halt selbst nicht eingehen, da das Buch einen Auszug oder nur ein Hervorheben! des Ein- zelnen nicht gestattet, empfehlen es aber allen Freunden der Gartenkunst und strebsamen Gärtnern als ein höchst nützliches, interessan- tes, das sogar von der allgemeinen Kunstge- schichte Aufmerksamkeit verdient. Da von Teichert’s Arbeit ein Separatabdruck gemacht 262 worden ist, so wird das Schriftchen wahr- scheinlich durch die Expedilion der Hambur- ger Garten- und Blumenzeitung zu beziehen sein. J. 2) Die praktische Feldmesskunst für Gärtner, Gartenfreunde, Oeconomenetc. Von _W. Legeler, Königl. Hofgärtner und Profes- Berlin 1861. Legeler, der Lehrer der Mathematik und einschlagenden Fächer an der Königl. Gärtner- lehranstalt zu Potsdam, hat in diesem neuen Werke noch einmal die umfassendsten aus- führlichsten Regeln der Mathematik in ihrer Anwendung auf die Anlegung von Gärten zu- sammengestellt und seine langjährigen Erfah- rungen auf diesem Gebiete niedergelegt. Das sor etc. Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Buch soll, wie der Verf. in der Vorrede sagt, Meyer's „Lehrbuch der schönen Gartenkunst“ ergänzen. Wir können unser Urtheil über die- ses Buch kurz fassen, indem wir es als ein solches erklären, welches ganz das erfüllt, was es will und verspricht, und vielleicht kaum irgendwo ungenügend sein muss. Der in diesen Dingen Erfahrene wird manchen praktischen Wink finden, der ihn bei ferneren Arbeiten von grossem Nutzen sein wird; dem angehenden Gärtner und Laien in diesem Theile unsres Geschäftes können wir nur drin- gend rathen, sich mit diesem Buche bekannt zu machen. Die Ausstattung ist sehr schön. 170 Holzschnitte und eine Lithographie erläu- tern den Text. J. V. Personalnotizen, Anzeigen etc. 4) Frankfurt, den 18. April. Ein Ehrenmann im vollsten Sinne des Wortes ist dieser Tage aus unserer Mitte in die Ewigkeit geschieden: Herr Rinz, (Vater), welcher ur- sprünglich unter Dalberg’s Regierung als städ- tischer Gärtner hierher berufen, sich später als der Schöpfer der herrlichen städtischen Promenade auf den ehemaligen Wällen und Gräben und auch sonst durch Verschönerung der städtischen Umgebungen ein bleibendes Verdienst um unsere Stadt erworben hat. Wie Guilliot’s Büste die westlichen Anlagen ziert, so dürfte auch eine ähnliche Erinnerung an Rinz hier am Platze sein. (h.) 2) Berlin, den 14. Mai. Der die ost- asiatische Expedition begleitende Botaniker, Herr Regierungsraih Wiehura aus Breslau, hat bereits wiederholt einige tausend Nummern von Sämereien, Pflanzen u. dergl. eingesandt, worunter sich sehr werthvolle Novitäten befin- den sollen. Dieselben sind zumeist dem hie- sigen botanischen Garten zugetheilt worden. Herr Wichura hat seine Sendungen vorausge- hen lassen, damit schon in diesem Frühjahre von den Sämereien Gebrauch gemacht werden konnte. (b.) 3) Staatsrath Ed. Menetrier, Con- servator an dem zoologischen Museum der K. Academie der Wissenschaften, einer der tüch- tigsten Entoinologen starb nach längerem Lei- den am 10. (22.) April dieses Jahres. Der- selbe war auch Secretair des entomologischen Vereines, der sich seit einem Jahre in Peters- burg gebildet hat und Mitglied der Gartenbau- gesellschaft. Die Beiträge über die schädli- lichen Insecten Russlands in dem berühmten Werke Ralzeburg’s sind von Menetrier gesam- melt. 4) Friedrich August Görner in Luckau starb am 13. Januar dieses Jahres. Den Gartenfreunden ist derselbe in weiten Kreisen als tüchtiger Gärtner und Pomolog bekannt. Derselbe ward am 5. April 1807 zu Luckau gehoren. Er bildete sich als Lehrer aus und ward als solcher in Straupitz ange- stell. Sein kleiner Privatgarten ward bald zum Mustergarten und verschaffte ihm eine kleine Nebeneinnahme. Später als Lehrer in Luckau angestellt, widmele er nach wie vor alle seine Freistunden dem Gartenbau, bildete junge Leute zu Gärtnern heran und lieferte zahlreiche Beiträge für die Verhandlungen des V. Personalnotizen. Gartenbau-Vereines in den Königl. Preussischen Staaten. Später gab er den Beruf als Lehrer auf und widmete sich als Handelsgärtner be- sonders der Cultur der fürs Land passenden Zier- und Nutzpflanzen, um deren Cultur und Verbreitung er sich in seinem Vaterlande be- deutende Verdienste erwarb. (Koch’s Wochenschrift.) 5) Beiträge zur Expedition Heuglin. Glinz (5Rbl.), A. F. Junker (10), A. A. Junker (3), E. F. Junker (1), F. Wie- sing (1), J. Fedoroff (1), L. Breitfuss (3), L. Saeffligen (3), C. E. Bolin (3), H. Oehmke (1), Melin (1), R. Löwenberg (1), J. Kaszow (1), Saposchnikoff (10), Siem (5), Barlow (3), Schönjan (6), Schönjan jun. (3), Nouvel (3), Ehrenbaum (10), Siessmeyer (3), Podesta (3), Rempen (1), Agamonof (1), Aurich (1), Ruck (3), Müller (1), Lang (1), v. Postels (3). 6) Regensburg den 7. Mai. Ge- stern Abend verschied Herr Professor Dr. A. E. Fürnrohr, Director der K. Bayr. Botan. Gesellschaft nach sechswöchentlichem Kran- kenlager in noch nicht vollendetem 57. Le- bensjahre. Er war seit vielen Jahren der Redactor der Botan. Zeitschrift Flora, dem Organ der Kgl. Bayerischen Gesellschaft in Regensburg, deren Director Fürnrohr war. Derselbe war ausserdem Professor am Lyceum zu Regensburg, Ritter des Verdienstordens des heil. Michael I. Classe, Mitglied der Kgl. Bayr. Academie der Wissenschaften, der Kais. Leo- poldinisch-Karolinischen Academie der Natur- forscher und vieler anderer Gelehrten Gesell- schaften und Vereine. 7) Aus Wien. Die Witterung ist bei uns seit einiger Zeit höchst ungünstig (4. Mai). aus der Umgebung von Wien kommen die traurigsten Nachrichten fast in allen Richtun- gen 3 bis sogar 8 Grad Kälte. Die Weinernte ist in Frage gestellt, die meisten Obstbäume in ihrer Blüthe zerstört, die Spargeln unter den Töpfen erfroren , die Feldfrüchte an eini- gen Orten sehen sehr kümmerlich aus, anderen Orten musste umgeackert werden u. s. f. Die Theuerung wächst bei allen Le- bensmitteln. (Sr.) *). an — *) Auch aus der Schweiz lauteten die Be- 263 8) Aus Jakutzk. Schon im März die- ses Jahres machte sich in Folge des verflos- senen ungünsligen Sommers der Futtermangel sehr fühlbar. Während des verflossenen Win- ters stand das Thermometer von Anfang De- cember bis Ende Januar selten über — AOPR. und fiel sogar bis auf — 49%, Das Eis ist auf der Lena durchschnittlich 9 Fuss dick und erregte der Eisgang Besorgnisse, da die Lena bei hohem Waserstande zufror. (Nach brief- lichen Mittheilungen des Gouverneurs v. Siu- bendorff.) 9) Ausstellung in Bieberich. Ueber dieselbe liegt uns eine ausführliche Schilde- rung vom Herrn G. Geitner in Planitz bei Zwickau vor. Wegen Raummangel kann die- selbe erst im nächsten Hefte aufgenommen werden. Nach dem einstimmigen Urtheile al- ler Berichterstatter gehörte aber die Ausstellung zu Biebrich zu den grossarligsten und ausge- zeichnetsten der in Deutschland bis jetzt veran- stalleten Blumenausstellungen , trotzdem ver- hältnissmässig nur wenig Einsender sich be- thätigten, nämlich mit Ausschluss des herzog- lichen Gartens in Bieberich im Ganzen nur 13 Aussteller, 10) Herr G. Wallis bereist jetzt von Neuem mit Unterstützung der dortigen Regie- rung das Innere Brasiliens. Dort hat Derselbe eine Masse seltener und neuer ausgezeichneter Pflanzen gesammelt und nimmt Bestellungen auf lebende Pflanzen und Samen an. Herr G. Wallis hat sich durch seine in der Ham- burger Gartenzeitung publieirten Arbeiten all- gemein der Gartenwelt bekannt gemacht und ist ein ebenso gebildeter Gärtner, wie in der Botanik erfahren und bewandert. Als solider und rechtlicher Mann verdient derselbe aus- serdem das volle Zutrauen und empfehlen wir daher denselben zu Bestellungen. Seine Ad- richte über den Vorfrühling traurig , die Kir- schen fast alle in der Blüthe erfroren. In Pe- tersburg stellte sich erst mit dem 22. Mai (neuen Styls) wärmeres Frühlingswetter ein und erst am 29. Mai hörle der Eisgang aus dem Ladoga auf, so dass die Brücken gestellt werden konnten. (E. R.) 264 dresse lautet Snr. Wallis (Snrs. Fournier Rordorf) Para (Bresil) durch Vermittlung von Masurier le Jeune et fils ä Havre. Im nächsten Blatte folgen einlässliche Reisebe- richte desselben. Ausgezeichnet sind dessen Entdeckungen in Bezug auf neue buntblät- terige Caladien. (E. R.) Anzeige. 41) Neu entdeckte Riesenblume. Vor Kurzem ist von dem berühmten Rei$en- den Roezl bei der kleinen Stadt Juquila im Staate Oajaca in Mexico eine Riesenblume, das Lilium regium (?) entdeckt worden, die er das Glück hatte, in voller Blüthe zu sehen, und von der er zur selben Zeit ein Exemplar mit Samen-Kapseln und Zwiebeln fand. Herr Roezl schreibt: „Diese Riesenblume gleicht der Agave angustifolia, nur sind ihre Blätter gelblich grün und länger, messen4—5 Fuss, sind 4 — 6 Zoll breit und sta- chelig wie die der genannten Agave. Ihr 5 Zoll starker Blüthenstiel bildet eine Pyramide von 25—30 Fuss Höhe und 410 — 12Fuss Breite; die herabhän- genden Zweige sind mit Tausenden von weis- sen Blumen bedeckt, welche die doppelte Grösse des Polianthes tuberosa und den- selben Geruch haben. Die Blüthezeit dauert nach derZahl der noch geschlosse- Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nen Knospen zu schliessen, während die un- ieren bereits abgeblüht waren, mehrere Wochen hindurch. Diese Blume, die von mir mit unstreitbarem Recht die Königin der Lilien getauft worden ist, wächst 8 — 9000 Fuss über dem Meeresspiegel, auf kah- len, felsigen Bergen, wo oft eine Kälte von 8 — 9° herrscht und oft Schnee fällt, sowohl imSommer wie im Win- ter. Sie wird bei Bedeckung im Winter bestimmt bei Ihnen im Freien aushal- ten.“ Die erste und bis jetzt einzige Sendung des Herrn Roezl nach Europa ist mir geworden und lasse ich die wenigen 3jährigen,, schönen kräftigen Pflanzen, das Stück für 15 Rihlr. ab. Brie e und Geldsendungen franko. Auf frankirte Bestellungen sende ich mei- nen Preis - Courant neuer Pflanzen und Sämereien, von denen die meisten zum erstenmalenach Europa kom- men, (gesammelt von den Herrn Roezl in Mexico, Remy in Shangai (China) und Schu- bert in Brasilien) frankirt. Berlin, den 15. April 1861. Charlottenstr. 95. Dr. K. Löffler, Correspondirendes Mitglied gelehrter Gesellsch., Rilter ete. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a Leontice altaica Pall (Siehe Taf. 334). Berberidesae., Leontice altaica Pall. Act. Petrop 1779, p. 255, tab. 9. Fig. 1—2. » Willd. spec. II. pag. 149. 5 DSC] Prodr. I. p. DO. „ Ledb. fl. ross. I. pag. 80. »» Bot. Mag. tab. 3245. „ Ann.d. sc. nat. II. 2, tab. 12. Eine kleine ausdauernde Pflanze, die im Altai wild wächst und nach Art der Corydalis-Arten eine knollige, niederge- drückt kugelförmige Wurzel besitzt, aus deren Herzen sich 1 bis mehrere Fuss hohe Stengel und Wurzelblätter erhe- ben. Die ganze Pflanze durchaus kahl, Wurzelblätter lang gestielt. Am Stengel stehen nur am Grunde der Blüthentraube 1 — 2 fast sitzende Blätter, deren sehr kurzer Blattstiel mit den Nebenblättern zu einer breiten, fast blattartigen, grün- lichen, nach oben geöhrten Scheide ver- wachsen ist. Alle Blattstiele verzweigen sich an ihrer Spitze in 3 Blattstiele, de- ren jeder 5 — 6 länglich - elliptische Blättchen trägt, von denen nur das VII, 1861. mittelste kurz gestielt. Alle Blättchen sind stumpflich oder aus der abgerunde- ten Spitze in eine kurze aufgesetzte Spitze vorgezogenund am Rande schwach wellig ausgebuchtet. Blumen gestielt, in einer spitzenständigen Traube anfangs aufrecht, später nickend, von fast kreis- runden Bracteen gestützt, die anfangs länger , später kürzer als die Blüthen- stilee Kelehblätter 6, länglich oval, dottergelb. Blumenblätter 6, unterstän- dig, den Kelchblättern gegenüberstehend und kaum halb so lang als diese, läng- lich, nachenförmig - gehöhlt und vorn in 3 Zähne ausgehend, gelb. Staubfäden kürzer als Kelchblätter, gelb , mit Trä- gern, die so lang als die Petalen und länglich-ovalen, zweifächerigen, aufrech- ten Staubbeuteln, mit angewachsenen Fächern. Beim Aufspringen löst sich die Klappe eines jeden der beiden Fä- cher der Antheren von unten nach oben und bleibt später oben am Connectiv meist in aufgerichteter Stellung hängen. 21 266 Der Fruchtknoten einfächerig, oben in einen Griffel mit kopfförmiger Narbe ausgehend. Im Grunde des Fruchtkno- tens stehen 4 — 5 aufrechte, kurz ge- stielte Eier. Die Frucht ist eine häu- tige Kapsel, in der 2—4 Samen reiten, welche später schneller als die Kapsel wachsen und diese durchbrechen. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den, andere Pflanzen für den Sommer- flor an deren Stelle setzen, Die Knollen aber bleiben stehen. Als Bordüre vor Strauchparthien oder um Blumenbeete, für sich allein oder auch vereinigt mit Campanula pusilla, Seden und anderen Einfassungspflanzen, deren Vegetation erst beginnt, wenn das Kraut der Leontice schon wieder ab- stirbt. — Fortpflanzung durch Samen. — (E. Regel.) Gedeiht im Klima von St. Petersburg in einem lockern sandigen Lehmboden vortreffllich und bedarf keines Schutzes und keiner besondern Pflege. Gehört zu den ersten Blumen des Frühlings , wel- che in Petersburg in der Mitte des Mo- = nats April (Ende April neuen Styls) auf- blühen. Das Kraut stirbt schon Ende Mai ab, nachdem die Samen gereift sind, und man kann dann, wenn die Knollen einige Zoll unter den Boden gelegt wur- Erklärung von Tafel 334. Der Durchschnitt durch einen Frucht- knoten nach der Befruchtung. Vergrös- sert. b. Ein Blumenblatt mit dem davor stehen- den Staubfaden, vor dem Aufspringen der Staubbeutel. c) Eine aufgesprungene Anthere. bb Antrospermum ÄKraussii C. H. Schultz *). (Siehe Taf. 335.) Compositae. Antrospermum C. H. Schultz. Flora XXV1. 773. Antrospermum Walp. Rep. VI. pag 277. *) Kraussii C. H. Schultz; annuum, acaule v. caulescens; caule simpliei v. dichotomo- ramoso, ad apicem folioso, usque pedali, striato-sulcalo, foliis involucrisque pilis arliculatis pa- tentibus albidis v. rubicundis dense molliterque vestitis v. subarachnoideo; foliis basi exauri- eulatis, non decurrentibus, radicalibus et caulinis inferioribus longe petiolatis: radicalibus et eaulinis inferioribus petiolatis, petiolo incluso usque 10poll. longis, lyrato-pinnatifidis: lobis ob- | tusis; lobo terminali maximo subrotundo v. ovato sinuato-lubato crenatoque, lobis lateralibus paucis, repando-erenatis, decurrentibus: petiolo subalato ; foliis caulinis superioribus deerescen- tibus, semiamplexicaulibus oblongo -lanceolatis , sinuato-dentatis: summis minimis, lineari-lan- colatis, integris; capilulis radiatis, diameiro 2 baceis, dense villosis, — 3 pollicari; involucri sgamis exlerioribus her- e basi lanceolata in apicem cochleariformem reflexum excurrentibus: interioribus latioribus, obovatis, apice amplialis obiusisque glabris, appressis, margine late sca- riosis ; receptaculo alveolato, alveolorum margine scarioso-dentato, alveolis marginalibus quam centrales multo longioribus; ligulis numerosis , foemineis, oblongis, auranliacis, apice minute tridentatis, pollicem et ultra longis ; floribus disei tubulosis, 5dentatis , hermaphroditis, limbo nigricante; achaeniis parvis; junioribus apice pappo scarioso coronatis: paleis ovatis 5 — 6; tardius reflexis v. deciduis: maturis in latere exleriore planis , bifenestratis, in latere interiore hemisphaerieis, — Creseit in promontorio bonae spei. I. Originalabhandlungen. A. Kraussii C. H. Schultz 1. c. A. floribundum Pass. in delectu sem. h. Parm. 1859, pag. 1. Venidium hispidulum D. C. Prodr. VI. pag. 493? Venidium speciosum Rgl, ind. sem. horli Petrop. 1857, pag. 43. N arctotoides, calendulaceum et multiflorum Hort. Die beistehend abgebildete Pflanze wird schon seit mehr als 10 Jahren als schönblühende einjährige Pflanze unter den falschen Namen Venidium arctotoi- des, calendulaceum und multiflorum in den Gärten cultivirt. Unter den von Candolle aufgeführten Arten der Gattung Venidium findet sich keine Art, deren Diagnose mit den Charakteren der vor- liegenden Art vollständig übereinstimmt und das gleiche ist mit den andern in neuerer Zeit aufgestellten Arten dieser Gattung der Fall. Der Referent be- schrieb daher diese vielfach verwechselte Gartenpflanze als Venidium speciosum im Index hortiPetropolitani für das Jahr 1857. In Tracht und andern Charakteren stimmte die Pflanze mit Venidium, wie solche von de Candolle aufgestellt war, ziemlich überein, so dass unsere Unter- suchungen sich auf die benachbarten Gattungen nicht erstreckten. — Es hatte inzwischen jedoch C. H. Schultz, der berühmte Monograph der Compositen, diese Pflanze als neue, mit Venidium zunächst verwandte Gattung in der Flora (XXVI. 773) nach der Bildung der Früchtchen, welche an der nach aussen gerichteten flachen Seite 2 fensterartige Oeffnungen zeigen, auf dem Rücken aber gewölbt erscheinen, die Gat- tung Antrospermum aufgestellt und die vorliegende Art nach trocknen Exempla- ren als Antrospermum Kraussii beschrie- 267 ben, was uns damals entgangen war. Wir haben unten stehend die ausführli- che Beschreibung dieser wirklich schö- nen Pflanze gegeben. Die Beschreibung, wie solche Schultz gibt, weicht schein- bar von unserer Pflanze ab durch einen schlanken, fusslangen, spinnenwebartig- flaumhaarigen Stengel, Blätter, die un- terhalb dünnfilzig, oberhalb loser be- haart und äussere Schuppen des Hüll- kelchs, von denen nicht gesagt ist, dass sie an der Spitze zurückgeschlagen sind, Alles dies sind jedoch Unterschiede, die in Wahrheit keinen Werth haben, Wer diese Pflanze schon im Garten erzogen hat, weiss, dass sie beim Beginne der Blüthe gleichsam stengellos erscheint, indem die ersten Stengel sich einfach gleich Schaften ungefähr spannenhoch über die Wurzelblätter erheben und auf der Spitze den grossen Blüthenkopf tra- gen, und erst später entwickeln sich aus den Blattachseln dieser ersten Stengel Seitenäste, die dann bis 1 Fuss lang, ja selbst noch länger werden können. Auch Schultz sagt schon von seiner Pflanze, dass sie mit 2 Zoll bis fusslangem Sten- gel vorkomme,, was eben eine Folge der verschiedenen Altersperioden ist. Auch andere Charaktere wechseln, je nach Standort und Alter. So tragen junge sehr krätige Pflanzen fast noch einmal so grosse Blüthenköpfe, als äl- tere oder kümmerlicher stehende Pflan- zen und ebenso zeigen solche junge kräftige Exemplare nur eine abstehende Behaarung aus ziemlich dicht gestellten, gegliederten, weisslichen oder röthlichen Haaren; an älteren Pflanzen, namentlich unter Einfluss der vollen Sonne und we- niger nahrhaftem Boden, zeigt sich aber auch noch ausserdem eine lose, spin- nenwebartige oder flockige Behaarung an den Stengeln und auf der Unterseite der älteren Blätter. Auch Schultz sagt 21 * 268 schon, dass die Behaarung bald dichter, bald loser sei. Der Hüllkelch endlich besteht aus Blättchen , die mit ihrem Grunde dach- ziegelförmig übereinander liegen. Die äusseren sind krautig, bandförmig-lan- zettlich, stehen mit dem oberen Theile ab, und ist deren oberer last löffelförmi- ger Theil zurückgeschlagen. Ihre Behaa- rung gleicht der der Blätter. Die inner- sten Blättchen stehen dagegen aufrecht, sind durchauskahl von einem breiten häu- tigen Rand umgeben, länglich und oben verbreitert. Die zurückgeschlagene Rich- tung der Spitzen der äusseren Blättchen des Hüllkelchs lässt sich dagegen nur an frischen Exemplaren deutlich erken- nen, an trocknen Exemplaren ist sie we- niger deutlich und erscheint wie durch das Trocknen veranlasst. Es gehört mithin die beistehende ab- gebildete Pflanze unzweifelhaft zu An- trospermum Kraussii C. H. Schultz, und deren Aufstellung als neue Art, welche ganz neuerdings auch weder von Passe- rini als A. floribundum versucht worden ist, ist unstatthaft. — Die Cultur des A. Kraussii schliesst sich der anderer einjähriger Pflanzen an, Aussaat im März in Töpfe oder in ein Treibbeet, jedoch in eine ungedüngte lehmige Erde, die etwas mit Sand und Torferde versetzt ist. Die jungen Pflan- zen müssen bald nach dem Aufgehen zu 1— 3 einzeln in Töpfe verstopft und unterm Einfluss des vollen Sonnen- lichtes so lange unter Glas gehalten werden, bis kein Frost mehr zu besor- gen ist, Sobald sich Blüthenstengel zeigen, benutzt man sie zum Auspflan- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zen auf sonnige Blumenrabatten, wo der erste Sommerflor schon abgeräumt wer- den muss, oder bepflanzt ganze kleine Grüppchen damit, die ausser sonniger Lage eine ähnliche Erdmischung be- sitzen, wie solche für die Samen em- pfohlen wurde; denn in gedüngtem fet- tem Gartenboden stocken kräftige Pflan- zen oft sehr schnell über dem Boden ab. Die Pflanzen werden mit ihren Blättern bald den Boden gänzlich be- decken und bei Sonnenschein ihre bril- lirenden Blüthenköpfe öffnen. Auch für sonnige Steinparthien und Bildung von Bordüren zu empfehlen. — Lässt man die Pflanzen im Topf, so müssen sie im Sommer noch einmal grösser gepflanzt werden und eignen sich dann im Sommer vorzüglich gut zur Decoration sonnig gelegener Balkone und Stellagen. Im Herbst bringt man sie ins kalte Gewächshaus, wo sie bis Weih- nachten, selbst in Petersburg fortblühen, wo um diese Jahreszeit alle Blumen und Blüthenknospen anderer Kalthauspflan- zen abfallen und abstocken. Es kann mithin diese Pflanze ebensowohl zum Sommerflor wie zum Flor in der blü- thenärmsten Jahreszeit empfohlen wer- den. — Erklärung von Tafel 335. Ein junges Exemplar, das die ersten Sei- tentriebe zu bilden beginnt. Eine äussere Schuppe des Hüllkelchs. Eine innere. Ein reifes Früchlchen von: vorn. Ein solches von der Seile. Ein noch unreifes Früchtichen mit dem Pappus. (E. R.) earrp I. Originalabhandlungen. 269 ec) Caragana microphylla Lam. Var. intermedia Rgl. (Siehe Taf. 336.) Leguminoszae. Caragana mierophylla Lam. Enceyel. meth. I. p. 615. D.C. Prodr. II. pag. 268. Ledb. fl. ross. I. pag. 568. Die Gattung Caragana vertritt in Si- birien die Gattung Robinia und werden die zu derselben gehörigen Arten in Russ- land Akazien genannt. Von der ge- meinsten Art der C. arborescens Lam.,, die im Ural, am Altai, am Baikal und in Dahurien vielfach verbreitet ist, wer- den in St. Petersburg ähnlich wie von Crataegus sanguinea Hecken gepflanzt. Dieselbe trägt hier jährlich Samen in grossen Massen und gehört zur Zahl der- jenigen Sträucher, die im Klima von S$t. Petersburg , wie es scheint, noch besser als in Deutschland gedeihen. Im Bota- nischen Garten zu St. Petersburg steht ein Strauch von ganz colossalem Um- fange von dieser Pflanze, welches wahr- scheinlich die Mutterpflanze ist, durch welche dieser harte Strauch in den Gär- ten Europa’s Verbreitung gefunden hat. Mit C. arborescens sehr nahe ver- wandt ist die C. mierophylla Lam. Die- selbe kommt gemeinschaftlich mit C. ar- borescens vor und unterscheidet sich durch mehrjochige (5—10jochige) Blät- ter, die im jungen Zustande weniger be- haart siud, kleinere mehr gerundete Blättchen, Kelchzähne die länger, d.h, so lang als 1/, der Kelchröhre sein sol- len und zusammengedrückte Hülsen. Auf den letzten Charakter legt ge- rade Ledebour das Hauptgewicht. Ver- gleichen wir aber die zahlreichen Exem- ” 9) ” ”) plare gerade des Ledebour’schen Herba- riums, so finden wir bei keinem dersel- ben Kelchzähne, deren Länge gleich !/, des Kelches, sondern es scheint sogar die Form der Kelchzähne ganz zu der von C. arborescens überzugehen. Die im hiesigen Garten befindlichen lebenden Exemplare von C. microphylla besitzen nun aber Kelchzähne, die ganz die Form der von C. arborescens haben und un- terscheiden sich nur noch durch zahl- reichere, kleinere, mehr gerundete Blätt- chen und fast gänzliche Kahlheit in der Jugend. Diese Pflanze ist es nun, die wir beistehend abgebildet und als Var. intermedia bezeichnet haben. — Es ist das ein niedriger, 6— 8 Fuss hoher, imKlima von St. Petersburg noch durchaus harter Strauch, der sich vom Grunde aus stark verästelt und Ende Mai und Anfangs Juni seine gelben Schmetterlingsblumen trägt. Blätter 5 —10jochig, am Grunde ist der Blattstiel mit 2 in scharfe Spitzen ausgehende Bracteen verwachsen, die nach dem Ab- fallen desselben als kürzere oder längere Dornen sitzen bleiben, was sowohl bei den cultivirten wie bei den wild gesam- melten Pflanzen bedeutende Abweichun- gen zeigt. Ueber dem letzten Blattpaar tritt der Blattstiel noch in Form eines Krautstachels hervor. Die Blättchen und jungen Aeste nur in der Jugend sehr kurz und angedrückt behaart, später kahl, die ersteren von rundlich-elliptischer oder verkehrt -ovaler Gestalt und aus der Spitze in einen kurzen Krautstachel ausgehend. Blüthenstiele achselständig, einblumig, unterhalb der Spitze geglie- 270 dert, bedeutend kürzer als das Blatt. Kelch röhrig, vorn abgestutzt und in 5 kurze mehr oder weniger scharf gespitzte Zähne ausgehend, die bei der vorliegen- den Abart 6mal und bei den Exempla- ren des Ledebour’schen Herbariums 4— 5mal kürzer als die Kelchröhre. Blumen gelb. Hülsen zusammengedrückt. Vermehrung durch Samen und auf freiem Standorte besser als in Strauch- gruppen gedeihend. — (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Erklärung von Tafel 336. Ein Zweig mit Blumen. Lebensgrösse. b. Der Grund eines Blattstiels mit den bei- den Nebenblättern. Vergrössert. c. Das Spitzenpaar der Blättchen mit dem als Stachel vortreienden Blatistiel. Ver- grössert. d. Die stachelförmigen Nebenblättchen nach 8 dem Abfallen des Blatistiels. Vergrös- serl, e. Ein Kelch von der Var. intermedia. Vergrössert. f. Ein Kelch von der Stammart. Vergrös- sert. — 2) Nachrichten von &. Wallis aus dem Innern Brasiliens. LrB eiriiich t Wir geben den Inhalt mehrerer aus- führlicher und einlässlicher Schreiben des Herrn Wallis theils im Auszuge, theils wörtlich wieder. Herr Wallis ist jetzt in der besten Lage, alle Aufträge auf Pflanzen und Samen gut und schnell auszuführen, Derselbe erklärt aber, dass er nur sol- che Aufträge ausführen könne, die zu- gleich mit einer Anweisung auf Zahlung an ein dortiges Haus begleitet seien, in- dem das Leben in Brasilien nicht nur theuer sei, sondern auch von dem Rei- senden selbst alle die vielen Auslagen besorgt werden müssen, welche der Transport zu Land und Wasser bis zu einem Hafen erfordert. Bevor wir nun auf die Schilderungen, die uns Hr. Wal- lis gibt, näher eingehen, wiederholen wir das schon in der letzten Nummer der Gartenflora Gesagte, dass nämlich Herr Wallis als ein eben so tüchtiger Gärtner, wie erfahren in der Botanik be- kannt ist, dass er ferner zu jenen eifri- gen und thätigen Männern gehört, die es sich zu der Lebensaufgabe gemacht haben, dem Gartenbau zu nützen, indem sie darnach streben, einestheils die Schätze der Tropenwelt in die Gärten Europa’s überzusiedeln und anderntheils uns jene so nothwendigen Winke und Belehrungen über den natürlichen Stand- ort und die Lebensverhältnisse so man- cher seltnen zarten Pflanze geben, ohne deren Kenntniss eine rationelle Cultur überhaupt nicht möglich ist. Wenn wir daher früher einmal in Betreff eines an- dern Sammlers gewarnt haben, demsel- ben Einzahlungen, erst nachdem man von solchen Sendungen empfangen, zu machen, so leistet gegentheils der solide Charakter und die Rechtlichkeit des Herrn Wallis genügende Bürgschaft, dass er alles daran setzen wird , seine Auf- traggeber für die geleisteten Einzahlun- gen vollkommen zufrieden zu stellen. Dass aber Herr Wallis gegenwärtig sich nicht nur in den Verhältnissen, sondern auch in Ländergebieten befindet, wo er eine Masse von Seltenheiten einzusenden im Stande ist, wird aus den folgenden Berichten am besten hervorgehen. Wir I. Originalabhandlungen. lassen nun dessen Berichte folgen. Der- _ selbe erzählt: Im Jahre 1859 gründete ich in Rio de Janeiro in Compagnie mit einem deutschen Kaufmann ein Gartengeschäft und be- schloss zum Zweck neuer grösserer Ein- führungen eine Reise nach den Aequa- torgegenden des Landes zu unternehmen, Leider empfand ich schon bald die nach- theiligen Wirkungen, welche die Han- deiscrisis auch auf Rio hervorbrachte, so dass ich mich stets nur auf das Nöthig- ste beschränkt halten konnte. Endlich fallirte mein Compagnon in seinem kauf- männischen Geschäfte und war ich seit- dem ganz auf mich angewiesen, Ich wandte mich nach verschiedenen Orten, um auf Öffentlichem oder privatem Wege die nöthigen Mitte] zur Fortsetzung der Reise zu erhalten. Der Beantwortung kann ich jedoch vor Ende April nicht entgegensehen. Bei meinem regen Eifer, der grossen Ausdauer, die ich für die schöne Sache habe, bei den vielen gu- ten Dispositionen, die mich überhaupt zur Reise begünstigen (und wohl selten einem Reisenden in solchem Grade zu Gebote stehen), wäre es nicht allein für mich, sondern gewiss auch für Viele doppelt zu bedauern, wenn ein so weit gediehener Plan im besten Gange un- terbrochen werden müsste. Vor Allem begünstigen mich die Unterstützungen, die mir die Regierung angedeihen lässt, indem sie mir freie Reise auf den Dampf- schiffen von Rio bis ins Peruanische hinein gestattet, wie auch mich mit ver- schiedenen Empfehlungen an die Präsi- denten versah, Durch meinen 7jährigen Aufenthalt in Brasilien erwuchsen mir viele Vortheile, meine Sprachkenntniss, Acelimatisation, persönliche Bekannt- schaften und Empfehlungen hier und dorthin, und endlich darf ich mich rüh- men, ven den die Reisenden gewöhnlich jetzt sammelte ich 271 befallenden Krankheiten, wie Fieber etec., bis heute noch verschont geblieben zu Bein. Gerade hier am Amazonenstrom wäre so gute Gelegenheit geboten, Palmen zu beschaffen und die hier vorkommenden sind zumal noch wenig oder nur dem Namen nach in Europa bekannt, Schon die Palmensamen, schichtete sie ein und hoffe so mit der Zeit eine ansehnliche Collection zu Stande zu bringen, Augenblicklich befinde ich mich, wie Sie oben ersehen, in Santarem, einer Villa am rechten Ufer des Amazonas und 200 Leguas oberhalb Para belegen, denke jedoch meine grössere Reise nach Peru anzutreten, Diese Reise werde ich in Gemeinschaft mit dem franz. Sammler Barraquin machen, der schon oben war und Localkenntnisse besitzt. Ueber sämmtliche mir interessante oder neue Pfianzen führe ‚ich Zeichnungen und namentlich entwerfe ich solche von den Palmen, Ganz verwundert war ich, in einem Artikel (Aprilheft 1860, Illustr. hort.) zu lesen, dass die Existenz der Phenaco- spermum amazonicum noch bezweifelt wird. Im Interesse der Sache bemerke ich, dass ich diese hier vorkommende Musacee nie anders, wie auf hohem Schafte blühen sah, und dass sie mit ihren Blüthen 20 — 30 Fuss hoch auf- ragt. In der Richtung vom Süden nach Norden aufgehend, traf ich sie zuerst in den feuchten Niederungen der Comarca Vianna(Prov. Maranhao)aufdem 3. Breiten- grade an. Der Stamm ist: gewöhnlich leicht gebogen, und im Verhältniss zur Höhe schwach. Die Rudera der abge- fallenen Blätter geben ihm ein etwas ungleiches unordentliches Ansehen, Nie steht diese Species isolirt, sondern ge- wöhnlich kleine Colonien bildend im Dun- 212 kel der Wälder, am liebsten in der Nähe des Saumes derselben und wo Wasser existirt. Sie gedeiht übrigens auch auf trocknern Stellen. Der Same ist schwarz und der Arillus lebhaft zinnoberroth, weshalb er auch von den Timbira-India- nern zur Zierde auf die Brust geklebt wird. Warum aber merzt man den alten Namen Urania gänzlich aus, indem man ihn weder hier noch dort beibehalten zu wollen scheint? Der Name war ja ein- mal da, und hat mit den generischen Merkmalen nichts zu thun. Interessant ist ferner eine schwim- mende Mimosa. Sie ist wohl noch neu und sehr interessant. Sie wächst voll- kommen schwimmend auf ruhigem Was- ser. Ihre Stengel sind ausserordentlich aufgetrieben, von schwammiger Materie, daher ihre specifische Leichtigkeit. Sie ist von Ansehen schöner und vollaubi- ger wie M. pudica und ebenfalls in gleichem Grade sensitiv. Bei guter Cul- tur dürfte sie selbst metallischen Stahl- glanz hervorbringen, wie ich an üppigen Exemplaren schon sah. Die Blüthen stehen einzeln gehäuft auf 6 — 8 Zoll hohen aufgerichteten Stielen. Die Scho- ten einfach 2klappig, ohne stehenbleibende Rahmnähte. Ihre Sensitivität ist um so aufiallender, als sie auf dem Wasser stets mehr Schwankungen ausgesetzt ist, wie an andern Orten *). An andern in- teressanten Pflanzen beobachtete ich: Im Innern der Prov. Maranhao fand ich niedrige Maranta vom Aussehen der M. regalis, jedoch schöner gezeichnet, indem neben den zwei rthen Strichen je noch ein weisser herläuft. Unterhalb ebenfalls roth und sonst überall glatt. *) Die in Rede stehende Pflanze ist wahr- scheinlich Neptunia (Desmanthus) natans Lour, (E. R,) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Da sie in ihren verschiedenen. Entwick- lungsphasen sehr varüirt, so möchte ich sie als mit jener identisch oder doch sehr verwandt erklären. Ein Phrynium hier gefunden, das sich durch weisse breite, wie Flügel be- schaffene Membranhäute zu den Seiten der Stengel auszeichnet. Blüthen paar- weis, weiss, in starken Bracteen ge- knäuelt. Eine Maranta mit mehlartiger Bestäu- bung, Aehre lang einfach, blüht weiss. Blatt lebhaft grün. Von vielen schönen dankbar blühen- den Pflanzen empfehle ich namentlich einen reizenden Polygalastrauch, der mit vielen hängenden Trauben blassrother Blumen geschmückt ist. Mittlerer Blatt- nery unterhalb roth, hier und da dor- nige Auswüchse. Diese Art dürfte in Masteultur von ganz besondern Effect wer- den und scheint auch eine solche Behand- lung uns die geeignetste zur Blüthener- zielung zu sein, indem sie nur endständig blüht. Sie erinnerte mich durch ihre et- was phantastische Blumenform leicht an die Dielytra-Arten und in der That sind ja die Fumariaceen den Polygaleen in vieler Beziehung nahestehend. Ihre Cul- tur dürfte leicht sein, da aller Vermu- thung nach das Holz ganz geeignet ist zur Vermehrung durch Stecklinge. Eine eigenthümliche Wasserpflanze in der Prov. Maranhao, daselbst Murure genannt, Ihre vielspaltigen Blätter ha- ben viel Analoges mit unserm Ranuncu- lus aquatilis, jedoch mit dem besondern Um- terschiede, dass der Pflanze das Prädicat: „Viviparus“ im ganzen Sinne zukommt, denn überall bilden sich junge Pflanzen, die selbstständig werden, sobald das Mutterblatt abstirbt und niederfällt. Da ich die Blüthe nicht sah, kann ich nicht einmal das Genus bestimmen, Ich cul- I, Originalabhandlungen. tivirte sie schon in einer Schale, wo sie sich rasch vermehrte. Eine schlingende Oonvolvulacea mit dichten Sträussen niedlicher lebhaft gel- . ber Blumen. Für die Cultur sehr zu empfehlen, da sie sehr lange, voll und schön blüht. Das Blatt ist einfach herz- förmig zugespitzt. Hoch kletternd. Eine Passiflora, mit lebhaft zinnober- rothen Blumen, aus der Abtheilung Gra- nadilla. Die Blätter haben eine sehr abweichende Form. Capseln von Tau- beneigrösse, grün und nur wenig an- setzend. Diese dürfte die schönste der bis jetzt bekannten rothblühenden sein. Eine andere, ebenfalls prächtige Art, deren Blumen der P, Imperatrice Eugenie sehr ähnlich sind; jedoch schöner, voll- blühender, wie überhaupt in jeder Be- ziehung empfehlenswerth. Sie blüht in grossen herabhängenden Bouquets , oft 6 — 8 zu gleicher Zeit. Ich zählte an einem Stocke schon über 60 geöffnete Blumen. Der Wohlgeruch dieser Art ist ausserordentlich stark. Schon in weiter Ferne glaubte ich nichts anderes, als blühende Ingasträucher in der Nähe zu haben, ich suchte nach und fand den entzückenden Flor besagter Pflanze. Die Früchte von der Grösse eines Gänseeies, sehr schmackhaft und zahlreich. Das Blatt ist lanzettlich oval, kurz gespitzt, ganzrandig, glatt. Eine andere ähnliche Passiflora sehr kräftig im Wuchse, ist durch den. 2strah- ligen Fadenkranz ausgezeichnet, Der äussere ist kürzer und mehr abstehend wie der innere. Blatt 5—7theilig, dann aber um so dankbarer blühend. Ein besonderes Augenmerk werde 273 ich auf Wasserpflanzen richten und sol- che lebend unter meiner Aufsicht nach Europa zu bringen suchen. Es sind hier von Amazonas sicher noch viele schöne neue Arten in diesem Genre; und auch fand ich ja so viele schon auf früheren Rei- sen. Gestern z. B. fand ich eine ori- ginelle Jussieua, auf der Oberfläche des Wassers schwimmend. In Abwe- senheit der Blume würde ich solche si- cher nicht für eine Jussieua gehalten haben. So bescheiden das Pflänzchen in seinen Blättern ist, so lieblich, so reizend nehmen sich die Rosetten aus etlichen 100 Blättern gebildet, aus, und dürften einen interessanten Zuwachs der Aquarien abgeben. Keine andere Pflanze dieser Familie verdiente den Namen na- tans, wie diese Art, eine Benennung jedoch, die Humb. und Bonpl. schon einer andern gaben. Ich bemerke noch, dass sie keine vesiculae trägt. Eine Pontederiacea mit prachtvol- len grossen Blumensträussern, meist, im Centrum des oberen Blattes ein ultra- marinblauer Fleck mit gelbem Stern. Die Petalen sind zierlich ausgefranzt. Blatt nicht wurzelständig, sondern an den Stengeln sich bildend, weithin wu- chernd und ganze Seen mit ihren Blumen schmückend. Blasen nicht vorhanden, Blatt gross, nierenförmig, auf erhobenem Stengel. G. Wallis, Naturaliste voyageur, Para, Brezil (casa do S$nr. Fournier, Consul francais.) (Fortsetzung folgt.) 274 3) Cultur der Gartenflora Deutschands, Russlands und der Schweiz. Champignons. Vom Herrn Gratscheff in St. Petersburg. 1) Construction desChampignon- Hauses. Zur Cultur derChampignons im Gros- sen und zu jeder Jahreszeit ist es noth- wendig, ein besonderes Gebäude zu die- sem Zwecke aufzuführen, und zwar auf einer trockenen erhabenen Stelle, die im Frühjahr nicht unter Wasser geräth. Das Gebäude kann bis 12 Faden (1 Fa- den gleich 7 Fuss Englisch) lang und 3 Faden 2 Arschine (1 Arschine gleich 21/; Fuss Englisch) breit sein. Eine grössere Länge ist unzweckmässig , in- dem die Temperatur bei grösserer Länge schwer zu reguliren ist. Der Bau wird folgendermassen ausgeführt. Für jede Längswand wird ein Graben von 1 Ar- schine Tiefe gegraben , wobei die Erde neben den äussern Rand hinausgewor- fen wird, In diesen Längsgraben wer- den darauf Gruben von 11/, Arschine Tiefe in einer gegenseitigen Entfernung von 1 Faden gegraben, in welche dann Pfosten von 1 Faden Länge senk- recht eingesetzt werden. Die oberen Enden dieser Pfosten werden durch Bal- ken der Länge des Hauses nach ver- bunden. An den Enden des Hauses werden die Querwände aufgeführt, wo- bei jedoch in der einen Wand eine Oefi- nung für eine Thür, die eine Tragbare bequem durchlässt, nachgelassen werden muss, Im Innern des Gebäudes werden in einer Entfernung von 39/4 Arschinen von den Seitenwänden 2 Arschinen tiefe Gruben gegraben, die um einen Faden von einander entfernt sein müs- sen. In diese Gruben werden Pfosten von 4l/g, Arschinen Höhe eingesetzt, deren Enden ebenfalls durch Längsbal- ken verbunden werden. Diese 2 Pfo- sten-Reihen, die auf 31/, Arschinen von einander stehen, werden aber auch durch Querbalken verbunden. Auf diese Quer- balken wird dann die Lage gelegt, wo- bei jedoch die Bretter nicht in einer IN RIoV/ ZZ UI I —— 7, I. Originalabhandlungen. Ebene neben einander gelegt werden müssen, sondern in 2 Ebenen, so dass die oberen die Zwischenräume der un- Eine solche Lage bildet teren decken, NIS al S S 1} 215 keine Ritzen und erlaubt also nicht der Erde, die auf die Bretter aufgeschüttet und aus dem Innern des Gebäudes ge- nommen werden muss, in’s Innere durch- D B u 7 & 6 Dan 2 | al == = Tr zufallen. Jetzt erst können die geneig- ten Querbalken gelegt werden, da durch das Aufschütten der Erde die 2 inneren Pfostenreihen sich erst setzen müssen. Darauf werden die äusseren Pfosten- reihen von Aussen mit Brettern beschla- gen und folglich die Längswände ge- schlossen. Nun müssen auch die ge- VRARETRERED neigten Seitenlagen gelegt; ‚werden. Zu diesem Zwecke dienen am besten die Unterlagen, welche auf Böten, die zum Transport von Oel dienten, gebraucht worden sind. Da dieselben mit Oel ge- tränkt, also dauerhaft, und dann auch Längs- und schiefe Quer-Rinnen besitzen, welche den Wasserabfluss sehr_erleich- 276 Y I) | | |] [1 IH) IK) tern. (Fig. 3.) Die Enden der Lage müssen über die Seitenwand reichen, damit das ab- flilessende Wasser über die Seitenwände hinweglaufe. Diese schiefen Seitenla- gen, als auch die Seitenwände werden darauf mit Erde, die aus dem Innern des Hauses genommen wird, bedeckt. Wenn man die Erde im Innern des Hau- ses auf 1 Arschine Tiefe ausgräbt, so reicht es hin, um die Lage auf 1/, Ar- schine Dicke mit Erde zu decken. Im Falle man Mangel an Raum hat, wird eine zweite Wand in einer Entfer- nung von 1 Arschine aufgeführt und der Zwischenraum mit Erde aufge- füllt. Noch vortheilhafter ist es, die Wand, welche zur Morgenseite gekehrt ist, als Wand für ein Gemüsehaus zu verwenden, so dass sie als Scheidewand der beiden Häuser dient. Sehr vortheilhaft ist es, am untern Rande des Daches Schling- pflanzen, besonders Kürbisse zu ziehen, indem dieselben nicht nur dem Gebäude zur Zierde dienen, sondern auch die Erde vor dem Austrocknen schätzen und so das Innere vor übermässiger Hitze bewahren. Zugleich wird dadurch auch der freie Raum zweckmässig benutzt. Da der mittlere Theil des Daches nicht ab- schüssig ist und Feuchtigkeit sich an- sammeln würde, so wird über diesem Theile ein kleineres zweites Dach ge- I 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und de Schweiz. Daches bringt man Luftlöcher an, die geschlossen werden können. 2) Dieinnere Einrichtung des Hauses. Wenn die Erde aus dem innern Raum des Gebäudes herausgenommen ist, so wird längs jeder der Seitenwände eine Bank errichtet von der Breite, dass zwi- schen ikr und der nächst innern Reihe der Pfosten ein 3/4 Arschine breiter Raum zum Durchgange frei bleibt. Die Höhe dieser Bark ist beim Durchgange 1!/ Arschine, an der Seitenwand aber 1 Arsch. 2 Werschok, so dass die Bank _ eine Neigung zur Seitenwand besitzt. Im Zwischenraume zwischen den beiden innern Pfostenreihen werden 2 Bänke, welche die ganze Breite des Zwischen- raumes einnehmen, über einander errich- tet. Die obere Bank wird jedoch ganz zuletzt errichtet, denn die untere Bank wird benutzt, um längs ihr den für die Beete nöthigen Dünger auf Schubkarren einzuführen. Wenn der Dünger für die Beete, die sowohl unter, als auf den Bänken errichtet werden, an Ort und Stelle gebracht ist, so wird der für das noch zu errichtende oberste Beet im Mittelraume, der nöthige Dünger auf die Durchgänge geschüttet und dann erst wird die oberste Bank für’s Beet errich- tet. Was die Quantität des Düngers anbelangt, so muss auf I Quadratfaden 8— legt, das man nach Belieben abheben | 10 Schubkarren Dünger geliefert werden. kann. An dem abschüssigen Theile des Obgleich der Dünger die nöthige nn I. Originalabhandlungen. Wärme liefert, so ist es doch rathsam, einen Ofen für jeden Fall zu errichten, den man in der Ecke beim Eingange zu stellen kann. 3) Vorbereitung des Düngers. Der für die Beete nöthige Dünger muss schon einige Zeit vor seiner Ver- wendung vorbereitet sein. Der Pferde- dünger wird aufeinen besonderen Raum in dünnen übereinanderliegenden Schich- ten aufgeführt, wodurch er, ohne sich zu erhitzen, compacter wird. Für ein Gebäude von 4 Faden Länge sind unge- fähr 50 Fuhren Dünger nöthig. Kurzer Dünger mit wenig Stroh wird zu die- sem Zwecke vorgezogen. Wenn der Dünger 1/,—1!/, Arsch. hoch aufgeführt worden ist (im Winter höher als im Sommer), wird er mitErde bedeckt und wenn er sehr trocken war, so wird er vorläufig begossen. Ist der Dünger zu kurz , so wird ihm strohhaltiger Dünger beigemischt, enthält er aber zu viel Stroh, so wird ihm verotteter Treibbeet- dünger beigemischt. Das behäufelte Düngerlager wird 2 Arsch. hoch aufge- führt. Wenn sich der Dünger gehörig erwärmt hat, so wird er umgeworfen, wobei man abermals darauf achtet, dass er nicht zu trocken, zu kurz oder zu strohhaltig sei. Zwei Tage später wird der Dünger verwendet, indem die unteren Beete mit demselben locker 10 Wer- schok (1 Werschok — 13|, Zoll Engl.) hoch gefüllt werden, darauf wird nicht zu stark festgestampft und ähnlich wer- den auch die übrigen Beete eingerichtet und das Feststampfen geschieht mittelst eines Ziegelsteines, den man mit einer Schnur umbindet und unter letztere die flache Hand einführt. Alle Beete werden gleichmässig 10 Werschok hoch ge- macht, wobei alle Luftlöcher und die Thür geöffnet werden, damit der Dün- 277 ger sich abkühle. Ist die Hitze zu gross, so wird an dem einen Ende des Gebäu- des die Erde vom Dache herabgeworfen und das Dach an dieser Stelle auseinan- dergenommen. Zwei Tage später müs- sen die Beete zum zweiten Male festge- stampft worden, was im Ganzen bis Amal wiederholt wird. Wenn der Dünger feucht war, so muss das Beet lockerer sein, damit die überflüssige Feuchtigkeit sich verdampfen kann. In Folge dieser Behandlung fällt die Dicke des Beetes auf 6 — 7 Werschok. Wird das Beet weniger dick, so muss noch Dünger auf- geführt werden. Ist der Dünger zu feucht, so faulen die Pilzfäden sehr leicht, ist er aber zu trocken, so kommen die Pilzfäden auch um. Im letzten "Falle muss man das Beet begiessen und zwar zweimal zu ge- ringen Quantitäten , damit die Feuchtig- keit das Beet durchdringe. Bei der Aussaat muss die Tempera- tur des Beetes 14° R,, die der Luft 80 sein. Das Verfahren der Aussaat, oder richtiger des Setzens ist folgendes: In den Beeten werden mit der Hand, oder, wenn das Beet sehr fest ist, mit ei- nem eisernen Haken Gruben von 1/a Werschok Tiefe und 7!/, DJ Werschok Fläche ausgegraben. Die Gruben ste- hen in abwechselnden Reihen in einer Entfernung von 12 Wersch. in jeder Reihe. In den Seitenbeeten werden 3 solche Reihen, in den Mittelbeeten 4 Reihen gemacht. In jede Grube legt man eine von den Pilzfäden durehfloch- tene Erde und deckt sie mit dem aus der Grube entfernten Dünger und drückt denselben mit der Hand nieder, damit kein Zwischenraum bleibe. Nach 10 — 15 Tagen fängt eine neue Entwicklung von Pilzfäden an. Die Temperatur des Hauses wird nun wo möglich auf 100 gebracht, es können jedoch im Sommer 278 auch 140 sein. Wenn nach 14 Tagen die Entwickelung noch nicht begonnen hat, wovon man sich jedesmal überzeu- gen muss, So wartet man noch 5 Tage. Hat die Entwickelung begonnen, so wird auf die Oberfläche des DBeetes eine Schicht von feinem Dünger , die jedoch nicht höher als 1 Werschok sein darf, gelegt, wodurch zugleich alle Uneben- heiten, die bei der Einrichtung der Gru- ben entstanden waren, geebnet werden. Ist die Schichte dicker, so erhitzt sie sich bald und bedingt dadurch ein Fau- len der Saat. Der aufgeschüttete Dün- ger muss kein Stroh enthalten und wird mit einer Schaufel festgeschlagen. 5—7 Tage später wird eine sehr dünne (la Zoll) Erde auf die Oberfläche des Bee- tes gebracht, um die Feuchtigkeit zu- rückzuhalten. Als beste Erde dient zu diesem Zwecke leichte Humuserde aus einem Gemüse -Warmbeet. Die Erde darf nicht sehr feucht sein, damit sich der Dünger nicht zu sehr erhitzt. Die unteren Beete werden immer zuletzt eingerichtet und dienen zur Regulirung der Wärme, indem man bei zu niedri- ger Temperatur den feinen Dünger in gleich dicker Schichte, wie auf den obe- ren Beeten, nach der Aussaat auf- schüttet. Ist es dagegen genügend warm, so wird eine dünnere Schichte aufgetragen. Nachdem die unteren Beete ebensoweit sind, als die oberen, schüttet man auf die letzteren noch so viel Erde, dass die ganze Schichte mit der früheren Erde ®/; Wersch. dick sei und wird mit einer Schaufel angeschlagen. Im Fälle Källe eingetreten ist, werden die 4 unteren Beete ebenso hergerichtet, wie die 3 oberen, dabei muss jedock darauf geachtet werden , dass die Beete unter der Erde sich nicht zu sehr er- hitzen. Die Temperatur des Hauses muss auf 8° und nicht über 10° stehen, steigt sie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. höher, so öffnet man die Thür, da im entgegengesetzten Falle die Aussaat ver- fault. 4 Die Cultur der Cham- pignons. Durch Bespritzen der Erde beugt man dem Austrocknen derselben vor, wobei jedoch keine Pfützen entstehen dürfen. Auch in späterer Periode, wenn die Pilze sich gezeigt haben, darf die Erde nicht zu sehr austrocknen, da die Pilzfäden dadurch vertrocknen und die Pilze absterben , es muss also die Erde bespritzt werden und zwar jede Woche ungefähr einmal. Das Gesagte bezieht sich übrigens nur auf die unteren Beete, da die drei oberen im Winter gar nicht begossen werden. Sobald die Pilze ihre gehörige Grösse erlangt haben , werden sie ausgebrochen, Den grössten Werth haben die Pilze, solange der Hut sich noch nicht vom Strunk gelöst hat. Die Anforderungen sind jedoch verschieden; in Petersburg z. B. werden die kleinen Pilze, die im Querdurchmesser 1 Wer- schok nicht übersteigen, vorgezogen; in Moskau werden die grösseren jedoch mit geschlossenem Hute bevorzugt. Wo man Pilze entfernt hat, muss die Erde sorgfältig geebnet werden, damit sich das Wasser an diesen Stellen beim Be- giessen nicht ansammelt. Die Zucht der Pilze beginnt auf die beschriebene Weise im September und dauert bis zum Mai und selbst den ganzen Sommer durch, im Falle derselbe nicht heiss ist. Wenn im Frühjahr die Temperatur im Hause zu steigen anfängt, so wird die Erde voın mittleren Theile des Daches herab- geworfen und 3 Bretter der Lage wegge- nommen, wobei die Luftfenster geschlos- sen werden müssen, damit kein Zugwind entstehe, Sobald nun die 3 oberen Beete auszutrocknen anfangen, müssen sie be- I. Originalabhandiungen. gossen werden. Zuweilen gelingt es, die Temperatur auf 8° zu erniedrigen und dann entstehen neue Pilze, wenn aber die hohe Temperatur länger als 2 Wochen anhält, so ist die Entstehung neuer Pilze unmöglich und das Cham- pignon-Haus bleibt bis zum Herbste ohne Gebrauch, Im Herbste fährt man den Dünger aus und verwendet ihn zum Düngen der Beete. Hat man die Einrichtung der Cham- pignon-Beete Anfangs September begon- nen, so werden dieselben im Laufe ei- nes Monats fertig und die Pilze erschei- nen 4 — 6 Wochen nach der Aussaat, also gegen Mitte November und zwar zuerst auf den unteren Beeten, und dann erst, 2 — 3 Wochen später, auf den oberen. Auf den unteren Beeten ist die Entwickelung der Pilze stärker als auf den oberen und die Ernte im Laufe des Winters ergiebiger. Bei re- gelmäsigem Entwickelungsgange können die Pilze jeden zweiten Tag gesammelt werden. Bei aufmerksamer Cultur er- scheinen die Pilze meist gruppenweise und diese Gruppen erscheinen meistens im Mittelpunkte von drei Gruben, da hier die Pilzfäden , die sich nach allen Seiten erstrecken, zusammenstossen und dadurch eine kräftigere Entwickelung bedingen. In einzelnen Fällen bilden sich ungewöhnlich reiche Gruppen, von denen solche aus 90 Pilzen (die kleinen ungerechnet) gar nicht selten sind. Sobald die Temperatur nicht unter 10° gebracht werden kann, hört die Ent- wicklung der Pilze auf. Will man im Sommer Pilze ziehen, so werden die Monate April und Mai als die zweckmässigsten zur Einrichtung der Beete angesehen. Der zu dieser Zeit verwendete Dünger besteht aus 2 Theilen Pferdedünger und 1 Theil Kuh- dünger. Letzterer enthält mehr Feuch- 219 tigkeit und erhitzt sich nicht so sehr. Die Beete müssen eine weniger dicke Schichte bilden. Die Aussaat geschieht auf die beschriebene Weise, die darauf folgende Düngerschicht wird so dünn als möglich aufgeführt, um ein Erhitzen der Beete zu verhüten. Die weitere Cultur bleibt dieselbe wie im Winter. Die im April eingerichteten Beete tra- gen im Juni und Juli. In heissen Som- mern, wenn die Temperatur nicht unter 10° im Hause fällt, kann keine Ent- wickelung der Pilze stattfinden. Will man die Pilze nicht in grossen Massen ziehen, so braucht man kein besonderes Gebäude und ein Kasten, der auf die beschriebene Weise zum Beete eingerichtet wird, genügt vollkom- men dem Zwecke. Einen solchen Ka- sten kann man dann an einen frostfreien Ort oder in ein Gewächshaus, in dem die Temperatur nicht über 80 steigt, stellen. Isi der Ort, an dem der Ka- sten steht, hell, so muss er bedeckt werden, weil die im Hellen gewachsenen Pilze an Güte verlieren und röthlich werden, während die im Dunkeln erzo- genen Pilze vollkommen weiss sind. Endlich kann man bei Mangel eines Locales im Sommer die Pilze auch im Freien ziehen, indem man die Beete so anbringt, dass sie durch ein Gebäude gegen die Einwirkung der Sonne ge- schützt sind. Um diese Beete gegen Licht und Regen zu schützen, werden sie mit Brettern oder Läden gedeckt, auch muss dafür gesorgt sein, dass die Beete nicht von unten überflüssige Feuch- tigkeit erhalten. 5) Die zur Aussaat verwendeten Pilzfäden. Zur Aussaat werden nicht die Spo- ren, sondern die Pilzfäden oder das My- celium verwendet. Wild wachsende Cham- 280 pignons trifft man meistens an solchen Stellen, wo zufällig Pferdedünger auf ei- nen festen trockenen Boden zu liegen kam. Sie erscheinen auch auf Dünger- haufen, am häufigsten jedoch auf Warm- beeten, die auf trockenen, sandigen Stellen errichtet worden sind, oder auf feinsandigem, humusreichem Boden. Die Erde mit den sie umgebenden Pilzfäden wird zur Aussaat verwendet, dabei muss darauf geachtet werden, dass die Fäden weiss und nicht zu dick seien, da dicke Fäden von alten Pilzen abstammend untauglich sind. Nach dem Geruche unterscheidet man auch die Güte der Aussaat, indem gute Pilzfäden einen starken Champignon - Geruch besitzen, alle verdorbene Fäden riechen dagegen schwach und etwas säuerlich. Die in den Warmbeeten freiwillig entstandenen Pilzfäden werden Ende August in Körbe gelegt und an einem kühlen Orte, wo sie sich nicht erhitzen können, gehalten. Hier werden sie mit Matten bedeckt bis zum Januar aufbewahrt. Das Aufbe- wahren kann jedoch auch auf andere Weise erzielt werden. Die im August gesammelten Pilzfäden werden in einem Schuppen ausgebreitet und getrocknet und in Körben den Winter über an ei- nem frostfreien Ort aufbewahrt. Die Entwickelung der frischen Pilz- fäden beginnt nach 9 — 12 Tagen, die der getrockneten etwas später und für die letzteren müssen die Beete auch feuchter sein. Trockne Pilzfäden haben den Vortheil, dass sie im Frühjahr auf weite Strecken ohne Nachtheil versandt werden können. 6. Die Krankheit der Cham- pignons. Wenn beim Erscheinen der Pilze die Temperatur, aus Mangel an Aufsicht, bis Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 150 gestiegen ist, so fangen die Fäden an zu faulen, werden röthlich und die Pilze selbst erhalten Flecken. Die Flecken erscheinen ursprünglich auf der Oberfläche des Hutes werden grösser und dringen auch in’s Innere des Flei- sches, welches dadurch eine dunkle Fär- bung und einen unangenehmen säuerli- chen Geschmack erhält. Dasselbe ge- schieht auch in Folge von unvorsichti- gem Begiessen. Im Winter ist diesem Uebel schwer abzuhelfen, Als einziges Mittel dient dann das Heizen des Ofens und Lüftung, was jedoch nicht immer hilft. Im Frühjahr öffnet man die Lage und die überflüssige Feuchtigkeit ver- zieht sich dann leichter aus den Beeten und die Flecken verschwinden. Der Ofen ist von besonderem Nutzen in den Fällen, wenn die Temperatur, in Folge einer mangelhaften Einrichtung der Beete, unter 8° sinkt. Die Anwen- dung der Ofenwärme ist jedoch mit nach- theiligen Folgen verbunden, indem die Luft dabei zu sehr austrocknet und die Becte oft begossen werden müssen, ein öfteres Begiessen den Pilzen aber scha- det. Auf die Einrichtung der Beete muss also die grösste Aufmerksamkeit gerichtet werden. Unter den verschiedenen Thieren, die das Champignon - Haus bewohnen, sind die gefährlichsten die Asseln, in- dem sie die Pilze anfressen und Gruben ausnagen. Die Cultur der Campignon begann in Petersburg ungefähr vor 40 Jahren. Gratschefi, Gemüsegärtner. Wir haben diesem Aufsatze nur nach- zutragen, dass in der Welt kaum ein zweiter Gärtner existirt, der so schöne und viele Champignons erzieht, als Herr Taf! 3 & 4 IA _- sen ZI. lat: 1772 Caropa PLA PR OGe GL I. Originalabhandlungen. 281 Gratscheff, der den Markt von St. Peters- | mit Champignons versieht und solche burg und Moscau zum grossen Theil | zu Hunderttausenden erzieht, (E. R.) 4) Biehrichs allgemeine grosse Blumen- und Pflanzenaus- stellung. Wiederum hat die Munificenz Seiner Hoheit des Herzogs von Nassau dem in unserm realistischen Zeitalter solch hochpoetischen Genüssen entwöhnten Publikum nicht nur seine idealen Win- tergärten geöffnet, sondern durch den Anbau einer prachtvollen gigantischen Austellungshalle, mehr aber noch durch wahrhaft fürstliche Prämien auch Fach- männer ermuntert, durch Erzeugnisse ihrer Kunst das Werk krönen zu helfen, Doch was helfen die Opfer von Tau- senden, wenn nicht des ausführenden Meisters kunstgeübte Hand all das bau- würdige Material zu einem harmonischen Ganzen verflicht, und so ist es zunächst unsere Pflicht des Altmeisters Thele- mann, Direetor der herzoglichen Gärten in Nassau zu gedenken , denn diesem einzig Seiner Kunst lebendem Manne ist es zu danken, dass von all den immen- sen Opfern kein Tröpfehen unausge- beutet im Strome verinnt! Doch zum Hauptzwecke dieser Zei- len, den Lesern Ihrer vielgelesenen Zeitschrift die Eindrücke wiederzugeben, die für Tausende von Besuchern die schönsten Stunden ihres Lebens umfas- sen, — Stunden, die genügen, selbst de- nen, die für Poesie sonst keinen Sinn haben, das Herz zu öffnen; und im Voraus muss ich gestehen, es ist keine kleine Aufgabe, das Alles wiedergeben zu wollen, doch es sei versucht. Zur bessern Orientirung ist Local- kenntniss unerlässlich, und so stellen Sie sich einen eirca 51,0007]' umfas- senden Raum vor, der mit den verschie- VIII, 1861, denartigsten Unterbrechungen, als Per- spectiven von über 300° Länge dennoch ein harmonisches Ganze bildet — ein Glashäusercomplex , der durch seine grossartigen Decorationen uns in einen Park idealer Form versetzt, doch mit all seinen Abwechslungen von traulichen Plätzchen, feenartigen Cascaden, Augen- blendenden Blumenmeeren, dunkeln Hai- nen, sprühenden Fontainen, Lianengän- gen, Tropenvegetation repräsentirenden Palmen, einen Eindruck hinterlässt , der Sich kaum je verwischen kann. Wodurch ist’s aber möglich, das in nur durch schmale Gänge verbundenen Glashäusern zu erzielen? Stellen Sie Sich zwei grosse Längenfronten , von je über 100° Länge vor, die durch 5 Quer- fronten mit einander communiciren und an deren hinteren Ausgangspunkten, ne- ben der eigens angebauten grossen Aus- stellungshalle noch einige gigantische Glashausbauten den Uebergang vermit- teln, Was nach diesem der schaffenden Hand des Künstlers, im Verein mit den Ausstellern übrig blieb, will ich versu- chen zu schildern und nochmals kehren wir zum Eingang links zurück, um ei- nen speciellen Rundgang zu machen. An der linken Seite der Prachtbau- ten treten wir ein. Das Auge fesselt zunächst eine Perspective von über 300°, es ist ein überwältigender Anblick, vom Glasdach kaum eine Spur, denn riesen- hafte Neuholländer bilden an beiden Sei- ten ein Laubdach , unter welchem fein gewundene Wege, mit Rasen und Moos umsäumt und von bunten Hemerocallis 22 282 mit überhängenden Dracaenen vermengt, den Uebergang zu den von Blüthen strotzenden Epacrideen, Amaryilideen und Bromeliaceen bilden. Ausserdem grosse Marmor- oder reich verzierte Thon-Va- sen mit Yucca-Arten und zwischen die- sen wieder riesige Stämme von Dracae- nen, welche der Moderichtung des Ge- schmacks , insofern Rechnung tragend, als sie die für zu einförmig geltende Decoration selbst der kostbarsten und verschiedenartigsten Neuholländer wohl- thuend unterbrechen. Es ist dies aber nicht allein, was diesen Haupteingang als meisterhaft arrangirt erkennen lässt, denn ausserdem wechseln Ruhebänke, Nischen , kleine Bassins mit Fontainen oder hinter denselben kleine, mit dem Hauptweg in Verbindung gebrachte auf- steigende Hügel wohlthuend ab. Einen Haupteffect bilden aber jene 5 Quer- fronten, deren reicher Inhalt von Protea- ceen, Ericeen und Epacris ete. meist in kräftigen Exemplaren, einen herrlichen Anblick gewähren. Eine derselben gibt ein überraschendes Bild; schon wähnt man den Gipfelpunkt der Ausstellung erreicht zu haben, namentlich aber, wenn wir auf den Gipfel des hinter dem Bassin sich erhebenden kleinen Hügels zurücktreten und hier ein unabsehbares Meer der reichst blühenden Camellien vor uns haben. Der hindurch führende Weg ist durch zwei reich decorirte Va- sen unterbrochen, das Glasdach verhül- len üppige Lianen dem Auge, während riesige wiederum mit Epheu und Camel- lien reich decorirte Ampeln, gleichsam würdige Schlussteine des Ganzen bilden, Kaum können wir uns trennen von die- sem selbst perspectivisch meisterhaft ge- haltenen Theil. Wendet sich aber das Auge und Ohr links, so fesselt uns ein mäch- tiges Rauschen und wir sehen, dass der Künstler uns einen angenehmen Streich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gespielt, indem er den grossartigen An- blick, den die Hauptausstellungshalle ge- währt, nicht zu überwältigend, ja betäu- bend auf uns wirken lassen wollte. Doch ehe wir eintreten, mag in der letzten Querfronte sich das Auge vorbereiten und so möge es sich in der reich mit Palmen, riesigen Dracaenen und Arau- carien gemischten Gruppen versenken, denn seiner harıt ein Anblick, der blen- dend berauschend in den Effecten ist, dessen harmonische Anordnung wahrhaft erhebend wirkt, und so treten wir denn, getragen von einem Brückchen,, in Flo- ras schönsten Tempel ein! Doch wo soll die beschreibende Feder beginnen, beim reich verzierten Bau? bei fein ge- maltem , den Stolzenfels vorstellenden Hintergrund? Bei den Fontainen und Cascaden, zuf deren Spitzen Vater Rhein und die Lahn sich die Hände reichen, während eine schleierartige, sich über die ganze Giebelfronte verbreitende Wasserfläche rauschend hinabstürzt, um, eingerahmt von wasserspeienden Delphi- nen einen neuen Fall zu bilden , oder doch bei den Schätzen , die aufgemun- tert durch die hohen Preise , schaffende Hände kunstgeübter Jünger von nah und fern ausstellen. Der Mann von Fach wird hier einzig ermessen können, was hier geleistet ist, denn bei vielen Gruppen gehörte Jahre lange sorgfältig- ste Cultur dazu, so reichen unübertreff- lichen Blumenflor zu erzielen. Nehmen wir zunächst die durch eine Rasenfläche umsäumte Hauptgruppe, deren Mittelpunkt eine 50° hohe Fontaine bil- det und an deren vordern Seite eine grosse Gruppe indischer Azaleen von Gebrüder Mardner aus Mainz (prämirt) nicht nur im reichsten Farbenwechsel, sondern mehr noch in riesigen Exempla- ren prangt, deren dünne Stämmchen kaum die Wucht so üppiger Blumenkro- Il. Originalabhandlungen. nen zu tragen vermögen. Ein Kranz brillanter Novitäten umsäumt von ausge- zeichneten Pensees, Bellis und Primeln (von Doppleb aus Erfurt) umgibt die _ Gruppe. Schweift das Auge darüber hinweg, so erblickt es eine bis ins tiefste Blau prangende Gruppe von Cinerarien von Hock aus Mainz (prämirt), an deren bei- den Seiten, an zwei mit reichen Vasen gekrönte Postamente sich anlehnend, ein reiches Sortiment pontischer Azaleen von Boland aus Mainz (prämirt) aufge- stellt ist, und deren Schiuss reich blü- hende Rosen bilden, auf die wir jedoch später zurückkommen werden. So fesselnd auch dieser Anblick ist, so müssen wir doch weiter eilen, und ohne dass wir wollen, des Ordners rüh- mend gedenken, denn er umrahmte die- ses Bild mit einem Kranz der köstlich- sten riesigen Palmen, Dracaenen und der verschiedensien Coniferen, so dass das Auge neugestärkt sich fernern Genüssen hingeben kann! Selbst die Capitäler der schlanken Säulen, die das Mittelschiff dieses schönen Baues tragen , sind am- pelartig mit Epheu und Camellien ver- ziert, während deren unterer Sockel ringsum die reichster Sammlungen neue- ster und renomirtester Blattpflanzen im üppigsten Grün bergen. Eine zweite Eiage aber auf beiden Seiten des Län- genbaues mit schönen Sammlungen hol- ländischer Hyacinthen, Tulpen, Amaryl- lis von Krelage und Sohn Harlem (prä- mirt) und Cinerarien in den köstlichsten Farbennüancen und üppigster Flor er- höhen die Mannigfaltigkeit, während ringsum ein reicher Kranz von doppelt übereinanderhängenden, mit Epheu und Camellien ausgeschmückten Ampeln, die sich an den oben in den verschiedensten hängenden Bogen auslaufenden Bau an- schliessen, gleichsam den Uebergang des 283 Hochbaues zur Ausstellung selbst wohl- thuend ermittelt. Zur Linken am Haupt- gange hinter den Säulen entlang bemer- ken wir eine Gruppe Rhododendron von Boland aus Mainz (prämirt) mit mächti- gen Dolden und in allen nur erdenkli- chen Nüancen, unter denen die neue- sten Züchtungen sich bemerklich ma- chen. Gleich diesen schliesst sich dem reich gemalten Hintergrund eine andere jedoch gemischte Gruppe von Geb, Mard- ner aus Mainz prämirt an, von deren Eleganz man sich einen Begriff bei Er- wähnung dessen machen kann, dass sich darunter Acacien, Pimelien, Correen ete. in Kübeln mit Tausenden von Blu- men befinden. An diese reiht sich eine Aufstellung seltenster Blattpflanzen von Engels aus Cöln (prämirt) an, während ein dem Auge wohlthuender Hintergrund den Schluss des links gelegenen Haupt- gangs bildet. Wir wenden uns nach dem Giebelpunkt, ein neues ergreifendes Schauspiel harrt unserer. Nur der Fachmann wird noch einmal zurückkeh- ren, den Inhalt der riesigen Säulen- sockel, eine etwas verborgene Gruppe von reichblühenden Rhododendron Edg- worthi von Rio aus Frankfurt (prä- mirt), sowie die schönen Blattpflan- zengruppen (von Braun aus Mainz, En- gels aus Cöln und Dender aus Coblenz (prämirt) und Bucher aus Mannheim) zu prüfen, während jeder Laie, namentlich aber Rosenverehrer, sofort sich dem Mit- telpunkt des Hintergrundes naht. Zu den beiden Seiten des letzteren ziehen sich zwei colossale Gruppen ausgezeich- neter Rosen von Vagler aus Mainz und Becker aus Weisenau (prämirt) hin, fast anderthalbtausend an der Zahl, reichstblü- hend, gut belaubt und mithin meisterhaft getrieben. Dieselben prangen in den mannigfaltigsten Farben vom fleischfar- ben angehauchten Weiss bis zu dem 228 284 tiefsten Roth. Aber auch hier liess sich unser Festordner sein Recht nicht schmä- lern, denn theils umsäumen riesige Dra- caenen oder wölben sich über diesen rei- chen Gruppen die Königinnen des Pflan- zengeschlechts, um sie gleichsam von Haus aus zu krönen. Doch ehe wir uns trennen von dieser Perle der Aus- stellung, senden wir nochmals einen Blick rückwärts über die Wasserfläche hinweg, überall begegnet uns die reinste Harmonie zwischen Blumenmeeren und saftigem Grün, mehr zur Rechten über- rascht auf’s Neue jene meisterhaft aus- geführte Fernsicht, während der reich verzierte Giebel in seinem Mittelfelde die Büste Sr. Hoheit des Herzogs von Nassau trägt. Verlassen wir diesen Punkt, so empfängt uns zunächst am zurückführenden Hauptweg zur Linken eine Gruppe schönster Coniferen, von Gebr. Süssmeier aus Bockenheim (prä- mirt), in oft mächtigen Kübelpflanzen. Sie allein verdienen einer eingehenden Prüfung, während das Auge sich für neue Genüsse stärkt, um staunend über eine mächtige Gruppe indischer Aza- leen, von Klein aus Wiesbaden (prämirt), schweift, Nichts fehlt ihr, weder reiches Farbenspiel , Bau, Cultur, Alles drückt ihr das Gepräge vorzüglicher Leistung auf! 4 grosse Decorationspflanzen von Gebr. Villain aus Erfurt bilden den Uebergangspunkt zu einer ausgesuchten Sammlung schön und reichblühender Camellien, von Mardner aus Mainz (prä- mirt), von denen ein Theil im Mittel- schiff den Ausgangspunkt der Eingangs erwähnten Azaleengruppe bildet, wäh- rend uns an der vordernGiebelseite eine in den üppigsten Dolden strotzende Rhododendrongruppe, von Mardner aus Mainz (prämirt) entgegensteht. Man sieht ihr’s an, auch sie tritt ebenbürtig in Cultur, Farbenspiel, und zablreiche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Neuheiten, als Rivalin gegen jene am Eingang erwähnte auf. Ehe wir jedoch aus diesem Feentempel scheiden, lassen Sie uns noch der kunstvollen Bouquets (künstliche von J. L. Schmidt von Er- furt prämirt und natürliche von Ch. Schickler aus Stuttgart) und der Pflan- zenhölzer aus Schiefer gefertigt (von G. Geitner aus Planitz), sowie der reich- verzierten Vasen und Statuetten (von Schneider und Sohn aus Mainz) geden- ken, die über die ganze Halle vertheilt sind, sie repräsentiren, würdig die aus- stellende Firma. Wenden wir uns links einen Sanft gewundenen , wenig anstei- genden Weg hinauf, so gelangen wir inmitten des dunkelsten Grüns hindurch zu einem Hain, in dem lockende Lach- täubchen gleichsam dem träulichen Plätz- chen sprechenden Ausdruck verleihen. Umsäumt von riesigen Neuholländern Setzt sich der Weg, wie oben beschrie- ben, fort, bis wir vom höchsten Punkte aus unter einer stolzen Araucarie, die von Lycopodien gebildete Rasenfläche aus der Hyacinthen aufsteigen, über- schauen, wobei die andern riesigen Neu- holländer nicht minder als die colossa- len Bäume blühender Rhododendron und Magnolien etc. dazu beitragen, einen wohlthuenden Ruhepunkt zu schaffen. Im Umkehren gelangen wir zur Linken an einem reich blau und weiss ausge- schlagenen Zimmer vorüber, welches an diesem vom Hauptstrome abgelegenen Weg, den Preisrichtern bei ihrem schwe- ren Amt als Sitzungszimmer diente. Dem Hauptstrome folgend treten wir in ein grosses rundes Kuppelhaus, in dem ein riesiger Bambus das Dach grün um- wölbt, nehmen Einblick von einer min- destens dem Kenner imponirenden Gruppe grosser Baumfarrn, von G. Geitner aus Planitz (prämirt), die als nackte Stämme vor wenig Jahren aus Südamerika im- I. Originalabhandlungen. portirt, heute ein üppiges Laubdach bil- den, umsäumt von einem Kranz schöner seltener junger Palmen von Amb. Ver- schaffelt (prämirt), Weiter führen uns - die Schritte links auf sanft abfallendem leicht gewundenem Weg durchs eigent- liche Palmenhaus. Der Laie sieht ein dichtes undurchdringliches Grün, was mit dem düstern Hintergrunde einer Fel- sengrotte, überragt vom üppigsten Laub- dach grosser Abutilon ete. gut har- monirt. Der Kenner aber, der das me- notone Grün in seinen mannichfaltigsten Formen durchdringt, findet bald, dass hier auf kleinem Raum ein Zusammenfluss kostbarster Palmen sich befindet, der würdig sei das grösste Palmenhaus des Continents zu füllen, ja die nur unter sorgsamster Pfiege hingefristet werden, bis die Munificenz Sr. Hoheit einen Bau schafft, der auch selbst dem Laien den Inhalt seiner reichen Schätze als Juwe- len kennzeichnet. Ja wir möchten selbst an die edle Gesinnung des durchlauch- tigsten Herzogs appelliren,, dass er die- sen kostbaren Palmen, dem edelsten Ge- schlechte der gesammten Pflanzenwelt den Rahmen verleihe, der ihnen ge- bührt. Es ist eigenthümlich, das Auge fand einen längeren Ruhepunkt und auch die Feder nutzte diesen Augenblick, um etwas abzuschweifen , doch kehren wir zurück: Von der weiter oben beschrie- nen Grotte treten wir in die anderseitige Längenfronte, die jedoch ein ganz an- deres Bild als die Eingangs erwähnte bietet. Zunächst fragt man sich, warum ist aber dieses Meer der verschieden- sten üppig blühenden Pflanzen in diese Räume verbannt? warum stehen sie nicht in der ihnen gebührenden Haupthalle. Wir lassen nns bescheiden, dass sie den Biebricher Gärten gehören und dem Programme getreu von der Coneurrenz ausgeschlossen sind, ESEL VEEESEESEEEENDSSEEEEESEESEEESSEEEEEEEREEEESEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEER EEE EEE EEE EEE EEE 285 Wie wohlthuend dem Auge der vorangegangene grössere Ruhepunkt ge- than, empfinden wir erst beim Eintritt in diese reich geschmückte Fronte. Nochmals durchwandern wir ein Meer der reichsten Azaleen und Rhododen- drons, Camellien nicht einzig in niedli- chen Stämmchen, nein, meist in riesigen Bäumen. Schmale Wege führen leicht ge- krümmt auf sanft ansteigenden Anhöhen hinauf zu verborgenenLauben und Bän- ken. Aus einer der ersten, einer üppi- gen Epheu -Camellienlaube, sieht man durch deren mittelstes Fenster noch- mals zurück auf die zweite (uer- fronte und deren Camellienflor. Von dort trifft nach links das Auge die Gruppe reichblühender Azaleen, aus deren Mitte sich ein riesiger Camellien - Hochstamm majestätisch erhebt, denn seine reiche Blätterkrone hat wohl 10° Durchmesser und nahe so viel Höhe. Wiederum krümmen sich die Wege, diesmal nur um eine längliche Gruppe zu bilden, deren Innerstes wahrhafte Azaleenbäume birgt, die mit der nächstfolgenden einer reich und üppig im mannichfaltigsten Farbenwechsel strahlenden Rhododen- dron-Gruppe rivalisiren, während aus dem niedrig gehaltenen Vordergrund sich schlanke, oft über 12° Camellien Hoch- stämme erheben. Den Hintergrund decken meist laubreiche, das Dach zuwölbende Camellienbäume. An einer Fontaine vorüber schlingt sich der Weg nochmals an einer köstlich blühenden Azaleengruppe vorüber, die den würdigen Schlussstein unserer Wan- derung bildet. Wir gaben nur ein Gesammtbild und verweisen die, sich für einzelne Gat- tungen und Arten Interessirenden auf die vom Preisrichteramt ausgearbeitete Speciallitte der eingesendeten Pilan- 286 zen *). Alle Nebenwege hinweglassend, haben wir eine Tour von circa 1700 Schuh in der Länge durchschritten, in- mitten überschwenglicher Kunstgenüsse, und mit uns werden Tausende, denen durch die Munificenz des kunstlieben- den Hersogs von Nassau ein so selte- ner Hochgenuss bereitet wurde, dem Schöpfer dessen, ihren tiefgefühlten Dank aussprechen, von dem nicht ein geringer Antheil seinem braven Director Thele- mann zugut kommt. Hat doch des Letz- *) Ein solches liegt auch uns vor. Das- selbe nennt aber nur 13 Aussteller, während in diesem Bericht viel mehr genannt sind. (E. R.) 5) Zur Kenntniss der So eben komme ich von einer Reise zurück, die im Auftrage der Griechischen Regierung und in Begleitung des Herrn Jul. Schmidt, Direktors der hiesigen Sternwarte im Interesse der Tannenfrage nach Arkadien und der Inse] Cephalonia unternommen wurde Die eigne An- schauung hat nicht nur die Existenz der vielfach besprochenen ‚Wundertanne‘ über allen Zweifel erhoben, sondern auch durch genauen Vergleich mit den übrigen griechischen Tannenarten die- selbe als hinlänglich charakterisirte Art bestätigt, wie sie bereits im Jannar 1860 (S. Gartenflora 1860, p. 313) un- ter dem Namen Abies Reginae Amaliae mit dem ausdrücklichen Vorbehalte nähe- rer Untersuchung von mir aufgestellt wurde. Sie unterscheidet sich von Abies Cephalonica, A. Apollinis und A. peeti- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. teren nie rastende kunstgeübte Hand Vielen Stunden bereitet, die ihnen nie wiederkehren oder doch neuen Muth zu anstrengenden Berufspflichten einge- haucht! Gehen wir hinaus an die Ufer des stillshinströmenden Rheins und eilen getragen auf dessen Wellen zu verkün- den allen Orten: „Biebrichs Gärten sind ein Juwel der Nassauer, ja der deutschen Lande,‘ und wird einst dessen kunstsinniger Herzog Hand an ein Palmenhaus legen lassen, so wird es den würdigsten Schlussstein der dortigen Schöpfungen bilden und die Gärten werden zu den reichsten des Continenis gehören. (Geitner.) griechischen Tannen. nur durch Habitus und Vegetation, 3on- dern auch durch mehrere andere Merk- male der Nadeln, Blüthe und Frucht auf die entschiedenste Weise. Ebenso von einer andern Tannenart,, die dem Berge Bor da (Panachaikon der Alten) eigenthümlich ist, wo sie von uns den 4. Mai d. J. gefunden wurde. Ich be- zeichne diese letztere von allen sehr verschiedene Tanne mit dem Namen Abies Panachaica, in der Hoffnung, dass ihre Zapfen noch weitere Unterschei- dungsmerkmale bieten werden. Wir hät- ten demnach im Königreich Griechen- land mit Inbegriff der benachbarten In- sel Cephalonia, vier unter sich sowohl, als auch von A. pectinata wohl unter- schiedene Abies- Arten: A. Apollonis Link, A. Cephalonica Loud., A. Reginae- Amaliae Heldr., und A. Panuchaica nata als ihren nächsten Verwandten nicht | Heldr. Die ächte A.pectinata D. C. ist I. Originalabhandlungen. bis jetzt in Griechenland noch nicht ge- funden worden: die Kenntniss der grie- chischen Coniferen ist indess noch nicht als abgeschlossen zu betrachten, - denn manche hohe Gebirge Nordgrie- chenlands sind noch botanisch unerforscht. — Die Lösung der Streitfrage, ob diese Tannen unter sich und von Abies pecti- nata specifisch verschieden seien, hängt ganz von der individuellen An- chauung der einzelnen Botaniker ab, ob sie nämlich die thatsächlich vorhandenen Unterscheidungmerk- male als hinreichend zur Begründung verschiedener Arten gelten lassen wollen oder nicht. So lange man über den Grundbegriff der Art nicht einig ist und Constanz und Werth der Charaktere nicht besser kennt, ist jeder derartige Streit überflüssig, und am Ende auch gleichgiltig, ob z.B. in unserm Falle die griechische Tanne von einigen Botani- kern als blosse Formen oder Varietäten der Ab, pectinata, oder von andern als eigene Species angesehen werden : Beruf des wahrheitsliebenden Naturforschers, und wäre er selbst ein Anhänger Dar- win’s, ist es und wird es immer bleiben: Unterschiede, wo sie sich in der Natur offenbaren, genau zu beobachten und zu konstatiren. Die Tannenfrage betreffend, füge ich nur noch bei, dass ich nunmehr durch eigne genaue Untersuchung und Vergleichung die Ueberzeugung erlangt habe, dass nach der gewöhnlichen, bis Jetzt in der beschreibenden Botanik allge- mein üblichen Anschauungweise über Art, die obengenannten vier griechischen Tannen unter sich sowohl als von Abies pectinata hinlänglich verschieden sind, um den Rang eigner Arten beanspru- chen zu können. In einer besondern monographischen Arbeit hoffe ich, sobald als möglich die botanische Beschreibung mm sr see een 281 des Innern Griechenlands und das Re- sultat meiner und Herrn Dir. J. Schmidt’s Beobachtungen über Vorkommen, Ver- breitung, Vegetation ete, nebst den nö- thigen Abbildungen zu geben. In die- ser kurzen Notiz mag noch als Berich- tigung des frühern Artikels erwähnt wer- den, dass Abies Reginae Amaliae auf den Bergen Central-Arkadien’s (Rhoudia, Mä- nalos, Madava, Ocvuaoıov 0005 u. 8, W.) in einer Höhe von 2700 Pariser Fuss *) über dem Meere, als mittlere untere Gränze angenommen, in mehr oder we- niger bedeutenden Waldbeständen auf- tritt, und dass dieErscheinung des Nach- wuchses aus Zweigen und abgehauenen Stämmen kein einzelnes Phänomen ist, sondern im grossartigsten, jede Erwartung übersteigenden Maassstabe und in jeder Altersstufe des Baumes auf die vielfach- ste und verschiedenartigste Weise sich dem erstaunten Beobachter zeigt. Wir sahen und zeichneten oberhalb Aloni- stena (auf der Localität Katodiaselo am Berge Mänalos in einer Meereshöhe von 3816 Fuss) Riesenbäume, die dem Ha- bitus nach mehr einer Kastanie oder Eiche ähneln, mit 50 — 60 in Folge wiederholten Abhauens entstandenen Kronen, bei einer Dicke des Hauptstam- mes von 4 Pariser Fuss und einer in der Höhe von 11/, — 2 Meter über dem Boden beginnenden Verzweigung. Der- artige Beispiele, wenn auch nicht immer so grossartig, sind zahllos und es würde *) Mein früherer Artikel gab irrihümlich die Höhe von 1400 Fuss für den Berg Rhoudia Die jetzigen Höhebestimmungen, deren nähere Angaben und Details meine Mono- grapbie möglichst genau und vollständig brin- gen wird, verdanke ich den barometrischen Messungen meines Reisegefährten Hrn. Direct, Jul. Schmidt. an. 288 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. = schwer sein, einen ältern Baum zu fin- | den Hauptwurzeln. rings um die Bäume den, der nichtabgehauen wäre und durch | gleich jenen der Olivenbäume nicht sel- mehr oder weniger zahlreiche Nachtriebe | ten. — die ursprüngliche Krone ersetzt hätte. Die Ueppigkeit der Vegetation und die Lebensfülle dieses Baumes ist ausseror- dentlich, denn ausser den Nachtrieben aus allen Theilen des Stammes und der Zweige sind selbst Wurzeltriebe aus | Athen, den 12/,,. Mai 1861. Th. v. Heldreich. Die beistehende Ab- bildung eines abgehaue- nen Tannenstrunks der Abies Reginae Amaliae Heldr. ist nach einer an Ort und Stelle auf- genommenen Photo- graphie angefertigt. ll. Abgebildet im Botanical Magazine. 