wi g9.» 2 » ‘ » 1) 5 s 5 @ oO 0) > res = 2 2) =] = x o ul = << GARTENFLORA, I MENT Allgemeine Monatstrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Kais. Russ, Collegienrath, Ober-Botaniker des Kais, Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsident des Russ, Gartenbauvereins in St. Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mitgliede vieler Gelehrten und Gartenbaugesellschaften, Inhaber mehrerer hoher Orden, Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, Paul Sorauer, Hofgärtner in Eisenach. Kg. Bot. Gärtner in Erlangen. in Berlin, Senoner, E. Mayer, in Wien. Hofgärtner in Carlsruhe. Mitherausgeber für die Schweiz: Mitherausgeber für Russland: E. Ortgies, Dr. F, von Herder, Obergärtner am Bot. Garten in Zürich, Conservator am Herbarium des k. bot. Gartens in St. Petersburg. Siebenzehnter Jahrgal AR S 2 = IND DRIN *]) So „2 Ca core QNIAN 137% "4 Erlangen, 1868. Verlag von Ferdinand Enke, email Ki | Is obumiuarn!‘ his» a ode m orloiaaı = | udarsls9 Je I alarm RAR Banoeizenk, ‚ash th Be 1slarn Suurkaive ja on! u Ä j h siawisß weh ban sbaalasıı ' abnalifoeinect Senso Ba ‚tıieibor bau asdsgsmaneıaıl Sie EN mar I ; 2, A ex ‚8 3oä bısn bi wi Be. aut nah uabieiitisniV snlern +2 mas A ale to: ad. „ds Be. a # narlalsd1lsiv Shall. aabhmiiinegesren) shsilygnm: . Ska here asuderoig‘ 1..IM: ai ei. ! h ‚nabıy Tao aaa n dad KSRAAUHDESRURANSEAE has 3 Rn hieldosiustl uf 1odagenewiiM Sr Ve ‚ansaoR L-: ‚sans BR PR TER TS BT te we 1 ‚duasnsil-mi za a " .I9YEM re | € Ser Ale silureirsld ui. sono, ‚as nl RN * banal in ad ynisrdah Sie En? ee ß - & u Y h E | ehe ‚ae NN EBENE. SE SER SEN ETRBISEL E n niehyacı h ‚it sah ua or ölesraane:} ‚asiwns- "a Eu 2 22 md . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Pelargonium zonale L var. ) Freund Ruck 2) A Satory. (Siehe Tafel 565). Geraniaceae, Unsere beistehende Tafel gibt dies- mal die Abbildung von 2 Scarlet-Pelar- gonien, welche beide vom Referenten mittelst Befruchtung buniblätteriger Pe- largonien mit gezonten erzogen worden sind. Beide Sorten tragen auf ihren Blättern allerdings nicht den Farben- schmelz, den die sehönen buntblätterigen Pelargonien besitzen, sie haben aber vor jenen den grossen Vorzug, gute Gruppenpflanzen von üppigem Wuchs zu Sein, die im Frühling ausgepflanzt, im freien Lande zu grossen, bis 3 Fuss hohen, sehr buschigen Pflanzen erwach- sen und dazu Blumen in üppiger Fülle tragen. Die unter Nr. I abgebildete Pflanze trägt ihren Namen nach unserm geehr- ten Freunde, Herrn Hofgärtner Ruck in Strelna, dessen Pelargonien-Sammlung stets eine der vollständigsten und schön- sten in den Gärten Petersburgs ist. Hell- tragen eine breite, unregelmässige, grell goldgelbe Randung und ausserdem zucken goldge!be Flammen nach dem Herzen des Blattes, abwechselnd mit dunkelgrü- nen Nüancirungen. Die Blumendolde ist gross, sehr reichblumig. Die Blu- menblätter sind schön zinnoberroth, aber nicht so breit, dass sie einander decken. Die unter Nr. 2 abgebildete Spiel- art haben wir A. Satory, nach dem geschickten Pflanzen-Maler genannt, der nun Seit einer Reihe von Jahren den grössten Theil der Originaltafeln gezeich- net hat, welche die Gartenflora publizirt. Das Centrum des Blattes ist gelbgrün, dann folgt eine breite schwarzbraune Zone und der Blattrand ist dunkelgrün. Die Pflanze ist von gleich üppigem Wuchs wie die vorhergehende, verästelt sich sehr stark und trägt grosse Dolden kirschrother Blumen in reichlicher Fülle, Nach diesen einleitenden Worten gehen grüne, ausserordentlich grosse Blätter | wir auf die Erfahrungen über, die wir 1. 1868. 1 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in Bezug auf die Entstehung der bunt- blätterigen Pelargonien zu machen Ge- legenheit hatten. Wir haben nun drei Jahre nach einander Versuche über Erziehung bunt- blätteriger Pelargonien gemacht. Im ersten Jahre waren unsere Versuche weniger genau controllirt. Wir konnten daher in unserm Artikel über buntblät- terige Pelargonien (Grtfl. 1866 p. 230) nur feststellen, dass wir theils durch Befruchtung der buntblätterigen Pelar- gonien unter einander, theils durch Be- fruchtung der buntblätterigen Scarlet- Pelargonien mit grünblättergien Scarlet- Pelargonien und umgekehrt Samen er- hielten, — von denen die einen mit grünen Cotyledonen, während andere mit gestreiften und noch andere mit gelben Cotyledonen keimten. Die Pflänzchen mit grünen Cotyledonen wurden alle zu kräftigen Pflanzen erzogen, die grüne und braun gezonte Blätter trugen. Ei- nige, welche davon einzelne panaschirte Blätter trugen, wurden zu weiteren Ver- suchen zurückgestellt. Die Pflänzchen mit Cotyledonen zeigten ein schon viel schwächlicheres Wachsthum, Nur einen Theil derselben gelang es zu Pflanzen zu erziehen, von denen einzelne wieder grüne Blätter entwickelten, andere Pflan- zen mit weiss gerandeten Blättern lie- ferten. Die Pflänzchen mit gelben Co- tyledonen starben bis auf wenige bei der sorgfältigsten Behandlung ab, bevor sie noch das Knöspchen zum ersten Blatte entwickelt hatten. Einige wenige wurden aufgebracht. Davon lieferten ein paar Formen mit 3-fach gezonten bunten Blättern, einige andere behielten rein silberweisse Blätter, erlangten bis zum Winter aber nur die Höhe von einigen Zoll und starben dann im folgenden Win- ter trotz der aufmerksamsten Pflege ab. — panaschirten Die Versuche, die wir nun im fol- genden Jahre machten, zeigten uns, dass Pflänzchen mit grünen Cotyledonen gros- sentheils das Resultat der Kreuzung von grünblätterigen Scarlet-Pelargonien mit anderen grünblätterigen waren, — und dass nur da, wo später einzelne Blätter sich panaschirt zeigten, eine Be- fruchtung von grünblätterigen Sorten mit buntblätterigen stattgefunden hatte. Die Pflänzchen mit weiss und grün panaschirten Cotyledonen stammten von weissrandigen Sorten, die mit ähnlichen Sorten von üppigerem Wuchse befruch- tet worden waren. Die Pflänzchen mit gelben Cotyle- donen waren endlich das Resultat der Befruchtung der buntblätterigen Sorten, mit 3- bis 4-farbig gezonten Blättern unter einander. Von einer ganzen Serie von Samen, die wir 1866 aus der Befruchtung von den schönsten buntblätterigen Pelargo- nien unter einander erzogen hatten, keimten alle mit gelben Cotyledonen und nicht ein einziges Pflänzchen ent-. wickelte das Knöspchen zum ersten Blatt, alle starben vorher ab. Wurden die Pflänzchen trocken gehalten, sei es in voller Sonne, sei es im Halbschatten, sei es unter Glasglocke, dann blieb die Wurzel gesund, aber die Cotyledonen vertrockreten allmälig. Wurde begos- sen, dann faulte das Würzelchen zuerst und nun starb das Pflänzchen ab. Während so durch die Anzucht aus Samen, die durch die Befruchtung der buntblätterigen Pelargonien unter einan- der gewonnen waren, kein Resultat er- halten wurde, lieferten die aus der Be- fruchtung von buntblätterigen Pelargo- nien mitgrünblätterigen hervorgegangenen Pflanzen ein günstigeres Resultat. Wir haben schon erwähnt, dass mehrere der Pflanzen, die theils mit I. Originolabhandlungen. 3 grünen, theils mit panaschirten Cotyle- donen gekeimt waren, bei der weiteren Entwickelung noch einzelne bunte Blät- ter, meist aber grüne Blätter bildeten. Wir hatten diese zu weiteren Versuchen zurückgestellt. Allen diesen wurden im Laufe des Sommers die Spitzen ausge- brochen und siehe da, die seitlich aus- brechenden Triebe rechtfertigten unsere Erwartungen! Da brachen Triebe her- vor, von denen die dem Grund zunächst ausbrechenden bei den einen rein silber- weisse Blätter trugen, bei den andern weiss oder gelb gerandet waren, wäh- rend höher am Stamme ausbrechende Triebe sich wieder ganz anders verhiel- ten, indem sie theils nur grüne Blätter, theils unregelmässig bald grüne, bald verschiedenartig gefärbte Blätter trugen. Da diese Nebentriebe im gleichen Jahre nicht mehr hinlänglich gross wur- den, nahmen wir solche der Pflanze nicht, sondern überwinterten die betref- fenden Pflanzen so wie sie waren im Stubenfenster. Als sich nun im folgenden Früh- jahre neues Leben in den Pflanzen regte und bereits der Trieb schon be- gonnen hatte, wurden diese Pflanzen bis auf den Trieb abgestutzt, der die grösste Verschiedenheit : zeigte. Die Pflanze erhielt nun eine Nummer und alle andern Seitentriebe wurden un- ter der gleichen Nummer gesteckt, mit der auch die alte Pflanze bezeichnet war. Es zeigte sich nun, dass die seit- lich ausgetriebenen Triebe, an denen alle Blätter gleichmässig buntfarbig wa- ren, auch ihre Eigenschaften behielten und bereits constante Abarten dar- stellten. Leider waren aber weder unter diesen gleich constant bleibenden Verästelungen ersten Grades, wie unter denjenigen Pflanzen, Jie mit panaschirten Cotyle- donen gekeimt und gleich weissrandige und einige auch 3-farbige Sorten gelie- fert hatten , wenig auffallend neue For- men. Anders verhielten sich die Formen, wo die Aeste ersten Grades noch unbe- ständig waren. Diese lieferten noch einmal Seitentriebe zweiten Grades von verschiedenem Verhalten und entsprangen gerade aus diesen die besten neuen Va- rietäten. Auf diese Weise habe ich aus einer einzigen Pflanze in mehreren Fällen 4, ja selbst 5 verschiedene Sprossformen er- zogen. So besitze ich von der Pilanze, welche die auf der beistehenden Tafel abgebildete Form mit gelb gezonten und panaschirten Blättern (Freund Ruck) ge- liefert hat, noch 3 andere Formen, näm- lich eine werthlose, mit ganz grün ge- färbten Blättern, ferner eine andere mit breit und grell gelb gerandeten Blättern, die im Sommer auf der Scheibe ausser- dem eine schöne rothe Zone tragen, und eine 3. mit ganz gelben Blättern, Aus einem Seitentrieb, mit ganz silberweissen Blättern, der am Grunde eines Sämlings ausbrach und auf den im Frühjahr die Pflanze zurückgeschnit- ten wurde, habe ich gleichfalls 4 ver- schiedene Formen erzogen. Aus einer 3. Pflanze zeigten sich die über einander stehenden Seitentriebe ersten Grades gleich so verschieden, dass aus diesen schon 3 verschiedene Formen erzogen wurden, zu denen noch Formen kamen, die aus den Seitentrie- ben zweiten Grades entstanden. Da mir dies ganz neue Thatsachen waren, die aber seitdem durch den Auf- satz eines englischen Gärtners über die Entstehung der bunitblätterigen Pelar- gonien in der Hamburger Gartenzeitung 1® 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bestätigt wurden, so zeigte ich wieder- holt solche Pflanzen mit grünen Blät- tern an der Hauptachse und buntblätte- rigen Seitentrieven, oder selbst solche Pflanzen, an denen die über einander- stehenden Seitentriebe verschiedenartige Färbung zeigten, sowohl in den Sitzun- gen des Gartenbauvereines,, sowie auch den mich besuchenden Freunden des Gartenwesens und habe so zahlreiche Zeugen für die Thatsache, — dass aus einem durch Kreuzung erzielten Ab- kömmling von buntblätterigen und grün- blätterigen Pelargonien durch Sprossbil- dung aus einer einzigen Pflanze 4 bis 5 verschiedene Sprossformen entstehen kön- nen. — Eine zweite Eigenschaft der bunt- blätterigen Pelargonien haben wir schon erwähnt, indem wir zeigten, dass wir aus den mit gestreiften und gelblichen Cotyledonen keimenden Pllänzchen, ei- nige Samenpflanzen ‚erzogen haben, die von Anfang an durchaus constant sich verhaltende buntblätterige und weiss gerandete Formen darstellten, — dass wir ferner aus dem ersten heterogen und constant auftretenden Seitenspross gleich constante Formen erzogen, — dass aber viele andere Seitensprossen sich in der Färbung ihrer Blätter sehr veränderlich bewiesen. Letztere soll man nicht etwa fortwerfen, sondern sie müssen ebenfalls als Stecklinge fortge- pflanzt und nun beobachtet werden. Nachdem sie angewachsen, habe ich solchen alle Blätter, die wieder grün wurden, — oder die ihre bunte Färbung weniger constant zeigten, weggebrochen, Zeigte das Spitzenwachsthum die vor- wiegende Neigung grün zu werden, ward die Spitze ebenfalls ausgebrochen und ebenso wurden alle etwa mit grü- nen Blättern erscheinenden Seitentriebe weggebrochen. Auf diese Weise gelingt es, Seitentriebe des zweiten, ja oft erst des dritten Grades, von solchen unbe- ständig in ihren Eigenschaften auftreten- den Formen zu erziehen, die ihre Blatt- färbung unverändert beibehalten. Erwähnen müssen wir noch, dass auch an alten, schon länger bekannten buntblätterigen Varietäten zuweilen ein- zelneSeitentriebe vonanderem Verhalten auftreten. So an weissgerandeten Sor- ten, Seitentriebe mit grünen Blättern, — und an buntblätterigen Formen, Seiten- triebe mit weissem Stengel und Blät- tern, — oder auch solche von intensi- ver schönerer bunter Färbung. — Fassen wir alles das oben Gesagte zusammen, so erhalten wir folgende Re- sultate, 1) Pelargonien mit bunten Blättern sind ihrer grossen Mehrzahl nach durch krankhafte Umbildung einzelner Sprossen entstanden, die als Stecklinge fortge- pflanzt, diese Eigenschaft bewahrt ha- ben. 2) Das Wachsthum solcher Sorten ist um so schwächlicher , je weniger grüne Färbung in den Blättern enthal- ten ist. 3) Buntblätterige Abarten mit mehr- farbigen Blättern unter einander be- fruchtet, liefern Samen, auf welche die Schwächlichkeit der Organismen, von denen sie stammen, dermassen überge- tragen ist, dass es selten gelingt, diese Samen beim Keimen zur weiteren Ent- wickelung zu bringen. In den seltenen Fällen, wo dies gelingt, blieben die Sämlinge klein und schwach und star- ben meist im folgenden Winter ab. 4) Durch Befruchtung der robustern constantenFormen mit weiss gerandeten Blättern unter einander erhält man Sa- menpflänzchen mit panaschirten Cotyle- donen, die bei aufmerksamer Pflege I. Originalabhandlungen. 5 aufgebracht werden können und ähnliche constante Racen liefern. 5) Durch Befruchtung der bunt- blätterigen Pelargonien mit grünblütte- rigen und umgekehrt, erhält man theils ganz grünblätterige, theils beim ersten Auftreten unbeständige buntblätterige Abarten. Die letzteren werden bei auf- merksamer Beobachtung und Behand- lung, — mittelst Sprossbildung ersten, zweiten oder selbst dritten Grades, die Mutterpflanzen von gerade den ausge- zeichnetesten neuen buntblätterigen For- men. So kann eine einzige derartige Samenpflanze durch Sprossbildung er- sten und zweiten Grades, die Mutter- pflanze von 5 verschiedenen Sprossfor- men werden. 6) Solche verschiedene Sprossfor- men des gleichen Individuums verhalten sich nicht blos in Bezug auf Färbung der Blätter, sondern auch in Bezug auf Wachsthum sehr verschieden. Je mehr Grün die Blätter der ver- schiedenen Formen des gleichen Indivi- duums zeigen, desto üppiger und höher ist das Wachsthum der Form, — je weni- ger Grün solche zeigen, desto schwäch- licher und niedriger wird das Wachs- thum und desto zarter die Pflanze in Cul- tur *), mn sit el *) Nach den Untersuchungen der Neu- zeit, (nach Mohl, Nägeli, Sachs,) hat das Blattgrün den wichtigsten Einfluss auf Bil- dung von Stärkemehl. In den Chlorophyll- kügelchen bildet sich beständig Stärkemehl, das von hier fortgeführt und zu Neubildun- gen verwendet wird. Wo das Blattgrün fehlt, fehlt also auch die Bildung des wich- tigsten Nahrungsstoffes und das Wachsthum thum wird um so schwächer, je weniger Blattgrün vorhanden. Auch auf die Samen pflanzt sich das fort, indem ein Samen, in dem nicht genugsam Stärkemehl abgelagert, Der Referent kann da als Beispiel aufführen, dass da, wo er vonden theils mit nur grünen Blättern, theils mit bun- ten Blättern hervorsprossenden Seiten- trieben des gleichen Individuums Steck- linge machte, die Stecklinge mit grünen Blättern eine Höhe von 2—3 Fuss erlangten, während die mit bun- ten Blättern kaum 2—3 Zoll hoch wurden und endlich die in Bezug auf Färbung in der Mitte stehenden For- men, auch in Bezug auf Wachsthum sich um so schwach - oder starkwüchsi- ger verhielten, je weniger oder je mehr Grün in den Blättern ausgebildet war. — 7) Unbeständige Sprossformen von buntblätterigen Pelargonien werden durch stete Unterdrückung aller grünen Triebe und selbst der grünen, oder grossen- theils grünen Blättern, und durch Ab- nahme der Triebe, die nur mit bunten Blättern ausbrechen und durch Verwen- dung dieser Triebe zu Stecklingen, all- mälig constant gemacht. Lässt man alle grünen Blätter und Triebe an solch einer Form sich ent- wickeln, dann wird das grüne kräftigere Element der Pflanze bald Herr und das bunte schwächliche Element wird ganz unterdrückt. Die Beobachtung zeigte uns, dass an solchen unbeständigen Pflanzen, die eine Seite des Stengels der Länge nach oft nur bunte, und die entgegengesetzte Seite nur grüne Blätter und Seitentriebe entwickelte. 8) Alle buntblätterigen Pelargonien sind krankhafte Formen, wo sich bei den ceonstanten Formen der Krankheits- stoff ähnlich fortpflanzt, wie erbliche Krankheiten in manchen Familien. eine schwächliche, nicht lebensfähige Pflanze liefert. 6 Wir benutzen diesen Anlass, um schliess- lieh noch einige Worte über das Ver- hältniss der Pflanzenformen mit anor- mal gefärbten Blättern, in Bezug auf die aus Samen entstehenden folgenden Generationen derselben zu sagen. Beginnen wir mit den Farnen, so haben die theils früher von verschiede- nen Cultivateuren, theils die in den letzten Jahren vom Herrn E, Ender im hiesigen Garten gemachten Versuche dargethan, dass in der Familie der Farne, die Sporen jede specielle Form, so die Formen mit bunten Blättern, mit mon- strösen Blättern u. s. f, ganz constant fortpflanzen. Freilich besitzen die Farne keine durch geschlechtliche Befruchtung her- vorgegangenen Samen, sondern eben nur auf ungeschlechtlichem Wege erzeugte Fortpflanzungszellen, aus denen beim Keimen ein Vorkeim hervorgeht, der erst die Geschlechtsorgane der Farne trägt. — Bei den Phanerogamen liegen uns bis jetzt nur wenige Thatsachen vor, wie sich die mittelst Selbstbeiruchtung aus Samen hervorgehenden folgenden Generationen von buntblätterigen Ab- arten verhalten. Von der buntblätterigen Abart von Barbarea arcuata ist es bekannt, dass sich solche aus Samen constant und ohne Schwierigkeit fortpflanzt. Ebenso verhält sich Zea Mais fol. variegatis. — Von einem unserer gemeinsten Un- kräuter der Miere oder dem Hühner- darme, (Stellaria oder Alsine media) fand Herr Höltzer im hiesigen Botanischen Garten im letzten Sommer eine bunt- blätterige Abart, deren Samen im Som- a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mer im Gewächshause ausgesäet, mit weissen Cotyledonen keimten und ohne Blätter zu bilden abstarben, — im Herbst im Freien bei kühler Temperatur aus- gesäele Samen keimten gleichfalls mit weissen Cotyledonen und kamen zur Entwickelung. Hr. E. Ender beobachtete während des letzten Sommers im hiesigen Garten die Sämlinge des buntblätterigen Sola- num Capsicastrum, die Pflänzchen keim- ten mit weissen Cotyledonen und ent- wickelten sich nicht weiter. Die Samen von den zahlreichen buntblätterigen Varietäten von Ilex Aqui- folium keimten bei Hr. Ender gut, aber lieferten nur grünblätterige Pflanzen. Ein ähnliches Resultat erhielt auch in frühern Jahren der Referent bei Aussaaten von diesen Varietäten. Von andern buntblätterigen Abar- ten liegen uns keine Thatsachen vor, wie sich solche verhalten. Nur von der Blutbuche ist es allen Gärtnern bekannt und wir selbst erfuhren dies bei den ven uns gemachten Aussaaten dieser Pilanze wiederholt, dass die Samen der ächten Blutbuche fast ausschliesslich grünblätterige Nachkommen liefern und unter Hunderten nur einzelne rothblät- terige Exemplare sich finden. Ganz gleich verhielt sich die Berberitze mit rothen Blättern. (Berberis vulgaris L. fol. atropurpureis). Wie aber, so fragen wir, verhalten sich“unsere zahlreichen andern Formen mit panaschirten Blättern, von Stauden und Bäumen? Für Mittheilungen von sichern Erfahrungen in dieser Beziehung werden wir unsern geehrten Lesern sehr dankbar sein. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 7 b) Begonia Pearcii Hook (Siehe Tafel 566). Begoniaceae. B. Pearcii; caule herbaceo, erecto, folioso, petiolisque hirto-villosulis; foliis palmatim plurinerviis, e basi oblique cordata ovalibus, apicem versus atte- nuato-acutis, duplicato crenato-serratis; petiolis Jaminam subaequantibus; stipulis ovatis, ciliatis; pedunculis folio longio- ribus , laxe villosulis, 2—3-florie; brac- teis subrotundis, latioribus quam longis, obtusissimis, ciliatis; floribus flavis: flor. masculis sepalis duobus rotundatis quam petala obovata majoribus: flor. foemineis 5-petalis, petalis obovatis, ob- tusis, subaequalibus, ovario pubescente trialato, — B. Pearcii Hook, Bot. Mag. tab. 5545. — Wir geben hier die Abbildung einer schönen neuen Begonia, die vom Herrn Pearce in La Paz (Bolivia) gesammelt und von den Herren Veitch in Cultur gebracht wurde. Es ist das nicht nur eine ausge- zeichnete neue Art, sondern sie gehört gleichzeitig zu den wahrhaft schönen de- korativen und schön gelb blühenden Ar- ten, so dasssie sich schnell in den Warm- häusern der, Gärten verbreiten dürfte. Die Pilanzen unseres Gartens stammen aus dem Garten des Hrn. „Haage und Schmidt“ in Erfurt. In allen wich- tigen Charakteren stimmen solche mit Hooker’s Diagnose überein, dagegen weicht die von Hooker gegebene Abbildung in vielen Beziehungen ab. Die Blätter unserer Pflanzen besitzen oberhalb eine grüne Färbung, die Haupt- und Seiten- nerven sind weiss und das Adernetz hellgrün gefärbt und auf der untern Seite liegt eine rothe Färbung zwischen dem starken grünen Adernetz. Auf der Abbildung im Botanical Magazine ist das Blatt viel stärker zugespizt, die obere Blattseite ist dunkel olivengrün und nur mit hellgrünen Hauptadern und ebenso liegt auf der Unterseite eine gleichmässige rothe Färbung zwischen den grünen Hauptnerven. Hieraus geht hervor, dass von Hooker eine etwas verschiedene Form der gleichen Art abgebildet wurde. Da wir nun unsere Pilanzen aus Samen erzogen, so erklärt sich das sehr leicht und haben wir wirklich unter unseren Samenpflanzen noch 2 andere etwas abweichende For- men, von denen eine der Hovker’schen Abbildung gleicht, aber auf der Unter- seite der Blätter weniger geröthet ist. Gehört zu den im Warmhause leicht gedeihenden Arten. Aus der Wurzel entspringen mehrere spannenhohe Sten- gel, die aus jeder Blattachsel Blüthen- stiele entwickeln. Blühet im August und September. a) Eine männliche Blume von der hintern Seite. b) Eine weibliche Blume. c) Ein Staubfaden vergrössert, d) Einer der Griffel vergrössert. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. c) Viburnum orientale Palı. (Siehe Tafel 567.) Vibur V. orientale Pall. fl. ross. II. pag. 31. tab. 58. Fig. H. — D.C. procdr. IV. 328. — Ledb. fl. ross. II. 385. Ein Viburnum mit 3-lappigen Blät- tern aus dem Caucasus, dessen Einfüh- rung in die Gärten von St. Petersburg wir Hrn. Akademiker v. Ruprecht dan- ken, der während seines Aufenthaltes im Caucasus Samen an die Petersburger Gartenbaugesellschaft sendete. Ein Strauch von 5—8 Fuss Höhe, mit fast kahlen Aesten. Blätter gestielt, gegenständig, am Grunde des Blattstiels 2 pfriemliche Nebenblättchen tragend. Blätter fast kreisförmig, mit herzförmi- gem oder abgerundetem Grunde, vorn nicht tief 3-lappig, mitzugespitzten Lap- dd Beriehtigung zu tata Auf Tafel 557 des letzten Jahrgan- ges der Gartenflora bildeten wir eine Bromeliacee als P. commutata ab und sagten, dass sich solche durch das Feh- len der stacheligen Zähne an den Vor- blättern und an dem verbreiterten Blatt- grunde von Pitcairnia bracteata Dryand. unterscheide.e Gegenwärtig müssen wir diese Art wieder einziehen, denn ein und dasselbe Exemplar der- selben bildete in diesem Winter gleich- zeitig mehrere junge Sprossen mit be- stachelten Vorblättern und andere Spros- | sen mit nicht bestachelten Vorblättern. neac. pen und am Rande buchtig scharf ge- zähnt. Oberhalb besitzen die Blätter eine gelbgrüne Färbung und sind hier kahl, unterhalb sind solche heller und nur an den Nerven und in den Achseln der letzteren behaart. Blattstiele drü- senlos und mit zerstreuter Behaarung. Die Scheindolden der weissen Blumen erscheinen im Juni, sie sind spitzen- ständig und von einem besondern Stiele getragen. Blumen alle fruchtbar und gleichartig gebildet, mit glockenförmiger Blumenkrone. Ein für das Klima Deutschlands und die mildern Gegenden Russlands schöner, im’ freien Lande ausdauernder Bosquetstrauch. (E. R.) Piteairnia commu- R gl. Unsere P. commutata ist mithin nur eine Sprossform mit unbestacheltem Blatt- grunde und Vorblättern von P. bracteata. Da sie sich von dieser Art ausserdem durch etwas grössere Blumen und loser gestellte |Bracteen unterscheidet, nennen wir solche „P. bracteata Dryand. var. commutata“, — Die Thatsache, dass das gleiche Exemplar Sprossen mit stachelig gezähnten und andere mit ganzrandigen Vorblättern treiben kann, ist neu und zeigt, dass dieser Charakter zur Unterscheidung von Arten keinen Werth besitzt. (E. R.) Taf 56 Taf 365 I. Originalabhandlungen. 9 2) Ueher Vermehrung von Ficus elastica. Es möchte wohl manchem Fachge- | steckt und der übrige Raum wenigstens nossen als unnütz erscheinen, darüber | fingerhoch mit Wasser angefüllt, noch ein Wort zu verlieren, der die massenhafte Vermehrung dieser so herr- lichen Stubenpflanze in Berlin bei sol- chen Gemüsegärtnern gesehen hat, die sich zugleich mit Frühtreiberei beschäf- tigen. Der dort sich damit befassende Gemüsegärtner zieht die Masse von jun- gen Pflanzen in seinem Bohnenhause, wo er die Bohnen im erwärmten Erd- beete treibt. Sobald er seine Bohnen legt, benutzt er den im Anfange der Cultur noch freien Raum, um die Steck- linge zwischen den Reihen zu stecken, die, wenn die Bohnen sich ausbreiten und des Raumes bedürfen, als bewurzelte Pflanzen ausgehoben und eingepflanzt werden. Auch in unseren Hauptstädten gibt es Gärtner, die diesen Ficus oft hundertweise ziehen, da er auch bei uns zu den besten Handelspflanzen gehört. Allein nicht Jedem glück! die Vermeh- rung gleich sicher und schnell, auf wel- che Weise und zu welcher Zeit er sie auch immer machen mag, was auch dem Schreiber dieses öfter vorgekommen. Doch jetzt vermehrt derselbe die Pflanze sehr schnell und sicher auf eine Weise, wo sich die Stecklinge in Zeit von 2—3 Wochen bewurzeln, je nach der Reife der Zweige, aus denen sie geschnitten worden. Ich schneide von nicht zu weichen Trieben bis zu dreijährigem Holze meine Stecklinge, von jüngerem auf 2, von älterem Holze auf 1 Auge und stutze von letzteren das Blatt bis !/, oder die Hälfte ein. Die Stecklinge werden sofort in einen bis zur Hälfte mit reinem Flusssand angefüllten Samen- napf, dessen Abzugsloch verstopft, so dicht als möglich neben einander ge- das bis zur Bewurzelung nicht fehlen darf, worauf der Napf ohne irgend besondere Glasbedeckung auf ein frisch erwärmtes Beet in einem warmen Hause oder auch in einem geschlossenen Mistbeete einge- graben wird. Nach Verlauf von höch- stens 2 bis 3 Wochen werden alle Steck- linge mit seltener Ausnahme so weit bewurzelt sein, dass sie in passende Töpfe eingepflanzt werden können, wozu eine reine mürbe Rasenerde am empfeh- lenswerthesten ist. Um ein Zurückgehen der Wurzeln zu verhüten und rascheres Anwachsen zu beschleunigen, müssen die frisch eingepflanzten Stecklinge an- fangs sehr feucht gehalten, da sie die Wurzeln im Wasser gebildet haben und aufs warme Beet wieder eingefüttert werden. Der Liebhaber kann in ähnlicher Weise sich sehr leicht seine jungen Pflanzen ziehen, wenn er den auf oben angegebene Weise zubereiteten Steck- lingstopf aufstellen kann, da wo Sand und Wasser bis zur Bewurzelung eine gleich- mässige Wärme geniessen können, wenn auch weiter entfernt vom Lichte wie in einem Glashause, z. B. auf dem Gesims eines Kamins, welches täglich geheizt wird. B. Eberwein, Obergärtner des Fürsten Bärjätinsky zu Marino (Kursk.) Postscript. Dieser interessanten Mittheilung unseres geehrten Freundes fügen wir noch hinzu, dass starke Steck- linge des Ficus elastica auch gut wach- sen, wenn man solche in einem Warm- hause einfach in Sägespine zwischen 40 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzen steckt, die hier mit den Töpfen | Deckung mit Glocken wird in diesem in’s erwärmte Beet eingegraben sind. | Falle nicht angewendet. (E. R.) 3) Cyathea princeps E. Mayer. (Cibotium princeps Linden), Truncus erectus altissimus, Petio- lus 4—5’ longus, canalieulatus eylindri- cus, inermis, paleis membranaceis 5— 6° longis, anguste lanceolatis, rufescentibus ad basin densissime, ad superiores partes dense tectus. Lamina 6—8‘ longa, lae- teviridia, bipinnatisecta, membranacea, scabra, ovata, acuminata; subtus glau- cescens. Segmenta primaria 2—3 longa, petiolata, oblongo-lanceolata, acuminata. Segmenta primaria infima duo sursum repanda. Segmenta secundaria 6— 7“ longa, lineari-lanceolata, acuminata, pro- funde pinnatipariita, ad costasinfra, pa- leis membranaceis acutis, tenerrimis ad- pressis supra tecta. Laciniae oblongae, lanceolatae, subfaleatae, margine crenato- serratae, subacuminatae. Sori axillares ad laciniarum costulas uniseriati, rarius solitarii, globosi, Indusium completum, inferum, membranaceum, inaequaliter la- ciniatum, Receptaculum cylindricum. Linden in Brüssel, dem die Wis- senschaft und die Gartenwelt so Vieles zu verdanken hat, gebührt das Verdienst, diese in der That prächtige Pflanze von Mexico, wo sie in Vera-Cruz auf dem Vulkane Tuxetla und in Chiapas gefun- den wurde, zuerst nach Europa gebracht zu haben. Die Verbreitung dieser Pflanze ist jedoch nach direkten Nachrichten von Ed. Sell, dem früheren Chef des Linden’schen Etablissements, eine bei weitem ausgedehntere und scheint ausser Mexico sich über einen grossen Theil von Centralamerika zu verbreiten. Sell schreibt in dieser Hinsicht: „Cibotium princeps (ursprüngliche Linden’sche Be- nennung) fand ich auf meinen Ausflügen von Carthago aus, der ehemaligen Haupt- stadt von Costa Rica, auf der Nordseite des Vulkans Irasu, in der Nähe dieser Stadt in bedeutender Anzahl, wovon eines die Höhe von 50—60‘ erreichte, mit einer in der That kolossalen Krone! Ich fand noch verschiedene andere Stand- orte dieser Pflanze, wo die Exemplare eine Höhe von 5—15‘ erreichten, jedoch stets nur an Flussabhängen. Eine Anzahl davon wurde gekoppt und hat bereits die Reise nach Europa angetre- ten.“ Soweit Sell. Nehmen wir nun den Vulkan Tuxetla in Vera-Cruz, von wo aus die Pflanze zuerst nach Europa wanderte, als den nördlichsten Verbrei- tungspunkt an, den Vulkan Irasu aber, bei Carthago in Costa Rica, als den bis jetzt bekannten südlichsten, so steht der Annahme Nichts im Weg, dass der Ver- breitungsbezirk ausser den südlichen Provinzen von Mexico die Staaten Gua- temala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica umfasse*). Das Genus Cibotium ist ee ee nn *) Herr Hofgärtner M. Noak in Bes- sungen bei Darmstadt hat die Güte, uns in Betreff des Vorkommens von Cyathea prin- ceps mitzutheilen, dass ein Exemplar dieser Pflanze von Sartorius in Mexico im Jahre 1857 dem Bessunger Garten von Mirador aus eingesandt wurde. Da die Pflanze aber durch einen frühzeitigen Tod sich unserer 1. Originalabhandlungen. charakterisirt durch den endständigen sorus, durch ein mit dem fruchttragenden Zahn verwachsenes indusium, welches ein randständiges Säckchen mit 2-lippi- ger Oeffnung darstellt, in dessen Grunde das freie receptaculum sich befindet, welche Merkmale bei vorliegender Pfilanze nicht zu finden sind, wohl aber ein, auf der Gabelung der Nerven stehender so- rus, mit einem unterständigen, voll- kommenen indusium, welches charakte- ristische Merkmale von Cyathea sind. — Unsere Gewächshäuser haben mit Cya- thea princeps eine Zierde erhalten, die selbst die raschwüchsige, blattreiche Al- sophila australis R. Br. und Als. conta- minans Wall. und andre weit hinter sich lässt. Im feuchten, warmen, schattigen Hause gehalten, in poröse, humusreiche Erde gepflanzt, ist deren Cultur eine leichte, das Wachsthum ein colo=sales. Die Vermehrung geschieht durch Spo- ren; das Verfahren hierbei ist, glauben wir, 80 bekannt und besprochen, dass es hier füglich übergangen werden dürfte, Die jungen und jüngeren Pflanzen ha- ben, im Gegensatz zu den ausgebildeten älteren, an den Blattstielen und Mittel- rippen eine weissgraue Bekleidung, wäh- rend bei ausgebildeten Pflanzen letztere eine braunrothe Färbung annimmt, ein Umstand, der schon zu Verwechselungen Anlass gegeben hat, wesshalb wir dessen vorübergehend erwähnen. Als Culturbeitrag nicht allein die- ses, sondern überhaupt aller raschwüch- sigen Baumfarne sei uns noch gestattet, eines vielleicht noch wenig beachteten Umstandes zu gedenken. Die stark und raschwüchsigen Baumfarne, sollen sie sich genaueren Untersuchung entzogen hat, so nehmen wir Anstand, sie bei obiger Betrach- tung zu berücksichtigen. 44 in ihrer vollen Schönheit entwickeln, be- dürfen jährlich mindestens eines einma- ligen Umpflanzens und bei guter Drai- nage eines starken Begiessens, zumal in der günstigen Jahreszeit. Wird dies nun mehrere Jahre fortgesetzt, so hat die Pflanze bei sonst richtiger Behand- lung ihre möglichste Stärke in Bezieh- ung der Blattkrone erreicht. In vielen, ja in den meisten Fällen wird in dieser Periode, oftmals auch schon vorher ein auffallendes Stillstehen des Wachsthums, eine unvollkommene Ausbildung des We- delsete. bemerkbar werden und schliess- lich wird die Pflanze, wenn sie nicht ganz zu Grunde geht, ein trauriges An- sehen erhalten. Die Ursache hievon ist zweifelsohne darin zu suchen, dass die jungen Wurzeln, die stets während des Wachsthums der Pflanze am Grunde des Stammes und an diesem selbst sich neu entwickeln müssen, zuerst im Ab- wärtswachsen auf die innerste und folg- lich älteste Erdschichte gelangen, die mit der Zeit durch stetes Feuchthalten versauert, durch Zersetzung ihrer locke- renden Bestandtheile beraubt wurde und durch Nahrungsverbrauch durch die jun- gen Wurzeln verarmt , oder auch theilweise, wie man zu sagen pflegt, aufgezehrt ist; sodass hier bei nicht ganz sorglältiger Beobachtung ein Vertrock- nen, zum mindesten aber ein ungleiches Austrocknen des Ballens eintritt und damit nicht ausbleibende schädliche Wir- kungen. Hier nun finden die Faserwur- zeln die Bedingungen zu ihrem weiteren Wachsthum nicht mehr, sie können die etwaige neue gute Erdschichte, die bei jedem Versatz die äusserste Schichte bildet, nicht erreichen und gehen zu Grunde, in Folge dessen die Pflanze aus Mangel hinreichender Nahrungszufuhr einem schlimmen Ende entgegengeht. Die Nachtheile, die aus obigem Grunde 12 bei allen in Töpfen oder sonstigen Ge- fässer cultivirten Pflanzen sich finden, werden in den meisten Fällen bei den Phanerogamen und bei diesen unter den Dieotyledonen desshalb nicht so fühlbar werden, weil die Haupi- und starken Nebenwurzeln, die den Gefässeryptoga- men fehlen — ähnlich dem Stamm und dessen Verzweigungen von Jahr zu Jahr sich weiter entwickeln und bei jedesma- ligem Versatz, die neue Erde erreichen, wo dieselben durch theilweise Bildung neuer Wurzeln und Wurzelfasern der Pilanze die nöthige gesunde Nahrung zuführen können. Aus Obigem geht hervor, dass, um diesen Missstand gänzlich zu heben, die in ähnlichen Fällen gebräuchlichen Mittel gewöhnlich nicht ausreichen, sondern dass es sich darum handelt, der Pflanze Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch wiederholte Versuche dargethan haben, mit einem unsern Erwartungen durchaus entsprechenden Erfolge. Die Pflanze, die in gedachter Weise behan- delt werden soll, lassen wir bis zu einem gewissen Grade austrocknen, damit nach vorgenommener Procedur die übrigen Theile der Pflanze nicht mit überschüs- siger, nur schädlich wirkender Feuchtig- keit beladen sind. Der Ballen wird alsdann auf ein Minimum redueirt, die ausgebildeten Wedel, nicht aber die un- entwickelten, entfernt, die Pflanze in durchlässige (sehr poröse) Erde ein- gepflanzt, in ein warmes, feuchtes, schat- tiges Haus verbracht, and der Stamm stets feucht gehalten, der Ballen aber erst dann begossen, wenn die jungen Wurzeln vom Stamme aus in denselben eingedrungen sind. Auf diese Weise durchaus frische Erde zuzuführen und | behandelt, wird die Entwicklung neuer einen neuen Faserwurzelballen zu schaf- fen. Das Verfahren beim Export von Baumfarnen, dieselben nämlich am Grunde abzuhacken, die Wedel zu entfernen ete., legte uns den Gedanken nahe, in frag- lichen Fällen ein ähnliches Verfahren einzuhalten und zwar, wie wir bereits Wedel in wenigen Wochen beginnen und bei sonst aufmerksamer Behandlung rasch fortschreiten, sodass man im ver- hältnissmässig kurzer Zeit eine ganz neugebildete Krone, mit kräftigem Wachs- thum und was nicht zu unterschätzen ist, in kleinen Gefässen vor sich hat. (E. Mayer.) 4) Eupatorium riparium. Werth und Benutzung. Im Novemberheft der Gartenflora 1866 Seite 324 wird angedeutet, dass diese Pflanze wohl zum Auspflanzen in das freie Land allgemein zu empfehlen sein möge. Ich eultivire dieses Eupa- torium wohl seit 15 Jahren, jedoch nur zar Winterflor. Im freirn Lande, wohin ich es stets pflanze, um schöne blüthen- reiche Pflanzen für den Winter zu be- blüht. Für die eigentlichen Wintermo- nate hat E. riparium grossen Werth. Um es aber um diese Zeit blühend zu haben, muss man die Pflanzen in das feuchte Warmhaus, nahe an die Fenster stellen. Blumen zum Abschneiden lie- fern Pflanzen aus dem Lande in grosser Menge. Hübsche Topfpflanzen erzieht man, wenn man im Juli und August kommen, hat es bei mir noch nie ge- | mehrere Stecklinge in einen Topf steckt I. Originalabhandlungen. und unverpflanzt lässt, wenigstens nicht zertheilt. Lässt man die Pflanzen im Kalthause oder stellt sie erst spät warm, 8o blühen sie im April und später zu einer Zeit, wo Blumen von so unreinem Weiss, wie die von E. riparium fast keinen Werth mehr haben. Fast noch vorzuziehen ist E. odo- ratissimum der Gärten (vielleicht E. om- phalifolium Kth, et Bouche *)? mit glän- zenden, lederartigen eiförmigen, ganz- randigen Blättern, welches jedoch nur als grössere Pflanze voll blüht. Dieses gibt ein vortreffliches Material zum Ab- schneiden in Spätherbst bis Januar, und die blüthenlosen Zweige älterer *) Ich habe eineErinnerung, als hätte ich diese Pflanze auch schon unter dem Na- men Eupatorium glabellum oder glabratum gesehen oder beschrieben gefunden. Zu E. omphalifolium passt die Grösse der Blätter nicht. Es könnte wohl auch E. Weinman- nianum Rgl. et Körn. (Gartenflora VII S. 53) sein. d. 13 Pflanzen, welche kleine Blätter haben, können als Grün für Sträusse und Kränze dienen. Das Weiss der Blumen ist rei- ner als bei der vorigen Art. Die Pflan- zen müssen durch sonnigen Stand, recht- zeitiges Einpflanzen aus dem Lande oder Verpflanzen zur frühern Entwicke- lung von Blüthen gebracht werden, so dass diese entweder von selbst im Kalt- hause aufblühen oder ein wenig im Warmhause angetrieben werden. Kom- men die Pflanzen um diese Zeit nicht zur Blüthe, so blühen sie meist nicht mehr und die Knospen werden im Früh- jahr von jungen Trieben überholt und unterdräckt. Dieses halbstrauchige Eu- patorium wächst sehr schön und kann zu kleinen Bäumchen mit regelmässiger Krone gezogen werden. Im Winter lei- det es selten von Moder, wie die übrigen Arten dieser Gattung. J. *) Wahrscheinlich E. Haageanum Rgl. et Körn. (r.) 5) Versuche, um Sämereien schneller zum Keimen zu bringen. Für manchen Gärtner und auch Privatmann mag es von Interesse sein, einige kleine Versuche zu lesen, welche den Zweck hatten, Sämereien, vorzugs- weise von Gewächshauspflanzen, früher und leichter zum Keimen zu bringen. Unter anderen Sämereien erhielt ich in diesem Jahre einige Strobilanthus Arten, welche soeben aus Calcutta an- gelangt waren, zur Aussaat. Ich säete den Samen von Strobilanthus Helictus in vier Töpfe; drei waren mit Säge- spänen gefüllt, der vierte mit Erde. Bei den drei ersten wurde der Same schwach mit demselben Material bedeckt, hei dem letzten dagegen mit Sand. — Einen von den mit Sägespänen und den mit Erde gefüllten Topf stellte ich zu den anderen Sämereien im Vermehrungs- hause auf die Stellage. Da in diesem Hause ein Bassin befindlich, zur Anzucht von Wasserpflanzen und das Wasser stets — 26—23° R. hält, so wollte ich dies als Bodenwärme benutzen, stellte den zweiten mit Sägespänen gefüllten Topf dicht über die Oberfläche des 14 Wassers und bedeckte ihn mit einer Glasscheibe; den dritten Topf aber stellte ich in einen grösseren, dessen Boden dicht verkittet war, senkte die- sen bis an den Rand in das Wasser und deckte ebenfalls eine Glasscheibe darüber. Hierbei ging ich von dem Grundsatz aus, dass zum Keimen des Samens gleichmässige Feuchtigkeit und Wärme unbedingt nothwendig sei und diese sich hier am besten vereinigten. Sägespäne wählte ich aus dem Grunde, weil dieselben wohl Feuchtigkeit in sich aufnehmen, vermöge ihrer Porösität aber dieselbe auch wieder leicht durchsickern lassen. Der erste Same keimte nach eirca 8 Tagen und zwar in dem, in das Bas- sin gestellten Topf. Mehrere Tage spä- ter keimten die, welche auf Erde aus- gesäet und die, welche über dem Bassin standen. Diejenigen, welche, in Säge- späne ausgesäet, bei den übrigen Sä- mereien sianden, keimten gar nicht. Will man daher Sägespäne zu Aussaaten be- nutzen, so ist unbedingt Bodenwärme und feuchte Luft nothwendig. — Ob- gleich ich, sobald dieSamen zu keimen begannen, die Glasscheiben bald ganz entfernte, so war doch noch der Unter- schied bemerkbar, dass die in Sägespä- nen gekeimten Samen, gut 14 Tage früher verpflanzbar waren, als die in Erde gekeimten. Doch im späteren Wachsthum war wenig Unterschied zu bemerken. Bei hartschaaligen Sachen, z. B. Canna, suchte ich die Keimkraft durch verdünnte Säuren (Salz- und Oxalsäure) früher zu erwecken; aber mit geringem Erfolge. Nachdem ich einige Samen in diesen verdünnten Säuren und einige in reinem Wasser 24 Stunden einge- weicht hatte, säete ich sie auf gewöhn- liche Weise in Töpfe aus und stellte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. diese in ein Warmhaus. Doch war bei der Keimung nur ein Unterschied von sehr wenigen Tagen bemerkbar und im ferneren Wachsthum blieben sich alle gleich, Am auffallendsten aber war der Un- terschied im Keimen bei einem ande- ren Versuch, mit hartschaaligen Samen. — Von einigen Sorten Canna-Samen schnitt ich eine Partie in der Gegend, wo der Keim später durchbricht und welches durch ein feines Pünktchen er- kenntlich ist, leicht an. Darauf säete ich beide, angeschnittene und nichtange- schnittene, auf gleiche Weise aus und erhielten sie auch ferner gleiche Behand- lung. Doch während später die ange- schnitten gewesenen schon längst mit ihrem Triebe über die Erde emporge- treten waren, war bei den nicht ange- schnittenen noch nichts vom Keim zu sehen. Im ferneren Wachsthum behiel- ten diese auch immer noch einen Vor- sprung. — Es ist nicht gesagt, dass das Anschneiden der Samen nur beim Be- ginn der Aussaat von Nutzen ist, son- dern es kann dasselbe auch später noch mit grossem Vortheil angewandt werden. So hatte ich z. B. Nelumbium Leich- hardti ausgesäet; einige Körner waren bald gekeimt, die übrigen aber lagen lange Zeit. Die Körner waren wohl aufgequollen, der Keim aber wollte nicht durchbrechen. Da nahm ich denn erst ein Korn heraus, schnitt es vorsichtig an und legte es dann wieder in’s Was- ser. Nach kaum 24 Stunden war der Keim herausgetreten. Jetzt führte ich die Operation auch bei den anderen Körnern aus und mit demselben Er- folg. Beim Anschneiden derSamen muss man sich nur hüten, den Schnitt nicht zu tief zu führen; nur leicht darf die Schaale angegriffen werden, nicht aber I. Originalabhandlungen. bis auf den inneren Kern durchschnitten werden, C, Karsten, im kaiserlich botanischen Garten zu St. Petersburg. Postsceript. Die obigen im hie- sigen Garten gemachten Versuche be- stätigen die von uns wiederholt vertre- tenen Ansichten. Sägespäne haben den Vorzug, den Samen als sehr lockeres Material auch reichlich Luft zuzuführen, können aber nur da vortheilhaft wir- ken, wo durch Einfluss feuchter Luft den Samen auch hinlänglich Feuchtig- keit zugeführt wird. Das _nöthige Maass von Wärme, Feuchtigkeit und Zutritt von Luft sind die dreiBedingungen zum 15 Prozess des Keimens, Fehlt eine, so findet das Keimen nicht statt. Je voll- ständiger alle drei vertreten sind, desto schneller findet das Keimen statt. Das Anschneiden hartschaaliger Sa- men ist eines der ältesten und erprob- testen Mittel. Wir empfehlen es aber nicht, den Anschnitt da zu machen, wo das Würzelchen des Keimpflänzchens liegt, weil ein unvorsichtiges, zu tiefes Anschneiden gerade an dieser Stelle am meisten schadet und der Anschnitt nur das Eindringen des Wassers in’s Innere des Samens erleichtern soll. Die Versuche mit Säuren, besonders in Bezug auf alte Samen, sollen fortge- setzt werden. — (E, R.) 6) Die periodischen Erscheinungen des Pfianzenlebens bei St. Petersburg im Sommer 1867, verglichen mit denen früherer Jahre. Vergleicht man die periodischen Erscheinungen des Pflanzenlebens, wie solche sich im Jahre 1867 entwickelt haben, so fällt gleich auf den ersten Blick die enorme Verspätung derselben auf. Der lange anhaltende Winter und die colossalen Schneemassen, welche derselbe brachte, erklären zur Genüge diese auffallende Erscheinung. Betrach- ten wir den Gang der Entwicklung näher, so finden wir, dass sich die er- sten deutlichen Erscheinungen erst ge- gen Ende des Monats April zeigten: am 16, (28.) April bei einer Schatten- temperatur von + 1/0 R., (in der Sonne + 8° R.), begann Alnus incana W. zu stäuben und spriessten an sonnigen ne len einige Allium, Rumex, Heracleum, schlagen waren an diesem Tage erst Sambucus racemosa L. und Spiraea sor- bifolia L. Am 18. (30.) April bei einer Schattentemperatur von + 5° R., (in der Sonne + 10° R.), begannen Galan- thus nivalis, Crocus vernus und Iris reticulata aufzublühen, Alnus incana W. war in vollem Stäuben begriffen. Den 23. April (5. Mai) begann der Eisgang der Newa bei einer Temperatur von + 30 R. In der Nacht vom 23. auf den 24. April fiel Schnee und den 24. April (6. Mai) hatten wir Morgens — 0 R. Das höchste an diesem Tage war — 1/2OR. im Schatten und + 6° R. in der Sonne. Dieses Wetter dauerte bis zum 29. April (11. Mai), resp. bis zum 4. (16.) Mai; hierauf kamen 8 Tage Leontodon und Petasites hervor; ausge- | mit — 2° R. bis höchstens + 6° R, 16 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. & mit Regen und Schneegestöber bis zum |-+ 330 R. in der Sonne und in der 13. (25.) Mai. Der erste warme Tag war der 14. (26.) Mai mit + 9° R. im Schatten und 150 R. in der Sonne; an diesem Tage liess sich die erste Nachtigall hö- ren, die erste Schwalbe sehen und das Paaren der Frösche begann. Stark an- geschwollene Knospen hatten an diesem Tage die meisten Sträucher und es spriesste die Mehrzahl der Stauden her- vor; auszuschlagen begannen: Sorbus Aucuparia, Prunus Padus, Spiraea me- dia, Spiraea laevigata, Alnus viridis und Cotoneaster vulgaris. Die nächsten 20 Tage vom 15. (27.) Mai bis zum 3. (15.) Juni war die höchste Temperatur im Schatten + 12 bis 14° R., amı 22. Mai (3. Juni) und am 23. Mai (4. Juni) sank dieselbe bis auf — I R. bis + 2° R, und fand daher eine sehr langsame Entwicklung der Vegetation statt. Den 4. (16.) Juni hatten wir Mit- tags + 130 R. im Schatten und Nachts Gewitter, den 7. (19.) Juni + 20° R,, den 8. (20.) Juni + 22° R. im Schat- ten und + 300 R. in der Sonne, den 9. (21.) Juni + 22° R. im Schatten, Früheste Blüthezeit. Newa —+ 8 bis 90 R. Jetzt fand eine massenhafte und so zu Sagen, vulcani- sche Entwicklung des Pflanzenreiches statt. Manche Bäume und Sträucher, bei denen in früheren Jahren stets eine Blüthezeit von 6—8 Tagen wahrzuneh- men war, wie Amelanchier Botryapium und Prunus Padus, verblüheten in 3 Tagen. Wir geben in Folgendem die Blü- thezeit von 113 Bäumen, Sträuchern und Stauden, und zwar sowohl die früheste, als auch die späteste Blüthezeit; diese letztere trifft meist auf das Jahr 1867, die erstere sehr häufig auf das Jahr 1863. Wir haben, da ge- rade ein Decennium unserer eigenen Beobachtungen und Aufzeichnungen von 1857 bis 1867 abgeschlossen vorliegt, uns meist auf diese 10 Jahre beim Ver- gleiche der frühesten und spätesten Blü- thezeit beschränkt und nur bei Alnus incana W., deren Stäuben fast regelmäs- sig den Reigen der periodischen Erschei- nungen des Pflanzenlebens bei St. Pe- tersburg , eröffnet, die älteren Angaben aus Merklin’s Data beigefügt: Späteste Blüthezeit. Acer eriocarpum Michx. „ plataneides L. „ tartarieum L. Aesculus Hippocastanum L. Alchemilla vulgaris L. Alnus fruticosa Rupr. „ incana Willd. Amelanchier Botryapium DC. Anemone nemorosa L. n ranunculoides L. Antennaria dioica Gärtn. 8. Mai 1864. 13. Mai 1863. 20. Juni 1863. 6. Juni 1863. 21. Mai 1863. 7. Mai 1863. 10. Aprıl 1863. 9. April 1851. 4. April 1848. 26. Mai 1863. 30. April 1860. 5. Mai 1863. 23. Mai 1863. 5. Juni 1867. 15. Juni 1867. 3. Juli 1867. 20. Juni 1867. i8. Juni 1867. 6. Juni 1867. 29. April 1858. 29. April 1861. 28. April 1867. 8. Mai 1852. 20. Juni 1867. 28. Mai 1867. 30. Mai 1867. 20. Juni 1867. Taf s6b. I. Originalabhandlungen. Berberis vulgaris L. Betula alba L, „ earpinifolia Ehrh. „ latifolia Tausch. Caltha palustris L. Calyptrostigma Middendorfüanum Trautv. et. Mey. Caragana arborescens Lam, n frutescens DG, n jubata Poir, Chrysosplenium alternifolium L. Convallaria majalis L. Cornus alba L. Corydalis angustifolia DC. bracteata Pers. - bulbosa Fisch. et Mey. Corylus Avellana L. Cotonaster vulgaris Lindl. Crataegus coccinea L. , punctata Ait. h sanguinea Pall, n subvillosa Schrad. -Crocus vernus All. Cytisus ratisbonnensis Schaefl. Elaeagnus argentea Pursh. Erythronium dens canis L. Evonymus europaeus L. Ficaria ranunculoides DC. Fragaria vesca L, Fraxinus excelsior L. Gagea lutea Schult. „ minima Schult, „ rufescens Rgl. Galanthus nivalis L. Glechoma hederacea L. Hepatica triloba DC. Heracleum Sphondylium L, Hesperis matronalis L. Hyacinthus orientalis L. I. 1868. Früheste Blüthezeit. 12. Mai 1858, 16. Mai 1863. 14, Mai 1863. 15, Mai 1859 und 1863. 26. Mai 1863. 7. Juni 1861, 1863 und 1866. 12. Juni 1861. 30. Mai 1863. 2. Mai 1860. 30. Mai 1363. 6. Juni 1858, 8. Mai 1861. 3. Mai 1863. 3. Mai 1863. 22. April 1864. 30. Mai 1863. 12. Juni 1860. 25. Juni 1862 und 1864, 4. Juni 1863. 12. Juni. 1850. 16. April 1863. 20. April 1864 und 1865. 9. Juni 1860. 15. Juni 1861. 16. Juni 1863. 27. April 1860. 19. Juni 1857. 27. April 1860. 3. Juni 1860. 20. Mai 1863. 6. Mai 1860 und 1865. 9. Mai 1863. 10, Mai 1863. 18. April 1865. 23. Mai 1863. 24. April 1860 und 1864, 29. Juni 1863. 17. Juni 1863. 9, Mai 1864. 15. Juni 1860 und 1861. 17 Späteste Blüthezeit. 30, Juni 1867. 13. Juni 1867. 18, Juni 1867. 16. Juni 1867, 5. Juni 1867. 21. Juni 1867. 22. Juni 1867. 26. Juni 1867. 25. Juni 1867. 26. Mai 1867. 20. Juni 1867. 25. Juni 1867. 21. Mai 1867. 26. Mai 1867. 19. Mai 1867. 26. Mai 1867. 22. Juni 1867. 28. Juni 1867. 5. Juli 1865. 23. Juni 1867. 28. Juni 1867, 30. April 1862 und 1867, 1. Mai 1866. 2. Mai 1861. 26. Juni 1867. 29. Juni 1865. 28. Juni 1867. 17. Mai 1867. 12. Juli 1867. 17. Mai 1867. 26. Juni 1867. 16. Juni 1867. 19. Mai 1867. 23. Mai 1858. 2. Juni 1867. 2. Juni 1867. 5. Mai 1866. 16. Juni 1867. 17. Mai 1867. 8. Juli 1867. 30. Juni 1867. 20. Mai 1867. 24. Mai 1865. 8, Juni 1861 (2) 2 48 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Juglans cinerea L. Lamium album L. Larix dahurica Trautv. „ Mierocarpa Poir. „ Sibirica Ledeb. Leontice altaica Pall. Leontodon Taraxacum L. Lonicera alpigena L. chrysantha Turez. caerulea L. edulis Turez. tartarica L. n Xylosteum L. Luzula pilosa Willd. Mahonia Aquifolium Nutt, Majanthemum bifolium DC. Menyanthes trifoliata L. Philadelphus coronarius L. Picea vulgaris Lk. Pinus sylvestris L. Populus nigra L. suaveolens Fisch. D De Fass Von | br] tremula L, tristis Fisch. „ „ Potentilla anserina L. - fruticosa L, Prunus Päadus L. Pulmonaria offieinalis L. Puschkinia seilloides Adams. Pyrus baccata L. „ Malus L. Quercus pedunculata Ehrh. Ranunculus auricomus L. Rhamnus cathartica L. > Frangula L. > Ribes alpinum L. „ euneatum Kar. et Kir. „» Grossularia L. „ peiraeum Wulf. Rosa cinnamomea L, 5. Juni 1862. 29, Mai 1866. 13. Mai 1863. 13. Mai 1863. 9. Mai 1863. 24. April 1860. 25. April 1864. 13. Mai 1866. 16. Mai 1863 u. 1864. 7. Juni 1866. 11. Juni 1860 bis 1863- 12. Mai 1863, 17. Mai 1863. 10. Juni 1866. 31. Mai 1863. 10. Mai 1863. 30. Mai 1863. 8. Juni 1863 und 1866. 1. Juni 1863. 26. Juni 1869. 27. Mai 1860. 1. Juni 1863. 8. Mai 1863. 8. Mai 1863, 14. Mai 1863. | 8. Mai 1863. 7. Juni 1862 und 1863. 17. Juni 1857. 18. Mai 1863. 23. April 1864, 23. April 1864. 4. Juni 1863. 5. Juni 1860. 4. Juni 1863. 12. Mai 1863. 13. Juni 1861. 14. Juni 1863. 16. Juni 1861. 20. Juni 1863. 12. Mai 1863. | 23. Mai 1863, 14. Mai 1863. 24. Juni 1867. 19. Juni 1867. 6. Juni 1867. 8. Juni 1867. 28. Mai 1867. 24. Mai 1861. 19. Mai 1867. 30. Mai 1867. 29. Mai 1861. 21. Juni 1867. 24. Juni 1867. 13. Juni 1867. 7. Juni 1864, 25. Juni 1867. 24. Juni 1867. 5. Juni 1867. 18. Juni 1867. 22. Juni 1867. 19. Juni 1867. 15. Juli 1867. 22. Juni 1867. 25. Juni 1867. 8. Juni 1867. 8. Juni 1867. 28. Mai 1867. 7. Juni 1867. 25. Juni 1867. 12. Juli 1867. 20. Juni 1867. 17. Mai 1867. 14. Mai 1867. 22. Juni 1867. 25. Juni 1867. 23. Juni 1867. 13. Juni 1867. 29. Juni 1865. 28. Juni 1867. 2. Juli 1865. 30. Juni 1867. 8. Juni 1867. 18. Juni 1867. 16. Mai 1863. 11. Juni 1863. 14. Juni 1867. 16. Juni 1867. 1. Juli 1862, 1865 und 1867. Rosa pimpinellifolia L. Rubus odoratus L. Salix Caprea L. „ fragilis L. Sambucus nigra L, > racemosa L. Saxifraga erassifolia L. Seilla azurea Goldb. Sorbus Aucuparia L. Spiraea chamaedryfolia L. „ laevigata L. »„ media Schmidt. „ opulifolia L. „ ‚salicifolia L. „ sorbifolia L. Syringa Josikaea Jacg. fil. I. Originalabhandlungen. 10. Juni 1863. 2, Juli 1860. 25. April 1863. 12. Mai 1863. 3. Juli 1864. 22. Mai 1863. 12. Mai 1863. 16. April 1860. 8. Juni 1863. 8. Juni 1863. 4. Juni 1863. 4. Juni 1863. 1. Juli 1864. 20. Juni 1863. 1. Juli 1863. 16. Juni 1860. „ vulgaris L.«. violaceaDietr.|6. Juni 1858. " „0. alba Dietr. N Tilia europaea L. Ulmus campestris L. „ effusa W. Viburnum Lantana L. 5 Opulus L. Viola trieolor L, St. Petersburg, den 19. (31.) October 1867. 12. Juni 1866. 19. Juli 1864. 4. Mai 1863. 4. Mai 1863. 7. Juni 1866. 17. Juni 1860. |20. Mai 1864. 19 13. Juli 1867. 20. Juli 1867. 26. Juni 1867. 16. Juni 1867. 20. Juli 1867, 18. Juni 1867. 8. Juni 1867. 12. Mai 1867. 23. Juni 1867. 22. Juni 1867. 21. Juni 1867. 21. Juni 1867, 14. Juli 1867. 10. Juli 1867. 94. Juli 1867. 3. Juli 1862 und 1867. 3. Juli 1865. 25. Juni 1867. 26. Juni 1867. 8. Aug. 1867. 8. Juni 1867. 8. Juni 1867. 21. Juni 1867. 8. Juli 1867. 17. Juni 1867. Ferd. v. Herder. ”) Der italienische Bleichferchel. Unter dem Namen „Italienischer Fenchel“ findet man den süssen Fen- ehel, (Foeniculum dulce), in den mei- sten Samen-Catalogen. Weniger aber ist es bekannt, dass dieser Fenchel ein ganz vortreflliches feines Gemüse liefert. Zu diesem Zwecke pflanzt man solchen, ähnlich wie den Bleichsellery in Fur- chen. Sobald das Wachsthum beginnt, deckt man ihn soweit zu, dass nur das Herz der Pflanze, d. h. die wach- sende Stengelspitze frei bleibt und nur die Blätter noch aus der Erde hervor- sehen. So oft sich die Spitze des Sten- gels mehr aus der Erde hervorarbeiten will, wird wieder Erde nachgedeckt. In Folge dessen hört das natürliche Spitzen- wachsthum auf. und der Stengel wie die Basen der Blätter werden fleischig, ver- dieken sich ziemlich bedeutend und bleichen aus. Sobald Stengel und Blatt- basen die Grösse einer Faust erhalten haben, dann ist es Zeit, diesen Bleich- fenchel als vortreflliches, zartes und PX 20 eigenthümlich aromatisches Gemüse zu verwenden, indem man ihn wie Spar- gel zubereiten lässt. Hr. Gratschew stellte in der ersten Sitzung des Gar- tenbauvereines in st. Petersburg im Monat Oktober solchen Bleichfenchel aus. Auch im Garten des Hrn. P. Buck sahen wir solchen cultivirt. Die beistehende Figur stellt den Stengel mit den umhüllenden Blatt- | scheiden von derartig behandeltem Bleich- fenchel in 4facher Verkleinerung dar. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Aethalium septieum Lk., der Lohpilz. Auf den Beeten, die in warmen | Botanischen Garten zu St. Petersburg, feucht gehaltenen Gewächshäusera sich befinden, da erscheint häufig ein Pilz, der eine gelbe schleimige und übelrie- chende Masse bildet. Jedem Gärtner, der diesen Pilz zu beobachten Gelegen- heit hatte, ist es bekannt, dass er mit rasender Schnelligkeit wächst, in einer Nacht oft vom Lohbeete aus mehrere Fuss an den Stämmen und Aesten, ja selbst an den Blättern emporkriecht und diese theilweise oder ganz mit einer schmierigen gelben Schleimmasse ein- hüllt. Man begnügte sich bis vor Kurzem ‘diesen Pilz als Schleimpilz zu beschrei- ben. Die vortrefllichen und gründlichen Beobachtungen De Bary’s und Cien- kowsky’s haben uns aber denselben eigentlich erst kennen gelernt. Herr Rosanow, Bibliothekar am Kaiserlichen der diesen Pilz ebenfalls beobachtet hat, besprach deuselben in der ersten Sitzung des Gartenbauvereins in St. Petersburg im Oktober 1867. Das Aethalium septicum gehört zur Gruppe der Schleimpilze, (Myxomyceten): Dasselbe erscheint als schleiimige, schein- bar formlose Masse. Herr Rosanow sagte in jener Sitzung unter anderem, das Folgende darüber: ‚‚Nachdem die schleimige Masse auf der Oberfläche des Substrats sich angesammelt hat, fängt eine dem blossen Auge sichtbare allmä- lige Veränderung derselben an, deren Endresultat die Bildung eines Frucht- körpers ist. Der letztere stellt eine ku- chenförmige trockene Masse dar, die aus einer gelben oder weisslichen, ziem- lich dicken Haut besteht, innerhalb wel- cher eine mehr oder weniger dunkle ’ I, Originalabhandlungen, braune Substanz enthalten ist, die leicht in Staub zerfällt. Dieser Staub nun erweist sich, unter dem Mikroskop beo- bachtet, als aus runden Zellen beste- hend, welche aus einer Zellulosehaut und flüssigem Inhalte zusammengesetzt sind und ihrem Bau und ihrer Bestim- mung nach als Sporen zu deuten sind. In der That keimen diese Körper ähn- lich wie die Sporen einiger anderen un- zweifelhaften Pilze und Algen. Wenn man sie in Wasser bringt, so wird man unter dem Mikroskop gewahr, dass nach kurzer Zeit diese Zellen etwas anschwel- len. Der schleimige Theil ihres Inhalts zeigt noch innerhalb der geschlossenen Haut Bewegungen und bald platzt diese Haut und es tritt die schleimige Sub- stanz in Form eines Tropfens heraus, Sie fängt an, Formveränderungen zu zeigen, nimmt zuletzt die Form eines länglichen Körpercehens an, welcher an einem Ende mit einem dünnen Faden derselben schleimigen Substanz (der so- genannten Wimper) versehen ist. Im Innern dieses Körperchens sind mehrere runde lichte Stellen bemerkbar, die kon- traktil sind. Das soll heissen, dass sie in kurzen Zeiträumen verschwinden und wieder an derselben Stelle auftreten, Solche kontraktile Stellen oder Vakuolen bemerkt man auch bei vielen Infusorien, Die beschriebenen Körperchen setzen sich in Bewegung, sie schwimmen selbst- ständig im Wasser umher und heissen desshalb Schwärmsporen oder Zoospo- ren. Aehnliche bewegliche Fortpflanz- ungskörperchen sind bei den niederen Pflanzen sehr verbreitet und gewöhnlich stehen sie nach einiger Zeit still und keimen. Bei den Myxomyceten aber ist ihre weitere Entwickelung ganz ei- genthümlich. Sie verlieren nämlich die Wimpern und nehmen eine unregelmäs- sige Form an, welche immer fast sich 21 verändert. Es bilden sich Ansstülpun- gen, während andere eingezogen werden, Diese sogenannten Myxomyceten kriechen zugleich umher, kommen an- einander und verschmelzen zu grösseren, ebenso veränderlichen und beweglichen Anhäufungen zusammen, welche den Namen Plasmodium führen. Die Plas- modien werden immer grösser und stel- len zuletzt dieselbe schmierige, schlei- mige Bildung dar, mit der wir die Be- schreibung angefangen haben. Dies sind die allgemeinen Züge des regelmässigen Entwickelungsganges, soweit er jetztbe- kannt ist. Die Bildung der Fruchtkörper von Aethalium septicum ist im Ver- gleich zum öfteren Auftreten des schlei- migen Zustandes (der Plasmodien) in Gewächshäusern eine seltenere Erschei- nung. Das hängt damit zusammen, dass die Plasmodien bei gewissen Umständen in einem sogenannten Ruhezustand über- gehen, in welchem sie sich bis über sechs Monate unverändert erhalten kön- nen. Die schmierige Masse nämlich zer- fällt in kugelige Körner, von denen je- des einzelne sich oft mit einer Haut umgibt und die so vollständige Zellen darstellen. Dann erscheint die ganze Masse gelb, spröde und erinnert an Wachs. Bei genügender Feuchtigkeit und Wärme zerfliesst diese Masse so- gleich wieder zu einem Plasmodium, welches wieder in einen Ruhezustand übergehen kann. Am interessantesten ist jedenfalls der Plasmodiumzustand zu nennen. Ausser den beständigen Formverän- derungen des Aufwärtsstrebens der Masse zeigt er noch eine 'eigenthümliche Körn- chenströmung. Man sieht unter dem Mikroskope, dass die in der homogenen durchsichtigen Masse eingebetteten Körn- chen mit grosser Schnelligkeit nach ir- 22 gend einer Richtung sich hinbewegen. Nach einer Weile stehen sie still; dann hebt die Bewegung von Neuem an, aber in einer Richtung, die der früheren ent- gegengesetzt ist. So geht die Bewegung fort, indem sie periodisch ihre Richtung ändert. Diese Erscheinungen bieten eine grosse Aehnlichkeit mit den Bewegungs- erscheinungen, welche in dem lebenden Protoplasma vieler Pflanzenzellen beo- bachtet wird, z. B. in den Zellen der Characeen, den Staubfadenhaaren der Commelynaceen, in dem Embryo- sack von Pedicularis und beson- ders Ceratophyllum, den Wurzel- haaren von Hydrocharis morsus ranae, den Haaren der Cucurbita- ceen und vielen anderen. In der That Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, y besteht auch die Masse der Plasmo- dien aus denselben Bestandtheilen wie das Protoplasma der Pflanzenzellen, in welchem, wie bekannt, die Hauptauf- speicherung des für diePflanzen so un- umgänglichen Stickstoffs sich befindet. Auch die äusseren Bedingungen für das Leben des Protoplasmas der Plasmodien und des Protoplasmas aller Pilanzen, welches innerhalb von Zellen einge- schlossen ist, sind dieselben.‘ — Wir fügen den obigen interessanten Mittheilungen des Hrn. Rosanow aus dem Gebiet der Entwickelungsgeschichte der niederen Pflanzennur noch hinzu, dass wir hoffen, dass Herr Rosanow uns ähnliche Mittheilungen auch noch ferner machen wird. (E. R.) If. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Neue Rosen empfohlen von der Gesellschaft der Rosen- züchter zu Brie-Comte-Robert. 1) Rosa Vicomtesse de Verins. Gewon- nen vom Herrn Gautreau pere. Wachs- thum. kräftig. Blätter tief grün. Blüthen- stiel kurz, trägt eine Blume von 5—6 Zoll Durchmesser, die stark gefüllt und lebhaft rosa gefärbt ist. Blüht mehrmals im Jahre. 2) R. Baronne de Beawerger. Vom gleichen Züchter. Kräftig wachsende, mehr- mals blühende Sorte. Blätter glänzend hell- grün. Blumen von vollkommener Form, 5 Zoll im Durchmesser, lebhaft kirschroth. 3) R. Mademoiselle Elise Chabrier. Re- montirende Sorte vom gleichen Züchter. Wachsthum kräftig. Blätter gefaltet. Blu- men gross, gut gebaut, zart rosa und die einzelnen Blumenblätter an der Spitze sei- denartig blassrosa. 4) R. de Lassus Saint-Genies. Gezogen vom Herrn Granger. Aeste sehr kräftig. Blätter etwas länglich undgefaltet. Blüthen- stiel trägt mehrere gut gefüllte Blumen von rothen seidenartig rosa schillernden Blumen. Aeussere Blumenblätter lebhaft kirschroth. 5) R. Reine des Belges. Erzogen vom Hrn. Cechet. Remontirende Sorte von kräf- tigem Wuchs. Blätter dunkelgrün. Blüthen- stiel stark. Blume von schöner Form, 4—5 Zoll im Durchmesser, von lebhaft sammtig rother Farbe, 6) R. Adrien Baryvet. Erzogen vom Hrn. Cechet. Remontirende kräftige Sorte. Blätter breit, dunkelgrün. Der starke Blü- thenstiel trägt eine gut gebaute Rose von 5 Zoll Durchmesser, von lebhaft rother bril- lirender Farbe mit sammtig violettem Glanze. b) In J. Linden’s Catalog pr. 1867 publizirte. 7) Bignonia ornata Linden. Schling- pflanze vom Rio Negro und in London auf der Internationalen Ausstellung mit dem ersten Preise prämirt. Blätter gross, spitz, unterhalb dunkelpurpur, oberhalb metallisch I. Neue Zierpflanzen. grün, mit breitem silberfarbenem Bande auf beiden Seiten des Mittelnerves. Diese letz- tere Färbung tritt aber erst beim ausgewach- senen Blatt ein. Beim Blatt, das sich ent- wickelt, ist der Streifen längs der Mittelrippe erst rosa, dann lila, malvenfarben und zu- _ letzt weiss, so dass sich bei den im Triebe befindlichen Aesten ein prächtiger Farben- schmelz darstellt. 8) Cissus argentea Linden. Schling- pflanze aus Brasilien, Blätter von der Grösse derer von C, marmorea, oberhalb silberweiss. 9) Dichorisandra mosaica Linden. Präch- tige Blattpflanze, ebenfalls unter den in ‘ London mit dem ersten Preise gekrönten Pflanzen. Stammt aus dem östlichen Peru, wo Wallis solche sammelte. Blätter gross, unterhalb purpur, oberhalb metallisch grün und mit einer Masse kleiner weisser Linien gezeichnet, die zwischen den parallelen Sei- tennerven und der Mittelrippe liegen. 10) Dichorisandra undata Linden. (Mit Abbildung). Wächst an den Felsen der Gebirgsströme, die von den hohen Coräille- ren Perus sich in den Amazonenstrom er- giessen. Ebenfalls von Wallis entdeckt und eingesendet. Eine niedrig bleibende Art, die der vorhergehenden kaum an Schönheit nachsteht. Blätter rundlich breit oval, spitz, oberhalb mit einem Grün von silberfarbenem Glanz und fast schachbrettartiger dunklerer grüner Zeichnung zwischen den parallelen Längsnerven, ausserdem stark wellig, wo- durch das Farbenspiel der Oberfläche noch vermehrt wird. Eire wahre Prachtpflanze, die nach unsern Erfahrungen sich durch Theilung schnell vermehrt. — 11) Echites rubro-venosa Linden. Gleich- falls von Wallis am Rio negro entdeckt. Die ovalen Blätter metallisch-grün, ähnlich wie ein Anoecochilus mit lebhaft rothem oder goldfarbenem Adernetz. 12) Eranthemum igneum Linden. Kommt aus den gleichen Gegenden wie Dichorisan- dra undata und gleich dieser von Wallis entdeckt. Nach unserer Ansicht eine der schönsten und effektvollsten Blattpflanzen fürs niedrige Warmhaus. Die länglich- ovalen Blätter sind zwar nur 2—3 Zoll 23 lang, stehen aber an dem stengellosen Pflänzchen sehr dicht und besitzen eine der effektvollsten Zeichnungen, wie solche bis jetzt bei Pflanzen bekannt war. Dieselben sind fast schwarzgrün, aber durch den brei- ten Mittelnerven und die scharf gezeichneten Seitennerven, von theils lebhaft rother, theils goldfarbener Färbung, prächtig ge- schmückt. Ebenfalls eine nach unserer Er- fahrung ziemlich harte Pflanze für’s niedrige Warmhaus und das Terrarium im Zimmer, die sich auch durch Stecklinge leicht ver- mehren lässt. — 13) Gunnera manicata Linden. Stammt aus den Campos de Lages, den hohen kal- ten Regionen Süd-Brasiliens, wo solche in morastiger Lokalität von Libon entdeckt wurde. Die mächtigen Blätter sollen in ihrer Heimath einen Umfang von 15 Fuss erlangen. Bestätigt sich dies, dürfte diese Pflanze eine der geschätztesten Pflanzen zur Dekoration von Rasenplätzen werden. 14) Maranta Legrelliana Linden. In Ecuador am Ufer des Amazonenstromes entdeckt von Wallis. Eine kleinere Art mit länglich-ovalen zugespitzten Blättern, die ähnlich wie bei M. Veitchii gefärbt sind. 15) Maranta Wallisii Linden. In der warmen Zone Perus von Wallis entdeckt. Sehr schöne Art, mit lang gestielten hell- grünen, seidenartig glänzenden Blättern, die auf dem Mittelnerven und längs der Seiten- nerven dunkelgrün gezeichnet sind, 16) Philodendron Lindenianum Walls. Eine Pflanze, würdig den Namen des Man- nes zu tragen, der mit seinen prächtigen und ausgezeichneten neu eingeführten Pflan- zen in den letzten Jahren sich die ersten Preise auf allen Ausstellungen holte und neben Veitch in London alle andern in die- ser Beziehung in Schatten stellte. Entdeckt in feuchten Waldungen Ecuadors von Wal- lis. Eine Art mit rankendem Stengel und grossen herzförmigen, lang gestielten Blät- tern, Die letzteren besitzen eine seiden- glänzende olivengrüne Färbung mit zarter lieblicher Nüancirung von einem metallischen Dunkelgrün. Die in der Entwickelung be- findlichen Blätter sind noch schöner und lebhafter gefärbt. — 24 17) Tapina variegata Linden. Eine Ges- neriacee aus der warmen Zone Perus. Blu- men wie bei T. splendens. Blätter mit weis- sem Mittelnerv. — 18) Theophrasta regalis Linden. Aus Guayaquil. Nach Linden die gleiche Pflanze, die Humholdt als Th. macrophylla beschrie- ben hat. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf Bi 19) Maranta illustris Linden. Aus Ecuador, von Wallis entdeckt. Robuste Ari mit grossen Blättern, weissem Mittelnerv und weissen Seitenbändern.. Sehr schöne Art. (E. R.) I. 1) Giftige Beeren. Zu den in neue- rer Zeit in den Gärten Englands und den milderen Gegenden des Continents häufig angepflanzten Sträuchern gehört die weib- liche Pflanze von Aucuba japonica, die im Herbste schöne rothe Früchte trägt. Nach einem Artikel der Gardeners Chronicle besitzen diese Beeren giftige Eigenschaften. weshalb vor denselben wenigstens gewarnt werden muss. Wirklich giftig sind die Bee- ren der Eibe (Taxus baccata), die Beeren der Mistel (Viscum album), die scnönen kir- schenartigen Beeren der belladonna (Atropa Belladonna) und der Einbeere (Paris quadri- folia). In Bezug auf die schädlichen Eiger- schaften der Beeren der Aucuba wird von andern widersprochen, wir müssen deshalb die ferneren Erfahrungen. noch abwarten, und wollen jeizt nur warnen. 2) Anbau der Popuius virginia- Hr. Professor Josepuı Bertoloni hat schon vor 20 Jahren die Anpflanzung von Populus virginiana Foug. de Bouvaroy, in den Umgebungen von Bologna angeregt — es wurden die günstigsten Erfolge erzielt, indem nach so kurzer Zeit der Baum eine Höhe von 24—30Fuss erreichte und schlag- bar war, so auch ein schönes, dichtes, gleichformiges Holz zu Brettern, Bohlen, Pfählen u. dgl. lieferte, — auch auf den nördlichen Abhängen der Apenninen, ober Porretta wurde diese Pappel angepflanzt und sie gedeiht vortrefflich. Zu bedauern ist, dass diese Pappel na. Notizen. ebenso dem Frasse der Ruprestiden ausge- setzt ist, wie die italienische, oder besser gesagt, dass diese Insekten sich von letzte- rer fast gänzlich entfernten, um an der Po- pulus virginiana ihre Nahrung zu suchen; — die Raupen der Ruprestiden, dann auch die der Sesia apiformis bilden unter der Rinde längs dem ganzen Stamme ihre Gänge und bringen auf solche Art dem Baum den Tod. (Hr. Bertoloni ist der Ansicht, dass je- denfalls die Populus virginiana der italieni- schen vorzuziehen sei und dieselbe ‚so viel wie möglich in ausgedehnter Weise ange- pflanzt werden sollte. (Mem. Acad. di Sc. Bologna 1867. VI. p. 363.) (Sr.) 3) Anbau der Euphorbia Lathy- Im botanischen Garten der Gartenbau- schule zu Carlsruhe wurde im verflossenen Jahre die kreuzblätterige Wolfsmilch (Eu- phorbia Lathyris) augebaut — sie ergab eine grosse Menge Samen, welche je zu drei in einer Kapsel von etwa der Grösse einer kleinen Kirsche sich befinden; — bei der Reife springen die Kapseln mit Geräusch auf und werfen die grossen Samen weit umher. — Nach den Untersuchungen des Hrn. Dr. Muth enthält der Samen in 100 Theilen 46 Theile fettes Oel — die ganze Pflanze ist aber giftig, das Oel soll eine purgirende Wirkung haben, so dass es also nicht genossen werden kann — es dürfte sich daher nach dem Baden. Wochbl. zur Erzeugung von Schmierseife eignen. (Es dürfte wohl etwas gewagt sein, diese giftige ris. 8 ze (IF PLASIEO? ZZ „2 AA 2 IV. Literätur. Pflanze zum Anbau in Grossen und zur technischen Verwendung des Oeles anzuem- pfehlen). (Sr.) 4) Mittel gegen Insekten. Hr.Dr. "Schröder zu Nienburg (landw. Ztg. für Hannover) empfiehlt gegen alle schädlichen Insektenlarven den Gebrauch der Aloe; — 1/0 Pfund Alo& im heissen Wasser aufge- Ph) löst, wird unter Umrühren mit etwa 1000 Pfund Wasser gemischt und mit dieser sehr verdünnten Lösung begiesst man die Pflan- zen 1—3 Mal so stark wie möglich. Eine schädliche Einwirkung der Aloe wurde auch bei den empfindlichsten Pflanzen nicht be- merkt, so auch hat selbe keinen Einfluss auf den späteren Geschmack der Früchte. (Sr.) VW, Literatur. 1) Catalog der Handelsgäritnerei von Castagnola und Casabona. So eben haben die Herren Castag- nola und Casabona in Genua ihren Pflanzen- und Samen-Catalog pro 1867 —68 veröffentlicht. Diese Handelsgärtnerei über- nimmt auch die Herstellung von Parks, Gärten u. dgl.; sie ist immer mit wohlge- schulten Gärtnern versehen; dieselbe ver- öffentlicht auch ein Journal: „L’orticoltore ligure“; sie übernimmt Bestellungen auf Garten- und Landwirthschaftliche Werke — sie besorgt alle in diese Angelegenheiten eingehenden Geschäfte u. =. f. Reichlich versehen ist besagtes Etablisse- ment mit Obstbäumen; wir finden eine Anzahl von Aprikosen und Pfirsichen, worunter be- merkenswerth die pöche tres hatif mit grosser geschmackvoller Frucht, von Bananen ; Pome- ranzen; Limonen; Kirschen, unter welchen erwähnungswerth die Griottier di Tivoli, grosse schmackhafte Frucht, späte Reife; dann Kastanien, worunter die Varietät mit haselnussgrossen Früchten, die heterophylla. sehr tragbar und von kleiner Tracht; Dat- teln, wobei bemerkt wird, dass zur Reife der Frucht eine Wärme von + 22° R. be- nöthigt wird, und dass zum Begiessen die Anwendung von Brackwasser das Gedeihen des Baumes sehr befördert; — Feigen, zur Vertilgung der auf dieser Baumart sehr oft vorfindlichen Coceus ist das Reiben mit einer in bittere oder: alkalininische Flüssigkeit getauchten groben Bürste sehr empfehlenswerth; Mandeln, darunter ist der Mandorlo-persicc, ein Hybrid von Mandel und Pfirsich, mit grossen weissen, etwas rosafarbigen Blüthen, dieser Baum bringt gewöhnlich zweierlei Frucht, die eine mit harter Schale, die andere mit weicher und essbar' wie ein Pfirsich, der Kern ist wie bei den gewöhnlichen Mandeln, schön gross und süss, Reife Mitte Oktober; dann werden noch Mispeln, Nüsse, unter welchen für kalte Lokalitäten die Juglans serotina bemerkenswerth, da diese erst Ende Juni zur Blüthe kommt; — Olivenbaum, von diesem werden mehrere Exemplare in Töpfen ge- halten, um in nördlichen Ländern als Zier- baum zu dienen, zur Düngung werden Fe- dern, Hornspäne, alte Wolllappen, altes Le- der, menschliche Exeremente anempfohlen; unter den Birnen ist die neue Sorte: albero d’oro sehr ähnlich der P. duchesse d’An- gouleme, sie ist aber mehr herzförmig, weniger gross, mit gelber, braun punktirter Schale, festem süssem Fleisch und der fiocco di cardinale, gross gelblich, roth ge- färbt an der der Sonne ausgesetzten Stelle, festes süsses Fleisch; unter den Pfirsichen ist ferner eine Sorte zu erwähnen, wel- che die Grösse einer Kirsche hat, von weisser Farbe, rosenroth an der der Sonne zugewendeten Seite, sie hat ein sehr weisses feines zuckersüsses Fleisch, der Kern sehr klein; unter den Aepfein finden wir den Malus cerasifera aus Sibirien, bemerkenswerth 26 \ wegen der kleinen, sehr zierlichen Früchte, dann noch Pistacien, Zwetschgen, Trauben u.m.a u.ma Bei jeder Sorte ist kurze Beschreibung der Frucht und Angabe der nöthigsten Cultur. Unter den Blumen finden wir reichliche Remontante-, Thöe-, Noisettes-, Liliputennes-, Mousseuses-‚Bourbon-, u. a. Rosen, Camellien, darunter neu: Amalia Botti, dittatore Gari- baldi, Principe Umberto e Amadeo u. a., dann Cacteen, Petunien, Nelken, Zwiebel- blumen u. s. f., und endlich Samen von Küchen-, Futter-, Medieinal- und anderen Gewächsen. So eben ist auch der Samen- und Pflan- zencatalog 1867/68 von Hrn. Burdin in Mai- land erschienen, welcher, wie gewöhnlich reiche Anzahl von Obstsorten, Zierbäumen, Blumen etc. etc. bringt. Sr. 2) M. Seubert, die Pflanzenkunde in po- pulärer Darstellung. Leipzig und Hei- delberg in der Winter’schen Verlags- handlung 1867. 5. Auflage. Was gut ist bricht sich Bahn und findet wie dieses vorzügliche Lehrbuch von Seu- bert, immer allgemeinere Verbreitung. Die 5. Auflage legt das beste Zeugniss für die Brauchbarkeit dieses Lehrbuches ab. In klarer und auch leicht für den Pflan- zenfreund verständlicher Sprache gibt dieses Buch in einem einzigen Band alle die wich- tigsten Lehren der Pflanzenkunde, als Mor- phologie, Pflanzen-Anatomie, Pflanzen-Phy- siologie. Darauf folgt die Systematik, Cha- rakterisirung und Erläuterung der wichtig- sten Familien und endlich die Pflanzen- Geographie. Jedem, der sich ein botanisches Handbuch anzuschaffen wünscht, um hierüber den Bau und das Leben der Pflanze, oder über Systematik und Verbreitung der Pflan- zen sich Raths zu erholen, können wir Seu- berts Werk mit der vollsten Ueberzeugung zu diesem Zwecke empfehlen. Zahlreiche in den Text gedruckte Holz- schnitte tragen noch mehr dazu bei, um da, wo das Wort nicht genügt, durch bildliche Anschauung das Gesagte noch verständlicher zu machen. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Handwörterbuch für Bienenfreunde, herausgegeben von den Vorstehern des Märkischen Bienenvereins. Berlin 1867. Verlag und Druck von Heinicke. — Für Freunde der Bienenzucht, und deren. finden sich ja unter den Gartenfreunden so viele, ein sehr nützliches Buch, In alpha- betischer Anordnung werden alle zur Bie- nenkunde gehörigen Fachausdrücke, die Ho- nig spendenden Pflanzen etc., aufgeführt, und ähnlich wie bei einem Conversations- Lexikon, werden an diese Worte die be- treffenden, und so viel wir von der Sache verstehen, treffenden Belehrungen geknüpft. Das Buch gibt in dieser Weise eine vollständige Anweisung zur Bienenzucht nach den neuesten Erfahrungen. Weshalb gerade diese Form gewählt ist, wo die Be- lehrung nicht in logischer Anordnung ge- geben werden kann, begreifen wir nicht, wahrscheinlich aber, weil mehrere Bearbei- ter an dem Buche thätig waren. (E. R.) 4) J. A. Hardy, der Obstbaumschnitt. Neueste Methode zur Behandlung der feineren Obstarten am Spalier, sowie in allen andern gebräuchlichen Formen; bearbeitet von H. Jäger. Dritte Auf- lage. Leipzig 1867 bei O. Spamer. Unser geehrter Freund und Mitarbeiter veröffentlicht nun in kurzer Zeit schon die dritte Auflage dieses Werkes, deren erste Auflagen, wir schon früher mit der vollsten Anerkennung anzeigen konnten. Es fällt dieses Werk nicht in die Klasse jener oft unbrauchbaren Uebersetzungen, wo der Ueber- setzer ohne Berücksichtigung der lokalen Verkältnisse, oft nicht gerade in klarster Weise das wieder gibt, was in andern Län- dern geleistet wurde. Es schliesst sich die- ses Werk nur dem von Hardy, Dubreil, Le- pere veröffentlichten Werke an, in dem uns die tüchtigsten Baumzüchter Frankreichs ihre Erfahrungen mit guten Zeichnungen illustrirt, mittheilen, steht aber im Uebrigen auf dem sichern Boden der eigenen Erfah- rung und trägt unsern heimischen Verhält- nissen im vollsten Maasse Rechnung. Dass ”- IV. Literatur, so schnell nach der zweiten Auflage eine 3. erscheinen musste, spricht am besten für dieses Buch. Für eine spätere Auflage möchten wir dem Verfasser noch den Wunsch an’s Herz legen, für das französische Centimeter-Maass . überall das bei uns doch bekanntere deut- sche Maass zu substituiren. (E, R.) 5) E. Lucas, Taschenbuch für Pomologen Gärtner und Gartenfreunde. Ravens- burg. Dorn’sche Buchhandlung. Jährlich werden von unseres geehrten Freundes Pomologischem Institute in Reut- lingen neue Taschenbücher ausgegeben. In demselben sind theils die im Pomologischen Institute selbst gemachten Beobachtungen und Versuche veröffentlicht, theils theilen die Eleven des Pomologischen Institutes ihre Erfahrungen mit, die sie früher in ihrer Heimath machten, theils liefern endlich aus- ser dem Verfasser selbst, Freunde desselben ihre Beiträge über Erfahrungen im Gebiete des Obstbaues. So ist dieses Taschenbuch eine wahre Fundgrube für den Freund des Obstbaues und empfehlen wir die Anschaffung aller Jahrgänge (bis jetzt deren 7) auf das nach- drücklichste. Angehängt jedem dieser Ta- schenbücher ist der Catalog des Pomologi- schen Institutes. Deutschland verdankt den rastlosen Arbeiten unseres geehrten Freun- des im Gebiete des Obsthbaues so sehr viel, mögen daher Deutschlands Gartenfreunde sich demselben auch dankbar zeigen und dem auf weite Kreise so nützlich wirkenden Institute zahlreiche Aufträge zukommen las- sen. (E. R.) 6) Stefan Schulzer von Müggen- burg, August Kanitz und Josef a Knapp, die bisher bekannten Pflan- zen Slavoniens. Wien 1866, bei Carl Czermar. Enthält die Aufzählung der Pflanzen Slavoniens mit einzelnen kritischen Bemer- kungen. — 7) M. W. F. R. Suringar, la Sarcine de l’estomaec. PA4 Eine gründliche Untersuchung über die an einzellige Algen erinnernden pflanzlichen Gebilde, die sich in den Auswurfsstoffen des Menschen finden. Eine in Bezug auf Krankheitserscheinungen, die mit dem Ma- gen in Verbindung stehen, besonders aber auch in Bezug auf die Cholera, wo ähnliche Organismen gefunden sein sollen, sehr in- teressante Arbeit. 8) Jamin et Durand, Catalogue rais sonn& des arbres fruitiers. Paris chez E. Donnaud 9, Rue Cassette. — Die bekannten Baumzüchter Jamin et Durand zu Bourg-la-Reine geben für Frank- reich mit diesem Catalog gleichsam ein Seitenstück zum Taschenbuche von Lucas. Eine Anleitung zur Pflanzung der Obstbäu- me; ferner zur Anzucht derselben zu den beliebtesten Formen mit guten Abbildungen» bildet die Einleitung. Dann folgi die Auf- führung der Sorten mit Angabe von Ge- schmack, Grösse der Früchte, Fruchtbarkeit der Bäume und Reifezeit. — 9) E. Lucas, die Lehre vom Baum- schnitt. Ravensburg 1867. Verlag der Dorn’schen Buchhandiung. — Mit 6 lithographirten Tafeln und 96 Holz- schnitten. Ein von Anfang bis zu Ende vortrefi- liches Buch, das wir mit wahrem Vergnügen eingesehen haben. Nicht nur Klarheit und Sicherheit der Sprache, sondern ganz beson- ders der Umstand zeichnet dieses der Er- ziehung des Obstbaumes zu den verschie- densten Formen gewidmete Werk aus, dass es nicht andern nachspricht, sondern nur selbst Geprüftes gibt. Unseren deutschen Pomologen wird ferner dieses Werk schon aus dem Grunde viel nützlicher sein, als manche der zahlreichen Uebersetzungen über Baumschnitt und Heranbildung des Baumes zu den verschiedensten Formen aus der französischen Gartenliteratur, — weil das- selbe speziell unsere Verhältnisse berück- sichtigt und dasselbst Durchgearbeitete und gut Verstandene, auch klarer und fasslicher als solche Uebersetzungen vorträgt. Wir sprechen daher unserm geehrten 28 Freunde unsern Dank aus für diese Gabe, die der Ausfluss von Mühe und Arbeit und voller Intelligenz ist. Alle Freunde des Obstbaues müssen mit uns dieses gediegene Buch mit Freude begrüssen und keinem, der sich für die Obstkunde nur einigermassen interessirt, sollte dasselbe fehlen. — (E. R.) 10) G. Pritzel, Iconum Botanicarum Index lucupletissimus. Pars al- tera, oder Verzeichniss der Abbildun- gen sichtbar blühender Pflanzen und Farnkräuter, aus der Botanischen und Garten-Literatur des XIX. Jahrhunderts, in alphabetischer Folge zusammenge- stellt. Berlin 1866. Nicolaische Ver- lagshandlung. Die Leser verlangen vor Allem Wahr- heit vom Recensenten. Wie so gerne würde der Recensent oft strenger urthei- len und unbarmherziger die Unwissenheit und Anmassung züchtigen, wenn er nicht stets dessen eingedenk sein müsste, dass es leichter ist, Mängel aufzudecken, wie ces selbst besser zu machen, und dass zuletzt fast jedes Werk seine Achillesferse hat, — ja dass es endlich unbarmherzig ist, den der in bester Meinung seine Weisheit zu Markte trug, noch für Mühe und Arbeit lä- cherlich zu machen! So ist es denn aber auch im Gegen- theil eine wahre Herzensfreude, wenn zur Anzeige einmal, wie das so selten der Fall ist, zugleich mehrere Werke nach einander vorliegen, an denen in Wahrheit nichts aus- zusetzen ist. Gar mancher wird da sagen, das Werk, was wir hier besprechen, habe eine geringere Wichtigkeit. Wer aber, wie wir in den Fall kommt, Pritzels Index der Abbildungen fast täglich nach zu sehen, — wer sich da- bei, wie wir, zu überzeugen Gelegenheit hat, mit welcher Sorgfalt dieses Buch gearbeitet ist, wie richtig die Tausende der Citate ge- geben sind. — wie solches endlich mit der ausgebreitetsten Literaturkenntniss alle Quel- len benutzt hat und den Suchenden in dem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der»Schweiz, Chaos der Literatur so oft auf die versteckte Quelle leitet, — der wird und muss wie wir, Hrn. Pritzel für seine so mühsame, so correkte, so vollständige und so äusserst nützliche Arbeit von ganzem Herzen danken. Das in Rede stehende Werk hat aber nicht blos Interesse für den engern Kreis von Botanikern, nein, es ist auch von Nutzen für jeden Gartenfreund, der eine kleine Bi- bliothek von Gartenwerken mit Abbildungen besitzt. Blühet ihm irgend eine Pflanze, will der Gartenfreund sehen, ob solche in einem Buch seiner Bibliothek oder in irgend einer andern ihm zur Benutzung offen stehenden Bibliothek abgebildet ist, so schlage er nur Pritzels Werk auf, — und er hat keine wei- tern Nachsuchungen nothwendig, sondern wird in kürzester Zeit direkt zur Quelle ge- leitet. (E. R.) 11) Journal der Royal Horticultu- ral Society in London. Juli 1866. (Vol. I. part. 3). Wir notiren aus diesem wichtigen Jour- nal die folgenden Artikel. a) John Standish, über Erziehung von Früchten durch Befruchtung. — Herr Standish hat in den letzten Jahren seine Aufmerksamkeit vorzugsweise der Erziehung von Früchten mittelst Samen, die durch künstliche Befruchtung gewonnen wurden, zugewendet und hierzu Weintrauben ge- wählt. Er wählte zu seinen Versuchen .2 Traubensorten, nämlich den Muscat von Alexandria und den Trouveren Mus- cat. Die erstere Sorte besitzt einen stark muskirten Geschmack, ist aber in Cultur sehr schwierig. Die andere Sorte hat einen vorzüglichen, aber weniger muskirten Ge- schmack, ist in Oultur ohne Schwierigkeiten zu erziehen, braucht aber lange Zeit zur Reife. Der Muscat von Alexandria ward als Samenträger benutzt. Von 30 Sämlingen war nicht einer dem anderen gleich, darun- ter einige sehr gute frühreifende Sorten, mit fein muskirtem Geschmack. b) Professor Berkeley bespricht das Asplenium ebenoides Asa Gray und gibt davon eine Abbildung. Dasselbe IV. Literatur. 29 Winter bei Tag auf 17—20° R. ge- halten. ist bei Philadelphia zwischen Asplenium ebenum und Camptosorus rhizophyllus ge- {unden worden. Dasselbe hält genau die Mitte zwischen beiden Arten und wird für einen Bastard von diesen beiden erklärt. c) Taplin, Gärtner beim Herzog von Devonshire zu Chatsworth,, über die Cultur von Amherstia nobilis. Die Amherstia no- bilis ist einer der prächtigsten Blüthensträu- cher der Tropen, hat bis jetzt aber in Cul- tur nur an wenigen Orten geblühet. In Chatsworth blühet ein ungefähr 25 Jahre altes, 5 Fuss hohes und 25 Fuss im Umfang haltendes Exemplar jährlich. Demselben ist freilich aber ein besonderes Gewächshaus erbaut worden. Hier steht dasselbe in einem über dem Fussboden erhöheten Erdbeete, das 6 Fuss im Quadrat hält und 3 Fuss tief ist. Der Boden wird durch durchgehende Heizröhren aut 24° R. erwärmt. Als Erde ist eine sandige lehmige Ra- senerde gewählt und für guten Abfluss des Wassers ist gesorgt, da diese Pflanze zur Zeit der Wachsthums-Periode sehr reichliche Bewässerung verlangt. Sobald die Pflanze geblühet hat, wird soviel der alten Erde von der Oberfläche fortgenommen, als dies ausgeführt werden kann, ohne den Wurzeln zu sehr zu scha- den und dafür lockere frische Erde nachge- füllt. Sobald das erneute Wachsthum be- ginnt, muss der direkte Einfluss der Sonne durch Beschattung gebrochen werden, da die jungen Blätter gegen die Einwirkung des direkten Sonnenlichts sehr empfindlich sind. Ausserdem wird die Pflanze in dieser Periode täglich zweimal überspritzt und die Luft wird durch Begiessen der Wege und durch 'mit Schaalen gefülltes Wasser feucht gehalten. Gemeiniglich macht die Pflanze 2 Triebe im Sommer und die Temperatur während des Triebes soll bei Nacht auf 20° R. und bei Tage auf 24—31° R. gehal- ten werden. Im Herbste, wenn das Holz zu reifen beginnt, wird weniger Schatten und Wasser gegeben. Jedoch soll die Erde nie zu trocken werden und auch die Luft muss feucht bleiben. Die Temperatur wird im Im Januar gebe man wiederum mehr Wasser, da die Pflanze gegen Ende Januar die Knospen zu entwickeln beginnt. Die Blüthenstände entwickeln sich nun ziemlich schnell und die Blüthezeit dauert 5-6 Wo- chen. Im Jahre 1865 entwickelte die in Rede stehende Pflanze 55 Blüthenstände, von denen bis 20 zu gleicher Zeit die präch- tigen Blumen geöffnet hatten. — d) Professor Berkeley bespricht 2 Arten von parasitischen Pilzen, nämlich Puccinia Apii Fresen. und Cercospo- ra penicillata Fresenius, welche eine Krankheit des Selleri verursacht hatten. e) Professor Berkeley beschreibt zwei neue Arten der Gattung Rudgesa, ei- ner Gattung aus der Familie der Rubiaceen, zunächst verwandt mit Coffea und Psycho- tria, nämlich: Rudgea macrophylla Benth. Eine vorzüglich schöne Warmhauspflanze, idie von Brogniart als Psychotria leucoce- phala beschrieben und von Lemaire im Jardin Fleuriste III, tab. 292 unter diesem Namen abgebildet ward. In den Gärten geht diese Pflanze auch als Psychotria leucantha. Rudgea nivosa Berk. Von Linden als Psychotria nivosa vertheilt. Ein schöner Blüthenstrauch für’s niedrige Warmhaus, der aus Paranas stammt. ‘Der aufrechte walzige Stamm im jungen Zustande dicht filzig be- haart. Blätter oberhalb glänzend, unterhalb weisslich und unter der Lupe zart filzig, lederartig, länglich-elliptiisch, am Grunde leicht herzförmig, ähnlich denen von Prunus Laurocerasus. Blattstiele kurz, mit einem kurzen bräunlichen Filz bekleidet. Neben- blätter stehen zwischen den Blattstielen, sind am Grunde verwachsen, nach oben frei, auf der Rückseite mit kleinen dornar- tigen Gebilden besetzt. Blüthenstand spitzen- ständig. Blüthenstiele wie Kelch und Blu- menkrone weisswollig, in 4—5 Aeste ge- theilt, welche wenige in kleine Doldentrau- ben gestellte Blumen tragen, so dass der Blüthenstand kopfförmig ist. Kelch 4-lappig. Blumenkrone mit zolllauger, nach oben er- 30 weiterter' Röhre, 4-theiligem Saume und Lappen die unter der Spitze in einen horn- artigen Fortsatz ausgehen. Staubfäden 4, eingeschlossen. Fruchtknoten kurz, 2-fäch- rig. Ein kleiner drüsiger Ring um den Fruchtknoten. Griffel fadenförmig, mit 2-Jap- piger Narbe. 12) Journal of the R. Hort. Society. Januar 1867. Vol. I. part. 4. a) R. T. Lowe gibt eine Aufzählung der Fruchtbäume und Nutzpflanzen Madeira’s und der Cap Verdischen Inseln. Eine sehr interessante Zusammenstellung, von der wir aber schon deshalb keinen Auszug geben können, weil dies einen grössern Raum in Anspruch nehmen würde, als unsere Zu- schrift gestattet. b) Ein Bericht über den Botanischen Garten von Breslau nach Göpperts Schriften. c) Professor Berkeley über einen Pilz, der als Schmarotzer aufOrchideenblät- tern Krankheitserscheinungen bedingt. Es ist ‚das ein weisser fadiger Pilz, der viele kugelige Körper trägt. P. Berkeley hält solchen für das Mycelium eines Agaricus, der auf Sphagnum lebt und mit dem Sphag- num in die Treibhäuser eingeschleppt wird. d) Professor Berkeley über 2 neue Aroideen, die vom Sammler der RoyalHor- ticultural Society in Brasilien entdeckt wur- den. 1) Dieffenbachia Weirii Berkl. Blätter länglich, am Grunde verschmälert, noch einmal. so lang als der Blatitstiel. Blattfläche grün, gezeichnet mit hellern läng- lichen unregelmässigen Flecken und ge- streiftem Mittelnerven. Blattstiel oberhalb gehöhlt. Blüthenstiel auf der obern Seite flach, auf der untern Seite convex, gerippt. Blüthenscheide verlängert, scheidig, ohne Flecken. Der Blüthenkolben 4 Zoll lang. Fruchtknoten sitzend, zweilappig; Narbe orangenfarben. Eigenthümlich bei dem ein- zigen, bis jetzt beobachteten Blüthenstande, war es, dass an dem normalen Blüthenko]- ben sich noch mehrere kleinere Blüthenkol- ben seitlich entwickelten, von denen jeder am Grunde mit 2 nachenförmigen, gegen- ‚überstehenden Scheiden versehen war. Prof. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Berkeley hält diese Entwickelung der se- kundären Blüthenkolben im Innern der all- gemeinen Scheide für eine Monstrosität. 2) Zomicarpa pythonia Schott. Schott. syn. Aroid. pag. 121. — Ejusd. Gen. Aroid. tab. 23. Eine schon von Schott beschriebene Pflanze mit pfeilförmigen oder am Grunde herzförmigen Wurzelblättern. Die folgenden Blätter sind 3-theilig, mit lappigen oder abermals zweischnittigen Sei- tenlappen. 13) L. Fischer, der Botanische Garten in Bern. Bern 1866 bei Rieder und Sim- men. Das Schriftchen gibt Nachrichten über den Botanischen Garten in Bern, über dessen Gründung, Anordnung und Sammlungen. Der Botanische Garten in Bern hat mancherlei Veränderungen erfahren. 1789 ward der erste Botanische Garten im Aar- ziele angelegt, 1796 ward er nach der Lang- mauer verlegt, 1804 endlich ward er in der Nähe des. Hochschulgebäudes angelegt. Mit geringer Dotation von Seite der Regierung leistete der Garten, was die Verhältnisse er- laubten. Mit dem Jahre 1858 ward ein grösseres Stück Land zu derEinrichtung des jetzigen Gartens angekauft, es wurden neue Gewächshäuser gebaut uud das ganze 8 Ju- chart haltende Areal zweckmässig ange- legt. Seit 1862 konnte der neue Garten be- zogen werden und seitdem rechnet der Berner Botanische Garten zu den bessern der derar- tigen Institute Europas, obgleich der ganze Etat für Unterhaltung und Bearbeitung des Gartens nur 5000 Fres. seit jener Zeit be- trägt. Da der Garten mit dieser Summe natür- lich nicht eine ehrenhafte Stelle einnehmen konnte, ist er darauf angewiesen, durch Ver- kauf den Rest der laufenden Kosten zu decken, ein Uebelstand, der leider den mei- sten Botanischen Gärten wegen Mangel hin-» länglicher Mittel anhängt Doppelt ehren- haft ist es aber, wenn es dem Vorstande, trotz dieses, den wissenschaftlichen Zwecken hinderlichen Missstandes dennoch gelingt, das Institut so zu halten und so einzurich- ten, dass es den Anforderungen der Zeit V. Neuestes. entspricht. Dass letzteres beim Botanischen 31 reich gehaltenen Besprechung der Samm- Garten in Bern der Fall ist, das geht schon | lungen des Berner Gartens hervor, hinlänglich aus der interessanten und lehr- (E. R.) m m Jay: Personalnotizen und Neuestese. 1) Blumenausstellung in Amster- dam vom 4. bis zum 9. April. Dieselbe findet in dem dortigen Krystall-Palais statt. Programme können unter der Adresse $. Ba- cker, Sekretär derHolland’sche Maatschappy van Landbouw in Amsterdam bezogen wer- den. — 9) Botanischer Garten in Kew bei London. Im Jahre 1866 besuchten 488,765 Personen diesen Garten, davon ka- men 230,907 auf die Sonntage und 257,858 auf die Wochentage. Der geringste Besuch an einem Wochentage war die Anzahl von 11 Personen, der stärkste Besuch an einem Sonntage (den 24. Juni) war die enorme Zahl von 14,631 Personen. Im Jahre 1865 war der Besuch des Gartens noch bedeutender, indem da im Ganzen 529,243 Personen eintraten. (Nach Hookers report of the Progress and condition of the Royal Gardens at Kew.) 3) In Petersburg findet Anfang Januar 1868 eine Versammlung der Russischen Na- turforscher statt. 4) Der General-Gouverneur in ÖOstsibi- rien, Herr von Korsakow, hat Hrn. Gül- denstedt, bisher Gärtner im Kais. Bota- nischen Garten als Gärtner engagirt. Letz- terer soll in der vor einigen Jahren zum Russischen Reiche gekommenen Provinz des Ussuri-Stroms, nördlich von der Gränze von Corea gelegen, in Posjet, einen Gar- ten anlegen, von dem aus Obstsorten, Ge- müse ete., in den Ursuri- und Amur-Gegen- den verbreitet werden sollen. 5) Herr Gaugler, bisher Obergärtner beim Hrn. P. Buck, ist als Gärtner für die Treibereien und Gewächshäuser Ihrer Kai- serlichen Hoheit der Grossfürstin Helene- Pawlowna in Oranienbaum angestellt wor- den, 6) Professor Auerbach, zweiter Sekretär der Naturforschenden Gesellschaft in Moskau ist im Dezember v.J. gestorben. 7) Botanische Mittheilungen in der Sitzung der Akademie der Wissen- schaften in Wien. In der Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaf- ten in Wien im Oktober 1867 hatte Herr Prof. Unger den „Rosmarin und seine Ver- wendung in Dalmatien“ besprochen. Diese auf Lesina und den Nachbarinseln alle dür- ren, steinigen Bergabhänge überziehende, duftende und gewürzhafte Pflanze ist schon lange ein Gegenstand der Industrie gewe- sen. Man bereitete aus ihren Blättern ein ätherisches Oel und die Aqua reginae Hun- gariae, die weit umher versandt wurden. In neuester Zeit hat die vermehrte Nachfrage nach dem ersteren, der kleinen Insel diese namhafte Einnahmequelle verschafft, so dass es an der Zeit ist, die Cultur des Rosma- rins auf zweckmässigere Art in Angriff zu nehmen, sowie auch die Destillation des flüchtigen Oeles auf eine mehr vollkomme- ne Weise zn bewerkstelligen. Herr Prof. Unger gab ein zierlich detaillirtes Bild der Verbreitung dieser besonders auch im südlichen Frankreich benutzten Pflanze und unterwarf auch insbesondere die ölausschei- denden Organe — die Drüsenhaare — einer eingehenden Untersuchung. — In oben an- gedeuteter Sitzung gab Hr. Böhm eine Mit- theilung über „‚die physiologischen Bedin- gungen der Bildung von Nebenwurzeln bei Stecklingen der Bruchweide‘“. Hr. Böhm erwähnt, dass schon Malpighi wusste, dass durch Anlegung einer Ringwunde bei dico- tylen Pflanzen das Dickenwachsthum des Stammes unterhalb der Ringelung sistirt werde. Hr. Böhm hatte sich überzeugt, dass unterhalb der Aeste geringelte Stämme '32 nur so lange leben, als die dort vorhande- nen Reservestofie, das zum Wachsthum der Wurzeln nothwendige Materiale liefern. Er beobachtete aber auch, dass geringelte Wei- denstecklinge an den unteren abgeringelten und unter Wasser getauchten Enden keine Wurzeln bilden, selbst wenn in deren Zellen Amylum noch in Menge vorhanden ist. — Ueberzeugt, dass jede Nachbildung und jedes Wachsthum von Pflanzenorganen aufKosten der Reservenahrung nur durch Vermittlung von Sauerstoff möglich ist, schloss der Verf., dass die Bildung von Wurzeln an abgerin- gelten und bis zur Ringwunde in Wasser getauchten Zweigenden erfolgen würde, wenn es gelänge, denselben Sauerstoff zuzuführen. — Die grüne Rinde hat die Eigenschaft un- ter Einfluss des Lichtes die Kohlensäure zu zerlegen und Sauerstoff auszuscheiden. Es wurden demnach geringelte Stecklinge unter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den angegebenen Verhältnissen in, der Ein- wirkung des Sonnenlichtes ausgesetzten Glascylindern gezogen und die Wurzelbil- dung unterhalb der Ringwunde unterblieb nicht und dauerte bis zum völligen Ver- schwinden des Amylum aus den Zellen der abgeringelten Zweigenden. — Das Resultat forderte zur Untersuchung auf, wie sich ganz unter Wasser versenkte Weidenzweige einerseits im dunkeln, andererseits unter Einfluss des Sonnenlichtes verhalten würden — es entwickelten sich bei den isolirten Zweigen Wurzeln und Knospen in einer den vorhandenen Reservestoffen entsprechenden Menge, während bei den im dunkel gehal- ten Stecklingen jede Neubildung unterblieb. Hr. Böhm stellte auch Versuche an über den Einfluss der Kohlensäure, des Wasser- stoffes und des Leuchtgases auf die Ent- wickelung von Stecklingen. (Sr.) os I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Collinsia corymbosa. (Siehe Tafel ne) Scerophularineae, Eine neue einjährige Collinsia aus | oder fast sitzend, die Blüthenstiele 5—7 Mexiko, durch die Handelsgärtnerei von | Mm. lang. Der tief-fünfspaltige Kelch Haage und Schmidt in Erfurt unter die- | ist mit den Zipfeln 1 Cm. lang, glocken- sem Namen in dem Jahre 1865 ein- |förmig, behaart, weisslich grün; die geführt. Kelchzipfel sind grün und eirund. Die Pflanze ist niedrig, von Grund Die Röhre der lang vorgezogenen aus verästelt und fast niederliegend und | und abwärts geneigten Korolle ist hinten wird nicht höher als 10—15 Cm. Die am Grunde höckerig; die Oberlippe des Stengel sind von mehlstaubigen Flaum- | Blumensaums ist fast ganzrandig und haaren bedeckt, die Blätter sind fleischig, | nur an der Spitze zweispaltig, 1 Cm. unregelmässig und scharf gekerbt, die | lang und 4 Mm. breit, lila-bläulich, mit unteren ziemlich lang gestielt, die mitt- | sehr kurzen, gelblichen und aufrecht- leren kurz gestielt und die oberen fast | umgeschlagenen Lappen; die Unterlippe sitzend; diese letzteren sind sehr ver- |ist dreitheilig, 2 Cm. lang und 11/, Cm. schmälert, fast ganzrandig, I—1!/, Cm. | breit, weisslich gelb. Der Mittellappen lang und !/,— 1 Cm. breit, wirtelförmigge- |ist zusammengefaltet und umschliesst stellt; die Blumen sind alle blattwinkel- | die Geschlechtstheile, die Seitenlappen ständig, nach oben zu zahlreich, in einen | sind abstehend. endständigen Blüthenstand zusammenge- Die Samenkapsel ist kugelig, mit drängt und dieser daher mit dem un- | der Kelchröhre fast gleich hoch, von richtigen Namen corymbosus (dolden- | den Kelchzipfeln aber stark überragt; traubig) bezeichnet, obwohl er in der | die Samen sind eiförmig, bräunlich. — Wirklichkeit keine Doldentraube bildet. | Diese neue Art steht der C. bartsiaefo- Die einzelnen Blüthen sind kurzgestielt | lia am Nächsten, ist aber in allen ihren IL 1868. 3 34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Theilen viel kleiner; die Blätter sind | dürfte wegen ihres niedrigen Wuchses kleiner, kürzer und fleischiger; die Ko- rolle ist deutlich verschieden durch die | pfehlen sein. besonders als Bordürenpflanze zu em- Cultur gleich den andern sehr kurzen Lappen der Öberlippe und | schon länger bekannten Arten dieser durch die eigenthümliche lila-bläuliche | Gattung. Färbung derselben. Die C. corymbosa dv) b) Diehorisandraalbo-marginata Linden (Siehe Tafel 569.) Commelyneae. D. albo-maculata Linden. cat. 1862; caule erecto, glabro; foliis lanceolatis, acuminatis, basin versus attenuatis, utrin- que glabris; vaginis ore villosulis; racemo terminali, pedunculato; pedunculo rha- chique puberulo; racemi ramulis brevi- bus, puberulis, quam flores brevioribus, apicee 2—4-floris; floribus glomeratis, sessilibus; sepalis extus puberulis; sta- minibus 3. — Caules teretes, 2—4-pedaies, sim- plices v. apice ramosi, perennes. Va- ginae vix pollicares, striatae, glabrae et ore tantum puberulae. Folia 6—S8-polli- ces longa, eireiter 21/, poll. lata, supra argentea medio stria lata viridi, subtus pallide viridia. Peduneculus terminalis, eirciter 21/, poll. longus. Racemus eir- eiter 2 poll. longus, densiflorus; ramuli eireiter 1/, poll. longi, patentes, brac- teis lineari-lanceolatis suffulti; braeteae inferiores flores superantes, superiores floribus breviores. Flores in apice ra- mulorum glomerati, sessiles; sepala 3, concava, obtusiuscula, ovata, albida, dorso caerulea puberulaque. Petala 3, majora, rhomboideo-ovata, cyanea et basi albida. Stamina 5; antherae oblongae, lIuteae, filamentum aequantes. Die schöne in Rede stehende Di- chorisandra ward von Linden aus Bra- silien eingeführt und im Jahre 1862 zum ersten Male vertheilt. Seitdem hat sich diese schöne Decorationspflanze in den Sammlungen der Warmhäuser in den Gärten Europas verbreitet, ward bis jetzt aber noch nicht beschrieben. Wohl erwähnt unser geehrter Freund Prof. Ü. Koch dieser Pflanze wiederholt in seiner vortrefflichen Wochenschrift. Der- selbe sah diese Pflanze aber noch nicht in Blüthe und ist der Meinung, dass solche mit den als D. vittata in den Gärten verbreiteten Formen, sowie mit der von Schlechtendal (Linnaea 1853 pag. 454) alsD. marginata, jedoch eben- falls nach einem nicht blühenden Exem- plar beschriebenen Pflanzen, eine Art bilde. Wir können dies nicht entschei- | den und nur das mit Sicherheit sagen, dass D. albo-marginata Linden, von der im Herbste 1867 ein grosses starkes Exemplar im Petersburger Botanischen Garten blühete, bis jetzt noch nir- gends beschrieben wurde. Dieselbe ge- hört zu der Gruppe mit spitzenstän- diger Blüthentraube und 5 mämli- chen Blumen, wie solche M. Seubert I. Originalabhandlungen. in Martius Flora Bras. III pag. 236 bildet. Die aufrechten dicken Stengel, die sich zu vielen aus der Wurzel erheben» werden 2—3 Fuss hoch, sind entweder einfach oder verästeln sich später an ‘ der Spitze und dauern viele Jahre: Blatt- scheiden 4 Zoll lang und nur am obern Rande behaart. Blätter 6—8 Zoll lang, 21/, Zoll breit, kahl, lanzettlich, zuge- spitzt, nach dem Grund zu verschmälert, oberhalb silberweiss und mit breitem grünem Mittelstreifen, unterhalb hell- grün. Blumen in gestielter spitsenstän- diger Traube. Blüthenstiel und Blüthen- spindel kurzhaarig, ersterer 2—3 Zoll lang. Die Blüthentraube ist diehtblumig, ungefähr 2 Zoll lang und besteht aus vielen kurzen, 2—3 Linien langen kurz- haarigen Seitenästchen, auf deren Spitze 2—4 Blumen in einem Knäuel sitzen. Jedes Blüthenäsichen von einer linien- lanzettlichen Bractee gestützt, von denen 35 die der untern Blüthenästehen länger als die Blumen, die der obern kürzer als die Blumen. Blumen bestehen aus 3 Kelckabschnitten, 3 Blumenblättern, 5 Staubfäden und einem Griffel. Kelch- blättchen oval, stumpf, gehöhlt, inner- halb weiss, von aussen kurzhaarig und auf dem Rücken blaa. Blumenblätter rhomboid-oval, etwas länger als die Kelch- blätter, ungefähr 2/, Zoll lang, schön dunkelhimmelblau und am Grunde weiss, Antheren gelb, ungefähr so lang als die Staubfäden. Schöne Dekorationspflanze für das Warmhaus, die eine lehmige Erde liebt. Vermehrung durch Theilung und Steck- linge. — (E. R.) Fig. 1. Die Spitze eines Stengels, etwas verkleinert. Fig. 2. Ein Blatt in natürlicher Grösse, Fig. 3. Ein Staubfaden, vergrös- sert. co Damnacanthus major Su Z. (Siehe Tafel 570). Rubiaceae. Sieb. u. Zuce. Fl. Jap. fam. nat.II. | tate, stigmatibusque, 177. Walp. Ann. I p. 984. Sed florum mag- nitudo in utraque fere eadem. Transi- Spinis folio multo brevioribus; foliis | tus nunquam observavi. brevissime petiolatis ovatis vel elliptieis Var. 8. submitis Maxm. spinis acutis glabris coriaceis, calycis laciniis | parum vel vix stipulas superantibus. ovato-lanceolatis acutis, stigmatis laciniis breviter oblongis obtusis. In Japonia, iisdem locis ac D. In- dieus Gärtn. a quo bene differt in eo, | Culta Yedo. Fl. albi. Colitur lusus fol. varie- gatis. Die Gattung Damnacanthus ist zu- quod omnibus partibus duplo major sal- | nächst mit Canthium verwandt und sind tem sit, foliorum forma, spinarum brevi- | von derselben nur 2 Arten bekannt, von ,# 36 der die eine, D. indieus Gärtn. nach der Gärtner die Gattung aufgestellt hat, in Ostindien zu Hause ist. Die in Rede stehende Art ist in Japan zu Hause, Sie bildet einen niedrigen Halbstrauch mit gespreizten Aesten, kurz gestielten ge- genständigen oval-elliptischen spitzen kahlen ganzrandigen Blättern und weis- sen achselständigen Blumen, Die vorstehende Abbildung ward | zur Cultur im Kalthause. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nach einem Exemplare gemacht, das Herr Maximowicz im lebenden Zustande aus Gärten in Jedo (Japan) in den K. Bot. Garten einführte. Es bildet das- selbe eine Abart und unterscheidet sich durch sehr kurze oder auch fehlende: Stacheln von der Stammart, die da, wo sie vorhanden, am Grunde der Blätter . stehen. Ein zierlicher kleiner Strauch (E. R.) ?) Araliaceeen zum Auspflanzen ins freie Land. Der im Novemberhefte v. J. der Gar- tenflora erschienene Artikel „Aralia-Arten als Sommer-Freilandpflanzen‘' vom Herrn Hofgärtner Jäger bestimmt mich über einzelne Gattungen und Arten der de- korativen Familie der Araliaceen, sowie über das Auspflanzen derselben in das freie Land während des Sommers auch Einiges zu sagen. Seit mehreren Jahren bringe ich Pflanzen aus besiimmten Familien in Gruppen des freien Landes, unter wel- chen sich stets die der Araliaceen am schönsten präsentirte. Von unbestrittener Schönheit unter den zur Pflanzung benützten ist Paratro- pia Teyssmanniana de Vriese, mit ihrem leichten gefälligen Wuchse und dem dunkeln Grün der ziemlich grossen, handförmig getheilten Blätter; von min- derer Schönheit, aber jedenfalls auch zu von Paratropia oder von Cussonia thyrsiflora Thbg., abwechselnd mit Oreopanax capitatum Desne., Pa- nax aculeatum Ait. und Fatsia ja- ponica Desne. u. Planch. (Aralia Sie- boldi) umgeben, welch’ letztere, wenn man einen grössern Vorrath davon be- sitzt, den äussern Kranz der Gruppe bilden kann, was namentlich bedeuten- den Effekt hervorbringen wird, wenn buntblätterige Exemplare abwechselnd mit grünblätterigen zur Pflanzung gelan- gen. Cussonia thyrsiflora und Panax aculeatum sind zwar, was man steife Pflanzen nennt, doch glaubte ich solche erwähnen zu müssen, da sie al- lenthalben verwendet werden können, um mehr Mannichfaltigkeit in eine Gruppe zu bringen. Paratropia pulchra Desne. u. Planch., sowie Paratropia tomen- empfehlen, ist P. venulosa Wght. u. |tosa Miqu. (Sciadophyllum farinosum Arn. Für die Mitte der Gruppe wird sich stets Aralia (Tetrapanax C. Kch.)-pa- pyrifera Hook. sehr gut eignen, welche ja vielfach seit ihrem Bekanntsein auf Rabatten und Rasenplätzen verwendet wird, diese wird dann von stärkern Exemplaren der genannten beiden Arten ı wenn dieselben in thieen Blme.) habe ich zur Auspflanzung noch nicht benutzt, ich zweifle jedoch nicht an dem Erfolge ihrer Verwendung, geschützten Par- angebracht werden können, wo sie von Sonne und Wind nicht lei- den. Das Einpflanzen vertragen alle von I, Originalabhandlungen. 37 m’r bis jetzt verwendeten Arten sehr | hause entnommenen Exemplare abzu- gut, und war das Auspflanzen für die- seiben vom besten Erfolge, was gegen- über den im Topfe verbliebenen am besten zu ersehen ist. ° Vor dem Auspflanzen sind sämmt- | ! } "liche Arten, namentlich die dem Warm- | härten, damit sie nicht von Wind und Sonne leiden und hiedurch verunstaltet werden. Carl Salomon, K. bot. Gärtner in Würzburg, 3) Das Denkmal, Leben und Wirken Christian Reiehart's in Erfurt. Am neunten September v. J. fand in Erfurt die feierliche Enthüllung und Uebergabe des Denkmals Christian Reichart’s mit den bei solchen Gele- genheiten üblichen Feierlichkeiten unter Betheiligung des Gartenbauvereins und | vieler fremder Gärtner, sowie der Er- furter Bürgerschaft und Behörden statt *). Zugleich fand vom Erfurter Gartenbau- verein veranstaltet in „Vogels Garten“, hauptsächlich im Gebäude des dortigen Sommertheaters eine Ausstellung ohne Concurrenz statt. Wer war Christian Reichart? wer- den viele Leser fragen; denn wenn auch dieser Name in Erfurt populär, in Thü- ringen vielfach bekannt und von allen Gärtnern , welche sich mit der Literatur des Gemüsebauesbeschäftigt haben, hoch- geschätzt ist, so kann man doch nicht annehmen, dass ein Mann, welcher vor | 150 Jahren lebte und für den Gartenbau wirkte, allen Lesern dieser Blätter be- kannt sein soll, Auf den nachfolgenden *) Eine ausführliche Beschreibung der Festlichkeiten enthält die „Deutsche Garten- zeitung“ Nr. 40 u. 41 v.J., zugleich den Wort- laut der dabei gehaltenen Reden des Gar- tenbauvorstandes, Herrn Dr. Schlapp, des ersten Bürgermeisters etc. Seiten will ich die Antwort ertheilen und benutze hierbei dieim letzten Bande seines „Land- und Gartenschatzes‘ ent- haltene Selbstbiographie, sowie die Mit- theilung des Herrn T. Rümpler in dem von ihm im Auftrage des Erfurter Gartenbauvereins als Secretär herausge- gebenem Programm für die Feier der Ent- hüllung der Statue Christian Reichart’s. Reichart’s Verdienste sind doppelter Art, nämlich erstens als erstem Beför- derer des Gartenbaues in Erfurt und Schöpfer und Verbesserer vieler, diesem Orte eigenthümlichen Culturen, nament- lich auch als Erfinder und Begründer der Brunnenkressezucht, indem er eine mu- stergiltige Bewirthschaftung einführte; zweitens als Schriftsteller des landwirth- schaftlichen Gartenbaues und Feldbaues. Sein „Land- und Gartenschatz“, voll- ständig in 10 Bänden oder Abtheilungen, wovon der erste Theil 1751 erschien, ist, wie man zu sagen pflegt, ein elas- sisches Werk und bildet die Grundlage fast aller bessern Bücher über Gemüse- bau und Samenzucht, welche in Deut- scher Sprache erschienen sind. Es wurde vielfach neu aufgelegt, (der erste Band bis 1778 fünfmal), und noch 1819 von Dr. H. L. W. Völker etwas moder- nisirt neu herausgegeben. Ausserdem 38 erschienen einzelne Theile nach seinem Tode unter besonderen Titeln und über- arbeitet mit und ohne Angabe des ur- sprünglicheu Verfassers. Was Reichart vor mehr als hundert Jahren als Grund- satz der Gemüsecultur aufstellte, gilt grösstentheils noch heute, wie denn auch die meisten Culturen noch jetzt fast un- verändert in Erfurt und anderwärts nach seinen Angaben ausgeführt werden. Selbst die neuesten Schriftsteller über Gemüsebau haben Reichart’s Angaben vielfach benutzt unter Andern der Schrei- ber dieser Zeilen und Dr. E, Lucas in ihren Schriften über Gemüsebau. _&ei- chart war der Erste, welcher die Cul- turregeln wissenschaftlich begründete, was um so höher anzuschlagen ist, als die Naturwissenschaften zu jener Zeit noch auf einer sehr niederen Stufe stan- den, Aus diesen wenigen Angaben geht hervor, dass dieser Mann noch ein an- deres Denkmal verdiente, als er sich selbst in seinen Werken gesetzt; und es gereicht den Männern, welche sein Andenken durch Errichtung desselben bleibend der Nachwelt erhalten-haben, zur grossen Ehre. Die Geschichte die- ses Denkmals ist kurz folgende. Als Erfurt im Herbst 1865 zur Verherr- lichung der grossen Ausstellung so Aus- serordentliches im Bezug auf Decoration der Stadt leistete, hatte das damit be- traute Comit€E den in Erfurt lebenden und wirkenden Bildhauer Georg Fried- rich Karl Kölling, einen Künstler, wel- cher besonders bei der verschönernden Restauration des Erfurter Domes thätig war, veranlasst, ein über lebensgrosses Standbild Reichart’s zu modelliren und in Gyps auszuführen, um es an einem öffentlichen Orte während der Festlich- keiten vom 9.—17. September 1865 auf- zustellen. Der Künstler lieferte in der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kurzen Zeit von 2 Wochen ein so'aus- gezeichnetes Werk, dass es am Ende der schönsten und breitesten Strasse Er- furts unter einem tempelartigen Bau an einer Stelle, wo alle fremden Besucher vorbeikamen, aufgestellt, allgeıneine Be- wunderung erregte, und nur bedauert wurde, dass ein so gelungenes Kunst- werk aus so vergänglichem Material be- stand. Der vielfach ausgesprochene Wunsch, dass es der Nachwelt erhalten werden möge, fand zuerst in einem von meinem verehrten Freunde Dr. Wil- helm Hamm in Leipzig, (gegenwärtig k. k. Ministerialrath und Chef der land- wirthschaftliehen Angelegenheiten ‚in Wien), beim Festbankett ausgesproche- nen Toaste lauten Ausdruck, und bei dieser Gelegenheit wurden bereits die ersten Beiträge von den Festtheilneh- mern gesammelt. Bald darauf bildete sich eine Commission für die, Ausfüh- rung des Denkmals. Der „Verschöne- rungsverein für Erfurt‘ gab einen nam- haften Beitrag, und die durch die Aus- stellungseinnahme vortrefflich bestellte Kasse des Gartenbauvereins stand für den nicht unbedeutenden Rest ein. So kam es, dass das Denkmal am zweiten Jahrestage der Ausstellung von 1865 aufgestellt und der Oeffentlichkeit über- geben werden konnte. Es befindet sich am Ende der schönen neuen Strasse „Neuwerk“, wo diese durch hohe Ufer- bäume begrenzt ist, ganz in der Nähe der damaligen Ausstellungsgärten. Die platzartige Erweiterung dieser Strasse hat von der Stadtbehörde seitdem den Namen „Reichart’splatz‘‘ erhalten. Die überlebensgrosse Statue steht auf einem runden Sockel, ziemlich erhöht und maeht einen vortreflliehen Eindruck. Reichart ist im Kostüm des 18. Jahr- hunderts, ähnlich dem Göthe’s (von Ritschel) in Weimar, und geistvoll auf- I, Originalabhandlungen. gefasst. Er erscheint als der vornehme Rathsmeister (Bürgermeister) im Staats- kleid, (wie im Porträt, nach welchem der Künstler gearbeitet,). Auf ein Buch gestützt, den Schreibstift in der Hand, scheint der Denker eine neue Idee ge- “funden zu haben und aufzeichnen zu wollen. Die Embleme des Gartenbaues, der Arbeit des Bodens, Spaten, Hacke, Rechen sind so angebracht, dass sie nur von der Seite gesehen werden können, indem der von Zweigen umrankte Baumstamm, worauf sich die linke Hand mit dem Buche stützt, dieselben von vorn gesehen, fast ganz verbirgt. Diese Idee war vortrefflich, einmal weil diese Zuthat für das Standbild unvortheilhaft gewesen wäre, zweitens, weil Reichart mehr Arbeiter im Gebiete des Geistes, als mit Hacke und Spaten war. Das Material des Denkmals ist zwar nur Sandstein, aber es verspricht doch für Jahrhunderte Dauer, wie die aus glei- chem Steine (Seeberger Keuper - Sand- stein) gearbeiteten Ornamente am Er- furter Dome und andern Kirchen, auch am ältesten Bau der Wartburg bei Ei- senach (800 Jahre alt) beweisen. Leider ist die Farbe des Steines, ein mattes Hellbraun, wegen seiner Streifen jetzt noch etwas störend, wenigstens im Ge- sicht. Die Wirkung des Alters wird jedoch bald diese Verschiedenheit ausgleichen. Ehe ich weitere Mittheilungen aus Reichart’s Leben mache, will ich kurz der Ausstellung gedenken, Mit lobens- werther Uneigennützigkeit hatten die Erfurter Gärtner ohne Aussicht auf Preise und Anerkennung ausgestellt, die Herren Benary, Fr. A. Haage und F. B. Heinemann grosse Dekorationsgrup- pen, die übrigen Colleetionen von leben- den, trockenen und abgeschnittenen Blu- men, Auch etwas Gemüse und Früchte waren ausgestellt. Ausgezeichnet waren 39 die Malven (wenn ich nicht irre von Benary) und gefüllten Zinnien, letztere von F. Jühlke’s Nachfolger und andern Gärtnereien. Die Gärtnerei von F. C. Heinemann hatte den Ueberrest seiner unvergleichlichen Fuchsien in grossen Musterexemplaren ausgestellt, immer noch schön genug, um auf die frühere Pracht zu schliessen. Die Benary’sche Gruppe zeichnete sich durch grosse schöne Exemplare von Blattpflanzen, die von F. A, Haage durch ausgezeichnete Auswahl und Aufstellung aus, So viel ich mich erinnere, waren Lilium aura- tum in der Mitte aufgestellt, sowie Lisi- anthus Russelianus in zahlreichen Exem- plaren, die einzigen blühenden Pflanzen dieser Gruppe. Wenn ich andere Lei- stungen unerwähnt lasse, so bitte ich die geehrten Aussteller um Verzeihung. Ich hatte nur einzelne Pflanzen zu Pri- vatzwecken notirt und eine Berichter- stattung nicht beabsichtigt. Noch be- merke ich, dass am Festtage der Ent- hüllung des Denkmals auch die Umge- bung desselben mit exotischen Pflanzen dekorirt war. Christian Reichart wurde 1685 in Erfurt geboren und war der Sohn des Grundbesitzers und Rathsbieraichers Mi- chael Reichart und dessen Ehefrau Ka- tharina , geb. Böber, eines Rathsherrn Tochter. Schon nach vier Jahren starb der Vater, und die Mutter verheirathete sich an den städtischen Landwirth Chri- stoph Engelhard. Dieser war der beste Stiefvater, von dem Reichart selbst sagt, dass es wohl wenige gleich brave Stief- väter in der Welt gäbe. Er gab ihm eine vortrefflliche Erziehung, hielt Pri- vatlehrer, und bestiminte ihn zum Ge- lehrtenstande, obschon der junge Reichart sich zur Kaufmannschaft vorbereitete, Reichart studirte von 1705 in Erfurt und Jena Jura. Nebenbei betrieb er 10 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eifrig Musik, besonders Orgelspiel, wel- | Sehhraft, welche in Folge lange 'ausge- ches er 16 Jahre allsonntägig in der Kirche spielte, ohne dafür etwas zu be- anspruchen. Bald nach Beendigung seiner Studien drängte ihn sein Stiefva- ter zur Verheirathung, und er vermählte sich 1711 mit Magdalena Christine Schellenberger, eines Pfarrers Tochter, Zugleich wurde ihm eine kleine Anstellung am Stadtrathe. Als 1720 der Stiefvater Reichart’s vom Schlage getroffen worden war, übernahm dieser die Bewirthschaf- tung der Felder und Gärten. Da er sich früher nie um Oekonomie geküm- mert, sondern nur den Studien gelebt hatte, so fiel ihm diese neue Beschäf- tigung sehr schwer. Um sich Belehrung über alles für ihn Zweifelhafte im Feld- und Gartenbau zu verschaffen, richtete sich Reichart ein Fragebuch ein, worin er jeden einzelnen Gegenstand an Ort und Stelle in knapper, schulmässiger Fassung als Frage niederschrieb. Da- heim las er diese Fragen dem kranken Vater vor, liess sich Belehrung geben und die Gründe sagen, warum Dieses oder Jenes so oder so sein müsse. Auf diese Art entstand ein Compendium zum Selbstunterricht, welches später die Grund- lage von Reichart’s einschlagenden Schrif- ten, besonders des Land- und Garten- schatzes wurde. Reichart fand nirgends in Büchern wirkliche Belehrung und schuf sich zuerst selbst ein Lehrbuch, welches Tausenden nützlich werden sollte. Diese erste geschriebene Anlei- tung überreichte Reichart seinem Vater mit einer Dedication an dessen letztem Neujahrstage.e In diesem Wirken er- reichte Reichart sein 89. Jahr ohne be- sondere Anfechtungen, verlor aber 10 Jahre vor seinem Tode fast ganz die standener Feuersglut während eines grossen Brandes, (wobei Reichart als oberster Feuercommissär thätig war), sehr gelitten hatte. Er hatte viele bür- serliche Ehren und Aemter. Er war Mitglied der Kircheninspection und ge- hörte zum Vorstand des evangelischen Waisenhauses und ist als solcher in dem in diesem Gebäude dargestellten „lodtentanz‘ vom Künstler verewigt worden. Schon 1724 trat Reichart in den Stadtrath, wurde Vormundschaftsbe- amter, Oberbauherr, 1737 zweiter Bür- germeister, 1752 Rathsmeister. Ferner war Reichart Ehrenmitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften. Ausser den Garten- und Feldbauschriften schrieb Reichart Abhandlungen über die Ge- schichte Erfurt’s und war Mitherausge- ber von Jos. Hieronymi Kniphofs „lebendigem Kräuterbuch“, in dessen erster, durch einen Brand bis auf we- nige Reste vernichteten Ausgabe, in dem er die Gartenpflanzen beschrieb, die Pflanzen sammelte und zum Abdruck *) präparirte. Reichart war zweimal verheirathet und Vater von 16 Kindern, wovon 11 auf die erste Ehe kommen. Aber er hatte damit wenig Glück, verlor von den Kindern erster Ehe 8, von denen aus zweiter ebenfalls mehrere, und nuch ei- nen Sohn im 23, Jahre, welcher bereits Candidat juris war. J. *) Die Abbildungen waren von natür- türlichen Pflanzentheilen genommen, also das was man jetzt Natur-Selbstdruck nennt. Viele halten diese Erfindung für neu, und sie ist allerdings erst durch die k. k. Staatsdruckerei in Wien zur Geltung und Ausbildung gelangt. EEPEBE I. Originalabhandlungen, 41 4) Mittheilungen über Erfolge des kurzen Wurzelschnittes beim Verpflanzen. Schon im vorletzten Jahrgange (1866) | doch , besondere Versuche zu machen. dieser Blätter habe ich mich gegen die Einführung des neuerdings empfohlenen sehr kurzen Beschneidens der Wurzeln beim Pflanzen der Bäume ausgespro- chen, und im Jahre 1867 in den ‚‚Illu- strirten Monatsheften für Pomologie, Obst- und Weinbau‘ von Lucas und Oberdieck, welche sich zuerst für das kurzeBeschneiden erklärten, meineGründe ausführlich angegeben, warum ich die Einführung dieser Ausnahme als Re- gel für bedenklich halte. Ich habe zu- gestanden und anerkannt, dass unter gewissen Umständen ein sehr kurzer Wurzelschnitt keinen Nachtheil bringt, dass die Gehölze in einigen Fällen eben so gut anwachsen können, als wenn sie mit langen Wurzeln versehen wären. Aber ich habe auch erklärt, welche Ge- fahr damit verbunden sei, wenn man ge- radezu sagt: das kurze Beschneiden hat eben so gute oder noch bessere Erfolge, als wenn die Bäume mit den schönsten langen Wurzeln versehen wären. Denn damit gibt man dem Baumverkäufer, dem Arbeiter, welcher die Bäume aus- gräbt, dem unwissenden Pflanzer die Befugniss, die Wurzeln kurz abzustechen und (nach der Ansicht der meisten Pflanzer) verstümmelte Bäume zu lie- fern und zu pflanzen. Denn wozu mit Sorgfalt ausgraben, wenn die ersien Au- toritäten in diesem Fache haben wollen, dass man die Wurzeln ganz kurz schneide ? Obschon auch ich hierin die Er- fahrung gemacht, dass übel behandelte Obstbäume mit kurzen verstümmelten Wurzeln bei sorgfältiger Behandlung Sehr gut anwuchsen, so beschloss ich Da nun ein Versuch mit Bäumen zu lange Zeit beansprucht und alle oder viele Pflanzen sich in dieser Hinsicht ganz gleich verhalten müssen, so nahm ich zu diesem Versuche Winterlevcojen. Diese eignen sich un so mehr dazu, weil die starken Hauptwurzeln denen der Obstbäume ähnlich sind, und schwa- che Saugwurzeln fast ganz daran fehlen. Ich liess einige einfache Winterleveojen so stark an den Wurzeln beschneiden, dass sie in 4—5-zöllige Töpfe gepflanzt werden konnten, andere in die dem Wurzelvermögen angemessenen grösseren Töpfe. Nachdem die Töpfe gut durch- wurzelt, untersuchte ich die Wurzeln, indem die Erde rein abgeschüttelt wurde. Beide Pflanzen, die mit langen, nur an den Spitzen beschnittenen Wurzeln, so- wie die sehr kurz beschnittenen, ver- hielten sich ganz gleich. Die kurz be- schnittenen Wurzeln hatten die (aller- dings kleineren) Töpfe eben so vollstän- dig mit Wurzeln durchzogen, wie die mit Schonung behandelten, nur an den Spitzen beschnittenen. Die Anwendung dieser Erfahrung kann sich jeder Sachverständige selbst leicht machen. Ich werde nach wie vor zwar als Regel betrachten, dass man die Wurzeln mit möglichster Schonung be- handelt, aber in allen Fällen, wo lange dünne Wurzeln (besonders bei Topf- pflanzen) durch das Verpflanzen, An- drücken der Erde u. s. w. beschädigt werden können, lieber dieselben kurz schneiden. Ich werde ferner in allen Fällen, wo bei Topfpflanzen kleine Töpfe wünschenswerth sind, die Wurzel 42 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ebenfalls mit weniger Aengstlichkeit als | man durch Umwickeln mit Moos, uud früher stark zurückschneiden. Aber Eins ist wohl zu beachten. Die sehr stark an den Wurzeln einge- schnittenen Pflanzen sind in einen noch stärkeren Leidenszustand versetzt, als die mit längeren Wurzeln, müssen daher auch mehr Pflege haben. Bei der Topf- cultur hat man lockere, sandige Erde anzuwenden und die Pflanzen bis zum Anwachsen in geschlossener Luft zu halten. Bei der Pflanzung im Freien muss man ebenfalls die beste, lockerste Erde verwenden. Man kann in schweren Boden und schlechte Erde wohl einen Baum mit langen, verzweigten Wurzeln pflanzen, aber nicht einen so kurz ge- schnittenen. Alles kommt darauf an, 30 schnell wie möglich die Bildung junger Saugwurzeln zu erreichen, und diese wird durch nichtsmehr befördert, alsdurch Anwendung von lockerer, nahrungsrei- cher Erde. Denselben Erfolg erzielt es ist noch wirksamer, wenn man die so umwickelten kurzen Wurzeln in flüs- sige Düngstoffe eintaucht. Ich wiederhole es aber noch einmal: Das kurze Beschneiden der Wurzeln beim Verpflanzen muss Ausnahme bleiben, darf nicht Regel werden. J. Nachschrift von E. Regel. Ich theile Herrn Hofgärtner Jäger’s Ansicht und weise nur noch besonders darauf hin, dass viele unserer Gewächshauspflanzen, wie Palmen, Pandanus ete., in den Wur- zeln gar nicht beschnitten werden sol- len, dass beim Verpflanzen grosser star- ker Bäume im freien Lande alle Wur- zeln so gut und lang als möglich er- halten werden sollen, dass beim Ver- pflanzen von Coniferen und immergrünen Bäumen im freien Lande die Wurzeln so wenig als möglich beschnitten werden sollen ete. — 5) Bausgaehen. Werfen wir einen Blick auf die |Lüftung und Heizung ete. den Kampf zahlreichen Bauten, die mit der moder- nen Gärtnerei, sei es zu wissenschaft- lichen oder zu Handelszwecken oder als Zier- und Luxusgegenstände entstanden sind, so kommen wir bei eingehender Betrachtung in leider vielen Fällen zu der Ueberzeugung, dass gar manche dieser Bauten mit den Ansichten des heutigen Standes der Gartenkunst nicht nur nicht harmoniren, sondern geradezu im Widerspruche stehen. Wir finden Gewächshäuser, die zwar mit enormen Aufwand und künstlerischer Ausstattung erbaut sind, ihren Bewohnern aber durch schlechte Lage, naturwidrige Dimensio- nen, unzweckmässige innere Einrichtung, um ihr Dasein derart erschweren, dass wir uns in der That nur wundern kön- nen, wenn solche nur verstümmelt und nicht ganz zu Grunde gerichtet, aus dem Kampfe hervorgehen. Solche Bausün- den namhaft zu machen, so leicht das auch wäre und so zahlreich Beispiele zu finden sind, kann der Zweck dieser Zeilen nicht sein, um so weniger, als wir uns vorbehalten haben, bei anderer Gelegenheit darauf zurückzukommen und diesen sehr lehrreichen Gegenstand, s0- weit unser Material reicht, eingehender zu besprechen. Derselbe besteht viel- mehr darin, die Ursache kennen zu ler- nen, warum dies so ist, wie abgeholfen I. Originalabhandlungen, werden kann und dann schliesslich diese beiden Fragen beantwortet, dahin zu befördern, wo sie nothwendigerweise ge- hört werden sollten — zu den Bau- herren. Die Ursache dieser Erscheinung, “wo sie sich auch zeigen mag, besteht hauptsächlich darin, dass diese verfehl- ten Bauten einzig und allein durch den Architekten zu Stande gekommen sind, ohne Beiziehung des technischen Leiters einer Gartenanstalt und somit auch ohne Berücksichtigung der gärtnerischen Fra- gen, die bei dem Gewächshausbau in allen Fällen mindestens eben so wichtig sind, als die architektonischen, was ein- leuchtend daraus hervorgeht, dass ein in gärtnerischer Hinsicht gut eingerich- tetes Gewächshaus, seinem Zweck, Pflan- zen zu ziehen und gedeihen zu lassen, vollständig entsprechen kann, ohne da- bei sagen zu können, dass dasselbe in rein baulicher Beziehung gelungen sei, was bei umgekehrter Annahme nicht der Fail sein wird. — Diese bei Ge- wächshausbauten zu berücksichtigenden gärtnerischen Fragen, von deren rich- tiger Beantwortung und Ausführung die Brauchbarkeit eines Gewächshauses ab- hängt, werden naturgemäss durch den gebildeten Gärtner ihre endgiltige Erle- digung finden müssen, ja nur durch diesen, indem einmal die Natur der Pflanzen, die nothwendigen Erfordernisse zum Gedeihen der verschiedenen, in ihrer Lebensweise durchaus abweichen- den, der Cultur zu unterwerfenden Pflan- zen und Pflanzenfamilien, ein Hauptstu- dium des Gärtners bildet, welches ein- zig durch wissenschaftliche Hülfsmittel, durch steten Verkehr mit den Pflanzen selbst und durch ein aufmerksames Beobachten der- selben, zum gewünschten Ziele führen kann. Verlangen und Voraussetzungen, 43 die Niemand an einen Architekten stel- len wird, der nicht zugleich auch zum Gärtner, im wahren Sinne des Wortes, sich herangebildet hat, welcher Stand aber bis heutigen Tages schwer zu fin- den sein dürfte, nämlich Architekt und Gartenkünstler in einer Person. — Vor- bilder aufzusuchen, nach denen von Ar- chitekten ohne Weiteres gearbeitet wer- den könnte, ist ein bequemer und viel- fach betretener Weg, der aber natür- licher Weise und erfahrungsgemäss, aus Gründen, die aus Obigem hervorgehen und durch Nachstehendes noch bekräf- tigt werden möge, nicht zu dem ge- wünschten Ziele führt, denn bei einem duxch den Architekten copirten Gewächs- hause, haben wir das Gute, wie das Schlechte und Unbrauchbare mit in den Kauf genommen, welches Beides aus obigen Gründen immer nur wieder durch den gebildeten, erfahrenen Gärtner er- kannt und ausgeschieden werden kann. Sollen aber mit Benutzung eines als Vorbild dienenden Baues Anordnungen getroffen werden, die durch klimatische und lokale Verhältnisse geboten sind, oder solche, die die fortgeschrittene Gar- tenkunst verlangt, so geht aus Allem bisher Gesagten hervor, dass eine be- friedigende Entscheidung, auch bei sol- chen Nachbildungen nicht durch den Baumeister, sondern durch den Gärtner zu erreichen ist. Ein weiterer Punkt, wenn auch erst in zweiter Reihe auf- tretend, der die Mitwirkung der techni- schen Leiter der Gärten bei Aufführung zu Gartenzwecken dienender Bauten mit- begründen hilft, ist als Billigkeits- grund zu bezeichnen, indem der Gärt- ner in manchen Fällen sein ganzes Le- ben hindurch an solche misslungene Baukünste gekettet bleibt, von denen aber ein gut Theil seiner Erfolge, seiner materiellen Existenz, überhaupt das Ge- 44 lingen seiner Aufgabe abhängen kann, währenddem der Architekt nach gut oder schlecht vollendeter Arbeit der Verantwortlichkeit über ein Weiteres enihoben bleibt und es dem Gärtner überlässt, wie er mit seinem Wunder- werke zu Stande kommt. Ob wir nun nach Erwägung des Bisherigen, mehr den Baumeister be- wundern sollen, der vielleicht in rein architektonischer Beziehung Gutes, ja sehr Gutes leistet, bei Hintansetzung der gärtnerisch-technischen Fragen aber, als Ganzes nur Unvollkommenes und Unzweckmässiges schafft, das seinen Ruf nichts weniger als erhöhen kann — oder den Bauherrn, der zu seinem ei- genen Schaden Solches konnte geschehen lassen, wird uns schwer zu entscheiden. — Der Weg, diesen mannichfaltigen und in so verschiedener Form auftretenden Missständen zu begegnen, wird nach Würdigung des Obigen leicht zu finden sein; er besteht einfach darin, dass Ar- chitekt und Gärtner bei Ausführung gärtnerischer Bauten sich gegenseitig unterstützen. Dann erst wird auf die- sem Felde das möglichst Gute und Brauchbare erreicht werden, dann erst werden jene Marteranstalten für Pflanzen und Gärtner allmälig verschwinden — Wie uns dieses Zusammenarbeiten, diese gegenseitige Unterstützung vorschwebt, wollen wir versuchen, legen: Der Bauherr wird naturgemäss ent- scheiden, was gebaut werden soll und in welcher Ausdehnung. Der technische Leiter des Gartens wird über die Frage, wohin mitentscheiden müssen, insonder- heit aber über die specielle Lage der Häuser, über die Zweckmässigkeit der Form und der Höhenverhältnisse, über das zum Bau zu verwendende Material ob Holz ob Eisen oder Beides in Ver- in Kürze darzu- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einigung zusammen, über die Neigung der Glasflächen, über die Frage, ob dop- pelt oder einfache Glasbedeckung, über Beschaffenheit und Farbe des Glases, über die Lüftung in ihrem ganzen Um- fange, also wie, wieviel und wo? über die Heizungsfrage, über die ganze innere Einrichtung jedes Hauses, die nach Ver- schiedenheit der darin aufzunehmenden Pflanzen verschieden sein muss, über Beschattung und Winterbedeekung. Dies im Allgemeinen des Gärtners Aufgabe, die auch bezeichnet werden kann mit Aufstellung des Bauprogramms. Die Aufgabe des Architekten ist es, mit Zugrundlegung dieses Programms den Anforderungen der Baukunst ent- sprechend und nach den zu Gebot ste- henden Erfahrungen, das Gauze zu eon- struiren und für solide und richtige Aus- führung Sorge zu tragen — ein Feld gross genug, um die Fähigkeiten und Kenntnisse des Architekten zur Geltung zu bringen. Aber warum dieses Alles® hören wir manche Stimme sich erheben; die fortgeschrittene Gartenkunst und insbe- sondere die kostbaren, theuern Erfah- rungen haben dazu beigetragen, dass das angedeutete Verfahren bereits aller- wärts Anwendung findet oder doch we- nigstens dasselbe angestrebt wird. Mit Nichten! Diese Zweifler dürfen nur ringsum ihre Blicke erheben, um eines Andern belehrt zu werden, dieselben dürften nur in der Lage sein, ein halbes Jahr in renommirten Gärten als Cieerone zu dienen, um die interessantesten Dinge in dieser Hinsicht zu vernehmen, be- sonders wenn Architekten, Finanz- und andere Beamte gesendet werden, um Studien an Gewächshäusern zu machen, um dasjenige herauszufinden, was zu einem vorzunehmenden Gewächshausbau zu Nutz und Frommen der zukünftigen L. Originalabhandlungen. Insassen verwendbar wäre; oder das Glück hätte dieselben begünstigen sol- len, wie es uns begünstigt hat, indem es uns auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 in wenigen Tagen drei sol- cher Abgesandten, die mit dem Garten- "bau in keinerlei Verbindung standen, zuführte; von denen jedoch einer, zu seiner Ehre sei’s gesagt, offen einge- 45 stand, dass er eigentlich zu diesem Ge- schäfte, nämlich zum Studiren der vor- handenen Gewächshäuser sich keines- wegs berufen fühle, (E. M.) Anm. Unser geehrter Mitarbeiter, Herr Hofgärtner E. Mayer in Karlsruhe, zeichnet für die Folge E. M. 6) Allgemeines über Pflanzeneultur. Wenn wir dem Leser dieser Blätter im Laufe der Zeit eine Reihe von Oul- turen und Culturversuchen von Pflanzen, die, aus welchem Grunde es auch sei, einer grösseren Verbreitung werth sind, ehne bestimmte Reihenfolge, wie der Tag es uns bietet, vorzuführen beab- sichtigen, so möchten wir vor Allem uns vor der Ansicht kewahrt wissen, als ob wir uns beikommen liessen, Cul- turvorschriften machen zu wollen, die allerdings, um eignes Denken zu sparen, ein bequemes Mittel bilden, aber dem Geiste der Sache nicht entsprechen und aus Gründen, die wir weiter unten be- rühren wollen, in vielen Fällen, in den meisten sogar die natürliche Folge ha- ben, dass der weniger gewandte Execu- tor dieser Culturrecepte mit Verwunde- rung wahrnimmt, dass die Erfolge gar nicht oder doch nicht in dem gewünsch- ten Maasse eintreten, Die Grundlage, auf welcher die Cultur einer jeden Pflanze basirt sein soll, besteht in der Kenntniss des allgemeinen und speciellen oder lokalen Vorkommens derselben, sowie insbesondere der climati- schen und meterologischen Ver- hältnisse des Landes, Distrik- tes oder der einzelnen beson- dern Localitäten, welche die Pflanze bewohnt. Sache des Cultivateurs bleibt es alsdann, diese gegebenen bekannten Ver- hältnisse, mit den zu Gebot ste- henden Mitteln, unter Berück- sichtigung der jeweiligen elima- tischen Verhältnisse zu nützen und so die Herstellung dersel- ben Bedingungen anzustreben, unter welchen die Pflanze an ih- rem natürlichen Standorte wächst und gedeiht. Unter solchen Voraus- setzungen werden auch bei geringeren Mitteln Erfolge mit Sicherheit erreieht werden können und nur in diesem Sinne unternehmen wir es, Culturnotizen zu geben; weniger also, um Nachahmung des von uns eingeschlagenen Weges hervorzurufen, der unter andern cli- matischen und lokalen Verhält- nissen wieder ein andrer sein wird, als überhaupt den Beweis zu liefern, dass auf obiger Grundlage mit Sicherheit Resultate zu erlangen sind. Wir sprechen dabei den Wunsch aus, es möge auf obige Punkte bei der Pflanzencultur mehr Rücksicht genom- men werden, als man zu thun gewohnt 46 ist, es möge an Gartenanstalten, Gar- tenbauschulen etc., wo solches nicht schon der Fall ist, auf die Berücksich- tigung dieser Culturgrundlage ein Au- genmerk gerichtet werden, und so als wichtige Hilfswissenschaft zur Pflanzen- ceultur die Pflanzengeographie gewürdigt werden ; es mögen endlich Botaniker, Gärtner, botanische Sammler ete. ihre Aufmerksamkeit heim Auffinden und Sammeln neuer und auch schon bekann- ter Pflanzen dahin lenken, dass das All- gemeine und auch die Besonderheiten des Vorkommens der Pflanze erkannt und der Wissenschaft erhalten und da- durch nutzbar gemacht werden, dass dem Cultivateur die Möglichkeit der richtigen sichern Behandlung der Pflanze an die Hand gegeben werden könne. Solche nothwendige Angaben bei der massenhaften Einführung neuer Pflan- zen mangeln nur zu oft, so zwar, dass es in manchen Fällen, abgesehen von genauern Angaben in dieser Richtung, kaum möglich ist, den Erdtheil zu er- fahren, den die Pflanze bewohnt. Gehen wir nun über zu einer kur- zen Betrachtung der nothwendigen Cul- turgrundlage der Pflanzen, wie wir sol- che oben namhaft gemacht haben. Zur Feststellung der Temperaturver- hältnisse, die wir bei der Cultur einer Pflanze in den verschiedenen Jahres- zeiten angedeihen lassen müssen, wäre es vor allem nothwendig, den Verbrei- tungsbezirk zu kennen, unter welchem die Pflanze ihr Fortkommen findet und mit diesem, dessen eigene Temperatur- verhältnisse, nicht nur im Allgemeinen, sondern auch während der verschiedenen Jahreszeiten, mit besonderer Berücksich- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. es, fragen wir, mit der -Anwendung; da- von bei unsern Culturen® Gar manches Mal schlecht, müssen wir antworten. Vielfach ist uns Gelegenheit geboten, Pflanzen im Gewächshaus ihr Dasein fristen zu sehen, die wir bei Berück- sichtigung ihrer geographischen Verbrei- tung mit Fug undRecht in’s freie Land bringen und somit freudigem Gedeihen entgegenführen könnten. Mit ängstlicher Sorgfalt sehen wir Pflanzen im warmen und wärmsten Hause, sogar unter be- sonderer Glasbedeekung bewahrt, die es uns Dank wüssten, wenn wir uns mehr um ihr natürliches Vorkommen interes- siren wollten, wenn wir ihnen, anstatt steter Wärme und Feuchtigkeit, durch welche sie in immerwährendem Treiben erhalten und dem Tode 'entgegengeführt werden, einige Monate bei niederer Tem- peraiur Ruhe gönnen wollten. Geden- ken wir der vielen Orchideen, die es uns durch reichliches Blühen vielfach lohnen würden, wenn wir ihnen, wäh- rend unsres Winters, die Wohlthat eines kühlen Hauses zukommen liessen, erin- nern wir uns für 100 andere Beispiele eines einzigen, nämlich der Dionaea museipula L., die gewiss schon seit 50 Jahren und zwar an den allermeisten Orten im warmen und heissen Hause eultivirt wird, und desshalb auch nie- mals ihre vollkommene Schönheit er- reicht hat. Wir wollen hierbei die grosse An- zahl von Pflanzen gar nicht in Betracht ziehen, deren Vaterland unter warmen Himmelsstrichen zu suchen ist, und die bei uns das ganze Jahr im tropischen Hause gehalten werden, während es doch bei Vergleichung der elimatischen tigung auf die Wachsthumsperioden der | Verhältnisse jener Länder mit unsren fraglichen Pflanze, Umstände, die bei | Sommermonaten nicht nur möglich, son- rationeller Pflanzencultur , womöglich vorhanden sein sollen. Wie aber steht | | dern sogar jenen Pflanzen zu ihrer Aus- bildung, insonderheit zur Blüthenbildung I. Originalabhandlungen. äusserst zweckdienlich wäre, dieselben während unserer warmen Jahreszeit die freie Luft und das Sonnenlicht geniessen zu lassen. Wie sehr nothwendig wäre es, nicht nur die allgemeinen climatischen und "meteorologischen Verhältnisse des Va- terlands einer Pflanze zu kennen, son- dern auch die speciellen und lokalen, wird unter andern durch die Gebirgsflora irgend eines Landes hinreichend bewie- sen werden können, denn hier wird durch den oftmals äusserst beschränkten Raum, den die Pflanze bewohnt, darge- than, dass sie unter keinen andern, als den gegebenen Verhältnissen zu existiren vermag. Grund genug für den Oultiva- teur diese Lebensbedingungen nach allen Seiten hin kennen zu lernen, da die Un- kenntniss oder Nichtbeachtung dieser lokalen Verhältnisse, deren Herstellung allerdings in den gegebenen Fällen bei der Cultur ofimals nicht geringe Schwie- rigkeiten darbietet, die Ursache ist, dass so manche herrliche Gebirgspflanze den Weg in unsre Gärten noch nicht betre- ten oder wieder verlassen hat. Sind die klimatischen Verhältnisse eines Landes ete., die Vertheilung der Temperatur auf die verschiedenen Mo- nate oder Jahreszeiten, sowie die Tem- peraturunterschiede von Tag und Nacht, (Thauniederschläge) sind die Niederschläge in Form von Regen, Thau und Schnee im Allgemeinen be- kannt, können wir uns Aufschluss ver- schaffen über die Bodenverhältnisse auch mit Berücksichtigung der ver- schiedenen Tiefen, soweit das Wurzelvermögen einer Pflanze reicht oder über das sonstige medium, welches die Pflanze als speciellen Wohn- ort besonders begünstigt, ist es möglich über vorherrschende Windrichtungen, über die Frage ob Schatten oder Son- 47 nenlicht und in welchem Maasse etc- uns zu belehren, so haben wir die Grundbedingungen einer richtigen Cultur, doch der Erfolg wird davon abhängen, ob der Cultivateur es versteht, aus der Natur zu lesen, ob er es versteht, die gegebenen Thatsachen richtig aufzufassen und mit den zu Gebot stehenden Mitteln zu verwerthen. Wie aber, wenn Nichts, oder nur wenig von Allem dem, was die noth- wendigen Erfordernisse richtiger Cultur bildet, zu Gebote steht? Die Aufgabe wird dadurch ohne Zweifel schwieriger, doch ist sie immerhin durch scharfe Beobachtung, gewissenhafte Aus- führung des erkannt Nothwendi- gen, und vor Allem durch prak- tische Erfahrung zu lösen. Es wird hiebei nothwendig sein, mit be- kannten, verwandten Pflanzen Ver- gleiche anzustellen, es wird nothwendig sein, bei irgend einer gegebenen Tem- peratur zu beobachten, wie die Entwick- lung der Pflanze, zumal des Stengels und der Blattorgane vor sich geht ete., die Beschaffenheit, sowie die Menge der Blätter, in Verbindung mit der Be- schaffenheit der Wurzeln werden uns Fingerzeige bieten, ob die Pilanze ge- eignet ist, grosse Quantitäten Feuchtig- keit zu konsumiren etc. Wir können durch chemische Untersuchungen der Aschenbestandtheile der Pflanze uns die möglichste Sicherheit verschaffen, über die anorganischen Bestandtheile, welche die Pflanze zu ihrem Aufbau aus der Erde aufgenommen hat, und daraus schliessen, welche Erdzusammensetzung der Pflanze geboten werden soll, wobei wir die physikalischen Eigenschaften der zu verwendenden Erde als: Porosität, Wärmeleitungs- und Aufnahmsvermögen, die Fähigkeit Wasser aufzunehmen, zu- rückzuhalten, sowie dieselbe zu konden- 48 siren, ebensosehr zu berücksichtigen ha- ben; aber allerdings dürfte es uns schwer werden bei obiger Annahme, hinreichen- des Material zu solchen Untersuchungen aufzutreiben und wir können uns auch der Bemerkung nicht enthalten, dass, wo es sich nur um Resultate der Pflan- zencultur handelt, wir mit Beobach- tungsvermögen und praktischer Erfahrung solche Resultate zu errei- chen im Stande sind, welcher Ausspruch, was wir hervorheben zu müssen glau- ben, bei den eigentlichen landwirthschaft- liehen Culturgewächsen, wo es sich um die besondere Ausbildung und auch Zu- sammensetzung irgend eines Pflanzen- theils z. B. der Blätter (Tabak), der Samen (Getreide, Hülsenfrüchte etc.) handelt, keine oder doch nur beschränkte | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ur Anwendung finden kann, indem hier Zustände eintreten, die, möchten wir sagen, die Natur erst mit Hilfe der Wis- senschaft, in diesem Falle der Chemie, zu schaffen im Stande war. Wir wollen diese, nur als Umrisse gegebenen allgemeinen Betrachtungen über Pflanzencultur nicht abschliessen, ohne darauf hinzuweisen, dasses, abge- schen von den genannten Grundlagen, nur durch die sorglichste Genauigkeit _ in der Ausführung dessen, was als gut und nothwendig erkannt ist, nur durch stetes, nicht ermüdendes Abwehren von Allem, was der Pflanze schädlich zu werden droht, nur mit Hingebung zur Sache und Liebe zur Natur möglich ist, erfreuliche Resultate zu erzielen, $) Reiseerinnerungen aus Pariser Gärten *). Besonders characteristisch für Paris ist die grosse Anzahl der Boulevards, jener breiten, mit Baumallcen geschmück- ten Strassen, die in doppeitem Gürtel *) Der folgende Artikel unsers Freundes, Herrn Lorch, Stadtgärtner in Basel, wurde als Bericht an seine Behörde gerichtet; — da er uns denselben freundlichst für die Garienflora zur Verfügung stellt, mit der Erlaubniss, denselben für diese neue Be- stimmung nach Gutdünken umzuarbeiten, zu kürzen und zu ergänzen, so unterziehen wir uns um so lieber dieser Aufgabe, als wir das Vergnügen hatten, in steter Gesell- schaft des Verfassers die Pariser Gärten und Anlagen zu durchwandern, und schon in Paris das Abkommen trafen, dass er den Berichterstatter machen wolle. Wir werden in Randbemerkungen Gelegenheit finden, uns kurz auszusprechen. (E. 0.) durch die grosse Weltstadt gelegt sind, und überall hin auch in die ältesten, dicht bevölkertsten Stadttheile mit dem erfrischenden Baumgrün Luft und Licht tragen. Der Fremde in Paris wird durch sie auf’s Angenehmste überrascht, wenn er aus der Enge der Strassen, aus dem Häusermeer plötzlich das freundliche Baumgrün winken sieht und gerne folgt er ihrem Zuge, denn sie sind die Haupt- verkehrsadern, die nach jeden Punkt auf dem angenehmsten und meistens auch kürzesten Wege führen. Von den Boulevards aus kann er sich leichter orientiren und wird weniger in Gefahr kommen, die Richtung zu verfehlen, als wenn er im Gewirr der Strassen bliebe. — Wenn ich an Paris denke, treten mir die heiteren freundlichen Boule- vards zuerst entgegen, und ehe ich Taf 309 RL # UR« e- Y Fi F BR NEN) I. Originalabhandlungen. 49 von Pariser Gärten spreche, muss ich | die Bäume sind noch jung und in sehr erst ihrer gedenken, die ihrem Wesen | schönem Wachsthum, begünstigt von nach das Bindeglied zwischen Strasse | dem freien Horizont und der frischen und Garten bilden *), Luft, die ihnen die breite Wasserstrasse Die Bäume, welche auf den Bou- | gewährt. Die Entfernung der Bäume levards am häufigsten angepflanzt, sind | unter einander beträgt 15—17 Fuss. — “ grossblätterige Ulmen, Kastanien und in | Manche Boulevards waren ganz mit As- neuerer Zeit durchgängig Platanen. Wa- | phalt belegt worden, in anderen zieht rum in Paris gerade die Platane Lieb- | sich nur ein breites Asphaltband mitten lingsbaun zu sein scheint, glaube ich | durch die Allee, — das erstere Verfah- in dem schnellen Wachsthum und der | ren hat sich natürlich sehr bald als freundlich hellgrünen Belaubung suchen | durehans verfehlt bewährt, die Asphalt- zu müssen; dass dagegen in späteren | deeke benahm den Baumwurzeln Luft Jahren wegen der fast ausschliesslichen | und Feuchtigkeit, und würde sehr bald Verwendung nur dieses Baumes bittere | Verkiimmmerung und Tod der Bäume Reue folgen werde, ist kaum zu he- | bewirkt haben, wenn man sich nicht be- . zweifeln, da es wohl nicht leicht einen | eilt hätte, das Asphaltpflaster wieder Baum gibt, der bei grosser Trockenheit | wegzubrechen *), sei es der ganzen das Laub früher äbwirft, als die Pla- | Länge nach unter den Bäumen bis auf tane, ausser andern Uebelständen, die | den mittleren Asphaltweg, sei es, indem diesem Baume angehören. Die Ulme | man bei allen Bäumen einen Kreis von scheint bei weitem nicht so gut zu ge- |5 Fuss Durchmesser aus dem Asphalt- deihen, als bei uns in Basel. Auf (len | pflaster herausschnitt. Das Terrain in Quais, zu beiden Seiten der Seine, sind die Alleereihen doppelt, vorwiegend Pla-| tanen, mitunter mit Ahorn untermischt, *) Wie viele tausende von Franken in solcher und ähnlicher unüberlegter nutzloser — ———— | Weise in Paris verschwendet werden — wer weiss das? wer fragt darnach? — Ueberall ®) Abgesehen von der unendlich wichtigen | in den Pariser städtischen Anlagen zeigt sanitätischen Bedeutung breiter, mit Baum- | es sich, dass Sparsamkeit nicht das Ruder gängen gesäumter Strassen, verdankt Paris | führt, ebenso und noch weit mehr in den hauptsächlich den Boulevards den treund- | colossalen Expropriationen die in allen lichen und doch grossartigen Charakter, der | Stadttheilen dem Herstellen neuer Boulevards es weit über London, seine Rivalin, stellt. — | und Strassen voraufgehen müssen. Ein Pa- Wir gingen über London nach Paris, und | riser sagte uns, weit entfernt die Expropria- der durch die Boulevards bedingte Contrast | tion zu fürchten, möchte jeder Pariser gerne beider Weltstädte machte sich dadurch um | exproprürt werden, so hoch bezahlten die so fühlbarer. London hat allerdings seine | Behörden den Grund und Boden. Viele Pa- grossen, prächtigen Parks, — man kann | riser, nachdem sie Haus und Grund der mitten in London beim Anblick ausgedehnter | Stadt verkauft, seien als „gemachte‘‘ Leute Wiesenflächen mit weidenden Heerden sich | fortgezogen in die Provinz, um von ihren vollständig auf’s Land versetzt glauben, aber | Renten zu leben, und natürlich auch um was nützen die Parks dem Bürger, dem | der wachsenden Steuerlast und ebenso der Arbeiter, wenn sie stundenweit entferntliegen | zunehmenden Theuerung aller Lebensbedürf- von der engen Strasse, wo er die ganze | nisse in der Residenz zu entgehen. Woche hindurch leben muss? — (E.O.) (E. OÖ.) oO. 1868. 4 Gartenflora Deutschlands, 50 diesen Kreisen ist etwas vertieft zur Aufnahme des Wassers, und um das Niveau des Weges herzustellen, und zu- gleich das Festireten der Erde zu ver- hindern, in sehr zweckmässiger Weise mit stark durchbrochenen Eisenplatten belegt. — Die Kronen der Bäume wer- den alljährlich an jungen Bäumen auf- geschnitten, um grössere Stammhöhe zu erzielen, und es scheint mir nur zu viel, denn die Kronen werden dadurch zu schwach und müssen öfters, was oft sehr auffällig und gerade nicht schön ist, mit eigenen Stützen am Stamme befestigt werden. Das Ausschneiden und Ver- dünnen der Kronen wird dagegen zum grossen Nachtheil der Bäume vernach- lässigt, diesen Fehler sieht man nicht nur in denAlleen, sondern auch in den Parks etc. — Das PBindmaterial zum Anbinden der Bäume ist galvanisirter Draht, der vermittelst einer Drahtzange zusammen- geschnürt wird, nachdem durch Unter- lage kleiner Strohbüschel das Einschnei- den verhütet worden. Diese Manier hat mir gefallen, wegen Billigkeit, Schnellig- keit der Ausführung und Dauerhaftig- keit*). Das Begiessen der Bäume ge- schieht vermittelst der längs der Trot- toirs und nicht in der Mitte der Strasse liegenden Hydranten, die Bäume sowohl | wie die Strasse können so bequem und ohne Belästigung des Publikums bewäs- sert werden. Die zahlreiehen Hydranten machen es möglich, im vollen Laub stehende Bäume mitten im Sommer zu | versetzen, ohne ihnen auch nur ein Aestchen zu nehmen, das Wasser zum *) Würden nicht präparirte Lederstrei- fen, wie sie von Dr. Lucas empfohlen, wegen ihrer Dehnbarkeit, Weiche und grossen Dauer noch vorzuziehen sein? Russlands und der Schweiz. Bespritzen der Blätter darf natürlich dann aber nicht gespart und muss bei trockenem Wetter fortgesetzt fleissig ge- spritzt werden, bis neugebildete Wur- zeln das Amt der Ernährung wieder übernehmen können. Die erste öffentliche Anlage, welche mir in Paris zu Gesicht kam, war der „Square des artset des me6tiers“. ein Platz von mittlerer Grösse, ringsum von Alleebäumen um- geben. Rhododendron und Azaleen- Gruppen bilden die Saumpflanzung, in- mitten derselben freigelegen zwei Ra- senparterres mit vertieften Böschungen und architectonisch gehaltenen Bassins. Dieser Platz, so einfach und schön, die Parterres mit den hübsch gehaltenen schmalen schwarzgrünen Epheubordüren auf hellgrünem Rasenteppich, der rein- liche Kiesplatz mit vielen Bänken ver- sehen, entzückte mich wahrhaft als Muster von Einfachheit und gutem Ge- schmack und noch jetzt schwebt das ruhige schöne Bild mir vor Augen. (erade diese Art von Anlagen passt für das Innere grösserer Städte, durch ihr freundliches Aussehen machen sie ı die Umgebung ebenfalls freundlicher und | harmoniren am besten mit der Archi- | teetur. Grossartiger, und nur für grossar- tige Verhältnisse passend, treten die Parterres in der Umgebung des Coneordienplatzes, in Verbindung mit den elyseischen Feldern und den Tuilerien , auf. Sie treten dori nicht allein auf, sondern in Verbindung mit srösseren Alleen und Baumplätzen, und gegen die elyseischen Felder zu flankirt | von Anlagen in modernisirtem englischen | Style. Die Parterres in dem äusseren Tuileriengarten liegen mitten in einem dichten Waldesdunkel, gleichsam in Wald- | | N | } | | 1 ! 1 (E. 0.) | lichtungen, sie sind vertieft angelegt, von I. Originalabhandlungen. geringem Umfange, ruhig gehalten in edler Einfachheit. Der Rasen spielt die Hauptrolle und ist wie die Rabatten und Wege so musterhaft reinlich gehal- ten, dass es eine wahre Lust ist, sie anzusehen. Blumen fehlen hier ganz . bis auf eine Rabatte mit Monatrosen, die längs der Mitte der Parterres sich hinzieht und sick sehr gut ausnimmt. Dagegen tragen einige Monumente sehr zur Verschönerung bei und machen den Mangel von Wasser, mit dem man in Paris für die Gärten sonst sehr freigebig ist, nicht fühlbar. — Viel grösser, aus- gedehnter und reicher bepflanzi sind die im alten Le Notre’schen Style gehalte- nen Parterres im mittleren Tuilerien- garten, umsäumt von den dichten Baum- pflanzungen des inneren und äusseren Tuileriengartens *). Grosse Rasenfelder, eingefasst von Rabatten mit blühenden Pflanzen, durchschnitten von sehr brei- ten Wegen und Kiesplätzen, an den Schnittpunkten dieser Plätze grosse Bas- sins von bedeutendem Umfange; präch- *) Der Zutritt zum inneren Tuilerien- garten, der übrigens nur von geringer Aus- dehnung, ist nicht gestaitet; dagegen ist mit anerkennenswerther Liberalität der mittlere und äussere Theil dem Publikum vollstän- dig freigegeben, und wird von Spaziergän- gern sehr fleissig benutzt. Die Pariser schei- nen ihre Öffentlichen Anlagen, die ohne Aus- nahme äusserst sauber und elegant gehalten werden, nicht nur fleissig zu frequentiren, sondern auch zu respektiren. Nirgends sahen wir Spuren von vertretenem Rasen, von be- schädigten Gruppen, von abgerissenen Blu- men u. s. w. — Ob strenge Ueberwachung und Bestrafung oder angeborener Respekt vor öffentlichem Eigenthum, wir wissen es nicht, aber konstatiren mit Vergnügen die Thatsache, dass solche Beschädigungen und Missbräuche, wie sie anderorts nur zu häufig, in Pariser Anlagen nicht vorkommen, (E. 0.) 