Ex Libris Quos INSTITUTIONI SMITHSONIANAL Anno MCMV Donavit Bohn Inh bnihh Accesio N. N En LEATHER DRESSIND = Tave ’? 7 = Fr N PR 2 eat, FEN am KO) N eh h BR KR DEPR: N A TENFLORA. @ A Allgemeine Monatsfdhrift für - deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler \ Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Kais. Russ. wirklichem Staatsrathe, Ober-Botaniker des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St, Petersburg, Ehrenmitgliede, Mitgliede, Correspondirendem Mit- gliede vieler Gelehrten- und Gartenbaugesellschaften, Inhaber mehrerer hoher Orden. Correspondirendem Mitgliede der k. bayr. Akademie der Wissenschaften, Mitgliede der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina - Carolina. Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, E. Petzold, Hofgarteninspector in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Garten- u. Parkdirektor in Muskau. A. Senoner, C. Salomon, - E. Mayer in Wien, Botanischer Gärtner in Würzburg. Garten-Inspetf9h ın Cart Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, {@ nV 251929 =) Obergärtner am Bot. Garten in Zürich, N Wi) RB Mitherausgeber für Russland; & AL c oL Lee Dr. F. von Herder, E. Ender, Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen Botanischen Garten zu St. Petershurg. Garten zu St. Petersburg. Dreiundzwanzigster Jahrgang. Stuttgart, 1874. Neelae von Bordunand Enke, Seinem verehrten Freunde Herrn Professor und Academiker Dr. 0. Nägeli widmet in innigster Freundschaft und Verehrung diesen 23. Jahrgang der Gartenflora der Herausgeber. RB, mögen 35 Jahre sein, als ich durch Sie die ersten zierlichen ge- trockneten Pflänzchen der Schweizer Alpen erhielt, 83 Jahre sind es, seit- dem ich in Berlin Ihre persönliche Bekanntschaft machte und 32 Jahre sind es, als ich Sie in der Schweiz aufsuchte, worauf wir bald darauf ein Jahr lang unter dem gleichen Dache wohnten. Damals war es, als Sie die für die Geschichte der Wissenschaft ewig denkwürdige Entdeckung der An- theridien an den keimenden Farnkräutern machten, woran sich dann die Entdeckung und klare Darlegung der Entwickelungsgeschichte der Crypto- gamen durch Sie und andere Forscher, Schritt für Schritt anreihete. Der Klarheit und Schärfe Ihrer Anschauungsweise und Auffassung, verdanke ich speciell sehr viel und keine Unterredung mit Ihnen über wis- senschaftliche Gegenstände, ist für mich ohne Nutzen geblieben. Sie kamen aus dem milden Süden zu mir nach dem fernen Norden und ich habe Sie wiederholt erst in Freiburg und dann in München aufgesucht. So geehrter Freund, sind wir in einer steten innigen Verbindung ge- blieben, wenn auch weite Entfernung uns trennte und noch in den letzten Jahren sind wir, rüstigen Jünglingen gleich, in den Alpen gemeinschaftlich umhergestiegen und haben die gemachte Ausbeute heimgetragen. Sie, geehrter Freund, haben mich der gelehrten Körperschaft, deren Kreis Ihr Name schon lange als ein in den weitesten Kreisen berühmtes Mitglied ziert, als correspondirendes Mitglied vorgestellt und so wollen Sie mir nun erlauben, Ihnen in dankbarer Verehrung und inniger Freundschaft _ diesen 23. Jahrgang der Gartenflora, als ein Zeichen des steten Andenkens und fortdauernder Hochachtung und Liebe zu widmen. St. Petersburg im December 1874, E. Regel, Seinem verehrten Freunde widmet in dankbarer Verehrung diesen 23. Jahrgang der Gartenflora der Herausgeber. Ein Zeitraum von fast 40 Jahren ist dahin geschwunden, aber diese lange Zeit hat nicht die innige Verehrung und Dankbarkeit geschwächt, die der unerfahbrene Jüngling Ihnen aus vollem Herzen entgegen getragen hat, — als Sie den Schwachen freundlich stützten und demselben die ganze Begeisterung einflössten, welche das Studium der Pflanzenwelt seinen Jüngern stets in so reichlichem Maasse entgegen getragen hat. Sie, verehrter Freund, gestatteten mir einen Blick in das geheimniss- volle Halbdunkel des Lebens und Wesens des Pflanzenreiches zu thun, Sie gaben mir eine Idee von der Mannigfaltigkeit der Pflanzenformen von den niedrigsten bis zu den vollkommensten Gebilden, Sie zeigten mir, wie man beobachten und arbeiten müsse, um im Laufe der Zeit auch einzelne kleine Steine zum Ausbau der Kenntniss des Lebens und der Formen der Pflanzenwelt beitragen zu können. Die Widmung dieses 23. Jahrganges der Gartenflora bitte ich daher in dem Sinne entgegen zu nehmen, dass herzliche Dankbarkeit für die da- mals bewiesene Liebe und Freundlichkeit mich auf meinem Lebenswege begleitet hat und in dem ergrauten Manne noch ebenso lebendig, wie im Herzen des Jünglings_ geblieben ist. St. Petersburg im December 1873. E. Begel. l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Piteairnia undulata Scheidw. (Siehe Taf. 781.) Bromeliaceae. P. uudulata Scheidw.; foliis longe petiolatis; petiolo semitereli, albo pulverulento, supra canaliculato, 20— 30 ec. m. longo; folii lamina lanceolata v. ovato-oblonga, apice acuminata v. cuspidata, margine integerrima undu- lata, supra viridi, subtus albo-pulveru- lenta, 20—45 c. m. longa, 9—16 c. m. lata; scapo simplici, squamis laxe ves- lito, coceineo, basin versus leviter pul- verulenio, incluso racemo terminali folia eirciter aequante; squamis lanceolalis, acuminalis, initio subherbaceis, deinde scariosis, racemis elongalis, simplici- bus, bracteis pedicelis calycibus flori- busque sanguineis glabrisve; pedicellis patentibus, t—11/, c. m. longis, brac- teas oblongo-lanceolatas initio coloratas deinde scariosas circiter aequantibus; sepalis carnosis, lanceolatis, carinatis, acutis, arcie adpressis, corollam dimi- diam vix aequantibus, circiter 3 c, m. 'longis; petalis oblongis, undulatis, acu- tiusculis, basi intus squama deltoidea ornatis, — Brasilia. — Pitcairnia un- IL, 1874, dulata Scheidw. in Olto et Dictr. Griztg. 1842 pag. 275. — Lem. hort. univ. VI. pag. 134 cum icone. — C. Koch Allg. Grizig. 1858 pag.|275. — Lamprococ- cus undulatus Lem. jard. fl. Il. ad tab. 127. — Pitcairnia speciosissima in horto Van Houtteano et Morr. ind. Brom. cult. — Eine prächtige Art, welche die breiten geslielten ganz unbewehrten Blätter der Unterabtheilung Lamprococ- cus, dagegen durchaus den Blüthen- stand der ächten Pitcairnia-Arten be- sitzt. Unter den eigentlichen Pitcair- nien ist diese Art wegen der scharlach- blutrothen Färbung vom Blüthenstengel und Blüthenstande und wegen der lan- gen Dauer der Blüthe, zur Zeit der Blüthe eine der schönsten Arten, Cul- tur im niedrigen aber im Sommer gut gelüfteten Warmhause. Auf unserer Tafel stellt Fig. a eine blühende ver- kleinerte Pflanze, Fig. b den Blüthen- stand und Fig. c das Blatt ohne den Blüthenstiel in natürlicher Grösse dar. Blühet im Sommer. (E. R.) 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Saxifraga florulenta Moretti. (Siehe Tafel 782.) ‚ Saxilragaceae. Die Gattung Saxifraga finden wir in vielen Gärten in ziemlicher Anzahl ver- treten, allein wir haben wohl Grund zu bezweifeln, ob die in Rede stehende Art sehr bekannt ist, obwohl dieselbe, wie die sehr getreue Abbildung zur Genüge beweist, zu den schönsten und hervorragendsten aller gezählt werden muss ! Wir haben es hier mit einer äus- serst seltenen und gleich schwierig zu cultivirenden Pflanze zu Ihun, welche uns H. Olto von Forster in Augsburg, ein grosser Freund und Gönner der Pflanzenwelt, übersandte, der sie in Ita- lien sammeln liess. Nachdem eines von den übersandien Exemplaren blühle, dürfte die Abbild- ung derselben schon deshalb von In- leresse sein, als eine so geireue Ab- bildung wie die vorliegende kaum vor- handen sein dürfie, und wohl anzu- nehmen ist, dass alle Pflanzen-Freunde insbesonders die Leser unserer Flora mit Freuden hievon Notiz nehmen werden. Aus der Monographie der Gattung Saxifraga von Dr. Engler (S. 248), welcher durch seine vortrelfliche Be- schreibung das Aulsuchen dieser Saxi- fraga in lebenden Exemplaren zunächst angeregt und veranlasst hat, entnehmen wir Nachstehendes über diese reizende Pflanze. S. florulenta Moretti. Caulis fistulusus, e basi ad apicem florulentus, paniculatus, thyrsoideus et rami pendunculique cum calycibus bre- viter denseque hirsuti. Folia basalia numerosa, rosulala, conferla, lanceo- lata, mucronala, margine cartlilagineo postice ciliato antice inlegerrimo, ju- niora alque caulina lineari-lanceolata, breviter hirsuta. Calycis laciniae tubo globoso dimidio longiores, oblongo- triangulares, acule mucronalae. Petala oblongo-lanceolaia, basi attenuala, 5- nervia, laciniis alque staminibus duplo- longiora. Capsula globosa. Seealpen: Cavalelto gegen den Gi- pfel des Col de la Madonne de Fenestre (Bourgeau !); zwischen den Bergen l’Orosa und la Rocca dell’Argentera um 2500 M. (St. Robert in Bull. d. 1. soc. bot. de Fr. 1864 pag. 337). „Eine prächtige Pflanze, welche lange Zeit seit ihrer Entdeckung durch Moreiti nur dem Namen nach bekannt war, erst in neuerer Zeit wieder ge- funden wurde und auch jetzt noch in nur wenigen Sammlungen existirt. Was St. Robert |. ec. über Eigenthümlichkeit dieser Pflanze sagt, kommt zum grossen Theil ihr nicht allein zu, sondern auch der S. mutata L. Eine gewisse Ueber- einslimmung in der Tracht mit den Ver- wandten der S. Cotyledon L. lässt es auffallend erscheinen, dass die Pflanze nur einmal zum Blühen kommt und die Grundrosette nach dem Verblühen ab- stirbt. Namentlich letzteres Verhalten ist durchaus abweichend von den Ar- ten der Section Colyledon, wie schon oben erwähnt, doch ist das meistens I. Originalabhandlungen. bei S. mutata L. gerade so. Der Sten- gel ist etwa 0,25 M. hoch, die milt- leren Zweige der dichten zusammenge- setzten Rispe am längsten, nämlich 0.04—0,05 M. lang, 5—8blüthig, Die dunkelgrünen Grundblälter sind 0,03 M. bis 0,05 M. lang und gegen die Spilze 0,004-—0,005M. breit, abstehend, starr u.stechend. Die Blumenblätter sind 0,006 M. lang und fast 0,002 M. breit, schön rosenrolh. Wie weit das von St. Ro- bert angeführte Merkmal der Trigynie constant ist, kann ich nicht entscheiden, da mir nur ein nicht mir gehöriges Ex- emplar vorliegt, das ich nicht opfern darf.“ Schliesslich noch die Bemerkung, dass die älteren blühbaren Exemplare ausserordentlich schwer zu cultiviren sind, und die Conservirung oder Cultur 3 nur mit sehr jungen Pflanzen mög- lich sein wird, worauf man beim Sam- meln von lebenden Exemplaren ganz besonders Rücksicht nehmen sollte. München im October 1873. Max Kolb. Erklärung der Abbildung: 1. Eine blühende Pflanze in Lebens- grösse. 2. Eine Blume vergrössert. 8. Eine Blüthenknospe vergrössert. 4. Längsdurchschnitt durch die Blüthen- | knospe, stärker vergrössert. 5. und 6. ‚ Zwei Staubfäden vergössert. 7. Quer- ' durchschnitt durch den Fruchtknoten, vergrösserl. 8. Vergrösserte Blume, | wo der Kelchlappen und Blumenblätter | abgelöst, so dass Staubfäden und Frucht- | ' knoten sichtbar werden. | i | Te —— 2) Alexei Pawlowitsch Fedschenko. (Hierzu die Abbildung Taf. 783.) Wir geben ausnahmsweise, anstatt der Abbildung einer Pflanze, diesmal das Portrait des um die Erforschung Turkestans und Kokans hochverdienten Russischen Nalurforschers A. P, Fed- Wir theilten schon früher schenko. mit, dass derselbe am 15. (3 alt. St.) Sepiember auf eine schmähliche Weise in den Alpen Savoyens seinen Tod fand, indem er verlassen von seinen pflichtvergessenen savoyischen Führern, | bei wenigen Grad Kälte im Gletscherge- bie des Montblanc erfror. Ob die Re- gierung Frankreichs, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, jene Menschen zur Re- chenschaft gezogen, ist uns nicht be- kannt, Fedschenko hatte die Absicht, den einen der hochalpinen Pässe, welche die Kette des Montblancstockes zwi- schen Chamouny undCourmayeur (von Westen nach Osten) überschreiten, nämlich den Col du Geant zu besteigen, um hier die Gletscher der Schweiz zu beobachten und solche mit denen der von ihm in den Hochalpen Turkestans beobachteten Gletscher zu vergleichen. ; In Anbetracht der Schwierigkeiten, die diese Besteigung bietet, schreibt das Reglement der Führer in Chamouny vor, dass jeder Tourist mindestens 2 Führer und einen Träger mit sich neh- men müsse. Man nimmt aber deren ge- meiniglich 4 mit, von denen 2 voraus- 1* 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gehen, um im eigentlichen Gletscher- gebiet den Weg zu erkunden und Stu- fen einzuhauen, während 2 beim Rei- senden bleiben und die Träger warme Kleider und Proviant zu tragen haben. Fedschenko besuchte vor seiner Be- steigung des Col de Geant das soge- nannte Museum in Chamouny, an dem der Naturforscher „Venance Payoi* sich beschäftiget, welcher Mineralien und Herbarien jener Gegend sammelt und verkauft. Dieser Payot, welcher jene Gebiete ganz genau kennt und der Verfasser der Broschüren „Guide du botaniste au jardin de la mer de glace“ und „Catalogue de la serie des roches de la chaine du Montblanc“ ist, wurde von Fedschenko um Rath wegen seiner Besteigung des „Col de Geant* befragt. Als ein Mann der hunderte Male in den Gletscherparthien des Moniblane noch gefährlichere Parlhien glücklich über- standen hat, — und in Anbetracht, dass er einen jungen kräfligen Mann vor sich sah, der in den Alpen Kokans bis 13500° zu den Gletschern jener Berg- riesen emporslieg, beging Payot den Fehler, unserm Fedschenko nur 2 Mann als Begleiter und zwar beides Neffen von ihm, von denen der eine nur Trä- ger und nicht Führer war, zu empleh- len. Es ist bis jetzt uns noch nicht bekannt, wie weit durch diesen Rath Payot den Tod Fedschenko’s mo- ralisch verschuldete, indem dadurch dem Reglement der Führung von Frem- den ganz direct entgegen gehandelt ward. Kurz Fedscheiko brach nur von diesen 2 Mann begleitet und jedenfalls nicht reichlich genug mit Nahrungs- und Stärkungsmitteln, wie mit warmen Kleidern für die Höhe des Gebirges versehen, von Chamouny direct zur Be- steigung des Col de Geant auf. Auch hierin lag eine gleiche Gefahr, die bei | Benutzung der gewohnten Führer ver- mieden worden wäre, indem Reisende, welche jene Tour zu machen beabsich- tigen, nicht von Chamouny, sondern von dem jenen Passe 3 Stunden näher und höher gelegenen „Montanveri“ auf- zubrechen pflegen, um sich bei der mühsamen Ueberschreitung des „Col de Geant* nicht allzusehr der vollständigen Ermallung auszusetzen. Fedschenko selbst, der die Glet- schergebiete der Hochalpen der Schweiz zum ersten Male beireten wollte, deren Natur also nicht kannte, der ausserdem . ein junger kühner, auf seine Gewandt- heit und Kraft vertrauender Mann, kann kaum ein Vorwurf treffen, sondern es fällt dieser ganz auf die Menschen zu- rück, die gegen das bestehende Geselz ihn begleiteten und dann auf das schmäh- lichste verliessen. ; Rüstig wie immer, mag unser Fed- schenko empor gestiegen sein, viel- leicht eben die Anstrengung der Tour verkennend nur zu rasch und in Folge dessen eben leichter ermattend. In den Seracs (im Gletschergebiet) mag sich derselbe mit der Untersuchung der Gletscher beschäftigt haben, — in Folge der Einwirkung der Anstrengung, der dünnen Luft (8000 Fuss) dieser hohen Regionen, der schneidend kalten Lufl *) bekam er aber die sogenannle Berg- krankheit **), d. h. eine Maltigkeit, so *) Referent war am gleichen Tage in den Hochalpen Tyrols und hat die Ein- wirkung jenes kalten Nordsturms in Ge- meinschaft mit Hrn. E. Ortgies zu empfin- den gehabt, so dass trotz der Umhüllung mit einem Plaid es fast unmöglich war, auf der Höhe des Gebirges auszuhalten und Tags darauf die Gebirge tief bis in die Thäler herab sich mit frischem Schnee bedeckten. **) Bei der Besteigung des Montblanc I. Orginalabhandlungen. 5 dass er niedersank und nicht weiter gehen konnte. Ein stärkender Trunk pflegt diesen Zustand sonst zu beseiligen, dieser letztere war aber entweder nicht vorhanden, — oder die unerfahrenen Führer versäumten jede Vorsicht, ja sie verliessen Fedschenko beide in seiner hülflosen Lage und kamen erst den fol- genden Tag mit Hülfe zurück, wo man Fedschenko erfroren antraf. Als ein hässlicher Schandfleck liegt das auf der Compagnie der savoyischen Führer Chamouny’s. Man bedenke, dass die Seracs noch 2500 Fuss unter der Höhe des 10500 Fuss hohen Col de Geant liegen, dass es von dem Orte wo Fedschenko liegen blieb, bis zum Gasthause in Montanvert, wo man Hülfe gefunden hätte, für einen gewandten kräfligen Führer bei der gebotenen Eile höchstens 2—3 Stunden Zeit gebraucht hätte, also in 6—8 Stunden Hülfe da gewesen wäre, wenn einer der beiden Führer sofort nach Hülfe geeilt, der andere aber bei unserem Reisenden geblieben wäre, wie das in diesem Falle andere (nicht Ireulose und pflichtver- gessene) Führer geihan haben würden, Allerdings begann es nach Aussage der Führer zu schneien, und es wehte .ein durchdringender kalter scharfer Wind, der in der Höhe des Gebirges allerdings schnell seine erstarrende Wirkung bemerkbar macht, — aber in den Seracs kann man vorm Winde, geschützte Parthien aufsuchen, und bei nur einiger Vorsicht und Pflichtireue hätte unser Reisender nicht erfrieren können und bei seiner Energie und Be- nur gemeiniglich erst in einer Böhe von 12—13000 Fuss, befällt diese Bergkrankheit öfters die Reisenden, etwas Ruhe und ein Schluck Cognac beseitigt solche aber ge- meiniglich bald wieder, gabung der Wissenschaft roch viel nützen und seiner Familie eine Stütze sein können. Alexei Pawlowitsch Fed- schenko, war geboren in Irkutzk den 7. Februar 1844, sein Vater war ein begüterter Kaufmann, Goldwäscher und Posthalter. — Später verlor der Vater das Vermögen und starb, als A. P. Fedschenko noch das Gymnasium be- suchle. : Der ältere Bruder Gregor, 10 Jahr älter, nahm sich seines Bruders an. Schon als Gymnasiast sammelte unser Fedschenko Pflanzen, brachte seinem Bruder Samen der schönern Pflanzen heim, studirte und arbeitete sehr fleis- sig und bat seinen Bruder stets ihm Bücher zu geben. Ebenso beschäftigte er sich damals schon mit mikroskopi- schen Untersuchungen und dem Sam- meln und Studium der Insekten. Bei Beendigung des Gymnasial - Curses er- hielt er die silberne Medaille. Aus Irkutzk siedelte Fedschenko an die Universität in Moskau über, be- schäftigte sich dort die ersten Jahre (1861—1862) mit Vorliebe mit Botanik. Im Jahre 1863 machte er eine Reise nach den Salzseen der Khirgisischen Steppen und sammelte zugleich die Pflanzen der Steppen Südrusslands. Später beschäftigte sich Fedschenko aber vorwiegend mit Zoologie und Geologie. Die Liebhaberei für Botanik beglei- tete ihn aber auch auf seinen spätern Touren, wenn gleich in Turkestan die Mehrzahl der Pflanzen von seiner Ge- mahlin, Frau Olga Fedschenko gesam- melt wurde. Aber auch noch in der Schweiz, in der allerletzten Zeit sei- nes Lebens, hat Fedschenko auf seinen Excursionen selbst Alpenpflanzen ge- sammelt. 6 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bei seinem Austritt aus der Univer- silät fungirle er als Lehrer an verschie- denen Instituten und als Unter-Inspec- tor an der Universität. Sobald er aber ausser dieser seiner Dienstzeit nur Zeit fand, beschäftigte er sich mit wissen- schaftlichen Studien im Gebiete der Zoologie, Geologie und Botanik. Als Frucht dieser Studien publicirte er in den „Nachrichten der Gesellschaft der Nalurfreunde* in Moskau eine Arbeit über die Zweiflügeler des. Moskauer Kreises. Ausserdem übersetzte er zur gleichen Zeit ein Werk von Waitz über die Schädelkunde der Russischen und Finnischen Volksstämme, von wel- chem Werke aber in Folge seiner Reise nach Turkestan nur ein Heft erschien. Am 23. October 1868 tral Fed- schenko seine Reise nach Turkestan und Kokan von Moskau aus an, von der cr erst im November 1871 nach Russland zurüclkehrte. Im Januar 1869 kam Fedschenko in Samarkand an und fand dort schon einzelne blühende Pflanzen. Samarkand liegt am Sarawschan, der in der hohen Alpenkette entspringt, welche das Flussgebiet des Syr - Darja und Amu-Darja scheiden und entspringt, wie dies von Fedschenko nachgewiesen wurde, aus einem kleinen hochalpinen See bei Masar, in der Nähe des Schu- rowski-Gletschers, der eben von Fed- schenko untersucht und bis zur Höhe | Am | von 13500 Fuss bestiegen ward. südlichen Abhange dieses hohen Ge- birgsstockes entspringen zahlreiche in den Amu-Darja mündenden Flusse, so der Gorif der Kafarnigan, der Surjan- | Darja. Nach Norden entspringen die in den Syr-Darja mündenden Ströme, deren Quellen-Gebiete festgelegt zu ha- ben, eins der bedeutendsten Verdienste Fe‘'schenko’s. Der Sarawschan - Fluss nimmt aus dem Hochgebirge erst eine fast rein westliche Richtung, bei Samarkand hat derselbe noch 2150 Fuss Seehöhe, breitet sich da in mehrere Arme, deren bedeutendste der Kara-Darja und Akt- Darja, aus, welche ein Delta bilden, um sich dann wieder zu vereinigen und in südwestlicher Richtung in den Amu- Darja zu strömen, wie dies die genaue Karte jener Gegenden, deren Heraus- gabe Fedschenko bald nach seiner Rück- kunft nach Russland vornahm, zeigt. Im Jahre 1869 hielt sich Fedschenko in Samarkand auf und machte von hier aus seine zahlreichen Excursionen, lheils in dem Thale des Sarawschan aufwärts, theils abwärts. Im Monat Mai bestieg er die nord- westlichen Ausläufer der Turkestani- schen Gebirge, nämlich den Ak-Tau (bis 4000 Fuss), einen mit dem Tur- kestanischen Karatau parallel laufenden Gebirgszug. Von dem südwestlich von Samarkand, schon über 3000 Fuss hoch im Gebirge gelegenen Orle Urgut aus, bestieg er Ende Mai den Sangi- Dschuman- Pass (7000 Fuss) und von da nach Pändschikent, _ welches bei 3200 Fuss Seehöhe, schon im oberen Sarawschanthale liegt. So kehrte un- ser Reisender nach zahlreichen Excur- sionen im Herbst 1870 über Samarkand ' und Taschkent nach Orenburg zurück. Das Jahr 1870 fand denselben schon im Mai in Ura-Tübe, einem 2700 Fuss hoch gelegenen Ort, südlich- von dem am Syr-Darja gelegenen Ort Chod- schent. Dieses Jahr widmete Fed- schenko vorzugsweise der Untersuchung der Alpen auf der südlichen Seite des oberen Verlaufes des Sarawschan’s, in- dem er dem Flusse Iskander-Darja auf- wärts bis zum Iskandersee (7000 Fuss) und den Quellen des Iskander nachging 1. Originalabhandlungen. 7 und die Wasserscheide des Mura- Ge- birges (12300 Fuss) erstieg und kehrte dann im Herbst über Samarkand und Taschkent zurück. Im Jahre 1871 untersuchte er zu- nächst bis Ende April die Gegend um Taschkent, im Juni ging er aber in die Kokanischen Alpen, überstieg in der Nähe des Schurowski-Gleischer Gebie- tes mehrmals die Wasserscheide zwi- schen Syr-Darja nnd Amu-Darja, stieg mehrmals bis 13500 Fuss empor, legte das Quellgebiet des in den Amu-Darja fliessenden Sarawschan und ausserdem vieler Nebenflüsse des Syr-Darja (des Isfara, Soch, Schagimardan, Osch) fest, und verliess die Hochalpen des Chanats Kokan erst im Herbst, um nun nach Moskau mit seinen gesammelten Schätzen zurück zu kehren. » Der Referent lernte denselben im Winter 1871—72 in Petersburg nebst seiner liebenswürdigen Gemahlin, der Frau Olga Fedschenko kennen, welche ihren Gemahl auf seinen Reisen in Turkestan beständig begleitete und während er seine Beobachtungen machte, Insekien und Mineralien sammelte, das Sammeln der Pflanzen vorzugsweise auf sich genommen hatte. Während der grossen Manufactur-Ausstellung in Mos- kau halte Fedschenko ein ganzes Ge- bäude, aufgeführt im Style Turkestans, mit den verschiedenen Erzeugnissen | Turkestans gefüllt, — nach allgemeiner Ueberzeugung eine der interessantesten Abtheilungen der Moskauer Ausstellung und der Referent traf ihn dort wie- derholt. Noch von der Schweiz aus, kurz | vor seinem Tode schrieb Alexei-Paw- lowitsch, (wie ihn jeder seiner Be- kannten nach Russischer Silte nur nannte) dem Referenten, indem er sich schon mit der Herausgabe seines Reise- werkes beschäftigte, in welchem der Referent die Bearbeitung der Flora Turkestan’s übernommen halte, und sprach in jenem Briefe noch die Hoff- nung aus, mit mir in der Schweiz zu- sammen zu treffen. Wer hätte da gedacht, dass, wäh- rend wenige Woche darauf, ich selbst eine der den Brennerpass umgürten- den Spitzen (8000 Fuss) bestiegen hatte, mein thätiger unternehmender Freund in den Gletschergebieten des Montblanc von schuftigen Führern verlassen, sei- nen letzten Seufzer aushauchen würde !— Indem wir unserm geehrten für die Wissenschaft allzu früh geschiedenen Freund diesen Denkstein setzen, arbei- tet seine liebenswürdige Gemahlin daran, ihm noch ein bleibenderes Monument zu gründen. Sie selbst wird mit zu Grundelegung der von Fedschenko ge- sammelten Beobachtung und der mit ihm gemeinschaftlich gesammelten Pro- ducte Turkestan’s, in Gemeinschaft mit verschiedenen Naturforschern, das Werk herausgeben, zu dem der Verstorbene die ersten Grundiagen gelegt, — näm- lich eine Beschreibung Turkestans in geographischer, mineralogischer, bota- nischer und zoologischer Beziehung. (E. R. *), *) In Kurzem lassen wir einen Aus- zug aus Fedschenko’s Reisebericht folgen. 8 | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 3) Die Cranberry oder Nordamerikanische Preisselbeere als Ein- machfrucht. In dem zufällig erst spät in meine Hände gekommenen Octoberheft v. J. die- ser Blätter wurde bei Gelegenheit eines Referats aus der Wiener Ausstellung an Vaceinium macrocarpum erinnert und die Frage gestellt, was aus den Culturen des Herrn Maurer, wovon in der Gartenflora schon wiederholt die Rede war, geworden sei, und ob sie Früchte geliefert. Obschon nun Herr Maurer gewiss selbst das Wort ergrei- fen wird oder schon gesprochen hat, so will ich doch einen Beitrag liefern, indem ich über den Werth dieser neuen Beere als Einmachefrucht meine Mein- ung ausspreche. Ich wollte damit noch einige Monate warten, indem ich der Ansicht bin, dass eingemachle Früchte und gute Gedanken gewinnen, wenn sie lange verschlossen bleiben; aber die gestellte Frage nöthigt mich, als einen ausgesprochenen Zweifler der mit allzugrosser Zuversicht ausgespro- chenen europäischen Erfolge, meine Erfahrungen über diese Frucht mitzu- theilen. Im October ziemlich spät, schickte mir Herr Maurer ‘aus Jena ein Schäch- telchen von selbst gezogenen Beeren. Dieselben halten die Grösse und -fast auch die Form einer ziemlich grossen Rosenfrucht und eine dunkle braunrothe Farbe. Aufgeschnitten waren sie, etwas hohl und grün, schienen mir, was ich auch jelzt noch glaube, nicht völlig reif. Der Geschmack war einfach sauer ohne Herbheit oder Nebengeschmack. Bald nach dem Einkochen versprach die Frucht wenig, da der Geschmack ganz indifferent, nur zuckerig war. Als wir aber am Weihnachtsfeste das Einmach- glas leerten, fand der Inhalt allgemei- nen Beifall. Es war ein Geschmack eingetreten, welcher halb an Kirschen, halb an Haidelbeeren (Schwarzbeeren) erinnert. Mit der näher verwandten Preissel- und Moosbeere dagegen hat sie gar keine Aehnlichkeit. Sollte os dahin gebracht werden, dass diese Beerenpflanze reichlich und sicher trägt, so ist damit eine vorzüg- liche Einmachfrucht gewonnen, welche um so höheren Werth hat, da sie sehr hart ist und langen weiten Transport erträgl. Man kann natürlich nur in sandigen Moor- und Haidegegenden an den Anbau denken. Veber die Ergiebigkeit der Cran- berry müssen wir des Züchters Mit- theitungen abwarten. Dieselben sind übrigens — mögen sie günstig oder ungünstig ausfallen — noch nicht ent- scheidend. Bevor nicht diese neue Pflanze zehn Jahre lang in Cultur ist, lässt sich kein Urtheil fällen. Jäger. CR CN LH: I. Originalabhandlungen. 9 4) Die Phylloxera. Wo man französische Zeitschrifien durchblältert, da begegnet man dem Jammer über den durch die Wurzellaus an den Rebpflanzungen angerichteten Schaden. Mittel werden wie Sand am Meer gegen dieses Insekt empfohlen, darunter die lächerlichsien und aben- Iheuerlichsten, wie Inoceulirung von Saft von Eucalyptus globulus, Güsse aller Art, Veredlung auf Reben Amerikas etc. Endlich tritt auch einer auf, der da behauptet, wie das bei allen ähnlichen Krankheiten in ähnlicher Weise ge- schehen ist, — die Phylloxera sei nicht die Ursache, — sondern die Folge der Krankheit, durch Erschöpfung der Wein- stöcke durch Aussaugung des Bodens, Trockenheit der Witterung etc. Die Wahrheit liegt hier, wie ja fast immer in der Mitte. Kein Beobachter läugnet, dass Kränklichkeit der Pflanzen, sei es in Folge von Frostschaden, gei- lem Wachsthum eic., die Pflanzen prä- parirt für die Angriffe der Blattläuse, — und da die enerme Vermehrung dieser Thiere stels in directem Verhältniss zur Möglichkeit ihrer Ernährung steht, so nehmen sie auf derarlig präparirtem Boden in so ungeheurem Maasstabe überhand. Andererseits gehen diesel- ben, z. B. die Apfelblattlaus, von sol- chen kränklichen Pflanzen auch sehr bald auf durchaus gesunde über und verursachen und verbreiten so die Krankheit. Gegenwärtig sind schon meh- rere Beispiele bekannt, dass die Wurzellaus des Rebstockes mit einzelnen aus Frankreich impor- tirten Exemplaren in Deutsch- land eingeführt wurde. Gartenfreunde, Rebbesitzer, Gartenbau-Vereine, hier gilt es Aufmerksamkeit, hier gilt es von Seiten der Privaten, der Vereine und Regierungen ein- schreiten wie gegen die Vieh- seuchen, ehe die Calamität zur grossen Schädigung ganzer Gaue sich verbreitet! (E. R.) 5) Einfluss des Wildlings auf den Edelstamm. Seitdem die Hypothese aufgeireten, dass durch den Einfluss des Wildlings Mittelflormen zwischen Wildling und Edelreis sich hervorbilden könnten, ist diese Frage vielfach besprochen wor- den und steht auch jeizt noch auf der Tagesordnung. Wir haben uns wie- derholt gegen solche aus der Veredei- ung hervorgegangene Bastardformen ausgesprochen und in Wahrheit ist diese Behauptung auch bis jetzt nur Behaupt- ung geblieben und durch nichts erwie- sen worden, — während die Millionen von Veredelungen guter Obstsorten, von Rosen, Camellien etc. auf verschie- dene Wildlinge das Gegentheil bewei- sen. Dass dagegen der Wildling einen Einfluss auf gute normale Ausbildung der betreffenden Obstsorten, auf Wuchs, Tragbarkeit etc. hat, das ist eine That- 10 sache und darauf beruht ja die Aus- wahl der Wildlinge zu bestimmten Zwecken, wie zu Zwergbäumen oder Hochstämmen. Ferner gilt hier für verschiedene Bodenarten und Klimate, für verschie- dene Culturen etc., jedenfalls für ver- schiedene Gegenden auch eine ver- schiedene praktische Regel. Oberdieck bespricht diese Frage in der Illustrirten Monatsschrift und kommt da zu glei- chem Resultate. So bestätigt derselbe eine in Russland allgemein gemachte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Erfahrung, dass Süsskirschen auf Sauer- kirschen veredelt eine viel geringere Triebkraft besitzen und viel reicher tragen. Hier im mittleren und nörd- lichen Russland wird die Süsskirsche hauptsächlich nur auf erhöhten Beeten gebaut, die im Winter in Form eines Gewächshauses mit Breitern umbaut werden. Zu dieser Cultur eignei sich nur die auf Sauerkirsche veredelte Süsskirsche. Auf Süsskirschen veredelte Exemplare wachsen hoch empor und | tragen wenig. (E. R.) 6) Die Familie der Anacardiaceen. Diesselbe umfasst grossentheils Pflan- zen, welche der tropischen und sub- tropischen Zone angehören. Hohen Werth besitzen für den Land- schafts - Gartenkünstler einige Sumach- arten. Von weit grösserer Bedeutung ist jedoch der technische Nutzen, den man von vielen Arlen dieser Familie zieht. Ein nicht geringer Theil davon ge- hört zu den gefährlicheren Gifipflanzen. Den Typus der Familie bildet Ana- cardium occidentale L., der Aca- jou- oder Kaschu-Baum im tropischen Amerika; aus den Stämmen älterer Bäume dieser Art schwitzt ein Gummi von bernsteinvähnlichem Aussehen, A ca- jou-Gummi, welches gleich dem ara- bischen Gummi gebraucht wird. Die Fruchthülle enthält einen öligflüssigen, braunen, an der Luft sich schwarzfär- benden Saft von brennend scharfer Wirkung, dessen wirksamer Bestand- theil, Kardol, in einer öligen Flüssig- keit, wie Canthariden auf die Haut wir- kend, besteht, und zur Bereitung eines sehr wirksamen Blasentaffets dient; der weinarlig schmeckende fleischige Frucht- boden wird von den Eingebornen ge- nossen und auch zur Bereitung von Essig und Branntwein verwendet. Der Milchsaft des Stammes und der Saft der Fruchtkerne liefert schwarze Farbe. Das Holz kommt als Acajou- oder weisses Mahagony-Holz im Han- del vor. Die Gattung Anacardium enthält noch fünf weitere Arten, welche theils ein sehr geschätztes Schiffbauholz lie- fern, theils auch Acajou-Gummi. Pistacia vera Hayne, die echte Pistazie oder der Pimpernussbaum ist im Orient zu Hause. Die ölreichen Samen der echten Pistazie, welche jedoch schnell ranzig werden, sind als Syrische Nüss- chen, Pimpernüsschen und Pista- zienmandeln bekannt, und werden wegen ihrer schönen grünen Farbe als | Zusatz bei Confituren verwendet; das I. Originalabhandlungen. 11 wohlschmeckende Oel, welches aus ihnen gewonnen wird, dient zu ver- schiedenen Hausmitteln. Die frischen Nüsschen schmecken angenehm süss und werden desshalb häufig genossen. Pistacia Terebinthus_L., die Terpentin-Pistazie gehört der Mediter- ranregion und den Canarischen Inseln an. Aus ihr wird der Cyprische Ter- pentin, eine sehr feine Sorte, durch Einsehnilte in den Stamm gewonnen; auf den Blättern und Zweigen des Bau- mes kommen Auswückse vor (durch den Stich der Aphis Pistaciae hervor- gerufen), welche als Pistazien- oder Terpentin-Galläpiel einen nicht unbe- deutenden Handelsartikel bilden, sie dienen zum Rolhfärben der Seide, so- wie zum Färben des Weines, ihre arz- neiliche Verwendung ist unbedeutend. Pistacia LentiscusL., der Mas- ixbaum gehört, wie vorige Art den Canarischen Inseln und der Mediterran- region än. Der aus dem Stamm des Baumes sickernde, an der Lult sich er- härtende weisse Salt — Mastix — fin- det seine Hauptanwendung bei den Schönen der Türkei als beliebtes Kau- mittel iheils zur Befestigung des Zahn- fleisches und zur Verbesserung des Athems, hauptsächlich jedoch zum Zeit- verlreib. Weitere Anwendung findet der Mastix als Räucherpulver und als Einreibungsmillel bei Rheumatismus, Gicht und Gelenkschwellungen; ferner wird das feine angenehm riechende weisse Pulver zu Backwerken gebraucht, das Oel der Samen dien! zum Brennen. Ausser den hier aufgezählten Arten kommen noch drei weitere vor, welche gleichfalls eine Mastixähnliche Substanz liefern. Die dem tropischen Amerika und den westindischen Inseln angehörige Gattung Comocladia enthält vier Ar- ten, die Früchte derselben liefern eine dauerhalie schwarze Farbe. ComocladiaBrasiliastrumPoir. liefert das dem Fernambukholz ähnliche rothbraune Jamaikaholz des Handels. Der Mangobaum, Mangifera in- dica L., in Ostindien einheimisch wird in den Tropen überall cultivirt; die gelben Früchte von der Grösse eines Gänseeies sind ein beliebtes Obst und dienen zur Bereitung von Wein und Essig. Die ölreichen Samen von Buch- anania latifolia Roxb. werden in Ostindien- allgemein statt der Mandeln gebraucht. Den Firniss’ von Martaban lie- fert die auf Birma und den Malayischen Inseln einheimische Melanorrhoea usitatissima Wall. Aus den süssen Früchten von Schi- nus mollis L. im tropischen Amerika wird Syrup und Essig bereitet, während die Blätter zum Gelbfärben dienen. Odina gummifera Bime. auf Java ist reich an Gummi, ähnlich dem arabischen. Astronium fraxinifolium Schott liefert sehr geschätzles brennrothes, mit ° schwarzen Adern durchzogenes, festes Holz. Semecarpus Anacardium L. fil., der ostindische Tintenbaum trägt grüne Früchte, welche zur Bereitung von Vogelleim dienen, der schwarze Saft derselben gibt eine unauslösch- liche Tinte, sowie einen 'Firniss (Fir- niss von Silhet) zum Lackiren von ei- sernen und steinernen Gegensländen. Gleiche Eigenschaften besitzt Se- mecarpus Cassivium Sprgl. von den Molukken. Oncocarpus vitiensis A. Gray von den Fidji-Inseln ist giftig. 12 Drepanospermum gummife- rum Benth. in Südamerika liefert röth- liches Harz. Holigarna longifolia.Roxb. in Östindien einheimisch, besitzt in allen seinen Theilen cinen ätzend scharfen, an der Sonne schwarzwerdenden Saft, der gegen bösarlige Geschwüre ange- wendet wird; die Abkochung der oli- venähnlichen Früchte in Milch dient als wirksames Mittel gegen Verschleimun- gen des Darmkanals. Aus den Samen von Duvaua de- pendens DC. wird in Chile ein be- rauschendes, sehr beliebtes Getränk, Chicha, hergestellt; dieselben dienen im Aufguss als magenstärkendes und harntreibendes Mittel. Gluta Benghas L. von den ma- layischen Inseln besitzt einen höchst gifigen Salt, welcher zur Bereitung eines werthvollen Firnisses dient. Die Arten der Galtung Spondias werden in den Tropen wegen ihrer äusserst wohlschmeckenden pflaumen- ähnlichen Früchte häufig cultivirt, so: Spondias Mombin L., die Mombin- pflaume von Westindien und Südame- rika, welche auch Räucherharz liefert. S. mangifera Pers., der Amrabaum, auf Malabar und Coromandel heimisch, liefert das Amraholz, seine Früchte werden auf die mannigfaltigste Weise verwendet. S. dulcis Forst. von den Südsee-Inseln besitzt sehr grosse gold- gelbe wohlschmeckende Früchte, die einen ananasähnlichen Geschmack haben. Zum Schluss folgen die wichtigsten Pflanzen der arlenreichen Gattung Rhus. Rhus Cotinus L., der Perüken- Sumach oder Rujastrauch in Südeuropa und dem Orient zu Hause, liefert ein Farbholz, das vorzüglich zum Färben FBF ln Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. des Leders verwendet wird, Blätter und Zweige dienen zum Gerben. R. Coriaria L., der Gerber - Su- mach in Südeuropa und dem Orient ist eine uralte Arzneipflanze, die in allen ihren Theilen sehr adstringirende Be- standiheile hat. Die Beeren, welche säuerlich schmecken, werden heute wie in den ältesten Zeiten als Speisege- würz im Orient verwendet, die Blätter und jungen Zweige dienen zum Gerben, besonders in Spanien zur Bereitung des Corduan- und Saffian-Leders; auch zum Schwarzlärben, während Wurzel und Früchte eine röthliche Farbe liefern, gibt die Rinde eine gelbe. Rh. verniciferum DC., der Fir- niss-Sumach ist in Japan, Nepal und Texas zu Hause. Die Japanesen bereilen aus dem Milchsaft der Pflanze den berühmten Japanesischen Firniss, indem sie ihn mit Oel, Zinnober u. dergl. ver- mischen. Rh. succedaneum L., der Japa- nesische Wachs-Sumach liefert in sei- nen Samen ein festes Oel, das Japa- nesische Wachs, welches zur Be- reitung von Kerzen dient. Rh. venenatum DC. in Nord- amerika ist eine gefährliche Giftpflanze, ihr Milchsaft liefert einen ausgezeich- neten schwarzen Firniss.. Rh. Toxicodendron L., der Gift-Sumach von Nordamerika findet in seinen Blättern eine arzneiliche An- wendung gegen Lähmungen, chroni- schen Rheumatismus, Flechten etc., das Vieh frisst die Blätter ohne Schaden. Rh. semialatum Murr. von Ja- pan und China liefert die chinesischen Galläpfel, welche zur Tanninbereitung empfohlen worden sind. (C. S.) I. Originalabhandlungen, 13 7) Solanum haematocarpum *). Stengel und Blätter mit goldgelben, geraden Stacheln besetzt, die ganze Pflanze klebrig weichhaarig, Blätter läng- lich zugespitzt buchlig gefiedert, bei- derseits grün bis 35 Cenlin, lang. Afterdolden 5—8blumig. Blumen schön lila, beim Verblühen verblassend bis 4 Centm. im Durchmesser. Genanntes Solanum möchte unter den decorativen stacheligen Arten ei- nen Platz verdienen. Aus aus Frankreich erhaltenen Samen erzog ich in diesem Frühjahr ein Ex- emplar, welches sich von Anfang an durch besonders kräftigen Wuchs aus- zeichnete. Die Pflanze wurde entsprechend in nahrhafte Erde verpflanzt, unter Glas gehalten und Anlang Juni in ein gros- ses Gefäss gepflanzt in den Rasen ein-' gesenkt. Bei gehöriger Bewässerung und öf- terem leichten Düngerguss entwickelte sie sich sehr schnell und hatte bis Ende October, als verzweigles Exemplar, eine Höhe von 1,5 Meter erreicht, bis zu dieser Zeit unausgeselzt dankbar blühend. Da Frost zu befürchten, wurde das Solanum mit seinem Gefäss ausgehoben, entsprechend grösser verpflanzt und im Warmhause aulgestelll, wo es noch jetzt foriblüht, wenn gleich die Blumen nicht mehr die angegebene Höhe er- reichen und wasserblau fast weiss er- scheinen. Meine Hoffnung, reifen Samen zu erzielen, scheint sich nicht zu verwirk- lichen, da die meisten Kapseln bisher leider erst halbentwickelt abfielen. Stecklinge, welche im Laufe des Sommers gemacht wurden, bewurzelten sich gut und sichern kräilige Pflanzen fürs nächste Jahr. L. Beissner. *) Der Verfasser sendete zugleich ein Exemplar ein, darnach ist es das schöne schon lange bekannte S. pyracanthum Jacg. aus dem tropischen Afrika. 8) Zwei dankbar blühende, einjährige Pflanzen zur Herbstilor. Tageles erecia sulphurea plena liefert vorzüglich gefüllte, auf- fallend grosse Biumen. Die Pfilanzen werden stark verzweigt bis 1,20 Meter hoch und tragen dicht gefüllte, weithin leuchtende Blumen von einem Durch- messer bis zu 9 Cenim. Es ist eine Freude um diese Jah- reszeit (7. November)‘, wo wir bisher noch vom Reif verschont geblieben, die Pflanzen noch mit ihren grossen | gelben Blüthenbällen geschmückt zu sehen. Entschieden muss diese schöne Ta- geles zur Herbsiflor’aufs Wärmste em- pfohlen werden. Neben dieser verdient Calendula officinalis ranunculoides com- planata alle Beachtung. Die Blumen sind dicht gefüllt, jedes a 14 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blättchen von strohgelber Farbe, regel- mässig dreispitzig, ist braun gerandet und diese Blättchen reihen sich genau dachziegelförmig an einander. Ende März in’s freie Land gesät, blüht diese Calendula bis heute unaus- geselzt und muss ihrer schön geform- ten Blumen wegen entschieden als die vollkommenste ihres Geschlechts ge- nannt und empfohlen werden. L. Beissner. _ 9) Tropaeolum peregrinum L, und die Verwandten. Die beigehende, uns von Hrn. Platz und Sohn in Erfurt mitgetheilte Abbild- ung gibt uns die Veranlassung, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf diese nützliche Schlingpflanze zu leiten, die auch als Tr. aduncum von Smith be- schrieben ist und ausserdem in den Gärten oft als. Tr. canariense cultivirt wird. Dasselbe stammt aus Neu-Gra- nada und sollte als eine der schönsten und dankbarsten einjährigen Schling- pflanzen in keinem Garten fehlen. Zei- tig ausgesäele und im Topfe vorgezo- gene Pflanzen beranken selbst noch im Petersburger kurzen Sommer Lauben- gänge und ganze Wände und erfreuen bis zum Eintritt der Fröste durch die massenhafi erscheinenden hübschen hell- gelben geschlitzten Blumen, die sich zwischen den fingerförmig getheilten Blättern gar freundlich präsentiren. Dazu kommt, dass diese Art durchaus keinen besonders warmen Standort beansprucht und auch in halbschatliger Lage gut gedeihet. Ebenso schön ist solche als Guirlande, z.B. zwischen hochstämmi- gen Rosen gezogen, kurz sie eignet sich als rasch emporwachsend, leicht gedeihend und dankbar blühend zu den verschiedenartigsten Zwecken und ver- dient daher neben allen den neuerdings eingeführten Pflanzen einen bevorzug- ten Platz im Blumengarten. Im Klima Deutschlands genügt es, die Samen gleich andern Sommerflor- blumen im freien Grund des Mistbeetes auszusien und die jungen Pflanzen, wenn keine Fröste mehr. zu besorgen, an den für sie bestimmten Platz aus- zupflanzen. In dem mildern Westen und Süden Deutschlands kann man die Samen sogar gleich an Ort und Stelle aussäen, allein überall verdient die An- zucht im Topfe den Vorzug, weil man I. Originalabhandlungen. 15 so am schnellsten hochrankende Ex- emplare erhält. Sehen wir in die Cataloge unserer Herren Handelsgärtner, da werden ge- genwärlig von den anderen hochwach- senden einjährigen Tropaeolum - Arten, wie von Tr. Smithii D. C., Tr. crenali- florum D. C., Tr. Deckerianum Moritz et Karsten, Tr. Wagenerianum Karsten, alles schöne hochrankende Arten aus Columbien, keine Samen mehr angebo- ten. Der Grund davon liegt einfach darin, dass diese Tropaeolum - Arten sich unseren Culturen nie recht an- schliessen wollten, und auch bei der sorgfäliigsien Cultur und gutem Stand- orte an warmen Wänden niemals bei uns reichlich Samen tragen. Dagegen ist zwischen Tr. Smithii und der gemeinen Kapuzinerkresse ein Bastard gezogen worden (Tr. Hooki- anum), von dem wieder Formen ab- stammen, wie z.B. Tr. Lilli Smith, Tr. Triomphe de Gand etc., (im Catalog von F. A. Haage als Formen von Tr. Lobbianum aufgeführt), die sich unsern Culturen viel williger angeschlossen haben. Ob das ächte Tr. Smithii D.C. sich noch jetzt in Cultur befindet, ist uns unbekannt. Eine andere noch ächt in Cultur befindliche aus Columbien stammende hochrankende einjährige oder im Va- terlande wahrscheinlich mehrjährige Arı, ist das Tr. Lobbianum Hook. Das- selbe blühet ebenfalls erst sehr spät im | Herbst und ist daher auch als einjäh- rige Pflanze wenig geeignet zur Cullur im freien Lande. Sehr schön ist aber die ächte Stammart im Topfe erzogen und im temperirien Gewächshause un- ter dem Fenster hingezogen, denn bei solcher Cultur blühet dieselbe fast un- ausgesetzt den ganzen Winter hindurch und liefert schöne scharlachrothe Blu- men für Bouquets. Zu solcher Topf- cultur eignen sich Stecklingspflanzen noch besser als Samenpflanzen und muss denselben genügend Nahrung und zuweilen auch ein Dungguss gereicht werden. Auch zwischen Tr. Lobbianum und Tr. majus ist der Bastard und die aus diesem hervorgegangenen Unterlor- men erzogen worden, welche in den Calalogen als Formen von Tr. Lobbia- num aufgeführt werden und sämmtlich schon im Sommer reichlich blühen, Unsere gemeine Kapuzinerkresse (Tr. majus L.) endlich hat durch fort- geselzte Cultur jene Masse von schö- nen Spielarten geliefert, von denen die von niedrigem Wuchse zur Bildung von Borduren um Blumenbeete, zur Tep- pichbee:cultur ete. von brillanter Schön- heit sind, im Catalog von Platz und Sohn finden wir solehe als Tropae- olum nanum (bei Andern als T. hy- bridum) mit Abarten aufgeführt. Die als T. King of Tom Thumb verbreitete Sorte ist von allen diesen die schönste. (E. R.) 16 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 10) Zinnia elegans Jacg. fi. pleno. Kaum sind es 10 Jahre, dass die ‚ersten gelülllen Zinnia elegans in Cul- tur auftraten *) und schon gibt es nicht blos wirklich vollkommen gut gefüllte (nach Art der Dahlien) Formen, son- dern dieselben sind in den verschie- densten Nüancirungen vom feurigen Scharlach und Dunkelpurpur, vom schö- nen Orangengelb und Schwelelgelb bis Weiss gegenwärtig verbreitel. Was aber noch mehr ist, während man sonst aus Samen mehr als die Hälfte wieder *) Sollen aus Westindien im Jahre 1861 nach Frankreich gebrachf sein. Kamen 1862 in Handel, aber die Mehrzahl der Pflanzen, die man aus Samen erhielt, war einfach oder halbeinfach, also der Form nach nicht constant. (Vergl. Gartenflora XI. pag. 66). | | | einfach blühender Exemplare erhielt, ein anderer Theil halb gefüllt war und endlich nur ein sehr kleiner Theil der erzogenen Pflanzen gut gelüllle Blumen hervorbrachte, — so haben gegenwär- tig fortwährende Auswahl und Isolir- ung es schon im Laufe von 10 Jah- ren dahin gebracht, dass die Samen der gefüllten Zinnien, wie man solche jetzt aus soliden Samenhandlungen er- hält, fast ausschliesslich gut gefüllt blühende Exemplare liefern, und zwar von einer Form und Grösse, wie dies die angegebene Figur zeigt, von wel- cher die Samenhandlung von Platz und Sohn in Erfurt uns das Original mit- theilte. Der Referent konnte diesen Som- mer an den verschiedenen mit gefüllten Zinnien besetzten Beeten des Kais. Bo- Zinnia elgeans Jacg. fl, pleno, TaL 782 DRAKE? 2 Taf 782. Kine tanischen Gartens, nie vorbeigehen ohne stehen zu bleiben, um die man- nichfache Farbenpracht, die grossen schön gefüllten Blüthenköple und end- lich die Fülle und Menge der Blumen | zu bewundern, wodurch ein Beet mit | I. Originalabhandlungen. 7 gefüllten Zinnien um so mehr eins der ' schönsten des Garlens wird, weil sol- ches von Mitte Sommers bis zum Ein- tritt der Fröste unausgesetzt fort blühet. (E. R.) 11) Behandlung mehrköpfiger Dracänen. Die für gewöhnlich unverästelen Dracänen und Cordyliner verlieren an Schönheit, wenn sie durch die Blüthe oder ein Missgeschick der Spitze ver- lustig gehen, indem sich dann meist drei oder mehr Köpfe bilden, welche die Pflanze verunstalien. Da ich durch Erfahrung belehrt war, dass verästete Cordyline (Dracaena) australis nicht schön werden, ja eine traurige Figur bilden, so war es mir sehr unange- nehm, als eine 8° hohe Pflanze nach dem Blühen 4 Köpfe bildete, indem dieses Exemplar eine besondere Abarl mit sehr breiten kurzen, gedrängten Blättern darstellt, und ich das einzige Exemplar nicht gern verunstaltet sehen mochte. Ich wagte daher im folgenden Sommer, noch ehe die einzelnen Köpfe sich aus dem Blätterschöpfe des Haupt- stammes herausgearbeite und einen Ansatz von Stamm gebildet hallen, eine Operation. Ich schnitt 3 Köpfe mit ei- niger Schwierigkeit zwischen den Blät- tern heraus, bedeckte die Stellen mit Wachstaffet, bis die Wunden abgetrock- net und liess sie dann mit Baumwachs bestreichen. Der Erfolg war, dass noch denselben Sommer keine Spur mehr von einer Störung der Gestalt zu sehen war, und die Pflanze wieder vollkommen den Eindruck einer untadelhalt einstäm- migen Dracaena macht, Obschon ich sehr zweilelte, dass so weiche Köpie sich bewurzein würden, so ist dies doch mit einem derselben geschehen. Man kann also ohne Bedenken eine solche Operation wagen. Misslingi sie, so bilden sich neue Köpfe, welche als Stecklinge benutzt werden. Auf gleiche Weise habe ich junge Pflanzen von Agave geminiflora und A. striaia gezogen, indem ich die zwischen den Blättern entstandenen jungen Pflan- zen mil einem spitzigen Messer aus- stach und in Sägespänen im warmen Kasten zum Bewurzeln brachte. J. 12) Schutz für Pfirsichbäume und Aprikosen an Wandspalieren, Spaliere von Pfirsichbäumen und Aprikosen leiden in den rauheren Ge- genden Deutschlands theils im Winter von hohen Kältegraden, theils da, wo I, 1874, sie in Südlage an Mauern angepflanzi sind, im Frühjahre, wenn die Bäume unter dem Einfluss der reflectirten Son- nenwärme früh ins Leben kommen und 2 18 früh blühen, von Nachfrösten. Der beste seit alter Zeit bekannte Schutz besteht einestheils in Anhäufung von Erde und Schnee um die Wurzeln und Deckung der Bäume mit Tannenreis, das von unten anfangend mit der Ast- basis nach oben gerichtet so am Spa- lier befestigt wird, dass es dachziegel- arlig sich deckend auch den Regen und Glatteis abhält. Die angehäufte Erde muss im Früh- jahre wieder ausgebreitet werden. So- bald das Wetter im Frühjahre mild | wird, wird die Deckung mit Tannen- reis abgenommen, die Bäume gereinigt, geschnitten, geheftet und dann das Tan- nenreisig abermals nur loser vorgehel- tet, denn beim Einstecken in das Spa- | lier würde letzteres unfehlbar leiden. 1. 1) Tulipa Thomas Moore. Eine schöne neue Form der Gartentulpe, mit breiter | kelchförmiger Blume. Blumenblätter stumpf, gelb, mit rothem breitem Mittelstreifen und Randung und gleicher fiederartiger_ seit- licher Streifung. (Florist and Pom. Sept. 1873 mit illustr. Tafel). 2) Dolichos bicontortus Durieu de Mai- sonneuve. Ein Dolichos aus Japan, einge- führt im Botanischen Garten zu Bordeaux: Eine Schlingpflanze ähnlich dem D. Lab- lab, auf der Spitze des achselständigen Blüthenstiels je 2 Schoten, die sich nach beiden Seiten abstehend, je ringförmig krümmt. Reift im Süden Frankreichs erst spät im Herbst und taugt nicht für unsere Culturen. Im warmen Süden Japans als Bohne angebaut. (Fl. et Pom. 1. c. mit Holzschnitt). 3) Rosa Thea Madame Üecile Berthod. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Unter dieser Deckung, die täglich durch das Fallen der Nadeln lichter wird, blühen auch die Bäume und erst beim Ansetzen der Früchte und der Entwickelung der Laubtriebe, was un- gelähr mit der Zeit zusammenfällt, wenn keine Fröste mehr zu besorgen sind, d. h. nach den so gefürchteten Pancra- tius und Servalius, wird das inzwischen fast blaltlos gewordene Reisig ganz ab- genommen. Aehnlicher Schulz ist in kälteren Theilen Deutschlands und des mittleren ‚ Russland für die Spaliere von Pflaumen, zarten Birnen und Aepieln zu empfeh- len. In Russland wendet man zum Schutz der letzteren gemeiniglich Bast- matten an. (E. R.) Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Eine schöne gut gefüllte Theerose, aussen hellgelb, im Centrum tief gelb. (Florist and Pom. pag. 145 (1873) cum icone). 4) Platyloma brachypterum Th. Moore und Pl. bellum Th. Moore. Die Gattung Platyloma ist aus Arten der Gattung Pellaea gebildet und scheint uns nur eine Unterabtheilung von Cheilanthes zu bil- den. Zwei neue, von Veitch aus Califor- nien eingeführte, hübsche Arten fürs Kalt- haus werden im Florist und Pomologist abgebildet. P. brachypterum hat 3— 12 lange aufrechte Wedel, die steif, blaugrün, im Umfang länglich -linear, doppelt fieder- schnittig. Fiederblätter kurz, is 7—9 ge- spreizte länglich -lineare Fiederblättchen getheilt, welche ungefähr 3/,—1 Zoll lang und stumpf. Blattstiel und Rhachis dun- kel kastanienbraun. De EEE II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. P. bellum ist sehr ähnlich und kaum verschieden durch 9—13 Fiederblättchen, die am Grunde bisweilen lappig. (Flor. and Pom. 1873 pag. 157 c. icone). &) Beschrieben und abgebildet in »De i Kjobenhavns Botaniske Haves Frofortegnel- ser fra 1854—70« von Prof. Joh. Lange. 5) Saxıfraga multicaulis Lge. (Lege. ind. h. Haun. 1863 p. 4. — S. cochlearis h. Genuens.. — S. cuneifolia var. apen- nina Bert. fl. it. IV. p. 478) (?). — Eine Saxifraga aus der Verwandtschaft von Saxifr. cuneifolia. Der Hauptcharakter, durch den Lange diese und die folgende Art unterscheidet, liegt im Wachsthum. Bei dieser Art steht je eine Stengelrosette central und treibt armleuchterförmig nach alien Seiten einen Quirl neuer Rosetten, aus deren Herzen der Blüthenstiel hervortritt. Blätter keil- förmig spathelförmig, in den Blaitstiel all- mählich verschmälert, der fast ebenso lang als die Blattfläche. Letztere an der Spitze abgestutzt, stumpf abgerundet oder leicht zurückgedrückt und eben daselbst leicht 3— 9 zähnig; ausserdem ganzrandig. Blatt- stiel am Grunde gewimpert, ausserdem sind die Blätter kahl. Der zarte Blüthenstiel wird 3—4 Zoll hoch und verästelt sich dann in die 3-.mehrblumige Trugdolde, gleich den Blüthenstielchen drüsig behaart. Kelchblättchen frei, lanzettlich - oval, stumpf, nach dem Abblühen zurückge- schlagen. Blumenblätter noch einmal so lang als der Kelch, verkehrt-oval, weiss, unterhalb der Mitte mit 3—5 purpurrothen Punkten gezeichnet. Antheren roth, Grif- fel später leicht gekrümmt. Stammt sehr wahrscheinlich aus den Alpen des südlichen Europa, bildet schöne» grüne Polster und ist schön zur Cultur in Steinparthien, 6) Saxifraga infundibulum Lnge. Un- terscheidet sich von der vorhergehenden dadurch, dass die Rosetten niemals arm- leuchterförmig stehen und die Blätter der- selben zur Zeit der Blüthe einwärts ge- krümmt stehen, die Basis des daraus her- 19 vortretenden Blüthenstiels gleichfalls be- cherförmig umgeben, wornach Lange den Namen gewählt hat. Blätter verkehrt-oval- kreisförmig, in den Blattstiel plötzlich ver- schmälert, unterhalb purpur punktirt, von der abgerundeten Spitze bis zur Mitte des Blattes ausgeschweift gekerbt. Blüthenstiel oft schon vom Grunde an verästelt. Blu- menblätter unterhalb der Mitte, mit einem safrangelben Flecke gezeichnet. Griffel gespreizt. Alles andere gleich der vor- hergehenden Art. Vaterland unbekannt und von gleicher Verwendung. 7) Heracleum giganteum Lge. (H. gi- ganteum h. Gorenk. et Hornm. hort. Haun. suppl. p. 32. — Eins der grossen decora- tiven Heracleum-Arten, das aus der Krim stammen soll. 8) Lycopersicum racemiforme Loge. (L. racemigerum Lge. ind. sem Haun. 1865 p. 26). Blumen in einer eingerollt ge- krümmten verästelten, später verlängerten traubenförmigen reichblumigen Trugdolde. Früchte kugelig, von der Grösse einer gros- sen Johannisbeere. Vaterland unbekannt. (E. R.) b) Abgebildet in »L’Illustration horticoles 9) Cordyline gloriosa Lind. et Andre. (Liliaceae). Eine neue bunte Art, ver- wandt mit Cord. Guilfoylei und im Jahre 1871 von Linden aus Neuseeland einge- führt. Sie gehört zu den schönsten unter den vielen neueingeführten Formen und wurde auch von William Bull in Chelsea unter dem Namen Dracaena Shepherdi in den Handel gebracht. Sie figurirte unter beiden Namen auf der letzten Genter in- ternationalen Ausstellung und erregte all- gemeines Aufsehen. Blätter kurzgestielt, stengelumfassend, lanzettlich, nach beiden Seiten zugespitzt, grün, bräunlich-purpur und rosa gestreift. Die Breite der Streifen ond überhaupt die Vertheilung der Farben ist unregelmässig, wie bei den meisten bunten Dracaenen. (Taf. 125—126). 10) Adiantum Hendersoni Linden. (Fi- 9* 20 lices). Eine von Linden 1872 aus Nen- granada eingeführte Art, in die Gruppe der doppelt gefiederten Arten gehörig und mit A. tetraphyllum etc. verwandt. Rhizom kurz, Wedel 25—20 Centim. lang, doppeit gehiedert, Fiedern 2—Spaarig, lang, gegen- überstehend. Fiederchen fast sitzend, sehr dicht und abwechselnd stehend, fast qua- dratisch, ausgebissen-gezähnt an der oberen Seite. Blattstiel dünn, schwarz, glatt und glänzend; Spindel rauh haarig. Farbe der Wedel lebhaft grün, in der Jugend roth. Die ganze Edition wurde von Herrn P.G. Henderson and Sons erworben, welche die Pflanze dem Handel übergeben werden. (Taf. 127). 11) Anthurium erystallinum. Lind. et Andre. (Aroideae). Stammt aus Neugra- nada und wurde im Jahre 1872 im Fta- blissement des Herrn Linden eingeführt. Obgleich die Pflanze noch nicht geblüht hat und auch in ihrem Aeussern dem Anth. magnificum nahe verwandt, so berechtigen wohl mehrere Merkmale, diese Pflanze als eine neue Art zu betrachten. Während A. magnifieum einen vierflügeligen Blattstiel besitzt, ist derselbe bei A. crystallinum eylindrisch; bei ersterer Art sind die Kno- ten geflügelt und gedreht, bei letzterer eylindrisch und nur ein wenig gekrümmt. Die Bucht am Grunde der Blätter ist bei A. magnificum sehr deutlich ausgesprochen, während bei A. crystalllnum sehr schwach ist. Bei dieser berühren oder überragen sich die Oehrchen, während sie bei ersterer Art “entfernt von einander stehen. Weniger wesentlich ist der .Un- terschied in der Zeichnung der Blätter; die neue Art ist längst der Mittelrippe und den Hauptadern prachtvoll reinweis ge- zeichnet, während diese Zeichnung bei A. magnificum eine silbergraus Färbung hat. Jedenfalls ist es eine der prachtvollsten Einführungen der letzten Zeit und hat auch auf der letzten Genter Ausstellung gebüh- rende Anerkennung gefunden. (Taf. 128.) sie | 12) COamellia japonica Il Giogello. | Eine in Italien gezüchtete Sorte mit Blu- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sohmiei, von M. Sahut. | geben. «“b. schön re- gelmässig imbriquirt, Petalen ab -..undet, herabgedrückt, am Rande ausgeschweitt Farbe schön carmiuroth, mit feinen haar-. förmigen Strichen von dunklerer Farbe, (Taf. 129.) men ven mittlerer Grösse, 13) Rhododendron Madame Linden. Ein prächtiges Rhododendron, im Genter Etablissement des Herru Linden gezüchtet. Blumen gross, weiss, mit rosa nuaneirt, oberer “ Blumenabschnitt schwarzpurpur punktirt. (Taf. 130.) 14) Oyrtodeira fulgida Linden. (Ges. neraceae). Eine neue Art aus Neugranada, sehr nahe mit Cyrtodeira cupreata Hanst. verwandt und zwischen dieser und C. chon- talensis stehend, wenn nicht beide bunte Formen der alten Cyrtod. cupreata sind, welche ehemals unter dem Namen Achime- nes cupreata in den Gärten viel verbreitet war. Die: weichbehaarten, joval-verkehrt- herzförmigen Blätter sind oberhalb metal- lisch-olivengrün, unterhalb roth. Die Zeich- nung längs der Mittelrippe und den Haupt- adern ist oberhalb silberweiss mit smaragd- grüner Einfassung, unterseits grün. Die Blumen stehen einzeln in den Achsein der Blätter, sind langgestielt und von brennend scharlachrother Färbung, ebenso wie bei C. cupreata, aber grösser. Eine für Or- chideenhäuser sehr geeignete Pflanze, da sie eine feuchtwarme Atmosphäre liebt, im Winter hingegen einen hellen und warmen, jedoch trockenen Standort verlangt. (Taf. 131.) b) Beschrieben in L’Illustration horticole. 15) Neue Oleander- Varietäten Herr Sahut, Gärtner in Montpellier hat sich längere Zeit mit der Erziehung neuer Formen des Oleanders (Nerium Oleander) beschäftigt und aus sei- nen Züchtungen eine grössere Anzahl aus- gewählt, um sie jetzt dem Handel zu über- Die schönsten derselben sind Fol- gende: a) Einfache Sorten. 16) Claude Blanc, Blumen sehr gross, I. Knospen dunkelcarminroth, Petalen ver- längert, brillant hellearminroth, purpur ge- randet und leicht nüaneirt. Schiund dun- kelrosa, leicht carmin bandirt und mit sehr langen und sehr fein ausgeschnittenen An- hängseln gekrönt. Schöne und dankbar blühende Varietät. 17) Delphine. Blume gross, wohlrie- chend. Knospen carmin; Petalen sehr breit, carminrosa mit carmin gerandet. Schlund carmin gestreift. Pflanze von kräftigen Wuchse und dankbar blühend. 18) Docteur Golfin. Blumen sehr gross, schwach duftend; Kr.osgen carmin; Peta- len breit, dunkel weisnroth, mit purpur nüaneirt; Schlund rosa, am Grunde weiss; dunkeipurpur gestreift und mit verlänger- ten feingeschnittenen Anhängseln gekrönt. Blüht dankbar. 19) Emile Sahut Blume gross, wohl- riechend. Knospen carmin. Petalen sehr breit, lebhaft rosa; Schlund dunkler, car- min gestreift. Pflanze von robustem Wuchse und dankbar blühend. 20) Emilie. Blume von mittlerer Grösse ; Knospe zaıt rosa, leicht angeschwollen; Petalen von mittlerer Grösse, leicht nach innen zurückgebogen, fleischfarben, äusser- lich rosa geadert. Schlund von der glei- chen Farbe, stark purpur gestreift. Kräf- tig wachsend und dankbar blühend. 21) Louis Bourguet. Blume klein, wohl- riechend. Petalen mittelbreit, nach innen gebogen, brillant dunkelcarmin, dunkler gerandet; Rückseite der Petalen heller; Schlund dunkler und mit fein ausgeschnit- tenen Anhängseln gekrönt. Geruch sehr angenehm. Dankbar blühend. 22) Madame Dubois. Blume mittel- gross, Petalen von mittlerer Breite, leicht nach innen gebogen, sehr rein weiss. Schlund mit laougen weissen Anhängseln gekrönt. Der schönste aller weissen Ole- ander. b) Gefüllte Sorten. Diese bilden eine ganz neue Formen- Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 21 reihe, indem dieselben nicht eigentlich ge- füllt sind, wie die jetzt bekannten Formen mit gefüllten Blumen, sondern vielmehr dop- pelte oder dreifache auf einander sitzende Corollen haben, wie dies z, B. ähnlich bei Primula vorkommt. 23) Edouard Andre. Blume mittelgross. Knospen hellcarminroth, Petalen sehr breit. Oberste Corolle zartrosa, fleischfarbig ge- tuscht und lebhaft rosa gerandet. Untere Corolle etwas dunkler. Schlund bei Bei- den gelblich weiss, carmin gestreift. Ro- buste Pflanze. 24) Exposition universelle. Blume klein, schwachriechend, oft mit dreifacher Corolle, manchmal auch mit der gewöhnlichen Art der Füllung vorkommend. Petalen mittel- gross. Obere Corolle fleischfarbig , leicht rosa gerandet. Untere ähnlich und der Schlund bei beiden fleischfarbig, am Grunde gelb, carmin gestreift und mit sehr langen Änhängseln gekrönt. 25) Henri Mares. Blume mittelgross, einen sehr angenehmen Geruch verbreitend, welcher an denjenigen von Magnolia erin- nert. Knospen dunkelcarmin. Petalen sehr breit. Obere Corolie oft mit freien Peta- len, zartrosa, leicht lebhaft rosa gerandet. Untere Corolle mit aufrechten Petalen von der gleichen Farbe. Der Schlund bei bei- den zartrosa, am Grunde gelblich weiss, hellcarmin gestreift. Ausgezeichnete, ro- buste, dankbar blühende Varietät. 26) Professeur Planchon. Grossblumig und von schwachem Wohlgeruch, oft mit dreifacher Corolle. Knospen hellcarmin ; obere Corolle mit breiten Petalen, versengt fleischfarbig, leicht gerandet und getuscht mit dunkelrosa, oft gelb gestreift. Die Pe- talen der untern Corolle von gleicher Farbe aber sehr aufrecht. Schlund dunkelcana- riengelb, carmingestreift. Neue Färbung. 27) Souvenir de Claude Sahut. Mittel- grosse Blume. Knospen hellkarmin. Peta- len sehr breit. Obere Corolle hellrosa, leicht dur.kelrosa gerandet, untere ebenso, 22 Schlund dunkler, karmin gerandet. Sehr reichblühend. 28) Souvenir de Felix Duval. Blume von mittlerer Grösse; Knospen carmin. Pe- talen sehr breit. Obere Corolle rosa, weiss verwaschen und oft auch gestreift, breit carmin gerandet. Untere Corolle dunkel- rosa, hellearmin gerandet. Schlund hell- rosa, dunkelrosa gestreift. Bemerkens- werthe Varietät mit schwachem Wohlge- ruche. 29) Pierre Roudier. Mittelgrosse Blume oft mit dreifacher Corolle, von denen eine jede deutlich von den andern geschieden ist. Petalen sehr breit. Knospen dunkel carminrosa. Obere Corolle zartrosa, lebhaft rosa gerandet, oft weiss gestreift; die mitt- lere Corolle ebenso; die untere mit glei- cher Farbe aber mehr aufrechten Petalen. m. 1)DiePflanzenwelt aufSumatra. Von der Schönheit und Fülle der Vegeta- tion daselbst kann man sich, ohne sie mit eigenen Augen gesehen zu haben, kaum eine Vorstellung machen, und besonders staunenswerth ist die grossartige Entwickel- ung der Pflanzenwelt, namentlich des Wald- wuchses, Ueberschwänglich gross ist die Anzahl der Gewächse, welehe entweder als Nahrungsmittel oder Gewürze dienen, oder in ökonomischer oder in technischer Be- ziehung die eine oder andere Anwendung finden: Hauptnahrungsmittel der einge- borenen Bevölkerung ist auf Sumatra wie auf Java der Reis, Oryza sativa L., der auf überwässerten Feldern, Sawas, und auf höher gelegenen, durch das Abbrennen und | Ausroden von Waldstrecken gewonnenen Feldern, Ladangs, gebaut wird. Der auf letztere Weise erhaltene Reis ist der bes- sere, Im Ganzen und Grossen aber steht der Reisbau auf Sumatra lange nicht auf | BB Sl 7 alba Vin a a NANLLE Tu Tran 4 “ Ka] BAR A Te ln nun EIER Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Der Schlund bei 'Allen gelblich weiss, dun- kelrosa gestreift. Ausgezeichnete Varietät. 30) Professeur Durand. Mittelgrosse Blume; Knospe schwefelgelb; Petalen breit. Obere Corolle blassgelb, Schlund schwefel- gelb, mit langen, fein ausgeschnittenen Anhängseln gekrönt. Untere Corolle von der oberen weit abstehend und von glei- cher Farbe, aber mit citrongelbem Schlunde. - 3l) Madame Planchon. Blume sehr gross, von leichtem Wohlgeruche. Knospen hellearmin; Petalen breit. Obere Corolle sich oft spaltend, zart lilarosa, dunkellila gerandet und oft weiss gestreift. Untere Corolle dunkler. Schlund blassgelb, hell- carmin gestreift und mit rosafarbenen, fein- geschnittenen Anhängseln gekrönt. Aus- gezeichnete Varietät. (1873. p. 91.) (Ender). | Notizen. gleicher Höhe mit dem auf Java. Auch die Ketang genannte zweite Art von Reis, Oryza glutinosa Lour., kommt wie auf letz- terer, auch auf ersterer Insel vor. Andere erwähnenswerthe Nahrungsmittel sind die Bohren, malaisch Katjang, von einer An- zahl Phaseolus- und Dolichosarten, von Arachis hypogaea L., malaisch Katjang tauah; die Körner des Mais, malaisch Dja- gong; Sago; die unter der malaischen Col- lectivbenennung von Obi zusammengefass- ten Erdfrüchte einer Anzahl von Dioscorea, Batatas, Ipomoea, Arnm- und Ocimumarten. Es ist bekannt, dass die Malaienlande eine grössere Anzahl der herrlichsten Früchte erzeugen als irgend eine andere zwischen den Wendekreisen gelegene Gegend der alten wie der neuen Welt. Die merkwür- digsten und schmackhaftesten von ihnen, wie die Mangustan, die Frucht von Gareci- nia Mangostana L.; die Durian von Durio zibethinus L.; die Rambuten von Nephe- II. lium lappaceum L.; die Langse von Lan- sium domesticum Jack. u. a. m. gedeihen nur dort und sind nach keinem anderen Lande verpflanzbar. Alle aber sind auf Sumatra grösser, saftreicher und wohl- schmeckender als auf irgend einer anderen Insel des indischen Archipels. Von der Nangka, Artocarpus integrifoliaL, werden die Früchte 50 — 60 Pfund schwer. Die Tjambedak genannte kleinere Abart der- selben ist aber nirgends so süss und saftig, wie auf Sumatra. Auch der in zwei Ab- arten vorkommenden Brodfrucht, malaisch Sonkow, von Artocarpus incisa L. möge hier gedacht werden. Ausserdem finden sich daselbst in zahlreichen Varietäten der Pisang von Musa paradisiaca L., die Manga von Mangifera indica L.; der Jambu von Jambosa domestica Rumph. und J. aquea Rumph.; der Jambu-Ridji von Psidium Guajaca L.; Orangen, mal. Limau, Granat- äpfel, mal. Dalima; die Papaia, Carica Papaja; die Ananas, mal. Nanas; die Ta- marinde, mal. Assam; die Sivi Kaya, von Anona squamosa und die Boa nona von Anona reticulata.. Die beiden letzteren aber, gleichwie auch die Ananas, sind schon vor Jahrhunderten aus dem tropi- schen Amerika nach den indischen Inseln hin verpflanzt und auf letzteren nicht ein- heimisch, Die Menge der Holzarten, wel- che Sumatra hervorbringt, ist zahllos. Hierunter finden sich alle nur denkbaren Abstufungen und Uebergänge, von dem leichtesten und losesten bis zum allerhär- testen, schwersten und festesten. Während das Holz der Aeschynomene-Arten, mal, Kajon Gabous, kaum ein Gewicht besitzt und sich wie Hollundermark zwischen den Fingern zusammendrücken lässt, ist das Holz verschiedener Sideroxylon-Arten so hart, fest und schwer, dass das schärfste Beil sich augenblicklich daran abstumpft, Notizen, und alle vernichtenden Einflüsse des Kli- mas und der Athmosphäre sich so macht- los gegen dasselbe erweisen, dass es fast unzerstörbar erscheint. Diese Holzarten tragen daher ihren malaischen Namen Ka- jou Bersi, d. h. Eisenholz, mit vollem Rechte, 23 Diese Insel liefert das vortrefflichste Material für den Schiffs- und Häuserbau, sowie für alle nur denkbaren technischen und ökonomischen Zwecke in einem sol- chen Ueberflusse, dass das Nichtvorkom- men jenes so sehr nützlichen, die europäi- sche Fiche an Werth noch übertreffenden indischen Baumes, nämlich das Teak der Engländer, das Djattik der Javanen, Tec- tona grandis L. fil., welcher auf Java, wie auf Caylon und in Siam ganze Wälder bil- det, auf Sumatra sich nicht im Mindesten fühlbar macht. Von den daselbst für den Handel und die Ausfuhr wichtigen Pflanzen sind noch zu erwähnen: die Baumwolle gebenden Eriodendron anfractuosum DC., mal. Ka- pok und Gossypium arboreum L,, mal. Ka- pas; die Mutterpflanzen des Katechu, Un- caria Gambir Roxb., mal. Gambir; der schwarze Pfeffer, Piper nigrum L., mal. Lada; ‘der Kautschuk, Urceola elastica Roxb., und verschiedene Arten von Ficus; das Benzoe-Harz, Styrax Benzoin Dryand., mal. Kaminjan oder Minijan; das Sappan- holz, Caesalpinia Sappan L., mal. Sappan; das Drachenblut, Calamus Draco W., mal. Djernang; der Rotang, Calamus Rotang L., mal. Rotang und Semambou; die im Ma- laiischen Damar Batton und Damar Maja Koutjing genannten Harze, Arten von Re- tinodendrum, mal. Medang; der Indigo, Marsdenia tinctoria R. Br., mal. Tarum akar, und Indigofera tinctoria L., mal. Ta- rum; der rothe, im Malaiischen Kasumba genannte Farbstoff, Carthamus tinctorius L.; die Kasumba Kling oder Galuga ge- nannte Bixa orellana L.; die Curcuma, mal. Kunijet; der Ingwer, mal. Jai; die Zerum- bet, mal. Lampuyang; der Koriander, mal. Katumbar; der Cardamom, mal. Puah Lako, der in Europa irrigerweise Gutta-Percha anstatt wie im Malaiischen Getah-Pertjah genannte — eingedickte — Milchsaft der Isonandra Gutta Hooker. Von grosser Wichtigkeit und vor anderen erwähnens- werth ist auch noch der, im Gegensatze zu dem von Laurus Camphora herrühren- den japanischen Kampfer, Sumatra oder Baros-Kampfer genannt, ein Erzeugniss 24 in dem Holze von Dryobalanops Camphora, der schon inältester Zeit einen sehr werth- vollen Ausfuhrartikel, besonders nach den “asiatischen Ländern gebildet hat. Auch fremde, in früherer oder in späterer Zeit in Sumatra eingeführte Culturpflanzen ge- deihen daselbst vortrefflich. Den Beweis hiefür liefern namentlich der Kaffee, der Tabak und auch wiewohl in geringerem Masse, die Cacaopflanze). (Aus der A. A. Z,) (h.) 2) Aus Tiflis. Wie eine Pflanzen- Art in gewissen Gegenden verschwinden kann, dafür gibt Lilium Szovitsianum ein Zeugniss. Vor 35 Jahren sollen, sagt man, die Berge um Tiflis reichlich mit Busch- werk bewachsen gewesen sein, und in de- ren Schatten Millionen Lilien. Jetzt nach Verschwinden des schützenden Gesträuches und grossentheils der nährenden Erdkrume, können die Lilien auch auf dem nackten Gestein nicht aushalten und die massen- hafte Versendung der bilien von hier in den 40er Jahren mag das Ihrige dazu bei- getragen haben. Die Frühjahrswitterung war dieses Jahr so traurig als die der letzten Jahre, erst der halbe Mai und halbe Juni haben aus- giebige Regen gebracht, trotzdem schleicht nur Nachts ein dünner Wasserfaden jetzt in den Röhren der städtischen Weasserleit- ung und wir sind wieder auf unsere klei- nen Quellen für den Garten angewiesen. Ein eigenthümliches Phänomen war die überaus starke Blüthenentwicklung der Holzgewächse in diesem Jahre, besonders eine Pawlownia (mit 21/4 Fuss durchmesser) und eine Allee von fast 100 Faden Länge von 30 Fuss hohen Bignonia Catalpa (12 Jahre alte Bäume) gewährten in ihrer immensen Blüthenpracht einen {senhaften Anblick. Die Dürre und der ununterbrochene Lichtreiz der letzten 2 Jahre mag wohl auf diese Blüthenent- wieklung eingewirkt haben, Leider haben heftige Regengüsse und langdauernde kalte Stürme, sowie vielerorten der Hagelschlag | die Obsternte auf ein Minimnm reducirt, so dass gute Birnen, d. h. bei deren Ge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stamm- | nuss man nicht die Zähne ausbricht, pro Pfd. 15 bis 30 Kopek kosten u. s. w. In den Weingärten macht das Oidium auch dieses Jahr reissende Fortschritte, es scheint, wir werden es nicht wieder los. Im vorigen und diesen Jahre haben wir mit bestem Erfolge eine Flüssigkeit ange- wandt, die ein Dr. Subaloff hier zusam- mengesetzt hat und als Geheimmittel be- handelt. Bei Erschein des Oidium, so lange der Pilzüberzug an den Beeren noch seine weissgraue Färbung hat, hilft solche sicher. Die kranken Trauben werden einmal in die Flüssigkeit getaucht, und so vollständig vom Pilz gereinigt, und der entstehende (aus der abtrocknenden Flüssigkeit sich bil- dende) Ueberzug schützt sie gegen neue Pilzbildungen, und die Ernte ist gesichert. Der Geldaufwand pro Disjaetin beträgt nicht mehr als 10 bis 12 Rubel, Material und Arbeitslohn zusammen, jedenfalls bil- liger als die Sulfuration, die so oft wie- derholt werden muss. Die Trauben neh- men von Subaloffs Mittel keinen Geschmack an, und reifen gut aus. Mein officieller Bericht über die vorjährigen Versuche fin- det sich in den Schriften der Kaucasisch- Landwirthschaftlichen Gesellschaft. Ich habe im Maimonäte einen Aufruf in die hiesigen Zeitungen gerückt, unter Angabe der Symptome des Auftretens und Vorkommens der Phylloxera vastatrix, mit der Aufzählung der Verwüstungen, welche das Inseet in Europa anrichtet, und ge- beten, Jeden der verdächtige Weinstöcke findet, mir Blätter oder Theile zuzuschik- ken zur unentgeltlichen Untersuchung, um zu constatiren, ob wir im Caucasus das In- sect schon in grösserer Menge haben. Ich hatte es schon 1870 an kranken Stöcken gefunden, abgezeichnet, und da ich bis da- hin Nichts genaueres über das Thier ge- lesen oder gehört, besonders keine Abbild- ungen gesehen, so war ich meiner Sache nicht sicher, bis mich spätere Nachrichten darüber unterrichteten. Seitdem habe ich trotz alles Suchens Nichts mehr davon ent- decken können. Es hat auch sonst Nie- ' mand der Mühe werth gehalten, Einsend- , ungen zu machen, so dass ich hoffe, dass Ta Kr % LEN Re w Ra III. Notizen. 25 dieses Insect bei uns wieder verschwun- den ist. (Scharrer). 3) Umbrische Trüffeln. Spoleto in Umbrien ist berühmt wegen der vor- trefflichen Trüffelu, welche in dortirer Um- gebung in reichlicher Menge vorkommen. Spoleto ist auch der Hauptsitz, in welchem die Trüffeln zu Markt gebracht werden, an welchem zur betreffenden Zeit 'sich grosse Zahl von Käufern einfindet und na- mentlich sind es Franzosen die den gröss- ten Theil davon (wohl 3 Viertheile) an- kaufen und dann als französische Waare in weiteren Handel bringen; etwas weniges kommt nach Russland und in das Innere Italiens, namentlich nach Turin, Florenz und Rom. im allgemeinen bleibt die min- der gute Waare zurück, da der Preis von 10—12 Lire per Kilogr. nur von wenigen bezahlt wird, während die Ausländer sich sehr gerne herbeilassen, 15 bis 20 Lire per Kilogr. zu bezahlen. Professor Nieeoli gibt zur Mittheilung, dass die Trüffelernte im vorigen Jahre nicht alleinin Quantität, sondern auch in Qualität besondersgünstig ausgefallen ist und dieselbe auch gänzlich zu hohen Preisen an Mann gebracht worden sei, so zwar, dass wegen dieses letzteren das Sammeln der Trüffeln noch über die gewöhnliche Zeit (Hälfte März) hinausgedehnt wurde, und man bis- her unbeachtet gelaesenen Boden im April noch aufgewühlt und durchsucht hat. Es wurden 30000 Kilogr. Trüffeln bester Qua- lität um den Preis von circa einer halben Million Lire verkauft. (S—1r.) 4) Beförderungsmittel zum Kei- men der Samen. Behufs Förderung der | | den Zweigen, die kahl, schwach violett Keimungskraft der Samen wendet Hr. N o- wotny (Gartenfreund) verdünnte Salzsäure an. Weiche Samen mit 10 Tropfen und harte Samen mit 15—20 Tropfen gewöhn- | lichen Salzgeiste, mit 1 Seidel Wasser ver- dünnt, und denselben 6, resp. 12 Stunden zur Erweichung darin gelassen, und dann alsogleich angebaut, geben die glänzend- sten Erfolge. So z. B. Rosa canina, Ilex Aquifolium, die sonst erst nach zwei Jah- ren keimen, wurden im October 1872 an- gebaut und Ende März 1873 gelangten sie schon zur Keimung. Eine andere Methode besteht darin, den Samen in reinem unverdünnten Gly- cerin 6—10 Stunden hindurch aufweichen zu lassen, die weitere Pflege muss stets eine sorgfällige sein und die Krde mässig feucht gehalten. (S—r.) 5) Internationaler Congress der Rosenfreunde zu Lyon. Dieser Con- gress wurde vom 20.— 23. Juni v. J. in Lyon abgehalten und war von einer Rosen- ausstellung begleitet, auf der über 1200 verschiedene Sorten von Rosen ausgestellt waren. Als schönste Sorten werden bezeichnet: a) Weisse. Coquette des Blanches, Madame Lacharme, Marie Guillot. b) Gelbe. Marechal Niel, Madame Falcot, Coquette de Lyon, Boule d’or, c) Rothe, Louis Van Houtte, President. Thiers, Due d’Edinbourg. Unter den von sehr verschiedenen Züch- tern aus Samen erzogenen Sorten, erhiel- ten ein Certificat I. Classe. a) Remontirende hybride Rosen. 1) Madame Marie Finger (Ram- beaux, horticulteur aux Charpennes - Lyon). Strauch vor robustem Wuchse, mit gera- den Zweigen, kahl. Stacheln einzeln, ge- krümmt, röthlich. Blätter glänzend, unter- halb weiss. Blüthenstiele 4 — 5 Cm. lang, drüsig. Fruchtknoten kahl. Blumen gross kugelig, schön lebhaft rosa und im Centrum etwas dunkler. 2) Capitaine Christy (Lacharme, hortieulteur, quai de la Vitriolerie, Lyon), Strauch von robustem Wuchse, mit gera- und mit einzelnen Stacheln besetzt. Blätter oberhalb grün, unterhalb weiss, Blütherstiele drüssig, Fruchtknoten kahl. Blume gross, von zarter rosa-fleischfar- bener und im Centrum etwas lebhafterer Färbung. 3) Prince Paul Demidoff. (Guil- lot fils, hortieulteur, chemin des Pins, Lyon). 36 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Strauch von kräftigem Wuchs und geraden Zweigen, die dicht mit kurzen geraden röthlichen Stacheln besetzt sind. Blüthen- stiele 3—4 Cm. lang, drüsig. Fruchtkno- ten kahl. Blume gross, von heller rosa- earmin Färbung. b) Theerosen. 4) Shirley Hibbert. (Levet, horti- eulteur route d’Heyrieux, Lyon). Strauch von robustem Wuchse mit gebogenen röth- lichen Aesten. Stacheln kurz, leicht ge- bogen und rötnlich. Blüthenstiele 3—5 Cm, lang, drüsig, Fruchtknoten kugelig, kahl. Blume mittelgross, becherförmig, von gel- ber nankin-chamois Färbung. 5) Marie Guillot (Guillot fils). Mittel- grosser Strauch, mit geraden leicht ge- rötheten Zweigen, die mit fast geraden Stacheln bewehrt. Blüthenstiele 4-5 Cm. lang, kahl. Blume gross, stark gefüllt, weiss mit leicht gelblichem Schein. (Cul- tivateur de la region Lyonnaise). (r.) 8) Mittel gegen die wolligeBlut- laus. Die kranken Stellen an den Zwei- gen, welche sich durch Blasigwerden kennzeichnen, werden ausgeschnitten, oder wo bei jüngeren Bäumen die ganzen Kro- nen krank, wird die Krone bis auf den ge- sunden Theil abgeworfen. Nun präparirt man eine Abkochung des frischen Krautes, von dem überall gemeinen Nachtschatten (Solanum nigrum L.) und bürstet mit in diese Flüssigkeit eingetauchter scharfer Bürste Stamm und Zweige ab. (H. Willms in Ill. Monatsschr. f. O. und Weinb. 1875 pag. 3). (r.) 6) Der Botanische Garten in St. Petersburg erhielt im Jahre 1872 im Ganzen an lebenden Pflanzen 1629 Arten in 20146 Exemplaren; 9005 Nummern Sa- men, 8930 Nummern trockner Pflanzen, 444 Bände Bücher. — Abgegeben wurden von demselben 7,416 Ex. lebender Pflanzen 16,084 Nummern Samen, 2606 Nummern trockner Pflanzen. (r.) 7) Taxodium distichum Rich. (Cupressus disticha L. — Schubertia disti- cha Mirbel). — Dieser in der Tertiärzeit über ganz Europa und Asien und den Nor- den Amerikas verbreitete Baum, ist unserer Jetztwelt genau in der gleichen Form er- halten geblieben, wie er vor Millionen von Jahren bereits gelebt und existirt hat. Also einer der sichersten Beweise für die Er- haltung der Idee der Art, und einer der Tausende von Gegenbeweisen, welche der Theorie der Nachbeter Darwin’s, nament- lich derer, die Darwin gar nicht verstan- den haben, — die mit der Floskel »Kampf ums Dasein« neue Arten aus den alten ent- stehen lassen, gerade ins Gesicht schla- gen. — Das Taxodium distichum hätte bei dem Kampf ums Dasein die volle Zeit und Gelegenheit gehabt, sich zu was ganz an- deren umzubilden. Aus den Polarländern durch Umänderung des Klimas vertrieben, mag es immer mehr nach Süden gerückt sein, bis es in den Sümpfen von Luisiana und Texas ein Asyl gefunden, in welchem es sich selbst und alle seine speciellen Charaktere der Jetztwelt aufgespart hat. Dort bildet diese Cypresse jetzt noch mäch- tige Bäume von 120 Fuss Höhe und bis 40 Fuss Umfang des Stammes. Die Wur- zeln breiten sich über dem sumpfigen Un- tergrund flach aus und bilden eine Masse von Auswüchsen,, die eine Höhe von 4 Fuss und Dicke von 4—5 Fuss erlangen, und gleich abgehauenen Baumstumpfen über die Obertläche des Bodens emportreten, nie aber Zweige treiben. Im Park zu Fon- tainebleau, wo eine Parthie dieser Bäume an einem Flusse stehen, haben dieselben die gleiche Art der Wurzelauswüchse ge- zeigt. Ein schönes Exemplar von 84 Fuss Stammhöhe und 14 Fuss Stammumfang, findet sich im Parke zu Syon-House in England und ist pag. 339 Jahrg. 