1) Amomum Clusii Smith. (A. Danielli Hook. fil.); Zingiberaceae. — Nach den Ver- sicherungen des Mr. Hanbury sind das A. Clusii und Danielli nur Varietäten ein und der- selben Pflanze , die sich durch die gelbe oder rothe Farbe der Blumen, welche bei A. Clu- sii ebenso wie die Blätter kleiner sind, und das mehr spitze Labellum mit nicht welligen Rän- dern, unterscheiden, Die Abbildung ward nach Exemplaren ge- macht , welche Mr. Barter, Botaniker der Dr. Baikie’schen Niger-Expedition, von Fernado Po einsandte, Es blühete im December. (Taf. 5250.) 2) Streptocarpus Saundersii Hook.; Cyr- tandraceae, — Unsireitig die schönste der bis jetzt in unseren Gärten bekannten vier Arten dieser Gattung. Sie steht dem auf Taf. 4850 abgebildeten Streptocarpus polyanthus zunächst, doch sind die unterscheidenden Merkmale be- trächtlich, polyanthus hat eine zusammenge- seizte, traubenförmige Rispe, die Blumenkrone besitzt eine kurze, eigenthümlich gebogene Röhre, die viel kürzer ist als der Saum; die Blätter sind viel kleiner, unterhalb von blass- grüner Farbe. Der grosse Reiz unserer jetzigen Species be- steht in der Grösse, und in der Farbe der unteren Seite der Blätter, ein schönes Purpur- roth, welches jedoch an Lebhafligkeit verliert, je älter die Blätter werden, und in der zarten graublauen Farbe der in Menge erscheinenden Blumen, die im Schlunde mit zwei purpurnen Flecken versehen sind. In ziemlich grossen Töpfen gezogen, kann es kaum eine interessanlere Warmhauspflanze geben. So trieben die in einem Topfe bei einander cultivirten , drei einblätterigen Pflan- zen einundzwanzig Blüthenschafte, an denen mehr als hundert und zwanzig Blumen zu gleicher Zeit entwickelt waren. Diese Art ward durch den afrikanischen Reisenden, Mr. Plant, eingeführt , der Samen von Por! Natal an Mr. Saunders sandte. Ein einzelnes , wurzelständiges, fusslanges Blatt, 8 — 9 Zoll breit, herzförmig, stumpf, Nene Zierpflanzen. 289 Neue Zierpflanzen. sammtarlig, am Rande derb und grob gesägt, oberhalb blassgelblich grün, unterhalb purpur- roth und sehr filzig; Costa oder Mittelrippe sehr breit, Haupladern sehr stark und unter- halb sehr hervorragend, durch Nebenadern querüber mit einander verbunden; Aederchen undeutlich. Mehrere Blülhenschafte entsprin- gen in einer Reihe zusammenfliessend aus dem Grunde der Mittelrippe,, sind aufrecht, stark, stielrund, weichhaarig, grün, und auf der Spitze eine zusammengeseizte Scheindolde von zahlreichen , grösseren, blassblauen , überhän- genden Blumen tragend. Blüthenstiele einen Zoll lang. Kelch aus fünf, tief linear - lanzelt- lichen, schmalen, etwas ausgebreiteten Seg- menten bestehend. Corolle 4!/a Zoll lang, trichterförmig ; Röhre weit, fast gerade, länger als der sehr schiefe Saum, welcher zwei aus- gebreitete Lippen hat, von denen die obere 2-, die untere 3lappig ist; Lappen oval oder verkehrt-eirund; Schlund mit zwei dunkel- blauen, durch einen gelben Streifen gelrennte Flecken. Staubgefässe 2, sehr klein, mil ihren Antheren vereinigt, und 3 sehr kleinen ver- kümmerlen, von denen eines auf eine kleine Drüse redueirt ist. Fruchtknoten eylindrisch, wollig, wie auch der Griffel, beide fast von derselben Länge, und ehe die Frucht reift, ge- wunden. (Taf. 5251.) 3) Dimorphotheca graminifolia DC. (Ca- lendula graminifolia L., Dimorphotheca Stati- ces folio Vaill., Arctolis tenuifolia Poir., Bellis africana Commel.) ; Compositae. — So hübsch als auch die einzelne Blume ist, so wird sich diese Pflanze dennoch wegen ihres sparrigen Wuchses nie in unseren Kalthäusern einbür- gern. Zum Bepflanzen der Blumenbeete wäh- rend des Sommers möchle sie, gut niederge- hackt, sich besser eignen. In europäischen Gärten war sie bereitsim Jahre 1698 bekannt, zu welche Zeit sie in Holland vom Cap aus eingeführt wurde , ward jedoch nie allgemein eultivirt und ging häufig wieder verloren, in Kew ist sie jetzt wieder aus südafrikanischem Samen erzogen worden. Stecklinge wachsen leicht. Stamm krautig, verholzend, schwach, stiel- rund, grün, einfach oder wenig verzweigt, 290 Blätter linear oder linear schwach spalelför- mig, 3, 4 — 5 Zoll lang, ganz oder schwach gezähnt. Blumen an langen, endständigen Blüthenstielen, querüber 2!/, Zoll breit, Strah- lenblüthen oberhalb weiss, unterhalb orange. Scheibe tief purpur, punktirt durch die gelben Antheren. (Taf. 5252.) 4) Stenogaster eoncinna Hook.; fil. Cyrian- draceae. — Diese hübsche kleine Pflanze blühte im verflossenen April bei den Herren Veitch in Chelsea, doch wusste man nicht woher und durch wen sie eingeführt war. Im Habitus gleicht sie einem kleinen indischen Didymocarpus; doch die Stellung des Frucht- knotens, die Drüsen und Staubgefässe unter- scheiden sie davon. Dr. Hooker zieht zur Hanstein’schen Gesneraceen-Gattung Steno- gastra, (nicht Stenogaster, Cyrtandraceae). Wenn gut cullivirt, machen die gesättigt grünen, ge- drängten Blälter, helle Stengel, Blattstiele und Adern, sowie eine Fülle netter Blumen sie zu einer anziehenden Pflanze. Stengel sehr buschig, Y/, — 1 Zoll hoch, dunkel weinroth , ebenso die Blattstiiele und Adern der Blälter. sie Blälter gegenüberstehend, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fähr !/, — °% Zoll breit. Blüthenstiele sehr zahlreich, einzeln achselständig, einblüthig, nackt, wurzelständig erscheinend. Blumen fast einen Zoll lang. Kelch grün, klein, schief, mit 5 schmal länglichen , stumpfen Lappen. Corolle zwischen trichter- und glockenförmig, mit fünf abstehenden, stumpfem Lappen, blass lila, dunkler an der nach oben gewendeten Aussenseile der Röhre und oberhalb am Schlunde, gelblicher nach unten; Schlund purpurn gefleckt. Staubgefässe 4, einge- schlossen; Aniheren paarweise verwachsen. Staubfäden nahe am Grunde der Röhre einge- fügt. (Taf. 5253.) 5) Begonia phyllomaniaca Mart. (Knese- beckia phyllomaniaca Kl.); Begoniaceae. — Die alte bekannte, in deutschen Gärten vielfach verbreitete Begonia, sie gehört zu den deco- rativesten Arten dieser Gatlung, durch die schön grünen Blätter und die leicht überhän- genden Blumen, welche jedoch stets bei wei- tem intensiver gefärbt sind, als dies auf der Abbildung der Fall ist. (Taf. 5254.) breit eirund, fast rund, stark gekerbt, ohnge- (F. F.) Il. Notizen. 1). Neue Methode zur Bildung | Zeit zu Zeit mit einer Gartenpumpe oder einer warmer Mistbeete. Ein Englischer | Giesskanne befeuchten. Man darf jedoch die Gärtner , mit den Namensinitialen F. G. publi- eirt in Gardeners Chroniele hierüber Folgen- des: _ Die besten Bestandtheile zur Bildung eines warmen Misibeetes sind 3 Theile frischen Pferdemistes und 1 Theil frischer Eichenblät- ter. Die Eichenblätter haben nämlich "nach seiner Meinung den Vortheil, die Wärme des Mistbeetes zugleich zu mildern und anhaltender zu machen. Man darf sich aber nicht damil begnügen , die Masse bloss aufzuschichten, sondern muss sie gabelweise aufeinander häu- fen und sie sorgfältig vermischen. Wenn der Mist nicht hinlänglich feucht ist, so dass mög- licherweise die Gährung nicht gut von Stalten ginge, muss man ihn, beim Aufhäufen von Haufen weder mit der Gabel festschlagen, noch mit denFüssen festlreten, indem sie sich sonst zu stark erhitzen und so an Stärke ver- lieren, hierauf aber eintrocknen und schimmeln würden. Wenn nun der Haufen in voller Gährung ist, was man an dem daraus reichlich aufsteigenden Rauch leicht erkennen kann, so kehrt ihn Herr F. G. vollständig um und baut ihn ganz so wieder aul, wie das Erstemai, indem er nur die Vorsicht gebraucht, die frühern äussern Schichten nach Innen zu keh- ren und umgekehrt; auf diese Weise erhält er eine regelmässige Erwärmung des ganzen Haufens, Dies Mittel wendet er später noch ein drittes Mal an, indem er ganz ebenso ver- II. fährt. Alle diese Vorbereitungen erfordern ei- nen Zeitraum von 10 Tagen. Die Masse wird dann, wenn alles gut von Statien ging, eine dunkelbraune, fast schwarze Färbung haben und ist jetzt so weit, um verwende! zu wer- den. Auch bei dem nunmehrigen Aufbau des Mistbeetes wverfährt Herr F. G. sehr aceurat, indem er die äussersien Schichten des Haufens zur Grundlage verwendet, zertheilt er den Rest sorgfältig und bringt ihn hierauf gabel- weise aufeinander, indem er die Masse mit der Gabel andrückt. Sobald eine solche Schicht nun ungefähr 15 Centimeler hoch ist, tritt er sie in ihrer ganzen Ausdehnung zusam- men und erhält so ein Mistbeet, das gleich- mässig fest und gleichmässig hoch, wie eine Mauer ist. Der Kasten, den er hierauf über dem Beete anbringt, überragt dasselbe, auf allen Seiten um ungefähr 10 Centimeter. — Das so erhaltene Mistbeet soll ausgezeichnet sowohl zum Antreiben von Gewächsen, als auch zum Keimen der Samen sein, indem durch die Art der Zubereitung die Schäden zu starker Erhitzung sorgfältig vermieden werden. — (Nach dern Journal de la Soc. Imp. et Centr. d’horticulture. — F. v. H.) 2) Die Russische Expedition nach Chorassan. (Schluss.) 4) Die Vorberge am Südabhange desAlbrus zeigen je nach der Verschieden- heit der Felsarten und der Gestaltung der Oertlichkeiten eine grosse Mannigfaltigkeit in ihrer Vegetation. Meist haben sie das Aus- sehen grosser Steriliät und ganze Sirecken erscheinen, selbst aus geringer Entfernung ge- sehen, wie gänzlich von aller Vegetation ent- blösste Felsmassen, so vor Allem die Dolomit- gebirge in der Nähe von Schah-rad. Die nä- here Untersuchung indessen zeigt hier auf dem _ scheinbar ganz nackten Felsen , besonders in den Felsspalten, und auf dem Grund und Ge- rölle einen grossen Formreichthum von klei- nen, stels einjährigen, rasch schwindenden, theils ausdauernden Pflanzen und kleinen Halbsträuchern. Etwas kräfliger entwickelt sich dieVegelation dort, wo das minder harte Gestein an der Oberfläche verwilternd, den Wurzeln tiefer einzudringen gestattet, und ver- Notizen. 291 hältnissmässig weit üppiger ist der Flor in den tiefen, weif aufsteigenden ‚Schluchten, die während der Schneeschmelze von rasch aus- trocknenden Gebirgsbächen durchrauscht sind. Eine nicht unbedeutende Menge der hier vor- kommenden Arten sind jedenfalis diesem Ge- biet eigenthümlich, wie namentlich Moeriera, Hymenocrater, Gaillonia, Pteropyrum , Caceci- nia u. s. w., dann zahlreiche Umbelliferen un- ter denen eine Assa foetida liefernde und eine Galbanum gebende Pflanze besondere Erwäh- nung verdienen; ferner über 20 Arten von Coussinien, Echinops und andere dornige Com- positen,, mehrere Acanthophyllum und Acan- tholimon; zahlreiche Astragali aus den ver- schiedensten Gruppen, doch (merkwürdiger- weise!) nur sehr wenige aus der Abtheilung der Tragacanthen und kaum zwei aus der Abtheilung der Sessililorae, die dem Hoch- gebirge eigen zu sein scheinen; mehrere Labiaten u. s. w. Andrerseits finden sich hier auch viele Pflanzen, die aus andern Florenge- bieten Mittelasiens bekannt sind, so Perows- kya , Biebersteinia, Rhinopetalum, Eremosta- chys, Hulthemia u. s. w. Nur selten findet man kleinere Strecken, wo eine särkere Schicht von Dammerde, von reichlich zuströmenden Gebirgsbächen fortwährend bewässert, eine fast trivial zu nennende Flora erzeugt, die gänzlich von dem Charakter der Flora des Gesammt- gebietes abweicht. Hier finden sich denn Seirpus, Juncus, Cyperus, Typha, Eupatorium cannabiuum,, Epilobium, Medicago sativa, Tri- folia, Rumices, Cirsium arvense, Melilolus, Ery- thraca u. s. w., die an unsere nördlichen Fluren erinnern. Wildwachsende Bäume gibt es in dieser Region (ausser einem Juniperus) gar nicht. — 5) Die Thäler der Vor berge deh- nen sich nach Süden zu breiter werdend in mehr oder weniger weite, sanft geneigte, zwi- schen 4000 und 3000 Fuss über dem Meeres- spiegel erhabene Flächen aus, die durch quer laufende niedere Hügelketten von einander ge- schieden werden. Ihre Vegetation zeigt vielen Stücken die grösste Uebereinstimmung mit der der Steppen und Wüsten Mittelasiens, vor allem der östl. Kirghisensteppe. Uebereinstiimmung scheint am stärksten in der in Diese 292 ersten Frühjahr erscheinenden Flor. Zu den charakteristischen Pflanzen derselben gehören, die ungemein rasch, zuweilen bis zu einer Höhe von 6 — 7 Fuss auswachsenden Um- belliferen, wie Dorema Ammoniacum, Scorodos- ma, deren trockene Stengel als Brennmaterial sowie als Sonnenschirmstiele benutzt werden, Ferula persica und die kleineren, Ferula Ka- relini, Schrenkia, Cryptodiscus, ein Rheum, Leontice Eversmanni , Eremostachys , mehrere Astragalen aus der Gruppe der dissitiflori, von Sträuchern: Zygophyllum atriplicoides, Callyphysa, Alhagi, Lagonychium , Meristo- tropis, Halodendron, Reaumuria, Eichwaldia, Lycium, Ephedra u. s. w.; von Halbsträuchern und Kräutern : Artemisia eriocarpa, Haplophyl- lum versicolor und robusium, Crozophora, La- gochilus, Heliotropium, Arnebia, Tapimanthus, Passerina, Convolvuli u. s. w. Durch die Massenhafligkeit ihres Vorkom- mens ist für die Gegend charakteristisch vor allem Sophora pachycarpa, S. alopecuroides und das bekannte Peganum Harmala. Dies sind im Wesentlichen die Pflanzen, die die Aelınlichkeit mit jenen nördlicheren Florenge- bieten bedingen und diese Vorberge von der der südlichen Vorberge unterscheiden; der Uebergang zwischen beiden ist durch mehrere gemeinschaftliche Gattungen, wie Acanthophyl- lum, Acantholimon, Coussinien, seltener durch gleiche Arten vermittelt, so dass sie keines- scharf von einander geschieden sind. Jedoch muss Bunge als bezeichnend für die Steppe den gänzlichen Mangel an Traganisträu- chern hervorheben, indem nur hin und wie- der Astragalus Kentrodes vorkommt. Zu den eigenthümlichen Formen dieses Florengebietes gehört eine Art der Gattung Pyenocephala und eine häufig vorkommende, dornige Cichora- cea. wegs Im Allgemeinen trägt die Gegend, sobald die üppigere Frühlingsvegetation der sengen- den Sonne erlegen ist, wo dann nur kleine dürre , dornige Sträucher von grauer Färbung und ausdauernde Gewächse, häufig von bitte- rem Geschmack und sirengem Geruch, die Ebene spärlich bedecken, das Gepräge gröss- ter Sterilität und Dürre. Wo jedoch wasserrei- chere Bäche diese Ebene erreichen , da tau- chen auch oasenähnlich aus der ausgedörrten, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wüstenähnlichen Ebene Städte und Dörfer auf, im Laubschmucke mannigfaltiger Obstbäume, Weinreben, schlanker Pappeln und Platanen, umgeben von mehr oder weniger ausgedehn- ten Aeckern, die schon im Juni reifenden Weizen liefern, oder Baumwolle, wo die Was- sermenge ausreicht Reis, Melonen, Wasserme- lonen, Kichererbsen, Maschbohnen , Rieinus, seltener Tabak u. s. w. erzeugen. — 6) Von der vorhergehenden Region glaubt Bunge nach der Beschaffenheit des Bodens und der durch dieselbe bedingten Vegelalion den Rand der Salzwüste als eine be- sondere Region unterscheiden zu müssen. Der lehmige Boden ist hier stark mit Salzen ge- schwängert, die auf grossen Strecken efflores- eiren; er ist grösstentheils kahl, stellenweise aber entweder mit einjährigen Chenopodia- ceen, wie Halimocnemis, Halocharis, Seidlitzia, Halogeton u. s. w. bedeckt, oder er ist hüm- pelig und trägt dann strauchartige Gewächse grösstentheils derselben Familie, Salsolae, Ha- loxylon, Anabasis, Halocnemum u. s. w. sel- ten aus andern Gruppen, wie Nitraria, Tama- rix, Lycium. Fleischige Blätter oder fast blatt- lose fleischige Stengel, entweder vom lebhaf- testen Saftgrün oder von bläulich-grauer Fär- bung, bei ganz unscheinbaren Blüthen ver- leihen dieser Vegetation, deren Arten theils Persien eigenthümlich , theils mit denen ähnli- cher Lokalitäten der nördlicheren Stellen Mit- telasiens, theils endlich mit solchen, die bisher nur aus den Salzebenen Arabiens und Aegyp- tens bekannt waren, übereinslimmten, ein ganz eigenthümliches Aussehen. — Was schliesslich die Zahl der während dieser Chorassan’schen Expedition von Bunge und Bienert gesammelten phanerogamen Ar- ten betrifft, so möchte sie sich auf 2000 be- laufen, die der Cryptogamen ist sehr gering, indem die höchst trocknen Gegenden Choras- sans für deren Entwicklung durchaus ungün- sig sind. — Die Phanerogamen vertheilen sich auf etwas mehr als 100 Familien, von de- nen nur 415 monocotyledonische mit etwa 250 Arten, also = 7:1. Viele dieotyledoni- sche Familien müssen für die Flor von Cho- abgezogen werden, indem sie von Bunge entweder nur in Masanderan, oder rassan nn II, nur eultivirt beobachtet wurden: es sind fol- gende: Familien, die nur inMasanderan, nicht aber in Chorassan wild wachsende Repräsen- tanien haben: Cistineae 2 Arten. Tiliaceae 1 Art. ÄAcerineae 4 Arten. Ampelideae 1 Arl. Oxalideae 1 Art. Celastrineae 1 Art. Nlieineae 4 Art. Rhamneae 1 Art. Juglandeae 2 Arten. Granateae 1 Art. Loranthaceae 1 Art, Araliaceae 1 Art. Corneae 1 Att. Hamamelideae1 Art. Ebenaceae 1 Art. Jasmineae 41 Art. Celtideae 1 Art, Belulaceae 1 Art. Cupuliferae 2 Arten. Taxineae 1 Art. Aroideae 1 Art. Familien, aus denen nur eultivirte Ar- ten in Chorassan beobachtet wurden: Meliaceae. Aurantiaceae. Ampelideae. Rhamneae. Juglandeae. Granaleae. Myrtaceae. Jasmineae. Sesameae. Eleagneae. Celtideae. Abietineae. Palmae. — Es bedarf nur eines Blicks auf diese Reihen, die meist baumartige Formen ent- halten, um daraus einen Schluss auf den Cha- rakter der Flor von Chorassan zu ziehen. Von Europäischen Pflanzenfamilien sind in Chorassan nicht beobachtet worden fol- gende: a GGG Tg Notizen. 293 Nymphaeaceae. Balsamineae. Stapyleaceae. Trapaceae, Callitrichineae, Ceratophylleae. Elatineae. Ribesiaceae. Saxifragaceae. Lobeliaceae. Vaceiniaceae. Ericaceae. Polemoniaceae, Acanthaceae. Globularineae. Lentibularieae. Cylineae. Myricaceae. Hydrocharideae. Alismaceae. Lemnaceae eine Reihe, für welche die klimatischen und Bodenverhältnisse Chorassans eine weitere Er- läuterung überflüssig machen. Aussereuropäische Familien — mit Aus- nahme der nur in Masanderan vorkommenden Art der Hamamelideae — sind nur 2 beob- achtet, nämlich 1 Sapindacea und 2 Mimosa- ceae. Die reichsten Familien stehen nach der Zahl der Arten in folgender Reihe: Compositae 270 Arten. Leguminosae 215 „ Cruciferae 165 „ Labiatae Is; Gramineae 105 „ Caryophylleae 90 ,, Borragineae 35 „ Chenopodiaceae 80 Umbelliferae 1D4,, Scrophularineae 70 „ Rosaceae 50n%, Euphorbiaceae 45 „ Liliaceae 4506; Cyperaceae 40: 5 Rubiaceae 3 Ranunculaceae 30 „, Plumbagineae 25 „ us. w. Von besonders artenreichen Gattungen sind 294 endlich zu erwähnen: Astragalus mit über 150 Arten, Tamariscineae mit 20 Arten, Coussinia mit 35 Arten, Echinops mit 10 Arten, Acantholimon mit 20 Arten, Haplophyllum mit 10 Arten, Heliotropium mit 15 Arten und Eu- phorbia mit 40 Arten. (H.) 3) Anissamen. NachDr. J.Cosler sollen im Handel Partieen von Anissamen vorgekom- men sein, welche Beimengungen von Schierling- samen enthielten, u.z. in 5—6, ja sogar in 20 — 50%,. In Folge dessen hat Dr. Coster eine populäre Abhandlung in holländischer Sprache herausgegeben über den Unterschied der Anis- pflanze (Pimpinella Anisum L.) und des Schier- lings (Conium maculatum.) Ueber diesen Gegenstand finden wir eine Mittheilung von Herrn von Schröckinger in den Verhandlungen der k. k. zool. Ges. in Wien, Jahrg. 1861, Heft I. S. 185, worin ge- sagt wird, dass Conium maculatum allgemein verbreitet ist, in Mitteleuropa durchgängig an wüsten Plätzen und in der Nähe bewohnter Orte, insbesonders aber auch wo Anis im Grossen gebaut wird; cultivirt aber wird diese Pflanze nirgends, wohl aber wird der Same des wildwachsenden Schierlings gesammelt und in Handel gebracht, wie z. B. vor eini- gen Jahren aus Ungarn viele Zentner an das Etablissement Mer k in Darmstadt zur Erzeu- gung von Coniin abgesendet wurden. Die Pimpinella Anisum wird in Italien, Po- len, Russland, Frankreich, Oesterreich u. a. 0. gebaut. v. Schröckinger untersuchte Samen aus verschiedenen Ländern , konnte aber nir- gends Spuren von Schierlingssamen auffinden ; auf Anfrage an Dr. Coster selbst erwiederte dieser, nur bei officiellen Auflforderungen dar- auf eingehen zu wollen. v. Schröckinger erhielt aber von anderer Seite Auskunft, dass Dr. Coster eine Partie Anis aus Südrussland untersuchte, in welcher wirklich Schierlings- samen beigemengt war, aber nur in sehr un- bedeutender Menge, und dass dieserFall ver- einzelt geblieben sei. — Eine absichtliche Fälschung kann nicht stattfinden, da der Preis des Schierlingssamens theilweise höher gestellt ist als jener des Anis. (S—ı.) 4) Gartenbau-Gesellschaften Belgiens. Sämmtliche Gartenbau - Gesell- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Schaften Belgiens haben sich zu einer „Fe- deralion des societes d’horlieulture de Belgi- que“ vereinigt und jene Aufgaben veröffent- lieht, die sie für dieses Jahr zur Beantwortung aufstellen und mit Preisen von 100 — 500 Fres. doliren. Die Preisaufgaben sind: a) Botanische Monographie und Culturge- schichte einer beliebigen Galtung oder Fa- milie. b) Schilderung des Einflusses der Unter- lage auf das Pfropfreis und des letzteren auf jene. c) Die Naturgeschichte der den Gärten schädlichen Thiere und die Mittel gegen diese und zur Abhilfe ihrer Verwüstungen. ce) Beschreibung der Krankheiten , welche die Tanne in Belgien befallen und der Mittel dagegen. d) Darlegung der bekannten Thatsachen über den gegenwärligen Stand der Kenntnisse über die Beziehungen des Stickstoffes und sei- ner Verbindungen zur Vegelalion. De Beantwortungen sind bis 45. August 1861 zu adressiren in französischer oder fläm- mischer Sprache an A. Royer in Namur oder an Ed. Morren in Lüllich. 5) Societ€ horticole de Verviers. Die Societ& horlicole et agricole de Verviers ist durch eine Section de Bolanique vermehrt worden; diese wird wissenschaftliche Zusam- menkünfte abhalten und ein Herbarium der um Verviers wildwachsenden oder angebauten Pflanzen anlegen. 6) Das Fortschreiten des Wal- des in Valdivia. Während in Europa Forstwirthe und Staatsmänner, tief bekümmert über dieAbnahme der Wälder, in jeder Weise bestrebt sind , den Bestand der jetzigen Wäl- der zu erhalten, zeigt sich in Valdivia ein ganz eigenthümliches Verhältniss, nämlich ein Um- sichgreifen des Waldes, so dass man dort jetzt mit Eifer bedacht ist, demselben zu steuern. So eigenthümlich im Vergleich zu unsern europäischen Zuständen nun auch die- ser Vorgang sein mag, so lässt sich derselbe doch sehr leicht erklären. Es unterliegt näm- lich keinem Zweifel, dass Valdivia früher eine zahlreiche und dichte Bevölkerung er- nährte, als die Spanier dasselbe eroberten. Ebenso gewiss ist, dass die alten Valdivianer IN. ein ackerbaulreibendes Volk waren und daher zu ihrer Ernährung eine grosse Strecke be- bauten, also waldfreien Landes bedurften. Der spanischen Eroberung gebührt also das erste zweifelhafte Verdienst um die Vermehrung des früher durch die einheimische Cultur rückgedrängten Waldes. Aber auch seit Men- schengedenken hat nach dem Zeugniss aller älteren Leute der Wald zugenommen und bei genauer Prüfung findet man, dass fast aller Wald ziemlich neuen Ursprungs ist und dass nur an wenig Stellen wahrer, Jahrtausende alter Urwald existirt, wie z. B. in der Küsten- cordillere, die schon, als die Spanier das Land betraten, so unbewohnt und unwegsam war, wie sie jetzt it. — Aber auch sonst zeigt sich, nach Dr. Philippi's Angaben, dass, wenn das freie Land längere Zeit hindurch nicht be- stellt wird, die Grasvegetation überall rasch durch Sträucher und später durch Waldbäume verdrängt wird. — Ausser dem Anbau des Bodens gibt es in Valdivia nach Philippi’s Mittheilungen zwei Mittel und Wege, dem Zu- nehmen des Waldes entgegenzuarbeiten,, das Rindvieh und das Feuer; aber selbst diese haben nur eine beschränkte Wirkung. Vom Rindvieh sagt der Valdivianer: es öffnet den Wald, und in der That bildet es nach und nach im Diekicht Pfade, auch setzt es nalür- lich dem Wachsthum derjenigen Gewächse Schranken, welche es abweidet, allein es gibt eine grosse Zahl von Sträuchern und Bäumen, die es nicht anrührt und den grossen erwach- senen Waldbäumen thutes natürlich nicht den mindesten Schaden. Auch die Wirkung der Waldbrände, so ausgedehnt und verheerend sie auch oft sind, ist doch nicht nachhallig, und selbst wenn man nach einem Waldbrande Vieh in die abgebrannten Stellen treibt, so ent- steht doch nach einer längeren oder kürzeren Zeit wieder dichter Wald. Der Vorgang ist hiebei ein eigenthümlicher und zeigt in Val- divia sowohl wie in Europa, Brasilien u. s. w. eine Art Rotation. Ph. beobachtete näm- lich an mehreren alten Waldbrandstellen deut- lich, dass auf den Wald in den meisten Fällen Buschwerk gefolgl war, das man sonst im Walde nicht sah. — Den Vorgang selbst beschreibt Ph. folgendermassen: un- mittelbar nach dem Brande zeigen sich auf zUu- Notizen. m nen m —— m un a m — — nn 295 dem kahlen Boden zwischen den grossen stehengebliebenen, mehr oder weniger ver- kohlten einjährige Pflanzen, die früher im Walde nicht exislirten, namentlich Oxalis valdiviensis und Calandrinia axilliflora, sowie Monocosmia corrigioloides und die eu- ropäische Funaria hygrometrica ; aber bald er- scheinen grosse Sträucher und Halbsiräucher, welche gesellig wachsen und oft so dicht stehen, dass man Mühe hat, sich einen Weg hindurch zu bahnen. Es sind namentlich das reizende Abutilon vilifolium mit grossen weis- sen Blumen, Solanum Gayanum, welches der Milch der Kühe, die davon fressen, einen sehr bittern Geschmack miltheill, und eine 6— 8 Fuss hohe Baccharis n. sp. Wo Abutilon und Solanum in grosser Menge auftreten , er- zeugt sich kein Graswuchs, wo dagegen Bac- charis vorherrscht, findet man in der Regel offene Stellen mit Gramineen. Eine vierte Pflanze, die bisweilen nach einem Waldbrande grosse Strecken ausschliesslich überzieht und wahr- haft undurchdringlich macht, ist Chusquea Quila und valdiviensis. Diese Pflanzen sieht jedoch der Valdivianer gern, wenn es ihm auch die grösste Mühe macht, hindurchzukrie- chen, da sie jahraus jahrein dem Viehe, so- bald es sich erst darau gewöhnt hat, ein reichliches und vortreffliches Fulter gewährten. Nach Jahren erst gehen im Schulz und Schat- ten der genannten Gewächse die Samen der Waldbäume auf, die früher den Boden aus- schliesslich beherrschten, und nach Verlauf von vielleicht 30 — 40 Jahren wieder mit Unterdrückung der bisherigen Inhaber beherr- schen werden. — (Aus der Bot. Zeil. — h.) 7) Die Flora der Provinz Val- divia zerfällt wie das Land, dem sie ange- hört, in eine Flora des Küstengebirges, der hohen Cordillere und der zwischen beiden befindlichen Ebene, welche zugleich derjenige Theil des Landes ist, der in neuester Zeit wieder, besonders unter den Händen fleissi- ger deutscher Einwanderer , für die Cullur in Angriff’ genommen ist, nachdem er Jahrhunderte lang geruht hat. — Natürlich finden zwischen der Flora dieser Landestheile Uebergänge statt, und lässt sich eine genaue Abgränzung nach Lokalitäten kaum vornehmen, was uns Stämmen 296 besonders aus der Beschreibung einer Excur- sion, die Prof, Philippi in Santjago nach dem Rancosee am Fuss der hohen Cordilleren im Januar vorigen Jahres (1860) unternahm, klar geworden ist. Der Ausgangspunkt dieser Reise bildete das dem Prof. Ph. gehörige Gut in S. Juan, welches zwischen der grossen cen- tralen Ebene und dem Küstengebirge liegt und aus einem äusserst coupirten Terrain besteht, Die Hügel und Rücken sind freies Weide- und Ackerland, mit schönem Graswuchs und nie- dern Sträuchern, unter denen besonders Myr- tus Ugni Mol. (= Ugni Molinae Turcz.) deren Beeren das köstlichste wilde Obst Chili’s sind und Pernetiya mucronata Gay häufig sind. Die Schluchten zeigen dichten Wald, aus ver- schiedenen untereinander gemischten Bäumen bestehend „ namentlich von Fagus obliqua Mirb., der als Bauholz in mancher Beziehung das Eichenholz übertrifft, Laurelia aromatica Spr., allgemein zu Breitern verwendet, die nie vom Wurm angegangen werden, aber in ho- hem Grade hygroskopisch sind, Persea Lingue Nees, der schönes Möbelholz und ausgezeich- nete Rinde zum Gerben liefert, Eugenia mul- tilora Hook._ E. apiculata Hook., E. Temu Hook. u. s. w. Unter den kleinern Bäumen und Sträuchern sind die häufigsten: die dor- nige Colletia crenata, Aristotelia Maqui l’Herit., mit schmackhaften Beeren, Azara integrifolia R. et P., Escallonia leucantha Remy, die gerade mit ihren zahllosen schneeweissen Blüthen bedeckt war und eine Zierde für Lust- gärlen sein würde, und die prächlige Guevina Avellana Mol., die hier die Rücken der Hügel schmückt, während sie sonst in schattigen feuchten Wäldern zu finden ist. Hie und da sieht man auch Boldoa fragrans Juss., die bis- weilen bedeutende Dimensionen erreicht und im Küslengebirge der Provinz gänzlich fehlt. Von den Schlingpflanzen, welche in der Pro- vinz Valdivia so häufig sind, und soviel dazu beitragen, der dortigen Vegetation ihren tro- pischen Charakter zu geben , findet sich na- mentlich Lapageria rosea R. et P. un- streitig die Königin der chilenischen Blumen, und hie und da die Proustia pyrifolia Lag., ebenso lieblich, wenn sie ihre röthlich-weissen Blüthensträusse entfaltet, als nachher, wenn der glänzende weinrothe Pappus zum Vor- = ine atmen een Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schein kommt. Beide Pflanzen blühen aber erst im Berbst. — Mühlenbeckia sagittaefolia Lag. (= Polygonum tenuifolium Gay [?]) zeigt in Valdivia einen sehr verschiedenen Wuchs; im Norden ist er fastimmer ein dichter, manns- hoher Busch, hier klettert er bis zu bedeu- tender Höhe in die Bäume hinauf, häufig ist auf den erwähnten Bäumen und. Sträuchern der graugrüne Loranthus Sternbergianus Röm. über und über mit scharlachrothen Blüthen bedeckt, und auf den ersten Blick dem L. tetrandrus ähnlich, sowie , hier ausschliesslich auf Boldoa, der L. Eschscholtzianus, nicht minder reizend durch seine fleischrothen Blü- then, und von den Indianern ,‚Feuer‘“‘ (Qui- tral) genannt. — Weiter in der tiefer gelege- nen Ebene, die zum Theil unter dem Namen Pampa de Negron bekannt ist und welche sich bis zu dem majestätischen Strome Rio Bueno erstreckt, fand Philippi eine Vegelation, welche zwar auf den ersten Blick die schlechte Bodenbeschaffenheit zu erkennen gab , aber für den Botaniker von grossem Interesse war. Sie bestand nämlich hauptsächlich aus einer Art Wiese oder Haide, in der Pernellya angu- stifolia Lindl. und Baccharis Valdiviana Ph. und von krautarligen Pflanzen Imperata cy- lindrica Cyr. und der schöne Senecio Colum- baria Remy besonders häufig waren. Die Bäume, welche gruppenweise auf dieser Pam- pa wuchsen, waren besonders Lomalia obli- qua R. et P., mit dem schönen glänzenden Laub, der ein gutes Holz für Möbel liefert und Embothrium eoceineum Forst., der im October, wenn er mit seinen zahllosen, scharlachrotben Blüthen bedeckt ist, einen wahrhaft prachtvol- len Anblick gewährt; aber beide erreichten nur eine geringe Höhe. Nur an den Ufern des Flusses und der Bäche sah man Fagus obliqua Mirb. und andere Bäume von norma- lem Wuchse. — Etwas nördlicher war der Boden bedeutend besser, was man schon an den reichen Saaten bemerken konnte, welche mit mächtigen Stämmen von Fagus obliqua Mirb. abwechselten. Unter dem Gebüsch war Berberis Valdiviana Ph., in 20 Fuss hohen Stämmen, deren Durchmesser oft reichlich ei- nen Fuss betrug, ziemlich häufig. — Weiter östlich hatte die Ebene wieder ziemlich die Beschaffenheit der Pampa de Negron, die 11. hohen Bäume und die Saaten verschwanden und der Boden war grösstentheils Weide, ge- bildet von Gräsern und eigenthümlichen Pflan- zen. Die bemerkenswerihesten Repräsenlan- ten dieser Gegend, in welcher das Geröll fast ucmittelbar unter der Oberfläche liegt, dass dieselbe wenig für den Anbau geeignet ist und eine sehr eigenihümliche Vegetation zeigt, sind an den trocknen Stellen Euphrasia irifida Pöpp., Quinehamalium pratense Ph., die niedliche Escallonia strieta Gay und Baccha- ris Valdiviana Ph., an den feuchten und sumpfigen dagegen Ranunculus pralensis n. sp., Tripolium conspieuum Lindl., Eryngium humi- fusum Clos., Eryngium pseudojunceum Clos., Festuca Coiron Ph., Gynerium Quila Nees, Chusquea uliginosa Ph. und die dichten Ra- sen der Azorella trifoliata Clos. An diesen Stellen wuchs auch in kleinen Gruppen ein niedriger , gleichsam verkrüppelier Baum, den Ph. anfänglich für eine eigene Art hielt, der sich aber später als eine kleinblätterige Va- rielät von Fagus anlarctica Forst. herausstellte. — Wieder etwas östlicher gegen den Ranco- see zu (wir unterlassen hier die näheren Orts- angaben , weil sie doch auf keiner Karte zu finden sind!) gelangte Ph. auch wieder auf bessern Boden, ohne dass jedoch im Niveau der Oberfläche ein Unierschied von der zuletzt durchwanderten unfruchtbaren Ebene bemerkt werden konnte. Den besien Beweis hiefür lieferte eine Apfelpflanzung, ein Haus und be- ackerie Felder. Dieselben wiederholten sich auf dem ganzen Wege zum See und ge- hörten theils Indiern, theils Spaniern. Die Uep- pigkeit der Gemüsegärten und Getreidefelder gab zugleich Zeugniss von der Fruchtbarkeit des Bodens und der Güte des Klima’s. Denn Ph, sah nicht nur Weizen- und Kartoffel- felder, sondern auch prachtvollen Mais, Erb- sen, Sau- und Vitsbohnen, Runkelrüben, Salat, Nelken, Mohn und Rosen, und zwar namentlich um die Hülten der Indier, welche im Allgemeinen ihre Felder und besonders ihre Gärten weit sorgfältiger bestellen, als ihre spanischen Nachbarn, die sich fast ausschliess- lich mit der mühelosen Rindviehzucht begnü- gen, so dass man die Indier für die eivilisir- tere Race halten möchte. — Der Wald be- stand hier hauptsächlich aus Laurelia aroma- vIn, 41861, so Notizen. 297 lica Juss., Fagus Dombeyi Mirb. und Fagus obligua Mirb.; Maytenus boaria Mol. und Per- sea Lingue Nees, welche so häufig auf dem vulkanischen östlichen Abhange des Küsten- gebirges sind, fehlten hier fast ganz, ebenso Eucryphia cordifolia Cav., Weinmannia tricho- sperma Cav. und Myrlus Luma Mol., dessen schweres zähes Holz so vortrefflich für Stell- macherarbeiten ist, während alle diese Bäume in dem Küstergebirge überaus häufig sind. Es gab auch weniger Unterholz und die Schlingpflanzen waren seltener, am häufigsten noch die Cornidia integerrima Hook. und Aralia valdiviana Gay. Aus diesem Grunde war der Wald weniger undurchdringlich , als im litoralen Theile der Provinz. Unter den Farnkräutern zeichnelen sich zwei Arten aus, die nicht überall vorkommen, Phegopteris spectabilis Kaulf. und Pteris semiadnata Ph. — und weiter gegen den See zu noch die Also- phila pruinata, ein reizendes Farnkraut, dessen Wedel oft weit über Manneshöhe haben. — Die Vegetation am Rancosee endlich, — dem Ziele seiner Wanderung, — fand Dr. Philippi sehr interessant. Dieser grosse Ge- birgssee am Fuss der hohen Cordillere „ des- sen Ufer mit lebenlosem Urwalde bedeckt sind, macht einen eigenthümlichen Eindruck, indem ringsum alles schweigend und todt er- scheint und nicht einmal ein Wasservogel auf den klaren blaugrünen Fluthen zu sehen ist. Die den dichten dunkeln Urwald bildenden Bäume waren ziemlich dieselben, wie man sie in Valdivia an den Ufern der Flüsse sieht, nämlich Eugenia apiculata Hook., Edwardsia Maenabeana Grah., Caldeluvia paniculata Don., die schöne farnkrautblätterige Lomatia ferru- ginea Cav. und Collelia crenata Gay. Unler den Sträuchern waren die häufigsten Berberis buxifolia Lam. und B. Darwinii Hook., die Escallonia rubra Pers., Baccharis Radin Ph. und der 8 — 10 Fuss hohe strauchartige Senecio ceymosus Remy. Mitraria coceinea und Sarmienta repens Cav. bedeckten alle Baumstämme und grösseren Aeste mit ihren scharlachrothen Glocken , die prachtvoll zwi- schen dem dunkelgrünen Moose hervorleuch- teten, während auch Bromelia bicolor R. et P., häufig auf dem Stämmen war. Im Kiese am Seeufer wuchsen häufig, besonders wo 23 298 Wasser am Fusse des Abhanges heraus- sickerte: Gunnera scabra R. et P. Tripo- lium conspicuum Lindl., Senecio trifurca- tus Less., Mimulus luteus L., Euphrasia tri- furcata Poepp., Anagallis allernifolia Cav., Ly- simachia umbellifera Ph, Nothos cordium stria- tellum Knth., Sisyrinchium Lechleri Steud., Eryngium pseudojunceum Clos., Arenaria pa- lustris Naud., Eritrichium littorale Ph, Haplo- stichia stolonifera Ph., Cardamine variabilis Ph. und C. pentaphylla Ph., zwei Arten Jun- cus, zwei Arten Scirpus ete. — Am Ausfluss des See’s fand Ph. noch die Peperomia Fer- nandeziana Mig. und Anemone anlucensis Poepp. — Merkwürdigerweise existirt keine einzige Wasserpflanze im See und es ist daher einigermassen räthselhaft, wovon sich die im See befindlichen Wasserschnecken ernähren. — Die Saaten um die am See ge- legene Hütte des Indiers, in welcher Dr. Ph. mit seinen Begleitern übernachtete, und der Gemüsegartenum dieselbe erschienen sorgfältig gepflegt; die Zäune waren gut im Stande und die einzelnen Arten von Gewächsen sogar von einander durch Zwischenzäune geschieden ; auch war das Unkraut sorgfältig gejälet. Es waren Erbsen, Saubohnen, Vitsbohnen, Mais, Kartoffeln, Mohrrüben , rothe Bete, Schalolten, eultivirt, und viele ursprünglich aus Europa eingeführte Pflanzen hatten ihren Weg bereits bis an diesen entfernten Punkt gefunden; so Brassica Napus, Centaurea melitensis, Si- symbrium offieinale, mehrere Arten Medicago, Festuca Myurus, Ranunculus repens fl. pl. u.s.w. Um das Haus herum wucherten die gewöhnlichen Unkräuter: Sanicula liberta Cham., Madia mellosa Mol., Oenothera strieta Ledeb., zwei Arten Verbena, ein Geraniunm, Vicia acerosa Clos., V. sessilifllora Clos., und aurantiaca in grosser Menge Alstroemcria Don. — (Aus der Bot. Zeil. — h.) 8) Lilium regium Loefflernon Roezl. In der soeben erhaltenen Julinum- mer der Gartenflora finden Leidwesen auch eine Annonce aufgenommen, die jetzt so ziemlich in allen deutschen Gar- tenzeilungen die Runde gemacht und bereits von verschiedenen Seiten nach unserer Ue- berzeugung wohlverdiente Reclamationen und wir zu unserm Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Beleuchtungen erfahren hat, — Wenn wir auch noch darüber Worte verlieren, so ge- schieht es in der Absicht, unsern Freund und früheren Collegen Ro z| gegen den Verdacht zu schützen, als ob er so wenig Bolaniker sei, um eine Pflanze, weil sie zu der grossen Familie der Liliaceen gehört, so gleich ohne Weiteres zu der Gattung Lilium zu bringen, oder sie gar Lilia zu laufen; denn als Lilia regia figurirt sie in allen anderen Annoncen, und dass sie nicht auch in der Gartenflora als Lilia fisurirt, ist wahrscheinlich demjenigen zu verdanken, der die Correcluren liest und der nur einen Fehler des Setzers zu berichti- Die Geschichte dieser Rie- senlilie ist einfach folgende: Roezl schickle, wie wir bereits in einer Anmerkung zu seinen Reiseberichten (Gartenflora 1861, Februarheft, Seite 40) sagten, alle oder doch den grössten Theil der auf seinen leizten Rei- sen gesammelten Samen an die Pariser Samen- handlung Vilmorin-Andrieux et Comp. mit dem Auflrage, dieselben für seine Rech- nung zu verkaufen. Das Pariser Haus oferirt diese Sämereien in einem vom 19. Februar dieses Jahres dalirten Verzeichnisse und gibt zu einzelnen Arten die Notizen, die Roezl brieflich beigefügt hatte. Nun findet sich auch darunter die Lilia regia des Dr. Loeffler, aber als Roezlia regia, und zwar von einer Notiz begleitet, die wir in der Anzeige des Dr. Loeffler Wort für Wortüber- seizt finden, nur der Anfang und Schluss ist weggelassen. Der Anfang lautet: „Seit zwei Jahren haben wir Bulbillen und Samen einer Liliacee unter dem Namen „Yucca Parmentieri‘ nach Europa geschickt, seil- her haben wir unsern Irrthum erkannt; denn diese Pflanze ist nicht die (ächte) Yucca Parmentieri, sondern gehört selbst nicht zu Yucca. Der Schluss der Notiz lautet: „Man kann mit vollem Rechte sagen, dass diese Pflanzen die Könige der Lilia- ceen sind.“* Warum übersetzte Hr. Dr. Loeffler nicht die ganze Notiz? — Roezl nennt sie Könige der Liliaceen , der Gattungs- name Roezlia war wahrscheinlich nicht wohlklingend genug, Lilia regia musste dafür substituirt werden! — Dr. Loeffler, der sich Mitglied mehrerer gelehrten Gesell- gen glaubte. — I. schaften nennl, muss jedenfalls keiner bota- nischen Gesellschaft angehören, ein Gärtner- lehrling hätte ihm sagen können, dass Lilia unrichlig ist und dass eine Yucca oder Agave ähnliche Pflanze unmöglich zur Gattung Lilium “gebracht werden kann! Der Anfang der Notiz mussie nalürlich weggelassen werden, denn die Erwähnung der Yucca Parmentieri, die sich nissen in mehreren deutschen Verzeich- Preisen nolirt befand, hätte die Vorgabe des Alleinbesitzes unmöglich gemacht und nebenbei auch den Preis von 15 Thalern pr. Stück etwas sehr hoch erscheinen lassen. — (Die Laurentius’- sche Gärtnerei nolirt Yucca Parmen- tieri mit 3 — 5 Rihlrn. , idenlificirt sie aber auch mit der Roezlia regia, während in Vilmorin’s Verzeichniss Roezlia bul- bifera als identisch mit Yucca Parmen- tieri und die R.regia als zweite Art angeführt ist). — Die Hamburger Garten- zeilung der Roezlia regia im Junihefte die Ehre eines Leitarlikels, hat aber das Vilmorin’sche Verzeichniss nicht zu Gesicht bekommen und konnte daher auch nicht wissen, dass Roezldie Yucca Par- mentieri nicht R. regia, sordern R. bulbifera nannte. Sie bemerkt noch, den Galtungsnamen Roezlia beireffend, „es sei ihr noch nicht vorgekommen, dass Jemand eine Pflanze nach sich selbst benannt hätle;“ wir geben gerne zu, dass es nicht sehr pas- send war; aber glauben auch behaupten zu dürfen, dass Roezl nicht an sich, sondern an seinen alten Vater dachte, an dem er mit grosser Liebe hängt, als er den Namen wählte und dadurch seinen Vater ehren und erfreuen wollte. — Herr Dr. Loeffler, Ritter etc. wird hoffentlich die Lust verloren haben an solchen Importgeschäften , zumal er wegen dieser fa- talen Lilia regia jetzt in einen Prozess mit einem Erfurter Handelsgäriner verwickelt ist, dem er auf Treu und Glauben den Alleinbe- sitz dieser Pflanze überliess, und der sich jetzt weigert, sie zu zahlen. — Wir sind begierig, welchen Aufschluss uns Roezl ertheilen wird über diese Angelegenheit, da wir mit ihm re- gelmässig correspondiren und er auch die Gar- tenflora direct von uns zugesandt erhält. Wenn zu mässigen erweist Notizen, 299 er Herrn Dr. L. rechtfertigt, so versprechen wir ihm volle Genugthuung, wenn nicht, — so werden wir — schweigen, denn wir glau- ben, genug schon gesagt zu haben. (E. O. 9) Die Butter von Sheabaum (Bas- sia Parkii) in Afrika. Der verstorbene Botaniker Barler, der Begleiter Dr. Baikie’s während der letzten Nigerexpedition, schrieb über dieses wichlige Product des tropischen Afrika’s an Sir W. Hooker: Die Nüsse des Baumes lässt man an den Zweigen reifen und Weiber und Kinder lesen sie des Morgens von der Erde auf, das die Nuss umgebende Fleisch wird abgeschält und gewöhnlich ge- gessen. Es gleicht einer überreifen Birne, ist aber zu süss, um bei Europäern sehr beliebt Hierauf wird die Nuss getrocknet, indem man sie in grossen Thonkesseln mit durchlöchertem Boden einer gelinden Hitze ausseizt. Durch dieses Verfahren wird die Feuchtigkeit entfernt und die Nuss schrumpft in ihrer Schale zusammen, von der sie sodann durch Dreschen befreit wird. Diess geschieht auf Tennen .. oder bisweilen zerbricht man sie auch in grossen hölzernen Mörsern. Zunächst wird nun die freigewordene Nuss mit dem Stössel zermalmt und dann zwischen Steinen zermahlen; in diesem Stadium sieht sie aus wie ein schwarzer Teig. Man wäscht darauf die Masse in kaltem Wasser, kocht sie, bis die Bulter weiss an die Oberfläche tritt, und schäumt sie von dieser ab. Wenn sie gut zu- bereitet war, bleibt die Sheabutter auch bei hoher Temperatur hart und wird nicht mit der Durch die Art ihrer Gewinnung erhält sie einen leichten Beigeschmack nach Rauch. Einige von unsern Leuten mögen sie nicht, wir haben sie aber zum Kochen benutzt und ich habe sie oft ohne Nachtheil mit Yams genossen. Nach den in England untersuchten Proben wird die Sheabutter wahrscheinlich 5 Pfd. St. per Tonne mehr einbringen, als das Palmöl. Sie kann hier in jeder beliebigen Menge produeirt werden, aber da sie im In- nern des Landes vorkommt, wird sie die eu- ropäischen Märkte im Verhältniss zur weiteren Ausdehnung der Schifffahrt auf dem Niger erreichen. Ein Missionär bemerkt sehr tref- fend, dass die Oelpalme bestimmt sei, eine Gleichstellung der Racen und die Verbannung 18 * zu sein. Zeit ranzig. 300 der Sklaverei zu bewirken, ich glaube, dass die Bassia bestimmt ist, ihr hierin beizu- stehen. (Aus Petermann’s Mittheilungen. — h.) 10) Botanische Ergebnisse der Reise von H. Duveyriernach Nord- afrika. Kein Theil der Erde ist vielleicht weniger bekannt als der von dem Franzosen Duveyrier im Jahr 1859 durchforschte nördli- che Theil der Wüste Sahara, welcher an die algerischen Besitzungen Frankreichs grenzt; denn hier trägt Alles, d. h. ein rauhes Klima mit plötzlichem Wechsel von Wärme und Kälte, als auch eine ausserordentliche Dürre und der Argwohn und Fanatismus der Ein- gebornen dazu bei, um jeden Europäer von vorneherein von diesem Lande abzuschrecken. Um so verdienstlicher erscheint daher die Un- ternehmung Duveyrier’s, als er zuerst diese terra incognita meteorologisch, geologisch, zoologisch und botanisch durchforscht hat. Wir entnehmen in letzterer Beziehung den Pe- termann’schen Mittheilungen Folgendes: ein dürres Plateau , auf welchem keine Spur von vegetabilischer Erde zu finden ist, kann nur eine sehr arme Flora haben. Eine kleine arti- eulirte Pflanze (Caroxylon articulatum) wird IV. Lite 4) Illustrirte Cataloge. Die Mode , den Pflanzen- und Samenver- zeichnissen Abbildungen beizugeben ist aus dem Ausland zu uns gekommen. Zuerst ver- schickten die grösseren Gärtnereien Belgiens und Englands die Abbildungen einzelner neuer Pflanzen und Sorten, welche sie auf dem Wege der Subscription verbreite- ten, einzeln mit den Kaufsbedingungen ,„ oder sie legten dieselben ihren Hauptverzeichnissen bei. E. G. Henderson and Son (Wellington Road, St. Johns Wood. London) gingen ei- nen Schritt weiter, gruppirten die neuen Pflanzen in Bouquets, und liefern seit einigen Jahren dieselben Heftweise in Form eines Journals unter dem Namen ‚The illusirated Bouquet,“ welches nur in dieser Handlung eolorirten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf demselben am häufigsten gefunden und ist ganz charakteristisch; dann eine in der gan- zen Sahara gemeine Artemisia und ein Paar Gramineen. Fast die ganze Vegetation hat sich in die Thäler geflüchtet. Hier ist sie auch viel mannigfaltiger. Grosse Büsche von Rhamnus nabeca, die mit ihrem frischen Grün angenehme Ruhepunkte für das Auge gewäh- ren, hohe Genisten, Retema Durieui, ‚‚El Kab- bär,“‘ eine kriechende dornige Pflanze mit gros- sen rosenfarbigen Blumen, und unter den Gra- mineen zahlreiche Büschel von Arthratherum pungens und von Andropogon laniger bilden den grössten Theil dieser Pflanzen. Ausserdem wäre noch Peganum Harmala zu erwähnen. — Unter den cultivirten Gewächsen bemerkt man zuerst mehr als 30 Varietäten der Dattelpalme (Phoenix dactylifera) dann Granaten-, Aepfel- und Feigenbäume , ausgezeichnete Trauben und den indischen Cactus. In den Gemüse- gärten wachsen Melonen, Gurken, Wasserme- lonen und Kürbisse , rother Pfeffer, Tomaten, Kohl und Rüben. Hie und da wird auch etwas Gerste gebaut. — Den Hauptartikel bil- det jedoch die „Henna“ (Lawsonia inermis), welche vielfach angebaut, in grossen Quantilä- ten auf die Märkte gebracht wird. (h.) ratur. verkäufliche Pflanzen enthält. Französische und Deutsche Häuser folgten diesem neuen Reizmiltel zum Kauf mit mehr oder weniger Glück, bedienten sich aber vorzugsweise des in den Text der Verzeichnisse gedruckten Holzschnittes. Dieser Gebrauch scheint allge- meiner werden zu wollen, und es verdient diese Erscheinung wohl eine Besprechung. In wiefern die betreffenden Handelsgärt- nereien ihre Rechnung dabei finden, ist ihre Sache, und ich will diesen Punkt unerörtert lassen, und nur von dem Nutzen dieser Ein- richtung für das Publikum reden. Ohne Zweifel üben gelungene Abbildun- gen einen grossen Reiz auf die Käufer, tragen also zum vermehrten Absatz bei, denn es ist etwas ganz Anderes, wenn man sich einen IV. Begriff von einer Pflanze macht, welchen keine Beschreibung zu geben im Stande ist, als wenn man blos die Anpreisung liest oder den Namen mit fetter Schrift gedruckt sieht. Gute Abbildungen nützen ausserdem durch allge- meine Belehrung, vermehren das Interesse an der Gärtnerei und heben dadurch mittelbar die Geschäfte im Allgemeinen. Wenn aber der Zweck erreicht werden soll, so müssen die Abbildungen gut sein. Dazu gehört nicht nur Naturwahrheit, sondern auch gute Ausführung in Zeichnung und Druck. In dieser Hinsicht zeigen aber die Cataloge, zu deren Kenntniss ich gekommen , eine grosse Verschiedenheit. Während die einen so vorzüglich und tech- nisch gut ausgeführt sind, dass man die Fort- schritte des Holzschnittes und Buntdruckes bewundern muss, sind andere elende Sude- leien. Die ersten illustrirten Cataloge mit in den Text gedruckten Abbildungen (Holzschnitt) von Pflanzen gab in Deutschland , soviel ich weiss, die Handelsgärtnerei von F. C. Heine- mann in Erfurt aus. Auch der diesjährige Ge- neralcatolog enihält wieder mehrere gelungene Abbildungen, an welchen man die Fortschritte des Holzschniltes bewundern muss. Das Ti- telblatt zeigt als Randarabeske die schöne Schlingpflanze Cissus antarclicus in halber na- türlicher Grösse, den Nebenbuhler des Epheu’s im Zimmer, welche alte, aber in Deutschland fast noch nicht verbreitete Pflanze durch die genannte Gärtnerei neu in den Handel ge- bracht wird. Die Rückseite des Verzeichnis- ses zeigl die prächtige Dracaena oder Cordyline ausiralis. Ferner finden wir Witheringia po- gonandra in höchst gelungener, charakteristi- scher Darstellung, ebenso Prunus sinensis fl. pl. Weniger wird die Abbildnng der colossa- len Birne „Totlleben‘ das Auge bestechen, weil Früchte in dieser Ausführung keinen be- sondern Effekt machen. Die bekannte Han- delsgärtnerei von J. C. Schmidt in Erfurt, wel- che sich neuerdings mit der Firma Johann Ni- laus Haage der Art verbunden hat, dass Er- stere nur Pflanzen , letztere nur Samen ver- kauft (eine Einrichtung , die beiläufig gesagt, gewiss sehr zweckmässig ist, weil Theilung der Arbeit auch in der Gärtnerei nur von grosseın Nutzen sein kann), hat ebenfalls ei- nen schönen illustirten Catalog ausgegeben, Literatur. 301 der sowohl für J. C. Schmidt, als Joh, Nie. Haage gilt, so dass es gleich ist, an welches Haus die Aufträge gemacht werden. Das Ti- telblatt zeigt Gynerium argenteum in Blüthe in !ro natürlicher Grösse, und weiter finden wir Colocasia euchlora (K. Koch), sowie die gefüllte Zinnia clegans. Der unter dem Na- men von Joh. Nie. Haage ausgegebene Cata- log enthält noch besonders die Abbildungen der zwei von dieser Firma gezogenen neuen Clintonia pulchella azurea grandiflora und alro- purpurea in gut ausgeführtem Farbendruck, welche diese zierlichen Pflanzen nicht wenig empfehlen werden. Andere Gärtnereien begnü- gen sich mit einer Abbildung als Vignelte, wie die von Laurentius in Leipzig, welche eine neue Rose darstellt. Diesen schönen Abbildungen stehen andere gegenüber, welche durch ihre Hässlichkeit wahr- haft abschrecken, wie z. B. in einigen Samen- verzeichnissen, welche an die Uranfänge der Holzschneidekunst erinnern. Ueberhaupt scheint das Abbilden von Gemüsen, als Rüben, Kohl- raben, Kohlköpfen, Spargelpfeifen etc. in Holz- schnitt ein Fehlgriff und nutzlose Geld- und Raumverschwendung. Von Baumschulenverzeichnissen nur der von der Malter’schen Baumschule in Berg bei Siultgart mit der Abbildung einiger Spalierformen und einer neuen Erdbeere, so- wie das Rosenverzeichniss von Heinrich Nestel in Stuttgart, mit zwei zierenden Abbildungen aus William Paul’s „Rosengarten“ zu Gesicht gekommen, Ich möchte die Besitzer im All- gemeinen warnen, Früchte in Holzschnitt ab- bilden zu lassen, obschon mir schon recht hübsche Abbildungen von Beerenfrüchten, z.B. der neuen Brombeere Lawton Blackberry in dem beschreibenden Catalog von Ellwanger und Barry in Rochester im Staate Newyork vorgekommen sind. Nachahmungswerth er- scheint dagegen der Katalog von Martin Mül- ler in Strassburg (vor der porte de l’höpital 30 in Strassburg), welcher, obschon in schlech- ter technischer Ausführung, die Abbildung der in dessen Baumgärtnerei verkäuflichen künst- liehen Baumformen enthält, wodurch der Be- steller sogleich einen Begriff der Formen be- kommt und die Bäume auswählen kann , wie sie zu seiner Oertlichkeit passen. Diese nützen ist mir 302 jedenfalls mehr, als die malerischen, unnatürlichen Abbildungen von Pyramiden, Buschbäumen etc. in dem schon erwähnten Catalog von Ellwanger und Barry, welche gar nichts nützen. Es drängt sich hierbei der Gedanke auf, ob es nicht zweckmässig sei, instructive Abbildungen verschiedener Art zu geben, z. B, bei Obsibäumen den Schnilt beim Pflanzen, den ersten Schnitt von Spalier -, Pyramiden- und andern Bäumen. Freilich muss man hierbei wieder fragen : wo ist die Grenze zwischen Katolog und Lehrbuch ? (Jäger.) 2) Manuel theorique et pralique de la eul- ture fore&e des arrebs fruiliers ete. Ed. Pynaert. Brüssel und Paris 1861. von Unter diesem Titel hat Ed. Pynaert, ein ehemaliger Eleve der Van Houtte’schen Gar- tenbauschule in Gent, gegenwärtig als Gar- tenbaumeister (Architect de jardin) und Schrift- steller ihätig, die Treibeultur der Obstbäume in einer umfassenden Schrift auf höchst be- friedigende Weise behandelt, und wir verfeh- len nicht, diejenigen Gärtner, welche der frau- zösischen Sprache mächtig sind, auf dieses wichtige neue Werk aufmerksam zu machen. Holland ist das Land der praktischen Trei- berei, und Belgien, nahe genug dabei, um das Gleiche Da wir in deut- scher Sprache ausser der vor mehr als 20 Jahren erschienenen zu erwarlen. „Lreiberei“ von Fintel- mann kein genügende Belehrung bietendes Buch über diesen Gegenstand besitzen, so müsste es schon aus diesem Grunde die Auf- merksamkeit erregen. Aber selbst neben an- dern vortrefllichen Schriften gleichen Stoffes würde PynaertsTreiberei in erster Reihe stehen. Wir konnten, soweit wir ein Urtheil haben, durchaus keine Mängel entdecken, eher Ue- berfluss, nämlich an theorelischen Erörterun- gen, über Dinge, welche wohl wissenswürdig sind, keineswegs aber nothwendig zur Sache gehören. Die beigegebenen Abbildungen sind sehr instructiv, und stellen meist Treibhäuser und Treibkästen dar. Wir machten bei der Durchsicht dieses Buches abermals die Bemerkung, wie Schade es doch ist, dass das Treiben der Obstbäume, besonders der Pfrsiche und Weinreben ohne Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Feuerwärme, blos durch vorgestellte Fen- ster bewirkt, nicht allgemein ist, da es doch so wenig Mühe und Kosten verursacht, und so schöne Erfolge gewährt. In nördlichen Gegenden und rauhen Lagen, wo gute reife Weintrauben und Pfirsiche zu den Selten- heiten gehören , sollle jeder Obstfreund seine Mauern so anlegen, dass er einen Theil da- von mit Fenstern bedecken kann. Uebrigens gibt auch Pynaerts Buch zu dieser Arl von Treiberei keine Anleitung, vielleicht, weil der Verfasser sie nicht als solche gelten lassen will. (J.) 3) Russische Gartenliteratur. In der landwirthschafllichen Zeitung waren im Verlaufe des Jahres 1859 folgende, das Ge- biet des Gartenbaues berührende Abhandlun- gen erschienen: In der Nr. 1 Anzucht gesunder Sämlinge von Regau. — Die Aussaal guter Samen, die Auswahl ei- nes nicht zu fetten Bodens für die Baum- schule und ein gehöriges maasshaltendes Be- schneiden der Wurzeln und des Stengels beim Verpflanzen sind die sichersten Mittel, gute Wildlinge der Obstbäume zu erhalten. — Es ist jedoch zu bemerken, dass auf die Güte des Wildlings zur Veredlung nicht seine Ab- stammung , sondeın die Sorgfall der Anzucht als wesentliche Bedingung anzusehen ist, Dass man mitErfolg auch aus dem Walde genommene Wildlinge zur Veredlung benutzen kann, das beweisen sehr viele Bauerngärlen, in denen die Obstbäume, namentlich durch letzteres Verfahren erhalten worden sind und die des- senungeachlet gute Früchte tragen und ein hohes Alter Auch sind die Wur- zelschösslinge der Kirsch- und Pflaumenbäume nicht zu verachten, um so mehr, da Pflau- menkerne sehr oft nicht keimen. Im Wladi- mir’schen Gouvernement sieht man meislens straucharlige Kirschbäume; der Grund davon liegt in der Vernachlässigung des Beschnei- dens, nicht aber darin, dass man Wurzel- schösslinge als Wildlinge benutzt hat, da ver- nachlässigte Sämlinge eine ähnliche Erschei- nung aufweisen würden. H. Regau glaubt, dass um gute Wildlinge zu erhalten, man die Kerne wilder Aepfelbäume aussäen müsse. erreichen. IV. Literatur. Es ist jedoch bekannt, dass die Kerne guter Obstsorten viel kräftigere Wildlinge hervor- bringen , als die der wilden Bäume. Auch hängt die Gesundheit und dieLebensdauer der Obstbäume viel mehr von der Sorgfalt der Be- handlung nach der Veredlung, als von den Eigenschaften und der Abstammung des Wild- lings ab. Nr. 5 und 6. Ueber die Vermehrung der Kalt- und Warmhauspflanzen durch Steck- linge. Herr Kolesnikow. — Diese Abhand- lung war schon im Jahre 1857 in Brüssel ge- schrieben. Der Autor bespricht die Bedin- gungen, unter denen viele Pflanzen nicht nur durch Stecklinge, sondern auch durch Blätter vermehrt werden können. Nr. 13. Kurze Beschreibung der zum Be- giessen der Pflanzen, Wege u. s. w. von Pernollier in Paris erfundenen Rolle. — Nr. 14. Beschreibung der von Teils, im Jahre 1846, erfundenen Maschine zur Reini- gung der Wege, von Motschalkin. Nr. 20, 21, 25 und 26 Uebersetzungen aus Dubreuil’s Cours elementaire thöorique el pra- lique d’arborieuliure 1857. Nr. 30. Rauch als Schutz der Weinreben gegen Kälte. Dieses Mittel ist am Rhein ge- bräuchlich und war auch den Allen be- kannt. Nr. 49. Mittel, um das Obst den Winter über aufzubewahren. Nr. 77, 79 bis 97 Beschreibung der wich- ligsien Waldbäume nach Dubreuil. Von den 79 beschriebenen Arten sind nur 18 in Russ- land eigentliche Waldbäume. Die übrigen 61 werden bis jetzt nur in Gärten gezogen. Al- nus incana und Ulmus effusa sind nicht be- schrieben. 4) Daniel Hoibrenk. Neues Verfahren zur Cultur des Weinstockes und Maulbeerbaums. Wien 1859 bei Carl Gerold. Herr Daniel Hoibrenk, dessen neucs Sy- der Bodenlüftung in diesen Blättern kürzlich besprochen ward , gibt in diesem Schriftchen zunächst Bericht über ein in Anwendung gebrachies Verfahren der Cul- tur des Weinstockes im Weinberg, welches gleichsam die einfachste Art der Spalierzucht im Weinberge darstellt. Beim Schnitt im stem von ihm 303 Frühlinge lässt man dem Rebstock nur die 2 stärksten, zunächst dem Wurzelhalse entsprin- senden Reben, welche ausgeputzt und auf 10 — 12 Augen zurückgeschnillen werden. Hier- auf biegt man diese nieder und legt sie dem Boden nach in derRichtung nach den 2 Nach- barslöcken der Reihe nieder, indem man die Enden, mit denen des gleichmässig behandel- ten Nachbarstockes Alle andern Reben werden bis auf 2 andere ganz weggeschnilten. Diese 2 anderen aber, die ebenfalls dem Wurzelhals ziemlich nahe lie- gen müssen, werden auf je ein Auge zurück- geschnitten und müssen das Fruchtholz fü’rs zusammenbindet. nächste Jahr liefern. In Folge der horizontalen Lage der bei- den Fruchtreben werden nun wie beim Spa- liere, alle Augen derselben gleichmässig aus- treiben und Sommer!riebe mit achselsländigen Blüthen bilden. Diese letzteren werden auf A Augen oberhalb der letzten Traube einge- kneipt und während des Sommers nimmt man dann noch alle aus den Achseln derselben auslreibenden Nebenzweige (Geiz) weg. Die beiden aus den auf 1 Auge gekürzien aus- treibenden Sommertriebe lässt man aber un- gehindert wachsen und bindet sie an ei- nem beigesteckten Pfahle aufrecht an. Durch die aufrechte Richtung begünstigt, werden sie zu sehr kräfligen Reben, die dann im nächsten Frühlinge zu Fruchtreben zurecht geschnilten werden, während die beiden niedergelegten Fruchtreben des letzten Jahres nun bis auf das dem Wurzelhals zunächst liegende Auge gekürzt werden, um wieder Fruchtreben fürs folgende Jahr zu bilden. Es ist dieses Verfahren jedenfalls ein höchst rationelles, selzt aber eine weilläufti- gere Pflanzung der Rebstöcke in den Wein- bergen und einen gehörig dungkräftigen Bo- den voraus, wenn es reuissiren soll, indem der Rebstock hierdurch genölhigt wird, wie am Spaliere die grösstmöglichste Zahl von zu enlwickeln. Ebenso scheint es zwischen je 2 Weinstöcken Trauben uns nothwendig. noch eine Querlatle zu befestigen, an denen die aus den niedergebeugten Reben auslrei- benden Fruchtzweige belestigi werden kön- Hen. = Die zweite Abhandlung dieser kleinen 304 Schrift ist eine Zuschrifl des Gulsbesitzers Ignaz von Boskoy an Herrn Hoibrenk. Der- selbe hat das vom Herrn Hoibrenk empfoh- lene Bodenlüftungssystem in einem seiner Weinberge angewendet und in Folge dessen nicht blos einen höheren Ertrag, sondern auch ein viel besseres Produkt in dem drainirten Weinberg erhalten. In letzter Beziehung wird gesagt, dass der gegohrne abgeklärte Wein von den Reben der nicht drainirien Weinberge den gewöhnlichen Gehalt von Alkohol von 5, der Wein der drainirien Weinberge aber von 10° gezeigt habe. serordentlich, dass es noch der Bestätigung bedarf. Nicht minder günstig fielen Versuche aus, Dieses Resultat ist so aus- ' wurden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die mit der Luftdrainage auf Kleefeldern und beim Anbau der Zuckerrunkelrüben gemacht Beim Klee erhält Herr H, auf 1200 Quadratklafter Mebrertrag von 720 Pfund getrockneten Klee. Bei den Zucker- runkelrüben ward auf der gleichen Fläche miltelst der Drainage ein Mehrertrag von 27 Ctr. Rüben erhalten. Die neue Cultur des Maulbeerbaums besteht einen ebenfalls in einem Zurückbiegen der Aeste desselben, welche mit den Spitzen am untern Theil des Astes befestigt werden. Zwei Ta- feln mit Zeichnungen versinnlichen das Ver- fahren beim Weinstock und Maulbeerbaum. (E. R.) V. Personalnotizen, Anzeigen eic. 4) Prof. Heer, der verdienstvolle Ver- fasser der „tertiären Flora der Schweiz“ hat die Genugthuung, auch im Auslande als Pa- läontologe die verdiente Anerkennung zu fin- den. — Er erhielt von der königl. Socielät der Naturwissenschaflen zu London den eh- renvollen Auftrag , eine Streitfrage zu schlich- ten, die jetzt die ersten Geologen Englands beschäftigt, nämlich die geologische Formation zu ermitteln, im südlichen England bei Torquay neu entdecktes Kohlen- lager gehören müsse. — In Folge dieser Ein- ladung wird Professor Heer in Begleitung des Züricher Geologen, Professor Escher von der Linth, einen mehrmonallichen Aufenthalt in England machen, um dort an Ort und Stelle die nöthigen Studien vorzu- nehmen. — 2) München. Ende Mai. Der Neubau im botanischen Garten schreitet ıüstig vor- wärts, und werden die hiezu nölhigen Eisen- theile bereits in vier Wochen ferlig sein. Ge- gen die Bonifaciuskirche zu kommt das bota- nische Museum zu stehen, welches zur Auf- nahme des gegenwärtig in der Akademie auf- gestellten Herbariums dienen wird. Dieser Bau ist auf etwa 60000 fl. veranschlagt, an ihn wird sich dann, gegen die Gartenseite zu welches ein gekehrt, das eigentliche Treibhaus anschlies- sen, welches, da auch die gegenwärtig vor- handenen kleinern Treibhäuser umgebaut wer- den müssen, auf etwa 140,000 Al. zu stehen kommt. (M. Bl.) 3) Der Geh Medieinalratb Wenderoth, Prcf. der Botanik an der Universität Marburg und Direclor des Marburger botanischen Gar- tens starb daselbst am 5. Juni in dem hohen Alter von 83 Jalıren. (h.) A) London ®8. Der neue bolani- sche Garten in Kensington ist gestern durch den Prinz-Gemahl im Besein von Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses und vie- ler Mitglieder der Aristokratie feierlich eröffnet worden. (h.) 5) Nachrichten aus Wien. Diek.k. Gartenbaugesellschaft in Wien hat von Sr. Maj. dem Kaiser einen 3600 Quadralklafter grossen Platz zur Erbauung eines Ausstellungsgebäudes geschenkt erhalten. Der ebenso thätige als durch seine Arbeiten rühmlichst bekannte Sekretär der Gesellschaft, Herr Beer hat eine grössere Arbeit über Befruchtung, Keimung , Aufbau, Fruchtbildung ete.,, der Familie der Orchideen beendigt, zu der 380 von ihm selbst gezeich- nele Abbildungen gehören. Dadurch werden die frühern Arbeiten desselben erst den Ab- Juni. V,. Personalnotizen. schluss erhalten. Die Cypripedien hat derselbe ; als besondere Familie von der Familie der Or- chideen gelrennt. (E. R.) 6) P. Duchartre, bekannt durch seine zahlreichen botanischen Schriften und um den Gartenbau besonders verdient durch die Re- daction des Journals de la societ@ imperjale et centrale d’horiieullure A Paris ist zum Mit- gliede der kais. Academie der Wissenschaften und zum Professor der Botanik bei der Facul- tät der Wissenschaflen inParis ernannt worden. 7) Berichtigung. Der Verfasser des Arlikels über die Cultur der Medinilla im Mai- heft ist nebst dem Namen des Besitzers des Gartens falsch geschrieben. Wir bitten beide Namen in folgender Weise abzuändern: J. Bartelsen, Obergärtner im Raths- VI. 305 hof bei Dorpat bei Sr. Excellenz dem Landrath Herrn von Liphart. Die Abbildung der Medinilla ist nach einer Zeich- nung verkleinert dargestellt, welche ungefähr die Sfache Grösse der Tafeln der Garlenflora besass und gibt daher unsere Tafel 325 nur Bild der Schönheit jener Pflanze. (E. Regel.) 8) Berichtigung. S. 259 in dem Ar- tikel des Herrn Jäger ist derName Leco- nora minialain Oladonia coccifera zu verwandeln. C. coceifera und C. bellidi- flora sind die beiden Arten mit schönen ro- then Früchten. Der Name von der Rennthier- flechte ist C. rangiferina. ein schwaches (E. R.) Gorrespondenzen. 4) In den Weinbergen des Fürsten Georg TorreyaHumboldii; ThujaLobbii u. m.a.; Lobkowitz werden Versuche mit einer neuen Methode der Weineultur vorgenommen. Man erwärmt den Boden mit heisser Luft, welche durch irdene Röhren geleitet wird und die Reben bleiben lose am Boden liegen bis vor Beginn der Traubenreife, wo sie dann ein wenig gehoben werden, um Fäulniss der Trau- ben zu verhüten. (Wild.) 2) Bei der im heurigen Jahre in Prag veranstalteten Blumenausstellung waren 1421 Gewächse vorhanden, um 305 weniger als im verflossenen Jahre 1860, wozu der Garten der Prager Garienbaugesellschaft 294 Gewächse zukommen liess, darunter manch seltenes und kostbares Exemplar wie Azalea eioile de Gand, etendard de Flandre, Friedrich Breuil, Göthe, gloire de Belgique, Jules Margotin, gi- gantiflora , Marie von Schönberg, Rosy eircle, Roi Leopold, Rubens; Camellia honneur d’Ame£rique, Marchesa Rambarda, Verschaffel- ti; Chorizema floribundum; Correa car- dinalis; Magnolia Lenneana; Rhodo- dendron Madame Wagner, formosum (Gibso- nii), immaculatum , Sir Isaac Newton, Dalhou- sianum; Tetratheca ericoides; Cupres- sus Lawsoni; Juniperus hemispherica ; — von Herrn Girasek waren ausgestellt: Rhododendrum Gibsonii und Edgeworthii mit ihren weissen und guldgelben, fünftheilig ge- säumten Blumenkronen;, — aus dem Fürst Fürstenberg’schen Garten: die Medinilla mag- nifica aus Java, weiss und blutroth gefleckte Caladien (Caladium argyriles, Chantinii, mar- moratum,Neumannii), das schwer zu ziehende Blaublatt (Cyanophylium magnifieum). — Diese Gewächse konnten die kühle Temperatur des Ausstellungslocales nicht ertragen , sie senk- ten traurig ihre grossen Blätter und mussten Abends in Kästen verwahrt, in ein Warmhaus gebracht werden. — Ferner verdienen Er- wähnung: Begonia Fürst Oellingen-Wal- lerstein und leopardina , Boehmeria argenlea, Pimelia elegans und Lomatia Bidwillii (beide die einzigen in ganz Oesterreich), ein schöner gelber Schmetterlingsförmiger Cytisus von den canarischen Inseln; in der Mitte des Saales prangte ein Tropaeolum tricolor. Endlich fan- den Bewunderung die Orchideen Vanda gi- gantea aus ÖOstindien (Preis 800 Francs), welche zum vierten Male in Europa blühte, Cypripedium hirsutissimum aus Java (500 Frances), Saccolabium retusum aus Ostindien 306 (600 Francs), Trichopilia pieta zum ersten Mal in Europa zur Blüthe — sämmtlich aus dem Sichrower Garten des Fürsten Camill Ro- han, des Präsidenten der Gartenbaugesell- schaft, (Tgsb.) 3) Aus Wien. Inder Sitzung der k.k.zool. bot. Gesellschaft am 1. Mai zeigte Hr. Bayer getrocknete Zweige von Linden mit schecki- gen Blättern vor, die in einer der Alleen am Glacis sieh finden und deutete damil an, dass die bei Gelegenheit der letzten Blumenausstel- lung (am. 24. April) einem derartigen Baume ertheille Zuerkennung eines Preises nicht ge- rechlfertigt erscheine. — Hr. Beer bemerkte, dass die jetzt so beliebten scheckigen Blälter der verschiedenen Gewächse stets einen sehr dürren schlechten Boden verlangen, verpflanzt man den Baum in guten Boden, so nimmt er bald seinen gewöhnlichen Habitus an; ferner bemerkte Herr Beer, dassjedem oberirdischen Baumaste ein bestimmter Wurzelast angehöre und demnach bei üngleicharliger Bodenbe- schaffenheit wie einzelne Baumäste ganz. bestimmte Eigenthümlichkeiten darbieten können. Eine Ansicht es erklärlich sei, solche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dürfte wohl einer sorgfältigen Prüfung werth sein. (Sr.) Herrn Beer’s Ansicht über das Verhalten gescheckterBläller pflichten wir für viele spe- cielle Fälle bei, jedoch nur in dem Sinne, dass ein Theil oder selbst der grösste Theil der Aeste nermale, ein anderer Theil ge- scheckte Blälter trägl. In Betreff von Krone und Wurzel ist jedoch Beer’s Ansicht nicht (E. R.) 4) Programm des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaft- licher Kenntnisse. Diese kürzlich in Wien gegründele Gesellschaft besitzt keine Bibliothek, kein Museum — sie wird alle die einkommenden Gelder zum Druck von Ab- handlungen und Literalurberichten verwenden- Jahresbeitrag der mindeste 1 fl, — es steht jedem Mitgliede frei auch mehr beizutragen — mit 5 fl. kommt man unter die Gründer der Gesellschaft. Jährlich soll ein Bericht über die Leistungen in wissenschaftlicher Richtung in Oesterreich erscheinen. Unlerzeichnet sind viele der wissenschaftlichen Notabilitäten Oester- (Sr.) gerechtferligt. reichs. IM. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 5. (17.) Juni 1861. 1) Verlesung des Protokolls. 2) Verlesen wird der Bericht des Preisge- richts von der grossen Frühlingsausstellung und sämmtliche vertheilte Preise für dieses Mal genehmigt. Die Gesellschaft spricht sich aber dahin aus, dass das Preisgericht nur Prämien für ausgestellte Gegenstände verihei- len könne und der Antrag für ausserordent- liche Belohnungen von der Commission, die die Ausstellung geleitet, gemacht müsse, — 3) Die Direction des botan. Gartens von Nikita dankt für die Samen vom Amur. 4) Die Naturforschende Gesellschaft werden zu Moskau sendet das Bulletin pr. 1860 ein, Die Akklimatisationsgesellschaft in London die 4., 5., 6. Lieferung des Journals. 5) Das Mitglied Herr Smirnitzky verspricht Versuche zu machen mit dem geschroteten Kork als Packmaterial bei Versendung von Früchten. 6) Madanıe Schukoffsky sendet Reben aus der Krim. Dieselben sind vom Herrn von Gelesnoff in Cultur genommen worden. 7) Vom Wesinik sollen nur noch 500 Exemplare abgezogen werden. 8) Als Ehrenmitglieder werden aufgenommen: Sr. Kais. Hoh. der Grossfürst Constantin Nico- VI. Russischer lajewilsch und dessen Gemahlin, sowie der kaiserl. österreichische Gesandie in Russland, Graf von Thun. 9) Als Mitglieder werden aufgenommen: Iwan Ustinowitsch Alexeieff, Alexander Dani- lowilsch Alexandrof, Michael Jakoblewitsch Weissberg, Nicolai Stepanowitsch Woronin, Alexander Alexeiewitsch Belosoroff, Peter Abra- mowilsch Belaeff, Andrei Affanasewitsch Wi- nogradoff, Wassoli Wassiliewitsch Wio , Ale- xander Jermolaiewitsch Wolkenstein, Paul Ni- colaewitsch Sagoskin, Sergei Iwanowitsch Sa- buroff, Michael Stepanowilsch Woronin, Boni- fati Michailowitsch Woroninsky , Leontli Was- siliewitsch Glama , Christian Ibanowilsch Da- ler, Antonina Nicolajewna Kapherr, Fürstin Helene Paulowna Kotschubei, Fürst Beloselsky- Belosersky, Grigory Iwanowitsch Kardilin, Adolph Jegorowitsch Koller, Iwan Iwano- witsch Lilienberg, Feodor Nicolajewitsch Mai- koscheff, Nicolai Nikititsch Menschikoff, Anna Dmitriewna Adnoiischebskaja, Wladimir Fedo- rowitsch Ott, Steppan Stepanowilsch Perofi- lief, Paul Iwanowitsch Snasin - Tormosoft, Iwan Denisowitsch Tschnernikoff, Michael Mi- chailowitsch Fedorof. Als Nichtzahlendes wirk- liches Mitglied wird aufgenommen Herr von Heldreich, Direcior des botanischen Gartens in Athen. 10) Für die in der Silzung ausgestellten Pflarzen vertheill das Preisgericht: Die grosse silberne Medaille den Wein- trauben des Herrn Stauff und dem blühenden Himantophyllum cyrtandrifolium des Martsch. Die kleine silberne Medaille der Erica cyathiformis von Andrian Iwanoff und dem niedrigen Hahnenkamm des Herin Stege- mann. Ehrendiplome erhalten die Porzellanfrüchte des Herrn Arnoldi, weil solche als Sammlung Herrn Sitzung des Russischen Gartenbau - Juli 1) Es wurde das Protocoll vom 5. Juni vorgelesen und bestätigt. 2) Es wurde eine Commission zur Revi- sion der Statuten des Vereins, bestehend aus den Herren: Karniolin-Pinsky, Alwardt, Rochel, Gartenbauverein. 307 ausländischer Obstsorten nicht prämirt werden können. 11) Vom Herrn Akademiker Ruprecht sind dem Caucasus die folgenden Zwiebeln angekommen, welche beim Unterzeichnelen zu den folgenden Preisen pr. Stück abgege- ben werden. Arum orientale a 10 Kop. (1 K. — 1 xr.) Colchieum laetum 10 Kop. " sp. 10 Kop. Corydalis angustifolia 20 Kop. ” Marschalliana 20 Kop. Crocus Adami 2 Kop. speciosus 2 Kop. sp. 2 Kop. Cyelamen caucasicum 10 Kop. Galanthes Rodantii 10 Kop. Ignota Nr. 3 10 Kop. Nr. 4 10 Kop. causasica 5 Kop. iberica 5 Kop. aus ”’ ’ ER} Iris ” reliculata 5 Kop. sp. Nr. 2,5 Kop. sp. Nr. 3, 5 Kop. sp. Nr, 1, 5 Kop. Fritillaria tulipaefolia 5 Kop. (Fr. caucasica.) Merendera caucasica 2 Kop. 5; sp. 5 Kop. Ornithogalum narbonense 1 Kop. Pancratium maritimum 5 Kop. Capnites angustifolia 20 Kop. Paeonia corallina 2 Kop. Primula acaulis 2 Kop. Puschkinia sp. 10 Kop. „ sp. 10 Kop. Scill. amoena 2 Kop. Tulipa Biebersteinii 3 Kop. na - > Ss (E. Regel.) Vereins in St. Petersburg am 4. (16.) 