51 tige Orangenbäume, nach meinem Ge- schmack nur etwas zu steif aufgeschnit- ten, in geraden Reihen aufgestellt wie Grenadiere, vermitteln den Zusammen- hang mit den Alleen und Pallästen und schaffen in dieser Verbindung ein En- semble‘, das sich gern und öfters sehen lässt. Aufgefallen ist mir. bei diesen Blumenrabatten, die sich ähnlich auch am Louvre und am Palais du Luxem- bourg wiederfinden, dass sie entgegen den Gruppen der anderen Anlagen und Parterres im bunten Gemisch mit Stau- den und einjährigen Pflanzen besetzt sind, während jene im neueren Ge- schmack fast ausschliesslich mit Topf- pflanzen, d. h. mit Pflanzen, die in Töpfen angezogen werden müssen, strenge nach Farhe und Art gesondert, bepflanzt sind. — Diese Rabatten mit ihrem bun- ten Durcheinander von Stauden und Annuellen, in der Mitte eine Reihe höhe- rer Pflanzen, wie z. B. Malven, oder hochstämmige Rosen mit Flieder (Sy- ringa persica und chinensis) und Hibiscus syriacus regelmässig ab- wechselnd, erinnern an die Rabatten un- serer Hausgärten alten Styles. Es ist dies eben uoch die alte unter Ludwig XIV ausgeübte Bepflanzungsmanier , es scheint, dass die Erneuerungswuth sich doch noch nicht an die alten Denkmäler Le Notre’schen Erfindungsgeistes gewagt hat und es ist recht so, denn es gibt kaum in der Welt eine Stelle, wie die des Concordienplatzes, mit seinen gross- artigen, monumentalen Fontainen und colossalen Statuen, im Hintergrunde die Tuilerien, im Vordergrunde die elysei- schen Felder mit den sehr breiten Alleen und in der Verlängerung als Perspec- tive den Triumphbogen, links die Con- cordienbrücke mit dem Palast des ge- setzgebenden Körpers und rechts die | Magdalenenkirche, wo Architeetur und 4* 52 Gärtnerei so grossartie und gewaltig in einander greifen, sich gegenseitig helfen und unterstützen. Der alte französische Gartenstyl, entledigt von den widerna- türlichen Verunstaltungen und Verzer- rungen der Baumformen und von den glattgeschorenen Baumwänden, frei von diesen Fesseln sich ungezwungen an die Architeetur anschliessend, zeigt sich hier ganz in der Weise, wie er jetzt noch in der Nähe grosser Gebäude und der Städte sollte Der englische Gar- namentlich im Innern angewendet werden. tensyl wird kaum im Stande sein, ihn | an solchen Orten zu überflügeln, oder noch weniger ihn ganz zu verdrängen. Die Grossartigkeit des Eindrucks der ganzen regulären, altiranzösischen Par- thie bewirkt auch, dass die angrenzen- den, seitwärts in den elysaischen Fel- dern liegenden neueren englischen An- lagen sehr viel von ihrem Reiz einbüs- sen durch diese Nachbarschaft, obwohl keine Mühe gespart, keine Kosten in der Bepflanzung gescheut wurden, diesen |. vo N = bildet, wie eine ungeheure Käsglocke. englisirten Theil der elyseischen Felder herauszuputzen. Erdbewegungen durften nicht fehlen, sie sind denn auch zur Genüge freilich sehr unmotivirt, erzwungen und keines- wegs schön. Namentlich leiden diese Erdbewegungen durch die auf den er- höhten Punkten angebrachien grossen, ovalen Gruppen, theilweise mit Rhodo- dendron und Azaleen, theilweise mit Kirschlorbeeren, Ligustrum ovalifo- lium, Mahonia Aquifolium und Ilex bepilanzt. Diese steifen Formen sind nicht geeignet, der Anlage einen natürlichen Reiz zu verleihen, ich ver- misste jene natürlichen ungezwungenen Formen des reinen englischen Styls, welche denselben so anziehend und freundlich machen, Dieser iranzösirte vorhanden, manchmal Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. englische Styl zeigt wohl manche schönen Einzelheiten, namentlich in der Reich- haltigkeit und Manniglaltigkeit der Be- pflanzung, bedarf aber noch sehr einer weiteren Läuterung*). Einen ganz ähn- *) Ohne als Landschaftsgärtner uns ge- riren zu wollen, müssen wir gestehen, dass uns diese vielgepriesenen modernen Pariser Anlagen neben manchem Schönen und Lo- benswerthen viele Blössen zeigten, Blössen, die geradezu als Geschmacksverirrungen be- zeichnet werden müssen: so die Art der Anwendung von Gesträuchen, so die Ver- wendung von Blattpflanzen in grossen, dicht- geschlossenen Gruppen, so die Manie, Effekte durch Pflanzen wärmerer Klimate erzwingen zu wollen, die sich nun einmal nicht für unser Klima eignen. — Die Anwendung von Gesträuchen zur Bildung von runden oder ovalen Gruppen geschieht in der Weise, dass man die ganze grosse Gruppe mit einer einzigen, oder aus- nahmsweise mit zwei Arten so dicht be- pllanzt, dass das Ganze eine geschlossene, compacte Masse von regelmässigster Contour Um den Uebergang zum Rasen zu vermitteln, | wird um die vielleicht 6—8 Fuss hohe Laub- in diesen englischen Anlagen natürlich | masse des Gesträuchs ein 1—2 Fuss hohes Band irgend einer Blüthenpflanze von mög- | lichst schreiender Farbe gepflanzt, so z. B. gelbe Üalceolarien, Scharlachpelargonien, Verbenen etc. Diese Zusammenstellung von Sträuchern und Gruppenpflanzen scheint den Pariser Gartenkünstlern ausserordentlich zu gefallen, denn sie kehrt wieder in allen möglichen Variationen des Materials, aber in der stets gleichen monotonen Form und steifen Contour bis zum Ueberdruss. Blattpflanzen, die ihre volle Schönheit nur geltend machen können, wenn sie einzeln oder doch nur in einigen Exemplaren frei- stehend im Rasen Verwendung finden, müs- sen gleich zu hunderten eine einzige ge- schlossene Gruppe bilden, so Wigandia caracasana, Cyperus Papyrus, Ara- lia papyrifera, Musa Ensete etc. Dass bei der gedrängten Pflanzung der decorative I. Originealabhandlungen. lichen, fast widerlichen Eindruck machte auf mich eine in der Nähe des „‚jardin Character gar nicht zur Geltung gelangen kann, darauf kommt es nicht an, man will Massenwirkung erzielen; wenn man nur sagen kann, diese Gruppe enthält 2—300 Wigan- “ dien, jene 200 Cyperus, diese 50 Musa u. s. w., das ist die Hauptsache. — Wenn man die theure und scltene Musa Ensete in vielleicht 30 oder mehr Exemplaren gleich in einer einzigen Gruppe vereint fin- det, eine andere Gruppe besetzt mit 100 oder 200 Ficus elastica, oder mit der neuen und daher noch theuren Ficus Coo- peri, oder mit hunderten von Musa Ca- vendishii und rosacea, wo jede einzelne Gruppe hunderte von Thalern kostet, so darf man wohl fragen, ob der dadurch erzielte Effect auch nur einigermaassen dem Kosten- aufwande entspricht. — Wir sahen diese Gruppen Ende Juli, also schon zu einer ziemlich vorgerückten Zeit, allein sie sahen noch höchst kahl und trübselig aus; die Musa mit ihren kränklich gelben, vom Winde zerfetzten Blättern machten einen wahrhaft peinlichen Eindruck für Jeden, der diestumme und doch so beredte Sprache der Pflanzen zu deuten weiss: sie riefen in klagenden Jammerlauten nach Wärme, nach mehr Wärme als unsere Sommer zu geben vermö- gen; die Ficus elastica, schon alte, hohe Exemplare, die diesen Kampf um’s Dasein offenbar schon wiederholt durchgekämpft hatten, schienen mit mehr Resignation ihr Geschick zu ertragen, immerhin hatten sie fast alle Blätter, die im Gewächshaus ent- wickelt, den Unbilden der freien Luft nicht gewachsen, abgeworfen, sahen also nichts weniger als schön aus, thaten dagegen ihr Möglichstes, diesen Schaden wieder gut zu machen, indem sie auf allen Enden junge ‚Triebe bildeten. Es steht zu hoffen, dass diese im Freien erwachsenen Triebe und Blätter noch vor Ende der Saison soweit sich entwickeln konnten, um gerade noch vor Thorschluss einige Wochen brilliren zu können; die Musa werden sich nach langem fruchtlosen Ringen auch endlich ermannt haben, um dem scheidenden Sommer noch ihren Tribut zu bringen, — aber wir fragen 53 du Luxembourg“ befindliehe modern englische Anlage. Dort sind die Erd- bewegungen so verkehrt aufgefasst und die ganze Pflanzung so schlecht ausge- führt in Beziehung auf passende Zusam- menstellung, dass der Contrast mit den in der Nähe befindlichen Parterres des Luxemburger Gartens recht fühlbar wird, und zwar zum grossen Nachtheil der neuen Anlage. Selbst die neuen Par- terres des theilweise umgeänderten Lu- xemburger Gartens können sich noch in keiner Beziehung mit den älteren Par- nochmals, lohnen diese kleinen Erfolge die grossen Kosten? — Will man nun 3 tout prix mit solchen Pflanzen operiren,. und stehen Mittel genug zur Verfügung, so gehe man auch sogleich einen Schritt weiter und sorge für hinreichende Bodenwärme, sei es durch starke Unterlage von Dünger und Laub, oder durch unterirdische Wasserhei- zung, dann setzt man sich wenigstens nicht dem Vorwurf der Pflanzenquälerei aus, der hier mit Recht gemacht werden könnte. — Wir müssen gestehen, der Gesammteindruck der Pariser Anlagen war auf uns ein un- günstiger, besonders wohl deswegen, weil unsere Erwartungen allerdings hoch stan- den nach allem Rühmen und Loben, das uns von allen Seiten zu Ohren gekommen, und weil wir unmittelbar vorher die einfacher gehaltenen, aber jedenfalls eine gesundere Geschmacksrichtung bekundenden Gärten Lovudons gesehen hatten. Wunderschön sind in Pariser Anlagen die Rasenplätze, schöner selbst als in England, sehr lobenswerth die überall herrschende Reinlichkeit und vor- treffliche Unterhaltung der ganzen Anlagen, was dagegen die Bepflanzung betrifft, und ganz besonders die Verwendung von Sträu- chern und Bäumen, so dürften die französi- schen Landschaftsgärtner noch Vieles zu ler- nen haben von ihren englischen und deut- schen Collegen. Das ist wenigstens der Eindruck, den wir als Gesammtresultat alles Gesehenen mit fortgenommen haben. (E. 0.) 54 terres desselben Gartens und denen des Tuilerien-Gartens messen. Obwohl wie alle übrigen Anlagen sehr schön gehal- ten und mit zierlichen, gusseisernen Ein- fassungen versehen. vermisste ich die grossartige Auffassung, welche hei jedem Schritt und Tritt in den oben eitirten Parterres hervortritt. — Was die Parterres ir den übrigen Stadttheilen anbelangt, so sind derselben viele. An denjenigen Boulevards, wo noch freie Zwischenräu- me blieben, sind Parterres eingeschoben ; oder es sind an Knotenpunkten, wo mehrere Strassen und Boulevards zusam- menstossen , grosse runde Parterres mit einem schönen Bassin oder einer Statue als Mittelstück; oder es sind Plätze an Kirchen, wie z. B. bei der Kirche St. Sulpice in halbovaler Form. Bei der Bepflanzung dieser Parterres spielen Blumen und zwar hauptsächlich Topf- pflanzen die Hauptrolle. Die Pilanzen, die hier verwendet werden zur Bildung von Gruppen, alle speciell anzuführen, würde zu weit führen, ich erwähne nur die hauptsächlichsten, am häufigsten an- gepflanzten Sorten, Von Scharlach-Pe- largonien sind Eugenie Me&zard, Gloire de Corbeny und Beaut£& de Suresne zu tausenden ausgepflanzt; von sogenannten Unique-Pelargonien spielt Gloire de Paris eine Haupt- rolle, und ist von hübscher dichter Be- laubung, raschwüchsig und sehr dankbar blühend; dann Lobelia erinoides speciosa wieder ungemein häufig an- gewandt. Es ist diese allerdings eine nicht genug zu empfehlende Einfassungs- pflanze, die fast zu allen Zusammen- stellungen passt. Dann wären noch zu nennen Gazania splendens, Ver- bena Purple King, eine violettblaue, raschwüchsige Sorte, die reingeibe Cal- ceolaria Triomphe de Versailles, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Chrysanthemum frutescens in mehreren Varietäten, Petunia, Alys- sum u. s. w. Ausser Blumen finden sich auch Blattpflanzen, besonders Can- na, oder auch in schattiger Lage Grup- pen immergrüner Sträucher. So sah ich Gruppen von Evonymus japo- nica, der im Pariser Boden ganz be- sonders gut zu gedeihen scheint, einge- fasst mit -Aucuba japonica, die wirklich prächtig aussahen. Anderwärts fanden sich Zusammenstellungen von Kirschlorbeer, Ligustrum ovalifo- lium und Aucuba als Einfassung. Weil das ganze Jahr grün, wenige Un- terhaltungskosten verursachend und von langer Dauer. wäre diese Anpflanzung, wo das Klima es gestattet, namentlich im Innern der Städte sehr nachahmungs- werth. Für kältere Gegenden bieten härtere immergrüne Sträucher das pas- sende Material, so neben Ligustrum ovalifolium, der sehr hart ist, Ilex Aquifolium und Varietäten, Cratae- gus pyracantha, Mahonien, Bu- xus und Cotoneaster. Als Muster eines decorativen Parterre führe die kleine, im moder- nisirten englischen Styl gehaltene An- lage beim „Tour St. Jacques an, wei- che, so klein sie auch ist, durch die ausgezeichnete Besorgung, durch die fast nur zu reiche Bepflanzung und durch gefällige Terrainbewegungen sehr in die Augen fällt, um so mehr, da sie mitten im Pariser Häusermeer liegt, Sie ist ein wahres Schatzkästlein, das, von wel- cher Seite auch die Betrachtung ge- schieht, überall schön ist, in Bezug auf Bequemlichkeit für’s Publikum allerdings nicht das bietet, was die einfacher ge- haltenen Squares, mit ihren vielen Sitzplätzen, mit ihren schattigen Bäumen etc. Die Gruppirung der Gesträuche zu monotonen, steifen Gruppen wiederholt I. Originalabhandlungen. sich zwar hier auch, wie in den anderen Anlagen, dagegen sind die Blumengrup- pen besonders geschmackvoll bepilanzt. Einen vorzüglichen Effect machte z. B. eine grosse Gruppe mit Centaurea ragusina oder candidissima in lau- “ter starken Prachtexemplaren, deren Sil- berlaub herrlich mit einer dunkelrothen Finfassung contrastirte.e. Eine andere Gruppe war mit dem Solanum mar- ginatum bepflanzt, von allen Solanum- Arten wohl die schönste und geeignetste zu Gruppenbildung. Das schon vorhin erwähnte Unique Pelargonium Gloire de Paris war im breiten Gürtel um Gesträuchgruppen gepflanzt und zeich- nete sich aus durch feuriges Colorit und Blüthenfülle; es verdient allgemeinere Verwendung. Weil ich hier gerade von Blumen- pflanzungen spreche, so verdient das so- genannte Unterpflanzen hier noch kurze Erwähnung. Die Pariser Gärtner haben nämlich die Gewohnheit, höhere Gruppenpflanzen zu unterpflanzen mit irgend einer niederen, den Boden bal- digst deckenden Art, wie Tradescan- tia zebrina, Alyssum Benthami, Reseda, Verbenen etc. Sie wollen da- mit einen doppelten Zweck erreichen, die Unterpflanzung soll zunächst den auf die Gruppen zum Feuchthalten der Erde gebrachten verfaulten Dünger, der wohl dem Gedeihen der Pflanzung sehr dienlich ist, jedenfalls aber nicht ästhe- tisch wirken kann, möglichst rasch ver- decken, und sodann soll sie als Lücken- büsser dienen, bis die Hauptpflanzung angewachsen ist*). Das ganz richtige *) Eine” solche Unterpflanzung lassen mm ne = EEE EEE ZENEEERSEEEEEGGEESEEEEE > mm nn Em ann aa 5 Prinecip, den Boden möglichst rasch zu decken, ist hier auch durch Niederhaken von Pflanzen, die sich irgend dazu eig- nen, sehr allgemein durchgeführt; ob- wohl diese Operation mühsam und zeit- raubend ist, ist der Erfolg dennoch der Mühe werth, denn dadurch wird es mög- lich, in kurzer Zeit eine dichte ge- schlossene Gruppe herzustellen. Dem gleichen Zwecke dient das wiederholte Einkneipen und Einstutzen gewisser Bor- dürcnpflauzen, z. B. Gnaphalium la- natum, Iresine, Coleus ete., was nicht versäumt werden darf, wenn, die Gruppe sich bald schliessen und gehörig abrunden soll. — (G. Lorch). (Fortsetzung folgt). | wir uns gefallen, — aber die modernen französischen Gartenkünstler wenden die gleiche Unterpflanzung auch bei Baumgrup- pen an und zwar unserer Ansicht nach in oft recht unpassender Weise, so z, B. eine grosse dicht gepflanzte Gruppe hochstämmi- ger Birken und darunter und davor niedrige Weigelien. Meistens verwenden sie nur eine Baumart mit einer einzigen oder zwei Straucharten als Unterholz, die zweite dann gewöhnlich als Einfassung. Uns kann diese Zusammenstellung nie und nimmer gefallen. Eine mit Rücksicht auf Höhe, Form und Färbung des Laubes gut zusammengesetzte Ptlanzung verschiedener Baum- und Strauch- arten, mit freien, Waldsaum ähnlichen Con- turen, wie sie in englischen und deuischen Gärten so allgemein, haben wir in den mo- dernen Pariser Anlagen vergeblich gesucht und sehr vermisst. (E. ©.) 56 I. 1) Weintrauben lange aufzube- wahren. Will man die Trauben an dem Stocke lange aufbewahren, wie die Frauend. Blätter rathen, im October einen schönen, hellen, trockenen Tag, rei- nigt die Beeren, nimmt da, wo sie zu dick sitzen, einige mit der Scheere heraus und hängt sie in Säcke, die von etwas dickem Papier oder Leinwand gemacht sind. Ist die Weintraube ganz reif, so schnürt man den Stiel der Traube mit dem Faden, womit man den Sack zubindet, fest zusammen, dreht ihn auch einmal herum, lässt sie so hängen und nimmt sie erst dann ab, wenn die Witterung ungünstiger wird; auf diese Art lässt sich ihre Dauer, wenn der Herbst nicht zu feucht und zu nass ist, oft biszum Anfang des Winters verlängern. Hat man sie abgenommen, dann sieht man nach, ob die Beeren nicht angefault sind, steckt sie wieder in ihren Sack und bringt sie in ein Zimmer, zu welchem die Luft keinen Zugang hat und wo gleiche Temperatur herrscht. Man hängt sie daselbst mit einem an den Stiel gebundenen Faden frei an der Decke aut. Will man die Weintrauben verschicken, so hängt man sie in Kisten auf, die inwen- dig mit Blei ausgelegt sind, und füllt die Zwischenräume ganz mit Hirse aus. Man kann sie anf diese Art sehr weit verschicken, und sie kommen auf (der Reise zur Honig. reife. Von Spanien aus verschickt man sie (namentlich die:.Malagabeeren) auch in Ki- sten, die mit trockenen Sägespänen angefüll® sind; auch ‘in Asche, die jedoch höchst trocken sein muss, kann man sie verschicken; bei nachherigem Gebrauche bläst man die Asche mit dem Blasebalg ab und taucht die Trauben in Wasser. Eine ähnliche Methode ist folgende: Um die Trauben recht lange so wählt man, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Notizen. Fass oder einen dergleichen Kasten gelegt, dessen Boden dicht mit Kleie bestreut ist, und zwar so. dass immer zwischen zwei Lagen Trauben eine Lage Kleie kommt. Dann wird das Fass zugespundet und mit Gyps übergossen. Die Trauben halten sich auf diese Weise über ein Jahr. Will man sie geniessen, so wird -der Stiel in Wein ge- steckt, dass sie, wie eine Blume im Wasser, im Weine stehen. Man steckt auch die Weintrauben mit ihrem Stiele in kleine Aepfel und hängt sie so im Keller auf; doch halten sie sich dann selten länger als bis zum Neujahre. Rosinen kann man machen, wenn man die Beeren erst an der Sonne, alsdann aber in einem Backofen oder in ei- ner Trockenstube auftrocknet. 2) Ein Pilz am Kümmel. In der Monatsversammlung des Naturforschenden Vereins zu Brünn am 9. Oktober 1867 wur- den mehrere ausgetrocknete Wurzelstöcke von Kümmel (Carum Carvi) vorgezeigt, in deren Innern sich grosse harte Gebilde von verschiedenen Formen entwickelt hatten, welche in der Textur eine Aehnlichkeit mit dem Mutterkorn zeigen. Prof. von Niesel bezeichnete dieselben als Sclerotium varium Pers. und bemerkte, dass sie, so wie einige verwandte Formen, zu welchen auch das Mutterkorn (Sclerotium clavus) gehört bis in die neuere Zeit als selbstständige Pilze angesehen wurden. Doch haben Beobach- tungen und Culturversuche erwiesen, dass diese Stlerotien nur unvollkommene Zu- stände verschiedenartiger Pilze seien, welche sich unter günstigen Verhältnissen daraus entwickeln, sonst aber lange Zeit in densel- | ben verharren oder gar nicht zur Ausbildung | gelangen. aufzubewahren. werden sie in ein luftdichtes AIFOUL PPYSUDSEDUUUD, II. Literatur. 1) A. Fischer von Waldheim; Biolo- gie und Entwickelungsgeschichte der Rost- und Brandpilze. (Biologia i Isto- ria Raswitia Golownewüch). Moskau 1867. Eine fleissige und talentvolle Arbeit mit 7 Tafeln, in Russischer Sprache, welche die Entwickelungsgeschichte der Rost- und Brandpilze bespricht. Der Verfasser stützt sich dabei theils auf eigene Untersuchungen, theils auf die Untersuchungen des Hrn. Prof, De Bary. (E. R.) 2) Fr. Körnicke; Naturhistorische Mit- theilungen. Erste Reihe. Königsberg bei Dalkowski. — Es ist dies ein Separatabdruck von einer Reihe von Abhandlungen aus dem Gebiete der Botanik und der Landwirthschaft , von unserm geehrten Freunde. Die erste Abhandlung behandelt die Weizenmücke (Cieydomya Tritici Kirbg.) Dieses schädliche Thierchen fand sich 1864 und 1865 in der Umgegend von Königs- berg sehr häufig. Die kleinen Larven finden sich zwischen den Blüthenspitzen der Wei- zenähren. Die befallenen Aehren zeichnen sich schon durch eine röthlichere Färbung von den nicht befallenen aus. Während an mancher Blüthe sich bis 20 dieser klei- nen Thierchen zwischen den Spitzen einer einzigen Blüthe befinden, bleiben in der gleichen Aehre andere Blüthen gänz- lich frei von diesem Thierchen, welche das Verkümmern des Fruchtknotens bedingen. Professor Körnicke sagt, dass er nirgends einen Frass dieser Thierchen bemerkt habe, dass sich aber in den befallenen Blüthen die Antheren nicht öffnen und in Folge des- sen eine Befruchtung der betreffenden Blüthe nicht stattfinde. Die Ursache dieser Erschei- nung bedarf noch der Erklärung. Der durch dieses Insekt verursachte Schaden betrug in Frankreich !/, bis !/, der Ernte. Die Larven sollen später in die Erde 57 Literatur. gehen, sich verpuppen und der Flug der ocker- gelben Mücke findet vor der Blüthe des Weizens statt. Als einzig rationelles Mittel wird tiefes Umpflügen empfohlen. 2) Ferner berichtet Körnicke über die Quecken-Eule (Hadena basilinea Wien. Ver- zeichniss.), welche auch dem Weizen schäd- lich wird. — 3) Eine dritte eingehende und umtang- reiche Abhandlung ist die über die Unter- suchungen des Rostes (Uromyces, Melampsora.u. Puccinia) von Tulasne und De Bary, welche den Beweis liefern, dass Puccinia graminis nur ein Ent- wickelungs-Stadium des bechertörmigen gel- ben Pilzes ist, der sich auf den Blättern des Berberis-Strauches findet. (Aecidium Berbe- ridis). Körnicke führt auch einen Versuch auf, wo Prof. W. Funke in Prosken um einen Berberitzenstrauch Winterroggen säete, der zuerst unmittelbar um den Berberitzen- Strauch herum mit Rost befallen wurde, worauf der Rost sich weiter ausbreitete. Wir können im Allgemeinen nur auf diese sehr interessante Abhandlung unseres geehrten Freundes verweisen und darauf aufmerksam machen, dass Berberitzen niemals unmittel- bar an Getreidefelder gepflanzt werden soll- ten. Im Speziellen wollen wir aber das Re- sum6, was Dr. Körnicke am Ende seiner Abhandlung folgen lässt, hier noch mit- theilen. Der Rost unserer Culturpflanzen besteht aus kleinen Pilzen, welche dreierlei Sporen bilden. Die eine Form derselben wird am spätesten im Jahre gebildet. sitzt am feste- sten in der Nährpflanze, hat die dunkelste Farbe und keimt erst im folgenden Früh- jahre. Diese Sporen werden deshalb auch Wintersporen genannt und nach der Ver- schiedenheit ihrer Gestalt zu den Gattungen Uromyces (der Rost der Hülsenfrüchte) Puc- cinia (der Rost des Getreides) und Melamp- sora (Rost des Flachses) gerechnet. Wenn diese Wintersporen im Frühlinge keimen, so geht aus ihnen der oben er- 58 wähnte Becherpilz (Aecidium) her- vor. Aus den Sporen des Aecidium, wel- che gleich nach ihrer Reife keimen, gehen jene kleinen Rostpilze hervor, welche als die Gattungen Uredo, Epitea und Tri- chobasis beschrieben worden sind. Diese keimen gleichfalls leicht und schnell und bilden anfangs wieder gleiche Sporen, — später aber jene Formen, die als Winterspo- ren bezeichnet wurden und von denen die ganze Formbildung ausging. Bei dem Rost der Hülsenfrüchte geht die Bildung aller 3 Formen der Entwicke- lung, auf der gleichen Pflanze vor sich, und zwar bildet Uromyces appendiculatus den Rost der Erbse undSaubohne und Uromyces Phaseolorum den Rost der Bohnen. Der Rost des Getreides wird von den Arten der Gattung Puccinia gebildet. Som- mersporen (Uredo) und Wintersporen (Puc- einia) werden auf der gleichen Pflanze ge- bildet: Puccinia graminis oder der in langen gelben Streifen an dem Getreide er- scheinende Rost geht im Frühjahr zunächst aufBerberis über, wo sich der Berberitzen- Pilz (Aecidium Berberidis) bildet. Ausrot- tung von Berberitzen-Hecken in der Nähe von Getreidefeldern ist daher geboten. Eine zweite Form von Rost des Geirei- des „ das ist der Fleckenrost (Puceinia stra- minis), der eben nicht in Streifen, sondern mehr in Flecken erscheint. Die Aecidium- Form aus den Wintersporeu desselben geht auf die Blätter unseres Huflattigs über. Die- ser Fleckenrost ist am schädlichsten und kann auch durch Vertilgung dieses Unkrau- tes nicht vertilgt werden, denn das Mycelium der Sommersporen dieses Pilzes (von Uredo) hält sich den Winter hindurch gleichfalls lebenskrältig und geht im Frühjahr die Bil- dung der Wintersporen und des Aecidium überspringend, direkt wieder auf das Ge- treide über. Vom Kronenrost (Puccinia coronata), der sich vorzugsweise am Hafer findet und vom Rost des Flachses (Melampsora Lini) ist der vollkommne Becherpilz (Aecidium) nicht bekannt. noch (E. R.) 3) Die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzenkrankheiten. Für Land- und Forstwirthe, Lehrer, Gärtner etc. Von August Ammann. Stutt- gart 1867. Verlag von M. Kitzinger. Ein gut geschriebenes, wissenschaftlich gehaltenes Werkchen, von nur IV und 96 Seiten, welches jedem Gärtner, Garienfreund, Landwirth etc. viele wichtige Autschlüsse ertheilt, und an welchem wir nur zu tadeln haben, dass es auch die Pflanzenfeinde auf- genommen, wodurch die Krankheiten bei dem geringen Umfang des Buchs oft sehr kurz weggekommen sind. Allerdings war der Verfasser in seinem Rechte, denn ein grosser Theil der Krankheiten ist nur Folge von Beschädigung durch Feinde. Aber dann war die Beschreibung der Feinde wenigstens unnöthig. Hätte der Verfasser gesagt „die Krankheiten und Feinde der Pflanzen‘‘ und einige Bogen zugegeben, so wäre der Titel richtiger gefasst und die Benutzung allge- meiner gewesen. Auf der andern Seite ist diese Zuthat, welche wir nur tadeln, weil sie eine allzuknappe Fassung bedingte, tür Viele ein Vorzug des Werkes. Der Verfas- ser theilt die Krankheiten ein 1) in Krank- heiten der Wurzel, 2) Krankheiten der ober- irdischen Vegetationsorgane, 3) Krankheiten der Fortpflanzungsorgane (Blüthen und Früchte). Den Schluss bilden Betrachtungen über die Lebensdauer und den natürlichen Tod des Pflanzenindividuums. Hie und da erleichtern Abbildungen das Verständniss. Nach unserer Meinung sind nur Werke mit vielen und guten Abbildungen wahrhaft brauchbar. Freilich sind sie dann so theuer, dass sie nicht Jedem zugänglich sind, der sie gebrauchen möchte, und darum sind Schriften, wie das vorliegende, jedenfalls das beste unter den kurzen, stets eine will- kommene Gabe. J. 4) Der Obstbau in Kurhessen, na- mentlich in der Provinz Niederhessen. Vom Apotheker Glässner in Cassel, Vorstand des Gartenbauvereins für Kur- hessen. Nur durch die Kenntniss des Einzelnen gelangen wir zur allgemeinen Kenntniss, und II. darum ist jede speciell über einen kleineren Landstrich geschriebene Abhandlung ein werthvoller Baustein zum Ganzen. Hätten dem Schreiber dieses 50 solcher Abhandlun- gen vorgelegen, so würde sein gärtnerischer Beitrag zuH. v. Viebahns „Statistik des zoll- vereinten und nördlichen Deutschland *) ganz anders ausgefallen sein. Die kleine Schrift fasst ihre Aulgabe geschichtlich, sta- tistisch und geographisch auf. Beispielweise erfahren wir, dass aus der Stadt Witzen- hausen an der Werra 1857 die Ausfuhr von Kirschen 618,860 Pfund betrug. Man schätzt dort die Einnahme in guten Kirschenjahren auf 15,000—20,000 Thaler. Ausserdem sind im Werrathale Dörfer, welche 2000-5000 Thaler für Kirschen einnehmen, nicht sel- ten. J. 5) „Wie kann eine innigere Bezieh- ung zwischen Botanik nnd Gärt- nerei herbeigeführt werden.“ Red. von Dr. Hermann Pomper. Leipzig 1867, bei C. H. Reclam sen. Diese in neuerer Zeit öfter angeregte und besprochene Frage ist so wichtig, dass sie die allseitigste Beleuchtung verdient. Hierzu hat der Herr Verfasser in seiner bei: Gelegenheit der vierten Wanderversammlung deutscher Gartenbaugesellschaften in Leipzig gehaltenen Rede einen schätzenswerthen Bei- trag geliefert. Die darin ausgesprochenen Ansichten verdienen von beiden Seiten die grösste Beachtung. Der Inhalt der kleinen Schrift von nur 22 Seiten ist nicht zu Aus- *) Die Gartenflora brachte im XI. Bande Auszüge von diesen dem grossen Publikum ausserdem schwer zugänglichen Mittheilun- gen. J. Literatur, 59 zügen geeignet. Bemerkt sei nur, dass da- rin der Einwirkung der Botanik auf die Gärtnerei mehr Werth beigelegt wird, als umgekehrt, wozu jeder urtheilsfähige Mann beistimmen muss. Der Vortrag war auch hauptsächlich an die Gärtner gerichtet, und sie werden darin aufgefordert, sich so viel als in ihren Kräften steht, mit der botanischen Wissenschaft vertrautzu machen. Auch dieGärt- ner-Lehranstalten oder vielmehr Fortbildungs- schulen für Gärtner werden in der Rede besprochen, und es wird ihre Unentbehrlich- keit hervorgehoben. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unterlassen, darauf aufmerk- sam zu machen, dass auch andere Fortbil- dungsschulen den jungen Gärtnern, welche eine Gärtnerlehranstalt nicht besuchen kön- nen, Gelegenheit zur Fortbildung geben. Zum Schlusse beantwortet der Verf. die aufgestellte Frage dahin, dass eine innigere Beziehung der höheren Gärtnerei und Bota- nik herbeigeführt werden kann: 1) „durch Auswahl guter Köpfe zu Lehr- lingen *), 2) durch anregende Leitung derselben seiten wissenschaftlich **) und praktisch ge- bildeter Lehrherrn, 3) durch Besuch einer zweckmässigen Gärtnerlehranstalt, 4) durch Aufstellung und Verhandlung botanischer Themata seiten eines Central- vorstandes vereinigter Gartenbaugesellschaf- ten.“ J. ®) Die „guten Köpfe‘“ müssten doch wohl auch gut geschult sein. **) Auch nicht wissenschaftlich gebildete Lehrherrn sehen oftdie Nothwendigkeit einer höhern Bildung ein und können Anregung, wenn auch keine Leitung geben. d. IV. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins zu St. Peters- burg, 1) Protokoll der Sitzung vom1l. (23.) November 1867. Die Sitzung findet unter. Vorsitz des Vicepräsidenten E. Regel statt. 60 I. Der Vorstand erklärt das Ergebniss der Untersuchungen, welche einige Mitglieder über die Düngerpulver des Herrn Stoke angestellt, nachträglich geprüft zu haben, und schlägt in Folge dessen vor: 1) Die Untersuchungen, welche wohl die Güte der Düngerpulver im Allgemeinen, aber noch nicht in Hinsicht auf den Garten- bau dargelegt, nach festen Regeln und an bestimmten Pflanzen fortzusetzen, um so zu genauen Resultaten über diese für den Gärt- ner höchst nützliche Methode zu gelangen; 2) Die bis jetzt erhaltenen Resultate in den Zeitungen zu veröffentlichen und darauf hinzuweisen, dass die Gesellschaft die Dün- gerpulver des Hrn. Stoke einer ferneren Prü- fung werth gehalten; 3) die Ertheilung einer Prämie, für die von Hrn. Stoke im Frühjahre ausgestellten Düngerpulver bis zur endgültigen Entschei- dung zu unterlassen, aber denselben in Hin- sicht auf die von ihm zu den Versuchen ge- stellten 100 Pfund Düngerpulver zum nicht- zahlenden Mitgliede zu ernennen; 4) für die ferneren Versuche ein Prog- ramm aufzustellen, dessen Ausführung einer beson deren Commission anvertraut wird. Die Gesellschaft genehmigte diese Vor- schläge und beauftragte den Vorstand, lei- tende Gesichtspunkte für die ferneren Ver- suche aufzustellen. I. Herr Akademiker von Ruprecht spricht von seinen Versuchen über frühe Ge- treidesorten , insbesondere über die zweizei- lige kaukasische Gerste. Dieselbe war am 30. Mai (a. St.) ausgesäet worden und ge- langten in 54 Tagen zur Reife. Die gereif- ten Körner dienten bald darauf zur zweiten Aussaat. Nicht nur keimten dieSamen nach kurzer Zeit, sondern es zeigten auch die Pflanzen bis gegen Ende August, wo sie ih. rem Schicksal überlassen werden mussten, ein gutes Wachsthum. Referent erörtert nun die Frage, ob diese Sorte in günstigeren Jahren, wo die Aussaat Anfang Mai (a. St.) stattfände, im Petersburger Klima doppelte Ernte liefern dürfte. Es scheint das nur mit direkt vom Kaukasus bezogenem Korn der Fall zu sein, während die hier erzogenen Generationen allmälig dieser Eigenschaft ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, lustig gehen. Am 13. (25.) Juni ausgesäete rothe vierzeilige Gerste dritter Generation, reifte zum Theil am 62. Tage, vollkommen aber erst am 3. (15.) September, ohne dass ein harter Frost vom 30. August (a. St.) auf den 31. der Frucht Schaden zugefügt hätte. Eine Saat aus direkt vom Kaukasus bezo- genem Korn reifte dagegen schon zwei Wo- chen früher. Referent glaubt, die ursprüng- liche frühe Reife hänge von der Länge un- seres Tages ab. IV. Auf Vorschlag der Mitglieder der Unterstützungskasse werden an Stelle zweier aus der Verwaltung ausgetretener Mitglieder die Herren Gradke und Wiese mit Stimmen- mehrheit gewählt. V. Das Ehrenmitglied Hr. von Muchor- tow , berichtet über die Erörterungen , wel- che in der Petersburger Versammlung der Landwirthe den landwirthschaftlichen Schu- len zu Theil wurden, und knüpft daran die Bemerkung, dass auch das Projekt der Gar- tenbaugesellschaft in St. Petersburg eine Gartenbauschule zu eröfinen sich verwirk- licht sehen dürfte, wenn die in jener Gesell- schaft ausgesprochene Idee über Gründung von der Krone unterstützter landwirthschaft- licher Schulen zweiten Grades, die Geneh- migung der Regierung fände. Die Gesellschaft spricht gegen die Herren v. Muchortow und Maximowitsch ihren Dank für die Vertretung der Gesellschaft aus. VI. Der Vorstand, nachdem er in einer seiner Sitzungen darüber übereingekommen, dass es wünschenswerth sei, 1868 eine Früh- lingsausstellung zu veranstalten, hatte darü- ber in einer besonderen Versammlung die Meinung der Hrn. Gärtner eingeholt und die Mehrzahl derselben für den Fall bereitwillig gefunden, sofern die Ausstellung im näm- lichen Lokale stattfinde, wie das letzte Mal. Die Gesellschaft erklärt sich mit der Ansicht des Vorstandes einverstanden und überträgt es demselben, bei dem Domä- nenministerium ein Gesuch um Einräu- mung eines Theiles des landwirthschaftlichen Museums zur Ausstellung einzureichen und im Falle der Genehmigung mit den Vorar- beiten zu beginnen. vll. Herr Rosanow erläutert die Ent- IV. Angelegenheiten des Russischen wickelung, Bildung und Bedeutung der Stärkekörner im pflanzlichen Organismus. VII. Hr. Regel theilt mit, dass die zum vorigen Mal von Hrn. Ruck blühend ausgestellte Bromeliacee eine neue Gattung ist, welche zu Ehren des Züchters, der sie zum ersten Male zur Blüthe gebracht, den Namen Ruckia erhielt. IX. Ausgestellt waren auf der Sitzung’ Von Hrn. Ender aus dem botanischen Garten Sophronitis grandiflora Lindl. und Piteairnia undulata Hort.; vom Gärtner‘Med- wedew aus dem Garten des Hrn. Gromow 6 Arten Anthurium, 2 Arten Philodendron, Peperomia argyrea, in Blüthe Thea Bohea und 13 Stück Sonerila margaritacea, vom Hrn. Doktor Isaak ein im Zimmer gezoge- nes Pancratium speciosum in Blüthe. Die Hın. Experten Bergemann , Gradke und Katzer nebst dem beständigen Experten Hrn. Rochel erkennen dem Hrn. Doktor Isaak die kleine, den Hrn. Ender und Med- wedew die grosse silberne Medaille zu. 2) Protokoll der Sitzung am 25. No- vember (a. St.) 1867, unter'm Vorsitz des Vice-Präsidenten. I. Der Vorstand legt ein Programm zur Anstellung von Versuchen mit dem Dünger des Ern. Sioke vor, welcher ange- nommen wird. Zu diesem Zwecke wird eine Commis- sion aus den Herren von Baranow, Barrz- kow, Buck, von Kinowitsch, Petlin, Rosa- now, Trapp und Zwerner gewählt. II. Die Gesellschaft bestätigt die Ab- rechnung für die Frühjahraussteliung und lässt sowohl den bei derselben beschäf- tigten Personen, denjenigen Mitglie- dern, welche die Revision der Rechnungen auf sich nahmen, ihren Dank aussprechen. II, Der Sekretär Hr. v. Wolkenstein theilt mit, dass in seinen Büchern eine von dem verstorbenen Präsidenten Mollerius er- haltene Summe von 300 Rub. als für eine Gartenbauschule bestimmt sich verzeichnet findet, welche laut Beschluss der Gesellschaft als besonderes Stammkapital eingetragen wird. — IV. Von dem Mitgliede Hrn. Overin wie Garten bau- Vereins zu St. Petersburg. 61 in Tiflis wurden der Gesellschaft Samen von mehr oder weniger für den Gartenbau in- teressanter Pflanzen zugeschickt, die derselbe den Sommer über in der Umgegend von Pjatigorsk sammelte. V. Hr. Wobst, Gehülfe des Obergärt- ners der landwirthschaftlichen Akademie bei Moskau, hatte dem Sekretär der Gesellschaft Folgendes schriftlich mitgetheilt: Bekanntlich nehmen Veredlungen der Linde schwer an, die Anzucht aus Able- gern dauert lange und erfordert viel Raum, und die Samen reifen nicht Jahr für Jahr aus. Beachtung verdient daher die zufällige Beobachtung, welche ich letztes Frühjahr machte. Ich hatie das Jahr vorher im Warm- hause über den Kanal einen Vermehrungs- kasten gebaut, dessen Boden nicht solid, sondern aus Queerleisten gebildet war, da- mit die erwärmte Luft durchstreichen könne. Die Leisten deckte ich mit Moos und brei- tete darüber eine Schicht Sand von 31/,“ Mächtigkeit. Im Frühlinge sah ich aus dem Sande zwei Triebe von Linden hervorbre- chen, die ich doch gar nicht in den Kasten gesetzt hatte. Als ich nachsuchte, fand ich zwei Lindenzweige, die, zwischen das Moos gerathen, hier getrieben hatten. Obgleich ich leider die ersten Pflanzen weggeworfen, werde ich dennoch dieses Jahr den Versuch, Linden auf die angedeutete Weise zu ver- mehren, fortsetzen. Die Lindenreiser habe ich im Moose vergraben und so mit Sand bedeckt, dass nur die obersten Spitzen her- vorschauen. Meine Resultate werde ich ver- öffentlichen und hoffe, dass Andere die glei- chen Versuche machen. VI. Hr. Regel spricht über seine Beob- achtungen an Samen buntblätteriger Pflan- zen; zugleich theilt er einige Versuche über Veredlung in seinem pomologischen Garten mit. VI. Hr. Ender spricht über die Cultur der brasilianischen Graminee Gynerium ar- genteum im botanischen Garten und über ihre Einführung in die Gärten Europa’s. VIII. Ausgestellt waren: Vom Gärtner Medwedew bei Hrn. Gro- mow 6 Töpfe Maiblümchen und 7 Stück Daphne indica alba in Blüthe; vom Gemüse- 62 gärtner Parmenow zwei sehr grosse Spar- geltriebe und astrachnaischer Lauch. Die Hrn. Experten N. Gratschow, Ender und Krilow nebst dem beständigen Experten Hr. Bergemann, erkennen den Hrn. Medwe- dew und Parmenow die kleine silberne Me- daille zu. ; Internationale Ausstellung 1869in St. Petersburg. Die Commissionen werden jetzt gebildet und wir werden regelmässig die Beschlüsse mittheilen. Vorläufig sind folgende allgemeine Punkte definitiv mit Allerhöchster Bestätigung an- | genoinmen. $. 1. Die internationale Ausstellung von Gegenständen aus dem Gebiete des Garten- baues wird Anfangs Mai 1869 in St. Peters- burg eröffnet und dauert 14 Tage. Shr2. | Zweck der Ausstellung ist es, sowohl die inländischen Gärtner und Züchter | mit dem Zustande des Gartenbaues im Aus’ lande bekannt zu machen, als auch die bei- derseitigen Betheiligten einander näher zu bringen und geregeltere Verbindungen an- zuknüpfen, so dass in der Folge Neuigkeiten des Auslandes bei uns leichteren Zugang finden und umgekehrt den eigenthümlichen des russischen Gartenbaues ihre Abzugsquellen im Auslande erschlossen werden können. Erzeugnissen $. 3. Angenommen werden zur Aus. stellung: a) Blühende Pflanzen, Blattpflanzen und Nutzpflanzen; b) Gemüse und Früchte, sowohl irisch, wie als Konserven; c) Gegenstände aller Art, die bei der Zimmer-, Gewächshaus- und Freilandeultur zur Dekoration verwendet werden; d) Gartengeräthschaften und Werkzeuge; e) Pläne und Zeichnungen von Gärten und Gewächshausbauten, Entwürfe und schriftliche Darstellungen der besten Heiz- einrichtungen u. s. w. $. 4. Die Ausstellung wird im Lokale der Michaelsmanege eröffnet. $. 5. Im Anschlusse an die Ausstellung versammelt sich ein Congress der Botaniker, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gärtner und Liebhaber, welcher die gemein- same Entscheidung allgemein wichtiger Fra- gen zum Zwecke hat. $. 6. Mit der Leitung der Ausstellung wird eine von der Gesellschaft zu wählende Commission betraut, jedoch unter Vorbehalt der unmittelbaren Mitwirkung und tongeben- den Stimme des Vorstandes der Gesell- schaft. $. 7. Die Ausstellungscommission be- steht aus einem Präsidenten, einem Viceprä- sidenten , den Mitgliedern, dem Kassier und zwei Sekretären, die aus den wirklichen Mitgliedern der Gesellschaft gewählt werden. $. 8. Die Concurrenzbedingungen wer- den durch ein besonderes Programm festge- setzt, welches der Gesellschaft zur Einsicht und Bestätigung vorgelegt wird. Dieses Programm soll allen Gartenbaugesellschaften und im Gartenfache bekannten Persönlich- keiten zugleich mit der Bitte um Theilnahme an der Ausstellung zugestellt werden. $. 9. Um die Beförderung der für die Ausstellung bestimmtenErzeugnisse aus dem Gebiete des Gartenbaues, sowie ihre Rück- sendung möglichst zu erleichtern, sollen mit den Bahnverwaltuugen, Dampfschiffahrt- und Transportgesellschaften und andern Institu- tionen dieser Art Vereinbarungen über er- mässigte Preise getroffen werden. $. 10. Nach Schluss der Ausstellung wird eine Lotterie stattfinden, um vorzüglich den Absatz jener Produkte zu ermöglichen, die aus weiter Ferne auf die Ausstellung geschickt wurden. $. 11. Um den Gästen Ausstellung den Aufenthalt in St. Petersburg zu erleichtern, ist vorgeschlagen: a) Dass einzelne Mitglieder Gäste bei sich beherbergen, b) dass mit den Besitzern bedeutenderer Gasthöfe, Hausbesitzern und Ausleihern mö- blirter Zimmer zum Voraus Preise für Woh- nung und Kost vereinbart werden sollen. $. 12. Um die Gäste mit den Sehens- würdigkeiten Petersburg’s bekannt zu ma- chen, werden während der Dauer der Aus- stellung Ausflüge in’Stadt und Umgegend unternommen. $. 13. Den fremden Gästen, sowie den während der . V. Neuestes. 63 Experten wird ein Bankett gegeben, wozu | doch einem Jeden vorbehalten sein soll, die auch alle Mitglieder der Gesellschaft Zutritt | Sprache des eigenen Landes zu reden. erhalten, welche den Betrag für ihr Gedeck 8. 17. Der Congress hält drei Sitzun- entrichten. gen. $. 14. Am Tage der Prämienzuerken- $. 18. Für jede Sitzung wird eine Frage nung wird den Experten im Lokale der Aus- | von allgemeinem Interesse und insbesondere stellung ein Frühstück gegeben. wichtig für Russland zur Besprechung auf- $. 15. Die Mitglieder des botanischen | gestellt. Congresses wählen aus ihrer Mitte einen $. 19. Verlangen es die Umstände, so Präsidenten, zwei Vicepräsidenten und drei | können sich im Innern des Congresses zwei Sekretäre, welche in den Sitzungen dasPro- | oder mehr Sektionen mit eigenem Präsiden- tokoll zu führen haben. ten, Vicepräsidenten und Sekretären bilden, $. 16. Als officielle Sprache gilt auf | um hiedurch eine allseitige und erschöpfende dem Congresse die französische, wobei je- ! Erörterung einzelner Fragen zu erzielen. V. Personalnotizen, Neuestes, Correspondenzen ete. 1) Zu Deidesheim starb am 17. | reichen Schatze Ihrer Erfahrungen Ferneres December v. J. nach einem mehrwöchent- | mittheilen wollen. — lichen Herzleiden im Alter von 62 Jahren der als Compositen-Kenner rühmlichst be- 4) Aus Albany in West-Austra- kannte Dr. Carl Heinrich Schultz- |lien, wo sich unser geehrter und um die Bipontinus, Hospitaiarzt und Ad- | Kenntniss der Australischen Flora so viel- junct der Kaiserlichen Leopoldinisch-Caroli- | fach verdienter Freund F, Müller zur Her- nischen Deutschen Akademie der Naturfor- | stellung seiner angegrifienen Gesundheit scher. Wir behalten uns vor, einen Nekro- | aufhielt, theilt uns derselbe einige interes- log unseres dahingeschiedenen Freundes | sante Notizen über die dortige Flora mit, nachzubringen. h. die wir hier folgen lassen: Neue Pflanzen sind hier nicht mehr zu 2) Zu Schwetzingen starb am | entdecken, da diese Gegenden West-Austra- 21. December v.J.nach sechsmonatlichem | liens vielfach durchforscht sind. Dagegen schweren Leiden der in den weitesten Kreisen | ist in Bezug auf Verbreitung der Arten noch als Naturforscher berühmte Dr. Carl|viel zu lernen, sowie über Wuchs, Farbe Friedrich Schimper. Durch einen Act |u.s. w. von manchen Arten. So kommt der brutalsten Rohheit war er schwer am | Gastrolobium bilobum hier 20 Fuss hoch Arm beschädigt worden; als unmittelbare | vor, Anthocercis viscosa 30 Fuss hoch, Dry- Folge der erlittenen Misshandlung gesellte | andra floribunda 40 Fuss hoch, Callistachys sich eine Wassersucht hinzu, welche seinem, ! lanceolata 30 Fuss hoch, während eine kleine nur der Wissenschaft gewidmeten, vielfach | Casuarina schon bei einer Höhe von 1!/, verkannten Streben ein Ziel setzte. C. F. | Zoll Blüthen trägt. Merkwürdig sind die Schimper war 1803 in Mannheim geboren. | Andersonien in der Färbung ihrer Blu- (Nach der A. A. Z. — h.) men. A. coerulea und A. prostrata besitzen Blumen von der reinsten blauen Färbung, 3) Hrn. C. S. in W. Das mitgetheilte während die Kelche von fast allen Arten Manuscript ist sofort benutzt worden. Es | roth sind. Eine noch neue Art, A. putricia wird mir und allen Lesern der Gartenflora | F. Müll. besitzt grosse weisse Blumenköpfe. sehr angenehm sein, wenn Sie aus dem ! Auf dem hohen kalten Gipfel des Stirling 64 Range entdeckte ich eine neue Epacridee, zunächst verwandt mit Lissanthe. Die geo- logischen Verhältnisse dieses Theils Austra- liens sind sehr mannichfacher Natur. Gra- nitgebirge, Sandsteingebirge, Basaltforma- tion wechseln mit einander. Mehr nach dem Innern finden sich alluviale und diluviale Salzsteppen. 5) Hübsch, Denkmal. Im botani- schen Garten zu Carlsruhe wurde am 15. Dezember 1867 ein Denkmal des am 3. April 1863 verstorbenen grossherzoglichen Baudi- rektors Heinrich Hübsch, aus einer Marmor- büste bestehend, enthüllt. Der Gefeierte hat sich durch verschiedene Bauwerke, worunter die Kunsthalle, das Polytechnikum, das Hof- theater, sämmtlich in Karlsruhe, sowie durch mehrere Kirchen, durch seine literarischen Arbeiten auf dem Felde der Baukunst bleibende Verdienste insbesondere aber | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. erworben. Die Gewächshäuser im gross- herzogl. botan. Garten, die ebenfalls von demselben erbaut sind, dürfen jedoch kei- neswegs unter gelungene Werke gezählt wergen, da dieselben nach nicht viel mehr als zehnjährigem Bestande aus sehr vielen Gründen eines totalen Umbaues bedürfen. (E. M.) 6) Internationale Ausstellung von Produkten des Gartenbaues zu Gent. Die Königl. Gesellschaft für Acker- bau und Botanik veranstaltet diese Ausstel- lung, welche vom 28. April bis zum 4. Mai dieses Jahres dauern wird. Im Ganzen sind 241 Concurrenzen ausgeschrieben. Wer von Gartenfreunden das Programm noch nicht erhalten, der wolle sich deshalb an Herrn Ambroise Verschaffelt wenden. Da die Ausstellung in Gent jedenfalls eine der reichsten wird, die bis jetzt da waren, so machen wir wiederholt darauf aufınerksam. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Ruckia Ellemeti Rgl (Siehe Tafel 571). Bromeliacesae. - Ruckia. Inflorescentia terminalis, sessilis, racemoso-capitata, centripedalis. Calyx superus, ad basin tripartitus, lo- bis erectis acutis. Corolla tripetala; petala libera, erecta, in tubum convo- luta, basi intus nuda, cum staminibus ovarii apice inserta. Stamina 6, omnino libera; filamenta teretia, filiformia, co- rollam paullo superantia; antherae Ii- neari-oblongae, dorso insertae, versatiles. Ovarium inferum , multiovulatis. Ovula anatropa, placen- tae centrali inserta. Stylus filiformis, stigmate subcapitato, trilobo; lobis erec- tis vix tortis. — Herbae perennantes, subacaules. Folia lincari-ensiformia, coriacea, grosse dentato-spinosa, basi dilatata haud am- plectentia. i R. Ellemeti. Nomine Hechtiae Ellemeti ex horto Rheno-Trajeetino ac- cepimus, — Folia pedalia et ultra, lineari-ensi- formia, canaliculata, margine grosse spi- UL 1868. triloculare , loculis noso-dentata, spinis inferioribus, rectan- gulis, superioribus adscendentibus, su- pra basin !/, pollicem lata, basi dilatata integerrima, supra virescentia squamis albis lepidotis laxe adspersa, infra dense albo-lepidota. Florum capitulum ovato- slobosum, eirciter 21/, poll. longum. Bracteae membranaceae, ovatae, apice margine eroso-dentieulatae, roseae albi- doque farinosae; iffimae e basi mem- branacea ovata in apicem subfoliaceum spinoso-dentatum 1—2 pollicarem ex- eurrentes, intermediae acuminatae; su- premae acutae, calycem circiter aequan- tes. Calyeis foliola lanceolato-oblonga, acuta, dorso concava v. vix carinata, ex albido rosea, pilis minutissimis stellatis albidis adspersa, corollam dimidiam su- perantia. Petala spathulato-oblonga, acu- tiuseula, basi albido, apice rosea, 3), poll. longa. Stamina ad basin omnino libera, petalis sepalisque opposita. An- therae pulchre luteae. Germen ovatum, triquetrum, 5 66 Die ausgezeichnete, in der Tracht an Dyckia erinnernde Bromeliacee, von der unsere beistehende Tafel eine Ab- bildung gibt, erhielt der Petersburger Botan. Garten vor 2 Jahren aus dem Botanischen Garten zu Utrecht, als Hechtia Ellemeti, den Zunamen erhielt diese schöne Pflanze ohne Zweifel nach „De Jonghe van Ellemet‘‘, jenem liebens- würdigen Pflanzenireund, dessen Bekannt- schaft wir in Amsterdam machten. Wir lassen ihr daher den Speciesnamen, wenn gleich wir die Pflanze nicht bei der Gattung Hechtia lassen können, mit der solche in Wahrheit gar nichts ge- mein hat, da die Arten der Gattung Hechtia einen freien oberständigen Fruchtknoten, kleine in einen hohen verästelten ährenförmigen Blüthenstand gestellte Blumen etc. besitzen. Das blühende Exemplar, welches wir hier abbilden, kam nicht im Peters- burger Botanischen Garten, sondern in dem Garten Sr. Kaiserlichen Hoheit des Grossfürsten Constantin - Nieolajewitsch zu Sirelna zur Blüthe und ward uns ohne Namen von unserm hochgeehrten Freund, Herrn Hofgärtner Ruck zur Bestimmung zugesendet. Die Untersu- chung zeigte, dass es eine Bromeliacee mit unterständigem Fruchtknoten sei, die wir als eine neue Gattung erkann- ten und Hrn. Ruck zu Ehren nannten, Wir haben diese Gattung aufgestellt, weil sie sich von den zunächst ver- wandten Gattungen, nämlich Bromelia, Nidularium und Cryptanthus, schon so bedeutend durch ihre Tracht unterschei- det, dass man solche nicht mit jenen Gattungen vereinigen kann, sofern man nämlich von der Ansicht ausgeht, wie wir dies von jeher gethan haben, dass eine gute Gattung ausser den gemein- samen künstlichen Charakteren, auch in den äusseren auf die Tracht begründe- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten Charakteren soviel Gemeinsames ha- ben soll, dass man die Arten einer Gattung schon nach ihrer Tracht unter- scheiden kann. Um diese Gattung ausser dem im obigen gegebenen Gattungscharacter, zu- gleich mit der kürzlich aufgestellten Ortgiesia noch näher zu begründen, mussten wir alle die unter einander ver- wandten Gattungen der Bromeliaceen einer erneuten Revision unterwerfen. Unser geehrter Freund und Mitar- beiter im Gebiete der die Gartenliteratur betreffenden Pflanzen, Herr Professor C. Koch, gab schon im dritten Jahrgange (1860) seiner Wochenschrift, pag. 84 eine Zusammenstellung der Bromelia- ceen mit unterständigem Fruchtknoten. Nach dem Vorgange von Beer, unterscheiden wir aus dieser Gruppe zunächst mit C. Koch 4 Untergruppen, nämlich: 5 Bromeliaceae germineinfereo. I. Phyllantheae Beer. Caulis lloriferus exsertus, in axi primario ter- minalis. Folia caulina foliis radicalibus similia. Hierher gehören alle jene Gattungen mit unterständigem Fruchtknoten, deren Blüthenstand sich auf der Spitze des Hauptstengels auf einem besondern Schaft aus dem Herzen der Blätter erhebt und Blätter trägt, die den Wurzelblättern durchaus ähnlich sind. Zu dieser Abtheilung gehören die Gattungen Ananas Plum.; Agallo- stachys Beer; (zu dieser Gattung auch die in der Gartenflora 1866 tab. 493 abgebildete Bromelia fastuosa Lindl. (Agallost. fastuosa Beer,), Chevaliera Gaud., HohenbergiaSchult. fill. und AcanthostachysKl. — II. Lepidantheae Beer. Folia s L Originalabhandlungen. 67 caulina bracteaefornia foliis radicalibus | der die Ruckia gehört, einer genauern dissimilia. Cetera ut sect. 1. Die Gattungen dieser Gruppe unterschei- den sich dadurch, von denen der vorherge- henden Sektion, dass die am Blüthenschaft stehenden Blätter anders gestaltet und meist viel zarter als die Wurzelblätter, oft auch gefärbt sind. — Die Gattungen Lamprococeus Beer, Portea h. Belg., Quesnelia Gaud., Haplo- phytum Beer, Streptocalyx Beer, Billbergia Helm., Echinostachys Brongn.,, Maerochordium de Vrie- se. Pothuava Gaud., Perronnea- va Gaud. und AraeococcusBrogn. werden von C. Koch hierher gerech- net. — III. Acaules. Subacaules, Inflo- rescentia terminalis, nidulans, foliis plu- ries brevior. — Die Gattungen, welche hierher ge- hören, zeichnen sich dadurch aus, dass ihr meist kopfförmig-ährenförmiger Blü- thenstand im Herzen der Blätter sitzt, ohne von einem besondern Schaft ge- stützt zu sein. Es fehlt also der Blü- thenschaft, der Stamm ist sehr verkürzt und nur selten, wie bei einigen Arten der Gattung Cryptanthus, bis spannen- lang. IV. Plagiantheae. Inflorescentia in axi primario lateralis. — In diese Abtheilung gehören die wenigen Gattungen, deren Blüthenstand auf der Spitze einer achselständigen Achse zweiten Grades stehen. Hierher zählen die Gattungen AechmeaRR. et Pav., (die als Aechmea in den Gärten befindlichen Arten gehören zur Gattung Lamprococcus Beer), Disteganthus Lem. und Greigia Rgl. — Eine genauere Besprechung der Sektionen I. II. und IV. uns auf ein anderes Mal versparend, wollen wir heute nur die Gattungen der Ill. Gruppe, zu Besprechung unterwerfen, Sectio III Acaules, * Corolla tubulosa, monope- tala. (Blumenkrone aus 3 mit einander zu einer Röhre verwachsenen Petalen bestehend. 1) Bromelia L. Calycis lim- bus ad basin partitus, foliolis deinde patentibus. — Inflorescentia centripedalis (teste C, Kochio), terminalis. Corolla monope- tala, tubulosa; limbo 3-partito, lobis pa- tentibus. Filamenta et antherae ignotae, Fructus baccatus. Herbae peren- nantes, acaules. Folia lineari-ensifor- mia, coriacea; grosse dentato-Sspinosa. Folia floralia viridia. Bromelia Karatas L. spec. 408. — Jacqg. hort. Vind. pag. 11. tab. 31 et 32. — Wir haben die Gattung Bromelia L. nach dem Vorausgange von C. Koch, nach dem Typus B. Karatas L. (acau- lis, Toliis aggregatis sessilibus subradi- ealibus) aufgestellt, denn aus B. Ana- nasL. ist die Gattung Ananas, aus Br. Pinguin L., die Gattung Agal- lostachys, aus B. lingulata_L, die Gattung Hoplophytum und endlich aus Br. nudicaulis L. die Gattung Billbergia geworden. Aber auch Br. Karatas L. ist verschieden gedeutet worden. Wir haben den Gattungscha- rakter nach der von Jacquin im Hortus Vindebonensis tab. 31 und 32 gegebenen Figur (a. 1770) angenommen. Weil dort nur eine fruchttragende Pflanze abge- bildet, ist der Charakter noch unvoll- ständig. Später hat Jacquin (a. 1780) in Ameri- canarum stirpium historiatab. 178 Fig. 26, eine Abbildung von Blumen und Früch- ten der Bromelia Karatas veröffentlicht, ze 63 wo auch die Petalen an der Spitze zu- sammenschliessen, Staub äden und Griffel aber nicht berücksichtigt sind. Entwe- der ist die Blume der letztern Tafel von einer noch nicht geöffneten Blume genommen, oder sie stammt von einer ganz andern Pflanze. Die Bromelia Karatas endlich, _die Redout& Liliaceae tom. VIII tab. 457 abbildet, ist eine Art mit Blüthenschaft. Diese w’ d von Roemer und Schultes bei B. Karatas aufgeführt, von Beer gar nicht erwähnt und gehört zu einer ganz andern Gattung. 2) Nidularium Lem. Calyx monophyllus, trifidus, foliolis erectis. Inflorescentia centrifuga- lis, terminalis, spieato-capitata. Corolla monopetala, tubulosa, superne v. supra medium’ trifida, laciniis erectis. Stamina corollae tubo adnata; antherae dorso affixae. Stigmatis capitati lobi spiraliter torti. Fructus ignotus. — Lem. jard. fleur. IV. mise. pag. 60 et tab. 411. — Rgl. Grtfl. 1859. pag. 207. — Herbae perennantes acaules. Folia radicalia late ligulata, basi vaginantia, pergamena, margine saepissime spinu- loso-denticulata. Folia bracteiformia sae- pissime colorata. Während bei Bromelia die Lappen des Kelches bis zur Spitze des Frucht- knotens reichen, wo auch die Petalen inserirt und die Kelchlappen selbst, we- nigsiens im Zustande der Fruchtreife abstehen, — ist bei Nidularium der über den Fruchtknoten emporragende Theil des Fruchtknotens in eine Röhre ver- wachsen und nur oben in 3 stets auf- rechte Lappen gespalten. Bei Bromelia sind de langen Blätier sehr fest und rigid und mit langen Dornen besetzt, sowie die Bracteen grünlich sind, — während bei Nidularium die breitern kürzern Blätter biegsamer, am Rande Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nur mit kleinern dornigen Zähnchen be- setzt sind und die Bracteen, wie oft auch die umhüllenden Blätter gefärbt sind. Zu Nidularium gehören an bis jetzt beschriebenen Arten: 1) N. fulgens Lem. (Jard. fleur. tab. 411). -—- 2) N. Laurentii Rgl. (Grtfl. 1867 tab. 529. — Ind. sem. h. Petr. 1866. p. 86.) — 3) N. Meyendorftii Rgl. (Ind. sem. h. Petr. 1860 p. 31. — Grtil. 1859. p. 207. Billbergia olens Hook. Bot. Mag. tab. 5502. — Brom. Carolinae Beer Brom. pag. 29. — Grtfl. tab. 211. Billbergia Meyendorffii Rgl. (Grtil. 1858 p. 98. — Nidularium splendens hort.— N. fulgens hort. N. spectabile h, Versch. Letzteres eine Form mit breitern weis- sern Blättern und violett carminrothen Bracteen.) 4) N. purpureum Beer (Brom. p. 75. — Rgl. ind. sem. h. Petr. 1860 p. 32. N. discolor Beer Brom. pag. 74). 5) N. Scheremetie- wii Rgl. (Ind. sem.. h. Petr. 1857. p. 28. Grtfl. 1858 tab. 224. — Ind. sem. h. Petr. 1860 p. 32.) — 6) N, triste Rgl. (Ind. sem. h. Petr, 1866. p- 80. Brom. tristis Beer Brom. p. 30. — Nidularium agavifolium h. Turie, — N. marmoratum h. Makoy.) 7) N. eru- entum Rgl. (Ind. sem. h. Petr, 1860 p. 31. — Billbergia eruenta Hook. Bot. Mag. tab. 2892. — DBromelia cruenta Grah. in Edinb. Phil. Journ, Beer Brom. p. 31). — 8) N. Innocenti Lem. Illustr. hort. 1862. 329). — Die unter noch manchen andern Namen sich in den Gärten findenden Arten dieser Gattung erwähnen wir nicht, weil uns die Erfahrung belehrt hat, dass man da öfters wohl neue Na- men, aber nur alt bekannte Pflanzen er- hält. Dagegen müssen wir hier der „Bromelia humilis Jacg. (Icones pl. rar. tab. 60) gedenken, die wir als I. Originalabhandlungen. 9.’ Art, nämlich als 9) N. humile Rgl. centia (Bromelia Jacq. 1. c.), zu Nidularium ziehen. Bemerken wollen wir aber, dass solche nach der Abbildung durch eine Narbe, die aus 5 abstehenden li- nearen Lappen besteht, sowie durch die mehr einer Bromelia ähnelnde Tracht sich unterscheidet. Es ist daher recht leicht möglich, dass diese Art auch den Typus einer neuen Gattung bilden muss. In OCultur scheint diese Art noch nicht zu sein. * Corolla tripetala. (Die Blu- menkrone besteht aus 3 bis zum Grunde freien, nirgends mit einander verwach- senen Blättern.) 3) CryptanthusÖtto et Dietr. Inflorescentia thyrsoidea, cen- tripedalis, terminalis et in cau- lis abbreviati foliis supremis axillaris. — Calyx superus, mono- phyllus, tubulosus, apice trifidus, laciniis carinatis, Petala basi intus nuda, apice patentia, cum staminibus calyeis fundo inserta; antherae dorso affixae, Stigma capitatum, tortum, subtrilobum. — Folia coriaceca, minute spinuloso- denticulata, Folia suprema_ ceteris si- milia florum corymbulis fulerantia. Cryptanthus Otto et Dietr. teste Kochio in Wochenschrift III p. 84. Die vorstehende Gattung zeichnet sich durch den Blüthenstand von den beiden folgenden Gattungen mit drei- blätteriger Blumenkrone aus, indem die Blumen derselben theils durchaus spitzen- ständig, theils als kleine Korymben in den Achseln der obersten Blätter des kurzen Stengels stehen. Ausserdem sind diese obersten Blätter den andern Blät- tern durchaus ähnlich. Stark abstehende, am Rande fein dornig gezähnte, weiss beschuppte oder gezeichnete Blätter cha- rakterisiren ausserdem diese Gattung. 4) Ortgiesia Rgl. Inflores- 69 racemoso-subcapitata, centrifug:. Calyx monophyllus, tubulosus, trifidus. Petala fun- do calyeis inserta, — Calyeis laci- niae erectae, aristatae, Petala erecta, in tubum convoluta, basi intus squamis duabus fimbriato laceris instructa, Sta- mina 6, tria exteriora libera cum petalis inserta, tria interioria basi petalorum adnata. Antherae dorso affıxae,. Stigma capitatum, subtortum. — Herbae peren- nantes, foliis e basi ventricoso-dilatatis caulem oceultantibus in apicem lineari- subulatum spinuloso-serrulatum excurren- tibus. Folia suprema vix colorata. Brae- teae coloratae. — Rgl. Grtflora, 1867. p. 193. tab. 547. — Eine einzige Art bis jetzt bekanıt, nämlich O. tillandsioides Rgl. 1. e, Die Gattung ist durch den ıwrauben-kopfför- migen Blüthenstand und die am Grunde bauchig aufgetriebenen, den Stengel umfassenden Blätter, leicht zu unter- scheiden. 5) Ruckia Rgl, Inflorescen- tia racemoso-subcapitata, cen- tripedalis. Calyx superus, ad basin tripartitus. Petala et sta- mina germinis apice eyathiformi inserta. — Calyeis laeiniae erectae, Petala erecta, in tubum convoluta, basi intus nuda. Stamina 6, omnia ad basin libera, cum petalis margini eyathifurıni ovarii apieis inserta, corvllam paullo su- perantia, Antherae durso insertae, ver- Satiles, exsertae, Stigma capitatum, tri- lobum, lobis erectis vix tortis, — Die Gattung Ruckia unterscheidet sich somit von den Gattungen der Bro- meliaceen mit unterständigem Frucht- knoten und im Herzen der Blätter sitzendem Blüthenstand, a) durch freie, nicht verwachsene Blüthenblätter von Bromelia und Nidu- larium, 70 b) Von Cryptanthus durch den kopfförmigen Blüthenstand, in dem die Blumen durch gefärbte, ziegeldachförmig übereinander liegende Bracteen gestützt sind und durch den bis zum Grunde in 3 Blättchen getheilten Kelch. c) Von Ortgiesia durch den Blü- thenstand, dessen innerste Blumen zuletzt aufblühen, durch den bis zum Grunde in 3 Blättchen getheilten Kelche, durch am Grunde mit keinen Schuppen ver- sehene Blüthenblätter und den Peialen nicht verwachsene Staubfäden. In der Tracht gleicht die Ruckia noch am ehesten einer Bromelia, da die schmalen stark dornig gezähnten Blätter am Grunde wohl verbreitert sind, aber den Stengel nicht umfassen. Wie wir schon oben sagten, ist die Ruckia eine der ausgezeichnetsten Bro- meliaceen, die zur allgemeinen Cultur, sowohl als Decorationspflanze für’s nie- drige Warmhaus, sowie als Blüthenpflanze zu empfehlen ist. Die fast nur wurzel- ständigen Blätter stehen nach allen Seiten übergebogen ab, dieselben sind etwas über 1 Fuss lang, oberhalb des verbrei- terten Grundes ungefähr 1/, Zoll breit und verschmälern von da allmälig nach der Spitze, sie sind gehöhlt, am Rande Stark dornig gezähnt, oberhalb hellgrün und mit weissen zerstreuten Schuppen besetzt und unterhalb von dichtstehen- den Schuppen weiss. Der sitzende Blü- thenstand oval-kugelig, ungefähr 21/, Zoll lang. Bracteen oval, zugespitzt, am Rande fein gezähnelt, rosaroth und weiss bestäubt, wenig kürzer als die gleichfalls rosarotnen Blumen, aus denen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die gelben linearen Antheren, die auf dem Rücken befestigt und fast horizon- tal stehen, überragt. Blühete im No- vember. Das Vaterland dieser schönen Art ist unbekannt, wir vermuthen aber, dass solche aus Mexiko stammt. ja 4 Cultur im niedrigen Warmhause. Wird vermehrt durch die am Grunde der Pflanze sparsam austreibenden Ne- benschosse. Herr Grönewegen in Am- sterdam bietet dieselben das Exemplar zu 5 fl. als Hechtia Ellemeli an. — Erklärung der Tafel. a) Eine blühende Pflanze in natür- licher Grösse. 1) Eine der untersten Braeteen, in natürlicher Grösse. 2) Blume mit Kelch, Blumenkrone und Staubfäden,, in natürlicher Grösse, 3) Blume, dito aber die Kelchzipfel abgenommen. 4) Verblühete Blume mit Frucht- knoten, in natürlicher Grösse. 5) Durchschnitt durch Fruchtknoten und Blume. Man sieht 2 Kelchzipfel, 1 Blumenblatt, 3 Staubfäden oben auf dem Fruchtknoten befestigt. Griffel reicht zum Centrum des durchschnitte- nen Fruchtknotens herab. Schwach vergrössert. 6) Die Spitze des Griffels, stärker vergrössert. 7) Eins der gegenläufigen Eier, wie solches bei starker Vergrösserung unter dem Mikroskope aussieht. Der Eimund liegt neben dem Anheftungspunkt des Eies. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 71 b) Erdbeeren. (Siehe Tafel 572.) Wir stellen dies Mal auf unserer _ Tafel einige derjenigen Erdbeeren dar, die wir für ein kälteres Klima vorzugs- weise empfehlen können. Der Referent hat in einer kleinen Schrift über Erdbeerencultur schon be- merkt, dass er aus dem Garten des Hrn. Glöde das ganze Sortiment von Erdbeeren bezogen hat, um solche in dem Klima von St. Petersburg zu er- proben, Bemerkt muss dabei noch werden, dass die zarteren Erdbeeren die Winter St. Petersburgs kaum weniger gut, als den Winter des nördlichen Deutschland ertragen, — ja dass sie in schneereichen Wintern in Petersburg fast noch besser überwintern als im Norden Deutsch- lands, Trotzdem hat sich die grosse Zahl der Erdbeersorten Frankreichs und Eng- lands nach nun zweijähriger Versuchs- eultur in dem Pomologischen Garten des Unterzeichneten und auf einem Ver- suchsfeld im Kais. Botan. Garten, sowie an verschiedenen andern Lokalitäten, als zu zart für unser Klima herausgestellt, Unsere Tafel, die wir beistehend geben, gibt nun die Abbildung nur sol- cher Sorten, die sich der Cultur des Petersburger Klimas angeschlossen ha- ben und daher zur Cultur im grossen Maassstabe empfohlen werden können. Als solche durchaus harte Sorten wurden in dem vom Verfasser veröffent- lichten Schriftchen, in erster Linie die Moschuserdbeeren, die Hautbois der Franzosen, oder Glubniken Russ- lands, (Fragaria elatior Ehrh,) genannt. Diese Gruppe von Erdbeeren ist daher für kältere Klimate um so mehr beach- tenswerth, als es in derselben schöne, reichtragende und grossfrüchtige Sorten gibt. I. Moschuserdbeeren. (Fragaria elatior Ehrh. (S. Fig. 1). 1) Royal Hautbois. Es ist das eine der ausgezeichne- testen und empfehlenswerthesten Sorten zum Anbau im Grossen auf dem Felde und im Garten. Die Pflanzen sind ebenso hart und unempfindlich gegen den Frost, wie die aller folgenden Sorten der Mo- schuserdbeeren. Ausserordentliche Frucht- barkeit, lang anhaltende Tragbarkeit von Anfang Juli bis Mitte August, robuster Wuchs, grosse schöne ansehnliche Beeren, die auf feuchtem gutem Boden selbst den grössern der Bastarderdbeeren nicht nachstehen und feiner, sehr aromatischer süsser Geschmack zeichnen diese Sorte aus. Sie besitzt mithin alle Eigenschaf- ten, die wir an eine zur Öultur im Grossen bestimmte Erdbeersorte zu stel- len berechtigt sind. Endlich ist es noch hervorzuheben, dass wir unter allen unsern Pflanzen bis jetzt keine taub- blühende, d. h. männliche Pflanze, beo- bachtet haben, Die Früchte haben eine regelmässig länglich-kegelförmige Gestalt. Der Kelch ist zurückgeschlagen. Früchtchen ein- gesenkt. Die Farbe ist ganz reif ein tiefes blutroth, Fleisch weiss, saftig, von vorzüglichem muskirtem Wohlge- schmack. Die abgebildete Frucht ist noch keine der grössten. 2) Black Hautbois. 72 Von dieser ebenso empfehlenswer- then Sorte gibt unsere Tafel einen Blü- thenstiel mit Früchten. Die Früchte etwas kleiner als von der vorhergehen- den, ganz reif schwarzroth, rundlich und von ebenso vorzüglichem muskirtem Ge- schmack. Fleisch weiss, saftig. Frücht- chen (Kerne) weniger tief eingesenkt. Ganz ausserordentliche Fruchtbarkeit zeichnet diese Sorte aus. — 3) Belle Bordelaise. Früchte kegelförmig oder rundlich, von trüber, weniger dunkler Färbung. Schliesst sich in Geschmack und Eigen- schaften den beiden vorhergehenden an. Früchte schön und ansehnlich. In Be- zug auf Tragbarkeit scheint uns solche den beiden vorhergehenden etwas nach- zustehen, obgleich solche gleichfalls sehr volltragend genannt werden kann. — 4) Large flat Hautbois. Früchte flacher gebaut. Geschmack vorzüglich. Gehört zu den später rei- tenden und sehr volltragenden Sorten, weshalb solche gleichfalls krältige Em- | pfehlung verdient. — 5) Capron framboise Mit Nr. 2 nahe verwandt, aber etwas weni- ger reichtragend. Kerne stark vorste- hend. Gehört zu den vorzüglichen, sehr zu empfehlenden Sorten, — 6) Capron royal. Nr. 1 verwandte Sorte, niger volltragend. Vorzügliche, nur etwas we- II. Grossfrüchtige Hybride Erd- beeren *). +) Roseberry maxima. Diese von uns mehrfach erwähnte Sorte Rus- *) Hybride Sorten, die von der gegen die Winterkälte im Klima Deutschlands und Russlands sehr empfindlichen Chili-Erdbeere (Fragaria chilensis Elırh.) gefallen sind. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sischen Ursprungs steht für die Cultur in rauhen Klimaten, unter den gross- früchtigen Hybriden, bis jetzt unüber- troffen da. Hält sich von allen uns be- kannten Sorten dieser Abtheilung bei schneefreiem Frostwetter noch am be- sten. wenngleich solche weniger hart, als die vorangestellten Moschuserdbee- ren. Früchte durchschnittlich sehr gross, bald länglich-kegelförmig, bald rundlich, bald monströs breit und lappig. Ein- zelne Früchte erhalten eine ganz enorme Grösse. Dabei gehört solche auf frucht- barem Boden zu denjenigen Sorten, die in Bezug aufErtrag fast von keiner an- dern Sorte übertroffen wird. Das Fleisch röthlich, fest, saftig, von rezentem süs- sem Wohlgeschmack. Erträgt als Markt- frucht den Transport gut und eignet sich auch zur Treiberei. Wuchs sehr üppig. Ist mit keiner der uns von Glöde und andern zugesendeten Sorten des Auslandes identisch und wird von uns mit vollster Ueberzeugung als die här- teste und tragbarste aller uns bekannten Bastarderdbeeren mit grossen Früchten empfohlen. Ebenso steht solche im Wohlgeschmack wenigen andern Sorten nach, — 8) Omer Pascha (Ward). Glöde stellt diese Sorte in seinem Verzeichniss zu den von ihm ausrangirten Sorten. Andrerseits leisten die von Glöde als ausgezeichnete Neuheiten empfohlenen Sorten für unsere Culturen oft wenig oder nichts, da solche bei uns zu zart. Wir sehen daraus, dass Versuche, die unter günstigern klimatischen Verhält- nissen gemacht sind, für uns nur wenig Werth haben. Die in Rede stehende Sorte ist ebenso hart als Nr. 7, ist sehr volltragend und besitzt fast so grosse Früchte und ein saftiges, mehr weiss- liches Fleisch von rezentem gewürztem Geschmack. Die Frucht ist ausserdem Pi haltbar und erträgt den Transport ganz gut. Selbst noch am 3. Tage sind vor- sichtig gepflückie Beeren frisch und wohlschmeckend. — Es scheint daher diese Sorte sich unsern Qulturen ebenso gut anzuschlies- sen wie Nr. 7. Kerne in einer Vertie- fung obenaufliegend, 9) Heuriette. Schliesst sich in allen guten Eigenschaften der Vorher- gehenden an. Die Früchte werden ganz 80 gross wie von Nr. 7. Ausserordent- lich volltragend und unsere Winter gut überdauernd. Robustes Wachsthum em- pfiehlt solche ausserdem zur Cultur im Grossen. Farbe der oft unregelmässigen breiten oder gelappten Frucht ein glän- zendes blutroth.. Kerne in Vertiefungen oben aulliegend. Fleisch saftig, röth- lich und von köstlichem süsslichem aromatischem Geschmack. Sehr empfeh- lenswerth für rauhere Klimate. Auch von Glöde empfohlen. 10) Emma (De Jonghe). Grosse rundliche oder rundlich - kegelförmige Frucht, die als gut bei uns ausdauernd, starkwüchsig und sehr volltragend, in gleiche Kategorie mit Nr, 7 gestellt werden muss. Farbe glänzendes Blut- roth. Kerne in Höhlungen oben aullie- gend. Fleisch weiss, saftig, von rezen- tem angenehmen Wohlgeschmack. Sehr empfehlenswerth. 11) Carolina superba (Kitley), Steht in allen Eigenschaften Nr. 7—10 gleich, hielt sich auch in unserm Obst- garten gut, erfror aber auf andern Lo- kalitäten, so dass wir diese.schöne wohl- schmeckende Frucht noch richt mit Sicherheit für ein kaltes Klima em- pfehlen können. — Breite, rundlich- kegelförmige Frucht, von schön rother Farbe. Kerne in Vertiefungen oben aufliegend.. Fleisch weiss, sehr süss und sehr saftig, von köstlichem Wohl- I. Originalabhandlungen. 73 geschmack, Im Geschmack eine der vorzüglichsten Sorten, 12) Progris (De Jonghe), Aus- gezeichnete, sehr grossfrüchtige Sorte, mit oft breiter unregelmässiger Frucht von schwarzrother Färbung. Fleisch roth, sehr saftig, von köstlich würzigem Geschmack. Ertrug den Petersburger Winter im Freien und gehört zu den sehr volltragenden empfehlenswerthen Sorten, Nachträgliches über Erdbeeren. Unter den neuesten Sorten wird gegenwärtig die von Glöde unter dem Namen „Ananas perpetuelle* — allen andern hybriden grossfrüchtigen Erdbeeren vorangestellt, weil solche nicht blos grosse schöne Früchte von ange- nehmem Geschmack irägt, — sondern gleich den Monatserdbeeren von Anfang Sominer bis zum September unausgesetzt forttragen soll. Wir erhielten diese Sorte von mehreren Seiten. Solche warf eine Menge Ranken, blühete aber gar nicht im letzten Sommer. Gleichen Erfolg hatten hier in Petersburg noch mehrere andere Gartenfreunde. Der Grund davon kann nun aller- dings der sein, dass unsere Pflanzen noch zu schwach waren, um schon im ersten Jahre zu tragen, Herr Glöde, der bekannte Erd- beerzüchter und Erzieher dieser Neuig- keit, theilt uns über diese Sorte mit, dass solche reichlich blühet und unaus- gesetzt vom Juni bis September trägt, sobald die in reichlicher Anzahl erschei- nenden Ranken den ganzen Sommer hindurch stets bald nach dem Erschei- nen abgeschnitten werden. Nur wenn dieses geschieht, remontire diese Sorte und trage reichlich. Herr Glöde aner- kennt, dass diese Sorte der Verbesserung allerdings noch fähig sei. — 74 Die Erdbeeren bilden, seitdem Glöde solche zur Specialeultur gemacht, fast in allen Etablissements unserer Handels- gärtner und in deren Katalogen gleich- falls eine besondere Cultur und werden jährlich massenhaft in jungen Pilanzen versendet. Auch wir erhielten wieder- holt Erdbeerpflanzen, sowohl aus Frank- reich als aus Deutschland und sendeten solche von hier nach den verschiedenen Gegenden des Russischen Reichs, ja sogar bis jenseits des Caucasus nach Titlis, — Die Erdbeeren verhalten sich im Allgemeinen in Bezug auf Versendung auf weitere Entfernungen ziemlich diffi- zil. Nass verpackt, verfaulen sie derart, so dass wir ganze grosse Sendungen er- hielten, in denen nicht eine einzige Pflanze lebendig ankam. Trocken ver- packt, vertrocknen solche. Zwei Arten der Verpackung kennen wir, bei denen diese Pilanzen ziemlich gut ankommen, Die erste besteht darin, dass jede Serte einzeln mit den Wurzeln in etwas feuchtes (ja nicht nasses) Moos einge- bunden wird. Dabei können mehrere Pflanzen zu einem Bündel vereinigt wer- den. Man sehe aber darauf, dass Moos zwischen die Wurzeln zu liegen kommt und das Herz der Pflanze oben mit den Blättern frei bleibt. Diese so gepackten Pflanzen werden zwischen trockenes Moos in Kistchen verpackt und so ver- sendet. Auf diese Weise verpackt, wer- den die Pflanzen auf weitere Entfernun- gen sicher versendet, wenn man hierzu Gartenflore Deutschlands, Russlands und der Schweiz, die Zeit unmittelbar nach dem Aufgehen des Bodens im Frühjahr wählt, bevor der neue Trieb beginnt; — oder den Herbst von Mitte September bis Ende November, wenn das Wachsthum aufge- hört hat. Zur Zeit des Wachsthums gemachte derartige Sendungen verun- glücken stets, sobald sie auf weitere Entfernungen gehen. Für besonders weite Entfernungen ist nur der Herbst geeignet. Wir mach ten im Jahre 1867 versuchsweise 3 Sen- dungen an die gleiche Addresse von Pe- tersburg nach Tiflis, wo die Sendung 4 Wochen auf dem Wege bleibt. Von der im ersten Frühjahr gemachten $en- dung kamen von einem zahlreichen Sortimente nur wenige Pllanzen leben- dig an. Von der Sommersendung kam alles todt an und von der Herbstsendung kamen alle Pflanzen vollständig gut er- halten in Tiflis an. Die zweite Art der Versendung, die jedoch nur für neue, besonders theure gute Sorten angewendet werden kann, ist die, dass die Pflanzen in kleinen Töpfen vorgezogen, mit dem Ballen, oder noch besser sammt den Töpfen in Moos eingebunden und nun in Kisten hohl verpackt werden. Auf diese Weise können Erdbeerpflanzen selbst im Triebe versendet werden, — und werden gut ankommen, sofern die Kiste nicht länger als 10-12 Tage auf dem Wege bleibt und die Witterung zur Versendungszeit nicht zu heiss ist. (E. R.) 1. Originalabhandlungen, e) Anopterus glandulosus Labill (Siehe Tafel 573). Saxifragaceae. Lab. Nov. Holl. tom. IV. pag. 86. tab. 112. — D. C. prodr. IV pag, 6.— Bot. Mag. tab. 4377. — Ein schöner niedriger, durchaus kahler Strauch aus Van Diemens Land, der sich stark verästelt. Aeste abwech- selnd oder zuweilen quirlig gestellt. Blätterabwechselnd, gestielt, immergrün, ziemlich gross, nach beiden Enden ver-' schmälert, gekerbt-gezähnt und jeder Zahn vorn eine Drüse tragend. Blumen weiss, ziemlich gross, in zu 1—4 stehen- den Trauben auf den Spitzen aller Aeste. Gehört zu den zu allgemeiner Cul- tur empfehlenswerthen Sträuchern des Kalthauses.. Bilde 2—3 Fuss hohe breite Büsche und entwickelt im Mai scine schönen Blüthentrauben massen- haft. Liebt eine lehmige, mit Heideerde vermischte Erdmischung, gute Drainage und muss in nicht zu kleine Töpfe ge- pflanzt werden, so er sich in seiner ganzen Schönheit entwickeln soll. Ver- mehrung durch Stecklinge im März und April im kalten Gewächshause Glocken und durch Samen. unter Fig, 1. Kelch, Staubfäden, Griffel, vergrössert. Fig. 2. Ein Staubfaden, vergrös- sert. Fig. 4. Der Fruchtknoten, in na- türlicher Grösse. Fig. 3. Längsdurchschnitt durch den Fruchtknoten, vergrössert. — (E. R.) 2) Veredlung der Rosen auf Wurzeln. Herr Handelsgärtner Stegemann in Petersburg, dessen Speecialität die Rose bildet, veredelt seine niedrigen Rosen jetzt meistentheils auf Wurzeln. Im Herbste, wenn die Wildlinge zur Winter-Veredlung in Töpfe gepflanzt werden, so schneidet Herr Stegemann diesen Wildlingen alle Wurzeln stark zurück. Alle stärkeren Wurzelstücke werden zu einigen Zoll langen Stücken geschnitten und zwischen Moos *) ein- ®) Moos verhält sich zu diesem Zwecke viel günstiger als Sand. gepackt, in Körben im Keller aufbe- wahrt. Hier im Moos halten sich diese Wurzelstöcke vortrefflich. Mitte Decem- ber werden die Körbe mit den Wurzeln in ein temperirtes Kalthaus gestellt, kommen hier in Saft und beginnen sogar Wurzeln zu machen. Jetzt werden sol- che veredelt und nach der Veredlung, mit dem: Edelreis nach oben von Neuem in Moos eingeschlagen, in’s temperirte Kalthaus gestellt. Hier halten sich nicht nur die Veredlungen sehr gut, sondern die Wurzelstücke beginnen auch reich- lich Wurzeln in’s Moos zu bilden, wo- ‘76 rauf sie einzeln in Töpfe gepflanzt und auf die gewöhnliche Weise behandelt. werden *), Gehacktes Moos und Sägespäne, jedoch nur in frischem, nicht halb ver- *) Mitgetheilt im Gartenbauverein vom Herrn Stegemann. 3) Ueber die Rosen und Obgleich über die Cultur der Rosen schon so viel geschrieben ist, dass wohl anzunehmen wäre, dies Thema sei be- reits erschöpft, so erlaube ich mir doch in der Hoffnung, manchem Verehrer derselben einen Dienst zu meine Erfahrungen über die Ausdauer der remont. Rosen im freien Lande Nachstehendem mitzutheilen. Der hiesige Garten liegt fast mit St. Petersburg auf einer Breite, daher der klimatische Unterschied zwischen hier und dort kein wesentlicher ist *); der Boden des Gartens besteht unter der dünnen Ackerkrume aus Lehm, theils auch aus Letten, ist daher kalt, schwer zu bearbeiten und unfruchtbar, aber frei von Grundwasser. Letzterer Umistand brachte mich auf den Gedan- ken, dass es wohl möglich sei, die remont. erweisen, in Rosen im Freien überwintern zu kön- nen. Zu diesem Versuche wurden im Frühlinge 1862 einige Hundert aus Deutschland bezogene hochstämmige Ro- sen benutzt, welche, auf lange, nicht *) Die westlichere Lage bedingt ein schon milderes Klima. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. westem Zustande, bilden auch ein sehr gutes Material, um hier Stecklinge von grossblätterigen Warmhauspflanzen zu machen. Besonders wächst Ficus elastica in solchem Material, selbst nur in ge- wöhnliche Beete des Warmhauses ge- steckt, sehr leicht, — (E. R.) deren Cultur im Freien. breite Beete, aus denen vorher der Let- ten entfernt und durch gut gedüngte Gartenerde ersetzt war, gepflanzt wur- den. Die Bäumchen gediehen und blüh- ten den Sommer herrlich, ein Beweis, dass derBoden ihnen günstig war, sowie ferner, dass sie sich auch gut bewurzelt hatten. Im Herbste, in der zweiten Hälfte des Septembers, wo unsere Gegend ge- wöhnlich von starken Regengüssen heim- gesucht ist, wurden die Rosen, und zwar die Kronen, nach der Mitte des Beetes gerichtet, niedergelegt, sodann über das Ganze ein starkes Dach angefertigt. Dieses letztere entstand dadurch, dass in der Mitte des Beetes, der Längerich- tung desselben nach, eine Reihe starker Pfähle in Zwischenräumen von sechs bis sieben Fuss in die Erde getrieben wurden und etwa zwei Fuss aus der- selben hervorragten, welche dann an ihren oberen Enden, durch mit Nägel daran befestigte Bretter mit einander verbunden wurden, und 50 die Mitte und Stütze des Daches bildeten. An diesem konnten ferner die nach beiden Breite- seiten des Beetes herablaufenden, aus starken Brettern bestehenden Sparren befestigt, und dann das Ganze mit Bret- I. Originalabhandlungen. tern belegt werden. Unter diesem Dache nun standen die Rosen, da das Regen- wasser nach beiden Seiten abiliessen musste, vollkommen trocken. Bei heller Witterung wurden einige Bretter ent- fernt, um dem Lichte Zutritt zu ver- schaffen, wobei sich die vorhandenen Knospen öffneten, und die Pflanzen bis zum Eintritt der stärkeren Fröste freudig fortblüheten. Nachdem die Kälte sich eingestellt hatie, musste für stärkere Deckung Sorge getragen werden. Die Bretter des Daches wurden vorläufig entfernt und zwischen die Zweige der Kronen etwas Fichtenreisig gesteckt, darauf diese etwa einen Fuss hoch mit Sand überschüttet. Die Stämme wurden, um sie möglichst gegen Mäusefrass zu schützen, mit Wachholderstrauch (Juni- perus communis) umbunden, hierauf das Ganze mit Brettern wieder bedeckt und dann das Dach etwa ein Fuss hoch mit Erde beworfen. Die dazu nöthige Erde wurde den näherliegenden Beeten des Blumenparterres entnommen. Die bei- den Giebel des Daches blieben vorläufig noch geöffnet, um der freien Luft mög- lichst lange den Zutritt zu dem bedeck- ten Raume und somit auch zu den Pflanzen zu gestatten. Als aber die Kälte über 10 Grad R. stieg, wurden auch diese Oeffnungen mit altem Laub gedeckt. So gegen den Frost geschützt blieben die Rosen bis zum Eintritt der milden Witterung ihrem Schicksale über- lassen, Im Früblinge, als die dasDach be- deckende Erde aufgethaut war, wurde dieselbe sogleich entfernt, und nur die Bretterdeekung zum Schutze gegen noch etwa eintretende Fröste gelassen. Bald schwand auch der Frost aus den die Kronen der Rosen umgebeuden Sande, und hatten diese sich bis zum letzten Zweige so frisch und grün, wie sie im 77 Herbste eingelegt waren, erhalten, selbst die Blätter, sowie einige der vorjährigen Knospen waren noch im gesunden Zu- stande, Jetzt wurden die Rosen ge- schnitten, wieder niedergelegt und blie- ben so zugedeckt, bis die starken Nacht- fröste nachgelassen hatten, worauf die Decke fortgenommen, sie selbst aufge- richtet und angebunden wurden. Im folgenden Sommer blühten die Rosen herrlich und gewährten durch ihre Blüthenpracht dem Blumengarten eine grosse Zierde. Ueberhaupt ent- wickelten sich bei dieser Behandlung die Bäumchen jedes Jahr schöner und kıäftiger, so dass im Sommer 1865 fast jedes Exemplar mit Hunderten von Blu- men prangte und dadurch die Bewunde- rung aller den Garten Besuchenden er- regte. — Da trat der Winter 1865/66 und mit ihm eine Plage ein, wogegen schwer zu kämpfen ist. Diese Plage bestand in den Mäusen, die in der ganzen Um- gegend alles ihnen Erreichbare vernich- teten. In den Gärten wurden von ihnen Hunderte von Aepfelbäumen, ganze Strecken der Crataegus-Hecken, sowie Ahorn, Kastanien und Eschen, unterhalb der Schneedecke der Rinde beraubt, wo- durch natürlich der Tod derselben her- beigeführt wurde. So erging es auch den Rosen. Es war den Mäusen gelungen, trotz des Wachholders, an die Stämme derselben zu gelangen, von denen sie auch alle Rinde abnagten, so dass, kurz gesagt, von den Rosen nur Kronen und Wurzeln übrig blieben, wovon erstere sich noch unter dem Sande frisch erhal- ten hatten und so wenigstens als Edel- reiser verwandt werden konnten, letztere hingegen nur noch künftig aus ihnen hervortreibende Wildlinge hoffen liessen und desshalb stehen blieben. Diese Hoffnung erfüllte sich denn auch bald, 78 die von den alten Wurzeln austreibenden Schösslinge trieben so rasch, dass die Mehrzahl derselben schon im Juli des- selben Jahres in einer Höhe von drei bis vier Fuss über der Erde auf das schlafende Auge oculirt, die wie früher durchwintert im Frühlinge bald austrie- ben und im verflossenen Sommer (1867) schon reichliche Blüthen brachten. Das so überwinterte Rosensortiment bestand aus den besten älteren Sorten, wie de laReine, Baron Prevost, Generl. Jaqueminot, Geant des Batailles u. s. w. Auch einige Bourbon und Noisette wie die schöne alte Souvenir de la Malmaison und Noist. Gloire de Dijon hielten sich recht gut und hatten nur die Spitzen des jungen Holzes etwas gelitten. Weil das junge Holz der Rosen, wenn es im Winter längere Zeit dem trockenen stär- keren Froste ausgesetzt gewesen ist, ohne gerade zu erfrieren, doch stark einschrumpft und später vertrocknet, so suchte ich diesem Uebelstande durch die schon angeführte Bedeckung mit Sand abzuhelfen, welches auch vollkom- men gelang, wo hingegen an einigen, versuchshalber ohne diese Deckung ge- lassenen Exemplaren, das junge Holz weit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zurückging. Die Fichtenreiser wurden nur gesteckt, um den Druck des Sandes auf die Kronen zu mildern und dem Er- sticken derselben vorzubeugen. Werden die Vortheile und Nachtheile dieser Cul- turmethode erwogen, so muss das Re- sultat, im Ganzen genommen, doch als ein günstiges bezeichnet werden. Denn erstlich sind so vollkommen schöne Exemplare und solche Blumenfülle wie hier, bei der Topfeultur nicht zu erlan- gen, und sodann ist es auch den Be- sitzern kleinerer Gärten, denen kein Ge- wächshaus zur Disposition steht, durch diese Methode ermöglicht, sich ‘den Sommer, ohne bedeutenden Kostenauf- wand, mitRosen zu umgeben und ihrem Garten einen neuen Schmuck zu ver- schaffen. Die Kosten sind dabei keine so wesentlichen, da sie hauptsächlich nur in der Beschaffung von Brettern bestehen, welche, im Sommer angemessen aufbewahrt, lange Jahre dienen können. Was nun endlich die Arbeit des Deckens anbelangt, die in der Beschaffung der Erde besteht, so ist dieselbe, kann die Erde den näherliegenden Blumenbeeten entnommen werden, keine so bedeutende, A. Sohrt. 4) Ueber die Orthographie der botanischen geographischen Artennamen. Bekanntlich werden die meisten Ar- tennamen als Eigenschaftswörter (Adjec- tiva) mit kleinen Anfangsbuchstaben geschrieben. Nur bei den Eigennamen wird allgemein, bei den geographischen Namen von Vielen eine Ausnahme ge- macht. Ich erinnere mich sehr wohl, dass in mehreren botanischen Gärten die Directoren streng darauf sehen, dass | viele darin vorkommen, gross. die geographischen Namen an den Eti- ketten mit grossen Anfangsbuchstaben geschrieben werden. In Erinnerung die- ser Gewohnheit und aus weiter unten auszuführenden Gründen, schrieb ich in meinem Buche: Gärten und Parkanlagen‘ (Weimar 1865) die geographischen Namen, deren sehr Aber „Die Ziergehölze der ' I. Originalabhandlungen. gegenwärtig schreiben die meisten Bo- taniker diese Namen mit kleinen Anfangs- buchstaben. Welches ist nun rich- tiger *)? Diese Frage zu beantworten, ist nieht meine Sache, sondern der Botani- ker von Fach und Gewicht, und ich schreibe diese Zeilen nur in der Absicht, um die Beantwortung anzuregen. Ich erlaube mir aber Gründe anzugeben, warum ich die grossen Anfangsbuchsta- ben bei geographischen Namen für bes- ser (ich sage nicht richtiger) halte, und spreche hier vom Gesichtspunkte des Gärtners, der ja, als Beruf betrachtet, in seiner Allgemeinheit mehr von Pflan- zennamen Gebrauch macht, als der ei- gentliche Botaniker. Man wird zugeben, dass man ent- weder alle geographischen Namen gross, oder alle klein schreiben niuss. Nun gehört schon eine mehr als gewöhnliche Schulbildung dazu, um nur alle bekann- ten Länder, Provinzen, Gebirge etec., welche Pflanzennamen geworden sind, zu kennen, was selbst für ‚‚Studirte‘, welche eben nur ein Brodstudium be- treiben, nicht immer ohne Schwierigkei- ten ist. Ja ich sage wohl nicht zuviel, dass die Meisten so umfassende geogra- phische Kenntnisse nicht haben. Aber die Uebung macht alles leicht, und selbst der gewöhnlichere gebildete Gärt- ner erlangt nach und nach so viel Kenntnisse, dass ihm die Ländernamen, selbst die von Provinzen, Gebirgen ctec. welche häufig vorkommen, geläufig wer- den, wenn es ihm auch bei seinen Ver- muthungen über die Lage häufig auf einige hundert Meilen Entfernung nicht *) Solche klein zu schreiben ist im Geiste der lateinischen Sprache das richtige. (E. R.) 79 ankommt. Von Dahurien, Amurland, Kaukasus, Himalaya u. s w. schwebt ihm die Lage im Geiste wohl ziemlich richtig vor. Aber es kommen Namen vor, bei denen ein Universitätsprofessor in Verlegenheit kommen würde. Denn wenn auch Niemand in Zweifel kommen wird, was francofurtensis bedeutet, so möchte ich doch wissen, wie ein Mensch, dem die Latinisirung der geographischen Namen nicht bekannt ist, was selbst ei- nem Professor passiren kann, (denn wer schreibt jetzt noch lateinisch?) errathen soll, dass z. B. brigantiacus sich auf— Brianeon, tingitanus auf Tanger (in Afrika), ıneldensis sich auf die Stadt Meaux, carinthiacus auf Kärnthen, ge- monensis auf Glemaun in Krain, mons- pessulanus und monspeliaeus auf Mont- pellier bezieht etc, ete. Die Endungen ensis, anus und icus sind zwar für den lateinischen Gebildeten ein leitender Fingerzeig, dass man’s mit einem geo- graphischen Worte zu thun hat, aber die Wortbildung ist keineswegs so cor- rect, dass man Sich immer darauf verlassen könnte. Der nicht in allen Sprachen gebildete Gärtner könnte sich höchstens auf die Endsylbe ensis ver- lassen. Wenn man aber Worte wie ri- gensis (von Riga), apulcensis (Apulco), marianus (Maryland), ajanensis, corocen- sis, devonianus, hyrcanus, etruscus, aet- nensis u. Ss. w. mit kleinen Anfangs- buchstaben sieht, — wer denkt da s0- gleich an ein Land, an ein Gebirge? Man kann nicht verlangen, dass jeder Gärtner, welcher lateinische Pflanzenna- men lesen und schreiben muss, wisse, was z. B. jedoö@nsis, ratisbonensis, pan- nonicus, nutka@nsis, sitkensis, Imerethia, panachaicus, bruttia, wolgensis oder wolgaricus u. 8. w. bedeutet. Ganz anders, wenn diese Namen gross geschrieben werden. Der Gärtner, 80 welcher dann sich die Mühe geben will, nach der Bedeutung den Pflanzenbeina- men zu forschen, — leider thun es die meisten nicht — weiss dann sofort, dass er es mit einem geographischen Namen zu thun hat, denn die Personennamen hat er schon aus Uebung weg, und sucht dann am rechten Orte, während er sonst sich den Kopf zerbrechen kann, und z. B. rigensis (klein geschrieben) bei ringens, ringidus, riparius u. s. w. sucht, ohne an die Stadt Riga zu den- ken*). Dies ist um so mehr zu be- *) Beiläufig bemerkt, gibt auch in dieser Hinsicht „die Schule des Gärtners‘‘ von Dr. Hermann Pompper (Weimar 1866) über eine Menge von Ortsnamen Auskunft, ob- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rücksichtigen, da sich die geographischen Namen schreckenerregend mehren und man in Zukunft sich erst etwas in Ja- pan und China umsehen müsste, ehe man manche neue Namen verstehen kann. Aber es gibt auch einige geogra- phische Namen, welche unbedingt klein geschrieben werden müssen, z. B. alpi- nus. Kommt es auch zunächst von den Alpen her, so sind jetzt doch Alpen zu einer geographischen Bezeichnung für alle grossen Hochgebirge, wo eine „al- pine Vegetation“ herrscht, geworden, J. schon auch viele andere fehlen, deren Er- gänzung sehr erwünscht wäre. I. 5) Ein zweiter Frühling nach Trockenheit. Abermals hatten wir im Sommer 1867 in Mitteldeutschland die Erschei- nung, dass Bäume, welche in Folge sehr grosser Hitze und Trockenheit im Juli und August die Blätter zum gröss- ten Theil verloren, iin September sich wieder frisch belaubten, man einzelne Bäume, ramentlich Spitzahorn, mit alten grünen, und herbstlich rothen Blättern zugleich sah. Blühende Apfel- und Birnbäume waren in Thüriugen sehr häufig, nicht so dass maigrünen jungen nur vereinzelt, wie im Frühjahr blühend. sich ebenfalls durch die Trockenheit, Dies erklärt sondern fast so reich | welche einen Saftstillstand und gleich- sam twpischen Winter verursachte, wäh- rend einige im September eingetretene ausgienige Regen, bei immer ziemlich hoher Temperatur, Knospen, welche ei- gentlich erst künftiges Frühjahr hätten vorzeitigen Ent- brachten. Dergleichen Er- scheinungen sind natürlich stets ein Nachtheil für Bäume und künftigen Er- trag. Auffallend ist es, dass krautartige Pilanzen, z. B. ausdauernde Frühlings- blumen nicht ebenfalls ein vorzeitiges Frühjahr feiern. treiben sollen, zur wickelung J. I. Originalabhandlungen. 81 6) Opuntia-Cultur im freien Lande. Opuntia vulgaris, welche nördlich bis Südtirol und noch oberhalb Domo Dossola an der Simplonstrasse (in Pie- mont) verwildert häufig vorkommt, ist in Süddeutschland schon zuweilen im Freien gut bedeckt, auch im Winter er- halten worden. Diese Pflanze ist aber in nördlicheren Gegenden so unbeden- tend, dass für den Gartenschmuck nichts damit gewonnen wird. Gegenwärtig eultiviren aber die Herren Haage und Schmidt in Erfurt unter dem Namen Opuntia Rafinesquiana eine Art aus Nordamerika, welche nicht nur viel här- ter, sondern auch culturwürdiger ist, in- dem sie stattliche (jetzt erst) einen Fuss hohe, reich verästelte Sträucher bildet und schon seit mehreren Jahren im Freien als Einfassung eultivirt wird. Die einzelnen Glieder sind grösser und dunk- ler von Farbe; die Haltung ist sieifer, Diese Opuntia stammt vom obern Mis- souri und hält dort angeblich eine Kälte von 25 Grad aus, trägt auch reichlich Früchte. Da der Mississippi und Mis- souri sogar bei Saint-Louis oft fest zu- frieren, so ist diese Angabe kaum zu bezweifeln. Vielleicht ist es dieselbe | Art, welehe Dr. Charles Siedhof auf ei- nem Hügel am obern Hudson im Staate New-York fand. (Gartenflora XI. Band Seite 103). J. 7) Ueber Benutzung der Torfasche als Deckmaterial bei Herstel- lung eleganter Fusswege. In Gegenden, wo man dieses Mate- rial in Masse und bequem haben kann, ist es als passendes Deckmaterial bei Herstellung eleganter Fusswege sehr zu empfehlen. Die Wege werden hart, dauerhaft und glatt, so dass sie selbst dem feinsten Damenschuh nicht unbe- quem werden. Besonders nobel sehen sie aus, wenn sie von Zeit zu Zeit mit feingemahlenem Ziegelmehl, wie es hier dieMaurer gleich demCement benutzen, ganz dünn überstrent werden. Geschieht das Ueberstreuen in den Abendstunden, dann sehen sie am andern Morgen durch den Eintluss des nächtlichen Thaues besonders schön aus, zwischen aceurat gehaltenen Rasenkanten. Einen andern Vorzug hat dieses Material noch da- durch, dass, wenn es da, wo es zuvor |' aufgesammelt wird, I. 1868, von erdigen oder Erde gebenden Bestandtheilen rein und unvermischt bleibt, sich desto schwerer später auf solehen Wegen Unkraut er- zeugen kann, vorausgesetzt, dass schon bei Herstellung der Unterlage alle Wur- zelunkräuter möglichst rein entfernt wur- den. Das Einzige, was sich in schattiger Lage, z. B. unter dicht belaubten Ve- randen, leicht auf ihnen erzeugt, ist ein grüner Anflıg von Moos, doch durch Accuratesse im Befegen kann dies leicht verhindert werden. Ebenso lässt sich das Stäuben des feinen rothen Ziegel- mehles durch Ueberspritzen mit einer feinen Brause leicht vermeiden. Die Anwendung geschieht in folgen- der Weise. Nachdem bei neu angelegten Wegen die Unterlage zuvor, wie sich’s gehört, 6 8 geebnet und festgestampft oder gewalzt worden ist, lässı man die zuvor aus Vorsorge nochmals durch einen feinen Erddurchwurf durchgeworfene Asche auf den herzustellenden Weg in der nöthigen Entfernung in Haufen von 4 Schiebkar- ren bringen, deren jedem noch 1 Schieb- karre reiner feiner Flusssend als 5. Mi- schungstheil beigefahren wird. Hierauf wird ein Haufe nach dem anderen mit Wasser zu einer mehr dünnen als dieken breiigen Masse gut durchgemischt und durchgeknetet und dann auf den Weg gleichmässig in einer Stärke von I—1!}, Werschok ausgestrichen. Der damit be- auftragte Arbeiter muss allerdings ein gutes Auge habeı: und in Planirarbeiten geübt sein, dass er die richtige Höhe stets trifft, soweit er jedes Mai mit sei- nem Instrument hinreicht oder er muss die stellenweise eingeschlagenen Nivelle- mentspfähle zuvor entfernen. Bevor das Ausstreichen geschieht, muss die jedes- malige Fläche zuvor tüchiig nass ge- spritzt oder übergosseu werden, damit sich die Masse mit der Unterfläche ieich- ter verbindet. Zum Ausstreichen bedient man sich am zweckmässigsten eines höl- zernen Instrumentes, das einer Harke ohne Zähne gleicht, dessen Balke aus festem Holze egal und scharfkantig ge- arbeitet ist. Auf diese Weise wird ein Haufen nach dem anderu gemischt, mit Wasser durchgekuetei und dem fertigen Theile angefügt, so dass er sich mit jenem gut verbindet. Nach 1—2 Ta- gen, jenachdem die Witterung günstig, ist die meiste Feuchtigkeit schon so weit in die Tiefe gezogen und der Weg so weit abgetrocknet, dass er festge- stampft werden kann, wozu sich der Arbeiter eines Stampfers bedient, der aus einem Stück werschockdieken eiche- nen Brettes besteht, das auf der unteren Seite glatt abgehobelt sein muss und in | geführt werden und sollte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dessen Mitte ein Stab als Handähabe accu- rat eingelassen ist. Dieses Stampfen muss gleichmässig und im Anfange nicht zu stark geschehen und wird täglich so oft wiederholt, bis der Weg vollkommen fest und keine Risse mehr zeigt. Das Rissigwerden der Oberfläche ist Folge des zu schnellen Trocknens bei starker Sonnenhitze uder nicht gleichmässiger Mischung, deshalb isi es gut im ersieren Falle den noch nicht ganz fertigen Theil entweder mitStroh dünn zu überdecken oder mit Sand zu überstreuen, während der heissen Tageszeit, welches beides später, wenn nicht mehr nöthig, abge- fest wird. Bevor der Weg nicht voll- kommen hart und fest, sollte jedes un- uütze Betreten desselben vermieden wer- den, dann aber kann er selbst naclı stärkeren Regen sofort ohne Schaden betreten werden, vorausgesetzt, dass der Weg nach richtigem Nivellement ange- legt wurde, also für schnellen Ablauf des Wassers gesorgt wurde. Mit der Schiebkarre dürfen solche Wege freilich nicht befahren werden und muss man überhaupt die Oberfläche vor groben Verletzungen hüten, da etwaige Schäden sich nur schwer ausbessern lassen, in- dem sich die frische mit deralten Masse niemals hinlänglich dauerhaft verbindet. Aus diesem Grunde werden die sie ein- schliessenden Graskanten nur veimittelst eines starken Brodmessers und Schaf- scheere in Sauberkeit und Ordnung ge- halten, niemals aber mit einem gewöhn- lichen Kantenstecher. Die Herstellung auf solche Weise muss durchaus in guter Jahreszeit aus- sich über- haupt nicht in einem Kliına wie hier über den August hin ausdehnen, da bei nicht ganz ausgetrockneten und festen Wegen die Obertläche durch Fröste II. leicht gehoben wird und so mit an Fe- stigkeit leidet, Wo isdess Umstände eine Verspätung veranlasst haben soll- | Abgebildetin Illustration horti- cole. 1) Cattleya Dowiana Batem. Nach der Abbildung des Bot. Magazine schon bespro- chen. (Tab. 525). 2) Acer palmatum sanguineum Sieb. cat. Ein Ahorn Japans mit handförmig getheilten blutrothen Blättern, der sehr wahrscheinlich zu den Formen von A. polymorphum ge- hört. (Tab. 526). 3) Camellia Carlotta Peloso. Schöne, in Italien erzosene Spielart. Blume gross, von regelmässig ziegeldachförmiger Füllung, lebhaft rosa-scharlach und jedes Blumenblatt mit breitem weissen: Mittelstreifen. 4) Sanchezia nobilis J. D. Hook. Diese prächtige Acanthacee aus Ecuador, gleich schön in Blüthe, wie durch die goldfarbene Aderung der Blätter, ward von uns nach der Abbildung des Bot. Mag. Tab. 5594 früher besprochen. — (Tab. 528). 5) Pelargonium hybridum Souvenir de Wilhelma. Ein Pelargonium aus der Gruppe der Odier-Pelargonien mit grossen rosa-lila- farbener: Blumen, mit purpurschwarzer Zeich- nung auf den beiden obern, und purpurnen Flecken auf den 3 untern Blumenblättern. Dasselbe soll die Eigenschaft besitzen, bis zum Spätherbst unausgesetzt fortzublühen. Herr Hofgärtner Müller in der Wilhelma bei Stuttgart erzog diese Sorte, die durch ro- busten Wuchs und jedenfalls grossen Blü- thenreichtlium sich auszeichnet. Tab. 529). 6) Rhododendrum ornatissimum (Ver- schaffelt). Schöne Spielart, Ambr. Verschafelt. Blumen gross, in reich- blumiger Dolde, weiss mit rosa-lilafarbenem Rande und dunkelgelber Punktirung am erzogen von Neue Zierpflanzen. 83 ten, bedecke man den Weg vor Winter dünn mit trocknem Laube, B. Eberwein. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Ueberdauert (Tab. 530). Grunde der oberen Lappen. in Gent im freien Lande. Im August- und Septemberheft 1867 von „Belgiquehorticole“ sind abgebildet. 7) Alyssum (Koniga) maritinum Lam., Fremontia californica Torr., Sanchezia no- bilis Hook., und Prune Rademaekers. Die 3 ersteren Pflanzen sind von uns wiederholt besprochen. Rademaeker’s Pflaume ist zunächst verwandt mit „Prunier Imperiale de Sharp. Es ist Frucht von der Grösse einer grossen Aprikose, fast kugelig, hat 7 Zoll im Umfang, schön orangenfarben und roth gefärbt, mit °/, Zoll langem, in trichierförmieer Stielhöhle stehendem Stiel, Fleisch hellgelb, sehr saftig, von angenehmen süssem, aber recentem Geschmack. 6 Früchte gehen auf I Pfund. Der Baum ist von ro- bustem Wuchs und sehr fruchtbar. eine Abgebildet im Botanical Magazine. 8) Laelia majalis Lindley. Orchideae. (Batem. Orch. Mex. et Guatem. Tab. 23. — Bot. Reg. XXX Tab. 30. — Paxt. Mag. XII .p- 1. -— Die schönste der Laelien, die Her- nandez in seiner Naturgeschichte Neu-Spa- niens schon vor 200 Jahren erwähnte. Spä- ter beschrieben sie Humboldt und Kunth als Bletia speciosa. Laxara fand sie über die ganze Provinz Mechouacan (Mexico) ver- breitet uud beschrieb sie als Bletis grandi- flora. Endlich sah sie Lindley in blühenden, in England importirten Exemplaren und legte ihr den obigen Namen bei, weil sie von den Mexikanern „Flor de Mayo“ genannt wird. Obeleich nun 30 Jahre in Cultur und öfters in Sendungen von Hunderten von Exempla- ren in die Gärten Englands eingeführt, ver- 6 * 34 breitete sich diese schöne Pflanze dennoch sehr wenig, indem sogar die eingeführten Originalexemplare meist nach wenigen Jah- ren wieder abstarben. Erst im Juni 1867 ward vom Hrn. Dawson zu Meadow Bank nahe Glasgow, auf der Ausstellung zu Ken- | sington ein vollkommen blühendes Exemplar mit spannengrossen Blumen ausgestellt, das die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nach Hrn. Bateman muss diese Pflanze im Sommer während des Tags feuchtwarm, während der Nacht kühl und im Winter kühl und trocken gehalten werden. Scheinknollen oval oder rundlich. Blät- ter länglich, spitz. Blumen in 1 bis 2-blu- migen Trauben, eine Spanne im Durchmes- ser. Kelchblätter lanzettlich, Blumenblätter " noch einmal so breit oval-lanzettlich und gleich den ersteren schön rosalila. Lippe mit grossem rundlichem ausgerandetem Mit- tellappen und kleinen Seitenlappen, im Cen- trum weiss, am Rande lila und gezeichnet mit kurzen tief purpurlilafarbenen Streifen. — (Tab. 5667). 9) Aechmea glomerata Hook. - Brome- liaceae. (Pivonneaya glomerata Gaud. Bo- nite Tab. 36. A. glomerata Hook. — Ho- plophytum angustum Beer. Fam. Brom. p. 136 ex parte). Nach Hooker von Beer mit Hoplophytum angustum (Tillandsia an- gusta Arrab. fl. Fi. Tab. 155) verwechselt. Blätter aus umfassendem Grunde länglich- bandförmig, vorn zugespitzt, 11/, Fuss lang, 3—4 Zoll breit, grün, am Rande mit schwärz- | lichen Dornen besetzt, denen die des unteren Theils des Blattes dichter stehen und zurückgekrümmt Blüthenschaft auf- recht, länger als die Blätter, eine verästelte, brillant blutroth gefärbte Rispe tragend, de- ren Äeste sehr kurz und die Blumen und Bracteen in dichten Knäueln tragen. teen aus breitem ovalem Grunde in eine pfriemliche Spitze verschmälert, blutroth. Kelch blutroth, mit aufrechten zugespitzten Lappen. Blumenblätter violett, zugespitzt, den Kelch überragend, an der Spitze des Kelches zwei Schüppchen tragend. Eine im- posante schöne Pflanze aus der Provinz Ba- hia in Brasilien. (Tab. 5668). 10) Thapsia decipiens Hook. Umbelli- von sind. Brac- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ferae. (Melanoselinum decipiens Hoffm. Umb. ed. II. tom. I. pag. 156. — D.C. prodr, IV. p. 208). Melanoselinum deeipiens Hoffm., ein Halbstrauch aus Madeira, ist als Decorationspflanze für’s Kalthaus und zum. Auspflanzen in’s freie Land zur Sommerzeit, in deutschen Gärten ziemlich verbreitet. Hooker hat diese Pflanze als Typus einer neuen Gattung, die er T’hapsia nennt), ge- nommen. (Tab. 5670). 11) Rondeletia Burdier Hook. Rubia- ceae. — Reıizender immergrüner Blüthen- strauch für's Warmhaus, den Purdie in Ve- nuezuela und Neu-Granada entdeckte und in den Botanischen Garten zu Kew einführte. Aestehen und Blüthensiand fast seidenartig kurzhaarig. Blätter länglich-oval, stampflich, in den kurzen Blattstiel entweder verschmä- lert, oder an dem verschmälerten Grunde fast herzförmig, beiderseits kahl oder unter- halb an den Nerven kurzhaarig. Neben- blättchen deltaförmig. Blumen weiss und zart gelb, sehr wohlriechend und in eine dichte straussförmige spitzenständige Rispe zusam- mengedrängt. welche aus 3-gabelig verästel- ten Doldentrauben zusammengesetzt ist. Kelchlappen pfriemlich lanzettlich, so lang als die Kelchröhre. Blumenkrone mit wal- zeniörmiger Röhre, die länger als die Kelch- lappen und 5 kahlen abstehenden rundlichen Lappen des Saumes, am Schlunde findet sich ein wulstförmiger fünflappiger Ring. — (Tab. 5669). 12) Epimedium alpınum L. var. rubrum Hook. J. Hooker zieht das von uns, (Grtfl. 1857 p. 21) als E. rubrum Morr. bene schöne Epimedium Japans, mit grossen weissen roth gesäumten Blumen, als Form beschrie- ‘zu E. alpinum. Uns scheint diese Vereini- gung gewagt. Wir benutzen aber die Ge- legenheit, die Aufmerksamkeit der Garten- freunde wieder auf diese schöne Staude für’s treie Land zu lenken, die von den bis jetzt bekannten Epimedium - Arten wohl die schönste ist. — (Tab. 5671). 13) Aristolochia Goldieana Hook. — Aristolochieae. Schlingpflanze vom Old-Ca- labar Fluss (West-Afrika) für's Warmhaus, Entdeckt von W. C. Thomson und ge- nannt nach dem Begleiter desselben Hugh II. Neue Zierpflanzen. Goldie. Es ist das in Bezug auf die Blüthe eine gigantische Art und kann solche in Bezug auf Blüthengrösse zu den grössten bekannten Blumen gerechnet werden, da sie die grossblumigen Aristolochien Südamerika’s an Grösse der Blume noch bedeutend über- trifft. Durchaus kahl. Blätter oval- oder drei- seitig-herzförmig, ungefähr 8 Zoll lang und 5—6 Zoll breit. Blumen mit an der Spitze pfeifenförmiger eingeknickter 7 Zoll langer gelbgrüner, röthlich gestreifter Röhre und -mächtigem trichterförmig-glockenförmigem Saum, der ungefähr 9 Zoll lang und vorn 8 Zoll breit, an der Mündung abgestutzt und mit 3 kurzen, in schwanzförmige Spitzer. vorgezogenen Lappen, von aussen grün und braunroth geadert, innerhalb gelb mit dich- tem schwarzbraunem Adernetz geschmückt. Staubfäden 24. Geschlechtssäule mit 12 zweischenkeligen Lappen. Herr Clarke, Curator des Botanischen Gartens in Glasgow, erhielt lebende Pflanzen vom Herrn Thomson und brachte solche im Juli 1867 zur Blüthe. Die riesigen Blu- men haben einen ähnlichen aasartigen Ge- ruch wie die Aristolochien Amerika’s. De gustibus non est disputandum! Die Herren Sultane der Kirghisischen Gesandtschaft, als sie die Gewächshäuser des Kais. Botanischen Gartens in St. Petersburg besuchten, erfreu- ten und ergötzten sich vor allen andern an dem Wohlgeruch der Aristolochia grandiflora. (Tab. 5672). 14) Lilium Leichtlini Hook. Liliaceae. Schöne neueLilie aus Japan, eingeführt von den Herren Veitch und Söhnen in Exeter und genannt nach Herrn Max Leichtlin in Carlsruhe, denı bekannten Gartenfreunde, der die vollständigste Sammlung der Arten der Gattung Lilium ceultivirt. Stengel 2—-3 Fuss hoch, durchaus kahl, 1-blumig, mit zerstreut stehenden linien-lanzettlichen Blät- tern besetzt, die 3—4 Zoll lang und 4, Zoll breit, spitz, sitzend, fast nervenlos, am Grunde beiderseits behaart. Blume nickend, fast 4 Zoll im Durchmesser, mit Blättchen der Blüthenhülle die länglich-lanzettlich, zu- rückgerollt, stumpf, goldgelb und purpur- farben gefleckt, die äussern Blumenblätter 8 etwas schmäler;, die innern gegen den Grund hin mit 2 hohen kammförmigen weichhaa- rigen Leisten. staubfäden strohgelb. An- theren braun. Schöne Art, die in der Tracht dem L. tigrinam ähnlich, aber durch Blü- thenfärbung und die hahnenkammförmigen Leisten der innern Blumenblätter gut unter- schieden. (Tab. 5673). 15) Coelogyne humihis Lindl. Orchi- deae. (Pleione Don. fl. Nepal. p. 37. — Paxt. Flow. Gard. Tab. 51). Eine schon länger bekannte kleine Orchidee, deren ziem- lich grosse weisse Blumen mit purpur gezeichneter Lippe, auf kurzen einblumigen Schalten am Grunde der blattlosen Schein- knollen erscheinen. Nur für grosse Orchi- deensammlungen zu empfehlen. (Tab. 5674). 16) Begonia Clarkei Hook. Begonia- Ein Gegenstück zu der prächtigen Begonia Veitchii, die wir kürzlich erwähn- ten, aber halbstrauchig. Stammt aus den Anden Boliviens in einer Höhe von 8—9000 Fuss. Stengel aufrecht, kräftig, kurzhaarig, grün und rotih gefärbt, wenig verästelt. Blätter schief rundlich-herzförmig, stumpf, kurz gelappt, gekerbt und kurz gewimpert, oberhalb hellgrün. Nebenblätter breit, drei- seitig. Blüthenstiele kräftig, achselständig, 2 Bracteen und 2 grosse zinnoberrothe Blu- men von fast 3 Zoll Durchmesser tragend. Blüthenstielchen gleichfalls 2 Bracteen tra- gend und alle Bracteen länglich-keilförmig, stumpf. Weibliche 5-blätterig. Blumenblät- ter verkehrt oval. Vorzüglich schöne Blü- thenpflanze für's niedrige, temperirt warme Haus. Blühete bei Major Clarke, der sol- che von den Herren Henderson erhielt. (Tab. 5675). 17) Cymbidium Hutioni Hook. Orchi- deae. Epiphytische Orchidee Java’s, ent- deckt durch E. Hutton und eingeführt von den Herren Veitch und Sohn. Scheinknolien 5 Zoll lang, länglich-oval, zusammenge- drückt, gefurcht, am Grunde von häutigen Scheiden umgeben. Blätter zu 2 auf den Spitzen der Scheinknollen, länglich-lanzett- lich stumpf, lederartig, nervenlos. Blüthen- stand wurzelständig, eine hängende, bis 10-blumige Blüthentraube tragend. Kelch- ceae. 86 blätter verkehrt- oval-länglich, zurückge- krümmt, zugespitzt, innerhalb auf gelbem Grunde mit vielen zarten braunen Querbin- den gezeichnet. Blüthenblätter kleiner, in- nerhalb braun gefärbt Lippe 3-lappig, mit aufrechten stumpfen Seitenlappen und läng- lichen Vorderlappen, ähnlich wie die Kelch- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. blätter gezeichnet. Griffelsäule halb stiel rund, ziemlich lang. Blumen ungefähr 2 Zoll lang in 7 Zoll langer Traube. Schöne Art, sehr abweichend von den andern Cymbi- dium-Arten und mehr einer Promenaea äh- nelnd. — (Tab. 5676). Hl, Notizen. 1) Der Bericht über die Verhand- lungen der „Section für Obst- und Gartenbau der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Cul- tur“ vom Jahre 1866, herausgegeben von dem Secretär derselben, Herrn Stadtrath E. H. Müller enthält abermals verschiedene sehr schätzbare Mittheilungen, welche wir kurz erwähnen. Aus den Verhandlungen sei erwähnt, dass Sanvitalia procumbens fl. pl. wiederholt in Breslauer Gärten entstanden ist, aber immer auf die einfache Art zurück- ging. Mithin ist die in Erfurt von V.Döpp- leb gezogene gefüllie Varietät unbestritten im Vorzug, denn diese bleibt gefüllt, woran nicht mehr gezweifelt werden kann. Aus- führlich mitgetheilt werden: 1) Die Cultur der Zwergbanane (Musa Cavendishii Paxt. v. M. chinensis Sweet) im Wasser vom Hof- gärtner Peicker in Rauden. Dieselbe erreicht bei solcher Cultur die volkommenste Aus- bildung, blüht und bringt reife Früchte. Man erzog eine Pilanze, welche 30 Früchte von 6—8 Zoll Länge reifte, die sehr wohl- schmeckend waren. Die Musa Cavendishii ist eine niedrige Pflanze mit prächtigen Blät- tern, welche auf diese Weise auch im Wohn- zimmer gezogen werden könnte — 2) Ue- ber das Pflanzen der Obstbäume. \om Hof- gärtner Friedrich Götz in Släwentzitz. Eine recht sorgfältige Arbeit und bereits bekannt, da der Herr Verfasser dieselbe als Original an melrrere Gartenzeitungen gleichzeitig ge- schickt zu haben scheint. — 3: Der Zustand des Obstbaues in Schlesien. Vom Herrn Prof. Dr. Wimmer. Wir erfahren daraus, dass derselbe — wie in den meisten Gegen- den — noch viel zu wünschen übrig lässt, obschon schon seit Friedrich II. an der He- bung gearbeitet wird Nach andern Mitthei- lungen ist auch dort, wie in vielen andern Gegenden Deutschlands, vom Anfange dieses Jahrhunderts an und noch nach den Be- freiungskriegen ein Stillstand oder vielmehr Rückschritt eingetreten. Auf die Mittheilung der Culturversuche neuer Gemüse ete. ver- zichten wir, da sie keinen allgemeinen Werth haben. Was an einem O:te vorzüglich war, kann an einem andern mittelmässig oder gar schlecht ausfallen. Ebenso umgekehrt. J. 2) Programm der internationa- len Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues im Frühling 1869 in St. Petersburg. Wenn eine grosse auf einer weiten Länderkreis berechnete Ausstellung wahrhaft Nutzen bringen soll, so muss sie lange vor- her bestimmt sein und besprochen werden, damit von den Ausstellern Vorbereitungen getroffen werden können. Aus diesem Grunde muss man dem Comite der Ausstellung in St. Petersburg im Frühling 1869 besonders Dank wissen, dass sie ein vorläufiges Pro- gramm schon zwei Jahre vorher veröffentlicht hat. Gleichzeitig wird daselbst ein „bota- nischer Congress‘ abgehalten. Die Ausstel- lung wird am 17. Mai (5. Mai nach russi- scher Zeitrechnung) eröffnet und dauert bis zum 31. (19.) Mai. Dabei kommen Preise im Werth von 150, 75, 50 und 25 etc. Rbl. Silber zur Vertheilung. Ein giltiges Pro- gramm soll erst im Frühling 1868 abgefasst II, Notizen. werden, nachdem man Gutachten und Zu- sätze zum ersten Entwurf zu Rathe gezogen hat, eine Rücksicht, die um so mehr Aner- kennung verdient, da sie sonst selten ge- nommen wird. Für die Reise nach Peters- burg und den Transport von Ausstellungs- gegensländen werden namhafte Erleichterun- gen zugesichert. Diejenigen Personen, wel- che an der Ausstellung Theil zu nehmen und zu ihren Gunsten oder im allgemeinen Interesse Zusätze zum Programme wünschen, müssen ihre Wünsche bis zum 1. Januar 1868 andeuten. Briefe sind an die „‚Russi- sche Gartenbaugesellschaft in St. Petersburg“ zu richten. — Das Programm ist so reich, dass sich wohl wenige Zusätze erdenken las- sen könnten. Es umfasst 192 Nummern oder Preise, nämlich: !—9 für neue Schmuck- pflanzen, 10—11 für neue Nutzpflanzen, 12— 34 verschiedenartige Pflanzen (darunter ins- besondere Blüthenpflanzen Japans, Blattpflan- zen Japans, Alpen- und Polarpflanzen u. s. w.), 35—38 Farne, 39 Lycopodiaceen, 40 und 41 Cycadeen, 42—46 Coniferen, 47—52 Orchi- deen, 53 Aloe, 54 Cordylinen, Yucca ete. 55 Zwiebeln und Knollen (im weitesten Sinne) nach Familien und Arten zusammen- gefasst, 64-72 Agaven, Bromeliaceen, Ma- rantaceen, Musaceen, Aroideen, 73—74 Par- daneen und Palmen, 79 Bambusen, 80 Quer- eus, 81 Ficus, 82 Prachtpflanzen von Lor- beeren, 83—125 Florblumen und Sortiments- blumen in Blüthe, incl. Cacteen, Ilex, Bego- nien, Magnolien, Rhododendron ete.‘ 126 —128 Bouquets, 129-—-148 Früchte, 149 —-168 Gemüse, 159—190 Gegenstände der Garten- industrie, Technik und der Hilfswissenschaf. ten des Gartenbaues, endlich 191 - 192 zwei Preise für den grössten Beitrag zur Verschö- nerung der Ausstellung an Ausländer und Inländer. — Ueber einzelne Punkte erlaube ich nur einige Bemerkungen und ich glaube ir die- ser Hinsicht im Sinne des Comit.’s zu han- deln, wenn ich dieselben schon jetzt mit- theile. Nr. 30, Sammlung von 30 Arten Stau- den mit bunten Blättern. Diese dürften zur bestimmten Zeit !aum vollständig entwickelt, daher nicht beurtheilungsfähig sein, wenn 87 auch selbstverständlich im Topf cultivirt. Dasselbe ist über 31, Bäume und Sträucher mit abfallenden bunten Blättern zu be- merken. Nr. 32. Die Blattpflanzen für das Land (aus Töpfen) dürften zur Zeit schwerlich alle so entwickelt sein, um darüber urtheilen zu können. Nr. 55 Sollte es möglich sein, bis Mitte Mai 10 Arten Lilium in Blüthe zu brin- gen, da die meisten naturgemäss im Sommer blühen und sich nicht leicht treiben lassen. 56 Tulpen, Fritillarien, 57, 58 Hyazin- then, 59 Crocns, 61 Tazetten, Narzissen, Jonquillen. Um hierbei zu concurriren, müssten auswärtige Aussteller die Zwiebeln entweder in St. Petersburg cultiviren lassen oder schon im März dahin absenden, um sie zurückzuhalten, denn Crocus blühen bei uns oft schon im Februar im Freien. Ich ver- misse hierbei die Gattungen Scilla und Agra- phis, welche mit eben so grossem Rechte Bevorzugung verdienen, ferner diesogenann- ten Capzwiebeln, welche gerade zu dieser Zeit blühen. Nr. 80. Quercus. Von diesen (dürften eigentlich nur die immergrünen ausstellungs- fähig sein, denn selbst wenn man ein Sor- timent laubabwerfender Eichen antreiben wollte, so würden doch die jungen Blätter zu sehr vom Transport leiden. (Dies gilt auch von Nr. 31, Nr. 87). Es möchte nur durch ausserordentliche Anstrengungen, etwa Vorbereitung schon 1868 und verfrühtes Absterben schon in demsel' en Sommer u. s. w. gelingen, bis zum 17. Mai 25 verschiedene Gesneriaceen in Blüthe zu bringen. Nr. 89 und 90 Primula elatior, acaulis und Auricula Von diesen gilt, was ich schon bei 56-61 bemerkte. Desgleichen 108 Veilchen und 100 Magnolien in Blüthe. Nr. 117. Es ist sehr zweifelhaft, ob man 50 Sorten hybride grossblumige Pelar- gonien bis Mitte Mai zur Blüthe bringen kann, da man hierbei bekanntlich mit künst- licher Wärme fast nichts ausrichtet. 126--125 Bouquets Die abgeschnitte- nen Blumen sind kurz bedacht: keine Kränze, keine Kopfputze, Kleiderverzierung etc. ‚8 186, eine Sammlung der für den Gar- tenbau schädlichen und nützlichen Insekten, mit Zeichnungen der kleinsten in Vergrös-, serung und Angabe der \Vertilgung, ist, ob- schon Insektensammlungen auf Ausstellungen öfter vorkamen, in dieser Weise noch nie Theil eines Programms gewesen. Noch mehr gilt diess von 187 Sammlungen lebendiger und ausgestopfter Vögel, die dem Garten- bau nützlich oder schädlich sind, und 188, Sammlungen von Nestapparaten zur Ange- wöhnung der im Garten nützlichen Vögel. Das Prämiren solcher Sammlungen ist jeden- falls ein meines Wissens zum ersten Male auftretender Fortschritt der Ausstellungen. J. Nachtrag von E. Regel. Zu den vom Herrn Hofgärtner Jäger gegebenen Be- merkungen, trage ich nach: dass 1) das Programm noch nicht definitiv festgestellt, dass privatim schon manche Bemerkungen zu solchem eingingen und Berücksichtigung finden werden. 2) Bei den ist das Ausland und das Inland berücksich- tigt. Schon wegen der weiten Entfernungen können naturgemäss um manche Punkte nur nahe wohnende Aussteller concurriren. Das ist aber auf allen internationalen Aus- stellungen der Fall. Wenn eines Theils das Ausland uns hier in Petersburg zeigt, was es leistet, — ist auch Petersburg und über- haupt Russland verpflichtet, den zum Besuche kommenden Gästen zu zeigen, was hier ge- leistet werden kann. Die Aniorderungen auf Hyacinthen, Tulpen etc., dürften am definitiven Programm theils Abänderungen, theils aber sogar Steigerung der Antorder- ungen erfahren. 3) Stauden mit bunten Blättern, dito Bäume und Sträucher, Lilien, sind auf früheren Ausstellungen zu Peters- burg, zu noch früherer Zeit in gefor- derter Zahl schon vertreten gewesen. 3) Astilbe rivularis, Hoteia ja- ponica und Spiraea Humboldtii. — Welche von den drei genannten Pflanzen ist die wahre Astilbe rivularis Hamilt (oder D. Don?)? Nach einer Notiz in der Garten- flora von 1856 Seite 158 ist es Spiraea ja- Concurrenzen | * Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. . ponica der Gärten (Hoteia japonica Morr.), nach Bosse’s Handbuch der Blumengärtnerei und Andern sind beide Pflanzen verschieden, und es wird besonders betont, dass Hoteia Japonica ausdauernde Blätter habe. Die- selben halten sich in milden Wintern und bei Topfpflanzen allerdings grün, bis die neuen zum Vorschein ko):men. und im Va- terlande (Nepal) mögen sie immergrün sein. Endlich ist noch die Spiraea Humboldtii der Gärten für Astilbe rivularis erklärt worden, und ich bekam jene unter diesem Namen. Diess ist aber sicher falsch und ich fand an meiner Astilbe, dass sie nichts anderes, als eine nur mit weiblichen Blumen versehene Spiraea (Astilbe) Aruncus war, was in der angezogenen Notiz der Gartenflora von Spi- raea Humboldtii gesagt wird. Diese letztere Pflanze ist in der Regel etwas kleiner, als die normale Spiraea Aruncus und zeigt mehr Roth an den Blattstielen. Dieselbe hat übri- gens gar keinen Werth. denn die Blüthen seken stets wie verblüht aus. Unter der Lupe erscheinen die weiblichen Befruchtungs- werkzeuge der wilden normalen Spiraea Aruncus verkümmerten Staubbeuteln umgeben und gelbweiss. die der sogenann- ten Sp. Humboldtii wachsgelb und grünlich. Eine Berichtigung dieser Zweifel in die- sen Blättern wäre sehr erwünscht, besonders auch, ob Astilbe rivularis und Hoteia japo- nica identisch sind, In diesem Falle wür- den die Gärtner am besten thun, diese Pflan- zen unter Spiraea japonica fortzuführen. Astilbe rubra Hook., welche als sehr schön gerühmt wird, scheint noch wenig in den Gärten verbreitet. J. Astilbe rivularis G. Don. Zu die- ser Art gehört als Synonym Hoteia japo- nica Morr. et Decaisne, jene allgemein be- liebte Pflanze, die Wallich Sp. barbata genannt hat (c/r. Bot. Reg. tab. 2011) und die in den Gärten auch als Spiraea japonica verbreitet ist. Die Gattung Hoteia Morr. et Decaisne. fällt einfach zu der schon älteren Gattung Astilbe, die als mangel- haft bekannt, von Endlicher noch neben Hoteia aufgeführt wurde. (Endl. gen. 4644 et 4645). Bentham und Hooker (Bentham et Hook. Genera Plantarum p. 634), vereini- von a ri Mähün, Bert PERL — III. gen beide Gattungen wieder, die von End- licher nur beibehalten worden waren, weil ihm die Blumen von Astilbe mangelhaft be- kannt waren. Ein Unterschied zwischen Astilbe ri- vularis G. Don und der von Morren und Decaisne beschriebenen Hoteia.japonica fin- det gar nicht statt und kann Bosse, dem bei allem Fleiss die wissenschaftlichen Hülfsmittel fehlten, in solchen Punkten als Autorität nicht aufgeführt werden. Spiraea Humboldtii der Gärten ist in des Herrn Jäger’s Notiz ganz richtig als Form mit weiblichen Blumen von Spiraea Aruncus L. gedeutet worden, die keinen blu- mistischen Werth besitzt und mit Astilbe rivularis gar keine Aehnlichkeit besitzt. Astilbe rubra Hook. et Thoms. endlich, ist in den Gebirgen von Khasia heimisch, besitzt Blätter, die denen der Spi- raea Aruncus ähnlich und rothe ährenför- mige Blüthenrispen. Ist sehr schön, scheint aber für die Cultur wieder verloren gegan- gen zu sein. Tab. 4959 des Bot. Magazines findet sich die Abbildung derselben. Die Gattung Astilbe endlich gehört nicht, wie Spiraea zur grossen Gruppe der Rosaceen, sondern zur Familie der Saxifra- gaceen. (E. R.) 4) Feldunkräuter Italiens. Es ist allbekannt, dass eine Wucherung der s. g.' Unkräuter immer die grössten Nachtheile nach sich bringt. — Dieselben entziehen dem Boden alle Nahrungskraft, unterdrücken das Wachsthum der Culturpflanzen und ei- nige Unkrautsamen sind sogar giltig; es ist daher von grösster Wichtigkeit das Feld, den Garten immerfort von allem Unkraut rein zu halten, dieses vor der Blüthe aus-. zurotten, um das weitere Vordrängen und alle Verschleppung zu verhindern und die Samen desselben, die z. B. mit dem Getreide vermengt, durch genaues Reutern zu ent- fernen *), *) In Toscana und im Genuesischen wird das Korn nicht mittelst Reuter von fremd- artigen Samen gereinigt, sondern durch Weiberhand. 89 Notizen. Es ist immer von grossem Interesse, die Unkräuter eines Gebietes zu kennen; die- selben bilden daher in den verschiedenen Floren auch eine eigene Abtheilung; — der greise Professor Comm. Anton Bertoloni gibt **) eine Uebersicht der in den Getreide- äckern der Provinz Bologna vorkommenden Unkräuter, wodurch wir auch zum Theil ein Bild der dortigen Flora erhalten — die in dieser Richtung von jener mehrerer an- derer Länder sich wenig unterscheidet. Lolium temulentum (Taumel-Lolch) fin- det sich trotz aller Vorsicht fast immer unter dem Getreide, — diese Pflanze ist dem Wachsthum desselben höchst schädlich, und ausserdem bringt das Brod, welches von einem mit Lolchsamen verunreinigten Kornmehl erzeugt wird, gefährliche Erschei- nungen nach sich — Schwindel, Zittern, Schlaftrunkenheit, ja es bringt sogar den Tod nach sich. Agrostemma Githago L. (Kornrade) wird ebenfalls als eine so schädliche wie die vor- hergehende Pflanze betrachtet; — im De- cember bedeckt sie alle Felder; in höheren Lagen wie bei Porretta, erscheint sie sel- tener. Vieia sativa L., V. peregrina L. und V. hirta (Wicken) geben mit dem darauf befindlichen Samen ein vorzügliches Vieh- futter, namentlich für die Ochsen, die hier- durch fett werden; die Samen werden von den Tauben sehr gesucht; dieselben zu Mehl gemahlen dienen besonders für Schweine. Es ist aber alle Vorsicht anzuwenden, dass die Samen, besonders der ersteren Vicia- Art nicht mit dem Getreide vermengt wer- den, da das Brod von solch verunreinigtem Mehl einen widerlichen Geruch und Ge- schmack erhält. Lathyrus Aphaca L. (Acker-Platterbse) wuchert ebenfalls in den Getreidefeldern; ist ebenfalls ein gesundes Viehfutter, so auch Bifora testiculata. Sinapis arvensis L. (Feldsenf). Ein gu- tes Grünfutter, daher werden die Aecker **) Memorie dell’Accademia delle seienze VI. p. 395. Bologna 1867. 9% baldigst davon gereinigt, um es dem Viehe zu geben ; der Same sehr ölig, so wie bei den anderen Sinapis-Arten; — bei Porretta sehr häufig. Cirsium arvense Scop. (Acker - Wiesen- diste]) kommt hie und da auf den Feldern vor, hat tiefgehende Wurzeln die dem Acker alle Nahrungskraft entziehen. Die jungen Pflanzen werden vom Viehe gerne gefressen. — Im Jahre 1866 waren die Blätter dieser Pflanze alle mit Uredo suaveolens Dec. be- legt. — Die noch jungen weichen Wurzeln, gut gereinigt und an der Sonne abgewelkt, dann in kleine Stücke geschnitten, gekocht und mit klein geschnittenen getrockneten Zuckermelonen-Schalen in Weinmost einge- macht, ist in Bologna eine sehr beliebte De- licatesse, so wie es in Sicilien mit der auf diese Art bereiteten Scorzonera der Fall ist. Cichorium IntybusL. (Wegwarte) würde ebenfalls dem Getreide höchst nachtheilig sein, aber sie wird im Frühjahr sehr ge- sucht, um als Salat gespeist zu werden. — Diese Pflanze wird im Grossen cultivirt und zu Markt gebracht; so auch Sonchus oleraceus (Gänsedistel gemüse- artige) wird als Salat gegessen, im Mai, Juni, wenn es die grösste Höhe erreicht, wird es als ein gesundes vorzügliches Pferdefutter gesammelt. Viola trieolor L. (Stiefmütterchen) in höheren Lagen den Feldern sehr schädlich. Galeopsis Tetrahit L., Rhinanthus crista galli, Melampyrum arvense L. sind ebenfalls nur in höheren Lagen den Feldern von Nachtheil, in niederen Lagen nicht so sehr. Dann kommen noch zu erwähnen Centaurea Cyanus L., Turgenia apifolia Hoffn., Scan- dix pecten veneris L. (auf Hügeln), Tulipa präcox Ten. in April auf Hügeln mit T. sylvestris L., und T. scabriscarpa, Nar- eissus Tazetta L., Hyacinthus romanus L,, Gladiolus communis L. (die Zwiebel von den Schweinen sehr gesucht, wenn sie nach dem Schnitte auf die Getreideäcker getrie- ben werden), Eranthis hyemalis Sal , Vale- rianella mixta L. u. m. a. (Sr.) 5) Schwere feste Hölzer. Je wär- mer das Klima, desto dichter und schwerer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. das Holz. Alle kalten Länder und die ober- sten Gebirgsregionen liefern s. g. weiche Hölzer (meist Coniferen) von 043—0, spec. Schwere. Warme Länder liefern die harten Hölzer, gewöhnlich sommergrüne Laubarten von 0g,—1, Gewicht und eisenharte Hölzer von 0g—1,, welche grösstentheils noch schwerer sind als das Wasser. In der Re- gel sind das immergrüne Laubarten, die in den heissen Klimaten vorkommen. Diese Regel gilt auch theilweise bei einer und der- selben Art — es zeigt sich nämlich, dass die nämliche Art in einem warmen Klima, durchschnittlich oder sonst gleiche Wachs- thumsverhältnisse vorausgesetzt, ein dichteres Holz erzeugt, so z B. beträgt das mittlere Gewicht der europäischen Korkeiche Og9, jenes der algierischen jedoch 0g,,; manche Arten. welche in nördlichen Breiten zu den weichen zählen, kann man in südlichen im Allgemeinen unter die harten rechnen, wenn nämlich die anderen Wachsthumsbedingnisse gleich sind; denn es ist zu bemerken, dass jede Pflanze auch ein begrenztes Wärmebe- dürfniss hat, eine Wärme, welche über diese Grenze hinausgeht, gereicht ihr nicht zum Vortheil, sondern vielmehr zum Schaden. In Bezug auf den Einfluss des mehr oder weniger lebhaften Wuchses sind die Hölzer in drei Categorien zu theilen. Laubholz mit ungleichen Gefässen, die gross und reichlich in der porösen Früh- jahrsschicht, klein und weniger zahlreich in der festeren Herbstschicht der Jahrringe ge- bildet werden, wie bei der Eiche. Laubhölzer mit gleichförmig vertheilten Gefässen, so dass zwischen der Frühjahrs- und Herbstschicht wenig Unterschied besteht, wie es bei der Buche der Fall ist. Nadelhölzer mit ausgeprägten Jahrringen, welche an der Innenseite aus weichen, locker gefügten, aussen jedoch aus harten und dichtgefügten Zellen bestehen. Die Seehöhe übt ebenfalls grossen Ein- fluss auf die Holzdichte. — Wessely hat nach seinen Untersuchungen in den venetia- nischen und tirolischen Alpen gefunden, dass das durchschnittliche Gewicht der luft- trockenen gesunden Reifhölzer der Fichte an der unteren Regionsgrenze (2—3000F. See- Notizen. höhe) auf den Alpenkalk-Thonböden sich auf — 0335. an der oberen Waldgrenze (5000 —6000 M. H.) auf 039, beläuft. Bei der Lärche ergab sich das mittlere Gewicht des Reifholzes mit O5,,0 (bei 2000 F. Seehöhe); an der unteren Regionsgrenze (2200—2500 F.) mit Og00; bei 3000-4500 M. H. mit Og53; an der oberen Grenze des geschlosse- nen Waldes mit O,,,; oberhalb dieser Grenze mit Oaga. Das reife Holz der unterhalb des wahren Heimathgürtels gewachsenen Lär- chen ist fahl gelbbraun mit schwachem Herbstholz und entschieden leichter, es dauert auch als Bauholz weniger aus und ist weniger fest; so ebenfalls ist das Holz der obersten Lärchen von niederer Güte, es ist wohl sehr schön dunkelroth und unge- mein feinjährig, aber ungleich leichter, weich und spröde, mit: geringerer Tragkraft und Dauer. Für die Föhre des nördlichen Russland und der skandinavischen Länder und für die Landkiefer Galiziens wird man vergeb- lich gleiche Standorte im Hochgebirge fin- den. (Oest. Monatsschr. d. öst. Reichsforst- vereins. Juli 1867.) Sr.) NB. Die grössere Festigkeit und Härte der Hölzer der Tropenzone wird kaum durch die Wärme, sondern durch den Einfluss der trocknen heissen Jahreszeit bedingt. — (E. R.) 6) Gärten Triest’s. Die Gartenbau- Gesellschaft in Triest hat ihre Thätigkeit in einer neuen Richtung ausgedehnt — sie be- absichtigt alle in und um Triest befind- lichen Privatgärten und Handelsgärtnereien durch eine Commission besichtigen zu las- sen, um zu ersehen, in wie weit sie zur För- derung der Horticultur beigetragen haben können. — Im verflossenen Juni begann die Commission, bestehend aus den Directions- Mitgliedern HH. Pavani, Stossich und Tominz, und dem Gesellschafts - Secretair H. Rubini — gibt in ihrer Monatsschrift*) eine Skizze der Gärten, welche sie besucht hatte. — ER BEER ET EERTETNEN *) L’amico dei campi; perodice mensile d’orticoltura ed agricoltura. ihre Excursionen und sie 91 Der Garten des H. Candido Idone be- findet sich an der Strasse gegen Opochina und erhebt sich terassenförmig bis zur An- höhe, auf welcher mannigfaltige Blumen- gruppen die elegante Villa umgeben, und Solanum jasminifololium sich an den Wänden festonsweise hinaufziehen, Reichliche Samm- lungen von Gloxinien, Nelken und Rosen, dann ein schönes Exemplar von Eranthe- mum sanguinolentum hatten alsogleich das Auge hingelenkt, namentlich aber waren es zwei 7 Fuss hohe Fuchsien — President Müller — mit prachtvoller Krone, die alle Bewunderung erregten. In den Glashäusern fanden sich unter mehreren anderen: Saxi- fraga tricolor, Latania borbonica, Anecto- chilus Lobbianus, Chrysophyllum macro- phyllu:n, Dracaena strieta vera, Gardenia florida albovariegata u. 3. w. Der Garten des H. Eduard Sigmund in Chiadiro zeichnet sich aus durch seine mannigfaltigen Gruppen von Coniferen, de- nen das Klima von Triest sich sehr zuträg- lich zeigt. Pinus nigra, Abies nigra, Juni- perus virginiana, Thuja pyramidalis, die Deodara-Ceder, Taxus baccata u. m. a. ge- deihen vortrefflich. — Die Commission be- merkt, dass diese Gruppen zu dicht be- pilanzt sind, und nöthig sei, sie etwas mehr zu lichten, um den Pflanzen mehr Licht und Luft zukommen zu lassen. — Der Bostri- chus piniperda hat der Abies nigra vielen Schaden gebracht. In den dunkelsten Par- tien dieser Baumgruppen wurde Vinea mi- nor mit gutem Erfolg gepflanzt. — An der Villa rankt Boussingaultia baselloides. Auch der Garten der Gräfin di Prandi, geb. Degli Alberti, im Centrum der Stadt, zeichnet sich durch seine mannigfal- tigen Baumgruppen aus — Pinus halepen- sis, Pinus nigra, Cupressus horizontalis, dann Taxus orientalis pendula, T. baccata, Abies Smithiana pendula, die Himalaya- Ceder, ferner Paulownia imperialis, Brusso- netia papyrifera, Bignonia Kaempieri, Robinia torulosa u. m. a. in vielartigen Gruppirun- gen bieten einen schönen Anblick und noch mehr dass diese Gruppen nur immer von einer und nicht von mehreren Baumarten gebildet sind, was als mehr naturgemäss 92 auch in anderen Parken eingeführt werden sollte. Auch hier wurde Pinus nigra von Bostrichus piniperda arg beschädigt. — Die Blumenterrassen bieten wenig Neues, aber auffallend ist die Frische und Lebens- kraft aller Pflanzen, was der reichlichen Be- giessung zuzuschreiben ist, da Wasser zu den verschiedenen Springbrunnen u. s. w. hergeleitet wird. — Ligustrum japonicum mit den reichlichen wohlriechenden Blüthen bedeckt die künstlichen Felsen und Brücke, die zu einer Grotte führt. Im August wurden die Handelsgärt- nereien der HH. Anton Maron, Franz Schönerer und J. T. Wiener besucht, und wir wollen nur jene des Letzieren etwas näher bezeichnen. H. Wiener cultivirt mit Vorliebe und günstigstem Erfolge die Verbenen, von de- nen er immer reichliche Auswahl hat. — Un- ter seinen Novitäten wurden bemerkt: Thuja Vervaeneana fol. aur. varieg., Th. Lobbii, Cupressus lusitanica fol. varieg., Theophrasta imperialis, Dieffenbachia Baraquini, Panda- nus elegantissimus, 10 F. hoch und 6 F. in Umkreis, Eranthenum leuconeurum, san- guinolentum und marmoreum, Hibiscus Coo- peri trieolor, Ficus Porteana, Cooperi und F. leuconeura, Colonyction sanguineum und Roxburghi, Ligustrum ovalifolium fol. aur. var. u. Ss. w. Erwähnung verdienen ferner die reichen Sammlungen von Coniferen, von Nlex mit weiss und gelb geränderten Blät- tern, von prachtvollen blauen Delphinium fl. pl. u. s. w. — Die Blumenbouquets sind sehr gesucht. ST. 7) Zuckermelonen. Der Hofgärtner im Kaisergarten des Praters in Wien hatte Zuckermelonen versuchsweise auf einen Düngerhaufen gebaut und unter mehreren anderen vorigen Herbst drei Stück abge- nommen, wovon eine 127. die andere 112 und die kleinste 98 Pfund gewogen hat — aber alle drei fault. waren innen durchaus ver- (Oest. bot. Ztg.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 8) Aepfel auf Erlen. Ein Landwirth in Mähren hatte auf einen Erlenstamm ein Apfelreis gepfropft — der Baum trug spä- terhin so harte Aepfel, dass dieselben selbst über ein Jahr lang aufgehoben noch nicht erweicht und nicht essbar waren. Die Aepfel waren dunkelroth, überall punctirt, von der Grösse der Jungternäpfel. (Oest. bot. Zig.) Postsrpt. Wir theilen dies nur als Cu- riosum mit. Jeder tüchtige Gärtner weiss, dass Aepfei nie auf‘ Erlen wachsen, so dass der Referent in der Oest. Bot. Zeitung ein- fach durch irgend ein Kunststück, wie Durchziehen durch den Stamm etc, ange- führt zu sein scheint. (E. R.) 9) Seide aus dem Maulbeerbaum. Vor einiger Zeit brachte ein Wiener Journal die Nachricht, dass Hr. Ranostey von Perchtolsdorf (näckst Wien) die Entdeckung gemacht habe, aus dem Maulbeerbaume eine weisse, silberglänzende, starke Seide zu er- zeugen. — Diess ist nichts Neues — schon im Jahre 1837 hatte Hr. Jos. Bianchi von Gorgonzola (bei Mailand) eine solche Seide bereitet, er erhielt ein Privilegium und diese neue Seide wurde als „Halbseiden-Baum- wolle‘“ protocollirt. — Der Entdecker konnte wegen Mangel an Geldmitteln seine Arbeiten nicht fortsetzen, er verkaufte sein Privile- gium um einen unbedeutenden Preis und starb arm. — Im Jahre 1839 hatte auch Hr. Anton Finco in Bologna derartige Ver- suche vorgenommen*), aber das Product ist keine Seide wie die des Seidenwurms, sondern eine Faser wie die von Lein, Hanf (Sr.) u. m. a. Vegetabilien. *) Nähere Mittheilungen über die Berei- tungsart finden sich im Giorn. agrar. indust, veron. 1. Dec. 1867. IV. Personalnotizen. 93 IV. Personalnotizen, Neuestes, Correspondenzen etc. 1) Aus Tiflis. Am Neujahrstage blü- | bei Moskau und zweiter Secretair der Kais. heten Rosen, Chimonanthus fragrans, Vibur- num Tinus, Viola odorata etc. im Freien. Die Pensees und Erdbeeren müssen dort aber in Fensterbeeten durchwintert werden, da solche im freien Lande in Folge an- dauernder Dürre vertrocknen. (Scharrer). 9) Eduard Otto. Herr E. Otto hat die Handelsgärtnerei des Herrn M. Lange in Altona käuflich übernommen und führt solche vom 1. Februar dieses Jahres an, auf seinem eigenen Namen fo:t. Briefe er- reichen unsern geehrten Freund Adresse: E. Otto, Handelsgärtnerei in Al- tona, kleine Gärtnerstrasse Nr. 108. unter 3) Dr. Schenk, bisher Professor der Botanik an der Universität zu Würzburg, hat den Ruf als Professor der Botanik und Director des Botanischen Gartens in Leipzig angenommen. 4) Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Wien. Im Jahre 1866 hätte die 25. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Wien abgehalten werden sollen — dieselbe wurde aber in _ Folge des ausgebrochenen Krieges lür ruhi- gere Zeiten sistirt. Nach einem vor Kurzem vorgenommenen Einverständnisse mit dem Berathungs-Comite wurde die Ab- haltung der 25. Versammlung für das Jahr 1868 (31. Aug. bis 5. Sept.) beschlossen, bei welcher Gelegenheit auch eine allge- meine Land- und Forstwirthschaftliche Aus- stellung zu Hietzing bei Wien stattfinden wird. — Zum 1. Präsidenten der Versamm- lung wurde gewählt Hr. Ministerialrath Dr. Pabst, zum 2. Präsidenten Hr. Baron Washington, zu Geschältsführern HH. Baron v. Wangenheim und Dr. C. Wil- fort. 5) J. Auerbach, Professor der Geo- logie an der Ackerbau-Akademie in Petrowski Gesellschaft der Naturtorscher zu Moskau, starb im December 1867 zu Moskau. Er war im Jahre 1815 zu Moskau geboren, studirte in Berlin und widmete sich, nach- dem er in sein Vaterland zurückgekehrt, ausschliesslich dem Studium der Geologie. Obgleich er wenig geschrieben, , war er doch einer der bekanntesten und erfahrensten ‚Geologen Russlands. — 6) Protokoll der ersten Sitzung der botanischen Section bei der russi- schen Naturforscherversammlung. Zum Präsidenten wird H. N. Scheles- now, Dircctor der landwirthschaftlichen Aka- demie zu Moskau, gewählt. 1) H. Rosanow spricht von der Wir- kung, welche die Schwerkraft auf das Plas- modium der Myxomyceten ausübt. „Auf diesem Gebiete herrschten bisher blosse Muthmassungen. Ich liess das Plas- modium von dem Papier, wo ich es an- fänglich ceultivirte, auf Glastafeln, denen ich eine senkrechte, geneigte oder wagerechte Stellung gab, übergehen. Im ersten Falle ‚wuchs die Hauptmasse des Plasmodiums in gerader Richtung weiter und kletterte dann in die Höhe. Einige Seitenzweige, die sich ‚anfänglich zeigten, hörten bald auf zu wach- sen. Wenn ich die Tafel umkehrie, so dass der obere Rand nach unten kam, so kehrte sich alsbald das frühere Verhältniss des Wachsthums um; wieder ging die Proto- plasmabewegung von unten nach oben, so dass die Decke des früheren oberen Randes immer dünner wurde, der jetzige dagegen sich mit dichten Maschen bekleidete. Auf wagerechter Fläche wächst das Plasmodium vom Papier aus nach allen Seiten gleich- mässig und bisweilen vollkommen kreis- förmig. Der Naytische Versuch führte mit dem Plasmodium von Aethalium septicum zum gleichen Resultat. Diese Versuche beweisen, dass das 94 Plasmodium der Myxomyceten das gleiche der Schwerkraft entgegengesetzte Wachs- thum zeigen, welches den verschiedenen Theilen der höher organisirten Pflanzen ei- gen ist. H. Schelesnow will beobachtet haben, dass Baumwurzeln, welche in Wasserleitun- gen gerathen, dem Laufe des Wassers ent- gegengeseizt weiter wachsen, und fordert zu Versuchen über das Verhalten des Plas- modiums gegen einen Wasserstrom auf. 2) H. Kauffmann, Professor der Uni- versität zu Moskau, theilt eine Arbeit über die Entwickelung der Wasserlinsen (Lena minor, trisulca und polyrrbiza) mit: L. po- lyrrhiza (Spirodela Schleid.) besitzt am Grunde der Blattschilde 2 Blattschuppen. Eigentlich besteht die ganze Pflanze nur aus dem Blaitschilde. Dasselbe zeigt sich auf der Mutierpflanze anfänglich als Höcker, der immer nach aussen, d. h. nach der Seite gerichtet ist, die der Anheftungsstelle gegenüber liegt. Am Aussenrande des er- sten Höckers zeigt sich ein Blättchen, dessen Entwickelung ebenfalls als Höcker beginnt. Dieser zweite Blatihöcker wird aber bald in seiner Entwickelung unterbrochen, und an seiner Stelle zeigen sich am Grunde des Blattschildes zwei neue Höcker, der eine an ‚der obern Seite des Schildes, der andere an der unteren. Das sind diejenigen Or- gane, welche sich später in Blattkrospen verwandeln und der Analogie halber tür Nebenblätter gelten müssen. In der Achsel dieser unentwickelten Blätter bildet sich eine Achselknospe, eine zweite Knospe aus- serhalb der Blaitachsel. Endlich wächst un- terhalb des Blattes, also auch ausserhalb der Blattachsel, eine dritte Knospe hervor. Die Hüllen, in welchen die Krospen der Wasserlinsen eingebettet sind, bilden sich erst, nachdem ihre Vorentwickelung been- det ist. An Lemna minor und trisulca lässt sich zu keiner Zeit die geringste Spur eines Blattes erkennen. Dennoch finden sich an den gleichen Stellen, wie bei Spirodela Sei- tenknospen eingebettet. Ebenso wie die Achselknospen der letzteren, bilden sie sich aus der Peripherie des Gewebes. Aehnliche Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Knospen, die Blüthen und Zweige entwickeln und oberhalb der Achselknospen hervor- brechen, finden wir bei den Cactus. Knos- pen, die nicht in den Blattachseln hervor- brechen, fand Karsten bei den Farnkräu- tern Diksonia Lindeni und Alsophila prui- nata. Bei Pistia texensis findet sich eine solche Knospe, die sich später in den Sten- gel verwandelt. Die Achselknospen bilden nur ein Glied jener Reihe von Knospen, die sich aus dem peripherischen ‚Gewebe ent- wickeln. 3) H. J. Waiz, Privatdoceut in Kiew, theilt Beobachtungen über die Schwärm- sporen der Algen mit. Von der bekannten Thatsache ausgehend, dass die Veränderung des Wassers die Entwickelung der Schwärm- sporen hervorruft, fand Ref., dass die mine- ralischen Ingredienzien des Wassers hierbei keine besondere Rolle spielen, der Haupt- einfluss dagegen von dem ÖOzom der im Wasser gebundenen atmosphärischen Luft ausgeübt wird. Die Kohlensäure wirkt mit- telbar in der Weise, dass durch ihre Bin- dung Sauerstoff frei wird. Auf eine Bemerkung von H. Professor Faminzyn erklärt Ref., dass der Sauerstoff keineswegs eine ausschliessliche Wirkung aul die Eniwickelung der Schwärmsporen behauptet, sondern derselben nur förder- ich ist. 4) H. Meinshausen bringt einige An- gaben über die Petersburger Flora. 7) Protokoll der zweiten Sitzung der botanischen Section der russi- schen Naturforscherversammlung. Zum Vorsitzenden wird H. Professor Kauffmann aus Moskau gewählt. H. N. Schelesnow spricht über das Sen- ken und Hängen der Zweige der Bäume und Sträucher bei niedriger Temperatur. Zu diesem Zwecke stellte Ref. von April 1865 bis Juni 1867 Versuche über den Was- sergehalt des Holzes und der Rinde ver- schiedener Laub- und Nadelbäume an. Un- tersuchungen, die alle 2 Monate vorgenom- men wurden, zeigten in den Zweigen der Lärche im Frühjahre einen durchschnittlichen Gehalt von 48°%/, Wasser, im Sommer von IV. Personalnotizen. 470/,, im Herbste von 49°/,, im Winter von 46%/,, also im Durchschnitt von 46°/,, in den Zweigen der Birke im Frühjahre 45°), im Sommer, Herbste und Winter 36°/,, im Durchschnitt 58,250/,. Bei der Lärche steigt der Wassergehalt vom Grunde bis zum Wipfel um 1-—10°/,, bei der Birke bis 79/,. Ein Längsdurchschnitt der Zweige dem Marke nach zeigt, dass bei der Lärche die obere Hälfte zu allen Jahreszeiten fester und um 0,5 bis 80/, wasserreicher ist; bei der Birke ist die untere Hälfte von geringerem Um- fang und fester und enthält die grösste Zeit des Jahres nahezu gleich viel Feuchtigkeit wie die obere, ist aber im April um 1—20], wasserreicher. An einer Lärche, die 379%, Wasser enthält, ist die Rinde am oberen Theile des Astes meistens trockener als das Holz; der Unterschied geht bis 16%/,. In der untern Hälfte des Astes reicht der Feuchtigkeitsüberschuss des Holzes nur bis 6%/,, ja die Rinde kann um ein Kleines mehr Wasser enthalten. Bei einer Birke die 170/, Feuchtigkeit hält, ist das Verhältniss umge- kehrt, und die Rinde kann um 26°/, wasser- reicher sein, als das Holz. Diese Beobachtungen hellen zwar das Wesentliche der Wirkung niedriger Tempe- raturen auf die Zweige der Bäume nicht auf, aber wenigstens der Schlüssel zur Er- klärung dieser Erscheinung scheint gefunden zu sein. -- H. Ruprecht erwähnt, dass die Wipfel alter Lärchen nach Nordosten gewendet sind; H. Meinshausen bestätigt dieses. H. Rosanow erwähnt die Bewegungen, welche die Temperaturerniedrigung an krau- tigen Pflanzen verursacht, doch hält H. Sche- lesnow diese Veränderungen nicht für ver- einbar mit den Erscheinungen an Bäumen. H. Rosanow führt die Beobachtungen von Prof. Kaspary über die Bewegung der Zweige in horizontaler Richtung an. H, Schelesnow denkt nächstens ähnliche Unter- suchungen zu veröffentlichen. H. Borodin spricht über die Wirkung des Lichtes auf das Keimen von Farnkraut- sporen. Die Beobachtungen des Ret. zeig- ten den Einfluss des Lichtes als unumgäng- lich. Im Dunkeln platzt nicht einmal die 95 äussere Schicht der Spore. Die grösste Be- deutung kommt den wenig brechbaren Strah- len zu, das blaue Licht verhält sich wie die Dunkelheit. Bringt man keimende Sporen von Allosorus sagittatus in die Dunkelheit, so entwickeln sich Antheridien. — Ref. geht auf die von H. Prof. Famin- zyn entdeckte Einwirkung des Lichtes auf die Lagerung der Chlorophylikörner über, Diese Erscheinung ist unter den höheren Cryptogamen sehr verbreitet. Wo mehrere Schichten Zellen übereinander liegen, wirkt das Licht auf die Peripherie. Im Dunkeln lagert sich das Chlorophyll an den Scheide- wänden der Zellen, im Lichte an den freien Wandungen. Wird Chlorophyll, das unter dem Einflusse der Dunkelheit stand, der Wirkung des Lichtes unterworfen, so wirken nur die mehr brechbaren Strahlen. Das gelbe Licht verhält sich der Dunkelheit ana- log. Die chemischen Strahlen scheinen un- wirksam zu sein. H. Timirjasew schlägt zur Untersuchung des Keimens die sehr durchsichtigen Sporen von Marchantia polymorpha vor, in denen sich das Chlorophyl! entwickelt, ehe das Exin platzt. H. Borodin bemerkt, dass er an den Sporen von Aneimia phyllitides den Uebergang des Fettes in Stärke gut beob- achten konnte, aber keine Entwickelung von Chlorophyll sah. H. Rosanow frägt, ob sich der Umfang der Sporen in der Dunkelheit vergrössert, was verneint wird. Er bemerkt, dass die Sporangien von Pilobolus cristallinus, an’s Licht gebracht, schnell aufspringen. H. Ruprecht schlägt das an dunkeln Stellen wachsende Farnkraut Cystopteris fragilis zur Untersuchung vor. 8) M. Grashoff, der Gründer des bekannten grossartigen Samengeschäfts ist zu Quedlinburg gestorben. Seine Wittwe Hermine Grashoff ist alleinige Besitzerin dieses Geschäftes und führt es unter der Firma M. Grashoff, Kunst- und Handels- gärtner in Quedlinburg, fort. Geschäftsfüh- rer sind der schon seit 22 Jahren im Ge- schäfte thätige A. Born und der Obergärt- 96 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ner- Herr A. Grashoff, seit 34 Jahren im Geschäft und Herr E. H. Grussdorf. 9) Versammlung der Russischen Naturforscher in St. Petersburg. In der letzten Woche 1867 und der ersten Wo- che 1868 (a. St.) fand die erste Versamm- lung Russischer Naturforscher in St. Peters- burg statt. Es war das ein für Russland wichtiges Ereigniss, das durch den Herrn Minister des öffentlichen Unterrichts ins Leben gerufen ward. Professor Kesseler, der schon in Kiew in kleinerem Maasstabe für Südruss- land solche Versammlungen veranlasst hatte und sich für dieses Unternehmen als Recter der Universität in St. Petersburg besonders interessirt hatte, ward auf der ersten All- gemeinen Versammlung zum Präsiden- ten erwählt. Im Ganzen hatten sich über 300 Russi- sche Naturforscher in diesen Tagen in St. Petersburg versammelt. In den 3 allgemeinen Sitzungen, denen mehr als 1500 Personen beiwohnten, wur- den Reden aus den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften gehalten. Fast alle diese Reden gipfelten darin, dass in den Schulen der Unterricht in den’ Naturwissen- schaften wieder kräftig aufgenommen wer- den möchte und dass die Russischen Natur- forscher für die Folge ihre Arbeiten in Rus- sischer Sprache und nicht in andern Spra- chen niederlegen möchten. Sehr belebt waren die Seetionen und hatten einen solchen Ueberfluss an Stoff, dass z. B. die Botanische Section, de- ren Sitzungen der Referent beiwohnte, 5 Sitzungen hielt, von denen mehrere mehr als 4 Stunden dauerten. Wir werden von den Verhandlungen der Botanischen Section in dem nächsten Hefte ein kurzes Reierat geben. Heute wollen wir nur noch bemerken, dass diese erste „Allgemeine Versamm- lung aller Russischen Naturfor- scher,“ das allgemeinste Interesse in An- spruch nahm, dass die nächste Versamm- lung 1869 im Monat August in Moskau stattfinden wird und dass von den vereinig- ten Sectionen der Antrag in der letzten All- gemeinen Sitzung gestellt wurde, dass in allen Universitäts-Städten Russlands Natur- forschende Gesellschaften gegründet werden möchten. Dieser Vorschlag ward einstimmig angenommen und es ist gegrün- det- Hoffnung vorhanden, dass auch die Re- gierung diese Gesellschaften von sich aus unterstützen wird. Das provisorische Comite hatte aus den Herren K. Kesseler, F. Owsiannikow, L. Mendeleieff, F. Petruschewski, P. Pusirewski, A. Ssavitsch und A. Beketow bestanden. Von diesen Herren waren alle einleitenden Arbeiten vorgenommen worden. In der ersten Allgemeinen Sitzung wur- den gewählt: Als Präsident, K. Kesseler, Rec- tor der Petersburger Universität. Als Geschäftsführer. Der Akade- miker N. Kokscharow, der Professor N. Ja- kubowitsch und der Professor A. Beketow. Die Sectionen wählten ihre Präsidenten und zwar im Allgemeinen für jede Sitzung einen andern. (E. R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Cattleya erispa Lindl (Siehe Tafel 574). Orchideae C, erispa Lindl. Gen. et Spec. Or- chid. pag. 116. — Bot. Reg. tab. 1172. Bot. Mag. tab. 3910. — Eine der schönsten Orchideen Bra- siliiens, die schon 1826 in die Gärten Englands eingeführt wurde. Die Catt- leyen und Laelien Amerikas werden in Wahrheit von keiner der schönen Or- chideen Ostindiens übertroffen. Seitdem man in neuerer Zeit angefangen hat, die tropischen Orchideen in wärmeren und kühleren Abtheilungen zu cultiviren, kom- men auch die prächtigen Orchideen Amerikas wieder mehr zur Geltung. Wir wollen daber mit dieser Abbildung die Aufmerksamkeit unserer Leser auf diese Art lenken, die zwar nicht durch Grösse der Blumen, aber durch jährliche Entwickelung der Blüthentrauben, durch lang andauernde Blüthezeit und durch net. Man pflanzt die Exemplare in eine Mischung aus gehacktem Torfmoos und Brocken von faseriger Torferde in flache Näpfe, die auch seitlich mit Löchern versehen sind. Alle Cattleyen werden in der temperirt warmen Abtheilung des Örchideenhauses gehalten, in der man im Sommer bei warmem Wetter Luft giebt und wo im Winter eine Tempera- tur von 12—14° R. unterhalten wird. Eine reine feuchte Luft ist bei der Cul- tur aller tropischen Orchideen die erste und wichtigste Bedingung zu deren kräftigem Gedeihen. Sorgfältiges täg- liches Reinigen des Hauses, stetes Ent- fernen aller fauligen Blätter, häufiges Ueberspritzen des Fussbodens und Er- wärmung durch Wasserheizung sind hierzu die Grundbedingungen. Wo diese fehlen, wird auch bei sonst guter Pflege, die leuchtend carminrothe Färbung der | aus der Cultur der Orchideen wenig Scheibe des Vorderlappens der Lippe, | werden. — der sonst weissen Blumen sich auszeich- IV. 1868. (E. R.) 98 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Trillium grandiflorum L, (Siehe Tafel 575 Fig. 1.) Smilaceae tab. 1. Knth. Bot. Cab. tab, Salsb. parad. enum. V. pag. 125. — 1349. — In der Familie der Smilaceen gibt es eine kleine Gruppe von Pflanzen, die von den einen Autoren „Parideae,* von den andern „Trilliaceae* ge- nannt wird. Es sind das perennirende Pflanzen mit dickem knolligem oder krie- chendem Rhizom, die keine Wurzelblätter besitzen und einen kaum spannenhohen Stengel treiben, der auf seiner Spitze 3 bis 10 Blätter in quirlförmiger Stellung trägt. Nur eine einzige Blume von einem besondern Stiel getragen oder auch sitzend, erhebt sich oberhalb des Blatt- quirls. In den Waldungen Europas ist die Einbeere (Paris quadrifoliaL.) der Repräsentant dieser Gruppe, — in Nord- amerika sind es zahlreiche Arten der Gattung Trillium, welche sämmtlich die Cultur in unseren Gärten recht wohl verdienen. Wir bilden hierbei Fig. 1 das T. grandiflorum L. ab, das von Canada bis Carolina verbreitet ist. unter Weisse gestielte nickende Blumen und | blühen sehen. c) Bellis perennis L. | grüne nicht gefleckte Blätter zeichnen dasselbe aus. Als schöne Arten der Gattung Tril- lium mit braunrothen gestielten Blumen von ähnlicher Tracht, nennen wir Tr. ereetum L. und Tr. cernuumL,, ferner unter den Trillien mit sitzenden Blumen, das Tr. sessile L., das wir auch als Tr. discolor aus deutschen Gärten empfingen, Endlich wollen wir noch das Trillium poeecile h. Be- rol, erwähnen, einer mit T. sessile L. nah verwandten Art, die aber sich durch schmalere ungefleckte Blätter, — sowie den Kelch, der um 1/, kleiner als die Blumenkrone, — zu unterscheiden scheint, — Bei der Cultur im freien Lande wähle man für die Trillien eine von Bäumen beschattete, aber wo möglich gegen die Morgensonne offene Localität. Man gebe denselben eine lockere Heide- oder Moorerde, die noch mit 1/3 lehmiger ungedüngter Erde vermischt wird — und man wird diese hübschen Pflanzen ohne jede weitere besondere Pflege jährlich (E. R.) var aueubaefolia (Siehe Tafel 575 Fig. 2). Compositae Die Fig. 2 der beistehenden Tafel | köpfen und goldgelb geadertem Blatt. giebt die Abbildung einer Abart unseres Gänseblümchens mit gefüllten Blüthen- In den Katalogen der Handelsgärtner findet man diese hübsche Spielart, ge- I. Originalabhandlungen. meiniglich als Bellis aueubaefolia aufgeführt. Als Bordürenpflanze imfreien Lande macht diese Pflanze einen ganz guten Effekt. — Im Petersburger Klima muss man die Pflanzen im Herbste ein- pflanzen und im Kalthause durchwin- tern. Aber auch in Deutschland und - der Schweiz würden wir rathen, zur grössern Sicherheit einige Exemplare, | 99 sei es im Fensterbeet, — sei es an ei- nem andern frostfreien lichten Standort zu durchwintern , da diese Spielart zar- ter als die wilde Stammart ist und in ungünstigen schneefreien Wintern aus- friert. Die im freien Lande bleibenden Pflanzen schütze man im Winter durch Bedeckung mit Moos. — (E, R.) dd Kaukasische Zwiebelgewächse Unter diesem Titel beginnen wir mit einer Auswahl neuer oder kritisch revidirter Arten, welche für die euro- päischen Gärten bedingungsweise von Interesse sein können. Ihre Cultur im freien Lande hat meistens keine beson- deren Schwierigkeiten. Die Mehrzahl derselben sind Frühlingspflanzen und diese haben im Allgemeinen einen um so grösseren Werth, als das Erwachen der Natur, nach langer Erstarrung, einen eigenthümlichenReiz aufjedes noch frische empfängliche Gemüth hat, zu einer Zeit, als da die ersten Blumen noch spärlich zu zählen sind und an so vielen Orten, wo der Besitz oder Besuch kostbarer Gewächshäuser zu den Unmöglichkeiten gehört. Diese vielfarbigen kaukasischen Teppiche aus Bulbocodium, Puschkinia, zahlreichen Iris, Crocus, Bulbocapnos, viererlei Fritillarien von wunderbarster Mosaik-Arbeit, diese zierlichen Muscari (pallens, tubiflorum, Wilhelmsii), seltene Tulpen, Ixiolirion u. a. — sind ganz dazu geeignet, durch ästhetische Ver- wendung, durch künstliche Gruppirung, Effekt hervorzubringen und eine will- kommene Abwechslung oder Auffrischung der gewöhnlichen Gartenformen einzu- leiten, Für die weiter vorgerückte Jah- reszeit haben wir freilich wenig mehr aufzuweisen, doch verdienen noch einige Aufmerksamkeit die herrlich duftenden und prächtigen Formen der Caukasischen Lilie und Paneratium maritimum, so wie Eremurus und einige der schöneren Ar- ten von Allium. Den Schluss bilden: die grossen Blumen des Crocus Paliasii und Colehicum speeiosum, diese — bei uns wenigstens, nicht in ihrem Vaterlande, Ende September (d. h. Anfang October), unter allen übrigen zuletzt aufblühenden schönen Herbstblumen, sichere Vorboten stärkerer Fröste und des wirklich ein- tretenden Winters. Und wieder folgen hierauf nach einer halbjährigen Ruhe unserer nordischen Natur, die letztge- nannten 2 Gattungen in anderer Gestalt, als Colchicum Szovitsii, Merendera, Cro- cus Adami, als erste Boten des Früh- lings, erweckt zu einem nur wenige Wochen sichtbaren Leben. Da man hier beständig Verbindun- gen mit dem Kaukasus unterhält und Aufträge zu vermitteln im Stande ist, so steht zu erwarten, dass diese früher schwierig zu erlangenden Zierden in nicht langer Zeit allgemein bekannt werden. 