1873 des Journals »the Garden« abgebildet. (E. R.) IV, Literatur, 97 IV. Literatur. I) Der Rosenfreund. Von Johan- nes Wesselhöft. Dritte Auflage, mit 33 in den Text gedruckten Ab- bildungen. Weimar 1873. Verlag von Bernhard Friedrich Voigt. Wesselhöft’s »Rosenfreund« ist schon so bekannt, dass wir den vollen Titel weg- lassen können, so vortheilhaft bekannt, dass wir zum Lobe werig zu sagen haben. Es ist für den Referenten doppelt ange- nehm und interessant, über dieses Buch zu berichten, da er die Veranlassung zur Abfassung gegeben hat, wie aus dem von ihm geschriebenen Vorworte hervorgeht. Dieses Buch zeigt wieder einmal so recht den Unterschied zwischen Originalarbeit und Bearbeitung fremder Stoffe. Es gab vor Wesselhöft’s Rosenfreund, welcher zu- erst 1866 erschien, drei deutsche Bücher über Rosen. Obschon alle drei gut waren, so machte doch keines ein solches Glück, wie das vorliegende. Jene lehnten sich zaghaft an fremde (englische und franzö- sische) Arbeiten an, ja schrieben wohl manches aus Bescheidenheit gegen ihre Ueberzeugung nieder. Der »Rosenfreund« dagegen stellte sich auf Anrathen des Ref. ganz auf deutschen Boden, benutzte natür- lich die Vorarbeiten, namentlich die Mit- theilungen der uns Deutschen in der Ro- seneultur weit überlegenen Franzosen und Engländer. Diese neue Auflage ist eine sehr verbesserte und vermehrte in jeder Hinsicht, besonders in dem fünften und sechsten Abschnitte. Die Fortschritte auf dem Gebiete der Entomologie im letzten Jahrzehnt erleichterten eine ausführlichere Behandlung der Feinde der Rosen und über Abhilfe. Die Eintheilung der Rosen- sorten in der beschreibenden Abtheilung hat der Verfasser diesmal systematischer durchgeführt. Dass wir alle neuen erprob- ten Rosensorten, sowie alle Culturfort- schritte in dem Werkchen finden, versteht sich von selbst. So ist denn der Rosen- freund so recht ein Freund derer geworden, welche sich an Rosen und ihrer Cultur er- freuen. J 2) Anleitung zu Gartenanlagen am Hause und der städtischen Villa Von H. S Neumann, Königl. Preuss. Hofgärtner ete. Mit 10 colorirten Gartenplänen und zahl- reichen Holzschnitten. Berlin Ver- lag von Wiegandt und Hempel. Ein Auszug aus desselben Verfassers »die moderne Anlage des Gartens am Hause und der städtischen Villa«, wie auch auf dem Titel angegeben. Wir gestehen, dass wir das Buch in dieser kürzeren Fassung and in handlicherem Format für bei wei- tem nüzlicher halten, als das genannte grös- sere Werk, wenn auch darin die grösseren Pläne fehlen. Man sieht es diesen kleinen Plänen an, dass der Verfasser sie entwe- der im Wirklichkeit ausgeführt oder so durchdacht hat, als wäre es der Fall. Dies ist die beste Bürgschaft der Brauchbarkeit. Dies gilt sowohl von den Zeichnungen, als Beschreibungen. In den Plänen herrscht Abwechselung und guter Geschmack, Die Ausführung ist so gut, wie es bei einem so kleinem Maassstabe in Buntdruck mög lich war, nur stört uns daran, dass jeder Baum, jeder Strauch einzelnstehend ange- geben, sowie, dass sie bedenklich eckig erscheinen und bei geschlossenen Pflanzun- gen, wie Bienenzellen nebeneinander lie- gen. Wir halten die bei vielen Zeichnera immer noch beliebte sogenannte malerische Manier der Gehölzdarstellung für fehler- haft und in so kleinen Zeichnungen für unausführbar, können uns aber mit so trockner Darstellung auch nicht befreunden. Doch dies thut der Brauchbarkeit der Pläne keinen Eintrag, und wir erwähnen es nur, um junge Leute, (die oft alles »Gedrucktes für musterhaft halten), vor Nachahmung zu warnen. Das Buch zer- N a ie 3 san) 1 ie P. Miu: Pak ? r” 2. 28 fällt in 3 Theile: 1) Allgemeine Anleitung, mit »Schilderung« von geeigneten Zier- hölzern und Obstbäumen; 2) Beschreibung der Pläne; 3) Schluss, noch einmal Allge- meines, eine Uebersicht des ganzen Verfah- rens und Anleitung zur Ausführung, sowie Wasseranlagen, kleine Glashäuser ete., end- lich Anleitung zu Kostenanschlägen mit Zugrundelegung eines bestimmten Planes. Man sieht es dem Buche an, dass der Ver- fasser auf diesem Felde ganz zu Hause und ein viel geübter Gartenarchitekt ist. We- niger Lob verdient die Auswahl der Ge- hölze und die magere Beschreibung, wel- che gar nichts nützt und besser weggefal- len wäre. Sie enthält viel Falsches und manches Gehölz, welches bei so kleiner Auswahl wegbleiben durfte. Ueber die vielen Druckfehler in den botanischen Pflanzennamen drücken wir gern ein Auge zu, da wir aus eigener Erfahrung wissen, wie leicht sie aus der Druckerei auf den erschrockenen Verfasser ausgeschüttet wer- den. Aber ein Druckfehlerverzeichniss darf unter solchen Umständen nicht fehlen. Wir empfehlen das schon ausgestattete billige Buch nicht nur allen jungen Gärtnern, welche Gärten anlegen lernen wollen, son- dern auch Hausbesitzern, Baumeistern und Gärtnerschulen. J. 3) Bulletin de la Societe Imperi- ale des naturalistes de Mos- Gous 18Te..n. 1. Die in diesem Bande enthaltenen Ab- handlungen sind alle aus anderen Gebieten. Seidenraupenzüchter dürften die Beobacht- ungen des Hrn. W. C. Berg interessiren, nämlich über die Zucht des Eichenspinners (Antherea Yama-mayu) in dem rauhen Klima der Ostseeprovinzen. Die Schwie- rigkeit der Zucht bestand darin, dass die Raupen nicht früher sich aus den Eiern entwickelten, als bis auch die Eichen im freien Lande Blätter zu treiben beginnen. Dabei constatirte der Verfasser, dass die Eier von wechselnder Temperatur, von Frost auf Wärme und umgekehrt, getödet wurden, dass sie aber bei stets niederer Temperatur bis — 12° R. ertrugen, sowie a Gartenflora Deutschlands, Russlande und der Schweiz. a ne A are BE N, ran a a HE a ri s e N. a, Sn u * die jungen Räupchen nur das im Freien sich entwickelnde Laub der Eichenbäume verzehrten, dagegen im Zimmer ausgetrie- benes Laub von in Wasser eingestellten Zweigen, verschmähten. (E. R.) 4) D. Hooker, report on the pro- gress and condition of the Royal Gardens at Kew. Aus diesem interessanten Bericht nur einige Daten, Der Garten wurde 1872 von 599,249 Personen besucht. Als Zugang zu der Sammlung lebender Pflanzen sind 2700 Pakete Samen und 11240 Exemplare lebender Pflanzen genannt. Ebenso be- deutend war der Zugang zum Herbarium mit 17500 Nummern. Daran schliessen sich die zahlreichen Publicationen, welche vom Botanischen Garten zu Kew ausgehen oder unterstützt werden. (E. R.) 5) Joh. Aug. Friedr. Schmidt’s kleiner Hausgärtner. Anleitung, Blumen und Zierpflanzen in kleinen Gärten und Zimmern zu ziehen, nebst Culturangabe der beliebtesten Zier- pflanzen für Wohnzimmer, Kalthäu- bäuser und für das freie Land. Neunte Auflage, von J. Hartwig, Gross- herzogl. Sächs. Hofsärtner in Weimar. Mit 14 Abbildungen. Weimar 1873. Verlag von Bernhard Friedr. Voigt. Aus einem winzigen Buche, nur für die engsten Verhältnisse der Garten - Dilettan- ten berechnet, ist mit dem Laufe der Zeit ein stattliches Buch von 18 Bogen gewor- den. Schon die achte Auflage erlitt unter den Händen des neuen Bearbeiters eine ganz veränderte Gestalt und Vergrösser- ung, welche in dieser neuesten sich aber- mals vervollkommt hat. Das Buch besteht aus zwei Theilen, wovon der erste kürzer (80 Seiten) allgemeine Anleitungen (wie sie im Titel angegeben) enthält, welche durch 14 Abbidungen noch lehrreicher ge- macht sind, der zweite Theil eine flüch- tige Beschreibung und Culturangabe der in Hausgärten und Zimmern zu ziehenden Pflanzen. Der erste Theil wird die Be- | dürfnisse der Garten- und Blumenfreunde IV. Literatur, 29 ziemlich vollständig befriedigen, verdient daher warmes Lob. Nicht ganz so können wir über den zweiten Theil urtheilen. Um reichhaltig zu werden, hat der neue Ver- fasser die eingehende für Dilettanten allein verständliche, ausführliche Culturangabe - verlassen und sich mit Andeutungen be- gnügt, welchezwar meist richtig sind und für den schon erfahrenen Leser ausreichen, richt aber für den »kleinen Hausgärtner.« Die Auswahl der Pflanzen ist nach unserer Ansicht für diesen Zweck zu gross. Wir wissen aber aus Erfahrung, wie schwierig eine Auswahl unter den vielen Tausenden- eultivirter Blumen ist, besonders eine klei- nere, ebenso wie wunderlich die Liebha- bereien der Dilettanten sind, indem sie Pflanzen ziehen und bevorzugen, sogar mit Glück und Geschick, die man nur in gros- sehen gewöhnt ist. Die Schwierigkeit, eine richtige Nomencla- tur mit den Gewohnheiten der Praxis und d°r eigentlichen Leser solcher Bücher in Einklang zu bringen, erkennt Referent, (ebenfalls aus Erfahrung und strengen Tadels) so gut als irgend Jemand: aber man darf nicht so weit in den Con- cessionen gehen, dass man Namen, wie z. B. das schon vergessene Volkameria japonica für Clerodendron fragrans fl. pl. beibehält, zumal da Volkameria als deut- scher Name beigegeben werden kann. Ein Druckfehlerverzeichniss wird sehr vermisst, da es dringend nöthig wäre. Die Setzer scheinen es förmlich darauf abgesehen zu haben, die Jateinischen Pflanzennamen zu verhunzen und die Undeutlichkeit der Ab- drücke in den Correcturbogen macht oft eine gewissenhafte Correcetur unmöglich. J. sen Sammlungen zu 6) Bulletin de la Societe Imperi- ale des Naturalistes a Moscou. 1373. tom. 44 n. 2. Enthält von Botanischen Abhandlungen nur den Reisebericht von A. Becker nach in Folge | Baku, Lenkoran, Derbent ete. — Die Rei- sebeschreibung selbst ist ohne alles Inter- esse. Es sind Verzeichrisse der gesammel- ten Pflanzen beigegeben, — bei denen Hr. Becker regelmässig zu sagen vergisst, dass diese Pflanzen nicht von ihm, sondern von R. von Trautvetter bestimmt sind. (E. R.) 7) Vilmorin’s Illustrirte Blumen- gärtnerei, herausgegeben von Grönland und Rümpler. Verlag von Wiegandt und Hempel in Ber- lin. Mit 1300 Holzschnitten. Im November 1372 erschien das erste Heft dieses sehr beachtenswerthen Buches, wir wissen nicht, ob gegenwärtig alle Hefte erschienen und versparen uns dessen ein- lässliche Besprechung bis dahin. Heute nur soviel, dass 1) die Namen der beiden Uebersetzer einen guten Klang haben, dass 2) die Aufzählung der Arten immer noch nur den Chrakter einer Auswahl hat, wo- bei oft der schönsten Arten, wie bei Allium des A. narcissiflorum, flavum, A. polyphyl- lum nicht gedacht, während unbedeutende Arten,-die als Zierpflanzen kaum je Rollen spielen werden, wie A. fragrans und ursi- num mit Abbildung aufgeführt sind. — Aehnliches könnte man von anderen Gatt- ungen sagen, — immerhin aber müssen wır zu unserer Beschämung gestehen, dass in unserer deutschen Literatur bis jetzt kein Werk besteht, was den gleichen Werth für den Gartenfreund besitzt. Auch in Bezug auf Richtigkeit der Benennungen, Beschreibung, Synonymie und eleganter Aussattung verbunden mit Holzschnitten, ı die den Habitus gut wiedergeben, (aber keinen Anspruch auf Analysen und wissen- | schaftliche Darstellung machen), steht diese Uebersetzung eines französichen Werkes mit Benutzung der Cliches der französi- ı schen Ausgabe, allen ähnlichen bis jetzt erschienenen deutschen Werken voraus. (E. R)) 30 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. V. Personalnotizen und Neuestes. 1) Dr. John Torrey, starb am 10. März 1873 in seinem 77sten Lebensjahre. Er war lange der Hervorragendste der Bo- taniker Amerikas, und bei seinem Tode - war er nach dem jetzt noch lebenden Dr. Bigelow der älteste der Nordamerikanischen Botaniker. Derselbe war am 15. August 1796 ge- boren, und besuchte die Schule zu New- York und später zu Boston. Im 16. Jahre verliess er die Schule und erhielt von Amos Eaton die erste Unterweisung in der Botanik, welche in dem jungen Manne eine Liebe und Begeisterung für das Stu- dium der Botanik erweckte, welche erst mit seinem Tode endigte. Vom Jahre 1815 — 1818 studirte Torrey Medicin und begann nach Beendigung seiner Studien mit schwachen Erfolg zu practiciren. Seine erste Publicationen waren 2 Ar- | tikel über Mineralogie in dem »American Journal of Science and Arts« 1818—1819. ‚ kleinen Dorfe Franklinton geboren. Gray gebeten, sich mit ihm zur Heraus- gabe einer Flora Nordamerikas zu vereini- gen. 1840—1845 kamen die 3 ersten Ab- theilungen dieses wichtigen Werkes (Tor- rey et Gray, Flore of Noıth America) her- aus, dann aber unterblieb leider unter mannichfachen anderen Arbeiten die Fort- setzung. Zahlreiche kleinere Arbeiten über Pflanzen verschiedener Sammler erschienen nun. Im Jahre 1865 machte Torrey seine erste Reise nach Californien und noch im Jahre 1872 war er abermals im Auftrage der Regierung im Colorado - Gebiet der Rocky Mountains. (E. R. nach Asa Gray.) 2) William Sullivant, der bekannte Bryologe der Vereinigten Staaten, starb am 30. April 1873 in Columbus am Ohio. Derselbe war am 15. Januar 1803 in dem Seine »Musei Alleghanianses«, und »Contributions Schon seine zweite Arbeit war eine bo- | tanische, nämlich seine »Flora of the Nor- | thern and Middle Sections of the United | States,< von der der erste Theil im Som- mer 1824 erschien. Im gleichen Jahre ver- heirathete er sich und ward als Professor | der Chemie, Mineralogie und Geologie an | der Militair-Academie zu New-York ange- stell. Drei Jahre später erhielt er den Lehrstuhl für Chemie und Botanik. Im Jahre 1826 legte Dr. Torrey dem Lyceum für Naturgeschichte einen Bericht über die von James in den Rocky Mountains ge- sammelten Pflanzen vor, interessant des- halb, weil es die erste in Nordamerika pub- licirte Arbeit war, in der die Pflanzen nach dem natürlichen System geordnet waren. Von nun an ging Torrey in allen die Flora Nordamerikas betreffenden Arbeiten allen anderen voran. Im Jahre 1843 er- of the Bryologie end Hepaticology of North America», and »Musci et Hepaticae of United States< sind seine bekanntesten Werke. (E. R.) 3) Aus Tiflis. Es sollen auch in die- sem Jahre sich Phylloxera in einzelnen Gärten gezeigt haben. Ich hatte mich in der Zeitung öffentlich erboten, jeden kran- ken Stock zu untersuchen, es- hatte sich aber Niemand gemeldet, was mich gar nicht wundert, da kein Mensch der lesen und schreiben kann, sich weiter um seinen Garten bekümmert, als die Pacht einzu- ziehen von seinem Gärtner. Das Gekeim- mittel des Hrn. Dr. Subaloff hier gegen das Oidium, hat auch dies Jahr gute Dienste geleistet, doch sind auch Trauben, die hoch in Bäume gerankt und dort gezeitigt wa- ren, vortrefflich geblieben. Die alte Er- schien sein wichtigstes Werk »Fiora of | fahrung also bestätigt. the State of New-York.s Schon im Jabre 1836 hatte er Asa | Die Obsternte ist heuer an Steinobst sehr arm, an Kernobst an Quantität gut V. Personalnotizen und Neuestes. und an Qualität ausgezeichnet. Es ist eine wahre Pracht, diese Riesenexemplare zu sehen, welehe hier zu Markte kommen und man muss mit Vergnügen constatiren, dass die feineren Sorten sich doch etwas mehr verbreiten. Wir haben Weintrauben, die sich bis Ostern an Schnüren aufgehängt vortreflich halten, sie kommen in grossen Ladungen von Eiisabethpol und sind köst- lich süss und aromatisch, werden aber noch übertroffen durch die kernlosen Sorten aus Eriwan, von denen mir gerade 6 Sorten zum Abbilden vorliegen. Dieses Arom, diese Saft- und Zuckerfülle ist unbeschreib- lich, Sie sind vom schönsten Carminroth bis ins Bernsteingelbe. Von Westen aus Imeretien erhalten wir mit der Eisenbahn Birnen und Aepfel, eine ganz neue Race, da bis dahin der Transport von dort nicht möglich war. Es sind alles unveredelte Sämlingsfrüchte, aber constante Racen bildend, an Grösse und Farbe ausgezeich- net. Die Feinheit des Fleisches lässt wohl zu wünschen übrig, aber als billige Markt- frucht für Massenverbrauch, circa 1 Rub. bis 11/, Rub. das Pud (30 Pfd. Z. G.) am | Markte, den Weidenkorb bekommt man dazu, sind sie vorzüglich. Die Grenzge- biete nach der Türkei hin geben eine be- sondere Waare, sehr haltbare Süssäpfel, die zu Weihnachten hier ankommen und 2 bis 4 Rub. das Pud kosten, sehr süss und schmackhaft, doch ohne Aroma sind und prachtvolle Farben haben. Alles eine Sorte. Das feine Obst, die Beurres und Doyennes, die Reinetten uud Calvilles, zu 20 bis 40 Kopeken das Pfund (im Winter), kommen aus der Umgegend von Tiflis und Kachetien, (dem Weinlande). Besonders hat der Privatgarten des Staats- und hat das ganze T,and mit edlen Pfropf- reisern versorgt, so düss alie guten Birnen und Aepfel hier kurzweg im Volkmunde | Baronsbirnen und -Aepfel heissen. Ich habe eine Obstsammlung jetzt zu bestimmen, worunter Birnen von mehr als Schwere und Aepfel von 5 Zoll Durchmes- ser. Herbstbutterbirn a 3/, Pfd. schwer etc, Unter den Aepfeln bemerkt man im Pfund nicht bewässern konnte, secretais Baron v. Nicolai, den ersten Ruf | 31 Handel meist Streiflinge und Süssäpfel, dann Plattäpfel meist grün und grüngelbe, dann in weit geringerer Masse folgen Rei- netten, bes. die graue und Gold-, die Cal- villen bes. weisse Winter- und ihre Ver- wandten, der Gravensteiner wundervolle Früchte liefernd, die Parmänen und Pi- geons, dagegen sehr selten die Ramboure etc. Von Birnen brivgt das Land einige vorzügliche Sorten hervor, die stark ver- breitet sind. Gulabi frühe und späte (möch- ten zu den Weinbirnen gehören) und die Wandam von Nucha, an Form und Grösse sehr ähnlich der Catillac, doch schmelzend und butterig, so dass die schwer den Trans- port verträgt, wird bis 11/, Pfd. schwer und darüber, und ist eire ausgezeichnete Frucht. Die obengenannte aus Imeretien, in Form eine Langbirne, der Hofrathsbirne sehr ähnlich, Schale schön gelb, Kerne sehr gross, in jeder Birne nur ein Kern. Noch sind Bergamotten ähnliche Sommer- birne sehr verbreitet, doch bin ich nicht sicher woher sie stammen. Eine kleine sehr süsse feine Birne findet sich häufig, auf goldgelbem Grunde schön lackroth punktirt, prachtvoll von Ansehen und Ge- schmack. Den Namen konnte ich nicht finden. ; Gute Weintrauben kosten hiesige das Pfund 5 bis 5 Kopeken, der Preis steigt im September bis 10 Kop. und jetzt im October, wo die Trauben von Elisabethpol den Markt massenhaft überschwemmen, kosten diese letzteren 15 his 20 Kop, das Pfund. Die letzten 4 trocknen Jahre haben nur dort grossen Schaden angerichtet, wo man sonst sind alle Früchte von einer seltenen Güte und Grösse, Durch die Bemühungen unseres verehr- ten Ühefs des Departements der Kaiserl. Reichsdomänen und Gärten sind auch die ı bis dahin unzugänglichen Fruchtsorten der entferntesten Provinzen jetzt hier angebaut und veredelt, so dass wir in ein bis zwei Jahren ganz neue Frucht Racen beobach- ten werden. Die Exemplare des Arnoldi- schen Obsteabinets, das wir hier haben, 32 unsere Landesfrüchte fast H. Scharrer. sind gegen Zwerge zu nennen. 4) Blumenausstellungen. A. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten veranstaltet den 2., 3., 4. Mai 1874 eine Ausstellung von Producten des Gartenbaues in Berlin. Zur Preisbewerbung sind Gärtner und Gar- tenfreunde des In- und Auslandes be- rechtigt. Die Pflanzen- und andere Gegenstände sind im doppelten Verzeichnisse bis zum 23. April 1874 beim Obergärtner Dressler, Bellevue-Strasse 6a Berlin anzumelden und bis zum 1. Mai Mittags im Ausstellungs- lokal, Georgenstrasse Nr. 19 (Reitbahn der Tattersal-Gesellschaft) einzuliefern. Für 37 Coneurrenzpunkte sind Preise von 20— 150 Mark ausgestellt. Specielle Programme werden allen denen, so darum ersuchen, sofort zugesendet. B. Die Königliche Gesellschaft für Land- wirthschaft und Botanik in Gent den |. Sonntag im April, in den Gewächshäusern des Casino eine Ausstellung Neuer Pflan- zen, bei der nach Englischem Muster nur Certificate vertheilt werden. Am letzten Sonntag im Juni die ge- wöhnliche Jahres-Ausstellung. (E. R.) 5) Das.grosse Herbarium von Profes- sor Orphäanides in Athen hat Herr Rhodocanaki in Odessa angekauft und dem Universitätsberbarium in Athen als Geschenk übergeben. 6) Herr Staby undBaggs, zwei eng- lische Gärtner, sind von James Veitch und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Söhne auf Verlangen des Persischen Pre- mierministers nach Teheran gesendet wor- den, um daselbst den Garten desselben einzurichten und zu überwachen. Auch der Kaiser von China soll einen fran- zösichen Gärtner anstellen wollen, um seine Gärten theils in anderem Style anle- gen zu lassen. (Pom. Blätter). (r.) 7) Der Gartenmeister Herr Gieseler, Vorstand der Culturen des Botanischen Gartens in Göttingen, starb am 6. Dec. 1873 nach halbjähriger schwerer Krank- heit in seinem 71. Lebensjahre. Seit 836 Jahren stand derselbe den Culturen des Botanischen Gartens in Göttingen vor, ei- nes Gartens, der unter der Direction des Professors Hofrath Bartling und unter der speciellen Leitung Gieseler’s, seinen alten wohlbekannten Ruhm, nämlich als einen der reichsten und zuverlässigsten Botani- schen Gärten Deutschlands, sich erhalten hat. Der Referent zählte Herrn Ch. Giese- ler zu seinen ältesten Freunden, dem er während seines 4jährigen Aufenthalts in Göttingen (1833—1837) eo manche Belehr- ung dankt. (E. R.) 8) Am 21. November starb in Wiesba- den der Oberlandesgerichtsrath Augustin, Besitzer des grossen Garten-Etablissements an der Wildparkstation bei Potsdam, wel- ches zur Zeit, als es unter der Leitung des verdienstvollen W. Lauche stand, sich durch Vollständigkeit seiner Pflanzen -Sammlun- gen (Palmen, Orchideen, Farne, Dracä- nen etc.), sowie durch hervorragende Cul- turleistungen einen Weltruf gegründet hatte. (Ender.) 1. Vriginalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Calathea Körnickiana Rgl. (Siehe Taf. 784,) Marantaceae, Acaulis; petiolis longis, cylindra- ceis, basi vaginantibus, ıninulissime puberulo-scabriusculis; lamina elliptica, acuta v. apice breviler acuminala, gla- berrima, supra nitida, margine undulata; spicis ovato - cylindrieis, floribusque glaberrimis, breviter pedunculatis; brac- teis coloratis, latioribus quam longis, ob- tusis, crateriformi-patentibus, margine undulatis, quam flores paullo breviori- bus; floribus albis; petalis oblongo- lanceolalis. Eine schöne Calathea mil kriechen- dem Rhizom, die allenthalben durchaus kahl und an den Blaitstielen und Blait- scheiden mit einer sehr kurzen, nur unter stärkerer Vergrösserung bemerk- baren Behaarung bekleidet, welche beim | Abwärisstreifen den Blattstiel schärflich anfühlen lässt. Alle andern Theile der Pflanze durchaus kahl, Blattstiele 10— 20 Cm. lang, grün, an der Spitze eine. walzlich zusammengedrückte Anschwell- ung iragend, welche beiderseits violett gefärbi. Letztere Färbung tritt auch II. 1874, auf das unterste Stück des vorstehen- den Mittelnerves auf der unteren Blatt- seile über. Blattfläche elliptisch , spitz oder kurz zugespitzt, 10—20 Cm. lang und 7—12 Cm. breit, am Rande wellig, oberhalb glänzend hellgrün, unterhalb elwas blasser grün. Der Blüthenschaft unserer Pflanze wird nur 4—5 Cm. hoch und trägt am Grunde 3 dicht und zweizeilig stehende Blätter. Blumen in dichten oval-walzlichen Aehren. Brac- teen breiter als lang, stumpf, becher- [örmig abstehend und ziegeldachförmig übereinander liegend, die untere blass- röthlich, die obere weiss, Die Brac- teolen welche die am Grunde jeder Braciee gepaart stehenden Blumen um- schliessen, tragen auf dem Rücken bei- derseits einen häuligen, von der Spitze bis zum Grunde verlaufenden Flügel, umhüllen einander wie auch die Blumen und sind ungefähr so lang als die Blu- menröhre. Kelchblätter 3, länglich-lan- zeitlich. Blume weiss. Blumenblätter läng- lich-lanzetllich, nebst dem Staminodium B) 34 in eine schmale Röhre verwachsen, wel- che ungelähr so lang als die Bracieen. . Das äusserste Staminodium kappenför- mig, im ausgebreileten Zustande aus keilföürmigem Grunde fast deltoidisch. Innere Staminodien 3; das äusserste derselben gross, länglich-oval, auf der einen Seite einen Lappen tragend, der in eine Schwiele endiget; das innerste Staminodium umhüllt den Griffel, ist an der Spitze kopflörmig erweitert und trägt unterhalb der Spitze einen schna- belförmigen Fortsatz. Das 3. innere | Staminodium stellt den blumenblattarti- gen Staubfaden dar, nämlich auf der einen Seite die Anthere, über die sich ein seitlicher" blumenblattartiger Flügel erhebt. Der Griffel ist an der Spitze eingeknickt, geht nach hinten in einen Höcker aus und streckt sich an der Einknickungsstelle wagerecht vorn ge- öffnet vor. Zu bemerken ist noch, dass alle 4 Staminodien von sehr zarter Textur, und mehr oder weniger weit hinauf mit einander verwachsen sind und aus- serdem sich umwickeln, so dass deren Structur ziemlich schwer zu sehen ist. Im hiesigen Garten ward diese Ca- lathea theils als C. propinqua cultivirt, theils hatten wir solche aus dem Gar- ten zu Paullowsk als C. Riedeliana er- halten. Zunächst verwandt ist dieselbe einestheils der ©. grandifoliaLindl,, andrentheils der Ö. propinquaKcke. Erstere unterscheidet sich durch durch- aus grüne Blattstiele, die wie die Blatt- fläche mindestens noch einmal so gross als die unserer Pflanze, ferner durch | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen 1—?2 Fuss hohen Blüthenschaft, an dem die Blätter: entfernt gestellt sind, durch grüne Bracteen und grös- sere gelbe Blumen, deren Röhre län- ger als die Bracteen. C. propinqua hat zum Unterschiede durchaus kahle Blatt- stiele, eine durchaus sitzende Blüthen- ähre, spitze grüne behaarle Bracteen und eine lang vorsehende Blume mit zoliig behaarter Blumenröhre. Wahrscheinlich eine der vielen Pflan- zen, die Riedel aus Brasilien in den hiesigen Botanischen Garten einführte. Den Namen legten wir dieser Art, nach unserm geehrien Freund „Proles- sor Körnicke*, bei, dem wir die gründ- liche, aber leider nicht ganz beendigte Bearbeitung der Marantaceen verdanken. (E. R.) Erklärung der Abbildung: a. Bractee, natürliche Grösse. b.c.d. e. Die Bracteolen. b. u. c. von der Rück- seile mit den beiden häutigen Flügeln. d. e. von der Bauchseite dargestellt. Natürliche Grösse. f. Eine Blume, schwach vergrössert. Am Grunde der Kelch. g. Der Staubfaden, stärker ver- grössert, h. Die Staminodien, vergrös- sert. Dieselben sind auseinandergebo- gen, der Griffel im Centrum der Blume mit seiner hammerförmigen Spitze aus dem umhüllenden innersten Staminodium mit dem schnabelförmigen Forisatz un- ter der köpfförmigen Spitze belreit, — sonst aber die Lage und Gestalt aller soweit als möglich getreu. i. Stellt ebenlalls die Staminodien vergrössert vor, aber die einzelnen Blätichen künst- lich ausgebreitet. I. Originslabhandlungen. ” 35 b) Stanhopea Bucephalus Lindl. #. Roezli. (Siehe Tafel 785.) Orchideae, St. Bucephalus Lindl. gen. et spec, Orch. n. 2. — Bot. Reg. XLIV. tab. 24. — Bot. Mag. tab. 24 *). Tropische Orchideen werden gegen- wärlig in Tausenden und aber Tausen- den von Exemplaren in Gärten Euro- pas eingeführt, so dass für manche der selineren Arten mit Recht deren allmäh- liche Ausrottung befürchtet wird. Un- ter den jährlich einwandernden Orchi- deen, da sind viele, wie gerade die schönen Odontoglossum und Masdeval- lia-Arten, von denen fast 99 Procent in Europa todt ankommt, und von de- nen die lebend bleibenden in unsern Culturen sich wenig vermehren, son- dern gemeiniglich immer neu importirt werden müssen, Im Gegensatz gibt es wieder an- dere Orchideen, welche fast stets in durchaus gutem Zustande ankommen und in der Cultur nicht blos dankbar blühen, sondern auch Massen neuer Scheinknollen bilden, so dass sie auch bald getheill und vermehrt werden kön- nen, Zu diesen letzteren gehören ganz besonders die Arten der Gattung Stan- *) St. Bucephalus; bracteis ovario “ subaequalibus; hypochilio unguiculato, cym- biformi, antice intruso, apice carnoso aperte suleato mutico, basi longe angustato ecorni, | intus laevi, extus bicarinato; epichilio sub- rotundato-ovato, cuspidato, integro; cornu- bus gracilibus, teretibus, epichilio breviori- bus; columna basi angustissima, sursum alata. — St. grandiflora Rchb, fil. in Müll, ann. VI, 587, hopea, mit ihren ebenso schönen als eigenthümlich gebildeten Blumen, deren Griffelsäule und Lippe, wie der geöfl- nete Rachen eines Thieres erscheint. Die beistehend abgebildete Art ist in Ecuador, Nicaragua und Peru zu Hause und gehört noch zu den seltenen Arten in unsern Sammlungen. Mit der von uns abgebildeten, sind nun 3 For- men von dieser schönen Orchidee be- kannt. Davon hat die Stammart Brac- teen, die so lang als der Fruchtknoten, schön ° safrangelbe Blumenblätter mil braunrothen Flecken, nur der vordere Theil des unteren Lippenstückes und die Hörner sind etwas heller gelb ge- färbt. Formen sind: ß. Jenischiana. Bracteen kürzer als der Frucktknoten, Blumen ge- sältigt gelb mit zartem Hauch in maites Roth mit cochenillefarbigen Flecken. Säule hellgrün mit rolhen Punkten. St, Jenischiana Kramer in Bot. Zeitung 1852 p. 934. — St. grandiflora '$. Jeni- schiana in Müll. Ann. Vl. p. 588. Aus Panama. | y. Roezli. Blumenblätter und der unterste Theil des untern Lippen- stückes safrangelb mit braun- rolhen Flecken, das Vorderstück der Lippe, die Hörner und Säule weiss, leiztere ausserdem purpur punktirt, Die Knollen dieser letzteren, in der Färbung besonders schönen Form erhielten wir vom Hrn. B. 5 36 Roezl aus Nicaragua. — Scheint besonders reich zu blühen, denn ein kleines Exemplar entwickelte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | im Mai zwei üppig blühende und entwickelte Blüthenstände. (E. R.) c) Crassula Cooperi. (Siehe Tafel 786.) Crassulaceae. Als Crassula Cooperi erhielten wir aus dem Garten von Haage und Schmidt in Erfurt eine Crassula, deren Be- schreibung uns aufzufinden nicht ge- lungen ist, Unter den in der vorzüg- lichen Flora Südafrikas von Harvey — und Sonder aufgeführten Arten, würde die in Rede stehende Art unter den 75 zu dieser Gatiung gehörenden Ar- ten zunächst mit den Abtheilungen der | Glomeratae und Filipedes verwandt sein, und zwar gränzt sie in der Tracht der in der letzteren Gruppe aufgeführten Cr. expansa Ait. zunächst an. Die ge- wimperten Blätter und Kelche unter- scheiden solche aber schon von allen Arten beider Abtheilungen. Unsere Pflanze ist perennirend, ent- wickelt aus dem Wurzelstock eine Masse fädlicher krautiger niederliegen- der bis spannenlanger rauhlich behaar- | ter Stengel, die gar nicht oder nur wenig und dann kurz veräslelt sind. Blätter gegenständig, entfernt gestellt, | am Grunde mit einander verwachsen, länglich-lanzeitlich, spitz, beiderseits | am Rande borstig gewimpert, kahl, oberhalb flach mit einigen grossen ver- tieften Punkien, unterhalb convex und mit zahlreichen kleinen vertieften Punk- | ten, wenn mit der Lupe angesehen ‚ Die weissen Blumen stehen in einer ‚ armblumigen Trugdolde auf den Spitzen ; der Stengel und zwar steht die unterste Blume gemeiniglich in der gabelförmi- gen Verästelung auf einem Blüthen- stielchen, das etwas länger als die Blume, während die oberen Blumen viel kürzer geslielt in 3--Öblumigen Trug- döldchen beisammen steken. Blumen 4— 5zählige Kelchlappen lanzettlich, spitz, gewimpert, noch einmal so kurz als die ovalen weissen siumpfen ab- ı stehenden Blumenblätter, die unterhalb ı der Spitze auf der untern Seile einen kleinen Höcker tragen. Die Carpellen ı mit sehr kurzem Griffel gekrönt. Es ist das trotz der Kleinheit der Blumen eine hübsche beachtenswerthe ' Kalthauspflanze, da solche ihre kleinen schneeweissen Blumen in den Winter- monaten in reichlicher Menge entwickelt. Stammi wahrscheinlich aus Südafrika, ‚ist aber unter den zahlreichen Arten ı unseres Herbariums nicht vertreten. | (E. R.) | Erlärung der Tafel. a. Eine Blume schwach vergrössert. b. Ein Stengeiglied mit einem Paar der gegen- ständigen gewimperten Blätter, \ | | 1, Originalabhandlungen. 37 2) Antwort auf die neulich ausgesprochene Anfrage nach meinen Pflanzungen von Vacceinium macrocarpum. „Wie ich schon früher in diesen Blältern andeutete, ist diese interessante Moorpflanze äusserst anspruchlos auf Grund und Boden, denn sie wächst in grösster Ueppigkeit in feuchtem todten Sand, in reiner Moorerde, sowie in einer Mischung von Garten- und Moor- | erde als in Mistbeeterde. Sie über- zieht, ja man könnte sagen, sie über- spinnt in ein paar Pflanzung das ihr angewiesene Terrain mit Jahresirieben bis zu 11/, Meter Länge und bildet dadurch einen förm- lichen Rasen. Was nun ihre Tragbarkeit anlangt, so habe ich nach meinen Erfahrungen Folgendes darüber zu berichten: 1) dass sie in völlig freier, etwas feuchter Lage sich am Besten ent- wickelt und am Reichsten trägt. Diese Tragbarkeit ist so gross, dass ich von einem Beete in solcher Lage im letz- ten Herbste 10 Liter Früchte crntete und nach amerikanischer Manier (mit 1/3 Pfd. Zucker per Liter) einkochen liess, Die Früchte hatten die Grösse mit- telgrosser Kirschen erreicht und waren fast ansehnlicher als die von amerika- nischen Züchtern zur Wiener Weltaus- stellung gebrachten Exemplare. 2) Dass alle die in einer schattigen oder in einer Lage mit gebrochenem Lichte sich befindenden Pflanzen, bis- her zwar ungemein üppig wuchsen aber wenig Früchte brachten. Ich sehe jedoch diese Thatsache als noch nicht abgeschlossen an, denn wem sind nicht Beispiele bekannt, dass Blüthen- und Fruchtgehölze erst dann reichlich blühen Jahren nach der | und tragen, wenn sich ihr Holztrieb etwas gemildert hat? Freilich ist auch den Ansichten Ful- ler’s in seiner von mir übersetzten Schrift, „Cultur der Fruchtsträucher“ etc. bezüglich der Tragbarkeit der Cran- berry Rechnung zu tragen, wenn er Pag. 106 sagt: „Es ist wichtig, nur reichtragende und grossfrüchlige Pflanzen zur An- lage zu verwenden, da es zuweilen dergleichen wilde gibt, die wenig oder keine Früchte bringen.“ Das erfreuliche Resultat meiner viel- seitigen Versuche ist demnach: „dass diese neue Cultur-Pflanze un- sern Winter ohne Bedeckung über- dauert und in vollständig freier un- geschützter Lage, am Besten in von Natur feuchtem Sand-, Moor- oder leichtem Gartenboden gedeiht, und durch reiche Tragbarkeit lohnt.“ Gutbewurzelte Pflanzen wachsen sehr leicht an und erfordern keine weitere Pflege, als dass sie in den ersten Jahren von Unkraut rein erhalten wer- | den, bis sie den Boden überzogen ha- ben und ihn dann beherrschen. Es unterliegt nunmehr keinem Be- denken mehr, die bereits erfolgte Ein- führung und Verbreitung der Cranberry auch bei uns zu empfehlen, da. ihre Cultur wirklich so einfach und dank- bar ist und die Frucht ausser ihren sonsligen guten Eigenschaften noch den Vortheil der grössten Haltbarkeit und Transportfähigkeit hat, da .ich ohne Mühe frische Cranberry-Früchte über 1 Jahr im besten Zustande aufbewahrt habe. Zuletzt muss ich noch der zuweilen er 38 aufgetauchten Ansicht, „dass Vaceinium macrocarpum und Vaceinium Oxycoccos synonym seien“ entgegen treten. Um ganz genaue Vergleiche in die- ser Beziehung zu machen, begab ich mich im vorigen Herbste mit Hrn. Dr. Dietrich hier nach einem 4 Stunden von hier entiernten Fundorte von Vac- cinium Oxycoccos und erlangte mil Dr. D. die Ueberzeugung, dass beide Pflan- zen vollständig verschieden seien. Jena, 31. December 1873. H. Maurer. Postsrpt. Die Unterschiede zwischen Oxycoccos palustris Pers. und O. mac- rocarpa Pers. sind folgende: Die erstere besitzt fadenförmige nie- derliegende Stengel, Blumen die auf den Spitzen der Zweige einzeln oder zu mehreren stehen und kleinere Früchte. Die zweite hat mehr aufsteigende ro- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tt. DL: ER I 3 u Ex : Des . bustere Stengel, seitlich gestellte Blu- men und grössere Früchte. Die letztere gedeiht viel leichter in der Cultur als die erstere. Nach un- seres geehrten Freundes Maurer ge- machten und in Obigem mitgetheilten Versuchen, ist dieselbe nun unter die Fruchtpflanzen der Gärten aufzunehmen. Der Anbau derselben dürfte aber nur da lohnend sein, wo die gewöhnliche Moosbeere nicht zu den häufig wild wachsenden Pflanzen gehört, denn in Petersburg z..B. kommt letztere mas- senhaft auf den Markt und wird die Melze Früchte zu 12 Sgr. verkauft. Wir können nur bestätigen, dass die Moosbeere sich frisch aufbewahrt bis zum Frühjahre hält, und dass die uns von Herrn Maurer güligst mitgetheil- ten Früchte der Cranberry gross und schön, gleich denen, wie wir solche | früher aus Amerika erhielten, waren. (E. R.) 3) Ueber Widerstandsfähigkeit der Pflanzen wärmerer Regionen gegen Kälte, Von H. R. Göppert, Director des botanischen Gartens in Breslau. (Vorgelesen in der botanischen Section der schlesischen Gesellschaft, den 6. November 1873.) Sichere Beobachtungen über die grad- weise Verschiedenheit der Einwirkung des Frostes auf exotische Pflanzen un- terliegen den grössten Schwierigkeiten. Abgesehen von dem Standorte und der dabei bis jetzt noch gar nicht beachte- ten Wärmestrahlung benachbarter Ge- genstände, gehört dazu auch noch Be- | | sünstigung der Temperalurverhältnisse, | Abwechslung von siufenweise vor- schreitender Kälte von — 0,5° bis min- destens — 10° mit kältefreien Unter- brechungen, damit die vielen indivi- duellen Verschiedenheiten der Empfäng- lichkeit der Einzelpflanzen sich genau beobachten und feststellen lassen. Ein- zelne Pflanzen sterben z. B. schon bei — 1°, andere bei — 2°, noch andere ersi bei — 3°; tritt aber plötzlich eine niedere Temperatur von — 3° ein, so werden: sie alle gelödtel und ihre Wi- derstandsfähigkeit dann nur zu oft für Standorte I. Originalabhandlungen. ‚gleich erachtet, was doch in Wahrheit nicht der Fall ist. Bereits im Herbst des Jahres 1828, in welchem jenes zu solchen Beobacht- ungen erforderliche uns begünstigende Verhältniss stattfand, habe ich Gele- genheit gehabt, eine sehr grosse Zahl von Beobachtungen anzustellen, die ich in meiner zwei Jahre später erschien- enen Schrift über das Gefrieren der Pflanzen veröffentlichte. Unter ihnen befanden sich fast alle damals in un- seren botanischen Gärten im Sommer eultivirten und bis in den Herbst hin- ein blühenden Sommergewächse, wie auch verschiedene tropische und sub- tropische Pflanzen, die alle durch ver- schiedene Kältegrade gelödtet wurden. Durch diese und viele andere ähnliche Erfahrungen bewogen, huldigt man im Allgemeinen der Ansicht, dass Ge- wächse die an ihrem natürlichen keine Temperatur unter Null zu ertragen haben, bei uns daran nicht gewöhnt werden könnten, welchen Satz auch wohl die zahlreichen von Acclimatisationsvereinen angestellten Versuche bis jetzt noch nicht zu entkräften vermochten. zwischen, da es doch an einzelnen zu- fällig gemachten, diesem Satz in seiner Allgemeinheit wenigstens widerspre- _ chenden Erfahrungen nicht fehlt, schien es mir doch angemessen, bei Wieder- aufnahme des früheren Gesammt- The- mas auch nach dieser Richtung hin Versuche und Beobachtungen anzu- stellen. Der Witterungs- Verlauf des Herbstes 1871 begünstigte sie ausnehmend, in- sofern leichte allmählich steigendeFröste durch frostfreie Zeit unterbrochen wur- den. Bereits in der Nacht vom 15./16. October trat Frost ein (— 1° bis — 1,9°) der bis 10 Uhr früh den 16, dauerte, In- | 39 worauf dann mehrere frosifreie Tage mit + 5 bis. + 6° folgten. Am 23. wieder ähnliche Kälte von gleicher Dauer wie vom 15./16., also von — 1° bis — 1,5°, die sich in der folgenden Nacht vom 23.— 24. bis auf — 4° steigerte. Gegen Mittag erhob sich die Tempera- tur wieder bis zu + 4° und blieb ähn- lich durchschnittlich bis zum 2. No- vember. Dann sank sie aufs Neue bis + 2° im Mittel am 3. u. 4. November, am 5. früh 6 Uhr — 1,9°, Mittags 2 Uhr + 1°, Abends 10 Uhr bis — 3°, am tiefsten, Morgens den 6. — 7°; Mittags 2 Uhr jedoch wieder + 1°, Abends 10 Uhr — 2°, In der Nacht zeigte das Minimumthermometer — 3°, Gegen Morgen des 7. trübte es sich und wurde wieder weniger kalt, früh nur — 1°; Mittags gar + 3°; in der darauffolgenden Nacht jedoch — 0,°; am-8. früh bei Regen + 2,°. Folgende tropische und subtro- pische Pflanzen verschiedener Län- der wurden während dieser Zeit zu den in Rede stehenden Versuchen verwen- det, und in Töpfen ohne. ausstrahlungs- fähige Umgebung ins Freie gebracht: 1. Tropische Gewächse. a) In Töpfen am 14. October aus- gesetzt: Gymnostachyum Verschaffeltii Ht. Lind., Eriocnema marmoreum Naud,, Alternanthera spathulata R. Br. aus Bra- silien, Campylobotrys argyroneura Ldl., Cissus discolor Bl. aus Java, Didymo- carpus Rhexii Hook. aus Ostafrika, Sanchezia nobilis Ld., Aphelandra Leo- poldii van Houtt. aus Mexiko, Begonia Rex Putz. aus Assam. Sämmtliche Pflanzen waren früh den 16. gefroren, starben nach dem Auf- thauen, wurden also schon von einer Temperatur von — 1,5° bis — 2° ge- 40 tödte. Am 18. setzte ich wieder heraus: | Campylobotrys Ghiesbrechtii aus Mexiko, Dracaena brasiliensis Ht., Cyc- lanthus palmatus R. et P., Aspidium violascens Sw., Asplenium Nidus L. aus Ostindien,, Sonnerila margaritifera Bl. aus Java, Maranla Warczewizii Mathieu, M. Jagoriana Koch, M. zebrina Sims. aus Brasilien, Phyllagathis rotundifolia Bl. aus Java, Panicum variegatum Ht., Ficus elastica L. Alle waren am 23. früh nach — 4° steifgefroren und er- schienen demnächst nach dem Aufthauen ebenfalls getödtet. In der Erde der Töpfe war der Frost bis 2“ unter ‘die Oberfläche gedrungen. Jedoch ist dieser Versuch von ge- ringerer principieller Bedeutung als der vorige, weil er so zu sagen die un- tere Grenze der Widerstands- fähigkeit unbestimmt lässt, welche allein nur den entscheidenden Maasstab für die dieslallsige Empfindlichkeit zu liefern vermag. Höchst wahrscheintich hätten sie wie die vorigen — 2° auch nicht ertragen und nicht erst — 3° be- durft, um dies Resultat herbeizuführen. Er besagt nur, dass die Pflanzen bei — 3° zu Grunde gegangen sind, schliesst aber nicht die Möglichkeit aus, dass dies nicht auch schon bei viel gerin- gerem Kältegrade hätte erfolgen können. Nichts destoweniger pflegt man oft aus Iunpfindlichkeit der Pflanzen gegen Frost zu ziehen, weswegen ich nicht umhin konnte, auch diese Versuche trotz ihrer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nogativen Erfolge milzutheilen. Inzwi- | schen sollte ich jedoch auch zu einigen positiven Erfahrungen gelangen, und | zwar bei einigen tropischen Pflanzen grösseren Umfanges, welche von Mitte Juni ab im freien Lande sich befanden, nieht ganz so frei wie die Pflanzen des | die solchen Beobachtungen Resultate für die | vorigen Versuches, sondern hie und da mit schmalen Laltenstützen eines nach oben ganz offenen Gestelles, wel- ches durch Strahlung vielleicht wohl um 1 Grad «die Kälte zu verringern vermochte. Es waren Solanum auricu- latum Ait. von Madagaskar und den Maskarenen, Petiveria alliacea aus Ja- maika, Cestrum salicifolium Jacg. aus Westindien, Jatropha Manihot, Abutilon venosum, Carica haslaefolia, Justicia carnea Ldl., Passiflora edulis aus Bra- sillen, Murraya exolica, Cassia Tora aus Ostindien, Habrothamnus fascieu- laris aus Mexiko. Fast sämmtlich Ex- emplare von 5—6 Fuss Höhe. Alle ertrugen steifgelroren — 2°. der Frostnacht vom 15./16. October; bei — 4° des 23. October erfroren je- doch Petiveria, Cassia, Murraya und Jatropha; bei — 7° des 6. November die übrigen, mit alleiniger Ausnahme der Passiflora edulis, eines Exemplares. von 4, und des Habrothamnus von 6‘ Höhe, welche nach dem Aufthauen her- ausgenommen, im warmen Hause wei- ter vegetirten, und sich bis heut noch den 10. September 1873, also nach fast 2 Jahren ganz wohl befinden. Die ge- tödteten zeigten im. Inneren wie gewöhn- lich die braune Farbe, nur Carica has- taefolia hatte im Innneren das lebhafte Grün erhalten. Wenn also auch überwiegende Mehrzahl nicht tropischer Gewächse 9° Kälte, welche ihre Säfte erstarren macht, unterliegt, zeigten unsere Versuche doch, dass es auch von dieser Regel an Ausnahmen nicht fehlt, insofern die beiden: Passiflora edulis und Habro- thamnus eine Temperatur von — 7° ohne Nachtheil für ihre spätere Enl- wickelung ertrugen. Es erscheint dies um so bemerkenswerther als auch der schneelose Boden, in dem sie sich I. Originalabhandlungen. 4 befanden, bis 2‘ Tiefe gefroren war und auf ihre Wurzeln in dieser Tiefe eine Kälte von — 1° erreichte. 2. Subtropische Gewächse (sämmtlich in Töpfen). Agave americana erhielt sich bis — 7°, in Folge dieses Kältegrades aber fast alle Blätter — es war ein Ex- emplar mit 11/, Fuss langen Blättern, die zum Zerbrechen gefroren waren — sehr bald vertrockneten und sich erst sehr langsam im Laufe des nächsten Sommers 1872 durch Neubildung von Blattknospen aus den Achseln der Blät- ter erholte. Ganz ebenso erging es einem schr kräftigen Exemplare von Phormium tenax mit 3 Fuss langen Blättern. Von Kappflanzen überstanden we- nigstens anfänglich — 4° Polygala op- positifolia, Cyperus alternifolius, My- rica quercifolia, Lomaria densa, Pteris geranioides, Allosurus falcatus, Pelar- | gonium inquinans und P. variegatum, Senecio grandiflorus Retz., nicht aber — 7°. Nur Erica pelviformis erwies sich vollkommen hart und ist heut noch October 1873 in lebhaller Vegetation. Senecio Tussilaginis starb bei — 7° und selbst die georgische Palme Sabal Adansonii, deren Wedel während der Erstarrungsperiode sich ganz zurück- legten und einen eigenthümlichen An- blick gewährten. Nicht minder interessante Resultate lieferten zahlreiche neuholländi- sche Gewächse aus dem in der südlichen subtropischen Zone gelegenen südöstlichen Theile Neuhollands zwischen 35° und 45° s. Br., wo eine mittlere Tempera- tur von + 12° herrschl, mit Extremen von + 2° bis 26°, und an der Küste wenigstens nur höchst selien und nur sehr vorübergehende schwache Fröste von — 1° bis — 2° eintreten sollen. Ausgeselzt wurden, ebenfalls in Töpfen: Dracaena congesta, D. rubra, D. anguslilolia, Casuarina torulosa Ailt., equisetifolia Forst., sämmtlich von 10 Fuss Höhe; Eucalyptus Globulus, 2 Ex- emplare, das eine noch in jüngerem ‘Alter mit gegenüberstehenden Blättern von 8 Fuss Höhe, und ein älteres von 12 Fuss mit der secundären Blattform den sichelförmigen herabhängenden Blätter; Callistemon acerosum Tausch, Melaleuca hypericifolia, Leptospermum grandifolium Lodd., Kunzea leptosperma Rchb., Boronia serrulata Sm., Correa alba Andr., Mühlenbeckia complexa, Banksia serrata L. f., jede von 4 Fuss Höhe; Libonia floribunda { Fuss, Epacris pulchella Sm. 3 Fuss, Passerina filifor- mis L. 2 Fuss, Stylidium adnatum R. Br., Lomaria pumila Sw., Alsophila australis R. Br. und Loddigesii Kunze, beide Exemplare vierjährig. In der ersten Frostperiode von 15. bis 16. October bei — 2° unterlagen nur die beiden Alsophilae; in der zwei- ten Lomaria pumila; alle anderen schie- nen sogar noch bei — 7° des 6. No- vember gesund, starben jedoch in den nächsten drei Wochen gänzlich ab bis auf Eucalyptus, Boronia, Correa und Mühlenbeckia.. Aus den in den frei stehenden höchstens 4—6 Zoll breiten Näpfen auch gefrornen Wurzeln schlu- gen nur die oben genannten Dracaenen aus; ihre Stämmcehen starben ab. Die scheinbar günstigen Erlahrun- gen bei !der zweilen Frostperiode, in der sie, wie erwähnt — 4° ertragen hatten, veranlasste mich damals alsbald, noch folgende Neuholländische Gewächse auszusetzen: Relinospora ericoides, Ac- tinostrobus pyramidalis, Dacrydium ela- 42 tum, Pimelia ligustrina Eurybia ilicifo- lia, argophylla Cabill., Pittosporum un- dulatum Vent., ‘Podalyria styracifolia Sims., Myrica Faya cuneala Lk., Har- denbergia monophylla Benth., Myoporum pellucidum, Rhagodia Billardieri, Ken- nedya rubicunda Vent., Fabricia laevi- gata Sm., Diplothenium _frulicosum, Ohne Ausnahme starben sie nach — 7° des 6./7. November, so dass also von sämmllichen in Versuch genommenen neuholländischen Gewächsen nur Euca- Iyptus, Mühlenbeckia, Correa und Bor- ronia, sich dauernd bis heut noch er- holten, welche also einer Tem- peratur von — 7° Widerstand zu leisten vermochten. Ganze Pflanzen von Neuseeländern standen mir leider nicht zu Gebot; Zweige von Rubus australis, Dammara australis, Dacrydium elatum, Metrosi- deros robusta, Fagus Cunninghami, We- del von Balantium antarcticum zeigten, obschon steif gefroren, nach dem Auf- thauen sich noch vollkommen gesund bis auf die Wedel von Balantium, deren Endfiedern gebräunt erschienen. Im Herbst des vorigen Jah- res 1872, beschloss ich die Versuche zu wiederholen, jedoch nur ein Paar tropische, meistens nur subtropische Gewächse aus der nördlichen gemässig- ten Zone dazu zu verwenden. Bereits am 15. October, an wel- chem 1871 die erste Kälte eingetreten war, wurden folgende Topfgewächse ohne weiteren Schutz in ein Erdbeet gestellt und die Töpfe mit Erde um- geben. 1) Tropische Gewächse. Dalea Mutisii H. B. nada, Melia sempervirens maika. aus Neu-Gra- von Ja- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ı eine 2) Subtropische Gewächse: ‚ a. von Neuholländern: ‚Eucalyptus Globulus Lab., Beaufortia decussata R. Br., Acacia prismatica Hoffms., dealbata Lk., Pimelia decus- sata und wieder Callistemon acerosum, Podalyria styracifolia, Fabricia laevi- gata, Alsophila australis, die Casuari- nen (equisetifolia und torulosa), Styli- dium adnatum in der Hoffnung des Ein- tritts schwacher Kältegrade, um sie dann zurückzuziehen und so die untere oder wahre Grenze ihrer Durabilität bestimmen zu können. b. Südafrika: Sparmannia verrucosa E., Mesem- brianthemum cordifolium L,, uncinatum Haw., productum L., Lomaria capensis Willd. c. Nordafrika: Lavandula elegans Dsf., Phoenix dactylifera L., Euphorbia dendroides L. d. Mexiko: Yucca aloefolia L., Dasylirion acro- trichum Zuce. 3) Nördliche gemässigte Zone: a. Asiens: Mespilus japonica Thb., Camelia japonica L., Aspidium falcatum Sw., Sieboldii Ht. Belg. b. Südeuropas: Viburnum Tinus L., Ruscus aculea- tus L., Laurus nobilis L., Myrtus com- munis (angustifolia ei latifolia). Jedoch gingen meine Hoffnungen, ebenso gradweise Erniedrigung ' der Temperatur, verbunden oder ab- wechselnd mit kältefreien Zwischräu- men wie im Herbst 1871 eintreten zu sehen, nicht in Erfüllung. An Regen war der November reich; Frosi fand sich erst in der Nacht vom 12./13., aber plötzlich mit — 9° ein, welchem I. Orginalabhandlungen. alle tropischen ohne Ausnahme und fast alle subtropischen unserer Versuche er- lagen, mit Ausnahme von Euca- lyptus Globulus, Yucca aloifo- | lia, Dasylirion undPhoenix dac- tylifera. Die der gemässiglen Zone erwiesen sich alle hart, wie Camelia japonica, Mespilus japonica, Viburnum Tinus, Laurus nobilis, Ruscus aculea- tus, Aspidium falcatum und Sieboldii. Ich liess sie nun sämmtlich ohne wei- teren Schutz während des ganzen fol- genden Winters im Freien, der sich freilich diesmal durch seine Milde aus- zeichnete und nur an einzelnen Tagen des Februar eine Kälte von — 1° bis — 3° brachte, welche keinen nachtheili- gen Einfluss auf sie ausübte. Nur Eu- calyptus Globulus der im vorigen Win- ter — 7° ohne Nachtheil ertragen hatte, starb allmählich ab; vielleicht weniger wegen der etwas bedeutender niedrigen Temperatur, als vielmehr in Folge der Nässe des Bodens, welche bei der Lage im Freien nicht zu vermeiden war. Je- denfalls erscheint mir das Extrem der Kälte, welcher diese intessante Pflanze zu widerstehen vermag, wie sich aus vorstehenden Versuchen ergibt, noch nicht genau ermittelt und soll wo mög- lich noch in diesem Winter festgestellt werden, wenn die Umstände uns be- ‘ günstigen. Von allen subtropischen, diesmal Herbst 1872 zum Versuche verwende- ten Pflanzen waren es also allein nur Yucca, Dasylirion undPhoe- nix, welche, obschon in ihrem Vater- lande an Temperatur unter Null nicht gewöhnt, jenen ziemlich hohen Frost- grad ohne Nachtheil überstanden. Im Ganzen ergab sich nun als Re- sultai dieser zahlreichen, viele Opfer 43 biologisch als praktisch wichtigen Versuche, dass es einzelne tropi- sche und subtropische Pflanzen verschiedener Länder gibt, welche einen gewissen Grad derErstarrung ihrer Säfte durch Frost ohne Nachtheil für ihre spätere Entwickelung ertragen können, die Mehrzahl aber da- durch getödtet wird. Der um die Obstcultur so hochverdiente Herr Su- perintendent J. G.C. Oberdieck, der sich seit Jahren mit demselben Thema über Einwirkung der Kälte auf die Ge- wächse beschäftigte, ohne dass wir gegenseitig davon Kenntniss hatten, ist zu meiner Freude fast nach allen Richt- ungen hin zu denselbem Resul- tate gelangt, wie er sich denn auch in vorliegendem Falle nach Anführung einiger mit Gewächsen wärmerer Kli- mate angestellte Versuche dahin aus- spricht, dass sie nur in äusserst be-- schränktem Grade Kälte ertragen und je eher erfrieren, je mehr freie Wärme sie in ihrem Vaterlande zu ihrer Ent- wickelung bedürfen (J. G. €. Ober- dieck Beobachtung über das Erfrieren der Gewächse und namentlich unserer Obstbäume in kalten Wintern nebst Er- örterung der Mittel, durche welche Frostschaden möglichst verhütet werden kann. Ravensburg 1872 pag. 19). An unsere Beobachtungen schliessen sich in vieler Beziehung die von Mar- tins, welche er in den für Frankreich wie für Deutschland so sirengen Win- ter von 1870/71 in Montpellier machte. Er war in Montpellier strenger als in dem viel nördlicheren Paris (Ch. Mar- tin’s L’hiver de 1870/71 dans le Jar- din des plantes de Montpellier et aux environs de cette ville. Mem. de l’Acad. an Zeit und Pflanzen kostenden, mehr | des sciences et letires de Montpellier B ! 44 T. VI. p. 507%). In Montpellier erfror eine Menge im freier Grunde befind- licher Bäume und Sträucher, die seit vielen Jahren unbehelligt geblieben wa- ren. Die Kälte erreichte an 12. De- cember — 16,,°, im Januar -- 13,7°, und im Februar — 3,;°, und fror es in diesen 3 Monaten an nicht weniger als 52 Tagen. In Paris betrug das Maxi- mum der Kälte im December nur — 11,5°, im Januar — 11°, im Februar — 4,°, also etwas höher als in Montpellier. Frositage zählte man dort nur 46. Aus dem von H. Martins gelieferten Ver- zeichniss nennen wir nur die auch zu unseren Versuchen verwendeten Pflan- zen, wie Sabal Adansonii, Euphorbia dendroides, Eriobotrya japonica, Phoe- nix dactylifera, Agave americana, Da- sylirion gracile (sehr verwandt mit D. acrotriche), Acacia dealbata, Myrtus communis, welche durch jene Kälte- grade’gänzlich vernichtet wurden, wäh- rend Camelia japonica, Viburnum Tinus, Ruscus aculeatus nur theilweise Be- schädigung an Zweigen und Blättern erlitten. Sabal, Euphorbia starben bei uns schon bei — 7°; Phoenix, Agave, Myrtus, Dasylirion, Camelia, Viburnum, Ruscus, Eriobotrya erhielten sich bei — 7° bis 9°, würden aber bei uns bei — 16° wohl gewiss ebenso zu Grunde gegangen sein wie zu Montpellier. JüngerePfilanzen zeigten sich widersiandsfähiger als ältere derselben Art, wie ich auch schon seit längerer Zeit wieder- holentlich beobachtethabe, eine für mich sehr wichtige Erfahr- ung, alsdadurch dieBeweiskraft meiner meist doch nur mit Pflan- zen jüngeren Alters angestell- ten Versuche nicht erschüttert wird. Gartenflora Deutschlands, 3 a a Re ae re Ba BE at a N Russlands und der Schweiz. Bi er a m, Alle diese Erfahrungen sind biolo- gisch gewiss sehr interessant, aber nicht eben förderlich der Lehre von der Akklimatisation, wenn man darunter, wie es oft ge- schieht, die Gewöhnung frem- der Pflanzen an Kälte versteht, die in ihrem Vaterlande der- gleichen nicht ausgesetzt sind. Von diesem Gesichtspunkte aus- gehende Versuche werden nie- mals zu erspriesslichen Resul- taten führen; wohl aber wird man eher seinen Zweck errei- chen, wenn man die heimath- lichen mittleren Temperatur- Verhältnisse und ihrer Extreme in den Entwickelungsmonaten der einzuführenden Pflanze un- serem Klima anzupassen sich bestrebt und darauf sein Au-. genmerk besonders richtet. ..;; England ist besonders im südlichen und südwestlichen Theile nebst den dazu gehörenden Inseln, wegen seiner durch den Einfluss des Golfstroms bewirkten milden Winter zur Akklimatisation fremder Gewächse mehr geeignet als das mittlere und nördliche Deutschland. Durch ein sehr einfaches Mittel, indem man den Wurzeln mehr Schutz und Pflege durch starkes Umschütten mit Erde gewährt, befördert man diese Zwecke, wodurch namentlich auch in den Londoner Parks früher dort nicht gesehene Arten bleibende Bürger der Parkflora geworden sind. Unseren Cul- turen in Deutschland ist freilich eine besondere Beachtung der Wurzeln nicht nachzusagen. Man hält hier z. B. die Pfahlwurzel in Gärtnerei und Frosteultur für ein ziemlich überflüs- siges Organ, schneidet sie wieder- holentlich ab, entzieht dadurch den Pflanzen die Nahrungsmittel, die Feuch- I. tigkeit der Tiefe, und nöthiget sie, da- für Ersatz nahe der Oberfläche zu su- chen, wo die jungen Wurzeln in heis- sen Sommern dem Austrocknen und in harten Wintern den Erfrieren ausgesetzt sind, die um so nachtheiliger wirken als die Wurzeln der Bäume in der That viel empfindlicher gegen Frost sind als die Stämme. (S. m. Schrift über die Folgen äusserer Verletzungen der Originalabhandlungen. | lithograph. Tafeln in Folio. Breslau bei 45 Obstbäume. Mit 56 Holzsch. und 10 Morgenstern 1873). Man sollte, meine ich, namentlich nach den so traurigen Erfahrungen der Winter 1870 und 1870/71, die unsere Culturen um Mil- lionen schädigten, sich doch endlich einmal veranlasst sehen, von jenem aus physiologischen Gründen durchaus nicht zu rechtfertigenden Verfahren zurück- Bäume, insbesondere der Eichen und | zukommen! 4) Bericht über die Reisen und Einführungen von R. Roezl ia den Jahren 1872 und 1873. Die früheren Berichte, die wir aus den brieflichen Mittheilungen unsers Freundes Roezl in der Gartenflora ver- öffentlichten, haben bei den Lesern | eine so wohlwollende Aufnahme ge- | funden, dass wir uns verpflichtet füh- len, dieselben fortzusetzen. Nach un- serer Ansicht haben derartige Berichte nicht nur ein vorühergehendes Interesse zu erregen [ür den Reisenden und die von ihm eingeführten Pflanzen, sondern sie haben einen bleibenden Werth, da sie genauen Aufschluss geben über Va- terland, Vorkommen, Zeit der Einführ- ung etc. der betreffenden Pflanzen. — Wie lückenhaft sind nicht im Allge- meinen unsere Kenntnisse in dieser Richtung; von wie vielen unserer schön- sten Pflanzen wissen wir nicht, durch wen und wann dieselben eingeführt wurden, ja selbst das Vaterland bleibt oft lange unbekannı! — Wie interes- sant und nützlich wäre es, wenn wir gleiche Berichte besässen über die ihrer Zeil so ergiebigen Reisen von den Brüdern Lobb, von Wallis, Pearce und so vielen Andern! Zeitraum seine directen Berichte. In unserm letzten Bericht (Garten- flora 1871 pag. 117) verliessen wir Roezl im Januar 1871 auf den Cor- dilleren Neu- Granadas. In Folge des deuisch-französischen Krieges, der den raschen Absatz der Sendungen Roezl’s sehr erschwerte, nahm Roezl auf un- ser dringendes Anrathen ein Anerbie- ien des Herrn Linden in Brüssel an und sammelte nun die folgenden 6 Mo- nate ausschliesslich für die Gärtnereien des Herrn Linden in Gent und Brüs- sel und fehlen uns daher aus diesem Wir wollen nur kurz bemerken, dass er während dieser Zeit in enllegener Ge- send, wohin wenige Reisende vor ihm gekommen waren, eine Zahl sehr schö- ner und werthvoller Orchideen theils neu entdeckte, theils schon vor ihm ge- fundene aber nicht in Cultur befindliche Arten wieder aufsuchte und in kurzer Zeit eine grosse Sammlung zusammenbrachte. ' Leider ist von dieser grossen Sendung, die im November 1871 bei strenger Kälte in Hamburg eintraf, und nun noch die ‚ Landreise nach Brüssel zu machen halte, 46 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fast nichts gerettet worden, da die | noch einige, die noch lebend ankamen, Pflanzen durch Verspätung im Trans- | aber doch so geschwächt, dass sie in port und schliesslich noch durch Frost zu Grunde gingen. Sobald das Engagement mit Lin- den abgelaufen war, verliess R. Neu- Granada und reiste zunächst nach Nord- Peru, um dort wieder für eigene Rech- nung zu sammeln. In den Gebirgen in der Umgebung von Huancabamba fand er eine interessante und reiche Flora. Von Orchideen fand er dort das schöne Epidendron Friderici- Guilielmi Rchb. f. mit grossen Blü- thenrispen prächtig karmoisinrother Blu- men, eine der schönsten Arten, die von Herrn Linden sofort acquirirt wurde. Von einer Excursion müde und schwerbeladen mit seinen Begleitern heimreitend, sah er am Waldrande dun- kelblutrothe Blumen aus dem Gebüsch hervorleuchten, er liess sich durch ei- nen Gefährten einen Busch davon holen und erkannte eine sehr schöne Mas- devallia darin. Gerne hälte er nun noch länger hier verweilt, um eine An- zahl Exemplare davon zu sammeln, aber der Abend war nahe und die Begleiter ılrängten zur Eile, um noch vor Nacht das noch ziemlich entlegene Nachtquar- tier zu erreichen. Er musste sich be- gnügen, dieses einzelne Exemplar in seine Tasche zu stecken und auf mehr | verzichten. — Diese einzelne Masde- vallia kam merkwürdiger Weise mii einer Sendung diverser Pflanzen, die meistens todt waren, mitten im Winter wohlerhalten bis nach Zürich und in- teressirte uns um so mehr, als es die erste Masdevallia war, die wir le- bend erhielten, von allen den Tausen- den, die wir seit Jahren von Roez], Bruchmüller, Garnier und Gaib- ‚rois :schon erhalten hatten. — Unter diesen waren allerdings manchmal auch kurzer Zeit ganz abstarben, während dieses Exemplar wirklich so wohler- halten ankam, dass es freudig fort- wuchs und schon wiederholt getheilt werden konnte. Nach der getrockne- ten Blüthe konnte Prof. Reichenbach es als M. amabilis Rehb. f. bestim- men, eine bisher noch nicht lebend eingeführte Art von grosser Schönheit, die nun der Grundstein für unsere kleine Masdevalliensammlung wurde, deren Pflege uns grosse Freude macht und deren Vergrösserung uns um so mehr am Herzen, als wir bisher recht erfreuliche Resultate damit erzielten. Wir haben heute, nach kaum zwei Jah- | ren, bereits 14 Arten in unserer Samm- lung, darunter nur 3, die noch unbe- stimmt sind. — So schwer es ist, Mas- devallien lebend zu imporliren, so leicht scheint es zu sein, einmal ange- wachsene Exemplare am Leben zu er- halten und zu freudigem Gedeihen zu bringen. Doch darüber ein andermal mehr und zurück zu unserem eigenl- lichen Text. — Von anderen Pflanzen, die Roezl dort sammelte, sind besonders auch nennenswerth: ein neuer Pilo- cereus*), sehr verschieden von dem bekannten und beliebten Greisenhaupt (P. senilis), dessen lange weisse Haare hier durch einen eng anliegenden weis- sen Filz ersetzt werden; diese Art verästelt sich mehr als senilis und an mehreren Exemplaren fand R. die *) Herr Fr. Ad. Haage jun. in Erfurt, dessen Cacteensammlung seit Jahren eine der bedeutendsten, kaufte von uns den Import dieses Pilocereus, der dann als ganz neu erkannt, P.Dautwitzi getaaft wurde, und der jeder Cacteensammlung zur Zierde gereichen wird. D I. Originalabhandlungen, Behaarung zartrosa, anstatt weiss, eine überraschend schöne Färbung, die in- dessen nur eine zeitweise, durch das intensive Sonnenlicht, trockenen Stand- ort ete. bedingte zu sein scheint, da die gesandten Exemplare keine ‚Spur mehr davon zeigten. Dann schickte er von dort eine neue Tillandsia (T. Roezlii Lind.) mit gelbgrünen, un- regelmässig schwarzviolett gefleckten und zuweilen marmorirten Blättern und eine grössere Anzahl der prächtigen Tillandsia argentea C. Koch, die schon vor ihm zuerst durch Wallis lebend eingeführt wurde *). Diese schönen Bromeliaceen wachsen nach Roezl an ganz offenen sonnigen Stand- orten, am Boden zwischen Steinen und Felsen, neben Cacteen. Sie gehören zu jener Gruppe Tillandsien, von welcher jetzt schon eine ganze Reihe Arten bekannt sind, die in Cultur jahre- lang fortwachsen und selbst blühen können, ohne irgend eine Spur von Wurzeln zu besitzen. Wir haben ei- nige Arten derselben schon seit einer langen Reihe von Jahren in unserm Orchideenhause hängen, und konnten uns ihre lange Lebensdauer nur durch die stets feuchte Luft des Orchideen- hauses erklären, waren daher nicht “ wenig überrascht, als Roezi schrieb, auch in dem trocknen, regenarmen Peru, in der brennenden Sonne stän- den diese Pflanzen ohne Wurzeln. Er schreibt wörtlich: „diese Pflanze (Til- landsia argentea) macht keine Wur- zeln, man kann sie aufSteine oder auf Dachziegel cultiviren. Die Leute von Huancabamba werfen sie auf die Dächer ihrer Wohnungen und sie wach- ®) Diese beiden Tillandsia-Arten wur- den von Herrn Linden acquirirt. } ’ 47 sen prachtvoll darauf, ohne Wurzeln zu machen. Hier bleibt also noch ein interessantes physiologisches Räthsel zu lösen. Grössere Pflanzen von Tilland- sia argenlea gehören zu den schön- sten Erscheinungen in der Pflanzenwelt, wenn sich ihre schneeweisse Färbung gut erhalten hat; leider sind die zahl- reich importirten Exemplare wohl in den meisten Sammlungen zu Grunde gegangen, in Folge falscher Behand- lung. Auf Roezl’s Angaben fussend, pflanzien wir die wenigen Exemplare, die wir besassen, in reine Scherben mit wenig Sphagnum gemischt, ‘stellten die Töpfe im Winter an die kühlste Stelle eines temperirten Hauses ganz nahe dem Glase, und während der Sommermonate neben Cacteen und Suc- culenten in ein kaltes Fensterbeet, des- sen Fenster steis Tag und Nacht ge- lüftet bleiben, und während Sonnenweltter und in der heissesten Zeit auch Nachts ganz abgenommen werden, wo sie also der vollen Sonne ausgesetzt! sind. Seit zwei Jahren, dass wir sie so behan- deln, sind sie gesund und schön weiss geblieben, aber von Wurzelbildung noch keine Spur, während Herr Hof- gärtner Kirchoff in Donaueschingen sein Exemplar bei ähnlicher, aber doch wärmerer Behandlung zur Wurzelbild- ung gebracht haben will. Es wäre sehr zu wünschen, dass es gelingen möge, diese wunderschöne Pflanze dauernd culturfähig zu machen. Roezl sammelte dort auch Samen von vielen schön blühenden kraut- und straucharligen Pflanzen, er sandte die- selben in einem Kistchen per Post di- rect an unsere Adresse ab, wir haben dieses Kistehen jedoch leider nie er- halten, warum wissen wir nicht, ver- muthen jedoch, dass Roezi vergessen 48 hatte, die nöthigen Declarationen aus- zustellen, | Im Januar 1872 verliess er Nord- Peru, um wieder nach Neu- Granada auf kurze Zeit zu gehen und dort eine schon früher von ihm besuchte, leicht erreichbare Gegend zu exploitiren in der Nähe der Bai von Choco, die ihm reiche Beute versprach, da er mit Land und Leuten dort schon bekannt war und grade auf sein Ziel losgehen konnte, Als er gegen Mitte April nach 17jähriger ‘Abwesenheit wieder euro- päischen Boden betrat, zunächst Sout- hampion und London, brachte er eine grosse Anzahl Kisten mil, nicht viele, aber gute Arten enthaltend, so z. B. das schöne Selenipedium Roezlii Rchb. f. und Selenipedium palmi- folium Rchb., beide für Europa ganz neu, ferner ein grosses Quantum von Cattleya chocoensis Lind. in vie- len Varietäten, eine neue Sobralia (S. Roezlii Rchb. f.) mil weissen und purpurnen, sehr wohlriechenden Blüthen in vielblumiger Traube, ein neues Odontoglossum (Od. Roez- lii Rehb. f.) mit weissen Blüthen, dem prachtvollen Od. vexillare nahe ver- wandt und ihm an Schönheit und Grösse ebenbürtig; von dieser werthvollen Or- chidee hatte er trotz allen Suchens nur zwei Exemplare finden können, die er glücklicher Weise lebend nach London brachte und an William Bull ver- kaulte. Von andern Pflanzen nennen wir noch ein grosses Quantum von zwei neuen Cycadeen (Zamia Roezlii und Z. Lindeni), die in den Alleinbesitz des Herrn Linden gingen, der auch die Selenipedium acquiririe, in Auction verkaufte. Nun war sein lange gehegter Wunsch Gartenfora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. während Roez! die Catileyen etc. in London | und Roezl in Erfüllung gegangen hatte die Freude, nach vollen 17 Jah- ren seine Eltern und Geschwister le- bend und gesund anzulreffen. Sein un- ruhiger Geist litt ihn jedoch nicht lange in Müssigkeit in Europa zu verweilen, er wollte vor allen Dingen eine gründ- liche Umschau in den grössten Gärten halten, seine Eltern und Freunde wie- der sehen und dann sobald als möglich wieder fort, wohin wusste er selber noch nicht und wollte mit uns den nächsten Feldzug berathen. Wir trafen mit unserm alten Freunde R. wieder zuerst zusammen, in dem gleichen Etablissement Van Houtte, wo wir uns vor 22 Jahren haiten ken- nen lernen, wo wir mehrere Jahre ge- meinsam gewirkt und Freud: und Leid getreulich getheilt hatten, und das wir beide im Jahre 1855 verliessen, er um in Mexico sein Glück zu suchen, wir um einem an uns ergangenen Rufe an den botanischen Garten in Zürich Folge zu leisten. Er begleitete uns nach London und ging dann über Gent, Brüssel, Hamburg, Berlin, Erfurt und Dresden zunächst zu seiner Familie nach Jungfernteinitz in Deutsch- Böhmen, überall natürlich die Haupi- gärten besuchend und überall aufs Freundlichste begrüsst und aufgenom- men. Nach kurzer Rast nahm er sei- nen Pilgerstab wieder aul und reiste über München nach Wien, wo er als junger Mann mehrere Jahre in der da- mals so berühmten Gärtnerei vom Ba- ron Hügel condilioniri halte, und wo er den Grund legte zu seiner umfas- senden Pflanzenkenniniss, die uns oft in Erstaunen selzte und die ein riesiges Gedächtniss erfordert. Eine Pflanze, die R. einmal gekannt, ı einmal, wenn auch nur flüchlig ge- sehen hat, kennt er immer soiort wie= I. Originalabhandlungen. der und zwar auch ohne Blüthen, an | den Blättern, am Holz, an den Knospen, an den Früchten, kurz an irgend einem | ‘ Merkmal. Sein Scharfblick ist ebenso gross als sein Gedächtniss, wir haben davon viele Beweise, da seit Jahren fast alle seine Sendungen durch unsere Hände gingen und wir seine Bestimm- ungen fast immer zutreffend fanden, Wir. bemerken noch dabei, dass R. auf seinen Reisen gar keine botanischen Werke mit sich führt, also ganz auf sein Gedächtniss angewiesen ist und trotzdem wird R. selten grosse Fehler in der Bestimmung von Pflanzen ma- chen, gleichsam instincimässig trifft er das Richlige. Von Wien aus wandie er sich nach Venedig, Mailand und Como und kam dann Mitte Juli zu uns nach Zürich, um hier eine kurze Ruhepause zu ma- chen, der er sehr bedürftig war. Er fand das Reisen in Europa troiz Eisen- bahnen und Hötels viel ansitrengender und aufreibender als das Reisen in amerikanischen Wildnissen und selinte sich schon wieder fort nach den Wäl- dern und pladlosen Gebirgen Amerikas, wo sichs viel behaglicher und gemüth- licher reisen lasse! In Zürich blieb er 10 Tage, die uns rasch, nur zu rasch verflossen, da wir so Vieles zu bespre- chen, er so viel zu erzählen halte. | Mit dem gegenwärligen Zustande der Pflanzengärtnerei war R. nicht zulrie- den; er konnte keine Fortschritte ent- decken, eher Rückschrilte gewahren, nur die Teppichgärtnerei, die ihm ganz neu war, frappirie und entzückle ihn, wie Jeden, der zum ersten Male ein gut ausgeführtes Teppichparterre sieht. R, hatte von verschiedenen Seiten An- träge erhalten, um ein festes Engage- ment unter recht annehmbaren Beding- ungen einzugehen, aber da er uns be- il, 1874, 49 reit fand, auch ferner seine Sendungen commissionsweise anzunehmen, zog er vor, diese Anträge abzulehnen, um freier Herr zu bleiben und reisen zu können, wohin es ihm belieben würde. Am Liebsten wäre er über Californien nach den Sandwichs-Inseln gegangen, um diese und später die anderen Inselgrup- pen des stillen Weltmeeres zu durch- suchen nach schönen, neuen Pflanzen, aber die relative Armuih der meisten Inselfloren, die grossen Entlernungen und die grossen Reisekosten machten diesen Plan sehr bedenklich, und auf unser Anrathen beschloss er, nach Amerika zurückzukehren, ohne: im Vor- aus einen bestimmten Reiseplan zu ent- werfen. Im Anfang August iS72 ver- liess R. Europa wider, ging über New- York sofort per Bahn weiter bis nach Denver City im Colorado Terri- torium, wo er im nahen Felsengebirge mit Sammeln beginnen wollte. Schon am 6. September schrieb er von dort, dass er 6 Kisten mit der schönen Yuccaangustilolia Pursh., einigen Cacteen und 1000 Zwiebeln einer Calochorius- *) Art gelüllt, abgesandt habe, zugleich musste er aber auch melden, dass er seine ganze Baarschaft, 2000 Dollars in Banknoten, durch Diebstahl verloren hatte. „Nun muss ich Ihnen noch mein grosses Unglück melden, — so schreibi er, das mir vorige Woche passirt ist. Vor 10 Tagen kam ich hier an, in die- ser ganz neuen Sladi, die so nahe dem Felsengebirge liegt, wie Zürich den Alpen, und die ich mir daher als *) Die Herren Krelage und Sohn in Harlem kauften die Calochortus und theilten uns seitdem mit, dass es eine neue Art sei, die Dr. Regel als C. Krelagei | in der Gartenflora publieiren werde. 4 50 nächste Station für meine Excursionen gewählt halte. Ich wollte mein Geld auf meinen Ausflügen nicht mit mir herumtragen, sondern um ganz sicher zu gehen, gab ich es dem Wirthe vom „Bayrischen Hof“, wo ich logirte, der meine Reisetasche mit den Banknoten vor meinen Augen in einen Schrank einschloss. Als ich nach 3 Tagen zu- rück kam und eiwas Geld herausneh- men wollte, schloss der Wirth den Schrank auf, ich nahm meine Tasche heraus, aber denken Sie sich meinen Schreck, sie war leer, ganz leer! — 2 Tage vorher war der Buchhalter des Hotels verschwunden, er musste der Dieb sein. Die Polizei wurde sofort davon in Kenntniss gesetzt und lässt den Dieb verfolgen. Sie können sich vorstellen, in welcher Aufregung ich bin, wenn es nur ein paar hundert Dollars wären, aber meine ganze Baar- schaft, das ist furchtbar hart! — Ich bin jetzt ganz ohne Geld, und muss nun schon auf meinen Creditbrief Geld zu erhalten suchen, den ich glücklicher Weise bei mir behalten hatte.“ Das war nun ein schlimmer Anfang seiner neuen Reise, aber er konnte noch hol- fen, dass der Dieb eingeholt, und dass er sein Geld grossentheils wenigstens zurück erhalten würde. Acht Tage später schrieb er wieder aus Denver City, der zur Veriolgung ausgesanite Polizist habe berichtet, dass er auf der richüigen Fährte sei, der Dieb sei in der Richtung nach Arizona zu eni- flohen und er hofle ihn noch zu er- reichen. Um die Zeit des Abwartens nicht unbenutzt vergehen zu lassen, wolle er einen kurzen Ausflug nach Neu- Mexico machen, und dann wieder nach Denver City zurück kommen. Vierzehn Tage später war er wieder zurück von seinem Ausfluge, auch der | | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Polizist war mittlerweile zurückgekehrt, aber leider olıne den Dieb, der seiner Aussage nach, über die Grenze nach Mexico entkommen sei. Roezl musste nun jeder Hoffnung entsagen. und reiste schweren Herzens weiter, um unier Benutzung der Pacificbahn auf ver- schiedenen Stationen derselben im Fel- sengebirge und in der californischen Sierra Nevada kurzen Aufenthalt zu machen zum Zwecke des Sammelns. Von Yucca angustifolia halte R. grosse Mengen von Pflanzen und Samen gesandt, die Pflanzen kaınen theilweise schlecht an, theils gingen sie später zu Grunde; die Samen da- gegen, durch Detailverkauf in sehr vie- len Gärten verbreitet, sind gut aufge- gangen, und wird diese schöne Art, auf deren Einführung R. grossen Werth legte und die ihm indireci den eben erzählten Verlust zuzog, denn er hätte sich gar nicht aufgehalten in Denver City, wenn er nicht in dorliger Ge- gend diese Yucca hätte sammeln wol- len, — diese theuer erkauite Art also nun hoffentlich für immer unsern Gär- len gewonnen sein. Auch der kurze Ausflug nach Neu- Mexico war nicht f[ruchtlos gewesen, wenn R. auch nur den nördlichsten Theil flüchtig durchstreifen konnte. Er schreibt darüber: „Diese kurze Tour hat mich an 200 Dollars gekostei. Das Beste, was ich mitgebracht habe, sind unge- geiähr 180 Zapfen mit reifen Samen von der schönen Abies concolor Engelm. Auf meiner Durchreise be- suchte ieh unsern berühmten Lands- mann, Dr. Engelmann in St. Louis, und kaum sagte ich ihm von meiner Absicht, nach Neu-Mexico zu gehen, als er ausrief „um des Himmels Wil- len suchen Sie doch meinen prachtvol- len Abies concolor auf, der schon längst 1 Originalabhandlungen. eine Gartenzierde hätte sein sollen!* Er zeigte mir nun Herbariumexemplare, und Dank seinen Justructionen gelang es mir auch, diese schöne Weisstanne wieder aufzufinden und zwar grade zur Zeit der Samenreife *). Der Baum ist so ausgezeichnet durch seine stark blaugrüne Färbung und durch seinen Araucaria ähnlichen Wuchs, dass ich ihn sofort unter allen Weisstannen her- ausfinden würde. Er erreicht nicht die Höhe der Riesentannen Calilorniens, und wird wohl kaum über 100 Fuss Höhe erreichen, seine in horizontalen Wir- teln stehenden Aeste zeigen die regel- mässigen Etagen einer Araucaria excelsa, die Nadeln haben die gleiche Form und Länge, wie die von Abies lasiocarpa, der nächst verwandten Art, von der sich Ab. concolor je- doch leicht schon dadurch unterschei- den lässt, dass bei ihr die Nadeln auf beiden Seiten stark blaugrün gefärbt sind, daher der Name concolor, Ich fand diese schöne Art im Felsengebirge im nördlichen Neu-Mexico.in der Re- gion von 9—10,000 Fuss über Meeres- höhe und wird sie sich in Cultur min- destens ebenso widerstandsfähig gegen Frost erweisen, als Ab. lasiocarpa und grandis. Von dort brachte ich auch eine Anzahl Pflanzen und A Früchte mit von der interessanten Yucca bac- cala Torr. **), eine Art, deren Früchte in Form, Grösse und Geschmack den Früchten von Musa Cavendishii gleichen. Die Früchte werden von den *) Die Samen von Ab. concolor wurden im Detail verkauft. **, Pflanzen und Samen von Y. baccata gingen käuflich in den Alleinbesitz des Herrn J. Linden, in dessen neuestem Üa- taloge die Originalpflanzen sowohl, als Sämlinge dem Handel übergeben werden. | ! ) 51 Indianern sehr geschätzt und sorgfältig gesammelt, und sowohl frisch als ge- trocknet gegessen. Die Indianer hat- ten schon vor mir die Früchte gesam- melt und zwar so eifrig, dass es mir trotz allen Suchens nicht gelang, noch mehr als 4 Früchte zu finden, es wa- ren die einzigen, die ihrem scharlen Späherblick glücklich entgangen waren. Die Pflanze wächst in mageren, irock- nen, steinigen Boden und ist auch in ihrer starren Tracht sehr verschieden von den anderen Yucca- Arten. Er- wähnenswerih ist auch eine grosse Opuntia, von der ich ein grosses Paquet Samen schicke *), sie wird bis 6 Fuss hoch, und gleicht mit ihrem graden Stamm und den wirtelig ge- stellten, horizontal ausgebreiteten Aesten aus der Entfernung gesehen eines klei- nen Araucaria imbricata. Eine hier ziemlich gemeine, aber sehr schöne Pflanze ist dielpomoea leptophylla Torr., sie macht ungemein grosse und dicke Wurzelknollen, die von den In- dianern als Nahrungsmiltel geröstet werden; die nicht rankenden Stengel haben schmale Blätter und tragen sehr grosse, schön rolhe Blumen. Sie wächst aul ganz dürren, mageren Boden. Ich konnte ein ziemlich grosses Quantum reiler Samen von dieser Pflanze sam- meln **). Dagegen bedaure ich, dass ieh von der amerikanischen Zirbelkie- fer (Pinus edulis Engelm.) ***) nur wenige Zapfen finden konnte, wohl — *) Die Samen dieser Öpuntia sp. wur- den von der Handelsgärtnerei J. Back- house & Son in York acquirirt. “*) Diese Samen kauften die Herren E. G. Henderson & Son in London. *®*, Herr Charles Van Geert, Han- delsgärtner in Antwerpen, acquirirte das kleine Quantum Samen von Pinus edulis, 4 ® N 52 aus der gleichen Ursache, wie bei Yucca baccata, was irgend geniess- bar ist, nehmen die hungrigen Indi- anerhorden in Beschlag, und die Nüsse dieser Kiefer würden auch gerne von Andern, als Indianern gegessen wer- den.“ Roezl’s nächster Brief war schon datirt von San Francisco, 31. October 1872. Dieser Brief enthält wenige Details, da er die Reise mit der Paci- ficbahn über Utah, Sierra Ne- vada etc. jetzt zum zweiten Male machte, uın grossentheils die gleichen Sachen wieder zu sammeln, die er schon früher gesammelt halte, beson- ders Coniferensamen und Lilienzwiebeln. Von Coniferensamen schickte er nur wenige, hauptsächlich Abies magni- fica und Pinus Lambertiana; ganz neu waren für uns eine kleine Anzahl Zapfen von Pinus Bolanderi Parlat. aus dem Felsengebirge, eine Art, die noch gar nicht in Cultur ist. Von Abies lasiocarpa liess er mehrere Zapfen tragende Bäume um- hauen, aber es war vergebliche Mühe gewesen, denn die Samen waren sämmt- lich taub. Mit Lilien halte er mehr Glück und konnte ein grosses Quan- tum der schönen, von ihm zuerst ein- geführten Arten, L. Humboldtii, Washingtoni, parvum und pu- berulum, nun zum zweiten Male nach Europa senden. Eine Zwiebel, die er neben den Lilien wachsend fand, und von der er weder Blälter noch Blüthen sah, erwies sich später als das schöne Erythronium grandiflo- rum Pursh., eine sehr hübsche und vollständig harte Art, die im August- hefte der Gartenflora, Jahrg. 1873, ab- gebildet und beschrieben wurde. Auch mancherlei Samen von Stauden halte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sr er nebenbei gesammelt, die durch De- tailverkauf in viele Hände kamen und hoffentlich einige schöne Arten darun- ter, die für anderes weniger Gute reich- lich entschädigen werden. In San Francisco war während sei- nes Aufenthalts grade Präsidentenwahl, ein Act, der bekanntlich alle A Jahre in dem ganzen Umfang der Vereinigten Staalen die heftigsten Parteileidenschaf- ten enifesselt. R. sagt darüber nur in wenig respectirlicher, aber zutreffender Weise: „Heute ist hier der Teufel los, — es ist Präsidentenwahl und beide Parteien beschimpfen sich gegenseitig, als ob sie dafür bezahlt würden. Für mich ist es ganz einerlei, ob sie Gree- ley oder Grant wählen, wahrschein- lich wird der Eine ebenso gut oder ebenso schlecht sein, wie der Andere, — die Wähler wissen das ebenso wenig als ich, — aber das Lärmen und To- ben ist wirklich unausstehlich, ich bin schon ganz wie berauscht davon!“ — Vom 28. December 1872 war der nächste Brief aus Panama _datirt. Roezl schreibt: „Am 7. November verliess ich mit meinem Neffen, dessen Fleiss und Anstelligkeit ich nur rühmen kann, so dass ich mich freue, ihn als Begleiter mitgenommen zu haben, San Francisco. Da ich nach dem gros- sen Verlust durch Diebstahl jetzt mich einschränke, wie und wo ich kann, fuhren wir als Deckpassagiere, und waren 13 Tage lang in der angeneh- men Gesellschaft von Schweinen und anderem Vieh, und waren daher nicht wenig froh, als wir endlich in Aca- pulco das Dampfschiff verlassen konnten. | Ich wäre gerne vorher schon in Un- ; tercalifornien ausgesliegen, um dort | einige Wochen zu sammeln und mit II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 53 dem nächsten Dampfer weiter zu reisen, aber leider wollte der Capitain es nicht 1. a) Abgebildet im »Botanical Ma- gazine.