1861. Tschernjajew, M. Iljin und Agamonow erwählt, welche diese Arbeit im Verein mit dem Prä- sidenten , Vicepräsidenien und 3 Sekrelären vornehmen soll. 3) Die Ausstellungscoimmission legte dem 308 Vereine den Bericht über die Unkosten und dieEinnahmen, die mit der letzten öffentlichen Blumenausstellung verbunden waren, vor. Die Unkosten betrugen 9.917 R. 76 Kop. S., die Einnahme betrug 9.194 R. 25 Kop. S. 4) Es wurde das Programm für die im Herbste des Jahres einzurichtende öffentliche Obst- und Gemüse - Ausstellung dem Verein vorgelegt und eine Commission , bestehend aus den Herren Alwardt, Karniolin - Pinsky, Regel, Rochel und Agamonow, zur genauen Durchsicht des Programms erwählt. Dieselbe wird den 15. Sept. eröffnet. 5) Vom Ministerrum der Domänen wurde dein Verein die Anzeige von der im Jahr 1862 in London einzurichtenden Industrie-Aus- stellung gemacht. 6) Die Moskauer Naturforscher - Gesellschaft übersandte die zweite Lieferung des XIll. Ban- des der von ihr herausgegebenen Neuen Me- moire. 7) Herr Laletin hattc dem Verein ein Päck- chen Samen des bei Wjatka, Orel und Kotel- nitsch cullivirten weissköpfigen Kohles ge- schickt; diese Samen wurden Herrn Gratscheff übergeben, der sich verpflichtete, den Verein mit den zu erlangenden Resultaten bekannt zu machen. 8) Zur Coneurrenz waren eingesandl: von Herrn Barlow — Heliotrop (Belle Lyonnaise, Voltairianum „ Tiiomphe de Liege, das erstere eine ausgezeichnet schöne Sorte von niedrigem gedrungenem Wuchse und grossen festen Blü- thendolden blauer Blumen), Exemplare von Nycterine ferner schöne selaginoides, ein Bouquet Verbenen- und Nelken-Sämlinge. Vom Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herrn Dahler ein reichblumiges Spalier des Jasminium gracile. Vom fAerrn Stegemann ein sehr schönes Sortiment Gloxinien in abge- schnitlenen Blumen. Vom Herrn Keldinscheff Erdbeerpflanzen in Töpfen reich mit Früch- ten beladen. Vom Herrn Lapatnikoff Arbusen (Wassermelonen), die rothfleischige Sorte mit schwarzen Kernen. Vom Herrn Noack beim Herrn Heddewig leicht gebundene Bouquele. Für kleine Handbouqucts waren als Umhül- lung dieBlumen von Daturen verwendet. Vom Herrn Heddewig ein Sorliment ganz ausge- zeichnet schöner Pelargonien ans Samen. Dar- unter mehrere Sorten mit ganz regelmässigen Blumen , von denen jedes der Blumenblätter die gleiche dunkle Zeichnung trug. Ferner aus Samen erzogene bunte gefüllte Petunien und schöne Exemplare des Phlox Drummondi Radeizky. Durch die zur Prüfung der eingesandien Gegenstände erwählten Commission wurden folgende Prämien zuerkannt: Herrn Heddewig — kleine goldene Medaille für das Sorliment von Pelargonien, eine kleine silberne Medaille für Pelunien, die ebenfalls einige neue Sorten enthielten und eine lo- bende Erwähnung für Bouquels. Herrn Barlow — grosse silberne Medaille für Verbenen und Nelken, die für Petersbnrg neu waren, und eine kleine silberne Medaille für die gute Cultur der Heliotrop-Sorten. Hrn. Dahler — kl. silb. Med. für ein im Zim- mer cultivirtes Jasminium graeile. Dem Gärtner des Herrn Swaschew — kl. silb. Med. für Wassermelonen. OQriginalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen. a B Eutoca Ortgiesiana Hoer*). (Siehe Taf. 337). Hydrophylleae In einer Sendung mexikanischer Sä- mereien, von unserm Freunde B. Roezl gesammelt und eingesandt, erhielten wir auch einige Samen, bezeichnet mit Ne- mophila Ortgiesiana Roezl. — Birief- lich meldete er gleichzeitig darüber nur noch, dass diese wenigen Samenkörner Alles seien, was er von dieser hübschen neuen Art habe sammeln können; er lege grossen Werth darauf und beauf- trage uns die Samen anzubauen, und die Edition dann für seine Rechnung zu verkaufen, Die Samen wurden in *) E. Ortgiesiana Heer. ein warmes Frühbeet ausgesäet , keim- ten recht gut und die jungen Pflänz- linge konnten Mitte Mai auf ein gut zu- bereitetes Beet in’s Freie gepflanzt wer- den. Sie wuchsen sehr kräftig und bil- deten sich zu grossen Büschen mit fuss- langen, üppig grünen Blättern aus. — Der vielleicht nur zu reiche Boden, verbunden mit der anhaltend feuchten kühlen ‚Witterung , die das verilossene Jahr 1860 kennzeichnet, bewirkten,$ dass die Pflanzen sehr üppig in’s Laub trie- ben, und erst mit Ende August die er- E. pubescens, caulibus adscendentibus, foliis radicalibus longe peliolatis, pinnatisectis, lobis lateralibus elliptieis, sparsim ineiso-dentatis, lobo terminali maxi- mo, palminervio, profunde inciso - dentato ; foliis caulinis multo minoribus pinnatisectis, lobis jateralibus minutis 2 — 4, integerrimis , lobo terminali magno,, trilobate , lobo medio inciso- dentato ; racemis elongatis subsecundis; calyce pedicello breviore;, corolla calyce multo lon- giore, campanulato-rotata, alba, violaceo-reticulata, vel violacea; staminibus subexserlis, basi hirsutis. (6) in Mexico. Nemophila Ortgiesiana Roezl. in litt. — Fruchtknoten haarig, am Grunde kahl, mit mehreren Eichen , Griffel tief zweispaltig, Narben nicht verdickt. Staubge- fässe am Kronengrund befestigt, bis über die Mitte hinauf mit langen Haaren besetzt; An- theren klein, schaukelnd; Kelehblätter lanzeitlich, nur unten verbunden , schwach behaart. — (Heer) IX, 1861. 24 310 sten Blüthentrauben zeigten; von da ab blühten sie jedoch sehr reichlich, bis der Frost sie zerstörte. — Professor Heer hatte die Güte, diese interessante, zierliche Annuelle zu untersuchen und die unten stehende Diagnose zu entwer- fen; er bemerkt noch dazu: „gehört zur Gattung Ewuioca und zwar in die I. Section (Ortheutoca DO.), denn der Kelch ist am Grunde nackt und hat ganz einfache Buchten ; die Krone ist glockig-radförmig und jedes Blumen- blatt hat in der Mitte, da wo die Lap- pen beginnen, ein aus 2 kleinen spitzen Wärzchen bestehende Paracorolle, gehört daher zu Eutoca und nicht zu Cosman- thus. Scheint nahe verwandt mit E. Andrieuxü DC., aber kahler, mit län- geren Staubgefässen und grösseren, an- ders gefärbten Blumen. Ist vielleicht identisch mit E. bursifolia Sprgl. Syst. I. 869. Die Diagnose passt vollkom- men, ist aber so kurz und wenig be- zeichnend, dass eine sichere Bestimmung unmöglich ist.‘ — Für die Gärten ist diese Art jeden- falls neu und darf unter den harten An- nuellen als eine sehr hübsche Aecquisi- tion gelten. — Wurzelblätter bis 1 Fuss lang, einen dichten Busch bildend, lang gestielt, fiedersehnittig, Seitenlappen el- liptisch, entfernt eingeschnitten-gezähnt, der Mittellappen bedeutend grösser, tief eingeschnitten gezähnt, fast gelappt; die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stengelblätter sind viel kleiner, von ähnlicher Form; Stengel gestreckt auf- steigend; Blüthentrauben reichblüthig, vor der Entfaltung eingerollt, bis 2 Fuss lang werdend ; ausser der primären end- ständigen Traube entwickeln sich aus den Blattachseln kurze Triebe, die eben- falls in Blüthentrauben enden. Gleich- zeitig sind an jeder Traube nur wenige Blüthen geöffnet, dagegen folgen sie sich in langer und stetiger Reihenfolge, so dass die gleiche Traube an der Spitze noch fortblüht, während die unteren Sa- menkapseln schon der Reife sich nähern, Die Stammart scheint weisse, mit einem regelmässigen violetten Adernetz gezierte Blumen zu haben, dagegen zeigte sich schon in dieser ersten Aussaat eine Ab- art mit ganz violetten Blumen, einzelne Blumen waren auch halb weiss und halb violett, so dass es scheint, dass sie sehr geneigt ist zur Varietäienbildung , was ihren Werth als Florpflanze nur erhöht. — Leider war der nasskalte Herbst der Samenreife so ungünstig, dass wir zu wenige Samen ernteten, um sie jetzt schon einer Samenhandlung zum Ver- trieb anbieten zu können, in diesem Sommer hoffen wir jedoch , eine hinrei- chende Quantität ernten zu können und werden wir gern Offerten von solchen Samenhandlungen entgegen nehmen, die geneigt sein sollten, die ganze Edition käuflich zu erwerben. (E. ©.) b) Convolvulus mauritanicus Boiss. (Siehe Taf. 338.) Convolvulaceae Cultur der mauritanischen Winde. Vom Königl. Garten-Inspector Ferd. Jühlke in Erfurt. Diese eben so dankbar blühende als | milie der Convolvulaceen und kann ich reizende Ampelpflanze gehört zur Fa- | dieselbe allen Blumenfreunden zur Cul- a I. Originalabhandlungen. tur in Ampeln und Vasen mit Sicher- heit empfehlen. Sie bildet im Frühling mit ihren zahlreichen hängenden Zwei- gen, die mit seideartig glänzenden blauen ‚und weissgesternten Blumen übersäet sind, eine unvergleichliche Zierde des kalten Hauses. Da ich die Einführung dieser wirk- lich effeetmachenden Schmuckpflanze im Herbst 1858 aus dem nördlichen Afrika bewirkte und dieselbe seit dieser Zeit eultivire, so will ich der beifolgenden Abbildung (Tafel 338) in Nachstehendem einige Bemerkungen über die Cultur und Behandlung hinzufügen. Den Original - Samen säete ich im Februar 1859. Ich gewann drei Pilan- zen davon, die ich im Monat Mai auf einer sonnigen Stelle des Gartens in 3füssiger Entfernung auspilanzte. Die mauritanische Winde hat mit vielen ih- res gleichen die Eigenschaft, dass sie keinen kriechenden, sondern nur einen Wurzelstock bildet, von wo aus sie ihre Zweige kreisförmig nach allen Richtun- gen treibt und einen Flächenraum von 3 bis 4 Quadratfuss bedeckt. Durch diese charakteristischen Merkmale er- schien mir die, Pflanze insofern sehr be- achtenswerth, als sie sich dadurch nicht bloss zur Cultur in Ampeln und Vasen, sondern auch durch ihren blauen Blü- thenteppich ;zur Anpflanzung im Rasen u. s, w. empfiehlt. Ich nahm deshalb auf die Vermehrung Bedacht und ver- anlasste sorgfältige Befruchtungen, von denen ich aber nur einige wenige $a- menkörner erntete, die ich zur neuen Aussaat benutzte. Sommer - Stecklinge, die ich davon machte, standen 4 bis 6 Wochen, wuchsen aber alsdann freudig fort und sicherten eine Vermehrung, die Fe 311 mich dazu bestimmt, die Pflanze in die- sem Herbst in den Handel zu bringen. Zwar haben die Herren E. G. Hender- son und Sohn in London bereits im Herbst 1860 einige Dutzend Pflanzen von mir bezogen und davon in ihrem neuen Catalog eine annähernde Abbil- dung gegeben , indessen ist die Pflanze in Deutschland, so viel mir bekannt, noch nicht verbreitet und doch verdient sie es in hohem Grade. Zunächst kam es mir darauf an zu ermitteln, ob sich diese niedliche Winde nicht im Freien überwintern lassen möchte. Mit dem eintretenden Frost bedeckte ich deshalb eine der Stamm- pflanzen recht sorgfältig, jedoch zeigte sich dieselbe im Frühling 1860 vollstän- dig vor Frost zu Grunde gerichtet. Ich eultivire sie deshalb jetzt als eine Staude des kalten Hauses mit günstigem Erfolg. Eine nahrhafte Erde, mehr: flache als hohe Töpfe zur Ausbreitung des Wur- zelstockes, mässiges Begiessen, sichern in Verbindung mit einem zweimaligen Versetzen im Winter einen reichen Blü- thenfior im März und April als Ampel- pflanze. Stecklingspflanzen, die im Laufe des Winters herangezogen werden, ver- einigt man im Mai zu Gruppen in Ra- sen, woselbst sie vom Monat Juni bis in den Spätherbst durch ihr unaufhörli- ches Blühen einen äusserst zierlichen Effect hervorbringen, Schliesslich offerire ich zum Herbst gut bewurzelte Pflanzen zu folgenden Preisen : 100 Stück 26 Thlr, P. C. arena we 9 a 23 T nude 12 ,„ 3 » 20 „ 1 — 10 2” 312 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. oO Vitis vinifera L Var amurensis Rupr. (Siehe Taf. 339.) Ampelideae. V. vinifera $. amurensis Rgl]. in pl. Maack. mss. *). V. amurensis Rupr. pl. Maack. in Bull. de l’Ac. de St. Pe- tersbourg 1857, pag. 524. Maxim. prim. pl. am. pag. 69. Die beistehend abgebildete Pflanze ist die Rebe, welche vom Herrn Maack am Amur und Ussuri entdeckt und auch in die Gärten Russlands und des übri- gen Europa’s eingeführt wurde. Herr Maack ist überhaupt derjenige, der von allen denen, die in neuerer Zeit den Amur bereist haben , die meisten Pflan- zen jenes weiten Ländergebietes durch gut erhaltene Samen in die Gärten ein- gelührt hat. Wir halten die Amurrebe für die wildwachsende Stammart oder eine der Stammarten unseres Weinstockes und dessen zahlreichen Abarten, die sich durch Behaarung , Blattschnitt , Grösse und Form der ganzen Trauben und de- ren Beeren, Farbe der letzteren und auch durch Form der Samen von einan- der unterscheiden. Was von diesen For- men Art und was Form , das kann nur eine sehr einlässliche Untersuchung und lange Beobachtung entscheiden. Jetzt müssen wir noch so lange, bis eine sol- che Monographie der ächten Vitis-Arten erscheint , alle die zahlreichen , oft we- *) Folis integris v. 3 — 5lobis , lobis basi inter se angulum sinuato-dilatatum includenti- bus, foliis juvenilibus utrinque floccosis, de- mum praeeipue sublus ad venas hispidulis; sentlich von einander abweichenden For- men unseres Weinstockes zu‘ einer Art zusammenfassen. Es ist aber recht wohl möglich, dass mehrere Grundarten durch gegenseitige Verbastardirung und durch Jahrtausende fortgesetzte Cultur die Rage des Weinstocks gebildet haben. Zu dem Formenkreis unseres Wein- stocks gehört auch die Amur-Rebe, wel- che ähnlich wie mehrere der aus Nord- amerika stammenden Rebsorten unter Laubbedeckung noch den Winter im Klima von St, Petersburg sehr gut er- trägt und ale schöne und rasch wach- sende Schlingpflanze für die Gartenanla- gen der rauheren Klimate einen hohen Werth erlangen dürfte. Ob es gelingen wird aus derselben neue Rebsorten zu erzeugen mit wohlschmeckenden Beeren, die noch im kältern Klima gedeihen, das muss die Zukunft lehren; bis jetzt ist dafür wenig Wahrscheinlichkeit vorhan- den, denn die Beeren der Amurrebe hal- ten reif nur ungefähr 5 Linien im Durch- messer, sind schwarz violett, von bitter- süssem Geschmack und besitzen wenig Fleisch, Dieselbe unterscheidet sich von den Formen der gewöhnlichen Rebe , durch die in der Anmerkung mitgetheilte Diag- nose. Aehnliche Behaarung und erwei- terte buchtige Winkel zwischen den Blattlappen kommen aber auch bei vie- len schon bekannten Abarten des Reb- stockes vor. Dagegen enthalten die Beeren der Mehrzahl der Formen von Vitis vinifera L. verkehrt-ovale Samen, seminibus orbieulato-obovatis , breviter stipita- | die sich am Grunde in ein stielförmiges tis, dorso sulealis. |Wurzelende ausspitzen, wie dies Fig. c I. Originalabhandlangen. der beistehenden Tafel vergrössert zeigt. Bei der Amurrebe sind dagegen die Samen mehr rundlich und gehen am Grunde plötzlich in ein kurzes stielför- _ miges Wurzelende aus, wie dies die Fi- guren e und f. vergrössert von der Rücken- und Bauchseite zeigen. Es kom- men in dieser Beziehung sicherlich aber auch unter den ceultivirten Rebsorten Ab- änderungen vor und es wäre sehr zu wünschen, dass da, wo in dieser Be- ziehung ein reicheres Material als in Petersburg vorhanden ist, Untersuchun- gen gemacht würden. Dass solche Ab- änderungen vorkommen, zeigt uns eine bei Tyrus wild gesammelte Rebe mit ebenfalls kleinen Früchten in Fischers Herbar, wo die Samen gleichfalls rund- lich, auf dem Rücken aber ein kleines Schildehen tragen, und am Grunde in ein kurzes abgestutztes Wurzelende aus- gehen , wie dies Fig. d vergrössert dar- stellt. Die Blumen der Amurrebe stimmen mit dem des Weinstockes ganz überein, Ein kleiner häutiger, kurzer, fast urnen- förmiger Kelch, mit fast ungezähntem oder nur unter der Lupe undeutliche Zähn- chen zeigendem Rande umgibt den Grund der Blume. 5 Blumenblätter sind an der Spitze fest verwachsen und lösen sich beim Aufblühen am Grunde ab, so dass die ganze Blumenkrone wie eine Kappe abfällt. Fig. g ist eine stark vergrös- serte Knospe, von der die Biumenblät- ter im Abspringen begriffen sind. Zur Zeit der Blüthe sieht man daher von den abgefallenen Blumenblättern nichts mehr und die 5 Staubfäden sind nur vom häutigen Kelchrande umgeben, wie dies Figur a vergrössert zeigt. Die zu- 313 erst sich öffnenden Blumen sind alle nur männlich und erst später entwickeln sich aus den gleichen Blüthenständen solche mit ausgebildetem Fruchtknoten, oder sind auch alle Blumen nur männ- lich, Fig. b zeigt eine weibliche Blume, von der auch die Staubfäden schon ab- gefallen sind. Den Grund des Frucht- knotens umgeben 5 kleine verwachsene Nectarien, welche den sogenannten Dis- cus bilden, der auch in den sterilen Blumen das Centrum derselben ein- nimmt, Die eigenthümliche kappenartige Ablösung der Blumenblätter und dieser Discus sind der Charakter der Gattung Vitis. Bei Ampelopsis fehlt der Discus und bei Cissus ist der Discus vorhan- den, bei den beiden letzteren Gattungen lösen sich aber die Blumenblätter von der Spitze nach dem Grunde zu und fal- len erst nach der Befruchtung ab. — Vermehrung der Amurrebe ganz gleich wie die der gemeinen Rebe durch Steckholz im freien Lande im Herbste, oder durch Augen und junge Triebe im Frühling und Sommer im warmen Beete, Wenn starke Reben erzogen werden sollen, müssen solche theils auf 6 — 8 Augen, theils auf 2—3 zurückgeschnit- ten und die schwächern ganz wegge- nommen werden. Ebenso muss man die zahlreich am Wurzelhals bei Samenpflan- zen ausbrechenden Triebe im Sommer wegbrechen, damit die ganze Vegetations- kraft wenigen Reben zugeleitet wird und diese dafür gut ausgereiftes Holz bilden. Im Herbste löst man die Reben, legt sie an den Boden nieder und deckt sie beim Eintritt stärkerer Fröste leicht mit Laub oder Erde. (E. R.) 314 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Ueber die Vegeistion von Hakodate auf der Insel Jesso (Japan). Vom Reisenden des K. Botanischen Gartens Herrn C. Maximowiez, Die Stadt Hakodate liegt bekanntlich und besteht aus Hydrangeen, aus denen auf der Südküste von Jesso, auf einer in | H. macrophylla? sehr gemein ist, H. die Sangar-Strasse vorspringenden Halb- | volubilis in armdicken Stämmen hoch insel, unter 41° 48° 32“ nördl. Br. und | die Bäume hinanklettert, Staphylea Bu- 1400 47’ 15” östl. L. auf der Nordküste | malda, Evonymi, Celastrus spec., Aralia- dieser Halbinsel. ceen, Loniceren u. s. w, Unter den Die Peninsula selbst ist gebirgig, | Waldkräutern machen sich namentlich steinig, und bis auf ein, die Stadt zur | zum Waldrande hin riesige grossblät- Bergseitesäumendes Thujopsis-Wäldchen, | terige Umbelliferen und 8 Fuss hohe, kahl. Ebenso kahl ist die niedrige, | ästige Polygona bemerkbar. Die Schling- schmale und sandige Landzunge, die die | pflanzen sind zahlreich, Vitis, Ampelop- Halbinsel von dem Hauptlande trennt. |sis am häufigsten, es gibt auch viele Selbst die zum Meere gerichteten Ab- | für mich neue darunter. — Steile Berg- hänge derBerge der Hauptinsel sind nur | abhänge sind fast ausschliesslich mit ei- spärlich mit Bäumen besetzt, und erst|ner 2 — 3 Fuss hohen Bambusa be- wenn man diese Gebirge überstiegen | kleidet, die ich für Arundinaria kurilen- und sich in den Thälern des Innern be- | sis halten möchte, dazwischen erheben findet, tritt schöner Wald und eine üp- | sich einzelne Bäume, meist Taxus cus- pige Vegetation auf. pidata, die in einzelnen Exemplaren Ich will und kann mich hier auf | auch in den Wald der Thalsohle hinun- keine genaue Schilderung der Flora ein- | tergehen. Von Wiesen kenne ich nur lassen, dazu bin ich jetzt durch den |erst die der Halbinsel am Hakodate, Verlust meiner sämmtlichen, auf Japan | hier giebt es eine Mannigfaltigkeit von bezüglichen Bücher zu sehr von Mitteln | Kräutern, unter denen Dianthus super- entblösst. Es genüge zu bemerken, dass | bus, Hypericum Aseyron und attenua- trotz der Menge neuer Formen die hie- |tum, Leucanthemum areticum, Aster sige Flora doch noch Vieles besitzt, was | ageratoides, Geum macrophyllum ?, eine an die Flora Mandschurica erinnert, wie | Sanicula, ein Eupatorium etc. die häu- ich sie in den südlichen Häfen dieses | figsten sind. Besonders reich scheint Landes kennen gelernt. Dahin gehört | die Familie der Farrnkräuter vertreten eine der hiesigen Eichen , Aralia japo- | zu sein. Wenn ich auch vermuthe, dass nica, Dimorphanthus mandschurieus, Ma- | die hiesige Flora sich bei näherem Stu- ximowiezia, Acer Meno, Evonymi, und | dium als eine ebenso einförmige erwei- sehr viele Kräuter. Der Wald setzt | sen wird, wie die der Mandschurei, so sich, so weit ich ihn bisher kennen ge- | gibt es hier dennoch sehr viel zu thun, lernt, hauptsächlich aus Eichen (Quer- | zumal sich nur auf weiteren Exeursionen cus mangolica? und Q.denticulata Sieb.) ? | ins Land viele Coniferen, die Siebold und Linden zusammen, ihnen mischen | für Jesso anführt, sowie manche andere sich zahlreich bei Alnus, Aesculus chi- | Holzgewäehse, welche nicht bis an den nensis?, Magnolia Kobus? u. s. w. Das | Südrand der Insel gehen, z. B. eine Unterholz ist meist ziemlich undicht, | neue Broussonetia, von der Siebold nach I, Originalabhandlungen. japanischen Nachrichten spricht *), wer- den auffinden lassen. Die Erwartung zahlreicher Neuigkeiten , sowie der Um- stand, dass die Jesso’schen Pflanzen sich ‘in einem grossen Theile von Mitteleu- ropa wahrscheinlich werden im Freien ziehen lassen, bestimmt mich denn auch, abgesehen von dem Wunsche einer Ver- gleichung der Jesso - Flor mit der süd- mandschurischen, die in pflanzengeogra- phischer Hinsicht ganz ausnehmend in- teressant zu werden verspricht, auf Jes- so den grössten Theil meines dritten 315 ‚Reisejahres zu verbringen und den Sü- den von Nippon nur soweit zu berück- sichtigen, dass ich eine gute Samenernte von dort mitbringen kann. Zur Rechtfertigung meiner Behaup- tung über die Möglichkeit einer Zucht Jesso’scher Pflanzen im freien Lande vieler Gegenden Mitteleuropa’s mögen die folgenden Angaben über das Klima von Hakodate, des südlichsten Punktes der Insel dienen, die ich der Güte des hiesigen Consulats-Arztes Hrn. Albrecht verdanke : Menge des Mittlere Absolute Absolute | Tage, an denen | Nieder- Temperatur. Maxima. Minima. | Niederschlag fiel. | schlags in Zellen, | 1859.| 1860.|1859.|1860.| 1859.) 1860.| 1859. 1860. 1860. Jan. |—-2.74| — 2.92| 3.60 — 8.00/—9,00 12 15 Febr. — 0.69 — 1.71| 4.50 — 6,50 8 10 März 1.601 0.75.12.30 — 5.20 Ö 9 April 6.40 5.13 14.40 2.10 4 9 1'947 Mai 9.48 8.44|18.00 4.00 7 14 4.302 Juni 11.43 12.21/18.90 7,20 14 12 2.233 Juli 16.17 14.49 21.80 12.20 16 13 6.354 Aug. | 16.77| 17.54 21.40 12.50 18 10 4.338 Sept. | 13.32] 15.70/19.30 7.00 16 18 4.501 Octb. 9.20 9.34 15.80 2.50 31 14 2.949 Novb, 528 12.5 — 2.00 11 Dechb. 0.08 8.9 — 6.1 18 10 Mon.:|7. Monat: ea Diese Tabelle zeigt schon, dass man es hier mit einem ausgezeichneten See- klima zu thun hat, unaufhörliche starke Winde aber (NW. und SO.). der meist *) Ich vermuthe hierunter den Baum aus der Familie der Cannabineen , dessen Früchte ich nicht längst an den Garten geschickt habe. Es ist, wie es scheint, eine noch unbeschriebene Galtung, die ich zu Ehren des um die Mand- schurei hochverdienien Reisenden Isbranis Ides — Idesia, genannt sehen möchte, 124 26.634 bewölkte Himmel, die Unbeständigkeit des Wetters und die geringe Anzahl rein sonniger Tage machen das Klima in Hakodate zu keinem angenehmen. Im Winter fällt Schnee bis 3 Fuss tief, und wehen heftige Winde, welche die sonst sehr mässige Kälte sehr empfind- lich machen. Es ist aber zu bemerken, dass sich ein bedeutend günstigeres Klima erst weit im Süden von Nippon einstellt, der grösste Theil dieser Insel aber noch bedeutend rauh zu sein scheint. | | 154 316 Darnach scheint es mir denn, dass mit einer geeigneten Bedeckung für den Winter, Jesso - Pflanzen selbst in dem südlichen Theile der baltischen Provin- zen im Freien gehalten werden könnten, Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. und manche Pflanze wird sich, nament- lich aus dem nördlichern Jesso finden, wo die Rauhheit des Klima’s rasch zu- nehmen muss, die selbst in Petersburg gezogen werden dürfte. 3) Cultur der Hyaeinthen in Gläsern oder Vasen aus Porzellan. Von G. C. Norling in Stockholm. Herr Norling theilt sein Verfahren über die Anzucht von Hyaeinthen in Gläsern oder Vasen mit, welches nach langjährigen Versuchen bei der Cultur im Zimmer zu den glücklichsten Resul- taten geführt hat. Als Gläser werden jene bekannten Zwiebelgläser benutzt, wo die Zwiebel oben auf in eine beson- | der beistehende Holzschnitt zeigt. dere Verengerung des Glases gesetzt wird, damit sie nicht in das Glas selbst hinabfallen kann und ohne in unmittel- barer Berührung mit dem Wasser zu sein, nur ihre Wurzeln in dasselbe her- absenden kann. Als Modell einer Vase gibt Herr Norling ein solches, wie es Un- I. Originalabhandlungen. terhalb des Randes wird der Deckel b eingelegt, der besondere Oeffnungen zum Aufsetzen der Zwiebeln und in der Mitte eine kleine Oeffnung zum Nachfüllen ‘von Wasser besitzt. Zur Zeit des Treibens werden die Zwiebeln auf schwarze Gläser oder in Porzellangefässe gesetzt, welche kein Licht durchlassen, was der Entwickelung der Pflanze schädlich ist. Das Wasser, welches in die Gefässe gegossen wird, darf nur so hoch stehen, dass solches die Zwiebel nicht erreicht und erhält durch eine beigemischte Lösung peruani- schen Guanos alle jene Stoffe, welche der Zwiebel zum kräftigen Gedeihen im gewöhnlichen Flusswasser fehlen. Hier- auf werden die Zwiebeln selbst mit ei- ner Lage Moos von 2 — 3 Zoll Höhe überdeckt und in eine kühle dunkle aber frostfreie Kammer gestellt. Nach Verlauf dieser Zeit werden die Gläser in ein der Sonne ausgesetztes Fenster des Wohnzimmers gesetzt, um solche hier zur Blüthe zu bringen. Es ver- steht sich von selbst, dass Frost auf de- ren Standort niemals einwirken darf. Sollten seitliche Triebe an den Zwiebeln 317 erscheinen, so müssen diese sofort weg- gebrochen werden. Auf 132 Kubikzoll Wasser werden 2 Loth Guano genommen, diese Mischung wird öfters umgerührt und nach 3 Tagen wird das obere, die Lösung enthaltende Wasser in ein anderes Gefäss gegossen, um davon ungefähr eine Tasse voll zu einem gewöhnlichen Topf mit Flusswas- ser zuzumischen. Diese letztere Mi- schung ist es, die zur Hyacinthen-Cultur angewendet wird. Man muss solche aber während der Treiberei, sei es mittelst Abgiessens von oben oder eines Spund- loches von unten entfernen und durch neues ähnlich gemischtes Wasser erI- setzen. Die Resultate dieser Art der Treiberei sind nach der Versicherung des Herrn Norling ganz ausserordent- lich gut und dieZwiebeln bringen eben- so vollkommene Blumen wie im freien Lande. Sollte bei der Vasen-Cultur die eine oder die andere Zwiebel schwäch- lich wachsen, so muss solche zeitig durch eine kräftig wachsende aus einem Glase ersetzt werden, um ein gleichmässiges schönes Bouquet der Vase zu erzielen. — 4) Lilium giganteum Well. als Pflanze des freien Landes. Seit Frühjahr 1858 cultivire ich in meinen hiesigen, in ziemlich rauher Ge- gend der sächsischen Schweiz gelegenen Parkanlagen, wo vorigen Winter 22 Grad und noch Mitte April 10 Grad Reaum. Kälte herrschte, mehrere Exemplare von Lilium giganteum im freien Land, wel- che so gut gedeihen, dass eine davon diesen Sommer zur Blüthe kommen wird. Nach dem Aufdecken den 11.Mai treibt selbe mit solcher Kraft, dass der Sten- gel bei einem Umfang von 61/, Zoll, ohne noch die Blüthendolde zu zeigen, bereits 7 Fuss Höhe erreicht hat und zeigt sogar an der Basis desselben seit 8 Tagen noch 2 neue Blüthenstengel von 1/, und 1 Fuss Höhe. C. A. Bergwald in Schweizermühle zu Königstein in Sachsen *). ®) Nähere Details über die Cultur sind sehr willkommen. (E.R) 318 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Naehrichten von &. Wallis aus dem Innern Brasiliene. I. Bericht. » Unter den üppigen Pflanzenerzeug- nissen des äquatorialen Brasiliens sind vor Allem zwei Familien, die unsere Aufmerksamkeit in hohem Grade be- schäftigen: die Palmen und die Aroi- deen, beide gleich ausgezeichnet durch Artenreichthum und äussere Gestaltung. Mit gleichem, wenn nicht grösserem Rechte wie die Orchideen und Farren könnte man die Aroideen ebenfalls lau- nenhafte Erzeugnisse Flora’s bezeichnen ; denn nicht allein ‚ dass ihre verschiede- nen Formen grosser seltsamer Variation fähig sind; an allen Standorten werden sie angetroffen. In den Schluchten des Wal- des, hoch in den Gipfeln der Bäume, an Stein undBorken hingeklebt, in Feld- und Gartencultur, ganze Seen mit grü- ner Decke bekleidend, während andere Arten unter sich kleine Wäldchen bil- den, indem sie den Saum der Flüsse und Bäche umkränzen; ja selbst dürrem mageren Boden ist ein Antheil zugefal- len — wo liesse sich solch eine Ver- theilung bei anderen Familien nachwei- sen! Die vielen buntblätterigen Caladien, die gegenwärtig mit so glücklichem Er- folge ihre siegende Runde durch die eu- ropäischen Gärten machen und überall gerechtes Staunen erwecken, dürfte mit um so grösserem Rechte unsere beson- dere Betrachtung für sich in Anspruch nehmen, als sie auf unserer nachstehen- den kleinen Rundschau durch eine der Inseln des Archipels von Magoary einen Hauptanziehungspunkt bilden. Kaum dass ich die Insel betreten, überrasehte mich schon auf das Ange- nehmste der Anblick jener vielfarbigen Caladien. Unübersehbar breitete sich ein wogendes Blättermeer vor mir aus, So mannigfaltig in Farben wie in Formen! Kein Blumengarten kann so ‘bunt aus- gelegt sein, wie hier die Natur einfach mit Blättern den Augen ein Schauspiel darbietet! Wenngleich das Variations- vermögen bei Zwiebel- und Knollenge- wächser längst als eine ins Unglaubli- che gehende Thatsache bekannt ist, so konnte ich mich anfangs doch nicht überreden, dass diese Caladien freies Er- zeugniss der Natur, sondern irgendwie durch Zufall, durch Menschenhand hier- her versetzt seien. Und dennoch! Flora war es einmal eingefallen, den vielen launenhaften Erzeugnissen moderner Pflanzencultur vorauszueilen , auch ein- mal in aller Stille etwas Apartes zu schaffen, indem sie mit eigner Hand den buntesten Teppich vor sich ausbreitete, Wer wollte ihr die Laune. dieses Ein- falls verdenken , da aus ihrer Hand si- cher nur Gediegenes hervorgehen konnte ! Ihr Werk ist gelungen; es_ stellt die ewige Meisterin wieder über alle Kunst erhaben. Sie wirkte ihren Teppich nicht allein in allen Farben, sondern lieh auch zum Einsehlage bei allen Formen ihre Mu- ster. War es doch, als seien alle Glie- der einer Familie zu brüderlichem Feste unter dem Erdgleicher versammelt! In aller Stille des Waldes, so ungesehen, so unbelauscht! Unablässig bemüht, neue und wieder neue Spielarten aufzufinden , durchstrieh ich die Insel nach allen Richtungen und brachte die Zahl endlich auf etliche 25, und ohne Zweifel darf ich hoffen, das Resultat noch weiter ausdehnen zu kön- nen. A Alle bekannte, wie €. Belleymii, Verschaffeltii, Chantini, Troubetzkoi ete. traf ich wieder, alle gleich kräftig und I. Originalabhandlungen. ausdrucksvoll. Grün, roth , weiss, vio- lett und Lachsfarben bildeten die Grund- lagen; bald matt, bald stahlschimmernd, bald lackglänzend; gestrichelt, gefleckt oder mit Centrum ; am wenigsten waren die rein grünen vertreten. — Wie konnte solcher Schmuck nur so lange Jahre der forschenden Welt verschlossen blei- ben? — eine Frage, die mich öfter be- schäftigte! Denn nicht allein auf diese Umgebungen beschränkt, überall in den Waldungen des Amazonas, während sei- nes ganzen Laufes begegnet man den Caladien wieder. Der Reichthum an derartigen Pflanzen ist unglaublich und wohl noch auf lange Jahre hin uner- schöpflich, Nun sei es Aufgabe der neuen Pflegeeltern, durch fortgesetzte Culturversuche Neues und wieder Neues zu erzielen, denn alle Anzeichen be- rechtigen zu den grössten Erwartun- gen ! Nach meinen Beobachtungen kann ich feststellen, dass die Caladien die Nähe menschlicher Wohnstätten und zwar stille umschattete Orte am meisten frequentiren. Was möchte der Grund sein, dass sie eben gerade da am mei- sten variiren? Ausser der Lichtbrechung wohl kein anderer, wie die beständigen Abfälle der Haushaltung und nament- lich aber die Einwirkungen der verschie- densten Dungarten. Gebe man den Pflanzen demzufolge verschiedenen jed- weden Cormpost, jedoch ohne die Knol- len damit zu berühren und die Erfahrung wird lehren, ob solche Behandlung von wirklichem Einflusse auf die Variation ist. Wiewohl die Pflanzen auf fettem frischem Urwaldboden am üppigsten stehen, bis 4 Fuss Höhe erreichen, so kommen sie doch auf vielen ganz ab- weichenden Standorten ebenfalis sehr gut fort. Eben dies möge ein Finger- zeig sein, sich nicht ängstlich an. eine 319 einzige „normale“ Erdmischung halten zu wollen. Im Gegentheile würde ich zu Versuchen mit stets geänderten Erd- sorten anfmuntern, nämlich 1/, Jahr etwa in dieser, 1/, Jahr in jener Mischung sie behandeln, insofern man neue Spielarten beabsichtigt. Sand sollte aber immer "/y oder !/,;, der Mischung betragen und guter Abzug gegeben werden, obschon gesunde Pflanzen auch auf nassem Boden stehen können. Die Caladien blühen hier in den ersten Monaten der Regen- periode, Januar undFebruar, stehen also dann oft sehr nass und in ganzer Ve- getationskraft, Einen argen Missgriff, eine allzu- grosse Uebertreibung wenigstens hat man sicher begangen, indem man die ver- schiedensten Varietäten als wirkliche Species betrachtete und sie als solche in den Handel gab! So schnell und so rund mit einer Familie fertig zu wer- den, die selbst dem geprüftesten Kenner noch grosse Schwierigkeiten bietet, ver- diente wohl getadelt zu werden! An die Bestimmung zu schreiten, bevor man nur die Blüthen gesehen ! So verschie- den die Caladien äusserlich in Form und Aussehen sind, so kommen doch bei den meisten übereinstimmende Merkmale heraus. Vor allem der Habitus, die ei- genthümlich abgestutzten Knollen, die Blüthen, soweit ich sie beobachten konnte, die Randzeichnung ete. Wie ich aus neueren Beobachtungen (letztaufgefunde- ner Arten) schliessen darf, charakteri- sirt ähnlich wie früher ein rother nun auch ein gelber feingezogener Strich um den Rand eine Reihe verschiedener Spiel- arten als zu einer besonderen Species gehörig. Endlich auch musste ja das aussergewöhnliche Variationsvermögen im freien Naturzustande einiges Bedenken einflössen. Einer gewissen Stammart — wie ich 320 sie gefunden zu haben glaube — dürf- ten z. B. an zwei Dutzend verschiedene Abweichungen angehören, und bereits figurirenNamen wie Verschaffeltii, Chan- tini, Barraquini etc. als „ausgemachte Species“ darunter! Die besagte Art ist weder fleckig, noch rein grün, sondern grün mit weissen Nerven, schild-herzförmig | 9. mit stumpfen Lappen, 11/,—2 Fuss hoch. Diese und keine andere (ausser Calad. bicolor etwa in einzelnen Fällen) wie- wohl es ganz grüne gibt, die ich aber wieder nur als Unterarten ansehe, dürfte für die Stammart einer Sippe Abwei- chungen angesehen werden, deren Zahl bei fortgesetzten Nachsuchungen noch bedeutend anwachsen wird. Von Stän- |. digkeit der Formen abzusehen, habe ich ebenfalls sichere Gründe Würde es nicht geeigneter sein, einstweilen die vielen erhaltenen und noch zu erhalten- Spielarten unter fortlaufenden Nummern zu specificiren, ihnen selbst, wenn man will, der Form und dem Ansehen zulieb einen Namen ankleben als die ohnehin so geplagte Nomenclatur noch mehr zu erschweren! Eine strenge Kritik könnte demungeachtet immer noch durchschauen, indem man correspondirende Spielarten in gewisse Serien zusammenbringt, etwa in nachstehender Weise, welche ein Ver- zeichniss meiner bis jetzt gefundenen Caladien ergibt *). LK: Be ichze. Schild-herzförmig, mit stumpfen und auch zugespitzen Lappen. Höhe sehr verschieden, von 2 — 4‘. l. Grün. 2. Grün, weisse Adern. *) Herr Wallis erklärt sich bereit, die sämmt- lichen hier beschriebenen Caladien an einem Uebernehmer abzulassen, sofern er ein genü- gendes Angebot erhält. Gartenflora Deutschands, Rasslands und der Schweiz. 3. Grün, weisse Adern, weisser Grund. 4. 5. 6. Grün, weisse Adern, weisser Grund, weisse Flecken. 7. Grün, weisse Adern, weisser Grund, weisse Flecken; in diesen rosa Grund. 8. Grün, weisse Adern, weisser Grund, rothe und weisse Flecken. Grün, weisse Adern, weisser Grund, mit weissen Flecken wie übersäet; aus Cultur hervorgegangen. . Grün, rothe Adern, weisser Grund, mit weissen Flecken wie übersäet; aus Cultur hervorgegangen. 1l. Grün, mit hellrothen Flecken, das Grün sehr hell und fettig, In der Sonne erzeugt und wohl keine dauern- de Spielart. . Grün, mit weissem Grunde. . Grün, mit rothem Grunde. . Grün, mit rothem Grunde und rothen Adern (Barraquinii !) . Grün, mit rothem Grund und weis- sen Flecken. . Grün, mit hellem Grunde (nicht reinweiss,.) 17. Grün, mit hellem Grunde , rothe Adern. 18. Grün , weisse Adern, ausgezeichnet durch die Kürze der Blattfläche, die nicht länger wie breit ist. 19. Grün, rothe Adern. 20. Grün, rothe Adern und weisse Flecken. 21. Grün, rothe Adern und weisse Flecken, in diesen rothes Centrum (Chantini!) . Grün, mit einzelnen rothen Flecken, hier Camisa de Venus genannt (Ve- nushemd) (Cal. Verschaffeltü !) 23. Bue 1 huß: Form die nämliche, jedoch schon zu den spiessförmigen den Uebergang machend. Lachsfarbe. 23. Lachsfarbig, ohne Beimischung. I. Originalabhandlungen. 24. Lachsfarbig, lend. 25. Lachsfarbig, weisse Flecken, schmal- blätterig, hier Janarä purä ge nannt. ins silbergraue spie- 3. Reihe. Form schild-herzförmig, rundlich, niedrig, Blatt 8“ im langen, 6 im kurzen Durch- messer betragend. 26. Sehr glänzendes Grün. In der Sonne erzeugt. 4. Reihe. Spiessförmige zierliche Blätter. Grün, mit weissen Adern, verwa- schen. Grün, mit weissen Adern, rein (P € de Veado bianco, weisser Reh- fuss genannt). Grün, mit rothen Adern und rothen Flecken (P& de Veado vermelho, ro- ther Rehfuss) Cal. Troubetzkoi. 5. Reihe. Blatt pfeilförmig, zierlich, ganz aus- gelappt. Rand etwa 6’ breit mit violetter Spielung gefärbt. Auch die Stengel, besonders nach unten und selbst die Knollen sind ähnlich ge- färbt. 27, 28. 29 30, 6. Reihe, Neuerdings gefundene und hoffentlich noch weiter auszubeutende Species. Form wie vorhergehende. Grün lebhaft, mit fettem Duft. Ein feiner gelber Strich um den Rand. Hier und da ge- streifte Stengel. 31. Grün, untermischt. 32. Grün, mit weissen Flecken. 33. Grün, mit rothen Flecken. 7. Reihe. Im Ansehen der Colocasia esceulenta Schott. 34. Ein kleines Zwillingsblatt von dunk- lerem Grün unter dem Mittelnery 321 angeheftet tragend. Gestalt dersel- ben tütenförmig. Der indische Name ist: Tamba Tajä, eine Anspie- lung, deren Sinn wiederzugeben, ich mich scheue, 8. Reihe, Zwergige Art, 4 — 5” nicht über- ragend. Blätter einwärts gekehrt, herzförmig, zweilappig , stumpflich. (Rumexblättern sehr ähnlich.) 35. 9 Reihe, Caladium Humboldtii Schott., wöhnliche Art. 36. ge- . Caladium Humboldtii Schott. Minia- tur, 11/, — 2“ hoch. 10. Reihe. Blatt schief dreiseitig, krumm schildför- mig, Basis kürzer wie die übrigen Seiten. 38. Dunkelgrün, hier Urua genannt. 39. Dunkelgrün, mit hellen weissen Adern. Dunkelgrün, mit hellen weissen Adern, weissen Flecken. Dunkelgrün, mit hellen weissen Adern, weissen Flecken, in diesen rosa Grund. Dunkelgrün mit rothem Centrum. 40. 41. 42, ll.Reihe. Grosses Blatt mit rothen dick auf- getriebenen Adern. Centrum weiss- lich und nur ein etwa 11/,‘ betra- gender Rand frei grün bleibend. Eine neue höchst interessante Species! 43. Dies Verzeichniss liesse sich noch ungemein ausdehnen, wollte ich die Farbe wieder nach ihren verschiedenen Tönen abtheilen und die Höhe (die unter Um- ständen das 3- und 4fache über die Nor- malhöhe beträgt) mit in Anschlag bringen. Nicht allein an Caladien im Speciel- len, sondern. an Aroideen überhaupt ent- 322 hält das unermessliche Amazonasgebiet eine unerschöpfliche Fülle und Reich- thum an Arten, wie ich mich durch täglich neue Funde stets mehr über- zeuge. Wir haben noch nicht nöthig unsern obenbesagten Standpunkt, auf dem wir die Caladien fanden, 'zu verlassen. Rich- ten wir den Blick auf den nächsten Baumstamm, da klettert eine Aroidee in ganz anderen Formen zu den höchsten Gipfeln in fast armstarken Strängen hinan; es sind dies Philodendron - und Anthurium-Arten. Die grossen Blüthen- kolben der Philodendron, obschon häufig zu 4 — 6 nebeneinander entspringend, bleiben dem Untenstehenden unsichtbar, geschweige denn unerreichbar. Mit ihm benachbart, jedoch irei oben in dem Ast- werke und ohne Verbindung mit der Erde thronend, wächst ein anderes Phi- lodendron, Ph. Imbe Schott, dessen merk- würdige lange Wurzeln schon unsere Aufmerksamkeit erregen, ohne nur die Pflanzen gesehen zu haben. Die über- all und zahlreich in den Wäldern herab- hängenden Luftstricke haben eine Länge von 60 — 90° und darüber und dienen zu stärkstem Bindematerial , ja auch zu Schiffstauen. Still vor uns weiter wandelnd, hal- ten wir plötzlich erschrocken ein; wir fliehen vor einer giftigen Schlange! Doch nein! Es war zum Glück nur Täuschung, Wieder ein seltsames Erzeugniss der so interessanten Aroideenfamilie! Wir stehen vor dem stattlichen Amorphophallus du- bius (Dracontium polyphyllum.) Zu welch erschreckender Aehnlichkeit ist nicht dem Stengel dieser Pflanze das Colorit der so gefürchteten Jararaca -Schlange auf- geprägt! In der That hat es schon Manchen glauben gemacht, eine lebende Jararaca bäume sich vor ihm auf! Für den gehabten unnöthigen Schreck ent- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. schädigt das Gewächs meist eben 50 schnell durch den Anblick seiner seltsa- men, ganz einzig dastehenden Gestalt! Der Schaft erhebt sich 4 — 5‘, oft auch höher, um erst dann seine eigenthüm- liche, 3theilige, vielblätterige Krone schirmartig auszubreiten. Die Blüthe dagegen lange vor Ausbruch des Blattes erscheinend, hat weder für das Auge noch für die Nase etwas Empfehlenswer- thes. Ein grosser kupferfarbener Helm ist darüber hingestülpt, ganz geeignet, den unerträglichen Geruch zu fesseln. Kürzlich fand ich einen gescheckt- blätterigen Amorphophallus, höchst in- teressant durch seine Blattzeichnung, denn nicht allein der Stengel wie be- kannt, auch die Fläche des Blattes ist gezeichnet! Ob eine neue Species, muss ich noch unentschieden lassen, glaube mich jedoch später bejahend dahin aus- sprechen zu dürfen *). Die Höhe des Stengels beträgt 8 — 9 Spannen, also reichlich 5!/a, — 6 Fuss. Die Blattflä- chen liegen nicht in jener horizontalen Richtung des A. dubius. Die Knollen sind fast tellergross, beiderseits abge- fiacht und mit einer grossen Menge Brut- knöllchen besetzt. Die Blüthe beobach- tete ich nicht. Sein Stand war in schwe- rem Dammboden, an eine Waldung (Tacao) angelehnt und gegen Nord dem Lichte freigegeben. Auch liegen ‚die Knollen durchaus nicht so tief, ‚als es mit der anderen besagten Species der Fall ist, die oft 2° tief hervorgeholt werden muss, Treten wir aus dem. Walde in’s Freie *) Herr Wallis hat uns eine Zeichnung die- ser ausgezeichneten und prächtigen Art zuge- sendet, die wir später veröffentlichen werden» Der beifolgende Holzschnilt gibt die Vegeta- tionsskizze. (E. R.) I. Originalabhandlungen, 323 Y, AR \« II 4 Ba U == SZ ———— IS — — ——— — S AS u = DEIGZE EA en IR = Te N ORuE- a a ( 67 EN 7 \ ze TR! Nm NER, rer — DU j ‚ "I = CSLHERUD 5 = REEL DE EEE WER Ve 324 und vor uns breitet sich ein See aus, | der auf seinem Spiegel eine schwim- mende Vegetation ernährt. Wir sehen aus unzähligen Pistien eine dicht zusammenhängende Decke gebildet, stark genug, verschiedene Wasservögel zu tragen. Wer diese Pflanzen in Warm- häusern sieht, glaubt nicht wohl, dass sie an ihren heimathlichen Standorten mit solchem Wucher sich ausdehnen, dass sie der Schifffahrt hinderlich wer- den, und die Böte mit Haken und Stan- gen fortbewegt werden müssen. An den Ufern des benachbarten Flusses treten uns wieder Aroideen in neuer ganz verschiedener Form auf. Hier haben wir sie baumartig mit Dornen so- gar besetzt, in den Philodendron arbo- rescens. Dasselbe wächst stets in gros- sen Mengen gesellschaftlich. Die gros- sen grotesk und kühngeformten Blätter sind um so auffallender, als sie von der Sonne stets sich abwenden und ihre in- neren Flächen einander entgegenhalten. Sie wächst von Bahia, Pernambuco an aufwärts in allen Flüssen. Hier am Amazonas beobachtete ich eine in Allem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ähnliche Species, nur leichter und schlan- ker gebaut und mit dem wesentlichen Unterschiede, dass ihre Blätter im vol- len Sonnenlichte wachsen und selbst eine horizontale, für das Auge angenehme Stellung haben. Auch die Sümpfe haben ihre eigenen Formen. Alles aber wird an Grösse und Uep- pigkeit durch die leicht Manneshöhe er- reichende Colocasia esculenta Schott über- troffen. Malerische Schönheit, Schwung und Kraft der Umrisse, sowie die Uep- pigkeit ihres Wuchses dürfte wohl sel- ten in solch schöner Uebereinstimmung unter den Pflanzen dastehen. Die lan- gen warzlichen Knollen sind als Gemüse sehr geschätzt und enthalten viel Amy- lum. In Brasilien wird diese Art jedoch nur allgemein in den südlichen Provin- zen Sta. Catharina und Rio grande do Sul angepflanzt. G. Walis, Pr. addr. Snr. G. Wallis, Na- turaliste voyageur Para, Brezil (caza do Snr. Fournier, Consul francais.) 6) Ueber den Standort und die Haltung der im freien Lande stehenden Rhododendron, Azalea und ähnlicher Pflanzen. Häufig sieht man in den Gärten Pflanzungen und Beete mit den genann- ten Pflanzen, welche entweder kümmer- lich stehen und krank aussehen, oder welche wenig blühen. Hieran ist mei- stens der Standort schuld, manchmal die Erde. Dass Rhododendron und Aza- leen nicht in jeder Erde, nicht in ge- wöhnlicher Gartenerde wachsen, wird wohl Jedem bekannt sein, der diese nicht Schuld an dem schlechten Aussehen sei, sondern der Standort. Diese Pflan- zen leiden entweder an der Trockenheit oder von zu starkem Schatten. Im er- sten Falle gedeihen sie gar nicht, im zweiten sind sie zwar schön grün, blü- hen aber selten und bilden keine dich- ten Gruppen. Man ist häufig der Mei- nung, diese sogenannten Moorpflanzen müssten durchaus im Schatten stehen, Blumen pflanzt; darum nehme ich an, |; und pflanzt sie deshalb in Winkel von dass in den erwähnten Fällen die Erde | Gebäuden und unter Bäumen, wohin a. MAN E v9 0 de ce — \ VE LHLÄ LAUT TI £ Diet 77° + 4 0, wenofeia TE = zerei 2 am ttteH 3D 2 a ER 2 x N I. Originalabhandlungen. selten oder nie ein Sonnenstrahl dringt. Es ist wahr, dass die Rhododendron etc. Schatten lieben und beschattet ein schö- neres Grün haben, und wo es möglich ist, sie so aufzustellen, dass sie in den heissesten Tagesstunden Schatten haben, werden sie sich am wohlsten befinden. Allein bei hinreichender Feuchtigkeit gedeihen sie ganz gut auch in voller Sonne, und blühen bei einem solchen Standorte am reichsten. Ich rede hier von dem Klima, wie es in Nord- und Mitteldeutschland und frei liegenden Gärten. Möglich, dass in wärmeren Ge- genden und besonders heissen Lagen, z. B. zwischen Gebäuden der Standort doch manchmal zu heiss ist. Wer Was- ser in dem Garten hat, thut am besten, die Rhododendron ganz in die Nähe zu pflanzen , denn erstens gedeihen sie in dem Bereich der Ausdünstung des Was- sers besser, zweitens wird die Bewässe- rung erleichtert, indem man das Wasser nicht weit zu tragen hat, vielleicht gar durch Rinnen, Schläuche oder durch Ueberschwemmen auf die Beete brin- gen kann. Man pflanze daher die Rhododendron nahe an Weiher, Bäche oder regelmässige Wasserbecken und lege die Beete so tief an, dass der um- gebende Boden höher ist, und womög- lich Wasser hingeleitet werden kann. Reizend sind auch kleine Felseninseln mit Rhododendron, und Felsen am Was- ser, deren tiefster Theil damit bepflanzt ist. Tritt im Mai Trockenheit ein, so muss durchdringend gegossen werden, so dass dasBeet förmlich überschwemmt ist und der Boden sich vollsaugen kann, Hat das Beet in Folge einer starken Be- deckung keine Winterfeuchtigkeit und nach dem Aufdecken nicht viel Regen bekommen, so muss man schon früher einmal durchdringend giessen, Dies reicht meist hin bis nach der Blüthe, IX. 1861. 325 Tritt aber während dieser Trockenheit ein, So ist ein nochmaliges Giessen nö- thig, wenn die Flor schön werden und lange anhalten soll, Jedenfalls ist es bei Trockenheit, oder wenn es nicht an- haltend geregnet hat, nöthig, beim Be- sinn des Triebes unmittelbar nach der Blüthe den Boden vollständig mit Feuch- tigkeit zu sättigen. Ist der Trieb vol- lendet, was in 2 Wochen der Fall ist, so kann und soll die Erde trocken sein, ja es würde sogar gut Sein, sie bei an- haltendem Regen zu bedecken, wenn es sich thun liesse. In diesem Stadium können die Rhododendron so trocken werden, dass die jungen Triebe welken. Auf diese Weise setzen fast alle Zweige Blüthenknospen an, während viel Feuch- tigkeit das Gegentheil bewirkt. Um das Austrocknen zu verhüten, ist es gut, den Boden mit Moos zu bedecken, oder nach einem durchdringenden Giessen eine Zollstarke Lage von halb verwestem Laub, von alten Sägespänen, Tannen- und Kiefernnadeln etc. über die Oberflä- che des Beetes zu breiten. Diese Stoffe können liegen bleiben und verwesen, wodurch der Boden neue Nahrung er- hält. Es genügt für diese Pflanzen jede vorzüglich aus Pilanzenhumus gebildete Erde, mit Ausnahme von Loherde, wenn sie nur locker und frisch ist. Sehr alte Moor- oder Heideerde ist unbrauchbar zur Anlage und Erhaltung der Beete, und da endlich jede Erde alt wird, so muss von Zeit zu Zeit neuer, noch in Verwesung begriffener Humus in Form von Laub, Nadeln, Holzerde ete, auf die Beete gebracht werden. Dies geschieht am besten, indem man die Pflanzen mit starkem Erdballen aushebt und nach der Vermischung oder Erneuerung neu pflanzt. Wo man einen milden humus- reichen Lehm haben kann, wie er z. B. beim Ausstechen von Wiesengräben ge- 25 326 funden wird, da ist es sehr zu empfeh- len, %/; oder */; davon unter die Heide- oder Moorerde zu mischen, denn die Pflan- zen leiden so weniger von der Trocken- heit und setzen leichter Knospen an. Das Blühen der Rhododendron wird da- durch sehr befördert, dass man beim Beginne des Triebes die mittelste starke | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Knospe ausbricht, weil die neu entstehen- den Seitentriebe sämmtlich Blüthenknos- pen bilden: Dies ist natürlich nur bei Zweigen nöthig, welche nicht geblüht haben, weil bei den Blüthenzweigen ohnedies keine solche Hauptknospe vor- handen ist. (Jäger.) %) Veber die Erziehung des Gäriners ®). Unter diesem Titel enthält Nr.4 des jetzigen Jahrganges von Dr. Koch’s ,„Wo- chensehrift für Gärtnerei und Pflanzen- kunde‘‘ einen Artikel vom ÖObergärtner Steltzner in Gent, „mit Bezugnahme auf die grosse Gärtnerlehranstalt in Gent.“ Ueber dieses Thema ist schon manches geschrieben worden, ohne auf den Grund zu kommen und das Rechte zu treffen, und auch der Steltzner’sche Artikel ver- spricht mehr, als er hält, ja er enthält eigentlich gar nichts anderes, als ein Her- vorheben der Vorzüge der Gärtnerlehr- anstalt des Herrn Van Houtte und eine Aufforderung, dieselbe zu besuchen. Mit demselben Rechte könnte jeder Vor- steher einer Gärtnerei, wo ein junger deres versteht, sondern nur von seiner Ausbildung. Es kann mir nicht und wird Nieman- den einfallen, daran zu zweifeln, dass ein junger Gärtner in der Lehranstalt des Herrn Van Houtte nicht viel lernen könnte, denn es gibt ja kaum eine zweite Gärtnerei von solcher Ausdehnung, sol- cher Vielseitigkeit des Geschäftsbetrie- bes, von so musterhafter Einrichtung und anderes Gute mehr. Aber alles dieses zugegeben, so ist die Frage, wie der Gärtner sich ausbilden soll, nicht um ein Haar breit ihrer Lösung näher | gerückt. Ich will versuchen, ob ich dem Ziel etwas näher komme. Die Grundsätze des Pflanzenbaues, un- Mann etwas lernen kann — und wo | ter welehem Namen ich die ganze Gärtne- wäre dies nicht der Fall? — öffentlich | rei begreife, mit Ausnahme der höheren sagen: wer etwas lernen will, muss zu | oder eigentlichen Gartenkunst, welche mir’kommen, ohne weitere Gründe an- | es nur mit der Verwendung der Pflanzen zugeben. Herr Steltzner sagt nicht | als Mittel zur Schönheit zu thun hat, wie der Gärtner erzogen werden soll, | sind immer und überall dieselben, und sondern wo, und das ist in Gent. Bei- | jeder Garten gibt Gelegenheit, dieselben kann man von der Er- | praktisch kennen zu lernen. Es wäre daher eigentlich für den Anfang, gleich- sam als unterste Klasse, jede Gärtnerei läufig gesagt, ziehung eines Gärtners nicht wohl reden, da man unter Erziehung etwas ganz an- *) Wir freuen uns, dass unser geehrter Mitarbeiter diesen Punkt zur Besprechung bringt. In England ist derselbe das fortlaufende Thema der Besprechung in Gardener’s - Chroniele. Möchten auch andere abweichende Ansichten in diesen Blättern als Einleitung zur Einriehtung einer ersten deutschen Akademie für Gärtner hier niedergelegt werden. (E. R.)ı l. Originalabhandlungen. gut, nur eine solche nicht , wo eine lie- derliche Wirthschaft herrscht, wo alles oberflächlich gemacht, jede Arbeit so zu sagen über’s Knie gebrochen wird, mag es ein Handels- , Herrschafts- oder bo- tanischer Garten sein, denn da wird der erste Keim zum Verderben eines jnngen Mannes gelegt, und er hat von Glück zu sagen, wenn er aus dem Elternhause einen guten Grund zur Pünktlichkeit und Ordnungssinn mitbringt, und ein gesunder Instinkt ihn vor der übeln Wirkung einer unordentlichen Wirthschaft bewahrt. Wüsste der junge Mann vorher, welchem Zweige der Gärtnerei er sich wid- men werde, ob er Handelsgärtner, Land- schaftsgärtner werden oder eine Anstellung in fremden Diensten suchen will, so wäre es das Beste, sogleich von vorneherein darauf hinzuarbeiten, diesen einen Zweig auszubilden und die andern nur zu be- rücksichtigen, wenn sie ihm Nutzen ver- sprechen. Auf diese Weise würden es viel mehr als bis jetzt zur Vollkommen- heit in ihrem Fach bringen. Aber die meisten jungen Leute, welche ein Be- rufsgeschäft wählen , haben vorher noch keinen Begriff davon, geschweige denn, dass sie wüssten, wie ihre Zukunft sich gestalten werde. In diesem glücklichen Falle wird höchstens der Sohn eines In- habers einer bedeutenden Gärtnerei sich befinden, welcher schon von Jugend auf dazu bestimmt ist, den väterlichen Wir- kungskreis zu übernehmen. Der Bildungs- gang des Gärtners muss deshalb dahin gehen, auf alle Fälle gerüstet zu sein. Und das ist sehr gut, denn wer in allen Sätteln gerecht ist, kann jedes Pferd reiten. Freilich wird der Gärtner später vieles über Bord werfen, oder vielmehr vergraben müssen, was er vorher müh- sam errungen. Der gegen seinen an- fänglichen Willen zum Handelsgäriner Gewordene muss wohl oder übel oft ge=- 327 nug gegen seine Neigung, ja selbst ge- gen seine Ueberzeugung etwas unter- nehmen, und wer vielleicht 10 Jahre und länger tropische Pflanzen cultivirte und jede neue Pflanze kennt, kommt in den Fall, nichts als Gemüse und Obstbäume zu ziehen und zu sehen, um seine Exi- stenz zu finden, oder sich von den kör- perlichen Nachtheilen der Treibhausgärt- nerei zu erholen. Wir sehen es ja alle Tage, wie überraschend der Wirkungs- kreis des Gärtners wechselt. Einer, der Landschaftsgärtnerei zu seiner Haupt- aufgabe gemacht hat, wird angestellt, um Gemüse oder Obstbäume zu ziehen, ein Anderer, dem seit Jahren nur Orchi- deen, Palmen, tropische Wasserpflanzen in die Hände kamen, und der mitleidig lächelte, wenn ein fremder College seine Seltenheiten nicht kannte, soll plötzlich gemeine Gartenblumen ziehen, und ei- nen Park besorgen, wohl gar neu anle- gen. „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand,“ sagt das Sprich- wort, und in der That ist’s wunderbar, wie schnell bei Manchem das Verständ- niss kommt, da er doch häufig genug nicht mehr von dem, was er leisten soll, versteht, als ein Lehrling von 4 Wochen. Die Erfahrung hat bewiesen, dass ein Absondern gewisser Zweige der Gärt- nerei und eine Bevorzugung oder viel- mehr ein ausschliessliches Ergreifen, wenigstens in Deutschland zu nichts führt, keine Zukunft sichert, wenn auch eine Gliederung oder Arbeitstheilung später bei selbstständigem Wirkungs- kreise sehr nützlich ist. Wir sahen Landschaftsgärtner von ihrem hohen Pferde in den Karren der gemei- nen Gärtnerei sich begeben, andere blosse Empiriker eine günstige Gelegenheit be- nutzend, deren Stelle einzunehmen, Gärt- ner, welche fast nur Botaniker waren, ganz von vorn anfangen und zum „Krauterer“ 25 ® 328 hinabsteigen. Doch über dieses Thema könnte man Seiten voll schreiben, wäh- rend ich doch nur wenige Worte sagen will. Wenn ich noch einmal von vorn an- fangen müsste, so würde ich die erste Lehre in einem Gemüsegarten machen, um arbeiten zu lernen und Geschick zu bekommen. Der Zufall hat es gefügt, dass es bei mir wirklich der Fall war, wie ich mich dessen gern rühme. Die in der Gemüsegärtnerei hauptsächlich vorkommenden Arbeiten : Bodenbear- beitung, Düngung, Pflanzen, Säen, Ernten u. 8. w., werden in allen Fäl- len in allen Zweigen der Gärtnerei gebraucht, und auch der Landschafts- gärtner kann sich ihrer nicht ent- ziehen. Hierbei kann das Meiste em- pirisch erlernt werden, und bei guter Anleitung ist grosses Nachdenken — ob- schon Denken immer der beste Förde- rer jeder Sache ist — nicht eben nö- thig, wenigstens nicht so wie bei andern Zweigen der Gärtnerei. Dafür spricht auch noch ein anderer Grund. Man be- trachtet nämlich den Gemüsebau als die unterste Stufe der Gärtnerei, weil er von von Leuten betrieben werden kann und häufig betrieben wird, welche eine sehr niedrige Bildungsstufe einnehmen, Nun ist es aber immer leichter und ange- nehmer, aufwärts, als abwärts zu stei- gen, auch findet sich wohl Gelegenheit, als Lehrling in eine Gemüsegärtnerei zu kommen, wenigstens in eine Vor- lehre, selten aber als Gehilfe, indem man mit Recht gewöhnliche Arbeiter den sogenannten Kunstgärtnern verzieht. Auch die Baumschule würde eine gute Vorlehre abgeben, da sie vieles mit dem Gemüsegarten gemein hat; doch gehört zur Beschäftigung mit der Baumzucht | schon ein reiferer Verstand und schar- fes Nachdenken, da viele Dinge nicht | Zeit kaum kennen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nach Regeln, sondern nach gutem Er- messen und Beobachtung der Natur ver- richtet werden müssen. — Ich würde daher — wenn nicht Gemüsebau und Baumzucht verbunden sein können, su- chen von einem Gemüsegarten in eine Baumschule und Öbstgärtnerei zu kom- men. Denn wäre eine Pflanzengärtnerei die folgende Stufe, um die allgemeine Cultur der Zierpflanzen kennen zu ler- nen, wobei solche den Vorzug verdie- nen würden, welche die allgemeiner ver- breiteten Pflanzen führen, weniger Gärt- nereien, welche vorzüglich Seltenheiten hegen. In den meisten Fällen wird da- mit die Cultur der gemeinen Gartenblu- men verbunden und auch zur Verwen- dung zum Schmuck Gelegenheit sein. Welcher Art die Gärtnerei, ob ein Hof-, Herrschafts-, Handels- oder botanischer Garten, wird sich ziemlich gleich sein, wenn es nur kein Garten ist, wo schäd- liche alte, eingerostete Gewohnheiten herrschen , wie es leider noch manchen Hof- und botanischen Garten in Deutsch- land gibt. Was man in einem Handels- garten etwa weniger lernt, lernt man in anderer Weise mehr, und wenn botani- sche und manche Hofgärten mehr zu ei- ner wissenschaftlichen Ausbildung Ge- legenheit geben, so lernt man in Han- dels- und Privatgärten die meisten Ar- beiten praktischer , schneller, und findet die Einrichtungen einfacher und wohl- feiler; man lernt arbeiten, was nicht hoch genug anzuschlagen ist. Zu bedauern ist der junge Mann, der nur in Gärtnereien beschäftigt wird, wo das Geschäft stets mit aller Bequemlich- keit verrichtet wird. Daher sind auch diejenigen Gärtner am unbrauchbarsten, welche von einem bequemen botanischen Garten oder Hofgarten in den andern gehen, denn sie lernen den Werth der Wenn auch in sol- I. Originalabhandlungen. cher Schule ausgezeichnete Männer, ja vielleicht die am höchsten stehenden unseres Standes hervorgegangen sind, so waren dies besondere Talente mit grosser Schulbildung , welche sich unter allen Verhältnissen Bahn gebrochen hät- ten, und die gebotene Gelegenheit zur wissenschaftlichen Bildung ungewöhnlich ausnutzten. Noch mehr davon verkom- men und sinken zur niedrigsten Stufe hinab, weil sie wenig brauchbar sind, oder sie ergreifen, wie ich es oft beob- achtet habe, ein anderes Geschäft. Die betreffenden Anstalten tragen keine Schuld, sondern es liegt nur in den Ver- hältnissen. In einem guten botanischen Garten, in einem an seltenen Pflanzen reichen und prachtvoll geschmückten Hofgarten, in Handels- und Privatgärt- nereien ersten Ranger sollte man nur im reiferen Alter sich beschäftigen. Was würde es nützen, wenn der vierzehn- jährige Knabe die Universität besuchte ? Ich halte botanische Gärten, wie ich die meisten kenne, und andere Gärtnereien ersien Ranges für keine gute Elemen- tarschule zum Anfang, wohl aber als Universität — wenn ich mich so aus- drücken darf — geeignet und erst die rechte Weihe ertheilend. In einer gros- sen Gärtnerei, wo alles vorkommt, was nur in das Feid der Gärtnerei einschlägt, wird der junge, aus der Schule getretene Mann ganz verwirrt, und er lernt. nicht gen zehnten Theil von dem, was ihm geboten wird, Er weiss überhaupi sel- ten die Gelegenheit zu schätzen und zu benutzen, er lernt meist ohne Auswahl, oft mit Unlust oder gar nicht. Das liegt alles in den Jahren , und Ausnah- men davon sind bei jungen Leuten die- ses Alters selten. Die Lust zur Zer- streuung ist zu gross, die Welt thut sich auf und zeigt jede Sturde etwas Neues; wer vermöchte da der Ablenkung 329 vom Geschäft zu widerstehen? Nur ein- seitige oder beschränkte Naturen. Wir dürfen darum der Jugend nicht zürnen, und müssen zufrieden sein, wenn unsere Zöglinge nur pflichtgetreu aufmerksam und fleissig sind, und in der Hauptsache nnsern Anleitungen pünktlich folgen, dürfen nicht verlangen, dass sie alles begreifen sollen, ja sollen ihnen absicht- lich nicht zuviel in die Hände geben, sondern zufrieden sein, wenn sie die Elemente‘ begreifen und ausserdem von allem, was vorkommt, wenigstens einen richtigen Begriff haben. Nachdem ich mich so ausgesprochen, ist es kaum nöthig, noch zu erklären, dass ich alle sogenannten Gärtnerlehr- anstalten, auch die besten derselben für ungeeignet halte, tüchtige Gärtner zu bilden. Die Beweise könnten leicht ge- führt werden, wenn es thunlich wäre, Beispiele anzuführen. Sind auch viele tüchtige Leute, ja einige ausgezeichnete aus solchen Anstalten hervorgegangen, so lag es an ihrer höheren Begabung, an ihrem energischen Willen und Fleisse, und sie würden sich auch unter ungün- stigen Verhältnissen emporgearbeitet ha- ben. Wir haben berühmte und unserem Stande Ehre machende Gärtner genug, weiche ihre Laufbahn in einer elenden Gärtnerei begannen , mochte diese den Namen eines Hofgartens tragen und ein grosses Pergament mit Siegel ausstellen, oder sich bildende Gewerbsgärtnereien sein. Diese Männer sind, wie gesagt, kein Beispiel für die Zweckmässigkeit und Notkwendigkeit der Gärtnerlehran- stalten. Der Fehler liegt nicht an den Anstalten und an dem, was ge- boten wird, sondern an den Schü- lern, die nicht benutzen und in diesem Alter nicht benutzen können, was ihnen geboten wird, er liegt im Prineip. Gärtnerlehranstalten, wie wir sie haben, 330 sind Elementarschulen, welche nach der Weise von Universitäten lehren; und das scheint doch verkehrt. Wie kann da in den meist noch unreifen Köpfen viel haften bleiben? Es ist wunbegreiflich, warum man in der Gärtnerei durchfüh- ren will, was bei jedem andern Beruf mit wissenschaftlicher Grundlage längst verworfen ist. Wir haben Kunstschu- len, Forstschulen, Bergbauschulen, land- wirthschaftliche Schulen ete., zu deren Besuch stets eine praktische Lehre vor- angehen muss, welche nur Jünglinge aufnehmen, denen schon bewusst ist, oder bewusst sein kann, wasihnen Noth thut. Nur solche Gärtnerbildungsanstal- ten würden wahrhaft nützlich sein, wel- che gewisse junge Männer aufnehmen, nachdem sie schon praktisch gelernt ha- ben. Auch die Anstalt des Herrn Van Houtte, für deren Gegner man mich hal- ten mag, würde viel mehr nützen und für die deutschen Gärtner ein Glück sein, wenn Männer von mindestens 19— 20 Jahren am Unterricht Theil nehmen und gegen ein angemessenes Honorar in dem berühmten Garten arbeiten könnten, was ihnen als Lohnarbeiter selten mög- lich ist. Andere Gärtnereien ersten Ran- ges, wo der Andrang von Gehilfen schr gross ist, könnten dasselbe thun. Für die Anstalten würde es sicher nicht nachtheilig sein, ja es möchte sich so- gar manche nützliche Verbindung da- durch anknüpfen. Wir brauchen keine Gärtnerlehran- Gartenflorä Deutschlands, Russlands ünd der Schweiz. stalten, sondern Gärtnerschulen — Aka- demien oder Universitäten — wie man sie auch nennen mag, für praktisch vorgebildete Männer, denen es ein Ernst ist zu lernen und Höheres zu erreichen. Nur Obst- und Gemüselehr- anstalten könnten bestehen, so wie sie jetzt sind, wenn sie nichts anderes beab- sichtigen, als eben nur Obst- und Ge- müsegärtner zum allgemeinen Bedarf zu bilden, und dabei, wie der Reutlin- ger Pomologische Garten, einen Cursus für Erwachsene in ihr Programm aufneh- men. Zum zweiten Male habe ich mich in dieser Weise ausgesprochen, nachdem | ich schon vor Jahren, als die nun schon | wieder aufgelöste Erfurter Lehranstalt | gegründet werden sollte , dieselbe Mei- nung verfochten. Vielleicht glauben Leute, die nie an eine lautere Absicht glau- ben können und das Bedürfniss nicht kennen, für die Wahrheit und Ueber- zeusung aufzutreten, — vielleicht glau- ben solche Leute, ich verfolge Neben- zwecke, suche meinen Nutzen, indem ich auch junge Leute ausbilde. Dies kann ich Niemand verwehren. Damit je- doch Niemand glaube, diese Zeilen hät- ten einen so unmittelbaren Zweck, als die des Obergärtner Steltzner, welche die Veranlassung dazu waren, so bemerke ich ausdrücklich, dass von jetzt ab (An- fang März) bis in zwei Jahren gar kein junger Mann bei mir eintreten könnte. (Jäger.) Il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in der horticole, Belgigue lischer Handelsgärtner, Hr. Richard Smith, hat in einer Aussat der gewöhnlichen Weiss- 4) Pinus Picea L. var. inversa. Ein eng- | oder Edeltanne ein Exemplar erhalten, wel- II. _Neue Zierpflanzen. ches sich von jung auf durch eine auffallend abweichende Tracht auszeichnete , und eine wahre Trauertanne darstellt, denn nicht nur hängen die Acste herab wie bei einer Trauerweide, sondern selbst der Gipfeltrieb ist stark überhängend. Das Interesse für eine so auffallend abweichende Erscheinung ist selbst- verständlich und der Züchter hat sich be- müht, durch Verediung auf die Stammart eine möglichst grosse Vermehrung zu erzielen, um damil den grösseren Gärlen eine neue Zierde zu bieten, die gewiss den jetzt so zahlreichen Freunden der schönen Nadelhölzer sehr will- kommen sein wird. Der Baum ist trotz sei- nes trauernden Habilus kräftig und raschwüch- sig und seine Nadeln sind länger und breiter als die der Stammarl, (Taf. 40.) 2) Pinus Williamsoni Newb. Der ameri- kanische Officier Williamson entdeckte kürz- lich in der Nähe des Columbiaflusses unterm 45. — 46. nördlichem Breitengrade diese neue Art. Sie wächst dort auf Bergen, nahe der Schneegrenze, in G@emeinschafi der P. amabi- lis and P. grandis, und erträgt daher, wie diese beiden jelzt so sehr gesuchten Arten, auch das deutsche Klima vollkommen gut. — Herr Newberry „ der sie nach dem Entdecker benannt und beschrieben hat, spricht von ihr als einer der schönsten Arten. Der Baum er- reicht gewöhnlich eine Höhe von 100 Fuss; freistehend bildet er eine prächtige bis unten bekleideie Pyramide, von sehr regelmässiger, gelälliger Tracht. Er gehört in die Gruppe der Abies-Arten,, die Nadeln sind kurz, spitz, zusammengedrückt, im Durchschnitt von lin- senförmiger Gestalt; die Zapfen hängend läng- lich-oval, zugespitzt, anderthalb Zoll lang, von purpurrother Färbung; später bei der Reife werden sie walzen - oder fast kegellörmig, die Schuppen sind abgerundet, stark nach aussen gekrümmt. Einige englische Werke halten die P. Wil- liamsoni für synonym mit P. Mertensiana, aber mit Unrecht, denn bei dieser letzteren sind die Zapfenschuppen nierenförmig und sie stammt von Silka, also von einer Localität, die weit entfernt liegt von dem Standorte der ersteren. ganzrandig und (Taf. 41.) 3) Dendrobium Farmeri Past. var. albi- 331 fiorum. — Diese hübsche Orchidee ist seit 1847 eingeführt und hat eine ziemlich allge- meine Verbreitung gefunden in den Sammlun- gen, da sie häufig massenweise unter den Importen ostindischer Orchideen sich befand; ihr Preis ist daher auch ein bescheidener und macht sie auch kleineren Sammlungen zugäng- lich. Die Abart albiflorum blühte in dem Etablissement von Jakob Makoy in Lüttich, bei ihr sind die Sepalen fast weiss, nur leicht ge- rölhet, und die Petalen rahmweiss , die Lippe von gleicher Farbe bis auf den dunkelorange- farbenen Lippengrund. — In der Cultur hat man darauf zu achten, dass sie wie die ver- wandten Arten einer mehrere Monate dauernden Ruhezeit bedarf, wenn man sich ihrer Blü- thenfülle erfreuen will. Diese Ruhezeit muss beginnen, sobald die jüngsten Scheinknollen ihre volle Ausbildung erlangt haben und be- steht darin, dass man der Pflanze nach und nach das Wasser entzieht und sie so lange (rocken hält, bis man an dem Schwellen der kreisförmigen Stellen, aus denen die Blüthen- trauben hervortreten, bemerkt, dass jetzt die Blüthen schon vorgebildet sind und der Ent- wicklung harren. Jene Stellen, die man also besonders betrachten muss, befinden sich seit- lich den Blättern entgegengesetzt und sind leicht kenntlich, da sie eine runde Vertiefung bilden. Man kann mit dem Beginn des Begies- sens ruhig warten, bis die Blüthentraube deut- lich sich hervordrängt, fängt man früher da- mit an, so bewirkt der neue Saftzufluss häufig die zu frühe Entwicklung der Laubtriebe, wäh- rend der Blülhentrieb zurückbleibt. Die richtige Einleitung, Dauer und Beendigung der Ruhezeit bildet bei der Cultur der Orchideen eines der wichtigsten Momente; wenn Klagen geführt werden über das undankbare Blühen dieser oder jener Art, so ist am häufigsten hier der Fehler zu suchen. — Dass eine Fuchsie oder Rose u. s. w. nicht eine ordentliche Blüthen- fülle entwickeln können, wenn man sie Jahr aus Jahr ein fortwährend zum Wachsen zwingt und ihnen keine Ruhe und Reifezeit gönnt, ist wohl Jedermann bekannt, — die Orchideen sind eben auch Pflanzen wie andere, die Ruhe ist ihnen ebenso nöthig, wie allen übrigen Pflanzen, wenn sie blühen und ge- deihen sollen. (Taf. 21.) 332 4) Dracaena Aubryana Brent. (Dr. thalioi- des Hort.) Diese schöne, durch ihre zweizei- lig gestellten Blätter auffallend charakteristische Art wurde, wie es scheint, zuerst von einem französischen Marinebeamten , Herrn Aubry- le-Comte von Gabon eingeführt in den Pariser jardin des plantes. Sie scheint nicht sehr hoch zu werden, da kaum drei Fuss hohe Exemplare im Etablissement des Herren Ja- kob Makoy in Lüllich schon ihren centralen Blüthenschaft entwickelten. — In der Tracht und Blallform hat diese Art viel Aehnliches mit der 7’halia dealbata und ist daher der Gartenname Dr. thalioides ganz treffend ge- wählt. Blälter zweizeilig, aus scheidenartiger stengelumfassender Basis lang gestielt , Blatt- stiel gerandet (geflügelt?), rinnenförmig; Blalt- fläche lanzettlich, zugespitzt, parallel aderig , der terminale Blülhenstand eine verlängerte, unten rispige Aehre bildend, Blüthen zu 2—4 büschelig gestellt, fast sitzend, weiss ausser- halb gebräunt , die Perigonröhre dünn, cylin- drisch, mit ausgebreiteten oder zurückgeschla- genen Zipfeln, die an der Spitze verdickt sind; Staubfäden von gleicher Länge mit den Peri- gonsegmenten und dem fadenförmigen Griffel, Narbe kopflörmig; Fruchtknolen elliptisch, dreifächerig, mit einsamig en Fächern und daher eine ächte Dracaena, während die Cor- dyline - Arten vielsamige Fruchtfächer be- sitzen. (Taf. 24.) b) Abgebildet in Illustration horticole. 5) Heterotrichum macrodon Planch. (Oclo- meris macrodon Naud., Miconia Lindeni Hort.), Melastomaceac. — In den Warmhäusern diese Melastome nicht mehr ganz neu, aber sie verdient als statlliche Blattpflanze grössere Beachtung, da sie sich schnell und mit wenig Mühe zu grossen umfangreichen Exemplaren heranziehen lässt, und solche üppige Exem- plare auch willig ihren Blüthenschmuck zei- gen. Oefteres Verpflanzen in grössere Töpfe, in eine recht nahrhafte Erde, wieder- holte Dunggüsse in gehöriger Verdünnung und ein freier heller Standort im Warmhause sind erforderlich zu ihrem üppigen Gedeihen. Vermehrung durch Stecklinge bietet durchaus ist Die | | Remontantrosen auftauchten. Schade nur, dass | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. keine Schwierigkeiten. — Stammt aus den Anden von Venezuela, wurde zuerst von Lin- den, dann von Funk in Caracas, und endlich auch von Thomas Lobb in Neu-Granada ent- deckt, bildet im Vaterlande einen bis 9 Fuss hohen Strauch, der mitAusnahme der Blumen- blätler ganz bekleidet ist mit langen, weichen, weissen oder braunen Haaren , die Aeste und Zweige sind rund, die Blätter aus herzförmi- gem Grunde eiförmig, slark zugespitzl, von 7 hervortretenden Rippen durchzogen, am Rande fein sägezähnig, gegenständig , die Blatipaare meist von ungleicher Grösse, bis 1 Fuss lang und 6Zoll breit werdend, unterhalb von stern- förmigen Haaren filzig, an den Rippen mit einfachen, längeren und steiferen Haaren be- selzt. Diese verschiedene neben einander auf- tretende Behaarung veranlasste den Gründer der Gattuug, den berühmten De Candolle, den Namen Heterotrichum d.h. „Verschieden Haar‘ zu wählen. — Blüthen in reichblumigen, end- ständigen Trugdolden, Keichröhre Jlänglich- glockig, Saum S8spaltig, Petalen 8, verkehrt- eirund, ausgerandet, sich dachziegelig deckend, Tein weiss, aussen rosenroth, flach radförmig ausgebreitet; Aniheren 16, gleich geformt und alle fruchtbar, alle nach der gleichen Seite aufgerichtel, der kurze dicke Griffel nach der entgegengeselzien Seile abwärts gekrümmt. Fruchtknoten Sfächerig, von den bleibenden Kelchzipfeln gekrönt. (Taf. 258.) 6) Rosa hybr. rem. Reine des Violettes. Diese öfterblähende Rose von Mille-Mallet, Handelsgärtner in Amiens, gezüchlet, erhielt auf der vorjährigen Pariser Ausstellung die silberue Medaille und wird ihrer eigenthümli- chen, unter den remontirenden Rosen ganz neuen Färbung wegen von allen Rosenfreun- den warm begrüsst werden. Diese schiefer- farbig violette Färbung erinnert an die seiner Zeit so viel bewunderten, jetzt aber fast ganz aus den Gärten verschwundenen Provinzrosen, unter denen ähnliche Farben nicht ungewöhn- lich waren und die auch im Rau und in der Füllung unsern heutigen Rosen keineswegs nachstanden ; dagegen blühlten sie nur ein Mal und das war Ursache ihrer Vernachläs- sigung. sobald die Bourbon- und später die TI. Neue Zierpflanze,. unter diesen Remontantrosen gar manche Sor- ten sind, die das Remontiren oft vergessen, — wir wollen hoffen, dass die Reine des Vio- lettes nicht zu diesen gehöre, der Text schweigt über diesen Cardinalpunkt. (Taf. 259.) 7) Cydonia japonica. Neue Varietäten die- ses prächligen Blüthenstrauches, der im Früh- jahr untern den Ziersträuchern einer der er- sten den Blüthenreigen eröffnet , werden stets sehr willkommen sein. Der Handelsgärtner Moerloose in Ledeberg bei Gent hat sich mit besonderem Fleiss und Geschick ‚die löb- liche Aufgabe gestellt, die Gärten mit Abarten der Cydonia japonica zu bereichern und be- reits mehrere sehr schöne Sorten gewonnen, so z. B. die nach ihm benannte ©. japonica Mooerlosii. Neuerdings hat cr wiederum drei in der Färbung neue und schöne Abarten ge- wonnen, die ersie, Gaujardii getauft, hat leb- haft scharlach rosa Blüthen, von hellerer und noch brillanterer Färbung als die der Stamm- art; die zweite C. jap. Papeleui, zeichnet sich aus nicht durch eine effectvolle, aber seltene und zarte Färbung; ein sehr blasses Citrongelb mit hellrosa geluscht und gerandei; die dritle, Princesse Emilie Soutzo, übertrifft in der dunkel blutrothen Färbung die bereits vorhandene, atrosanguines genannte Abart bei Weitem und lässt bedauern, dass diese so bezeichnende Benennung nicht für sie reser- virt wurde; alle drei sind eine höchst er- wünschte Ergänzung der schon vorhandenen Farben, und man kann jetzt nur mit diesen einen Strauch in seinen verschieden gefärbten Abarten eine ganze Gruppe bepflanzen und versichert sein, damit grossen Effect zu erzie- len. — (Taf. 260.) 8) Ahododendron Bijou de Gand. Eine in Gent gezüchtele Form von Rh. arboreum, befruchtet mit irgend einer Varietät oder Ba- stard der gleichen Abstammung (nach der Abbildung lassen uns die unten rostfarbenen Blätter sowohl, wie die Form und Färbung der Blüthen eher eine Abstammung von Rh. Ceinnamomeum vermuthen), die durch ihre zarte rosige Blüthenfarbe im Üontrast zu dunkler gefärbten Sorten willkommen sein wird , ob- gleich wir ihr kaum den hochtönenden Namen Pe SC SEEEESEEEESEEEEEEEEEEI EG ee EEE EEE EEE 333 Bijoun de Gand zuerkennen würden, da von Gent aus schon weit auffallendere und effect vollere Rhododendron-Sorten ausgingen. Die Blumen stehen in gedrängten, im Umriss fast kugeligen Bouquets oder Köpfen, sie sind zart röthlich- weiss mit lebhaft rosa Randung und mit dunkelbraunen Flecken geziert; im Ver- blühen blassen sie ab fast zum reinen Weiss. — Cultur im Kallhause. (Taf. 261.) 