7*€ 100 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. e) Sternbergia Fischeriana BRupr. (Siehe Tafel 576.) Amaryllideae. St. Fischeriana (Herbertemend.*) — OporanthusFischerianus und OÖ. luteus Fischerianus Herbert Amaryll. 1837 p. 412 tab. 47 Fig. 3 apex scapi floriferi; deseriptio valde in- completa, characteres subnulli. = Stern- bergia Fiseheriana Römer Syn. monogr. Amaryli. 1847 p. 46 est bapti- satio plantae Herbertianae, quam non vidit; Kunth Syn. V. (1850) p. 701 repetitio confusa verborum Herberti = Sternbergia lutea Ledebour Fl, Ross. IV (1853) p. 115 quoad plantam Karabagh et adnotationem, exclus. synn. omnibus. Flores vernales, 1—1!/; pollicares, Folia coötanea, margine integerrima erecta plana, scapo debili inclinato ae- qualia vel sublongiora. Zur Vergleichung folgt der verbes- serte Charakter von: St. lutea (Linn& sub Amaryll.). Synn. apud Kunth V, 700 adde: Rechb. IX Fig. 829. Flores autumnales, bipol- licares, rarius 1 vel 21/, poll. Folia subco@tanea margine crebre et horizon- taliter erenulato-serrata, scapo erecto firmo saepe breviora et subcurvata. Regio mediterranea, ab Hispania ad Liguriam, Sieiliam, Istriam, Dalmatiam, Graeciam, Macedoniam, Syriam et Asiam minorem; in graminosis flor. Sept. Octob. — Eine empfehlungswerthe Frühlings- pflanze für Deutschlands Gärten. In Tiflis, wo im Winter nicht selten eine Kälte von 10—12°R. eintritt, wird diese Sternbergia im Grunde eultivirt und blüht bereits Ende Februar (Anfang März neuen Styls); desshalb ist sie als eine der ersten Blumen sehr geschätzt, obgleich sie beinahe geruchlos ist. Sie stammt wahrscheinlich aus Karabagh, denn sie ist völlig übereinstimmend mit der Originalpflanze Herberi’s, die sich im Herbariım Hooker’s, von Fischer ge- schickt, befindet. Szovits entdeckte sie auf grasigen Hügeln bei dem befestigten Orte Agh-Oglan, 30 Werst von Schu- scha, am 26. Febr. (10, März n. St., 1828 in Blüthe. Ich erhielt sie in Tiflis ebenfalls den 27. Febr. (11. März) 1861 in Blüthe, so dass über die frühe Blüthe- zeit kein Zweifel obwalten kann und sie desshalb mehr Werth für Gärten hat, als alle übrigen Arten der Gattung Sternbergia (und Oporanthus). In dem Petersburger k. botanischen Garten kam sie wahrscheinlich durch Szovits und wurde schon lange als Sternbergia lutea eaucasica im Kalthause überwintert. Szovits überschickte ausgezeichnet sehön getrocknete Exemplare mit der Zwiebel, nach einem solchen ist die hier gege- bene Abbildung entworfen. Herbert hat in seiner Monographie der Amaryllideae 1837 unter speeieller Angabe des Fund- ortes von Szovits die Pflanze als Opo- ranthus Fischerianus zuerst beschrieben und den oberen ;Theil des blühenden Schaftes abgebildet, was kein klares Bild dieser schönen Pflanze gibt. Herbert war nicht ganz sicher, ob sie nicht als varietas Fischeriana mit O. luteus zu vereinigen sei, er konnte kaum ein ein- ziges gutes unterscheidendes Merkmal angeben; ein solches glaubte er gefun- den zu haben in der Grösse der Blume, die kaum 13/, Zoll beträgt und nicht I. Originalabhandlungen. 2 Zoll oder noch etwas mehr, ein bei der typischen O.luteus. Allein zuweilen sind einige Blumen beider Arten nur 1-Zoll gross, so dass kein strenger Un- terschied besteht, obgleich man zugeben muss, dass noch kein Exemplar der ‚St. Fischeriana mit 2 Zoll grossen Blu- men vorliegt. Die Farbe der Blume ist keineswegs blassgelb, wie Herbert ver- muthete. Herbert blieb es noch unbe- kannt, dass die Blumen im Frühjahre erscheinen, während die St. lutea (L.) stets im Herbste blüht, z. B. in Grie- chenland im September, am Aetna im October. Während der Blüthezeit ist St. Fischeriana bereits mit langen gera- den Blättern versehen, die oft den Schwachen, fast niederliegenden Blumen- stiel überragen, während St. lutea mei- stens nur kurze Blätter hat und desshalb beinahe blattlos aussieht. Ein noch aus- gezeichnetes Kennzeichen sind die Blät- ter, deren Ränder bei St. lutea mit horizontalen dichtstehenden Kerbezäh- nen besetzt sind, von welchen die kau- kasische Pflanze keine Spur zeigt; dieses Merkmal gab schon Ledebour 1853 in seiner Fl. Ross. an und frägt, freilich zu spät an, ob die kaukasische Pflanze wicht eine eigene von St, lutea ver- schiedene Art sei, da sie noch über- diess kleinere Blumen habe. Ihm war die betreffende Pflanze in Herbert’s Mo- nographie der Amaryllideen 1837, sogar in Kunth’s Synopsis 1850 entgangen, Ledebour hat seine $t. lutea aus Kara- bagh von Hohenäcker; er identifizirt da- mit auch Amaryllis lutea M. Bieberst, Fl. Taur. Cauc. III (1819). M. Bieber- stein erhielt seine Pflanze getrocknet von Wilhelms, angeblich aus Grusien (Iberien) und nicht aus der Krimm, wie in Kunths Synops, steht. St. Fische- riana Scheint demnach schon vor Szorits und zwar an einem anderen Orte in 101 Transceaucasien gesammelt worden zu sein; leider fehlt die Pflanze im Herba- rium M. Bieberstein’s. Seine Beschrei- bung ist ganz oberflächlich; er kann in- dessen nicht $8t. colchieiflora vor sich gehabt haben, weil er diese letztere kannte und sie unter diesem Namen schon 1808 im I. Bande p. 646 aus den Steppen der Krimm aufführte, wo sie später wieder von Steven: auf sonnigen Hügeln bei Jenikale, der Colonie Fürcht- _ thal, bei Bitok unweit Sympheropol und bei Balaklawa beobachtet und in der Fl. Taurica 1857 angegeben wurde. Sie entwickelt im Herbste nur den Blüthen- schaft mit der stark nach Jasmin duf- tenden Blüthe, die Blätter erscheinen erst im nächsten Frühjahre mit der Kap- selfrucht. Nach Steven’s Zeugniss (eben- das. p. 1592) wächst diese St. colchiei- flora M. Bieb. auch in Grusien (Iberien) und wurde sie ihm von daher durch Fischer als St. eitrina Herbert geschickt. St. eitrina Ker (Gawler) ist nach Kunth Syn. V, 750 verschieden von St. colcbici- flora W. et Kit. und wächst in Griechen- land; Reichenbach hält sie für St. col- chieiflora var. graeca. Kann diese Pflanze Fischer’s dieselbe wie jene von Wil- helms sein, also St, lutea M. Bieb.? Steven erwähnte, dass St. colchieiflora auch in der Umgebung von Odessa wachse, indessen von der Krimm’schen in einigen angegebenen Merkmalen sich unterscheide; war aber seiner Sache nieht gewiss, da er weder die Blumen der letzteren hat, noch die ungarische Originalpflanze (Waldstein et Kitaibel 1805 II tab. 159), Endlich ist Ama- ryllis lutea Georgi 1800 (III, 890) die nach Rudolph im westlichen Neuruss- land vorkommen soll, nicht die gleich- namige Pflanze Linne’s, sondern wahr- scheinlich die Odessa’sche St. eolchici- flora, welche damals noch nicht unter- 102 schieden war. Es wäre möglich, dass zu unserer Pflanze, das bei Buhse (Persch. Pflanzen 1860 p. 210) erwähnte sterile Pancratium maritiium aus dem Gebirge von Rudbar in Ghilar, gehören könnte, denn Pancratium wächst nur am sandi- gen Meeresufer. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fuss Höhe, im Allgemeinen mit der des: Plateaus von Aderbudshan übereinstimme (siehe dessen Vorrede a. a. O. 8. 37), also eines Nachbargebietes von Karabagh. Jedenfalls ist die St. Fischeriana ‚in diesem Lande zu erwarten und nur we- Hr, Buhse sagt, dass | gen der frühen Blüthezeit übersehen die Vegetation des Rudbar in 2000—2500 | worden. Ruprecht. %) Behandlung der Neptunia oleracea Lour. (Desmanthus natans Willd.) Neptunia plena Benth, (Desmanthus plenus Willd.) Gross war die Freude, als der Geitner’sche Catalog von 1866 unter seinen Wasserpflanzen den seit einer Reihe von Jahren aus den Gärten ver- schwundenen Desmanthus natans Willd. aufführte und damit die Aussicht eröff- nete, diese viel vermisste und begehrte Pflanze wieder zu erhalten! Ohne Zwei- fel hat von diesem Etablissement aus derselbe seine Wanderung durch die Gärten begonnen, doch leider scheint die Pflanze wieder eben s0 rasch verschwin- den zu wollen, als sie sich Eingang verschaffte. Es dürfte daher von In- teresse Sein, Einiges, soweit es die kurze Beobachtungszeit zuliess, in Be- treff der Cultur, besonders ihrer Erhal- tung während des Winters — der ge- fahrvollsten Periode — aufzuführen, was wir um so weniger zu thun Anstand nehmen, als wir vielfach Klagen über das rasche Zurückgehen dieser Pflanze während des Winters vernehmen und es uns, bis jetzt wenigstens gelang, einige Exemplare dieser, im höchsten Grade Licht und Sonne liebenden interessanten Pflanze zu erhalten, Vor allem müssen wir jedoch einen Irrthum berichtigen, der durch die wahr- scheinlich ausgedehnte Verbreitung des Geitner’schen Desmanthus da und dort entstanden sein könnte. Die Exemplare nämlich, die wir selbst im Mai 1866 von dem genannten Etablissement bezogen, sind nicht Desmanthus natans Willd. (Neptunia oleracea Lour.) sondern der allerdings ähnliche Desmanthus plenus W. (Neptunia plena Benth.). Wir kön- nen also annehmen, dass alle, vielleicht auch nur ein Theil der genannten Pflan- zen unter falschem Namen in die Gärten gekommen ist. Wir selbst erhielten aber aus Tara und zwar zur selben Zeit, als die Geitner’sche Pflanze ihren Weg durch die Gärten machte, eine Anzahl frischer und bald keimender Saamen des ächten Desmanthus natans, Willd. (Neptunia oleracea Lour.), welche schon in dem- selben Jahre den Geitner’schen Exemplaren zu einer solehen Entwicke- lung kamen, dass eine Unterscheidung möglich war. — Die unterscheidenden Merkmale dieser beiden Pflanzen, deren eine wenigstens (Desm. natans) wir als bekannt annehmen, sind folgende: Die Stengeltheile von Desmanthus natans sind rundlich, die Pinnen sind zu 2—3, die Blättehen 8S—20jochig vorhanden. Desmanthus plenus Willd. dagegen hat kantige Stengelglieder 3— 5 haarige Pinnen und 12—20 jochige Blättchen, Die Intermodien sind ungleich länger, mit I. Originalabhandlungen. gewöhnlich doppelt so lang, als bei dem Vorigen, Das dichte, mit Luft gefüllte, weisse schwammartige Gewebe, welches an den Stengeltheilen beider Pflanzen sich bildet, sobald dieselben in’s Wasser zu liegen kommen und welchem sie die Fähigkeit zu schwimmen verdanken, ist bei der letzterwähnten Art gleichmässig über den ganzen Stengel vertheilt, so dass Zweige und Blätter aus demselben herauszuwachsen scheinen. Bei Desman- thus natans aber ist dieses Gewebe an den Ansatzstellen der Blätter und Zweige _ kurz unterbrochen, wohl auch nur ein- geschnürt, so dass, die Basis der Blätter und Zweige gewöhnlich noch sichtbar ist. Das Wachsthum von Desmanthus plenus ist rascher, das Laubwerk üppi- ger. Als Vaterland ist für Desm. na- tans Ostindien und Cochin-China zu bezeichnen, für Desm. plen. Ostindien und Süd-Amerika. Die Saamen beider Species keimen ungemein rasch, schon am 3. oder 4. Tage, wenn dieselben in einem Warm- haus, nahe dem Lichte aufgestellt und mit lauem Wasser begossen werden, wobei jedoch die Vorsicht zu gebrau- chen ist, dieselben gar nicht oder nur ganz dünn mit Erde zu bedecken, in- dem die Cotyledonen bei der Keimung äusserst zart sind und leicht in Fäulniss übergehen, ehe sie die deckende Erd- schicht zu durchbrechen im Stande wa- ren. Die Erdmischung ist bei dem ei- genthümlichen Wachsthum dieser Pflan- zen ziemlich gleichgültig, doch scheint ihnen eine humusreiche Schlammerde, die sie wohl auch an ihren natürlichen Standorten in stehenden Gewässern und Sümpfen finden mögen, besonders zuzu- sagen. Die jungen Pflanzen werden nun im Frühjahr, sobald es die zunehmende Wärme erlaubt, in ein grösseres Aqua- rium oder in ein mit möglichst grossem 103 Wassergefässe versehenes Frühbeetfen- ster verbracht und so in’s Wasser ge- setzt, dass die Töpfe überfluthet sind und den Pflanzen der möglichste Lichtgenuss zu Theil werden kann. Das Minimum der Wasserwärme sollte etwa 150R. betragen, was nöthigenfalls durch Eingiessen warmen Wassers leicht zu erreichen ist. Bei starker Sonnen- wirkung, besonders wenn die Pflanzen in einem niedern Kasten untergebracht wurden, ist etwas zu lüften, niemals aber das Fenster zu beschatten, Während der Sommermonate gedeiht die Pilanze beinahe ohne weitere Pflege mit ausser- ordentlicher Schnelligkeit, wenn nur die gehörige Temperatur und Sonnenlicht vorhanden sind. Im Winter dagegen, wo diese beiden Haupterfordernisse zu- mal die Lichtwirkung so sehr geschmä- lert ist, handelt es sich darum, das We- nige, so gut wie nur immer thunlich zu benutzen, das heisst, die Pflanzen an der helisten Stelle des Warmhauses, nahe dem Glas aufzustellen. Da dies aber einleuchtend mit den grossen, wohl mehrere Fuss langen Pflanzen, die auf dem Wasser schwimmend an den Sten- gelgliedern Wurzeln entwickelt haben, nicht geschehen kann und die Pflanzen ohnedem einjährig zu sein scheinen und auch bis jetzt wenigstens noch keine Saamenbildung sich gezeigt hat, so muss während des Sommers Sorge getragen werden, dass eine Anzahl junger, gut bewurzelter Exemplare, die äusserst leicht aus Stecklingen zu erhalten sind, zur Ueberwinterung und zur Fortpflan- zung für das folgende Jahr vorhanden sei. Diese werden in eine lockere, san- dige Erde gepflanzt und so lange die- selben lebhaft vegetiren, stark begossen, mit Eintritt der schlechten Jahreszeit aber, wo es sich nur noch um die Er- haltung der Pflanzen handelt, nur so & > Bun a h # Sn 0 x Na 1 104 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. viel, als hierzu durchaus nothwendig | und Beobachtungen es dahin bringen, erscheint. dieselben als beständige Bewohner un- Hoffen wir, dass diese Pflanzen nicht | serer Aquarien betrachten zu dürfen. zum zweiten Male aus den Gärten ver- E.M. schwinden und dass weitere Versuche 3) Liquidambar Altingiana. Blume. Durch den verstorbenen Professor | balsamartigen Geruch. Die Blätter sind Blume in Leyden erhielt der botanische | alternirend, länglich eiförmig, 3—4 Fuss Garten in Karlsruhe seiner Zeit (1856) | lang, sägezähnig, glatt, hellgrün mit ein kleines Exemplar dieses seltenen | etwa 1 Zoll langen Blattstielen. Baumes, der einestheils seines techni- Obschon nun kaum daran zu den- schen Werthes wegen, als wohlriechen- | ken ist, dass diese Pflanze, ihrer im- den Balsam und Nutzholz liefernd, in den | mensen Grösse halber, in den Gewächs- Gärten, -wo er unseres Wissens selten | häusern auch nur annäherungsweise ei- zu finden ist, eine grössere Verbreitung | ner vollkommenen Entwicklung entgegen verdient, anderntheils aber auch seines | gehen kann, d, h. Blüthen und Saamen dekorativen Werthes halber, welcher | tragen wird, so ist derselben dennoch besonders in der reichen Belaubung, die | vor mancher Andern, die wir cultiviren, selbst an den Stämmen mehrjähriger | und von denen wir ebensowenig eine Pflanzen noch vorhanden ist, und in | naturgemässe Entwicklung erwarten dür- seiner ziemlich regelmässigen, weitgehen- | fen, der Vorzug zu geben und zwar als den Verastung besteht. technisch wichtige Pflanze, die den so- Das Vaterland dieses Baumes ist | genannten orientalischen Storax liefert, der Sundaarchipel, Cochinchina, Vorder- | und auch aus dem bereits angeführten indien und einige Inseln des rothen | dekorativen Werthe, den dieselbe schon Meeres. Auf Java, wo er Rasamxla |in der Jugend geltend macht. genannt wird, ist es besonders der west- Liquidambar Altingiana gedeiht in liche Theil der Insel und zwar die un- | der Temperatur einesgewöhnlichen Warm- tere Bergregion bei einer Höhe von | hauses, mit Berücksichtigung eines freien 2—3000 Fuss über dem Meere, wo er | Standpunktes, wo dieselbe ihren schönen hauptsächlich zu finden ist und ausge- | Wuchs ungehindert entfalten kann, vor- dehnte Wälder bildet. Er erreicht eine | trefflieh. Ein Öfteres Bespritzen in der Höhe von 140—180 Fuss und einige | warmen Jahreszeit, zumal Abends, wo- Fuss über dem Boden bis zu 7 Fuss | durch der in der unteren Bergregion Durchmesser. Die Rinde ist weissgrau | Javas beinahe allnächtlich herrschende und liefert bei ihrer Verletzung einen | Nebel einigermaassen ersetzt wird, von honigartigen, starkriechenden Balsam, | grossem Vortheil. der an der Luft verhärtet und als Ben- Als Erdmischung ist Haideerde zo& gebraucht wird. Das Holz ist sehr | mit etwa !/, Theil Lehmerde und etwas hart, feinfaserig, von brauner Farbe und | Flusssand vermengt, anzuwenden und besitzt sowie die ganze Pflanze einen | bei der von März bis November unun- Brret S er But 5 mh Sn IL, Originalabhandlungen. terbrochen andauerndem lebhaften Vege- tation der Pflanze die Grösse der Ge- fässe zu berücksichtigen. Freier Abzug des Wassers ist nothwendig, indem die fleischigen, leicht faulenden Wurzeln zur Zeit der Ruhe durch zu grosse und lang anhaltende Nässe zu Grunde gehen würden. Die grösstmöglichste Reinlich- keit in Bezug auf die sogenannte schwarze Fliege ist zu beobachten, in- dem wenige Pflanzen mit solcher Prä- | eision das Wachsthum einstellen, wenn sie von dieser Pest befallen sind. Die | 105 Vermehrung wird durch Stecklinge be- werkstelligt, wozu ganze, aber möglichst kurze Zweigchen zu wählen sind, die aus den ältern, schon mit bräunlicher Rinde versehenen Zweigen herausge- schnitten werden. Im niedern Vermeh- rungskasten in Flusssand gesteckt, bei einer Bodenwärme von 16—18° R. und und bei täglichem Ueberspritzen werden dieselben nach 6—8 Wochen, manch- mal auch schon früher, sich bewurzelt haben. E. M, 4) Veber die Vermehrung einiger Pflanzen. Wenn die Vermehrung der Pflanzen schon an und für sich einen interessan- ten Theil der gärtnerischen Beschäfti- gungen bildet, so wird sie noch an- ziehender, wenn Versuche mancherlei Art hierbei angestellt, zu einem glück- lichen Resultate führen, und es dem Cultivateur gelingt, seine Lieblinge auf leichtem Wege vervielfältigen zu kön- nen. Zu den Pflanzen, die sich nicht gut durch Stecklinge vervieliältigen lassen, gehören die Japanischen Clematis wie C. lanuginosa, Sophia pl. u. s. w,, die bei uns durchaus den Schutz des Kalt- hauses bedürfen. In Belgien können die Clematisim Freien durchwintert, dabei durch Absenker vermehrt werden, wel- ches bei der Topfcultur unbequem ist und langsam zum Ziele führt. Um ra- scher dahin zu gelangen, versuchte ich sie auf ihre stärkeren Wurzeln, die beim Umpflanzen den grösseren Exemplaren entnommen wurden, zu veredeln, wel- ches auch vollkommen gelang. Da aber bald, weil die Pflanzen nicht zu sehr geschwächt werden durften, die Wurzeln nicht mehr in genügender Anzahl vor- handen waren, so nahm ich meine Zu- flucht zu den Wurzeln der Clematis in- tegrifolia, diese halbstrauchige Art ist in unserem Klima vollkommen ausdauernd, Die Pflanzen wurden im Herbste ausge- graben und an einem frostfreien Orte eingeschlagen. Im Januar, wie mit dem Veredeln begonnen werden sollte, zer- schnitt ich die stärkeren Wurzeln in Stücke von 4 bis 5 Zoll, und veredelte diese mittelst Spaltpfropfen und Anplat- ten mit Edelreisern von vorjährigem Holze, wobei die Schnittwunde etwas verklebt wurde. Nachdem sie in ver- hältnissmässig grosse Töpfe in nicht zu schwere Erde, und zwar so tief, dass die Veredlungsstelle über der Erde stand, verpflanzt waren, stellte ich sie auf das Lohbeet des Warmhauses, und zwar so, dass sie im Schatten von anderen Pflan- zen standen. Der Erfolg war ein über- aus günstiger: in drei Wochen hatten sie fast alle ausgetrieben, von zehn blieb nur eine zurück. Nachdem die Pflanzen die Erde der Töpfe durchwurzelt hatten, wurden sie % 106 in nahrhafte, nicht zu schwere Rasen- erde in grössere Töpfe versetzt und zwar um so vieltiefer, dass die jetzt vernarbte Schnittfläche mit Erde bedeckt war, wo- ‚rauf sie freudig wuchsen und schon fast alle im Mai mit Blumen prangten. Auf diese Weise erhaltene Exemplare stan- den im zweiten Jahre schon mit einigen zwanzig Blumen da und gewährten einen herrlichen Anblick. In dem v. J. siebenten Hefte des Neubert’schen Magazins wird die Ver- edlung der Clematis auf die Wurzel der Cl. viticella mit grünen Reisern empfoh- len, aber auch bemerkt, dass diese Edel- reiser leicht faulen. Auch ich versuchte früher, die jungen grünen Triebe als Edelreiser zu benutzen, unterliess es aber wieder, da der Erfolg kein gün- stiger und sicherer war. Die amerikanischen Azalea- Arten lassen sich sehr gut auf die Wurzeln der A. pontica veredeln, wozu sowohl Reiser mit schlafenden Augen, wie auch frische grüne Triebe brauchbar sind. Im Uebrigen ist die Behandlung während des Anwachsens die der Clematis, letz- tere erfordern aber während dieser Zeit einen Platz im Verediungskasten. Sind aber ältere Pflanzen der zu vervielfäl- tigen gewünschten Azalea vorhanden, so kommt man früher zum Ziele, wenn von diesen ganz einfach einige Wurzeln am Wurzelhalse der alten Pflanze abgelöst und ruhig im Topfe bei der Mutter- pflanze gelassen werden, diese bilden bald Augen, entwickeln sich zu selbst- ständigen Pflanzen, die man bei dem nächsten Verpflanzen von den alten trennen kann, worauf sie sich rasch weiter ausbilden. Die schönsten dauerhaftesten Pflan- zen von den verschiedenen Varietäten der ind. Azaleen erhält man durch Ver- edlung derselben auf kräftige Samen- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. pflanzen des Rhododendron pontieum. Die Veredlung gelingt am besten, wenn wie bei den Camellien das Seiten- pfropfen angewandt wird, überhaupt ist die Behandlung während des Anwach- sens ganz die nämliche wie die der Camellien, nur dass die jungen Pflanzen, da sie den Dunst des Mistbeetes nicht ertragen, später nicht auf dieses gebracht werden dürfen, Schliesslich noch ein Verfahren, die Pelargonien (Odier) durch Wurzelschnitt- linge zu vermehren, welches mir stets bedeutenden Nutzen gewährte, Von die- sen Gewächsen durchwinterte ich jede Sorte nur in zwei bis drei Pflanzen, Im Januar, wo die Vermehrung beginnt, wird von jeder Sorte die älteste Pilanze aus dem Topfe genommen, die Erde ab- geschüttelt und alle stärkeren Wurzeln abgelöst, diese dann in fast Zoll lange Stücke geschnitten und sogleich auf das Sandbeet des Vermehrungskastens ge- bracht. Hier mit einer kleinen Lage Sand, und dann mit Fenster bedeckt. Bei steter gleichmässiger Wärme und Feuchtigkeit entwickeln sich bald Augen aus denselben. Sobald sich die Blätter entwickeln, werden die Pflänzchen in leichte sandige Erde gepflanzt, und wie angewachsene Stecklinge behandelt. Wer- den im Frühlinge die Mistbeete angelegt, so bringt man die Pflanzen auf diese und behandelt sie ganz wie die jungen Som- merblumenpflänzchen. Bald werden sie mit dem Wachsen begonnen und die Erde der Töpfehen durchwurzeli haben, wo man es nicht unterlassen darf, sie in einen Zoll grössere Töpfe in leichte nahrhafte Erde zu versetzen, welches übrigens jedesmal, sobald die Wurzeln den Rand des Topfes berühren, ge- schehen muss, wobei sie auch, um sie buschiger zu erhalten, einige Male ent- spitzt werden. I. Originalabhandlungen. So behandelt, entwickeln sich die Pflanzen unendlich schnell und begin- nen mit der Blüthe, sowie die durch- winterten Pflanzen ihren Flor beendet haben, blühen dabei bis zum Herbste fort. 107 Bei dieser Cultur sparte ich im Winter bedeutend an Raum, woran es in den Gewächshäusern in dieser Jah- reszeit stets mangelt, und hatte dabei doch immer einen hübschen lange an- dauernden Flor. A. Sohrt. 5) Liegende Gehölzstecklinge. Durch einen Collegen aufmerksam gemacht, dass sich Weidenruthen ete., welche man in Mistbeete auf die Ober- fläche der Erde gelegt hatte, um damit Abtheilungen für Sämereien zu scheiden, noch bewurzelten, machte ich Versuche mit andern leicht wurzelnden Gehölzen, namentlich mit Tamarix, indem ich Zweige von 1/,—!/, Zoll Durchmesser und verschiedener Länge schnitt und diese ohne weitere Zurichtung an die feuchte untere Seite eines Mistbeetes, welches selten gelüftet wurde, nur wenig eingedrückt legen liess. Dieselben be- wurzelten sich sehr bald, und es gibt diese Erfahrung ein Mittel an die Hand, die Tamarix, verschiedene Spiraeen, Sa- lix etc. schnell in grosser Menge zu vermehren, denn man braucht nur die bewurzelten Ruthen in so viele Stücken zu zerschneiden, als Wurzelbüschel vor- handen sind. Noch günstiger würde, wie ich glaube, der Erfolg sein, wenn man die ganzen Stecklingszweige an der einen Seite schwach einkerbte, etwa 1 Zoll von einem Kerbschnitt zum an- dern, denn an diesen Stellen bilden sich mehr Wurzeln. — J. 6) Beitrag zur Vermehrung der Gehölze durch krautartige Stecklinge. Die grossen Vortheile, welche die Vermehrung der Gehölze durch kraut- artige Stecklinge bietet, lassen sich lei- der nicht auf alle anwenden, indem die meisten nur im getriebenen Zustande gut wachsen, und es nicht möglich ist, alle oder auch nur viele Gehölze zu diesem Zwecke anzutreiben. Hat man im Sommer oder zur Zeit der jungen Triebe einen warmen Kasten, so be- wurzeln sich allerdings manche , unter anderen die Spitzen der Weinreben und noch andern Schlingpflanzen, wenn man sie in Sand oder sandige Erde steckt. Um nun die Vortheile getriebener Zweige zu Stecklingen auch bei solchen Gehölzen zu erreichen, welche man nicht in Gefässen hat oder haben kann, kann man sich dadurch helfen, dass man Zweige abschneidet oder noch besser bricht und in die feuchte Erde eines warmen Mistbeetes steckt oder in das Wasser stellt und in einem feuchten Warmhause treiben lässt. Ich versuchte dies mit Glück an holzigen Zweigen von Clematis-Arten, von Indigofera Do- sua, Lespedeza bicolor u. a. m., wovon blattlose Zweige im Frühjahr abgeschnit- 108 ten wurden, welche als solche keine Wurzeln geschlagen hätten. Einige Zweige bewurzelten sich am untern feuchten Rande des Mistbeetes allerdings. Ich bin überzeugt, dass viele Gehölze auf diese Weise vermehrt werden könn- ten, und es ist im Falle, dass es nicht glückt, kein Verlust und wenig Mühe Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. damit verbunden. Bekanntlich istin je- dem stärkeren, ausgebildeten Zweige schon im Winter so viel Nahrungsstoff aufge- speichert, dass Feuchtigkeit und Wärme genügt, um die Knospen zu Trieben zu Diese werden dann, wenn sie eine genügende Länge erreicht ha- ben, zu Stecklingen benutzt. J., %) Die Baumschulen von Boskoop in Holland. Von Prof. Dr. W. Seelig. Als ich im Herbste des verflossenen Jahres nach Paris zum Besuche der gros- sen internationalen Ausstellung reiste, nahm ich meinen Weg durch Holland, den wichtigern Orten dieses interessan- ten Landes, die ich auf meiner Route berührte, wenigstens einen kurzen Auf- enthalt widmend. So blieb ich auch einen Tag in Gouda, jener alten, durch ihre Thonpfeifen kaum minder, als durch die prachtvollen Glasmalereien ihrer Kir- chenfenster berühmten Stadt, und be- schloss von da einen Ausflug nach dem etwa 2 Stunden entfernten grossen Dorf Boskoop zu machen. Im ganzen nord- westlichen Deutschland, besonders in Bremen, Hamburg, Schleswig - Holstein und andern Küstenländern, aber auch weit in das Binnenland hinauf wird in jedem Frühjahr eine grosse Menge von Obst- und Zierbäumen, feinen immer- grünen Gehölzen u. s. w. unter dem Namen von holländischen Baumschulen- Artikeln eingeführt, die zum grössten Theile den Gärten von Boskoop entstam- men. Die Grossartigkeit und Eigenthüm- lichkeit des Betriebes machte mir einen Besuch dieser Baumschulen sehr wün- schenswerth. Es war ein schöner Sonntagmorgen und die Glocken von Gouda begannen eben zum ersten Male zu läuten, als ich aus dem Thore herausfuhr. Der Weg nach Boskoop bietet mannichfache Gelegenheit, den Character einer solchen holländischen Landschaft kennen zu ler- nen. War mir der Anblick eines solchen niedrigen Weidelandes von unserm schles- wig-holsteinischen und hannover’schen Marsche her auch wohl bekannt, so hatte ich doch auch dort nicht eine solche Menge von Wasserläufen gesehen, wie sie hier als Canäle und Gräben je- des Grundstück und jedes Haus um- flossen. Die Fahrstrasse lief meist auf einem Damme an dem Canal entlang, welcher Gonda mit Amsterdam verbindet. Aber auch die andere Seite des Weges war meist von einem breiten schiffbaren Wassergraben eingenommen. Es begeg- neten uns zahlreiche Kirchenbesucher, die meist in leichten Einspännern gleich dem, in welchem ich selbst fuhr. Auf dem schmalen Damme schienen häufig diese Begegnungen nicht ohne Beden- ken, denn eines der Fuhrwerke musste, die Räder kaum einen Fuss breit von dem Uferrande entfernt halten, bis das andere vorüber war. Bei der Vorsicht und Geduld holländischer Kutscher und I. Originalabhandlungen. Pferde ging das am Tage glücklich ab, aber bei Nacht, oder mit unsicherem Ge- spann hätte ich die Fahrt nicht machen mögen. Als ich in Boskoop anlangte, war dort der Gottesdienst noch nicht been- det; und da in Holland dieser nicht leicht versäumt wird, musste ich bis da- hin warten, ehe ich einen Besuch aus- führen konnte. Ich hatte eine Empfeh- lung an den Besitzer einer der grössten Baumschulen, Herrn J. G. Alberts, der jährlich grössere Reisen nicht blos durch Holland und Belgien, sondern auch durch Deutschland macht, theils um persönlich die Aufträge seiner zahlrei- chen Kundschaft entgegen zu nehmen, theils um die neuen Produkte fremder Gärten, sowie die Bedürfnisse der Gar- tenfreunde durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Boskoop liegt auf einem tiefen Moor- grunde und wird von jenem Canal durch- schnitten, der aus der Yssel bei Gouda kommt und bei Amsterdam in die Zuy- der See mündet, der also den Produkten der dortigen Baumschulen den billigen Wassertransport sowohl in nördlicher, als südlicher Richtung, von Amsterdam und Rotterdam aus gestattet. Dieser Canal hat ein so tiefes Bett, dass das Wasser desselben bei Amsterdam künstlich em- porgehoben werden muss, um in See abfliessen zu können. Allein Boskoop selbst liegt wiederum mit dem grössten Theil seines Canals noch um 6—8 Fuss niedriger, als dieser Canal; daher die auf dem Wasserspiegel desselben hin- fahrenden Bööte sich etwa in gleicher Höhe mit den Fenstern der Häuser be- finden, welche an den Ufern des Canals entlang stehen. Nur ein sorgfältig aus- geführtes Netz von Canälen mit Schöpf- mühlen u. s. w. hat diesen tiefen Moor- grund soweit trocken legen können, dass 109 derselbe zum Anbau tauglich geworden. Dieses ist aber nun so vollständig ge- schehen, dass in der nächsten Umgebung von Boskoop wenigstens fast kein ()ua- dratfuss Land unbenutzt liegt. Der Baumschulbetrieb ist dort schon Jahr- hunderte alt und gegenwärtig lebt die nahe an 3000 Seelen zählende Einwoh- nerschaft von Boskoop fast ausschliess- lich von diesem Zweige der Gärtnerei. Es bestehen gegen 300 Baumschulen, von denen die grössern bis gegen 40 oder 50 Arbeiter beschäftigen. Der Ab- satz nach Aussen wird fast ausschliess- lich durch etwa 7 oder 8 Firmen be- sorgt; am Grosshandel im Innern sind etwa 20 bis 24 betheiligi, die den Ge- schäften von geringerm Umfange ihre Produkte jährlich abzukaufen pflegen. Der ganze Betrieb ist kaufmännisch ein- gerichtet und sucht vor Allem einen möglichst raschen Absatz der erzogenen Pflanzen zu erzielen, sobald dieselben die für den Verkauf geeignetste Grösse erreicht haben. Desshalb werden die Vorräthe lieber in Auktionen selbst un- ter dem sonst üblichen Preise losge- schlagen, als dass man die herangezo- genen Pflanzen etwa in Erwartung künf- tiger besserer Conjuncturen länger an ihrem Standorte behielte.e Die Boskoo- per Baumschulen bieten desshalb auch nirgend den Anblick zu alt gewordener und wegen des dichten Standes verküm- merter Pflanzenquartiere, wie man deren sonst in den meisten umfangreichen Baumschulen zu finden pflegt. Die aus- gebildete Arbeitstheilung, das Ineinan- dergreifen der verschiedenen dort vor- handenen Geschäfte, die kaufmännische Behandlung des ganzen Betriebes sind freilich die nothwendigen Erfordernisse, welche allein dieses Verfahren ermög- lichen. Auch die leichte Transportgele- genheit muss dabei mit in Anschlag ge- 110 bracht werden, welche es erlaubt, die auf den gewöhnlichen Absatzmärkten un- verkäuflich bleibenden Vorräthe noch schnell nach entfernten, namentlich nörd- licher gelegenen Gegenden zu bringen, wo dieselben dann in Auktionen verkauft werden. Werden dabei auch nicht im- mer völlig entsprechende Preise erzielt, so pflegt der Verlust daran doch nicht bedeutend zu sein, und die zufälligen niedrigen Verkaufspreise beeinträchtigen nicht den gewöhnlichen Preisstand auf den regelmässigen Marktplätzen. Dem Norden aber kommen diese Auktionsvorräthe gerade noch rechtzei- tig, weil da die Vegetation so viel spä- ter eintritt, auch führen sie ihm wohl manchen Baum und Strauch zu, die sonst nicht so leicht dorthin kommen würden. So ist z. B. die grosse Ver- breitung, welche gewisse edle Apfel- und Birnsorten im nordwestlichen Deutschland haben, wie die hier noch sehr gut ge- deihende Orleans-Reinette, unzweifelhaft in erster Linie jenem Obstbaum-Einführen aus Holland zu verdanken. Während jener Periode der Gleichgültigkeit, die in Deutschland dem neuerlichen Auf- schwung der Pomologie und Obstzucht vorausging, ist zu einem nicht geringen Theile den holländischen Baumschulen die Erhaltung und Verbreitung mancher schon im vorigen Jahrhundert wohl be- kannten und geschätzten guten Obstsorte zuzuschreiben. Es ist freilich richtig, dass es mit der Nomenklatur dieser von Holland aus verbreiteten Bäume nicht sonderlich be- stellt war. Die dortigen Baumschulen führten meist die von Alters her da- selbst bekannten Sorten unter Lokalna- men und kümmerten sich wenig um die Leistungen der pomologischen Wissen- schaft. Aber in neuerer Zeit ist es auch hierin anders geworden. Die in- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. telligenten Baumschulen-Besitzer haben eingesehen, dass der Absatz ihrer Pro- dukte, besonders in Deutschland, ihnen nur dann ungeschmälert erhalten blei- ben wird, wenn sie den Bestrebungen - der deutschen, belgischen, französischen Pomologen die gebührende Aufmerksam- keit schenken. In Boskoop selbst hat sich im Jahre 1861 ein pomologischer Verein gebildet, welcher die Er-. forschung der einheimischen Obstsorten Sich zur besonderen , Aufgabe gestellt. Die von den deutschen Pomologen-Ver- sammlungen empfohlenen Obstsorten sind von mehreren Boskooper Baumschul- Besitzern aus sicheren Quellen bezogen und von ihnen genau studirt und weiter verbreitet zu werden, Auch die pomologische Literatur hat wieder holländische Werke aus neuer Zeit zu verzeichnen, wie „De Ne- derlandsche Boomgaard* ein in Liefe- rungen erscheinendes, sehr splendid aus- gestattetes Kupferwerk, welches alle hol- ländischen Obstsorten darstellen soll und bereits bis zu 24 Lieferungen mit je 4 Kupfertafeln gediehen ist, ferner „De besie Vruchten“ door K. J. W. Otto- lander, „Boskooper Vruchtsorten“ u. 8. w. Die besten Erfolge haben die Boskooper Baumschulen in der Anzucht schöner starker Hochstämme aufzuweisen. Für solche Sorten, welche zur Bildung eines genügend hohen und starken Stammes sich schwieriger eignen, wird die Me- thode der doppelten Veredelung gewählt, d. h. es wird der Wildling zuerst am Boden mit einer kräftig stark wachsen- den Sorte veredelt, von welcher der Stamm gebildet wird, 'worauf dann erst die definitiv bleibende Sorte in die Krone veredelt wird. Diese Methode wird je- doch nur für Aepfel und Birnen ange- wandt, bei Kirschen und Pflaumen, wo man mit Sicherheit auf stark wachsende I. Originalabhandlungen. Wildlinge rechnen kann, lässt sich aus diesen der Stamm bilden und einfache Kronen-Veredelung anwenden. Die Anzucht von Formbäumen, na- mentlich von Spaliers wird zwar eben- falls in weitem Umfange in Boskoop betrieben, und namentlich sind es Pfr- ‚sich- und Kirschen-Spalierbäume, die sehr zahlreich auch nach Deutschland abgesetzt werden; allein demjenigen, welcher eine regelrechte Spalierzucht betreiben will, sind diese holländischen Formbäume weniger zu empfehlen. Die- selben sind nämlich meist in Fächerform gezogen, und lassen eine planmässige Leitung des Saftes nicht zu. So voll- kommen daher solehe ebengepflanzte Spalierbäume die ihnen bestimmte Wand auch decken und so schön dieselben bei ihrer dichten Verzweigung aussehen, so bekommen sie doch nach einigen Jahren unten bald kahle Stellen, die sich nur schwierig, oder gar nicht wie- der ausfüllen lassen. Wenn daher die holländischen Baumgärtner sich auch jetzt noch dagegen sträuben von ihrer, allerdings sehr schnell zum Ziele füh- renden Erziehungsmethode abzulassen (ihre Fächerbäume werden in kaum der Hälfte der Zeit gebildet, welche die Erziehung einer regelrechten Palmette er- fordert) so werden sie sich doch bald genöthigt sehen, in dieser Beziehung bei den Franzosen, oder wenigstens bei ihren Nachbarn den Belgiern in die Lehre zu gehen. Ausser den Obstbäumen sind es ferner auch Alleebäume, Linden, Ulmen u. 8. w., die in grosser Schönheit von den Boskooper Baumschulen seit langer Zeit gezogen und jährlich zu vielen Tau- senden weithin versendet werden. Eine ganz besondere Förderung aber wurde dem dortigen Baumschulenbetrieb zu Theil durch die in neuerer Zeit immer 111 mehr sich verbreitende Vorliebe für im- mergrüne Gehölze. Klima und Boden sind der Anzucht und dem Gedeihen dieser Gewächse auf dem Boskooper Moorgrunde ganz ausnehmend günstig, und so werden denn jetzt dort Conife- ren, Ilex, Rhododendron, Eriken, Kal- mien u. S. w. in sehr grossen Massen herangezogen und manche derselben, z. B. Ilex-Varietäten in einer Schönheit und Mannichfaltigkeit, wie man sie in den Gärten des Continents sonst selten findet. | Aber auch alle anderen ausdauern- den feinen Gehölze und Sträucher, die irgend für den Ziergarten Interesse ha- ben, werden dort cultivirt und massen- haft verbreitet. Die Baumzucht ist so sehr die aus- schliessliche Beschäftigung in Boskoop, dass ausser den nothwendigen Lokalge- werben dort kaum eine andere Beschäf- tigung sich findet. Auch die gewöhn- lichen Arbeiter, welche bei den Be- sitzern der grösseren Baumschulen im Tagelohn stehen, streben darnach noch selbst etwas Baumzucht zu betreiben, Ein Stückehen Land wird dazu gepach- tet, oder sobald etwas Capital erspart ist, angekauft und mit Bäumen bepflanzt. Die frühen Morgenstunden und die Zeit nach Feierabend werden zum Bearbeiten dieser kleinen Baumschulen benützt. Mit Rücksicht hierauf ist dann auch wohl die regelmässige Arbeitszeit der im Tagelohn Arbeitenden so bestimmt, dass sie nur von 61/, Uhr Morgens bis 5l/, Uhr Abends dauert, Der gewöhn- liche Taglohn hierfür ist 3/, holländische Gulden (etwa 13 Sgr.); für jede Stunde über diese Normalzeit hinaus wird Ex- travergütung von 18 Cents (6 kr. oder ca, 1°/, Sgr.) gewährt. Aus den gros- sen Baumschulen erhalten diese Arbeiter gewöhnlich die für ihren Bedarf nöthi- 112 gen Setzlinge, Pfropfreiser u. s. w. und verkaufen dann wieder an dieselben ihre Erzeugnisse. Bisweilen sind es Erträge von einigen hundert Gulden, die aus diesen kleinen Baumschulen gewonnen werden. Auch vom volkswirthschaft- lichen Standpunkte aus bietet die Orga- nisation dieses Boskooper Gärtnereibe- triebes einen erfreulichen Anblick, indem sie eben an einem praktischen Beispiel zeigt, wie die wohlverstandenen Interes- sen von Arbeitern, grossen und kleinen Unternehmern durchaus nicht sich feind- lich gegenüber stehen, wie vielmehr durch gegenseitiges Handreichen alle Klassen zugleich am besten prosperiren. Für die im Grosshandel betheiligten Baumschulbesitzer ist es höchst er- wünscht, wenn sie nicht alle die für ihren auswärtigen Absatz erforderlichen, so sehr verschiedenartigen Artikel selbst anzuziehen brauchen, vielmehr einen grösseren oder kleineren Theil derselben von andern Baumschulen aufkaufen und dabei doch, weil die Produkte unter ih- ren Augen angezogen sind, die Garantie für die Aechtheit und Güte derselben übernehmen können, Ihr eigenes In- teresse muss sie also schon dazu anhal- ten, den von ihnen abhängigen kleinen Baumschulen lohnende Preise für ihre Produkte zu zahlen und in Betracht der von ihnen anzuziehenden Gegenstände mit Rath und That an die Hand zu gehen. Dem Baumschulbetrieb ist es zu danken, dass der Werth der Grund- stücke um Baskoop auf eine verhältniss- mässig bedeutende Höhe gestiegen ist. Der holländische Bundert guten Landes wird mit etwa 2000 holl. fl. bezahlt (das beträgt für den preuss. Morgen etwa 500 Thlr.), gewiss ein hoher Preis für solehen, nur erst durch Kunst über- haupt nutzbar gemachten Moorboden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Staatsabgaben sind bekanntlich in Holland überhaupt von bedeutender Höhe, und dass sie auch in Boskoop nicht nie- drig seien, davon hatte ich dort Gelegenheit mich zu überzeugen. Neben dem Gast- hause nämlich, in welchem ich abgestie- gen, war an einer öffentlichen Anschlag- tafel für den Zweck der Kammerwahlen ein Auszug aus der Steuer-Rolle des Ortes angeschlagen. Darin waren Baum- schulbesitzer, welche etwa 50 preuss. Morgen Areal cultivirten, mit mehr als 100 fl. Grundsteuer und einer noch grösseren Summe persönlicher Steuern verzeichnet. Und während sonst in Holland die Armenlasten ziemlich hoch sind, befanden sich auf der Boskooper Armenliste nur verhältnissmässig wenige Personen und fast nur solche, die durch Unglücksfälle oder körperlichen Gebre- chen erwerbsunfähig geworden waren. Die Baumschule des Herrn Alberts, die ich zunächst besuchte, war besonders reich an Zierbäumen und Sträuchern aller Art und enthielt viele interessante Neuheiten. Insbesondere waren die jetzt so neliebten buntblätterigen Bäume und Gesträuche in ciner Reichhaltigkeit ver- | treten, wie sie mir sonst noch nicht vor- gekommen. Fast alle bekannten Genera der Bäume hatten ihr Contingent zu diesen Farbenabänderungen gestellt. Be- greiflicher Weise sind viele dieser Va- rietäten mehr merkwürdig, als schön; als werthvoll für Anptlanzung habe ich mir besonders folgende notirt: Brous- sonetia papyrifera fol. var., Acer spica- tum f. v. (gelb panachirt), Cornus sibi- rica albo-variegata, Platanus occeidenta- lis f. varieg. Acer Leopoldi, mit Bän- der, Quercus pedunculata Concordia mit gelbem Laubwerk sind sehr schön; Q. Danvessi pendula hat einen sehr gefäl- ligen Habitus für eine Häng- Eiche. Castanea vesca prolifera trug schon als Taf: 375. d: Re es RB ear atttdt Tage L. J. Originalabhandlungen. einjähriger Ableger Früchte. _Morus hispanica macrophylla hat enorm grosse Blätter, Catalpa Kaempferi hält hier vollkommen und blüht reichlich, Dass die vielen neuen Einführungen aus Japan undChina hier ebenfalls ziemlich vollständig vertreten waren, liess sich . erwarten, doch waren die meisten dieser Neuheiten auf ihre Ausdauer im Freien noch nicht erprobt. Sehr schön waren die buntblätterigen Evonymus-Spielarten, die neuen Aucuba, von welchen A. picta sich bereits als ausdauernd bewährt hat. Hydrangea japonica versiecolor, H. Col- letii, Ligustrum. japonienm aureum. Von Magnolia Arten und Varietäten als Yu- lan, Soulangeana, Lenneana u. Ss. W. war eine sehr reiche Vermehrung in ausgezeichneten Exemplaren vorhanden. Bewundernswürdig schön war die reiche Sammlung von Ilex-Varietäten in Tau- senden von Exemplaren vertreten, Nicht minder die Coniferen, darunter besonders die Taxus, Juniperus, Thuja und Cupres- sus-Art, aus aber auch von Tannen und Fichten waren ziemlich alle ausdauernden Species in sehr schönen Exemplaren vertreten. Auch Rosen werden in ei- ner reichen Sammlung, der besten Sor- ten, meist als Hochstämme _ eultivirt. Derleichten Vermehrung und des sicheren Anwachsens wegen bedient man sich in den holländischen Baumschulen meist der R. rubrifolia, als Unterlagen für Hochstämme, die auch im dortigen Klima und Boden sich sehr gut dazu eignet, in wärmern und trocknern Gegenden. aber wahrscheinlich der R. canina an Dauer- haftigkeit nicht gleich kommt. Dass die eigentlich so genannten Moorbeet-Pflanzen in den Gärten des Hrn. Alberts nicht fehlten, bedarf kaum der Erwähnung; den Freiland-Azaleen insbesondere hat der Besitzer seit vielen 113 wendet, und davon aus den vielen Va- rietäten, die er überall gesammelt, ein kleines Sortiment zusammengestellt, das sich durch Reichthum und Grösse der Blüthen und distinete Farben auszeich- net. Auch die im Freien ausdauernden Erica-Arten waren durch ein auserlese- nes Sortiment vertreten. Während Herr Alberts selbst noch im kräftigsten Mannesalter sich befindet, steht ihm bereits ein erwachsener Sohn als Mitarbeiter zur Seite, Vater und Sohn haben sich in ihr Gebiet der Art getheilt, dass Ersterer die Ziergewächse, Letzterer dagegen die Obstarten zum Ge- genstande des besonderen Studiums und der, speciellen Sorgfalt gemacht hat. So zeichnen sieh denn auch die hier gezo- genen Obstbäume nicht blos durch gute Bildung, sondern namentlich auch durch Zuverlässigkeit in Betreff der Namen und guten Sorten-Auswahl rühmlich aus. Ausser den in den Boskooper Oulturen seit langer Zeit bewährten Sorten wird den von den deutschen Pomologen-Ver- sammlungen empfohlenen besondere Auf- merksamkeit gewidmet. Die Baumschulen des Hrn. Alberts nehmen ein Areal von ‚ungefähr 54 preuss. Morgen ein. Ist dieses schon eine erhebliche Ausdehnung, so erscheint die Leistungsfähigkeit dieser Bodenfläche noch um so bedeutender, wenn man die Oekonomie sieht, mit welcher der Boden benutzt wird. Nicht ein Quadratfuss Landes ist ohne Bestellung, für die Wege ist nur der ganz unumgänglich nothwendige Raum gelassen. Freilich muss ausser diesem Communications- mittel in den Boskooper Gärten ‚auch | dem Wasser noch Raum gestattet wer- den, das in Gräben und Canälen alle Grundstücke vielfach durehschneidet. Die- selben sind, wie schon erwähnt, durch- Jahren besondere Aufmerksamkeit zuge- | aus nothwendig, um den tief*liegenden IV. 1868, 8 114 Moorboden für die Cultur hinlänglich trocken zu machen. Daneben dienen die grösseren derselben aber auch zum Trans- port und endlich leistet dieses dichte Netz von offenen Wasserflächen den Culturen noch den Dienst, dass es dieselben gegen Spätfröste im Frühling und Frühfröste im Herbst schützt, die anderwärts oft so grossen Schaden anrichten. Hierin liegt ein grosser Vorzug für die Boskooper Baumschulen, die viele zarte Gewächse im freien Lande ohne weiteren Schutz cultiviren können. Dem Ausbleiben der Frostschäden in Verbindung mit der be- ständigen, gerade zusagenden Boden- und Luft-Feuchtigkeit ist denn wohl auch der überraschend kräftige Wuchs zuzuschreiben, welchen fast alle Pflanzen in den Boskooper Baumschulen zeigen. Dabei muss allerdings auch in Anschlag gebracht werden die grosse Sorgfalt, mit welcher die Culturen gepflegt wer- den. Die sprüchwörtlich bekannte hol- ländische Reinlichkeit zeigte sich auch in den Gärten, in denen auch nicht eine Unkrautpflanze zu finden ist. Dieses Reinhalten derselben war mir um so überraschender, da ja von der mit Gras und sonstigen Pflanzen bewachsenen Böschungen und Rändern der Wasser- gräben aus beständig Gelegenheit zum Uebersiedeln von Pflanzen in die Cul- turen gegeben ist. Aber es wird eben durch aufmerksames Hacken und Jäten jedes Unkraut schon gleich im Entstehen beseitigt, und auch diese Grabenränder, welche der Haltbarkeit wegen ja mit Pflanzen bewachsen sein müssen, werden nie ausser Acht gelassen. Durch be- ständiges Abmähen wird das Ansetzen von Samen, durch Abstechen der Kan- ten das Auslaufen der Wurzeln ver- hindert. Noch ein anderer Umstand verdient Beachtung: obwohl der Boden um Bos- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. koop meist schon sehr lange Zeit hin- durch zur Anzucht von Bäumen gedient hat, zeigt er doch keine Spuren der Er- schöpfung, vielmehr gedeihen, wie schon erwähnt, alle Gewächse noch vortreff- lich. Offenbar ist dieses neben der Ei- genthümlichkeit dieses Moorbodens, der auch in der untern Schicht die gleiche Zusammensetzung hat, besonders der sorgfältigen Düngung zuzuschreiben, welche den Grundstücken zu Theil wird. Bei derselben spielt die reichlich verwendete Asche eine wichtige Rolle, indem sie es wohl hauptsächlich ist, wel- che für die von den wachsenden Pflan- zen aus dem Boden gezogenen Mineral- stoffe Ersatz gewährt. Schon längst hatte die praktische Erfahrung die Bos- kooper Gärtner die Wichtigkeit der Aschendüngung gelehrt. Der praktische Gärtner, namentlich der mit Baumschulenbetrieb beschäftigte, sollte es ja nicht versäumen, wenn sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet, einen Besuch in den Boskooper Culturen zu machen, oder längeren Aufenthalt dort zu nehmen. Er wird dort seine Erfah- rungen sicherlich sehr bereichern; denn die mehr als hundertjährige Praxis hat dort eine Menge von einfachen und zweckmässigen Vorrichtungen für den Betrieb eingeführt, von denen gar viele auswärts unbekannt sein dürften. Auch den Boskooper Erzeugnissen mag eine besondere Empfehlung hiermit zu Theil werden. Vor Allem den aus- gezeichnet schönen immergrünen Sträu- chern und Bäumen, Coniferen, Ilex u. s. w. Allerdings erfordern die an den reichen Humusboden gewöhnten Boskooper Pro- dukte anfänglich etwas mehr Pflege, sorgsameres Pflanzen und Giessen, wenn möglich die Beimischung von etwas Heide-, Moor- oder Laub-Erde. Sind sie aber einmal angewachsen, solohnen I. Originalabhandlungen. sie durch gutes Gedeihen und üppigen Wuchs dieser Sorgfalt auch reichlich. Die ungünstigen Urtheile, welche man bisweilen über das Gedeihen der hollän- 115 darauf begründet sein, dass die oben bezeichnete Sorgfalt denselben nicht zu Theil geworden. Wo diese nicht gefehlt hat, ist der Erfolg auch immer ein gün- dischen Bäume u. s. w. auf andern Bo- | stiger gewesen. denarten hört, mögen zum grössten Theile Ss) Bemerkungen über die Higginsia-Arten der Gärten. Seit mehr als einem Jahrzehnt sind aus Mexiko eine ganze Reihe von Arten und Spielarten von der Gattung Hig- ginsia eingeführt worden, die eine be- sondere Sippe dieser Gattung bilden, indem es nur niedrige Halbsträucher mit fast krautigem Stengel von !/, bis 1 Fuss Höhe sind, — während die schon länger bekannten Arten eigentliche Sträu- cher mit holzigem Stengel von 3—4 Fuss Höhe waren. W. Hooker bildete die erste Art dieser Sippe als Campylobotrys disco- lor (Bot.Mag. tab. 4530) im Jahre 1850 ab, Später wies Planchon nach, dass die von Hooker gebildete Gattung Cam- pylopotrys zu Higginsia, einer schon von Persoon aufgestellten Gattung der _ Rubiaceen gehöre. Seitdem sind nun viele andere Arten nnd Formen der halbstrauchigen niedrigen Higginsien aus Mexiko in unsere Gärten eingeführt worden und haben auch gleichzeitig ver- schiedene Namen erhalten, ohne indes- sen alle beschrieben worden zu sein. Im Jahrgange 1864 der Gartenflora tab. 433 pag. 429 gaben wir die Abbil- dung und Beschreibung der H. Ghies- breghtii Hook. und stellten pag. 430 die uns damals bekannten Arten der Gat- tung Higginsia mit niedrigem krautigem Stengel zusammen, Seitdem hat unser Institut die uns | purroth. damals noch zweifelhaften Arten und auch noch einige andere erhalten und wir stellen darnach heute nun das fol- gende über die zur Sektion Campylobo- trys Hook. gehörigen Higginsia-Arten der Gärten zusammen. — Higginsia Pers. (Sectio Campylobo- trys Hook.) A. Blumen in achselständigen sestielt spiralig eingerollten Trauben. * Blätter alle gestielt. 1) H. discolor Hook. Als Cam- pylobotrys discolor im Bot. Mag. tab. 4530, ferner in Flore des serres tab. 427 und im Jardin fleuriste tab. 12 abgebil- det. Stammt aus Bahia. Stengel kurz- haarig, verästelt, bis 1 Fuss hoch, pur- Blätter lanzettlich -oval, alle in einen deutlichen Stiel verschmälert, olivengrün, mit weisslichem metallischem Glanz, kahl, — unterhalb heller und mit röthlichem Schiller. Blüthenstiele behaart. Blumen roth. — *= Blätter entweder alle sitzend oder nur die unteren in einen kurzen Blattstiel verschmälert. 2) H. refulgens Hook. Im Bota- nical Magazine tab. 5346 abgebildet und aus Mexiko stammend. Die Blätter, von g*# 116 denen die oberen stets sitzen und die im allgemeinen eine mehr verkehrt-ovale Form besitzen, unterscheiden diese in zahlreichen Formen vorkommende Art von der vorhergehenden, Wir cuitiviren im hiesigen Garten die folgenden For- men derselben. a) Blätter beiderseits rauh- haarig. a) typica. Blätter oberhalb dun- kelgrün, am Rande roth schillernd, — unterhalb blassroth. H. refulgens Hook. l. ce. — Campylobotrys refulgens hort. non. ß) pyrophylla. Die jungen Blätter beiderseits ziemlich ebenso roth; die äl- teren Blätter oberhalb olivengrün und am Rande purpur, — unterhalb purpur- roth. Als Higginsia und Campylo- botrys pyrophylla in den Gärten ver- breitet und nur durch die stark geröthe- ten in der Entwickelung begriffenen Blätter von der vorhergehenden ver- schieden. b) Die jüngeren Blätter beider- seits kurz steifhaarig, bei den älteren Blättern wird diese Be- haarung auf der obern Blattseite undeutlicher, ist aber auch noch vorhanden. y) Ortgiesii. Ist der unter &. auf- geführten Form in allen Punkten ähn- lich, aber durch die Behaarung verschie- den, auch sind die Internodien meist sehr kurz. Als H. Ortgiesii aus dem Eta- blissement des Herrn Louis Van Houtte bezogen. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ec) Blätter oberhalb kahl und nur unmittelbar amRande kurz steif- haarig, unterhalb an den vor- stehenden Nerven kurzhaarig. 6) Roezlii. Blätter oberhalb vli- vengrün, metallisch glänzend, unterhalb purpur, Seitennerven des Blattes beider- seits 8&—14, aufwärts gebogen, nach dem Rande verlaufend. Als H. Roezlii aus dem Etablissement des Hrn. Louis Van Houtte erhalten. &) argyroneura. Blätter oberhalb olivengrün, silberfarben glänzend, unter- halb purpur. Seitennerven des Blattes beiderseits 15—20 aufwärts gekrümmt nach dem Rande verlaufend. C. argy- roneura Linden cat. 1858. p.5. — Rgl. Grifl. 1864 p. 130. — Rgl. ind. sem. h. Petr. 1865 p. 60. — C. refulgens hort, non. — C)smaragdina. Blätter oberhalb sma- ragdgrün oder leicht mit olivengrün ge- tuscht, unterhalb hellgrün. Seitennerven des Blattes beiderseits 15—20 und die un- tersten derselben rechtwinkelig abstehend. B, Blumen in sitzenden achsel- ständigen geknaulten Trauben. 3) E. Ghiesbreghtü Hook. Sten- gel 4-seitig, fast geflügelt, bis 11/, Fuss hoch. Blätter schmal lanzetilich. Blu- men gelblich. (Vergl, Grtfl. 1864. tab. 433. pag. 129, 130.) 4) H. regalis Linden. Stengel stumpf 4-seitig; Blätter rundlich-oval, zugespitzt, oberhalb dunkelgrün, metal- lisch glänzend , unterhalb dunkelpurpur- roth. Blumen gelblich. Campylobotrys regalis Linden cat. 1860 pag. 3. — H. regalis Bot. Mag. tab. 5280, — Grtil. 1864 pag. 130. — Aus Neugranada, Durchaus kahler robuster Halbstrauch von 11/2 Fuss Höhe, — (E. R.) I. Neue Zierpflanzen. 147 I. Neue oder empfehlenswerthe Lierpflanzen. 1) Mütonia candida L. var. luteola. Die M. candida unterscheidet sich von den an- dern Arten der Gattung, durch die Lippe, welche ähnlich wie bei einer Trichopylia - die Griffelsäule umhüllt. Professor Reichen- bach unterscheidet schon in Xenia Orchida- cea pag. 132 drei verschiedene Abarten, von denen 2 (var. laxa und var. flavescens Hook.) die Blumen in einer mehrblumigen Traube zu stehen haben. Die 3. Abart var. Jeni- schiana kommt unserer Pflanze am nächsten, denn sie besitzt einen, nur wenige grössere Blumen tragenden Blüthenschaft, goldfarbene purpurbraun gefleckte und gezeichnete Blü- thenhüllblätter und weisseLippe. Diein Rede stehende Abart endlich, erhielt der hiesige Garten als Miltonia spec. aus dem botani- schen Garten in Hamburg. Solche blühete im Herbste 1867 zum ersten Male und trug nur eine einzige Blume auf der Spitze des Blüthenschaftes. Dass aber auch der Blü- thenschaft dieser Form mehrblumig werden kann, das ist genugsam angedeutet durch die am Grunde des Blüthenstiels stehende verkümmerte Fortsetzung der Blüthenspin- del. Kelch- und Blüthenblätter goldgelb, gelbbraun gefleckt und nüangirt. Lippe stroh- gelb, im Innern auf der Scheibe violett an- gehaucht. Die in Rede stehende Abart, mit einblu- migen Blüthenschaften, sieht in der Tracht einer Trichopylia ähnlicher als einer Milto- nia. (E. R.) a)Neue oder empfehlenswerthe Obst- sorten. (Aus der Rev. hortic. 1867). 2) Pomme Dieu oder Pomme rose de Benauge. Ein sehr grosser, schön gelärbter Apfel, welcher im November zur Reife kommt und sich bis in April erhält. (271.) 3) Pomme gros api. Ein sehr schöner grosser Apfel, der sich bis in März erhält: sein weisses, etwas gelbliches Fleisch ist zuckerig, süss, wird aber etwas teigig, wenn die Frucht überzeitig ist. (451.) 4) Pomme Reinette grise de Saintonge. Diese graue Reinette mit feinem gelblich weissem Fleische gehört zu jenen ersten Ranges -- sie reift im Januar, erhält sich bis in Mai und bewahrt immerfort ihren vollen Geschmack. (312.) 5) Pomme azerolle. Ein röthlich grauer, manchmal gestreifter oder gefleckter kleiner Apfel mit weissem, schmelzendem, höchst geschmackvollem Fleische; er nähert sich dem s. g. Fenouillet Bardin und erhält sich bis in Februar und März. (351.) 6) Pomme azerolle anise. Diese Sorte Aepfel ist sehr geschmackvoll, wird aber bald zäh, das Fleisch wird mehlig oder tei- gig, reift im Januar; sie ist sehr gemein in der Gironde. (332.) 7) Poire beurre Caune. Diese Birne blieb bis in letzterer Zeit ganz unbeachtet; als Herr Caune in Marseille den Werth derselben erkannte, nahm er die Vermehrung derselben vor und vertheilt Pfropfreiser un- entgeltlich. Diese Birne nähert sich in Grösse, Fleisch und Parfüm der Beurr& gris. (340.) 8) Poire Sowenir du Congres. Diese sehr grosse Birne auf der Pariser Ausstel- luug mit dem ersten Preise ausgezeichnet, und von Hrn. Morel dem Pomologischen Congress gewidmet — ist sehr gross, hat die Form der Bon Chretien William, der Col- mar-Birne von Arenberg, auch der Belle Angevine, eine feine schöne gelbe Schale, an den der Sonne zugewendeten Stellen von carminrother Farbe, dann ein Fleisch mit Muscatgeschmack; die Reife beginnt in Au- gust und dauert fort den ganzen Monat hin- durch. Diese Birnensorte ist seit vorigem November in Handel gegeben von Herrn Morel zu Lyon-Vaise. (411). 9) Poire doyenne Madame Ouissard. Von mittelmässiger Grösse, gelblich-weissem Fleische , sehr schmelzend, zuckerig, sehr geschmackvoll. (431.) 10) Raisin vert de Madere. Herr Ja- min drückt sein Erstaunen aus, dass diese Traube so wenig bekannt sei, da sie doch wegen ihrer Grösse, Geschmackhaftigkeit 118 alle Beachtung verdient; sie reift sehr zeit- lich. (291.) b) Neue seltene oder wenig bekann- te Zierpflanzen. (Rev. hortic. 1867.) 11) Acer ornatum, sanguineum und Friderici Guwillielmi. Sind Novitäten aus Japan und von Verschaffelt in Paris ausge- stellt gewesen und hatten die Aufmerksam- keit der Besitzer des Parks auf sich gezo- gen — besonders war es bei letzterer Art der Fall durch seine Belaubung, die den Marabouts ähnlich ist, wie man sie auf den Damenhüten sieht, und wegen ihrer Farben- nüance wie bei Yucca versicolor. (301). 12) Clerodendron Thomsonae. Zur Be- kleidung von Mauern und Säulen in den Warmhäusern sehr empfehlenswerth. Der Kelch der Blüthe ist von schneeweisser Farbe, die der Blumenblätter dunkelroth. In Topf gepflanzt und gehörig geschnitten, kann man diesePflanze zu einem Bäumchen ziehen; die Cultur ist sehr leicht, sie liebt viel Feuchtigkeit, namentlich wenn sie in voller Vegetation ist. (312.) 13) Gesneria (Naegelia) cinnabarina ignea. Diese Pflanze kann als eine schöne Bereicherung der Warmhäuser betrachtet werden; sie unterscheidet sich von der Ty- pusart durch den carmoisin- oder eher feuer- rothen sammtartigen Ueberzug der Blüthen, Stengel, Blüthenstiele; auf 70 Cent. hohen Rispen sind gleichzeitig 3—400 Blumen ent- wickelt; zu Bouquets, Körbehen, Zimmerde- coration ist diese Pflanze sehr empfehlens- werth. (352.) 14) Gloxinia — Don Luis de Portugal Mad. la Comt.d’ Avila, M.Decaisne,M.Devinck, M. Barillet, M. Brongniart, M. Alphand. Alle diese verschiedenen (blau röthlich und dann graulich punctirt, auf weissem Grund, rothbraun punctirt auf blauem Grund, fer- ner dunkelblau und dunkelviolett) — wur- den durch künstliche Befruchtung erzeugt und zwar von Herrn Vallerand, der sie bei der Pariser Ausstellung hatte und durch die Herrn Thibaut und Keteleer in Sceaux (Seine et Oise.) in diesem Frühjahr in Handel bringt. (432.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 15) Lilium pseudotigrinum. Diese aus China stammende Lilie nähert sich in ihrer allgemeinen Tracht dem L. tigrinum, unter- scheidet sich aber von letzterer durch ihren eylinderförmigen, grünen Stengel und Man- gel an Brutzwiebeln,, so wie auch dadurch, dass die Blätter nur eine Rippe haben, wäh- rend L. tigrinum deren 3—7 zählt. (411.) 16) Lilium auratum rubrum. Unzählige Mengen, über 2000 Zwiebel, wurden binnen zwei Jahren aus Japan bezogen, von denen mehrere Varietäten in Tracht, Blüthe, Punk- tirung, Blatt, u. s. w. erhalten wurden — unter allen jedoch ist die angedeutete, Var. rubrum mit dem breiten rosenrothen Bande in der Mitte der Blumenblätter die pracht- vollste, sie ist in Besitz der Hrn. Vilmorin Andrieux et Comp. und noch nicht in Han- del gebracht. (362, 371.) 17) Moraea fimbriata. Verdient aus der Vergessenheit gezogen zu werden; — sie unterscheidet sich von den anderen Irisarten durch die gefranzten Blumenblätter, durch die schönen, lila goldgelbgestreiften Blüthen, durch den lieblichen Geruch und durch ihre fast zweimonatliche Blüthendauer. Hr. Jean Sisley ist bereit, diese Pflanze gegen Tausch anderer Irisarten (I. longipetala, ne- palensis, flavissima, susiana minor.) zu über- (271.) 18) Primula sinensis Lucien Simon. Der einzige Sämling mit doppelten Blumen. Auf einem kurzen kräftigen Stiel entfalten sich die zahlreichen carminrothen Blumen auf einem einzigen Quirl (in Gegensatz zu den anderen Varietäten, bei welchen der Stiel sich schon oft in mehreren Quirlen entfaltet), eine breite dichte Dolde bildend — ein wahres wundervolles Blumenbouquet in- mitten der Blätter! — Diese Primel ist seit November in Handel durch Louis Simon (zu 6 Francs per Stück.) (331.) 19) Grosseillier Billiard. Nach mehr- jährigen Bemühungen ist es Herrn Billiard lassen. |in Fontenay aux Roses gelungen, eine Sta- chelbeere ohne Stacheln zu ziehen, welche im verflossenen Jahre zum ersten Male ihre grossen länglichen, geschmackvollen Früchte brachte. (370.) 20) Framboisier Gain de Fontenay. Ein II. Neue Zierpflanzen. Abkömmling der amerikanischen Catavisa- Himbeere; diese neue Form ist remontirend und trägt bis in tiefen Frost hinein ihre schönen, geschmackvollen Beeren. (420.) 21) Pecher nain Daguin. Diese Pfir- sichart wird sehr oft mit dem Pöcher nain d’Orleans verwechselt, weil sich beide in ‚Ihrer allgemeinen Tracht etwas ähnlich sind — aber der Daguin hat kleine Blüthen, die Blätter mit Drüsen besetzt, und das Fleisch der Frucht löst sich vom Kerne. — Dieser Pärsichbaum eignet sich als Zierbaum, und ausserdem ist er auch sehr fruchtbar. (452). 22) Acer amoenum. Mit grünen gezähn- ten Blättern und rothen Blattstielen. (280.) 23) Acer ornatum. Mit durkelrothen Blättern, späterhin rothbraun. (300.) 24) Acer sanguineum. Mit purpurrothen Blättern. (280). 25) Acer Frideriei Guilliemiü. Mit An- fangs röthlichen, dann grünroth weiss ge- streiften Blättern. (300.) 26) Aralia Veitchi. Bemerkenswerth wegen der braunen Farbe an allen ihren Theilen, sowie auch wegen der Form der Blätter. (300.) 27) Bechorneria yuccoides Hort. (Bech. multiflora Hort.) Diese Pflanze, zum ersten Male in Europa zur Blüthe gelangt und von Hrn. Cochet in Suisnes bei der Pariser Ausstellung vorgezeigt — hat in ihrer Tracht und Inflorescenz etwas Yuccaartiges, die Form der Blumen jedoch nähert sich ei- nigen Alströmeria-Arten. Sie hat gelblich grüne weiche gebogene, 50 Cent. lange, 5—7 Cent. breite Blätter, der Blüthenschaft erreicht eine Höhe von 2 Meter und auch mehr und ist mit zahlreichen grünen Blü- then besetzt. (320.) 28) Broussonetia papyrifera urticaefolia. Bildet ein zierliches Bäumchen in Zwerg- form, buschig und dicht. Hr. Barth£re in Toulon ist der alleinige Besitzer, (440.) 29) Clematis hybrida Aurelia. Zur Sec- tion patens gehörig. Sie blüht sehr zahl- reich — Blumen blaulila. (346.) 30) Clematis John gould Veitch. Eben- falls eine Form von Clem. patens; wunder- volle grosse, gefüllte, oft monströse Blu- men von schöner Lilafarbe. (280.) 119 31) Coronilla Emerus lutescens (Cor, Billiardii.) Die Blüthe folgt ununterbrochen fort bis zum Eintreffen des Frostes und ohne diesen würde sie wohl fast immerfort mit ihren schönen, ganz gelben Blumen die Gär- ten zieren. (420.) 32) (upressus Hartwig monstrosa. Diese Zwergform, monströs durch Verkür- zung und Agglomeration der Zweige, ist wenn auch nicht von besonderer Schönheit, doch jedenfalls eigenthümlich. Der Mutter- stock (bei Hrn. Sahut in Montpellier) ist 80 Cent. gross, der Stamm ist verhältniss-. mässig sehr dick und zwischen den unzäh- ligen Aesten fast ganz versteckt. Die Zweige (deren Geruch der Typasart Cup. Hartwigii Carr. (Cup. maerocarpa Hartw.) gleich ist) sind von schuppenartigen Nadeln bedeckt, (440.) 33) Daphne speciocissima. Wahrschein- lich eine Form der D. indica — hat glän- zend grüne Blätter mit gelben breiten Strei- fen berandet. (300). 34) Ficus dealbata. Sehr dichte leder- artige, gegen 20 Oent. lange Blätter, welche an der Oberseite grün, an der Unterseite metallfarbig und mit silberglänzenden Haa- ren besetzt sind. (320.) 35) Ligustrum japonicum aureo-album. Ausgezeichnet durch Pracht und Schönheit der Panachure, die meist gelblich ist und dabei doch kräftig, was bei den panachirten Varietäten fast nie der Fall ist. (440.) 36) Panicum variegatum. Eine sehr zierliche Graminee, welche durch die Form ihrer rosafarbigen Blätter etwas der Bam- busa Fortunei nahestehen. (300.) 37) Populus angulata tortuosa. Mit sehr eckigen, gebogenen, oder in zickzack gedreh- ten grünen Aesten — es ist wohl kein schö- ner Baum, aber von ganz eigenthümlicher Form. (360.) 38) Populus Lindleyana Booth. Eine Zwischenform zwischen Weide und Pappel, daher auch unter Pop. salicifolia bekannt; Steudel führt sie als Synonym von Pop. monilifera. (380.) 39) Populus Simoni. Diese schöne Pap- pel gehört zur Section derPop. balsamea — mit den lederartigen dichten elliptischen, 120 14—18 Cent. langen, 9 Cent. breiten dunkel- grünen Blättern bietet dieselbe einen schö- nen Anblick. (360.) 40) Populus tormentosa. Eine sehr kräftige Art, auch als Forstbaum empfeh- lenswerth. (340.) 41) Primula cortusoides alba. Mit ganz weissen Blumen. (300.) 42) Primula cortusoides amoena. Mit zahlreichen, doldenförmig rosafargigen Blü- then. (300.) 43) Primula cortusoides grandaflora. Auch Pr. cortus. amoena alba — mit Blumen die äusserlich rosa lila gefärbt, innerlich möälchweiss sind. (300). 44) Primula cortusoides lilacina. Mit blasslila Blumenblättern, im Innern weiss gestreift. (300.) 45) Linum trigynum Roxb. Wenn auch | 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. keine Novität, so verdient diese Pflanze doch alle Beachtung, weil sie im Kalthause vom Herbst angefangen bis in’s Frühjahr ununter- brochen zahlreich mit Blüthen bedeckt ist und in Folge dessen eignet sie sich sehr gut für Wintergärten. (292.) 46) Dianthus dentosus hybridus (Vil.) Eine reichblühende Zwergpflanze, mit gros- sen einfachen, und doppelten verschieden- farbigen Blumen — diese Nelken blühen das ganze Jahr hindurch und sind sehr ge- eignet, um die Ränder der Körbchen (cor- beilles) zu umfassen. Aus den Sämlingen er- hält man immer neue Varietäten. 47) Dianthus superbus pumilus. Scheint ein Abkömmling des D. superbus und D.plu- marius zu sein und verdient besser bekannt zu sein. (Senoner.) IM. Netizen. 1) Die billigste Art der Stock- rodung. In einer kurzen Reihe von Jah- ren tauchte eine reiche Auswahl von Rode- maschinen auf, von denen aber bis jetzt noch keine ihren Zweck erfüllt hat. Man hat bei ihrer Construktion wohl die Noth- wendigkeit einer grossen Kraftentwicklung begriffen, aber nicht zur Genüge die Wider- standsfähigkeit unserer alten knorrigen Wald- stöcke berechnet. Die Stöcke der flach bewurzelten Stämme sind wohl die einzigen, die man bisher, aber nur bei geringer Stärke und in leichtem Boden, mit der Maschine roden konnte. Viel weniger leicht noch lassen sich die Stöcke von Eichen, Ahorn, Buchen, Tannen und vielen anderen Waldbäumen aus der Erde ziehen. Ich glaube desshalb, man gebe sich zur Zeit noch keinen Illusionen hin, und wer sich ja eine Rodemaschine anschaf- fen will, lasse sich vorher eine Probearbeit liefern, ehe erein anderswo besser verwerth- bares Kapital umsonst ausgibt. Der beste Rath, den ich aus praktischer Erfahrung allen Grundbesitzern geben kann, welche eine Waldfläche roden wollen, ist der, sich ein oder mehrere Dutzend gewandte Arbeiter aus solchen Gegenden zu verschrei- ben, wo man seit einem halben Jahrhundert das Stockroden betreibt. Diese Leute sind von Jugend auf mit der Arbeit vertraut, jede Handbewegung hat ihren Erfolg, und sie leisten gewiss mehr als alle Maschinen. Will man dies aber nicht thun oder sollten die gesuchtenLeute nicht zu haben sein, so mache man die einheimischen, in diesem Geschäfte weniger kundigen Arbeiter mit der Anwendung des Sprengpulvers ver- traut, welches in ausserordentlich sehwieri- | gen Fällen auch die Stockroder vom Fache zu Hilfe nehmen. Dieselben bohren den Stock senkrecht bis in’s Herz an, bei leicht bewurzelten Bäu- men kann dies je nach der Höhe des Stockes oft nur 6-3 Zoll tief geschehen, bei jenen mit Pfahlwurzeln lässt sich die Bohrung auch bis über einen Fuss tief machen; in die Oefinung wird zunächst 1—2 Zoll hoch III. Literatur, Lehm oder Thon gefüllt, festgeschlagen, darauf die Sprengladung gesetzt und der übrige leere Raum bis auf die enge Zünd- öffnung abermals mit Thon verkeilt. In die Zündröhre wird gewöhnliches Schiesspulver gegeben und obenauf gewöhnlicher Feuer- schwamm in Drahtform eingesteckt. In dieser Weise werden der Reihe nach 20--50 “ Stöcke angebohrt, die möglichst in einer geraden Linie längs der in Angriff genom- menen Rodefläche liegen, um jedes Unglück beim Sprengen zu verhüten. Mit dem Spren- gen darf nicht eher begonnen werden, bis alle Stöcke mit der Ladung versehen sind, und der Zündschwamm muss so lang sein, dass er wenigstens 10 Minuten zu brennen hat, bevor er das Pulver erreicht. Sind endlich alle Vorbereitungen getroffen , so gehen ein oder zwei vorsichtige Leute mit der Lunte und entzünden die Schwamm- stücke längs der ganzen Linie. Sie müssen immer 50—60 Schritte Vorsprung gewinnen, ehe der erste Schuss erfolgt; denn Holz- stücke und oft auch Steine fliegen nach allen Richtungen umher. Die Schüsse er- folgen nun in kurzen Zeiträumen gleich dem Entzünden des Leitschwammes. Waren die Stöcke gut angebohrt, so ist der Erfolg ein lohnender; der Stock wird in mehrere Theile zerrissen, die nur noch mit ihren Seiten oder an Theilen der ge- meinsamen Pfahlwurzel am Boden hängen bleiben und mit leichter Mühe herausgehauen IV. 1) Anleitung zum Planzeichnen nach der Lenn&’schen Methode. Ein Leitfaden zu:ın Unterrichte in Gärt- nerschulen, sowie zum Selbstunterricht junger Gärtner. Nebst einem Anhange mit den Hauptregeln zur Ausführung von Gartenanlagen. Von G. Burme- ster, Herzogl. Braunschweig’scher Hof- gärtner. Mit 10 Tafeln. Braunschweig 1867. Verlag von Fr. Vieweg u. Sohn, 121 und in kleinere Stücke zerlegt werden können. Unkundigen Bohrern missglückt bisweilen der Sprengschuss, wenn sie zu tief bohren oder eine unerwartete Seitenöffnung entsteht, wo sich der Schuss entladen kann. Dann muss man zu einer zweiten Bohrung schreiten oder den unteren Theil des Bohr- loches höher mit Thon verkeilen, ehe man die Sprengladung einsetzt. Die Arbeiter werden sich sehr schnell die praktische Er- fahrung aneignen und selbst am besten be- urtheilenlernen, wie und wo sie den Stock anbohren müssen. Das Sprengen der Stöcke ist immer an- zurathen, wo man die Arbeit im Taglohn ausführen muss; aber selbst die Leute, wel- che per Joch der Fläche oder nach der Cu- bikmasse des zu rodenden Holzes arbeiten, muss man in der Manipulation des Spren- gens unterrichten, damit sie den grossen Erfolg kennen lernen, für die nöthigen Pul- vervorräthe Sorge tragen, ihnen dieselben nach Bedarf käuflich überlassen und das Sprengen genau überwachen, da sie meist sich der Sorglosigkeit hingeben,, unvorsich- tig manipuliren und oft Unglück herbeifüh- ren, welches leicht verhütet werden konnte. Sind verschiedene Parteien auf einer Strecke gleichzeitig thätig, so ist die Aufsicht um so nöthiger, indem jeder Theil nur nach eige- nem Ermessen handelt, ohne den anderen zu berücksichtigen. M. P. Literatur. Mit einer angenehmen Ueberraschung erblickte Referent das angezeigte Buch, denn es fehlte an einer Anleitung zum Zeichnen von Gartenplänen. Was wir vor längerer Zeit aus Süddeutschland zu diesem Zwecke erhalten haben, ist Sudelei. Aber leider wurden unsere Erwartungen sehr getäuscht. Das Buch hat, obschon nicht einmal zwei Bogen stark, viele Fehler und Mängel. Der hauptsächlichste ist, dass es eine veraltete, 122 als unbrauchbar beseitigte Methode der Dar- stellung als Muster bringt und eigentlich nur diese lehrt, der zweite, dass der Ver- fasser sie die „Lenne’sche Methode‘ nennt. Diese Methode, welche der Verf. als Cha- rakterdarstellung (Charaktergruppen) be- zeichnet, weil darin der Charakter (Wuchs) der einzelnen Holzarten sich ausdrücken soll, was aber durchaus nicht erreicht wird, weil es nicht möglich ist, wurde allerdings vor 30 Jahren und länger von den zeich- nenden Gärtnern Potsdams und Berlins ziem- lich allgemein angewendet und von diesen nach allen Himmelsgegenden verbreitet, aber ob Lenn& der Erfinder war, steht wohl nicht fest, wenn er sie auch anwenden und lehren liess. Wir selbst waren von dieser „‚male- rischen“ Methode um jeneZeit sehr entzückt und haben manchen Sonntag und Winter- abend mit der Einübung derselben todtge- schlagen. Aber sobald unser Urtheil reifer und selbstständiger wurde, fanden wir diese Zeichnungen werthlos, und belächelten un- sere aufbewahrten vermeintlichen Kunstwerke. Jedenfalls hätte der Verf. feststellen müssen, ob diese Zeichnungsmethode des Baumschlags in den späteren und letzten Lebensjahren Lenne’s von ihm noch gutgeheissen wor- den ist. Dass dies eben nicht der Fall ist, beweisen alle Gartenpläne Lenne’s aus den letzten 10 Jahren und längerer Zeit. Wir be- sitzen eine ziemliche Anzahl von Lenne@’schen Originalplänen mit dessen Unterschrift, die, wenn sie auch in späteren Jahren, von dem grossen Meister nicht selbst gezeichnet, d.h. sauber ausgeführt worden sind, doch in ih- rer Manier von ihm gebilligt worden, von ihm entworfen worden sind. Keiner dieser Pläne erinnert in seiner Manier auch nur im geringsten an diese „Lenn@'sche Methode‘, sondern vielmehr an die einfache, welche Herr Burmester auf Tafel 10 seines Buchs angedeutet hat. Bekanntlich war der jetzige Hofgärtner G. Meyer die zeichnende Hand Lenne’s, und es.mögen wohl noch andre geschickte Zeichner der Lehranstalt die Vor- lagen Lenne@’s in’s Reine gezeichnet haben. G. Meyer’s grosses Werk: „Lehrbuch der Gartenkunst“ zeigte uns schon 1860, dass diese Methode aufgegeben war, und keine Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. neuere Zeichnung des Herrn Meyer, (wovon wir ebenfalls Originale besitzen,) erinnert daran. Lenne würde gegen diesen Miss- brauch seines Namens protestirt haben, und wir thun dies als Freund und Verehrer des Verstorbenen. Wer das Wesen eines Gartenplanes be- griffen hat, muss sogleich die Fehler dieser Methode einsehen. Gut ausgeführt sehen solche Pläne, noch mehr aber einzelne Bäu- me und Gruppen allerdings recht hübsch aus und bestechen Unkundige durch ihre Abwechselung. Aber die Darstellung ist ganz falsch, gibt kein richtiges Bild und verursacht Ungenauigkeiten. Die Bäume und Sträucher werden förmlich im Profil ge- sehen, während man doch alle übrigen Theile im Grundriss darstellt. Ueberdies fällt es zuweilen recht schwer, die Charakterdar- stellung durchzuführen, z. B. an schmalen Grenzpflanzungen. — Wir selbst haben es in der Planzeichnung nie zur Meisterschaft gebracht, wissen aber recht gut, wie ein Plan beschaffen sein muss. Eine bessere, richtige Methode der Planzeichnung zur Gel- tung zu bringen, ist nicht Sache der Kritik, weshalb wir auch unsre Meinung hier un- terdrücken wollen. Es kann nur diejenige Methodedierichtigere sein, welche ein richtiges Bild des Gartengrundstückes gibt. Dies ist nur der Fall, wenn man auch die Gehölze gleichsam nur von oben sieht, nur die von ihnen eingenommene Fläche bezeichnet, wo- bei manjede „malerische“ oder „charakteristi- sche‘‘ Darstellung weglässt. Wer sich an diese Manier gewöhnt hat, mag allenfalls die einzelnen Bäume so zeichnen und die Namen andeuten. Ueber das Buch selbst haben wir nach dieser Erklärung wenig zu sagen. Es er- füllt zur Noth, was es will, und mag als einfachstes ABC-Buch für junge Gärtner gel- ten, vorausgesetzt, dass man nur die tech- nische Anleitung beherzigt, nicht aber die Methode. Leider gestattet die Unbedeutend- heit der Pläne nicht einmal, dass der Verf. seine Methode, nach welcher sehr bestechende Zeichnungen geschaffen werden können, zur vollen Wirkung bringt. Was der Verf. über die Ausführung der Zeichnungen sagt, ist IV. Literatur. grösstentheils richtig und aus diesem Grunde ist das kleine Buch nicht ohne Werth. Be- denklich scheint uns der Schatten der Wege, welche dadurch an Schärfe verlieren. Ein etwas stärkerer Strich an der Schattenseite genügt vollkommen. Ferner empfehlen wir Vorsicht bei Anwendung der Mischung von Gummigutt mit Grünspanlösung zum Colo- riren des Rasens etc. Wir haben diese be- queme Mischung vielfach angewendet, aber, wenn wir die Zeichnungen nach einiger Zeit wiedersahen, fanden wir sie sehr unvor- theilhaft verändert, weil das Gummi zu sehr hervorgetreten war. Auch die bei dieser dünnen Mischung so leicht mögliche Gleich- mässigkeit der Farbe gelingt nur, wenn man bei jedem Pinsel voll das Ganze bis zum Boden umrührt, sonst bekommt man zuletzt nur das zu Boden gesunkene Gummi- gut in den Pinsel. Ein Anhang gibt die Hauptregeln für Gartenanlagen. Wenn man hört, dass auf 7 Seiten die Gruppirungen, Pflanzungen, buntblätterigen Pflanzen, Wege, Blumenbeete etc. besprochen werden, so wird man uns beistimmen, dass Nichts besser gewesen wäre. Wir hörten schon länger, dass von Potsdam aus eine Anleitung zum Planzeich- nen nach der Lenn@’schen Schule beabsich- tigt sei, und halten es für Pflicht, nach die- sem abermaligen unglücklichen Versuche, die dazu geeigneten Persönlichkeiten aufzu- fordern, endlich diesen Gedanken auszu- führen. Spasshaft klingt das Verbot der Ueber- setzung in andre moderne Sprachen, welches Verf. dem Buche vorgesetzt hat, Ye 2) J. Linden’s Reise in Columbien in den Jahren 1840 — 1844, Der Name des Herrn J. Linden ist gegenwärtig im Munde aller Gartenfreunde, Sein Etablissement in Brüssel ist ja aus- schliesslich der Einführung schöner neuer Pflanzen in die Gärten Europas gewidmet. Sein Name steht daher mit so vielen Pflanzen in inniger Verbindung, die in kurzer Zeit sich in den meisten Gärten Europas verbreiteten oder zur Zahl jener Prachtpflanzen gehören, 123 in deren Besitz zu gelangen, das Streben der Gartenfreunde ist. So ist es nun schon seit einer Reihe von Jahren. Eine Neuigkeit drängt die an- dere, eine Pflanze übertrifft noch die andere an Schönheit von Blättern oder Blumen. Auf allen Ausstellungen wurden Hrn.J. Lin- den, der da mit den Etablissements von Veiteh und Söhnen, von Bull, Low, Henderson, Ambr. Verschaffelt, und vielen anderen concurrirte, die ersten Prä- mien für seine Einführungen neuer schöner Pflanzen zuerkannt. Alles dies ist allgemein bekannt. Weni- ger allgemein bekannt ist es aber, dass Hr. J. Linden, der von Jugend auf, mit der ganzen Kraft und Energie eines intelligenten Mannes sich dem Studium der Naturwissen- schaften und namentlich dem Studium der Botanik gewidmet hatte, selbst im Auf- trage der Belgischen Regierung, bedeutende und wichtige Erforschungs-Reisen unternom- men hat, bevor “er sein jetzt so berühmt gewordenes Etablissement gründete. So von 1835 bis 1837 in Begleitung der Herren Funk und Ghiesbreght nach Brasilien, und 1837 bis 1841 nach Mexiko. Seine letzte und bedeutendste Reise war aber die, die er in Begleitung von Herrn Schlim von 1841 bis 1845 zur Erforschung der Pflanzen-Schätze Columbiens unternom- men und durchgeführt hat und deren Re- sultate für die Wissenschaft unser geehrter Freund mit dem Jahre 1867, im Verein mit Hrn. Professor Planchon, zu publieiren be- gonnen hat. Im Jahre 1841 landete er im December in La Guayra. In den ersten Monaten 1842 untersuchte er die Küsten-Cordilleren Vene- zuela’s. Er hatte sein Hauptquartier in Cha- cao am Fusse der Silla aufgeschlagen, be- stieg die Silla (2630 Metr.) und die Naiguato- Cordillere (2800 Metr.), und untersuchte die Provinz Caracas. Am 5.Mai verliess Linden Caracas, ging nach Valencia, Puerto-Cabello und von da nach derProvinz Barquisimeto, weiter durch Urachiche und Yaritagua bis Barquisimeto, wo er am 1. Juni anlangte. An diese letztere Stadt grenzen die 124 Steppen von Quibor bedeckt von Opuntien, Capparis-Arten und stacheligen Mimosen, während die hohen Spitzen der Cordillere von Trujillo den Horizont begrenzen. Von der Tocuyo aus, musste Linden’s Expedi- tion den vom Regen geschwollenen Fluss gleichen Namens überschreiten und büsste‘ dabei 2 Maulthiere mit einem grossen Theil der gemachten Sammlungen und Reiseeffek- ten ein. Von Humucarobaja aus bestieg er die Cordillere. In einer Höhe von 2750 M. fiel die Temperatur so tief, dass des Mor- gens Reif eintrat. Eine schöne reiche Alpen- flora, ein eigenthümliches Farn (Jamesonia scalaris Knth.). die in Cultur so schwierigen Espeletia-Arten etc. fanden sichhier, so wie überhaupt die Flora nun immer mannich- facher und reicher wurde. Acht Tage später überstieg Linden die Cordillere Paramo de Mucuchier in einer Höhe von 4012 M. und langte dann in Me- rida, der Hauptstadt der gleichen Provinz an. Nun wurden die Provinzen Merida, . Trujillo, und Neu-Granada, Soto, Socorro, Velez untersucht und Ende Oktober 1842 langte die Caravane in Bogota an. Nachdem sich Thiere und Menschen hier etwas von den enormen Anstrengungen der Reise erholt, stiegLinden aus der kalten Region in das Gebiet des Rio Magdalena Flusses herab, überschritt den Strom, durch- schritt die Ebenen von Espinal und blieb eine Zeit lang in Ibagu&, der Hauptstadt der Provinz Mariquita. Diese Stadt liegt am Fusse der hohen Gebirge von Quindiu und des majestätischen Piks von Tolima, dessen schneebedeckter Gipfel die östlichen Cordil- leren Neu-Granadas hoch überragt. — Am 1. Januar 1843 begann Linden den Tolima zu besteigen und erreichte am 9. Tage in einer Höhe von 4930 Meter die Schneegrenze. Linden untersuchte diese Gebirge wie die mächtigen Wälder von Quindiu, ging bis Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Cartago und dann zurück durch Ambalema Honda, Guaduas, Bogota, Pamplona, Merida, Trujillo, Varinas und kam am 17. August 1843 in Caracas an. Per Schiff ging Linden nun nach Puerto- Cabello und nach 6 Wochen Aufenthalt da- selbst nach Rio-Hacha. Der Zweck dieser Reise war die Untersuchung der unbekannten Sierra-Nevada von Santa-Marta, welche von den Auruacos-Indianern bewohnt ist. Zu diesem Zwecke verliess Linden Ende Januar 1844, in Begleitung vom Gouverneur der Provinz und mehreren anderen Rio-Hacha, untersuchte diese ganze Gebirgskette und erstieg sie bis zu einer Höhe von 4800 M. Nach Rio-Hacha zurück-gekehrt, machte unser Reisender noch eine Excursion in das Innere von Guayra.. Am 4. März schiffte sich Linden nach Kingston in Jamaica ein, besuchte die Blauen Berge, schiffte sich dann nach Santiago in Cuba ein und unter- suchte als erster die hohen Gebirge des östlichen Theils dieser Insel und entdeckte in Laufe von 6 Monaten mehrere Hundert neuer Pilanzen-Arten. Im Jahre 1845 kehrte endlich Linden nach Europa zurück und ward zum Direktor des Zoologischen Gar- tens zu Brüssel ernannt. Zugleich gründete J. Linden nun sein berühmtes Etablissement zur Einführung neuer Pflanzen, ein Etablissement, das in solcher Grossartigkeit eben nur ein Mann gründen konnte, der an Ort und Stelle die Natur der Pflanzen studirt hatte, die er in die Gärten Europas einführen wollte. Funk und Schlim, Linden’s frühere Reisegefährten waren es, die in dem ersten Jahrzehnt, die grösste Masse von Pflanzen sammelten, die durch Linden verbreitet wurden, da beide kurz nach Lindens Rückkehr nun die Län- der für Linden’s Rechnung ausbeuteten, die Linden früher selbst besucht hatte, (E. R.) IV. Personalnotizen. 125 V. Personalnotizen, Neuestes, Correspondenzen ete. 1) Am 22. Januar starb in Erfurt der Handelsgärtner J. C. Schmidt, Gründer der bekannten Firma und der Industrie und des Handels mit getrockneten Blumen. Schmidt war einer jener strebsamen klugen Köpfe, die ohne wissenschaftliche Bildung in je- dem Fache etwas Tüchtiges werden. Als Wachswaarenfabrikant besass er einen klei- nen Garten mitten in der Stadt, welcher neben seiner Wachsbleiche auch Blumen ent- hielt. Nach und nach wurden deren mehr, der Bleichgestelle Wachs weniger. Schmidt zog Samen von einzelnen Blumen, vermehrte Neuheiten ausserordentlich rasch, und wurde Handelsgärtner, fast ohne es zu bemerken und ohne sein Geschäft, (wie er eine Art Künstler war,) aufzugeben. Er reiste alljährlich nach England und Belgien, ohne ein Wort Englisch oder Französisch zu verstehen, kaufte dort die neuen Geor- ginen, Fuchsien und Verbenen und machte damit in Deutschland gute Geschäfte. In Neuheiten von Florblumen war er in Erfurt Jahre lang der Erste. Allerdings bekam man von J. C. Schmidt, weil alles schnell verkauft werden sollte, winzige Pflänzchen, die oft schon auf dem Transport zu Grunde singen. Vor etwa 25 Jahren fing Schmidt ganz im Kleinen die Fabrikation aus trocknen Blumen an, welche jetzt eine so ungeheure Ausdehnung und grosse Vollkommenheit er- reicht hat. Die Pflanzengärtnerei wurde im- mer vollkommener und ausgedehnter, so dass der Stadtgarten eigentlich nur noch für Topfpflanzen vorhanden war. Nach Grün- dung der Gärtnerei von Haage und Schmidt (Sohn von J. C. Schmidt) von Erfurt über- gab Sch. seine Gärtnerrei seinem jüngeren Sohne und Schwiegersohne, und legteneben der genannten Gärtnerei eine neue an. Lei- der war ihm nicht vergönnt, noch einmal seine Thatkraft zu erproben, denn er starb vor der Vollendung des neuen Gartens. J. für 2) Herr Sohrt in Narwa schreibt uns: „Mit Vergnügen sah ich in Ihrer Flora den Bericht über Ihr Pomologisches Institut, und fand grösstentheils die schon hier gemach- ten Erfahrungen bestätigt, doch erlaube ich mir Ihnen noch ein hier angewandtes Ver- fahren mitzutheilen, welches mir den besten Erfolg gewährte. Anstatt die Wilalinge im Winter im Erdkeller zu kopuliren und dann auszupflan- zen, versuchte ich es, dieselben im Sommer auf das schlafende Auge zu oculiren und dann im ersten Winter mit dem angewach- senen Auge im Keller oder in bedeckten Gruben zu überwintern, wobei sie nur gegen die äussere Temperatur, aber durchaus nicht gegen stärkere Fröste geschützt waren; — der Erfolg war ein überraschender und über- traf den der Winterveredlung hinsichtlich des Anwachsens bedeutend. Die jungen Triebe waren bedeutend kräftiger und früher und mithin im Herbste besser gereift, wes- halb sie auch im folgenden Winter weit weniger zurückgingen.“ Wir bemerken hierzu, dass wir dieses Verfahren bei Kirschen, Pflaumen und zar- ten Birnen gleichfalls befolgt haben. (E. R.) 3) Herr E. Mayer, unser sehr geehr- ter Mitarbeiter, bemerkt uns über das plötz- liche Absterben von Cyathea princeps, dass solches im Winter entweder durch zu weniges Begiessen bedingt werde, indem die Pflanze auch im Winter gegen Trockniss sehr empfindlich sei. Die Folge der Trocken- heit ist plötzliches Abtrocknen der Wedel. Ein zweiter Grund, ist anhaltender Mangel an Licht, während der kürzesten Tage im Winter. In Folge dessen bleichen die Blätter und faulen dann. Auf diese letz- tere Weise haben wir im kais. bot. Garten in St. Petersburg, nun 3 Jahr nach einander, während der kürzesten Wintertage, wo es bei unseren Schneemassen oft wochenlang nicht hell in den Häusern wird, unsere jungen Pflanzen von Cyathea princeps verloren. (E. R.) 126 4) Herr Schomburgk, Direktor des Botanischen Gartens in Adelaide theilt uns unter'm 29. December 1867 mit: Die gegenwärtig sich durch die Sen- dungen derHerren Ferd. Müller (Direktor des Botanischen Gartens in Melbourne, ein Mann, der jährlich Massen von Pflanzen und Samen nach Europa sendet und unserm deutschen Gartenwesen grosse Dienste ge- leistet hat) und durch Hrn. Schomburgh sich in deutschen Gärten immer mehr Ein- gang verschaffenden Erdorchideen Neuhol- lands, als die Gattungen Diuris, Caladenia, Pterostylis, Glossodia etc., kommen in der Umgegend von Adelaide gemeinschaftlich vor. Hier wachsen sie auf sandig-lehmigen Boden, an den Abhängen des höhern Berg- landes. Vorige Woche, schreibt Hr. Schom- burgk weiter, (also während unseres Weih- nachtsfestes), hatten wir wieder fürchterliche Tage. Das Thermometer zeigte 111° F. (351/, R.) im Schatten und 1570 F. (56° R.) in der Sonne. Sie können denken, welche Verwüstungen diese Temperatur, besonders auch unter den einheimischen Pflanzen an- richtete. — Da könnten wir hier uns in Petersburg etwas von dem dortigen Ueberfluss an Wärme ausbitten. Während Deutschland einen milden Winter hatte, hatten wir hier in Petersburg einen Winter wie 1812. Ende October (Erste Woche Nov. n. St.) win- terte es ein und seit dem 26. Octbr. bis heute (24. Febr. a. St. 7. März n. St.) hat- ten wir beständige Kälte. Gestern Nacht fiel das Thermometer noch auf — 12° R. und heute bei Schneefall auf — 10° R. Im Januar hatten wir die tiefsten Temperatur- grade, die ich in den 13 hier verlebten Win- tern erlebte, nämlich in Petersburg in der Stadt — 32° R., im Botanischen Gaiten — 34° R., ausserhalb des Stadtgebietes, wo auch des Referenten Pomologischer Garten liegt — 36 bis — 38° R., je nach der Lage. Es dürfte unsere Leser interessiren zu er- fahren, dass diese tiefen Temperaturstände, wie es bis jetzt scheint, keinen so beson- ders schädlichen Einfluss auf unsere Obst- bäume ausgeübt. Dieselben hatten ihren Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Trieb gut ausgereift, der Blätterfall war na- türlich und im vollkommensten Ruhezustand der Bäume traten diese tiefen Temperatu- ren ein. Das gefährlichste Wetter für zarte Sorten tritt bei uns im März ein, wenn unter’m Ein- fluss der Sonne es des Tags thauet und Nachts noch Temperaturen von — 10 bis — 15° R. einfallen: dann regt sich schon neues Leben in den Pflanzen und solche sterben ab. Auch im Herbste einfailende hohe Kältegrade haben einen gleich schäd- lichen Einfluss. (E. R.) 5) Herr Sieckmann in Köstriz schreibt: Indem ich mein Verzeichniss für 1868 über Georginen, Rosen, Gladiolen, Topf- und Freilandpflanzen, sowie Gemüse- und Blumensamen hiermit bestens empfehle, glaube ich, ganz besonders auf meine, schon mehrere Dutzendmal, zuletzt auf der Pariser Weltausstellung preisgekrönte Georginen- Sammlung aufmerksam machen zu dürfen, da diese durch unermüdliche Züchtung eine solche Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit erlangt hat, dass wir dadurch auf die früher so gepriesenen französischen und englischen Züchtungen verzichten können. Mancher Gartenfreund, der seither aus Mangel an Platz auf die Georginen-Cultur verzichten musste, findet jetzt in meinen Zwerg-Geor- ginen, die bei freiem Standort nicht über 2 Fuss hoch werden, Sorten, die sowohl als Einzelnpflanzen in kleinen Gruppen, so- wie ganz besonders zur Topteultur einen vom Juni bis zum Eintritt von Frostwetter ununterbrochenen Flor bilden. Meine Sammlung, aus welcher alle Sor- ten ausgeschieden sind, die nicht auf ersten Rang Anspruch machen können, ist in 8 streng geschiedene Klassen eingetheilt: I. Klasse, Flachform; II. Halbkugelform ; Il. Kugelform ; IV. Pyramidenform; V. Ro- senform; VI. Turbanform; VII. Chrysanthe- mumform ; VIII. Asterform. — Diesen con- stanten Formen reihen sich noch einige neue an, die in meiner neuesten Samenschule entstanden sind, nämlich Paeonien-, Scabio- sen-, Ranunkelform etc., die ich aber erst V. Personalnotizen. dann in den Handel geben werde, wenn sie sich durch nochmalige Cultur als constant erweisen. _ J. Sieckmann. Blumist und Handelsgärtner in Köstritz. 5) Der General Herr Baron von Tys- senhausen in Kronstadt theilt uns seine in den letzten Jahren gemachten verglei- chenden Versuche, über das Aushalten der von ihm bezogenen Fruchtbäume, mit. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Winter von 1865 auf 1866 und von 1866 auf 1867 zu den ungünstigsten gehörten, die wir seit langer Zeit hatten. Namentlich richtete der Winter von 1866 auf 1867 enormen Schaden unter den zarteren Obstsorten an. Das Resultat dieser uns speciell mitge- theilten Versuche war, dass von 115 schö- nen starken und gesunden, aus Riga bezo- genen Apfelbäumen, die auf dem Gute des Hrn. Baron von Tyssenhausen in Jamburg- schen Kreise auf die sorgfältigste Art ein- gepflanzt wurden, von 1865 auf 1866 im Ganzen 43 Stück und von 1866 auf 1867 im Ganzen 80 Stück ausfroren, also 1867 nur noch 25 nicht getödtete Exemplare übrig blieben. ‘ Von 147 Stück Apfelbäumen, die aus dem Pomologischen Garten des Referenten bezogen wurden, gingen dagegen im Ganzen im gleichen Zeitraum und unter gleicharti- gen Verhältnissen, nur 35 Stück zu Grunde. Sehen wir die specielle Liste nach, so befinden sich unter den abgefrornen , vor- zugsweise einzelne zartere Sorten, so ein kleiner süsser Borstorfer (Karabowka), der sonst in unserem Obstgarten ganz dauerhaft war, ferner die bei uns in harten Wintern stets zarten Calvillen, der Weisse Som- mer- und der Rothe Herbst-Calvill, sowie endlich der Aport (Kaiser Alexander), sowohl der Winter- wie der Sommer- Aport, — Sorten, die um Petersburg stets zart sind. Unsere Leser mögen daraus ersehen, was den ÜUnterzeichneten dazu vermochte, im hohen Norden, einen Pomologischen Garten anzulegen, indem der ÜUnter- chied zwischen den in Peter sburg angezo- 127 genen Exemplaren und den in den mildern Östseeprovinzen angezogenen, schon so be- deutend ist. Dazu kommt, dass junge Exemplare von unsern Wintern viel mehr leiden, als ältere Exemplare, da wir von manchen un- serer zartesten Sorten grosse gesunde Exem- plare um Petersburg kennen, und dass die beiden genannten Winter die bösesten seit langer Zeit waren. Wenn also den Anpflanzungen günstige Winter folgen, werden die Resultate noch viel günstiger sein müssen. (E. R.) 6) Internationale Gartenbau- Ausstellung in St. Petersburg. Der Gartenbauverein in St. Petersburg hat in seiner zweiten Sitzung im Januar, die Com- missionen für die Internationale Ausstellung gewählt, mit der Bestimmung, dass die ein- zelnen Commissionen ermächtigt sind, zu ihrer Sitzung noch alle diejenigen Mitglieder des Vereins zuziehen zu können, von denen solche glauben, dass deren Mithülfe von Nutzen sein könnte. Die Commissionen constituirten Anfang Februar in folgender Weise. sich I. Sektion für den Congress. Präsident E. Regel. Sekretär Hr. Ro- sanow, Physiolog am Kais. Botan. Garten. Mitglieder: Professor Beketow, G. Buck, Professor Taminzin. Mitglieder: Wirklicher Staatsrath Gernet, Professor Merklin, Akademiker und wirklicher Staatsrath Ru- precht. II Sektion für die Geschäfte, (Ausarbeitung der Programme, Verwal- tung, Correspondenz.) Präsident: Wirklicher Staatsrath Maximowicz. Sekretär: Herr Otzolig. Mitglieder: Wirklicher Staatsrath Wolkenstein, (Sekretär des Vereins), E. Ender, Obergärtner am Botan. Garten, Herr Karasewitsch, General Kino- witsch, Geheimrath Klingenberg, Staats- rath Posemkowski, Herr Petlin, Gene- ral Mandelstern, E. Regel. 128 II. Commission für den Bau und Einrichtung der Ausstellung. Präsident: A. Rochel, Handelsgärtner. Sekretär: Wirklicher Staatsrath Kasa- tschok. Mitglieder: Herr Bergemann, (Obergärtner bei Golenischchew), Wirklicher Staatsrath Gromow, N. Gratschew, (Obergärtner bei Saposchnikow), J. Gra- tschew (Gemüsegärtner und Ehrenbürger), A: Sewerin, Obergärtner im Bot. Garten, Sokolow, Ingenieur-Oberst und Architekt, Stegemann, Handelsgärtner. IV. Sektion für Empfang der Gäste und Einrichtung von Excursionen, der Festlichkeiten etc. Präsident: Muchortow, Wirklicher Staatsrath. Sekretär: Mzekewitsch, Staats- rath. Mitglieder: Baranow, General, Auguste, Restaurations-Besitzer, Dahler, Makler, Fritsche, Akademiker und wirkl. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Staatsrath, F. v. Herder, Kustos im Botan. Garten, Höltzer, Obergärtner im Bot. Gar- ten, Rorbek, Staatsrath, Saposchnikow, Commerzienrath; Siesmeyer, Obergärt- ner auf Krestowsky, Treffurt, Zollbeam- ter, Stock, Fabrikant. — An Stelle des Herrn Präsidenten des Vereins, des General-Adjutanten Sr. Majestät, General-Major und College des Finanz-Mini- sters „Herrn v. Greig,“ wurde der Vice- präsident des Vereins „E. Regel‘ beauftragt, den Vorsitz bei den vereinigten Sektionen zu führen. Die Beschlüsse der Sektionen werden dem Vorstand des Vereines, in dem der Herr Präsident den Vorsitz selbst einnimmt, eingegeben und gehen durch diesen an den verein, bevor solche publizirt werden. — Das definitiv angenommene Programm soll im Mai veröffentlicht und versendet werden. — (E. RK.) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Rhododendron calophyllum Nutt %. lon gifolium. (Siehe Tafel 577.) Ericeae, R. calophylium Nutt. in Kew. Gard. misc. V. pag. 362. — Hook. Bot. Mag. tab. 5002. 8. longifolium; foliis ob- longo-lanceolatis in petiolum usque pol- licarem attenuatis, staminibus stylo eximie brevioribus. — Die beistehend abgebildete Alpen- rose Bhotan’s rechnen wir zu den schönsten dieser herrlichen Pflanzen- gruppe. Bildet einen stark verästelten bis 10 Fuss hohen Strauch, der seine weissen köstlich duftenden Blumen in 3—5-blumigen spitzenständigen Dolden trägt. Die ziemlich lange Blumenröhre besitzt von aussen einen schwach röth- lichen Schimmer. Schmalere länger gestielte Blätter und Staubfäden, die bedeutend kürzer als der Griffel, unterscheiden unsere Pflanze von der Form, die Hooker als R. calophyllum beschreibt und abbildet. | ähre. — V. 1868. Da die andern Charaktere übereinstim- men, zweifeln wir nicht daran, dass un- sere Pflanze, die wir unter einem fal- schen Namen aus England erhielten, nur als Form zu R. calophyllum zu stellen ist. Cultur gleich der der andern Rho- dodendron von Bhotan und vom Hima- laya. Die Blätter tragen auf der unteren Fläche wie die Blattstiele kleine, anfangs weisse, später bräunliche runde Schüpp- chen. An den jüngsten Blättern sind solche auch auf der Oberfläche vorhan- den, fallen hier aber später ab. Kelch- lappen kurz und abgerundet. Die Lap- pen der Blumenkrone länglich oval, vorn abgerundet oder mit aufgesetztem Spitz- chen, am Rande wellig. — Staubfäden ungefähr 26, kürzer als die Blumen- (E. Rgl.) 130 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Galanthus latifolius * (Siehe Tafel 578 Fig. 1.) Caucasische Zwiebelgewächse, Dense caespitosus. Folia margine plana, latissima (9—12lin.), spathulato- lanceolata, in planta deflorata fere lon- gitudine scapi, 3/,—1 pedalia, laete vi- ridia, nervis longitudinalibus plerumque undulatis. Ovarium hemisphaericum. Auf Alpenwiesen Ossetiens, nament- lich auf dem Berge Gudgora, von der Station Godaur bis gegen die Ueber- gangsstelle der alten Strasse am Kreuz- berge, 1270—1200 Toisen (7620—7200 Par. Fuss) oder etwas tiefer, in grosser Menge, blüht im Mai; ich erhielt von dort her Exemplare durch Hrn. Bayern, den (8.) 20. Mai 1860 beinahe verblüht gefunden; auch Hr, Owerin hat sie da- selbst 1861 etwa 2 Wochen später blü- hend beobachtet. Vollkommen überein- stimmende Exemplare fand Hr. Radde im Dadian’schen Snanetien, an den Quellen des Zchenis-zchole, am Westfuse des Berges Tschitchars, in der Nähe von Schneeflecken in der alpinen Region 6—8000 Fuss, am 25. Juni 1864 bei- nahe verblüht halbentwickelten Früchten. Die angegebenen Merkmale unter- scheiden dieses neue Alpen-Schneeglöck- chen leicht von @. plicatus M. Bieb. und Fischer 1819, einer Art, die auf dem schattigen Bergzuge des Südufers der Krimm überall häufig vorkommt. Die Blätter von 6. plicatus sind nicht grün, sondern grau bereift. werden nach der Blüthezeit doppelt breiter, allein nur bis 6 oder höchstens 9 Linien; im getrock- neten Zustande sind sie steif und glän- zend (nicht dünn und schlaff wie bei G. latifolius), alle Nerven sind vollkom- mit men gerade, der Blattrand ist der gan- zen Länge nach zurückgefaltet, was man auch noch ’m Herbarium, wenigstens gegen die Basis zu deutlich wahrnimmt, die Zwiebeln sind noch grösser als bei G. latifolius und wahrscheinlich nicht in Klumpen zusammengehäuft. Im Peters- burger kais. botanischen Garten über- wintert diese Art im Grunde, blüht Ende April oder Anfang Mai n. St. und zwar noch früher als G. nivalis, Crocus ver- nus et Susianus, sogar zuweilen noch vor Colchicum Szovitsii (30. März) 11. April n. St. Sie scheint ausschliess- lich der Krimm eigenthümlich zu sein, wo G. nivalis und dessen Formenkreis nicht vorkommt. G. plicatus in Kunth Synops. V, 471 aus dem Caucasus und Iberien von Szovits, ebenso wie in Le- debour’s Fl. Ross. von Wilhelms aus Grusien, bei ©. Koch und Steven Fl. Taur. n. 1390 von ebendaher — ist wahrscheinlich nur G. nivalis $. major. G. plicatus Hohenacker Catal. 1833 aus bebuschten Bergen bei Schuscha ist von ihm selbst 4 Jahre später für G. nivalis verbessert worden und wegen G. plica- tus Buhse Enumeratio vom Talyphge- birge vergleiche man weiter unten G.ni- valis y. caspius. Von kräftigen Exemplaren des G. ni- valis 8. major unterscheidet sich G. la- tifolius: durch klumpenförmige Anhäu- fungen der etwas grösseren Zwiebeln, was bei jener niemals vorkommt, durch lebhaft grüne und nicht intensiv grau bereifte Blätter, die nur selten bis 6 Li- nien breit werden, vielleicht auch durch I. Originalabhandlungen. die reifen Samen, die man bis jetzt noch nicht kennt. Zur Vergleichung folgt hier noch der Formenkreis von G. nivalis, genauer charakterisirt. G. nivalis L, Bulbi subovoidei non agglomerati. Folia margine non revoluta, linearia, rarius sublanceolata, plerumque leviter glaucescentia, 2—4 lin. lata. Scapus 2--6 pollicaris. Pe- tala exteriora 5—10 lin. longa, 21/,—3 plo. angustiora, Ovarium cylindrico-ob- longum vel obovatum. — Im mittleren westlichen Europa, im nördlichen ver- wildert bis in’s südliche Schweden. In Russland bloss in Wäldern bei Kiew, blüht im März und April (Rogowicz n. 1144); Volhynien und Podolien (Besser 1822. p. 14, 55) die daselbst erwähnte breitblätterige grössere Form aus dem südlichen Podolien von Andrzeiowski ge- hört wahrscheinlich zu ß. major Red. Von Stawropol liegen ein Paar Exemplare von Höfft vor; die schwer von dem ty- pischen G. nivalis zu unterscheiden sind; ebensolche, nur mit kugeligen Ovarien, fand ich südlich von Tiflis zwischen Kod- stori, Elpi und Elisebeththal. Es ist noch nicht ausgemacht, ob die typische Pflanze in die folgende var. major übergehe oder auch nur mit ihr beisammen wachse. Die Ex. non Szovits sind vielleicht an 2 verschiedenen Orten der Umgebung von Tiflis gesammelt. ß. major Redout& (in deser. tab. 200. Omni ex parte major quam typica planta. Bulbi subglobosi. Folia intense glauca, oblonga, 4—6 lin. lata, firma. Scapus nonnumquam pedalis. Petala exteriora praesertim latiora, 9—10 lin. longa, 2—3 plo angustiora. Könnte leicht eine eigene Art sein, besonders wenn sich noch Unterschiede in den Samen vorfinden sollten. In diesem Falle müsste sie G. Clusii Fischer oder 131 Byzantinus heissen, denn bereits Clu- sius beschreibt sie in der Stirp. Panno- niae 1583 als Leucojum bulbosum By- zantinum nach blühenden Zwiebeln aus Konstantinopel; erunterscheidet sie ziem- lich gut von dem gewöhnlichen G. ni- valis durch breitere Blätter, diekere Blü- thenstiele, doppelt grössere Blumen, die keineswegs geruchlos sind, sondern wie Leueojum vernum oder noch angenehmer riechen. Ich fand sie oft und häufig bei Tiflis in der Kodshori Schlucht, wo sie nicht tiefer als 390 Toisen herab- steigt und von da bis auf die bewalde- ten Höhen von Kodshori bis 730 Toisen hinauf; hier blüht sie vom (1.—22. März oder) 12. März bis 2. April n. St.; 3—4 Wochen später waren, selbst auf den höheren Orten, bereits alle Exem- plare abgeblüht, aber noch nicht verwelkt. Die Blumen besitzen einen Honiggeruch, der Blüthenschaft wird später so lang wie die Blätter; die immer graubereift sind, allein die Breite derselben variirt bis 3 Linien und des Ovarium ist ent- weder kugelrund oder auch oval; die Pflanzen stehen vereinzelt und nie in Klumpen beisammen. Sie macht dermas- sen den Eindruck einer eigenen Art, dass selbst die getrockneten Exemplare von Szovits durch C. A. Meyer als @. Imperati Bertoloni 1839 abgetrennt wur- den. Ausser dieser scheint noch G. mon- tanus Schur, Fl. Siebenb. 1866 Synonym zu sein. Im eigentlichen Caucasischen Gebirge sah ich diese Form nur auf den südlichsten Ausläufern in den Berg- wäldern beim Kioster Mortkopi, 20 Werst N. von Tiflis, in einer Höhe von 600 Toisen, am (15.) 27. April n. St. mit halbreifen Früchten. Weiter östlich da- von, in den Vorbergen Cachetiens zwi- schen Titlis und dem Alasan, vielleicht sogar bei Sabui und Kwareli) fand sie Güldenstädt im Februar 1772, ebenso 9» 132 am Terek (Reise I, 419, 191). Der letz- tere Standort ist etwa 38 Werst von Mosdok, in der Nachbarschaft der Ingu- schen und Kisten, zwischen den Terek und der Sundsha, genauer nach Gülden- städts handschriftlichen Notizen (S. 37) auf schattigen Vorbergen der kleinen Kabarda hei den Bächen Jamagur und Kurp, mit Scilla blühend (3.) 15. März 1770 und hieher gehört auch Leucojum vernum (non L.) Güldenst., so wie der Standort vonG. nivalis in Falk’s Beitr. II (1786) 156), am Terek bei Mosdok, wo Falk nie war. Die Güldenstädt’sche Pflanze ist vielleicht die typische G. ni- valis, wofür er sie auch hielt. In Ku- tais soll Galanthus im Januar, zuweilen schon am (29. November) 11. December n. St. blühen und (Anfang) Mitte März völlig abgeblüht sein. y. caspius.“ Fere pedalis, flac- cida. Folia 4—6 lin. lata sublinearia, (in sieco) viridia, scapum florentem ae- quantia vel excedentia. — In den Wald- niederungen am Caspischen Meere. Len- koran (Hohenacker); Astrabad vom Nov. bis Febr. blühend (Buhse) und Ghilan, woher viele charakteristische Exemplare vorliegen, die von der Reise S. G. Gme- lin’s abstammen, und von Enzeli bis Abeknar durch Hablitzl gesammelt sind, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im Januar blühend, Mitte Febr. schon verblüht mit fast reifen Früchten (Gme- lins Reise und Hablitzl mss. 1771, 1774 n. 46). Die Ghilan’sche Pflanze ist der typischen schmalblätterigen G. nivalis ganz unähnlich und auch andererseits schwer mit der var. major zu vereinigen, Letztere behält selbst im Herbarium die graue Farbe und Steifigkeit der Blätter, welche kürzer sind als der blühende Schaft und sich erst später verlängern; auch sind ihre äussern Blumenblättchen ganz entschieden breiter. Die Ghilan’- sche Pflanze könnte eher eine vom Ge- birge abstammende Waldform des mir unbekannten G. plicatus Buhse und Boiss. (vix M. Bieb.) sein, welche Buhse im Talyph-Gebirge am Herro Pass 6000 Fuss hoch am 16. April blühend fand. Die geringe Uebereinstimmung der Ta- lyphflora mit jener des grossen Cauca- sus, macht die Identität der Herro- | Pflanze mit G. latifolius sehr zweifelhaft; die Caspisch - Ghilan’sche Pflanze ist zwar letzterer sehr ähnlich, aber nicht so breitblätterig. Die bisher bekannten Galanthus- Arten sind daher: 1) G. nivalis «. ß.'y. — 2) G. latifolius. — 3) G. plicatus. Ruprecht. c)Leucojum aestivum. (Ohne Abbildung.) Auf sumpfigen offenen Wiesen Ime- | Portion derselben nach Tiflis, wo sie retiens, zwischen Kutais und dem unte- | vom 7.—1S., ren Laufe des Zchenis-zschole sprossen (Ende November oder) Anfang Decemb. n. St. Rasen grüner Blätter dieser Pflanze aus einem dichten Haufen gros- ser Zwiebel hervor. Ich nahm eine also gegen Ende März n. St. in reichen Dolden blühte. Diese frühe Blüthezeit, welche wenig dem Na- men „aesiivum‘“ entspricht, in Verbin- dung mit den bisherigen mangelhaften Beschreibungen und Abbildungen, liessen I. Originalabhandlungen, die Vermuthung aufkommen, dass die Caucasische Pflanze sich noch durch an- dere feinere Merkmale unterscheide, wes- halb sie als Leucojum Colchidis (col- chiecum) an die Gartenbaugesellschaft nach Petersburg geschickt wurde. Eine genauere Vergleichung mit grösseren Hülfsmitteln macht diese Annahme sehr zweifelhaft; denn auch Herbert gibt an, dass bei seinem L. pulchellum die Blät- ter Ende November heraustreten und OClusius (Pannon. 1583, als L. bulbosum majus serotinum) gibt eine Figur mit 4 beisammenstehenden Zwiebeln. Nur die Vergleichung der Samen bliebe übrig. Die Caucasische Pflanze überwin- terte im Grunde in Petersburg und blühte (Ende Mai) Anfang Juni n. St. mit anderen Frühjahrs- Zwiebelgewächsen, was indessen hier auch der Fall mit dem L. aestivum ist. In den (russischen) Schriften der Oeconomischen Gesellschaft Transcaucasiens 1857 findet man im Blü- thenkalender des Kutaiser Gartens die Angabe, dass Leucojum vernum (wohl aestivum gemeint) schon im Februar blühe, bei milder Winterung schon am (28. Dezbr.) 9. Januar n. St., in beiden Fällen immer 4 Wochen später als Ga- lanthus nivalis; diese relative Verspätung beträgt im botanischen Garten Peters- burgs 6 Wochen. Dass die Blüthezeit je nach dem Klima früher oder später eintrete, dafür sprechen noch verschie- dene Angaben. Der östlichste Standort ist Ghilan, woher Exemplare von Chodzko vorliegen; auch Buhse fand sie dort den 5. April in Blüthe: in der caspischen Ebene an Bachufern bei Kissum, östlich von Rescht, Von da sind keine Angaben bis Imeretien, woher sie schon von Eich- wald (Pl. Casp. Caue. 23) mitgebracht, 133 mann am schwarzen Meere beim ehe- maligen Fort Gelentschik in Schapsu- gien (14—18) Ende April n. St. blü- hend, seine Exemplare befinden sich in den Sammlungen Ledebour’s und der Akademie. In der Krimm soll sie im April und Mai blühen, nach M. Bieber- stein (Flora Taur. Caue, 1808 n. 643); in seinem Herbarium liegt ein Exemplar von Pallas mit seiner eigenhändigen Be- zeichnung „Leucojum aestivum, Inker- mann“; Steven hat sie nicht in der Krimm, wohl aber Rigner und M. Bie- bersteins Fundort ist derselbe, wie jener von Pallas. Beinahe continuirlich ist die Verbreitung von Bithynien, Konstan- tinopel, Thracien, Macedonien, wo sie nach Grisebach im April blüht und häufig ist; dann in Ungarn, unweit Wa- rasdin von OClusius entdeckt im J. 1579, in Masse, aber noch nicht blühend, 10, April auf der Insel Mohäes (Janka in Öestr. bot. Zeitg. 1867 S. 161), im Hun- yader Comitat bei Broos, im April und Mai blühend (Schur), bei Pesth (Rochel), Laibach, im Mai blühend (Rchb. Fl. germ. exsiec.); von da durch Oestreich und Böhmen, stellenweise in’s nördliche Deutschland: Lausitz, Münster, Ham- burg, Lübek, bis nach Dänemark, Eng- land, Frankreich, der Schweiz, Italien, Dalmatien und Griechenland, Leucojum vernum L., welches zu- weilen 2 oder 3-blüthig vorkommt, darf nicht mit dem Caucasischen L. aestivum verwechselt werden; das erstere hat viel grössere Blumen und völlig verschiedene Samen, weshalb Herbert eine eigene Gattung Erinosma dafür aufstellte L. vernum fehlt im Caucasus und in der Krimm. Um Tiflis soll als Abnormität sehr selten Galanthus nivalis var, major mit 6 gleichgrossen Blumenblättern ge- in die Herbarien von Ledebour und | funden worden sein; diese könnte zu Meyer gelangte. Ferner fand sie Nord- einer Verwechslung mit Leucojum vernum 134 Veranlassung geben, Unter diesem Na- men meinte Güldenstidt (Reise I, 149) Gelanthus nivalis, wie das zu ersehen ist aus seiner Reise I, 191 und Mss. Reisejournal S. 37. Im europäischen Russland ist sie bloss von Georgi (1800) aus dem „Russischen Klein-Polen“ an- gegeben, was sehr zweifelhaft bleibt und sich vielleicht aufGalanthus nivalis bezieht. Von Siebenbürgen und den Karpathen (Erinosma carpathicum Herbert 1836), | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Belgrad und Ungarn, wo sie zuerst von Clusius 1583 bei Zolonotzk nach der Schneeschmelze blühend beobachtet wur- de, geht sie nach Deutschland, Frank- reich und England; im südlichen Scan- dinavien wird sie nur für verwildert ge- halten. In Deutschland wird als Blü- thezeit März und April angegeben; für Leuc. aestivum Mai und Juni. L. ver- num liebt Haine und Wälder mit nassem Boden. Ruprecht. dd Croeus Scharojani (Siehe Tafel 578 Fig. 2. a. b. c.). Flore autumnali solitario concolori aurantiaco croceo, fere bipollicari, versus basin subventricoso, laciniis oblongis apiculatis; stigmatibus 3 clavatis stamina superantibus vel subaequantibus; anthe- ris 4 linealibus quam filamenta distinete brevioribus. Diese für die Gärten werthvolle Art entdeckte Hr. Scharojan im August 1865 auf dem Nordabhange des west- lichen Caucasus, im Lande der Abadse- chen, im Quellengebiete der Bjelaja, in der Nähe des hohen Berges Oschten, in einer Höhe von beinahe 1100 Toisen. Die Pflanzen sind zur Blüthezeit 5 Zoll hoch, ohne Blätter, nur von 5 bleichen Scheiden eingehüllt, von welchen die 2 vorletzten in gleicher Höhe stehen. Crocus Suworowianus ©. Koch ist un- zweifelhaft die ihr zunächst verwandte Art, unterscheidet sich aber durch bleich- gelbliche , in’s Grüne spielende Blumen. Auf den Alpenwiesen Ossetiens, wo ich Antangs September ganze Fluren davon in Blüthe sah, kam nie eine Abweichung von dieser Farbe vor, es fanden sich Blättern und Früchten nebst Samen; die Antheren der Blüthen waren 4—6 Li- nien lang; sonst gelang es mir nicht, weitere Unterschiede zu finden. Die Knöllchen beider Arten sind ganz gleich gebaut, nur 4 (bei C.Suworowianus bis- weilen 7) Linien dick, beinahe ganz nackt und weiss, weil die äusserst dünne hellbräunliche lockere Oberhaut zu leicht sich ablöst von einem oder zwei ()uer- leisten, die als ebensoviel Ringe an dem weissen Knöllchen übrig bleiben und über das Wachsthum des sogenannten Zwiebelchens Aufschluss geben. Die Knolle ist also nur von 1 oder 2 Mem- branen überzogen, die allerdings auch von deutlichen Nerven durchzogen sind, welche später als Fasern zurückbleiben, besonders an der untersten Blumenscheide oder dem Herzen des Zwiebelchens. Feste dachziegelartig aufeinander lie- gende Schuppen, die sich vom Grunde der Quere nach abtrennen oder ein dick- faseriges Netz, fehlen bei diesen zwei Arten, welche deshalb auch von den übrigen der Gruppe Inoeromyon C. Koch eınzelne Exemplare mit vertrockneten (iv, tvos Faser, Nerv, xg0wvo» Zwiebel) I. Originalabhandlungen, abzutrennen sind und eine neue Gruppe Gymnocromyon bilden. Zu ihr scheint noch C, Thirkeanus C. Koch, 1848 (Linnaea XXI, 633) zu gehören; die unvollständige Beschreibung derselben lässt im Zweifel, ob diese Art eine Früh- jahrs- oder Herbst-Blume, mit gleichzei- tig oder später ausgebildeten Blüthen besitzt und durch welche Merkmale sie sich von C. Scharojani unterscheide, des- sen Blüthenfarbe sie besitzt. Der weite Standort in der Ebene von Brussa in Bithynien verbietet noch mehr, eine Identität vorauszusetzen. C. croceus C. Koch und C. Aucheri Boiss. haben viel kleinere Blumen und gehören zur Gruppe Aneurocromyon. Die in den Europäischen Gärten vor- 435 handenen älteren gelben Arten: C., In- teus Lam., aureus Sibth., Susianus Ker, 'sowie Moesiacus haben einen verschie- denen Zwiebelbau und keine safrangelbe Blumenfarbe, wie C. Scharojani, Ruprecht, Erklärung der Tafel 578. Fig. 1. Galanthus latifolius Rupr., etwas verkürzt dargestellt. Fig. 2. Crocus Scharojani Rupr., a) die aufgeschlitzte Blumenröhre mit den Staubfäden, b) die aufgeschlitzte Blume mit Staubfäden und Griffel, c) die Spitze des Griffels mit den Narben. a. b, c. vergrössert und zu Crocus ge- hörig. — e) Piteairnia imbricata (S. Tafel 579.) Bromeliaceae, Neumannia imbricata Brogn. in Ann, d. sc, ser. II. XV. pag. 369. — Koch. Berl. Gartz. 1858 p. 269. — Koch. in ind. sem. h. Berol. 1856. — Phlomo- stachys Beer Brom, pag. 47. — Pit- cairnia imbrieata, hort. non. — Neu- mannia ochroleuca ©. Koch et Bouch& in ind. sem, h. Berol. 1856 et in Berl. Gartztg. |. c. — Die Gattung Neumannia Brongn, (Platystachys Beer.) unterscheidet sich durch keinen einzigen durchgreifenden Charakter von Pitcairnia. Beide Gattungen besitzen einen oberständigen Fruchtknoten, bis zum Grunde freie Kelch- und Blumenblätter, am Grunde dem Staubfaden aufgewach- sene lineare Antheren und eine 3-lap- Pige spiralig zusammengedrehte Narbe. Die in Rede stehende Art charak- terisirt sich von den verwandten Arten durch nach dem Grunde zu am Rande stachelig gezähnte, nach vorn ganzran- dige, nach allen Seiten graeil überhän- gende Blätter, die auf der untern Seite kahl, auf der obern aber bald mehr, bald weniger mit weissen zerstreuten abwisch- baren Schuppen besetzt oder auch zu- weilen gänzlich kahl sind. Blüthenschaft rings herum mit oval-lanzettlichen zuge- spitzten dachziegelförmig übereinander liegenden grünen kahlen ganzrandigen Bracteen besetzt, in deren Achseln die gelblichen, etwas über die Bracteen her- vorragenden Blumen sitzen. Der innere Grund der Blumenblätier trägt keine Schuppen. An dem uns vor Augen stehenden 4136 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Exemplare sind die einen Blätter ober- Auf Taf. 579 ist Fig. a) ein 5mal halb mit weissen Schuppen mehr oder | verkleinertes Exemplar in Blüthe, b) der weniger besetzt, die andern kahl. Da | obere Theil der Blüthenähre in natür- dies aber der Hauptunterschied ist, nach | licher Grösse. d) Eine Blume, von der dem C. Koch die N. ochroleuca unter- |die Kelchblätter und 2 Blumenblätter scheidet, so glauben wir nicht zu fehlen, | abgelöst, so dass noch 1 Blumenblatt, wenn wir diese als Synonym hierher | die 6 Staubfäden und der Fruchtknoten ziehen, mit Griffel sichtbar, in natürlicher Grösse. Stammt aus den Gebirgen des tro- | e) Ein Blumenblatt in natürlicher Grösse, pischen Amerika. In der Tracht schön, | von der innern' Seite. — c) Blatt in na- die Färbung der Bracteen und Blüthen | türlicher Grösse. f) Die Narbe vergrös- aber hinter den verwandten Arten weit | sert. — (E. R.) zurück stehend. | 2?) Bemerkungen über Wildlinge zur Veredlung von Obsthäumen. Der Referent hat in seinem Pomo- | von einzelnen Gärtnern Petersburgs zu logischen Garten in dieser Beziehung | diesem Zwecke sehr empfohlen. In un- mehrfach Proben angestellt. serm Pomologischen Garten wurden viele Zur Veredlung des Apfelbaums lei- | Hunderte derselben zur Unterlage von steten die Wildlinge von dem gewöhn- | Birnen verwendet. Im Allgemeinen gin- lichen Apfel (Pyrus Malus) im Allge- | gen die Birnen sehr gut auf denselben meinen die besten Dienste. Den Para- | an, lieferten auch in den ersten Jahren diesapfel können wir im Petersburger | einen kräftigen Trieb, Es zeigte sich Klima nur zu Topfobst anwenden. | aber bald, dass derartige Veredlungen Wildlinge von Pyrus prunifolia und P. | nicht dauerhaft waren, indem selbst von baccata, welche noch härter als die von | den kräftigsten Exemplaren sehr viele P. Malus sind, können wir nicht em- | plötzlich wieder bis zur Veredlungsstelle pfehlen, da die Veredlungen auf den- | zurückgingen. Wir haben desshalb diese selben viel schlechter annehmen und | Veredlung wieder ganz aufgegeben. über der Veredlungsstelle sich später ein Wulst bildet. Sauerkirschen liefern auf Sauer- Zu den Birnen wenden wir im |kirschen veredelt, einen gewöhnlich freien Lande jetzt nur noch Wildlinge | schwächlichen, selten dauerhaften Trieb. von Mostbirnen an. Crataegus sangui- | Prunus Mahaleb eignet sich als Un- nea und coceinea, beide in Petersburg | terlage viel besser zu solchen. Für in den kältesten Wintern dauerhaft und | Pflaumen undPfirsich ist Prunus My- keine tief gehenden Wurzeln bildend, |rabalana eine der besten Unterlagen. hielten wir anfangs für die besten Un- | Für Stachelbeeren endlich, wenn terlagen und werden solche auch jetzt | solche hochstämmig veredelt werden sol- I, Originalabhandlungen. 137 len, ist Ribes aureum die zweckmäs- | tikern würden uns und unsere Leser sigste Unterlage. Mittheilungen über Erfahrungen in dieser Beziehung von den Herren Prak- zu grossem Dank verpflichten. (E. R.) 3) Der Gourunussbaum. Sterulia acuminata Beauv. (Cola acumi- mata Schott.) Herr Baron von Liebig erhielt im August des vergangenen Jahres von dem berühmten — derzeit auf specielle Ein- ladung der englischen Regierung in Abes- synien weilenden — Reisenden Rohlfs, aus Bremen gebürtig, sechs Samen be- hufs einer chemischen Untersuchung. Der genannte Baum ist im mittlern Africa wegen der verschiedenen nütz- lichen Eigenschaften hoch geschätzt und wird dort ganz besonders gepflegt. Die Früchte, welche die Form einer Kastanie besitzen und im Handel unter dem Namen Cola-Nuss — in Soudan Gourunuss oder auch Gourn bekannt sind, werden von Hrn. Rohlfs sehr wohl- schmeckend genannt. Man kaut sie dort wie denBetel im südlichen Asien vor jeder Mahlzeit, wo- durch im Munde eine angenehme Schärfe entsteht, die den widerwärtigen Geschmack des oft schlechten und fauligen Wassers verdeckt, Geröstel geben sie den Kaffee von Soudan; der Arillus wird zur Farb- bereitung benutzt, womit Wollenzeuge schön und dauernd rostbraun gefärbt werden, Das Kauen dieser Samen be- festigt zugleich schlaffes Zahnfleisch — ein Uebelstand, der in den dortigen Län- dern ausserordentlich häufig vorkommen soll. DenFrüchten werden übrigens nach verlässiger‘ Mittheilung noch andere Ei- genschaften nachgerühmt. Zunächst ha- ben wir aber zu bemerken, dass die Samenlappen reich an Coffein sind. Ferner soll die Ueberreichung einiger dieser Früchte bei Besuchen von weissen Handelsleuten und bei Negern als das grösste Zeichen der Freundschaft ange- sehen werden; im Kriege einzelner Völ- kerschaften gilt die Uebersendung der- selben als ein Vermittlungs- Antrag. Auf den Märkten von Achanti in Murzuck gehören die Früchte zu den gesuchtesten Artikeln. In West-Afrika sind sie noch sehr selten und sehr schwer zu erlangen. Eine seltene Verwendung finden die Sa- men schliesslich dadurch, dass sie den Negern vom Senegal als Münze dienen. — Nach den Untersuchungen des Hrn. Prof, Nägeli sind die Zellen der Samen- lappen mit Stärkekörnern erfüllt; bloss die Zellen der Epidermis enthalten davon keine, Der Gehalt an Stärkmehl, Cellulose und eiweissartigen Stoffen dürfte nahezu wie in den Kartoffeln sich verhalten; nur mit dem Unterschied, dass die Ei- weissstoffe etwas stärker vertreten sind- Fettes Oel ist nicht vorhanden oder in äusserst geringen Mengen. Der rothe Farbstoff ist im Zellsaft gelöst und scheint der nämliche wie in unsern Früchten zu sein; durch Wasser wird er ausgezogen und an der Luft nimmt er einen mehr violetten Ton an; mit Säuren wird er wieder hell-rosen- roth. 138 Die braune Farbe, welche das Ge- webe an der Luft nach sehr kurzer Zeit annimmt, rührt von der Veränderung der eiweissartigen Stoffe und der Cellulose her. — Herr Baron von Liebig übergab dem Berichterstatter ein Stück von diesen Samen. Bedeutende Bodenwärme nebst nicht zu grosser Feuchtigkeit brachten densel- ben nach Verlaut von 5 Wochen zum Keimen, worauf der Keimling in einen, in der Vermehrung vorhandenen, mehr oder minder abgesperrten, mit Boden- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wärme versehenen — Glaskasten ge- stellt, wo die Pflanze, welche heute schon ziemlich schön belaubt ist und eine Höhe von 35 Centimetres hat, vortrefilich ge- deiht, so dass anzunehmen ist, dass die Culiur keine weitern Schwierigkeiten bieten, und die Pflanze sich für die Dauer in unsern Gewächshäusern gefallen wird. Eigenthümlich ist, dass die Samenlappen noch nach 8 Monaten wohl erhalten sind und nur die Farbe verändert haben. München den 5. März 1868. Max Kolb. 4) Ueber einige russische Kohlsorten, deren Aufbewahrung, sowie Erzielung von Kohlsamen, Nach einem Artikel des Gemüse- gärtners Hrn. Gratscheff im Westnik der Petersburger Gartenbau-Gesellschaft. Die Nomenklatur der russischen Kohl- sorten schliesst sich der Benennung des Landstriches an, in denen solche gebaut werden. So wird bei Moskau vorzüglich der Kohl von Kolomna, bei Petersburg der von Bramitzi, Ladoga, Reval und Slawjanka, alles Orte, die nicht allzuweit von besagten Städten entfernt liegen, angebaut. 1) Der Kohl von Bramitzi, stammt aus von dem gleichnamigen an der Moskauer Chaussee gelegenen Dorfe. Dieser Kohl besitzt einen kleinen rund- lichen Kopf, der auf einem knrzen Strunke aufsitzt und nur von wenigen kurzstieligen Blättern umhüllt wird. Die Aussaat wird im Treibbeet oder auch im freien Lande vorgenommen. Bei letzterer Methode werden die Samenbeete gleich nach dem Aufthauen des Bodens um- gegraben, gut gedüngt und bearbeitet und darauf der Samen, welcher vorgekeimt sein soll, ausgesäet. Man erhält dabei zur Aufbewahrung im Winter taugliche Kohlköpfe, verfährt man aber nach der in Petersburg üblichen Methode, indem man die Aussaat schon Anfang März in’s Treibbeet macht, um hierauf Anfang Mai die jungen Pflanzen auszupflanzen, so erhält man schon zu Anfang Juli reife Köpfe, die zwar nicht zur Aufbe- wahrung im Winter geeignet, jedoch als Frühgemüse hohen Werth haben. Die Pflanzbeete bedürfen keiner starken Dün- gung; nützlich ist es, in die Pflanzlöcher eıwas verrotteten Dünger einzubringen, damit die Wurzeln nach der Pflanzung um so bessere Nahrung finden. Man kann den Bramitzer Kohl entweder allein und dabei etwas dichter als andern Kohl oder mit Petersilie zusammen pflanzen, weil solche ihn in seinem Wachsthum nicht behindert und erst nach seiner Entfernung mehr Platz und Nahrung fordert. In letzterem Falle besetztman das Beet mit 3 Reihen, in welchen die einzel- nen Pflanzen 10—12 Zoll auseinderstehen. . bestimmt L Originalabhandlungen. Der Werth dieser Kohlsorte besteht in ihrer frühen Reife, da sie schon An- fang Juli zum Verkauf kommen kann, Indess kann sie auch im Lager aufbe- wahrt oder zu Sauerkraut gebraucht wer- den, letzteres um so mehr als sie klein- blätterig und fest ist. Zum Samentragen man die früher gebildeten, schön runden Köpfe mit kurzem Stengel und möglichst kurzstieligen Blättern. 2) Der Ladogakohl unterscheidet sich von dem vorhergehenden nur durch etwas bedeutendere Grösse, längere Blatt- stiele und ein wenig höheren Strunk. Seine Färbung ist dunkelgrün. Ende April oder Anfang Mai wird, ebenso wie beim Bramitzer Kohl, gleich nach Ein- tritt der warmen Witterung das Samen- beet umgegraben und zurecht gemacht, worauf man den zuvor angekeimten Sa- men aussäet. Es ist noch zu bemerken, dass das Erdreich des Samenbeets gehö- rig abgetrocknet sein soll, indem allzu- grosse Bodenfeuchtigkeit den Wurzeln der Sämlinge schadet. Sobald Letztere nach den Keimblättern die drei oder vier ersten wahren Blätter gebildet haben, versetzt ınan dieselben auf die Gemüse- beete und vertheilt sie daselbst in 3 Reihen, jede Pflanze 12 Zoll von der folgenden entfernt. Bei der Wahl des Bodens hat man nicht nöthig, sehr wäh- lerisch zu verfahren; indess wird der | Ladogakohl auf fettere Humuserde äus- serst umfangreich und erlangt darauf ein ganz verschiedenes Ansehen. Der Werth dieser Kohlsorte beruht auf ihrer gros- sen Haltbarkeit, auf welche Eigenschaften Sich schon des dunkelgrünen festen Blat- tes wegen schliessen lässt, indem die 139 des im freien Lande ausgesäeten Kohls beginat mit Ende September. Bei der Anzucht der Sänlinge im Treibbecet, wobei die Aussaat Ende März, die Ver- setzung gegen Mitte Mai vorgenommen werden muss, kann die Ernte im Au- gust, also zwischen der Reifezeit des Bramitzer Kohls und der der Herbst- kohlsorten, vorgenommen werden. Zum Samentragen wähle man bessere Köpfe, welche nach oben etwas abgeflacht sind, kurzen Stengel und kurze Blattstiele besitzen, und bringe solche im Herbste in bedeckte frostfreie Räume. 3) Der Kohl von Slawjanka kommt in allen seinen Eigenschaften beinahe mit dem Ladogakohl überein, indem er sich vor demselben nur durch etwas grösseren Wuchs und ein hellgrü- nes Blatt auszeichnet. Er wird haupt- sächlich von den Bauern verschiedener Dörfer um Petersburg (Rybazk, Kras- noje Selo u. a. m.) gezogen und ist von diesen wahrscheinlich in früherer Zeit aus dem Innern mitgebracht worden. Man säe diese Kohlsorte gegen Ende März in’s Mistbeet oder in’s kalte Fen- sterbeet. Diese frühe Aussaat ist der in’s freie Land vorzuziehen, weil die von letzterer herstammenden Köpfe oft nur lose geballt sind. Beim Erscheinen des dritten oder vierten Blattes werden die Pflanzen genau auf dieselbe Weise, wie es vom Ladogakohl beschrieben wurde, versetzt. Wenn der Boden des ' Pflanzbeetes genügend gedüngt ist und aus gutem schwarzem Humus besteht, so wird der Slawjankakohl grösser und zarter, als die übrigen Kohlsorten. Die Reifezeit fällt auf Mitte September. Man hellgrünen Sorten sämmtlich zarter sind. | braucht diesen Kohl zu den russischen Der Anfangs etwas bittere Geschmack schwächt sich im Winter ab und erinnert so an den angenehmen frischen Ge- schmack des Sommerkohls. Die Ernte Kohlsuppen und ausserdem zu Sauer- kraut, weil die Blätter zugleich fest zu- sammenhängen und zart sind. Zum 3a- mentragen bestimmt man Köpfe mit fla- 140 cher , aber ja nicht vollkommener Run- dung, kurzem Stengel und kurzem Blatt- stiel. 4) Kopfkohl von Kolomna wird für die grösste aller Kohlsorten gehalten. Auch seine Blätter sind be- sonders gross. Der umfangreiche flache Kopf sitzt auf einem langen Stengel, weshalb er freilich leicht zur Seite fällt. In dem Dorfe Kolomna, in der Nähe von Moskau baut man einzig diese Sorte. Bei günstigen Umständen erhält man Köpfe von 35 Pfund Schwere, mit saf- tigen dicken Blättern, die ein wenig lose zusammengefügt sind. Ausgesäet wird gegen Mitte März in’s Mistbeet. Auf Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. geschnitten zu russischen Kohlsuppen, aber nicht zu Sauerkraut gebraucht wer- den, weil er sehr starke Rippen besitzt. Zum Samentragen bestimmt man Köpfe mit kleinerem Stengel, weniger Hüllblät- tern und kürzerem Blattstiel, nimmt die- selben im’ September sammt Wurzeln aus dem Boden und bringt sie in den Aufbewahrungsort. 5) Zuckerkohl. Er ist dem Ko- lomnaerkohl ähnlich; indess sind die Blätter kleiner und haben kürzere Stiele. Der Name dieser Kohlsorte, welche der äussern Form nach dem Kolomnaer Kohl nahe, im innern Bau mehr an den Kohl von Slawjanka erinnert, kommt vielleicht den Gemüsbeeten soll man die Pflanzen | daher, dass sie weisser und süsser als nur den beiden Rändern nach und zwar 14 Zoll auseinandersetzen, weil sie spä- ter sehr viel Platz einnehmen. Die Mitte des Beetes kann man mit einer Reihe Schnittlauch ausfüllen. Besser thut man noch, 14 Zoll hohe und 2 Fuss breite Beete aus gut gedüngtem, wo möglich sandhaltigem Boden aufzuwerfen, welche man dann den Rändern nach und zwar nur mit Kohl bepflanzt. Auf sol- chem Boden wächst der Kolomnaerkohl ungemein rasch und bedeckt mit seinen breiten Blättern die ganzen Beete und die Furchen zwischen denselben, wo- durch das Austrocknen der Erde verhin- dert wird. Er darf aber auch nicht später als im Monat Mai dahin versetzt werden, indem er sonst nicht mehr rechtzeitig Wurzel fassen und das Beet bedecken könnte. Deckung des Bodens durch die Kohlblätter schützt bei später eintreten- der Hitze vorm zu starken Austrocknen des Erdreichs, welches sonst in dem die- ser Kolhlsorte günstigen Sandboden bald in zu hohem Grade eintreten würde. Die Reifezeit des Kolomnaerkohls fällt selten vor Mitte September; er kann der Kolomnaer Kohl ist. Ausgesäet wird gegen Mitte März. Die Erde der Pilanz- beete soll aus guigedüngtem Sandboden oder sandhaltigem Humus bestehen, aber auch jede andere Erdart thut gute Dienste, wenn sie beim Pflanzen genü- gend mit verwestem Mist aufgebessert wird. Der Zuckerkohl kann Ende Sep- tember geerntet werden und kann ge- schnitten zu Kohlsuppen oder auch, wenn er fester ist, zu Sauerkraut ge- braucht werden. Im September liest man diejenigen Exemplare als Samen- pflanzen aus, deren obere Fläche mehr abgeplattet ist, und die einen kurzen Stengel und kurzstielige Blätter be- sitzen. 6) Revaler Kohl. Den Abstam- mungsort gibt der Name an. Er un- terscheidet sich von den übrigen Sorten durch schnelles Wachsthum, kurzen Stengel, flachen, ziemlich umfangreichen Kopf und grosse, runde, hellgrüne Blät- ter mit kurzen Stielen. Im April wird in’s kalte Mistbeet ausgesäet. Bis Mitte Mai wird solcher Nachts durch Fenster oder über ein Lattengerüst ausgebreitete Bastmatten geschützt. Selte I. Originalabhandlungen. warme Mistbeet oder auf im Freien lie- gende Beete ausgesäet. Nach dem Er- scheinen der 3 oder 4 ersten Blätter erfolgt das Pflanzen. Man setzt 3 Reihen, in denen die einzelnen Pflanzen 14 Zoll auseinanderstehen. Unmittelbar nach dem Verpflanzen werden die Setzlinge . begossen. Die Erde der Beete muss ein nahrhafter Humus sein ; widrigenfalls werden die Köpfe zu lose. Die Reifezeit erfolgt im August und September, wo | dann der Kohl, der sich den Winter hindurch ausgezeichnet hält, in die Auf- | bewahrungsorte gebracht wird. Zu Sa- menpflanzen eignen sich vorzugsweise Exemplare mit regelmässigen flachen Köpfen, kurzem Stengel und kleinen kurzstieligen Hüllblättern. und Insekten. dem seiner Farbe erkennen kann. allmähligen Blasswerden fen, ten Nahrungsstoffe zuführt. werden, da das Bespritzen mit Tabaksaft oder Seifenwasser auf die Blätter nach- theilig einwirkt. — Ernte des Kopfkohls. Die Zeit der Ernte ist für verschiedene Sorten verschieden; In diesem Falle | muss man das Wasser ableiten und bis | einen Zoll weit vom Kopfe weg um die | Kohlstengel herum Pferdedünger aufhäu- | der dann sowohl zur Erwärmung | des vom Regen abgekühlten Bodens bei- | trägt, als auch dem Kohle die entbehr- | | auch mehr Raum. Von den dem Kohle schädlichen | Insekien sind die Erdflöhe am leichte- | sten durch Morgens und Abends wieder- | holtes Spritzen zu vertreiben; Raupen | und andere Insekten müssen gesammelt | und Aufbewahrung) 141 sie fällt meist auf Ende September und Anfang Oktober, wenn die Herbstfröste beginnen. Man wählt dazu einen heitern Tag, damit der Kohl nicht in feuchtem Zustande gesammelt wird. Vorerst bricht man die losen schlechten Hüllblätter ab, lässt aber alle Blätter, die fest anliegen, darauf nimmt man die Köpfe sammt Wurzeln aus der Erde, klopft von letz- teren die an ihnen anhaftende Erde ab und bringt nun den Kohl in frostfreie Sousterrains, Keller oder auf grösseren Gemüsländern am besten in den Erd- keller. Hier wird der Kohl in Haufen aufgestapelt, und zwar so, dass die Wurzeln nach innen, die Köpfe nach aussen sehen. Die Breite eines solehen | Haufens richtet sich natürlich nach der Schutz des Kohls vor Regen | Hat sich in Folge | anhaltenden Regens das Wasser auf den | Beeten und in den Furchen aufgestauet | und den Boden fest geschlammt, so fan- | gen diese Umstände bald an, auf den | Kohl schädlich zu wirken, was man an | Länge der Köpfe; die Länge desselben lässt man nicht über 5—7 Fuss gehen, und aufgeschichtet wird nicht höher als 5 Fuss. So kommen auf jeden Haufen 120—150 Köpfe, wobei man sich aber nach der Beschaffenheit der Sorte zu richten hat. Beim Bau des Kohls im Kleinen thut man besser, denselben im Keller reihenweise mit der Wurzel in Furchen einzugraben, so aber, dass die Erde den Kopf selbst nicht berührt und zwischen den einzelnen Köpfen des freien Luftzutritts wegen ein Zwischen- raum von zwei Zoll bleibt. Diese Auf- bewahrungsart ist sicherer, fordert aber Den Kohl an der Decke aufzuhängen, wie man es bei kleineren Mengen bisweilen thut, ist unstatthaft; einerseits, weil es zu viel Arbeit verursacht, andererseits, weil die grössere Wärme, die aus der Erde auf- steigenden Ausdünstungen und der Man- gel an frischer Luft das schnelle Ver- derben des Kohls bedingen. Erziehung von Samenpflan- zen. Schon im Sommer ist es gut, die- jenigen Pflanzen, welche besondere Ei- 142 genheiten in Gestalt und Wachsthum zeigen, besonders zu bezeichnen, um von ihnen dann den Samen einzeln sammeln zu können. Im September wählt man einen Theil der bessern Köpfe zu Sa- menpflanzen und schneidet sodann rings um den Strunk alle Blätter ab, so dass nur die Blattstiele ungefähr 1!/, Zoll weit von demselben abstehen. Späte- stens im Oktober werden die Kohlstrunke im Erdkeller, oder wenn man keinen hat, im gewöhnlichen Keller reihenweise, jeder einzelne höchstens 1 Zoll weit vom andern entfernt, in vorher gezogene, je 31/, Zoll von einander entfernte Furchen soweit eingegraben, dass die obersten Saugwurzeln noch 1!/, Zoll hoch mit Erde bedeckt bleiben. Die einzelnen Sorten bezeichnet man durch Etiquetten. Während des Winters muss man sich besonders vor Mäusefrass hü- ten. Die Temperatur des Aufbewah- rungsortes soll dem Gefrierpunkte nahe sein, damit die Strunke nicht etwa im Winter anfangen zu wachsen, aber auch nicht erfrieren; indess ertragen sie noch ohne Gefährdung — 2° R. Sollte es zu kalt werden, so kann man die Strunke mit Bastmatten und Stroh schützen, oder auch in einiger Entfernung von densel- ben im Keller einen Haufen heissen Mist aufschichten, den man, sowie er die Temperatur zu hoch steigert, aus- einander wirft. Anfang April fallen die Blaitstiele vom Strunke ab; Ende dieses Monats beginnen die Knospen zu schwellen. Wenn die Samenpflanzen im Erdkeller aufbewahrt werden, so gebe man den- selben von April an reichlich Luft, ohne jedoch Frost zutreten zu lassen. Wur- den die Strünke im Souterrain oder in Lokalitäten aufbewahrt, wo Lüftung nicht leicht möglich, so setzt man sie nun in ein leeres Fensterbeet, in das Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. jedoch kein Mist hineingethan wird. Nachts deckt man dasselbe mit Bastmat- ten. Mitte Mai werden die Samenpflan- zen in’s freie Land versetzt. Die Dün- gung des Bodens braucht nur schwach zu sein; sonst gibt es zu wenig Samen, Die verschiedenen Sorten müssen wohl 150 Fuss von einander entfernt stehen, um sich nicht gegenseitig zu befruchten. Vor dem Ausnehmen giesse man die Strünke im Winterlokal noch tüchtig an, damit an den Wurzein so viel Erde als möglich hängen bleibt, die beim Pflanzen ja nieht abgeschüttelt werden darf. Aus- genommen und verpflanzt wird am glei- chen Abend, indem die Pflanzen unmit- telbar aus dem Keller in Körben zu den Beeten hingebracht werden. Man pflanzt so tief, dass über den obersten Wurzeln noch 1!/, Zoll hoch Erde zu liegen kommt. Um jede Pflanze herum macht man eine Vertiefung, die nach dem Pflanzen voll Wasser gegossen wird. Das Giessen wird am folgenden Tage wiederholt, und die Höhlung zu diesem Zwecke bis zum Sommer ge- lassen. Darnach errichtet man längs der Beetränder ein Lattengerüst, aus in die Erde eingesteckten und oben daran befestigten Latten oder Stäben mit über das Beet gerade und schief gehenden Querlatten, und lässt dasselbe etwas über die Höhe der Kohlstrünke hinausragen. Dieses Lattengerüst dient dazu, dass man die Samengewächse so- wohl vor dem Froste, als vor der Sonne durch Decken schützen und beim Grös- serwerden derselben die Samenschosse stützen kann. Im Juni häufelt man am Grunde des Stengels Erde zu, da das Giessen in die Vertiefungen nur im Frühjahr, nicht im Sommer nöthig ist. Die Reife der Samen erkennt man au der anfänglich weisslichen,, später gelben Färbung der Schoten; indess IL. Originalabhandlungen. kann man nicht auf letztere warten, da die Schoten oft an warmen Tagen sehr schnell trocken werden und sich öffnen, so dass die Samen verloren gehen. Da- her ist es besser, schon die Zweige mit weiss werdenden Schoten abzuschneiden, in Bündel zusammenzubinden und je zwei dieser Bündel zusammen in ei- nem trocknen Bodenraum oder Schup- pen an Schnüren aufzuhängen. Unter die aufgehängten Schotenbündel legt man Tücher, um die beim Springen der Schoten ausfallenden Samen aufzufangen. Sollten vor dem völligen Ausreifen der Samen Fröste eintreten, so schneidet man die ganzen Samenzweige mit reifen und unreifen Schoten ab und hängt sie in obiger Weise zum Trocknen auf, wo- bei das Ausreifen auf Kosten der in den 143 Zweigen enthaltenen Nahrungssäfte er- folgt. Nach dem Trocknen werden die Schoten auf ein Tuch ausgebreitet, ge- droschen und dann mittelst gröberer und feinerer Siebe oder mittelst Schwingens, gereinigt. — Sollte ein Theil der Scho- ten beim Dreschen nicht springen, so müssen solche erst 2—3 Tage neben dem Ofen des Zimmers auf ein Tuch ausgebreitet und dann erst gedroschen werden. Der gereinigte Samen wird in Säcken aufbewahrt, die in einen trocke- nen Raum gebracht werden. Bei sol- cher Behandlung behält der Same seine Keimfähigkeit selbst 5 Jahre, während er bei feuchter Aufbewahrung oder ohne hinreichenden Zutritt der Luft, wie z. B. in Kisten, bald untauglich wird. — 5) Galanthus nivalis L. Im Jahrgange 1863 der Gartenflora pag. 177 gaben wir die Beschreibung einer Abart des G. nivalis und bildeten solche auch ab. Jene Abart ward von uns nach den zuerst blühenden Exem- plaren beschrieben, welche kleine Blu- men entwickelt hatten. Seitdem haben sich unsere Zwiebeln sehr kräftig ent- wickelt und die Blumen jener Abart ha- ben eine noch bedeutendere Grösse, als die des gewöhnlichen G. nivalis erhal- ten. Es gleicht mithin jene als G. ni- valis var. Redoutei aufgeführte Abart gegenwärtig durchaus dem G. plicatus M.B. — Wir haben nun in Folge dessen die Literatur und unsere Herbarien ver- glichen und sind zur Ansicht gekommen, dass G. nivalis Redoutei nur eine Form des im Caucasus heimischen G. plicatus ist, sowie dass ferner auch G. plicatus | die beiden Längsfalten fehlen. M. B. nur als breitblätterige Form zu G. nivalis gezogen werden muss, indem wir lebende Exemplare der letzteren sahen, von denen die einen Blätter eine mit dem Rande parallele Falte tragen, während andere Blätter der gleichen Pflanze diese Falte nicht besitzen. Hier- nach unterscheiden wir: G. nwahs L. «&. typicus, mit breit linearen, gekielten, aber beiderseits flachen Blättern. — G. nivalis L. In Europa. G. niwalis L. ß. plicatus; mit breitern länglichen gekielten Blättern, die beiderseits eine dem Rande parallele Falte tragen. G. plicatus M. B. fl. taur. cauc. III. 255. — Ledb. fl. ross. IV. 114. Im Caucasus. G. niwalis L. y. Redoutei; mit so breiten Blättern, wie bei var. $, aber Rgl. 144 Grtfl. 1863. pag. 177 tab. 400, eine Form mit kleinen Blumen. — Caucasus. Zu bemerken ist noch, dass weder die wechselndeLänge der Scheide, noch die Gestalt der äusseren Petalen Cha- raktere geben, die constant sind. Die Scheide ist nämlich bei der Form Euro- pas gemeiniglich nur so lang, als der Fruchtknoten, bei den Formen des Cau- casus dagegen bald so lang als der Fruchtknoten, bald länger und fast so lang als die Blüthe. Die Petalen der Form Europas sind gewöhnlich lanzett- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‚ lieh-verkehrt-oval, spitzlich und von nur 7—11 Nerven durchzogen; während sol- che bei den Formen des Caucasus bald gleichgestaltig, bald nach vorn breiter, stumpf und von 9—20 Nerven durch- zogen sind. Der Fruchtknoten ist ge- meiniglich kugelig, wir sahen aber auch Caucasische Exeınplare mit länglichem Fruchtknoten. Zur Cultur sind die bei- den Formen des Caucasus, als robuster, grossblumiger und stärker blaugrün be- reift, mehr als die Form Europas zu empfehlen. (E. R.) 6) Cultur der Pogonia discolor Bi. Eine kleine, reizende, auf Java hei- mische Erdorchidee, deren einziges rundlich herzförmiges, glänzendes dun- kel olivgrünes, unterseits purpurviolettes Blatt von zahlreichen, bogenförmigen, von dem aufrechten Blattstiel ausgehen- den Nerven durchzogen ist, welche mit dunkelrosa, manchmal beinahe ziegelroth gefärbten, dicken, entfernt stehenden Haaren besetzt sind. Dieses Blatt erhebt sich auf einem etwa 3 hohen Blattstiel aus einer rundlichen Knolle, die je nach ihrer Stärke ein oder mehrere abwärts wachsende caudices treibt, an deren Enden je eine junge, zur Vermehrung dienende Knolle sich bildet. — Die Pflanze bedarf einer dreimo- natlichen Ruheperiode, welche ge- wöhnlich in die Monate Decbr., Januar, und Februar fällt. Die Knollen werden Anfang März einzeln in 2—3 zöllige, möglichst tiefe, gut drainirte Töpfe, 1/,“ unter die Erde gelegt, wobei zu bemerken, dass die Drainage mit weni- gem Moos oder sonstigem Material be- deckt sein sollte, damit dieselbe nicht bleibe. Die zu verwendende Erdmischung besteht aus 3 Theilen Haideerde und 1 Theil schwarzem, fein geriebenem Torf, welches gut gemischt und mit ge- waschenem Flusssand gut durchgesetzt wird. So behandelt werden die Töpfe in einen niedern aber hellen, nahe dem Glase im Warm- oder Orchideenhause befindlichen, heizbaren Kasten eingegra- ben, so dass dieselben eine Bodenwärme von 18° R. oder auch mehr geniessen können. Bis zur Wurzeibildung und kräftigem Triebe muss äusserst vorsich- tig und nur so viel befeuchtet werden, um die Erde vor dem Dürrwerden zu bewahren. Nachdem nun die Pflanze zu wurzeln begonnen und das Blatt in der Entwicklung begriffen ist, muss reichlicheres Giessen und auch Be- spritzen, am besten mit Regenwasser von der Temperatur des Bodens, in den die Pflanze eingegraben ist, in Anwen- dung kommen. Besonders zu beachten ist hierbei, dass der Pflanze Gelegenheit gegeben ist, wieder abzuirocknen, was durch Lüften des Kastens, besonders verstopft werde und somit stets wirksam | während der Nacht, bewirkt wird; bei I. Originalabhandlungen. bei anhaltend trüben Tagen ist noch grössere Vorsicht zu gebrauchen, indem es alsdann nothwendig werden kann, die nassen Blätter mit einem Schwamm ab- zutroeknen. Beschattung ist nothwen- dig; bei der vollständig ausgebildeten Pflanze aber wirkt schwaches Sonnen- licht ganz besonders auf die Haltbarkeit des Blattes wohlthätig ein. Ist das Blatt ausgereift, was etwa im Juli oder August der Fall sein wird, so muss mit Giessen nachgelassen werden, weil die Pflanze von diesem Zeitpunkte an nur noch zur weiteren Ausbildung der Knol- len und zur Erhaltung ihrer oberirdi- schen Theile der Nahrung bedarf. Ende Novbr. oder Deebr. beginnt die Pflanze | einzuziehen, das Blatt fängt an zu wel- ken und gelb zu werden. Hier nun ist der Zeitpunkt, wo in vielen Fällen ih- rem Leben der Todesstoss versetzt, oder doch der Grund zu ihrem künftigen Verderben gelegt wird und zwar durch plötzliches Innehalten mit Befeuchten. ben nämlich zu dieser Zeit ihre voll- ständige Ausbildung noch nicht erhalten, sie vegetiren noch weiter und erst mit | dem gänzlichen Absterben des Blattstiels | ist auch die unterirdische Vegetation | zur Ruhe gekommen und dann erst darf | die weitere Zufuhr von | Ge-| naturgemäss Feuchtigkeit gänzlich aufhören. schieht dies aber während die Knolle noch im Wachsthum begriffen, so wird dieselbe aus Mangel an Nahrungszufuhr ihre vollständige Ausbildung nicht er- reichen können und schon während des Winters zu Grunde gehen oder minde- stens nur eine schwächliche krankhafte Pflanze entwickeln können. Ist voll- | 145 und im Orchideenhause nahe dem Lichte an trockner Stelle aufgehängt , Pflanze wo die ohne besondere Beobachtung bis zur wieder eintretenden Vegetation, welches, wie oben bemerkt, nach drei Monaten stattfindet, verweilen kann. Eines nicht uninteressanten Falles, den wir kei der Cultur dieser Pflanze beobachtet, wollen wir schliesslich noch erwähnen. Wir versuchten die Pflanze ohne Bodenwärme und ohne den be- sondern Schutz eines Kastens auf einem Fenterschafte des Orchideenhauses, mög- lichst nahe dem Lichte, zu eultiviren. Die Pflanze wuchs, entwickelte sich aber sehr langsam, der Blattstiel erhob sich kaum ?/,“ über den Boden und die Blattspreite erreichte nur einen Durch- messer von 2‘; die Färbung der auf | den Nerven stehenden Haare war dage- gen, ohne Zweifel, durch die stärkere Lichteinwirkung, bei weitem intensiver, |als bei den übrigen, weiter vom Lichte | und unter doppeltem Glase befindlichen, Die in der Erde liegenden Knollen ha- | Die Pflanze war also im Ganzen kleiner geblieben, als es bei andrer Behandlung gewöhnlich geschieht. Um nun die uns wahrscheinliche geringere Entwicklung der Knollen möglichst zu verhindern, brachten wir dieselbe in den Kasten zu, den übrigen Exemplaren. Nach drei Wochen gewahrten wir zu unserm Er- staunen, dass ganz gegen die Regel aus | der Knolle an der Basis des ersten Blat- |tes, ein zweites zum Vorschein kam, |was sich sehr rasch und kräftiger ent- | wieckelte als das erste. |suche werden zeigen, ob eine erhöhte Weitere Ver- Temperatur und grössere Feuchtigkeit der Luft, sowie andere Lichtwirkung dieselbe Erscheinung regelmässig hervor- ständige Ruhe eingetreten, so wird der | zubringen im Stande sind. Topf aus dem Kasten herausgenommen V. 1868, (E. M.) 10 ® 146 r Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. %) Cultur der Lapageria resea. Ruiz et Pavon. Chili ist das Vaterland dieser pracht- vollen, auf dem Continent noch selte- nen, zu den Smilaceen gehörigen Schling- pflanze. Ihre dauerhafte, dunkle Belau- bung, vor allem aber ihre zahlreichen, über 2‘ langen, dunkelrosafarbigen, mit bläulichem Duft überzogenen, hängenden, glockenförmigen Blüthen, die während Monaten fast unermüdlich zum Vorschein kommen, machen dieselben zu einer Zierde unserer Kalthäuser, die von keiner andern übertroffen, ja kaum erreicht werden dürfte. Aus der Provinz Con- cepeion in Chili wurde dieselbe im Jahre 1847 von einem Amerikaner in die königl. Gärten nach Kew verbracht. Im darauffolgenden Jahre importirten Veitch und Söhne in Chelsea eine grosse Anzahl davon durch ihren Sammler ThomasLobb, welch’ letzterem also das Verdienst gebührt, unsere Gärten mit dieser herrlichen Pflanze bereichert zu haben. Nachrichten über ihren speciel- len Standort, über Höhen- und Boden- verhältnisse ete., die uns wichtige Fin- gerzeige zur richtigen Cultur geben könnten, sind nicht bekannt; nur ihr weiteres Vaterland, also Chili und die Provinz Concepeion bieten uns einige Anhaltspunkte, insofern wir es hier mit einem gebirgigen Küstenlande, mit feuch- tem sehr gemässistem Klima zu thun haben, dessen Temperatur, mit Ausnahme der Gebirgsgegenden wenig unter Null herabsinken dürfte, was uns natürlich veranlasst, die Pflanze im Kalthause zu eultiviren. Geben wir aber der Annah- me Raum, dass es eine Gebirgspflanze ist, so dürfen wir hoffen, dieselbe bei gutem Schutz, vielleicht schon in Süd- deutschland den Winter überdauern zu sehen, was aber nach dem gegenwärti- gen Stand der Kenntniss ihres Vorkom- mens nur durch Versuche nachzuweisen ist, die aus Mangel an Material bisher noch nicht gemacht wurden und wahr- scheinlich erst dann in’s Leben treten werden, wenn die Pflanze einer grösse- ren Verbreitung sich erfreuen wird, was insbesondere durch die Kenntniss der Hauptmomente ihrer Cultur, die nach dem Obigen grossentheils nur durch Beobachtung und Versuche gewonnen werden konnten, erreicht werden dürfte. Die Lapageria wird entweder im Topfe oder im freien Grunde des Kalt- hauses eultivirt. Die Topfeultur, die wir hauptsächlich zunächst betrachten wollen, hat vor der im freien Grunde manchen Vortheil, insbesondere den, im Frühjahr und Sommer die Pflanze ' in’s Freie an eine geeignete schattige Stelle verbringen. zu können, welcher Vortheil, nämlich der Genuss der freien Luft, des Regens und des so wohlthätigen Nachtthaues den im Gewächshaus in’s Land gepflanzten Individuen gewöhnlich nicht zu Theil werden kann; ist dies unter Umständen aber auch thunlich, so wird immerhin die Möglichkeit eines leichten Transportes von einem Ort zum andern, ein Vorzug sein. Die Hauptmomente, von denen das Gedeihen der Pflanze abhängt, sind: die Wahl der Erde und das Begiessen, Was die erstere betrifft, so verwenden wir mit vorzüglichem Erfolge eine Mi- schung von 1 Theil Haideerde und 1 Theil grob zerstoesenem Torf, '' der wiederum aus 2 gleichen Theilen be- steht, dem sogenannten schwarzen Torf, der"hauptsächlich aus Riedgräsern gebildet ist, die in einem hohen Stadium der Zersetzung begriffen sind und einem = I. Originalabhandlungen. aus Sphagnum gebildeten, weniger zer- setzten, hellbraunen Torf. Das Ganze wird gut ‘gemischt und stellt so eine poröse, lockere, bedeutende Wasser- mengenaufnehmende Erde dar. Der Topf, der in Folge der langen, ziemlich starken und fleisechigen Wurzeln, die der Form desselben zu folgen wenig Neigung - zeigen, tief und entsprechend breit sein sollte, wird gut drainirt, und die Drai- nage , um eine Verschlammung zu ver- hüten, mit Wurzelfasern, Sphagnum oder sonstigem haltbarem Material belegt, und alsdann die Pflanze, nachdem die Wurzeln des alten Ballens sorgsam ge- löst und die etwa nicht durchwurzelte Erde entfernt wurde, so in obige Mi- schung eingepflanzt, dass die Basis des jüngsten, aus dem abwärts wachsenden Strunke hervorkommenden Triebes noch in die Erde zu stehen kömmt. Schon Ende Februar oder auch im März, be- ginnt die Pflanze, nachdem sie 2, höch- stens 3 Monate vollständig in Ruhe war, von Neuem sich zu regen und es ist dies wohl der geeignetsie Zeitpunkt, den Versatz auf angegebene Weise vor- zunehmen. Die jungen, vom Strunk ausgehenden Triebe verzweigen sich erst in einer Höhe von etwa 4 Fuss über der Erde, wesshalb der Draht- schirm, über welchen die Pflanze gezo- gen wird und der einen Durchmesser von 3—4 Fuss haben sollte, in entspre- chender Höhe an seinem Stützpunkt zu befestigen ist. Mit dem Beginn der Vegetation muss auch reichliche Bewäs- serung eintreten, so zwar, dass die Erde stets nass ist, gleichzeitig ist das Blattwerk fleissig zu überspritzen, zumal bei zunehmender Wärme und muss diese Bewässerung so lange fort- gesetzt werden, bis der Trieb vollendet, dann erst darf mit Giessen nachgelassen werden, jedoch nur so, dass die Pflanze 147 stets feucht bleibt, nie aber zum Aus- trocknen kommt, was die unausbleibliche Folge haben würde, dass sie einen Theil der Blätter. verlöre. Mit höher steigen- der. Sonne ist Beschattung im Hause nothwendig; wird die Pflanze in’s Freie verbracht, so ist, wie schon bemerkt, der Standort so zu wählen, dass künstliche Beschattung entbehrt werden kann. Für die Cultur im freien Grunde des Ge- wächshauses sind die Hauptmomente in Obigem gegeben und ist nur zu bemer- ken, dass die Pflanze in diesem Falle an einem Draht, der etwa 1—1!/, Fuss unter der Glasfläche des Daches, am besten über dem Wege sich hinzieht, befestigt wird und dass für gute Lüftung und Beschattung zu sorgen ist, da eine anhaltend hohe Temparatur schädlich auf die Pflanze einwirkt. Besonders sorgfältig ist beim Einpflanzen dafür zu sorgen, dass leichter Abfluss des Was- sers sStattfinde, was um so nothwendiger erscheint, als im entgegengesetzten Falle, nach dem Einpflanzen in den freien Grund, ohne die Pflanze zu schädigen, nicht leicht abzuhelfen wäre. Ein Um- stand, der ihr Gedeihen auch bei sonst richtiger Behandlung in Frage stellen kann, ist insbesondere bei letzterer Cul- turart, das Vorkommen der sogenannten schwarzen Fliege, die mit Vorliebe auf der Unterseite der Blätter sich anzusie- deln scheint und die unter allen Um- ständen durch die üblichen Mittel, wo- runter in erster Linie die grösste Rein- lichkeit zu rechnen. ist, fern gehalten werden muss. Die Vermehrung geschieht am si- chersten durch die Theilung des Wur- zelstocks, was ohne Schwierigkeit, zu- mal bei jüngern Pflanzen vorzunehmen ist, oder durch Stecklinge unter Glocken auf lauem Beete, wozu kurze dichtbe- laubte Zweige zu verwenden sind, wel- 10 * 148 che letztere Manier übrigens langwierig | und nicht immer von Erfolg beglei- tet ist, Lapageria rosea var. alba, eine nicht minder prächtige, weissblühende Abart, die übrigens kaum den Weg in unsere Gärten gefunden hat, wird zwei- felsohne auf dieselbe Art zu behandeln sein. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Für etwaige Liebhaber schliessen wir Obigem noch die Notiz bei, dass junge Pflanzen von Lapageria rosea in dem Etablissement von Haage und Schmidt in Erfurt zu verhältnissmässig ‚billigen Preisen zu haben sind, (E. M.) Ss) Winterbedeekung der Coniferen des freien Landes. Zahlreiche, für die Gärten neue und schon bekannte Coniferen, die in den letzten Jahren eingeführt oder mehr verbreitet wurden, und welche vorsichts- halber bedeckt werden, oder ihrem na- türlichen Vorkommen zufolge, mehr oder weniger eines Schutzes gegen die Win- terkälte ete. bedürfen, haben uns veran- lasst, von der gewöhnlichen Bedeckungs- art, mitStroh, Tannenreiss etc. als einer zeitraubenden abzugehen und eine andre Manier zu suchen, die einfacher, weniger Zeit in Anspruch nehmend, möglichst billig ist und endlich das leistet, was von einer guten Bedeckung auch unter ungünstigen Verhältnissen verlangt wer- den kann. Wir glauben, diese allerdings höchst einfache Frage dadurch entspre- chend gelöst zu haben, dass wir Körbe von 2—4 Fuss Höhe, in der Form ge- wöhnlicher hoher Packkörbe anwenden, die aber auf beiden Seiten oflen, etwas verhängt und an der engern Oefinung mit einem flachen Deckel versehen sind, der mit einer Weide befestigt ist. Diese Körbe werden über die betreffenden Pflanzen gestürzt und solche je nach Bedürfniss mit trockenem, hartem Laub ausgefüttert, wohl auch ganz bis über den Gipfel der Pflanze mit solchem locker angefüllt, der Deckel alsdann mit einer Weide geschlossen und gegen etwaigen Sturm durch einen Pfahl befestigt. Die Vortheile dieser Bedeckung sind ein- leuchtend und bestehen hauptsächlich in Folgendem: Der Korb ist leicht zu handhaben, die Zweige der zu deckenden Pflanze können von oben ohne Mühe je nach Bedürfniss in den Korb geordnet und zurechtgelegt werden, was ein Zu- sammenbinden der Aeste überflüssig macht; ebenso ist das Laub mit Leich- tigkeit einzufüllen und was eine Haupt- sache, es ist durch Wegnahme des Deckels bei anhaltend guter Witterung möglich, der Pflanze zeitweise Luft und Licht zuzuführen. Ein weiterer Vor- theil, der vorzugsweise bei sehr früh treibenden Arten sich geltend macht, besteht darin, die Ptlanze möglichst frühe aufdecken zu können, weil es mit wenig Mühe und Arbeit verknüpft ist und ebenso bei eintretendem Spätfroste die Körbe wieder darüber zu setzen sind, während bei anderer Deckungsart das definitive Aufdecken der Pflanzen ge- wöhnlich erst nach vollständiger Besei- tigung der Gefahr des Erfrierens vorge- nommen wird, was der Pflanze eine mehrwöchentliche längere Gefangenschaft einträgt. Ist die Bedeckung höherer Pflanzen nothwendig, so ist durch Auf- I. Originalabhandlungen. stülpen eines zweiten und dritten Korbes die nothwendige Höhe herzustellen, stets mit dem Vortheil verbunden, durch Ein- füllen des Laubes von oben, die Pflanze gehörig schützen zu können. Die Dauer dieser Körbe, von gewöhnlichen Weiden geflochten, ist unter der Voraussetzung eines trockenen Aufbewahrungsortes wäh- rend ihrer Nichtverwendung auf min- destens 5—6 Jahre festzustellen, so dass die Kosten ihrer Anschaffung auf das Jahr berechnet, nicht höher zu stehen kommen, als bei sonst gebräuch- licher Bedeckungsart. — Sind Pflanzen zu decken, deren Grösse die Anwendung von Körben nicht mehr gestattet, so können solche durch Matten, die aus Pfriemen (Spartium scoparium L.) oder in Ermanglung dieser, aus Stroh gefloch- ten sind, geschützt werden. Solche Decken werden in Form eines abge- stutzten Kegelmantels gefertigt, um die Pflanze gestellt und durch einige Stan- gen, die unter sich mit Latten verbunden sind, von innen gehalten. Die obere 149 Oeffnung des Mantels ist bequem mit einem Korbe zu schliessen, Bei Anfertigung eines solchen Ke- gelmantels möge die nebenstehende Fi- gur, die zu diesem Zwecke mit den betreffenden Dimensionen auf den Boden gezeichnet werden muss, zur Erläuterung dienen und es bleibt nur noch zu be- merken, dass der Mantel der leichteren Handhabung wegen auch in 2 oder meh- reren Theilen geflochten werden kann, und dass, falls Stroh hierzu verwendet wird, es nothwendig wäre, von Entfer- nung zu Entfernung einen Stab mit ein- zuflechten, der dem Mantel beim Auf- stellen mehr Halt und Festigkeit geben würde. Der Mantel acfe wird nun in der Art gefertigt, dass in der Richtung ih und kl Latten auf dem Boden irgendwie befestigt werden. Ueber diese Latten werden nun die zu beflechtenden Schnüre gespannt undes kann nun in der Richtung von I nach a die Arbeit begonnen werden. Erklärung der beim Flechten nöthig,en Figur. Linie abe unterster Umfang des zu deckenden Baumes. Linie bd Höhe des Baumes. Linie edf oberster Umfang des zu deckenden Baumes, Die Punkte ae und cf wer- den verbunden und bis g, wo sie sich schneiden, verlängert. Punkt g ist das Centrum des Kreisbogens ac und ef. (E. M.) 150 I. Neue oder empfehlenswerthe Lierpflanzen. 1) Calceolaria pisacomensis Meyen. Meyen Reise um die Erde I. pag. 460. — Walp. rep. p.162.— Bot. Mag. tab. 5677. — Hooker nennt diese schon von Meyen in Peru entdeckte und nun durch den Sammler des Herrn Veitch, Herrn Pearce, in das be- rühmte Etablissement des Herrn Veitch in London lebend eingeführte Calceolarie, die schönste ihres Geschlechts. Stengel steif aufrecht, unterhalb kahl, oben wie die Aeste und der Blüthenstand, kurzhaarig. Blätter kurz gestielt, oval, stumpf, gross und unre- gelmässig kerbzähnig, oberhalb runzelig und fast schärflich, unterhalb drüsig behaart. In den Achseln der obern Blätter stehen die vielblumigen Trugdolden und vereinigen sich mit den andern zu einem grossen ris- penartigen Blüthenstand. Blumen aufrecht, ziemlich lang gestielt. Kelchzipfel breit-oval, spitzlich. Blumenkrone am Grunde gelb; vorn prächtig orangenroth, mit kleiner Ober- lippe, die Unterlippe gross, aufsteigend, sackförmig und vorn fast gelappt. — Hooker nennt diese schöne Pflanze pe- rennirend, also ist es wahrscheinlich ein Halbstrauch, Eine werthvolle neue Acqui- sition für unsere Blumengruppen im Som- mer. 2) Nyctocalos Thomsoni Hook. (Tab. 5678). Bignoniaceae. Ein immergrüner hoch rankender Strauch aus Assam, mit ziemlich grossen ovalen oder länglich-ovalen zuge- spitzten Blättehen. Die langröhrigen, 7 Zoll langen weissen Blumen erinnern an die Blumen einer Brunfelsia. Kelch klein, glockig, am Saume mit 5 gleich grossen Zähnen. Blumenkrone verlängert trichter- förmig, stielrunder gebogener Röhre und ausgebreitetem 5-lappigem Saume. Staub- fäden 4, nebst einem Rudimente des 5. Staub- fadens, dem Schlunde der Blumenröhre ein- gefügt, mit fädlichen Trägern und länglichen zweifächerigen Antheren, deren 2 Fächer auseinander gespreizt von der Spitze des Connectivs herabhängen. Eine ringförmige Scheibe umgibt den kurz gestielten 2-fäche- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. url? rigen Fruchtknoten. Griffel fädlich, mit 2-Jappiger Narbe. Frucht ist eine flache 2-klappige Kapsel. — Die Gattung Nycto- calos ist von Teysmann und Binnendyk nach in Java heimischen Arten aufgestellt worden und die in Rede stehende Art, er- hielt der Bot. Garten in Kew vor 6 Jahren in lebenden Exemplaren aus dem Bot. Gär- ten in Calcutta. 3) Begonia rosaeflora Hook. (Tab. 5680). Eine prächtige neue, von Veitch aus den Anden Perus eingeführte Pflanze, wo solche bei 12,000 Fuss Höhe über’'m Meere vor- kommt. Eine stengellose Art. Blätter nie- renförmig-kreisrund, an dem schwach ge- lappten und gezähnten, sowie klein gewim- perten Rande von einem rothen Saume um- geben. Blüthenschafte aufrecht, zottig be- haart, länger als die Blätter, auf der Spitze un- gefähr 3 grosse blass carminrothe Blumen von fast 2 Zoll Durchmesser tragend. Sehr nah verwandt der B. Veitchiüi Hook., unter- scheidet sich aber von letzterer durch stei- fere rothe Blatt- und Blumenstiele, durch mehr gerändete Blätter mit tief eingesenkten Nerven, durch breitere stumpfere Neben- blätter und Bracteen, zottig behaarten Schaft und zahlreichere anders gefärbte Blumen. B. rosaeflora, Veitchii und Clarkei sind in Bezug auf Schönheit der Blumen wohl die schönsten Arten dieser grossen Gattung. 4) Saccolabium Huttoni Hook. (Tab. 5681). Aerides Huttoni hort. Schöne Or- chidee, die Herr Hutton auf Java ent- deckte. Stengel kurz, Blätter gekielt, 2-zei- lig, gleichbreit, vorn zweilappig. Blüthen- trauben vielblumig, herabhängend. Blumen einseitig stehend, rosa-purpur, mit trichter- förmigen stumpfen, purpurfarbenem Sporn. Blüthenhüllblätter abstehend, breit länglich, an der Spitze stumpf. Lippe 3-lappig. Schöne, an einen Aerides erinnernde Art. 5) Vitis heterophylia Thbrg.var. humuhfo- lia. Ampelideae. Sieb. etZucc. Abh.d. Bair. Ac. III. Notizen, d. Wiss. IV. IL.p. 197. — 5682. — A. humulifolia Bnge. Mem. Ac. Petr. II. d. 86. — Schlingpflanze Nordchinas und Coreas mit herzförmigen, 3—5-lappigen Bot. Mag. Tab. | Blättern. 451 Blüthen in achselständigen Trug- dolden, klein und unangsehnlich, Früchte sind schöne hellblaue Beeren, (E, R.) IM. 1) Baumwuchs in Australien. Dr. Müller, Mitglied der königlichen Societät und Regierungs-Botaniker in Melbourne, hat über „Australische Vegetation“ einen Bericht veröffentlicht, in welchem er zu zeigen sucht, dass das Gedeihen der Colonie, ja des gan- zen Landes hauptsächlich von der Verviel- fältigung der Bäume abhänge. Die Bedin- gungen sind nicht ungünstig, denn Victoria kann die höchsten Bäume in der Welt zei- gen, So z, B. verschiedene Exemplare von Eucalyptus, welche zwischen 400 und 500 Fuss hoch sind und einen Umfang von 50 —80 Fuss haben. Einige der Eucalypten und Akazien besitzen ein sehr rasches Wachs- thum, was ein wichtiger Vortheil ist; die letzteren sind als Schutz für die Cinchona- Pflanzungen in Indien eingeführt worden. Ein Pfund Eucalyptus-Samen würde hinrei- chen für tausend Bäume, und Dr. Müller meint: viele Personen könnten sich durch das Sammeln dieses Samens zum Verkaufe einen guten Lebensunterhalt verschaffen. Seine Bemerkungen über die Fortpflanzung der Bäume verdienen ernste Berücksichti- gung. In australischer Vegetation, bemerkt er, besitzen die Colonisten die Mittel, die regenlosen Zonen des Erdballs zu verwi- schen, Wälder über ihre Wüsten auszubrei- ten, dadurch die unheilvolle Trockniss zu mildern und von dem furchtbar heissen und staubigen Winde befreit zu werden, welcher Jetzt, so oft er weht, Elend in seinem Ge- folge hat. „Wie viel dauernd Gutes“, fährt er in beredten Worten fort, „liesse sich blos dadurch bewirken, dass man Samen unserer der Trockniss widerstehenden Akazien, Eu- calypten und Casuarinen am Ende der heis- sen Jahreszeit, längs irgend einem Wasser- Notizen lauf, oder selbst längs der Felsenspalten oder über unfruchtbaren Sand oder harten Thon nach erfrischenden Regenschauern aus- streute. , Selbst die rauhen Böschungen der öden Bergreihen von Tunis, Algier und Ma- rokko könnte man bewalden; ja selbst in der Sahara, wenn sie nicht zu erobern und bewohnbar zu machen ‘wäre, den Umfang ihrer Oasen sehr vergrössern; man könnte dem Heiligen Lande seine Fruchtbarkeit und der asiatishen Hochebene oder der Wüste von Atacama, ihren Regen wieder sichern oder Natal und dem La Plata Bau- und Brennholz liefern. Ein auf einem unfrucht- baren Bergrücken in der Nähe unserer Hauptstadt (Melbourne) angestellter Versuch zeigt, was geschehen kann.‘ Die wunderbare Höhe einiger australi- schen und besonders der Umgegend von Victoria angehörigen Bäume ist kürzlich näher erforscht worden, und es werden ei- nige staunenerregende Daten gegeben, die sich auf thatsächliche Messungen stützen. Der höchste bis dahin bekannte Baum war ein Karri-Eucalyptus (Eucalyptus colossea), der in einer der reizenden Schluchten des Warren River in West-Australien steht, wo er sich bis zu der Höhe von beinahe 400 Fuss erhebt. In den hohlen Stamm dieses Karri konnten drei Reiter mit zugehörigem Packpferde hineinreiten und ohne abzustei- gen, darin umkehren. Auf den Wunsch von Ferdinand Müller mass D. Boyle einen um- gefallenen Stamm von Eucalyptus amygda- lina, der in den tiefen Abgeschiedenheiten von Dandenong wuchs, und es ergab sich, dass derselbe 420 Fuss hoch war, während G. Klein einen Eucalyptus am Black Spur, zehn Meilen von Hialsville, 480 Fuss hoch 4152 fand. Es ist durchaus nicht wahrscheinlich, dass bei diesen vereinzelten Untersuchungen der Zufall zu den wirklich höchsten Bäumen geführt hat, welche noch in den abgelegen- sten und unzugänglichsten Orten verborgen sein mögen. Es scheint beinahe zweifellos, dass die Bäume Australiens in der Länge, wenn auch nicht in der Dicke mit den be- rühmten Waldriesen von Californien (Sequoia Wellingtonia) rivalisiren, von denen die höchsten auf der Sierra Nevada gegen 450 Fuss hoch sind. Einen Anhaltspunkt zur Vergleichung haben wir im Strassburger Münster, der 466Fuss hoch ist, oder in der 480 Fuss hohen Pyramide des Cheops, wel- che, wenn sie in den australischen Gebirgs- ketten stände, wahrscheinlich von den Eu- calyptus-Bäumen würde überschattet werden. Die Abwesenheit riesiger Thierformen unter diesen höchsten Formen der Pflanzenwelt ist um so überraschender. Wir fügen den obigen, vom Auslande gegeberen Notizen noch zu, dass die Be- waldung ganzer Gegenden allerdings einen wesentlichen Einfluss auf Verbesserung des Klimas, stärkeren Regenfall etc. ausübt. Auf wie grosse Schwierigkeiten solche Bewal- dungen aber stossen, wo man an der Grenze grösserer Wüsten solche Versuche anbahnt, das zeigen die früher bewaldeten {ruchtba- ren, jetzt zu Einöden gewordenen Steppen, Sand- und Salzwüsten Mittelasiens. Dort haben sich einerseits in der Mitte dieser Wüsten noch einzelne Waldungen als Oasen gehalten. In der Mitte derselben besitzen solche noch üppiges Wachsthum, ringsum sind sie aber von einem Kranz von Baum- leichen umgeben, welche dem Einfluss der trocknen Steppen wieder erliegen mussten. Im Süden Sibiriens und auch im Süd- osten Russlands, wo die Steppen an das fruchtbare Land angrenzen, da rückt jetzt die Steppe immer weiter vor, der Wind der Wüste bringt den Sand und immer grössere Gebiete werden verödet. Dort befiehlt jetzt ein Gesetz jedem Kosaken Bäume zu pflan- zen. Werden aber junge Anpflanzungen dem Einfluss der Wüste ‚widerstehen kön- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nen, wo grosse alte Bäume diesem Einfluss erliegen? Müssen da nicht vielleicht noch an- dere Hülfsmittel in Anwendung gebracht werden? (E. R.) 2) Eine riesige Krautstaude. Schon im Oct. v. J. bewunderte man in dem Küchengarten des Gasthofbesitzers J. Stingl in Böhmisch Kamnitz eine Krautstaude, die eine Höhe von 10 Schuh 5 Zoll erreicht hatte. — Diese Krautstaude wurde Ende October ausgehoben , sorgsam überwintert und im Frühjahre d. J. wieder eingesetzt, sie hat jetzt (Juli 1867) 12 Schuh 8 Zoll Höhe und trägt auf den langen üppigen Aestchen zahlreiche Schotenfrüchte. — Sol- che Vorkommnisse bei dem in Europa ceul- tivirten Gemüsekohl (Brassica oleracea) sind _ nicht ohne Beispiele. So z. B. wird in der Gruppe der Winterkohl Unterarten (Brassica oleracea viridisL.; — Br. ol. acephala Dec.) eine Spielart — der Baumkohl 6—10 Fuss hoch und kann ein zehnjähriges Alter er- reichen; — die als Viehfutter gebaute Spiel- art — der Pommer’sche Kohl, der guck über'n Zaun — wird bis 6 Fuss hoch; — der Vendeer Riesenkohl hat Blätter von 2 und mehr Fuss, der nicht allein als Vieh- futter wegen seiner Blattentwickelung, son- dern auch wegen seiner Zartheit als Gemüse genossen wird. — In der Gruppe des Kopt- oder Krautkohles (Brassica oleracea capitata L.) ist der s. g. Schwedische Riesenkohl, der statt hoher Stengel oder langer Blätter riesige runde feste Köpfe im Gewichte von 50 Pfd. hervorbringt, die aber nur als Vieh- futter dienen. (Centralbl. f. ges. Landescult. Prag 1867. Nr. 20). (S-T.) 3) Die Weichselrohre zu den Ta- backpfeifen bilden einen bedeutenden Zweig der Bodenproduction Niederösterreichs. Die Trenner’sche Pflanzung umfast 22 Joch in der Nähe von Baden, beschäftigt 58 Arbeiter und produeirt 400,000 Stück, die in früheren Jahren zu 20 Kreuzer per Stück abgegeben wurden, dermal aber in Folge mehrerer Concurrenzpflanzungen längs der Südbahn, nunmehr halb so viel kosten. (S-T.) — EEE EEE EVEN ESER 22 IV. Literatur. 7) Hängföhre. Auf dem, den alten Lithauern heiligen Berge Rombinus bei Tilsit findet sich eine merkwürdige Form vonPinus silvestris mit hängenden Zweigen. Die Spitze des gegen 10 Fuss hohen Baumes war abgestorben; um sie zu ersetzen, erhob sich ein Ast des zweiten Quirls von oben nach kurzem, fast wagerechten Verlauf senk- recht in die Höhe, alle übrigen Zweige des 153 Baumes hingen, ähnlich wie bei der Trauer- esche, schlaff hinab, die untersten waren auf der Erde ausgebreitet und erhoben sich schwach mit den Spitzen. In der Nähe be- finden sich noch einige Exemplare, welche mehr oder weniger diese abnorme Bildung zeigen. (Schrift. der k. phys. öcom. Ges. Königsberg VII. 1. 1866. p. 49. mit Illustra- tion). (Sr.) VW Literatur 1) Pflanzen-Catalog der Lauren- tius’schen Gärtnerei in Leipzig. 1868. Diese erst vor 12 Jahren gegründete Gärtnerei hat sich im Bezug auf Pflanzen in kurzer Zeit in Deutschland ein bedeutendes Renomm& erworben und leistet namentlich in neuen Einführungen Vorzügliches. Im Bezug auf Seltenheiten und schöne Original- exemplare hatte die Laurentius’sche Gärtne- rei nur an Geitner’s Treibgärtnerei in Pla- nitz bei Zwickau einen Nebenbuhler, steht nun aber nach dem beklagenswerthen Tode Geitners einzig in ihrer Art da. Sie hat diese Vollständigkeit hauptsächlich durch eine ÜConcentration der Bestrebungen und den Ausschluss gewisser Modeartikel und des Samenhandels erreicht. Unser Urtheil über diese Gärtnerei wird wohl kaum An- fechtungen erleiden, da es andre Gärtnereien dagegen nicht heruntersetzt. Jede hat ihre besonderen Vorzüge, und somit ist dem Pu- blikum am besten gedient. Folgende Zahlen mögen bestätigen, was wir oben bemerkten. Gegenwärtig cultivirt diese Gärtnerei: 908 Gattungen mit 6122 Species und Varietäten, und zwar von Warmhauspflanzen 503 Genera mit 1940Speciesu. Varietäten, von Kalthaus- und Freilandpflanzen 325 Genera mit 4182 Species und Varie- täten. Einige Hauptrubriken sind an diesen Ziffern folgendermaassen betheiligt: Es sind darunter vertreten von Araliaceen 11 Genera in 36 Species und Varietäten; Aroideen 68 G. in 125 Sp. u. Var.; Asphodeleen 10 G. in 50 Sp. u. Var.; Bromeliaceen 18 G. in 50 Sp. u. Var.; Farnen 61 G. 203 Sp. u, Var.; darunter für's Warmshaus 103 Sp. u. Var.; für's Kalthaus 50 Sp. u. Var.; fürs freie Land 50 Sp. u. Var.; Gesneriaceen 15 G. in 120 Sp. u. Var.; Offieinellen u. techn. wicht. Pflanzen, sowie tropischen Fruchtbäumen 150 G. in 210 Sp. u. Var.; Orchideen 117 G. in 506 Sp. u. Var.; darunter für das freie Land 13 G. in 57 Sp. u. Var.; Palmen etc. 50 G. in 124 Sp. u. Var.; Scitamineen 10 G. in 56 Sp. u. Var.; Wasserpflanzen 42 G. in 102 Sp. u. Var.; darunter für das freie Land im Sommer 68 Sp. u. Var.; Co- niferen 40 G. in 236 Sp. u. Var.; darunter für das freie Land 174 Sp. u. Var.; Agaven 65 Sp. u. Var.; Yucca 21 Sp. u. Var.; Aza- | lea ind. 244 Var.; Camellia 432 Var.; Rho- dodendron 278 Sp. u. Var.; darunter für das freie Land 180 Var ; Lilium 51 Sp. u. Var.; Buntblätterige Pflanzen 470 Sp. u. Var.; da- runter für das Warmhaus 280 Sp. u. Var. Der Catalog beginnt mit Neuheiten, wo- von 23 auf das Warmhaus, 33 auf das Kalt- haus und freie Land kommen. Noch viel zahlreicher sind die vorjährigen Neuheiten, welche ebenfalls besonders zusammengestellt 154 sind.‘ Unter diesen Pflanzen sind viele, wel- ehe noch in keiner andern Gärtnerei zu ha- ben sind. Einzelne neue Einführungen be- sonders namhaft zu machen, würde zu weit führen, und eine Auswahl unter so viel Aus- gezeichnetem würde uns Verlegenheit berei- ten. Wir legen aber besonderes Gewicht da- rauf, dass die neuen Einführungen mehr die Arten’ und Gattungen, als Spielarten betref- ten, obschon auch hier das Beste geboten wird. Die zweite Abtheilung bringt Frei- landpflanzen und beginnt mit den Coniferen, woran die Gärtnerei besonders reich ist. Die- selben sind, wie stets in diesem Catalog nach der Grösse genau beschrieben, so dass jeder Käufer vorher weiss, was er bekommt. Die Coniferen sind in Körben oder Töpfen eultivirt, andere ganz im Lande. Die Vor- züge der Korbcultur haben wir, wit Bezieh- ung auf diese Gärtnerei schon vor mehreren Jahren in der Gartenflora besprochen. Eine besondere Rubrik bringt Nadelhölzer von zwergigem Wuchs, Die Laubholzarten sind schwach vertreten, und wir finden nur neue seltene Arten und Spielarten verzeichnet. Reich ist das Sortiment von Ilex, welche im Freien aushalten. Unter den Schling- pflanzen fanden wir etwas befremdlich neben nur holzartigen auch Boussingaultia und Pilo- gyne. Von Rosen finden wir wiederum nur die neuesten neben einigen alten Prachtsor- ten. Hierauf folgen Beerenfrüchte und Obst- sorten, dann die reichen Sortimente von Paeonia arborea, Rhododendron, den Blatt- pflanzen für das Freiland, einschliesslich der sehr zahlreichen Farne. Unter den Zwiebeln und Knollen nehmen die Lilien eine bedeu- tende Bevorzugung ein, an welche sich die Erdorchideen reihen. Die dritte Abtheilung bringt Warmhauspflanzen in guter Ueber- sicht, wobei die offieinellen und technischen Nutzpflanzen besonders aufgeführt sind. In gleicher Weise sind die Kalthauspflanzen und Florblamen behandelt. Den Schluss machen Partie-Preise für Handelsgärtner und ein vollständiges Register. Ein solches Re- gister hat besonderen Werth und erspart beim Suchen viel Zeit. Leider fehlt es bei vielen unserer Pflanzen-Cataloge. — Die Illu- stration des Catalogs ist nicht reich, aber Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Bilder sind 'vortrefflich und geben einen wahren Begriff von der Pflanze. Der.Um- schlag zeigt ein prächtiges Exemplar der Wellingtoniaim Laurentius’schen Garten, das Titelbild ein Conservatorium für tropische decorative Pflanzen. Dann finden wir eine neue Birne, welche ein besonderes Interesse dadurch erhält, dass sie aus einem Garten des Pabstes stammt und von Sr. Heiligkeit den Namen Saint-Louis erhalten hat. Ferner Auracaria imbricata, Cupressus Lawsoniana, beide nach Musterexemplaren des Gartens gezeichnet, endlich die gefüllte Amaryllis Alberti fl. pl. und die gestreifte Bletia hya- einthina fol. albo-striatis. Eine Tafel Bunt- druck verewigt das herrliche Clerodendron Balfourii (hochroth und weiss), die direct durch Laurentius eingeführte: ‘prachtvolle Cattleya maximaLindl. und Fuchsia H. Lau- rentius. Wir sind in der vorstehenden Bespre- chung gleichsam einer Aufforderung des Ei- genthümers dieser Gärtnerei in dem Vorworte des Catalogs nachgekommen, indem in demsel- ben den deutschen Gartenzeitungen derVorwurf gemacht wird, dass sie die deutschen Han- delsgärtnereienignorirten, während fremdlän- dische, selbst dieunbedeutendsten ununterbro- chen hervorgehoben würden. Wenn wir auch anderen Fachzeitungen überlassen müssen, für sich selbst zu sprechen, so können wir uns doch nicht enthalten, einige allgemeine Bemerkungen zu machen. Zunächst bezieht die Gartenflora diesen Vorwurf der Bevor- zugung fremder Gärtnereien nicht auf sich, indem sie, so viel uns erinnerlich ist, nie für fremdländische Gärtnerei in die Trom- pete gestossen hat, überhaupt bei ‘Bespre- chung von Gärtnereien sehr zurückhaltend gewesen ist. ‘Wenn man hedenkt, welchen Missdeutungen der Verfasser solcher Bespre- chungen ausgesetzt ist, so wird man diese Zurückhaltung begreifen. Die Einen‘meinen geradezu, man sei dafür bezahlt, ‘weil ihr kleinliches Wesen nicht begreift, dass man etwas ohne Aussicht auf Gewinn thun könne oder dass man loben oder tadeln‘ könne, ohne Ansehen der Person, ohne Gunst und Hass, nur in der Absicht, dem Allgemeinen zu nützen. Andere nehmen wenigstens in- IV. Literatur. time Beziehungen oder sichere Vortheile an, und glauben, man wolle dem Einen nützen, Andern schaden. Dann wird man zuweilen von den Besitzern von Gärtnereien getäuscht durch falsche Angaben, die im guten Glau- ben wiedergegeben werden *). Kein Wunder, wenn man sich besinnt, die Feder für eine oder einige Gärtnereien zu ergreifen. Die Menge der Gärtnereien, welche eine Bespre- . chung verdienten, ist auch viel zugross, als dass es möglich wäre, bei einer beschränk- ten Auswahl unpartheiisch zu bleiben, und doch können immer nur wenige Anstalten Erwähnung finden. Früher wurde da das Lob fabrikmässig ertheilt, und es gab Zei- tungsredacteure, welche für ein gutes Früh- stück einen Artikel zu Gunsten der Gärtne- rei schrieben, wo sie es einnahmen, oder einen vom Besitzer angefertigten abdruckten; oder sie schickten an die gelobten Gärtne- reien unbezahlte Rechnungen „zur gefälligen Ausgleiehung“‘, oder machten eine unbezahl- bare Anleihe. Nein, solchen Verdächtigun- gen wollen wir uns doch nicht aussetzen. Da ist es noch besser, den Vorwurf der un- gerechten Schweigsamkeit zu ertragen. Was nun das Lob ausländischer Gärtnereien durch Gartenzeitschriften betrifft, so ist uns dies — obschon wir für die Gartenflora nochmals protestiren — leicht erklärlich. Im eignen Wohnorte, in der Umgegend ist das Vorhan- *) So kam es z. B. im vorigen Jahre vor, dass ein gutmüthiger, gefälliger, jedenfalls aber in der betreffenden Sa- che ganz unfähiger Pastor eine unbe- deutende, liederliche, schon dem Un- tergange nahe Gärtnerei in Langensalza in Thüringen in verschiedenen Garten- zeitungen herausstrich, welche Lobhu- delei und Lüge, (vielleicht ohne Vor- wissen des Schreibers) gleichzeitig allen Zeitschriften als Originalartikel übergeben wurde; und in der Garten- flora abgedruckt erschien, als die be- treffende Gärtnerei bereits nicht mehr existirte. Da wird man wirklich kopf- scheu, Artikel von fremder Feder an- zunehmen. J. 155 dene so angewöhnt, dass man nichts Unge- wöhnliches darin sieht, und dazu kommen Rücksichten auf Concurrenten. Alles her- vorzuheben wäre doch zu gefällig und das Lob des Einen würde in dessen Augen ab- geschwächt, wenn auch der Andere hervor- gehohen wurde. Besser daher Stillschwei- gen. Macht man aber eine Reise, so sieht man jedenfalls Ungewöhnliches, welches man der Mittheilung werth hält, wenn es auch wirklich nieht besser ist als das, was man in der Nähe hat. So urtheilt auch das Pu- blikum fast in allen Fällen. Was endlich den vom Hrn. L. erwähn- ten (allerdings nicht gerührmten) grösseren Patriotismus der Redacteure der ausländi- schen Gartenzeitschriften betrifft, indem die- selben es kaum der Mühe werth hielten, ein Deutsches Etablissement zu besprechen, so wollen wir Deutsche ihnen diesen Vorzug, welcher sich auf Nationaleitelkeit und Un- wissenheit in fernliegenden Dingen stützt. gern gefallen lassen, und auf unsre cosmo- politische Schwäche, alles Brauchbare der Welt uns zu eigen zu machen, stolz sein. Wenn es eine Gärtnerei, wie es mit der des Herrn Laurentius der Fall ist, der Art in Gartenzeitungen erwähnt wird, dass man neue seltene Pilanzen, welche dieselbe ein- geführt oder im Besitz hat, beschreibt, wie es durch die Herren Dr. Regel in St. Pe- tersburg in der Gartenflora und Professor Karl Koch in Berlin in dessen Wochenschrift wiederholt geschehen ist, so ist dies, däucht uns, Aufmerksamkeit genug, und gilt bei Sachverständigen für die beste Empfehlung, wenn auch kein lobendes Wort dabei ge- sprochen wird, denn eine solche Anstalt lobt sich selbst durch ihre Leistungen. — Was endlich allgemein Handelsgärtnereien betrifft, (denen sich Hr. L. im Vorwort zum Cataloge ebenfalls annimmt) , so fügen wir den schon gegebenen Andeutungen noch hinzu, dass die beste Reclame in Mittheilun- gen über Culturen etc. aus der Gärtnerei selbst besteht, ein Weg, welcher schon von Vielen mit Glück betreten worden ist. Da- durch würde auch den Gartenzeitungen rei- cheres Material zufliessen, und es brauchten sich gewisse Gartenzeitungen nicht haupt- 156 sächlich mit schlecht verarbeiteten ausländi- schen Artikeln zu nähren. Wer nicht selbst schreiben kann, wird wohl eine fähige Hand finden, welche nach bestimmten Vorlagen einen Artikel für die Firma schreibt. (J.) Wir fügen diesem Bericht vom Herrn H. Jäger über Laurentius- Gärtnerei nur noch hinzu, dass die Gartenflora von jeher sich enthalten hat, die Anzeige von Catalogen von Handelsgärtnereien mit Empfehlung von ihrer Seite zu geben. Der Grund davon liegt in den Missdeutungen, welchen solche Empfehlungen ausgesetzt sind. Ferner wird eine Gärtnerei fast stets nur auf Kosten anderer empfohlen, welche der Empfehlung vielleicht ebenso sehr bedürfen. Dagegen hat die Gartenflora nie einen Bericht aus irgend einer Handelsgärtnerei zurückgewiesen und hat sogar oft und wie- derholt um solche Berichte gebeten, die unendlich mehr und besser empfehlen, als dies von Seiten der Redaktion geschehen kann. Die Gartenflora hat ferner wiederholt Berichte über Gärten gegeben, die einer der Mitarbeiter besuchte. Dabei sind die deut- schen Gärten, jedenfalls nicht denen des Auslandes nachgesetzt worden. Was in den- selben zu rühmen und hervorzuheben, ist auch anerkannt worden. Der Garten von Laurentius ward bei Gelegenheit des Be- richtes über die Amsterdamer Ausstellung einlässlich besprochen und seitdem hat der Unterzeichnete sich gefreut, wiederholt von Laurentius eingeführte Neuheiten zu bespre- chen. Eine derselben ward sogar nach Hrn. Laurentius genannt. (Nidularium Laurentii). Möchten andere Handelsgärtnereien uns gleichfalls häufiger Gelegenheit geben, deren Neuheiten abzubilden und zu beschreiben. Wenn im Obigen von dem reichen Pflan- zencatalog des Herrn Laurentius die Rede war, — da muss auch des merkwürdig rei- chen Samen- und Pflanzen-Catalogs der Herren Haage und Schmidt in Erfurt gedacht werden, in dem ausser zahlreichen Illustra- tionen, auch Zeichnungen zu Blumenparter- res und Rathschläge zur Bepflanzung der- selben gegeben sind. — Die Samen-Cataloge von F. A. Haage Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. jun., E. Benary, Platz und Sohn, Jühlke Nachfolger, der elegante illustrirte Catalog des Herrn Heinemann, (alle in Erfurt) ent- halten der seltenen und neu imporlirten Sa- men massenhaft, kurz der deutsche Samen- handel in Erfurt hat sich zu nie geahnter Höhe entwickelt. (E. R.) 2) Dr. G. Radde, Berichte über die bio- logisch-geographischen Untersuchungen in den Caucasusländern. I. Jahrgang. Reisen im Mingrelischen Hochgebirge und in seinen 3 Längenhochthälern (Rion, Tskenis-Tsqualiund Ingur), nebst 3 Karten und 9 Tafeln in Farbendruck. Tiflis 1866. Höchst interessante Berichte über die Reisen des Herrn Dr. G. Radde, Directors des Caucasischen Museums in Tiflis, über seine im Auftrage der Regierung im Cauca- sus gemachten Reisen. Wir erhalten hier Schilderungen und bildliche Darstellungen dieser wunderbar schönen und grossartigen Alpenländer mit ihren mächtigen Gletscher- gebieten, wo in den Thälern Rhododendron ponticum und der Kirschlorbeer oft undurch- dringliche Dickichte bilden, — ferner von den Bewohnern, von den Pflanzen und Thie- ren. Diese Berichte werden fortgesetzt und so werden wir nach und nach ein vollstän- diges, in lebendigen Farben geschildertes Bild dieser eine weites Gebiet einnehmenden Alpenkette erhalten, die in ihrer Bildung manche Aehnlichkeit mit den Alpen der Schweiz und Tyrols zeigt. Jetzt wo durch ganz Russland Eisen- bahnen gebaut werden, dürfte dieZeit nicht mehr so fern sein, wo jene herrlichen Land- schaften ähnlich wie die der Schweiz, jähr- lich ihre Besucher an sich ziehen werden. (E. R.) 3) Bericht über die Thätigkeit der Bayerischen Gartenbaugesell- schaft in München, im Jahre 1865, redigirt von Karl Efiner. München 1866. — Nebst der den Gang der Gesellschaft betreffenden Abtheilung enthält dieses Schrift- chen eine Reihe von Vorträgen, die in der IV. Literatur. Gesellschaft gehalten wurden. Wir heben darunter hervor; a) Einen vortrefilichen Aufsatz von Dr. Eichler, über die Bewegung des Saf- tes im Pflanzenkörper. Es wird hier nach- gewiesen, dass der rohe Nahrungssaft im jungen Holz emporsteigt, von den Blättern verarbeitet wird und als Bildungssaft in . der innern Rindenschicht zurücksteigt. b) Dr. S. Friedmann, die Landwirth- schaftliche Produktion Javas. Wir entneh- men diesem Aufsatz nur einige allgemeine interessante Angaben. Der Flächenraum Javas beträgt 2450 Quadr.-Meilen. Im Jahre 1780 betrug die Zahl der Einwohner etwas über 2 Millionen und im Jahre 1863 betrug sie schon über 13 Millionen und darunter 24,000 Europäer. Ein grosser Theil der Insel ist mit hohen Gebirgsketten bedeckt, aus denen sich 45 Vulkane erheben, von genen 28 noch thätig sind. Ausser den Städten wohnen die Ein- wohner in 34,310 Dörfern, von denen 32,954 Ackerbau treiben. Vergebens sucht der Wanderer auf den wohlunterhaltenen, von Palmen, Erythrinen und Bixa ÖOrellana be- schatteten Landstrassen nach den Dörfern, denn jedes dieser Dörfer ist mit einem Gür- tel von Fruchtbäumen, Palmen und Bambu- sen umgeben und hinter dem üppigen Grün derselben versteckt. Der wichtigste Culturzweig ist der des Reises, denn der Javane lebt fast nur von Reis, der mit Capsicum annuum gewürzt ist und nur selten geniesst er getrocknetes Fleisch oder Fische, nebst den verschiedenen Früchten der Fruchtbäume. Die Cultur des Reises war in Javaschon im 16. Jahrhundert die gleiche, wie auch noch jetzt. Die für den Reisbau nothwen- digen Bewässerungsarbeiten werden von al- len Bewohnern je eines Dorfes gemeinschaft- lich vorgenommen. Ueberhaupt finden alle Arbeiten bei dieser Cultur gemeinschaftlich, unter dem Commando des Distriktsvorstehers statt. Im Jahre 1861 wurden 37 Millionen Centner Reis geerntet. Gedüngt werden die bewässerten Reis- felder seit undenklichen Zeiten nie, während 157 der Bewässerung gleichen sie weiten Sümpfen, nach der Trockenlegung werden sie schnell zu üppigen Saatfeldern. Nur Indigo und Kaffeeplantagen werden in neuerer Zeit ge- düngt. Ausser dem Reis ist die Cocospalme der geschätzteste Fruchtbaum. Im Jahre 1861 zählte man 19%/, Millionen Cocospalmen auf Java, deren jede jährlich 30—60 Nüsse lie- fert. Es folgt in der Reihe der wichtigsten Nutzpflanzen der Kaffeebaum, von dem 1861 mehr als eine Million Zentner geerntet ward. Zucker ward 1861 im Ganzen 1,865,000 Centner gewonnen, Indigo 44,000 Centner, Thee 195,000 Centner, Zimmt 19,000 Centner, Cochenille 450 Centner. ec) Dr. v. Pettenkofer, das Grund- wasser Münchens. Grundwasser, d. h. eine Wasserschicht, die eine poröse Boden- schicht ganz erfüllt, findet sich in München in einer Tiefe von 14 bis 30 Fuss. Der Bo- den um München besteht aus einer dünnen oberflächlichen Humusschicht, worauf eine 20—40 Fuss mächtige Schicht von Kalkge- röll und Sand folgt und darauf kommt ein 200—300 Fuss mächtiges wasserdichtes Mer- gellager, auf welchem das Grundwasser ruht. Dieses Grundwasser steigt und fällt, (die Schwankungen des Höhestandes betragen in den verschiedenen Jahrgängen bis 20 Fuss) es hängt mit den atmosphärischen Nieder- schlägen zusammen und steht in keiner Ver- bindung mit dem Niveau der Isar, indem es grossentheils höher, theils aber auch tiefer als der Wasserspiegel der Isar liegt. Hr. Pettenkofer führt bekanntlich die Verbreitung der Cholera einzig auf das Grund- wasser zurück, hat aber in dieser Beziehung viele und gewichtige Gegner gefunden. d) Schwarz, K. Hofgarten-Verweser, über Melonenzucht. Die Mistbeete werden mit 2 Fuss hoher frischer Düngerschicht so angelegt, dass das Beet im März bestellt wer- den kann. Der Verf. gibt der Aussaat in’s Mistbeet in’s freie Land den Vorzug vor der vorausgehenden im Topf, da gleich in’s Beet ausgesäete Pflanzen im Topfe vorgezogene noch überholen. In der Mitte jedes Fensters 158 werden 3—4 Kerne gesäet, von denen man jedoch nach dem Aufgehen nur die kräftigste Pflanze stehen lässt. Nach Entwickelung der 2 ersten Blätter (ausser den Samenlappen), wird die Spitze der Pflanze ausgekneipt. So- wohl aus den Achseln der beiden Samenlap- pen, wie aus der Achsel jedes Blattes bre- chen nun 4 Triebe hervor, welche nun gleich- mässig nach allen Seiten vertheilt werden. Sobald diese Seitenzweige 1!/, Fuss lang sind, werden sie abermals ihrer Spitzen be- raubt. Nun erst erscheinen die weiblichen Blumen an den abermaligen Verzweigungen. Bei Frühtreiberei lässt man einer Pflanze nur 2—3 Früchte, welche, sobald sie über faustgross eine Unterlage von einem Ziegel- steine erhalten. Bei späterer Zucht lässt man mehr Früchte, je nach der Grösse der Sorten stehen. Faulige Blätter und Blüthen werden stets sorgsam entfernt. Sollte die Pflanze zu dichtes Wachsthum zeigen, so schneidet man einzelne Triebe ganz fort und wenn sie mit ihren Trieben über denihr angewiesenen Raum hinausgeht, so entspitzt man abermals. DasZeichen der Reife der Frucht ist das Lösen des Stiels von der Fruchtschaale und Verbreitung des eigenthümlichen Wohlge- ruchs. Sowie diese Zeichen eintreten, wird die Frucht abgeschnitten und 2—5 Tage nach dem Abnehmen besitzt die Frucht den höchsten Grad der Güte. Die Melone liebt viel Feuchtigkeit und Wärme und wird daher reichlich begossen. Bei der Frühjahrszucht giesse man aber nur mit der Brause, mit erwärmtem Wasser und nur bei Sonnenschein. BeiSonnenschein oder auch im Fall das Beet noch sehr warm ist, wird gelüftet. Man gebe aber stets von der Seite Luft, welche der Luftströmung entgegengesetzt ist und je nach der äussern Temperatur mehr oder weniger. Beschattet wird im Allgemeinen nicht. Tritt aber nach vorausgegangener längerer trüber Witterung heller Sonnenschein ein, dann soll leicht beschattet werden, wie über- haupt aileExtreme vermieden werden müssen. Melonencultur für denSommer wird erst im Mai begonnen und ist viel leichter und sicherer. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Melonenzucht im Freien gelingt nur in günstigen warmen Jahrgängen und nur an geschützten, nach Süden liegenden war- men Abhängen. Man legt Anfang Juni die Kerne auf kleine Erhöhungen. Ein Schutz der jungen Pflanzen mit Umpflanzung von Kohlrabi, erwies sich sehr günstig, freilich müssen diese letzteren aber bei Entwickelung der Melonenpflanzen allmälig fortgenommen werden. Im Uebrigen ist die Cultur ähnlich der im Mistbeet, namentlich gebe man eine starke Düngerunterlage, um den Boden warm zu machen *). *) Der Referent theilte die Hauptzüge der Cultur des Hrn. Schwarz in einer der Versammlungen des Russischen Gartenbau- vereins mit. Herr Stegemann (Handelsgärt- ner), bemerkte, dass er gleichfalls früher bei direeter Aussaat der Melone in’s Mistbeet bessere Resultate als bei vorausgehender Anzucht der Melonen im Topfe im Gewächs- haus erhalten habe. Herr Parmenow (Gemüsegärtner) be- merkte dagegen, dass hier in Petersburg, wo die Melonen in grossartigem Maassstabe in Mistbeeten erzogen werden, die Pflanzen ganz allgemein in Töpfen im Gewächshause vorgezogen würden, Solche im Topfe vor- gezogene Pflanzen besässen allerdings ein schwächeres Wachsthum, blüheten aber früher und brachten früher Früchte, während direct in’s Mistbeet ausgesäete Pflanzen viel rasch- wüchsiger seien, viel Kraut und wenig Früchte brächten. Im anderen stimme aber die Zucht der Melonen in Petersburg mit der des Herrn Schwarz überein. Bei dieser Gelegenheit besprach Herr Parmenow auch seine Methode der Trei- berei der Bohnen in Mistbeeten. Er säe sol- che in besonderen Beeten gleich in dieErde aus. Wenn die jungen Pflanzen das erste Blatt bildeten, versetze er sie in die für sol- che bestimmten Mistbeete und erhalte bei dieser Methode viel bessere Resultate, als bei der Aussaat auf Ort und Stelle. Herr Gradke, Handelsgärtner in Zars- köe Selo bemerkte, dass die Cultur der Melonen im Klima Petersburgs im freiem IV.. Literatur. 159 e) Scheidecker, Handelsgärtner. | aus dem Kessel stets in die Häuser, wo die Dampfheizung ‘für Gewächshäuser. ; Herr Scheidecker gibt einem neuen System von Dampfheizungen den Vorzug vor Wasser- heizungen, indem solche billiger ausgeführt werden könnten und weniger Heizungsma- terial kosten, sofern mehrere Gewächshäuser mit dem gleichen Kessel erwärmt werden. Der Unterschied von den früher gebräuch- lichen Dampfheizungen besteht darin, dass man, gleichsam die Wasserheizung mit der Kanalheizung verbindet. Man stellt in den Gewächshäusern, die auf diese Weise geheizt werden solien, Kessel aus Weissblech auf, die oben einen beweglichen schliessbaren Deckel besitzen, Diese Kessel werden zu 2/, mit Wasser gefüllt (Hr. S. benutzt 3 Fuss hohe und 2 Fuss breite Kessel). In ‚diese Kessel wird nun der Dampf aus dem Dampf- kessel durch kleine Röhren geleitet und in sehr kurzer Zeit kann auf diese Weise das Wasser aller Reservoire bis zum Kochen gebracht werden. Man leitet nun den Dampf Lande im Allgemeinen bei der Cultur des Auslandes, auch in günstigen Sommern keine Resultate liefere, dass Hr. Hofgärtner Freund- lich aber selbst mit der Wassermelone gute Resultate bei einer andern Erziehungsweise im freien Lande erhalten habe. Derselbe zieht die Pflanzen im Gewächshause an und pflanzt solche dann auf grosse Haufen Laub, das zur Erdbereitung zusammengeworfen und oben mit einer Erdschicht bedeckt ward. Hier haben sich den ganzen Sommer hindurch eine solch gleichmässige Boden- wärme, dass selbst grossfrüchtige Wasser- melonen ganz im Freien ihre Früchte voll- kommen zeitigten. Es versteht sich von selbst, dass Laubhaufen, die man so ver- wenden will, eine durchaus sonnige Lage haben müssen und dass man es den Pflan- zen an Wasser nicht fehlen lassen darf. — (E. R.) Temperatur erhöht werden soll und hat den Vortheil, dass die erwärmten Wassermassen lange warm bleiben und eine gleichmässige, den Pflanzen nützliche Wärme abgeben, — sowie man andrerseits zur Erzeugung feuch- ter Luft auch stets nach Belieben Dämpfe verbreiten kann. In’Leipzig, Dresden, Er- furt sind verschiedene Gärtnereien mit die- ser Art von Dampfheizung eingerichtet wor- den *). Indem wir hiermit unsern Bericht über das in Rede stehende Buch schliessen, wol- len wir noch erwähnen, dass sich in solchem noch Aufsätze finden von: C. Höss, über Erythrinen und Fuchsien; von L. Löwel, über Erdsorten; von L. Radlikofer, über Vegetation des Salzbodens; von W. Be- gold, über Thau und Reif; — von J. P. Scheidecker und ©. Löwel, über die in Erfurt ausgestellten Gemüse; von W. Güm- bel, geognostische Beobachtungen; von J. Schmitz, über, die Cultur der Brunnen- kresse in Erfurt, und von Kirschbaumer, über das Leben der Insekten mit Beziehung auf den Gartenbau. Das rege Leben des Bayerischen Garten- bauvereins geht daraus am klarsten hervor. Die Naturforscher haben sehr reichlichen Beitrag geliefert, — aber leider scheinen sich auch dort die Herren Gärtner, ebenso selten wie an andern Orten dazu zu ver- stehen, Mittheilungen aus dem Schatz ihrer praktischen Erfahrungen zu machen. (E. R.) *) Es ist das ein Gegenstand von so hoher Wichtigkeit für die Gewächshauscul- turen, dass wir denen, die Erfahrungen ge- macht, für vorurtheilsfreie Berichte sehr dankbar sein würden und zwar wo möglich mit Zeichnungen von den Kesseln, Oefen, Röhrenleitungen etc. begleitet, 160 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. V. Personalnotizen, Neuestes, Correspondenzen ete. 1) Ausstellung in Verona. Bei Ge- legenheit der Feier des hundertjährigen Be- stehens der Akademie für Ackerbau in Ve- rona wird vom 14. September bis 15. October eine grossartige Ausstellung stattfinden von landwirthschaltlichen und Gartenproducten, von Thieren, Industriegegenständen u. s. w. Die k. Regierung hat zu diesem Behufe 4000 Lire und 16 Medaillen, aus dem Landesfonde wurde ebenfalls 4000 Lire, von der Handels- kammer 1000 Lire zugesprochen. 2) Ausstellung in Görz. Am 14. bis 17. Mai d. J. wird in Görz eine Blumen-, Obst- und Gemüse- Ausstellung stattfinden, bei welcher 9 silberne und 18 broncene Me- daillen, dann mehrere Geldpreise und Ehren- belobungen zur Vertheilung kommen. Aus- serdem hat ein Gartenfreund 5 Preise zu je 1 Napoleond’or ausgesetzt für die schönsten und besten Gartenproducte und Obstsorten, die von kleinen Handelsgärtnern ausgestellt würden. 3) Landwirthschaftliche Gesell- schaft in Peterwardein. InPeterwardein hat sich eine grosse Anzahl von Oeconomen und Freunden der Landwirthschaft vereinigt, um eine Wein- und Gartenbau-Gesellschaft zu gründen. Der Verein soll eine Fach-Bi- bliothek anlegen, Ausstellungen veranstalten, einen Mustergarten anlegen, u. s. f. u. 8. w. 4) Gasparrini. An die Stelle des verstorbenen Gasparrini wurde Vinc. Freiherr v. Cesati zum Professor der Bo- tanik in Neapel ernannt. 5) Ausstellung in St. Petersburg. Die Frühlingsausstellung pro 1868 in St.Pe- tersburg wird den 26. April (7. Mai n. St.) eröffnet und dauert 11 Tage. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Yucea obliqua Ha w. (Siehe Tafel 580.) Liliaceae Haw. syn. pl. suce. tab. 69. — Roem. et Schult. syst. VII. 721. — Rgl. Grtfl. VIIL 36. — Y. gloriosa Re- doute Lil. tab. 326. — Unsere beistehend abgebildete Yucca gehört zur Zahl der schönsten und em- pfehlenswerthesten Pflanzen, weil schön als Dekorationspflanze, wie ausgezeichnet in Blüthe. Wir gaben Jahrgang VIII pag. 36 der Gartenflora schon eine ein- gehende Beschreibung derselben und verweisen heute auf solche. Es ist eine niedrige Art, mit unverästelten, 2—4 Fuss hohem Stamme, der auf seiner Spitze die Krone überhängender, am Rande glatter Blätter trägt. Ist am nächsten mit Y. gloriosa verwandt. Letz- tere besitzt aber steif aufrecht-abstehende Blätter, Die spitzenständige Blüthen- rispe ist länger als bei Y. gloriosa ge- streckt und die Blumen sind heller ge- färbt. Ist wie letztere im Süden Nord- amerikas heimisch. Schön zur Tupfeul- tur in Wintergärten und Zimmern. Cultur gleich der anderer Yucca-Arten. Auf der beistehenden Tafel stellt a eine Pflanze 4-mal verkleinert vor, deren Blüthenstand etwas oberhalb der untersten Blumen abgestutzt. b. ist die Spitze des Blüthenstandes in gleicher Verkleinerung. ce, Ein Blüthenast in na- türlicher Grösse. — b) Phalaenopsis Schilleriana Rehb. fil. (Siehe Tafel 581.) Orchideae Phalaenopsis Schilleriana Rehb, fil, | Orch, Plants. tab. 1. — Lem. Ill. hort. Xen. Orch, tab, 101, — Warner Select, VL 1868. tab. 348, 11 162 Wir haben dieser prächtigen Or- chidee schon wiederholt in der Garten- flora erwähnt. Solche ward gleichzeitig mit dem Cycas Riuminiana von Porte in einer grossen Anzahl von Exemplaren von den Philippinen in verschiedene Gärten des Continentes von Europa ein- geführt. Auch der hiesige Garten erhielt damals einige Exemplare vom Herrn Porte und ebenso kamen eine grössere ‘Menge von Exemplaren an den Verein von Liebhabern des Gartenbaues zu Moskau. Unsere Abbildung stellt eine Pflanze in der Hälfte der natürlichen Grösse mit abgeschnittenem Blüthenstiel und der Spitze der Blüthentraube mit 5 Blumen in natürlicher Grösse dar. Die grossen, auf hellgrünem Grunde dunkelgrün dicht gefleckten, Blätter ma- chen diese Pflanze auch in nicht blühen- dem Zustande zu einem Schmuck der Orchideenhäuser. In Blüthe ist solche überaus schön, da die Blüthentraube, von der unsere Abbildung nur die Spitze darstellt, bis mehrere Fuss lang wird und sich auch verästelt, so dass an kräftigen Exemplaren 20 und mehr der prächtigen und lieblich gefärbten Blumen zu gleicher Zeit blühen können. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Cultur in der wärmsten Abtheilung des Orchideenhauses 15—180 R. Man pflanzt solche in durchbrochene flache Näpfe, in eine Mischung aus Torfbrocken und gehacktem Torfmoos, belegt die Oberfläche mit gehacktem frischem Torf- moose und gibt der Pflanze einen Platz auf einem Tische nahe dem Glase, Be- handlung ähnlich der der Vanda-Arten. Gegen den Herbst hin bringe man die Pflanze in die kühlere Abtheilung des Orchideenhauses ‘und lasse solche hier bis Neujahr, wo man sie wieder in die warme Abtheilung übersiedelt, Bleibt die Pflanze in der warmen Abtheilung, so entwickelt sie im Oktober oder November die Blüthentraube und die Blumen kommen während der kurzen Wintertage nicht zur Entwickelung. So wenigstens verhält sich diese schöne Art in Petersburg, wo freilich während der kürzesten Tage, der ganze Tag auf wenige Stunden beschränkt ist und wo es auch bei hellem Weiter in den Ge- wächshäusern kaum recht Tag wird, da Eis und Schnee noch mit dazu beitra- gen, das durch die Fenster einfallende Licht in ein Zwielicht zu verwandeln. (E. R.) c) Taeca pinnatifida Forst. (Siehe Tafel 582.) Taccaceze, T. pinnatifida Forst. pl. ese. n. 28. — Ejusd. prodr. n. 209. — Lodd. Bot. Knth. enum. Cab. iab. 692. (mala), — V. pag. 458, einer Pflanze aus der kleinen Familie der Taccaceae, die auf den Philippinen, im tropischen Neuholland, auf den Gesell- schaftsinseln und in Madagaskar heimisch Unsere beistehende Tafel gibt die | ist, also fastüber den ganzen Tropengür- Abbildung der Tacca pinnatifida Forst. | tel der südlichen Halkkugel verbreitet ist. Y I. Originalabhandlungen. Die Gattung Tacca enthält nur pe- rennirende Pflanzen mit lang gestielten, tief getheilten Wurzelblättern und hohem wurzelständigem Schaft, der auf seiner Spitze die Blüthendolde trägt, die von grossen Hüllblättern umgeben ist. Zwi- schen den Blüthenstielen, welche die Blumen tragen, stehen lange fädliche sterile Blüthenstiele, die gleich langen Schwänzen über die Blüthendolde hinweg ragen. Die Blumen bestehen aus einer gefärbten, glockig-kugeligen Blumenkrone, die in 5 Lappen getheilt und mit ihrem Grunde dem Fruchtknoten verwachsen ist, Staubfäden 6, mit flachen breiten Trägern, die der Blumenkrone verwach- sen und zweifächeriger Anthere. Frucht- knoten wnterständig, einfächerig, mit vielen an 3 wandständige Placenten be- festigten Eiern. Griffel 3, kurz, unter einander in eine Säule verwachsen, auf deren Spitze die schildförmige 6-lappige Narbe sitzt, welche aus den drei gros- sen blattartigen einseitigen 2-lappigen Narben der einzelnen Griffel entstanden ist, Nach dem Abblühen können die einzelnen Griffel leicht von einander ge- trennt werden. - Die T. pinnatifida gehört auch in nicht blühendem Zustande, zu den aus- gezeichnetesten Dekorationspflanzen des Warmhauses, in blühendem Zustande ist sie aber eben so merkwürdig und interessant, wie die verwandte Ataccia cristata. Blattstiele werden bei guter Cultur 2—4 Fuss hoch, sind gleich dem Blü- thensehaft stielrund, gefurcht und kahl; die Blattfläche bekommt 2—3 Fuss im Durchmesser, ist bis zum Grunde in 163 fiederschnittig, mit lang gestreckten li- near - lanzettlichen, lang zugespitzten ganzrandigen, durchaus kahlen dunkel- grünen Lappen. Blüthenschaft so hoch als die Blätter. Die fruchtbaren und fadenförmigen unfruchtbaren Blüthen- stiele, wie die lanzettlichen zugespitzten Hüllblätter kahl und grünlich-purpur ge- färbt. Hüllblätter 6—12, länger als die Blumen, aber bedeutend kürzer als die langen fädlichen unfruchtbaren Blüthen- stiele. Blumenkrone grünlich und pur- pur gefärbt. Die Cultur dieser Pflanze hat keine Schwierigkeit, sobald man derselben ei- nen Platz im niedrigen Warmhause, im Winter bei einer Temperatur von 10— 14° R. anweisen kann. Vermehrung durch Theilung des knolligen kriechen- den Rhizoms. Liebt eine Erdmischung aus lehmi- ger Rasenerde und Haide- oder Torf- erde Zur Zeit der Vegetation giesse man reichlich und gebe der Pflanze selbst einen Untersatz, der stets voll Wasser gehalten wird. Im Winter muss der Untersatz entfernt und nur so viel als gerade nothwendig, begossen wer- den, damit die Pflanze nicht von Trocken- heit leidet. Fig. 1. bensgrösse, Fig. 2. Eine Pflanze verkleinert. a) Eine halbirte Blumenkrone mit 3Lappen und den an solche angewach- senen Staubfäden, vergrössert, b) Eine zurückgeklappte Blumen- krone, so dass man die schildförmige Narbe sieht, schwach vergrössert. c) Ein einzelner abgetrennter Griffel Eine Blüthendolde in Le- 3 gestielte Theilblättchen getheilt; jedes | mit der grossen zweilappigen blattartigen der Thbeilblättchen einfach oder doppelt | Narbe. — (E. R.) 11® 164 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. r\ 2) Reise von Petersburg nach Belgien und England. Der Referent hat schon früher ein- mal seinen Bericht über einzelne der Gärten Europas damit begonnen, dass er die Verschiedenheit in der Entwicke- lung der Vegetation, zur Zeit des Früh- jahrs, in den von ihm besuchten Gegen- den besprach. Damals wurden die Län- derstrecken von Petersburg bis zum Süd- westen Deutschlands, der Schweiz, Paris und Belgien berücksichtigt. Der Süd- westen Deutschlands und Belgien waren nur um wenige Tage zurück gegenüber Paris. Diesmal besuchten wir Paris nicht, fanden aher die Umgebung Lon- dons um 1—2 Wochen dem milden Belgien vorausgeeilt. Den 12. (24,) März verliess ich Petersburg. Auf dem Schlitten fuhr ich noch über die Eisdecke des mächtigen Newastroms zur Stadt. Von Petersburg bis Kowno waren Feld und Wald noch grossentheils mit Schnee gedeckt. Von Kowno an lag der Schnee noch stellen- weise und an der russischen Grenze bei Wirballen 13. (25.) war der Schnee gänzlich verschwunden und das Winter- getreide zeigte von da bis Königsberg einen grünen Schein als erste Spur der Vegetation. In der Nähe von Königs- berg zeigten auch einzelne nasse Stellen der Wiesen einen grünen Schimmer. Um Berlin 14. (26.) schon grüne Wintersaat. Der Winterschnee war schon lange fortgegangen. Galanthus und Leu- cojum schon verblühet, Scilla cernua, Crocus, Veilchen in Blüthe, einzelne Spiraeen und Weiden beginnen zu treiben. . Bei Cöln 15. (27.) die Felder grün, die Stachelbeeren belaubt, Syringen ha- ben schon 2 Zoll lange Triebe, Weiden blühen, In Belgien bei Gent blühete am 18. (30.) März Ribes sanguineum und Cydonia japonica beginnt zu blühen. Bei Brüssel 19. (31.) blühen auf den Wiesen die gelben Primeln und Bellis. In England fand ich vom 1. bis 5. April n. St. (20. bis 24. März) die Ve- getation schon bedeutend mehr fortge- schritten. Aepfel- und Birnbäume be- reits in voller Blüthe, die Kasenplätze in den Gärten wurden schon mit den Maschinen geschnitten, Ribes sanguineum, Cydonia japonica, einzelne Rhododen- dron ete. schon in voller Blüthe. Ein herrliches warmes Wetter be- günstigte eine rasche schnelle Entwicke- lung und Tausende und aber Tausende von Spaziergängern lagerten am Sonn- tage den 5. April, in den grossen Öffent- lichen Gärten, welche die Riesenstadt umschliesst, im Freien auf dem grünen Rasen. Nach Belgien zurückgekehrt, hatten unter Einfluss einer ähnlichen warmen Witterung aber erst Mandeln, Pfirsiche und Aprikosen ihre Blumen entwickelt. Die Crataegus-Hecken grünten und nur in einzeln besonders geschützten Lagen begann der Flor der Kirschen und Bir- nen. Aehnlich fand ich die Vegetation am 7. April (26. März) bis Cöln. In Hannover und Hildesheim (den 8. und 9. April n. St.) die Vege- tation wieder weniger weit voran. An geschützten Stellen blüheten Aprikosen. In den Gärten Crocus, Seilla cernua, Primula veris und elatior, Forsythia in Blüthe, — auf den Feldern und an We- gen Petasites, Veronica arvensis, Draba verna, Cerastium triviale, Bellis und Ane-. monen in Blüthe. BR. In Berlin am 10. April (n. St.) die L Originalabhandlungen. Vegetation ungefähr so weit als bei Hannover. Erythronium Dens Canis und alle Formen von Helleborus cauca- sieus, niger, viridis in den Gärten in voller Blüthe. In Folge von Gewittern war die Witterung kalt und regnerisch geworden, in Thüringen und einem grossen Theil Deutschlands fiel vom 12. bis 15. April n. St. viel Schnee, so dass noch am 16. April stellenweis Schnee lag. He- patica, Pulsatilla, Veilchen, Adonis, Anemonen hatten zuvor schon geblühet. Obstbäume zeigten aber noch keine Ve- getation. Erst am 16. April (n. St.) sah ich in dem milderen Saalthale Mit- teldeutschlands, wo selbstnoch Weinbau betrieben wird, die ersten blühenden Aprikosenbäume. Am 17. April waren zwischen Ber- lin und der russischen Grenze inzwischen die Wintersaaten ergrünt, auch die Wie- sen zeigten einen grünen Schein. In Gräben und auf nassen Wiesen blühete Caltha palustris massenhaft und Weiden und Spiraeaarten begannen die Knospen zu entwickeln. Am 6. (18.) April von der russischen Grenze bis Wilna kein Schnee mehr, in den Wäldern blühete Daphne, die Hepatica triloba (Leberblümchen) und die weisse Anemone (A. nemorosa). Wiesen zeigten stellenweise einen grünen Schein, Weiden begannen zu blühen, Wintersaat grün, Von Wilna bis Dünaburg nur stellenweise wenig Schnee. Von Dünaburg bis Petersburg noch grossentheils Wald und Feld mit altem Schnee bedeckt und nur stellen- weise schneefrei. Die Flüsse bei Pe- 165 tersburg hatten die Eisdecke gesprengt, auf der Newa lag aber das Eis noch fest, Dagegen trat nun warmes Wetter ein, am 7. und 8. April (19. und 20. April n. St.) ging der Schnee grossen- theils fort, die Newa sprengte die Eis- decke und am 20. April (8. April a. St.) blüheten die ersten Schneeglöckchen (Galanthus) und Crocus gänzlich auf, — Es war mithin die Entwickelung um mehr als 4 Wochen gegen die von Ber- lin zurück. Ein aussergewöhnlich mildes Früh- jahrweiter begünstigte nur die für Pe- tersburg verhältnissmässig rasche Ent- wickelung, so dass am 5. (17.) Mai Schneeglöckchen, Leberblümchen, Scilla und Tussilago Farfura abgeblühet hatten. In Blüthe fand sich zu dieser Zeit Viola uliginosa, Puschkinia, Corydalis longi- flora und bracteata, Hyoscyamus orien- talis, Orobus vernus, Leontice altaica, Primula veris und elatior, Fritillaria tu- lipifolia und ruthenica, ferner blüheten die Weiden, Populus, Daphne Mezereum. Johannis- und Stachelbeeren, Prunus Padus, Spiraea sorbifolia hatten Blätter entwickelt, Linden”und Eichen dagegen noch im Ruhezustand. Pyrus baccata begann auszutreiben, ebenso Kirschen, — Aepfel und Birnen noch im Ruhezustand. Vegetation also ungefähr soweit als am 15. (27.) März in Cöln, gegen England am 24. März (5. April) aber noch weit zurück. Also die Entwickelung in St. Petersburg unter’m Einfluss besonders günstigen Wetters um 5l Tage gegen Cöln und noch bedeutend mehr gegen London zurück. (E. R.) 166 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Die Ausstellurg zu Gent vom 29. März bis zum 5. April 1868. Werfen wir zunächst auf die Gen- tner Ausstellung einen prüfenden Blick, in Vergleich zu anderen Internationalen Ausstellungen, so gab dieselbe zunächst das Bild des gewerbthätigen, im Garten- baue auf einer ausserordentlich hohen Stufe stehenden Landes, in welchem diese Ausstellung stattfand. Am ausgezeichnetsten waren die Indischen Azaleen vertreten, für welche denn auch im Ganzen 27 Preise aus- getheilt wurden. Zu Hunderten waren jene prächtigen Culturexemplare, mit halbkugeligen dichten Kronen, ‚bedeckt mit solchen Massen von Blumen, dass kein Blatt sichtbar war, ausgestellt. Diese schönen Azaleen füllten den grössten Theil des Mittels des grossen schönen neu gebauten Lokals, in dem sich die Ausstellung befand und glänz- ten in einer solchen Farbenpracht, dass :sie die andern Pflanzen ganz in Schat- ten stellten. Camellien, Rhododendron, Coniferen, Cacteen, Agaven, Amaryllis und viele prächtige Exemplare von Baum- farn übertrafen gleichfalls das, was wir auf andern Ausstellungen gesehen. In der Mannichfaltigkeit der andern Pflan- zensammlungen stand diese Ausstellung anderen Internationalen Ausstellungen. nach. Wenn wir solche daher die „Brillanteste“, abernicht die Reichste, aller bis jetzt dagewesenen Ausstellun- gen nennen, so dürften wir ungefähr das Richtige getrofien haben. Beginnen wir mit der Betrachtung der neuen Pflanzen, da diese ja für den Blumenfreund stets das meiste In- teresse besitzen. In dieser Beziehung hatten Veiteh und Sohn in Chelsea (London) das meiste geleistet und be- ausgesetzten „Ausserordentlichen Eirieasnr Als schöne Neuigkeiten des Herrn Veitch nennen wir: Alocasia intermedia. lich der A. Veitchii, ser. Dieffenbachia Weirii und D, Pearcei. Zwei neue Aroideen aus Peru, schon im vergangenen Jahr von Veitch verbreitet. Die scharf abgegrenz- ten Flecken, welche beide Arten auf den gelbgrünen mittelgrossen Blättern tragen, stempeln solche zu den schönsten Arten der Gattung. Alocasia Jen- Aehn- Blatt aber grös- ningsii. Aus ÖOstindien. Eine lieb- liche neue und ausgezeichnete Art. Blätter herzförmig, spannenlang, — aber wahrscheinlich an stärkern Pflanzen, viel bedeutendere Dimensionen erreichend, dunkel braun-purpur, schön gezeichnet, mit breiten smaragdgrünen Mittel- und Seitennerven, sowie mit ähnlicher breiter Randung. Von den Südsee-Inseln bezogen, waren mehrere neue Dracaenaarten ausgestellt, die höchst wahrscheinlich alle Abarten zu Cordyline Jaequini Knth. (ferrea) zu ziehen sein dürften. So Dr. nigro-rubra, mit schma- len, oben rothen, unten dunkelrothen Blättern, Dr. spec. Nr, 12, Wuchs niedrig, breite dunkelschwarzrothe Blät- ter. D. Moorii. Wuchs üppig. Blätter schmal, Blattstiele hellroth, Blattfläche dunkelblutroth. D, Chelsoni. Aus- gezeichnete Form, von dem üppigen Wuchse der Cordyline heliconiaefolia. Blätter lanzettlich, dunkelbraungrün mit blutrother Randung; die älteren Blätter tief schwarzroth. D. Maclayana. kamen auch den von Ihrer Majestät | Aehnlich Dr. spec. Nr. 12. Dr. Gib- I. Originalabhandlungen. soni, Stengel und Blattstiele blutroth. Blattläche schmal, grünlich-roth mit hellblutrother Randung. D. Denisoni Wuchs kräftig. Blätter schwarzroth. Eine ausgezeichnete neue Art, dürfte dagegen Dracaena regia sein. Die- selbe stammt gleichfalls von den Südsee- Inseln, Blätter länglich-oval, mit langem finnenförmigem Stiele. Blattfläche dun- kelgrün, goldgelb gerandet oder selbst grossentheils goldgelb gezeichnet. Tracht der Cordyline heliconiaefolia ähnlich, Blätter von der Form und Grösse der Cord. cannaefolia. — Primula cortusoides fl. albo. Hübsche Abart mit weissen Blättern. Retinispora filifera. Japan, Scheint eine Abart mit hängenden Aesten von R. pisifera. Retinispora obtusa nana au- Japan. Laub gelbgrün. Retinispora plumosa. Abart von R. pisifera. Retinispora filicoides. Japan. Eine neue Art, mit fast gleichlangen, kurzen Seitenästehen, Von Maximowiez als R, breviramea beschrieben, nach einem schönen Exemplar, welches der- selbe aus Japan einführte. Lomaria ciliata, Neues hüb- sches Farn aus Neu-Caledonien. Blätter gefiedert, kraus. Clematis John Gould Veitch. Abart von Cl. patens mit blassblauen gefüllten Blumen. Pandanus Veitchii. Prächtige Neuheit von den Südseeinseln. Wuchs ähnlich dem P. javanicus, aber Blät- ter bis 3 Fuss lang und bis 31/, Zoll breit und ebenso schön wieP. javanicus silberfarben gestreift. Cinchona Veitchii (spec. nova). Aus Peru. Sehr schöne Dekorations- pflanze für’s Warmhaus. Blätter 21/, Fuss lang, fast 1 Fuss breit, oberhalb tea. Eine 167 hellgrün, unterhalb weisslick mit grünen Adern. Von der beliebten Warmhauspflanze, Croton (Codiaeum) pietum, hat Herr Veitch mehrere schöne neue Abarten eingeführt, Es sind dies: Er. aucu- baefolium, der gewöhnlichen Form ähnlich, gelb gefleckt. Cr. interrup- tum, Blätter linear, 11/, Fuss lang, !/, Zoll breit, die ältere braungrün nnd mit ziemlich breitem feuerrothem Mittelnerv, die jüngern hellgrün, mit hellgrünem Mittelnerven. Sehr schön. Cr. Hillii, Aehnlich der gewöhnlichen Form, Blät- ter orangenroth geadert. Cr. irregu- lare. Blätter aus breiterem, fast leier- förmigem Grunde in eine lange schmale (1 Fuss lang, 1 Zoll breit) Spitze vor- gezogen, dunkelgrün, mit goldfarbnem Mittelnerven und goldfarbenen Rand- flecken. Cr. tricolor. Blätter etwas länger gestreckt als die der gewöhnlichen Form, verkehrt-länglich, mit breitem goldfarbenem Mittelnerven. Blattstiele roth. Aeste gelb. Abutilon Thompsoni. Aus Westindien. Dem A. striatum sehr ähn- lich, Blätter goldgelb gefleckt. Aralia Osyana, Blätter aus 7 fingerförmig zusammengestellten Blätt- chen bestehend. Blättchen gestielt, li- nien-lanzettlich, an der abgestutzten Spitze ausgerandet-zweizähnig und in der Ausrandung mit vorstehender Sta- chelspitze, hellgrün mit rosafarbenem Mittelnerven. Schön und in der Tracht der A. leptophylla ähnelnd. Stammt von den Südseeinseln. Hippeastrum pardinumHook. Peru. Eine neue Amaryllis, mit Blu- men, die auf weissem Grunde dichtge- stellte ziegelfarbene Punkte tragen. Nach der Abbildung des Bot. Mag. schon er- wähnt. Aphelandra Veitchii. Neue 168 Aphelandra aus Bolivia. Blätter oval, metallisch-schwarzgrün. Blumen orange. Gymnostachium Pearcii. Wohl nur eine Abart von G. Verschaffelti, mit etwas stärkern tiefer rothen Adern. Sanchezia nobilis Hook. Aus Muno. - Diese von uns schon bespro- chene Acanthacea bildet nach unserer Ansicht die schönste und werthvollste buntblätterige Blattpflanze für das Warm- haus, unter den Einführnngen der letz- ten Jahre. Blätter gestreckt oval, — an üppigen Pflanzen bis 1!/, Fuss lang, gesättigt glänzend grün, mit scharfen goldfarbenen breiten Mittel- und Seiten- nerven, prächtig gezeichnet. Auch Blu- men sehr schön. Phyllanthus variegatus. Von den Südseeinseln. Aehnlich Ph. juglan- difolius. Blätter unregelmässig silber- farben gescheckt. Acalypha tricolor. Schon ziem- lich verbreitete Art, mit ovalen rothen Blättern, Herr Ambroise Verschaffelt erhielt für neue Einführungen und schöne neue Pflanzen 5 erste Preise. Wir he- ben aus diesen Pflanzen hervor: Dieffenbachia decora. Aus Para. Eine robuste hohe Art. Blätter gross länglich-oval, hellgrün, mit silber- farbenen und hellgrünen grossen Flecken, Dieffenbachia mirabilis. Blät- ter länglich-elliptisch, bis 1'/, Fuss lang, dunkelgrüne, mit grossen gelben und gelbgrünen Flecken gezeichnet. Passiflora trifasciata. Aus Brasilien. Unter den Neuigkeiten für 1868 wohl die ausgezeichneteste, die bald in alle Gärten sich verbreiten wird. Blätter oval herzförmig, vorn stumpf 3-lappig, 3-nervig, tief dunkelgrün, mit rothen hellgrün nüangirten breiten Bin- den längs der 3 Längsnerven. Eine Schlingpflanze von üppigem Wuchse, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die als Dekorationspflanze in unsern Warmhäusern einen vorzüglichen Effekt machen dürfte, — Bignonia pieta. Aus Para, Blät- ter gleichen fast denen einer Syringa vulgaris, mit goldgelben Mittel- und Seitennerven. Sehr schöner niedriger verästelter Strauch für’s Warmhaus. Dicentranthera spectabilis. Aufrechter niedriger Dekorationsstrauch, mit dunkelpurpurnem Stengel. Blätter elliptisch, zugespitzt, oberhalb dunkel- grün, mit kupferfarbenem Metallglanz, unterhalb gleich den Blattstielen tief schwarzroth. Maranta amabilis. Aus Para. Blätter länglich-lanzettlich, %/4 Fuss lang, 4 Zoll breit, glänzend hellgrün, mit dunkelgrünem Mittelnerv und Bor- düre. Dracaena lentiginosa. Neu- Seeland. Eine Form von Cordyline Banksii Rgl., mit olivengrünen Blättern und goldenem Mittelnerven. Dracaena lutescens varie- gata. Tracht der Dr. angustifolia Roxb. Blätter hellgrün, mit dunkelm Mittelner- ven. Aus Afrika. Zamia Ghellinckii. Aus Süd- afrika. Weiss behaarte Art, mit 3 Fuss langen Wedeln und sehr schmalen Fie- derblättchen. Auch als Zamia gracilis und Z. villosa in Belgischen Gärten verbreitet. Vriesea Glazouiana Lem. Aus Brasilien. Mächtige Bromeliacee mit 3 Fuss langen und 5 Zoll breiten Blät- tern, die wir nach der von Lemaire ge- gebenen Abbildung schon besprachen. Cordyline grandifolia. Aus Australien (?). In der Tracht der Dra- caena angustifolia ähnelnd, Blätter aber 4 Zoll breit. Cordyline Australien. Guilfoylei. Aus Eine robuste Cordyline mit \ ERS DNS 2 i S wu 2 RB Br. 8 F N | S N AN r ” I. Originalabhandlungen., linear-lanzettlichen Blättern, fast von der Tracht einer schmalblätterigen C, Jac- quini. Blätter grün, roth und gelb ge- randet und nüangirt. Sanchezia glaucophylla. Bra- silien. Von S. nobilis kaum verschie- den. Phrynium Baraquini. Blätter “ länglich, 3/, Fuss lang, hellgrün und mit dunkelgrüner Mittelbinde. Dioscorea egregia, Brasilien. Blätter herzförmig, dunkelgrün, weiss gefleckt. Dioscorea nobilis. Brasilien. Sehr schöne neue Art, die alle bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung an Schönheit übertrifft. Eine Schlingpflanze, von, wie es scheint, schwächlichem Wachsthum. Blätter gross, herzförmig, sammtig schwarzgrün, mit breitem gold- gelbem Mittelstreifen und mit goldgelben und röthlichen Punkten längs der Ner- ven gezeichnet. — Quercus striata. Japan. Blätter immergrün, läuglich-oval, mit goldgelben Streifen längs der Seitennerven, Aristolochiainsignis. Brasi- lien. Blätter nierenförmig - herzförmig, saftig grün, unregelmässig silberweiss und gelb gefleckt. Dieffenbachia princeps. Aus Para, Ausgezeichnete neue Art, Blätter sehr gross, fast 2 Fuss lang und 1 Fuss breit, schwarzgrün, mit hellen Flecken. Ficus Baraquini, Para. Blät- ter 13/, Fuss lang, länglich-oval. Schöne Dekorationspflanze. Tradescantia regia. Brasilien. Vielstengelig. Blätter länglich -lanzett- lich, zugespitzt, metallisch grün, mit 2 silberweissen Längsbinden. Mittelnerv und Unterseite des Blattes tief roth. Von Jean Verschaffelt in Gent: waren unter den neuen Pflanzen bemerkenswerth; 169 Encephalartos graeilis, ganz mit Zamia Ghellinckii übereinstimmend. Dalechampsia Roezlii. Vergl. Abbildung und Beschreibung in der Gar- tenflora. Ist ein leicht und dankbar blühender Strauch. Ananassa Porteana. Eine Form von Ananassa sativa mit goldgelb ge- streiften Blättern, Bromelia spec. vom Rio ne- gro. Eine ausgezeichnete neue, wie es scheint, zu Puya gehörige Art, über die wir nächstens Näheres mittheilen wollen. Linden vertheilte solche als Bromelia pandanoides. Azalea spec. Japan. Eine ganz eigenthümliche Azalea, der wir vorläufig den Namen A. indica var, monstro- sa beilegen wollen. _ Blätter linear, rauhhaarig. Blumenblätter linien-lanzett- lich, zollang, sternförmig abstehend und weit auseinander stehend, von pfirsichro- ther Farbe. Ist nur eine Monstrosität von Azalea indica und zwar von der Form von A, indica, die Miquel in sei- nem Prolusus Fl. Japonicae als Rho- dodendron Sieboldi aufführt. Die- selbe ist in Gärten Japans entstanden. In den von Maximowicz gesammelten trocknen Pflanzen sehen wir Exemplare dieser Form, theils mit durchaus ähn- lichen, theils mit normalen Blumen. Diehorisandra mosaica Lin- den. Maynas. Eine von Linden 1867 in Handel gebrachte Pflanze und unter den bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung unbedingt die schönste. Blätter breit oval und an üppigen Pflanzen bis %/, Fuss lang, dunkelgrün, mit weiss und gelblichen kurzen Querstreifen zwi- schen den Längsnerven schachbrettartig gezeichnet. Tillandsia argentea. Peru. Eine ächte Tillandsia, mit pfriemlich fa- denförmigen, fusslangen, dicht weiss 170 rauhhaarigen Blättern, Jean Verschaf- felt hat eine grosse Anzahl von Exem- plaren dieser Art erhalten und verkauft solche per Stück zu 75 Fres. In Cultur bildet diese, wie alle ähnlichen Arten niemals Wurzeln. Man heftet solche auf Moosunterlage an ein Stück Holz und hängt sie im Orchideenhause unter dem Fenster auf. Hier bildet sie keine Wurzeln, wächst aber und blühet auch. Versuche über die Art der Ernährung dieser Pflanzen wären sehr wünschbar. Aspidium Goringianum tri- color. Ein hübsches Farn aus Japan, mit weiss undröthlich gezeichneten Blät- tern. Herr A, Dalliere aus Gent hatte an Neuheiten ausgestellt: Eranthemum metallieum. Aus Java. Blätter oval. mit bräunlichem Me- tallglanz. Niedrige Art. — Mauritia aculeata. weiss bestäubten Blättern. Curculigo sumatrana fol, va- riegatis. Eine Form von C. recurvata mit goldgelb gestreiften Blättern. Miconia peruviana. Dekora- tionspilanze für’s Warmhaus, mit gros- sen länglich-ovalen fusslangen filzig-be- haarten Blättern. Ausgestellt von August Van Geert in Gent. Dracaena atrosanguinea. Ei- ne Form von Dr. Banksii, deren Blätter von rothen Nerven durchzogen sind. Bignonia ornata. Vom Rio Negro. Blätter länglich-oval, zugespitzt, hellgrün, mit silberfarbenem Mittelnerven gezeichnet. Siphocampylos Humboldtia- nus. Aus Südamerika. Stengel 11/, Fuss hoch. Blätter oval-lanzettlich, zu- gespitzt, hellgrün, Hübscher Blüthen- strauch für’s Warmhaus mit scharlach- rothen Blumen. Palme mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Acrostichum palmatum. ‘Me xiko. Ein niedliches kleines zwergiges Farnkraut, mit kriechendem Rhizom. Die 1!/, Zoll langen breiten Blätter sind handförmig in zahlreiche lineare Lappen zertheilt. Ficus aurieulata. Von den Phi- lippinen. Blätter gross, fast 11/, Fuss lang, oberhalb hellgrün, aus fast herzförmigem schmalem Grunde lanzettlich-oval. De- korationspflanze für’s Warmhaus. Samyda nobilis. Brasilien. Blät- ter länglich-oval, fusslang, dekorative Warmhauspflanze. Wir verlassen hiermit die als Neuig- keiten zur Coneurrenz ausgestellten Pilan- zen und erwähnen schliesslich nur noch einiger Pflanzen, die unser geehrter Freund J. Linden, der Sieger auf 3 voraus gegangenen Ausstellungen, aus- gestellt hatte, ohne jedoch zu concurri- ren. Es waren dies: Cocehliostema Jaeobianum Linden. Wir werden die ausgezeich- nete und interessante Gattung Coch- liostema Lem., die zur Familie der Commelynaceen gehört, in der Kürze nach einer andern Art, einlässlich be- sprechen. Die in Rede stehende Pflanze ist aus Ecuador. Fast stammlos. Die | länglichen, 4 Fuss langen, bis ®/4 Fuss breiten Blätter bilden eine mächtige Ro- sette, sind grün und roth gerandet. Die Rispen schöner blauer Blumen entsprin- gen aus den Blattachseln. Wohl die ausgezeichneteste der ausgestellten Neuig- keiten. Maranta virginalis und M. virginalis macrophylla Linden. Aus Peru. Aehnlich der M. faseiata. Die fusslangen Blätter sind hellgrün mit silberfarbenem Metallglanz undtragen eine Mittel- und 2 seitliche Längsbinden. IL, Originalabhandlungen. Iresine Lindeni. Aus Ecuador. Schöne neue Blattpflanze für Blumen- gruppen. Stengel und Blattstiele blut- roth, Blattlläche dunkelroth mit heller 71 ren von Van Houtte und Ambr. Ver- schaffelt ausgestellt. Als Formen mit fein getheilten Blättern von diesem schönen Baume Ja- blutrother Mittelrippe und Seitennerven. | pans nenen wir: Lasiandra macrantha. Mela- stomacee aus St. Paul, die aus einem fast kopfförmigen Blüthenstande, sehr grosse blaue Blumen entwickelt. Pothos Baraquini. Brasilien, Blattstiele braun gefleckt. Blattfläche fast 3-seitig, aus speerförmigem Grunde nach oben allmälig abnehmend, grün. — Als selbst aus Samen erzogen, hatte Herr Jacob-Mockoy et Comp. in Lüttich, ein Panicum plicatum mit silberfarben gestreiften Blättern ausge- stell. Sehr schöne Dekorationspflanze für's Warmhaus, Wir gehen hiermit zu den andern Pflanzen-Sammlungen über, welchen wir aber, da solche in so bedeutenden Mas- sen vorhanden waren, nur einzelne flüch- tige Bemerkungen widmen können, Vom Botanischen Garten in Gent, (Obergärtner Van Hulle), waren die einzigen Sammlungen tropischer Fruchtbäume und von Arzneipflanzen ausgestellt. Ein grosses, 6 Fuss hohes Exemplar eines Brodbaumes, (Artocar- pus rigida), Guajacum offieinale, Quassia amara in Blüthe und ein starkes Exem- plar von Cocos nueifera, der ächten Cocosnuss-Palme, erregten darunter meine Aufmerksamkeit. Cocos nucifera geht in den meisten Palmensammlungen bald wieder ein, Starke Exemplare derselben sah ich auch in Herrenhausen und Herr H. Wendland theilte mir mit, dass diese Palme nur dann gedeihe, wenn deren Töpfe in stets mit Wasser gefüllte Untersätze gestellt würden. Sammlungen von 6 Abarten des Acer polymorphum aus Japan, wa- Acer polymorphum multifi- dum. Viel und feintheilige ganz grüne Blätter. A. pol, ornatum. Junge Blätter roth, die alten Blätter grün. A. pol. Friderici Guilielmi. Blätter weiss und roth nüangirt, die schönste Form. Formen mit einfach handför- mig gelappten Blättern. A. p. roseo-variegatum. Blät- ter grün, mit breiter rosenrother oder gelber Randung. A. p. atropurpureum. Blätter purpur, A, p. retieulatum. Blätter gelb- grün, dunkler geadert. Weniger schön sind A.p. amoenum und formosum. Die Formen des A. polymorphum (A. pal- matum hort.) gehören zu den schönsten Bäumen Japans. In Russland und Deutsch- land müssen solche aber als Topfbäume eultivirt werden, Samlungen von 25 Arten Selagi- nellen und Lycopedien waren vom Graf von Kerkhove, von Van den Hecke de Lembeke und Herrn Ghellinck- Dewalle, in vorzüglich schönen Exem- plaren ausgestellt worden, Als wenig verbreitete Arten sind zu nennen: Selaginella Martensis, mit bald grünen, bald silberweissen Aesten und Blättern. S. microphylla, eine hochwach- sende sehr zierliche Art. S. atroviridis. Blätter dunkel- grün, mit bald rother, bald brauner, bald gelber Nünaneirung. S. africana, mit braungrüner Be- laubung. 172 Lyeopodium densum. Ein grosses Exemplar, unter einer Glas- glocke aufgestellt und wahrscheinlich das in den Tropen allgemein verbreitete L. cernuum. Die Sammlungen der buntblätte- rigen Caladien, schön, aber nichts auffallend Neues enthaltend. Die Orchideen waren verhält- nissmässig schwach vertreten. Als schöne Neuigkeit nennen wir ein Odontoglos- sum maculatum von A, Verschaffelt. Blumen ziemlich gross, gelb mit brauner Lippe. Cattleya bogotensis. Gross- blumige Art, mit ganz weissen Blumen, Ausserdem waren sowohl die schönen Vandeen Ostindiens, das merkwürdige Uropedium Lindeni mit den langen schwanzförmigen Enden der Blumen- blätter, Dendrobium nobile in vorzüglich guten Exemplaren vertreten. Palmen waren in reicher Fülle, in zahlreichen grossen und gut eultivir- ten Exemplaren vertreten. Ausgezeich- nete Neuigkeiten sahen wir aber unter denselben nicht, Eine sehr schöne Palme mit fein gefiederten Blättern ist die Cocos Weddelliana, ausgestellt von Ver- schaflelt. Die Fiederblättchen sind fast linear, unterhalb weisslich und stehen sehr dicht. Verschaffeltia und Phoeni- cophorium, diesmal in prächtigen Exem- plaren, Pandanus-Arten waren in rei- chen Collectionen ausgestellt, von denen die Sammlung des Herrn L. Van Houtte von allen die vorzüglıchste. Darunter ein Pandanus Van Houttei (spec. de Madagascar), mit am Grunde weiss bereiften Blättern, eine neue ausgezeich- nete Art. Als andere schöne, wenig verbreitete Arten, nennen wir P. Bagea, FT Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. drupaceus, lutescens, Porteanus, Van des Meerschii, cuspidatus. Die Bewerbungen um 10 Arten Colocasia- Arten enthielten aus- schliesslich schöne Exemplare und sehr gute Arten. Doch waren das die be- kannten schönen Arten, Alocasia longiloba ist ähnlich A. Veitchi, Colocasia Baraquini. Wohl die grossblätterigste Art unter den Formen, mit herzförmigen Blättern. Blatifläche dunkelgrün, metallglänzend, mit rothem Mittelnerven. Die Sammlungen der Aroideen schön. Dabei alle die schönen von Linden ein- geführten Arten. Unter den letzteren ist Antherium regale die ausge- zeichneteste und schönste Art. Die mächtigen Blätter sind ähnlich gefärbt, wie bei Anthurium magnificum und A. leuconeurum, aber dabei länger gestreckt und wohl noch einmal so gross. Blatt- stiele stielrund. Wir betrachten A. regale als aus- gezeichneteste und schönste aller be- kannten Aroideen, in Bezug auf Schön- heit und Grösse der Blätter, welche 2 Fuss und darüber lang werden und auf der sammtgrünen Oberfläche jene schöne silberweisse ınetallisch glänzende Zeich- nung tragen. Die mächtigen Exemplare, welche von dieser Pflanze ausserdem im Garten desHerrn Linden sahen, mussten wir immer von Neuem bewundern. Ein Anthurium grande, das wir ausge- stellt sahen, fiel wohl mit A. magnifieum - zusammen. Schwach vertreten und in nur we- nigen Exemplaren waren die Schlauch- pflanzen. Marantaceen zahlreich und auch sehr schön. Am ausgezeichnetesten war die Sammlung des Herrn De Ghellinck de Walle zu Wondelyem. Als die schön- wir I. Originalabhandlungen. sten Maranta-Arten, die bis jetzt unsere Sammlungen schmücken, nennen wir in erster Linie Maranta Veitchii, M. illu- stris, M. splendida, M. roseo-pieta, — in zweiter Linie M.ornata, fasciata, M. re- galis, M. vittata, M. Warszewiczii, M. zebrina. M. Van der Heckei. — Die zarten, lieblich getupften, (mit . weisser oder röthlicher Farbe, ähnlich Sonerila) Bertolonia-Arten waren alle vertreten. B. margaritacea und B. guttatta sind als die schönsten Arten zu nennen. Sammlungen buntblätteriger Warmhauspflanzen waren in aus- gezeichneter Schönheit vorhanden. Was darunter Neues, nannten wir schon bei den neuen Pflanzen. Wir wiederholen, dass Sanchezia nobilis unter allen diesen schönen Pflanzen aller Familien, vortheilhaft als eine der schönsten her- vortrat. Sammlungen der Anovecochilus, theils ganz vortrefllich, aber nichts Neues unter solchen, Unter den Pflanzen eigener Zucht hatte Herr Stelzner eine Gymno- gramme chrysophylla cristata ausgestellt, eine hübsche Form, mit an den Spitzen monströs hahnenkammför- mig umgebildeten Wedeln. Aehnlich G. Wetenhalliana, aber verschieden. Hyacinthen, Tulpen und an- dere Zwiebeln waren von Genter Gärt- nern, nur von Van Houtte, ausserdem aber von vielen der berühmten Hollän- dischen Züchter, in 2 kleinen besondern Gewächshäuserrn, in reicher Fülle und ausserordentiicher Schönheit ausgestellt. Als besonders schöne Hyaeinthen be- merkten wir: Amy. Blumen feuerroth. Josephine, feuerroth. Prince Albert, fast schwarz, Siam, schwarzblau. 173 Alexander Cantzler. Sehr grosse hellblaue Blumen mit weissem Rande, Cacteen waren in sehr schönen Sammlungen der seltneren Arten und in | guten Exemplaren vertreten. Wir sahen solche bis jetzt auf keiner Ausstellung in solcher Schönheit. Opuntia polypiformis in der Sammlung des Herrn E, Dedeyn ist eine wahrhaft merkwürdige Art, mit mon- strös umgebildeten, fast an Becher erin- nernden Verästelungen, Echinopsis hongrispina mit eigenthümlichen braunrothen Blumen. Wie wir schon früher erwähnten, bildeten die Baumfarn eine der ausge- zeichnetesten Zierden der Ausstellung. Unter ihnen Balantium antarcti- cum mit bis 12 Fuss hohen Stämmen und mächtigen Wedelkronen. Also- phila excelsa mit 12 Fuss hohem Stamm, Cibotium princeps in wun- derbarer Schönheit, mit 4 Fuss hohem Stamme und bis 14 Fuss langen We- deln, die im Allgemeinen zartere Cya- thea dealbata mit ihren grossen, un- terhalb silberweissen Wedeln mit 4—5 Fuss hohen Stämmen, die imposante Alsophila contaminans aus Java, mit 3 Fuss hohem, an der Spitze mit den langen Schuppen dicht bekleidetem Stamme und 10 Fuss langen Wedeln, Cyathea australis, die als C. me- dullaris in den meisten Gärten verbreitet ist, — dann Cyathea medullaris, die für die ächte Pflanze jetzt gilt und schon durch schwarzbraune weiss be- reifte Wedelstiele sich leicht von C, au- stralis unterscheidet, mit 6 Fuss hohem Stamme und 12 Fuss langen Wedeln, Cibotium regale, eine neuere mit C. princeps verwandte Art, und endlich das sonst meist stammlos bleibende Ci- botium Schiedei, mit 2 Fuss hohem Stamme, 174 Neben diesen mächtigen Arten ma- chen die kleinern Formen von Baum- farn, So namentlich die schönen Loma- ria-Arten Australiens, unter denen L. gibba eine der schönsten, einen sehr freundlichen Eindruck. Die Menge und die ausserordent- liche Schönheit, in der alle diese und ähnliche Baumfarn ausgestellt waren, verliehen der Genter Ausstellung einen eigenthümlichen Reiz und zeichneten sie von frühern Ausstellungen aus. Araliaceen und Oycadeen in zahlreichen Sammlungen und schönen Exemplaren, aber nichts besonderes Neues bietend, Camellien waren in grossen zahl- reichen Sammlungen der besten Sorten und in vorzüglicher‘ Cultur ausgestellt worden. Van Houtte und A. Verschaf- felt hatten hierin das bedeutendste ge- leistet. Das ausgezeichneteste in Bezug auf Florblumen leistete die Genter Ausstel- lung in Bezug auf Indische Azaleen. Verschaffelt und andere waren hier die Sieger. Als Varietäten von besonderer Schön- heit nennen wir: A. indiea Adelaide de Nas- sau, Souvenir du Prince Al- bert, (schönste bunt gefleckte Blume von tief rosa Färbung und scharlach und weiss gerandeten Petalen), — Bernhard Andrea, — Roi Leo- pold, — Beaut& de l’Europe, — Albertus, Tretheriana, Roi des blanches, — Formosa (Yveri), — Magnificens, — Prince Albert (feurig scharlach), — Eela- tante (ähnlich der vorhergehenden, aber noch brilliirender), — Punetu- lata (sehr bunte Blume), — France Vervaene (feurig scharlach\), — An- toinette Thelemann, — Eulalie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. de Gaerdt (eine der zartesten in rosa Färbung), — Theodor Vervaen,— Queen perfection, — Vesuvius, — Frederie II (Vervaene), (Eine scharlachrothe, sehr grossblumige Sorte). — Petuniaeflora (ganz eigenthümlich rosa-lila.) — In Kalthauspflanzen und Ericen war im Allgemeinen weniger ausgestellt und geleistet, doch fand sich darunter man- ches sehr Schöne, so z.B. Genethyl- lis in sehr schönen vollblühenden Exem- plaren, unbedingt eine der reizendsten Pflanzen des Kalthauses; Erica ele- gans, Vernix und Victoria in schö- nen vollblühenden Exemplaren; Mirbe- lia pulehella, mit tief blauen Blumen und linearen Blättern. Baumartige Paeonien, die wir in Masse zu sehen gehofit hatten, waren wenig vertreten und unter den ausge- stellten Varietäten war eine ältere P. Moutan Elisabeth, mit leuchtend rosacarmin Blumen, nach unserer Ansicht die hübscheste Form. Strelitzia-Arten waren in 5 Arten vertreten. Da sahen wir zum er- sten Male Exemplare der Strelitzia juneifolia, in voller Blüthe. Die Str. juneifolia unterscheidet sich durch gänzliches Fehlen der Biattfläche an den langen stielrunden Blattstielen, von St. Reginae und ist wohl nur eine Ab- art der Letzteren. Dasylirien, Agaven, Yuccen waren in fastzu zahlreichen Massen ver- treten. Jean Verschaffelt, Ambr. Verschaffelt hatten da das ausge- zeichneteste geleistet. Die Gruppe, wel- che eine zahlreiche Menge von Formen der Agave Verschaffelti enthielt, sie zeigte am deutlichsten, wie sehr die Agaven in ihrem Vaterlande abändern. So lange wir die Arten dieser jetzt so beliebten Pflanzen nicht alle in Blüthe I. Originalabhandlungen. sahen und solche wieder aus Samen er- zogen haben werden, — so lange wer- den wir gar keine Sicherheit und An- haltspınkte haben, was hier als Form und was als Art zu betrachten ist. — Als Gruppe von Pflanzen, wo ganz Ausserordenuliches geleistet war, da sind noch die Amaryllis zu nennen. Es ist besonders das Verdienst Van Hout- tes, durch Kreuzung von A. aulica mit A. vittata, reginae etc., eine neue Serie von Formen erzeugt zu haben, die die Blumengrösse von Am, aulica besitzen und dabei die schönsten und mannich- faltigsten Zeichnungen und Aderungen aufzuweisenhaben. Die Grundfarbeändert ab von rein Weiss bis zum tiefsten Roth und dieZeichnungen sind in rother oder hellerer Färbung. Die Schönheit aller ausgestellten Sammlungen von Amaryl- lis fand allgemeine Bewunderung, — die von Van Houtte selbst ausgestellten Amaryllis wurden aber dennoch all- gemein als die bedeutendste Leistung in dieser Richtung anerkannt. Gehen wir von den, theils im Aus- stellungsgebäude, theils in besondern Gewächshäusern ausgestellten, bis jetzt betrachteten Gegenständen, auf die zahl- reichen Massen der im Freiem ausge- stellten Pflanzen über, die theils ganz frei standen, theils durch Leinwanddächer geschützt waren, — so treten uns da in erster Linie wieder eine Gruppe von Pflanzen entgegen, deren Cultur und Vervollkommnung gerade ein Verdienst der intelligenten Gärtner Belgiens ist. Das ist die Gruppe der in Belgien, Frankreich und in den mildern Gegenden Deutschlands durchaus dauerhaften Rh o- dodendron, die aus der Bastardirung von R. catawbiense, ponticum, maximum, campanulatam und caucasicum entstan- den sind. Diese hybriden harten Rho- dodendron waren in grossen Massen, in 175 vorzüglich schönen reichblühenden Sor- ten und in guten Exemplaren vertreten, Als Sorten, die uns besonders ge- fielen, heben wir hervor: R. Alarie. Blumen prächtig rosa purpur mit tief dunkelpurpurner Fär- bung. R. Bylsianum. Feurig carmin. R. roseo-tigrinum. Rosa-lila, schön gezeichnet, R. Präsident Van der Hecke. Feurig carmin. Mimie. Weiss mit rosa, oben tief gelb punktirt. Baron Osy. Weiss, oben eine Zeichnung ähnlich einem Gladiolus car- dinalis. Vesuvius. purpur-zinnober. Leider waren viele der ausgestellten Pflanzen ganz ohne Bezeichnung, 30 dass wir sie nicht berücksichtigen kön- nen. Die Gruppen der Coniferen waren reich und wetteiferten mit einander, in Prächtig leuchtend Schönheit der Exemplare. Als schöne Sorten nennen wir: Juniperus excelsa stricta, Wuchs pyramidal, sehr dicht, Blätter dunkelblaugrün. Sehr schön. Araucaria elegans. Eine hüb- sche, wie es scheint, noch neue Art, die der A. Cookii ziemlich ähnlich ist. Araucaria Rulei. Schöne Art, mit grazil hängenden Zweigen. Dacrydium elatum. Sehr schö- ne neue Einführung. Eine der gefällig- sten Nadelhölzer Australiens, mit grazil überhängenden intensiv grünen Aesten. Ausserdem schöne blaugrüne Ab- arten von Araucaria imbricata und A. excelsa. Farne (Filices) für’s freie Land, Au- cuben, Weigelien, waren in schönen reichen Sammlungen vorhanden, doch 176 bemerkten wir nichts auffallend Neues dabei. Unter den in zahlreichen Samm- lungen aasgestellten buntblätterigen Stau- den notirten wir als schön und noch seltener. Yucca filamentosa, mit gelb gestreiften Blättern. Symphytum offieinale ele- gans. Eine der schönsten buntblätte- rigen Stauden, deren grosse Blätter ei- nen breiten goldfarbenen Rand tragen. Mimulus luteus fol. var. Blät- ter weiss und roth gerandet. Carex riparia fol. var. Blätter weiss gestreift, schön. Scrophularia mellifera fol. Blätter gelb gerandet. Paeoniafol, aureo-variegatis. Eine Paeonia mit goldgelb nüancirien Blättern, Artemisia vulgaris fol. var. Abart mit goldgelb pauachirten Blät- tern. Funkia univittata. Eine der Funkia-Arten Japans, deren grüne Blät- ter mit goldgelbem Mittelstreifen ge- zeichnet. Als schöne buntblätterige Kalthaus- Pflanzen wären hervorzuheben. Echeveria metallica. Fast fussgrosse saftige Blätter mit bräunlichem Metallglanz. Phormium tenax fol. varie- gatis. Schöne Abart des Neuseeländi- schen Flachses mit gelb gestreiften Blät- tern. Nerium Oleander fol. margi- natis.. Eine Abart des Oleanders, mit breit glänzend goldgelb gerandeten Blättern, Wir schliessen hiermit unsern Be- richt über die Ausstellung und geben als Nachtrag einen kurzen Auszug in Betreff. der vertheilten Preise, Var, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Prämie, ausgesetzt von Sr. Maj. dem König, erhielt Ambroise Ver- schaffelt, als derjenige Aussteller, der für die Ausstellung am meisten ge- leistet hatte. Die Prämie, ausgesetzt von Ihrer Maj. der Königin, erhielt James Veitch für die von demselben ausgestellten neuen Pflanzen. Die Prämie, ausgesetzt vom Herrn Müller, erhielt Herr Jean Verschaf- felt. Für neue Pflanzen erhielt Am- broise Verschaffelt alle ersten Preise und die Herren A. Dalliere in Gent, Aug. Van Geertin Gent und Jacob Mackoy u.Comp. inLüt- tich die zweiten Preise, Für Orchideen erhielten Herr M, Beaucarne in Eename, Hr, Am- broise Verschaffelt, die ersten Preise, Hr. A. Van Geert in Gent den zweiten Preis, Für. Palmen, Herr Louis Van Houtte, Herr Ambr. Verschaffelt, der Graf von Kerchove de Dentergem und Herr Vandenhecke de Lembeke zu Gent die ersten Preise. Herr A.Dalliere, A. van Geert und Christ. van Loo die zweiten Preise. Für Cycadeen. A. Verschaffelt und Herr Ghellinck de Walle, die ersten Preise, — Herr Beaucarne, A. Van Geert und J. Vervaene in Gent, die zweiten Preise, Für Pandaneen. I. Preise. L. Van Houtte. — Ambr. Verschaffelt. — Bot. Garten in Gent. — Für Baumfarn. I. Preise. Ambr. Verschaffelt. — Graf von Kerckhove de Dentergem. — Von Ghellinck de Walle, — II. Preise. Vandenhecke de Lem- becke. — Krautige exotische Farn, I. Preise. Graf v. Kerchhove de Den- I. Originalabhandlungen. tergem. — I. Preise. Beaucarne. Vandenhecke de Lembeke. — Aug. van Geert. — Aroideen. I. Preise. De Beucker in Anvers. — Ambr. Verschaffelt. — 1I. Preise. — Lemoine in Lille. — A. Dalliere. Marantaceen. LI. Ghellinck de Walle. Ambr. Ver- schaffelt. — II. Preise, A. Dalliere. — Vandenhecke de Lembeke. — Anoectochilus. I. Preise. Bot. Garten in Gent. — Jean Verschaffelt. — M. Beaucarne. — A. Dalliere. II. Preise. A. Van Geert. — Preise. De Nepenthes. |], Preis. A. Ver- schaffelt, — II. Preis. J. Verschaf- felt, — Bromeliaceae. I. Preis. Beau- carne. — Musa. I. Preis. L. Van Houtte. Buniblätterige Warmhaus- pflanzen. I. Preise. Beaucarne. — A. Dalliere. — Ii. Preis. Vandenhecke de Lembeke. Blühende Strelitzia. 1. Preis. Cannaert-Poelman in Gent. II. Preise. J. Verschaffeit und M. de Ghellinck. Tropische officinelle Pflan- zen. 1. Preis, M. Kickx in Gent. Tropische Fruchtbäume. I, Preis. Van Hulle in Gent. Begonien. I. Preis, O de Kerc- hove in Gent. — II. Preis. hecke de Lembeke. Dekorationspflanzen in gros- sen Exemplaren. I. Preise. Ambr. Verschaffelt. — M. Beaucarne. II, Preise. J. Verschaffel. — NL. Van Houtte. — Ambr. Verschafielt. — Vandenhecke de Lembeke. Gruppen blühender Pflanzen. I. Preis. Ambr, Verschaffet, — U. Preise, Madame Tertzwell in Gent. — J. Verschaffelt. — A, Dalliere. VI. 1868. Vanden- 177 Camellien. I. Preise, Camille Vandenbossche in Gent. — A. Verschaf- felt, — Lievin-Brugge in Wondelgem. — J. Vervaene. — II. Preise. — L. Van | Houtte. — L. Van Eeckhaute in Gent. — Mad. Tertzwell. — Lievin-Brugge. — A. Dalliere. Indische Azaleen. I. Preise. Madame Tertzwell-Bouqu& in Gent. — A. Verschaffel. — A. de Limon in Gent. — A. Dalliere. — Vicomte de Nieulandt zu Opdorp. — J. Vervaene. — D. Veryaene, pere in Gent. — I. Preise. Vandenheckede Lembeke. — Ch. Van Loo in Gent. — Lievin-Brugge, — Acar in Audenard. E. Vandesceruyssen in Gent. — De Graet-Bracg in Gent, — G. Vandermeulen in Gent. — Joseph Vervaene u. Comp. — L. Van Houtte. — Blühende Rhododendron. I. Preise, De Coninck in Gent. — De Graet-Braque. — Lievin-Brugge. — 0. Versavel in Gent. — A. Verschaffelt. — Vervaene pere. — 1. Preise. A. Dal- liere, — J. Verschaffelt. — L. Desmet in Gent. — Vervaene pere. — Van Eekhaute. — Azaleen des freien Landes. I. Preis. L. Van Houtte. — Il. Preis. Lievin de Cock in Gent und J. Ver- schaffelt. — Eriostemon. I. Preis. J. Ver- schaffelt. II. Preis. A. Verschaffelt. — Rosen. I. Preise, Md. Tertzwell- Bouque. — II. Preise. M. Wickaert in Gent. (Rosen waren wenig und nicht besonders vertreten). Ericen. I. Preis. A. Dalliere. II. Preis. Ch, de Smet, — Buntblätterige Pelargonien. I. Preis. J. Spae in Gent, II, Preise, Ch. Van Ryssel in Gent. — M. Hille- gaerdt fils zu Beveren. Hyacinthen. I. Preise, — Van Wawern et fls zu Harlem, — Zocher 12 178 und Voorhelm in Harlem. — II. Preise, L. Barnaert in Harlem. — Krelage in Harlem. — L. Van Houtte. — Amaryllis. I. Preise. L. Van Houtte (3 erste Preise) — Beaucarne. — II. Preise. M. Boelens et fils in Gent. — C. Vandenbossche. — J. Ver- vaene. — E. d’Hane de Stenhuyze in Gent. — Van Dousselaer in Evergem, Cycelamen. I. Preis. A. Van Geert. — II. Preis. J. Verschaffelt. Agave, Beaucarnea, Dasyli- rium, Dracaena. Yucea. |. Preise. De Kerckhove d’Ousselgem in Gent, — Jean Verschaffelt. (4 ersie Preise.) — Baron Osy de Wychen in Anvers. — A. Van Geert. — A. Verschaffelt. — Spae in Gent. — II. Preise. M. Beau- carne. L. De Smet. L. Des- met. — M. Boelens et fils. — Cacteen. I. Preis. M. Demoulin zu Mons. — E. de Deyn in Ninove. — II. Preise. A. Van Geert. — L. Van Houtte. — A. Verschaffelt. — Coniferen. I. Preise. N. Gau- jard zu Gent. — Van Beveren Giet in Gent. — A. Dalliere. — A. Verschaf- felt. — D. Vervaene pere. — J. Ver- schaftelt. — F. de Coninck in Gent. — II. Preise. Beaucarne. — F. Vervaene, — A. Stelzner. — J. Spae. — A. Van Geert. — De Ghellinck de Walle. — Aucuba. I. Preise. N. Gaujard. — II. Preise. L. Desmet. — B. Bod- daert. — J. Verschaffelt. — A. Dal- liere.. — Farn des freienLandes 1. Preis. J. Stelzner in Gent. — U. Preis, De Cock. — Buntblätterige Stauden des freien Landes. ]. Preise, Van Be- veren-Giet. — L. Desmet, — II. Preise. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. L. De Cock. — E. Colron in Gent. — F. Vervaene. — Acer polymorphum (A. pal- matum). — I. Preis. A. Verschaffelt. II. Preis. L. Van Houtte. — Wir haben im Obigen nur die am meisten vertretenen Gruppen hervorge- hoben. Um einen riehtigen Begriff der Reichhaltigkeit der Ausstellung zu ge- ben, stellen wir schliesslich die folgenden Zahlen zusammen. Aussteller im Ganzen 213, Coneurrenzen. 24l. — Davon wurden für 200 Concurrenz- punkte im Ganzen 409 Prämien vertheilt. Dagegen waren für 41 Concurrenzpunkte entweder keine Concurrenten oder doch keine preiswürdigen Pflanzen vorhanden. Von diesen vertheilten 409 Prä- mien erhielt Ambroise Verschaf- felt in Gent die meisten, nämlich 54, und als bedeutendster Aussteller ausser- dem die Königsprämie. — Die zweitmeisten Prämien erhielt Jean Verschaffelt in Gent, nämlich 30 und ausserdem die Müller’sche Prä- mie. Es folgt hierauf Louis Van Houtte mit 22 Prämien, so dass diese 3 grossen Geschäfte, allein etwas über !/a aller vertheilten Prämien gewan- nen. — Als schwach vertretene Punkte auf dieser reichen Ausstellung nennen wir: Rosen, Stauden des freien Lan- des, Ericen, Epacris, feinere Kalthaus- pilanzen des Caps und Neuhollands, Li- lien, getriebene Gemüse und Früchte, Fruchtbäume in Töpfen. Gar nicht vor- handen waren Proteaceen, Verbenen, hy- bride Pelargonien in Blüthe etc, E. Regel. I. Originalabhandlungen. 179 4) Beitrag zur Cultur der Erdorchideen. Die Erdorchideen, das sind solche, deren Knollen in der Erde bleiben, wachsen nur in solchem Boden, wo die Humusbildung immer in der Erneuerung begriffen ist, in Grasboden, Wald- und Moorboden. Abgesehen von den herr- lichen Arten, welche der Süden von Europa und der Orient, Südafrika und andere Gegenden ;von ähnlichem Klima unsern Gärten liefern, sind auch die in Deutschland einheimischen Arten meist so schön, dass sie fast ohne Ausnahme in Gärten, welche sich nicht blos mit gewöhnlichen Pflanzen begnügen, culti- virt zu werden verdienen. Schon Mitteldeutschland ist in sei- nen Gebirgsgegenden, namentlich auf Kalkboden, reich an schönen Arten, aber noch herrlicher treten dieselben in den Alpen auf, wo auch Orchideen mit köst- lichem Geruch häufiger sind. Aber von jeher hat die Cultur der Erdorchideen, welche sonst fast nur in botanischen Gärten betrieben wurde, Schwierigkeiten gemacht, welche davon abgeschreckt ha- ben. Dieselben bestehen erstens in der Anschaffung der Pflanzen, zweitens in der eigentlichen Cultur. Ich werde in dem Folgenden einige Winke über Bei- des geben. Für die Anschaffung der fremden Erdorchideen gab es bis vor Kurzem in Deutschland noch keine Quelle, wenig- stens nicht für viele Arten, obschon hie und da einige Arten in Cultur waren. Gegenwärtig hat die so vielseitige Han- delsgärtnerei von Haage und Schmidt in Erfurt diesem Mangel abgeholfen, indem sie etwa 30 australische, 10 ca- pische und über 60 europäische, orien- talische und nordamerikanische Arten im Cataloge von 1867 aufführt, Bei- läufig bemerkt, zweifle ich, ob alle dort als Freilandorchideen aufgeführten Ar- ten sicher den Winter Deutschlands aus- halten. Wer einheimische Orchideen eultiviren will und in einer Gegend wohnt, wo keine wild wachsen, ist eben- falls auf Kauf angewiesen, und er thut häufig besser, diese Quelle zu benutzen, denn das Aufsuchen der Pflanzen an ih- rem wilden Standorte kostet Zeit, Mühe und genaue Kenntniss der Localflora. Man wird natürlich nicht Pflanzen kau- fen, welehe in der Nähe zu Tausenden auf den Wiesen und in den Wäldern blühen. Einige Arten, welche den orien- talischen und deutschen Salep liefern und zur Gewinnung dieses Kraftmehls im Orient und in Franken *) in Feldern eultivirt werden, könnte man auch von dort beziehen. Meines Wissens eultivirt man im Orient besonders Orchis rubra und papilionacea, in Franken meist ©. fusca. O papilionacea L. wächst auch im südlichsten Deutschland (Krain und Istrien) wild. Vielleicht ist die genannte O. rubra nicht davon verschieden. Will man die Orchideen an ihrem wilden Standorte suchen, so muss man zur Zeit der Blüthe gehen, die Plätze merken und nach einiger Zeit, wenn die Blätter abzusterben beginnen, das Aus- graben vornehmen. Für die. Meisten wird der Monat Juli die beste Zeit sein; doch blühen einige um diese Zeit noch. *) Um zwecklose Anfragen zu vermeiden, bemerke ich, dass ich die Personen und Orte, wo solche Salepculturen sind, nicht kenne, Man würde sie am ersten von grossen Droguisten erfah- ren können. J. 12 *® Gartenflora Deutschlands, 180 Die Wiesenorchideen müssen vor der Heuernte ausgestochen werden, was recht gut angeht, da sie fast nur auf einschurigen, feuchten Wiesen mit kur- zem Grase, welches erst im Juli gemäht wird, wachsen. Die Knollen sind entweder unge- theilt, sackförmig oder handförmig wie die der Gartenranunkeln. Diejenige Knolle, welche den Blüthenschaft ent- wickelt hat, stirbt ab, und es bildet sich eine neue Knolle daneben, welche meist stärker ist. Am besten ist es, die Knol- len mit dem daranbleibenden Erdballen auszugraben, was meistens sehr gut mög- lich ist, weil der Boden fast immer feucht, lehmig oder moorartig ist, und von Graswurzeln zusammengehalten wird, Leider stecken die Knollen fast immer so tief, dass das Ausgraben viel Zeit kostet. Am besten ist es, sich hierzu einen besondern, wie ein Bohrer geform- ten Handspaten machen zu lassen, sonst braucht man zu viel Zeit, verdirbt die Wiesen und hat Unannehmlichkeiten zu gewärtigen. Die sorgfältig transportir- ten Pflanzen müssen sogleich in feuchte Erde gepflanzt werden, welche bis zum Herbst nie ganz austrocknen darf. Die auf trocknen Hügeln wachsenden Arten können auch mehr Trockenheit vertra- gen. dürfen indessen nie ganz trocken werden, weshalb es auch fehlerhaft ist, die im Handel ziemlich häufigen Cypri- pedium Calceolus trocken aufzubewah- ten. Die Cultur scheidet sich in Topf- und Landeultur. Die erstere ist immer sicherer und natürlich bei den Arten vom Cap und aus Australien etc. ge- boten. Für diese letzteren kann die in der Gartenflora von 1867 beschriebene Cultur von Disa grandiflora als Muster gelten. Die Topfeultur der einheimischen Arten hat aber auch seine Schwierigkei- Russlands und der Schweiz. ten, indem die Pflanzen lange im Zu- stand der Ruhe verweilen und dann von ungeschickten oder leichtsinnigen Gärt- nern leicht durch Giessen oder zu grosse Trockenheit verdorben werden. Um sich gegen beides zu sichern ist es am be- sten die Töpfe in Sand oder noch besser in Torfabfall oder Moos einzugraben und nur die Umgebung feucht zu halten. Wer viele Arten im Freien eultiviren will, wo viele sehr üppig, einige küm- merlich gedeihen, thut am besten, ein besonderes Beet dazu herzurichten, wel- ches am besten in Verbindung mit einer Felsenanlage gebracht wird und zum Theil stark beschattet, (am besten durch Bäume) sein muss. Man muss hierbei für 3 verschiedene Standorte sorgen, nämlich 1) feuchten Wiesenboden, 2) Moor-oder Torfboden, 3) mit Kalk- steinen vermischten Waldhumusboden. Diese letztere Abtheilung ist zugleich diejenige, welche Schatten verlangt. Diese Bodenarten müssen auch bei der Topfeultur unterschieden werden. Die erste Bedingung der Cultur ist eine humusreiche, noch viel zersetzbaren Hu- mus enthaltende, immer neuen Humus aufnehmende Erde, in welcher Kalkbe- standtheile nicht mangeln dürfen, ja für eine gewisse Klasse, wozu die meisten einheimischen Arten gehören, vorherr- schend sein müssen. Dass kohlensaurer Kalk die erste Lebensbedingung für die meisten unserer Orchideen ist, zeigt sich an der Wildfiora aller Gegenden auf die auffallendste Weise. Wir sehen hier die prächtigsten lichten Laubwälder und Bergwiesen ganz wie für Orchideen ge- schaffen, und finden darin kein Exem- |plar, während wir, vom kieselerde- haltigen und thonigen (kalklosen) Bo- denarten auf Kalkboden übergehend, sofort überall Orchideen finden. Da aber die meisten Gebirgs- und Bodenarten I. Originalabhandlungen. fast immer etwas Kalk enthalten, so fehlen die Orchideen selten ganz in ei- ner Gegend, und man findet wenigstens Orchis maculata, militaris, Morio u, a. m. Wer Orchideen eultiviren will, muss ihren natürlichen Standort kennen oder genau über jede Art unterrichtet sein. Ich habe die 3 Hauptverschiedenheiten des Standortes, also auch der Cultur schon oben angedeutet, will aber, soweit meine (hier ziemlich eng begrenzten) Kenntnisse reichen *), eine Anzahl der allgemeiner verbreiteten .\rten, mit Aus- nahme der alpinen nennen. Von letz- teren sei bemerkt, dass sıe meistens in der Voralpenregion, im Bezirk der nie- dern Alpensträucher, besonders der Rho- dodendron zwischen Moos, Flechten, Farnkraut und Gras in einem immer feuchten Humusboden wachsen, und bei den Alpen-Rhododendron gepflanzt in einer mit Moos vermischten torfigen Erde gedeihen. Diejenigen Orchideen — und es sind die Mehrzahl der wild wach- senden — welche in diesen drei Rubri- ken nicht aufgeführt werden, wachsen in lichten, grasreichen Gebüschen auf mehr trocknem als nassem Boden und sind die wahren Kalkorchideen. Unter diesen befindet sich Cypripedium Oalceolus und die seltsamen und schönen Ophrys mus- cifera, aranifera, Arachnites, apifera, Or- ehis pallens, militaris, fusca, gata etc. Auf feuchten bis nassen Wiesen (Wald- und Bergwiesen) wachsen: Or- chis Morio , latifolia, coriophora, macu- lata, mascula, ustulata, globosa, seltener 0. militaris (Bergwiesen), fusca, varie- varie- *) Vielleicht hat mein verehrter Freund Herr Collegienrath Dr. Regel die Güte, durch Zusätze und Verbesserungen diesen Mangel zu verringern. d. 181 gata, pyramidalis, (Anacamptis) etc.; Gymnadenia conopsea, odoratissima; Ha- benaria viridis; Herminium (Ophrys) Monorchis, Aceras (Ophrys) anthropo- phora, Spiranthes autumnalis u. a. m, Auf Moor- und Torfboden kommen am häufigsten vor: Örchis laniflora, angustifolia; Epipaectis (Serapias) latifo- lia, palustris; Spiranthes (Neottia) aesti- valis; Malaxis (Ophrys) paludosa (ganz nass zwischen Sphagnumfilzen); Stur- mia (Ophrys) Loeselii u. a. m. In Schatten der Hochwälder (Laub- wälder) auf Kalkboden wachsen: Pla- tanthera (Orchis) bifolia, chlorantha; Li- modorum abortivum (ÖOrchis abortiva); Cephalanthera (Serapias) pallens; Epi- pactis (Serapias) grandiflora, ensifolia, rubra; Listera (Ophrys und Epipactis) cordata; Goodyera repens; Cypripedium Calceolus (nur an lichteren Stellen und ınehr im Gebüsch bei Convallaria maja- lis, mit welcher zugleich sie als Mittel- punkt der Maiblumensträusschen im gebir- gigen Thüringen nicht selten zum Ver- kauf gebracht wird). Schmarotzend kommen vor: Epi- gonum Gimelini, auf verfaulendem Holze, und die häufig verbreitete Neottia (Ophrys) Nidus-avis, welche auf leben- den Baumwurzeln wächst, auch in Fich- tenwäldern vorkommt, und hie und da (wegen der spargelähulichen , blattlosen Stengel) Fichtenspargel genannt wird, wie man jedoch auch die unter gleichen Verhältnissen vorkommende ähnliche Mo- notropa Hypopitys nennt. Die Culturregeln lassen sich nach den genannten wilden Standorten be- stimmen. In der Gärtnerei von Haage und Schmidt in Erfurt *) ceultivirt man *) Die Besitzer dieser Gärtnerei verspre- chen mir die Mittheilung ihres Cultur- 182 die fremden Erdorchideen und die ein- heimischen Wiesenorchideen, überhaupt alle auf Grasboden wachsenden in auf eigenthümliche Art zu Wiesenboden ver- wandelter Erde. Man füllt Töpfe und Kästen im Sommer mit der humusrei- | reichen, kalkhaltigen Landerde des Grund- stücks und besäet sie dicht mit Raigras- samen. Im Herbst, wenn die Zeit des Einpflanzens und Verpflanzens kommt, sind die ganzen Gefässe mit Graswurzeln durchzogen, und die Orchideenwurzeln finden die zu ihrem Wachsthum noth- wendige Bedingung eines durchwurzelten Bodens, worin die Humusbildung be- ginnt **). Dieses sinnreiche Verfahren verdient Nachahmung, undkönnnte auch im freien Lande angewendet werden, in- dem man von Zeit zu Zeit Grassamen ansäete. Hierzu empfiehlt sich Poa an- verfahrens für die Gartenflora, und hoffe ich, dass wir dieselbe noch er- halten, indem ich nochmals darum ersuche. J. *) Es gibt zahlreiche Pflanzen, welche solchen durchwurzelten Boden lieben, mag es Lehm- oder Moorboden sein. Ich wende fast nie andern Lehm an, als solchen filzartig durchwurzelten, welcher nach kurzer Zeit zu einem milden Pulver zerfällt und nie bindend wird. Die grossen Vorzüge der Ra- senerde erklären sich auf diese Weise. Wie sehr neu sich bildender Humus auf Waldboden wirkt, möge ein an- deres Beispiel beweisen. Im hiesigen Garten steht im Rasenboden ein llex- strauch, welcher sich seit fast 20 Jah- ren nur unmerklich vergrössert hatte. Vor zwei Jahren liess ich um die Wur- zeln faules Holz und Laub eingraben, und./im verflossenen Sommer machte der Strauch einen geraden Trieb von fast 2 Fuss Länge. J. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 'nua, das bekannte einjährige Unkrant ‚der Wege und Beete, und Agrostis sto- lonifera, weil beide nur schwache Sten- gelbildung haben und die Culturpflanzen nicht verbergen. Dass man bei der Neu- pflanzung frisch ven Wiesen genommene, mit ungebranntem Kalk versetzte Rasen- erde nimmt, versteht sich nach dem Vor- hergehenden von selbst. Ich empfehle, die oberste Schicht mit umgekehrten Rasenstücken zu belegen und in diese Löcher für die Orchideenknollen zu ste- chen. Die Moor-Orchideen pflanzt man in Moor-Rasenerde, welche mit zerhacktem Farnkraut und Sumpfmoos vermischt wird. Die Wald- und Gebüschorchideen gedeihen am besten in 1 Theil lehmiger Rasenerde mit ein Theil frischer Laub- oder Holzerde, welcher noch frisches zerhacktes Laub beigemischt wird *), Ist die lehmige Erde nicht kalkreich, (was sich durch Säuren leicht ermitteln lässt), so müssen zu grobem Pulver zer- kleinerte Kalksteine darunter gemischt werden. In allen Fällen ist es gut, bei der Topfeultur den Töpfen, als auch dem Beete im Lande eine Unterlage von zer- kleinerten Kalksteinen zu geben. Alle Erdorchideen scheuen heisse sonnige Plätze, obschon einige Ophrys an ganz sonnigen Stellen vorkommen. Man suche daher einen schattigen oder nach Norden abgedachten Standort aus. *) Nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Professors Hofrath Schleicher in Jena, welcher eine grosse Menge von Farnen des Kalthauses eultivirt, gedeihen auch die Farne viel besser in einer reichlich mit zerkleinertem Buchenlaub vermischten Erde. Moos wirkt weit weniger günstig. J. I. Originalabhandlungen. Die Waldorchideen müssen ganz schattig stehen und werden am besten durch Bäume beschattet. Zur Vegetationszeit lieben alle Erd- orchideen reichliche Bewässerung, am meisten jedoch die Wiesen- und Moor- orchideen. Die Gebüsch- und Hochwald- Orchideen können nicht nur grosse 183 Trockenheit vertragen, sondern verlangen sogar Vorsicht beim Bewässern, Häufiges Umpflanzen ist nicht nö- thig, sogar schädlich, und es können die Erdorchideen, so lange sie sich an- scheinend wohl befinden, Jahre lang un- verpflanzt bleiben, wenn man nur frischen Humus an die Wurzeln bringt. J. 5) Ueber die Anzueht der Rosen. Bei der stets steigenden Vorliebe für Rosen, und den dadurch entstehenden grössern Verbrauch an tauglichen Wild- lingen, d. h. ausSamen gezogenen Pflan- zen der Hundsrose (Rosa canina) ist es auffallend, dass letztere noch so weni$ in unseren Gärten gezogen wird. Da nun dadurch steter Mangel an denselben fühlbar ist, so möchte es am Orte sein, die bei der Anzucht und Veredlung der- selben gemachten mehrjährigen Beobach- tungen zu veröffentlichen, Dabei ergeht zugleich die Bitte an Collegen, denen vielleicht reichere Erfahrungen zur Seite stehen, diese mitzutheilen, und dadurch der Rosencultur in unserer Gegend auf- zuhelfen, Die Hauptursache, weshalb sich so wenig mit der Anzucht der Wildrose beschäftigt wird, ist unstreitig darin zu suchen, dass die Samen sich ein Jahr in der Erde zum Keimen vorbereiten und erst im zweiten Jahre aufgehen. Leider ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, ein Mittel zu finden, wodurch der Keimungsprocess beschleunigt würde ; alle bei hartschaligen Samen diesen Zweck fördernden Mittel, wie das Beizen mit Säure, Uebergiessen mit heissem Wasser u, s. w. blieben ohne Erfolg. Ferner wurde frischer, selbst ge- ernteter Same, in feuchtem Sand ver- packt, während des Winters im heissen Lohbeete des Warmhäuses gehalten, und im Frühlinge von hier auf Beete in’s Freie gesäet. Die unter gleicher Be- handlung gewesenen Crataegus sang., gingen sofort auf, von den Rosen aber keimten nur wenige, sie zeigten sich erst wie gewöhnlich, im folgenden Jahre. Vielleicht würde der Erfolg ein günstiger sein, wenn die so im Warmhause prä- parirten Samen von da auf das warme Mistbeet ausgesät würden. Uebrigens ist der Umstand, so lange auf das Auf- gehen der Samen warten zu müssen, für den Züchter nur bei der ersten Aus- saat störend, einmal in der Reihenfolge, ist es ziemlich gleichgültig, da dann stets präparirter Same vorräthig sein wird. Sind die jungen Pflanzen aufgegan- gen und haben das dritte Blatt getrie- ben, so ist es Zeit, dieselben zu ver- pflanzen, (Piquiren). Dieses geschieht auf Beete, die vorher mit altem Dünger bedüngt und dann tief gegraben wurden, in einer Entfernung von drei bis vier Zoll. Zum Schutze gegen die brennende Sonne wird die Pflanzung mit etwas Fich- tenreisig bedeckt, dabei Abends zuweilen begossen. Die Pflänzchen bewurzeln 184 sich hier bald wieder, so dass sie, ist ‘der Boden nur nicht zu leicht, dabei “etwas fruchtbar, bis zum Herbste gröss- tentheils noch einen Fuss hoch werden. Zu Anfang des Winters werden sie nie- dergelegt, wo die jungen Triebe gewöhn- lich den Frösten ohne zu erfrieren , wi- derstehen. Doch ist es sicherer, die Beete mit etwas Fichtenreisig, zum Schutze gegen die Kälte zu bedecken. Im Frühlinge, sobald die Erde auf- gethaut ist, werden die jungen Pflanzen ausgehoben und auf gut hergerichtete und gedüngte Beete in etwa Fuss weiter Entfernung gepflanzt. Vor dem Pflanzen müssen aber die Wurzeln etwas einge- stutzt, sowie etwaige Nebenäste und die am Wurzelhalse befindliehen Triebknos- pen entfernt werden, so dass der Saft nur dem Hauptstamme zugeführt wird. Im Laufe des Sommers wird die Pflan- zung vom Unkraute rein gehalten, die Haupttriebe etwas angeheftet und einige Male von den sich häufig entwickelnden Wurzel- und Seitentrieben gereinigt. Dieses geschieht, um dem Anschwellen und dem dadurch entstehenden knorrichten Aussehen des Wurzelhalses vorzubeugen, welches, namentlich bei den Topfrosen so störend aufdie Schönheitder Pflanzen wirkt. Bis zum Herbste werden bei dieser Behandlung die Triebe so stark sein, dass sie sich zur Winter- und Frühlings- veredlung auf dem Wurzelhalse qualifi- ciren, zu welchem Zwecke die erforder- liche Anzahl ausgehoben und an einem frostfreien Orte in Sand oder Erde ein- geschlagen werden, um stets bis zum Gebrauche disponibel zu sein. Die übri- gen auf dem Beete bleibenden werden wieder niedergelegt und in den folgenden Jahren, ohne verpflanzt zu werden, auf angegebene Weise weiter eultivirt, bis sie sich nach einigen Jahren zu Halb- und Hochstämmen ausgebildet haben, wo sie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dann nach Ermessen des Besitzers ent- weder als Unterlagen zum Oeculiren im freien Lande, oder auch als solche bei der Winterveredlung dienen können. Noch muss hier einer wilden Rose erwähnt werden. die südlich vom Naro- vaflusse in der Provinz Ehstland, haupt- sächlich in Steinbrüchen und an den felsichten Abhängen am Meeresufer ziem- lich häufig vorkommt. Diese Rose ist jedenfalls eine nahe Verwandte der ea- nina. Ihr Wuchs ist, obgleich stark, doch nieht so robust wie diese, die Blu- men sind blassrosa, die Früchte, wenn auch gross, doch kleiner wie jene, die Dornen sind breit und gross, aber an der Spitze etwas zurückgebogen, wo die der canina horizontal am Stamme stehen. Die Blätter scheinen etwas kleiner, die Rinde ist auch bei älteren Exemplaren röthlich, das Holz ist fest mit dünnem Marke. Aeltere Exemplare derselben treiben nicht selten alljähriich Schöss- linge von drei bis vier Fuss, wodurch sie sich auch zu Halb- und Hochstäm- men eignet, dabei nimmt diese Rose alle Veredlungen willig an, und scheint als Unterlage verwendet, sehr dauerhaft zu sein, sowie sie endlich noch den Vortheil besitzt, dass sie, da sie einheimisch ist, auch der Kälte kräftiger widersteht. Ro- senzüchtern kann ich auf rechtzeitige Bestellungen, im Walde gesammelten Samen im Tausch überlassen. Die gebräuchliche Winterveredlung wird im hiesigen Garten allein noch bei neu erhaltenen Rosen angewandt, und zwar nur zu dem Zwecke, um an den jungen Veredlungen möglichst bald wie- der junge Triebe, und damit frische Edelreiser zu erhalten, alles Uebrige wird bis zum Frühlinge verschoben. Sobald im Frühlinge der Park von dem vorjährigen abgefallenen Laub ge- reinigt ist. wird dieses zur Anlage von ren, TREE un rare I. Originalabhandlungen. warmen Kästen benutzt. Nachdem die auf bekannte Weise angelegten Beete sich erwärmt haben, wird mit dem Veredeln begonnen. Die frostfrei überwinterten Wildlinge stehen dann schon, namentlich am Wurzelhalse in vollem Safte, diese werden nun aus freier Hand, d. h. aus- serhalb der Erde, in die Rinde gepfropft, '(gepelzt), sodann in möglichst kleine Töpfe gepflanzt, und diese in die Kä- sten eingegraben, wo sie mit Fenster bedeckt, bei sorgfältiger Behandlung in sechs bis acht Tagen angewachsen sind. Nachdem die Pflanzen eine weitere Wo- che hier gestanden und etwas ausgetrie- ben haben, können sie im Falle noch weiterer Platz für fernere Veredlungen nöthig wäre, auf kalte Kästen verstellt werden, ohne dass dadurch das Wachs- thum, wenn sie nur durch Fenster gegen rauhe Luft und etwaige Nachıtfröste ge- schützt sind, eine Störung erleidet. Diese Methode möchte in so ferne der Beachtung empfohlen werden, als zur Zeit der Winterveredlungen vom Ja- nuar an, inGärten, wo nicht ausschliess- lich die Rosenzucht betrieben wird oder wenigstens die Hauptcultur bildet, die Warmhäuser gewöhnlich schon mit Pflan- zen überfüllt sind. Wird die Veredlung der Rosen nun in einem etwas grösseren Maassstabe betrieben, so ist für diese kein Platz zu schaffen. Sind die Pflan- zen angewachsen, ist man gezwungen, 185 sie gedrängt stehen zu lassen, sie spin- deln in die Höhe, werden dabei bald mit Ungeziefer, Schimmel u. 3. w. be- deckt, und der Keim zu künftigen Krank- heiten ist gelegt. Alle diese Uebel- stände fallen aber bei dem oben geschil- derten Verfahren fort, die Wildlinge sind nicht durch frühzeitiges Treiben ge- schwächt, daher vollkommen gesund und zu der Ernährung der künftigen Kronen tauglich, an genügendem Raume wird es den Pflanzen auch nicht fehlen, da bei dem beginnenden Waclhsthum der- selben die Witterung es gewöhnlich ge- stattet, die Rosen ganz in’s Freie zu stellen, kurz alle Bedingungen, deren die Pflanzen zu ihrer gesunden Entwickelung bedürfen, sind erfüllt. Ferner muss noch das, in dieser Zeitschrift vom Herrn Dr. Regel” em- pfohlene Veredeln mit jungen grünen Edelreisern aus eigener Erfahrung be- fürwortet werden, da es bei der Früh- lingsveredlung von mir, schon einige Jahre, mit dem besten Erfolge angewandt wurde, Die Edelreiser dazu gaben die ge- triebenen, oder auch eigends dazu, etwa einen Monat früher warm gestellten Ro- sen. Jeder junge Trieb ist fast bis zu der äussersten krautigen Spitze brauch- bar und dabei in den warmen Kästen das schnelle Verwachsen des Pfropfreises wirklich erstaunlich. A. Sohrt. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Abgebildetin Illustration Horticole. 1) Stanhopea eburnea Lindl. var. spec- tabihis. Eine schöne Orchidea, welche häufig mit der ihr sehr nahestehenden $. grandi- flora Lindl., (= Ceratochilus grandiflorus Lodd. teste Reichenbach), verwechselt wird. Sie ist schon lange in OCultur und erschien zuerst in dem Cataloge der Hrn. Loddiges im Jahre 1830. Zu Hause ist sie in den Bergwäldern um Rio Janeiro in Brasilien, in Guiana und Venezuela. Ausgezeichnet 186 durch ihr schönes weisses Colorit und durch ihren angenehmen Geruch, gleicht ihre Lippe dem obersten Verdecke eines abgetackelten Schiffes. (Tab. 531). 2) Calodracon terminalis Planch. var. Moorei. (= Dr. Moorei h. Veitch) Eine schöne Abart der bekannten Dracaeana ter- minalis Jacqg. von den Salomons-Inseln, de- ren Einführung aus ihrer Heimath Hrn. John Gould Veitch zu verdanken ist. Ausgezeich- net ist sie durch hochrothe Blattstengel und braunrothe Blätter; Blüthe und Frucht sind bis jetzt noch unbekannt. (Tab. 532). 3) Camellia Vittorio Emmanuele II. Eine schöne, von Herrn Palazzi in Venedig erzogene Spielart. Die Blume ist von mitt- lerer Grösse, die Grundfarbe ist weisslich- rosa mit helleren Rändern und carminrothen Streifen. (Tab. 533). 4) Codiaeum variegatum Müll. var. maxi- mum. Eine prachtvolle Euphorbiacea von den Salomons-Inseln, deren Einführung eben- falls Herrn John Gould Veitch zu verdanken ist. Die länglich-lanzettlichen Blätter sind am Grunde eiförmig abgerundet, oben zu- gespitzt-verschmälert, glänzend grün und le- derartig, am Mittelnerv, an den Seitennerven und an den Blatträndern tief goldgelb ge- färbt. Die Grösse der Blätter ist verschie- den: von 25 bis 30 Ctm. Länge und von 8—9 Ctm. Breite; die untersten am Stamme meist etwas breiter. Die Abbildung ist nach einer jungen Pflanze von 1 Met. Höhe ge- macht, wovon 60—70 Ctm., also fast von Grund auf, mit Blättern bedeckt sind. (Tab. 534). 5) Zygopetalum Gautieri Lem. Fine schöne neue (?) Orchidea, welche das Eta- blissement des Hrn. A. Verschafielt von ei- nem seiner Correspondenten, Herrn Gautier aus St. Catherina in Brasilien erhalten hat. Sie steht den nächstverwandten Arten der Gattung Zygopetalum, Z. Mackayi, Z. crini- tum und Z. maxillare sehr nahe sowohl ha- bituell, als auch was das Colorit der Blu- men im Allgemeinen betrifft; soll jedoch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch grössere Blumen und durch eine an- dere Zeichnung der Lippen davon verschie- den sein. Dennoch scheint Herr Prof. Le- maire selbst daran zu zweifeln, dass hier eine wirklich neue Art vorliegt. (Tab. 535). 6) Orataegus oxyacantha L. var. flori- bus coccineis plenis. Eine sehr schöne Va- rietät des Weissdorns mit gefüllten karmin- rothen Blumen, welche Hr. A. Verschaffelt in neuester Zeit aus England bezogen hat. Diese Form soll die schönste von einer Reihe von Formen sein, welche alle von einem Exemplare in Waltham Cross abfie- len, das jetzt ungefähr 25 Jahre alt, in dem Gärten eines Herrn Christoph Boyd sich be- findet und daselbst eine Höhe von 10 Met. erreicht hat. So schön und lohnend die Cultur dieses gefüllten karminrothen Weiss- dorns nun auch in England, Frankreich und Deutschland sein mag, so wenig wird aber im Freien unter dem Himmel von St. Peters- burg etwas daraus werden, wo bis jetztnoch alle gefüllten Varietäten von C. oxyacantha L. erfroren sind. (Tab. 536). 7) Quercus Robur L. var. Concordia. Eine Eichenabart mit ganz goldgelber Be- laubung, welche aus den rühmlichst bekann- ten Baumschulen des Herrn Van Volxem stammt. Dieselbe soll viel schöner und von einem grösseren Effect sein, als die alte Q. Robur aurea. (Tab. 537). 8) Cattleya amethystoglossa Lind. et Rehbch. Dieselbe ist identisch mit Epiden- drum amethystoglossum, abgebildet in R. Warner’s select Orchidaceous plants tab. II. und eine der prachtvollsten Arten ihrer Gat- tung. Am nächsten verwandt ist sie mit C. guttata und granulosa und vielleicht nur eine Form der einen oder der andern, oder vielmehr alle drei nur Formen einer Art. Sie soll aus Brasilien stammen, doch ist ihr Fundort unbekannt. (Tab. 538). 9) Camellia Matteo Malfino. Eine eben- falls in Italien erzogene Spielart. Die 1109 Notizen. 187 Blume ist gross und ausgezeichnet durch | zogen von breiten reinweissen Metallstrei- die vollkommene ziegeldachförmige Fül- | fen. (Tab. 539). lung. Farbe lebhaft kirschroth, durch- (H.) Il Notizen. 1) Eisenvitriol. Das Eisenvitriol, in | füllten Blumen; — Anemone coronaria, im geringer Menge angewendet, ist ein höchst stimulirendes Mittel, um die Vegetation zu befördern, dasselbe wird in der s. g. Chlo- rose der Pflanzen, die nichts anders als ein Sinken der vegetativen Kräfte ist — mit grossem Vortheil angewendet und in letzte- rer Zeit wird es auch zur Vergrösserung der Früchte, Birnen und Aepfeln anempfohlen — es werden nämlich 3 Gramm Eisenvitriol in 1 Littr. Wasser aufgelöst und mit einem Schwamme 3—4 Mal während des Wachs- thums die Frucht mit obiger Auflösung be- feuchtet. (Verifieirte Versuche letzter Rich- tung sind uns nicht bekannt. D. R.) (Les mondes). 2) Gartenflüchtlinge. Professor Theod. Caruel gibt eine Uebersicht der Veränderungen *), welche seit dem 16, Jahr- hundert in der Flora von Toscana stattge- funden haben — er gibt ein Verzeichniss von mehr als 100 Arten, die aus fremden Ländern eingeführt, sich auf verschiedene Weise, meistens aber als Gartenflüchtlinge, weiter verbreitet haben und nun theils ver- wildert, theils spontan vorgefunden werden. So z. B. findet sich Nareissus pseudonar- cissus fast immer mit überaus gefüllten, sehr selten mit einfachen Blumen verwildert in den Umgebungen der Städte; — Anemone hortensis v. pavonina in sonnigen Lagen in der Region des Oelbaums ebenfalls mit ge- *) Di alcuni cambiamenti arvenuti nella flora della Toscana in questi ultimi tre secoli. Memoria di Teodoro Ca- ruel. Milano 1867. (Atti della Soc. ital. de: Sc. natur. IX.). 16. Jahrhundert als Gartenpflanze eultivirt, seit dem vorigen Jahrhundert Gartenflücht- ling und jetzt hie und da verwildert, sie blüht im Februar, wohl auch manchmal im Januar und erscheint in verschiedenen Far- ben, fleischfarb , scharlachfarb mit weissem Grund, bläulicht u. s. f£ — Bemerkenswerth ist aber, dass an einem und demselben Orte nie Exemplare vorkommen mit verschiede- nen Farben, sondern nur immer von einer Farbe; Bellevalia Webbiana, die nach Ca- ruel einHybrid vonB. comosa und romana sein dürfte; — zur Verbreitung von Hya- cinthen, Tulpen, Nareissen eignet sich der Gebrauch an sonnigen Lagen am Fusse starker Oelbäume diese Zwiebelblumen zu pflanzen, um zeitlich im Frühjahre und sehr oft wohl auch im Winter Blumen zu haben und zu Markte bringen zu können. (Sr.) 3) Der botanische Garten in Rom be- deckt im Ganzen eine Fläche von 25,678 Quadr.-Met. — er steht unter der Leitung eines Custos; der Professor für Botanik hat keinen Einfluss; den Studenten ist der Ein- tritt in denselben auch nicht gestattet; die allgemeine botanische Abtheilung nimmt ei- nen Raum von 5721 Met. ein — die Classi- fieation ist nach dem von Brongniart mo- difieirten De Candolle’schen Systeme — bei jeder Pflanze ist eine Nummer angebracht, und der betreffendeName in einem Cataloge eingezeichnet, der aber Niemanden, ja auch nicht dem Professor zugänglich ist — man findet die grösste Vernachlässigung, die grösste Unordnung; da gibt es Pflanzen ohne Namen und Nummern ohne Pflanzen, Nie- mand denkt die Lücken auszufüllen, der Custos ist zu bequem, der Professor darf 188 nicht reden, und der Vorstand des Unterrichts- Departements bekümmert sich nicht und so geht der Schlendrian weiter. — Die Ge- wächshäuser umfasser einen Raum von 422 Quadr.-Met.; — der mittlere Raum wird als Kalthaus benützt, der links anstossende als Tepidarium und der andere rechts als Warm- haus, in welchem aber die Pflanzen nicht kräftig gedeihen können wegen Mangel an nöthiger Wärme, die wohl nie 12° R. über- steigt. — In einem nahestehenden Gebäude ist die Wohnung für den Professor, die aber jetzt leer steht; hier wird das Mauri’sche Herbarium aufbewahrt, aber gänzlich ver- nachlässigt; auch eine im Jahre 1832 vou Herrn Professor Sanguinetti gegründete Sämereien-Sammlung findet sich hier, aber in ihrem ursprünglichen Zustande. — Wahr- lich sehr beklagenswerth, dass die Natur- wissenschaften unter dem päbstlichen Scepter keine Würdigung finden! — wir finden hier thatsächlich die Abneigung des Clerus für den Naturgeschichtlichen Unterricht, für den Fortschritt! (Sr.) 4) Gemüse Nordamerika’. Der k. k. Generalconsul Hr. ©. Loosey in New- York hat im September 1865 und im März v. J. an die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien mehrere Sämereien von nordamerika- nischen Gemüsegattungen zugesendet, und da dieselbe keinen eigenen Garten besitzt, um die nöthigen QCulturversuche vorzuneh- men, so erhielten sie zu diesem Behufe meh- rere Gartenfreunde und Handelsgärtner. Ueber die Resultate des Anbaues besagter Samenarten gibt Hr. G. Steck (Wien. Ztg. 4. Sept. 1867) folgende Mittheilung. Die weisse feine Frühgurke ist wegen ihres Wohlgeschmacks und Süsse sehr em- pfehlenswerth; ebenso die langen scharlach- rothen Rettige — letztere haben aber als Marktwaare keine Chance, weil feine Rettige durchschnittlich nur zur „Garnirung‘‘ ver- wendet werden, hiezu nur kleine Sorten, runde rothe und weisse, sich eignen. — Von den Bohnensorten passt für den Wiener Markt nur die Limabohne — die sehr em- pfehlenswerthe gelbe frühe Sechswochenbohne passt nur für Privatgärten, wegen ihrer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. runden Schotenform ist sie nicht absatz- fähig, weil in Wien bisher nur die hollän- dische weisse ihrer breiten Schoteuform .hal- ber Absatz finde. — Ueber die Tomaten (Paradiesapfel) nur vorläufig, dass die in England und Amerika beliebten kleinen Sor- ten hier durchaus nicht Absatz finden dürf- ten, weil dieselben nur als Sauce verkocht und hiezu die grossen Sorten vorgezogen werden. — Ebenso sind die eingesendeten krausen — Petersilie- und Selleriegattungen hier nicht verwendbar, weil selbe in Nord- amerika eigens der Formen der Blattstiele wegen gezogen und verspeiset werden, in Oesterreich jedoch die Wurzel möglichst gross gezogen und zur Speise verwendet werden. — Auch der Pastinak ist keine allgemeine Speise, und daher wohl in Un- garn aber nicht in Wien eine Marktpflanze, so wie es auch nicht die Rhabarberstengel sind, die in England häufig als Gemüse ver- wendet werden. — Die gekrauste Kresse findet ebenfalls keine Verwendung, da man hierorts Kresse nur in den Wintermonaten zu verspeisen pflegt, nicht im Spätfrühlinge oder gar im Sommer, zu welcher Zeit sie wegen ihrer Sprödigkeit gar nicht beachtet wird. — Der eingesendete „frühe krause auserlesene‘ Salat erwies sich als mittlere Qualität und nicht sehr empfehlenswerth; der Frühsalat ist eine der Wiener Speeiali- täten und dessen Same sehr gesucht; so auch ist der schottische Kohl hier nicht. zu verwenden; — für grünen krausen Kohl gibt es keinen Käufer, der blaue krause bildet ebenfalls eine Wiener Specialität; der ein- gesendete feste Kopfkohl ist für Gartenzucht zu gross; die Wiener Kohlrabi-, Kohl- und Frühkrautsorten sind die vorzüglichsten und diese Samen werden ebenfalls im Auslande sehr gesucht; Winterkrautsorten sind eben- falls ausgezeichnet. Hr. Steck erwähnt schliesslich der Wie- ner Treibgemüsezucht, der erwähnten Salat-, Kraut- und Kohlsorten, dann der Kohlrabi und der rothen Rübe, die sowohl ihrer Qua- lität nach als Marktwaare, als auch als $a- menpflanzen als unerreichte Speeialitäten dastehen. So z. B. übertrifft die hiesige (Simering, Ebersdorf u. a. 0.) „ganz ge- II. schlachte“ , mit einer „feinen Wurzel‘ versehene rothe Rübe alle auswärtigen, die mehr weiss als roth sind, — die weisse Zwiebel erwies sich als vorzügliche Quali- tät, ist aber in grösseren Mengen nicht ab- zusetzen, da die Aufbewahrung im Winter allzu schwierig ist. — Die Wassermelonen sind hier nicht sehr beliebt und daher auch in: höchst geringer Quantität nur hie und da eultivirt; unter den amerikanischen Zuckermelonen wurden mehrere empfehlens- werthe Novitäten gefunden. 5) Miscellaneen aus der Revue horticole 1867. Hr. Moreau gibt ein vortreffliches Mittel, um eine gute leserliche andauernde Schrift auf die Pflanzen-Etiquetten anzubringen. In einem Fläschehen werden 20 Gran Weingeist & 93° und 20 Gr. Wasser gege- ben und in dieser Mischung 30 Gr. Gall- äpfelsäure aufgelöst. Dieses Fläschchen wird mit Nr. 1 signirt. In einem zweiten Fläschchen werden 40 Gr. Regen- oder noch besser destillirtes Wasser gegeben, darin werden 4 Gr. Sil- bernitrat und 3 Gr. pulverisirter arabischer Gummi aufgelöst; dann werden gegen 50 Centigr. Carmin zugegeben. Dieses Fläsch- chen trägt Signatur Nr. 2. Wenn man die Etiquetten schreiben will, so wird auf diese mittelst eines kleinen Pinsels eine kleine Schicht der Mizxtur Nr. 1 aufgetragen — man lässt diese trocknen und schreibt dann mit der Mischung Nr. 2 — ist diese Schrift gut getrocknet, so kommt die Etiquette durch 5 Minuten in Salzwasser (10 Gr. Salz in 250 Gr. Wasser) und wird dann zwischen Leinen gut getrocknet. Dieses Eintauchen in Salzwasser hat zum Zweck das freigewor- dene Silbernitrat zu sättigen und in unlös- liches Chlorür zu verwandeln. — Moreau verwendet Etiquetten aus Elfen- bein, 6 Cent. lang und 17 Cent. breit — die wenn auch theurer, doch jeder anderen vor- zuziehen sind, weil sie länger dauern und die Schrilt selbst sich länger erhält; — sie werden mit Kupferdraht, dem Bleidrahte vorzuziehen, an den Pflanzen angehängt. Notizen. 189 Eine sehr zweckmässige Pflanze um Ruinen, Felsen, Mauern, an schattigen Orten zu bekleiden, so auch um im’ Zimmer die s. g. Blumenlampen zu behängen, ist die Linaria Cymbalaria. — Mit ihren dicht in einander verzweigten grünen Stämmchen und ihren zahlreichen kleinen violettfarbigen Blüthen bietet sie einen schönen Anblick. Im botanischen Garten der kais. Marine in Brest findet sich eine Yucca gloriosa von riesigen Dimensionen ‚, nämlich von 2 Met. 20 Cm. Höhe und 90 Cent. Umfang an ihrer Basis. — Eine zweite Yucca, eine Y. aloe- folia, bewundert man zu Cherburg im Gar- ten des Hrn. Ternisien, die 3 M. 80 Cm. Höhe hat und 60 Cent. an ihrer Basis dick ist. Sessleria coerulea Ard. soll nach Abbee Brou eine vortreffliche Pflanze sein, um aus- gestorbene Rasenplätze auszufüllen — sie gedeiht aui allen wüsten Plätzen und grünt sehr frühzeitig. Hr. Kolb lenkt die Aufmerksamkeit der Blumenfreunde auf die Camellia euryoides aus Japan, die wegen ihrer niedlichen weis- sen, leicht rosafarbigen Blüthen, kleinen oval-lanzeitförmigen Blättern jeden Garten zieren. In freier thoniger Erde cultivirt, prangt sie in grösstem Blüthenschmuck, und die Blätter erhalten auch eine mehr grüne Farbe. Campanula Medium findet sichin vielen Blumengärten wegen ihrer schön blauen Glockenblumen entweder in ihrer Stammart oder in ihren Varietäten mit gefüllten, weis- sen u. a. Blüthen. — Plötzlich erscheint (Juni 1866) auf den Pariser Blumenmärkten eine Varietät mit rosafarbigen Blumen; sie erregt volle Bewunderung! Gärtner La- chambre in Paris erhielt zufällig diese Va- rietät im Jahre 1865 unter mehreren Pflan- zen mit blauen und weissen Blumen; ja auch eine gefüllte rosarothe Blume erhielt er.— Weisse, blaue undrosarothe Glocken- blumen unter einander gemengt, bieten ei- nen prachtvollen Anblick. — Auch zur 190 Topfeultur verdient diese neue Varietät ver- wendet zu werden. 6) Bromus Schraderi und Böhme- ria utilis. Im Schoosse des k. Institutes der Wissenschaften in Venedig wurde eine Commission eingesetzt, um den Werth des Bromus Schraderi und der Böhmeria utilis zu prüfen; dieselbe, bestehend aus den Her- ren Professoren v. Visiani, Zanardini und Keller erstatteten den Bericht, dass die vorgenommenen Versuche keineswegs geeignet sind, um die Cultur des Bromus Schraderei als Futterpflanze fortzusetzen, so auch, dass der Anbau der Böhmeria, namentlich für das nördliche Italien, nicht geeignet sei. Die Commission und besonders Hr. Professor Keller dringt darauf, dass man sich nicht auf unsichere Culturen ein- lassen soll, dass man sich von speculativen Köpfen begeistern lassen solle, dass man aber alle seine Kräfte auf die Hanf- und Leincultur verlegen soll, die einen sicheren und reichlichen Ertrag bringen. Der Bromus Schraderi ist nicht geeignet als Futterpflanze, denn wird er zu früh ab- gemäht, so ist er zu wässerig, zur Zeit der Blüthe ist er zu trocken. ja fast Stroh, und später nach der Blüthe hat er noch weni- geren Futterwerth. — Auf schlechtem Boden gedeiht er spärlich; auf gutem Boden ist es empfehlenswerther, Futterpflanzen besserer Qualität anzubauen, namentlich Gerste, Rog- gen und rothen Klee (Trifolium incarnatum), die auch beim Brechen des Ackers dann dem Boden als werthvolle Düngung nutzbar sind, während der Bromus Schraderi den Boden aussaugt. Die Böhmeria utilis — B. candicans, China Grass, — deren industrielle Verwen- dung schon seit dem Jahre 1690 bekannt ist, benöthigt ein Clima von in Summa 4000 Wärmegrade, daher aut keinem Falle für das nördliche Italien geeignet. — Die B. nivea steht der vorhergehenden Art in in- dustrieller Beziehung nach; sie kann nur als Zierpflanze in Gärten verwendet wer- den, nur in sehr strengen Wintern bedarf sie einer Laubdeckung — zur Samenerzeu- gung gelangt sie nicht. — Ausser eines Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hohen Wärmegrades bedarf die Böhmeria auch eines reichlichen Regens zur Sommers- zeit — wie gesagt, weder die eine als Fut- terpflanze, noch die anderen als textile Pflanzen sind für das nördliche Italien ge- eeignet (Il Rancogl. Padova Nr. 19. 20 de 1867.) (S-r.) 7) Tabakbau. Die Asche der Tabak- pflanze ist besonders reich an Kali, es ist daher nothwendig, solchen Culturboden de- nen mit jeder Ernte bedeutendeMengen von Kali entzogen werden, Kalihaltige Dungmit- tel zuzuführen. — Die feldspathreichen Ge- steine sind alkalihaltig — eine mechanische Zertheilung solcher Gesteine bildet wohl ein hinreichendes Mittel, um dem Ackerboden das Material zuzubringen, als Ersatz für die Entziehung der Alkalien, aber ihre Zersetz- ung durch die kohlensäurehaltigen Wasser geht nicht so rasch von Statten, daher ist jedenfalls das Pochen derselben vorzuziehen, wodurch sie in feinstes Mehl verwandelt, und auf den Ackerboden gestreut, binnen kurzer Zeit die Fruchtbarkeit desselben er- höhen. Vorzüglich geeignet wäre der Weiss- stein-Granulit — welcher reichlich Kalifeld- spath enthält und zu Mehl gemahlen oder gepocht ein höchst förderndes Dungmittel liefert. (Verh. Geolog. R. Anst. Wien Nr. 1 de 1868.) (S-r.) 8) Bleichfenchel. In Bezug auf die in der Gartenflora dieses Jahres $. 19 'ge- gebene Notiz über den italienischen Bleich- fenchel ist zu bemerken, dass dieser in Ita- lien nicht gekocht verspeist wird, sondern roh und zwar wird eine Blattscheide nach der andern abgelöst und in ein Gemenge von Essig, Oel, Pfeffer und Salz eingetaucht — auf solche Art ist der Geschmack höchst aromatisch und der Wein schmeckt darauf sehr angenehm. Die obbenannte Pflanze ist wohl der von Casp. Bauhin benannte Föe- niculum dulce quod Bononia adfertur, und der von seinem Bruder Johann, benannte foenieulum dulce maiore et albo semine, in- dem bei diesen der Stengel über der Wurzel und die Blattbasen bedeutend dick sind, aber doch ein feines Fleisch bieten mit süs- IV. Literatur. 19 sem, würzigem Geschmack. Diese Pflanze | und finochio di Bologna bekannt, indem er wurde schon im 16. Jahrhundert in OCultur genommen und unter dem Namen finochione | auch sehr gut gedeiht. hier in unzähliger Menge gebaut wird und (S-r.) VW. Literatur. 1) F. C. Labau; Gartenflora Norddeutsch- lands. Eine Anweisung zum Selbstbe- stimmen der in unsern Gärten vorkom- kommenden Bäume, Sträucher, Stauden, Kräuter. Hamburg bei Otto Meissner. 1867. In diesem Buche ist zunächst eine Ueber- sicht des Linn&ischen Systemes gegeben. Darauf folgt die Charakterisirung der nach dem Linneischen Systeme aufgeführten Gat- tungen, auf analytischem Wege. Die Arten sind nach dem natürlichen Systeme zusammengestellt und kurz und treffend charakterisirt. Zum Schlusse ist noch eine Uebersicht der natürlichen Familien gegeben. Ein sehr nützliches Buch , das bei der zerstreuten Literatur über Gartenpflanzen, jedenfalls seinen grossen Nutzen haben und hoffentlich recht viel Käufer finden wird!! Vollständigkeit kann der Leser natür- lich nicht verlangen, das würde allerdings zu weit greifen. Dabei ist aber die Aus- wahl je nach dem Material, das dem Herrn Verfasser zu Gebote stand, bald verhältniss- mässig reich, bald mangelhaft. Begründen wir dies durch einige Beispiele. Von Ilex Aquifolium L., einen der beliebtesten Gehölze, sind nur 2Formen auf- geführt. Bei Erica beginntE. arborea L., eine Art, die weder in Norddeutschland, noch in Süddeutschland im Freien aushält, die auf- geführten Arten. E. Tetralix ist dagegen nicht erwähnt und überhaupt nur noch E. herbacea. Bei Rhododendron sind Rhododendron indicum (Azalea indica), Rh. arboreum, R. ferrugineum und R, hirsutum aufgeführt, — erstere beiden halten im freiem Lande nicht aus. Dagegen sind die dauerhaften Arten, wie R. ponti- cum, R. maximum, R. campanulatum, R. caucasicum, R. catawbiense etc. nicht erwähnt. Von Andromeda ist nur A. polifo!ia aufgeführt. Dagegen sind die allerdings jetzt andern Gattungen zuge- zählten A. calyculata (Cassandra) und die hierher gehörenden harten Arten Nordame- rikas nicht erwähnt, wie Zenobia speciosa, racemosa und floribunda. — Nehmen wir die Gattung Campanula, so sehen wir vonC. glomerata, vier ver- schiedene Abarten charakterisirt, während vieler sehr verbreitete Arten vieler nicht gedacht ist. gar Wir kennen die Schwierigkeit einer sol- chen Arbeit, aber der Herr Verfasser hätte z. B. in den berühmten Flottbecker Baum- schulen, ein sehr reiches Material für die wichtigen Holzgewächse gefunden, das, wie es uns scheint, gar nicht benutzt wurde. (E. R.) 2) Dr. F. W. Klatt; Cryptogamenflora Hamburgs. Hamburg 1868 bei O. Meis- ner. I. Theil. Schafthalme, Farne, Bär- lappe, Moose. Als rein botanisches Werk, begnügen wir uns damit, dieses in deutscher Sprache erschienene Werk unseres geehrten Freun- des, den Freunden der zarten Moose, hier- mit nur anzuzeigen. (E. R.) 3) Bulletin de la Societ& Imp. des Naturalistes de Moscou. 1867. Nr. II 192 Enthält an Botanischen Arbeiten: Dr. F. v. Herder, Plantae Raddeanae, (Compositae). Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Ed. Lindemann, Aufzählung der um Elisabethograd wachsenden Pflanzen. (E. R.). V. Personalnotiz 1) J. A. Satory, der geschickte Pflan- zenmaler, der seit 10 Jahren die Zeichnun- gen für die Abbildungen der Gartenflora anfertigte, starb am 23. April (a. St.) in Folge eines Schlagflusses. Satory war ein Schüler desberühmten Pflanzenmalers Bauer. Er ward 63 Jahre alt und war in den letz- ten 10 Jahren ausschliesslich für. den Unter- zeichneten beschäftigt. Ein geborner Wie- ner, ward er von Fischer als Pflanzenma- ler an den Botanischen Garten in St. Peters- burg berufen. Es besitzt der Botanische Garten aus jener Zeit eine reiche Mappe von Zeichnungen von Satory angefertigt, von denen ein Theil im. Sertum Petropolitanum veröffentlicht ward. Nach Fischers Tode ward die Stelle als Pflanzenmaler am hie- sigen Garten aufgehoben und Satory ward pensionirt. Er zeichnete nun einige Jahre anatomi- en und Neuestes. sche Präparate, welche in einem Werke des Prof. Grube veröffentlicht sind und ward in den letzten 10 Jahren von dem Unter- zeichneten beschäftigt. Satory blieb bis an sein Lebensende ein gemüthlicher Wiener, in Sprache wie in Wesen. Der Unterzeichnete bedauert von Herzen diesen herben Verlust für sich, wie für die Gartenflora, dem Westnik (das Rus- sische Gartenbaujournal, ausgegeben von der Petersburger Gartenbaugesellschaft), so- wie für die Botanischen Ausgaben des Ver- fassers über Pflanzen Russlands. (E. R.) 2) Der Petersburger Gartenbauverein hat in seiner letzten Sitzung die definitiven Programme für die Internationale Ausstel- lung im Mai 1869, genehmigt. Letztere wer- den nun gedruckt und versendet. Ser . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Styrax japoniceum Sieb. et Zuce. (Siehe Tafel 583.) Styracineae St. japonieum Sieb. et Zuce. fl. jap. pag. 53. tab. 23. — D. ©. Prodr. VI, pag. 266. — Wir‘ geben beistehend die Abbildung‘ eines der schönsten Sträucher Japans. Der aufrechte , 4-—-6 Fuss hohe Stamm entsendet eine Menge wagrecht abste- hender und grazil überhängender Zweige, die freudig grüne ovale oder lanzettlich ovale zugespitzte gesägte Blätter tragen. Im Juni und Juli bald nach Entwicke- lung der neuen Blätter, erscheinen aus allen Spitzen der jungen dicht stehenden kurzen Seitenästchen, die Trauben zier- licher ‘weisser Blumen in reichlicher Fülle. In dem hiesigen Garten, wurden lebende Exemplare dieses reizenden Strauches durch Herrn C. Maximowiez eingeführt. VO. 1868, In den mildern Gegenden Deutsch- lands, der Schweiz und des südwest- lichen Russlands, wird diese schöne Pflanze im freien Lande aushalten und eine der reizendsten Zierden für Bosquete werden. In Petersburg muss dieser Strauch im Topfe gemeinsam mit den Deutzien, Weigelien etc. cultivirt werden, die in frostfreien Erdkellern und andern ähnlichen Lokalitäten durchwintert wer- den und dann vom Frühling bis zum Herbste im Freien aufgestellt werden. (E. R.) 1) Ein Zweig in Lebensgrösse. 2) Eine aufgeschnittene Blume. 3) Der horizontale Schnitt durch den Fruchtknoten. 4 uud 5) Staubfäden, vergrössert. 13 194 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. > b) Begonia coccinea Hook. var. Comte Alfred de Limering. (Siehe Tafel 584.) Begon Begonia Comte Alfred de Limering (h. Glijm). Die. beistehend abgebildete Begonia, ist von dem Handelsgärtner Hrn. Glijm in Utrecht erzogen worden und ward von ihm auf der Internatio- nalen Ausstellung in Amsterdam aus- gestellt. Als eine vorzüglich schöne Form für das niedrige Warmhaus, ausgezeich- net durch ziemlich üppigen Wuchs, hän- gende Aeste und die massenhaft im Mai erscheinenden, aussen scharlach- rothen, innen scharlachroth ‚und weiss nüancirten Blumen, liessen wir uns ein Exemplar derselben kommen, welches im Mai 1867 dankbar .blühete, jedoch nur ausschliesslich männliche . Blumen ent- wickelte, empfehlenswerthen Form beistehend die | mehrung durch Stecklinge. Zwei neu c) iaceae Abbildung geben, bemerken wir, dass uns über deren Abstammung von Seiten des Züchters, leider nichts mitgetheilt wurde. Wir halten solche für einen Bastard, der von B. coceinea Hook. einerseits abstammen dürfte; während B. undulata Schott, vielleicht den Pollen geliefert haben möchte. Von B. coceinea unterscheidet sich die in Rede stehende Pflanze durch üppigern Wuchs, warzigen Stengel, hängende Zweige, ovale am Grunde fast gleichseitige Blät- ter.mit ausgeschweiftem welligem Rande, lanzettliche Nebenblätter, Blüthenstiele die bedeutend kürzer als das Blatt und grössere, von aussen scharlach, innen | scharlach und weiss nüaneirte Blumen. Indem wir. von dieser sehr | Cultur im niedrigen Warmhaus,’ Ver- (E. R.) e Pfirsiche. (Siehe Tafel 585.) Die beiden hier abgebildeten Pfir- siche stammen beide aus Persien und wurden vom Hrn. Scharrer in Tiflis in Cultur gebracht. — Herr: Scharrer solche: schreibt uns über Der Persische October-Pfir- ist eine noch wenig bekannte! sich Sorte, die für südliche Gegenden sehr Baum von äusserst Blatt gross, glait, zu empfehlen ist. kräftigem Wuchs, | schönen Effekt macht. glänzend grün, mit dunkelrothem Mittel- nerven, Adernetz und Randung, wo- durch diese Sorte schon als Baum einen Ausserdem ist das Blatt von fester Natur, am Rande scharf gezähnt und vorn zugespitzt. Frucht länglich-rund, blassgelb. Fleisch röthlich, sehr süss und wohlschineckend, | am Steine haftend. Stein gross, scharf- kantig. Reift von Mitte bis gegen Ende Oktober. 81 Aiv I. Originalabhandlungen Der späte Herbst-Pfirsich aus Persien kam aus Eriwan nach Tiflis. Baum starkwüchsig und nicht empfindlich, Blatt von fester Textur, mit stark vorstehenden Nerven, scharf und fein gezähnt, zugespitzt, mit röth- lichem Rande und Rippen. Frucht ver- 195 kehrt-oval rundlich, mit langem Stiel, sehr gross, gelb, mit rothen Streifungen, Fleisch zart, sehr saftig, von vorzüg- lichstem Geschmack. Stein gross, Reift in der zweiten Hälfte Oktober. — (E. R.) 2) Drosera pedata Pers. (Dr. dichotoma Sm.) Deren ‚Cultur und Vermehrung. Wenige der vielen und interessanten Droseraarten sind in den Gärten zu fin- den,, kaum, eine aber ist verbreitet und hat sich, wie. doch so manche andre weniger interessante Pflanze , Heimath- recht bei uns erworben und doch. dürf- ten diese in vieler Beziehung merkwür- digen Pflanzen in gleichem Maasse und mit gleichem Rechte wie Dionaea, Ce- phalotus u. A. von Kennern und Laien betrachtet werden. — Die Drosera zer- fallen, bei Berücksichtigung der Stengel und Blattbildung, in sogenannte stengel- lose, mit getheilten oder ungetheilten Wurzelblättern und in stengelbildende; von welch letztern kaum ein Repräsen- tant in europäischen Gärten zu finden sein dürfte. Die fragliche Art gehört also zu den stengellosen und zwar zu der nur sehr wenige Vertreter umfassen- den Unterabtheilung mit getheilten Wur- zelblättern. Neuholland ist es wiederum, dem wir diese interessante Pflanze verdanken und zwar nach den Culturresultaten zu schliessen, ist es wahrscheinlich der tro- pische Theil desselben, wo wir dieselbe zu suchen haben — leider sind uns hierüber sichere Nachrichten nicht zur Hand. — Die Blätter der Drosera pedata, wie überhaupt aller Drosera sind nach Art der Farne in der Knospe von der Spitze nach der Basis zu, eingerollt, sie sind langgestielt, beinahe aufrecht, fussförmig- dichotom getheilt, mit etwa 1‘ breiten Theilungen und mit röthlichen Haaren besetzt, auf deren Spitzen ein kleiner, durch eine krystallhelle, klebrige Aus- schwitzung gebildeter thauähnlicher Tro- pfen sich befindet. Als Moorpflanze mit langen, unver- zweigten fleischigen Wurzeln ist dieselbe in faseriger Torferde, mit etwas zerhack- tem Sphagnunm und in ziemlich tiefe Töpfe zu pflanzen und zwar su, dass der aufwärts wachsende Strunk, an wel- chem sich mit je einem jungen Blatte auch enisprechend junge Wurzeln ent- wickeln, in die Erde zu stehen kommt. Reichliches Begiessen mit kalkfreiem Wasser, zumal während der Vegeta- tionsperiode ist nothwendig, nicht aber die für ähnliche Pilanzen leider zu oft angewendeien Untersätze, die das mit Recht gefürchtete und verderbliche stag- nirende Wasser herstellen und nur dann den gewünschten günstigen Erfolg haben können, wenn diese Art der Behandlung mit entsprechender Lage und wochen- 13 * 4196 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. langen Unterbrechungen, je nach dem | Schönheit der. Pflanze beeinträchtigt Stand der Vegetation stattfindet, | wird, machen einen besondern Luft und damit der Pflanze, resp. den Wurzeln | Licht durchlassenden Abschluss der der so nothwendige Luftzutritt zu Gute | Pflanze, zum Schutze gegen dieselben kommen kann, was durch die beständige | wünschenswerth. Sättigung, des Ballens mit Wasser nicht Die Vermehrung der Pilanze ge- in dem Maasse stattfindet, wie es der | schieht durch Theilung des aufrechten Pflanze zuträglich ist, insbesondere wenn | Strunkes in der Weise, dass die Stücke das natürliche Vorkommen der Pflanze | desselben mindestens eine oder mehrere darauf hinweist, dass ein periodisches | Blattnarben zeigen. Abtrocknen der Erde dem Gedeihen der- Diese Stücke werden in obige Erde selben nothwendig ist. — Während | eingelegt und etwa 1/.“ hoch mit der- des Winters ist es zuträglich, die Pflanze | selben bedeckt, im Warmhause aufge- bei 8—12° R, nur spärlich zu begiessen | stellt und feucht gehalten; nach 3—4 und dieselbe von Zeit zu Zeit gänzlich | Wochen beginnen dieselben zu treiben. austrocknen zu lassen, sowie bei hellem | Eine einfachere, ergiebigere und nicht Standort nahe dem Glas im Warm- oder | minder sichere Vermehrung ist die durch temperirten Hause aufzustellen. Wäh- | 1—2“ lange Wurzelstücke, die horizon- rend der warmen Jahreszeit ist ein Ka-|tal in die Erde gelegt und auf ähnliche sten mit schwacher Beschattung und | Weise wie die Strunkstücke behandelt beständiger Lüftung nothwendig, öfteres | werden. Dieselben entwickeln nach 4—6 Bespritzen und leichte Regengüsse von | Wochen eine oder mehrere Knospen, grossem Vortheil, — aus denen die Pflanzen sich entwickeln Die Drüsenhaare der Blätter, die | und zwar bei richtiger Behandlung der- wie oben bemerkt, eine klebrige Flüs- | art, dass eine Schaale mit solchen aus- sigkeit ausschwitzen, die Fliegen und | getriebenen Wurzelstücken, einer gelun- andere Insekten bei der geringsten Be- | genen Aussaat nicht unähnlich ist. rührung festhält, und durch deren Menge (E. M.) insbesondere während des Sommers, die 3) Berliner Culturen. Amarylliseultur, Aus der Reihe der zahlreichen | und deren neuere Sämlinge den Lieb- Zwiebelzüchter Berlins treten nur wenige | habern von Amaryllis zur Genüge be- Handelsgärtner hervor, die sich auch | kannt sind. mit der Anzucht von Amaryllis im grös- | Die Cultur ist einfach, Von den seren Maassstabe beschäftigen. Zu die- | vielen Vorsichtsmaassregeln, die: sonst sem gehört vorzugsweise die Hofimann- | empfohlen werden, sind nur wenige im sche Gärtnerei, deren Zwiebeln weit über | Gebrauch. Der grösste Theil der Zwie- die Grenzen Deutschlands hinausgehen | beln wird im freien Grunde in Mistbeet- L Originalabhandlungen. kästen' cultivirt, der ein Gemisch von Laub-Erde und Sand zuweilen auch noch Mistbeeterde enthält. Auch mit reiner Mistbeeterde sind schon sehr schöne Erfolge erzielt worden, doch kommt es dabei vor, dass die Zwiebeln krank werden. Gegen den Herbst hin wird mit dem Giessen sparsamer ver- fahren und mehr Luft den stets unter Glas bleibenden Pflanzen gegeben. Zur Ueberwinterung werden die Zwiebeln herausgenommen und in ein Warmhaus auf einem dem Lichte wenig ausgesetzten Beete in ziemlich trockne, sandige Erde eingeschlagen. Man lasse sich bei Nachahmung der hier angege- benen Culturmethode nicht verleiten, die zur Aufbewahrung der Amaryllis dienen- den Beete zu giessen, weil die in ihrer Vegetation durch das Herausnehmen und das Abschneiden der Blätter gestörte Zwiebel alsbald faulen würde. Der Punkt über das Abschneiden sämmtlicher Blätter dicht über dem Zwie- belhalse ist einer der hauptsächlichsten Streitpunkte bei dieser Cultur, Die Gründe, welche für das Ab- schneiden sprechen, sind erstens, dass sämmtliches Ungeziefer, das auf den Blättern sich vorfindet, entfernt wird und die Zwiebel somit rein in ihr Win- terquartier kommt; zweitens gelangt die- selbe sofort zur Ruhe, Dieses Eintreten in den Ruhezustand wird schon vorher durch das allmälig schwächer werdende Giessen vorbereitet und zeigt sich in dem Gelbwerden der ältesten Blätter. Dadurch wird das plötzliche Entfernen der oberen Vegetationsorgane der Pflanze weniger fühlbar und bei dem allmäligen Trocknen haben die in den Blättern be- reiteten Nährstoffe noch Zeit, nach der Zwiebel hinabzuwandern und sich als Stärkemehl in den Schuppen aufzuspei- chern, Die Zwiebel reift auf diese Weise, 197 In anderen Gärtnereien Berlins ist es Mode, die Zwiebel bald nach dem Herausnehmen aus dem Kasten in Töpfe zu pflanzen, etwas anzutreiben: und 50 zu überwintern; hier dagegen bleiben sie in der trocknen Erde des Warm- hausbeetes so lange eingeschlagen, bis die Blumenknospe etwa 1/4Zoll aus der Zwiebel herausgetreten ist. Nun werden die Zwiebeln in Töpfe gepflanzt in eine kräftige Mischung von Laub- oder Mistbeeterde und Sand. Hie- rauf stark angegossen, kommen sie auf den Wolf des Kanals oder einen ähn- lichen Ort, der etwas Bodenwärme lie- fert, auf umgestürzte Töpfe zu stehen und werden täglich genau mit Giessen nachgesehen, denn es gilt jetzt, die neuen Wurzeln zur Ausbildung zn bringen. Hat der Blüthenschaft eine Höhe von 6—9” erreicht, kommen die Pflan- zen an einen lichteren und kühleren Platz des Warmhauses, damit die Fär- bung der Blumenkrone vor sich gehen kann. Beabsichtigt man eine Befruch- tung, wird ein etwas trockner Standort empfehlenswerth sein. — Nach dem Abblühen werden die Pflanzen nach wie vor gegossen und so langeim Warmhause gehalten, bis die Temperatur im Freien das Auspflanzen auf einem warmen Ka- sten gestattet. Der Kasten muss gut gepackt und mit Umschlag versehen sein, Die Erdmischung ist die oben angege- bene. Nach dem Auspflanzen bleibt der Kasten kurze Zeit geschlossen und gut beschattet; später gibt man etwas Luft, aber entfernt nie ganz den Schatten und spritzt an heissen Sommertagen allabend- lich, Ein aufmerksamer Beobachter wird bald an der Blattentwicklung sehen, ob das Verhältniss zwischen Luft und Schat- ten ein normalesist. Bei langen, schwa- chen Blättern muss mehr Luft gegeben 198 werden, Ein zu starker Einfluss des Lichtes durch die Fenster macht die Pflanzen gelb und kränklich und gibt bei der. stets damit verbundenen trock- nen Luft häufig Veranlassung zur star- ken Vermehrung der Spinnen. Die Cultur der Zwiebel in Töpfen hat zwar den: Vortheil, dass man die einzelne Pflanze besser berücksichtigen kann und dass ferner die Zwiebel nor- maler ausreift, indem sie im Topfe früher abtrocknet, allein sie entwickelt sich selten in der Ueppigkeit, wie im freien Grunde. Auch einige Krankheitserscheinun- gen sind dabei zu berücksichtigen. Ab- gesehen von der Spinne auf den. Blät- tern bei zu trockner Behandlung zeigen bei zu feuchter Cultur, namentlich bei dem Beginn der Ruheperiode und in der Zeit des Winteraufenthaltes die Zwiebeln ein Faulen der Spitze. Man muss bei dem ersten Auftreten der Erscheinung schnell mit dem Messer bei der Hand sein und bis auf den gesunden Theil ausschneiden. Die Schniltlläche wird mit Kohlenstaub bestreut und trocken gehalten. Sollte selbst die Blumenknospe etwas angeschnitten werden, schadet dies wenig, indem die Wunde vernarbt und die Blume trotzdem zur Entfaltung ge- langt. Die zweite Krankheitserscheinung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gleicht der der-Ringelkrankheit der Hya- cinthen; nur habe ich nicht bemerken können, dass das Faulen der einzelnen Schuppen vom Ziebelboden aus beginnt, was bei Hyacinthen sehr oft nachzuwei- sen ist; ferner ist das Auftreten para- sitischer Pilze, die die Ringelkrankheit stets begleiten und vielleicht: verursa- chen, hier nur selten beobachtet wor- den. Die Pilze selbst sind auch ver- schiedene Genera. Bei der microscopischen Untersu- chung einer kranken Zwiebel zeigten sich die ersten Anfänge in einem. Ver- schwinden des Stärkemehls aus gewissen Zellgewebspartieen, deren Oberhaut be- reits eine carminrothe Färbung der Wan- dung, zeigte. Mit dem Fortschreiten dieser Färbung in den Zellwandungen des übrigen Gewebes ballt sich der ei- weisshaltige Inhalt kugelig in der Mitte der Zelle und wird ebenfalls roth. Bei dem Fortsehreiten der Krankheit geht die rothe Färbung, welche von einem durch Wasser grösstentheils ausziehba- renFarbstoffherrührt, allmälig inischmutzi- ges Braun über; die Zellwandungen lö- sen sich zum Theil auf und der ganze Pilanzentheil wird jauchig und später übelriechend. Ich möchte den ganzen Vorgang eine Humification nennen und auf eine Stockung in. der normalen Er- nährung zurückführen. (P. S.) 4) Das landwirthschaftliche Museum zu Berlin. Das in Berlin durch das Ministe- rium der landwirthschaftlichen Angele- genheiten in’s Leben gerufene landwirth- schaftliche Museum ist bereits soweit fortgeschritten, dass ein Theil desselben dem Publikum bereis übergeben wor- den st, Es umfasst die sämmtlichen Räum- lichkeiten eines grossen Gebäudes in (dem Vernehmen nach am ersien April) | einem der schönsten Theile der Stadt: 'L: Originalabhandlungen, 19% insofern Interesse haben, als vielleicht ausihnen sich ein oder das andere Holz als Handelsartikel herausfinden wird, befinden sich auch schon Hölzer von an- erkannten Werthe in prächtigen Exem- plaren: darunter. Besonders bemerkens- werth erscheint die reiche Sammlung canadischer Nutzhölzer in ©1!