« 1) Primula vertieillata Forsk. var. si- nensis. (Primulaceae). P., verticillata Forsk. Fl. Aegypt. — Arab. p. 42. — Duby in D.C. Prodr. VIII. p. 35. — Jaub. et Spach. Ilust. pl.-oriental, V. t. 433. — Lk. et Otto Abbild. t. 51. — var. sinensis: Mast. in Garden. Chron. 1870 p. 597. — P. si- nensis Hochst. in Schimper. Pl. Abyss. sect. II. Nr. 662. — Jaub. et Sp. 1. c. p. 440.— P. Boveana, A. Reich, Tent. fi. Abyss, II. p. 15. — P. Courti hort. Veitch. Die Stammart dieser schönen Pflanze wächst in der arabischen Provinz Yemen, auf dem Kalkgebirge Kierma, unter den 141/,° nörd- licher Breite, und wird schon seit längerer Zeit in den europäischen Gärten cultivirt. Die hier abgebildete Form stammt aus Abyssinien und wurde erst in der neuesten Zeit in England eingeführt und zwar im Etablissement der Herren J. Veitch und Söhne. Wurzelstock von der Dicke eines Daumens, einige Zoll lang, Wurzelblätter sechs bis zwölf Zoll lang, verkehrt-eiförmig- spathelförmig. in einen mehr oder weniger langen und breiten Blattstiel zusammenge- zogen, spitz, unregelmässig scharf gezähnt, unterseit mit einem limonenfarbigen oder oft weissen Mehlüberzuge bedeckt. Schaft eine Spanne hoch, und höher, mit zwei Blumenquirlen, von denen jeder mit 4— 6 blattartigen Bracteen umschlossen ist. In- volucralblätter sitzend, eiförmig-lanzettlich, 1—2 Zoll lang, ebenso wie die Wurzel- blätter gezähnt. Blumen sehr zahlreich, blassgelb. Stielehen dünn, gestreift, auf- recht-abstehend, kürzer als das Involucrum, am Grunde von kleinen, linearen Bracteen umgeben. Kelch mehlig, glockenförmig, erlauben, mit Deckpassagieren macht man eben nicht viele Umstände. (E. O.) Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. bis zur Mitte gelappt. — Corollenröhre einen Zoll lang, Scheibe fast ebensoviel im Durchmesser, Lappen abgerundet, ein- geschnitten. ' (Taf. 6042.) 2) Meninia turgida. Fuamss. (Acantha- ceae). Der Königliche Garten zu Kew er- hielt ein lebendes Exemplar dieser Pflanze durch Hrn, Professor Decaisne und dasselbe blühte im April des vergangenen Jahres. Die neue Gattung wurde von Herrn Fua aufgestellt, der sich eingehend mit dem Studium der Organogenie der Acanthaceae beschäftigt, aber noch nichts publicirt hat. Die Pflanze dient den Eingebornen als Fiebermittel und wird Thuong-son genannt. Ein aufrechter, unten holziger, ganz glat- ter Halbstrauch. Zweige steif, grün, ge- gliedert; Internodien stumpf, vierkantig, an den Knoten angeschwollen. Blätter ge- genständig, 4—7 Zoll lang, kurz gestielt, elliptisch-lanzettlich, stumpf zugespitzt, ganzrandig, oberseits glänzend grün, un- terhalb blasser, Blüthenstand eine end- ständige, gedrängte, sitzende aufrechte stumpfe dichtblumige, thyrsusähnliche Rispe. Untere Bracteen blattartig, obere schmal, zwischen den Blumen verborgen. Kelch aus 5 ungleichen pfriemenförmigen Zähnen bestehend, bräunlich-purpur, viel kürzer als die Corollenröhre. Diese ist steif, in der Mitte knieförmig zurückgebogen, am Grunde angeschwollen, weiss, am Schlunde gelb. Schlund aufgeblaser, innen zottig behaart. Limbus aus 5 abstehenden und zurückgebogenen eiförmigen Lappen be- stehend, alle weiss mit rothen Netzadern. Staubfäden 2, der Unterlippe gegenüber im Schlunde befestigt, Griffel dünn. — Ueber das Vaterland dieser Pflanze ist nichts gesagt. Stammt aus Cochinchina, 54 Mit Asystasıa und Thyrsacanthus ist sie zunächst verwandt. (Taf. 6043.) 3) Crassula profusa J. D. Hooker. (Crassulaceae). Diese leichtblüherde stark verästelte Art wurde im Graaf Reinett Distrikte der Capeolonie entdeckt. und durch Harry Bolus, Esq. dem botanischen Garten in Kew zugesandt. Sie ist zunächst mit Cr. perfossa Lam. und C. perforata L. ver- wandt, unterscheidet sich aber von ‘beiden in der Tracht. Ganze Pflanze glatt, Zweige hängend und kriechend, 1—2 Fuss lang, eylindrisch. Blätter sitzend 1/—3/, Zoll lang, kreisrund-herzförmig, am Grunde leicht verwachsen, spitz oder gespitzt, sehr dick und fleischig, oben leicht concav, un- ten stärker; auf beiden Flächen blassgrün, Ränder ganz und glatt, mit einem schma- len, nassbraun gefärbten Rande auf der Oberseite, in welchem sich eine Reihe klei- ner Punkte befindet. Blumen weiss, in kopfförmigen dichten Blüthenständen, wel- che einen Zoll in Durchmesser besitzen, am Giunde mit 2 fleischigen Bracteen. Der Kelch besteht aus fünf linearen Ab- schnitten, welche halb so lang als die Pe- talen sind. Corolle 1/; Zoll im Durchmes- ser, mit Ö eiförmigen, zugespitzten freien Petalen, die an den Spitzen röthlich ge- färbt sind. (Taf. 6044.) 4) Rhododendron malayanum Jack. (Eri- ceae). Jack. Mal. misc. Nr. 7. p. 17 D.C. Prodr. VII. p. 725. — Mig. Fl. Ind. bat. II. p. 1059. — Rh. tubiflorum D.C. 1. c.— Migq. l. c. et in Annal. Mus. Lugd. Bat. I. ». 45 t. 22. — Vireya tubiflora Blume isjdr. p. 855. — Dr. William Jack, der flaissige Botaniker im Dienste der Ostindi- 5 hen Compagnie und Herausgeber der »Ma- lavan Miscellanies«, entdeckte diese Pflanze bereits im Jahre 1323 auf der Spitze des Guaong Bunks, von den Europäern ge- wöhnlich Zuckerhut genannt, im Innern von Sumatra gelegen. Auch auf dem Berge Ophir auf Malakka wurde dieses Rhodo- dendron in einer Höhe von 4000 Fuss ge- funden. Es ist nicht verschieden von dem javanischen Rh. tubiflorum und auch das | | | | | | > Du a 11 Dun IE a FH Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | Rh. celebicum von der Insel Celebes un- terscheidet sich blos durch die blassere Unterseite der Blätter. Lebend wurde es zuerst im Btablissement Veitch eingeführt, wohin es dessen Sammler Lobb aus Bor- neo sandte. Neuerdings haben die Herren Rollisson in Tooting die Pflanze wieder aus Java eingeführt. Ein grosser Strauch oder kleiner Baum mit rothbraunen Zwei- gen. Blattstiele, Blüthenstiele, Kelch, Ova- rium und Unterseite der Blätter mit roth- braunen Schüppchen bedeckt. Blätter 3— 4 Zoll lang, elliptisch oder elliptisch-lan- zettlich, an beiden Enden spitz, lederartig, in den 1/3 — 2/3. Zoll langen Blattstiel ver- schmälert. Blumen in endständigen, arm- blumigen Dolden, %, Zoll lang. Stielchen kurz, gekrümmt. Kelch fünfzähnig. Co- rolle blass. scharlachroth, Röhre 3/, Zoll lang, leicht gekrümmt; Scheibe flach hori- zontal, Lappen kreisrund. Staubfäden zehn. (Taf. 6045.) 5) Boronia megastigma Nees. (Rute- ceae). Nees in Pl. Preiss. II. p. 227. F. Müll. Fragm. 1I. p. 97. Benth. Fl. austr. I. p. 315. — B. tristis Turez,. in Bull. Mosc. 1852 pars ll.‘ p. 162. Stammt aus der Umgebung von King Georg’s Sound und wurde in Kew aus Samen erzogen, welche der Baron von Müller eingesandt hatte. Ein sehr zarter Strauch von 2 Fuss Höhe mit aufrechten Zweigen und gegen- über stehenden Stengelchen. Blätter sehr zerstreut, 1/3— 2/3 Zoll lang, sitzend, die oberen mit einem, die unteren mit 2 seit- lichen Fiederpaaren. Fiederchen schmal linear, stumpf, glatt, oder mit einigen Härchen. Blumen sehr zahlreich, einzeln in den Achseln der oberen Blätter, fast, kugelig-glockenförmig, kurzgestielt hän- gend. Blüthenstiel 1/5; Zoll lang, ungefähr in der Mitte mit 2 fast verwachsenen Bracteolen. Sepalen sehr klein, vom Grunde bis zur Spitze gebogen. Petalen fast kreisrund, concav, aussen braunpurpur, innen grünlichgelb. (Taf. 6046.) 6) Omphalodes Luciliae Boiss. (Boragi- neae). Boiss. Diagn. Nr. IV. p. 41. — Alph. D.C. in D. C. Prodr. X. p. 162, Jaub. et Spach Illustr. pl. orient. IV. t. 365. Diese schöne Pflanze wurde bis jetzt blos in zwei Localitäten gefunden, welche ziemlich weit entfernt von einander liegen, einmal in Kleinasien — auf dem Berge Sypilus bei Manesis (dem Magnesia der Alten, nordöstlich von Smyrna) wo sie von Aucher Eloi entdeckt wurde; das andere Mal wurde sie auf dem cilicischen Taurus gefunden; beide Male in einer Höhe von 8000 Fuss über dem Meere. Es ist ohne Zweifel die schönste Art dieser Gattung und eignet sich besonders zur Cultur auf Felsparthieen, wo sie eine geraume Zeit hindurch blüht und dabei Blüthen in allen zwischen blasspurpur und azurblau liegen- den Farbennüangen zeigt; das abgebildete Exemplar wurde dem Kew-Garten durch James Atkins Esq. in Painswick zur Dis- position gestellt. Die Blumen sind an der eultivirten Pflanze grösser als an den Ori- ginal-Exemplaren. Ganze Pflauze glatt. Wurzeistock lang, perpendieulär; Wurzel- blätter lang gestielt. Blattscheibe 1.—2 Zoll lang, elliptisch-eiförmig oder länglich, stumpf oder scharf gespitzt, in einen 3 Zoll langen Stiel verschmälert; Blüthen- zweige 4—8 Zoll lang, mit entfernt steh- enden Blättern, 6—8 blumig, Blumen ab- | stehend. Blüthenstielchen Yy,—11/, Zoll lang, die unteren von blattartigen Bracteen un:- geben. Kelch glockig, mit 5 länglich-ova- len, spitzen, abstehenden Abschnitten, Co- rolle 1/,—1 Zoll im Durchmesser, anfäng- lich blass purpur, später azurblau. (Co- rollenröhre sehr kurz, aufgeblasen, Scheibe flach, bis gegen die Mitte fünflappig; Lap- pen abgerundet. Schlund fast geschlossen durch die Geschwülste gegenüber den Seg- menten. (Taf. 6047.) b) Abgebildet in der Illustration horticole. 7) Encholirion Saundersi hort. De Smet. (Bromeliaceae). Wurde in dem Garten des M. Wilson Saunders aus Brasilien einge- führt und durch den Herrn Louis De Smet in Gent in den Handel gebracht. Blätter dicht rosettenförmig gestellt, sehr stark II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. * | 55 zurückgebogen, am Grunde etwas gezähnt, linear, an der Spitze stumpf, mit einer dornigen Verlängerung; lederartig, ober- halb grün, unterhalb mit blutrothen Punk- ten dicht bedeckt. Der aufrechte Blüthen- schaft, aus dem Herzen der Pflanze kom- mend, erreicht eine Höhe- von 50—60 Cen- timeter und ist brillant gelbgrün mit roth nüaneirt etwas kantig, mit einigen kleinen, lanzettlichen, umfassenden Stengelblättern bedeckt. Blumen in einer sehr wenig ver- zweigten, lockern Rispe, deren mit je ei- ner grossen goldgelben Bractee versehene Aeste in einem spitzen Winkel abstehen. Jede einzelne Blume besitzt eine Bractee von gleicher Farbe und Grösse, Blumen dreikantig, 4 Centimeter lang, von rein schwefelgelber Farbe. Aller Wahrschein- lichkeit nach gehört die Pflanze zur Gatt- ung Vriesea oder auch, wenn man diese nicht als besondere Gattung anerkennen will, zu Tillandsia ($ Vriesea); es ist eine effectvolle Bereicherung unserer Warm- häuser, auch als bunte Blattpflanze von Werth. (Taf. 132.) 8) Zamia Roezli Rgl. (Cycadeae). Eine von Roezl in Neu-Granada entdeckte, pro- visorisch benannte Art von hohem decora- tiven Werthe. Stamm robust, mit grauen Schuppen, welche eine hornartige, ge- drehte schwärzliche Spitze tragen. Wedel gross, bis 2 Meter lang, Stiel lang, am Grunde cylindrisch, röthlichgelb, unten glatt gefurcht, mit wenigen Stacheln be- deckt. Fiedern linear, spitz, sichelförmig glatt. 30— 40 Cm. lang, 3—4 Cm. breit. Früchte in einem cylindrischen Zapfen, sehr gross. Samen verkehrt -eiförmig leb- haft vermillon gefärbt. (Taf. 1353 —134.) 9) Camellia Poldina Vanduri. Eine sehr grossblumige, regelmässig imbriquirte Varietät. Petalen abgerundet, ausgebuch- tet, von lebhafter carmin Farbe, sehr fein gestreift von etwas dunklerer Nüange. Eine italienische Züchtung. (Taf. 135.) 10) Rhododendron Princesse Louise. Im du. 9 Genter Etablissement des Herrn Linden aus Samen erzogen. Erhielt auf der Gen- ter Ausstellung von 1873 den ersten Preis. Aus der Gruppe der Rh. arboreum. Blät- ter unterseits weisslich. Blumen in einem dichten, kugelförmigen Bouquet, rein weiss, obere Petalen fein gelb punktirt. (Taf. 136— 137.) 11) COypripedium Roezli Rgl. (Orchi- deae). Selenipedium Roezli Rehb. fi. Wurde bereits in der Gartenflora bespro- chen und abgebildet, (S. 1873 p. 97. t. 754). (Taf. 138.) 12) Pitcairnia Andreana Linden. (Bro- meliaceae). Eine schöne, reichblühende Art, welche auch kürzlich auf Tafel 772 der Gartenflora abgebildet war. Der von Herrn Linden gegebene Name wird aber dem früher gegebenen, auch früher publi- Deutschlands, Russlands und der Schweiz. BES ten Zeichnung anfertigen lassen und uns die Duplicate derselben zur Publication mitgetheilt. Die andern Holzschnitte, wel- che diese kleine Abhandlung illustriren, ‚sind unserer Russischen Dendrologie ent- nommen, welche in dem Westnik der K, Russischen Gartenbaugesellschaft publieirt worden ist, und geben unsern Lesern die Idee der Art von Illustrirung,, welche wir für unsere Russ. Dendrologie angewendet haben. Nach Beendigung des Drucks der- selben in Russischer Sprache denken wir, solche auch in Deutscher. Sprache erschei- nen zu lassen. Wir gehen damit zur Betrachtung- der Europäischen und Sibirischen Alpenrosen über. Rhododendron Don. Blumenkrone ein- blätterig, unterständig, von glockenför- miger oder trichterförmiger oder radförmi- eirten Namen P. lepidota weichen müssen. | ger Gestalt, mit den Staubfäden verwach- (Die Beschreibung wurde im Jnli 1873 als IExtra-Abdruck aus den Arbeiten des Kai- serl. bot. Gartens in St. Petersburg in den Descriptiones plantarum novarum etc. zu- erst publieirt und dieser Abdruck wurde auch Herrn Linden direct übergeben. Die Abbildung der Illustration horticole befin- det sich erst im Augusthefte). Herr Lin- den hat auch übersehen zu bemerken, dass die Pflanze aus Samen gezogen ist, die Roezl sammelte. (Taf. 139.) (Ennder). ec) Rhododendron-Arten der Euro- päischen Alpen und Sibiriens. Wir waren so glücklich im Jahre 1873, nachdem wir seit 18 Jahren vergeblich sarnach getrachtet hatten, die Samen von Rhododendron parviflorum und R. dahuricum, (Herrn Haage und Schmidt zur Verbreitung übergeben) und ferner die von Rhododendron chrysanthum, (Herrn F. A. Haage zur Verbreitung ab- gegeben), von unserm Sammler in Trans- baikalien, Herrn Tschickanowski zu erhai- ten. Herr Haage und Schmidt in Erfurt haben die Holzschnitte von den ersten bei- den Arten, nach einer von uns mitgetheil- I ‘ sen und mit diesen abfallend. Staubfäden frei, 5—10, seltener mehr. Antheren lie- gen in keinen Vertiefungen der Blumen- blätter, 2fächerig, an der Spitze aufsprin- gend. Frucht eine scheidewandspaltige -4—5fächerige Kapsel, die in jedem Fache viele feilspärförmige kleine Samen enthält. Zerfällt in folgende in Europa und Si- birien vertretene Untergattungen. Rhodastrum Maxim. Von den ächten Rhododendron-Arten durch abfallende Blät. ter, durch 10-männige Staubfäden von Azalea, durch regelmässige glockenförmige Blume von Rhodora unterschieden. 13) R. dahuricum Maxim. (BRhododen- dron dahurieum L.). Ein 2—3 Fuss hoher, stark verästelter Strauch. Blätter länglich- ellipisch, wie die jüngeren Zweige beider- seits mit kleinen schildförmigen Schüpp- chen besetzt, oberhalb mattgrün, unterhalb heller. Blumen zu 1—5 auf den Spitzen der Zweige. Kelch mit 5 sehr kurzen Zähnen. Blumen lila-rosa oder selten weiss, Blühet mit Erwachen des Früh- jahrs.. Wächst in den-Gebirgen Sibiriens vom Altai bis zum Ochotskischen -Meere. (m 7 II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Rhododendron dahuricum. Aus den Blättern wird von den Einge- -bornen ein Thee bereitet. Befindet sich in Cultur, aber noch selten. Osmothamnus D. CO. Niedrige im- mergrüne Sträucher. Blumenkrone regel- mässig, mit schwach trichterförmiger Röhre und regelmässigem 5-lappigen ausgebreite- tem Saume. Staubfäden 5, nicht vor- sehend. , spitzenständigen 57° 14) O. fragrans D. C. (Osm. fragrans und O. pallidus D. ©. — Rhododendron fragrans Maxim. — Azalea fragrans Adams). Kleiner kaum fusshoher stark verästelter immergrüner Strauch. Zweige quirlig oder zerstreut, die jüngsten filzig. Blätter oval- elliptisch, oberhalb dunkelgrün, kahl, un- terhalb dicht mit rostbraunen oder gelb- braunen Schüppchen besetzt. Blumen fast sitzend, in 7—15blumigen Dolden, rosen- roth, wohlriechend. Bis jetzt noch nicht in Cultur einge- führt. Wächst von den Gebirgen Baika- liens bis Ostsibirien. Rhododendron L. Immergrüne Sträu- cher mit glockenförmiger oder trichter- förmiger Blumenkrone. Staubfäden 10 und mehr, seltener 6—9. 15) R. hirsutum L. Unsere Europäi- sche rauhhaarige Alpenrose. Niedriger stark verästelter 1—2 Fuss hoher Strauch. Blätter von der lanzettlichen bis zur breit elliptischen Gestalt übergehend, kurz ge- stielt, 1—11/3 Zoll lang, schwach gekerbt, oberhalb kahl, borstig gewimpert, unter- halb mit einzelnen braunen Schüppchen besetzt, Blumen in dichten vielblumigen Doldentrauben. Blumen von der rosenrothen Färbung bis zur leuch- tend carminscharlachrothen Färbung über- gehend. Kelchlappen länglich - lanzettlich, gewimpert. Wächst in den Alpen der Schweiz und Osmothamnus fragrans. 58 y a. Rbododendron hirsutum. b. Rhododendron ferrugineum. Oesterreichs oft weite Strecken bekleidend | und bringt bei richtiger Cultur auch in un- seren Gärten jährlich hunderte seiner schö- nen Blüthendolden. 16) R. ferrugineum L. Unterscheidet sich von der vorhergehenden Art durch oberhalb glänzend grüne ungekerbte und nicht gewimperte Blätter, die unterhalb dicht mit rostbraunen Schüppchen besetzt sind. Wächst in den Alpen Europas von | den Pyrenäen bis zu den Alpen Oester- reiche. Für die Cultur ebenso schön wie die vorhergehende Art. 17) R. caucasicum Pall. Stark verästel- | ter 1—3 Fuss hoher Strauch. Tafel 560 | der Gartenflora gaben wir von diesem rei- zenden Strauch eine Abbildung und Be- schreibung. Blätter gestielt, elliptisch oder elliptisch-lanzettlich, 2—4 Zoll lang, ober- halb kahl und mattgelbgrün, unterhalb mit | dünnem abreibbaren Filz bekleidet. Blu- men gross, mit etwas unregelmässigem Saume, blassgelb und oben im Schlund grünlich punktirt, 2—21/; Zoll im Durch- messer. Wächst in den höchsten Gebirgen des | Caucasus bis zur Schneegränze aufsteigend. | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, -halb mattgrün, unterhalb heller. ı chalin und Kamtschatka heimisch. x I WAR, “ a 2 end. Reizende schöne Art, die gleich den vor- hergehenden noch im Petersburger Klima im freien Lande aushält. 18) R. chrysantkum Pall. Niedriger verästelter Strauch von 1 Fuss Höhe, mit ı fast niederliegenden Aesten. Durchaus kahl. Blätter, denen von R. caucasicum ähnlich, aber beiderseits netzförmig geadert, ober- Blumen | in spitzenständigen Dolden, ähnlich denen des Rh. caucasicum aber schwefelgelb. In den Gebirgen Sibiriens vom Altai bis Sac- Bis jetzt nur in wenigen Exemplaren in den Gärten verbreitet, dürfte sich auch diese schöne sibirische Alpenrose, deren Blätter zu einem T'hee bereitet werden, der als Volksmittel vielfach angewendet wird, eben- falle nun bald mehr verbreiten. Hält im Petersburger Klima gleichfalls im freien Lande aus. 19) R. parvifolium Adams. Niedriger 1—3 Fuss hoher Strauch. Blätter länglich, stumpf, ganzrandig, beiderseits mit klei- nen Schuppen besetzt und unterhalb rost- braun. Blumen in armblumigen Dolden- Re: . nn. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen, 59 N << Dr 2 / Rhododendron eaucasicum. Dahurien. Auch diese Art ist unseren Oul- turen nun gewonnen. trauben auf der Spitze der Zweige, rosen- roth. Kelch 5 zähnig. In den Gebirgen des Baikal und in GE / \ Rhododendron parvifolium. 60° 20) R. lapponicum Wahlbrg. Strauch mit niederliegenden Aesten und breit el- liptischen Aesten, der der vorhergehenden Art nahe verwandt und noch nicht in Cul- tur. Wächst in Lappland und dem Sa- mojedenland. Okamaecistus Don. Zwergige immer- grüne Sträucher mit radförmiger Blumen- krone. Staubfäden 10. Kelch 5theilig. 21) Ch. austriacus Rgl. (Rhododendron Chamaeeistus L. Rhodothamnus Chamae- cistus Rchb.). Kleiner zwergiger Strauch mit nieder- liegenden wurzelnden Stengeln und auf- steigenden kurzen Aestchen. Blätter läng- lich elliptisch, 1/3 Zoll lang. Blumen lang gestielt, zu 1—2 spitzenständig, rosenroth. Wächst in den Alpen Oesterreichs und ward in neuerer Zeit durch Vermittelung des Botanischen Gartens in Innsbruck in zahlreichen Exemplaren verbreitet. Hat sich aber in den Gärten noch nicht ge- nugsam heimisch gemacht (etablirt) und dürfte erst mit der Erziehung aus Samen für unsere Culturen gewonnen werden. Chamaeecistus austriacus. 22) Ch. kamtschatieus Rgl. dendron kamtschaticum Pall.). (Rhodo- Grössere | | anzuwenden. | so bald als möglich die kleinen Pflänzcher Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 1—21/, Zoll lange verkehrt-ovale borstig- gewimperte und beiderseits netzförmig ge- aderte Blätter unterscheiden diese in Kamt- schatka und auf den Alnutischen Inseln heimische Alpenrose. Früher in Cultur, scheint diese reizende Alpenrose in neuerer Zeit wieder aus den Gärten verschwunden zu self. Die Cultur der obigen Alpenrosen ge- lingt bei etwas Sorgfalt nicht schwer. Die wesentlichste Bedingung für dieselbe ist in erster Linie, keine vom heimischen Stand- orte übersiedelten Exemplare zur Cultur zu verwenden, sondern die betreffenden Ex- emplare aus Samen anzuziehen und zu kräftigen Exemplaren im Topfe zu er- ziehen, bevor man sie dem freien Lande übergibt. Aussaat auf mit Heideerde oder lockerer Topferde gefüllte Gefässe, wo man die Samen mit fein gehacktem Moose ‘oder feinem Sande sehr schwach bedeckt. Man stellt nun die Gefässe in ein gut gelüftetes Kalthaus, (am besten auf das Fensterbrett der Nordseite eines niederigen Doppelhauses) oder kaltes Fensterbeet, un- gefähr 1 Fuss vom Lichte, sorgt für gute Beschattung und begiesst sehr vorsichtig mit einer feinen Brause, damit die Samen nicht fortgeschwemmt werden.‘ Ein küh- ler schattiger gelüfteter Standort ist auch nach dem Aufgehen die Hauptsache. In ' Folge höherer Temperaturen und abge- schlossener Luft sterben die jungen Pflan- zen wieder ab. Wenn sich Schimmelmy- celien zwischen den Pflanzen zeigen soll- ten, streuet man Asche ein. Das gleiche Mittel ist auch gegen Moosentwickelung Am besten ist es jedenfalls in mit Sand gemischte Torf- oder Haide- erde zu verstopfen und sie den Sommer hindurch an einem kühlen, vor Regen ge- schützten Standort aufzustellen. Ueber- wintert wird im kalten Fensterkasten nahe dem Licht. Tritt der Winterfrost ein, so wird, nachdem die Erde der Töpfe ge- froren noch Schnee übergebracht und nun erst im gefrornen Zustande können die Beete auch noch mit Laden gedeckt wer- 11: den. So lange der gefrorene Zustand an- hält, braucht man nicht aufzudecken, dann aber wird aufgedeckt, gelüftet und be- schattet. e Auf ähnliche Weise zieht man auch die jungen einzeln in Töpfe gepflanzten Ex- emplare zu robusten Pflanzen an, welche dann zum Auspflanzen ins freie Land be- nutzt werden können, Hierzu wird ein besonderes mit Haide- oder Torferde ge- fülltes Beet benutzt, das eine halbschattige kühle vor der Mittagssonne geschützte, aber ja nicht dumpfe, sondern freie Lage haben muss. Hier werden die jungen Pflan- zen sich bald kräftig entwickeln. Nach Eintreten des Winterfrostes, wird die 11. 1) iKais. Akademie der Wissen- schaften in Wien, schildert in einer der K. Akademie vorge- legten Abhandlung über »die Laboulbe- nien< das Vorkommen und die Entwickel- | ungsgeschichte dieser parasitischen Pilze, von welchen ausser den drei auf Käfern | bekanuten Arten, uoch mehrere andere auf Laufkäfer, Staphylinen und Wasserkäfern aufgefunden wurden. Diese Pilze schliessen sich den übrigen Ascomyceten an; die Be- fruchtung erfolgt durch Contact von zar- ten fadenartigen Organen, nämlich durch Pollinodien und Trichogyne; die ersteren entwickeln sich auf dem terminalen Theile der jugendlichen Pflanze auf eigenthüm- lich charakteristisch geformten Trägern ; die Trichogyne endigt die Frucktkörperanlage; letztere ist bei einigen Arten ein mehr- | gliederiger zarter Faden, bei anderen (wie bei Laboulbenia museae) nur einzellig; ab- geworfen wird sie nach der Befruchtung bei allen. Nach der Befruchtung ent- wickelt sich der Fruchtkörper, die Sporen entstehen in Ausstülpungen einer Zelle einer Zellenreihe, deren oberes Ende frühar die Trichogyre bildete etc, (S—r.) Notizen, Dr. Peyritsch | über den Einfluss | 61 Oberfläche des Beetes mit Laub bedeckt, aber so, dass die beblätterten Zweige alle frei bleiben. Moos als solche Deckung zu verwenden, ist noch zweckmässigar. Ist der Winter schneereich, so ist es genügend, mit Schnee die Pflanzen einzudecken und durch Ueberlegen. von Tannenreis das schnelle Thauen desselben zu verhüten. Ausserdem muss man einen Schutz durch dichtes Umstecken mit Tannenreis anwen- den. Will man noch mehr thun, so kann man eine Laitenstellage über das Beet bauen, von oben mit Brettern und seitlich mit übergehängten Strohdecken schützen. Im Frühjahr wird, sobald wärmeres Wet- ter eintritt, aufgedeckt. (E. R.) Notizen. 2) Prof. Böhm hat mehrere Versuche des Leuchtgases auf die Pflauzen vorgenommen und ist zu dem Resultate gelangt, dass das Leuchtgas den Boden vergifte. Die Keimwurzeln von Sa- men in Erde gebaut, durch welchen das Gas geleitet wurde, blieben sehr kurz und verfaulten bald. Bei einer ausgetopften und in die mit Leuchtgas geschwängerte Erde versetzten Dracaena-Pflanze waren nach 10 Tagen die Blätter vertrocknet und die Wurzeln abgestorben; von 10 Topf- pflanzen (Fuchsia und Salvia), zu deren Wurzeln durch eine Oeffaung der Boden- wand des Topfes Leuchtgas (25 —30 Bla- sen in 1 Minute) geleitet wurden, starben 7 während 4 Monaten, Es ist daher die Controverse über die Schädlichkeit des Leuchtgases als geschlos- sen zu betrachten, dass nämlich Alleebäume in der Nähe von Gasleitungen häufig ab- sterben. Prof. Böhm empfiehlt um dieser Gefahr vorzubeugen, die Anwendung des ' Jürgens’schen Mittels, die Gasleitungsröhren in ziemlich weite, stellenweise nach aus- sen mündende Röhren einzulegen, und um in diesen Röhren einen lebhaften Zuzug a A 62 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, zu unterhalten und jede Explosion zu ver- meiden, sind nach Böhm’s Angabe, die in die Candelaberpfähle gelegten Abzugsröh- ren nur in der Nähe der Brenner resp. der Flammen vorbeizuführen und über diesen nach Aussen münden zu lassen. (S—r.) 3) Prof. Krasan hat bei seinen Ver- suchen, um den Wärmegrad zu erforschen, welchen der Weizensame erträgt, ohne die - Keimfähigkeit zu verlieren — das Resultat erlangt, dass derselbe sogar die Siedhitze und einige Stunden lang, wenn die Ent- wässerung des Samens durch sehr allmäh- liche Erhöhung der Temperatur und der Anwendung von Chlorcalcium vollständig durchgeführt wird, ertragen kann, ohne die Fähigkeit des Keimens zu verlieren. Prof. Krasan hat auch eine vorläufige Mittheilung über die Keimung der Knollen und Zwiebeln einiger Vorfrühlingspflanzen gemacht; die betreffenden Versuche gaben aber sehr ungenügende Anhaltspunkte, da die vollständige Beantwortung dieser Frage viel Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, es sei denn, dass auch von Seite Anderer diesem Gegenstande wirksame Theilnahme geschenkt werde. (S—r.) 4)Blumen-,Obst-und Gemüse-Aus- stellung in Venedig. Wie Herr E. G. Mangilli in den von der Mailänder Gartenbau - Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift (i. Giardini) bemerkt, fand erstere eine sehr zahlreiche Theilnahme, so dass wahrlich seit ein Paar Jahren ein grosser Fortschritt in der Floricultur be- merkbar ist, Als für Venetien neu einge- führte Pflanzen sind zu erwähnen: Macro- zamia corallipes gyrata mit einem 12 Cm. dicken Stamm, und 4 ihr eigenthümlich spiralförmigen Blättern, Phyllothaenium Lin- deni, Curmeria picta, Anthurium cristal- linum, Dieffenbachia nobilis und Alocasia illustris ausgestellt von den Gebrüdern Grafen Papadopoli durch ihren Gärtner J. Ferrario; dann Dracaena imperialis, gloriosa, Shepherdi, Fraseri, inscripta, violascens, grandis, umbraculifera, undulata, (welch letztere sich von der vorhergehen- | den durch ihre breiteren und etwas wel- lenförmigen Blätter unterscheidet), expo- nirt von Hrn. v. Reali. Weitere Erwähn- ung verdienen: Amorphophallus Rivieri mit einer Höhe von über 2 Met., Maranta Makoyana, Curculigo variegata, Pandanus reflexus (wegen ihrer Grösse gewiss die ein- zige in Europa), Pelargoninm zonale alba plena, welche jedoch von der Aline Sibley in jeder Beziehung übertroffen wird) u. m.a. von den benannten Grafen Papadopoli zur Ausstellung gebracht; dann Phoenix leonensis von 3 Met. Höhe und bis zu ihrer Basis gänzlich belaubt, Ceroxylon niveum, Welfia regia u. m. a. von Hrn. v. Realj; neue Varietäten von Ilex und von Agave von Hrn, Ruchinger aus Samen gezo- gen; Balanticum antarctium von besonderer Vegetation, Leptopteris superba, Asplenium australasicum, Tillandsia tessellata, eine blühende Gloxinia u. m. a. von den Ge- brüdern Palazzı durch den Gärtner Van den Borre; ferner noch Clerodendron Thompsoni mit seinen schönen weissrothen Blüthen, Juniperus virginiana Triomphe d’Angers, Podocarpus japonica aurea va- riegata u. m. a. von Hrn. J. Levi durch seinen Gärtner dalla Torre. Das Obst war äusserst arm vertreten und so auch das Gemüse; einige unreife Aepfel und Birnen; einige Trauben und manch anderes was die Jahreszeit brachte, dann einige Zuckerrüben, Möhren, Kraut, Fisolen u. dgl. — und doch ist das Klima und der Boden für derartige Caltur sehr geeignet, letzterer wird auch verwerthet und alljährlieh werden Millionen Kilo- gramme von benannten Öbjecten ausge- führt. (S—r.) 5) Blumen-, Obst- und Gemüse- Ausstellungen in Mailand und Flo- renz im April und Mai 1874 Zur Theilnahme an der in Mailand in April (9.—12.) stattfindenden Ausstellung wird in Bezug auf Wahl und auf die Art und Weise der Ausstellung völlige unbegrenzte Freiheit gelassen. — Von Seite der Gar- tenbau - Gesellschaft werden der Jury 35 Medaillen (5 Vermeil, 20 silberne und IV. Literatur. 10 aus Bronce), 5 Ehrendiplome und 2700 Frances im Baaren zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wird ein Blumenmarkt ab- gehalten, an welchem jedoch nur die Mit- glieder des Gärtner-Unterstützungs-Vereins “ theilzunehmen berechtigt sind; als Preise | | | ' 63 sind hiezu 2 Medaillen aus Bronce, 2 Eh- | rendiplome mit respect. 70 und 30 Francs im Baaren bestimmt. Im darauffolgenden Mai (11.—25.) wird in Florenz ebenfalls eine derartige Aus- stellung stattfinden. (S—r.) IV. Literatur. 1) Die Kreis- oder Bezirksbaum- schule. Praktische Anleitung zur Anlage und Behandlung derselben, zugleich als belehrende Instructionen für Baumschulgärtner, von Dr. Ed. Lucas. Vierte Auflage der Schrift »die Gemeindebaumschules. Mit 52 in den Text gedruckten Abbildungen und einem Plane. Ravensburg 1873, Verlag von Eugen Ulmer. Durch die Umwandlung des Buches >die Gemeindebaumschule in die Kreis- oder Bezirksbaumschule hat der Ver- fasser eine Wahrheit ausgesprochen, welche weit wichtiger ist, als es scheint, nämlich, dass Baumschulen für gewisse Bezirke ei- nes Landes mehr Nutzen bringen, als die zahlreichen, aber unvollkommenen kleinen | Baumschulen einzelner Gemeinden. Wir haben dies in verschiedenen Schriften über Obstbau und Baumzucht seit Jahren aus- gesprochen, nachdem wir aus Erfahrung die Mängel der Gemeindebaumschulen ken- nen gelernt hatten, Die »Gemeindebaumschule: von Lucas war ein so anerkannt gutes Buch, dass der vorliegende Nachfolger nur angezeigt zu werden braucht, da er sich selbst empfiehlt. Das Buch ist in Folge eines anderen Grundgedankens vollständig umgearbeitet und sehr vermehrt worden. Auf diese Ver- vollständigung und die Verbesserungen ein- zeln einzugehen, ist hier nicht möglich. Es ist genug, wenn wir sagen, dass die neue Auflage alles enthält, was Baumzüch- ter und Vorstände solcher Provincielbaum- | | | | | | | schulen wissen müssen, dass diese Lehren ebensowohl von Privatbaumschulen zu be- nutzen sind, versteht sich von selbst. Das Buch enthält in der That eine vollständige, gemeinfassliche Anleitung zur Erziehung der Obstbäume, sowie zur Auswahl der an- zuziehenden Sorten. J. 2) Meyer’s deutsches Jahrbuch, herausgegeben von Max Wirth, welches im zweiten Jahrgange erschienen ist, ent- hält unter anderem auch eine Uebersicht der Fortschritte auf dem Gebiete des Gar- tenbaues in Deutschland aus der Feder des He:rn Jäger in Eisenach. Konnte bei der Allgemeinheit des Inhaltes dieses 57 Bogen starken Jahrbuchs auch nur das Wichtigste mitgetheilt werden, so ist es doch für unsere Wissenschaft und Kunst immerhin wichtig, dass sie in einem Werke, welches in die intelligentesten Kreise dringt, nicht übergangen worden ist. 3) Der Verband deutscher Gar- tenbaugesellschaften hat in seiner Verbands- Versammlung in Nürnberg am 2. August 1873 den Beschluss gefasst, ein eigenes besonderes Organ für seine Thätig- keit zu gründen, indem die Verschmelzung ‚mit einer bestehenden Gartenzeitung als unzweckmässig sich herausgestellt habe, Wenn man hierbei den Erfolg, welchen die Verbindung der seit 2 Jahren eingegan- genen »Deutschen Gartenzeitungs (in Er- furt) mit dem Verband gehabt hat, zu Grunde legte, so spricht dieser allerdings ER AA Da Ne Due Kl ANETTE DE ENTE HE 2 ED A a am ER na a len) AR FEN e nn Er EEE RE) FIN IEENET v- 64 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sehr dagegen. Aber damit ist nicht aus- ı aber an einem guten Erfolge. Wenn gemacht, dass ein neuer Versuch nicht eine bestehende Gartenzeitung, wie die besser ausfallen könne. Allerdings scheint | »Deutsche Gartenzeitung« von Th. Rümpler unter den vorhandenen Gartenzeitungen | fast nur durch Uebersetzungen gefristet keine geeignet, könnte keine Organ des | werden konnte, weil Originalartikel zu sel- Verbandes werden, ohne ihre allgemeine | ten eingingen, so wird es der Redaction Richtung aufzugeben. Wir wünschen dem | einer »Verbandszeitung« noch viel mehr an Unternehmen Glück auf den Weg, zweifeln | Nahrung fehlen. J. V. Personalnotizen und Neuestes. 1) Professor Willkomm, Director | „Societ& centrale d’Horticulture de France“ des Botanischen Gartens in Dorpat, hat die | in einem Alter von 49 Jahren. An der Stellung als Professor der Botanik und | Spitze einer berühmten Buchhandlung Director des Botanischen Gartens in Prag | stehend (einer speciellen „librairie agri- angenommen und wird im April dieses | cole“) gehörte er der Gartenbau - Gesell- Jahres dahin übersiedeln. Wir beklagen den | schaft seit 1851 als Mitglied an, wurde Verlust dieses ebenso thätigen als liebens- | 1859 zum Secretair, und 1866 nach dem - würdigen Mannes für Russland und wün- | Rücktritte des Herrn Andry zum General- schen, dass es unserm geehrten Freunde in | Secretair gewählt. In dieser Stellung hat Prag wohl ergehen möge. Derselbe findet | er sich bedeutende Verdienste um das im dortigen Botanischen Garten im Bezug | glückliche Gelingen der grossen Ausstell- auf die Benennung der Pflanzen viele Ar- | ung von 1867 erworben. Am 25. Novem- beit und von Seite der Czechen als Deut- | ber begleiteten zahlreiche Mitglieder der scher schwerlich das aufrichtige Entge- | Societ€E centrale d’Horticulture, so wie genkommen und die Herzlichkeit der Auf- | auch der Societe centrale d’Agrieulture nahme, welche unser geehrter Freund in | seine sterbliche Hülle zum Grabe, bei so hohem Maasse verdient. (E. R.) welcher Gelegenheit einer der Vize- Präsi- i | denten ersterer Gesellschaft Dr. Brun eine 2) Am 23. November 1873 starb zu | seine Verdienste ehrende Rede hielt. Paris nach kurzem Krankenlager Herr L. (Ender). Bouchard'- Huzard, General - Secretair der ' 2 N de a En 2: I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Aster Novi Belgii L. d. minor. (Siehe Taf. 787.) Compositae. Aster Novi Belgii L. d. minor Nees Ast. pag. 81. — Torr. et Gray Fl. of North Am. II. 137. — A. Novi Belgii | d. floribundus Nees in D. C. prodr. V, 238. — A. floribundus Willd. spec. II. pag. 2048. Wer noch den Versuch gemacht hat, die in den Botanischen Gärten cultlivir- ten perennirenden Aster zu bestim- men, der wird stets bei genauester Vergleichung der Diagnosen, mehr auf das Rathen als auf überzeugende Ge- wissheit gekommen sein, wenn wir die mit A. alpinus, A. ericoides und an- deren ausgezeichneten Arten verwandte Arten ausschliessen. Die hierbei ab- gebildete Aster erhielt der Referent als Aster Mad. Sogmier aus einem der Handels- Etablissements Erfurts. Die- selbe gehört unbedingt zu den em- pfehlenswerthesten und schönsten Astern für den Herbstflor. Der Stengel wird nur 1—1!/, Fuss hoch, verästelt sich vom Grunde aus in einen dichten brei- ten Busch und bedeckt sich im Späth- . II. 1874. herbste mit Massen von Blüthenköpfen röthlich - violetter Färbung. Bei uns blühete dieselbe von Mitte September a. St. (Ende September n. St.) trotz wiederholter Fröste bis Ende October a. St. (10. Nov. n. $t.), wo der Win- ter mit hartem Frost und Schnee ein- trat. Neben Crocus speciosus, Pensees, Bellis bildete dieselbe die letzte Zierde der Blumenbeete im freien Lande. Von der ächten Form des A. Novi Belgii unterscheidet sich diese schöne reichblumige Zwergform durch den nied- rigen Wuchs, lanzettliche spitze Blät- ter, den vom Grund aus dicht verästel- ten Stengel und kürzere weniger zahl- reiche Strahlenblumen. Ein in unserem Herbarium befindliches Exemplar, das aus dem Herbarium Ledebour’s stammt und im Dorpater Garten früher als A. floribundus cultivirt ward, stimmt mit unserer Pflanze überein. Eine harte perennirende Pflanze, die in jedem Gartenboden gut gedeihet, aber einen warmen sonnigen Standort h) 66 Gartenflora Deutschlands, Russlands und BE Schweiz. erhalten sollte, damit der Flor bald be- ginnt und bis zum Eintritt des Frostes den Garten belebt. Vermehrung durch Theilung. Die Heimath des A. Novi Belgii ist Nordamerika von den Quellen des Mis- sisippi bis nach Carolina und Georgien. Auch im wilden Zustande variirt diese Art nach den berühmten Autoren der Flora Nordamerikas mit 1 bis 4 Fuss hohem Stengel, grössern und kleinern Blüthenköpfen, welche bei den gross- blumigen Formen mehr einzeln stehen, bei den kleinblumigeren Formen längs der Aeste in Trauben oder in Bündeln zusammenstehen oder wie bei unserer Pflanze den rispenartig verästelten Sten- gel ganz überdecken. (E. R.) b) Dendrobium densiflorum Wall. %. Farmeri Paxt. (Siehe Tafel 788.) Orchideae. D. Farmeri Paxt. mag. of bot. pag. 241 cum icone. — Bot. Mag. tab. 4659. — Flore d. serres tab. 741. — Lem. Jard. fleur. II. 307. Unter den schönen Dendrobium- Arten Ostindiens ist das D. Farmeri eines der schönsten. Dasselbe ist sehr nahe verwandt mit D. densiflorum Wall., und wie es uns scheint, nur eine Form dieses letzteren mit laxer gestellten Blumen und etwas kürzeren Bracteen, deren am Grunde des Blüthestiels we- niger als bei letzterer Art vorhanden sind und früher abfallen. D. densiflorum besitzt durchaus goldgelb gefärbte Blu- men, Hooker bildet tab. 5780 aber eine Form ab (D. densiflorum $. albo-luteum) mit weissen Blumen und goldgelber Lippe, eine Form, die, wenn man nicht, wie das von uns geschieht, beide Ar- ten vereinigetl, zu den verschiedenen Formen des D. Farmeri gestellt wer- den müsste. Das Exemplar, was auf unserer Tafel abgebildet ist, erhielt der hiesige Botanische Garten aus der rei- chen Sammlung von Orchideen in Tet- schen, als D. densiflorum roseum. Das- selbe entspricht genau der Abbildung von D. Farmeri von Paxlon (l. c.), in- dem es weisse Kelch- und Blumenblät- ter mit rosa Schein besitzt und die goldgelbe Lippe weiss gesäumt ist. Von Paxtons Abbildung ist die Tafel 741 von Flore des serres eine Copie. Eine viel unscheinbarere Form mit schma- leren und kleineren Kelch- und Blu- menblältern bildet Tafel 4659 des Bot. Magazins Hooker als D. Farmeri ab und Lemaire gab im Jardin Fleuriste II. tab. 307 die Copie dieser zweiten Form. Endlich bildet Hooker im Bot. Magazine tab. 5451 eine Form als Dendrobium Farmeri aureo-flavum, mit ganz gold- gelben Blumen ab, von der Parish sagt, dass solche aus einem Exemplare des D. Farmeri entsprungen seien. Diese letztere Form trägt am Grunde des Blüthenstiels die zahlreichen Bracteen und würde daher einfach zu D. den- siflorum zu stellen sein. Stellen wir diese Daten zusammen, | so steilt sich heraus, dass D. densiflo- a a a Re N BEE I, Originalabhandlungen. rum Wall. eine in der Blüthenfarbe und der bald dichteren, bald laxeren Stell- ung der Blumen sehr wechselnde Art ist, von der die folgenden Formen, zu unterscheiden wären. Dendrobium densiflorumWall. ae. typicum. Blumen goldgelb, Bracteen am Grunde des Blüthen- ‚siiels zahlreich, spät abfallend, Blumen dicht stehend. D. densi- florum Wall. cat. n. 200. — Bot. reg. tab. 1828. — Bot. mag. tab. 3418. — Dendr. Farmeri aureo- flavum Bot. mag. tab. 5451. — ß. Farmeri. Blumen lax gestellt, Bracteen am Grunde des Blüthen- stiels wenige und bald abfallend. Kelchblätter oval, Blumenblätter rundlich, beide weiss mil rosa Schein. Lippe goldgelb, vorn mit breitem weissen Saum. D. Far- meri Paxt. I. c. — FI. des serres l.c.—D, densiflorum roseum hor!, 67 y. parviflorum; Kelch- und Blu- menblätter schmaler und kleiner, sonst gleich £. — D. Farmeri Bot. Mag. tab. 4659. — Lem. jard. fl. 1. c. d. albo-luteum; Kelch- und Blumenblätter weiss, Lippe gold- gelb. — Das andere gleich var. ß. — D. densiflorum albo-luteum Bot. mag. tab. 5780. Alle diese Formen gehören zu den empfehlenswerthesten Orchideen, indem sie ohne Schwierigkeit bei Cultur in Körben, durchbrochenen Töpfen oder an Holzklötze befestigt gedeihen und jährlich dankbar blühen, sofern man dieselben im Winter weder giesst noch bespritzt und mit beiden erst Mitte Februar bei sonnigem Wetter beginnt, womit zugleich die Temperatur des _ Hauses höher und die Luft feuchter gehalten wird. (E. R.) e) Philodendron Meliononi. (Siehe Tafel 789.) Aroideae. Caudex abbreviatus, crassus, vagi- nis (stipulis) deinde in fibras solutis involutus. Petiolus crassus, semiteres, latere interiore eximie canaliculaius, 40—80 c. m. longus, 2—3 c. m. in diamelro, initio purpureus, deinde oli- vaceus, basi vaginis opposilis, stipala- ceis membranaceo-scariosis deinde ig rete fibrarum solutis involutus. Lamina maxima, e basi cordato-hastata ovato- oblonga, apice breviter acuminata, in- tegerrima, margine undulata, 40-60 c. m. longa, basi 25—40 c. m. lata; costa intermedia lateralibusque alter- nantibus in pagina inferiore valde pro- minentibus rufescentibusque; lobis ba- silaribus apice rotundato-obtusis. Pe- dunculus brevissimus. Spatha cylin- drica, apice cuspidata, marginibus in- volutis spadicem omnino occultans, ex- tus rufescens. Spadieis cylindrici spa- tha brevioris pars mascula foeminam pariem plus duplo superans. Ovarii stigmalibus fusco-purpureis. — Cres- y* 68 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. cit in America tropica. — Ph. Melinoni Brongn. (hort.). Der hiesige Garten erhielt das in Rede stehende Philodendron als Ph. Melinoni, sowie aus dem Botanischen Garten in Warschau eine ähnliche Art als Philodendron spec. de Cayenne ver- theile worden ist. Jedenfalls ist diese Art ein Bewohner des tropischen Ame- rika. Gelegentlich sahen wir diese, vom Linden verbreitete Pflanze als Ph. Melinoni Brongn. aufgeführt. Wir ha- ben daher alle uns zu Gebote slehende Literatur durchgesehen und ganz be- sonders Annales des sciences nalurel- les, Journal de la Societe bolanique de la France, Revue horlicole, konnten aber da eben so wenig eine Beschreib- ung Brongniart’s von Ph. Melinoni, noch die Beschreibung eines Philodendron aulfinden, welches mit der in Rede stehenden ausgezeichneten Art überein- kommt. Nach Schott’s Aufzählung der Phi- lodendron in seinem letzten Werke, dem Prodromus Aroidearum, würde unsere Pflanze wegen des kurzen dicken Stammes, der oberhalb gehöhlten Blatt- stiele und der slipelartigen Scheiden, welche den Blattgrund umgeben und später den kurzen Stamm als ein dich- tes Fasergewebe umkleiden, neben P. pinnatifidum Knth. und Ph. pinnalisec- tum Schott zu stehen kommen, würde sich von diesen aber sofort durch das mächtige grosse ungetheilte Blatt, das aus speerlörmig, herzlörmigem Grunde länglich-oval und einen welligen Rand besitzt, unterscheiden. Gehört zu den schönsten decorali- ven Arten der Gattung Philodendron. Der Blattstiel ist sehr dick, wird 40— 80 Cm. lang und ist an den jüngsten Blältern, ähnlich wie der auf der un- teren Blaltseite rippenarlig vorstehende Mittelnerv und die abwechselnd stehen- den Seitennerven purpurroth gefärbt. Später bleicht die rothe Färbung all- mählich zu olivengrün aus. Die Blatt- fläche wird 40—60 Cm. lang und 25— 40 Cm. breit, besitzt oberhalb eine schöne dunkelgrüne mit helleren Ner- ven gezeichnete Färbung, während solche auf der unteren Seite bei den jungen Blättern einen röthlichen Schein besitzt, bei älteren Blättern aber hel- ler grün gefärbt ist. Eigenihümlich sind die gegensländigen stipelarligen Scheiden, welche den Blatigrund um- geben und sich später in ein netzför- miges Fasergewebe auflösen, das den kurzen Stamm umgibt und aus dem die langen strickförmigen Luftwurzeln her- vortreten. Die Blüthenscheiden sitzen am Grund der Blätter. Cultur im niedrigen Warmhaus. Ge- hört zu den sich langsam vermehrenden und deshalb noch seltenen Aroideen. Behufs der Vermehrung muss man von einem alten starken Exemplare den mit Lufiwurzeln versehenen oberen Theil des kurzen Stammes abschneiden und einpflanzen, den unteren Theil aber Seitentriebe bilden lassen, die dann gehörig erslarkt wieder zu Stecklingen benutzt werden. (E. R.) Erklärung der Abbildung: a. Eine blühende verkleinerte Pflanze. b. Die Blüthenscheide. c. Der Blüthen- kolben. Beide in natürlicher Grösse. (E. R.) 1. Originalabhandlungen. 69 2) Bericht über die Reisen und Einführungen von B. Roezl in den Jahren 1872 und 1873. (Schluss.) Von Acapulco aus wollte ich jene Gegend wieder aufsuchen, wo ich vor 12 Jahren durchgereist war, und das schöne Odontoglossum citros- mum roseum so massenhaft getroffen, aber leider damals aus Mangel an Pfer- den und Leuten nicht mitnehmen konnte, dass mir seither diese Gegend immer im Gedächtniss geblieben ist, Nach meiner Meinung konnte diese Gegend kaum über 2 bis 3 Tagreisen von A ca- pulco entfernt sein, ich miethete mir daher nur einen Mann mit einigen Pfer- den. Wir wollien unserer Abrede ge- mäss den folgenden Morgen punkt 4 Uhr aufbrechen, um in der Morgenkühle rascher vorwärts zu kommen, aber wie es hier zu Lande immer zu gehen pflegt, so auch jetzt wieder, — wohl waren wir selber zur bestimmten Siunde bereit, aber wer nicht kam, war der Mann mit den Pferden. Nach langem ungeduldigen Warten kam erdlich ge- gen 11 Uhr Mittags ein Junge herge- laufen, mit der naiven Frage „der Va- ter lässt fragen, ob man heute noch abreisen wolle?‘ — Grobheit nützt hier nichts, sondern verdirbt Alles, denn dann kommen die Pferde gar nicht und man kann vielleicht eine ganze Woche verlieren, ehe man einen andern Mann und die nölhigen Pferde findet, man muss also thun, als ob gar nichts Un- grades passirt wäre. Um 1 Uhr Nach- mittags kam denn endlich auch der Mann mit den Reit- und Packpferden und die Reise konnte angetreten wer- den auf der Hauptstrasse, die in’s In- nere führt, Diese Strasse führt den stolzen Namen Camino real (Königs- strasse), aber ist an vielen Stellen mehr als bedenklich schlecht. Vögel können allerdings sehr gut darüber hinfliegen, aber die Pferde rutschen oder bleiben mit den Hinterfüssen hängen, alle Au- genblicke, und so geht es ‚„trepp auf trepp ab‘ langsam vorwäris. — Nach kaum einer Stunde schon wurde mein Gaul der Sache überdrüssig und legte sich ganz gemüthlich mit mir nieder, das Wetter war ihm zu warm und an Bergsteigen schien er wenig gewöhnt zu sein. Ich musste absteigen und ihn eine Zeit lang am Zügel führen, dann ging es wieder besser. Gegen Sonnen- untergang erreichten wir einen Fluss, wo wir unser Nachtlager aufschlugen, um auf dieser Reise zum ersten Male wieder unter freiem Himmel zu cam- piren. Die Pferde wurden abgepackt und freigelassen, da sie ihr Fulter sel- ber suchen müssen; ein Feuer wurde angezündet, etwas gedörrtes Fleisch auf den Kohlen gebraten, ein famoser Kaffee gekocht, und nachdem Durst und Hunger gestillt, wickelte sich Jeder in seine Wolldecke und lagerte sich auf den Sand des Flussufers. Meine Reise nach Europa und der Aufenthalt da- selbst hat mich nicht verwöhnt, ich war ordentlich froh, in alter Weise jetzt mein Wanderleben wieder führen zu können, fern von Hotels und Eisen- bahnen, in primitiver aber gemüthlicher Weise, und schlief im Sande wie ein König. — Das Erwachen ist allerdings nicht so angenehm, der starke Nacht- thau durchdringt auch zuletzt die dick- 70 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sten Decken, und man ist froh, wenn das erste Morgengrauen den jungen Tag verkündet, und man fröstelnd auf- stehen kann. Nun wird zunächst wie- der Kaffee gekocht, unterdessen die Pferde zusammengetrieben, die voll von allerlei stachligen und klebrigen Samen und Früchten sind, die"sich auf der nächtlichen Streife durch Busch und Wald den Thieren anhängen. Bald ist das Frühstück beendet, die Pferde ge- sattelt und geladen und die Reise geht weiter. Es hatte in dieser Gegend noch in letzter Zeit stark geregnet und Flüsse und Bäche waren noch ziemlich angeschwollen, und das war um so fa- taler, da die camino real mit be- sonderer Vorliebe die Ufer, und wo diese zu steil sind die Flussbetien sel- ber als schon vorhandene Strassen be- nulzi. In der trockenen Jahreszeit sind diese vom Wasser gebahnten Strassen allerdings meistens noch besser, als die von den Mexikanern gebauten Stras- sen, auch wenn sie Königssirasse ge- nannt werden, aber in oder kurz nach der Regenzeit ist der Verkehr sehr ge- fährdet oder ganz unmöglich gemacht. — Aber was macht sich der Mexikaner daraus? Er hat nie Eile, und wenn die Strasse nicht passirbar ist, so bleibt es einfach zu Hause. — So mussten wir am 2. Tage, ehe wir Providen- cia erreichten 7 Mal den gleichen Fluss hin und her passiren und wurden den ganzen Tag nicht trocken. — In Pro- videncia angekommen, war meine erste Sorge, Pferde oder Maulthiere zu mielhen, um die Pflanzen abzuholen, die ich sammeln wollte. Nach langem nuizlosen Hin- und herfragen, enischloss ich mich, den Serenissimo bene merito de lapatria, GeneralDon Diego Alvarez aufzusuchen, der hier bitten, mir 8 oder 10 seiner Maulthiere zu leihen. Don Diego Alvarez, der laut Titel um das Wohl des Vaterlands hochverdiente General, ist Gouverneur des Staates Guerrero, also eine hohe Persönlichkeit. Ich wurde gnädig em- pfangen, aber meiner Bitte konnte er nicht entsprechen, da seine Lastthiere theils in schlechtem Zustande seien, theils er derselben bedürfe, da er einige Wagen aus Californien erwarte, und diese müssten auf den Rücken von Maulihieren nach Providencia ge- bracht werden! (Was könnte lauter sprechen für die Trefflichkeit der mexi- kanischen Strassen, als diese Thatsache, dass Wagen auf Maulthieren transpor- tirt werden müssen! — Leider sagt R. nicht, was der General in solchem Lande überhaupt mit Wagen machen wollte, — waren es Luxuswagen, so sollten sie wahrscheinlich nur zum Staat dienen, zu kurzen Ausfahrten, — eine theure Spielerei'—) Er gab mir jedoch einen Brief mit, für die Autoriläten von Jal- jaca, dass diese mir Pferde verschaf- fen sollten und so reisten wir am drit- ten Tage wieder weiter über Berg und Thal. Jetzt begegneten uns schon die ersten Orchideen unterwegs, aber keine besonders einladende Arten, Epiden- dron ciliatum, [ragrans und eine mit cochleatum verwandte Art, Lae- lia acuminata und Catasetum. Odontoglossen liessen sich noch gar nicht erblicken, trotzdem wir Berge von circa 6000 Fuss überschritten. Wir erreichten Abends den Ort SantaRosa, aus einigen miserablen Hütten be- stehend, wo wir über Nacht blieben und unsern mitgenommenen Proviant sogar noch schonen konnten, da einige tortillas (Maisbrod) zu bekommen waren. Am 4. Tage ging es uns schlecht, eine Zuckerplantage hat, und ihn zu | da wir nach dem Durchwaten eines I. Orginalabhandlungen. tiefen Flusses am andern Ufer unsern camino real spurlos verloren hatten! Da alles Suchen nach der Fortsetzung der „Königsstrasse“ erfolglos blieb, so musste ich unsern Begleiter zurück- schicken nach Santa Rosa, um einen ortskundigen Führer zu holen. Ehe dieser in Begleitung eines Führers zu- rückkam, war es Mittag geworden, aber nun war auch die verlorene Fährte leicht gefunden und nachdem wir unter Leitung unsers neuen Führers noch 2 Mal denselben Fluss halb durchwatet und halb durchschwommen hatten, er- reichten wir’gegen 4 Uhr Nachmittags Santa Barbara, wo wir bleiben mussten, da unsere Pferde nicht mehr weiter konnten wegen Müdigkeit. Hier war es mir möglich, Last- thiere zu miethen für den Preis von 8 pesos (circa 40 Franken) pro Thier, die eine Woche später mir nachkom- men sollten. Trotzdem ich vor 12 Jah- ren, in entgegengeselzter Richtung al- lerdings, durch diese Gegend gereist war, konnte ich mich noch immer nicht orientiren, und namentlich die Stelle nicht wieder finden, wo ich damals das Odontoglossum citrosmum ro- seum so massenhaft gesehen halte. Am 5. Tage erreichten wir Abends nach grossen Strapatzen Jaljaca, ei- nen Ort von ungefähr 20 Hütten. Da ich den Brief des Gouverneurs vorweisen konnte, wurden sofort sämmt- liche Bewohner zusammengerufen, und ich fragle nun, ob nicht Jemand von ihnen in der Umgebung auf Eichbäu- men wachsend Pflanzen gesehen habe, mit herunterhängenden Trauben von schönen halbvioletten; halb weissen Blumen, Wirklich fanden sich zwei, die solche Blumen gesehen haben wollten, und nahm ich diese beiden nun am folgen- 71 den Tage als Führer mit. Jetzt hatten wir die eigentliche Sierra Madre erreicht, und nach einer sehr halsbre-- cherischen Tagesreise kamen wir im Gebirge zu einigen Hütten, die in ei- ner Höhe von zwischen 7—8000 Fuss lagen, und wo wir Nachtquartier ma- chen wollten. Ich hatte auf dem gan- zen Wege, so oft wir an Eichwaldun- gen passirten, scharf ausgeschaut nach Odontoglossen, aber kein einziges Exemplar entdecken können. Während meine Begleiter unser Nachtessen be- reiteten, ging ich in Begleitung meines Neffen Franz noch kurz vor Sonnen- untergang etwas weiler, um zu recog- nosciren. Ich war sehr missmuthig und fürchtete schon, unverrichteter Sache zurückkehren zu müssen, was mich mein Lebelang verdrossen hätte, nicht nur weil ich Zeit und Geld verloren, sondern weil ich mich geschämt hätte, eine Orchidee nicht wieder zu finden, die ich selber vor Jahren hier in der gleichen Gegend massenhaft gesehen hatte. Wir waren etwa 500 Fuss höher gestiegen, auf einen Tannenwald zu, der mit Eichen spärlich vermischt war, siehe da, gleich auf der ersten Eiche winkte mir das sehnlichst gesuchte Odontoglossum seinen Gruss ent- gegen! Wie der Blitz war mein Franz hinaufgestiegen und fing an abzureissen und mir zuzuwerfen. Wer war nun [roher als ich, denn nicht nur war nun das Ziel meiner Reise gefunden, das Odontogl. citrosmum roseum, sondern unmittelbar neben demselben, auf der gleichen Eiche noch zwei an- dere hübsche Odontoglossen, das rein weisse Od. pulchellum majus und das hübsche Od. nebulosum! Solche im Leben des Sammlers vor- kommende Lichtiblicke bleiben unver- — Re Vor a, N ET ER, ur; a 72 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gesslich und machen alle ausgestande- nen Beschwerden vergessen. — Sie können sich denken, dass ich nach die- sem Fund mir mein Nachtessen schmecken liess und mit der frohen Gewissheit meinen Zweck nun zu erreichen, mich zum Schlafen legte. — Am nächsten Morgen nahm ich noch 4 Indianer mit, im Ganzen waren wir nun unserer 10 Mann, die ich zu 2 und 2 vertheilte und nun gings nach verschiedenen Richi- ungen auseinander und an die Arbeit. Als wir uns Abends wieder bei den Hütten zusammen fanden, war schon ein ganz grosser Haufen bei einander, ich ging sofort an’s Sortiren. Die Hauptmasse war von Od. citrosmum roseum, dann folgten in kleinerer An- zahl Od. pulchellum majus und nebulosum und ausserdem noch ei- nige Exemplare von Od. maculatum und ein einziges aber starkes Exemp- lar von Od. Insleayi. Ich war mit der Ausbeute dieses Tages sehr befrie- digt und blieb nun noch volle 3 Tage hier in der Sierra Nevada, bis die Lastthiere ankamen und so voll be- packt wurden, als sich ihun liess. — Schon in den nächsten Tagen hatte ich 2000 Od, citrosmum roseum bei einander und liess ich nur noch auf die seltneren Od. Insleayi und ma- culatum fahnden. Ich selber ging mit einigen Leuten noch höher in’s Ge- birge und fand etwa 2000 Fuss. höher als unsere Hülten, also zwischen 9— 10,000 Fuss Meereshöhe ein prachtvol- les Oncidium. (On. tigrinum Llav. nach Prof. Reichenbach’s Be- stimmung, der die Güle halle alle von R. eingesandten Orchideenblütken zu bestimmen und uns dadurch wesentlich den Absatz solcher Massen von Orchi- deen erleichterte, die mitten im Win- ter in London ankamen und daher mög- | lichst rasch abgesetzt werden mussten). Die Blüthe war schon vorüber, aber nach den bis 6 Fuss langen Blülhen- stengeln und den trocknen Blumen zu uriheilen, ist es eine grossblumige und schöne Art. Die Pseudobulben sind wohl die grössten, die bei Oncidium und Odontoglossum vorkommen und haben viele Aehnlichkeit mit denen von Od. hastilabium, das ich Ihnen früher von der Sierra Nevada de SantaMartha schickte. Leider konnte ich nicht mehr als 46 Exemplare da- von finden. Von einem sehr hübschen Oncidium (On. pelicanum Mart. nach Reichenbach) mit 3 Fuss langen, verzweigten Blülhenstengeln und mit- telgrossen goldgelben, rothbraun ge- fleckten Blumen konnte ich mehr fin- den. Von anderen Arten nenne ich noch besonders ein Odontoglossum, das mir ganz neu zu sein scheint. Ich fand nur noch 3 Blumen, die letzten Reste der Blüthenzeit, die Sie an Prof. Reichenbach senden wollen mit den anderen getrockneten Blumen. Die Blumen dieser Art sind von der Grösse wie bei citrosmum, aber rein weiss, nur am Grunde der Pelalen und der Lippe mit einem blutrothen Flecken ge- ziert. Auch die Pseudobulben zeich- nen diese Art aus *). Ich hätte in dieser reichen Gegend bei längerem Aufenthalte und grösseren Transportmilteln wohl noch mehr sam- *) Prof. Reichenbach war hoch er- freut, in diesen Blüthen das sehr seltene und für unsere Orchideensammlungen ganz neue Od. maxillare Lindl. wieder zu finden. Die kleine Anzahl Exemplare, die R. davon senden konnte, ging in den Al- leinbesitz der Herren J, Veitceh und Söhne in London, RetgieL EEE a 208 Ma I. Originalabhandlungen, 73 meln können, aber das Hinunterbringen zur Küste ist immer die Haupischwie- rigkeit, und meine Lastthiere halten schon ihre volle Ladung. Einige Sä- mereien und diverse Pflanzen die ich en passant mit sammelte, finden Sie in der Kiste Nr. 53, darunter eine Fuch- sia *), verwandt mit F. fulgens, para- sitisch auf Eichbäumen wachsend und einige Exemplare einer merkwürdigen Agave, oder einer Agave verwandien Gattung, deren weich behaarte lange Biätter auf der Unterseite auf grünem Grunde mit runden schwarzrothen Flecken besäet sind. Unter den Samen haben besonderen Werth eine Art Hibiscus und eine Ipomoea mit enorm grossen violetten, blau gestreifien Blumen. Beide Pflan- zen fand ich in Cultur in Acapulco, aber nicht wild **),. Der Hibiscus hat gelbe Blumen und grosse fleischige lebhaft rothe Bracteen (oder wohl eher Kelch?), die durch ihre Farbe, Dauer und Menge der Pflanze den Haupt- schmuck verleihen. Die Farbe und Frische dieser Bracteen bleiben unver- ändert von der Knospe bis zur Samen- reife, der Geschmack ist ein angenehm säuerlicher und bereitet man daraus ein eririschendes, vorireffliches Getränk. Ich bin dieser Pflanze noch nirgends begegnet, sie scheint mir selbst nicht *, Diese Fuchsia ist von den Herren Carter & Co. in Forest Hill bei Lon- don acquirirt worden, die Agave sp. da- gegen noch in unsern Händen. Es ist eine sehr interessante und jedenfalls neue Art, von der wir gerne die paar Exemplare noch länger behalten. **) Die Samen dieser beiden Pflanzen kamen in den Alleinbesitz der Herren Ch. Huber & Co, in H£yres, in dessen mil- dem südlichen Klima der Anbau hoffent- lich gelingen wird, amerikanischen ÜUrsprunges, sondern hat eher ein asialisches oder australi- sches Gepräge. Die Rückreise nach Acapulco machte ich in 6 Tagen und musste dann noch volle 7 Tage warten, bis endlich auch die Lastthiere ankamen. Die Or- chideen waren ganz nass geworden unterwegs und mussien daher noch im Freien ausgebreitet werden zum Ab- trocknen, bevor ich sie in Kisten ver- packen konnte, Die 19 Kisten kosten an Fracht von Acapulco bis Southampton 201/, L, st. (512 Frank), werden aber hoffentlich in gutem Zustande anlangen. — Mein Geld geht wieder zur Neige und werde einen Wechsel von 100L. st. auf mei- nen Creditbrief ziehen, wovon Sie un- sere Bank benachrichtigen wollen. Ich werde jetzt nicht, wie ich zu- erst beabsichtigte, direct nach Peru gehen, weil die Regenzeit jetzt dort anfängt, sondern gehe zunächst nach Venezuela, um OattleyaMossiae zu sammeln und vielleicht finde dort auch einige gute Masdevallien, in- em von Venezuela schon einige 30 Arien in den Herbarien existiren und mache dann noch einen Besuch in Ha- vanna und Mexico, weil ich doch in der» Nähe bin. Im Mai denke ich wieder in Panama zurück zu sein, um dann nach Peru zu reisen. Roezl’s nächster Brief war aus Caracas 10. Februar 1873 datirt. Wir theilen daraus nur das Folgende mit. „Am 17. Januar landeten wir glücklich in La Guayra und mein Erstes war, mich nach der Flor de Mayo, Mai- blume, wie man hier die Cattleya Mossiae nennt, weil ihre Hauptblüthe- zeit in den Mai fällt, zu erkundigen, Der Bericht lautete ungünstig, sie seien in der Umgegend von La Guayra schon - 74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. so gut wie ausgeroltet durch den mas- senhaften Export nach Europa, ich solle nach Caracas gehen. Ich ging also nach Caracas und setzte meine Er- kundigungen fort. Hier in Caracas wohnen ziemlich viele Deutsche, auch selbst halbe Gärtner und ganze Bola- niker. Der Eine meinte, es würde ‚schwer sein, die Flor de Mayo zu finden, ein Anderer sagte: „Sie kön- nen davon so viel bekommen, als Sie wollen, aber sie kosten 10 Dollars das Hundert.“ Ich schickte meinen Neffen auf die Berge und bot selber Alles auf, um Leute zu bekommen, die mit den Standorten bekannt, für mich sammeln sollten, aber sie stellten unverschämte Forderungen und mein Franz kam mit leeren Händen zurück. Schon wollte ich weiter gehen nach Cumana, um dort mein Glück zu versuchen, da wurde ich aber krank, bekam Fieber- anfälle und einen bösen Husten und musste gezwungen in Caracas blei- ben. Nach einigen Tagen kamen ei- nige der Leute, die ich halte engagiren wollen und brachten einzelne Exemp- lare, die ich theuer bezahlen musste, um die Leute in guter Laune zu er- halten. Das wirkte auch, denn einige Tage später kamen wieder andere und brachten der eine 25, der andere 50 Stück und so ging es in steigendem Maasse fort, so dass ich schliesslich weit mehr bekam, als ich eigentlich haben wollte, denn jeder von ihnen halte sich noch Helfer genommen und je mehr ich ihnen sagte, sie sollten keine mehr bringen, je mehr brachten sie noch. Natürlich zahlte ich die fol- genden immer billiger, sonst hätten sie gar nicht aufgehört mit Sammeln. Beim Sortiren fand ich, dass unter den Catt- leya Mossiae eine andere Art sein Mai bis Juni, während diese vom De- cember bis Februar blühen, und ich viele Exemplare abgeblüht oder in vol- ler Blüthe erhielt. Bei genauerer Ver- gleichung konnte ich diese meiner An- sicht nach neue Art auch an den Pseu- dobulben und Blättern von C.Mossiae unterscheiden, namentlich sind die Blät- ter breiter und kürzer als bei Mos- siae, und die Farbe der Blumen ist entschieden dunkler, obwohl sie in der Farbe ebenso variirt als Mossiae. Ich habe eine Zeichnung und mehrere ge- trocknete Blumen direct an Prof, Rei- chenbach gesanlli *). Nun habe ich Caitleyen mehr als genug, 8 ganz grosse Kisten voll, die 2 grosse Ochsenwagen füllen und bis nach La Guayra zu transportiren, mindestens 50 Dollars kosten werden. Auch sonst schon hat mich diese Ge- schichte viel Geld gekostet und ich werde kaum bis nach Veracruz mit dem, was mir noch bleibt ausreichen. Heute hoffe ich die Kisten noch nach La Guayra.abschicken zu können und morgen will ich selber noch eine Ex- cursion in’s Gebirge machen, um wo- möglich noch einige Masdevallien zu finden.“ Acht Tage später, von seiner Ex- cursion mit leeren Händen zurückge- kehrt, schrieb er nochmals von Ca- racas, dass er die ganze Woche in den Bergen umhergelaufen sei, ohne etwas Rechtes zu finden. Er wolle jetzt über San Thomas und Ha- vanna nach Mexico gehen. Wie die Cattleyen in England ankommen würden, wisse er nicht, denn der Ham- *) Prof. Reichenbach konnte keine durchgreifenden specifischen Unterschiede von C, labiata finden und bestimmte sie müsse, denn C, Mossiae blüht von | als C. labiata var. Roealii, ze EI. > I. Originalabhandlungen. burger Dampfer hätte seine Kisten we- gen voller Ladung nur noch auf dem Deck mitnehmen können, und möglicher Weise gehe jetzt Alles zu Grunde. Glücklicher Weise kam so wohl diese, als die vorhergehende Orchideensen- dung wohlbehalten in London an und fanden auch theils parthieenweise, theils auf mehreren Auctionen ihre Abneh- mer. Die nächsten Briefe von Roezl wa- ren aus Mexico, wo er, mit Land und Leuten wohl bekannt, in kurzer Zeit eine beträchtliche Anzahl Pflanzen und Samen sammelte. Wir nennen hier nur von Orchideen die schönen Epiden- dron vitellinum und die grosse Varielät majus, die letztere jetzt in England sehr selten und gesucht, das niedliche Odontoglossum Cervan- tesii und Od. Rossi und Laelia autumnalis. Von dieser letzteren, von der er über 1000 Exemplare schickte, bemerkt er, dass sie dort so selten werde, dass die Indianer, die er hin- sandie, um sie zu holen, zwei Mal un- verrichteter Sache zurückkehrien, und zwar verjagt von den in der betreffen- den Gegend ansässigen Indianern, die das Wegnehmen dieser hübschen Or- clidee einfach nicht gestatten wollten, da ihnen dieselbe eine Einnahmequelle bilde. Die Mexicaner sind nämlich nicht nur sehr fromme Katholiken, son- dern auch grosse Freunde schöner Blu- men, mit denen sie besonders gerne die Altäre an hohen Kirchenfesten aus- schmücken. Laelia autumnalis blüht nun gerade Anfang November zu Aller Heiligen und die Indianer ver- kaufen daher die Blumen massenweise sowohl nach der Hauptstadt Mexico, als nach Puebla, Veracruz und anderen Städten. Hätte Roezl den Indianern und dem Lande diese Laelien nur 75 gelassen, denn diese Sendung hatte das Misgeschick, 6 Wochen in St. Thomas liegen zu bleiben, und als wir in Lon- don die Kisten endlich auspacken konn- ten, waren von der ganzen Masse kaum noch der 10. Theil am Leben und auch diese sind wohl noch nachträglich zu Grunde gegangen! Von Cycadeen schickte er einige Kisten mit Zamia furfuracea, die aber leider auch in schlechtem Zustande ankamen, und eine grössere Anzahl Stämme von Dioon edule, darunter Prachtexemplare von 4 Fuss Höhe. Herr Linden kaufte den ganzen Import von Dioon und ehenso sämmtliche Bro- meliaceen dieser Sendung, darunter einige sehr hübsche, neue Arten aus ganz kalter Gegend, wo sie an Felsen in der brennenden Sonne wachsen ne- ben Agaven und Cacteen. Unter den Cacteen dieser Sendung waren auch einige Exemplare des Riesencactus, Echinocactus Visnaga, deren Her- beischaffung für Roezl eine Ehrensache war, da er bei seinem Besuche in Eng- land einem Cacteenliebhaber, Hrn. Pea- cock in Hammersmith bei London, ver- sprochen halte, wenn er je wieder nach Mexico komme, wolle er ihm ein Ex- emplar schicken, so gross als es nur irgend transporlirt werden könne. Er hielt sein Wort, indem er weder Geld noch Mühe sparte und gleich 4 Stück schickte. Das grösste Exemplar hat bei 3 Fuss Höhe etwa 7 Fuss im Um- fang und wiegt 5 Centner; durch sein eigenes Gewicht waren die Stacheln aul dem Transport fast sämtlich abge- brochen, sonst kam es wohlerhalten an und blühte schon kurze Zeit nach dem Auspacken. Zwei kleinere Exemplare, von 2!/ und 31/3 Centner Gewicht waren vollständig unbeschädigt, das vierte da- gegen durch Quetschung stark beschä- 76 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. digt und so gut als verloren. Herr Peacock halte solche Freude über diese grossen Kerle, dass er entgegen Roezl’s und unserm Wunsche alle vier Exemplare nahm und keines missen wollte. Auch von dem sehr seltenen Pilocereus Hoppenstedtii, schon vor mehreren Jahren von R. eingeführt, sandte er eine grössere Anzahl Ex- emplare, von denen aber leider viele schlecht ankamen. Was lebend davon blieb, kaufte Herr Fr. Ad. Haage jun. in Erfurt. Dieser Pilocereus bildet ein hübsches Seitenslück zu dem be- kannten Greisencactus, Pilocereus senilis, nur sind ihm statt der lan- gen weissen Haare fast eben so lange weisse Stacheln zu Schutz und Zierde verliehen. Dann sind noch besonders nennenswertlh eine schöne Sammlung | von Agaven, darunter meistens sel- tene und neue Arten, z.B. Ag. stricta (Bonapartea histrix der Gärten) in verschiedenen Formen, Ag. Cor- deroyi, Besseriana, Beaucarnei, Kerchovei, Gilbeyi, Roezli, und marmorata Roezl, die sämmtlich ra- schen Absatz fanden. Von mehreren dieser Agaven, auch von Echino- cactus Visnaga und einigen an- deren Cacteen hatte R. auch reifen Sa- men sammeln können, so auch von Beaucarnea glauca und Hechltia argenlea, zwei der schönsten Deco- rationspflanzen für temperirte und kalte Gewächshäuser, — alle diese Samen wurden von den Herren Haage und Schmidt in Erfurt acquirirt und wer- den jetzt von dieser Firma in den Han- del gebracht, und gewiss gerne ge- kauft werden. Zu Agave marmo- rata Roezl, die für unsere Gärten ganz neu ist, bemerkt R., dass diese Agave von den Indianern als sehr wirksam bei Krankheiten der Pferde und: Esel gehalten und verwendet wird, dass sie dieselbe daher Maguei curandero (heilende Agave) nennen. Es ist nach R. eine sehr schöne und distincete Art von mittlerer Grösse, die Blätter sind rauhhäulig, auf grauem Grunde mit weiss und grünen Querbinden geziert, tief und unregelmässig gezähnt, mit kleinen schwarzen Stacheln; die Blätter bis 10 Zoll Breite erreichend, Diese Art muss auch im Vaterlande zu den seltneren gehören, da sie bisher noch nie eingelührt wurde und auch R. nur eine kleine Anzahl Exemplare davon schicken konnte, auch leider keine Sa- men zu finden waren. Von mexicani- schen Zwiebelgewächsen sandte R. ein ziemliches Quantum von Cyclobothra lutea und Milla biflora, zwei sehr hübsche und selten gewordene Arten, die von den Herren Teutschel & Co. in Colchester, bekannt als Importeure von japanischen Lilien ele., acquirirt wurden. In Mexiko besuchte R. auch seine Schwester und zwei Schwäger, die er früher nach dorten kommen liess und die dann dort geblieben sind. Der eine Schwager hat eine Handelsgärtnerei in der Hauptstadt Mexiko. R. liess seinen bisherigen Begleiter in Mexiko zurück und nahm dafür einen anderen Neffen, Eduard Klaboch, der auch reise- lustig seinen Onkel gerne begleiten wolite, mit sich. Da R. nicht gerne über San Thomas wieder zurückreisen wollte nach Panama, da er dort 14 Tage hätte warten müssen auf Anschluss der Dampfer, so ging er zunächst über Havanna nach New-York und von dort direct über Panama nach Lima, der Hauptstadt von Peru, wo er Anfang August 1873 anlangte. Anfang August 1872 hatte er Europa verlassen, war a Iso gerade ein Jahr wieder unterwegs I. Originalabhandlungen. 77 ‚gewesen. Es ist ganz interessant, noch- mals kurz zu recapituliren, welche Rei- sen er im Laufe dieses einen Jahres gemacht hat und wo er sammelte. Wir nennen nur die Hauplorte und Länder, der geneigte Leser mag auf der Karte die Route verfolgen und wird dann ge- wiss Respect bekommen vor der Ener- gie und rastlosen Thätigkeit unsers Freundes, der jetzt beiläufig gesagt 49 Jahr alt ist. Er ging also von London über New-York nach San Fran- cisco, Acapulco, Panama, Cara- cas, San Thomas, Mexico, Ha- vanna, wieder nach New-York und von dort abermals über Panama nach Peru! Im Laufe dieses Jahres hat er 126 Kisten mit Pflanzen, Blumenzwie- beln und Samen nach Europa geschickt, deren Frachtkosten allein ein hübsches Kapilal repräsentiren. Ueber seine Sendungen aus Peru werden wir später berichten, (E. O.) 3) Der Staar und andere schädliche Vögel. Oberdieck spricht sich in den Il- lustrirten Monatsheften dahin aus, dass der Staar mehr schädlich als nützlich. Wir möchten sagen, derselbe ist nur schädlich und gar nicht nützlich, ob- gleich er als munterer dreister und droliiger Vogel überall geschont und in den Nestapparaten im Wohnungen in den Gärten gebaut werden. Oberdieck spricht nur davon, dass er die Kirsch- bäume vollständig plündere, junge Sa- latpflanzen und keimende Bohnen aus- ziehe. Derselbe frisst aber auch die Erdbeeren und Johannisbeeren so gründ- lich kahl, dass man selbst der Mühe des Pflückens ganz überhoben ist. Des- halb stimme ich mit Oberdieck über- ein, dass der Staar in den Gärten mehr schädlich als nützlich und schätze den munteren kecken gefrässigen Sperling höher, da dieser letztere nur zeitweise schädlich, durch Vertilgung von schäd- lichem Ungeziefer aller Art, aber be- sonders im Frühjahre sehr nützlich. Spechte, Meisen, Rothschwänzchen, Rothkelchen, Finken, Grasmücken und überhaupt alle kleinen Singvögel, — auch die mit Unrecht oft verfolgten Eulen, das sind unsere wahren nütz- lichen Freunde. — Raben, Eilstern, Krähen, Dohlen, Tauben, Geier, das sind unsere Feinde, Hier in Petersburg gehen die Krähen besonders den Erd- beeren nach oder reissen die jungen Samenpflanzen aus. Noch grössere Ver- heerungen richten aber in den Samen- beeten die hier heilig gehaltenen und darum in grossen Schwärmen auftreten- den Tauben an. Während die ersteren durch Ausnehmen ihrer Nester und einige Schüsse sich vertreiben lassen, hal dieses sowie jedes andere Ver- scheuchungsmittel auf die durchaus schädlichen Tauben gar keinen Einfluss. (E. R.) 78 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Vermehrung der Rhopalen und Theophrasten durch Stecklinge. Wie viel Erfahrungen werden von | man denselben geben“, theilte uns Hr. unsern tüchtigsten und erfahrensten | Siessmeyer auf die Anfrage nach dem praktischen Gärtnern gemacht, ohne dass | Grunde mit. In Folge desselben be- selbst in unserm 19. Jahrhundert, wo | folgt derselbe folgendes Verfahren. so viele Unberufene sich damit beschäf- „Auf den Rost eines durch Kanal tigen. mit Unverstand von anderen ab- | erwärmten Vermehrungsbeetes, das wie zuschreiben und zu publiciren, etwas | ein Mistbeet unter den Fenstern des von tüchtigen Praktikern an die Oef- | niedrigen Gewächshauses construirt und fentlichkeit dringt. abermals mit Fenstern gedeckt ist, wird Der Referent hatte schon Jahre lang | erst eine Schicht Moos gebracht. Ueber sich verwundert, wie einem erfahren- | diese alte Sägespäne, die schon eine sten und gebildetsten Gärtner Peters- | Zeitlang als Einfütterungsmaterial ge- ‚burgs, dem Hofgärtner des Kais. Tau- | braucht wurden und die Stecklinge wer- rischen Gartens, Herrn Siessmeyer, je- | den in diese Sägespäne gesteckt und der Steckling von Rhopalen und Theo- | nun bis sie Wurzeln gebildet haben, phrasten, ja selbst von der schwierig | alle Tage 3—4 Mal gespritzt.* zu vermehrenden Theophrasta imperi- | Dies ist Herrn Siessmeyer’s einfache alis, Wurzel bildete. Verfahrungsweise. -(E: R.) „Wasser, viel Wasser muss 5) Erdbeerculturen im Grossen. Zu Staufenberg, am Fusse des Mer- | bei einer zu starken Production von curs im Schwarzwalde, sind jetzt alle | Früchten dieser Art, welche schnell Fluren des Dorfes mit Erdbeeren be- | verderben, gehen auch deren Preise pflanzt, welche ungefähr 400 Morgen | bald so bedeutend bei Ueberführung betragen mögen. Die Früchte werden | des Marktes herunter, dass der Pro- per Eisenbahn bis Frankfurt a/M. ver- | ducent kaum noch im Verhältniss zu sendet und werden theils frisch ver- | den Kosten dieser Cultur einen Ertrag speist, theils zu Conserven verwendet. | hat. Dies ist jetzt in Petersburg der Erst seit 15 Jahren wird diese Cultur | Fall, wo es gegenwärtig einzelne Pro- in Staufenberg betrieben und sind die | ducenten gibt, die bis 50 Morgen Lan- früher armen Bewohner dabei wohlha- | des mit Erdbeeren bebauen, und wo bend geworden. der Markt mit Erdbeeren in guten Jah- Wir geben diese Resultate, welche ! ren so überfluthet wird, dass der Preis die Rheinische Gartenschrift bringt, — | derselben gegen früher um das öfache warnen aber vor zu allgemeiner An- | gefallen. Wer daher noch einigermas- pflanzung im grossen Maasstabe, denn | sen guten Ertrag haben will, darf nur I. Originalabhandlungen, 79 die für specielle klimatische Verhält- nisse zur Cultur in Grossen als besten und ertragsreichsten erprobten Sorten anpflanzen. In Petersburg sind das ei- nige Moschuserdbeeren, besonders aber Roseberry maxima und Victo- ria. Im Garten im kleinen Maasstabe, da baue der Liebhaber die vielen neuen, theils wohlschmeckenderen Sorten. (E. R.) 6) Lilium pulchellum Fisch. 5. Buschianum. Als Lilium Buschianum bildet Lod- diges (Bot. Cab. tab. 1628) eine Lilie ab, welche derselbe aus Petersburg vom Hrn. Busch erhalten hatte. Diese von Loddiges im Jahre 1860 abgebil- dete und beschriebene Art, unterschei- det sich in keinem einzigen Charakter vonL. pulchellum, das Fischer im Jahre 1856 beschrieben hat und das wir tab. 284 Fig. 2 der Gartenflora abgebildet und beschrieben haben. ‘Eine von Max | leichte Form. Leichtlin in Carlsruhe uns als L. Buschia- num mitgetheilte Pflanze, gehört eben- falls zu L. pulchellum, unterscheidet sich aber durch auf der äussern Fläche fast unbehaarte Blumenblätter und eine leicht nickende Blume, an der 2 Staub- fäden sich in Blumenblätter verwandelt haben. Wir führen diese Pflanze als ß. Buschianum auf und betrachten solche als eine in Cultur hervorgegangene (E. R.) 7) Cultur der Pensees oder Gedenkemein, 1) Cultur mittelst Aussaat. Im Februar oder März, — oder im August werden die Aussaaten am ge- eignetesten in flache Töpfe die mit ei- ner lehmigen lockern Erde gefüllt sind, gemacht. Bei der Frühlingsaussaat er- halten solche einen Standort im tem- peririen Gewächshause, bei 5—6° R., oder im halbwarmen Misibeete. Nach dem Aufgehen werden die jungen Pflänz- chen einzeln in Töpfe gepflanzt und er- halten einen Standort im niedrigen Kalthause, oder auf dem Fensterbreti höherer Gewächshäuser, oder im frost- freien Fensterkasten, — und bei mil- dem Wetter reichlich Luft. Die im August ausgesäeten Samen werden noch im September einzeln in kleine Töpfe, — oder auch in Näpfe oder in flache Holz- kästen auf eine Entfernung von 1!/, Zoll von einander verstopft und erhalten im Winter einen Platz im frostfreien Fen- sterkasten oder auf dem Fensterbrette des Kalthauses. Im Februar werden solche abermals und zwar einzeln in Töpfe verpflanzt und liefern natürlich kräftigere Pflanzen für den Flor im Frühlinge. — Wer dieser sorgfältigen und kostspieligeren Cultur-Methode nicht folgen kann, der kann im Klima von Deutschland seine Samenpflanzen vom August, im September einzeln auf gut vorbereitete Beete im freien Lande aus- pflanzen. 80 Sobald sich im Frühjahr die Blu- men zu zeigen beginnen, werden die in Töpfen stehenden Exemplare nochmals verpflanzt und zwar erhält nun jede Pflanze entweder einen Standort im freien Lande auf einem nicht zu stark gedüngtien Beete in halbschaltiger Lage, oder man pflanzt solche noch geeigne- ter einzeln in Töpfe von 5 bis 6 Zoll Durchmesser in lehmige lockere Erde und gibt diesen im März einen Stand- ort in einem mit Fenstern gedeckten Beete, wo bei mildem Wetter die Fen- sster ganz abgenommen werden, bei kälterm Weiter aber immer noch so viel als möglich Luft zugelassen und bei hellem Sonnenschein in den Mit- tagsstunden beschattet wird. Ende April stellt man die Pflanzen am besten in einer Lage auf, wo sie vor dem Ein- fluss der Sonne von 10 bis 3 Uhr ge- schülzt sind. Bei warmem trockenem Wetter wird Morgens und Abends über- spritzt und ausserdem ziemlich reichlich begossen, — ja von Zeit zu Zeit so- gar ein schwacher Dungguss gereicht, — | sofern nämlich der Erde keine Dung- erde beigemischt ist. Letzteres kann nach unserer Ansicht überhaupt nur bei der Cultur der Pensees aus Samen ge- schehen, wo die Mutterpflanzen nach dem Reifen der Samen weggeworfen werden. Bei der Cultur einzelner Sor- ten und deren Fortpflanzung durch Stecklinge ist es entschieden schädlich Dungerde beizumischen, da in gedüng- ter Erde die Pflanzen leichter abster- ben als in ungedüngter lockerer lehmi- ger und mit etwas Lauberde vermisch- ter. Erde. Letzteren wird zur Zeit, wenn sie unterm Einfluss der freien | ı mit der Cultur dieser Pflanzen erhalten.’ nen, in diesem Stadium des kräftigsten | Luft ihre Blumen zu entwickeln begin- Wachsthums durch einen von Zeit zu Zeit wiederholten schwachen Dungguss, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. TE BEE a N a NE n ne “ Hakan 2 an viel geeigneter vermehrte Nahrung zu- geführt. Zum Aufstellen der Pflanzen im Freien benützt man einen 3—31/, Fuss hohen Tisch, dessen Rand mit einem 6 Zoll hohen Randbreit umgeben ist, so dass seine Plalte einen flachen Ka- sten bildet, den man mit Sand ausfül- len lässt. In letzteren werden die Töpfe eingesenkt. Eine derartige Auf- stellung vereint alle Vortheile, — denn man bringt die Pflanzen zur Zeit der Blüthe dem Auge gerade so nahe, dass sie einen guten Effect machen, — das Einsenken in den Sand verhindert das zu schnelle Austrocknen der Töpfe, — da ferner der Tisch über der Erde er- haben steht und die Sandlage nur dünn ist, so verhindert diese Art des Ein- grabens das Eindringen der Regenwür- mer und befördert den wohlthätigen Einfluss der Luft, wie auch den Ab- fluss des Wassers. Wer nun den Samen für die Aus- saat der Gedenkemein im nächsten Jahre selbst ziehen will, — der wähle aus allen seinen Pflanzen nur eine sehr beschränkte Auswahl der schönsten Spielarten, die den oben angegebenen Ansprüchen am meisten entsprechen, aus, und stelle solche durchaus ge- trennt von den andern Exemplaren der Sammlung, so dass eine gegenseitige Befruchtung mit den gewöhnlichen Sor- ten nicht stattfinden kann. Je strenger diese Auswahl ist, je mehr man darauf sieht, dass die betreffenden Exemplare schon beim Oeffnen der ersien Blume aus der Umgebung der andern Pflanzen fortgenommen werden, je bessere Re- sultate wird man im folgenden Jahre Wird nun eine-Reihe von Jahren im gleichen Sinne diese Cultur betrieben, so wird man das gesieckte Ziel er- I, Originalabhandlungen, el reichen und auch durch Anzucht aus Samen so vollkommene Varietäten pro- duciren, wie die Sorten, welche unter besonderen Namen verbreitet werden. In Beireff des Sammelns des Sa- mens hüte man sich, die Samencapseln zu früh oder zu spät zu nehmen. Zu früh gepflückte Capseln enthalten noch weissliche nicht ausgereifte Samen, die häufig nicht keimen. Wenn man aher zu lange wartet, springt die Capsel auf und schleudert alle Samen fort. Bei ganz ausgezeich- neten Varietäten, ihut man am besten, gegen die Zeit der Reife ein kleines Beutelchen über die reifende Capsel zu binden. 