9) Begonia imperialis var. smaragdina Lem. — Das Etablissement Verschaffelt erhielt von seinem Reisenden Ghiesbreght obige mit noch mehreren andern schönen und interes- santen mexikanischen Begonien, die sämmt- lich für die Gärten neu sind. Diese Art ist von niederem Wuchse, mit kriechendem Rhi- zom und wenn auch minder brillant, als man- che der ostindischen Arten, und besonders als die von jenen gezüchteten Bastarde, die jetzt mit Recht so grosses Furore machen, so doch immerhin für grössere Sammlungen und schon der Abwechslung wegen von Interesse. Was diese Art besonders interessant macht und sie sogleich von allen übrigen Begonien unter- scheidet, das sind die gedrängt stehenden ke- gelförmigen Erhabenheiten oder Papillen, die die Oberfläche der bei der Abart schön sma- ragdgrünen Blätter ganz bedecken und präch- tige, je nach der Beleuchtung wechselnde Lichtreflexe erzeugen, wodurch die Blätter aus- sehen, als ob sie von Sammet wären; die Unterfläche der Blätter ist fast ebenso schön, weungleich bedeutend matter in der Farbe, da jeder Erhabenheit der Oberfläche eine kleine 5 — 6eckige Vertiefung der Unterfläche ent- spricht „ wodurch die untere Blatifläche den Waben eines Bienenstockes ähnelt. Die Blumen sind klein und unansehnlich und ra- gen kaum über die Blätter hervor, die männ- lichen sowohl als die weiblichen Blüthen sind 2blätterig, weiss mitgrünen Spitzen, die Staub- beutel sind auf einen gemeinschaftlichen Stiel inserirt, die Griffel 3, hufeisenförmig, oft einer kleiner als die beiden andern; Frucht 3fügelig. der eine Flügel länger als die andern, Placen- ten ?iheilig. — Herr Verschaffelt beabsichtigt, diese nebst noch 3 anderen mexikanischen Be- gonien im Frühjahr 1862 in den Handel zu 334 geben auf Subscription. Der Subscriptions- preis für die A Sorlen ist auf AO Fres. ange- setzt. (Taf. 262.) 10) Rose hybr. rem. Triomphe d’Amiens. — Wie die Rose Reine des Fiolettes, der sie in den dunkelvwioletten Farbentönen nahe steht, von dem Handelsgärtner Mille-Mallet in Amiens gezüchtet, und auf der Ausstellung zu Amiens mit dem ersten Preise prämirt. Die neue, schöne Rose soll sich durch kräftigen Wuchs, grosse, doppelt sägezähnige Blätter und durch reiches Blühen und freies Remontiren sehr vor- theilhaft auszeichnen: dabei sind die Blumen sehr gross, slark gefülll und ‚gut gebaut; die Farbe ist ein dunkles kirschroth-carmoisin mit violetiem Schiller, also in jeder Hinsicht eine Blume ersten Ranges, eine gefährliche Rivalin des Geant des batailles, des Lord ARaglan und anderer dunkelfarbigen Sorten. (Taf. 263.) 11) Cordyline indivisa Kunth. (Dracaena indivisa Forst. non Hort., Dr. aureo -lineata Hort.); Asparagineae. — Nach Dr. Hooker Sohn soll diese neuerdings von Neu - Seeland eingeführte und durch den Handelsgärtner Standish (und wie es scheint auch gleichzei- tig durch Lee in Hammersmith bei London) in den Handel gebrachte Blatt- pflanze die ächte Draeaena indivisa sein, die der berühmte Forster, der bekanntlich den külınen Capilän Cook auf seiner Welt- umseglung als Naturforscher begleitete , zuerst entdeckte und beschrieb. — Die als impo- nirende Kalthauspflanze schr beliebte Dracaena indivisa der Gärten muss ihr also dem Prio- ritätsrecht zufolge den Speciesnamen abtreten, hat aber dafür fast gleichzeitig zwei neue Na- men erhalten, nämlich Dracaenopsis calocoma H. Wendl. und Cordyline superbiens C. Koch; da die Gattung Dracaenopsis als unhaltbar eingezogen wurde , dürfte der letztere Name wohl allgemein zur Geltung kommen. — Die ächte Cordyline indivisa, die in einigen Ver- zeichnissen auch als Dracaena aureo -lineata ohne Autor aufgeführt wird, unterscheidet sich auf den ersten Blick durch die Blätter, deren Mittelrippe schön orangefarben ist, während die ganze Blattfläche von parallellaufenden orangefarbigen und hellgrünen Streifen auf prächtige Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dunkler grünem Grunde durchzogen ist; an ganz jungen Pflanzen tritt die Streifung nicht so intensiv auf, mit dem Aller wird sie deut- licher und die orangefarbigen dicht stehenden Streifen lassen dann die Blätter wie mit Gold- bronze belegt erscheinen. Auf der Rückseite der Blätter ist die Streifung ebenfalls erkenn- bar, wenn auch schwächer hervortretend, auf dem "blaugrünen Grunde. — Die Tracht ist ganz die gleiche graciöse und imposante , wie die der älteren Dracaena indivisa (jetzt also Cordyline superbiens), man begreift also leicht, dass es eine Blattpflanze allerersten Ranges ist. Der baumartige Stamm soll im Vaterlande bis 30 Fuss hoch werden und bleibt ungetheilt oder doch nur sehr wenig verästelt; Blätter schwert- förmig, spitz zulaufend , durchaus ganzrandig, halbstengelumfassend, etwa 21/, Fuss lang und A Zoll breit, aber natürlich in den Grös- senverhältnissen schwankend je nach der Uep- pigkeit, dem Alter etc. der Pflanze; Blüthen- stand eine seitensländige, lang geslielte, über- hängende , zusammengesetzte Traube, mit cy- lindrisch-straussförmigen WVerästelungen. Blü- then einzeln stehend, sehr kurz gestielt, mit 2 Deckblättern. Perigonblätter fast gleichlang, nur am Grunde zusammenhängend, elwas zu- rückgeschlagen. — Junge Exemplare dieser Prachipflanze sollten im Winter im temperir- ten Hause gehalten werden, später können sie dann ebenso gut zur Ausschmückung des kal- ten Hauses dienen. Das Auspflanzen in’s Freie während der Sommermonate trägt sehr zu ei- ner schnelleren und üppigeren Entwickelung bei, nur muss das Einpflanzen mit gehöriger Vorsicht nicht zu spät geschehen, damit die Exemplare noch vor Winters gehörig wieder anwurzeln können; wenigstens befolgen wir mit bestem Erfolge diese Methode bei der Dracaena australis und der früheren Dr. indi- visa, die ebenfalls von Neusceland stammen; nur dürfen solche im Lande üppig herange- wachsene Exemplare dann nicht im Kalthanse überwinteri werden. sondern im temperirten Warmhause. Eine Erdmischung von gutem Lehm und Lauberde zu ungefähr gleichen Thei- len, mit dem vierten Theile Dungerde,, wird die zweckmässigsie sein. (Taf. 264.) -(E. 0) II. ‚Neue Zierpflanzen. ec) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 12) Caladium bicolor Vent. var. Chantini Hook. (Caladium Chantini Lem.); Aroideae.— Sir W. Hooker zieht dieses, wie das bereits auf Taf. 5199 abgebildete C. Neumannii als Varietäten zu Caladium bicolor. (Taf. 5255.) 13) Begonia glandulosa A. DO. (B. mul- iinervia Liebm., B. nigro-venia Lind.); Bego- niaceae. — Der Kew-Garten erhielt diese Be- gonia vor sieben Jahren unter dem Namen nigro-venia von Linden , dieselbe ist jedoch identisch mit einer im Hooker’schen Herbar von A. De Candolle selbst, bei der Bearbei- tung der Begoniaceen für den nächst erschei- nenden Band des „Prodromus“' B. glandulosa benannten Art, welche durch Seemann bei Varaguas gesammelt ward. Diese Pflanze stimmt indessen so genau mit der Beschreibung der Liebmann’schen B: multinervia von Costa Rica überein, dass es höchst wahrscheinlich auch dieselbe Pflanze ist. Rhizom stark, hingestreckt, aufsteigend. mit nebenblattartigen Schuppen besetzt. Blait- sliele eine Spanne und darüber lang, stielrund, glänzend roth, behaart. Blätter 4 — 6 Zoll breit, Adern mit breiten schwarzen oder rost- farbenen Bändern bemalt, die Oberbaut mit kleinen Pusteln bedeckt. (Taf. 5256.) 11) Restrepia Lansbergii Achb. fil; Or- chideae. — Eine merkwürdige und hübsche kleine Pflanze zuerst durch Wagner in den Caracas-Bergen entdeckt. Die in Kew befind- lichen Pflanzen wurden durch Salwyn in Gua- temala gesammelt. Bei dieser Galtung tragen die seitlichen Sepalen und Petalen keulenför- mige Spitzen, die in manchen Fällen den Fühl- hörnern von Insekten gleichen. Eine kleine buschige Epiphyte, 3 — 4 Zoll hoch. Stengel einfach mit häutigen Schei- den bedeckt, jeder ein Blait tragend. Blatt linear-länglich, lederarlig, dunkelgrün, an bei- den Enden stumpf. Blüthenstiele einzeln oder zu mehreren, viel kürzer als das Blatt. Blu- men nickend, blassgelb purpurn gefleckt. Hintere Sepalen und Petalen alle pfriemlich mit keulenförmigen Spitzen. Untere Sepalen länglich, an der Spitze zweispalig, einen 335 pfriemlichen Zahn an jeder Seile oberhalb der Basis tragend. Säule schwach nach auf- wärts verdickt, (Taf. 5257.) 15) Zindenia rivalis Benth.; Rubiaceae. Bereits im Maihefte der Gartenflora pag. 176 beschrieben. (Taf. 5258.) 16) Lepanthes Calodictyon Hook.; Or- chideae. Eine sehr eigenthümliche und schöne kleine Pflanze, merkwürdig wegen der Beschaffenheit der färbenden Masse im Blatte, welche in den Feldern zwischen den Adern sehr blass wässerig-grün ist, die Adern selbst sind mit einem breiten braunen Streifen be- deckt. In der Form und Stellung der Sepa- len und Peialen weicht es gänzlich von sämmtlichen Lepanthes - Arten ab, doch steht es im Habilus und den hauptsächlichsten Merkmalen denselben so nahe, dass es nicht rathsam zu sein scheint, ein neues Genus dar- aus zu wachen. Eine kleine, schwache, buschige Pflanze. Stengel zwei Zoll hoch mit scheidenartigen, trompelenförmigen Schuppen beselzt, jede mit einer ausgebreileten,, eirund zugespilzten ge- wimperten Mündung. Blalt breit eirund, dünn- wellig, mit fast buchti- braun nelzaderig häutig, spitzendig , gen Rändern; blassgrün, Blüthenstiele einzeln oder büschelweise, kür- zer als das Blail, achselsländig, eine kurze Traube sehr kleiner Blumen tragend. Sepalen frei, grün, eirund, zugespilzt, zurückgeschlagen. Pelalen nieren - herzlförmig , spitz , gewimpert, gegen die Sepalen zurückgebogen, am Grunde an jeder Seite mit einem langen, ladenförmi- gen, tiel orangerolhen Anhängsel versehen. Lippe aufrechi, spatelförmig, an die Vorderseite der Säule anliegend, ganz. Zwei Pollenmassen, Drüse zulaufend. (Taf, 5259.) 17) Pentstemon spectabilis Thurber.; Scro- phularineae. — Diese hübsche californische Species beschreibt Dr. Torrey als eine der prächtigsten unter den bekannten, die gedrängte Rispe purpurblauer Blumen erreicht olt eine Länge von zwei Fuss. Die Abbildung ward nach Exemplaren gemacht, welche durch die Herren Low inClapton eingeführt wurden und im Mai dieses Jahres blühten. Perennirend , überall glatt, zu einem glau- ken Anfluge geneigt, aufrecht, 2 — 3 Fuss in eine kleine 336 hoch. Untere Blätter gestielt, eirund, spitz oder zugespitzt, grob doppelt gezähnt; die oberen sitzend und mit ihrer breiten Basis verbunden, die obersten oder blüthenständigen Blätter viel kleiner, sehr breit eirund, fast kreisrund. Blumen in einer schlanken, losen, verzweigien, pyramidalen Rispe, beinahe ei- nen Zoll lang, mit einer glockenförmigen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Röhre, und zweilappiger ausgebreiteter Lippe; Farbe, sehr zarte Schattirungen von blauvio- lett und blass purpurroth. Kelchlappen breit eirund, spitz, Staubgefässe alle vollkommen glatt. (Taf. 5260.) (F. F)) nn I I I I I. 1) Nachrichten aus dem Garten des Handelsgärtners G. Ausfeld in Arnstadt. Die Calceolarien sind dieses Jahr ausserordentlich schön und mannichfaltig. Clianthus Dampieri , eine der schönsten Papi- lionaceen Neuhollands , blühte im Anfang Juli im freien Lande. Zeitig ausgesäele Samen erwachsen rasch zu kräfligen Pflanzen, wel- che dann im Sommer an einen warmen ge- schütziten Platz im Garten ausgepflanzt, noch im gleichen Sommer im freien Lande blühen. Die Samenzucht dieses schönen Halbstrauches aus dem südlichen Australien dürfte im Klima von Deutschland schwerlich gelingen, weshalb man dahin trachten muss, solche jährlieh aus Australien Von Herrn Ausfeld wurden in diesem Frühlinge keimfähige fri- sche Samen abgegeben. (E. R.) 2) Europäische Reisende in Ja- pan. Japan ist eins der Länder, das für un- sere Gärten sowohl für’s freie Land, wie für's zu beziehen. Kalthaus eine Menge der schönsten Pflanzen- Arten geliefert hat. Nachdem Thunberg als erster durch seine Flora japonica ein Bild des Pflanzenreichthums jenes gegeben hatte, dauerte es lange, bis es europäischen Naturforschern gelang, die Entdeckungen Thun- bergs weiter auszubauen. Bis auf die neueste Zeit war es eigentlich nur Siebold, der unter dem Schutze der holländischen Regierung sich längere Zeit in Japan aufhielt und von dort eine grosse Menge neuer Pflanzen in gelrock- neten Exemplaren und lebenden Pflanzen in Europa einführte, die in den bekannten Schrif- ten von Siebold und Zuccarini bekannt gemacht wurden. Erst seitdem in den letzten Jah- Landes Notizen. ren die Schwierigkeiten, die sich der Er- forschung dieses interressanten Landes in Be- zug auf das Abschliessungs-System der Japa- nesen enlgegenstellten, theilweis gehoben wur- den, sind nun von Europa und Nordame- rika Reisende nach Japan gegangen, deren vereinten Bemühungen wir wohl bald eine bedeutende Vervollständigung der Kenntniss der Flora jenesLandes zu danken haben wer- den. Von Preussen ging Regierungsrath Wi- chura mit der preussischen Expedition dorthin ab und hat in kurzer Zeit dort ausserordent- lich viel gesammelt und theils auch schon in Samen nach Berlin eingesendet. Siebold ver- liess abermals Europa und hält sich gegenwär- tig in Japan auf, wo er bei seiner Bekannt- heit mit den Silten jenes Landes, jedenfalls abermals reiche Ausbeute zurückbringen dürfte- Vom Raiserlichen botanischen Garten in Pe- tersburg ward Herr C. Maximowiez , nachdem er zuvor das in vielen Pflanzenformen ver- wandte Amur- und Ussuri-Gebiet untersucht hatte, dorthin gesendet und wird wahrschein- lich im nächsten Winter von dort zurückkeh- ren. Endlich ging von England aus der Sohn des bekannten Handelsgärtners Veitch im Jahre 18650 nach Japan ab. Als er von Ma- labar sich im April 1860 einschiffte, halte er das Unglück Schiffbruch zu leiden und verlor dabei seine ganze Bagage. Trotzdem gab er das Ziel seiner Reise nicht auf und ging über Hong-Kong, Canton und Chang-hai nach Nan- gosaki, wo er schon im Juli 1860 ankam. Dort ward er dem englischen Consulate alta- chirt und besuchie von da aus das-Innere des Landes. Selbst der heilige Vulkan Fusa-Yama Il. Notizen. ward von ihm erstiegen. In dem Gardener Chronicle gab Lindley genauere Berichte über seine Reisen, aus denen wir späler auslührli- cheres mitibeilen werden. Namentlich werden von Lindley die folgenden Nadelhölzer hervor- gehoben, von denen Veitch trockne Exemplare und auch theilweise Samen einsendele. Es sind das: Sciadopytis verticillata Zuce, (Taxus veıticillata Thbrg.), die sich durch die eigenthümliche quirlförmige Stellung der Blät- ter an den Spitzen der Zweige auszeichnet. Abies mierospermaLindl,, ein 40 — 50’ hoher Baum mit fast 1 Zoll langen Blättern, die in der Tracht unserer Edeltanne ähnelt. Abiesleptolepis Zuce., ein Baum der Gebirge, von der Tracht einer Lärche, mit büschelförmig stehenden Blältern. Abies Tsuga Zucec., ein niedriger Baum von 20 — 25 Fuss, von der Tracht der Hemlocks- Tanne Abies Veitchii Lindl., ein 120 — 140 Fuss hoher Baum, der der A. Nordmanniana ähnelt. AbiesAloquiniana Veitch., wird 100—120 Fuss hoch, kommt im Gebirge noch bei 7—8000 Fuss über dem Meere vor, hat !/z Zoll lange Nadeln und Zapfen, die bei 2 Zoll Länge einen Umfang von & Zoll besitzen. Thuiopsis dola- brata Zucc., wohl die ausgezeichnetste Tanne Japans, von der keimfähige Samen vom Herrn Maximowiez geserdet wurden. Von der Tracht eines Lebensbaumes mit hän- genden Aesten. Juniperus rigidaSieb, et Zuce., ein Wachholder , der unserm Wach- holder so ähnlich, dass ihn Thunberg als Ju- niperus communis auflührte. Torreya nu- cifera Sieb. et Zucc. und Cephalo- taxus drupaceaSieb.etZucc., zwei der Eibe verwandte Tannen, die in unsern Gärten ziemlich verbreitet sind. (E. R.) 3) Dalmatisches Insektenpulver Nach einem ebenso lehrreichen als inleressan- ten Artikel des Herrn Professor €. Koch in der von ihm redigirten Wochenschrift für Gärtnerei wird seit mehreren Jahren ein In- sektenpulver aus Dalmatien in Deutschland ein- geführt. Dasselbe ist ebenfalls wirksam gegen Insekten, soll jedoch der Wirksamkeit des persi- schen Insektenpulvers allerdings nachstehen. Wo 337 daher dalmatisches Insektenpulver für persisches verkauft wird, ist dies als Fälschung zu be- zeichnen. In Dalmatien wird das letztere schon seit längerer Zeit theils ähnlich dem persischen angewendet, theils lässt man es in einer Räu- cherpfanne verkohlen, um durch den erzeuglen Rauch Mücken und Fliegen zu tödten. Auf (©. Koch’s Veranlassung wurden in Dalmatien Nachforschungen über die Mutter- pflanze des dalmatischen Insektenpulvers an- gestellt, aus denen hervorging, dass dieses das Pyrethrum cinerariaefolium Trev. ist. Es ist dies die gleiche Pflanze, von der Willemot in Paris Samen erhielt , mit der falschen An- gabe, dass diese von den Mutterpflanzen des persischen Jnsektenpulvers stammlen. Nachdem dieselben gekeimt und die dar- aus erwachsenen Pflanzen zur Blülhe ka- men, wurden solche von Duchartre im Glau- ben, dass es eine Pflanze des Kaukasus sei, unlersucht und zuerst für Pyreihrum elonga- tum Fisch. Mey. gehalten, später als P. Wil- lemoti beschrieben , endlich aber von demsel- ben ebenfalls auf P. cinerariaefolium Trev. zu- rückgeführt. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass viele Compositen aus der Gruppe der Anthemideen in dem Pollen ihrer Blumen ei- nen narkotischen Stoff entwickeln, der für die Insekten tödtlich ist. Am stärksten ist derselbe bei P. carneum und roseum M. B., den Mut- terpflanzen des persischen Insektenpulvers ent- wickelt. Es findet sich nun aber auch bei P. einerariaefolium, bei Leucanthemum vulgare der grossen Gänseblume unserer Wiesen, und wahrscheinlich bei Anthemis Cotula, einigen. Anacyclus-Arten und wahrscheinlich noch bei mancher anderen ähnlichen in diese Gruppe gehörigen Pflanze. Weitere Untersuchungen müssen es zeigen, ob die eine oder andere Pflanze der Anthemi- deen als gutes Ersatzmittel des persischen In- sektenpulvers benutzt werden kann. Zugleich geht aber aus dem, was Koch veröffentlicht, hervor, dass bis jetzt noch keine Pflanze be- kannt ist, welche ein gleich kräftig wirkendes Pulver liefert und dass ferner nur die Blü- thenköpfe zur Zeit der Blüthe gesammelt, das wirksamste Pulver geben und dass Beimisch- 338 ung von Blällern etc. immer als Fälschung zu betrachten ist. (E. R.) 4)Decoraltionspfanzen, die sichzum Auspflanzenin’s freieLand während des Sommers eignen. In einem Holzschnitt geschmückten Catalog die berühmte Gärtnerei von Vilmorin-Andrieux und Comp. in Paris zu diesem Zwecke 1) die Arten und Abarten der Galtung Canna, 2) Co- locasia esculena, 3) Xanthosoma sagiltifo- 4) Wigandia caracasana, 5) Rieinus, 6) Farfugium grande. Es sind das in dieser Beziehung grossentheils bekannte Pflanzen. Die Knollen der Canna-Arten werden in mil- deren Klimaten ähnlich den Dahlien-Knollen im Keller durchwintert, in weniger milden Kli- maten nimmt man solche im Herbste mit dem Ballen aus und überwintert sie bei 4—6° unter den Stellagen der Gewächshäuser oder ande- ren ähnlichen Lokalitäten,, wo sie jedoch we- der zu feucht, noch zu trocken liegen dürfen. Im Klima von Petersburg, wo solche schon als erwachsene Pflanzen Ende Mai pflanzt werden müssen, können sie nur in Töpfe oder Kübel angepflanzt, im temperirten Gewächshause durchwintert werden. Herr Vilmorin empfiehlt Gruppen von Canna-Arlen zur Hebung des Contrastes mit Scarlet- Pelar- gonien, oder Petunien oder ähnlichen Pflan- mil lium , ausge- zen zu umpflanzen. Arum esculenium und Xanthosoma sagit- tifolium gedeihen nur in geschützter Lage und in sandigem humusreichen warmen Boden und empfiehlt | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. müssen den Sommer hindurch fleissig begos- sen werden. Im Herbste eingepflanzi , an ei- nem trocknen Orte im temperirten Hause durch- wintert und im Frühlinge im Warmhause an- getrieben, erhalten sie sich leicht. Wigandia caracasana ist eine halbstrau- chige Pflanze mit grossen schönen Blättern aus Caracas. Vilmorin sagt, man könne sol- che in Gruppen oder einzeln in jeder Lage (in Klima von Paris) pflanzen. Im Herbste soll man die Pflanzen nur mit dem Ballen ausnehmen, die Stengel über dem Wurzelhals abschneiden, und sie, ohne sie zu befeuchten, in einem Gewächshause oder Keller überwin- tern. Im Frühjahr werden die Wurzeln, wel- che viele Augen besitzen, in Stücke geschnit- ten. diese in Töpfe gepflanzt und zum Austrei- ben aul ein warmes Beel im Kasten oder Warmhaus eingepflanzt. Von den austreiben- den Augen lässt man nur die stärksten Triebe stehen und unterdrückt alle Seitenaugen des Stengels, damit sich die Blälter desto schöner und kräfliger entwickeln. Gedeiht in allen Bodenarten, nur nicht in feuchtem oder allzu- stark gedüngtem Boden. Der Referent hat Wigandia in dieser Art noch nicht eultivirt gesehen. In den mildern Lagen Deutschlands mag diese Culturmethode zweckmässig sein, in den rauhern Klimaten muss man solche aber wohl als Warmhauspflanze behandeln, die im Winter kühl und trocken gehalten und dann im Sommer ausgepflanzt wird. (E. R.) VW. Literatur. 4) IR. Schröder, Rukousodswo ke uchodu | 2) 7. G.Meyer, Der rationelle Pflanzenbau. (Anleitung zur St. Petersburg sa komnatniimi rasteniami. Cultur der Zimmerpflanzen). 1861. Eine kurze und gute Anleitung zur Cul- tur der für’s Zimmer geeigneten Pflanzen in russischer Sprache , nebst Aufführung der zur Zimmercultur geeigneten Pflanzen, die eine fühlbare Lücke in der Russischen Gartenlite- ratur füllt, (E. R.) Siebenter Theile Die Gemüsepfanzen, deren Cultur, Eigenschaften , Nutzen und Anwendung, nebst Samenzucht und Trei- berei der Gemüse. Erlangen 1860 bei F. Enke. Eine gute Darstellung der Cultur der Ge- müse zu den mannichfachsten Zwecken. Schade dass der Verfasser oft in ihm fremde Gebiete übertritt und dabei solche Verstösse macht, IV. Literatur. wie solche die auf S. 32 geschilderten Vor- gänge bei der Befruchiung der Pflanzen ent- halten. Der praktische Theil ist durchweg durchaus der Erfahrung entnommen, denn hier bewegt ihm durch und durch vertrauten Gebiete und er- theilt namentlich in Beziehung auf alle in Mit- tel-Deutschland im freien Lande oder im Treib- beet gedeihenden Gemüse eine sichere und durchaus der Erfahrung eninommene Anlei- tung. Wir empfehlen daher mit voller Ueber- zeugung dieses Buch als praktischen Rathge- ber zur Cultur der Gemüse. (E. R.) sich der Verfasser auf einem 3) C. F. Förster, der immerwährende voll- ständigste Wand- und Gartenkalender, zum Gebrauch für Gärtner und Gartenfreunde. Leipzig, im Verlag des Verfassers. Eine tabellarische Uebersicht der nothwen- digsten Arbeiten im Obsigarten, Gemüsegarlen, Ziergarten, Weinberge. Dieselbe ist in ein grosses Folioblait zusammengestellt, welches aufgeklebt und aufgehängt werden kann , um den Gärtner und Gartenfreund an die nothwen- digsten Arbeiten zu erinnern. Die Anordnung ist einerseits nach den Monaten und ferner nach den oben angegebenen Theilen des Gar- tens in A Rubriken gebracht. Entspricht voll- kommen seinem Zweck. (E. R.) 4) Catalogue de Lemoine, horti- ceulteurä Nancy. Wir erwähnen dieses Cataloges, weil dem- selben die Abbildung einiger neuer Pflanzen beigelegt sind, die vom Herrn Lemoine ge- züchtet worden sind. Als solche nennen wir: 339 Potentillen mit gefüllten Blumen. Nach der Abbildung zu schliessen, sind solche aus P. nepalensis und den verwandten Arten gefallen, werden also Lagen Deutschlands aushalten. in allen nicht rauhen noch im freien Lande Dieselben sind schon früher von der Pariser Garteubaugesellschaft als ausge- zeichnete Neuigkeiten gekrönt worden, deren gefüllte Blumen denen von halbgeüfllten Ra- nunkeln ähneln sollen. Folgende Sorten sind abgebildet. Potentilla perfeeta plena und pur- purea plena (beide dunkelpurpur) , variabilis plena (Petalen karmin und nach dem Grunde zu gelblich), versicolor plena (Petalen gelb, karmin gestreift), purpurea lulea (Petalen pur- pur, gelb gesäumt). Ob diese schönen Abar- ten auch constant sind, muss die Erfahrung noch lehren. Streptocarpus hybridus albidus, hybr. maculalus und hybr. azureus. Wie es scheint nur Varietäten des S. Rexii mit weissen, hell- lila- und dunkellilafarbenen Blumen, die im Schlunde dunklere Streifen zeigen. Die Strep- tocarpus sind bekanntlich dankbar blühende niedrige Warmhauspflanzen von leichter Cul- tur, die durch Blattstecklinge und Samen ver- mehrt werden. Fuchsia Madame Van Houtte und Wilhelm Pfitzer. Schöne grossblumige Sorten mit rotben zurückgeschlagenen Kelch- blättern und grossen blauen Blumenblältern. Die Zeit, wo eigentlich ausgezeichnete Neuig- keiten unter den Fuchsien gezüchtet werden, scheint vorbei zu sein. (E. R.) V, Personalnotizen, Neuestes etc. 4) Doryantihes excelsa hat in diesem Frühlinge in Bonn geblüht. Es ist das viel- leicht zum ersten Male, dass diese prächtige Pflanze in deutschen Gärten blühte. 2) Programm der Gartenbauge- sellsaft „Flora“ in Frankfurt a/M. zu einer vom 17.—22. April 1862 daselbst abzu- haltenden Blumen- und Pflanzenausstellung, Die Eröffnung der Ausstellung findet Don- nerstag den 17. April, Naehmittags um 2 Uhr statt. Schluss Dienstag den 22. April. Einsendungen von aussen müssen 8 Tag vor Eröffnung der Ausstellung der Verwaltung angezeigt werden. Preise im Beirag von 1— 10 Ducaten sind ausgesetzt für die mannich- fachsten Gegenstände, und jeder der sich da- 340 für interessirt, kann das specielle Programm von der Verwaltung der Gartenbaugesellschaft Flora erhalten. 3) Die berühmte Handelsgärtnerei von L. Jacob Mackoy et Comp. zu Lütlich ist über- gangen auf die Herren Jules Closon und Fran- gois Wiot. Das Geschäft besteht aber unter der früheren Firma fort und jeder der beiden Antheilhaber wird in Geschäftssachen zeichnen wie bisher, nämlich L Jacob Mackoy et Comp. 4) Herrn G. Brech in Saratow. Die mir freundlichst zugesendete Tulpenzwiebel war mir sehr interessant. Ich habe eine der- artige Bildung bei Tulpen noch nicht gesehen. Die junge Zwiebel, welche sich ein Zoll ober- halb der alten Zwiebel an dem Stengel der Tulpe von der Grösse eines Taubeneies gebil- det hat, ist in derAchsel des untersten schei- denarligen Stengelblattes entstanden. Sie hat also die gleiche Entstehungsweise wie die Brutzwiebeln in den Achseln der Stengelblät- ter von Lilium bulbiferum oder in den Blu- mendolden der Allium-Arten. Bei Tulpen ist diese Art der Zwiebelbildung vielleicht schon beobachtet „ aber soviel mir bekannt, noch nicht publicirt worden. Es ist dies mit an- dern Worten eine axilläre Knospenbildung, wo solche sonst nicht aufzutreten pflegt. Die axillären Knospen der Zwiebelgewächse mit unverästeltem Schalte bilden sich aber slets zu Brutzwiebeln um. Ich habe diese Zwiebel der Monstrositäten - Sammlung unseres Museums einverleibt. (E. R.) ö) Fest-Programm für die Ver- sammlung des Erfurter Gartenbau- vereins vom 3. bis inclusive 6. Octo- ber 1861. Donnerstag den 3. October. Ankunft der Preisrichter und Fremden; Empfang der- selben durch eine Deputation am Bahnhof. Abends gesellige Zusammenkunft am Steiger. Freitag den 4. October. Eröffnung der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ausstellung Mittags 12 Uhr; Zusammentritt der Preisrichter Früh 8 Uhr in den Ausstel- lungsräumen des Vogel’schen Gesellschafts- garlens. Um 14 Uhr überreicht die Commis- sion der Preisrichter dem Director das proto- collarische Urtheil, welches dieser, nach einem Vortrage über die Thätigkeit des Vereins, um 12 Uhr proclamirt und daran die Vertheilung der Ehrenpreise und Anerkennungen knüpft. Hierauf beginnt das Festmahl um ?2 Uhr Nachmittags. Sonnabend den 5. October. General- versammlung des Vereins Mittags 12 Uhr. Die Discussion wird sich ausbreiten: a)über hervorragende Producte der Ausstellung von Obst und Gemüsen , der Director bewirkt die Vorschläge und nimmt solche auch von den Vereins-Mitgliedern in Empfang ; er leitet die Fragen ein und eröffnet darüber die Debatte; b) über die zweckmässigsten Mittel und Wege zur grösseren gegenseiligen Lebendigmachung der vaterländischen Vereinsbestrebungen im Allgemeinen und über die Sicherung nachhal- iger Erlolge der Gartenbauvereins-Ausstellun- gen im Speciellen. c) Besichtigung der Cultu- ren des Dreienbrunnens und der Gärtnereien Erfurts unter Vortritt von besonders dazu de- signirten Führern. Sonntag den 6. October. Excursion ı nach Eisenach , Wartburg, Annathal, Drachen- schlucht, Marienthal etc. unter Führung des Grossherzogl. Hofgärtners Herrn Jäger. Während der Dauer der Ausstellung wird im WVogel’schen Gesellschafisgarten ein Em- pfangsbureau eingerichtet und daselbst jede weitere Auskunft mit Vergnügen ertheilt wer- den. Erfurt, im August 1861. Der Director des Erfurter Gartenbauvereins Ferd. Jühlke., Th. Rümpler, Secretair. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Neue Pelargonien von Hvass. (Siehe Taf. 340). Die hier abgebildeten Pelargonien | thum. Die Pflanzen sind kräftig im sind von Handelsgärtner Hvass in Stutt- | Wachsthum, treiben grosse Blätter und gart aus Samen gewonnen. Sie zeich- lassen sich sehr leicht zu schönen Cul- nen sich alle aus durch brillante Farben, | turexemplaren heranziehen. vollkommenen Bau und Blüthenreich- bb Daubentonia Tripetiana Poit (Siehe Taf. 341.) Papilionaceae Ein Halbstrauch aus der Republik | Pflanze besprochen und wollen hier nur das Argentine, der jedoch in Cultur in un- seren Gärten des mittleren Europa’s als einjährige Pflanze behandelt, noch am ehesten gedeiht. Ist überall kahl. Blätter gefiedert, ohne Spitzenblättchen. Blättchen läng- lich -elliptisch, in einen Mucro aus- gehend. Blumen scharlach mit gelb, in achselständigen Trauben. — Wir haben p. 404 des letzten Jahrgan- ges der Gartenflora die Cultur dieser X, 1861. Wichtigste wiederholen. Man säet die Sa- men im Februar im niedrigen Warmhaus aus. Nach dem Aufgehen werden die jungen Pflänzchen einzeln in eine Misch- ung aus Lauberde und Lehm in kleine Töpfe gepflanzt. Ende März verpflanzt man sie abermals in grössere Töpfe in eine nahrhaftere und noch mehr mit Lehm versetzte Erde und stellt die Pflänzchen in’s warme Treibbeet, wo sie ganz sonnig und nicht zu feucht ge- 26 342 halten werden. Sobald keine Fröste mehr zu besorgen sind, pflanze man sie auf sonnig und warm gelegene Beete, am besten auf abgetragene Mistbeete aus. Wem letztere nicht zu Gebote stehen, der bringe in den Untergrund des Beetes, auf welches er sie pflanzt, eine fusshohe Lage warmen Stalldün- gers und über diesen !/, Fuss hoch eine Mischung aus Lauberde, Rasenerde und etwas Misterde. Bei solcher Behandlung werden die Pflanzen im August 4 — 5 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fuss hoch geworden sein und ihre Blü- thenknospen massenhaft zeigen. Die beistehende Abbildung zeigt zur Genüge, dass diese Pflanze eine so sorgsame Be- handlung wohl verdient. In einem trocknen temperirten Ge- wächshaus gelingt es auch, die Pflanzen zu durchwintern. Solche blühen aber durchaus nicht leichter und besser als Samenpflanzen,, die auf die oben ange- gebene Weise cultivirt wurden. (E. R.) c) Clematis aethusaefolia Turez. var. latiseeta Maxim. (Siehe Taf. 342.) Ram un ec url arererare: C. aethusaefolia Turez. dee. III. pl. chin. in Bull. d. nat. de Mose. V. pag. 181. C, aethusaefolia var. latisecta Maxim. prim. fl. am. pag. 12. Rgl. fl. uss. nr. 4. Eine strauchige Schlingpflanze, die von Maximowiez und Maack am Amur und Ussuri gesammelt ward. Reife Sa- men sammelte Maack, der überhaupt trotz der kurzen Dauer seiner Reise, sich die grössten Verdienste um Ein- führung lebender Pflanzen durch reife Samen aus jenen Gegenden erworben hat und solche haben im hiesigen Garten auch bereits gekeimt. Von der in China wachsenden Stamm- art weicht die vorliegende Pflanze durch deutlichere, mehr abstehende Pubescenz der Blätter und des Stengels, sowie durch grössere, weniger stark zertheilte Blattsegmente ab. Eine hohe Schlingpflanze, die, nach dem Vaterland zu urtheilen, unter leich- ter Laubdeeke auch den Winter Peters- burgs noch im freien Lande aushalten dürfte, Blätter gefiedert, gleich dem Sten- gel, den Blatt- und Blüthenstielen und Blumenblättern unter der Lupe kurzhaa- rig. Blättchen gestielt, 3theilig, und die Einzelblättchen aus keilförmigem Grunde fast rhomboidisch, eingeschnitten gelappt und gezähnt, vorn stumpf abgerundet mit aufgesetztem Spitzchen. Blumen weiss, nickend, in achselständigen Co- rymben mit fast walzig zusammen- schliessenden Blumenblättern. — (E. R.) I. ‚Originalabhandlungen. 343 2) Ueber Pflanzen der Griechischen, inabesondere der Attischen Flora, die als Zierpflanzen empfehlenswerth sind. Von Th. von Heldreich, Die südliche Lage Griechenlands, und seine zum Theil sehr hohen , über die Grenze des ewigen Schnee’s sich erhebenden Gebirge bedingen den ausser- ordentlichen Reichthum seiner Flora, die noch vermehrt wird durch das Auftre- ten vieler Pflanzenformen des Orients, zwischen dessen Flora und jener der westlichen Regionen Südeuropa’s die griechische den Uebergang vermittelt. Seit Tournefort und Sibthorp wurde Griechenland vielfach kotanisch durch- forscht, vorzüglich aber von den Mit- gliedern der französischen Expedition, von Aucher-Eloy, Grisebach, Boissier, Sartori, von Spruner, Fridrichsthal, Or- phanides und Andern; dennoch sind noch nicht alle Schätze gehoben, jährlich werden noch neue Pflanzen entdeckt und viele Gebiete der Flora sind noch gar nicht oder unzulänglich untersucht, Den schlagendsten Beweis von dem gros- sen Reichthum der griechischen Flora und die zahlreichen Entdeckungen , die seit Sibthorp gemacht wurden, liefern Boissier’s Plantae Aucherianae Orienta- les (in Annales des Sciences naturelles Decembre 1841 et Mars 1842) und be- sonders die Diagnoses plantarum Orien- talium desselben um die griechisch- orientalische Flora hochverdienten Bo- tanikers (Diagnos. fasc. I, — XII. und Ser 2. fasc. I. — VL), in welchen seit 1841 nicht weniger als 463 neue Arten der Flora des Königreichs Grie- ehenland (streng nach seinen jetzigen politischen Grenzen genommen) be- schrieben werden, die grösstentheils von Boissier selbst und von seinen Mitar- beitern Sartori, v. Spruner, Orphanides, Guicciardi und mir entdeckt und gesam- melt wurden. — Die Gesammtzahl der bis jetzt bekannten Gefässpflanzen des Königreichs Griechenland kann man nach einer beiläufigen Berechnung des mir vorliegenden Materials auf 3000 Ar- ten veranschlagen, Unter den Pflanzen der griechischen Flora sind viele, die sich durch ihren Habitus und ihre Blüthen auszeichnen und welche die oft so hochgepriesenen Novitäten, die aus Amerika und andern fernen Ländern in die Gärten einge- führt worden, an Schönheit bei Weitem übertreffen , dennoch aber bis jetzt sehr wenig gewürdigt wurden und höchstens vereinzelt in botanischen Gärten Auf- nahme fanden , dem grössern Publikum der Blumenliebhaber jedoch fast gänz- lich unbekannt blieben. Es ist seit Jah- ren mein Bestreben gewesen, diese we- nig bekannten Arten der griechischen Flora durch Samen in den Gärten zu verbreiten und dem Samenverzeichnisse des Athener botanischen Gartens *) da- durch einiges Interesse zu verleihen. Trotz der grossen Beschwerliehkeit in der heissen Jahreszeit und den zum Theil sehr wasserarmen Gebirgen, unternehme ich, eigens zu dem Zwecke Samen ein- heimischer Pflanzen zu sammeln, grös- sere und kleinere Exeursionen, beson- *) Seildem der hiesige botanische Garten unter meiner Direction steht, erschienen 7 In- diees seminum quae Hortus Botanicus Regiae Universitatis Othonis Athenarum pro mutua commutatione offert, und zwar in den Jahren 1852, 1853, 1854, 1855 , 1856, 1857 und 1860. 26 ? 344 ders in der Attica. Auch heuer geschah dies wieder in grösserer Ausdehnung, und im diessjährigen Samenverzeichnisse unseres botanischen Gartens wird später die reichlich gewonnene Samenernte die- ses Jahres den botanischen Gärten zur Verfügung gestellt werden. — Ich gebe nun imFolgenden ein Ver- zeichniss derjenigen Pflanzen, die sich durch ihre schönen Blüthen auszeich- nen oder als Decorationspflanzen durch ihren Habitus empfehlenswerth sind, mich vorläufig auf das Attische Gebiet be- schränkend. Später, und wenn es von Interesse sein sollte, kann ein derartiges Verzeichniss folgen, das die ganze grie- chische Flora umfasst. Ich hoffe da- durch die Aufmerksamkeit der Blumen- liebhaber und Horticultoren auf die un- geahnten Schönheiten unserer reichen Flora zu lenken und diese auch in wei- tern Kreisen als den speciell botanischen bekannt zu machen. Ich theile zur bequemern Uebersicht in Hinsicht auf Anbau, die unten ver- zeichneten Pflanzen in annuelle, peren- nirende und Zwiebelgewächse, in jeder Abtheilung die Reihenfolge der Familien der Genera plantarum von Endlicher be- folgend, A. Annuelle Zierpflanzen der Atti- schen Flora. Trigonella coerulea C. A. Mey., kleine zierliche Pflanze mit schön azur- blauen Blüthenköpfehen. März — Mai, Saponaria Calabrica Guss., schon mehr oder weniger in den Gärten be- kannt. Mai. Silene vespertina Retz., Febr. — April. „ vespertina var. f. canescens (Si- lene canescens Ten., S. vespertina sehr hübsch. Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sibth. Flor. Gr. tab. 409!), noch schöner und voller in Blüthen als der obige Typus der Species, schö- ner als die beliebte $. pendula.) März — Mai. Matthiola bicornis DC., zierlich und die Blüthen mit angenehmen Wohlge- ruche. April — Juni. Arabis verna R. Br. (Hesperis verna L., Flor. Graec. tab. 641!), niedliche kleine Pflanze des frühesten Früh- jahrs. Malcolmia Graeca Boiss. und Sprun., der M. maritima ähnlich, incrassata DC. (M. flexuosa Sibth. Flor. Gr. tab. 634!) ausgezeich- net durch die Grösse seiner Blü- then, die grössten der Malcolmia- Arten. Februar — April. Iberis Spruneri Jord., niedrig und gross- blumig. Mai. Papaver Rhoeas Lin. var. Graecum Heldr., zeichnet sich vom gemei- nen P. Rhoeas Europa’s durch niedrigern gedrungeneren Habitus und durch die Pracht seiner viel lebhafter hell zinnoberrothen Blü- then aus. Die reichlich blühenden Pflanzen sind eine wahre Zierde unserer Brachäcker im Mai und Juni. Roemer:a hybrida DC. (Glaueium viola- ceum Juss., Flor. Graee. tab. 490!). Blüthen schön violett. April — Mai. Hypecoum grandiflorum Benth., eine ganz allerliebste kleine Pflanze, reich und anhaltend blühend mit zarten, zierlich geformten, safran- gelben Blumen. Zu Einfassungen passend. Februar — Mai. Adonis Cupaniana Guss., mit gelben Blüthen. März — April. Delphinium tenuissimum Sibth. Flor. I. Originalabhandlungen. Graec. tab. 505! Zierliches fei- nes Delphinium. Juni. Delphinium peregrinum L., Flor. Graec, tab. 506! Blüthen schön dunkel- blau. Mai — Juli. Saxifraga hederacea L., Fl. Graec. tab. 379! Ueberaus zartes Pflänzchen mit schönen Blättern. Liebt Schat- ten. April. Sedum Orientale Boiss, Blüthen hellrosa. Mai. Linaria triphylla Mill. April — Mai. Veronica glauca Flor. Graec. tab. 7, mit schönen verhältnissmässig grossen blauen Blüthen, Frühlingsblume, Heliotropium villosum Willd., hat grosse, schöne, rein weisse Blüthen, die leider nur wenig Geruch haben. Juli — Sept. Cerinthe aspera Roth., Flor. Graec, tab, ‘170! Eine der ersten Frühlings- blumen, die ganze Pflanze sehr decorativ. Febr. — Mai. „ retorta Sibth. Flor. Graec, tab. 171! Die Bracteen sind schön violett gefärbt. April. Anchusa undulata Lin. „ hybrida Ten. (A. undulata Flor, Graec. tab. 165, non Lin.)— Zwei sehr reich und schön blühende Pflanzen. März — Mai. „ Spruneri Boiss. April. Myosotis Kiesewetteri Heldr. und Sart., niedliches kleines Vergissmeinnicht auf steinigem trocknem Boden. April. Sideritis remota D’Urv. (8. montana Flor. Graec. tab. 551, non Lin.) März — Mai, Ajuga Chia Schreb., Flor. Graec. tab, 524! — Mit schönen und ver- hältnissmässig grossen gelben Blü- then. April — Jun. Campanula Attica Boiss, und Heldr. | Ueberaus empfehlenswerthes klei- 345 nes Zierpflänzchen , mit grossen, schön” und intensiv - violettblauen Blüthen. März — Mai. Campanula -Loreyi Poll. (C. ramosissima Fl. Graee. tab. 204 !), äuch sehr aus- gezeichnet durch schöne, lebhaft gefärbte Blumen. Mai. Anthemis Chia Lin., Flor. Graec. tab. 884! Sehr freundliche Frühlings- blume ; Blätter fein zertheilt, Pflanze niedrig, Anthodien so gross wie bei Chrysanthemum segetum, Strah- lenblüthchen weiss, discus gelb. Febr. — Juni, B. Perenne Pflanzen und Halbsträu- cher. | Astragalus Graecus Boiss. und Sprun. Prachtvolle grosse stattliche Pflanze mit zahlreichen gelben Blüthen, aus der Section der „Christiani“ des Genus Astragalus. Sehr deco- rativ. März — April. Vieia pinetorum Boiss. und Sprun., mit hellgelben Blüthentrauben. Mai, „. $Sibthorpii Boiss. (V. polyphylla Sibth, Flor. Graec. tab. 699, von Desf.) Mai. Orobus sessilifolius Sibth. Fl.Graeec. tab. 692! — Sehr schöne Pflanze in Bezug auf Blatt und Blüthe. Mai, Ebenus Sipthorpii DC. (E. pinnata Fl. Graec. tab. 740!) Blüthen sehr schön roth in Köpfen. Mai — Juni. Linum leucanthum Boiss, und Sprun. Niedriger Halbstrauch wie L. cam- panulatum, mit grossen, rein weis- sen Blüthen. Mai. Euphorbia Myrsinites L. Fl. Graec. tab. 471! Sehr schöne niedrige Pflanze mit fetten, meergrünen (foliis glau- eis), dicht wirtelständigen Blättern und gedrängten‘, honiggelben Blü- 346 thendolden, zuweilen mit einem Anstrich schöner Purpurfarbe. Mai. Juni, kei 2000‘ Höhe über dem Meere. Hyperieum empetrifolium Willd. (H. Co- ris Fl. Graee. tab. 777! non Lin.), sehr eleganter immergrüner Halb- strauch. Mai — Juni. Heliantkemum Hymettium Boiss, und Heldr. — Zeichnet sich von den verwandten Arten durch grössere Anzahl und längere Dauer seiner schön gelben Blüthen aus. April — Mai. Aubrietia Graeca Griseb., viel schöner und grossblumiger als die bekannte A. deltoidea.. — April — Mai. intermedia Heldr, und Orph. in Boiss. Diagn. (A. deltoidea Fl. Gr. tab. 628, nec alior.) — Der gewöhnli- chen A. deltoidea sehr ähnlich, hier mehr Gebirgspflanze. Mai. Alyssum Orientale Ard. Flor. Graee. t. 624! Die Blätter sind weissfilzig. Eine Zierde der Felsen der Akro- polis von Athen im Frühling. Draba Athoa Boiss. Der bekannten D. „ aizoides sehr ähnlich. Auf der Spitze des Pentelikon bei 3000‘ Höhe: April. Thlaspi bulbosum Sprun. in Boiss. Diagn. hat Knollen. Die Blüthen sind sehr schön dunkel violett. Wächst am Parnes in einer Seehöhe von 3000‘. April. Corydalis densiflora Presl. Der C. bul- bosa ähnlich, aber schöner. Am Parnes, nachdem der Schnee ge- schmolzen. April. Lontice Leontopetalum L. Entwickelt sich im frühesten Frühjahr in un- sern Saatfeldern aus einer faust- grossen Knolle. Die zahlreichen Blüthen der grossen verzweigten Rispe sind schwefelgelb, die Sa- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. menkapseln “dieser merkwürdigen Berberidee blasenförmig aufge- schwollen. Febr. — März, Clematis eirrhosa Lin., Flor. Graec. tab, 517! Glänzende immergrüne Blät- ter, grosse, hängende, gelblichweisse Blüthen; eine sehr zu empfehlende Schlingpflanze. Januar — März. Anemone coronaria Lin,, Fl, Graec. tab. 514. ,„, hortensis L. Fl. Graec. tab, 515. Ausserordentlich ist die Pracht und Mannigfaltigkeit der Farben der Blüthen bei diesen beiden Anemonen. Sie finden sich mit Blüthen in allen Farbenüancen vom schmutzig Gelben und Weiss- lichem bis zum lebhaftesten Hoch- und Purpurroth und reinstem Blau (diess jedoch nur bei A. corona- ria), Theils sind die Blumenblät- ter einfärbig, theils haben sie hel- ler gefärbte Nägel. Besonders prachivoll sind die hochrothen Va- rietäten von beiden Arten (var. ful- gens!) — A. coronaria fängt oft schon im December zu blühen an, A. hortensis erst später im Januar, der Hauptfior ist im Februar und März und gewährt den herrlichsten Genuss für denFreund von Natur- schönheiten, Apennina Lin. Der A. nemorosa L. ähnlich, aber die Blüthen sind schön blau. April. Ranuneulus Sprunerianus Boiss. mit schö- nen grossen Blüthen. Mai. Ferula communis Lin. (F. nodiflora Flor. sraec, tab. 279!) „ Candelabrum Heldr. und Sart. in Boiss. Diagn,. Beide Arten empfeh- len sich durch ihren überaus statt- lichen Habitus als sehr decorativ zu grössern Gruppen von Stauden- gewächsen. Die kandelaberförmi- I. Originalabhandlungen. 347 gen Blüthenstengel erreichen oft | Salvia calycina Sibth. Fl. Graee. tab. eine Höhe von 6 — 7 Schuh. Mai. Erica verticillata Forsk. Eleganter Strauch, der sich im Winter mit zahlreichen rosarothen Blüthen bedeckt. Cyelamen Graecum Link. Sept. — Nov. Sehr schöne Art, Blüthen schön roth, Neapolitanum Ten. Sept. — Nov. Blüthen mehr blassroth, Persicum Mill. März — Mai. Blü- then fast weiss; sehr dankbar und lange blühend, Acanthus spinosus Lin., Flor. Graee. tab. 611! Mai — Juli. Ödontites Linkii Heldr. und Sart. Aug. — Sept. Mandragora offieinarum Bertol. Sept. — Octob. „ mierocarpa Bertol. — October, — Beide Arten haben sehr fette, oft armsdicke und 1 — 2 Fuss lange Wurzeln; die Blüthen kommen vor den Blättern in grosser Zahl aus dem Boden und sind schön violettblau. Convolvulus oleaefolius Desr. Ueberaus eleganter Halbstrauch, mit glän- zend seidenhaarigen Blättern, weiss und rosarothen Blüthen ; (nicht Schlingpflanze !) Mai, „ tenuissimus Sibth. Fl, Graee. tab, 195. Eine der zierlichsien Schling- winden, mit freundlichen reinrosa- rothen Blumen und schön geform- ten feinen silberglänzenden Blät- tern, daher besonders zu empfeh- len, Blüht bei uns im April und Mai. Alkanna Graeca Boiss. und Sprun. Blü- then gelb. Mai. tinctoria Tausch. (Anchusa tincto- toria L., Flor. Graee. tab, 166.) Blüthen schön blau, April — Mai. Beide Borragineen verdienen cul- tivirt zu werden. — 16. Sehr schöner Halbstrauch, die Bracteen, sowie der sehr entwickelte Kelch sind gefärbt. Mai — Juni, ringens Sibth. Fl, Graec. tab. 18. Die Blüthen gross und noch schö- ner azurblau als die von S. patens. Eine der schönsten Salvien! Mai — Juni. argentea L. Fl. Gr. t. 27. Schöne weisse Blüthen. Mai — Juni. Stachys Spruneri Boiss. Eleganter nie- driger Halbstrauch mit zahlreichen weissen Blüthen. Mai — Juni. Teucrium divaricatum Sieber. Halbstrauch mit purpurrothen Blüthen, immer- grün. Mai — Juni. Marsdenia erecta R. Br. (Cynanchum ereetum Lin.) Mai — Juni. Campanula Celsii A. DC. Incano-tomen- tosa, reich blühend, Blüthen schön blau mit langer Röhre, eine Zierde der Felsen. April — Mai. Inula candida Cass. $. verbaseifolia Sibth. (Conyza candida Fl. Graec. tab. 864.) limonifolia Boiss. (Conyza limoni- folia Flor. Graec. tab. 865.) Zwei unter sich sehr ähnliche elegante Pflanzen mit dicht weissälzigen Blättern. Mai — Juni. Achillea holosericea Flor, Graec. tab. 894] Sehr schön silberglänzend- seidenhaarige Gebirgspflanze, bei 3000 Fuss Höhe vorkommend, mit schönen goldgelben Blüthen. Juni — Juli. Centaurea cana Sibth., Eine montane Pflanze mit schönen blauen Blü- then, der ©. montana ähnlich, aber niedriger und eleganter. Mai — Juni. (Am Parnes bei 2500 — 3000 Fuss.) Chamaepeuce mutica DC. «(Staehelina Chamaepeuce Lin., Flor. Graeec. t. ”r bEj 348 847!) Sehr eleganter Strauch mit immergrünen, schmalen, auf der Unterfläche weissen Blättern. Mai Juni. Scabiosa Hymettia Boiss. und Sprun. Eleganter immergrüner, polsterför- mig sich ausbreitender Halbstrauch. im Mai sich mit zahlreichen lila- farbigen grossen Blüthenköpfen be- deckend. Centranthus Sibthorpii Heldr. und Sart. in Boiss. Diagn. (Valeriana angu- stifolia Flor. Graee. tab. 29! non Lin.) Dem Centranthus ruber und C. angustifolius DC. sehr ähnlich. April — Mai. Statice sinuata -Lin., Fl. Gr. Was Schönheit und Grösse der Blüthen anbelangt, wohl die aus- gezeichnetste Statice-Art. Die Blü- then behalten auch trocken ihre schöne blaue Farbe und können mit Vortheil zu künstlichen sog. trockenen Bouquets verwandt wer- ‚den. Juni — Septemb. Armeria undulata Boiss. (Statice alli- acea Fl. Gr. tab, 204! non Cav., | St. undulata Flor. Peloponnes. tab. | 11!) Ausgezeichnet durch grosse | rein weisse Blüthen. Mai — Juni. C. Knollen und Zwiebelgewächse. Orchideen. Diese schöne und in- teressante Familie ist in unserer Flora | Erdorchi- | | Sternbergia Sieula Tineo. Oet. — Nov, und April und bilden einen Hauptbe- | standtheil und Schmuck der Frühlings- | reichlich vertreten. Unsere deen blühen in der Mehrzahl im März flor. Ihre Cultur in Töpfen in gewöhn- licher, womöglich thonhaltiger Gartenerde ist nicht schwierig und sehr lohnend. Die durch Schönheit der Blüthen her- vorragendsten Arten der Attischen Flora sind folgende: Aceras longebracteata Reichb. Unsere t. 301! Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grösste Erdorchidee , mit herrlich ganz wie Convallaria majalis duf- tenden Blüthen. Orchis papilionacea L. Flor. Graee. t. 928. Morio L. $. pieta Reichb. „ eoreophoraL. 8. Polliniana Reichb. (wohlriechend.) commutata Todaro. longieruris Link. (O. undulaüfolia Biv. Flor. Graec. tah. 927.) saccata Ten. provincialis Balb. pauciflora Ten. quadripunctata Ten. pseudo-sambueina Ten. Dee fusca Link. (besonders schön ist die var. ß. iricolor Desf.) Iutea Cav. „ Speeulum Link. tenthredinifera Willd., Flor. Graec. tab. 929. arachnites var. Orph. lunulata Parlat. „ atrata Link. ferrum-equinum Desf. „ galoctostietos Heldr. und Sart. ‚„ Bertolonii Moretti. „ pieta Link. (O. oestrifera M.B. oe. genuina, ß. cornuta und y. bruni- fera Reichb.) Attica Boiss. und Amaryllideen, Irideen, Lilia- ceen und Colchicaceen. lutea Ker. Flor. Graec. tab. 310. Oct. — Nov, , ' Pancratium maritimum Lin., Flor. Graee. tab. 309. Juli — Sept. Hermione serotina Haw. Novemb. Iris Attica Boiss. und Heldr. Sehr zier- liche Art., noch kleiner als I. pu- mila, mit gelben und violetten Blü- then. März. I. Originalabhandlungen. Iris unguiculata Poir. Sehr schöne Pflanze. Febr. — März. „ tuberosa L., Flor. Graee. tab, 41! (ziemlich bekannt). März. „ Sisyrinchium L., Flor. Graec. tab, 42! März. Romulea Bulbocodium Seb. und Maur. In schönen Farbenvarietäten. März. „ Linaresii Parlat. (Ixia Bulboco- dium Flor. Graec. tab. 36! non Lin.) März. Crocus Sieberi J.Gay, var. Atticus Boiss. und Orph. Nov. — Jan. „ Aucheri Boiss., schön safrangelb. März. „ sativus Lin. Octob. — Nov. „ Boryi J. Gay. Nov. „» Schimperi J. Gay (Cr. Spruneri Boiss. und Heldr.) Nov. — Dee. Tulipa Baeotica Boiss. und Heldr. Sehr schöne, der T. Oeulis solis ähnliche Art. Verschiedene andere schöne Tulpen kommen in Griechenland vor, von diesen ein andermal. Lloydia Graeca Salisb. (Anthericum Grae- cum Lin., Fl. Graec, tab. 336.) Sehr zierliche kleine Pflanze. April. Fritilleria Graeca Boiss. und Sprun. Febr. — April. „ Guicciardii Heldr. Boiss. Diagn. Mai. „ tristis Heldr. und Sart. in Boiss. Diagn. März. Drei sehr schöne beson- ders zu empfehlende Zierpflanzen. Lilium Chalcedonicum L. Mai. Pracht- volle hochrothe Blüthen. und Sart. in 349 Bellevalia spicata Boiss. Jan. — Febr. Muscari commutatum Guss, Jan. — März. „ heglectum Guss. Febr. — März. pulchellum Heldr. und Sart. in Boiss. Febr. — März. Seilla nivalis Boiss. Der Se. bifolia L. sehr ähnlich, Am Parnes. März — Mai. Ornithogalum montanum Cyr. Atticum Orph. April. „ prasandrum Griseb. Mai — Juni. Asphodelus microcarpus Viv. (A. ramo- sus Fl. Gr. t. 334.) Asphodeline lutea Reichb. ” April. ” Colchicum Bivonae Guss. Prachtvolle, netzförmig geaderte (tessalate), sehr grosse Blüthen. Das schön- ste Colchieum! Oct. — Nov, Am Parnes bei 2500 Fuss Höhe, lingulatum Boiss. und Sprun. Sept. Oct. Neapolitanum Ten. Septemb. montanum Lin. Oct. — Nov. ” FE) Athen,den 3. August 1861. Anm. von E. Regel. Das obige Verzeich- niss hat um so mehr Interesse für unsere Gär- ten, als es zum grossen Theil noch im Klima von Deutschland harte Pflanzen enthält, von denen ein Theil bereits in Cultur verbreitet und ein anderer Theil durch den Botanischen Garten in Athen bereits in Cultur gebracht ward, oder doch durch denselben in nächster Zukunft in Cultur gebracht werden dürfte. 350 Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 3) Die Gärten in St. Petersburg und der Umgebung im Herkste 2860, (Fortsetzung.) 1) Der Garten des Herrn Generals von Paschkoffl, Obergärtner, früher Herr Ehrenbaum, gegenwärtig Hr. Abela. Die Gewächshäuser dieses Gartens wurden im letzten Jahre sämmtlich neu gebaut und können als ein Musterbau der Art für dieses Klima gelten, Die grosse, zur Qultur der zahlreichen De- corationspflanzen des Warmhauses be- stimmte Abtheilung besitzt bei 120 Fuss Länge eine innere Tiefe von 32 Fuss. Balken und Fenster in diesem wie in den anderen Gewächshäusern sind nach dem bewährten System construirt, welches dem Tropfenfall am meisten vorbeugt, indem sich allenthalben über der untern Kante des Holzes die zum Ablauf des Wassers nothwendigen Rinnen finden. Eine Wasserheizung von 2Kesseln nach neuester Construction mit gusseisernen Röhren erwärmt sämmtliche Häuser und wird solche mit Steinkohlen geheizt. Als Glas ist das dicke geriefte englische Doppelglas benutzt. Wie wir hören, sind trotz des bedeutenden Schneefalls im letzten Winter, der in andern Gärten Tausende von Scheiben zerbrach, in al- len Gewächshäusern dieses Gartens im Laufe des letzten Winters im Ganzen nur 2 Scheiben zerbrochen worden, 2) Der Garten des Herrn Grafen von Steinbock in Zarsko&-Selo. Ober- gärtner Herr Ehrenbaum. Ein nur kleiner Garten, theils um- grenzt von den als Wintergärten sehr geschmackvoll eingerichteten Orange- rien, die unmittelbar mit der Wohnung verbunden sind. Eine Masse der neue- sten und seltensten Pflanzen sind in den Gewäcehshäusern aufgestellt. Von der Wohnung aus tritt man in eine Sehr ge- schmackvoll arrangirte Tuffsteingrotte, und von dieser in die decorativ arran- girten Kalt- und Warmhäuser, in denen all die ausgezeichneteren Pflanzen in gut eultivirten Exemplaren frei gestellt sind. Als selinere Pflanzen dieses Gartens, dessen geschmachvolle Einrichtung unter der Leitung des Herrn Ehrenbaum ge- macht ward, nennen wir: Aralia spathulata, die schon im letzten Jahrgange besprochen ward, schöne Baum- farn, unter denen Cyathea dealbata, Alsophila affınis, Hemitelia spectabilis. Ven den zahlreichen andern Farnkräu- tern heben wir die ebenfalls von uns schon besprochene Pteris tricolor her- vor. Von dem schönen Cyanophyllum sahen wir ein 4 Fuss hohes Exemplar, als ausgezeichnete Decorationspflanze für's Warmhaus nennen wir Stadtman- nia Jonghii und Cataleuca rubicunda. In schönen und sehr starken Exemplaren sahen wir vertreten Ananassa sativa fol. variegatis, Theophrasta imperialis, Hip- pomane speciosa, Ficus Leopoldi, Rho- pala magnifica, Jonghii (6 Fuss hoch, neben der vorangestellten Art und der alten R. corcovadensis wohl die schönste Art dieser Gattung), glaucophylla (8 Fuss hoch), Cordyline indivisa, Phrynium pumilum, Maranta Warscewiezii, Cala- dium argyrites und andere. Als ausge- zeichnete Exemplare schönblühender Pflanzen erwähnen wir schliesslich Wit- senia corymbosa in riesigen Exemplaren, Vanda tricolor und Aerides odoratum in 3 Fuss hohen Culturpflanzen. I. Originalabhandlungen. 3) Der Garten Sr. Kaiserlichen Ho- heit des Grossfürsten Constantin- Nicolajewitsch in Paullowsk. Hof- gärtner Her Katzer. Seitdem der als Botaniker und Gärt- ner hochverdiente Weinmann gestorben, ist dieser ausgedehnte Garten gänzlich dem Zwecke zurückgegeben worden, zu dem er ursprünglich gestiftet, Ausgedehnte, im besten Style ange- legte Anlagen umgeben das Palais und verbinden sich mit dem Parke, der das 1 Stunde weit entfernte Zarsko& - Selo umgibt. Die vielen Gewächshäuser, wel- che auf der dem Palais gegenüberliegen- den Anhöhe liegen, sind zur Anzucht und Cultur von Decorationspflanzen für das Palais, sowohl während des Sommers in Paullowsk als während des Winters in Petersburg bestimmt. Herr Weinmann hatte hier aber un- ter der frühern hohen Besitzerin, der Gemahlin des Kaisers Paul einen Bo- tanischen Garten gegründet, den er auch durch Herausgabe des Verzeichnisses der in jenem Garten cultivirten Pflanzen bekannt machte. Später ging dieser aber ein, Weinmann suchte aber dennoch dem Garten den Charakter eines Botanischen Gartens zu erhalten, indem der thätige Mann bis zu den letzten Jahren seines Lebens seine botanischen Studien fort- setzte. Seit Weinmann’s Tode hat Herr Katzer sich nun mit Energie und Thä- tigkeit in sein Amt und die Aufgabe des Gartens hineingelebt und hatte im letzten Jahre die unmittelbare Umgebung des Palais so schön und reizend deco- rirt, dass jeder Besucher hier sofort die Hand des tüchtigen Künstlers eıblickte, der es versteht, das ihm zu Gebote ste- hende Material auf die zweckmässigste Weise zu verwenden. 351 Auf der Terasse vor dem Schloss, mit dem reizenden Blick auf den klei- nen See und die Wiesengründe des Parkes, waren die grossen Orangen- und Lorbeerbäume aufgestellt, und der Fuss jedes derselben mit einer Gruppe von Topfgewächsen und reichblühenden Som- mergewächsen geschmackvoll decorirt Das Palais selbst erschien aber umge- ben mit einer Decoration von sehr ge- schmackvoll dem Gebäude sich anschlies- senden Pflanzengruppen, die als reich blühende Gruppen die Treppenaufgänge umgeben. Die unmittelbare Umgebung war theils in diese Decoration hineinge- zogen, indem die Decoration derselben mit der des Palais in Einklang gebracht worden war. Der kleine, schon unter der frühern hohen Besitzerin mit besonderer Liebe gepflegte Blumengarten, war reizend ausgerüstet. Gleich einem gestickten Teppich, breiteten sich die mannigfalti- gen DBlumengruppen, vou bestimmten Centren regelmässig über die Rasen- plätze aus und zeigten, wie der Künst- ler das Material und dessen Wirkung, mit dem er arbeitete, genau studirt hatte. Die zahlreichen Gruppen waren theils aus kleinen einjährigen Pflanzen, wie Seden, Lobelien gebildet, theils waren es Nelken, Calceolorien, Verbe- nen, Heliotropium, Hortensien ete. , die hier in reicher Blüthenfülle ein Bild schafften, wie- wir es in dieser Weise nirgends reicher und besser gesehen. — 4) Der Kaiserliche Garten des Tau- rischen Palais. Hofgärtner Herr Peter Jejorowitsch Jejorof. Seitdem dieser Garten unter der ein- sichtigen Leitung des Hrn. Jejorof steht, hat derselbe in allen seinen Pflanzen- sammlungen bedeutend zugenommen, 352 Da dieser Garten die Decorationen in den Kaiserlichen Palais während der Wintermonate grossentheils besorgt, so enthalten die Pflanzensammlungen auch nur zur Decoration geeignete Kalt- und Warmhauspflanzen, die sich grossentheils im vortrefilichen Zustand der Gesund- heit befinden, — zum Theil aber auch im Zustande der Reconvalescenz sich be- finden, nachdem sie krank aus dem Pa- lais zurückkamen, sei es, dass sie durch die trockne Stubenluft oder durch die Kälte während des Transportes litten. Von besonderer Schönheit waren einige Exemplare von Dracaena arborea Lk. und Cycas revoluta L. Die Camelliensammlung mag jetzt wohl an 6000 Exemplare in den besten Sorten zählen, während als Hr. P. Jejo- rof vor 8 Jahren seine Stelle antrat, kaum 30 Stück derselben vorhanden waren. Da fast alle das Product eigner Anzucht und Veredlung, so geht hier- aus genugsam hervor, wie seitdem der Garten gehoben worden ist. Ein andres Beispiel der Art liefern die Orangenbäume, welche, als vor 5 Jahren der Referent den Taurischen Gar- ten zum ersten Male sah, sämmtlich in der Wiederherstellung der Gesundheit begriffen waren. Ganz krank waren solche alle übernommen worden. Mit- telst zweckmässigen Verpflanzens, Ein- senken der Kübel in erwärmte Mistbeete im Warmhause und starkes Zurück- schneiden der Krone, waren solche auf die rationellste Weise in der Reconva- lescenz begriffen. Jetzt war die grosse Mehrzahl derselben wieder vollständig hergestellt. Von sehr bedeutender Ausdehnung sind die Treibereien von Pfirsich, Ananas, Erdbeeren, Aprikosen, Pflaumen, Wein etc., und sämmtlich in musterhaftem Zu- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stand. Die Spaliere der Pflaumen sahen wir im wahren Sinne des Wortes, überdeckt mit den vollkommensten Früch- ten, wie wir uns nicht erinnern, dies in solcher Menge und Vollkommenheit, je im freien Lande gesehen zu haben. Die Treiberei der Pflaumen beginnt im Februar bei 2-—40R. Zur Zeit der Blüthe ist die Temperatur auf 80R. erhöhet worden, Nach der Blüthe wird solche bis auf 15° R. erhöhet, täglich 2mal ge- spritzt und so oft als möglich gelüftet. In den Treibereien der Ananas stan- den ungefähr 4000 Stück, alles schöne gesunde Pflanzen. Auch hier ‚wurde gegen das Ungeziefer im Frühling ge- schwefelt. Wir verlassen dieses Institut mit dem lebhaften Wunsche, dass die Herren Hofgärtner überhaupt, welche die ihnen anvertrauten Pflanzensammlungen so sichtlich weiter entwickelt und vervoll- kommnet haben, auch stets dafür die- jenige Anerkennung finden möchten, die _ ihr Streben und die Liebe, mit der sie sich ihren Berufsgeschäften unterziehen, in so reichem Maasse verdient. 5) Der Garten des Forstcorps, Ober- gärtner Herr Schröder jun. Freundliche Gartenanlagen umge- ben das Gebäude, in welchem eine Schule zum Studium der Forstwissen- schaft errichtet ist, Die Blumenpar- thien sind geschmackvoll angelegt und vorzüglich gut unterhalten. Hauptsache ist hier aber die Cultur aller der im Clima von Petersburg aushaltenden Bäume und Sträucher. Das hohe Intresse, welches die hier angestellten Versuche haben, veranlasst uns, das Verzeichniss der in diesem Garten cultivirten, im Clima von Pe- tersburg noch harten oder halbharten ' Bäume und Sträucher folgen zu lassen, I, Originalabhandlungen. wie solches mit den gesammelten Er- fahrungen Herr Schröder jun. so freundlich war zusammen zu stellen. In einem Nachtrag werden wir die Er- fahrungen geben, die wir im hiesigen Botanischen Garten seit 5 Jahren in dieser Beziehung machten, Eine ausführlichere Bearbeitung eines Arbo- retum Petropolitanum, werden wir spä- ter nach den im Kaiserlichen Botani- schen Garten, im Forstcorps, in den Baumschulen zu Zarsköe-Selo und in den Gärten des Herrn Schröder sen. in Tchernaja Retschka, so wie des Herrn Rochel auf der Wiburger Stadtseite, und in andern Gärten gemachten Er- fahrungen, später folgen lassen. — Im Garten des Forstcorps sind alle harten und halbharten Bäume in einer besondern Parthie Gattungsweisse zu- sammen gepflanzt. Besonders reich ist das Sortiment der Eichen. Als besonders schön, erwähnen wir noch der ausgewählten Sammlung von Dahlien und hat Hr. Schrüder mehrere Sorten ersten Ranges selbst aus Samen erzogen. — 6) Der Garten Sr. Kais. Hoheit des Grossfürsten Constantin - Nicolaje- witsch zu Strelna, Hofgärtner Hr. Ruck. Der grosse Fark, in dessen Mitte das Palais mit Aussicht auf den angrän- zenden Meerbusen liegt, ist eine An- lage aus früherer Zeit, grossentheils im französischem Styl. Einzelne Parthien des Parkes sind aber in neuerer Zeit in freundlichem Style umgebildet worden. So eine sehr gelungene Parthie um eine kleine Einsiedelei in Schweizer Bauart. Dort sind auch im Sommer einzelne Gruppen von Gewächshauspflanzen auf- gestellt, wie im Schatten der Bäume Farngruppen, frei im Rasen schöne 353 Araucarien, Palmen, Dracaenen. Da sahen wir unter andern prächtige Cul- turexemplare der Cordyline australis, die unterm Einfluss der freien Luft Blätter von 4 Zoll Breite gebildet hatten, die ziemlich steif aufrecht standen, so dass man die Pflanze, die im Warmhaus eultivirt nur 2 Zoll breite überhängende Blätter bildet, kaum wieder kannte. Herr Ruck überwintert diese Pflanze bei 4—5°R. und stellt solche im März zur Ausbildung des Triebes ins Warmhaus, im Sommer aber werden die Pflanzen im Freien aufgestellt. Es dürfte dies die rationellste Cultur für diese Cordy- line und wahrscheinlich auch für C. ru- bra, violascens, strieta und andere sein. Auch Begonia rieinifolia und prestonien- sis blühete hier gruppenweise im Freien aufgestellt in grösster Ueppigkeit fast den ganzen Sommer hindurch. Um ei- nen schönen unbegränzten Blick auf den Meerbusen zu gewinnen, der in dem Parke selbst noch fehlt, wurden in die- sem Theilen des Gartens noch neue Parthien angepflanzt. Die Glanzparthie des Parkes ist das Blumenparterre, welches das Schloss umgiebt, Tausende und wieder Tausende im Topfe schon zur Blüthe gebrachte einjährige und niedrige strauchige Flor- blumen werden hier zu kleinen Beeten und Bordüren gepflanzt und theils nach dem Abblühen wieder erneuert. Ein Blumenparterre, wo mit sol- chem Blumenmassen gearbeitet wird, macht einen wahrhaft grossartigen Ein- druck, gleich einem mit künstlichen Fi- guren gestickten gigantischen Teppich, der immer in frischen Farben prangt. An dem Ufer des Teiches in der Nähe des Schlosses fallen Gruppen schöner Blattpflanzen ganz angenehm ins Auge und verstärken in angenehmer Wechselwirkung mit Blummengruppen, 354 dem grünen Rasenteppich, und einem mit Schlingpflanzen überzogenen Säulen- gange, der das Blumenparterre nach die- ser Seite von dem Parke trennt, die künstlerische Wirkung der ganzen Sce- nerie. Nach der Seeseite hin, ziert das Blumenparterre die Terrasse vor der ganzen Facade des Schlosses, von der aus der Blick über den Meerbusen sich öffnet. Indem wir hiermit den Park verlas- sen und in die Gewächshäuser und Treibereien eintreten, müssen wir zu- nächst bemerken, dass die vielen sel- tenen Pflanzen, welche hier, im ausge- zeichnetesten Culturzustande gezogen werden, alle erst durch den jetzigen Hofgärtner Herrn Ruck angeschafft wur- den, ohne dass die Mittel, welche zur Unterhaltung von Park und Gewächs- häusern ausgesetzt sind, vermehrt zu werden brauchten. Es ist dies um so mehr hervorzuheben, als es leider eine auf die Führung der meisten Gärten er- schwerend einwirkende Erfahrung ist, dass hier in und um Petersburg, die Preise für Arbeit und Materialien in den letzten 10 Jahren ganz unverhältniss- mässig gestiegen sind. Theils nicht be- schränkte zweckmässige Verwendung der Credite, besonders aber die hingebende Liebe‘, mit der Herr Ruck seinem Wir- kungskreise vorsteht, und die wahrhafte Liebhaberei mit der er seine Pflanzen pflegt, konnten in richtiger Wechsel- wirkung einzig ein so vortheilhaites Re- sultat herbeiführen. Mit besonderer Liebhaberei sammelt Herr Ruck die Farn und Aroideen, und findet man hier die reichsten Samm- lungen der Art. Die schönsten und sel- tensten in neuerer Zeit eingeführten baumartigen Farn stehen im vorzüg- lichsten Culturzustande (so aus der Gat- tung Alsophila allein 7 Arten) neben Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den vielen kleinern Arten dieser jetzt so beliebten Familie. Ueber die Cultur der in den Gärten um Petersburg noch so seltenen Baumfarn wollen wir nach den im K. Botanischen Garten gemach- ten Erfahrungen bemerken, dass die grosse Mehrzahl derselben in temperir- ten schattig gehaltenem Hause am freu- digsten und besten gedeihen. Den Som- mer hindurch gebe man denselben ei- nen luftigen und schattigen Standort un- ter Glas, da es in Petersburg, wo im Sommer die trocknen Ostwinde häufig herrschen, nicht empfohlen werden kann, solche ganz ins Freie zu bringen, Im Winter wird ihnen eine Wärme von 4— 6°R. am besten zusagen, welche erst zur Zeit des Triebes im Frühlinge auf 12 — 15° R. bei recht feuchter Atmos- phäre vermehrt werden kann. Da man die Farn meistentheils in Heide- oder Torferde eultivirt, so wollen wir hier noch darauf hinweisen, dass die Beimi- schung einer lehmigen Erde zu einer der obigen Erdarten, ein freudigeres Grün und kräftigeres Wachsthum be- dingt. Die Familie der Aroideen ist verhält- nissmässig noch vollständiger, als die der Farn vertreten. Als Seltenheiten nennen wir, eine vollständige Sammlung der neuen buntblättrigen Caladien, Co- locasia euchlora, pubera, Xanthosoma maculatum (schöne Art mit grossen weissgerandeten Blättern), Philodendron Wendlandii, Augustinum, Simsii, pin- natifidum (in Blüthe), Syngonium Schot- tii, Anthurium Humboldti, fissum, ob- tusifolium, Laucheanum, Homalonema Wendlandi, rubra und viele andere. Es kann für den Gartenbau Petersburgs nur vom grössten Nutzen sein, wenn das Beispiel, das Hr. Ruck, Hr. Siesmeyer und A. m. gegeben haben, nämlich ein- zelne Pflanzenfamilien mit Vorliebe und I. Originalabhandlungen. möglichst vollständig zu eultivire , von allen Anderen befolgt wird, wobei es "allerdings sehr zu wünschen ist, dass diese Liebhaberei immer andern Fami- lien oder Gattungen zufallen möge. Al- les kann ein Garten nicht umfassen. Wenn man den vielen und ausgezeich- neten Gärten in und um Petersburg ei- nen Yorwurf machen will, so ist der jedenfalls begründet, dass bei der gros- sen ‘Ausdehnung der Gärten und Ge- wächshäuser, bei der gemeiniglich aus- gezeichneten Cultur und sorgfältigen und reinlichen Haltung, dennoch zu wenig Mannichfaltigkeit gefunden wird. Es kommt dies daher, weil die meisten Gärten in den Gewächshäusern vorzugs- weise die schönern und härtern Blatt- und Decorations- Pflanzen des Kalt- und Warmhauses, Camellien, Azaleen, Rho- dodendron etc. anziehen, im Garten im Freien aber die Mannigfaltigkeit der Holzgewächse eine noch geringe und die Blumengruppen ebenfalls vorzugsweise mit einzelnen beliebten Pilanzen, wenn gleich in geschmackvolister Weise be- pflanzt sind. Ist nun auch die Liebhaberei und vorzugsweise Cultur der oben genann- ten Pflanzen durch die hiesigen Ver- hältnisse vollständig gerechtfertigt, wo ein gutes und widerstandsfähiges Ma- 355 terial produeirt;werden muss, um wäh- rend des langen Winters: die Zimmer zu decoriren oder im Laufe des kurzen Sommers die Blumengruppen im voll- sten und reichsten Flor zu unterhalten, — so könnte doch recht wohl jeder der Herren Gärtner einer Pflanzenfamilie oder Gattung oder besondern Pflanzen- gruppe noch nebenbei seine besondere Liebhaberei zuwenden und so gerade seinem Garten ein besonderes Interesse verleihen. Orchideen, Marantaceen, Sei- tamineen, Musaceen, Gesneriaceen, Aroi- deen, Farn, Dracaenen, Ericeen, Epa- erideen, Rhododendron, Fettpflanzen, Acacien, feinere Kalthauspflanzen, Pro- teaceen, Azaleen, Pelargonien, Tropische Zwiebelgewächse, Coniferen, Camellien, Cycadeen, Palmen, schönblühende Peren- nien, Nelken, Primeln und viele andere sind solche besondere Cultur verdienende Gruppen, von denen eigentlich nur die Palmen, Farrn, Marantaceen, Aroideen, Dracaenen, Camellien, Azaleen, bis jetzt ihre speciellen Vertreter bei uns gefunden haben. Solche besondere Cul- turen sollten stets mit vorzugsweiser Liebhaberei gepflegt und aufgestellt wer- den und der Gartenbau Petersburgs würde damit jene Vielseitigkeit erhalten, die ihm theils jetzt noch abgeht. (BE. R.) 4) Neue Pflanzen des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg. a) Zinnia Haageana Rgl. *). Eine *) Caule decumbente, ramosissimo , foliis- que pubescente -hirtis; foliis sessilibus v. subsessilibus, (2%/, poll. longis, 1 — 1!/, poll. latis), e basi latiore rotundata lanceolatis, aculis, 5— nerviis; pedunculis terminalibus, neue Art der Gattung Zinnia, die mit quam folia paullo longioribus, sub capitulo incrassatis; squamis involucri obovalis, a basi ad medium appressis, apice rotundato - obtuso patentibus; ligulis elliptieis, tridentatis, ceroceis; receplaculo conico; paleis altenuato - aculis 356 Zinnia grandifiora zunächst verwandt ist. Letztere unterscheidet sich aber von un- serer Art durch doppelt kleinere schma- lere linien-lanzettliche Blätter, die nur am Rande scharf und am Grunde mit einander verwachsen sind, sowie durch gewimperte Spreublättchen des Frucht- bodens. Wir erhielten diese schöne einjährige Pflanze als Zinnia spec. nova von Hrn. Fr. A. Haage, dem wir auch die Art widmen. Für die Cultur scheint es uns eine sehr werthvolle Einführung zu sein, weil diese Zinnia nur einen kur- zen niederliegenden Stengel bildet, der sich dann so stark verästelt, dass die Pflanze bald einen dichten Busch bildet, der auf der Spitze der ungemein zahl- reichen Aeste und Aestchen die schönen orangenfarbenen Blumen trägt. Eine Abbildung dieser schönen Art, werden wir später folgen lassen. (E. R.). b) Hibiscus vesicarius Cav., wird in den Catalogen vieler Handelsgärt- nereien des letzten Jahres unter dem Namen AH. calisurus als ausgezeichnete Neuigkeit empfohlen. Eine alte lang bekannte Annuelle-Pflanze, die kaum zu den eigentlichen Zierpflanzen zu rech- nen ist. — c) Jasione Ausfeldii Rgl. *). Eine ausgezeichnete neue Jasione aus dem südlichen Australien, von der Ausfeld flores disci superantibus, intense croceis et apice nigris, glabris; achaeniis disci compres- sis, margine pubescentibus, apice bidentatis; dente superiore in aristam achaenio subae- quilongam desinente. *) J. Ausfeldii; perennis, caulibus aphyllis. — multicaulis, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Samen unten dem Namen J. peren- nis vertheilte, die er während seines Aufenthalts im südlichen Australien ge- i sammelt hatte, Eine perennirende Art, aus deren Wurzelhals sich mehrere ®/, —1 Fuss hohe mit anliegenden seidenglänzenden Haaren besetzte, sonst aber blattlose Stengel (Schafte) erheben, die durch- aus einfach sind. Die Wurzelblätter dick und lederartig, schmal länglich nach oben spatelförmig verbreitert, spitz, rauh behaart, ganzrandig, 2—31/, Zoll lang. Blume prächtig licht himmelblau, in einem einzelnen oder seltner gepaarten dichten spitzenständigen kopfförmigen Blüthenstand, sitzend und dicht umhüllt von weichhaarigen Bracteen und Brac- teolen, welche ungefähr so lang als die Blumenröhre. Aeussere Bracteen aus breiterem Grunde lanzettlich, die innern mehr häutig, länglich - elliptisch, stumpf. Kelch bis über den Grund in 5 pfriem- liche, federig behaarte Lappen gespal- ten, die so lang als die Röhre der Blu- menkrone. Der Saum der Blumenkrone in 5 lineare abstehende Lappen getheilt. Staubfäden in die Blumenröhre einge- schlossen, mit verwachsenen Antheren. Griffel lang hervorsehend, abstehend be- haart, mit schwach zweilappiger keulen- förmiger Narbe. Eine sehr schöne Kalthauspflanze, die sich wegen der langen Dauer der Blüthe, der in dichte Köpfe vereinigten hell himmelblauen Blumen empfiehlt. Cultur im niedrigen Kalthause in Wie- senerde.e Vermehrung durch Samen. Die Art haben wir nach dem Entdecker, unsern alten Freund Ausfeld, genannt, (E. R.) et DAN AHesmalis ach sayeta ZA 7 I. Originalabhandlungen. 357 5) Die Ursachen der schlechten Hyazinthenflor im Winter und Frühjahr 1861. Bereits im Sommer 1860 theilte Hr. Krelage aus Harlem mit, dass die Aussichten für die Hyazinthenflor ungün- stig seien, indem die Zwiebeln im All- gemeinen klein, die mancher Sorten sehr gering ausgefallen seien, und gab als Ursache dieser mangelhaften Zu- stände die höchst ungünstige Witterung des Jahres, besonders Stürme im Mai an. Trotzdem ist das Zwiebelgeschäft, wie man hört, gut gegangen, und wohl Niemand hat erwartet, dass die Hyazin- then so elende Blumen bringen würden, als es der Fall war. Es ist viel, sehr viel Geld dafür weggeworfen worden. Man kann sich indessen damit trösten, dass es besser und gerechter ist, wenn Tausende von Käufern den Schaden tra- gen, als die Zwiebelzüchter allein. Na- türlich sind von allen Seiten Klagen ein- gelaufen, und in Folge davon haben sich die Zwiebelzüchter Harlems ver- einigt, um die Ursachen der geringen Güte der Zwiebeln festzustellen. Alle vereinigten sich dahin, dass ein Gewit- tersturm im Mai mit Hagel, ausserdem die nasse, kühle Witterung den Scha- den verursacht habe. Bei diesem Un- wetter wurden die Blätter der Zwiebeln derart zerschlagen, dass sie sofort ab- starben und das naturgemässe Einziehen + nicht stattfinden konnte. Ich habe meh- rere Briefe aus Holland in den Händen gehabt, welche dieses bestätigten, Es wäre zu wünschen, dass die Hol- länder in allen Gartenzeitungen eine Rechtfertigung durch Darstellung der Sachlage erliessen. Vielleicht ist es schon hie und da geschehen. Interessant und lehrreich wäre es, zu erfahren, wie sich die Berliner Zwie- beln gegen die holländischen verhalten haben, um festzustellen, wie viel von dem Nachtheil dem schlechten Sommer von 1860 beizumessen ist. Jedenfalls war sein Einfluss auf die Vegetation die- ses Jahres sehr bedeutend, namentlich auch im Bezug auf Obst und Wein. Zwar haben alte Bäume viele Blüthen, aber an vielen jungen sind die Spitzen er- froren, und es ist zu fürchten , dass der Weinstock nicht gut sein Holz zur Frucht vorbereitet habe. Einen auffal- lenden Umstand beobachtete ich jetzt, im Augenblick des Schreibens: Auf einem Beet mit Kaiserkronen (Fritillaria imperialis), welches sonst Hunderte von Blüthenstengeln trug, sind kaum 10 Blüthen erschienen. Welche andre Ur- sache könnte dies haben, als die Kühle und Nässe des vorigen Sommers? Jäger. 