/,‘ langen und 1 Fuss breiten, einerseits polirten Tafeln. Daran schliessen sich norwegische und russische Hölzer in Blöcken und Tafeln, Für Unterrichtszwecke beson- ‚ders geeignet erscheinen die Exemplare jeiner italienischen Sammlung, in welcher Stämme der Länge nach durchschnitten sind; die eine Hälfte ist polirt, so wie ein Theil des (uerschnittes, wodurch das Holz für den Techniker besser be- urtheilbar.» wird. . Beide Hälften sind durch Charnirbänder verbunden. Wenn diese Hölzer wissenschaftlich bearbeitet werden könnten und wie zu hoffen steht durch einen ausführlichen Catalog mit ben. Von dem zweiten Saale aus ge- | ihren Haupteigenschaften dem Publikum langt man in ein Zimmer, in welchem | vorgeführt werden, wird man der Samm- Bastfasern und die Producte daraus sich ‚lung voraussichtlich ein grosses Interesse befinden und die beiden folgenden end- | schenken. Die Wollsammlung wird nicht lich sind für ‚Seiden- und Bienenzucht | weniger ein Glanzpunkt, des Mus: ums bestimmt, werden, da ausser den einheimischen Da. das obere Geschoss noch vor- | Züchtungen auch Proben aus allen Län- läufig geschlossen bleibt, mag es genü- | dern, welche die Pariser Ausstellung be- gen, etwas genauer auf die Aufstellun- | schickt haben, sich vorfinden. In dem gen in den unteren Räumlichkeiten ein- | andern Flügel des Gebäudes befindet zugehen. Von besonderem Interesse ist | sich der Pilugsaal, der vorzugsweise eng- die Holzsammlung, welche bereits mehr | lische und amerikanische Pflüge enthält, als tausend Nummern umfasst. Der | welche durch ihre grossen Stahlstreich- bei der Aufstellung befolgte Plan ist die | bretter imponiren. Anordnung der Producte nach den Län- Ausserdem sind noch ungarische, dern und wir finden hier die prächtigen | deutsche u. französische Pflige vorhan- Sammlungen sämmtlicher Hölzer der |den. Auch die Anlage zu einer Samm- französischen Colonieen, welche bei der | lung von Handgeräthen ist gemacht Pariser Ausstellung figurirt, haben. Ans- | worden durch die Aufstellung der cana- ser, den Vertretern aller Welttheile, | dischen, aus Stahl veriertigten sehr welche für den hiesigen Bewohner nur | leichten ‚und eleganten Ackerutensilien, der Potsdamer Vorstadt und enthält be- reits einzelne sehr grosse und vollstän- dige Sammlungen. Die allgemeine Ein- theilung ist folgende: Die Säle im un- tern Geschoss enthalten die Pflug- und Maschinensammlungen; dieselben sind rings umgeben von einer 'nach der Stras- senseite liegenden vollständig geschlos- senen Veranda, deren verschiedene Ab- theilungen die Wollsammlungen, die Holzsammlung, das Lesekabinet und das Büreau enthalten, Im oberen Geschoss befinden sich in einem 50’ langen und 30° breiten, sehr hohen Saale die Samm- lungen von Sämereien, so wie eine sehr schöne Aufstellung von Producten der Rübenzuckerfabrikation des Zollvereins, Der zweite daran stossende Saal wird die Modelle von Wirthschaftshöfen und landwirthschaftlichen ‘Gebäuden aufneh- men, Sowie zur Aufstellung einer rei- chen Aehrensammlung dienen. Ein klei- nes daran stossendes Cabinet dient zur Aufnahme der Dünger- und Erdenpro- 200 neben welcher auch sehr gute deutsche Nachahmung schon existirt. Im daranstossenden Maschinenraume sind vorzugsweise die Getreidereinigungs- maschinen reich vertreten; sie sind zwi- schen der Mac Cormick’schen Mähma- schine und dem Modell eines Arbeiter- hauses für 2 ländliche Familien aufge- stellt. Drillmaschinen, Kleedreschma- schinen, Hanfbrecher, Pferdehacken, Fut- terkochapparate durch Dampfeinleitung vervollständigen die Aufstellung, die schon jetzt in ihren Anfängen von ganz wesentlichem Werthe ist. Für den wis- senschaftlichen Unterricht in diesem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 'Fache ist eine vortreffliche Modellsamm- lung sämnntlicher Pilüge 'der verschiede- nen Länder von ihren. ersten nachweis-) baren Anfängen bis zur. jetzigen Vol- lendung vorhanden, o ae,“ Speecieller auf: diesen 'Theilıeinzu- gehen, dürfte hier bei den hauptsächlich: für den Landwirth berechneten Gegen- ständen weniger gerathen sein, dagegen werden sich bei Eröffnung der Säle für Sämereien, künstliche Früchte und Ge- müse viele Punkte von speciellem :In- | teresse für das gärinerische Publikum finden. (PS): 5} Ueber einige im Winter dankbar blühende Warmhaus- pflanzen. Der heurige Winter hat sich in den meisten Gewächshäusern durch einen aussergewöhnlichen Blumenmangel aus- gezeichnet. Im Süden Deutschlands em- pfanden wir dieses um so mehr, weil die andauernde trockne Kälte dieses Win- ters (— 12° R.), begleitet von einem strengen Nordostwind, die in den Kästen untergebrachten Fuchsien, Pelargonien etc., die sonst fast bis Weihnachten ihre Blüthen öffneu, schon bei Beginn des Winters zerstörte. Wenn demzufolge in den Kästen und Kalthäusern nichts mehr zu Suchen übrig bleibt, so lenken wir gerne unsere Blicke auf die Warmhäuser und wenn diese, resp. ‘ihre Insassen, im vorhergegangenen Sommer richtig be- handelt wurden, so werden wir nicht vergebens unsere Zuflucht dahin neh- men. Eine nicht geringe Anzahl von Warmhauspflanzen, die zum Theil be- blüht so zu sagen mitten im Winter. Diese Pflanzen wieder in’s Gedächtniss zurückzurufen und einige Winke betreffs ihrer einfachen Cultur zu geben ist, de Zweck dieser Zeilen. Wer je Gelegenheit hatte, die Ca- narischen Inseln, z. B. Madeira, zu be- suchen, wird sich mit Vergnügen an die herrliche, fast zu allen Jahreszeiten blühende Euphorbia-Art, Poinsettia puleherrima Graham, (dort aus Mexico eingeführt), erinnern, welche, durch die prächtigen cochenillfarbigen Bracteen sehon von weitem sichtbar, jeden Besu- cher dieser schönen Insel entzückt. Diese Pflanze, welche eine weit grössere Verbreitung verdiente, erfordert 'eine höchst einfache Cultur. Bei fast glei- cher Behandlung, wie sie während der Sommermonate bei Neuholländern' ge- | bräuchlich ist (d. h. sonnige Lage, da- mit das Holz möglichst reif wird, und reits in Vergessenheit gerathen sind, | möglichst helle Lage im Gewächshäuse), I. ' Originalabhandlungen, blüht sie von Anfang Januar bis Ende Februar und ist während dieser Zeit eine Zierde des Gewächshauses. Sie gedeiht in jeder lockeren Erde, verträgt im Sommer einen flüssigen Dünger (Guano) recht gut und verlangt wäh- rend der Wintermonate durchaus keine Bodenwärme. Die Vermehrung der Poinsettia ge- schieht im Sommer, und zwar werden junge, saftige Stecklinge genommen, welche im Sand (Kalthaus oder Kasten) leicht wurzeln und schon im ersten Win- ter blühen, Eine weitere vortreffliche Euphorbia- Art, deren Blüthezeit' ebenfalls in den tiefsten. Winter fällt, ist Buphorbia fulgens Karw. (E. jaquiniaeflora Hort.). Das Vaterland dieser Art ist gleichfalls Mexico. Die Cultur ist ähnlich derje- nigen der Poinsettia: sonnige Aufstel- lung im Freien während der warmen Jahreszeit und ebenso helle Lage im Gewächshause; kräftige Lauberde , mit Sand und Kohlen vermischt, sowie guter Abzug‘ sind nothwendig. Die Vermeh- rung‘ macht durchaus keine ‚Schwie- rigkeit; nach‘ der Blüthezeit, die von Ende Dezember ‚bis Anfang Februar dauert, kommen neue Triebe, die sich im wärmen Vermehrungsbeete in weni- gen Wochen: bewurzeln. Wenn irgend eine Pflanze auf viel Licht Anspruch macht, »so ist es diese; auf diesen Um- stand muss desshalb soviel als thunlich Rücksicht genommen-werden. Für die Bouquetbinderei ist. diese »uphorbia nicht genug zu empfehlen. Einelandere, ebenfalls noch wenig verbreitete und durch ihren Blüthen- reichthum sich auszeichnende Pflanze ist Bryophyllum pinnatum Salisb, 204 Als Dekoration im Sommer‘ in’s freie Land gepflanzt. erreicht ein Steck- ling oder Wurzelschössling bis zur Zeit des Einpflanzens (Anfang oder Mitte September) die enorme Höhe von fünf bis sechs Fuss. Der endständige Blü- thenstengel, der im Winter zur Entwick- lung kommt, erreicht fast die gleiche Höhe. Die zahlreichen Blumen erinnern lebhaft an die bekannte vom Cap stam- mende Cotyledon orbieulata L. Da Bryophyllum zu den Sueculen- ten oder Fettpflanzen gehört, so ist eine reichlich ‘mit Sand vermengte Erde zu empfehlen und wird man während der Ruheperiode wohl thun, 'nur mässig zu begiessen. In Betreff der Vermehrung zeigt ein Blick auf die Pflanze, dass man bloss die an den Blatträndern sitzenden Knospen abzunehmen braucht, ‘um sie in flachen Schüsseln, mit sandiger Erde angefüllt, zu pikiren nnd im Winter an trockener und heller Lage ihrer weiteren Entwicklung zu überlassen. Eine fernere, zwar nicht hieher ge- hörende Fettpflanze ist Crassula lactea Ait. vom Cap, welche, im Spätjahr in’s Warmhaus auf einen Schaft möglichst nahe an’s Glas gestellt wird, gegen Mitte Januar reichlich ihre weis- sen Blumen entfaltet. Ueber die Cultur dieser Crassula ist nicht viel.zu: sagen; jede Erde, wenn nur ‚porös, ist ihr zu- träglich, und wie alle Fettpflanzen: liebt auch sie nicht übermässiges., Giessen. Ebenso einfach wie die Cultur ist auch die Vermehrung, die in jeder Jahreszeit vorgenommen werden. kann. Jeder Steck- ling, jung oder. alt in Sand gesteckt und nicht zu feucht 'gehalten,. wächst un- fehlbar. Der Maneel an weissen und na- wenn sie (Calancho& pinnata Pers.), welche in-die-| mentlieh wohlriechenden Blumen in den Familie der Crassulaceen gehört und | Gewächshäusern während der Winter- auf den Molukken heimisch ist, monate wird durch zwei prächtige, vonden 202 höchsten, sehr dunstigen Gebirgen Java’s stammende Pflanzen, Saurauja gi- gantea DC. und Saurauja specta- bilis Hook. vermindert. Diese durch ihren prächtigen Blätterschmuck ebenso dekorativen wie reichblühenden, zu den Camellien und Theesträuchern sich ein- reihenden Arten, können im Sommer zur Einzelpflanzung im freien Lande (wo möglich Halbschatten) sehr vortheil- | haft verwendet werden und sind dess- halb dieselben als Dekorationspflanzen ersten Ranges zu betrachten. Sie. er- tragen das Aus- und Einpflanzen vor- züglich, nehmen mit: jedem. Boden für- lieb und, öffnen gegen Ende August ihre nach feinen’ Aepfeln riechenden Blumen. Beim Eintritt des Frostes wird die Ein- pflanzung vorgenommen und schon nach wenigen Tagen, während welcher jedoch das direcete Sonnenlicht zu vermeiden stellung im Warmhause finden. Auch hier werden sich nach kurzer Zeit neue Blüthen zeigen, die sich bis Ende Ja- nuar fortwährend erneuern. In Bezug auf die Cultur dieser Prachtpflanzen diene Folgendes: Diesel- ben verlangen im Topfe oder Kübel eul- tivirt eine nahrhafte Erde, sowie reich- liches Giessen während der Wahsthums- periode: auch darf in dieser Zeit hie und da Guano nicht fehlen. Dem Hei- mathlande der Saurauja-Arten entspre- chend, sollte die feuchte Luft möglichst nachgeahmt werden und ist daher sehr zu empfehlen, wenn die Witterung im Winter es irgend gestattet, sowohl die Oberfläche der Blätter als auch beson- ders die Rückseite kräftig mit frischem ‚biaceen-Arı 'mala gedacht. Gartenflora Deutschlands, Russlands’ und der Schweiz. Regenwasser zu 'bespritzen;, dies: ist, zu-! gleich das.einzige Mittel, um diese Pflanzeı vor dem Trips oder der schwarzen Fliege, zu bewahreu. Die Vermehrung geschieht. dureh Stecklinge oder durch Wurzel-: stücke; ersteres im Sommer mit weichen, Trieben, die kalt gestellt werden, letz-, teres im Winter in einem warmen Sand«- beete. Schliesslich sei hier noch einer fast der Vergessenheit anheimgegebenen Ru- der Rondeletia ano- Diese Species scheint in der Regel irrthümlicher .Weise' als ein tropisches Gewächs "behandelt zu werden, wesshalb auch oft nur krank- hafte Exemplare sichtbar sind. Die schwarze Fliege, die .dieser Pflanze sehr herbei, gefährlich ist, führt sehr oft den Tod Die Behandlung der Rondeletia ist eine einfache: ist, können die Saurauja-Arten ihre Auf- | Halhschattige Aufstellung im Som- mer (natürlich im Freien), nahrhafte Lauberde mit Sand und: vielen Kohlen vermischt und starke Unterlage von zer- schlagenen Ziegelstücken sind die Haupt- bedingungen der Cultur. Wohl'zu.be- achten ist, dass diese Pflanze nur im temperirten Hause, wo auch im Winter öfters gelüftet wird, cultivirt werden kann. Die Blüthezeit fällt in den’ Monat Januar und dauert oft mehrere Wochen. Die Vermehrung geschieht durch Steck- linge; weiche Triebe, in’s warme Sand- beet gebracht, bewurzeln sich nach kaum vierzehn Tagen. — (Fortsetzung folgt). Basel, Bot. Garten im’ Januar 1868. Krieger. ' L Originalabhandlungen. 203 6) 3. Lindens Etablissement zur Einführung neuer Pflanzen in Brüssel, Wir haben das Etablissement un- seres geehrten Freundes schon wie'er- holt besprochen, In Gent hatte derselbe ‚verhältnissmässig nur wenige seiner neuen Pflanzen ausgestellt und zwar ohne zu coneurriren. Dieses speciell der Ein- führung neuer Pflanzen gewidmete In- stitut machte auf mich auch dieses Mal wieder den gleichen Eindruck der Gross- artigkeit der Leistung wie früher. Der Schwerpunkt des Institutes scheint sich jetzt allmälig mehr und mehr den Or- chideen zuzuwenden, die in zahlreicher Menge in den besten und ausgezeichne- testen Arten, besonders denen Amerikas sich hier eingeführt finden. Neben den Orchideen sind es neu eingeführte buntblätterige Pflanzen der Tropen, schöne neue Marantaceen, Aroideen, Bromelia- ceen, Gesneriaceen ete,, in denen dieses Institut das Bedeutendste geleistet hat. Schade, dass der Reisende, der in den letzten Jahren am meisten an guten neuen Pflanzen für Linden sammelte, gerade jetzt nach Europa zurückkehrt, es ist das Herr „Wallis“, Einige der neuen Pflanzen des Herrn Linden führten wir schon bei Be- sprechung der Genter Ausstellung auf; andere haben wir vor nicht langer Zeit nach dem Catalog des Herrn Linden be- sprochen, Aus der Masse von Neuigkeiten, die dieser Garten ausserdem enthält, da wollen wir heute nur einige wenige her- vorheben, Gesneriaceae. Aus dieser schö- nen Familie befanden sich gerade meh- tere. Arten in Blüthe, denen Hr, Pro- fessor Hanstein ‚auch schon Namen ge- geben hatte, Darunter eine schöne neue Diastema, ferner eine Pflanze, die Herr Prof. Hanstein als Gloxinia tydae- oides bestimmt hatte. Es ist das eine schöne Neuigkeit mit olivengrünen Blät- tern, mit silberweissem Mittelstreifen und gleichen Streifen längs der Seiten- nerven, sowie mit weissen, im Schlunde tief violetten Blumen. Wir halten diese neue Prachtpflanze für eine Tydaea, haben solcher den Namen F. Linde- niana beigelegt und werden binnen Kur- zem in der Gartenflora eine Abbildung derselben geben. Eine kleine niedliche, weissblühende, noch unbestimmte Niphaea, haben wir N. gracilis genannt und geben im Fol- genden die Characterisirung derselben. Niphaea gracilis Rgl.; caule, petiolis foliisgque in pagina inferiore albo-villosis; foliis petiolatis, ovatis, basi rotundatis, apice acutiusculis, subduplicato cerenato-dentatis, supra vi- ridibus, brevissime puberulis; pedunculis in axillis summis subcorymbosis folia subduplo superantibus, pubescen- tibus;; corollanivea, b5 m.:m. in diametro; calycis laeiniis lanceolatis acutis, albo- pubescentibus. Verwandt der N. oblonga Lind]. und N, parviflora A. Br. et Bouche&. Erstere unterscheidet sich durch rostfar- bene 3ehaarung, am Gruude herzförmige gesägte Blätter, Biüthenstiele, die kürzer als die Blätter und grössere Blumen! Die zweite hat beiderseits grüne Blätter; die doppelt gezähnt, Blüthenstiele, die so lang als das Blatt und bedeutend kleinere Blumen. Als schön ist noch’ zu nennen eine Gesneria mit metallglänzendem gea- ' dertem Blatt, die einer Gloxinia ähnelt, 204 sowie Allopleetus bicolor, dessen Blätter mit silberfarbenen Rippen.. ge- zeichnet sind. Die Familie der Aroideen ist stetsreich in Herrn Lindens Etablissement vertreten. Anthurium regale, A. Lindeni, A. magnificum, von Lin- den eingeführt, sind allenthalben als die schönsten Aroideen bekannt, die einen vorzüglichen Schmuck unserer Warm- häuser bilden. A. trilobum ist eine ausgezeichnete Neuheit, mit mächtigen, 2 Fuss breiten, dreilappigen Blättern. Andere schöne Aroideen sind Anthu- rium furecatum,. A. hastatum und Xanthosoma Maximiliani, Dief- fenbachia Wallisii ist eine schöne dekorative Pflanze, mit weiss gestreiften Blättern. Die Marantaceen sind durch Linden um eine Menge neuer ausge- zeichneter Arten bereichert worden. M. illustris, M. splendida, M. roseo- picta, M. Lindeniana, M. Legrel- liana, M. Wallisii, alle von Linden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. w eingeführt und zu den schönsten Arten dieser Gattung -zählend. M. velutina ist eine neue Einführung mit grossen, länglichen Blättern, mit dunklerm Mit- telstreifen. M. princeps ist eine gross- blätterige Art, von robustem Wuchse urd schöne Neuheit als Dekorations- pflanze. Aus andern Familien erwähnen ‚wir noch einer Sphaerogyne mit rothen Blättern; einer Thephrasta metal- lica, deren Blätter Kupferglanz: be- sitzen, — der Clusia Melinoni, .de- ren verkehrt länglich-ovale Blätter wohl 1!/, Fuss lang sind, des Fieus. deal- bata, mit unterhalb silberweissen Blät- tern. Zahlreich und in. seltenen Arten sind die Baumfarn, Bromeliaeeen,; die Nutz-, Handels- und Gewärzpflanzen vertreten und die Sammlung der Orchi- deen ist nicht allein sehr mannichfaltig und reich, — sondern befindet sich auch ausserdem im vorzüglichsten. Gulturzu- stande, — (E. R.) 4%) Reiseerinnerungen aus Pariser Gärten. (Fortsetzung.) Es wäre über das Parterre beim | 1778 unter Philipp von Orleans, Tour St. Jacques: noeh Manches zu sa- | Vater vom Könige Louis Philippe, gen, allein der noch vor mir liegende | dessen Eigenthum er lange war, ange- Erzählungsstoff ist zu 'gross, so dass ich | legt wurde. weiter ‚ eilen muss und zwar zunächst zum Pare de Moneeaux, einer An- lage, die so berühmt geworden, dass wohl wenige Touristen Paris verlassen, ohne sie besucht zu haben. — Der, Pare.de Monceaux hat sei- nen Namen ‚von dem ehemaligen Dorfe Monceaux, auf dessen Ruinen der Park Er zeichnete sich damals schon aus ‚durch seine vielen Wasser- künste , Fontainen , Tempel, Obelisken; Grotten u. s. w., war aber dem’ Publi- kum sehwer zugänglich. Heute ist es anders, der Park ist Eigenthum der Stadt Paris geworden und Jedem’ ist ies gestattet, in diesem von’ 'den ‘genialen Herren Alphand, Ingenieur en chef I: Originalabhandlungen. und Barillet-Deschamps, Director der Anlagen der Stadt Paris, wundervoll umgeänderten Garten ungenirt umher zu gehen. Mit möglichster Schonung und Ver- werthung der schönsten älteren Bäume ist hier ein Garten geschaffen, der zwar kein Park im gewöhnlichen Sinne, nicht von grosser Ausdehnung, aber von An- fang bis zu Ende in allen seinen De- tails wahrhaft fürstlich ausgestattet ist. Schon die bei den Eingängen aufgestell- ten monumentalen, reich vergoldeten Portale, die ähnlich gehaltene Einfriedi- gung und die exquisiten Pflanzungen am Eingang lassen den Besucher erra- then, welcher Aufwand von Pracht und Kunst zu erwarten steht. — Sanfte Bo- denbewegungen, liebliche Thalmulden bildend, die in ihren oft meisterhaften Details viele Abwechslung bieten; gross- artige Felsenpartieen, unter denen eine Grotte von ziemlicher Ausdehnung sich befindet, mit Geschmack zusammenge- stellt und passend mit Yucca, Agave, Buxus, Ilex, Epheu ete. bepflanzt; Wasser, theils in Form kleiner Seeen, in die sich als Zufluss über die Felsen herab treu der Natur nachgeahmte Was- serfälle ergiessen, theils als Abfluss kleine Bächlein bildend, die in anmu- thigen Windungen durch die berrlich grünen Matten eilen, um endlich, in eine Felsschlucht stürzend, einem zweiten See, in der Nähe einer römischen, halb in Trümmer liegenden Säulenhalle, das Was- ser zuzuführen; schön gehaltene Rasen- flächen mit einer Menge der ausgesuch- testen exotischen Pflanzen, bald gruppen- weise, bald einzeln oder zu mehreren vertheilt; eine reiche Sammlung der neuesten und schönsten Nadelhölzer in mehrentheils sehr starken, prächtigen Exemplaren in freier Anordnung aufden Rasenflächen zerstreut; schön geschwun- 205 gene, äusserst sauber gehaltene Wege; alles dieses wirkt zusammen zur Composition eines Bildes, das alle Er- wartungen übertrifft und den jüngern wie ältern Gärtnern Stoff zum Nachdenken und Lernen genug gibt. — Aufgefallen sind mir an einem der Eingänge zu bei- den Seiten des Weges lange Rabatten, mit Mahonien und Buxus bepflanzt,. mit einer breiten Einfassung von der be- kannten Bourbon Rose Souvenir de la Malmaison, deren Zweige alle sorgfältig niedergehackt waren, und so eine wirklich effectvolle weisse Umrah- mung: der dunklen immergrünen Mitte bildeten, Die Gehölzgruppen sind auch hier mit breiten Bändern von Blu- men eingefasst, jede Gruppe in der Hauptsache nur. aus einer Strauchart bestehend und die Einfassung ebenso aus nur einer Blumenart gebildet. In dieser Verwendung machten. sich beson- ders gut, ganze Massen von Pentste- mon von einer einzigen Farbe, dann Ageratum mexicanum und verschie- dene Zonal-Pelargonien, während Ver- benen etc. zu niedrig bleiben, um den Uebergang vom kasen zur Gruppe ge- hörig vermitteln zu können... ‘Weniger genehm, ich möchte fast sagen störend, sind die steifen, runden oder ovalen For- men der Gebüschgruppen, die oftmals noch dazu entschieden zu gross ‚sind und durchaus nicht mit den hier so. nett durchgeführten Bodenbewegungen .har- moniren. Ebenso unförmlich gross und schlecht placirt sind manche Blumen- beete. Oefters liegen dergleichen Beete der ganzen Länge nach quer über einer muldenförmigen Bodensenkung, bilden also Thalriegel, die das Ensemble der im Allgemeinen sehr schön durchge- führten Terrainbewegungen auf’s Unan- genehmste stören. Die Bepflanzung der Blumengruppen 206 anlangend, herrscht hier das gleiche Prinzip, wie ‘in den übrigen Anlagen, nur ist die Auswahl mannigfaltiger, ge- wählter. Besonders schön waren Ende Juli, zur Zeit meines Besuches, einige Gruppen strauchiger Calceolarien *), äus- serst üppig und bedeckt mit Blumen; der Halbschatten, dem sie ausgesetzt, scheint denselben ganz besonders gün- sig 'zu sein. Weniger schön nahmen sich dagegen die Musa-Gruppen aus, mit ihren mageren, vom Winde zerfetz- ten Blättern. Diese in unsern Gewächs- käusern mit Recht geschätzten Blatt- pflanzen passen nicht für’s Freie, unsere Sommer sind zu kurz und zu kühl, über- dies sind sie durch Canna vollständig zu ersetzen. Mit Papyrus antiquo- rum wird hier eigenthümlich umge- sprungen; man pflanzt von dieser pracht- vollen 'Blattpflanze, die eben nur als Einzelpflanze (oder in wenigen dicht zusammen gepflanzten Exemplaren, die dann einen Busch bilden), ihren deko- rativen Character entwickeln kann, gleich sehr grosse Gruppen an, zu welcher Verwendung diese Pflanzenart auch gar nicht passt. 'Ebenso unpassend erschien mir eine colossale Gruppe, ausschliess- lich mit‘ dem weisslaubigen ‘Ahorn (Acer Negundo fol. var.) bepflanzt, sie war zu schreiend, ohne Hintergrund, — man hatte oflenbar einen Knalleffeet damit erzielen wollen, aber über’s Ziel hinausgeschossen. Solche Fälle zeigen übrigens, wie diffieil die richtige Ver- *) Diese Calceolarie, mit grossen Blumen- büscheln von tief gelber Farbe, und sehr gedrungenem, niederen Wuchse ist wahr- scheinlich die englische aurea flori- bunda, die auch in London fast aus- schliesslich für Gruppen bevorzugt wird. | (E. O.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wendung solcher hölze ist, sie zeigen feruer, dass man mit ihrer Anwendung, wenn der ‘Effect gelingen soll, nur sehr sparsam‘ sein darf. Als Einzelpflanzen paradiren im Park vonMonceaux auch schöne, starke Exemplare von Palmen und Baumfarnen, die mit den Kübeln im Rasen versenkt, allerdings wesentlich dazu beitragen, der ganzen Anlage den Character des Luxu- riösen und Exquisiten zu verleihen, Mit vollem Rechte und nicht genug kann die Pflege gerühmt werden, die man in Paris dem Rasen angedeihen lässt. Ein schönerer Rasenteppich lässt sich nicht denken, und Jeder wird mit Freude an das Sammetgrün der Pariser Anlagen zurück denken. Dem aufmerk- samen Beobachter werden aber auch die Arbeiten und Kosten nicht entgangen sein, welche Anlage und Unterhaltung eines solchen Rasens nothwendig erfor- dern. — DerBoden für die anzusäenden Rasenflächen wird sehr sorgfältig und tief gelockert, mit einer dicken Schicht nahrhafter Composterde. überführt, wenn er nieht an sich schon sehr kräftig ist. Zur Aussaat scheint man in Paris eine gleichmässige Mischung von : Fiorin-, Wiesenrispen- und englischem Raygras zu‘ verwenden. Man beginnt schon mit dem Mähen, sobald das junge Gras: die Länge von 3—4 Zoll erreicht hat, wo- bei man sorgfältigzu beachten hat, dass der Schnitt nicht zu tief geführt wird, und wiederholt das Mähen im Laufe des Sommers etwa alle 14 Tage: oder höchstens in Abständen von 3 Wochen; wahrscheinlich wird auch nach jedesma- ligem Mähen der Rasen gewalzt, aber vor allem Andern ist es die bestän- dige Bewässerung, die auch in den heissesten Sommermonaten den: Rasen schön erhält und endlich wird die: totale Abwesenheit aller Unkräuter und die buntblätteriger Ge- I. Originalabhandlungen. vollendete Schönheit des Rasens vollends begreiflich, wenn man hört, dass in Pa- ris die Rasenflächen alle Jahre um- gebrochen und neu angesäet wer- den. Die Bewässerung wird ermöglicht durch die grossartigen Wasserleitungen der Stadt Paris; überall in den Stras- sen, Boulevards und Anlagen sind Hy- dranten in kurzen Entfernungen ange- gebracht, man braucht nur einen Schlauch anzuschrauben und den Hahn zu drehen und man hat Wasser in Hülle und Fülle. Um die Rasenflächen zu bewäs- sern, benutzt man lange, auf kleinen Rädern laufende Schläuche, die auf der oberen Seite fein durehlöchert sind, und das Wasser ihrer ganzen Länge nach in Gestalt eines feinen Regens aus- ‘spritzen. Ist eine Fläche hinlänglich getränkt, so kann ein Arbeiter mit leich- ter Mühe die Schläuche weiter vor- oder rückwärts legen; ein Arbeiter kann in dieser Weise die Rasenflächen einer grossen Anlage beständig feucht halten. Die Bewässerung geht unaufhaltsam den ganzen Tag fort, auch kleine Regen- schauer unterbrechen die Thätigkeit der Hydranten nicht, nur bei anhaltendem Regenwetter wird das Bewässern einge- stellt. — Dass der Rasen unter solcher, Behandlung schön werden muss, ist be- greiflich und ebenso, dass man überall auf gleiche Weise einen gleich schönen Rasen herstellen könnte, aber unmöglich ist dies oft, weil die Mittel zur Herstel- lung und Unterhaltung eines solchen Rasens absolut fehlen. An ganz schattigen Stellen vertritt Epheu die Stelle des Rasens und in neuerer Zeit auch Buchs, der in der Höhe von 4—5 Zoll gehalten, gar nicht 80 übel aussieht, — Ebenso sehenswerth oder eigentlich noch sehenswerther als der kleine ele- gante Park von Monceaux, ist der ganz! | eines 207 neuerdings angelegte grosse und gross- artige Park Buttes Chaumont. — Er wurde in kürzester Zeit mit unsäg- lichen Mühen, Kraft- und Geldaufwand auf einem sehr coupirten, ungünstigen Terrain, auf dürren Kreidehügeln in ei- ner wirklich genialen Weise hergestellt, ein wahrer Triumph der modernen Land- schaftsgärtnerei. — Zeichnen sich die Pariser öffentlichen Anlagen im Allge- meinen durch Eleganz und Zierlichkeit aus, so tritt hierinden Buttes Chau- mont ein einfach grossartiges Land- schaftsbild auf, wie man es in dernäch- sten Umgebung der Weltstadt Paris kaum vermuthen würde, Ganz den Oertlichkeiten gemäss und denselben angepasst, versuchte man eine Alpen- Landschaft nachzubilden, und die ganze Anlage darf in der Hauptsache als sehr gelungen bezeichnet werden. Die But- tes Chaumont bestehen aus einer Hügelreihe, die bis in jüngster Zeit kahl und todt dalag, einige Steinbrüche, Kalk- brennereien, der Schindanger, früher auch ein berüchtigter Richtplatz waren nicht geeignet, der ohnehin kählen, un- fruchtbaren Gegend besondere Reize zu verleihen, dazu begränzen sie einen der schmutzigsten Stadttheile und auch für den geborenen Pariser waren die But- tes Chaumont eine vollständige ter- ra incognita. Jetzt wird das anders werden, jetzt bieten die Buttes Chau- mont dem überraschten Besucher ein kleines Stück Gebirgslandschaft inmitten einfach aber schön gehaltenen Parkes; Baumpflanzungen und Rasen- flächen bekleiden die früher fast ganz vegetationslosen Hügel, und bequeme, allerdings manchmal etwas steile Wege führen zu verschiedenen Aussichtspunk- ten, die die grosse Weltstadt und die weite Umgebung vollständig beherrschen. Schon diese prächtigen Aussichtspunkte 208 A rechtfertigen vollkommen die Schöpfung eines auf diesem dürren und coupirten Terrain allerdings ausserordentlich theu- ren Volksgartens, auch die im Park selbst erbauten Cafe-restaurants werden dazu beitragen, das Pariser Publikum an- zuziehen. Eine sehr gelungene, grossartige Partie der Anlage ist der künstliche See, mit seinen Umgebungen, so ziemlich im Mittelpunkt in einer breiten, nach einer Seite offenen Thalmulde gelegen; in und um ihn concentriren sich Hauptschönheiten der Buttes Chau- mont, wähnten Aussichtspunkten. des Sees sind flach, Die 150 Fuss, wie eine Felsklippe am Mee- resgestade; oben auf der | Spitze steht ein eleganter Tempel, eine genaue Copie des antiken Sybillentem- pels von Tivoli bei Rom; diese Fels- masse, aus Basalt bestehend, und rings von Wasser umgeben, steht durch 2 sehr schöne und kühn gebaute Brücken in Verbindung mit den Felsen, die an der Rücklehne der Thalmulde theilweise in kühnen Massen frei und hier auch eine. schr geräumige, prächtige Grotte bilden. Die eine Brücke, an die kühnen Brücken der Schweizer Bergstrassen erinnernd,. wölbt sich in einem kurzen Bogen von Fels zu Fels 90 Fuss hoch über einen schmalen Durchlass, ein riesiges Felsenthor bil- dend,. durch das sich See und Strasse ziehen, die andere ist eine. elegante Hängebrücke, von 190 Fuss Länge, in 33 Fuss Höhe über den Seespiegel ge- spannt. Die Grotte hat 2 Eingänge, Decke und Wände sind mit täuschend nachge- ahmten Tropfsteingebilden bedeckt, zu Tage treten gemein an Effect gewinnen. auch die, abgesehen von den schon er- Ufer | aber mitten aus dem | See erhebt sich senkrecht eine enorme Felsmasse bis zu einer Höhe von etwa im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Hintergrunde fällt, das ‚Tageslicht durch eine breite Spalte, ein kleiner Bergbach, hoch oben am Hügel entspringend, stürzt in grossen und kleineren Sprüngen über die Berglehne hinunter, einige sehr ‚ge- lungene Fälle ‚bildend, die durch, ‚die Spalte der Grotte gesehen ,, durch den Contrast von Dunkelheit und Licht | un- ‚Die Aus- sicht von der Grotte aus, über den See hinweg, links die Felsen mit ihren jähen Klippen und isolirten Nadeln und Zacken, rechts grüne Berghänge, mit einzelnen Felsblöcken und Baumgruppen, im Hin- tergrunde ein. weiter Horizont ‚über. Pa- ris hinweg, das zu tief liegt, um von hier aus gesehen zu werden, — ist wUun- derbar schön, man glaubt sich in die Schweiz versetzt und ist doch in näch- ster Nähe der Weltstadt. Und wenn man nun bedenkt, dass See, Felsen, Grotte, kurz die ganze weite Landschaft binnen wenigen Monaten her- gezaubert wurden; dass die ganze 22 Hectaren grosse Fläche des Parkes, ab- geschen von den enormen Spreng- und Nivellirungsarbeiten, der schlechten. Bo- denbeschaffenheit, wegen überall, , mit einziger Ausnahme der Wege, 2— 3 Fuss hoch mit Erde aufgefüllt werden musste, um nar Gras- und Baumwuchs zu ,er- möglichen, — so wird man ‚nicht, ohne freudige Anerkennung die. Buttes Uhaumont; verlassen, auch wenn der kundige Gärtner in den Details der Be- pflanzung manchen Fehler, manche Flüch- tigkeit, manchen Verstoss entdecken sollte. — Das Ganze ist grossartig und genial, — hier möchte ich am Wenig- sten das Einzelne kritisiren, wo in kür- zester Zeit, ich möchte fast sagen, das | Unmögliche geleistet worden ist. — Wir kommen jetzt zu denjenigen öffentlichen Gärten, die die grösste Aus- dehnung haben und deren Grösse, ge- ? Hocy dis >20 DD NDR LOG -VPUIDIGPDIUODSHZ LP RES ae ] I. Originalabhandlungen, stattet, breite Strassen zum Reiten und Fahren, grosse freie Plätze, weite Park- wiesen, ganze Wäldehen, grossartige Wasserpartieen etc. in sich aufzuneh- men, — die den Bewohnern in den Feierstunden der Wocheutage, sowie an Sonn- und Festtagen zur Erho- lung und Belustigung dienen und also in der That wahre Volksgärten sind. Es sind dies das bekannte Bois de Boulogne und das wegen seiner grösseren Entfernung von Paris weniger stark besuchte Bois de Vincennes, Bois de Boulogne ist eben, weil näher der Stadt, auch reicher ausgestat- tet mit Cascaden, Grotten, Felspartieen und seltneren Pflanzen, besonders sind hier die neueren Nadelhölzer schon in sehr starken, schönen Exemplaren ver- treten; auch die Blumengruppen sind mannigfaltiger und mit ausgewählteren Pflanzen besetzt, als das einfacher ge- haltene Bois de Vincennes, Dieses dagegen hat einige der grösseren Par- tieen in perspectivischer Beziehung weit gelungener aufzuweisen, auch wirken die Wasserpartieen hier mehr, weil die Ufer weniger hoch sind als im Boulogner Wäldchen. Steile und hohe Ufer lassen den Wasserspiegel kleiner erscheinen, während niedere Ufer den See gross- artiger hervortreten lassen. Im Uebrigen zeigen beide Parks in der Anlage den gleichen Styl und Charakter. Die Haupt- pflanzung ist, wie. es auch diese Art Gärten verlangt, waldartig gehalten *), *) Interessant ist die Vergleichung mit den öffentlichen Parks von London. Wer von Paris kommend, den berühmten Hydebark oder den Regentspark nach den: gleichen Maassstabe beurtheilt, wie das Bois de Boulogne, wird sich sicher enttäuscht finden, er wird Wald und Hain vermissen, die weiten Wiesenflächen, nur mit spärlichen Baum- VIL 1868, 209 stellenweise durchHainpflanzungen, Wald- lichtungen, Wiesen und Wasserpartieen unterbrochen. Eichen bilden den Grund- ton der Pflanzung, oft aber ein gemisch- ter Bestand. Der Baumwuchs ist gerade kein üppiger, was in schlechten Boden- verhältnissen gegründet ist. In malerischer, bis in’s Einzelne durchdachter Anordnung der Gehölz- pflanzungen, in landschaftlicher Perspec- tive finde ich die Münchner Volksgär- ten, den englischen und Nym- phenburger Garten weit künstleri- scher und grossartiger. Bois de Bou- logne und Bois de Vincennes können sich durchaus nicht mit den Schöpfungen eines Sckell, Lenn6, Zeyher, Metzger u. 8. w. messen, auch die Wasserpartieen sind in deut- schen Anlagen schöner behandelt. — Interessant ist der Besuch des Bois de Boulogne an einem schönen Sonn- tag Nachmittage, wenn alle Wege belebt sind mit tausenden von Spaziergängern, elegante Equipagen und bescheidenere Fuhrwerke in langen Zügen die Fahr- wege bedecken, die Reitwege sich füllen mit stolzen Cavalieren und kühnen Amazonen, wenn man die ungenirten, gruppen besetzt, werden ihm kahl und monoton erscheinen, — aber im feuch- ten, nebelreichen London sucht man Licht und Sonne, in dem heissen, stau- bigen Paris flüchtet man gerne in den Schatten der Alleen und Haine, — die Landschaftsgärtnerei soll eben vor Allem den klimatischen Anforderungen gerecht werden. — Ein Bois de Boulogne in London wäre ebenso unmotivirt, als ein Regentspark in Paris. Wenn für continentales Klima die schattigen Baum- partieen das Charakteristische, dasHaupt- moment eines Volksgartens bilden sol- len, so sind dagegen für England die weiten Wiesengründe gerechtfertigt. (E. O.) 14 210 ausgelassenen Spiele ganzer Gesell- schaften von Herren und Damen auf den Rasenplätzen beobachten kann, und die im Baumschatten behaglich gelagerten Gruppen fröhlich sich den Eindrücken überlassen sieht, welche die freuudliche Umgebung, das frische Wald- und Wie- sengrün hervorrufen. Man fühlt an solchen Tagen so recht lebhaft, welch’ grosse Wohlthat solche Volksgärten für grössere Städte sind, weich’ wohlthuenden, Geist und Körper erfrischenden Einfluss sie auf eine die ganze Woche hindurch in en- gen Mauern und Strassen consignirte Bevölkerung ausüben. Als sehr gelungen will ich noch aus dem Boulogner Wäldchen die Fels- partie mit Wasserfall erwähnen, hierin und in der Erstellung künstlicher Grotten leisten die Franzosen wirklich Ausge- zeichnetes und sind uns weit voraus. Besonders meisterhaft verstehen sie Tropf- steingebilde auf’s Täuschendste herzu- stellen. — En passant erwähne ich auch noch der Epheuhäge, die in einigen Privatgärten in der Nähe des Bois de Boulogne in vorzüglicher Schönheit mir auffielen, und die ich als nachah- mungswerth empfehlen möchte. Hinter dem Steinsockel, der die eisernen Gitter trägt, wird der grossblätterige Epheu in hinreichender Anzahl gepflanzt, und im Anfang darauf geachtet, dass die Ranken gleichmässig an dem Gitter vertheilt werden, haben sie den Weg gefunden, so macht sich die Sache später von selbst und es gibt nichts Schöneres von Hecken, als ein solcher diehtbewachse- ner Epheuhag, — Es war ein glücklicher Gedanke der Regierung und der Ausstellungs- commission, mit der grossen Kunst- und Industrie-Ausstellung von 1867 auch eine internationale Pflanzen-Ausstellung zu ‚ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verbinden, Es war nicht mehr als bil- lig, wenn neben der Architectur und Malerei auch der Landschaftsgärtnerei Gelegenheit geboten wurde, nicht nur zur Verschönerung des Ganzen beizu- tragen, Sondern auch im jardin re- serv6, diesem Feengarten der Aus- stellung, in selbständiger, grossartiger Leistung zu zeigen, dass die Landschafts- gärtnerei auch in Frankreich auf hoher Stufe steht. Der jardin reserv& hat die ihm gestellte Aufgabe in befriedi- gendster Weise gelöst, und nicht wenig beigetragen zum Erfolg der Weltausstel- lung. — Wenn es lebhaft bedauert werden muss, dass ein so vollendet schöner Garten, ebenso schnell wieer hergezaubert wurde, nach der kurzen Dauer eines Sommers schon wieder der Zerstörung anheimfiel, so ist doch zu hoffen, dass er seinen Zweck, den Hun- derttausenden von Besuchern die Fort- schritte der Landschaftsgärtnerei, der Pilanzenculturen, der Gewächshausarchi- tectur u, s. w. vorzuführen, vollständig erfüllt hat. Gewiss haben viele, viele Berufsgenossen mit mir nicht nur mit innigster Befriedigung und lebhaf- tester Anerkennung des Geleisteten, sich erlabt an den mannigfaltigen Genüssen die der jardin reseryv& in so über- reicher Fülle besonders den Gärtnern und Gartenfreunden bot, — sondern sie haben auch einen bleibenden Gewinn mit heim getragen, wenn neben der schönen Rückerinnerung und der Neu- belebung ihrer Berufsfreude, ihr prak- tischer Blick aus der Fülle des Gebo- tenen dasjenige herausfand, was zur Vervollkommnung und Hebung ihres ei- genen Wirkungskreises dienen konnte, — Jede. Branche der Gärtnerei fand hier Vertretung ünd reiche Anregung. Die Erstellung soll enorme Summen bean- sprucht haben, dafür wurde aber auch I... Originalabhandlungen. ein Meisterwerk geschaffen und eine Aus- stellung ermöglicht, wie bisher noch keine stattgefunden hat *), eine Ausstel- lung, wo die Gewächshäuser selber so gut wie die Pflanzen, die sie enthielten, Ausstellungsyegenstände waren. Der jardin reserv&, dieses glänzende Me- teor unter den Gartenschöpfungen, wie über Nacht ‚erstanden, ist er auch schon wieder verschwunden, und es würde mir vielleicht Niemand. danken, wenn. ich jetzt noch es wagte, einlässlicher ihn und die Ausstellung von Pflanzen schil- dern zu wollen, nachdem in den Garten- zeitungen schon so viel darüber berichtet worden ist. — Ich ziehe vor, schliess- lich den geneigten Leser zu bitten, mir noch zu folgen zu einem Sehr sehens- werthen, grossartigen Gartenetablisse- ment, dem jardin fleuriste de la ville de Paris, kurzweg la Muette genannt, und ihn zu ermahnen, bei einem *) Ein Vergleich der letztjährigen Pariser Ausstellung mit der grossen Pflanzen- Ausstellung von London vom Jahre 1866 ist schon desshalb nicht möglich, weil Einrichtung und Zweck beider durchaus verschieden waren. Die Ausstellung in Paris dauerte fast so viele Monate, als die Londoner Tage, beide dürfen jede in ihrer Art als sehr gelungen be- zeichnet werden. In London freute man sich der, durchweg vorzüglichen Cultu- ren, des grossartigen Totaleindruckes, des grossen Reichthums und der Man- nigfaltigkeit der ausgestellten Pflanzen, — in Paris zersplitterte der Totaleindruck, der elegant gehaltene jardin reserv&, die vielen schönen Gewächshäuser, die Grotten mit ihren interessanten Aqua- rien, u. 8. w., sie beanspruchen minde- stens eben so grosses Interesse, als die ausgestellten Pflanzen, die in manchen Fällen nur als Staffage erschienen. (E. O.) re ee: 211 Besuche der Weltstadt ja nicht zu unter- lassen, diesen in seiner Art einzig da- stehenden Garten sich anzusehen. Hier in la Muette hat die Stadtgärtnerei von Paris ihre wahrhaft grossartige Pflanzenfabrik, hier werden die Hundert- tausende von Gruppenpflanzen aller Art angezogen, die später die Gruppen der öffentlichen Anlagen schmücken, hier werden in grossen unterirdischen Räu- men jene Unmassen von Canna, Dah- lien, Hortensien, Fuchsia fulgens etc. überwintert, die im Sommer im Bois de Boulogne, im Parc Monceaux, in den Buttes Chaumont, in den vielen Squares der Stadt Paris enorme Gruppen füllen. Ohne dieses Etablissement gesehen zu haben, wird Niemand einen klaren Begriff von der Organisation der Pariser Stadtgärtnerei bekommen können und Vieles, was unbegreiflich erscheint, fin- det dort seine Erklärung. — Entgegen der in Paris sonst üblichen lobenswer- then Liberalität, mit der alle öffentlichen Gärten, Gebäude und Sammlungen den Besuchern geöffnet stehen, ist hier vor- her einErlaubnissschein einzuholen, der allerdings von Seiten des Directors, Herrn Barillet-Deschamps, aufs Bereitwilligste ertheilt wird. — Begreif- licher Weise interessirte mich ganz be- sonders, den Betrieb der Pariser Stadt- gärtnerei kennen zu lernen, und ich muss gestehen, dass ich höchst befrie- digt la Muette verliesss, — Gerne hätte auch ich zuverlässige Angaben gesammelt über die Erstellungs- und Unterhaltungskosten der Anlagen, aber nur von la Muette konnte ich solche erhalten durch Vermittlung eines Freun- des. Ich erlaube mir, in Folgendem einen Auszug aus seinem Briefe hier mitzutheilen: „Bald nach dem Regierungsantritt 14 * 212 des Kaisers, und auf seine Anregung hin, begannen die grossartigen Umände- rungen und Verschönerungen der Stadt Paris und ihrer Gärten und Anlagen. Es stellte sich bald das Bedürfniss her- aus, eine grosse Gärtnerei zu errichten als integrirenden Theil der öffentlichen Anlagen und Gärten, um den enormen Bedarf an Pflanzen aller Art selber pro- dueiren zu können. Daher wurde im Jahre 1855 der fleuriste de la Ville de Paris, kurzweg la Muette ge- nannt, gegründet, indem in der Nähe des Boulogner Wäldchens ein Terrain von 25,788 Quadrat Meter für diese Gärtnerei bestimmt wurde. Das jährlich rasch zunehmende Bedürfniss bewirkte eine ungemein rasche Vergrösserung der Anstalt, und wenn im Jahre 1856 drei Gewächshäuser von einem Flächeninhalt von 182 Quadr.-Meter noch genügt hat- ten, so sehen wir schon Ende 1865 de- ren 21 eineBodenfläche von 4500 Quad.- Meter bedecken. — Zu diesen sind noch in den letzten 2 Jahren 8 weitere Ge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Für Gewächshäuser und Fensterbeete wurden bis Ende 1865 333,400 Franken verausgabt, der Jahrescredit für den Un- terhalt stieg in 8 Jahren von 35,000 auf 220,000 Franken! Da für Freiland- culturen bald der nöthige Raum zu feh- len begann, wurde Ende 1864 im Bois de Vincennes ein Terrain von 54,560 Quad.-Met. als Filiale für diesen Zweck bestimmt, und ausserdem gehören noch 2 Baumschulen zu dieser grossartigen Stadtgärtnerei, die eine speciell für An- zucht von Nadelhölzern, die andere für Laubhölzer, Bäume und Sträucher.“ — Der überaus rasche Aufschwung von la Muette wird leicht ersichtlich aus folgender Tabelle, die ich um so lieber mittheile, da der Leser aus dem jährlich zunehmenden Pflanzenverbrauch auch auf das Wachsthum der städischen Anlagen von Paris schliessen kann, und nebenbei auch einen Begriff erhält an diesem, den anderen Anlagen gegenüber nur kleinen Terrain, welch’ enorme Summen der Unterhalt sämmtlicher An- wächshäuser gekommen, und gegenwär- | lagen der Stadt Paris alljährlich erfor- tig bedeckt die Glasfläche in der Mu- | dert! ette nahezu eine Hectare Land! — Tabelle über die Zunahme der Muette von 1855 bis 1865. Besonderer Jährl. Credit für Personalbe- dit für Un- Anzahl der Pflanzen, ausgegeben von: Cre- stand von | terhalt Jahr. Bau Me Gärtnern u. Base Baumschule |Baumschule wächshäu- Arbeitern. | len inbe- | la Muette. | für Nadel- | für Laub- sern etc. e „ „ griffen. hölzer. hölzer. Franken Franken Stück Stück Stück 1855 23.000 3 _ 600 1856 22,000 6 — 4200 1857 22,000 8 — 50,000 1858 30,000 12 35,000 | 125,000 1859 36,600 20 65,000 361,500 5 25,719 1860 36,600 28 85,000 | 475.000 26,354 1861 36,600 33 100,000 | 671,200 1448 37,830 1862 36.600 40 150,000 | 780,000 1119 47,266 1863 30,000 50 175,000 | 842,000 2795 34,169 1864 30,000 60 220,000 | 870,000 4670 27,786 1865 50,000 101 220,000 I! 1,575,300 83187 23,379 L Originalabhandlungen. P.S. Nach diesen Angaben be- rechnet Herr Professor Brongniart, dass der Durchschnittspreis einer jeden Pflanze, ob selten oder gemein, auf 13 Centimes (1 Silbergroschen) zu stehen kommt, ein allerdings niedriger Preis, den man für die geringste Freilandpflanze bezahlen muss, während die Pariser Stadigärtne- rei dafür die schönsten, ausgewähltesten Gewächshaus- Gruppenpflanzen, Nadel- hölzer, Zierbäume ete, liefert. Man würde sich sehr täuschen, wenn man in der Muette nur Gruppenpflan- zen zu finden wähnte; diese bilden al- lerdings den Hauptvorrath, und die da- von vorhandenen Massen sind erstaun- lich, — aber ich war sehr überrascht, ganze Gewächshäuser angefüllt zu fin- den mit grossen Camellienbäumen, mit Palmen, Cycadeen, Baumfarn, Warm- hauspflanzen aller Art, ja sogar Orchi- deen waren in ansehnlicher Zahl ver- treten. Diese Vorräthe sind dazu be- siimmt, wie man mir erklärte, um als Dekoration zu dienen bei den grossar- tigen Festen, die von den Stadtbehördenim Hötel de ville alljährlich einige Male gegeben werden. Auch das grosse Pal- menhaus, die „Serre ornementale“ des Ausstellungsgartens, ist für 150,000 Fres. für die Muette angekauft worden, und wird bald den Besuchern dieses grossartigen und in vieler Beziehung sehr interessanten Gartens einen weite- ren Genuss bieten *). a Te Te a ET a ee EEE ®) Besonders erwähnens- und lobenswerth ist nach der neuerdings von der Gar- tendirection ausgeführte Plan, la Mu- ette auch als praktische Gärtner- Lehranstalt zu verwerthen. — Die grossartige und doch praktisch einfache Einrichtung des Ganzen, die ausgedehn- ten Culturen, die Reichhaltigkeit der Pflanzensammlungen machen diesen Gar- 215 Ich könnte meine Plaudereien wohl fortsetzen, und den Leser noch in den alt berühmten „jardin des plante s"* und in einige der grösseren Pariser Handelsgärten führen, aber ich fürchte, wie mir die Zeit zu kurz wurde, um ten ganz vorzüglich geeignet für eine Fortbildungsschule junger Gärtner, und gerne machen wir unsere jungen streb- samen Collegen auf diese in praktischer Richtung wirklich vorzügliche Gelegen- heit aufmerksam. — Theorie wird in la Mutte nicht getrieben, eigentlicher Unterricht nicht ertheilt, die Zöglinge müssen arbeiten von Morgens bis Abends, wie die andern Angestellten, — aber dafür haben sie nicht nur Nichts zu zahlen, sondern sind im Gegentheil ganz anständig honorirt, (60 bis 80 Franken monatlich, je nach Leistungen), haben Gelegenheit, die verschiedenen Culturen durchzumachen, da sie jeden Monat einer anderen Abtheilung zuge- theilt werden, und ist überdies auch Gelegenheit geboten, die Freistunden in nutzbringender Weise auszufüllen, da ein Lesezimmer mit Gartenbibliothek etc. ihnen zur Benutzung steht. — Auf- nahmsgesuche von Seiten Fremder wer- den gerne berücksichtigt, ja, es schien uns, dass man Werth darauf lege, Aus- länder herbeizuziehen, so waren z. B, im Sommer 1867 unter 80 jungen Gärt- nern weit über die Hälfte Ausländer, meistens Deutsche und Schweizer. Als Bedingungen zur Aufnahme werden ge- fordert, dass der sich Meldende das 18, Jahr zurückgelegt, dass er mindestens 1!/, Jahr die Gärtnerei schon praktisch betrieben habe, und dass er gute Em- pfehlungen oder Zeugnisse vorweisen könne. Schriftliche Aufnahmsgesuche sind zu adressiren an „Monsieur Ba- rillet-Deschamps, Avenue d’Ey- lau Nr. 136. Paris‘ und zwar mög- lichst vor Ende März jeden Jahres. (E. 0.) 214 mehr als einen höchst flüchtigen Durch- blick dieser Gärten zu erlangen, so möchte dem Leser die Zeit zu lang wer- den, bis er an’s Ende meines Artikels Abgebildet in Botanical Magazine. 1) Cattleya amethystoglossa Lind. et Rchbch. Wurde schon besprochen bei den in der Illustration horticole abgebildeten Pflanzen. (Tab. 5683). 2) Cotyledon velutina J. D. Hook. Eine schöne südafrikanische Crassulacea, welche durch den eifrigen Sammler der Hrn. Saun- ders: Hrn. Cooper in englische Gärten ein- geführt worden ist. Sie steht am Nächsten der C. cuneata Thunb. und ist eine mehr- jährige Succulente von 2—3 Fuss Höhe mit blau-grünem, geradem und aufrechtem Sten- gel, an dessen Spitze sich die fast dolden- traubige Blüthenrispe befindet. Blätter ge- genständig, dunkelgrün, verkehrt-eiförmig, länglich, ganzrandig. Die abwärts geneigten glockenförmigen Blumen sind oben blassgrün unten gelb mit weit hervorragenden Staub- fäden. (Tab. 5684). 3) Vitis planicaulis J. D. Hook. Dieser neue Weinstock wurde von J. D. Hooker im Sikkim Himalaya entdeckt und von ihm auch im Jahre 1849 in Kew eingeführt. Jetzt klimmt er schon lianenartig die Querbalken im Succulenten-Hause zu Kew empor, wie in den Wäldern seiner Heimath. Das Blatt erinnert sehr an Ampelopsis hederacea oder quiquefolia und ist wie dieses 5-fingerig getheilt, die Blüthen sind grün, un- scheinbar und stehen in Dolden; die ganze Blüthe nebst Blüthenstielen sind kürzer als die Blattstiele undkommen aus den Blattachsen hervor. (Tab. 5685). 4) Coburgia trichroma Herb. Eine schöne Amaryllideae von den Peruanischen Anden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gelangt und breche daher hier ab mit dem Wunsche, es möge mir gelungen sein, diesem Vorwurfe zu entgehen. — (G. Lorch). Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. welche schon vor 30 Jahren von Maclean in englische Gärten eingeführt wurde und von der schon eine Abbildung im Bot. Mag. auf Tab. 3867 erschienen ist, welche aber ein ganz falsches Bild von der Pflanze gibt. Der Schaft erhebt sich fast mit den gleich- langen und fast daumenbreiten Blättern aus der fast kugeligen Zwiebel his zu einer Höhe von 2 Fuss. An der Spitze desselben be- finden sich, von der 4—6-blätterigen Blü- thenscheide eingeschlossen, die 5 Zoll lan- gen, trichterförmigen, von Aussen scharlach- rothen Blüthen zu 4—6 herabhängend. Die 6 Lappen der Blumenkrone sind inwendig rosa, aussen aber grün gefärbt, woher denn auch die Pflanze den Namen „trichroma“ erhalten hat. (Tab. 5686). 5) Ophelia alata Griseb., O. angustifolia Don. und O0. paniculata Don. Drei aller- liebste Gentianeen vom Himalaya: die O. alata, deren in einer Trugdolde dicht ste- hende Blüthen grünlich-gelb und roth punk- tirt sind, stammt aus dem nordwestlichen Himalaya; die O. angustifolia, deren eben- falls in einer Trugdolde, aber locker ge- stellte, Blüthen röthlich-lila sind, findet sich Die O. paniculata, deren in weitschweifigen Rispen stehende Blüthen weiss sind mit violetten, mondför- migen Streifen inwendig, in der Mitte, be- wohnt die gemässigten Gegenden von Ku- maon bis Sikkim. (Tab. 5687). im ganzen Himalaya. 6) Trichocentrum albo-purpureum Rchbch. fil. Dieselbe gehört zu den Vandeae und stammt von Rio-Negro in Nordbrasilien und wurde von Herrn Linden eingeführt. ' Blü- II. Notizen. 215 thenblätter weiss mit breiten rothen Streifen | breit, erhebt sich aus knolliger Wurzel bis am Grunde. (Tab. 5688). 7) Begonia Sutherland J. D. Hook. Diese allerliebste Begonia, welche zu Ehren ihres Entdeckers, des Dr. Sutherland benannt wurde, stammt aus Südafrika, wo siein den Gebirgen von Natal, in einer Höhe von 3500’ zu Hause ist. Sie erhebt sich leicht auf zierlichem, purpurrothem Stengel bis zu einer Höhe von 1-2‘. Die Blätter sind schief, lanzettlich-eiförmig mit zierlichen rothen Blattstielen, rother Nervatur und rother Zäh- nung. Die Blüthen stehen in vielblüthigen Trugdolden und sind von röthlich oranger Färbung. (Tab. 5689). 8) Hypozis elata J. D. Hook. Stammt ebenfalls von Natal in Südafrika, wurde von Mr. Cooper entdeckt und von Mr. Saunders eingeführt. Der Stamm, am Grunde 1 Zoll zu einer Höhe von 1 Fuss; Blätter zahlreich, von 1—1!/, Fuss Länge; Schäfte zahlreich, blüthenreich, kürzer als die Blätter; die Blüthen in Trauben, 2 Zoll im Durchmesser, von goldgelber Farbe, von aussen dicht be- haart, (Tab. 5690). 9) Odontoglossum Alexandrae Batem. var. Trianae J. D. Hook. Die Einführung dieser schönen Varietät von O. Alexandrae verdankt man Herrn Triana, der sie auf den Anden von Neu-Granada, in einer Höhe von 7000-8000 Fuss entdeckte, Dieselbe zeich- net sich durch ein auf der Rückseite rosa gefärbtes Kelchblatt aus, während die seit- lichen rosa unterflossen und gefleckt erschei- nen; die Blumenblätter sind schneeweiss mit krausen und wellenförmigen Rändern. (Tab. 5691). (F. v. H.) I. Notizen. 1) Zucht der Obstbäume in Tö- pfen. Bei jeder stattgefundenen Ausstel- lung der Wiener Gartenbau-Gesellschaft lenk- ten die Topfobstbäumchen aus dem Handels- garten -Etablissement von C. A. Rosen- thal’s Erben die Aufmerksamkeit der Be- sucher auf sich; —- auch im heurigen Früh- jahre war ein Sortiment solcher blühender Obstbäumchen ausgestellt und mit der klei- nen silbernen Medaille ausgezeichnet; — es ist aber auch ein wahrer Genuss, diese klei- nen Bäumchen entweder in ihrer Blüthenfülle oder mit Früchten reichlich beladen zu sehen; — sie sind daher sehr beliebt, sehr gesucht und in Salons und bei Festen als Dekorationspflanze verwendet. Hr. Hengl, Obergärtnerinoberwähntem Etablissement speciell mit dieser Culturme- thode beschäftigt, hat seine Erfahrungen zu- sainmengestellt und mit Rücksicht auf hie- sige climatische Verhältnisse eine Anleitung zur Topfobsteultur veröffentlicht *). Hr. Hengel veredelt die Aepfelbäum- chen auf Johannisstämme (Johannisbrut, Paradiesäpfel, Doucin.), welche reichlichst kleine gelbe geniessbare Sommerfrüchte tra- gen, die Anfangs Juli reifen. Diese Unter- lagen werden aus Wurzelschösslingen ge- wonnen, die sehr leicht feine schwache Wurzeln schlagen; sie werden in der Dicke eines Gänsekieles im März oder April in Fuss langen Entfernungen in 2 Fuss von einander stehenden Reihen in die Baumschule gepflanzt und werden entweder 1) im August auf das schlafende Auge veredelt, oder *) Der Gartenfreund. Wien Nr. 1 de 1868. 216 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) im Winter in der Hand veredelt, in | nen sich am besten schon veredelte 3-jährige feuchter Erde eingeschlagen, an einem dunk- len Orte aufbewahrt und im nächsten Früh- jahre als veredelte Stämmchen in die Baum- schule oder in die Töpfe gepflanzt, oder 3) werden sie im Herbste in 3-zöllige Töpfe gepflanzt, im Winter in einem Glas- hause gepfropft, um dann als veredelte Stämmchen in denselben Töpfen ein Jahr belassen oder in die Baumschule verpfilanzt zu werden. Die sub 1 angedeutete Methode ist die beste und kürzeste. Das schlafende Auge wird 4 Zoll hoch von der Erde eingesetzt und zwar in der Richtung, in welcher die Reihen auslaufen, um den Augen hier- durch den grössten Schutz zu gewähren. Im darauffolgenden Frühjahre (Febr. oder März) werden die Unterlagen, wenn das eingesetzte Auge gesund ist, ober der veredelten Stelle bis auf 6—8‘ abgeschnitten. — Hat das Auge 3—4“ lang getrieben, so ist es mit Bast an das über der oculirten Stelle wilde Stämmchen locker anzubinden, um den neuen Trieb vor dem Winde zu schützen. — Im Juli kneipt man diesen neuen Trieb auf 6“ ober der veredelten Stelle ein, in Folge des- sen sich noch im ersten Sommer nach der Veredlung frische Triebe bilder, von wel- chen 3—4 zur Buschbildung bestimmt, die andern beseitigt werden. Wünscht man einjährige Obstbäumchen nach Methode 2 und 3 veredelt, so werden selbe im Frühjahre (März) beschnitten. Für Topfbäumchen ist die Zwerg- oder Busch- form die geeigneteste und diese erzielt man, wenn man den ljährigen Trieb 6—8‘ vom Topfrande aufwärts abschneidet, dann trei- ben 8—10 Augen, von welchen 3—5 Triebe von oben nach abwärts stehen gelassen bleiben und die übrigen beseitigt werden. Diese 3-—5 Triebe werden im Juli mit dem Finger circa 3° hoch über der Basis abge- kneipt, wornach sich an denselben die Fruchtaugen bilden werden; im August wird das Einkneipen wiederholt. Durch dieses Verfahren, s. g. Sommerschnitt, wird die Tragbarkeit der Topfbäumchen am schnell- sten erzielt. Zum Verpflanzen in Töpfe (9—10“) eig- Bäumchen, die bereits in der Baumschule 2 Mal ihren richtigen Schnitt erhalten ha- ben, gesund und kräftig sind; dies ge- schieht in der zweiten Hälite des Octobers; die Wurzeln sind 4” zurückzuschneiden und die noch etwaig vorhandenen Blätter sind zu entfernen. Alle 3 Jahre werden die Topfbäumchen umgepflanzt und die Wurzeln knapp an dem Wurzelballen abgeschnitten. Die in Töpfen veredelten Johannisstämme sind zur weiteren Topfcultur ein Jahr nach der Veredlung im Herbst in 4—5‘' Töpfe zu verpflanzen. Die zu dieser Cultur verwendete Erde muss nahrhaft sein, geeignetist ein Gemenge aus 2/, Theil Laub- oder Mistbeeterde, 1, Theil alten abgelegenen Kuhdünger und /, Theil Lehm- oder verrottete Rasenerde; be- sonders erfolgreich ist ein 8 Jahre abgele- gener und schon in verrottete Erde verwan- delter Dünger. In jedem Frühjahre, wenn die Bäumchen beschnitten und hergerichtet werden, muss man frische Erdauffüllung ge- ben, wozu ein Jahr abgelegener Kuhdünger, s. g. Fladendünger am geeignetesten ist. Die Bäumchen werden in eine vor Nordwinden geschützte Lage in einem 6‘ breiten Beete bis an den Topfrand in 4 Reihen derart eingesetzt, dass in der vor- dersten die niedersten, und in den hinteren die höchsten zu stehen kommen; vor den Nacht- frösten sind sie mittelst einer Bretterdachung zu schützen. Vom Frühjahre an, wenn die Vegetation beginnt, werden die Bäumchen früh und Abends mässig bespritzt. — Aepfel, Birnen , Pflaumen, Kirschen und Weichseln können unter hiesigem Klima im Freien überwintern; sie werden in die Erde ver- senkt und 4“ über den Topfrand mit Erde zugedeckt. Aprikosen, Pfirsiche, Mispeln sind in einem gedeckten Mistbeete zu über- wintern. Es ist jedoch anzurathen, die Bäumchen nicht zu viel zu verzärteln, son- dern so viel als möglich im Freien zu er- halten. Zur Topfeultur eignen sich die Aepfel am besten, sie sind dauerhafter und setzen am liebsten Fruchtholz an; man wähle sol- che Sorten, die sich durch Grösse, Färbung Taf. 385, IN R \ Pre III. und vorzüglichen Geschmack auszeichnen und namentlich nur Herbst- oder Wintersor- ten, um durch längere Zeit die Bäumchen in ihrem Schmucke zu geniessen. Empfeh- lenswerth sind unter mehreren andern der Alexander-Apfel, der grosse rheinische Bohn- apfel, der Topf Non pareil, der grosse Win- tersteiner, der schwarze Borsdorter, der Cal- ville imperiale, der Calville d’Angleterre, der Calville blanche, rouge und jaune d’hiver, die rothe englische Winter-Pearmain, der Pepin argent@ und d’or d’Angleterre, der Pe- pin Tavos, der Papageiapfel (Pomme pana- chee), der weisse Rosmarin , die Reinette d’Angleterre, de Canada u. =. f. u. 8. f. S-T. 2) Landwirthschaftliche Akade- mie für Frauen. Geistige Fähigkeiten und Intelligenz sind den Frauen im Allgemeinen nicht abzuläugnen; bei gehöriger Ausbildung derselben innen gewisser Grenzen und nach einer entsprechenden Richtung, kann man strebsame, lern- und arbeitsbereite Mädchen in den Kıeis der Thätigkeit ziehen, sie an dem gesellschaftlichen Wirken theilnehmen lassen, namentlich aber sie von Irrungen ferne halten. — In Dublin besteht ein Frauen-Institut, in welchem nebst den klas- sischen Studien Lithographie, Holzschneide- rei und Telegraphie gelehrt wird; — in Berlin besteht ein „Verein zur Beförderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Ge- schlechtes“; — in Wien ein „Frauenerwerb- Verein‘ — welche alle nach dem Ziele stre- ben, den Frauen Mittel und Gelegenheit zu bieten, sich ihre Versorgung selbst zu schaf- fen und von Noth und Verkümmerung frei zu machen. Hr. Dr. Neumann hatte, auf Grund, dass „nach dem unabweisbaren Gebote der Natur vor dem Manne die volkswirthschaft- liche Thätigkeit der Frau vorbehalten wer- den muss“ — schon vor mehreren Jahren den Plan gefasst, eine weibliche Oeconomie- Schule in Wien zu gründen, und jetzt soll diese Idee in’s Leben treten — es soll eine „landwirthschaftliche Akademie für Frauen“ gegründet werden. Als Bedingungen zur Aufnahme werden Notizen, 217 gestellt: ein Alter von 18—30 Jahren, Ge- sundheit, entsprechende Körperconstitution, Kenntniss der Elementarflächer, ein tadello- ser Ruf und Leistung eines jährlichen Bei- trages von 300 fl. Oest. Währ. für Wohnung, Verköstigung, Unterricht. Der Unterricht dauert zwei Jahre. ersten wird ausser der speciellen Haus- wirthschatt — Gemüsebau, Geflügelzucht, Seiden- und Bienenzucht und Milchwirth- schaft — auch noch Unterricht ertheilt im Rechnen, in der Geographie und in der En- eyclopädie der Landwirthschaft. Im zweiten Jahre wird in der Landwirthschaft — Wein-, Flachs-, Hopfen- und Wiesenbau, Thierzucht, Obstbau, Buchführung und Correspondenz — unterrichtet und wer ein drittes Jahr noch verbleiben will, der erhält ein Wirthschafts- Object zum praktischen Betriebe. Der Anstalt, für welche, wie wir hören, eine bedeutende Anzahl von Frauen sich lebhaft interessirt, sollen sehr reichliche Be- helfe zu Gebote stehen: eine ganze Wirth- schaft, Versuchstelder, ein botanischer Gar- ten, eine Obstbaumschule, Weingarten, Obst- dörrhaus, Herbarium u. m. a. — Für jeden Jahrgang sind blos 10 Schü- lerinnen in Aussicht genommen; Zöglinge mit ausgezeichneter Verwendung werden von der Wirthschaftsdirection auf entspre- chende Posten bei hervorragenden Gutsbe- sitzern als weibliche Oeconomen plaeirt. — Ein Kapital von 14,000 fl. Oesterr. Währ. wurde für die jährlichen Ausgaben als ge- nügend prelimirt. — Pachtgüter soll das Institut schon bereits erworben haben; der Bau eines entsprechenden Gebäudes soll baldigst in Angriff genommen werden. Wir wünschen, dass dieser Plan des Dr. Neumann kräftige Unterstützung finde und auch in’s Leben trete! S-T. Im 3) Mistdüngung bei Spargelbee- ten. Die Zwecklosigkeit einer starken Mist- unterlage bei der Neuanlage von Spargel- beeten, wie sie sonst allgemein gebräuch- lich war und für unerlässlich gehalten wurde, ist in neuerer Zeit allgemein erkannt worden, und nur noch selten begeht ein alter oder unerfahrener Gärtner den Unsinn, Mist 218 auf diese Weise wegzuwerfen. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, von neuem zu erfah- ren, wie so tief und nicht mit Erde ver- mischt untergebrachter Mist vollständig ver- loren ist, weil er gar keine Wirkung hat. Beim Aufräumen alter Spargelbeete fand man in der Tiefe von 21/, Fuss ein etwa 6 Zoll starkes Lager einer braungelben Masse, wel- che sich in Stücke schneiden und in einzelne Lagen abblättern liess. Es war der vor der Anlage der Beete in den Grund der Grube gebrachte Pferdemist, gleichsam zu Torf ge- worden. Keine Wurzel war in diese Mist- schicht eingedrungen. Es kann nicht oft genug hervorgehoben werden, dass der Spar- gel nur Düngung in gleicher Höhe mit sei- nen Wurzeln und von oben bedarf. Wird dieser reichlich gegeben, so ist es ganz gleichgültig, auf welche Weise die Spargel- beete angelegt werden, vorausgesetzt, dass der Boden nicht kalt und schwer oder gar nass ist. Prüft man die verschiedenen Pflan- zenmethoden, so findet man, dass alle nur auf diesen einen Punkt hinauslaufen. J. 4) Weintrauben frisch zu erkal- ten. Um Weintrauben durch viele Monate {risch und geschmackvoll zu erhalten, wird folgendes Mittel anempfohlen. Die Trauben bleiben am Stocke hängen bis die erste Kälte eintritt, man schneidet sie dann ab, reinigt sie von den dürren oder faulen Körnern und breitet sie dann einige Tage in einem kalten Zimmer auf Rohrdecken aus. Dann wird jede Traube in Baumwolle eingehüllt und eine auf der andern langsam in ein gläser- nes oder Blechgeschirr gelegt; der Topf wird dann luftdick verschlossen und an ei- nem kalten frostfreien Orte aufbewahrt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Birnen und Aepfel in Baumwolle eingehüllt. kommen sehr spat zur Reife; in Schafwolle hingegen eingewickelt erlangen sie viel früher ihre Reife. (Giorn. agr. in- dustr. Veron. Maggio 1867). | 5) Vegetationskarten. Unter den zahlreichen verschiedenartigen in Paris aus- gestellt gewesenen kartographischen Dar- stellungen waren nur zwei Vegetationskarten vorfindlich — die eine warvon Schübler: „Carte des limites geographiques des vege- taux en Norvege“ (1: 900,000) — auf wel- cher die Vegetations-Linien einer sehr gros- sen Anzahl theils nutzbarer, theils wilder Holzgewächse verzeichnet sind, so z.B. nebst allen dort vorkommenden Obstbäumen und Sträuchern auch der Hopfen, der Sanddorn, die Eibe und alle Waldbäume; — die an- dere war aus Spanien: eine Vegetationskarte (1:250,000) der Provinz Oviedo von Gar- cia Martino — diese Karte zeichnet mit zweckmässig gewählten faconnirten Linien die Lage und Richtung der Hochgebirge (Cordilleras und Sierras), dann die Aeste und Widerlagen 1. 2. und 3.Ordnung, dann die Ebenen, ferner mit rothen Linien die Grenzen der Zonen und Regionen. Mittelst Farben sind die in den Waldgegenden vor- herrschenden Baumarten ersichtlich, so dass man die Gegend der Castanie, der Erica, Buche, der Pinien u. s. w. unterscheidet; das eultivirte Terrain ist weiss gelassen. Die Darstellungsweise ist, nach Dr. Lorenz (Petermann’s geograph. Mitth. X. 1867) neu- artig aber nicht glücklich gewählt. (S-r.) m m ———— IV. Angelegerheiten des Aussischen Gartenbau-Vereins zu St. Peters- UTg, Im Auszuge theilen wir einige der wich- 16. December 1867. Es wurde die tigern Beschlüsse und Verhandlungen dieses | Internationale Ausstellung pro 1869 bespro- Vereines mit, der im letzten Frühjahr sein 10jähriges Jubiläum feierte. chen. Vor Allem musste über das Verhältniss IV. Angelegenheiten des Russischen der Ausstellungscommission zum Vorstand des Vereines Bestimmungen getroffen wer- den. Im Allgemeinen soll die Ausstellungs- commission über specielle, der Vorstand über allgemeine Fragen die Entscheidung haben. Darum soll der Vorstand 1) einen allgemei- nen Plan über die Wirksamkeit der Ausstel- lungscommission entwerfen, 2) die von der Commission behandelten Fragen seinem endgültigen Urtheil unterwerfen, 3) streitige Punkte schlichten, 4) die Vorschläge der Commission der Gesellschaft zur Bestätigung unterbreiten, 5) die den Vorstand betreffen- den Anordnungen selbst in’s Werk setzen und die Ausführung der übrigen Anordnun- gen der Commission anvertrauen. Die Ausstellungscommission hat sich an den Plan des Vorstandes zu halten und ist verpflichtet: 1) diesen Plan im Einzelnen auszuarbeiten, 2) ihre Ergebnisse dem Vor- stande zur endgültigen Beurtheilung vorzu- legen, welcher sie dann vor die Gesellschaft bringt, 3) alle bestätigten Anordnungen, so- weit deren Ausführung nicht dem Vorstande obliegt, in’s Werk zu setzen. Die Ausstellungscommission vertheilt ihre Wirksamkeit auf4 Ausschüsse: 1) einen Geschälts-Ausschuss, 2) einen Bauausschuss, 3) einen Ausschuss für Empfang der Gäste, 4) einen Ausschuss für Congressangelegen- heiten. Der Ausschuss für Congressan- gelegenheiten beschäftigt sich 1) mit der Anordnung des Congresses, 2) mit den Fra- gen, welche dem Congress vorgelegt werden sollen, 3) mit der Reihenfolge der Fragen, 4) mit der Veröffentlichung der Fragen und den Einladungen zum Congress, 5) mit der Redaction und dem Drucke der Protokolle der Congresssitzungen. Dem Bauausschuss kommt zu, 1) den allgemeinen Charakter des Ausstel- lungsplanes zu bestimmen, 2) Entwurf, Ueberschlag und Ausführung des Planes, 3) Annahme und Aufstellung dereingesandten Gegenstände, 4) Entfernung der ausgestellten Gegenstände und des Baumaterials nach Schluss der Ausstellung. Dem Geschäfts-Ausschuss 1) Aus- arbeitung eines genauen Ausstellungspro- Gartenbauvereins zu St, Petereburg. 949 grammes und Bestimmung von Zahl und Werth der Prämien, 2) Veröffentlichung des Programms in russischer und andern Spra- chen und Verbreitung desselben, 3) Bestim- mungen über den Besuch der Ausstellung, Höhe des Eintrittsgeldes, Besorgung der Billete und Annoncen, Druck eines Expo- nentenverzeichnisses, Besorgung der Musik, der Wächter, von Gärtnern zum Giessen u. s. w., 4) Wahl der Experten und Fest- stellung ihrer Obliegenheiten, 5) Besorgung derMedaillen, 6) Anordnung der Verloosun- gen. 2) dem Fremdenausschuss 1) Em- pfang und Logirung der Gäste in Gasthäu- sern und Privatwohnungen, 2) Anordnung von Excursionen in Stadt und Umgegend, 3) Besorgung eines Dejeuner am Tage des Preisgerichts, Vorbereitung zum Bankett etc. Die Gesellschaft wählt aus ihrer Mitte die Mitglieder der Ausstellungscommission; diese wählen unter sich einen Vorsitzenden und seinen Gehülfen, Kassier und zwei Sekretäre. einen Um den Geschäftsgang abzukürzen, schlägt der Vorstand der Gesellschaft Can- didaten für die Ausstellungscommission vor und trägt darauf an, 1) dass in jeden Aus- schuss auch Vorstandsmitglieder gewählt werden, 2) dass der Ausstellungscommission das Recht zustehen soll, zu ihren Geschäften auch andere Mitglieder der Gesellschaft, de- ren Mitwirkung von Nutzen wäre, herbeizu- ziehen. Die Gesellschaft nimmt die Vorschläge des Vorstandes an. (Die in die Commissio- nen gewählten Mitglieder sind schon ange- zeigt, die Programme werden jetzt ver- sendet). Hr. Muchortoff zeigt einen verzweigten Maiskolben aus seinem Gute im Gouvern. Orel vor und frägt, ob dieser Umstand keine Bedeutung für die Cultur habe. Hr. Rosanoff verspricht denselben zu untersuchen. Hr. Gemüsegärtner Gratschoff spricht über Anzucht und Benutzung der Muromer Gurken. Hr. Wlassenkoff bietet von seinem Bru- der aus Kopal an der chinesischen Gränze 220 geschickte Samen doriiger Melonen und Arbusensorten an. 13. Januar. Herr von Gernet hält einen Vortrag über die Schmarotzerpflanzen. (Das Thermometer stand während des Vor- trages im Freien auf — 31° R. und fiel in Petersburg in der gleichen Nacht auf — — 340 R., um Petersburg auf — 36 bis — 380 R.). 27. Januar. Der Jahresbericht der Unterstützungs- und Pensionskasse für Gärt- ner weist einen Kapitalbestand von 6673 Rbl. 74 K. nach. — Herr Muchortoff zeigt an, dass am 10. Januar Nicolai Wassiliewitsch Tschernaeff, der Direktor des Landwirth- schaftlichen Museums in Petersburg, zu Mon- treux starb. In den ersten Jahren nach der Gründung der Gesellschaft, fungirte Tschernaeff als erster Sekretär der Gesell- schaft und nahm auch später den lebhafte- sten Antheil an dem Gange der Gesell- schaft. Herr Regel spricht über Rosencultur, Herr Ender über Gesneriaceen - Cultur. Gleichzeitig werden Knollen von Gesneria- ceen, aus dem Botanischen Garten stam- mend, an die Mitglieder vertheilt. 3. Februar. Als Mitglieder der Com- mission für die Ausstellung im Frühjahr 1868, werden N. Gratscheff, v. Kinowitsch, v. Klingenberg, Medwedew, Rochel und Re- gel gewählt. Dieser Commission wird ein Credit von 2000 Rbl. Silber eröffnet. Herr Rosanow spricht über die Ele- mentarorgane, die den Pflanzenkörper zu- sammensetzen. 9. März. Die Jahresrechnung wird ge- nehmigt und dem Hrn. Redactor des West- niks der Dank für gute Führung dieses Journals ausgesprochen. Die Commission zur Prüfung der vom Hrn. Stock präparirten künstlichen Dünger- pulver legt zur Anstellung von Versuchen ein Schema vor, welches angenommen wird. Der Vizepräsident der Gesellschaft, der im Auftrage des Hrn. Miristers der K. Do- mänen nach Gent und England reisen wird, erhält von der Gesellschaft den Auftrag, solche bei der Internationalen Ausstellung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in Gent zu vertreten und die Hrn. Gärtner, Gartenfreunde und Botaniker Europas zur Theilnahme an der Ausstellung in St. Pe- tersburg einzuladen. Von Wolkenstein spricht über den Geruch der Pflanzen. 23. März. Hr. Rochel und v. Wol- kenstein werden als Vertreter des Verei- nes bei der am 10. April in Moskau statt- findenden Blumenausstellung abgeordnet. Es wird angezeigt, dass alle Exemplare des von der Gesellschaft für 1868 ausgege- benen Garten-Kalenders vergriffen sind. — Herr Schmidt aus Riga legt dem Verein gut präparirtes Knochenmehl vor. Es wird angezeigt, dass in Folge des Todes des Hrn. Baron Hauff, dessen schöne Sammlung von Camellien und Indischen Azaleen zum Verkauf kommt. NB. Mit allen Wintersitzungen waren kleine Ausstellungen verbunden, wobei Me- daillen vertheilt und über Cultur und Eigen- schaften der betreffenden Pflanzen gespro- chen ward. Vom 26. April bis zum 7. Mai dauerte die Frühjahrsausstellung die im Lokale des Landwirthschaftlichen Museums stattfand. Dieselbe gehörte zwar nicht zu den grossen Ausstellungen, gefiel aber allgemein. Die Rosen des Hrn. Freundlich, die bunten Gehölze des Hrn. Ender, die Landorchi- deen und Stauden des Hrn. Höltzer, die Dekorationspflanzen vom Hrn. Soposchnikow (Gärtner Herr N. Gratscheff), des Herrn Gromow (Gärtner Hr. Medweddieff) und des Botanischen Gartens gefielen allgemein. Der Botanische Garten hatte das Meiste geleistet und ist hier der Leistungen des Hrn. Höltzer, Ender, Severin zu gedenken. Herr Höltzer hatte unter andern eine Gruppe von mehr als 200 spec. blühender perennirender Pflan- zen und von 25 Arten blühender Landorchi- deen ausgestellt. Terrarien, Aquarien, Gartenmöbel, Gar- tenwerkzeuge waren in grosser Zahl ausge- stellt. Schön waren die gemischten Gruppen der Herren Katzer und Ruck, des Hrn. Lor- jus, König und vieler anderer. IV, Angelegenheiten des Russischen Gartenbauvereines zu St. Petersburg. Herr Christophorson hatte eine ganze Gruppe von blühenden Rosa Persian Yellow ausgestellt. Als interessant ist endlich noch einer 221 Einsendung von künstlichen Blumen zu ge- denken, die aus Birkenrinde verfertigt wa- ren und allgemein interessirten. (E. R.) Naturforscherversammlung in St. Petersburg im December 1867 und Januar 1868 *). (Fortsetzung). Protokoll der dritten allgemeinen Sitzung der russischen Naturfor- scherversammlung. Den 4. Januar 1868. Hr. Junge, Prof. an der medicinisch- chirurgischen Akademie, spricht über den Werth von Spekulation und Versuch. Er stellt fest, dass zwischen denselben nur ein quantitativer Unterschied bestehe, dass aber die Philosophie, welche auf dem gesammten menschlichen Wissen fusse, andererseits aber sich auf verhältnissmässig wenig Ver- suche stütze, leichter fehl gehe, als der von Versuch zu Versuch fortschreitende Empiris- mus. Er empfiehlt Versuche als Mittel zur Volksbildung. Hr. Professor Sowetoff spricht von der Bedeutung der Naturwissenschaften für die Landwirthschaft, speziell für den Feldbau, und betrachtet dabei den Einfluss der ver- schiedenen Wissenschaften der Reihe nach. Hr. Simaschko über die Untergrabung des Aberglaubens durch die Naturwissen- schaften. Hr. Zdekauer, Professor em. und Leib- arzt, über das Verhältniss der Naturwissen- schaften zur Hygiene, im Besondern zur mi- litärischen Gesundheitspflege. Hr. Lehrer Stefanowitsch drückt der Versammlung das Mitgefühl aller Lehren- den aus. Hr.Professor Mendelejeff spricht über das Dezimalzystem in Maass und Gewicht *) Wegen Mangel an Raum erst jetzt Fortsetzung. und fordert die Mitglieder auf, für dessen Verbreitung in Russland zu wirken. Hr. Prof. Beketoff legt einen Antrag der zoologischen und botanischen Sektion vor, dass bei jeder der russischen Universi- täten eine naturforschende Gesellschaft ge- gründet werde, wie es bereits in Moskau geschehen. Als Aufgabe solcher Vereine wird hingestellt: 1) Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. 2) Untersuchung russischer Landstriche in geologischer, botanischer und zoologi- scher Hinsicht. 3) Heranbildung und Unterstützung jun- ger, nicht als Lehrer angestellter Gelehrten. 4) Herstellung naturwissenschaftlicher Sammlungen. Der Versammlung wird vorgeschlagen, das Ministerium der Volksaufklärung um eine Unterstützung von 5 — 6000 Rbl. für jede dieser Gesellschaften zu ersuchen. Die chemische Sektion erklärt, in Pe- tersburg einen chemischen Verein gründen zu wollen, der seine Wirksamkeit auf ganz Russland ausdehnen soll. Auf Anfrage des Vorsitzenden wird be- schlossen, die nächste Versammlung Mitte August 1869 in Moskau abzuhalten. Nach einer kurzen Anrede über das eben vorgeführte Bild der Einigkeit unter den russischen Naturforschern und die Gnade des Monarchen erklärt der Vorsitzende die Versammlung für geschlossen. 222 Protokoll der dritten Sitzung der bo- tanischen Sektion der russischen Naturforscherversammlung. Vorsitzender Hr. Professor Janowitsch aus Odessa. Hr. Akademiker v. Ruprecht berichtet über ein von Hrn. Gymnasiallehrer Misger eingesandtes Verzeichniss der im Gouverne- ment Kursk wildwachsenden Pflanzen. und schlägt dasselbe zum Druck vor, wie wohl zur richtigen Beurtheilung eines Pflanzen- verzeichnisses Originalexemplare von Pflan- zen vonnöthen seien. Hr. v. Merklin, Professor an der me- dizinischen Akademie, ladet die Mitglieder zum Besuche der Akademie ein und erwähnt darauf die Broschüre: ‚Das Choleraconta- gium, botanische Untersuchungen von Ernst Hallier“, welche auf seine Anfrage von ver- schiedenen Anwesenden für gänzlich haltlos erklärt wird. Hr. Janowitsch — über die Beobach- tung der Pyrenomyzeten. Bei der gewöhn- lichen Methode erhalte man allein die nie- dern Fruktifikationsorgane, die Gonidien; die Bildung der höher organisirten Perithezien könne man hingegen nur mit dem Mikros- kope verfolgen, und sei dazu ein beständig gleichmässig feuchtes, durchsichtiges orga- nisches Substrat erforderlich. So. erzog Ref. die Perithezien von Pleospora herbarum und Perisporium vulgare auf der mit Glycerin durchtränkten innern Haut einer Zwiebel- schuppe. Hr. Regel setzt sein Verhältniss zur Darwin’schen Theorie, welche nach dem Erscheinen seiner Schrift über den Artbe- grif widersprechende Deutung erfahren, der Versammlung auseinander. Nachdem erden Begriff der Varietät, Einzelfoım, Race und Sprossform festgestellt. erklärt sich Ref. für eine allmälige Aufeinanderfolge derPilanzen der Vorwelt von de: minder vollkommenen zu den vollkommeneren Formen, nimmt aber in dieser Reihe Unterbrechungen an, die mit einem beschleunigten Anstoss zur Bildung neuer Arten verbunden sind. Derselbe hält die von Darwin auf Vorgänge der Jetztwelt gegebenen Erklärungen für Entstehung der Arten für nicht beweisfähig. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. m Ref. legt zugleich durch die Cultur ent- standene. Uebergangsformen von’ Papaver alpinum und Papaver nudicaule, so wie Ue- bergangsformen von Ranunculus' Flammula zu R. reptans aus der Natur vor, was eine Diskussion verschiedener Botaniker hervor- ruft. Hr. Meinshausen liest einen Entwurf über die Flora des Flussgebietes der Ore- desch im Kreise Luga vor, welches er und W. Ewald durchforscht. Er will eine neue Species, Orobus Ewaldi, entdeckt haben, welche dem O0. flaceidus sehr nahe steht, Herr Strassburger, Docent an der Warschauer Hauptschule, hat selbst die Ex- kremente Cholerakranker untersucht, ist aber zu ganz entgegengesetzten Resultaten als Hallier gelangt. Ref. spricht darauf von dem an der Spitze der Keimzelle befindlichen Fadenap- parate, welchem er, auf Befruchtungsversu- chen von Santalum album fussend, nach Schachts Vorgang eine Bestimmung bei der Befruchtung zuschreibt, während ihn Hof- meister für eine Verdickung der Keimzelle halte. Ref. zeigt solche Präparate vor. Herr St. v. Schelesnoff schlägt vor, die Regierung möge junge Leute, statt sie in’s Ausland zu schicken, das Innere ‚des russischen Reiches untersuchen und daselbst sammeln lassen. Die Herren Beketoff und Faminzyn halten die Ausbildung russischer Gelehrter im Auslande für ebenso nothwen- dig; manche Andern betheiligen sich an der Diskussion. Hr. E. v. Trautvetter hält genaue. Vor- schriften für solche junge Leute für schäd- lich und will insbesondere von keinem scharfen Unterschiede zwischen Systematik und Biologie wissen, worin ihm Hr. v. Sche- lesnoff beipflichtet. Auf Antrag von Hrn. Beketoff übergibt Hr. Schelesnoff ein Gutachten über die Sen- dung junger Leute in’s Innere, welches auf einstimmigen Wunsch der Sektion in der allgemeinen Sitzung vorgelegt werden soll. Hr. Faminzyn beschreibt einen von ihm zusammengestelltenErleuchtungsapparat, ver- möge dessen bei den Pflanzen beinahe alle Prozesse erzielt werden können, die bei IV. Angelegenheiten des Russischen Gartenbauvereines zu St. Petersburg. Sonnenlicht vor sich gehen, was in unsern langen Wintern für den Physiologen grosse Bedeutung hätte. Er empfiehlt darauf das Taschenmikroskop von Schlegel in Dresden. Hr. Beketoff — über den Einfluss des Klimas auf den Wuchs der Bäume. Wiewohl Ref. bereits vergleichende Tafeln über die jährliche Verdickung des Föhren- stammes angestellt, bittet er die Anwesenden um Zusendung von Material, erst dann seien richtige Ergebnisse möglich, Herr Schelesnoff hat im Gouvernement Nowgorod Vergleiche über die Stammdicke auf verschiedenen Bodenarten, jedoch unter gleichen klimatischen Verhältnissen, ange- stellt und findet diese Unterschiede viel be- deutender. Es erhebt sich eine lebhafte Diskus- sion. Hr. Timirjaseff beschreibt einen von ihm zusammengestellten Apparat zur Beob- achtung des Athmungsprozesses an den Blättern der Pflanzen. Er findet, dass Lam- penlicht das Sonnenlicht nicht ersetze. Herr Walz will die Wirksamkeit des künstlichen Lichts weniger unterschätzt wis- sen. Von Hrn. Puparjoff wird auf die Nothwendigkeit eines neuen botanisch-ter- minologischen Lexikons hingewiesen. Hr. Ewald zeigt von ihm und Herrn Meinshausen im Kreise Luga gefundene Pflanzen vor. Protokoll der ausserordentlichen vereinigten Sitzung des Gartenbau- vereins und der botanischen Sektion der russischen Naturforscherver- sammlung. Den 4. Januar 1868. Die Sitzung wird von dem Hrn. Präsi- denten S. A. v. Greig eröffnet. Nachdem er der Versammlung glück- liche Erfolge für das neue Jahr gewünscht, betrachtet er es als ein günstiges Vorzei- chen, dass die Gesellschaft in ihrer ersten Sitzung die Gäste aus allen Theilen des Reiches in unserer Mitte sehe. In unserer Zeit sei es die Wissenschaft, welche auf schöne, friedliche Weise den 223 Kern des Völkerlebens ausmache. Die Gar- tenbaugesellschaft könne gegen diese Strö- mung nicht gleichgültig bleiben. Nicht nur die Botanik, alle andern Naturwissenschaf- ten unterstützten den Gärtner und Blumen- freund. Aber andererseits scheine die Wis- senschaft erhaben neben den praktischen Zielen unserer Gesellschaft, dass diese den Männern, welche trotz ihres unvergänglichen Ruhmes es nicht verschmähten, sich in ihrer Mitte niederzulassen, nur die höchste Dank- barkeit aussprechen könne. Jeder würde ihren Worten gerne ein aufmerksames und erkenntliches Ohr leihen. Herr v. Schelesnoff gibt ein kurzes Bild des Gartenbaues im Auslande. Man er- strebe jetzt befriedigende Erfolge mit mög- lichst geringem Zeit- und Arbeitsverlust. Darum ersetze man in kleineren Anlagen die einjährigen Pflanzen durch mehrjährige. Ref. erwähnt Buxus sempervirens, Epheu, Cerastium tomentosum, Rosa sempervirensa u.a. m. Er rühmt die Gruppirung von Pe- rennien im Hyde-Park, in Kew, Köln u.s. w. und empfiehlt als Dekorationspflanze Trito- nia Uvaria. In Obstgärten würde der Kor- donbaum auf Quitten- oder Paradiesapfel- wildlingen angewandt; in Gemüsegärten pflanze man Gemüse, die sich nicht gleich- zeitig, sondern nach einander entwickelten, in Reihen zusammen. Herr Regel macht darauf aufmerksam, dass bei solchen Vorschlägen das Klima in Betracht komme, Er empfiehlt als schöne einjährige Pflanze Asperula azurea aus dem Kaukasus. Kordonbäume würden bereits in seinem pomologischen Gerten erzogen, bedürften aber anderer Wildlinge. Herr Schelesnoff weist auf den Einfluss hin, welchen der Untergrund auf die Dauer- haftigkeit des Wildlings ausübe. Hr. Karelschtschikoff spricht über die eigenthümliche Konstruktion der Halme von Aira caespitosa. Hr. Baranezki über die Gonidien der Flechten, Untersuchungen, welche er und Hr. Professor Faminzyn anstellten,, zeigten, dass die Gonidien von Collema und Peltigera mit der Algengattung Nostoc identisch sind. Hr. Schelesnoff führt die Ansicht 24 Schwendeners an, welcher die Flechten als Algen betrachtet, auf deren Boden sich Pilze entwickeln. Hr. Baranezki ist damit nicht einverstanden. Hr. Regel bespricht die Nothwendig- keit, dass Versuche über die Bastardirung mit Vorsicht unternommen würden. Bei vorsichtig unternommener Befruchtung von Aegilops ovata, nach Lindley’s Meinung der Stammart des gewöhnlichen Weizens, mit Triticum habe er nur Acgilops triticoides erhalten. Er beweist darauf, dass der Rog- gen aus der Soongarei stamme. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herr Ruprecht weist auf den Unter- schied von Secale cereale und S. {ragile hin; letzteres besitze einen gebrechlicheren Stengel. Darauf führt Herr Ruprecht Beispiele von Dikotyledonen an, bei welchen nur ein Samenlappen zur Entwickelung kommt, da- runter Ficaria, Capnites, Bulbocastanum, Abronia. Dieser Umstand habe als Gat tungscharakter Bedeutung. Zum Schluss erwähnt Refer. andere Erscheinungen beim Keimen, V. Neu 1) Die Geitner’sche Gärtnerei in Planitz bei Zwickau, welche durch den Tod des Besitzers und Gründers leider zum Aufhören bestimmt ist, macht bekannt, dass die vorhandenen Pflanzen um 40—80°|, bil- liger verkauft werden, als früher und als im Kataloge angesetzt ist. Ausser grossen Prachtexemplaren von Palmen, Cycadeen, Pandanen, Baumfarnen etc., kommen noch zum Verkauf: Araliaceen, 100 Arten von Orchideen, 100 Arten Farne, 40 Begonien, 100 Arten offizinelle und technische Pflan- estes®. zenarten, 50 Coniferen, ausschliesslich 24 Pinus aus Mexico, sodann eine Menge von verschiedenen Warm- und Kalthauspflanzen. Nähere Auskunft ertheilt Herr Dr. C. Geit- ner in Schneeberg (Sachsen). d. 2) In Coburg findet am 5. Juli die Ver- sammlung der vereinigten Deutschen Gär- tenbaugesellschaften statt, wobei von 5.8. desselben Monats eine Ausstellung von Pflan- zen, Obst und Gemüse stattfindet. J. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Rhododendron (Azalea) rhombiecum Mia. (Siehe Tafel 586.) Erieaceae R. rhombicum; ramuli validius- in die Untergattung Azalea. Unter euli, juniores cum petiolis foliisgue ad | den in Gärten länger bekannten Pflanzen nervos paginae inferioris setulis pilifor- | hat unsere Pflanze mit Rhododendron mibus compressis rufis v. subaureis pi- losi; folia brevi petiolata, late rhombea, apice acutiuscula v. brevi apiculata mu- cronata, basi lato-cuneata, costulis uirin- que eirciter 5; flores terminales, pauci, innovatione inter ramnlorum vertieillum, brevi-peduneculati; calycis lobi eiliati, probabiliter brevi-lanceolati; capsulae villosae setulis simplieibus bifidis v. apice pluri-partitis. — Mig. Prolusio florae japonicae in Annales Mus, Bot. Lugduno- Batavi II. pag. 164, — Foliis junioribus petivlisque albido setulosis planta nostra vix differt. — Hr. Maximowiez führte obige Pflanze in den hiesigen Botanischen Garten aus Japan ein. Dieselbe wird von Miquel, in Uebereinstimmung mit andern Bota- nikern, zu Rhododendron gerechnet, ge- hört aber als Pflanze mit fallendem Laube VIIL 1868, dahurieum die meiste Aehnlichkeit. Die jungen Aestchen und Blätter mit weis- sen borstigen Haaren besetzt, die ältern Aeste und Blätter fast kahl, Die breit rhomboidische Gestalt der spitzen Blätter zeichnet die in Rede stehende Art sehr aus. Blumen kurz gestielt, rosalila, zu 1—3 auf den Spitzen der Aeste und später von dem unterhalb der Blumen- dolde entspringenden Astquirl gestützt. Kelch mit sehr kurzen haarig gewim- perten Zähnen. Kapsel behaart. — Rhododendron dilatatum Mig., von denen wir vom Hrn. Maxi- mowiez gesammelte Exemplare sahen, unterscheidet sich durch stumpfe an der Spitze fast zurückgedrückte Blätter, viel längere verkehrt-ovale stumpfe Kelch- zähne und kaum behaarte Kapsel. Da- gegen scheinen mit unserer Pflanze im 15 226 Innern Japans auf dem Gebirge von Tschonoski gesammelte Exemplare über- einzustimmen, welche aber sämmtlich vor der Entwickelung der Blätter und zwar sehr reichlich blühen, (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. =“ Erklärung der Tafel. 1) Ein blühen- der Zweig in Lebensgrösse. a) Der obere Theil des Blüthenstiels mit dem Kelch, vergrössert. b) Kelch, Frucht- |knoten und Griffel, etwas vergrössert. bh) Pittosporum Enderi Rgl. (Siehe Tafel 597.) Bra t 10454p .oyr.e are. Pittosporum. Sect,. II. Plagia- theron Putterl. monogr. Ramulis pube cinerea subtomentosis; foliis petiolatis, ovato-lanceolatis, utringue glaberrimis, basi in petiolum puberulum attenuatis, apice acutis, pellucido-venosis, 11/,—13/g poll. longis, usque ®/, poll. latis, supra nitidis, subtus albidis; peduneulis soli- tariis, axillaribus, puberulis, petiolum eir- citer aequantibus; calyeis lobis paten- tibus, ovato-elliptieis, breviter acuminatis, margine villosis; petalorum unguibus ex albido purpurascentibus, laminibus nigro- purpureis, oblongis, recurvis. — Dieses hübsche Pittosporum, das aus Neuholland stammt und sehr wahr- scheinlich zu den zahlreichen, von un- serem hochgeehrten Freunde, Herr Dr. Müller in Melbourne, in Europa ein- geführten Pflanzen gehört, erhielten wir als P, Bidwillianum und P. Mayi. Unter beiden Namen ist bis jetzt kein Pittosporum beschrieben. Da der thätige und tüchtige Obergärtner am hiesigen Botanischen Garten, Herr Ender, dieses Pittosporum in einem andern Garten in Blüthe fand und mir solches zur Be- stimmung übergab, so widme ich dem- selben diese Art. Dasselbe ist dem P. aber schon als nicht blühende Pflanze, durch lanzettliche nur 4 Linien breite und ganz tlache Blätter, von unserer Pflanze. Bildet einen schönen Strauch von 5—6 Fuss Höhe, mit welligen, oval lanzettlichen Blättern, die hellgrün und 3/,;—*/, Zoll breit werden, kahl und am Grunde in einen 3/,o Zoll langen, etwas behaarten Stiel verschmälert sind. Die tief schwarzpurpurnen Blumen stehen einzeln in den Blattachseln. Kelch und Blumenkrone 5-blätterig, mit abfallenden Blättchen, die Blättchen der Blumenkrone mit dem nagelförinigen Grunde zusam- menneigend und so eine heller gefärbte Röhre bildend. Staubfäden 5, so lang als die Blumenkrone; die länglichen Anthe- ren mit dem fast gleichförmigen Grunde, dem Staubfaden aufgewachsen. Ein Fruchtknoten mit spitzenständigem Grif- fel. Letzterer etwas kürzer als der Staub- faden, mit kopfförmiger Narbe. Schöne immergrüne Dekorationspflanze für’s Kalıhaus, von buschigem kräftigem Wuchs. Die Blumen erscheinen im Fe- bruar und März. Wurzelächte Exem- plare blühen selten und spät, aufP. un- dulatum oder P. Tobira veredelte Exem- oleaefolium H. Cunningh. zunächst | plare blühen dagegen schon als kleine verwandt, letzteres unterscheidet sich | Exemplare jährlich und reichlich. Liebt - I. Originalabhandlungen. eine lehmige Rasenerde, zu der 1]; 227 a) Stempel. b) Staubfaden von der Walderde zugesetzt wird. Seite. ce) Staubfaden von vorn. Alle (E. R.) |schwach vergrössert, co) Gonatanthus sarmentosus Lk Kl Otio. (Siehe Tafel 588.) Aroideae G. sarmentosus Lk. Kl. Otio Ab- bild. seltn. Pfl. pag. 33 tab. 14. Schott. Prodr. Ar. p. 142. Die hierbei abgebildete Aroidee, ward ursprünglich vom Bot. Garten in Petersburg aus Ostindien in Cultur ein- geführt. Vom Petersburger Garten ka- men Exemplare in den Botanischen Gar- ten zu Berlin, wo Klotszch diese Pflanze abbilden liess, solche zu einer neuen Gattung erhob und als G. sar- mentosus beschrieb. Unsere beistehende Abbildung stellt eine Pflanze in !/3 der Grösse dar. e. ist ein Blatt in natür- lieher Grösse, f. der unterste Theil der Scheide in natürlicher Grösse. a. Der Blüthenkolben, an dessen unterem Theile die Fruchiknoten und an dessen oberen Theile die männlichen Blumen sitzen, in natürlicher Grösse. b. ist eine männ- liche Blume von oben gesehen, vergrös- sert. c. Ist die Seitenansicht des ober- \ sten Theils einer männlichen Blume, vergrösset. Eine solche männliche Blume besteht aus einer in eine schild- förmige Spitze endende Säule (Connec- tiv), dem unter der Spitze 5 Antheren angewachsen sind. Bei g. ist eine männ- liche Blume von der Seite dargestellt und schwach vergrössert. Der Gonatanthus ist eine allgemein verbreitete Aroidee mit knolliger Wurzel, der aus dem Hals der Knolle sprossen- förmige Stengel entwickelt. Gedeiht in jedem Warmhaus. Im Winter bleiben die Knollen im Ruhezustande und wer- den in Sand eingeschlagen, trocken durchwintert. Im Januar pflanzt man solche in frische Erde, worauf die hüb- schen grünen Blätter und die langen gelben Blüthenscheiden sich bald ent- wickeln werden. Cultur gleich den an- dern Aroideen mit knolliger Wurzel. (E. R.) *) Cultur verschiedener Blüthensträucher in Pyramidenform. Regelmässige Hausgärten haben sel- ten Gelegenheit, die schönblühenden Sträucher des freien Landes anzubrin- gen, und müssen sie entbehren, weil sen, sich zu sehr ausbreiten, um auf Rabatten etc. angebracht zu werden. Dieser Mangel lässt sich beseitigen, wenn man diese Gehölze, in sofern sie sie, ihrem natürlichen Wuchse überlas- | es vertragen, durch den Schnitt in eine 15 * 228 künstliche Form bringt. Hierzu eignet sich besonders die Pyramidenform, weil sie am wenigsten Raum beansprucht, für einige Gehölze jedoch mehr die Form einer Kugel und eines Schirmes, indem sie, von Natur zur Ausbreitung ange- wiesen, bei dem zur Pyramidenbildung nöthigen kurzen Schnitte nicht zur Blüthe gelangen. Wir finden jedoch auch hie- rin Ausnahmen, z. B. Crataegus oxya- cantha und Cydonia japonica, welche einen sehr ausgebreiteten Wuchs haben und doch zu schönen Pyramiden gebil- det werden können. Die Behandlung ist sehr verschie- den, je nach den Eigenthümlichkeiten des Wuchses, und es können hierzu nur Andeutungen gegeben werden. Haben die Gehölze baumartisen Wuchs, indem sie meist nur einen Stamm bilden, wie Crataegus, so muss durch Zurückschnei- den der Spitze des Stammes die Ent- wickelung der untern Augen erzwungen werden. Haben sich gehörig Seiten- triebe gebildet, so werden diese nach der Form zurückgeschnitten, damit sich verzweigen und eine dichte Krone sie bilden. Von nun an muss aber der Schnitt am grünen Holze und das Ent- spitzen im Sommer die Hauptsache thun, denn wollte man den Winterschnitt fortsetzen, so würde man nur heckenar- tige Büsche, ohne Blüthen erziehen. Wer Obstschnittbäume zu behandeln versteht, wird sicher, nach denselben Grundsätzen verfahrend, auch Pyramiden von Weiss- dorn und älınlich wachsenden Gehölzen mit Blüthen bilden. — Bei Sträuchern mit vielen Stämmen wird die Pyramiden- form nur durch Begünstigung eines Stammes oder einiger Stämmchen mit Beseitigung der übrigen, sowie durch Anbinden erreicht, z. B. bei Cydonia japonica, Crataegus pyracantha, Amyg- dalus u. a. m. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Obschon viele schöne Gehölze die- sem Zwange nicht unterworfen werden können, z. B. Cytisus Laburnum und andre Arten, Syringa, (welche sich wohl der Form fügen, aber so nicht blühen), die meisten Spiraea, Viburnum u. a.m,, so gibt es dennoch viele, welche man so behandeln könnte. Gleichwohl rathe ich nur zu einer kleinen Auswahl von schönblühenden Gehölzen, indem der kleinere Garten nicht Raum genug hat, und die Rosen, (welche ich hier, als längst in diesen Formen eingeführt, unbeachtet lasse), mit Recht den meisten Raum ein- nehmen. Zur Erreichung einer regelmässigen Form gehören unbedingt Pfähle. Bei mehrstämmigen Gehölzen müssen ent- weder drei Pfähle oder Stangen ange- bracht und oben vereinigt werden, oder man verwendet Tannen, an denen die Aeste unten 11/;—3 Fuss lang, nach oben kürzer beibehalten sind, an wel- che man die einzelnen Stämmechen und Aeste locker befestigt, so dass das In- nere hohl bleibt. Bindet man die sämmt- lichen Aeste nur an einen Pfahl, so wird einestheile die Formbildung er- schwert, zweitens sterben die nach innen stehenden Aeste ab, bilden sieh wenig- stens nicht so vollkommen aus, dass sie blühbar werden. Kann man solche Fich- tenstämme mit Aesten nicht bekommen, so bildet man leicht nach regelmässigem Gestelle durch Einsetzen von haltbaren Holzstäben oder starkem Draht, und ich möchte fast die ganz künstlichen Ge- stelle mit Drahtästen vorziehen. Ich gebe nun im Folgenden ein kleines Verzeichniss solcher Gehölze, welche zu künstlicher Form am besten passen, und werde kurze Bemerkungen über Cultureigenthümliehkeiten und Sor- ten daran knüpfen. Zur Reihenfolge bestimmt mich der Zierwerth der aufge- I. Originalabhandlungen. führten Gehölze; doch ist bei dieser Rangordnung auch viel Zufall, wie mir die Pflanzen einfielen. Ferner war bei Auswahl der Ge- hölze der Garten eines Freundes bestim- mend, worin die meisten derselben in regelmässiger Form gezogen werden, da derselbe sich nicht entschliessen kann, den ererbten und regelmässigen Garten zu verändern, und doch die Gehölze nicht vermissen will. Crataegus Oxyacantha in sei- nen gefüllten und rothblühenden Spiel- arten. Die Zucht in Pyramidenform wurde schon erwähnt, und ich will nur bemerken, dass die gefüllten Spielarten schwachwüchsiger also geeigneter sind, als die mit einfachen Blumen, und dass unter den einfachen nur die dunkelrothe Form (Crat. Ox. fl. puniceo oder splen- dens) verwendet zu werden verdient. Man kann aber aus diesen Dornen auch schöne Schirmbäume ziehen, wenn man sie erst hochstämmig zieht, dann aber aus den langen Aesten durch Befestigen an ein Gestell eine breite schirmförmige Krone bildet. Zu gleicher Form eignen sich noch andere Arten von Crataegus mit schönen rothen Früchten, deren Wuchs von selbst ausgebreitet ist, z. B. C. linearis Pers., C. arbutifolia, C. Crus- galli, B. floribunda u. a. m. Crataegus (Mespilus v. Cotone- aster) pyracantha, der Feuerdorn, ein 6—8 Fuss hoher immergrüner Strauch mit feuerrothen Früchten, lässt sich leicht als breite Pyramide ziehen, wenn man ihn wie die folgende Cydonia japonica behandelt. Er leidet in schr kalten Win tern und verliert dann die meisten Blät- ter, erholt sich aber stets wieder. Cydonia japonica, die japani- sche Quitte, mit sämmtlichen Spielarten, von Natur ganz ausgebreitet und spar- rig wachsend, lässt sich wit einiger 229 Sorgfalt durch Ausschneiden und An- binden zu prachtvollen, bis 10 Fuss hohen Pyramiden bilden, welche blühend einen unvergleichlichen Eindruck ma- chen und so leichter zu bedecken sind, wo dies das Klima verlangt. Sind erst die Pyramiden geformt, so hat man nur hie und da einen vorstehenden Zweig abzuschneiden. Alle unten am Strauche vorkommenden Triebe werden unter- drückt, natürlich auch die Wurzelaus- läufer. Kerria japonica, der gefüllte Ranunkelstrauch, verhält sich ganz wie die vorige Pflanze und ist in dieser Form schon beliebt. Er erreicht auf gutem Boden eine Höhe von 6 Fuss. Amygdalus persica fl. pl., die gefüllte Pfirsiche mit mehreren schönen Spielarten, lässt sich durch berechneten Sehnitt leicht als niedrige, breite Pyra- mide ziehen, verlangt indessen gute Deckung und eignet sich nur für milde Gegenden. Müheloser erhält man Pyra- miden von A. nana und sibiriea, welche man nur auszuschneiden und anzubinden braucht. Sie müssen aber sehr guten Boden haben oder gedüngt werden, sonst ist die Mühe vergeblich, weil die Stämm- chen niedrig bleiben und zu früh blühen. Prunus Cerasus fl. pl., die ge- | füllte Sauerkirsche oder Weichsel kann nach Art der Weissdornen zur Pyramide gezogen werden, muss aber hauptsäch- lich durch den Sommerschnitt mit blüh- barem Holze versehen werden. Diese Bäume werden indessen etwas zu gross für kleinere Gärten, und möchte ich sie nur auf etwas geringem Boden für grös- sere Gärten empfehlen. Prunus chinensis fl, pl., die sogenannte gefüllte Mandel, allgemeiner als Amygdalus pumila bekannt, gibt reizende kleine Pyramiden, erfriert aber 230 so leicht, dass sie gut bedeckt werden muss. Beide Spielarten, die roth ge- füllte, wie die weisse gefüllte haben gleichen Werth. Calycanthus floridus und an- dere Arten des Gewürzstrauchs kann man zwar nicht zu den schön blühenden Pflanzen zählen, aber der köstliche Duft der Blüthen berechtigt sie vollkommen zu gleichem Rang mit jenen. Man bil- det regelmässige Büsche ganz wie bei Cydonia japonica. Berberis. Mehrere Arten Berberis wären ihrer schönen Früchte und Blü- then wegen werth, auch in künstlicher Form gezogen zu werden, wozu sie sich vortrefflich eignen, indem man sie wie eine Hecke beschneidet und wenn die Form gebildet ist, nar noch nachhilft. Ich möchte aber unter den gewöhnliche- ren Arten doch nur die gemeine Berbe- ris vulgaris mit der rothblätterigen Va- rietät (Berb. vulgaris atroepurpurea) em- pfehlen und auch diese nur für grössere Gärten, aber nicht auf Rabatten. Von den selteneren Arten ist B. duleis schön und baut sich leicht pyramidal, die schönste aber B. Darwinii, mit immer- grünen Blättern, welche aber leider mit- teldeutsche Winter nicht erträgt, wohl aber in den Küstengegenden der Nord- see und selbstverständlich in Südwest- Deutschland. Spiraea prunifolia fl. pl. ist unter den vielen Spiraeen die einzige, von welcher sich höhere Pyramidenbü- sche leicht ziehen lassen, und in jedem Hausgarten einer Stelle werth, Auf gu- tem Boden und in eingeschlossenen Gär- ten haben indessen auch die zu Sp. thalietroides (erenata, hypericifolia u.a. m.) gehörenden Arten einen so hohen Wuchs, dass man sie an Pfählen ziehen kann. Man muss aber dabei sehr darauf sehen, dass die blühbaren Acste nicht angebun- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, den werden, sondern frei abstehen, weil die ganze Schönheit in dieser Haltung besteht. Uebrigens ist die Blüthezeit so kurz, dass ich solche Spiraeen nicht empfehle. Deutzia scabra und D. cere- nata fl. pl., und die nahe stehende D. Fortunei lassen sich leicht zu breiten Pyramiden erziehen und durch den Schnitt darin erhalten, Sie blühen bei dieser Behandlung reich, wenn man nicht zuviel daran beschneidet und sich an kleine Unregelmässigkeiten nicht stösst. Deutzia gracilis, der Maiblu- menstrauch, bildet von selbst drei bis vier Fuss hohe pyramidenförmige Büsche und sollte in keinem Garten fehlen, da er schon bei 1 Fuss Höhe blüht. Man gebe diesem reizenden Strauche einen Platz im Schatten, damit die Blüthen nicht so früh erscheinen und erfrieren. Von Weigelia amabilis und den hochwachsenden Gartenspielarten gilt dasselbe, was bei Deutzia gesagt wurde, nur ist der Wuchs stärker, und es er- fordert einige Sorgfalt. Die oft sehr langen Triebe müssen mit viel Ueber- legung zurückgeschnitten werden, damit sich kurzes blühbares Holz bildet. Ligustrum. Alle Arten von Li- gustrum sind so schön und voll belaubt, und haben so reizende Blüthen, dass selbst das gemeine L. vulgare in je- dem Garten eine Stelle verdiente. Da man sich aber in kleineren Gärten kaum entschliessen wird, eine so gemeine Pflanze aufzunehmen, so empfehle ich die noch schöneren L. ovalifolium (lu- cidum), californieum, Ibota und japoni- cum, mit grossen, in gelinden Wintern iminergrünen Blättern und grossen weis- sen Blüthentrauben, welche im Juli er- scheinen, also zu einer Zeit, wo Blüthen an Sträuchern selten sind, Man erzieht I, Originalabhandlungen. durch den Schnitt nach Art der Hecken mit Leichtigkeit die vollkommensten Py- ramiden. Cytisus nigricans ist unter den vielen Arten der einzige, welcher sich in eine regelmässige Form fügt und so reich blüht, ist aber so reizend und blüht so lange (vom Juni bis Septem- ber), dass dieser 3—4 Fuss hohe, schön belaubte Strauch besonders empfohlen zu werden verdient. Man gibt den jun- gen Pflanzen einen Stab, damit sie ge- rade wachsen, und beschneidet alljähr- lieh im Frühjahr die Spitzen so, dass sich ein konischer Busch oder eine Ku- gelform bildet, welche sich später ganz von selbst dicht erhält. Schneidet man die ersten Blüthenstengel sogleich nach dem Verblühen ab, so blüht dieser Strauch unaufhörlich bis zum Herbst. — Ganz so verhält es sich mit Caragana frutescens und an- dern niedrigen Arten, welche sehr reich blühen und schön belaubt sind, während C. arborescens zwar sich leicht einer langen Pyramidenform fügt, aber doch zu hoch wächst und nicht schön genug ist, — Auch Halimodendron, mit hell- rothen Blüthen, lässt sich als Pyramide ziehen, darf aber, einmal gebildet, nicht mehr geschnitten werden, damit die ei- genthümliche Schönheit der hängenden Blüthenzweige erhalten wird. Philadelphus eoronarius, grandiflorus, floribundus, Gor- donianus und andere Arten des Pfei- fenstrauchs oder Gartenjasmins lassen sich sehr gut in regelmässiger Form ziehen und erfreuen durch massenhafte Blüthen. Vor allem verdient der nicht hoch wachsende P. grandiflorus, wovon es noch eine Abart mit grössseren Blu- men (P. grandiflorus speciosus) und die als Ph. Ketelerii verbreitete gefüllte 231 Form allgemeine Beachtung, Wer je- doch den starken Jasmingeruch liebt, wird den gemeinen Ph. coronarius an- pflanzen müssen. Da die kleinen Zweige nicht beschnitten werden dürfen, wenn der Strauch blühen soll, so wächst er nach 5—6 Jahren aus der Form, und man muss ihn, wenn auf Form gesehen wird, auf älteres Holz zurückschneiden, wo dann die Blüthe ein Jahr ausfällt. Coronilla Emerus ist ein so zierlicher Strauch, dass er auch in klei- neren Gärten gern gesehen wird. Man erzielt die Form hauptsächlich durch Anbinden, und hat darauf zu sehen, dass die zahlreich vorkommenden Wurzeltriebe stets entfernt werden. Ribes aureum und Gordonia- num (Beatonii) lassen sich durch An- binden unschwer zu säulenförmigen Bü- schen ziehen, sogar zu kleinen Hoch- stämmen, und verdienen ihrer schönen Blüthen wegen Bevorzugung. Dagegen hält es sehr schwer, dem noch schöneren Ribes sanguineum eine schlanke Form zu geben und zu erhalten. Jasminum fruticans, mit im- mergrünen Blättern und dichtem Wuchs, ist überall, wo er im Freien aushält, ein Pyramidenstrauch ersten Ranges, leidet aber in vielen Gegenden Deutsch- lands so von der Kälte, dass eine re- gelmässige Form schwer zu erhalten ist. Wenn der Strauch einmal geformt ist, so schneidet man im Sommer nur die unverzweigt hervorwachsenden Spitzen ab. In guten Lagen bedeckt sich dieser reizende Strauch mit zahlreichen gelben Blüthen. Cornus mas, die Korneliuskirsche oder Herlitze empfehle ich besonders für rauhe Gebirgsgegenden, da sie die höchsten Kältegrade erträgt und der zu- erst blühende Strauch des Jahres (in Deutschland oft schon im Februar) ist. 232 Die Beiaubung ist sehr schön und dicht. Man kann diesen Strauch durch hecken- artiges Beschneiden in jede künstliche Form bringen. Ist diese einmal gebil- det, so hat man nur die hervortretenden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Spitzen mit der Heckenscheere zu be- schneiden. Die kirschenartigen Früchte zieren und sind ein angenehmes Nasch- obst. J. 3) Verwendung ven Evonymus radieans und Lonicera brachy- poda als Einfassung. Die kleinblätterige, liegende Form | sie mit Häkchen, und schneidet die nun von Evonymus japonicus (2), welche unter dem Namen von Evonymus radi- cans in den Gärten vielfach verbreitet ist, bildet sich, gehörig im Schnitt ge- halten, d. h. entspitzt, im Topfe zu zierlichen buschigen Pflanzen aus, wel- che als buntblätterige Pflanzen einen viel schönern Eindruck machen, als die Pfianzen der mehr baumartig wachsen- den Spielart mit weissbunten Blättern. Man wird bald in Glashäusern, beson- ders in Wintergärten den ausgedehnte- sten Gebrauch von dieser Pflanze ma- chen, indem sie sich vortrefflich als Ein- fassung und zur Deckung der dahinten- stehenden Töpfe eignet. Seltener möchte es vorkommen, diese zierliche bunt- blätterige Pflanze im Freien als Einfas- sung verwendet zu sehen, wie es seit einigen Jahren in der Gärtnerei von F. C. Heinemann in Erfert der Fall ist. Dieselbe hat bei ganz leichter Be- deckung zwei Winter ausgehalten, und scheint nicht mehr Pflege und Sorgfalt zu erfordern als der grossblätterige Epheu. senkrecht wachsenden kleinen Zweige ab, sowie sie die vorgeschriebene Höhe erreicht haben. Die Blätter werden bei dieser Behandlung immer kleiner und nehmen an weisser Panaschirung zu. Ganz in derselben Weise wurde in der genannten Gärtnerei Lonicera bra- chypoda foliis aureo-reticulatis, das Gold- netz-Gaisblatt, verwendet, sah jedoch nicht so gut aus, wie Evonymus, indem die durch vieles Schneiden mangelhaft gewordene Ausbildung der Blätter die eigenthümliche Schönheit dieser Pflanze beeinträchtigt hatte. Diese Pflanze zeigt sich viel schöner, wenn man Sie unge- zwungen über Steine ranken oder an einem zierlichen schwarz oder blau an- gestrichenen Drahtgestelle winden lässt, oder auch in dunkelfarbigen Blumen- ampeln stehend. Ich pflege öfter ein- zelne Pflanzen zwischen Cacteen und andere Saftpflanzen zu stellen, wo die leicht übergebogenen Ranken die steifen Formen der Dickblätter höchst ange- nehm unterbreehen und wie ein goldnes Man legt die Zweige nieder, befestigt | Geflecht erscheinen. J. a EN er E00 I. Originalabhandlungen. 233 4) Vorsichtsmaassregelin heim Begiessen mit sogenanntem harten Wasser. Sogenanntes hartes Wasser, das ist | nicht mehr. Gärtner, welche nur hartes solches, welches in reichlicher Menge aufgelösten kohlensauren Kalk enthält, ist im unveränderten Zustande den ' Pflanzen im Allgemeinen nicht zuträg- lich, für Humuspflanzen aber geradezu schädlich. Man wird bei Verwendung von hartem Wasser nie schöne Camel- lien, Azaleen, Rhododendron u. s. w. haben, ja ich kenne einen Fall, wo die Einwirkung des Kalkes so stark ist, dass die Blüthenbildung verhindert wird. Azalea indiea, welche im Frühjahre von auswärts bezogen und im Sommer mit dem harten Wasser des Gartens einer meiner Freunde gegossen werden, setzen keine Knospen an, während die im Sep- tember bezogenen gut blühen. Es scheint, dass die naturgemäss in Moor- boden oder Waldhumus wachsenden Pflanzen die Säure des Humus zu ih- rem Gedeihen durchaus bedürfen. Wird die Säure durch Zusatz von Kalk oder Alkalien (Asche ete.) oder Bodenbrennen gebunden, so gedeihen die Moorpflanzen Wasser zur Benutzung haben, mögen aus diesem Grunde die Cultur solcher Pflanzen möglichst beschränken und zum Begiessen der unentbehrlichen nur sol- ches Wasser anwenden, in welchem der kohlensaure Kalk durch langes Stehen oder Fliessen, sowie durch Einrühren von Pottasche oder Kalkmilch aus dem- selben gesondert und niedergeschlagen ist, Ein einfaches Mittel, das Wasser zu verbessern ist, dass man es langsam über Stroh, Hobelspäne oder Astgestrüpp tropfen lässt, wodurch es so viel als möglich mit der Luit in Berührung kommt und Kalk absetz. Kann man dem Wasser einen hohen Fall geben, so dass es aufschlagend in Tropfen zer- stäubt, so wird derselbe Zweck erreicht. — Eine gleiche Vorsicht wie das Wasser erfordert der verwendete Sand. Ent- hält derselbe reichlich Kalk, (was man leicht durch die Probe mit Salzsäure er- kennt), so ist ein gutes Gedeihen der Humuspflanzen nicht möglich, J. 5) Beitrag zur Cultur der JIlex und Farne. Bei der Cultur der Tlex im freien Lande, wie in Gefässen wird oft nicht berücksichtigt, dass zu ihrem Ge- deihen verwesender Humus die erste Bedingung ist. Nicht der freie Standort verhindert das Aufkommen der Ilex-Pflanzungen, wie ziemlich allgemein angenommen wird, sondern der Umstand, dass in solchen Lagen der Boden meist nicht genug Humus enthält und sich | sche zersetzender Humus meist ganz fehlt.. Das ausschliessliche Vorkonımen der Ilex als Unterholz im Hochwalde gibt meiner Behauptung schon Halt ge- nug, ich kann aber dasselbe durch ein auffallendes Beispiel begründen. Ich fand vor 23 Jahren im hiesigen Gross- herzoglichen Garten unter einer Gruppe von Birken auf dem Rasen mehrere Bü- von Ilex Aquifolium. Dieselben 234 waren verkrüppelt, förmliches Bodenge- strüpp, und blieben so bis vor einigen Jahren, also nahezu 20 Jahre lang. Vor etwa 5 Jahren liess ich den Rasen und Boden um die Büsche wegnehmen und halb verwestes Laub mehrere Zoll hoch im Bereiche der Wurzeln auffüllen. Der Erfolg war so überraschend, dass ich die Wachsthumsmaasse aufschrieb. Es bildeten sich aus dem Unterstamme meh- rere kräftige Triebe, von denen an je- dem Strauche sich einer als gerader Stammtrieb auszeichnete. An einem Strauche betrug das Wachsthum im er- sten oder zweiten Jahre *) nach der Laubdüngung 12 Zoll, im zweiten (et- was trocknen) Jahre 10 Zoll, im dritten (1867) 18 Zoll. Dies Jahr hat der Trieb jetzt. (Mitte Juni) bereits eine Länge von 13 Zoll, wird aber in Folge grosser Trockenheit kaum die vorjährige Länge erreichen. Die ganze Länge der *) Da der erste Jahrestrieb von Zweigen bedeckt war, so wurde dessen Vorhan- densein erst im folgenden Jahre be- merkt. Auch bin ich zweifelhaft, ob die Veränderung im ersten oder zweiten Jahre nach der Düngung eintrat. d. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Triebe von 4 Jahren. wird also etwa 55 Zoll betragen, während die Pflanzen in 18 Jahren sich nicht um 5 Zoll ver- längert hatten und wahrscheinlich schon Jahre lang in dem vorgefundenen krüp- pelhaftem Zustande waren. Die Schlussfolgerung für die Cultur lioegt nahe. Man lasse in den llex- Pflanzungen nieht nur das Laub als Bo- dendecke liegen, sondern bereite noch dazu eine künstliche. Sind die Pflanzen kümmerlich gewachsen, so verfahre man, wie ich angegeben. Bei der Cultur in Gefässen mische man unter die Erde zur Hälfte zerkleinertes Laub und Tan- nennadeln, denn nur der frische, sich erst bildende Humus enthält die zum Gedeihen dieser Pflanzen nöthigen Nah- rungsstoffe, Eine ganz ähnliche Bewandtniss hat es mit den Farnen, Auch diese ver- langen, dass die Humusbildung der Erde unvollendet ist. Man sollte daher immer in reichlicher Menge zerkleinertes Moos oder noch besser zerkleinerie Blätter von Buchen, Eichen ete. unter die Erde mischen. Allerdings kommen bei den Farnen viele Ausnahmen vor, indem mehrere in Felsenritzen wachsende kei- nen Humus nöthig zu haben scheinen. J. 6) Viola pura (altaiea?), eornuta und calearata. Werth und Verwendung im Garten. Vor einigen Jahren wurde von Oesterreich oder Schlesien aus in Neu- berts Magazin für Garten- und Blumen- kunde ein Veilchen unter dem Namen Viola pura oder Pura, als eine beson- ders dankbare Gartenblume gerühmt. Dieselbe war nicht in den Handelsgärten | zu finden, ich verschaffte mir jedoch ei- nige Pflanzen aus einem Privatgarten, um Qulturversuche anzustellen. Ich ver- muthete sofort, dass dieses Veilchen nichts anders als Viola altaica Pall, sei, und fand bei der Entwickelung dieses vollkommen bestätigt. Viola altaica ent- I. Originalabhandlungen. faltet bei nicht zu heissem Standorte und hinreichender Bewässerung seine -schönen dunkelvioletten Blumen von der Grösse der cultivirten Pense6s den gan- zen Sommer bis zum Schnee, erfriert nicht und braucht nicht aus Saamen er- neuet zu werden, hat mithin entschiedene ‚Vorzüge. Aber die Beete verwildern bald und werden lückenhaft. Man muss die sich ausbreitenden Stengel nach der ersten vollen Blüthe abschneiden, dazu aber trübes Wetter wählen oder be- schatten. Füllt man die Pflanzen zu- gleich mit Composterde auf, so ist der Erfolg noch schöner, und man kommt bald zu einer zweiten vollen Sommer- flor, welche oft bis zum Herbst anhält. Man muss übrigens wo möglich alljähr- lich dieses Veilchen umpflanzen und zertheilen, am besten auf andere Beete., Dies geschieht am besten zeitig im Früh- jahre oder im September, jedoch nie bei trockner Witterung. Muss es nothge- drungen im Sommer geschehen, um ein Beet zu räumen, so zertheile man die Stücke nicht und schlage sie schattig ein. Will man schnell eine Menge von Pflanzen, so macht man Stecklinge, wozu die abblühenden Stengel zu ge- brauchen sind. Man steckt sie in ein kaltes Mistbeet, hält sie bei Tage feucht und sehr schattig, aber luftig, besonders des Nachts, weil sie leicht verfaulen. Ich möchte auch die Anzucht aus Sa- men empfehlen, und mache die Samen- züchter darauf aufmerksam, dass eine Befruchtung mit der ähnlichen, gelben, grossblumigen Viola grandiflora von den Alpen, welches auch im Garten gut ge- deiht, wahrscheinlich ein Geschlecht von Mischlingen der verschiedensten Färbung ergeben wird. Diese Vermi- schung mag wohl auch schon früher stattgefunden haben, denn es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass unsere jetzigen 23) Pense&s Stammverwandte der Viola al- taica sind. Die reine Nachkommenschaft von V. altaica und grandiflora dürfte sich vielleicht durch grössere Wider- standsfähigkeit gegen Hitze und Trocken- heit, als bei den Pensees zu finden ist, auszeichnen, Viola cornuta, englischen Gärten in Cultur genommen worden ist, und wovon man schon 2 Varietäten hat, ist ein lebhaft rothvio- lettes Veilchen, nicht so gross, wie V. altaica, aber sehr hübsch. Es hat be- sonders dadurch Werth, weil es im ho- hen Sommer blüht, und bei guter Cultur einen frischen, mit zahlreichen Blumen besäeten gleiehmässigen Teppich bildet, und als Einfassung und zur Abwechse- lung auf Teppigbeeten angenehm ist. Der Umstand, dass die Farbe blau ist, macht diese Pilanze noch werthvoller, weil wir Mangel an niedrigen blauen Sommerblumen haben. In schneelosen Wintern mag V. cornuta, von den wär- meren Pyrenäen stammend, leicht aus- frieren. Aus diesem Grunde empfiehlt sich die Cultur als annuelle Pflanze, in- dem man den Samen im März oder April säet und davon schon im Juli blühende Pflanzen bekommt. Die grös- seren Samenhandlungen bieten bereits Samen dieses Veilchens, sogar schon der neuen englischen Spielarten zu bil- ligem Preise an. Noch mehr als das genannte Veil- chen scheint das gespornte V., Viola calcarata die Fähigkeit zu besitzen, eine welche zuerst in werthvolle Gartenpflanze zu werden, wenn erst die Angewöhnung dieser Pflanze der höheren Alpen an das | Klima des Tieflandes gelungen sein wird. Bis jetzt sahen wir sie blos in Alpen- pflanzenanlagen an kühler Stelle. Die Blumen gehören zu den grössten und schönsten aller wild wachsenden Veil- 236 chen und werden nur von V. grandiflora und altaica übertroffen. Da schon wild ausser der violett-blauen Art eine gelb- blühende Spielart (V.Zoysii Wulf.) vor- kommt, so wird die Cultur voraussicht- lich einen grossen Farbenreichthum zur Folge haben, und es fragtsich, ob nicht auch hier V. grandiflora zur Befruchtung | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. herbeigezogen werden kann. V. calea- rata hat einen kriechenden Stengel und breitet sich in dem Steingrus und Kiese der Alpen sehr aus. Man muss es da- her, wie alle ähnlich wachsenden Stau- den öfter umpflanzen und verjüngen. J. %) Erfahrung über die Freilandeultur von Cassia laevigata und eorymbosa. Beide Pflanzen sind öfter empfohlen worden und schön, besonders zeichnet sich C. laevigata W. (C. grandiflora Desf.) durch grosse Blumen und anhal- tendes Blühen aus. Neuerdings sind beide Arten mit mehreren andern in den Pariser Anlagen zum Auspflanzen be- liebt, und da sie auch in Deutschland dringend empfohlen worden sind, sogar aus dem Grunde, „weil die goldgelbe Farbe in unsern Gärten zu derlei Ver- wendung fehlt“ (womit ich gar nicht übereinstimme, da Gelb im Gegentheil nur zu häufig ist), so werden Versuche genug gemacht werden. Ich cultivire beide Cassien versuchsweise schon seit 20 Jah- ren, aber in dem hiesigen Klima, wo die Nächte, namentlich in der zweiten Hälfte desSommers kühl sind, habe ich diese Pflanzen nur selten imFreien zur Blüthe gebracht oder doch so spät, dass es nicht mehr der Mühe lohnte. Wur- den sie aber eingepflanzt und zum Auf- blühen in das warme Haus gestellt, so kamen die Knospen niemals zum Blü- hen, obschon sie sich den halben Win- ter durch hielten. Vielleicht ist daran die im Herbst meist niedrige Wärme und Feuchtigkeit des Warmhauses schuld an diesem Misslingen, denn die Cassien verlangen entschieden trockne Wärme, Man wird mit den Cassien im freien Lande zur in recht warmen Lagen Glück haben. Die beste Art zur Landcultur ist C. floribunda, welche schon klein blüht, während die genannten leicht hoch werden und unter 3—4 Fuss nicht blühbar sind. Man zieht sie am besten aus Samen. Ausser dem sonnigen Stand- ort ist magerer, am besten recht san- diger Boden nöthig, um an den Cassien im freien Lande Freude zu haben, denn in gutem Boden blühen sie nicht reich. J. S) Bemerkungen über die Cultur und Verwendung einiger buntblätteriger Stauden. Unter den Stauden mit bunten Blät- tern sind im Grunde genommen nur wenige, welche grösseren Werth als | Dekorationspflanzen besitzen. Es kommt aber alles darauf an, welehen Gebrauch man davon macht, wo man sie anbringt I. Originalabhandlungen. und wie man sie behandelt. Indem ich hier einige dieser Pflanzen bespreche, lasse ich mich von meinem persönlichen Geschmack leiten und will damit andere nicht ausschliessen. 1) Polemonium coeruleum fll. albo foliis variegatis, das buntblät- ‚terige Sperrkraut stelle ich allen voran. Wer diese Pflanze nur einzeln oder sich selbst überlassen gesehen hat, wird sich vielleicht wundern, dass ich sie an die Spitze aller bunten Stauden stelle. In der That muss die Mehrzahl der Gärtner und Pflanzenfreunde diese reizende Pflanze noch nicht vollkommen gesehen haben, denn sonst wäre nicht erklärlich, wie sie, obschon seit 30 Jah- ren bekannt und seit 10 Jahren mit an- dern buntblätterigen Pflanzen Mode ge- worden, doch so wenig gesehen, ja von den Handelsgärtnern als eine nicht mehr verlangte Pflanze nur noch der Vollstän- digkeit wegen gehalten wird. Ich selbst hatte diese Pflanze Jahre lang, pflanzte sie aus und als zärtlich wieder ein, hatte niemals eine volle Wirkung und verlor sie oft im Winter wieder. Erst als ich später eine reichliche Anzahl von Pflanzen, welche seit Jahren im freienLande cultivirt waren, bekam und dieselben im Winter im Freien liess, hatte ich gute Erfolge. Hauptregel der Cultur ist, dass die Pflanze in ziemlich humusreichem Boden steht, (denn sie ist naturgemäss eine Moor- und halbe Sunipf- pflanze), dass sie zur vollkommenen Ausbildung reichlich bewässert wird, drittens, dass man bis zum Juli sämmt- liche Blüthenstengel tief ausschneidet. Lässt man die Stengelbildung zu, so bildet die Pflanze wenig Blätter und macht mit den weissen Blüthen eine traurige Gestalt. Verhindert man aber die Stengelbildung, so bestockt sich die Pflanze und treibt eine Fülle schöner, 237 grosser Blätter. Bei üppigem Wuchs auf geeignetem Boden wurden die Blätter so lang, dass sie an den Rand eines grossen Bouquets angebracht werden konnten, als einst eine patriotische Sachsen-Jungfrau ihrem König ein Bou- quet in den Landesfarben (grün und weiss) überreichen wollte. Wie sich die Pflanze in kalten schneelosen Wintern verhält, habe ich noch nicht in Erfah- rung gebracht, da wir seit längerer Zeit hierzu keine Gelegenheit hatten; ich lasse aber zur Vorsorge stets eine An- zahl Pflanzen trocken bedecken, um sie nicht wieder zu verlieren. Das Polemo- nium ist an geeigneter Stelle eine herr- liche Einfassungspflanze, besonders auf Rasen und in Verbindung mit Epheu. Alle drei Jahre müssen die Pflanzen zertheilt und verpflanzt werden, 2) Tussilago Farfara fol. va- riegatis, der Huflattig mit bunten Blättern ist eine Prachtpflanze vom gröss- ten Effekt, wenn sie richtig behandelt wird, im Gegentheil ein lästiges Unkraut, welches überall ist, wo es nicht sein soll, nur an dem gewünschten Platze nicht. Diese Pflanze hat nämlich einen ausserordentlichen Wandertrieb, und ver- lässt ihren Standoıt jedes Jahr, muss daher als ein Flüchtling behandelt, also gefesselt Hat man dies Jahr ein herrliches Beet von dieser Pflanze, so braueht man sie im folgenden Frühling nicht mehr dort zu suchen, wohl aber 3—4 Fuss davon in Wegen, Rasen und Nachbarbeeten. Um dieses lästige Umherlaufen zu ver- hindern, muss das Beet mit auf die hohe Kante gestellten Backsteinen oder sut schliessenden Schiefern umgeben werden. Hier müssen die Pflanzen still stehen und werden jedes Frühjahr aus- gehoben und auf den alten Standort zu- rückgebracht, wo sie schon im Mai den und zurückgebracht werden. 238 Boden vollständig mit ihren breiten schön gezeichneten Blättern decken. Dass die Vermehrung einer solchen un- krautartigen Pflanze sehr leicht ist, braucht kaum erwähnt zu werden. Um üppig zu gedeihen, braucht die Pflanze viel Feuchtigkeit, wenigstens bis zur Ausbildung der Blätter. Am üppigsten gedeiht sie in schwereren Lehm- und Mergelboden, wo sie auch nicht so weit verläuft. Zum Verwildern an Ufern, an feuchten Felsen u. s. w. eignet sich der Huflattig gar nicht, weil er nichtan dem gewünschten Platze bleibt. 3) Poa trivialis fol. variega- tis, das gemeine Rispengras mit weiss gestreiften Blättern ist das schön- ste, ja einzig schöne *) bunte Gras un- ter den kleinen Arten, und eine der be- sten Einführungen der Neuzeit. Es ist gleich werthvoll im freien Lande wie im Topfe. Eine reizendere helle Einfassung als von Poa trivialis kann nicht gedacht werden. Die weiss und grün gestreif- ten, aber fast ganz weiss erscheinenden Blätter werden bei üppigem Wachsthum 6 Zoll lang und länger, und können na- türlich beliebig kurz gehalten werden, Wenn dieses reizende Gras erst allge- mein verbreitet ist, wird man es ganz wie andre Raseneinfassungen benutzen und behandeln. Seine volle Wirkung tritt nur in grüner Umgebung, also auf Rasen und in Verbindung mit Epheu oder andern dunkelgrünen Blattpflanzen und mit rothblätterigen Pflanzen ein. Sehr schön ist dieses Gras im Topfe und findet hier seine beste Verwendung ein- zeln auf Blumenständern und Consolen aufgestellt. Da sich kleine Töpte bes- *) Andre schmalblätterige bunte Gräser, als Aira caespitosa, und coerulea, Dac- tylis glomerata, Carex u. a. m. haben keinen Werth. Gartenflora Deutschlands, Russlands und er Schweiz. ser verwenden lassen, so erreicht man in solchen dennoch üppige Pflanzen, wenn man sie in Untersätze stellt, und in diese stets Wasser giesst. Eine Mes- serspitze voll Guano im Untersatze be- wirkt noch ein üppigeres Wachsthum, Um stets schöne, zur Dekoration taug- liche Topfpflanzen zu haben, muss man sie oft theilen, wobei die älteren Blätter abgeschnitten werden. 4) Phalaris arundinacea fol. var., das sogenannte Bandgras gehört zu den schönsten buntblätterigen Pflan- zen, und zeigt die weisse Streifung, zu- weilen mit rothen Strichen vermischt, so rein und scharf, wie wenige andre Pflanzen. Es wird in den meisten Gär- ten nur als Rabattenpflanze gefunden, um es im Sommer in grosse Blumen- sträusse zu verwenden, sollte aber mehr zur Verzierung benutzt werden. Da es in nassem Boden, ja selbst im flachen Wasser üppig wächst und sogar noch auf trocknem Boden ziemlich gut gedeiht, so kann die Verwendung sehr mannich- faltig sein. Man pflanze Büsche und Gruppen davon an das Ufer der Teiche, Seen und Bäche in Landschaftsgärten, bringe es auf üppig begrünten Felsen an, und pflanze es vor Gebüsche. Es kommt hauptsächlich darauf an, das Bandgras im Gegensatz zu dunkeln Farben anzubringen. Zu regelmässigen Figuren eignet sich diese Pflanze weni- ger, indem solche von höheren Pflanzen selten gebildet werden. Ich empfehle jedoch für Gärten, welche viel Gelegen- heit zum Anbringen von allerlei Deko- rationen bieten, das Bandgras angele- gentlichst. Man umpflanze damit Arundo Donax, sowohl das grüne als buntblät- terige, buntblätterigen und grünen Mais, Canna u. a. m., oder bringe es als Mittelstück an, von dunkelgrünen oder rothen Blattpflanzen umgeben. Als sich I. Originalabhandlungen. schnell ausbreitendes Gras muss es bei regelmässigen Figuren durch Abgrenzung von Backsteinen, Schiefer oder Brettern in der Form gehalten werden. Muss man es verpflanzen, was nicht oft ge- schehen sollte, so ist darauf zu sehen, dass es zeitig im Frühjahr geschieht und stark gegossen wird, sonst wird die Pflanzung im ersten Sommer nicht schön. In natürlicher Anordnung lässt man das Bandgras blühen, was recht hübsch aus- sieht; in regelmässiger dagegen schneidet man die Blüthenstengel und alle auffal- lend vorstehenden Stengel ab. Da alle buntblätterigen Pflanzen stets Neigung zeigen in den früheren Normalzustand zurück zu gehen, so findet man auch in manchen Gärten, wo man bei dem Ver- pflanzen ohne Auswahl verfuhr, oft Bandgras, welches mehr grün als weiss ist, daher durch eine bessere Sorte er- setzt werden sollte. 5) Bambusa Fortunei fol, var. aus China hat hier ohne Bedeckung im Freien ausgehalten, und würde, wenn es wirklich eine ganz harte Staude wäre, dem sehr ähnlichen Bandgras gleichzu- stellen, ja zu manchen Zwecken wegen seinesniedrigeren, gedrungneren Wuchses vorzuziehen sein. Wo man es aber im Topfe cultiviren muss, da verlohnt es nicht der Mühe, indem das Bandgras, welches gar keine Arbeit verursacht, die- selben Dienste thut. Diese Bambusa wird nur 1 Fuss hoch, bildet keine Blü- thenstengel, hat 2—3 Zoll lange, 1/, Zoll breite, fast eiförmige dicht stehende Blätter, und lässt sich zu Einfassung um höhere Blattpflanzen benutzen. Man kann die nicht zur Blüthe gelangenden Stengel im Spätherbst, selbst noch im Winter zum Abschneiden in Sträusse u. 8. w. benutzen, was bei dem Band- grase nicht der Fall ist. 6)Arundo Donax fol.var,, das 239 buntblätterige Klarinettenrohr ist eine prächtige hohe Blattpflanze, aber nur da zu empfehlen, wo sie gut im Freien aushält. Muss man sie im Herbst einpfllanzen, so wird man nie Freude daran haben, denn wenn sie im Winter nicht zu Grunde gehen, so hat man doch ziemlich sicher im Frühjahre halb- todte Pflanzen, die sich erst in der Mitte des Sommers wieder erholen, 7) Salvia officinalis tricolor, die dreifarbigbunte gemeine Salbey, möchte ich an Werth dem Polemonium gleichstellen, während die bloss weiss oder gelb panaschirten Spielarten nicht schön sind. Im Frühjahr und sehr schat- tig stehend erscheinen die Pflanzen bloss weissbunt, sind aber die Blätter in der vollen Sonne ausgebildet, so zeigt sich überall ein lebhaftes Roth zwischen Weiss und Grün. Ist schon die einzelne Pilanze eine so reizende Erscheinung, dass sie im Topfe jedes Blumenfenster schmückt, so ist dies doch kein Ver- gleich gegen die Wirkung, welche eine ganze Einfassung oder ein Beet im Freien hervorbringt, Die Beete, wo diese Salvia angebracht ist, gehören in den unter meiner Leitung stehenden Gärten zu denen, welche vom Publikum am meisten beachtet und bewundert werden. Dieses Jahr habe ich in dem einen Garten die dreifarbige Salbey als breite Einfassung von Perilla nankinen- sis angebracht, welche ihrerseits den bunten japanischen Mais umgibt; wäh- rend in dem andern Garten Salvia offici- nalis tricolor vom buntblätterigen Pole- monium umgeben ist, Die letztere Ver- bindung ist zwar nicht so effektvoll wie die erste, weil beide buntblätterige Pflan- zen durch keine trennende einfarbig con- trastirende Pflanzen gehoben werden, aber sie ist dennoch prunkvoll und kann unveränderlich mehrere Jahre so bleiben, 240 ein Umstand, welcher bei Besorgung vieler Beete sehr hoch anzuschlagen ist. Salvia off, tricolor wird auf nicht geradezu fettem Boden — denn solchen muss man vermeiden — selten über 1!/5 Fuss hoch, lässt sich aber durch Ausschneiden der Spitzen sehr leicht unter 1 Fuss halten. Man kann auch die Stengel umlegen und festhaken. Sind die Pflanzen einmal eingewurzelt, so darf man sie weder oft giessen noch düngen, denn je kärglicher die Nahrung, desto schöner die Färbung, desto ge- drungener der Wuchs. Diese Eigenschaft macht die Salbey noce zur Anwendung an trocknen, heissen Plätzen geeignet, wo sonst schwer Blumen aufzubringen sind. Im Frühjahr — wie im Herbst — schnei- det man die Stengel so tief ab, als es nöthig ist, bei Einfassungen nur einige Zoll über dem Boden. Macht man in einer Gegend die Erfahrung, dass die Salbey erfriert, so ist es zweckmässig, einige Pflanzen in Töpfen zu durch- wintern. Die Stecklinge macht man je- derzeit, am besten jedoch im Spätsom- mer, um zur frostfreien Ueberwinterung in Kästen kleine Pflanzen zu haben. Gedenkt man viele Pflanzen zu brauchen, so steckt man die Stecklinge in ein kal- tes Mistbeet und schützt sie im Winter etwas gegen Frost *). *) Ich habe diese schöne Pflanze im vori- gen Jahre stark vermehrt und der zur Verbreitung solcher Pflanzen besonders geeigneten Gärtnerei von F. C. Heine- mann übergeben, welche dieselbe mit !|, Thaler für ein Stück, 8 Sgr. für 2 Stück im Kataloge von 1868 aufgeführt hat. — Bei dieser Gelegenheit mache ich noch auf andere Stauden dieses Katalogs, welcher Arten und Sor- ten (mit Ausnahme der Spielarten von Phlox) enthält, aufmerksam. Es ist 325 in Be Bin, 3 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 8) Funkia coerulea v, ovata (Hemerocallis japonica eoerulea) foliis albo-marginatis wird von Manchen nicht für eine Spielart der genannten Pflanze, sondern für eine besondere Art gehalten, deren grünblätterige Stamm- pflanze wir gar nicht besitzen. Die klei- neren, lila mit weiss gestreiften Blüthen dieser Funkia albo-marginata unterschei- den sich allerdings von den dunkleren der F. coerulea.. Dem sei, wie ihm wolle, diese Funkia mit dem (bei ‚guter Cuitur) fast fusslangen, eiförmigen glän- zend dunkelgrünen, rein weiss berandeten Blättern ist eine der schönsten Zier- pflanzen. Jede einzelne Pflanze bildet einen Schmuck für sich und wird auch am besten einzeln oder zu dreien nahe vereint angebracht, und nimmt einen Platz von 21/,—3 Fuss Durchmesser ein. Sie liebt guten Boden und wird im Halbschatten schöner, als trocken und sonnig stehend. Ausser dieser Art kommen noch buntblätterige Abarten von F. lancifolia, F. undulata und F. cucullata vor, wel- che jedoch nicht so effektvoll sind, in- dem die Blätter kleiner sind und die Panaschirung nicht so hervortretend ist. Am auffallendsten darunter ist F. undu- lata mit fast milchweissen, nur grün ge- ränderten, 4—5 Zoll langen Blättern und sogar weissen Blüthenstengeln. Sie ist mir wiederholt verloren gegangen und scheint zärtlich. 9) Mentha piperata fol. var,, diebuntblätterige Pfeffermünze, ist eine sehr schöne Pflanze zu Einfas- nur Schade, dass bei einigen Stauden, welche man sogleich in mehreren Exem- plaren haben möchte, keine billigeren Dutzendpreise angegeben sind, was hof- fentlich im‘ nächstjährigen Kataloge nachgeholt wird. d. EZ RECHE / / zZ WII FTDTTE Pa IHR DED [€ FR . 4 I. Originalabhandlungen. sungen und Beeten, und zeigt sehr viel weiss. Man kann sie durch Abschnei- den so niedrig halten, dass sie sich zu Teppichbeeten eignet, muss sie aber alljährlich verpflanzen, indem der Mut- terstock abstirbt und die jungen Pflan- zen sich durch Stolonen ringsum bilden. Leider bekommt man die bunte Pfeffer- minze selten ächt zu kaufen, denn die Pflanze, welche man in den mir bekann- ten Handelsgärten unter diesem Namen führt, ist nichtM. piperita, sondern eine andere viel stärker wachsende, unange- nehm riechende Art, vielleicht gar keine Mentha*®). 10) Aegopodium Podagraria fol. var. ist eine hübsche buntblätterige Pflanze, aber man weiss nicht, was man damit machen soll, denn die Blätter sterben schon im Juli ab, und es lässt sich nichts Anderes auf die Stelle pflan- zen. 11) Auch Barbarea vulgaris fol. aureis var. (Erysimum Barbarea), das goldbunte Barbenkraut ist eine prächtige Pflanze, wird und kann aber nie allgemeiner in den Gärten werden, denn wenn sie nicht halb im Sumpfe steht, lebt sie selten länger als ein Jahr. Hat man eine solche Oert- lichkeit, so mag man sie anwenden, je- doch nicht auf regelmässigen Beeten, sondern gruppirt am Ufer. Möglicher- weise glückt jedoch auch eine Behand- lung wie bei Polemonium ceoeruleum an- gegeben, indem man die Pflanze nie zur Blüthenstengelbildung kommen lässt, 12) Arabis alpina (albida?) fol. var. ist eine vortreffliche weissbuntblätt- *) Gärtner, welche Mentha piperita fol. var. ächt besitzen, würden gut thun, gegen meinen Ausspruch ihrerseits zu protestiren. Schon der Geruch genügt zur Unterscheidung. VII. 1868. 241 rige Teppichpllanze, welche weit mehr Effekt macht, als die Art durch ihre Blüthen. Man führt in Katalogen (z. B. Haage und Schmidt in Erfurt) auch von A. albida (A. caucasica, welche bekannt- lich der A, alpina so ähnlich sieht, dass wohl die meisten Gärtner nicht wissen, ob sie A. alpina oder albida haben), eine buntblätterige Abart auf. Da aller- dings mehr oder weniger bunte Pflanzen vorkommen, so ist es möglich, dass sie von verschiedenen Pflanzen stammen. — Arabis lucida fol. var., welche der Ka- talog von Haage und Schmidt „reizend‘“ nennt, kenne ich nicht. Dagegen hat Arabis bellidifolia fol. var, ebensowenig Werth für den Garten, als die Stammart. 13) Aubrietia deltoidea (pur- purea®) fol. var. steht der vorigen Pflanze nicht nach, ja ist zu manchen Zwecken noch vorzuziehen. Ob sie zu A.purpurea oder deltoidea gehört, kann ich nicht angeben. Die Pflanzen breiten sich zwar nicht so schnell aus, wie Arabis, aber die davon gebildeten Tep- piche sind regelmässiger, weil der Wuchs gleichmässiger ist, dazu mit zahlreichen purpurvioletten PBlüthen geschmückt, welche bei hinreichender Feuchtigkeit vom April bis in den Sommer blühen. Die Pflanze hält sich nur im Halbschatten und feucht schön. 14) Vinca minor fol, var., das buntblätterige Immergrün ist eine der werthvollsten bunten Teeppichpflanzen für solche Beeie, welche Jahre lang un- veränderlich bleiben sollen. Die liegen- den kurzen Zweige bilden einen voll- ständig dichten Rasen, aus welchem sich im Frühjahre zahlreiche hellklaue Blü- then erheben. Wenn der junge Trieb beginnt, schneidet man die alten Stengel, insoweit sie nicht zur Bedeckung des Bodens nöthig sind, nahe am Boden ab. Zeigen sich im Sommer Stengel, welche 16 242 mehr grün als weiss sind, so ist es zweckmässig, sie auszuschneiden. Man darf das Immergrün nicht oft verpflanzen, und es werden im ersten Jahre der Pflanzung die Beete nicht dieht, wenn man nicht voller pflanzt, als später nö- thig ist. Nach dem Abschneiden der Stengel im Frühjahr sollte man humus- reiche Erde, am besten halberdiges Laub auf die Beete streuen. Vinca major fol. var. ist alsEin- zelnpflanze betrachtet noch schöner und am rechten Platze mit ihren langen über- gebogenen Zweigen wirklich eine rei- zende Pflanze. Sie wächst so hoch, dass man kleine Geländer damit beziehen kann, ist aber schöner, wenn sie sich selbst überlassen bleibt, namentlich auf Felsen zwischen dunkelgrünen Blatt- pflanzen. Auch diese Art blüht reich und zwar noch prachtvoller als V. mi- nor, denn die Blumen sind dunkler blau und grösser, und erscheinen um so mehr lebhaft, da das Weiss der Blätter einen starken Schein in Gelb hat. Diesen Pflanzen will ich noeh einige hinzufügen, welche den Namen bunt- blätterige nicht mit Recht tragen, indem sie einfarbig weiss oder grau erscheinen, welche aber gewöhnlich mit darunter aufgeführt werden. Ich übergehe Cerastium tomen- tosum und Biebersteinii als be- kannt und verbreitet genug, und be- merke nur, dass beide, obschon botanisch verschieden, (wie im XVI. Jahrgange pag. 8 dieser Blatter vom Herausgeber Dr. Regel nachgewiesen wurde,) sich so ähnlich sehen und so gleiche Ver- wendung haben, dass eine von beiden entbehrlich ist. Indessen scheint Cera- stium tomentosum mehr zur Bildung von Teppichen geeignet, indem es dichter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wächst, Man kann diese Pflanzen ganz wie Rasen mit der Sense abmähen, um sie kurz zu halten. Leider verwildern Beete, welche ohne andere Begrenzung im Rasen angebracht sind, durch hinein wachsende Gräser so bald, dass ein häufiges Umpflanzen nöthig wird. Artemisia Stelleriana aus Kamtschatka wurde bereits im XV. Jahr- gange der Gartenflora Seite 36 beschrie- ben und Tafel 498 abgebildet, dabei als eine Pflanze bezeichnet, welche wahr- scheinlich wie Cineraria maritima (Sene- cio Cineraria) und ähnliche weissblätte- rige Pflanzen eine Rolle bei der Deko- ration spielen werde, Dies hat sich be- währt, denn in der That wird diese Ar- temisia an Schönheit unter diesen Pflan- zen nur von Centaurea candidissima und Artemisia argentea übertroffen. Ich habe dies Jahr einige Dutzend Pflanzen probeweise ausgepflanzt und gefunden, dass man dieselben durch Niederlegen der Stengel und Entspitzen der Zweige ganz niedrig und regelmässig halten kann. Je mehr die Pflanze sich entwickelt, desto mehr nehmen die Blätter an Weisse zu. Jedenfalls ist diese Pflanze so schön wie Gnaphalium lanatum, da- gegen einfacher in der Cultur, da sie im Freien (selbst noch in Petersburg) aus- hält und nur zuweilen umgepflanzt zu werden braucht. Die Vermehrung ge- schieht leicht durch Stecklinge, Zerthei- len der Stöcke und Zerschneiden der am Boden wurzelnden Stengel. Achillea umbellata finde ich in keinem mir zugänglichen Werke be- schrieben, nur in Steudel’s Nomenelator mit den Autoren Sib. et Sm. erwähnt, Ich erhielt dieselbe aus der Gärtnerei von Ulrich Pitt*) in Wernigerode, ohne *) Diese Gärtnerei verkauft diese Pflanze bereits 12 Stück für 1 Thlr. I. Originalabhandlungen. Angabe, ob sie im Freien aushält, an- scheinend aber im freien Lande eultivirt. Es ist dies eine reizende kleine Staude von nur 4—6 ZollHöhe, mit silberweis- sen gefiederten Blättern ven herzförmiger Gestalt, welche theils am Wurzelstock, theils an 3—4 Zoll hohen unfruchtbaren Stengeln stehen. Die PBlüthen sind 'weissgrau und stehen in wenigblumigen Dolden auf 6 Zoll hohen Stengeln. Die- selben haben keinen Dekorationswerth. Destomehr scheint die silberweisse Be- laubung hierzu geeignet, undich glaube, dass Achillea umbellata, wenn sie im freien Lande aushält, eine der besten Pflanzen mit weissen Blättern werden wird. Weitere Nachrichten über Vater- land, Ausdauer u. =. w. wären er- wünscht. 243 Wenn ich schliesslich noch Sal- via argentea erwähne, so geschieht es blos aus dem Grunde, sie als eine Pflanze von sehr geringem Werth zu bezeichnen. Sonderbar ist sie allerdings, denn die Blätter sehen aus, als seien sie aus einer weissen wollenen Decke geschnitten, aber schön gewiss nicht, Erst währt es Monate lang, ehe die Pflanze sich ausbildet, und ist es ge- schehen, so vernichtet die unbedeutende Blüthe die Schönheit wieder, Jeder Re- gen beschmutzt die grossen Blätter und bringt die weisse Behaarung in Unord- nung. Wer seltsame Dinge liebt, mag diese Salvia auf einen kleinen Hügel von feinem Rasen pflanzen oder auf einem Steinhügel aus einem dunkeln Epheubeete hervorragen lassen. J. 9) Cultur des Meerrettigs zum Hausbedarf. Meerrettig wird in manchen Haus- haltungen sehr viel und häufig gebraucht, und wenn man auch jedenfalls besser thut, den grossen Bedarf für den Winter von Händlern zu nehmen, 'da die zum Verkauf im Grossen gezogenen Wurzeln meist besser sind, als die in nicht immer geeignetem Boden selbst gezogenen, so ist es doch sehr erwünscht, auch zu andern Zeiten Meerrettigwurzeln zu ha- ben, Pflanzt man denselben im Garten auf verschiedenen Plätzen an, so ist er nicht wieder auszurotten, und wird nach und nach eine Plage für das Land. Um dies zu verhindern, bestimmt man zur Meerrettigeultur ein besonderes Beet, wo er so lange bleibt, als er ergiebig und wohlschmeckend bleibt. Auf diesem Beete richtet man die Cultur zweijährig ein. Man bepflanzt erst das ganze Beet auf die gebräuchliche Weise, indem man 18 Zoll lange, !/s bis 1/, Zoll dicke Wurzeln 3 Fuss von einander schräg in die Erde legt, nachdem das Beet vorher tief gegraben und stark gedüngt ist. Im folgenden Herbst hat man brauchbare Stangen von 11, —2 Zoll Stärke, vorausgesetzt, dass der Boden gut und die Behandlungrichtig ist. Hierzu gehört besonders, dass man im Juni die Wurzeln von Erde entblösst und alle Seiten- wurzeln glatt abschneidet, sowie die Köpfe wenn als zwei vorhan- den sind. Man nimmt nun zum Verbrauch. die Wurzeln der Hälite des Beetes aus der Erde, und pflanzt nach abermaligem tie- fem Graben und Düngen das halbe Beet neu an. Im folgenden Herbste wird die andre Hälfte abgeräumt, von welcher man nun sehr starke zweijährige Meer- 16 * mehr 244 rettigpflanzen bekommt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. So geht der | jährige starke Wurzeln hat. Im Sommer Wechsel fort, so dass man immer zwei- | wird einigemal flüssig gedüngt. J. Aus der Revue horticole. 1867. Die Cultur der Farne ist heutigen Tages zur Mode geworden — man benützt die ei- genen inländischen und pflanzt diese auf Felsenhügel oder noch besser in beckenartige Vertiefungen, um sie vor den kalten Winden und auch vor dem allzustarken Einfluss der Sonne zu schützen — die Seitenwände dieses Beckens können mit Alpinen, und der Gipfel derselben mit Gesträuchen von Thujen, Wach- holdern u. dgl., wodurch ein grösserer Grad von Schatten, ein grösserer Schutz gegen Winde erzielt wird — da die Farne grosse Feuchtigkeit lieben, so ist es zweckmässig, auch ein kleines Bassin herzurichten, in welches ein aus den Felsenspalten riselndes, mittelst Röhren hergeleitetes Wasser, na- mentlich Regenwasser, einfliesse. — Poly- stichum tanacetifolium mit über 1 Met. lan- gen, und 50—60 Cent. breiten Wedeln, wel- cher Farn mit der Neuseeländischen Cyathca einige Achnlichkeit hat, auch Lastraea filix mas sind besonders sehr geeignet. — Auch baumartige Farne aus Neuseeland, ein Cya- thea. Alsophila, Diksonia, besonders Diks. squarrosa von 4—5 Met. Höhe und mit einer Blätterkrone von 5—6 Met. in Umkreis — dürften in Europa hie und da im Freien zu erhalten sein; — in Irland z. B. hat sich im Garten des Hrn. Obersten Tenison in Kilronan bei einer Kälte von 180 Cent. Die Cyathea dealbata erhalten, während Cyath, medullaris zu Grunde ging. (266). Bei der im verfiossenen August 1867 zu Brie Comte Robert stattgefundenen Rosen- Ausstellung, bei welcher 82,000 Rosen in grösstem Flor zu bewundern waren, hatte Herr Cochet von Suisnes eine Sammlung von 450 Varietäten, Hr. Granger von Grisy- Suisnes eine Suite von 600 Varietäten mit Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. einem neuen Sämling Clemens Raoux, auch Hr. Gauterau hatte einen neuen Sämling Vicomtesse de Vezin ausgestellt. — Erwäh- nungswerth ist die im Museum zu Paris ge- machte Beobachtung, dass die Rosen-Varietät la Gifray ihre rothe Farbe zu verlieren und ganz weisse hervorzubringen scheint. (281). 1) Solanum acanthocarpum eignet sich wegen seiner starken gelben Dornen, die an den Zweigen befindlich, sehr vortheilhaft zu natürlichen Umfriedungen; — weder Mensch noch Thier kann durchdringen. (290). 2) Solanum reclinatum ist eine schöne Zierpflanze, welche um so mehr Beachtung verdient, als sie die stärkste Kälte und hef- tigsten Winde erträgt. Sie blüht zahlreich unausgesetzt vom Januar bis April — die Beeren;reifen in Juli und August. (308). 3) Solanum anthropophagorum — ein kleines zwergartiges Bäumchen, welches viele Aehnlichkeit mit Justicia Adathoda hat, die Früchte gleichen jenen des Sol. Lycoper- sicum und werden auch so wie diese zur Speise zubereitet. Die Bewohner der Fidji- Inseln (Polynesien) lieben diese Sauce mit Menschenfleisch zu essen. Hr. Rantonnet glaubt dieses Solanum doch eher S. fidjianum zu benennen. (326). 4) Nepenthes hybrida maculata von Hrn. Dominy in Chelsea erzogen — sie wurde erzeugt von Nep. destillatoria und einer an- deren noch unbekannten Art von Borneo; sie erscheint jetzt zum ersten Malim Handel; die Blüthe ist noch unbekannt, bemerkens- werth sind die Blätter, welche eine Länge von 15—20 Cent. und eine Breite von 4—5 Cent. haben, deren obere Seite von grüner glänzender Farbe, die Unterseite ist licht- grün mit kleinen rothen Flecken. Der äus- II. Neue Zierpflanzen. serste Rand der Blätter ist mit kleinen sei- denartigen Haaren besetzt; der Mittelnerv ist dick, an der Unterseite hervorragend und ebenfalls mit kleinen Haaren besetzt; derselbe Nerv verlängert sich bis zur Spitze des Blattes und bildet zuletzt eine Art von Krug, 12—15 Cent. tief, in welchem sich ein klares gummichtes Wasser vorfindet. (307). 5) Arundo conspicua — vom Herrn A. Leroy von Angers in Paris ausgestellt gewesen — es ist eine sehr zierliche Pflanze, welche eirzeln auf Rasenplätze gepflanzt, einen so schönen Anblick, wie das Gyne- rium gewährt — auch für Zimmerdekorirung ist sie geeignet, indem die Rispen zur ge- hörigen Zeit geschnitten. sich völlig erhal- ten, silberfarbig — auch zu Winterbouquets ist diese Arundo empfehlenswerth. (301). 6) Bambusa viridi-glaucescens verdient alle Beachtung, nicht allein als Zierpflanze, sondern auch in landwirthschaftlicher und industrieller Beziehung; — sie eignet sich zu Befestigung von Erddämmen, Böschungen, die unterirdischen Schösslinge erreichen in einem einzigen Jahre schon eine Länge von 4 Meter; — sie eignet sich auch als Rohr, indem sie in einem und demselben Jahre eine Höhe von 4 Met. erreicht. (423). 7) Gynerium — eine prachtvolle Zier- pflanze, einzeln auf Rasenplätzen. — Diese Pflanze erzeugt ohne irgend eine Befrucht- ung, ohne irgend eine vorgenommene Kreuz- ung unzählige Varietäten in Form, Farbe und Grösse; Hr. Carriere bezeichnet als die schönsten Formen Souvenir de Louise Carriere mit weiblicher Inflorescenz, schön lebhaft rosa; Pluton dunkelroth oder eigent- lich mehr schwarzroth; Chapeau Chinois, männliche Inflorescenz, schön gelb, sobald sie aus der Scheide herausdringt, dann grau- lich, Panache de Henri IV, weibliche In- florescenz, fleischroth, glänzend, Roi des Roses, von 2 Met. Höhe, männliche Inflores- cens, schön roth. (460). 8) Boussingaultia baselloides, eine krätl- tige rankende Pflanze, welche zu Bekleidung vonMauern sehr empfehlenswerth ist wegen der schönen herzförmigen, glänzend grünen 245 Blätter, besonders wenn man dazwischen einige Ipomaea-Arten pflanzt; das Laub ist dem Insektenfrass nicht ausgesetzt. (358.) 9) Satureja diffusa Boiss., die in der Gegend von Trapezunt wild wächst, ist eine Pflanze, die sich zu Bepflanzung von Bösch- ungen, Hügeln, Glaeis und anderen gegen Mittag liegenden Terrains sehr eignet; sie bereitet sich in kurzer Zeit sehr stark aus und bildet mit ihren zahlreichen Aestchen, schönen grünen Blättern und angenehm duf- tenden Geruch schöne Rasenplätze — die Sat. hortensis und montana werden in Kü- chengärten cultivirt — von letzterer erwähnt Herr Verlot, dass in der Niederung von Vaucluse sie vollständig weisse Blüthen trägt, in höheren Lagen alldort sie stark violette Blumen bringt, wie es auch derFall im Museum zu Paris, (446). 10 Sambucus canadensis ist eine effekt- volle Pflanze — sie ist eine Varietät von Samb. nigra, aber jedenfalls der Typusart vorzuziehen; überdiess ist sie auch remon- tant; die Blumen sind in sehr breiten (manch- mal 35 Cent.) Corymben vertheilt, weiss und geruchvoll. (306). 11) Weigelia arborea grandıflora — eine neue, in Handel gebrachte Varietät von Weigelia, die durch ihre Blüthe und na- mentlich ihre kräftige Tracht den Beinamen arborea verdient. Herr Briot ist noch in Unkenntniss ihres Vaterlandes — bemerkt aber, dass diese Pflanze alle anderen Wei- gelia-Arten in Schönheit und Form der Blüthe übertreffe. (268). 12) Wigandia Vigierii — unterscheidet sich von Wig. macrophylla (mehr unter dem Namen W. Caracasana bekannt, welcher aber einer ganz anderen Pflanze zugehört) und Wig. urens durch ihre 1 Met. grossen Blätter, die unterhalb silberfarbig, oberhalb mit rosafarbigen Rippen bedeckt sind und durch ihre riesige rispenartige Inflorescenz. (269). 13) Gladiolus byzantınus Mill. — wenn auch nur eine Form des Glad. segetum, so ist sie doch mit ihren dunkelrothen Blumen, eine der schönsten Gartenzierden und ver- dient alle Beachtung um so mehr, da sie 246 gegen 6 Wochen vor dem Gl. gandavensis blüht. (278). 14) COlianthns Dampieri — wurde bis jetzt wohl sehr selten zur Blüthe gebracht; sie blühte im Garten der Hrn. Huber et Comp. in Hyeres und man hofft Samen zu erhalten und dadurch eine gewisse Verbrei- tung dieser schönen australischen Pflanze. (3831). 15) Passiflora edulis Sim. — eine schöne rankende Pflanze zur Bekleidung von Mau- Säulen und deren Laub nicht Gefahr läuft, von Insekten angegriffen zu werden; die Früchte sind essbar, (389). 16) Cypripedium concolor Bal. — blühte zum ersten Male im vertlossenen Jahre bei ern, il No 1) Hüttenrauch. Mehr weniger wer- den in der nächsten Nähe von Hüttenwerken die Feld- und Gartenproducte in Folge des Hüttenrauchs alle verdorben, in Folge des- sen die betreffenden Grundbesitzer immer eine gesetzlich bestimmte Entschädigung er- halten oder es wird ihnen die ganze Ernte abgelöst. Der schädliche Einfluss des Hüt- tenrauchs wirkt auf die Pflanzen weniger durch den Gehalt an Metalloxyden, als von der schwefligen Säure. Die Nadelhölzer sind empfindlicher als die Laubhölzer, Pflaumen- bäume mehr als Eichen, am wenigsten em- pfinden die Birnbäume. — Der Hüttenrauch ist bei feuchtem Wetter und Thau verderb- licher als bei heiterem trocknen Wetter und starkem Regen. Arsenige Säure und Zink- oxyd schaden den Pflanzen nichts, wohl aber sind Zink und Kupfersalz schädlich. — Als alleinige Ursache des schädlichen Ein- flusses des vom Hüttenrauch betroffenen Futters auf das Thier, namentlich das Rind- vieh, wird der grössere Gehalt an Schwefel- säure angesehen. (Jahrb. für Berg- und Hüttenmann durch Ergänz.-Bl. Bd. III Nr. 5). (S-r.) | fäden, Narben u. s. w. sind alle gelb. Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Hrn. Barillet Deschamps zu Passy und wurde erst neuestens in Handel gebracht. Der 8—10 Cent. hohe Stengel trägt gewöhnlich nur zwei Blumen — die erste, 8—10 Cent. gross, erscheint an der Mitte des Stengels; das obere Kelchstück ist oval, carmoisinroth punctirt auf gelben Grund und hat einen rinnenförmigen Mediannerv, während das untere Kelchstück deren zwei parallellaufende hat. Die seitlichen Petalen sind ebenfalls car- moisinroth punctirt auf gelbem Grund; das Läppchen ist strohgelb auf der ganzen äus- seren Fläche, der äussere Rand ist mit car- moisinrothen Punkten besäet; Griffel, Staub- (412). (S-r.) tizen. | 2) Triester Gartenbauverein. Wir hatten vor einiger Zeit mitgetheilt, dass die Triester Gartenbau-Gesellschaft von Zeit zu Zeit die in der Stadt Triest und ihrer näch- sten Umgebung befindlichen Gärten durch eigene Commissions-Mitglieder besichtigen lässt. Vor kurzem hatten die Herren Pavani und Tominz die Villa Mirasassi des Herrn Scaramanga besucht, welche 1!/, Stunden von Triest, bei Sessana an der Krainer Poststrasse sich auf terrassenartiger Anhöhe befindet und darüber in dem Gesellschafts- Journal l’amico del campo (Nr. 9—10. 1867) Bericht erstattet. Sehr kostspielige Arbeiten mussten vor- genommen werden, um das nöthige Terrain zu gewinnen — ja es mussten sogar Minen angelegt werden, um den Karstfelsen zu sprengen; es wurden keine Kosten gescheut, um Alles nach Wunsch zu haben und da wo früher fast nackter Felsen war, da er- hebt sich jetzt eine anmuthige Villa mit Gärten, Parks u. s. f. Vor dem Hause ist ein geschmackvoller Blumengarten angelegt, in welchem ein II. reiches aus mehr als 100 Varietäten be- stehendes Assortiment der schönsten Rosen das Auge erfreut; — ausser diesen ziehen in diesem Garten die Aufmerksamkeit auf sich eine sehr schöne Wellinstonia gigantea, ein kräftiges Exemplar von Thuja gigantea, ein Abies Pinsapo, eine Thuja aurea, zwei Deodara-Cedern, eine Cupressus glauca pen- dula, drei Exemplare der Salix napoleonica und endlich eine prachtvolle Pistacia Tere- binthus (im Kübel). Der Obstgarten erhält reichliche Anzahl von Obstbäumen — Mandeln, Mispeln, Apri- kosen, Pfirsiche — welch letztere aber stark an Harzausfluss leiden, wahrscheinlich in Folge allzustarker Düngung des Bodens. Der Weingarten enthält über 170 verschie- dene Reben der vorzüglichsten Tafel- und Weintrauben des Inlands und des Orients. Die Reben sind zu Theil in Pyramiden gezogen, zu je 2—3Stück, 18 Fuss von ein- ander entfernt — diese bringen aber wenige Trauben; — theils sind sie einzeln an Pfäh- le gebunden, in einer Entfernung von 3 Fuss von einander und diese tragen reich- lich; — andere Reben sind Laubenförmig gezogen. — Nach Herrn Scaramanga’s Beobachtung werden die feineren Rebengat- tungen viel eher und mehr von Oidium be- fallen, als andere. Der Park bietet auch manch’ schöne Baumgattungen — Cryptomeria japonica, Liriodendron tulipitera, Paulownia imperialis, Strobus excelsa, Juniperus virginiana, Brous- sonetia papyrifera, Taxus baccata und pyra- midalis u. m. a. Erwähnungsmerth ist eine Gruppe von Pinus austriaca und Abies nigra, die ober einem Wasserlauf stehend, sich eines kräftigen Wuchses erfreuen — zu bedauern, dass Bostrichus Roeliana die frischen Triebe derPinus austriaca sehr stark beschädigt; — Abies americana gedeiht nicht am besten, weil sie zu stark der Sonne ausgesetzt; Larix europaea hingegen, weil sie zu vielim Schatten steht. (S-r.) 3) In den Tagen vom 18.—21. Septbr. findet in Erfurt wiederum eine grössere allgemeine Ausstellung von Gemüse, Obst, Pilanzen, Blumen etc. in dem neuen Tivoli Notizen. 