2) Anzucht aus Stecklingen. Wer nun aber durch seine eine Reihe von Jahren hindurch fortgesetzten Be- mühungen eine solche Stufe der Voll- kommenheit erstiegen hat, ist — so- fern er die ausgezeinetesten Spielarten treu erhalten will, genöthigt, solche durch Stecklinge und Ableger fort zu pflanzen. Diese Art der Fortpflanzung kann aber nicht früher als im Laufe des Mo- nats October vorgenommen werden, denn erst im September fängt unterm Einfluss der kühlern Witterung sich ein neues kräftigeres Leben in den Muiter- pflanzen zu regen an. Nach dem Abblühen sterben nament- lich schon mehrere Jahre nach einander durch Stecklinge vermehrle Varietäten unterm Einfluss der Hitze des Sommers leicht ab. Man sucht daher die Mut- terpflanzen mittelst sparsamen Begies- sens und eines noch mehr gegen den Einfluss der Sonne gesicherten kühlern Standortes in einer Art von Ruhezu- stand bis zum September zu erhalten, wo sich dann ein erneutes kräftigeres Wachsthum, theils an den Spitzen der III. 1874. sehr lang gewordenen Stengel, theils durch ein seitliches Verästeln ganz am Grunde des Stengels zeigen wird. Ende September oder Anfang Oc- tober füllt man flache Holzkästen oder auch grosse flache Näpfe mit einer Mischung aus 1 Theil Sand, 1. Theil Laub- oder Heideerde und 1 Theil lehmiger Wiesenerde. Hierauf schnei- det man die frisch gewachsenen Spitzen der Stengel, soweit solche kräftig sind, ab und theilt diese in Stücke von je 2 —3 Stengelknoten, welche letztere, nachdem sie unterhalb eines Knotens glatt abgeschnitten, und nachdem auch das unterste Blatt entfernt ward, unge- fähr in der Entfernung von 11/, Zoll unter einander in die vorbereiten Ge- fässe gesteckt werden. Letztere erhalten nun einen Platz im frostfreien Fensterkasten oder in einem niedrigen kalten Doppelhause auf der Nordseite unterm Glas. Sie wer- den hier mässig feucht gehalten, er- halten Luft und werden sich im Laufe des Winters bewurzeln. Ausser diesen Siecklingen macht man auch noch Abnehmer, indem man von den alten Pflanzen die Erde ab- schüttelt, von den am Grunde des Sten- gels erschienenen Nebentrieben soviel abreisst, als man bewurzelle erhalten kann, wobei die alte Pflanze ganz zer- rissen wird. Diese Abnehmer werden in kleinere 3 — A zöllige Töpfe in die gleiche Erde wie die Stecklinge ge- pflanzt und erhalten auch den gleichen Standort und Behandlung. Im ferneren Verlauf schliesst sich die Cultur von Stecklingen und Abneh- mern ganz der Cultur der Samenpflan- zen an. Im Rückblick auf die Cultur der Gedenkemein bermerken wir noch, dass die Grundzüge derselben sind: Kühler 6 82 aber luftiger Standort zu allen Perio- . den des Wachsthums, — Beförderung eines kräftigen Wachsthums zur Zeit der Vegetation im Frühlinge und Vor- sommer, Anzucht gevügend kräftiger Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kr Pflanzen für diese Zeit aus Samen oder Stecklingen, allmäliche Veredelung mitlelst Aussaat und Erhaltung der schönsten Varietäten miltelst Stecklin- gen. (E. R.) I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Abgebildet im »Botanical Ma- gazine« 1) Godwinia gigas Seem. (Aroideae). Wurde schon früher ausführlich in der Gartenflora besprochen. (S. Jahrg. 1870 p. 142 und 1871 p. 23. (Taf. 6048.) 2) Sonerila Bensoni J. D. Hook. (Me- lastomaceae). Wurde im Etablissement der Herren J. Veitch aus Samen erzogen, welche der Colonel Benson von der west- lichen Bergkette auf Malabar eingesandt hat. Die neue Art ist zunächst mit S. ele- gans Wight (B. M. t. 4978) und S. speciosa Zenk. (B.M. t. 5026) verwandt. Von der er- steren unterscheidet sich S. Bensoni durch kleinere, kürzer gestielte Blätter, und durch die sechsrippige Kelchröhre, sowie auch durch kleinere Blumen; von letzterer durch die hexandrischen Blüthen, kleinere Petalen und blassere Farbe. — Eine fast glatte, krautige, succulente Pflanze. Sten- gel und Zweige von der Dicke eines Gän- sekiels, undeutlich 4 kantig. Blätter saf- tig, 2—21/g Zoll lang, eiförmig, spitz, sä- gezähnig, 5nervig, glänzend grün, ober- halb bräunlich-purpur'schillernd, unterhalb purpurrosa; Blattstiel fast halb so lang als das Blatt. Blüthenstiel 2—3 Zoll lang, dunkelroth, einfach, endständig, aufrecht, etwas rauh. Blüthenstand 6blumig. Blu- men einen Zoll im Durchmesser, kurz ge- stielt. Kelchröhre eiförmig, 6 rippig, rauh. Limbus schalenförmig, 3lappig, Lappen fast gleichtörmig, abgerundet. Petalen kreisrund, spitz, hellpurpur. Staubfäden 6. Antheren gelb. (Taf. 6049.) 3) Dendrobium lituiflorum Lindl. (Or- chideae). Ldl. in Gard. Chron. 1856 p. 185. D. Hanburyanum Rchb. fil. in Bonplandia IV. p. 329). Wurde bereits erwähnt im Jahrgange 1857 p. 192 der Gartenflora. Sowohl Dr. Lindley als Dr. Reichenbach beschrieben seiner Zeit die Pflanze nach Exemplaren aus dem Garten des Herrn Hanbury. Der Name D. lituiflorum wurde jedoch schon im Mai 1856 publicirt, wäh- rend der Reichenbach’sche Name erst vom October desselben Jahres datirt. (Taf. 6050.) 4) Silene Hookeri Nutt. «Cariophyl- leae-Sileneae) Nuttall in Torr. u. Gray Fl. N. Am. I. p. 193. — S. Bolanderi A. Gray in Proc. Amer. Acad. VII. p. 330, März 1868). Eine schon längere Zeit bekannte, aber noch nicht längst von Prof. Bolander bei Mr. Thompson in Ipswich eingeführte aus dem Öregongebiete und Californien stammende Art, die sich sehr gut zur Cul- tur auf Felsenparthieen eignet und die sich von allen Arten durch die im Verhältnisse zur ganzen Pflanze sehr grossen Blumen unterscheidet. Ganze Pflanze weich be- haart, oft wollig. Stengel 6—10 Zoll lang, niederliegend. Blätter 2—3 Zoll lang, die unteren elliptisch-spathelförmig, in ei- nen langen Blattstiel zusammengezogen, die oberen elliptisch-lanzettlich spitz oder zugespitzt, alle auf beiden Seiten gleich- mässig behaart. Blumen 2 — 21/, Zoll im Durchmesser, einzeln in den Blattachseln stehend, oder oft in end- oder achselstän- dige, wenigblumige Dolden zusammenge- stellt. Blüthenstiele sehr kurz. Kelch ei- nen Zoll lang, 1Onervig, grün, mit schma- len; spitzen Zähnen. Petalen doppelt so Il. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. lang als der Kelch, blass fleischfarben, tief 4 spaltig. (Taf. 6051.) 5) Oinchona Calisaya Wedd. var. Jo- sephiana. (Rubiaceae). — Weddell, Hist, nat. de Quing. p. 31. — Notes sur les Quinquinia p. 18 u. 54. — Triana, Nouv. etudes sur les Quinq. p. 64. — Ein Strauch, welcher bei den Peruvianern »Itzhu Cas- carilla« ‘heisst und eine gute Chinarinde liefert. Eingeführt aus Peru im Jahre 1866 durch Pearce. — Blätter 5—10 Zoll lang, bei einer Breite von 11/,—3 Zoll, länglich- elliptisch, schmal länglich, oder verkehrt, eiförmig lanzettlich, stumpf oder schwach- gespitzt, lederartig, glänzend, dunkelgrün, auf beiden Seiten ganz glatt, mit Aus- nahme der Nervenachseln unterseits. Blatt- stiele 1/a,—3/4 Zoll lang; Blumen 2/, Zoll lang, in endständigen, aufrechten Rispen. Kelch klein, behaart, grün. Corolle wol- lig weiss. (Taf. 6052.) 6) Hibbertia Baudouini Br. et, Gris. (Dilleniaceae). — Brongniart et Gris, Plan- tes peu connues de la Nouvelle — Cale- donie, in Ann. So. nat. Ser. :5 II. p. 149, Diese Prachtpflanze stammt aus der Nähe vom Porte-de-France in Neu-Caledonien, wo sie der Forscher, dessen Namen sie trägt, entdeckte. Eingeführt in Europa wurde sie durch den Superintendent des Botanischen Gartens in Sidney, M. Moore, welcher Samen an seinen Bruder in Dub- lin sandte. Das Herbarium in Kew be- sitzt auch Exemplare, welche Viellard auf dem Berge Mou sammelte. Ein kleiner Strauch, glatt in allen seinen Theilen, nur etwas weichbehaart an den Spitzen der Se- palen. Stamm von der Dicke des kleinen Fingers, rinrig. Blätter an den Enden der Zweige zusammengedrängt, abstehend, 1 Fuss lang, sitzend, schmal lanzettlich, spitz, ganzrandig oder undeutlich fein ge- zähnt. Mittelrippe breit, blass. Trauben achselständig, so lang wie die Blätter. Blumen seitlich, fast sitzend, 2 Zoll im Durchmesser. Bracteen und Bracteolen 9, kürzer als die Sepalen, die unterste schmal- länglich, zugespitzt, die oberen pfriemen- förmig, grün, abfallend. Sepalen länglich, | (Philydreae). 83 concav, lederartig, grün. Petalen leuch- tend gelb, verkehrt-eiförmig-keilig, einge- drückt. Staubfäden sehr zahlreich und dicht gedrängt. Carpellen 2—4. (Taf. 6053.) 7) Kaempferia rotunda L. (Seitami- neae - Zingibereae). L. Fl. zeyl. p. 9. — Bot. Mag. t. 920. — Roscoe, Seit. t. 97. — Wight Ie. pl. Ind. or. t. 2029. — Flore des serres t. 1041. — K. longa Jacg. Hort. Schönbr. t. 317. — Redoute Liliac. I. t. 49. — Eine längst bekannte, im Winter einziehende Pflanze, welche ihre weissen und violetten Blumen früher als die zebra- artig bunten Blätter entwickelt. (Taf. 6054.) 8) Sempervivum tectorum L. var. atlan- ticum. (Crassulaceae). Ball. in Trimen Journ. of bot. 1873 ined. Eine der vielen Formen von S$. tectorum, in einer Höhe von 5000’ auf dem grossen Atlas. in Thale Ait-Mesan von den Herren Ball, Maw und Dr. Hooker entdeckt und lebend in Eng- land eingeführt. Blattrosetten dicht ge- drängt, grün, stark gewimpert. Blüthen gross, rosa, weiss gerandet. (Taf. 6055.) 9) Philydrum glaberrimum J. D. Hook. Diese neue Art erhielt das Etablissement des Herrn Will. Bull aus ı Sidney. Eine ganz glatte, 3—5 Fuss hohe, krautige Pflanze mit schwertförmigen, zu- gespitzten, 2 Fuss langen, reitenden Blät- tern, von schmutzig grüner Farbe und le- derartiger Consistenz. Mittelrippe hervor- ragend. Scheiden mit trockenen, saftlosen Spitzen. Blüthenstengel beblättert, die Blät- ter überragend, stielrund. Rispe aufrecht, 1 Fuss lang; ihre Aestchen, Blumen und obern Bracteen weiss. Untere Bracteen schwertförmig, 2 Zoll lang, grün; die oberen eiförmig-lanzettlich, zugespitzt, 1/, —1/; Zoll lang, Blumen sitzend, %, Zoll im Durchmesser. Aeussere Perianthallap- pen länglich, eiförmig, stumpf, zurückge- krümmt, weiss; die inneren viel schmäler, ebenfalls zurückgekrümmt und stumpf. Staubfäden leicht gebogen, sehr kurz und 6* 84 diek; Antheren länglich, an den Seiten orangeroth. (Taf. 6056.) 10) Mesembryanthemum intorsum Haw. (Mesembryanthemeae). Haw. in Phil. Mag. 1824 p. 428. Salm, Monogr. Mesem. fasc, 52, Fig. 2. Harv. et Sond. Fl. capens. III. p. 446. Eine schon seit 1811 in Kew in Oul- tur befindliche Art, mit aufrechten, ver- ästelten Stengeln, zolllangen, paarweise stehenden, an der Spitze mit einigen brau- nen Borsten gekrönten Blättern und 3), Zoll im Durchmesser haltenden, ocherfar- benen Blumen. (Taf. 6057.) 11) Lilium Krameri J. D. Hook. (Li- liaceae). Eine japanische Lilie, die Herr Kramer vor 3 Jahren an die Herren Teut- schel u. Co. in Colchester sandte. Herr Baker hält dieselbe für einen Bastard zwi- schen Lil. speciosum und Lil. japonicum; man weiss aber nicht, ob derselbe in den japanischen Gärten gezüchtet wurde, oder im wilden Zustande entstanden ist. Li- lium Krameri hat die Form und den Wohl- geruch der Blumen von L. speciosum; ebenso die gebogenen Staubfäden und die langen Antheren desselben. Anderntheils erinnern die schmalen Blätter, das Fehlen der Papillen auf den Perianthalsegmenten und die Farbe des Pollens an L. japoni- Herr Wilson, bei dem die Pflanze blühte, erhielt Varietäten mit malvenfar- benen und auch mit weisslichen Blumen, ebenso auch eine, wo die weisse Grund- farbe malvenfarbig getuscht war. Jeden- falls eine werthvolle Bereicherung unserer Liliensammlungen. (Taf. 6058.) eum. 12) Caraguata Zahni hort. Veitch. (Rromeliaceae). Wurde von dem Sammler der Herren Veitch in Chelsea, Mr. Zahn, im Jahre 1870 in Chiriqui (Central-Amerika) entdeckt, kurz zuvor, als er auf dem Wege nach Costa Rica, ein Opfer seines Eifers, seinen Tod in den Wellen fand. Eine ra- senartig wachsende, am Grunde kurzver- zweigte, dichtbeblätterte Pflanze, ganz glatt und glänzend. Blätter einen Fuss lang, 1—11/, Zoll breit, linear, spitz; un- tere Hälfte concav, an den Seiten abge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, rundet, gelblich mit rothen Streifen, obere Hälfte fast flach, lebhaft roth mit grüner Spitze, ganzrandig und glatt. Schaft auf- recht, dicht bedeekt mit aufrechten, span- nenlangen, scharlachrothen Scheiden, de- ren lange Spitzen bis an die Inflorescenz reichen. Die Scheiden sind lanzettlich- pfriemig, stumpf, gekielt, ganuzrandig und sehr undeutlich genervt. Blüthenstand eine gedrängte längliche Rispe von blass gold- gelber Farbe, ausschliesslich der schar- lachrothen Spitzen an den untersten, die Blumen begleitenden Bracteen; dieselben sind oval mit langer, pfriemiger Spitze. Sepalen linear-länglich, sehr concav, leder- artig, dachziegelförmig. Kelchröhre den Kelch wenig überragend, Limbus 3lappig. _ Eine Prachtpflanze. (Taf. 6059.) 13) Linaria sagittata J. D. Hook. (Sero- phularineae). L. heterophylla Spreng. Syst. Veg, II. p. 790. Webb et Berth. Phytogr. can. III. p. 141 t. 151 (non Desfontaines) L. Webbiana Visiani L’Orto bot. di Torino, p. 142 (ex Walp.) L. circinnata Sweet. Br. Fl. Gard.' ser. 2,. IM. t. 235. = I: Dan- cerottae Delile Sem. hort. Monsp, 1836 p- 26 (ex Webb.) Antirrhinum heterophyl- lum Schousb. Beobacht. d. Gew. Marokk. p- 181. t. 3. Willd. sp. pl. II. p. 234. — A, sagittatum Poir. Diet. Suppl. IV. p.19 Eine Perenne die auf den Canarischen In- seln und in Marokko wild wächst und de- ren Samen von Herrn Maw gesammelt wurden, in dessen Garten die Pflanze auch im Juni 1871 zuerst blühte. Stengel sehr dünn, 6—10 Fuss lang, halbrankend. Blät- ter gestielt, entfernt stehend, 1—1!/, Zoll lang, länglich-lanzettlich oder linear mit pfeilförmiger ‚Basis, ganzrandig. Die el- liptisch-lanzettlichen, spitzen ungestielten Prämordiaiblätter bilden eine Rosette am Grunde des Stockes. Blumen einzeln, ach- selständig, die Blätter überragend, gelb. Sepalen lanzettlich, spitz. Corolle 11/g Zoll lang. Oberlippe mit 3 kurzen Lap- pen, sehr breit, untere sehr kurz, (Taf. 6060.) 14) Pelecyphora aselliformis Ehrenb. var. concolor, (Cacteae). — Pel. asellifor- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 85 mis Ehrenb. in Bot. Zeit. 1843 p. 737. Walp. Rep. V. p. 822. Salm-Dyck Cacteac in hort. Dyck. cultae. p.5 et 78. — Foerst. Handb. p. 257. — Labouret Monogr. Cact. p. 144, Ill. hort. VI. t. 186. — Die Stamm- art wurde nach der letztgenannten Abbild- ung in der Gartenflora (8. Jahrg. 1859 p. 118) ausführlich besprochen, Die var. eoncolor unterscheidet sich nur durch die einfarbigen rosa-purpurnen Blumen von derselben. (Taf. 6061.) 15) Rubus deliciosus Torr. (Rosaceae). Torrey in Ann. Lyc. New-York II. p. 196. Torr. et Gr. Fl. North. Amer. I. p. 450. — Eine sehr interessante, wenig bekannte Pflanze, von ihrem Entdecker, dem ver- storbenen Dr. James als dilicieuse Früchte von bedeutender Grösse tragend, beschrie- ben. Wächst auf den Felsengebirgen des Colorado - Gebietes zwischen dem 39 und 45° N. Br. — Ein niedriger, verästelter Strauch, weichbehaart, mit Drüsen, Bor- sten und Stacheln bedeckt. Rinde braun, Blätter lang-gestielt, 2 Zoll im Durchmes- ser, scharf gezähnt, rauh, leuchtend grün. Stipeln lanzettlich, gespitzt. Blüthenstiele einzeln, achselständig, I—s blumig, oft die Blätter überragend. Blumen zwei Zoll im Durchmesser; Sepalen oval-lanzettlich, mit flacher Spitze. Petalen rein weiss, kreis. rund, gekerbt, länger als die Sepalen. Frucht kugelig, saftig, wohlschmeckend, röthlich. (Taf, 6062.) 16) Senecio Haworthi J, D, Hook. (Com- positae). Kleinia Haworthi D. C, Prodr. VII. p. 338. Harvy. et Sond. Fl. cap. II. p. 318. — K, tomentosa Haw. Suce. p. |. p. 314. — Cacalia tomentosa Haw. Misc, p- 189 (non L.) C. Haworthi Sweet in Loud. Hort. Brit. p, 336. — Ü. canescens Willd, En. suppl. p. 427. — Spreng. Syst. veg. III. p. 472. — Eine schon seit vori- gem Jahrhundert in den Gärten cultivirte Pflanze, die nur einen neuen Namen er- halten hat. Bentham u, Hooker vereinigen nämlich in ihren Genera Plantarum (II, p. 449) die Gattung Kleinia mit Senecio, welcher Umstand die Umbenennung be- dingt hat. Die Pflanze hatte bis jetzt in Cultur noch nicht geblüht und Dr. Hooker bekam das erste blühende Exemplar von Thomas Hanbury, Esq. Die ganze suc- culente Pflanze ist mit weisser Wolle überzogen und die endständigen, einzelnen Blüthenköpfchen, von weisswolligen Hüll- blättern umschlossen. (Taf. 6063.) 17) Pentstemon Palmeri A. Gray. (Sero- phularineae). — A. Gray in Proc. Amer. Acad. VII. p. 678 und VII, p. 291. — Watson in U, S. Geol. Expl. 40th par. Bot., p- 220. — Wurde durch Watson gelegent- lich der Geologischen Expedition in Ne- vada und Utah, in einer Höhe von 5—6000° entdeckt. — Ganze Pflanze mit Ausnahme des Blüthenstandes, glatt und graugrün. Letzterer ist drüsig behaart. Stengel auf- recht, eylindrisch, robust, oft verzweigt, Untere Blätter eiförmig-länglich, oder lan- zettlich-spitz, 4—5 Zoll lang, lang gestielt, grobgezähnt, die obern mehr deltaförmig, mit ihrer breiten Basis verwachsen. Rispe viel verästelt, thyrsusförmig, einen Fuss lang, steif aufrecht, sehr reichblumig, blatt- los. Bracteen und Bracteolen klein, grün, pfriemig-lanzettlich., Blumen aufrecht-ab- stehend, 11/, Zoll lang. Sepalen eiförmig- lanzettlich, zugespitzt. Corollenröhre am Grunde zusammengezogen, dann glocken- förmig erweitert und bauchig. Oberfläche rosa-purpur, untere fast weiss, Limbus 2lippig, Oberlippe breit, zurückgebogen, 2 lappig, dunkelpurpur. Unterlippe mit 3 abgerundeten Lappen, blassrosa mit pur- purnen Streifen. Staubfäden dünn; An- theren nierenförmig. (Taf. 6064.) (Ender.) b) Beschrieben und abgebildet in dem Cataloge von William Bull (Establishment for new and rare plants, Kingsroad, Chelsea, London). 15) Oyathea Smithii, Cyathea dealbata, Dieksonia antarctica. Wir werden in ei- ner der nächsten Nummer der Gartenflora die Ansicht des Schauhauses mittheilen, in welchem beim Hrn. W, Bull die Farn- bäume aufgestellt sind, von denen einige 86 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die beistehende Abbildung, die ung vom Hrn. Bull mitgetheilt ward, darstellt. Das grosss Exemplar in der Mitte stellt die bekannte »Dicksonia antarctica Labill.“ dar, ein Baumfarn, das in den letzten Jahren in grosser Menge und in besonders „schönen geraden und hohen ZN INT G WN I 2 Cyathea Smithii, Dieksonia antaretica, EEE N rt ET NN N . a EN a tr. ee # Ä .r s r Stämmen aus Neuseeland, Van Diemens- Land und dem Süden Australiens in die Gärten Europas inportirt worden ist. Dazu kommt, dass es wenig Baumfarn gibt, die sich, bei einiger Massen verständiger Cul- tur, unseren Culturen so leicht anschlies- sen, wie gerade diese Art. Im Winter NA) VID 7 NUN NN ENTRN DENN AN SINN R% 7 me N — Cyathea dealbata, II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 87 bedarf dieses Baumfarn nicht mehr als 4— 5° R. In der Temperatur der Warmhäu- ser, werden auch die kräftigsten Exemp- lare in Zeit von einigen Jahren dem sichern Untergang geweiht. Neu importirte Stäm- me, die stets ohne Wurzeln und ohne Trieb ankommen, indem sie ganz frei, nur an der Stammspitze mit einer Matte umkleidet, auf den Schiffen verladen werden, — müs- sen in verhältnissmässig kleine Gefässe ge- pfanzt, kühl und schattig in ein Kalthaus gestellt werden. Der Stamm muss nun täglich häufig bespritzt werden, so dass derselbe beständig feucht bleibt, unter welcher Behandlung der neue Trieb sich bald aus dem Herzen des Stammes erke- ben wird. Nachdem der Trieb sich kräf- tig zu zeigen begonnen hat, umwickele man den ganzen Stamm mit einer dünnen Schicht Moos, und sorge durch häufiges Ueberspritzen dafür, dass diese stets feucht bleibe. Unter solcher Behandlung entwickeln sich vom Grunde des neuen Triebes aus junge Wnrzeln, welche allmählich längs des Stammes bis zur Erde herabsteigen - und gleichzeitig die ganze Moosschicht mit einem dichten Wurzelfilz erfüllen. Nur wo es gelingt, dies zu erzielen, kann man mit Sicherheit darauf rechnen, dass importirte Farnstämme für unsere Culturen dauernd gewonnen sind. Ausserdem verlangt Dicksonia antarc- -tica, gleich der grossen Mehrzahl der Farnbäume, welche auch da, wo solche aus den Tropenländern zu uns kommen, fast ohne Ausnahme die schattigen Gebirgs- waldungen der Schluchten der höheren Ge- birge bewohnen, im Winter eine Tempera- tur von + 4—6° R,, im Frühjahre gute Beschattang und im Sommer einen Stand- ort in einem geräumigen gut beschatteten und zugleich gelüfteten, sowie in Folge häufigen Spritzens kühl gehaltenen Kalt- hause, oder auch einen vor Winden ge- schitzten Standort im dichten Schatten von Bäumen im Freien. W. Bull verkauft schöne Stämme dieses Baumfarns zu 8—40 Guineen, Baker rechnet in seiner Aufzähl- ung der Farn die früher zu Cihotium | „zig Seiten weniger). gestellten Baumfarn zu Dicksonia, unter denen C. Schiedei Cham. et Schl. aus Mexiko die bekannteste Art. Cyathea dealbata Sw. aus Neusee- land, mit unterhalb weiss bereiften We- deln und Cyathea Smithii Hook, fil,, aus Neu-Seeland, welche beiderseits neben D. antarctica dargestellt sind, theilen die gleiche Cultur und sind wie die früher be- sprochene Cyathea medullaris Sw. (Neuseeland), C. Beyrichiana Prsi. (aus Brasilien) C. arborea Sm., (Brasilien), C. princeps J.Sm., (aus Centralamerika), und C. excelsa Sw. (von der Insel Bour- bon), als-ausgezeichnete schöne in Cultur befindliche Arten zu nennen. Die letzteren 4 Arten werden bei 6—8° R. durchwintert. (E. R.) c) Beschrieben und abgebildet im Cataloge der Herren Haage und Schmidtin Erfurt, Der zu Anfang dieses Jahres erschie- nene Samen-Catalog dieses grossartigen Ge- schäfts ist der reichste und vollständigste Catalog aller existirenden Samenhandlun- gen, denn derselbe umfasst wiederum 177 Seiten kleiner Druck in Octav. (1873 zwan- Wir werden später annuelle Zierpflanzen dieses Catalogs be- sprechen, heute soll sich unsere Besprech- ung einigen Abbildungen von Pflanzen an- schliessen, die von diesen Herren massen- haft cultivirt werden und von denen uns von obiger Firma Cliches für die Garten- flora mitgetheilt worden sind. 19) Polygonum sachalinense P. Schmidt. Vom Akademiker F, Schmidt auf Sachalin entdeckt und in den hiesigen Botanischen Garten durch Samen eingeführt, hat sich diese perennirende Decorationspflanze des freien Landes von hier aus reissend schnell über die Gärten Europas verbreitet. Schon im Jahrgange 1864 der Gartenflora pag. 68 tab. 429 gab der Referent die Beschreib- ung und Abbildung dieser ausgezeichneten, mit P, cuspidatum Sib. et Zucc. (P, Sie- boldi) nah verwandten Art. Seitdem hat sich diese Pflanze als die schnellwüchsigste 88 Polygonum und grösste perennirende Decorationspflanze überall bewährt, indem dieselbe bei gefälli- gem buschigen Wuchs im gleichen Jahre Stengel treibt, die in gutem kräftigen Bo- den die enorme Höhe von 4—5 Meter (10—13 Fuss) erreichen. Als Einzelpflanze oder zur Vorflanzung vor Mauern und zu maskirende Gegenstände sehr schön. Ver- mehrt sich durch die kriechenden Wur- zelstöcke sehr schnell und kann daher zur Mittelpflanzung von Staudenbeeten nicht verwendet werden, weil die immer kräfti- ger werdende Pflanze bald das ganze Beet in alleinigen Besitz nehmen würde. 20) Areca Catechu L. Die ächte in ganz Ostindien .allenthalben cultivirte Areca- oder Betelnusspalme, deren Früchte das „Catechu“ liefern sollen. Die männlichen Blumen wohriechend.. Die Nüsse werden mit den Blättern von Piper Betle gekaut, die jungen Blätter liefern Palmenkohl, wie überhaupt diese Palme vielfache Anwendung in Ostindien findet. Bis jetzt war dieselbe in Cultur seltner, sachalinense, Areca Catechv. Die Herren Haage und Schmidt haben diese interessante Palme aber in solcher Menge angezogen, dass sie das Exemplar zu | 1 Rthlr, verkaufen, ” n u! v a 4, EEE EEE EDER INH, . u I u er ans Er Fe Ne ur er II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 89 21) Thrinax argentea Lodd. Eine auf den Antillen wild wachsende Fächerpalme von mittlerem Wuchse, deren Blätter auf der unteren Seite eine angedrückte sil- berweisse Behaarung tragen und die zu den schönsten Fächerpalmen schon _ seit längerer Zeit gezählt wird. Auch diese schöne Palme, welche ebenso schön zur Cultur im Gewächshause wie im Zimmer, ist aus importirten Samen in so grosser Menge von den Herren Haage und Schmidt angezogen werden, dass dieselben 12 Stück junger Pflanzen zu 4 Rhlr. verkaufen, so dass diese Palme sich nun schnell in Ge- wächshäusern und Zimmern verbreiten dürfte. 22) Agave Gilbeyi h. Haage et Schm. Eine Agave, von der die in Rede stehende Firma Samen aus Mexiko importirt hat und 5 Korn zu 6 Sgr. abgibt. Gehört nach der Abbildung zu schliessen zu den in Tracht, Blattform und Zahnung der Blät- ter schönsten Arten. Der grosse Reich- thum an Arten und Formen der Gattung Agave in Mexiko und den angränzenden Ländern, ist uns erst in dem letzen Decen- nium erschlossen worden, seitdem die Thrinax argeatea. Agaven zu den Modepflanzen unserer Gär- ten gehören und in dieser Beziehung die Cacteen verdrängt haben. Ein trockener, heller, vor Tropfenfall gesicherter Standort im Winter bei 5—-8° R., im Sommer in vol- ler Sonne im Freien, sind Grundzüge der Cultur der Agaven. Agave Gilbeyi, 90 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 23) Schizolobium excelsum Vogel (Pa- pilonaceae, Caesalpinieae) Vogel, damalk Professor der Botanik in Bonn, welcher an der ersten grösseren Expedition die von England aus den Nigerfluss hinaufging, als Botaniker theilnahm und am Fieber in Folge dieser Expedition starb, hat den bei- stehend abgebildeten Baum in der Lin- naea XI. pag. 399 beschrieben. Derselbe ist mit Caesalpipia und Mezoneurum zu- nächst verwandt, ist in Brasilien heimisch und jetzt haben die Herren Haage und Schmidt Samen aus der deutschen Colonie Blumenau in Brasilien importirt, von denen sie das Korn zu 12 Sgr, verkaufen. Es ist ein hoher Baum mit doppelt gefie- derten Blättern, der Rispen grosser gel- ber Blumen trägt. Im jungen Zustande soll derselbe nach Haage und Schmidt in seiner Tracht einem schlanken Baumfarn ähneln. Die genannte Firma empfiehlt das Schizolobium zur Cultur im Süden Euro- pas und im Norden Afrikas im freien Lande und bestätiget, dass dasselbe bei uns als schöne Blattpflanze, im Sommer zu tropischen Gruppen benutzt, einen höchst eleganten Anblick gewährt. Die Samen sind so gross wie die einer Puffbohne und sollen schnell keimen. (E. R.) Schizolobium excelsum.. I. m. 1) Enceyclopädie der gesammten niederen und höheren Garten- kunst u s. w. Unter Mitwirk- ung von Gelehrten und Fach- männern bearbeitet und her- ausgegeben von L. F. Dietrich. Vierte Auflage. Arnoldi- sche Buchhandlung (eigent- lich 1860). Da die Verlangsbuchhandlung es sich so bequem gemacht hat, das alte Buch von 1860 erster Ausgabe für eine neue vierte Auflage auszuge- ben, so folgen wir diesem Beispiele und verweisen einfach auf die Kritiken im Jahr- gange von 1860 S, 225 (mit J. unterzeich- net), auf die Gegenkritik 8. 369 (unter- zeichnet H. in H, = Haim in Hermsdorf), welche etwas weniger bissig auf die Kritik von J. hätte sein können, endlich im Jahr- gange 1861 S. 110 (mit E. R. unterzeich- net. Unsere eigene Kritik, (vom J.), wel- che nur nach Einsicht der ersten Hefte ge- macht war, möge man ausser Beachtung lassen, da sie keine Fehler nachweist, was die beiden andern thun. Wir würden uns freuen, wenn das Buch wirklich 4 Aufla- gen erlebt hätte, vorausgesetzt, dass die von der Kritik angezeigten groben Feh- ler verbessert worden wären und man mit der Zeit fortgeschritten wäre, denn dass ein solches Gartenlezicon zum Nachschla- gen für Viele recht brauchbar ist, wird Niemand bestreiten, Das Verfahren der Verlagsbuchhandlung ist nicht mehr ungewöhnlich, obschon die solidesten Firmen es verschmähen und sich die Arnoldische Buchhandlung sonst eines guten Rufs erfreut. Gar manches alte Buch wird mit einem neuen Titel in Erinnerung gebracht. Der Buchhandel weiss das sehr genau und bezeichnet die Ausgabe . als »Titelauflage«. Wer es gut meint und das Publicum mit Anstand täuschen will, lässt wenigstens vom Verfasser einen Nachtrag Leipzig. 1875 in Literatur. 91 Literature. machen, und solches Verfahren kann man nicht Betrug nennen, und es kommt dadurch manches wirklich gute vergessene Buch wieder in Schwung. Aber eine zweite, dritte und vierte Auflage ohne alle Nach- träge machen — das können nur wenige Firmen. Der Beweis wird uns leicht: ein Blatt ist wie das andere, dieselben Druck- fehler (das sicherste Zeichen) sind in der ersten, wie in der »vierten« Auflage zu finden. Natürlich bleibt alles was seit 13 Jahren der Gartenbau neu erfahren hat, urberücksichtigt. — Trotz dieser wohlver- dienten Rüge, können wir das Buch zum Ankauf empfehlen, da der herabgesetzte Preis auf 1 Thaler (von 4 Rthlr.) ein so niedriger und das Buch zum Nachschlagen, trotz seiner Fehler, schon aus dem Grunde sehr nützlich ist, weil es kein ähnliches aus neuerer Zeit gibt. J. 2) Jahresberichte vonGartenbau- vereinen. Der Gartenhauverein für Bremen, wel- cher sich durch ungemeine Regsamkeit aus- zeichnet und im Jahre 1872 wiederum zwei Ausstellungen veranstaltet hat, welche auch auswärts rühmende Anerkennung ge- funden haben, hat seinen sechszehnten Jahresbericht veröffentlicht. Ausser Be- richten über die Ausstellungen und Ge- schäftlichem enthält derselbe mehrere be- achtenswerthe Abhandlungen. So 1) »Ue- ber die Befruchturg der Gräsers von Prof. Dr. Buchenau (freier Vortrag). Derselbe bestätigt, beiläufig bemerkt, abermals den Unsinn der 3, Z. in allen Zeitungen aus- posaunten vom Kaiser Napoleon III. be- lohnten Erfindung der künstlichen Befrucht- ung des Getreides von Herrn Daniel Hooi- brenk in Wien. Derselbe Gelehrte spricht auch kurz über die von einigen belgischen Gelehrten (?) neuerdings in Abrede gestellte Circulation des Saftes in den Pflanzen und wiess dieselbe nach, Diese Thatsache wird 92 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wohl von Vernürftigen seit langer Zeit nicht bezweifelt. Ein Herr Elten gibt An- leitung zur Cultur der so schwierigen Disa grandiflora, Sarracenia, Dionaea etc., fer- ner über Schattenpflanzen. — Sämmtliche Abhandlungen sind sehr kurz, einige fast zu kurz, indem man wünschen muss, so verständige Ansichten weiter ausgeführt zu sehen. J. 3) Deutscher Gartenkalender auf das Jahr 1874. Herausgegeben von Th. Rümpler. Berlin, Verlag von von Wiegand Hempel und Parey. Zwei Theile. Die bekannte thätige Verlagsbuchhand- lung hat schon zweimal den Versuch ge- macht, einen Gartenkalender, das ist: ein Hilfsbuch für Gärtner und Gartenbesitzer mit Kalender-Abtheilung, in der Gärtner- welt einzubürgern, ohne das Ziel zu er- reichen. Das vor uns liegende zweibän- dige Buch ist der dritte Versuch, trägt aber alle Anzeichen an sich, dass er gelun- gen sei. Wir wollen die Fehler der früheren Kalender vergessen, an den neueren halten. Er zerfällt in zwei Theile: ein eigentliches Hilfsbuch, zugleich Notizbuch, zweitens einen Band mit gemeinnützlichen Abhandlungen. Beide kosten zusammen nur einen Thaler. Der erste Theil hat grosse Notizbuchform, ist dauerhaft gebunden, hat Täschchen für Papiere, einen guten Schreibstift, Eisenbahn- karte und Eisenbahntouren. Dann folgt: 1) Immerwährender Garten-Kalender und Uebersichtskalender, 2) Schreibkalender (für jeden Tag eine halbe Seite Papier zu No- tizen, mit Mond-Anzeigen und Festen, 3) Tafel zur Berechnung jedes Wochen- tages in jedem Monat des Jahrhunderts. 4) Arbeitslohnliste für das ganze Jahr. 5) Vegetationskalender (zu Notizen über die Vegetation). 6) Meteorologischen No- tizkalender für das ganze Jahr. 7) Angabe des Bedarfs an Pflanzen für jede Fläche und Pflanz-Entfernnng. 8) Namen und Nr. der Blumentöpfe in 3 Sprachen. 9) und 10) Preis der Düngmittel nach ihrem Werthe, und uns ung. 11) Vergleichung der Thermometer (Reaumur, Celsius, Fahrenheit). 12) Münz- tabelle. 15) Wechselstempeltarife. 14) An- dere Stempelgebühren. 15) Vergleichung von Maassen und Flächen. 16) Post- und Telegraphenweser. 17) Briefporto für das Ausland (alle Welttheile). Man sieht aus diesen kurzen Angaben, dass das Notiz- buch eine Menge wichtiger und nothwen- diger Belehrung enthält, Dinge, an die man häufig nicht denkt, weil es an An- regung dazu fehlt, Dinge, die man wissen müsste und möchte, worüber aber sonst schwer Aufklärung zu erhalten ist. Dazu die grosse Bequemlichkeit der Notizkalen- der, der Lohnlisten, die man so beständig in der Tasche bei sich tragen, und worauf man jede stündliche Aenderungen ‚eintragen kann. Der auf Ordnung haltende Gärtner kann ein solches Hilfsbuch gar nicht ent- behren. Betrachten wir den zweiten Theil, so ist er nur nützliche Zugabe, und man könnte darüber im Zweifel sein, ob nicht er entbehrlich wäre. Gehen wir aber näher auf den Inhalt ein, so erscheint er uns sehr wichtig. Ja er enthält ausser grös- seren Abhandlungen noch Dinge, welche ihrer Nützlichkeit nach im ersten Theile einen Platz verdient hätten, z. B. das Ver- zeichniss der Jahrmärkte und Messen, der Gartenbauvereine, der gärtnerischen Un- terrichtsanstalten (mit Bedingungen und Lehrprogramm). Das Inhaltsverzeichniss wird bestätigen, dass wir nicht zu viel ge. sagt haben. Dieser Theil enthält: 1) An- lage und Behandlung der Rasenplätze von C. Hoppe. 2) Uebersicht der im nord- westlichen Deutschland cultivirten zarteren Bäume und Sträucher (mit sehr werthvol- len Notizen über Verhalten im Winter, Grösse, Standort) von Dr. W. O0, Focke, 3) Ueber Vogelschutz von Dr.H. Landois. 4) Anzucht der Stachel- und Johannisbeere zu Kronenbäumchen. 5) Ueber einige Krankheiten der Obstbäume, von Dr. P. Sorauer. 6) Ueber Pirus prunifolia als Veredlungsunterlage von R. Stoll. 7) Vil- morins Blumengärtnerei (Literarische Notiz über ein Buch dieses Titels, welche wir, Verhalten des Stallmistes bei Aufbewahr- | beiläufig gesagt, an dieser Stelle nicht IV. Personalnotizen und Neuestes. 95 gesucht hätten). 8) Teppichgärtnerei von | richtsanstalten für Gärtner, Pomologen etc. F. F. Stange. 9) Insekten-Kalender von Dr. Taschenberg. 10) Zum allgemei- nen Anbau zu empfehlende ältere und neue Gemüse. 11) Ueber Gartensämereien, von Prof. Dr. F. Nobbe. 12) Zusammen- stellung scehenswerther Gärten. 13) Die Gartenbauvereine Deutschlands. 14) Unter- IV. Personalnotizen Ausstellungen. 1) Vom 5.—6. Aprilund 28.—30. Juni, Ausstellung von Pflanzen, von Seiten der König]. Gesellschaft für Ackerbau und Bo- tanik in Gent. Nur Mitgliedern der Gesellschaft ist es gestattet, Gegenstände des Gartenbaues auszustellen. (r.) 2) Vom 13.— 21. Juni, Internationale Landwirthschaftliche Ausstellung zu Bremen. Diese Ausstellung findet unter dem Pro- tectorat Sr. K. K. Hohheit des Kronprin- zen des Deutschen Reiches statt, und zwar zur speciellen Feier des 50jährigen Jubi- läums des Landwirthschaftlichen Vereines für das Bremische Gebiet. Gegenstände, die zur Ausstellung ein- gefordert werden, gehören zu den folgen- den Abtheilungen: I. Zuchtvieh. . Mastvieh. . Geflügel. . Fischerei. . Bienenzucht und Seidenbau. VI. Forstwirthschaft und Jagd. VD. Landwirthschaftliche Producte und Fabricate. VIH. Erzeugnisse des Garten-, Obst- und Weinbaues. IX. Landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe. X. Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen auf den Gebieten der vorstehenden Abtheilungen, 15) Gartenliteratur. 16) Genealogie der regierenden Häuser. 17) Verzeichniss der Jahrmärkte. 18) Gärtnerische Recepte. Nach so eingehender Besprechung brau- chen wir kaum noch zu erwähnen, dass wir die Anschaffung des nützlichen Buchs Allen empfehlen. J. En — —————— m nn ud und Neuestes * Als Prämien werden mindestens 100,000 Reichsmark ausgesetzt. Der Sektions-Chef für die Abtheilung der Erzeugnisse des Garten-, Obst- und Weinbaues ist Herr J. @. Hagenmeyer in Bremen, und werden auf Anfrage bei dem- selben die vollständigen Programme zuge- sendet. Specielle Bedingungen sind folgende: 1) Die Lieferungstermine sind folgende: a) Freiland- Pflanzen von März bis zum 15. Mai incl., b) Teppichbeete v. 1. bis 10. Juni inel., c) Blumengruppen, Decorations- und Kalthaus - Pflanzen vom 9. bis 11. Juni incl., d) Warmhauspflanzen 11. Juni incl., e) Abgeschnittene Blumen, Bouquets u. s. w. am 12. Juni bis Abends 8.Uhr, f) Weintrauben, Gemüse am 11, am 10. und frisches Obst und u. 12. Juni inel., “ g) Eingesetzte Früchte, Weine, Ma- schinen und Geräthe am 10. und 11. Juni incl. 2) Für thunlichste Beaufsichtigung und Pflege der Ausstellungs-Gegenstände wird gesorgt werden. Das Comite übernimmt jedoch keinerlei Verantwortlichkeit für Schädigung oder Verluste der zur Aus- stellung gebrachten Pflanzen und Gegen- stände. Alle Pflanzen, Blumen u. s. w. sind von den Ausstellern auszupacken, ein- 94 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zupflanzen und aufzustellen und haben die- selben dabei die Anordnungen des Comi- tes hinsichtlich der anzuweisenden Plätze und Räume zu befolgen. Falls es ge- wünscht wird, werden Arbeitsleute zu 3 Reichsmark (1 Thaler) pro Tag zur Hülfe- leistung bereit sein. 4) Die Aussteller müssen, wenn sie an der Concurrenz Theil nehmen wollen, bei jeder Einsendung genau die Bewerbung angeben; jeder Gegenstand darf nur um eine Aufgabe concurriren. 5) Alle Pflanzen müssen sorgfältig mit ihren botanischen oder gärtnerischen Na- men etiquettirt sein, ausgenommen sind Gruppen verschiedener Pflanzenarten und Teppichbeete. 6) Für bedachten Raum sind als Ar- meldgebühr und Standgeld für den Platz von einem Quadrat-Meter 41/, Reichsmark (11/g Thaler) als Minimum zu zahlen. Es soll jedoch nur der wirklich eingenommene Raum gerechnet werden und eine grössere Fläche, die durch das Arrangement der Pflanzen von Seiten des Comites wünschens- werth oder erforderlich wird, nicht in Be- | rechnung gebracht werden. ‘) Im Uebrigen gelten für diese Ab- theilung die allgemeinen Bedingungen. Ehren - Preise.. ‘Von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige: Für die hervorragendste, ausgezeich- neteste Leistung im Gartenbau-Fache und in der Förderung der Zwecke des Vereins im Allgemeinen: Ein silberner Pokal. Von Ihrer Majestät der Kaiserin u, Königin: Nähere Bestimmung der Aufgabe vor- behalten. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preussen: Für die vorzüglichste aesthetische Grupe blühender und nicht blühender Pflanzen: Eine Stutzuhr (Pendule in Marmor). Von Sr. Königlichen Hoheit dem Gross- herzoge von Oldenbnrg: Für die schönste Gruppe im Freien aus- dauernder Coniferen in den schönsten Fx- emplaren: N a \ ee Ein silberner Pokal. Von Sr.. Königlichen Hoheit dem Gross- herzoge von Mecklenburg-Schwerin: Nähere Bestimmung vorbehalten. Vom Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegenheiten in Preussen: Für ein aus mindestens 15 Arten be- stehendes Sortiment der Pflanzen - Gattun- gen Anoectochilus, Cephalotus, Darlingto- nia, Dionaea, Nepenthes und Sarracenia in vollkommenster Cultur. Es müssen dabei alle vorstehend genannten Gattungen ver- treten sein: Die grosse goldene Medaille. Für ein Sortiment ornamentaler, zur Zimmercultur geeigneter, nicht über 5 Jahre alter Palmen in mindestens 30 guten Ar- ten und in gesunder Entwicklung: Dieselbe Medaille in Silber. Für das beste Sortiment Erdbeeren in 20 Sorten: Dieselbe Medaille in Silber. Für eine Sammlung von mindestens 20 Arten Eriken in Blüthe und in tadelloser Cultor: Ä Dieselbe Medaille in Silber. Für das schönste Sortiment getriebener Weintrauben in 6 Sorten: Dieselbe Medaille in Silber. Für ein Sortiment gut conservirter- Ae- pfel und Birnen in 20 Sorten, die in Nord- deutschland zum Anbau zu empfehlen sind: Dieselbe Medaille in Brouze, Vom Gartenbau- Verein für Hamburg, Al- tona und Umgegend: Zur Verfügung der Preisrichter: Die goldene Medaille. Ausserdem finden sich im speciellen Progamme 116 Preise von 20—300 Mark für alle die verschiedenen Pflanzengrup- pen und Gegenstände des Gartenbaues ausgestellt. Wir fordern deshalb zu zahl- reicher Betheiligung auf und wünschen dem Unternehmen einen recht erfreulichen Erfolg. (E. R.) 3) Vom 21.— 26. August, veran- staltet der Leipziger Gärtner-Ver- IV. Personalnotizen und Neuestes. ein eine Pflanzen- und Blumen- Ausstellung im Pfaffendorfer Hof zu Leipzig. Die Concurrenz ist durchaus frei für Jedermann. Die Ausstellungsgegenstände müssen 8 Tage vor Beginn der Ausstellung nebst Angabe des erforderlichen Raumes ange- gemeldet werden. Nur solche "Pflanzen, welche der Aussteller mindestens 3 Monate selbst cultivirte (sehr kurzer Zeitraum!), können prämirt werden. Als Preise werden goldene, silberne und bronzene Medaillen vertheilt. Specielle Programme werden auf An- | frage beim Herrn W. Rischer, Sekretair der Ausstellungs-Commission der Leipziger Gärtner-Vereine in Leipzig sofort zuge- sendet. (r.) 4) Eine 6tägige Ausstellung ‚von Pflan- zen und Blumen mit durchaus freier Con- eurrenz veranstaltet die Kais.. Russische Gartenbaugesellschaft in St. Petersburg vom 2, bis 7. Mai. Zur Vertheilung kom- men: Mittlere und Kleine goldene, Grosse, Mittlere und Kleine silberne Medaillen. (r.) 5) Vom 3.— 10. Mai veranstaltet die Bayerische Gartenbau-Gesell- schaft im Königlichen Glaspalast zu München eine allgemeine Blu- men-Ausstellung. Die Concurrenz ist eine durchaus freie und wird von der Bayerischen Gartenbau- gesellschaft zur allgemeinen Betheiligung eingeladen, 8 Tage vor Eröffnung der Ausstellung sind Anzeigen über beabsichtigte Einsend- ung an den I. Vorstand der Bayerischen Gartenbaugesellschaft, Herrn von Pfeuffer in München, einzusenden. Das Programm wirft für Gartenvor- stände, für Handelsgärtner und für Ge- meinschaften von Gärtnern, besondere Preise aus. Mehrere Gärtner die sich zur Bild- ung besonderer Gruppen vereinen, sind un- | ter der letzten Rubrik verstanden. 95 Die Preise bestehen in Geldprämien von 8—80 fi. Das Programm berücksichtigt so ziemlich alles, was um diese Jahreszeit zur Blüthe kommt, sowie ferner Blattpflanzen und be- sonders auch Vegetationsskizzen, so der Gebiete Mexico’s und Peru’s, des Mittel- meeres, der Alpenflora und wird Jedem, der sich meldet, zugesendet. Zur Rubrik der Neuheiten, zählen alle die Pflanzen, die auf früheren Ausstellungen Bayerns noch nicht vertreten waren. Für im Programme nicht genannte Ge- genstände werden ausserordentliche Preise bewilligt, sofern es nämlich verdienstliche Leistungen sind. Die Aufstellung der Pflanzen muss den 2. Mai beendigt werden und Culturpreise werden nur solchen Pflanzen zuerkannt, die mindestens 1/; Jahr im Besitze des Ausstellers waren *). (r.) 6) Prshewalski. Der Generalsstab- | Capitain Prshewalski ist vor Kurzem von seiner wissenschaftlichen Zwecken gewid- meten Reise nach China und Tibet nach Petersburg zurückgekehrt. Derselbe kam im Jahre 1870 gerade zur Zeit des Dun- ganenaufstandes nach der Mongelei, wo er über Kjachta nach Peking ging. Von dort ging er bis Dalan-Nor und zurück, und dann westlich dem mittleren Lauf des Hoang-ho entlang bis in die Tiefe von Or- dos, wo er Aljaschan besuchte. Von dort nöthigten ihn Mangel an Reisemitteln nach Peking zurückzukehren. Von da reiste er abermals westlich über Aljaschan bis zu den Quellen des Hoang-ho, und indem er Gegenden, wo der Dunganen - Aufstand wüthete,,! passirte, kam er bis zum Kuke- Nor und Sinin und von hier aus durch die wasserarmen Steppen bis ins nördliche Tibet. Erst das Quellengebiet des Jang- tse-Kiang bildeten die Gränze seiner Forsch- ungen. Von hier wendete er sich nach Norden und erreichte nach mehrmonat- *) Für Azalea, Erica, Epacris etc. ein | kurzer Termin, 96 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, lichem Marsche und unglaublichen An- strengungen und Entbehrungen abermals Kjachta. \ Mehr als 1600 Meilen hat Prshewalski, einzig von 2 Kosaken begleitet, durchmes- sen, Gegenden durchforscht, welche noch keines Europäers Fuss betreten, topogra- phische Aufmessungen aufgenommen und reiche zoologische und botanische Samm- lungen mitgebracht. Letztere sind in den Besitz des Kais. Botanischen Gartens über- gangen und werden von unserm Herrn Collegen, dem Herrn Akademiker Maxi- mowicz bearbeitet werden. (E. R.) 7) Dr. Edm. Goeze ist seit Herbst 1873 nach Lissabon übergesiedelt und hat mit den Arbeiten zur Begründung eines Botanischen Gartens und Herbariums da- selbst schon begonnen. Einige alte, dort schon lange unbe- nutzt liegende Sammlungen von Brotero, Vandelli, Thunberg, Retzius, Fabricius, Banks, und wie es scheint selbst von Linne heretammende Pflanzen werden den Stamm des Herbars bilden und sind von Goeze schon vor weiterer Zerstörung sicher ge- stellt worden. Dazu kommt ein grosser Theil der früheren Sammlungen von Wel- 'witsch, welche nun ebenfalls der Portugi- sischen Regierung als unbestrittenes Eigen- thum überlassen worden sind, und die nun mit den oben genannten Sammlungen, an der Bildung des Herbariums des Botani- schenGartens derPolytechnischen Schule Lissabons, einen wichtigen An- theil nehmen. | Dagegen schwebt in Betreff der von Welwitsch in Angola gesammelten Pflan- zen der Process noch immer als unent- schieden. (r.) 8) Professor Delpino wurde vom Forst- Institute Vallombrosa als Professor der Botanik an das technische Institut in Rom berufen. (S—T.) 9) Professor der Botanik Celi in Mo- dena wurde zum Director der höheren Landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Por- tici nächst Neapel ernannt, an welcher Prof. Pedieino Botanik vorträgt. (S—r.) 10) Dr. ©. Massalengo, Sohn des verstorbenen Lichenologen, wurde zum As- sistenten der Botanik in Padova ernannt. (S—r.) 11) Am Schlusse des Gelehrten - Con- gresses, welcher im October 1873 in Rom stattgefunden hatte, wurde die Gründung einer »italienischen Gesellschaft zur För- derung der Wissenschaften« beschlossen, welche in Rom ihren stabilen Sitz und von einem aus 7 Mitgliedern bestehenden Comite geleitet wird. (S—r.) 12) Professor Planchon von Montpel- leir erhielt von der französischen Regier- ung den Auftrag, an den geeigneten Orten der Vereinigten Staaten Nordamericas die neue vom Pemphigus vitifolia verursachte Rebenkrankheit zu studiren. (S—r.) I. Originalabhandlu ngen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Tulipa Hageri Heldr. eine neue Tulpenart der Griechischen Flora. (Siehe Taf. 790.) Liliaceae. Im XI. Jahrgange der Gartenflora (Seite 309, Taf. 373) theilte ich die Beschreibung und Abbildung von Tu- lipa Orphanidea Boiss. und eine kurze Uebersicht der mir damals bekannten griechischen Tulpenarten mit. Auf ei- ner etwas später (den 13. April 1862) unternommenen botanischen Excursion auf das Parnes-Gebirge in Allica fand | ich an der Nordseite des Gebirges auf einer mit Getreide bebauten Hochebene, Megalo Choraphi genannt, in Ruinen der alten attischen Grenzfeste Dekeleia, Tulipa Orphanidea am Rande der Felder und zwischen der Saat in grosser Menge wieder. Die Entdeck- ung eines neuen Standortes dieser hüb- schen bisher nur aus dem Peloponnes. bekannten Tulpe war eine angenehme Ueberraschung, grösser indess noch die Freude, als sich, mit T. Orphanidea gemischt, noch eine andere Tulpe, zwar IV. 1874, einer | Seehöhe von 1630 Fuss, unterhalb der | ' Interesse für Natur und cultivirte unter ! nicht in gleich grosser Zahl von Indi- viduen aber immerhin in ansehnlicher Menge zeigte, die sich schon auf den ersten Blick als eine von T, Orphani- dea verschiedene und bei näherer Un- tersuchung als eine ganz neue Art er- wies. Ich gab ihr den Namen T. Ha- geri, zu Ehren meines seitdem leider zu früh verstorbenen Freundes Friedr. Hager aus Hannover, der mir auf die- ser Excursion sowohl, als auf so man- cher anderen ein treuer Begleiter ge- wesen war. Hager halte ein reges Andern in Athen zuerst mit vielem Er- folge Cacteen und andere Fettpflanzen. Ich publicirte T. Hageri zunächst in meinem Herbarium Graecum normale, Genturia 92, sub Nr. 811. An demsel- ben Fundorte wiederholt beobachtet und im hiesigen botanischen Garten seit mehreren Jahren cultivirt, haben sich die Merkmale dieser Tulpe als 7 98 constant erwiesen und ich stehe daher nicht länger an, Beschreibung und Ab- bildung derselben zu veröffentlichen. Tulipa Hageri Heldr. Herb. Graec. normale Nr. 81{! anno 1862). Zwiebel von mittlerer Grösse mit dunkel schwarzbraunen Deckblättern, die alle ganz unbehaarl, die äusseren verlängert und zugespitzt sind. Der Blüthenschaft ist kurz und verhält- nissmässig stark, höchstens 6— 8 Zoll lang, einblüthig; zuweilen entwickeln sich zwei Blüthenstengel aus derselben Zwiebel. Die Blätter in der Zahl von 4—5, selten weniger, sind lineal, rinnenförmig, glatt, meergrün (glauca), an der Basis und am Rande röthlich, zugespitzt, alle am Rande deutlich ge- wellt, mehr oder weniger abstehend, die zwei unteren fast wagerecht am Boden ausgebreitet, die oberen schmä- ler und spitzer, alle länger als der Blüthenschaft und diesen merklich über- ragend. Blüthen in der Grösse der von T. sylvestris Lin. Die Perigon- blätter lanzeitlich, die äusseren drei kaum merklich breiter als die inneren, mit fein bewimperten Endspitzen, auf der Innenseite von rein purpurrother Farbe, die auf der Aussenseite mit Gelb gemischt ist, mit stark markirtem gel- ben Mittelstreifen und blauschwarzem Flecke an der Basis, der mit gelber Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Zickzacklinie eingefasst, ohngefähr ein | Viertel des ganzen Perigonblattes ein- nimmt. Die Staubbeutel siud läng- lich, dick, unbehaart, stumpf, bläulich- schwarz, wenigstens ebenso lang als die Staubfäden; letztere sind an der Basis mit kurzen Wollhaaren besetzt, von hellbläulicher Farbe, unter den Staubbeuteln plötzlich verschmälert und zugespitzi, fast von gleicher Länge mit dem Pisüll. Das Pistill ist länglich- eiföürmig, oben in einen sehr kurzen Griffel mit 3 sehr kleinen Narben zu- gespilzt. Mit T. Orphanidea nahe verwandt, unterscheidet sich diese neue Art von der genannten durch kurze gedrungene Statur, stärkeren Blüthenschaft, meer- grüne deutlich gewellte, breitere und zugleich längere Blätter, die 4—5 an der Zahl den Schaft überragen, durch elwas grössere Blüthen und sehr ver- schiedene Färbung derselben, sehr grosse Staubbeutel u. s. w. Von T. sylvestris L. entfernt sich T. Hageri durch die angegebenen Merk- male noch mehr als T- Orphanidea. T. Boeotica Boiss. et Heldr. hat ähn- lich gelärbte Blüthen, aber die Blätter dieser Art sind kürzer und wenigstens dreimal breiter, die Porigonblätter län- ger zugespilzi, die Narben dick und breiter als der Griffel ete. — T. Ha- geri ist unbezweifelt eine der lieblich- sten und bestcharakterisirten Tulpen un- serer Flora. Athen, den 23. August 1879. Th. von Heldreich. Erklärung der Abbildung: 1. Ganze Pflanze in natürlicher Grösse. 2. Blüthe, geöffnet. 3. Pi- still mit einem Perigonblatt und Staub-- fäden. 4. Staubfaden mit Staubbeutel. Nachtrag von E. Regel. In- dem wir auf die von uns im October- heft des vergangenen Jahres gegebene Aufzählung der Tulpen verweisen, be- merken wir, dass nach unserer Ansicht die beistehend abgebildete schöne Tulpe, aufgefunden und entdeckt durch Herrn Th. von Heldreich, eine jedenfalls noch neue Form ist, welche wir bei unserer . Bearbeitung der Tulpen noch nicht ge- sehen haben, Wir würden dieselbe zu den For- I. Originalabhandlungen. men von T. sylvestris und zwar neben T. sylvestris v. Orphanidea stellen. Zugleich bemerken wir, dass bei erneuter Untersuchung die Tulipa Schrenkii Rgl. sich einfach als die wild wachsende Stammform von der Gartentulpe (T. Gesneriana) herausge- stellt hat. Allerdings sind bei dieser letzteren Form die äusseren Zwiebel- schuppen auf ihrer inneren Seite viel mehr und dichter mit angedrückten steifen Haaren besetzt, als dies bei der \.neren Seite der 99 Gartentulpe ‘der Fall ist. Bei letzterer ward diese Behaarung von uns irr- thümlich ganz übersehen, weil uns cul- tivirte Exemplare vorlagen, von deren Zwiebeln die äusseren Scheiden ent- fernt waren und gerade nur an der in- äussersten Scheiden nach deren Spitzen zu, findet sich die betreffende freilich viel sparsamere Behaarung bei der Gartentulpe. E. Regel. b) Odontoglossum naevium Lindl, £. majus. (Siehe Tafel 791.) Örchideae, O. naevium Lindl. in Paxt. Flower Gard. I]. tab. 18. — Ejusdem Folia Orch. Odontoglossum n. 2. — ß. majus Wer- ner Select. Orch. tab. 7 excluso syn. 0. gloriosum. Es ist das eine der von Roezl in Venezuela gesammelten und unter 0, gloriosum vertheilten schönen Orchi- deen. Während unsere abgebildete Pflanze zarte weisse dunkelblutroth ge- fleckte Blumen in reichblumiger über- hängender Traube trägt, — sind die des ächlen O. gloriosum blass okerfar- big und die Blumenblätler breiter, nicht wellig und viel kürzer zugespitzt. Das O. naevium, wie es zuerst nach Europa gebracht wurde, besitzt klei- nere Blumen und eine am Grunde un- deutlich speerförmige Lippe. Bei der uns vorliegenden Form sind die Blu- men grösser und die Lippe am Grunde abgerundet. Unbedingt eine der lieblichsten Or- chideen der hohen Gebirge Brasiliens und Venezuelas. Wie alle in ähnlicher Höhe über dem Meere in den Anden des tropischen Amerika vorkommenden epiphylischen Orchideen pflanzt man die Pflanzen in durchbrochene Töpfe in eine Mischung aus gehacktem Sumpf- moss, etwas bröckeliger Torferde, Koh- len und Ziegelstücken, und stellt diese nahe dem Licht auf den Tisch, oder hängt solche auf. Wenn diese Orchi- deen der höheren Gebirge in der war- men Abtheilung des Orchideenhauses oder zusammen mit andern Pflanzen der Tropen im niedrigen Warmhause eultivirt werden, dann kommen sie wohl einmal zur Blüthe, hierauf wer- den solche aber immer kleiner und un- ansehnlicher, bis sie zuletzt ganz ab- sterben. Werden dieselben aber bei +6 — 8° R. durenwintert und wird denselben stets soviel als möglich frische Luft 7* 100 zugeleitet, dann zeigen sie sofort ein freudigeres Wachsthum und schliessen sich unsern Culturen ganz gut an. Aus- ser gehörigem Zutritt der Lufl muss wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. S ee TEE REEL UHREN RE NE bei allen derartigen Orchideen für Be- schattung und feuchte Luft zur Zeit der Vegetation im Frühjahre und Som- mer gesorgt werden. (E. R.) nn ee ee c) Dicksonia squarrosa Sw. (Siehe Tafel 792.) Filices. D, squarrosa Sw. in Schrad. Journ. 1800. Il. 90. — Sw. syn. Fil. p. 136. — Schk. erypt. tab. 130 (ein steriler We- del). — spec. Fil. I. p. 68. — Hooker et Baker syn. Fil. pag. 51. — Tricho- manes squarrosum Forst. prodr. p. 86. Wir sind wohl in unserm Rechte, wenn wir den beistehend abgebildeten Farnbaum, der in Neuseeland heimisch ist, als eins der schönsten baumarligen Farn bezeichnen, welche jetzt in Cul- tur sind. Der ungefähr 10 Fuss hohe Stamm mit reicher Wedelkrone, den unsere Abbildung darstellt, ist eins der an Schönheit hervorragendsten Exemp- lare der kalten Abtheilung des Farn- hauses des K. Bot. Gartens in St. Pe- tersburg. Die Wedel, welche die Krone bilden, sind sehr zahlreich, halten sich mehrere Jahre und erreichen ausge- wachsen eine Länge von S Fuss. Die- selben sind dreifach gefiedert, Die Fiederblättchen erster Ordnung, von denen Fig. a eins in nalürlicher Grösse darstellt, dieselben gestreckt-lanzeltlich und zu- gespitzt. Fiederblältchen zweiter Ord- nung linear - lanzettlich, die unteren abermals fiederschnittig, die obersten fiederlappig. Die Theilblättchen 3. Ord- erreichen eine Länge von | 4 Fuss und darüber, im Umfange sind nung an den sterilen Wedeln länglich, stumpf, gezähnt, — die der fruchtba- ren Wedel schmaler, spitz und tiefer gezähnt, (b. ein Stück eines fruchtba- ren Wedels). Die Fruchthäufchen stehen auf der Spitze eines nach den Zähnen des Theilblättchens gerichteten Nerven, sind von runder Gestalt und von einer becherförmigen zarten Hülle umgeben, die iheils aus dem verän- derten Rande des Zahnes besteht, (c. ein Theilblättchen, vergrössert). Die Stiele der aufrecht abstehenden Wedel sind schwarz und mit braunen Spreuhaaren besetzt. Die Rhachis des ganzen Wedels und der Fiederblätter mit braunschwarzen Haaren und schar- fen schwarzen Höckern beselzi. Wie die grösste Zahl der in Cultur befindlichen Baumfarn verlangt auch diese Art im Winter nur eine Tem- peratur von ö&—6° R. Ins Warmhaus gestellt, bekommen die meisten Baum- farn Spinnen oder Thrips, die Wedel werden unansehnlich, und da denselben die nothwendige Ruheperiode fehlt, treiben solche zu früh, bilden weniger vollkommene Wedel aus und erschöpfen sich bald, so dass sie zuletzt überhaupt keinen normalen Trieb mehr bilden, een en un a Et ee : =, SEN. a I. Originalabhandlungen. immer mehr verkümmern und zuletzt absterben. | Im Sommer und Frühjahre ist der beste Standort der in einem geräumi- gen Doppelhaus, das nach Ost und West gerichtet ist und bei Sonnenschein von Morgens 7 Uhr bis Abends 6 Uhr von der Seite, wo die Sonne steht, gut und dicht beschattet, ausserdem aber auch stark gelüftet wird. Mehrmaliges Spritzen der Pflanzen, beständiges Feuchthalten der Wege und Beete und recht häufig wiederholtes (je öfter je besser) Be- spritzen der Stämme sind fernere Grundregeln einer guten Cultur. Bei den Arten, welche ihre Wur- zeln von der Krone aus den Stamm 101 überkleidend bis zur Erde herabsenden, ist ausserdem ein Umwickeln des Stam- mes mit dünner Moosschicht ausser- ordentlich nützlich zur kräftigen Ent- wickelung der Farnbäume. Beim be- ständigen Feuchthalten dieser Moos- hülle wird solche bald von den Wur- zeln ganz durchflochten und als tau- sende kleiner aufsaugender Apparate streken sie ihre Spitzen allenthalben aus der Mooshülle heraus. Bei impor- tirten grösseren Stämmen dauert es allerdings mehrere Jahre, bis man den Stamm wieder in diesen, von höchster Gesundheit zeugenden Zustand versetzen kann. (E. R.) m 2) Ueber Schattengräser für Parkanlagen, Wer Parkanlagen zu verwalten hat, findet oft Stellen, wo kein Rasen auf- kommt und doch Gesträuch nicht stehen kann. Gibt man sich die Mühe, solche Plätze unter grossen schattigen Bäumen mit Rasenstücken zu belegen, was nur bei kleinen Flächen möglich ist, so hält sich der Rasen einen Sommer, grünt noch hie und da im folgenden, und wird dann zu Rasenerde. Im glücklichen Falle, jedoch nur in feuch- tem Gebirgsklima, bildet sich Moos, wo- mit man in den meisten Fällen zufrie- den sein muss. Dieser Mangel hat schon viele Gärt- ner und Parkbesitzer beschäftigt und bekümmert, und Versuche zur Abhilfe hat wohl schon jeder thätige Gärtner gemacht, Auch ich theile meine Be- obachtungen zu diesem Zwecke mit und halte mich ausschliesslich an die im Gräser. Vorher will ich aber an Er- satzpflanzen für Rasen erinnern, wel- che man im Epheu, Wintergrün (Vinca minor), einigen Arten von Sedum u. a. m. findet. Zuvor bemerke ich, dass soge- nannte Gras- Mischungen für schattige Plätze, wie sie von einigen Samen- händlern, aber auch in Büchern em- pfohlen worden sind, nie wirklichen dauerhaften Rasen geben, dass über- haupt unter sehr schattigen Bäumen fast nie einigermassen guter Rasen zu erhalten ist. Zwei käuflich in grossen Samenhandlungen zu habende, ausdrück- lich für Schatten empfohlene Gräser sind Poa nemoralis und Brachypodium sylvaticum. Das erstere Gras wächst stets büschelweise, bleibt dünn und bildet niemals eigentlichen Rasen; Bra- chypodium dagegen kommt nur auf Schatten dunkler Bäume wachsenden | feuchtem Boden fort und ist weit ent- 102 fernt, ein schönes Gras zu sein, da man nur feinblätterige als solche er- kennt. Dennoch will ich es nicht ver- werfen, und man mag es zugleich mit den folgend genannten anwenden, da der Samen davon zu kaufen ist. Auch die von mir in den folgenden Zeilen empfohlenen Gräser sind keine guten Rasengräser, denn die feinblätterigen erhalten sich nur bei besonderer Be- handlung, die grossblätterigen aber bil- den wohl eine grüne Bodendecke, aber keinen Rasen. A. Feinblätierige Gräser, welche auch im Nadelwalde fortkom- men. Aira flexuosa, die gebogene Schmiele ist ein verhasstes Waldun- kraut, denn sie stellt sich massenhaft auf Waldschlägen ein, im ersten Jahre mit kaum sichtbaren Spitzen, im zwei- ten stellenweise grüne Plätze bildend, deren reizendes Grün von sammtigem Ansehen entzückt. Im dritten Jahre sich noch mehr verbreitend, fängt es an zu verschwinden, sowie andere Waldkräuter an Macht gewinnen, und ist fast ganz vergangen, wenn die Haide (Erica v. Calluna vulgaris) sich einstellt. Die kurzen Blätter sind bor- stenarlig, aber weich, prächtig grün und brauchen nur gemäht zu werden, wenn sich Stengel bilden. Diese sind 1{—2 Fuss hoch, braunroth und haben | hin- und hergebogene Seitenäste. Im Hochsommer sehen Waldschläge mit Waldschmielen von fern ganz fuchsroth aus von den vielen rothen Stengeln, Das Erscheinen dieses Grases auf neuem Boden und Verschwinden nach einigen Jahren zeigt, dass es ohne frischen Humus nicht bestehen kann, Haben wir es daher durch Anpflanzung, indem wir Waldpflanzen haben und den Boden mit frischem Humus (Nadeln, Laub, Holzerde) vermischen, oder durch Saat | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. .; an einer Stelle zu einer Rasendecke gebracht, so müssen wir für Erneuer- ung von Humus sorgen, indem wir all- jährlich im Herbst von den genannten Humusstoffen darüber streuen. So be- handelt, ist dieses Gras wirklich schön. Unausbleibliche Lücken werden im Früh- jahre durch Einpflanzen ersetzt. Wer Aira flexuosa nicht im Walde sammein lassen kann, kaufe es. Man bekommt auch dasselbe Gras, wenn man unäch- ten billigen Goldhafer (Avena flaves- cens) verlangt, während der ächte Goldhalfer Amal so theuer ist. Gewis- senhafte Samenhändler bemerken den Unterschied zwischen ächt und unächt in ihren Samenverzeichnissen. Fesiuca ovina, F. glauca, F. du- riuscula und F. rubra. Diese Schwin- gelarten mit borstigen langen Blättern verhalten sich im Bezug auf Schatten ziemlich gleich, die beste ist aber je- denfalls F, ovina, der Schafschwingel, mit der hier häufigen Abart F. glauca, indem sie noch in den dürftigsten, trockensten Bodenarten fortkommt. Ue- brigens gehen F. ovina, rubra und duriuscula, besonders ovina und durius- cula so in einander über, dass viele Botaniker sie nicht als Arten betrach- len. Abgesehen von den ganz gleichen Blüthen wechseln die Blätter an Länge, Stärke und Farbe sehr nach dem Stand- orte. Im Walde sind sie sehr lang, übergebogen und grasgrün. Dieselbe Pflanze frei gepflaznt wächst gedrun- gen und bekommt kaum halb so. lange mehr hechtgrüne Blätter, Was man unter diesen verschiedenen Namen von Samenhändlern bekommt, ist sehr un- sicher. Wie wollten auch Samensamm- ler unterscheiden, was dem Botaniker kaum möglich ist? Ich habe die ver- schiedensten Pflanzen aus dem Walde nach Hause gebracht und sämmtlich als 1. Originalabhandlungen. P. ovina erkannt, fand auch meine An- sicht von zwei verschiedenen Botani- kern, genauen Kennern der thüringer Localflora bestätig. Am sichersten unterscheidet sich F. rubra durch die Stolonen oder unterirdischen Triebe, durch welche dieses Gras sich in locke- -rem, besonders sandigem Boden sehr ausbreitet und eine dichtere Rasenfläche bildet, als die anderen Arten. Ich habe diese Gräser im tiefsten Schatten gefunden, selbst unter Nadelholzbäumen in dem trockensten Boden. Wer in Gegenden wohnt, wo diese Grasarten in Menge vorkommen, kann nichts bes- seres thun, als dieselben anzupflanzen, indem man sie schattigen Plätzen ent- nimmt, dazwischen aber zugleich reich- lich Samen auszustreuen, welcher zu den wohlfeilsten käuflichen gehört. Muss man die Grasflächen unter Bäumen durch Saat herstellen, so kommt alles auf das ersie Jahr an. Man breite 1 Zoll hoch gute Compost- erde aus, hacke den Samen etwas ein und giesse ihn regelmässig. Die besten Erfolge hat man, wenn der Boden vor der Saat durchdringend bewässert wird. Als Saalquanium nehme man minde- stens ein Pfund auf eine Quadrairuthe, lieber mehr. Man kauft 100 Pfund mit 14 bis 16 Thaler, 1 Pfund mit 3—4 Groschen, manches Jahr noch billiger. Dabei ist der Samen so fein, dass man 4—5mal mehr Körner auf ein Pfund hat, als vom Raigras. B. Breitblätterige Gräser des Laubwaldes. Diese haben lange, auch breite Blätter, bilden nie eigent- lichen Rasen, wohl aber eine frische grüne Bodendecke, welche in einiger Entfernung als Rasen erscheint, jeden- falls eine grosse Zierde waldiger Theile des Parks ist. Die Schönheit gewisser Waldtheile, worin unter Hoch- 103 wald diese und viele andere Gräser vorkommen, hat mich veranlasst, ei- nige in den Parkgarten und Park über- zusiedeln, und ich habe meine Freude daran, wenn ich jetzt den sonst brau- nen mit Laub bedeckten Boden grün sehe. Dazwischen stehen Colonien von Farnkräutern, sowie von Stellaria ne- morosa (Hainstern), an nicht ganz dun- keln Stellen Stellaria holostea. Um diese und andere ähnliche Grä- ser in den Park einzuführen, müssen sie angepflanzt werden, indem Samen davon bis jetzt nur Arrhenatherum ela- tius, Melica nutans, Luzula albida und Poa sudetica in einigen grossen Samen- handlungen zu haben sind. Unter vie- len andern Gräsern greife ich nur die- jenigen heraus, welche mir diesen Zweck am besten zu erfüllen schienen und welche ich in hiesigen Laubwald- ungen beobachien konnte. Melica nulans und uniflora. Diese beiden zum Verwechseln sich ähnlichen Perlgräser stelle ich in der Reihe al- len voraus. Sie bilden 1/, Zoll breite I—-11/, Fuss lange übergebogene Blät- ter von schönsier hellgrüner Farbe und breiien sich so aus, dass 1—2 Fuss von einander enilernte Pflanzen von ferne eine geschlossene Masse zu bil- den scheinen. Dabei sind die Blüthen- siengei so schwach entwickelt, dass man sie schon in geringer Entfernung nicht mehr sieht. Sie bilden Ausläu- fer, ohne jedoch je zu verrasen. Es gibt hier in der Gegend einige Hoch- waldbestände, wo M. uniflora den gan- zen Boden so bedeckt, dass man von fern die üppigste Frühlingswiese zu sehen glaubt. Diese Plätze sind jedoch nicht häulig, und ich glaube, dass diese Perlgräser von Forstleuten ungern ge- sehen werden, Die Schönheit solcher Plätze veran- 104 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lasste mich, diese Gräser zunächst an | gene Rispe darstellen, als durch Blät- Wegränder im Walde, wo die Weg- | ter, welche weniger füllen als Melica. conturen schwer sichtbar zu erhalten | Dieselben sind über 1 Fuss lang, band- sind, anzupflanzen, jedoch so, dass | artig, dunkelgrün und breiter sich sehr keine regelmässige Einfassung besteht, | aus. Die Waldhirse liebt etwas feuch- sondern sich Gruppen von Gras daran | ten Boden. reihen. Diese Anpflanzung, welche Eine ähnliche schöne Pflanze ist einige Jahre sehr kümmerlich erschien, | Poa sudelica hier in Waldthälern nicht ist jetzt so üppig, hat sich so ausge- | selten. Sie komm! an Grösse dem Mi- breitet, dass die Gräser in das dichteste | lium nahe, hat aber längere, schmälere Gebüsch gedrungen sind und sich un- | Blätter. ter überhängenden Sträuchern wohlbe- Luzula albida und andere Hainsim- finden. Melica nutans und uniflora sind | sen, man könnte sagen alle, sind ächte ausgewachsen so schöne Pflanzen, dass | Waldschattengräser. Am - wenigsten man sie in Töpfe pflanzen und auf Blu- | möchte ich L. pilosa empfehlen, welches menlische stellen könnte. Jede bildet | dürftig aussieht. L. maxima ragt über einen vollen ausgebreiteten über 1 Fuss | alle anderen Gräser hinweg. Von L, hohen Busch mit breiten, einem Panicum | albida kostet 1 Pfund bei Haage und ähnlichen Blättern. Von M. nutans | Schmidt 12 Groschen. kostet gegenwärtig bei Haage und Arrhenatherum elatius, mehr als Schmidt in Erfurt ein Pfund 20 Gro- | Avena elatior oder französisches Rai- schen, was noch billig erscheint, wenn | gras bekannt, ist eigentlich kein Wald- man bedenkt, wie wenig Samen diese | gras und als grobes ergiebiges Wie- Gräser tragen. Von Melica ciliala, wel- | sengras bekannt. Ich war daher er- che in Deutschland nördlich nur bis | staunt, dasselbe unter den verschie- Thüringen vorkommt, ist ebenfalls Sa- | densten Verhältnissen in Lauhwäldern men käuflich zu haben, doch wächst | anzutreffen. Hier werden die Blätter diese Art mehr in Felsklüften und zwi- länger und breiter. schen Steinen in sonniger Lage. | Dieses Gras verlangt übrigens stets Milium effusum, das Waldhirsegras, guten humusreichen Boden und ist ist ebenfalls eine reizende Erscheinung, | kaum schön zu nennen, da die langen jedoch. mehr in der Ausbildung mit | Blätter meist geknickt durcheinander- Blüthenstengeln, welche 3—4 Fuss hoch | hängen. J. werden und eine reizende übergebo- | 3) Culturverfahren, um schöne Blatipflanzen im freien Lande zu erzielen, Die sogenannten Blattpflanzen, de- |; daher einen hervorragenden Platz ver- coralive Pflanzen, welche sich durch dienen, sei es in Gruppen vereinigt, Schönheit ihrer Blätter oder leichten, | oder frei auf Rasen aufgestellt, machen malerischen Wuchs auszeichnen, und ' einen Hauptschmuck. unserer Gärten aus, 2 I. Originalabhandlungen. Bei richliger Zubereitung des Bo- dens und geeigneter Pflege gelingt es uns, selbst in weniger milden Lagen gleichsam ein Stückchen Tropenvege- talion in unsere Gärten zu verlegen, welche dann den ganzen Sommer über ihren Platz aufs Würdigste ausfüllen und uns im Herbst oft Pflanzen von grösster Schönheit und Ueppigkeit zeigt die dann leider nur zu früh vom Frost geknickt werden. Sehen wir nun in Folgendem, auf welchem Wege wir eine rasche üp- pige Vegetation am besten erzielen. Ein grosses Beet soll eine hübsche Zu- sammenstellung von Blattpflanzen aul- nehmen, wir heben daher den Boden 2! —3 Fuss tief aus, und es wird dann Pferdedünger mit Laub vermischt, etwa 1 Fuss hoch eingetreten ganz in der Weise wie man Mistbeete anlegt, - Das Laub trägt hauptsächlich dazu bei eine länger andauernde gleichmässige Wärme _dem Beet zu erhalten, und kann auch, wo es an Dünger mangelt, allein angewendet werden; hierauf wird dann das Beet mit recht nahrhafter, lockerer Erde angefüllt. Bei dieser Anfüllung wache man strenge darüber, dass nicht etwa Engerlinge oder Maul- wurfsgrillen (Werren) mit ihren Einzug halten, da diese oft in kurzer Zeit die schönste Pflanzung zu Grunde richten. Man achte auch darauf, dass der eingebrachte Dünger oder das Laub ja nicht zu: trocken sind, sondern beim Eintreten entsprechend befeuchlet wer- den. Gut wird man thun, diese Beet- zubereitung nicht zu früh, etwa acht Tage, bevor man die Beete zu bepflan- zen gedenkt, vorzunehmen, alsdann wird durch die Wirkung der Unterlage das ganze Beet leicht durchwärmt sein | und die dafür bestimmten Pflanzen wer- den sofort freudig forlwachsen, ohne | 105 irgend eine Störung in der Vegetation zu erleiden. Die Pflanzen, vorher im Topfe an- gezogen, gehörig bewurzelt und er- starkt, müssen, bevor man sie ins Freie bringt, abgehärtet werden, was am be- sten in luftigen Kästen, wo man die Pflan- zen auch an die directe Wirkung der Sonne allmählich gewöhnt, geschieht. Die Bewurzelung soll eine vollkom- mene sein, d. h. gesunde Wurzeln sol- len sich ringsum am Erdballen beim Umstürzen zeigen; man hüte sich aber wohl, die Wurzeln in kleinen Töpfen verfilzen zu lassen, wo man dann, um ein Fortwachsen zu ermöglichen, den Ballen zerreissen muss, wodurch die Pflanzen im Wachsthum gehemmt wer- den, wenn sie nicht gar darüber zu Grunde gehen. So vorbereitet, setze man die Pflan- zen, wenn keine Fröste mehr zu be- fürchten, für dle meisten Lagen Deutsch- lands selten vor Mitte Mai in rauhen Lagen oft erst Anfang Juni, an einem warmen Tage, wenn möglich bei be- decktem Himmel ins freie Land, ohne den Ballen zu beschädigen und den Bo- den zu fest anzudrücken. Die beim Pflanzen festgetretene Erde wird nach vollendeter Arbeit sorgfältig wieder ge- lockert, man sollte sich übrigens zu dieser Arbeit stets kurzer Breiter be- dienen, auf welche man beim Pflanzen Irilt, Jede Pflanze, welche es bedürftig, ist nun an Stäbe zu binden und durch- dringend anzugiessen. Als besonders wichtig ist auch bei grösseren Zusammenstellungen zu be- tonen, die Pflanzen ihren Dimensionen, welche sie später annehmen, entspre- chend weit zu pflanzen, so sollten doch z. B. Riesenhanf, Ricinus, Riesenmais etc, mindestens 2 Fuss von einander 106 entfernt gepflanzt werden; sollen sie auch später eine Gruppe bilden, so ist es doch ungleich schöner, wenn sich auch jede einzelne Pflanze gehörig ent- ‚wickeln kann. Bei vorstehend angegebener Be- handlung wird man die Freude haben, seine Pflanzen sich schnell und freudig entwickeln zu sehen; ist erst ein An- wurzeln bewirkt, kann man täglich neue Blätter beobachten, die Stämm- chen werden kräftiger, und erreichen die Wurzeln erst die lockere Dünger- und Laubschicht, so geht das Wachs- thum mit Riesenschritten vorwärts. Vor allen Dingen ist nun darauf zu achten, dass den Pflanzen, dem Wachs- thum entsprechend, grössere Stäbe ge- geben werden und auch die Bänder nicht einschneiden, damit eine schöne Gruppe nicht etwa bei stürmischem Wetter leide und lückenhaft werde. Dann darf das Wasser nicht gespart werden, sondern man spendet es reich- lich, und nicht etwa, indem man täg- lich ein wenig giesst, sondern wenn erforderlich die Gruppe gehörig tränkt. Im Anfang fördert ein sanftes Ueber- brausen besonders Abends sehr eine gute Entwickelung. Von Zeit zu Zeit sollte auch ein Düngerguss gegeben werden und zwar am besten bei trübem, regnigem Wet- ter oder sonst gegen Abend, nachdem das Beet vorher mit reinem Wasser hinreichend bewässert worden. Die etwa durch Jauche beschmutzien Blät- ter sind nach geschehenem Guss abzu- spritzen, um Brandflecken zu vermeiden. Weiter kann, zumal im Anfang ein öfteres Behacken des Bodens nicht ge- nug empfohlen werden; man stellt dies erst später ein, wenn die Pflanzen sich berühren und man durch das Hacken die Wurzeln beschädigen würde, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die erwähnte Bodenbereitung kann selbsi verständlich auch auf Einzelpflan- zen Anwendung finden, indem man grosse Pflanzlöcher in gleicher Weise anfüllt. Nachdem so das Wesentlichste der Bodenbereilung und Pflege der Beete angegeben, möge nun auch eine schöne Auswahl von Pflanzen folgen, welche sich zu Zusammenstellungen und zu Einzelpflanzen besonsers eignen. Die Pflanzen, welche sich zu letzteren em- pfehlen, werden mit + gezeichnet. Danach kann dann ein Jeder nach Geschmack leicht passende Zusammen- stellungen machen. Da ist Cannabis gigantea © der Riesenhanf, Ricinus in reicher Sorten- auswahl vorhanden, von denen als die schönsten: africanus, Belot Defougeres, borboniensis, borb. arboreus, compac- tus, insignis, purpureus, macrophyllus. alropurp. sanguineus und Obermanni ge- nanni werden mögen. Dann die schöne Wigandia caracasana +, Viegeri + urens, erstere zwei zumal mit mächti- gen Blättern. Uhdea pinnaiifida + und bipinnati- fida +, Nicotiana ©) wigandioides und N. alropurpurea giganlea. Das Blumenrohr Canna ist in .so reicher Auswahl vorhanden, verschie- den an Höhe, Blattlorm und Farbe und herrlichen Blüthen, dass man nicht wüsste, wo anfangen und enden, um alle schönen oft so ähnlichen Sorten aufzählen, ist aber eine unserer un- schätzbarsien Pflanzen für Blatipflan- zengruppen, ebenso Colocasia (Arum) anliquorum, euchlora, violacea mit schö- nen grossen Blättern von echt tropi- schem Charakter. Artemisia annua Oin zierlicher Py- ramidenform gleicht einer feinen Coni- fere, Artemisia arborea --, argentea I. Orginalabhandlungen. mit silberweisser Belaubung, sind wie auch Centaurea candidissima, gymno- carpa, Clementei, und Cineraria mari- tima gleichfalls für Gruppen reizend. Aralia (Tetrapanax) papyriiera + ist eine herrliche decorative Pflanze, wie auch A. Sieboldii + und A. Sieb. fol. varieg. +, dann die schöne Ferdi- nanda augusta + und F. eminens + (Cosmophyllum cacalioides) und nun ein reiches Sortiment Solanum, wie: alro- purpureum ©, citrullifolium ©, Fonta- nesianum ©, pyracanthum +, margi- nalum +, haematocarpum +, beta- ceum +, laciniatum +, quitense +, robustum +, Sieglingii +, Warsewic- zioides + u. a. durch die verschieden- sten schönen Blattformen und Färbun- gen das Auge erfreuend. Sonchus laciniatus + und gummi- fer + mit schön tief geschlitzten Blät- tern. Von Verbesina ist alata +, gi- gantea +, verbascifolia +, mit schöner Belaubung zu nennen. Senecio. Pelasites + (Cineraria pla- tanifolia) mit schön geschnittenen sam- metweichen Blättern, weiter S. grandi- folius + ($. Ghiesbrechtii) mit grossen eiförmigen ausgebuchtet und gesägten blättern. Farfugium grande + 4 (Se- necio Farfugium) mit herzförmig ecki- gen gross und gelb gefleckten Blätiern, hält auch gut gedeckt im Freien aus. Der Riesenmais Zea Mais Cuzko © und Caragua und der bunte ganze con- stante japanische Mais Zea japonica fol. varieg. © sind vorzüglich decorativ. Arundo Donax 4 das Schalmeirohr, welches eine bedeutende Höhe erreicht und besonders auch am Wasser ver- wendet sich gut ausnimmt und weiter als schönstes constant buntes Gras A. Donax fol. varieg. +, einzeln auf Ra- sen stehend wie in Zusammenstellungen gleich vortheilhaft wirkend. Bambusa 107 Fortunei varieg. ist niedrig sehr zierlich und. Cyperus Papyrus + die Papyrus- staude mit hohen dreikantigen marki- gen Stengeln grosse Dolden tragend, wie der kleinere Cyp. alternifolius + sehr decoraliv, beide letzteren mehr in feuchten Lagen. Einmal von den decorativen Gräsern sprechend, mögen noch besonders em- pfohlen werden. Erianthus Ravennae + von leicht überhängendem Wuchs. Andropogon formosus +, entschie- den eins der schönsten decoralivsten Gräser, Andr. Schoenanthus +, argen- teus, giganteus. Gynerium argenteum +, das herr- liche Pampasgras, von dem die Varie- täten Bertini und Marabout die schön- sten sind, darf nur frei aufgestellt wer- den und gereicht zur grössten Zierde mit seinen Blüthen, welche grossen silberweissen Federbüschen gleichen. Man kann das G. im Herbst ausheben und im Kalthause überwintern, oder in geschülzten Lagen lässt man dasselbe im Winter im Freien, sorgt aber für eine luflige Deckung, am besten ein umgeslürzter Korb oder Tonne mit Laub bepackt, womöglich zum Lüften einge- richtet, da das G. sonst leicht fault und stockt. Panicum sulcatum mit grösserem, breiterem Blatt wie P, plicatum, eignet sich vorzüglich zum Auspflanzen ins Freie und ist sehr decorativ. Sorghum halepense + 2% gleichfalls sehr schön hält unter Decke im Freien aus. Saccharum Maddeni + ist eine prächlige Pflanze, ebenso Gymnotrix latifolia + 2, welche unter Decke aus- dauert. Phragmites communis fol. va- rieg. 4, besonders an feuchten Stellen angebracht, jedoch auch gleich Phala- ris arundinacea varieg. U zu verwen- 108 den, ist constanter als leiziere, sehr zu empfehlen. Pennisetum longistylum © sei zu leicht überhängenden Einfassungen für Blattpflanzengruppen warm empfohlen, ebenso Stipa pennata 4, das Federgras, letzteres auch besonders für trockene Stellen, z. B. Felspartieen. Bei Zusammenstellungen sei als rothe Schaltirung Atriplex hortensis rubra ©, Amaranlus tricolor, salicifolius, melan- cholicus ruber, Achyranthes Verschaf- felti, Lindeni genannt, als dunkelste fast schwarze die vielverwendete Perilla arguta (nankinensis) und die hübsche P, arg. laciniata. Die Bocconien, als B. cordata +, frutescens +, japonica + zeichnen sich durch schöne Belaubung und zarte Blüthen aus und lieben besonders einen halbschattigen Standort. Amicia zygo- meris +, eine alte Bekannte, verdient gleichfalls ein Plätzchen frei auf Rasen, und die gewürzigriechende schöne Humea elegans + „' ist ganz beson- ders decorativ mit ihren grossen, leicht überhängenden bräunlich - röthlichen Blüthenrispen, welche sich überdies als Immortellen zu Winterbouquets conser- viren lassen. Sparmannia africana + und Entelea arborescens + entwickeln ins Freie ge- pflanzt, sehr grosse Blätter. Gunnera scabra + 4 und G. ma- nicaa + 2, entschieden mit unsere imposantesten Blattpflanzen, lassen sich ins Freie pflanzen, auch in warmen Gegenden unter trockener Decke über- wintern, sicherer geht man jedoch, sie in geräumigen Kübeln zu cultiviren, wo sie dann ohne Schaden zu nehmen, im Kalthause überwintert werden, ebenso das schöne Phormium tenax +, Ph. t. fol. varieg. + und Agapanthus umbel- latus +, der mit seinen zahlreich er- en nn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. scheinenden schönen blauen Blumen eine herrliche Zierde ist. Eucalyptus globulus +, einer der schnellwachsendsten Bäume der Erde, als kräftiger Sämling auf einen mit Moor- oder Haideerde präparirten Platz gepflanzt, entwickelt ein enormes Wachs- thum. Melianthus major + mit graugrün gefiedertem tief gesägtem Blatt ist recht hübsch und wird ausgepflanzt sehr üp- pig. Melanoselinum decipiens + ist in grösseren Exemplaren recht hübsch und Aspidistra elatior varieg. (Plec- togyne) sehr schön für Gruppen. Cha- maepeuce Casabonae + und diacan- tha + mit glänzendgrünen braun und weissstacheligen Blättern sind als be- sonders schön zu nennen, bedürfen je- doch der Ueberwinterung im Kalthause. Salvia argentea + mil grossem sil- berweissen Blatt rosettenförmig auf den Boden sich legend, ist am Rande grös- serer Gruppen oder frei auf Rasen zu verwenden. Von Begonien ist Begonia discolor unterseits rothen Blättern sehr werthvoll und weniger empfindlich, wird besonders in leichter Erde sehr schön. Beg. Rex und einzelne Varie- täten, wie auch B. ricinifolia, heraclei- folia u. a. lassen sich gleichfalls in ge- mit . schützten warmen Lagen im Halbschat- ten ausspflanzen und heben sich be- sonders schön ab, wenn man den Bo- den mit Selaginella oder Tradescantia guianensis, discolor, Sedum carneum varieg. überspinnen lässt. Es sei über- haupt auf die Bepflanzungsweise, den Boden unter weitläufig gepflanzten Blatt- pflanzen mit passenden Pflanzen zu überziehen, aufmerksam gemacht, in dieser Beziehung sieht man oft reizende Zusammenstellungen, während auch wieder manche, besonders wenn dun- I. Originalabhandlungen, kelblätterige Pflanzen zu sehr gehäuft, oder Massen von einer Pflanze auf grossen Beeten vereinigt werden, leicht monoton erscheinen. So erinnert sich Referent z. B. einer grossen Gruppe von Ficus elastica, unterpflanzt mit Tra- descantia zebrina im Parc Monceau zu Paris, die einen sehr düsteren unvor- theilhaften Eindruck machte, während dort sonst gerade in Ausstellung von Gruppen so Vorzügliches geleistet wird. Natürlich ist eine häufige Anwend- ung von Warmhauspflanzen für Deutsch- land, nur für die geschütztesten wärm- sten Lagen zu empfehlen. Oelter glückt es z. B. Musen, Bambusen, Hedychium, Curculigo, an warmen windstillen Orten ausgepflanzt, schön zu bekommen, oder eine Monstera deliciosa (Philodendron pertusum), mit dem Gefäss eingesenkt, an einem schönen Baumsiamm empor- strebend während der wärmsten Mo- nate zu erhalten und so den Garten um eine selisam schöne Blatlform zu be- reichern. Es würde zu weit führen, hier alle Pflanzen - aufzuführen, welche einzeln aufgestelll zu werden verdienen, wie denn z. B. sich grössere Exeıinplare von Cordyline superbiens (Dracaenopsis indivisa) Cord. australis, Chamaerops humilis, Palmeito, sinensis, Livistonia chinensis (Lantania borbonica), Yucca aloefolia varieg., Y. recurva u. a. Arau- caria excelsa, Cuninghamii, Bidwillii, imbricata, Fourcroya gigantea, diverse Agaven herrlich ausnehmen, ebenso schöne Baumfarne wie Balanlium ant- arcticum, Alsophila australis an feuch- ten schattigen Plätzen. Wie schön ist eine Gruppe oder starke einzelne Pflanze reichblühender Erylhrina, wie: crista | gul. 109 mit Blüthen beladene Exemplare von Fuchsia fulgens +, corymbiflora +! Zum Schluss mögen nun noch we- niger Pflege bedürfliige schöne Pflanzen hier einen Platz finden, wie Polygonum orientale, or. fl. albo und pumilum, welche sich in Gruppen mit schönen Blättern und den leicht überhängenden Blüthen reizend ausnehmen. Polygonum cuspidatum + 4 (Sie- boldi) mit schöner Belaubung, ganz mit zarten weissen Blüthen bedeckt, nimmt mit dem magersten Sandboden fürlieb und ist freistehend sehr hübsch. He-- lianthus salicifolins + 4 mit langen, linealischen Blättern ist sehr decorativ und H. argophyllus © mit silberweis- sem Blatt zu Zusammenstellungen recht Tritoma Uvaria + 4, im Freien unter Decke ausdauernd ziert in grös- seren Exemplaren schon durch ihre lan- .gen leicht überhängenden Blätter und im Herbst mit prächtig auffallend schö- nen Blumen. Eryngium bromeliaefolium 4 von ananasarligem Wuchs ist sehr hübsch und verlangt eine Laubdecke. Silybum marianum + © nimmt sich mit glänzend stacheligen weiss gefleck- ten Blättern sehr gut aus. Acanthus mollis + 2 mit grossen glänzend grünen Blättern ist äusserst zu empfehlen, bedarf aber sehr einer guten trockenen Decke, oder man über- wintert ihn im Kalthause, resp. frosifrei im Kasten. Onopordon virens + (tauricum) ist eine schöne Zierpflanze mit buchtig dornig® gezähnten Blättern, einzeln auf Rasen oder in grossen Grup- pen verwendbar. Heracleum + 4 eminens, gigan- leum, pubescens, ligusticifolium gehö- ren zu den imposantesten Blattpflanzen, galli, laurifolia, Hendersonii, Marie Be- | besonders auch durch die riesigen Blü- langer und Huiei, wie decorativ grosse | (henstengel und weisse Dolden zierend, 110 wie auch die schönen Rheum + Emodi, palmatum u. a., Ferula + com- munis 3) und gigantea mit grossen feingeschniltenen Blättern sind schön, bedürfen jedoch einer Decke im Winter und Silphium + gummiferum und Hor- nemanni u. a. liefern mächtige Decora- tions-Pflanzen. Zu Einfassungen sind Funkia 4 mar- ginata. Sieboldii, undulata varieg. sehr empfehlenswerth, wie auch Stachys la- nata mit schön silberweissem Blatt, die Hemerocallis 24} flava, fulva, Kwanso fl. pl. werden am Wasser ihren Platz sehr hübsch ausfüllen. Nicht zu vergessen ist die bekannte Petasites officinalis A (Tussilago Peta- sites), welche mit ihren grossen Blät- tern sich an Teich - und Seeufern so vortreffllich ausnimmt und Tussilago Farfara fol. varieg., welche zu Einfass- ungen um Blaltpflanzengruppen recht zu empfehlen. Dann die hübschen Cen- taurea 2) dealbata, pulcherrima, Rha- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ponticum pulchrum, welche alle eine Laubdecke verlangen. Ferner Astilbe rivularis 4}, Ligularia Kaempferii + fol. varieg. 