6) Düngerverwendung in Japan. Der Maler W. Heine, welcher die Preussische Expedition nach Japan be- gleitet, sagt viel Lobens- und Nachah- menswerthes von der Rührigkeit der Ja- panesen in landwirthschaftlichen und gärtnerischen Dingen, Von der Art und | zu transportiren, X. 1861. Weise, wie der Dünger gesammelt und behandelt wird, erzählt er Folgendes. Eine grosse Anzahl von Menschen ist beschäftigt den täglich sich aufhäufen- den Unrath der Stadt Yeddo in’s Land Hier bewahrt man 27 358 denselben etwa sechs Monate lang in grossen in die Erde versenkten Gefäs- sen, ein jedes mit einem kleinen Stroh- dach versehen, um zu verhindern, dass die Sonnenhitze einen Theil der be- fruchtenden Stoffe in Gasen verflüchtige. Ist nun die erwünschte chemische Auf- lösung eingetreten, so vermengt man den Dünger mit sogenannter gebrannter Erde. Diese bereitet man, indem ein Loch in die Erde gegraben, der Boden mit Streu, Unkraut, Reisig etc. be- deckt, eine Lage Erde darauf gebreitet wird, und so abwechselnde Schichten dieser Bestandtheile, bis das Loch ge- füllt ist. Man zündet das Ganze an, und es brennt nun nach Art eines Koh- lenmeilers. Diese so ausgebrannte Erde wird mit dem Dünger vermischt. Beim Säen oder Pflanzen, was beides körner- oder keimweise gethan wird, gehen Frauen und Kinder mit einem Kübel dieses Düngstoffes entlang der Furche, und bedecken jeden Samen oder jedes Pflänzchen mit einer Hand voll davon. Das Resultat sind herrliche Ernten je- der Art, so dass Rüben von drei Fuss | I. Neue Zie a) Empfohlen in Koch’s Berliner Wochenschrift, 1) Alocasia metallica Schott und A. cu- prea Koch. C. Koch gibt von diesen beiden vielfach verwechselten, von Sehott zusammen- gezogenen Pflanzen in der Berliner Wochen- schrift (1861, pag. 140) die vergleichende Be- schreibung, welche wir hier wiederholen : A. metallica Schott (nec Hook.) Koch Allg. Gartenzig. 1857, pag. 375. Tafel 7. Die ausgewachsenen Blätter herzförmig, unterhalb bleifarben. Der obere Theil der Scheide aussen = Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Länge keine grosse Seltenheit sind *). In manchen Feldern, welche Wurzel- früchte, z. B. Möhren trugen, hatte man den Boden zwischen den Pflanzen sorg- fältig mit Stroh bedeckt, um zu verhü- ten, dass der Regen die Erde von der Wurzel fortspüle, oder dass die durch- nässte Oberfläche, unter der heissen Sonne schnell trocknend, zusammen- backe u. Ss. w, „Es ist erstaunlich, sagt W. Heine, zu sehen, wie fruchtbar das Land, welches anfänglich wahrschein- lich steril war, durch den unermüdlichen Fleiss seiner Bewohner geworden, und wie man durch die Umsicht und Sorg- falt, mit der die Erde sowohl als die Düngmittel, die;Wahl und Zeit der Saa- ten und Ernten und die Behandlung der Früchte unternommen wird, die Produc- tionskraft des Landes auf die höchste Potenz gesteigert hat.“ *) Obwohl nicht zu errathen ist, was der Reisende unter Rüben versteht, so liegt doch der Gedanke nahe, dass Wurzeln der Yams- batate (Dioscorea Batatas) gemeint seien, welche allerdings so lang werden. rpflanzen. gelblich, innen röthlich, später zurückgeschla- gen und 3- bisAmal länger als der unlere zu- sammengerollte Theil. Der Anhängsel des Spadix kaum runzlich und verlängert. Narbe sitzend. A. cruprea €. Koch. (A. metallica Hook. Bot. Mag. tab. 5170. Caladium cupreum C. Koch. C. Veitchii Lindl. Gonatanthus cupreus Hort.) Blätter schildförmig, unterhalb bräun- lich kupferroth. Der obere Theil der Scheide rölhlich-grün , aufrecht, an der Spilze zusam- mengerollt, ungefähr so lang als der untere purpurroth gefärbte Theil, Der Anhängsel des Il. Neue Zierpflanzen. Spadix runzlich. Narbe 3—Alappig, von einem deutlichen Griffel geiragen. b) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 2) Dendrobium Hillii Hook. ;, Orchideae. — Vor einer Reihe von Jahren erhielt der Kew- Garten aus Moreton Bay lebende Exemplare von diesem schönen Dendrobium mit der Be- merkung , dass es D. undulatum R. Br. sein möchte. D. undulatum hat jedoch , wie sein Name andeutet , eigenthümlich gewellte Peta- len und Sepalen von sehr schmutzig braunen Farben , sowie scharfe Lappen-Segmente der Lippe. Sir W. Hooker erhebt die abgebildete Pflanze zu einer neuen Art, die er dem Vor- stand des botanischen Gartens in Moreton Bay, Mr. Walter Hill, zu Ehren benennt. Mit Aus- nahme der Blumen steht die Pflanze im Ha- bitus dem D. speciosum zur Seile, wird je- doch augenblicklich als verschieden erkannt durch die grössere Länge der Scheinknollen oder Stämme und der Blätter, Die Blüthen- lrauben sind bei weitem mehr verschieden, in der diehten Masse von Blumen des D. Hillü an einer sehr grossen stark überhängenden Traube, und durch die längeren und spitziger zulaufenden Sepalen, sowie der langen, schma- len, linearen Petalen. (Taf. 5261.) 3) Gomphia olivaeformis St. Hil. (Gomphia decorans Lem.); Ochnaceae. — Gomphia ist ein südamerikanisches @enus sehr hübscher, tropischer , strauch - oder baumartiger Pflan- zen, mit einer Fülle lenchtend geiber Blumen, sehr selten in den englischen Pflanzensamm- lungen. In Kew blühete ein afrikanischer Re- präsentant dieser Familie, die auf Tafel 4519 des Bot. Mag. abgebildete Ochna atropurpurea, Die Gomphia olivaeformis befindet sich unter dem Namen G. decorans bereits in den Samm- lungen des Continents, von wo aus sie auch in England eingeführt ward. Sie ist in Brasi- lien einheimisch, und brachte im Mai d. J. im Warmhause zu Kew ihre Rispe glänzend gel- ber Blumen hervor. Das blühende Exemplar hatte nur eine Höhe von etwas über drei Fuss, und war lediglich durch gute Cultur so früh zur Blüthe gebracht; in ihrem Vaterlande bil- det sie einen Strauch bis zu 45 Fuss Höhe. 359 Zweige stielrund, grün. Blätter wechselstän- dig, glänzend, 3, 5 bis 6 Zoll lang, gestielt, el- liptisch-länglich , kurz gespitzt, fiedernervig, am Rande fein gesägt, hellgrün, fast lederar- üg; Blatistiel kurz, mit einem Paar pfriemli- chen, hinfälligen, braunen Nebenblättern, Rispe endständig, fast straussföormig, eine Spanne lang, Zweige fast doldentraubig. Blumen in Menge, hellgelb. Kelch aus fünf länglich- lanzettlichen, siumpfen, gelben Sepalen, schwach grün gefärbt ausser bei den Knospen. Petalen breit, verkehrt - eirund - spatelförmig , schwach genagelt, ausgebreitet. Staubgefässe 5, sitzend, breit pfriemlich, orangegelb, aufrecht, in einen Kegel zusammenneigend, an der Spitze durch zwei Poren sich öffnend. Die fünf Ovarien sind durch eine fleischige Säule in die Höhe gehoben, und. umgeben die Basis eines ver- diekten,, pfriemlichen, gebogenen Griffels, Narbe eine stumpfe Spitze. (Taf. 5262.) 4) Caladium bicolor var. Versehaffeltii Hook. (€. Verschaffelti Lem.) ; Aroideae. — Wie- derum eines der buntblätterigen Chantin’schen Caladien, die Sir W. Hooker ebenfalls als Varie- tät zu C. bicolor zieht. (Taf. 5263.) 5) Cerinthe retorta Sibth. et Sm.; Bora- gineae. — Eine hübsche, harte einjährige Pflanze, die im Habitus den übrigen Cerinthe- Arten ähnlich, sieh durch die lebhaft purpurn gefärbten Bracteen und gelben Blumen mit purpurnen Spitzen auszeichnet. Blätler grau- grün, gleich einer Pulmonaria gefleckt. (Taf. 5264.) 6) Chysis aurea Lindl. var. Limminghei Hook. (Chysis Limminghei Lind.); Orchideae. — Der Kew-Garten erhielt die schöne Orchi- dee vomÜonsul Schiller in Hamburg; Sir W. Hooker zieht sie als Varietät zu Chysis aurea Lindl., mit der sie in der Structur der Blumen, Scheinknollen und Blätter übereinstimmt; die Grundfarbe der Blumen ist weiss oder rahm- farben; das Goldgelb ist auf die Lippe be- schränkt, doch befinden sich auf den Sepalen und Petalen grosse lila Flecken, sowie eine Masse purpurner Striche und Flecken auf der inneren Seite des Labellum. (Taf. 5265). (F. F.) 271 * 360 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. I. Notizen. 1) Eine neu entdeckte Art Guano., Seitdem der. Guano den Landwirthen fast un- entbehrlich zu werden anfängt, ist es für die Landwirthschaft von äusserster Wichtigkeil, die Anzahl der seitherigen Bezugsquellen die- ses Dungmittels vermehrt zu sehen. Dies ist jetzt durch die Auffindung desselben auf den Baker- und Jarvisinseln im stillen Ocean ge- schehen. Die Entdeckung verdankt man den Amerikanern und die Sache ist bereits so weil gediehen, dass sich in dem Handlungshause der Herren James R. Mac Donald u. Comp. zu Hamburg eine Generalagentur für den Vertrieb dieser neuen Guanoarten in Deutschland und im Nerden Europa’s gebildet hat. Der be- rühmte Chemiker Dr. v. Liebig, dem Proben davon zur Untersuchung mitgetheilt worden waren, betrachtet die Entdeckung der Guano- lager auf den Baker- und Jarvisinseln als ein für die Landwirthschaft in der gegenwärtigen Zeit sehr glückliches Ereigniss. Soweit sich nämlich aus der chemischen Beschaffenheit und Zusammensetzung die Wirkung dieser Guanosorte beurtheilen lässt, könne man kaum einen Zweifel hegen, dass in allen den Fällen, wo durch Knochenmehl die Erträge eines Fel- des an Korn oder Futlergewächsen gesteigert werden, an dessen Stelle mit entschiedenem Vortheil der Baker - Guano angewendet wer- den kann. Liebig ist der Ansicht, dass der Landwirh mit 70 Gewichistheilen Baker- Guano dasselbe für seine Felder leisten könne, als mit 100 Theilen Knochenmehl. Dazu komme noch, dass der Baker-Guano in Am- moniak , Salpetersäure und stickstoffhaltiger Substanz nahe ein Procent wirksamen Stick- stoff enthalte, und dass nur ein geringer Zu- satz von Ammoniaksalzen nothwendig sei, um diesem Dünger die volle treibende Kraft des Peru-Guano zu verleihen. ( h) 4) Neuere Gemüse. In der Wochen- schrift für Gärtnerei ist das Resultat der An- bau - Versuche neuerer Gemüse in dem Ver- einsgarten des Gartenbauvereins der königlich preussischen Staaten in Berlin durch den Hrn. Inspector C. Bouch& mitgetheil. Als nicht besser als ältere gute Sorten werden genannt: Beete gelbe Caitles Naudry, Beete runde dun- kelrothe, Beete rothe Crapaudine, Carotie lange rothe von Surrey, Carotte neue feine weisse durchsichtige, Carotte orangenfarbige Riesen, Erbse Dwarf Mammouth, Erbse Matschless, Kresse australischer Gartensalat; Wirsing neuer Vietoria, Wirsing Trommelkopf, Wirsing Wa- terloo, Rosenkohl Brüsseler Zwerg, Kohl eng- lischer krausser selbstschliessender kopfkohlar- tiger Grünkohl, Kohl Cottager, Leindotter Rie- sen, Mais Beabody’s, neuer proliferirender, Radies neue runde rosa und weissköpfige, Radies von Madras mit essbaren Schoten, Sa- lat — Spargel, Sauerampfer - Riesen , Scorzo- ner russische Riesen, Als der Verbreitung werthe neue Gemüsepflanzen werden dage- gengenannt: Stangenbohne, neue kleine Perl Wachs. Hülsen gelb mit weissem Kern, ziem- | lich reichtragend. Erbse, rundliche Mark. 5 — 6 Fuss hoch, sehr zeitig. Hülsen gross und voll- körnig. Erbse, schwarzkeimige von Kanada. Sehr empfehlenswerth. Erbse, Eugenien - Mark. A Fuss hoch, reift früh. Erbse, glatte Mark, frühe Paradies. Eine der vorzüglichsten Sorten. Obgleich weniger früh, doch sehr gross und vollira- gend. Erbse, Harrisons Ruhm. Sehr grosskörnig und volltragend. Erbse, Lord Raglan. Spät, aber gut und reichtragend. Erbse, Fairbrands unvergleichliche, 4— 5 Fuss hoch, mittelfrüh , volltragend. Wirsing, krausser später Vertus. Ganz vorzügliche Sorte zum Anbau für den Herbst und Winter. Bildet einen langen Kopf, der aus feinen, dünnrippigen. sehr gelben Blättern besteht. Im Geschmack dem Rosenkohl ähn- Iich. früh. III, Notizen. Blumenkohl, Haag’scher neuester rüher Zwerg. Eine allgemein als vortrefflich anerkannte Sorte. Kohlrübe, rothgrauhäulige weisse, Empfehlenswerth, ertragreich, bleibt beim Ko- chen weiss, zart und angenehm im Ge- schmack. Kohlrübe,rothgrauhäutige gelbe. Gleich gut als vorhergehende, wird beim Kochen schön gelb. Kohlrabi, violette Riesen. aber weniger zart als die Wiener. Mais, meoldauischer Cinquentino. 3—4 Fuss hoch und reifle trotz des ungünstigen Sommers. Rüben, Auvergne, plalte. Eine platt- runde Sorte für den Gebrauch im Frühlinge und Herbste. Spinat, neuer zarter aus Savoyen. Sorte mit stacheligem Samen. Blätter zarter als die der bekannten Arten, aber nur zum Anbau auf geschützten Stellen. (E. R.) 2) Vermehrung der Dionaea mus- eipula. Herr Mildebrandt in Köln theilt in der Berliner Wochenschrift mit, dass ihm die Vermehrung der Dionaea durch Blattsteck- linge gelungen sei. Wir haben schon vor 20 Jahren dieses Verfahren in dem Garten des Herren Baumann in Bollwiller angewendet ge- sehen. (E. R.) Sehr gross, 3) Carriere, über die Theorie von „der Umwandlung der Gewäch- se. Nichts in der Natur entsteht aus Zufall; Alles folgt vielmehr Gesetzen, deren Regelmäs- sigkeit und Beständigkeit eben die Harmonie bestimmen, welche wir überall wahrnehmen. Wir müssen daher vor Allem diesen Geselzen nachforschen, wenn wir genaue Begriffe von dem Ensemble der Schöpfung gewinnen wol- len; denn die Gesetze sind es, welche zu- gleich die Grundlage der Theorieen bilden. Mit andern Worten: die Gesetze sind die Ur- sachen, ihre Consequenzen sind die Wir- kungen, so dass man also die einen be- siimmen muss, um die andern zu finden. Eine Theorie ist also eine ernsthafte Sache und man kann sie nicht genau genug ansehen, wenn man sie aufstellt', und besonders wenn 361 man sie veröffentlicht; denn dann gehört sie Allen an und jeder hat dann auch das Recht, die ihm passend dünkenden Consequenzen daraus zu ziehen. Ist die Theorie wahr, so kommt sie derPraxis zu Hilfe, ja leitet sie so- gar, indem sie die Wirkungen durch die Dar- legung der Ursachen erklärt; ist sie falsch, so erzeugt sie Systeme, welche häufig unver- nünflig, manchmal lächerlich, immer aber be- dauerungswürdig sind, indem sie das öffentli- che Urtheil verwirren und Ideen verbreiten. welche vollständig der Erfahrung widerspre- chen. Diese Art der Abschweifung erschien uns um so nothwendiger, als sie zugleich eine Art Einleitung zu dem uns vorliegenden Ge- genstand ist, — Es ist dies ein von Dr. Lindley mitgetheilter und von Professor Nau- din übersetzter Artikel *); denn abgesehen von dem Respeet, den wir wissenschaftlichen Thatsachen schulden , und abgesehen von der Achtung, welche wir vor den beiden Autoren hegen, zögern wir doch keinen Augenblick, im Namen der Wahrheit und der wissenschaft- lichen Ordnung dagegen zu protestiren, und diese angeblichen Thatsachen für falsch zu er- klären. Wir haben oben bemerkt, dass eine fal- sche Theorie bedauernswerth erscheinen kann durch die Folgerungen „ welche sie mit sich führt. Sehen wir einmal genauer nach, wo- hin uns die Folgerungen der von Prof. Buck- mann gemachten „Erfahrungen“ führen wür- den. Der fragliche Artikel ist nämlich in zwei- facher Hinsicht wichlig: einmal in den That- sachen selbst und dann in den daraus gezo- genen Consequenzen. Die Thatsache ist die Umformung, und zwar nicht nur die einer Art (species) in eine andere, sondern die Um- bildung der Art einer Gattung in die Art einer andern Gatlung **). Diese Thatsache wäre sehr wichtig , denn es würde daraus hervorgehen, dass die eine Pflanze nur die Umbildung einer andern ist, selbst wenn sie wesentlich davon verschieden erscheint. Und *) cf. Gartenflora 1861. Junihelft. **) Dies beruht auf einem Irrthum. Cf, Gartenflora 1861. Junihelft. 362 da es rein unmöglich erscheint, die Gren- zenfür diese Umbildungen festzusetzen, könnte man diese Theorie auch auf die Thiere ausdehnen und z. B. annehmen, dass in auf- einanderfolgenden Umwandlungen der Ochse vom Pferde oder der Mensch vom Affen ab- stammt. — Diess wäre die Proclamation der allgemeinen Unordnung. Es erscheint also im allgemeinen Interesse, nachzuweisen , dass die Natur der Dinge, ohne schlechthin unverän- derlich zu sein, doch beständiger ist, als ge- wisse Naturforscher zu glauben scheinen, — Was uns bei der ganzen Geschichte in Erstau- nen setzt, ist der Umstand, dass sich so gründ- liche und urtheilsvolle Männer , wie Lindley und Naudin zum Echo von Ansichten machen, die sie, wie wir wenigstens annehmen wollen, unmöglich theilen können. Was aber den Professor Buckmann betrifft, so wollen wir durchaus nicht seine Glaubwürdigkeit anzwei- feln, sondern müssen nur, um das Factum zu erklären, annehmen, dass seinen Versuchen unrichtlige Bestimmungen oder Artverwechs- lungen zu Grunde lagen, oder auch, dass aus irgend welchen unverschuldeten Gründen die Versuche nicht genau genug waren. Diess vorausgesetzt, wollen wir die angeblichen That- sachen näher beleuchten und die Consequen- zen daraus ziehen. — Der Versuch wurde, wie man sich erinnert, mit zwei sehr gewöhn- lichen und allgemein bekannten Pflanzen , mit der Glyceria fluitans und der Poa aqualica angestellt, d. h. mit zwei Pflanzen, die abge- sehen von ihren specifischen Verschiedenbei- ten schon hinsichtlich ihres Habilas und ihres Wachsthums nicht leicht mit einander verwech- selt werden können. Im Herbst 1855 säete also Herr Buckmann auf zwei kleinen neben- einander liegenden Garienbeeten frisch geern- tete Samen dieser beiden Arten aus. Sie gin- gen auf und brachten im Jahr 1856 ganz vertiealgewachsene Pflanzen hervor, deren Blaittwerk auf beiden Beeten so rauh und hart war, dass ihre Blattränder bei der geringsten Berührung die Fingerhaut ver- letzten. Im Jahr 1857 blühten sie zu gleicher Zeit und zeigten zum Erstaunen des Experi- mentators eine solche Uebereinstimmung aufbeiden Beeten, dass er die Producte der Glyceria fluitans von denen der Poa aqua- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ‚tiea nieht mehr unterscheiden konnte. Es war ganz die gleiche Tracht, ganz der- selbe Wuchs, ganz dieselbe Rauhheit der Halme und des Blattwerks; es war auch der gleiche Blüthenstand und die gleiche Structur der Aehr- chen. Die erstern hatten total das Aus- sehen von Glyceria verloren, aber die andern erinnerten auch nicht mehr an Poa aquatica, kurz die beiden Säm- linge waren durch die blosse Thatsache der Bodenveränderung einander ganz ähnlich ge- worden und erinnerlen (weder die eine noch die andere) mehr an ihre Mutterpflanzen , so dass jeder, der sie nicht selbst ausgesäel , sie für eine ganz neue Art hätte halten müssen. — Es würde uns leicht sein, die Absurditäten der obigen Behauptungen daraus abzuleiten, wir beschränken uns darauf, indem wir es dem Leser selbst überlassen, seine Schlussfolgerun- gen daraus zu ziehen, auf einige Hauptpunkte unsere Anfmerksamkeit zu richten. Um die Idee zu bekämpfen, dass sich Ge- wächse einfach in Folge verschiedener Boden- arten umlormen, dürfte es hinreichen , daran zu erinnern , dass sich in jedem Lande unter ganz verschiedenen Bodenbedingungen die In- dividuen einer und derselben Art vorfinden und dass trotz der oft sehr bedeutenden Bo- denverschiedenheiten sie doch ihren speeifi- schen Charakter bewahren. Wir könnten auch daran erinnern, dass die Pflanzen, welche schon seit geraumer Zeit za uns aus China, Japan oder andern entfernten Ländern gelangt sind, obwohl sie bei uns unter Bedingungen eultivirt werden, die, was Boden und Lage betrifft, manchmal sehr verschieden sind, den- noch , abgesehen von den Verschiedenheiten in der Grösse, die gleichen Charaktere zeigen, welche man auch an den Pflanzen des Hei- mathlandes gefunden hat und dass diese sich stets gleich bleiben, unabhängig von dem Laude und dem Boden, in welehe man sie versetzt. Angesichts aller dieser Beispiele von typischer Zähigkeit ist es ganz unmöglich, an die von Buckmann mitgetheilten Umbildungen zu glauben. Dass man in Folge verschiedener Culturbe- dingungen und verschiedener Behandlungsweise dahin gelangt, den betreffenden Pflanzen ver- II, schiedene Gestalten und Grössen zu geben, dass es z. B. gelingt, die Blüthezeit bald zu beschleunigen , bald aufzuhalten, darf uns nicht in Erstaunen setzen, das ist im Gegen- theil eine Thatsache, welche die Erfahrung uns jeden Tag zeigt und die speculalive Pra- xis sehr häufig in Anwendung bringt. es aber gelingen sollte, mit Hilfe irgend wel- cher künstlicher Mittel und durch die alleinige | Bodenbestandtheile | eine Umbildung der Gewächse zu erzielen, | Thatsache verschiedener diess ist etwas, was geradezu der allgemei- nen Ordnung zu widersprechen scheint und | | aqualica vorwaltet, auch bis auf den heutigen Tag noch nicht da war. Immer nämlich bliebe die Frage zu — beantworten , wie aus zwei so verschiedenen | Pflanzen Individuen entstehen können, welche | unter sich ganz ähnlich , aber ganz verschie- den von den Eltern sind, von denen sie ab- stammen. Diese ganz müssen wir verwerfen. Dass dagegen die von Glyceria fluitans, seiner Art etwas verschieden von den elterli- chen Pflanzen erscheinen, das hat nichts Ueber- raschendes, sondern ist im Gegentheil ganz na- türlieh,; aber dass sie auf einen Wurf und lediglich in Folge einer Veränderung ihrer Vegetalionsbedingungen sich vollständig umwandeln, und weder die einen, noch die andern ihren Eltern mehr ähnlich sehen soll- ten, das erscheint uns doch etwas zu stark. Man müsste es wenigstens sehen, um cs glau- ben zu können. Wir ınüssen hier noch be- merken, dass man schon mehrmals an die Umwandlung der Arten geglaubt hat und dass man selbs! angeblicheFaeta zurUnterstützung dieses Glaubens anführte: genau angestellte Versuche thaten jedoch bald das Unrichtige dieser Annahme dar. Wir wollen hier nur an ein Beispiel, nämlich an die angebliche Um- wandlung von Aegylops iriticoides in Triticum erinnern. Man erinnert sich ohne Zweifel noch an den Effect, den diese Entdeckung seiner Zeit in der gelehrten Welt verursachte. Alles ge- rieth in Bewegung und die Anhänger der Mu- tabilität waren sehr zufrieden mit diesem Er- eigniss, welches ihrer Theorie zu Hilfe kam, indem es den Ursprung der cultivirten Ge- Dass | unerhörte Thatsache | ebenso wie die von Poa | aqualica abstammenden Individuen jedes in ! 363 treide veranschaulichte, den man seit langer Zeit vergeblich gesucht hatte, — Die Gegner verneinten diese angeblichen Facta und appel- litten an den directien Beweis. Dieser fiel aber entschieden zu ihren Gunsten aus und zeigte, dass nur ein Irrthum die Ursache die- ser angeblichen Umwandlung war. So fiel die Sache von selbst und seit der Zeit war keine Rede mehr davon, indem Aegylops und Tritieum blieben was sie waren. Wir hoffen, dass Versuche an verschiedenen Orten unter- nommen, darthun werden, dass absolut das- selbe Verhältniss beiGlyceria fluitans und Poa Notizen. Das Bedauernswürdigste bei der ganzen Geschichte ist der Umstand, dass sich Männer wie Lindley und Naudin zu Organen so ungewisser Vorkommnisse machen; denn | obwohl beide keine ausdrückliche Bestätigung beifügten, versahen sie dieselben doch gleich- sam mit ihrem Siegel, indem durch sie deren Mittheilung so ohne Weiteres erfolgte. Wir sind umsomehr darüber erstaunt, als denselben beiden Gelehrten bekanntlich in der Aegylops- frage ein Gleiches passirte, wobei sie sich nach einiger Zeil genöthigt sahen zuzuge- stehen, dass sie betrogen worden waren, d.h. es zeigte sich, dass die ersten Versuche unge- nau gemacht waren, und Herr Naudin über- zeugte sich selbst durch zahlreiche Versuche, dass der Bastard zwischen Aegylops und Tri- licum nach mehreren Aussaaten wieder zu Triticum wurde. Carriere schliesst aus diesem Vorgang, dass wenn zwei so benach- barte Arten wie gewisse Aegylops und Tri- ticum sich durch Kreuzung nicht umbilden konnten, eine plötzliche Umwandlung von zwei so verschiedenen Pflanzen, wie Glyceria fluitans und Poa aquatica noch viel weniger denkbar sei und verneint daher die angebli- chen Thatsachen Buckmann’s vollständig. — Wir haben unsererseits den vollkommen be- rechtigten Bemerkungen Carriere’s nichis bei- zufügen, denn auch wir halten dafür, dass Herrn Buckmann’s Versuchen entweder fehler- haft etiquettiite oder unrichtig bestimmte Pflanzen zu Grunde lagen, oder dass bei den Versuchen selbst irgend ein Irrthum oder ein lapsus calami vorkam. Die Beständig- keit so guter Arten, wie Glyceria fluitans 364 und Poa aquatica sind, erscheint uns daher durch Buckmann’s Versuche nur wenig er- schüttert — und halten wir daher vorläufig, so lange uns keine besseren und zuverlässi- geren Beweise vom Gegentheile geboten werden, an der „Unveränderlichkeit“ der „Arten“ (NB! nicht der Formen oder s. g. Varietäten und Subvarietäten, welche nur allzuhäufig als ‚Arten‘ angenommen wer- den), fest. — Im Uebrigen verweisen wir auf den Aufsatz im Juniheft der Gartenflora 1861 über „die Veränderlichkeit der Arten im Pflanzenreiche.‘“ (Revue horticole 1860. Nr. 17. p. 465— 471. — h.) 4) Zunahme der Temperatur in der unitern Region der Atmosphäre. sowie Erklärung und Einfluss die- ser Erscheinung auf die Vegetation vonDr. Schlotthauber.— Sucht man sich die Ursachen dieser Erscheinung zu ver- anschaulichen, so muss es befremden , dass man nicht schon aus Theorie und Vergleichung ähnlicher Erfahrungen darauf geleitet, sondern diess Ergebniss neuester Forschung gleich den meisten Wahrheiten in der Naturkunde über- haupt erst aus der Beobachtung geschöpft und eingesehen hat. Denn allgemein ist es längst bekannt, dass die Wärme innerhalb flüssiger Medien und die davon aflieirten Theile dieser Medien gleichfalls aufwärts steigen, sowie, dass demgemäss in geheilzten umwandeten Räumen unter derDecke eine grössere Wärme herrscht als nahe dem Grunde. Es wird dies Phänomen theils durch die Ausdehnung der erwärmten Theile des den Raum erfüllenden Mediums, theils durch den verminderten aero- stalischen Druck der ausgedehnten Theile in Vergleich zu den überliegenden, minder ausgedehnten und ebendesshalb relativ schwe- reren Theilen bewirkt: weil nämlich letztere in jenen leichteren niedersinken, dieselben auf sich nehmen und in die Höhe drängen. — So muss es auch in der untern Region der Atmosphäre mit der Wärme und mit den da- von durchdrungenen und ausgedehnten , also verdännten und leichteren Lufitheilen der Fall sein: sie werden von der niedersinkenden käl- teren oberen Luftschicht verdrängt und sammt der darangebundenen grösseren Wärme auf- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wärts getrieben, demzufolge in gewisser Höhe eine Schicht sich bilden muss , die wärmer ist als die gleichzeitig untere. Es kann dies Stei- gen der unteren Luft und Wärme und deren Austausch mit der oberen Schicht jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze der Höhe sich erstrecken. Diese Höhe wird in umwandeten Räumen von einer festen Decke von entsprechender Höhe, im Freien aber dureh. Dunstschichten oder Wol- ken begrenzt und bestimmt. Ferner hängt diese Höhengrenze von dem Grade der Wärme selbst ab, welche in der untern Lufl- region durch Sonnenschein erregt wird: indem damit dieSpann- und Schnellkraft der Luft im Verhältniss steht, derzufolge die wärmere hö- her aufwärts fährt, als die kältere, gleichwie mehr elastische Bälle von gleichen Stössen weiter getrieben werden und weiter fliegen, als minder elastische. Es muss demnach die Höhe der in Austausch und Wechsel befindli- chen Luftregion mit den Zonen, den Jahres- und Tageszeiten, sowie mit der Erwärmungs- fähigkeit der Substanz in Verhältniss stehen, welche jener Luft zur Unterlage dient, und wird demnach über Wasser und Land, sowie über Ebenen und Gebirgen, über offenen und bewachsenen Gegenden, über Wiesen und Steppen, über steinigem, ihonigem oder san- digemBoden, endlich auch je nach der Farbe desselben, ob über einer Schnee- und Eis-, oder grünen und dunkeln Fläche sehr ver- schieden sein.“ — „Während ein bewölkter Himmel die untere Wechselregion herabdrückt und ihre obere Grenze und Temperalurdifferenz discre- ter macht, muss sie bei klar em Himmel und zumal in heileren Nächten weil höh er steigen und fast ohne merkliche Abweichung sich allmälig verlieren und verschwinden. — Dass nun diese Region der untern Atmosphäre — soweit jene dem Austausche und Wechsel der unteren wärmeren Theile und Schichten gegen die oberen kälteren ausgesetzt und dadurch die Temperatur beider um 1 bis 20 verschie- den gemacht wird — der Vegetation zuträg- lich sein und diese nur darin ihr Gedeihen finden kann, das zeigt die Beobachtung über- all, in alle Zonen und Regionen; denn theils entspricht die Höhe der Vegelation selbst ei- UI. Notizen. nigermassen der Höhe der Luftventilations- schicht (wie füglich die dem Wärmeaus- tausch unterworfene untere Region der Atmos- phäre genannt werden kann), theils wird sie selbst erst durch Vorhandensein einer Vegeta- ‘tion bedingt und modifieir. Denn anders ist jene Schicht der Atmosphäre über naktem und unfruchtbarem, anders über bewachsenem und bewaldetem Grunde, anders über Land- oder Wasserflächen. Ist die untere Luftregion von Pflanzenwuchs erfüllt, so beschattet dieser den Boden um so mehr, je dichter und höher er ist, in der Weise, dass die Oberfläche der Pflanzenwipfel gleichsam wieder einen neuen Grund bildet (s. was Humboldt in seinen An- sichten der Natur darüber sagt!) über welchem der Sonnenschein erst frei wirken kann, so dass daselbst dieLuft die direct und ursprüng- lich, hingegen im beschatteten Untergrunde nur durch Mittheilung und Austausch mittelst der Lufteirculation , also nur indirect, folglich auch nur wieder erwärmt werden kann.“ „Was nun den Einfluss der Wärmezu- nahme der unteren Luftschicht betrifft, welchen dieselbe auf das Knospen, Blühen und Belau- ben der Vegetation im Frühjahre gemässigter Zonen, wie aller Jahreszeiten, Zonen und Län- der überhaupt betrifft, so kommt dabei in Be- tracht, dass das Steigen des Saftesin holzigen Gewächsen eben durch die Temperaturdifferenz begünstigt und gefördert wird, in welcher Wurzel und Stamm der holzigen Gewächse einerseits und die Krone derselben andererseits sich be- finden, indem die höhere Temperatur der obe- ren Luftschicht die Verdunstung der Kronen- theile befördert und dadurch das Nach- folgen des Saftes von unten aufwärts veranlasst, unterhält und erleich- tert.— Dies wird aber in noch höherem Grade dadurch unterstützt, dass der durch Bewachsung und Beschattung kühl gehaltene Boden besonders mittelst der darin basirten-diekeren Wurzelstöcke und Stämme der holzigenGewächse und diese selbst die Wärme aus der untern Luft absor- biren, während die obere unbehindert vom Sonnenschein erwärmt und um soleichter den. Kronentheilen der Pflanzen mitgetheilt wird, je dünner und ausgebreiteter jene als Zweige, Blätter und Blüthen sind. Beim Uebergange 365 aus dem Winter zum Sommer muss der von Winterkälte durchdrungene Grund und ein kaltgrundiger Boden fortwährend die Wärme aus den in ihm basirten Wurzelstöcken und Stämmen der Gewächse, wie aus der auf ihm ruhenden untersten Luftschicht absorbiren und jene auf tieferem Stande erhalten, als dies mil der oberen — dem Einflusse des Sonnen- scheins und der horizontalen Luftströmung frei zugänglichen — Luftregion der Fall ist, worin das Laub, die Kronen und Wipfel der Ge- wächse sich ausbreiten und baden und um so leichter von dem hier stattfindenden Ueber- schusse der Wärme durchdrungen werden, als sie im Vergleich zu den dicken Zweigen und Aesten, Stämmen und Wurzelstöcken der Pflanzen dünner und in Fläche ausgedehn- ter sind, als diese: freilich werden sie aber auch über Nacht und bei Rückfällen der Wit- terung wieder leichter von eintretender Kälte leiden, als jene dickeren Theile.“ — (Bonplandia, 1860. Nr. 23 und 24, pag. 371—373. — h.) 5) Wohlriechende Pflanzen. Ein Herr von Stengel in Bayreuth sammelt gegenwärtig alle Pflanzen mit Wohlgeruch, welche er aufzutreiben im Stande ist, und reist zu diesem Zwecke in den Gärten umher. Auch stellt derselbe fleissige Sammler die wohlrie- chenden Pflanzen in einem Verzeichniss zu- sammen, dessen Bekanntwerden nur wün- schenswerth is. Wie es aber möglich ist, eine nur irgend umfassende Sammlung zu machen und zu erhalten, ohne einen grossen Garten und ausgedehnte Glashäuser jeder Art zu haben, begreift man nicht. Dennoch ist es wünschenswerth, dieses Unternehmen durch Beiträge zur Sammlung zu unterstützen. Ein schwieriger Punkt bei dieser Zusammenstellung ist der Begriff wohlriechend, da der Geruch bekanntlich Geschmackssache ist, und Idiosyn- krasien d. h. Abneigungen gegen gewisse Gerüche nur zu häufig sind. Es gibt Gerüche, von denen man nicht sagen kann ob sie wohl- riechend oder stinkend sind. Bekannt ist die Abneigung der meisten Personen gegen Mo- schusgerüche z. B. Mimulus moschatus, Aster (Eurybia) argophyllus, und viele (darunter ich selbst)lassen sich nicht überreden, dass Diosma 366 angenehm riecht. Gibt es doch Leute, denen der köstliche Geruch der Blüthen von Rosa rubiginosa und der von Philadelphus zuwider ist. (J.) 6) „Nesselsuppe.“ Ein wahres Lab- sal für den Gaumen der nach „Frühling“ in allen Gestalten lechzenden Bewohner der unterm 60° nördl. Br. getegenen Petropolis. Man be- Lite 1) Bibliotheca hortensis, Vollständige Gartenbibliothek oder alphabelisches Verzeichniss aller Bücher, welche über Gärtnerei, Blumen- und Gemüsezucht, Obst- und Weinbau, Gartenbotanik und bildende Gartenkunst von 1750 — 1860 in Deutsch- land erschienen sind. Mit Angabe der Ver- leger und Preise und einem chronologischen Sachregister. Von Friedr. Jak. Doch- nahl. Nürnberg 1861. . Ein Werk grossen Fleisses und einer aus- serordentlichen Geduld. Der bekannte Verf. hat sich der ungeheuren Mühe unterzogen, sämmtliche seit mehr als einem Jahrhundert erschienenen, die Gärtnerei und ihre Hilfswissen- schaften behandelnden Werke aufzuzeichnen und alphabetisch und chronologisch , sogar nach Fächern zu ordnen, und damit Allen, welche sich von der einschlägigen Literatur Kenntniss verschaffen wollen und müssen, ei- nen grossen Dienst erwiesen, besonders aber den Fachschriftstellern, Buchhändlern und cul- turgeschichtlichen Forschern, wofür ihm das ganze betheiligte Publikum zum grössten Dank verpflichtet is. Eine eingehende Krtik dieses Buches wäre nur möglich, wenn man dieselbe Arbeit noch einmal machen wollte, daher wer- den wenige Worte genügen, dieses höchst nützliche Buch zu emfehlen. Die Eintheilung scheint uns vortrefllich, und dieAufnahme der Werke über verwandte Wissenschaften , wel- che dem Gartenbau zu seiner hohen Stufe mit verholfen haben und noch helfen, ist ganz ge- rechtfertigt. Dass dem Verfasser wenige Werke entgangen sind, scheint uns glaubhaft, wenn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nutzt hiezu sowohl Urtica urens, als U. dioica, am meisten jedoch, wenigstens hier die Frühlingssprossen von U. dioica, welche als Suppenkraut mit sauerm Rahm gekocht, ein äusserst angenehmes und säuerlich schmecken- des Gericht liefert. (F. v. H.) ratur. auch die Behauptung in der Vorrede, dass der Verf. glaubt, dass ihm kein einziges enlgan- gen sei, gewagt ist. Dennoch verdient Doch- nahl’s Buch selbst dann noch die Bezeichnung eines wollständigen. Wünschenswerih wäre es gewesen, wenn die Hinweisung der Titel auf die Verlasser und der Verfassernamen auf die Titel überall durchgeführt wäre, wie‘ es meistens der Fall is. Um ein Beispiel aufzu- führen , so steht „Obstbaumfreund“ Seite 114 nur als Zeitschrift des Frauendorfer Vereins, während es auch ein Buch von Rubens unter diesem Titel, ja — wenn ich nicht irre — so- gar noch mehrere gleichen Titels gibt, und das Buch selbst unter den Schriften von Rubens aufgeführt ist. Wir sehen aber wohl ein, dass solche Auslassungen nur zu leicht vorkommen können. In Bezug auf die Berichtigung des Buch- händlers Wilhelm Schmidt in Nürnberg im Maiheft der Gartenflora , Dochnahl’s „Sicherer Führer in der Obstkunde‘ betreffend, bemer- ken wir bei dieser Gelegenheit, dass es inun- serer Besprechung dieses Werkes im Jahrgange 1860 uns nicht eingefallen ist, andeuten zu wollen , als seien die früher erschienenen er- sten Bände mit neuem Titel und neuer Jahres- zahl zu einer Täuschung des Publikums ver- sehen worden, und bedauern, wenn dieser Sinn in unsern Worten gefunden werden kann. (J.) 2) Heer, Dr. Osw., Die Tertiärflora der Schweiz. Ill. Band. Winterthur bei Wurster u. Comp. Mit diesem dritten und letzten Bande ist IV. Literatur. nun dieses ausgezeichnete Werk abgeschlos- sen, von dem wir bereits mehrfach mitgetheilt haben, dass es allenthalben als die ausge- zeichnetste Leistung der Neuzeit im @ebiete der Erforschnng des Florengebietes einer Zeit- epoche, welche der unserer Jeiziwelt zunächst steht, anerkannt worden ist. Aus dem am Schlusse angehängten allge- meinen Theil wollen wir hier einige kurze Bemerkungen mitiheilen : Im Ganzen beschreibt Heer 920 Arten von Pflanzen, welche zur Tertiärzeit in der Schweiz lebten und die durch ganz vortreffliche Ab- bildungen erläutert sind. Von diesen sind 700 Arten in dem vorliegenden Werke zuerst be- schrieben. Da diese 920 Arten von nur 20 verschiedenen Localitäten stammen, an denen wenigstens 12 verschiedene Arten aufgefunden wurden. Von diesen 20 Lokalitäten sind es aber nur wenige, welche wie die von Oenin- gen, einen hellern Blick in den Reichthum der damals lebenden Pflanzen-Arten gestaltet. Es sind ferner nur eine verhältnissmässig geringe Zahl von krautartigen Pflanzen aus jener Zeit uns erhalten worden, da diese natürlich in Abdrücken viel weniger leicht auf uns kom- men konnten, als die Holzgewächse mit ihren theilweise immergrünen Blättern oder die als dominirend nalürlich leichter Reste auf unsere Zeiten gelangen lassen konnten. Stellt man nun die aus der Tertiärzeit der Schweiz be- kannten Holzgewächse zusammen, so beträgt diese 253 Arten, während gegenwärtig nur noch 152 Holzgewächse in der Schweiz wach- sen. Bringt man davon in Abzug, dass diese Holzgewächse der Tertiärzeit nicht alle zur gleichen Zeit gelebt haben , dass die Schweiz zur Tertiärzeit nach den Pflanzenresten zu ur- theilen, ein milderes Klima gehabt, unter des- sen Einfluss eine grössere Anzahl von Holzge- wächsen gedeihen konnten, — bedenkt man aber auch andrerseits, dass selbst die Baum- formen dieser Epoche nicht so vollständig be- kannt sein können, als die der Jetztwell ‚so kann man immerhin noch mit Wahrscheinlichkeit vermuthen, dass die Flora der Tertiärzeit im Allgemeinen für die Schweiz reicher war , als die der Jetztzeit. Von den 920 Arten der Tertiärflora der Schweiz gehören. 114 zu den Cryptogamen 367 und 806 Arten zu den Phanerogamen. Unter den Cryptogamen sind die Farnkräuter in 37 Arten und auch in solchen Formen verlreten, die jetzt nur unter wärmern Himmelsstrichen gedeihen, als Lygodium, Schizaea u. a. m. Andererseits sind auch mehrere Arten unler denselben, welche lebhaft an noch jetzt le- benden Arten erinnern, so an Pteris aquilina, Aspidium Filix mas ete. Die Classe der Gymnospermen war in 24 Arten vertreten, nämlich 2 Cycadeen und 24 Arten Nadelhölzer. Unter den letzteren dominirten Glyptostrobus europaeus Br. und Taxodium dubium Stb., welche in jener Zeit in dem grössten Theile Europa’s wuchsen und sogar sich nach Nordamerika verbreiteten. Die letztere Art ist dem Taxodium dislichum des südlichen Nordamerika’s nahe verwandt, wuchs wie dieses in den Morästen und ist vielleicht eine der uns aus der Terliärzeit er- hallen gebliebenen Baumformen. Auch der Glyptostrobus isi der jetzt in China wach- senden Art sehr ähnlich und andere Arten aus der Familie der Cupressineen grenzten an solche Südamerika’s {Libocedrus) und des Vorgebirges der guten Hoffnung (Widdring- tonia) an. Unter den Monocotyledonen sind die Gra- mineen mit 25 Arten und die Cyperaceen mit 39 Arten verlreten. Unter den ersteren be- sitzen Arundo Goepperti und Phragmites oenin- gensis eine allgemeine Verbreitung durch die Schweiz und das übrige Europa und entspre- chen dem Arundo Donax und Phragmiltes com- munis der Jetztzeit. Aus den andern Familien der Monoeotyledonen ist z. B. die Gatlung Smilax mit 6 Arten und 15 verschiedene Pal- men zu nennen. Unter denselben ist Chamae- rops helvetica Heer der einzigen jetzt noch in Europa wachsenden Palme der Ch. humilis L. nahe verwandt. Sabal Lamanonis Br. entspricht der S. Adansoni des südliehen Nordamerika’s und $S. major Ung. der S. umbraculifera der Antillen. Aber auch ächt tropische Palmen- formen aus den Gattungen Flabellaria, Mani- caria, Geonoma und Phoenix haben damals die Schweiz bewohnt. Auch eine Bromeliacee, zunächst verwandt mit der Puya chilensis ge- sellte sich. den tropischen Formen der Mono- cotyledonen hinzu. 368 Auch das Verhältniss der Familien der Dicotyledonen der Tertiärzeit zeigt bestimmt dass die niedriger organisirten Familien in je- ner Zeit viel mehr Repräsentanten besassen als die höher organisirtenim Vergleich mit den Pflanzen der Jetztwelt. Von Heer sind näm- lich 189 Arten aus der Gruppe der Apetalen, 84 Arten aus der Gruppe der Monopetalen und 319 Arten aus der Gruppe der Polypetalen beschrieben, während gegenwärtig in Deutsch- laud und der Schweiz 185 Apetalen, 1010 Gamopetalen und 1068 Polypelalen leben. Theils erklärt sich dies allerdings auch aus dem Umstande, dass zu den Apetalen viele Holz- gewächse, zu den Polypetalen schon viel mehr krautartige und zu dem Gamopetalen fast nur krautartige Pflanzen gehören, von welchen letzteren aus der Tertiärzeit uns weniger auf- bewahrt bleiben konnten. Unter den Apetalen der Tertiärflora sind hervorzuheben Liquidambar europaeum A. Br., damals ein in ganz Europa häufiger Baum, eine Platane, die mit Platanus occidentalis L. nahe Verwandtschaft zeigt, zahlreiche Weiden und Pappeln,, viele Amentaceen,, unler denen die Gattung Quercus allein ‘in 35 Arten reprä- sentirt war, von denen viele mit jetzt in Ame- rika, im Süden Europa’s und im Oriente le- benden Arten Verwandtschaft zeigen. Von den Erlen und Birken der Tertiärzeit stimmt keine mit den jetzt noch lebenden Arten überein. Aus der Familie der Myriceen bildeten 11 ver- schiedene Arten wahrscheinlich ein dichtes Buschwerk in den Sümpfen und Mooren. Eine Ulmacee , die Planera Ungeri Eit., nah verwandt mit der Planera Richardi des Cau- casus verbreitete sich über einen grossen Theil Europa’s. Aus der Gattung Ficus haben 17 verschiedene Arten in der Schweiz gelebt, während diese jetzt fast aus- schliesslich in den Tropenländern zu Hause sind. Zahlreich waren auch die Arten der Laurineen und Proteaceen und Cinnamomum polymorphum A. Br., und €. Scheuchzeri Heer sind unter denselben als dominirende Pflanzen des Terliärlandes zu nennen. Aus der Gruppe der Gamopetalen sind von vielen der grössern Familien der Jetztwelt, so von den Campanulaceen , Labiaten, Solana- ceen bis jetzt noch nicht einmal Repräsentan- zur Tertiärzeit Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten aufgefunden. Von andern sind nur einzelne Arten entdeckt worden und von der grossen Gruppe der Compositen sind nur Früchte von 21 Arten entdeckt worden. Einzelne Familien mit härteren Blättern sind dagegen zahlreicher gefunden worden, so Vaecinieen und Ericeen, eine Myrsine (verwandt mit der M. africana), ein Diospyros (verwandt dem D, Lotus), der als häufiger Baum auftrat, 3 Arten der Gattung Fraxinus, von denen eine mit Fraxinus oxy- phylla des Caucasus und 2 mit Fr. ameri- cana Verwandischalt zeigen u. s. f. Aus ähnlichen Gründen sind aus der Classe der Papilionaceen aus den Familien der Ca- ryophylleen, Gruinales, Crassulaceen, Oenothe- reen etc. bis jetzt noch keine Arten aufgefun- den. Aus den andern Familien erwähnen wir als verbreitete Holzgewächse : Cornus in mehreren Arten, von denen C. Studeri Heer Verwandtschaft mit C. alba und sanguinea zeigt. Liriodendron Procaceinii ein Tulpenbaum. Myrtaceen. Myrtus helvetica Heer, mit Myrtus communis verwandt und Arten aus den Gattungen Eucalyptus, Eugenia und Metrosi- deros, derenVerwandtejetzt in Neuholland leben. Tiliaceen. Eine Grewia und eine ganz ausgestorbene Galtung. Acerineen. Die Ahorne waren in 20 Arten vertreten, die iheils mit jetzt noch in Europa, theils in Amerika und Asien lebenden Arten Verwandtschaft zeigen. Acer trilobatum Stbg. hat wohl einen der wichtigsten Wald- bäume des Tertiärlandes gebildet und ist mit dem A. rubrum Nordamerika’s zunächst ver- wandt. Sapindaceen. Aus dieser jetzt ganz den Tropen eigenen Familie lebten 4 Arten und darunter ein schöner Baum mit gefieder- ten Blättern, der Sapindus faleifolius A. Br. Celastrineen, llieineen undRham- neen treten im Laubwalde der Tertiärzeit in einer erstaunenswerihen Fülle von Arten auf. Von Celastrus allein sind 16 Arten bekannt, die aber alle selten waren und mit immergrü- nen, jetzt am Cap und im tropischen Amerika lebenden Arten zu vergleichen sind. Von Ilex lebten 10 Arten, davon ähnelt J. Studeri un- serer gemeinen Stechpalme und 5 Arten ent- Ung. V. sprechen jetzt noch in den Sümpfen des süd- lichen Nordamerika’s lebenden Arten. Die Gat- tung Rhamnus ,„ die jetzt nur noch durch 2 Arien in der ebenen Schweiz vertrelen ist, war durch 41 Arten vertreten, ferner Zizyphus durch 9 und Paliurus durch 5 Arten. Darunter ist Z. tiliaefolius Unger dem Z. Jujuba Vorder- asiens nahe verwandt. Therebinthineen waren nicht minder reich vertreten und zwar sind allein 16 Arten Juglandeen aus den Gattungen Juglans, Carya und Pterocarya bekannt. Unter diesen ist J. acuminata A. Br. mit dem Persischen Nuss- baum (J. regia) nahe verwandt und verbrei- tete sich über Deutschland, die Schweiz und Italien. Pterocarya denticulata 0. Web. ent- spricht der Pt. caucasica Knth. Anacardiaceen. Die Gatiung Rhus mit 10 Arten, welche theils jetzt in Südeuropa, Afrika und Amerika lebenden Arten entspre- chen, Rosaceen sind nur schwach und fast nur in holzigen, zu den Pomaceen und Dru- paceen gehörigen Gewächsen vertreten, so mehrere Crataegus, Prunus und Amygdalus- Arten, von denen Amygdalus pereger Ung. in Fruchtsteinen und Blättern unserm Mandelbaum gleicht. Leguminosae waren sehr zahlreich und sind schon 131 Arten derselben bekannt. Selbsi die jetzt auf die wärmern Länder be- schränkte Gruppe der Mimoseen war vertreten und ebenso führt Heer Arten aus den Grup- pen der Phaseoleen, Dalbergieen, Sophoreen Caesalpinieen auf, aus denen jetzt gleichfalls keine Repräsentanten in der Schweiz leben. Viele der aufgefundenen Arten sind Holzge- wächse gewesen, alle aber sind verhältniss- mässig selten aufgefunden, weil sie wahrschein- lich trockne Hügel bewohnten, und also deren Blätter nicht von den Bächen in deren Abla- gerungen für unsere Zeiten aufbewahrt werden konnten. Verhältnissmässig häufig war Ro- binia Regelii Heer, eine mit der rothen Ro- binie unserer Anlagen verwandte Art, Die grösste Zahl an Arten und auch an Individuen hat aber die Gruppe der Caesalpinieen um- schlossen, im Ganzen sind 38 Arten aus den Gattungen Caesalpinia, Cassia, Gleditschia und Ceratonia bekannt, von denen die ersteren Literatur. 369 jetzt fast ganz auf die Tropenländer beschränkt sind. Die Betrachtung der Gesammtheit der Flora des Tertiärlandes der Schweiz zeigt, dass viele der damals lebenden Pflanzen denen der Jetztwelt sehr ähnlich sind, aber nur un- ter dem Einfluss anderer äusserer Verhältnisse etwas verschiedene Formen erhalten haben, und ‚dass da ferner diese ähnlichen Arten jetz; grossentheils im südlichen Nordamerika, Süd- europa, dem Orient, Japan, Südamerika, Süd- afrika und Neuholland leben, das Tertiärland ein viel milderes Klima als gegenwärtig die Schweiz halte. Die weite Verbreitung der Ar- ten jener Zeit deutet ferner auf ein gleichför- . migeres mildes Klima hin; welches damals einem grossen Theil unseres Erdballs eigen- ihümlich warund worin wohl erst gegenEnde der Epoche Veränderungen eingetreten sein mögen. Indem wir hiemit die Mittheilungen aus diesem so sehr interessanten Werke schlies- sen, schliessen wir uns nur der Reihe aller derer an, welche es als das vollständigste beste und ausgezeichnetste Werk betrachten, das über die Pflanzen der Tertiärzeit bis jetzt erschienen ist. Es hat dasselbe nicht blos ei- nen hohen Werth dadurch, dass es uns einen so hellen Einblick in den Pflanzenreichthum jener nun schon so lange entschwundenen Zeit gibt, — sondern es verleiht uns solches gleichzeitig einen sichern Standpunkt um eine Vergleichung der Pflanzenformen der jetzigen Schöpfung mit denen der unmittelbar voraus- gegangenen Epoche anzustellen und daraus sichere Schlüsse auf das Klima und selbst die lokalenBodenverhältnisse jener Zeit zu ziehen. Aus Heer’s Betrachtungen geht sicher her- vor, dass: 1) das Klima der Tertiärzeit dem der Canarien und dessüdlichen Nordamerika’s entsprochen haben mag, 2) dasselbe zu Anfang der Tertiärzeit wärmer war als zu Ende der- selben, 3) dieses warme Klima sich nicht blos auf die Schweiz beschränkte, sondern ziemlich gleichmässig sich bis England, ja selbst bis Grönland ausbreitete. Diese klima- tische Verschiedenheit von dem Klima der Jetztwelt erklärt Heer aus der damals ganz andern Vertheilung von Wasser und Land. Wir schliessen mit der Erklärung, dass Heer’s Werk in die Reihe jener für alle Zeiten 370 wichiigen Werken gehört, von dem in jeder Stadt sich in den Bibliotheken der Institute, Gesellschaften und bemittelteren Privaten we- nigstens einige jedermann zugängliche Exem- plare finden sollten, indem das Studium der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzen der Tertiärzeit sich wahrscheinlich noch lange auf dieses Werk als wichtigste Quelle stützen wird, (E. R.) V. Personaln-.tizen, Neuestes etc. 1) Der rühmlichst bekannte Botaniker J. Stevens Henslow, Professor der Botanik in Cambridge (geboren zu Rochester 1796), ist Ende Mai mit Tod abgegangen. (h.) 2) Das K. Preussische landwirthschaftliche Ministerium hat eine Concurrenz von Schriften über die dem Pflanzenbau schädlichen Inseeten und Würmer eröffnet und für die an- erkannt beste der eingehenden Schriften einen Preis von 100 Frd’or ausgesetzt. Das Preis- richteramt ist dem Landesökonomie-Collegium übertragen. Die Concurrenzschriften müssen bis zum 1. Juli 1864 bei dem Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten ein- gehen. (h.) 3) Joseph Maria Franz Anton Hu- bert Ignaz zu Reifferscheid-Dyck. Wir haben den Tod dieses um die Kenntniss der Cacteen und Safipflanzen hochverdienten Mannes früher schon kurz angezeigt. Heute tragen wir in dieser Beziehung noch nach. Er ward am 1. Sept.1773 auf seinem Stamm- gute bei Neuss (Bezirk Düsseldorf) geboren. Nach dem Tode seines Valers souverainer Graf, verlor er mit der Besitznahme der Rhein- provinzen durch die Franzosen seine Sou- verainetäisrechte. Die Betreibung seiner An- gelenheiten brachte ihn während der Herrschaft der Franzosen oft nach Paris, wobei er mit Desfontaines, den beiden Jussieu, Thouin und Thuillier, den bekanntesten Botanikern Frank- reichs jener Zeit in nähere Berührung kam. Später ward er nach dem Erscheinen des er- sten Heftes von De Candolle’s Geschichte der Saftpflanzen mit Maler Redoul&, welcher die Abbildungen zu jenem Werke gemacht, be- kannt und begann sich mit ganzer Energie dem Studium dieser Gewächse zu widmen. Zurückgekehrt nach Dycek baute er die nöthi- gen Gewächshäuser und legte den Grund zu seiner berühmten und für die Wissenschaft später so wichlig gewordenen Sammlung von Saftpflanzen. Haworth, J. F.Jacquin, R. Brown, Decandolle, Link, Martius, Lehmann, Pfeiffer, alles Männer, die durch ihre Arbeiten in die- ser Richtung einen Namen erhalten haben, besuchten Schloss Dyck wiederholt und fan- den dortgastliche Anfnahme und Unterstützung in ihren Studien. 1816 ward er in den Für- stenstand erhoben, 1819 ward er unter dem Beinamen Zeuxis Mitglied der Leopoldo-Caroli- nischen Akademie der Naturforscher. 1817 gab er das erste kritische Verzeichniss der Alo&- Arten heraus. 1834 erschien sein berühmler Hortus Dyckensis. Im Jahre 1836 begann die Herausgabe seiner Monographie von Alo& und Mesembrianthemum mit Abbildung der betref- fenden Pflanzen. Von gleichem hohem wis- senschaftlichem Werthe sind seine Werke über Cacteen: Cacteae in horto Dyckensi cul- tae 1841, Cacteae in horto Dyckensi cultae 1844 und endlich als Schlussstein seine grössere 1850 erschienene Ausgabe, welche bis jetzt das wichtigste Werk über diese schwierige Familie ist. Seine letzte Arbeit war eine Mo- nographie der Gattung Alo& im Jahrgang 1859 der Bonplandia veröffentlicht. Unwohlsein ver- anlasste ihn 1860 in die Bäder der Pyrenäen und von da nach Nizza zu gehen, wo er am 21. März dieses Jahres starb. (E. R. Nach der Berliner Wochen- schrift.) VI. Russischer Gartenbauverein. 371 - v I. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins | in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 7. (19.) August 1861. 1) Verlesung des Protokolls der Juli- Sitzung. 2) Zur Einrichtung der im September staltffindenden Obst- und Gemüse-Ausstellung ist eine Commission aus denHerren: Alwardt, Agamonow , Karniolin-Pinsky, N. Ijin und Schröder jun. erwählt worden. 3) Als Preisrichter derselben Ausstellung sind erwählt die Herren: Regel, Barlow, Ro- chel, Nouvel und Jegorow. ä) Es ist beschlossen worden, die Monats- sitzungen mit den Vorträgen aus dem Gebiete des Gartenbaues zu verbinden und zwar auf die Weise, dass der Vortrag der officiellen Sitzung vorangeht. Zu diesem Zwecke be- ginnt der Vortrag um 6 Uhr Abends, die Sitzung eine Stunde später, d.h. um 7 Uhr desselben Abends. Die -Ausführung dieses Beschlusses beginnt mit der October-Sitzung. 5) Als Geschenke sind dem Verein über- sandt worden von Herrn Annenkow — die von ihm in Moskau herausgegebene „Zeit- schrift für Landwirthe,“ von Herrn Siem — 14597 Arten verschiedener Sämereien für's Mu- seum des Vereins; von Herrn Romano w — 2 Lieferungen der von ihm herausgegebe- nen „Allgemeinen Flora für Liebhaber,“ von Herrn Grigorjew — ein von ihm heraus- gegebenes „Handbuch der Botanik‘ und eine Uebersetzung des „Handbuchs zur Bestimmung der Pflanzen von Kury.“ — 6) Der Präsident des Vereins zeigte der Versammlung an, dass er von der Regierung zum Director der bei Moskau einzurichtenden landwirthschaftlichen Akademie ernannt wor- den ist und daher in kurzer Zeit das Amt ei- nes Präsidenten wird niederlegen müssen. 7) Unter die Anwesenden wurde das Pro- gramm der bevorstehenden Obst- und Gemüse- Ausstellung vertheilt. 8) Für die zur Concurrenz in grosser Zahl eingelaufenan Gegenstände sind folgende Prä- mien ertheilt worden: Hrn. Katzer — für eine Sammlung von Caladium — eine grosse silberne Medaille. Hrn. Siessmeyer — für eine Samm- lung von Begonien — eine grosse silberne Medaille. Hrn. Tarassow — für Wassermelonen und Aepfel — eine kleine silberne Medaile. Hrn. Gratschew — Kohlrabi, Bohnen, Reitig, Solanum Melongena — eine kleine sil- berne Medaille. Hrn. Wiese — für eine Sammlung von Georginen — eine grosse silberne Medaille. Hrn. Buck — für eine Sammlung von Georginen — eine kleine silberne Medaille. Hrn. Trefurt für Begonien und andere Pflanzen — eine grosse silberne Medaille. Hrn. Stauff für Celosia cristata — eine kleine silberne Medaille. Hrn. Schröder jun. — für eine Samm- lung aus 25 Weiden - Arten und aus Samen gezogene gefüllte Fuchsien — eine kleine silb. Medaille. Hrn. Heddewig — Gurken, Phlox, Sab- batia und eine Begonia — eine kleine silberne Medaille. Als Gegenstände, die allgemeineres Interesse haben, nennen wir von den ausgestellten Ge- genständen noch die folgenden speeiell. 1) Vom Hrn. von Trefurt aus Reval, Früchte der Cucumis Dudaim. In der Form gleichen dieselben durchaus den Früchten der Chito-Melone, sind aber dunkler gelb gefärbt und ausserdem gezeichnet, so dass sie sich gleich der Chito-Melone sehr gut zur Verzierung von Obstkörben eignen. Die Früchte selbst sind kugelrund und von der Grösse eines mittleren Apfels. Im reifen Zustande kann man die äussere Haut leicht abziehen, so dass durch 372 das Schälen fast nichts verloren geht. Der Geschmack ist der einer Melone, jedoch we- der süss, noch gewürzt, so dass sie in dieser Beziehung andern Melonen nachsteht. Der Ertrag ist ein ziemlich reichhaltiger, da jede einzelne Pflanze, wenn man solche gleich an- dern Melonen cultivirt, eine Menge von Früch- ten trägt. 2) Unter den vom Herrn Heddewig ausgestellten Gegenständen war eine neue Gurke interessant, eine Mittelform zwischen der Russischen Gurke und der Hol- ländischen Gurke. Dieselbe trägt reich und eignet sich wegen ihrer Härte besonders gut zur Cultur im freien Lande. Wir nennen dieselbe Heddewig’s grosse Russische Gurke. Schön war auch das reiche Sorti- ment von ausdauernden Phlox in abgeschnit- tenen Blumen. 3) Als ausgezeichnete Leistung in Bezug auf Cultur ist der wahrhaft riesige Hahnen- kamm (Celosia cristata) zu nennen, den der Gärtner Stauff aus Zarsko&-Slavenka einge- sendet halte, dessen Blüthenkamm wohl 1 Fuss im Längs- und Breite - Durchmesser halten mochte. Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Hr. Gratschew hatte neben man- chem andern ein Sortiment von den Spielarten der Eierpflanze (Solanum Melongema) ausge- stellt, darunter einige Sorten mit sehr grossen langen und ovalen dunkelvioletten Früchten, deren Samen aus China stammten. Ebenso eine Chinesische Bohne mit rothem Kern (Do- liehos), die jedoch für unser Klima jedenfalls nicht geeignet sein dürfte. Ein ebenso reichhaltiges als vorzüglich eultivir- tes Sortiment der neuestenCaladien mitbunten Blättern stammte vom Hrn. Katzer. Darunter eine ausgezeichnete Sorte mit langem spiessförmigem Blalte, das auf grünem Grunde hellgrüne Adern und silberfarbene Punkte trägt, unter dem Namen C. Belleymii. 6) Vom Herrn Höltzer im Botanischen Garten ein blühendes Exemplar der von uns abgebildeten Lespedeza bicolor Turez. und der Weinrebe des Amurlandes, 7) Sehr zahlreich und in nur guten Sorten war das Sortiment der Dahlien des Herrn Wiese, Gärtner im Garten der Sarepta-Ge- meinde, und die Begonien - Sammlungen der Herren Siessmeyer und von Trefurt. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Corydalis aurea Willd £. speeiosa. (Siehe Taf. 343). Fumariaceae C. aurea ß. speciosa Rgl. tent. fl. uss, pag. 19 in pl. Maack. C. speciosaMaxim. prim, fl. am. pag. 39, Maximowiez unterschied seine C. spe- ciosa durch perennirende Wurzel, grös- sere Blumen, reichblumigere Blüthen- trauben und punktirte Samen von der in Nordamerika wachsenden Corydalis aurea Willd. In Cultur gebracht, zeigte es sich aber bald, dass die C. speciosa ebenfalls eine nur zweijährige Pflanze ist. Ferner kommen unter den uns zahlreich aus Amerika vorliegenden Exemplaren ebenfalls solche vor, mit nahezu gleich grossen Blumen, oder umgekehrt liegen uns am Amur gesammelte Exemplare mit armblumiger Blüthentraube und kleine- ren Blumen vor. Die reichblumige Blü- thentraube erscheint nämlich bei der vorliegenden Abart nur auf der Spitze des unverästelten Stengels, auf den Spitzen der Aeste wird solche kleiner. Es bleibt mithin als einziger Unterschied . 4861. der Same, der bei der Pflanze Amerika’s glatt und glänzend, bei der des Amur ganz ähnlich, aber unter der Lupe am Rande schwach punktirt erscheint. Wir fanden aber auch unter den Exemplaren Nordamerika’s einzelne, deren Samen in ähnlicher Weise punktirt waren, so dass wir daher die C.speciosa als die üppige reichblumige Form des östlichen Asiens von C. aurea Willd. aus Nordamerika betrachten. Die Samen werden im Frühlinge aus- gesäet, entweder in den Topf oder auch gleich in’s freie Land. In Töpfe gesäete Samen werden nach dem Aufgehen in schwere Erde verpflanzt und an einen hellen und luftigen Platz im kalten Beete oder Gewächshause gestellt. Sobald sie hinlänglich erstarkt, pflanzt man sie dann in’s freie Land in den gewöhnli- chen, jedoch nicht zu stark gedüngten Gartenboden. Hier überwintern sie ohne Bedeckung im freien Lande und blühen dann im nächsten Frühling reichlich und 28 374 schön. Gehört zu den schönern harten Pflanzen, obgleich dieselbe für die Gär- ten nicht den Werth hat, wie wenn sol- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eine perennirende Art gewesen (E. R.) che wäre. b) Deilphinium Maacklanum Rgl. (Siehe Tafel 344.) Ranuncnlaceiae, D. Maackianum Regel. tent. fl. uss. pag. 9, Petiolis canaliculatis, basi dilatatis; foliis palmato-5 v. rarius superioribus trifidis; bracteis bracteolisgue membra- naceis coloratis ovatis v. elliptieis; pe- talorum infimorum limbo bifido, bar- bato; calcare sepalo aequante v. super- ante. Von Maack am obern Ussuri und am unterscheiden. Ebenso sind die stark ge- hölten, am Grunde schneidig verbreiterten Blattstiele charakteristisch. Wird sich als durchaus dauerhafte perennirende Pflanze dem D. elatum in der Cultur anschliessen. Von Maack wur- den Samen eingeführt und als hohe ef- feetvolle Perennie für Blumengruppen zum Freipflanzen auf Rasenplätzen und zur Pilanzung vor Bosquete zu verwen- Sungatschi entdeckt, von Wilford ward eine Form mit behaarten Bracteen und | den, — (E. R.) Carpellen an den Küsten der Mand- schurei gesammelt und Radde fand diese Erklärung von Tafel 344. Pilanze im Bureja-Gebirge am Amur. a. Eins der untern Blumenblätter von der Mit dem vielgestaltigen 3—5 Fuss hohen D, elatum nahe verwandt, aber durch b. die breiten gefärbten Bracteen sofort zu e. Seile, vergrössert. Dessen Spreile vergrössert. Junge Früchte, — ); BI.EUSCSSE U DI nern (Siehe Taf. 345.) Poms3aeceae. Maxim. in Rupr. pl. Maxim. in Me- | Petersburg und in den Garten des Hrn. langes biol. de l’Ac. de St, Petersb. n. | von Gelesnoff durch Samen, welche Hr- 22. Maxim, prim. pag. 102. Maack sammelte. Ein schöner im freien Lande aus- Ein Baum von 20 — 30 Fuss Höhe dauernder Baum, der in Laubwäldern | mit breit-ovalen, am Grunde leicht herz- am Amur und Ussuri vom Herrn Maxi- | fürmigen „ an der Spitze plötzlich zuge- mowicez entdeckt ward. Eingeführt ward | ‚spitzten Blättern, die glatt und scharf derselbe in den Botanischen Garten zu | gesägt. Die Sägezähne derselben gehen I. Originalabhandlungen. in eine lange, fast borstenförmige Spitze aus. Im Herbste färben sich die Blätter schön glänzend braunroth und machen dadurch den Baum zu einer Zierde der Bosquete. Die Blumen stehen in mehr- blumigen Trauben, die auf der Spitze der kleineren Aeste stehen. Kelch in- nerhalb zottig, mit oval- lanzettlichen Lappen, die am Rande einzelne scharfe Zähne tragen. Blumenblätter rundlich verkehrt-oval, mit einem kurzen Nagel versehen, weiss. Staubfäden so lang als der Kelch, Griffel 3—5, frei, kahl. Der Apfel ist rundlich - oval, genabelt, mit dem stehenbleibenden Kelche ge- krönt, hält etwas über einen Zoll im 375 Durchmesser , von herbem adstringiren- dem Geschmack, der aber nach den er- sten Frösten milder wird. Der Stiel des Apels ist ungefähr von gleicher Länge wie der Apfel. Schon das Laub dieses Baumes zeich- net sich durch die dicht stehenden lang zugespitzten Sägezähne von dem ver- wandten Pyrus prunifolia sofort aus. Exemplare desselben finden sich im Be- sitz des Petersburger Botanischen Gar- tens, im Garten des Forstcorps zu Pe- tersburg und im Garten des Herrn Ja- mes Booth in Hamburg, der die Doublet- ten des hiesigen Gartens erhielt. — (E. R.) 3) Die Gärten in St. Petersburg und der Umgehung im Herbste 1860. (Fortsetzung.) 1) Die Kaiserlichen Orangerien zu Pe- terhof. Hofgärtner Herr Aurich. Die ziemlich ausgedehnten Gewächs- häuser sind theils zur Treiberei von Obst, theils zur Cultur der wichtigsten Decorationspflanzen für’s Zimmer und den Garten im Freien bestimmt, da die Bepflanzung der Inseln und des Gartens von Alexandrien,, in welchem letzterem während eines Theils des Sommers die Hohe Kaiserliche Familie wohnt, von hier aus besorgt wird. Auch hier wurden im Jahre 1860 ein Theil der Gewächshäuser umge- baut. Holzbau mit guten Einrichtun- gen zur Ableitung des Wassers ward angewendet, wie in den meisten Gärten Petersburgs. Unter den Pflanzen ist hervorzuhe- ben, die gut eultivirte und vollständige Sammlung von Dracaenen und Cordyli- nen, die neuen buntblätterigen Begonien, welche sich wie überall, so auch in den Gärten Petersburgs massenhaft eingebür- gert haben, In Blüthe sahen wir gerade ein schö- nes Exemplar der Mecinilla speciosa. Diese Art hat ganz die Tracht der Me- dinilla magnifica, blüht aber erst im Sommer und dem grossem überhängen- dem Blüthenstande fehlen die grossen rothgefärbten Bracteen. Auch von Meye- nia erecta blühte ein 3 Fuss hohes Exemplar. Dieselbe bildet einen auf- rechten buschigen Strauch des Warm- hauses, mit gegenständigen ovalen Blät- tern und schönen dunkelazurblauen Blumen, welehe denen der verwandten Torenia asiatica ausserordentlich ähnlich sehen. So schön wie nun die Blume dieser Pflanze ist, so lebhaft als sie auch em- pfohlen ward als eine ganz ausgezeich- nete Neuigkeit, So wenig scheint diese Pflanze allgemeine Cultur zu verdienen 28 * 376 und dürfte sie daher wieder bald aus den Gärten verschwinden. Sie blüht näm- lich überhaupt selten und wenn Blumen erscheinen, so brechen diese nur einzeln und sparsam kervor. Vielleicht dass kräf- tige Pflanzen mit gut ausgebildetem Holze, die im Kalthause durchwintert werden, besser und dankbarer blühen und wäre uns Mittheilung von Erfahrungen in die- ser Beziehung sehr angenehm. Zu Zwecken derDecoration während des Sommers werden in dem in Rede stehenden Garten viele Pflanzen mas- senhaft angezogen. Unter diesen machen wir noch speciell auf Lagerströmia und Punica nana aufmerksam, wenngleich dies keine neuen Pflanzen sind. Die La- gerströmia indica vermehrt Herr Aurich jährlich aus dem jung ausbrechenden Holze. Die kräftig bewurzelten Steck- linge werden in ein Beet unter Fenster gestellt und blühen neben den ein- und zweijährigen Pflanzen massenhaft in üp- piger Fülle. Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen , dass die prächtige Lagerströmia zu den meistentheils als Warmhauspflanze behandelten Gewäch- sen gehört und darum gemeiniglich nicht blüht. Die Grundzüge der Cultur sind Ueberwinterung bei 1—3° R., Verpflan- zen und antreiben Februar. Aurich treibt schönen Strauch Ostindiens massenhaft in den Weinhäu- im diesen sern an und bringt solche dann später | in Fensterbeete oder lässt die grösseren Exemplare auch im Hause zur Blüthe kommen. Zur Zeit der Blüthe werden die Lagerströmien im Freien zu decora- tiren Zwecken verwendet und bleiben Herr | und mässig feucht gehalten und darauf | Gartenflora Deutchlands, Russlands und der Schweiz. Lehmige lockere Rasenerde und zur Zeit des Triebes ein kräftiger Dungguss bei einer Temperatur von 12 — 200 R. sagen derselben besonders zu. Ganz ähnlich , wie die Lagerströmia, wird vom Herrn Aurich ebenfalls die Punica nana behandelt und gleichfalls massenhaft zur Decoration verwendet. Wir übergehen die zahlreichen, schon wiederholt besprochenen anderweitigen Decorationspflanzen und wenden uns zu den Treibereien. in denen neben ande- ren Früchten besonders Erdbeeren, Pfir- siche und Ananas in grosser Menge und Vollkommenkeit gezogen werden. Von Erdbeeren wird Roseberry und die hier als Roseberry maxima (eine mit Myatt’s Elise verwandte Sorte) verbrei- tete Sorte, ausschliesslich zur Treiberei angewendet. Die Ananas zieht Herr Aurich in 4 — Szöllligen Töpfen zur Frucht- treiberei vor. Die jungen Pflanzen werden im Frühjahr in eine nahrhafte vasenerde gepflanzt und den Sommer hindurch im Ananashause cultivirt. Im Herbste wird die Erde ganz abgeschüt- telt und die Pflanzen für den Winter in Moos gepflanzt, die Ballen oben aber et- was mit Erde gedeckt. Den Winter hin- durch werden dieselben ziemlich warm im Frühling entweder in ein freies Beet im Ananashause oder in grössere Töpfe in eine nahrhafte Erde gepflanzt um im Scmmer und Herbst zum Fruchtragen gebracht zu werden. Die Pflanzen wa- ren bei dieser Behandlung sehr kräftig und gesund, die Früchte aber nicht so dann bis Ende August oder bis in den | gross, wie wir solche beim Herrn Bar- September im Freien. ben im Frühling müssen sie stark (auf 1 — 3 Augen) zurückgeschnitten wer- den, wenn man reichliche Blüthe erzie- len will. Vor dem Antrei- | low sahen, wobei jedoch zu berück- sichtigen, dass Herr Aurich Sorten ceul- tivirt, die an und für sich nicht so grosse Früchte liefern als, als die vom Herrn Barlow zur Cultur verwendeten. I, Originalabhandlungen. Ganz ausgezeichnet schön standen die Pfirsiche, Grosse mächtige Spaliere, von unten bis oben reich belaubt und eben so reich mit vollkommenen schö- nen Früchten besetzt. Herr Aurich schneidet seine Spaliere nur im Winter vor dem Antreiben, den Sommetschnitt wendet derselbe nicht an, nicht weil er diesen verwirft, sondern weil ihm im Sommer die Zeit dazu fehlt. Die 5 Pfirsichhäuser werden zu verschie- denen Zeiten angetrieben, so dass von Mitte Mai bis Ende August fortwährend Früchte für die Tafel geliefert werden können. Die erste Abtheilung wird Ende December (6.