2AT des Vogel’schen Gartens statt. Die Anfor- derungen sind vergleichsweise für Erfurt strenger als sonst, namentlich wird eine sorgfältige Etikettirung der Gemüse gefor- dert, worin man früher ziemlich nachlässig war. Eine besondere Concurrenz ist für Dilettanten eingerichtet worden. J. 4) Eigenthümlichkeiten der Ve- getation im Frühjahr 1868. Der Früh- ling 1868 war in Deutschland ein so heisser, wie Lebenden nicht erinnerlich ist, indem er selbst das Glutjahr 1811 übertroffen hat, Dies bezieht sich jedoch nur auf den Monat Mai und Juni, wo selten Tage vorkamen, wo nicht das Thermometer im Schatten über 20—250 R. zeigte und die Nächte keine Kühlung brachten, denn vorher war die Witterung kühl, ja rauh, so dass hier in Mitteldeutschland die am 20. April angekom- menen Nachtigallen auf nackten Zweigen sangen. Anfang Mai hatte der Buchenwald erst einen grünen Schimmer, und Ende Mai waren Monats- und Remontant-Rosen bereits in voller Blüthe. Birken und Lärchen, wel- che gewöhnlich schon Ende März grün sind, entfalteten ihr Laub zugleich mit den Bu- chen, während die Eichen, welche meist erst nach dem 20. Mai ausschlagen, eben- falls früher kamen. Kirschen und Schlehen, sonst oft im März blühend, blühten mit den Birnen. Frühlings- und Sommerblumen blühten diesmal zusammen. So Paeonia chinensis mit P. offieinalis, tenuifolia, Nidus avis und andern frühen Arten. Philadelphus coronarius, sonst eine Blume des Juni, blühte mit Cytisus Laburnum und Syringa zugleich, desgleichen Sambucus nigra. Ro- binia Pseudo-Acacia blühte gleichfalls schon vor Ende Mai, und es blühten, obschon das Vorjahr nicht heiss war, selbst kleine Bäu- me. Bereits sind in unsrer (eigentlich etwas rauhen) Gebirgsgegend die Frühkirschen (heut am 22. Juni) vorüber, die Johannis- beeren reif. Die Heuernte war bis Mitte Juni meist vollendet, während sie sonst vor dem 24. selten beginnt und sich in den Juli hineinzieht. Aepfel haben bereits einige Zoll Durchmesser. — Für den Gärtner war die vergangene Zeit eine schreckliche, mit 248 den grössten Anstrengungen verknüpfte, und es wird Niemand das Jahr 1868 vergessen, denn zugleich mit tropischer Hitze herrschte die grösste Trockenheit. Während die im freien Lande festgewurzelten Pflanzen mit bewunderungswürdiger Ueppigkeit wuchsen und blühten, verdarben die frisch gepflanz- ten und versengten, die aus den Glashäusern gebrachten, selbst, wenn sie Tage lang im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. er Schatten allmählich an den Stand im Freien gewöhnt waren. Azalea indica, wochenlang an Sonne und Luft gewöhnt, versengten an einem Tage. Alle Arbeiten blieben Wochen lang zurück, weil das Begiessen alle Kräfte in Anspruch nahm, und während die Natur einen Monat vor war, blieb der geplagte Gärtner einen Monat zurück, also zwei Mo- nate Unterschied! d. IV. Neue französische Bücher über Gar- tenbau. Die Buchhandlung von J. Rothschild in Paris (Rue Saint-Andre-des-Arts 43) hat in neuerer Zeit eine Anzahl von Schriften über Gartenbau und Gartenkunst publizirt, welche im hohen Grade die Aufmerksamkeit und Beachtung unsrer Leser verdienen. Wir wollen daher dieselben einer kurzen Be- sprechung unterziehen, wobei mir jedoch von den zugleich botanischen, forstlichen und landwirthschaitlichen ganz absehen, obschon sie auch dem Gärtner manches In- teressante bieten und Gartenbaugegenstände enthalten. 1) Les Promenades des Paris, Bois de Boulogne et de Vincennes, Parcs, Squares, Boulevards. par. A. Alphand etc., wovon’die zwei ersten Lie- ferungen erschienen sind, muss als wichtig- stes Werk zuerst genannt werden. Es ist wichtig in doppelter Beziehung: wegen der Bedeutung des Stoffes, zweitens wegen der Grösse und Bedeutung des Werkes. Die verschönernden Gartenanlagen der Stadt Paris und die Parke des Bois de Boulogne und des etwas entfernteren Vincennes, wel- che durch das Machtgebot des Kaisers Na- poleon III. und des Seine-Präfeeten Haus- mann entstanden sind, werden von der übrigen gebildeten Welt als Muster ange- staunt, und machen bei den Parisern und Literatur den öfteren Besuchern dieser Stadt um so mehr Aufsehen, als Paris bekanntlich in dieser Hinsicht sehr zurückgeblieben war, sogar hinter den Mittelstädten Deutschlands und Englands. Was den Geschmack dieser Anlagen vom künstlerischen Standpunkte anbelangt, so haben wir uns immer zu der im vorigen Winter in diesen Blättern von einem Schweizer unumwunden ausgespro- chenen Ansicht bekannt, dass dieser Ge- schmack in manchen Anlagen noch ein sehr kindlicher ist, und zeigt, dass es noch nicht lange her ist, seitdem die Franzosen ange- fangen haben, sich mit Landschaftsgarten- kunst zu beschäftigen. Indessen — sie ha- ben angefangen und so Grossartiges und Viel in kurzer Zeit geschaffen, wie vorher noch nie in gleicher Zeit und an einer Stelle geschaffen worden ist, DerZauber, welchen dies bewirkte, war das Geld, da nie nach dem Aufwand gefragt wurde, und eine vor- treffliche einheitliche Leitung. Wenn nun ein Buch beschreibt, und in Abbildungen darstellt, wie diese Anlagen entstanden sind, wie man esanfing, wie Schwierigkeiten über- wunden wurden, wie jedes Einzelne einge- richtet ist, wie die Anlagen bepflanzt und erhalten werden und tausend andre einschla- gende Dinge, so muss es von höchster Wichtigkeit sein für Alle, welche sich für Gartenanlagen und Städteverschönerung in- teressiren, noch mehr für Solche, welche selbst Anlagen machen oder zu machen ge- eh LosusLE- 87004 SAUBERE a k k cE NEE 2 er ge m nl IV, Literatur. denken. Sind die Pariser Anlagen, sowie sie in das landschaftliche Gebiet streifen, auch keine Muster für den Künstler, so sind sie doch sämmtlich wirkliche Muster in der technischen Ausführung und Unterhaltung. Kurz die Pariser Anlagen und die beiden daran stossenden Parke sind eine ausser- ordentliche , ja einzig dastehende Schule in diesem Zweige der Gartenkunst. Gewiss hat auch jeder Gärtner mit Verlangen danach gestrebt, diese berühmten Anlagen zu sehen, und mancher derselben, sowie mancher bei Anlagen betheiligte Nichtgärtner hat viel- leicht die vorjährige Ausstellung hauptsäch- lich dieser Anlagen wegen besucht. Ob ihnen diese Anschauung viel geholfen, ist zweifelhaft, denn dieEile, mit welcher Paris aus verschiedenen Gründen durchflogen wer- den musste, gestattete kein tiefes Eingehen in die Sache. Ja, wir behaupten, dass das Studium des angezeigten Buches von Al- phand erst im Stande ist, die Sache ver- ständlich zu machen, und dass es mehr nützt, als ein Besuch der Pariser Anlagen selbst. Wer Gartenanlagen und Landschaften begreifen gelernt hat, wird nach den bild- lichen Darstellungen des Herrn Hochereau und der Beschreibung des Herrn Alphand sicher ein richtiges Bild in sich aufnehmen. Der Verfasser dieses Werkes ist der erste Ingenieur der Brücken und Strassen, der öffentlichen Wege und Promenaden der Stadt Paris, ausser seinen Gartenanlagen bekannt durch seine vorübergehenden zau- berhaften Dekorationen bei Festlichkeiten, Schöpfer feenhafter Säle und Zaubergärten für eine Ballnacht, der Ausstellungsgärten, kurz ein verschönerndes Genie, vom Glück an den rechten Platz gestellt. Die Zeich- nungen sind vom Architekten und Prome- naden -Inspector in Paris H. Hochereau. Beide hatten also Alles in den Händen und von Allem die genaueste Kenntniss, was zu einem solchen Werke nöthig war. Die Ab- bildungen sind theils Farbendruck, theils Stahlstich, zum grossen Theil Holzschnitt, alles in bester Ausführung. Das Werk er- scheint in Grossfolio (27 hoch, 19“ breit), in brillanter Ausstattung lieferungsweise und wird 3—400 Seiten umfassen. Jede Lie- 249 ferung besteht aus Abbildungen in Farben- druck, Stahlstich und Holzschnitt, sowie 4 Seiten Text, im brillantesten Druck, und kostet 5 Franken (1 Thlr. 10 Gr.), eine Lu- xusausgabe auf holländischem Papier 10 Fr. Die vorliegenden zwei ersten Lieferungen enthalten 1) den Plan des „Square des Ba- tignolles am Ost-Bahnhofe, 2) eine land- schaftliche Ansicht des See’s und des gros- sen Wasserfalles im Bois de Boulogne, 3) den Eingang zu diesem Park bei Neuilly (Porte de Neuilly), 4) die in Farbendruck dargestellte prächtige neue Blattpflanze Wi- gandia Vigierii. Nr.1 ist Grundplan, kommt aber, auch in der Vogelperspective darge- stellt, nochmals vor. Die Wegverbindung, welche so viele Schwierigkeiten auf Plätzen bietet, wo ein starker Durchgangsverkehr von allen Seiten, ist hier sehr glück- lich gelöst. Dagegen ist das Wasser (ein kleiner See mit Bach) abscheulich (wie eine Branntweinblase und ohne jede natürliche Ausbuchtung), und die Gehölzgruppen sind, weil überall von Blumen umpflanzt, wie in allen Stadt-Platz-Anlagen von Paris recht steif (meist eiförmig und halbmondförmig). Eine Profilzeichnung zeigt die Pflanzungs- linien. Nr. 2 der Wasserfall ist ein wirk- lich schönes Landschaftsbild, und bekanntlich ist diese Wasserparthie in ihrer treuen Nach- ahmung einer wilden Naturscene äusserst gelungen. Diese Anlage, sowie die noch grossartigere Felsenwildniss im Buttes Chau- mont liefert den, Beweis, dass Herr Al- phand die Natur verstanden hat, und es vielleicht nicht an ihm liegt, wenn die Pflanzung in seinen Anlagen oft widerna- türlich und steif ist. Nr. 5 ist eine archi- tektonische Zeichnung und stellt die zier- lichen Thorgebäude im Ganzen und Detail dar. Nr. 4 Wigandia Vigierii ist ein Muster von farbiger Darstellung. Das Bild ist 17 Zoll hoch und die einzelnen Blätter der Prachtpflanze sind 6 Zoll lang. Der Text beginnt mit dem Boulogner Wald (Bois de Boulogne), der zuerst in’s Leben gerufenen Parkanlage zwischen Paris und der nächsten Krümmung der Seine, be- schreibt den früheren Zustand (niedriger Eichenbuschwald und Haide mit einzelnen 250 Villen und Gärten) und was daraus gewor- den ist, mit allen Einzelnheiten und Ein- richtungen z. B. zum Herbeischaffen des Wassers Maschinen, Leitungen, Kosten, Bo- denarbeiten (mit eingedruckten technischen Abbildungen) u. s. w. Diese Anlage um- fasst über 3000 preussische Morgen und hat 58,000 Meter breite Fahrwege, 11,800 Meter Reitwege und 25,162 Meter Fusswege. Das ganze Werk wird folgende Abbil- dungen enthalten: Erstens einen grossen Plan von Paris mit sämmtlichen Gartenan- lagen. Aus dem Bois de Boulogne: 1) alter Zustand; 2) gegenwärtige Anlage, mit An- gabe der Wasservertheilung und Bepilanz- ung; 3) 5 Ansichten von Longchamps (be- kannte Fahr-, Renn- und Reitanlagen) ; 4) die Seen mit Inseln, Gebäuden ete. 5) Pre Catelan, mit Restaurationen u. s. w.; 6) Ab- bildung von Gittern, Bänken, Candelabern, Thoren, Balustraden ete.; 7) Gebäude aller Art; 8) die Glashäuser der Stadtgärtnerei mit allen Details, 9) die Eisbehälter. Sämmt- lich in Stahlstich ausgeführt. Ausserdem werden noch 6 pittoreske Ansichten in Holz- schnitt, (wie das Bild der Wasserfälle) auf besondere Blätter gedruckt, das Werk zie- ren; während die zahlreichen Holzschnitte im Text allemöglichen Abbildungen bis auf die gebrauchten Maschinen und Werkzeuge, De- tailzeichnungen, Nivellements, Baumgruppen und eine Menge landschaftlicher Ansichten bringen. In derselben Weise werden die übrigen Parke, Plätze, Boulevards u. 3. w. behandelt, als: Der Park von Vincennes (Bois de Vincennes), les Buttes Chaumont, Park von Monceaux, Champs-Elysees, der Garten am Palais Luxembourg, der Troca- de; von Squares oder Plätzen: Batroignol- les, Belleville, Louis XVI., Laborde, Vinti- mille, De la Trinite, Louvois, Montholon, Du Temple, Des Arts et Metiers, Place Ro- yale, De l’Ecole Polytechnique, Des Mena- ges, Des Innocents, De la Tour-St.-Jacques, Du Chätelet, De Sainte-Clotilde, Des Inva- lides, De Montrouge, De Grenelle. Von die- sen 20 Plätzen werden die Grundpläne und perspectivischen Ansichten gegeben und die verschiedenen Eisenumfriedungen, Pavillons, Bänke etc. abgebildet. Endlich wird dem ee Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Werke ein sehr genauer Plan der Ausstel- lungsgärten von 1867 beigefügt, desgleichen von den vorzüglichsten Boulevards und Friedhöfen. | Wenn man bedenkt, dass die Pariser Gartenanlagen im engsten Zusammenhange mit dem Umbau und derLüftung des alten, engen Paris stehen, so wird man begreifen, dass dieses Werk nicht nur für Gärtner, Stadtvorstände, Architekten und Ingenieure von Werth ist, sondern auch für Alle, wel- che sich für grosse Stadtverschönerungen und den Ausbau grosser Städte interessiren. Für den Gärtner hat das Werk noch einen besonderen Werk durch die Angabe, wie die Anlagen bepflanzt worden sind, durch die Beschreibung der Bewässerungs- einrichtung, der Verpflanzmaschinen für grosse Bäume, endlich durch eine vollstän- dige Aufzählung aller zur Zierde verwen- deten Pflanzen und deren Zusammenstel- lung. Dass in allen diesen Dingen Ausser- ordentliches und Ungewöhnliches geleistet worden ist, wurde bereits in Zeitschriften angedeutet. Wok 2) Les Plantes ä Feuillage color& ete. pour la decoration des parcs, jardins, serres et appartements. II. Vol. Paris 1867. J. Rothschild. Die Pflanzen mit farbigen Blät- tern haben in der modernen Gartendeko- ration eine solche Bedeutung erlangt, wie die schönsten Blüthenpflanzen, und es sind sogar viele beliebte Zimmerpflanzen gewor- den. Das genannte Werk (deutsch: „die Pflanzen mitfarbigen Blättern, Samm- lung der schönsten, beachtenswerthesten Species, welche zur Ausschmückung der Parks, Gärten, Glashäuser und Zimmer die- nen“) bringt farbige, wohlgelungene Abbil- dungen der schönsten bekannten Blattpflan- zen mit anders als grün gefärbten Blättern, theils einzelne Pllanzentheile in Lebensgrösse oder etwas verkleinert, theils die ganze in ornamentalen Gefässen stehende Pflanze dar- stellend. Das Werk ist miteiner Abhandlung von Charles Naudin eingeführt, und für Alle eine höchst willkommene Gabe, welche diese Pflanzen kennen lernen oder sich über ihre Cultur und Verwendung genau belehren IV. Literatur. wollen. Für die Bibliothek des gebildeten Gärtners und des Blumenfreundes ist das Buch ein wahrer Schmuck, denn die farbi- gen Abbildungen sind bei aller Naturwahr- heit wirkliche Prachtstücke. Die Beschrei- bung und Culturangabe ist treu und kurz gehalten, und es gehören zu jeder Tafel Abbildung 2 Seiten Text. Das Werk be- steht gegenwärtig aus zwei Theilen, wovon der erste 60 farbige und 60 schwarze Bil- der, der zweite 12 desgleichen enthält. Der erste Theil kostet 25 Frank, der zweite 6 Fr., so dass also jede Pflanze (2 Bilder) mit Text nur !/, Franken kostet. Fort- setzungen werden folgen, sowie neue be- deutende Pflanzen es nöthig machen. Der Farbendruck der Bilder ist so gelungen, dass wirklich nichts zu wünschen übrig bleibt. Der neueste zweite Theil enthält: Coleus Verschaffelti, Caladium mirabile, 4 bunte Pelargonium zonale, Dracaena termi- nalis var. strieta, Begonia daedalea, Saxi- fraga Fortunei var. tricolor, Maranta roseo- pieta, Lonicera brachypoda var. aureo-reti- ceulata, Dieffenbachia Baraquiniana, Eranthe- mum (Hypoestes) sanguinolentum, Gymno- stachyum Verschaffelti, Musa vittata. J. 3) Les Foug£res, choix des especes les plus remarquables pour la decoration des serres, parcs, jardins et salons etc. par Aug. Riviere (jardinier en chef du Luxembourg), E. Andre& (jard. prin- cipale de la ville de Paris) et E. Roye, (Vice-Secretaire de la Societ& botanique de France etc. Herausgeber J. Roth- schild, Paris 1867. Die Farnkräuter oder Farne sind von jeher Lieblinge der wahren Pflanzen- freunde gewesen, und man wird ihnen treu bleiben, wenn die Mode der buntblätterigen Pflanzen längst verschwunden ist. Aus die- sem Grunde ist ein Werk, welches bei aller botanischen Genauigkeit die Bedürfnisse des Gärtners und Pflanzenfreundes eingehend berücksichtigt, eine höchst willkommene Erscheinung im wahrsten Sinne des Wortes, und verdient die beste Empfehlung. Das angezeigte Werk, welches sich in seiner 251 Einrichtung und Ausstattung ganz dem be- sprochenen über buntblätterige Pflanzen an- schliesst, heisst auf deutsch: Die Farne, Auswahl der ausgezeichnetesten Ar- ten zur Decoration der Glashäuser, Gärten, Parks und Salons, und hat zwei der ausgezeichnetesten Gärtner Frank- reichs, sowie einen Botaniker zum Verfasser. Die erste Abtheilung des starken Bandes bespricht den malerischen, ornamentalen Cha- rakter der Farne in der Landschaft mit ei- nem Rückblick auf die Vorwelt; die zweite ihren Werth und Verwendung vom gärtne- rischen Standpunkte, und enthält, neben an- dern Abbildungen, den Grundplan eines hauptsächlich mit Farnen geschmückten Gar- tens; die dritte gibt die sorgfältigste Beleh- rung über die Vermehrung mit wissenschaft- lichen (mikroskopischen) Abbildungen; die vierte beschäftigt sich ausschliesslich mit der Cultur. Der zweite Theil enthält die Abbildung und Beschreibung von 45 Warm- haus-Farnen, 21 Kalthaus-Farnen und 17 Far- nen für das freie Land. Die Farbenbilder — wo es ging in Lebensgrösse — sind meister- haft und erfreuen sogar den Laien; nur wäre zu wünschen, dass einige der Gold und Sil- berfarne ein graues Papier zum Grunde hätten; indem sie auf Weiss nicht genug hervortreten. Schwarze Abbildungen stellen von jeder Art Blättertheile in Lebensgrösse oder den Habitus der Pflanze dar. Ein Ver- zeichniss der Synonymen und ein Glossar der wissenschaftlichen Ausdrücke erleichtert den Gebrauch. Der starke Band kostet nur 30 Fr., im prachtvollen Einband mit Gold- schnitt 35 Fr. — Als zweiter Theil ist zu betrachten das zugleich erschienene Werk über Selaginellen von E. Roye mit 80 Farbenbildern und 127 Holzschnitten, (Preis 30 Fr.), ebenfalls für Gärtner und Dilettan- ten berechnet. J. 4) Les Coniferes indigenes et exotiques traite pratique des Arbres verts ou re- sineux etc. par C. de Kirwan. Paris 1867. J. Rothschild. 2 Bände. Ein Werk über die beliebten Coniferen, welches, Classification, Beschreibung, Stand- ort, Cultur zum Nutzen und zur Zierde, 252 Verwendung u. 8. w. enthält, verdient und findet einen grossen Leserkreis, und wenn wir in Rechnung bringen, was seit einigen Jahrzehnten in Frankreich für Akklimatisa- tion dafür gethan worden ist, welche zahl- reichen Pflanzenversuche allein bei den Pa- riser Anlagen gemacht worden sind, so dür- fen wir annehmen, dass ein solches Buch vieles Neue, Nützliche enthält, deshalb recht wohl neben schon vorhandenen über den- selben Gegenstand einen Platz verdient. Der billige Preis von 5 Franks für 2 Bänd- chen von je über 300 Seiten, mit 106 Holz- schnitten wird besonders zur Benutzung veranlassen, sofern einige Kenntniss der Sprache dies möglich macht. Der Verfasser ist Kaiserl. Forstinspeetor und hat überall, wo es möglich ist, die Cultur im Grossen im Auge. Die Abtheilungen I—IV behan- deln Cultur, Nomenclatur u. s. w. Den übrigen Raum nimmt die Be- schreibung und Abbildung der Coniferen ein. Die Anordnung ist natürlich-systema- tisch. Ein Register erleichtert das Aufsu- chen, sowie eine Tabelle der Synonymen den Gebrauch. Den Schluss bildet ein nur für den Forstmann und Grundbesitzer be- rechnetes Kapitel über die Bäume dieser Familie, welche Harz liefern. Die Abbildun- gen stellen, mit Ausnahme des Verfahrens beim Verpflanzen grosser Coniferen in den Anlagen von Paris, beschrieben von Andr&, Pflanzentheile (Zweige und Früchte), sowie einige Coniferen in der Ausbildung dar. T. Allgemeines, 5) Les Destructeurs des arbres d’alignement, par Dr. Euge£ne Robert. III. edition, Paris, Rothschild 1867. Viele Leser werden sich erinnern, ge- lesen zu haben, dass die Alleebäume der Stadt Paris und der Umgebung vielfach in ihren Holz- und Rindentheilen so von In- sekten angegriffen waren, dass ihr Eingehen in Masse zu fürchten stand und wirklich eintrat, und dass man auf ausserordent- liche Mittel denken musste, diesen Verwü- stungen Einhalt zu thun. Der Verfasser, Inspektor der Pflanzun- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gen der Stadt Paris, hat sich die Aufgabe gestellt, diese Baumverwüster genau zu erforschen, und legt die Resultate seiner vieljährigen Beobachtung und Gegenthätig- keit in dem genannten kleinen Buche nie- der. Zugleich gibt er alle versuchten Ge- genmittel an, sowie das Verfahren, die Bäume zu verjüngen und schnell zu ersetzen. Wenn der Verfasser auch nur die Allee- bäume im Auge hat, so braucht doch kaum erwähnt zu werden, dass Park- und Wald- bäume ebenfalls durch die Verwüstungen der Rinden- und Holz-Insekten leiden und mithin sich die Belehrung auch auf diese bezieht. So viele Bücher über schädliche Insekten es auch gibt, so haben wir doch in der That kein einziges, welches ausführ- bare Gegenmittel angibt. Herr Robert be- gann seine Versuche schon 1847, und hatte die Freude, zahlreiche Bäume, welche be- reits aufgegeben waren, geheilt zu sehen. Zur Erläuterung dienen 15 Holzschnitte und zahlreiche Abbildungen auf 4 Steindruckta- feln, meist Baumstämme mit den Insekten und ihren Verwüstungen darstellend. Ein Anhang behandelt die „vegetabilische Chi- rurgie‘‘, eine sozusagen von Herrn Robert neu geschaffene Wissenschaft, deren Stu- dium jedem Gärtner und Forstmann zu em- pfehlen ist. d. 6) L’Elagage des arbres, par le Comte de Cars. 6. Auflage, Paris, Rothschild 1868. Ein kleines, für den Gärtner sehr nütz- liches Buch, wenn er die Lehren, welche darin für die Baumzucht im Grossen gege- ben werden, in seinem Wirkungskreise zur Anwendung bringt. Der Verfasser hat die wunderliche Idee, die Wälder könnten und müssten viel nutzbarer werden, wenn sie einer wirklichen Cultur unterworfen, fortwährend im Schnitt gehalten würden. Dies ist nicht zu bezweifeln, wenn nur die Möglichkeit vorhanden wäre und die Arbeit nicht theurer käme, als der Nutzen. Aber was der Forstmann nicht anwenden kann, sollte der Gärtner aufnehmen, und wenn er auch einen anderen Standpunkt einnimmt, als der Verfasser, indem seine Ansichten iR IV. Literatur. von der Baumschönheit 'ganz andre sein müssen, so gibt doch das Buch, besonders in seinen vielen sorgfältigen Abbildungen, so viele nützliche Lehren über das Aus- schneiden der Bäume und Holzbildung, dass man es füglich eine Theorie des Aus- putzens und Schneidens grosser Bäume nennen kann. Als solche sei sie dem Leser bestens empfohlen. J. 7) Les Plantes ä feuillage ornamen- tal, von Andr& (Öbergärtner der Stadt Paris. Paris, im Verlag von J. Rothschild. Ed. Andre’s Buch über Blattpflan- zen ist zwar auch in Deutschland schon ziemlich bekannt, denn wir finden die Ab- bildungen daraus in den Catalogen verschie- dener Handelsgärtner benutzt, verdient aber immer noch, die Aufmerksamkeit der Gärt- ner und Gartenbesitzer darauf zu lenken, da wir noch kein Deutsches Werk über Blatt- zierpflanzen haben, obschon wir dieselben zur Dekoration im Freien 20 Jahre früher als die Franzosen angewendet haben. Be- kanntlich werden in den Anlagen der Stadt Paris so ziemlich alle derartigen Pflanzen von nur einigermassen dekorativem Werth angepflanzt, und aus diesem Grunde ist das Buch besonders vollständig. Wir möchten aber bei dieser Gelegenheit warnen, die Gärten nicht mit solchen Pflanzen zu über- füllen, wie es leider häufig geschieht, denn die eigentlichen Blumen müssen nicht nur vorherrschen, sondern sogar in einem Ver- hältniss wie 5 zu 1, je nach der Art der 253 Gärten. Man begnüge sich mit einigen der schönsten Blattpflanzen, ecultivire sie aber möglichst vollkommen. J. 8) La Vigne dans le Bordelais, par Aug. Petit-Lafitte (Paris 1868, Ver- lag von J. Rothschild). Ein Buch, welches speziell den Wein- bau behandelt, liegt zwar dem grössern Leserkreis dieser Blätter nicht nahe genug, um eingehend besprochen werden zu kön- nen, verdient aber dennoch eine kurze Erwähnung. Noch mehr werden wir be- stimmt durch den Umstand, dass der Wein- bau des Bordelais, d.h. des Landes Bordeaux zu dem ersten der Welt gehört und in der Production von Rothwein be- kanntlich den allerersten Rang einnimmt. Die Rothwein bauenden ÖOenologen und Traubenzüchter des südlichen Deutschland, der Schweiz, Tirols, Oesterreichs und Un- garns dürften in der Gegenwart, wo der Verkauf von Rothwein so ungeheuer zuge- nommen hat, und durch günstigere Handels- und Verkehrsverhältnisse auch die sonst vom grossen Markte ziemlich ausgeschlosse- nen Weingegenden Gelegenheit zu bessern Absatz haben, ganz besondere Veranlassung haben, ein Buch zu studiren, welches die Production des Bordeaux-Weins mit grösster Gründlichkeit bespricht. Der 692 Seiten zählende Text ist durch 75 instructive Ab- bildungen in Holzschnitt erläutert. Der Ver- fasser ist seit 30 Jahren Lehrer des Wein- baues im Departement der Gironde. J. V. Neuestes. 1) Internationale Ausstellung und Congress von Botanikern und Gar- tenfreunden vom 17. bis zum 31. Mai 1868 in St, Petersburg. Die Programme mit den ausgestellten Prämien sind versendet worden. Blumen- ‘ freunde und Botaniker, die sich für diese Ausstellung oder den Congress interessiren und denen kein Programm zugesendet wor- den sein sollte, können solches erhalten: Durch die Verlagshandlung der Garten- flora. Von Prof. C. Koch in Berlin und vom Garteninspektor Gärdt in Moabit bei Ber- lin. 254 Von Prof. ©. Morren in Lüttich. Von J. Linden, Etablissement horticole in Brüssel. Von Ambr. Verschaffelt, etablissement horticole & Gand. Von Carriere, Redacteur der Revue horticole in Paris. Von Masters, Redactor des Gardeners Chronicle in London. 2) Das Comit& der Internationalen Aus- stellung in London macht bekannt, dass die Ausstellung einen Reinertrag von 2850 Liv. St. geliefert hat. Davon sind 1000 Liv. St. dem Gardeners Benevolent Institutions über- geben worden. Der Rest von 1850 Liv. St. soll zum Ankauf von Büchern über Garten- bau und Botanik verwendet werden, welche den Stamm zu einer Bibliothek bilden sol- len, zur Benutzung für Mitglieder der Royal Hortieultural Society und andern den Gar- tenbau studirenden Individien. Diese Bibliothek wird der Horticultural Society übergeben und erhält den Namen: „Lindley Library“ theils als Andenken an diesen hochverdienten Mann, — theils weil ein Theil der Bibliothek des Herrn Lindley zu diesem Zwecke angekauft wer- den soll. — 3) Petersburg den 10. Juli. Nachdem Petersburg den kältesten Winter seit mehr als 50 Jahren überstanden, in dem alte Aepfelbäume, Stachelbeeren, platanoides, Aesculus Hippocastanum, Evo- nymus europaeus, alle Fraxinus, alle Phila- delphus, alle Syringen, theils oder weniger stark gelitten, theils bis zum Schnee abgefroren, theils ganz erfroren, — ist die- sem Winter ein wahrhaft tropischer Sommer gefolgt. Kein Regen, bei allen Windrich- tungen, stets glühende Sonne, + 25° R. im Schatten. So ist dem einem Extrem das andere gefolgt. (E. R.). grosse Acer mehr 4) Die Blumen-Ausstellung in Wien. Die diessjährige Frühjahrs-Ausstel- lungwurde von57 Ausstellern mit1816 Pflanzen beschickt; — wir erwähnen mit Vergnügen, dass dieselbe unverkennbare Fortschritte in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Kunst der Dekoration zeigte. — Der Mittelsaal im neuen Gebäude der k. k. Gar- tenbau-Gesellschaft gewährte ein prächtiges Bild; rechts von der Thüre eine Palmen- gruppe aus dem Fürstlich Schönborn- schen Garten; links eine Gruppe grösserer Dekorationspflanzen der Gesellschaft selbst; gerade aus drei Blumenstücke hintereinander mit allmälig steigendem Niveau und in Aus- dehnunganwachsend; die Seitenwände gröss- tentheils mit grün ausgestattet; die Rundung von einem schönen Blummenteppich bedeckt. Im ersten Beete waren Cinerarien, Calceo- larien und Violen; im zweiten Rhododen- dron, Azaleen, Eriken und andere Pflanzen mittlerer Grösse mit einigen einzelnen hoch- stämmigen symmetrisch vermengt, das dritte Beet war mit fast lauter seltenen Pflanzen, aus dem Hofgarten, bedeckt, wie: Lilium giganteum, den schlanken Schaft mit grossen blassgelber Blüthen hoch emporhebend, Te- lopea speciosissima im reichsten Blüthen- schmucke, Coccoloba pubescens mit colos- salen schirmförmigen Blättern, Brownea erecta mit reifen Fruchtbüscheln, die gross- blätterigen Cyanophyllum magnificum und Sphaerogyne latifolia, die Banksia spinulosa mit grossen Früchten, Medinilla magnifiea, Musa Ensete *) u. m. a. — Unter den die Seitenwände dekorirenden Pflanzen erregte besonders allgemeines Interesse ein schönes zum ersten Mal mit Frucht ausgestelltes Exemplar von Dion edule. In den Seitensälen begegnete man man- chen seltenen und interessanten Pflanzen- arten, wie Dracaena Dasylirion, welche in Wien in 20 Jahren erst dreimal zur Blüthe gelangte (vor 10 Jahren blühte das weib- liche, heuer das männliche Exemplar), Ce- ratozamia mexicana und Coffea arabica mit Früchten beladen, Zamia lanuginosa durch die eigenthümliche weissliche Behaarung der einzelnen Wedel auffallend, eine Chamaerops sp. n. durch sehr schmale Fiedern der fä- *) Herr Michaud in Dijon besitzt eine Musa Ensete mit 5 Meter langen und 1.50 Met. breiten Blättern, (Rev. hort. 1868 p. 163. V. Neuestes, cherförmigen Blätter ausgezeichnet, Echites rubro-venosa eine mit sehr zierlicher Bil- dung der. Blätter ausgezeichnete Schling- pflauze, Eranthemum igneum durch die schön roth geaderten Blätter bemerkenswerth, Rho- dodendron Veitchii, welches sich durch ei- genthümliche Blätter und weisse trichterför- mige, fein duftende, in reichen Dolden ste- hende Blüthen auszeichnet und sich von dem Rh. Veitchianum verschieden zeigt, Co- leus Veitchi durch schön gezeichnete Blätter bemerkenswerth. Sedum atropurpureum aus Mexico, welches aber wahrscheinlich zu Echeveria atropurpurea gehören dürlte, One- ospermum Van Houtteanum, die vielleicht mit Areca speciosa zusammenfallen dürfte, eine Lomaria cycadilolia mit S. magellanica identisch; dann eine Collection ächt aus Originalsamen gezogener seltener Nadelhöl- zer wie Pinus Maximowiczii, Alcoquiana, Tsuga, japonica, leucodermis, Phyllocladus trichomanoides, ferner, Eckebergia capen- sis, Dracaena Veitchii, Dibrachon peltatum ‚durch seine Blattform auffallend, Cantua de- pendens auf C. pyrifolia veredelt und in seltener Blüthenfülle, Aucuba japonica mit scharlachrothen Früchten u. s. f. u.s. f.; von hohem Interesse war ein Miniaturfelsen kaum grösser als ein Tafelaufsatz (weniger als 1 Quadr.-Schuh), mit mehr als 60 Arten der niedlichsten weissblühenden Alpenpflänz- chen; dann Collcetionen von Azaleen, Üa- mellien, Rosen, von künstlich befruchteter Viola tricolor u. s. f. u. s.f. — Alle Auf- merksamkeit lenkte auf sich ein Bouquet künstlicher Blumen von der Gräfin v. Bau- dissin aus chinesischem Papier höchst ge- schmack- und kunstvoll angefertigt. Von den ausgeschriebenen 95 Medaillen und 30 Geldpreisen wurden votirt 75 Me- daillen (1 goldene, 27 Vermeil, 32 grosse und 16 kleine silberne) und 18 Anerken- nungsdiplome 1. und 2. Classe *) (heuer zum *) Die Vertheilung der Preise wurde am 98. Mai in Gegenwart des Protectors der Gesellschaft, Sr. Kais. Hoheit Erz- herzog Karl Ludwig und des Acker- 255 ersten Male in Anwendung gekommen); — die goldene Medaille erhielt Ludwig Abel für seine Collection und seltener Pflanzen, Benseler für Agaven, Begonien und Myrthaceen, Vetter für Telopea, Le- semann für Cantua u. s. f. Der Kaiser- preis in 50 Ducaten bestehend, wurde zu gleichen Hälften dem fürstl. Liechtenstein- schen Obergärtner Ed. Pohle, und dem gräfl. Schönborn’schen Obergärtner Joh. Döller zuerkannt und zwar in Anbetracht ihrer Verdienste um die Hebung des Gar- tenbaues in Oesterreich durch Einführung und Verbreitung vervoilkommter Culturme- thoden, durch Heranbildung tüchtiger und vielseitig geschulter Gärtner, so wie auch in Anbetracht ihres treuen und unerschüt- terlichen Festhaltens an die Gesellschaft in guten und schlimmen Tagen und wegen Betheiligung an deren jährlichen Ausstel- lungen u. 8. w. Unter den ausgestellten Obst- und Ge- müsesorten sind zu erwähnen insbesondere die Früchte der Sagopalme (Oycas revoluta) aus dem fürstl. Salın’schen Garten, gut conservirtes und getriebenes Obst, Erdbeeren, Bohnen, Schwämme u. dgl. m. Topfobst- bäume prangten in vollster Blüthe. In Bezug auf die industrielle Abtheilung dieser Ausstellung sind die Gartenmeublen von Rigl und Comp. und von Kit- schelt zu bemerken. Die Meublen der er- steren Firma mit Drahtsitzen versehen und zum Zusammenlegen zeichnen sich durch Eleganz, Bequemlichkeit und Dauerhaftigkeit aus, besonders zog ein Commodesessel alle Aufmerksamkeit auf sich mit rohrartig an- neuer bauministers Graf Potocky vorge- nommen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Rechenschafts-Bericht von 1867 vorgelegt, aus welchem hervor- geht, dass die Einnahmen mit dem Cassarest von 1866 von 53 fl = 58,737 il. betrugen und die Ausgaben — 58,144 fl.; die Gesellschaft 396 Mitglieder zählt, die Bibliothek 516 Bände besitzt. 256 gefertigten Drahtgeflechte und zum Zusam- menlegen. — Die Meubel, Zelte, Brunnen- figuren aus Metall aus der Kitschelt’schen Fabrik sind durch ihren Geschmack, seltene Sauberkeit der Ausführung und ihre Wohl- feilheit hervorragend. — Die Garten- und Salon-Springbrunnen von L. Klutzenko in Graz boten höchst elegante Formen und *) „Der Gartenfreund“ — aus welchem wir mehrere oberwähnte Daten entnommen haben, bringt eine ausführliche Schilde- rung der Frühjahrs-Ausstellung der k. k. Gartenbau-Gesellschaft. „Der Gartenfreund‘ ist die neue von dieser Gesellschaft herausgegebene Zeit- schritt, und wir begrüssen mit grossem Vergnügen das Erscheinen derselben; wenn selbe jetzt auch noch in sehr kargem Maasse gegeben ist, so können wir doch mit Zuversicht entgegensehen, dass mit Verbesserung der finanziellen Verhältnisse auch die Zeitschrift sich in jeder Richtung der Gesellschaft würdig zeigen wird. — „Der Gartenfreund“ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verschiedene Wasserkunstspiele. Unter den exponirten Aquarien, den vielen Vogelhän- sern, Blumentischen, den colossalen Blech- blumen, den mit Blumen naturalistisch und rohbemalten Glasvasen u. a. dgl. in ihren Farbenzusammenstellungen, chinesischen For- men zeigten wohl viele noch immer einigen Mangel an Geschmackssinn *). S-T. erscheint vierteljährig in 1 Bogen. Die erste Nummer enthält Programm, Con- stituirung der Sectionen der Gesellschaft und einen Aufsatz von A. Heng] über die Zucht des Obstbaums in Töpfen; ein Extrablatt bringt Schilderung der Blumenausstellung. — Das längst ge- fühlte Bedürfniss einer Gartenbauschule dürfte wohl auch baldigst seine Erle- digung finden — es soll eine Garten- bauschule in’s Leben treten, in welcher Botanik und Bodenchemie, theoretischer und praktischer Gartenbau, Arithmetik, Glashaus- und Garten-Architektur, Ge- müse- und Obstbaumzucht gelehrt wer- den soll. S-T. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Tydaea Lindeniana Rgl (Siehe Tafel 589.) Gesneriaceae, T. Lindeniana; caule erecto, fo- lioso, hirsuto; foliis ovatis, basi ro- tundatis, in apicem obtusulum v. sub- acuminatum attenuatis, margine crenatis, utrinque molliter hirtis, olivaceo-viridibus, supra ad nervum medium venasque ar- genteo-pietis; peduneulis axillaribus, soli- tariis v. pluribus, unifloris; corolla in- fundibularis, alba, fauce pulchre viola- cea, tubo brevi, limbo patente, subae- qualiter quinquelobo.. — America tro- pica. Die beistehend abgebildete schöne neue Tydaea ist vom Herrn J, Linden aus dem tropischen Amerika eingeführt. Die Zeichnung ist in dem Etablissement des Herrn Linden gemacht. Zur Unter- suchung stand mir eine getrocknete Blu- me und Blatt zu Gebote. Bei meiner Anwesenheit im Etablissement des Hrn. Linden sah ich blühende Exemplare von | IX, 1868. dieser neuen Prachtpflanze. Form und Zeichnung der Blätter, die unsere Ab- bildung am besten unsern Lesern dar- stellt, sowie die lieblichen in reicher Menge erscheinenden Blumen, geben dieser schönen Pflanze einen ganz be- sondern Reiz, Herr Professor Hanstein, dem Hr. Linden ein getrocknetes Exemplar dieser schönen Pflanze sendete, nannte solche nach Hrn. Linden’s Mitiheilungen, Gloxinia tydaeoides. Tracht, Bil- dung von schuppigen Dauer-Rhizomen, etc. stellen diese Pflanze aber zu Ty- daea, weshalb wir Hanstein’s Namen nicht annehmen konnten. Cultur gleich den andern schönen Tydaea-Arten, von denen ja eine grosse Zahl, gegenwärtig in unsern Gärten ge- zogen wird. (E. R.) 17 258 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bb) Cochliostema odoratissimum Lem. (Siehe Tafel 590.) Commelinesae. C. odoratissimum Lem. Ill. hort. tab. 217. — Toradescantia odoratissima h. Veitch. Wir geben von dieser Pflanze eine Abbildung, nicht blos weil solche eine ganz allgemein empfehlenswerthe Pflanze zur Cultur im Warmhause ist, — son- dern ganz besonders auch, weil sie in der Bildung ihrer Blumen zu den interes- santesten unter allen Commelineen ge- hört, Jede Blume’ besitzt nämlich ähn- lich wie andere Arten dieser Familie, 3 lanzettliche blassviolette Kelchblätter und 3 grosse ovale tiefblaue, am Rande behaarte Blumenblätter, wie dies die geöffneten Blumen der Abbildung in Le- bensgrösse zeigen. Nimmt man Kelch und Blumenblätter fort,’ (Fig. a), so sieht man den mit 'fädlichem Griffel gekrönten Fruchtknoten, umgeben auf der einen Seite von 2 abgestutzten kleinen 'be- haarten Blättehen, welche als fehlge- schlagene Staubfäden zu deuten sind. Gegenüber diesen Staminodien steht ein fruehtbarer 'Staubfaden von höchst ei- genthümlicher Bildung. Derselbe besteht anscheinend aus kurzem gehöhltem Trä- ger und zweifächeriger Anthere,- deren Fächer in''Schnäbel ‘verlängert sind. (Fig. b. ein Staubfaden von vorn, Fig.'e. ein Staubfaden von der Rückseite. 'e. Ein solcher vom Rücken stärker vergrössert). Oefinet man die Fächer, so findet man in jedem Fach 3° spiralförmig' gedrehte Körper, von denen der untere horizon- tal, die beiden obern vertical über dem untern liegen, wie dies Fig. d., ein ge- öffnetes vergrössertes Antherenfach, zeigt. Lemaire deutet diese Körper als Pol- linien. Pollinien können es aber nicht sein, denn sie sind von einer vollkommenen Membran umhüllt, welche letztere sich auf der Kante der Windungen spaltet und den Pollen heraustreten lässt. Die- ser Umstand lässt keine andere Deutung zu, als dass solches Antherenfächer sind, welche eine spiraliggedrehte Form besitzen. Die blau gefärbte Umhüllung dieser spiraligen Antherenfächer, ist also nicht als 2-fächerige Anihere zu deuten, wie dies. Lemaire thut. Es sind dies vielmehr 2 gefärbte Anhängsel des Con- neetivs, welche dütenförmig, ohne jedoch an ihren Rändern zu verwachsen und so eine zweifächerige Scheinanthere bil- den, Jedes der beiden Fächer dieser Scheinanthere ’umschliesst 3 freie An- therenfächer, die spiralig gedreht. Das unterste ' horizontale Antherenfach ist der Verdiekung des Connectivs, die bei- den oberen, vertikalen dagegen, der in- nern Wandung des Anhängsels des Con- nectivs oder des falschen 'Antherenfa- ches angewachsen. Fig. e,' die vergrösserte Ansicht der Scheinanthere vom Rücken, lässt einen mittleren centralen fadenförmigen Körper erblicken, dessen Spitze etwas verbrei- tert und: von Papillen umgeben! Dies ist der eigentliche Träger: ‘und dessen Spitze das Connectiv. Man kann die beiden gefärbten Anhängsel, welche als Scheinfächer ‘je’2 Antherenfächer um- hüllen, leicht fortnehmen, wie dies Fig. f. vergrössert darstellt, und dann I. Originalabhandlungen. bleiben die 2 horizontalliegenden An- therenfächer an dem Connective hän- gen. — Eine schöne Warmhauspflanze, de- ren Vaterland sehr wahrscheinlich Süd- amerika ist. Stengellos, eine Rosette von 1 bis 11j, Fuss langen, ungefähr ‘2 Zoll breiten Blättern von -länglicher ! lockere Rasenerde an. 259 Gestalt, treibend, Färbung der Blätter lebhaft grün, mit rothem Rande. Blu- men in achselständigen Rispen, die viel kürzer als die Blätter. Blühet von Fe- bruar bis Ende April im Warmhaus und gehört zu den sehr empfehlenswerthen Pflanzen. Als Erde wende man eine (E. R.) c) Bubus erataegifolius Bnge. (Siehe Tafel 591.) Rosaceae. Bnge. enum. pl. Ch. borealis in Mem. de Il’Ac. St. Petersb. 1855 (II) p. 98. — Maxim. prim, amur. pag. 99, — Rgl. et Maak fl. uss. pag. 57. tab. 5. — R. crataegifolius; fruticosus, erec- tus, initio molliter puberulus, dein gla- brescens; ramis petiolis foliorum nervis pedicellisque plus minus aculeis recur- vatis armatis; foliis cordatis, trifidis v. plus minus lobulatis dentatisque; lobulis rotundatis v. acutis: lobis acuminatis: dentibus calloso-acuminatis; floribus axil- laribus solitariis terminalibusque subra- cemosis; sepalis lanceolatis, acuminatis, mox recurvis; petalis unguiculatis, obo- vato-spathulatis, undulatis, apice saepe retusis; carpellis subexsuceis glabris. — Ein strauchiger Rubus, derim Armur- und Ussuri-Gebiet, im Norden Chinas und Japans vorkommt, Stengel aufrecht, einige Fuss hoch, wie die ganze Pflanze im Anfange mit einem weichen Flaume bedeckt, welcher letzterer im Alter all- mälig mehr verschwindet. Ausserdem tragen Stengel, Biattstiele, Blüthenstiele und die Nerven der unteren Seite der Blätter, bald mehr bald weniger Sta- cheln, die kurz zurückgekrümmt und röthlich; die Blätter, denen eines Cra- taegus ceoccinea nicht unähnlich, herz- förmig, bald einfach und dann am Rande mit kleinern gezähnten Lappen, bald 3-schniltig und dann mit grossen zuge- spitzten Lappen. Die kleinern Lappen der untern Blätter sind abgerundet, die der obern Blätter aber spitz; die Zähne gehen in eine vorgezogene scharfe schwie- lige röthliche Spitze aus. Blumen weiss, entweder einzeln in den Blattachseln oder in kurzen Trauben auf der Spitze der jungen Aeste. Kelchblätter lanzett- lich, zugespitzt, bald zurück gekrümmt. Blumenblätter keilförmig, verkehrt-oval, am Grunde in einen Nagel verschmälert, am Rande wellig, an der Spitze meist ausgerandet. | Die Gestalt der Blätter dieser Pflanze ist sehr wechselnd und zwar kommen am gleichen Exemplare stumpfe und zugespitzte, ungetheilte und 3-lappige Blätter vor, deren kleinere Lappen ent- weder spitz oder abgerundet. Bunge scheint weniger Exemplare gesehen zu haben, deshalb beschreibt er alle Blätter als 3-theilig, sagt ferner, die Pflanze sei fast unbehaart, während 17 ® 260 solche in der Jugend allenthalben eine weiche dichte kurze Behaarung trägt. Die Abbildung in des Referenten Flora ussuriensis ist nach trocknen Exemplaren gemacht, daher die Form der Kelch- blätter ungenau, Unsere lebenden Pflanzen blüheten im Mai 1863 und stammen aus Samen, die Herr Maximowiez im Jahre 1863 aus Japan eingesendet, stimmen aber vollständig mit unseren getrockneten Exemplaren aus dem Ussuri - Gebiet überein. Nach der Verbreitung dieses hüb- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schen, für die Cultur neuen Strauches, zu schliessen, dürfte solcher in. ganz Deutschland noch ohne Deckung im freien Lande aushalten und wahrscheinlich auch. den Petersburger Winter unter’m Schutz von Schnee oder anderer Deck- ung noch überdauern. (E. R.) Erklärung der Tafel. 1) Blühender Ast in Lebensgrösse. 2) Blume von der Rückseite ge- sehen, in Lebensgrösse. 3) Kelch und Griffel. 2) Gärten in Gent. Ueber die Gärten Belgiens haben wir schon wiederholt in der Gartenflora berichtet. Indem wir auf jenes verwei- sen, geben wir heute nur einige Nach- träge. Im milden Klima Belgiens halten schon manche Sträucher und Bäume im freien Lande aus, die nur im südwest- liehen Deutschland gleichfalls hart sind. So die verschiedenen Aucuba-Arten, von denen jedoch die Aucuba hima- layensis die zartesie ist. Von der schönen Fatsia japonica (Aralia Sieboldi), sahen wir Exemplare, die un- ter’m Schutz einer Strohumhüllung, den Winter ganz gut im freien Lande aus- gehalten hatten. Wellingtonia gi- gantea (Sequoia Wellingtonia Lem.), hatte vom letzten Winter, fast überall wo wir solche sahen, etwas gelitten, doch hatte solche keinerlei Deckung er- halten *). Yucca-Arten der südlichern ©) Im Botanischen Garten in Berlin sahen Staaten Nordamerikas, alle hart ohne Deckung. Am häufigsten wird Yucca recurva cultivirt. Land-Azaleen, ferner besonders die schönen Rhododendron, werden in allen Gärtnereien Belgiens in grossen Massen im freiem Lande ohne jeden Schutz angezogen. Ebenso Arau- caria imbricata und die schönen Mag- nolien. Den Garten des Herrn A. Stelz- ner (Faubourg de Bruxelles), sahen wir zum ersten Male: „Kann dieser Garten auch noch nicht mit den grössern Eta- blissements Gents wetteifern, so sieht man doch, dass es der allmälig aufblü- hende Garten eines jungen und sehr in- telligenten Anfängers ist, der früher als Chef den Culturen des Hrn. L, Van Houtte vorstand. Azaleen, Camel- wir grosse schöne Exemplare, die den Winter mit einem Holzkasten umgeben, ohne alle Schädigung durch den Winter gekommen waren. I. Originalabhandlungen. 2 lien, Rhododendron und Coniferen des freien Landes werden in grossen Men- gen angezogen. Eine Spezialität bildet die Cultur der Farn, denn den Farn hat Hr. Steltz- ner seit langer Zeit, seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet und erzieht gerade die bessern und schwierigern Arten, jährlich massenhaft aus Sporen. So findet man hier das schöne Cibo- tium princeps, das allgemein als eins der ausgezeichnetesten Baumfarn gesucht ist, zu Tausenden von jungen Pflanzen. — Fuchsia Golden fleece und F. Golden queen notirten wir als 2 schöne neue buntblätterige Sorten. Hibiscus metallicus, ein Warm- hausstrauch mit grossen carmoisinpurpur- rothen Blumen. Clivia (Imantophyl- lum) miniata superba, scheint uns kaum von der gewöhnlichen C. minia- ta durch etwas tiefere Färbung der Blumen verschieden zusein. Von Canna indica notirten wir eine hübsche Ab- art mit goldgelb gezeichneten Blättern. Von der interessanten Drosera auri- culata (dichotoma), deren vorn 2-thei- lige Blätter mit langen drüsigen Haaren besetzt und die wir schon früher als eine der interessantesten Sumpfpflanzen Neuhollands bezeichneten , sahen wir zahlreiche gesunde Exemplare, Schliess- lich erwähnen wir noch als der reichsten Spezialität des Herrn Stelzner, der vollständigsten und reichsten Sammlung von Farn des Freilandes, mit all’ den schönen in neuerer Zeit in Cultur ge- brachten Abarten und Monstrositäten. Wahrscheinlich ist diese Sammlung Stelz- ners die reichste der Gärten und ist dies besonders deshalb hervorzuheben, weil diese Farne, zur Verzierung von Schattenparthieen und besonders schat- tigen Steinparthieen, jetzt sehr gesucht sind. — 261 Das Etablissement des Hrn. Jeau Verschaffelt enthält viele schöne und seltene Pflanzen und führt deren auch stets direkt aus dem Vaterlande ein. Von der früher erwähnten Tillandsia argentea sahen wir hier Exemplare in grosser Menge, Echeveria metal. lica, argentea und atrosanguinea sind 3 hübsche Saftpflanzen Mexikos, mit hübsch gefärbten Blättern. Die an- dern Neuheiten dieses Gartens berück- sichtigten wir bei der Aufzählung der Neuheiten der Ausstellung. Besonders zahlreich, schön und vollständig ist die Sammlung der Acaven und Yuccen, s0- wie schliesslich auch der schönen Exem- plare der buntblätterigen Ananasarten (A, pinangensis und Porteana) und der vielen schönen Exemplare von Dasyli- rion, sowie der Sammlungen von Kalt- und Warmhauspflanzen, und von Coni- feren gedacht werden muss, Herrn De Smet’s Sammlungen sind kaum weniger reich und bewegen sich theils in den gleichen Pflanzenfor- men. Hübsche und gut cultivirte Kalt- hauspflanzen sind hier noch hervorzu- heben; so von Genethyllis und Correa schöne blühende Exemplare, Endlich enthält auch die Sammlung der Farn manche seltene und zarte Art. So Lomaria Banksii, magellensis, Wood- wardia japonica, Gleichenien, schöne Baumfarn, Cycadeen, Yuccen, Agaven, Coniferen, Japaner, buntblätierige Stau- den und Sträucher des freien Landes u. 8 f — J. Verva6&ne’s Etablissement ist durch schöne mächtige Exemplare von Coniferen, von Dasylirien, zahlreiche Rhodudendron und die vorzügliche Cul- tur der Indischen Azaleen ausgezeich- net. Von letzteren sahen wir mehrere Gewächshäuser ganz mit starken, zu Ausstellungs-Exemplaren vorgezogenen 262 Exemplaren, gefüllt. Ausserdem Camel- lien, Amaryllis, buntblätterige Pelargo- nien, Sträucher des freien Landes. L. Van Houttes berühmtes Eta- blissement besprachen wir in der Gar- tenflora wiederholt. Dasselbe behauptet neben allen den andern zahlreichen Concurrenten, seinen wohl begründeten Namen, als ein in allen Richtungen des Gartenbaues, wohl assortirtes Etablisse- ment. Da sind auch jetzt noch Warm- hauspflanzen, Kalthauspflanzen; Sträu- cher, Bäume und Stauden des freien Landes, bis zu den ausgebreiteten Cul- turen der Zwiebelgewächse, in gleicher Reichhaltigkeit und Masse eultivirt, und wir kennen kein anderes Etablissement, welches alle Zweige des Gartenbaues, in gleicher Vollständigkeit eultivirt. Wer einen Begriff von den enormen Betriebs- kosten hat, die ein derartiges Institut erfordert, muss sich wundern, dass es Herrn L. Van Houite’s Energie und Ausdauer neben all’ den andern zahl- reichen Concurrenten in den verschie- densten Spezialitäten möglich geworden ist, sein Institut stets im gleichen Sinne fortzuführen. Wir haben der Amaryllis, Pandanus und anderer ausgezeichneter Culturen, schon beim Bericht über die Ausstellung erwähnt. Die Felder der Hyacinthen sahen wir im freien Lande gerade im üppigsten Flor, ein Bild von Farbenpracht und Reichthum, das nur dann richtig gewürdigt wird, wenn man selbst sich dieses Anblicks erfreuen konnte. Unter den Warmhauspflanzen treten ausser den Amaryllis, die grossen Sammlungen von krautigen und baum- artigen Farn, eine der vollständigsten Sammlungen der Gesneriaceen, na- mentlich aus der Gruppe der Trevira- nien (Achimenen), Tydaeen, Nägelien, Gloxinien in den Vordergrund und sind Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eine Masse, von eigenen Züchtungen von Gesneriaceen von diesem Institute verbreitet worden. Ferner ‚sind Or chi- deen und Palmen in grosser .Voll- ständigkeit und Schönheit vorhanden, Die jetzt so vernachlässigte Familie der Cacteen, wird noch mit. gleicher Liebe wie früher cultivirt und die Sammlung der feineren Kalthauspflanzen enthält noch zahlreiche selten gewordene schöne Arten, unter denen die merkwürdige Xanthorrhoea arborea in zahlrei- chen Exemplaren aus Neuholland kürz- lich eingeführt wurde. Joseph Baumann’s Etablisse- ment beschäftigt sich wie früher, vor- zugsweise mit der Cultur der Rhodo- dendron und Azalea indica in sehr gross- artigem Maasstabe. Wir sahen hier neben zahlreichen Exemplaren von Arau- caria imbricata und andern Coniferen, auch starke Büsche des schönen Vibur- num macrocephalum im freien Lande. Auch Camellien in besten Abarten. Alles was Herr Baumann cultivirt, ist in grosser Menge, in schönen Exempla- ren und zu billigen Preisen vorräthig. Das Ktablissement des Herrn J. Spae enthält viele schöne und gut ceultivirte Pflanzen. Das schöne und grazle Dacrydium elatum sahen wir hier in grossen und schönen Exem- plaren. Ferner Abarten mit glauken Blättern von Araucaria excelsa und A. Cunninghami. Schöne Da- sylirien, zahlreiche Exemplare von Ci- botium princeps, kurz im Allgemei- nen eine Anzahl guter Handelspflanzen, Vorzüglich ist die Cultur der Indischen Azaleen und der Camellien, von denen Herr Spae nur eine kleine Auswahl von den besten und empfehlenswer- thesten, der alten und neuen. Sor- ten ceultivirt. Da wir glauben, dass manchem unserer Leser damit gedient I. Originalabhandlungen. 263 ‚sein könnte, nennen wir im Folgenden, Herr A, Verschaffelt mit Vorliebe die vom Bor Spae vorzugsweise eul- | eultivirt, — sowie die zahlreichen, Neu- tivirten Sorten von Camellien, dies: Camellia caryophyllea. Aspasia. imbricata. Jenny Lind. Souvenir d’Emilie de Erne, Rubens. picta (Herbert). Guillaume III. Merillo, Madame Lesbois. Henry Fabre. Reine de beaute. Jubile. Comte de Paris, "Princesse Bachiochi. la Vinea magi. Prince Frederie William. Duchesse d’Orl&ans. stella polare. Countess of Bockley. Augustina superba. Jeffersoni. Duc de Chastres Valerie. Valde paraido. Auguste Deltosse. rubescens striata (Low.) Archeduchesse Augusta, Als eine auffallende Form mit stark und scharf gezähnten Blättern, erwähnen wir schliesslich der Camellia querei- folia. — Das Elablissement des Herrn Am- broise Verschaffelt, das 54 Prä- mien auf der besprochenen Ausstel- lung erhalten hat, ist seit der Zeit dass wir solches nicht sahen, noch mehr er- weitert und. vergrössert worden. Nahe an 30 Gewächshäuser enthalten alle die mannichfaltigen Pflanzenformen, welche es sind | igkeiten, welche der Sammler des Hrn, Ambroise Verschaffelt, Herr Baraquin, der den Spuren des ausgezeichneten Sammlers des Herrn Linden: in Brüssel, gefolgt ist, — in den letzten ‚Jahren in dem tropischen Amerika gesammelt und in A. Verschaffelt’s Garten eingeführt at. Den neuen Pflanzen dieses Institutes hatten wir bei der Beschreibung der Ausstellung eine besondere Abtheilung gewidmet. Warmhauspflanzen im Allgemeinen zahlreich. Die Farnsammlung nicht zahl- reich, aber zahlreiche schöne Exemplare von Baumfarn enthaltend. So sahen wir ein Balantium antarcticum mit circa 15 Fuss hohem und 3 Fuss dickem Stamm, Schön sahen. wir hier ferner die Cyathea medullaris. (ächt), C. dealbata, C. mi- crolepis, Alsophila contaminans RT Die Orchideensammlung ist beson- ders reich an schönen Arten. des tropi- schen Amerika unddie Palmensamm- lung ist eine der reichsten die wir kennen. Die. meisten: der. guten und selbst der neuesten Arten von Palmen sind in zahlreicher Vermehrung. vorhan- den und werden -hier,. wie bei Van Houtte, im Gegensatz zu frühern Zeiten, zu Sehr. niedrigen Preisen abgegeben. Ueber 200 Arten von Palmen, :Cycadeen undPandanen, eultivirt Verschaffelt’s Gar- ten gegenwärtig und besitzt von man- cher Art viel Hunderte kräftiger junger Pflanzen. Vor .25 Jahren enthielten die Cataloge der reichsten Handelsgärtne- reien nur einige wenige Palmen und diese zu verhältnissmässig enorm hohen Preisen. In Erde. eingeschichtet. gehen jetzt grosse Sendungen frischer ' keim- 264 fähiger Palmensamen, jährlich in die | zahlreiche verschiedenen Gärten Europas *). Unter den Kalthauspflanzen ist die reiche Sammlung von Agaven und Yuecen , neben vielen zartern selt- nern Pflanzen zu erwähnen. Spe- zialeulturen von bedeutender Ausdeh- nung und in grosser Reichhaltigkeit, sowie in kräftigen und vortrefflich cul- tivirten Exemplaren, bilden die Cultur der Camellien, sowie der Indischen Aza- leen, im freien Lande aber die Cultur der Rhododendron, der Coniferen, der Paeonia arborea und der Gladiolus. Die unermüdliche Thätigkeit und Rübrigkeit,, mit der Hr. A. Verschaffelt die Ausstellung in Gent in’s Leben ru- fen half, mit der solcher dieselbe unter- stützte, — hat in Verbindung mit Ein- sicht und Reellität, Hrn. A. Verschaf- felt dazu geholfen, sein Institut auf eine so bedeutende Höhe zu erheben. Sowie L. Van Houtte seit langer Zeit seine berühmte Flore des serres heraus- gibt, so hat Herr A. Verschaffelt die Iconographie der Camellien heraus- gegeben und das Journal Illustra- tion horticole gegründet. L. Van Houtte undA. Verschaffelt stehen in regem Wetteifer, mit einander, ein rühmlicher Wetteifer der der Wissen- schaft und dem Gartenbau schon viele herrliche Früchte getragen hat und noch | tragen wird. — Wir verlassen hiermit die Gärten Gents, der Stadt, die für den Pflanzen- handel die Stelle auf dem Continente einnimmt, wie Erfurt für den Samen- handel. Denn ausser den hier näher besprochenen Gärten finden sich noch ®) Sehr gut erhalten, erhielten wir in neue- ster Zeit Palmensamen, die in mitKork- stöpseln verschlossenen Flaschen in Erde eingeschichtet waren. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gärtnereien von: Handels- gärtnern und Privaten daselbst. Als solche nennen wir, indem wir deren vorzugsweise nennenswerthe Culturen aufführen und auch deren zur Ausstel- lung gelieferten Produkte berücksichtigen, a) Gärtnereien von Freunden des Gartenbaues, O0. de Kerchhove de Denter- gem, Stellte eine Sammlung Bego- nien aus. F, de Graet-Bracgq. Besitzt schöne Colleetionen von Palmen, Indi- schen Azaleen, Camellien, Rhododen- dron. Ch. de Kerchhove-Delimon, Bourgmestre von Gent. Reiche Samm- lungen von Palmen, Farn, Selagi- nellen. J. Capeinick. Obsteultur. Edm. d’Hane deSteenhouse, Amaryllis-Cultur. Van Hoorde. Camellien -Cultur. O. Versavel. Cultur der Rho- dodendron. De Witte. Indische Azaleen. J. van Lioo. Gemüsecultur. Frucht- treiberei. Obstgarten. Florblumen. Botanischer Garten in Gent. Reichhaltige Sammlungen im Allgemei- nen. Im Speziellen reiche Sammlungen von offizinellen Pflanzen, von Frucht- bäumen der Tropen, grosse Exemplare von Palmen. Kicks, Professor. Van Hulle, Obergärtner. A. de Limon. Indische Azaleen und Cultur der Amaryllis. E. Vandermeersch. Grosse Sammlung von buntblätterigen Pelargo- nien, Amaryllis, Lilien, Dracaenen, Aza- leen. Van Beveren-Giet. Sehr rei- che Sammlung von Coniferen, buntblät- terige Pflanzen des freien Landes. | DE TER G I. Originalabhandlungen. Madame Tertzweil-Boueque&. Sammlung von Kalthauspflanzen, Ca- mellien, Indischen Azaleen und Flor- blumen. Ch. de Buck. Warmhauspilan- zen. Christoph van Loo. Palmen, Azaleen. C. Van den Bossche. Camel- lien, Amaryllis. P. Eyls. Rhododendron. Lievin-Brugghe. Bedeutende Sammlungen von Camellien, Indischen Azaleen, Rhododendron, Amaryllis. J. G. Story. Florblumen, D. Brabander. Schöne Lorbeer- bäume. Claes-Thierenten. pflanzen. Van Doosselaere. Amaryllis, B. Eekhaute. Obstgarten, E. Cannaert. Warmhauspilanzen, B. Gunens. Obstgarten, A. Bastenies. Obstgarten. Kalthaus- b) Gärtnereien von Handels- gärtnern. Fr. Cultur von Rhodo- dendron. A. Maenhaut. schen Azaleen. Coene, Cultur von Indi- L.S. Bailleul. Stellte eine Samm- |. lung Acacien aus. F. J. Lareu. hölzer. F. de Coninck. Cultur von Rho- dodendron und Coniferen. E. de Coninck, fils. Cultur von Rhododendron, Coniferen. Führt Gar- tenanlagen aus. N, Gaujard. Cultur von Conife- ren, Aucuben, Epheu, Sträuchern und Bäume Japans und Obstbäumen. — L, Van Geert. Bedeutendes Eta- blissement. Cultur der neuesten Pflan- Camellien. Nadel- 265 zen, von Orchideen, Palmen, Cyeadeen, Pandaneen, Baumfarn, krautigen Farn, Agaven, ÜCacteen, Coniferen und über- haupt reiche Sammlungen von Kalt- und Warmhauspflanzen, sowie von Florblu- men. A. Van Geert fils. Erst neuer- lich entstandene Gärtnerei. Stellte Anoec- tochilus aus. A. Dalliere, Bedeutendes Eta- blissement. Cultur von neuen Pflanzen, reiche Sammlung von Palmen, Maranta- ceen, Camellien, Indischen Azaleen, Rhododendron, Coniferen, Aucuben und überhaupt allen currenten Kalt- und Warmhauspflanzen. G. Vandermeulen. Indische Azaleen in schöner Auswahl und Cul- tur. Brunon Boddaert. Camellien, Ilex, Japanische Pflanzen und unter die- sen zahlreiche Formen von Aucuba, so- wie buntblätterige Sträucher des freien Landes, J. Van Eckhaute. Camellien und Rhododendron, E. Vandercruyssen. Indische Azaleen. J. van Geert, pere. Gute Samm- lungen von Kalthauspflanzen. F, Vandriesche-Leys. hauspflanzen und Florblumen. Fr. Gazelle. Freilandpflanzen. Ch. Gazelle, fils. Florblu- men. Fr. Kalt- van Damme. Camel- lien. Vandemale Lanszweert. Kalt- hauspflanzen. E. Colson. Indische Azaleen; Stauden und Sträucher des freien Lan- des und zwar vorzugsweise buntblätte- rige. J. B. Du Saegher. Warm- und 266 Gartenflora Deutschlands, Kalthauspflanzen; Florblumen und Bou- queis, J. De Clereg. Florblumen. Russlands und der Schweiz. ‚P. Wyckaert, pere. Rosen und | Florblumen. (E. R,) 3) Ueber einige im Winter dankbar blühende Warmhaus- pflanzen. ; Von W. Krieger, Obergärtner des botanischen Gartens in Basel. (Fortsetzung Aus der reichhaltigen Familie der Melastomaceen verdienen zwei bekannte und nicht genug zu empfehlende Arten besonders hervorgehoben zu werden, es sind dies: Heterocentrum roseum und H. subtriplinervium. _ Beide Arten, aus Guatemala,stammend, blühen sehr leicht im Winter, und ist deren Cultur. eine höchst einfache. Jede nahr- hafte Erde, vermischt mit etwas quarz- haltigem, Sand, ist diesen ‚Pflanzen zu- träglich. Zur Zeit: der Wachsthumspe- riode, in welcher es an fleissigem Be- giessen nicht fehlen darf, ist ein mehr- maliges Umpflanzen sehr zu empfehlen. Während der Sommermonate ist der ge- eignete Platz für Heterocentrum ein luf- tiger Kasten, dessen Fenster (durch ei- nen mit einer Mischung von Kreide, Milch und etwas Blaustein bereiteten Anstrich) gegen die allzugrellen Son- nenstrahlen geschützt sind und bei thau- reichen Nächten abgehoben werden. Die Vermehrung geschieht auf doppelte Weise: erstens durch Stecklinge, die man entweder in Sand oder in sandige Haideerde steckt, und die sich in einem von der Luft und der Sonne abgeschlos- senen Raum zu jeder Jahreszeit leicht bewurzeln; dann durch Theilung des Wurzelballens, welches Verfahren hin- länglich bekannt ist. An:.die beiden beschriebenen Pflan- und Schluss). zen reihen sich noch vier weitere an, nämlich Monochaetum ensiferum, Centradenia rosea,(. floribunda, und C. grandifolia. Diese ebenfalls in Guatemala heimischen Arten gefallen sich mit Ausnahme von Centradenia grandifolia ebenso gut im temperir- ten wie im Warmhause. Besonders em- pfehlenswerth ist Monochaetum en- siferum, einestheils desshalb, weil die Blüthezeit schon Anfang ‘Januar be- ginnt, und anderntheils,. weil sich diese in so reicher Fülle blühende Species mit ausserordentlicher Leichtigkeit cul- tiviren lässt. In Betreff der Centrade- nien ist bemerkenswerth, dass die drei erwähnten Arten gegen den im Winter so häufig stattfindenden Niederschlag (bei Häusern mit einfacher. Verglasung nur dann vermeidlich, wenn die Heizung vorn und am Ende des Gewächshauses, also in entgegengesetzter Richtung be- werkstelligt wird) schr empfindlich sind, so dass.es ratlısam ist, diese Arten un- ter doppeltes Glas zu bringen, oder'aber, wenn thunlich, am trockensten und hell- sten Orte im Gewächshause .aufzu- stellen. In Bezug auf die Cultur der sämmt- lichen - hier aufgeführten Arten..möge folgendes Verfahren empfohlen sein. ‚Nach der Blüthezeit (bei Monochaetum etwa Anfang Februar, und bei den Centra- I. Originalabhandlungen, denien Mitte März) werden diese Pflan- zen mit Einhaltung einer geeigneten Form zurückgeschnitten, sodann in eine nahrhafte, mit Sand und Kohlen ver- mischte Lauberde umgepflanzt und, dem nun inzwischen cingetretenen Ruhestand entsprechend, ziemlich trocken gehalten, bis sich neue Triebe entwickeln. Da nun im Monat März in den Warmhäu- sern Schon stark gelüftet werden kann, so kräftigen sich die frisch verpflanzten Centradenien und Monochaetum der Art, dass zur Zeit des Ausräumens (was hier etwa Ende April geschieht) ihre Auf- stellung in einem luftigen, von den grellen Sonnenstrahlen nach _obener- wähntem Verfahren geschützten Kasten ohne Gefahr geschehen kann. Was die Vermehrung betrifft, so geschieht diese am besten durch Stecklinge, welche, wenn sie von jungen Trieben genom- men, dann in Schüsseln, die mit gewa- schenem Sand gefüllt sind, gesteckt und in das Vermehrungshaus gebracht wer- den, sich nach kurzer Zeit bewurzeln. Auch aus der Familie der Labiaten (Lippenblüthler) sind einige hervorragende Arten zu nennen, die sowohl durch ihre schöne Belaubung, wie durch ihre wäh- rend der Winterszeit zahlreich erschei- nenden Blüthen sehr zu schätzen sind; nämlich Coleus aromaticus und Coleus lanuginosus; ferner eine noch weniger verbreitete Art: Pyceno- stachys urticaefolia. Die Coleus Arten verlangen im Sommer eine halb- schattige Aufstellung im Freien, sowie Schutz gegen anhaltendes Regenwetter, Eine sandige, leichte Erde mit viel Koh- len vermischt, ist die zweckentsprechend- ste; es genügt für dieselben eine jähr- lich einmalige Umpflanzung, welche am besten nach dem Verblühen (Ende Fe- bruar) vorgenommen wird. Betreffend die Vermehrung, so ist diese die glei- 267 che, welche bei Heterocentrum em- pfohlen wurde, Bei Pyenostachys urticaefo- lia, welche erst seit kurzer Zeit ein- geführt und bekannt, aber durch die eminent leichte Art der Vervielfältigung schon sehr verbreitet ist, kann folgendes Culturverfahren mit Sicherheit angera- then werden, Sobald es die Witterung gestattet, d, h, wenn keine Fröste mehr zu befürchten sind, wird diese Pflanze in’s freie Land ausgesetzt. Eine nicht zu schwere, tiefgründige Erde ist die zuträglichste; fleissiges Begiessen wäh- rend der warmen Jahreszeit, sowie Öfteres Einkneipen der Endspitzen (um eine möglichst niedrige und buschige Form zu erhalten) sind die Hauptbedingungen der Cultur. Das Einpflanzen geschieht Mitte September und sind wenige Tage, während welcher die Pflanze vor der Sonne geschützt wird, hinreichend, der- selben den für den Winter ständigen Platz anzuweisen, Dass eine so saft- reiche Pflanze, wie die Pyenosta- chys, einen trockenen und hellen Standort beansprucht, darf nicht uner- wähnt bleiben. Endlich mag noch einiger in die Familie der Acanthaceen gehörenden Gattungen, sowie einiger leicht blühen- den Begonien -Arten und Hybriden Er- wähnung geschehen. Das bekannte und gewiss in manchen Gärten verschwun- dene Eranthemum nervosum (Ru- ellia varians Hort.) aus Ostindien ‚ist eine im Winter durch ihre herrlichen in Büscheln erscheinenden blauen Blumen sehr beliebte, für Bouquets geschätzte Pflanze. Eine fast gleiche Behandlung, wie die bei den Melastoma-Arten angegebene, genügt ihr vollständig. Auch was die Vermehrung betrifit, so ge- schieht diese am besten in der Zeit nach dem Verblühen, wenn die Pflanze frisch 268 versetzt ist und neue Triebe entwickelt hat. Dass die Ruellia im Winter ihre zahlreichen Blumen (leider von kurzer Dauer) entfaltet, findet in dem Umstand seine Erklärung, dass sie während der warmen Jahreszeit in einem Kasten ge- kräftigt und abgehärtet wird; der glei- chen Ursache ist es zuzuschreiben, wenn diese und so manche andere Warmhaus- pflanze, auf die angegebene Weise be- handelt, vom Ungeziefer verschont bleibt. Eine zweite Art: Eranthemum sanguinolentum verdient schon we- gen der prächtigen Zeichnung ihrer Blätter genannt zu werden. Gleich den Centradenien ist diese Art gegen den bekannten Niederschlag während der kalten Jahreszeit sehr empfindlich; es ist daher eine ähnliche Behandlung, wie sie bei den Centradenien angegeben wurde, sehr rathsam. Ebenso kann die Vermehrung auf gleiche Weise gesche- hen, Stecklinge, welche im Herbst ge- steckt wurden, blühen sicher zu Ende Januar. Eine etwas seltnere, aber keines- schwer zu cultivirende Art ist Otacanthus caeruleus. Aus Bra- siliien (Provinz Espirito Santo) stam- mend, blüht diese prächtige Species bei gleicher Behandlung wie diejenige der Eranthemum-Arten im Anfange des Mo- nates März sehr reichlich, Wohl zu beachten ist, dass beim Verpflanzen, welches also nach der Blüthezeit ge- schieht, die jungen Wurzelfasern mög- lichst geschont werden; die geeignetste Erde ist eine Mischung von sandiger Haideerde und gut ausgeruhter Laub- wegs Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. erde, welcher noch etwas Kohlen in Stücken hinzugefügt werden. Ein reich- licher Abzug von Ziegelstücken zur Ver- meidung von saurerErde ist unumgäng- lich nothwendig, Während der Som- mermonate dient wie bei den meisten hier beschriebenen Pflanzen-Arten ein luftiger Kasten, von welchem, wenn irgend thunlich, während der Nachtzeit die Fenster abgenommen werden, Im Winter ist für eine helle, trockene und angemessen warme Lage Sorge zu tra- gen. Bei Beobachtung dieser Anwei- sungen werden bei Otacanthus zahl- reiche Blumen erscheinen und später auch Samen zur Ausbildung kommen. Ueber die Begonien, deren Cultur zwar als bekannt vorausgesetzt werden kann, dürften doch hier einige Worte in Bezug auf Placirung im Winter am Platze sein. Es ist eine bekannte That- sache, dass die saftreichen Pflanzen bei Beginn des Winters sich nur allmählig an den Temperaturwechsel gewöhnen; besonders sind es die Begonien, welche, wenn sie nahe am Glase stehen, in kurzer Zeit die Hälfte ihrer Blätter ver- lieren. Sehr rathsam ist es daher, die- selben entweder unter doppeltes Glas oder in der Nähe des Heizkanals (na- türlich immer dem Lichte ausgesetzt) zu stellen. Diese geringe Sorgfalt wird hinlänglich entschädigt durch reich- liches Blühen. Die vorzüglichsten im Winter blühenden Arten und Hybriden sind: Begonia Griffithii, B. Dre- gei, B. Verschaffelti sowie B. opu- lifolia, B. fuchsioides undB. acu- minata. I. Originalabhandlungen. 269 4) Etwas aus dem Süden. Vom Hrn. Scharrer in Tiflis. Wenn der Herbst die letzten gelben Blätter von den Bäumen und die ersten Schneeflocken streuet, die Natur mehr und mehr zur langen Winterruhe sich vorbereitet und die steigende Kälte den Gärtner im Norden in seine Glashäuser treibt, so mag wohl Mancher sich sehn- süchtigen Phantasieen überlassen von dem beneidenswerthen Loose eines Col- legen, dem eine mildere Sonne scheint und der im Decembermonate noch Ro- senbouguets im Freien holen kann. Ver- gisst aber dabei, dass es viel leichter ist, in Stockholm oder Petersburg ein Rosenbouquet im December zu haben als in Tiflis im Juli oder Augustmonate, dass der Anblick einer glänzenden Schneefläche und eines blitzenden Eis- spiegels mit dem Rahmen malerisch mit Schnee oder Rauhreif bedeckter Fichten und Tannen, ungleich anziehender ist, als der Anblick der braungebrarnten Flächen und halbentblätterten, von Staub halbincrustirten Bäume und Gesträuche. Die Eigenthümlichkeiten der Zonen prä- gen sich besonders in de.n Charakter und Entwicklungsgange der Vegetation aus, Gegenüber der Hegelmässigkeit und der sanften Uebergänge der kalten gemässigten, charakterisirt die Schroff- heit der Uebergänge, das Berühren der Extreme die wärmere Zone. Diese Grundzüge zeichnen sich auch in den Gärten beider Himmelsstriche deutlich wieder. Grossartige Conception der Anla- gen, welche die näheren und ferneren Umgebungen des Parkes in ihre Berech- nung zieht und ziehen kann, da sie nur Aehnliches und also Zusammengehöriges in Staffage und Dekoration der Land- schaft findet, die dadurch bedingte grosse räumliche Ausdehnung, die Wechsel- wirkung von Licht und Schatten, Nah- und Fernsichten, die harmonische An- einanderreihung formenschöner Natur- bilder, deren Composition den Beschauer nicht fühlen lässt. dass er Kunstschöpf- ungen vor sich hat, in Allem das Vor- herrschen der Lichtmassen, welche freie Bewegung und Ueberblicke, freie Ent- wicklung jedes einzelnen Landschafts- bildes und malerische Gruppirungen ge- statten und ohne den Beschauer zu er- müden, vielmehr zur weiteren Erforschung einladen, so dass ihm die körperliche Anstrengung nur eine Würze des Ge- nusses erscheint, so zeigt sich uns der Park der kühleren Zone. Gleichzeitig dürften wir uns neben der Schönheit des Grossen und Ganzen der schönen Einzelnheiten erfreuen, der saftigen Ra- senflächen und der grossen Mannigfal- tigkeit des Baumschlags in Form, Farbe und Anordnung, der Schönheit des Baum- wuchses mit seinen kühnen malerischen Ausladungen, oder gewaltigen compaeten Massen, denen immer durch das Spiel der Blätier und weichen Verzweigung eine gewisse Beweglichkeit, Leichtigkeit und Anmuth innewohnt, die selbst im dichtesten Haine durch das neckende Spiel durchfallender Lichter uns ange- nehm unterhält und belebt. Diese Vorzüge grossentheils ent- behri der Park südlicherer Gegenden. Der Mangel an natürlicher Feuchtigkeit, welche seltener aber desto heftiger sich entladet, nicht um in den Boden be- fruchtend zu dringen, sondern nutzlos darüber nur verheerend hinzugleiten, zwingt zu künstlichen Bewässerungen 970 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. seine Zuflucht zu nehmen. Dadurch | wickelnden Baumformen und damit der ist nicht nur die räumliche Ausdehnung | landschaftlichen Bilder, deren Wechsel wegen der kostspieligen Wasserleitungen | den Park so anziehend macht und ihm äusserst beschränkt und ihr unübersteig- | seine höchste Schönheit verleihet. Um liche Grenzen gesetzt, sondern auch die | noch mehr Monotonie in das Ensemble innere Einrichtung, die Wahl und Art | des Gartens zu bringen, trägt nicht 'we- der Bepflanzung, die Planirung des Ter- | nig die Art der Vegetation und die Weise rains, kurz die ganze Art und Weise der | ihrer Entwicklung bei. Mehr als im Anlage bestimmt und der Phantasie des | Norden herrschen die Immergrünen vor, Gartenkünstlers die‘ Spitze abgebrochen. | ihr starrer straffer Wuchs, ihr glänzen- Der Gartenkünstler ist hier Sklave der | des einförmiges Laub verbannen. ‘die Wasserwage und der Umstände gewor- | Leichtigkeit und Beweglichkeit der nor- den, denen. er sich mit seinen Entwür- | dischen Laubhölzer, und die schönen fen aecommodiren muss, wenn er auf | Umrisse ihrer Verzweigungen, wie die Erfolg rechnet. Hügelketten und andere | Abstufungen in Farbe, Licht und’ Schat- Erhebungen muss er fast ängstlich ver- |ten. Selbst die Laubhölzer nehmen meiden, sobald sie nicht im Zusammen- | ähnliche Formen an, die Hitze und hang des Canalsystemes stehen, die so | trocknen Stürme machen ihren Wuchs reizend wirksamen lauschigen Thal- | gedrungener und ceompacter, der meist schluchten, - worin gerade so oft die |im Sommer bei kaum vollendeter Laub- glücklichsten Vorbilder der Natur sich | bildung eintretende Laubfall lässt sie wiedergeben lassen, sind fast unmöglich. | trotzdem ärmlich und mager erscheinen Jeden Baum, den er pflanzt, muss der | und die Massen sehen dadurch dürftig Gartenkünstler nicht sowohl nach sei- | und durchsichtig aus. Im Herbste fällt nem malerischen Werth, als nach seiner | das Laub früher vor Dürre ab, 'ehe es Wasserbedürftigkeit prüfen, ob er ihm | eine ausgesprochene Herbstfärbung an- diese oder jene Stelle geben kann’ oder | nehmen konnte, auch ist bei den so nicht, und die Rasenflächen und Blumen- | späteintretenden Nachtfrösten, die Herbst- gruppen kann er nicht nach dem Maass- | färbung matt und gleicht nicht im Ent- stabe ihres Effektes anlegen, sondern | ferntesten dem mannichfachen Colorit, nach der grösseren oder geringeren Nähe | das den nordischen Wald so herrlich des Wassers und der grösseren oder ge- | schmückt. Schwierig ist ein möglichstes ringeren Einwirkung der verzehrenden | Verstecken der künstlichen Bewässe- Sonnenstrahlen. Hat er diese Klippen | rungsanlagen, durch deren beständigen alle glücklich umschifit, so drängt sich | Anblick jede Illusion vereitelt wird, dem ihm das fühlbare Bedürfniss nach Schutz | Parke die Naturwahrheit, dem Anschauen vor der glühenden Sonne auf, Schatten | der Genuss der khuhe und des Friedens, und Schatten macht allein die Schön- | den eine vollendet ‘schöne Landschaft heiten des Gartens geniessbar, so rücken | bietet, unerbittlich geraubt wird. — ' die Baumgruppen immer mehr zusam- Wie man nicht zum völligen und men, schützende Verandas überziehen | befriedigenden Geniessen eines Gemäldes andere Strecken Weges und der Garten | oder einer Statue kommt, solange Pinsel verliert den freien Ueberblick, wie den | und Farbentöpfe, Hammer und Meissel Anblick der ungedrängt sich in ih- | nicht entfernt sind, so kann eine Gar- rer, natürlichen Mannigfaltigkeit ent- | tenanlage nicht ganz befriedigen, im I. Originalabhandlungen: welcher man durch die Apparate immer an die Mühe und Arbeit ‘des Schaffens und Einrichtens erinnert wird. ' Selten nur ist es‘möglich, auch die Umgebung in‘ den Gesichtskreis des Gartens zu ziehen, ‘selten nur kann der Blick, welcher Fernsichten, natürlich eingerahmte Per- speetiven und Aussichten sucht, passende Punkte finden. ‘Die ganze Landschaft, soweit. sie nieht wieder künstlich be- wässerte ‘ Gärten enthält, ' verliert im Frühling mit trauriger Hast ihr er- freuendes -Grün, der Contrast zwischen Aussen und Innen des Parkes ist zu gross und nicht erfreulich. So ist auch von dieser Seite eine natürliche Schranke gezogen und Beschaulichkeit und Be- schränktsein im Raum geboten. Konnte sich also ein weiterstrebender, nach Ver- schönerung suchender Geist nicht in grossartigen Entwürfen ergehen, so kam ihm die durch Einwirkung des Klimas erzeugte Liebe zur Ruhe des Orientalen auf halbem Wege entgegen, dem Detail seine Kraft der Phantasie zuzuwenden. Aus den geradlinigen Wasserkanälen erwuchsen natürlicherweise gerade Alleen, die Construction der Kanäle führte un- merklich zu Brücken und Cascaden, Fontainen und Bassins, die Architeetur verdrängte jede andere Rücksicht und nieht genug, dass viele Gewächse der Zone von Natur einen symmetrischen Habitus haben, wie die säulenartigen Cypressen, man zwang auch andere sich diesen Winkeln und Linien anzupassen. Hat nun hier der gekünstelte Gar- tenstyl seine Geburtsstätte und immer- hin bis zu einem gewissen Punkte seine Berechtigung schon darin, dass der Gar- ten im Süden mehr als im Norden einen integrirenden Theil des Hauses aus- macht, wo man sich nicht nur wenige Monate, sondern fast das ganze Jahr hindurch aufhalten kann, während er "aufnehmen. natürliche 271 im Norden mehr als ein Ganzes für sich erscheint, und ohne Beihülfe der Architectur 'existirt. Damit soll in dem Gesagten nicht behauptet werden, dass eine Anwendung des natürlichen Land- schaftsstyles in südlicheren Klimaten zu Absurditäten führte und nicht herzustel- len und zu erhalten wäre, es sollte vielmehr der Unterschied der hiesigen 'Anlagen gegen die nordischen Parks vorgeführt werden, welcher durch das veränderte Klima entsteht und wie die Schwierigkeiten hier nicht geringer sind, etwas Geschmackvolles in Ausführung grösserer Anlagen zu leisten, Sehen wir nun aber von den allgemeinen Be- merkungen ab und betrachten wir den Park nur als für die günstigste Jahres- zeit angelegt, den Winter und das Früh- jahr, und ignoriren sein Aussehn in der 'Sommerhitze und Herbstdürre, so ge- winnen wir einen ganz neuen Boden, und der Park des Südens hat das aus- serordentliche Uebergewicht, das keine Anlage im Norden erreichen kann. Ver- schwunden sind die meisten Bedenken in der Gruppirung des Terrains, wie die 'beengende Sorge für Schatten und da- mit die waldartige Enge der Baumpflan- zungen, kurz der Park kann die mei- sten Vorzüge des Nordens in sich ver- einigen, und als Bereicherung die Schön- heiten des wärmeren Klimas gleichwohl Die saftigen Rasenflächen und gewaltigen Lichtmassen, wie die frische Laubfülle und die natürliche ‘Entwicklung und Mannigfaltigkeit der ‘Formen der Gehölzparthieen des Nor- dens kann sich vermählen mit der un- veränderlichen Ruhe und Schönheit der immergrünen Kinder des Südens. Die Blüthenfülle des südlichen Vorfrühlings findet ihren Gipfelpunkt und Fortsetzung in dem durch die Kunst erzeugten Blumenschmuck, der im Nor- 272 den gezüchteten Gartenblumen und Oran- geriegewächse. Wie aber nirgend in der Natur Sprünge und Gewaltmaass- regeln vorkommen können, so auch nicht hier, ein rücksichisloses Vorgehen bei Ausführung einer Anlage, ein Aus- serachtlassen der Erfordernisse des Kli- mas würde sich nicht weniger streng rächen, als ein sklavisches Nachahmen des Vorhandenen unstatthaft erscheinen. Eifriges Studium und mühevolle Ver- suche konnten erst nach und nach zur Erkenntniss zweckmässiger Methoden führen und der gütige Leser, den die obigen Zeilen interessirt haben, wird auch die folgenden mit nachsichtigem Interesse durchsehen, vielleicht schon als Curiosität, wie man sich aus dem Dilemma angelernter Meihoden und neuer so ganz verschiedener Verhältnisse, der vorgefundenen und der mitgebrachten Tradition und ihrer Confliete herausge- zogen. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, ein Compendium aufstellen zu wollen, die ungezwungen gesammel- ten Bemerkungen sollen nur dienen, theils als Ergänzung und Erläuterung des Vorhergehenden, theils als Mitthei- lung vonErfahrungen, die vielleicht dem und jenem nützlich sich erweisen könn- ten. Ueberraschende Neuigkeiten wird Niemand darin suchen, aber hotienilich finden, dass nur eine hingebende Thä- tigkeit und eine vorurtheilsireie An- schauung der Verhältnisse, zu Resul- taten zu gelangen im Stande war, be- Sonders wenn ich zu bedenken gebe, dass nur der allerkleinste Theil der Schwierigkeiten hier aufzuführen am Platize war, die bei weitem bedeuten- deren als nicht hieher gehörig aber un- erwähnt gelassen sind. Nach der schon in guten Pflanzen- geographischen Karten und Werken be- liebten Eintheilung, liegt der Breitengrad Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von Tiflis nicht mehr in der Region der Wiesen und was die Natur also versagte, kann auch in diesem Falle der Kunst nur schwer gelingen, ihr ab- zutrotzen. Die Südküste der Krimm hat allerdings in den prachtvollen Kai- serlichen Gärten auch im heissesten - Sommer frischgrünende Rasenplätze auf- zuweisen, dies kann für uns aber nicht maassgebend sein, da wir nicht ‘der nächtlichen Abkühlung des nahen Mee- res uns erfreuen und dort andere be- deutendere Mittel zu Gebote stehen. In dem öffentlichen Garten hier sind für grössere Flächen Aussaaten von Luzerne als das Dauerhafteste er- probt, wie sich aus vielen Versuchen herausstellte. Wird die Schnittzeit rich- tig innegehalten, so macht diese grüne Decke des Bodens den ganzen Sommer, Frühjahr und Herbst den freundlichsten Eindruck. Für kleinere Parthieen, wel- che sehr der Sonne ausgesetzt sind, ist ein anderes Verfahren angenommen. Im Augustmonate wird die ver- brannte Grasnarbe mit aufgefahrener Composterde tüchtig umgegraben und gereinigt von Unkräutern. Letztere wi- derstehen bessser als die feinen Gräser der Hitze, die schlimmesten sind Atri- plex, Amarantus viridis, Kochia sco- paria und die Menge der Chenopodien, Alsine ınedia, Urtica urens und Sisym- brium-Arten, Achillea aegyptiaca u. A. Einige treten förmlich sporadisch. auf, so ein kleines Eryngium, sehr stachelig und der schlimmste Feind des Gärtners, da es die Hand bis zur Arbeitsunfähig- keit verwundet, Petunia nyctagineakaum auszurotten, im Frühjahre oft Oxalis cornieulata und Fumaria. Oft siedeln sich ausländische Sommerpflanzen mas- senhaft an wie Tagetes, Delphinien, Calliopsis, Solanum eitrullifolium, Ama- I. Originalabhandlungen. rantus melancholicus und Abarten, Astern und vor allen Calendula pluvia- hs, auch Gomphrenen und Pelargonium scarlet zu Tausenden und zuweilen Ver- bena hybrida, während andere jedes Jahr frisch angebaut im Garten sich nie oder höchst selten in Menge durch : Selbstsaat fortpflanzen, wie Reseda, Sanvitalia, Linum grandiflorum, Phlox, Viola tricolor ete., vielleicht bilden sie nicht so keimfähige Samen wegen der Hitze aus, der den Witterungseinflüssen widerstehen könnte. Alle diese Selbst- saaten kommen aber so spät, dass sie zum Frühlingsflor nicht nützen. Vor dem Ende April oder der zweiten Hälfte desselben ist wenig oder Nichts von von diesen verwilderten Gesellen zu sehen, also genau 2 Wochen, nachdem noch die letzten kalten Nächte mit klei- nen Frösten oder Reifen vergangen, die Ende März oder Anfang April sich noch einmal einzustellen pflegen und die früh- blühenden unter ihnen sind um Mitte Mai, die meisten erst in Juni in Blüthe, wenn man ihrer nicht mehr bedarf. So liesse sich eine ganze Geschichte der Unkräuter oder verwilderten Pflan- zen schreiben, wie es von Italien aus geschehen. Von Baumsamen gehen auch freiwillig diejenigen am häufigsten auf, welche aus einem Klima stammen, dem hiesigen analog, wie Ailanthus, Acer laetum, Sophora japonica, Rhammus Alaternus, Prunus Lauro-Cerasus, Quer- cus, Amygdaleen, Melia Azederach, Koel- reuteria, Cytisus etc., während Bewohner kühlerer oder feuchterer Gegenden nicht kommen, wie Tilia, Acer Negundo, Pseudoplatanus, Betula, Alnus ete., Li- riodendron, Syringa etc. Auf die Be- ‚stellung der Rasenplätze wieder einlen- kend, so erwähne ich noch, dass nach dem Umgraben und Reinigen mehrere IX. 1868, 2713 Tage der Platz bewässert werden muss, Ein Platz von einigen Hundert Quadrat- faden verschluckt einen Wasserstrom von 4 Zoll Durchmesser, der eine Wo- che lang Tag und Nacht bei geringem Falle zufliesst. Der so gesättigte Bo- den wird, sobald die Oberfläche etwas abgetrocknet, gut planirt und besäet auf gewöhnliche Weise. Durch die Capilla- rität des Bodens und die im Anfang September noch recht warme Sonne kommt der Samen schnell und ohne weitere Bewässerung gleichmässig in’s Keimen, in einer Woche ist alles grün und da die Nächte schon kühler und länger werden, genügt ein tägliches Spritzen. Vor Winter wird noch ein, selbst mehrmal gemähet. War der Winter trocken, so muss man im Fe- bruar bewässern, und im günstigen Falle muss im Märzmonate wöchentlich ge- mähet werden. Die sonstige Behand- lung ist die gewöhnliche, nur muss im Frühjahre etwas frische Erde aufge- streuet werden und das Walzen stellt sich als sehr überflüssig heraus, da die Erde an sich nur zu fest wird und die Hitze ein Bestocken und ineinander Wachsen der Rasennarbe überhaupt nicht gestattet. Jeder Grasbüschel bleibt vielmehr so wie er aufging für sich be- stehen, nur die grösste Aufmerksamkeit und Mühe mag aus solchem borstigen Graswuchse einen gleichmässigen Tep- pich zu erzwingen. Als Aussaat be- nutze ich Lolium italicum, das sich unter vielen Versuchen am besten bewährt hat. Die Stolonen treibenden Gräser ster- ben gleichfalls stellenweise ab und muss deshalb auf alle Fälle, der Rasen jähr- lich erneuert werden, so dass die Er- zielung einer mehrjährigen Rasennarbe nur möglich sein könnte, durch eine Verschwendung an Wasser, welche we- der im Verhältniss steht mit dem er- 18 274 zielten Resultate noch mit den vorhan- denen Wasserkräften. Wenn wir für dies Mal von Mitthei- lungen über Verwendung, Cultur und Vermehrung der Holzgewächse absehen, so können wir sofort uns zur Dekora- tion des Gartens, durch annuelle und perennirende Freiland- und Orangerie- Gewächse wenden, die sich am Ueber- sichtlichsten nach den Maassstab ihrer Verwendung gruppiren lassen. Schon im Vorhergehenden wurde gesagt, dass die Verandas und andere Schattengänge aus lebendem Grün naturgemäss eine grosse Rolle spielen, also die Zahl der verwendeten Pflanzenarten nicht klein sein sollte, aber merkwürdigerweise ist dies durchaus nicht der Fall. Zum Theil wird dies erklärt da- durch, dass viele Schlingpflanzen selbst Schutz vor der brennenden Sonne lieben oder zu ihrem Gedeihen eine mit mehr Feuchtigkeit gesättigte Atmosphäre er- fordern als die Lage von Tiflis bieten kann. In den Privatgärten sieht man Nichts als Weinstöcke verwendet, selten ein Jasminum offieinale, noch seltener Rosen und sonst Nichts. Es ist dies um so mehr zu be- dauern, als die Zahl der im Freien aus- dauernden Kletterpflanzen so bedeutend ist und sich die reizendsten Arrange- ments, die zugleich so grossen practi- schen Nutzen in dem heissen Lande ha- ben, in unendlicher Mannigfaltigkeit herstellen liessen. Ich erwähne die hier erprobten: Aristolochia Sipho, will in der Sonne nicht gut fortkommen, dürfte in schattigen Lagen aber vortrefflich sein, ebenso Aristolochia tomentosa. Clematis-Arten sind mehrere wild- wachsende, wie C, orientalis, Flammula, Viticella u. A., und Gartenhybriden als C. Jackmanni, Fortunei, Sophia, Helene etc. mit dem besten Erfolge cultivirt, da Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. man aber so viele tieferen Schatten ge- bende Pflanzen hat, so sind sie mehr zur Bekleidung von Mauern, Felsabhän- gen u. 85. w. als zu Laubgängen ver- wendet. Jasminum offieinale und revolutum geben gleichfalls mit ihrem schwachen Laube nicht den besten Effect, doch ihre Rusticität und immergrünes Laub sichern ihnen einen Platz für Winter- gärten. Glyeine chinensis ist wie geschaffen für hier, ihre Blüthenfülle zu einer Zeit, wo der Garten noch nicht reich an Blu- men und ihr dichtes Laub neben rapi- dem Wachsthum, machen sie zur ersten unter ihres Gleichen. Sie wächst ebenso gut und leicht aus Stecklingen, als aus Ablegern und hat eine merkwürdige Le- benszähigkeit, bedarf dabei ausserordent- lich wenig Wasser. Hedera-Arten verlangen etwasSchutz gegen Sonne, überziehen dann aber in wenig Jahren hohe Bäume, Laubengänge u. 585. w. Es sind Exemplare hier im Garten, die einem Baumstamme sich an- schmiegend, denselben bis in seine äus- sersten Verzweigungen umstrickt haben, nun nach Absterben ihres Haltes selbst einen prächtigen immergrünen Baum von nicht geringem Umfange und schö- ner regelmässiger Krone darstellen, Ihre beste Vermehrung geschieht durch Sa- men, der sich häufig selbst aussäet, während der gesäete schwer keimt, Dass der Weinstock eine vorzügliche Decke bildet, darf kaum erwähnt werden und verbindet er noch das Nützliche mit dem Angenehmen, und wie ausgiebig derselbe ist, mag daraus erhellen, dass in diesem Frühjahre an einem Stocke, der wegen eines projectirten Baues weg- gehauen werden sollte und in Folge dessen nicht beschnitten war, sich Re- ben von 25 bis zu 40 Trauben fanden. I. Originalabhandlungen. Wer wollte es einem Privatmanne_ ver- denken, statt solcher Annehmlichkeiten viele oder theure und nicht ergiebige Schlingpflanzen für sein Hausgärtchen zu suchen, Im Laube schön, besonders zuweilen in der Herbstfärbung, sind noch aus dem Geschlechte des Weines, die .Vitis riparia und amurensis, sowie die Ampelopsis hederacea, dagegen hat sich der buntblätterige Cissus elegans nie einbürgern wollen, und ist allmälig ab- gestorben, zur Anwendung konnte er nie kommen. Wie es scheint liebt er die Hitze nicht. Rosa mit ihren kletternden Arten, hat wohl das meiste Anrecht mit dem Wein und der Glyeine zu concurriren. Die zarteren R. Banksia und sem- pervirens leiden nur in ausserordentlich kalten Wintern, wie 1859—1860, wo sie bis zur Erde alle abgefroren. Sie bilden mit den Abarten der rubrifolia prächtige Wand- und Laubenbekleidun- gen, der Blüthenflor lässt die Blätter kaum erkennen und bis 10 Fuss lange Jahrestriebe sind nichts ausserordent- liches. Da sie ziemlich gut Veredlungen annehmen, so ist esleicht, eine Veranda zu schaffen, durch deren Gitterwerk und an deren Säulen in beliebiger Höhe die schönsten Remontante-, Thee- und Bourbonrosen sich drängen im buntesten Farbenspiel. Dadurch wird nicht allein eine entzückende Mannigfaltigkeit, son- dern ein länger dauernder Flor erzielt, indem die schnellverblühenden Blüthen der Schlingrosen durch später und län- ger blühende Hybriden ersetzt werden, Viele hybride Rosen schiessen hier wie Schlingrosen, mit 4 bis 5 Arschin langen Trieben, besonders wurzelächte. Tecoma und Bignonia sind in meh- reren Arten ausdauernd, ebenso Loni- cera-Arten, und blühen diese fast Alle von Beginn der Vegetation bis zum 275 Julimonate hin, theils durch feurige Farben, theils durch Wohlgeruch den Schmuck erhöhend. Ebenso wie Glycine sind alle diese leicht, besonders gut aus Wurzelstücken zu vermehren. Zu Festons kann es der langedauernden Blüthezeit wegen kaum Schöneres geben. Von halbholzigen sind weniger ausdauernd. Phaseolus Cara- calla muss im kalten Hause überwintert werden, ebenso Passifloren, Mandevillea suaveolens, — frühzeitig ausgepflanzt geben sie im Spätsommer und Herbst einen köstlichen Flor. HumulusLupulus bekleidet amschnell- sten Wände und Wege, hat aber im Juli seine Vegetation vollendet und stört dann durch seine gelben Blätter. Ebenso die sämmtlichen Kürbis und Cucurbita- ceen, die nach Mitte August ohne de- korativen Werth sind, und ihnen ähnlich sehr viele Annuelle, welche man ungern vermisst, so die annuellen Ipomoeen, mit Ausnahme von Ip. Quamoclit, die bis zum Froste blühet und grosse Di- mensionen annimmt. Viele Kinder halb- tropischer Länder, die einjährig sind oder meist so behandelt werden, verlängern ihre Vegetation und Blüthenfülle bis zum Spätherbst, so Thunbergia, Maurandia, Dolichos, Cobaea, Lophospermum, Sene- cio micanioides und die mit knolligen Wurzeln versehenen, Ipomoea und Dios- corea, deren Productionskraft unerschöpf- lich scheint. Die Tropaeolum- Arten bleiben auch hier mehr als viele Andere ihrem Heimathsklima getreu, im Sommer ist Nichts mit ihnen zu machen, ich benutze sie desshalb nur zur Winter- flor, im Gewächshause, wo sie eine un- erschöpfliche Blüthenfülle vom Januar bis Mai entwickeln. Neben der Hitze sind es die Erdflöhe, welche selbst über- winterte Pflanzen von T. Lobbianum und Varietäten, peregrinum u. A. in 18 ® 276 2 bis 3 Tagen total verzehrten. Abo- bra viridiflora, Pilogyne suavis, Senecio micanioides, Lophospermum scandens hielten vereinzelt den Winter im Freien aus, d. h, sie trieben im Frühjahre wieder aus der Wurzel. Rhynchosper- mum jasminoides, Solanum jasminiflorum sind wie die Passifioren ausserordentlich reichblühende, dankbar wachsende und schönlaubige Schlinggewächse, die auch der Sonne vollkommen widerstehen, nicht so dem Winter, was ihrer weiteren Verbreitung leider hinderlich ist. Alle Schlingpflanzen, wenn sie in demselben Jahre noch ihren Zweck erfüllen sollen, müssen womöglich vorjährige starke Pflanzen sein und in der letzten März- oder ersten Aprilwoche ausgepflanzt werden. Alles nachgepflanzte bleibt krüppelhaft, da die günstigste Vegeta- tionszeit versäumt war. So drängen sich auch hier die Arbeiten auf wenige Wochen zusammen, jeder Zeitverlust hat die allerempfindlichsten Verluste oder Misslingen zur Folge. Wahrscheinlich könnten noch eine Menge kletternder Pflanzen Anwendung finden, die man im nördlicheren Klima nur in Warmhäusern halten kann, ich habe noch viele Versuche in dieser Richtung angestellt, welche hier über- gangen sind, da theils die salz- und gypsreiche Erde dem Wuchse hinder- lich war, wie bei Comptonia, Choro- zema u. A., theils die trockne Hitze wie Cissus discolor, Dioscorea pieta, die Schönheit der Pflanze nicht zur Entwick- lung kommen lässt. Noch ist zu erwähnen Tropaeolum speciosum als Freilandpflanze, doch nur für Frühjahrsflor. Im Schlossgarten zu Ludwigslust war ein solches schon Jah- relang im Freien, an einem einzeln- stehenden, nicht sehr hohen Baume zwanglos hinaufgezogen und hatte die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ‚Schweiz. unteren Aeste dicht übersponnen, in der Blüthezeit konnte man sich kaum einen reizenderen Anblick denken, der mir unvergesslich blieb. Nie habe ich es wieder so verwendet gefunden, ich war hier so glücklich, günstige Versuche damit zu machen. Calystegia pubescens verkümmert, der Thonboden ist zu fest in der Hitze, um ihm freie Entwicklung zu gönnen. Ich führe noch einige Beispiele der Verwendung der Schlinggewächse an: Eine ungefähr 17 Arschin hohe Cypresse ist von einer Bignonia radicans bis zum Gipfel erklettert, vom Blattwerk derselben ist wenig zu sehen, nur ihre scharlach und gelben Blüthenbüschel hängen wie Laternen von allen Seiten aus dem dunkeln Grün heraus, Unter einem freistehenden starken Acer hat sich eine Lonicera beetartig 3 bis 4 Arschin nach allen Seiten aus- gebreitet, während ihre Gipfeltriebe dem Astgerippe des Baumes folgend hier und da in malerischen Gruppirungen über- hängen und eine ungeheure Blüthenfülle vom März bis Ende Juni zur Schau tragen. Ein hohler Baumstamm mit guter Erde angefüllt, wohinein eine starke Artischoke gepflanzt, an den Seiten he- rum möglichst starke Exemplare von Senecio micanioides, Maurandia und Lo- phospermum, während Hedera von unten ihnen entgegenkommt und die ersteren überhängend den Stamm bekleiden, so schwankt die pitoreske Krone der Ar- tischoke auf einer grünen Säule. Clema- tis an Cypressen oder starken Photinia serrulata bilden mit ihren federigen schneeweissen Samen bis in den Winter hinein die reizendste Composition. Für den Winter ist Hedera mit seinen Arten und Varietäten ein präch- tiges Material um Arabesken im Ra- I, Neue Zierpflanzen, sen zu bilden, a7 die sogar nicht der | die gelb gefleckten mit den grünen zu- Farbentöne ganz entbehren, wenn man | sammenstellt. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. In der Revue horticole (Nr. 1—9 de 1868) beschriebene und illustrirte Pflanzen. 1) Cochliostema Jacobianum, von Lin- den unter dem Namen: Commelynee £pi- phyte de l’Equateur in Paris im verflossenen Jahre 1867 ausgestellt gewesen; — sie hat die Tracht einer Bromeliacee, von 1 M. 50 Höhe, und Umfang, wenn die Blätter, die selbst 80 Cent. lang und 14 Cent. breit sind, gänzlich entwickelt sind. Die Blüthen, gänzlich geöffnet, prangen in ihrem glän- zenden rosalila ein Flügel eines schwär- menden Schmetterlings; ihr Geruch ähnelt dem einiger Arten von Oncidium. 2) Orotalaria arborescens Link. — Crot. incanescens L,, von Saunders an das Pa- riser Museum unter dem Namen Argirocy- tisus zugesendet, wegen des besonders an jungen Trieben bemerkbaren silberglänzen- den Flaumes. In Paris wird sie im Freien eultivirt, bildet einen dichten Strauch, und blüht reichlich zwei Monate hindurch; bei niederer Temperatur (21. Octob.) hatten die gelben Blumen eine etwas blasse Farbe an- genommen. 3) :Ipomoea grandiflora fol. marmo- ratis und Ip. hederacea fol. marmoratis aus Japan, werden von Huber et Comp. zu Hyeres cultivirt und unter dem Namen Ip. grandiflora alba pieta carminea fol. arg. marm., und Ip. hederacea grandifl. atrocar- minea intus alba, fol. arg. marm. in Handel gebracht. 4) Keteleeria Fortunei, in vielen Gärten als Abies Jezoensis, von welcher jedoch sich erstere dadurch unterscheidet, dass die Schuppen der Zapfen festsitzen und nicht abfallen; von Picea unterscheidet sie sich durch ihre aufwärts gerichteten Zapfen mit dichten fleischigen langgestielten Schuppen, Das einzige bis jetzt bekannte Exemplar entdeckte Keteleer bei einem Tempel zu Foo-chou-foo in China; ein Reisender er- zählt, dass dasselbe eine alte Tanne sei, die ihre Aeste mit den zahlreichen prachtvollen bläulichtien Zapfen wie eine Zeder aus- breitet, Ein schönes Exemplar findet sich in der kais. Baumschule zu Trianon, in schöner dichter, mehrere Metres hoher. Py- ramidenform. 5) Pelargonium Mademoiselle Nillson — seit März d. J. bei Thibaut et Keteleer in Handel. Diese Varietät gehört zur Gruppe der Nosegay; ihreDolden erreichen einen Umfang von 12--15 Cent., die Blü- then, 80—90 auf einer Dolde, sind von rosa rother Farbe und halten die Mitte zwischen Pelarg. Lady Cullum und Beaute de Sure- nes. Erwähnungswerth, dass diese Varietät höchst selten Samen erzeugt. 6) Pseudotsuga Lindleyana, der P. Dou- glasii nahestehend, aber sie hat kleinere, fast immer zwei und zwei zusammenhän- gende Zapfen. 7) Quisqualis pubescens — diese Klet- terpflanze ist wohl schon seit längerer Zeit bekannt, aber nie gehörig beachtet worden. Kolb cultivirt sie im Aquarium, da gedeiht sie kräftigst, hat eine Länge von 18 Meter und blüht reichlich mehrere Monate hin- durch; die Blüthen sind anfangs weiss, ei- nige orangefarbig, werden aber dann roth und verbleiben lange Zeit offen, ohne zu welken. Beachtenswerth ist es, dass diese Pflanze nicht von Insekten angegriffen wird, wohl selten bei Warmhausgewächsen. 8) Solanum cornigerum, unter Sol. cor- 278 niculatum von Huber et Comp. in Handel gebracht. Diese Pflanze hat nach Andr& einige Aehnlichkeit mit Sol. mammosum, unterscheidet sich jedoch besonders durch die fünf hornigen Auswüchse, welche an der Basis der Frucht sich vorfinden. Stengel und Blätter sind starkhaarig und mit 15—18 Millim. langen gelben Stacheln versehen. In jeder Beziehung eine werthvolle Zier- pflanze. 9) Tydaca Vesuvius — eine besonders für die Wintersaison sehr werthvolle Ges- neriacee, — die klein gestockt, mit zahlrei- chen schön rothen, dunkelkastanienbraun gefleckten Blumen prangt. 10) Vanda Lowiü. — Eine der schön- sten Orchideen aus Borneo — eine eigen- thümliche Pflanze, die alle Tage Blüthen von verschiedener Form und Farbe hervor- | bringt, jeder Blüthenzweig gibt zwei gelbe Blüthen, dann wieder nur braune etc. Bei Thibaut et Keteleer zu Sceaux begann die Blüthe im September v. J. und Ende November waren sie noch alle sehr frisch. Der Preis dieser Vanda kommt wohl selten unter 3—400 Francs in Handel. In der Revue horticole (1868) Nr. 1—9) be- schriebene und illustrirte Obstsorten. 11) Pomme Reinette d’Angleterre — nach Willermoz Royale d’Angleterre — in Bordeaux unter dem Namen: Pomme du Pignon bekannt. — Es ist wohl kein neuer Apfel, er verdient aber eine weitere Verbreitung, da er von feinem Geschmacke ist, gegen Ende Oktober reift; nur darf er I No 1) K. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien. In dem Monate November v. J. hatte die feierliche Preisvertheilung für die Frühlings- und Herbst-Ausstellung durch den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht längere Zeit aufbewahrt werden, da verliert er allen Geschmack und wird mehlig. 12) Poire Comte Lelieur — hatte in Paris bei der Ausstellung die Aufmerksam- keit der Obstzüchter auf sich gezogen. Diese Birne hat Aehnlichkeit mit der Fondante des bois. Die Frucht ist gross, das Fleisch ist weiss, fein, zuckerig saftig, von sehr an- genehmen Geschmack. Sie reift Anfang September — erhält sich durch mehrere Wochen, 13) Poire Madame Hutin — durch Hrn. Hutin zu Laval erst im verflossenen Herbst in Handel gebracht. Bekannt und beschrie- ben ist sie schon seit 1847. | 14) Poire belle de la croise Morel — diese Birnensorte war im verflossenen Jahre im reservirten Garten zu Paris von Herrn Aubert von Clermont Ferrand ausgestellt. Diese 8-10 Cent. grosse Birne, mit dicker, grau punktirter, auch braungefleckter Schale, hat ein weisses, zuckerig saftiges, etwas säuerliches, geschmackvolles Fleisch; sie reift mit Ende November und erhält sich bis in März auch noch länger. 15) Poire Duchesse de Bordeaux nach Secher von Montjean, als Beurr& Perrault von Perrault von Montrevault, dem pomolo- gischen Congress vorgelegt — ist 7—9 Cent. gross, mit feinem, gelblichtem, zuckerig safti- gem wohlriechendem Fleische; sie reift lang- sam und erhält sich längere Zeit ohne teigig zu werden. — Diese Birnensorte ist eine sehr empfehlenswerthe Novität. iizen. Präsidenten der Gartenbau-Gesellschaft, Hrn. Baron Suttner, stattgefunden; — es wurden mehr als 150 Medaillen vertheilt und, wie es schon immer der Fall, war der Handels- II. Notizen. gärtner Hr. Ludwig Abel der preisgekrön- teste unter Allen — er erhielt nebst dem ersten Preise, der goldenen Medaille, auch noch 24 Vermeil- und silberne Medaillen! — Es ist wahrlich unerklärlich, dass in der Haupt- und Residenzstadt Wien, in ganz Oesterreich, Herr L. Abel noch immer un- überwindlich dasteht! — Nun werden jede Woche auch die neu constituirten vier Sektionen der k. k. Gar- tenbaugesellschaft abwechselnd ihre Ver- sammlungen abhalten. Diese, für den wis- senschaftlichen Theil der Gartenkunde, für Cultur und Akklimatisirung von medizini- schen und andern nützlichen Gewächsen, für Obst und Gemüse, für Blumen u. =. f. bestimmten beständigen Commissionen haben den Zweck, die heimische Horticultur zu befördern. Der Zutritt zu diesen Versamm- lungen ist (N. fr. Presse) jedem Mitgliede der Gesellschaft oder Jedem durch ein sol- ches Eingeführten frei. -— Die Horticultur benöthigt in Oesterreich noch einer kräftigen Aufmunterung, noch gründlicher Belehrung und da die Gesellschaft noch immer nicht ein eigenes Organ, noch immer keine Schule hat, so sollte sie doch den Gartenfreunden allen, ohne Unterschied, einen freien Zutritt zu diesen Vorträgen vergönnen, welche dem eben angedeuteten Bedürfnisse doch zu Theil eine Entschädigung bieten würden. Oeffent- liche populäre Vorträge für alle Schichten des Publikums bringen zur Belehrung sehr oft viel mehr Gewinn als Druckschriften! — Von hohem Interesse ist für jeden Gar- tenfreund die vom Herrn Dr. Ed. Fenzl gegebene Geschichte der Wiener Gartenbau- Gesellschaft (Oesterr. Revue. Sept. 1867), mir ersehen aus derselben, dass in den ersten Zeiten diese in grosser Gefahr war, in Verfall zu gerathen, „weil die Gesellschaft ein hocharistokratisches Gepräge tragen musste und die Leitung inHänden des hohen Adels war, die vom Gartenfache nur wenig oder gar nichts verstanden hatte; — man wollte später Gärtner von Beruf und bürgerliche Capacitäten an sich ziehen, aber unter vielen Einschränkungen — man glaubte die Eitel- keit mithochstehenden Personen in Berührung zu kommen, wäre für die bürgerliche Klasse 279 eine genügende Anziehungskraft — aber höchst spärlich war der Eintritt dieser Bür- gerlichen. — Herr Prof. Fenzl betont mit Recht, dass in England der Geburts- und Geldadel bei Gründung von Gesellschaften nie mit den nöthigen Geldmitteln kargt — aus Standesehre, aus Nationalgefühl schafft er sie herbei, aber mit feinem Takt wählt er zur Leitung der Gesellschaft fast aus- schliesslich nur Leute von Fach — und fin- den sich zufällig Fachmänner in seinen Krei- sen, so bewegen sich diese unter den bür- gerlichen Ausschuss-Mitgliedern einfach als Fachgenossen und werden von diesen auch nicht anders angesehen. — Endlich auf Drängen des Herrn Dr. Fenzl entschloss man sich im Jahre 1853 auf eine Revision der Geschäftsordnung, man beseitigte die Ballotage, die Nichtwahlfähigkeit der bei- tragenden Mitglieder u. a. beengende Maass- regeln, man creirte eine dritte Klasse von Mitgliedern mit einem niederen Jahresbei- trag *) — die Verhältnisse besserten sich — es traten mehr Mitglieder ein u, s. f. — Da traf wieder ein ungünstiger Fall ein — der bisher von der Gesellschaft unentgeldlich benützte Garten wurde vom kaiserlichen Hofe reclamirt zu Gunsten eines darauf zu erbauenden Spitales — es wurde daher ein Theil des Fürst Liechtenstein’schen Gartens gemiethet, um die werthvollsten Gartenge- wächse unterzubringen. — später erhielt die Gesellschaft unentgeldlich ein Bauareal von 1580 Quadrat Klafter zur Errichtung eines eigenen Ausstellungalokales — zur Beschaffung des Baufondes wurde ein Dar- lehen von 350,000 fl. Silber abgeschlossen; das Gebäude — ein zu Ausstellungen die- *) Anfangs bestand diese nebst einer Ein- lage von mindestens 100 fl. aus einer jährlichen Zahlung von 20 fl; dann wurde eine zweite Kategorie von Mitgliedern eingesetzt, die eine Einlage von 20 fl. und eine jährliche Zahlung von 15 oder 10fl. zu berichtigen hatte; die Mitglieder der dritten Kategorie hat- ten nur einen jährlichen Beitrag von 5 fl. zu leisten. 280 nendes Hauptgebäude, zwei zu Verkaufsge- wölben bestimmte Seitenflügel, und ein der Gesellschaft octroyrter \ kostspieliger zweckloser Terrassenbau — wurde ausge- führt. — Zur Deckung der Miethe des Fürst Liechtenstein’schen Gartens, zur Entrichtung der Interessen, zur Unterhaltung des Gar- tens, des Gebäudes u. s. f. war die Vermie- thung der Gewölbe nicht genügend — 68 musste daher das Hauptgebäude zu Belusti- gungen, Bällen u. dgl. vermiethet werden und über Letzteres wurde „dem Verwal- tungsrath ein schwerer Vorwurf gemacht und dieser anscheinend gerechte Vorwurf auf das Unwürdigste ausgebeutet.“ — Die Ausstelungen im neuen Gebäude sind glän- zend ausgefallen — der Besuch war zahl- reich; — durch Ausschreiben von Preisen für beliebte Zierpflanzen — Rosen, Azaleen, Pelargonien u. a. wurde Oultur und Handel so sehr befördert, dass Wien unübertroffen dasteht; es wurde die Masteultur und Zucht von Schaustücken befördert; — es wurden Besprechungen, populäre Vorträge über Horticultur gehalten; es wurden alle beengenden Statuten beseitigt — aber „die Liebe zur Horticultur ist“, wie Herr Dr. Fenzl bemerkt „noch nicht in das Volk eingedrungen, wie es der Fall in Belgien, Frankreich, Holland, England ist*“ — dazu „bedarf es einer andern Erziehung im Hause und in der Schule‘ nichts gebessert wird, so lange z:an nur Arbeitsmaschinen, aber keine denkenden Ar- beiter heranzieht, so lange wird die Gesell- schaft keine Erfolge erzielen.“ Die Gesellschaft benöthigt noch einige Jahre strengster Sparsamkeit um ihrer Bau- schulden los zu werden, dann wird sie jene Aufgaben in die Hand nehmen, die ‚‚tief einschneiden in das gewerbliche Leben, sie zum Mittelpunkt einer geistigen Bewegung machen wird, die befruchtend auf jenes zu- rückwirkt. (S-T.) 2) Cultur der Artischocke. Nach den Gebrüdern Roda. Die Arti- schocke — Cymara Scolymus L. — bildet in Italien den Gegenstand eines ausgedehn- ten Handelsverkehrs und wird daher in ausgedehnter Weise cultivirt. „so lange darin Pd Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Artischocken werden vermehrt durch Samen oder durch ihre Sprossen — letztere Cultur wird vorgezogen, da sich hiemit die der Muiterpflanze gleichartigen Sorten, er- zeugen, während durch Samenzucht wohl kräftigere und dauerhaftere Pflanzen erlangt werden, aber sehr oft auch Varietäten, die in Qualität sehr nachstehen, besonders wenn der Same von gewissen Händlern angekauft wird. Die Vermehrung mittelst Samen wird auf zweierlei Art vorgenommen, entweder in eigenen Kisten und nachheriger. Versetz- ung der Pflänzchen, oder allsogleich an Ort und Stelle. Im ersteren Falle werden die Kerne im Februar und März in Kisten ir 4—5 Cent. Entfernung von einander, ge- stupft; — die Kisten oder Töpfe kommen dann in ein Warmbeet mit Vorsorge,. dass immer eine mässige Feuchtigkeit erhalten werde. Die Beete zur Aufnahme der Pflan- zen müssen schon im vorhergehenden Herbste 50-60 Cent. tief um- sie müssen in hergerichtet werden, gegraben, reichlich gedüngt, warmer Lage und von den kalten Nordwin- den geschützt sein. Im Mai, wenn kein Reif mehr zu befürchten, werden die Beete noch- mals umgegraben, geebnet; es, werden pa- rallele Linien 85 Cent. von einander weit, gezogen und in diesen 30 Cent. breite, 15 bis 20 Cent. tiefe Löcher in einer Entfernung von 1 Met. von einander in Schachform — quinconce — gemacht, mit guter. Erde. Dünger und Asche angefüllt und in jedes derselben drei Pflanzen in Dreieck gesetzt, reichlich begossen, und einige Tage hin- durch mit einem Topfe bedeckt, um die glühende Sonnenwärme abzuhalten; bei Nacht jedoch werden diese Töpfe, entfernt; und nach 5—6 Tagen kann man sie, schon gänzlich entfernen; bei eingetretener Trocken- heit wird reichlich begossen, die Erde ge- lockert, um eine Kruste oder Risse zu ver- hindern. Im Juni oder Juli werden von den drei Pflanzen zwei entfernt und nur eine, die kräftigste, die mit vollständigeren Blät- tern. ohne Stachel, stehen gelassen. Will man den Samen allsogleich an Ort und Stelle unterbringen, so: werden in jedes der oben erwähnten Löcher Ende April Ye] I. oder, Anfang Mai 4—5 Kerne gelegt und von den später herangezogenen Pflänz- lingen bleibt wie oben, auch nur die kräf- tigste. Die Verwendung der Seitensprossen ist im Allgemeinen mehr in Gebrauch — im April werden die kräftigeren Triebe von der Mutterstaude mit den Fingernägeln abge- zwickt, wenn möglich mit einigen wenigen Wurzelfasern, an der Mutterpflanze müssen aber immer noch 2—3 robuste Triebe un- versehrt bleiben, um von diesen auch noch Früchte zu erhalten. Die Zubereitung des Bodens für Aufnahme der Sprossen ist die nämliche wie oben für den Samen darge- stellt wurde — es werden in jedes Loch zwei Pflanzen gegeben und nach gehöriger Zeit wird die schwächere ausgezogen, um der anderen mehr Raum sich auszubreiten zu lassen. Die Dauer einer Artischockenpflanzung hängt von dem mehr weniger günstigen Boden ab, von der sorgfältigen Cultur, von der Lage und vom Klima; — in nördlichen Ländern beginnt die Kraft schon nach 2—5 Jahren abzunehmen, während in südlichen Ländern eine solche Plantage 12, auch 15 Jahre hindurch kräftigst fortgedeiht. An Orten, wo die Temperatur im Winter unter — 3—4° fällt, muss schon im November bei Herannahen der Kälte, Vorsorge getroffen werden, um. die Pflanzen gegen diese zu schützen — es werden daher die unterst zu Boden: liegenden Blätter entfernt, die andern werden alle in einen Busch zusammenge- bunden, um die Pflanze herum wird trock- nes Laub und Erde angehäufelt, in Form eines, Kegels fest geebnet, damit das Regen- wasser ablaufen könne und oben auf wird dann der Gipfel mit einem Topfe bedeckt. Im ‚März und April wird die Hülle nach und nach abgenommen, die faulen Blätter entfernt, auch einige Seitentriebe, dann zu jeder Pflanze etwas Dung gegeben, das Beet leicht ausgegraben und endlich mässig be- gossen. Im April, Mai erheben sich schon die Stengel mit dem beschuppten Blüthenboden (Receptaculum), die s.g. Früchte, je grösser diese sind, je dicker fleischiger die Blätter, Notizen, 281 desto mehr sind sie geschätzt. Nach Ab- nahme derselben werden die Stengel tief unten abgeschnitten, die Beete gereinigt, geebnet, mit flüssigem Dünger 2—3 Mal be- gossen — während des Sommers alle Sorg- falt gewidmet, um im Herbste wieder schö- nes Product zu erlangen. — Zur Samen- zucht werden die schönsten, kräftigsten, 2—3jährigen Pflanzen gewählt, der Blüthen- stand mit einem feinen Stoffe (Tüll, Gaze u. dgl.) bedeckt, um die Vögel abzuhalten, die nach diesem Samen sehr lüstern sind. In nördlichen Ländern, in welchen Schnee und Kälte herrschen, werden die Stauden im November mit anhängenden Erdklumpen in einen etwas lichten Keller gegeben und allda in trocknen Sand einge- graben; im Frühjahre, wenn keine Kälte, kein Reif mehr zu befürchten, werden die- selben an ihrem früheren Standorte wieder eingesetzt; solche Pflanzen tragen 2—3 Wo- chen früher prachtvolle Blüthenstände (Re- ceptaculum). In einigen Orten Italiens ist der Ge- brauch, die Artischocken zu trocknen, um sie längere Zeit hindurch aufbewahren zu können. Zu diesem Behufe werden sie in siedendes Wasser gegeben, durch eine halbe Stunde gekocht, dann werden die äusseren unteren, mehr lederartigen Deckschuppen entfernt, der Boden des Receptaculums bis zu den ersten belassenen Deckblättern ab- geschnitten, der s. g. Bart, die kleinen ste- ckenden Schuppen, mit einem Kaffeelöffel- chen aus dem Innern desselben ausgebohrt; so gereinigt kommen sie auf ein Paar Stun- den in ein kaltes Wasser, dann auf Rohrge- flecht in der Sonne ein Paar Tage hindurch getrocknet und endlich noch in einem mäs- sig warmen Ofen oder wo diess nicht mög- lich, mit dünner Schnur durchzogen, der freien Luft ausgesetzt, um sie vollkommen durch und durch trocknen zu können. — Vor dem Gebrauche werden dann die Ar- tischocken nur ein Paar Stunden früher in laues Wasses gegeben. In Mittel-Italien werden von jeder Staude 3—4 Seitentriebe zur Erde gelegt, mit solcher derart bedeckt, dass nur die Endspitzen heraussehen; diese Sprossen wach- 282 sen fort, verdicken sich, werden weiss, weich und bieten eine sehr geschmackvolle Speise — oder man kann auch die im Früh- jahre von der Mutterpflanze entfernten Spros- sen verwenden, sie werden in verticaler Stellung in Furchen gelegt, bis zur Hälfte mit Erde angehäufelt, nach 2 Wochen er- folgt eine Erdanhäufelung bis 2/, der Pflanze und nach wieder 2 Wochen wird die Erde bis zum Gipfel erhöht — diese Sprossen werden ebenfalls dick, weich, weiss, man kann sie auch im Winter lange erhalten und daher auch in dieser Jahreszeit ein wie Carden, schmackhaftes frisches Gemüse ha- ben. Die Gärtner in Italien unterscheiden wilde und veredelte Artischocken. Zu den ersteren gehören jene Sorten, deren Deck- schuppen mit Stacheln enden, und diese sind roh, mit Oel, Salz und Pfeffer condirt, angenehmer als gekocht; — die andern, unter dem Namen Carciofo verde grosso di Leon; Cornas di Bretagna; Violetto oder Pavonazzo; Carciofo di Provenza bekannt, werden auf verschiedene Weise zubereitet, nur abgebrüht und die Deckblätter mit Essig, Oel, Pfeffer und Salz verspeist, oder am Rost gebraten, mit Pfeffer, Salz und Oel condirt u. s. f. S-r. 3) Waldungen Algiers. Die Wal- dungen Algiers bedecken eine Fläche von 1444076 Hectar. Landes, dieselben bestehen aus Oliven, Cedern, aleppischen Kiefern, Thujen u. a. Baumgattungen in reinen und gemengten Beständen. Einige Daten über diese Forste und bezüglichen Producte finden wir in der Oesterr. Monatsschr, f. Forstwis. (Wien, Aug. 1867), woraus wir entnehmen, dass die Korkeiche den ersten Rang ein- nimmt; von den verpachteten Korkwäldern werden 123,000 Hect. bereits ausgebeutet und 80,000 Hect. beginnt man soeben zu nützen. In den letzten drei Jahren haben sie jährlich 11,500 Met. Cent. Korktateln ge- liefert, so viel als Frankreich für seine ei- genen Korkfabriken bezog. Die Zeeneiche (Quercus Mirbeckii Dur., Chöne zeen) von dieser stehen 17,536 Hect. in Benützung; wegen ihrer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Dichte und Zähigkeit eignet sie sich’ für Schiffbau und Eisenbahnschwellen, wenn sie auch den mehr scheinbaren als wirklichen Fehler hat, sich beim Trocknen zu werfen. — Zwei auf der Pariser Ausstellung be- findlich gewesene Eichenstücke hatten 156 Jahre, das eine hatte in der Brusthöhe nur 0,72, das andere jedoch 2,48 M. Umfang. — Mit dieser Eiche findet sich in den ‘Hoch- bergen Kabyliens die Querc. castaneaefolia, deren Holz sich besonders für Fassdauben eignet. Die Thuja (Callitris quadrivalvis; Thuja articulata) liefert Meubel von unvergleich- licher Schönheit, der phönicische Wach- holder für Kästen, die Wurzel der baum- artigen Heide für Pfeifen, die Pistacie und der Johannisbrodbaum dient als Fournirholz, die Ceder zum Belegen der Innenseiten von Meubeln, die Citrone für Friese, Einfassungs- stäbe u. s. £. Die Steineiche mit süssen Früchten (Quercus Ilex v. Ballota) nimmt bei 100,000 Hect. ein, sie ist sehr stark, das Holz ist dunkelroth, geflammt, im Kerne schwarz, lässt sich schön poliren, behält sehr gut den Firniss und wird sich für die Einrichtung von Bibliothek- und Esszimmer, für Fussta- feln u. s. w. sehr gut benützen lassen. Der Fraxinus australis überbietet an Schönheit und Güte die europäischen Fra- xinus excelsior und wird von Wagnern und Stellmachern sehr gesucht. Die Aleppische Kiefer nimmt 200,000 Hect. ein, davon sind 15,560 Heet. jetzt’ be- reits der Harzung geweiht — ausser der Harzerzeugung wird sie fur Telegraphen- säulen und zum Bauen verwendet. Diese Kiefer ersetzt vortheilhaft die europäische Tanne, von welcher Frankreich grosse Men- gen aus Russland und Norwegen bezieht. Seit einigen Jahren hat man in Algier den Eucalyptus globulus (Blue gum de la Tasmanie) eingeführt, welcher in Australien die stärksten Dimensionen erreicht und kostbare Eigenschaften besitzt, wie extreme Dichte, Aroma u. S. w. Nun lassen wir eine kleine Uebersicht einiger in Algier vorkommenden Obstsorten folgen. III. Die Aprikosen gedeihen besonders in der Sahara, wo sie zu Confecturen ver- wendet werden; dieselben werden auch in der Sonne getrocknet und dienen als Tausch- handel mit den Einwohnern von Tell, die darnach sehr lüstern sind. Die Früchte der Anona Cherimolia rei- .fen im October, sie haben fast die Form ei- nes Tannenzapfens, einen Umfang von circa 27 Cent. und sind sehr schmackhaft, wenn auch mit einem leichten Harzgeruche. Die Früchte der Arachis hypogaea wer- den besonders von den Spaniern — die selbe Cacahouet benennen — roh oder geröstet verspeist; auch werden daraus sehr ge- schmackvolle kühlende Emulsionen bereitet. Die Früchte des Erdbeerbaumes (Ar- butus Unedo) sind von den Arabern sehr beliebt; sie werden in Zucker und Brand- wein eingemacht. Die Azarolen (Mespilus Azarolus) sind ebenfalls sehr beliebt; und werden in Zucker und Essig eingemacht. Die Bananen (Musa paradisiaca) rei- fen vom September bis in Januar hinein, diejenigen, die vor Eintritt des Winters nicht zur Reife gelangen, werden am Baume ge- lassen, aber in Stroh gut eingewickelt, wo- rauf sie dann bei Eintritt der warmen Jah- reszeit vollkommen reifen. Das Johannisbrod (Ceratonia siliqua) wird frisch oder getrocknet von den Ara- bern gespeist; es wird auch dem Vieh ge- geben. Die Früchte der Opuntia vulgaris (Kar- mous N’cara) bilden durch 3—4 Monate im Sommer die Nahrung der Araber; sie sind sehr geschmackvoll, gesund und kühlend. Auch die Europäer haben sich schon an die- ses Obst gewöhnt: Die süsse Eichel (Quercus Ballota) in Wasser gekocht oder unter der Asche ge- röstet, hat eine vortreffliche Schmackhaftig- keit; ganze Völkerschaften des Atlas leben viele Monate des Jahres hindurch fast allein von dieser Eichel. — Die Colonisten be- ziehen diese Eichelart zur Viehfütterung. Psidium pomiferum L. aus Indien nach Algier verpflanzt, bietet Früchte, die einen Notizen, 283 Himbeer- und Erdbeer-Geschmack haben — sie werden zu Compots und Confecturen verwendet. Die Beeren der Myrthe werden von den Einwohnern in Algier auch verspeist. S-T. 4) Geologische Studien. Die Geo- logen haben in den letzten Decennien eine Masse von Thatsachen gefunden, welche ein überraschend genaues Bild über die Ent- wickelung der Pflanzen- und Thierwelt auf unserm Erdball, von den ältesten Perioden bis auf unsere Zeiten zusammenzustellen er- laubten. Besonders aus der unserer Jetzt- welt vorausgegangenen Epoche, haben wir die Pflanzen jener Zeit in Folge der Arbei- ten Heer’s in grosser Mannichfaltigkeit ken- nen gelernt. Auch die brennendeFrage, wie weit der Ursprung des Menschen-Geschlechtes zurück datirt, ist einen bedeutenden Schriit voran- gegangen. Die Untersuchungen über die Pfahlbauten an den Ufern unserer Seen ha- ben uns für Europa den Beweis geliefert, dass Europa zu einer Zeit, zu der keine ge- schichtlichen Nachweise hinaufreichen, schon von Volksstämmen bewohnt war, die sich von Jagd und Fischfang nährten. Feuersteinwaffen endlich, die man bei Schussenrieih in Schwaben in Gletscherwäl- len gefunden hat, lassen kaum mehr Zwei- fel, dass der Mensch zur Eiszeit, jener Pe- riode, die gleichsam den Uebergang zu un- serer Jetztwelt bildet, schon lebte. (E. R.) 5) Die Bessarabische Gartenbau- schule zu Kischinew. Herr A. Döngin- ger steht derselben nun bereits seit einer Reihe von 25 Jahren vor und hat im Herbste 1867, wo er sein 25jähriges Amtsjubiläum feierte, einen Bericht über dieselbe in Rus- sischer Sprache veröffentlicht. Die Thätig- keit dieses Instituts, wie aller ähnlichen in Russland, ist eine doppelte. Einmal werden in denselben Gärtner praktisch und theore- tisch gebildet, ferner dienen solche aber zur Verbreitung der bessern Obstsorten, theils gegen Zahlung, theils unentgeldlich. 284 Aus der Kischinewer Baumschule, die erst vom Herrn Dönginger angelegt wurde, wurden von 1846 bis 1867 im Ganzen ab- gegeben. gegen Zahlung — ohne Zahlung Fruchtbäume 31,932 — 7,314 Fruchtsträucher 2,553 — 445 Weinstöcke 8,253. — 210 Maulbeeren 20,499 — . 10.830 Zierbäume und Ziersträucher., ; 21,369 _— 13,659 Also wurden jährlich in den 23 Jahren eine mittlere Zahl von 5000 Stück Bäume und Sträucher abgegeben. Ausserdem wurden im gleichen Zeitraum im Ganzen 4247 Gewächshauspflanzen ab- gegeben. Herr Dönginger theilt in diesem Berichte ausserdem das Resultat: seiner Versuche mit Obstpflanzen und andern Nutzpflanzen mit und gibt ferner einen kurzen Bericht über die wichtigsten Culturen eines jeden Jahres, über Witterungsverhältnisse, Preise ete., so dass diese Schrift viele interessante Thar- sachen enthält, über die wir nicht weiter eintreten können. — Als vom Staate unterhaltene Acker- und Gartenbauschulen bestehen ausser den Ackerbau-Akademien zu Petrowski bei Moskau (Direktor von Jelesnow) und auf dem Forstkorps bei Petersburg (Direktor von Petersen), gegenwärtig noch die folgenden in Russland. 1) Die Haupt-Gartenbauschule zu Uman. Direktor von Annenkow, Es ist das die grösste eigentliche Gartenbauschule. 9) Die Gartenbauschule zu Pen- sa. (Vorstand Herr Baum). 3) Die Weinbauschule in dem Kaiser- lichen Garten zu Nikita. (Direktor Herr Zabel, Pomolog Herr Nedjelsky). 4) Die Obstbaumschule zu Woronesh, (Vorstand Herr Fischer). 5) Die Ackerbauschule zu Gorigoretz. 6)IsL,, En „ Harkow. uw 5 3 „ Kasan. Bu HS ss „ Marinskoe bei Saratow. 9) Die Obstbaumschule bei Kiew. (Vor- stand Herr Hochhut). Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 10) Die Gartenbauschule zu Kische- new in Bessarabien. (Vorstand Herr Dön- ginger). Alle diese Anstalten stehen unter dem Ministerium der Reichs-Domainen, unter dem auch der K. Botanische Garten zu St. Pe- tersburg und alle Landwirthschaftlichen und Gartenbau-Vereine in Russland stehen. Endlich iss noch die „Gartenbau- schule zu Moskau“ zu nennen, welche von Seiten des Vereines der Liebhaber des Gartenbaues in Moskau schon seit einer Reihe von Jahren gegründet worden ist. (E. R.) 6) Die Wachspalme. Auf der vor- jährigen Weltausstellung in Paris waren mehrere Produkte der brasilianischen Wachs- palme — Copernieia cerifera Mart. — aus- gestellt; über die Nützlichkeit dieses Baumes hatHr. de Macedo eine eigene Broschüre *) herausgegeben. — Die Wachs- oder Car- nauba-Palme kommt hauptsächlich aufeinem schwärzlichen salzhaltigen Boden in Thälern oder an den Ufern von Lagunen und Flüs- sen besonders in Rio grande de Norte, Pa- rahiba de Norte, Pernambuco, Ceara und Piauhi vor; sie gedeiht aber auch auf san- digem, trockenem, aber nur nicht hoch ge- legenen Terrain. Bei der drückendsten Hitze, gänzlichem Regenmangel und mehr- jähriger Dürre steht die Carnauba-Palme üppig grün da. — Dieser Baum wird von den Bewohnern jener Provinzen in allen sei- nen Theilen benützt — eine Abkochung der Wurzeln dient gegen gewisse Ausschläge; der Stamm liefert ein schönes hartes Holz für Zimmermanns- und Tischler-Arbeiten, namentlich aber für Schiff- "und Wasser- bauten; aus den Blättern werden leichte und hübsche Dächer hergestellt; aus den- selben, nach vorhergegangener Maceration, gewinnt man einen Bast zu Stricken für Hängematten; die Kolben der unentwickel- ten Blätter liefern einen vortrefflichen Palm- kohl. Die kleinen haselnussgrossen Früchte *) Notice sur le palmier Carnauba. Paris 1867. II. werden gegessen. — Das wichtigste Pro- dukt ist aber das Wachs, welches aus den Jungen Blättern ausgeschwitzt wird, und die sechs Monate hindurch je zweimal im Mo- nate abgeschnitten werden; jeder Baum lie- fert durchschnittlich bei jedem Schnitte 8 Blätter, also 96 Blätter während der Schnitt- zeit. Um eine brasilianische Arroba (eirca 32 Pfund) Wachs zu gewinnen, sind in Durchschnitt 8—900 Blätter erforderlich, welche durch vier Tage getrocknet werden, auf ein Tuch abgeklopft und der leicht ab- fallende Wachsstaub wird mit etwas Wasser geschmolzen und in Formen gegossen. Das Wachs wird zu Kerzen verarbeitet, die eben so gut brennen als die von Bie- nenwachs. Aus der Provinz Ceara, die einzige bis Jetzt, die sich mit Erzeugung dieses Wach- ses beschäftigt, führt über zwei Millionen Pfund aus und ebensoviel wird im Lande verbraucht. S-T. 7) Obsteulturin Frankreich. Nach Herrn Beer’s „Bericht“ verdienen die dor- tigen Obstgärten im allgemeinen wenig Lob; aber doch wird hervorgehoben, dass bei Anpflanzung von Bäumen die Wahl der Obstsorten und des Standplatzes genau ge- ‚prüft wird und dass auch in der Obstenltur Frankreich seine Spezialitäten hat, so z. B. züchtet Argenteuil nur Feigen, Belleville nur Kernobst, die Normandie nur Aepfel, Tho- mery nur Weintrauben und von diesen nur die einzige Chasselas dore. — Das Haupt- augenmerk der Franzosen geht dahin, so- bald als möglich von seinen Bäumen ein Exträgniss, das ganze Jahr hindurch Obst zu haben, wenn auch hiebei alle Aussicht 40—50jährige fruchttragende Bäume zu be- sitzen, verloren geht — in Folge dessen werden nur Zwergbäume gezogen, mit einer Schnittweise, welche ermöglicht, auf kleinem Raum verhältnissmässig grosse Anzahl zu pflanzen und welche günstigenfalls zwei Jahre nach dem Anpflanzen Früchte tragen — es ist somit erklärlich, dass diese Bäume in 10—12 Jahren ganz erschöpft sind und durch andere junge ersetzt werden müssen. — Herr Beer fand in den verschiedenen Notizen. 385 Gärten 32 Schnittweisen — darunter wahre Kunststücke — Pyramide, Ballon, Palmette, Cordon, Vase u.s.f. — worüber die Meister du Breuil und Lep&re*) gründliche An- deutungen geben. — Erwähnungswerth ist die Sorge, mit welcher diese Bäume gepflegt werden, die grösste Reinlichkeit herrscht, alle möglichen Schutzmittel werden ange-- wendet, um die Früchte vor Regen, Wind, vor Insekten und Vögeln durch Leinwand- und Strohdächer, durch Säcke und Netze zu schützen; so auch verdient Nachahmung, die in Frankreich nun begonnene Methode, Trauben für den Winter aufzubewahren — es werden nämlich die Trauben nach ihrer Reife sammt einem 5—-4 Zoll langen Stücke der Rebe bei trockenem Wetter abgeschnit- ten, in einen frostfreien, hellen Raum ge- bracht und das Rebstück in eigene, an Lat- ten befestigte, 4—5 Zoll lange, mit weichem Wasser gefüllte Fläschchen gesteckt, wobei die Trauben ganz frei herabhängen müssen. Am Schlusse gibt Herr Beer ein Ver- zeichniss der vorzüglichsten Obst- und Trau- bensorten in Frankreich, in welchem jedoch die aus Belgien in Handel gebrachten, so gepriesenen Früchte fehlen. S-T. 8) Reservirter Garten 1867 in Paris. Die Anlage des reservirten Gartens der Pariser Ausstellung wird -von Herrn Beer **) als ein Meisterstück der Garten- kunst anerkannt; — dieFührung der Wege, die Form des Teiches, die Vertheilung der Gruppen von blühenden Pflanzen, Gesträu- chen und einzeln stehenden Bäumen war *) de la conduite des arbres fruitiers par M. A. du Breuil. Paris. — Pratique raisonne& de la taille des peches par Al. Lepere. Paris. **) Officieller Ausstellungs-Bericht, heraus- gegeben durch das k. k. Oesterr. Cen- traleomite. 83. Lief. der Gartenbau - Be- richt von Herrn J. G. Beer, mit einem Anhange über Gebäude und Geräth- schaften für den Gartenbau, vom Herrn Rud. Manega. Wien 1867. 1. Taf. 286 ganz tadellos, — dieser Park hätte verdient, für längere Zeit erhalten zu bleiben, er hätte sollen ein permanenter Ausstellungsplatz für sämmtliche Erzeugnisse werden und Ge- legenheit bieten, die verschiedenen Heizme- thoden zu versuchen, um sich die Ueber- zeugung zu verschaflen, welche Heizınethode die geeignetste und billigste sei. — Aber trotz dem Vielen und Schönen fand Herr Beer doch mitunter eine Geschmacklosigkeit in den Aufstellungen, er fand einförmige Felsenhügel, er fand Mangel an Culturen u. m. a. und kommt zum Schlusse, dass Deutschland den Franzosen und Engländern in der Gartenkunst nicht nachstehe und dass nur gewöhnlich die riesigen Mittel fehlen, um selbe gehörig auszuführen. Herr Beer bespricht in seinem Bericht auch die Verwendung der Waard’schen Kä- sten behufs Einführung lebender Pflanzen und befürwortet die Methode, Sämereien in Kisten und zwar schichtenweise in der Erde förmlich auszusäen und nachdem die Kiste ganz voll ist, sie mit einem gewöhnlichen Deckel zu verschliessen. — Herr Beer be- merkt, dass trotz der immensen Kosten, die eine Aufsammlung von Pflanzen und Samen in entfernten Ländern verursacht, man doch durch eine einzige neue Pflanze zum wohl- habenden Mann werden und führt als Bei- spiele die Herren Van Houtte mit seiner Spiraea prunifolia fl. pl., Baumann mit seiner Deutzia gracilis, Linden mitBegonia Rex an — dass Oesterreich in Einführung neuer Pflanzen zurückstehe, findet seinen Grund im Mangel an Colonien, in Vermö- gensverhältnissen, insbesondere aber im Mangel eines Gesetzes, welches dem Impor- teur den nöthigen Schutz verleihe, wobei Hr. Beer als Beispiel den Wiener Handelsgärt- ner Hrn. Abel erwähnt, welcher mit grossen Opfern die prachtvolle Pflanze — Arctoca- lyx Endlicherianus — aus Mexiko an sich brachte und als er nach einiger Zeit zum Verkaufe schreiten wollte, wurden ihm Pflänzlinge seiner Pflanze zu niederen Prei- sen offerirt — er wurde bestohlen. Wir finden ferner im Berichte des Hrn, Beer ein Verzeichniss der im Handel neu eingeführten und in Paris ausgestellt gewe- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. senen Pflanzen mit Andeutungen über Form, Blüthe und sonstigen Bemerkungen; — dann Mittheilung über Gemüse- und Blumenhan- del, insbesondere aber ist von hohem In- teresse das Capitel über Obstbaumzucht in Frankreich, wobei die verschiedenen Schnitt- methoden mit bezüglicher Illustration be- schrieben werden, welchem dann ein Ver- zeichniss der vorzüglichsten Obst- und Trau- bensorten Frankreichs folgt. Auch über Comunalgärten und Parkanlagen in und um Paris werden Andeutungen gegeben. S-T. 9) Eigenschaften guter Tafel- trauben. Gute Tafeltrauben müssen früh- zeitig, von süssem und angenehmen Ge- schmacke sein, einen feinen Balg haben und sich leicht und lange aufbewahren lassen. Darüber ist zu bemerken, dass die Frühreife wohl sehr beachtenswerth ist, dass aber hiebei eine Verminderung der Süsse statt- findet, denn Frühtrauben haben immer einen kleineren Gehalt an Zuckerstoff als die Spättrauben. Ein Hauptbedingniss ist wohl die Süsse und diese kann nur durch eine vollkommene Reife erlangt werden; dieser Werth einer Tafeltraube wird noch mehr er- höht, wenn diese nebenbei auch noch wohl- riechend und geschmackvoll sind, wie, ‚es z. B. bei der Muscateller, der Alcalico, der rothen Salamana u. A. der Fall ist. Die Trauben mit feinem Balg sind sehr beliebt, aber diese lassen sich nicht lange aufbe- wahren, zu diesem Behufe und namentlich zur Conservirung im Weingeist oder zum Dörren eignen sich Trauben mit festem Balge und mit grossen Kernen (von 12—16 Millim. Breite). Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass grünlichweisse Traubensorten viel früher und vollkommener zur Reife gelangen und auch eine grössere Menge von Zuckerstoff enthalten als die gelben Trauben, letztere sind wieder reicher an Zuckerstoff als die röthlichen, diese wieder mehr als die blau- lichten und diese endlich sind wieder süsser als die schwarzen. Diese Farbeverschieden-. heiten entsprechen nach Dr. Alberti (Giorn. Agr. ind. veron. Nr. 24 de 1867, Nr. 1—3 UI. ‘ Notizen. de 1868) den verschiedenen Assimilations- stufen von Kohlen und Sauerstoff, indem die grünfarbigen Beeren die grösste Menge von Kohlenstof und die röthlichen Bee- ren die gleiche Quantität Sauerstoff ab- sorbiren. Von diesen verschiedenen Prin- cipien hängen die diversen specifischen Ei- genschaften ab, so deutet uns die weisse Farbe den Gehalt an Zuckerstoff an, die grüne Farbe deutet den Gehalt von adstrin- girenden, die gelbe jenen von bitteren, die rothe jenen von sauren, die blaue jenen von alcalinischen Stoffen an und die schwarze Farbe endlich deutet einen Gehalt von Eisen- salzen an. Die Grösse der Traubenkerne ist eben- falls zu berücksichtigen, denn je kleiner dieselben sind, desto mehr Zuckerstoff ent- halten die Beeren. S-T. 10) Wirkung desSchwefelns. Ueber die Wirkung der Schwefelblumen hat Ma- re*) (Racogl. Padova Nr. 8 de 1868) sehr interessante Beobachtungen gemacht. Der Schwefel ist nicht allein zur Vertilgung des Oidiums sehr wirksam, sondern hat auch grossen Einfluss auf die Vegetation; gesunde Reben mit Schwefel bestaubt, bringen ihre Früchte um 15 Tage früher zur vollkomme- nen Reife, und auch die Farbe des Weines wird hiedurch erhöht. Blumen mit Schwefel bestaubt, z. B. Pensees, dann Pelargonien und besonders die in Lüttich sogenannte la soure au soure, erlangen eine schöne lebhafte Farbe. Auch bei Früchten ist die Anwendung von Schwefel von grosser Einwirkung; *) Bei dieser Gelegenheit soll an das alte Kunstsstück erinnert sein, um im Treib- hause Trauben von ungewöhnlicher Grösse und ausgezeichnetem Geschmacke zu erziehen. Man hat nichts anderes zu thun, als unter der Traube, sobald sie sich ausgebildet hat, ein kleines Gefäss mit Wasser anzubringen, und letzteres von Zeit zu Zeit bis zur vollkommenen Reife zu erneuern. 287 Quitten, Zwetschgen, Aepfel, Pfirsiche, Apri- kosen erlangen eine seltene Grösse. Die Schwefelung ist zur Blüthezeit vorzunehmen und 2—3 Mal wie beim Weinstock. S-T. 11) Die Wellingtonia, welche bis Jetzt als der einzige Riesenbaum der Welt betrachtet wurde — hat ihren Rivalen in Australien gefunden. Dr. Müller erwähnt (Bull. dela soc.imp. etcentr. d’hort. Paris 1868 p. 29) nium „Karri‘“ (Eucalyptus colossus), welcher eine Höhe von 122 M. hat, dann drei Exemplare von Eucalyptus amygdalina, von denen das eine 128 M. 10, das andere 146 M. 40 und das dritte sogar 153 M. 50 Höhe hat. S-L. 11) Syringa vulgaris, deren Blü- then zufällig in die Nähe einer Gasflamme gestellt waren, wurden grün, während die andern mehr im Dunkeln gebliebenen, weiss wurden. Man versuchte diese Beobachtung praktisch auszuführen. Im Herbste wurden alle nicht blüthetragenden Zweige eines ro- safarbigen Flieders aus der Gattung der Li- las de Marly, geschnitten, dann 4—6 Wo- chen hindurch in einem finsteren Lokale bei einer immer mehr steigenden Temperatur gestellt und man erhielt den ganzen Winter hindurch weissblühenden Flieder (Rev. hort. 1868 S. 63, 148). S-T. 13) Alsine media ist in manchen Gärten ein fast unzerstörbares Unkraut. — Hr. Dumas, Chefgärtner an der Ackerbau- schule zu Gers, gibt folgendes Mittel zur Vertilgung desselben. Zur Winterszeit, wenn die Erde stark gefroren, ist diese zweimal umzugraben, die untere Erdschicht an die Oberfläche zu bringen, um die Wurzeln der Alsine dem Einflusse des Frostes bloss zu legen; in 15 Tagen eine nochmalige Bear- beitung des Bodens, um auch die Samen- kapseln dem Froste auszusetzen und dadurch die Keimkraft des Samens zu ersticken. — Bei dieser Gelegenheit wird auch die Me- thode angegeben, die bei den Bauern um Paris üblich ist, um das benannte Unkraut in den Weinbergen zu vertilgen — man fegt 288 nämlich den Erdboden mit starken Binsen- besen und dieses einfache Mittel soll genü- gen. (Rev. hort. 1868 p. 48). S-r. 14) Disa grandiflora — ‚der Stolz des Tafelberges“ von den Capeinwohnern benannt, soll zwei Jahre benöthigen, um zur Blüthe zu gelangen und dann absterben. — Diese von W. Hooker gegebene Ansicht fand allgemeinen Glauben, bis es Ern, Ba- rillet gelang, das Entgegengesetzte zu be- weisen. Im Jahre 1862 konnte er sich eine kleine Knolle verschaffen, welche das da- rauf folgende Jahr Blüthen bringen sollte. Hr. Legrand, welchem die Cultur dieser Pflanze anvertraut war, gab ihr zweckmäs- sige Erde (Torferde mit Holzkohle, Sphag- num etc.). sie wurde in einen zweiten Topfe gesetzt und dann beidein einen Was- serkübel im Pelargonienhause. Diese näm- liche Knolle gab vier Mal nach einander die schönsten Blüthen und im Jahre 1866 in Folge künstlicher Befruchtung auch Sa- men, von welchen man seiner Zeit die nämlichen günstigen Erfolge zu erlangen hofft, wie von der Mutterknolle. (Rev. hort. 1868 S. 24). S-T. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 15) Die Baumwoll-Abtälle, wenn sie auch in den betreffenden Spinnereien für sonstige industrielle Verwendung als 'gänz- lich nutzlos erachtet werden, bieten nament- lich behufs Bereitung von Mistbeeten, ein sehr werthvolles Materiale und zwar ent- weder in Vermengung mit Gerberlohe oder mit gewöhnlichem Stalldünger jedoch der Art, dass die Baumwolle keine Klumpen bilde; nach Verwerthung als Mistbeetdünger, kann dieser in Obstgärten bei Verpflanzung von Obstbäumen u, dgl. mit bestem Erfolge verwendet werden. Besondere Erwähnung verdient die Anwendung dieser Abfälle in der Spargeleultur — Gr. Bidault zu Areis- sur-Aube benützt selbe schon seit mehreren Jahren und erfreut sich mitten im Winter einer kostbaren Speise. Im Herbst wird das Spargelbeet mit einer 20 Cent. hohen Schicht von Baumwollabfällen bedeckt; et- waiger Schnee schmilzt allsogleich in Folge der künstlich sich entwickelnden Wärme, im Januar erscheinen schon die Stockknospen und so ist es möglich, zu einer ganz aus- serordentlichen Jahreszeit weisse, zarte, ge- sunde, geschmackvolle Spargel zu geniessen. (Rev. hort. 1868 p. 86). S-r. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) CommelynaprostrataHumb. Bonpi Kınth. (Siehe Tafel 592 Fig. 1.) Commelyneae C. prostrata Humb. Bonpl. Knth. nova gen. I. p. 259. Roem. et Schult. syst. 1.539. — Knth.enum.IV.pag. 39. — Eine Commelyna aus den Küstenge- genden Perus, mit niederliegenden, rasch wachsenden und aus allen Knoten Wur- zel schlagenden Stengeln, die wir aus dem Botanischen Garten in Berlin er- hielten, wo dieselbe als C. agraria cul- tivirt wird. Die C. agraria ist nun aller- dings sehr nahe verwandt, unterscheidet sich aber durch etwas länger gestreckte, länglich-ovale oder länglich-lanzettliche Blätter. Beide Arten eignen sich zur Bepflanzung von Steinkanten und Stein- parthieen, sowie selbst zur Rasenbildung verästelte Stengel. Blätter oval oder gestreckt-oval, freudig grün, am Rande wellig, fast spitz, am Grunde in einen kurzen Stiel verschmälert, beiderseits mit nur unter der Lupe erkennlichen, sehr kurzen Härchen dicht besetzt; Blattscheiden ungefähr 1/, Zoil lang, gleichfalls sehr kurz behaart, am obern ‚Rande mit langen borstigen Haaren ge- wimpert. Ein kurzer Blüthenstiel trägt die zusammengelegte, herzförmig-ovale spitze Scheide, die 2 Blüthenstiele um- schliesst, von denen der eine vorsieht und einblumig ist, der andere in der Scheide versteckte trägt dagegen meh- rere Blumen. Blumen schön himmel- in temperirten und warmen Gewächs- | blau. häusern und auch für Aquarien und Ter- rarien im Zimmer, Eine sehr leicht gedeihende Pflanze, die als Dekorationspflanze zu dem oben Die C. prostrata bildet viele Fuss | genannten Zwecke sehr zu empfehlen lange, an allen Knoten wurzelnde, kahle, | ist. (E. R.) &. 1868. 19 290 Gartenflora Deutschlands. Russlands und der Schweiz. b) Dianthus hybridus hort var Marie Pare. (Siehe Tafel 592 Fig. 2.) Caryophylleae Eine Pflanze für Floristen und zwar eine schöne neue empfehlenswerthe hy- bride Nelke, die wir aus dem Garten des Hrn. Grönewegen in Amsterdam als D. multiflorus Marie Par& bezogen. Offenbar eine jener Mischlingsformen, die aus wiederholten Befruchtungen zwischen D. Caryophyllus oder unserer Gar- tennelke, mit D. chinensis oder der Chinesernelke hervorgegangen ist. Die grossen weissen gefüllten, sehr wohl- c) riechenden Blumen, gleichen denen einer Gartennelke mit aufreissendem Kelch, (Platzen). Blätter und Wuchs neigen mehr nach der Chineserneike hin. Schöne Pflanze zur Topfeultur und für Blumenbeete im freien Lande. Ver- mehrung durch Stecklinge, die im kalten schattigen Fensterbeet leicht Wurzel schlagen. Blüht reichlich den ganzen Sommer hindurch und duftet köstlich. (E. R.) Diehorisandra mosaiea Linden. (Siehe Tafel 593.) Commelyneae Wir haben der Dichorisan- dra mosaica Linden, nach der von J. Linden, im Kataloge desselben pro 1867 gegebenen Beschreibung, sowie nach andern Quellen bereits wiederholt gedacht. Unsere beistehende Abbildung zeigt ein Exemplar dieser wunderbar schönen Pflanze in Lebensgrösse und zwar ist Fig. 1 der oberste Theil eines starken blühenden Exemplars uni Fig. 2 sind 2 Stengel, wie solche aus der Erde hervorkommen und von denen der grös- sere die abgeschnittene Spitze getra- gen hat. Diese schöne Pflanze ward in der warmen Region des östlichen Peru von spitzen Blätter tragen. Wallis entdeckt und in Lindens Etablis- sement in Brüssel eingeführt. Zum ersten Male ward solche 1866 zu London, dann 1867 zu Paris von Linden ausgestellt. In Gent figurirten 1868 schon viele schöne starke Pflanzen auf der Ausstelung. Die fleischige Wurzel treibt bis 1 Fuss hohe Stengel, die oben den Büschel der grossen länglich -ovalen Letztere sind unterhalb dunkelpurpurroth, oberhalb metallisch glänzend dunkel olivengrün mit schachbrettartigen weissen kurzen Querstreifen zwischen den Längsadern. | Die weiss, blau und gelb gefärbten Blu- I. Originalabhandlungen. men stehen in einem straussförmigen spitzenständigen Blüthenstand und äh- neln denen anderer Arten der gleichen Gattung. | erde und Heideerde. 291 Cultur im niedrigen Warmhaus, in einer Erdmischung aus lehmiger Rasen- (E. R) dd Raphanus caudatus L (Siehe Tafel 594). Cruciferzae. R. eaudatus; siliquis depressis, acuminatis, pendulis longissimis. — L. mant. 95. — D. C. prodr. I. pag. 228. Java. Die Pflanze, welche wir beistehend abbilden, ward vor einigen Jahren von Handelsgärtnern Englands als neue aus- gezeichnete Nutzpflanze empfohlen und das Korn zum Preis von 1 Lvr, Strgl. verkauft. Jetzt ist solche schon mehr- fach verbreitet und hat sich das an der- selben bewahrheitet, was wir von der- selben im Voraus vermutheten. Dieselbe gehört zur gleichen Gat- tung, wie unser Radies (R. sativus L.). Wie dieses ist es eine einjährige Pflanze, die aber keine fleischige essbare Knolle besitzt. Dagegen wird von den bis 2 Fuss langen, schwanzförmigen Schoten- früchten behauptet, dass solche einen feinen, an Radies erinnernden Geschmack besässen, und so empfahl man diese Pflanze als neue ausgezeichnete Nutz- pflanze. Allerdings sind nun die Schoten dieser Pflanze, wegen ihrer ausserordent- lichen Länge sehr interessant, — einen radiesartigen Geschmack besitzen solche im Zustande vor der Reife ebenfalls, — von der Feinheit des Geschmackes aber keine Spnr, sondern durchaus ähnlich in dieser Beziehung dem Madras-Radies (Raphanistrum Guyanum Fisch, et Mey.), das vor 31 Jahren vom Botanischen Garten in St. Petersburg verbreitet wurde und von dem ebenfalls die Scho- ten als radiesähnlich schmeckend, zur Speise empfohlen wurden. Der gewöhn- liche Alltagsmensch, wie der feine ver- wöhnte, einen besondern Kitzel verlan- gende Gaumen, beide werden in diesem Falle einig gehen und eins unserer jetzt so vorzüglichen Radies weit den Sehoten von beiden Arten vorziehen. Auch zur Dekoration von Schüsseln von Radies ete,, wozu die Früchte des R. caudatus geeignet sein sollten, eignen sich solche in Wahrheit nicht, denn ihre, an grosse Rattenschwänze erin- nernde Gestalt, ist doch wahrlich nicht geeignet, mit dem weissen und rosenro- then und rothen Radies in Bezug auf Schönheit oder gar in Bezug auf Anreiz zum Genuss zu rivalisiren. R. caudatus oder der schwanz- früchtige Rettig, bildet aufrechte, bis 3 Fuss hohe Pflanzen, die im freien Lande auf fettem Boden stehend, sich stark verästeln. Stengel wie die leierförmig gefiederten Blätter hellgrün. Blättchen gezähnt, spitzlich, oval oder lanzettlich- oval, das Spitzenblättchen grösser und breiter. Blumen gestielt, in losen Trau- ben auf den Spitzen der Stengel und der Aeste. Die Blumenblätter weiss, 19 ® 292 mit lila und dunkler geadert. Früchte stielrund und zusammengedrückt, bis 2 Fuss lang, ungleich und schwanzför- mig, grünlich und besonders gegen den Stiel hin roth nüancirt, bläulich bereift, herabhängend, hin und her gebogen und an der Spitze meist gekrümmt. Die Samen werden im ersten Früh- jahre auf sonnig und warm gelegene Beete in gut gedüngten Gartenboden gleich in’s freie Land gesäet, oder auch zu 3—4 in Töpfe gelegt, im Mistbeet zum Keimen gebracht und dann ohne den Ballen zu verletzen, im Abstande von 1!/, Fuss ausgepflanzt. (E. R.) Erklärung der Tafel 1) Eine blühende, im Topf erzo- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gene Pflanze, mit jungen Früchten, ver- kleinert, 2) Blatt in natürlicher Grösse. 3) Eine Schote von mittlerer Grösse, in natürlichem Verhältniss. 4) Blume, natürl. Grösse. 5) Kelch nebst den vorragenden Staubfäden, in natürlicher Grösse. 6) Blumenblatt, natürliche Grösse, 7) Staubfäden und Griffel, natürl. Grösse. 8) Griffel, natürliche Grösse. 9) Derselbe, vergrössert, 10) Die Narbe desselben, stärker vergrössert. 11) Staubfaden mit Anthere, ver- grössert. Vermehrung der Pflanzen durch Wurzelstechklinge. Vom Herrn Wobst in Moskau. — Nach dem Westnik der R. Gartenbau- Gesellschaft, Die Vermehrung durch Wurzelsteck- linge ist bei einer Menge von Pflanzen möglich, bei vielen sogar die einzig vortheilhafteste Methode, um manche, schwer durch Zweigstecklinge wachsende, Pflanzen sicher zu vermehren, oder auch um von manchen Pilanzen schnell mas- senhafte Vermehrung zu erzielen. Be- sondern Vortheil gewährt diese Methode auch dann, wenn z.B. die überirdischen Theile einer Pflanze durch irgend eine Art und Weise vernichtet wurden, so dass deren Erhaltung nur noch durch die Wurzel stattfinden kann. — Man muss sich sehr wundern, dass diese Vermehrungsweise noch weniger Eingang in unsere Gärten gefunden hat, als sie es eigentlich verdiente, um so mehr als uns selbst die Natur bei keiner andern Vermehrungsart so viele Bei- spiele darbietet, wie wir dabei zu ver- fahren haben, als gerade bei dieser. Fast täglich sehen wir bei Bäumen und Sträuchern, wie in deren Umgebung, eine Masse junger Pflanzen derselben Art erscheinen und wenn wir es näher untersuchen, so finden wir gewöhnlich, dass dieses Auswüchse aus den Wurzeln sind. Vorzüglich häufig findet dieses da statt, wo entweder die Wurzeln theil- weise von Erde entblösst worden, oder auch wo eine Beschädigung oder eine gewaltsame Trennung der Wurzeln von der Pflanze stattgefunden hatte. Diese Beispiele sind sehr häufig an verschie- Iren Populusarten, an Alnus, Kerria, Amygdalus, Prunus, Rubus, Rosa, Laurus | nobilis, Paulownia ete. Anderntheils fin- I. Originalabhandlungen. den wir auch, dass, wo man Pflanzen an einer Stelle ausgegraben, an demsel- ben Orte wieder junge Pflanzen dersel- ben Art oder Varietät erscheinen. Un- tersuchen wir es, so sind es die zu- rückgebliebenen Wurzeltheile, welche austrieben und so diese Pflanzen liefer- ten; dies bemerken wir hauptsächlich an den ausdauernden (mehrjährigen) Phloxarten und Varietäten, an Paeonien, Bignoniaradicans, Periploca, Bocconiaete. In Gewächshäusern geschieht es sehr häufig, dass Pilanzen in Lohbeeten eingegraben oder auf Stellagen, mit Sand oder Erde überschüttet, stehend, durchwurzelten und: dort ihre Wurzeln ausbreiteten. Nimmt man die Pflanzen weg, so treiben die abgerissenen oder abgeschnittenen Wurzeln, welche in be- sagten Stoffen zurückblieben, oft mas- senhaft aus, wie wir deren Beispiele sehr oft sehen, bei Passiflora, Clerodendron, Echites nutans, Glycine (Wisteria) etc. Um Pflanzen aus Wurzeln zu ver- mehren, entnimmt man der Pflanze einen Theil der Wurzeln, schneidet dieselben in Stücke von beliebiger Länge und pflanzt sie zu mehreren beisammen in Gefässe in eine leichte sandige Erde, so, dass nur.der obere Theil der Wurzel ein ganz wenig hervorragt. Nun bringt man sie an einen Ort, wo die Tempe- ratur etwas. höher ist, als die Pflanzen- art, von der die Wurzeln entnommen worden, eigentlich verlangt. Vortheilhaft ist es, wenn man diesen Stecklingen etwas Bodenwärme geben kann, sei es nun im Mistbeet, oder im Vermehrungs- beete des Hauses, wodurch das Aus- treiben der Wurzeln beschleunigt wird. Dem Begiessen muss eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit die Erde sich immer in einem mässigen Feuchtigkeilsgrade befindet; denn beizu grosser Feuchtigkeit gehen die Wurzeln 293 leicht in Fäulniss über, während sie bei zu grossem Mangel an Feuchtigkeit in kurzer Zeit dem Vertrocknen ausgesetzt sind. Ueberhaupt gelten im Allgemeinen die Regeln, die man gewöhnlich bei Zweigstecklingen anwendet, ebenfalls bei den Wurzelstecklingen; nur braucht man, bei letzteren weniger ängstlich mit Ab- schliessung der äusseren Atmosphäre zu sein, obgleich auch sie es bis zu einem gewissen Grade verlangen, so dass nicht etwa ein zu starkes und häufiges Aus- trocknen dadurch entstehe., Sieht man, dass die Wurzeln austreiben, so pflanzt man die Pflanzen einzeln in Töpfe und hält die Pflänzchen noch eine Zeit lang, bis sie sich wieder bewurzelt haben und etwas erstarken, im geschlossenern Rau- me, worauf man sie dann nach und nach durch stärkeres Lüften der Fenster mehr abhärtet um die Pflanzen später, je wie es die verschiedenen Arten verlangen, an ihren endgültigen Standort zu brin- gen. Bei Freilandpflanzen ist es oft hinreichend, wenn die Stecklinge in ein Kalthaus gestellt werden oder auch bei manchen, dass man sie gleich direktin’s Freie auf Beete steckt. Letzteres Ver- fahren wird vortheilhaft bei Paeonia ofü- einalis, Crataegus und andern leichtaus- treibenden Pflanzen angewendet, Bei verschiedenen Sträuchern, wie Crataegus, Elaeagnus ete. wurde hier in Petroffsko& Rasumoffskoe folgende Methode mit Vor- theil angewendet: Zeitig im Frühjahr wurden die Wurzeln in 1—3 Zoll lange Stücke zerschnitten und dann in einem Kalthaus auf einer Stellage in Sand ein- geschlagen und letzterer immer gleich- mässig feucht durch Ueberspritzen er- halten. Die Wurzeln trieben in sehr kurzer Zeit aus und wurden dann, nach- dem die Wurzeln zuvor in einen ver= dünnten Lehmbrei eingetaucht waren, um dadurch beim Auspflanzen das Ver- 294 trocknen der zarten neugebildeten Wür- zelchen zu verhüten, im Juni direkt in’s freie Land ausgepflanzt, tüchtig ange- gossen und anfangs durch Bedeckung mit Fichtenreisern gegen zu starken Son- nenbrand geschützt, Das Resultat war ein sehr günstiges, da von den geschnit- tenen Wurzeln nur sehr wenig fehl- schlugen. Am besten eignen sich zu dieser Vermehrungsweise junge kräftige hin- reichend ausgereifte Wurzeln. Bei Freilandpflanzen sind dieselben, wenn sonst die Pflanzen in keinem zu magern Boden standen, gewöhnlich hinreichend vorhanden. Anders verhält es sich mit Topfpflanzen, wo deren Wurzeln, in engen Gefässen und an nicht hinrei- chender Nahrung, an der vollkommenen Ausbilgung gehindert werden. Es ist daher anzurathen, Topfpflanzen, welche man durch Wurzeln vermehren will, in Erdbeete auszupflanzen und sie dort ein oder mehrere Jahre wachsen zu lassen, wo die Wurzeln nicht nur bedeutend stärker werden, sondern sich auch in viel grösserer Anzahl entwickeln. Die beste und geeignetste Zeit ist zu dieser Operation das zeitige Frühjahr, ehe die Pflanzen austreiben, oder bei einigen Stauden, wie Paeonien, der August, Pflanzen, wie Aralia spinosa, Dimor- phanthus mandschurieus, und überhaupt zartere, gegen unser Klima empfindliche Pflanzen, welche man den Sommer über im Grunde stehen hatte, nimmt man im Herbste, behufs des Einpflanzens in Töpfe, heraus. Dabei schneidet man de- ren stärkste Wurzeln ab, und hält diese letzteren den Winter über an ei- nem frostfreien Orte in Sand oder Erde eingeschlagen, wo man nur'so viel giesst, um die Wurzeln frisch zu erhalten, so dass kein Einschrumpfen derselben statt- findet, Zeitig im Frühjahre nimmt man Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dann diese überwinterten Wurzeln he=- raus, schneidet sie in Stücke und ver- fährt damit, wie schon oben gesagt wurde. Im Allgemeinen wachsen am leich- testen solche Pflanzen aus Wurzeln, deren Wurzeln eine fleischige schwam- mige Rinde besitzen; jedoch ist dies durchaus nicht Regel, den z. B. Geor- ginen, Diclytra spectabilis, Erythrina, welche diese Eigenschaft besitzen, trei- ben nicht aus der Wurzel. Zwar ist von letzteren beiden Gattungen behaup- tet worden, dass sie durch Wurzelstücke vermehrt worden seien, wiederholte Ver- suche sind mir aber fehlgeschlagen ; andere Pflanzen gibt es wieder, deren Wurzeln ganz holzig sind, und doch sehr gern austreiben; wie z. B. Crataegus, Cydonia japonica. Alle Pflanzen, welche sich bis jetzt aus Wurzeln vermehren lassen, gehören den Dycotylodonen zu, während mir nicht ein einziger Fall von Monocotyle- donen bekannt ist. Von vielen Autoren werden Yucca, Cordyline, Calodracon etc. angeführt, doch die dicken knollenartigen Auswüchse (Rhizomen), welche genannte Pflanzen bilden, sind nicht mit Wurzeln zu verwechseln, sondern sie sind das- selbe, was bei Bäumen, Sträuchern und Stauden die Stockauschläge oder Aus- läufer sind. Die wahren Wurzeln der Monocotyledonen treiben aber nicht aus, wenigstens ich für meine Person, habe nie einen derartigen Fall, Gelegenheit gehabt, zu beobachten *). *) Diese Rhizomen gehen aus der Umbil- dung eigentlicher Wurzeln hervor. Bei Rosa z.B. und anderen, kann jede Wur- zel zum Rhizome werden. Wir haben sogar auf der Spitze der Luftwurzeln von Aroideen, Knospen entstehen sehen. (E. R)) I. Originalabhandlungen. Unter den Pflanzen, die sich aus Wurzeln vermehren lassen, stellen die meisten Arten folgende Familien; als: Rosaceae, Apocyneac, Plumbagineae, Asclepiadeae, Papaveraceae, Legumino- sae, Bignoniaceae, Geraniaceae, Passi- floreae, Campanulaceae, Rubiaceae. Nach Neumann „Kunst der Pflanzenvermeh- rung‘ lassen sich alle Rubiaceae aus Wurzeln vermehren; ich hatte nur Er- folg mit Bouvardia, Burchellia, Garde- nia, Houstonia, Manettia, Pavetia, Poso- queria, Galium, Rubia, Asperula, wäh- rend Versuche mit Coffea, Mussaenda, Condaminea etc. scheiterten. Merkwür- dig bleibt es, dass manche Art einer Gattung sehr leicht aus Wurzeln wächst, während bei einer anderen Art derselben Gattung, die Versuche fehlschlugen, wie es z.B. bei den Aralien ist, so wachsen Aralia papyrifera, spinosa, japonica, Di- morphanthus mandschuricus, Panax fru- ticosum sehr leicht, während Aralia tri- foliata, Sieboldi, pulehra und andere mit festen lederartigen Blättern nicht aus- trieben. Nachfolgend gebe ich eine Liste der Pflanzen, bei denen die Wurzelvermeh- rung gelungen ist. Es wäre sehr wün- schenswerth und gewiss nicht ohne In- teresse und Nutzen, wenn auch Andere ihre gemachten Erfahrungen über diesen Gegenstand niederlegten. Acacia, Agrimonia, Ailanthus zlan- dulosa, Alnus, Amelanchier, Amieia Zy- gomeris, Amorpha, Amygdalus, alle, ausser persica und communis, Amsonia, Apios tuberosa, durch die verdickten Wurzeln, Apocynum, Aralia papyrifera, japonica, racemosa und spinosa, Ardisia colorata, lentigera, solanacea, Araucaria Cunninghami, die Wurzeln müssen aber mindestens die Stärke eines Gänsefeder- kieles haben, Aronia, Artocorpus incisa, nach Meyer „Gartenflora“ 1867. Asele- 235 pias tuberosa und syriaca. Sie müssen anfangs, bis die Wurzeln austreiben, etwas trocken gehalten werden, weil sie sonst im entgegengesetzten Falle leicht faulen, Astragalus, Azalea pontica, nach Wal- ther, Deutsches Magazin 1866. Bauman- nia geminillora, Belis Cunninghami, wie bei Araucaria, Berberis, Bignonia grandiflora und andere Bignoniaceae, Bocconia, Bouvardia, Brunfelsia, Bur- chellia capensis, Mammillaria, „nach Neuberts, Deutsches Magazin 1866‘. Wo aber nur die Wurzeln von der Pflanze getrennt wurden, und erst nach- dem sich die Pflänzchen gebildet, die Wurzeln ausgehoben und eingepflanzt worden; Calampelis scabra, Calystegia, Calycanthus, Campannla, Capparis, Ca- ragana, Oatalpa springaefolia, Catanan- che coerulea, Catesbaea, Celastrus scan- dens, Cerasus pumila, Chamaecerasus, pygmaea, virginiana und Caproniana, Cereis Siliquastrum und canadensis, Cestrum, Chelune, Chimonanthus, Cla- vija, Clerodendron, Clematis glauca, Vi- orna, Comptonia aspleniifolia, Convol- vulus althaeoides et mauritanieus, Co- riaria myrtifolia, Coronilla Emerus, Co- toneaster, Crataegus, Cydonia, Daphne Mezereum, Dais cotinifolia, Dioscorea Batatas, Dirca palustris, Dimorphanthus mandschuricus, Diervilla Middendorfiana, Dionaea, Dipladenia crassinoda et vin- caefolia, Dodecatheon, Drosera „nach Stelzners Hamburger Gartenzeitung, Echites, Edwardsia, Elaeagnus, Erodium, Eryngium virgatum, Fiens Carica, For- sythia viridissima, Fothergilla alnifolia, Franeciscea, Gaillardia, Galium, Gazania, Gärdenia Stanleyana et Devoniensis, Genista, Geranium, Glycine, Glycyrrhiza, Gymnocladus canadensis, Habrothamnus, Haemadiction nutans, Halesia, Halimo- dendron, Hippophaö, Hoya, Kerria, Li- gustrum, Linum perenne, Lithospermum 296 dahuricum, pulchrum, maritimum, Loni- cera, Lyecium, Maclura, Macleya, Man- devillea, Menispermum, Meum athaman- ticum, Michauxia, Monsonia, Morus, Murucuja, Nandina, Oenethera acaulis, macrocarpa, Ophioxylon serpentinum, Paeonia alle krautartigen, Panax fru- ticosum et horridum, Papaver orientale, braeteatum ete,, Passiflora, Pavetta bour- bonica, Paulownia imperialis, Pelargo- nium, Periploca graeca, Pharbitis tyrian- thina, Phillyrea, Phlox ausdauernde Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Prunus alle, ausser den immergrünen, Ptelea trifoliata, Pyrus, Raphiolepis, Rhus, Rhynchospermnum jasminoides, Ribes, Robinia, Rosa, Rubus alle Arten, Saponaria, Sanguinaria, Sanguisorba, Silphium gummiferum , Siphocamphylos, Solanum Duleamara, Sophora japonica, Sorbus, Staphylea racemosa, Statice, Stiftia insignis, Symphora racemosa, Syringa, Tacsonia, Tamarix, Tabernae- montana, Tecoma radicans, Theophrasta, Thermopsis fabacea, Tilia, Ulmus, Vi- Arten, Photinia glabra, Plumbago, Poin- | burnum, Weigelia, Wigandia caracasana, ciana Gillesi, Posoqueria longiflora, Po- | Wisteria, Xanthorrhiza, Xanthoxylon, lygonum sibirieum, Sieboldi, alpinum, | Zizyphus volubilis. RN sr 3) Berliner Gärten. Wir haben der Gärten der beiden Reichenheim und der ausgezeichne- ten Culturen daselbst, schon früher er- wähnt. Mit aufrichtiger Bewunderung be- trachteten wir auch dieses Mal, die vorzüglich cultivirten Orchideen, — die in solcher Schönheit und Vollkommen- heit auf der Ausstellung in Gent nicht vertreten waren, — sowie die zahlreichen andern gut eultivirten schönern Pflanzen des Warm- und Kalthauses. Schade und zu beklagen ist es, dass in Folge des Todes des Herrn Commerzienrathes Reichenheim die schöne Orchideen- Sammlung zum Verkaufe bestimmt ist. Ein wahrer Schmuckkasten oder Juwel unter den Gärten Deutschlands ist der Garten des Herrn Borsig zu Moabit bei Berlin, Der Hr. Garten-Inspektor Gaerdt, der diesem Garten vorsteht, weiss aus- gezeichnete Cultur, grösste Reinlichkeit und geschmackvolles Arrangement, im vollsten Sinne des Wortes mit einander zu vereinen und hat so allen andern Privatgärten ein Musterbild geschaffen. — Der Garten im Freien mag zur Zeit des Sommers das gleiche schöne Bild, wie im Winter die Gewächshäuser bieten. Schöne grosse Exemplare von Coniferen, gut gehaltene Rasenplätze, schmücken solchen zur Zeit des Früh- jahres. Die Orchideen, welche immer in gedeihlichem Zustande sich befanden, haben sich seit meinem letzten Besuche, noch ganz bedeutend verbessert, so dass solche mit jeder derartigen Cultur in England rivalisiren. Ueber die Cultur der Vandeen, die mich ganz besonders interessirte; sowie in Betreff der Phalaenopsis-Arten, von denen Ph. Schilleriana, grandiflora und amabilis, sich gerade in voller Blüthe befanden, — theilte mir Hr. Gaerdt mit, dass solche Erfolge in der Cultur derselben, nur durch grösste Reinlich- | 13 ! I. Originalabhandlungen. keit und Akkuratesse zu erlangen seien. Ungeziefer aller Art, das gern sich einniste, müsse vertilgt werden, bevor es sich recht einnisten könne, — ferner eine gesunde reine Luft, erzeugt durch grösste Reinlichkeit im Gewächshause, sowohl auf als unter den Stellagen, an Töpfen und aufFussboden, nebst Unter- haltung der gehörigen Luftfeuchtigkeit, das ist das andere wichtige Moment zur glücklichen Cultur der Orchideen. Richtige Beschattung, gehörige Befeuch- tung von Boden, Tischen und Pflanzen, sowie endlich tägliches Heizen, selbst bei warmem Sommerwetter, bei etwas Lüftung, müssen dazu beitragen, eine solche gesunde und genügend feuchte Luft zu unterhalten. Zur Beförderung deskräftigen Wachs- ikums während der Vegetationsperiode, wendet Hr. Gaerdt ein dünnes Dung- wasser an. Er lässt zunächst zu diesem Zwecke einen kräftigen Dungguss aus Hornspänen bereiten und von diesem Guss wird beim Begiessen aller Orchi- deen etwas weniges unter das zum Begiessen bestimmte Wasser gemischt. Hr. Gaerdt cultivirt nur eine Aus- wahl der schönsten und ausgezeichne- testen Arten der Orchideen Amerikas und Ostindiens. Den Dungguss wen- det er fast bei allen Arten zur Zeit der Vegetation an. Für die Mehrzahl der Orchideen Amerikas wird die gewöhnliche Erdmi- schung aus gehacktem Sumpfmoos, Brocken einer faserigen Torferde, Koh- len und Sand angewendet. Für die Vandeen Östindiens mit hohen Stengeln und dicken Luftwurzeln, sah ich in Belgien vom Herrn Linden, wie in England von Low, Veitch und anderen, nur ganz frisches Torfmoos an- gewendet, in welches diese Pflanzen ohne jede andere Beimischung einge- 297 pflanzt, vorzüglich gedeihen. Hr. Gaerdt wendet ebenfalls frisches, nicht gehack- tes Torfmoos für diese Pflanzen an, mischt aber einige Kohlenstücke und Torfbrocken unter. Es ist den Freunden der schönen Familie der Orchideen genügend bekannt, dass auch diese Pflanzen, je nach der Höhe der Gebirge, zu denen solche auf- steigen, auch unter Einwirkung sehr verschiedener klimatischer Verhältnisse leben. Je mehr man in dieser Beziehung - das Klima des Vaterlandes nachahmen kann, je besser werden die Pflanzen ge- deihen. Hr. Gaerdt denkt daher zu seinen 2 Abtheilungen der wärmsten und tem- perirt warmen Orchideen noch eine 3. Abtheilung zuzufügen, in der im Winter die Temperatur nicht über 6—7° R. steigen soll. Orchideen, die wie Odon- toglossum nebulosum und andere im Winter so niedrige Temperaturen lieben, gedeihen wohl wärmer gehalten, — aber blühen wenig und undankbar. Unter den Orchideen Amerikas ist die schöne Gattung Schomburgkia, als eine solehe bekannt, die obgleich ausserordentlich schön, — obgleich schon massenhaft eingeführt, — dennoch in allen mir bekannten Gärten nur in schwächlich wachsenden Exemplaren ver- treten, und selten blühet. Herr H. Wendland, der gleich- zeitig den Borsig’schen Garten besuchte, bemerkte über die Arten dieser Gattung, dass solche ausschliesslich in den wärm- sten feuchtesten Gegenden zu Hause seien, und sie das ganze Jahr vegetirten. Man müsse solche daher in Cultur, in die wärmste Abtheilung des Orchideen- hauses bringen, wo solche sehr viel Feuchtigkeit erhalten und das ganze Jahr hindurch in Vegetation erhalten werden müssten. — Nach dieser, im Interesse unserer 298 -Leser gemachten Abschweifung über die Cultur der Orchideen, kehren wir zu anderen Culturen des Borsig’schen Gartens zurück, die ebenso schön und ebenso vollkommen wie die Cultur der Orchideen. Nepenthes in fast allen bekann- ten Arten. Diese eigenthümlichen Schlauchträger Ostindiens sahen wir nur bei Veitch in London in glei- cher Schönheit und Vollkommenheit. In der wärmsten Abtheilung des Orchideen- hauses sind solche über ein Bassin mit lauwarmem Wasser aufgestellt, so dass die grossen länglichen Näpfe, in die solche gepflanzt sind, die Oberfläche des Wassers noch berühren. Hr, Gaerdt theilte uns mit, dass solche täglich mehrmals stark gespritzt würden, so dass die Schläuche stets mit Wasser gefüllt seien. Cyanophyllum magnificum, Sphaerogyne latifolia, Alocasia Lowii, metallica, Veitchii, ete., alle in wahren Prachtexemplaren, mit mächtigen, vollkommen schönen Blät- tern, wie solche schöner ich nirgends gesehen. Reichliche Nahrung muss auch hier helfen, solche Vollkommenbheit zu erzielen, denn der Erde dieser schö- nen Pflanzen sind Hornspäne beige- mischt und schwache Dunggüsse müs- sen ausserdem das ihrige dazu beitra- gen, das Wachsthum zu befördern. Wie ausgezeichnet überhaupt die Culturen des Hrn. Gaerdt, dazu geben wir als Beispiel einExemplar der schö- nen Calathea Warszewiezii, eine mäch- tige Pflanze mit den üppigsten Blättern, die 12 Blüthenschafte mit den in Blüthe befindlichen Blüthenähren, trug. Ueber- haupt alle Maranien in grösster Schön- heit. Palmen ausgezeichnet. Unter letz- teren die zarte Pinanga maculata, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die fast nirgends gedeihen will, mit 6 Fuss hohem Stamme und mächtigen ge- fiederten, gelbgrün gefleckten Blättern. Ferner Oreodoxa Sanchoi, mit ho- hem grazilem Stamme und prächtiger dichter schirmförmiger Krone der gefie- derten Blätter. Eine sehr ausgezeich- nete Form einer Palme. Von Phoe- nicophorium sechellarum Wendl, besitzt der Borsig’sche Garten das grösste und schönste Exemplar, welches in Eu- ropa existirt. ' Baumfarn sind auch jetzt noch schön vertreten, obgleich auch in diesem ausgezeichnet geleiteten Garten sich die alte Erfahrung bestätigt hat, dass näm- lich importirte hohe Stämme von Baum- farn zwar in den ersten Jahren gut ge- deihen, später aber allmälig zurück- gehen. Dennoch sind auch jetzt noch. ausgezeichnete Exemplare vorhanden, — so eine Cyathea aurea mit 15 Fuss hohem Stamme. j Unter den Pandaneen erwähnen wir schliesslich noch eines 30 Fuss hohen Exemplares von Pandanus furcatus, Bevor wir diesen Mustergarten ver- lassen, dessen Einrichtung der Gewächs- häuser wir schon früher besprochen, wollen wir noch Herrn Gaerdts An- sichten über eiserne Gewächshäuser da- hin feststellen: 1) Für niedrige Culturhäuser sind Holzbauten mit einfachen Fenstern die besten, 2) Für Farn, Orchideen etc, Eisenbahnbauten mit Doppelfenstern. Die äusseren Fenster aber von Holz und zum Abnehmen im Sommer richtet. 