4 mit grossen bunten Blättern, verlangt im Winter Deckung und Vera- trum nigrum + 4 mit schönen Blät- tern und schwarz-violetter Blüthenrispe auf etwas feuchlem Platz frei auf Ra- sen gestellt. Beta Cicla, brasiliensis ziert bis tief in den Herbst hinein mit ihren glänzenden Blättern und prächtig gefärbten Blaltstielen. Die hübsche Yucca filamentosa + hält unter luftiiger Decke meist mehrere Winter sehr gut aus und erfreut uns im Sommer mit ihren zahlreich weissen Blüthenglocken. Osmunda regalis, das Königsfarn, wie schön nimmt es sich aus am Ufer schattiger Teiche, wie schön ist vor einem schattigen Ruhesitz im moosigen Grunde ein Farnbeet von einem dun- kelgrünen Epheukranz umschlossen! L, Beissner, 4) Einige Worte über den Samen-Catalog des Herrn F. C. Heinemann in Erfurt. Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, dass die Samen-Cataloge der Samenhandlungen ein immer höhe- res Interesse, — theils durch die Man- nichfaltigkeit der Auswahl, die solche bieten, theils durch die bildliche Dar- stellung der Pflanzen. die in denselben angeboten werden, gewinnen. Heute liegt uns der Samen - Catalog unseres geehrten alten Freundes des Herrn F. C. Heinemann vor. Wir greifen heute, im Anschluss an die vorhergehende Abhandlung, die Ab- Gräser heraus und behalten uns vor, auf andere Abtheilungen später zurück zu kommen. In einer Anmerkung bemerkt zu- nächst Herr C. F. Heinemann, dass er im Interesse des Publikums die deco- rativen Blattpflanzen des freien Landes zusammengestelli habe. Dass er em- pfehle, solche auf tief umgegrabene und gedüngte Plätze frei im Rasen einzeln zu pflanzen, weil sie so den bedeutend- sten Effect hervorbringen. Da wo Grup- pen von solchen Pflanzen gebildet wer- theilungen der Decorationspflanzen und | den, da möge man in erster Linie die I. Originalabhandlungen. Höhe der zusammen zu stellenden Ar- ten berücksichtigen, so dass die höch- sten in dieMitte kommen, ferner möge man aber nicht solche von sehr ver- schiedenartigem Habitus vereinigen, wie z. B. Rheum mit Ferula. Wir stimmen nun dieser Ansicht vollkommen bei, denn jede decorative Blatipflanze kommt überhaupt nur dann zu ihrer vollen Geltung, wenn solche einzeln oder allenfalls zu mehreren Ex- emplaren der gleichen Art in eine kleine Gruppe vereinigt, gepflanzt wer- den. In grösseren Gruppen, wie solche Herr Beissner bespricht, da sollten ent- weder nur gleichartige Pflanzen zusam- mengestellt werden, wie Gruppen von Gräsern, von Canna oder hohe mäch- tige Pflanzen der Mitte sollte ein Ring heterogener Pflanzen umschliessen. Bei der Präparation der zum Einpflanzen bestimmten Plätze, da muss besonders bei den Pflanzen, die viel Nahrung und Wärme gebrauchen, wie bei den schönen Arten der Galtung Solanum, Ricinus u. s. f., sorgfältig verfahren werden, so man die vollkommene Ent- wickelung dieser Pflanzen in unseren kurzen Sommern erzwecken will. Ein .3 Fuss tiefes Ausgraben der Gruben, Unterlage einer 11/, Fuss hohen Schicht aus Pferdedünger und Laub und Erhöh- ung der Stelle auf die man pflanzt *), ist da das geeigneteste Mittel, denn später setzt sich die Erde wieder herab, und von Anfang an ‚wachsen die ein- gesetzten jungen Pflanzen auf einer Er- höhung schneller und kräftiger, nament- lich sofern sie fleissig begossen werden, und solche Arten wie Solanum, Zea, Sorghum elc. auch mit dem Beginne *) Bei einzelnen Pflanzstellen muss die Unterlage bedeutender sein, als bei ganzen Gruppen, von denen Hr. Beissner spricht. 111 des kräftigeren Wuchses, auch wöchent- lich einmal einen Dungguss erhalten. Zu den Pflanzen, die speciell im Cataloge des Herrn Heinemann aufge- führt sind, übergehend, erwähnen wir zunächst Acanthus mollisL. aus dem südlichen Europa. Hr. Heinemann führt A. mollis und A. latifolius auf. Nach. der beistehenden, uns vom Herrn Hei- nemann mitgetheilten Abbildung, ist das, / RENTE \ RU. \ N \ ) 2 Ur YERUESZ all NP WE 7117 5 Ih AD, Ä DEZE N, EN Das ı \ ER Ir An) Acanthus mollis. was derselbe als A. latifolius darstellt, gerade der ächte A. mollis L., oder die Pflanze, welche den alten Griechen das Muster zu ihren Arabesken gelie- fert hat. A, latifolius ist nur ein Gar- tennamen. Ausser A. mollis ist noch A. longifolius Host und A. spi- nosusL. in Cultur, welche beide län- ger gesireckte Blätter als A. mollis be- sitzen, und sehr wahrscheinlich ist der A. mollis der Handelsgärten der we- niger schöne A. longifolius. Acanthus mollis L. ist eine | perennirende Pflanze, die aber in Mit- 112 teldeutschland im Winter bisweilen aus- friert, und im Petersburger Klima den Winter nie mehr im freien Lande aus- hält. Man thut am besten die Pflanzen frostfrei "Mai auf die für sie bestimmten Plätze unter Einfluss der vollen Sonne in ei- nen mit Humus gemengten Lehmboden auszupflanzen, Die dunkelgrünen glän- zenden Blätter sind breit herzförmig, buchiig tief fiederlappig und gross, fast dornig gezähnt. Der Blüthenstand er- hebt sich nur 2 Fuss hoch und trägt weisse von grossen ovalen dornig ge- zähnten Bracteen gestützte Blumen. We- niger schön zur Einzelpflanzung, als vorzugsweise zur Bepflanzung kleiner Gruppen, oder als Vorpflanzung um Beete mit höhern Decorationspflanzen. Amarantus melancholicus L. aus China, und zwar die Form mit dun- kelpurpurrolhen Blättern ist weniger zur Einzelpflanzung, als mehr zu Grup- pen oder als mittelhohe Einfassung um weisslaubige Pflanzen. A. salicifolius h. Veitch., be- sprachen wir im letzten Jahre. ArtemisiascopariaW.etK., aus dem Südosten Europa’s wird immer noch, trotzdem wiederholt von uns dagegen pretestirt ward, als Artemisia species de St, Petersbourg und nun gar in an- deren Samen-Calalogen auch noch un- ter dem falschen Namen „Art. gracilis* angeboten. Crambe cordifolia Stev., eine Crucifere aus dem Caucasus, mit gros- sen herzförmigen gezähnten Wurzel- blältern und länglichen Stengelblältern, die im jungen Zustande gleicn den bis 4 Fuss hohen Blüthenstengeln rauh be- haart, später kalıl sind. Die weissen Blumen in grossen spilzenständigen Rispen. Eine perennirende Pflanze. Die obenstehende vom Herrn Heinemann Gartenflora Deutschlands, Brsslandk und der Schweiz. zu überwintern und dann im | Crambe cordifolia. eingesendete Abbildung, weicht von der Pflanze, wie solche uns bekannt, durch lappige Wurzelblätter und herzförmige Stengelblätter ab. Ob hier ein Fehler des Zeichners oder eine Abart vorliegt, können wir nicht entscheiden. — Zur Einzelpflanzung. — Gunnera scabraR. et Pav. Eine perennirende Pflanze Chilis, welche eine eigene kleine Familie bildet und im ‘freien Lande im mittleren Deutschland und Russland nicht aushält. Die bei- stehende Figur gibt die Darstellung Gunnera scabra. derselben. Frostirei durchwinterte Pflan- zen werden im Mai ausgepflanzt und entwickeln grosse herzförmige gelappte Blätter, die bis 2 Fuss und mehr im Durchmesser halten. Aus dem Herzen der Blätter erheht sich der Fruchtkno- EC ENERLE NG \ % u © N » 7. me Mu ® 1 a! =» Pa | \ SR 1% 1" Hei I, Originalabhandlungen. ten in Forın eines aus vielen Blumen bestehenden Zapfens. Heinemann, dem wir diese Abbildung verdanken, sag! von dieser Pflanze in seinem Cataloge: „Dauert in einem warmen Boden auch im Freien aus, wenn man eine ring- förmige Grube um dieselbe herum aus- gräbt, diese letztere mit langstrohigem Pferdemist füllt, und hierauf den Mist festtritt und mit Erde bedeckt. Von oben schützt man die Pflanze durch übergelegte Stangen, über welche Raps- und Halmstroh ausgebreitet wird.“ Rheum. Aus der Familie der Po- lygoneen, haben wir in der letzten Nummer des mächtig hohen imposan- ten Polygonum sacchalinense gedacht. Diesmal wollen wir des Rhabarber ge- denken, von denen die beistehende vom Herrn Heinemann eingesendete Abbild- ung das Rheum RhaponticumL. darstellt. Alle Arten der Gatiung Rheum sind im südlichen Sibirien, in China und den hohen Alpen Südasiens heimisch. Alle können mit ihren gros- sen, herzförmigen Blättern und 3—5 Fuss hohen Blüthenstengeln, welche die kleinen weissen Blumen in reichblumi- Rheum Rhaponticum, 1874. IV. 113 ger Rispe tragen, als schöne Decora- tionspflanzen zur Gruppenbildung und Einzelpflanzung empfohlen werden. Die Frage, welche Art den ächten Rhabar- ber liefere, d. h. jene beste Sorte, als Russischer Rhabarber im Handel, welche über Kiachta aus China kommt, ist bis zur letzten Zeit offen geblieben. Erst leitete man den Rhabarber von verschie- denen Arten ab, — und wirklich kommt auch Rhabarber von sehr verschiedener Qualitäi in den Handel. So liefert Rheum undulatum L., der in Frankreich viel cullivirt wurde, den Französischen Rhabarber. Rheum ausirale Don und Rh. Emodi Don den Himalaya-Rhabar- ber, von Rheum leucorrhizum Pall. lei- lete man den weissen Rhabarber ab. Rheum palmaltum L., welches in der Soongorei, der Tartarei und Tibel hei- misch, sollie den ächten Russischen Rhabarber, die anerkannt beste Sorte liefern. Diese und andere Rheum-Ar- ten sind in Europa im Süden uud Nor- den ceultivirt worden, aber diese culti- virten Wurzeln stehen den importirten bedeutend an Güte nach. In der neuesien Zeil ist in dem Westen China’s nahe der Gränze Tibet’s, ein Rhabarber mit dem Blatt eines Ri- cinus entdeckt worden, der den Namen R. officinale erhalten hat, und der auch in Cultur seine Eigenschaften als beste und vorzüglichste Rhabarber- Sorte beibehalten soll, und so also end- lich den eigentlichen ächten Rhabarber darstellen würde. Von dieser Art er- hielt der Kais. Bolanische Garten in Pe- tersburg durch den berühmten Reisenden Przewalsky ganz vor Kurzen eine be- deuiende Quantilät Samen, welche so- fori in die verschiedensten Gegenden des Russischen Reiches und Europa’s zu Culturversuchen veriheilt worden ist Als Decorationspflanzen angepflanzt, 8 114 verlangen die Rhabarber- Arten einen | sehr liefgrundigen und nahrhaften Bo- den, und sind Rheum australe und Rh. Emodi mit ihren rothen Stengeln und Blattstielen als die schönsten Sorten zu nennen. Ausserdem ist aber auch Rheum als Pflanze des Küchengartens unersetzlich. Dasselbe liefert jange vor allen andern Pflanzen des Küchengar- tens reichen Ertrag. Stipa pennataL. Mit dem be- kannten Federgras, das von den Sand- ebenen der Mark durch die Steppen Südrussland’s bis zum Caucasus, Altai und der Soongorei hin wächst, wollen wir diesmal schliessen. Dasselbe gedeihet im Garten nur auf recht san- digem Boden und sonnigem Standor! und verhält sich da als ausdauernde Staude. Dasselbe ist auf der beistehen- den, Heinemann’s Catalog entlehnten Ab- bildung dargestellt, entwickelt faden- förmige Blätter mit eingerollien Rän- dern, trägt die Blumen in Rispen und auf jeder der unteren Blüthenspelzen eine mehrere Zoll lange Granne, die federartig behaart ist, Wenn die Blu- au = en III Stipa pennata. dem | Gartenflora Deutschlands, Rularnas und der Schweiz, men. abfallen, dann treibt der in den Steppen Russland’s oft heftig webende Wind die mit der federlörmigen Granne gekrönten Samen in Bündel zusammen und wälzt diese wie leichte Federbälle auf weite weite Strecken durch die Steppen. Wird ungelähr 2 Fuss hoch und ist auf geeignetem Boden ein hüb- sches Decorationsgras. Vornehmlich werden aber die getrockneten und künstlich verschiedenarlig gefärbten Blütheurispen zur Bildung der Bouquele ' aus trockenen Blumen benutzt. Die Gartenflora wird die Berichte über Heinemann’s Catalog, sowie die der andern bedeutenden Samenhandlun- gen Deutschland’s, die ihre Samen nach allen Theilen des Erdballs versenden, fortsetzen, — und dabei besonders dar- auf hinwirken, allmählich die reinen Gartennamen zu verdrängen und eine richtigere Nomenclatur einzuführen, da- mit auch diese Cataloge eine wissen- schaftliche Bedeutung allmählich be- kommen. Heinemann’s Catalog mil sei- nen Abbildungen und Anmerkungen über Cultur und Werth der em- pfohlenen und angebotenen Pflanzen bildet schon für sich gleichsam eine kurze Anleitung zur Cultur und er- hält dadurch jährlich grössere Be- deutung für den Gartenbau. Haage und Schmidt’s Catalog, mit zahreichen Abbildungen illustrirt, den wir schon besprochen und noch vielfach zu be- sprechen Gelegenheit haben werden, ist schon ein Buch geworden, in dem alles zusammengetragen ist, was in un- serer Zeit, wo die Verbindungen mit allen Erdiheilen hergestellt sind, jähr- lich an Samen in den Handel kommen kann. Platz und Sohn’s Catalog schliesst sich in Bezug auf Abbildungen an den der beiden vorhergehenden Ge- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. schäfte an und leisten diese Deutschen Handelsgärtnereien in dieser Beziehun- gen Aehnliches, wie die Importgeschäfte 115 von Veitch und Bull in London in ihren Pflanzen-Catalogen. (E. R.) BT ED FF FE m 1. a) Beschrieben in »The Gardener's Chronicle«. 1) Oncidium praetextum Rechb. fil. (Or- chideae). Eine neue, von Mr. E. D. Jones aus Liverpool in der brasilianischen Pro- vinz San Paulo entdeckte Art, nahe ver- wandt mit O. crispum. Die Blumen sind wohlriechend. Sepalen und Petalen, rost- braur mit vielen gelben Flecken. Lippe dunkelgelb, mit einem breiten braunen |! Rande am vorderen Theile. (1873. p. 1206.) 2) Masdevallia nyeterina Rbhb. fi. (Orchideae). M. Chimaera Lind. et Andre, Il. hort. t. 117. — Die ächte M. Chimaera | Rcehb. fil. wurde Jahrg. 1872, p. 279 der Gartenflora erwähnt, während die in L’I- lustration horticole abgebildete, von Lin- den verbreitete Pflanze eine neue Art dar- stellt, welcher Professor Dr. Reichenbach obigen Namen beilegt. (1873. p. 1238.) 3) Odontoglossum Roezli Rehb. fil. (Or- chideae). Nahe verwandt mit O. vexillarium, mög- licherweise ein Bastard zwischen diesen und O0. pantherinum. Befindet sich Etablissement Mr, William Bull’s, nach dessen blühendem Exemplare die Abbildung in Gard. Chron. angefertigt ist; die Blü- ‚thenstiele sind nur einblumig, weil die Pfälanze noch nickt hinreichend kräftig war; an Roezl’s getrockneten Pflanzen sind die- selben 4-6 blumig. Die Farbe der Blu- men ist prächtig milchweiss, die Petalen | Die Lippe ist am Grunde dunkelpurpur. an der Basis gelb mit einigen braunen Eine Neuheit, welche Roezl un- ter seine schönsten Entdeckungen rechnet. im | Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Strichen. Der Durchmesser der Blume be- trägt 2—21/g Zoll. (1873. p. 1302. Fig. 269.) 4) Odontoglossum Insleagi Lindl. var. pantherinum. (Orchideae). Unterscheidet sich von der Stammart durch die grössere Anzahl der Flecken, besonders auf der Lippe. (1873. p. 1302.) 5) Agave Gilbeyi kort. (Agaveae). Eine von Roezl in Tehuaca entdeckte Zwergart, ' die sich im Besitze des Herrn J. T. Pea- ' eock in Sudbury House, Hammersmith, be- findet. — Blätter stehen dicht gedrängt sind bei einer Breite von 2 Zoll, 1 Zoll dick; sie sind herzförmig und haben in der Mitte einen hellen Streifen, so wie am Rande auf jeder Seite 3—4 weisse leicht gedrehte, !/, Zoll lange Dornen. Der Exd- dorn ist einen Zoll lang, rinnenförmig. (1873. p. 1305. Fig. 270.) 6) Oncidium stelligerum Rehb. fil. (Or- chideae). Eine mit O. hastatum Lindl. nahe verwandte Art, im Besitze der Herren Backhouse und Söhne in York. Sepalen und Petalen gelb mit braunen Flecken. Lippe gelblich-weiss mit dunkler gelbem Callus. Blüthenstand eine Rispe, deren untere Aestchen sehr kurz sind. (1875. p. 1398.) 7) Oypripedium Sedeni h. Veitch. (Or- chideae). Bastard zwischen C. Schlimmi und C. longifolium, welchen Mr. Seden im Etablissement Veitch züchtete. Im Habi- tus der ersteren Art ähnlich, aber die Blätter sind breiter und heller, die Blü- thenstiele sind länger und die Seheiden g# 116 mehr zugespitzt. Die Blume erinnert an Cypr. macranthum Sw. Sie ist doppelt so gross, als die von C. Schlimmi. Sepalen von aussen grünlich-purpur, innen grün- lich weiss mit purpurnem Rande. Petalen weisslich, mit breitem purpurnem Rande. Lippe dunkelpurpur-carmin, die zurückge- schlagenen Ränder weisslich mit zahlrei- chen purpurnen Flecken. Staminodien weisslichgelb mit 2 purpurnen Flecken. (1873. p. 1431.) 8) Barkeria Lindleyana var. Oenterae Endr. et Rehb. fil, (Orchideae). Eine von Endres in Costa Rica entdeckte Abart mit gefleckten Säulchen und längeren Schein- knollen. (1873. p. 1591.) 9) Dioscorea tllustrata h. Bull. (Dios- coreae). Eine neue buntblätterige Form, eingeführt aus Rio grande do Sul. Blätter herzförmig, 5 Zoll lang, metallisch glän- zend, in der Mitte mit einem breiten sil- berweissen Streifen. (1873. p. 1731. Fig. 345.) a) Abgebildet im »Botanical Ma- gazine'< 10) Saxifraga Kotschyi Boiss. (Saxifra- gaceae). — Boissier, Diagnos. ser. 11. pt. 2. p. 65. — Ejusd. Fl. orient. Il. p. 804. — Stammt aus Kleinasien und wurde von Aucher Eloi in einer Höhe von 6— 9000° auf den Gebirgen Armeniens und Cata- miens entdeckt. — Bildet kleine dichte Rosetten von bläulicher oder graugrüner Farbe, länglich oder cylindrisch, 11/, — 2 Zoll im Durchmesser. Blätter 1/,—1/3 Zoll lang, dicht dachziegelförmig, abstehend, verkehrt-eiförmig, stumpf, glänzend, mit weissem Rande. Blüthenstengel 1--3 Zoll hoch, aufrecht mit vielen nieren-förmigen, aufrecht abstehender Stepgelblättern be- setzt, welche roth gefärbt und am Rande dicht mit Drüsenhaaren besetzt sind. Blu- men wenig, kurz gestielt, 1/,—1/; Zoll im Durchmesser. Kelchröhre dreikantig. Pe- talen gelb, etwas länger als der Kelch, spathelförmig. (Taf. 6065.) 11) Celsia betonicaefolia Desf. (Scro- phularineae). — Desfont. Fl. atlant. II. p. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 58. — Benth. in D. C. Prodr. X. p. 245. — Jacg. Fragm. p. 65. t. 96. — Eine mit C. cretica nahe verwandte Art, die Desfon- taines in Algerien entdeckte, und welche Dr. Hooker 1869 auch auf St. Jago, einer der Oapverdischen Inseln, fand. Eine zwei- jährige 2—3 Fuss hohe glatte, manchmal eichbehaarte Pflanze. Stengel aufrecht, einfach, Blätter 3—6 Zoll lang, langge- stielt, länglich, elliptisch, länglich-lanzett- lich, oder lanzettlich, spitz oder stumpf; gekerbt, gezähnt oder doppelt gezähnt; die oberen sitzend, kleiner. Rispe 11/, Fuss hoch, vielblumig. Blumen 1 Zoll im Durch- messer. Corolle mit abgerundeten Lappen, goldgelb. (Taf. 6066.) 12) Aristolochia tricaudata Duch. (Aris- tolochieae). Wurde bereits in der Garten- flora erwähnt (S. Jahrgang 1867. p. 386.) (Taf. 6067.) 15) Crassula Saxifraga Harv. (Cras. sulaceae),. Harvey in Harv. et Sond. Fl. cap. Il. p. 357. Eine hübsche südafrika- nische, knollige Art, die zu der mit Crassula vereinigten Gattung Septas gehört. Ganze Pflanze glatt. Wurzel eine Knolle von der Grösse einer Haselnuss. Stengel 2—4 Zoll hoch, von der Dicke eines Gänsekiels, cy- lindrisch, roth. Blätter in 2—4 Paaren, ge- genständig, 2—3 Zoll im Durchmesser, sehr fleischig, horizontal abstehend, kreis- rund oder fast nierenförmig, am Rande ge- lappt, die Lappen gekerbt; Oberfläche hell- grün mit weissen Nerven, Unterseite blut- roth. Blüthenstiel endständig, 4 — 6 Zoll hoch, Trugdolde 1—2 Zoll im Durchmes- ser. Blüthen klein, sehr blass fleischfarbig. (Taf. 6068.) 14) Passiflora insignis, J. D. Hook. (Passifloreae). — Tacsonia insignis Masters in Gard. Chron. 1873. p. 1112. Fig. 239. — Mr. Anderson, Gärtner in Sowerby House zog diese Pflanze aus Samen, die er von M. Yarbourough Greame aus Peru erhalten hatte... — Gehört nach Dr. Masters in die Seetion Poggendorffia und übertrifft fast an Schönheit die P. Van- Volxemi. Eine holzige Schlingpflanze.. Junge Zweige, II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Blatt- und Blüthenstiele und Blätter mit bräunlicher Wolle bedeckt. Blätter 5— 7 Zoll lang, aus herzförmiger Basis eiförmig, oder länglich, oder eiförmig-lanzettlich, undeutlich gelappt, gezähnt, Oberseite runz- lich. Stiel kurz, drüsig. Stipeln klein, fiederspaltig.. Blumen einzeln, achselstän- dig, sechs bis acht Zoll im Durchmesser; Stiel sehr lang, (4—6 Zoll) Bracteen ge- - genüberstehend, unterhalb der Blume, läng- lich-oval, franzig-gezähnt, concav, grün- wollig. Perianthium von aussen wollig; Röhre 2 Zoll lang, am Grunde mit einer 1/a—3/4 Zoll im Durchmesser haltenden ku- gelförmigen Verdickung, Sepalen länglich- linear, stumpf, concav, gekielt, carmin-vio- lett, am Kiele grün, an der abgerundeten Spitze in einen zolllangen grünen Sporn endend. Petalen etwas kürzer als die Se- palen und dunkler-carmin, an der Spitze abgerundet. Gynandrium sehr lang; glatt. (Taf. 6069.) 15) Gaultheria insipida Benth. (Eri- ceae-Andromedeae). Benth. Pl. Hartweg. p- 225. — Walp. Rep. VI. p. 415. — G. petraes Weddell Chlor. andin. II. p. 172, Ein niedriger Strauch, der auf den Anden Eeuador’s und Neugranada’s häufig vor- kommt, Zuerst von Oberst Hall entdeckt, wurde die Pflanze später in verschiedenen Localitäten von Hartweg, Weddell, Jame- son und Goudot in einer Höhe von 7—10,000 Fuss gefunden. Mr. Isaac Anderson Henry erzog die Pflanze aus Samen, welche Pro- fessor Jameson bei Pichincha gesammelt hatte. Strauch von 6—8 Fuss Höhe, mit langen, dünnen Zweigen; Blätter 2—3 Zoll lang kurz gestielt, oval oder länglich oval, zugespitzt, gesägt oder ganzrandig, leder- artig, oberhalb hellgrün und glänzend, un- terhalb blasser. Die alten Blätter erhalten eine weinfarbene oft auch blutrothe Färb- ung. Traube achselständig, 8—10 blumig. Blumen 1/3 Zoll lang. Kelchröhre grün, fünflappig; Zähne 3kantig, blutroth. Co- rolle conisch, weiss; Frucht 1/, Zoll im Durchmesser, fast kugelig weiss, fleischig, mit 5 carminrothen Flecken auf der Krone. Die Früchte contrastiren gut mit!"en rothge- färbten Blättern. (Taf. 6070.) 117 16) Aloe (Apicra) deltoidea J. D. Hook. (Liliaceae - Agapantheae). Eine in Kew schon längst cultivirte, aber noch nicht be- schriebene Art, mit A. pentagona, foliolosa, imbriecata und spiralis verwandte Art. Stengel aufrecht, dieht mit Blättern be- deckt. Dieselben sind in 5 Reihen dach- ziegelförmig gestellt, 3/,—1 Zoll lang, ganz horizontal, doltoid - eiförmig, zugespitzt, stechend, glänzend dunkelgrün, oberseits flach, unten convex mit schwachem Kiel, Traube ährenförmig, einen Fuss lang, viel- blumig. Blumen aufrecht, 1/3 Zoll lang, grünlich-weiss. Perianthalröhre eylindrisch ; 6 Segmente kurz, verkehrt-eiförmig. (Taf. 6071.) 17) Syringodea pulchella J. D. Hook. (Irideae-Ixieae). Eine neue Gattung, zu- nächst mit Ixia, Trichonema und Galaxia verwandt. Von allen diesen ist sie durch die einzelnen Blumen und durch die zwei- lappigen Perianthaltsegmente unterschie- den. Die zunächst stehende Gattung Tri- chonema hat gewöhnlich eine kürzere Röhre; Galaxia hat zwar eine lange Röhre, aber bei ihr sind die Staubfäden verwach- sen. Diese niedliche Pflanze wurde von Mr. Harry Bolus auf Ebenen der »Sneew- berg Mountains« in einer Höhe von 4600 Fuss, entdeckt, und deren Zwiebeln nach Kew gesandt, wo sie im September des vorigen Jahres blühten, Zwiebeln von der Grösse einer Haselnuss. Schuppen braun, nicht netzadrig. Blätter haarförmig, ab- stehend, grün, 2—3 Zoll lang, eylindrisch, Scheiden 2, durchsichtig, 1/3 so lang als die Perianthalröhre Blumen einzeln, die Basis derselben und das Ovarium von den Scheiden umschlossen, sehr kurz gestielt. Perianthium tellerförmig. Röhre 2 Zoll lang, sehr dünn, cylindrisch, nach oben nicht aufgeschwollen, blass purpur. Lim- bus 1 Zoll im Durchmesser, Lappen spa- thelförmig, 2theilig, eingebogen, aussen dunkelpurpur mit weissen Spitzen, innen lilla. — Staubfäden 5, sehr kurz, pfriemig. Antheren gelb, (Taf. 6072.) 18) Aquwilegia leptoceras Nutt, var, chrys- 118 antha. (Ranunculaceae), A. leptoceras v. flava A. Gray. Pl. Wright. II. p. 9. — A. chrysantha A. Gray. in Proc. Amer. Acad. ined. — Gard. Chron. 1873. p. 1335 et 1501. Fig. 304. — Eine gelbblumige Abart der Nordamerikanischen A. lepto- ceras Nutt. die sich von der Stammart ausser der Farbe durch robusteren Wuchs auszeichnet. Sie wächst zwischen New- Mexico und Arizoma, von 35° bis 31° N. Br. (Taf. 6073.) (Ender.) c) Empfohlen von Froebel u. Comp. in Zürich. 19) Begonia octopetala L’Herit. Dem an vielen Seltenheiten, besonders aber an seltenen Alpenpflanzen reichen Catalog vom Herrn »Froebel und Comp. in Zü- rich, ist die Abbildung der Blumen und des Blattes dieser aus dem tropischen Ame- rika von benanntem Garten-Etablissement aufe Neue in Cultur gebrachten schönen Begonia beigelegt. Der Catalog der Herren Froebel u. Comp. sagt über diese Pflanze das Fol- gende: Diese ganz neue knollenartige Begonia, aus den Anden von Peru, wird hiermit zum ersten Mal im Handel offerirt, und freuen wir uns, eine für Gärten so werth- volle Pflanze zuerst in Europa einführen zu können. Die Pflanze ist knollig wie B. bolivien- sis, Veitchi, discolor u. a., ohne Stamm. Die Blätter sind gross, rundlich , tief ge- lappt mit gezähntem Rand, von 7—8 Zoll oder 20 — 25 Cm, Durchmesser, glänzend Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grün, leicht behaart, mit stark markirten Blattrippen, auf 1—1!/, Fuss langen dicken fleischigen Stielen. Blumen sehr gross, 2—3 Zoll oder 6— 8 Cm. Durchmesser haltend, aus acht grossen Blumenblättern gebildet, weiss, auf der Rückseite lebhaft carminrosa. Die Form der Blumen ist der von Ane- mone japunica alba am ehesten ähnlich. — Die Blumen stehen in Corymben und pro- ducirt jeder Blumenstiel 2—3 solcher Dol- den, jede von 4—6 Blumen; die endlichen Blumen sind männliche, die untern weib- liche. Die Blumenstiele sind von gleicher Länge wie die Blattstiele. Die Pflanze gehört, entsprechend der hohen Lage, in welcher dieselbe in Peru lebt, zu den kältesten Begonien, und ist somit ganz wie B. boliviensis und ähn- liche zu behandeln. Dieselbe wird als Gruppenpflanze von unschätzbarem Werthe sein, denn keine Begonia der bisanhin be- kannten Sorten hat so grosse, hier zum ersten Mal aus 3 Blumenblättern ge- bildete Blumen. Ein leicht verzeihlicher Irrthum ist es, dass diese Art noch nicht in Cultur ge- gewesen sei. Der Referent kennt dieselbe selbst von früherer Zeit in Cultur und sah solche wiederholt blühen. Tafel 3559 des Botanical Magazine ist dieselbe nach cultivirten Exemplaren schon abgebildet, — aber wirklich scheint diese schöne Art der Cultur wieder verloren ge- gangen zu sein, und so gehört das Ver- dienst der Wiedereinführung Herren Froe- bel und Comp. (E. R.) IT. m. 1) In de®Kais. Akademie der Wissenschaft in Wien hielt Pro- fessorBöhm mehrere Vorträge von hohem Interesse, so (März) 1) über Respiration der Landpflanzen; 2) über das Keimen von Samen in reinem Sauerstoffgase, und 3) über den Einfluss der Kohlensäure auf das Ergrünen und Wachsthum der Pflanzen (Juni). ad 1. Bei Versuchen über die Zerleg- ung der Kohlensäure durch grüne insolirte Blätter von Laundpflanzen in einer Misch- ung von Kohlersäure und Wasserstoff fand der Vortragende, dass die Menge des auf- getretenen Sauerstoffs stets grösser war als das Volumen der verschwundenen Kohlen- säure. Bei Untersuchung der in Geweben lebender Pflanzen enthaltenen Luft fand sich, dass das aus Blättern und Zweigen reichlich entwickelte Gas nur fast aus Koh- lensäure bestand. Lebende Gewebe von Landpflanzen in eine Sauerstoff freie At- mosphäre gebracht, entbinden sofort Koh- lensäure so lange sie leben, grüne Blätter bei 20° C. leben gegen 48 Stunden. Werden grüne Blätter von Landpflan- zen im Wasserstoffgas insolirt, so erfolgt nur eine geringe Vergrösserung des Gas- Volumens, in welchem etwas Sauerstoff sich vorfindet;. es reichen nämlich nur Spu- ren von diesem Gase hin, um bei chloro- phylihaltigen Pflanzen im Sonnenlicht die normale Respiration zu erhalten. — Grüne Blätter, 3—4 Stunden bei Lichtabschluss und bei einer Temperatur von c. 20°C. in Wasserstoffgas eingeschlossen und dann in- solirt, enthalten oft 1—2CC. Sauerstoff. — Blätter länger als 12 — 15 Stunden bei Lichtabschluss im Dunkeln, in Wasserstoff eingeschlossen, erzeugen auch dann im Sonnenlicht Kohlensäure; sie sind nicht fähig aus Kohlensäure den zur normalen Respiration nöthigen Sauerstoff zu erzeu- gen. — Athmosphärische Luft, in welcher Notizen. 119 Notizen. Juglans Blätter im Sonnenlicht einge- schlossen worden, blieb bei 30° C. in quan- titativer und qualitativer Beziehung umge- ändert; bei einer Temperatur von 39 - 40°C. einerseits und von 6 — 10° C, andererseits wurde durch den Respirationsprocess mehr Kohlensäure gebildet als zerlegt. ad 2. Der Vortragende hat bei seinen Versuchen das Resultat erlangt, dass in reinem Sauerstoffgasse von gewöhulicher Dichte benetzte Samen über die ersten Stadien der Keimentwickelung nicht hin- auskommen, die Pflanzen gedeihen aber, wenn besagtes Gas mit 4; seines Volumens Wasserstoff oder mittelst der Luftpumpe bis auf einen einer 130 Mm. hohen Queck- silbersäule entsprechenden Druck verdünnt wird. ad 3. Bemerkt Prof. Böhm, dass in früheren Erdperioden der reichere Kohlen- säuregehalt der Atmosphäre zum grossen Theile die Ursache üppigerer Vegetation gewesen sein dürfte; bei Versuchen über das Ergrünen vergeilter Pflanzen, so wie über das Keimen von Samen in Atmosphä- ren von bestimmtem Kohlensäuregehalt, dass Resultat erlangte, dass in einer Luft mit nur 20), des besagten Gases, dıe Chloro- phylibildung bedeutend verlangsamt wird und in einer 200/,kohlensäurehaltigen Atmos- phäre, je nach der Pflanzenart grossentheils oder ganz unterbleibt. — Das Keimen wird durch die Kohlensäure ebenfalls verlang- samt — Bohnen acht Tage hindurch in einer zur Hälfte aus Kohlensäure bestehen- den Luft aufbewahrt, zeigten kein Anzei- chen einer Keimung und in freier Luft ent- wickelten sie sich in ganz abnormer Weise. In Folge dessen spricht Prof. Böhm die Ansicht aus, dass der einstige Reichthum der Atmosphäre an Kohlensäure unbegrün- det sei, oder dass die Pflanzen in früheren Erdperioden gegen Kohlensäure weniger empfindlich waren, als jetzt. (Anzeiger). Br.) 120 2) Blumen-, Obst- und Gemüse- Ausstellung am 7. und 8. December 1873 in Mailand. Wie wir aus den Schriften der Mailän- der Gartenbau-Gesellschaft entnehmen, so haben Gärtner, Floristen und Horticultur- Etablissements wenig Theilnahme hiezu gezeigt, in Verhältniss nämlich zu der aus- serordentlich grossen Anzahl von Gärten in und um Mailand, die alle an interes- santen und wichtigen Produtten reichlich versehen sind — ja es haben sich bei ei- nigen Preisen gar keine Bewerber gefun- den, wie zu Ausstellung von Azalea, Helio- tropium, Rosen ete. Erwähnung verdienen zwei prachtvolle riesige Baumfarne, dann Pandanus Vanderneschi, javanieus, orna- tus, Maranta zebrina, Billbergia zebrina, Nerina rosea, Nepenthes Raiflesiana, Dae- monorops fissus u. m. a. aus dem Garten des Advocaten Traversi*) (Gärtner Ri- gamonti); — ein aus Samen gezogener Cupressus torulosa mit panachirten Nadeln aus dem Garten der Dr. Longhi; — kräftige Ficus elastica aus dem Garten der Frau von Spech-Gavazzi (Gärtner San- tamaria); Begonia grandiflora und Arum odoratissimum in prachtvollen Ex- emplaren aus dem Garten des Dr. Mylius (Gärtner Giudiei); — Paneratium specio- sum aus dem Garten des Hrn. Taverna (Gärtner Galbiati) u. =. f. Blumenbouquets von eleganter Form waren mehrere vorhanden, dann Bouquets aus getrockneten, künstlich gefärbten Blu- men, welche an Frische und Farbenpracht mit auswärtigen Producten ohne Scheu in Concurrenz treten könnten, hat Hr. Berti zum ersten Male zur Anschauung gebracht, da bis daher solchartige Erzeugnisse aus Tirol und Deutschland gebracht wurden. Zu erwähnen sind auch die verschieden- *) Der Garten des Hrn. Traversi ist reich an vielen andern sehr werthvollen Pflanzen: Tilandsia tigrata, Platicerium grande, Anthurium velutinum, Daemonorops palembanica, Zamia Lehmani u. m. a. — nur ist zu bedauern, dass der Besuch die- ses Gartens so sehr erschwert wird. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ee = P x - ) Le % » NE artigen Blumentöpfe aus der Fabrik der Gebrüder Cerri in Mailand — es werden deren Töpfe in dreierlei Sorten erzeugt, ohne Rand, mit Rand und deren mit Rand- und Bandstreifen; zu ersteren gehören die kleinen Töpfe mit einer oberen Weite von 4 bis 14 Ot. ; — die mit Rand haben ein obere Weite von 15 his 35 Cent., und die letzteren von 95, 40, 45 bis 90 Cent. Weite sind na- mentlich für Limonien bestimmt, anstatt der hölzernen Kübel. — Für Appartements und sonstigen Decorationen, wozu man früher glasirte Töpfe gebrauchte, erzeugt die Fa- brik Töpfe und Körbe von sehr eleganten Formen, zur Cultur verschiedener Trades- cantien u. a. Pflanzen sehr geeignet. Obst. Wenn auch Pomona wenige kepräsentanten vorwies, so waren diese — Birnen, Aepfel, Mispeln, Tafeltrauben, Al- kekengi etc. von besonderer Schönheit. Von Interesse war ein »Calville Garibaldis aus dem Garten Realini (Gärtner Balabio), eine Winter-Birne »cento doppie«, ein Sämling gezogen im Garten Sola Busca (Gärtner Anzani); diese Birne im Sep- tember gepflückt, erhält sich geschmack- voll bis Ende Januar, sie hat ein dichtes, festes, süsses Fleisch und eignet sich be- sonders als Kochbirne, zu Confecturen, we- niger als Tafelobst; bei ihrer Reife ist sie von schöner goldgelber Farbe mit hie und da röthlichten Flecken, sie wird bis zu 300—350 Gramm schwer; die Tafeltrauben erregten hohes Interesse wegen ihrer Frische und besonderen Geschmacks, Gärtner An- . un = a zani conservirt solche Trauben nach einer wohl schon bekannten aber noch immer zu wenig befolgten Methode, nämlich die mit Trauben behängten Rebstücke werden in irdenen oder gläsernen Gefässen mit 5 Theilen Wasser und 1 Theile feingestos- sener Kohle gegeben und in einem dun- kein von der Luft geschützten Locale aufbewahrt. Modelle von Obstbaumschnitt waren eingesendet von Hrn. Durand aus Bourg la Reine bei Paris. Gemüse. Prachtvolle Spargeln, der so beliebte und auswärts so gesuchte Choux de Milan, dann Endivie-Salat schön ge- kraust, ohne Stengel (d. g. Scarola), Ci- IV. Literatur. chorie, Möhren namentlich die Wintersorte, lang, sehr zuckerhaltig; Paradiesapfel in verschiedenen Formen und Grössen (bis zu v1. 1) Schlagintweit’s Reisen in In- dien u.Hochasien. (Fortsetzung). Im VI. Cap., welches eine Beschreibung des Tieflandes und des Gangesgebietes der Präsidentschaft Bengalen enthält, schildert Schl. auch die Culturverhältnisse dieses Landes: unter den Culturpflanzen sind In- digo, Opium und Hanf besonders her- vorzuheben. Die Cultur des Irdigo um- fasst noch ausser Bengalen einen grossen Theil von Hindostan mit Einschluss von. Audh; im Brahmaputrathale, in Assam, sind die Alluvionen des Flusses nicht ganz so fruchtbar, es scheint dies auch auf die Qualität des Indigo von erkennbarem Ein- flusse zu sein. schiedenheit der Indigocultur und des Werthes der Präparate in den übrigen in- dischen Provinzen, zum Theil auch dess- halb, weil die eultivirten Arten nicht die- selben sind. — Die Anlage der Indigofel- der erfordert tiefes Pflügen des Bodens und ist nicht mühelos; überdies ist auch die Menge des Ertrags in den verschiedenen Jahren sehr ungleich, da so häufig kleine Veränderungen in dem Eintritt der Regen- zeit hinreichen, zerstörend auf den Farbe- stoff einzuwirken. Die Pflanze wird näm- lich im Juli, in der Höhe der Regenzeit, während sie blüht, geschnitten und ge- sammelt,- und die Wurzeln, welche in trockenem Boden perennirend sind, werden gerade in den feuchten, aber besten Indigo- Lagen durch die klimatischen Verhältnisse zerstört, obwohl man auch hier dieselben im Boden lässt; für die Samenzucht wählt man etwas geschützte und trockenere Lage als die eigentlichen Felder es sind. Zum Noch grösser ist die Ver- 121 1 Kilog. in Gewicht). Sellerie und vieles andere war in sehr schönen Exemplaren reichlich vorhanden. Sr. Literatue. in Kübel mit kaltem Wasser gelegt, aber die ohnehin sehr hohe Temperatur des Wassers in diesen Breitegraden, 28 bis 29° C., hat dabei ebenfalls einen nicht un- bedeutenden Antheil. In der ersten Wasser- schicht bleibt die Indigopflanze liegen, bis sie macerirt ist, dann lässt man den trü- ben Färbestoff, der auch viele Stücke, mehr oder weniger gross, von Rinde und Bast, nebst zerkleinerten Blatt- und Blüthen- theilen enthält, in ein zweites Becken ab- laufen und hier beginnt nun ein eigen- thümliches Peitschen der Oberfläche mit Ruthen, welches den an grösseren Theilen adhärirenden Färbestoff möglichst trennen soll. Der letztere senkt sich nun auch vollständig zu Boden, wird dann in ein drittes Gefäss abgelassen, wo er sich nach kurzer Zeit sehr gleichmässig als dicke Schicht ablagert, worauf er in Filtern aus Zeug gesammelt in flachen Holzformen an der Luft im Schatten getrocknet wird. — Die Menge des Indigo, die jährlich von Indien in den Handel kömmt, beträgt im Mittel für die letzteren Jahre mehr als 11/, Mill. Pfund, doch ist sie bedeutenden Schwankungen besonders in der Vertheil- ung auf die verschiedenen Distriete unter- worfen, In Indien sind, ausser der Indigofera tinctoria, noch mehrere Indigoarten, be- sonders der wilde, I. paucifolia, auch als Arzneimittel im Gebrauche, zunächst gilt er als Mittel gegen Gift in Fällen aller Art; ferner wird die Wurzei in Milch ab- gekocht, als Purgativum angewandt, das Holz mit Rinde abgekocht, soll als Gurgel- wasser wirksam sein gegen Salivation Ausziehen des Farbestoffes wird die Pflanze | durch Quecksilbergenuss. 122 Während Indigo in Europa gar nicht vorkömmt und überdies für Erfolg ein heis- ses und zugleich feuchtes Tropenklima er- fordert, sind der Hanf und die Mohn- pflanze, welche nebst dem ebenfalls sehr verbreiteten Tabak in Indien die grösste Menge narkotischer Stoffe liefern, dieselben Pflanzen, welche auch bei uns gebaut werden, ohne dass jedoch Hanf und Mohn in Europa eine solche Entwickelung erreichten, dass sie zu narkotischen Prä- paraten benützt werden könnten. Die indische Cannabis sativa ist in Grösse und Habitus mit unserem Hanfe in Europa ganz identisch; nach beiden Län- dern kam die Pflanze ursprünglich aus Per- sien. Der Unterschied liegt darin, dass der Hanf in Europa nur Spuren jenes nar- kötischen Harzes zeigt, das in Persien uud Indien den vorzüglichsten Werth der Pflanze bedingt; zugleich gilt auch die Faser der Pflanzen in warmen Klimaten als besonders haltbar, wenn auch etwas weniger fein als da, wo die Pflanze des kühleren Kli- mas wegen nicht so üppig sich entwickeln kann. Die verschiedenen Präparate, mit dem allgemeinen Namen die »Bhang« be- zeichnet, werden sowohl gekaut als ge- raucht, aber am Häufigsten mit etwas Pfeffer gemischt, als Infusion genossen. Ungleich wichtiger noch ist die Production des Opiums. Die Flächen der grössten Opiumeultur sind die in der Präsident- schaft Bengalen, und zwar die Districte von Bahar, Patna und von Maiva. Der Werth der Opiumeultur als Einnahmequelle für das Gouvernement hat sich als ein über alle Erwartung grosser ergeben und wurde | im Budget von 1865 zu 74 Millionen Rupis im Jahre veranschlagt. Ebenso wie der Hanf für die Bhang- Präparation, ist auch die für die Opium- bereitung benützte Mohnpflanze identisch mit der europäischen: Papaver somniferum L. Aber das tropische oder wenigstens suptropische Klima ist es, welches wesent- lich nothwendig ist, um eine genügende | Menge des narkotischen Stoffes zu liefern; zugleich ist eine gute Bodenqualität erfor- derlich. In Indien wird ausschliesslich die | f t a a a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ir weissblühende Mohnpflanze angebaut. Der Saft wird dadurch gewonnen, dass in die Samenkapseln oder Mohnköpfe Einschnitte gemacht werden, bald nachdem die Pflanze verblüht hat. Man bedient sich dazu eines kleinen Instrumentes, das 3—4 parallele Schnitte macht, die eben bis an die innere Wand des Mohnkopfes eindringen, ohne auch die letztere noch zu zerschneiden, die Einschnitte werden des Abends ge- macht, der ausgeflossene Saft, »das Opium wird am folgenden Morgen abgehoben. Dieses Einschneiden wird an jeder Pflanze mehrmals wiederholt, bis das Ausfliessen des Saftes aufhört. Der Mohnsaft der nach dem Abstreifen rasch sich verdichtet, wird in Indien theils zu flachen Opium- kuchen, theils zu runden Ballen geformt; die er,teren, 11/, bis 4 Pfund schwer und aussen mit zarten, weissen Blüthenblättern belegt, sind das Opium der besten Sorten. Runde Ballen werden aus Substanz von geringerem Werthe gemacht, meist an 2 Pfund schwer. In dieser Form findet man das Opium meist in den indischen Bazars, während die rechtwinklig geformten Stücke weit durch den Seehandel verführt werden, am Meisten nach China. Im VII. Cap. schildert Sch. die Ganges- und Jamna-Gebiete von Hindostan und er- wähnt dabei auch die indischen Gärten mit ihrem Reichthume an üppigen Blu- menbeeten und mächtigen schattigen Baum- gruppen, besonders der hohen und lang- ästigen Tamarinden (Tamarindus inrdica L.), welche, wenn zu ihrer vollen Grösse ent- wickelt, zu den schönsten indischen Bäu- men gehören; auf p. 352 bespricht er die Culturverhältnisse dieses Gebietes und spe- ciell die in den Gärten von Saharanpur gemachten Versuche mit der Theepflanze, den amerikanischen Baumwollensorten und der Hopfencultur, von welchen die beiden ersteren schon eine hohe Wichtigkeit für Indien erlangt haben, während die Hopfen- cultur erst bei einem Klima von 4000 bis 5000 Fuss Höhe mit Sicherheit Erfolg ver- spricht. Das VII. Cap. enthält eine Beschreib- ung des Panjab’s und der westlichen Pro- IV. Literatur. vinzen und gibt uns eine sehr anziehende Beschreibung (und Abbildung) der hüb- schen Palmenrhaine bei Multan, welche aus Dattelpalmen bestehen. die in Indien, auch da, wo ihr Obstertrag nicht mehr ge- sichert ist, vorzüglich als Zierde für Gär- ten und öffentliche, auch heilige Orte ge- pflanzt werden. Im IX. Cap. schildert Sch. Assam, das mittlere Stromgebiet des Brahmaputra und die von den Gebrüdern hier gemachten Fahrten zu Wasser und zu Lande, Unter den Pflanzen-Producter von Assam sind beson- ders wichtig: der Indigo, welcher hier nicht nur aus Indigofera tinctoria, sondern auch aus I. caerulea und I], pseudotinctoria ge- wonnen wird, dann ein rother Farbstoft, das s. g. Madder-Roth oder »Manjit<, wel- ches aus der Wurzel der Rubia cordifolia gewonnen wird, ferner der Lac-Firnissstoff, d. h. die Inerustationen, welche von dem Infectte Coceus lacca auf verschiedenen indischen Bäumen in der Form einer die dünnen Zweige umgebenden Röhre ange- setzt werden und die in Europa zu Siegel- lack und Firnissen verwendet wird. Be- sonders wichtig sind jedoch die Theepflanz- ungen von Assam. Schl. fand die Thee- pflanze, welche im oberen Assam wild vor. kommt und von den Assam umgebenden Aboriginerstämmen zur T'heebereitung be- nützt wird, ebenfalls wild in einzelnen Jangels bei Tezpur als Gesträuch von 5— 8 Fuss Höhe mit Stämmchen von 1— 11/ Zoll Durchmesser. Die Cultur der Pflanze, welche seit dem J. 1834 betrieben wird, hat bereits gute Qualitäten erzielt und das mit Thee bepflanzte Areal betrug im J. 1862 654 Acres, worauf 193000 Pfd. Thee, im Werthe von 72800 Rupis producirt wur- den. In den letzten Jahren hat sich die Theecultur auch über viele Vorberge in den ersten Stufen des Himalaya ausge- dehnt, die dem assamesischen Klima etwas ähnlich sind; doch wird, wie Schl. bemerkt, die Anbaufähigkeit des Thees überschätzt, und zwar selbst von den indischen Behör- den, D Im X, (und letzten) Capitel des I. Ban- des schildert Schl, das Khassia-Gebirge, den 123 Aufenthalt in Cherra und die Route durch das Innere, die Aboriginerragen der Ge- birge und der benachbarten Tiefländer, Klima und Vegetationscharakter. Wir ent- nehmen dieser Schilderung folgende Haupt- züge: die Vegetation, die so unmittelbar mit den Feuchtigkeitsverhältnissen sich ver- bindet, ist in den Thalsohlen des Khassia- Gebirges, auch auf jenen Stufen der Ab- hänge, die etwas tiefer liegen, sehr üppig, aber auf den Hochebenen und an steilen Abhängen ist der Effect des Regens dieser, dass die Humusdecke fast überall fehlt, wo nicht locale Vertiefungen sie schützen. Selbst der Sand, der hier unmittelbar durch die Verwitterung u. das Zerfallen des Gestei- nes sich bildet, wird fortgeschwemmt, und die kahlen Felsen würden den Charakter der »Stein-Wüste« noch deutlicher zeigen, als man ihn in den centralen Theilen Afrika’s findet, wenn nicht bei der geringen Aus- dehnung solcher Stellen die Nähe von schön gestalteten, häufig üppig bewachsenen Hügelreihen das allgemeine Bild wesent- lich verändern würde. Reichliche locale Anhäufung von Humus begünstigt sogar dass die Vegetation zu einer mehr als ge- wöhnlich mannigfaltigen sich entwickelte. Wallich’s, und besonders Hooker’s wich- tige Sammlungen und seine Himalayan Journals haben zuerst darauf aufmerksam gemacht, Wesentlich in Folge der allge- meinen grossen Feuchtigkeit ist der Cha- rakter der Pflanzenwelt noch ein ganz tro- pischer. Ungeachtet einer mittleren Breite von 251/, bis nahe 27 Graden lässt sich die Vegetation am besten mit der malayi- schen vergleichen, mit mehr als 20 Arten von Palmen und einer sehr grossen Anzahl immergrüner Dicotyledonen. — Der zweite Band (Jena, 1871) behandelt Hochasien und zwar den Himalaya von Bhutan bis Kashmir und enthält 473 Seiten Text, mit 7 landschaftlichen Ansichten in Tondruck und 3 Tafeln topographischer Gebirgspro- file. Im 1. Cap. werden die Gebirgssysteme, die Reiche und Racen Hochasiens ein- gehend besprochen, während das 2. Cap, eine Darstellung des Buddhismus, seines Ursprungs und seiner Ausbildung in Indien 124 und seiner gegenwärtigen Form in Hoch- asien enthält. Das 3. Cap. behandelt Bhu- tan, die Gebiete der Khanpo-Bhots und des Dera Dharma Raja und schildert die Tarai, das feuchte Vorland des Himalaya, deren Fieber unter dem Namen der Jangel-Fie- ber nur zu wohl bekannt sind und deren Miasmen hauptsächlich vegetabilischen Ur- sprungs sein mögen, da Sch]. überall grosse, der Verwesung preisgegebene Baumstämme fand, unter andern einen mächtigen Sal- baum, der so vollkommen morsch auf der Erde lag, dass er den Ladestock seiner Flinte, fast ohne Widerstand zu fühlen, der ganzen Länge nach hineindrücken konnte, dessen ungeachtet, liess sich die Form des Stammes, auch der Beginn der ersten grossen Aeste noch erkennen; die Wurzeln und der unterste Theil des Stam- mes hatten dagegen ihre Form verloren, nach dieser Seite endete der Stamm in eine Abflachung, einem kleinen Schlamm-Delta nicht unähnlich. — Im östlichen Theile der Bhutan-Tarai’s fand Schl. unerwartet grosse Lücken der Vegetation, überall nämlich, wo frisch angeschwemmtes grobes Gerölle in der letzten Regenzeit sich abgelagert hatte; Gruppen der ersten Gesträuche wa- ren hervorgetreten, aber lange nicht zahl- reich genug, um dem Eindruck üppiger Vegetation, den man der Lage wegen von der Tarai erwarten möchte, zu ent- sprechen. Selbst die gut bewachsenen Stellen be- dürfen etwas näherer Beobachtung, um den ganzen Reichthum ihrer Vegetationsdecke erkennen zu lassen, da man wegen der Menge dichten Unterholzes die Höhe der mächtigen Stämme, welche darüber empor- ragen, nicht hinlänglich hervortreten sieht. Das richtigste allgemeine Bild einer Tarai- Gegend enthält man, wenn man einen stei- len Abhang oder einen Felsen finden kann, welcher durch eine inselartige Stellung Ueberblick erlaubt; von Unten fehlt die Distanz wegen des Unterholzes im Vorder- grunde. Vom höheren Standpunkt aber sieht man mit Ueberraschung zahllose Stämme in Höhen von 100 — 120 Fuss die allgemeine Holzbedeckung des Bodens, die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ist, etwa 30—40 Fuss hoch zu schätzen überragen. Auf der Route zwischen Assam und Ti- bet fand Schl. die Bewaldung in Beziehung auf Arten der Bäume noch sehr mannig- faltig, aber das Auftreten derselben nicht sehr dicht. Meist sieht man nur isolirte bewaldete Abbänge und man findet dort vorzüglich Abies Webbiana und Pinus ex- celsa; in etwas tieferen geschützten Lagen ist die eigenthümliche langnadelige Föhre, die Pinus longifolia, häufig. Auch sehr ver- schiedenen Formen der grossblüthigen Rho- dodendren begegnet man zugleich mit den Coniferen; den Rhododendren am Günstig- sten sind Höhen von 6000 bis 8000 Fuss. Bei 10000 Fuss tritt fast überall absolute Baumlosigkeit ein, selbst grosse Gesträuche sind selten. Die oberen Grenzen der Holz- bildenden Gewächse liegen hier nicht so hoch, als z. B. in Sikkim, weil hier zu- gleich die Trockenheit mit dem Annäheren gegen die höheren Theile des Himalaya sehr rasch zunimmt. Im 4, Cap., welches eine Beschreibung von Sikkim und Nepal, der Region der grössten Erhebungen im Himalaya, enthält, finden wir eine Schilderung der Sikkim- Tarai mit ihrem Niederholz, das nur von Bambusen,, Salbäumen und Fächerpalmen (Borassus flabelliformis) überragt wird. Schl. beschreibt hier das Haus eines Ben- gali’s aus den ackerbauenden Kasten, wel- ches als Treibhaus für die Cultur der Pan- oder Betelpflanze (Piper Betel L.) benutzt wurde, die mit den Früchten der Areca- Palme und etwas Kalk den in Indien so verbreiteten Kau-Betel bildet. Die Menge des Panblattes, das in den südlichen Thei- len Asiens in Verbrauch kömmt, ist grös- ser als die Menge des Tabakes. Die Pflanze ist so specifisch ein Gewächs der Tropen, dass nur längs der Küste die Cultur der- selben im Freien möglich ist und auch dort wird sie gegen die zu grosse Besonn- ung, sowie gegen zu grossen Wärmeverlust durch Strahlung in klaren Nächten der Art geschützt, dass man sie unter hohen Bäumen pflanzt. Scheuernartige Hütten sieht man schon in Bengalen zur Cultur ange- V, Personalnotizen und Neuestes. wandt, welche trotz ihrer einfachen Bau- art ziemlich ausgedeht sind. Auch hier war das Innere der Betelpflanzung von überraschender Schönheit. Die anmuthi- gen Formen der Ranke, das helle Grün der dicht gruppirten Blätter bieten stets ein herrliches Bild, dessen Genuss nur durch die feuchte, beengend heisse Luft dieser Räume beeinträchtigt wird. Neben den Häusern sieht man hier wie überall in Bengalen und überhaupt in ganz Indien, die Banane sehr zahlreich, die Musa sapientum, wie Roxburgh bei der Bear- beitung des sehr artenreichen Geschlechtes sie benannte. Früher war der mehr allge- mein bezogene Name »Musa paradiesiaca< L., weil man glaubte, dass diese die ver- botene Frucht des Paradieses sei; auch für die »Traube, so gross, dass zwei Män- ner daran an einer Stange zu tragen hat- ten,< als sie zu Moses aus dem gelobten Lande gebracht wurde, musste sie Mauchem gelten. Als eine wichtige Frucht des tro- pischen und subtropischen Ostens ist sie als »Pala« von Plinius wohl zuerst mit Bestimmtheit erwähnt. Als Nahrungsmit- tel ist die Banane in Indien, von den Eng- ländern Plantain genannt, desshalb so ge- schätzt und verbreitet, weil bei einer Zu- sammensetzung, sehr ähnlich jener der Kartoffel, der Geschmack ein sehr ange- nehmer ist, in rohem und eingetrocknetem Zustande. Bei jeder Heirath wird neben der neuen Hütte oder auch in einem der Nachbargärten eine junge Banane gepflanzt. Ein solcher Stock kann an 20 Jahre hin- IV. 1) Aus Baku. Wir hatten beständig gelindes heiteres Wetter, einige Nachtfröste, in denen der Thermometer nicht unter — 2°R. fiel, ab- gerechnet. Levcoyen blühten, Marseiller Tazetten, Galanthus nivalis, Scilla sibirica, Personalnotizen 125 durch fruchttragend erhalten werden; so- bald die Frucht reif ist, wird der Stamm gefällt und der Stock treibt seitlich neue fruchttragende Sprossen. Getrocknet wird die Frucht an der Sonne in Schnitten. Es ge- schieht dies vorzüglich da, wo sie als Han- delsartikel die Grenzen ihrer Cultur leicht überschreitet. Aus Bombay, z. B. wurden in einem Jahre gegen 270 Centner ausgeführt. Unter den Nachbarländern gegen Norden ist die Banane als Handelsartikel etwas weni- ger wichtig, weil sie in Sikkim und Ne- pal wenigstens, noch bis zu 5000 Fuss Höhe, in sehr guten essbaren Varietäten vorkommt; in den mehr nordwestlichen Theilen des Himalaya beschränken die et- was kälteren Wintermonate die Cultur gu- ter Sorten. In den Umgebungen Pankabari’s, (auf der Route nach Darjiling), wo Schl. aus der Tarai herausgetreten war, gehört die Vegetation zu den üppigsten und mannig- faltigsten, die überhaupt vorkommen; es verbindet sich hier der beinahe noch tro- pische Charakter von Wärme und Feuch- tigkeit mit einem stetigen Zuströmen un- zähliger neuer Keime aus den Hochregio- nen. Haben auch verhältnissmässig nur wenige sich acelimatisirt (und dabei häufig als Varietäten erkennbar, ihre For- men geändert), so ist doch die absolute Menge der verschiedenartigsten Vegeta- tionselemente, so wie sie jetzt vorliegt, durch das Jahrtausende lange Fortwirken solcher Bedingungen, eine ungewöhnlich grosse geworden. (F. v. H.) und Neuestes. Hyacinthen und Crocus fingen an ihre Knospen zu öffnen, als am 15./27. Febr. starker N. N. Ostwind und mit ihm kalte rauhe Witterung mit Schneegestöber sich einstellte. Den 17. Febr./]. März war Alles be- 126 Gartenflora Deutschlands, sehneit, der Wind wehte mit grosser Hef- tigkeit, der Thermometer zeigte um 7 Uhr Morgens — 5° R. Den 18. Febr./2.März um 61/, Uhr früh — 8°’ R., eine Kälte, wie seit 11 Jahren nicht gewesen, der Wind fing an gegen Abend sich zu legen. Den 22. Febr./6. März hatte der Wind sich gelegt, das Wetter heiter, zu Mittag im Schatten — 2°R., in der Sonne +5°R. Der Schnee fing an zu thauen, gegen Abend stellte sich schwacher Südwind ein. Den 26. Febr./10. März thaute es auch im Schatten, den 4./16. März hatten wir im Schatten zur Mittagszeit + S’R., der Schnee war schon grösstentheils wegge- schmolzen, so dass ich schon jetzt einiger- massen beurtheilen kann, was durch die Kälte und durch den Schnee gelitten hat. Der Schnee hatte freilich nur mechanisch, durch sein Gewicht schädlich gewirkt, denn viele Bäumchen und Sträucher waren zer- brochen, oder deren Aeste abgebrochen. Zu diesen gehörten viele baumartige oder strauchartige 4—6jährige Leveoyenpflanzen mit zolldicken zum Theil noch stärkeren Stämmen. Einige 6— 8 jährige Spartium junceeum sind förmlich zerrissen. Durch den Frost hatten gelitten: Coronilla glauca, wenigstens die oberen, aus dem Schnee hervorragenden Theile, ein junges Exemp- lar von Beaufortia decussata, welches den vorigen gelinden Winter ohne jegliche Decke ausgehalten hatte; die von Schnee nicht bedeckt gewesenen Theile von Ni- cotiana glauca und Casuarina equisetifolia. Ob Acacia horrida und A. Farnesiana, Poinciana Gilliesi und P. regia nebst vie- len anderen holzartigen Pflanzen gelitten haben, kann ich jetzt noch nicht entschei- den. Dagegen haben einige andere Pflan- zen, von denen es kaum zu erwarten ge- | wesen wäre, die Kälte, freilich unter schütz- ender Schneedecke ausgehalten. Zu diesen | letzteren gehören z. B. Helichrysum fruti- | deren breite behaarte Blätter aus dem aufthauenden Schnee mir freudig ent- | cans, gegenlächelten. Primula praenitens und Cineraria hybrida haben auch nicht gelit- ten, beide haben Knospen. Von Zwiebel- Russlands und der Schweiz. gewächsen haben blos Antholyza, Ixias Sparaxis und Tulbaghia alliacea ihre Blät- ter eingebüsst, alle übrigen, die schon Blät- ter hatten, scheinen nicht im Geringsten gelitten zu haben, und diejenigen der här- teren Zwiebelgewächse, die schon Knospen hatten, öffnen sie jetzt. So eben erzählte mir ein Reisender, der aus Eriwan über Tiflis hierher kam, dass auf der ganzen Strecke Schnee liegt und in Tiflis die Kälte — 150 R. betragen ha- ben soll. Die hiesigen Einwohner, die sich wäh- rend der Kälte kaum aus ihren Häusern herauswagten, prophezeien, dass in diesem Jahr eine vorzügliche Ernte sein wird. Dieses scheint auch sehr wahrscheinlich, denn durch den aufthauenden Schnee dringt die Feuchtigkeit tiefer als durch Regen, der hier gewöhnlich viel zu sparsam fällt, und bei der Reichhaltigkeit des hiesigen Bodens an Kali, Kalk und Phosphorsäure, den drei wichtigsten mineralischen Nähr- stoffen der Pflanzen, ist bei hinreichender Feuchtigkeit die Ernte hier stets enorm. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anregen, Versuche zu machen, welche Pflanzen Kalk (kohlensauren Kalk) vertragen, welche nicht, Ich kann hier dergleichen Versuche nicht anstellen, weil hier die Erde, daher auch der Staub, stark kalkhaltig ist. Vor einigen Jahren verschrieb ich einige Ca- mellien und Azalea indica in Töpfen, auch zugleich Erdezum, wenn nöthigen Umpflan- zen, nach 11/, Jahren waren alle ausge- gangen, obgleich ich sie stets nur mit Re- genwasser begossen hatte. Ich schreibe das Absterben dem hiesigen, stark kalk- haltigen Staube zu, denn die Azalea star- ben zuerst, die Camellia erst später, so dass es scheint, dass Camellien doch noch etwas Kalk vertragen können, was bei Azalea im geringeren Grade der Fall zu sein scheint. Mit Erieen, Epacris und Daphneen habe ich keine derartigen Ver- suche machen können, die übrigens auch keinen Werth haben, so lange die Ver- suche nicht in grösserem Maasstabe pa- rallel mit anderen Exemplaren derselben Art unter sonst gleichen Umständen nur 2 - schmücken diese Stellen. IV. Personalnotizen und Neuestes. mit dem Unterschiede, dass zur Erde der einen Versuchsreihe möglichst kalkfreie Erde, zu der anderen Versuchsreihe dage- gen dieselbe Erde, nur mit Zusatz von 1—2pro Cent kohlensauren Kalk (in Form von Kreidemergel, Kreide oder fein zer- stossenem Kalkstein) angewandt wird. Dass wirkliche Torf- oder Haidepflanzen keinen Kalk vertragen können, davon habe ich mich schon vor ohngefähr 15 Jahren über- zeugt. Im Gouvernement Orel, im Kreise Bränsk, sind sowohl Torfmoore als auch vorzüglich in und bei Kieferwäldern, Hai- den, oft grosse Strecken fast nur mit Cal- luna vulgaris bedeckt. Dicht dabei, öfters auch in ihnen rasenartig, siud Plätze, die eine ganz andere Vegetation zeigen. Ver- schiedene Geranium, Scorzonera purpurea und andere charakteristische Kalkpflanzen Gräbt man die obere Schicht Erde hinweg, so findet man in geringer Tiefe Kreidemergel mit Kopro- lithen, der hier ausgegraben und zu land- wirthschaftlichen Zwecken (namentlich zur Düngung der Runkelrübenfelder) gebraucht wird. Mehrmals habe ich an solchen Stel- len bemerkt, dass von den aufgeworfenen Hügeln Kreidemergel ein Theil durch Re- gen auf mit Calluna bewachsenen Haiden abgewaschen war, so dass die Erdober- fläche ganz weiss wurde. Die Folge da- von war, dass zuerst das Haidekraut aus- sergewöhnlich stark blühte, bis zum näch- sten Jahr jedoch abgestorben war. Aus meinen bisherigen Versuchen geht hervor, dass viele Myrtaceen und Diosmeen, die gewöhnlich in einem Gemisch von Haide- erde, Torferde unter Zusatz von Sand und lehmiger Rasenerde (die übrigens je nach | den Gegenden bald fast kalkfrei, bald kalk- Erde nicht nur vertragen, sondern bei Kalkgehalt der Erde entschieden üppiger wachsen, als wenn die Erde so wenig koh- lensauren Kalk enthält, dass sie mit Was- Salpetersäure oder Salzsäure nicht auf- braust. Solche Versuchsculturen könnten Vie- len von grossem Nutzen sein, 127 Unter den Pflanzen, die in grösseren Massen landwirthschaftlich ceultivirt wer- den, scheinen keine zu sein, die keinen Kalk vertragen können. Denn selbst Buch- | waizen, der ja von der Cultur in Haidebo- den den Namen Haidekorn erhalten hat, verträgt einen ziemlichen Kalkgehalt der Erde. Baku, den 8./20. März 1874. W. Eichler, 2) Aus der Krim. Die Krim hat einen bösen Winter durchgemacht, indem der Thermometer bis auf — 13° R, herab- sank. Dazu kam, dass gar kein Schnee lag, so dass viele dort sonst durchaus harte Pflanzen, wie Photinia, Viburnum japonicum, V. Tinus, Evonymus japonica, Escallonia glutinosa bis zur Wurzel ab- froren, Aus dem Botanischen Garten in Nikita berichtet der Obergärtner Herr Claus- sen, dass viele Tausende junger Pflanzen, die Früchte 3jähriger Arbeit und Mühe, ganz erfroren sind. Während so der Süden Busslands und des übrigen Europa einen sehr harten Winter hatten, war der Winter in Peters- burg ausserordentlich mild, nur einmal für wenige Stunden — 18° R., ausserdem sel- ten unter — 12° und lange Zeit schwan- kend zwischen + 1° bis — 6 R. Es scheinen demgemäss die kalten Nord- ströme grossentheils über Asien nach dem Caucasus und dem Süden Europas abge- flossen zu sein, während Petersburg den grössten Theil des Winters‘ hindurch süd- westliche Windströmungen hatte. Dagegen stellte sich das Frühjahr spät in Petersburg ein, und jetzt zu Anfang haltig ist) eultivirt werden, Kalkzusatz zur | APril (n. St.) fährt man noch mit Rädern über die Newa und der Schnee beginnt eben erst zu weichen. (E. R.) 3) Blumenausstellung zu Halle. ER \ ı Solche findet vom 25.—28. April statt und ser gehörig durchfeuchtet, bei Zusatz von | zwar im Grossen Saale des neu erbauten Schützenhauses. (E. R.) 4) InternstionaleAusstellungiin Florenz. Die Ausstellung findet in dem 128 Gebäude des Neuen Central-Marktes, ein 70 Meter breites und 80 Meter langes, ganz mit Glas gedecktes Gebäude. Nach den neuesten Berichten werden auf der Ausstellung alle Erdtheile reich- lich repräsentirt sein. Alle Eisenbahngesellschaften Italiens haben ihre Preise für Theilnehmer an der Ausstellung und zur Ausstellung bestimmte Gegenstände reducirt. Dazu hat man sich freilich die betreffenden Legitimationspa- piere vorher zu verschaffen. Der Termin zur Anmeldung als Aus- steller etc., ist bis zum 15. Mai verlängert worden. (E. R.) 5) Baron Ferd. v. Müller, ist nach- dem er von der Direction des Botanischen Gartens in Melbourne zurückgetreten war, als Professor der, Botanik an der Univer- sität zu Melbourne und zugleich auch noch als Botaniker des Gouvernements angestellt und zwar mit einem Gehalte von 800 Liv. Strgl. In Adelaide wird im dortigen Bota- nischen Garten ein grosses neues Palmen- haus erbaut. (E. R.) 6) Baron F.v. Müller in Melbourne hat sich, seitdem er die Stelle als Direc- tor des dortigen Gartens niedergelegt, mit seiner ganzen Energie der Erforschung der Flora Neuhollands gewidmet, Im Januar dieses Jahres machte der- selbe eine Reise in die Hochalpen Neuhol- lands und entdeckte da wieder manche neue Pflanze für die Flora dieses Erdthei- les. So fand er auch die herrlich duftende Boronia megastigma und die schöne Mir- Gartenflora Deutschlands, Russlands’und der Schweiz. belia oxyloboides am Fuss der Alpen und brachte von beiden auch Samen mit. Diesmal vom Westen kommend, durch- forschte F. Müller das Gebiet des Hume- Flusses. Dort entdeckte er eine neue Form von Correa Lawrenciana mit rothen Blumen, die eben so schön als Correa spe- ciosa, aber viel reichlicher Blumen trägt, bis 20 Fuss hoch wird und auch mit grös- seren Blättern versehen ist, so dass diese Pflanze einen wichtigen Zuwachs für un- sere Kalthäuser abgeben wird. Ausserdem fand Müller eine Menge Pflanzen süd- licherer Breiten, in diesem Gebirgslande, wie das in den Alpen der nördlichen Halb- kugel mit den Pflanzen höherer nördlicherer Breiten der Fall ist, und ebenso entdeckte er manche ganz neue interessante Pflanze, so eine neue Grevillea, Stockhousia, Ber- tya u. 8. f. (E. R.) 7) Herr. Ed. Bureau, der Verfasser des Monographie der Bignoniaceen, ist zum Professor am Museum der Naturgeschichte zu Paris und zum Director der Herbarier daselbst ernannt worden. Ein sehr be- deutendes Herbarıium, welches derselbe selbst besass, ist von demselben theils dem Museum d’histoire naturelle, theils seiner Vaterstadt Nancy zum Geschenk überge- ben worden, (E. R.) 8) H. Jäger, unser lieber und allge- mein geachteter Mitarbeiter ist seit Früh- jahr 1873 zum Hofgarten-Inspector in Eisenach ernannt worden. Verschiedene andere demselben angebotene Stellungen wurden von demselben abgelehnt. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Calochortus Gunnisoni Wats. $. Krelagi Rgl. (Siehe Tafel 793.) Liliaceae. Im letzten Jahrgange der Garten- flora (1873 pag. 213) gaben wir die Beschreibung und die Geschichte der Einführung des beistehend abgebildeten schönen Zwiebelgewächses des Colo- rado-Territoriums des Westens der Ver- einigten Staaten Nordamerikas. Die beistehende Abbildung liess Hr. Krelage nach den bei ihm blühenden Pflanzen machen. Diese Abbildung weicht inso- fern von unserer früher gegebenen Be- schreibung ab, als die innern 3 Blu- menblätier auf der Abbildung mit kur- zer vorgezogener Spitze erscheinen, während wir solche als vorn abgesiutzt beschrieben haben. Wir fertigten un- sere Beschreibung nach frischen Blu- men an, die Hr. Krelage uns einzusen- V. 1874. den die Güte hatte, welche freilich mit theils zusammengekrümmten Blumen- blättern bei uns ankamen. Möglich, dass wir uns in Folge dessen geirrt haben, möglich aber auch, dass die 3 äusseren Blumenblätier, in Folge theil- weiser Zurückrollung des obern Ran- des vom Künstler, der solche nur vom Gesichtspunkte des Zeichners auffasste, die Darstellung der beistehenden Ab- bildung erhielten, so dass Solche aus- gebreitet, die von uns beschriebene Form wirklich besitzen würden. Wir neigen zu der letztern Ansicht, da sol- che bei der gleichfalls dargestellten nicht ‘geöffneten Blume, ebenfalls vorn abgestulzt erscheinen, (E. R.) 130 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. b) Abutilon Darwini Hook. 8. trinerve. (Siehe Tafel 794.) Malvaceae., Frutescens, molliter velulino-lomen- tosum; stipulis parvis, subulatis; foliis longe peliolatis, basi profundo cordatis, 5—9 nerviis, plerumque trifidis, lobo intermedio elongato acuminato, lobis lateralibus abbreviatis obtusis v. bre- viter acuminalis, (teste Hookero inferi- oribus palmatim quinquefidis) crenatis, (erenulatis v. denticulatis cfr. Hook.); floribus axillaribus, solitariis v. rarius binis (I—3 nis cir. Hook.), gracile pe- dunculatis, nutantibus; pedunculis uni- floris sub apice articulatis, circiter d c. m. longis, petiolo duplo brevioribus; calyce campanulato, 5-fido, lobis lan- ceolatis, 3-nerviis, calycis tubo duplo longioribus, corolla duplo brevioribus; corolla campanulala; petalis obovalis, obtusis, auranliacis, sanguineo-venosis; stylo apice 5—7-fido.. — (Hook. Bot. Mag. tah. 5917). Wir haben den beistehend abgebil- deten schönen Strauch, der schon als kaum 3 Fuss hohe Pflanze seine schö- nen nickenden Blumen in reichlicher Menge entfaltet, aus Samen erzogen, den uns Herr Gautier aus St. Catherine in Brasilien einsendete. Aus dem gleichen Districte Brasiliens stammt Abutilon Darwini D. Hook., welches 1871 tab. 5917. .des Botanical Magazines abgebil- det ist. Nach Hooker’s Beschreibung erreicht die Pflanze, welche derselbe vor sich hatte, durch ungetheilte 3-lap- pige oder 5-lappige Blätter (während unser Exemplar keine ö-lappigen Blät- ler trägt), sowie ferner durch nerven- lose Kelchzähne ab, während unsere Pflanze 3-nervige Kelchzähne trägt. Nach der Abbildung sind die Blüthen- stiele und Kelchzähne viel kürzer und die Stipeln viel grösser und breiter, sowie ferner die Seitenlappen der Blät- ter viel länger und die Zahnung spitzer als bei unserer Pflanze. Wenn wir nun unsere Pflanze als Form mit A. Darwini Hook. vereinigen, so ihaten wir dies deshalb, weil die Angabe Hooker’s, dass die Kelchzähne nervenlos seinen uns von Hooker selbst berichtigt ward *), weil ferner Beschreibung und Abbildung Hooker’s nicht übereinstimmen, insofern Hooker die kurz gezeichneten Blüthenstiele als gracil beschreibt, und die auf der Ab- bildung scharf gezähnten Blätter von Hooker als klein gekerbt oder gezäh- nelt beschrieben werden. Ferner wech- seln die Abutilon-Arten sehr in der Form der Biätier, auch kommt Form und Färbung der Blumen unserer Pflanze ganz mit der auf Hooker’s Abbildung überein, sowie endlich auch unsere Pflanze aus der gleichen Provinz Bra- siliens eingeführt wurde, wie Hooker’s Pflanze. Wir können das Abutilon Darwini als eine der schönsten Arten dieser Gattung empfehlen, da es leicht und dankbar blühet und seine Blumen im *) Dr. Dalton Hooker theilt uns auf unsere Anfrage mit, dass sich im Herba- rıum zu Kew 2 Formen von A. Darwini finden, von denen die erste undeutlich 1- nervige, die zweite deutlich 3-nervige stei- fere Kelchzähne besitze. I. Originalabhandlungen. Mai und den Sommer hindurch in reich- 131 dazu eignen im Sommer als schön- licher Menge entwickelt, Cultur im tem- | blühende Pflanze ins freie Land ge- perirten Warmhause. Dürfte sich auch | pflanzt zu werden. (E. R,) c) Spyridium globulosum Benth. et Hook. (Siehe Tafel 795. Fig. 1.) Rhamneae. Spyridium Benth. et Hook. Gen. pl.1., 382. Fenzl. in Hüg. Enum. pl. Nov. Holl. 24. Flores sessiles, in capitulo bracteis fuseis imbricatis cincta cungesti. Caly- cis tubus adnatus v. superne supra ovarium infra discum liber, limbus us- que ad discum quinquepartitus, lobis persistentibus. Petala 5, cucullala, an- theras foventia, Stamina 5, filamentis brevissimis; antherae parvae, ovoideae v. globoso-didymae, intra petala inclu- sae. Discus annularis v. in glandulas 5 divisus, ad basin calycis loborum ovarium cingens v. ab hoc distans. Ova- rium inferum, triloculare; stylus integer v. minute tridentatus. Capsula calyeis lubo inclusa, lobis persistentibus coro- nala, apice trivalvis, coccis membrana- ceis v. rarius cruslaceis indehiscenlibus v. rarius intus bivalvibus. Semina Po- ma derridis, — Frutices, indumento Po- maderridis. Folia saepius parva, plana v. marginibus revolutis. Stipulae fu- scae, adpressae, persistentes, glabrae v. dorso tomentosae. Florum capitula nunc in cymas, nunc in glomerula ca- piluliformja composita folia parum ex- cedeniia disposita. Folia floralia sae- pius 1, 2 v. plura, ad capitula exleriora cymae v. glomeruli disposita, caulinis saepe breviora ei latiora, magis lo- mentosa et longius petiolata, capitulo quasi petiolo inserto. Species fere 25, Benth. Fl. Austral. 1. 425, omnes in Australia extratropica crescentes, pleraeque ab auctoribus in Trymalium et Cryptandram distributae. Spyridium globulosum Benth. et Hook. Trymalium globulosum Fzl. in Endl. pl. Hüg. 26. Reissek in Lehm. pl. Preiss. II, 279. Walp. Ann. bot. 1I., 270. Cryptandra globulosa Hook. fil. FI. Dasm. I. 1. Kt. Pomaderris polyantha Steud. in Lehm. pl. Preiss, I., 182. Pomaderris pyrrhophylla Steud. 1. c. Pomaderris aemula Steud. 1. c. Pomaderris globosa G, Don. in Loud. Hort. brit. 84. Ceanothus globulosus Labill. Nov. Holl. l:, 61.6.80. Ramulis junioribus stellato-tomentel- lis calvescentibus; foliis elliplicis lan- ceolalis oblongisque, supra glabris, subtus lomentoso-canis; cymis divari- catis pedicellis glomerato-capilatis; pe- talis longe unguiculatis; calycis frucli- feri laciniis conniventibus. Spyridium globulosum erhielt der hiesige Garten in Samen von Wien | unter Trymalium globulosum und von 9* 132 Paris unter Pomaderris globulosa. Beide Pflanzen stimmen vollständig mit ein- ander überein und gehören nach den Untersuchungen des Assistenten am botan. Garten Hrn. Dr. Prantl zur Gatt- ung Spyridium Benth. et Hook. Dr. Prantl spricht sich darüber folgendermassen aus: Von Bentham und Hooker werden zur Gatlung Spy- ridium alle diejenigen Arten von Try- malium (und Pomaderris) der übrigen Autoren gezogen, welche sitzende Blü- then in dichte, von roihbraunen Brac- teen umhüllte Köpfchen vereinigt Ira- ‘gen. Nach der früheren Begrenzung bei Reissek (Linnaea 29 p. 283) ent- hält Spyridium nur Arten mit solchem Blüthenstande; die Blüthen dieser Spy- ridien sollen weitaus die kleinsten unter den verwandten Gatiungen sein; Spy- ridium Reiss. unterscheidet sich von Trymalium durch den Discus, welcher der Kelchröhre anhängt, während er bei Trymalium den Fruchtknoten umgibt. Von den in unserem Garten vertre- tenen Arten Trymalium globulosum, phlebophyllum und Billardieri, welche zufolge des Discus und der grossen Blüthen zu Trymalium Reiss. gehören, fallen die beiden ersteren unter Spy- ridium Benth. et Hook. wegen des Blüthenstandes. Allerdings wird dadurch eine habi- tuelle Eigenthümlichkeit bedingt, wel- che die generische Trennung rechtfer- tigt; Trymalium Benthb. unterscheidet sich dann von den habituell ähnlichen | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pomaderris durch die Gestalt der Kro- nenblätter. Allein die Diagnose des Genus Spyridium bei Bentham und Hooker ist dann nicht ganz richtig; denn auf unser $. phlebophyllum so- wohl, als S. globulosum passt der Aus- druck nicht: filamentis brevissimis; an- therae.. ... . intra petala inclusae. Die Filamente sind vielmehr im Vergleich zu den übrigen Blüthentheilen ebenso lang wie bei Pomaderris (z. B. ellip- tica) und Trymalium Billardieri, ja so- gar länger als diese letzteren, und ebenso wie die leizteren gegen den Griffel zu eingebogen, nicht in den kapuzenförmigen Kronenblättern einge- schlossen. Es bleiben also zwei Möglichkeiten: 1) Entweder legt man das Haupt- gewicht auf den Blüthenstand; dann sind phlebophyllum und globulosum Spy- ridien, deren Diagnose verbessert wer- den muss. 2) Oder man berücksichtigt die Länge und Lage der Filamente; dann bleiben unsere beiden Arten (phlebo- phyllum und globulosum) bei Trymalium. Obwohl nun ächte Benihamische Spyridien mit kurzen Filamenten nicht verglichen werden können, glaube ich mich doch für das erstere entscheiden zu müssen, da die Begrenzung nach habitueller Uebereinstimmung natürlicher erscheint, als nach dem einzigen Merk- male der Filamente. Bere I. Originalabhandlungen. d) Pomaderris phillyraeoides Sieber. (Siehe Tafel 795. Fig. 2.) Pomaderris phillyraeoides Sieb, pl. exs. Nov. Holl. n. 215. — D. C. Prodr. syst. II., p. 33. Cymis corymbosis confertis, calyci- bus pedicellisque villosis, foliis ellip- tico-oblongis integerrimis coriaceis su- perne glabris subtus villoso - velulinis canis. Die beiden Pflanzen Spyridium glo- bulosum und Pomaderris phillyraeoides haben, ausser dass man sie in einigen botanischen Gärten findet, kaum eine | Rhamneae. grössere Verbreitung; dieselben sind jedoch wegen ihres reichlichen Blühens und ihrer leichten Cultur für Sammlun- gen von sogenannten Neuholländern zu empfehlen. Vermehrung am besten im Frühjahr durch Samen, den beide Pflanzen ziem- lich reichlich hervorbringen, oder im August durch Stecklinge unter Glas- glocken. Würzburg im Mai 1873. nn 2) Ueber das Vaterland des Kalmus: (Acorus Calamus L.). Von Prof. Dr. H. R. Göppert in Breslau. In unseren Tagen beschäfligt man sich mehr als früher mit Untersuchun- gen über Heimath der Gewächse; auf den Kalmus, einer bei uns so sehr verbreiteten Pflanze, ist man aber da- bei nicht zurückgekommen, und doch scheint der fremdländische Ursprung desselben kaum bezweifelt werden zu können. Vor geraumer Zeit im Jahre 1823 verhandelte zuerst darüber Dier- bach, Prof. in Heidelberg in der Flora oder der botanischen in Regensburg er- scheinenden Zeitung (den 21. Septem- ber 1828 S. 545—52). Er behauptete, dass der Kalmus in Asien und einem Theile des östlichen Europa wild wachse und von da erst im 16. Jahrhundert in die Gärten Deutschlands und einigen andern Ländern eingeführt worden sei, aus denen er sich dann zufällig an ge- eigneten uncultivirten Orien allmählich immer weiter verbreitet habe. Er suchte dies durch die Zeugnisse der geachtetesten Botaniker jener Zeit zu beweisen, die den Kalmus als eine aus- ländische Pflanze betrachteten, und auch wie Matthiolus, R. Dodonaeus, Clusius, Lobelius u. A. sich deutlich über die Abstammung desselben erklären. Un- ter ihnen lieferte Matihiolus, der die Pflanze von dem österreichischen Ge- sandten am türkischen Hole, Augier de Busbeque (geboren zu. Commines in Flandern, gestorben 1572 zu Maillot bei Rouen) erhielt, 1565 die erste Ab- bildung der Wurzel und Blätter des Kalmus. Busbeque und sein Arzt Qua- celberus hatten mehrere Exemplare an 134 einem grossen See, in der Nähe der Stadt Nicodemia in Bithynien ausgraben lassen, wo er nach ihrer Aussage in Menge vorkam. Dodonaeus gibt nicht nur die Abbildung einer Wurzel mit den Blättern, sondern auch eines Stückes mit dem Blüthenstande und erzählt, dass der oben genannte Gesandte die Pflanze nach Wien geschickt habe, von wo sie in einige Gärten Belgiens gekom- men sei, hier zwar gut gedeihe, auch die Winter ertrage, aber keine Frucht bringe. Clusius, dem wahrscheinlich Dodonaeus die oben erwähnte Abbild- ung mittheilte, schöpft aus ähnlicher Quelle und erwähnt, dass die Pflanze jetzt schon so allgemein und häufig verbreitet sei, dass manclıe Apotheker davon einen Centner der Wurzel mit Zucker einmachten und einen guten Gewinn daraus zögen. Rücksichtlich des Standortes, setzt er hinzu, dass Bernardus Paludanus, Medicus Enchu- sanus, auf einer Reise, die er 1577 aus Polen nach Italien unternahm, die Pflanze häufig in den Sümplen bei Wilna an- getroffen habe. Dort wurde sie von den Einwohnern Tartarsky genannt, weil sie von den Tartaren ihren medicini- schen Nutzen und Gebrauch kennen gelernt hätten. Auch Matthias Lobelius (Adversaria plantar. p. 29. 1576) sagt, dass der fälschlich so benannte Acorus oder Calmus der Officinen in Italien, Frankreich und Deutschland über Vene- dig, Antwerpen und andere berühmie Handelsstädie aus Siebenbürgen und Russland bezogen werde. Unter diesen Umständen mussten zur Bestätigung dieser von mehreren Seiten in Zweilel gezogenen Angabe Zeugnisse aus Pro- vinzen besonders wichtig erscheinen, die wie Schlesien an der östlichen Gränze Deutschlands liegen, über welche oder durch welche also höchst wahr- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. scheinlich die weitere Verbreitung der in Rede siebenden Pflanze stattfand. C.Schwenkfeld, denn wir die erste schlesische Flora verdanken, (dessen Siirpium et fossilium Silesiae Catalogus Lipsiae 1601) lieferte in dieser Be- ziehung wichlige Aufschlüsse. Er be- schreibt die Pflanzen unserer Provinz in zwei Abiheilungen, in der ersteren die wildwachsenden, in der zweiten die eultivirten. Unter letzteren führt er auch den Kalmus (Acorus verus et le- gitimus Dioscor. Calamus aromaticus officin.) auf und bemerkt dabei aus- drücklich, dass derselbe an den Gren- zen Podoliens, Litihauens und der Wal- lachei ursprünglich einheimisch, zur Zeit aber schon in Schlesien in Gärten so häufig sei, dass er auch ins Ausland ausgelührt werde. 