—12. Januar n. $t.), die letzte Mitte Februar (Ende Februar n. St.) angetrieben, In der Ausbildung der Früchte ist zwischen den früher und später angetriebenen Abtheilungen kein Unterschied zu bemerken, dagegen wer- fen die zuerst angetriebenen Abtheilun- gen mehr Früchte ab, als die später an- getriebenen. Die Treiberei beginnt mit 2° R., nach 8 Tagen wird die Tempera- tur auf 4° R, erhöht und so wird die Wärme allmälig immer mehr gesteigert, so dass vor der Blüthe die Temperatur des Hauses auf 10 — 12° R. gehalten wird. Während der Blüthe wird die Tem- peratur wieder auf 60 R. erniedrigt, in- dem der Pfirsichbaum bei tieferer Tem- peratur besser ansetzt,. Nach dem Ab- blühen wird die Haustemperatur wieder auf I2— 14° R. erhöht und diese Tem- peratur bis zur Fruchtreife erhalten, wenn die äussere Temperatur nicht hö- her kommt und so auch eine höhere Temperatur des Hauses bedingt. Bei den im Sommer reiferden Früchten wird ein Theil der oberen Fenster des Hau- ses abgenommen, — Die Decorationen und Bepflanzungen der Blumengruppen des freien Landes während des Sommers beschränken sich 377 in den grossartigen Anlagen Peterhofs auf einige Blumenparlhien. Wir werden diese später einmal näher betrachten, wenn wir die ausgedehnten Park-Anlagen Peterhofs besprechen, wel- che mit ihren ansgedehnten Wasserkün- sten keiner andern ähnlichen Anlage Eu- ropa’s nachstehen. — 2) Der Garten Seiner Kaiserlichen Hoheit des Prinzen von Oldenburg in Peterhof, Obergärtner Herr Peters. In den Gewächshäusern werden vor- zugsweise die beliebteren Decorations- pflanzen gezogen. Die neu erbauten Gewächshäuser haben aber für Peters- burg ein hohes Interesse‘, weil es die ersten sind, welche ganz in Eisenkon- ° struction aus Schmiedeeisen mit doppel- ten Fenstern erbaut worden sind, Das eiserne Gewächshaus, das in dem Gar- ten des Fürsten Beloselsky in Krestofsky mit einfachen Fenstern aufgestellt ist, kann im Winter zur Cultur zarterer Pflanzen im Klima von Petersburg nicht benutzt werden, Dagegen haben sich die in viel grösserem Maasstabe in dem in Rede stehenden Garten erbauten eiser- nen Gewächshäuser mit doppelten Fen- stern in dem letzten kalten Winter als durchaus zweckmässig zur Pflanzeneul- tur auch im Klima von Petersburg er- wiesen und es ist hiermit eine noch of- fene Frage beantwortet, welche nur Er- fahrung allein beantworten konnte, Es sind diese Häuser 40 Faden (280 Fuss) lang, enthalten Abtheilungen für Kalt- und Warmhauspflanzen und 2 höhere Salons, Dieselben haben die Lage nach Süd, die nicht hohe Hinterwand ist von Stein, und die ziemlich bedeu- tende innere Breite durch gebogene Slas- dachung überspannt. Ebenso gut wie sich diese Häuser für die Cultur bewährt 378 haben, ebenso elegant ist der in Peters- burg noch ungewohnte Anblick der Fa- cade mit gebogenen Linien und gewölb- ten Kuppeln von aussen. Die Heizun- gen sind gewöhnliche Kanalheizungen. Der Tropfenfall war im Winter unbe- deutend und ist durch untergelegte Rin- nen an den wenigen Stellen, wo solcher stattfand, abgeleitet worden. Trotzdem endlich nur Halbdoppelglas zur Vergla- sung angewendet ist, sprangen während des ganzen letzten harten schneereichen Winters nur einige wenige Scheiben. Das Eisenwerk ward von einem hie- sigen russischen Meister aus Schmiede- eisen gemacht. Die Mehrkosten eines Eisenbaues sind allerdings gegenüber einem Holz- bau sehr beträchtlich. Während nun aber das Holzwerk von Warmhäusern im hiesigen Klima im Zeitraum von 6—10 Jahren ganz erneuert werden muss, fal- len gegentheils die hohen Unterhaltungs- kosten beim Eisenbau fast ganz weg und beschränken sich auf Erneuerung des Anstriches des Eisenwerkes, damit der Rost solches nicht angreifen kann, so dass der Eisenbau später eher billiger ist und ausserdem die bei der Pflanzen- eultur so störenden steten Reparaturen vermieden werden. Diese nach neuem Systeme ausge- führten Bauten des Gartens Sr. Kais. Hoheit des Prinzen von Oldenburg ver- anlassen uns zu einer einlässlicheren Betrachtung der Mängel, welche in den Gärten Petersburgs die Gewächshäuser noch vielfach zeigen, — Mängel, die gerade von den Gärtnern, deren Aufgabe es ist, in den vorhandenen Räumen schöne Pflanzen zu erziehen, um so em- pfindlicher gefühlt werden, je mehr die Betrefienden ihre Pflanzen lieben, je mehr es ihr Bestreben ist, mit der Zeit fortzugehen und das zu leisten, was sie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, bei zweckmässigen Baulichkeiten leich- ter und vollkommener leisten könnten. Betrachten wir gerade so manche der grösseren Gärtnereien Petersburgs, so ist die Mehrzahl der Gewächshäuser in früherer Zeit nach dem alten Systeme aufgeführt worden, weiches im Auslande oder auch in Privat- und Handelsgärt- nereien Petersburgs schon lange den ge- fälligeren und zweckmässigeren Bauten der neueren Zeit hat weichen müssen. Hohe Häuser mit steinerner Hinterwand und von Sehr geringer Tiefe, mit Stehen- den Vorderfenstern, — und wenn sie nicht aus der allerältesten Zeit stammen, liegenden Dachfenstern, herrschen vor. Unverhältnissmässig klein ist dazu die Zahl der eigentlichen Culturhäuser. Diese letzteren bestehen dann gemeinig- lich aus sehr niedrigen Häusern, die, wenn sie gut eingerichtet und unterhalten sind, sich zur Anzucht kleinerer Deeorationspflanzen, sowie zur Pilege zarterer Gewächse, wohl eignen. In \liesem sind dann auch stets die be- sten Pflanzen aufgestellt und werden, so lange sie in solchen bleiben können, hier auch zu schönen tadellosen Exemplaren erzogen. Bald kommt nun aber die Zeit, wo viele der ausgezeichnetsten Pflanzen für diese Häuser zu gross werden. Sie müssen nun gleich in jene hohen, zur Cultur unzweckmässigen Häuser überge- siedelt werden, wo die härteren Arten sich wohl erhalten, aber bald keinen Anspruch mehr darauf machen können, für schöne Exemplare zu gelten. Denn sie müssen hier in dem schmalen, mehr einem Corridor als einem Gewächshaus ähnlichen Raume, dicht zusammenge- drängt werden, um gleich den andern zahliosen Deecorationspflanzen die kahle Hinterwand zu decken und werden unter solchen Verhältnissen bald zu langen, kahlen , einseitig aufgeschossenen Pflan- 1: ‚Originalabhandlungen. zen, So unschön solche nun auch sind, so wenig wie sie auch ihrem Zwecke entsprechen , die Pflanze in vollkomme- ner natürlicher Tracht oder als mit Blu- men beladenen Busch dem Beschauer vorzuführen, so wenig man solche selbst zu Decorationen in demPalais oder dem Zimmer gebrauchen kann, — sie müssen dennoch in dieser Form erhalten wer- den, — denn es muss ja die hohe Hin- terwand gedeckt werden, und dazu ge- braucht man jene hohen unten kahlen, von Niemand beachteten Exemplare, die echon durch die für sie nothwendigen Kübel, ein bedeutendes Unterhaltungs- kapital gebrauchen. — Es ist das aber erst ein Nach- theil. Ein anderer dem Gärtner noch weit empfindlicherer findet sich darin, dass zartere und bessere Pflanzen die Uebersiedlung in solche unzweckmässige Räume meist nicht lange überleben, und was seit langen Jahren mühsam ange- zogen, geht nicht blos dem Gärtner zu seinem eigenen tiefen Bedauern verlo- ren, sondern zieht ihm auch wohl noch empfindliche Unannehmlichkeiten anderer Art zu. — Der dritte Nachtheil endlich besteht darin, dass solche hohe Ge- wächshäuser, die wegen ihrer kostspieli- gen Unterhaltung besonders dazu be- stimmt sein sollten, nicht blos nur schöne und seltenere Gewächse zu bergen, son- dern in welchem solche auch übersicht- lich und gefällig aufgestellt sein sollten, — eine eigentlich gefällige Decoration niemal zulassen. Durch die nothwen- dige Deckung der Hinterwand durch hohe werthlose, schon in der Form ganz verdorbene und doch in der Unterhal- tung sehr kostspielige Exemplare wird in dem innerlich wenig tiefen Hause das ganze Arrangement so nach vorn hin gedrängt, dass eine übersichtliche leichte 379 Aufstellung ganz unmöglich wird. Es fehlt jeder Standpunkt, um eine Ueber- sicht zu gewinnen. Der Besucher, an- statt den gefälligen Wechsel der man- nigfachen Pflanzenformen in einem ma- lerisch geordneten Ganzen vor sich zu haben , in welchem jede einzelne Pflan- zenform sich volle Geltung verschafft, und wo durch theilweise Deckung oder geöffnete Durchblicke und Ansichten die Wirkung verstärkt wird, — geht viel- mehr nur längs der Fenster auf einem einzigen beengten Wege und muss den Blick zum Himmel erheben, um eine An- sicht der gleich einer grünen massigen Wand geordneten Pflanzenmassen zu er- halten, — Mit wenigen Ausnahmen gebrauchen die Pflanzen, wenn sie sich vollkommen ausbilden sollen, einen Standort, wo von allen Seiten das Licht auf sie unge- hindert einfallen kann, Eine einzige, in voller Schönheit erzogene und zweck- mässig aufgestellte Pflanze wird stets einen vortheilhafteren Eindruck machen, als zu Massen verbundene Pflanzengrup- pen, selbst wenn die sie bildenden Exemplare keine Schattenbilder von dem sind, was sie eigentlich sein sollten. Niemand weiss dies besser als gerade der gebildete eifrige Gärtner, der mit sei- nen Pflanzen lebt und in ihrem Gedeihen seine Freude und Ermuthigung findet. In einem Klima, wo aber selbst die Pflanze des Kalthauses noch im Gewächs- hause ihren Trieb machen muss und kaum 31/, Monate, um sich zu erholen, im Freien stehen kann, — ist für gute und vollkommene Cultur die erste und wichtigste Anforderung, die Her- stellung zweckmässiger Räum- lichkeiten zuErziehung solcher schö- nen Pflanzen. Ueberall kann aber nur in einem zweckmässig eingerichteten Raume die schöne Pflanze in ihrer gan- 380 zen Schönheit gezeigt und erhalten wer- den, Fassen wir den Zweck, welchen Pri- vat- und Kronsgärtnereien haben, zuvör- derst einmal in’s Auge, so ist dieser ein doppelter, — nämlich einerseits An- zucht der ausgezeichnetsten, un- ser Klima nicht ertragenden Zier- pflanzen, sowie Erziehung harter Decorationspflanzen zu Deecoratio- nen in den Wohnungen und Palais — und andererseits Aufstellung der schön- sten und werthvollsten Pflan- zen in möglichst zweckmässigem und' geschmackvollem Arrange- ment in den zum Besuch bestimmten Gewächshäusern. Zu beidenZwecken sind aber jene in Rede stehen- den hohen, schmalen, mehr einem Corridor denn einem Gewächs- hause ähnelnden Häuser ganz ungeeignet. Zur Anzucht wie zur Erziehung von Decorationspflanzen sind niedrige und halbhohe Gewächshäuser am geeignet- sten, denn hierzu gebraucht man nur Pflanzen von 2 — 15 Fuss Höhe. Ge- rade diese so nothwendigen halbhohen Gewächshäuser, in welche die in den niedrigen Gewächshäusern zu hoch wer- denden Pflanzen übersiedelt werden kön- nen, fehlen meistens unsern Gärten von der bedeutendsten Ausdehnung. Die zweckmässigste Form für solche dürften innerlich tiefe Doppelhäuser sein, deren Giebelhöhe 15—18 Fuss betragen kann. Die Pflanzen in höhern Häusern auf hohe Stellagen zu stellen, um sie näher zum Lichte zu bringen, ist schon wegen der grössern Ausdehnung des zu erwär- menden Raumes nicht blos eine nutzlose Verschwendung an Brennmaterial , son- dern es ist auch ausserdem der Stand- I | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. er auch die Besorgung und die Beauf- sichtigung des Begiessens ete. erschwert. In einer gut eingerichteten Gärtnerei sollen die kleinen Pflanzen in kleinen Häusern und die höhern Pflanzen in Häu- Sern von entsprechender Höhe aufgestellt sein. Die Aufstellung kleiner Pflanzen auf Fensterbrettern und auf Stellagen in höheren Häusern erscheint nur in den zur Cultur von Orangen und andern Kübelbäumen bestimmten Gewächshäu- sern, sowie in Treibereien etc. gerecht- fertigt. In niedrigen Culturhäusern ist natürlieh die Aufstellung kleiner Pflan- zen auf erhöhten erwärmten Beeten und . Stellagen durch die Umstände geboten, denn ganz niedrige Gewächshäuser, die wir als Mistbeetkästen, Sommer- kästen, heizbare Beete bezeichnen, wo die Pflanzen ebner Erde unters Licht gestellt werden können, sind nur von aussen zugänglich und folglich auch nur im Sommer benutzbar. Die zweckmäs- sige und solide Einrichtung, sowie gute Unterhaltung von Treibbeeten, niedrigen und mittelhohen Culturhäusern betrach- ten wir daher als das erste und wich- tigste Fundament jeder tüchtigen Pflan- zengärtnerei. Wir finden solche daher besonders in Privatgärtnereien und Han- delsgärtnereien gut ausgebildet. In vie- len der grössern und grössten Gärtnereien in und um Petersburg entsprechen aber gerade diese für die Cultur wichtigsten Gewächshäuser in keiner Beziehung den an sie zu stellenden Anforderungen. Die für die Cultur so vieler feinerer zarter Pflanzen, sowie zur Anzucht so unbedingt nothwendigen niedrigen Culturhäuser sind gewöhnlich in verhältnissmässig zu ge- ringer Anzahl vorhanden, oder nebst den nicht minder nothwendigen Treibbee- ort auf hohen Stellagen sowohl für die | ten vernachlässigt, und die wichtigen halb- Pflanzen selbst unzweckmässiger, sowie | hohen Häuser fehlen gemeiniglich ganz- I. Originalabhandlungen. Wenn nun schon zur Erziehung har- ter Decorationspflanzen die hohen ein- seitigen Gewächshäuser mit stehenden Fenstern unzweckmässig erscheinen, — so ist dies in noch viel höherem Grade für den andern Zweck einesGartens der Fall, nämlich die werthvolleren und seltneren Pflanzen zweckmässig und decorativ aufzustellen. Das Gewächs- haus soll dabei eine solche Aufstellung möglich machen, dass die Pflanze selbst vollkommen die Bedingungen zu ihrer normalen Entwicklung findet und ferner jede einzelne Pflanzenform zur vollstän- digen Geltung kommt. Hierdurch wird gerade dem Gewächshaus jener Reiz des Wechsels gegeben, der uns die impo- santesten und interessantesten Pftlanzen- formen der Florengebiete der verschie- denen Länder in kleinem Raum vor Au- gen führt, und zwar in würdigen Reprä- sentanten nicht aber in lang aufgeschos- senen Zerrbildern. Letztere Form ist aber leider die consequente Folge der schmalen, hohen, einseitigen Häuser, Zu solcher Aufstellung eignen sich da- her wiederum nur innerlich möglichst tiefe, von allen Seiten mit Glas umge- bene Häuser. Je bedeutender deren in- nere Tiefe, je geschmackvoller kann das ganze Arrangement den vollkommensten Garten im Freien nachahmen. Jeder grössere Pflanzengarten sollte mindestens 2 solche Gewächshäuser besitzen , näm- lich eins für Kalthaus- und ein anderes für Warmhauspflanzen, Die Grösse und Mannigfaltigkeit solcher Räume müsste im genauen Verhältniss zu den Mitteln - stehen. Besser kleiner und gut unterhal- ten, als zu gross und weniger gut un- terhalten. Es müssen dies die Schmuck- und Schauräume des Instituts sein, in welchen nicht nur alle schöneren und grösseren Exemplare der seltneren Pilan- zen aufgestellt werden, sondern in denen 381 auch die zeitig blühenden Gewächse zu Blumengruppen vereinigt, — oder in denen, wenn auch nur zeitweise, die schönsten und seltensten Pflanzen der kleinen Culturhäuser zur Ansicht aufge- stellt werden. Mit andern Worten, es müssen diese grösseren, zweckmässig eingerichteten Gewächshäuser, den Zweck eines Wintergartens und Ausstellungs- raumes mit einander vereinen. Die Höhe derselben braucht im Mittel kaum mehr als 20 — 25 Fuss zu betragen und wo man noch höhere Räume für Palmen oder andere hohe Pflanzen des Kalt- oder Warmhauses anbringen will, da thue man dies in Form von höheren Kuppeln, an die sich die niederen Ausstellungsräume strahlenförmig anschliessen. Es kann nach unserer Ansicht in der Aufgabe keines Gewächshauses liegen, das unter dem 60° nördl. Br, erbaut wird, die hohen Gewächse der Tropen in ihrer ganzen Höhe dem Besucher zu präsentiren. Ein Endziel muss daher dem Wachsthume hier immer einmal gesetzt werden, selbst dem der herrlichen Palme, wo diese für unsere Gewächshäuser zu hoch wird, Besitzt der Garten gute Anzuchts- und mittelhohe Häuser, so wird sich in die- sen immer genügende Nachzucht finden, um zu hoch werdende Pilanzen zweck- mässig zu ergänzen. Es hält überhaupt schon sehr schwer, in einem Gewächshause einen Standpunkt zu finden, wo sehr hohe Pflanzen dem Auge in der gehörigen Sehweite präsentirt werden können. Da- her muss dem Wachsthum durch Ein- stutzen oder Entfernung dasZiel gesetzt werden, das durch die Räumlichkeiten bedingt wird, Ebenso sehr wie vor zu hohen Exemplaren hüte man sich vor nutzloser Ueberfüllung solcher Räum- lichkeiten. Solche sollen von vornherein schon so angelegt sein, dass man nicht “Gartenflora Deutschlands, 382 nothwendig hat, hässliche Wände und Heizungen durch die Pflanzen zu decken, oder wo solche Deckung dennoch noth- wendig, mag dies mittelst kleiner Fels- parthien oder anderweitige Gegenstände geschehen, welche integrirende Theile der ganzen Decoration sind. Jene dichten unschönen Pflanzer:mas- sen, in denen jede einzelne Pflanzen- form sich ganz verliert oder bald zum Zerrbild ihrer natürlichen Tracht wird, sind hier gar nicht nöthig anzubringen, oder sollen, wo sie dennoch angebracht werden, aus Gruppen natürlich gesell- schaftlich wachsender Pflanzenformen gebildet sein, zwischen denen die ausge- zeichneteren oder höheren Exemplare seltnerer Pflanzen nur um so zweckmäs- siger hervortreten. — Also weg mit jener Unzahl unzweck- mässiger Häuser, die zu ihrer Decora- tion nur die Anzucht einer Unzahl nöthiger Doubletten harter Decorations- pflanzen erfordern, die das Grab oder der Ort des Verderbnisses aller bessern Pflanzen sind oder deren Gultur wenig- stens ungemein erschweren, — und für Pflanzen keiner Art eigentlich zweck- mässig sind. Ergänze man solche, wo die Mittel nicht reichen , besser durch einige wenige kleinere aber gut con- struirte Räume, die dazu geeignet sind, mit den schönen Pflanzen, die sie in zweckmässiger Aufstellung füllen, dem Besucher ein wahres Bild der Vegetation unter natürlichen Verhältnissen zu geben, sowie auch die Liebhaber zu der schö- nen Pflanzenwelt und damit den Besuch des betreffenden Instituts zu mehren. Nur auf diese Weise wird man im Stande sein, mit gerisgeren Mitteln, mit geringerer Arbeitskraft einen Effect hervorzubringen , der auf alle Besucher einen günstigern Eindruck macht, als zehnfach grössere unzweckmässig einge- un- Russlands und der Schweiz. richtete Räumlichkeiten, sowie ferner den Ausstellungsraum gleichzeitig die Bedeu- tung eines Culturhauses zu geben, Gewächshäuser , die überhaupt nicht zum Besuch, sondern nur zur Cultur der zu Decorationen der Zimmer, des Gertens im Freien etc, nothwendi- gen Pflanzen bestimmt sind, brauchen auch nur als Culturhäuser eingerichtet zu sein. Hierzu dienen niedrige einseitig gebaute — nnd niedrige und halbhohe Häuser mit Satteldach. Wo aber es gleichzeitig der Zweck der Gewächs- häuser ist, die seltneren in Cultur be- findlichen Pflanzen, die sich zu Deco- rationen nicht eignen, zu zeigen, — oder die verkäuflichen Pflanzen hübsch gruppirt zusammenzustellen, da sollten kleinere oder grössere Abtheilungen in dem oben besprochenen Sinne eingerich- tet werden. Als eine Mustergärtnerei in Bezug auf zweckmässige Einrichtung der Cul- turhäuser, Ausstellungshäuser, sowie der Aufstellung der Pflanzen ist z. B. der Garten des Herrn Fabrikbesitzers Borsig in Berlin zu nennen, der auch jährlich von Tausenden besucht wird. In und um Petersburg sind im All- gemeinen die Häuser der meisten Han- delsgärtner als Culturhäuser gut con- struirt. Hrn.‘ Alwardt gebührt jedoch in dieser Beziehung das Verdienst, schon vor einer Reihe von Jahren mit gutem Beispiel als erster vorausgegangen zu sein. Im wohlverstandenen Interesse der Handelsgärtner selbst dürfte es aber lie- gen, wenn auch sie kleinere Schauhäu- ser einrichten würden, in denen sie die schöneren zum Verkauf bestimmten Pflan- zen geschmackvoll aufstellen würden. Unter den vielen schönen Privatgär- ten zeichnet sich der des Herrn Gromof, den wir später noch specieller bespre- chen werden, durch die gute und zweck- I. Originalabhandlungen. mässige Einrichtung aller Gewächshäu- ser (Cultur- und Ausstellungshäuser) aus. Die neu erbauten Gewächshäu- ser des Herrn Saposchnikoff, sowie die der Madame Kolenisscheff (früher Garten des Herrn Grafen von Nesselrode) stehen denen des Hrn. Gromof nicht nach. Das schönste, zweckmässigste und in- nerlich breiteste (56 Fuss innere Breite) als Wintergarten eingerichtete Gewächs- haus ist in dem Garten des Generals v. Uschakoff in Paullowsk erbaut worden. Durchweg höchst zweckmässig und gut eonstruirte Culturhäuser enthält der Gar- ten Seiner Kais. Hoheit des Grossfürsten Nicolai Nicolajewitsch, dessen Bespre- chung nächstens folgen wird. Hier ist auch in Verbindung mit dem Palais für Petersburg der erste im Sommer zum Abnehmen eingerichtete Wintergarten erbaut worden. Ausserdem finden wir gute Culturhäuser in allen Gärten Pe- tersburgs, aber freilich in verhältniss- mässig grösserer oder geringerer Zahl. Vollkommen nach dem neuern Systeme erbaute Wintergärten sind nur wenige und solches aus Eisen und Glas haben wir noch gar nicht, denn auch die oben besprochenen Häuser im Garten Seiner Kais. Hoheit des Prinzen von Oldenburg haben noch steinerne Hinterwände und die höheren derselben selbst steinerne Pfeiler. Nachdem nun nachgewiesen ist, dass der Eisenbau mit doppelten Fenstern auch für das Klima von Petersburg voll- kommen gut geeignet ist, scllien nach unserer Ansicht alle zur decorativen Aufstellung bestimmten Schauhäuser, alle Wintergärten und überhaupt alle Gewächshäuser von ähnlichem Zwecke auch hier nur noch aus Eisen erbaut und von allen Seiten aus Glas construirt werden. Nicht die Härte des Winters ist es, wodurch die Pflanzen unserer Gewächshäuser hier im hohen Norden 383 so leiden, sondern der Mangel an Licht. Ganz aus Eisen erbaute Gewächshäuser sind aber die hellsten und werden sich daher hier auch für die Cultur am besten bewähren. Auch für mittelhohe oder selbst für niedrige Doppelhäuser, die mehr zur Schaustellung der kleineren Pflanzen des Kalt- und Warmhauses oder zur Cultur der feineren immergrünen Pflanzen des Kalthauses bestimmt sind, dürfte Eisenbau am meisten zu empfeh- len sein. Holzbau dagegen dürfte für alle eigentlichen Culturhäuser mit einfa- chem Glase, seien dieses nun niedrige oder etwas höhere, — einseitig oder dop- pelt construirte Häuser, — der zweck- mässigere sein. Wir empfehlen den Eisenbau gegenüber dem Holzbau überhaupt für alle jene Ge- wächshäuser, wo.das Gewächshaus selbst mehr im eigentlichen Garten liegt, weil mittelst des PBisenbaues am ehesten Zweekmässigkeit mit Eleganz verbunden werden kann. Ist es doch eine im All- gemeinen noch häufig geführte Klage des Gärtners, dass der oft zu schr bei Erbauung der Gewächshäuser domini- rende Einfluss der Architekten, einer schönen Facade zu lieb, einen zur Cul- tur unzweckmässigen Bau auflührte. Die grösste Zweckmässigkeit mit der ästhetischen Form zu verbinden, beur- kundet am meisten das Talent des Künst- lers, der, wenn er Gewächshäuser er- baut, auch einen richtigen Begriff von dem haben muss, was der Pflanze noth- wendig ist. Wir empfehlen den Eisen- bau mit doppelten Fenstern aber auch deshalb ferner, weil wir überzeugt sind, dass wenn solcher solid ausgeführt, — wenn zu dem nach aussen liegenden Giase gutes starkes Doppelglas *), dem *) Das gerielte Doppelglas springt unterm Einfluss unsers strengen Winters, das nicht ge- siefte springt aber nicht. 381 im Rahmen noch etwas Platz zur Bewe- gung gelassen ist, — gewählt wird, auch der Eisenbau der weitaus billigste ist, weil er jener steten Remonten, die bald das ganze Unterhaltungskapital eines Gartens aufzehren , nicht bedarf. Auch schon in seiner Anlage kommt solcher nicht um so viel höher zu stehen, als gemeiniglich behauptet wird. Bei der Ausführung eines Eisenbaues im Klima von St. Petersburg achte man aber auf solide Ausführung alles nach aussen lie- genden Eisenwerkes. Wird solches nicht aus dem solideren Schmiedeeisen, son- sern aus Gusseisen gefertigt, so über- binde man dem Meister eine Garantie auf mindestens 5 Jahre, da uns Fälle bekannt sind, dass unter Einfluss unse- res harten Winters das Gusseisen ge- sprungen ist. — In Betreff der Culturhäuser mit ein- facher Fensterlage aus Holz möchten wir vor dem hier noch allgemein gebräuch- lichen Kalfatern der Fenstern im Herbste warnen. Die Fensterrahmen werden da- bei jährlich so gewaltsam zusammenge- presst, dass in Folge desselben nicht nur die ganzen Fenster viel früher ver- derben, sondern namentlich auf den sich einsackenden Fenstern das stärker zwischen das Holz angepresste Glas den Winter hindarch dem Springen viel mehr ausgesetzt ist. Ein Ausstreichen der Spalten zwischen Sparren und Fenster mit Kitt, wie solches Herr Alwardt an- wendet, hält einige Jahre, ist daher nicht theurer und schadet den Fenstern nicht. Ueber Heizungen haben wir früher un- sere Ansicht schon ausgesprochen. Wo Wasserheizungen angewendet werden, soll man solchenicht nur unterGarantie siche- rer Meister anfertigen lassen, sondern in unserm Klima auchnie die Heizung aufei- nen Kessel basiren, Der lange Winter des 60. Grades verlangt schon die Garantie, dass Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. jedes Haus durch Röhren erwärmt wird, die von 2 verschiedenen Kesseln aus- gehen. Nach unserer Ansicht wäre die beste Art der Erwärmung für unser Klimadie, dass die Gewächshäuser durch eine Wasserheizung erwärmt werden, deren Heizkraft bei geringen Wärmegra- den hinreicht. Ausserdem sollten aber in jedem Gewächshause nochdie nie im Stich lassenden oder stets leicht und schnell zu reparirenden gewöhnlichen Heizkanäle zweckmässig angebracht sein, um solche bei höhern Kältegraden oder Unglücks- fällen zur Erwärmung benutzen zu kön- nen. Die beste Lage der Kanäle ist nach unserer Ansicht, wenn solche längs der Fenster ganz in die Erde eingesenkt werden, jedoch so, dass solche nach al- len Seiten frei liegen und sie also ihre Wärme ungehindert abgeben können. Nachdem wir nun im Obigen unsere Ansicht über zweckmässigere Erbauung der Gewächshäuser mitgetheilt haben, be- merken wir noch, dass solche, was die Form der Häuser betrifft, von allen Sach- verständigen getheilt wird. Das abge- nutzte Argument, was zum Vortheil der Erhaltung jener unzweckmässigen hohen einseitigenHäuser oft eingelegt wird, be- steht einfach darin: Der Garten habe bis jetzt mit diesen schlechten un- zweckmässigen Häusern seinem Zwecke genügen können und werde auch bei aufmerksamer Pflege fernerhin das Glei- che wie früher leisten können. — Auch der alte Webstuhl leistet jetzt noch das Gleiche wie früher, die Maschi- nen-Arbeit hat ihn aber schon lange verdrängt. Es ist weggeworfenes Kapi- tal und Arbeitskraft, das noch auf die gleiche alte mühsame Art unvollkommen zu produciren, was man nach neuer Me- thode leichter, schneller und vollkom- mener produciren kann. — ER) l. Originalabhandlungen. 385 3) Aphorismen eines Dilettanten zur Landschaftsgärtnerei. Bei einem Blick auf die Geschichte der Gärtnerei feiert die Gegenwart in ih- rem Geschmack den Triumph der Mut- ter Natur als Meisterin aller lebensvollen Schöpfungen, die wir nachzubilden, oder unterstützend zu veredeln streben. Auch in diesem Gebiete menschlicher Thätigkeit bestätigt der herrschende Ge- schmack das Wort: „Usus est tyrannus“ und darum konnte kein» Zeit sagen, welches der beste Geschmack, das reinste Ideal ihrer Schöpfungen sei, da jede Zeit es zu haben vermeint hat, und der Autoritätsglaube für den Gartenkünstler mit ihm die Geister beherrschte, Wir, selbst unter den herrschenden Ideen ausgebildet, sind Doppelnaturen, welche in Geist und Gefühl jener ho- mogene Träger geworden, bis ein freier Genius erscheint, der sich nicht beherr- schen lässt, sondern unbekümmert um das, was seine Zeit bildet, seine eigene Tendenz verfolgend, Schöpfungen dar- - stellt, welche Nachahmung finden, und ihn zum Gründer einer neuen Schule, oder Geschmacksrichtung machen, Darum aber gleichen auch die lite- rarischen Arbeiten mancher Landtchafts- gärtner den Modejournalen um so mehr, als darin Turnierplätze individueller Narr- heiten anzutreffen sind, welche die Na- tur oder den Leser nach dem Kraft- maasse ihrer egoistischen Phantasien oder Speculation maassregeln wollen. Wie oft sind unsere Werke nicht Spiegelbilder unserer eignen Charak- teristik! Wer den Barock- und Lapi- darstyl desvorigen Jahrhunderts betrach- tet, wird unwillkürlich an diese steife Grandezza der Perrückenzeit erinnert; und wer gegenwärtig ein Handbuch über Landschaftsgärtnerei durcheieht , in wel- chem der Ton der Decretalien herrscht, der Verfasser weitschweifig, übergelehrt, phantastisch, zuweilen wie ein bezopfter Magister den Leser durch das Labyrinth seiner Anleitungen führt, welcher darum gähnend am Schlusse des Werkes nicht mehr weiss, was er gelesen — Der wird annehmen können , dass der Verfasser weniger im Interesse des zu behandeln- den Stoffes, als vielmehr seiner lieben eigenen Person geschrieben habe, Wie er auch dichte, male und baue, als Literat wird der wahre Landschafts- gärtner der Kunst ein höheres Gesetz ausbauen, als die Modesache. Er wird rein objeetiv schreibend, die Natur im höchsten Gesetze des Lebens, der Frei- heit, weniger kränken, als vielmehr, wo es die Kunst begehrt, mit ihr spielen, stets aber den heiteren Genius des Le- bens zu unterstützen, den erhabenen Ernst in seinen Kraftentwieklungen — selbst ein Kind der allliebenden Mutter Natur — hilfreich zu ehren suchen, und damit den ewigen Gesetzen derselben dienen, nach dem warnenden Erfahrungs- satze : „Die Natur ist vollkommen über- all, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual .“* Wie abhängig ist doch ein Land- schaftsgemälde in Form, Farbe undLicht vom Gartenkünstler! Wie viele Motive der Menschheit abhängig von Galle und Leber! Wäre es möglich — Mancher würde in kränkelnder Eitelkeit seine Bilder in Rembrand’schem Farbenton halten! Doch, weg mit blaugrüner Düsterheit zu dem lichtvoll lachenden Humor, der durch die literarischen Bilder eines Gartenkünstlers schlüpft, welcher Betrachtungen über die „Blättersprache“ anstellt, wobei Espen 386 und Birken klappern, Eichen aber fast brüllen! Wehe dem Dilettanten, welcher, um die Sprache der Natur zu studiren, grosse Gruppen von säuselnden Linden, klappernden Pappeln, Espen und Birken, rauschenden Buchen und Ulmen, und brüllenden Eichen etc. pflanzt! Sein Ohr wird bald nicht mehr das weiche Flü- stern der Akazie, das sehr weiche und leise Rauschen des Maassholders und der Espe, selbst nicht das harte, ab- setzende der Erle zu vernehmen vermö- gen! Wehe auch Dir Fiora, wo im Trotz gegen die Veränderlichkeit, welche der Schöpfer dem menschlichen Geiste im Naturgesetz beigelegl, der verdrossene Aristokrat das Princip der Stabilität an Dir darzustellen dem Gärtner befiehlt, der die Kronen der Bäume und die Hecken mit der Scheere zum Ansehen von Pilzen, Würsten und Klumpen entstellt. Noch gibt Schlesien dem Auge davon Kunde! Namentlich eine Injurie gegen alle Gesetze von Schönheit und Natur ist dort noch allgemein : das Be- hauen der Bäume, besonders der Lin- den, deren Laub den Schafen gegeben wird. Die schönste Gegend wird durch jenes Verfahren langehin entstellt, da man alle Aeste, bis auf den Wipfel, welchen man stehen lässt, abhaut. Wenn im Geiste unserer Eingangs- worte der jetzige Landschaftsgärtner weder Modist noch Friseur der Flur, sondern mehr der gerechte Pflanzen- physiolog ist, welcher Natur und Kunst mit seinen Idealen vermählt, so haben wir doch dem Gedanken nicht wider- stehen können, dass eine Schöpfung, wie z. B. Muskau, wo gegen 5000 Mor- gen] bereits der Gartenkunst gewidmet sind, wo Oertlichkeit, Raum und Mittel vereint wirken, wohl Bilder jeglichen Geschmackes verschiedener Zeiten und Völker in sich aufnehmen könne, ohne a ——— un nn nn nn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der herrschenden Idee des Ganzen zu schaden. Sicherlich würde — da die Idee des Schönen dabei nicht ausge- schlossen ist — dies eine angenehme Ueberraschung gewähren. Eine solche bringt uns in diesem Augenblicke eine Ankündigung der Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig, eines Wer- kes von E. Petzold: Die Landschafts- gärtnerei, ein Handbuch für Gärtner, Architekten , Gutsbesitzer und Freunde der Gartenkunst; nach Humphry Rep- tons „The Landscape Gardening“ mit 10 in den Text gedruckten, erläuternden Figuren und mit 20 landschaftlichen An- sichten nach ÖOriginalzeichnungen von Friedr. Preller und Carl Hummel. Wir werden der Kritik über das Werk, dessen Preis auf 52/, Rthlr. ge- stellt, zu Michaelis d, J. erscheinen soll, nicht vorgreifen, bemerken jedoch im Rechte des Dilettanten, dass wir aus den 14 Abschnitten des Buches weder Langeweile noch Narrheiten fürchten, viel weniger noch eine Täuschung un- serer Erwartungen, da sich der Verfas- ser in all seinen literarischen Beiträgen, welche wir vom Beginn seiner fachmän- nischen Laufbahn gern gelesen, durch eine edle Einfachheit und Klarheit in Styl und Stoffbehandlung ausgezeichnet, damit aber dem Zwecke der Information mehr genutzt hat, als wenn er den lern- begierigen Leser in ein Labyrinth un- nützen Materiales begraben hätte. Von einem Manne, dem Fürst Pückler - Mus- kau ein günstiger Kritiker gewesen, von einem Meister, dessen Werke in prakti- tischer Ausführung und Erhaltung der Park von Muskau in der Oberlausitz Beweis führend vor Augen stellt, lässt sich nur Gutes auf solcher Bahn erwar- ten. Was würde, zurückschauend auf un- sere Gedanken, in Betreff historischer I. Originalabhandlungen. Darstellung von Bildern der Gartenkunst, für ein Feenreich entstehen, wenn man auf Einem Raume Lenng, G. Meyer und Petzold ohne Einschränkung schaffend - Sich vorstellt; drei Idealisten im Fach, die wahrlich auch ihre’ Poesieen nicht nur dem Himmel belassen, sondern dem realen Erdenleben grünend und blühend vorzuführen verstehen. Doch — halt! Alles scheitert an _ 387 dem Mangel an Raum, Zeit, und — Geld, und in diesem Wrack schöner Träume enden unsere Betrachtungen ! Omnibus cum Salutationibus, Der Verfasser. 1861. Hayn in Hermsdorf bei Wal- denburg in Schlesien. 6. August 4) Ueher die Verpflanzzeit und das Versenden der perenniren- den Frühlingsblumen. Alle zeitig im Frühling blühenden ausdauernden Blumen beginnen ihre Ve- getationsperiode im Herbst und enden sie vor Mitte des folgenden Sommers mit Absterben der oberirdischen Theile. Der Winter scheint blos einen Stillstand im Wachsthum, veranlasst durch niedrige Temperatur, hervorzubringen. Die ein- zige passende Zeit zum Verpflanzen und Zertheilen solcher Pflanzen ist daher die zweite Hälfte des Sommers und der Herbst. Wer seine eigenen Pflanzen zertheilt und verpflanzt, wird natürlich stets diese Zeit wählen, weil das Um- pflanzen im Frühjahr immer mit grossen Nachtheilen verbunden ist. Anders aber, wenn man die Pflanzen aus andern Gär- ten beziehen und kaufen muss. Im Spät- sommer und Herbst denken die meisten Gärtner und Gartenbesitzer nicht daran, sich derartige Sachen zu bestellen, denn die gewöhnliche Pflanzzeit für sogenannte Stauden ist ja das Frühjahr, und sie werden durch nichts daran erinnert. Es wird also erst im Frühjahr bestellt, und wenn Jemand so sorgsam ist, es schon im Herbst zu thun, so wird er die mei- sten Pflanzen doch erst im Frühjahr be- kommen, oder man lässt sie über Win- ter eingeschlagen. Die Folgen dieses Verfahrens sind höchst traurig, und ich bin überzeugt, dass viele beliebte, schöne Blumen, welche seit vielen Jahren be- kannt sind, aber nie recht Verbreitung finden, nur in Folge der unpassenden Ver- sandtzeit verloren gehen. Man kommt nicht eher zu einem Vorrath, als bis man von Bekannten rechtzeitig mehrere starke Pflanzen bekommt, denn was man von Handelsgärtnern bezieht, ist meist verloren. Diese liefern natürlich zu den Catalogspreisen fast immer getheilte Pflanzen , sind es noch seltene, oft in’s Unendliche zertheilt. Viele davon haben schon Knospen oder Blüthen, und kom- men, weil stets zu früh blühend, fast nie zum Versandt. — Diese Nachtheile können nur dadurch aufgehoben werden, dass die Handelsgärtner in ihre „Herbstofferten“ und Zwiebelka- taloge sämmtliche frühblühen- den, perennirendenLandpflanzen aufnehmen, und nur im Herbst versenden, und so den Blumenliebhaber und gedankenlosen Gärtner an das Be- stellen erinnern. Welche Pflanzen auf- zunehmen wären, brauche ich wohl nicht zu Sagen, da jeder Gärtner dies wissen 388 muss, Ich erinnere nur an die so schö- nen gefüllten Spielarten von Primula acaulis, an die gefüllte Hepatica triloba (Anemone Hepatica) und andere Blu- men, welche man in kleinen Privatgär- ten so schön und reichlich, in grösseren und in Handelsgärten fast nie sieht; an Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Epimedium, Corydalis, Trollius, Adonis Dicentra, Helleborus, Eranthis, Viola, Asarum, Primula, Paeonia, Pulmonaria, Lithospermum, Gentiana, Convallaria, Uvularia etc. (Jäger.) 5) Beobachtungen über die Tiefe der Grassaat zu Rasenplätzen und Wiesen. An dem häufigen Misslingen der Grassaaten zu Wiesen und Gartenrasen ist, ausser geringer Tauglichkeit des Bo- dens meist die zu grosse Tiefe der Saat die Ursache. Sehr schwerer Boden ist schlechter als selbst der unfruchtbarste Sandboden, wenigstens für den Anfang, wenn auch später der Graswuchs besser ist. Je schwerer der Boden, desto fla- cher muss der Samen untergebracht, und desto mehr muss genommen werden, und man sollte auf solchem Boden nur dann ansäen, wenn er einen Winter roh gelegen hat und mürbe gefroren ist. Ueber die Tiefe der Saat hat man schon viele Versuche gemacht. Garteninspec- tor Jühlke in Erfurt bemerkt, dass Raigras mit dem letzten Eggenstrich un- tergebracht und gewalzt, in 5 Tagen keimt, 4 bei 1 Zoll Bedeckung keimen 1/, der Sa- men in 12 Tagen, bei 2 Zoll 2/; in 18 Tagen, bei 3 Zoll €; in 20 Tagen, bei 4 Zoll %/,; in 21 Tagen u. s. w. Ge- nauer und umfassender sind die Versu- che von Stephen aus England, de- ren Erfolge nachstehende Tabelle er- gibt. Daraus geht hervor, dass die ent- sprechendste Tiefe !/, Zoll ist, dass bei jeder grössern Tiefe Samen verloren geht. Noch flacher untergebrachter Grassamen, wie es der Fall ist, wenn er auf gewalztem oder getrocknetem Bo- den nur eingekratzt (mit Harken oder Rechen) wird, geht nur in gutem Bo- den bei feuchter Witterung durchgängig auf, weil viel von Vögeln gefressen wird und vertrocknet, 389 Originalabhandlungen. L Namen der Pflanzen, mit denen versucht worden ist, Englisches Raygras, Lolium perenne . Italienisches Raygras, Lolium italicum . Knaulgras, Dactylis glomerata . . . Hoher Schwingel, Festuca elatior . . Wiesen-Schwingel, Festuca pratensis . Härtlicher Schwingel, Festuca duriuscula Französisches Raygras, Avena elatior . Wiesenfuchsschwanz, Alopecurus pra- tensise = 2 sw an mr: Thimothee, Phleum pratense . . . Rispengras, Poa nemoralis . . Schmalblätteriger Wegerich, Plantago lanceolata =. 2.2... En: Rothklee, Trifolium pratense Ehe: Weisser Klee, Trifolium repens Hopfenklee, Medicago lupulina 5: :3 #8, he: Untergebracht in einer Tiefe von re er 2:5 la: osA iS“ See Ein nn = ala alı 11a Ile 113] | [21/4 |2!/2 12%/a | 3 SklEsEe Ss a: Bs3 DER] l. o pe [4 | = Ze ee s48| 29 | 30 | 27 | 19/16 | 19| 14 | 21 | | sı4 © 0,57 o76l 24 ı 2ı | 20 131 3) 10 | ı | 8) 91 6, 5) 5| 185 051 3001 30221151 15/ı0| 9| 7| 5) 2|—| —|-| 15 0,38 3121 20124! 20 | ıo 3lı3|J 11) 9| a| 2| 11 —| 142 0,42 3924| 28 | 28 ı 1 | 12 10) 6| 9| a| 2| 2|—)—| 117 0.36 soo 30|2|10 l15 lı0| 8| 5| 3| 1ı1| — | <- | —| 114 0,38 sool 25 2ı l20olısı 2) 9| 6| 4a| 2) 1) 3, —| 121, 091 wel ıı Isis 2) 7| 6) 3! 11 - | —-|—I 9| 99 sasl 52 | 390 137 10 1605| 7 | 51 —|— | —|)—[ 19 | 0,86 9a 2a ıal al ıl -\-)- I - I - | -|—-1-—] 8], 918 o52l 22|1|35 | ıo| ızlıalııJıo| S| 6) 2) —|—| 134 | 0,53 192! ılıs la ılı)ı 8| a! a1 | -|— |, 85 | 0,45 was em 06 Aal 35 1) Zee 538 0,24 ol 10 sı 6|l al 2 I -— I - I - I - I - 1-1. 8% | 22er 3852]343 301 |232 181 [144 |118 | 90 | 65 | 38 | 22 | 17 | 55 | 38 | 22 | 17 | 9] 1578 | 0,40 1578 | 0,40 29 xl | 390 Unter Grassamenmischungen, na- mentlich zur Anlegung von Wiesen und Feldgrasstücken, enthält das Werkchen von Hanstein: ‚,‚die Familie der Grä- ser in ihrer Bedeutung für den Wiesen- bau,“ mit Zugrundlegung des „Hortus gramineus Woburnensis‘‘ sehr belehrende Zusammenstellungen, welche in folgen- der Tabelle vereinigt sind. Die Gras- menge ist nach 1 Hessischem Acker (= 0,9347 Preussische Morgen) berech- net. Interessant ist hierbei besonders die Angabe der Anzahl der Samen, welche 1 Pfund enthält. Die meisten Samen enthält Agrostis vulgaris (alba), nämlich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4,416,000; darauf kommt Festuca ovina (Schafschwingel) mit 2,496,000 Samen. Die wenigsten Samen hat Bromus erec- tus, nämlich 48,000, doch dürfte die hier nicht mit aufgeführte neue Grasart Ce- ratochloa australis, mit haferartigen Kör- nern vielleicht kaum 1/, davon haben. Auch das französische Raygras (Avena elatior) wiegt schwer, denn das Pfund enthält 92,928 Samen. Auch das theure Kammgras hat nur wenig Samen, näm- lich 68,208. Die Menge der Samen, wel- che auf 1 Pfund gehen, ist bei der Auswahl und dem Preise sehr zu beach- ten. 391 Originalabhändlungen. I. 80 as Ag 30 =) | n © Trockener } Feuchte om ER > 8 ; Trockener | Wässer- : } Ex Bas|l’E m : wenig «„_ |Wiesen mit nn = eh F = Ungefähre | fruchtbarer Frey ee fruchtbarem Namen RS „a| a od: a der | Boden. ; i Boden. = © eo» ) der Gräser und Wiesenpflanzen, | 3 “las 2 3 3 5 5 ea a => =E- E 2 > EA Pfunde, |[Ungefähre Anzahl der Samen in den Gemengen. I. I. Ill. IV. I. II. IV. Pfd. | Pfd. Pfd. | Pfad. (431/, P1d.)|(581/, Pfd.)|(54"/, Pfd.) |(45!/, Pfd.) Engl. Raygras, Lolium perenne . 10 10 10 4 293,511] 2,935,110| 2,935,110) 2,935,110| 1,174,044 Gemeines Rispengras, Poa trivialis | — 2 5 6 1,585,021 — 3,170,042| 7,925,105| 9,510,126 Wiesenrispengras, Poa pratensis . 4 4 1 — 1,280,000| 5,120,000| 5,120,000) 1,280,000 — Harter Schwingel, Festuca durius- ee ee 2 2 — — 403,656 807,312 807,312 — — Gemeines Ruchgras, Anthoxanthum odoratum . . . er: Ih 1, 1, uP 758,299 379,149 379,149 379,149 379,149 Goldhafer, Avena flavescens . . i 2 2 2 1,024,000| 1,024,000| 2,048,000, 2,048,000| 2,048,000 Thimotheegras, Phleum pratense 1 4 d 6 812,951 'sı2 ‚951 3,251,804| 3,251,804| 4,877,708 Knaulgras, Dactylis glomerata . 4 10 8 4 453,312 1.613.248 4,533,120! 3,226,496) 1,613,248 Wiesenschwingel, Festuca pratensis > 10 10 10 233,530] 1,167,550| 2,335,300)| 2,335,300 2,335,300 Franz. Raygras, Arrhen. avenaceum 1 10 4 1 92,928 92,928 929,280 371,712 92,928 Wiesenf uchsschwanz, Alopecurus pratensis . . a 1 6 10 310,000 — 310,000) 1,860,000) 3,100,000 Fioringras, Agrostis stolonifera . 1 l 2 2 1,135,917| 1,135,917| 1,135,917| 2,771,834| 2,771,834 Weicher Hafer, Avena pubeseens 4 es a S- 112,090 448,000 — — — Kammgras, Cynosurus cristatus . 1 2 2 — 68,208 68,208 136,416 136,416 = Zitiergras, Briza media. . . . 1 ._ — — 896,000 896,000 — — = Gemein. Windhalm, Ägrosäs.valg | 1 | — 23: 2 °1..4416,000| =4,416,000) er = Schafschwingel, Festuca ovina . 2 — — — 2,496,000)5 4,992,000 — — — Aufrechte Trespe, Bromus erectus 5 — _ —_ 48,000 240,000 — > Ze Rother Klee, Trifolium pratense . | — — — — 220,000 — = = = Weisser Klee, Trifolium repens. . — == — 600,000 —n e- zu = 43');| 5842| 54;| E00 mn m 451, s ee he nn 26,148,373] 27,089,450| 28,520,916| 28,902,035 29 ® 392 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Il Neue Zierpflanzen. Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 1) Arnebia Griffithii Boiss.; Boragineae. — Sir W. Hooker erhielt durch General Thompson Samen dieser interessanten Pflanze aus dem nordwestlichen Indien. Die Blu- men, welche diese Samen begleileten, waren sichtlich die einer Boraginee von schön orange oder gelb, merkwürdig durch die fünf dunkel- braunen Flecken , welche „die Eindrücke der fünf Finger des Propheten Muhamed sein sol- len.“ Einige dieser Samen keimlen und er- wiesen sich als eine Species von Arnebia, zu- erst durch Griffith in Cabul entdeckt, und kürz- lich durch Boissier nach Exemplaren des Hoo- ker’schen Herbariums beschrieben. Die Gat- tung Arnebia ist zunächst mit Lilhospermum verwandt, und weicht hauptsächlich nur durch die Natur der Narbe ab. Eine nah verwandte Species ist die auf Tafel 4409 abgebildete Ar- nebia echioides DC., ein Bewohner der cau- casischen und armenischen Alpen. Unsere jetzige Pflanze indessen hat schmälere Blälter, kleinere Blumen von kräftigerer gelber Farbe, einen anders gestalteten Kelch und eine län- gere Blumenkrone. Die oben erwähnten fünf Flecken auf der Corolle werden, sobald die Blüthezeit vorschreitei, weniger bestimmt und verschwinden später ganz. In der Blume sind die Staubfäden mitunter nahe der Mitte der Röhre gestellt und dann ist der Griffel verlän- gert, mitunter nahe dem Schlunde der Röhre, wo dann der Griffel kurz ist und das Pistill verkümmert erscheint. (Taf. 5266.) 2) Arisaema praeocr De Friese,;, Aroi- deae. — Ward im Januarhefte der Garten- flora abgebildet und ausführlich besprochen. (Taf. 5267.) 3) Spigelia splendens Hort.; Logania- ceae. — Von dieser schönen Pflanze ist bis jetzt keine Beschreibung veröffentlicht, auch das Vaterland derselben unbekannt. In den Blättern ähnelt sie der S. speciosa von Me- xico, uud in den Blumen der S. pedunculata der Anden. Nichts kann die tiefe , prachtvolle | rolhe Farbe der Aehre übertreffen, was sie zu einem vorzüglichen und angenehmen Zuwachs unserer Gewächshauspflanzen macht. Eine perennirende krautarlige Pflanze mit unterhalb verholztem Stengel. Die blühende Pflanze war ohngefähr einen Fuss hoch. Sten- gel fast stielrund, mit losen abstehenden Haa- ren besetzt. Blätter 4 — 5 Zoll lang, in ei- nen kurzen Blaltstiel zusammengezogen, ver- kehrt eirund-länglich, zugespitzt, dunkelgrün mit hervorstehenden Adern, leicht haarig. Aehren zu mehreren gegen die Spitze des Stengels, stark, aufrecht, jede eine graziös zu- rückgebogene Aehre zahlreicher, in zwei Rei- hen gedrängt gestellter, über einen Zoll lan- tragend. Kelch Blumenkrone aufgeblasen ; klein; ger glänzend rother Blumen klein mit pfriemlichen Zähnen. eylindrisch, nach obeu leicht Saum kurz, abstehend. Staubgefässe Antheren hervorstehend ; Fruchiknoten kugel- Griffel schwach, unterhalb der Mitte Narbe zweilappig. (Taf. 5268.) 4) Hoya Shepherdi Hook.; Asclepiadeae. — Der Kew- Garten erhielt diese Species unter dem Namen H. Shepherdi; sie blühte im Juni 1861, doch findet sich unter den zahlreichen, im Hooker’schen Herbarium durch die Docto- ren Hooker und Thomson im Sikkim - Hima- laya und Khasya gesammelten Arten, keine, welche hinlänglich mit dieser übereinstimmt. In einiger Beziehung steht sie der H. longi- folia Wallich nahe, jedoch die Gestalt der Blätter und der grosse Umfang der Blumen ist gänzlich verschieden von unserer Pflanze, deren Krone vielmehr aufrecht ist. Die Blumen sind klein und haben sehr viele Aehnlichkeit mit denen der Hoya bella (Taf. 4402), die Blätter jedoch besitzen die hauptsächlichsten unlerscheidenden Merkmale, sie sind wie ge- gliedert an der Spitze des mehr kurzen, stiel- runden Blattstieles, oder plötzlich zu einem Winkel niedergebeugt und hängen dadurch herab; sie sind von 2 zu meistens 6 Zoll lang, nicht mehr als 4 Linien breit, karz zu- gespitzt, sehr dunkel auf der oberen Seite und rund. gegliedert. N, Neue Zierpflanzen, daselbst gerinnt der ganzen Länge nach, un- terhalb blass und halb stielrund. Die Blüthen- dolde ist ohngefähr zwei Zoll im Durchmes- ser and die Blumendolden von einer zarlen weissen und rosa Farbe. (Taf. 5269.) 5) Billbergia bivittata Hook. (B. viltala Linden. Cat.); Bromeliaceae. — Diese Pflanze ward von Linden unter dem Namen Billbergia viltata verbreitet, doch ist sie jedenfalls nicht die von Beer in seiner Uebersicht der Brome- liaceen unter diesem Namen beschriebene, noch B. Moreliana vera in Lemaire’s „Jardin Fleuriste‘ und Paxton’s „Flower Garden,‘ welche Beer beide zu B. vittata hinzuzieht. Sie steht augenscheinlich der Tillandsia acau- lis Lindl. (Bot. Reg. t. 1157) sehr nahe, da jedoch derKelch entschieden grösser ist, kann sie nicht zu dieser Gatlung gezogen werden. Wahrscheinlich gehört sie zu der Beer’schen Gattung Cryptanthus. (Taf. 5270.) 6) Craspedia Richea Cass. (Richea glauca Labill., Craspedia glauca Lindl., Craspedia pi- losa Benth., Podosperma pedunculare Rchb.); Compositae. — digen, Australien eigenthümwlichen Gattungen von Compositen. Sie ist durchaus nicht un- schön , und vielmehr werth cultivirt zu wer- den, als die auf Tafel 3415 abgebildete Cras- pedia macrocephala. Bei unserer Art sind die grossen, kugelförmigen Blüthenköpfe gelb, an- slatt bei jener weiss. Sie scheint eine grosse geographische Ausbreitung zu haben, denn sie bewohnt Van Diemen’s Land, das südöstliche Eine jener vielen merk wür- 1. 1) Vertilgung des Dubock (Equi- selum arvense) durch Chlorcaleium. Als ein specifisches Mittel dagegen ist früher Koch- salz empfohlen worden, es ist mir aber nicht bekannt, ob es wirklich hilft und ob die An- wendung desselben bei unsern hohen Salz- preisen nicht zu iheuer kommt. In neuerer Zeit hat der Apotheker Brockmeier in Dah- 393 Australien und erstreckt sich wahrscheinlich an der Südküste bis zum Schwanenflusse. Es ist eine harte einjährige Pflanze und blühte im Juni. Die Blätter gleichen auf den ersten Blick einem Gnaphalium, sie sind mit weichen weis- sen Haaren bekleidet, sollen jedoch mitunter glatt sein. Stengel einen Fuss und darüber hoch, kantig, aufrecht. Untere und Wurzel- blätter spatelförmig -lanzettlich, nach dem Grunde zu in einen mitlelmässig langen Blatt- stiel sich verschmälernd, die oberen werden allmälig kleiner und sitzend, und oft an der Spitze brandfleckig. Der Blüthenkopf ist 11/, Zoll breit, endständig, einzeln, kugelförmig, von schöner gelber Farbe, am Grunde mit ei- nem Involuerum versehen, dasselbe besteht aus mehreren grünen blattartigen Blätiern, die Spitze brandfleckig und zurückge- schlagen sind. Dieser Kopf oder Capitulum ist zusammengeseilzt aus einer Zahl kleinerer Köpfe, die kurzgestielt und mit Deckblättchen versehen sind; dies Hüllchen besteht aus 4— 5 ovalen oder verkehrt-eirunden Blättchen und einer Bractee am Grunde. Blümchen sämmt- lich röhrenförmig und mit einem Deckblättchen versehen. Fruchtknoten cylindrisch, seidenhaa- rig, mit einem haarigen Pappus gekrönt, von denen jedes Haar federig ist. Der Griffel steht ein wenig hervor und die Zweige mit den Narben ebenso , die Basis des Griffels ist beträchtlich verdickt. an der (Taf. 5271.) (F. F.) Notizen. lenburg beiLüneburg die Entdeckung gemacht, dass Chlorcaleium den Dubock sicher, schnell und mit wenig Kosten vollständig ver- nichtet. Er wendete es in einer Lösung an, wovon ? — 3 Oxhoft (1! Ohm oder 8 An- ker) für einen Acker Landes (wahrscheinlich 1 hannover’schen Morgen 100 = 10%,g548 Preuss. M.) genügen. Man kann die Lösung 394 vom Herbst bis zum Frühjahr auf das Land giessen, am besten, wenn der Boden nicht gefroren ist. Ueber die Stärke der Lösung wird man sich am besten selbst Erfahrungen sammeln ; doch ist Herr Brockmeyer erbö- tig, auf frankirte Anfragen nähere Auskunft zu geben. — Das Chlorcalecium ist ein Neben- produkt aus chemischen Fabriken, daher wohl- feil zu haben. So liefert z. B. die chemische Fabrik von Schwerin und Comp. in Dahlen- burg den Oxhoft Chlorcaleium für 1 Rihlr. Da das Düngersalz ebenfalls viel von diesem salzsauren Kalk (Chlorcalcium) enthält, so müsste seine Anwendung ebenfalls zur Vertil- gung des Equisetum dienen können. Nöthig scheint es aber, dass man dieses Salz und das reine Chlorcaleium flüssig und auf einmal stark anwendet, damit der Stoff tief in die Erde dringt, denn bekanntlich dringen die Wurzeln des Dubock für gewöhnlich 4 — 5 Fuss tief in den Boden, ja man hat sie schon bei 15 | Fuss Tiefe gefunden. Beiläufig erwähne ich, dass man das trockne Chlorcaleium ge- braucht, um zu grosse Feuchtigkeit der Luft | aus Obstkellern, Kellern, Gewächshäusern zu entfernen, indem man es einen Zoll stark auf abhängige Bretter ausbreitet. Dieser Stoff übt eine so grosse Anziehungskraft auf die feuchte Luft, dass er in kurzer Zeit davon fast flüs- sig wird, in welchem Falle man ihn wieder trocknen muss. (J.) Nachtrag. Es nimmt diese Notiz keine Rücksicht darauf, welche Wirkung Chlorcal- cium in solcher Menge angewendet, auf an- dere Culturen habe. Bestimmt wird blos Equisetum, andern Pflanzen veriilgen, so dass es wohl nur auf ganz geräumtem Lande in Anwendung kommen kann. Welchen Einfluss, fragt es sich aber, wird es dann auf die nachfolgenden Cultwren es nicht sondern auch alle haben ? Dieser Punkt muss jedenialls erst durch | Versuche erledigt werden, bevor man diesen Stoff anempfehlen kann. Salz, empfohlen ward, hat ähnliche Wirkung. We- gen seiner nachtheiligen Wirkung auf allen | Pflanzenwuchs, wo es in grössern Massen an- | gewendet wird, empfahl man es daher später nur zur Vertilgung des Unkrauies in Wegen. Mit- theilung gemachter Erfahruugen sind uns sehr willkommen. (E. 'R.) das früher | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Das Wachsthum des Bambus rohrs iu Bengalen. Im K. Botanischen Garten zu Edinburgh war das durchschnittli- che Wachsthum eines Bambus 6 Zoll auf den Tag in einer Temperatur von 65° bis 70° F. An der Bambusa giganlea von Burmah, die eine Höhe von 100 Fuss erreicht und als Kö- nigin unter den Bambusarten gilt, hat man eine Zunahme von 18 Zoll in 24 Stunden be- obachtet. Die Bambusa tulda in Bengalen er- langt ihre volle Höhe von 70 Fuss in unge- fähr einem Monat, sie wächst also durch- schnittlich einen Zoll in der Stunde. (Aus Petermann’s Mittheilungen. — h.) 53) Ergebnisse der Beobachtungen über die mit der Höhe zunehmende Temperatur in der unmittelbar auf der Erdoberfläche rubenden Region des Luftmeeres Von Dr M. A. F. Prestel. Man nahm bisher den Satz: „Dass mit der Höhe der Oerter über dem Mee- resspiegel die Regenmenge zu-, die Temperatur aber abnehme“ als von un- begrenzter Allgemeinheit an. Diese Allgemein- heit-wird indess aufgehoben durch die Beob- | achtungen Prestel’s, nach welchen von der | Erdoberfläche jedes Ortes aus bis zu einer \ freilich nicht bedeutenden Höhe, die Regenmenge ab-, die Temperatur aber zu- nimmt. Die Ergebnisse von P.’s Beobachtun- | gen (cf. „den amtlichen Bericht über die 33. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Bonn“ und „Beiträge zur Kenntniss des Klima’s von Ostfriesland. Emden 1858) in Verbindung mit den auf denselben Gegen- sland gerichleten Beobachlungen des Prof. Galle in Breslau, sowie die auf Veranlassung des Smilhsonian Institul’s gemachten Beobach- tungen ergaben dasselbe Resultä. Im ge- naueslien Zusammenhang wil dieser Abnahme der Regenmenge steht die Zunahme der Tem- peratur für dieselbe Höhe. Dieses Wachsen ' der Temperatur ist bis Jetzt durchaus unbeach- tet geblieben, nichts desto weniger ist es eine ebenso gewisse Thatsache als jene Abnahme | des Regenquantums. Prestel, (welcher seine Beobachtungen im J. 1857 und deren Brgeb- | nisse, die bis Januar 1859 gehen, im 36. Bd. des J. 1859 der „Sitzungsberichte der matbe- sehr | l III. Notizen. matisch-nalurwissenschaftlichen Klasse der Kaiser, Akademie der Wissenschaften in Wien“ niedergelegt hat) ist überzeugt, dass durch an andern Orten angestellte Beobach- tungen der Salz: „in der untersten, un- mittelbar auf der Erdoberfläche ruhenden Region Atmosphäre nimmt die Temperatur bis zu einer gewissen, jenach derJahreszeil ver- schiedenen Höhe zu,“ sich als allgemein gültig herausstellen wird. — Von der gröss- ten Bedeutung wuss das in kede stehende Temperaturverhältniss für die Pflanzenphysio- losie werden. Mit einem Seherblick sagte schon „Alph. De Candolle in seiner Geogra- phie bolanique raisonnee.“ „Gewöhnlich beobachtet man Thermometer, welche unge- fähr 4 Fuss über ebener Erde aufgestellt sind. Ist diese Temperatur die, welche die Ent- wicklung der Pflanzen bedingt?“ Ferner heisst es am angeführlen Ort weiter. „Die Bäume befinden sich ihrem grössten Theile nach in einer Luftschicht, welche höher liegt als die, deren Temperatur man beobachtet; der die kraulartigen Pflanzen befinden sich in ei- ner tiefern Schicht, die Sträucher sind die einzigen Pflanzen, deren Blätter und Blüthen sich in der Luftschicht entfalten, in welcher man beobachtet, diese machen aber nur ei- nen kleinen Bruchtheil aller Pflanzenarten aus.‘ — Prestel findet sich durch die neue Reihe seiner Beobachtungen (vom 1. Jan. bis 31. Dec. 1859) in der Ansicht,bestärkt, dass näm- lich die von Reaumur, Cotte, Boussingaull, Quetelet, Babinet und Andern entwickelten analytischen Ausdrücke, durch welche der Einfluss der an einem in beliebiger Höhe über dem Erdboden aulfgesielllen Thermometer beobachteten Temperatur auf die Entwicklung der Pllanzen ausgedrückt werden soll, mit der Hoffnung, ein zutreffendes Resultat zu erhal- ten, nicht wohl angewandt werden können. — Die Epoche, wann die Temperatur anfängt, aul die Entwicklung der Pflanzen zu wirken, glauben einige Naturforscher von der Zeil an zählen zu müssen, wo die Pflanze ihre letzten Blätter verliert; Andere haben als Anfang den ersten Januar gewählt, noch Andere den Au- genblick des ersten Erwachens der Pflanze 395 angenommen. Quetelet (cf. A. Q.: Periodi- sche Erscheinungen der Pflanzen, im 1. Hefte des ersten Bandes der „Zeitschrift für populäre Mittheilungen aus dem Gebiete der Astrono- mie und verwandter Wissenschaften von Prof, Dr. Peters. Altona 1858‘ p. 5) stellt in Be- ziehung hierauf die Frage: „Aber welches ist im Allgemeinen dieser Augenblick? Kann man annehmen, dass es derselbe ist für alle Pflanzen, oder dass er nach den Orten ver- änderlich ist und im Allgemeinen über dem Gefrierpunkt liege? Wir werden uns ent- schliessen, diese lelziere Epoche anzunehmen, welche auf die Jahreszeit des Schnees und Reifes folgt.‘“ Prestel glaubt nun, nach seinen in beiden letziverflossenen Jahren gemachten und auch auf die Entwicklung der Pflanzen gerichteien Beobachtungen, annehmen zu dür- fen, dass der Anfang der Epoche der Entwicklung der Pflanzen mit der Zeit zusammenfällt, um welche, nach- dem Sehnee und Reif aufgehört ha- ben, dieDifferenzen derTempelratur in verschiedener Höhe stetig zu wach- sen beginnen. Ferner hält sich Prestel überzeugt, dass das Maass der Einwirkung der Temperatur auf die Entwickelung der Pflanzen weder den Quadraten der Tem- peraturen, wie Quetelet annimmt, noch nach Babinet den Quadratwurzeln derselben, son- dern einfach den Differenzen der Temperatur in verschiedenen Höhen proportionalist — (Nach den Petermann’schen Mittheilun- gen 1860. XI. p. 445—417. h.) 4) Okuliren mit beholztem Schild, und über das Begiessen von frisch gepfanzten Bäumen. Herr C. Hagen in Staryi-Bychow giebt über diese beiden Punkte in den Mit- theilungen der K. f. ökonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, 1861 pag.-133 sehr rich- tige Bemerkungen, denen wir das Folgende entnehmen. Das Okuliren mit unbeholztem Schild ist die unsicherste Methode, denn es hängt das Gelingen desselben vom guten Lö- sen des Auges und auch noch davon ab, dass der Holzkern des Auges mit abgelöst ist, und nicht etwa, wie dieses häufig geschieht, am losgetrennten Holzkörper silzen bleibt. Es ist 396 daher jetzt allgemein anerkannt, dass das Okuliren mit beholztem Schilde viel sicherer anschlägt. Als Schwierigkeit stellt sich dem- selben oft das Lösen der Rinde des Wild- lings und das Einschieben des Schildes ent- gegen. Hr. Hagen benutzt in dieser Bezie- hung seit langer Zeit, die durch den bei- stehenden Holzschnilt versinnlichte Melhode. Am Wildling wird zunächst der T-Schnitt gemacht und die obern Ränder des Schniltes von oben nach unten etwas gelöst. Darauf wird das Edelreis zugeschnillen, wie es die beistehende Figur zeigt und von oben nach unten eingeschoben. Erst nach dem Einschie- kränkeln und sich erst später erholen. , Hagen veredelt seine Obstbäume grossentheils \im Winter im Zimmer, darauf werden solche ‚in lockere Erde mit den Wurzeln eingeschla- ben wird das Auge oben von dem Edelreis | getrennt, wie dies die angedeutete Linie und | das eingeschobene Reis andererseits auf der | Figur zeigt. Diese Methode hat den Vortheil, | dass man am Wildling die Rinde nur oben an den Wundrändern zu lösen braucht und | dann das fernere Lösen durch das Einschie- | ben des Auges gerade so viel und nicht wei- | ter bewerkstelligt wird, wie es für dass einzu- schiebende Auge nothwendig ist und das fer- ner das Einschieben des noch am Reise be- Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. findlichen Auges überhaupt viel leichter ist. Der Verband muss nach dem Veredeln mit beholztem Schilde ziemlich fest, mit starkem Wollgarn, oder auch mit Bast gemacht wer- den. Es können alle Obsibäume und auch die mannichfachsten andern Holzgewächse so ver- edelt werden und Hrn. Hagen gelang diese Art der Veredlung fast immer vollständig gut. Ueber das übliche und in fast allen Hand- büchern anempfohlene Einschlämmen der frisch gesetzten Bäume, bemerkt Herr Hagen sehr richtig, dass solches nur in leichten lockern sandigen Boden anzuempfehlen sei. In allen schwereren und bindigen Bodenarten, sei es dagegen entschieden schädlich, indem dadurch aus der die Wurzeln umgebenden Erde eine feste Masse gebildet werde, in welche die Luft nicht eindringen könne. Es ist Thaisache, dass in gelockertem Boden die Bewurzelung viel schneller und besser vor sich geht, als in festen das Eindringen der Luft verhindern- den Erdschichten. Bei der Anzucht von Stecklingen ist das allgemein bekannt. Frisch gepflanzie Bäume, die in schwereren feuchten Bodenarten ohne Einschlämmen gesetzt, und wo die Erde nur sonst fest um die Wurzeln angedrückt wird, waschen gemeiniglich leicht und sicher, während eingeschlämmite, anfangs Herr gen und haben hier vor dem Setzen gemeinig- lich schon eine Menge sehr kurzer kleiner Saugwurzeln gebildet. — (E. R.) 5) Neubert’s Rebschule bei Leip- zig. Hr. Ugo Schwarzwäller gibt in der Allg. land- und forstwirthsch. Zig. von Aren- stein (Wien 1861, Nr. 13) eine Schilderung dieser Rebschule, die ringsum mit einer gegen 4 Ellen hohen Mauer eingefriedet ist, dieser ‚ eingeschlossene Platz aber wieder mit andern Wänden von Fachwerk mit Lehmsteinen durchzogen ist, so dass 16 Abiheilungen ent- stehen, die verschiedenen Zwecken des Wein- baues dienen ; in 10 Abtheilungen wird näm- lich nur reifes Holz, in 6 Abiheilungen wer- den Trauben gezogen. In den Abitheilungen, II. Notizen. wo Trauben gezogen werden, sind die von Osten nach Westen gehenden Scheidewände 4 Ellen hoch zum Theil an der Südseite weiss getüncht, ebenso mit Ziegeln abgedeckt, dass die Traufe ian der Nordseite jeder Wand ‚sich befinden und 8 Ellen von einander ent- fernt sind. Jede solche Abtheilung hat ihren eigenen verschliessbaren Zugang von Aussen. Den Weinreben lässt man hier nach Höhe und Breite genügenden Raum, sucht sie jedoch durch das weit nach Süden überspringende Dach etwas gegen Regen zu schützen, bedeckt den Boden unlen an den Flächen ziemlich hoch mit Flussand und sorgt durch Aulstel- lung von Schieferplatten an der Nordseite je- der Scheidewand, auch der kleinen , dafür, dass die Dachtraufe nicht an die Wurzeln der Weinstöcke ihr Wasser ergiesse, sondern weit hinüber von der Wand gewiesen werde. In den Abtheilungen mit den niedrigen Wänden stehen Reben, ausser an den Wänden auch noch an freien Geländern, um reifes Holz ge- nug zu erzielen. In den kleinen Abtheilungen sind die Wände nur 2 Ellen hoch und stehen gegen 5 Ellen von einander. Jede Abtheilung hat ihren besonderen Zugang von Aussen. Die Abstände der Wände von einander sind so berechnet, dass das Licht seine volle Wir- kung ausüben kann und um die Wirkung noch zu verstärken, sind die Südseiten der Wände hinter den Reben schwarz angestrichen und das Dach lässt man ziemlich weit übersprin- gen. Dadurch wird eine bedeutende Verdichtung der Wärme erreicht, aber wegen Mangel an recht lebhaftem Luftwechsel wird auch die Trauben- krankheit begünstigt. Stall Schwefel benutzt Hr. Neubert seit einem Jahre ein vom Apotheker in A:!hen erfundenes Mittel mit dem besten Er- folge. Eine Mischung von Salzwasser in Ros- marinöl und Salpeter wird stark verdünnt und damit der Stock besprengt. — In der Reb- schule liegen die Beete ganz frei und diese können, wenn die Willerung es nothwendig macht, durch Wasserheizung erwärmt werden. Die Röhren liegen über 1 Fuss tief im Boden — und diese Wasserheizung soll sich auf die Wurzelbildung namentlich im Frühjahr höchst erfolgreich zeigen. (S — r.) 6) Das Vaterland des Orangen- baumes. In einem Artikel über die Krank- 397 heiten des Orangenbaumes in Koch’s Berliner Wochenschrift spricht sich Prof. Schultz von Schultzenstein auch über das Vaterland des Orangenbaumes aus. Derselbe sagt hier: Nach der gewöhnlichen Ansicht stammen die süssen Orangen (Apfelsinen) aus China, die Citronen aber aus Persien (Medien), wes- halb der Citronenbaum auch Citrus heisst. Die Römer mögen den Citronenbaum aus Medien erhalten haben, aber er ist hier nicht wirklich wild, und Ghilan am Caspischen Meere, ursprüng- lich gleichzeitig mil dem Maulbeerbaum aus China eingeführt Der Pater Gau- bil erzählt, dass in der Provinz Kiansi in China Citronen und Orangenwälder im wil- den Zustande sind und von hier aus wahrscheinlich auch nach Ostindien und den Molukken verpflanzt wurden. Aber auch in Masenderan soll es Wälder vom Ci- tronenbaum und Orangenbäume von 2 Mannes- stärke geben. Einen sichern Nachweis hier zu liefern, dürfle ungemein schwer sein. Die Ursachen der Krankheit der Orangenbäume sucht der Verfasser vorzüglich in ungünstigen Bodenverhältnissen und unzweckmässigem Be- giessen. Als Beimischung zur Erde bei der Cultucr im Topfe und Kübel empfiehlt der- selbe Thon und Kalk, da nach allen Erfah- rungen bei derCultur im freien Lande in mil- deren Klimaten ein kalkig-thoniger Boden dem Orangenbaum am meisten zusage. Vom Hrn. Dr. Karsten wird dies in einem spätern Arti- kel des gleichen Blaites bestätigt, indem er nir- gends den Orangenbaum kräftiger habe wachsen sehen , als auf einem sandigen Mergelboden, der mehr trocken als feucht liegt. Die For- men der Krankheit des Orangenbaumes sind mannigfach, alle werden aber sicherlich am richtigsten auf fehlerhafte Ernährung und Be- giessen zurückgeführt. medica sondern in Masenderan worden. vorhanden (E. R.) 7) Nachrichten aus dem Garten des Herrn @eitner in Planitz bei Zwickau. — Augenblicklich bin ich, so schreibt uns Hr. Geilner, im Besitz zweier gros- ser Cycas revoluta, 9 und 10 Fuss ohne Krone und Kübel, reiner Stamm, die meinen bishe- rigen grössten Stamm von 8 Fuss Höhe noch bedeutend überragen, zwei mächligen Säulen 398 gleich, bilden sie mit 9 anderen Prachtstäm- men von 4—8 Fuss Stammhöhe eine Gruppe, wie sie nicht leicht wieder verein! anzulreffen sein wird, denn diese Gruppe wird von einer 26 Fuss hohen Livistonia olivaeformis überragt, die wiederum einen 4%, Fuss hohen Stamm eines Encephalartos caffer beschatlet, dessen walzenförmiger Stamm nahe 48 Zoll im Durchmesser hat. Ausserdem füllt noch ein anderes Haus eine Unzahl Cycas in allen Höhen. Es ist dies das Ergebniss mehrjährigen Imports. — Neulich erst kam ein Transport von 40 Ceniner, darunler Kisten Stamme, die allein an 10 Ctr. mit nur einem wogen, Meine beiden höchsten Stämme messen obne Krone und Kübel 9 und 10 Fuss, einer davon trägl eine Fruchtkrone mit schon rei- fenden Früchten , ausserdem haben sie ent- sprechende Wurzeln und Wedel *). Es ist dass viele der höchstämmig erzo- 8) Rosen als Hochstämme. Thatsache,, genen Rosen bald ein weniger freudiges Ge- deihen zeigen und entweder doch lange nicht das leisten , was man von denselben erwartete. Bei der Anzucht Obstbäumen aller Art ist »s schon lange nach- gewiesen, den Waldungen ausgegrabene Wildlinge veredelt eingehen oder von dass diese nicht auf aus werden dürien, indem diese durchschnittlich viel zu wenig verästelle Saugwurzeln be- sitzen, worauf das fernere kräftige Gedeihen des Obstbaumes beruht. Wie es dass trotz dieser bei den Obst- Thatsache, noch vorzüglich nun kommt, bäumen dennoch anerkannten der Rosen mer so häufig jene aus den Waldungen aus- gegrabenen Wildstämme benutzt werden , die gemeiniglich nur einige starke verletzte Wur- allgemein zur Veredlung im- zeln und keine Saugwurzeln besitzen , ist nur dadurch erklärlich, die Mühe versetzte dass man sich eben nicht genommen hat, kräflige, einigemal Wildlinge gutem Wurzelballen in der Baumsehule anzuziehen und in Erman- mit gelung derselben jene bald dahin siechenden *) Einzeln bietet Herr Geilner jeden dieser Stämme zu 600 Rihlrn., zusammen zu 1000 Rihlr. zum Verkauf aus, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stämme des Waldes nimmt , welche die auf sie veredelten Sorten dauernd gar nicht. er- nähren können und daher bald absterben. Es wird daher jetzt von verschiedenen Seiten darauf gedrungen, zur Veredlung geeignete Rosensorten, in der Baumschule zum Wild- stamm heranzuziehen. Namentlich hat sich der Berliner Gartenbauverein mit diesem Ge- genstande einlässlich beschäftigt und der thä- tige Sekretär des Vereins, Herr Prof. Koch, gibt in der Berliner Wochenschrift eine Zu- sammenstellung der Ansichten über Erziehung von Rosenwildlingen in der Baumschule. Herr Reinecke empfiehlt die Rosa pomifera, die bei der Anzucht aus Samen in der Baum- schule schöne Stämme bilde, welche die Un- Ausläuier zu treiben, die immer schwächend auf die Matterpflanze zurückwir- ken, nicht besitze. Ausserdem sei dieselbe sehr dauerhaft, leide durch Kälte nicht und eigne sich daher vorziıgsweise zu Hochstäm- men, auf denen die aufgesetzten Sorten in voller Pracht und Ueppigkeit sich entwickeln. Die am gewöhnlichsten zu Wildlingen an- gewendete R. canina sei viel weniger geeig- net und derselben noch die ebenfalls harle R. rubiginosa vorzuziehen. In England wird die Manetti- Rose jetzt sehr allgemein als Unterlage für feinere Rosen benutzt, indem Stecklinge dieser Rose sich sehr leicht bewurzeln”und schnell schöne, zum Veredeln geeignete gut bewurzelte Wildlinge bilden. In Deutschland und Frankreich fand solche zu diesem Zwecke noch keine Ver- breitung. Baumschule von Zarsko&- Selo sahen wir dieselbe vom Hofgärtner Freundlich zu diesem Zwecke vielfach ange- zogen und hoffen wir bald die von diesem mit dieser Rose gemachten Erfahrungen mit- Der Ursprung und der wahre Name dieser Rose isi noch nicht ‚be- kannt. Sie ward vom Herrn Manetti, Direc- tor des Gartens zu Monza bei Mailand aus Samen erzogen. Von anderer Seite endlich werden auch die dem Walde entnommenen Wildlinge in Schutz genommen. Diese müssen aber zur Zeit der Ruhe gegraben werden, ihre Wur- zeln dürfen nicht vom Froste gelitten haben, »93W u müssen kurz beschnitten und in Töpfe oder tugend, In der theilen zu können. II. in die Baumschule eingepflanzt , vor der Ver- edlung zu kräfliger Bewurzelung gebracht wer- den. — Rosa cinnamomea endlich wird, wie es ‘scheint, in Holland häufig als Wildling zu Hochstämmen benutzt. In Deutschland gehen aber alle auf R. cinnamomea hochstämmig veredelten Rosen bald zu Grunde. Es ist dies eine Erfahrung, welche wiederho!t mit aus Holland bezogenen , auf diese Rose veredel- ten Hochstämmen gemacht ward. (BE. R.) 9) Culiur der Ananas in Wald- moos. Wir haben schon einigemal über die vorzüglichen Ananas berichtet, die vom Hrn. Hofgärtner Barlow im Kaiserlichen Garten zu Zarsko&-Selo erzogen werden. Wir bemerk- ten, dass Herr Barlow seine jungen Pflanzen sämmtlich in Töpfen und zwar nicht in Erde, sondern in Moos erzieht und nur oben eine dünne Schicht fetter Erde über den Ballen ausbreitet. Auch Herr Hofgärtner Bultmann empfiehlt jetzt in den Verhandlungen des Vereins für Pomologie und Gartenbau in Mei- ningen, Waldmoos zur Ananas - Cultur anstatt Erde zu verwenden. Dasselbe wird im Walde gesammelt, aber erst verwendet, nachdem es vollkommen abgelrocknet ist. Derselbe setzt seine Ananas in Töpfe mit seitlichen Spalten in solches Moos und senkt dıese auf durch Dünger erwärmte Beete, ebenfalls in Moos ein. Vorsichtiges Giessen wird anempfohlen. Sind junge kräftige Pflanzen Anfangs October auf diese Weise eingesetzt worden, so braucht nach dem ersten Angiessen gemeiniglich vor Mitle Februar nicht wieder gegossen zu werden. Im Herbste des nächsten Jahres werden die stark und kräftig gewordenen Pflanzen umge- topft, der untern Blätter und der Wuızeln be- raubt, ein Stück vom untersten Theil des Strunkes abgeschnitten und hierauf wieder in 6—7zöllige ähnliche Töpfe in Moos gepflanzt und in frisch aufgefülltes Moos aul ein erwärm- tes Beet eingesenkt, wo sie nun im nächsten Sommer Frucht tragen sollen. Wie sehr Moos der Ananascultur zusagt, zeigt beispielsweise auch die Ananassa bracleala, die bei gewöhn- licher Cultur selten Früchte trägt, im hiesigen Garten an Baumstämme auf Moosunterlage im Orchideenhause gepflanzt, aber wiederholt Nolizen, 399 Früchte trag, wenngleich diese der gewöhnli- chen Ananas an Güte weit nachstehen und namentlich durch das Durchwachsen der ober- sten Einzelfrüchte meist leiden. — (E. R.) 10) Ausbreitung des Obstbaues in Südrussland. Herr Dr. Fr. Hohen- acker, gegenwärtig in Kirchheim bei Stutt- gart, theilt uns mil, dass er während seines mehrjährigen Aufenthalts in der deutschen Co- lonie Helenendorf im Elisabethopolschen Kreise in Südrussland sich mehrfach bemüht habe, dort Nutzpflanzen einzuführen. Manche dieser Versuche misslangen, so z. B. die beabsich- Mit gulem Erfolge wurden dagegen die bessern Aepfelsorten der Krim dahin verpflanzt und ebenso die Zwetschge. Diese letztere war bis zum Jahr 1836, wo Hohenacker sie dorthin brachte, in Cis- und Transkaukasien noch unbekannt. Dieselbe gedieh ausserordentlich ligte Akklimalisirung des Olivenbaumes, gut, hat sich über ganz Grusien verbreitet und lieferl dort einen so guten Ertrag, dass ge- trocknete Zwetschgen dort jelzt sogar einen Ausfuhrarlikel bilden. Auch die Johannis- und Stachelbeeren hat Herr Hohenacker, der dort nur als Pastor Hohenacker bekannt ist, im Jahre 1824 in die Colonie Neu-Tiflis eingeführt und von dort aus haben sie sich nun ebenfalls allgemein verbreitet. Soviel über die Thatsachen der ersten Ein- führung unserer Obstsorten in jenen Gegen- den. Ein Bericht über den Stand der Obstcultur daselbst würde uns sehr willkommen sein. Diesmal war es nur darum zu ihun, den Verdiensten des Herrn Hohenacker, auch zur Erforschung des Kaukasus so viel beigetragen hat, — in einer Zeit Gerechtigkeit widerfahren zu lassen , wo sich nun schon in Russlands Gartenbau - vereine und Akklimatisationsgesellschaften gegenwärtigen — der verschiedenen Theilen gSe- bildet haben und für alle Bestrebungen der Art ein regeres Interesse herrscht. — (E. R.) 11) Zur Geschichte der Sonnen- blume. Diese Pflanze , welche jetzt überall verbreitet ist und in Russland des aus den Kernen gepressten Oeles wegen sogar ange- 400 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. baut wird, ist ursprünglich in Peru zu Hause | zoos r« &ygodicız sehr viel vermöchten. — und scheint über Spanien ihren Weg in’s übrige Europa gefunden zu haben. Im königlichen Garten zu Madrid gesäet (wie der berühmte alte Botanicus Dodonaeus berichtet) , sei sie bis zu 24 Fuss emporgewachsen, habe einen geraden armsdicken Stengel, sehr breite Blät- ter und eine dem Chrysanthemum einigermas- sen ähnliche, aber sehr umfangreiche Blume. „Indische Sonne“ nenne man sie, weil sie nach Art der Sonne umstrahlt erscheine. Dieselbe Pflanze sei zu Padua in Italien noch viel höher, als in Spanien geworden. nämlich bis zu 40 Fuss, wie er (Dodonaeus) von den vortrefflichen Jacobaeus Antonius Cortusus, einem sehr gelehrten Paduaner Patrieier, in dessen Garten sie gewachsen war, erfahren habe. Nach der Angabe dieses Mannes, der es sich auch sehr angelegen sein liess, ihre Eigenschaften zu ermitteln, bestand ihre Be- nutzung damals darin, dass die noch jungen Blattstiele, nachdem die Haare abgeschabt wa- ren, mit Salz und Oel zubereitet, in einem Tiegel gekocht, eine liebliche und sehr ange- nehme Speise gaben; dass auch der Blüthen- boden sich so verhalte und noch angeneh- mer und schmackhafter zum Speisen sei. als die Artischocken - Köpfe, dabei aber auch Was die Einführung der Pflanze selbst betrifft, so dürfte sie, wie Schlechtendahl annimmt, un- gefähr ums Jahr 1560 in Europa erfolgt sein. — (Nach der Botan. Zeit. — h.) 15) Haloxylon Ammodendron. Die- ser eigenthümliche Baum oder Strauch aus der Familie der Chenopodiaceen gewährt, wie Prof. von Bunge in den Petermann’schen Mittheilungen über die Expedition nach Choras- san berichtet, mit seinen blatllosen meist hän- genden feinen Zweigen einen ganz absonder- lichen Anblick. Gleichwohl war er gerade (im Monat October) in seinem zierlichsten Schmuck, indem die vor der völligenReife lichrölhlichen Flügel der Fruchtkelehe ihm das Ansehen ga- ben, als sei er mit Blüthen übersäet. Sein sehr schweres, hartes, aber brüchiges Holz wird auch in Persien, wie v. Bunge mittheilt, ebenso wie in den nördlicheren Wüsten Mit- telasiens, von wo es zuerst bekannt wurde und unter dem Namen Saxaul berühmt ist, hoch geschätzt und wegen seiner ungewöhn- lich lange fortglimmenden Kohlen jedem an- dern vorgezogen. Aus diesem Grunde wird dasselbe auch weit verführt und in Teheran die Eselladung mit einem Ducaten bezahlt. (h.) VW. Lite 4)Anleitung zurObstbaumspalier- zucht in Deutschland, vonDr.Karl Löff- ler. Mit 21 lithogr. Abbildungen. Berlin, Theod. Thiele. (Ohne Jahreszahl.) Der Umstand, dass Referent zugleich ein Concurrent des Verfassers ist, indem er den gleichen Stoff bearbeitete, verhindert eine ei- gentliche Kritik dieses Werkchens, weil man leicht sein Urtheil der erwähnten Umstände wegen für partheiisch halten könnte. Indem wir uns daher mit der Anzeige des Buches begnügen, wollen wir blos seinen Inhalt an- geben, Die erste Abtheilung spricht sich über Lage und Einrichtung des Obstgartens, das ratur. Veredeln der Bäume, Beschneiden, Saftlauf, Bereitung der Baumgruben und die Auswahl der Obstbäume aus; alles auf 14 Seiten. Die zweite Abiheilung handelt über die einzelnen Obstbäume und deren Zucht. In der dritten Abtheilung ist von den Krankheiten undFein- den die Rede. Wir lernen hier auch den Wall- nussbaum als Spalierbaum kennen. Doch ist vom Spalier nicht die Rede, sondern blos vom Hochstamm im freien Garten. Wie dies in ‚ ein Buch über Obstbaumspalierzucht kommt, begreift man nicht. Dasselbe ist mit vielen andern Dingen der Fall, während doch ein Schriftchen von 94 Seiten keinen Raum für überflüssige Dinge hat. Am meisten muss IV. Literatur. man sich aber über eine Stelle in der Zueig- nung an Herrn Daniel Hooibrenk wundern: Sie heisst: „In einem Punkte ist mein Buch aber bestimmt neu: nämlich in der ausführlichen Beschreibung ‘ der Obstbaumspalierzucht.‘“ Das heisst denn doch alles Vorhandene gerade zu igno- riren, oder verräth eine gänzliche Unbekannt- schaft mit der Literatur des betreffenden Ge- genstandes, die man wohl einem alten empi- rischen Gärtner, nicht aber einem Gelehrten verzeihen kann. Wir haben aber alle Ursa- che, an ein absichtliches Ignoriren zu glau- ben, denn es scheint doch, als ob die igno- rirten Bücher über diesen Gegenstand dem Verfasser durch die Hände gelaufen wären. Den mit der Literatur vertrauten Lesern dieser Zeilen brauche ich wohl nicht die Bücher zu nennen, welche denselben Stoff zum Theil sehr gut und ausführlicher, als im vorliegenden Schrifichen geschehen, behandeln ; aber nicht bei allen Lesern ist dies der Fall. Gerade seit neuerer Zeit ist über Obstbaumspalierzucht sehr viel geschrieben worden. Wir ha- benDubreuil’s Werke in mehreren deutschen Bearbeilungen, z. B. von Dr. David Dietrich und A. Courlin; wir haben das Schriftchen von Le P£re, Mallot, meine deutsche Bearbei- tung des vorzüglichen Werkes von Hardy be- reits in zweiter Auflage, denn der Hauptinhalt aller dieser Schriften ist Spalierzucht. Der „Obstbau am Spalier* von Rubens (Leipz. 1850), ein sehr gutes Buch, beschäftigt sich sogar ausschliesslich mit diesem Gegenstande, älterer Schriften nicht zu gedenken. Die lithogr. Abbildungen enthalten die Dar- stellung künstlicher Spalierformen französi- schen Ursprungs, des Pfropfens von Zweigen, einer Birnpyramide (nicht Spalier), sowie des Hooibrenk’schen Weineulturverfahrens mit „Inelination.‘‘ Neu war uns der schief gezo- gene Pfirsichbaum mit zwei Hauptästen, eine Form, welche indessen von französischen Prak- tikern nicht gelobt wird. (Jäger.) 2) H.G. Schott, Prodromus syste- matis Aroidearum. Vindebonae. 1860. Von dem ausgezeichnetsten Kenner der 401 Aroideen, dem Hofgarten - Director Dr. Schott, liegt uns die Aufzählung aller bekannten Aroi- deen vor. Ein höchst verdienstliches Werk, das nur von einem Manne, der schon eine lange Reihe von Jahren dem Studium dieser höchst schwierigen Familie widmete , in’s Le- ben gerufen werden konnte. Im Ganzen sind in diesem Werke 798 Arten aufgeführt, welche in übersichtlicher systematischer Anordnung aufgezählt werden. In der Wissenschaft hat sich Herr Schoti schon durch seine früheren Arbeiten über die Aroideen einen dauernden Denkstein gesetzt. Alle früheren Arbeiten wa- ren.aber gleichsam nur Vorarbeiten zu diesem Gesammtwerk, durch welches eben die frühern Arbeiten des berühmlen Verfassers zum Ab- schluss gebracht werden. Wir bedauern es nur, dass Scholl mit dem andern verdienten Bearbeiter der Aroideen Herr Prof. ©. Koch in Fehde lebt und dessen Arbeiten in diesem Bereiche nicht genugsam berücksichtigt hat. (E. R.) 3) Dr. Aug. Garcke, Flora von Nord- und Mitteldeutschland. 5. Auflage. Berlin bei Gustav Buselmann. Die 5. Auflage, welche dieses Werk in so kurzer Zeit erlebt hat, zeigt genugsam, wie sehr es dem Zweck entspricht, nach demsel- ben die Pflanzen des Florengebiets von Nord- und Mitteldeutschland zu bestimmen und so als wichtiges Handbuch auf Excursionen zu dienen. Die nach dem Linneischen System voraus- gesendete Uebersicht der Gattungen und kurze scharfe Charaktere bei den Arten erleichtern die Bestimmung ungemein. Da das Buch in deutscher Sprache geschrieben, ist es für Jeder- mann zu gebrauchen. (E. R.) 4) Vierundzwanzigster Bericht des Thüringer Gartenbau- und Seidenbau-Vereinsin Gotha. Enthält dieses Mal nur ein kurzes Referat über die Thätigkeit der Gesellschaft. Frost und Mäusefrass hatten den Baumschulen be- deutend geschadet und dadurch das Ergebniss der Baumschulen beeinträchtigt. Der Seiden- bau scheint mit all den Schwierigkeiten zu 402 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kämpfen, mit dem ein künstlich aus dem Sü- chismus der Nutzgärtnerei. den nach Norden versetzter Culturzweig über- Leipzig, Verlag von J. J. Weber. ad en zu Enpien ‚haben In diesen beiden nützlichen Büchern gibt muss. (E. R.) der Aulor gleichsam ein kurzes Resume des Wichtigsten aus seinen zahlreichen andern Schriften. Uebersichtliiche Anordnung, klare und kurze Besprechung des Wichtigsten zeich- nen diese beiden Schriften aus und liefern den Beweis, dass der Autor mitien in dem, was er schreibt, sich bewegt. Warum zu die- ser kurzen gedrängten Darstellung der wich- ligsten Lehren für Zier- und Nutzgärtnerei ge- rade die Form in Frage und Antwort gewählt ist, das sehen wir nicht ein, eine gewöhnliche Uebersehrift würde dasselbe leisten. Einge- druckte Holzschnitte erläutern den Text, wo dieses nothwendig erscheint. Zwei zum Hand- gebrauch allgemein zu empfehlende Werkchen. 6) Hermann Jäger, Katechismus (E. R.) der Ziergärtnerei und Kate- 5) W.Remanoff, Wseobischaia Flora d’lia Liubimelei. (Allgemeine Flora für Liebhaber. Ein in Moskau seit dem Jahre 1857 er- scheinendes Werk mit colorirten Abbildungen in Octav. Dasselbe gibt die Abbildungen be- liebter Culturpflanzen, deren Beschreibung und bespricht deren Cultur. Zwei Bände sind bis jetzt erschienen. Am Schlusse des zweiten Bandes sind ein Theil der essbaren Schwämme Russlands abgebildet und beschrieben. (E. R) V. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 4. (16.) September 1861. 4) Der Präsident des Vereins machte die | den Gemüsebau“ war eine einzige Arbeit in deutscher Sprache eingereicht. Die Devise lautete : Jeder Mensch hat die Verpflichtung, will er seinen Platz ausfüllen, auf den ihn die Vorsehung gestellt hat, nach Kräften zum Wohle und Nutzen seiner Mitmenschen zu wirken. Zur Prüfung dieser Arbeit wurde schriftliche Mittheilung, dass er sich an A 2). Es wurde beschlossen, dass von der eine Commission aus den Herren Regel, Ro- Sitzung des Vereins nicht betheiligen könne, da die Einrichtung der landwirthschaftlichen Akademie seine ganze Tlhätigkeit in Anspruch nehme. Die Leitung der Sitzung übernahm daher der Vicepräsident Dr. Regel. October-Sitzung an die Monatssitzung jedes- chel und.Batlow ‚erwählk mal mit einem Vortrage aus dem Gebiete des Gartenbaues verbunden werden soll und zwar auf die Weise, dass der Vortrag der ofliciel- len Sitzung vorangehe. Der Vortrag beginnt um 7 Uhr Abends. Die officielle Sitzung eine Stunde später. 4) Da die öffentlichen Blumenausstellungen für die Zwecke des Vereins von grössier Wichtigkeit sind, so wurde der Vorstand be- auftragt, mit den Exponenten der früheren Ausstellungen Rücksprache zu nehmen, um zu entscheiden, ob im nächsten Jahr eine öffent- liehe Blumenausstellung veranstaltet werden 3) Zum 1. September, dem letzten Termin | könne und welche Veränderungen im Pro- für dieEinsendung der Concurs-Arbeiten „über | gramme vorgenommen werden müssen, V, Russischer Gartenbauverein. 5) Da der Präsident des Vereins in Folge seiner Ernennung zum Director der landwirth- schaftlichen Akademie zu Moskau an der Leitung der Geschäfte des Vereins gehindert ist, wurde beschlossen, in der October-Sitzung . zur Wahl eines neuen Präsidenten zu treten. Die Wahl soll durch Zettel statlfinden. 6) Der Verein hatte von Herrn Schmidt die Anzeige erhalten, dass 4128, auf Sachalin gesammetler Sämereien-Arten, nächstens einiref- fen sollen. Es wurde bestimmt, dass der Vor- stand den Werth der Sämereien bestimme und den Verkauf derselben leite. 