3) Für Palmenhäuser, hohe Kalt- häuser, Eisenbauten mit Doppelfenstern. Der Referent stimmt um so mehr mit dieseu Ansichten seines geehrten Freundes überein, als er in Belgien, wo einge- a I. Originalabhandlungen. eine Zeit lang nur noch eiserne Ge- wächshäuser zu den Culturen aufgeführt wurden, — allenthalben sah, dass man für Culturhäuser zum Holzbau zurück- kehrte. Für Russlands rauhes kaltes Klima würde der Referent nur für hohe Ge- wächshäuser, den Bau aus Eisen mit Doppelfenstern vortheilhaft finden. Für Orchideenhäuser, Farn, ist die Modifi- kation, wie solche ven Gaerdt und auch im Königl, Botanischen Garten ausge- führt wurde, nämlich mit zum Abneh- men eingerichteten hölzernen Doppel- - fenstern nach aussen, für das Klima Berlins jedenfalls vorzüglich. Für das Klima Russlands würde aber auch in diesem Falle, der Referent, — Holz- construktion mit einfachen, zum Decken eingerichteten Fenstern vorziehen. Auf Doppelfenstern bleibt von aussen Schnee undEis liegen, ist in unsern kalten, lang andauernden Wintern kaum zu entfernen und. würde den Pflanzen noch das we- nige Lichtrauben, welchesunsere kurzen Tage zur Winterszeit bieten. Gegen andauernde hohe Kälte- grade können wir uns in Russland durch zweckmässigen Bau von Gewächshäusern und Heizungen schützen. Das Licht können wir aber in den kurzen Tagen des November und December bis Mitte Januar nicht ersetzen. In Petersburg haben wir zu dieser Zeit meist trübes Wetter, Schnee und Eis deckt die Fen- ster und lässt den Pflanzen von 10 bis 21/, Uhr Nachmittag nur ein Dämmer- licht zukommen. Scheint die Sonne zu dieser Jahreszeit, so übt sie bei ihrem niegrigen Stande selbst zur Mittagszeit, nicht den geringsten Einfluss auf die Temperatur im Innern des Ge- wächshauses aus. Unsere Herren Col- legen, die unter günstigern Bedingungen arbeiten, werden es leicht begreifen, 299 dass dieser Liehtmangel das grösste Hin- derniss für die Culturen in Petersburg bietet, — dass die Form unserer Ge- wächshäuser sich darnach richten muss und dass endlich es der Zweck aller Culturen bei uns sein muss, durch Ent- ziehung von Wärme und Wasser schon Anfang Oktober auf einen Ruhezustand hinzuwirken, unter dessen Einfluss die zarteren Pflanzen noch am leichtesten die lichtlose Periode des Jahres über- stehen; Blüthenstände von Orchideen, die, wie dies die Arten der Gattungen Phalaenopsis, Laelia, Cattleya häufig zu thun pflegen, im November sich zu ent- wiekeln beginnen, werfen ihre Knospen und liefern keine Blumen, wie überhaupt aller vom Sommertrieb herrührender Blu- menflor, — so von Tropaeolum Lob- bianum, Chrysanthemum , Eupatorien, Stevien, Ageraten und vielen anderen in Deutschland im November und De- zember dankbar blühenden Herbstblumen, in Petersburg beim Eintritt des Licht- mangels im November und Dezember keine Blumen mehr zur Entwickelung bringen. Nur Pflanzenarten, die durch längere vorausgegangeneRuheperiode auf neuen Trieb vorbereitet, können bei uns zum Winterflor präparirt werden, so Cyela- men, Stauden, Zwiebeln, Syringen, Ro- sen, Camellien etc. — Auf andere Gärten übergehend, ist es bekannt, dass in Berlin besonders frih blühende Hyacinthen in grosser Menge angebaut und versendet werden. Bouche, Metz, Hoffmann und An- dere ziehen und verkaufen jährlich viele derselben. Ausserdem gibt es in Berlin eine Menge von Gärtnereien, welche Marktpflanzen in grosser Menge für den täglichen Bedarf vorbereiten. Unser geehrter Freund und Mitarbeiter, Herr Sorauer, hat unsern Lesern mehrere 300 vorzügliche Artikel in dieser Beziehung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die im Januar und Februar ge- vorgelegt, die noch fortgesetzt werden. | schnittenen Stecklinge werden nun Sor- Einen der bedeutendsten Gärten der Art, den vom Hrn. J. Hoffmann, Köpnicker Strasse Nr. 131, besuchten wir diesmal. Im freien Lande grosse Beete mit Scilla cernua in voller Blüthe gewährten einen reizenden Anblick. Die Haupteulturen des Hrn. J. Hoff- mann sind die der Indischen Aza- leen und der Camellien. Beide werden im Gewächshause angezogen und im Winter grossentheils in Holz- kästen durchwintert, wo sie nur durch Ladendeekung und später Laubdeckung geschützt werden, — also gar nicht unter Fenster stehen, Gehen wir auf die Cultur der Azalea indica beim Herrn Hoff- mann etwas näher ein, so unterscheidet sich solche schon dadurch von der in Belgien gebräuchlichen Cultur, — dass die Pflanzen nicht veredelt werden. Im Januar und Februar werden in einem niedrigen Doppelhause, die Steck- linge gemacht. Dieses Haus hat einen Mittelgang, der dasselbe der Länge nach in 2 Hälften theilt, und ist im Giebel so hoch, dass man hier gerade aufrecht stehen kann. Zu beiden Seiten dieses Mittelganges sind je ein bis zur Aussenwand reichendes, dicht unter’m Fenster liegendes hohles Beet ange- hracht, dessen hohler, vom Innenraum des Hauses abgeschlossener Raum durch die Röhren einer Wasserheizung geheizt wird und ausserdem durch eine beson- dere Vorrichtung ganz mit Wasserdäm- pfen erfüllt werden kann, Auf dem Roste dieses hohlen Bectes liegt eine Schicht Moos und auf diesem letzteren eine 3 Zoll hohe Schicht Erde, die aus 2 Thei- len feinem weissem Sande und 1 Theil einer auf durchaus trocknem Boden ge- sammelter Heideerde besteht. tenweise zu Tausenden und aber Tau- senden in diese Erdschicht eingesteckt, Von oben wird gar nicht begos- sen, sondern wenn es nothwendig, er- hält die Erde die nothwendige Feuch- tigkeit, durch Erzeugung von Wasser- dämpfen im untern hohlen Raum des Beetes. Im März und April haben sich bei einer Bodenwärme von 15—18° R, alle Stecklinge bewurzelt, (ich sah unter den Tausenden keinen, der nicht Wurzeln gebildet) und werden nun in kleine Töpfe, anfangs ebenfalls in sehr sandige Heideerde eingepflanzt. Den Sommer hindurch kommen solche in Holzkästen unter Fenster und jedem Steckling lässt man nur einen Trieb, der im Laufe des Sommers zu einem I—1!|, Fuss hohen Trieb sich entwickelt. Dieser Trieb wird im folgenden Frühjahr entspitzt und nun wird eine Krone erzogen, in- dem nur die obersten Seitentriebe zur Bildung der Krone stehen bleiben, aber alle untern entfernt werden. Auf diese Weise erzieht Herr Hoffmann Kronen- bäumchen mit ®/, bis 11/, Fuss hohem Stamme, die im 3. Jahre schon eine schöne Krone gebildet haben und reich- lich blühen, Amaryllis sah ick beim Herrn Hoffmann in fast gleicher Schönheit, wie in Belgien, aber freilich nur in we- nigen Exemplaren. Primula chinensis fl. albo et rubro pleno in grosser Menge und in einer Vollkommenheit der Cultur, wie ich das nirgends anders sah. Das bedeutendste Institut inganz Deutschland ist und bleibt der König- liche Botanische Garten zu Schö- neberg bei Berlin, dem unser hochge- ehrter Freund, Herr Inspektor Bouch& I. Originalabhandlungen. mit ungeschwächter Kraft und Ausdauer und mit jener unversiegbaren Liebe zu den Pflanzen und unserer schönen Wis- senschaft vorsteht, — die nur allein jene Erfolge bedingt, welche dort erstrebt sind. — Wir haben schon wiederholt über - dieses Institut berichtet, so dass wir uns diesmal kurz fassen können. Im Palmenhause sind die Palmen inzwischen mächtig empor gewachsen, und auch die zarteren Arten wachsen ebenso kräftig als gesund, — ein Si- cheres Zeichen, dass dieser Neubau sei- nen Zweck vollkommen erfüllt. Alle anderen Sammlungen haben seit der Zeit, dass wir solche zum letzten Male sahen, bedeutend zugenommen. In der reichen Sammlung der Fettpflanzen blühete gerade eine Agave dasyli- rioides, eine derA, dealbata sehr nah verwandte Art, deren Blätter aber mehr einseitig gekrümmt und deren 6 Fuss lange Blüthenähre mit der Spitze stark herabgebogen ist. Mächtige Exemplare der Puya chilensis trieben gerade den robusten Blüthenstand, Dasylirion acrotriche in Exemplaren mit 5—6 Fuss hohem Stamme. Reich, sehr reich ist die seit Link’s Zeiten berühmte Farnsammlung. Be- sonders vollständig sind die Rhizopteri- den, nur von Marsilea allein werden 10 Arten cultivirt. Von der kleinen Familie der Cy- clantheen (Cyclanthus und Carludovica), sind fast alle bekannten Arten vertreten und ausserdem noch manche bis jetzt noch nicht benannte Art. Die mit Unrecht jetzt so vernach- lässigteGattung Erica, welche auf dem Continente nur noch in einzelnen Arten angetroffen wird, ist auch hier nicht | 301 vernachlässiget, und in einer noch ziem- lich zahlreichen Sammlung vertreten, Sind auch die Ericen zur Zimmercultur untauglich, so liefern sie doch den gan- zen Winter hindurch ihre zierlichen Blu- men zu Bouquets, erfreuen durch dank- bares Blühen und Mannichfaltigkeit der Blumenform. Als besonderes reich vertretene Sammlungen, nennen wir ferner die der Bromeliaceen, der Gesneriaceen, der jetzt so selten werdenden Pflanzen des Vorgebirges der guten Hoffnung, — sowie der Euphorbien und Neuhol- länder. Die Masse des vorhandenen Mate- rials hat die Gewächshäuser sehr be- engt, so dass der Ueberblick erschwert und die Zusammenstellung nach Fami- lien und Vegetationsgruppen kaum durch- zuführen sein möchte. Bevor wir Berlin verlassen, wollen wir noch des von dem Minister der Landwirthschaft, Herrn von Selchow, neu gegründeten „Landwirthschaft- lichen Museums, gedenken. Zu dem- selben ist vorläufig ein Haus an der Potsdamer Brücke auf dem Wege nach Schöneberg gemiethet worden. Erst im vergangenen Jahre ward dessen Grün- dung beschlossen und schon jetzt enthält dasselbe ein sehr reiches Material an Maschinen, Pflügen, Geräthen, Modellen, Früchten, Samen, Gewebsstoffen, Holz- abschnitten ete., welche bereits in an- schaulicher Weise aufgestellt sind. Geht das in dem Maasstabe fort, so muss dieses Museum bald eins der reichsten der Art in Europa werden. Wie uns mitgetheilt wurde, soll für dasselbe ein besonderes Gebäude er- richtet werden. (E. R.) 302 4) Cultur der Blumenzwiebeln. Vom Herrn P. Buck in St. Petersburg. (Nach dem Westnik.) Wi Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Cultur der Blumenzwiebeln ist ı Zwiebeln werden im Januar oder noch sehr einfach, aber dennoch hört man von Liebhabern oft die Klage, dass sie misslinge. Daher soll dieser Gegenstand hier in Kürze dargelegt werden. Vorbereitung der Zwiebeln zum Stecken. Hat man eine Sendung Zwiebeln noch vor Beginn des Frostes erhalten, so muss man dieselbe unverzüglich aus- packen und die Zwiebeln in einem war- men luftigen Lokale ausbreiten, wo sie so lange verbleiben, bis sie gesteckt werden. Sind aber die Zwiebeln ge- froren angekommen, so bringe man das Paket unaufgemacht in einen kühlen Raum, wo die Temperatur nicht über 2—30R. steigt, und lasse dasselbe hier allmälig aufthauen. Frühestens in 8 Ta- gen kann man die Zwiebeln heraus- nehmen. Die Zeit zum Stecken. Hyazinthen, Tulpen, Narzissen und Crocus, welche Ende Dezember oder Anfang Januar blühen sollen *), müssen schon im August in Töpfe gepflanzt werden. Dagegen kann das Einpflanzen derjenigen Hyazinthen, so wie anderer Zwiebeln, welche zu späterer Blüthe bestimmt werden, bis Ende Oktober auf- geschoben werden, wiewohl in diesem Falle die zweite Hälfte des September für die beste Zeit gilt. Gladiolus- ®) Nur diejenigen Sorten, welche in Garten- Katalogen als „allerfrüheste“ bezeichnet werden, können zu dieser Zeit zur Blüthe gebracht werden. später in Töpfe gesetzt, Anemonen und Ranunkeln erst im Mai in sandigen Bo- den im freien Lande, wo sie bei sonniger Lage noch im gleichen Sommer zur Blüthe kommen. Die Gefässe für Zwiebeln. Für Hyazinthen- und Tazetten- Zwiebeln, die man einzeln stecken will, wendet man meistentheils Töpfe von 4!/,‘‘ Durchmesser an. Sonst wird nach der Zahl Zwiebeln, die in einen Topf kommen sollen, dessen Grösse genom- men. Es versteht sich, dass in den gleichen Topf nur eine Sorte Zwiebeln gesteckt wird, da dieselben sonst zu verschiedener Zeit blühen würden. Tul- pen werden einzeln in 21/,—31/, zöllige Töpfe gesteckt, sonst auch zu 2 oder 3 in grössere Töpfe. Crocus und Jon- quillen stecke man in 3—4 Exemplaren in 41/, zöllige Töpfe, ebenso wie Nar- zissen, von denen man aber je nach der Grösse der Zwiebeln nur zwei oder drei Stück zusammen pflanzt. Töpfe für Li- lien, welche immer einzeln gepflanzt werden, müssen eine Grösse von 5—7 Zoll erhalten. Die Erde, Die Erde für Blumenzwiebeln soll lehmig, aber nicht schwer sein und muss dieselbe eine Düngung mit frischem Miste, am besten mit Pferdemist, erhal- ten. Am besten ist eine Erde, die zu gleichen Theilen aus guter leichter Gar- tenerde, völlig verwester Lauberde und feinem Sande gemischt ist. Beim Pflan- zen muss diese Erde ziemlich feucht sein. I. Originalabhandlungen. Das Einpflanzen in Töpfe. Man belege den Boden des Topfes mit Scherben und fülle ihn dann bis zur Hälfte seiner Höhe mit Erde, die aber nicht angedrückt werden darf; auf die Erde schütte man etwas Sand und lege nun die Zwiebel. Hat man hierauf über die Zwiebel Erde geschüttet und letztere am Rande etwas festgedrückt, so wird in der Weise verebnet, dass die oberste Spitze der Zwiebel ein wenig aus der Erde hervorschaut, und diese selbst !/, Zoll unter dem Topfrande liegt, damit das Begiessen leichter von Statten gehe. Behandlung der gesteckien Zwiebeln, Die Töpfe mit den Zwiebeln bringe man in die Kühle, z. B, in einen frost- freien Keller oder Schuppen, in das Vorhaus des Gewächshauses oder unter die Stellage. Man stelle dieselben auf eine 2 Zoll dicke Schicht nassen Sandes oder angefeuchteter Erde, decke sie dann auch von oben bis 31/, Zoll hoch über den Rand des Topfes mit gleicher Erde oder mit Sand und begiesse diese Deck- ung von Zeit zu Zeit, damit sie nicht austrocknet. So lässt man die Töpfe ruhig eingeschlagen, bis die Zwiebeln Wurzeln und 2!/, Zoll lange Keime ge- bildet haben. Diese Keime, die nach 6—8 Wochen hervorbrechen, sind für den Gärtner das sicherste Anzeichen, dass die Pflanze sich genügend bewur- zelt hat, und dass es also an der Zeit ist, die Pflanzen zum Treiben einzu- stellen. Uebrigens rathen wir dabei keine allzugrosse Eile an; denn oftmals überholen von gleichzeitig gesteckten Zwiebeln, die eine oder zwei Wochen später getriebenen, die früher getrie- benen. 303 Das Treiben, Diejenigen Töpfe mit Zwiebeln, welche den rechten Zeitpunkt zum Trei- hen erreicht haben, werden an einen Ort mit höherer Temperatur gebracht; die aber bei Hyazinthen, Tulpen, Nar- zissen und Tazetten 15° R. nicht über- steigen darf. Bei einer Wärme von 10—12° entwickelt sich der Blüthen- schaft zwar etwas langsam, aber desto kräftiger. Für den Anfang stülpt man über die jungen Schosse einen umge- kehrten Blumentopf oder einen Trichter aus festem Papier, weil die Zwiebel in der Dunkelheit leichter austreibt. Wenn aber bereits die Anfänge des Blüthen- standes sichtbar werden, so stellt man die Pilanze frei und bringt sie näher zum Lichte. Hier am Fenster entwickeln sich alsdann rasch Blüthen und Farben. Die einfachen Hyazinthen entwickeln mehr Blumen und ertragen das Treiben in hoher Temperatur leichter als die gefüllten. Einige wenige Ausnahme von den letzteren bilden die sogenannten frühen Sorten. Da die gefüllten Hya- zinthen grössere und robustere Blüthen, freilich in geringerer Anzahl, tragen, und also zu ihrer Entwickelung längere Zeit brauchen, so müssen sie später und in weniger hoher Temperatur ge- trieben werden. Werden sie nun auch früher der Einwirkung des Lichtes un- terworfen, so entwickeln sie ein dichtes Bouquet von grösster Schönheit. Tulpen, Tazetten und Narzissen werden auf die gleiche Weise getrieben wie die Hyazinthen. Dagegen darf man Crocus, Jonquillen, Schneeglöckehen und Seillen nicht in die Wärme stellen und ebensowenig vor dem Lichte schützen, sondern die Töpfe, sobald sie aus der Erde oder aus demSande, worin sie ein- geschlagen waren, herausgenommen sind, 304 direkt an das Fenster stellen. Hier ent- wickeln sich die Pflanzen bei einer Temperatur von 80 R. langsam und si- cher, während sie sich unter dem Ein- flusse der Wärme und des Lichtmangels in die Höhe strecken und dadurch sehr an Anmuth einbüssen. Lilien verlangen eine gemässigte Temperatur und einen Standort nahe beim Lichte, müssen aber vor der grellen Einwirkung der Sonne geschützt werden. Das Gleiche lässt sich über Iris anglica, I. hispanica, Fri- tillaria imperialis, F. persica und F. Me- leagris sagen. Auspflanzen der Zwiebeln in’s freie Land. Hyazinthen, Tulpen, Crocus, Nar- zissen, Lilien, Schwertlilien (Iris anglica und hispanica), Schneeglöckchen, Seillen und Fritillaria können auch in’s freie Land gepflanzt werden. Das Auspflan- zen geschieht im Herbste, am geeigne- testen Ende September, und kommen die Pflanzen in dieseın Falle im Petersbur- ger Klima im nächsten Mai oder Juni zur Blüthe. In die Beete oder Rabatten wird die gleiche Erde genommen, wie sie bei der Topfeultur gebräuchlich ist. Ist nun noch gänzlich verrotteter Kuh- dünger in dieselben eingebracht und sind sie verebnet, so werden die Zwie- beln in Reihen gesteckt, wobei der Zwi- schenraum zwischen zwei Zwiebeln je nach Verhältniss ihrer Grösse auf 31/, —7 Zoll bestimmt wird. Unter jede Zwiebel kommt etwas Sand, nach oben zu deckt man dieselben 7 Zoll hoch mit der Erde des Beetes. Diese Deckung zugleich mit dem Schutze, den der Schnee gewährt, befähigt die Pflanzen. unsern harten Winter auszuhalten, Treiben der Maiblümchen. Maiblümchen kommen sowohl als an” Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einzelne Triebe, wie als ganze Büsche mit vielen Trieben in den Handel. Die Büsche werden ungetheilt in Töpfe ge- pflanzt, von Schösslingen pflanzt man 10—20 beisammen. Nach dem Pflanzen weist man den Töpfen auf einige Zeit einen Platz im Freien auf der Schatten- seite von Gebäuden oder Mauern an, wobei ihnen ein leichter Frost von 2—3° R. weiter nichts schadet. Da, wie bekannt, die Maiblümchen im Herbste keine neuen Wurzeln machen, so kann man dieselben vom Freien unmittelbar in das Haus bringen, wo sie getrieben werden sollen, und wird an denselben ohne weitere Vorentwickelung die Blu- menbildung beginnen. Hat man sehr viel Töpfe Maiblümchen, so kann man einen Theil eine Zeit lang im Keller oder Schuppen aufbewahren und den andern Theil unverzüglich treiben. Das Treiben der Maiblümchen wird in ge- schlossenen Fensterkästen vorgenommen, die ihre Stelle über der Heizung, dem Kanale oder auf einem russischen Ofen erhalten. Unter dem Kasten befindet sich ein Wasserbehälter, der durch die Heizung erwärmt wird. Der Boden des Kastens besteht aus einem Gitter von Holz- oder Eisenstäben; darauf wird 5—7 Zoll hoch Moos gelegt, in welches die Töpfe mit den Maiblümchen einge- lassen werden. In der ersten Zeit spritzt man die Maiblümchen mit Was- ser, welches gewöhnliche Zimmertempe- ratur hat, nur nicht mit kaltem. Der Kasten bleibt zu, und um auch die Luft in demselben abgeschlossen zu erhalten, deckt man ihn mit einem Tuche oder einer Bastmatte. Nur im äussersten Falle, wenn sich der Kasten mit Dampf füllt, darf gelüftet werden. Wenn sich die Blumen zu zeigen beginnen, entfernt man die Decken und hebt das Fenster anfänglich nur ein wenig an; später N S x Taf 593 MIA, AL FE 22 ö 5 7 Yihorssandea meosacen Loader II. Neue Zierpflanzen, nimmt man dasselbe ganz weg. Ist das Treiben einer Parthie Töpfe beendet, so füllt man den Kasten mit einer zweiten Parthie und beginnt das Treiben von vorne. Auf diese Weise gelingt es, vom December bis Mai blühende Maihlümchen zu haben. Behandlung der abgeblühten Zwiebeln. Nach dem Verblühen der Topf- pflanzen lässt man allmälig mit Giessen nach, bis alle krautigen Theile einge- trocknet sind. Dann räumt man den Töpfen eine kühle unbenutzte Ecke ein und lässt sie selbst bis Mai oder Juni a) Abgebildet im Botanical Magazine. 1) Stapelia Plantü h. Grahamstown. Eine Stapelia aus Südafrika, die der St. hir- suta und St. grandiflora verwandt, von bei- den aber verschieden, durch die gelben Querstreifen, mit denen die schwarzbraune Blumenkrone gezeichnet ist. Die radförmig ausgebreitete 5-lappige Blumenkrone hält 5 Zoll im Durchmesser. Die Lappen der- selben sind oval-lanzettlich. zugespitzt und am Rande lang gewimpert. Die Stengel kurzhaarig, 4-kantig; die Kanten gezähnt, mit einwärts gekrümmten, in einen kurzen weichen Stachel ausgehenden Zahn. Die Stapelien gedeihen nur auf einem sonnigen Standort, dicht am Glas, in einem trocknen Warmhause. (Tab. 5692). 2) Hypericum patulum Thbrg. Abge- bildet auf Tafel 5693. Vergleiche Gartenilora 1856 pag. 195 tab. 513 Fig. 1 und 2. — 3) Thunia Bensoniae. Dalt. Hook. Blu- men 4—5 Zoll im Durchmesser, schön licht 305 unberührt stehen. Um diese Zeit nimmt man die Zwiebeln aus der Erde, ent- fernt das trockene Kraut, die Wurzeln und Brutzwiebeln und legt sie nun an einem trockenen Orte aus, wo die Luft frei durchzieht. Im August sucht man die grössten und festesten Exemplare aus, die dann abermals in Töpfe gesetzt und zum Treiben gestellt werden; die kleineren pflanzt man in’s Freie aus, wo sie noch ganz hübsch blühen. In- dess blühen die Zwiebeln zum zweiten Male nie so gut, wie das erste Mal, können dann aber früher gesteckt wer- IE und kommen früher zur Blüthe, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. als die Seitenlappen, länglich-oval, am Rande kraus, tiefpurpurroth mit gelber Zeichnung auf der Scheibe. Die Griffel- säule trägt auf der Spitze zwei kurze ge- zähnte Flügel. Ward vom Capitän Benson in Rangoon (Ostindien) entdeckt und in den Botanischen Garten in Kew eingeführt. Eine Erdorchidee von der Tracht einer So- bralia. Am Grunde der Stengel stehen Schuppen. Eine schöne neue sehr empfeh- lenswerthe Pflanze für die warme Abtheilung des Orchideenhauses. (Tab. 5694). 4) Begonia glandulifera Griesb. (Fl. Brit. W. Ind. p. 364). Begoniaceae. Eine hübsche stengellose Art, die in Westindien heimisch und aus dem Botanischen Garten in Trinidad nach Kew gesendet wurde. Ist allenthalben mit drüsigen Haaren lose besetzt. Blätter mit bis 6 Zoll langen Blattstielen; Blattfläche schief oval-herzför- mig, zugespitzt, gezähnt, 3—5 Zoll lang, oberhalb kahl und dunkelgrün, unterhalb heller und mit einzelnen Haaren an den Nerven. Blüthenschafte bis spannenlang, bedeutend länger als die Blätter, oben ris- purpurroth. Mittellappen der Lippe länger | penförmig verästelt, und vielblumig. Blumen X. 1868. 20 u 306. weiss; die männlichen bestehen aus 2 äus- seren breit länglichen, auf dem Rücken drüsigen Blättchen und 2 inneren kleineren; die weiblichen Blumen sind aus 5 fast gleich- langen Blumenblättehen gebildet; Griffel 3, kurz 2-spaltig, Fruchtknoten 3-flügelig, drü- sig behaart, einer der Flügel bedeutend län- ger als die andern. — (Taf, 5695). 5) Dicentranthera macrophylla T. An- ders. (Anders. Afr. Acanthaceae in Journ. Linn. Soc. London VII. 52). Acanthaceae. Ein schöner Strauch des tropischen Afrika, entdeckt von G. Mann auf der Insel Fer- nando Po. Später sammelte Herr Milne den- selben in Gambia und sendete Samen an Dr. Moore in Glasnevin, wo derselbe auch zur Blüthe kam. Bildet einen 8—10 Fuss hohen Strauch und entwickelt seine schönen Blumen im Winter. Kahl. Aeste stumpf 4-seitig. Blätter bis 14 Zoll lang, verkehrt- oval-länglich, in einen kurzen Blattstiel ver- der abgerundeten Spitze Die schönen Blu- aufrechte, schmälert, aus plötzlich fein zugespiizt. men sind in spitzensiändige, 1 Fuss lange, einfache oder verästelte un- terbrochene Aehren gestellt und stehen auf sehr kurzen Blüthenstielchen in Quirlen um die Blüthenspindel. Kelch klein, in 5 drei- seitig-pfriemliche Zähne ausgehend. Blumen- krone 1—1!/, Zoll lang, von aussen purpur- rosa, von innen weiss, mit kurzer Röhre und glockenförmigem zweilippigem Saum mit rundlich-ovalen Lappen. Staubfäden 4, mit paarweise verwachsenen Aniheren. — (Taf. 5696). 6) Odontoglossum Alexandrae Baiem. var. guttatum. Eine Abart dieser schönen kürzlich besprochenen Orchidee, mit schma- lern Blumenblättern, die wie die Lippe zart weiss und rosapurpur getupft. (Taf, 5697). 7) Vernonia Calvoana Hook. (Hook. fil. in Journ. Linn. Soc. VII. pag. 190). Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ersten Male im Januar 1866 blühete. Aest- chen weichhaarig-filzig. Stengelblätter sitzend, verkehrt-oval-lanzettlich, zugespitzt, gezähnt, am Grunde oft ohrförmig-zweilappig. Blüthen in grossen, schwachästigen Corymben. Blü- thenköpfe gestielt, gross halbkugelig-glockig. Hüllkelch mit äusseren linearen oder lan- zeitlichen Schuppen, die mittleren 2-reihig und an derSpitze in eine grosse abstehende ovale stumpfe weisse blumenblattförmige Platte ausgebreitet; die innersten Sckuppen ähnlich, aber kleiner und aufrecht. - Blu- menkronen röhrig, violett. Früchte glatt. Fruchtboden flach, gross, glait. Dier schöne Strauch ist zu Ehren von Signor Calvoa in Fernando-Po genannt, der Hrn. Mann viele Dienste erwiesen hat. (Taf. 5698). 8) Cola acuminata Br. (Br. pl. Jav. rar. p- 237). Sterculiaeeae. Der in Rede stehende Baum liefert die bekannten Cola, Gorra oder Korra-Nüsse, die sowohl in Westafrika, als in Westindien eine Lieblingsspeise der Neger bilden. Es ist ein bis 40 Fuss hoher Baum, der in seinem Wuchse einem Apfel- baum ähnelt. Blätter immergrün, verkehrt oval oder verkehrt länglich lanzettlich, bei- derseiis kahl, zugespitzt, ganzrandig oder einzelne 5-spaitig. Blumen gelb, in dolden- förmigen Büscheln aus den Aesten oder aus den Blattachseln hervorbrechend, meist zwei- häusig. Kelch 5—$6-theilig, eine radförmige Blumenkrone von gelber Farbe darstellend. Blumenkrone fehlt. Staubfäden 10—12, mit kurzen, in eine Säule verwachsenen Trä- gern. Der Fruchtknoten besteht aus 5—10, seltener 10—12 mit einander mehr oder we- niger verwachsenen Carpellen, deren jedes in einen kurzen Griffel ausgeht. ’ (Taf. 5699). 9) Aristolochia ringens Vahl. (eir. D. C. prodr. XV. I. p. 471). Aehnlich den andern Aristolochien mit hoch schlingenden Sten- Com- | geln, herzförmigen Blättern und grossen, positae. Ein prächtiger Strauch, den G. Manr | Blumen und gleich diesen eine ebenso in- in Afrika in der Bucht von Benin in einer Höhe von 3—7000 Fuss über dem Meere entdeckt und inKew eingeführt, wo erzum teressante als schöne Schlingpflanze für’s Warmhaus. Eingeführt durch Purdie in den Botan. Garten zu Kew von Santa Cruz in ! II. Neue Zierpflanzen. Neu-Granada. Durchaus kahl. Blätter rund- lich-nierenförmig. Blumen achselständig, mit 6 Zoll langen Stielen. Blumenkrone grün und schwarzpurpur geadert und marmorirt, 2/„. Fuss lang, mit aufgebläsener, nach oben pfeifenförmig gekrümmter Röhre und 2-lip- pigem Saume, beide Lippen lang und fast gleichlang. (Tab. 5700). 10) Ipsea speciosa Lindl. (Lindl. Gen. et spec. Orch. p. 124). Eine Erdorchidee von Tracht und Blumenform der Bletia ve- cicunda. Blumen goldgelb. Stammt aus Ceylon. (5701). 11) Hibiscus marmoratus ©. Lem. (Lem. nl. hort. tab. 82). — FI. des serres tab. 1150). Ein strauchiger Hibiscus Mexikos, mit 1!/, Zoll im Durchmesser haltenden weissen und carmin marmorirten Blumen. Kurz behaart. Blätter oval oder herzförmig- oval, gezähnt und bald ungetheilt, bald schwach 3—-5-lappig. (Tab. 5702). 12) Dendrobium cumulatum Lindl. (Gard. Chron. 1855 pag. 756). — Epiphytische Orchidee aus Mulmein. Stengel lang, hän- gend. Blätter gestreckt lanzettlich. Blumen rosa und weiss, in Doldentrauben aus dem Stengel hervorbrechend; Blüthenstiele und Blüthenstielchen purpurroth. Blumen 1 Zoll im Durchmesser, Blumenblätter rosa, Lippe weiss und roth gezeichnet. Sehr schön. (Tab. 5703). 13) Raphistemma ciliatum Hook. As- clepiadeae). Schlingpflanze für's Warmhaus, vom Capitän Man aus Penang in den Bota- nischen Garten zu Kew eingeführt. Lose behaart. Blätter oval-herzförmig, zugespitzt, ganzrandig gestielt. Blumen in laxen ver- längerten Doldentrauben. Blüthenstielchen dünn, 2 Zoll lang, purpur. Blumen !/, Zoll im Durchmesser, grüngelb, 5-lappig. Die Lappen vorn am Rande gewimpert und am Grunde rosa. Interessant aber nicht schön. (Tab. 5704). 14) Cochliostema Jacobianum Linden in K. Koch Wochenschr. 1867 pag. 322. — 307 Gardn. Chron. 1868 p. 268 cum. ic. xyl. — Dieser prächtigen Pflanze aus der Familie der Commelyneen haben wir schon erwähnt, Linden führte diese Prachtpflanze aus Ecuador ein. Stammlos. Blätter in einer Rosette, länglich-lanzettlich und bis 4 Fuss lang, dunkelgrün mit braunem Rande. Die fingerdicken fusslangen Blüthenstiele sind achselständig und tragen eine grosse Masse der himmelblauen, 2 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen in einer fusslangen Rispe, die gegenständige oder quirlständige oval- lanzettliche grosse licht purpurfarbene Brac- teen am Grunde der Aeste trägt und 1 bis 1!/, Fuss lang wird. Kelchblätter, schmal länglich, stumpf, rosapurpur; Blumenblätter verkehrt-oval, gewimpert, himmelblau, 1 Zoll lang. Eine der ausgezeichnetesten Pflanzen für's Warmhaus, ähnlich dem von uns ab- gebildeten C. odoratissimum, aber in allen Theilen grösser. (Tab. 5705). 15) Lycaste Barringtoniae Lindl. var. grandıflora. Eine Abart einer schon lange bekannten Orchidee West-Indiens und Süd- amerikas, der L. Barringtoniae, von der schon viele Abarten bekannt sind. Die weisse Farbe der Blüthe, die nur stellen- weise in’s Gelbe schillert, sowie die ausser- ordentliche Grösse der Blume, die einen Durchmesser von 5 Zoll erreicht, zeichnet die in Rede stehende Abart aus, welche in dem Etablissement des Hrn. Bull zu Chel- sea (London), blühete. Blätter länglich- lanzettlich, meist zu 5 stehend, bis 2 Fuss lang. Blüthenschafte einblumig, wurzelstän- dig, 3 Zoll hoch, mit scheidigen Bracteen besetzt. Blumen wohlriechend, mit länglich- lanzettlichen Kelchblättern, etwas kleinern ähnlichen Blumenblättern und mehrmals kleinerer 3-lappiger Lippe. (Taf. 5706). 16) Begonia falcıifolia Hook. fil. Eine hübsche strauchige Begonia, vom Sammler des Herrn Veitch, Herın Pearce in Peru entdeckt und eingeführt. Allenthalben kahl, nur die obere Blattseite trägt einzelne Bor- sten. Blätter gestielt, lanzettlich-sichelför- mig, nach der Spitze verschmälert-zugespitzt, am Grunde schief herzförmig, am Rande 20* 308 unregelmässig sägezähnig oder an der brei- tern Seite fast lappig, die jüngern Blätter auf der obern schön grünen Seite silberfar- ben punktirt, unterhalb purpurroth. Blumen in achselständigen Scheindolden und rosa- purpur gefärbt. Weibliche und männliche Blumen bestehen aus nur 2 kreisförmigen Blumenblättern. Fruchtknoten 3-flügelig. Hüb- scher Strauch für's Warmhaus. (Taf. 5707). 17) Oncidium cucullatum d. nubigenum Lindl. (Fel. Orchid. Oncid. pag. 22). Eine liebliche Orchidee, die in Ecuador in einer Höhe von 11000 Fuss wächst und deshalb in die kalte Abtheilung des Orchideenhauses gehört. Scheinknollen schmal länglich, je ein flaches länglich-lineares Blatt tragend, Blüthenstiel wurzelständig, dünn und grazil, auf der Spitze eine einfache, die Blätter überragende, 4 Zoll lange Traube zierlicher dicht gestellter Blumen tragend. Die seit- lichen Kelchblätter unter einander verwach- sen, wie die Blumenblätter länglich-oval und spitz, weiss oder purpur gefärbt. Lippe gross, fast kreisförmig, am Grunde 2 Ohren tragend. am Grunde mit kleinen Höckern und grossem purpurrothem Fleck. Säule ohne Flügel. Aeusserst zierliche Art, Blu- men bis 1 Zoll im Durchmesser. (Taf. 5708). 18) Lonicera Standishit Hook. Capri- foliaceae. Strauch, eingeführt durch For- tune aus China. Aeste aufrecht, nicht win- dend, Aestchen rauh behaart. Blätter ab- fallend, kurz gestielt, schmal-länglich-oval oder länglich-lanzettlich, zugespitzt, gewim- pert, oberhalb kahl, unterhalb längs der Nerven und Blattstiele mit kleinen Borsten besetzt, Blüthenstiele achselständig, kurz, zweiblumig, mit rückwärts gerichteten stei- fen Haaren besetzt. Bractee lanzettlich- pfriemlich. Fruchtknoten kahl, verwachsen. Blumenkrone weiss, mit kurzer am Grunde einen Höcker tragender Blumenröhre, und zweilappigem Saum, der länger als die Röhre. Oberlippe 4-eckig, 4-lappig; Unter- lippe schmal, länglich; — alleLippenlappen stumpf und Blumen wohlriechend. — Strauch, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der in den milden Gegenden Deutschlands ausdauern dürfte. In England ist solcher auch als L, fragrantissima und brachypoda verbreitet. (Taf. 5709). 19) Oymbidium pendulum Sw. B. atro- purpureum. Das C. pendulum ist eine schon lange bekannte Erdorchidee, die in Singe- pore, Java, den Philippinen und in andern Theilen Ostindiens vorkommt. Die schöne in Rede stehende Abart blühete bei den Herren Rollison in Tooting. Die blühende Pflanze hatte 3 Fuss lange Blätter und eine 21, Fuss lange hängende Blüthentraube. Jede einzelne Blume nahe an 3 Zoll im Duzchmesser. Kelch- und Blumenblätter von aussen gelbgrün, innen schwarzpurpur. Lippe mit grossem Mittellappen, weiss, purpur ge- fleckt und nüancirt. (Taf. 5710). 20) Eranthemum aspersum Hook. Acan- thaceae. Ein schönes strauchiges Eranthe- mum für's Warmhaus, verwandt mit E. Coo- perianum und tuberculatum, das Hr. Veitch auf seiner Reise auf den Salamons-Inseln entdeckte. Kahl. Aesichen glatt. Blätter gestielt, länglich-oval, stumpflich, schwach buchtig ausgeschweift. Trugdolden achsel- ständig, kurz gestielt, kürzer als die Blätter, jede viel- und dichtblumig. Kelch kurz- haarig, mit pfriemlichen Lappen, die aufrecht und viel kürzer als die Blumenkrone. Blu- menkrone mit zolllanger dünner weisser xöhre und flachem Saum. Saumlappen länglich-oval, stumpf, weiss, — die vier oberen am Rande purpur punktirt, der un- terste etwas grösser, mit tief purpurrother ı; Scheibe und nach dem Rande zu purpur punktirt. Staubfäden gewimpert. Antheren länglich stumpf. Ein niedriger, ausseror- dentlich reich blühender Strauch. Der Saum der Blumen hat über 1 Zoll im Durchmes- ser. (Taf. 5711). 21) Ophrys insectifera L. var. arani- fera. Die sogenannte Spinnen-Ophrys, die durch ganz Europa stellenweise vorkommt. Eine eigenthümliche schöne Erdorchidee, die wir schon wiederholt besprochen haben. (Taf. 5712). II. 22) Strophanthus capensis A. D. C. (D.C. Prodr. VIII pag. 419.) — Apocyneae, Ein Strauch Südafrikas mit länglich-lanzett- lichen Blättern und Trugdolden gelber Blu- men, deren Blumenkronen-Lappen lang schwanzförmigzugespitztund dieam Schlunde einen grossen orangenrothen Fleck tragen. (Taf. 5713). 23) Erythronium giganteum Lindl. (Bot. Reg. sub tab. 1786, Knth. enum. IV. 219). — Ein Zwiebelgewächs Nordamerikas für das Notizen. 309 freie Land, ähnlich unserm E. Dens canis. Blumen gross, weiss, im Schlunde mit tief orangenrother Binde, (Taf. 5714). 24) Stoeboea sphaerocephala D. C. (D. C. prodr. VI. 518). — Eine krautartige di- stelartige Pflanze vom Vorgebirge der guten Hoffnung mit einer Rispe grosser goldgelber Blüthenköpfe. Hübsche Dekorationspflanze für Rasenplätze. (Taf. 5715). (E. R.) II Notizen. 1) Nachtrag zum Artikel über Pyrami- dengehölze. Hibiscus syriacus, einer der pracht- vollsten Sträucher durch grosse schöne Blü- then und von doppeliem Werth, weil er später, als alle andern Sträucher blüht, baut sich ganz von selbst pyramidal und kann | in ganz regelmässiger Form gezogen werden. | Parthie von 12 Varietäten um 300 Pfd, St.; Man bekommt diesen herrlichen Strauch in mehreren Baumschulen (z. B. Schübler und | Sohn in Celle bei Hannover, James Booth | in Flottbeck bei Hamburg) auch in Pyrami- | denform und als Hochstamm mit Krone fertig | gezogen, und ich kann die Anpflanzung je- | dem Gartenbesitzer nicht warm genug em- | Man hat viele Sorten von Hibiscus | syriacus einfache und gefüllte; am schönsten | sind aber die einfachen mit hellfarbigem | oder weissem Grunde und dunkler Zeich- | nung. Aus Samen erzieht man oft sehr ver- | Varietät zeichnet sich aus durch seine bril- Ä lantglänzenden Aus der Verlas- | pfehlen. schiedene Sorten. (Jäger). 2) Pflanzenhandel. senschaft des Herrn Machen in London wurde vor wenigen Monaten ein Dendrobium Falconeri um 1758 Frances verkauft, welches er vor zwei Jahren um 105 Fres. angekauft hatte. Dendrobium Falconeri gehört wohl zu den schönsten und seltensien Orchideen, das eben erwähnte ist aber auch ein Pracht- Exemplar — der Hauptstamm hat eine Länge von 5 Fuss 7 Zoll mit 5 Abzweigun- gen, alle mehr weniger mit Wurzeln ver- sehen; dann sind noch 3 andere Stämme von 3 Fuss, und 3 andere von 2 Fuss Länge ete. etc. Coleus ist gegenwärtig eine sehr ge- suchte Pflanze — Stevens verkaufte eine Veitch kaufte davon C. Berkeleyi um 40 Guin., Bausei um 59, Batemanni um 49, Ruckeri um 40, Schottii um 36 u. s.f. — Pflanzen, die in Folge ihrer leichten Ver- mehrung in wenigen Jahren, vielleicht schon im künftigen Jahre um 1—2Francs verkauft werden dürften. — Will. Bull von King's Road, Chelsea, bringt 18 neue Varietäten von Coleus in Handel, das Stück um 6 Sh. — J. W. Wimsett verkauft C. Telfordi au- rea ebenfalls um diesen Preis. — Diese gelbgestreiften Blätter mit carmoisinrothen Flecken in deren Mitte, (Rev. hort. Nr. 11 de 1868.) (S-r.) 3) Fittonis-Herbar ist zu verkaufen, Ueber dasselbe geht uns folgendes Gutach- ten zu. — Das Ritter von Pittoni’sche Herbar ist eine, die Flora von ganz Europa umfas- 310 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. £ sende, nach Anlage, Inhalt und Ausstattung Was aber dem Ritter von Pittoni’schen grossartige Sammlung. Herbar einen grossen wissenschaftlichen Sie ist das Resultat des unermüdetsten, | Werth verleiht, ist der Umstand, dass mehrere Dezennien hindurch fortgesetzten, 1) der weitaus grössere Theil obiger streng wissenschaftlichen Sammeleifers, eine |! 8902 Species durchschnittlich in 10 bis 25, Sammlung, welche in Folge der Tauschver- | viele Species aber sogar in 25 bis 40 Stand- bindungen ihres, als Botaniker bestrenomir- | ortsrepräsentanten vertreten sind, dass ten Eigenthümers mit allen hervorragenden 2) die einzelnen Standorte wieder durch- botanischen Celebritäten Europas, in Folge | schnittlich in 15 bis 20 und noch mehr In- vieler, speziell zur Bereicherung und Com- | dividuen (u. z. fast durchgehends in, mit pletirung dieses Herbars auf Kosten des | besonderer Sorgfalt präparirten, wahren Herrn Ritter von Pittoni unternommenen bo- | Prachtexemplaren) vorliegen, (die Gesammt- tanischen Reisen, endlich in Folge bedeu- | anzahl der Exemplare dürfte annäherungs- tender Ankäufe eine Stufe der Vollkommen- | weise auf 200,000 geschätzt werden können) heit erreicht hat, wie selbe kaum bei dem | und dass Herbar irgend einer öffentlichen Anstalt Eu- 3) von Seite des Eigenthümers auch ropas zu finden sein dürfte — bei einem | auf die Varietäten ein vorzügliches Augen- Privat-Herbar aber wohl unerreicht dasteht. | merk gerichtet wurde, — so dass die Samm- Es besteht aus 231 grossen Faszikeln | Jung insbesonders dem Monographisten eine (elegant aussehender, gut verschliessbarer | Fundgrube des reichsten Materials bietet. Kistchen aus Zürbelholz in Buchform, wel- | Nachdem endlich alle jene Familien, che wieder zum grossen Theile in Kästen | dem im Ritter von Pittoni’schen Herbar mit untergebracht sind). Sublimat-Auflösung derartig sorgfältig ver- Von diesen 231 Faszikeln entfallen 218 | giftet sind, dass in demselben schon seit auf die in Koch’s deutscher Flora, Synop- | Jahren keine einzige Wurmbeschädigung sis-I edit. vorkommenden Genera, 10 Fas- | entdeckt werden konnte — so ist der hohe zikel auf die europäischen Genera, die in | Werth der Sammlung auch ein — dauern- Koch nicht vorkommen, endlich 3 Faszikel | der. auf Filices, Equisetaceae und Characeae. Die deutsche Flora speziell ist bis auf Graz, den 18. Januar 1866. Dr. J. B. Holzinger mp. einige dubiose Species, in allen 3300 Species | Prof. Dr. Georg Bill mp. der Koch’schen Synopsis I edit. ganz ver- | Da der Gefertigte Gelegenheit hatte, das Herbar des Herrn Ritters von Pittoni zu ver- Die Anzahl der nicht in Koch aufge- | schiedenen Zeiten mehrmals zu untersuchen geführten Species ist aber noch bedeutender, so zwar, dass das Herbar, im Ganzen nicht | dargelegten Ausspruche unbedingt bei- weniger, denn — 8902 (achttausend neun- | pflichten. hundert und zwei) Species enthält — die | Dr. F. Unger mp. | treten. | und zu benützen, so kann er dem oben höchste, bisher in einer Sammlung vertre- tene Summe. k. k. Professor in Wien. Seit Januar 1866 ist obiges Herbar auf Die Aufstellung und Anordnung der | 9500 Species angewachsen. nach de Candolle’s System geordneten Samm- lung ist bei dem Vorhandensein sehr sinn- ! 4) Oeffnen und Schliessen der reich eingerichteter Cataloge und einer über- Blumen. Die meisten Pflanzen öffnen ihre aus zweckmässig und mit grossem Geldaut- | Blüthen früh Morgens, andere unter Tages wande durchgeführten Adjustirung eine der- | und einige erst Abends. Die Ursache dieser artige, dass man trotz des, man kann sagen, | Ersscheinung blieb unbeachtet, bis De Can- ungeheuern Umfanges dieses Monstre-Herbars, | dolle *) die ersten Versuche mit der Mi- in der Lage ist, jede gewünschte Spevies fast augenblicklich zu finden. *) Experiences relatives & l’influence de III. rabilis Jalappa vorgenommen hatte, die un- ter dem Klima von Paris zwischen 6—7 Uhr Nachmittags blüht; De Candolle setzte diese Pflanze in ein Zimmer, welches den Tag hindurch gänzlich finster gehalten und Nachts beleuchtet wurde; am zweiten Tage entwickelien sich die Blumen früh Morgens, zu Ende nämlich des künstlich erzeugten Tages — daher hatte De Candolle den Schluss gezogen, dass das Licht auf das Oeffnen der Blumen einen Einfluss habe. — Auch Meyer **) hatte die Versuche De Candolle’s wiederholt und sich seinen Ansichten angeschlossen. — Dutrochet***) hingegen hatte die Hypothese aufgestellt, dass in den Blüthen ein Zellengewebe sich vorlinde, welches die Eigenschaft habe, sich in Folge der Endosmose, auswärts, und ein vorfindliches Gefässgewebe sich in ent- gegengesetzter Richtung zu krümmen, und dass von der überwiegenden Thätigkeit des einen oder des anderen Gewebes das Oefinen und Schliessen; der Blüthen abhänge — Diese Idee Dutrochet’s {and aber keinen Anhang, da er nicht die „nöthigen gründlichen Beweise darbringen konnte. Professor Th. Caruel hatte diese näm- lichen Versuche mit der Mirabilis Jalappa schon vor mehreren Jahren vorgenommen und die Stunde der Blütheöfifnung, sowie Temperatur- und Feuchtigkeitsgrad ange- merkt. Im verflossenen Sommer hatte Ca- ruel 7) diese Betrachtungen wieder in An- griöo genommen — er hatte die Mirabilis mann nn nn ne nern la lumiere sur quelques vegetaux (Möm. pres. & VInst. par div. sav. I. p. 337; Physiol. veget. II. p. 485). — **) Neues System der Pflanzen-Physiologie II. 8. 495. *") Du reveil et du sommeil des plantes (Annal. des sc. nat., Botanigue. 2. Sör. D-ENTY P.177). » -r) Ricerche sulla cagione per cuiifiori di aleune piante si aprono di sera (Atti della soe. ital. di seienze nat.X. Milano 1867). 314 Notizen. Jalappa in verschiedenen Töpfen gesäet, im Juli bis August auf verschiedenem Wege das Oeffnen der Blüthe beobachtet und das Resultat erlangt, dass nicht das Licht allein, wie De Candolle erwähnte, sondern dass auch die Temperatur und die Feuchtigkeit auf dieses Phänomen einen grossen Einfluss haben. Die Mirabilis im Schatten haite ihre Blüthen immer früher geöffnet, als jene Exemplare, die an einem der Sonne ausge- stellten Orte sich befanden; — die Blüthen öffneten sich immer später, je höher die Temperatur, immer früher, je niederer die Temperatur, so z. B. öffneten sich die Blü- then bei 25° um 5.40 Uhr im Schatten und um 6.40 im sonnigen Orte (14. Aug.); bei 17—180 Wärme um 4.25 im Schatten, um 6 Uhr im sonnigen Orte (3. Aug.). — Die Feuchtigkeit hat aber auch einen grossen Einfluss, da Pflanzen in den Vormittagsstun- den oftmals bespritzt, ihre Blüthen um eine halbe Stunde früher entfalteten, als die an- dern, die wohl begossen, aber deren Blätter und Blüthen trocken gehalten worden wa- ren. S-T. 5) Unterricht in der Horticultur in Frankreich. Die französische Regie- rung hat den Unterricht über Gartenbau und Agricultur in allen Elementar- und Nor- malschulen des Kaiserreiches eingeführt; derselbe ist in leichtfasslicher Weise vorzu- nehmen und hat zu umfassen: Pflanzen und Bodenkunde, Einfluss des Klima’s, der Wär- me, des Lichtes auf die Vegetation, dann Kenntniss der in Frankreich allgemein cul- tivirten Bäume und Pflanzen, ferner Be- wässerung, Drainage, Viehzucht, Kenniniss der nützlichen und schädlichen Insekten u. 8. f. u. s. f, — Ferner hat die Regierung Hrn. Prof. Dubreuil beauftragt, seine Vor- träge über Horticultur ‚auch heuer in den verschiedenen Departements fortzusetzen, und derselbe hat mit solchen schon im verilos- senen Mai zu Lille begonnen, im Monat Juni war er zu Lorient, im Juli wird er zu Caen sein, in August zu Pau und im Oktober seinen Rundgang schliessen. zu Soissons 312 Auch die Vertretung der Stadt Paris säumt nicht, mit allen Kräften die Horti- eultur und Obstbaumzucht zu befördern. So werden in ihren Gärten alljährlich Zög- linge aufgenommen, welche in den verschie- denen Culturen Unterricht erhalten. Die Zöglinge haben bei der Aufnahme mittelst Zeugnissen zu beweisen, dass sie die nöthig- sten ersten Kenntnisse im Gartenbaue be- sitzen und dass sie wenigstens ein Jahr hin- durch in praktischer Verwendung gestanden sind. Die Zöglinge müssen alle Arbeiten -ohne Ausnahme vornehmen, dafür erhalten sie als Remuneration anfangs 60 Fr., dann 70 Fr. und später, wenn sie Beweise ihrer Fähigkeit und Tüchtigkeit geben, auch 80 Fr. per Monat. — DBesagte Vertretung hat ferner auch in Vincennes eine Öffentliche Lehranstalt gegründet, an welcher unent- geldlich ein theoretisch-praktischer Unterricht in der Obstbaumzucht ertheilt wird. Die Leitung dieser Anstalt, welche mit allen nö- thigen Hilfsmitteln, Baum- und Rebschulen, Obstgärten etc. reichlich versehen ist, führt Hr. Prof. Dubreuil und dieser wird von dem nöthigen Lehrpersonal trefilich unterstützt, sowie seinen gediegenen Vorträgen über 500 Gärtner und sonstige Freunde der Obst- eultur beiwohnen. Auch das Municipium der Stadt Grenoble in Gemeinschaft mit dortiger Gartenbauge- sellschaft befördert den Unterricht der Obst- baumzucht; Herr J. B. Verlot ertheilt die theoretisch-praktischen Vorträge und die Zög- linge erhalten, wenn sie dieselben mit Erfolg besuchen, Preise von 40—50 Frances, sowie diejenigen, welche den Cours zwei Jahre hindurch frequentiren und Beweise ihrer Fähigkeit ablegen, Diplome erhalten. Erwähnung verdient der Eifer des Hrn. Carrelet in Montreuil, welcher in sei- nem Obstgärten den Gärtnergehilfen und Arbeitern unentgeldlich praktischen Unter- richt ertheilt. — Zu Meaux sind es die Mit- glieder der dortigen Gartenbaugesellschaft, welche nach Kräften mittelst öffentlichen Vorträgen den Obstbau befördern. Und sol- che Beweise der Förderung der Garten und Obstbaumcultur geben sich in ganz Frankreich kund. (Rev. hort.) (S-r.) m EEE TE per TG = Pe Bose Tee Tree Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 6) Blumenhandel und Blumen- zucht in Paris. Es ist ein angeborner Sinn für das Schöne, Liebliche, welches die Franzosen lehrt, die Blumen zu schätzen und zu lieben; — die Reichen und die Ar- men wollen ihre Appartements, ihre Fenster mit Blumen geziert haben; — die Arbeiterin will von ihren Arbeiten aufsehend, sich an dem Grünen und Blühenden erfreuen; — die Leichen von Kindern, Mädchen und Frauen werden auch von den ärmsten Angehörigen mit Blumen reichlich verziert. Der Handel mit abgeschnittenen Blumen wird — wie uns Herr Beer in seinem Be- richte „‚der Gartenbau“ (3. Lief. des officiellen Ausstellungsberichtes, Wien 1867) erzählt, nur in der Centralhalle abgehalten, die Blu- menhändler und Bouquetsverkäufer machen da ihre Einkäufe — und da sämmtliche ab- geschnittene Blumen der Markthalle alle Tage verkauft werden müssen, so sind solche Bouquets,. die bis spät in die Nacht zum Kauf offerirt werden, äusserst wohlfeil — (wie dies auch in Triest, Venedig und Ve- rona der Fall ist); diese Bouquets sind mit grossem Geschmacke in zierlich feinen weis- sen Papierdüten umhüllt; — die Handbou- quets jedoch sind grösstentheils abgekommen, da sie zu umfangreich, der Trägerin zur Last werden. — In Bezug auf den Pariser Blumenhandel bemerkt Hr. Beer, dass auch in Wien ein solcher Centralpunkt geschaffen werden sollte; — nun — da wäre ja das Gebände der Gartenbau-Gesellschaft am ge- eignetsten dazu! — diese Gesellschaft soll die Sache in die Hand nehmen, oder we- nigstens durch Abtretung eines Theiles des Gebäudes unterstützen! — In und um Paris verfolgt jeder Han- delsgärtner nur je einen Culturzweig, so ist z. B. einer der nur Verbenen, der andere nur Violen und Gladiolen oder Camellien, Rosen, Cacteen u. s. f., ja selbst Gras für Hunde und Katzen das ganze Jahr hindurch zieht, dadurch erreicht er in seiner Spezia- lität grosse Abwechslung und Vollkommen- heit. Hr. Beer ist der Ansicht, dass so etwas in Wien nicht zu erreichen wäre wegen der geringeren Bevölkerung und grösseren Ver- N > Dar een RRERHHRERRGRRE RN}, \ Fa = Zen ne == STREET EEE EO III, armung — diess auch zugestanden, dürfte doch eher der unverhältnissmässig zu hohe Preis der Blumen Ursache sein, wegen des- sen die Wiener abgehalten werden, ihre Blumenfreude zu befriedigen! — Herr Beer erwähnt in seinem Berichte auch der Cultur der Syringa vulgaris, wie . ‚sie im Winter in und um Paris befolet wird. Die Stöcke — starke, buschige, mit vielen Blüthenknospen versehen, werden so spät wie möglich aus dem freien Grunde geho- ben, in einem frostfreien Kasten so eng wie möglich an einander geschlagen; — vor dem Treiben werden die Wurzeln stark zurück- geschnitten, es werden alle Laubknospen ausgebrochen und nur die Blüthenknospen übrig gelassen. Mittlerweile wird ein in die Erde eingesenkter Treibkasten durch Mist von Aussen erwärmt, die Sträuche aufrecht, dicht, freistehend in die Erde gepflanzt, dann Fenster und Laden und Mist so auf den Kasten ausgebreitet, dass kein Licht- strahl eindringen kann; — hier entwickeln sich die Blüthenknospen sehr rasch und kräftig und liefern rein weisse Blüthen, die zum Verkaufe abgeschnitten werden. Nach dem Abtreiben werden die Stöcke wegge- worfen und zum Heizen verwendet. (S-Tr.) 7) Der verflossene (18°°/,,) sirenge Winter hat in Frankreich auf einige Pflanzen keinen nachtheiligen Einfluss gehabt — so z. B. war zu Mons die Agave americana im Freien nur mit trockenem Laube und einem leichten Strohdache bedeckt, mehr nur um sievor Regen zu schützen; die schöne Evony- mus japonica sulphurea hat unter allen andern Varietäten, die Typusart selbst eingerechnet, den Winter ebenfalls im Freien nachtheillos überstanden, wo doch sonst Pflanzen mit panachirten Blättern heikeliger sind als die mit grünen; auch ein Phormium tenax blieb bei 8° Kälte, nur leicht mit Farnkraut be- deckt, unbeschädigt; die Poir6&e Carde du Chili, (nach Bossin eine Beta brasiliensis, was aber andererseits bestritten wird) hatte bei 12° Kälte nur die äussersten Blätter er- froren, so dass diese also wie der Winter- Lattich (Laitue de la Passion.) cultivirt wer- Notizen. 313 den kann, Chamaerops excelsa war eben- falls bei 12° Kälte nur mit einem leichten Strohdache geschützt und verblieb wohlbe- halten. Dieser Baum blühte im verflossenen Jahre im Jardin des plantes zu Bordeaux und der Direktor Hr. Durieu de Maison- neuve hat in der Sitzung der kais. Garten- baugesellschaft in Paris am 27. Febr. d. J. reichliche Menge von Samen vertheilt; ein weibliches Exemplar blühte im v. Jahre zu Montpellier, Hr. Prof. Planchon befruchtete dieses mit Blüthenstaub eines in einem Gar- ten im Departement du Gard blühenden männlichen Exemplars und erhielt kurze Zeit darauf reichlichen Samen. (Rev. hort. 1868. p. 42. 61. 82). (S-T.) 8) Die Grundbestandtheile aller Obstbäume werden von Kalisalzen, Phos- phorsäure, Kalk und etwas Kieselsäure in verschiedenen Mengen-Verhältnissen gebildet — die Obstbäume haben nach ihrer Natur und Güte des Bodens u. s, f. eine verschie- dene Dauer sie nutzen das Erdreich mehr aus als die Waldbäume — es istauch erklärlich — fortwährend wird an den Bäu- men geschnitten oder gelichtet, um das dürre Holz, unnütze oder zu dicht stehende Zweige, Wasserreisser u. a. zu entfernen, — die abgefallenen Blätter werden weggenom- men — dadurch wird den Bäumen die Nah- rung genommen, -- das jährige Obst trägt auch zur Verschlechterung des Baumes bei, — allem diesem kommt man wohl mittelst Dünger und Bodenverbesserung zu Hülfe, um das Wachsthum und den guten Ertrag der Früchte zu erhalten, aber es gelingt nicht immer im vollsten Maasse. Die Wurzeln der Bäume vom Stamme bis zu ihren Endspitzen haben bei stärkeren Bäumen durchschnittlich 3—4 Meter Länge, daraus geht hervor, dass die Wurzeln eine Kreisfläche von 25 bis 50 Quadr. Met, umfassen. Bei Düngung eines Baumes pflegt man auf 2 Met. um den Stamm herum auf- zuhacken, so dass eine Fläche von 4 Quad. Met. eine geringe Quantität Dünger empfängt. Die Düngung sollte aber an allen Stellen erfolgen, wohin die kleinen Wurzeln aus- Ein Baum, welcher 50 und mehr laufen. 314 Jahre auf einer und derselben Stelle gestan- den, hat die Pospbate und Kalisalze, sowie die kohlensauren Kalke mancher Bodenarten verbraucht, er muss also aus Mangel an Nahrung absterben — wenn, wie es gewöhn- lich geschieht, an der nämlichen Stelle oder etwas weiter davon, ein neuer Baum von der nämlichen Gattung des abgestorbenen gepflanzt wird, so vegetirt er ein paar Jahre, verkümmert und stirbt ab. und wenn auch in die neue Grube frische Erde gegeben wird, so ist dies Verfahren doch auch nicht genügend, um den neuen Baum zur voll- ständigen kräftigen Entwicklung zu bringen, denn wie die Wurzeln über den Bereich der frischen Erde hinausdringen, wird der Baum seine Kraft verlieren und nach und nach ab- sterben; — daher darf ein z.B. morsch ge- wordener Apfel- oder Birnbaum nicht wieder durch einen Apfel- oder Birnbaum ersetzt werden, man muss eine andere Holzart wäh- len, deren Zusammensetzung von der frühe- | ren in den Mengenverhältnissen abweicht; eben so ist die Tiefe, bis zu welcher die Wurzeln eindringen, stets zu berücksichtigen, wo ein flachwurzeliger Baum ausgegangen, muss ein solcher mit Pfahlwurzeln gepflanzt werden. Bei Behandlung der Obstbäume ist die Gueymard’sche *) Zusammenstellung der Analyse der Bestandtheile der Asche verschie- dener Obstbäume zur Richtschnur zu neh- men, um jedoch das gegebene Material zu vervollständigen, bleibt noch die Analyse der Blätter und Früchte aller jährigen Holz- | arten nachzutragen. Schon im Jahre 1857 hat Herr Han. Ratti *) in Mailand bemerkt, dass ein Maulbeerbaum an die Stelle eines abgestor- *) Memoire sur la nutrition des arbres fo- restiers, des arbres des arbres fruitiers par M. E. Gueymard (in Auszug in den Verh. der Forstsec- f. Mähren und Schlesien. Brün 1867. 1. Heft S. 117.) **) Monographia del gelso etc. 1848. Venezia | rona Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. benen Maulbeerbaums gepflanzt, nach mehr weniger Zeit ebenfalls abstirbt; — die an- gewendeten Mittel Kalk, Chlorkalk u. m. A. brachten keinen Erfolg — er pflanzte dann an besagte Stelle einen Nussbaum von 5 Centim, Umfang, nach zwei Jahren nahm er diesen aus und pflanzte sonach wieder einen Mauibeerbaum, und dieser gedieh zu einer kräftigen Entfaltung und Gesundheit, die man durch Dünger u. a. Mitteln nicht erreicht hätte. (S-r.) Cultur der Pomeranzen in Italien, Wenn auch in Norditalien die Cultur der Pomeranzen und Limonen in Folge der klimatischen Verhältnisse nicht so ausgedehnt und so erfolgreich ist wie in den südlichen Gegenden dieses Landes, so werden doch derselben alle möglichen Kräfte zugewendet, um daraus einen entsprechenden Ertrag zu erzielen. Das Becken des Garda-Sees bietet theil- weise dem südlichen Italien nahestehende klimatische Verhältnisse, wir finden in den Felsenspalten die Agave americana, die von Zeit zu Zeit sogar ihre prachtvollen Blüthen entfaltet. die Früchte des Cactus Opuntia kommen zur Reife, der Feigenbaum, der Oelbaum gedeiht in vollster Ueppigkeit, beide erheben sich zu ansehnlicher Grösse und leben wohl auch manches Jahrhundert; ja sogar der Dattelbaum könnte hier fortkom- men. Die Pomeranzen- und Limonenbäume gedeihen hier auch noch sehr gutim Freien, sie tragen wohl nicht so reichlich, aber die Früchte sind eben so geschmackvoll und so aromatisch wie in Süditalien. In den andern Orten der Provinz Ve- muss den besagten Pflanzen schon 9) | ein entsprechender Schutz gegen die niedere Temperatur gewidmet werden, sie müssen ' den Winter hindurch bis gegen Ende April de construction et unter Decke gehalten bleiben. Die Vermehrung *) wird entweder mit- telst Samen, mittelst Setzlinge oder Senker *) Giorn. agrar. indust. veron. Verona. 1868. II. vorgenommen. Die Methode der Vermeh- rung durch Samen wird sehr selten befolgt; der Same muss in einer sehr nahrhaften Erde in Töpfen oder Kistchen gelegt und immerfort bei einer gleichartigen Tempera- tur, um die Entwickelung nicht zu stören, nicht zu unterbrechen, gehalten werden. — . Setzlinge dürfen nur fingerdick sein, mit glatter’ reiner Rinde, aber wohl höchst sel- ten kommen sie fort. — Am häufigsten wird die Methode durch Senker angewendet, es wird nämlich am Mutterstock ein Ast von geeigneter Dicke, mit glatter, reiner Rinde ausgewählt, an einem beliebigen Punkte wird die Rinde ringsum durchschnit- ten, der Schnitt wird mit einem weichen Lederstücke bedeckt und das Ganze dann wird mit den zwei Hälften eines Topfes um- geben, der mit einer gut gedüngten Erde gefüllt und immer feucht erhalten wird. Nach sechs Monaten — März — September — haben sich schon die nöthigen Wurzeln entwickelt und der Ast wird abgesägt, in einen entsprechend grossen Topf mit sehr gut gedüngter nahrhafter Erde verpflanzt- Eine Verpflanzung muss dann alle 3, 6, 7 Jahre stattfinden, je nach der Entwickelung des Baumes, mit der Vorsorge jedoch, dass ja die Wurzeln nicht beschädigt werden. — Im Frühjahre muss der Baum mässig be- schnitten, es müssen alle dürren Zweige ent- fernt und die Krone in der Mitte derart gelichtet werden, dass sie sich mehr gegen aussen entfalte; auch die zu grosse Menge der Blüthen muss vermindert werden, um grössere Früchte zu erzielen. Hauptbeding- niss bei derartiger Cultur ist so viel möglich Wärme und fortwährende Feuchtigkeit; man begiesst sie langsam und so lange, bis das Wasser durch die am Grunde des Topfes vorfindlichen Löcher abfliesst. Zur Bewäs- serung der nicht in Töpfen, sondern in freier Erde gepflanzten Bäume wird folgende Me- thode empfohlen: zwischen je zwei Bäumen wird ein cylindrischer grosser Topf in die Erde eingegraben, in welchen an den gegen die Bäume zu gelegenen Seitenwänden eine Anzahl Löcher angebracht ist, dieser Topf wird immerfort mit Wasser voll erhalten, dieses fliesst nach und nach aus den Löchern Notizen. 315 und die Bäume erhalten immerfort ihre ge- hörige Feuchtigkeit, Zur Winterszeit ist im Allgemeinen keine Bewässerung nöthig, ausgenommen die Erde wäre gar sehr trocken; dieselbe darf aber nur an hellen, milden Tagen vorgenommen werden, bei offenen Fenstern, damit sich im Winterhause nicht zu viel Feuchtigkeit an- häufe. Die Pomeranzen- und Limonenplantagen werden sehr gerne von dem Coccus hespe- ridum besucht, sie heften sich an der Unter- fläche der Blätter an; man entfernt sie mit- telst einer leichten Bürste; die Blätter der Pomeranzenbäumesind manchmal von schwar- zen Flecken bedeckt, dieser Pilz — Clado- sporium fumago — entsteht in Folge-allzu- grosser Feuchtigkeit. Die Mühen und Kosten bei diesem Cul- turzweige sind sehr gross, aber sie werden reichlich belohnt, wenn nur alle Bedingnisse genau befolgt werden. (S-r.) 10) Dimorphismus. Herr Rafarin gibt Mittheilung (Rev. hort. 1868 p. 133) über eine sehr interessante Anomalie, die er bei einer Varietät von Pelargonium zonale inquinans, nämlich die Varietät mit schönen rosa, in’s karminrothe übergehenden Blu- men — beirachtet hatte; ein Zweig nämlich desselben Stockes brachte Blüthen von dun- kelrother Farbe. Herr Barillet hatte von diesem letzteren Zweige 20 Stopfer gemacht, die alle im verflossenen Jahre 1867 geblüht hatten aber zur grossen Verwunderung jeder Stopfer hatie anderfarbigeBlüthen, bei einem waren diese rosa wie bei der Mutterpflanze, bei dem andern roth, bei wieder einem an- dern roth und rosa auf einer und derselben Dolde u. s. f. Herr Rafarin überlässt es den Wissenschaftsmännern Erklärung zu ge- ben über dieses Phänomen von Polymor- phismus. (S-r.) 11) Rosen zwei Mal im Jahre auf einem und demselben Stocke in Blü- the finden sich bei Herrn Desprez sen. zu Niort (Deux Sevres); er gibt in der Rev. hort. 5.158 die Methode an eine zweimalige Rosenblüthe zu erhalten. Nach der ersten 316 Blüthe werden die Rosenstöcke gänzlich in Ruhe gelassen durch 15—20 Tage, je nach- dem das Wetter mehr weniger trocken; sie werden nicht mehr begossen; die Töpfe werden umgelegt und zwar gegen die R-- genseite; sind die Stöcke genügend ausge- trocknet, so werden sie aufgestellt, gehörig beschnitten wie gewöhnlich, die obere Erde mit frischer gewechselt, dann iüchtig be- gossen und vor den directen Sonnenstrahlen mittelst eines Strohdaches geschützt. Mit dem Begiessen fährt man fort bis zur Blü- thezeit, die im Juli oder August, also nach beiläufig zwei Monaten erfolgt. Wenn auch diese Cultur einige Mühe erfordert, so wird man durch die reichliche Flora belohnt und Hr. Desprez kann nicht genug dieselbe an- empfehlen. (S-T.) 12) Nizza, wohin Kranke und Gesunde pilgern, um allda den ewigen Frühling, das liebliche Klima zu geniessen — bietet den Verehrern der Göttin Flora, namenilich dem Nordländer S. 407) eine höchst anziehende Skizze der- selben, er erwähnt unter andern den Garten des Hrn. Annöe, in welchem eine grosse Anzahl von tropischen Pflanzen cultivirt wird; namentlich aber zogen alle Bewun- derung auf sich die schönen Ipomoea-Arten = Ip. Learii, digitata, marginata, Nil, dann das Calonyction macrantholeueum mit sei- nen der Datura Metel ähnlich grossen Blu- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. manch’ freudevolle Stunde bei | Anblick der dortigen Vegetation. — Herr | Andre&e gibt in der Revue horticole (1867 | : aber eine Wigandia macrophylla, die | einige I F men; — die erst vor wenigen Jahren ange- legten Pflanzungen von Eucalyptus globulus, gigantes, viminalis, Phönix dactylifera, Pircunia dioica (die Bella Sombra der Spa- nier) zeigen sich im kräftigsten Wachsthum, so auch der Schinus molle mit seiner zier- lichen Belaubung und seinen korallenförmi- gen Früchten, die in langen Trauben herab- hängen, die Ceratonia siliqua, die Pistacie und viele andere, ohne den Oelbaum und die Orange zu rechnen, die überall vorherr- schen. — Im Garten des reichen Banquiers Hrn. Gastaud bewunderte Herr Andr&e zwei prachtvolle Dattelbäume mit vollkom- men reifen Früchten, drei Araucarien — Ar. Bidwilli, Cunninghami, und excelsa, letztere von 14 Met. Höhe und 7 Met. Umfang, dann Nelumbien mit Blättern von 75 Cent. Breite; ferner eine Buddleia madagascariensis, wel- che mit ihrer Belaubung eine Fläche von circa 60 Quadr.-Met. bedeckt, so auch eine Banksrose; — Begonia rex und grandis werden zu tausenden Exemplaren auf Gar- tenbeeten cultivirt, der Verkauf derselben deckt die. Kosten für den Garten. Den prachtvollsten Anblick in diesen Garten bie- eine Höhe von 6--7 Meter erreicht, mit ei- ner Belaubung von über 22 Met. Umfang — wundervoll ist dieser riesige Baum im Decem- ber und Januar, wenn er mit seinen grossen violeiten Blumen zahlreich bedeckt ist. — Hr. Andr&e berichtet ferner noch über Hyeres (Sr.) Gärten von Montpellier , u. S. W. IV. 1) Reisen im Amurlande und auf der Insel Sachalin von Fr. Schmidt. Theil, 2 Karten und Gross Quart. Extraabdruck aus den Botanischer mit Memoiren der Kais. Akademie der Wis- | senschaften in St. Petersburg. Herr F. Schmidt gibt in diesem Werke 8 Tafeln. | Literaiur die Ergebnisse seiner Reise durch das Amur- land und die Insel Sachalin und führt sämmtliche von ihm und von Glehn gesam- | melten Pflanzen auf. Darunter befinden sich | eine ganze Zahl neuer, noch unbeschriebener | Pflanzen-Arten, die auch grossentheils abge- | bildet sind. ns 2) A. S. Fuller, die Cultur der Frucht- sträucher. In’s Deutsche übersetzt von H. Maurer. Weimar bei Carl Vogt. 1868. Es sind in diesem Werke die Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kornelkirschen, Preisselbee- "ren, Heidelbeeren, Berberitzen, Zwergkirschen enthalten. Es hat dieses Werk deshalb einen be- sonderen Werth für uns, weil wir in solchem die Darstellung dessen erhalten, was in Nordamerika in Bezug auf Fruchtsträucher bis jetzt für Erfahrungen gemacht worden sind. Ebenso erhalten wir in diesem Werke die Beschreibung der vorzugsweise in Ame- rika cultivirten Fruchtsträucher. Manche derselben sind auch aus Amerika schon in unsere Culturenübergegangen, so einzelne der dort in zahlreicher Menge angebauten Sorten von Himbeeren und Broinbeeren. Von In- teresse ist es, dass die Preisselbeere (Vacei- nium Oxycoccos) und eine andere gross- früchtigere ähnliche Art Amerikas (Vacci- nium macrocarpum), in Amerika bereits im Grossen angebaut werden und dass man dort schon verschiedene Varietäten cul- tivirt. Dem Herrn Uebersetzer, der zugleich als Schriftsteller und Cultivateur des Bee- renobstes in Deutschland allgemein rühm- lichst bekannt ist, müssen wir es Dank wis- sen, dass er uns mit seiner Uebersetzung mit den in Amerika gesammelten Erfahrun- gen in dieser Beziehung bekannt gemacht, indem er uns zugleich eine kritische Bear- beitung des Werkes von Fuller verschaffte. (E. R.) 3) E. Lucas, Verhandlungen der Allge- meinen Versammlung deutscher Pomo- logen, Obst- und Weinzüchter in Reut- lingen vom 24.—27. Sept. 1867. — Ra- vensburg bei Eugen Ulmer. Das vorliegende Buch hat doppeltes In- teresse, weil es das Resultat der Verhand- lungen einer zahlreich besuchten Versamm- lung gibt und weil es ferner gerade von unserm tüchtigsten deutschen Schriftsteller IV. Literator. 317 im Gebiete der Pomologie zusammengestellt ist. In der ersten Abtheilung finden wir alles das, wodurch die Versammlung und die damit verbundene Obstausstellung ein- geleitet ward, sowie einen Auszug aus den Verhandlungen der Versammlung und Be- richt über Ausstellung. Die zweite Abthei- lung enthält Originalaufsätze, welche zum Vortrag in den Sitzungen kamen oder we- nigstens bestimmt waren. Als Präsident der 5 Sitzungen fungirte Herr Geheimregierungsrath Heyder aus Ber- lin und E. Lucas als Geschäftsführer. In dem Bericht über die Verhandlungen finden sich eine Masse interessanter Notizen von ganz allgemeiner Bedeutung für den Obstbau. Natürlich gehen bei allen solchen Verhandlungen die Ansichten auseinander, aber dass da von so verschiedenen Seiten, aus den verschiedenen Gegenden Deutsch- lands Erfahrungen dargelegt werden, das ist von grosser Bedeutung und gibt mehr Fingerzeige an die Hand, als eine einseitig ausgesprochene Ansicht. Besonders interessant sind in dieser Be- ziehung, die sich entgegenstehenden Ansich- ten in Bezug auf Wildlinge und Aussaaten. Es gibt da mehrere Punkte, über die Ansich- ten herrschen, die noch durch keine Ver- suche begründet sind. So spricht z. B. Hr. Belke eine allgemein verbreitete Ansicht aus, indem er behauptet, wenn der Same von guten Aepfelsorten, so z. B. Calvillen, Reinetten ete, ausgesäet werde, dass daraus nicht Calvillen, Reinetien etc. wieder her- vorgingen, sondern dass diese grossentheils auf den Urstamm (wohl wilder Apfel ge- meint) zurückgingen. Das ist aber eine durch nichts begrün- dete Annahme. Wohl scheinen derartige Sämlinge in den ersten Jahren die Eigen- schaften der wilden Stammart zu besitzen, indem sie kleine Blätter und Dornen haben, Das ist aber nur die erste Jugend, schon im 3. und den spätern Jahren entwickeln sich Zweige mit grössern Blättern, die Dornen verschwinden. Dafür liegen dem Referenten nicht einzelne, sondern Erfahrungen (selbst- gemachte), zu Tausenden vor: Eine andere 318 Sache ist nur, was liefern derartige Wild- linge für Früchte. Genaue Versuche, d. h. durchgeführte, liegen darüber bis jetzt gar nicht vor. Vom Referenten sind solche angebahnt, aber die Resultate noch nicht vorhanden. Wahr- scheinlich ist es demselben aber, wenn die Erfahrungen von andern Spielarten von Pflanzen in Berücksichtigung gezogen wer- den, dass der grösste Theil der Sämlinge Früchte liefern wird, die der speziellen Form die die Samen geliefert, ziemlich nahe stehen dürften, sofern nämlich: a) Die Samen nicht durch zufällige Be- fruchtung mit andern Sorten, sondern durch eigne Befruchtung entstanden, b) klimatische und Bodenverhältnisse derartige sind, dass sie der betreffenden speziellen Form günstig sind. Schwankungen werden natürlich vor- kommen, ja es dürfte sogar kein einziger Sämling die spezielle Form genau wieder darstellen, aber Calvillen werden höchst wahrscheinlich Calvillen bleiben u. s. f. — Wir empfehlen allen unseren Lesern, die sich für Obstbau interessiren, eine auf- merksame Lectüre dieser Verhandlungen, sie enthalten eine Menge eigentlicher Goldkörner für die Praxis. Die zahlreichen Abhandlungen der zwei- ten Abtheilung besprechen wir vielleicht später einmal. Heute wollen wir blos einer Abhandlung des Dr. Siedhof in Nordamerika erwähnen, der auf 5 verderbliche Feinde des Obstbaues in Nordamerika macht und vor Uebersiedlung derselben warnt. Es ist das der Apfelbohrer (Sa- perda bivittata Say). Ein grosser Holzkäfer, der alle Kernobstbäume befällt und stellen- weis tödtet. Der zweite Feind ist ein Rüs- selkäufer (Curculio Nenuphor Herbst), der die Früchte von Steinobst anfällt und ganze Fruchternten vollständig ruinirt. Der 3. Feind ist der „Schwarze Knoten‘ wahr- scheinlich ein Pilz, der unter der Rinde beim Steinobst hervorbricht, sich in schwarzen Gängen in das Holz fortsetzt und Tausende aufmerksam | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von Steinobstbäumen in Amerika jährlich ruiniren soll. (E. R.). 4) Bot. Garten in Breslau. Herr Geheimrath Professor Dr. H. R. Goeppert in Breslau hat wiederum einen „Bericht über den gegenwärtigen Zustand des botanischen Gartens in Breslau (April 1868)“ veröffent- licht, welcher auch für Gärtner, denen sonst Botanik fern steht, vom grossen Interesse ist. Nach einer Einleitung über Verhältnisse des Gartens und Zahl der Gewächse, wird die Etiquettirung gründlich besprochen, fer- ner die Gewächshäuser, die Anordnung der Gewächse, die Aufstellung von Produkten, Blüthen und Früchten neben der Mutter- pflanze u. s. w. Der Bericht gestattet kaum Auszüge, wir wollen aber nicht versäumen, die Etiquettirung zu erwähnen. Man bedient sich in Breslau für alle Pflanzen, welche unabänderlich beibehalten werden, und die nicht so leicht einen Namenswechsel zu ge- wärtigen haben, der Etiquetten von Porze- lan, für andere Zinkblech mit Firnissdecke und Firnissschicht, zum Befestigen Zinknägel (mit gänzlicher Vermeidung von Eisen). Alle übrigen Pllanzen, wo Namenswechsel leich- ter vorkommt, haben Holzetiqueiten, deren Bleistiftschrift sich 4—5 Jahre halten soll. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Eti- quetten einen Lacküberzug bekommen, was nicht genug zu empfehlen und sehr wohlfeil ist, wenn man Damaralack verwendet. Ich erwähne hierbei, dass Etiquetten von Holz Jahre lange halten, wenn man dem in die Erde kommenden Theile einen Ueberzug von Theeröl oder Steinkohlentheer gibt. Während bei ungetheerten Etiquetten der untere Theil verfauli und der obere noch abgeschnitten brauchber ist, tritt bei ge- theerten das Gegentheil ein. Man kann un- nöthig gewordene Namen auf demselben Holze mehrmals erneuern. Nachtheile an den Wurzeln habe ich nie bemerkt. Alle andern Versuche, die Holzetiquetten und Stäbe durch Imprägriren verschiedener Stoffe etc. haltbar zu machen, haben bei mir kei- nen günstigen Erfolg gehabt. J. V. Personalnotizen und Neuestes. 319 Vv. Personalnotizen und Neuestes, 1) Dr. Paul Sorauer, unser geehrter | zwar Mitarbeiter, ist als Botaniker und Physiolog an die Landwirthschaftliche Versuchsstation Dahne bei Jüterbog versetzt worden, 2) Burdin der Vater hat einen trau- rigen Tod gefunden! — er warin den nahen Gebirgen bei Chapelle Blanche um zu bo- tanisiren — durch Unachtsamkeit hatte er sich mit seinem Messer am Finger einen kleinen Schnitt beigebracht — er schnitt noch mehrere andere Pflanzen ab, vielleicht darunter eine giftige, deren Saft in die kleine Wunde eingedrungen — es trat der Starr- krampf ein und bald darauf der Tod. — Ein zweites Unglück traf den Sohn! — während er der Leichenbestattung des Vaters bei- wohnte, hatte ein Feuer sein Etablissement in Chambery gänzlich verheert! 3) Preisausschreibung. Der „Verband der Rheinischen Garten- bauvereine hat zwei Fragen gestellt und für die beste Beantwortung derselben einen Preis von ein hundert Gulden ausgeseizt. Dieselben lauten: | I. Aus welchen Gründen und un- ter welchen Verhältnissen sind für unsre Gegend eiserne Gewächshäu- ser den hölzernen vorzuziehen. II. Unter welchen Verhältnissen ist Wasserheizung oder Dampihei- zung zu empfehlen? Die Beantwortung soll die Länge von 3 Druckbogen nicht überschreiten, wo möglich mit Zeichnurgen versehen sein und ist bis zum ersten September 1868 an den Präsi- denten des Verbands, Hrn. Dr. jur. Reutlinger in Frankfurt a.M. unter den gebräuchlichen Formen (Abhandlung versiegelt mit Motto versehen, in einem andern mit gleichem Motto versehenen Couvert der Name des Ver- fassers,) einzusenden. Wir begrüssen dieses Unternehmen mit Freude, haben aber gegen das Geschäftliche der Preisausschreibung einige Bedenken. Erstens ist der Termin bis zum 1. September viel, zu kurz. Die Ausschreibung datirt vom 6, März, ist aber erst im Juli den Fachzeitschriften zugekommen, wird daher von Vielen erst im August und später gelesen. So etwas muss wenigstens 1 Jahr Zeit haben. Zweitens ist die Zeit übel gewählt. Wenige Gärtner werden im Sommer Zeit und Lust zu solchen Arbeiten haben. Will man von Gärtnern etwas, so muss man ihnen einen Winter lassen. Die- sen Fehler haben schon mehrere gärineri- sche Preisausschreibungen begangen, und darum kaum je ein gutes Resultat erzielt. Drittens ist dieBestimmung „wenn möglich mit Zeichnungen versehen“ sehr hinderlich für die Beuriheilung. Man musste entweder sagen, Zeichnungen sind Bedingung oder nicht. So kann es kommen, dass eine vor- trefiliche Abhandlung einer andern mit gu- ten Zeichnungen versehenen nachgesetzt werden muss, obschon letztere der Sache viel weniger nützt. Nach meiner Ansicht sind Zeichnungen nicht nöthig, denn es handelt sich nicht um Einrichtungen, son- dern um gründliche Feststellung des Um- standes, ob Eisen oder Holz, ob Dampf- oder Wasserheizung. Dabei ist vergessen, die viel empfohlene und vom Schreiber die- ses ebenfalls bevorzugte Verbindung von Eisen und Holz in Berücksichtigung zu zie- ben, denn es heisst Eisen oder Holz. End- lich ist der Preis für eine solche Arbeit nieht verlockend genug, und es ist unrecht, dass kein II. Preis für die nächstbeste Arbeit ausgesetzt ist. Andern guten Ar- beiten müsste wenigstens ein Honorar für den Abdıuck im Organe der Rheinischen Vereine gezahlt werden. Und ein solcher wird gerade am meisten nützen, denn be- kanntlich sind Preisschriften nicht stets die besten, und es können andre Ansichten aus- sprechen, welche bei weitem am wichtigsten sind, obschon die Schrift nicht preiswür- dig ist. Sollten meine Erörterungen nicht zu spät kommen, so wäre es erwünscht, wenn der Termin der Einlieferung verlängert würde. ® 320 An Bewerbern wird es kaum fehlen, sobald nur die Sache noch rechtzeitig bekannt wird, denn beide Fragen, namentlich die erste sind in den neueren Jahrgängen (auch schon 1868) von Koch’s Wochenschrift für Gärt- nerei und Pflanzenkunde sehr gründlich be- leuchtet worden, desgleichen in der Garten- flora.. Es fehlt daher weder an Material, noch an Sachkundigen. J. 4) Ernst Metz macht bekannt, dass er als Geschäftsführer der Rosengärtnerei in Schloss Tulleschitz bei Mährisch-Kronau eingetreten, welche Rosen in grosser Masse eultivirt und versendet. Der Schlossgärtner Johann Fleischacker, der bis dahin dieses ‘Geschäft leitete, ist in diesem Jahre gestorben. 5) August Severin, bis jetzt e der Obergärtner am hiesigen Botanischen Garten, ist zum Obergärtner am Botanischen | Garten in Bern gewählt worden und hat diese Stelle den 1. Oktober d. J. angetreten. 6)Der Garten zu Biebrich, eine der Zierden Deutschlands, geht jetzt leider ein. Wie wir hören, hat sich in Frankfurt a.M. eine Gesellschaft gebildet, die jetzt in Frank- furt a. M. einen prächtigen grossen Winter- garten erbaut und für sämmtliche Gewächs- häuser und Pflanzen, den Preis von 60,000 fl. zahlt. Im Frühjahr 1869 werden die Häuser und die Pflanzen nach Frankfurt übergesie- delt, bis dahin bleiben solche unter der einsichtigen Aufsicht unseres geelırten Freun- des Thelemann. Im Frühjehr wird noch | eine grosse Blumen-Ausstellung in Biebrich | veranstaltet und zwar auf Risico und zum Nutzen der Gesellschaft. „2 A Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Zwei neue Gemüse des Hrn. Franz Enkel in Melk (Niederösterreich). Der ge- nannte hat zwei neue Gemüse gezogen. Ei- nen Artikel über solche und die Cultur, hat derselbe als Origina)-Artikel gleichzeitig an die verschiedensten Organe des Garten- baues gesendet. Wir müssen ein solches Verfahren hiermit öffentlich an den Pranger stellen. Wir wurden letztes Jahr in dieser Weise gleichfalls angeführt, da wir dem Ein- sender jener Anzeige über eine Langensalzer Gärtnerei derartiges nicht zutrauten!! Wo in der Welt ist es bis jetzt Sitte, eine Originalarbeit zugleich zur Veröffent- lichung an viele Organe zu senden. Wir werden jedesmal, wo uns dies bei aller Vor- sicht noch einmal begegnet, scharf dagegen auftreten. 1 In Bezug aufHrn. F. Enkel’s neue Ge- müsesorten, so sind dies eine Kohlrabi und ein Brokoli. Erstere hat derselbe als „Enkels Winterkohlrabi und die andere als Enkels Frühlings-Brokoli“ in den Handels gegeben. Beide sollen die Winter (in Nieder-Oesterreich) ohne zu erfrieren überdauern. Die Kohlrabi soll den ganzen Winter hindurch aus dem Freien genommen zart und gut schmecken und überhaupt wer- den beide als die schmackhaftesten ihrer Art empfohlen. Wirklich scheinen auch uns beide Ge- müse volle Beachtung zu verdienen. Die Samenportionen vertheilt Hr. Enkelä 15 Sgr. Bald werden sich wohl auch andere Stim- men über diese beiden Sorten hören lassen, | i i und wir selbst werden nicht ermangeln, da- rüber zu berichten. — (E. R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Dendrobium Farmeri Paxt. var album. (Siehe Tafel 595.) Orchideae Dendrobium Farmeri Paxt, Mag. XV. Bot. Mag. 4659. Van Houtte, Flore des serres VII. 741. Pescatorea I. t. 4. Lem, jard. fl. tab. 307. Paxton Fl. Gard. III. 104. — Eine schöne Varietät der vielfach beschriebenen und abgebildeten Grund- form, die sich durch ihre reinweissen Sepalen und Petalen, durch die schlanke Gestalt der einzelnen Blüthen, wie der ganzen Pflanze, durch ihre kürzeren, dichteren Blüthentrauben und durch ihre ausserordentliche Blühbarkeit auszeich- net. Die Pflanze stammt aus dem Eta- blissement von Hugh Low in London (Clapton) und wurde angeblich aus Moul- mein eingeführt. Die Cultur ist nicht abweichend von der anderer ostindischer Dendrobien und ist schon öfter bespro- chen worden und wir begnügen uns, nur darauf hinzuweisen, dass während des Treibens hohe Temperatur, Schatten, und feuchte Luft (nicht Bespritzen), Lüftung, kühlerer Standort nach Vollen- dung des Triebes und endlich zur voll- kommenen Ausreifung der Bulben und Vorbereitung zum Blühen Einwirkung des Sonnenlichts erforderlich sind, E.M. Erklärung der Abbildungen. a) Blütlıe von vorn. b) Blüthe von neben, Labellum und Gynostemium im Durchschnitt. c) Labellum von vorn, um den Spornfortsatz zu zeigen. d) Labellum von neben, flach ge- legt. e) Gynostemium von vorn mit sei- nem Spornfortsatz. x. Narbentläche. f) Gynostemium von neben, x. Nar- benfläche. g) Gynostemium von hinten. h) Anthere von der Seite. i) Anthere von unten. kk) Pollenmassen. Fig. e—kk sind vergrössert, XI. 1868. 21 322 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bb Lilium Maximowiezii Rgl. (Siehe Tafel 596.) Liliacesae., L. Maximowiezii, glabrum; caule erecto, flexuoso, tereti, verruculis minu- tis subasperulo, 2—3 pedali, 1 — plu- rifloro,; foliis alternis, sparsis, deerescen- tibus, recurvo-patentibus, linearibus, at- tenuato-acutissimis, trinerviis; floribus cernuis, sepalis sessilibus, lanceolatis, revolutis, margine undulatis v. deinde tortis, basi sulco nectarifero distineto in- struetis, coceineo-aurantiacis, a basi ad medium punctis ellipticis atropurpureis pictis. Rgl. Suppl. ind. sem. h. Petr. 1866 p. 26. — Die beistehend abgebildete Lilie ward vom Herrn C. Maximowiez aus Gärten Japans eingeführt und steht dem Lilium tenuifolium zunächst. Der stielrunde Stengel wird 2—3 Fuss hoch und fasst sich schärflich an, indem kleine, nur unter der Lupe er- kenntliche Höckerchen denselben dicht bekleiden. Blätter abwechselnd, linear und nach oben allmälig in eine schmale scharfe verlängerte Spitze verschmälert, bis 5 Zoll lang und bis 3/,, Zoll breit, von 3 starken Nerven durchzogen, hell- grün, zurück gekrümmt abstehend, kahl und nur am Rande durch kleine kerb- förmige Höckerchen schärflich. | ' Blumen gross, brillirend scharlach- orangeroth; die einzelnen Blumenblätter. sitzend, lanzettlich, bis 3 Zoll lang, zurück gekrümmt-abstehend, am Rande wellig und später an der Spitze spiralig- gedreht, am innern Grunde eine Nektar- furche tragend, vom Grunde bis zur Mitte mit schwarzpurpurn elliptischen Punkten gezeichnet. — Blüthenstiele und Blumenblätter durchaus kahl. Schwä- chere Exemplare tragen eine einzige spitzenständige nickende Blume. An stärkern Exemplaren trägt jeder Stengel 3 und mehr Blumen, die einzeln aus den Achseln der obern Stengelblätter hervortreten. Diese schöne neue Lilie hält noch im St. Petersburger Klima im freien Lande aus und theilt die Cultur mit L. Szovitsianum, tenuifolium etc. (E. R.) c() Lonicera Maximowiezii Rupr. (Siehe Tafel 597.) Lonicereae L. Maximowiczii; fruticosa, | v. ovato-lanceolatis, plus minus acumi- elata, ramosissima, valde foliosa; fo- | natis, supra glabrescentibus, subius bre- liüs breviter petiolatis, ovato-elliptieis | viter pubescentibus prominenti-retieulato- I. Originalabhandlungen. venosis; peduneulis flore subduplo lon- gioribus, bracteis bracteolisque brevissi- mis; calyeis dentibus lanceolatis; corollis rubro-violaceis, fauce pilosis; staminibus basi-birsutis; ovariis basi, tantum v.su- pra medium connatis. — Maxim. prim. Am, pag. 137. — Regl. tent. fl. uss. p. 75. — Xylosteum Maximowiezii Rupr. pl. Maxim. p. 431. Ein schöner yom Grunde verästelter Strauch, der bis 10 Fuss hoch wird und mit L. alpigena einige Achnlichkeit hat. Die gegenständigen oval-lanzettlichen oder oval-elliptischen, spitzen oder zu- gespitzten Blätter, sind oberhalb dunkel- grün und fast ganz kahl, unterhalb et- was blasser mit vortretendem Adernetz und kurz behaart, 323 roth-violett, auf achselständigen zolllan- gen Blüthenstielen zu 2—3 sitzend, mit ihrem Fruchtknoten bald bis über die Mitte verwachsen, bald nur am Grunde verwachsen. Ward von Maximowiez im Amur- Gebiet entdeckt, später von Maak im Ussuri- Gebiet und von Schmidt und Glehn auf der Insel Sachalin aufgefun- den. Ein schöner, im freien Lande gut überdauernder Strauch, der im Juni blühet und der L. caucasica Pall. nahe verwandt ist, — (E. R.) 1) Zwei Blumen von vorn. 2) Die gleichen von der Rückseite. 3) Staubfaden vergrössert. 4) Fruchtknoten, Kelch und Griffel, Die Blumen tief | vergrössert. 2) Ueber die Auffassung der Ziergärtnerei mit Berücksichtigung der Cultur im Gewächshäusern und Zimmern, Die Pflanze, die sich der Mensch zu. seiner Gesellschafterin erwählt hat, um sich an ihren lieblichen Formen zu ergötzen, sich an der Pracht ihrer Blumen zu erfreuen, an ihren Düften sich zu laben, an ihrer Entwickelung das stille, geheimnissvolle Wirken der Naturkräfte zu beobachten und darin des Schöpfers Weisheit und väterliche Fürsorge für Alles, was da lebt, zu bewundern, ist wohl unter allem Geschaffenen das Wesen, welches uns am meisten für jede ihm gewordene Wohlthat seine Dankbarkeit beweiset. — Man gebe ihr nur Alles, dessen sie bedarf, keinen Ueberfluss, nur das Erforderliche, und sie wird es uns durch kräftiges Wachsthum, üppiges Gedeihen, Farbenpracht und Blüthenduft reichlich vergelten; man pflege die Kranke mit Sorgfalt und Einsicht in ihr Leiden, mässige den üppigen Hochmuth der Gesunden, erziehe die Junge mit Bedacht und Berechnung und unterstütze die Alte durch kräftige Nahrung und Schonung ihrer Lebenssäfte, und gewiss, mehr wie Menschen und Thiere werden nun die Planzen unsere Mühe und Sorgfalt lohnen. Und darum hat der Mensch sehr weise gehandelt, Pflanzen in sein Leben einzuführen, sich mit Pflanzen zu umgeben und ihrer Pflege Zeit und Mühe zu widmen. Schon unsere Vorfahren hatten dies erkannt, denn wie uns Plinius und Virgil erzählen, gaben auch sie sich mit Eifer nicht allein der Nutzgärtnerei, sondern ebenso auch der Blumenpflege | hin; ohne Blumen war für sie kein Fest, Kränze schmückten ihre Häupter beim Mahle, Guirlanden umschlangen die Bild- säulen ihrer Laren; die Gärten prangten 21 ® 324 in Anmuth und Fülle; duftende Orangen und Myrthengebüsche waren von ihnen bevorzugt, und aus Afrika, Spanien und Sieilien führten sie Pflanzen zum Nutzen und zur Zierde ein. Besonders aber war auch schon bei ihnen die Rose, als das Symbol der Schönheit, die Lieb- lingsblume, und der reiche Patrizier liess sich aus ihren Blättern ein Lager bereiten. Wenn wir nun gleich in den Ge- nüssen, die uns die Gärtnerei bietet, weniger materiell sind und es grausam finden würden, unsern durch ein üppiges Mahl beschwerten Körper auf den zarten, lieblichen Rosenblättern zu wälzen, so sind doch auch wir in der Entwickelung der Pflanzenptlege einer Richtung ge- folgt, die uns nicht eben zu dem schön- sten Ziele geführt hat, noch führen wird, die uns auch für unsere Mühe bei wei- tem nicht so entschädigt, wie dies auf einem anderen Wege der Fall sein würde, und wir müssen mit vollem Ernste und ganzem Eifer darnach stre- ben, auf eine andere Weise uns die Genüsse zu eigen zu machen, die uns jetzt durch unsere verkehrte Anschauung der Ziergärtnerei, trotz unserer Mühe und unserer Opfer so vielfältig entgehen. Um uns auf den richtigen Weg zurück- zuführen und uns auf demselben zu er- halten, müssen wir vor Allem das in’s Auge fassen, was uns an den Pflanzen gefällt, ihnen Werth für uns gibt; es ist zuerst die Form, die unser Auge er- freut; denn unter allen Schöpfungen ist keine, die der Pflanze an Anmutlı, Ge- fälligkeit, Mannigjialtigkeit und Schönheit in der Formbildung und in edlen Linien gleicht. Nächst der Form ist es die Blume, die theils durch ihre Färbung, theils durch ihren Bau, theils durch ihren Duft unsere Sinne entzückt; und endlich ist es das Grün des Laubes, Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. welches, als die wohlthätigste Farbe fürs Auge uns nie zum Ueberdruss wird und in ihren verschiedenen Nüancen uns trotz ihrer Beständigkeit dennoch viele liebliche Abwechselung bietet. Wir müssen darnach streben, vor Allem diese drei Eigenschaften so sehr wie möglich zu entwickeln und, diese einmal zur Vollkommenheit gebracht, uns ihrer so bedienen, dass keine von ihnen für un- sere Sinne verloren geht. Erreicht man aber diesen Zweck auf die Weise, wie man jetzt die Pflanzen behandelt? wie man jetzt die Gärtnerei auffasst? Treten wir in das Gewächshaus ir- gend eines Liebhabers ein; das erste, was uns in den meisten Fällen in’s Auge springt, ist eine Ueberfülltheit im höch- sten Grade; ein enger Weg gestattet kaum uns frei umzuschauen; an jedem nur einigermaassen hierzu geeigneten Platze finden wir kleine Tische, Bördter etc. etc. angebracht, die mit den ver- schiedensten Gefässen bepackt sind und von vornherein einen widerwärtigen Ein- druck auf’s Auge machen. Eng stehen die Pflanzen zusammengepresst, nur die Spitzen geniessen Licht und Luft, so dass auf diese Weise nicht allein in den meisten Fällen die Gewächse, gleich Stangen, in die Höhe streben und kaum Seitenzweige machen, dass die unteren Blätter vergelben und abfallen, sondern auch dass die Schönheit, die ihnen den- noch geblieben, vollkommen für uns verloren geht; wir haben eben weiter nichts wie eine grüne Fläche gebildet aus den Köpfen der Pflanzen vor uns, erreichen also nur, uns des einen der Hauptvorzüge in mittelmässiger Weise zu erfreuen. Kräftige Exemplare kön- nen sich auf diese Weise natürlich nicht bilden; werden aber die Pflanzen im übrigen gut cultivirt, so schiessen siein die Höhe, bringen auch eine Blüthe, I. Originalabhandlungen. doch eben nur an der Spitze, die uns dann wie auf einen Stock gesteckt er- scheint; während, wenn jede einzelne Pflanze hinreichend Licht und Platz zu ihrer Entwickelung hätte, sie uns anstatt mit einer, mit vielen Blumen erfreuen würde; sie würde sich von unten auf verzweigen; dicht belaubt uns als üp- piger Busch erscheinen und zur Blüthe- zeit sich mit Blumen bedecken. Wie kann man es nur vorziehen, 10 Ge- wächse zu haben, die nicht allein nicht schön, sondern durch ihren blattlosen Stamm, ihre gelben, mit Ungeziefer be- deckten Blätter, vereinzelte, kümmerliche Blumen geradezu unschön sind — an- statt eine schöne Pflanze zu besitzen, an deren kräftigem, gesundem Wuchs man sich stets erfreuen kann? Und doch finden wir es so in den meisten Gewächshäusern der Liebhaber. Was ist aber der Grund dieser gänzlich fal- schen Einrichtung? Vor allem ist es der Wunsch des Liebhabers, eine Menge verschiedener Pflanzen zu besitzen; er sicht hier und da schöne Species, und was ist natürlicher, als dass auch er dieselben in seiner Sammlung haben möchte, Bei kleinem fangen auf diese Weise die Gewächshäuser an sich zu füllen; jedoch die Pflanzen wachsen auch heran; den Platz zu vergrössern steht nicht immer im Bereiche oder Wunsche eines Jeden; und so wird dann der den Pflanzen angewiesene Raum immer ge- ringer. Ausserdem aber rechnet, wenn nicht der Liebhaber, so doch sein Gärt- ner; er denkt zu gewinnen, wenn er eine Menge Pflanzen anzieht, da er doch für die, welche er erhalten, baares Geld gezahlt hat; so wird denn zuerst ein Theil des Gewächshauses zur Ver- mehrung eingerichtet; die jungen Pflan- zen erlangen einen hellen Standpunkt; man macht Bordte unter den Fenstern 325 und raubt auf diese Weise den guten Exemplaren das ihnen so unumgänglich nöthige Licht; die Anzucht wächst he- ran, wird grösser und stärker und wird bald mit zu den alten Individuen, den ursprünglichen Bewohnern gestellt; und nun wird der Raum erst recht beschränkt. Inzwischen fährt aber der Gärtner uner- müdlich fort zu vermehren, er zieht an, so viel nur immer Wurzel machen will, und verliert hiermit Zeit und Mühe, die er auf sorgfältige Cultur der alten Pflanzen verwenden sollte. Immer mehr und mehr werden die Pflanzen zusam- mengedrängt, und nicht allein die jungen schiessen von vornherein in die Höhe, sondern die alten Pflanzen, die Anfangs, wo ihnen noch hinreichend Raum ge- währt wurde, sich nach den Seiten ent- wickelten und Nebenzweige machten, sterben unten ab und es bleibt ihnen nur eine kleine Krone auf einem kahlen Stamme! Und daran will man sich er- freuen! Ist man nun einmal im Besitz von einer Menge Pflanzen, so scheint es Einem Zeit sie wegzuwerfen; Käufer finden sich nicht; sie wachsen also mit einander auf und verschlechtern sich von Jahr zu Jahr, bis man endlich kein einziges hübsches Exemplar in der gan- zen Gärtnerei mehr findet. Man hat also vollkommen seinen Zweck verfehlt; hat die Unkosten, die die Pflanzenpflege mit sich bringt, zu tragen und dafür auch nicht die geringste Treude. Doch ist die Ueberfülltheit nicht der einzigste Fehler in der jetzigen Anschauung der Ziergärtnerei. In der Wahl der Pflanzen wird zu häufig gefehlt. Zwar für die- jenigen Personen, die ein oder mehrere Gewächshäuser haben, ist die Wahl nicht schwer und doch müssen auch diese darauf bedacht sein, sich nur sol- che Gewächse anzueignen, die nicht zu schwer zu cultiviren sind und die wirk- 326 lich vor anderen einen Vorzug verdie- nen. Derjenige aber, der nur ein Ge- wächshaus hat, unterrichte sich wohl bei einer neuen Acquisition, welcher Tem- peratur sie bedarf; denn zu häufig fin- den wir Pflanzen, die tropische Wärme verlangen, mit solchen zusammenge- bracht, die bei ganz geringen Wärme- Graden cullivirt zu werden verlangen. Am vorsichtigsten in der Wahl der Pflanzen muss aber der sein, der solche im Zimmer eultiviren will, und hat man sich besondsrs vor den Pflanzen zu hü- ten, die eine kühle, feuchte Luft verlan- gen. Wir werden auf diesen Punkt weiter unten zurückkommen, und kehren vor der Hand zur Cultur in den Ge- wächshäusern zurück, um jetzt, nachdem wir auf die Fehler aufmerksam gemacht haben, einen Weg anzugeben, wie man solehe vermeiden und sich in Wahrheit am Besitze von Pflanzen erfreuen kann, „Form, Blume und Grün‘ müssen wir also, wie wir oben gesehen haben, als die Hauptvorzüge der Pflanzen, beson- ders zu entwickeln und hervorzuheben suchen und wollen wir uns zuerst mit der Form etwas näher beschäftigen, Fast eine jede Pfianze bietet uns im Bau ihres Stammes, ihrer Blätter oder ihres Wuchses eine dem Auge gefällige Form, doch kann sie dies nur dann, wenn sie theils so gepflanzt, theils so gestellt ist, dass sie sich in allen ihren Theilen vollkommen entwickeln kann. Pflanzen von robustem Wuchse und grossen Blättern bedürfen meistens we- niger der künstlichen Nachhülfe, um uns zu gefallen, denn sie bieten durch ihren natürlichen Habitus dem Auge ein volles üppiges Bild dar, vorausge- setzt, dass ihnen zu ihrer Entwickelung das Erforderliche geworden; Pflanzen dagegen mit dünnen Zweigen und feinen Blättern haben meistens einen sparrigen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dünnen Wuchs und muss man ihnen mit der Kunst zu Hülfe kommen, um ein volles, nach allen Seiten gut ausgebil- detes und bedecktes Exemplar zu er- ziehen. Man hüte sich aber wohl, eine Pflanze, deren Schönheit eben in ihrem leichten, gefälligen Bau besteht, in eine volle, gedrängte Form bringen zu wol- len; dies würde keine Verschönerung, sondern eine Verstümmelung sein; wer z, B. einer jungen Conifere, Fuchsia oder Rhopala den Kopf abnehmen würde, in der Meinung, er wolle ein buschiges Exemplar erziehen, wird einen grossen Fehler begehen; wer aber eine Mitraria, eine Myrthe oder einen Oyti- sus fleissig schneidet, wird sich bald aus der von Natur unschönen Form ein gefälliges Ganze bilden sehen. Das Schneiden überhaupt ist bei den Pflan- zen ein Haupterforderniss, ohne dies wird man von manchen Species nie ein schönes Exemplar erreichen, auch kann man bei den meisten Pflanzen nur dureh diese Operation ein reichliches Blühen hervorrufen. Hat man nun durch die richtige, zeitgemässe Anwendung des Messers eine schöne Pflanze erzogen, 50 wird man einsehen, dass man sie nur als solche bewahren kann, wenn man ihr einen Standpunkt gibt, an welchem sie von allen Seiten Licht und Luft ge- niesst; und nur dann kann man sich wirklich an ihrer schönen Form erfreuen. Um aber weiter ein reichliches Blühen zu erzielen, müssen wir auf denselben Punkt zurückkommen, denn auch um dies zu erreichen ist ein Beschneiden der Pflanzen und voller Einfluss auf sie von Lieht und Luft durchaus nothwendig. Wenn man eine Pflanze sich selbst überlässt, so treibt sie bei unserem kal- ten, dunkeln Klima lange, dünne Triebe, die nicht Kraft genug haben, Blumen in reichliehem Maasse hervorzubringen ; I. Originalabhandlungen. durch das Beschneiden aber wird die Kraft aus den Wurzeln auf einzelne Zweige concentrirt, und diese können dann üppig genug werden, um in allen ihren Thei- len eine vollkommene Entwickelung zu erreichen. Auf diese Weise allein kön- nen Sich auch starke kräftig gefärbte Blätter bilden, und besonders achte man darauf, die Pflanze, wenn nach dem Schneiden der junge Trieb sich bildet, reichlich dem Lichte auszusetzen. Wir sehen also, dass, um eine Pflanze zur möglichen Vollkommenheit zu bringen, hinreichendes Licht ein Hauptbedingniss ist und werden es desshalb vor allen Dingen forian vermeiden müssen, sie dessen zu berauben. Um nun aber dies zu erreichen, müssen wir besonders Acht darauf geben, wie wir unser Ge- wächshaus arrangiren, um in ihm die Pflanzen oder richtiger jede einzelne Pflanze vollkommen in unserer Gewalt zu haben. Wir wollen also versuchen, eine Beschreibung eines Gewächshauses für einen nicht sehr bemittelten Lieb- haber zu geben, und dann, welche Pflan- zen man für dasselbe wähle, wie man sie stelle und wie man sie weiter be- handle. Um eine reichere Auswahl von Pflanzen zu haben, bauen wir ein Ge- wächshaus für eine Temperatur von + 5—8° R. im Winter; denn in dieser Wärme gedeihen sehr viele Pflanzen, die theils bei mehr, theils bei weniger Graden gehalten werden können. Die Lage des Hauses sei gegen Süd-Süd- Ost; doch, um den Pflanzen ein mög- lich intensives Licht zu geben, bauen wir kein Satteldach, sondern setzen hin- ten eine Wand auf, die wiran das Dach lehnen; die Vorderwand sei mit Fen- stern versehen, um hier einen beson- ders hellen, guten Standpunkt für junge Pflanzen zu gewinnen; an der- selben Wand ziehe sich die Heizung, am 327 besten Wasserheizung und Canal hin und über derselben bringen wir in der ganzen Länge einen Tisch an; dann folgt der Weg, den wir nicht zu schmal machen, damit man sich wenigstens in seinem Gewächshause umdrehen und seine Pflanze bequem pflegen kann. An der der Heizung gegenüberliegenden Seite des Weges stellen mir einen Tisch, der fast bis zur Rückwand des Hauses geht, jedoch einen schmalen Weg zur Benützung beim Giessen etc, frei lässt. | Dieser Tisch nehme ohngefähr die Hälfte des Gewächshauses ein, indem er, an den kurzen Seiten des Gewächshauses einen Weg freilassend, nicht bis ganz in die Mitte des Hauses geht und hier unterbrochen wird, um einen Platz für das Bassin frei zu lassen; beiliegender Grundriss wird vielleicht diese Beschrei- bung verdeutlichen. Auf der Tablette ce d bietet sich uns ein Sehr vortheil- hafter Platz für junge und für krautar- tige Gewächse; auf den Tischen g stel- len wir die stärkeren, an k grosse Bäume zur Verschönerung des Ganzen und brin- gen unter ihnen stellenweise Bänke oder Stühle an. Das Bassin, h, sei in der Erde ausgegraben und umgeben wir es mit einen Rand von Selaginellen und Farnkräutern; hierzu rechnen sich be- sonders als leicht wachsende Species Selaginella dentieulata, serpens, Marten- sis und Hügelii; manche Polypodium, Aspidium und Asplenium; im Bassin befindet sich vom Grunde auf gemauert ein Pfeiler, auf den wir eine Pflanze mit breiten, fächerartigen Blättern, z, B. eine schöne Palme oder ein hübsches Baumfarn stellen. Die Fenstersparren des Gewächshauses hekleiden wir mit Schlinggewächsen und erlangen dadurch ein weit freundlicheres Ansehen. An schönen Blattpflanzen, die sich in diesem Gewächshause gut cultiviren lassen, em- 323 " x HR Ye Au T SS Kin h N ar I. pfehlen wir die meisten Rhopalaarten, Ara- lien mit wenig Ausnahmen, Fieus australis, elastica, ovata, Roxburghii, Leopoldii etc., manche Palmen wie: Cocos, Sabal etc.; dann alle Begonien, die mit ihren breiten, schön gezeichneten Blättern ei- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. _ | nen besonders schönen Effekt machen. Die meisten Dracaenen werden hier eben- falls ihren Platz finden und sind unter ihnen viele Species, die in keinem Ge- wächshans fehlen sollten. An blühenden | Pflanzen wähle man Camellien, Rhodo- Taf 395. I. Originalabhandlungen, dendron, Azaleen, Pittosporum, Cytisus, Rosen etc. Es mag vielleicht auffallend erscheinen, dass wir diese letztgenannten Pflanzen mit Rhopala, Ficus, Palmen und Dracaena zusammenstellen und doch lassen sie sich sehr gut in einem Hause vereinigen. Die Camellien, Rhododen- dron etc, vertragen im Winter sehr wohl eine Temperatur von 4 8° R. und bringe man sie an das dem Ofen gegenüber- liegende. Ende des Hauses; die Rhopala, Ficus etc. jedoch dem Ofen näher und man wird sehen, dass alle sehr gut mit einander fortkommen. Erstere werden den Sommer über an einen gegen Zug- lutt und zu direkte Sonnenstrahlen ge- schützten Ort in’s Freie gebracht; letz- tere bleiben im Gewächshause, um sich einer wärmeren und geschlosseneren Luft zu erfreuen, Für die Rosen müsste man zum Winteranfenthalt einen kühlen, trocknen Ort haben; die hybriden Cen- tifolien und Remontants lieben es sogar in den Wintermonaten etwas einzufrie- ren und — 6—8° sind ihnen sehr wohl- thätig;. Ende Februar nehme man sie von dort heraus, schneide sie bis auf 3 Augen des jährigen Triebes zurück und stelle sie auf die Tablette c—d. An krautartigen Pflanzen kann man noch Fuchsien, Pelargonien, Cinerarien, Nel- ken, Calceolarien etc. anziehen; suche aber lieber von jeder Gattung einige wenige gute Exemplare, wie deren zu viele und desshalb schwache zu haben. Allen die letzt genannten Pflanzen finden ihren Platz auf der Tablette c—d, die härteren auf den Tischen g; an k aber werden grosse Dracaena, Ficus, Orangen und Myrrthen sich besonders gut aus- nehmen. Die Schlingpflanzen, deren man sich bedient, seien: Tropaeolum, Lophospermum , Cobaea, Rodochiton, Kennedya etc.; die Wände bekleide man mit Epheu und ein auf diese Weise ein- 329 gerichtetes Gewächshaus wird gewiss jedem Liebhaber Freude bereiten. Doch warnen wir noch einmal vor der Ueber- fülltheit, rathen aber vor allen Dingen die pünktlichste Reinlichkeit an, denn die schönste Pflanze verliert ihre Schön- heit, wenn sie nicht reinlich gehalten; Wege, Tische und Töpfe seien sauber; die Pflanzen wasche man häufig und verwende lieber hierauf seine Zeit, als auf unnütze Anzucht vieler junger Exem- plare. — Schwerer ist es jedoch für die Liebhaber von Pflanzen, die für die- selben keinen anderen Platz wie die Zimmer haben; doch werden die Er- folge, die sie erreichen, ihnen auch um so mehr Freude bereiten, weil sie mit weniger Bestimmtheit auf sie zählen konnten. Wer in einem Zimmer Pflan- zen haben will, suche vor Allem ein ge- gen Süden liegendes hierzu zu wählen; vermeide eine zu hohe Temperatur in demselben und lasse von Zeit zu Zeit frische Luft eindringen. Es ist nicht unsere Absicht, in diesem eine Cultur- angabe für Zimmerpflanzen zu geben; denn dies würde den Raum eines gan- zen Buches erfordern; wir wollen eben nur darauf aufmerksam machen, wie man sich der Pflanzen zu bedienen hat, um sich ihrer so sehr wie es unter diesen Umständen möglich, zu erfreuen. Vor allem suche man sich solche Pflanzen anzueignen, die von der mei- stens trockenen und heissen Luft nicht leiden; man vermeide ganz besonders diejenigen, die aus einem feuchten, küh- len Klima stammen, z. B. vom Cap oder aus Neuholland; auch gewähren diese meistens wenig Freude, da sie im Zim- mer schwer zur Blüthe kommen und feine Blätter und einen sparrigen Wuchs haben; zur Dekoration also wenig ge- eignet sind. Es gibt aber unter den Pflanzen, die aus wärmeren Gegenden 330 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kommen, viele, die die Temperatur un- | Sand ist Flusssand, weil er rein von serer Zimmer sehr wohl vertragen und | anderen Bestandtheilen ist; man wähle dabei einen üppigen Wuchs und ein volles grosses Laub haben. Hierhin ge- | ihn möglichst grobkörnig und, wenn solcher vorhanden, weiss; derjenige, der hören besonders Ficus, Dracaena, Cur- | Grubensand anwenden muss, wasche culigo, Arum, manche Maranta, Cala- dium Napoleona, einige Aralia, Streli- tzia, Yucca, Musa ete. Doch auch unter den sogenannten Kalthauspflanzen finden wir manche, die sich im Zimmer sehr gut ceultiviren; jedoch verlangen sie mei- stens ein geregelteres Giessen und wird ihnen eine zu hohe Temperatur leichter wie jenen schädlich. Das Giessen ist überhaupt bei der Cultur der Pflanzen ein Punkt, worauf man nicht genug Aufmerksamkeit verwenden kann, und man mache es sich zur Regel, 1) nur dann zu giessen, wenn ein wenig zwi- schen den Fingern gepresste Erde sich nicht mehr zu einer Masse vereinigen lässt, sondern wie Pulver aus einander fällt; 2) wenn man giesst, dies in sol- chem Maasse zu thun, dass das Wasser die Erde bis auf den Boden des Topfes durchzieht; derjenige, der diese beiden Punkte beim Giessen beobachtet, wird sich selten üher Verluste von Pflanzen zu beklagen haben. Nächst dem Gies- sen ist ein Haupterforderniss für die gute Cultur eine nahrhafte, lockere Erde und kann man für die meisten Pflanzen folgende Mischung im allgemeinen an- wenden: 1 Thl. Torferde, 1 Thl. Rasen- erde, 1 Thl. Sand. Gute Torferde muss weich, locker und braun sein, wie man sie am besten in Wäldern unter Gras- plätzen findet; die Rasenerde nehme man von einem Anger auf Lehmgsrund und wähle dort die oberste Schicht, etwa 2 Werschock dick; hacke sie in kleine Stücke und lasse sie so allmählig mit dem Gras und dessen Wurzeln faulen; verhüle aber ein zu.starkes Fermentiren durch häufiges Umwerfen; der beste ihn vorher gut aus, da er häufig Salze oder Oxyde enthält, die den Pflanzen schädlich werden könnten, Beim Pflan- zen achte man vor allen Dingen darauf, einen guten Abzug zu geben, wie man dies durch reichliches Einlegen von Topfscherben auf den Boden des Topfes bezweckt; gebe den Pflanzen Gefässe im Verhältnisse zu ihrem Wurzelvermögen und verfahre dabei so, dass, wenn man die alte, die Wurzeln umgebende Erde so weit entfernt hat, wie dies durch ein nicht zu unsanftes Schütteln geschieht, der Topf um den Ballen ein Wer- schock zum Nachfüllen von frischer Erde frei lässt; sollten jedoch die Wurzeln einer Pflanze nicht vollkommen gesund sein, dann gebe man einen Topf, der weniger Raum für die Erde lässt, um nicht durch übermässige Nahrung ein weiteres Faulen hervorzurufen.. Ein Hauptaugenmerk richte man darauf, dass die Erde überall den Raum ausfülle, nicht aber freie Stellen oder Löcher bleiben, in denen die Wurzeln jedenfalls faulen müssten; doch vermeide man auf der andern Seite noch ein zu festes Pflanzen. Sorgfältiges Reinigen der Pflanzen ist ein Hauptbedürfniss; man wasche die Blätter und Stämme mit lau- warmem Wasser; im Sommer trage man die Pilanzen ınöglichst oft unter einen sanften Regen, setze sie jedoch nicht allzulange demselben aus, damit die Erde nicht übernass werde. Die Kalt- hauspflanzen, die man im Zimmer cul- tivirt, wie Camellien, Rosen, Fuchsien, Pelargonien, Myrthen ete. ete., bringe man Anfang des Monat Juni in’s Freie, an einen gegen starken Regen und Zug- © I. Originalabhondlungen. luft geschützten Ort, am besten ein sol- cher, der gegen Nord-West gedeckt ist und nach Süd-Ost offen liegt; doch treffe man eine Vorrichtung, um die Pflanzen gegen die heissesten Sonnen- strahlen zu schützen; Morgens und Abends spritze man sie tüchtig bei kla- rem Wetter und damit die Erde in den Töpfen nicht zu rasch austrockne, grabe man sie 3/, ihrer Tiefe in Sand ein. Mitte oder Ende August bringe man die Pflanzen in’s Zimmer und suche sie so zu vertheilen, dass diejenigen, die Sonne bedürfen, an einen entsprechenden Platz und die Wärme verlangen, in ein wärmeres Zimmer gebracht werden. Manche bedürfen im Winter nur einer Temperatur von I—3 Grad R, Wärme, und suche man für diese einen kühlen trocknen Platz zu haben; hierhin ge- hören Rosen, Fuchsien, die Zwiebelarten bis zum Anfang December, und manche andre, die in dieser Zeit ebenfalls wenig Licht verlangen. Ende Januar bis An- fang Februar nehme man sie aus diesem Orte hervor und nachdem sie je nach Bedürfniss verpflanzt, bringe man sie in ein warmes Zimmer. Wer seine Rosen in üppiger Blüthe sehen will, der schone nicht das Messer; sondern schneide das vorigjährige Holz in dieser Periode auf 2—4 Augen zurück, und jeder neue Trieb wird Kraft genug haben, um Knospen zu bilden, Bei den meisten Blumenliebhabern, die ihre Zöglinge im Zimmer ceultiviren, finden wir diese auf den Fensterbänken, theils so dicht an die Scheiben gedrängt, dass sich die Zweige und Blätter gegen dasGlas drücken, theils ebendadurch im Sommer einem ununterbrochenen heissen Luftstrom ausgesetzt und hören dann die Klage, dass die Blumen nicht gedeihen. Wir wollen nicht näher auf die Gründe dieses Nichtgedeihens eingehen, denn 331 nur dem gänzlich Unaufmerksamen auf das Leben der Pflanzen kann es ent- gehen, dass ihnen eine solche Stellung nur schädlich sein kann, wir wollen vielmehr angeben, wie man sie vortheil- hafter zu stellen hat. — Licht, Luft und Wasser sind die Lebensprineipien der Pflanzen; über letz- teres haben wir weiter oben Schon ge- sprochen, betrachten aber jetzt den Ein- fluss des Lichtes. Schon dass den Pflan- zen in den Zimmern nur von der Seite, aber nicht von oben, Licht zukomme, ist für sie eine grosse Entbehrung, denn da nur Alles lebende dem Lichte zustrebt, so thut dies auch die Pflanze, sie wächst, dehnt sich aus in die Höhe, um dem Lichte näher zu sein; wir müssen desshalb suchen, sie auch in dem Zimmer so nahe an’s Licht zu bringen, wie dies möglich, ohne oben erwähnte Nachtheile daraus entstehen zu sehen, Wer nur kleine Pflanzen und breite Fensterbänke hat, kann sie auf diese stellen, für brei- tere und grössere Pflanzen jedoch ma- chen wir Tische, die wir dem Fenster möglichst nahe rücken und auf diesen die Pflanzen so stellen, dass die kleineren dem Fenster am nächsten, die grösseren entfernter stehen; um diesem Arrange- ment etwas mehr Gefälligkeit zu geben, umwinden wir die Beine des Tisches mit Epheu und umgeben den Rand der Platte mit einer Einfassung von soge- nanntem amerikanischem Moose, Sela- ginella denticulata. Die häufig ange- wandten Blumentreppen sind im Zimmer nur dann praktisch, wenn man sie so stellt, dass die Seite mit den Pflanzen dem Fenster zugekehrt ist; meistens je- doch finden wir sie so gedreht, dass die Pflanzen nach der dunkeln Seite hinge- wandt stehen, und somit kein, oder doch sehr wenig Licht geniessen. Um aber die hässliche Rückseite dieser Treppe 332 zu verbergen, bekleiden wir auch diese mit Epheu, der in einem Kasten zwi- schen den beiden Hinterfüssen der Treppe gepflanzt ist. Wer grosse Pilanzen hat, die ihrer Höhe wegen auf dem Fussboden stehen müssen, bringe auch diese dem Lichte möglichst nahe ;und stelle sie nicht, wie man dies so oft findet, in Ecken, die so weit vom Fenster entfernt sind, dass kaum ein Lichtstrahl in sie hineindringt. Die so oft ange- wandten Blumentische sind meistens so wenig praktisch eingerichtet, dass wir auch hierüber ein Wörtchen sagen müs- seu. Ihr Hauptfehler besteht in der Schrägheit der Wände des für die Auf- nahme der Töpfe bestimmten Platzes; man kann auf diese Weise oft nur einen Topf in die Mitte dieses Gefässes stellen und desshalb kein hübsches Arrangement hervorbringen. Man richte einen Blu- mentisch folgendermaassen ein: die Höhe der Wände des für die Töpfe bestimm- ten Raumes sei nicht mehr wie 3 Wer- schock; die Wände seien gerade undder Boden des Gefässes ein doppelter; damit das beim Giessen durch die Töpfe lau- fende Wasser nicht auf demselben bleibe und somit den Pflanzen schädlich wer- den könnte, sei der obere Boden durch- löchert, der untere aber habe ein Loch, aus welchem mau von Zeit zu Zeit das Wasser auslassen kann. Der obere Rand der Vase sei mit einem 1 Wer- schock breit und tiefen Kasten umgeben, in den man Selaginella pflanzt und zwi- schen diesem hin und wieder Ampel- pflanzen, die dann zierlich herabhängend, den Fuss des Gestelles dekoriren. — Vor allem jedoch vermeide man die Pflanzen aus den Töpfen herauszuneh- men und in jene Vasen zu pflanzen; bei den von uns eben beschriebenen, kann dies jedoch durchaus ohne Schaden ge- schehen, nur lege man auf den durch- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. löcherten Boden erst eine Schicht Topf- scherben, dann grobe Stücke Rasen- und Torferde tüchtig mit Sand vermischt, dann etwas feine Erde und in diese setze man die Pflanzen. Dass sich in diesem Falle die Tiefe des Gefässes nach der Grösse des ganzen Gestelles, sowie nach der der einzusetzenden Pflanzen richtet, versteht sich von selbst. Da, wie schon oben bemerkt, eine jede Pflanze ihre Triebe möglichst dem Lichte entgegenstreckt, so weıden sich diese bald alle nach einer Seite ziehen, die Pflanze wird schief werden und nur eine gute Seite haben; um dies zu vermeiden, müssen wir sie häufig umwen- den und zwar so, dass sie ungefähr in einem Monate wieder so zustehen kom- men, wie sie zu Anfang desselben stan- den, inzwischen also alle 3 übrigen Seiten dem Lichte eine gewisse Zeit ausgesetzt wurden. Nur einige Pflanzen machen hiervon eine Ausnahme und dies besonders dann, wenn sie Knospen haben; dies gilt vorzüglich von denen, deren Blüthen sich hart am Stamme, nicht aber auf einem langen, feinen Stengel entwickeln, wie das z. B. bei den Camellien der Fall ist. Die Knos- pen, mehr wie irgend ein Theil der Pflanze, haben das Bedürfniss, dem Lichte zugewandt zu sein; waren sie dies Anfangs und werden nun plötzlich in eine andere Stellung gebracht, so ver- suchen sie mit aller Anstrengung sich dem Lichte wieder zuzuwenden und da ihnen dieses vermöge des Nichtvorhan- denseins eines Stengels unmöglich, so drehen und wenden sie sich, bis sie endlich abfallen. Ueber die Cultur der | Camellien in Zimmern mögen hier einige Worte noch Platz finden. Man beklagt sich meistens darüber, dass es so schwer sei, diese so schöne Pflanze im Zimmer zu halten und doch haben wir in den I. Originalabhandlungen. letzten Jahren manche Exemplare aus- gezeichnet dort gedeihen sehen. Die Camellie verlangt besonders ein sehr regelmässiges Giessen und ist es im Zimmer schwer, einen Topf stets regel- mässig feucht zu erhalten; um dies je- doch zu erreichen, setzen wir den Topf in einen andern etwas grösseren und füllen den Zwischenraum zwischen bei- den (eirca !/,— 3/4 Werschock) mit Erde aus; diese Erde halten wir stets feucht und können somit der die Wurzel der Pflanze umgebenden auch eine geregel- tere Feuchtigkeit geben. Die Camellie bedarf im Winter nur einer Temperatur von + 2—3° R. und wird ihr im Som- mer eine Wärme von mehr wie 20 ge- fährlich. Niemand wird jedoch seiner Camellien wegen in einem Zimmer von + 3°R. wohnen wollen, manchem aber ist es nicht möglich, ein besonderes Zimmer für seine Blumen und noch wieder abgesondert für seine Camellien zu haben; um jedoch einen guten Stand- punkt zu erlangen, machen wir vor ei- nem unserer Fenster einen Verschlag aus 3 Rahmen bestehend, vom Fussbo- 3) Gärten Die Gärten Londons sind, seitdem | Eisenbahnen und Dampfschiffe, die Com- municationen so sehr erleichtern, für die Blumenfreunde und Gärtner des Conti- nents, nicht blos dem gegenseitigen Austausche der Pflanzenschätze zugäng- licher geworden, sondern es sind die- selben auch von gar vielen besichtigt worden, Was dem Deutschen am meisten in’s Auge fällt, wenn er London und Londons Umgebungen von einem Ende 333 den bis zur Decke, bekleiden diese Rah- men mit Leinwand oder einem derartigen Stoffe, richten es jedoch so ein, dass eine Thür sich öffnen lässt, in die man entweder hineingehen, oder doch durch die man die Pflanzen giessen kann; hierin wird man einen besonders guten Platz für seine Camellien haben und sie nicht allein gegen zu starke Wärme, sondern zugleich gegen Staub, Rauch etc. bedeutend schützen. — Zu Anfang Juni bringe man die Camellien in’s Freie, an einen kühlen, schattigen Ort, am liebsten in die Nähe von einem Wässerchen, Ende August jedoch wieder in’s Zimmer; schütze sie hier vor der der Sonne und öffne bei schönem Wet- ter das ihnen zunächst liegende Fen- ster. — Da die Behandlung der ein- zelnen Pflanzenfamilie eine so verschie- dene ist, so lassen sich kaum noch mehr allgemeine Regeln über die Cultur in Zimmern angeben; vielleicht aber wird es uns später vergönnt sein, über ein- zelne Gattungen und ihre Behandlungs- weise ein Näheres zu sagen. — Claussen in Nischni. Londons. zum andern durchkreuzt, das ist die massenhafte Anwendung immergrüner Gehölze, zur Bepflanzung der die Häu- ser umgebenden Gärten, sowie selbst die massenhafte Verwendung derselben in grösseren Anlagen. Zur Beziehung von Mauern und Wänden sieht man vorzugsweise Epheu verwendet, Als höhere immergrüne Bäu- me dienen in erster Linie die zahlrei- chen schönen Nadelhölzer, unter denen Araucaria imbricata, mit ihren 394 Gartenflora Deutschlands, starken sparrigen Astquirlen gleichsam an Armleuchter erinnernd, durch ihre eigenthümliche Tracht und den robusten Wuchs, sich besonders auszeichnet und den dortigen Gärten eine eigenthümliche Zierde verleiht. Wo daher ein beson- derer Effekt hervorgebracht werden soll, da wird diese schöne Tanne Chili’s an- gewendet, so in der Mitte des regelmäs- sigen Theils des Pleasuregrounds vor dem riesigen Krystallpalaste und an vielen andern Orten. Am schönsten und zahl- reichsten sieht man die schönen, aufdem Continente nicht mehr im Freien aus- haltenden Nadelhölzer, in dem an allen Seltenheiten reichsten Garten Englands, in dem Botanischen Garten zu Kew bei London. Da sahen wir ein 25 Fuss hohes Exemplar von Araucaria imbri- cata, das zu gleicher Zeit Blüthen- zapfen, sowie die mächtigen reifen Zapfen von der Grösse eines Kinderkopfes, ent- wickelt hatte. Von Cedrus Deodara waren lange Alleen angepflanzt, Pinus excelsa in vielen mächtigen Exem- plaren, die voller reifer Zapfen hingen, mächtige Exemplare von Cryptome- ria, von Wellingtonia, von der rei- zenden Biota pendula, Cedrus Li- bani, dann 20 Fuss hohe Exemplare von Pinus Sabiniana, Smithiana, Douglasii, ferner schöne Exemplare von P. cephalonica, Pinsapo, Fraseri, grandis, lasiocarpa, magnifica, Nordman- niana, Menziesii, — dann alle die schö- nen zahlreichen Juniperus und Thuja- Arten der gemässigten Gegenden Asi- ens. In kleineren Hausgärten sieht man dagegen weniger Nadelhölzer, sondern an deren Stelle immergrüne Laubbäume und Sträucher, so Magnolia grandiflora, Buxus balearica und sempervirens, zahl- reiche Aucuba-Formen, Phillyrea media, angustifolia ete., Rhamnus Alaternus, Russlands und der Schweiz. die verschiedenen immergrünen Berberis- Arten, Prunus Lauro-Cerasus, Viburnum Tinus, Laurus nobilis, Hex Aquifolium in zahlreichen Abarten, Quercus lex und Q. Suber; Cydonia japonica, Prunus lusitanica. Mit diesen und ähnlichen Pflanzen wird um das Haus ein Garten gebildet, der im Winter wie im Sommer ein schönes Grün trägt und mit den Rasen- plätzen harmonirt, die bei dem wenigen Schneefall und der selten eintretenden Kälte, gleichfalls fast den ganzen Win- ter hindurch grün sind. Die reizendsten und effektvollsten Gruppen bilden in derartigen immergrü- nen Gärten die prächtigen zahlreichen Formen von Rhododendron ponti- cum, maximum, catawbiense, campanulatum und caucasicum, — zwischen die man sogar mächtige Bü- sche von Rh. hirsutum und ferru- gineum eingestreut findet. Schon im März sind einzelne dieser Varietäten im freien Lande in voller Blüthe und spä- ter bilden sie einen Flor von entzücken- der Schönheit. Schliesslich sind neben den Rhodo- dendron noch die schönen Yucca- Arten zu erwähnen, die stellenweise wahrhaft massenhait angepflanzt, ja die man sogar hier und daan den Böschun- gen der Eisenbahnen in Londons Um- gebung angepflanzt findet. Man sieht hier alle die niedrig blei- benden Arten der südlichen Staaten Nordamerikas, — in besonders grosser Menge aber die Y. recurva verwendet. In Bezug auf die Dauerhaftigkeit der Palmen, im Klima des südlichen England, da hat man sich wohl ver- gebliche Illusionen gemacht. Die viel- gepriesene Chamaerops excelsa hält nämlich wohl nothdürftig aus, es hatten aber die Blätter so gelitten, dass der- I. Originalabhandlungen. artig im Freien durchwinterte Exem- plare, im Garten niemals den Effekt ma- chen werden, als solche die im Ge- wächshaus durchwintert wurden und nur im Sommer zur Dekoration des Gartens verwendet werden. Was uns in dem Ursprungslande .des freien natürlichen Gartenstyls be- sonders auffiel, das war die uns uner- wartete Thatsache, dass die grosse Mehr- zahl der Hausgärten, ja selbst grosse, im Innern der Stadt liegende Garten- anlagen, wie z. B. der Garien der Ro- yal Horticultural Society, der grösste Theil des Gartens zu Kew, der grosse Pleasureground vor dem Krystall- palast ete., in durchaus regelmässigem Stiele angelegt sind. — Die Anlage des mächtig grossen Vordergrundes vor dem riesigen Kry- stallpalast, an einem schönen Abend von der Terrasse oder dem Altan in der Mitte dieses mächtigen Gebäudes betrachtet, macht wirklich einen grossartigen erhebenden Eindruck. Rings- um auf viele Meilen weit schweift der Blick und wie ein Amphitheater erheben sich im Halbkreis, die Hügel und Anhöhen des Hintergrundes, an denen prächtige Villen, grosse Gärten ete. ein reich aus- gestattetes Gemälde abzeiechnen. Der regelmässige Vordergrund, der durch seine grossartige Ausdehmung der Ra- senparthieen, durchschnitten von mäch- tigen breiten Wegen, mit jenen klein- lichen Schnörkeleien und Spielereien nichts zu thun hat, (mit denen bekannt- lich in neuerer Zeit in der Umgebung der Gebäude nicht gegeizt wird), geht allmälig in die grossen Baumparthieen des Mittelgrundes über. Obgleich der Referent, durch und durch Verehrer und Freund des natürlichen Gartenstyls ist, sieht man 335 der in der Nähe der Gebäude nur in etwas regelmässigere Formen übergehen kann, — 50 ist derselbe doch vollkom- men überzeugt, dass letzterer Styl in ähnlicher grossartiger Auffassung als un- mittelbare Umgebung eines 30 mächtigen Gebäudes, wie es der Krystallpalast ist, sich kaum in ähnlich gelungener Weise durchführen lassen dürfte; um dem Blick auf die zweckmässigste Weise als Stützpunkt zum Mittel- und Hinter- grund zu dienen und zugleich eine Har- monie mit dem Gebäude darzustellen. Lange und mit stiller Bewunderung blickte der Referent vom Balkon des Krystallpalastes über den Garten hin, nach dem amphitheatralisch sich erhe- benden hügeligen Hintersrunde und musste sich gestehen, ein ähnliches Bild noch nirgends gesehen zu haben und die eigenthümliche Schönheit und Gross- artigkeit des dem Auge sich darbieten- den Panoramas, in keine Vergleichung mit andern durch Natur und Kunst ge- schaffenen An- und Aussichten, setzen zu können, Von dieser Abschweifung zu den gewöhnlichsten Gartenpflanzen der Lon- doner Gärten zurückkehrend, wollen wir schliesslich noch bemerken, dass von allen immergrünen Sträuchern der Epheu am meisten verwendet wird. Nicht nur Mauern und Wände damit verdeckt und bezogen, sondern es dient auch noch zu mannichfachen andern Dekorationen. So ist derselbe im Gar- ten der Horticeultural-Society zur Bildung von Cordons verwendet, die längs der Wege hinlaufen, dann sahen wir Epheu zu Rasenbildung, wie auch als Bordüre um Gruppen von Aucuben- und andern immergrünen Sträuchern verwendet. 336 Gartentlora Deutschlands, Russiands und der Schweiz. 4) Der Garten von James Veiteh und Söhnen in Chelsea S. W. London. Welcher Gartenfreund, der Berichte | Pflanze, sowie die durchaus nicht ge- über die grossen Ausstellungen gelesen oder sich für neue ausgezeichnete Pflan- zen interessitt, hat nicht den Namen von James Veitch und Söhnen ge- hört. J. Veitch hat nicht nur beson- dere Reisende, sondern auch seine bei- den Söhne, zu wiederholten Malen in die verschiedensten Länder des Erdballs gesendet, um schöne neue Zierpflanzen zu sammeln und in Europas Gärten einzuführen. Japan, die Ostindischen Inseln, die Gebirge Ostindiens, Nord- und Süd-Neuholland, Amerika von Co- lifornien bis Chili und Brasilien, die pflanzenreichen Gegenden des tropischen Asien, wurden von den beiden Veitch oder den Sammlern des Herrn Veitch durchforscht und so Massen neuer schö- ner Pflanzen nach Europa gebracht. Veitch’s Name steht daher in naher Beziehung zu so mancher Prachtpflanze, die ihren Weg durch Europas Gärten gemacht hat. Wir erinnern da an Ca- lathea (Maranta) Veitchii, Phor- mium tenax variegatum, San- chezia nobilis, die schönen Abarten der Primula cortusoides, an zahlreiche Orchideen etc. Mit gespannten Erwartungen be- traten wir das Etablissement des Herrn Veitch, aber trotzdem ward unsere Erwartung noch übertroffen. Den Ein- gang bildet ein grosser eleganter Win- tergarten, mit dem rechts und links die Comptoire verbunden sind. Darauf folgt eine doppelte Reihe von wohl 60 Gewächshäusern, die alle als Doppel- häuser gebaut sind. Die Reinlichkeit, Akkuratesse und die sorgsame Cultur jeder einzelnen drängte Aufstellung der einzelnen Pflan- zen, — alles dies erinnert nur an den Garten eines reichen Pflanzenfreundes, der mit Liebhaberei und Luxus seine Pflanzen cultiviren lässt, aber nicht an das Etablissement eines Handelsgärt- ners, Damit rivalisirt die Reichhaltigkeit aller Sammlungen, — jedes einzelne Gewächshaus ist ein wahrer Schatz- kasten. Derartige Leistungen eines gleich intelligenten und thätigen Mannes kön- nen allerdings nur in England mit Vor- theil durchgeführt werden, — denn nur in England können mit so hohen Pro- duktionskosten erzogene Pflanzen vor- theilhaft ‘verkauft werden, — nur in England gibt es nicht blos einzelne, — sondern viele Gartenfreunde, die für eine in Blüthe befindliche neue Orchidee oder andere schöne Pflanze für unsere deutschen Verhältnisse sehr hohe Preise bezahlen. Gehen wir zu den einzelnen Samm- lungen über, so ist als sehr reich an seltenen und gut cultivirten Arten zu- nächst zu nennen, die Sammlung der Orchideen. Herr Domin, der ebenso thätige als geschickte und intelligente Qultiva- teur dieser Sammlung, ist durch die von ihm erzogenen ÖOrchideenbastarde, der Gartenwelt bekannt genug gewor- den. Orchideenbastarde, das will mehr ja viel mehr heissen, als Bastarde anderer Pflanzen zu erziehen. Es ist nämlich erstens bekannt, dass die Or- chideensamen, auch wenn sie ganz voll- kommen entwickelt sind, dennoch sehr II 737.1 2 NIS I. Originalabhan lungen. schwer zur weiteren Entwickelung und Wachsthum zu bringen sind, sowie fer- ner die künstliche Befruchtung der Or- chideen, die genaue Kenntniss der männlichen und weiblichen Organe der Orchideen voraussetzt, — welche bei dieser Familie durchaus nicht so leicht - verständlich wie bei den meisten andern Familien der Phanerogamen. Als vorzüglich schöne Orchideen, die gerade in Blüthe waren, nennen wir Dendrobium eburneum, Tattonense, — Odontoglossum gloriosum und das wunderbar schöne Odontoglossum Phalaenopsis, Cattleya Skinneri und amethystinn, Vanda cristata. Beson- ‘ders reich vertreten und gut cultivirt, sind z. B. die Arten und Gattungen der Orchideen Ostindiens, die in Veitch’s Garten importirt worden sind. So cul- tivirt Veitch ungefähr 30 Arten und Abarten Aerides 20 Arten Cypripedium. 60 ,,. -Dendrobium. 9 „» Phalaenopsis. 20 , Saccolabium, ZU Wandal Auch die bessern schönblühenden Orchideen der Gebirge des tropischen Amerika sind gut und reich vertreten. Wir erinnern da nur an die mit 60 Ar- ten und Abarten vertretene Gattung Cattleya. Eine dem Garten des Hrn. Veitch eigenthümliche Parthie ist ein kleines Gewächshaus, fast ganz gefüllt mit all den bekannten Arten von Nepenthes. Herr Veitch cultivirt diese Pflanzen in soleher Ueppigkeit, dass er jährlich von denselben Samen erzieht. Bekanntlich tragen die Nepenthes-Arten auf den ei- nen Exemplaren nur männliche, auf den andern nur weibliche Blumen, so dass schon beide Geschlechter gleichzeitig blühen müssen, so man keimfähigen $a- 21. 1868, men ernten will. 337 Herr Domin hat nun durch gegenseitige Befruchtung dieser durch die Schlauchbildung der Blätter so interessanten Gattung, auch noch hy- bride Arten erzogen, Unter den 10 Arten, die Veitch eultivirt, ist Nepenthes lanata noch die seltenste. Besonders schön sind N. ampullacea und amp. vittata, N. Domi- niana, N. Hookeri, — Ueber die Cultur dieser Schlauchpflanzen (Pitcher plants) Östindiens sprachen wir schon bei Be- sprechung von Borsig’s Garten und be- stätigen heute nur, dass wir unter Befol- gung derselben ausgezeichnete Resultate auch im Petersburger Garten erhalten haben. Als eine fernere Spezial-Cultur ist die Cultur der Farn zu nennen, Sowohl die Sammlung der Farn des Freilandes, sowie die des Gewächshauses, ist. ziem- lieh gross, besonders reich aber an sel- teneren Arten. So enltivirt Veiteh allein von der Gattung Gleichenia, deren Arten man in den Gärten des Continents selten sieht, im Ganzen 7 Arten, von Hyme- nophyllum 7 Arten, 2 liebliche Lep- topteris, und 15 Trichomanes- Arten, welche gleich den beiden voran- gehenden Gattungen, jene eigenthüm- lichen zarten durchsichtigen _ Blätter tragen. Unsern deutschen Freunden der zierlichen Farn wollen wir noch bemer- ken, dass sämmtliche Arten der Glei- chenien, Hymenophyllum, Leptopteris und Trichomanes, bei Veitch, (in dem Garten zu Kew, wo solche in noch weit grösserer Ueppigkeit vorhanden, werden nur die Arten der Gattung :Tri- chomanes zum Theil warm eultivirt), in kleinen niedrigen Gewächshäusern, bei 8S— 12° R. cultivirt werden. Die Arten der Gattungen Hymenophyllum 22 338 und Triehomanes, sind ausserdem mit wenigen Ausnahmen, noch einmal mit Glasglocken oder Glaskästen bedeckt, um so ihnen eine stets gleichförmige feuchte und warme Luft zukommen zu lassen. Stete Feuchtigkeit, nie zu hohe und nie zu niedrige Temperatur, das sind die Verhältnisse, unter denen diese Pflanzen leicht und üppig gedeihen. Mannichfaltig und schön sind auch die Sammlungen aller anderen Warm- hauspflanzen. Aus der grossen Menge derselben wollen wir nur eines mäch- tigen Exemplares des Pandanus Veit- chii erwähnen, einer w:nderbar schö- nen Pflanze, — ferner eines gelbblühen- den Rhododendrons Ostindiens, das im Warmhause gerade seine tief gelben Blumen entwickelt hatte (R. Brookea- num); endlich der vielen und starken Gartenflora Deutschlands, Russla]nds und der Schweiz. Pflanzen von Calath ea Veitchii und Sanchezia nobilis. Die Kalthauspflanzen Neuhollands, des Caps, Japans ete., sind bei Veitch reicher, vollständiger vertreten, als in den meisten Handelsgärtnereien des Con- tinents. Da sieht man nicht nur eine grosse Sammlung von 160 Arten und Abarten der schönen Heidekräuter des Caps (Erica), die leider in den Gärten jetzt so selten werden, — sondern ebenso schöne Sammlungen von Azaleen, Ca- mellien, Rhododendron, _Pelargonien Epacris und endlich all den zarten und lieblichen kleinen Halbsträuchern Neu- hollands, so der Boronien, Dillwynien, Eriostemon, Genethyllis, Lechenaultia, Trerıandra ete. p. p., die theils in gros- sen Schauexeinplaren, theils in gut eul- tivirten niedrigen Exemplaren zum Ab- | geben vorhanden sind. — 5) Der Garten von Hugh Low und Comp. zu Clapton, London N. E. Gerade auf der entgegengesetzten Seite der Riesenstadt liest der bekannte Garten der Herren Hugh Low und Comp. | Gibt der Garten von Veitch ein Bild der Culturen Englands in grösster Akku- ratesse und Eleganz, — so zeigt Hugh Low’s Gärtnerei, in welchem grossarti- gen Maassstabe manche in England besonders beliebte Gewächshauspflanzen abgesetzt werden müssen. Früher um- fasste auch dieser Garten gleichmässig alle Culturen, — jetzt aber werden da vorzugsweise die gangbarsten Pflanzen und in grösster Ausdehnung Orchideen, Epacris und Ericen cultivirt. Mehr als 50 Gewächshäuser ent- halten die besten und gesuchtesten | Florblumen, so namentlich grosse Samm- lungen von Azaleen, Camellien, Pelar- | gonien, eine gute Sammlung der belieb- testen Pflanzen Neuhollands, Blattpflan- zen des Warmhauses, Fuchsien etc. Das Grossartigste aber ist die Sammlung von tropischen Orchideen, welche 15 theils sehr lange Doppelhäuser gänzlich füllt. Der grösste Theil dieser, Orchi- deen ist direkt impoartitt. Zu diesem Zwecke sendet Herr Low jährlich 3—4 seiner tüchtigsten Gärtner, in die an Orchideen reichsten Gegenden Amerikas und anderer Welttheile und diese sam- meln nun ausschliesslich schön blühende Orchideen in solchen Massen, dass wir ganze Gewächshäuser, mit eben erst an- I Originalabhandlungen. gekommenen Orchideenknollen gefüllt sahen. Da sind manche der besten und schönsten Orchideen, gleich in 500 bis 2000 guten Exemplaren vorhanden und wie unsere gewöhnlichen Zwiebeln, sieht man Stück für- Stück der Exem- plare, im kräftigen Austreiben begriffen. Wer diese Massen tropischer Orchideen bei Hugh Low und Comp. nicht selbst gesehen hat, der ist nicht im Stande sich eine richtige Idee von der Gross- artigkeit dieser Spezialcultur zu ına- chen, Andrerseits erhalten wir dadurch aber auch erst ein Bild von der Lieb- haberei für Orchideen in England, wenn solche Massen importirter Pflanzen noch Käufer finden. Wenn die Orchideen aus dem Va- terlande ankommen, werden solche in schattigen feuchtwarm gehaltenen Warm- häusern, auf einem feuchten Untergrund ausgelegt, bis solche wieder aufgeschwol- len und Leben zeigen. Dann wird Exemplar für Exemplar, entweder an Holzklötze geheftet oder in Töpfe ein- gepflanzt. Die Töpfe werden auf einer dicken Unterlage von sehr grobem Kies, auf Tischen: aufgestellt. Beständiges Feuchihalten dieser Kiesunterlage hat eine äusserst vortheilhafte Einwirkung auf kräftiges Gedeihen der Tausende von Exemplaren. — Herr Low cultivirt ausschliesslich schön und dankbar blühende Orchideen und hält dessen Sammlung über 400 Arten und Abarten. — 6) williaım Bulil’s Etablissement für neue Pflanzen. 339 Epacris und Ericen bilden eine zweite Spezialcultur der Herren Hugh Low und Comp. Die grosse Mehrzahl derselben wird in niedrigen, einem Mist- beet ähnlichen Fensterkasten mit Back- steinwänden cultivirt, wo sie wie in ei- nem Mistbeete aufgestellt. Hier bleiben diese Pflanzen das ganze Jahr hindurch, indem diese Kästen mittelst der durch- geleiteten Wasserröhren eines Thermo- siphon, auch geheizt werden können. Da sieht man nicht etwa einzelne Exemplare, nein von einzelnen Sorten oft gleich ganze Kästen, in vielen Hunr- derten von Exemplaren, Dies gilt selbst von den zariesten und seltensten Arten von Ericen, wo in anderen Sammlungen ein oder ein paar Exemplare als Selten- heit gezeigt werden. Zu bemerken ist noch , dass Ericen und Epaeris in einer torfigen Heideerde cultivirt werden und dass bei den zartesten Sorten (den mit-E. Hartnelli, jasminiflora etc. ver- wandten Arten,) der Erde fast die Hälfte eines sehr feinkörnigen weissen Sandes beigemischt ist. Von Epacris werden über 50 Sorten, von Erica über 200 Sorten und in mehr ais 100,000 Exem- plaren eultivirt. Bevor wir dieses höchst interessante Etablissement verlassen, wollen wir noch erwähnen, dass da die schönen Baumfarn Australiens, Dicksonia antarctica und Alsophila australis in vielen Hunderten von ‚schönen Stämmen eingeführt sind. Rings Road, Chelsea Londom S. W. Das Etablissement des Bull . befindet sich Herrn W, in unmittelbarer | Herren Veitch, Dieses Etablissement Nachbarschaft von dem Garten der 228 340 ist ausschliesslich der Cultur der neuer- dings erzogenen oder eingeführten Han- delspflanzen gewidmet. Mit zuvorkom- mender Freundlichkeit zeigte mir Herr Bull seinemannichfachen Pflanzenschätze. Da ist zu erwähnen eine ganze Collec- tion neuer Varietäten des Coleus Ver- schaffelti, jener schönen Dekora- tionspflanze, deren Blätter nun grün mit schwarzpurpur, rothpurpurner oder fast schwarzer Nüancirung, die in vielen ver- schiedenartigen Formen durch gegensei- tige Befruchtung der Formen unter ein- ander gewonnen worden ist. Bigno- nia aurea, eine Schlingpflanze Süd- amerikas mit Trauben hellgelber Blu- men. Cyrtodeira chontalensis Seem., aus Chontales Goldregion in Centralamerika. Eine sehr schöne Ges- neriacee, deren Blätter auf der untern Seite purpur, auf der obern licht sma- ragdgrün mit dunkelgrünen Flecken. Blumen lila, so gross als ein Kronen- thaler, mit gelbem Centrum und weisser Röhre. In der Tracht ist diese Pflanze der C, eupreata ähnlich. Dieffenba- chia eburnea, aus Südamerika, von niedrigem Wuchs, Blätter hellgrün, hübsch mit weiss gefleckt. Blattstiele zimmetbraun und weiss gestreift. Fuch- sien, Verbenen, sind in den neuesten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und besten Abarten vertreten. «Von Allamanda besitzt Herr Bull zwei neue gelbblühende Arten, A. Hender- soni und A. nobilis, die sich beide durch dankbares Blühen im Sommer auszeich- nen. Von der schönen, in der Garten- flora abgebildeten Daleschampsia Roez- lei, hatte Herr Bull die ganze Edition angekauft und solche vertheilt. Von Kalt- und Warmhauspflanzen werden vorzugsweise nur die neuesten Einfüh- rungen cultivirt. Sehr vollständig ist die Sammlung aller neueren Pelargonien und unter diesen wieder die buntblätte- rigen Scarlet-Pelargonien besonders zahl- reich vertreten. Farnbäume, besonders die Australiens, in starken importirten Stämmen. Von anderen Farn werden besonders die seltenen neuern Arten eultivirt, so von Gleichenia 7 Arten, dann die Freilandfarn mit monströs ge- bildeten Wedeln in sehr zahlreicher Col- leetion. Unter letzteren hebe ich als eigenthümlich Athyrium Filix foemina sagittatum und Applebyanum, costatum, Seolopendrium bimarginatum und cordatum, hervor. Als Spezialeulturen nennen wir noch die der Chrysanthe- mum, Penstemon, Verbena, Petunia und (E. R.). Fuchsia. — a) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 1) Lilium Leichtliniüi D. Hook. Bespro- chen nach der Abbildung des Bot. Mag. (Tab. 540). 2) Epidendrum atropurpureum Willd. ß. roseum. Es ist das eine von Guatemala bis nach Venezuela verbreitete epiphytische Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Orchidee, die von Hooker (Bot, Mag. tab. 3534) als E. macrochilum beschrieben und abgebildet worden ist. Die über 2 Zoll im Durchmesser haltenden braunrothen Blumen mit rosarother Lippe stehen in mehrblumi- gen Trauben. Eine sehr empfehlenswertihe und dankbar blühende Art, die mit der Schönheit der Blumen auch noch angeneh- men Geruch verbindet. (Tab. 541). II. Neue Zierpflanzen. . 3) Maranta Baraquini Ch. Lem. Eine Maranta aus dem Gebiete des Amazonen- stroms, entdeckt vom Hrn. Baraquin und in das Etablissement des Herrn Ambroise Ver- schaffelt eingeführt. Eine niedrig bleibende Art, von der Tracht der Maranta bicolor mit länglich-ovalen zugespitzten Blättern. die oberhalb dunkelgrün und auf jeder Seite der Mittelrippe ein sehr breites silberweis- ses, mit grünen Streifen durchzogenes Band tragen. Schöne dekorative Art für das nie- drige Warmhaus. Blumen dieser schönen Art sind bis jetzt noch nicht bekannt. (Tab. 542). 4) Passiflora trifasciata Ch. Lem. Wir haben dieser schönen Art schon bei unserm Bericht über die Ausstellung in Gent ge- dacht. Dieselbe ist gleichfalls durch Hrn. Baraquin aus dem Gebiete des Amazonen- stroms in den Garten des Hrn. Ambr. Ver- schaffelt eingeführt worden. Blüthen sind von dieser Pflanze noch nicht bekannt. Die oval-herzförmigen oder am Grunde auch fast herztörmigen Blätter sind vorn 3-lappig, mit stumpflichen Lappen, dunkelgrün und mit 3 rothen Binden und ausserdem noch Punkten, — unterhalb roth. Eine schöne dekorative Schlingpflanze fürs Warmhaus, die zu den besten Einführungen des letz- ten Jahres rechnet. (Tab. 544). 5) Saccolabium Blume Lindl. var. ma- jus. S. Blumei (Lindl. sert. Tab. 545). Das Saccolabium Blumei ist auf den Philippinen zu Hause und gehört zur Gruppe der Ostin- dischen Orchideen, deren Stengel mit ge- streckten zweireihig gestellten dicken Blät- tern besetzt ist und die aus dem Stengel jene dicken Luftwurzeln bilden. Die achsel- ständigen nickenden Blüthentrauben sehr dicht und vielblumig. Blumen weiss mit röthlicher Lippe. Die hier abgebildete Ab- art ist auch schon in der Pescatorea publi- zirt worden und unterscheidet sich durch längere und breitere Blätter, längere Blü- thentrauben und grössere Blumen und ge- hört zu den schönsten Arten der jetzt so beliebten Orchideen Ostindiens. (Tab. 545). 341 6) Camellia Madame Verschaffelt. Schöne grosse, regelmässig gefüllte, flach ausgebrei- tete Blume. Petalen fleischroth, mit carmin- rothen breiten Streifen. (Tab, 546). 7) Acrocomia sclerocarpa Mart. Mart. Palm. II. 286. III. 56. Eine Vegetationsan- sicht gibt die Tracht dieser schönen Fieder- palme Brasiliens und eine andere Tafel stellt die Blüthen und Früchte dar. Ist in den Palmensammlungen Europas schon ziem- lich verbreitet. — (Tab, 547). 8) Oibotium regale h. Versch. Neben C. princeps einer der elegantesten Farn- bäume, der aus Mexiko stammt und in dem temperirten Hause bei 5—6° R. durchwintert wird. Bildet einen dicken hohen Stamm, der an seiner Spitze gleich wie die Wedel- stiele mit einem dichtem wolligen spreu- haarigen, braunlich-goldgelben Filz bedeckt ist, Die mächtigen Wedel werden bis 12 Fuss lang und bilden eine wunderbar schöne Krone. Jeder einzelne Wedel wiederholt fiederschnittig; die Fiederblätter bis 4 Fuss lang, abwechselnd, unterhalb blaugrün, zu- gespitzt, Fiederblättchen lang lanzettlich, zugespitzt, fiederlappig. Fiederlappen sehr spitz, sichelförmig, gezähnt; die fruchtbaren Fiederlappen kleiner, undeutlich gezähnt, mit randständigen Fruchthäufchen, die von einem zweiklappigen Indusium eingehüllt sind. Ein wunderbar schöner Farnbaum, der in den Gebirgen Mexikos in einer Höhe von 10,000 Fuss über'm Meere vorkommt, (Tab. 548). 9) Calceolaria pisacomensis Meyen. Nach der Abbildung des Botanical Magazin schon besprochen. (Tab. 549). (E. R.) b) Abbildungen von Pflanzen in der Revue horticole Nr. 10—12 de 1868. 10) Olianthus Dampierii (Colutea novae Hollandiae Woodw.) verdient alle Beachtung wegen seiner dunkelmennigrothen Blüthen, deren Fahne mit einer schwarzen zweithei- ligen Scheibe geziert ist. 342 11) Hechtia pitcarniaefolia. ‘Die Bro- meliaceen verdienen im Allgemeinen die Aufmerksamkeit aller Floristen — die in Rede stehende Art ist wohl in Bezug auf ihre Blüthe von nicht besonderem Interesse, sie bietet aber einen wunderbaren Anblick wegen ihrer schönen scharlachrothen Blät- ter, die die Blume umgeben ; — diese Farbe verschwindet allmählig nach der Blüthe, die gegen sechs Wochen dauert; sie geht in eine rothgrünlichte und zuletzt in eine ganz grüne Farbe über, wie die der anderen Blätter. Besonders eignet sich diese Pflanze zu Zimmerdekorirung und Blumenbänken etc. 12) Lilium Thompsonianum (Fritillaria Thompsoniana). Aus dem Himalayagebirge — sie verdient jedenfalls in den Gärten ein- geführt zu werden — auf einem Rasenbeete eine Anzahl dieser Pflanzen, mit zierlichen Blumen von matt fleischrother Farbe, bietet einen schönen Anblick. 13) Phlox Drummondii — die Abbildung gibt mehrere Varietäten von verschiedener Farbe — dunkelpurpurroth, scharlachroth, chamois ete. — die alle durch Samen-Ver- mehrung ihre Farbe beibehalten; — sie blühen reichlich von Juni angefangen bis spät in den Winter. — Zu erwähnen sind ferner noch Phlox Radowitzi, mit rosa gestreiften Blumen, Phlox Drummondii oculata (weisse Blumen mit in Mitte ein braunes Auge), Phlox Drummondii alba mit ganz weissen Blumen. 14) Rhododendron praecox, ein Hybrid von R. ceiliatum und dahuricum — an der Spitze der Zweige des vorhergehenden Jah- res prangen die grossen glockenförmigen rosavioletten Blumen in reichlicher Bouquet- form. Die Cultur in Töpfen ist vorzuziehen, um die Blüthen von allen ungünstigen Wit- terungsverhältnissen zu schützen und längere Zeit hindurch zu erhalten. 15) Rhododendron Rovellii — ein Hy- brid von Rh. arboreum und dahuricum, von Rovelli zu Palanza am Lago maggiore cul- tivirt; zeichnet sich aus durch frühzeitigen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Flor, und durch zahlreiche, glockenförmige, glänzend dunkelrothe, innen schwarz: punk- tirte Blumen. 16) Acanthus latifolius — eine pracht- volle Pflanze, die mit ihren dunkelgrünen glänzenden Blättern sehr oft einen Meter hohe und breite Büsche bildet, aus denen 1 bis 2 Met. hohe, reichlich geästete Blü- thenstiele sich erheben und einen grossar- tigen Anblick gewähren. Diese Pflanze eig- net sich zur Dekorirung von Rasenplätzen, auch in Wintergärten, Appartements u. 8. t., da das Blatt frisch und schön grün bleibt. (p- 100). 17) Achillea filipendulina — eine 1 Met. hohe buschige Pflanze, mit graulichten, federartig ausgeschnittenen Blättern und mit breiten Doldentrauben von hoch goldgelben Blüthen, die 2—3 Monate nach einander sich reichlich entfalten. Es ist eine sehr schöne, für grosse Gärten geeignete Pflanze, die eine grössere Verbreitung verdient. (p- 100). 18) Aconitum autumnale und Ac. japo- nicum verdienen grössere Beachtung wegen ihren schönen indigblauen Blumen und auch weil sie im Schatten sehr gut gedeihen und bis spät in Winter blühen. (p- 160). 19) Amarante melancolique a feuilles tres rouges — für Freunde von buntblätte- rigen Pflanzen kann diese nicht genug an- empfohlen werden, in allen ihren Theilen ist sie von blutrother Farbe, und ist, sobald sich die Blätter vollkommen entwickelt ha- ben, bis in den Herbst eine wahre Garten- zierde, und kann sehr leicht den Ooleus Ver- schaffelti ersetzen. (p- 79). 20) Amarantus bicolor rouge mit. Blät- tern blutroth an der Unterseite und durch- scheinend glänzend karminroth an der Ober- seite; manchmal sind die Spitzen des Sten- gels und der Zweige schön karminroth ge- färbt und sehen von der Ferne wie Blu- men aus. (p. 80). II. Nene Zierpflanzen. 21) Amarantus tricolor. Freunde von ornamental und panachirten Blättern sollen nicht zögern, diese Pflanze aus der Verges- senheit zu ziehen; die Blätter entfalten sich in Form von Bouquets, die einen von grü- ner, die andern von gelb oder rother Farbe, zuweilen finden sich alle drei Farben auf einem und demselben Bouquet. Zu einer .erfolgereichen Cultur sind nöthig: sonnige Lage, lockere humusreiche Erde und er- wärmtes Wasser zum Begiessen. (p. 80). 22) Ampelopsis dissecta intermedia mit röthlicht grauer Rinde; Ampelopsis disserta affinis, mit rother, weiss gefleckter Rinde, diese Varietät ist eine der schönsten. Ampelopsis tripartita, wit grüuer, et- was violetter Rinde; Ampelopsis tripartita lutescens, unter- scheidet sich von vorhergehender Varietät durch grössere, länglicht spitzige, gelblicht grüne Blätter; Ampelopsis lucida mit röthlicht grauer Rinde, glänzenden, wie gefirnissten Blättern. (p- 31). 23) Amygdalopsis Lindleyi — eignet sich vollkommen als Topfpflanze in Winter- häuser, Orangerieen etc. als Dekorations- pflanze. In Paris hat sie im verflossenen strengen Winter ohne Nachtheil in freier Erde sich erhalten und im März waren sogar schon reichlich mit Blüthen bedeckt alle die Gebüsche. Beachtenswerth ist, dass die Blu- men sich immer auf den Zweigen des vor- hergehenden Jahres entwickeln, in Folge dessen es nothwendig erscheint, beim Be- schneiden auf die Erzeugung reichlicher Anzahl solcher Triebe Bedacht zu nehmen, da diese Pflanze bis zu 1 Met. Höhe gelan- gen kann, so kann man die schönsten Py- ramiden bilden, die dann von oben bis unten reichlich mit Blüthen besetzt erscheinen. (p- 197). 24) Anemone du Japon & fleur blanche Honorine Jobert — ist seit wenigen Jahren be- kannt und verdient grosse Verbreitung; sie bildet starke Büsche bis 1 Met. Höhe, mit 343 eleganter Blätterung und ist bis zum Eintritt der Kälte immer reichlich mit grossen weis- sen Blumen bedeckt: Von besonderer Schön- heit werden die Pflanzen, wenn man sie 2—3 Jahre am nämlichen Platze lässt, im Schatten. (p. 80). 25) Asclepias tuberosa — Blüthen oran- geroth oder safrangelb, bilden grosse Ris- pen, die von Juli bis September auf 50—75 Cent. hohen Stengeln sich erheben. (p- 119). 26) Aubrietia graeca und Ambr. Camp- bel sind nach Clemenceaux identisch mit A. purpurea Hort., A. grandiflora Hort., A. macrostylaBoiss. die in Handel vorkom- menden Samen von A. purpurea sind nicht immer rein, sehr oft geben sie Pflänzlinge, die an Farbe und Grösse der A. deltoidea ähnlich sind; — säet man aber reine Samen von A. purpurea, so erhält man Pflanzen, die den zwei oberwähnten Novitäten gleich sind. (p- 55). 