12 Jahre später er- wähnt Henelius in der Silesiographie p. 29, dass der Kalmus seit einigen Jahren fleissig cultiviri und aus dem Verkauf in das Ausland den Anbauern grosser Gewinn zufiele. In der fast 100 Jahre später erscheinenden 2. Aus- gabe wiederholte der Herausgeber N. Fiebig ausdrücklich, dass namentlich zu Mahlen, einem 3 Meilen östlich von Breslau gelegenen Dorle, viel Kalınus gebaut, und damit bedeutender Handel getrieben werde. Spätere schlesische Floristen kommen eben so wenig, wie die des übrigen Deutschland auf die Untersuchung der doch jedenfalls werth- vollen Einführnng des Kalmus zurück und betrachten ihn ohne Weiteres als eine einheimische Sumpfpflanze. Nur der so genaue Schkuhr erwähnt, ohne weitere Bemerkungen oder Schluss- sätze, dass er sich nie eine reife Frucht desselben habe verschaffen kön- nen, welche dann auch überhaupt so viel ich weiss, noch von Niemänd bei uns gesehen worden ist. Marschall RT rn. I. Originalabhandlungen. 135 von Biberstein, Ledebour und | Kalmus in Persien gefunden habe. Auf Besser führen ihn ohne Weiteres als | den Bazaren, wo die Wurzel von den : Bürger ihrer Floren auf. Endlicher | Attars feil geboten werden, führen sie spricht dagegen vom Kalmus geradezu | den Namen Aegere Turki oder Wodsch, als einer indischen Pflanze. Neilreich | was auf Importaiion aus der Türkei (Aufzählung der in Ungarn und Slavo- | schliessen lasse, Ueber allen diesen nien bisher beobachteten Gefässpflanzen. | Umständen erhält die oben von Dier- Wien 1866) nennt viele Standorte, er- | bach zuerst aufgestellle und von mir klärt ihn für fremden Ursprunges, aber | unterstützte Ansicht über die Ein- längst eingebürgert. Urtheile von Rei- |wanderung des Kalmusin senden im Orient sind mir nicht vorge- | Deutschland aus südöstlichen kommen. Herr Professor Hausmann | Gegenden, einen sehr hohen in Weimar, der in der jüngsten Zeit | Grad von Wahrscheinlichkeit, zu zwei verschiedenen Malen den Orient | ob er aber in diesen wirklich ein- bereiste, theille mir gütigst auf mein | heimisch ist, oder erst aus Indien Anfragen unter dem 17. April d.J. mit, | dahin einwanderte, bedarf noch näherer dass er eben so wenig wie Andere den | Untersuchung. 3) Beobachtungen über den Einfluss der Kälte auf bereits geiriebene und blühende &ehölze. Gemacht zu Eisenach in Thüringen, unter dem 50°, 58”. nördlicher Breite, 27, 58m, östl. Länge, 670 F, überm Meere. Nach einem zeiligen warmen Früh- , Anblick eines erfrorenen Laubwaldes jahre trat gegen April 1873 in Deutsch- | den ganzen Sommer vor Augen ge- land ungewöhnliche Kälte ein, welche | habt. am 26. April auf 4—5 Grad stieg, hie Eine so bedeutende Kälte musste na- und da noch höher. Zugleich lag | türlich bedeutenden Einfluss auf die be- hier ein wenig Schnee, weiter östlich | reits vorgeschrittene Vegetation üben, nach Sachsen und Preussen eine wirk- | Diesen festzustellen, schrieb ich fol- liche Schneedecke. Die Gehölze wa- | gende Beobachtungen im Laufe des ren um diese Zeit zum Theil so weit | Sommers bis Herbsi nieder. Sie zei- vorgerückt, dass nur noch einige Tage | gen, was gewisse Pflanzen veriragen, - zum vollendeten Grün fehlten. Ende | was man bei späten Frühlingsfrösten April ist hier der Wald, mit Ausnahme | zu fürchten hal. Sie werden auch zur von Eichen, Eschen und Erlen fast im- | Beruhigung dienen, wenn der Gärtner mer grün. Er war inFolge der rauhen | und Gartenbesitzer erfährt, welche Kälte Aprilwitterung glücklicherweise noch | manche Pflanze verträgt. Er wird nicht zurück, sonst hätten wir, wie seit meh- mehr am Morgen nach einem Spät- reren Jahren, wieder den hässlichen | froste trauernd durch den Garten gehen 136 und an eine Vernichtung der Garten- pracht des Sommers denken. Aller- dings sind. diese Beobachtungen inso- fern nicht zutreffend, als sich die Ge- hölze in anderen Jahren zuweilen an- ders verhalten. Ich wählte zur Beob- achtung fast nur allgemeiner verbrei- tete Pflanzen, welche nun in alphabeti- scher Reihenfolge aufgeführt werden sollen. Im allgemeinen will ich voraus- schicken, dass in Folge dieser Fröste, welche in ganz winterlicher Weise so- gar bei Tage anhiellen, die meisten Pflanzen ungewöhnlich. zurückgehalten wurden, manche fast um einen Monat. So zeigten zZ. B. Chionanthus virginiana und Liquidambar styraciflua am 5. Juni die ersten Spuren von Grün, Robinia Pseud- Acacia am 8. Juni, Taxodium distichum am 10. Juni. Acer dasycarpum (Silberahorn) und A. rubrum (Rothahorn) hatten längst geblüht, selzien jedoch keinen Samen an, was übrigens hier meist nicht der Fall ist. Die noch kleinen Blätter lit- ten nicht. Acer platanoides (Spitzahorn) blühte zu Anfang Mai vollkommen, hatle- aber keinen Samen. Zur Frostzeit waren Blätter und Blüthen halb entwickelt. Acer pseudo - platanus (Bergakorn) war noch auffallend zurück, blühle ers am 20. Mai (sonst anfangs Mai) und seizie keinen Samen an. Acer campesire (Feldahorn, Mass- holder), welcher sonst Ende April schon vollständig grün ist, war noch ganz winterkahl, blühte spät im Mai schwach und setzte keinen Samen an, Acer ta- taricum war halb grün, erfror aber nicht, halte aber auch keinen Samen. Aesculus Hippocaslanum (Rosska- stanie) hatte ausgebildete Blüthentrau- ben und einzelne geöffnete Blüthen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blühte dazu halb entwickelte Blätter. nach 8 Tagen ohne geringste Beschä- digung weiler und selzie reichlich Sa- men an. Aesculus Pavia, rubicunda, discolor und humilis waren etwas zurück, und litten natürlich keinen Schaden. Aesculus macrostachya (parviflora) mit weil vorgerückten Blättern litt nicht. Da die Blüthen erst im Juli erscheinen, so konnte die Kälte auf dieselben kei- nen Einfluss haben. Alnus glulinosa und incana (Schwarz- und Weisserle) haiten noch geschlos- sene Knospen, litten daher nicht und trugen Samen. Amelanchier. ovalis (Pyrus Amelan- chier, Felsenbirne) blühte fast vollstän- dig, litt aber nicht. Amygdalus nana (Zwergmandel) ver- blüht. Die halbgeöffneten Blätter lit- ten nicht. Amygdalus persica (Pfirsich), ver- blüht, unter leichter Bedeckung von Fichtenreisern mit -abgefallenen Nadeln, seizte zwar wenig an, aber genug für eine Normalernte. Aronia, mehrere, wie Amelanchier, Azalea pontica und Gartensorten, mit stark entwickelten Blütheuknospen, blühten Ende Mai vollkommen. Berberis vulgaris (Berberitze) schon fast ganz beblättert, mit halb entwickel- ten Blüthentrauben, litt nicht und setzte Früchte an. Desgleichen andere Arten von Ber- beris. Berberis dulecis, immergrün, stand in voller Blüthe, litt aber nicht im Ge- ringsten, setzte aber- keine Frucht an, was aber auch vom Verpflanzen des Gebüsches an einen anderen Platz kom- men kann, Berberis Darwini in voller Blüthe VIER = AIOFE 7 N N N \ N N 3 N N: EN N I.. Originalabhandlungen, (mit dem Topfe in Rasen versenkt) blühte ohne Schaden fort. Berberis Neubertii, halbwintergrüne Hybride, erfror in den treibenden Knos- pen und in Folge dessen ging die schon im Winter 1870/71 fast zu Grunde ge- richtete Pflanze vollends ein. Beiula: Alle Birken” waren noch auffallend zurück. Während sonst ge- meine Weiss- und Riechbirken oft an- fangs April vollständig grün sind, fin- gen sie 1873 erst Ende April zu trei- ben an. Samen gab es, aber nicht so massenhaft wie sonst. Calycauthus floridus, entwickelte die ersten Blaltspitzen, litt aber nicht. Caprifolium. (Gaisblaitt, Je länger je lieber). Alle Arten halten schon fusslange Triebe, welche unbeschädigt blieben, und wie gewöhnlich Blüthen brachten. Caragana arborescens, halb ent- ‘ wickelt, blühte wie sonst und setzie massenhaft Früchle an. Caragana frutescens, mit fingerlan- gen blühenden Trieben blieb ganz un- - beschädigt, blühte bis Ende Mai, setzte aber keinen Samen an, was übrigens hier überhaupt selten ist. Andere Caragana verhielten sich wie C. arborescens. Carpinus vulgaris(Hainbuche, Weiss- buche) halb entwickelt, erfuhr keinen Stillstand, blühete und setzte massen- haft Samen an, Carya (Amerikanische Hikorynuss- baum) waren weit zurück. Catalpa desgleichen, kommen, Ceanothus americanus und interme- dius litten nicht. Cerasus siehe Prunus. Chionanthus_ virginica (Schneeflok- kenbaum), zur Frostzeit mit grünen Spitzen, entwickelte sich normal und Blühte voll- 137 blühte voll, Blätter, Cercis canadensis trieb erst im Juni. Clematis. Alle entwickelten sich nor- mal, obschon einige fusslange Triebe halten. Colutea waren zum Aufbrechen der Knospen. Die jungen Triebe erfroren, und es trieben darüber andere Augen aus, welche vollkommen blühten. Es war damit ein Rückschnitt verbunden. Cornus mas (C. mascula, Herlitze) hatte schon 5—6 Wochen früher ge- blüht. Die Blätter grünten erst Ende Mai. Früchte, sonst massenhaft, waren nur einige vorhanden. Cornus alba und sanguinea (Hart- ringel). Beide waren dem Blühen nahe, litten nicht und setzten Samen an. Coronilla Emerus (Strauch - Wicke) fast mit geöffneten Blüthen, verhielt sich ganz wie Caragana frutescens. Corylus (Haselnuss). Noch fast blatt- los, längsı verblüht, entwickelte sich normal, setzte auch Früchte an. Cotoneaster vulgaris (Mespilus Co- bekam aber sehr spät toneaster), fast blühend und halb be- laubt, blieb unversehrt, und trug Früchte. Crataegus. Alle Arten blühten Ende Mai wie gewöhnlich, obschon die Knos- pen beim Frost bereits sichtbar waren, setzten aber nur einzelne Früchte an. Cydonia japonica (Pyrus japonica) stand in voller Blüthe. Die hart ge- frorenen Blumen standen nach dem Froste unversehrt da. Cytisus, Alle Arten blühten wie gewöhnlich und setzten reichlich Sa- men an, C. Laburnum konnte ich nicht beobachten, weil 1870 alle starken er- froren. C. alpinus entwickelten sich erst Ende Mai. Deutzia, sämmtlich noch unbelaubt, (mit Ausnahme von D, gracilis), litten 138 nicht. D. gracilis erfror, wie fast je- des Jahr. Er ist in unserem Klima mehr eine Topfpflanze, wenigstens hat man nur an diesen Genuss. Elaeagnus argenlea und latilolia mit halb entwickelten Blättern litten nicht. Evonymus vulgaris, angustilolius, verrucosus, sämmtlich fast grün, blie- ben unbeschädigt. Fagus sylvalica (Rothbuche) und Spielarten. Einzelne Bäume hatten halb entwickelte Blatter und erlroren vollständig; dagegen waren die Wälder im allgemeinen ungewöhnlich weit zu- rück, und entwickelten sich solort nach den kalten Tagen prachtvoil. Samen gab es nur vereinzelt. Fraxinus. Alle Eschen waren noch ganz kahl, blieben daher unbeschädigt. Dennoch vermisste ich den gewöhn- lich massenhaften Samen. Gleditschia trieben wie gewöhnlich spät. Gyımnocladus canadensis trieb erst am 9. Juni die ersten Kiospen. Halimodendron argenteum blühte wie gewöhnlich. Hippopha& rhamnoides, fasi beblät- tert, litt nicht, Hydrangea arborescens und nivea hatten 1 Zoll lange Triebe, litien aber nicht. Juglans nigra und cinerea bekamen erst nach dem 20. Mai Blätter und wa- ren am 5. Juni noch nicht voll belaubt. J. europaea (Wallnussbaum) war nicht zu beobachten, da 1870 —71 in Thü- ringen alle Bäume erlroren. Kerria japonica, mit Blättern und Knospen, hat gar nicht gelitten. Ligustrum mit den ersten Blättchen versehen, zeigten keinen Nachtheil, so- gar L. lucidum und ovalifolium nicht. Liquidambar siyraciflua trieb erst am 5. Juni die ersten Blätter, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Liriodendron tulipifera. Knospen nur stark angeschwollen, litten nicht. Lonicera alpigena, blühend und mit ausgebildeien 4 Zoil langen Blättern, blieb ganz unversehrt und belaubte sich vollkommen normal. Früchte seizt diese Art hier nicht an, vermuthlich weil sie zu lrüh blüht. Lonicera caerulea verhielt sich ganz wie alpigena, hatle aber Früchte. Lonicera tatarica mil fingerlangen Trieben und Knospen blühte so präch- tig wie möglich. Ob sie Samenbeeren angeselzt, wurde übersehen. Lonicera Xylusieum verhielt wie lalarica, \\ BUGUEN Aus 3 = fi G Z Ui N Z { & Az = VEN | Dei ZN ZU, II = 7, NIIN = = N N —— SI H \ — SY/4 \ N nenne N N IQ 5 INÄMDIR =S/= \ı = N SS | Fig. 2. Aristolochia galeata. Formen von A. (Hippeastrum) eques- | fieck. Form der Blume und Färbung der- tris Gawl, zu gehören scheint. Die | selben stimmt vollkommen mit A. eques- Blumen haben einen Durchmesser von 5 | tris 8. major, wie solche im Botanical Re- Zoll, sind leuchtend orangeroth gefärbt | gister tab. 234 abgebildet ist. (S. Fig. 4). und im Schlunde mit blassgrünem Augen- (E. R.) Br. N II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 149 ET En = Ru IS | : S ER = _ N Fig, 3. Dioscorea illustrata. Fig. 4. Amaryllis (Hippeastrum) ignescens. mM. Notizen. 1) Künstliche Färbung natür- | dieselben die Farbe wechseln und grün licher Blumen. Wenn man Blumen werden; und desto intensiver wird diese von violetter Farbe einer brennenden Ci- | Farbe sein, je intensiver jene der Blumen, garre annähert, so wird man sehen, dass | wie z.B. bei lberis umbellata und Ib, matro- © EEE RE Er = An vr 2 II. nalis — da diese Farbenwechslung dem Ammoniakgehalt des Tabaks zuzuschreiben ist, so hat Professor L. Gabba (Giard. Febr. Hft.) flüssiges Ammoniak in eine Schale oder Teller gegeben, darüber einen Trichter gestürzt und in das Rohr dessel- ben verschiedene Blumen gesteckt — da erlangten die blauen, violetten und licht carmesinrothen Blumen eine prachtvolle grüne Farbe, die dunkel carmesinrothen (Nelken) wurden schwarz, die weissen wur- den gelb u. s. f.; bemerkenswerth war die Veränderung mehrfarbiger Blumen, rothe Streifen wurden grün, und weisse färbten sich gelb — Fuchsien mit weissen und rothen Blumen, den Ammoniakdämpfen aus- gesetzt, wurden gelb, blau und grün; stellt man diese neu gefärbten Blumen in reines Wasser, so erhalten sie ihre künstliche Farbe durch mehrere Stunden, erlangen aber dann nach und nach ihre ursprüng- liche Farbe. Professor Gabba bemerkte ferner, dass die geruchlosen Astern bei Anwendung des Ammonjiaks einen angehmen aromatischen Geruch erhalten. Für gewöhnlich werden die violetten Astern künstlich roth gefärbt, wenn man sie mit verdünnter Salpetersäure benetzt — Gabba setzt die betreffenden Blumen in einem hölzernen Kasten den Dämpfen von Salzsäure aus, wornach selbe in 6 Stunden eine prachtvolle carmin oder carmesinrothe Farbe erlangen; diese kommen dann zum Trocknen in ein luftiges dunkles Locale und zur längeren Aufbewahrung dann eben- falls in einen trockenen schattigen Ort. Sr. 2)Akklimatisirung. Allerorts trach- tet man fremdländische Pflanzen einzufüh- ren, in der Hoffnung, sie im Lande zu ak- klimatisiren und einen grösseren Gewinn als von den einheimischen zu erlangen — aber wohl sehr oft hat sich ein ungünsti- ges Resultat ergeben! — entweder die be- treffenden Pflanzen konnten das bezügliche Klima nicht ertragen, oder sie ergaben nicht jenen Nutzen, den man sich erhoffte, und den man jedenfalls doppelt von den Notizen. 151 einheimischen Pflanzen erlangt hätte, wenn man jene Sorgfalt angewendet hätte, die man den fremden angedeihen liess — wir erinnern uns noch des traurigen Endes, das die von Molin in Dalmatien angeregte Baumwollencultur, nahm ete. Nun kommt der Assistent am botani- schen Garten zu Pisa, Hr. F. Cazzuola und schlägt (Giorn. agr. ital. Gennajo) neu- erdings mehrere Baumarten vor, welche in Italien sich leicht akklimatisiren würden, und von welchen man nach seiner Meinung vielfachen Gewinn erlangen könnte, so z.B. Argania Sidoroxylon aus Marocco, aus des- sen Mandeln ein Speise- und Brennöl ge- presst wird, und dessen Holz von vorzüg- licher Qualität ist — Cazzuola glaubt, dass liese Argania in Sardinien auf steini- gen Boden gedeihen würde; — ferner: Camphora offieinarum; welcher Baum in vielen Gärten Mittel-Italiens leicht fort- kommt und sogar beträchtliche Höhe er- langt. — Das Holz, weisslicht mit rothen Streifen, wird zu Tischler- und Drechsler- arbeiten verwendet und namentlich zu Klei- dergarderoben, da in Folge des Campher- geruches die Insecten ferne gehalten wer- den. — Ein sandiger tiefer Boden mit et- was Haideerde gemengt, ist für diesen Campherbaum sehr geeignet; — ferner, die verschiedenen wachsliefernden Bäume, wie Stillingia sebifera, der in botanischen Gärten des südlichen Europa ceultivirt und im südlichen Italien an wüsten Stellen ge- deihen würde, so auch für Mittelitalien der Rhus vernix, dann Rhus succedanea, .u. m. a. — Wir glauben aber, dass die Anpflanzung solcher u. a. von Cazzuola anempfohlenen Bäume und Pflanzen wohl nur versuchsweise in Gärten, Parks, aber wohl nicht im Grossen vorgenommen wer- den wird — man denke früher an eine sorgfältige rationelle Cultivirung der ei- genen Landespflanzen | Sr. 3) Das Kön. Institut der Wissen- schaften in Mailand hat aus der Stiftung Secco Comneno einen Preis von 864 France bestimmt für die beste Lös- 152 ung des Themas, »ob urd welchen Ein- fluss die verschiedenfarbigen Lichtstrah- len auf das Wachsthum der Pflanzen und auf die Ernährung der Thiere haben.« Vor- lage Ende Februar 1875. 4) Ueber die verschiedenen Cul- turen, welche um Castelbuono in der Provinz Palermo vorgenommen werden, gibt Professor Bodio schätzbare Mittheilungen (Italia agric. 1 de 874). Die Pomoranzencultur ist sehr ausgedehnt, die Früchte sind von besonderem Geschmacke, zu weiten überseeischen Reisen vollkommen fähig, im verflossenen Jahre 1873 wurden 25000 Kisten, im Werthe von 103400 L. ausser Land geführt — Der Baum wider- steht dem Froste, aber leidet oft an der Harzkrankheit. — Die Früchte der Opun- tia fieus indica finden grosse Verwendung als Speise der ärmeren Bevölkerung; Baron Turrisi cultivirt diese Pflanze in ausge- dehnter Weise, behufs Fütterung für Kühe und Schweine. — Sehr reich ist die Um- gegend von Castelnuovo an Obstbäumen, Bodio gibt die Cultur von 60 Birnensor- ten, 20 Aepfeln, 60 Mandeln, 12 Pfirsiche, 12 Kirschen, 4 Mispeln u. m. a. Sorten. Diese Cultur wird namentlich in Folge des höchst günstigen Klimas, Bodens, Lage ete. befördert. — Von besonderer Bedeutung ist allda die OCultur der Manna-Esche — seit dem Jahre 1850, in welchem 9065 Hectaren Land damit bepflanzt waren, hat sich diese Cultur um Bedeutendes vermehrt, nicht so sehr an Ausdehnung, als in Bezug einer rationelleren Cultur in Gewinnung der Manna. Um Castelnuovo werden 60 Varietäten von FraxinusOrnus, excelsior und rostrata cultivirt, welche ein Product von ausgezeichneter Qualität geben. Ganz Si- eilien exportirt alljährlich circa 287000 Kil. in 3500 Kisten. Ueber die Manna- Cultur gibt nähere Daten Mina’ Palumbo in seinen: Notizie sul frassini di Sicilia @ sulla loro coltivazione in Castelbuono. 1847; — noch recenter aber Langen- bach’s Aufsatz: Cultur der Manna-Esche und Gewinnung der Manna in Sicilien im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 29. Jahrb. d. Schles. Ges. f. vat. Cult. £ d. Jahr 1871. Breslau 1872. 5) Phylloxera. Nach einem Berichte des Vorstandes der önologischen Versuchs- station in Gattinara, Herr Cerletti macht das Kön. italienische Ackerbau-Ministerium alle Landwirthe und Obstzüchter aufmerk- sam, dass die Phylloxera auch an den Wurzeln von Birnbäumen . vorgefunden wurden, und zwar nach eigenen Beobacht- ungen Cerlitti's und Blankenhorn’s in Carlsruhe. Man schliesst daraus, dass die in Piemont aufgetretene Krankheit und Mortalität der Kastanien- und Nussbäume auch eine Folge des Auftretens der Phyl- loxera gewesen sein dürfte. 6) Hypnum tamariscinum wird aus Frankreich als »Pariser Moos« nach Deutschland gebracht, zur Anfertigung künstlicher Blumen; — in Berlin allein wurde eine Quantität dieses Mooses im Werthe von 20000 Thl. verbraucht. 7) Der seit 1856 bestehende Gar- tenbau-Verein zu Cassel hat seinen Jahresbericht von 1871 bis 1372 herausge- geben, welcher davon Zeugniss ablegt, dass dieser Verein nach wie vor die lebhafteste Thätigkeit entwickelt und dem Fortschritt huldigt. Es bleibt aber stets ein Fehler, wenn Vereinsschriften, Ausstellungsberichte u. s. w. erst lange Zeit später, nachdem das Interesse dafür erkaltet, an die Mit- glieder und Gartenfreunde gelangen, Sie sind dann nichts als Maculatur, und es ist Schade um Mühe und Kosten. J. 8) Bei dem Pomologen-Congress in Wien, imÖctober 1873 ist aus der »internationalen Önologischen Section« eine »ampelographische Commission« hervorgegangen, welche sich in den ver- schiedenen Weinbauenden Ländern zur Zeit der Traubenreife versammelt, um eine ein- heitliche Benennung der vorzüglichsten Traubensorten anzubahnen. Als ständiges Executiv-Comit&E wurden aus dem Kreise der Commission gewählt: August Freiherr von Babo in Klosterneuburg, Dr. Blan- Zins LE ZA, I: Zr Soduclasure Birch. DL EL Ds: = II. kenhorn in Carlsruhe und Herman Göthe, Director der Obst- und Weinbauschule in Marburg in Steiermark. J. 9) Neue Falle für Ohrwürmer. Der Klempnermeister Edel in Bernburg (Herzogthum Anhalt) fertigt eine Vorricht- ung zum Fangen der Ohrwürmer (Forfi- cula auricularia) an, welche wegen ihrer Einfachheit Empfehlung verdient. Ich ver- danke die Bekanntschaft derselben Herrn Wilhelm Pfad, welcher mir ein Exemplar schickte. Sie besteht aus einem 6—8 Zoll im Quadrat grossen Holzkasten mit leicht abzunehmendem Boden. An einer Breit- seite ist ein 3 Zoll weites rundes Loch, in welches ein etwas zugespitzter Cylirder von Blech mit Löchern passt. Derselbe ist mit dem Rande am Holze befestigt. Dieser unten platte Cylinder ist doppelt. Der äussere hat 3 kleinere, der innere 6 grössere Löcher, durch welche der Ohr- wurm in den Kasten kricht, aber den Aus- weg nicht wieder findet. Der Kasten wird so auf einen in die Erde gesteckten Pfahl gestellt, dass er 6 Zoll über dem Boden steht. Der Pfahl steht im Cylirder. Der Verfertiger (Krumbholzstrasse Nr. 8, Bern- burg) verkauft 1 Stück zu 4 Groschen, bei Abnahme von grösseren Quantitäten zu 3 Groschen. J: 10) Das Farnhaus im Kais, Bota- nischen Garten in St. Petersburg ist von 420 Fuss langen und 3 Fuss brei- ten Wegen durchzogen, zwischen denen die mit Tuffsteinen decorirten Gruppen liegen, die einen Quadratraum von 3,500 Quadrat-Fuss einnehmen, VI. Lit 1) Robert Hogg, the Gardener’s Year- Book and Almanack, 1874. Es ist das der englische Garten-Kalen- der, von dem jährlich eine neue Ausgabe erscheint, Derselbe enthält ausser den ge- 153 Notizen. Ausserdem zieht sich beiderseits unter den Fenstern hin ein durchschnittlich 4 Fuss breites Fensterbrett, das durch Mit- telgruppen und Steinparthien theils gedeckt und in die Decoration des Hauses hinein- gezogen ist. Der Petersburger Garten cultivirt jetzt 850 Arten und Formen kalter und war- mer Farn. Aus audern Familien werden z. B. cul- tivirt: 58 Cycadeen. 101 Kalte Erdorchideen. 1021 Tropische Orchideen. 224 Bromeliaceen, 359 Aroideen, tropische. 53 Aroideen, kalte, Also zusammen über 400 Aroideen. 20 Sarracenia und Nepenthes. 323 Palmen. 194 Marantaceen, beraceen. 37 Pandanas. 414 Cacteae. 104 Agave *). 35 Dasylirion, Fourcroya, Beschor- neria und Beaucarnea. 465 Coniferen. 21,500 Arten Pflanzen im Ganzen in Cultur. Von Samen 7939 Sorten erhalten, — 17,417 abgegeben. (E. R.) Musaceen, Zingi- *) 1858 gaben wir pag. 310 der Gar- | tenflora eine Uebersicht unserer für da- | malige Verhältnisse reichen Sammlung von ' 19 Arten. eratur. wöhnlichen Kalender-Angaben, Post- und Eisenbahnverbindung, Geld, Maas und Ge- wicht etc., einen Monats-Kalender für die Arbeiten im Garten, im Freien, für Blu- men-, Gemüse- und Obstgarten und Ge- 154 wächshäuser, dann folet der zu Notizen bestimmte Theil des Kalenders. Als Anhang ist die für jeden Garten- freund ebenso nützliche als zum Nach- schlagen nothwendige Zusammenstellung der im Laufe des Jahres publıcirten neuen Pflanzen nebst Quellenangabe gegeben. Dieselben sind als Gemüsepflanzen, Frucht- pflanzen, verschiedene Zierpflanzen und Florblumen zusammengestellt und in den einzelnen Abtheilungen alphabetisch ge- ordnet. E..R.) 2) Jahresberichte von Gartenbau- vereinen. Der Eilfte Jahresbericht des Garten- bauvereins für die Oberlausitz zu Görlitz enthält einige beachtenswerthe Ab- handlungen. So über »Stein- oder Felsen- hügel in den Gärtene vom Parkinspector Oscar Sperling, welcher mit wenigen Worten den Zweck und das Wesen sol- cher Gartenfelsen zur Anschauung bringt und ganz richtig zwischen Felsen, welche eine Nachahmung der Natur sein sollen, und solchen, welche zur Cultur gewisser ‚Pflanzen hergestellt werden, unterscheidet. Dass der Basalt vor allen Steinarten durch pittoreske Wirkung sich auszeichnet, wie der Verf. sagt, werden. Derselbe gibt in Säulenform nur gutes Material zu Felsenbeeten von an- nähernd regelmässiger Form, weil er selbst regelmässig gebaut ist. Schon der dem Basalt nahestehende Phonolit oder Kling- stein und Trachyt brechen pittoresker, als Basalt, eben so Syenit und Granit. Aber diese Felsarten werden in jeder Weise von einigen Kalkgesteinen übertroffen, nämlich dem jetzt aus Thüringen weit versendeten sehr porösen Tuffstein des Thüringer Mit- tellandes und dem nicht weniger schönen, aber schwereren, in grössten zackigen Blöcken brechenden dolomitischen Rauch- kalk (Höhlenkalk), welcher in vielen Ge- genden Deutschlands verbreitet ist, beson- ders aber in der sogenannten Fränkischen Schweiz (zwischen Nürnberg, Bamberg und Baireuth) und in den Fortsetzungen des Juragebirgszugs durch Franken, sowie bei a pe Re 3 muss entschieden verneint | ee Wen neo. > & TERIT SH Gartenflora Deutschlands, Bueslanas und der Schweiz. Altenstein in Thüringen wunderbare Fels- gestalten gebildet hat. J. Herr E. A. Blume empfiehlt die Cul- tur der gemeinen Preisselbeere (Kronsbeere, Vaceinium vitis idaea), der Moosbeere (V. oxycoccus) und der durch Herrn Maurer’s Versuche bekannt gewordenen nordamerika- nischen grossfrüchtigen Preisselbeere (Cran- berry V. macrocarpum) auf den Haiden und Moor-Sümpfen Norddeutschlands, und gibt Anleitung dazu. Dass Moore, welche nicht anders benutzbar sind, durch den Anbau mit Moosbeeren und der Cranberry, (wenn sich dieselbe als auch bei uns als ergiebig zeigen sollte, was bis jetzt noch nicht der Fall ist), bebaut werden könn- ten und sollten, ist schon bei Besprechung der Cranberry von mehreren Seiten be- stätigt worden. Ob aber die Preisselbeere so einträglich werden kann, dass sie eine förmliche Culturarbeit lohnt, bezweifeln wir sehr, und denken, dass, wenn einmal die Haide beackert und von Unkräutern gereinigt ist, Feldfrüchte einträglicher sein werden. J. 3) Dr. Leopold Just, Docent für Bo- taniık und Agriculturchemie am Poly- technicum in Carlsruhe wird eine Zeit- schrift herausgeben unter dem Titel: Botanischer Jahresbericht, Referirendes Organ über die FortschritteaufdemGesammt- gebiet der Botanik. Von 1874 an, soll regelmässig im Herbst ein Band erscheinen , der über die Litera- tur des vergangenen Jahres eingehende Referate in gedrängter Kürze gibt. Der Herausgeber hat schon 26 Mitarbeiter für die verschiedenen Gebiete der Botanischen Literatur und für die verschiedenen Län- der gefunden. Dabei ist unter anderen Dr. E. Lucas, Referent für Obst- und Wainbau, Für den Gartenbau, der viel häufiger als Obstbau in das Gebiet der Botanik übertritt, scheint dagegen noch kein Referent gefunden zu sein. Wird das Unternehmen nach dem uns vorliegenden Programme durchgeführt, so müssen jährlich ein paar dicke Bände pu- IV. Literatur. blieirt werden. Die Verlagsbuchhandlung, welche diese Zeitschrift übernimmt, ist die von Max Müller in Breslau (J. U. Kern’s Verlag) und der Herausgeber richtet an alle Autoren die Bitte, ihm ja ein Exemp- lar ihrer betreffenden Werke zukommen zu lassen, welches dem betreffenden Referen- ten verbleiben würde. (E. R.) 4) Der Verein für Pomologie und Gartenbau in Meiningen hat seinen XVII. Jahresbericht ausgegeben, welcher wiederum zeigt, dass eine kleine Stadt recht wohl einen Grosses wirkenden Ver- ein haben kann. Dieser Bericht enthält unter anderen eine gut geschriebene popu- läre Abhandlung über »den Nutzen einer grösseren Ausdehrung der Obstbaumzucht für Land und Leute und Bekämpfung der hiergegen bestehenden Vorurtheile« vom Hofgärtner Sell in Sinnershausen, einem hoch vor dem Rhöngebirge gelegenen Orte, wo der Obstbau als Erbe eines Klosters in ungewöhnlicher Ausdehnung betrieben wird. J. 5) Les plantes ornementales & feuillage panache et colors, Texte par Alfred Cogniaux et Elie Marchal. Planches par L. Stroobant. relie a l’anglaise, avec 30 magnifi- ques planches, dont 25 suprerieure- ment chromolithographiees. Dieses Werk gibt Hr. Alexis Dalliere heraus, Hat nur Interesse für den Garten- bau; ein wissenschaftliches Interesse be- sitzen allein Abbildungen nicht, welche blos mit Blättern und ohne Blumen und Analysen publicirt werden. 6) Vade mecum des angehenden Garten-Irgenieurs. Ein practisches Handbuch für Gärtner, Architecten und Liebhaber der Garten- kunst, von L. Tezeschlik heisst ein klei- nes 1873 bei A. Hartleben in Wien und Pest erschienenes Buch, welches allen Gärt- nern und Gartenbesitzern, welche neue An- lagen von grösseren Gärten, Brücken, Was- serkünsten etc, machen wollen, sehr em- ‚ lanzettlich, wie Weidenblätter. Un volume in 4° oblong richement | 155 pfohlen werden kann. Es ist kurz gefasst, und fordert keine grossen Vorkenntnisse. Am besten sind die so wichtigen Erd- und Wegearbeiten behandelt, während die Ge- wächshäuser, welche auf sieben Seiten ab- gethan werden (einschliesslich 5 Abbildun- gen) so flüchtig behandelt werden, dass sie besser ganz weggeblieben wären. Das Schriftchen kostet nur 1 Gulden öster- reichisch. J. 7) Die Holzgewächse in Nord- und Mitteldeutschland. Ein analytischer Leitfaden zum Bestim- men und Kennenlernen der wildwachsen- den und allgemein eingeführten Sträucher und Bäume etc. Von Dr. L. Möller (Ver- lag von J. Backmeister in Eisenach). Eine recht zweckmässige Anleitung zum Selbst- studium. Der Inhalt zeigt an: I. Laubhöl- zer. A. Stachelige und dornige Holzge- wächse. B. Stachel- und dornenlose Holz- gewächse. II, Nadelhölzer: 1) Frucht in Scheinbeeren, 2) Frucht in Zapfen. Ta- bellarische Uebersicht nach den Blüthen. Das scheint sehr wenig, aber es steckt viel dazwischen, was nicht genannt ist. So kommen z. B. in Abtheilung A. folgende Unterabtheilungen vor: Blätter lineal oder ll, Blät- ter eiförmig, verkehrt eiförmig, elliptisch oder länglich, III. Blätter gelappt. IV. Blät- ter 3—5zählig, selten 7zählig. V. Blätter gefiedert. Darunter stehen wieder Ab- iheiluugen, welche Früchte zu Grunde le- gen oder die Richtung der Aeste anzei- gen ete. Die Methode ist abweichend von den gebräuchlichen, aber wir glauben, dass sie zum Ziele führt. Das ganze Buch ent- hält nur 104 Seiten ist also billig. J. 8) Thomas Moore, Curator of the Chelsea Botanie Garden and Georg Jackmann, The Clematis as a »Garden Flower.< London. John Murray, Albemarle Street 1872. Die äusserst elegante Ausgabe dieses Buches über die Arten und die Gartenfor- men der Gattung Clematis, sowie über deren ° zweckmässigste Verwendung und Cultur im Garten liegt vor uns, 156 Die Schrift führt in alphabetischer An- ordnung, sowohl Arten als Formen auf und kündigt sich also als ein lediglich für Gar- tenfreunde und Gärtner geschriebenes Werk an. Dennoch wäre es nach unserer Ansicht zweckmässiger gewesen, zunächst alle ei- gentlichen Arten dieser Gattung aufzufüh- ren und dann erst die Masse der Garten- formen, die in den letzten Jahren sich so stark vermehrt hat, weil die Clematis Lieb- lingspflanzen für Blumenparterres, zur Be- kleidung von Lauben, Wänden, Veranden, zur Bildung von Festons etc. geworden sind. In den Gärten Englands werden die- selben wegen ihres ausserordentlich reichen und lang andauernden Flores, sowie eben- so wegen der grossen und schönen Blumen der Bastarde und Mischlinge zwischen Cl. patens Dne. aus Japan und Cl. lanu- ginosa Lindl. vom Himalaya, jetzt als besondere Lieblinge massenhaft cultivirt. In Wahrheit verdienen diese Gartenformen die Cultur aber auch im hohen Grade, denn diese Bastarde und Mischlinge haben nicht allein in der Grösse der Blumen die be- deutende Grösse der Blumen von Cl]. la- nuginosa (weissblumig) erreicht, son- dern sie haben auch nicht blos die schöne blaue Farbe von Cl. patens übergetragen, sondern es sind auch durch fortgesetzte Aussaater der Samen, die der erste Bast- ard (Olematis Jackmanni) zwischen C. pa- tens und (. lanuginosa bei OCultur im Freien trägt, aus diesem jene zahlreiche Menge anderer Formen mit dunkelblauen, hell- blauen und weissen grossen Blumen ent- standen, welche alle viel dankbarer, d. h, viel voller und eine viel längere Zeit hin- durch blühen, als die beiden Stammeltern. Ausser diesen in Europa nebst anderen zahlreichen Bastarden und Mischlingen zwischen C, patens und Ol. lanuginosa, be- sitzen wir auch noch die gefüllten Formen, von denen die erste, welche der Cl. lanu- ginosa sehr nahe steht, als Cl. Fortunei von Moore beschrieben und vor wenigen Jahren aus Gärten Japan’s in England eingeführt wurd. Cl. John Gould Veitch, ist der Cl. Fortunei sehr ähnlich N a ET Er 7 ST 5 er “ mach De Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eine andere gefüllte Form, ebenfalls aus Gärten Japans eingeführt, die der Cl. pa- tens näher steht, — alle 3 haben aber weisse gefüllte Blumen. Eine andere Reihe kleinblumigerer For- men stammen von C]. Viticella L. aus Südeuropa. So Clematis Viticella amethys- tina, atrorubens, major, purpurea plena, rubra grandiflora, venosa, daun Cl. mar- morata u.n. andere, welches Producte der Kreuzung zwischen Cl. Viticella und Cl. lanuginosa, und dann auch mit Cl. integri- folia sein sollen. Wir bezweifeln das, und halten solche für Formen mit etwas grös- seren, bald röther, bald blauer, bald mehr violett gefärbten Blumen von Cl. Viticella. Verweilen wir, weil es nun einmal Mo- depflanzen sind, noch einen Augenblick bei der Gattung Clematis, so sind unter den schlingenden Arten für die Cultur die schönsten und nützlichsten Sorten, unbe- dingt die zahlreichen Formen zwischen Cl. patens und C. lanuginosa. Schnelles Wachs- thum, ausserordentlich reiche Blüthe und sehr schöne mannigfach getlärbte und ge- bildete Blumen lassen diese Gruppe allen andern voranstehen. In England, in Bel- gien, im westlichen Deutschland und in der Schweiz halten dieselben noch im Freien aus und können eben verwendet werden, wie das eingangs gesagt ist. - Im Norden und Osten Deutschlands und in Petersburg halten diese schönen Sorten leider nicht mehr im freien Lande aus. Wir benutzen hier dieselben zum reizend- sten Schmuck unserer kalten Gewächshäu- ser, wo sie in den freien Grund oder in bis zu den Fensterbrettern oder Tischen reichende Kästen ohne Boden eingepflanzt werden, und nun vom Mai bis August fast unausgesetzt reich und unauthörlich blühen. Auch ın Kübel gepflauzt und um kugelför- mige oder pyramidentörmige Spaliere ge- zogen, machen solche einen prächtigen Eifect. Eıne lockere lehmige Gartenerde lieben diese Pflanzen, ebenso einen sonni- gen Standort. Die zweite wichtige Gruppe, sind die Formen von Cl. Vıticella mit blauen, vio- und Cl, monstrosa Van Houtte ist | letten, röthlichen und weiss und lila nüan- IV. Literatur. eirten und gezeichneten Blumen. Ebenso reichblumig aber weniger grossblumig und auch von richt so lang anhaltendem Flor haben diese den Vorzug noch im Norden Deutschlands, ja selbst im Petersburger Klima, wenn solche im Winter niederge- legt und durch Laubdeckung geschützt werden, im freien Lande auszuhalten. Clematis fusca Turcez. aus dem Osten des mittleren Asien, ebenfalls eine tab. 455 von uns abgebildete holzige Schling- pflanze, ist noch ım Petersburger Klima ohne Deckung hart und darum eine der für rauhe Klimate werthvollsten Schling- pflanzen. Die hübschen Blumen können freilich mit denen der eben besprochenen Clematis nicht rivalisiren. Cl. aethusi- folia Turcz., ebenfalls aus der Mand- schurei (Gartenfl. tab. 362), mit kleinen weissen Blumen, hat sich an unsere Cul- turen noch nicht so, wie C. fusca ange- schlossen. C. campaniflora Bertero, eine holzige hochrankende Schlingpflanze Südeuropas, Cl. Flammula L. gleichfalls aus Südeuropa, Cl. virginiana L. aus Nordamerika, Cl. Viorna L. aus Nord- amerika, haben sämmtlich kleine weisse, in reichen Rispen stehende Blumen und halten nur in den nicht rauhen Lagen Deutschlands gut aus. Cl. Vitalba L. ist eine der gemeinsten Schlingpflanzen der Wälder Europas, rankt sehr hoch empor und ist als. überall gedeihende Schling- pflanze, mit kleinen weissen Blumen zu empfehlen. In Petersburg muss solche in Schutz von Bäumen angepflanzt werden. Ganz frei als Festons gezogen, erfror sol- che in harten Wintern. Aehnlich verhält sich die durch ihre blaugrüne Belaubung ausgezeichnete Cl. orientalis L. des Orien- tes, welche im Winter bedeckt, noch in Petersburg aushielt und in Deutschland allenthalben hart ist. — Als holzige Arten von sehr niedrigem Wuchs verdienen wohl kaum die Cultur C. crispa L. und Cl. reticulata Walter, beide aus Nord- amerika, sowie C]. stans Sieb. etZuce. sus Japan. Zartere schöne Arten, die aber nur in den milderen Gegenden 157 Deutschlands aushalten, sind: Cl. Grahami Benth. aus Mexico mit weis- sen, Cl. grata Wall. aus den Gebirgen Ostindiens, mit gelb-weissen Blumen, C]. graveolensL. aus der Chinesischen Tar- tarei, mit kleinen gelblichen wohlriechen- den Blumen, Cl, montana Buchanan aus den Gebirgen Ostindiens.. Das sehr rasche Wachsthum und die ziemlich gros- sen weissen Blumen empfehlen diese Art sehr, auch sind von derselben in der Cul- tur schon mehrere schöne Abarten entstan- den. In günstigem Klima wächst, diese Art in einem Sommer 30—40 Fuss hoch. — Cl. Standishii Moore aus Japan mit blass purpurenen Blumen und C1. florida Thbrg. und Cl. Sieboldi Don. mit gros- sen weissen Blumen, sind unter sich noch verwandte Arten Japans, von denen eben- falls schon viele Formen bekannt sind. Cl]. paniculataThbrg, ist eine weisse klein- blumige Art Japans, von sehr üppigem hohen Wuchs, ähnlich unserer Cl. Vitalba. Immergrüne früher vielfach als Kalthauspflanzen cultivirte, jetzt aber selten gewordene Arten mit weissen Blumen sind: Cl]. barbellata Edgew. von Himalaya, Cl. calyeina Ait. von Minorca (auch als Cl. balearica be- kannt), und Cl. cirrhosaL. aus dem Nor- deu Afrikas. Unter den Clematis- Arten, welche zu den perennirenden Gewächsen mit ab- sterbenden Stengeln gehören, sind als die schönsten Arten zu nennen: Cl. integri- tolia L. aus Südeuropa und Cl. eylin- drica Sims. aus Nordamerika, beide mit blauen Blumen. Weniger schön sind die mitCl. recta L. (in Europa und Mittelasien heimisch) nahe verwandten oder theils identischen Arten mit weissen oder gelblichen Blumen, so C. angustifolia Jacq. (Europa), Cl. la- thyrifolia Bess. (Europa), Cl. mari- tima L. (Europa), — dann ferner Cl. ochroleuca Ait. mit milchweissen Blu- men aus Nordamerika. C. tubulosa Turcz. ist eine niederig bleibende Sorte mit blauen Blumen aus Nordchina, zu der Cl. Davidiana Dne. als synonym gehört, 158 Wir beendigen damit diese theils Moore’s Werke, theils eigenen Beobachtungen ent- nommenen flüchtigen Bemerkungen über eine jetzt als neue Modepflanze überall in den Gärten sich einbürgernde Gattung. Abgebildet sind in Moore’s Werk: 1) In eolorirten Figuren. Cl. rubella (Jackm.), von Ol. Jack- manni abstammend, aber mit schwarz- violetten Blumen. C}, marmorata Jackm. Form von Cl. Viticella mit hellvioletten, weiss nüancirten Blumen. Cl Viticilla rubra grandiflora, grossblumige Form mit bläulich- pur- I. 1) Internationale Blumen-Aus- stellung und Botanischer Congress in Florenz. Am 11. Mai ward die Aus- stellung vom König von Italien eröffnet Das Local ist das schönste, was bis jetzt zu einer Blumenausstellung gedient hat, eine vorzügliche Construction und ganz aus Glas und Eisen. Nachdem Blumen solches eingeweiht, wird es für die Folge als Markthalle für Verkauf der Lebensmit- tel dienen. Für die tropischen Pflanzen sind innerhalb des mächtigen Locals aber- mals kleinere Warmhäuser eingerichtet. Das Wetter bis jetzt für Italien kalt und nass. Biumen und Pflanzen massenhaft vertreten. Die Hauptbeiträge hat natürlich | Italien geliefert, und zwar haben sich da der Botanische Garten des Museums und der Garten des Fürsten Demidoff in St. Donato besonders ausgezeichnet, ferner die Gärten des Marchese Corsi- Salviati und von Fenzi, — ferner die anderen zahlrei- chen Villen und die Handelsgärtner von Florenz und Umgegend. Aus Belgien ist Linden und Dalliere, und aus London Veitch vertreten. Aus Deutschland vorzugsweise der Münchner Verein und Botanische Garten. Personalnotizen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Cl. James Bate- Form von Cl. Jackmanni mit himmelblauen Blumen. 2) Schwarz dargestellt sind: Cl. lanuginosa Lindl., Cl. John Gould purnen Blumen. man, Veitch., Cl. montana Buchanan, Cl. Fortunei, Cl. Jackmanni, Cl. Lady Bo- vill (Jackm.), wie es scheint, eine der Formen zwischen Cl. lanuginossa und Cl. patens mit graublauen Blumen, Cl. Sieboldi und Cl. tubulosa. Ausserdem sind schöne Darstellungen von den verschiedenen Arten der Cultur gege- ben. (E. R.) und Neuestes Genauere Berichte erfolgen später. ' Die bekanntesten Namen von Botari- kern, Gärtnern und Gartenfreunden aus ganz Europa glänzen unter den Anwesen- den, so die von Hooker, Bentham, Th. Moore, Moore aus Sidney, Masters, Hogg, Linden, Veitch, Vilmorin, Bunge, Wagner, Hoffmeister, A. De Candolle, Seubert, Fenzl, Reichenbach fil, Strassburger, Planchon, C. Koch, Verlot, Fürst P. Trubetzkoi, Leichtlin, Kolb, Ahles, Dippner, Maurer, Prof. Weiss, Wendland und viele andere nebst fast allen Botanikern Italiens. Die Ausstellung- ist ausserordentlich reich an Pflanzen und Blumenmassen, so dass -wir keine Ausstellung sahen, wo mehr vorhanden war. Neue und seltene Pflan- zen sind weniger vorhanden als bei früheren Ausstellungen, — dagegen sind manche Pflanzengruppen in besonderer Schönheit und besonders vollkommner Cultur ausge- zeichnet, so namentlich die von St. Donato eingesendeten Pflanzen. (Obergärtner Hr. Stephanscheck). Die Gesammtgruppirung der Pflanzen- und Blumengruppen ist nach unserer An- sicht nicht ganz gelungen, denn es sind Blumen zu sehr auf Blumen, grüne Pflan- er en = we V. Personalnotizen und Neuestes. zen zu sehr auf grüne Pflanzen gehäuft. Die im Innern des grossen Gebäudes auf- gebauten Warmhäuser wären wohl besser ins Freie gestellt worden, und so der ganze innere Raum zur decorativern Aufstellung, Bildung von Ansichten und Durchsichten und auch Bildung von Rasenplätzen ge- wonnen worden. Der hochverdiente Prä- sident der Ausstellung und des Congresses Professor Parlatore ist leider durch die äusserordentlichen Anstrengungen er- krankt und so lagen die letzten Anord- nungen nicht mehr in seiner dirigirenden Meisterhand. (E. R.) 2) Ausstellung in Florenz. Auch von den meisten Eisenbahngesellschaften ausserhalb Italien ist die Taxe für Mit- glieder der Jury, des Congresses und die Exponenten, welche einen Ausweis vom Comite der Ausstellung in Florenz besitzen, auf die Hälfte reducirt worden. Die erste Sitzung des Preisgerichtes fin- det am 12. Mai im Local der Ausstellung statt. Der Referent geht als Delegirter der K. Russ. Regierung und der Kais. Gar- tenbaugesellschaft in St. Petersburg dahin und wird nächstens Mehreres berichten. (E. B.) 3) Baron Ferd. von Müller hat im Februar und März dieses Jahres die Ge- birge westlich von Cape Otway (Colonie Victoria, Australien) untersucht, die bota- nisch noch fast unbekannt geblieben wa- ren. Möchten diesem rüstig und energisch thätigen Manne auch stets die volle Ge- sundheit erhalten bleiben, und durch kräf- tige Unterstützung seiner auf die Kenntniss der Flora Australiens gerichteten Bestreb- ungen, ihm auch der frische und fröhliche Muth erhalten bleiben, der zu eolchen Ar- beiten so sehr nothwendig ist. Australien besitzt bis jetzt keinen Mann, der F. Mül- ler ersetzen könnte, keinen der die Flora dieses Erdtheils so genau kennt und in der freien Natur, wie im Zimmer am Ar- beitstische diese Flora fast ein ganzes Men- schenalter hindurch so gründlich studirt hat, Schon von der Zeit des alten Grie- 159 chen an sind in Republiken und frei stehenden Colonien über das gewöhnliche Niveau hervorragende Männer beneidet und in ihren Bestrebungen gehindert worden. Es freut uns, dass der gesunde Sinn der grossen Mehrheit auch jetzt dort F. Mül- ler’s hohe Verdienste anerkennt, so dass sein Muth und seine Ausdauer von seinen heimlich und offen agirenden Gegnern we- der gebrochen, noch seine ehrenvolle Stell- ung für botanische Erforschung Australiens, beeinträchtiget werden konnten. Aber Mit- tel, viel Mittel gehören zu solchem Zweck und die Gelegenheit, die Pflanzenart in der freien Natur und dann auch im Culturzu- stande beobachten zu können. (E. R.) 4) Aus Tiflis, den 14./26. März 1874. Bei Abgang meines letzten Briefes war der Frostschaden hier noch nıcht zu über- sehen, erst nach und nach zeigen sich die verderblichen Folgen, ich halte es der Mühe werth, darüber genaueres und aus- führlicheres Material mitzutheilen, und da ich an alle Bekannte in Ost und West ge- schrieben, auch die genauen meteorologi- schen Beobachtungen beifügen kann, so wird es ein anschauliches Bild geben. Nur so- viel bemerke ich heute, dass 50 Fuss hohe Eucalyptus globulus bei — 8° R., ebenso alle Citronenplantagen am schwarzen Meere erfroren sind, Zum Theil sind dort Ge- wächse erfroren, die in Tiflis bei — 13° aus- gehalten haben. Ein Beweis, wie sehr das feuchte Klima die Gewächse verweichlicht, und dass eine Akklimatisation in den Gren- zen, welche Sie im vorvorigen Jahrgang gezeichnet, allein möglich ist. Heute sind, nachdem genau 12 Tage kein Frost war, in Blüthe: Crocus vernus, (blühete in Petersburg am 11. April n. St. auf. Iris reticulata. Hyacinthus orientalis. Viola odorata semperflorens. Helleborus caucasicus. Cyclamen Coum vernum. Puschkinia scilloides. Merendera, caucasica. Letztere hat im Herbste bei der Dürre 160 gar nirgends geblühet und kommt jetzt nach. Ferner Corylus Avellana und C. Colurna, die sonst im December blühen. Eriobotrya japonica, Laurus nobilis, Ar- butus Andrachne, Viburnum Tinus, die sonst im December blühen, sind noch in Knospen. Von Chimonanthus sind die Blüthen erfroren. H. Scharrer. 5) Die Interationale landwirth- schaftliche Ausstellung in Bre- menfindet nun definitiv vom 13.—21. Juni statt. Die Stadt Hamburg hat 9000 Mark zu den Einrichtungen dieser Ausstellung beigetragen. Ausserdem sind von verschie- denen Staaten und Privaten bedeutende Preise ausgestellt worden. Zur Erleich- terung des Transports zu den zur Aus- stellung bestimmten Gegenständen ist von der Station ein besonderer Schienenstrang nach dem Ausstellungs-Platz gelegt worden. Die Blumenhalle wird 21 Meter tief und 46 Meter lang und wird nebst Vorhalle und Anbau 1147 Quadrat Meter Raum ent- halten. Die fürs freie Land bestimmten Pflanzen werden vor dieser Halle placirt. Als Sicherheits-Capital zur Ausführung dieser Ausstellung sind von Bürgern Bre- mens 300,000 Mark gezeichnet worden. Fast alle Eisenbahnen- und Dampfschiff- farths-Gesellschaften haben zur Hälfte er- niedrigte Transportpreise für Besucher der Ausstellung und eingehende Gegenstände bewilligt. Die Ausführung sämmtlicher Bauten (ohte innere Einrichtung und Erdarbeiten) ist für die Summe von 200,000 Mark ab- gegeben. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Deutschland haben als Ehren- preis eine gemalte Porcellan-Vase für das schönste Teppichband von Palmen und an- dern schönen Blattpflanzen bestimmt, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Ausserdem sind Preise von den Hohen Mitgliedern des Preussischen und Sächsi- schen Königshauses, von dem Grossherzog von Oldenhurg, von dem Grossherzoge von Mecklenburg -Schwerin und andern Hohen Herrschaften ausgestellt worden, Ein allgemeines Interesse gibt sich schon in den weitesten Kreisen kund, und Sendungen sind fast aus allen Ländern Europas, aus Nordamerika u. 8. f. zuge- sagt Der Hauptcharakter der Ausstellung wird indessen der der Landwirthschaft sein. (E. R.) 6) Beim Hofgarten- Director Antoine im Hofburggarten zu Wien, der eine der bedeutendsten Sammlungen von Bromeli- aceen besitzt und zugleich diese interessan- ten Pflanzen gründlich studirt, blühet ge- genwärtig die Vriesia Glazouiana. Der Blüthenschaft eines mächtigen Exemp- lares des grössten, welches der Referent bis jetzt gesehen, hat am Grunde 21/, Zoll im Durchmesser und ist über 5 Fuss hoch. Der Gipfel des Blüthenstandes neigt über und dreht sich täglich mit dem Gang der Sonne. Ebenso blühet die seltene Allardtia Po- dakyi mit mehr als 4 Fuss hohem Blüthen- stande. (E. R.) 7) Vom 26.—29. September dieses Jah- res veranstaltet der Akklimatisationsverein in Berlin eine Ausstellung. Gemüse, 'Blu- men, Früchte, werden eingefordert. An- meldungen an den General -Sekretair Hrn. Dr. Buvry. (E. R.) 8) Hr. Herm, Gieseler ist zum Nach- folger seines Vaters als Gartenmeister am Botanischen Garten in Göttingen ernannt worden. (E. R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Rhinopetalum Karelini Fisch. (Siehe Tafel 796.) Liliaceae. RhinopetalumFisch. (New. Phil, Journ. Jan. 1830 p. 19. — Endl. gen. pl. pag. 141. — Ledb, fl. ross. IV. 148. Perigonium corollinum, deciduum, hexaphyllum. Perigonii phylla paten- tja, subaequalia, basi fovea neclarilera excavala, supremi fovea nectarifera pro- fundiore in cornu adscendens producia. Stamina 6, perigonii phyllis basi ad- haerentia. Ovarium triloculare. Ovula in loculis plurima, biseriala, horizonla- lia. Stylus terminalis, filiformis. Stig- ma indivisum, truncatum. Semina in loculis plurima, biseriata, horizonta- lia, sublenticulari - complanata; testa membranacea, cinnamomea, margine in alam ampliata. Embryo minutus, cy- lindraceo-oblongus, in extremitate acu- tiore albuminis carnosi prope hilum in- elusus. R. Karelini Fisch. Bulbus ova- tus. Herba tota papillis incanescens. Caulis simplex, foliatus. Folia 2 infima subopposita, oblonga; intermedia li- neari-oblonga, sparsa aut subverticil- YIL 1874. lata; floralia linearia, sub quovis flore gemina, pedicellum superantia. Flores in racemum pauciflorum - pluriflorum disposili, roseo-lilacini, fauce aurantiaci rubroque punclali, Es gereicht uns zur Genugthuung, abermals eins der schönsten Zwiebel- gewächse des Russischen Reiches in Abbildung vorzuführen, welches durch Vermittelung des zu früh geschiedenen A. P. Fedschenko in die Baumschulen des Referenten eingeführt worden ist. Dasselbe ist mit der kürzlich darge- stellten Korolkowia, ferner Fritillaria und Lilium verwandt, besitzt die Tracht der ersteren und unterscheidet sich durch die hornförmige Aussackung am Grunde des obersten Blumenblattes. Blühet im Topf in der Mitte Win- ters im kalten Hause, im freien Lande gleichzeitig mit Scilla cernua und den andern ersten Blumen des Frühjahrs. Dasselbe wächst in dem Steppengebiet südlich vom Ural bis zum Altai, der Soongarei und Turkestan, und ist es eigentlich merkwürdig, dass diese wahr- 11 nn ge. one MELDE RE a a Seh a et - Gartenflora Deutschlands, 162 haft schöne Pflanze nicht schon früher in Cultur eingeführt ward. Wird unter den schönblühenden Zwiebelgewächsen des freien Landes mit der Zeit eine bedeutende Rolle spielen, und da uns die Anzucht aus Samen gelungen, sich wohl auch bald in den Gärien verbreiten. (E. R.) En na a be Russlands und der Schweiz. EYE Erklärung der Abbildung. Die ganze Pflanze in natürlicher Grösse, a. Die Samenkapsel von der Seite. b. Dieselbe von oben. c. Die- selbe im Durchschnitt. d. Ein Samen, alle natürliche Grösse, b) Iris retieulata M. B. y. eyanea. (Siehe Tafel 797. Fig. 1.) Irideae. I. reticulata M. B. &. £. cir. Grifl. 1873 pag. 354 tab. 779. — 1. re- ticulata y. cyanea; bulborum rete tenuissimo; flore cyaneo ino- doro; tubo spatha breviore, nervis lateralibus unguis phyllorum. ex- teriorum saltis conspicuis marginem subaltingenlibus; perigonii phyllis interioribus apice emarginalis. Zu den von uns kürzlich abgebil- deten 2 Formen der Iris reticulata tritt hier eine 3, die der von uns als I. re- ticulata 8. Krelagi beschriebenen Form zunächst steht, sich aber durch licht himmelblaue Blumen, deren 3 äussere Blumenblättchen auf der Plalte ausser dem gelben Mittelstreifen mit dunkel- blauen Flecken gezeichnet sind, etwas längere Blätter und Scheidenblätter un- terscheidet. Wir verdanken die blüh- ende Pflanze, nach der unsere Abbild- ung gemacht ward, dem Etablissement des Herrn Krelage in Harlem. Eine 4. Form der Iris reticulata, die sehr wahrscheinlich identisch mit un- serer beistehend abgebildeten Form, ist l. histrio Rchb. fil. Bot. Zeitung 1872 pag. 488. — (I. Libani Reut. mss. — Xiphion histrio D. Hooker Bot. Mag. tab. 6033). Dieselbe unterscheidet sich nach den genannten Autoren durch be- deutend längere Blätter von der Form y., dann die Angabe Hooker’s, dass solche 6 Wochen vor I. reticulata blühe, beruht auf einer Unmöglichkeit, da alle Formen von Iris reticulata gleichzeitig mit den Schneeglöckchen als erste Blu- men des Frühjahres erscheinen. Was nun die längeren Blätter betrifft, so beruht diese Angabe auf Vergleichung von wild gesammelten Exemplaren des Herbars mit cultivirten Pflanzen. An- fänglich haben auch letztere Blätter, die kürzer als der Blüthenschaft, zuletzt aber, und zwar während die Pflanze nach, in voller Blüthe, werden letztere mehr als noch einmal so lang als der Blüthenschaft, so die gerade bei uns in Töpfen blühenden Exemplare der I. reliculala Krelagi. (E. R.) 1 Ds 32 a 1 a a REEL a = i R N I. Originalabhandlungen. 163 1 n c) Cyelamen neapolitanum Ten ‚(Siehe Taf. 797. Fig. 2.) Primulaceae. C. neapolitanum Ten. fl. nap. prodr. suppl. II. 66. — Bot. Reg. XXIV. tab. 49. — D. C. prodr. VI. pag. 97. Unter den schönen Cyclamen der Gärten verdienen die Cultur vor allen das C. persicum Mill., mit seinen Formen, Cycel. Coum Mill., und das beistehend abgebildete Cyclamen neapolitanum Ten., das in Dalma- tien, Italien und Nordafrika heimisch ist ist und in zahlreichen Formen vorkommt, Die beistehende Abbildung sendete uns unser geehrter Freund Max Leichtlin in Carlsruhe unter der Bezeichnung „Cyc- lamen cilicium“ zu. Dieses letztere ist aber eine kleinblumige, mit C. Coum verwandie Art. Das Cyclamen neapolitanum Ten. ist nur zur Topfcultur geeignet und blühet im August und September reichlich. Die Stammform besitzt rosenrothe Blu- men, dann kommen aber Formen mit am Schlunde tieferer rother Färbung, mit weissen und weissen am Schlunde rothen Blumen vor. Reichliche Blüthe empfiehlt diese Art sehr zur Cultur. (E. R.) d) Stangeria Katzeri Rgl. (Siehe Tafel 798.) Cycadeae. St. Katzeri Rgl. foliolis usque il-jugis; foliolis obverse oblon- gis, ex apice rotundato mucro- nato-aculis, margineleviter um dulato-repandis, apicem versus repando-crenatis, sub apice in- terdum dente unoalterove sub- ‚spinescente. — Planta humilis, cau- dice brevi rapiforme vix cicalricato, foliis paucis, ex apice caudicis evolu- tis, pinnalis, glaberrimis. Petioli tere- tes, 283—37 c. m. longi, apice tantum in latere superiore canaliculati, basi squamis tomentosis parcis suffulti. La- mina 32—40 c. m. longa, rhachi semi- tereli. Foliola subopposita, obverse- oblonga, acuta, decrescenlia; inferi- ora in petiolum gracilem v. ra- rius brevem attenuala, cum pe- tiolo 12—19 c. m. longa, supra medium A—6 c. m. lata; intermedia bre- vius petiolulata, suprema tan- tum sessilia decurrentia; omnia venis costae perpendicularibus creber- rimis passim furcatis, margine leviter undulato -repanda, v. apicem versus 11/* 164 crenalo-repanda, ex apice rotundalo apiculato-acula, sub apice hinc inde denticulo subspinescente instructa. Amen- lum masculum oblongo-cylindricum, pe- tiolo crasso apicem versus incrassato eirciter 6 c. m. longo suffultum; squa- mis arcte imbricalis, apice inflexo tra- pezoideo ferrugineo-lomentosa termina- tis. Stamina numerosa, superficie in- feriore squamae adnata.. — Stangeria paradoxa Hook. tuliolis oblonge-lanceo- latis acuminalis a medio ad apicem v. rarius apicem versus tanlum spinuloso- serralis facile dignoscitur. Die interessante Cycadee, welche unsere beistehende Tafel darstellt, stammt aus dem südlichen Afrika und ward uns ein blühendes Exemplar der- selben vom Hru. Garten-Inspector Katzer in Paullowsk bei Petersburg zugesen- det. Herr Katzer cultivirt gegenwärtig in den Gewächshäusern Sr. Kais. Ho- heit des Grossfürsten Constantin Nico- lajewitsch eine der ausgezeichnetsten und reichsten Sammlungen von Cyca- deen. Wie gut und vorzüglich dessen Cycadeen ecultivirt sind, davon gaben die grossen, von ihm auf der Hambur- ger Internationalen Ausstellung ausge- stellten Exemplare, welche den ersien Culturpreis erhielten, das rühmliche Zeugniss. Die St. Kalzeri steht der von D. Hooker tab. 5121 des Botanical Maga- zin’s abgebildeten und beschriebenen St. paradoxa zunächst. Die St. para- doxa, wie solche Hooker abbildet und beschreibt, unterscheidet durch läng- lich - lanzettliche zugespitzte Blättchen, von denen die untersten kür- zer gestielt, aber schon das dritt un- terste Blaltpaar gemeiniglich sitzend ist und alle weiter nach oben stehenden Blaitpaare nicht blos silzen, sondern Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auch mit dem unlern Theile des Blatt- grundes an einem Theile der Blattrha- chis stark herablaufen und endlich den von der Mitte bis zur Spitze stachelig- gesägten Blattrand, während unsere Pflanze verkehrt- längliche (die oberhalb der Mitte am breitesten) und aus der abgerundeten Spitzein einen kurzen Mucro ausgehende Blättechen, von denen die unteren graciler gestielt, die miitleren kurz ge- stielt und nur die obersten 2 Blattpaare an der Rhachis herablaufen, sowie end- lich durch die vom Grunde zur Mitte schwach wellig-ausgebuchleten und von da an ausgebuchlet gekerbten Blältchen, die nur selten unterhalb der Spitze ei- nen oder ein paar kleiner stechender Zähnchen tragen. Zu bemerken ist noch, dass Hooker St. paradoxa mil Blättern beschreibt, die 12 Blattpaare tragen. Das wechselt aber sehr nach der Stärke der Exemplare, es gibt Blätter mit nur 4 Blattpaaren, andere mit zahlreichern Blatipaaren, mehr als 13jochige Blätter aber scheint es nicht zu geben. Wahrscheinlich verhält sich unsere St. Kalzeri ebenso. Ferner lau- fen bei den meisten Blättern von St. paradoxa gemeiniglich die 5 obersten Blattpaare am Blattstiel ein Stück herab, so ‘dass bei den wenigjochigen Blät- tern im Allgemeinen verhältnissmässig mehr Blatijoche am Grunde herablau- fen, als bei den vieljochigen Blättern. Bei schwachen Exemplaren mit wenig- jochigen Blättern, laufen aber auch wohl nur die obersten Blattpaare herab. Cul- tur im Warmhause. Erklärung der Abbildung: a. Die ganze Pflanze verkleinert. b. Der Stock (Stamm) der Pflanze in natürlicher Grösse. c. Der uniersie 2 1 u I. Originalabhandlungen. 165 und d. der oberste Theil des Blattes | Schuppen desselben mit den Antheren in natürlicher Grösse. e. Der männ- liche Blüthenzapfen und f. einzelne in natürlicher Grösse. (E. R.) 2) Deutsche Landschaftsgartenkunst in Nordamerika und Beschreik- ung eines amerikanischen Begräbnissplatzes. Das Deutsche Element hat unter der anglo-amerikanischen Bevölkerung Nord- amerika’s fast in allen Zweigen des Wissens und der Kunst einen grossen und, wie man allgemein annimmt, höchst wohlthätigen Einfluss geübt. Was un- serm Vaterlande durch Auswanderung verloren ging, kommt der ganzen Welt zu gute. Der deutsche Geist wirkt wie ein mächtiger Gährungssioff, der rohe, aber zur Geistesbildung fähige Massen zur geistigen Klärung bringt. Auch in der Gartenkunst hat sich dieses be- wahrheitet, und mit den dort geschaf- fenen grossarligen Mustern ist die Rich- tung für die Gegenwart und wohl auch weitern Zukunft festgestell. Es war dies ein Glück für die Gartenkunst und die Geschmacksrichtung der Nordameri- kaner, denn es unterliegt keinem Zwei- fel, dass Deutschland (einschliesslich Oesterreich und die Schweiz als geistes- und völkerverwandt) den in England geborenen und ausgebildeten landschaft- lichen Styl allein ziemlich rein bewahrt, zugleich aber zu seinem Gunsten um- gebildet hat. Frankreich, zur Zeit des allgemeinen Umschwungs im vorigen Jahrhundert im allgemeinen gleichgiltig gegen die Neuerung, neigle sich in den wenigen Persönlichkeiten, welche sich für den neuen landschaftlichen Styl be- geisterten, von vorn herein mehr zu den angeblich aus China stammenden romantischen Ungeheuerlichkeiten, wel- | che Chambers als Gegenmittel wider die Brown’sche Einförmigkeit erfand, als zu der edlen Einfachheit, welche Kent und Whately schufen und Repton ausbildete. Und als nach lan- ger Stagnation unter Napoleon III. mit den grossartigen Anlagen in und bei Paris ein neuer Anstoss gegeben wurde, verfiel man ganz im Charakter des Volks wieder in jene Richtung, aller- dings geläutert und mit mehr Nach- ahmung der Natur. England und was von dort seine Richtung empfängt, hat nach Erreichung der höchsten Stufe zur Zeit Repton’s einen Rückschritt gethan, indem es im Bestreben nach Neuem, im grossen Ganzen nichts zu thun findend, sich in kleinen Aus- schmückungen verlor und den Pleasure- ground überfüllte. Dagegen hat Deutsch- land schon von vorn herein den eng- lisch-landschaftlichen Siyl anders aus- gebildet. Waldreicher als Grossbritan- nien und bei ganz anderen Verhält- nissen des Grundbesilzes, bedurfte es keine so grossen Neuanlagen, konnte sie auch nur selten ausführen. Dazu kam das Vorhandensein vieler grosser fürstlicher Gärten im altfranzösischen Siyl, welche man nicht ganz opfern wollte. So kam es, dass in Deutsch- land schon von vorn herein die symme- trischen Formen nicht ganz aus den Gärten entfernt wurden. Was L. v. Sckell in München und andern Orten 166 Süddeutschlands, später Fürst Pück- ler-Muskau mit noch mehr Selbst- sländigkeit in Norddeutschland in Gar- tenanlagen geleistet, wurde von Lenn& und andern noch lebenden Künstlern weiter ausgebaut. Während Fürst Pückler’s Ideen von England aus be- fruchtet und aufgebaut wurden, zog Lenne, den Neigungen und Unter- nehmungen des kunstsinnigen Königs von Preussen Friedrich Wilhelm IV. entgegenkommend, mit richtigem Verständniss die vergessenen und in Frankreich zum Le Nötre’schen Style umgewandelien italienischen oder rich- tiger altrömischen Formen in die mo- derne landschaftliche Gartenkunst. Nordamerika hatte sich naturgemäss für den Geschmack des Mutterlandes, England, entschieden, aber bis vor ei- nigen Jahrzehnten fast nur Klägliches geleistet. Da trat der Angloamerika- ner Downing zuerst praktisch mit Villenanlagen bei New-York und am Hudson aufwärts bis Albany auf, dann mit seinem vortreiflichen Werke über Landschaftsgärtnerei, welches für Ame- rika entscheidend war und den Weg zu Grösserem bahnte, Dieses Grössere liess nicht lange auf sich warten, und nahm, wie alles in Amerika, die gross- artigsten Dimensionen an. Ich meine, den weltberühmten Ceniral-Park von New-York, welcher wohl an Grösse von einigen europäischen Parks (z. B. Windsorpark, Phönixpark bei Dublin, Bois de Boulogne in Paris, Versailles, Prater in Wien) übertroffen wird, aber wie kein anderer Stadtpark im eigent- lichen Sinne mit städtischem geschäft- lichem Verkehr und zahlreichen Bau- werken, besonders Brücken, dabei eine Fülle des herrlichsten Wassers. Er umfasst, ausser den damit verbundenen Strassen und Avenuen 838,00 Acres | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (etwa 1700 Magdeburger Morgen). 1854 oder 1855 begonnen, war er bis 1860 nahezu vollendet. Neben dem Ober-Intendanten (Su- perintendent Fr. Law. Olmsted, wel- cher die Bauten und bedeutenden Erd- arbeiten leitete, arbeitete Adolph Strauch, ein Deutscher Lanilschafts- gärtner, als Schöpfer der Pflanzungen. Nach Mittheilungen in amerikanischen Zeitungen, die ich nicht verbürgen kann, ist sogar der landschaftliche Plan in der Hauptsache von Strauch. Ueber Strauch’s Vorbildung, seine gärtneri- sche Laufbahn und die Zeit seiner Ein- wanderung kann ich nur mittheilen, was Professor F. B. Perkins im Juni- heft der Monatsschrift „The Galaxy“ in einem Artikel über Begräbnissplätze an- gibt. Strauch wurde 1822 in dem Dorfe Eckersdorf in der Grafschaft Glatz in Schlesien geboren. Bei der Nähe von Muskau, wohin wohl jeder intelligente schlesische Gärtner pilgert, liegt der Gedanke nahe, dass dieser Musterpark unserem amerikanischen Landsmanne nicht unbekannt geblieben ist, dass er vielleicht dort landschaft- liche Studien gemacht und Anregung empfangen. 1855 finden wir Strauch in Cincinati der „Königin des Westens*, wahrscheinlich dorthin berufen, zu der Umgestaltung und Einrichtung des Spring-Grove, des grössten und schön- sten Begräbnissplatzes der Welt. Er hat den schon 1845 von der Garten- baugesellschaft in Cincinati nach dem Muster älterer Friedhöfe angelegten &00 Morgen umfassenden Spring-Grove vollständig umgestaltet, einen reizvollen Park daraus gemacht und das System geschaffen, wie Friedhöfe eine Stätte des edelsten Lebensgenusses sein kön- nen, wie Gräberschmuck geschmack- voll mit den Formen der Gartenkunst I. Originalabhandlungen. verbunden werden kann. An unsere europäischen parkartig verzierten Fried- höfe dürfen wir dabei nicht denken, indem hier Gräber dort Park die Haupt- sache. Wir können aber auch nicht an Nachahmung denken, indem Grund und Boden viel zu iheuer ist, als dass sich Gemeinden solchen Luxus erlauben könnten. Strauch ist seitdem Ober- Intendant dieser Anlagen. Als beson- dere Anerkennung seiner Leistungen wurde unserm Landsmanne von der Gesellschaft die grösste der Inseln, welche die künstlichen Seen umschlies- sen, von etwa einem Morgen Flächen- gehalt, zum Geschenk gemacht. Ich muss hier bemerken, dass diese neuen Park-Friedhöfe in Amerika von Gesell- schaften eingerichtet und in viele Fa- miliengräbnissplätze getheilt werden, welche aber sämmtlich dem gemein- schaftlichen Plane sich unterordnen müssen. Manche Familie besitzt ein ansehnliches Stück Park, und auch die Inseln sind als Erbbegräbnisse gesucht. Hier verwirklicht sich die schöne poe- tische Idee, einst in einem Garten oder im schönen Walde begraben sein zu wollen, wofür so mancher Sterbliche schwärmt, und was doch so selten ge- währt wird. Bevor ich den berühmten Spring- Grove von Cincinati näher beschreibe, will ich noch einer anderen Schöpfung Strauch’s Erwähnung thun: der Vil- len-Stadt Cliffion bei Cincinati. Diese Stadt hat bekanntlich eine landschaftlich sehr schöne Lage. Auf dem Rücken eines durch viele Einsenkungen man- nigfaltigen, mit prächtigem Wald be- standenen Höhenzugs über der Stadt liegt Cliffion. Dort reihet sich nach Strauch’s Plane Park an Park, Villa an Villa. Der Plan dieser Villen-Stadt liess jedem Besiizer im Innern volle 167 Freiheit der Einrichtung, bedingte aber gewisse äussere Uebereinstimmung. Der vielfach gewundene Haupifahrweg, die Parkstrasse, steigt auf Höhen und senkt sich in kleine Thäler. Von präch- tigen Bäumen beschattet, windet er sich zwischen den Besitzungen von Villa zu Villa, zwischen Rasenflächen und Blu- menstücken, Wäldchen und Bosquets, welche keine Mauer, kein Gitter dem Auge entzieht. Es soll ein reizendes Stück Welt sein, dieses Cliffion, eine Ausnahme von den meisten Villen-Vor- städten der allen und neuen Welt, wel- che planlos entstanden und wobei Je- der nur an sich gedacht, das Gemein- wesen aber erst später die Communi- cation in die Hand nahm. Bei der Beschreibung von Spring- Grove richte ich mich hauptsächlich nach dem Artikel gleiches Namens von C. A. Honthumb im „Salon“ 1873 und werde denselben wörtlich anfüh- ren, da ich nicht aus eigener Anschau- ung erzählen kann. Die Beschreibung wird ergänzt durch Auszüge aus der schon erwähnten Abhandlung von Par- kins im „Galaxy“. Von Westen mit der Eisenbahn vor Cincinati ankommend, beschreibi Hon- thumb den ersten Eindruck der ge- dachten Anlagen wie folgt: „Zu beiden Seiten der Bahnlinie entfaltete sich ein ganz zaubervolles Bild, eine Parkanlage in den herrlichsten Conturen, sanit ge- malte Grasflächen im üppigsten lichten Grün, in leichten Curven gezogene Kieswege, anmuthige und ernste Baum- gruppen in hellerem oder dunklerem Colorit, dazwischen herrliche Monu- mente, rothe Granitsäulen und weiss- glänzende Marmorstaiuen, die in klaren dunkeln Seen sich abspiegelten, das ganze Bild abgeschlossen von freund- 168 lich grünen, villenbegränzten Hügeln“. In der näheren Beschreibung heisst es: „Gleich das Eingangsgebäude macht einen imposanten Eindruck. Es ist im ‘ normännisch-gothischem Stil gehalten und umfasst ausser dem mächtigen Por- tal einen grossen Wartesaal, Sitzungs- zimmer des Directoriums und die Woh- nungen für den Superintendenten und den Portier. Langsam führt der Wa- gen durch breite Kieswege in den Park hinein. Der erste Blick fällt auf sorg- fällig gepflegte, sammtarlige Rasenflä- chen in sanften Wellenformen und durch anmuthige Curven abgeschlossen, dann poetisch schöne Baumgruppen, einzelne Bäume und Strauchwerk, meistens be- stehend aus den schönsten und theil- weise sehr seltenen Exemplaren in- und ausländischer Coniferen. Aufge- fallen ist mir ein ausserordentlich schö- nes Specimen der deutschen Birke, de- ren schneeweisse Rinde und herab- hängende Zweige einen eigenarligen Contrast zu den dunkeln Gehängen der mannichfachen Fichtenarten (Abies alba, nigra, rubra, orientalis, excelsa etc.) bilden. Ueberhaupt ist dieser Theil des Parkes, der sich bis an den leider den Kirchhof durchschneidenden Eisen- bahndamm hinzieht, überaus edel und würdevoll gehalten, und bildet gewis- senmassen die Einleitung und die Vor- bereitung zu dem eigentlichen Begräb- nissplatz, der sich nördlich vom Eisen- bahndamme ausbreitet und mit dem er- sten Theile durch einen Thorweg un- ter dem Eisenbahndamm her verbunden ist. Hier bietet sich uns gleich mit einem Blick die ganze Idee der Anlage dar. Ein prächtiges Landschaftsbild, durch die Kunst der Anlage und die Kunstwerke der Monumente veredelt und gehoben. Die Schönheit und Uep- pigkeil des Baumwuchses ist derart mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Licht und Schatten, Einsamkeit und ‚Ruhe vereinigt, dass dem Ganzen un- verkennbar ein Hauch des Poetischen imprägnirt *) ist....... Am südlichen Ufer eines der,künstlich gebildeten Seen auf drei von Cypressen und anderen Bäumen beschatteten Hügeln ruhen die Ueberreste einer Anzahl der im letzien Kriege gefallenen Soldaten der gros- sen Republick. ...... Ganz in der Nähe erhebt sich eine colossale Bron- zefigur, einen Soldaten in vollständiger Rüstung darstellend u. s. w.**). We- sentlich gehoben wird diese Partie der Seen, die sich von der westlichen bis zur östlichen Grenze hinzieht, durch‘ die zahlreichen grösseren und kleineren Inseln, die natürlich ebenfalls zu Be- gräbnissplätzen benutzt werden und selbstversländlich sehr gesucht sind..... Eine ganz ausserordentliche Sorgfalt verwendet Herr Strauch auf die Grup- pirung und die landschaftliche Charak- teristik der Bäume, und mit besonderer Vorliebe cultivirt er hier die Nadel- hölzer.“ Ich muss hier die Bemerkung ein- schalten, dass, so schön und charak- tervoll die Nadelhölzer auch für Fried- höfe sind, ein Ucbermaass der Anwend- ung in so grossen Anlagen für die landschaltliche Schönheit nur nachthei- lich sein kann, Üeberall, wo die im- mergrünen Bäume ausschliesslich aus Coniferen bestehen können, dürfen sie selbst auf Begräbnissplätzen nicht vor- herrschend sein. Sie sollten überali _ nur, theils den Hintergrund für helleres Laubholz bilden theils vollkommen frei- *) In diesem Sinne ein schauderhaftes Wort! J. **, Ich übergehe die Beschreibung an- derer Monumente, da sie nicht zu meinem Bilde nöthig sind, J. i 1. stehend auf lichtem Rasen sich abhe- ben. Die ernste Stimmung, welche man durch gehäufte Anwendung von immergrünen Coniferen zu erreichen hofft, geht sehr bald in Verstimmung über, wo Abwechselung und lichte Farben fehlen. Ob in der gerühmten Anlage ein solches Uebermaass von Nadelhölzern vorkommt, lässt sich aus der Beschreibung nicht erkennen, doch ‚darf man dies von einem Künstler wie Herr Strauch kaum erwarten. Herr Parkins sagt, nachdem er dieMängel der übrigen, ebenfalls park- arig eingerichteten Begräbnissplätze der Nordamerikanischen Freistaaten her- vorgehoben: „Diesem empfindlichen Mangel in der Einrichtung ländlicher Kirchhöfe abzuhelfen und das System der Verschönerung der -leizien Ruhe- ställe für unsere hingeschiedenen Freun- de zur höchsten Vollendung zu bringen, war einem Fremden einem Deutschen vorbehalten. Die Verbesserung basirt hauptsächlich in der Anwendung der sogenannten „Rasenlandschaftsmetho- de* *), Dieselbe wendet auf die An- lage der Begräbnissplätze die Princi- pien der Landschafisgärtnerei an, und zwar nicht mehr modificirt durch die früheren Einschränkungen, welche die Anlagen von Begräbnissplätzen er- heischten. Nach dieser Methode com- binirt sich Natur und Kunst zu einem vollendeten Ganzen, indem sie sich zum allgemeinen Plan und zu den Ef- fecter. einer wirklich wissenschaftlichen *) Parklandschaft würde allgemeiner verständlich sein. Die Worte Parkland und Parklandschaft sind schon längst in topographische Beschreibungen aufgenom- men und Gebildeten bekannt. Sie werden charakterisirt durch Baumgruppen mit. vor- herrschenden Basenflächen, J.: Originalabhandlungen. 169 Landschaftsgärtnerei vereinigen, und durch die Wunder der Kunst gehoben werden. Diese Methode wurde zuerst bei Anlage eines Begräbnissplatzes vom Herrn Adolph Strauch, dem Su- perintendenten und Landschaftsgärtner von Spring-Grove, Cincinati angewandt. Herr A. Strauch hat bereits seit 15 Jahren dieses System in Anwendung gebracht, und dieser ungewöhnlich herr- liche Platz liefert den unzweifelhaften Beweis, zu welch grossartigen Resul- taten dasselbe führen kann. Das System vermeidet vollständig die slörenden Details, es verdrängt nicht die natür- liche Bodenbeschaffenheit zu landschaft- lichen Effecten, während es vollständig alle individuellen Rechte respectlirt und die Anziehung und Schönheit der Grab- stätten bedeutend erhöht. Einzäunun- gen, Gitter, Hecken etc. zur Abschliess- ung der einzelnen Begräbnissplätze werden nicht geduldet, sondern die Grenzen werden durch schmale Metall- streifen oder ähnliche nicht störende Merkzeichen angedeutet.. Ein einzel- nes Monument erhebt sich auf jedem Begräbnissplatz, und die einzelnen Grä- ber gruppiren sich nach einem passen- den Plan, indem jedes Grab durch eine kleine, kaum über die Oberfläche sich erhebende Platte angezeigt wird. Blu- menbeeie werden auch- angelegt, aber unter Anleitung der Friedhofsbeamten und dem allgemeinen Plane angepasst, Die Landschalt behält bei diesem Ar- rangement ihre ganze originelle Schön- heit, aber sie ist gehoben und ver- schönert durch die Hilfsmittel der Gar- tenkunst, und auch die Monumente und Kunstwerke, welche nach dieser Me- ihode den Arrangements hinzugefüg: werden, vermögen nicht die allgemeine Schönheit der Scenerie zu slören, son- dern dienen im Gegentheil häufig dazu, 170 einzelne Partien noch zu heben und zu vervollkommnen. Es ist einleuchtend, dass die Aufstellung nur weniger Mo- numente, die dann naturgemäss von höherer künstlerischer Bedeutung sein können, von grösserer Wirkung sein müssen, als dicht zusammengedrängte Monumente von zweifelhaft künstleri- schem Werth....... Ein nach obigem Plan angelegter Friedhof kann im höch- sten Grade Anspruch auf wirkliche Schönheit und ästhetische Bedeutung machen. Es ist ein weites anmuthiges Landschaftsbild gehoben durch Wälder, Haine und einzelnen Bäume, bei deren Arrangement die Kenniniss und der Geschmack des Künstlers die Wald- - und Baumschönheiten verschiedener Ge- genden zu einem harmonischen Ganzen vereinigen kann. Ruhige Seen und sanfte Bäche bieten angenehme Ab- wechselung und heben den Effect der grünen Hügel und der waldigen Gründe noch mehr hervor. Die stille Ruhe des Platzes füllt die schattigen Wipfel mit zahlreichen Vögeln.... Die Anlage und Pflege der Wälder und Bäume macht es möglich, dass neben den einheimi- schen Vögeln auch noch die buntge- fiederten Bewohner ferner Länder Platz finden.* Ich schliesse hier mit der lobenden Beschreibung von Spring-Grove, da nur Wiederholungen vorliegen und diese doch keinen richtigen Begriff von die- sem interessanten Platze geben, und will zum Schlusse noch allgemeinere Andeutungen machen. Es ist eine grosse Ausnahme, dass der Name eines sich in Amerika aus- zeichnenden deutschen Gärtners zu uns Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dringt. Wie mancher mag doch von uns ungekannt in seinem Kreise Gros- ses wirken und (remde Pflanzen zu deutsch empfundenen und gedachten Gärten zusammenfügen. So mancher lüchtige Gärtner auch von unsern Be- kannten ist über das Meer gezogen. Nur eines Landsmannes will ich nocb gedenken, welcher gegenwärtig in Nord- amerika seine landschaftsgärtnerische Thätigkeit begonnen hat, obschon er seine Heimath, München, nicht aufge- geben hat: Franz Xaver Heissin- ger, gegenwärtig in New-York. Durch seine Thätigkeit in der Schweiz erhielt er dort als Landschaftsgärtner einen Ruf und erhielt den Auftrag, zu der neuen Stadt Helvetia, (Schweizer-Ansiedlung) einen Plan zu entwerfen, welcher mit mehreren Gartenplänen auch auf der Wiener Ausstellung 1873 gewesen ist. Herr Heissinger, in seinem Wohnorte München wenig bekannt, hat in der Schweiz viele Parkanlagen, namentlich Fremden - Pensionen angelegt, wovon mehrere Pläne in ziemlich schlechten Lithographien in Hamburg 1869 und neuerdings in Wien ausgestellt waren. Er besitzt besondere Ferligkeit im An- legen von sogenannten Grotten, die den Amerikanern vielleicht neu sind und deren noch etwas kindlichem Geschmack viel- leicht mehr zusagen, als uns. Herr H. beabsichtigt die Herausgabe eines Wer- kes mit Garienplänen und Ansichten, und kann unter einer grossen Menge, welche mir zur Ansicht vorlagen, viele werthvolle Blätter dazu auswählen. Möge er dies mit rechtem Verständniss thun, denn nicht alles, was gefällt, ist zur Be- lehrung für Andere geeignet. Jäger. I. Originalabhandlungen. 171 8) Uebersicht und Beschreibung der Arten der Gattung Berberis mit ungetheilten abfallenden Blättern, welche in Nordamerika, Europa, Nordafrika und in Mittelasien und Japan heimisch oder in unseren Gärten cultivirt sind. Von E. Regel. I. Einleitung, Aus Botanischen Gärten und Han- delsgärtnereien erhält man eine solche Menge von Berberis unter sehr ver- schiedenen Namen, welche bald zu B. vulgaris, bald zu B. sinensis gehören, dass selbst nach dem Erscheinen der vortrelflichen -Dendrologie von C. Koch, eine gründliche Bearbeitung der Ber- beris-Arten mit ungetheilten abfallen- den Blättern, nur gerechtfertigt erschei- nen dürfte. Es dürfte dies um so mehr der Fall sein, als der hiesige Garten das Herbarium des früheren Directors des Botanischen Gartens in Gölligen, des Hofraihs Schrader besitzt, der bekanntlich eine Masse von Berberis- Arten aufgestellt hat, die v. Schlechten- dal nach dessen Tode in der Linnaea beschrieben hat. Ich selbst erinnere mich noch wohl der Zeit, als Schrader die Gatiung Berberis des Botanischen Gartens in Götlingen bearbeitele. Jähr- lich wurden von bestimmten Sträuchern sterile und blühende Zweige, Exemp- lare mit Früchten u. s. f. eingelegt und nach Theilung und Länge der Stacheln, nach Form und Zahnung der Blätter, nach der Länge der Blüthentrauben im Verhältniss zu den Blattbüscheln, nach der Richtung der Blüthentrauben, ja selbst nach Grösse und Form der Bee- ren, und andere bei den Berberis-Ar- ten wandelbaren Charakteren, stellte Schrader eine Menge von Arten auf, die wir mit Grundlage seines Herbari- ums und der in der Linnaea publicir- | ten Beschreibungen in der nachfolgen- den Arbeit untergebracht haben. Den durchaus entgegengeselzten Weg haben Hooker und Thomson in ihrer vorireffiichen Flora indica betre- ten, indem sie fast alle von uns im Nachfolgenden aufgeführten Berberis- Arten, soweit solche denselben bekannt waren, als 5 Formen von B. vulgaris aufgeführt haben. C. Koch in seiner Dendrologie hat zwischen beiden Ex- tremen so ziemlich die Mitte gehalten, und es freuet uns, dass unsere eigenen einlässlichen Untersuchungen uns we- nigsiens theilweise zu ähnlichen Resul- taten geführt haben, obgleich wir die Zahl der Arten noch bedeutend mehr beschränken mussten, wenn wir nicht Inconsequenzen begehen wollten. So hätten wir z. B.: B. cretica, B. aetnen- sis, B. crataegina und andere gern als Arten gehalten, wenn nicht gerade die Charaktere, auf die solche begründet, als Wachsthum, Länge und Theilung der Stacheln, Länge der Blüthentrauben, bei den Berberis-Arten ganz unzuver- lässige Charaktere wären. 2. Conspectus specierum va- rietatumque generis „Berberis“ foliis simplicibus caducis, Europam, Asiam mediam, Ja- poniam ei Americam borealem incolentium. A. Foliorum faseiculi spinis suffulti. I. Florum racemi multiflori v. pluri- flori, simplices, 172 a) Rami ramulique sulcati, ramuli flori- feri cinerei. 1) B. vulgaris. — Variat: rt Racemi foliorum fasciculos ses- qui-triplo superantes. a. normalis; foliis ellipticis, v. cuneato - elliplicis, membra- naceis: ciliolato-serratis, ß. sulcata; foliis cuneato-oblon- gis, membranaceis ciliolato ser- ralis v. subintegerrimis. r. parvifolia; foliis parvis, cu- nealo - ellipticis, subcoriaceis; racemorum pendulorum floribus parvis. +r Racemi foliorum fasciculos vix aequantes v. paullo superantes. d. commutata; foliis elliptieis v. cunealo-elliplicis, membra- naceis, ciliolato-serratis, subtus rele nervorum prominente laxo; racemis laxis. g. emarginata; loliis cuneato- oblongo - ellipiicis, membrana- ceis, ciliolato - serratis. t. microphylla; foliis parvis, cuneato -elliplicis, membrana- ceis, spinuloso-serralis, sublus rete nervorum laxo prominente. n. aetnensis; spinis 3-pluripar- titis, fasciculum foliorum subae- quantibus v. superanlibus; foliis subcoriaceis, cuneaio-ellipticis, dense spinuloso-denlalis, subtus retenervorum denso prominente. 3. amurensis; foliis maximis, ellipticis v. elliptico - cunealis, membranaceis, ciliolato-serratis, subtus rete nervorum promi- nente salis laxo. ı. japonica; foliis elliplieis v. cuneato- ellipticis, subcoriaceis, spinuloso-serralis, ulrinque rete nervorum prominente valde denso. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. i x. turcomanica; foliis elliptieis, subcoriaceis, spinuloso-dentalis, v.integerrimis, sublus rele ner- vorum prominente satis laxo. b) Rami ramulique sulcati v. angulati, floriferi fusco-rubri. 