7) Die Mitglieder des Vereins: Gelesnow, Rochel, Schilder, Urasow und Wolkenstein ersuchten um die Ertheilung einer grossen sil- bernen Medaille an den Kapitän N. Hermes für die ausgezeichnete Einrichtung seines an der Moskauer Eisenbahnstation Klein-Wischera ge- legenen Gartens und für die ausgezeichnete Cultur der Gartengewächse. Es wurde be- schlossen, diesen Vorschlag in der nächsten Sitzung zu ballotiren. 8) Von den zur Concurrenz eingesandten Pflanzen sind prämirt worden: a) Mit einer grossen silbernen Medaille. 4) Pfirsiche , Pflaumen und Reine-Claude des Herrn Jegorof. 2) Eine Sammlung von Dracaena des Hrn. Rempen. 3) Medimilla speciosa in Blüthe und Gam- phylobotrys regalis des Herrn Aurich. 1) Panax sessiliflorus Rupr. aus dem Bo- tanischen Garten, ausgestellt vom Herrn Hölt- zer, Obergärtner des Kais. Bot. Gartens. b) Mit einer kleinen silbernen Medaille. 4) Yucca gloriosa (Zimmerecultnr) der Mdme. Kartaschewsky. 2) Cupania Pindailea (?) des Herrn Siess- meyer. 3) Eine Gruppe blühender Pflanzen und Sammlung Georginen - Blüthen des Hrn. Dar- zens. 4) Eine Sammlung von Blattpflanzen (Zim- mercultur) des Herm Tschislow, bestehend aus guten Exemplaren von Rhopala, Aralia, Cordyline etc. 403 5) Cosmophyllum cacalioides des Herrn Schröder jun. c) Eine lobende Erwähnung. 1) Haemanthus virescens Herb. y. albiflos. (Zimmereultur) des Hrn. Rooch. Von den ausgestellten Pflanzen heben wir noch besonders hervor ein Exemplar einer Cordyline nobilis vom Herrn Rempen, wie wir diese Pflanze bis jelzt noch nie gesehen. Das Exemplar wohl 2 Fuss hoch und mit einer Krone höchst gesunder, mehr als 1 Fuss lan- ger Blätter. Die Pflanze stand in einem ver- hältnissmässig kleinen Topf. Wir haben schon wiederholt bemerkt, dass diese Art grosse Ge- fässe nicht liebt. Ferdinanda eminens Lag. ist der richtige Name für Cosmophyllum cacalioides C. Koch. Es ist das eine halbstrauchige Composite aus Mittelamerika, durch Warscewiez in die Gärlen Europa’s eingeführt. Ein allenthalben grau- lich behaarter Strauch, der in’s freie Land ge- pflanzt, grosse oval-iriangelförmige Blätter bil- det, die gross gezähnt oder 7—9 lappig. Blu- menköpfe weiss, in endständigen Rispen. Wird bei 4 — 6° R. durchwintert. Zeitig im Früh- linge werden Stecklinge gemacht, die bei 15 — 20° Bodenwärme sich schnell bewurzeln und dann im Sommer auf geschützten Stand- ort und in nahrhafte Erde im Garten in’s freie Land gepflanzt, wirklich durch ihr grosses schönes Laub und den üppigen Wuchs zur Zierde des Gartens werden. Den Namen Cos- mophyllum cacalioides gab C. Koch in dem Samencatalog des Berliner Botanischen Gar- tens. Eine spätere, genaue, abermalige Unter- suchung zeigle aber, dass es eine schon län- ger bekannte Pflanze sei, die Ferdinanda emi- nens Lag. Im Jahrgang 1858 der Berliner Gartenzeitung gab C. Koch jene Berichtigung in einem einlässlichen Artikel. Herr Schröder jun. hatte die Gefälligkeit, uns über diese Pflanze noch die folgende Mittheilung zu machen: Diese Pflanze ist während des Sommers einzeln auf Rasenplätze gepflanzt, von grossem Effekte. Die Blätter werden 20— 30 Zoll breit und 15 — 20 Zoll lang und sind mit helleren netzförmigen Adern durchzogen. 404 Durch öfteres Umpflanzen und guten Stand- ort im Warmhause, später im Kalthause, zieht man im Frühlinge kräftige Exemplare vor, die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dann Ende Mai in einem tiefgründigen gut ge- düngten Gartenboden ausgepflanzt werden. - Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 7. (19.) October 1861. 1) Herr N. Gelesnow halte an den Verein ein Schreiben übersandt, in welchem er mit Bedauern meldet, dass er durch seine Dienst- verpflichtungen verhindert sei, sich an der Wahl eines neuen Präsidenten zu betheiligen. Er versicherte zugleich den Verein, dass er auch in Zukunft stets bereil sein werde, nach Kräften den Zwecken des Vereins zu dienen und bat um die Genehmigung, in die Kasse des Vereins 100 R. S. einzutragen. — Es wurde beschlossen, Hrn.Gelesnow für das Ge- schenk zu danken, ihn in Anerkennung seiner vielfachen Verdienste zum Ehrenmitgliede des Vereins zu ernennen und ihm ein Dankschrei- ben mit Unterzeichnung aller in der Sitzung anwesenden Mitglieder zu übersenden, 2) Der wirkliche Staatsrath N. Mollerius, dritter Sekretär des Vereins, wurde durch Stimmenmehrheit zum Präsidenten erwählt. 3) Dem Verein wurde der Bericht der Aus- stellungscommission über den Erfo!g der Obst- und Gemüseaussteliung vorgelegt. Den höch- sten Preis, die mittlere goldene Medaille, ward dem Gemüsegärtner Graischew, der 250 ver- schiedene Gemüsesorten eingeliefert hatte, zu- erkannt. 4) Laut dem, in der Septembersitzung ge- fassten Beschlusse wurde der Vorschlag, dem Hrn. Kapitän Hermes für die ausgezeichnete Einrichtung seines, bei der Station Klein- Wischera gelegenen Gartens , die grosse sil- berne Medaille zu ertheilen, ballotirt. Durch Stimmenmehrheit wurde der Vorschlag ge- nehmigt. 5) Die Durchsicht des Programms für die bevorstehende Frühlingsausstellung wurde auf die November-Sitzung verlegt, in welcher zu- gleich die Wahl eines dritten Sekrelärs getrof- fen werden soll. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen. a) Primula chineusis erecta superba. (Franz Anton Haage.) (Siehe Taf. 346). Primulaceae Die Pflanze wird durch einen'sehr ro- busten und durch die eigenthümliche Stellung der Blätter imponirenden Ha- bitus gekennzeichnet, der von allen ihres Gleichen sehr wesentlich verschie- den ist. Die Blattstiele bilden vom Stamm aus einen starken Bogen, gehen dann gerade in die Höhe und tragen die frisch- grünen fleischigen Blätter vollkommen horizontal, Diese Bildung tritt beson- ders in der Periode hervor, in welcher die Blumen sich zu entwickeln begin- nen, sie erhält sich während der ganzen Dauer der Vegetation, wohingegen bei den übrigen Varietäten von Primula chi- nensis die Blattstiele bald erschlaffen und die Blätter hängen lassen, was der Pflanze kein vortheilhaftes Ansehen gibt. Bei dem öfters nothwendigen Wechsel des Standortes werden bei dieser neuen Varietät, in Folge dieser Eigenthümlich- keit, die Blätter nur selten beschädigt, was bei den übrigen Varietäten kaum zu vermeiden ist. ZU. 4861. Der kräftige Blumenstengel bringt, in lange anhaltender Folge, eine grosse Menge schön gebildeter , grosser Blumen , welche sich zu einem vollen, wohlabgerundeten Bouquet vereinigen, Dasselbe erhebt sich nur ein wenig über die Pflanze und erscheint in dem Rah- men des schöngeformten kräftigen Laub- werkes doppelt frisch. Nur bei schwa- chen Exemplaren kommt es zuweilen vor, dass die Blumen nicht recht aus der Laaubhülle heraustreten. 0 Die Form der Blume ist die der gefranzten Varietät (Primula chinensis fimbriata) ; bisweilen ist ihr Umfang noch weit grösser, als bei dieser. Die Färbung ist beim Aufblühen ein brillantes Rosa, welches allmälig in Carminviolett, und beim Verblühen in Carmoisin übergeht, was durch das gelbe Auge noch gehoben wird. Der Samenansatz ist ein sehr spär- licher. Aus Samen gezogen bleibt sich diese Varietät im Habitus vollständig treu, nur fallen zuweilen wie bei allen 30 406 gefranzten Primeln auch bei dieser nicht gefranzte Blumen , welche in der Regel nicht von bedeutender Grösse und dunk- ler Farbe, aber um so reichblumiger sind. Diese Varietät liebt eine leichte Erde und gedeiht am besten in einer kräftigen, mit Haideerde und etwas Sand vermischten Lauberde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ich offerire Samen von Primula chi- nensis erecta superba, die 100 Korn zu Rthlr. 2. 15 Sgr. „ 25, „ 2) — 25 „ Auch stehen sauber ausgeführte Ab- bildungen & Stück zu 6 Sgr. zu Dien- sten. Franz Anton Haage, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt. b) Bidens atrosanguinea Ortgies‘*). (Siehe Taf. 347.) Compositae $ Cosmos diversifolius Otto var. atrosanguineug Hook. Bot. Mag. tab. 5227. Dahlia Zimapani Roezl in litt. Im Winter 1860 erhielten wir von unserm Freunde Roezl eine Sendung verschiedener Sämereien, die er auf sei- nen Reisen im Innern von Mexico ge- sammelt hatte; darunter befand sich ein Paquet mit wenigen Samenkörnern, bezeichnet „Dahlia Zimapani, neue Zwerg-Dahlie mit schwarz- rothen Blumen, ausgezeichnet schön!!“ und auch in dem die Sen- dung begleitenden Schreiben machte er uns noch besonders auf diese Neuheit aufmerksam. Senecionideae. Wir erzogen 6 Pflanzen und hatten auch die Freude, schon wenige Monate nach der Aussaat die ersten Blumen zu erzielen, und eine reiche Folge von Blu- men erschien, bis die ersten Fröste der Blüthezeit ein Ende machten, — Wir begreifen vollkommen, dass Roezl seinen Fund für eine neue Dahlien-Art halten musste, da die Tracht, die Belaubung ete. ganz an Dahlia erinnert, und erst die genauere Untersuchung der Blüthen und besonders der Samen zeigte uns, dass die vermeintliche Dahlia einer an- deren Gattung und zwar zu Bidens in die Section Diseopoda gehöre. — Leider war eine längere Krankheit un- seres Pflanzenmalers, Herrn Schlum- berger, Ursache, dass wir die Abbil- *) B. atrosanguinea Ortgies; perennis (an biennis?), eaule ereclo, ramoso folisque glabris vel puberulis, foliis longe petiolatis pinnatisectis vel raro integris, segmenlis ? — 3ju- gis, lateralibus rhombeo - ovatis integerrimis vel remote serralis, terminali basi euneato subtri- lobo, capitulis longissime pedicellatis solitariis radiatis squamis involucri liberis lanceolatis ob- tusiusculis, exterioribus subreflexis herbaceis, interioribus membranaceis apice coloralis paleis linearibus apice coloratis acutis (et in ilum elongatum minime productis), flosculis disci et ra- di atrosanguineis, radii obovatis vel ovatis apice tridentatis v. trifidis, involuero duplo v. triplo longioribus, achaenii aristis 2—3, Apersistentibus. — Creseit in Mexico prope Zimapan, legit Roezl. — Cosmos diversifolius Otto var. atrosanguineus Hook. Bot. Mag. tab. 5227. — Dahlia Zimapani Roezl. in litt, I. Originalabhandlungen. dung und Veröffentlichung dieser ebenso schönen als dankbar blühenden Pflanze verschieben mussten bis zur Blüthe im Sommer dieses Jahres und mittlerweile ‘wurde sie von Sir W. Hooker im Bot, Magazine, Tab. 5227 abgebildet und beschrieben. Wenn wir uns den- noch erlauben, sie den Lesern der Gar- tenflora bildlich vorzuführen, so geschieht es, weil diese schöne neue Pflanze eine wärmere Empfehlung verdient, als ihr im Botan. Magazin zu Theil geworden und weil wir überzeugt sind, dass Hoo- ker sie mit Unrecht zu einer Varietät gemacht und gleichzeitig zu einer fal- schen Gattung gebracht hat. — Die Gattungen Bidens und Cos- mos sind sehr nahe verwandt, es ist möglich, dass spätere Bearbeiter sie ver- einen werden, so Jange dies nicht ge- schieht, sollten jedoch die Gattungsun- terschiede scharf in’s Auge gefasst wer- den, sobald es sich darum handelt, eine neue Art einzureihen. Wenn die Diagno- sen beider Gattungen, wie sie im Pro- drome aufgestellt sind, mit einander verglichen werden, so ergeben sich als wichtige Merkmale der Gattung Cos- mos zur Unterscheidung von Bidens, dass bei der erstern die Blättchen des Hüllkelches am Grunde mehr oder we- niger zusammengewachsen sind, dass die Spreublättchen in eine fadenförmige Spitze verlängert sind, und dass die Grannen abfallen; die reifen Früchte daher ungegrannt sind, während bei Bidens freie Hüllkelchblättchen, unver- längerte Spreublättichen und dauernde Grannen vorkommen; ausserdem sollen die zu Cosmos gehörigen Arten dop- peltfiederschnittige Blätter mit lineali- schen oder höchstens lanzettlichen Seg- menten haben, — Nun stimmt unsere Pflanze in allen eben genannten Cha- rakteren durchaus nicht zu Cosmos, 407 wie aus der unten entworfenen Diagnose zu ersehen ist, und es bleibt kein Zwei- fel, dass sie eine ächte Bidens dar- stellt und als solche in der Section Dis- copoda neben der B. purpurea, der sie nahe verwandt scheint, ihre richtige Stellung finde. — Hooker zieht sie, allerdings mit einigem Zweifel, als Va- rietät zu Cosmos diversifolius Otto, und vergleicht sie auch mit Cosmos scabiosoides H. B. Kth, findet sie aber von letzterer Art speci- fisch verschieden, der ersteren in Blüthe und Belaubung jedoch hinreichend ähn- lich, um sie derselben als dunkelfarbige Abart beizuordnen. — Glücklicherweise fanden wir in unserm Gartenherbarium sowohl Cosmos diversifolius, wie auch C. scabiosoides, in Exemplaren, die Dr. Regel im Jahre 1840 im Berliner Botan. Garten gesammelt hatte, und konnten daher die nöthigen Vergleiekun- gen anstellen. Das Resultat dieser Ver- gleichungen ist, dass unsere Pflanze zu- nächst allerdings dem C. diversifo- lius gleicht, aber unseres Erachtens vollkommen specifisch verschie- den ist; ausser der verschiedenen Blü- thenfarbe (und dabei erscheint uns als noch wichtiger, dass bei C. diversifo- lius die Scheibenblümchen gelb, bei unserer Pflanze aber diese mit den Strahlblümchen gleich gefärbt, also schwarzroth sind,) ist die Form der Strahlblümchen wesentlich verschieden, bei C. diversifolius sind sie ellip- tisch, an der Spitze ganzrandig oder doch nur sehr schwach gezähnt, bei der andern dagegen von verkehrt eirunder oder doch deutlich ovaler Form und stark gezähnt, ja oft tief 3spaltig; die Blätter, obgleich bei den Arten sehr veränder- lich in der Form, zeigen doch auch con- stante Unterschiede, sie sind bei C. di- versifolius aus schmälerer, keilförmi- 30 * 408 ger Basis lanzettlich, bei unserer B. atrosanguinea dagegen mehr rauten- förmig-eirund. — Wir haben gegenwär- tig etwa 200 Sämlinge in voller Blüthe, es zeigt sich keine irgend wesentliche Abänderung in der Blüthenfarbe, keine Spur einer Hinneigung zu den lilafarbe- nen Blüthenköpfen mit gelber Scheibe des C, diversifolius und auch dies scheint uns ein nicht unwichtiger Beweis gegen Hooker’s Annahme. — Die Ver- gleichung mit den obengenannten Arten lieferte auch im Fernern das Resultat, dass Cosmos diversifolius und sca- biosoides ebenfalls zuBidens ge- hören; leider fehlten uns die Früchte beider Arten zur vollständigen Beweis- leistung, allein das vorhandene Material scheint uns vollständig zu genügen, um das eben Gesagte zu constatiren. Danach erhält die Section Discopoda, die im Prodrome nur eine Art, B. purpurea DC., enthält, einen Zuwachs von 3 Ar- ten, — alle 4 Arten sind in Mexico einheimisch, offenbar einander nahe ver- wandt, aber speeifisch hinlänglich ver- schieden; sie lassen sich nach dem mir zur Verfügung stehenden, allerdings un- vollständigen Material folgendermassen unterscheiden: Bidens $. Discopoda. 1) B. purpurea DC. foliis ciliatis calloso - mucronatis, segmentis ova- to-lanceolatis , capitulis subcorym- bosis, flosculis disci et radii pur- pureis. 2) B. atrosanguinea ÖOrtgies. (Cosmos diversifolius var. atro san- guineus Hook.) — foliis glabris v. puberulis, segmentis rhombeo-ova- tis, capitulis solitarüs, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. apice manifeste tridentatis vel tri- fidis, obovatis v. ovalibus. 3) B. diversifolia (Cosmos diver- sifolius Otto). — Foliis integris cuneato-lanceolatis v. pinnatisectis, segmentis cuneato-lanceolatis, capi- tulis solitariis, floseulis disei luteis, radii lilacinis, apice integerrimis v. obsolete dentatis ellipticis. B. scabiosoides (Cosmos sca- biosoides H.B. et Kth.) foliis pin- natisectis, segmentis lineari-lanceo- latis, eapitulis binis, flosculis disei Iuteis, radii violaceo - purpureis, apice integerrimis, obovato- rotun- datis. 4) Diese botanischen Erörterungen ha- ben die Geduld der Leser vielleicht schon ermüdet , für die nähere Beschreibung der Be sanguinea wollen wir daher auf unsere Diagnose hinweisen und nur noch wenige Worte beifügen. Diese neue Pflanze ist gewiss eine der besten Einführungen Roezl’s; ihr reicher und lange andauernder Flor, die schöne sel- tene sammtig schwarzrothe Färbung, der niedere buschige Wuchs, die leichte Cultur: alles macht sie vorzüglich ge- eignet zu einer Zierde unserer Blumen- gruppen. Sie scheint perennirend zu Sein, hat fleischige Wurzeln und überdauert den Winter unter Laubbe- deckung gewiss recht gut im Freien, doch fehlt uns darüber noch weitere Erfahrung. Da sie reichlich Samen trägt und der Samen im Frühjahre auf war- meın Mistbeete ausgesäet, unter ähnli- cher Behandlung wie einjährige Sommer- blumen Pflanzen liefert, die schon im Juli zu blühen beginnen, so ist es auch weniger wesentlich, ob sie in unserm Klima ausdauert oder nicht. Wir haben floseulis | jetzt (Ende August) mehrere Gruppen disci et radii atrosanguineis, radii | davon in voller Blüthe, die allgemeinen 1. Originalabhandlungen. 409 Beifall finden ; unsere vorjährigen Pflan- |; zwergartig, kaum mehr als fusshoch, da- zen, die frostfrei durchwintert wurden, blühen schon seit Juni und sind zu gegen erreichen die Blumen von fast 2 Fuss langen schlanken Stielen getragen, reich verzweigten Büschen herangewach- | gerade die Höhe, in der sie sich dem ‚sen, Flor liefern. Die Pflanze selbst bleibt die einen fortwährenden reichen | Auge am besten präsentiren. (E. 0) ed C(aragana frutescens EL (Siehe Taf. 348.) Leguminoszae. C. fruteseens DC. Prodr. II. pag. 268. | lich gefiederte Blättehen besitzt. Gemein- n Sweet. Brit. fl. gard. I, ser. tab. 227. gs Ledb. fl. ross, I. pag. 569. Robinia frutescens L. spec. 1044, Pall. fl. ross. I. pag. 69. tab. 49. Ein 3—5 Fuss hoher Strauch, der sich vom östlichen mittleren europäischen Russland und dem Caucasus aus bis nach dem Ural und der Songarei ver- breitet. Derselbe ist schon lange in Cultur eingeführt und ward schon im Jahre 1827 von Sweet im Flower Gar- den (l. c.) eine vortreffliche Abbildung desselben gegeben, die aber nur wenigen unserer Leser zugänglich sein dürfte. Durchaus kahl. Blätter gestielt, 2jo- chig gefiedert. Blättchen sehr kurz ge- stielt, aus keilförmigem Grunde verkehrt- oval, aus der abgerundeten Spitze in ei- nen kurzen Mucro vorgezogen, und beide Paare dicht unterhalb der als kleiner Endstachel vorstehenden Spitze des Blatt- stiels dicht zusammengedrängt, so dass das Blatt die Gestalt eines 4blätterigen fingermörmigen Blattes erhält. Diese Blattstellung unterscheidet diese Art so- fort von Ü. arborescens, welche gewöhn- &) DD) sam hat sie solche mit C. grandiflora D.C. und pygmaea D.C. — DemBlatt- stiel ist am Grunde beiderseits ein klei- nes lanzettlich -pfriemliches Ne benblätt- chen angewachsen, welche nach dem Abfallen des Blattstiels sitzen bleiben und später oft zu kleinen Dornen aus- wachsen. Blüthenstiele einzeln in den Blattachseln, oberhalb der Mitte geglie- dert und hier eine sehr kleine pfriemli- che Stipelle tragend. Kelch ungefähr 3mal kürzer als die goldgelbe Blumen- krone, gemeiniglich durchaus kahl und nur am Rande schwach zottig, mit 5 ziemlich gleichlangen Zähnen, die aus breitem kurzem Grunde in eine kurze pfriemliche Spitze ausgehen und wohl sechsmal kürzer sind als die am Grunde nach oben aufgetriebene Röhre. Die Schoten kahl, linear, mit dem fädli- chen Griffel gekrönt und später nur schwach zusammengedrückt und fast stiel- rund. Gehört zu den auch noch im Klima von Petersburg durchaus harten Sträu- chern, und ist als schöner niedriger Strauch zur Vorpflanzung vor Bosquete zu empfehlen. . 410 Gurtenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Vermehrung durch Samen, der im |gleich .in’s freie Land auf besondere Spätherbst oder im ersten Frühling | Samenbeete ausgesäet wird. — (E. R.) %) Nachträgliches über Convolvulus mauritanieus Boiss. Von Herrn E. Ortgies, Convolvulus mauritanicus Boiss. Plantes d’Espagne, p. 418. t. CXXI. A, Convolvulus mauritanicusBot, Magazine tab. 5243. Gartenflora tab, 338. Eine niedliche Art aus dem nördli- chen Afrika, von Herrn Sejourne in der Nähe von Constantine (Algier) zuerst entdeckt, die als eine der reichblühend- sten niedrigen Gruppenpflanzen die all- gemeinste Verbreitung verdient. — Wir hatten sie bereits seit Jahren unter un- sern Kalthauspllanzen, hatten aber keine Ahnung von ihrem Werthe, bis wir sie im Freien ausgepflanzt, wiedersahen, be- deckt mit hunderten ihrer lilablauen Blüthen. Die Pflanze war fast nicht wieder zu erkennen, so sehr hatte sie ebenbürtig unseren Verbenen, und ge- deiht auch unter der ganz gleichen Be- handlung; es wird also genügen nur auf ihn aufmerksam zu machen, um ihn schnell einzubürgern in unsern Gärten als eine der vorzüglichsten und dank- barsten Gruppenpflanzen, um 30 mehr, da die blaue Farbe immer noch zu den gesuchtesten gehört, und möglicherweise auch anders gefärbte Spielarten gewon- nen werden könnten. — Nach Boissier sind die Blüthen dieser Art entweder rosa oder violett, bei ung sind sie rein helllilablau, also schon verschieden von der Stammart und dies weist darauf hin, dass sie geneigt ist zum Variren. — Auch von London aus wird diese Art warm empfohlen und zwar besonders auch als sehr geeignet zur Cultur in Hänglampen; es fehlt uns darüber an sich unter den ihr günstigeren Bedingun- | Erfahrung, um so wärmer empfehlen wir gen, die das freie Land gegenüber der Topfcultur bietet, verändert. vermehrten wir im letzten Frühjahr die bisher vernachlässigte Pflanze in gros- ser Anzahl, es war dies um so leichter, als die Stecklinge, im Frühjahr von ei- ner angetriebenen Pflanze geschnitten, ebenso leicht und sicher anwurzeln, als Fuchsien, Verbenen etc., und konnien im Mai einige Gruppen damit einfassen. Der Erfolg war vollständig gelungen; was Blüthenreichthum, langandauernden Flor und niederen Wuchs anlangt, steht dieser niedliche Convolvulus völlig sie für Gruppen, und da sie ganz nie- zu ihrem Vortheil | drig bleibt und die kriechenden Stengel Dadurch aufgemuntert, | den Boden dicht bedecken, ganz beson- ders zu Bordüren. Eine Gruppe Scharlach- Verbenen oder niedriger Scharlach-Pelar- gonien mit einer Einfassung von Con- volvulus mauritanicus wird sicher allgemein gefallen. In Betreff der Erde scheint diese Art nicht wählerisch zu sein, dagegen muss derStandort hinreichend son- nig sein, um einen reichen und dauernden Flor zu erzielen. Die Pflanze ist perenni- rend, fraglich ist es jedoch, ob sie un- sere Winter erträgt, — übrigens genügt eine einzige Pflanze, im Topfe überwintert, I. Originalabhandlungen, um im Frühjahr von ihr eine hinrei- chende Vermehrung mit grösster Leich- tigkeit zu erzielen. — Die ganze Pflanze ist mit kurzen, weissen, anliegenden Haaren bekleidet. Wurzel perennirend, viele einfache, krie- chende, dünne Stengel treibend, Blätter eirund, kurz gestielt, Blüthenstengel ein- 411 zeln aus den Achseln der oberen Blät- ter. ein- bis dreiblüthig, 2 — 3 mal län- ger als die Blätter, dünn fast fadenför- mig, 2 linealische Deckblätter stehen an der Insertionsstelle der Blüthenstielchen ; Sepalen länglich-lineal, spitz, um 3 mal kürzer als die flach ausgebreitete Co- rolle. 3) Die Herbstausstellung von Obst und Gemüse in St. Petersburg im September 1861. Diese Ausstellung war von dem Ver- eine zu dem Zwecke veranstaltet wor- den, um die im letzten Jahre durch die Fruchtausstellung der Oekonomischen Ge- sellschaft angebahnte Kenntniss derRus- sischen Obsorten noch zu vervollständi- gen und weiter auszubauen. Leider war aber das Jahr 1861 kein Obstjahr. Wohl hatten die Obstbäume schön geblüht und angesetzt, die jungen Früchte fie- len aber theils im Sommer, theils noch im Herbste vor der Fruchtreife , so dass die Obsternte eine sehr geringe war. Der Einsendungen von Aepfeln und Bir- nen waren deshalb auch nur wenige, waren aber doch so reichhaltig, um eine Uebersicht der um Petersburg an- gebauten Früchte zu gewähren und ein ziemlich reiches Material zu den Nach- arbeiten zu gewähren, was eine baldige Veröffentlichung der Obstsorten des nördlichen und mittleren Russlands mög- lich machen dürfte. Die interessanteste Einsendung der Art stammte von dem Kolonisten Kremer in Zarsko&-Selo. Der- selbe sendete nämlich 34 Sorten theils guter, theils der besten Aepfelsorten ein, die im Klima von Petersburg noch ge- deihen und die Herr Kremer in seinem eigenen wohlgepflanzten Obstgarten un- ter andern 5 verschiedene der uns ei- genthümlichen köstlichen Klaräpfel. Eine zweite nicht weniger beachtenswerthe Einsendung stammte aus dem Tscherni- goff’schen Gouvernement vom Hrn, Atri- ganieff, nämlich eine Sammlung von 39 Sorten der besten dort eultivirten Aepfelsorten. Ein Sortiment von 33 ver- schiedenen Sorten hatte Herr Heddewig in Luga gesammelt. Vom Herrn Hofgärt- ner Aurich waren 34 Sorten aus Peter- hof eingesendet worden. Die zahlreich- ste Sammlung, aber nur in je einem Exem- plar, sendete der Admiral Lütke aus den Ostsee - Provinzen. Ausserdem kleinere Sammlungen vom Herrn von Schwane- witz, Herrn Krasnaglasoff, Herrn Garten- inspector Höckel, Fürst Wisapur, aus dem Kloster Walaam u. s. f, Wir wer- den über dasErgebniss der Untersuchun- gen nach dem Abschluss der Arbeit ge- nauer berichten. Die Einsendungen des Klosters Walaam im Ladoga-See hat in sofern besonderes Interesse, als dies wohl einer der nördlichsten Punkte ist, wo in Russland der Apfelbaum noch gut gedeiht. Darunter z. B. sehr vollkom- mene Exemplare des weissen Nalivia (Belui Nalivia), Der Einsendungen an Obst, in Töpfen terhält. Unter diesen befanden sich un- ' oder Kübeln cultivirt, waren mehrere, 412 dieselben waren aber entweder klein oder einförmig. Die zahlreichste, die vom Herrn Handelsgärtner Lasurin stammte, enthielt grossentheils die gelbe russische Pflaume nebst 6 Aepfeln und Birnen. Die Cultur von Topfobst wird bekanntlich in Ländern, wo die feineren Obstsorten im freien Lande nicht mehr gedeihen, in bedeutendem Umfange be- trieben, so z. B. in England und ver- dient für unsere Verhältnisse die vollste Beachtung. In grösserer Ausdehnung und rationeller Cultur findet man solche aber noch in keinem der Gärten Peters- burgs und wäre es sehr zu wünschen, dass einzelneGartenfreunde diesem Zweige des Gartenbaues ihre Aufmerksamkeit schenken, und durch gegebenes gutes Beispiel denselben bei uns heimisch ma- chen möchten. Für in Treibereien gezogenes feine- res Obst war im Allgemeinen die Jah- reszeit zu weit vorgerückt, doch: waren z. B. vom Hrn. Hofgärtner Aurich noch schöne Pfirsiche und Ananas, vom Hrn. Hofgärtner Jegorof eine grosse Ananas, gute Trauben vom Hrn. Darzens, Paul Iwanoff, Aurich u. a. m., Arbusen von den Herren Kolupaeff, Kurizin und dem Kloster Walaam eingesendet. Die Arbu- sen oder Wassermelonen gehören in Pe- tersburg zu den beliebtesten Früchten ner Kurizin und Kolupaeff zeichnen sich durch massenhafte Anzucht und gute Cultur derselben aus. Die grosse dun- kelgrüne runde Sorte mit rothem oder blassrothem Fleische wird hier am meisten geliebt. Es ist merkwürdig, dass diese ausgezeichnete Frucht, die von allen bekannten Früchten wohl das saftigste Fleisch besitzt, z.B. in Deutsch- land fast gar nicht gezogen wird. In dem wasserarmen Süden Russlands, wo Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. man solche auf dem freien Felde zieht, erhält diese Frucht noch einen viel höhern Werth, da sie dort zur Stillung des Durstes vorzügliche Dienste leistet. Vom Herrn Gratscheff waren auch meh- rere Exemplare der Astrachan’schen Win- termelone gestellt, die derselbe selbst in Petersburg erzogen hatte, da diese Frucht sonst von Astrachan nach Petersburg ge- bracht wird. Es ist das eine grosse, länglich-ovale Frucht, mit reif gelblich- grüner stark genetzter Schaale, und weissem , ziemlich festem, stark würzi- gem Fleische. Dieselbe hält sich bis tief in den Winter hinein. Reicher als je zuvor auf einer unse- rer Ausstellungen war die Menge und Mannigfaltigkeit der Einsendungen an Gemüse. Bisher hatten sich von den vielen Gemüsegärtnern in Petersburg immer nur einer derselben, Herr Grat- scheff betheiligt , diesesmal hatten aber noch andere ihre Producte eingesendet. Die Ausstellung lieferte daher diesmal ein vollständigeres Bild der Gemüsecul- tur Petersburgs, wenngleich der Einsen- der noch lange nicht so viel waren, als da hätten vertreten sein können und wie wir hoffen in der Zukunft vertreten sein werden. Die grösste und mannigfaltigste der Einsendungen war auch diesesmal ı wieder die von Hrn. Gratscheff, der.32. und behaupten darum auch viel höhere | Preise als die Melonen. Die Gemüsegärt- Sorten Kartoffeln, 12Sorten Gurken, 23 Sorten Rettige und Radiese, 20 ‚Sorten Kohle, 9 Sorten Salate, 12 Sorten Mohr- rüben und Carotten, 4 Sorten Rüben, 14 Sorten Zwiebeln, 16 Sorten Küchen- kräuter, 10 Sorten Bohnen , 90 Sorten ' Kürbis ete. eingesendet hatte. Die Ein- sendung desselben nahm für sich allein eine der grossen Tafeln im Saale ein und gab eine vollkommene Uebersicht über alle bei uns cultivirten Gemüse. Von kaum geringerem Interesse war die Einsendung des Herrn Handelsgärt- I. Originalabhandlungen. ners Darzens, der in 58 auserlesenen Sorten uns in seiner Einsendung die bessern und beliebtesten Gemüse und Knollengewächse der Gemüse - Gärten ‚Frankreichs vorführte. Ganz ausgezeich- net schön waren dessen Blumenkohle, unter denen wir als vorzügliche Sorten mit sehr grossen weissen Köpfen, die fast so fest als der Haag’sche kleine Zwerg-Blumenkohl schliessen, den Chou fleur Salamon und Lenormand nennen. Die Samen davon waren vom Herrn Leon Lille in Lyon bezogen. Als schöne Wirsing-Sorte nennen wir den Chou de Milan. Ein schöner leicht bieichender Blattsellerie ist der Celeri bianchissant seul. Unter den Kartoffeln waren auch die beiden Sorten, welche in neuester Zeit von Frankreich aus als die ergie- bigsten und besten allgemein empfohlen werden, nämlich Pomme de terre Mar- golin und rouge farineuse, die ebenfalls ausgestellte Boussingaultia baselloides hat trotz ihrer grossen Knollen kaum irgend einen Werth als Culturpflanze. Herr Handelsgärtner Heddewig: stellte 38 Sorten Gemüse und 56 Sorten Zier- kürbisse aus. Die letzteren waren aus- serordentlich schön , von der Grösse ei- nes Eies bis zum grossen Centnerkürbis. Unter den 15 Sorten Kartoffeln heben wir die Lima - Kartoffel hervor. Von derselben waren auf einer der Monats- sitzungen des Vereins einige wenige Knollen ausgestellt gewesen. Von die- sen erhielt auch Herr Heddewig eine und producirte aus derselben, durch Stecklinge, die er machte, einen Ertrag von einigen Vierteln Kartoffeln. Die Kar- toffelkrankheit hat bei der durchaus nas- sen Witterung während des Augusts und Septembers hier in Petersburg dies Jahr sehr viel geschadet, die Lima-Kar- toffel ward aber nicht angegriffen und besitzt auch ausserdem alle Eigenschaf- 413 ten einer guten geschmackhaften Kar- toffel. Dieselbe ist von rundlich - ovaler Gestalt, mittelgross , mit rauher gelber Schaale und trägt besonders gegen die Spitze hin mässig tief eingesenkte Au- gen. Eine zweite Kartoflelsorte, die eben- falls nicht erkrankte und als eine der vorzüglichsten Kartoffeln in Geschmack und mittleren Ertrag empfohlen werden kann , ist die Souverain, eine unre- gelmässig rundliche , mittelgrosse Kar- toffel mit wenigen mässig tief eingesenk- ten Augen und sehr rauher röthlich blauer Schaale. Die schwarze Salat- kartoffel besitzt dunkelblaurothes Fleisch und ist deshalb schön zur Garnirung von Salatschüsseln, aber weniger gut im Geschmack. Zwei gute gelbschaalige, glatte, rundliche Kartoffeln sind Amicus und Wonderful, die erste mit flacher, die andere mit tiefer eingesenkten Augen, Als eine gute, längliche, glatte, gelbe Kartoffel ist die Frühe Nieren-Kartoffel, und als runde, rauhschaalige, rothe Sorte die Irländische rothe Kartoffel zu em- pfehlen. Recht interessante Gemüse in 21 Sorten stellte auch Herr Buck aus, un- ter diesen 2 gut eultivirte Bleichsellerie, den Cole’s new Cristal und Bailly’s Rie- sen. Klotzsch’s Bastardzucker-Kartoffel war ebenfalls vom Herrn Buck ausge- stellt. Es ist das der Bastard zwischen Solanum utile und tuberosum. Dieselbe ertrug beim Herrn Buck bis 2° R. ohne zu erfrieren. Die Knollen überwinterten auch vollkommen gut im freien Lande. Von der Krankheit ward sie nie befal- len, während dicht dabei stehende Sor- ten stark erkrankten. Die Knollen der- seiben bleiben aber nur klein, sitzen nicht dicht beisammen, wodurch die Ernte erschwert wird und gehören nicht zu den besonders wohlschmeckenden. Zwei ziemlich gleichartige Einsen- 414 dungen stammten von den Herren Ge- müsegärtnern Kolupaeff und Kurizin, aus ungefähr 20 der auf dem hiesigen Markte gesuchtesten Gemüsearten , dar- unter auch Rosenkohl in solcher Schön- heit, wie solcher in Petersburg nur sehr schwer zu erziehen ist. Als besonders schön und vollkommen sind ferner die kurzen rothen Holländischen Treibearot- ten zu erwähnen. Als einer ebenso zarten als im Aussehen schönen Boh- nenart erwähnen wir die vom Koloni- sten Meyer eingesendete weisse Wachs- Stangenbohne. Vom Gärtner der Zucker- fabrik des Hrn. König war eine Dios- corea Batatas, die Igname - Batate Chi- na’s, welche als Ersatzpflanze der Kar- toffel empfohlen ist, mit Kraut und Knol- len ausgestellt. Die Knollen waren für das Petersburger Klima sehr gross. Dass diese Pflanze als Ersatzpflanze der Kar- toffel keinen Werth hat, darüber spra- chen wir uns schon wiederholt aus. Vom Präsidenten der Akklimatisations- gesellschaft in Moskau, Hrn. Annenkoff, war ein Körbchen einer Sarana Sibi- riens, d. h. einer essbaren Zwiebel Bibi- riens eingesendet, Es waren dies Zwie- beln des schönen Lilium tenuifolium Fisch., die aber, wie dies der Art eigen ist, nur klein geblieben waren. Wir können die Ansicht des Herrn Annen- koff nicht theilen, dass diese Pflanze vielleicht in der Folge als Nutz- pflanze einen Werth für den Anbau erhalten werde, dagegen hat solche we- gen ihrer schönen rothen Blumen und der leichten Cultur im freien Lande ein grosses Interesse als Zierpflanze. Wollte man von den Lilien Sibiriens eine als Nutzpflanze, der essbaren Zwiebel hal- ber cultiviren, so würde sich nach unse- rer Ansicht hierzu das Lilium spectabile am besten eignen, da dieses in kurzer Zeit die meisten und grössten Zwiebeln Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bildet und bei zweijähriger Cultur auf einem guten Wiesenboden einen sehr be- deutenden Ertrag liefern müsste, — Wir übergehen die andern kleinen Einsendungen und erwähnen zum Schluss nur noch einer Einsendung des Geistli- chen Beloiarski in Bernaul im Tomsken- schen Gouvernement Sibiriens. Derselbe hat sich schon seit längerer Zeit be- müht, den Anbau von Obstsorten in Si- birien zu ermöglichen. Aus Samen erzog er Wildlinge und veredelte diese mit- telst Reiser, die er auf eine Entfer- nung von mehreren tausend Werst be- ziehen musste. Als Product einer die- ser Veredlungen sendete derselbe 2 Aepfel, die in Wachs eingegossen und in eine Blechbüchse eingeschlossen, die Reise von 4200 Werst glücklich und wohlerhalten zurückgelegt hatten. Auch Zweige von Obstbäumen als Jahrestriebe von Veredlungen zum Zeichen des üp- pigen Wuchses des Obstbaums in dorti- ger Gegend sendete derselbe ein. Im Winter wurden die Bäumchen niederge- legt und mit Erde bedeckt. Ringsum war der Saal mit schönen Pflanzengruppen decorirt, welche von den Herren Handelsgärtnern zum Ver- kaufe gestellt worden waren. Wir können am Schlusse dieses Be- richtes den Wunsch nicht unterdrücken, dass diese Ausstellung nur der Anfang zu einer jährlich wiederkehrenden Herbst- ausstellung gewesen sein möchte und dass gerade diese Ausstellungen, wel- che namentlich für den der Nachhilfe sehr bedürftigen Obstbau des nördlichen Russlands von grosser Wichtigkeit sind, von allen Seiten zahlreicher als diesmal durch Einsendungen unterstützt werden möchten. (E. R.) Folgende Prämien wurden für Obst und Gemüse vertheilt: I. Originalabhandlungen. 1) Hrn. Nicolai Alexeiewitsch Atriga- nieff für ein Sortiment von 39 Sorten Aepfeln und 2 Ananas 1kl.gld. Med. 2) Hrn. Kremer, Kolonisten in Zars- ko&-Selo, für 1 Sortiment von 34 Sorten Aepfel 1 kl. gld. Med. 3) Dem Kloster der Insel Walaam, für 2 Sorten Pflaumen, 2Birnen und 11 Sorten Aepfel 1 gr. silb. Med. 4) Hrn. Heddewig, Handelsgärtner, für eine Sammlung von 33 Sorten Aepfel aus Luga 1 gr. silb. Med. 5) Hrn. Aurich, Hofgärtner in Peter- hof, für eine Sammlung von 34 Sorten Aepfel l gr. silb. Med. 6) Hrn. General-Major Dmitri Schwa- newitz, für 1 Sorte Birnen und 2 Sorten Aepfel von Topfbäumen, sowie 3 Sorten Aepfel aus dem freien Lande ıkl.silb.M. 7) Dem Kaufmann Krasnoglasoff in Moskau für 9 Sorten Birnen und 10 Sor- ten Aepfel 1 kl. silb. Med. 8) Dem Garten-Inspector Hrn. Höckel in Robscha, für 1 Sortiment von 10 Aepfeln, Himbeere de quatre saisons, Weintrauben und Pfirsiche 1 kl. silb.M. 9) Dem Fürsten Wisapur, für 2 Sorten Birnen 1 Diplom. 10) Dem Geistlichen Beloiarski in Ber- naul (Tomsk) für 1 Apfel und Zweige der von ihm erzogenen Aepfel und Pflau- men 1 kl. silb. Med. 11) Hrn. Lasurin, Handelsgärtner, für 13 Pflaumenbäume, 1 Birne, 5 Aepfel 1 gr. silb. Med. 12) Dem Gärtner Zolkin für 2 Bir- nen- und 4 Aepfelbäume 1 kl.silb. Med. 13) Hrn. Aurich, Hofgärtner in Pe- terhof für 2 Ananas, Pfirsiche und Wein- trauben 1 kl. silb. Med. 14) Hrn. Jegorof, Hofgärtner im tau- rischen Garten, für eine Ananas und Weintrauben 1 kl. silb. Med. 415 15) Herrn Kriloff für 1 Birne, 1 Apfel- baum 1 Diplom. 16) Hrn. Kurizin, Gemüsegärtner, für Arbusen 1 kl. silb. Med. 17) Hrn. Kolupaeff, Gemüsegärtner, für Arbusen 1 kl. silb, Med. 18) Dem Gärtner Paul Iwanoff bei Hrn. Lepatnikoff für Syrischen Wein 1 kl. silb. Med. 19) Hrn. Gratscheff für Astrachan’sche Wintermelonen und Gurken 1Kkl.silb. M, 20) Hern. Gratscheff, Gemüsegärtner, für dessen Sammlung von 250 Sorten Gemüse und Kürbis 1 mittl. gld. Med, 21) Herrn Darzens, Handelsgärtner, für dessen Sammlung von 58 Sorten Ge- müse 1 kl. gld. Med. 22) Hrn. Heddewig für 1 Sortiment von 38 Sorten Gemüse I gr. silb. Med. 23) Demselben für ein Sortiment von 56 Sorten Zierkürbis 1 kl. silb. Med. 24) Hrn. Buck, Handelsgärtner, für ein Sortiment von 21 Sorten Gemtise 1. kl. silb. Med. 25) Hin. Kurizin, Gemüsegärtner, für ein Sortiment von 20 Sorten Gemüse 1 gr. silb. Med. 26) Hrn. Kolupaeff, Gemüsegärtner, für eine Sammlung von 17 Sorten Ge- müse l gr. silb. Med. 27) Dem Kloster Walaam für 8 S.Ge- müse und Arbusen 1 kl. silb. Med. 28) Herrn Gouvernements - Secretär Tschastieff für 5 5. Zwiebeln 1 Diplom. 29) Hrn. Meyer, Kolonist, für weisse Wachsbohnen i Diplom. 30) Dem Gärtner der Zuckerfabrik des Hrn. König, für eine Pflanze und Knolle von Dioscorea Batatas 1 Diplom. 31) Hrn. Annenkoff in Moskau, für eine Sibirische Sarana (Zwiebeln und Samen von Lilium tenuifolium) 1 Diplom. 416 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Aphorismen eines Diletianten zur Landschaftsgärtnerei. II. verwendbar sein würden, weil Oertlich- keit und Bodenverhältnisse (namentlich Wenn wir Schlagschatten trüber Er- | wo der Grund viel Metalloxyde enthält), fahrungen über jene Ideale, welche fach- | es nicht anders zuliessen. Wollte uns männische Literaten und geistreich-ge- | hingegen der Gartenfürst in Branitz *) müthvolle Gärtner in uns hervorgezau- | als erster Klassiker auf solchem Felde bert, ausgiessen, so ist deren Verdienst | Widerspruch erheben, So würden wir ihn damit nicht beeinträchtigt. Im Gegen- | bitten müssen, sich eines Urtheiles des- theil ist hier die selige Ignoranz des | wegen begeben zu wollen, weil mit sei- Laien gerade gut, weil sie alle Schat- |nen idealen wie realen Verhältnissen tenseiten verschleiernd, die Ausführung | eben nicht viele Concurrenten einen schöner Projeete nicht hindert, sondern | Wettlauf beginnen könnten. Darum sich nur durch den Reiz ihrer Schön- | scheint Priap reiner Cosmopolit zu sein heiten zur That hinreissen lässt. Welch’ |in dem Verlangen, dass kein Parthei- literarische Arbeit recht fliessend und | geist für Flora’s und Pomona’s Kinder leicht in uns eindringt, ist in der Regel | herrsche, obgleich er selbst — worin eine schwerere für den Autor gewesen, | wir mit ihm harmoniren — in glückli- als es der Leser ahnt, und ganz gleich | chen Lagen — den Weinstock bevor- verhält es sich mit der Darstellung von | zugt hat, was für den Gartenfreund so Landschaftsbildern, wo Natur und Kunst | viel bedeutet nur Dasjenige zu eultivi- jeglichen Wanderer ansprechen sollen. | ren , was der Gott der Gärtner ihm zu- Darum malınt unser Vorhaben auch nur | lasse; es sei denn, dass Letzterem ein zur Prüfung der realen Verbältnisse, be- | Erdensohn entgegentrete, welcher Millio- vor man male, baue und dichte. Wie | nen aus; der Erde oder in dieselbe zu sind uns z.B. die majestätischen Eichen | stampfen vermöchte. Lieblinge in der Erinnerung geworden; | Die Anweisungen der Fachimänner selbst nach dem Abschiede von ihnen | basiren zumeist auf der Voraussetzung, treten ihre Kronen wie Haufgewölke | dass alles Erforderliche vorhanden sei. hinter den Weiden, die Federwolken | Das ist nun mehrfach eine Hyperbel, darstellend, hervor. Was knüpft sich | denn Wenige können aus eigenen Baum- in Deutschland an die Eichen auch für | schulen z. B. ihre Pflanzungen machen, eine Geschichte, Heiligthümer jener Ge- | und wenn man annehmen will, dass der genden, wo sie, noch schattige Dome | Ankauf das Bedürfniss befriedige, so ist der Vorzeit uns zur Bewunderung hin- | dies allerdings wahr, aber — da drängt rissen! Und wer viel gesehen, wer Vie- | sich, ein bedeutsam fragendes, inhalt- les kennen gelernt, hat unzählige Lieb- | schweres Wie? in das Vorhaben. Man linge in seine Seele aufgenommen und | hat z. B. Alleebäume bestellt, und ’em- lebensvolle Landschaftsteppiche schon | pfängt drei Fuss hohe, erst veredelte fertig in Sehnsucht nach Ausführung | Exemplare, oder man hat zwölf Stück gewebt. Da erscheint die trostlose Ent- | Sträucher einer Gattung bestellt und er- deckung, dass nicht jene bevorzugten, sondern nur gewisse Pflanzengattungen *) Fürst Pückler-Muskau. I. Originalabhandlungen. hält sechs Stück alte, grosse Exemplare, mit dem Bedauern, dass nicht mehr, dass die verlangte Grösse u. s, w. nicht hätte abgegeben werden können. Man ‘ bestellt nun in andern Etablissements die Alleenbäume und erhält sie, aber mit Wurzeln, welche zerhauen , beschä- digt, faul u. s. w. sind, dass das Anwach- sen problematisch ist; man erhält zu den sechs alten Sträuchern Exemplare gleich bewurzelten Stecklingen. Was wird ohn- geachtet aller Geldverschwendung sol- chergestalt aus der Pilanzung? Eine Verbindung von Nothhelfern , ein Laza- reth von Mesalliancen! Ein Zerrbild des verschiedenartiestien Wachsthums ! Wohl ist der nutzbare Acker und Garten ein Sorgenfeld, ein grosses Capi- tal aller Arten von Fleiss’ und Mühen. Wo aber der Gartenfreund ohne Ver- wendung fachmännischer Kräfte selbst, in Verbindung von jener Liebe, welche auch gern den wissenschaftlichen Theil neben dem rein idealen der Garienkunst vereinbarlich umschliessend auszuführen strebt: da vermehren sich Sorgen und Anstrengungen in die Zahllosigkeit der | einzelnen Phänomene, welche ihnen entgegentreten, denn welch’ grosses Cul- turfeld liegt allein schon in dem Begriff von. Pflanzen-Physiolog! Welche Opfer hat er verschmerzen müssen, ehe er durch allgemeine , wie locale Erfahrun- gen, für welche kein Handbuch aus- reicht , der conservirende Vater all’ sei- ner, aus allen Zonen herbeigereisten Kinder, werden konnte?! Viele der reichen Leute, welche nur der Mode opfern, um ihre Flur zu ‚mö- bliren,‘‘ überlassen die Ausführung nach Accord fachmännischer Hand, ohne eigne Wahl der Pflanzengeschlechter, von de- nen sie selbst gar keine Kenntniss be- sitzen. Hier wählt der Fachmann Alles vom Handelsgärtner, was dieser in eben jeetiver Gewinn 417 erforderlicher Zahl und Grösse liefern kann, Wie ganz anders muss der selbst schaffende Gartenfreund, welcher Ken- ner und — so zu sagen — Gourmand in Flora’s Gebiet ist, und darum seine Räume nicht mit gemeinem Material fül- len will, allerlei Schwierigkeiten , deren wir oben gedachten , überwinden. Wer hätte in dieser Lage nicht schon mehr- faches Einerlei unter vielerlei verschie- denen Namen zu bekommen, bedauern müssen ?. Und endlich, wie verschieden das Gedeihen von, aus verschiedenen Culturstätten bezogenen Pflanzen! Würde mancher junge, reiche Mann, dessen Gemüth noch „Brief au porteur“ ist, mit den Reizen der Selbskuntde der Landschaftsgärtnerei bekannt gemacht, ehe er die sogenannte „europäische Tour in des Lebens höchste Genüsse mengt, würde seine Leidenschaft lieber auf dem Gebiete der gärtnerischen Wissenschaf- ten als auf demjenigen der haute Volee, angeregt, so wäre subjectiver, wie ob- in. sicherer Aussicht: Gesundheit und Geistesfrische würden eher Paradiese schaffen, als der Gegen- satz, Siechhäuser und Kirchhöfe bevöl- kern. Entstehen und Vergehen ist ein cha- rakteristisches Kennzeichen der irdischen Welt; ein alter Park ist aber ein Phö- nix redivivus, wenn ihm stets Frisches zum alten Leben gegeben wird. Neh- men wir aber auch die günstigsten Ver- hältnisse an, in denen Wunsch und Wille ihre Paradiese geschaffen — wie trostlos ist's dann, wenn des Nützlichen Cultur sie vernichtet! So haben hun- dertjährige Zeugen des Schönheitssinnes der Rüben-Cultur weichen müssen, der Verwüstungen nicht zu gedenken , wel- che Bergbau und alle andere, namentlich Dampfmaschinen - Industrie hervorbrin- gen. Die Thierwelt ist nicht des Land- 418 schaftsgartens grösster Feind, denn sie darf abgehalten , ja ausgerottet werden. Weit schlimmer sind die Horden der Industriearbeiter-Familien den Künstler- werken gegenüber, wo den Vernichtungs- trieben von der Selbsthülfe noch Aus- rottung entgegentreten dürfen, deren Un- thaten nur nach fiskalischem Maassstabe Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. gerügt und bestraft werden. Nehmen wir zu den Lichtseiten, die uns ent- zücken, das mystische Dunkel der Schick- sale mit in unsere Genüsse, so hat Vol- taire’s „Candide‘‘ ganz Recht, wenn er diese die beste Welt nennt. (Hayn.) 5) Witterungsextreme in Nordamerika. Briefliche Mittheilungen von Dr. Siedhof. Dr. Karl Siedhof, seit vielen Jahren ein Bewohner der Vereinigten Staaten von Nordamerika , gegenwärtig in New- Durham im Staate New Jersey (dicht bei der Stadt New-York) wohnhaft, von dessen Feder gegenwärtig ein ausführ- licher Artikel über Vegetation und Gar- tencultur von Nordamerika für die Gar- tenflora unter der Presse ist, gibt in ei- nem Briefe an den Unterzeichneten fol- gende Thatsachen über den Witterungs- wechsel einiger Tage. „Am 7, Februar bis gegen 8 Uhr Nachmittags war das Wetter frühlings- artig und warm; die Sonne schien, nach- dem es Vormittags geregnet hatte, und das Thermometer zeigte + 5%/, Grad Reaum. Zwischen 3 und 4 Uhr regnete es, nachher kam Schnee, um 6 Uhr Abends stand das Quecksilber noch ı Grad über 0, um 10Uhr Abends schon 16'/, Grad unter 0. Am folgenden Mor- gen vor Aufgang der Sonne hatten wir 18 Grad Kälte Nach den Zeitungen sind die Gegensätze am Hudson weiter nördlich noch viel grösser gewesen. An einem Platze ist es von + 8 Grad in der angegebenen Zeit auf 27 Grad un- ter 0 gefallen.“ Dies ist ein Tempera- turunterschied von 35 Grad in wenigen Stunden. Der Garten- und Obstbau lei- det unter diesen schroffien Gegensätzen ungemein. Hr. Siedhof bemerkt, dass es schon seit Jahren in der Gegend keine Püirsiche mehr gegeben habe , und auch für dies Jahr sei keine Aussicht vor- handen. Auch in Deutschland war die Wit- terung im Februar sehr abnorm. Wir hatten hier (am Fusse des Thüringer Waldes) einige Tage lang noch nach Sonnenuntergang 8 — 10 Grad, einmal sogar 12 Grad Wärme. Man sass über- all im Freien, und die Gartenarbeiter zogen die Röcke aus. Im März wurde es kühl mit viel Regen und abwechselnd Schnee, der jedoch nur in den Bergen einige Tage liegen blieb. So blieb es bis zum 23. März, wo endlich der Ost- wind fest wurde und längere Zeit bestän- diges schönes Wetter brachte. Der April fing mitGewittern an, die mehrere Tage anhielten und sich am Ostersonntag am heftigsten entluden. Seit dieser Zeit ist es rauh und kalt. Am 9. April stieg der Thermometer erst gegen Mittag von 1 Grad auf 8 Grad, bis der Nordwind seit diesem Tag nach Osten umschlug und zwar des Nachts Fröste bis 3 Grad, aber auch reinen Himmel und Sonne brachte. (Jäger.) I. Originalabhandlungen. 419 6) Die Veredlung der in Nordamerika einheimischen Reben- arten durch Cultur und Aussaaten. Dr. K. Siedhof, welcher sich schon lange mit der Aufgabe beschäftigt, die in Nordamerika einheimischen Trauben zu veredeln, um sie zur Weinbereitung fähig zu machen , sowie europäische Traubensorten durch Samenfortpflanzung zu akklimatisiren, cultivirt gegenwärtig 27 amerikanische Varietäten und nennt die Resultate der Traubenveredlungsver- suche höchst belohnend und ermuthi- gend. Obschon nun mit seinen Erfolgen sehr zufrieden, kann er doch die Mei- nung der Amerikaner und vor allem Dr. Grant’s, des ersten Rebenszüchters in den Vereinigten Staaten, über die Vor- trefflichkeit der Trauben nicht theilen, und findet die Behauptung Grant’s (in dessen Catalogue raisonne), dass die sechs besten amerikanischen Varietäten (Isa- bella, Catawba, Diana, Delaware, Re- becca und Anna) den besten französi- schen Sorten gleich kämen, allzu patrio- tischh Da Herr Grant ein Geschäft mit neuen Rebsorten macht, so ist eine solche Anpreisung seiner Waare zu verzeihen (tout comme chez nous) und erklärlich, Aber wundern müsse man sich, wie ein Deutscher, Friedrich Schnicke in Cincinnati die Delaware- Traube die beste der Welt nennen kann, Entweder ist dieses Lob Wohldienerei gegen die Amerikaner oder der Lob- spender hat, keine guten Trauben in Europa zu essen bekommen, Es ist zu erwarten, dass so vielsei- tige Bemühungen um die Weincultur endlich zu einem erfreulichen Ziele füh- ren. Alle diese Versuche mit den schlech- ten einheimischen Reben wurden be- kanntlich aus dem Grunde angestellt, weil die europäischen Weinreben durch- aus nicht gedeihen wollen und ausarten. Dies scheint im Westen von Nordamerika weniger der Fall zu sein, denn bereits baut man jenseits des Missisippi deutsche Trauben mit Vortheil, und Californien hat schon eine sehr beachtenswerthe Weinproduction aus europäischen Trau- ben. (J.) %) Ueber die Hooibrenk'sche „Inelination.‘ Hr. Daniel Hooibrenk in Hitzing, dessen „„Bodenlüftung‘“ im vorigen Jahr- gange dieser Blätter beleuchtet wurde, hat abermals eine neue Erfindung in der Pflanzencultur gemacht und in die Welt geschickt. Ohne Zweifel ist Herr H. ein tüchtiger, erfahrner und sehr denken- der praktischer Gärtner, dem wir gern Gerechtigkeit widerfahren lassen, dessen Versuche und Erfahrungen namentlich in Oesterreich schon vieles Gute gestiftet haben. Wenn nur nicht alles, was von ihm ausgeht, mit so viel Lärm begleitet würde, woran allerdings andere Leute wohl mehr schuld sind, als Hr.H. selbst. Auch scheint es, als ob Hr. H,. mit zu viel Sicherheit von den Erfolgen seiner Neuerungen spricht, denn die Resultate kleiner Versuche sind noch nicht maass- gebend für die praktische Ausführung im Grossen. Doch dies nur beiläufig, denn meine Absicht ist nicht, den ach- tungswerthen Herrn Collegen etwas Uebles nachzureden,, sondern seine Er- 420 fahrungen und Neuerungen in weiteren Kreisen bekannt zu machen. | Die ‚Inclination“ will Hooibrenk vorläufig auf den Maulbeerbaum, den Weinstock und Rüben angewendet wis- sen. Das Wort Inclination betreffend, so bemerke ich, dass darunter ein Nie- derbiegen gewisser Pflanzentheile, eine gewaltsame Abweichung von ihrem na- turgemässen Wuchswinkel (um mich ei- nes neuen Wortes zu bedienen) nach unten zu verstehen ist. Das Niederbie- gen der Aeste bei ÖObstbäumen und Weinstöcken ist so alt wie der Obstbaum- schnitt, wie die künstliche Cultur der Fruchtbäume, kann also auf Neuheit kei- nen Anspruch machen, Auf die Zucht der Maulbeerbäume zum Seidenbau ist, soviel bekannt ist, dieser Erfahrungssatz noch nicht angewendet worden, und wenn auch Herr Hooibrenk nichts wei- ter als dieses erfunden hat, so sichert es ihm schon allein den Ruf eines schar- fen Beobachters und genauen Kenners der Pflanzennatur. Bekanntlich leiden die Maulbeerbäume durch das Entblättern zur Fütterung der Seidenraupen zur Zeit ihres |grössten Wachsthums sehr, indem die entblätter- ten weichen Triebe ihr Holz nicht aus- bilden können und die folgenden Triebe im zweiten Saft nur schwach ausfallen, wodurch der Baum allmälig geschwächt wird, und in nicht ausgezeichnet günsti- gen Bodenverhältnissen eines starken Zurückschneidens, fast immer aber zeit- weiliger Ruhe und Schonung bedarf, Die Hooibrenk’sche Culturverbesserung besteht nun darin, dass die Aeste junger Bäume sämmtlich niedergezogen und an dem Stamm befestigt, oder auf irgend eine andere Weise in niedergezoge- ner Richtung gehalten werden. Da- durch bilden sich die unteren Augen aus, bilden Triebe , die begünstigt vom Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, stärksten Saftzufluss ungemein stark wer- den, so dass nun der Baum viel mehr Holz erhält, folglich eine grössere Menge Blätter liefert. : Dieses ist jedoch nicht der grösste und einzige Vortheil, und es würde fast keiner sein, wenn an den Bäumen wie sonst sämmtliche Blätter zum Raupen- futter abgepflückt wurden. Der Nutzen dieses Verfahrens besteht vielmehr darin, dass die unteren niedergezogenen Aeste nicht ientblättertt werden, den Baum kräftig erhalten und so seine Ergiebig- keit an Blättern und Gesundheit für die ganze Lebensdauer sichern. Zur Ernäh- rung der Raupen dienen nur die durch das künstliche Abwärtsbiegen entstan- denen Triebe, bezüglich Blätter, und man entblättert entweder diese Triebe oder schneidet sie schon im Sommer, jedenfalls im Herbst, ganz ab, Hier- durch nimmt der Maulbeerbaum die’ Eigenschaft des Kopibaumes an, an welchem bekanntlich die Wuchskraft und Holzproduction stärker ist, als an nicht geschnittenen Bäumen. Es ist kaum zu bezweifeln, dass diese Neue- rung dem Seidenbau einen grossen neuen Aufschwung verschaffen wird, und sie ist aus diesem Grunde unbedenklich zur allgemeinen Annahme zu empfeh- len. Herr Johann Fichhtner in Atz- geredorf bei Wien, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Hooibrenk’- schen Neuerungen weiter zu verfolgen und im Grossen praktisch auszuführen, hat über die zum Versuche besonders behandelten Maulbeerbäume geraue Be- obachtungen angestellt und gefunden, dass auch die Stämme der niedergezo- genen Bäume an Stärke mehr zuneh- men, als die ungekünstelt wachsen- den, und folgende Thatsachen festge- stellt: u Lat.346. La ne 704 les CCHI D EL 2 d ; = N f R n a Originalabhandlungen. Maulbeerbäume inclinirt. 1859 am 7.|1860 am 31. = | Juni Um- | Juli Um- 5 | fang des | fang des | Zunahme © | Stammes | Stammes Nr L| 164 197,0 33,0 Il. 174 199,5 25,9 V, 152 165,0 13,0 Gesammt-Zunahme im Umfange des Stammes 71,5 Weitere Beobachtungen müssen leh- ren, ob hierbei keine Zufälligkeiten obwalten, und nur vieljährige Beobach- tungen sind im Stande, eine grössere Stammeszunahme wirklich zu bestäti- gen. Gehen wir zum Weinstock über, so spricht die daran von Hooibrenk vor- genommene Neuerung in der Cultur nicht zu Gunsten des angeblichen Erfin- ders, indem es keine neue Erfindung ist. Das Verfahren, welches Hooibrenk bei Weinstöcken angewendet wissen will, und in mehreren Orten angewendet und eingeführt hat, besteht im Folgenden: Man zieht an den niedrig gehaltenen Weinbergsstöcken die Fruchtreben wa- gerecht oder im Bogen abwärts, indem man die Reben, wie bei dem längst be- kannten Verfahren mit jungen Stöcken von Kolbe in Erfurt *) über’s Kreuz legt und an horizontalen Stangen oder Drähten befesfigt. Dadurch bilden sich kurze Fruchtruthen aus jedem guten Auge, reichlich mit Trauben besetzt. Das unterste oder eins der untersten Augen bildet den stärksten Trieb (die *) „Anweisung , dem Weinstock den höch- sten Nutzen abzugewinnen.“ Il. Auflage. Er- furt 1828. AU, 4864. 421 | nicht inelinirt. 1859 am 7.|1860 am 31. s | Juni Um- | Juli Um- 3 | fang des | fang des | Zunahme Stammes | Stammes . | Millimeter. |Millimeter. |Millimeter, |Nr. Millimeter. |Millimeter, | Millimeter II.| 138,0 150,0 12,0 IV.| 153,5 173,5 20,0 Vv.| 1335 168,0 14,5 nn nn nn nn nn nn nn nn TH Gesammt-Zunahme im Umfange des Stammes 46,5 Knecht’sche Ersatz- oder Fruchtrebe für das folgende Jahr) , welcher senkrecht am Pfahl befestigt und nicht gestutzt wird, daher eine vollkommene Ausbil- dung und die möglichste Stärke erreicht. Die Rebe, welche getragen hat, wird bei dieser Methode im folgenden Herbst oder Frühjahr dicht an der nach oben gezogenen Ersatzrebe abgeschnitten, und nun wird diese im Frühjahr in horizonta- ler Richtung angebunden und zur Frucht- rebe. Dies ist ein sehr gutes, naturge- mässes Verfahren, aber, wie gesagt, nicht neu, sondern unter verschiedener Benen- nung längst bekannt und in vielen Ge- genden im Grossen eingeführt, Wenn dieser niedrige ,„Rahmenschnitt,‘“ wie unter anderm diese Erziehungsart ge- nannt wird, nicht allgemein eingeführt ist, so liegt es daran, dass man annimmt, eine so grosse Traubenproduction könne nur auf Kosten der Qualität des Weins erzielt werden und erschöpfe die Reb- stöcke vor der Zeit, ferner, dass dazu ein grösserer Aufwand an Holz (Stan- gen und Pfählen) nöthig wird, den der Winzer sehr scheut. Zur Zucht von Ta- feltrauben in Gärten auf gutem Boden, wo man durch Düngung nachhelfen kann, verdient diese Rahmenerziehung die grösste Beachtung, und man kann sich Ey! 422 hierbei mit besonderem Vortheil für die horizontalen Reben der Drahtschnüre bedienen. Es sei noch beiläufig be- merkt, dass nicht alle Weinsorten so gezogen werden können, namentlich die mit leicht faulenden Trauben nicht. Dass diese Erziehung in Oesterreich neu ist, mag immerhin sein, denn dort ist ja so vieles neu, was anderwärts längst bekannt und eingeführt ist. Ueber die Erfolge der Hooibrenk’- schen Neuerung bei der Rebencultur äussert sich Professor Dr. Fuchs folgen- dermassen: ‚‚Zuerst besahen wir eine kleine Weincultur, zu dem Zwecke der Vergleichung des Hooibrenk’schen Ver- fahrens mit dem landesüblichem unter- nommen; es sind im Ganzen 32 Stöcke, wovon 20 nach der ersteren, 12 nach der letzteren Methode behandelt sind. Die Stöcke sind dreijährig, d. i. vor drei Jahren durch Einlegen von Schnittre- ben entstanden. Es haben im Jahre 1859 die 12 landesüblichen Stöcke nur 3 Trauben, die andern 20 aber 80 Trau- ben getragen, Das Gewicht wurde da- mals nicht festgestellt. Wir nahmen nun (1860 ?2) die Lese an den 12 lan- desüblichen und an den ihnen zunächst stehenden 12 Hooibrenk’schen Stöcken vor, und wogen die Trauben; jene ga- ben 23/,, diese hingegen 35 Pfund, folg- lich letztere das nahe 12,7fache von er- steren. Die Quantität dürfte bei der gleichen Sorte nicht differiren“ u. Ss. w. Ein anderer Berichterstatter, welcher den von Hooibrenk nach seiner Methode an- gelegten Weinberg des Bürgermeisters in Hietzing besuchte, will die nach al- ter Methode gezogenen Trauben schlecht, die nach der neuen erzielten vortrefllich gefunden haben, doch hätten die letzte- ren — wenn ich nicht irre — kleinere Beeren gehabt. An der Wahrheit der Fichtner’schen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. uud Fuchs’schen Angaben hinsichtlich der Traubenmenge ist nicht zu zweifeln. Aber die Ursache der grösseren Trau- benmenge ist leicht aufzufinden ,. wenn man die landesübliche Rebencultur kennt. In Oesterreich werden wohl in fast al- len Weinbergen die Reben alljährlich auf einen ganz kurzen Zapfen, sozusa- sen ganz abgeschnitten, so dass sich ein kurzer Stamm mit einem sogenann- | ten Kopf bildet. Aus diesem Kopf kom- men alle Reben hervor. Nun geht aber das Bestreben der Rebenzüchter dahin, erst einen recht starken Kopf zu bilden, weil man aus Erfahrung weiss, dass Rebstöcke, welche zu früh „angeschnit- ten,‘ d.h. auf Fruchtholz geschnitten wer- den, sich früh erschöpfen und die ganze Anlage in Gefahr kommt. Es liegt nun auf der Hand, dass man dreijährige Weinstöcke , wie die Versuchsstöcke es waren, nach der „landesüblichen‘‘ Me- thode nicht auf Frucht geschnitten hat, inlem man nur darauf hinarbeitet, erst einen starken Kopf zu bilden. Dagegen können solche Stöcke recht gut schöne Fruchtreben haben, welche, nicht abge- schnitten, sondern niedergezogen („incli- nirt“), reichlich trugen. Bei der Hooibrenk’schen (für Oester- reich) neuen Methode der Rebenzucht, welche er schon 1859 im Frühjahr in ‚ einer besondern Brochüre bekannt machte, 'ist zweierlei zu bedenken: 1) dass nur ' fortgesetzte Versuche und Vergleiche mit alten Stöcken, welche in voller Trag- | barkeit stehen, den Vorzug der neuen | Methode in Bezug auf Ergiebigkeit end- giltig fesstellen können, 2) dass zugleich | mehrjährige ganz genaue Vergleiche | über die Güte, Haltbarkeit ete.; des ge- wonnenen Weines angestellt und zu- gleich verschiedene Sorten mit abwei- chendem Wuchse in die Versuche ge- zogen werden. le ru oa „UX I.. ‚Originalabhandlungen. Herr Hooibrenk hat die „Inelination“ auch auf Runkelrüben , Kohlköpfe, Kar- toffeln etc. angewendet, und (nach der Pest - Ofener Zeitung) unglaubliche Er- folge erzielt. Bei ersteren werden die untern Blätter durch aufgelegte Reifen niedergehalten „ Kohlköpfe durch Steine etc., Kartoffeln werden durch Häckchen niedergehalten, Die Zuckerrunkeln sol- len so, (nach der Pest-Ofener Zeitung) 11 Procent Zuckerstoff bekommen , die ‚Kartoffeln wurden nicht nur grösser und schmackhafter, sondern waren auch viel ergiebiger. Kohlköpfe erreichten eine rie- sige Grösse, dadurch , dass man Steine auf die untern Blätter leste (sie „ineli- nirte,‘“) Ueber alles dieses will ich mein Urtheil zurückhalten. Dr. Fuchs nimmt selbst an, dass der von ihm geprüfte Versuch nicht maassgebend sein künne, da das Mehrgewicht der „,inclinirten‘« Rüben nur durch eine besonders grosse, nicht aber durch sämmtliche Rüben her- beigeführt worden sei. Dass auch diese 423 Kartoffelkünstelei nicht neu ist, bewei- sen alte Jahrgänge der Verhandlungen des Gartenbauvereins der kgl. Preussi- schen Staaten, wo ein Herr von Ähren- schild in Münden gegen andere vernünf- tige Menschen dafür stritt, dass er je- der Kartoffelstaude 6 Quadratfuss Raum gegeben und das Kraut niedergelegt ha- ben wollte. Man denke sich auch ein Runkelfeld mit einigen hunderttausend Reifen zum ‚„Incliniren,‘“ welche Kosten, welche Arbeit, und endlich welche Freude für die Jugend, welche diese Reifen mit Stöcken in die Luft schleu- dern kann. Hut ab vor Hrn. Hooi- brenk aus Respect vor seiner sinnrei-- chen Maulbeercultur und Dank für die Verbreitung einer besseren Rebenzucht in einem Lande, wo man sie noch nicht kannte, aber mit der Inclination der Kohlpflanzen, Runkelrüben und Kartof- feln — das ist jedoch nur ein Spass? (Jäger.) S) Ueber einige neuere Pflanzen des Peiersburger Botanischen Gartens. 1) Acacia faleata Willd, £. lon- -gissima Hort. Die Acacia falcata gehört in die Abtheilung der Acacien, die ein sichelförmiges, ungetheiltes, ein- nerviges Blattstielblatt (Phyllodium) tra- gen und deren Blüthenköpfe in achsel- ständige Trauben geordnet sind. Wend- land gibt tab. 14 seiner Dissertation über Acacien eine gute Abbildung, die von Loddiges (Bot. Cab. tab. 1115) ist entweder schlecht oder gehört zu einer andern Art. Die Acacia faleata ist durchaus kahl und unterscheidet sich ausserdem durch kantige' Aeste, langgestreckte sichelför- mige zugespitzte Blattstielblätter mit umgekrümmten Krautstachel auf der Spitze, dieüber demGrunde eine schwa- che Drüse tragen, sowie durch Blüthen- trauben , die viel kürzer als die Blätter von den verwandten Arten. Zur A. falcata W. gehört eine der reizendsten Acacien unserer Gärten, die als A. longissima in den Gärten verbrei- tet ward, als Form. sie besitzt noch schmalere Blätter als die Stammart, in- dem diese bis 6 Zoll.lang und kaum 1, Zoll breit werden. Die Aeste hängen gracil über und die im Herbste reich- lich erscheinenden Blüthentrauben be- 31 * 424 sitzen einen sehr angenehmen Geruch. Bildet schöne buschige Sttäucher von gefälligem leichtem Bau und kann als eine der schönsten Acacien zur Cultur im Kalthause allgemein empfohlen wer- den, Die Samen erhielt der hiesige Gar- ten durch Vermittlung des hohen Chefs des Gartens, des Herrn Barons P. von Meyendorff aus Florenz. Fortpflanzung durch Samen, die diese Art jedoch nur in milderen Klimaten reichlich tragen dürfte, da sie, wie wir schon oben be- merkten, nicht gleich der Mehrzahl der audern Acacien Neuhollands im Früh- ling, sondern erst Ende August ihre Blumen entfaltet, also wenigstens in dem Klima Petersburgs keine Samen mehr ansetzt. Die Samen aller Acacien wer- den im ersten Frühling in Töpfe ausge- säet und bei einer Temperatur von 5— 10° R. zum Keimen gebracht. Nicht ganz frische Samen lasse man einige Tage vor dem Aussäen in lauwarmen Wasser bei einer Temperatur von 10° — 20° R. aufquellen. (E. R,) 2) Lilium superbum L.;L. spec. pag. 434. Bot. Mag. tab. 936. Pursh. fl. am. bor. I. pag. 230. Knth. enum. IV. pag. 258. Es ist nicht blos in unserer Zeit, sondern auch schon früher, die Liebha- berei zur schönen Pflanzenwelt der Mode unterworfen gewesen. Mit der Ausbeu- tung neu durchforschter Ländergebiete und der Einführung der schönsten Zier- pflanzen derselben wurden immer auch wieder so manche der früher als schön und ausgegeichnet cultivirten Pflanzen aus unsern Gärten mehr oder weniger verdrängt. Zu den wahrhaft schönen Pflanzen, die früher in unsern Gärten in zahlrei- chen Arten vertreten waren, gehören unter andern die wirklich schönen Zwie- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. belgewächse des südlichen Afrika’s und Nordamerika’s und anderer Länderge- biete des gemässigten oder gemässigt warmen Klima’s.. Mit Ausnahme der ostasiatischen Arten sind diese schönen Pflanzen in unsernGärten selten gewor- den und nur das grosse Garten-Etablis- sement Van Houtte’s in Gent ist als ei- ner der Gärten zu nennen, wo diese Zwiepelgewächse immer noch mit der gleichen Liebe gepflegt werden. Von diesem Garten gehen dann auch stets von Zeit zu Zeit Repräsentanten dieser Pflanzengruppe in die andern Gärten Europ2’s über, wo sie aber neben der Masse anderer Pflanzen bald wieder in Vergessenheit gerathen. Wir erinnern in dieser Beziehung an die reizenden Sparaxis, Ixien, Tritonien ete. Afrika’s und wollen heute speciell eine Lilie Nordamerika’s besprechen, die schon im Jahre 1738 von Peter Collinson aus Pensylvanien in die Gärten Europa’s eingeführt ward. Obgleich dies eine durchaus harte Pflanze ist, die selbst den Winter Petersburgs ohne Schutz im freien Lande überdauert und zur Zeit, | wenn der Garten von Blumen schon ziemlich entblöst ist, nämlich im Sep- tember, gleichzeitig oder noch später als Gentiana asclepiadea ihre schönen, in einen endständigen pyramidalen Blüthen- stand gestellten Blumen öffnet, so ist sie dennoch jetzt in den meisten Gärten | Europa’s ganz unbekannt. Die gut cultivirte Pflanze bildet ei- nen Stengel von 5 — 6 Fuss Höhe, der auf der Spitze 12 — 15 Blumen trägt. Die wilde Pflanze oder in Cultur nicht gehörig gepflegte Exemplare tra- gen auf niedrigerem Stengel aber nur 2 — 4 Blumen. Blätter linien - lanzeit- lich, 3— 5 nervig, die älteren zerstreut stehend, die oberen in Quirlen, Die Blumen nicken, Blumenblätter lanzett- I. Originalabhandlungen. lich, zurückgebogen oder selbst zurück- gerollt, gelblich, nach den Spitzen zu ziegelroth und vom Grunde bis fast zur Mitte auf der inneren Seite mit starken ' schwarzen Punkten schön gezeichnet, Verwandt dem L. canadense und L. ca- rolinianum, zwei nicht weniger zur Cul- tur zu empfehlende Arten. Der hiesige Garten erhielt diese schöne Pflanze un- ter dem falschen Namen von L. cana- dense rubrum. Bei L. canadense sind die Blätter breiter, stehen alle in Quir- len und sind auf der Rückseite behaart und die Blumenblätter sind weniger stark zurückgerollt. Gedeiht am besten in einer nahrhaften lehmigen Rasenerde, die mit etwas Torf- oder Heideerde un- termischt sein kann. Verlangt einen bis 1!/, Fuss tiefen Grund und sollten die Zwiebeln 1/,— !/, Fuss unter die Ober- fläche des Bodens gepflanzt werden. (E. R.) 3) Zinnia elegans_L. fl. pleno. Eine Abart, deren Scheibenblumen theils in Bandblumen, ähnlich denen des Strahls ausgewachsen sind. Selten regelmässig und constant. Vielleicht dass mit der Zeit gute ganz beständige Ab- arten erzogen werden, dann müsste der Effect für Gruppen ein sehr bedeuten- der sein. Unter den von uns aus Samen erhaltenen Exemplaren waren einige von grosser Schönheit und Effect. (E. R.) 4) Clintonia pulchella Lind. var. atroviolacea. Die Grundfarbe der Blumenblätter ein gesättigtes vio- let. Auf der Unterlippe ein grosser weisser Fleck, an dessen Grunde 2 gelbe und 3 kleine schwarze Flecken sich be- finden. Schön, aber nicht schöner als die Stammart. (E. R.) 5) Podolepis acuminata RR. Br, 425 R. Br. iu Ait, hort, Kew. ed. II. V. pag. 52. D, C. Prodr. VI. pag. 162, Eine schöne gelbblumige, der P, au- rieulata ähnelnde Art. Fast kahler Sten- gel und länglich - lanzettliche Blätter, die am Grunde schwach herablaufend angewachsen sind, nicht runzlige An- hängsel der Schuppen des Involucrum, von denen die innersten stark zugespitzt und vorn 3zähnige Bandblumen charak- terisiren diese Art. Cultur gleich P. rugata, auriculata etc. In den Gärten als P. intermedia verbreitet. (E. R.) 6) Schizanthus pinnatus R, et P.y.oculatus. Eine Abart mit l]i- la-rosarothen Blumen, deren Oberlippe einen dunkeln schwarzvioletten Fleck trägt. Aus Handelsgärten als S, grandi- florus oculatus erhalten. (E. R.) 7)Covelliamacrophylla Mig. in Blüthe. Diese schöne Warmhauspflanze in den Gärten als Ficus macrophylla Roxb. und Artocarpus imperialis verbrei- tet, sahen wir hier in Petersburg nun zum zweitenmale blühen. Die Blüthen derselben gleichen ganz den geschlosse- nen Blumenböden der Ficus- Arten, sie erscheinen aber nie an den Aesten, son- dern aus dem unterirdischen Theile des Stammes, so dass sie am Grunde des Stammes aus dem Boden hervorbrechen. Dieselben erreichen fast die Grösse ei- ner gewöhnlichen Feige, besitzen aber eine kurz birnförmig- plattrunde Gestalt und sind auf der eingedrückten Spitze mit den fleischigen Hüllblättchen krönt, welche die Oeffnung, die in das Innere des Fruchtbodens führt, umsäu- men. Ganz ausgewachsen erhalten sie eine dunkel rothbraune Färbung, besitzen ei- nen sehr angenehmen Geruch, aber einen zu pikanten fast pfefferartigen Beige- schmack, so dass sie nicht für alle Gau- men angenehm sein dürften. Wir er- hielten kürzlich solche ausgebildete ge- 426 Früchte aus dem Garten des Hrn, Com- mercien- Rathes Saposchnikoff auf der Apotheker-Insel. — (E. R.) 8) Dimorphotheca pluvialis Mönch. var, Pongei, Diese als Ca- lendula hybrida Pongei iu den Catalo- gen der Handelsgärtnereien aufgeführte annuelle Pflanze vom Vorgebirge der guten Hoffnung zeigt die Neigung zur Füllung. Ausser den Strahlenblumen, welche wie bei der gewöhnlichen weis- sen Ringelblume bandförmig, innen weiss, aussen bleifarben, gehen auch die äus- sern Reihen der Scheibenblume in aller- dings viel kürzere, kleinere Bandblumen aus und nur die innersten Blumen der Scheibe sind regelmässige, röhrige, gelbliche Blumen. Eine Abart, | die wenn sie noch vervollkommnet wird, d.h. wenn eine constant und gefüllt bleibende Race erzogen werden kann, von Interesse für unsere Blumengärten ist, Anzucht gleich den härtern annuel- len Pilanzen. Schön zu Bordüren und kann zu solchen gleich in’s freie Land ausgesäet werden. — (E. R.) 9) Silene Fseud-Atocion Destf. Eine hübsche Silene aus dem nördli- chen Afrika von niedrigem gedrungenem Wuchse und zahlreichen, in Ebensträus- sen stehenden, glänzend rosarothen Blu- men. Eine einjährige Pflanze zu Bordü- ren gleich der S. pendula zur Aussaat in's freie Land zu empfehlen. — (E. R.) ı gelglied von neuem ähnliche | ı parthien ete., ist diese Pflanze deshalb’ I 10) Tussilago Farfara B.8.mar- ginata. Eine sehr schöne Abart ei- | | sich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nes unserer gemeinsten Unkräuter, des- sen Blätter anfangs mit einem breiten, goldgelben, zuweilen roth schillernden Rande umgeben sind. Später wird die- ser breite Rand noch heller und die, Blätter selbst, die bis gegen den Herbst hin einen Durchmesser von , — 1 Fuss erreichen, besitzen allerdings einen bedeutenden decorativen Werth. Leider gehört aber diese Pflanze zur Zahl je- ner, die ihre unterirdischen Stengel auf weite Entfernungen hin wegsendet und von der jedes im Boden bleibende Sten- treibt. Zwischen Parthien anderer Perennien, zu Felsen- trotz ihrer Schönheit weniger zu em- pfehlen, denn ihre Stolonen arbeiten selbst durch den magersten und steinigsten Boden hindurch. Dahingegen iet sie für Bepflanzung trockener steri- ler Uferränder und Felsenparthien und überhaupt überall da, wo deren Aus- breitung nichts schaden kaun, als schöne Decorationspflanze sehr zu em- pfehlen. Wir sahen diese Pflanze letztes Jahr in den Gärten der Herren Heddewig und Dahler, konnten solche aber erst jetzt, nachdem sie ihre Blumen im ersten Frühlinge entwickelt, richtig bestimmen. Ihre Blüthenköpfe gleichen ganz denen. der gewöhnlichen Art, nur besitzen die Blättchen der Blüthenhülle des einzeln auf der Spitze des Blüthenschaftes stehen- den Blüthenkopfes eine in’s Röthliche spielende Farbe. (E. R.) II. Neue Zierpflanzen, a) Abgebildei in Illustration hor- ticole. 4) Pandanus mauritianus Hort. Kew. (P. |: elegantissimus Hort.); Pandaneae. — Die Pandanus - Arten rivalisiren durch das Gross- artige ihrer Trach!, durch die Eleganz ihrer Blatikronen und durch den pilloresken Charac- ter, den sie der Landschaft verleihen, mit den Palmen. : Wie diese letzteren , zeigen sie die verschiedensten Trachten; bald imajestätisch erhebt sich der Stamm schnurgerade , bis zu einer Höhe von 60 Fuss und verästelt sich erst hier zu einer Krone von Blatibüscheln, aus denen die grossen kugeligen Fruchizapfen hervorragen,, bald von mitllerer Höhe oder ganz niedrig, sind die mächtigen Blattbüschel in ihrer regelmässig spiraligen Stellung_ stets äusserst effeeivoll. Alle Arten zeichnen sich aus durch die mächtigen, gabelig verästellen Luftwurzeln, die wie bei den Rhizophoren, den Stamın frei tragen und bei den hochwach- seuden Arien förmliche Säulengänge bilden, oft hoch genug, um einem Reiter den Durch- pass zu gestatten. Die männlichen Blüthen- kolben sind oft sehr wohlriechend, so z. B. des P. furcatus Roxb., der im botanischen Garien zu Anisterdam blühte, erfüllte während mehrerer Tage besonders bei Nachizeit das grosse Gewächshaus mit starkem, dem Wohl- geruch der Maiblümehen (Convaliaria maja- lis) ähnlichem Duft; dasselbe war der Fall bei der Blüthe des ?. utilis im botanischen Garten zu Paris. Man kennt bis jetzt bereits über 30 Pandanus - Arten, aber bis jetzt sind die Arten noch ungenügend bestimmt, weil die Blumen und Früchte der meisten Arten noch nicht wissenschaftlich untersucht wurden. In der natürlichen Verwandtschaft steht dieFa- milie der Pandaneen zwischen den Palmen und und Araceen (Aroideen). Auch als Nutzpflan- zen haben sie Werth : die langen, lederarlig zähen Blätter werden vielfach zu Körben, Matten und vielen Flechtarbeiten benutzt; die Stämme liefern ein dauerhaftes Baumaterial für die kunsllosen Hülten der Eingeborenen ; ei- 427 Neue Zierpflanzen. nige Arten, wie z. B. P. edulis geben essbare Früchte; auch die Blüthenkolben des P. odora- tissimus sollen geniessbar sein; die Blälter mehrerer Arten besitzen einen leicht adstringi- renden Saft, der gegen Durchfall angewendet wird, endlich sollen auch nach einigen Auto- ren die jungen Blallknospen, wie der Palmen- kohl, als Gemüse gegessen werden. — Die Pandanus-Arten, so verschieden sie auch un- tereinander sein mögen, Jassen sich leicht an ihrer Gesammtlracht als zusammengehörig er- kennen. Die an den Spitzen des Stammes oder der Aeste büschelförmig angehäuften Blätter sind dreireihig spiralig gestellt, aus stengelumfassender Basis sehr lang lineal oder bandförmig, überhängend, stark gekielt, an den Blatträndern und auf der Rückseite der Mittel- rippe ‘(des Kiels) oft stachelig-sägezähnig; — die Pandanus sind dioeeisch, also die Pflan- zen selbst entweder männlich oder weiblich ; die männlichen Blüthenkolben sind wie die weiblichen, hängend und lang gestielt, oft mit gefärbten Deckblättern, immer zusammenge- setzt, siraussförmig oder rispig verästelt, die einzelnen Blüthen bestehen aus mehreren, meist büschelförmig gestellten Staubgefässen, ohne jede Spur ’einer Blüthenhülle oder eines Griffels und sind selber dichtgedrängt auf der ährenförmigen Rhachis. Der weibliche Blüthen- kolben ist einfach, kugelig, kegelig oder eirund, seltener ährenförmig, dicht mit ‚Fruchtknoten bedeckt, die zu meistens trockenen faserigen Steinfrüchlen auswachsen; Blüthenhülle fehlt gänzlich , Narben sitzend, die Früchte durch den gegenseitigen Druck 6kantig ein- (oder mehr-) samig. Der, ganze Fruchtstand erreicht bei einigen Arten die Grösse eines Menschen- kopfes, und hat Aehnlichkeit mit den Früch- ten. der Ananas oder auch mit den Zapfen mancher Coniferen. — Die Pandanus-Arten wachsen in Ostindien und besonders auf den ostindischen Inselgruppen , und auf den Inseln des stillen Oceans. In grosser Menge kom- men sie vor auf den grossen Inseln der Ost- küste Afrika’s (le de France, de Bourbon, Madagascar etc.) , scheinen dagegen auf dem 428 nahe gelegenen Festlande Afrika’s selten zu sein; vom tropischen Amerika ist keine ein- heimische Art bekannt, sie sind dort jedoch in die Gärten längst eingeführt; die sehr kleine Zahl neuholländischer Arten ist wenig gekannt, sie scheinen eher zur Gattung Freycinetia zu gehören. Dagegen scheinen die Pandanus- Arten in der vorsündfluthlichen Flora schon existirt zu haben, wenigstens wurden in den oberen Sedimentschichten Früchte gefunden, die durchaus den jetzigen gleichen. Der Pandanus mauritianus, der uns Veran- lassung gab, näher auf die ganze Gattung ein- zugehen, ist erst ganz kürzlich in Europa ein- geführt worden, und zwar sollen die Samen von der Insel Mauritius (lle deFrance) sowohl nach Kew als in belgische Gärten gekommen sein. Die jungen Samenpflanzen (Verschaffelt offerirt sie in seinem neuesten Verzeichnisse zu 15 Frances) zeichnen sich besonders aus durch das lebhafte Grün der schmalen, linea- len, graciös überhängenden Blätter, deren ste- chend sägezähniger Rand schön lebhaft roth gefärbt ist; auch der Kiel hat rothe, aber ent- fernter stehende Stacheln. — Als Blattpflanze sehr empfehlenswerth, wie es scheint zu den niedrig bleibenden Arlen gehörend. Cultur im Warmhause , vorzugs- weise in tiefen, aber engen Töpfen wegen der tiefgehenden Wurzeln auf starker Scherben- unterlage , in lehmiger, aber humusreicher Erde. Im Winter muss man sich bei allen Pan- danus - Arten hüten, dass kein Wasser durch Tropfenfall oder Besprilzen im Herzen der Pflanze sich sammelt, da es leicht Fäulniss und den Tod veranlassen kann. (Taf. 265.) 