27) Bocconia cordata — der Same wird gelegt zwischen den Monaten April und Juni, keimt aber erst im darauffolgenden Frühjahre; während dieser Zeit ist es nicht nöthig zu begiessen, aber es muss immer der nämliche Standplatz beibehalten bleiben; im zweiten Jahre erhebt sich die Pflanze schon bis zu 2 Meter Höhe und bietet einen prachtvollen Anblick. Stengel gelbgefärbt, grosse elegant gezierte Blätter, weisse, gelb- licht rosenrothe Blüthen, bei welchen zahl- reiche fadenförmige, gefärbte Staubfäden den Griffel umgeben und so die Blumenblätter vorstellen. (p. 140). 28) Callirhoe verticillata seu involucrata — die Blumen sind zwei Mal so gross als die der C,. pendula nana und von dunk- lerer Farbe; sie sitzen auf am Boden lie- genden Zweigen, daher um einen Effekt zu machen, muss man sie an Geländer auf- ziehen. (p. 159). 29) Campannla pentagonia und Loreyi mit blau und weissen Blüthen, findet sich häufig auf dem Pariser Blumenmarkt. 344 Campanula a grosse fleurrose ou Caril- lon rose — ebenfalls auf dem Pariser Blu- menmarkt und finden viele Liebhaber. (p- 54. 195). 30) Canna Bihorelli — eine der empfeh- lenswerthesten Varietäten, sie\.erhebt sich i—2 Met. hoch mit reichlichen breiten 'Sten- geln und Blättern von dunkelgrüner 'Farbe und kupferroth gefleckt; die Blumen sehr gross, blendend roth. 31) ©. nigricans — Stengel und Blätter roth purpur farbig, Blumen scarlet carmoi- sin. 32) Celosie panache cramoisie (Celosie fealhered crimson der Engländer). Sie war im v. J. 1867 in Paris von Vilmorin ausge- stellt und fand alle Anerkennung; sie. ist buschig; die zahlreichen Zweige erheben sich pyramidenförmig und gehen in einen langen eleganten Federbusch über von vio- lettrother, carminrother Farbe. (p. 80). 33), Chrysanthemum tricolor fl. pl. — im Jahre 1866 war diese Pflanze kaum be- kannt, im. darauffolgenden Jahre 1867 er- freute sie sich schon einer grösseren Ver- breitung. 34) Chrysocephalum apieulatum ähnelt mit seinen goldgelben Köpfchen , wolligten Blättern dem Gnaphalium orientale, welches zu. Trauerkränzen verwendet wird; blüht von Juli bis;Sepiember und liefert reichlich Blüthenzweige für Bouquets. (p- 19). 35) Iris stylosa — mit schön azurblauer Blüthe, die sich 15—20 Cent. hoch aus der Mitte der kleinen schwertförmigen Blätter erhebt, hat einen lieblichen Geruch und dauert in guter leichter Erde 2—3 Monate hindurch. Um die Blüthe dieser Lilie in ihrer Farbe, Geruch lange zu erhalten, ist es gut, sie unter einer Leinwanddecke zu bewahren. (p- 55). Gartenflora Deutschlands, Russlands ae und der Schweiz. Kslig 36) Lonicera fragrantissima seu ‚odora- tissima, Öffnet im Winter (Februar bis. April) ihre weissen, höchst wohlriechenden Blumen, (p. 198). 37) Lonicera Standishi, — eine zur Sektion der nicht kletternden Arten ge- hörenden, mit. weissen, ‚höchst. wohlrie- chenden Blüthen,. die sich in Mitte des Winters (Februar bis März) vor ‚Entfaltung der Blätter öffnen, und wohl fortdauern, wenn auch die Blätter abfallen, was sehr oft der Fall ist. Diese Lonicera, hat in Tracht und Blattform einige Aehnlichkeit mit Chimonanthus fragrans, und bildet. 1—2 Met. hohen Strauch. (p. 197). 38) Nierembergia frutescens — hat grös- sere Blüthen und von lebhafterer Farbe als N. graeilis; — Ableger blühen reichlicher als durch Samen erzielte Pflanzen. Blüht von Juni bis in späten Winter. (p. 54). 39) Panax arborea. Junge Pflanzen können zur Dekorirung von Appartements verwendet werden, wie Aralien und Palmen, mit denen sie auch etwas. in ihrer Tracht ähneln; sie erhalten sich sehr lange grün und elegant. (p. 120). 40) Pilocarpus pinnatifidus findet sich sehr selten in 'Blüthe — hat die Eigenthüm- lichkeit diese Pflanze, dass sie nicht von unten auf zu blühen beginnt, sondern von oben hinab. Die kleinen zahlreichen stern- förmigen kastanienbraunen Blüthen. mit fünf rothen Staubfäden und schön gelben Anthe- ren sitzen auf einer 30—50 cm. langen; Aehre, die der Infloreseenz einiger Orchideen gleich- sieht. (p. 60). 41) Pinus australis — eine alte be- kannte Pflanze, die man aber noch nicht gehörig zu verwerthen versteht, zu Appar- tements-Dekoration. Die jungen Pflanzen bilden einen sehr grossen Strauss mit lan- gen biegsamen Zweigen, die in. sehr. ele- ganter Form herabhängen und den, Topf bedecken. (p- 120). II. 42) Poa trivialis variegata vel argentea elegans — am Pariser Markt, im verflosse- nen Jahre sehr gut aufgenommen; sie ist eine Varietät des gemeinen Wiesen Rispen- grases, mit weiss gestreiften panachirten Blättern; sie eignet sich sehr zweckmässig zu Borduren; die weissen Streifen erschei- nen lebhafter, je mehr die Pflanze in trocke- “nem leichten Boden gebaut. (p- 56). Literatur. 345 43) Silene retieulata (Si. picta) — noch nicht in Gärten vorfindlich, ja nicht einmal in Handel erschienen; wegen ihren grossen, weissen, violett geaderten Blüthen, die sie vonJuli bis spätin Winter entwickelt, verdient sie alle Beachtung. (p- 180). (S-r.) VW, Literatur 1) E. Göbel, Beitrag zur Kenntniss der Spermatozoiden. Die Spermatozoiden oder Spiralfaden- zellen schwärmen aus den männlichen Or- ganen (den Antheridien) der Cryptogamen aus. Sie zeigen im Wasser eine lebhafte Bewegung und lassen einen mit Wimpern besetzten Spiralfaden, der an seinem Schwanz- ende an eine kleine Zelle befestigt ist, er- kennen. Nach Strassburgers3 Beobachtungen drin- gen solche in die Basalzelle des weiblichen Organs (Archegonium) ein und bewirken die Befruchtung. Die Beobachtungen des Hrn. Göbel scheinen deutlich zu zeigen, dass jede dieser Samenfadenzellen, eine kleine, einer Pollenzelle zu vergleichende Zelle ist, die aus 2 Schichten, einer äusseren (Exine) und einer innern (Intine) besteht. Die äus- sere Schicht ist nach aussen lösbar im Was- ser, nach Innen besteht sie aus einem Spi- ralfaden, der sich spiralig um die Innen- schicht (Intine) lagert, die ein kleines was- serhelles Zellchen darstellt. Beim Austreten der Spiralfadenzellen aus dem Antheridium, löst sich die äusserste Schicht der Extine auf, der mehr nach Innen gelagerte Spi- ralfaden mit seinen Wimpern befreit sich, bleibt aber an seinem Schwanzende mitdem kleinen Zellchen (der Intine) noch verbunden, die Bewegung der Spiralfadenzellen leitet E. Göbel hauptsächlich von den lebhaft sckwingenden Wimpern des Spiralfadens ab, die derselbe noch schwingen sah, nachdem der Spiralfaden schon zur Ruhe gekommen war. (E. R.) 2) Wartmann, Bericht über die Thätig- keit der St. Gallischen naturwissen- schaftlichen Gesellschaft. 1866—1867. Dieser enthält keine in unser Bereich fal- lende Abhandlungen. Eine „Moosflora‘“ des Kantons St. Gallen von A. Jäger, hat rein Botanisches Interesse. — Von allgemeinem Interesse ist eine Abhandlung von C. Reh- steiner, über die Verwendung von Blei- röhren zur Leitung von Trinkwasser. Der Verfasser stellt erst die sehr abweichenden Resultate dar, die frühere Beobachter über Aufnahme von Blei aus dem Blei der Röh- ren im Trinkwasser, erhalten. Er zeigt dann, dass Kohlensäure haltende Quellwasser, kein Blei auflösen, dass dagegen vom Wasser je mehr Blei gelöst werde, je reiner das Wasser, oder je mehr das Wasser salpeter- saure Salze, kohlensaure Alkalien, Kochsalz, Salmiak oder überhaupt salzsaure Salze, oder endlich sich zersetzende organische Materien enthalte. : Deshalb soll Blei als Leitungsrohr für Trinkwasser vorsichtig gebraucht werden 346 und da wo weiches Flusswasser als Trink- wasser angewendet wird, niemals als Lei- tungsröhre gebraucht werden. Vergiftungs- fälle sind in letzterem Falle öfters constatirt worden. Da Bleiröhren als Leitungsröhren in Gärten und Gewächshäusern häufig ge- braucht werden, so beachte man dies wohl. (E. R.) 3) Ferd. Cohn, Bericht über die Thätig- keit der Botanischen Sektion der Schle- sischen Gesellschaft im Jahre 1866. Wir haben aus der Verhandlung der so überaus thätigen Schlesischen Gesellschaft tür Vaterländische Cultur jährlich Berichte gegeben, der von 1866 schliesst sich allen vorhergehenden würdig an. General-Lieutenant Jacobi, der Mono- graph der Agaven, beschreibt eine Agave Göppertiana Jacobi, welche 1865 blü- hete und gibt eine systematische Uebersicht aller Agaven. Im Ganzen wird die sehr bedeutende Zahl von 155 Arten Agaven auf- geführt, nämlich 129 Agave-Arten, 13 Ar- ten Fourcroya, und 8 Arten Beschor- neria. Die Gattung Agave zerfällt in 4 grös- sere Unterabtheilungen, von denen die erste, (Ceratacanthae, Blätter mit starkem spitzen- ständigen Stachel), allein 117 Arten umfasst und wieder in 8 Paragraphen und fernere Unterabtheilungen zerfällt. Diese sehr nütz- liche kurze Uebersicht der Agaveen lassen wir hier für unsere Leser folgen, — da ja die Gattung Agave jetzt eine Modepflanze geworden ist. Agaveae. Salsb. Endl. Agaviformes Herb. Am. 57. 69. 126. Agaveae Lin. Vent. Herb. Endl. Caulescentes aut acaules. Inflorescentia paniculata, racemosa vel spicata. Perigonii superi tubulosi aut infundibiliformis laciniae inferne connatae, rarius distinctae. Stamina plerumque perigyna vel interdum epigyna, aeque ac stylus filiformia ante anthesin in- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. flexa (exserta) aut interdum erecta. Anthe- rae dorso submedio affızae. Semina plano- compressa nigra. So I. Ceratacanthae. Folia crassa vel subcoriacea, margine repando-excavata aut recta dentata aut fili- fera; dentibus corneis vel interdum spines- centibus validis aut minutis; spina termi- nali saepe validissima omnino cor- nea aut spinescente, semper dura pungente, Sk Folia angustate canaliculato-ensiformia aut lanceolata rigidissima plerumque crassa, margine plus minusve distincte solubili fibroso lignoso aut corneo ceincta dentata aut fili- fera; dentibus rigidis spinaque terminali valida canaliculata. Marginatae, * Margine filiferae. 1) Agave filifera Sim. 2) „ filamentosa Sim. 3) ,„ : schidigera Lem. * Margine dentatae, + Angustifoliae. 4) Agave Funkeana C. Koch. 5) „ lophanta Schiede. 5 > ß. eoerulescens. syn. A. coerulescens Sim. n en y. subcanescens Ja- cobi. syn. A. coerulescens Sim. $. grisea. - + d. brevifolia Jacobi. = - &. longifolia Jacobi. = n £. gracilior Jacobi. 6) _„.. Poselgerii Sim. 7) „ univittata Haw. 2 - 8. spinosior Jacobi. = = y. obscura Hort. Belg. 8) _,„ .. ensifera Hort. Paris. ++ Oblongae. 9) Agave heteracantha Zuce. IV. Literatur. 10) Agave Ghiesbrechtii ' Ch. Lem. 'syn. A. splendens Hort. Beleg. ; A ß. obseura Jacobi. syn. A, Rohanii Hort. Belg. 11) »„ . horrida Ch. Lem. 12) „ grandidentata Hort. Belg. 1Tr Xylacanthae. 13) Agave xylacantha SIm. ® „ ß- torta Jacobi. R A y.latifoliaHort. Belg. 5 j d.macracanthaHort. Belg. n PR &. vittata Hort. Belg. 14) „ Kochii Jacobi. syn. A. amuren- sis Hort. Belg. 15) » Kerchovei Ch. Lem. syn. A. Beaucarnei Ch. Lem. “ A ß- macrodonta Ch. Lem. k A y. diplacantha Ch. Lem, 5 a d. distans Ch. Lem. 16) » Maegretiana Jacobi. Trir Cuspidatae. 17) Agave applanata Ch. Lem, 8. major Jacobi. ” ” > 5 y. subnivea Jacobi. 18) » de Meesteriana Jacobi. 19) »„ Van der Vinnii Hort. Belg. 20) » "mitraeformis Hort. Belg. $.2. Carnosae. Folia basi semper percrassa carnosa margine dentata, dentibus validis vel minu- tis, spina terminali omnino cornea valida. * Latifoliae. Folia crassa plerumque rigida sublan- ceolata, basin versus saepe angustata, super- ne plus minusve longe acuminata, dentibus marginalibus validis aut minutis, spina ter- minali canaliculata. 7 Semimarginatae. Folia plerumque longissime acuminata, 347 in suprema parte margine integro discolor subcarneo sed non solubili limbata. Dentes marginales validi basi perlati ibique interdum confluentes, vel saepe minores in intersti- tiis profunde excavatis spina terminalis per- longa perangusto-semicanalieulata. 21) Agave latissima Jacobi. syn. A. atro- virens 0, Koch. 22) „ Hookeri Jacobi. 23) „ ‚einerascens Jacobi. 24) „ Inaequidens ©. Koch. 25) „ .Schlechtendalii Jacobi. 26) „ atrovirens Karw. 27) „ Lehmanni Hort. Belg. 28) „ .eoarctata Jacobi. 29) „ Jacobiana Slm. Syn. A. Fernand Cortez et A. Montezumae Hort. Belg. 30) » Salmiana Otto. 5 n ß. recurvata Jacobi. „ » y. einerea Jacobi. 31) „ Fenzliana Jacobi. 32) n Tehuacanensis Karw. 35) h 34) » asperrima Jacobi. Ottonis Jacobi. +} Substantia totius marginis folio aequalis. * Foliis lanceolatis. Spinae marginales minutiores ac spina terminalis brevior sed crassior. 35) Agave americana L. 5 h, B.intermediaC. Koch. H 5 y. foliis luteo margi- natis. 2 ! d. foliis luteo striatis. “ " &. foliis luteis viride marginatis. = ei Z. abbreviata Jacobi. Syn. A. americana coarctata. Jacobi. 36) „. Milleri Haw. 37) „ Pieta Sim. 38) „ . ornata Jacobi. Syn. A. laetevi- rens marginata Hort. Belg. 39) „ Saundersii Hook. 40) „ flaccida Jacobi. 41) „ eyanophylla Jacobi. 42) „ . Theometel Roem. 348 “ Foliis spathulatis. Folia carnosa rigidissima spathulata vel subrhombea plus minusve cuspidata, denti- bus marginalibus aeque ac spina terminali plerumque flexuosis vel tortis pervalidis, 43) Agave ferox C. Koch. 44) „ erenata Jacobi. 45) „ eoceinea Roezl. 46) » potatorum Zuce. 47) „ Scolymus Karw. 48) „ amoena Ch. Lem, 49) „ Verschaffelti Ch. Lem. 50) „ seabra Sim. ” „ B- oblongata Jacobi. 51) „ eucullata Ch. Lem. 52) „ Chiapensis Hort. Belg. 53) „ Decaisneana Jacobi. *® Foliis angustatis subbrevi-api- culatis. Folia plus minusve crassa recta angusta rigida interdum cylindraceo-aut semitereti- compressa; inter dentes marginales paene recta, spina terminali pervalida tereti-conica. 54) Agave flavescens Hort. Monac. Syn. A. Besseriana Hort. Belg. 4 r ß. macracantha Karw. 55) „ Karwinskiana Zuce. 56) „. Ixtly Haw. 8.3. Subcoriaceae. Folia subcoriacea subrigida, margine recta vel minime sinuata plus minusve cor- neo vel subspinescente dentata, dentibus multo minoribus plerumque triangularibus, repandis vel confertis; spina terminali co- noidea recta, valida aut tenui, omnino cor- nea aut spinescente. * Foliis latioribus erectis vel sub- ascendentibus. 57) Agave Jacquiniana Gawl. 58) » Mexicana Lamk. Syn. A. poly- phylla C. Koch. 59) „ unecinata Jacobi Syn. A. multi- flora Hort. Kew. et A. polya- cantha Hort. 60) „ Xalapensis Roez]. 61) „ densiflora Hook. 62) „ polyacantha ©. Koch. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. * Foliis angustatis elongatis sub- flaccidis plerumque mox a medio arcuato reeurvis vel dependentibus. 63) Agave Regeliana Jacobi. 64) „ foureroyides Jacobi Syn. A, Ixtly ©. Koch. 65) „ Ixtlioides Ch. Lem. 66) „ elongata Jacobi. 67) „ Jlurida Ait. 68) „ _Brauniana Jacobi. 69) „ Desmettiana Jacobi. 70) „ .excelsa Hort. Lovan. 71) „ angustifolia Haw. — Syn. A. rigida Mill, 72) „ _Verae.crueis Mill. 73) „ pallida Jacobi. $.4. Aloideae. Folia plus minusve molliora carnosa saepius crassa plerumque irregulariter plu- ricarinata, margine minus aut minime den- tata, dentibus corneis vel cartilagineis apice solam corneis, spina terminali spinescente subcanaliculata aut tereti-conica. * Dentibus corneis 7%) Agave Martiana C. Koch. 75) „ Offoyana Hort. Belg. 76) „ melanacantha Ch. Lem. 77) „ rudis Ch. Lem. Syn, A. Maline- zii C. Koch. 78) „ Bouchei Jacobi Hort. Berol. 79) „ kewensis Jacobi. 80) „ horizontalis Jacobi. 81) „ Goeppertiana Jacobi. 82) „ Thompsoniana Jacobi, 83) „ Smithiana Jacobi. 84) „ lamprochlora Jacobi. 85) „ perlueida Jacobi. ** Dentibus spinescentibus. 86) Agave Haseloffii Jacobi. 87) „ sobolifera Herm. 88) „ Sartorii ©. Koch. Syn. A. aloi- na C. Koch. et A. Noackii Hort. 89) „ rubro-eineta Jacobi. 90) „ Keratto Mill. 91) „ _pendula Schnittsp. 92) „ Celsiana Hook. 93) „ vivipara L. IV. 94) Agave rupicola Rgl. 95) -„ mitis Hort. Monac. 96) „» micracantha Sim. Syn. A. glau- cescens Hort. Berol. A. coneinna Hort. Belg. an Ch. Lem. 97) „ oblongata Hort. Belg. 98) n Ousselghemiana Hort. Belg. 99) » Ehrenbergii Jacobi. 100) » Legrelliana Jacobi. 101) n Humboldtiana Jacobi. 102) » Laurentiana Jacobi. 103) „ albicans Jacobi. Syn. A. miera- cantha albidior Sim. $.5. Margine integerrimae, Folia angusta sublanceolata fibroso-car- nosa in spinam corneam subvalidam excur- rentia, margine subcorneo integerrimo om- nino inermi. 104) Agave Houlletiana Cels. $.6. Canaliculatae. Folia angusta recurvata interdum laxa pergameno-coriacea canaliculata, margine spinescente-denticulata vel serrata, spina terminali tenui nonnunquam spinescenti. 105) Agave pugioniformis Zucc. 106) „ serrulata Salm. 107) „ rubescens Salm. Syn. A. punc- tata Slm. 108) » Rumphii Hasskar]. 109) n„ laxa Karw. 110%.05 119) ‚nis stenophylla Jacobi. yuccaefolia Redout. Syn. A. Coh- niana Jacobi. 8. 7. Loriformes. Folia numerosissima lori-aut ensiformia interdum apicem versus tenuata et appla- nata, margine recto minutissime serrata, in spinam terminalem tenuem longissime acu- minata, 112) Agave dasylirioides Jacobi et Bouch£. Hort. Berol. 113) „ dealbata Ch. Lem. $.8. Juncineae. Folia numerosissima congesta lineari subulata subrhombeo-eylindracea-aut semite- ritia ancipitia, in spinam terminalem cor- Literatur. 349 neam plus minusve longam execurrentia, in- terdum longitudinaliter asperule-striata, ad margines integras nonnunguam serrata aut interdum filifera. 114) Agave strieta Salm. 115) » striata Zucc. 116) n . recurva Zucc. 117) » geminiflora Brande. Syn. Bona- partea juncea Willd. I. Chondracanthae. $. 9. Folia plus minusve lato-lanceolata aut angustata interdum canaliculata, mar- gine spinescente aut membranaceo minute vel minutissime dentata aut serrulata, abs- que spina terminali. * Folia subcoriacea loriformia aut li- neari-lanceolata, margine spinescente den- tata. 118) Agave bulbifera Salm. 119) » bromeliaefolia Salm. ** Folia subcarnoso-fibrosa oblonga in apicem perlongum rectum acuminata sub- spineseente minutissime dentata, in mucro- nem mox marcescentem desinentia. 120) Agave chloracantha Slm. Il. Subinermes. $. 10. Folia molliora fragiliaque lato- lanceolata aut ensiformi-canaliculata in mu- cronem mollem excurrentia nonnunquam maculis discoloribus notata, margine inte- gerrimo interdum undulato obsolete carti- lagineo-denticulata aut perconferto minutis- sime serrulata. * Folia mollia membranaceo-subcarnosa tenuia ensiformi-canaliculata, maculata, mar- gine obsolete denticulata. 121) Agave maculosa Hook. 8. minor Jacobi. n n 122) » maculata Rgl, 123) » virginica Lin. 124) » saponaria Hook. 125) „ variegata Jacobi an Syn. A. saponaria Dietr. ** Folia lato-lanceolata oblonga aut el- liptica in mucronem mollem excurrentia, toto margine aut in inferiori parte solum minutissime serrulata vel omnino inermia. 126) Agave pruinosa Ch. Lem. 350 127) Agave Debaryana Jacobi. — Syn. A. Ghiesbrechtii mollis Hort. Belg. 128) ,„ attenuata Hort. Berol. Syn. A. glaucescens Hook. n n ß. elliptica Jacobi. D 5 y.compactaHort. Belg. 129) „ Ellemeetiana Hort. Paris. IV. Herbacea. $. 11. Folia herbacea marcescentia e rhizomate perenni, ensiformi -canaliculata in mucronem mollem excurrentia, perangu- sto albo vel rubescenti-marginata, margine minutissime serrata asperula aut integra. 130) Agave brachystachys Cav. Syn. A. po- lyanthoides Hort. nec Schlecht. 131) spicata Cav. n 132) „ undulata Klotzsch. 133) „» revoluta Klotzsch. 134) „» guttata Jacobi et Bouche£. Hort. Berol. Fourcroya. Schutt, Herb. Zuce. Fourcroya Endl. Fourceraea Vent. Juss. Haw. Perigonium superum hexapetalum, tubo nullo, stamina e fundo floris, a petalis li- bera, basi aeque ac stylus valde incrassata ante anthesin erecta (inclusa). Zucc. 135) Fourcroya longaeva Zucc. 136) h atroviridis Jacobi et Goep- pert. 137) - gigantea Vent. 138) 5 Barilletti Jacobi. 139) n Commelyni Sim. Syn. A. Commelyni SIm. 140) = gemispina Jacobi. 141) h depauperata Jacobi. 142) n cubensis Haw. 143) - Selloa C. Koch. 144) h tuberosa .Ait. 145) n flavo-viridis Hook. 146) n undulata Jacobi. 147) - Bedinghausii C. Koch. Syn. Besch. ParmentieriJacobi.— Yucca Parmentieri Roezl. Beschorneria. Perigonium superum corollaceum tubu- losum profunde sexpartitum fundo nectari- fluum, stamina aeque ac stylus basi incras- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sata subulata, ante anthesin 'erecta inclusa. Semina anatropa applanafa niera nitentia. 148) Beschorneria bracteata Hort. 149) h Galeottii Jacobi. 150) h pumila Jacobi. 151) 5 Schlechtendalii Jacobi. 152) n Toneliana Jacobi. 153) a tubiflora Kunth. 154) 5 Verlindeniana Jacobi. 155) 4 yuccoides Hook. Von grossem Interesse ist ferner eine Mittheilung von Cohn über neuere Mikros- kope und von Göppert ein einlässlicher Bericht über die Sammlungen des Botani- schen Gartens in Breslau. Ein Vortrag des Dr. Milde in Breslau, über die Farnflora von Klein-Asien und S$i- birien hat ganz allgemeines Interesse, dem sich Mittheilungen über Moose Schlesiens anschliessen. Den Schluss bildet ein Nekrolog eines in ganz Deutschland und Europa bekannten tüchtigen Mannes und Botanikers , nämlich von Christian Friedrich Heinrich Wimmer, der am 12. März plötzlich starb. Derselbe war am 30. Oktober 1803 in Breslau geboren, 1821 bezog derselbe die Breslauer Universität, nachdem er von 1811—1821 die Friedrichsschule daselbst besucht hatte. | ‘Er hatte ursprünglich den Plan, Medizin zu stu- diren, beschäftigte sich aber dann mit phi- lologischen und naturwissenschaftlichen Stu- dien, 1826 trat er als ordentlicher Lehrer im Friedrichsgymnasium zu Breslau ein, 1843 ward er Direktor dieses Gymnasiums und verliess diese Stellung erst 1863, wo er als Schulrath an die Spitze sämmtlicher Er- ziehungsanstalten seiner Vaterstadt eintrat. Seinen hohen Verdiensten in beiden Rich- tungen dieser amtlichen Thätigkeit, der: Ge- wissenhaftigkeit und der aufopfernden Liebe, mit der er solche im gemeinnützigsten’Sinne durchführte, verdankte Wimmer die Liebe und Verehrung seiner Mitbürger. Die Seite ‘seiner »Thätigkeit, welche Wimmer’s Name weit über die Gränzen seiner Thätigkeit hinausgetragen hat, das sind seine Arbeiten als Botaniker. 1842 gab er Theophrast’s Werke: heraus, wovon 1854 und 1862 kleinere Ausgaben «erschie- V. Personalnotizen und Neuestes. nen. 1838 gab er „Phytologicae Ari- stotelicae Fragmenta“ heraus. 1860 erschien Aristoteles, Zeugungs- und Ent- wickelungsgeschichte, von Wimmer und Au- bert herausgegeben. 1867 erschien Ari- stoteles, historia animalium. 1824 veröffentlichte Wimmer, in Ge- meinschaft mit Günther und Grabowski eine Enumeratio stirpium phanero- gamarum und später mit Grabowski die 3 Theile umfassende vortreffliche Flora silesiaca. 1832 erschien eine deutsche Ausgabe desgleichen Werkes. Von besonderer Wichtigkeit waren Wim- mer’s Arbeiten über die Weiden (Salices) 351 und 1853 veröffentlichte er das Ergebniss seiner Untersuchungen in den Druckschriften der Schlesischen Gesellschaft unter dem Titel „Wildwachsende Bastardpflanzen von Weiden und anderen Pflanzen.“ Die allgemeinste Verbreitung hat Wim- mer’s kleines Werk „das Pflanzenreich“ zum Schulunterricht bearbeitet, gefunden, indem dasselbe 7 Auflagen erlebte. So war Wimmer in allen Freistunden, die ihm seine amtliche Thätigkeit liess, stets mit Botanischen Studien beschäftigt und starb allgemein geliebt und geachtet. (E. R.) V. Personalnotiz 1) Professor Dr. A. Schniazlein, Direktor des botanischen Gartens in Erlan- gen, starb am 24. Oktober d. J. nach vier Monate langem, schwerem Leiden. 2) Am 5. Juni d.J. starb Gartendirektor Friedrich Held zu Karlsruhe. 3) Unter dem 1. Juli wurde Garten- Inspektor C. Mayer in Karlsruhe zum Garten- Direktor ernannt. 4) Den Gewächshäusern und Treibereien im Kaiserlichen Taurischen Garten in St. Petersburg steht jetzt Herr Fr. Siess- meyer vor. 5) Internationale Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues im Frühlinge 1869 in St. Petersburg. (Eröffnung 5. (17.) Mai 1869). Die langen Sommerferien, die in Russ- land mehr als irgendwo gefeiert werden, weil dann, wer nur kann, der Hitze und dem Treiben des Stadtlebens entflieht, um mit vollen Zügen den Sommer und auch noch während des Herbstes den wohlthätigen Einfluss der freienLuft zu geniesen, — oder en und Neuestes. um auf seinen Gütern im Innern die Ueber- wachung der laufenden Arbeiten zu über- nehmen, — oder um endlich seinen Aufent- halt im fernen Westen oder Süden Europas für den Sommer aufzuschlagen, — sie sind nun auch mit dem (12.) 24. Octbr. für die Gartenbaugesellschaft geschlossen worden. Der Herr Präsident der Gesellschaft, der General-Major und Gehülfe des Finanzmini- sters, Samuel Alexeiwitsch v. Greig, eröffnete die erste Sitzung der Gesellschaft mit der Mittheilung, dass Sr. Majestät der Kaiser, einen Beitrag von Seiten der Regie- rung zur Internationalen Ausstellung von 10,000 Rbl. S. allergnädigst genehmigt habe. Ebenso haben die Commissionen für Ausstellung ihre Arbeiten wieder aufgenom- men. Die Commission für die baulichen Einrichtungen wird die Michailow’sche Ma- nege mit der Genehmigung des Hohen Pro- tektors der Gesellschaft, des Grossfürsten Nicolai-Nicolajewitsch, zur Ausstellung be- nutzen. Der innere Raum dieses mächtigen Gebäudes ist 553 Fuss lang und 119 Fuss breit und ist gut erleuchtet. In diesem Raum soll die dekorative Aufstellung eines Theils der härtern Pflanzen stattfinden. 352 Garteuflora Deutschlands, Unmittelbar neben der Manege, in glei- cher Länge und mit derselben verbunden, soll wahrscheinlich ein oben nur mit Glas gedecktes Warm- und Kalthaus, als Doppel- haus aufgeführt werden, in welchem alle zarteren Pflanzen zweckmässig aufgestellt wer- den sollen. Dieses gleichfalls 553 Fuss lange breite Gewächshaus hat den Zweck, alle früher in Knospen eingehenden Pflanzen, wie namentiich Azaleen, Rhododendron etc., aufzunehmen, um solche hier im Ausstel- lungslokal vor der Ausstellung noch zu voller Entwickelung zu bringen. Ausser diesem Gewächshause wird auf der andern Seite der Manege gleichfalls in unmittelbarer Verbindung mit derselben noch eine grosse Lokalität für Aufstellung von Gartenwerkzeugen, Möbeln etc. gebaut wer- den. Die Geschäfts-Commission ver- sendet jetzt die halboffiziellen Anfragen, in Betreff der Preisrichter und Vertreter der Gesellschaft im Inn- und Auslande, denen dann später die offiziellen Einladungen fol- gen werden. Wir erlauben uns da die Be- merkung, dass schon die Programme soweit als möglich mitgetheilt worden sind, — dass dabei allerdings der eine oder andere be- kannte Botaniker, Gartenfreund, Gärtner oder Gartenbesitzer übergan- gen sein kann, — dass wir aber auch von vielen Seiten noch Forderungen auf Pro- gramme bekommen haben, wohin schon ein- mal gesendet worden war. Wir bitten daher hierdurch alle Diejenigen, sei es solche die als Aussteller, — oder als Experten, oder als Mitglieder des Congresses zu kommen gedenken und keinerlei Anzeige bekommen Russlands und der Schweiz. haben, unter der Adresse „Dr. E.. Regel im Kaiserl. Botanischen Garten zu. ‚St. Pe- tersburg“‘; — dies so schnell als möglich anzeigen zu wollen. — Anfragen wegen Transport der Pflanzen, Reiseerleichterungen, Verkauf der Pflanzen, welche viele schon stellten, können natürlich jetzt nicht schon endgültig beantwortet wer- den. Doch wollen wir jetzt schon.bemer- ken, dass ganz freie Reise oder Transport der Pflanzen, nicht eintreten kann. Da- gegen werden bedeutende Erleichterungen für die Reise der Eingeladenen, wie für den Transport der Pflanzen eintreten und ein Jeder, der zu kommen oder zu senden zu- sagt, wird rechtzeitig die Dokumente zuge- sendet erhalten. Vertreter der Gesellschaft in allen grössern Staaten Europas, werden dabei der Gesellschaft mit That und Rath beistehen und in Bezug auf Zusendung von Pflanzen werden solche Einrichtungen’ ge- troffen werden, dass billiger und schnellst- möglichster Transport eintritt. Andrerseits können die Pflanzen schon theils während der Ausstellung an die Pflanzenfreunde Russ- lands verkauft werden, (mit der Bedingung, dass sie erst am Ende der Ausstellung ab- gegeben werden), — und was nicht verkauft wird, soll soweit als nur immer möglich, zu einer Lotterie am Schlusse der Ausstel- lung angekauft werden. Dies zur vorläufi- gen Antwort auf viele Anfragen, das Spe- ziellere später, — aber es geht daraus jetzt schon hervor, dass eine Betheiligung des Auslandes keine Schwierigkeiten hat, Zu- gleich bitten wir alle Fachzeitungen , diese Erläuterungen berücksichtigen zu wollen. (E. Regel). I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Chamaeranthemumigneum. (Siehe Tafel 598.) Acanthaceae, Chamaeranthemum Nees in D. C. prodr. XI. 459. C. igneum; .caule bre- vissimo, ramoso, hirsuto; foliis elliptieis, in petiolum brevem attenuatis, pilis papillo- sis hirtulis, obtusis; spica eylindrica, 2—3 pollicaris; bracteis oppositis, imbricatis, concavis, trinerviis, obovato-oblongis, ob- tusiuseulis, a medio ad apicem denticu- latis, calycem oceultantibus, subhirsutis; floribus solitariis, maxilla bractearum sessilibus; calycis 5-partiti laeiniis li- neari-subulatis; corolla exserta, erocea, tubo 3/,-pollicari a basi ad medium cy- lindrico, apice inflato; limbo subbila- biato; stamina 4, inclusa, filamentis pi- losis, antheris apice villo eonnexis. — Eranthemum igneum Linden Cat. 1867 pag. 5. — Wir haben der beistehend abge- bildeten Pflanze schon mehrmals ge- dacht und solche als eine der besten Einführungen Lindens bezeichnet. Solche ward von Wallis in den nach dem Ama- entdeckt. Bildet einen kleinen niedrigen Halbstrauch, mit aufsteigendem, 1—2 Zoll langem, stark verästeltem, rauh be- haartem Stengel. Die Blätter elliptisch oder länglich elliptisch, in den kurzen Blattstiel verschmälert, stumpf, beider- seits mit sehr kurzen dicken Härchen besetzt, oberhalb dunkelolivengrün und längs des Mittel- und der Seitennerven mit gelblich rothen Binden prächtig ge- zeichnet. Die Unterseite der Blätter hell röthlich, an den Nerven mit etwas län- gern Haaren besetzt. Blumen in einer 2—3 Zoll langen Aehre, die ursprüng- lich spitzenständig, später durch sich entwickelnde Seitenäste, gabelständig. Diese Aehre ist vom Grunde bis zur Spitze mit gegenständigen, einander deckenden, länglich elliptischen, gehöhl- ten Bracteen besetzt, die länger behaart, stumpflich, braungrün und von der Mitte bis zur Spitze am Rande kleine Zähne tragen. Blumen einzeln, sitzen in den zonenstrom abfallenden Anden Perus | Achseln der Bracteen, Kelch 5-theilig, XII. 1868. 23 354 mit linien-pfriemlichen Lappen; ganz von den Bracteen verdeckt. Blumen- krone tief gelb, über die Bracteen vor- sehend, mit 3/, Zoll langer Röhre, deren unterer Theil walzig und deren oberer Theil aufgeblasen. Blumensaum fast zweilippig. Oberlippe aufrecht, zwei- spaltige Unterlippe 3-theilig, mit grös- serem, vorn abgestutzt-ausgerandetem Mittellappen. Staubfäden 4, in die Blu- menröhre eingefügt und eingeschlossen; Träger fädlich und behaart; Antheren linear an der Spitze behaart und mit den Bärten unter einander verfilzt. Durch 4 Staubfäden, die in der Blu- menröhre befestigt, ist die Gattung Cha- maeranthemum von Eranthemum unter- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schieden, und musste daher die schöne, in Rede stehende Pflanze mit Chaıinae- ranthemum vereinigt werden. Cultur als reizende kleine buntblätterige Pflanze, sowohl im niedrigen Warmhaus, wie im Fenster des geheizten Zimmers, oder endlich auch in Terrarium. Liebt eine Erde aus 2 Theil Torf- oder Lauberde und 1 Theil lehmiger Erde gemischt. Stecklinge bewurzeln sich leicht im Warmbeete, (E. R.). a) Bracteen mit dem Kelch. b) Bractee mit Kelch und Blumen- krone. e) Ein Stück der Blumenröhre mit den Staubfäden. Alle vergrössert. — bb Lilium speciosum Thbrg. var. Kaempferiü. (Siehe Tafel 599.) LiılLılae eae L.speciosum Thbrg. var. Kaem- pferi Zuce.; foliis oblongo-lanceolatis, floribus roseis purpureo-maeulatis. Knth. enum. IV. pag. 259. — Die beistehend abgebildete schöne Abart des L. speciosum Thbrg. (L. lan- eifolium der Gärten), erhielten wir als Lilium spec. Nr. 59, vom Herrn Max Leichtlin in Karlsruhe, dessen Samm- lung von Lilien als die vollständigste und beste in ganz Europa bekannt ist. Schmalere Blätter und fast bis zur Spitze rosaroth gefärbte Blumenblätter unterscheiden diese, schon Zuccarini be- kannte Form, von L. speciosum ru- brum. Ist wahrscheintich aus Japanischen Gärten in die Gärten Europas gebraclıt worden und muss als die schönste Ab- art des L. speciosum bezeichnet wer- den. — Die Cultur des L. speciosum und dessen Abarten als schöne, im Winter ruhende Topfzwiebel, ist allgemein be- kannt. (E. R.) Il. Originalabhandlungen. 395 oo Siphoeampylos fimbriatus Rgl. (Siehe Tafel 600.) Lobeliaeceae, Perennis, glabriuseulus; caule tereti, subscandente, nitido; foliis alternis, pe- tiolalis, exacte cordatis, acuminatis, mem- branaceis, fimbriato-dentatis; pedicellis axillaribus, folium ceireiter aequantibus v. subaequantibus; tubo calyeis obco- nico, laeiniis subulato-lanceolatis corolla angusta vix arcuata multo brevioribus; lobis eorollae acuminatis; antheris gla- bris, 2 inferioribus apice barbatis. — Wir erhielten diesen Siphocampylos aus dem seltenen Pflanzen reichen Institut des Herrn Van Houtte in Gent als S. fulgens. Derselbe stammt höchst wahrscheinlich aus den Gebirgen Brasi- liens und ist dem 8, cordifolius Otto et Dietr., sowie dem S$. longi- pedunculatus Pohl, zunächst ver- wandt. Von beiden Arten unterscheidet sich unsere Pflanze aber sofort, durch die abstehende wimperartige Zahnung der vollkommen herzförmigen zugespitz- ten Blätter. Es ist eine perennirende Pflanze, die 3—4 Fuss lange, rankig überhängende Stengel treibt, welche mit nach der Spitze zu abnehmenden, ab- wechselnd gestellten herzförmigen Blät- tern besetzt sind. Blattstiel bis ein Zoll und darüber lang, während die Blattfläche der untern Blätter 3—31/, an Zoll Jang, 21/, bis 3 Zoll breit und unterhalb an den Nerven mit sehr klei- nen, nur bei Vergrösserung bemerkbaren Härchen besetzt ist. Achnliche kurze, nicht bemerkbare Behaarung findet sich auch an den glänzenden Stengeln. Die achselständigen Blumen bis 11/, Zoll lang, schön orangenroth und unterhalb des Schlundes goldgelb. Cultur im tem- perirten niedrigen Gewächshause, Ueber- winterung bei 4—6° R. Liebt lehmige Erde. Vermehrung durch Wurzelthei- lung und Stecklinge. — Da als S. fulgens im Floral Maga- zine tab, 313 ein Siphocampylos be- schrieben ist, der als Synonym zu S. Humboldtianus D.C. (D. C. Prodr. VI, 398. — Bot. Mag. tab. 5631) ge- hört, so haben wir den Namen S. ful- gens, um Verwechslungen vorzubeugen, nieht beibehalten, Auf der beistehenden Tafel stellt Fig.1 einen Theil eines Stengels in na- türlicher Grösse dar. Fig. 2. Eine Pflanze verkleinert, Fig. 3 ist das ober- ste Stück der aus den verwachsenen Staubfäden gebildeten Röhre, mit den unter einander verwachsenen blauen An- theren, von denen die beiden obersten an der Spitze bartig. (E. .R.). 3%) Der Verein der Gartenfreunde. kin Beitrag zur Geschichte der Berliner Gärtnerei. Dem Gärtner von Fach sind die Leistungen der Berliner Handelsgärtnerei zur Genüge bekannt. Der Liebhaber ist in diesen Blättern durch wiederholte Notizen über den Betrieb dieses Zweiges | fen. worden und es dürfte jetzt vielleicht nicht ohne Interesse scin, einen kurzen ge- schichtlichen Rückblick auf die Ent- wickelung der Handelsgärtnerei zu wer- Identisch mit dieser Entwickelung in Berlin mehrfach darauf hingewiesen |ist das Leben eines Vereines in Berlin, 23 * 356 der sich von vornherein die Hebung und Beförderung des Handels mit Pro- dukten des Gartenbaues, also die volks- wirthschaftlich am meisten in die Wag- schaale fallende Seite der Gärtnerei zur Aufgabe gemacht hat. Dieser Verein „Gesellschaft der Gar- tenfreunde“ feierte am 15. August d.J, das Fest seines 25jährigen Bestehens in einer seiner würdigen, grossartigen und trotzdem von der grössten Gemüthlich- keit getragenen Weise und aus der Fest- rede des Vorsitzenden, Prof. Schultz- Schultzenstein, der in der Lebensge- schichte des Vereins die damit in Be- ziehung stehenden Fortschritte der Han- delsgärtnerei behandelte, entnehmen wir Folgendes: Bis zum Jahre 1843 existirte in Berlin nur der Verein „zur Beförderung des Gartenbaues in den Preussischen Staaten“, dessen Tendenz dahin ging, alle Zweige des Gartenbaues in ihren Interessen zu vertreten. Im Laufe der Entwickelung zeigte sich aber, dass die “ Interessen der Luxusgärtnerei mehr und mehr in den Vordergrund traten und der Handelsgärtner weniger Berücksich- tigung fand. Ein Theil der Mitglieder aber erkannte bald, dass gerade der Handelsgärtner der volkswirthschaftlich wichtigste Faktor sei unter allen, die der Gartenbau aufzuweisen hat; denn er zeigt die Kunst, dem Boden die höchste Rente abzugewinnen und er ist der Vorarbeiter für den intensivsten landwirthschaftlichen Betrieb. Von die- ser Erkenntniss geleitet, versuchten denn einige Männer, wie der Buchdruckerei- besitzer Eduard Hänel, der Gartenbe- sitzer Heese, die Gärtner Bergemann, Deppe, Faust und der Kgl. Hofgärtner Nietner die Beförderung der Handels- gärtnerei als Programm einer neuen Ge- sellschaft aufzustellen und da dieses Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Programm im Bedürfnisse der Zeit lag, wuchs die Zahl der Mitglieder ausser- ordentlich schnell. Bald traten als Vor- standsmitglieder noch hinzu die Hof- gärtner Meyer, Fintelmann, Dr. v. Mül- mann, Dr. Albers, die Gärtner Hoff- mann, Lorberg, Ritter, Mewes und Rön- nenkamp und der Buchhändler Rei- marus. In der richtigen Würdigung der Sachlage, dass die Bestrebungen der Praxis nur durch die Wissenschaft ge- läutert und gefördert werden können und dass die Wissenschaft durch die Erfahrungen der Praxis neues Material für ihre Forschungen und einen Maass- stab für die Richtigkeit ihrer theoreti- schen Schlussfolgerungen finde, verban- den sich im Laufe der Jahre eine An- zahl Botaniker als wissenschaftliche Bei- stände und Sekretäre der Gesellschaft. Durch ihren Eifer für den Verein aus- gezeichnet sind in diesem Amte zu nennen zuerst Dr. Klotzsch und Philippi; dann von 1845 bis 1864 Dr. Dietrich, später Dr. Carl Müller, Custos Dietrich, Kletschke und Dr. Paul Sorauer. Den Vorsitz hat zuerst 10 Jahre lang bis 1853 Herr Heese geführt. Ihm folgte der wegen seiner pomologischen Kenntnisse geschätzte General-Lieutenant v. Pochhammer, der leider 1856 starb. Seit dieser 'Zeit ist Professor Schultz- Sehultzenstein Mitglied und Vorsitzen- der, dessen uneigennützige, aufopfernde Thätigkeit und dessen Umsicht das Band bildete, das die verschiedenen Elemente des Vereins trotz der häufigen Schwie- rigkeiten, die sich der Existenz der Ge- sellschaft gegenüberstellten, mit neuem Eifer beseelte, zu neuen Fortschritten aufmunterte und zu energischem Vor- wärtsstreben verband. Die Gesellschaft versuchte, der An- hänglichkeit an ihren Vorsitzenden einen I. Originalabhandlungen. Ausdruck zu geben, indem sie ihm durch die Vorstandsmitglieder Mewes und Hoffmann ein reich ausgestattetes Album mit den Photographien ihrer Mitglieder am Festabende überreichte. Professor Schultz-Schultzenstein er- wähnte in seiner Entwickelungsgeschichte der Gesellschaft ferner der Rendanten; Kaufmann Dehne und von 1852 an Polizeirath Herrmann, Die Zahl der Mitglieder war häufigen Schwankungen unterworfen; auch jetzt hat sie die im Jahre 1845 erlangte grösste Höhe von 393 Personen noch nicht wieder erreicht. Der Grund dafür liegt in den Concur- renzbestrebungen des mit reicheren Mit- teln ausgestatteten Schwester-Vereins. Trotzdem kann der Verein mit Stolz auf den zurückgelegten Zeitraum blicken, da er in den durch ihn begründeten 357 Mittel in die Hand gegeben zur Anlage einer wissenschaftlichen Bibliothek, so- wie zur Unterstützung bedürftiger Mit- glieder, In den letzten Jahren konnte sogar eine bedeutende Summe zu allge- meinen Wohlthätigkeitszwecken verwen» det werden. Nicht minder gelang es durch diese Einrichtung die Mittel für Preisaufgaben zu beschaffen, die, aus dem Gebiete der praktischen Gärtnerei genommen, nicht unwesentlich zur He- bung der Cultur beitrugen. Mit der Erhebung des Entr&e ging das für den Aussteller dienliche Arran- gement Hand in Hand, die Pflanzen auf Wunsch zu verkaufen, Ja der Verein kauft selbst eine Anzahl der Ausstel- lungspflanzen und verwendet sie zu ei- ner allgemeinen Verloosung, bei der je- des Mitglied ein Freiloos erhält. Da- Fortschritten den Anlass für die Fort- | durch haben auch die Liebhaber, welche schritte, die die Handelsgärtnerei über- haupt gemacht hat, erblickt. Zu diesen sind zunächst die Ausstellungen zu rechnen, die im Frühjahr und Herbst jährlich stattfinden und den Zweck ha- ben, die Leistungen der Handelsgärten in der Zeit ihrer reichsten Mannigfaltig- keit vorzuführen. Entgegen den frühe- ren Grundsätzen des Schwestervereins, wonach eine Ausstellung nur alljährlich im Anfange des Sommers zur Zeit des Wollmarktes stattfinden sollte, wurden die Ausstellungen in das Frühjahr und den September verlegt und gleichzeitig zum ersten Male der Beschluss in Aus- führung gebracht, Eintrittsgeld zu erhe- ben, Man erreichte Doppeltes durch diese Einrichtung: erstens konnte Jeder, der sich für den Gartenbau interessirte, die Ausstellung besuchen, was bei den bis dahin übliehen Schaustellungen nur den Bevorzugten, mit Karten versehenen Personen möglich war; ferner wurden durch die Einnahme der Gesellschaft die dem Verein angehören, eine direkte Waare für ihren Beitrag. Bei einem so rüstigen Streben war es natürlich, dass der so klein anfangende Verein immer mehr und mehr die allgemeine Aufmerk- samkeit auf sich lenkte und sich jetzt der Gunst der hohen und höchsten Herrschaften, die durch werthvolle Prä- mien und Geschenke die Gesellschaft immer mehr animiren, erfreut, so dass er jetzt im Stande sein wird, noch wei- tere Verbesserungen durchzuführen. Zu diesen gehört namentlich die durch Zeichnung zu bewerkstelligende Veröf- fentlichung derjenigen neuen Züchtun- gen auf dem Gebiete der Floristik, wel- che durch seine Mitglieder gezogen wor- den sind, sowie eine Empfehlung derje- nigen Erzeugnisse, die preiswürdig bei den der Gesellschaft der Gartenfreunde zugehörenden Handelsgärtnern zu haben sind. Das utile cum dulei ist das Lo- sungswort. Während bisher die Mehr- zabl seiner Mitglieder aus Handelsgärt- 358 nern in und um Berlin bestand, gesel- len sich bei dem geringen Jahresbeitrage immer zahlreicher auch auswärtige Mit- glieder hinzu, so dass die Gesellschaft Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Gartenfreunde -ein Centralpunkt für die Interessen der gesammten Handels- gärtnerei zu werden verspricht, 3) Der hetanische Garten in Kew hei Londen. In der Gartenflora ist schon wieder- holt von diesem Institute die Rede ge- wesen, auf das jeder Engländer stolz ist. Wie so manchen der dortigen Garten- freunde, haben wir hier im fernen Nor- den, indem die. ebenfalls grossartigen Sammlungen des Petersburger botani- schen Gartens besichtigt wurden, mit selbstbewusstem Stolze, seines heimi- schen National-Institutes für Botanik und Gartenbau in Kew erwähnen hören. Wie so manchen Bericht von Augen- zeugen hat der Referent über dieses Institut gelesen und gehört, — aber die eigene Anschauung gibt doch noch ein ganz anderes Bild. — Der Referent brachte den Maassstab des Pariser, des Berliner und Petersburger botanischen Gartens und Sammlungen mit sich und so stellte derselbe schon hohe Anforde- rungen, — die aber dennoch in vielen Punkten noch übertroffen wurden. Als unübertroffene Glanzpunkte des botani- schen Gartens zu Kew, stehen da die botanischen Museen in 3 grossen Gebäuden aufgestelit, das Arboretum gen aufgestellt, die Sammlung der Sue- eulenten in einem grossen Gewächs- haus aufgestellt, die Sammlung der Pflanzen des tropischen Afrika, der Gewürz-, offizinellen und Nutzpflanzen der Tropen. Auch die andern Sammlungen der Gewächs- häuser sind reich, doch stehen sie nicht einzig da, — einige Sammlungen sogar verhältnissmässig schwach, so Ericen, feinere Neuholländer und im freien Lande Stauden und annuelle Pilanzen. In Bezug auf Zweckmässigkeit des Baues und der Einrichtung der Ge- wächshäuser, da steht Kew’s Garten unerreicht da, — und dürfte ‘auch schwerlich je von einem andern ähn- lichen Institute erreicht werden. Dort sind eines Theils die anerkannt tüchtig- tigsten Kräfte der Direktion des als Reisenden, wie als Botaniker gleich berühmten Sir Dalton Hooker, des Mannes, der die Pflanzen des nördlichen Amerika, Newhollands und Neuseelands, Ostindiens und der hohen Alpen des Nordens Ostindiens, in unter und arktischen des ausgedehnten Parkes, das grosse Palmenhaus und das minder grossartige Conservatorium für Pflanzen des gemässigten Kli- mas, das noch der letzte grössere Bau war, der unter dem verstorbenen Di- rektor, Sir William Hooker durch- geführt wurde. Ferner die Sammlung der Farn in 4 verschiedenen Abtheilun- ihrem Vaterland beobachtet, gesammelt nicht und mittelst anerkannt ausgezeichneter | Bearbeitung der Florengebiete dieser _ ' Länder publizirt hat. Die Liebenswür- _ | diekeit und Freundlichkeit, mit der dieser vielbeschäftigteMann mich aufnahm und durch die ausgezeichneten Sammlungen begleitete, die angenehmen Stunden, die ich in seiner Gesellschaft verlebte, wer- I. ‚Originalabhandlungen, den für die Dauer die angenehmsten Erinnerungspunkte meines Lebens blei- ben, um so mehr als sie sich verknüpfen mit der Masse von Neuem was ich da sah und dem Vielen, was da noch zu lernen war. — Der andere Grund, dass kein anderes Institut den Garten zu Kew erreichen kann, liegt in der Gross- artigkeit der Subsistenzmittel. Kew hat einen jährlichen Etat von 20,000 Lvr. Strlg. (140,000 Thlr. Pr.). Der Garten Europas, der in der Reihe in Bezug auf Etatsumme folgt, ist vielleicht Pa- ris, Petersburg, das unterm Einfluss eines viel schwierigern Klimas arbeitet, hat 60,000 Rbl. 8. und verbraucht da- von allein mehr als den 6. Theil für die Heizung, und ausserdem sind wie in Kew, die Gehalte aller Angestellten, (für Museen, Herbarien, Gärtner und Arbeiter), die Unterhalts- und Ankaufs- summen für alle diese Sammlungen und die kostspieligen Remonter der grossen Gewächshäuser, mit eingeschlossen. Wir kehren zu den Sammlungen Kew’s zurück, um nur einige wenige derselben spezieller zu besprechen. Das Museum für angewandte Bota- nik ist nicht blos die reichste und voll- ständigste aller derartigen Sammlungen, sondern es ist auch Jas ausserordentlich reiche Material übersichtlich und zu- gleich in populärer Auffassung aufge- stellt, Tagelang könnte man in den 3 Gebäuden, welehe diese Sammlungen enthalten und die so recht den Nutzen der Pflanzenwelt veranschaulichen, wei- ien und doch würde man nur das Wich- tigste sehen können, Dazu ist noch das Material von jeder einzelnen Nutz- pflanze, ausserordentlich vollständig und wo man an andern Orten kleine Bruch- stücke sieht, da sind hier ganze Stämme etc. aufgestellt. Nicht minder reich ist das ganz 359 geordnete Herbarium, an dem ausser dem Herrn D. Hooker, auch Dr. Bentham, der berühmte Präsident der Linnean Society und einer der ersten le- benden Systematiker, der berühmte Mit- arbeiter an De Candolles Prodromus an Genera plantarum ete,, arbeitet, und ausserdem noch mehrere angestellte Bo- taniker, — sowie solche, die sich dort nur behufs ihrer Studien beschäftigen, arbeiten. So ist Kew auch zugleich der Sammel- und Concentrationspunkt für die Mehrzahl der systematischen bota- nischen Arbeiten, die in England er- scheinen. Von den 2 Tagen, die ich in Kew weilte, konnte ich leider nur eine sehr kurze Zeit, diesen in den weitesten Krei- sen berühmten und selbst für Bildung des Volks so nützlichen wissenschaft- lichen Sammlungen widmen, Fast zwei volle Tage durchging ich die Sammlung der lebenden Pflanzen, die vor allen mein lebhaftestes Interesse in Anspruch nahmen und doch war es wohl kaum möglich, alles das zu sehen, was sich dort seltenes an Schätzen der Pflanzenwelt, findet. — Beginnen wir mit einer der schön- sten Perlen in der Reihe dieser Samm- lungen, mitder Sammlung derFarn, — so ist diese in 4 verschiedenen Ge- wächshäusern Eine der schönsten Farn, die wir überhaupt bis jetzt sahen, ist die majestätische Cya- thea arborea, von der in dem hohen Haus für Aroideen, Exemplare mit 10—15 Fuss hohem Stamm, in wunder- barer Schönheit, stehen. Drei Gewächs- häuser sind nur mit Farn gefüllt, davon ein höheres, fast ausschliesslich mit Baumfarn. Ein sehr grosses frei ste- hendes Doppelhaus enthält die reiche Sammlung der tropischen Farn und end- lich ein anderes die Sammlung der Farn aufgestellt, 360° der gemässigten Klimate. Eigenthüm- lich für Kew, sind die in andern Gärten Europas, nur in einzelnen Exemplaren vertretenen Trichomanes, Hyme- lophyllum und Gleichenia-Arten. Ferner die zahlreiche Menge von Po- Iypodium-Arten mit kriechendem Sten- gel! Die zarten Triehomanes und Hymenophyllum werden fast sämmt- lich unter besondern Glocken oder in Glaskästen eultivirt und wachsen in un- beschreiblicher Vollkommenheit und Uep- pigkeit,. Grosse imächtige Exemplare, die zugleich Hunderte dieser zarten durchsichtigen, mit Thau behängten We- del tragen, erinnern an ihren heimath- lichen Standort, wo diese Pflanzen im Schatten der Bäume und Felsen in den tiefen Schluchten an tosenden Gebirgs- bächen wachsen mögen, wo bei uns zu Hause an deren Stelle schwellende Moos- polster, die von stetem Schaum über- spritzten Felsblöcke und Abhänge decken, Wir notirten 20 in üppiger Vegetation stehende Trichomanes-Arten und 5 Arten der Gattung Hymenophyllum,. — Eine andere Farngattung, den Gärten nigen senden die in des Kontinents nur in we- und meist schwächlich wach- Exemplaren vertreten ist, das ist die eigenthümliche Gatlung Glei- chenia. In Kew sehen wir 8 Ar- ten in grossen mächtigen, 3—5 Fuss hohen und ebenso breiten Büschen. Die Mehrzahl der Gleichenien werden in Kew in dem temperirten Farnhause eultivirt. Während alle andern Farn in der ziem- lich reichen Sammlung des Petersburger Gartens, ohne grosse Schwierigkeit zu kräftiger Entwickelung gebracht werden, wollten die Gleichenia-Arten bei uns noch kein recht gedeihliches Fortkommen zeigen. Wir fragen unsere deutschen Herren Collegen, namentlich aber unsern erfahrnen Mitarbeiter, Herrn E. Mayer, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bei dem wir früher gleichfalls schöne Gleichenia-Arten sahen, wie solche eultivirt werden müssen, um jene gros- sen üppigen Exemplare zu erziehen. Ebenso sind die Polypodium-Arten mit einem gleich Epheu kriechenden Rhizom vertreten, sowie ferner die eigenthüm- lichen Oleandra-Arten. Die Mehrzahl dieser, sowie der Acrostichum-Arten von ähnlichem Wuchs, sind zwar in Töpfe eingepflanzt, aber an todten Farnstäm- men oder andern Stämmen emporgezo- gen. oder grosse Torfstücke dienten dem rankenden wurzelnden Rhizome zur Be- festigung. Als seltnere und zugleich schöne dekorative Farn sind ferner die zahlreichen, theils mit sehr fein und zierlich zertheilten Wedeln versehenen Davallia-Arten zu riennen, von denen ich 12 Arten notirte, die ich in andern Gär- ten noch nicht gesehen. Um einen an- nähernden Begriff über den Formen- reichthum an seltenen, wenig verbreite- ten, oder theils bis jetzt nur in Kew eultivirten Farn zu geben, führe ich an, dass ich mir 170 Arten notirte, die ich in andern Gärten noch nicht — oder doch nur in andern Gärten Englands gesehen. In dem grossartigen und elegant gebauten Palmenhause finden sich gleichfalls eine Masse seltner Pflanzen in mächtigen Exemplaren. Ich nenne hier die schöne Areca Baueriana, die gerade reife Früchte trug, die hoch empor schlingende Bignonia speciosa mit schönen blauen Blumen, ein 20 Fuss hohes Exemplar von Musa sapientum, mächtige hohe, baumartig gewachsene Exemplare der verschiedenen Pandanus- Arten, mit hohen mächtigen Stämmen, ete. — Ein würdiges Gegenstück zum Palmen- hausistdas hohe temperirte Haus, wie dort der tropische Hochwald, so ist Palmen in vielen Exemplaren, SDUDDUBFAUNEESG BRRERR I i GB) Br uf I., Originalabhandlungen. es hier der Hochwald der wärmeren ge- mässigten Zone, der sich dem erstaun- ten Blicke zeigt. Da sind die verschie- denen Arten der Araucarien in hohen mächtigen Bäumen vertreten, da erhebt sich das eigenthümliche Cheirostemon platanoides zu 50 Fuss hohen Bäumen in buntem Gemisch mit den hohen Bäu- men Neuhollands, und der Gebirge der Tropen. Die Gattung Begonia mit ihren mannigfaltigen Arten füllt ein Gewächshans gänzlich. Vom höchsten Interesse ist die Sammlung der Gewürz-, Nutz- und offizinellen Pflanzen der Tropen, die in seltner Vollständigkeit vorhanden und deren Oultur ebenfalls ein besonderes Gewächshaus gewidmet ist. Da sieht man schöne Sträucher von Antiaris toxicaria und sacciodora, von Guajacum officinale, Myristica mo- schata (der ächten Muskatnuss), von Tanghinia veneniflua (einer der giftig- sten Pflanzen der Tropen), Copaifera offieinalis, Caryophyllus aromatieus, von den verschiedenen Cinchona- Arten, My- rospermum Pereira, von den (Quassia- Arten, von Aleurites triloba, Calophyl- lum inophyllum ete,, nebst all den ge- wöhnlichern, auch in andern Gärten ver- tretenen Arten. Eine in ihrer Art einzige Samm- lung ist die Sammlung von wirklichen Arten der Gattung Pelargonium, ich notirte da 30 Arten, die in andern Gär- ten kaum noch in Cultur sein mögen. Ausserordentlich reich an eigent- lichen Seltenheiten sind auch die Sammlungen der andern Warnm- hauspflanzen. Wir gedenken da eines schönen Exemplares, einer der schönsten Fächerpalmen, ja vielleicht in Tracht der schönsten die existirt, der wunderbar schönen Pritchardia mag- nifieca Seem., von den Inseln des Stil- 361 len Meeres stammend, einer der eigen- thümlichsten Sagopalmen Neuhollands, der Stangeria paradoxa, der vielen eigenthümlichen Pflanzen des tropischen Asien, wie von Adenium obesum, Ja- tropha Podagria, Gardenia Livingstoni, Encephelartos Barteri und vieler anderer, Zum ersten Male lebend sahen wir hier die im Wasser wachsende Strauchpalme der Ostindischen Inseln, die Nipa fru- ticans, die auch in Kew, ganz bis über die Oberfläche des Topfes in ein Bassin eingesenkt, cultivirt wird. Schade, dass diese Palme so zart ist und den Trans- port gar nicht verträgt. Zwei Exem- plare hatte Hr. Dalton Hooker die Güte, zu verschiedenen Zeitpunkten in Waard- schen Kästen an den Petershurger Gar- ten zu senden. Während alle andern Pflanzen in den gleichen Waard’schen Kästen lebend ankamen, kam die Nipa fruticans jedesmal todt an. Cocos nu- cifera dagegen, (die ächte Cocospalme), von der uns Herr Dalton Hooker gleich- falls ein junges Exemplar sendete, ist prächtig fortgewachsen. Wir haben sol- che in unserm Victoriahaus mit dem Topf bis zu !/, der Höhe desselben in’s Wasser eingesenkt und einen solchen Standort scheint diese sonst zarte Pal- me sehr zu lieben, Höchst interessant, reich und gut eultivirt, ist die Sammlung der Fett- pflanzen und Cacteen. Dieselbe füllt ein grosses Doppelhaus gänzlich. Mächtige iixemplare Agaven, Alo& und den verschiedenen Gattungen der Cacteen, zieren diese durch ihre Tracht so eigenthümliche Sammlung. Dieselben sind weise je nach ihrem Vaterlande aufge- stell. In solcher Reichhaltigkeit und lehrreicher Aufstellung macht auch diese Pflanzengruppe einen vorzüglichen Effekt und erregt allgemeines Interesse, von Euphorbien, gruppen- 362 Die Sammlung der Orchideen ge- hört gerade nicht zu den vollständigern, enthält aber doch viele interessante, in Kewer Garten direkt eingeführte Arten. Besonders gefiel mir ein mächtiges Exem- plar des langstengeligen Epidendrum Har- risoni, das gerade eine Menge seiner spi- tzenständigen Rispen rother Blumen trug. Wollten wir alles Interessante an Pflanzen erwähnen, was wir in diesem Garten sahen, der als der ausgezeichne- teste Europas bekannt ist, dann müssten wir lange Namensverzeichnisse geben, und zwar theils von Pflanzen, die als in dem von Hooker herausgegebenen Bo- tanical Magazine abgebildet, von uns ausführlich besprochen worden, Wir wollen daher die Reihe der Gewächs- häuser mit einem der an seltenen Pflan- zen reichsten schliessen, nämlich mit dem hohen Haus, in dem neben andern Pflanzen die den. Aroideen eultivirt wer- Da heben wir vor allen 3 hoch windende Philodendron mit stark einge- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, geschnittenen oder fiederschnittigen Blät- tern, das Philodendron lacerum, radia- tum und giganteum hervor, drei Pracht- pflanzen dieser schönen, jetzt so beliebten Pflanzengruppe. Hier sahen wir auch zum ersten Male 10 Fuss hohe Bäum- chen von der prächtigen Brownea prin- ceps und Brownea coceinea, — sowie der eigenthümlichen Napoleona imperia- lis in voller Blüthe, von Cocos nueifera schöne grosse Exemplare, gleichfalls mit dem Fusse im Wasser stehend. Das Arboretum, das durch das milde Klima Englands begünstigt, der schönen, in Deutschland nicht mehr harten Coniferen und immergrünen Sträucher und Bäume, so zahlreiche, wunderbar schöne Exemplare aufzuweisen hat, be- sprachen wir schon kurz in unserer Einleitung über Gärten Englands und verlassen damit diesen Garten, der auf alle Besucher einen bleibenden Eindruck hinterlassen muss. (E. R.). 4) Die Diadem-Nelke, (Dianthus Heddewigii diadematus fl. p}.). Ich freue mich, meinen Geschäfts- freunden in der Diadem-Nelke eine Race von Sommernelken offeriren zu können, die Alles übertrifft, was bis daher in den Cuituren aänzutreflen ist. Ihr Ursprung ist von der Heddewigs- Nelke abzuleiten und schon ihr erstes Aujtreten in meinen Gärten, im Jahre 1863, berechtigte mich zu der Erwar- gewesen tung, dass aus ihr durch eine aufmerk- same und folgerichtige Auswahl der Aus- saat, sich eine constante Race von hohem plumistischem Werthe werde erzeugen lassen, Meine Voraussetzung hat sich auch in der That glänzend bewährt. Wäh- rend dieser fünf Jahre ist die Diadem- Nelke, wie ich sie nenne, nicht nur in ihren Charakterzügen vollständig befe- stist worden, sondern es haben auch ihre blumistischen Werthe noch eine so bedeutendeVervollkommnung erfahren, dass die im Eingange ausgesprochene Be- merkuredurchausgerechtfertigterscheint. Von der Heddewigsnelke unterschei- det sich die Diadem -Nelke zunächst durch ihren üppigeren und doch dabei compaeteren und niedrigeren Wuchs und die überwiegenden Grössenverhältnisse der Blätter, sodann aber sehr augenfällig durch ihre Blumen, Dieselben haben durchschnittlich einen Durchmesser von 2—3 Zoll, sind sehr dicht und regel- mässig gefülli und zeigen eine weit I. Originalabhandlungen. grössere Mannigfaltigkeit der Farben als die Stammpflanze, alle. Nüancen des Lila, Carmin und Purpur, ja bis in das tiefste Schwarzbraun durchschreitend, sehr häufig von einem sammtigen und strahlenden Feuer, auf dessen Darstel- lung der Pinsel des Künstlers Verzicht leisten muss. Aber ein ‘Wunder von Schönheit ist jedes einzelne Blumenblatt in seiner Zeichnung. Das hauptsächlichste un- veränderlicie Merkmal sind zwei bald mehr, bald weniger klar eontourirte ovale Spiegel, entweder intensiv gefärbt und heller eingefasst, oder umgedreht, die durch eine entsprechende dunklere, meist purpurne, nach aussen federig auslau- fende Farbenzone umgeben sind, wäh- rend der gezähnte Rand des Blumen- blattes meistens weiss bleibt, oder doch nur sehwach gefärbt erscheint. Es ist das eine so reiche Ausstattung, dass sie sich schwer beschreiben lässt; ich habe sie durch den Namen ‚Diadem-Nelke“ anzudeuten versucht. Dieselbe Zeichnung, obgleich we- niger bestimmt und schmuck, istin ein- zelnen Fällen auch bei der Kaisernelke (Diantkus chinensis imperialis) beobach- tet, und es bestärkt mich das in der Annahme, es habe die Heddewigsnelke mit der Kaisernelke ihre Abstammung von der Chinesernelke herzuleiten. Ich kann die Diadem-Nelke meinen Gesehäftsireunden mit voller Zuversicht als eine ausgezeichnete Acquisition em- pfehlen, durch die alle die bishe- rigen Sommernelken verdunkelt werden. Als Zeugniss in der Beschreibung nichts Uebertriebenes gesagt zu haben, mögen nachverzeichnete Auszeichnungen sprechen, Die Diadem-Nelke wurde im September d. J. auf den Ausstellungen 363 1) des Gärtner-Vereins zu Dresden mit einer silbernen Medaille und 2) des Gartenbau-Vereins zu Erfurt mit einer öffentlichen Belobung gekrönt, Verkauf des Samens betreflend. Den Engros-Verkauf dieses Samens hat Herr Ernst Benary hier über- nommen. Im Detail, durch alle hiesigen Sa- menhandlungen zu beziehen. Erfurt im Oktober 1868. Chr. Lorenz, Samenhandlung, Kunst - gärtnerei, und Handels- Potscript. Die ächte Heddewigs- Nelke ist nur als Form von D, chinensis in der Gartentlora beschrieben, Diese damals publizirte Stammrace ist jetzt selten in den Gärten, man findet meist mit andern Racen der Chinensernelken gemischte Formen, die viel kleinblu- miger. Nach Herrn Lorenz’s Beschrei- bung scheint uns dessen Diadem-Nelke Heddewig- gerade der Stammform der Nelke sehr nahe zu stehen, 364 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Der Gemüsebau in St. Petersburg. Von Hrn. J. Gratschefft. Wahl des Ortes für das Gemüse- land. Das zum Gemüsebau bestimmte Land soll flach liegen oder leicht nach Süden abfallen; dabei bedarf dasselbe gegen Norden hin des natürlichen Schutzes eines Waldes u. dgl., oder muss unter dem Schutze eines Gebäudes, einer Baumreihe, wozu besonders Birken zu nehmen sind, oder endlich einer Wand oder eines lebenden Zaunes angelegt werden. Eine solche Hecke wird am besten aus Caragana, Craetaegus u. dgl. gebildet, und wirkt dieselbe um so vor- theilhafter, als sie auch den Durchzug des Windes von unten her nicht ver- stattet. Bis die Hecke aufgewachsen ist, kann man sie durch einen Bretter- oder Lattenzaun oder einen Zaun aus Weidengeflecht vertreten lassen. Gegen die übrigen Himmelsgegen- den zu errichtet man ebenfalls Zäune; indess kann der nach Süden stehende nur den Zweck haben, schädliche Thiere abzuhalten. Wenn die West- und Östseite des Grundstückes an Waldung stösst, so kann diese zwarnicht schaden, aber man thut besser, die nächsten hohen Bäume abzuhauen oder zu stutzen, Einfluss der Morgen - nicht zu schwächen. Der Einfriedigung entlang zieht man Fahrwege. Noch ist zu bemerken, dass wenigstens der Ausdehnung des Landes von West nach Ost keine Gränzen ge- setzt sind, weil in diesem Falle eigent- lich nur wärmere Winde in Betracht kommen, um den und Abendsonne (Frei nach dem Westnik). In hügeliger Gegend werden die Südabhänge der Anhöhen benutzt. In niedriger Gegend richte man sein Haupt- augenmerk auf den Wasserabzug. Zu diesem Behufe zieht man dem gesamm- ten Umfange des Grundstückes nach ei- nen 31/, Schuh tiefen klafterweiten Gra- ben. Mit der beim Ausstechen dessel- ben gewonnenen Erde mag man nach aussen einen Wall aufwerfen, der dann zum Anpflanzen der bereits erwähnten lebenden Hecken dient. Um das Hinun- terrutschen der Erde und den den Pflan- zen so schädlichen Staub zu vermeiden, bedeckt man den Wall mit Erde oder säet darauf Grassamen. Das Wasser des Grabens leite man wo möglich in einen Bach, bringe aber bei seinem Austritt aus dem Lande Bretter mit Oeffnungen an, durch deren Schliessung das Was- ser nöthigenfalls aufgestaut werden kann. Ueberhaupt ist es rathsam, solche Bret- ter an mehreren Stellen des Umfangs- grabens anzubringen, um für den Som- mer Wasser zum Giessen schaffen zu können. Lässt sich das Wasser von einer naheliegenden Anhöhe herleiten, so ziehe man statt der Umfangsgräben einen einzigen Graben mitten durch das Grundstück, von welchem aus bei eingetre- tener Trockenheit das Wasser in die Furchen zwischen den Beeten und in Behälter geleitet wird. An Stelle der Gräben können auch Teiche treten, von denen man einen in der Nähe der Woh- nung anlegt, um stets Wasser zum Giessen der daneben befindlichen Mist- beete zu haben. Wasser aus Teichen ist jedenfalls wegen seiner grösseren Wärme dem Brunnenwasser vorzuziehen. I. Originalsbhandlungen. Boden und Untergrund. Man wähle für das Gemüseland einen nahrhaften Humusboden, welcher aber nicht viel über 1 Fuss Mächtigkeit be- sitzt. Diese Bedingung wird am ehesten durch ausgerodeten Waldboden erfüllt. Besitzt das Grundstück keinen gleich günstigen Boden, so ist man gezwungen, entweder nur die dessen Eigenschaften entsprechenden Gemüse zu bauen, oder ihn auf geeignete Weise zu bearbeiten und so die früheren Bedingungen völlig abzuändern. In einzelnen Fällen tritt in der ei- nen Hälfte des Grundstückes Torf-, in der andern Lehmboden zu Tage. Durch Einbringen der einen Erde in die andere, wird der Torfboden fruchtbar, der Lehm- boden locker gemacht, und man hat bei diesem vorzüglichen Mittel nur darauf zu sehen, dass das Einbringen vor dem Beginn der Herbstregen vorgenommen werde. Man lege zu diesem Zwecke vom einen Theile des Grundstückes zum andern Bretter und verführe darauf die Erde in kleinen Karren, deren man 15 auf ein Zehnklafterbeet rechnet. Die beiden Erdarten werden auf der Öber- fläche des Beetes vorläufig mit dem Spa- ten durcheinandergemengt, bis im Früh- jahr die Düngung dazukommt, wobei für den ursprünglichen Lehmboden frischer, für den Torfboden verrotteter Treibbeet- mist oder thierische Stoffe erfordert werden. Stellt die zu Tage tretende Schicht einen Torfboden von geringer Mächtig- keit und dessen Untergrund einen sand- haltigen Lehmboden dar, so thut man am besten, behufs Erlangung eines guten gemischten Bodens recht tief zu pflügen und dann zu eggen. Im Frühjahr wird das Pflügen, freilich mehr oberflächlich, wiederholt, und gleichzeitig alter Mist 365 in den Boden gebracht. Es werden hier- bei ebenso treffende Erfolge erzielt, wie bei dem ersterwähnten Verfahren der Bodenmischung. Liegt der Untergrund zu tief, als dass die Pflugschar an ihn reichte, so gräbt man in den Wegfurchen tiefe Löcher und deckt mit dem daraus geholten sandigen Lehm eine Schicht von 31/,—41/,‘ über die Beete, woraufman die Löcher mit Erde aus den Wegen wieder zuwirft. Im Frühling düngt man mit altem Mist, wobei auf jedes Beet 8—10 Karren kommen, und macht darauf mit Hakenpflug oder Spaten das Land für die verschiedenen Feldfrüchte zurecht. Steht nirgends zur Aufbesserung des bindigen Lehmbodens Torf zu Han- den, so bringe man im Herbste und bis zum völligen Einwintern in jedes Beet gegen 5 Karren Fluss- oder Grubensand ein, zudem im nächsten Frühjahr gegen 10—15 Karren frischen Düngers kom- men. Sandboden wird mit Lehm gemengt, falls solcher in der Nähe zu haben, und also die Arbeit nicht zu theuer kommt. Man nehme aber nicht über 8 Karren Lehm auf das Beet. Das Aufführen und Einbringen der Lehmerde wird im Herbste vorgenommen, im Frühjahr da- gegen die Düngung mit altem Miste oder thierischen Abfällen, sowie das Pflügen und Umstechen des Bodens. Die beste Düngung für Sandboden lie- fert der Kuhdünger; da er denselben die Fähigkeit verleiht, Feuchtigkeit in sich festzuhalten. Diese verschiedenen, bei der Bo- denmengung üblichen Verfahrungsweisen erzielen die Herstellung eines gleich- mässig zusammengesetzten Bodens, wie ihn die Feldfrüchte lieben; andererseits gestatten sie dem Gemüsegärtner den unumgänglichen Fruchtwechsel. 366 Bearbeitung und Düngung des Gemüselandes in den ersten Jahren. Anfang September wird das künf- tige Gemüseland gepflügt. Das Pflügen wird im nächsten Frühling wiederholt, und werden dann auch die Beete abge- steckt. Die Beete können 5—10 Klaf- tern lang werden; grössere Länge würde das Uebergehen von einem Beete zum andern erschweren. Die Wegfurchen zwischen den Beeten werden mit dem Ackerpfluge oder dem russischen Haken- pfluge ausgeworfen, und deren Ränder mit dem Spaten festgeklopft. Darauf wird umgegraben, wobei die weiche Erde oben auf das Beet, der Rasen tie- fer zu liegen kommt. Sollte es unmöglich sein, das Pflü- gen schon im Herbste zu beginnen, so gehe man im Frühjahr desto eher daran und erst später an das Umgraben. Mit dem Pflügen allein darf man sich nur bei Mangel an Händen begnü- gen; wer gut ernten will, muss die Ko- sten nicht sparen und umspaten las- sen *). Im ersten Jahre bedarf das Gemü- seland noch keiner Düngung, indem die Rasenerde noch genugsam Nahrung bie- tet. Im zweiten Jahre dagegen ist eine Düngung mit Pferdemist oder im Noth- falle mit Kuhmist unumgänglich; der beste Dünger wird aus alten Mistbeeten genommen **). Man fahre den Dünger *%) Zum Umspaten brauchen die Russen die polnische Schaufel. Die Platte derselben ist aus Holz, ist aber mit einem breiten Eisenrande versehen, das untere Ende ist abgerundet. Nur in leichtem Boden verwendbar. ' *®) Besonders zubereiteter Dünger, der auf Haufen gelegt und mit Erde bedeckt Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. während des Winters in Haufen auf, deren jeder 10—15 Fuder enthält. So- bald im Frühjahr der Schnee schmilzt, legt man Bretter über die Beete und verfährt darüber den Dünger in Karren, immer 10 Karren auf ein Zehnklafter- beet, und ist mehr Dünger vorhanden, 12—14 Karren auf das Beet. In den ersten Jahren muss stark gedüngt wer- den, weil nur dadurch ein guter Boden, der nicht zu leicht zu erschöpfen ist, hergestellt wird. Nach drei oder vier Jahren kann in der Stärke der Düngung nachgelassen werden, und wenn sonst die Cultur eine angemessene ist, mag man bereits nach fünf oder sechs Jahren selbst nur jedes zweite Jahr düngen. Man thut dann am besten, abwechselnd die eine oder die andere Hälfte des Ge- müselandes mit Düngung zu versehen. Die eben gedüngten Beete bepflanzt man mit solchen Gemüsen, welche‘ frische Düngung :von Nöthen haben. Dureh eine solche Anordnung wird auch der gewünschte Fruchtwechsel hergestellt. Ausser des frischen und des alten Düngers kann man Kompost benutzen, am besten aber Abfälle aus Schlacht- häusern, wo solche in der Nähe zu ha- ben sind. Mit vermag man den schlechtesten Boden in den frucht- barsten umzuwandeln. Man wird auch gut thun, für das Frühjahr Gruben mit thierischen Küchenabfällen bereit zu halten; nur muss man des Geruches we- sen jedesmal beim Einlegen eine dünne Lage Erde aufschütten, welche dann letzteren wird, ist jedenfalls edeutend nahrhaf- ter. Der Russische Gemüsegärtner hat aber zugleich Massen von Mistbeeten, so dass er also solchen Mistbeetdünger in Ueberfluss selbst besitzt. (E. R.). I. Originalabhandlungen. ebenfalls auf’s Feld gebracht wird. Von solchem Dünger braucht man nur 7 Kar- ren für ein Zehnklafterbeet. Der Dün- ger wird wie immer über die Oberfläche des Beetes vertheilt und dann 5 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Nur für Wur- früchte muss er tiefer eingebracht wer- den. Das Einbringen geschieht vermit- telst Hackenpflag und Spaten. Ein Theil der Erde wird aus den Rinnen genom- men. Kloakendünger benutze man in fol- gender Weise. Man halte für diesen Dünger auf dem Lande Gruben bereit und verdünne ihn im Frühjahr beim Eintritte des Thauwetters mit einer drei- fachen Menge Wasser. Dann rühre man die Jauche um und giesse sie in ganz schwachen Lagen auf die Beete. Diese bedürfen darnach einer Pflügung mit dem Hakenpflug, welche Art der Bear- beitung von allen am wenigsten Mühe macht; Vogelmist besitzt ausser ande- ren guten Eigenschaften den Vorzug, mehr zur Erwärmung des Bodens bei- zutragen und verdient daher besonders bei der Anzucht von Frühgemüse Be- rücksichtigung. Unter andern befördert er das Wachsthum der frühen Blumen- kohlsorten, ist aber auch bei der Cultur der späten Sorten von Nutzen. Bei der Vogelniistes verfährt man folgendermaässen: Auf das umge- grabene Beet schüttet man den Vogel- mist in einer Mächtigkeit von !/, Zoll auf, kearbeitet “dann den Boden ober- flächlich und den aufliegenden Vo- gelmist mit dem Karste und ebnet, wenn sie gehörig untereinander gemengt sind, zuletzt noch das Beet mit dem Rechen. Würde man den Dünger beim Umgra- ben tiefer einbringen, so würde der Nutzen im ersten Sommer weniger er- sichtlich sein. Dagegen sickern die Düngstoffe bei jedem Regen von der Einbringung des 367 Oberfläche in das Bereich der Wurzeln hindurch. Künstliche Düngmittel, als Guano, Knochenpulver u. dgl. m. sind in Russ- land noch nicht im Gebrauche. Alle bei uns mit Knochenpulver angestellten Versuche erwiesen nur geringen Erfolg. Häufig wird der Boden in Folge der Unerfahrenheit des Gemüsegärtners verdorben. Wie oft sieht man das Was- ser sich das ganze Frühjahr hindurch in den Beeten aufstauen, ohne dass Je- mand daran dächte, es zu entfernen; meint man doch, zum Pflügen sei noch immer Zeit genug. Unterdessen schlämmt das Wasser den Boden fest, benimmt dem Dünger seine Wirkung und bedingt verspätetes Pflügen, somit auch verspä- tetes Pflanzen, ein grosser Nachtheil in unserm ohnehin kurzen Sommer, so gross, dass er oft durch keine Mühe mehr gut gemacht werden kann, Wollte man selbst den nassen Boden pilügen, so würde es nur ganz feste zähe Schol- len geben. Deshalb ist es rathsam, für den Wasserabzug schon den Herbst vor- her zu sorgen. Zum Austrocknen eines solchen Landes wende man Drainage an. Die Röhren lege man in den Wegrinnen, Die Drainage macht den Boden nicht nur trockener, sondern auch lockerer und wärmer, und werden ihre Kosten reich- lich durch die erhöhte Fruchtbarkeit aufgewogen. Statt der Drainage kann man einen Graben anlegen, welcher um das ganze Grundstück geht und seinerseits Gräben, die mitden Rinnen in Verbindung stehen. In abfallender Lage könnte dieses den allzuschnellen Abzug des Regenwassers von den erhabenen Punkten und dessen Ansammeln in der Tiefe zur Folge ha- ben. Einer derartigen Fährlichkeit kann aber leicht durch kleine Erddämme, 368 welche man in den Rinnen aufwirft und ebenso schnell wieder entfernen kann, vorgebeugt werden. Bereitung der Erde für die Ge- müsetreiberei. Zur Anziehung früher Gemüse, als Bohnen, Gurken, Melonen , Wasserme- lonen und dgl. m. bedarf es eines Vor- raths an Rasenerde, Lauberde, Torferde, schwerer Erde, Culturhumus und ver- rottetem Dünger. a) Rasenerde. Um Kasenerde ‘zu erhalten, steche man den Rasen in Stücken von 10‘ aus und stapele die- selben in der Nähe des Treibhauses im Freien auf. Hier lässt man den Rasen verwesen und Rasenerde bilden. Im September wird die Erde gesiebt und in das Vorhaus des Treibhauses oder an einen sonstigen frostfreien Ort gebracht. Der Vorrath an Rasenerde muss grösser sein, als derjenige an Laub- und Torf- erde. b) Lauberde. Die Beschaffung der Lauberde ist mit mehr Schwierigkeit verbunden. Man reche im Herbste im Walde oder Garten das gefallene Laub zusammen, und fülle damit eine Grube von beliebiger Länge und 31/, Breite und Tiefe. Nachdem man bis 2’ über das Niveau der Grube Laub aufgeschüt- tet, beschwere man dasselbe auf irgend eine Art und schütte neues hinzu, wenn es sich zusammengesetzt hat. Das Ver- wesen des Laubes und die Bildung der Lauberde beginnen von unten, von wo man auch letztere herausholt, sobald man ihrer bedarf. Man sehe darauf, dass die Grube immer von neuem ge- füllt werde, weil es sonst nicht möglich ist, beständig gute Lauberde in Bereit- schaft zu haben. Hat man die Laub- erde im Winter nöthig, so verfahre man wie mit der Rasenerde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. d) Schwere Erde. Die der Cul- tur bereits unterworfene Erde, wie sie ‚sich in Beeten und auf gepfligtem Lande mit lehmigem Untergrunde findet, ist als schwere Erde bekannt. Sie kann sandhaltig sein. Man nehme dieselbe nur bis zu einer Tiefe von sieben Zoll unter der Oberfläche, bringe sie in die Nähe des Treibhauses und halte einen Theil davon zum Wintergebranche be- reit. Allenfalls mag man dieselbe im freien Lande auf Haufen werfen, wo man sie im Frühling mit dem Brecheisen losbricht *) und dann die Schollen zum Aufthauen in das Vorhaus des Gewächs- hauses oder anderswohin bringt. ec) Torferde. Torferde holt man wegen ihres gemeiniglich nassen Fund- ortes am liebsten im Sommer. Man steche sie mitsammt dem Rasen aus und werfe damit vor dem Treibhause einen Haufen auf, wo dann vermittelst der Verwesung die Torferde entsteht. Im Herbste wird diese durchgesiebt und an den Aufbewahrungsort gebracht. Die bis jetzt besprochenen Erdsor- ten sollen bis zu ihrer Benutzung we- nigstens ein Jahr liegen bleiben, damit Wurzeln und Blätter vollständig verwe- sen können. Die Gemüsebeeterde nimmt man von den Beeten, wo der beste Kohl oder sonstiges Gemüse wächst; und zwar nur von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von !/,. Man werfe mit dieser Erde einen Haufen von Bertgestalt auf, von dem man dieselbe, wenn man ihrer be- darf, mit einer Brechstange loslöst. Für die Mistbeete mache man mit dem,Beile *) Im Petersburger Klima ist der Erdboden durchschnittlich vom 1. November bis Mitte April auf 2—5 Fuss Tiefe gefro- (E. R.). TED. FRE > 7 IB BEAT, a IUHE AG U HALL. ea PEN Der } I. Originalabhandlungen, Schollen von 1° zurecht, lege diesel- ben oben auf den Dünger und bedecke sie mit aufgethauter Erde, Die benutz- ten Beete müssen nachgefüllt und nach- gedüngt werden. Der verrottete Dünger kommt von den Mistbeeten her. Im Herbste entferne man die Erde der Mistbeete und werfe aus dem alten Dünger in der Nähe des Gewächshauses einen Haufen auf. Sind auf dem Gemüselande noch keine Mistbeete angelegt, so mache man einen Haufen von Pferdemist, lasse die- sen durchbrennen und schüttle ihn Jar- nach zu wiederholten Malen durch ein- ander; ist er zu trocken geworden, so giesse man ihn mit Wasser an. Immer muss der alte Dünger, welcher im Früh- jahr gebraucht wird, den Herbst vorher zurecht gemacht sein. Bereitung der Erde für das freie Land. Bei der Bereitung der Erde kommen hier nur die Mistbeete in Betracht, in welchen die Setzlinge angezogen werden. Sind bereits Mistbeete vorhanden, so thue man die ihnen entnommene Erde in ein leeres Mistbeet und werfe mit ihr daselbst einen den Rand nicht berüh- renden Haufen auf. Wenn viel Schnee fällt, so frieren solche Haufen nicht ein- mal völlig. Kann man nicht genug alte Mistbeeterde haben, so nehme man die Erde aus bessern Kohlbeeten, und lege solche im Freien auf Haufen. Ist das Land noch unbebaut, so ist man genö- thigt, die Erde von den gepflügten Stel- len zu nehmen. In jedem Falle kommt in das Mistbeet noch verrotteter Dünger, In ein Mistbeet zur Anzucht des russi- schen Kohls kommt, wenn es mit Acker- erde angelegt ist, eine Tragbahre auf das Fenster, also in ein Mistbeet mit 18 Fenstern 2 Fuder. Für ein Mistbeet | XII. 1868, 369 mit alter Mistbeeterde ist nur die halbe Menge verrotteter Dünger erforderlich. Für die Freilandbeete ist es ge- wöhnlich unnöthig, die Erde besonders zurecht zu machen; indess muss bei ge- wissen Gemüsesorten der Erde verrotteter Dünger beigemischt werden. Die Beete., Die Beete sollen alle die Richtung von Norden nach Süden haben. Die Breite soll mit sammt dem Beetrande und Wege eine Klafter, die Länge 5—10 Klafter betragen. Zu diesem Behufe stecke man durch das ganze Land von Ost nach West Linien ab, deren Ent- fernung von einander die Beetlängen bezeichnet. Die zwischen den Linien liegenden Stücke theile man nach ent- gegengesetzter Richtung in Streifen von Klafterbreite. Nachdem so die Beete abgegränzt sind, pflüge man das Land mit dem Hakenpflug und bringe den Dünger in die Furchen ein. Die Tiefe der Wege zwischen den Beeten hängt von dem Untergrunde und der Lage des Landes ab. In Humusbo- den mit lehmigem Untergrund müssen sie wenigstens 171/, Zoll tief sein, weil sonst das Wasser keinen Abzug fände. Auf sandigem Untergrund genügen 10 —14 Zoll. In abschüssiger Lage müs- sen dieselben noch seichter sein *). Bei hellem troekenem Wetter warte man nach dem Anlegen der Beete 5—8 Tage, behacke dann die Oberfläche, um das keimende Unkraut zu tödten, und *) Die hohen Beete bedingen frühere und stärkere Erwärmung des Bodens und sind daher eine sehr wichtige Einrich- tung für kältere Klimate, wo die Pilan- zen weit kürzere Zeit zur Vegetation haben. (E. R.). 23 870 reinige wieder einen Tag später das Land völlig mit dem Rechen, Um diese Zeit kann man auch die zur Aussaat bestimmten Beete besäen. Nach dem Rechen wird die Oberfläche mit einem Brette geglättet. Das gleiche Verfahren ist bei Pflanzenbeeten anzuwenden. Während des Wachsthums de: Ge- müse muss das Unkraut, sowie es sich zeigt, gejätet werden. An den Rändern entferne man dasselbe mit Hacke und Scharreisen und werfe es in den Wegen ‚auf Haufen. Auch wo auf dem Lande kein Gemüse steht, z, B. der Ein’riedi- gung nach, muss das Unkraut frühzeitig gejätet werden, um dessen Aussäen zu vermeiden. Mit Scharreisen und Hacke ‘ lassen sich Pflanzen und Wurzeln leicht entfernen, Ausser der Entfernung des Unkrauts muss man beim Reinhalten der Beete die Vertilgung des Ungeziefers im Auge haben. Zu diesem Behufe wirft man im September nach der Kohlernte die Strünke in Gruben und deckt sie mit Erde. Während die Strünke verfaulen, gehen auch die Insekten zu Grunde. Das gleiche thue man mit dem Kartof- felkraut. Man kann dasselbe auch auf Haufen werfen und verbrennen, dırfaber dieses weder auf Tortboden noch in der Nähe von Häusern Das Kraut der andern Gemüsesorten thut Lande keinen Schaden; man lässt das- selbe draussen liegen, wo es bis zum Frühjahre beinahe völlig verschwindet. thun. dem Anlegung der Mistbeete für Setzlinge. Das Mistbeet nimmt in unserem Ge- müsebau eine wichtige Stelle ein, da es sowohl zur Vorzucht der Mehrzahl unserer Gemüsesorten als auch zur Zucht des Frühgemüses unumgänglich ist. Hier soll sich indess nur eine kurze Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Betrachtung anreihen. Die Petersburger Gemüsegärtner unterscheiden das frühe- ste, frühe, mittlere und späte oder kalte Mistbeet. Das früheste | dient zur Anzucht von Salat, Spinat, Gurken, Melonen u. dgl. m., das frühe, zur Vorzucht früher Kohl- und Sellerie- sorten u. dgl. mehr, das mittlere zur Vorzucht später Sorten; das späte Mist- beet ist nichts als ein Gestell für die Fenster und wird für die spätesten ge- Setzlinge, z. B. Blumenkohl braucht. Ende Februar bringt man den an- gefahrnen Mist auf einen Haufen und lässt ihn sich erwärmen. Anfang März wird das frühe Mistbeet angelegt. Der Mist dazu muss heiss sein, ist er fein zertheilt, so lasse man bis zum Fenster einen Abstand von 3!/, Zoll; ist er grob zertheilt, so fülle man bis oben, weil er sich dann noch bedeutend setzt. Nach der Auffüllung wird der Mist der grös- sern Wärme halber über die ganze Breite des Beetes mit Bastmatten gedeckt, Innerhalb 3 Tagen erwärmt der Mist die Wände des Kastens, und dann ist es Zeit, die Erde darauf zu bringen. Ist aber der Mist erkaltet, so entfernt man denselben aus einem Ende des Beetes und bringt nun neuen warmen Mist dazu, den man gehörig unter den übri- gen mengt. Vor dem Auffüllen der Erde entfernt man die Bastmatten und bringt noch den Mist mit der Mistgabel in Ordnung, indem man an den Stellen, wc er sich stark gesetzt hatte, frischen heissen Mist vom Haufen hinzuthut. Zwei Mann, der eine am obern Rande des Kastens, der andere am unteren, klopfen dann den Mist mit der Schaufel fest. Am untern Rande soll sein Ab- stand vom Rande 7 Zoll, am obern 9 Zoll betragen. Nun bricht man von den Erdhaufen oder von den Freiland- beeten die Erde los, zerkleinert die ge- I. Originalabhandlungen. frorenen Schollen mit dem Beile in Stücke, die ungefähr 10 Kubikzoll hal- ten und schichtet dieselben auf dem Miste auf, so dass bis zum Fenster nur 2 Zoll Abstand bleiben, Ueber die gefrorene Erde schüttet man noch so viel aufge- thaute, dass der Zwischenraum bis zum Fenster nur einen Zoll gross bleibt. Mit der Zeit, wenn die Erde den Mist zusammenpresst, wird der Abstand 7 Zoll betragen; was für die Setzlinge genügt. Schliesslich werden die Fenster auf- gedeckt und um den Luftzutritt zu ver- hindern, zwischen Rand und Rahmen etwas ungefrorene Erde aufgestreut. Die Fenster deckt man mit Bastmatten und zwar eine erste Lage neben einander von oben nach unten, eine zweite quer zu zweien. Am obern Rande beschwert man die Bastmatten mit Latten oder Brettern. In drei oder vier Tagen thaut die Erde auf; diese Zeit benutzt man zum Vorbereiten der Samen. Behandlung der Samen vor der Aussaat in’s Mistbeet. Die Samen aller Kohlsorten, sowohl des Kopf- als des Blumenkohls, erfahren dieselbe Behandlung. Erst weiche man den Samen 6 Stunden lang in reinem Wasser auf, dann lege man ihn in ein feines Sieb, nur nicht dichter als 14/, Zoll, um das Erhitzen und Faulen zu vermeiden, decke ihn mit einem nassen Tuche und lasse ihn an einem warmen Orte des Zimmers stehen, nvr nicht zu nahe beim Ofen. Täglich schüttelt man das Sieb zweimal. Sollte der Samen trocken werden, so spritzt man ihn mit Wasser und mengt ihn dann gehörig durch einander. Am zweiten oder häufiger am drit- ten Tage beginnt das Keimen; dann muss man ihn aussäen. Trifit es sich, 3711 dass beim Keimen des Samens das Mist- beet noch nicht aufgethaut ist, so stelle man denselben auf einen oder zwei Tage an einen kühleren, jedoch frost- freien Ort, lasse ihn aber im Siebe un- ter dem Tuche, Ist die Temperatur nicht mehr kühl genug, so mag man dann das Sieb mit den Samen auf das Eis stellen, unterlasse jedoch der Mäuse wegen nicht, einen Deckel oder ein Breit darauf zu legen. Kleine Mengen Samen von einem Loth oder weniger werden zwischen Filz vorgekeimt. Man lege den ange- feuchteten Samen auf ein nasses Lein- tuch, und lege dieses auf die eine Hälfte eines Stückes Filz, während man die andere Hälfte darüber deckt. Bei sol- ener Behandlung trocknet der Samen nicht aus, darum spritze man ihn nicht, sondern menge ihn nur zweimal des Tages durcheinander, um dem festen Aneinanderliegen vorzubeugen. Der Filz muss immer feucht sein; sollte er aus- trocknen, so taucht man ihn in’s Was- ser und drückt ilın darnach etwas aus. Dieses Verfahren geht eben so leicht und ist bei kleineren Mengen Samen vorzuziehen. Aussaat der Setzlinge in’s Mist. bieeit: Wenn der Samen fertig vorgekeimt ist, wird das Mistbeet geöffnet und die Erde darin umgespatet. Liegt zu wenig Erde auf dem Miste, so füge man so viel als nöthig hinzu. Erde aus Beeten muss 7 Zoll hoch liegen, Mistbeeterde 8 Zoll, Darnach deckt man mit verrot- tetem Dünger, den man zuvor mit dem Spaten fein zersticht. Ueber schwere Erde aus Beeten kommt auf jedes Fen- ster eine Tragbahre, über Mistbeeterde eine Tragbahre auf zwei Fenster. Der verrottete Dünger wird gleichmässig ver- 24* 372 theilt und mit dem Spaten zwischen die Erde gebracht. Dann ebnet man das Beet mit dem Rechen und entfernt da- bei die groben Theile aus dem Beete, Der verrottete Dünger soll stärkere Be- wurzelung der Setzlinge bezwecken. Jetzt wird der Samen ausgesäet. Nach der Aussaat sticht man das Beet oberflächlich mit dem Spaten um, damit die Samen in die Erde kommen. Dann wird das Beet wieder gerecht und leicht mit der Schaufel festgeklopft. Aus ei- nem Handsiebe wird eine ganz dünne Schicht feiner Erde übergestreut. Aus- serdem wird feiner Sand übergestreut. Nach diesen Arbeiten werden die Fenster aufgelegt, Der Zwischenraum zwischen Rahmen und Rand des Beetes wird mit Erde verstopft. werden mit Bastmatten belegt, die eine vom untern, die andere vom obern Rande an. Ist es sehr kalt, so legt man zwei Bastmatten übereinander. Behandlung der Setzlinge im Mistbeet. Nach der Aussaat nimmt man jeden Tag von 9—4 Uhr die Bastmatten weg. Auch beim ärgsten Wetter muss täglich ein wenig gelichtet werden; sonst wer- den die Keime zu lang. Auch dürfen dieselben sich nicht zu rasch entwickeln. Sieht man, dass die Samen aufgegangen sind, so hebe man die Fenster ein we- nig auf und lüfte. Wird es im Beet zu warm, so hebe man die Fenster 5 Zoll hoch auf das Kerbholz. Hilft auch die- ses nicht, so decke man die aufgehobe- nen Fenster mit Bastmatten und lege sie nur aıı Abend auf, wenn es sehr windig und kalt wird. Ueberhaupt muss das Augenmerk darauf gerichtet sein, dass der Keim bis zu den Samenblättern nicht länger als einen Zoll wird und das nicht früher als in 10 Tagen, indem lüften, ist, Die Fenster und gestützt. Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. sich sonst die Sämlinge nur schwer hal- ten. Wenn das erste wahre Blatt sich zu bilden beginnt, muss man noch mehr denn nur bei langsamer Ent- wickelung werden gute Erfolge erzielt. Ebenso darf das Mistbeet während der Bildung des zweiten Blattes nicht zu warm gehalten werden. Wenn sich das dritte Blatt zeigt, ist es Zeit, die Pflänz- chen an die frische Luft zu gewöhnen. Man hebt von nun an die Fenster ganz auf’s Stehholz (11), Fuss hoch), legt wenn es Abends nicht zu kalt die Fenster nicht mehr auf, son- dern bedeckt sie blos mit den Bast- matten und um die Pflänzchen von allen Seiten an die frische Luft zu gewöhnen, . hebt man zuletzt abwechselnd den einen Tag die Fenster von oben, den andern von unten auf. Anfang Mai nimmt man die Fenster ganz ab und legt statt ihrer ein Lattengerüst auf, über welches Nachts Bastmatten gebreitet werden. Jetzt wer- den die Setzlinge bald zur Verpflanzung auf die Beete geeignet. Werden die Setzlinge in kleinerem Maassstabe angezogen, so kann man einfach die Fenster des Tages ganz ab- nehmen und Nachts wieder auflegen. Das macht aber mehr Mühe. So lange die Setzlinge ganz unter dem Fenster bleiben, würde das Giessen nur schädlich wirken. Wenn die Pflanzen bereits an die Luft gewöhnt werden, kann man Abends um 5 oder 6 Uhr giessen, muss aber nach dem Giessen die Fenster noch auf dem Kerbholze lassen. Am Morgen würde das Giessen wenig Nutzen brin- gen. Wenn sich das erste Blatt zeigt, wird die Aussaat gelichtet; wegen der dann oft herrschenden Kälte wird das Fenster nur von einer Seite aufgehoben Zwei Mann, der eine auch, I. Originalabhandlungen. am obern, der andere am untern Rande des Beetes gehen dabei so voran, dass sie zwischen allen Pflänzchen einen Zwischenraum wenigstens von einem Zolle lassen. Man kann die aufgegan- gene Saat wohl dichter lassen, aber dann werden die Keime zu lang und die Pilänzchen zu schwach. Auspflanzen der Setzlinge auf die Beete. Um den 10. (24.) Mai wird ver- seizt. Zur Versetzung wählt man Pflänz- chen mit 3 Blättern, jüngere lässt man im Mistbeete. Nur nehme man keine Setzlinge, welche gelitten haben; bei solchen sind die Stengel dünner und ge- bräunt, die Blätter bläulich. Vor dem Versetzen muss man die Pflänzchen an- giessen, damit die Erde beim Heraus- nehmen an den Wurzeln haften bleibt. Bei dem Versetzen kneipe man bei jedem Pflänzchen die Wurzelspitze ab, um dadurch die Bildung der Nebenwur- zeln zu befördern. Das Versetzen wird nach Sonnenuntergang vorgenommen, sind viel Setzlinge vorhanden, so kann ein Arbeiter die Löcher stechen, ein an- derer nimmt die Setzlinge aus, ein dritter legt sie stückweise bei den Lö- chern aus und zwei, die hinterhergehen, pflanzen. Jeder von ihnen seizt mit der linken Hand den Setzling in’s Loch und sieht dabei zu, dass die Faserwurzeln !/, Zoll von der Oberfläche kommen; mit der rechten Hand drückt er die Erde an. Ist die Erde klumpig, so muss sie zerdrückt und feine Erde darauf gestreut werden. Um die Pflanze herum wird eine zolltiefe Höhlung zum Giessen von der Breite des ursprünglichen Loches gelassen. Ist die Erde noch nicht genü- gend gedüngt, so kann man beim Pflan- zen feinen Mistbeetdünger auf die Ober- 313 fläche des Beetes streuen und in jedes Loch, wo die Wurzel] hinkommt, eine Handvoll legen. Nach dem Setzen giesse man ein wenig aus dem zur Hälfte verstopften Halse der Giesskanne; bei weitem vor- zuziehen ist aber das Giessen mit dem Schöpfer *), Am folgenden Morgen wird vor Sonnenaufgang noch einmal gegossen. Von nun an giesst man nur noch bei grosser Trockenheit. Zehn Tage nach dem Pflanzen be- nutzt man die im Mistbeete gebliebenen Setzlinge, um sie neben die schwächer gebliebenen Pflanzen zu setzen, Ihre Behandlung bleibt die gleiche. Derje- nige Setzling, der sich nun schwächer entwickelt, wird abgeschnitten. Wenn der Kohl 5 bis 6 Blätter hat und aus- einandergeht, so häufelt man am Grunde 3/4 Zoll Erde an, wodurch die Wurzel- bildung befördert und also auch die Pflanze befähigt wird, sich im Winde zu halten. Das Giessen ist um diese Zeit unnöthig, weil die auseinanderge- henden Blätter Austrocknen des Bodens verhindern, Die Beete müssen rein. gehalten werden, und ist bisweilen von Nöthen, während eines Sommers dreimal zu jä- ten. Das Unkraut an den Rändern wird mit dem Scharreisen entfernt und in die Wege zu Haufen aufgestapelt, das wo man es verfaulen lässt, *) Die Petersburger Gemüsegärtner tragen das Wasser meist in gewöhnlichen Ei- mern zu und giessen mit einer Kelle, welche zugleich das Wassermaass, was jeder Setzling erhalten soll, angibt. (E. R.). v * 374 Aussaat desKohls und der Steck- rüben auf die Beete. Bei Freilandaussaaten ist es nöthig, den Schnee im März von den Beeten zu entfernen, damit die Erde schneller thaut und austrocknet. Sobald die Beete trocken sind, gräbt man sie um, legt eine ®4 Zoll dieke Schicht fein zertheil- ten verrotteten Düngers auf und bringt diese mit dem Spaten tiefer in die Erde; dann ebnet man mit dem Rechen und säet die vorgekeimten Samen. Auf ein Zehnklafterbeet kommen 8 Loth Kohl- samen oder 4 Loth Steckrübensamen, Nach der Aussaat bringt man die Sa- men durch oberflächliches Umstechen tiefer in die Erde, recht wieder und klopft die Erde mit einem Brette fester. Obenauf streut man aus einem Hand- siebe etwas feine Erde. Treten nach der Aussaat Fröste ein, so decke man die Beete mit Bastmatten und nehme diese um 7 Uhr Morgens weg. Nach dem Aufgehen der Samen ist dieses Mittel zu unterlassen; sollten die Säm- linge einen Frost erhalten, so giesse man sie vor Sonnenaufgang wit dem Spritzkopfe an, in Folge dessen die schädliche Einwirkung des Frostes auf- . gehoben wird. Sobald die Sämlinge das erste wahre Blatt bilden, entfernt man die überflüssigen Pflanzen und lässt die gleichen Zwischenräume, wie früher im Mistbeet. dritten Blattes werden die Setzlinge versetzt, nachdem die Wurzeln wie bei den Mist- beetsetzlingen durch den Spritzkopf an- gegossen wurden. Das Versetzen ge- schieht in- bekannter Weise, Beim Erscheinen des a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ki, Warme Beete für frühes Frei- landgemüse, Beete, welche an Mauern gränzen, oder gegen Norden zu von Bäumen, Häusern u. dgl. geschützt sind, werden von den Gemüsegärtnern hier warme Beete genannt. Sie werden im Herbste angelegt, aber ohne Dünger. Anfang März entfernt man den Schnee von den- selben, und sobald die Erde 3!/, Zoll tief aufgethaut ist, säet man Spinat und Sauerrampfer darauf. Nach der Ernte dieser Pflanzen wird in die Beete fri- scher Dünger eingebracht, und dann werden Bohnen und Gurken gepflanzt. Beete, die durch eine Wand geschützt sind, werden nun für allerlei Frühgemüse benutzt, indem auf denselben Alles früher kommt. Man kann der Wand nach drei, vier und fünf Beete hintereinander an- legen. Wünscht man die Wand noch mehr auszunutzen, so kann man hinter den ersten Reihen eine zweite Schutz- wehr aus Schilf oder eine nur 5’ hohe Wand anlegen. Allenfalls mag man auch alle 10 Faden weit Schutzwehren der Quere nach, also von Norden nach Süden, anlegen. An solchen Schutz- wehren pflanzt man Stangenbohnen in drei Reihen, die später über die Wand hinauswachsen, die Beete vor Wind schützen und auch hübsch aussehen. Die Beete an den Wänden bepflanzt man mit Gurken, welche daselbst eben so gut wachsen, Mistbeet. — als auf dem freien II. Neue Zierpflanzen. 375 ll. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Empfohlen im Kataloge von Ja- mes Veitch, Kingsroad, Chelsea, London 1868. 1) Abutilon Thompsoni. (Mit Abbil- dung). Strauch mit herzförmigen gelappten Blättern, die auf hellgrünem Grunde gelb gefleckt und gescheckt sind. Cultur in ei- nem Jichten unbeschatteten Warmhause. 2) Adiantum concinnum latum. (Mit Abbildung). Abart dieser längst bekannten Art, von üppigerm Wuchs und aufrechteren breitern Wedeln. 3) Alocasia intermedia. (Mit Abbildung). Ein Bastard zwischen A. longiloba und A. Veitchii. Eine schöne Form, von sehr üp- pigem Wuchs, mit schlangenfellartig ge- zeichneten Blattstielen und einer pfeilförmi- gen Blattfläche, die bis 32 Zoll lang wird und ähnlich gezeichnet ist, wie die der Blät- ter von A. Veitchii. 4) Alocasia Jenningsii. (Mit Abbildung). Schon erwähnt in dem Bericht über die Genter Ausstellung. Art mit grossen schild- herzförmigen Blättern, mehr von der Form einer Colocasia, die 6—8 Zoll lang und zwischen den Nerven schwarzgrüne, metal- lisch schillernde Flecken tragend. 5) Ancylogyne longiflora. Acanthaceae, (Mit Abbildung). Nach der von Hooker ge- gebenen Abbildung beschrieben. 6) Begonia boliwviensis. (Mit Abbildung). Gleichfalls nach Bot. Magazine schon be- schrieben. 7) Caladium Chelsoni. Ein Caladium aus der Gruppe der buntblätterigen, mit grün und roth gefärbten Blättern, 8) Oroton interruptum. (Mit Abbildung). Ein Warmhausstrauch, den J. Veitch von den Südseeinseln einführte. Blätter lang linear-bandförmig und roth gezeichnet. Den Namen trägt diese Pflanze von der Eigen- heit, dass viele der Blätter stellenweise ver- engert oder selbst stellenweise die Blattsub- stanz bis zur Mittelrippe ganz fehlt. 9) Oroton irregulare. (Mit Abbildung). Eine andere Art mit langgestreckten schma- len unregelmässigen Blättern, welche anf dunkelgrünem Grunde mit goldfarbiger Mit- telrippe und gelben Flecken gezeichnet sind. Vielleicht sind beides nur schöne ausge- zeichnete Formen, von dem vielgestaltigen Croton pietum. 10) Davallia parvula. (Mit Abbildung). Ein kleines niedliches Farn aus Borneo mit rankendem Stengel und doppelt fiederschnit- tigen, in lineare Lappen zertheilten Blät- tern. 11) Retinospora filicoides. Conifere aus Japan, schon besprochen. 12) Selaginella Poulteri. Kleine zarte Art. 13) Ampelopsis Veitchi. Kleine Klet- terpflanze aus Virginien. Eine üppig wach- sende Pflanze mit kleinen grünen, purpur gescheckten Blättern, welche bald 3-theilig, bald ungetheilt. 14) Begonia Veitchii. (Mit Abbildung). Nach Bot. Magazine schon beschrieben. Eine Prachtpflanze. 15) Olematis John Gould Veitch. (Mit Abbildung). Schlingpflanze aus Japan, mit hellblauen grossen gefüllten Blumen. Wohl eine der Formen von C, patens, 16) Dracaena regina. (Mit Abbildung). Eingeführt durch J. Veitch von den Südsee- Inseln. Wir haben diese Pflanze schon als 376 eine der besten neuen Einführungen bei Besprechung der neuen Pflanzen der Genter Ausstellung genannt. Wuchs und Blattform ähnlich der Cordyline heliconiaefolia (Dr. brasiliensis). Die glänzend grünen Blätter sind an kleineren Exemplaren fast einfarbig, an grössern Exemplaren aber mit breitem unregelmässigem milchweissem Rande. Eine neue Prachtpflanze. 17) Coleus Berkeleyi, Saundersii, Bau- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, sei, Ruckeri, Scotti, Batemani. Die ersten 3 sind Bastarde zwischen C. Verschaffelti und Veitchii, — die 3 letztern zwischen C. Verschaffeli und Gibsoni. Schöne neue Formen, deren Blätter in grün, roth und braunroth prächtig gezeichnet. Gehören zu den schönsten und besten Formen, welche in dieser Richtnng erzogen worden sind und als schöne buntblätterige Pflanzen von leich- ter Cultur sehr zu empfehlen, — (E. R.). I Notizen. 1) Vertheilung der Lichtfarben auf die Lebensvorgänge der Pflan- zen. Die Experimente der Herren Gratiolet, Cloöz und Cailletet haben nach Dubruntaut ergeben, dass weder die dunklen Wärme- strahlen noch die chemischen Lichtstrahlen irgend einen Einfluss auf die Hauptthätigkeit der lebenden Pflanze, auf ihre Zerlegung der Kohlensäure ausüben. Herr Cailletet hat ausserdem nachgewiessen, dass die grünen Strahlen für diese Funktion der Pflanzen gleichbedeutend seien mit völliger Dunkel- heit. Die Pflanzen, die nur von grünen Strahlen beleuchtet sind, bilden Kohlensäure, wie bei gänzlicher Abwesenheit des Sonnen- lichtes. Man darf daher wohl ausschliesslich oder doch mindestens vorzugsweise den ro- then Strahlen die Hauptwirkung auf die Pflanzen - Vegetation zuschreiben, die man unter dem Einflusse des Sonnenlichts sich vollziehen sieht. Die Blätter zerlegen somit das weisse Sonnenlicht; sie eignen sich die rothen Strahlen an und verweigern die Auf- nahme der grünen Lichtstrahlen, welche die Complementär-Farbe des absorbirten Lichtes bilden. So begreift man auch, dass nur die grünen Pflanzentheile die Fähigkeit besitzen, Kohlensäure zu zerlegen, weil nur diese nem Lichte beschienen, so wird alles auffal- lende Licht reflektirt; in die Pflanzentheile kann kein Licht eindringen und die Zerle- gung der Kohlensäure ist unmöglich. Man kann hieraus vermuthen, dass die Pflanzen unter dem alleinigen Einflusse von allem rothen Lichte, das die Sonnenstrahlen enthalten, den Lebensprozess der Blätter ebenso wie unter der vollen Wirkung des Tageslichtes durchlaufen. Man darf ferner annehmen, dass die unter dem Namen „des Auswachsens“ bekannte Krankheit der des Lichtes beraubten Pflanzen nicht eintreten würde unter dem Einfluss des rothen Lich- tes, dass sie hingegen in aller Strenge sich zeigen wird, wenn nur grüne Strahlen zu den Pflanzen gelangen. Ein direkt zur Ent- scheidung dieser Frage unternommener Ver- such wird sie leicht lösen können. 2) Proteinkrystalle in den Haa- ren der Kartoffel. Die kräftig im Freien sich entwickelnde Kartoffelstaude besitzt zweierlei Haare, von denen an den älteren Theilen vorzugsweise nur eine lange, pfrie- menförmige Fornı zu finden ist; diese wi- derstandsfähigeren Gebilde der Oberhaut be- stehen aus mehreren Zellen, enthalten nur wegen ihrer Farbe das rothe Licht absorbi- | in der frühesten Jugend reichlich stickstof- ren und alles auffallende grüneLicht wieder | reflektiren. Werden diese Theile von grü- ' haltigen Inhalt; dagegen halb ausgewachsen einen Zellkern, von welchem aus zahlreiche „ III, Plasmaströme nach der Wandung jeder ein- zelnen Zelle hingehen, sonst aber wässerigen Inhalt. Ihre Oberfläche ist stark chagrinirt. Von viel vergänglicherer Natur sind die nur an den jungen Trieben der Kartoffel aufzu- findenden Drüsenhaare, welche auf einem 2—4-zelligen kleinen Stiele ein 6 bis 8-zel- liges Köpfchen tragen. Diese Gebilde sind während ihrer ganzen Lebenszeit, die aller- dings kaum länger als bis zur vollständigen Entwiekelung des Blattes dauert, mit stick- stoffhaltigen Substanzen reich erfüllt und wie die ganze jugendliche Spitze gerbstoff- haltig, obgleich der Gerbstoff nicht in er- kennbaren Bläschen erscheint. Abhängig von der Cultur und kräftigen Entwickelung der Pflanze nun ist das Erscheinen von kry- stallinischen Gebilden in strenger Würfel- form, welche in ihren Reaktionen grossen- theils mit den von Prof. Cohn in der Rinde der Kartoffelknolle beschriebenen überein- stimmen und daher als Eiweisskrystalle zu bezeichnen sind. Diese Krystalle sind, wenn die Pflanze sehr kräftig vegetirt, in jeder Köpfchenzelle eines Drüsenhaares vorhanden; sie bilden sich nicht, wenn die Pflanze durch dunklen Standort zu etioliren beginnt; ebenso wenig, wenn die jungen Triebe aus der noch unbedeckten Knolle hervorbrechen. 3) Entlaubungsversuche an der Weymouthskiefer. Die neuere Pflanzen- Physiologie hat auf dem Wege des Experi- mentes bereits eine Reihe höchst beachtens- werther Beobachtungen über die Beziehungen der Blätter zur Saltbewegung und zur Assi- milation der rohen Nahrungsstoffe zu Tage gefördert. Der Gegenstand ist einerseits so wichtig und andererseits doch noch nicht zur völligen Klarheit gebracht, als dass nicht jedes neue einschlägige Experiment mit Freude begrüsst werden müsste, Der uner- müdliche Forscher auf dem Gebiete der Pflanzen-Physiologie, Th. Hartig, hat vor Kurzem einige wichtige Thatsachen über den Zusammenhang des Blattlebens und der Ernährung der Pflanze publieirt, welche in- teressant genug sind, um auch ausserhalb des Kreises der Fachleute bekannt zu Wer- den. Notizen. ! zurückstand. 377 Die in unseren Gärten häufig gepflanzte, aus Nordamerika stammende Weymouths- kiefer (Pinus Strobus) wurde im Versuchs- garten im Frühlinge entlaubt, und nach Ab- lauf der Vegetations-Periode wurde das In- nere des Stammes auf seinen Zuwachs und auf die Zusammensetzung der Gewebe ge- prüft. Jene Bäume, welche völlig entlaubt wurden, zeigten im Herbste keinen Zuwachs an Holz; die sogenannte Reservenahrung, welche im Vorjahre gebildet und gegen den Herbst hin in den Markstrahlen in Form von Stärkekörnern etc. aufgespeichert wurde, erhielt sich völlig; die Lebensfähigkeit der Zellen blieb merkwürdiger Weise vollstän- dig erhalten. Jene Bäume hingegen, welche bis auf die Gipfelknospen entlaubt wurden, trieben Blätter, verbrauchten, wie dies auch im normalen Lebenszustande der Fall ist, ihre ganze Reservenahrung und erhielten einen Zuwachs an Holz, der um nichts ge- gen die Jahrringbildung unentlaubter Bäume Diese Bäume bildeten aber nur eine spärliche Reservenahrung, die sich im Hauptstamme nur bis zum vierjährigen Trieb hinab verfolgen liess. Im folgenden Jahre wurde nur wenig Holz gebildet. Die Holzmasse, welche sich entwickelte, war einem Kegelmantel zu vergleichen, der von der Spitze des Hauptstammes, nach unten immer dünner werdend, sich blos bis zum vierjährigen Holztrieb hinab verfolgen liess. Die Versuche wurden an zwanzigjährigen gesunden Weymouthskiefern angestellt. Sie führten zu dem Ergebnisse, dass ein kleiner Antheil des Laubes das Geschäft der Saft- bewegung besorgen kann, dass aber das gesammte Laub eines Baumes nöthig ist, um die Reservenahrung zur Holzbildung nutzbar zu machen; ferner, dass das Mate- riale für die Holzbildung in der Reserve- nahrung zu suchen ist, hingegen die Bildung der Reservestoffe von den Blättern besorgt wird. Es stehen diese Resultate mit den schönen Beobachtungen von Sachs über die Stoffwanderung im pflanzlichen Organismus völlig im Einklange, denen zufolge die Bil- dung der Stärke und des Zuckers im Blatte erfolgt und diese Stoffe von hier aus in die Sammelplätze der Reservenahrung, in die 378 Wurzeln, Samen oder in die Markstrahlen geführt werden. (W.L. Z.) 4) Die Stachelbeer-Raupe. Jeder Gartenbesitzer wird noch mit Betrübniss sich erinnern, welche Verheerung eine klei- ne, grünliche, schwarzpunktirte Raupe im Frühjahre 1865 an seinen Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern verursacht hat, und wird daher mit Vergnügen etwas Näheres über das Leben dieser Raupe und was aus derselben für ein Insekt entsteht, nehmen. Es wurde damals von den meisten Per- sonen diese Raupe für die Raupe eines klei- nen Schmetterlings gehalten, nachdem ich dieselbe aber genau untersucht hatte, er- kannte ich solche für die Larve oder After- raupe einer Blattwespe, doch von welcher Gattung und Art diese Blattwespe sei, konnte ich zu jener Zeit noch nicht bestimmen. Um die Wespe aber auch kennen zu lernen, setzte ich eine Anzahl dieser Larven in eine Schachtel mit Erde, fütterte dieselben noch eine Zeit lang, bis sie sich verpuppten und erzog aus denselben die Wespe, und zwar die gelbbauchige Blattwespe Nematus ven- tricosus Klug, deren Beschreibung, sowie die deren Larve und Puppe ich in Nachfol- gendem mittheilen will. Der Körper dieser Blattwespe ist 21/, bis 3 Linien lang, ihre Flügelspannung be- trägt 6 Linien und ihre Hauptfarbe ist röth- lich gelb. Ihr Kopf ist schwarz, dessen Schildchen, die Oberlippe und deren Anhang, sowie die Wurzel der Kinnbacken sind hell- gelb. Der Rand um die Augen ist mehr oder weniger rostroth. Die Fühler des Männchens sind ganz rostbraun, die des Weibchens aber nur auf der Oberseite, indem sie. auf der Unterseite rostroth sind. Eben so verschieden ist auch der Brustrücken gefärbt, bei den Weibchen trägt derselbe 3 schwarze Flecke, deren mittlerer ein von oben nach unten sphärisches Dreieck bildet, die Seitenflecke sich aufwärts ziehen und eine schmale, gelbe Vertiefung in Form ei- nes OÖ zwischen sich und dem Mittelfleck lassen, während bei dem Männchen diese 4 Flecke stets grösser und mitunter in ein- VET- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ander geflossen sind. Das Rückenschild des Weibchens ist roth, das des Männchens schwarz mit 2 rothen Flecken, Die hintere Unterbrust des Männchens, und dessen 2 erste Rückenschienen des Hinterleibs sind fast ganz schwarz, die übrigen Rückenschie- nen nur an der Wurzel, und zwar allmälig etwas schmälere. Auch ist die Wurzel der hintern Hüften zuweilen schwarz, während alle diese Theile bei dem Weibchen gelb sind. In beiden Geschlechtern ist das Vor- derbrustbein fast ganz, die mittlere Unter- brust mehr oder weniger schwarz und an den Hinterbeinen sind die Spitzen der Schienbeine und die ganzen Tarsen dunkel- braun. Die Flügel sind klar, sehr schwach regenbogenfarbig schillernd, an der Wurzel mit den Schüppchen gelblich, haben ein graues Geäder, eine solche Randader und Randmahl. Die zwanzigfüssige. kurz behaarte Larve oder Afterraupe dieser Blattwespe ist unge- fähr 1 Zoll lang, schmutzig grün, seitlich am ersten und an den 3 letzten Abschnitten gelblich, mit schwarzem Kopfe , schwarzen erhabenen Punkten auf dem Körper und auf den Punkten schwarze Dornen. Sie frisst im Mai auf Stachelbeer- und Johannisbeersträuchern, und zwar, wenn sie häufig vorhanden ist, wie dies im vorjähri- gen Frühjahre der Fall war, so stark, dass die Sträucher davon entblättert werden, in dessen Folge die daran hängenden Früchte verderben und abfallen. Gegen Ende des Monats Mai lässt sich die Afterraupe auf die Erde fallen, kriecht in dieselbe , verwandelt sich darin in eine unregelmässige, gelblich- braune Puppe, aus welcher in der Mitte Juni die Blattwespe ausschlüpft, ihre Eier an die am Stocke befindliche Blätter legt, mit de- nen sie beim Abfallen auf und in die Erde kommen, im folgenden Frühjahr ausschlü- pfen, am Stamme hinauf kriechen und ihren verheerenden Frass an den jungen Blättern auf’s Neue wieder beginnen. Zur Vertilgung dieser schädlichen Afterraupe hat man zwar mehrere Mittel in Vorschlag gebracht, näm- lich: Das Ueberstreuen der Sträucher mit Holzasche, Tabaksstaub, Insektenpulver ete., nach vorgängigem Ueberbrausen mit Wasser. II. Diese Mittel kann ich aber nicht für zweck- entsprechend halten, weil einestheils, wenn die Feuchtigkeit des Wassers durch die Luft absorbirt ist, der grösste Theil der aufge- streuten Masse, durch verschiedene Ursachen von den Blättern weggeführt wird, und an- derntheils der alsdann noch sitzenbleibende Theil die Früchte so beschmutzt, dass solche “ wahrscheinlich nicht mehr zu geniessen sein würden. Besser ist es jedenfalls, die Blät- ter im Herbste, nachdem sie abgefallen sind, mit etwas Erde wegzunehmen und diese entweder zu verbrennen oder auf Compost- haufen unterzumischen oder auch in Mist- stätten zu werfen, in denen sie bis in den Sommer liegen können uud entweder darin verfaulen oder aus Mangel an Nahrung ab- sterben. Sind aber die Raupen im Frühjahr aus- gekrochen, und beginnen ihren verheeren- den Frass, so lege man ein weisses Tuch oder weisses Papier unter und um die Sträu- cher, klopfe etwas stark an den Stamm, dass er recht rüttelt, wovon diese After- raupen, da sie nicht wie die Raupen des Stachelbeerspanners Fäden spinnen, an de- nen sie sich einzeln und langsam herunter- lassen, sondern plötzlich und in Masse he- rabfallen, und dann leicht getödtet werden können. Auf diese Weise lassen sich, wenn man dieses Klopfen täglich einige Mal wie- derholt, ungefähr des Morgens und gegen Abend, sämmtliche Afterraupen schnell ver- tilgen. (Junker in Ill. Monatsh. f. Obstbau). Nachschrift. Um Petersburg verheert eine andere Blattwespe, die wir nächstens zu besprechen Gelegenheit haben werden, die Pflanzungen von Johannisbeeren und Stachelbeeren, nur die schwarzen Johannisbeeren bleiben ver- schont. Dieselbe hat den Sommer hindurch mehrere Generationen, so dass die Larven vom Frühlinge bis zum Spätsommer sehr schädlich sind. Das Abklopfen hilft nur dann, wenn es täglich einige Mal wiederholt wird, bis endlich beim Abklopfen keine Larven mehr herabfallen, ist desshalb sehr zeitraubend und kostspielig und wird in grösseren Anpflanzungen kaum durchgeführt Notizen, 379 werden können. Kocht man aber einen starken Absud von Tabaksblättern und Asche ab, und überbraust damit die Sträucher ei- nige Mal, so hilft dieses ziemlich gründlich. Wir haben viele Mittel probirt, aber nur dieses als zuverlässig gefunden. (E. R.); 5) Handelsgärten in Frankreich. Es dürfte von einigem Interesse sein, die Namen der vorzüglichsten französischen Han- delsgärtner kennen zu lernen, welche ihre Samen- und Pflanzen-Verzeichnisse bis An- fang Mai d. J. veröffentlicht hatten und über welche die Rev. hort. (Nr. 1—-9 de 1868) nähere Mittheilungen gibt. Agen. Clem. Lauze. — Empfehlens- werthe Apfelsorten wie Reinette d’or, Pom- me Dieu vu Rose de Benauge, Pomme aze- roli, Reinette gris de Saintange, Pomme d’Ille, Pomme rose de l’Agenais u. m. a. Avranches (Manche.) Baudry et Hamel: Calceolarien in 20 Varietäten zu 10 Frances per Stück, Verbenen in 10 Varie- täten zu je 3 Fr., Pelargonium mit grossen fünffleckigen Blüthen u. s. w. Beauvais (Oise.) Gloede befasst sich speciell mit der Cultur der Erdbeeren, und bietet folgende Novitäten, deren Abbildung in seinem Cataloge gegeben ist: Belle cau- choise, Docteur Hogg, Her Majesty, Jeanne Hachette u. m. a. Auch eine Brombeere von ausserordentlicher Grösse und vorzüglicher Qualität aus Amerika, die im August reift, dann eine neue Erdapfelsorte — Mona’s Pride — werden bestens anempfohlen. Dijon. H.Jacotot bietet unter mehreren andern Novitäten von Fuchsia und zwar Bona- ventura, Samson und Mon amour — alle drei mit doppelt und dreifach gefüllten Blumen zu 3—4 Francs per Stück. Montplaisir. Alegatiere widmet sich speciell der Nelkencultur und bietet reichliche Zahl von Novitäten. Hyeres (Var.) Huber et Comp. — Der Catalog dieses Garten - Etablissements verdient besondere Erwähnung, da bei jeder Pflanze auch die betreffende Beschreibung gegeben ist. Reichhaltig ist die Sammlung 380 von exotischen Arten, die sich im Freien zu Hyeres cultiviren lassen. Lisieux. Oudin sen. tiger Catalog. Nancy. Lemoine. Novitäten von Delphinium elatum u. z. die Varietäten: Madame Delandais, F. Heinemann, V. Le- moine, alle mit gefüllten Blumen, & 6 Fr., dann Potentilla rosaeflora plena, imbricata plena, ä 6—7 Fr., Pyrethrum Princesse de Metternich, Dr. Livingstone ebenfalls gefüllt; ferner, von Fuchsien die Varietäten: Mad, Jul. Menoreau, Präsident Humann, P. Hya- einthe & 5—6 Fr., dann Pelargonium zonale inquinans fl. pl.: Mad. Lemoine und Tom Pouce, Mad. Rose Charmeux, prachtvolle Varietäten. Als Novität erscheint Gynerium elegans compactum fol. niveo-vittatis, buschig, mit auf weissem Grund grün gestreiften Blät- tern, so auch von vollblühenden Fuchsien die Var. Saltimbanque, A. Carriere u. =. f. Naney. J. B. Rendatler. Aus die- sem Verzeichnisse sind u. ın. a. erwähnungs- werth: Gaillardia splendida und admiration zu respective 6 und 5 Fr.; Phlox pyrami- dalis Mad. Rendatler eine sehr schöne Va- rietät, die einige Aehnlichkeit hat mit Marie Van Houtte, dann Begonia hybrida, Argy- rostigma elegantissima, Penstemon curiosa etc. Paris (Quai de la Megisserie 2.) Fon- taine et Duflot gibt in Supplement zu seinem Cataloge für 1868 folgende Novitä- ten: Antirrhinum multiflorum, Artemisia species de St. Petersburg, Capucine Tom Pouce vermillon, Cap. T. Pouce coerulea ro- sea, Centaurea moschata atropurpurea, Ni- cotiana grandiflora purpurea, Lavensworthia aurea, Felicia angustifolia u. m. a. mit Be- Sehr reichhal- schreibung der Pflanze und Angabe ihrer Culturmethode. Paris. Bougier-Chauviere (Rue de la Roquette 152) mit specieller Cultur von Dahlien. Der Catalog ist in drei Ab- theilungen gestellt; in der ersten sind No- vitäten in 20 Varietäten, die erst in Handel kommen werden, zu 5—8 Fr. per Stück ; in der zweiten sind die schönsten Varietä- ten vom Jahre 1867 in 117 Var. zu 1 Fr. 50 das Stück, und in der dritten jene vom hr > Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Jahre 1866 in 450 Var. zu je 1 Fr. Dieses Etablissement führt über 600 Var. auf und dürfte wohl das Reichhaltigste an Dahlien bieten. Paris. Paul Tillard (Quai de la Megisserie 20). Reichhaltig an Novitäten; — bei jeder Pflanze ist die Zeit der Aussaat angegeben. Paris. Verdier Carl Sohn (Rue Dumeuril) ; specielle Rosencultur, Novitäten : Souvenir de Pierre Vibert (Rem. Moosrose), Souvenir de ’Empereur Maximilian, Made- moiselle Marie Lapin (Bourb.), Reine de Portugal ete. Von Paeonia arborea sind neue Varietäten: Gloire des Belges et Sou- venir de Gand (& 25 Fr. das Stück). Paris. Verdier E. (Rue Junois 3). Lilium auratum & 5 Fr. Paris. Vilmorin Andr. et. Comp. (Quai de la Mögisserie) bringt im Supple- ment seines Früjahrs Catalogs pro 1868 Novitäten, die zum ersten Mal in Handel kommen; bemerkenswerth ist, dass bei je- der Pflanze die betreffende Beschreibung gegeben ist, dann wissenschafiliche oder historische Bemerkungen, Angabe der Cultur u. s. f£ Wir finden u. m. a. Quisqualis pu- bescens, Clianthus Dampieri, Sarracenia pur- purea, eine ganz eigenthümliche Pflanze in ihrer Organisation, Vigandia Vigieri; be- merkungswerth ist die Selaginella lepido- phylla Spr., welche den höchsten Grad der Trockenheit erträgt und wie man die Wur- zeln in Wasser eintaucht, allsogleich frisches Leben erlangt; ist sehr geeignet zu Ver- zierung von Aquarien, in Zimmer unter Glas zwischen feuchtem Moos etc. (das Stück a3 Er). Rouen. Boisbunel. — Ausgezeich- neter Obstzüchter; neue Sorten sind: Poire President Mas, reift im November-December, P. fondante de Bihorel, sehr fein, frühzeitig, P. Louis Noisette, reift im November-Decem- ber; — Pomme exquise, in Form und Farbe der Reinette gris ähnlich, reift November- März; P. Rossignol, reift März-Mai. Sceaux (Seine) Thibaut et Kete- leer. Der Catalog pro 1868 kann als nach- ahmungswürdiges Muster dienen, so in Be- zug auf rechte Nomenclatur als auf Ortho- IV. Literatur. 381 seinem reichhaltigen Obst-Catalog ist die mellien,. Rhododendron etc.; reichhaltig an | neue Poire Comte Lelieur zu erwähnen, die graphie. Specialitäten sind Azaleen, Ca- Coniferen. Troyes. Gebrüder Baltet. Aus zum ersten Mal in Handel kommt, (S-r.). VW. Literatur. 1) Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes deMoscou. 1868. Nr. 1. An botanischen Abhandlungen enthält dieses Heft, Dr. C. O. Harz, über Polypo- rus officinalis Fr., J. von Weiss. Ob Thier, ob Pflanze. Eine geistvolle historische Schilderung der Ansichten, die Unterschiede zwischen Thier und Pflanze, betreffend, Keine der gegebenen Definitionen genügt, Thier und Pflanze auch auf den niedrigsten Stufen der Entwickelung (Infusorien und einzellige Al- gen) zu unterscheiden. Dennoch ist es auch nach des Verfassers Ansicht unrecht, anzu- nehmen, dass auf der niedrigsten Entwicke- lungsstufe, Thier- und Pflanzenleben in ein- ander übergingen, wie manche tüchtige For- scher dies annehmen. Die Organisation der niedrigsten mikroskopischen Gebilde beider Reiche, ist allerdings sehr einfach, dennoch wird fortgesetzte Beobachtung auch der ein- fachsten Gebilde, bald lehren, ob man es mit Thier oder Pflanze zu thun hat. Con- tractilität entscheidet auf dieser Stufe für’s Thierreich, die Bildung der Zellen aus Holz- stoff, oder Chlorophylibildung, für’s Pflan- zenreich, und wo diese Kennzeichen nicht mehr ausreichen, muss fortgesetzte Beobach- tung der Entwickelungsgeschichte und Ver- wandtschaft entscheiden, wie dies Cohn und Nägeli aussprechen. E. Regel et. F. ab Herder, Enume- ratio plantarum in regionibus eis-et transi- liensibus a cl. Semencvio colleetarum, Con- tinuatio. Enthält die Familien von Pyrola- ceae bis Orobanchaceae. E. Lindemann, Supplementum ad Florulam Elisabethgradensem. Karelstschikoff, über die faltenför- migen Verdickungen der Zellen einiger Gra- mineen. (In russischer Sprache). L. Gruner, Vegetationsverhältnisse der Umgegend von Palna in der Nähe der Stadt Jelez. (Russland). Vv. Personainotizen und Neuestes 1) Programm für die Internationale Aus- stellung von Gegenständen des Gartenbaues können von der Verlagshandlung des Herrn Ferd. Enke in Erlangen, sowie durch Dr. E. Regel in Petersburg bezogen werden und werden alle diejenigen, die aus Versehen kein Programm bekommen haben sollten, freundlichst gebeten, dies der Redaktion der Gartenflora anzeigen zu wollen. Die Sitzun- gen der Petersburger Gartenbaugesellschaft 382 beginnen erst Ende Oktober und dann wer- den auch bald die weitern Verfügungen und Beschlüsse der Gesellschaft, von den Commis- sionen bekannt gemacht und alle eingegan- genen Anfragen beantwortet werden. 2) Professor Karsten in Berlin ist als Professor der Botanik nach Wien berufen worden. 3) Aus Petersburg. Im Petersburger Botanischen Garten blühet jetzt ein direkt aus Mexiko importirtes Dasylirion. Es ist das D. glaucophyllum Hook. In den Gärten des Continents ist diese Pilanze als Bonapartea und Dasylirion gracile, — oder auch als Dasyl. serratifoliun: etc. verbreitet. Dem D. serratifolium ist solches zunächst verwandt, die langen, etwas gedrehten Blät- ter sind aber bedeutend schmäler. Vor D. acrotriche, mit dem diese Pflanze eben- falls vielfach verwechselt wird, unterscheidet es sich durch an der Spitze in keinen Fa- serbüschel sich spaltende und nicht steife Blätter. Ebenso blühet Aralia Ghies- breghtii, vertheilt und eingeführt aus Me- xiko vom Etablissement des Herrn A. Ver- schaffelt. Es eine Hederacee (Araliacee) mit 5 Staubfäden und nur ei- nem Griffel. Ein einfächeriger, eineiiger Fruchtknoten unterscheidet diese interessante Pflanze, die wir nächstens abbilden werden von allen andern Araliaceen-Gattungen. Wir haben solche deshalb Monopanax Ghies- breghtii genannt. Maranta Lindeni- ana, jene von Linden eingeführte Pracht- pflanze, blühete gleichfalls und erwies sich als eine Calathea. Das schöne Eranthe- mum igneum Linden ist ein Chamae- ranthemum. Achimenes metallica Van Houtte, eine prächtige Ampelptlanze für's Warmhaus, ist eine schöne Form von Cyr- todeira cupreata Hanst. Theophra- sta umbrosa Linden, die im Sommer blühete, ist mit unserer Claviga Riedeliana und Cl. caloneura Mart. zunächst verwandt, aber noch gut unterschieden und darum als Claviga umbrosa aufzuführen. Eine ei- ist dies Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. genthümliche Celastrinee aus Japan, mit Früchten ähnlich denen eines Rheum, er- wies sich als das interessante Triptery- gium Wilfordi D. Hook. Näheres über diese Pflanzen später, nebst Abbildun- gen. — Vietoria regia bildete im hiesigen Garten dies Jahr wieder so grosse mächtige Blätter, als in frühern Jahren nach der Ein- führung, — aber bildete keine Blumen, de- ren im letzten Jahre ein viel kleinblätteriges Exemplar sehr viele trug. Trotz der Trockenheit des vergangenen Sommers, in Folge dessen alle Rasenplätze ausbrannten, zeigten fast ausnahmslos alle Holzgewächse einen ausnehmend starken Trieb. Dem seit vielen Jahrzehnten kälte- sten Winter folgte auch in Petersburg ein Sommer, wie sich dessen in Bezug auf Hitze und Trockenheit Niemand erinnern kann. Interessant ist es, dass die Kartoffel- krankheit sich nirgends gezeigt hat, der si- cherste Beweis, dass nur der Pilz allein die Ursache dieser verderblichen Krankheit. (E. R.) 4) Gärtnerverein in Berlin. Der Gärtnerverein wurde, nach mehrmaliger vor- hergegangener Besprechung, am 17. April 1868 von 44 Gärtnergehülfen gegründet. Als Mitglieder sind dem Verein bis heute 187 Personen beigetreten, von denen aber bereits 62 wieder ausgetreten sind, so dass die wirkliche Anzahl 125 beträgt. Es wurden im Laufe des Sommers 30 Vorträge und 2 Vorlesungen gehalten. 5 Excursionen ausgeführt, 41 Anträge im Verein gestellt. Im Fragekasten befanden sich 182 Fra- gen, von denen 145 beantwortet sind, und 37 unbeantwortet blieben. Die Einnahme des Vereins betrug bis ultimo September 103 Thir. 21 Sgr. Die Ausgabe 64 Thlr. 21 Sgr. 9 Pf. Bleibt Kassenbestand 38 Thlr. 29 Sgr. SsıEr V. Personalnotizen und Neuestes, An ten: Garten-Journalen werden gehal- 1) Wochenschrift vom Professor Dr. C. Koch. 2) Gartenmagazin von Dr, Neubert. 3) Hamburger Gartenzeitung von Oito. 4) Frauendorfer Blätter von Fürst, 5) Gartenflora von Dr. Regel, Peters- burg. 6) Pomologische Monatsschrift von Dr. Lucas. \ 7) Deutsche Gartenzeitung von Rümp- ler. 8) Illustrirte Gartenzeitung von der Ge- sellschaft Flora. Adresse des Nr. 8. Herrn Garten-Inspektor Wredow. Vereins; Lucauerstrasse 4) Aus Titlis. Dem ziemlich späten Frühjahre, das mit Dürre und Kälte im März und April begirnend, die grössten Befürchttungen für die Getreide- und Heu- Ernte hervorrief, folgten im Mai reichliche Niederschläge, die aber bei der inzwischen eingetretenen Hitze ohne Erfolg auf den Stand der Vegetation blieben, der Juni war wie die letzte Hälfte des Mai so in seiner ersten Hälfte ganz trocken, eine erstickende Staubatmosphäre lag über der Stadt, als Ihre Kaiserl. Hoheiten die Grossfürsten Mi- chael und Alexei am 17. Juni hier eintra- fen, in der Nacht aber regnete es schon und wir hatten einige starke Wassergüsse. Ende Juni und die erste Hälfte Juli ent- wickelte sich die ganze Kraft der asiati- schen Sonne, die am Tage über 32° R., Nachts nicht unter 24 und 25%. Das Ther- mometer trieb, plötzlich traten nun Gewit- ter ein und es regnete jede Woche stark bis etwa Mitte Augustmonat eine andere trockne heisse Periode von kürzerer Dauer eintrat, wendete sich in der ersten Woche des September wieder zum Regen, so dass täglich heftige Güsse herabstürzten, bis vom 16. bis 22. wieder eine heisse trockene Pause eintrat. Gestern Abend nun entlud sich ein Gewitter, das unter unaufhörlichem stärksten Blitzen und ununterbrochenen Don- 383 nern, dem Gebrause der stürzenden Wasser- massen und des Windes fast 3 Stunden anhielt, und in der That selbst in Tiflis und selbst in diesem Jahre eine Seltenheit ist. Von allen Seiten hört man von einge- stürzten Häusern, verschlämmten Kellern, es sollen auch Kinder in den Wohnungen ertrunken sein und viel Unheil in Höfen und Gärten angerichtet. In den Gebirgsgegenden ist das Heu und Korn vielfach im Felde verfault, die Kartoffeln sind kaum des Ausgrabens werth, dagegen haben die heissen Niederungen, wo die Kornernte schon im Juni stattfindet, gute Ernte gemacht und die Weiden sind vorzüglich, auch ist alles Gemüse, soweit es nicht, wie der Blumenkohl vom Regen verfault ist, ausgezeichnet gerathen. Dies kommt zwar für die grösste Mehrheit der Bevölkerung nicht in Betracht, denn ein Grusier oder Armenier speist heute wie vor 100 Jahren weder Kohl noch Kartoffeln ; ist aber doch als Naturerscheinung nicht zu übergehen. Dass die Weinkrankheit unter solchen Verhältnissen sich zum blühendsten Stadium entwickeln musste, liegt auf der Hand. Die Ernteaussichten waren für Wein dies Jahr wirklich ausserordentlich günstig und die- jenigen Landstriche, wohin die Krankheit sich nicht verbreitet, haben prachtvolle Er- trägnisse, die Umgegend von Tiflis ist aber buchstäblich ohne Ernte geblieben, soweit man eben nicht geschwefelt hat. Ich habe selbst im Kronsgarten ge- schwefelte Weinstöcke und so prachtvolle Trauben daran gehabt, dass man diesen Parthien gar nichtanmerkte, dass überhaupt das Oidium existirt. Nicht zu verschweigen ist dabei, dass je höher der Stock gezogen, je intensiver der Pilz sich entwickelte, wäh- rend je niedriger, je weniger Blätter und Trauben infieirt waren. Ich habe viele Be- obachtungen in dieser Hinsicht gemacht, und stets diese Regel bestätigt gefunden, ausgenommen waren mehrere Stöcke, die 384 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zum Versuche gar nicht beschnitten, nicht gebunden oder geheftet. sondern ganz sich selbst überlassen waren, diese blieben ge- sund oder doch bildeten sie noch theilweise geniessbare Trauben, wenn auch keine ein- zige vollständige Traube, es waren etwa nur die Hälfte der Beeren entwickelt. Ich hoffe im nächsten Jahre, diese Versuche weiter auszudehnen und darüber mehr be- richten zu können. In der Nacht vom 16.—17. September war der erste schwache Nachtfrost. (W. Scharrer). 009 FBL, Register 1) Abbildungen. . Anopterus glandulosus Labill. Taf. 573. Bedeckung der Coniferen des freien Landes pag. 149. Begonia coceinea Hook. var. Comte Alfred de Limering Taf. 584. — Pearcii Hook. Taf. 566. Bellis perennis L. var. aucubaefolia Taf. 575. Fig. 2. Bleichfenchel , italienischer pag. 20. Cattleya crispa Lindl. Taf. 574, Chamaeranthemum igneum Taf. 598. Cochliostema odoratissimum Lem. Taf. 590. Collinsia corymbosa Taf. 568. Commelyna prostrata Humb. Bonpl. Knth. Taf. 592 Fig. 1. Crocus Scharojani Rupr. Taf. 578 Fig. 2. Damnacanthus major S. u. Z. Taf. 570. Dendrobium Farmeri Paxt. var. album Taf. 595. Dianthus hybridus Hort. var. Marie Par& Taf. 592 Fig. 2. Dichorisandra albo-marginata Linden 569. — mosaica Linden Taf. 593. Erdbeeren Taf. 572. XlI. 1868. Taf, Foeniculum dulce pag. 20. Galanthus latifolius Rupr. Taf. 578 Fig. 1. Gonatanthus sarmentosus Lk. Kl. Otto Taf. 588. Grundplan zu einem Gewächshause pag. 328. Lilium Maximowiezii Rgl. Taf. 596. — speciosum Thbrg. Zucec. Taf. 599. Lonicera Maximowiczii Rupr. Taf. 597. var. Kaempferi Pelargonium zonale L. var. A. Satory Taf. 565 Fig. 2. — — L. var. Freund Ruck Taf. 565 Fig. 1. Pfirsich, Persischer October- Taf. 585 Fig. 1. —, später Herbst- Taf. 585 Fig. 2. Phalaenopsis Schilleriana Rchb. fil. Taf. 581. Piteairnia imbricata Hort. Taf. 579. Pittosporum Enderi Rgl. Taf. 587. Raphanus caudatus L. Taf. 594. Rhododendron calophyllum Nutt. ß. longi- folium Taf. 577. — (Azalea) rhombicum Mig. Taf, 586. Rubus crataegifolius Bge. Taf. 591. Ruckia Ellemeti Rgl. Taf. 571. 25 386 Siphocampylos fimbriatus Rgl. Taf. 600. Sternbergia Fischeriana Rupr. Taf. 576. Styrax japonicum Sieb. et Zucc. Taf. 583. Tacca pinnatifida Forst. Taf. 582. Trillium grandiflorum L. Taf. 575 Fig. 1. Register. Tydaea Lindeniana Rgl. Taf. 589. Viburnum orientale Pall. Taf. 567. Yucca obliqua Haw. Taf. 580. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abies Jezo@nsis Hort. 277. 375. Abutilon Thompsoni 167. Acanthus latifolius 342. Acer Frideriei Guillielmi 118. 119. — ornatum 118. 119. — palmatum sanguineum Sieb. cat. 83. — sanguineum 118. 119. Achillea filipendulina 342. — umbellata 242. Aconitum autumnale 342. — japonicum 342. Acrocomia sclerocarpa Mart. 341. Acrostichum palmatum 170. Adiantum concinnum latum 375. Aechmea glomerata Hook. 84. Aegopodium Podagraria fol. var. 241. Aerides Huttoni Hort. 150. Aethalium septicum Lk. 20. Alocasia Jenningsii 166. 375. — intermedia 166. 375. Alsine media 287. - Amarante m&lancolique & feuilles tres rou- ges 342. Amarantus bicolor rouge 342. — tricolor 343. Amherstia nobilis 29. Ampelopsis dissecta 343. — humulifolia Bge. 151. Ampelopsis Veitchii 375. Amygdalopsis Lindleyi 343. Amygdalus persica fl. pl. 229. Ananassa Porteana 169. Ancylogyne longiflora 375. Anemone du Japon & fleur blanche Hono- rine Jobert 343. Anopterus glandulosus Labill. 75. Anthurium regale 172. Aphelandra Veitchii 167. Arabis alpina fol, var. 241. Aralia Ghiesbreghtii 382, — Osyana 167. — papyrifera Hook. 86. — Sieboldi 36. — Veitchii 119. Aristolochia Goldieana Hook. 84. — insignis 169. — ringens Vahl. 306. Artemisia Stelleriana 242, Arundo conspicua 245. — Donax fol. var. 239. Asclepias tuberosa 343. Asplenium ebenoides A. Gray. 28. Astilbe rivularis G. Don. 88. — rubra Hook. et Thoms. 89. Aubrietia Campbelli 343. — deltoidea fo). var. 241. — graeca 343. — purpurea Hort. 343. Azalea indica var. monstrosa 169. — rhombica 225. Bambusa Fortunei fol. var. 239. — viridi-glaucescens 245. Barbarea vulgaris fol. aureis var. 241. Begonia boliviensis 375. — Clarkei Hook. 85. — coceinea Hook. var. Comte Alfred de Limering 194. — faleifolia Hook. fil. 307. — glandulifera Grisb. 305. — Pearcii Hook. 7. — rosaeflora Hook. 150. Register. Begonia Sutherlandi J. D. Hook, 215. — Veitchii 375. Bellis aucubaefolia 98. — perennis L. var. aucubaefolia 98. Berberis 230. Beschorneria multiflora Hort. 119. — yuccoides Hort. 119. Bignonia ornata Linden. 22. — picta 168. Bocconia cordata 343. Böhmeria candicans 190. — utilis 190. Boussingaultia baselloides 245. Bromelia L. 67. — Karatas L. 67. Bromus Schraderi 190. Broussonetia papyrifera urticaefolia 119. Bryophyllum pinnatum Salisb. 201. Caladium Chelsoni 375. Calancho& pinnata Pers. 201. Calceolaria pisacomensis Meyen. 150. 341. Callirho& involucrata 343. — verticillata 343. Calodracon terminalis Planch. var. Moorei 186. Calycanthus floridus 230. Camellia Carlotta Peloso 83. — euryoides 189. — Madame Verschaffelt 341. — ° Matteo Malfino 186. . — Vittorio Emmanuele Il. 186. Campanula Loreyi 343. — Medium flore roseo 189. — pentagonia 343. Campylobotrys argyroneuraLinden cat. 116. — discolor 115. — pyrophylla Hort. 116. — regalis Linden cat. 116. Canna Bihorelli 344. — nigricans 344. Caragana frutescens 231. Cassia corymbosa 236. — laevigata 236. Cattleya amethystoglossa Lind. et Rchb. 186. 214. — crispa Lindl. 97. — Dowiana Batem. 83. Celosie panach& cramoisie 344. Cerastium Biebersteinii 242. Cerastinm tomentosum 242. Chamaeranthemum igneum Rgl. 353. Chrysanthemum tricolor fl. pl, 344. Chrysocephalum apiculatum 344. Cinchona Veitchii 167, Cibotium princeps Linden 10. — regale h. Versch. 341. Cissus argentea Linden. 23. Clematis hybrida Aurelia 119. — John Gould Veitch 119, 375. Clerodendron Thomsonae 118. Clianthus Dampieri 246. 341. Coburgia trichroma Herb. 214. Cochliostema Jacobianum Linden 170. 277, 307. — odoratissimum Lem. 258. Cocos nueifera 171. Codiaeum variegatum Müll. var. maximum 186. Coelogyne humilis Lindl. 85. Cola acuminata Br. 306. Schott. 137. Coleus Batemani 376. — Bausei 376. — Berkeleyi 376. — Ruckeri 376. — Saundersii 376, — sScotti 376. Collinsia corymbosa 33. Colutea novae Hollandiae Woodw. 341. Commelyna prostrata Humb. Bonpl. Knth. 289. Copernicia cerifera Mart. 284, Cordyline grandifolia 168. — Guilfoylei 168. Cornus mas 231. Coronilla Billiardii 119. Cotonilla Emerus 231. lutescens 119. Cotyledon velutina J. D. Hook. 214. Crataegus Oxyacantha 229. L. var. floribus coccineis plenis 156. — pyracantha 229. Crocus Scharojani Rupr. 134. Crotalaria arborescens Link 277. Croton aucubaefolium 167. — Aillü 167. — interruptum 167. 375. — irregulare 167. 375. 25 * . 388 Croton tricolor 167. Cryptanthus Otto et Dietr. 69. Cupressus Hartwigii monsirosa 119. Cussonia tlıyrsiflora Thbrg. 36. Cyathea princeps E. Mayer. 10. 125. Cydonia japonica 229. Cymbidium Huttoni Hook. 85. — pendulum Sw. ß. atropurpureum 308. Cynara Scolymus L. 280. Cypripedium concolor Bal. 246. Cyrtodeira chontalensis Seem. 340. Cytisus nigricans 231. Damnacanthus major S. et Z. 55. Daphne speciosissima 119. Dasylirion glaucophyllum Hook. 382. Davallia parvula 375. Dendrobium cumulatum Lindl. 307. — Farmeri Paxt. var. album 321. Desmanthus natans W. 102. — plenus W. 102. Deutzia crenata fl. pl. 230. — Fortunei 230. — gracilis 230. — scabra 230. Dianthus dentosus hybridus Vil. 120. — Heddewigii diadematus fl. pl. 362. — hybridus Hort. var. Marie Par& 290. — superbus pumilus 120. Dicentranthera macrophylla T. Anders. 306. — spectabilis 168. Dichorisandra albo-marginata Lind. 34. — mosaica Linden 23. 169. 290. — undata Linden 23. Dieffenbachia decora 168. — mirabilis 168. —» Pearcei 166° — princeps 169. — Weirii Berkl. 30. 166. Dioscorea egregia 169. — nobilis 169. Disa grandiflora 288. Dracaena Chelsoni 166. — Denisoni 167. — Gibsoni 166. — lentiginosa 168. — Iutescens variegata 168. — Moorei h. Veitch. 166. 186. — nigro-rubra 166. — regia 167, Register. ’ Dracaena regina 375, Drosera dichotoma Sın. 195. — pedata Pers. 195. Echites rubro-venosa Linden. 23. Encephalartos gracilis 169. Epidendrum amethystoglossum 186. — atropurpureum Willd. 8. roseum: 340. Epimedium alpinum L. var. rubrum Hook. 84. — rubrum Morr. 84. Eranthemum aspersum Hook. 308. — igneum Linden. 23. 353. E:ysimum Barbarea 241. Erythronium giganteum Lindl. 309. Eucalyptus amygdalina 287. — Colossus 287. Eupatorium riparium 12. Euphorbia fulgens Karw. 201. — jacquiniaeflora Hort. 201. — Lathyris 24. Evonymus radicans 232. Fatsia japonica Desne. et Pl. 36. Ficus auriculata 170. — Baraquini 169. — dealbata 119. — elastica 9. Foeniculum dulce 19. Framboisier Gain de Fontenay 118. Fritillaria Thompsoniana 342. Funkia coerulea v. ovata fol. albo-margina- tis. 240. Galanthus latifolius Rupr. 130. — nivalis L. 131. 143. L. y, caspius Rupr. 132. L. 8, major Redoute 131. L. 3, plicatus 143. L. y, Redoutei 143. — — L. a, typius 143. — plicatus MB. 143. Gesneria einnabarina ignea 118. Gladiolus byzantinus Mill. 245. Gloxinia tydaeoides Hanst. 203. 257. Varietäten 118. Gonatanthus sarmentosus Lk. Kl. Otto 227. Grosseillier Billiard 118. Gunnera manicata Linden. 23. Gymnostachium Peareii 168. Register. 389 Gynerium-Varietäten 245. Halimodendron 231. Hechtia Ellemeti hort. rh-traj. 65. — piteairniaefolia 342. Hemerocallis japonica coerulea 240. Hibiscus marmoratus C. Lem. 307. — syriacus 309. Higginsia discolor Hook. 115. — dGhiesbreghtii Hook. 116. — Ortgiesii v. Houtt. 116. — pyrophylla Hort. 116. — refulgens Hook. 115. Hook. &, argyroneura 116. Hook. y, Ortgiesii 116. Hook. 8, pyrophylla 116. Hook. d, Roezlii 115. Hook. {, smaragdina 116. Hook. «, typica 116. — regalis Linden 116. — Roezlii v. Houtt. 116. Hippeastrum pardinum Hook. 167. Hoplophytum angustum Beer. 84. Hoteja japonica Morr, et Desn. 88. Hypericum patulum Thbrg. 305. Hypoxis elata J. D. Hook. 215. Jasminum fruticans 231. Ipomoea grandiflora fol. marmoratis 277, — hederacea fol. marmoratis 277. Ipsea speciosa Lindl. 307. Iresine Lindeni 171. Iris stylosa 344. Kerria japonica 229. Keteleeria Fortunei 277. Laelia majalis Lindl. 83. Lapageria rosea Ruiz et Pav. 146. Lasiandra macrantha 171. Lemna minor 94. — polyrhiza 94. — trisulca 94. Leucojum aestivum 132. — 'vernum D4L133: Ligustrum 230. — japonicum aureo-album 119. Lilium auratum rubrum 118. — Jlaneifolium Hort, 354. Lilium Leichtlinii D. Hook, 85. 340. — Maximowicezii Rgl. 322. — pseudotigrinum 118. -- speciosum Thbrg. var. Zuce. 354. — Thompsonianum 342. Linaria Cymbalaria 189. Linum trigynum Roxb. 120, Liquidambar Altingiana Blume 104. Lomaria eiliata 167. Lonicera brachypoda 232. — fragrantissima 344. — Maximowiezii Rupr. 322. — odoratissima 344. — Standishii Hook. 308. 344. Lycaste Barringtoniae Lind], var. grandiflora 307. Kaempferi Maranta amabilis 168. — Baraquini Ch. Lem. 341. — illastris Linden. 24. — Legrelliana Linden. 23. — virginalis 170. — Wallisii Linden. 23. Melanoselinum decipiens Hoffm. 84. Mentha piperita fol. var. 240. Miltonia candida L. var. luteola 117. Monopanax Ghiesbreghtii 382. Moraea fimbriata 118. Naegelia cinnabarina ignea 118. Nepenthes hybrida maculata 244. Neptunia oleracea Lour. 102. — plena Benth. 102. Neumannia imbricata Brogn. 135. — ochroleuca C. Koch et Bouche 135. Nidularium Lem. 68. Nierembergia trutescens 344. Niphaea gracilis Rgl. 203. Nyctocalos Thomsoni Hook. 150. Odontoglossum Alexandrae Batem, var. gut- tatum. 306. — — .Batem. var. Trianae J. D. Hook. 215. Oneidium 308. Ophelia alata Griseb. 214. — angustifolia Don. 214. — paniculata Don. 214. cucullatum d. nubigenum Lindl. 390 Register. Ophrys insectifera L. var. aranifera 308. Poire Souvenir du Congres 117. Oporanthus Fischerianus Herb. 100. Polemonium coeruleum fl. albo foliis varie- — luteus Fischerianus Herb. 100. gatis 237. Opuntia Rafinesqueana 81. Pomme azerolle 117. Oreopanax capitatum Desne. 36. — — anise 117. Ortgiesia Rgl. 69. — Dieu 117. — gros api 117. Panax aculeatum Ait. 36, — Reinette d’Angleterre 278. — arborea 344. — — grise de Saintonge 117. Pandanus Veitchii 167. — rose de Benauge 117. Panicum variegatum 119. Populus augulata tortuosa 119. Paratropia Teyssmanniana de Vriese 36. — Lindleyana Booth. 119. — venulosa Wght. et Arn. 36. — salicifolia 119. Passiflora edulis Sim. 246. — Simonii 119. — trifaseciata Ch. Lem. 168. 341. — tormentosa 120. Pöcher nain Daguin 119. — virginiana 24. Pelargonium hybridum Souvenir de Wilhel- | Pothos Baraquini 171. ma 83. Primula cortusoides alba 120. — Mademoiselle Nillson 277. — — amoena 120. — zonale L. var. A. Satory 1. — — grandiflora 120. — — L. var. Freund Ruck 1. — -— lilacina 120. Phalaenopsis Schilleriana Rchb. fil. 161. — sinensis Lucien Simon 118. Phalaris arundinacea fol. var. 238. Prune Rademaekers 83. Philadelphus coronarius 231. Prunus Cerasus fl. pl. 229. — floribundus 231. — chinensis fl. pl. 229. — Gordonianus 231. Pseudotsuga Lindleyana 277. — grandiflorus 231. Psychotria leucantha 29. Philodendron Lindenianum Wallis 23. — leucocephala Brong, 29. Phlomostachys imbricata Beer. 135. — nivosa Berk. 29. Phlox Drummondii var. 342. Phrynium Baraquini 169. Quercus Mirbeckii Dur. 282. Phyllanthus variegatus 168. — Robur L. var. Concordia 186. Pilocarpus pinnatifidus 344. — striata 169. Pinus australis 344. Quisqualis pubescens 277. Pironneava glomerata Gaud. 84. Pitcairnia bracteata Dryand. var. commutata | Raisin vert de Madere 117. Rgl. 8. Raphanus caudatus L. 291. — commutata Rgl. 8. Raphistemma ceiliatum Hook. 307. — imbricata Hort. 135. Retinispora breviramea Maxim, 167. Pittosporum Enderi Rgl. 226. -- filicoides 167. 375. Pleione humilis Don. 85. Rhododendron calophyllum Nutt. $. longifo- Poa trivialis fol. variegatis 238. 345. lium 129. Pogonia discolor Bl. 144. — dilatatum Migq. 225. Poinsettia pulcherrima Grah. 200. — ornatissimum Versch. 83. Poire belle de la croise Morel 278. — praecox 342. — beurr& Caune 117. — rhombicum Mig. 225. — Comte Lelieur 278. — Rovellii 342. — doyenne Madame Cuissard 117. — Sieboldi Mig. 169. — Duchesse de Bordeaux 278. Ribes aureum 231. — Madame Hutin 278. — Beatoni 231. Register. Ribes Gordonianum 231. Rondeletia anomala 202. Burdiei Hook. 84. Rosa Adrien Bayvet 22. — DBaronne de Beauverger 22. de Lassus Saint-Genies 22. Mademoiselle Elise Chabrier 22. — Reine des Belges 22. — .Vicomtesse de Verins 22. Rubus crataegifolius Bge. 259. Ruckia Rgl. 69. — Ellemeti Rgl. 65. Rudgea macrophylla Benth. 29. — nivosa Berk. 29. — Saccolabium Blumei Lindl. var. majus 341. Huttoni Hook. 150. Salvia argentea 243. — officinalis tricolor 239. Sambucus canadensis 245. Samyda nobilis 170, Sanchezia glaucophylla 169, nobilis J. D. Hook. 83. 168. Satureja diffusa Boiss. 245. Saurauja gigantea DC. 202. spectabilis Hook. 202. Selaginella Poulteri 375. Sesleria coerulea Ard. 189. Silene picta 345. — reticulata 345. Siphocampylos fimbriatus Rgl. 355. fulgens v. Houtte 355. — Humboldtianus 170. Solanum acanthocarpum 244. — anthropophagorum 244. — reclinatum 244. Spiraea barbata Wall 88. — Humboldtii Hort. 88. — japonica Hort. 88. — prunifolia fl. pl. 230. Stanhopea eburnea Lindl. var. spectabilis 185. Stapelia Plantii h. Grahamstown. 305. Sterculia acuminata Beauv. 137. Sternbergia Fischeriana Rupr. 100. Stoeboea sphaerocephala DC. 309. Strophanthus capensis A. DC. 309. Styrax japonicum Sieb. et Zucc. 193. Syringa vulgaris 287. Tacca pinnatifida Forst. 162. Tapina variegata Linden. 24. Tetrapanax papyrifera C. Koch. 36. Thapsia decipiens Hook. 84. Theophrasta macrophylla Humb. 24, — regalis Linden. 24. Thunia Bensoniae Dalt. Hook. 305. Tillandsia angusta Arrab. 84. — argentea 169. Tradescantia odoratissima h. Veitch. 258. — regia 169. Trichocentrum albo-purpureum Rchb,. 214. Trillium grandiflorum L. 98. Tussilago Farfara fol. variegatis 237. Tydaea Lindeniana Rgl. 203. 257. — Vesuvius 278. Vanda Lowii 278. Vernonia Calvoana Hook. 306. Viburnum orientale Pall. 8. Victoria regia 382. Vinca major fol. var. 242. — minor fol. var. 241. Viola altaica? 234. — calcarata 234. — cornuta 254. pura 234. heterophylla Thbrg. var. humulifolia 150. planicaulis J. D. Hook. 214. Vriesea Glazouiana Lem. 168. Weigelia amabilis 230. — arborea grandiflora 245. Wellingtonia 237. Wigandia Vigierii 248. Xylosteum Maximowiezii Rupr. 322. Yucca gloriosa Redoute 161. — obliqua Haw. 161. Zamia Gellinckii 168. Zomicarpa pythonia Schott. 30. Zygopetalum Gautieri Lem. 186. = 392 3) Sacehregister. Absterben von Cyathea princeps 125. Aepfel auf Erlen 92. Agave, systematische Uebersicht der Gat- tung 346. Akademie, landwirthschaftliche, für Frauen 217. Allgemeines über Pflanzencultur 45. Amarylliscultur 196. Anbau der Euphorbia Lathyris 24. Populus virginiana 24. Anzucht der Rosen 183. Araliaceen zum Auspflanzen in’s freie Land 36. Artischocke 280. Ausdauer der Fruchtbäume 127. Ausstellung in Erfurt 247. zu Gent 166. in Görz 160. Verona 160. — , internationale, in Gent 64. London 254. St. Petersburg 62. 127. 253. in Russland. 351. Australien, Baumwuchs 151. Bandgras 238. Barbenkraut, goldbuntes 241. Baumschulen von Boskoop in Holland 108. Baumwoll-Abiälle 288. Baumwuchs in Australien 151. Bausachen 43. Beeren, giftige 24. Begiessen, bei dem- selben mit sogemanntem harten Was- ser 233. Beitrag zur Geschichte der Berliner Gärtne- rei 355. Bemerkungen über die Higginsia-Arten der Gärten 115. Bericht über die Verhandlungen der Schle- sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 86. Berichtigung zu Pitcairnia commutata Rgl. 8. Berliner Culturen 196. — Gärten 296. Vorsichtsmassregeln Register. ‘ Berliner Gärtnerei, ein Beitrag zur Geschichte derselben 355. Bleichfenchel 190. —, der italienische 19. Blumen, Oeffnen und Schliessen derselben all. Blumenausstellung in Amsterdam 31. — — Wien 254. Blumenhandel und Blumenzucht in Paris 312 Blumenzwiebeln, Cultur derselben 302. Blüthensträucher, Cultur verschiedener, in Pyramidenform 227. 309. Botanische Mittheilungen der Akademie der Wissenschaften in Wien 31. Botanischer Garten in Bern 30. Kew bei London 31. 358. in Rom 187. Bücher, neue französische, über Gartenbau 248. Camellien, die besten und empfehlenswer- thesten 263. Carnauba-Palme 284. China-Gras 190. Coniferen des {reien Landes, Winterbedeck- ung derselben 148. Cultur der Amary:lis 196. Amherstia nobilis 29. Artischocke 280. Azalea indica 300. Begonien 268. Blumenzwiebeln 302. des Bryophyllum pinnatum Salsb. (Calancho& pinnata Pers.) 201. — der Centradenia-Arten 266. Coleus-Arten 267. — des Eranthemum nervosum 267. sanguinolentum 268. der Erdorchideen 179. Euphorbia fulgens Karw. (E. jac- quiniaeflora Hort.) 201. Farne 244. — im freien Lande von Cassia laevigata und corymbosa 236. des Heterocentrum roseum und sub- triplinervium 266. Register. 393 Cultur der ITlex und Farne 233. Fruchtbäume, Ausdauer derselben in Russ- — — Lapageria rosea Ruiz et Pavon land 127. 146. Früchte, Erziehung derselben mittelst Sa- — des Liquidambar Altingiana Blume men 28. 104. Frühjahr 1868, Eigenthümlichkeiten der Ve- — — Meerrettigs zum Hausbedarf 243. getation 247. — — Monochaetum ensiferum 266. Frühling, ein zweiter, nach Trockenheit — der Neptunia- (Desmanthus -) Arten 80. 102. Fusswege, Benutzung der Torfasche bei Her- — -— Opuntia im freien Lande 81. stellung eleganter 81. — des Otacanthus caeruleus 268. — der Pogenia discolor Bl. 144. Garten zu Bihrich 320. Poinsettia pulcherrima Grah. 200. Pomeranzen in Italien 314. Pyenostachys urticaefolia 267. Rondeletia anomala 202. Rosen im Freien 76. Saurauja gigantea DC. und spec- tabilis Hook. 202 und Vermehrung der Drosera pedata Pers. (Dr. dichotoma Sm.) 195. und Verwendung einiger buntblätte- riger Stauden 236. verschiedener Blüthensträucher in Py- ramidenform 297. Culturen, Berliner 196. Dampfheizung für Gewächshäuser 159. Denkmal, Leben und Wirken Christian Rei- chart’s in Erfurt. 37, von Hübsch 64. Diadem-Nelke 362. Dimorphismus 315. Eisenvitriol 187. Entlaubungsversuche an der Weymouthskie- fer 376. Entwickelung der Wasserlinsen 94. Erdbeeren 71. Erdorchideen, Cultur derselben 179. Vorkommen derselben bei Adelaide 126. Erscheinungen, die periodischen, des Pflan- zenlebens bei St. Petersburg im Som- mer 1867. 15. Farne, Cultur derselben 244. Feldunkräuter Italiens 89. Feuerdorn 229. Flora von West-Australien 63. von Hugh Low und Comp. zu Clap- ton, London N. E. 338. von James Veitch und Söhnen in Chel- sea, S. W. London 336. reservirter 1867, in Paris 285. von William Bull in Chelsea, London S. W. 339. Gärten, Berliner 296. in Gent 260. Londons 333. Triest’s 91. Gartenbau-Gesellschaft in Wien 278. Gartenbauverein Triest's 246. Gartenbauschule, die bessarabische, zu Ki- schinew 283. Gartenflüchtlinge 187. Gärtnerverein in Berlin 382. Gehölze, Vermehrung derselben durch kraut- artige Stecklinge. 107. Gehölzstecklinge, liegende 107. Geitner’sche Gärtnerei in Planitz 224. Gemüse Nordamerika’s 188. —, zwei neue von F. Enkel 320. Gemüsebau in St. Petersburg 364. Geologische Studien 283. Georginen-Sammlung von J. Sieckmann in Köstritz 126. Giftige Beeren 24. Gorra-Nuss 806. Gourunussbaum 137. Grundbestandtheile aller Obstbäume 313. Grundwasser Münchens 157. Handelsgärten in Frankreich 379. Hängföhre 153. Herbar Pittoni’s 309. Herlitze 231. Hölzer, schwere feste 90. 394 Horticultur, Unterricht in derselben in Frank- reich 311. Huflattig, buntblätteriger 237. Hüttenrauch 246. Java, Landwirthschaftliche Produktion da- selbst 157. Immergrün, buntblätteriges 241. Insekten, Mittel gegen dieselben 25. Kohl von Bramitzi 138. Slawianka 139. Kohlsorten, russische, deren Aufbewahrung, sowie Erzielung von Samen 138. Kopfkohl von Kolomna 140, Korneliuskirsche 231. Korra-Nuss 306. Krautstaude, eine riesige 152. Ladogakohl 139. Landwirthschaftliche Akademie für Frauen 2,17. — Gesellschaft in Peterwardein 160. — Produktion Java’s 157. Landwirthschaftliches Museum zu Berlin 198. Lichtfarben, Vertheilusg derselben auf die Lebensvorgänge der Pflanzen 376. Linden’s Etablissement zur Einführung neuer Pflanzen in Brüssel 203. Lindley Library 254. Lohpilz 20. Maiblumenstrauch 230. Maulbeerbaum, Seide aus demselben 92. Meerrettig, Cultur desselben zum Hausbe- darf 243. Melonenzucht 157. Miscellaneen aus der Revue horticole 189. Mistdüngung bei Spargelbeeten 217. Mittel gegen Insekten 25. Mittheilungen über Erfolge des kurzen Wur- zelschnittes beim Verpflanzen 41. Museum, landwirthschaftliches, zu Berlin 198. Nachrichten aus St. Petersburg 382. dem Süden 269. Tiflis 93. 383. Nelke, Diadem- 362. Register. Nizza 316. Obstbäume, Grundbestandtheile aller 313. — , Zucht derselben in Töpfen 215. Obsteultur in Frankreich 285. Oeffnen und Schliessen der Blumen 311. Opuntia-Cultur im freien Lande 81. Orthographie der botanischen geographi- schen Artennamen 78. Pfeffermünze, buntblätterige 240. Pfirsich, Persischer October- 194, —, später Herbst- 195. Pflanzen, Vermehrung einiger 105. Pflanzeneultur 45. Pflanzenhandel 309. Pflanzenleben bei St. Petersburg im Sommer 1867. 15. Physiologische Bedingungen der Bildung von Nebenwurzeln bei Stecklingen der Bruchweide 31. Pilz am Kümmel 56. Pomeranzen, Cultur derselben in Italien 314. ; Preisausschreibung 319. Programm der internationalen Ausstellung in St. Petersburg 86. 381. Proteinkrystalle in den Haaren der Kartof- fel 376. Protokoll der botanischen Section bei der russischen Naturforscherversammlung 93. 221. Pyramidenform, Cultur verschiedener Blü- thensträucher in derselben 227, 309. Quitte, japanische 229. Ranunkelstrauch 229. Reise von Petersburg nach Belgien und Eng- land 164. Reiseerinnerungen aus Pariser Gärten 48. 204. Reservirter Garten 1867 in Paris 285. Revaler Kohl 140. Rispengras, gestreiftes 238. Rosen, Anzucht derselben 183. —, und deren Cultur im Freien 76. —, neue 22. —, Veredlung derselben auf Wurzeln 75. Register, Rosen zweimal im Jahre in Blüthe 315. -Ausstellung zu Brie-Comte- Robert 244. Rosmarin und seine Verwendung in Dalma- tien 31. Rost unserer Culturpflanzen 57, Salbey, dreifarbigbunte 239. Sämereien, Versuche um dieselben schneller zum Keimen zu bringen 13. Schmarotzer auf Orchideenblättern 30. Schrift auf Pflanzen -Etiquetten herzustellen 189. Schwefeln, Wirkung desselben 287. Schwere feste Hölzer 90. Seide aus dem Maulbeerbaume 92. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg 59. 61. 218. 220. Spargelbeete, Mistdüngung derselben 217. Sperrkraut, buntblätteriges 237. Stachelbeer-Raupe 378. Stockrodung, die billigste Art 120. Tabakbau 190. Tafeltrauben, Eigenschaften guter 286. Temperatur in Adelaide 126. Thier oder Pflanze 381. Torfasche als Deckmaterial bei Herstellung eleganter Fusswege 81. Triester Gartenbauverein 246. Unterricht in der Horticultur in Frankreich 311. Vegetation, Eigenthümlichkeiten derselben im Frühjahr 1868. 247. Vegetationskarten 218. Veredlung der Rosen auf Wurzeln 75. — von Wildlingen 125. Verein der Gartenfreunde 355. Vermehrung der Gehölze durch krautartige Stecklinge 107. 5 von Ficus elastica 9. einiger Pflanzen 105. — der Pflanzen durch Wurzelstecklinge 292. Versammlung deutscher Land- und Forst- wirthe in Wien 93. 39% Versammlung der Russischen Naturforscher in St. Petersburg 96. Versuche, um Sämereien schneller zum Kei- men zu bringen 13. Verwendung von Evonymus radicans und Lonicera brachypoda als Einfassung 232. Wachspalme 284. Waldungen Algiers 282. Warmhauspflanzen, im Winter dankbar blü- hende 200. 266. Wasserlinsen, Entwickelung derselben 94. Weichselrohre 152. Weintrauben frisch zu erhalten 218. lange aufzubewahren 56. Weizenmücke 57. Werth und Benutzung von Eupatorium ri- parium 12. —, Verwendung von Viola pura (al- taica?), cornuta und calcarata 234. Weymouthskiefer, Entlaubungsversuche an derselben 376. Wildlinge, Veredlung derselben 125. — zur Veredlung von Obstbäumen 136. Winter 18°°/,; in Frankreich 313. St. Petersburg 126. Winterbedeckung der Coniferen des freien Landes 148. Wirkung des Lichtes auf das Keimen von Farnsporen 95. welche die Schwerkraft auf das Plas- modium der Myxomyceten ausübt 93. Witterung in St. Petersburg 254. Wurzelschnitt, kurzer, beim Verpflanzen 41. d) Yucca, grosse Exemplare 189. Zeeneiche 282. Ziergärtnerei mit Berücksichtigung der Cul- tur in Gewächshäusern und Zimmern 323. Zuckerkohl 140. Zuckermelonen 92, Zweige der Bäume, Senken und Hängen derselben bei niedriger Temperatur. 94. Zwiebelgewächse, Kaukasische 99. 396 Register. 4) Literaturberichte. Alphan, A. Les Promenades de Paris Bois de Boulogne et de Vincennes, Parcs, Squares, Boulevards 248. Ammann, August. Die Pflanzenkrankheiten 58. Andre. Les plantes & feuillage ornamental 253. Anleitung zum Planzeichnen nach der Len- n@’schen Methode 121. Bericht über die Thätigkeit der bayerischen Gartenbau - Gesellschaft 156. Bulletin de la Societ& Imp. des Naturalistes de Moscou 191. 381. in München Comte de. arbres 252. Catalog der Handelsgärtnerei von Castag- nola und Casabona 25. Laurentius’schen Gärtnerei in Leip- zig 153. Cohn, Ferd. Bericht über die Thätigkeit der Botanischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1866. 346. Cars, L’Elagage des Fischer, A. von Waldheim. Biologie und Entwickelungsgeschichte der Rost- und Brandpilze 57. —, L. Der Botanische Garten in Bern 30. Gartenfreund, der 256. Glässner, der Obstbau in Kurhessen 58. Göbel, E. Beitrag zur Kenntniss der Sper- matozoiden 345. Goeppert, Bericht über den gegenwärtigen Zustand des botanischen Gartens in Breslau 318. Hardy, J. A. Der Obstbaumschnitt. beitet von H. Jäger 26. Bear- Jacobi, systematische Uebersicht der Gattung Agave 346. Jamin et Durand, Catalogue raisonne des arbres fruitiers 27. Journal der Royal Horticultural Society in London 28, 30. Kirwan, C. de. Les Coniferes indigenes et exotiques 251. Klatt, Dr. F. W. Cryptogamentlora Ham- burgs 191. Körnicke, Fr. Naiurhistorische Mittheilun- gen 57. Labau, F. C. Gartenflora Norddeutschlands 191. Les plantes & Feuillage colore 250. Linden’s, J. Reise in Columbien in den Jahren 1840—1844. 123. Lucas, E. Die Lehre vom Baumschnitt 27. Taschenbuch für Pomologen, Gärt- ner und Gartenfreunde 27. Verhandlungen der Allgemeinen Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Weinzüchter in Reutlingen 33 a Maurer, H. Die Cultur der Fruchtsträucher nach A. S. Fuller 317. Petit-Lafitte, Aug. delais 253. - Pomper, Dr. Hermann. Wie kann eine in- nigere Beziehung zwischen Botanik und Gärtnerei herbeigeführt werden? La Vigne dans le Bor- 59. Pritzel, G. Iconum Botanicarum locupletis- simus 28 Radde, Dr. G. Berichte über die biologisch- geographischen Untersuchungen in den Caucasusländern 156. | Riviere et Andre, Les Fougeres 251. Robert, Dr. Eugene. Les Destructeurs des arbres d’alignement 252. Seubert, M. Die Pflanzenkunde in populä- rer Darstellung 26. Schmidt, Fr. Reisen im Amurlande und auf der Insel Sachalin 316. Register. 397 Schulzer, Stefan, von Müggenburg, August | Wartmann, Bericht über die Thätigkeit der Kanitz und Joseph a Knapp, die bis- St. Gallischen naturwissenschaftlichen her bekannten Pflanzen Slavoniens 27. Gesellschaft 345. Suringar, M. W. F. R. le Sarcine de lesto- mac 27. 5) Personalmotizen. Auerbach, J. 93. Otto, Eduard 93. Auerbach, Professor 31. Reichart, Christian 37. Burdin 319. Satori, J. A. 192. Cesati,' Vinc. Freiherr v. 160. Schenk, Dr. 93. Gasparrini 160. Schimper, Dr. Carl Friedrich 63. Gaugler 31. Schmidt, J. C. 125. Grashoff, M. 95. Schnizlein, Prof. Dr. A. 351. Güldenstedt 31. Schultz-Bipontinus, Dr. Carl Heinrich 63. Held, Friedrich 351. Severin, August 320. Hübsch 64. Siessmeyer, Fr. 351. Karsten, Professor 382. Sorauer, Dr. Paul 319. Mayer, C. 351. Wimmer, Christian Friedrich Heinrich 350. Metz, Ernst 320. "assitoufeee „60 Prsuhit . 00 % ren .Nb uerlsruk Mia dniosl ; ® a 104201041 Ki ) 1 ! Er Ri nos | NR } » w ne Fr 3 1.0 | FOR i Su Hr Hrananıı DON isn: wa Ye roh R ur Rei dstahopt | Me a Hagmidad | | ‚ser 0... Abigaloe! & N % 2 P ee WE LIE nal > , ‚IGE .K nd ord ‚aisistndse | en 2 dsttasll Id U ‚ennttnogid-windes -. ‚OeR Jay A ‚abısv 9851 Eos Ela . = % ’ ” ; . LE 16. N, 191 rarmeasid, \ - A wi z EDEN ' N BIB Ins SG JE K10N ;) N ‚VAR dena nohbshn nalen Be RT cr Aaras ö RR? 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