2) B. sinensis; foliis integerrimis v. subspinuloso-dentalis. 1 Racemi foliorum fasciculos ses- qui-pluries superantes. a. typica; foliis spathulato-ob- longis. ß. angustifolia; foliis obverse angusieque oblongis. fr Racemi foliorum fasceiculos bre- viores v. paullo longiores. y. canadensis; spinis saepe lri- partitis, foliorum fasciculo dup- lopluries brevioribus. d. crataegina; spinis saepis- sime simplicibus, fasciculo fo- liorum dimidio longioribus, v. eum aequantibus v. superantibus. &. cretica; spinis 3-pluriparlilis, saepissime fasciculum foliorum superantibus. 3) B. Sieboldi; foliis dense setu- loso-ciliatis, vix conspicue serru- latis. c) Rami ramulique tereies, corlice ni- tido fusco-flavescente. 4) B. integerrima. II. Racemi laxi, nune 3—4-flori co- rymbosi, nunc pluriflori basique ramosi, saepissime gemini, racemo alio unifloro v. 2—3-floro, altero pauci-plurifloro. 5) B. heteropoda. III. Racemi corymbosi, laxi, solitarii, 1—3-flori, foliorum fasciculis breviores. 6) B. Thunbergii D. C. IV. Peduncnuli uniflori, saepissime soli- tarii, rarius 2-plures aggregali. MB. sibirica. I. Originalabhandlungen, B. Rami ramulique inermes. 8) B. Tchonoskiana. 3. Aufzählung der Arten*). 1) B. vulgaris L. Gemeine Ber- beritze oder Sauerdorn. Strauch von 5—10 Fuss oder sel- ten noch bedeutenderer Höhe, mit ge- furchten weissgrauen Aesten und Zwei- gen. Selten nehmen die jungen steri- len Jahrestriebe eine bräunlich gelbe Farbe an. Dornen meist ötheilig, sel- tener ungetheilt oder mehrtheilig, stets kürzer als Blatibüschel. Blätter kurz gestielt, abfallend, von der breit-ellip-- tischen Gestalt bis zur länglich-keilför- migen übergehend, meist wimperartig- gesägt, seltener fast dornig-gesägt oder ganzrandig, gemeiniglich von dünner hautartiger Consistenz mit nur auf der untern Blattseite vortretenden Haupt- adern, seltner von festerer fast leder- artiger Consistenz und mit unterhalb vortretendem grob- oder feingefloch- tenem Aderneize. Die Blumen treten in einfachen Trauben aus dem Blatt- büschel hervor, sind hell oder dunkler gelb. Blüthentrauben meist ziemlich lang gestielt, lax und bedeutend länger als die Blätter, seltener werden diesel- ben kürzer und nur so lang oder selbst kürzer als die Blätter. Beeren meist länglich, seltener von mehr elliptischer oder rundlich elliptischer Gestalt, blut- roth oder hellroth, seltener violett oder weisslich. *) Bei der folgenden Aufzählung der Arten berücksichtigen wir vorzüglich die in unseren Gärten vertretenen. Die Syno- nymie geben wir nur mit Aufführung der Autoren. Citate und genauere Botanische Beschreibungen 'publicirtev wir in den »Trudi< des Kais. Botanischen Gartens in St, Petersburg. 173 Ist in Nordamerika, in ganz Europa und im mittleren Asien heimisch. Die saueren Beeren werden einge- kocht zu Syrup und Conserven, und dienen als Volksmittel in leichten Krank- heiten. Die gemeine ist deshalb seit allen Zeiten eine beliebte Culturpflanze, die in einer Masse von Formen vor- kommt, von denen viele der Erzeugung von Bastarden ihren Ursprung zu ver- danken scheinen, worauf wir bei Be- sprechung der zahlreichen Formen zu- rückkommen werden. Zu der folgenden Aufzählung der Hauptformen von dem gemeinen Sauer- dorn bemerken wir, dass die Schra- der’sche Sammlung mit all den von Schrader als Arten aufgestellten For- men im Besitz unseres Herbariums_ ist und wir in Folge dessen im Stande waren, geslützt auf diese Exemplare, die vielfach gedeuteten Schrader’schen Arten unterzubringen. Uebersicht der Formen von B. vulgaris. A. Blüthentrauben gestielt, lang und lose, bedeutend länger als das Blatt und meist über- hängend. a. normalis; Blätter elliplisch oder elliptisch keilförmig, häulig, wim- perig-gesägt. ß. sulcata; Blätter länglich-keilför- mig, häutig wimperig-gesägt oder zuweilen fast ganzrandig. y. parvifolia; Blätter von festerer Textur, klein, elliptisch-keilförmig, ganzrandig, Blumen klein, in stark überhängenden Trauben. B. Blüthentrauben kurz, so lang oder wenig länger oder kür- zer als die Blätter. 6. commutata; wie «. nur Blü- 174 thentrauben kurz. Adernetz weit- läuftig, wenig vorstehend. &. emarginalta; Blätter verkehrt länglich-elliplisch keilförmig, wim- perig gezähnt, häutig. &. mierophylla; Blätter klein, schmal ellipiisch- keilförmig, fast dornig gezähnt, von fester Textur und mit stark vorsteheudem Ader- netz auf der untern Seite, — Dor- nen zuweilen sehr stark und län- ger als Blätter, n. amurensis; Blätter sehr gross, elliptisch oder elliptisch-keilförmig, häulig, ringsum wimperig- gesägt. Von var. d. nur durch die gros- sen Blätter verschieden. %. japonica; gleich var, d. Blätter aber von fesierer Textur und bei- derseits mit stark vorstehendem und geflochtenem Aderneiz, ı. turcomanica; Blätter elliptisch, fast lederartig, dormnig-gesigt, mit losem vorstehendem Aderneiz, Berberis vulgaris var. «. nor- malis. Die elliptischen oder elliptisch- keillörmigen, ringsum wimperig-gesäg- ten dünnhäuligen Blätter und gestielten überhängenden, selten aufrechten Blü- thentrauben, die länger als das Blatt, zeichnen diese Form aus. a. iypica; Blätter grün, irimpenigs gesägt, Blüthentrauben überhängend, Beeren länglich hell- oder dunkel- blutroth, sauer. Zu dieser gemeinsten Form gehören als Synonyme: B. canadensis hort. — B. declinata Schrad. — :B. laxiflora Schrad. — B. Jucida Schrad. -- B. duleis Schrad. — B. elongata Schrad. — B. iberica Schr. — DB. arborescens Schrad. — B. aurea herb. Tausch. — B. chrysantha Schrad. — B. canadensis herb. Mert. — B. macrocarpa Schrad. — B. macracantha Schrad. — B. cre- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nulata Schrad. — Abbild. Guimpel d, Holzg. tab. 39 als B. vulgaris. b. iberica Rupr. Gleich vorher-. gehender, Blüthentrauben aber fast aufrecht, c. duleis; Beeren schwach sauer. d. Iutea DC.; Beeren gelb. (B. vulg. flava Schrad.) e. violacea; Jacquini Schrad. f. leucocarpa; Beeren weiss. Aus den Gärten erhält man solche als B. vulgaris fructu albo. g. apyrena Schrad.; soll eine Form sein, deren Beeren keine Samen enthalten. - Die im Schrader’schen Her- barium befindlichen Exemplare haben Beeren mit meist einem vollkommenen Samen, selten mit keinem Samen. Lebend sahen wir nur Formen von &, a unter dieser Bezeichnung. — B. vulgaris asperma hort. h. serrata; Blätter buchtig ge- zähnt und Zähne in eine Borste aus- gehend. B. asiatica Schrad. i. marginata; Blätter weiss ge- streift. B. vulgaris fol. variegalis arb. musc. k. aureo-marginata; schöne, der allgemeinen Cultur werihe Abart mit gelb gerandeten Blältern. l. aurea; neuere schöne Spielart mit goldgelben Blättern, von sehr gu- tem Effect in den Bosqueien und als Einzelpflanze. m. atropurpurea; von allen in unseren Gärlen eultivirten Berberis-Ar- ten und Formen zur Cultur im Garten die schönste, da die Btätter eine tief purpurne Färbung und der Strauch ei- nen sehr robusten Wuchs besitzt Schön als Einzelpflanze, wie auch als Vorpflanzung um Bosquete. Bleibt durch Aussaat ziemlich treu, wenn nämlich der Strauch einzeln in bedeutende Ent- Beeren violett, B. I. Originalabhandlungen. fernung von der gewöhnlichen Ber- beritze gepflanzt ist. Auch im Pelers- burger Klima gut ausdauernd. — B. vulgaris var, purpurea hort. — B. atropurpurea Rgl. Grifl. tab. 278. 8. sulcata C. Koch; Blätter schmal elliptisch keilförmig, oder läng- lich keilförmig, meist ringsum, seltner nach dem Grunde: zu ganzrandig und nur vorn wimperarlig gesägt oder ringsum ganzrandig. Das andere gleich «. Eine Form, die in Cultur häufig, wild kommt solche in der Türkei und im Caucasus vor. In Gärten kommt solche als B. spathulata, emarginata und B. provincialis vor. B. spathulata C. Koch. (nec Schrad.) — B. hetero- phylla h. Berol. — In Schrader’s Her- barium ist eine Form mit ringsum ganz- randigen Blättern und einfachen Dornen als B. crataegina DC. bezeichnet. Ein- fache und ötheilige oder selbst mehr- theilige Dornen kommen oft an der gleichen Pflanze vor, weshalb wir die- sen Charakter gar nicht berücksichtigt haben. Ebenso -wechselt die Zahnung gerade bei dieser Form sehr. Endlich weicht B. crataegina DC. durch kürzere Blüthentrauben ab. y.parvifolia; Blätter klein, schmal elliptisch -keilförmig, ganzrandig, von ziemlich fester, aber doch nicht leder- artiger Textur und mit beiderseits vor- stehendem Adernetz. Blüthentrauben stark überhängend, noch einmal so lang als Blätter; Blumen klein. Wird hier und da als B. cretica cultivirt, durch kürzere Stacheln und längere Blüthen- trauben leicht zu unterscheiden. 6. commutata. Blüthentrauben lax, kaum länger oder so lang als Blät- ter. Alles andere gleich «. — B. hu- milis h. Herrenh. — B, dentata y. lati- folia. herb. Tausch. — B. canadensis 175 herb. Schrad. et hor, — Kommt in Europa und Nordamerika vor, in dem letztern vielleicht nur verwildert und wird sowohl in den Gärten wegen der kurzen Trauben, sowie häufig auch in Herbarien mit B. canadensis Pursh, verwechselt, g. emarginata; niedriger Strauch mit länglich-elliptisch-keilförmigen Blät- tern, welche häutig und ringsum meist dicht, seltner weitläufig wimperig ge- zähnt. Blüthentrauben kurz, zuweilen fast doldentraubig, kaum so lang oder wenig länger als Blätter. — B. emar- ginata Will. — B. dentata und B. denlata capitata Tausch. — B. milis Schrad. — B. orthobotrys Bienert. Von dieser Form, welche Willdenow als B. emarginata beschrieben hal, sahen wir vom Elbrus ein wild gesammeltes Exemplar, ebenso aus Elmali und der Krim. Willdenow gab Sibirien als Va- terland an. C. Koch hält diese Form für einen Bastard von B. canadensis Pursh. und B., sibirica. Wir glauben, dass es eine der vielen Formen von B. vulgaris ist. Was als B. mitis in Schrader’s Herbarium sich findet, weicht durch die braungelbe Farbe der Som- mertriebe ab und könnte der Bastard mit einer der Formen von B. sinensis (canadensis) sein. t. microphylla; Blätter klein, verkehrt und schmal elliptisch-keilför- mig; von ziemlich fester Textur, fast dornig gesägt, mit vortretendem losem Adernetz; Blüthentrauben so lang oder kaum länger als Blätter, dicht mehr- blumig und fast doldentraubenförmig, selten armblumig oder nur einblumig., Ein niedriger Strauch, der der B. vulgaris nahe verwandt und sich von dieser nur durch kleinere festere Blät- ter, die unterhalb mit stark vorstehen- dem Adernetz versehen sind, unter- u 176 scheidet. — Eine andere nah ver- wandte Form mit besonders starken Stacheln, die oft länger als die Blätter und ferner sehr festen lederartigen Blättern, ist die am Aetna und in den hohen Gebirgen Sardiniens vorkom- mende B. aetnensis Presl. m. amurensis; eineForm die vom Bureja-Gebirge aus, durch das Amur- gebiet wild wächst und im hiesigen Garten aus importirten Samen erzogen, bis jetzt ihre Eigenthümlichkeiten voll- ständig beibehalten hat. Die besonders grossen Blätter und Blüthentrauben, die kaum länger als die Blätter, unterschei- den diese Form von var. «. und die grossen Blätter von var. d. Wir besitzen Exemplare, die incl. des Blattstieles bis 14 Cm. lange Blät- ter haben. Dagegen gibt es wild ge- sammelte Formen, die ganz zu var. d. übergehen. 9. japonica; diese Form ist vom Herrn C. Maximowicz vorzugsweise im nördlichen Japan, bei Hakodate gesam- melt worden. Die festeren Blätter mit dicht geflochtenem Adernetz, das bei- derseits, aber vorzugsweise auf der un- “tern Blattseite vortritt, und mit sehr dichter wimperiger Zahnung am Rande, sowie Blüthentrauben, die kaum so lang oder wenig länger als Blätter, unter- ‘scheiden solche von var. &. — B. vul- garis Thbg. ı. turcomanica; Blälter fest, le- derartig, dornig gesägt, mit losem vor- stehendem Adernetz. Blüthentrauben so lang als Blätter. In der Soongorei und Turkestan. — B. turcomanica Karel. 2) Berberis sinensis Desf. Chi- nesischer Sauerdorn. Ein Strauch, der wie der gemeine Sauerdorn vom Osten Asiens bis nach Kleinasien und Nordafrika verbreitet ist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, und andererseits nach Nordamerika übertrit. Vom gemeinen Sauerdorn unterscheidet sich derselbe sofort durch die meist tief braunrothe Farbe der ge- furchten oder kanligen blüthentragen- den Zweige. Die Blatiform ist im All- gemeinen eine verkehrt-längliche oder länglich-spathelförmige, — es kommen aber auch Formen mit elliptischen Blät- tern vor. Der Blattrand ist häufig ganz- randig oder auch entfernt-gesägt und die Sägezähne in einen Krauistachel ausgehend. Blüthentrauben sind ent- weder bedeutend länger als Blätter oder sie werden wie bei der gemeinen Berberitze nur kaum so lang oder we- nig länger als die Blätter, ja es wech- selt dieses Längenverhältniss nicht blos je nach den Formen der verschiedenen Ländergebiete, sondern selbst bei der ächten schmalblätterigen Forın des Nor- dens Chinas, welche in unserm Her- barium häufig vertreten ist. Die kurztraubige Form dieser Art, stellt die ächte B. canadensis Pursh dar, es kommen aber auch in Nordamerika . langtraubige Formen der B. chinen- sis. Vor. _ Die Beeren sind in Gestalt und Farbı denen der Gemeinen Berberitze ähnlich. Zur Cultur im Garten sind beson- ders die langtraubigen Formen der B. chinensis als vorzüglich schöne Zier- sträucher zu empfehlen, die auch im Petersburger Klima noch durchaus hart. a. typica; Blätter länglich-spa- thelförmig, ganzrandig oder mit ent- fernt gestellten, in eine kurze Borste ausgehenden Zähnen. Blüthentrauben bedeutend länger als Blätter. — Wächst im Caucasus, dem Oriente, in Nordal- rika und in Nordamerika. | Eine der schönsten Berberitzen mit lang überhängenden Trauben goldfar- benen Blüthen, welche Guimpel (ir. N N N 3 GLT RE I. Originalabhandlungen. Holzg. tab. 63) als B. canadensis ab- gebildet hat, während C. Koch die- selbe B. Guimpeli .nennt. Von Schra- der ist diese Form als B. sanguinolenta, B. sinensis und B. spathulata beschrie- ben worden. Die Pflanze, welche C. Koch als B. spathulaia Schrad. aufführt, ist nicht die von Schrader beschriebene Pflanze und gehört zum Formenkreis von B. vulgaris, $. angustifolia; Blätter schmal verkehrt-länglich, meist ganzrandig, seltener mit einzelnen Zähnen. Blü- ibentrauben meist viel länger als Blät- ter, es finden sich aber auch unter den im Norden China’s gesammelten Exem- plaren einzelne mit Blüthentrauben, die kaum länger als die Blätter. Wächst im Amurgebiele und im Norden China’s, namentlich um Peking. Die schmalen ganzrandigen Blätter, die tief rothen Zweige und die massenhaft erscheinenden gracil überhängenden Blüthentrauben empfehlen auch diesen Strauch als besonders schönen Zier- strauch. Diese Form ist es, welche von den Autoren vorzugsweise als B, sinensis beschrieben wird. y. canadensis; Blätter länglich- spathelförmig oder elliptisch-keilförmig, meist dornig gezähnt, selten ganzran- dig; Stacheln an den Blüthenzweigen ‚sehr kurz oder doch steis kürzer als die halben Blätter, Blüthentraube kür- zer oder wenig länger als Blätter. Diese Form ist es, die als B. canadensis Pursh — B. caroliniana Loud. — B. cerasina Schrad. und B. provincialis Schrad., beschrieben worden ist. In Nordamerika scheint dieselbe nur in Carolina vorzukommen. d. crataegina; Blätter von fester Textur, länglich spathelförmig oder el- liptisch - keilförmig, ganzrandig oder kleindornig gesägt, Dornen meist ein- VL 1874, 177 fach (aber auch 3theilig), länger als die halben Blätter und oft fast so lang oder selbst länger als diese; Blüthen- trauben kürzer oder wenig länger als Blätter, — gemeiniglich armblumige Doldentrauben darstellend. — Eine in Syrien, in Persien und im Caucasus heimische Form, welche als B. cratae- gina DC. und B. nitens Schrad. be- schrieben worden ist. J. pachyacantha Bge. ist eine Form mit starken Sta- cheln, die länger als die Blätter. &. cretica; niedriger Strauch mit sehr starken langen 3 bis mehrtheiligen Dornen, die meist länger als die Blait- büschel. Blätter klein, elliptisch keil- förmig oder lanzettlich, ganzrandig oder seltner mit einzelnen dornigen Zähnen und auf der untern Seite nur schwach‘ vorstehenden Nerven. Blüthen bilden eine kurze gedrängte Doldentraube, wel- che nur wenig länger als die Blätter. — Wächst in den Gebirgen Spaniens, Grie- chenlands, Cyperns und im Himalaya. Syn. B. cretica L. 3) Berberis Sieboldi Miq. Sie- bold’s Sauerdorn. Strauch mit braunrothen kantigen Blüthenzweigen. Blätter länglich- oder verkehrt - länglich - lanzettlich, in einen sehr kurzen Stiel verschmälert, spitz ofler stumpf, am Rande dicht gewim- pert, oberhalb dunkelgrün, unterhalb bedeutend heller und mit kleinmaschi- gem vortretendem Adernetz. Blumen in mehrblumigen Doldentrauben, die kürzer als die Blätter. Noch nicht in Cultur, aber als Art mit fallendem Laube auch wohl bei uns ausdauernd. Ist bis jetzt nur in Exemplaren bekannt, die aus Gärten Japan’s stammen. 4) Berberis integerrima Bunge. Ganzrandiger Sauerdorn. Sirauch mit stielrunden Blüthenästen, 12 178 'Gartenflora Deutschlands, die mit einer glänzenden gelbbraunen Rinde bekleidet sind. Stacheln ziemlich stark und lang, einfach oder dreitheilig, Blätier elliptisch-keilföürmig oder selte- ner verkehrt breit oval oder rundlich in einen Stiel verschmälert, von fester lederartiger Textur, ganzrandig oder seltener dornig-gezähnt, unterhalb mit vortretendem Adernetz. Blüthentrauben vielblumig, fast so lang oder wenig länger, zuweilen aber auch fast doppelt so lang als die Blätter, Beeren rund- lich oval. Wächst im Caucasus, Persien, Tur- kestan und der Soongorei, ist jetzt im hiesigen Garten in Cultur, aber noch nicht auf die Ausdauer erprobt. Syn- onym sind B. densiflora Boiss. et Buhse. (Pfl. Trausc. und Persiens tab. II. Fig. 2). B. nummularia Bunge, Form mit rund- lich-verkehrt-ovalen Blättern. A)Berberis heteropodaSchrenk. Tatarischer Sauerdorn. Strauch mit rorthbraunen gefurchten oder kantigen Blüthenzweigen. Blätter elliplisch -keilförmig, oder oval oder länglich-elliptisch und keilförmig in den kurzen Stiel verschmälert, ganzrandig oder dornig gesägt, von fester leder- artiger Consistenz. Blumen in laxen Doldentrauben, oder in mehr verlänger- ten Trauben, welche meist kürzer, aber auch zuweilen länger als dieBlätter. Die untern seitlichen Blüthenstiele sind meist wieder verästelt, wodurch eine verästelte Traube entsteht und ausserdem tritt aus dem Blattbüschel neben der Blüthentraube oft noch ein langer einblumiger Blüthen- stiel oder eine armblumige Blüthen- traube hervor. Diese Veränderlichkeit des Blüthenstandes und das paarweise Auftreten eines reichblumigern und ei- nes armblumigern Blüthenstandes aus TI ETTERTER Russlands und der Schweiz. der gleichen Knospe, ist der Haupt- charakter dieser Art, und Schrenk hat nach diesem Charakter auch den Ar- iennamen gewählt. Von B. integerrima unterscheidet sich dieselbe ausserdem durch die stets elwas gefurchten, von - keiner glänzenden Rinde umgebenen jungen Zweige. Die Beeren sind meist sehr gross und von rundlich-ovaler. Gestalt. Wächst in der Soongorei und Tur- kestan und ist wohl im Petersburger Garten in Cultur, auf seine Härte aber noch nicht erprobt. 5) Berberis ThunbergiDC. Thun- berg’s Sauerdorn. Niedriger stark verästelter Strauch mit kantigen Aesten und Zweigen, lelz- tere rolhbraun, Stacheln alle einfach oder die unteren 3theilig. Blätter ver- kehrt elliptisch oder verkehrt-oval, keil- förmig in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig beiderseits mit kaum vor- treienden Adern. Blumen in 1—Ablu- migen gestielten oder sitzenden Dolden- trauben, die stets kürzer als die Blät- ter. Beeren länglich-oval oder rund- lich-oval, hellroth. Wächst in Japan, überdauert unsern Petersburger Winter noch gut und ge- hört deshalb zu unseren schönsten Sträuchern. a. typica; Blätter grossentheils vorn stumpf abgerundet, unterhalb weiss- lich-blaugrün, untere Stacheln ätheilig, obere einfach; die in der Entwickelung begriffenen Zweige anfangs grün, spä- ter rothbraun oder graubraun. Dolden- trauben 1— Ablumig. B. Thunbergi DC. — B. cretica Thbg. ß. Maximowiczi Rgl.; Blätter spitz oder seltner vorn stumpf abge- rundet, beiderseits grün. Zweige ru- thenförmig, tief rothbraun. Stacheln T. Originalabhandlungen. alle einfach. Blumen in 1—4blumigen Doldentrauben. — B. Maximowiczi Rgl. Die aus von C. Maximowicz imporlir- ten Samen erzogenen Exemplare der Formen «. und $. sehen wie gut iy- pisch verschiedene Arten aus, bei den zahlreich uns vorliegenden wildgesam- melten Exemplaren scheinen die oben angegebenen Charaktere aber in einan- der überzugehen. 6) Berberis sibiricaL. Sibiri- scher Sauerdorn. Niedriger 2—4 Fuss hoher Strauch mit grauen oder graubraunen Aesten und Zweigen, letztere zuweilen auch rothgelb. Dornen meist 3-oder mehr- theilig, selten einfach. Blätter lanzett- lich oder elliptisch, keilförmig in den sehr kurzen Blattstiel verschmälert, dor- nig gezähnt. Blumen gross und gold- gelb, mit ausgerandeten Blumenblättern, einzeln auf einblumigem Blüthenstiel ; letzterer kürzer als der Blattbüschel. Beeren rundlich oval. — Bei der wild wachsenden Pflanze sind die Blätter von sehr fester Consistenz und beider- seits mit stark vortretendem Aderneiz, 179 bei der cultivirten Pflanze sind die Blät- ter dünnhäuliger und mit schwächer vortretendem Aderneiz. C. Koch sagt in seiner Dendrolo- gie, dass er auch Exemplare von B. sibirica gesehen habe, welche eine 3— | Ablumige Traube auf kurzem Stiele tragen. Diese sogenannte mehrblumige Form von B. sibirica ist auch uns be- kannt, wir rechnen solche aber zu den Formen von BB. vulgaris und zwar spe- ciell zu B. vulgaris & microphylla, eine nur in Cultur bekannte Form, die wir für den Bastard zwischen B. sibirica und B. vulgaris halten. Von B. sibirica haben wir eine Masse von wild gesam- melten Exemplaren verglichen, welche aber alle nur einblumige Blüthenstiele besitzen, von denen nur an einem ein- zigen Exemplare des Altai aus den oberen Blattbüscheln 2—4 einblumige Blüthenstiele hervortreten, bei allen den zahlreichen anderen Exemplaren trägt auch jeder Blattbüschel nur eine Blume. Wächst in felsigen Boden der Gebirge Sibiriens wild. Abbildung Guimpel fr. Holzg. tab. 64. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Neue Pflanzen des Gartens des Herrn W.Bull, Kingsroad, Chelsea, London. S. W. Wenn wir heut zu Tage von neu ein- geführten Pflanzen sprechen, so sind es stets 3 Etablissements, die da allen andern in grossartigem Maassstab voranleuchten, nämlich auf dem ‚Continent das von J.Lin- den in Gent und in England das von Ja- mes Veitch und Söhne und das von Wil- | liam Bull. Das von James Veitch ist schon lange begründet, ist von dem thätigen intelligenten Vater auf die Söhne überge- gangen, von denen 2 selbst alle Welttheile | besucht, eine Masse neuer Pflanzen selbst entdeckt und eingeführt und dabei sich gründlich mit der Lebensweise der in Cul- tur schwierigern Pflanzen bekannt gemacht und so ganz enorme Erfolge in der Cultur der Pflanzen erzielt haben, Das Geschäft von W,Bull ist bedeutend jünger als das von J. Veitch und Söhne, 12% Tg nn N _. N _ N _ RÜRNÜ, II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. hat sich aber in der Eleganz der Einricht- ung das Etablissement von J. Veitch zum Muster genommen und hat besonders in den letzten Jahren jährlich eine Menge neuer Pflanzen eingeführt, von denen die Cataloge des Herrn Bull Abbildungen ga- ben. die von da in Gardeners Chronicle und andere Zeitschriften übergingen. Auch der Gartenflora hat Hr. W. Bull einen ur t 181: Theil seiner neuen Pflanzen in Abbildun- gen mitgetheilt und wir haben schon im letzten Hefte mit deren Besprechung be- gonnen. Fig. 1 gibt nicht die Abbildung einer Pflanze, sondern den Queerdurchschnitt durch eines der Gewächshäuser und zwar gerade durch das, in welchem Herr Bull seine neuen Pflanzen der warmen Klimate 1823 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eultivirt. Es ist das ein nach Westen und Osten gelegenes Doppelhaus, ganz durch Wasserheizung erwärmt, mit Tischen längs den Fenstern und einem Mitteltisch zur Aufstellung der Pflanzen. Der Giebel des Glasdaches ist mit einem Aufsatz über demselben versehen, der so construirt ist, dass auch bei kaltem Wetter und rauhen Winden jederzeit gelüftet werden kann, ohne dass kalte Zugluft die Pflanzen trifft. Frische gesunde Luft ist ja nicht blos für die Gesundheit des Menschen eine uner- "lässliche Bedingung — auch die Pflanzen gedeihen erfahrungsmässig um so besser, je vollkommener die Lüftungseinrichtung zur schnellen und vollkommenen Erneuer- ung der Luft im Innern der Gewächs- häuser. 1) Curculigo recurvata Dryand. fol. variegatis. Hypoxideae Die ächte C. re- curvata Dryand. bildeten wir kürzlich ab. Dieselbe stammt aus dem östlichen Ben- galen, wanderte von da zunächst in den Botanischen Garten in Calcutta ein und scheint von hier im Jahre 1821 in Gärten Englands eingeführt worden zu sein, denn im Jahre 1823” gab Roxburgh die erste Abbildung derselben (Bot. Reg. tab. 770). Als eine der besten Decorationspflanzen Ren Fig. 3. Maranta Seemanni Masters. a II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. fürs Warmhaus und besonders auch fürs Zimmer, hat dieselbe längst allgemeine Verbreitung gefunden und ward von uns kürzlich in dieser Beziehung empfohlen. Schöner "noch als: Decorationspflanze ist die von W. Bull in Handel gebrachte C. recurvata |fol. variegatis, eine Form mit weiss |gestreiften Blättern, welche unsere Fig. 2 darstellt. 22) Maranta Seemanni Masters. (Gard. Chron._1872 pag. 323 cum. ic. — Bull cat. 183 1872. — Rgl. Grtfl. 1873 pag. 182), — Siehe Fig. 3.— Marantaceae, In Centralamerika von unserm für die Wissenschaft zu früh verstorbenen B. See- mann entdeckt und von Bull’s Garten zu- erst cultivirt und verbreitet. Gehört zur grossen Zahl derjenigen Pflanzen, denen im Garten irgend ein Name beigelegt wird, bevor eine wissenschaftliche Untersuchung stattgefunden, ja lange bevor die Blumen derselben bekannt sind, so dass nicht ein- 184 Gartenflora Deutschlands, - mal die Gattung mit annähernder Sicher- heit zu bestimmen ist. Eine schöne Deco- rationspflanze fürs niedrige Warmhaus, die eher eine Heliconia als eine Maranta zu sein scheint. Die länglich -ovalen Blätter ‚sind zugespitzt, 1 Fuss lang und ungefähr halb so breit, oberhalb schön seidenglän- zend grün, mit weissem Mittelnerven und hellgefärbten dünnen Seitennerven, und unterhalb tief roth. \\ \\) Russlands und der Schweiz. 3) Oyrtanthera chrysostephana Hook. (Bot. Mag. tab. 5887) Acanthaceae. (Siehe Fig. 4). Im Jahrg. XX. pag. 180 der Gar- tenflora schon erwähnt, gehört diese schöne Warmhauspflanze zu den von Bull aus Mexico eingeführten Pflanzen. In Wahr- heit zeigt diese Art viel Aehnlichkeit mit den andern schönen Arten dieser Gattung, so mit C. catalpifolia Nees und C. aurantiaca Nees, sie unterscheidet sich Fig. 5. Hibiscus rosa sinensis, 3 S S Ta, re Yarıf Ta re a Re TB T er re ih urn III. Notizen. aber vortheilhaft durch die schöne Färb- ung der Blätter, die oberhalb blaugrün und mit rothen Mittelnerven durchzogen, — unterhalb aber auf hellgelbgrünem Grunde mit rothem Adernetz gezeichnet sind. Im Uebrigen sind die Blätter kurz gestielt, oval oder lanzettlich-oval, lang zugespitzt. Blumen über 2 Zoll lang, in dichter spitzen- ständiger Trugdolde, golgelb und orange- farben gezeichnet. 4) Hibiscus rosa sinensis L. ß. fulgidus. Malvaceae. (Fig. 5). Wir gedachten die- ses reizenden Strauches zur Cultur im Warmhause pag. 367 des letzten Jahrgan- ges der Gartenflora. W. Bull hat densel- ben von den Südseeinseln eingeführt, in Cultur befand sich derselbe aber schon früher. H. sinensjs mit seinen Abarten, die im südlichen Asien und auf den Inseln der Südsee heimisch sind, gehört ja seit alten Zeiten zu den geschätztesten Blüthen- sträuchern des Warmhauses, freilich früher viel häufiger als in der letzten Zeit culti- | dieses Strauches. 185 virt. Die beistehend abgebildete Form un- terscheidet sich auch nicht blühend durch die viel steiferen, festeren und besonders stark glänzenden Blätter mit grösseren bis 5 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen und am Rande welligen purpurscharlach- rothen Blumenblättern, die am Grunde einen schwarzpurpurnen Fleck tragen. Im Carlsruher Botanischen Garten sahen wir diesen schönen Strauch im vergangenen Jahre in grosser Menge und in schöner Blüthe. Obgleich der H. sinensis mit sei- nen Abarten zu den sehr leicht zu cultivi- renden Pflanzen gehört, blüht derselbe doch nur da in voller Schönheit und Blüthen- fülle, wo man denselben in nicht zu kleine Gefässe in eine nahrhafte lehmige Garten- erde pflanzt, und auf einem dem vollen Lichte ausgesetztem Platze des Warmhau- ses mit dem Gefässe in ein erwärmtes Beet eingräbt. Wiederholter Dungguss zur Zeit der Vegetation und Blüthe ist ausserdem ein Mittel zur kräftigsten Entwickelung (E. R.) | II. Notizen. 1) Die Ausstellung von Pflanzen vom 1.—15. Mai 18753 in der Welt- ausstellung zu Wien. Wenden wir uns sofort der Betrachtung der Gruppen der einzelnen Aussteller zu und folgen wir hiebei dem Wege, welchen die Mehrzahl ‚der Besucher dieser Ausstell- ung wählte, nämlich den vom südwest- lichen Eckpavillon zum nordöstlichen hin- durch führenden. — Derselbe barg von dem berühmten Etablissement J. Linden’s in Brüssel und Gent — eine reiche und interessante Auswahl von blühenden Ge- wächsen und Blattpflanzen, welcher sich, in Glaskästen verwahrt, die besonders zärt- lichen Warmhauspfianzen anschlossen. Als Mittelpunkt eines Kreises von Palmen und Dracaenen ragte ein riesiges Exemplar der Todes barbara hervor, dem sich eine far- benprächtige Azaleen-Gruppe anreihte, wel- che von dem buntblätterigen japanesischen Ziergehölze, dem Acer palmatum, reticula- tum und ornatum begrenzt war, während den beiden Wänden entlang sich eine Reihe Araucarien, Palmen etc. entwickelte. Einer der bereits erwähnten Glaskästen barg die durch den Aussteller eingeführten und noch nicht in Handel gekommenen Novitäten, wie: Anthurium cristallinum, Curmeria pieturata, Phyllotaenium Lindeni, Tilland- sia mosaica (sämmtlich aus Columbien), Dracaena Reali (aus den neuen Hebriden) und Maranta hieroglyphica (aus Neu-Gra- nada). In dem zweiten befanden sich die im reichsten Blüthenschmucke prangenden Orchideen, 13 Arten aus den Gattungen: Masdevallia, Odontoglossum, Vanda und Cypripedium. Der dritte Kasten enthielt endlich die durch den Aussteller eingeführ- ten 3 Dioscorea-Arten, als: D. chryso- phylla, Meleagris und prismatica vom Rio negro; 3 Dracaenen (D. glorioss, jaspidea 186 und Iutescens-striata); Croton Weismanni, Dieffenbachia imperialis, Maranta Makoyana und Phormium atropurpureum nebst der blühenden Tillandsia Lindeni. Einen neuen Schmuck unserer Gärten wird in kurzer Zeit dessen Rhododendron Princess Louise bilden. — Eine kleine Partie neuer und zierlicher Azaleen aus den Handelsgärten- Etablissements von Alexis Dalliere in Gent, Eduard Van der Cruyssen in Gendbrugge und Johann Verschaffelt in Ledeberg, umgeben jene kleinen Schatz- kästchen, deren lahalt wir nur theilweise angegeben und die sich Alle als sehr in- teressant und werthvoll erwiesen. Es wurde daher Herrn Linden die Fortschrittsme” daille zuerkannt und ausserdem noch ihm sowie Herrn Dalliere (welcher für die permanente Ausstellung zugleich eine Sammlung von 25 Coniferen- Species und 12 Ilex-Varietäten ausgestellt hatte) je eine Verdienstmedaille und Herrn Van der Cruyssen ein Anerkennungsdiplom der Weltausstellung verliehen. Als erste Nummer von der Obst- und Gemüseausstellong präsentirte sich ein stattliches, mit einem Anerkennungsdiplom ausgezeichnetes Sortiment überwinterter Obstsorten aus der königl. preussischen Staats- und landwirthschaftlichen Akademie Eldena in Pommern, welcher Dr. Baum- stark als Director vorsteht. Dieser reihte sich eine zweite Collection von Aepfeln aus dem Garten des Herrn v. Behr aus Schmoldow in Pommern an. Zwischen den- selben befand sich eine Sammlung von 100 Stück abgeschnittener Viola tricolor aus Lüneburg, vom Handelsgärtner Wrede eingesendet, welche zır Zeit ihrer Beur- theilung bereits so verwelkt waren, dass man sie ganz unberücksichtigt lassen musste. — Von einem kleinen Tableau brauchbarer und netter Gartenwerkzeuge des Nachfol- gers der bekannten Firma Degenhart in Wien, Rudolph Klöck, überragt, reih- ten sich nun die Erzeugnisse einiger in- ländischer Exponenten an, und zwar die von Angelo Piccoli aus Rovigno einge- sendeten Artischocken von riesiger Grösse, die von Ludwig Tschugguel in Bozen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im Freien getriebenen RBiesenspargel und das von Ferdinand Weiss in Klagen- furt gelieferte Sortiment verschiedenartiger Gemüse. Die beiden Ersteren erhielten ein Anerkennungsdiplom und Techugguel als Inländer auch die von Seite der Gar- tenbau-Gesellschaft für derartige Producte bestimmte silberne Medaille. Die den vorgenannten Ausstellungen sich anreihende Exposition aus Japan enthielt die essbaren Wurzeln von Dios- corea japonica, Lappa major und die Zwie- beln von Lilium Kamtschaticum. Sie wurde durch ein Anerkennungsdiplom der Welt- ausstellung gewürdigt. Eine gleiche Aus- zeichnung wurde den sich daran anschlies- senden Gemüsesammlungen inländischer Gärtner zu Theil, als dem Herrn Handels- gärtner Klempf in Rudolfsheim für sei- nen in Prachtexemplaren ausgestellten Meerrettig (Kren) und Herrn Franz Mayer für Selleriewurzeln. Beide Herren erhielten von Seite der Gartenbau- Gesellschaft noch je eine silberne Medaille, Herr Georg Mayer aber für ein grös- seres Sortiment von vierzehnerlei vorzüg- lich cultivirter Gemüsesorten ausser dem Anerkennungsdiplome noch die Ver- meil- Medaille der Gartenbau - Gesellschaft. -Ebenso erhielten die mit Anerkennungs- diplomen ausgezeichneten Privatgärtner, und zwar der gräfl. Breunner’sche Ober- gärtner Herr Joseph Hirsch aus Grafen- egg und der freiherrl. Suttner’sche Schloss- gärtner Franz Skebra aus Harmanns- dorf silberne Medaillen. — In diesem den rechtseitigen Flügel des Ausstellungsloca- les abschliessenden Bogengang waren end- lich auch noch Gemüse und getriebene Erdbeeren von ansehnlicher Grösse vom Handelsgärtner Franz Morawa in Heili- genstadt, sowie aus dem fürstl. Kheven- hüller’schen Garten zu Ladendorf durch Obergärtner Jirasek ausgestellt; ferner Gemüsesorten in Töpfen vom Handelsgärt- ner Carl Mayer und getriebener Riesen- spargel von Louis l’Herault aus Argen- teuil in Frankreich, welch’ Letzterer durch ein Anerkennungsdiplom auszezeichnet wurde. Die aus dem fürstl. Salm’schen I. Schlossgarten zu Raiz vom Obergärtner Reif exponirten durch Veredlung erziel- ten Varietäten, als: Abies Raitzensis pen- dula und die Robinia Pseudoacacia fol. aureo-variegatis und tricolor dürfen als verwendbare Ziergehölze eine Zukunft haben. Der nun folgende Mittelpavillon ge- stattete durch seine Verbreiterung noch am meisten ein effectvolleres Arrangement grösserer Gruppen. Als Hauptaussteller in diesem Theile erschien Herr Rudolph Abel, der seine überaus reiche und in vorzüglicher Cultur stehende Pflanzencol- lection auf 3 grosse Mittel- und 4 Seiten- gruppen übersichtlich und geschmackvoll vertheilt hatte. Ein näheres Eingehen auf die von ihm aufgestellten Gegenstände würde zu weit führen und Referent be- scheidet sich blos zu bemerken, dass in einer dieser in Farbenpracht alle übrigen überstrahlenden Gruppe sich mehr als 50 Sorten neuer und neuester Azaleen in Doppelexemplaren befanden und ausserdem noch eine Masse von Eriken, Epacris, Papilionaceen-Arten und andere Pflan- zen in Blüthe, sowie verschiedene schöne und seltene Palmen und Cycadeen das Interesse der Fachmänner wie des Baien zu fesseln wussten. Zuerkannt wurden ihm für seine Leistungen von Seite der inter- nationalen Jury die Fortschritts- und die Verdienstmedaille, sowie ein Anerkenn- ungsdiplom. Von Seite der Gartenbau- Gesellschaft erhielt dieser äusserst streb- same und intelligente Handelsgärtner die Vermeilmedaille und die Vormerkung auf die goldene. — Diesen den Mittelgrund und die Rückseite füllenden Gruppen ge- genüber an der Zeltwand des Vordergrun- des befand sich ein Sortiment niederstäm- miger Rosen des Handelsgärtners Anton Schreiber aufgestellt, welcher sich ein Anerkennungsdiplom, ‚sowie die silberne Gesellschaftsmedaille erwarb; die vom Hof- gärtner Guttermann in Regensburg ein- gesandten Amaryllis-Hybriden von seltener Schönheit erhielten ebenfalls ein Anerkennungsdiplom. Der nächstfolgende, mit blühenden Alpenpflanzen aus dem Notizen. 187 Garten des Herrn Franz Flatz besetzte und mit vollem Rechte von Jedermapn be- wunderte Tisch erhielt ausser der Verdienst- medaille noch die Vermeilmedaille der Gar- tenbau-Gesellschaft. Der Rückwand zugekehrt, fauden wir aus dem Garten des Herrn E.Rodek eine grosse, von Zierpflanzen aller Art, nament- lich Rhododendron, Rosen, Amaryl- lis, Begonien, sowie von Coniferen und buntblätterigen Gehölzen ge- bildete Gruppe, und ihr gegenüber an der Eingangsfront eine zweite dazu gehörige verschiedenartiger blühender Gewächse, welche ebenso sehr Zeugniss von dem Fleisse und der sorgsamen Pflege seines Gärtners Fiedler, als von dem guten Geschmack und der Opferwilligkeit ihres Besitzers geben. Ausser dem Anerkenn- ungsdiplom von Seite des Preisgerichtes wurde dieser Collection auch eine silberne Medaille und eine dieser Medaille gleich- kommende Anerkennung III. Classe der Gartenbau-Gesellschaft zuerkannt. Neben dieser Sammlung nahm das reiche Sortiment. der Handelsgarten-Firma G. Steck und Comp, an blühenden Ge- wächsen des Blumenmarktes eine hervor- ragende Stelle ein. Für die vorzügliche Cultur dieser Pflanzen erhielt diese seit Jahren rühmlich bekannte Firma ausser der Verdienstmedaille und einem Aner- kenzungsdiplome der Weltausstellung noch die silberne Medaille und das der Vermeil- medaille gleichzustellende Diplom II. Ciasse der Gartenbau-Gesellschaft. — Ihr gegen- über stellte die Handelsgärtnerei des Hrn, Heinrich Floh eine Sammlung woblge- pflegter Kalt- uud Warmhaus-Pflanzen und Bouquets und nebenan CarlKammel und Comp. aus Grussbach in Mähren verschie- denartige Coniferen in einer so ausnehmend gefälligen Weise aus, dass ihm die Welt- ausstellungs-Medaille für guten Geschmack und die Vermeil-Medaille der Gartenbau- Gesellschaft zu Theil wurden. Die Mitte und die Rückwand dieses Theiles des Ausstellungslocales nahm die aus dem herzogl. Braunschweig’schen Garten zu Hietzing durch den Hofgärtner NEN ER 188 Lesemann zur Schau gestellte Gruppe ornamentaler Pflanzen und anderer durch Cultur- und Blüthenfülle sich auf das Vor- theilhafteste auszeichnender Gewächse al- ler Art ein. Unter den Ersteren verdienen eine prachtvolle Areca sapida in Blüthe, alte, ansehnliche Exemplare von Dracaena Draco; unter den blühenden Sträuchern die veredelten Büsche von Cantua depen- dens und Deutzia gracilis; unter den nied- rigeren Pflanzen der schöne Clianthns Dam- pieri, die durch künstliche Befruchtung er- zeugten Cinerarien, Viola tricolor und Primula Auricula-Sorten namentlich her- vorgehoben zu werden. Die Verdienstme- daille und zwei Anerkennungsdiplome der Weltausstellung, sowie die Vermeil-, die Silbermedaille und zwei Diplome III. Classe der Gartenbau-Gesellschaft wurden dieser elegant rangirten Gruppe zuerkannt. — Ebenso fanden die schönen hochstämmigen Rosen in 80 Sorten, hybrideRhododen- dron, blühende Orangenbäumchen und die Ziergehölze, welche Lucas Bachraty aus seinem Handelsgarten in Liesing expo- nirt hatte, durch Verleihung der Verdienst- medaille, eines Anerkennungsdiplomes der internationalen Jury und der silbernen Me- daille, sowie des ihr gleichkummenden Di- plomes III. Classe der Gartenbau - Gesell- schaft ihre verdiente Würdigung. Die gleiche Auszeichnung von Seite der Welt- ausstellung und die silberne Medaille der Gesellschaft wurde der Collection Fried- rich Kläring’s zu Theil, der aus»seinem, besonders an Blumenmarktpflanzen wohl- bestellten Handelsgarten 150 hochstämmige Rosen und 25 Stücke Nelken ausgestellt hatte. Der königl, württembergische Hofgärt- .ner Müller, Vorsteher der Wilhelma-Gärt- nerei zu Cannstatt, lieferte eine ganze Suite durch künstliche Befruchtung erzielter, in Blüthe stehender Rhododendron-Säm- linge ein, welche sich einer besonderen Berücksichtigung zu erfreuen hatten und ihm die Zuerkennung der Verdienstmedaille verschafften. An diese Gruppe reihte sich die Sammlung blühender Gewächse aus dem schon früher bei den Gemüsen ge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, nannten Garten des Herrn Grafen Breun- ner an, welche sich durch Prachtexemp lare von Sikkim-Rhododendron, der schö-- nen Rosa rugosa (als R. Regeliana ausge- stellt) und der Styrax japonica in Blüthe auszeichnete, wofür der ObergärtnerHirsch die Verdienstmedaille und eine Vermeilme- daille der Gesellschaft erhielt. Den vorgenannten Sammlungen gegen- über präsentirte sich zuerst die unserer Gartenbau - Gesellschaft gehörige Gruppe, welche mächtige Decorations-Pflan- zen aller Art und blühende Azaleen ent- hielt, für deren Cultur und sorgsame Pflege ihr Obergärtner Wilhelm Nowotny durch die Verleihung der Mitarbeiter - Medaille und der silbernen Medaille aus den Aus- stellungs-Preisen der Gesellschaft belohut wurde. Der Gartenbau-Gesellschafts-Gruppe zur Seite stand die artenreiche Collection des Handelsgärtners Eduard Abel, welche ei- nige 60 Azaleen-Sorten, Blatt- und Zierpflanzen, nebst einer Sammlung von 60 Coniferen-Arten. enthielt und ibm ein Anerkennungs-Diplom und von Seite der Gartenbau-Gesellschaft die silberne Me- daille erwarb. Ihr gegenüber an der Rückwand hatte Obergärtner Schmid aus dem Ritter v. Miller-Aichholz’schen Garten in Ober- Meidling von ihm erzielte Abutilon- und Mahernia-Hybriden, kugelförmig ge- zogene Aeschynanthus und einige andere Pflanzen ausgestellt. Neben diesen befand sich eine Gruppe nicht blühender strauch- und baumartiger Gewächse aus dem k. k. botanischen Universitäts-Garten, welche ausser einigen mächtigen Exemp- laren verschiedener Dasylirion-Arten eine Reihe von Repräsentanten aus den verschiedensten Pflanzen-Ordnungen ent- hielt, unter welchen sich sowohl Arznei- als wichtige technologische und mercantile Arten befanden, die längst aus den Zier- und Handelsgärten entschwunden, in wohl gepflegten Exemplaren vorgeführt erschie- nen und wohl nicht die Beachtung der Ziergärtner, aber die der Männer der Wis- senschaft herausforderten. Bei der Beur- IM. Notizen. theilung derartiger, häufig unscheinbarer Sammlungen, in Mitte anderer, den Sinnen durch ihre Farbenpracht schmeichelnden, übersieht man diesen gegenüber nur zu leicht den Werth und die Bedeutung, wel- che sie als Unterrichtsgegenstände für Uni- versitäts-Gärten haben. In Würdigung dessen wurde auch dem verdienstvollen Obergärtner Friedrich Benseler die Ver- dienst- Medaille der Welt-Ausstellung und die Vermeil-Medaille der Gartenbau-Gesell- schaft zu- Theil. Zur Eingangswand zurückschauend, fes- selte wieder eine farbenreiche Gruppe von Azaleen und Calceolarien, von Dra- caenen und Palmen überragt, aus dem Handelsgarten Carl Matznetter’s den Blick des Beschauers. Cultur und Grup- pirung verriethen den gewiegten Gärtner, der sich die Verdienst-Medaille, sowie die Vermeil - Medaille der Gartenbau - Gesell- schaft, diesilberne und das Diplom III. Classe damit errang. Ihr gegenüber an der Rück- wand befanden sich die, theils aus frischen, . theils ausgetrockneten und gefärbten Blumen gebundenen übergrossen Bouquets von Leo- pold Stumpf, dann die bereits erwähnte, ganz ansehnliche Coniferen - Sammlung Eduard Abel’s; endlich eine kleine, auf einem Postamente aufgestellte, mit Scilla hyacinthoides eingerahmte Gruppe von fünf ausgezeichnet schönen Varietäten der Pri- mula japonica hybrida aus dem k. k.Hof- burggarten, welche durch ein Aner- kennungs-Diplom und die silberne Medaille der Gartenbau - Gesellschaft ausgezeichnet wurde, die der daselbst bedienstete Ge- hilfe Johann Wessely, auf Antrag des k. k. Hofgarten-Directors Franz Antoine, als Cultivateur dieser schönen Formen er- hielt. Den Schluss der Ausstellung an die- ser Seite bildete die der ältesten Handels- Gärtnerei -Firma Ludwig Abel gehörige Sammlung blühender Gewächse des Kalt- und Warmhauses. Ausser den sehr schönen Azaleen und Rhododendrons zeich- nete sich diese Sammlung noch durch sehr hübsche Papilionaceen-, Epacris, Pandanus-Arten und eine Araucaria mit Fruchtansatz, so wie durch ein starkes 189 Exemplar der Todea afrıcana aus. Die Verdienst-Medaille der Welt- Ausstellung und eine Vermeil-Medaille der Gesellschaft lohnten dessen Bemühungen. An der Eingangsseite, neben Hrn. Carl Matznetter’s Ausstellung, reihte sich eine Gruppe von nahe 100 Stück hochstämmi- ger Rosen des Gartendirectors E. Pohle aus dem fürstlich Liechtenstein’schen Park in Eisgrub an, welche der herrschen- den Ungunst der Witterung wegen leider nicht zur völligen Entfaltung ihrer Blüthen gelangten. Ein Anerkennungs-Diplom der Welt-Ausstellung und eines II. Classe der Gesellschaft lohnten seine Bemühungen. Neben diese Rosen war eine Collection von wohl sortirten Blumenmarkt-Pllanzen aus Johann Savonith’s Etablissement, dann Bouquets von Johann Bogner, sowie ein originell gestaltetes von Lidwine Alt in Wien, dann mehrere von Louise Zawadska aus Bromberg in Preussen eingesandte aus- gestellt. Es entsprachen jedoch alle nicht den Anforderungen des guten Geschmackes. Den Schluss bildete daselbst eine sehr in- teressante Sammlung von 110 frischen Wurzeln officineller, theils in den Umgeb- ungen Wiens wildwachsender oder eultivir- ter Gefässpflanzen, welche der Obergehilfe im k.k. Hof-Pflanzengarten zu Schönbrunn, Karl Tschernickl, theils an Ort und Stelle selbst gesammelt, theils aus dem hiesigen Universitäts-Garten bezogen und sie nach Dr. Kosteletzky’s medicin.- pharmaceut. Flora geordnet hatte, wofür ihm ein Anerkennungs-Diplom, sowie die silberne Medaille der Gartenbau-Gesellschaft in Würdigung seines Fleisses und ver- dienstlichen Strebens zu Theil wurde. In dem sich an diesen Mitteltract des Ausstellungs-Locales wieder anschliessen- den linksseitigen schmalen Couloir, das nur eine Aufstellung von Objecten an der Rück- wand zuliess, begegneten wir zuerst einer neuen, im Kataloge ausführlich geschilder- ten Einführung aus Egypten, der Embre- vade (Cajanus indicus), von welcher der Director der vicekönigl. Ackerbauschule in Cairo, G. Delchevalerie, einen riesig entwickelten Stamm dieser einjährigen Ge- 190 müsepflanze nebst Hülsen und Samen in drei Spielarten ausstellte.e Aus Ostindien nach Egypten verpflanzt, findet diese Le- guminose, ihres dem Linsengehalte entspre- chenden Nahrungswerthes (540/, Stärke) wegen, um Cairo bereits eine grosse Ver- breitung und wurde deshalb mit der Ver- dienst-Medaille prämiirt. In Anschluss an dieselbe begegneten wir einer Sammlung von Marktpflanzen des Heinrich Baum- gärtner, Pelargonien und Cinera- rien enthaltend; einer weiteren von Ro- sen des Joseph Scheiber und einer sehr schönen Collection von Pelargonien des Joseph Matznetter, welcher sich ein Anerkennungs-Diplom und ein gleiches III. Classe der Gartenbau-Gesellschaft erwarb. An diese sich anschliessend, stellte Johann Scheiber noch Hortensien und ge- füllte Pelargonien aus. Diesen Gewächsen des Blumenmarktes sich anreihend, traf man auf eine sehr reiche und in zierlichen Körbchen aufge- stellte Sammlung überwinterter Birnen und Aepfel des steiermärkischen Garten- bau-Vereines, die verdientermassen durch eine Verdienst- Medaille, sowie durch die silberne der Gartenbau-Gesellschaft ausge- zeichnet wurde. Die zunächst folgende Sammlung von Gemüsen des uns seit Lan- gem bereits auf das Vortheilhafteste be- kannten Graf Szecheny’schen Obergärt- ners Peter Schilhan aus Horpacs erwarb sich ein Anerkennungs-Diplom der Welt- Ausstellung, konnte aber keine Auszeich- nung von Seite der Gartenbau-Gesellschaft erhalten, da der grundsätzliche Ausschluss der transleithanischen Aussteller von der cisleithanischen Concurrenz, von der inter- nationalen Jury festgehalten werden musste und die blosse Mitgliedschaft der Garten- bau-Gesellschaft zu einer solchen Ausnahme nicht berechtigte. Aus demselben Grunde konnte auch der mit einem Anerkennungs- Diplome für ausgestellte Gemüse bedachte Gärtner des Hrn. von Nako aus Komlos im Banat, Herr Joseph Janauschek, wel- cher ausserdem einige Veredlungen von Hedera Helix auf Aralia Sieboldii und überwinterte Aepfel ausgestellt batte, von Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Seite der Gesellschaft nicht ausgezeichnet werden. Beide Aussteller erschienen we- gen verspäteter Angabe ihrer Gegenstände nicht im I., sondern erst im II. Kataloge aufgeführt. Die folgende, aller Anerkennung wür- dige Obst-Collection des Kremsmünster Stifts-Obergärtners Joseph Runkel, wel- cher 72 Aepfel- und 7 Birnensorten aus- stellte, erwarb sich ausser der Verdienst- Medaille noch die silberne der Gartenbau- Gesellschaft; desgleichen auch die reiche Kernobst -Sammlung der kgl. Central- stelle für Landwirthschaft in Stuttgart die erstere Medaille. Nebenan befand sich die Alessandro Leonardi’s aus Vo di Airo in Südtirol und jene des Herrn En- gelbert Thiel, Schlossgärtners des Graf Fries’schen Gartens in Vöslau, mit ge- triebenen Erdbeeren von ausgezeichneter Grösse. Letzteren wurde das Anerkenn- ungs-Diplom der Welt-Ausstellung und das’ der Vermeil-Medaille gleichkommende II. Classe der Gartenbau-Gesellschaft zuer- kannt. Die nun folgende, sehr reiche Gemüse- Sammlung des Münchener bürgerli- chen Gärtner-Vereins erhielt die Ver- dienst-Medaille, sowie E. Junge, Kunst- gärtner im Eine-Schindler’schen Schloss- garten zu Schönbrunn nächst Nikolausdorf in Preussisch-Schlesien, ein Anerkennungs- Diplom für seine getriebenen Gemüsesorten. Den Schluss. dieser Reihe bildete, nebst einer kleinen Kartoffel-Collection von Franz Bamberger in München, die artenreiche Obst-Ausstellung der Ackerbau-Gesell- schaft zu Trient, welche der Gesellschafts- Pomologe Christoph Frank conservirt hatte und die ihrer ausgezeichneten Be- schaffenheit wegen die Verdienst - Medaille und das der Vermeil-Medaille entsprechende Diplom II. Classe der Gesellschaft erhielt. Den dieses Couloir abschliessenden Eck- (Schluss-) Pavillon des linken Flügels der Ausstellung füllte allein die an blühenden Azaleen und Rhododendron, sowie an kräftigen jungen Camellienstöcken über- reiche und vortheilhaft gruppirte Samm- lung des Kunstgärtners T. J. Seidel zu IV. Literatur. Alt-Striesen nächst Dresden, welcher sich damit die Verdienst -Medaille, sowie das Anerkennungs-Diplom der Welt-Ausstell- ung erwarb. Damit wäre die Reihe der Aussteller im gedeckten Raume erschöpft und wir wen- den uns jenen zu, welche theils in dem vor dem Ausstellungs-Locale angelegten Gartengrunde, theils an den Böschungen des unter dem Namen des Heustadelwas- sers bekannten Donauarme ausgestellt ha- ben. Nachdem aber weitaus der grösste Theil dieser Ausstellungen der Kategorie der permanenten angehört und wie ein- gangs bemerkt wurde, erst in einer der folgenden temporären Ausstellungen seine Beurtheilung findet, so beschränken wir uns nur auf die Aufzählung derjenigen Aus- steller, welche in Formbäumen concurrirt haben. Von diesen erhielten der berühmte Obstbaumzüchter Herr Durand aus Paris die Fortschritts-Medaille, die Herren A. C. Rosenthal und Hengl jun. in Wien, 191 die Obstbauschule zu Klosterneuburg, Herr Graf Dionys Szecheny (Gärtner Pe- ter Schilhann), Herr Graf Franz Zichy zu Födemes in Ungarn und Herr F. G. C. Jürgens aus Hamburg die Verdienst-Me- daille und die drei ersteren zugleich die Vermeil - Medaille der Gesellschaft; die Herren Baltet Fröres aus Troyes in Frankreich urd der pomologische Ver- ein zu Boskop in Holland das Anerkenn- ungs-Diplom. Unberücksichtigt vom Preis- gerichte blieben das-landwirthschaft- liche Institut zu Kesztehly in Ungarn und Herr Dr. Lekisch aus Zam in Sie- benbürgen. Die Medaille für Mitarbeiter wurde noch Herrn Richon, Gärtner bei Herrn Grafen Franz Zichy in Födemes, für des- sen erfolgreiche Bemühungen zuerkannt. (Aus dem Gartenfreund, herausgegeben von der K. K. Gartenbaugesellschaft in Wien). IV. Literatur 1) C. Geyer, der Anbau und Pflege derjenigen fremdländischen Laub- und Nadelhölzer, die den norddeutschen Winter im Freien aushalten. Berlin 1872. Verlag von J, Springer. Die Beschreibung einer Anzahl von Bäumen, die sich für Parkanlagen und theils auch zur Anpflanzung in Waldungen eignen sollen. Darunter sind viele aufge- führt, die den norddeutschen Winter ge- rade nicht im Freien aushalten, wie Thui- opsis dolabrata, von der der Verfas- ser fälschlich sagt, dass sie schon 1853 eingeführt sei, ferner Arceuthos drupacea, Cephalotaxus Fortunei, Cryptomeria japo- niea und elegans, Sciadopitys virticillata, Wellingtonia gigantea, Abies Nordmanni- ana (sogar zum Anbau im Forste empfoh- len), Abies canadensis. Von der Gattung Acer ist nur Acer Negundo und Acer pur- purascens (quid), von Betula nur B. nigra. genannt, — kurz es ist ein aus andern Schriften ohne genügsame eigne Kenntniss, zusammengeschriebenes Werk, ihren Werth für den Forstbau, ohne wissenschaftlichen Werth und von nur zweifelhaftem Werth für den Gartenbau.. Hätte sich der Autor damit begnügt, einige wenige für uns wichtige Bäume zu besprechen, deren Nutzen für bestimmte Bodenarten und seine eigenen Beobachtungen über solche vorzu- tragen, — dann hätte das Büchlein doch einen Zweck gehabt, so ist es zwecklos mangelhaft, und weil der Verfasser seine Notizen ohne Kritik zusammengetragen hat, — ohne Werth. (E. R.) 192 2) Th. Rümpler, Deutscher Garten- kalender auf das Jahr 1874. Berlin bei Wiegandt, Hempel und Parey. Preis 1 Rthlr. Dieser sehr zweckmässig eingerichtete Gartenkalender besteht aus 2 Bd., nämlich dem eigentlichen Kalender und der literari- schen Beilage. Der Kalender in Leinen gebunden, in Brieftaschenformat, enthält eine Karte Deutschlands mit Eisenbahnen, eine monatsweise Anleitung zu den Gar- tenarbeiten, den Kalender für jeden Jah- restag, mit reichlich Platz zum Eintragen von Bemerkungen. Am Schluss kommen die gewöhnlichen Kalender - Notizen über Post- und Telegraphentaxen, Geld, Maass und Gewicht ete. — Die Literarische Bei- lage enthält Aufsätze von Hoppe, Focke, Landois, Neubert, Nobbe, Rümpler, Sorauer, Stange, Stoll, Taschenberg, Ulrich etc. Ob solche Aufsätze Sache eines Kalen- ders, ist uns sehr fraglich, da scheint uns eine vollständigere Aufführung der Litera- tur des vergangenen Jahres, als solche in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Be A a ie a a “n L. ek dan x , Wahrheit gegeben, — eine Zusammenstell- ung der Neuen Pflanzen, Gemüse, Früchte des vergangenen Jahres, vielleicht endlich eine Chronik des Gartenbaues vom ver- gangenen Jahre, viel zweckmässiger als einzelne Aufsätze, die einzeln jeder ganz vorzüglich sein können, aber viel eher in eine Zeitschrift gehören. Sehr zweckmäs- sig ist das angeschlossene Verzeichniss der deutschen Gartenbauvereine, sowie der Un- terichtsanstalten für Land- und Gartenbau. Unter den durchaus guten Aufsätzen wollen wir nur den des Herrn Stoll über Pyrus prunifolia als Wildling zur Ver- edelung von Aepfeln einfach bestätigen. Unsere vielfachen Versuche hatten gleich- falls das Resultat, dass sich weder die For- men von P. prunifolia, noch die von P. baccata zu Wildlingen für Aepfel eignen. Veredelungen nehmen schwer an, gehen leicht zurück, und wo solche angenommen haben und fortgehen, bilden sich an der Veredelungsstelle Wulste. (E. R.) Vv. Personalnotizen und Neuestes. 1) Nikita. Die Baumschulen des Ni- kitaer- Gartens werden bedeutend vergrös- ser. Am 7. April (n. St.) herrschten in der Krim noch eisige Ostwinde und die Gärten gewährten einen traurigen Anblick. Die sonst immergrünen Strauchparthien gelb und braun, ähnlich Eichengehölz das mit den nicht abgefallenen braunen Blät- tern noch besetzt ist. (Claussen). 2) Athen, 11. April: Der Winter war streng, im Februar Schnee und was unerhört, bis — 6° C., wodurch in den Gärten grosser Schaden entstand. Die Orangen haben sämmtlich furchtbar gelit- ten, auch Phoenix dactylitera und viele andere. In einigen Lagen sind Orangen und. Citronen bis ins alte Holz erfroren und selbst die Insel Kreta hatte noch Tem- peraturen unter 0. Ausserdem ist die ganze Entwickelung dieses Jahr in Athen genau um einen Monat später als sonst. Druckfehler. Im Februarhefte Seite 40, rechts, 11. Zeile v. u. soll es heissen statt: nicht tropischer Gewächse — ächt tropischer Gewächse. —_—— 1. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Tulipa Eichleri Rgl. (Siehe Tafel 799.) Liliaceae. T. Eichleri; bulbi tunicis externis apice intus strigoso-pilosis, caule elato sesquipedali et ultra, sub lente pedun- culoque dense puberulo; foliis loriformi- lanceolatis, altenuato-acuminaltis, supra dense minutissime puberulis, caulem superanlibus,.glaucis; sepalis eiliplico- lanceolatis, apice convoluto- apiculatis, interioribus obovatis ex apice subtrun- cato vix apiculatis, omnibus purpureis, basi staminibusque glaberrimis, maculo- que nigro luteo- marginato ad basin notalis. Stamina purpurea, antheram linea- rem circiter aequantia.. Germen cylin- dricum, anlheras subaequans, stigmate trilobo germinis diametro latiore coro- natum. Corollae petala palenlissima. (T. Julia Haage et Schm. Cat. 1872). Die beistehend abgebildete schöne neue Tulpe, ist vom Herrn Eichler in der Nähe von Baku bei Schemacha ent- deckt und in Folge dessen von uns diesem eifrigen Pflanzenfreund zu Ehren | benannt worden. Dieselbe steht als Art mit am Grunde vII 1874. | kahlen Staubfäden und Blumenblättern, ferner durch die Zeichnung der glän- zend purpurrolhen nicht schwanzförmig gespitzten Blumenblätter mit schwarzem gelb umsäumten Basal-Fleck, — ferner wegen des kurz und dicht, aber nur unter Lupe erkennbar behaarten Sten- gels und Blüthenstiels, unserer Tulipa Greigii zunächst. Sofort unterscheidet sich solche aber durch viel höheren Wuchs, einen bis zur Mitte beblätterten Stengel, bedeutend schmalere lang rin- | nenförmig-gestreckte-lanzeitliche blau- grüne Blätter ohne jede Zeichnung und | bedeutend schmalere stärker abstehende Blumenblätter. Von T, Didieri unter- scheidet sie sich durch die Behaarung des Blüthenstengels, schwächere ange- drückte Behaarung der Zwiebelschei- den, welche sich nur auf der inneren Seite gegen die Spitze hin findet, schma- lere Blumenblätter u. s. f. Von T. ' Oculis solis, T. Borsczowi, T. Julia und T. montani, weiche innerhalb wollig behaarte Zwiebelschuppen besitzen, durch innerhalb kahle und nur unter der Spitze 13 194 angedrückt behaarte Zwiebelschuppen. T. altaica endlich besitzt einfarbige Blumenblätter und Blätter die mit durch- sichtigem knorpeligem Rande umgeben sind. Hält gleich andern Tulpen selbst unseren Petersburger Winter im Freien aus. Zwiebeln werden aber am ge- eignetsten im Sommer nach dem Ab- welken des Krautes herausgenommen, an einem trockenen luftigen Platz gut abgetrocknet und darauf Ende Septem- ber wie andere Zwiebeln, wiederum ins freie Land gepflanzt, hier aber mit Tannenreis bedeckt, welches bis zur Zeit liegen bleibt, wo keine Fröste mehr zu besorgen sind. Wird bis 11/, Fuss hoch, Stengel und die schmal lanzeltlichen Blätter blaugrün. Blume purpur, Blumenblätter oval, spitz, mit schwarzem weiss um- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Dr Dr a Aa Ze > { ' säumtem Basalfleck. — Eine Abart be- sitzt mehr carminrothe Blumenblätter mit weisser Umsäumung des Basal- fleckes. Eine 3. Abart ist gleich der typischen Form, ist aber noch mit ei- nem gelben Streifen in der Achse der Blumenblälter gezeichnet. | Eine ausgezeichnete schöne neue Tulpe, welche die allgemeinste Ver- breitung verdient. Was Haage und Schmidt 1872 als T. Julia ausgegeben, gehört zu dieser T. Eichleri. Auf der beistehenden Tafel ist a der obere Theil des Stengels mit Blume, b Stengelstück mit 2 Blättern, c die Zwiebel, d ein Theil der äussersten Zwiebelschuppe von innen gesehen und e die ganze Pflanze verkleinert. (E. R.) N b) Ornithogalum fimbriatum Willd, (Siehe Tafel 800. Fig. a.) Liliaceae. Ornithogalum fimbriatum Willd., racemo initio fastigiato; pe- dicellis initio erecto-patentibus, mox horizontaliter patentibus, fructiferis de- flexis apice ereclis; perigonii foliolis oblongis, obtusis; foliis linearibus, ca- naliculalis, extus scapoque hirsutis. — Willd. in Nov. acta nat. cur. Berol. III, 420. — Roem. et Schult. syst. VH. 531.— Kunth enum. IV, 362. — Ledb. fl. ross. IV. 159. — Lindl. coll. tab. 28. — Bot. mag. tab. 3077. — Bot. reg. tab. 5559. — Sweet Fl. gard. sec. II., tab. 111. — Hab. in Tauria. Das beistehend abgebildete Zwiebel- gewächs gehört zu unseren ersten Blu- men des Frühjahrs, ist mit dem bei uns heimischen O. umbellatum L. nahe ver- wandt, unterscheidet sich aber durch die abstehende steife Behaarung des Randes und der ganzen Unterseite des Blattes und des kurzen Blüthenschaftes. Früher war diese in der Krim heimi- sche Zwiebel in den Gärten ziemlich häufig, jetzt ist sie, scheint es, selten geworden, dürfte aber, da diese Boten des Frühjahrs wieder allgemeiner Liebe sich erfreuen, bald wieder von Neuem I. Originalabhandlungen, 195 in den der Frühjahrsflora gewidmeten | hübschen Pflanze dem W. Staatsr. Hrn. Parthien des Gartens ihren Platz ein- | von Danilewsky. nehmen. Der hiesige Garten verdankt Ueberwintert ohne Deckung im freien die Einsendung der Zwiebeln dieser | Lande. Vermehrung durch Samen, (E. R.) c) Iris caucasica Hoffm, (Siehe Taf. 800. Fig. b.) lrideae, Il. caucasicaHoffn., radice bul- | zurückgeschlagen und an der verbrei- bosa; caule folioso, I—4 floro, spitha- | terten Spitze 3lappig, machen diese Iris maeo et ultra; foliis lineari-lanceolalis, | leicht bemerklich. Hält gleich Iris re- concavis, saepe falcato-recurvatis, glau- | liculala unsern Winter gut im freien eis, inilio caule brevioribus, deinde eum | Lande aus und blühet mit Iris pumila superantibus; floribus pallide stramineis, | gleichzeitig. Wir erhielten diese hüb- perigonii laciniis exterioribus spathu- | sche Art aus dem Caucasus. Die Ab- lato-lanceolatis, intus linea elevato sub- | bildung ist nach Exemplaren gemacht, erisliformi instructis, apice recurvis, in- | die im kalten Hause im März im Topfe terioribus parvis unguiculatis apice | blüheten. In früherer Zeit ist diese spathulato - dilatatis trifidisque reflexo- | Art schon in Cultur gewesen und ward patulis. — Hoffm. in Comm. soc. phys. | solche schon von Sweet abgebildet, ge- med. mosq. I. pag. 40. — Ledb. fl. | genwärtig scheint dieselbe wieder aus ross. IV. pag. 100. — Sweet Fl. Gard. | den Gärten verschwunden gewesen zu ser. I. tab. 255. ; sein, so dass sie den Freunden der Wächst in dem Caucasus wild und | schönen Zwiebelgewächse eine will- gehört zu den Iris-Arten, welche eine | kommene Einführung sein dürfte. ächte Zwiebel mit häutigen Zwiebel- Durchaus sonniger trockner Stand- schuppen besitzt. Blaugrüner Stengel | ort, und im Winter ein Schutz durch und Blätter, die linien-lanzettlichen ge- | Deckung mit Tannenreis, welches man hölten, oft sichelförmig gebogenen Blät- | so lange liegen lässt, bis keine Nacht- ter; die hellstrohgelben Blumen, die nur | fröste zu besorgen, und eine lockere auf der Platte der äusseren Blumenblät- | lehmige oder auch humusreiche Erde, ter etwas dunkler gelb gefärbt sind und | das sind die Bedingungen der Cultur besonders die eigenihümliche Bildung | im freien Lande. (E. R.) der kleinen inneren Blumenblätter , die 13 * 196 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) 3, Linden und dessen Etablissement in Gent. Das Jahr 1873 führte mich wieder einmal nach dem Eldorado des Garlen- baues, nach Belgien, und zwar speciell nach Brüssel und Gent. Die beiden grossarligsten Garten - Etablissemenis Belgiens, die von J. Linden und L. Van Houtte fessellen von Neuem meine ganze Aufmerksamkeit der Art, dass ich gar nicht die Zeit fand, auch einige der anderen bedeutenderen An- stalten der Art zu besichtigen. Ich verspare die Besprechung des grossen Etablissements von L. Van Houtte auf eine der folgenden Num- mern und widme diese Zeilen einzig meinem geehrten Freunde; ,J. Linden“, der sich auf dem grossen Inlernatland. len Blumenfest zu Florenz wieder neuen Lorbeer zu dem alten geholt hat. Unsere Tafel 801 gibt J. Linden’s Portrait denjenigen unserer Leser, die Linden noch nicht Gelegenheit Hafen, persönlich kennen zu lernen und zwar deckt ein Ueberrock alle die Orden, die die Monarchen Europas J. Linden ver- liehen haben, als Zeichen der Würdig- ung der hohen Verdienste, die sich der- selbe um die Einführung neuer ausge- zeichneter Pflanzen in die Gärten Eu-. ropas erworben hat. Jean Jules Linden ist im Jahre 1817 in Luxenburg geboren. Schon in jungen Jahren entwickelte sich bei ihm die .Vorliebe zur Pflanzenwelt und der Trieb zu wissenschaftlichen Reisen. Im Grossherzogenthum Luxenburg sam- melte derselbe schon in jungen Jahren unter Tinant’s Leitung die Schätze der Flora. Kaum hatte er mit 18 Jah- ren seine Studien beendet, so erhielt er von der Belgischen Rn den Auftrag, an einer wissenschaftlichen Mission nach Brasilien Theil zu neh- men. Am 2. October 1835 schiffte er sich in Gesellschaft von Funk (als Zeichner) und Ghiesbreght (als Zoo- log) in Antwerpen ein und kam am 24. December in Rio-Janeiro an. Die 3 Reisenden durchforschten die Provinzen . Rio-de Janeiro, Spiritu-Santo, Minas- Geraes und St. Paul und kehrten mit reichen Sammlungen im März des Jah- res 1837 nach Belgien zurück. Durch den guten Erfolg ermuthigt, erhielten die 3 Reisenden sofort einen neuen Auftrag von der Belgischen Re- gierung, gingen im October 1837 von Havre ab und kamen im December in Havannah au. Nachdem sie einige Mo- nate die nördlichen und östlichen Dis- tricte Cuba’s durchforscht, erhielten sie die Weisung, sich einer diplomatischen Mission anzuschliessen, die von Belgien nach Mexico gesendet ward und so kamen sie im März 1838 in Vera-Cruz an, um von dort aus weiter nach Mexico und dann ungeachtet des Bürgerkrieges auf eigenes Risiko in das Innere des Landes vorzudringen. Sie erforschten das Plateau von Anahuao, die Vulcane von Popocatepetl, Iztaccihuatl, Cofre de Perote, den Pic von Orizaba und die ganze östliche Kette der Cordilleren. Nach zweijährigem Aufenthalt schifften sich die 3 Reisenden in Vera - Cruz nach Campeöche ein, von wo sie ihre Untersuchungen auf die ganze Halbinsel von Yucalan ausdehnten. Hier in der Laguna de Terminos ward J. Linden von dem verheerenden „Gelben Fieber“ befallen, welches selten ein ihm ver- fallenes Individuum am Leben lässt. I. Originalabhandlungen. Linden’s starke Constitution wiederstand zwar, aber 3 Monate dauerte es, bis er wiederum genas. Nach seiner Ge- nesung begab er sich mit seinen Ge- fährten nach dem Staate Tabasco, von wo aus sie die hohen Regionen des Nachbarstaates Chiapas ausbeuteten und bis zu den nördlichen Theilen des da- mals in voller Revolution befindlichen Staales „Guatemala“ vordrangen. Zahlreiche Entdeckungen an Pflan- zen und Thieren in diesen damals noch gar nicht durchforschten Gegenden waren das Resultat dieser letzteren Reise, ja die Reisenden entdeckten da- bei auch die Ruinen zweier alter Städte von grosser Ausdehnung, nämlich der von „Palenque* in der Mitte dichter Waldungen am „Rio Usumasinto* und ferner von „Ocosingo“ in der kalten Region und umgeben von Tannenwald- ungen. Funk und Ghiesbreght schifften sich im August 1840 zur Rückreise nach Europa ein, während Linden noch fie- berkrank zurückblieb, um später über Habana nach Belgien zurückzukehren (Februar 1341), Während seines kurzen Aufenthalts in Europa machte er die Bekanntschaft A. von Humboldt’s, der ihm Instruction für seine grosse Reise gab, die er ebenfalls im Auftrage der Belgischen Regierung nach Columbien machte. Im November des gleichen Jahres schiffte sich Linden, begleitet von Schlim in Bordeaux ein und kam am 27. Decem- ber 1841 nach La Guayra, wo er so- fort die hohen direct aus dem Meere emporsteigenden Küstengebirge unter- suchte. Von hier ging er nach Cara- cas, wo er am 6. Januar 1842 ankam, Drei Monate widmete er hier der Un- tersuchung der Provinz Caracas, beslieg die 8000‘ hohe Silla wiederholt, und 197 verliess endlich Caracas am 5. Mai mit seiner kleinen Caravane, um durch das schöne Thal „Aragua“ über Victoria und San Mateo nach Valencia zu gehen. Von hier aus zog er über die Gebirge nordwärts nach Puerto -Cabello und über San-Felipe nach Barquisimeto. Von dieser Stadt an beginnen die Steppen von Quibor bedeckt mit Opun- tien, Capparis und stacheligen Mimosen, Die hohen Spitzen der Cordillere von Trujillo begränzen den Horizont nach Westen. Am Fusse der Vorberge der Cordillere liegt die Stadt Tocujjo. Nicht weit von letzterer Stadt musste der von Regen bedeutend angeschwol- lene Strom gleichen Namens überschrit- ten werden, wobei einige Maulthiere, beladen mit den bis dahin gemachten Sammlungen, mit Instrumenten, Papier und allen Kleidungen von der Gewalt des Stromes fortigerissen, ertranken. Von hier aus begann das Uebersteigen der Cordillere. |In Aqua de Obispo, einem 2750 Metres hoch gelegenen Rancho, ward Halt gemacht, Hier war es schon so kühl, dass der Thermome- ter Morgens nur + 2° R, zeigte. Die Flora war hier ausserordentlich reich. Ein eigenthümliches Farn „Jamesonia scalaris Knth.* bekleidete weite Strecken und die Espeletia-Arten begannen sich zu zeigen. Acht Tage später überschritt Linden den gefürchteten Paramo de Mucuchies (4012 Metres hoch) und langte den an- dern Tag in Merida an, Hier wurden einige Monate der Er- forschung der Provinzen Merida und Trujillo gewidmet. Die Expedition ging hierauf nach der Provinz Santander und hierauf aber- mals die Cordillere übersteigend über Chinaceta nach Pamplona und zuletzt nach Bogota, wo Linden im October 198 1842 eintraf. Nachdem hier die Rei- senden sich etwas erholt, und neue Maulthiere angeschafft waren, unter- suchte Linden die Provinz und stieg dann aus der kalten Region in das Ge- biet des Magdalenen-Stromes hinab. Schwimmend musste der 300 Fuss breite Strom übersetzt werden, und nachdem die Ebene von Espinal passirt, langte man in Ibague, der Haup!istadt der Provinz Mariquita, an. Diese Stadt liegt am Fusse der mächtigen Gebirge von Quindiu mit dem majestätischen Pic Tolima, dessen schneeiger Gipfel die ganze östliche Cordillere von Neu- Granada beherrscht. Die Maulthiere mussten nun mit Eingeborenen als Lasiträger ersetzt wer- den und nun begann die Besteigung des Tolima am 1. Januar 1843. Erst am 5. Tage erreichte Linden bei einer Höhe von 4930 Metres (12000 Fuss) die Gränze des Schnees. Hier ward für einige Wochen ein Aufenthalt genommen, um jene interessanten Re- gionen zu untersuchen. Nach Ibague zurückgekehrt, drang Linden durch die mächtigen Wälder von Quindiu nach den verschiedensten Richtungen vor und mehrere Hundert neuer Pflanzen wurden dabei entdeckt. Weiter drang die Expedition nach dem Caucathal vor *), welches nur durch weniger hohe Bergkelten vom Stillen Ocean getrennt ist und von hier aus nach Cartago und Buga. Von Buga ging es retour in theils veränderter Richtung über Bogota, Pam- plona, Merida nach Caracas, wo Linden am 17. August 1843 eintraf. Von Ca- racas schiffte er sich über La Guayra *) Dasselbe ist in den Berichten Roezl’s wiederholt erwähnt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, nach Rio-Hacha ein, um die damals noch ganz unbekannte Sierra Nevada de Santa-Marta, bewohnt von den Au- ruaco-Indianern, zu untersuchen, Der nördliche Abhang dieses Gebirges war damals selbst den Eingeborenen unbe- kannt. Man erzählte so viel Schönes von diesem Gebirge, dass der Gouver- neur der Provinz und mehrere der an- geseheneren Einwohner sich entschlos- sen, diese Expedition mit zu machen. Im Januar 1844 verliess man Rio-Hacha, ging per Schiff bis Comarones und von da nach Dibulla an den Ufern des gleich- namigen Flusses. Den folgenden Tag übernachtete die Gesellschaft in dem Walde von St. Anna und am 5. Tag traf sie im Dorfe Auruaco ein, welches auf einem Plateau 1400 Metres über dem Meere liegt. J. Linden blieb hier einige Wochen, durchforschte das ganze Gebirge und beslieg die Spitze des 4800 Fuss hohen Nevado. Vom Gipfel dieses Berges hat man die Aussicht nach Norden bis zum Meer der Antil- len, nach Westen auf den See von Ma- racaibo und die Halbinsel Guojira, nach Süden bis zum Hochgebirge von Ocana und nach Osten auf das Flussgebiei des Mag:«lalenenstroms, Carthagena und die dichten Wälder von Darieu, während weiter hin ein dunstiger Horizont den Stillen Ozean andeulet. Nachdem Linden noch eine Expedi- tion nach dem Innern von Goajira ge- macht, schiffte er sich am 4. März von Rio-Hacha nach Kingston in Jamaica und von da nach Santiago in Cuba, wo derselbe die „Blauen Berge“ besuchte und überhaupt den östlichen gebirgigen Theil Cuba’s, der vor ihm wissenschaft- lich noch nicht erforscht worden war. Sechs Monate widmete Linden der Un- | tersuchung dieser Theile Cubas und I. Orginalabhandlungen. kehrte von hier aus im Februar 1845 über Nordamerika nach Europa zurück. Die Masse von Erfahrungen, welche Linden auf diesen seinen gefahrvollen und mit eiserner Consequenz durchgeführ- ten Reisen gesammelt hatte, die Masse neuer Pflanzen, die er nicht blos ent- deckt, sondern im Vaterlande an Ort und Stelle beobachtet und zugleich die Bedingungen für deren erlolgreiche Cultur studirt hatte, — belähigten J. Linden, mehr als jeden anderen vor ihm, ein Etablissement zur Einführung neuer Pflanzen (das erste auf dem Fest- lande), gleich nach seiner Rückkunft in Luxenburg einzurichten. Welche Masse neuer schöner Pflanzen von jetzt an in die Gärten durch ihn eingeführt, einwan- derle, das ist hinlänglich bekannt. Wir müssten ein Buch schreiben, wollten wir aller der durch Linden im- portirten Pflanzen gedenken. Da sind es einerseits die Masse der Orchideen, Aroideen, Bromeliaceen, Araliaceen, Rhopalen etc., da sind es andererseits Pflanzen wie Begonia Rex, die Massen der schönen Blatipflanzen aus der Familie der Marantaceen , Sci- tamineen, Melastomaceen, über welche jeder Jahrgang der Gartenflora mehr oder weniger einlässlich berichtet hat. Im Jahre 1855 führte Linden, der inzwischen die Uebernahme der Pro- fessur und Direction des Botanischen Gartens in Brüssel ausgeschlagen, da- gegen die Directiion des Zoologischen Gartens daselbst später übernommen halle, — sein Etablissement nach Brüs- sel über. Im Jahre 1870 übernahm Linden ausserdem das Etablissement von Am- broise Verschaffelt in Gent käuflich und führle nun mit seinem Schwiegersohn | beide Etablissements fort. Im vergangenen Jahr endlich führte 199 derselbe einen grossen Theil seiner Pflanzen von Brüssel nach Gent über, veranstaltete eine öffentliche Auction eines Theils seiner Pflanzen und .culti- virt jetzt in Brüssel nur noch Orchi- deen und neu eingeführte Pflanzen aus Privatliebhaberei, während das Etablis- sement in Gent jetzt den Handel ein- zig vermittelt. Linden selbst gab 1861 die Direc- tion des Zoologischen Gartens in Brüs- sel auf und repräsentirt die „Vereinig- ten Staaten von Columbien und Luxen- burg als Consul. Nach America kehrte er selbst, so viel uns bekannt, seitdem nicht zurück, dagegen veranlasste er auf seine Kosten eine Menge von Expedilionen zur Ein- führung neuer Pflanzen. Die erste derselben war die von Funk und Schlim nach den Staalen Columbiens und der Nachbarländer, welche 1845 begann und 10 Jahre dauerte. Diese beiden berühmten Rei- senden kamen dabei mit Hartweg, Warsczewicz, Priana, Moritz und an- deren bekannten Reisenden in nähere Verbindung. Später sammelte Wallis mehrere Jahre ausschliesslich für Linden, dann machten Roezl und Andere besondere Reisen auf seinen Auftrag hin. Als wir im Herbste 1875 Linden’s grossarlige Etablissements aufs Neue besuchten, da fanden gerade die Vor- bereitungen zur Auclion statt und die Pflanzen wurden von einem Institut ins andere transporlirt. In Brüssel steht allen anderen die grosse Sammlung von Orchideen voran, von denen Linden noch an 1000 Arten eultivirl, gegenwärtig also von keiner anderen Sammlung an Reichhaltigkeit übertroffen. Auch die vortreffliche Cul- tur dieser Pflanzen lässt nichts zu wün- 200 schen übrig. Die richtigen Tempera- turgrade, feuchte und doch stets ge- sunde frische Luft, sind die Grund- prineipien der Cultur. Wenn diese Be- dingungen eingehalten werden, je nach dem Bedürfniss der speciellen Arten, dann sagt Linden sehr richtig von vie- len der sonst für in Cultur schwierig gehaltenen Arten, dass solche nicht srösserer Sorgfalt bedürfen als eine Fuchsia, Cineraria etc. Das ist ja aber eben die Schwierigkeit der Aufgabe, für aus bestimmten Regionen stammen- de Pflanzen die gleichen Lebensbe- dingungen herzustellen, wie an ihrem natürlichen Standort. Wenn das ge- lingt, werden überhaupt alle Pflanzen gleichsam ohne Mühe und besondere Sorgfalt wachsen. Durchwandert man in einer ‘und derselben Hauptstadt, un- tergleichen örtlichen Bedingungen, ver- schiedene Gärtnereien, da wird man bald bemerken, dass in der einen Pflan- zen vortrefflich gedeihen, die in der anderen Schwierigkeiten bereiten. Am vollkommensten, weil am naturgemässe- sten, kann daher nur da die Cultur bestimmter Pflanzen betrieben werden, wo man einzelnen Pflanzenarten oder mit denselben in ihren Lebensbeding- ungen vollständig übereinstimmenden Gewächsen besondere Gewächshäuser erbaute und das ist in den Handels- Etablissementis gewissermassen der Fall, wo man die Orchideen in so grosser Anzahl cultivirt, dass der Cultur der- selben eine Menge verschiedener Ab- theilungen gewidmet sind. Unter den neueren Arten Linden’s von grosser Schönheit sind zu nennen: Oncidium zebrinum. Blumen 11/, Zoll im Durchmesser, weiss und braun gefleckt, Lippe mit brauner Schwiele, in reichblumiger Rispree Oncidium cucullatum. Gelbe gefleckte Blumen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von 1 Zoll Durchmesser mit grosser purpur punctirter leierförmiger Lippe. Gleichfalls mit _reichblumiger Rispe. Mit voller Berechtigung von Linden nebst den schönen Abarten als eine der schönsten Arten der Gattung empfohlen, Oncidium hastilobium. Blumen 3 Zoll im Durchmesser, Blumenblälter lang zugespitzt, grünlich. Lippe sehr gross, weiss mil purpur. Onceidium Lindleyanum. Sehr schöne Art, Blumen gelbbraun, Lippe weiss und gefleckt. Oncidium macranthum. Mäch- tige Rispe grosser 2 Zoll im Durch- messer haltender Blumen. Blumenblät- ter von einem Nagel getragen, fast kreisrund, aussen gelbbraun, innen schwefelgelb. Lippe klein, speerförmig, braun und gelb. Odontoglossum sceptrum. Die 11/, Zoll im Durchmesser haltenden Blu- men stehen in Trauben, sind gelb und braun gefleckt und bandirt. Säule und Lippe am Grunde bärlig behaart. Oncidium aurosum. Blumen 1!/g Zoll im Durchmesser, in gedräng- ter Rispe. Blumenblätier schwefelgelb, am Grunde braun gefleckt. Von anderen neu eingeführten Pflan- zen sind zu erwähnen als besonders schön: Anthurium cristallinum. Aehnlich dem A. magnificum, die gros- sen herzlörmigen Blätter mit breitem weissen Aderneiz gezeichnet, Curmeria picturata Linden et Andre. Aroidee aus Neu Granada, entdeckt und eingeführt durch. Roezl. Stengellose perennirende Pflanze, Blät- ter kurz gestiell, aus herzförmigem Grunde oval oder länglich- oval, spitz, 40—50 Cm. lang und 20—30 Cm. breit, oberhalb zart sammtig-grün mit silber- weisser breiter Mittelbinde und etwas LAL. II. I. Originalabhandlungen. dunkleren Seitennerven. (Vergl. Grifl. 1873 pag. 286). Phyllotaenium Lindeni An- dre&. Andere schöne Aroidee. Vergl. Grifl. 1872 p. 244. Blätter aus speerför- migem Grunde länglich-oval mit weis- sem Mittelnerv. Dieffenbachia nobilis. Aroi- dee. Vergl. Grtfl. 1873 pag. 367. Dieffenbachia latimaculata Linden et Andre. Vergl. Grifl. 1873 pag. 285. Unter den zahlreichen neuen Pal- men sind Cocos Weddeliana und Glaziova insignis als 2 der schön- sten zu nennen. Unter den Marantaceen ist M. Mackopana von uns wiederholt be- sprochen worden. Auch M. hieroglyphica Linden et Andre ist eine schöne neue Decora- lionspflanze des niedrigen Warmhauses. Blätter elliptisch, siumpf, schön dunkel- grün und mit unregelmässiger weisser Zeichnung zwischen den Seitennerven. Tillandsia tesellata Linden stammt aus Brasilien. Blätter und Tracht ähnlich einer Guzmannia und die Blät- ter damenbrettarlig dunkel auf hellgrü- nem Grunde gezeichnet. Unter all den zahlreichen als neu empfohlenen Dracaena-Arten ist Linden’s Dracaena gloriosa eine der auf- fallendsten und ausgezeichnetesten Neu- heiten. Wuchs sehr kräftig, ähnlich der D. heliconifolia. Blätter matigrün, mit bronce- und röthlicher Nüancirung. Echeveria farinosa und beson- ders E. pulverulenta sind zwei wunderhübsche neue Teppichbeetpflan- 201 zen, beide mit ganz silberweiss be- stäubten Blättern. Cyrtodeira fulgida ist wieder einmal eine ausgezeichnete neue Ges- neriacee fürs niedrige Warmhaus. Bil- det grosse Rasen mit überhängenden Zweigen ähnlich wie C. cupreata. Die ovalen, schwarzgrünen Blätter sind mit silberfarbigen Mittel- und Seitennerven geziert. Blumen scharlach. Zamia Lindeni und Zamia Roezli sind zwei schöne neue von Roezl eingeführte Cycadeen, die einen Ehrenplatz in den Cycadeen-Sammlun- gen einnehmen werden. Ausser den Orchideen und den neu eingeführten Pflanzen, enthält Linden’s Etablissement in Gent so ziemlich al- les, was im Handel geht und als Mode- pflanze massenhaft verlangt wird. Die Sammlung der Palmen ist nicht blos sehr vollständig, sondern es sind die Exemplare, welche abgegeben werden, auch stark und gut cultivirt. Cycadeen, Bromeliaceen, indische Azalea und Rho- dodendron, die Sammlungen der tropi- schen officinellen Gewächse, der tropi- schen Fruchtbäume und Nutzpflanzen sind sämmlich vollständig und vortreff- lich, ebenso die Blatt- und Decoralions- Pflanzen. Von Araliaceen, Aroideen, Farn wird eine gute Auswahl der cur- rantesten Arlikel gehalten. Baumfarn waren weniger als früher vertreten, nach Linden’s neuestem Catalog zu schliessen, sind seitdem aber wieder zahlreiche Arten in vielen Exemplaren eingeführt worden. (E. R.) 902 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Reisenotizen von E, Regel. 