2) Epacris multiflora Hort. Angl. et Le- maire. — Die Herren Handelsgärtner W, Rol- lisson und Söhne in Tooting bei London erzo- gen diese neue prächtige Art aus Samen, der ihnen von Neu-Südwales zugesandt war, und Prof.Lemaire glaubt daher sie als gute Art be- trachten zu dürfen. Die hochrothen, an den Spitzen weissen Blüthen erscheinen in gros- ser Fülle an den rulhenförmigen , gerade auf- gerichteten Zweigen; Wuchs und Tracht wie bei E. impressa ; Blätter dicht gedrängt, sehr kurz gestielt, eirund - lanzettlich, lang zuge- Gartenflorä Deutschlands, Russlands und der Schweiz. spitz. Blüht im Juni und Juli und ist sehr zu empfehlen. Bei der Cultur der Epacris, die im Allgemeinen dieselbe ist, wie die der Eri- ken, ist ganz besonders darauf zu achten, dass gleich nach der Blüthezeit die langen abgeblühten Triebe stark, fast bis zum Grunde, zurückgeschnilten werden, da sonst die Pflan- zen sehr bald zu hoch und unansehnlich wer- den. (Taf. 266.) 3) Azalea indica Duc d’Aremberg.— Eine von Jean Verschaffelt in Gent gezüchtete, bunte Azalee, die in der Färbung an die alte- variegata, oder an die neuere Beaute d’Eu- rope erinnert, da sie, wie diese, auf weissem Grunde rosa getuscht und panachirt ist, mit einzelnen hochrothen Streifen und Bändern geziert. Die Blumen sind von miltlerer Grösse, gut geformt, hübsch abgerundet, der Strauch ist dicht beblättert, baut sich huschig und blüht sehr willig und reichlich. (Taf. 267.) A) Ceanothus elegans Hort. et Lemair.; Rhamneae. — DasEtablissement Verschaffelt er- hielt als neu aus englischen Gärten eine hüb- sche Art Ceanothus, die, obgleich sehr ähn- lich den blaublühenden californisehen Arlen, wie C. rigidus, papillosus, dentatus, floribun- dus etc., dennoch nach Lemaire als eine gute Art zu betrachten ist; über ihre Geschichte konnte nichts Bestimmteres in Erfahrung ge- bracht werden. (Uns erinnert sie an C. diva- ricatus;, es fehlt uns aber an Material zur gleichung. — E. 0.) Blätter verkehrt ei- rund-keilförmig, sägezähnig, an der Spilze fast abgestutzt-rundlich, selten spitzlich; ober- halb kahl, glänzend grün, unterhalb schwach behaart; kurz gestiell. Blüthen himmelblau, wie bei den vorher genannten Arten, in locke- ren zusammengesetzten Trugdolden. — Ein hüb- scher Kalthausstrauch von leichter Cultur. (Taf. 268.) 5) Begonia daedalea Lemair. — Neben den prächtigen Bastarden der heutigen Be- gonien, welche die meisten der eigentlichen Arten an Schönheit der Blatifärbung weit über- treffen, tritt diese neue mexicanische Art dreist in die Schranken und beansprucht für sich als Art ein grösseres Interesse, da sich zugleich wieder an ihre Erscheinung die Hoffnung knöpft, die ihr eigenthümliche Schönheit der labyrinthartigen Blattzeichnung durch Bastar- I, Neue Zierpflanzen. dirung mit silberblätterigen Arten zu vervoll- kommnen und in verschiedener Weise zu mo- difieiren. Prof. Lemaire nennt sie „die Perle aller früheren und jetzigen Begonien ‚“* ein grosses Lob, das uns denn doch etwas über- ‘trieben scheint, wenn man die neue Art mit Arien wie B. Rex, B. Thwaitesü etc. ver- gleicht, — Die B. daedalea gehört zu den Arten mit kriechenden Stengeln, ihr Stengel ist dickfleischig, glänzend, kahl, röthlich ; Ne- benblätier aus erweiterter Basis deltoidisch, in eine lange borstenförmige Spitze auslaufend, Blattstiele bis fusslang, robust, lebhaft roth gefleckt , mit röthlichen Haaren besetzt; Blät- ter gross (20 Centim. lang und 13 Centimeter breit), fleischig , schief herzförmig, zugespitzt, die Lappen am Grunde übereinander schla- gend, am Rande gewimpert, die Rippen der sonst kahl. Die Oberfläche der Blätter ist auf glänzend grünem Grunde mit einer braunen, Unterfläche matter hervortritt und die Haupt- weiss und roth gestreift; Blüthen mittlerer Grösse, röthlich-weiss, 2blätterig ; die männli- weibliche Blüthen mit 3 am Grunde verwach- dern. — erzog diese prächtige Art aus Samen, Ghiesbreght von Mexico eingesandt hatte; Verschaffelt beabsichtigt, sie mit 3 andern | neuen Begonien, die aus der gleichen Quelle stammen, im Frühjahr 1862 auf Subscription in den Handel zu bringen. Der Subscriptions- preis beträgt 40 Fres. für die 4 Arten , die einzeln nicht abgegeben werden. (Taf. 269.) 6) Stanhopea radiosa Lemair.,; Orchi- deae. — Eine sehr hübsche, neue Art, die das Verschaffelt’sche Etablissement von Me- xico imporlirte. Blüthenschaft bis 6 blüthig, Bracteen nur 3malkürzer als der Fruchtknoten, Sepalen und Petalen ganz zurückgeschlagen, die beiden seitlichen oder unteren Sepalen viel | schmal geflügelt. | Arten der Gattung in Körben oder auf Holz- Unterseite mit zersireuten Haarbüscheln besetzt, | 429 breiler als das obere und als diePetalen, und nicht mit Punkten geziert, sonst wie die an- dern gelblich weiss, nach der Basis zu tief orangegelb, das obere Sepalum und die beiden Petalen ausserdem wie die Vorderlippe , die Griffelsäule und die Hörner mit kleinen rothen Tüpfeln gezeichnet. Das Hypochil (der hintere Theil der Lippe) kurz, stark sackförmig ver- vertieft, innen mit strahlig ausgebreiteten, drü- sigen Leisten , orangegelb,, das Mesochil (der mittlere Lippentheil) flach (ohne die bei an- | dern Arten so gewöhnliche Furche), zweihör- |nig; dasEpichil (die vordere Lippe) fast rhom- | boidisch - quadratisch, vorne stumpf 3zähnig, oder undeutlich 3lappig, der mittlere Lappen kaum länger als die seitlichen; Griffelsäule Cultur wie bei den übrigen klötzen. — Unter den leicht zu cultivirenden | und dankbar blühenden Orchideen sind ganz | besonders dic schönen Stanhopea-Arten mit netzaderigen Zeichnung geziert, die auf der | ihren grossen , grotesk geformten , meistens | wohlriechenden und bant gefärbten Blüthen schönheit der Pflanze bildet. Blüthenrispe ga- | belig verästelt, kürzer als die Blattstiele, kahl, | denen zu empfehlen, die einen ersten Versuch machen wollen mit der Cultur der so interes- | santen Orchideen, da die Stanhopeen in jedem | Warmhause gezogen werden können, mit we- ehen Blüthen etwas grösser, Staubfäden 5—6, | nig Mühe und bei einiger Aufmerksamkeit im | Bewässern mit gewiss günstigem Erfolge. — senen Griffen, mit kopfförmigen undeutlich | 2lappigen Narben; die Frucht eine dreiflüge- | lige Kapsel mit 3 zweitheiligen Placenten, der | eine Flügel etwas grösser als die beiden an- | Das Etablissement Verschaffelt| die | (Die obige nach Prof. Lemaire ganz neue Art ist unserer Ansicht nach gewissnichts an- deres als die St. saccata Batem., oder höch- stens eine Abart derselben, und existirt daher schon längst in den Sammlungen. Nach Le- maire stammt St. radiosa von Mexico, wäh- rend St. saccata bis jetzt nur in Guatemala gefunden wurde, aber es ist sehr wohl mög- lich, dass St. saccata wie manche andere Or- chidee in beiden, sich übrigens begrenzenden Ländern vorkommt. — E. 0.) (Taf. 270.) 7) Sedum fabarium Hort. Angl. et Le- mair.;, Crassulaceae. — Eine schöne Staude mit grossen Trugdolden hübscher rosalila Blüthen, die durchaus hart ist und den Freun- den von Freilandpflanzen auf's Beste empfoh- len werden kann. Verschaffelt erhielt diese Staude von England; über Vaterland, Zeit der Einführung etc. konnten keine bestimmten Nachrichten eingezogen werden. — Diese Art wird bis anderthalb Fuss hoch, hat einen hüb- 430: schen aufrechten Habitus, die Blätter sind hellgrün oder graugrün, flach, gegenständig (oder auch wechselständig), ‚lanzecttlich-spathel- förmig, von der Mitte nach der Spitze zu sä- gezähnig gerandet, die untere Hälfte ganzran- dig und keilförmig in den kurzen Stiel ver- schmälert , die oberen Stengelbläiter. grösser, von oyaler Form und sitzend. _ Trugdolde sehr, stark verästelt und überaus reichblü- thig. — (Diese hübsche Staude ist das $, Fabaria Koch, das auf dem Gipfel der Babia Gora in. Schlesien und auf der hohen Acht in. der Eifel nach Koch’s Flora von Deutsch- land vorkommt. Es wird schon längst in deutschen Gärten eultivirt und ist wahrschein- lich auch in englischen Gärten nicht mehr neu, . verdient aber jedenfalls als, eine der schönsten Sedum-Arten allgemeinere Verbrei- tung. — E..0.) (Taf. 271.) 8) Chrysanthemum , neue frühblühende Varietäten. Die wegen des rejehen Herbst- und Winterflores so allgemein beliebten Chry- santhemum der Gärten stammen von zwei Ty- pen ab, dem Pyrethrum indicum und P. si- nense, die beide inChina und Japan zu Hause sind und auch dort längst als Gartenpflanzen mit Vorliebe gezogen werden. Neben den beiden Racen der grossblumi- gen. und der kleinblumigen Chrysanthemen ist in. den letzten Jahren eine dritte Race von französischen Züchtern herangebildet worden, die sich durch frühere Blüthenzeit unterschei- det, sonst aber im Habitus und in der Blü- | thenform zu der kleinblumigen Race gehört. Die Blüthe beginnt schon im August und ist im October , wenn der Blüthenflor der andern Ragen erst beginnt, schon: beendet. Die Vor- theile ‚der frühblühenden Chrysanthemum sind einmal die durch sie um 2 Monate verlängerte Florzeit, die jetzt also vom August. bis fast Ende December dauert, und dann eignen sie sich besonders auch für den Schmuck der Gärten; man braucht sie nicht in Töpfe zu pflanzen, um sich ihrer Blüthen erfreuen zu können, denn bis der Frost den Flor zerstört, sind sie auch schon abgeblüht. — Die Chry- santhemen halten unter leichter Deckung und in nicht zu nassem Boden recht gut im Freien aus, sicherer ist es jedoch, sie frostfrei zu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. überwintern. — Der. Handelsgärtner Adolf Pele.in Paris hat zu den schon existirenden‘ Varietäten der früähblühenden Race sechs neue, schöne Sorten seiner Züchtung hinzugefügt, die sich durch gute Form vortheilhaft aus- zeichnen; es sind die folgenden : 1) Chroma- tella , goldgelb mit orangeroth , 2). Aurora, orange braunroth, 3) Zllustration , prächtig dunkelearmoisin, 4) Mdme. 4. Verschaffelt, lebhaft rosa, Centrum und nach dem Rande hin heller, 5) Mdme. Domage, rein schwefelgelb und 6) Mdme. Thibaut, zart fleischfarbig. (Taf. 272.) 9) Begonia imperialis Lemair. — Der. Reisende des EtablissementsVerschaffelt, Herr Ghiesbreght, sandte aus Mexico diese prächtige Begonie gleichzeitig mit meh- reren anderen , worunter die vorhin bespro- chene B. daedalea und die auf Taf. 262 ab- gebildete 3. imperialis smaragdina. . Diese drei Sorten und eine vierte, die 3, longipila Lemair., werden im Frühjahr 1862 vonVerschaf- felt auf Subseriptiön in den Handel gebracht werden. — Als Stammart der B. imperialis ist nach Lemaire diejenige zu betrachten , bei im | der die Blattoberflächen ganz, ‚braun ‚gefärbt sind, bis auf unregelmässig ausgezackle grüne Ränder, die dem Verlaufe der Blattrippen fol- ' gen, die Abart smaragdina hal einfarbig sma- ragdgrüne Blätter, und bei einer andern, die Lemaire als maculata unterscheidet, sind die | Blätter gleichmässig braun und grün gefleckt, sie steht also in der Mitte zwischen den bei- den andern. — Ausser dieser verschiedenen Blattfärbung sind alle drei sonst ganz gleich und bilden zusammen eine guie, sehr dislincie Art, die an der eigenthümlichen ‚Beschaffen- heit der Blatiflächen sich auf den ersten Blick von allen übrigen Begonien auszeichnet. — Die ganze Pflanze ist mit kurzen, abstehenden Borstenhaaren bedeckt, Stengel rhizomarlig- kriechend; Blälter schief abgerundet - eirund, zugespilzi, am Grunde herzförmig, der Rand schwach gebuchtet und fein kerbzähnig, die ganze Oberfläche dicht bedeckt mit kleinen, unzähligen Erhabenheiten , die an der Spitze in ein Härchen enden und auf der untern Blattfläche klene 5 — 6seitige. zellige Vertiefungen erscheinen. Die Lichtreflexe der Blatiflächen geben den Blättern das Aussehen als II. : Neue Zierpfianzen. von Sammet und machen diese Art zu einer der interessantesten und schönsten Blattpflan- zen. Blüthen 2blätterig, weiss, in armblüthi- gen Blüthenständen,, die Blätter wenig über- ragend. Staubfäden zahlreich, am Grunde ver- wachsen, in einen gemeinschafllichen Stiel; Narben drei, davon ?2 grösser als die dritte, hufeisenförmig; Frucht 3flügelig, der eine Flügel grösser; Placenten heilig. (Taf. 274.) 10) Rosa indica (Thea) Präsident. — Eine prächtige Theerose amerikanischer Züch- tung, die in Färbung und Bau an die beliebte Gloire deDijon erinnert. Sie ist, wie diese letztere, eine sehr starkwüchsige Varietät mit grosser, glänzend-grüner Belaubung und mit Blumen er- ster Grösse, von vollkommener Form. Die Farbe ist lachsroth, gemischt mit hellgelb. nach dem Centrum mehr kupferroth, derGeruch ein sehr prononeirter Theegeruch. — (Die Theerose Isabella Gray, ebenfalls amerikanischer Ab- kunft, hat bei uns nicht dem hohen Rufe ent- sprochen, der ihr vorausging; unsere Sommer scheinen ihr noch nicht heiss genug zu sein; die Blumen sind allerdings stark gefüllt, aber öffnen sich deshalb nur sehr schwer ; bei Re- genweiter verderben sie leicht, und die gelbe Farbe geht sehr oft in gelblichweiss über und . macht dann wenig Effect; wir geben der äl- teren Chromatella entschieden den Vorzug nach unsern bis jetzt gemachten Erfahrungen.) (Taf. 275.) 11) Passiflora Baraquiniana Lemaire. — Herr Baraquin, bekannt durch die Einführung der neuen buntblätterigen Caladien, sandte die Samen dieser neuen, wenn nicht brillan- ten, so doch immerhin niedlichen Art an das Etablissement von Verschaffelt; er hatte sie in den Wäldern, die den mächtigen Amazonen- strom begrenzen, und zwar in der Nähe des Ufers entdeckt. — Sie gehört zu der Section Dysosmia , die Pflanze ist kletternd , mit sehr langen dünnen Wickelranken, drüsig-behaart; Blätter aus schwach spiessföormigem Grunde eirund -länglich, grob gezähnt,, jeder Zahn in einDrüsenhaar endend, auf beiden Blattflächen behaart; die Blättchen des Hüllkelehs doppelt fiederschnittig, mit schmal linealen oder bor- stenförmigen, mit starken Drüsenhaaren gewim- perten Segmenten; die mittelgrossen Blülhen haben die äusseren, in einer langen Weich- 431 spitze endenden Perigonbläller von: blassgrü. ner Farbe, die inneren, mützenförmig enden- den sind weiss, die Fadenkrone, von gleicher Länge mit den Perigonblätiern, ist am. Grunde blau gefärbt bis etwa zur Mitte hin, dann weiss. Die Blüthen haben einen schwachen Wohlgeruch, die Blätter, besonders wenn man sie reibt, entwickeln einen sehr starken Harz- geruch, (Taf. 276). 12) Yanda girantea Lindl. — Diese imposante und noch sehr seltene Orchidee ist schon früher in der Gartenflora besprochen worden. (Taf. 277.) 13) Azalea indica var. Dieudonne Spae. — Eine prächtige bunte Form, nach dem kürz- lich verstorbenen verdienstlichen Gärtner Spae benannt, mil sehr 'grossen rosa-carminfarbigen Blüthen, deren rothe Farbe gegen den Rand zu scharf, aber in unregelmässig ausgezackten Umrissen abgegrenzt ist auf rein weissem Grunde. Die prächtige Spielart wurde nicht wie gewöhnlich aus Samen erzogen, sondern enistand gleichsam durch eine Naturlaune auf einem Exemplar der 4z. ind. formosa. Sol- che Ausarlungen, die durch Veredlung be- kanntlich fortgepflanzt und fixirt werden kön- nen, sind bei mehrfarbigen, gestreiften oder panachirten Varietäten nichts Seltenes, unter Andern wurden auch mehrere schöne Camel- lien - Sorten auf gleiche Weise gewonnen. (Taf. 278.) (E. 0.) b) Abgebildet im Botanical Magazine. 14) Hoya lacunosa Bl. var. pallidiflora (Otostemma lacunosum Bl.) ; Asclepiadeae. — Eine Varvietät der auf Taf. 4826 abgebildeten Hoya lacunosa Blume, die sich ausser den beinahe farblosen Blumen wenig‘ von der ei- gentlichen Art unterscheidet. (Taf. 5272.) 15) Mutisia decurrens Cav. (Mutisia he- liantha Poepp.); Compositae: Mutisieaee — Die Gattung Mutisia ist ausschliesslich südame- rikanischen Ursprunges und besteht aus eini- gen vierzig Species, die durch ihren eigen- thümlichen Wuchs , gewöhnlich klimmend mit rankigen Blättern, sowie den grossen Umfang und die reiche Farbe der Blumen merk wür- 432 dig sind. 11 Arten derselben bewohnen Peru, Eeuador undBrasilien und sind durch ihre ge- fiederten, wickenarligen Blätter ausgezeichnet; die übrigen scheinen ausschliesslich die An- den von Chili zu bewohnen und diese haben einfache oder ungetheilte Blätter von derber rauher Textur, an der Spitze mit ihren eigen- thümlichen Gabelranken versehen. Einzelne wenige Arten dieser interessanten Gatlung wa- ren in früheren Jahren bereits in England ein- geführt, gingen jedoch wieder verloren; von der abgebildeten prächtigen Art erhielt 'Hoo- ker im Juli dieses Jahres von den Herren Veitch und Sohn blühende Exemplare. Die Pflanze hielt ohne Bedeckung während des letzten strengen Winters in Exeter im Freien aus. Sie ist auf den Anden von Chillan (von wo aus Mr. Pearce Pflanzen an die Herren Veitch sandte), sowie auf denCordilleren von Antuco einheimisch, und wenn nicht die am grössten, so gewiss die am schönsten blühende Species der ganzen Gattung. Es steht zu be- fürchten, dass die strauchartigen Pflanzen der hohen und trocknen Anden von Chili schwie- rig zu culliviren sind und eine ganz besondere Behandlung verlangen werden. Zu einer Höhe von einigen Fuss kletternd, mit wenig verästelten Stengeln. Blätter ent- fernt, abwechselnd, länglich-lanzettlich, zuge- spitzt, völlig ganz von derber rauher Textur, oberhalb dunkelgrün, blass und graugrün un- terhalb; die Spitze endet in einer zweilheili- gen Gabelranke, die Basis der Blätter allmä- lig herablaufend , so dass sie Flügel an den Stengeln und Aesten bilden. Blume, oder vielmehr capitulum , sehr gross, einzeln , 4!/, Zoll in der Ausdehnung der Strahlblüthen, die von brillanter Orangefarbe sind. Involu- erum sehr gross, fast cylndrisch, an der Ba- sis, wo die Schuppen locker sind, breiler; die übrigen Schuppen (sie sind alle eirund) sind angedrückt, ohne Anhängsel, blaugrün mit rölhlichem Anstrich, (Taf. 5273.) 16) Salvia cacaliaefolia Benth., Labia- tae. — Diese hübsche Salvey ist eine von 407 im XII. Bande von De Candolle’s Prodro- mus durch Bentham beschriebenen Arten, und gehört zur Section der Calosphace, welche allein 144 Species umfasst. In dieselbe Gruppe Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gehört auch die allbekannte S. patens unserer Gärten. neben welcher die gegenwärtige Art ihren Platz findet; sie nähert sich jedoch mehr der S. vitifolia Benth., unterscheidet sich aber von derselben durch mehr ganze und meistens zugespitzte Blätter, durch die kürzere ange- drückte Behaarung an der Ober-, und weich an der Unterfläche; auch der Kelch ist grös- ser. Sie ist im Mexicanischem Staate Chiapas einheimisch, wo sie in Tannenwäldern wächst. Wahrscheinlich wird sie sich zum Auspflanzen auf die Blumenbeete im Sommer eignen und gerne begehrt werden, da an dunkelblauen Blumen Mangel ist. Sie ward durch Linden in Europa eingeführt. (Taf. 5274.) 17) Gonatanthus sarmentosus Lk.Kl. et O. (Caladium sarmentosum Fisch.); Aroideae. — Der Kew-Garten erhielt diese auf dem Conti- nent verbreitete Aroidee aus dem Berliner botan. Garten. Sie stammt aus dem Himalaya, ward bereits in den Icones Plantarum rar. horti Berolinensis abgebildet und dort wie in Schott’s Prodromus Aroidearum beschrieben. (Taf. 5275.) 18) Impatiens flaccida Arn. (1. pulcherri- ma Dalz., I. latifolia var.? Lin., I. lucida Wall.); Balsamineae. — Eine hübsche Art einer meist schönen, und wie jelzt bekannt, sehr ausgedehnten Gattung, besonders im tro- pischen Indien. Im Jahre 1764 zählte Linne sieben als den Botanikern bekannte Arten auf, De Candolle führt im Jahre 1824 in seinem „Prodromus “ 31 Species an, die Gattung Balsamina eingeschlossen, welche jetzt allge- mein mit Impatiens vereinigt wird. Dr. Ar- nott fügt kaum zehn Jahre später 20 neue Species von Indien allein hinzu. Die Doctoren Hooker und Thomson haben im IV. Bande des Journal of the Proceedings of the Lin- naean Society, 96 als Indien bewohnend beschrieben. Da die Beschreibungen mei- stens nach getrockneien Exemplaren ge- macht sind und die Blumen der Balsaminen sehr beim Trocknen leiden, so ist es schwer mit Gewissheit zu bestimmen, ob unsere Pflanze vielleicht als Abart zu I. latifolia ge- hört oder ob sie mit I. pulcherrima Dalzell (Bot. Mag. Taf. 4615) identisch ist oder nicht. Impatiens flaceida ist aufCeylon einheimisch und ward auf den Gebirgen bis zur Höhe II. Notizen. von 4 — 6000 Fuss durch General Walker, Gardener und Thwaites gesammelt. (Tat. 5276.) 19) Spiranthes cernua Rich. (Ophrys cer- . nua L., Neottia cernua W., Neottia gemmi- para Sm., Spiranthes gemmipara Lindl.); Or- chideae. — Kleine , unansehnliche, unserer Ill. 1) Ueber die Entstehung und den Bau der Tüpfel der Holz- und Ge- fässzellen der Coniferen und dico- tylen Gefässzellen. An den Holz- und Gefässzellen der Coniferen freten der Länge ihrer Wandungen nach regelmässige Reihen von hellen Punkten aul, die mit einem Hof umgeben sind. Man nahm bis zur neueren Zeit an, dass diese entstehen, indem die primären Membra- nen, der aneinander grenzenden Zellen in lin- senförmiger Gestalt auseinander treien und zwischen sich einen hohlen Raum lassen. Von innen lagern sich nun mit dem zuneh- menden Alter dieser Zellen neue Schichten von Holzstoff ab, welche das innere Lumen der Zelle immer mehr verengern, aber nach den Tüpfeln hin kleine offene Kanäle las- sen. In neuerer Zeit hat nun Schacht, und nach ihm Carl Sanio und Dippel die Entstehung dieser Tüpfel beobachtet. Nach den überein- stiimmenden Beobachtungen von Schacht und Dippel,, welcher letzterer in Nr. 41 der Bola- nischen Zeitung 1860 eine Darstellung seiner einlässlichen Untersuchungen gibt, entstehen nun aber diese Tüpfel in der folgenden Weise: In der primären Zellenwand bildet sich eine Einfaltung von linsenförmiger Gestalt, durch deren Centrum aber die primäre Zellenwand noch verläuft. Die weitere Ausbildung erlangt nun der Tüpfel durch Ausdehnung der Einfaltungen (sogenanntes Spilzenwachsthum) und durch Ablagerung der WVerdiekungsschichten. In 433 deutschen Spiranthes autumnalis sehr ähnelnde Orchidee. Stellen in Irland vor, ist jedoch über ganz Nordamerika zahlreich verbreitet. Sie kommt an einigen wenigen (Taf. 5277.) (F. F.) Notizen. allen Zellen, welche nicht aufhören Saft zu führen, bleibt die primäre dem Tüpfel tren- nende Scheidewand und dies sind die ge- schlossenen Tüpfel. In den Zellen da- gegen, welche später Luft führen, wird die primäre Zellwand aufgelöst und so entstehen dieoffenen Tüpfel. Da alle solche Un- tersuchungen nicht blos lang andauernde mi- kroskopische Untersuchungen, sondern auch eine grosse Fertigkeit in Handhabung des Mi- kroskops und Führung der Schnitte erfor- dern, muss es nicht wundern, wenn über sol- che Punkte verschiedene Ansichten existiren, Beistehend geben wir eine Zeichnung nach aa Dippel aus der Botanischen Zeitung, welche die von Schacht und Dippel vertretene An- sicht in starker Vergrösserung wiedergibt. Fig. 4 ist der Längsschnitt durch das Holz der Wurzel von Pinus sylvestris, mit der Ansicht der Tüpfel auf der Zellenwand von aussen. Fig. 2 ist ein Querschnitt durch die jüngsten Holzlagen der Wurzel von Pinus sylvestris und sind hier einige in der Entstehung begrif- fene Tüpfel mit durehschnilten, welche sich als seitliche Einfaltungen der primären Zellen- wand hier darstellen. Fig. 3 endlich ist eine Zellwandung aus dem Holz der Wurzel von Pinus sylvestris, in welcher 2 Tüpfel durch- schnitfen sind. und zwar ist an dem untern die primäre Zellwand noch erhalten , an dem obern aber schon verflüssiget. (E."R.) 2) Saftbewegung iin Holzpflan- zen. Dr. Th. Hartig hat hierüber eine Reihe interessanter Beobachtungen in der Botanischen Zeitung (p. 17, Jahrgang 1861) bekannt ge- macht, deren Ergebniss wir hier kurz wieder- geben wollen. Das Bluten der Hainbuche. Der Safterguss aus Bohrwunden derselben dauert von 9 Uhr Abends bis 12 Uhr Mittags. Zwi- schen 12 Uhr Mittags und 9 Uhr Abends fin- det kein Safterguss statt, sondern der ausge- schiedene Saft wird vom Baum wieder aufge- sogen und zwar mit einer Kraft, die einer 20 Fuss hohen Wassersäule gleich kommt. Diese Erscheinung ist eine periodische und wird we- der von Wilterung, noch durch äussere Tem- peratur oder Feuchtigkeit mit der Luft abge- ändert. Der Schröpfsaft des Bastes Junge Bäume mit einem Messer horizontal oder der Länge nach bis auf den Holzkörper ergiessen aus dem Saft wasserhelle Letztere werden aber bald wie- der aufgesogen , weshalb diese Erscheinung weniger bekannt ist. Dieser Saft ist bei den meisten Holzarten sehr süss , beim Ahoru bit- ter. » Werden diese Ritzungen von unien nach oben übereinander fortgesetzt, so ergiesst sich aus jeder, Wunde solcher Saft, aber in der Richtung von eben nach unten gemacht, tritt nur aus. der obersten Wunde Saft aus, was für das Niedersteigen des Saftes im Baste spricht; u... geritzt, Safttropfen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Der Cambialsaft. Enirindete lebende, Bäume bedeeken die Oberfläche der entrinde- ten Stellen bald mit Cambiumschichten. Der Saft derselben ist sehr reich an Phosphor. Die Verdunstung im Sommer. In dieser Beziehung angestellte Versuche Em gaben das unerwartete Resultat, dass eine mit verschiedenen Holzarten bewaldete Fläche auf einem Flächenraum von 1 Magdeburger Mor- gen täglich ungefähr 3000 Pfund Wasser — 46 Cubikfuss verdunstet. Auf den ganzen Flächenraum berechnet, gleicht dies täglich einer Wasserschicht von */; Linie, oder in 180 Vegetationstagen einer Wasserschicht von 3®/1o Zoll. Nach Schübler beträgt dagegen die tägliche Verdunstungsmenge von Wasser- flächen 1 Linie, von Rasenflächen ? — 3% Linie, und von Bodenflächen ®,, Linie Schicht- höhe. Es stände mithin die Verdunstung ge- mischter Wälder sogar niedriger 'als die von Bodenflächen, woraus Hartig den Quellen- reichtham der Wälder berechnet, Dieses Re- sultat widerspricht allen früheren Annahmen und muss jedenfalls erst noch durch fernere Versuche erwiesen werden. Verdunstung der Nadelhölzerim Winter. Es ward eine reichbelaubte Fichte in einen Kübel gesetzt und ein zweiter gleich grosser Kübel mit Erde der gleichen Localität gefüllt und beide Kübel täglich gewogen. So lange der Ballen gefroren, war der Gewichts- verlust beider gleich gross. Bei mildem Wet- ter und aufgethautem Ballen dagegen der Ge- wichtsverlust des Kübels, in dem die Fichte stand, bis auf !/ Pfund bedeulender.: Zur Zeit des Triebes im Frühlinge war das Verhältniss ziemlich dasselbe. Es ergab sieh aus diesem Versuche also das Resultat, dass die Nadel- hölzer bei mildem Wetter im Winter verdun- sten, also Salteirculation vorhanden ist und dass sie zur Zeit des Triebes kaum mehr ver- dunsten als bei mildem Weiter im Winter. Aufsaugung von Farbstoffen durch Wundflächen. . Verschiedene Versuche bestäliglen einmal, dass das Aufstei- gen solcher gefärbter Säfte nur durch die Holz; röhren vermittelt wird, dass andererseits die Aufnahme derselben eine rein mechanische ist, dass ferner gefärbte Flüssigkeiten bei ver, kehrt eingestellten Bäumen auch ‘von -oben III. Notizen. nach unten hin geleitet wird, dass in ausge- trockneten Bäumen gefärbte Flüssigkeiten nur wenige Zoll aufwärts, in frisch gefällten Bäu- men aber bis zur Spitze geleitet werden und dass endlich Wasser oder natürlicher Pflan- zensalt weniger rasch als Lösungen von Gift- stoffen aufgesogen werden, — (r.) 2) Eine neue Conifere. Prof, Philippi in St. Jago empfiehlt wiederholt eine neue von ihm entdeckte und beschriebene Art. Die- ser wunderbare Baum, Prumnopitys ele- sans Ph., dessen kirschenähnlichen und wohl- schmeckenden Früchte in Trauben herabhän- gen, ist in den chilenischen Provinzen Concep- eion und Valdivia zu Hause und dort, beson- ders an den Flussufern in der Zunahme be- griffen, indem die Früchte herabgeschwemmt, am Ufer keimen. Nach Dr. Ph. würde dieser Baum eine kostbare Acquisitlion für die europäischen @ärlen sein und hat sich der- selbe für die Verbreitung dahin schon früher aufs Eifrigste, aber leider bisher ohne Erfolg bemüht. Vielleicht waren seither ‘die Be- mühungen des Herrn Rich. Pearce erfoigrei- cher, der für einen Liverpooler Handelsgäriner Chile bereiste und der auch (wie er Hrn. Dr. Ph. mittheilte) von dieser seltenen Pflanze in der chilenischen Cordillere lebendige Pflänz- ehen und zahlreiche Früchte gesammelt hat.— (Aus der Bot. Zeit. — h.) 4) Asclepias gigantea. Üeber diese in Afrika und in den Tropen überhaupt massenhaft vorkommende Pflanze theilt Dr. H, Barth in seinem Reisetagebuch Folgendes mit: Diese Pflanze hat gegenwärlig keinen andern Nutzen, als das Sparrwerk zu den Strohdä- chern zu bilden, oder zu Zäunen zu: dienen; zur Feuerung ist das Holz zu schlecht und leicht, wiewohl das Mark als Zunder benulzi wird. Auch macht der Eine oder Andere ®e- brauch von dem ausgehöhlten jüngern Stamme zu gelegentlicher Reisepfeile. Aber der Milch- saft, den dieses gigantische Unkraut der Tro- pen in reichlicher Fülle enthält und den die Eingeborenen des Sudans nur dazu benutzen, ihre ‚‚gia,““ „dickes Hirsenbier‘“ in Gährung zu setzen, möchte einst ein höchst wichtiger Artikel werden, wie er in Indien die Aufmerk- samkeit schon so vielfach auf sich gezogen hat (hi) 435 5) Die @kattung Brownea, eine der schönsten und interessantesten aus der Familie der Caesalpinieae wurde von Jaequin im Jahre 1763 gegründet, nachdem er die Pflanze , die er so benannte, auf seiner Reise nach Venezuela selbst entdeckt halte. Den erhielt sie zu Ehren eines irländischen Arztes und Botanikers Patrick Browne (nicht Robert Brown’s, wie vielfach irr- thümlicherweise angenommen wird), und der ein Zeilgenosse Jaequin’s war. Beschrieben und abgebildet wurde ‘die ersie Art der Gat- tung: Brownea coceinea zuerst von Jacquin in seiner Historia select. stirp. Ameriean. auf 1. 121 und pag. 194; später und zwar noch sorgfältiger auch im Bot. Mag. von 4842, auf t. 3964 von Graham. — Im J.1788 vergrös- serte sich die ‘Gattung durch 5 neue Arten, welche von zwei deutschen Gärtnern, die im Auftrag des deutschen Kaisers nach Caracas gesandt worden waren, entdeckt und ebenfalls von Jacquin in seinen Fragment. botan. p.25 und 26. t. 16 — 23 beschrieben und abge- bildet wurden. Es sind dies Brownea race- mosa Jacq., Br. latifolia Jacq., Br. capitella Jaeq., Br. leucantha Jaeqg. und Br. grandiceps Jaeg. 'Leiztere (welche sich ausserdem noch in Jacquin’s Collectan. III. t. 23, im Bot. Reg. XXVII. t: 30 und im Bot. Mag. t. 4839: abge- bildet findet), blühte im April’ dieses Jahres zum. erstenmal auf dem Continent in Ham- burg. Diese Pflanze, welche sich ohnedies durch ihre grossen, meist'aus 12 — 16 Fie- paaren bestehenden, festen, glänzend hellgrü- nen Blättern auszeichnet und schon als Blalt- pfanze jedes Warmhaus schmückt , bietet in Blüthe ein wahrhaft herrliches Bild dar. Die Blüthenähre entwickelte sich an der Hambur- ger Pflanze von unten nach oben in aufeinan- der folgenden Blüthenkränzen. Ein jeder die- ser Blüthenkränze hatte 13 — 19: Blumen, weniger natürlich nach der Spitze der Aehre zu. Im Ganzen hatten sich‘ an dieserBlüthen- ähre 45 solcher Kränze entwickelt mit zusam- men 4172 Blumen ‚und der Durchmesser die- ser Blüthenähre war fast 6 Zoll. Die Entwiek- lung der Blumen an dieser einen Aehre er. forderte 10 Tage, d.h. vom 14. — 24. April, — Nach der Angabe des Hın. Garteninspectors E. Otto gedeiht die Pflanze am besten in eik Namen Brownea 436 nem sehr feuchtwarmen Hause, und zwar, wo möglich in den Grund gepflanzt. Darnach wären eine nahrhafte, schwere Erde und reichlich Wasser dieser Pflanze sehr zuträg- lich. Die Vermehrung geschehe durch Steck- linge. — (Aus der Hamburger Garten - und Blu- menzeitung. — h.) 6) Vertilgung des Apfelwicklers. Dieses Insect (Tortrix Pomonana L. oder Carpo- capsa Pomonana Treitschke) als Raupe auch un- ter dem Namen „Apfel- oder Birnmade“ sehr be- kannt, verdirbt jedes Jahr viel Obst, das dann unreif oft massenhaft abfällt. Bis jetzt war diesem schädlichen Thier nur schwer beizu- kommen und fast das einzige, was man da- gegen that, war das zeitige Wegschaffen des madigen abgefallenen Obstes aus den Gärten und dessen Verwendung zu Viehlulter, wo- durch immerhin viele vertilgt wurden. — Will man aber diesem Insect gründlich zu Leib gehen, so muss man sich die Mühe nicht verdriessen lassen, wie Herr Brögals. Derselbe theilt sein Verfahren in der Revue horlicole mit. Dasselbe bestand darin, dass er vom Be- ginn der Blüthezeit an und während der gan- zen Dauer derselben alle Blüthen untersuchte und alle die entfernte, welche aussen einen schwarzen Fleck zeigten, woran er das Vor- handensein des Insekts erkannte. — Aber nicht zufrieden damit untersuchte er später noch einmal alle Früchte, nachdem sie ein Drittel ihrer vollkommenen Grösse erreicht hat- ten. Bei genauerm Nachsehen gewahrte er an mehreren derselben kaum sichtbare Stich- punkte; jeder dieser Punkte enthielt einen kleinen, mehr oder minder entwickelten Wurm, den Hr. Bregals immer vorsichlig mit der Messerspitze aushob. Die dadurch an den Früchten verursachten Wunden heilten bald wieder zu und zwar um so schneller, je jün- ger die operirten Früchte waren. Auch ver- loren die so behandelten Früchte, wie wenig- Hr. Bregals versichert, weder an ihrer Beschaf- fenheit noch an ihrem Werthe, ausgenommen einige, die kurz vor erfolgter Reife so operirt worden waren. — Trotzdem beruhigte sich Hr. Bregal noch nicht; denn er hatte entdeckt, dass mehrere Früchte im Innern angegriffen waren, ohne dass man bemerken konnte, wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, das Insect eingedrungen war. Er entschloss sich daher mit der Spitze des Pfropfmessers alle Rauhheiten des Fruchiknotens wegzuscha- ben und konnte sich nun leicht überzeugen, dass die Spitzen der Kelchzipfel dem Insecte dazu dienten , seine Eier darunter zu legen, den dann ausgeschlupften Räupchen war es daher auch leicht, unbemerkt in’s Innere der Frucht zu gelangen und zwar um so leichter, als gerade an dieser Stelle die Fruchthaut | sehr zarl ist. — Diesen verschiedenen Ope- rationen hatte es denn auch Hr. Bregals zu danken, dass er diesmal eine grössere Ernte erzielte, als ihm bisher Irotz der grössten Sorgfalt, die er sonst seinen Bäumen zu schenken pflegte, gelungen war. Ob freilich viele Leute so viel Zeit und Mühe an ihre Bäume wenden wollen oder können, ist eine andere Frage. (F. v. H.) 7) Ueber Fitzroya patagonica Hook. und ihre Wichtigkeit für ihr Heimath- land Valdivia theilt Dr. Philippi (Professor der Naturgeschichte an der Universität St. Jago de Chile) in den Petermann’schen Mit- !heilungen 1860. IV. Folgendes mit: Der Alercebaum (Fitzroya) ist eine Art Nadel- holz, im pyramidalen Wuchs und im geringen Umfang der Krone, im Verhällniss zum un- geheuren Stamm, der Cypresse ähnlich. Er erreicht in einzelnen Fällen den kolossalen Durchmesser von 14 Fuss, und Bäume, aus denen man 2000 Bretichen gewinnen kann, sollen gar nicht sehr selten sein. Das Kern- holz des Baumes ist roth, der Splint wie im- mer weiss, aber stets dünn; desshalb und weil man sehr häufig nur umgelfallene, auf der Erde liegende Stämme bearbeitet, welche den Splint durch Fäulniss längst verloren ha- ben, sieht man fast nur rothes Alerceholz im Handel. Die Vorzüge desselben sind folgende : erstlich ist es in der Erde und an der Luft fast unverwüstlich ; zweitens zieht und wirft es sich nicht und drittens lässt es sich mit der grössten Leichtigkeit spalten. Es wird zum Dachdecken, zu den Decken der Zimmer, zu Thüren, zu Schubladen, zu Füllungen von Schränken, zu Fässern u. dgl. verarbeitet und hauptsächlich in Gestalt von 7 Fuss langen, 8 Zoll breiten und *% Zoll dünnen Breitchen in den Handel gebracht, welche nur gespalten III. Notizen. und mit der Axt bearbeitet sind , indem die Chiloten schwer daran wollen, sich anderer Werkzeuge zu bedienen. Merkwürdig ist auch sein Vorkommen. Vom Küstengebirge von Corral (seinem nördlichsten Punkte) zieht er sich nämlich, immer nur wenige Meilen von der Küste entfernt, nach Süden, umgibt wie ein Gürtel den Busen von Reloncavi und fin- det sich auch an den Seen am Fuss der hohen Cordillere. Eigenthümlich für Fitzroya ist auch, dass sie nicht, wie die europäischen Tannenhölzer grosse zusammenhängende Wäl- der bildet, sondern sich nur gruppenweise, mit andern Bäumen untermischt und fast nur auf sumpfigem Boden finde. — Von welcher Wichtigkeit der Handel mit diesen Alerce- brettern ist, geht nicht nur daraus hervor, dass jährlich eine Million davon von Puerto Montt aus verschickt wird , wobei circa 1200 Chiloten -mit Holzhauen und Tragen beschäf- ligt sind, sondern auch aus dem bezeichnen- den Umstande, dass an Ort und Stelle der Maassstab für Alles die Alercebretter sind. Man spricht so von einem Knaben von 6—15 Brettern, d. h. von einem, der die Kraft hat, 6 — 15 Breiter zu tragen. Auch die Entfer- nung von 2 Orten wird nicht in Stunden oder 437 Meilen, sondern in „Ruhepunkten‘* angegeben, Der Ort ist 6 „Ruhepunkte“ entfernt, heisst, wenn man Breiter {rägt, muss man 6mal aus- ruhen und die Last auf die andere Schulter nehmen. Bretter sind endlich das cursirende Geld: ein Schnaps kostet 2 Breiter, ein Ta- schentuch 3 — A, ein Pfund Zucker 8 Bret- ter u. s. w. Kurz, diese Alercebretter, deren Bearbeitung fast die einzige Industrie der Chi- loten ist, erscheinen mit ihrem ganzen Leben und Treiben auf das Innigste verwebt und bil- den gleichsam dessen Mittel- und Ausgangs- punkt. (h.) 8) Vergiftung durch Beeren der Eibe (Taxus baccata). In England starb vor einigen Jahren einKnabe, nachdem er 20—30 Beeren vom Taxus verzehrt hatte. Es stellte sich zunächst ein heftiges Erbrechen ein und da ärztliche Hilfe zu spät angewendet ward, starb er an einer heftigen Entzündung der Eingeweide. Es verdient dieser Fall allgemein bekannt gemacht zu werden, da die Beeren der Eibe wohl als schädlich im Allgemeinen angesehen werden, dagegen nieht als ein so hefliges Gift gefürchtet werden. (gard. Chron.) IV. 1) Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Naturwissenschaft- lichen Gesellschaft während der Vereinsjahre 1858 — 60. Redactor: Prof. Dr. Wartmann. St. Gallen. Druck von Scheitlin und Zollikofer 1860. Obschen die St. Gallische Naturwissen- schaftliche Gesellschaft im Allgemeinen keinen günstigen Stand hat, da, wie der Herr Redac- tor mit Recht bemerkt, die Wissenschaft in einem Lande, das eine grossartige Fabrikalion und einen bedeutenden Handel treibt, immer nur einen für sie im Ganzen nur wenig geeig- neten Boden findet, trotzdem — und obwohl Literatur. Vereines vielbeschäfligte Berufsmänner sind, bietet der vorliegende Bericht ein äusserst reichhaltiges Bild von der nach fast allen Sei- ten der Naturwissenschaften hin fruchtbringen- den Thätigkeit der Vereinsmitglieder; denn abgesehen von einem, specielles St, Gallener Interesse voraussetzenden Aufsatz über das Brunnenwasser der Stadt St. Gallen von Prof. Bertsch, finden sich in dem fraglichen Berichte zwei sehr lehrreiche Mittheilungen über die Heizkraft verschiedener Brennstoffe und über das Erratische und das Diluvium, mit beson- derer Beziehung auf die Ostschweiz, beide von Prof. J. €. Deicke. Ausserdem finden sich darin sehr interessante Bemerkungen über ver- die Mehrzahl der Mitglieder des St, Gallener | schiedene Säugetbiere und Vögel Kleinasiens, All, 4861. 32 438 mitgetheilt von, einem in Smyrna weilenden Schweizer Guido Gonzenbach, und ein Auf- satz über die Doppelmissgeburten von Dr. C. Wegelin. — Da aber der Recensent speciel- ler Botaniker ist, so haben ihn natürlich am meisten die dankenswerthen Beiträge zur St. Gallischen Volksbotanik vom Redactor des Berichtes, Prof. Dr. ©. Wartman erfreut. Der geehrte Verfasser hat unserer Meinung nach ganz Recht, wenn er annimmt, dass es für Laien angenehm sein wird , auf diese wirk- lich populäre Weise die botanischen Namen aufzufinden und irrt gewiss nicht, wenn er vorausseizt, dass es auch Botaniker (viele leider freilich nicht!) interessiren wird, „die oft sehr bezeichnenden Volksbenennun- gen, die oft ganz passenden Vergleichungen, welche der gesunde Blick des Bauers und Aelplers macht, kennen zu lernen.“ Auch die den einzelnen Pflanzennamen beigefügte arz- neiliche und technische Anwendung enthält manches bisher anderswo Unbekannte, wenn- gleich bei der Nutzanwendung selbst die Wirk- samkeit des Mittels in den meisten Fällen sehr fraglich sein mag, ohne dass wir jedoch hier- mit über das „Probal‘ dieser s.g. Volks- und Hausmittel irgendwie ein absprechendes Urtheil fällen wollen, indem unserer Ansicht nach oft eine tiefe Wahrheil und eine alte Erfahrung hinter solchen von der Mehrzahl der Herrn Aerzte vornehm gering geschätzten Hausmittel verborgen lieg. — Von hoher culturhistori- scher Bedeutung sind endlich die vomRedac- tor mitgelheilten, sich auf einzelne Pflanzen beziehenden Sagen, welche uns zum Theil ganz neu waren und worauf wir alle Freunde alter Sagen hiemit aufmerksam machen möch- ten, namentlich auf die Sage, welche sich in der Werdenberger Gegend an die Rennthier- flechte: Cladonia rangiferina L., im Munde des Volks: „Cyprion“ genannt, knüpft, ferner an die Bedeutung, welche für dieselbe Gegend Pimpinella Saxifraga L. hat und an die Sage, welche sich auf Trifolium repens L. bezieht. — Ueberhaupt sind der im Volksleben beachte- ten und mitunter sehr bedeulungs-, ja oft ver- hängnissvollen Pflanzen mehr als der Botani- ker vom Fache gewöhnlich annimmt: zählen in dem uns vorliegenden Verzeichnisse an 410 solcher Pflanzen, von denen wieder wir Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. manche, wie Sambucus nigra L., Juniperus communis L., Imperatoria Ostruthium L., Fra- xinus excelsior L. eine mehrfache Anwen- dung und verschiedene Bedeutung haben. Es ist daher gewiss von hohem culturhistorischem Interesse, wenn Botaniker vom Fache (denn nur sie vermögen die Identität derPflanzen im einzelnen Falle zu constaliren), es nicht unter ihrer Würde finden, die Bedeutung der einzel- nen Pflanzen und ihrer Theile für des Volks- leben in der Weise zu verzeichnen, wie dies für den Canton St. Gallen Prof. Dr. Wartmann und Dr. Seemann für Hannover seiner Zeit in der Bonplandia gethan hat. Möchte ihr Bei- spiel allerwärts Nachahmung finden! — Den Schluss des uns vorliegenden Werkchens bil- det ein Necrolog des würdigen botanischen Veteranen Pfarrer Rechsleiner, dessen schönes Herbarium , reichhaltige Pelrefacen — und nicht unbedeutende Conchiliensammlung einen Hauptbestandtheil des St. Gallener städtischen Naluralienkabineis bildet, und dessen Ankauf, da er grösstentheils vermittelst freiwilliger Beiträge erfolgte, zugleich ein schönes Zeugniss für den gemeinnützigen Sinn und das wissenschaftliche Interesse der Bevölkerung von St. Gallen ab- gibt. (F..v.>7HN) 2)Fr.Klotzsch, Linne's natürliche Pflanzen- klasse der Trieoccae und die Aristolo- chiaceen des Berliner Herbariums. Es sind dies die beiden letzten, vonKlotzsch noch kurz vor seinem Tode in dem Monalts- bericht der Königl. Academie der Wissen- schaften in Berlin veröffentlichten Arbeiten. In der ersten Arbeit geben Klotzsch und Garcke eine Uebersicht der Untergruppen die- ser grossen Familie, sowie auch eine Ueber- sicht der Gattungen der Gruppe der Euphor- bieen. — In der zweiten Arbeit erhalten wir aber eine vollständige Uebersicht der zahlrei- chen Arten der Aristolochiaceen des Kgl. Ber- liner Herbariums nebst Aufzählung der neuen Arten. In der Gruppe der Aristolochiaceen wird die Gaitung Howardia aufgestellt, und hierzu die grösste Zahl der Arten der Gattung Aristolochia gezählt. (E. R.) 3) F. Hartwig, Praktisches Handbuch der IV. Literatur. Obstbaumzucht oder Anleitung zur Anpflan- zung, Heranbildung und Abwartung des Kern-, Stein- und ıBeeren-Obstes als Hochstamm, Pyramide etc., nach der zweiten Auflage von Raoul manuel pratique d’horticulture und Rivers the miniature fruit garden für unsere Verhältnisse bearbeite. Weimar 1860 bei Bernh. Friedr. Voigt. Der Zweck der vorliegenden Schrift ist es hauptsächlich , eine Anleitung zur vorlheilhaf- testen Obstzucht auf kleinerem Raume zu ge- ben. Sie ist nach einem Französischen Werke von Raoul bearbeitet, mit Zusätzen, welche theils vom Verfasser , theils nach dem Werke von Rivers gegeben sind. Pomologie gehört heutzutage in Frankreich und Deutschland zu den Modewissenschaften. In Frankreich is es seit alter Zeit, vorzugsweise die regelrechte Erziehung schöner Pyramiden und Spaliere gewesen, durch welche die Gärt- ner Frankreichs sich ausgezeichnet haben, Die neueste Zeit hat diesen praktischen Studien durch Veröffentlichung zahlreicher Schriften über diesen Gegenstand einen Ausfluss gege- ben. Viele dieser Schriften sind mit bald mehr, bald weniger Geschick in’s Deutsche über- setzt worden. Thatsache ist es, dass wir im Allgemeinen noch hinter den Franzosen in Erziehung der Obst-Pyramiden und Spaliere zurück sind, so dass es immer eine verdienstliche Sache ist, wenn die bessern Schriften in dieser Rich- 439 tung gut in’s Deutsche übertragen werden, namentlich wenn eine solche Uesersetzung auch unseren Verhältnissen etwas Rechnung trägt, wie dies die vorliegende Schrift thut, Dem Buche selbst sind eine Anzahl von 10 schematischen Tafeln über den Schnitt und die Formbildung der Bäume beigegeben. Ist es auch Thatsache, dass man aus einem Buch allein den Schnitt nichterlernen kann, so sind hier doch die Regeln so klar gegeben, dass Jeder, der überhaupt mit Obstbau sich be- schäftigt hat und die Nalur des Baums eini- germassen kennt, sich leicht zurecht finden wird. Aus diesem Gesichispunkte begrüssen wir auch dieses Buch als eine willkommene Zugabe zu unserer Literatur. Gut und der langjährigen Erfahrung ent- nommen sind durchschnittlich die praktischen Regeln. Dagegen würden die theorelischen Erklärungen , die bisweilen sehr hinken, bes- ser aus der Schrift weggeblieben sein. Als Beispiel führen wir von Seite 8, wo es vom Versetzen sich handelt, den folgenden Satz an: „Man muss sich sehr hüten, die Bäume mit ihren Blättern zu pflanzen, weil diese ab- trocknen oder absterben und den Wurzeln einen verdorbenen Saft zu- führen würden, worauf fast immer das Absterben des Baumes erfolgt.“ Hier ist das Negative für's Positive genommen. (E. R.) V. Personalnotizen, Neuestes etc. 1) Georg Wilhelm Franz Wende- roth, Dr. und Professor sowie Director des Botanischen Gartens in Marburg starb am 5. Juni 1861. Geboren am 16. Januar 1774 zu Marburg, widmete er sich anfangs dem Beruf als Apotheker und studirte später Mediein. Im Jahre 1803 habilitirte er sich als Privatdozent an der Universität zu Marburg, ward 1807 als Professor der Medicin in Rinteln und1810 als Prof. der Mediein in Marburg angestellt. Hier gründete er auch den Botanischen Garten, dessen Director er war. Bis vor 2 Jahren, also bis zu seinem 85. Jahre, war Wenderoth als Lehrer thätig und bis zu seinem Ende blieb er geistig frisch. Professor von Schlechtendal widmete Wenderoih eine Papilionaceen - Gat- tung Mexico's und gab auch im Juliheft der Botanischen Zeitung 1861 dessen Biographie. (r.) 2) Michele Tenore, wie Wenderoth einer der ältesten Botaniker, verschied am 19. Juli dieses Jahres im Alter von 81 Jahren zu 32 * 440 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Neapel. Derselbe war 50 Jahre lang Director | von Coprolithen, welche darch ihren Gehalt des von ihm gegründeten Botanischen Gartens zu Neapel, Verfasser der Flora neapolitana, eines Prachtwerkes in gross Folio mit illumi- nirten Abbildungen, sowie zahlreicher anderer Werke. Seine schriftstellerische Thätigkeit be- gann schon im Jahre 1801. Er war Professor, Senator des Königreichs Italien, Ritter des Savoyischen Verdienstordens und des von St. Maurizius und Lazarus. Er blieb ein rüstiger Mann, bis vor einemJahre, wo er zu kränkeln begann. Er starb in Folge einer Herzwasser- sucht. (Bot. Zeilung ) 3) John Stevens Henslow, Professor und Pfarrer zu Hitcham, starb am 16. Mai dieses Jahres. Er war im Jahre 1796 zu Ro- chester geboren. Im Jahre 1822 ward er als Professor derMineralogie und 1825 als Profes- sor der Botanik in Cambridge angestellt. Spä- ter erhielt er an der Universität in London die Stelle eines Examinators, in der er bis zum Jahre 1860 verblieb. Er war bekannt als Mi- neralog, Botaniker und Alterthumsforscher, Seine Arbeiten nahmen grossentheils eine prak- tische Richtung, so schrieb er über die Krank- heiten der Culturgewächse, über Düngerlehre. Er entdeckte im östlichen England ein Lager re an Phosphorsäure für die Landwirthschaft sehr wichtig wurden. Wallich nannte nach ihm eine Gatiung Ostindiens Henslo wia, welche Lind- ley für den Typus einer mit den Weiden ver- wandten Familie betrachtet. (Bot. Zeitung.) 4) M. J. Scheidweiler, Professor der Botanik, der Theorie des Ackerbaues und der Geologie an der Thierarzneischule , sowie Lehrer an der van Houlte’schen Gärtnerlehr- anstal in Gent, starb plötzlich am 24, Septem- ber d. J. Er redigirte 1838 das Journal: l’Hortieulture belge und 1844 das Journal d’Hor- tieulture pratique, später gründete er ein Jour- nal d’agriculture, war Mitarbeiter an der Flore des serres und für viele andere Zeitschriften thätig. Er war im August1799 in Cöln geboren. (Aus der Wochensch. f. Gärtn. — F.) 5) Libon, der bekannte Reisende starb im Innern Brasiliens, als er eben im Begriff war, nach Europa zurückzukehren. 5 Jahre sammelte er daselbst für de Jonghe in Brüs- sel und ? Jahre für das Etablissement Linden. Viele Pflanzen, die zum Theil seinen Namen tragen, sind durch ihn eingelührt worden. (Aus der Wochensch. f. Gärtn. — F.) Register. 1) Abbildungen. Abies Reginae Amaliae Heldr. pag. 288, Acarus Orchidearum pag. 62. Amorphophallus Wallisii Rgl. pag. 323. Antrospermum Krausii €. H. Schultz Taf. 335. Arisaema praecox De Vriese Taf. 313. Bauhinia forficata Lk. et Otto Taf. 333. Bezi-Maibirne pag: 61. Bidens atrosanguinea Ortgies. Taf. 347. Boronia fastigiata Lindl. Taf. 330. — hypericifolia h. Petrop. Taf. 330. Caragana frutescens L. Taf. 348. — jubata Poir. Taf. 331. _ microphylla Lam. var. intermediam Rgl. Taf. 336. Clematis aethusaefolia Turcz. Maxim. Taf. 342. Convolvulus mauritanicus Boiss. Taf. 338. Corydalis aurea W. 8. speciosa Rgl. Taf. 343, Cosmos diversifolius Otto var. atrosanguineus Hook. Taf. 347. Daubentonia Tripetiana Poit. Taf. 341. Delphinium Maackianum Rgl. Taf. 344. Dendrobium primulinum Lindl. Taf. 326. Dracocephalum Ruyschiana L. Taf. 317. Eutoca Ortgiesiana Heer. Taf. 337. Gefässbündel von Cycas revoluta pag. 192. var. latisecta Heliotropium suaveolens MB. Taf. 820. Iris brachycuspis Fisch. Taf. 322. — setosa Pall. Taf. 322. Kessel für Wasserheizungen pag. 133. Leontice altaica Pall. Taf. 334. Medinilla magnifica Lindl. Taf. 325, Nerine sarniensis Herb. 8. venusta Knth. Taf. 332. Okulation mit beholztem Schild pag. 396. Papaver alpinum L. var. nudicaule F, et M. Taf, 323. Pelargonien von Hvass. Taf. 340. Phyllocactus crenatus Salm. Var. splendens Rgl. Taf. 321. Pläne zu einem Champignon-Hause pag. 274. 275. 276. Podolepis rugata Lab. 3. glabra Rgl. Taf. 320. Primula chinensis erecta snperba Taf. 346. Pfropfen, seitliches pag. 32. Psoralea acaulis Stev. Taf. 324. Pyrus ussuriensis Maxim. Taf. 345. Rindenknollen von Sorbus aucuparia pag. 189. Robinia frutescens L. Taf. 348. — jubata Pall. Taf. 331. Rubus arcticus L. Taf, 314. Statice Bonduelli ‚Vilm. Taf. 318. 442 Statice denudata Rgl. et Körn. Taf. 327. — fruticans Webb. Taf. 319. Tabernaemontana laeta Mart. Taf. 316. Tetranychus Orchidearum pag.62. Tüpfeln der Holz- und Gefässzellen pag. 433. Tydaea pyramidalis multiflora Taf. 328. Uropedium Lindeni Lindl. Taf. 315. Register. Vasen zur Hyacinthentreiberei pag. 316. Venidium arctotoides Hort. Taf. 335. — calendulaceum Hort. Taf. 335. — hispidulum DC. Taf. 335. — speciosum Rgl. Taf. 335. Viola tricolor maxima Taf. 329. Vitis vinifera L. var. amurensis Rupr. Taf.339. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Acacia falcata Willd. 8. longissima Hort. 423. Acineta chrysantha Lindl. 102. Aechmea Melinonii Hort. Makoy 211 Aerides jucundum Rchb. fil. 102. Agave filifera Salm. Dyck. 142. — yuccaefolia Red. 24. Alocasia cuprea C. Koch 358. — metallica Hook. 358. Schott. 358. Alo& succotrlna 213. Ammomum Clusii Smith 289. — Danielli Hook. fil. 289. Amorphophallus dubius Blume 22, Ampelygonum chinense Lindl. 212. Anoecochilus Croesus Rchb. fil. 103. Antrospermum floribundum Pass. 267. — Kraussii C. H. Schultz 266. Ananas, Charlotte Rothschild 29. Arctotis tenuifolia Poir. 289. Arisaema praecox De Vr. 1. 392, — ringens Schott. 1. Arnebia Griffthii Boiss. 392. Asclepias gigantea 435. — tuberosa L. 209. Astrocaryum Borsigianum ©. Koch. 29. Azalea indica Aurelia 139. _ — Dieudonn& Spae 431. — — Duc d’Aremberg 428. _ — President Claeys. 140. Bauhinia forficata Lk. et O. 235. Begonia Bowringiana Champ. 20. — daedalea Lem. 428. — glandulosa A. DC. 335. — hybr. eximia Verschaffelt. 55. — imperialis Lemair. 430. var, smaragdina Lem. 333. Begonia multinervia Liebm. 335. — nigro-venia Lind. 335. — phyllomaniaca Mart. 290. Bellis africana Commel. 289. Beloperone violacea Planch. et Lind. 257. Bidens atrosanguinea Ortgies. 406. Billbergia bivittata Hook. 393. — commixta C. Koch. 26. — granulosa Brongn. 26. — Porteana Brongn. 26. — wvittata Lind. Cat. 393. u Biophytum dendroides DC. 28. Bletia Ortgieseana Rchb. fil. 102. Bolbophyllum Schillerianum Rchb- fil. 103. Bonatea speciosa Rchb. fil. 102. | Boronia fastigiata Lindl. 195. — _hypericifolia H. Petrop. 195. Bromelia exudans Lodd. 105 | Caladium Baraquinii Hort. 146. — Belleymei Hort. 144. — bicolor Vent. var. 335. — bicolor var. Verschaffeltii Hook. 359. — Chantini Lem. 335. — cupreum C. Koch 358. — Prince Troubetzkoy Hort. 146. — _ sarmentosum Fisch. 432. — WVeitchii Lindl. 358. — Verschaflelti Lem. 359. Calendula graminifolia L. 289. | Calliandra haematocephala Hassk. 20. Callirho@ pedata Nutt. 237. Callistemon amoenus Lem. 143. — flavescens Rgl. 51. Calopetalon ringens J. Drum. 175. Camellia Hongkongensis Seem. 64. en Chantini Hook. Register. Camellia Sasanqua Thbrg. 64. Canna discolor 213. iridiflora R. et P. 140. Caragana frutescens L. 409. — jubata Poir. 233. microphylla Lam. var. intermedia Rgl. 269. Cardamine latifolia Vahl. 58. Carolinea fastuosa Hort. 173. — macrocarpa Cham. et Schltd. 173. Cattleya guttata Prinzii Rchb. fil. 102. — Tirianaei Lind. 178. Ceanothus elegans Hort. et Lem. 428. Centaurea babylonica L. 29. Centradenia grandifolia Endl. 174. Cerinthe retorta Sibth. et Sm. 359. Chamaebatia foliolosa Benth. 177. Chamaerops excelsa Hort. Angl. 54. Fortunei Hook. 54. Chenopodium Atriplicis L. fil. 175. — leucospermum Schrad. 175. _ punctulatum Scop. 175. purpurascens Jacq. 175. Chysis aurea var. Limminghei Lem, 58. 359. bractescens Lindl. 22. Limminghei Lind. et Rchb. fil. 58. 359. Cissus antarctica 135. Cistus candidissimus Don. 256. ochreatus Link. 256. — symphitifolius Lam. 256. — vaginatus Ait. 256. Clematis aethusaefolia Turcz. var. latisecta Ma- xim. 342. — patens Dcne. var. atropurpurea et vio- lacea 145. — Viticella L. var. venosa 28. Clerodendron Hügelii Hort. 51. Clintonia pulchella Lind]. var. atroviolacea 425. Cocos plumosa Hook. et Hort. 20. Coleus inflatus Benth. 211. Columnea eryihrophaea Dene. 101. Convolvulus mauritanicus Boiss. 410. Cordyline australis Hook. fil. 59. — Banksii Hook. fil. 59. — Baueri Hook. fil. 60. — indivisa Forst. 103. Kth. 59. 334. — Pumilio H£f. 60. — Selloviana Kth. 60. 257. 310. 443 Cordyline Sieberi Kth. 60. — strieta Endl. 60. — terminalis Kih. 60. Coryanthes Fieldingii Lindl. 102. Corydalis aurea W. var. speciosa Rgl. 373. — speciosa Maxim. 373. Corylus Avellana L. 201. .Cosmophyllum cacalioides C. Koch 403. Cosmos diversifolius Otto var. atrosanguineus Hook. 148. 406. Covellia macrophylla 425, Craspedia glauca Lindl. 393. — pilosa Benth. 393. — Richea Cass. 393. Cucumis Anguria L. 181. Cuphea eminens Pl. 175. — Jorullensis H. B. K. 175. Cydonia japonica var. 333. Cynoglossum Haynei Wall. 173. Cyrtanthus sanguineus Hook. 53. Dahlia Zimapani Roezl. 406. Datura Wrightii Vilm. 237. | Daubentonia Tripetiana Poit. 341, Delphinium Maackianum Rgl. 374. Dendrobium Farmeri Paxt. var. 331. — Hillii Hook. 359. — nobile var. pallidiflorum Hook, 158. primulinum Lindl. 158. Dimorphotheca graminifolia DC. 289. _ pluvialis Mönch var. 426. - Statices folio Vaill. 289. Doryanthes excelsa 339. Dracaena Aubryana Brngn. 332, — aureo-lineata Hort. 334. australis Forst. 59. iudivisa Forst. 59. 334. thalioides Hort. 332. Dracocephalum Ruyschiana L. 38. Drimys Winteri Forst. 179. Drosera spathulata Lab. 256. Epacris multiflora Hort. Angl. et Lemair. 428. Epidendrum auritum Lindl. 27. Eria barbarossa Rchb. fil. 102. — bicolor Lindl. 103. Erioccus gracilis Hassk. 58. Erythrina hybr. floribunda 179. Marie Bellanger 178. ruberrima 179. albiflorum Pongei — — 444 Erythrochiton Lindeni Planch. 102. Erythroxylon Coca Lam. 67. Eutoca Ortgiesiana Heer 309. Ferdinanda eminens Lag. 403. Ficaria calthaefolia Rchb. 61. Fitzroya patagonica Hook. 436. Fuchsia hybr. Madame Van Houtte 339. _ — Solferino 144. —_ — Wilhelm Pfitzer 339. Galeandra barbata Lem. 143. Gastronema sanguineum Lindl. 53. Gazania splendens H. Angl. 55. Gomphia decorans Lem. 359. — olivaeformis St. Hil. 359. — Theophrasta Pl. et Lind. 176. Gonatanthus cupreus Hort. 358. _ sarmentosus Lk. Kl. et O0. 432. Gongora pleiochroma Rchb. fil. 103. Gustavia Leopoldi Hort. Lind. 256. — pterocarpa Poit. 256. Guzmannia tricolor R. et P. 54. Gymnogramme Wetenhalliana Moore 180. Gypsophila paniculata L. 30. Habrothamnus elegans A. Brongn. 210. Haloxylon Ammodendron 400. Haplophytum bracteatum €. Koch 105. Hedysarum coronarium L. 140. — _ esculentum Ledb. 15. Helichrysum Baxteri A. Cunningh. 179. Heliotropium suaveolens MB. 83. Helipterum chionolepis F. Müll. 52. Heteropterys undulata Ten. 25. Heterotrichum macrodon Planch. 332. Hibiscus vesicarius Cav. 356. Hoya lacunosa Blum. var. pallidiflora 431. — Shepherdi Hook. 392. Hymenatherum tenuifolium Cass. 52. —_ tenuilobum DC. 52. Jasione Ausfeldü Rgl. 356. Impatiens flaccida Arn. 432. — latifolia var.? L. 432, — pulcherrima Dalz. 432. — Walkeri Hook. 211. Indigofera grandifolia Carr. 29. — _macrocarpa Hort. 29. Iris brachycuspis Fisch. 117. — setosa Pall. 117. Knesebeckia phyllomaniaca Kl. 290, Laelia elegans Houtteana Rchb. fil. 102 F — Iucida Wall. 432. x Register. ‚Laelia euspatha Rchb. fil. 102. — Stelzneriana Rchb. fil. 102. — xanthina Lindl. 102. Lagerströmia indica L. 210. Lasiandra Fontanesiana DC. 101. 177. Leontice altaica Pall. 265. Lepanthes Calodictyon Hook. 335. Lilium giganteum Wall. 317. — regium Loeffler non Roezl. 298. — superbum L. 424. Lindenia rivalis Benth. 176. 355. Lobelia porphyrantha Desne. 28. — triquetra L. 8. comosa DC. 53. Macrochordium pulchrum Beer 29, Medinilla magnifica Lindl. 157. Melampodium macranthum 210. Methenica grandiflora Hook. 25. Miconia Lindeni Hort. 332. Miltonia cuneata Lindl. 57. Mimosa marginata Lindl. 58. — prostrata Hort. 58. Musa Ensete Gmel. 146. Mutisia decurrens Cav. 431. — heliantha Poepp. 431. Nemophila Orlgiesiana Roezl. 309. Neottia cernua W. 433. — gemmipara Sm. 433. Nerine sarniensis Herb. 8. venusta Knth. 234. Notylia tamaulipensis Rchb. fil. 102. Octomeris macrodon Naud. 332. — spathulata Rchh. fil. 103. Oncidium advena Rchh. fil. 103. — phymatochilum Lindl. 24. — pulchellum Hook. 102. Ophrys cernua L. 433. Otostemma lacunosum Bl. 431. Pachira longifolia Hook. 173, — macrocarpa Hook. 173. Paeonia Moutan Sims. var. Alexandre ll. 56. Pandanus elegantissimus Hort. 427. — mauritianus Hort. Kew. 427. PapaveralpinumL. var.nudicaule Fisch. etM.118, — croceum Ledb. 118. — nudicaule L. 118. Passiflora Baraquiniana Lemaire 431. Pelargonien, neue, von Hvass #341. Pentagonia macrophylla Wendl. 174. -— Wendlandi Hook. 174. Pentstemon spectabilis Thurber. 335. Petunia hybr. inimitabilis fl. pleno 145. Register. Phalaenopsis equestris Rchb. fil. 23. — grandiflora Lindl. 21. _ rosea Lindl. 23. = Schilleriana Rchb. fil. 27. Phaseolus carinatus Martens 112. — compressus Martens 112. — .ellipticus Martens 112. — gonospermus Savill2. — oblongus Savi 112. — sphaericus Martens 112. — vulgaris Savi 112. Phenacospermum guianense Mig. 57. Phyllocactus crenatus Salm. Var. splendens Rgl. 84. Physurus lamprophyllus Lind. et Rchb. fil. 27. Pilogyne suavis Schrad. 135. Pnus lophosperma Lindl. 26. — Picea L. var. inversa 330. — Williamsoni Newb. 331. Plagiophyllum grandifolium Schltd. 174. Podolepis acuminata RBr. 425. rugata Lab. 8. glabra Rgl. 82. Podosperma pedunculare Rchb. 393. Polygonum alpinum All. 238. — chinense L. var. foliis pictis 212. — _ polymorphum Ledb var. alpinum 238. viviparum L. 16. Portulaca grandiflora caryophylloides 141. Pourretia floccosa ©. Koch 28. — Surinamensis Hort. Anıstel. 174. — syngapanthera R. et P. 54. Primula chinensis erecta superba 405. Prunopytis elegans Ph. 435. Psoralea acaulis Stev. 118. Pieris argyraea T. Moore 20. — aspericaulis Wall. 20. — quadriaurita Retz 20. — tricolor Linden 20. 101. Puya grandiflora Hook. 211. — Warscewiczii Hort. 147. Pyrophylla argyraea T. Moore 20. Pyrus ussuriensis Maxim. 374. Quercus bambusaefolia Lindl. 26. Restrepia Lansbergii Rchb. fil. 335. Rhodocistus Bertholletianus Spach 8. leuco- phyllus Spach. 256. Rhododendron Bijou de Gand. 333. _ Comte de Gomer 55. — hybr. Neige et cerise 141. 445 Rhododendron hybr. omniguttatum Versch. 143. = Lobbianum Th. Moore 175. Richea glauca Labill. 393. Robinia frutescens L. 409. — jubata Pall. 233. Rogiera latifolia Dene. 179. Rosa hybr. rem. Mdme. Furtado 145. Reine des Violettes 332. Triomphe d’Amiens 334. — indica (Thea) Präsident 431. Rubus arcticus L. 3. Salvia cacaliaefolia Benth. 101. 432. Sambucus nigra L. fol. laciniatis 209. fol. variegatis 209. Sarcanthus Parishii Hook. fil. 53. Schizanthus pinnatus R. et P. y oculatus 425. Scutellaria incarnata var. Trianaei Hook. 22. — Trianaei Pl. et Lind. 22. Sedum fabarium Hort. Angl. et Lemair. 429. Silene Pseud-Atocion Desf. 426. Solanum argyreum Hort. 58. — citrulifolium A. Br. 237. — runcinatum R. et P. 55. Sonchus gummifer Link. 54. Spigelia splendens Hort. 392. Spiraea callosa Thbg. 209. Spiranthes cernua Rech. 433, gemmipara Lindl. 433. Stanhopea connata Kl. 103. — costaricensis Rchb. fil. 103. — radiosa Lemaire 428. Statice Bonduelli Vilm. 38. — denudata Rgl. et Körn. 159. fruticans Webb. 81. Stauroglottis equestris Schauer. 23. Stenogastra concinna Hook. fil. 290. Streptocarpus hybridus 339. — Saundersii Hook. 289. Sutherlandia frutescens RBr. 237. Tabernaemontana grandiflora Jacq. 147. _ laeta Mart. 37. Tamarix gallica L. 209. — germanica L. 209. Tecoma capensis Lindl. 64. Thea maliflora Seem. 64. — chinensis L. 64. Tillandsia pulchella Hook. 174. Torenia pulcherrima 212. Tradescantia Warscewicziana Kth. et Beh& 23. Trifolium incarnatum L. 104. — — 446 Triolena scorpioides Naud. 101. 176. Tussilago Farfara L. 8. marginata 426. Tydaea pyramidalis multiflora 193. Urania amazonica Hort. 57. guianensis L. €. Rich. 57. Uropedium Lindeni Lindl. 5. Utricularia Humboldtii Schomb. 141. Vaccinium rugosum Hook. fil. et Thoms. 26. Vanda 'gigantea Lindl. 23. 431. Lindleyana Griff. 23. Venidium arctotoides Hort. 267. calendulaceum Hort. 267. hispidulum DC. 267. multiflorum Hort. 267. Register. Venidium speciosum Rgl. 267. Viburnum plicatum Thunb. 144. Viola pedata atropurpurea DC. 140. tricolor maxima 195. Vitis amurensis Rupr. 312. — vinifera L. var. amurensis Rupr. 312. Wellingtonia gigantea 65. Witheringia pogonandra Lem. 58. 134. Yucca gloriosa varietates 61. Zamia Skinneri Warscew. 256. Zehneria suavis 135. Zinnia elegans fl. pleno 141. 425. Haageana Rgl. 355. u achregister. Ablösungsprocess won Blättern und andern Pflanzentheilen 30. Ackerbau in Japan 150. Amurland, Zukunft desselben 149. Anissamen 294. Anzeige wegen Gesuchen um Gärtnerstellen in Russland 115. Anzeigen 76. 77. Anzucht buschiger Grünhauspflanzen 160. Apfelwickler, Vertilgung desselben 436. Aphorismen eines Dilettanten zur Landschafts- gärtnerei 385. 416. Aufsaugung von Farbstoffen durch Wundflächen 454. Ausstellung in Bieberich 263. von Obst und Gemüse in St. Peters- burg 411. Bambusa nigra, Härte derselben 148. Beeren der Eibe, Vergiftung durch dieselben 437. Begiessen von frisch gepflanzten Bäumen 395. Beiträge zur Expedition Heuglin 79. 263. Beobachtungen über die mit der Höhe zuneh- mende Temperatur in der untern Region des Luftmeeres 394. über die Tiefe der Grassaat zu Rasen- plätzen und Wiesen 388. Bewegung im Pflanzenreiche 85. Bezi-Maibirne 60. Birnen neue, zum allgemeinen Anbau 27. Blumenausstellung des russischen Gartenbau- Vereins in St. Petersburg 245. in Prag 305. Blumenläden in Hamburg 64. Blumen - und Pflanzenausstellung in Bieberich 74. 281. Bluten der Hainbuche 434, Boden-Drainage 16. Boınbyx eynthia 105. Botanische Ergebnisse der Reise von H. Du- veyrier nach Nordamerika 300. Botanischer Garten in Göttingen 76. in Kensington 304. in München 304. Brownea, die Gattung 435. Cambialsaft 434. Canna discolor zur Blüthe zu bringen 213. Cataloge, illustrirte 300. Catalogue de Lemoine, horticulteur a Nancy 339. _ Cedern des Libanon, die ältesten in Europa 213. Chrysanthemum, neue frühblühende Varietäten 430. Conifere, eine neue 435. Cordylinen der englischen Gärten von J. Dalt. Hooker 59. Correspondenz 76. 115. Cavellia macroplıylla in Blüthe 425. Cucumis Anguria L. oder die Arada-Gurke als Küchengewächs 181. Register. Cultur der Ananas in Waldmoos 399. Champignons 274. Hyacinthen in Gläsern oder Vasen 316. der Lapageria rosea 189. — Luculia gratissima als Kalthauspflanze 65. der mauritanischen Winde 310. Reseda als Bäumchen und für den Winter 216. der Rhododendron, Azalea und ähnli- cher Pflanzen im Freien 324. der Roupellia grata Hook. 213. des Rubus arcticus L. als Zier- und Nutzpflanze 3. der Stachelbeeren 47. Decorationspflanzen, die sich zum Auspflanzen in’s freie Land während des Sommers eignen 338. Dionaea muscipula, Vermehrung derselben 361. Düngerverwendung in Japan 357. Edelreiser, Aufbewahrung derselben bis zum Veredeln im Frühlinge 100. Einfluss von Boden und Wildiingen auf Karn- obstbäume 108. Entstehung und Bau der Tüpfel der Holz- und Gefässzellen 433. Erziehung des Gärtners 326. Erythrinen, neue hybride 178, Expedition, französische, nach Sibirien und dem Amur 77. nach Chorassan 185. 291. Palliser’s, nach Britisch Nordamerika 149. Fest-Programm für die Versammlung des Er- furter Gartenbaubereins 340. Flora der Provinz Valdivia 295. des Alleghaniegebirges in Nordamerika 260. Gärten St. Petersburgs und der Umgebung im Herbst 1860. 203. 236. 350. 375. Gartenbau-Gesellschaft in München 154. Gartenbau-Gesellschaften Belgiens 294. Gartenbau in den vereinigten Staaten von Nord- amerika 259. Gartenbauverein in Erfurt 259. in Reval 226. Gartenbauvereine und die Gartenzeitschriften 162. Garten-Orchideen, neue 26. 102. Gattung Brownea 435. — ee nn 447 Gattungen Thea und Camellia 64. Gefässe, tiefe oder flache, für Palmen 64. Gemüse, empfohlene 104. neuere 360. Geschichte der Camellia 216. der Sonnenblume 399. Griechische Tanne, zur Kenntniss derselben 286. Guano, eine neu entdeckte Art 360. Handelsgärtnerei von Jakob Mackoy in Lüttich 340. Haselnuss 201. Hyacinthenflor, Ursachen der schlechten, im Winter und Frühjahr 1861. 357. Illustrirte Cataloge 300. Inclination, die Hooibrenk’sche 419. Insektenpulver, dalmatisches 337. Kartoffel , Schweizer Früh-, der Handelsgärt- nerei von E. Benary 46. Kartoffelsorten, zwei sehr empfohlene 179. Keimfähigkeit der Tamarix und Myricaria-Arten 30. Knochenmehl zum Düngen 188. Kranke Pflanzen 163. Landwirthschaft der Ureinwohner der Schweiz 219. Lilium giganteum Wall. als Pflanze des freien Landes 317. Manna-Sorten 214. Methode zur Bildung warmer Mistbeete 290. Mittel gegen Brandwunden 65. um Maulwürfe auf Rasenplätzen und Ge- müsefeldern zu fangen 13. Mittheilungen aus Wien 137. Nachrichten aus dem Garten des Herrn Geit- ner in Planitz 397. aus dem Handelsgarten von G. Ausfeld in Arnstadt 336. aus dem Innern Brasiliens 270. 318. aus Jakutzk 263. aus Irkutzk 185. aus Wien 35. 263. 304. 306. Nesselsuppe 366. Niederlegen der Rosen als ein Mittel zur Er- — — zielung eines grösseren Blüthenreich- thums 17. Obstbau, Ausbreitung desselben in Südrussland 399. Okuliren mit beholztem Schild 395. Orangenbaum, Vaterland desselben 397. 438. Orchideenkrankheit 62. Parthenogenesis im Pflanzenreiche 50. Pflanzen der Griechischen, insbesondere der Attischen Flora, die als Zierpflanzen zu empfehlen sind 343. des Petersburger botanischen Gartens 51. 173. 355. 421. neue, deutscher Handelsgärtnereien 134. und Producte Griechenlands von Lan- derer 31. wohlriechende 365. Pflanzenphysiognomie auf Ceylon 217. Pflanzenthiere 67. Pfropfen der Samen 108. seitliches , zur Ersetzung eines horizon- talen Zweiges an einem Spalier 32. Potentillen mit gefüllten Blumen 339. Programm der Gartenbaugesellschaft Flora in Frankfurt a/M. 339. des Vereins zur Verbreitung naturwis- senschaftlicber Kenntnisse in Wien 306. Rebschule, Neubert’s, bei Leipzig 397. Reiseberichte aus Mexico 7. 40. 119. Reisende, europäische, in Japan 336. Ricinus-Seidenraupe 105. Riesenblume, neu entdeckte 264. Rosen als Hoclhstämme 398. Saftbewegung in Holzpflanzen 434. Sardana und Mekiarscha der Jakuten 15. Schröpfsaft des Bastes 434. Seidenwurm, californischer 148. Sitzungsberichte desRussichen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg 77. 79. 154. 155. 227. 229. 231. 306. 307. 371. 402. 404. Societe horticole de Verviers 294. Sonnenblume, zur Geschichte derselben 399. Sonnenfinsterniss vom 6. (18.) Juli 1860, Ein- fluss derselben 14. Steppenläufer 30. Tamarix- und Myricaria-Arten, Keimfähigkeit derselben 30. Temperatur, Zunahme derselben in der untern Region der Atınosphäre 364. Torenia pulcherrima zur Blüthe zu bringen 212. Register. Trifolium incarnatum L. und dessen Abarten 104. Trockene Blumen 258. Umwandlung der Gewächse 361. Vaterland der Tecoma capensis Lindi. 64. des Orangenbaums 397. Vegetation von Hakodate auf der Insel Jesso (Japan) 314. Veränderlichkeit der Arten 196. der Pflanzenarten und die s. g. natürli- chen Systeme 167. Verbrauch wohlriechender Pflanzen 18. Verdunstung der Nadelhölzer im Winter 434. im Sommer 434. Veredlung der in Nordamerika einheimischen Rebenarten durch Cultur und Aussaaten 419. des Steinobstes in den Spalt 63. Vermehrung der Dionaea muscipula 361. Verpflanzzeit und das Versenden der perenni- renden Frühlingsblumen 387. Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter in Berlin 106. 181. Vertilgung des Apfelwicklers 436. des Dubock durch Chlorcalcium 393. des Kohlkäfers 148. | Verzeichniss harter Pflanzen 217. Wald in Valdivia, Fortschreiten desselben 294. Wanderungen der Heuschrecken 191. Wasserheizungen 131. Gartengeschmack im Pflanzenreich | Ip | in England 257. Weinberg des Fürsten Lobkowitz 305. Winter 1860 — 1861 180. in Petersburg 226. Wirkungen, erschöpfende, des Kalkes 18. | Witterungsextreme in Nordamerika 418. | Woblriechende Pflanzen 365. | Zierpflanzen, neue 20. 53. 101. 139. 174. 211. 256. 288. 330. 358. 392. 427. ' Züchtungen, die neuesten, von Gotthold u, Comp. in Arnstadi 75. | j I | | Wechsel im | I | | Register. 449 4) Literaturberichte. Bericht des Thüringer Gartenbau- und Seiden- bau-Vereins in Gotha 401. — über die Thätigkeit der St Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft 437 Bulletin de la societe imperiale des natura- listes de Moscou 189. 191. Dietrich , L. F. Encyclopädie der gesammten niederen und höheren Gartenkunst 110. Dochnahl, Friedr. Jak. Bibliotheca hortensis. Vollständige Gartenbibliothek 366. Förster, €. F. Der immerwährende vollstän- dige Wand- und Gartenkalender 339. Gartenliteratur, russische 302. Hartwig, J. Die Kunst der Pflanzenvermehrung nach Neumann 72. Hartwig, Praktisches Handbuch der Obstbaum- zucht 438. Heer, Dr. Osw. 366. Hochstetter, W. Wegweiser durch den botani- schen Garten in Tübingen 72. Hooibrenk, Daniel. Neues Verfahren zur Cul- tur des Weinstockes und Maulbeerbau- mes 303. Jäger, H. Illustrirte Bibliothek des landwirth- schaftlichen Gartenbaues 68. — Herrmann. Katechismus der Nutzgärt- nerei 402. Katechismus der Ziergärtnerei 402. Jahresbericht des Erzgebirgischen Gartenbau- vereins in Chemnitz 222, — des Vereins für Gartenbau in Schles- wig, Holstein und Lauenburg 33. 113. Klotzsch, Fr. Linne’s natürliche Pflanzenklasse der Tricoccae und die Aristolochiaceen des Berliner Herbariums 438. Koch, Dr. K, Die Botanischen Gärten, ein Wort zur Zeit 224. — Dr. Karl. Hülfs- und Schreibkalender für Gärtner und Gartenfreunde 152. Legeler, W. Die praktische Feldmesskunst 262. Löfller , Dr. Karl. Anleitung zur Obstbaum- spalierzucht 400. Die Tertiärllora der Schweiz Martens, Georg von. Die Gartenbohnen, ihre Verbreitung, Cultur und Benutzung 111. Memoires, nouveaux, de la soci@t& imperiale des naturalistes de Moscou 191. Mettenius, G. Beiträge zur Anatomie Cycadeen 191. Meyer, G. Lehrbuch der schönen Gartenkunst. 3. u. 4. Lief 151. Meyer J. G. Der rationelle Pflanzenbau. Sie- benter Theil. Die Gemüsepflanzen 338. Muratoff, L. Sadownik und Agorodnik. (Der Gärtner und Gemüsegärtner.) 112 Nägeli, Carl. Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik 111. Naudin, Revue des Cucurbitacees 223. Obermüller, W. Kleines praktisches Gärtner- Lexikon 113. Pynaert , Ed. Manuel theorique et pratique de la culiure force&e des arbres fruitiers 302. Revue horticole 75. Romanoff, W. Wseobtschaia Flora d’lia Liubi- melei (Allgemeine Flora für Liebhaber) 402. Schittspahn, Georg Friedrich. Nachweis der Abbildungen der Obstarten 150. Schott, H. G. Prodromus systematis Aroidea- rum 401. Schriftchen von Anton Venturi in Brescia 33. Schröder, J. R. Anleitung zur Cultur der Zimmerpflanzen 338. Siebeck, Rud. Die Elemente der Landschafts- gartenkunst 70. Teichert, Oscar. Aus und von deutschen Gär- ten alten (regelmässigen) Styls 261. Trauivetter, E. R. a. Enumeratio plantarum a Dr. A. Schrenk annis 1840—1843 col- lectarum 191. Wilde, ©. Die Pflanzen und Raupen Deutsch- land’s 33. Wörmann, Rudolf. Der Gärtner und der Gar- der ten in landwirthschaftlicher Beziehung 113. — Rudolf. Der Obstbau und die Feld- wirthschaft 113. — Rudolf. Wegebepflanzung 113. 450 Register. 5) Personalnotizen. Döll, Wilhelm 74. Maximowicz 153. Duchartre, P. 305. Menetrier, Ed. 262. Engel, Franz 36. Miani, Johann 153. Fürnrohr, Dr. A. E. 263. Neubert 35. Görner, August Friedrich 262. Petherick, John 153. Hanstein, Dr. 153. Rinz 262. Heer, Prof. 304. Salm-Reifferscheidt-Dyck, Fürst 226. 370. Henslow, Stevens 370. 440. Schacht, Dr. 35. Herder, Ferdinand von 153. Scheidweiler, M. J. 440. Heuglin, von 72. 153. Schwendener, Dr. S. 153. Klotzsch, Dr. Fr. 35. Seemann, Dr. B. 153. 226. Körnike, Dr. 226. Tenore, Michele 439. Laird, Macgregor 153. Wallis, G. 263. Libon 440. | Wenderoth, Dr. Georg Wilhelm Franz 304. 439- Linden 226. Wichura 262. Martius, C. von 114. | ua Karl aa Bin ur, Sr ii SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES Im D% A “ De m