1) Von Petersburg über Wien bis Venedig. Der Referent reiste im Herbst 1873 | auch stellenweise alles blau von blüh- nach Belgien und Wien zur Interna- | enden Pulsatilla vulgaris. tionalen Ausstellung, im Frühjahr 1374 Den andern Morgen zeigte sich bei nach Florenz. zur Internationalen Aus- | Wilna schon mehr Leben, Bellis blühete stellung. Der Artikel über Linden und | in den Rasenplätzen und Ficaria an Linden’s Garten in Gent, ist theils auf | feuchten Stellen, die Weiden in voller die im Herbst 1873 an Ort und Stelle | Blüthe und Prunus Padus mit den er- gemachten Bemerkungen gegründet. In | sten kleinen Blättchen. ähnlicher Weise will ich auch die an- Erst bei Grodno zeigte sich ein be- dern von mir besichtigten bedeutenderen | deutenderer Unterschied in der Vege- Etablissements nach und nach bespre- | tation. Hier sah ich die ersten grü- chen, nachdem einige allgemeine Arli- | nenden Birken, grünende Wiesen, in kel vorausgegangen. den Laubwaldungen Anemone nemorosa Als ich am 6. Mai von Petersburg | in voller Blüthe und längs der Eisen- abreiste, da war die Natur noch im | bahn Caltha palustris, Cardamine pra- Allgemeinen ohne Leben, nur an ge- | tensis und an sonnigen Dämmen sogar schützten Plätzen, wo Phleum den gröss- | Sedum acre schon in Blüthe. ten Theil des Rasens bildete, begann Bei Bielostok waren die Stachel- der Rasen zu grünen und in den Gär- | beeren in vollem Laub und Weiden und ten blüheten Crocus, Scilla cernua, He- | Birken grünten. patica triloba, Leucojum vernum, Ga- Den 8. Mai zeigte sich in Warschau lanthus nivalis, G. Redoutei *) und Bul- | schon ein bedeutender Unterschied. bocodium vernum. Die Saatfelder zeig- | Birnen und Kirschen bereits in Blüthe. ten noch kein frisches Grün und Wie- | In dem sehr beachtenswerlhen Handels- sen noch ganz todt. Letztere zeigten garten des Herrn Hoser, der garade der schon in der Gegend von Luga an der | Eisenhahnstation gegenüber liegt, blühete Sonne zugeneigten Abhängen einen grü= | im Freiem Iberis sempervirens, die in nen Schimmer und die Saatfelder da- Petersburg nicht mehr aushält, ferner, selbst schon in frischem Grün prangend. | Primula Auricula, Pulmonaria saccha- An den Eisenbahndämmen war hler | rata, Carex japonica. Als Pflanzen die in Warschau noch gut im freien Lande aushalten, in Pe- tersburg aber jährlich ganz erfrieren *) Galanthus Redoutei oder G. niva- lis 8. Redoutei, kommt oft stets um Ä .: ae 1or/@) nivalıs Sur Entwickelung. oder doch nur in ganz geschützlen Lo- Auch sind die Blumen grösser und die calitäten aushalten, nennen wir die fol- Blätter etwas breiter als die der Stammart, | genden: Prunus lriloba *), Biota Ein durchgreifender Charakter, der diese Form des Caucasus als Art unterscheiden *) Dieser kleine reizende Strauch mit lässt, findet sich aber nicht. gefüllten Blumen ist in Warschau noch 1: ae Be. e ? 2 I. Originalabhandlungen. orientalis, Thuiopsis dolabrata, Chamae- eyparis. alle Aesculus, Crataegus Oxy- acanlha nebst Abarten mit rothen und gefüllten Blumen; Italienische Pappeln, Pflaumen, Süsskirschen, Birnen aller Art, Buchen, Weigelia amabilis, rosea etc., Pyrus japonica, Yucca filamentosa und viele andere. Die Entwickelung soll aber nach Mittheilung des Herrn Horeres im Frühjahre in Warschau stels um I4 Tage später als in Berlin stali- finden. Von Warschau auf der Route nach . Wien nimmt nun die Vegetation schnell immer mehr und mehr zu. Schon an der Oesterreichischen Gränze (8. Mai) bei Granica, waren die Obstbäume in vollem Flor, Betula in vollem Laub und längs der Eisenbahn blüheten Euphorbia Cyparissias, Primula veris, Viola trico- lor, Ajuga replans, Barbarea vulga- ris elc, Von Myslowiez bis Oderberg führt die Eisenbahn längs des nördlichen Ab- hanges der Carpathen durch eine rei- zende fruchibare Gegend. Die höheren Spitzen und Kämme des Gebirges wa- ren noch mit Schnee bedeckt, während die im safiigsten Grün prangenden Fel- der und Wiesen des hügeligen Terrains mit Obstgärlen abwechselten, in welchen die Kirschen, Pflaumen und Birnen mit Blüthen überdeckt waren. Längs der Felder und an den Waldrändern waren Prunus spinosa und auch Prunus Padus in vollster Blüthe *), während in Gärten Robinia noch ohne Btätter dastand. vollkommen hart und stand gerade in vol- ler Blüthe.e Für Petersburg haben wir denselben nicht erprobt. *) In Petersburg kam Pr. Padus zu- gleich mit Amelanchier Botryapium am 6. Juni zur Blüthe, also volle 4 Wochen später, Pr, spinosa hält dagegen unseren 203 In Wien, wo ich am 9. Mai ein- traf, war wieder die Vegetation be- deutend weiler, so war die Obsibaum- blüthe bis auf einzelne verspätete Aepfel- bäume ganz vorbei, dagegen standen Syringa vulgaris und $. chinensis, Cy- tisus Laburnum, Colutea und die Aes- culus schon in voller Blüthe und Ro- binia hatie bereits Blätter entwickelt. Von Wien aus führt nun die Strasse über den 3000 Fuss hohen Semmering nach Steyermark. ' Die Eisenbahn über den Semmering ist in so fern beson- ders interessant, weil sie die erste Al- penbahn war und mit ihr das Problem gelöst worden ist, die höheren Gebirge mit Eisenbahnen zu überschreiten. Der Pass selbst ist bekannt genug. Die ma lerisch auf der Spitze eines Felsens oberhalb Schottwin gelegene Burg Klamm, welche letztere früher diesen Pass beherrschte, bietet unbedingt einen der schönsten Punkte des Semmering- Passes, der der reizenden und mannig- fachsten An- und Aussichten auf das tief eingeschnitiene Thal (in dessen Sohle die alte Fahrstrasse sich hinzieht) und die umgebenden Gebirgsstöcke der Voralpen viele bietet, ohne jedoch den Reisenden einen Einblick in die maje- stälische Schönheit der hochalpinen Al- penwelt zu geben. Für Wien hat der Semmering-Pass ausserdem in der leiz- ten Zeit noch eine besondere Wichtig- keit bekommen, weil der vom Sem- mering kommende Adlitzgraben jetzt durch eine colossale Wasserleitung nach Wien geleitet ist und in tausenden klei- ner Röhren den Bewohnern Wiens ein reines gesundes Trinkwasser liefert. Winter nicht mehr im Freien aus, wozu die ebene Lage und der vorherrschend torfige Boden Petersburgs das Ihrige bei- tragen mögen, 204 Wahrlich die Stadt Wien leuchtet in dieser Beziehung, sowie in Bezug auf die Summen, welche dieselbe für ihre in sanitätlicher Beziehung so wich- tigen Stadtanlagen verwendet, — allen anderen Hauptstädten Europa’s mit gu- tem Beispiel voran! Beim Ueberschreiten des Semme- rings macht die Vegetation in Bezug auf ihre Entwickelung wieder einen kleinen Rückschritt, indem hier sich die Obstbäume anfänglich noch alle in Blüthe befanden, während gegen die Passhöhe hin die Aepfelbäume noch nicht blühe- ten und Kirschen und Birnen in Blüthe waren. Auf den Wiesen gegen .die Passhöhe hin, da blühete schon so manche subalpine Pflanze, so Genliana verna in schönen vollblühenden Rasen, Primula farinosa, Erica carnea und eine hübsche Form von Polygala Chamae- _buxus mit violetter Fahne. Sobald man den Semmering mittelst eines Tunnels überschritten hat, tritt man in das Murthal Steiermarks ein. Der wild romantische Charakter des nördlichen Abhanges des Passes ver- wandelt sich hier plötzlich in den ei- nes breiten lieblichen Gebirgsthales, das über Bruck bis Graz reicht und all- mählich in eine immer breitere Thal- mulde übergeht. Schon nicht weit von der Höhe bei Märzzuschlag, einem zu Excursionen in das obere Märzthal viel- besuchten Orte, blüheten Cralaegus Oxyacantha, Cytisus hirsulus, Prunus Padus und spinosa und Aepfelbäume. Bei Graz war die Vegetation ungefähr so weit wie bei Wien vorgerückt. Von Graz bis Marburg überschreitet die Bahn die Wasserscheide zwischen Mur und Drau. Bei Marburg waren die Buchenwaldungen schon im vollen Laube und der Wein wird an den Abhängen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Deuschland eultivirt. Die Obstbäume waren alle abgeblühet. Von Marburg aus kann man eine doppelte Route nach Italien wählen, nämlich entweder durch das Drauthal über Klagenfurth und Villach nach dem, in einer von hohen Gebirgsstöcken um- gebene Thalebene, wunderbar schön gelegenen Lienz, von wo aus man die Ausflüge in das Gebiet des Vene- diger und Grossen Glokner’s nach Win- disch-Matrey und Heilgenblut macht. Dann von Lienz über den unge- fähr 4000 Fuss hohen Pass von Tob- lach, neben dem links sich die mächtig hohen Toblacher Joche mit ihren zacki- gen Spitzen (Schusterspitzen) erheben, und nun durch das liebliche Pusterthal nach Franzensfeste und dann über Botzen nach Italien. Diese überaus schöne Route lernte ich im letzter Herbstie kennen und wählte deshalb dieses Mal die andere Route über Cilly und Laibach nach Venedig. Von Marburg bis Cilly übersteigt die Bahn die Wasserscheide zwischen Drau und Sann. Bei Pöltschach waren hohe Bäume von Aesculus ru- bicunda in vollster Blüthe, und die Blumen schon von der intensiv rolhen Farbe, wie ich solche später auch in Italien beobachtete, während die Blu- men dieser Art in Deutschland stets blasser bleiben. Alle Bäume grün, — nur Q. sessiliflora hatte noch kein Laub entwickeli. Eine reizende hügelige Gegend durchfurcht nun die Eisenbahn, indem sie sich bald durch breitere, bald durch engere Thäler schlängelt, deren Hügel theils bewaldet, theils mit grü- nen Wiesen und Obstbäumen bedeckt. Bei Cilly, der Colonia Claudia Celeja der alten Römer, prangt die Gegend in der Hügel noch ganz wie im westlichen | noch grossarligerer Schönheit, Im Vor- I. Originalabhandlungen. dergrund erhebt sich der Schlossberg mit der Ruine von Ober-Cilly und wei- ter hin Ireten die Hochalpen majeslä- tisch heraus und nun geht es längs der Sann in einem schmalen und theils wilden, von hohen Felswänden gebil- deten Thal über Steinbrück, Tüffer und Teplitz, und dann tritt die Bahn durch einen Tunnel in ein bei Laase immer breiter werdendes Thal, das sich all- mählich zu dem breiten Thalkessel er- weitert, in welchem Laibach (Aemona der Römer) liegt, wo sich wieder die Aussicht nach dem Hochgebirge öffnet, Die Vegetation war hier im Gebirge gegen Marburg wieder zurück. Birnen und Kirschen noch in Blüthe und die Aepfelbäume begannen zu blühen. Der Nussbaum, den man überhaupt längs der Südabhänge der Alpen viel mehr eultivirt sieht, als in Italien, war in Blüthe und an den Felsen blüheten sub- alpine Gewächse, wie z. B. Bellidias- trum Micheli. Von Laibach führt die Bahn bei Franzdorf über einen langen Viaduct über die Laibach und nun allmählich den Gebirgssiock hinauf, der den, den Norden und Osten des Adrialischen Meeres umsäumenden Karst bildet. Anfangs decken denselben noch Wald- ungen, in denen besonders häufig die Pinus Laricio mit ihren Abarten auf- tritt. Dann wird aber das Gebirge im- mer kahler und kahler und die hier heftig wüthenden Bora- Stürme lassen, scheint es, alle Versuche scheitern, diese viele Meilen breite, öde Steinmasse wieder zu bewalden., Bei St. Peter kommt man ganz in die Nähe der berühmten Adelsberger Höhlen, die eine Stunde tief in den Berg hineinragen, einen See bergen, in welchem der berühmte Proteus lebt und die von St. Peter aus häufig be- 205 sucht werden. Bei Nabresina geht die Bahn nach. Triest den Karst hinab, während die nach Venedig zwischen Nabresina und Montfalcone den Blick auf das Adriatische Meer gewährt. Sobald nun die Bahn den Karst ver- lassen und in die Lombardische Ebene eingetreten ist, da beginnt auch sofort die Ober-Italien eigenthümliche Art des Landbaues. Die Felder sind alle in Vierecke eingetheil. Auf denselben werden Körnerfrüchte, Mais, Kartoffeln ete., eultivirt und umpflanzt sind solche mit Maulbeerbäumen und mehr nach dem Mittelmeer zu auch mit Oelbäu- men. Diese Bäume stehen in einer Entfernung von ungefähr 7—8 Meter von einander und zwischen je 2 Bäu- men ist eine Rebe gepflanzt, welche erst 2— 3 Meter aufwärts und dann in Festons nach den beiden Nachbar- bäumen gezogen ist, an denen sie dann ausserdem noch hoch emporrankt. In Folge der Zerstörung der Wald- ungen in der’Ebene und im Gebirge ist der Norden Italiens ausserordentlich holzarm. Die Fruchtbäume und Zier- bäume der Gärten und Strassen, wer- den jährlich aufgeästet, gestutzt oder ausgeästet, — und die Maulbeerbäume werden jährlich zurückgestutzt und die Zweige aller dieser in Reisigbündel verwandelt, liefern das Brennholz. Man muss sich daher nicht wun- dern, wenn in Folge dieser Behandlung die Bäume selbst grossentheils ein krüp- pelhaftes Aussehen haben oder bald wieder absterben. In besonders holz- armen Gegenden werden die ‚Reben stets gleichzeitig mit jungen Bäumen angepflanzt, welche ihnen dann von An- fang an als Stütze dienen. Ganze An- pflanzungen der Art sieht man beson- ders da, wo man die Ebene verlässt und in ein hügeliges Terrain oder ins 206 Gebirge eintritt, — «ie Reben gedeihen dabei zu mächtiger Grösse, ranken an den Bäumen hoch empor, die Stülz- bäume selbst aber erreichen selten ein höheres Alter, sondern sterben oft schon nach wenigen Jahren ab, dienen dann aber auch im abgestorbenen Zustande den Reben noch so lange zur Stütze, bis ein Sturm solche abknickt. Möchten doch alle Länder, die jetzt noch Holz in genügender Menge be- sitzen, sich an Italien ein warnendes Beispiel nehmen und nicht blos die noch vorhandenen Wälder nicht sinnlos verwüsten, sondern gut pflegen und ei- ner geregelten Cultur unterwerfen und auch überall im Gebirge und Steppen, wo durch die frühere unverständige und gewissenlose Abholzung jetzt weite Flächen kahl gelegt sind, diese all- mählich wieder zu bewalden versuchen. Dass dem grosse Schwierigkeiten ent-- gegen stehen, weil diese Flächen jetzt schutzlos den Stürmen und im Hochge- birge dem Lawinenfall preisgegeben sind, das ist uns wohl bekannt, — aber auch diesese Schwierigkeiten lassen sich durch allmähliches Vorangehen und zweckmässige Einrichtungen beseitigen. Bei uns im Norden von Russland schwelgt man noch im Ueberflusse von Holz; Holzabfall, der vollständig gut als Brennmaterial ja 10 Mal besser als die Italienischen Reisigwellen, will der Rus- sische Dienstbote nicht als Brennma- terial verwenden und Reisigwellen als Brennmaterial zu verwenden, dazu ge- hört der gemessenste Befehl und mo- ralischer Zwang. In und um Peters- burg allein, da kommt jährlich fast so viel derartiges als Brennmaterial brauch- bares Holz um, als die ganze Lombar- dische Ebene im Jahre verwendet. Im Süden von Russland dagegen, in den fruchtbaren Steppengegenden, da N Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ist der Holzmangel eben so gross wie in Italien und die Mennoniten-Ge- meinden haben dort begonnen, all- mählich Waldungen zum Schutz gegen die Stürme der Steppenwinde, und zur Lieferung des Holzbedarfes anzu- legen. In Moskau sind die Waldungen der Umgegenden grossentheils vernichtet und die Holzpreise schon bedeutend hoch; Petersburg hat zwar durch die Waldungen längs des Küstengebietes des Ladoga- und Onega-Sees und de- ren Zuflüsse ungeheure Ressourcen für den Holzbedarf, — trotz dem stehen jetzt die Preise für Holz noch einmal so hoch als vor 20 Jahren und Kohle und Torf beginnen dem Holze schon ihre Concurrenz zu machen. — Am 10. Mai kam ich nach Venedig, der früheren Beherrscherin des Adriati- schen und des Mitielmeeres, der Stadt, die wie keine andere ihre ursprüng- liche Gestalt beibehalten hat und bei- behalten muss, deren alte Paläste und besonders Kirchen von dem Reichthum und der Grösse früherer Zeiten das le- bendigste Beispiel noch jetzt geben, wo ein Canova und Titian ihre Meister- werke der Nachwelt hinterlassen haben. Venedig’s Merkwürdigkeiten sind be- kannt genug, und wer solche studiren will, darf nur eins der zahlreichen Rei- sehandbücher zur Hand nehmen. Mit einer gewissen Ehrfurcht be- tritt man den Marcus-Platz, vom Do- genpalast, der Marcuskirche und den Palästen der vornehmsten Nobili der Republik umgeben, alle ausschliesslich in Marmor und mit reichen Facgaden construirt,— tritt man ferner in die Räume des Dogenpalastes, in welchem früher | die Versammlungen der Nobili statifan- den (jetzt zur Bibliothek benutzt), — geniesst man den Blick von dem Balkon, zit R auf welchem früher die Dogen die heim- kehrenden siegreichen Flolten begrüss- ten, sowie auf den jetzt noch sehr be- lebten Hafen, die Lagune und die ge- genüberliegenden Inseln mit der S. Gior- gio-Maggiore- Kirche und den Gebäu- den für die Niederlage der ankommen- den Güter. Der freie Ausblick nach dem Adriatischen Meere fehlt aber. Gärten gehören in Venedig zum höchsten Luxus - Artikel, denn wegen des beengten Raumes der Stadt, haben Originalabhandlungen. 207 solche doppelt so hohe Abgaben, wie Häuser zu zahlen. Dieselben sind da- her überall nur in kleinem Maassstabe eingerichtet. So befindet sich ein sol- cher bei dem Hause, welches dem Gra- fen Chambord gehört. Aesculus-Arten, Prunus lusitanica und Pr. Lauro - Cera- sus etc. waren in voller Blüthe und an mächligen Cypressen rankte die mit langen Blüthentrauben geschmückte Glycine chinensis empor. (Fortsetzung folgt). 4) Die Blumen- und Obstausstellungen in Mailand und in Wien im April Die Anfangs April d. J. in Mailand staltgefundene Blumenausstellung hatte nicht den Erfolg, den man sich gehofft hatle. Die Gartenbau - Gesellschaft hatte kein Programm aufgestellt, um den Ausstellern gänzlich freie Hand zu lassen; dieselbe hatte nennbare Preise ausgeschrieben, nämlich 5 Ver- meil-, 20 silberne und 10 Bronce- Medaillen und ausserdem 2700 Lire in Baarem — um eine grössere Anzahl von Theilnehmern an sich zu ziehen und somit die früheren Ausstellungen an Reichthum und Glanz zu übertref- fen — und indessen ist diese April- Ausstellung gerade entgegengesetzt, man kann sagen (wie die Redaclion der „Giardini* berichtet) „ärmlich, aus- gefallen. Die ersten Etablissements von Bur- din, Croff undLongoni, Ferrario u.a. sind ferne geblieben, mit der Aus- rede, dass sie für Florenz sich vorbe- reilen müssten; — ja sogar die klei- neren Handelsgärtner hatten sich ferne gehalten, obschon sie sich früher im- 1874. mer zahlreich betheiligt hatten und auch immer reichlich mit Preisen bedacht wurden, um sie zu weiterem Fort- schritte aufzumuntern — nun alle diese haben wohl mit ihrem Fernebleiben mehr verloren als gewonnen. Unter den Ausstellern verdient lo- benswerlhe Erwähnung Hr. Rigumonti, Chef der Gärten des Advocaten Herrn Traversi in Desio (bei Mailand) — welcher eine reichliche Collection von den gegenwärlig so in Mode stehenden buntblätterigen Croton - Arten (Crot. Hookeri, grandis, irregularis, laxa, Johannis, Weissmanni) in kraftvollen Exemplaren zur Schau brachte, dann mehrere neue Pflanzen wie Thuja erecta, salicifolia, Th. japonica pendula, Abies glaucescens, Epiphyllum versicolor, Su- therlandia floribunda, Aristolochia orni- tocephala u. m. a. — Dann H. P. Bi- | anchi, Gärtner bei Graf Cicogna, wit einer Parthie in höchstem Flor pran- sender Rosen (silberne Medaille und 1 150 L.) und Gärtner D. Zappa mit | einem geschmackvollen Blumen - Tafel- 208 aufsatz, welcher die Bewunderung Aller auf sich gezogen halte, u. m. a, waren Camellien und Nelken von ausserordent- licher Grösse und Farbenpracht darun- ter (silberne Medaille und 40 L.). — Zu erwähnen kommen dann noch die Pflanzen -Collectionen aus den Gärten des Herzogs Melza und der Gebrüder Gavazzi, (beide mit Vermeil-Medaillen ausgezeichnet), dann die geschmack- vollen Blumenkörbchen vom Gärtner Gerosa und schliesslich die in vollster Blüthe prangenden Obstbäume in Töpfen von Hrn. Berti (silb. med. u. 100 L.). Wenden wir uns nun zu der Ende April in Wien stattgefundenen Blumen- ausstellung, so finden wir da Eleganz, Reichthum und manch Neues und Alles dargebrachte gab Beweise, dass all- jährlich ein grosser Fortschritt in der Floricultur, so wie auch im Publicum eine grössere Vorliebe zu selber zu finden sei — aber — man muss sich doch die Frage stellen — wozu dienen Blumenausstellungen ? zur Unterhaltung für die elegante Welt? — zur Aneifer- ung, zum Fortschritte unter den Gärt- nern? zur Befriedigung ihres Ehrgeizes ? oder sollen sie zur Belehrung dienen ? In diesem letzteren Falle sollen also solche Ausstellungen auch dem grös- seren wissbegierigen Publicum nahe stehen — hiezu sollen aber auch die Eintrittspreise derart gestellt sein, dass nicht Wohlhabende allein sich dabei amüsiren dürfen — ein Eintrittspreis von 50 kr. — ein Catalog zu 90 kr. ist allzuhoch gestellt bei jetzigen theu- ren Zeiten — der Belehrung suchende Mann ist für gewöhnlich nicht derart gestellt, um 80 kr. ausgeben zu dür- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2—3 fl. — aber an anderen Tagen gewähre man auch dem Volke einige genussreiche Stunden unter‘ den Blu- menschätzen und selze den Eintritts- preis auf 20—30 kr. herab. — Aber solche Klagen wären wohl öfters von mehreren Seiten laut, ohne dass Ab- hilfe gewährt worden sei — daher — brechen wir ab und gehen an die Aus- stellung: selbt. Wie gesagt, war diese Ausstellnng in jeder Richtung lobenswerth — ge- schmackvolle Arrangirung, Reichthum an prachtvoll blühenden, an mannigfal- tig buntblätterigen Pflanzen, und an welchen von wissenschaftlichem Inter- esse — Blumenfreund, Gärtner und Bo- taniker fanden Vieles, um ihre Auf- merksamkeit zu fesseln, fanden vieles Belehrendes. Reichlich waren Azaleen und Rho- dodendron in wahrhaft wunderbaren Exemplaren und Blüthenschmuck, \dann Ericeen, durch künstliche Züchtung derart verändert, dass man sie kaum von ihren Stammältern erkennen konnte, ferner: Cinerarien durch lebhaftes Co- lorit ausgezeichnet, Pelargonien, Be- gonien und Rosen u. m. a. blühend und duftend. Der K. K. Universitäts -Gar- ten brachte eine zahlreiche Collection von neu imporlirien, von aus Samen gezogenen und von sonstigen interes- santen, so wie von technischen Pflan- zen — da war eine neue Zygophyllee, die Biebersteinia Orphanidis Boiss., wel- che sich fürs freie Land eignet, die Salvia Mülleri Fenz. eine prachtvoll den ganzen Sommer hindurch blühende Pflanze, die prachtvolle Yucca Whipley fen — will man der eleganten Welt ; (Torrey), die Bonapartea hystrix com- eine Unterhaltung, einen Genuss ver- schaffen, nun so stelle man an gewis- pacta, Dasylirion viride Hort,, dann eine neue sehr schöne Gesneriacee, die Cyr- sen Tagen einen Eintrittspreis von | todeira elegans, ferner: Palmen, Cala- Taf. d00 ZZ a 2) E73 CHI CA ltr yalım fir CHA ISENM- 79 Ornett ED WU. I. Originalabhandlungen. dien, Maranten, Pandanaceen, Farne u. m. a. in kräftigster Vegetation; un- ter den technischen erwähnen wir nur Cycas orientalis L., deren junge Blätter als Gemüse genossen und die Früchte in Zucker eingemacht werden, die gif- tigen Astelia Banksii R. B., Hippomane Mancinella L., Brucea ferruginea Her., dann Phoenicophorum Sechellarum mit einer Frucht von eirca 20 Pid. an Ge- wicht, die auf Java mit 120 - 150 Thl. bezahlt wird wegen ihrer angeblich heilkräftigen Wirkung, ferner, die wohl- schmeckende Früchte gebende Musa paradisiaca L., Pandanus utilis Bory, Araucaria brasiliensis Rich., Tabernac- monlana coronaria, Lucuma Cainito R. et S. Sch., Akebia quinata u. m. a. — Aus dem K. K. Schönbrun- ner Hofgarten waren Anthurium Scherzerianum, Banksia spinulosa, Telo- pea speciosissima, Genelhyllis tulipifera u. m. a. in vollster Blüthe, dann kum- men noch zu erwähnen Cypripedium barbatum, Puya undulata, Nidularium fulgens, Vriesia splendens, Echinosta- chys Liboniana, Alocasia Jeningsi, Me- dinilla magnifica u. m. a. — Herr Ro- dek brachte auch heuer eine reichliche Suite von sehr interessanten und schö- nen Pflanzen unter andern auch einige erst im verflossenen Jahre in Handel gekommene wie Anthurium cristalli- num Lind., Dracaena lutescens Lind., Diffenbachia imperialis Lind., Aralia Veitchi . m. & — 5o auch die drei Gebrüder Abel erlialten noch immer den klangvollen Namen ihres Vaters. — Abel Eduard brachte eine prachtvolle Suite von neuesten Azaleen, von welchen er 1000 Stück _ zum Abgeben hat, das Hundert zu 40 — 50 Fl. Oest. W., dann ei- nige Retinospora, Thuja, einen Citrio- batus spinosus mit Blüthen und Frucht v1 1874, 209 etc. — Abel Rudolf brachte eben- falls namhafte Suite von prachtvollen Azaleen, Ericeen, Dracaenen, Croton, erwähnungswerth noch Aralia amboi- nensis zum ersten Mal ausgestellt, Bo- tryodendron giganteum, seit 20 Jahren in Wien nicht ausgestellt gewesen, Cocos Wedeliana mit Blüthe und Fruchtansalz, hiebei bemerkt Abel, dass er diese Pflanze im Jahre 1862 circa 5 Zoll hoch um 150 Francs angekault habe, und dass Linden im verflossenen Jahre lür dieses Exemplar 800 Frances ge- boten habe; jetzt sei ihm dies um A400 fl. verkäuflich, Kenthia australis eine sehr decorative Kalthauspalme von grosser Zukunft, Dracaena indivisa au- rea lineata, von welcher gegenwärtig nur 6 Exemplare in Europa lebend zu finden sind ‘(verkäuflich um 300 fl.) u.s. £ — Abel Ludwig brachte ebenfalls reichliche Zahl von schönen Pflanzen, wie u. a. Cibotium regale, Alsophila regalis, Zamia horrida, Pan- danus eleganlissimus und reflexus, Au- cuba longifolia und virdis mit Früch- len, Alocasia illustrala eine Hybride von Aloc. Jeningsii, Nidularium spec- tabile u. m. a. Aus dem Garten des Grafen Breuner Camellien, Azaleen, Rholodendron, dann Aralia Maximo- wiezi, Acacia Nemu, Polycarpa Maxi- mowiczi, Fremontia californica, u. a. aus Japan. — Eine Euphorbia splen- dens in Blüthe aus dem Garten des Stiftes Schotten, dann wären wohl noch viele andere Gärten aus Wien zu nennen, die manch neues, interessantes brachten, aber wir wollen nur noch die zur Schau gebrachten japanesischen Coniferen erwähnen, von welchen einige in Zwergceultur die Aufmerksamkeit auf sich lenkten und namentlich war ein 600 jähriger künstlich im Wachsihum zurückgehaltener Baum darunter von 14 210 nur 2 Schuh Höhe mit eigenthümlichen Verkrümmungen. Jeder Ast, jedes Zweiglein, ja fast jede Nadel ist mit feinem Draht umwunden, um die nalür- liche Entwicklung der Pflanze zu hem- men. Hiebei erwähnen wir, dass durch Vermiltelung des Hrn. Sano Tsunetanni Olivenbäume aus Dalmatien nach Japan abgesendel werden und hiefür von dort Wachsbäume, Indigopflanzen u. a, in Dalmatien zur versuchsweisen Cultur angelangt sind. In Hietzing (bei Wien) wurde ein eigenes Grundstück zur Cul- tur und Ausstellung japanesischer Pflan- zen hergerichtet. Wie gewöhnlich fehlten Blumenbou- quelle, Tafelaufsätze, Kränze auch nicht, so wie Blumentische, - Blumentöpfe, Aquarien, Gartenmeublen von mehr oder weniger eleganten Formen; dann Gar- tenwerkzeuge, Grasmähmaschinen, Pum- pen und Spritzen u. = f. -Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 2% Mn, A EN Te In Bezug au‘ die Obstausstellung war weniger vorkanden, ausgezeichnet waren Aepfel und Birsen von Hrn. Fr. Gerold, worunter die neuen Aepfel- Sorten de Halder aus Holland, Baldwin aus Amerika und die Birnen, Robert Trail, Späte von Toulouse, Winter- Dechantsbirne ete., dann die ungari- schen Maschansker, Bogatier, Zigeuner, Sikula u. a. Acpfel von Hrn. Näako u.a. In Bezug auf Gemüse waren sehr schöne frühreile u. a. Sorten da, von welchen mehreres auch schon die hie- sigen Märkte und Delicatessen-Handlun- gen bringen, wie Erbsen, (das Seidel- mass 30—40 kr.), Gurken (das Stück 40—60 kr.), Carviol (40—60 per Stück), Spargeln (2fl. der Bund), Häuptel-Salat (4—6 kr. per Kopf), Kohlrabi (zu 10— 15 kr.), heurige Erdäpfel (20 kr. per Pfund). Sr. 1. William Bull’s neue und seltene Pflanzen (Fortsetzung). (William Bull, establishment for New-and Rare-Plantes. Kingsroad, Chelsea, Lon- don. S. W.) 1) Corynostylis Hybanthus Mart. et Zuce. nov. gen. et spec. pl. bras. I. p. 26. tab. 17. 18. — Bot. Mag. tab. 5960. — Grtfl. 1873 p. 337). Violarieaee — Ein halb- rankender Strauch, der ursprünglich von Lin- den an den Ufern und Inseln des Amazo- nenstroms entdeckt ward. Blätter abwech- selnd, oval-länglich, zugespitzt, ganzrandig oder gesägt. Die lang gestielten Blumen stehen gemeiniglich in achselständigen, mehrblumigen Corymben und hängen gra- Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. tanical Magazine gegebenen Abbildung auf- recht. Blumen weiss, mit ovalen stumpfen Blumenblättern, von denen die obern klei- ner, der Grund der Blumen geht in einen zusammengedrückten, an der Spitze ge- drehten Sporn aus. (S. Fig. 1). Synonyme sind: Coryn. albiflora Lin- den. C. carthagenensis und (, guayanen- sis Karsten, fl. columb. Il. pag. 53 et 127 — Calyptrion Aubletii et Berteri Ging. in D. €. prodr. I. 289. — C. nitidum Benth. in Hook. Journ. of Bot. IV. 106. — Viola Hybanthus Aubl. pl. guyan. II. 811 tab, 319. — V. laurifolia Sm. in Rees Cyclo- paedia. — Jonidium Aubleti Roem. et Schult. syst. V. 397. Schöner und dankbar blühender ran- eil über oder stehen wie auf der im Bo- | kender Strauch fürs niedrige Warmhaus. ID: N N Fig. 1. 2) Nepenthes Rafflesiana Jack. Nepen- thaceae. Der schöne Nepenthes, den die beistehende, uns vom Hrn. W. Bull mitge- theilte Figur 2 darstellt, ist auf der Insel Sinapore des Ostindischen Archipels zu Hause. Dr. Jack entdeckte diese Schlauch- pflanze im Jahre 1819, aber erst im Jahre 1845 gelang es, die ersten lebenden Ex- emplare dieser schönen Art in gut erhal- tenem Zustande in den Botanischen Gar- ten in Kew bei London einzuführen. Die- selbe besitzt lang gestielte Blätter, welche in eine rankenförmige herabhängende Spitze ausgehen und erst auf der Spitze der letz- Zierpflanzen. Corynostylis albiflora. teren stehen Schläuche von zweierlei Form, die der untern Blätter sind nämlich stark bauchig aufgeblasen, 12 Cm. lang und 5 Cm. breit, auf der innern der Ranke zuge- kehrten Seite flach und beiderseits mit lang gewimpertem herablaufendem Flügel, auf der Bauchseite schwarz purpur gefleckt. Die Schläuche der oberen Blätter sind lang gestreckt, trichterförmig, indem sie sich nach oben immer mehr und mehr verbrei- tern, bis 16 Cm. lang, nach oben an der ‚breitesten Stelle nur 4 Cm. breit und viel weniger gefleckt. Beide Formen von Schläuchen sind auf der beistehenden, in 14 * 212 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ‚Schweiz. U VE 4 DZSE Ih GH % DEIN, 6mal verkleinertem Maassstabe dargestell- | der Cultur dieser Pflanzen in Körben oder durchbrochenen Töpfen, die unter den ten Figur vorhanden. Auf der nach aus- | sen gerichteten Seite der schwielig geran- Fenstern des niederigen Warmhauses auf- deten Mundöffnung jedes Schlauches ist gehängt oder so aufeestellt werden, dass der fast zirkelrunde Deckel mit hornförmi- | die Luft rings um solche circulirt, am ge- gem Anhängsel am Grunde befestigt. eignetesten für die normale Entwickelung Die Cultur der Nepenthes-Arten haben | derselben ist, vorausgesetzt, dass man täg- wir in der Gartenflora wiederholt bespro- | lich 6—8mal mit lauwarmem Wasser die chen und zugleich darauf hingewiesen, dass | ganzen Pflanzen überspritzt. III. Notizen. m. 1) Wladimir Tscherniawsky in Suchum am Schwarzen Meer gibt der Redaction des Russischen Gartenjournals eine Skizze des dortigen Wachsthums. Ge- schützt durch die 10,000 Fuss hohen Ge- birge vor den rauhen Nordwinden hat Suchum fast niemals Frost. Erdbeeren blühen im Januar und Mitte März reifer die Früchte, und das zweite Mal im November nnd December. Erbsen blühen den ganzen Winter hindurch. Phoenix dactylifera, TheaBohea und Th. viridis gedeihen prächtig, Fi- eus Carica, die Feige, wächst zu mächti- gen Bäumen empor, die ächte Kastanie wirft im Winter die Blätter nicht ab, Ar- butus Unedo wächst da wild. Azalea, Smilax, Yucca, Agave, Mela- leuca, Eucalypten gedeihen prächtig im freien Lande, kurz es mag Suchum viel- leicht der im Winter wärmste Flecken des mächtigen Russischen Reiches sein. Wohl ist die Krim auch als warm bekannt, dort herrschen im Winter aber oft sehr bedeu- tende Fröste. Ob die Vegetation in Suchum ebenfalls von dem kalten Nordoststrom gelitten hat, der sich über den Caucasus, den Süden Russ- lands, die Türkei und Griechenland in die- sem Frühjahr alles verheerend ergossen hat, das ist uns bis jetzt unbekannt. (E. R.) 2) Dr. Henan und Sisley halten sich jetzt in Japan auf, um im Auftrag der dortigen Regierung die Bergwerke Japans zu leiten. Dabei kommen dieselben durch alle Gegenden dieses schönen und frucht- baren Landes, welche noch von keinem Europäer betreten sind. Revue horticole enthält einzelne-Notizen derselben. Aus der Stadt Kob6, welche gegen Norden durch eine Bergkette geschützt ist und nur eine halbe Stunde vom Meere liegt, be- richten dieselben, dass diese Stadt schon einen amerikanischen Charakter besitzt und 213 Notizen. das Klima hier viel milder als in Yuko- hama. In den Gärten werden Orangen gebaut, unter denen eine Sorte mit 3-lap- pigem Blatt merkwürdig. Auf den Feldern sieht man Caladium esculentum wie. die Kartoffel angebaut, ausserdem Reis und Baumwolle. Die Sorgsamkeit mit der der Japaner seinen Boden bebaut, bewässert und mittelst flüssiger Düngung denselben fähig macht, Ernte auf Ernte hervorzu- bringen, könnte uns Europäern als Muster dienen. Auf dem Gebirge bei Kob& sieht man nur einzelne Bäume von Nadelhölzern, — dagegen ist der Boden mit einem Gestrüpp immergrüner Sträucher und besonders von Azaleen bedeckt. Nur in der Nähe der Tempel, wo das Weghauen der Bäume verboten, sieht man schönere Baumgruppen, die Wohnhäuser am Fusse des Gebirges sind aber meist mit Hecken von Bambus umgeben, (E. R.) 8) Ursprung der cultiviren Bir- nen. Der Director des Pflanzengartens des Museums zu Paris, der Academiker J. Decaisne, erklärt alle die mannigfachen eultivirten Birnen, die in Blatt, Wuchs, Frucht, so sehr von einander verschieden, als Abkömmlinge der in unsern Wäldern heimischen Holzbirne (Pyrus communis). Dem entgegen bemerkt der bekannte Autor der Flore de France, Herr Godron in den Annales de la Societe centrale d’Agricul- ture de Meurthe et Moselle (1873), dass sich der Ursprung der Birnen sehr wahr- scheinlich ähnlich verhalte, wie der Ur- sprung des cultirten Weines aus V. vulpina und V. Labrusca. Unsere cultivirten Birnen weichen in einer Menge wesentlicher Charaktere von der wilden Birne unserer Waldungen ab, und aus Samen der letzteren erzieht man im Garten ebenfalls nur die wilde Birne, — während in Folge der Aussaat von Ker- nen der cultivirten Birne, eine Menge von 214 verschiedenartigen Formen erzogen werden. Die eultivirte Birne ist daher nach Godron keine ursprünglich wilde Art, son- dern das Product langjähriger Cultur und Kreuzung verschiedener, sehr wahrschein- lich im Oriente heimischer Arten, so der Pyrus sinensis (P. ussuriensis) , P. persica, P. salicifolia, P. communis, P. sinaico etc. — Wir stimmen dieser Ansicht Godron’s nach den von uns gemachten Erfahrungen, über die Eigenschaft fruchtbarer Bastarde überein, indem es stets der fruchtbare mit sich selbst befruchtete Bastard, oder der mit andern als den elterlichen Arten be- fruchtete Bastard ist, aus dessen Samen die Massen von Formen hervorgehen, wel- che viele unserer Culturpflanzen zeigen. (E. R.) 4) Ausstellung essbarer Pilze. Einem Aufsatz des Hrn. Inspectors Kolb entnehmen wir, dass in München, gleich- zeitig mit der im Herbste 1873 abgehal- tenen Obst- und Gemüse-Ausstellung, auch eine Ausstellung von Pilzen stattfand. Es war dies die erste auf dem Festlande, (in London werden seit 1871 jährlich Pilzaus- stellungen abgehalten) und waren ausge- stellt 52 essbare Sorten, 20 giftige und 53 ungeniessbare Sorten. Die Nachahmung derartiger Ausstellun- gen zur Verbreitung der Kenntniss der essbaren Pilze dürfte den Gartenbauverei- nen sehr zu empfehlen sein. Dass in Russ- land die Pilze zur Volksnahrung gehören und jährlich im Herbste in grossen Massen auf den Markt gebracht und eingemacht werden, bemerkten wir schon früher. (E. R.) 5) Veilchen. Die Cultur des wohl- riechenden Veilchens (Viola odorata) im Topfe zur Erzeusung von Blumen im Win- ter, gehört zu den ältesten Treibeulturen und tritt in neuester Zeit immer mehr und mehr wieder in den Vordergrund, seitlem eine Masse neuer Abarten derselben er- zogen und in Handel gekommen sind. Hr, G. Lee in Somerset theilt seine Cultur derselben in dem Pomologist und Florist TE EEE EG ERBE FE Tan BE Nr ae ST ala ae we Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit. Treiberei auf besondern halbschattig lie- genden Beeten, und legt deren, um immer kräftige blühbare präparirte Pflanzen zu haben, jährlich einige neue Beete von den Ausläufern an. Als die anerkannt beste Sorte empfiehlt er das alte Russische Veil- chen, welches aber häufig verpflanzt sein müsse und guten Boden verlangt. Dann Russian superb, welches bei gleicher Behandlung schon Ende August zu blühen beginnt, und dann den ganzen Winter hin- durch Blumen liefert. The Czar und Giant, beide sehr starkwüchsig, blühen aber gleich London, Crimean, Devo- niensis nicht vor Mitte Februar auf lan- gen Blumenstielen. Die 3 letzteren von tiefer blauer Färbung. Endlich empfiehlt der Verfasser eine neue von ihm selbst er- zogene Sorte, »Victoria Regina«, wel- che vor allen die grössten Blumen mit sehr angenehmem Geruch besitzt und schon im December zu blühen beginnt. Alle die oben genannten Sorten besitzen normale einfache Blumen. Von gefüllten Sorten werden empfohlen, the Tree (Viola arborea), the King, the Scotch, als die am dankbarsten blühenden Sorten. Bran- dyana hat blau - purpurne lavendelfarben gestreifte Blumen und blühet im Februar und März reichlich. The Queen, Double white, the Neapolitan, Double red werden . ferner empfohlen. Wir möchten noch das alte »Violette de Parme« hinzusetzen. (E. R.) 6) Die Vegetation der Oasen in der Libyschen Wüste. Die zwei Oa- dieser Wüste: Farafreh und Dachel bieten des Erfreulichen wenig genug und ihre gefeierte Schöuheit beruht vorzugs- weiss im Contraste. Es sind keine wasser- reichen, von prächtiger Vegetation bedeck- ten Thäler, wie wir sie uns gewöhnlich vorzustellen pflegen, sondern grüne Flecken in der weiten Wüste, die durch ihren ge- ringen Umfang die Physiognomie der Land- schaft kaum wesentlich verändern. Fara- freh, die kleinere der beiden Oasen, prä- sentirt sich als ein Complex hoher Lehm- sen Derselbe präparirt die Pflanzen zur. III. Notizen. gebäude auf einem Sandhügel mit winzi- gen Fensterlucken und flachen Dächern. Aus der Ferne bemerkt man mehrere dunkle Flecke, die sich scharf gegen die gelbe Wüste abheben, das sind die Pal- mengärten. Wo eine Quelle dem Felsen entströmt, zaubert sie auf dem unfrucht- barsten Boden jene charakteristische fast in der ganzen Sahara vorkommende Wü- stenvegetation hervor. Jedes emporspru- delnde Wasser bildet den Mittelpunkt ei- ner grünen Fläche, deren Ausdehnung in der Reichhaltigkeit der Quelle ihre streng gebotene Grenze findet. Das Dorf, die Quellen, die Palmgärten und die kleinen Weizenfelder — das alles liegt in der öden Wüstenfläche, der es an jedem Reiz ge- bräche, wenn nicht im Westen eine präch- tige Felswand die Einsenkung begrenzte. Einen weit günstigeren Eindruck als Fa- rafreh hinterlässt die südöstlich davon ge- legene Oase Dachel. Kasr Dachel, der Hauptort der Oase gleichen Namens, prä- sentirt sich mit seinen drei Minarets und seinen grossen und zahlreichen Palmengär- ten am Anfange einer ausgedehnten Ebene, inmitten nackter Gesteinsmauern, die in weitem Halbbogen das Städtchen umziehen. In Dachel selbst hat nicht alleın die todte, sondern auch die lebendige Natur einen grossartigeren Zug als in Farafreh. Die Palmenhaine und Felder sind zahlreicher und von ansehnlicherem Umfange, die Ve- getation ist üppiger, die Thierwelt von er- freulicherer Mannigfaltigkeit als dort. Al- les diess ist eine Folge des grösseren Was- serreichthums, indem allein in der Umgeb- ung von Kasr Dachel 30 —40 mächtige Thermen von 36° C, emporsprudeln, und ihre Zahl nach Belieben fast unbegränzt vermehrt werden kann. Wahrhaft stau- nenswerth ist die Wassermasse dieser Quel- len und aus den Schachten solcher neuge- bohrten Quellen steigt das Wasser mäch- tig empor, füllt die Brunnen bis zum Rande, fliesst von da in zahlreiche Gräben und verwandelt wie durch einen Zauber die öde Wüste in frische grünende Gärten. Schon nach einem halben Jahre verwandelt sich die Wüste bis zu der Stelle, wo die Oasenbewohnern neben Reis nnd 215 äussersten dünnen Wasserfädchen des Ca- nalnetzes im Sande verrieseln, in präch- tig grünende Weizenfelder und dazwischen keimen Datteln und Akazienschösslinge, so dass in wenigen Jahren stattliche Palmen- haine den der Cultur gewonnenen Boden beschatten werden. Diese Palmengärten, jeder von seiner eigenen Quelle benetzt und durch einen öden Zwischenraum vom nächsten getrennt, drücken allen Oasen ein gemeinsames, höcht charakteristisches, aber zugleich monotones Gepräge auf. Man darf sie nicht mit unsern deutschen Wäl- dern, nicht einmal mit unsern baumreichen Parkanlagen vergleichen; solche Vegeta- tionsfülle vermag der hiesige spärlich be- wässerte Boden nicht hervorzubringen. Es gibt hier keine naturwüchsigen Waldungen, wo man in schrankenloser Freiheit wan- delt; in den Oasen ist jedes fussbreite Stück bewässerbaren Bodens kostbar, jeder Baum wird um seiner Früchte, seines Holzes, seines Schattens willen geptlanzt. Der Palmenwald selbst zerfällt in zahllose, winzige, sorgsam angebaute Gärtchen, wel- che durch stachelige Gehege oder durch Lehmmavuern vor unbefugtem Eindringen geschützt werden. Enge gewundene Gäss- chen, in denen zugleich die Wassergräben verlaufen, vermitteln den Verkehr. Schön kann man die Palmengärten der Oasen nur von Aussen finden, am Besten, wenn man sie aus kleinen Entfernungen betrachtet. Dann ragt die Dattelpalme, der von den Orientalen so vielfach besungene Baum, mit ihrer gefiederten Wedelkrone hoch über alle anderen heraus in einer Schönheit, wie man sie nur in ihren naturgemässen Lebensbedingungen zu sehen bekommt. Die vereinzelten Exemplare im südlichen Eu- ropa nehmen sich dagegen wie kümmer- liche Treibhausgewächse aus. Sowohl der Zahl als der Bedeutung nach übertrifft die Dattelpalme alle übrigen Bäume der Oasen. Kein Stück an ihr wird unbenützt beseitigt. Ihre Früchte, die in prächtigen goldfarbi- gen Trauben unmittelbar unter der Krone herabhängen und zwischen August und November geerntet werden, bieten den Weizen 216 das Hauptnahrungsmittel. Sie werden theils getrocknet, theils zu Kuchen eingestampft aufbewahrt, und können zur Destillation eines nieht übelschmeckenden Branntweins verwendet werden. Die Datteln von Da- chel stehen als besonders wohlschmeckend in hohem Ansehen. Der säulenartige Stamm liefert trefflliches Bauholz, die faserige Rinde Matten und Stricke von vorzüglicher Stärke; mit den Zweigen werden die Häu- ser und Stuben gedeckt, die platten Dächer umfriedigt, die Felder eingezäunt und man- cherlei Flechtwerk wird daraus hergestellt, aus der Mittelrippe schneidet man den festen Palmstock. Jede Dattelpalme wird als ein kleines Capitel betrachtet, von welchem der Eigenthümer seine besondere Steuer entrichtet; der Reichthum eines Mannes wird in den Oasen vorzüglich nach der Anzahl seiner Palmen geschätzt. Neben der Dattelpalme tritt nur noch ein Baum bestimmend für die Physiogno- mie der Vegetation hinzu. Es ist diess die Suntakazie (Acacia nilotica) mit ihrer mächtigen, immergrünen, im November bis Januar von goldgelben kugeligen Blü- then bedeckten Blätterkrone. Akazie und Dattelpalme sind wahre Gegensätze des Pflanzenreichs: während die eine mit schlankem Schaft in die Höhe strebt, besitzt die andere kurze knorrige Stämme; während die Palme nach Oben mit einer gerundeten Krone mattgrüner herabhängender Wedel abschliesst, verzweigt sich bei der Akazie der Stamm in zahlreiche Aeste und Zweig- lein, die, mit tiefgrünen Fiederblättehen besetzt, ein weithin beschattendes Dach bilden. Das Holz des Suntbaumes wird seiner Härte wegen vielfach verarbeitet, es ist selbst in der Nässe fast unverwüstlich und liefert endlich ein vorzügliches Brenn- material. Man sieht die Suntbäume be- sonders häufig zwischen Getreidefeldern, wo sie in der Regel längs der Wassergrä- ben angepflanzt, uns weit heimathlicher anmuthen als die fremdartigen Palmen. In Farafreh und Dachel wird der Cul- tur des Oelbaums eine nicht unbedeutende Aufmerksamkeit gewidmet. Die Bäume stehen vereinzelt in den Palmengärten und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zeichnen sich durch besordere Ueppigkeit ihres Wachsthums, sowie durch Vorzüg- lichkeit ihrer Früchte aus. Feigen und Reben kommen nur hie und da vor, dage- gen gibt es in reichlicher Anzahl Apfel- sinen- und Citronenbäume, von denen die ersteren Früchte von feinem Aroma liefern. Bananen, Aprikosen, Maulbeeren, Opuntien, Granäten, sogar der echte ägyptische Lo- tosbaum gehören in den Oasen zu den selt- neren Erscheinungen, dagegen wächst die graugrüne Tamariske- mit ihrer besenarti- gen Krone allenthalben wild in der Nach- barschaft der cultivirten Striche. — Neben den Datteln werden Weizen, Reis, Durrha (Negerkorn) und Klee als Hauptnahrungs- mittel für Menschen und Vieh erzeugt. Die kleinen Quantitäten von Linsen, Erbsen, Mais, Tabak, Indigo und Baumwolle, wel- che alljährlich gewonnen werden, dienen ausschliesslich zum eigenen Bedarf. — Im Ganzen gehören die Culturgewächse der beiden Oasen Dachel und Farafreh durch- aus dem Mittelmeergebiet an, weit mehr als jene des Nil-Thales, Auch unter den wildwachsenden Pflanzen fand Ascherson eine reichliche Anzahl südeuropäischer For- men, denen sich freilich auch einige spe- cifisch afrikanische Arten zugesellen. (Nach Dr. K. Zittel’s Mittheilungen in in der A. A. Z.) —h. 7) Stärkebildung. In der März- Sitzung d. J. der Kais. Wiener Akademie der Wissenschaften sprach Professor Böhm über Bildung von Stärke in den Keimblät- tern der Kresse, des Rettigs und des Leins, und bemerkte, dass diese Stärke ein Um- wandlungsproduct von bereits in Cotylen vorhandener Reservenahrung sei, und be- weiset diese durch die Resultate seiner Untersuchungen, dass nämlich in den Co- tylen benannter Pflanzen auch im Dunkeln ‚sich Stärke bilde, der Gehalt dieser jedoch gesteigert wird, wenn die Keimpflänzchen rechtzeitig dem vollen Tageslichte oder dem directen Sonnenscheine ausgesetzt werden u. s. w.— Ferner wurde vom Pro- fessor Freih. v. Ettingshausen eine Ab- handlung übersendet unter dem Titel: Taf SV. N N > 3 | II. Notizen. »zur Entwicklungsgeschichte der Erde.« Der erste Abschnitt behandelt die tertiären Florenelemente im Allgemeinen und die genetische Beziehung derselben zu den Floren der Jetztwelt; der zweite Abschnitt handelt über die Elemente der Floren Eu- ropa’s. Der Verfasser bemerkt, dass die jetztweltlichen Floren der Erde durch die Elemente der Tertiärflora mit einander verbunden seien, — dass der Charakter ei- einer natürlichen Flora durch die vor- herrschende Ausbildung Eines Floren - Rle- ments bedingt sei, — dass die vicariiren- den Arten der jetztweltlichen Florenge- biete einander entsprechende Glieder gleich- namiger Elemente seien u. 8. w. (Anz. d. k. Akad. d. Wiss.) 8) Raupenvertilgung. H, Ficht- ner zeigte in einer Versammlung der Wie- ner Landwirthschafts - Gesellschaft mehrere zur Raupenvertilgung gebrauchte Tuchlap- pen vor und bemerkte hiebei, dass, wenn man solche zusammengelegte Tuchlappen an den Bäumen anbindet, bei schlechter Witterung sich die Raupen darin verkrie- chen und dann mit leichter Mühe vertilgt werden können; diese Lappen dienen vie- len Raupen auch zur Verpuppung. Auf die Einwendung, dass auch Spin- pen sich in solche Tuchlappen verkriechen, um darin ihre Eier zu legen, und daher solche der Landwirthschaft nützlichen Thiere ebenfalls vertigt werden können — erwidert Fiehtner, dass die Eier der Spinnen sich. schon im Frühjahre ent- wickeln und die Jungen daher die Tuch- lappen verlassen, zu einer Zeit also, wo noch keine Raupen sich vorfinden, und zur Zeit — Mai — September, wenn die Rau- pen sich in die Tuchlappen verkriechen, keine Spinneneier vorhanden sind. (Mitth, Landw. Ges.) -theilung gegeben haben. 217 9) Ueber Eucalyptus globulus. Allerorts, wo nur die kleinste Hoffnung eines Erfolges sichtbar, wird die Anpflanz- ung des Eucalyptus globulus befürwortet und die Kön, italienische Regierung unter- stützt, wie möglich die Bestrebungen der Landwirthe, welche solche Pflauzungen vorzunehmen gesonnen sind, so hat sie neuerdings 6000 junge Bäume von Euca- lyptus zu Verfügung gestellt, namentlich zu. Anpflanzung in den sumpfigen Gegen- den des Römischen, allwo dieser Baum in vieler Richtung von grösstem Vortheile wäre. — Dieser Baum gedeiht aber nicht allein an feuchten Stellen, sondern sogar auf trockenem Felsengrund, wie z. B, im Parke des Hrn. Manzi, über welchen wir in diesen Blättern ausführliche Mit- Allda (wie wir in den nun vortreflliehen Schriften der Mailänder Gartenbau -Gesellschaft »i giar- dinic erwähnt finden) erreicht der Euca- lyptus schon eine Höhe von 12 Meter, und nur in den ersten Jahren hat ihm ein strenger Winter einigen Schaden, resp. Absterben gebracht, wie er aber das Alter von 4—5 Jahren erreicht, so trotzt er ei- ner strengen Kälte (— 6° R.), wenn diese nur nicht zu anhaltend ist und die Folgen von einer trockenen ventilirten Atmosphäre gemildert werden. In Bezug auf die Cultur des Eucalyp- tus, welche darin besteht, junge Pflanzen durch 4—5 Jahre im Kalthaus zu bewahren und dann erst ins freie Land zu verpflan- zen, verweisen wir auf Gastinel’s Bey Abhandlung: »Memoire sur l’Eucalyptus globulus d’Australie, le Caire 1870 (l’Egypte agricol.), und flore exotique du jardin accli- matation de Ghezireh par C. Delchevalerie. Le Caire 1870. 218 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, IV. Literatur. 1) I. Jahresbericht des Kärnthner Gartenbau-Vereines inKlagen- furt undKärnthner Gartenbau- Zeitung, I. Heft. October 1873. Klagenfurt im Verlag des Vereines. Ueberall rührt sich reges Leben und auch in den Oesterreichischen Kaiserstaaten ent- stehen aller Orten Vereine, die sich die Hebung der Landesculturen und des Gar- tenbaues zur Aufgabe machen und bereits mit reger Thätigkeit Vieles geleistet ha- ben. Zur letzteren Zahl gehört ganz be- sonders der Kärnthner-Gartenbauverein. Erst 1571 gegründet, zählte derselbe Ende 1872 schon an 230 wirkliche Mitglieder, gab seinen fast, 4 Bogen starken Rechenschafts- bericht heraus und gibt endlich seit Octo- ber 1875 eine regelmässig erscheinende in Monatsheften & 2 Bogen erscheinende Gar- tenzeitung heraus, unter dem Namen»Kärnth- ner Gartenbau-Zeitung, herausgegeben vom Gartenbauvereine Klagenfurt. Seit dem 13. December 1873 hat der Verein eine Gartenbauschule eröffnet mit 3jährigem Curs, mit dem Zweck der tüch- tigen Ausbildung von Garten-Lehrlingen. Erst mit dem vollendeten 14. Lebens- jahr und dem Entlassungszeugniss der Volksschule können Lehrlinge aufgenom- men werden. Der Unterricht theilt sich in einen Win- ter- und Sommercurs. Der Wintercurs dauert von 1. Novem- ber bis zum 31. März, täglich von 5—7 Uhr Abends. Gegenstände des Unterrichts sind Sprachlehre, Arithmetik mit Geome- trie, Grundzüge der Pflanzencultur. Grund- züge der Botanik, Naturlehre, Zeichnen, Geographie. Der Sommercurs ist zur praktischen Ausbildung bestimmt. Am Ende jedes Jah- res findet _eine Prüfung und am Schluss des 3jährigen Curses die Hauptprüfung statt. Wer letztere besteht, erhält vom Vereine ein Diplom. Von Vorträgen und Mittheilungen des Berichtes heben wir hervor: l) Ignaz Frei, Bemerkungen über das Erfrieren unserer Pflanzen. Eine sehr gut geschriebene Abhandlung, die Hand und Fuss hat. Als einzelne gute Winke dieser Ab- handlung, die nicht immer die Beachtung finden, die solche verdienen, heben wir fol- gende hervor: a) Schutzmaassregeln, als Decken mit Stroh, Erde, Laub etc. wende man nicht früher an, als bis die Pflanze schon mehr- mals Frost bekommen hat und die Ober- fläche des Erdbodens gefroren ist. Zu früh geschützte Pflanzen leiden nicht durch den Frost, aber durch Moder und Fäulniss. b) Von Pflanzen der gleichen Art, kann unter sonst gleichen Verhältnissen die eine mehr die andere weniger vom Froste lei- den. So werden schwächliche, kränkliche oder durch frühere Frostschädigung oder zu reichliches Tragen in normaler Ausbildung geschädigte Exemplare, stets mehr als durch- aus gesunde Exemplare vom Froste leiden. ce) Sonst gegen selbst höhere Kältegrade unempfindliche Pflanzenarten, wie»Epheu« werden gegen Kälte viel empfindlicher und oftschon von nicht strengem Frost getödet, wenn es Exemplare sind, die mehrere Jahre im Gewächshause oder Zimmer er- zogen wurden, wo sie gar keinem Frost mehr. ausgesetzt wurden. (Wir bemerken dies auch, wenn wir ursprünglich für ein bessimmtes rauhes Klima noch ausdauernde Pflanzen, in Exemplaren, die nichtin gleich rauhem Klima, sondern im mildern Klima erzogen sind, in das rauhere Klima versetzen! E. R.) d) Die Wurzeln leiden von gleich hohen Kältegraden stets bedeutend mehr als die oberirdischen Theile. (Das ist schr zu be- obachten!! Mau verpflanze deshalb bei Frostwetter, auch wenn es möglich ist noch in vielleicht frisch rijolten Boden zu kom- Fr rn IV. Literatur. men, wo beim Rijolen die gefrorene Erd- schieht nach unten gebracht wurde, nie- mals, — auch wenn es noch so wünsch- bar wäre, solche Arbeiten zu vollenden. Der Referent verlor dadurch in einem Win- ter 20,000 veredelte junge Aepfelbäumchen. Die Wurzeln waren im folgenden Früh- jahre todt, die oberirdischen Theile aller aber noch gesund. (E. R.) 2) A. Zwanziger, Vorträge über Pflanzengeographie. Interessanter Vortrag, von dem sich kein Auszug geben lässt. 3) Johann Nüssler, Cultur der Ca- mellie im Zimmer. Wir geben von diesem Aufsatze im Folgenden das Wichtigste theils wörtlich wieder: »Die Cultur der Camellien im ‚Zimmer unterliegt keinen wesentlichen Schwierig- keiten, denn sie erheischt hauptsächlich nur Aufmerksamkeit und Reinlichkeit. Die Camellien eultivire ich nie in zu grossen Töpfen, z. B. 2—3 Schuh hohe Pflanzen höchstens in 4 — 5zölligen; denn jemehr sich die Wurzeln ausbreiten können, um so schwächer erfolgt der Knospenansatz. Als Standort weise ich den Camellien einen Platz, entweder zwischen oder nahe an den Fenstern, auch im Zimmer selbst an, wenn nur der Standort genügend licht ist. Den einmal innehabenden Standort ändere ınan nicht. Bringt man die Camel- lien unter Einfluss des Regens, was sehr vortheilhaft ist und von Zeit zu Zeit wie- derholt werden kann, so stelle man sie nachher auf ihren früheren Platz zurück. Das Waschen der Blätter übt auf die Camellien überhaupt einen sehr wohlthäti- gen Einfluss. Ist Einem das Uebertrager in den Regen nicht möglich, so ist es doch gerathen, die Blätter alle 14 Tage oder 3 Wochen mit Regenwasser, oder in Erman- gelung dessen mit abgestandenem Brun- nenwasser zu waschen. Die Abtrocknung der Blätter geschieht mittelst eines reinen wollenen Lappens. Die Knospen reinige man mit einem befeuchteten Pinsel. Dies Verfahren wirkt der schädlichen Einwirk- ung des Zimmerstaubs und dem Aufkom- men von Schildläusen entgegen und die 219 Mühe wird durch schöne glänzende Blät- ter belohnt werden. Die Temperatur im Winter soll kühl sein, und nie 70 Grad übersteigen, denn die zu grosse Wärme bewirkt das Abfallen der Knospen. Meine Camellien cuitivire ich im unge- heizten Zimmer, wo die Temperatur oft auf + 2° Reaumur sinkt. Es beeinträch- tigt dies die Vegetation nicht im minde- sten, und die Camellien bleiben am fri- schesten. Ich hatte z. B. oft die Freude, schon vom November bis in den Mai blühende Exemplare zu haben. An einem kühlen Standorte dürfen die Camellien nicht zu nass gehalten werden, doch vermeide man auch das Gegentheil, denn es ereignet sich oft der Fall, dass während die Erde auf der Oberfläche nass erscheint, dieselbe in der Mitte trocken ist; es wird dies durch das unregelmässige Be- giessen hervorgerufen. Lässt man die Erde zu trocken werden, so lässt dieselbe das Wasser sehr schwer durchdringen. Es ist rathsam den Topf öfter zu heben, denn durch dessen Leichtigkeit oder Schwere ist das Mass der Feuchtigkeit leicht zu erken- nen. Ist die Erde zu trocken, so bohre man mit einem Stabe, von der Dicke eines Bleistifts bis auf den Grund des Topfes 3—4 Löcher, damit der Guss durchdringen kann. Will man aber dies Verfahren nicht anwenden, so stelle man den Topf in ei- nen mit Wasser gefüllten Untersatz, bis die Erde die nöthige Feuchtigkeit aufge- sogen hat. Die regelmässige Feuchtigkeit darf den Camellien nicht fehlen, was im Zimmer um so nothwendiger ist, als daselbst die Luft trocken ist, und sonach bei ungenü- gender Feuchtigkeit die Knospen abfallen. Als allgemeine Regel bezüglich des Be- giessens möge gelten, dass man hierzu in den Wintermonaten lauwarmes, im Som- mer aber abgestandenes Wasser gebrauche. Im Winter mische ich das Wasser derart, dass ich auf je 2 Mass kaltes Wasser, eine gute halbe Mass mässig heisses nehme; es erwärmt dies die Wurzeln. Als Wasserbehälter bediene ich mich 220 wegen der billigen Anschaffung eines Fas- ses, welches ich stets voll Wasser halte. Um mit dem Begiessen den Wurzeln auch nährende Stoffe zuzuführen, menge ich in meinen Wasserbehälter anfangs 1/s Pfund gewöhnlichen Tischlerleim, welcher sich von selbst langsam auflöst. Das ver- brauchte Wasser ersetze ich sofort und gebe jeden Monat 1/; Pfd. Leim als Nach- satz zu; mehr ist keiner Zimmerpflanze zuträglich. Die Camellien würden nur rei- cher an Blättern und ärmer an Knospen werden. So unbedeutend obiger Düngerguss auch erscheinen möge, so ist dessen Wirkung doch eine überraschende. Einen anderen Düngerguss würde ich wegen des üblen Geruchs nicht anrathen. Beim Einwintern werden die Zimmer- pflanzen leicht von der Bleichsucht oder dem Vergeilen befallen. Diesen Krankhei- ten zu begegnen, wende ich den Guss mit Eisenvitriel an, ich mische nämlich 2 Mass Wasser mit 1 Loth Eisenvitriol und be- giesse die Pflanzen damit, durch 3 Wochen wöchentlich einmal, selbst wenn die Erde feucht sein sollte. Durch diesen Beguss erhalte ich die Gesundheit der Pflanzen, welche auffallend dünkelgrüne Blätter be- kommen. In einem Werke las ich, dass die An- wendung von Guano in sehr verdünntem Zustande den obengenannten Krankheiten auch bei Camellien entgegenwirke. Ich rathe dies aus eigener Erfahrung ab, denn meine Camellien erkrankten noch mehr; die Erde ward sauer, und um die Pflanzen nicht zu Grunde gehen zu lassen, musste ich dieselben im Januar im blühenden Zu- | stande und voll Knospen versetzen. Zu meinem grossen Erstaunen fielen weder Blüthen noch Knospen ab und die Pflan- zen erholten sich bald. Die Erde, welche ich für Camellien be- nutze, ist eine gute, leichte Heideerde mit Eichenmoder vermischt. In Ermangelung dieser Erdstoffekann man auch eine Misch- nicht s0 zweckmässig, da es nicht selten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vorkommt, dass die Camellien darin keine Wurzeln schlagen. Um der Fäulniss der Wurzeln vorzu- beugen *), untermischen Viele die Erde mit Holzkohlen in Stücken oder gepulvert. Ich kann der Nothwendigkeit dieses Verfahrens nicht beistimmen, denn will man einen guten Wasserabzug, so gebe man auf den Boden des Topfes Eichenmoder-Stückchen, andererseits enthält aber die Kohle keine Nahrungsstoffe und hindert die Wurzel- fäulniss nur theilweise. Gegen das Auftre- ten dieser Krankheit untermische ich die Erde mit dem in jeder Specerei-Handlung zu bekommenden Spodium (Thierische Kohle), -welches wegen seines animalisch- vegetabilischen Inhaltes der Kohle vorzu- ziehen ist. Was das Umtopfen der Camellien be- trifft, so ist hiezu die angemessenste Zeit der Juli oder August nach ausgebildetem Trieb und nach erfolgtem Knospenansatz, keineswegs aber nach dem Abblühen im April und Mai, wie es Viele anrathen. Das Umtopfen im Juli oder August hat den Vortheil, dass der Knospen-Ansatz kräfti- ger und gegen den Abfall gesicherter wird. Beim Umtopfen sind die abgestorbenen Wurzeln mit möglichster Schonung des Ballens zu entfernen. Beim Einpflanzen aber ist Sorge zu tragen, dass die Ober- fläche der Erde mindestens einen halben Zollunter dem Topfrande zu stehen komme, und ist sodann ein wiederholtes Begiessen um so rathsamer, als die Heideerde an- fangs das Wasser ungern annimmt. Nicht umhin kann ich aufmerksam zu machen, die Erde bis zur Ausbildung der Knospen nicht übermässig feucht zu halten, indem die Knospen-Aushildung darunter zu leiden hätte. — In der ersten Nummer der oben er- *) Eine Mischung aus 3 Theilen guter ı Heideerde mit etwas lehmiger kalkfreier | Rasenerde ist im Allgemeinen wohl noch ung von Mistbeet- und verrotteter Laub- Erde nehmen, jedoch ist diese Mischung | | vorzuziehen. Kalkhaltige Erden taugen für die Cultur der Camellien eben so wenig, | wie kalkhaltiges Wasser. IV. Literatur, wähnten Gartenbau-Zeitung, sind die fol- genden Abhandlungen enthalten. 1) H. Fiegl, Einiges über das Setzen der Bäume. — Der Verfasser hebt hervor, dass man gesunde Bäume mit jungen kräftigen Trieben und guter Be- wurzelung, d. h. mit zahlreichen feinen Saugewurzeln pflanzen und diese im ersten Jahre gar nicht, dagegen im *folgenden Jahre beschneiden soll. Als Pflanzzeit wird das Frühjahr vor Ausbrechen des Triebes empfohlen. Die Gruben dagegen sollen im Herbste unge- fähr 3—4 Fuss breit und 2 Fuss tief aus- geworfen werden. Zum Einpflanzen soll nur gute Erde um den Baum gebracht und nach dem Einpflanzen stark angegos- sen werden. Während der trocknen war- men Jahreszeit wird empfohlen den Baum wöchentlich einmal zu begiessen und aus- serdem durch Einbinden mit Tannenreis oder Dornen (nicht mit Stroh) vor der Sonne zu schützen, was auch einen Schutz vor der Winterkälte gewährt. Bis die Krone des Baumes den Stamm vor Sonne schützt, soll diese Umhüllung des Stammes jährlich ausgebessert werden. Eben so muss die Oberfläche des Bodens um den Stamm jährlich gereinigt und gelockert werden und mit dem Begiessen fährt man in trockener Lage auch noch in den bei- den folgenden Jahren fort. (Die Maassre- geln sind gut, aber in Bezug aufs Begies- sen in dieser Ausdehnung bei Cultur im Grossen nicht auszuführen. E. R.) 2) S- v. K. Reiseskizzen aus Ita- lien. 8) A. Zwanziger, Pflanzen-Geogrophie. 4) A. Zwanziger, Kärnthens. Als hervorragende Gärten werden ge- nannt, a) Die Landesbaumschule bei Ehrenhausen. Ward erst im Jahre 1872 von Ignaz Frei angelegt. Umfasst 4 Joch, von denen 2 Schläge mit Kernobstbäumen, 3 Schläge mit Forstbäumen bepflanzt sind, und der Rest verschiedenen landwirth- schaftlichen Culturen gewidmet ist. Vorträge über die Gärten 22] b) Vietring. Früher das Cistercienser- Kloster, jetzt Eigenthum der Familie v. Moro, welche eifrige Beförderer des Gar- tenbaues sind. Auf der Südseite umran- ken Glycine chinensis und Weinreben das Schloss. Die vor dem Schlosse sich aus- breitenden Rasenplätze mit Blumengruppen vermitteln den Uebergang zum Parke. In- teressant sind die Ananastreiberei, die Col- lectionen von Camellien und Azaleen, schöne Warm- und Kalthauspflanzen und eine Topfobstorangerie. c) Haarbach gehört dem Präüsiden- . ten des Kärnthner Gartenbau-Vereins »Sieg- mund von Karolyi.« Zahlreiche Gruppen von Florblumen, Teppichbeete, ein reiches Sortiment schöner hochstämmiger Rosen, schöne Bäume und Sträucher, ein Coni- ferensortiment, ein reiches Kalthaus zeich- nen diesen Garten aus, in welchem unter andern dieses Jahr Bonapartea (Dasylirion) gracilis zur Blüthe kam. (E. RB.) 2) Jahrbuch für Pomologen und Gartenfreunde, herausgege- ben vom Pomologischen In- stitut in Reutlingen durch Dr. Ed. Lucas. III. Jahrgang (13. Jahr- gang der ganzen Reihe), mit 1Litho- . graphie und 11 in den Text gedruck- ten Abbildungen. Ravensburg 1873. Verlag von Eugen Ulmer, Wir begrüssen dieses Buch als einen alten Bekannten, dessen Wesen uns jedes Jahr mehr durch seine Gediegenheit und den Reichthum an geistigem Inhalt erfreut. Es ist mit den Jahrbüchern eine eigene Sache und ihr Lehrwerth ganz anders an- zuschlagen, als der eines Lehrbuchs. Es enthält nur Neues oder Aelteres in ver- besserter Gestalt so ausführlich wie mög- lich und hält den dafür interessirten Leser auf der Höhe des Fortschrittes. Der Reich- thum des Inhalts mag für das Buch spre- chen. Nach einem kurzen Bericht über das Institut folgt: Vortheile des Ablac- tirens, Zurückschneiden bei Epiphyllum truncatum. Treiben der Topfrosen. Ca- mellientreiberei zum Knospenansatz. Ver- mehrung der Thuja. Rosenveredlung im > Mare 222 Winter. Cultur der Rosen Cultur der Rosa canina. Töpfe in Erde, den Winterflor. gegen Spätfröste. in Töpfen. Einsenken der Werthvolle Pflanzen für Schutz der Obstbäume Winterveredlung der Rosen. Vorzüge des Linne’schen Pflanzen- systems. Erdbeereultur. Anzucht der Hochstämme von Ribes aureum. Zur Ge- schichte der Rosen. Rosenceultur, Ver- mehrung schwer wachsender Gehölze. Bo- denmüdigkeit in Obstgärten. III. Abth. Reiseskizzen durch Oberbayern nach Süd- tirol, von Dr. Ed. Lucas. IV. Berichte über den Obstbau in: Hinterpommern, Can- ton Bern, Germersheim, Unterfranken, Schweden, Südtirol. V. Bericht über eine Ausstellung. VI. Neue Geräthe und Werk- zeuge. VII. Spargeleultur in Schweden. Neueingeführte Gemüsesorten. Die Russi- sche Netzgurke. VIII. Der Zapfenschnitt (Obstbäume). Die Roll’sche Baumschule in Amtshagen. Verjüngen und Beschneiden der Bäume im Herbst. Umpfropfen der Obstbäume. Zwei Stachelbeerarten vom Felsengebirge (Ed. Lucas). IX. Anwendung der Pyramide. Ueber das künstliche Ent- lauben etc. Wir können auch diesmal wie früher den Wunsch nicht verschweigen, der Herausgeber möchte strenger in der Auswahl der Beiträge sein. J. 3) Bemmelen, J. A. Van, Reper- torium annuum literaturae botanicae periodicae. Tom. 1. Haarlem bei Erven Loosjes 1873. Eine Uebersicht der Botanischen Li- teratur des Jahres 1872. Eine sehr will- kommene Schrift, denn in derselben ist die periodische Literatur unter den Un- terabtheilungen: 1) Allgemeine Morpholo- gie. 2) Specielle Morphologie. 3) Physio- logie. 4) Monographien. 5) Floren und verschiedenartige Schriften zusammenge- stell. In den Abtheilungen Nr. 2, 3, 4, sind die Arbeiten nach den Familien eitirt und zwar wo solche erschienen und wo solche in andere Zeitschriften übergangen. Wer es weiss, welche Aufgabe es ist, heut zu Tage die betreffenden Abhandlungen in der periodischen Literatur aufzufinden, der A at Nez red a a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. muss dem Autor für seine exacte mühsame Arbeit danken. Um einen Begriff zu geben, wie viel heut zu Tage in einem Jahre im Bereiche der Botanik publicirt wird, so erwähnen wir, dass dieses Buch, was keine Referate, sondern nur Citate gibt, 16 Druckbogen füllt. (E. R.) 4) Schmidlin’s Blumenzucht im Zimmer; neu bearbeitet von F. Jühlke. Berlin, Verlag von Wie- gandt und Hempel 1875. Dieses von unserm geehrten Freunde, dem Hofgarten-Director F. Jühlke neu be- arbeitete Werk umfasst in Bezug auf die Cultur der Pflanzen im Zimmer: 1) Die Materialien und Vorricht- ungen für Pflanzencultur in Wohnräumen. Erdarten und Dungmittel, Standort etc. sind da besprochen, Gefässe, 2) Allgemeine Regeln über Be- handlung der Pflanzen. Bespritzen, Lüftung, Beschneiden, Be- giessen, Versetzen, Behandlung der Pflan- zen und Ueberwinterungs-Räume sind hier besprochen. 3) Besondere Culturen. Die Cultur in Ampeln, Vasen, Terra- rien, Aquarien und die Treiberei im Zim- mer enthaltend. 4) Gruppenweise Zusammenstell- ung der zur Cultur in Wohn- räumen geeignetenGewächse. In diesem letzten Capitel sind die ver- schiedenen zur Zimmercultur geeigneten Gewächse aufgeführt und besprochen. Die Sprache ist in diesem Buche eine klare und leicht fassliche, — die Anweis- ungen sind der langjährigen Erfahrung entnommen, wie man das von einem Buche das F. Jühlke geschrieben, nicht anders erwarten kann. Bei der Auswahl der Pflanzen ist wohl theilweise für die Zim- mercultur ein wenig zu weit gegangen, — z. B. bei den Orchideen, bei denen auch die Erdorchideen, und zwar in erster Li- nie die Ophrys-Arten, die Cypripedien, Literatur. dann unsere Orchis etc. zur Zimmerenrltur empfohlen sind. Leider halten sich diese Erdorchideen überhaupt nicht gut in Cul- tur und zur Zimmercultur dürften sie sich gar nicht eignen. Dazegen sind allerdings viele tropische Orchideen bei geeigneter Wartung im Zimmer sehr schön und em- pfehlenswerth. Im Uebrigen ist das Buch als eine Fund- grube vieler praktischer Rathschläge zu empfehlen. Beispielsweise wollen wir der Lilien erwähnen. Sehr treffend ist da be- merkt, dass diese das jährliche Verpflan- zen durchaus nicht lieben, sondern schö- ner und kräftiger wachsen und blühen, wenn man solche so wenig als möglich stört. Zum Einpflanzen werden tiefe Zwie- beltöpfe empfohlen, in deren Grund zum guten Wasserabzug eine Scherbenlage und über diese eine Schicht von 8 Cm. Höhe einer grobbrockigen Haideerde gebracht wird. Auf diese setzt man die Zwiebel, umfüllt sie mit Erde, so dass sie nur ei- nige Cm. hoch mit Erde bedeckt ist. Die Töpfe stellt man. in einem frostfreien Raume auf. Haben sie hier bei mässiger Boden- feuchtigkeit 5—6 Cm. hohe Triebe gebil- det, so bringt man sie an einem hellen lufti- gen Standort, und später stellt man sie auf ein Blumenbrett ganz ins Freie. Sobald die Pflanzen so hoch geworden, dass sie über den Topfrand herausragen, füllt man den Topf mit stark sandiger Düngererde (eine gute nahrhafte lehmige oder auch schwarze Gartenerde thut den gleichen Dienst) bis zu 2/3 der Höhe auf V. Personalnotizen 1) Tiflis. Leider sind die Witterungs- verhältnisse überall noch trauriger, als in den letzten trostlosen 4 Jahren. Es wird in ganz Transkaukasien weder eine Ernte an Korn noch an Viehfutter geben, Alles ist versengt, verbrannt, erfroren. — Von 223 und nach einigen Wochen füllt man ihn bis etwas unter den Rand. Die Stengel der Lilien bilden in die aufgefüllte Erde Wurzeln und blühen bei richtigem Begies- sen, zu dem hie und da auch ein schwa- cher Dungguss verwendet werden kann, auf den Blumenbrettern der Privaten oft reichlicher und schöner als in den Gärt- nereien. Der Vortheil dieser Behandlung liegt darin, dass, wenn man nach dem Abblühen die Pflanze unter Entziehung der Wasser- gaben allmählich ganz absterben liess, im Spätherbst mit dem alten Stengel nur die aufgefüllte Erde bis zur 'Zwiebel fortge- nommen wird, die Zwiebel selbst aber un- gestört stehen bleibt, um von Neuem der gleichen Behandlung unterworfen zu wer- den. Wir begnügen uns mit diesen An- deutungen und verweisen im Uebrigen auf das Buch selbst, dem wir eine bessere Ver- breitung als unserem, eigenen ähnlichen wünschen *). (E. R.) *) Im Jahre 1868 erschien bei Fr. Schulthess in Zürich unser »Zimmergar- ten<, der als ganz auf selbst gemachten Erfahrungen aufgebaut, den Vergleich mit keinem ähnlichen Werke scheut. Die Buchhandlung hat leider zur Verbreitung dieses Werkes sehr wenig gethan. Das gleiche Schicksal hat der erste Theil un- seres Allgemeinen Gartenbuchs gehabt, der in der gleichen Buchhandlung erschienen ist. (E. R.) und Neuestes Suchum bis Baku nur eine trostlose Dürre — desto besser sind Heuschrecken, Pha- laenoptera und die übrigen Grillen ge- rathen, ebenso Raupen und Erdflöhe. Vor- gestern war ich im Gebirge, 4500 Fuss über dem Meere, der Wald kahl vom Ha” 224 gelschlag, die Saaten trocken, die Kartof- feln gar nicht aufgegangen, so ist es durch- weg. Gott bessere es! Seit Ostern haben wir täglich bis + 27° R. Hitze im Schatten, Nachts + 20 bis 23° R. vollkommene Sommerhitze, im- mer hellen Himmel, einige schwache Ge- witter, die gar keine Kühlung bringen. H. Scharrer. 2) Im künftigen September d. J. wird in Paris eineAusstellung von nütz- lichen und schädlichen Insecten stattfinden. — Eine derartige Ausstell- ung ist gewiss von hoher Wichtigkeit, da - wohl der grösste Theil der Gärtner, Land- wirthe jene Insecten und im Allgemeinen jene Thiere verfolgt, die er in seinem ei- genen Interesse schützen sollte. — Natur- geschichte bleibt noch immer ein @egen- stand, der zu wenig geflegt wird! Sr. 3) Unter der Leitung des Herrn A. FE. Negri werden in Casale zweiHerbarien landwirthschaftlicher Pflanzen zu 200 und 150 Species herausgegeben und zu 35 und 25 Lire offerirt. Sr. 4) Internationale Ausstellung iin Santiago. Auch Amerika will ganz in den Internationalen Verkehr eintreten. In der in Bezug auf politische Verhält- uisse solidesten Republik des Südens, in Chili, wird im Jahre 1375 eine Interna- tionale Ausstellung von Producten der Landwirthschaft, des Ackerbaues, der Vieh- zucht und der Industrie stattfinden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | auf Wintergarten, Restauration und Gar- tenanlagen, das bedeutendste Institut der Art. Booth lieferte allein für 54,000 Rthlr, Palmen und für 4000 Rithlr. Lorbeeren. Die Anlage des Gartens unter Jühlke’s aus- gezeichneter Leitung, kostete 50,000 Rthlr, Der Park ist 25 Morgen gross*) und da der dazu bestimmte Platz schon mit gros- sen Bäumen vorher bepflanzt war, so konn- ten diese grossentheils bei der Anlage des Gartens conservirt werden, so dass jetzt schon an 30,000 Personen auf schattig ge- legenen Plätzen placirt werden können. Die Gesellschaft wird jährlich 4 grosse Ausstellungen veranstalten, wozu ein be- sonderes Ausstellungshaus errichtet wor- den ist. _ Als Obergärtner ist ein Schüler Thele- mann’s, Hr. Glatt angestellt und bei der Unterhaltung sind 16 Gartengehülfen und 50 Arbeiter beschäftigt, da der Park und der Wintergarten stets in der besten Ordnung unterhalten werden sollen. Wir werden nächstens den Plan und Ansichten dieses grossartigen Wintergartens geben und zwar wie wir hoffen mit einigen erläuternden Worten von Seiten unseres hochgeehrten Freundes des Directors der Königl. Preus- sischen Gärten, Hrn. Jühlke. (E. R.) *) Der nun beendete Stadtpark in Pe- tersburg hat 35 Morgen, kein grosser uud kleiner Baum war vorher da, sondern alles gepflastert, so dass an 4000 QCubikklafter Erde aufgeführt werden mussten und kostet 90,000 Rubel, incl. Pflanzungen, Anlage- 5) Die Flora in Charlottenburg bei | kosten. Berlin ist nun eröffnet worden. In Bezug | l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Primula auriculata Lam. «., brevistyla. (Siehe Tafel 802.) Primulaceae. P. auriculata Lam. ill. n. 1931. —D. €. prodr. VII. 38. — C. A. Mey. Beitr. z. Pflanzenk. d. Russ. Reichs VI. pag. 20. — Rgl. Grifl. 1870 p. 200. Wir haben im Jahrgange 1870 der Gartenflora die Gattung Primula einläss- lich besprochen und dabei auch der P. auriculata aus den hohen Gebirgen des Caucasus und Sibiriens gedacht. Dieselbe gehört mit ihren Formen zu den schönsten Primeln, gedeiht im Gar- ten leicht im freien Lande und bildet hier grosse Büsche, welche eine Menge von Blumen tragen und etwa zur glei- chen Zeit wie unsere Primula elatior blühen. Blätter verkehrt-länglich, in einen breit geflügelten Blattstiel über- gehend, hellgrün, durchaus kahl und am Rande unregelmässig gezähnelt, Blu- men in mehr- bis vielblumiger Dolde auf der Spitze des kräftigen Blüthen- stiels die Blätter überragend. Aın Grunde der Blüthendolde steht eine mehrblätterige Hülle, deren Blätichen schmal-lanzettlich, etwas länger als die Blüthenstielchen und am Grunde ohr- förmig ausgesackt. vIt. 1874. Drei schöne Formen sind von dieser Primel in Cultur, die Form: «. bre- vistyla bilden wir hier ab. Dieselbe besitzt tief-lila-violette Blumen mit gel- bem Auge im Centrum und mit tief ausgerandeten Lappen, auch ist der Griffel derselben kürzer als die Staub- fäden und ragt nicht aus der Blumen- röhre vor. Die Pflanze, welche Bota- nical Magazine tab. 392 von Curtis als. „Primula longifolia* abgebildet und auch von Lehmann in seiner Monogra- phie der Primeln unter diesem Namen aufgeführt wird, scheint hierher zu ge- hören, obgleich Farbe und Grösse der Blumen mehr mit der folgenden Form übereinstimmt. Eine zweite Form mit heller ge- färbten etwas kleineren Blumen und längerem Griffel ist die Pr. pycenorhiza Ledb., welche wir Grifl. tab. 391 ab- bildeten und später (Grifl. 1870 p. 200) als Pr. auriculata ß. longistyla aufführten. Die 3. Form y. luteola ist endlich die Pr. Iuieola Rupr., die wir tab. 541 abbildeten. (E. R.) 15 EZ AD ae BU te N NEE ZN ir TEN LIE EL Sud Yu, F i a 2 RER Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a a Ze a Fe Pan ä Re ee Hin BEN FE SENIEETEN b) Calochortus pulchellus £$. parviflorus Rgl. (Siehe Tafel 802.) Liliaceae., C. pulchellus 8. parviflorus; floribus campanulatis minoribus. Glaber. Caulis erectus, teres, apice di- chotome — v. trichotome corymbosus, corymbo 4-plurifloro. Folia plana, late linearia v, inferiora lineari-lanceolata, supra laete viridia, subtus glauca; su- periora breviora flores fulcrantia, pe- dunculos subaequantia v. iis longiora. Flores campanulati; sepalis ovato-lan- ceolatis, acuminatis, glabris, 10—12 m. m. longis virescenti-Iuteis petalis ae- quilongis, ovatis, oblusis, aureis, extus glabris, intus margineque papillis elon- gatis obtusis simplicibus v. rarius ra- mosis barbatis. Germen angulato - tri- gonum stigmatibus tribus recurvis co- ronatum. — Calochortus pulchellus ty- picus (Cyclobothra pulchella Benth. in hort. trans. nov. ser. I. pag. 415. tab. 14. fig. 1.— Lindl. bot. reg. tab. 1662) differt floribus majoribus subglobosis. Wir erhielten das beistehend abge- bildete Zwiebelgewächs von M. Leicht- lin als Calochortus luteus $#. elegans. Vergleicht man nur die von Lindley gegebene Diagnose von C. pulchellus, so würde man unsere Pflanze für eine neue Art halten, denn Lindley be- schreibt solche mit nur 2—3 blumiger Dolde und kugelförmigen Blumen. Auf der von Lindley gegebenen Abbildung besteht aber die Blüthencorymbe aus 2 Aesien, deren jeder 2 entwickelte Blumen trägt und ausserdem ist noch ein nicht entwickelter Blüthenast vor- handen, ganz wie das auch unsere Ab- bildung, die getreu nach unserer Pflanze gemacht ist, zeigt. Es bleiben mithin bei der Stammart von C. pulchella nur die grösseren nach der Beschreibung und Abbildung durch nach innen ge- bogene Blumenblätter fast kugelförmig sich darstellenden Blumen. Da die 3 Kelchblätter auch auf Lindley’s Abbild- ung absiehen, so kann diese veränderte Stellung der Blumenblätter bei unserer Pflanze wohl keinen Artcharakter be- dingen, weshalb wir dieselbe als Form zu C. pulchellus ziehen. S. Watson hat in Watson Botany of United St. Expl. pag. 347 mit vollem Recht die Arten der Gattung Cyclo- bothra einfach mit Calochortus vereint, worin wir demselben gefolgt sind, wenn gleich derselbe dort den C. pulchellus nicht aufzählt. . Ein hübsches Zwiebelgewächs, das im Kalthause im März und April blühet und höchst wahrscheinlich unsere Win- ter im freien Lande aushalten dürfte. (E. R.) I. Originalabhandlungen, 227 c) Cypripedium concolor J. Batem, (Siehe Taf. 803.) Orchideae, C. concolor Batem. in Bot. Mag. | tab. 5513. Der reizende Frauenschuh, den wir | beistehend abbilden, stammt aus Moul- mein (Oslindien), von wo Oberst Ben- son lebende Pflanzen an den Botani- schen Garten in Kew sendete, von wo diese schöne Pflanze jetzt schon ziem- lich verbreitet worden ist. Die läng- lichen lederartigen stumpfen Blätter sind unterhalb purpurroth und grün und mit weissen Querstreifen bandirt. Blumen schön goldgelb, roth getupft. Die Cypripedien Ostindiens gehören mit Recht zu den in unsern Orchideen- sammlungen bevorzugten Pflanzen. Das schöne Laub decorirt auch im nicht blühendem Zustande und die Blumen erscheinen jährlich bei entsprechender Cultur in reichlicher Menge. Als Orchideen, die im Humus- boden feuchter Waldungen wachsen, werden solche in gewöhnliche Töpfe gepflanzt. Nachdem für guten Abzug Bestandtheile enthalten. des Wassers gesorgt ist, pflanzt man sie in eine Mischung aus 1 Theil leh- miger Rasenerde, 1 Theil einer faseri- gen Heide- oder Torferde und 1 Theil gehackten mit Sand vermischtem Torf- mooses es kann aber das gehackte Moos auch wegbleiben, wenn die Moor- oder Heideerde noch genügend 'unverweste Sie erhalten nun einen Platz auf einem Tische der wärmsten Abtheilung des Orchideen- hauses und werden hier unterm Ein- fluss einer feuchten warmen Tempera- tur und reichlicher Lüftung im Som- mer, gleich den andern Cypripedien der Tropen kräftig wachsen und dankbar blühen. (E. R.) Unsere Tafel stellt ein blühendes Exemplar in Lebensgrösse dar. a ist das obere Ende des sterilen Staubfa- dens, b die Seitenansicht des gleichen und c die Seitenansicht des Vorstücks der Lippe, a und b vergrössert. d) Agave pubescens Rgl. et Ortg. (Siehe Tafel 804.) Amaryllideae. A. pubescens; humilis, acaulis; foliis lorato -lanceolatis, undulalis, co- | riaceis, recurvo patentibus et deinde dependentibus, integerrimis, utrinque dense pubescentibus, supra opaco-viri- dibus, subtus pallidioribus, utrinque 15.2 228 fusco-maculatis; scapo erecto, tripedali et ultra, bracteato; bracteis lanceolato- subulatis erecto-patentibus; spica sim- plici, laxiflora; floribus sessilibus; brac- teolis parvis, subulatis; perianthii tubo recto, subaequilato, ovarium duplo su- perante; limbi laciniis revolulis, tubo brevioribus; staminibus corollam plus duplo superantibus, stylum circiter ae- quantibus; sligmate breviter trilobo. — Flores virides. Perigonium incluso ovario circ. 35 m, m. longum. — Plan- tas vivas cl. Roezl e Mexico misit. Agave maculosa Hook. (Bot. Mag. tab. 5122) foliis lanceolato - subulatis denticulatis glabris, staminibus perigo- nii laciniis ereclo-patentes circiter ae- quantibus. — A. maculata Rgl. (Grifl. 1857" pag. 158) foliis planiuscu- lis (nee undulatis) glabris, perigonii tubo infundibuliformi, apicem versus ampliato, supra ovarium coarctato, Oova- rium circiter aequante, limbi laciniis erecto-patentibus tubum circiter aequan- tibus, facile dignoscitur. A speciebus alteris hujus sectionis species nostra foliis ulrinque dense pubescentibus in- tegerrimis maculatis florumque struc- tura facile dignosecitur. Die Agave, die wir beistehend ab- bilden, ist eine der vielen von Roezl Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in Mexico entdeckten Arten, die im Botanischen Garten zu Zürich zur Blüthe kam und schon vou E. Ortgies als neue Art unterschieden und abgebildet ward, Zwei der nächst verwandten Arten haben wir im Obigen genannt, die an- dern verwandten Arten mit lederartigen nicht fleischigen Blättern sind Jahrg. 1858 pag. 314 der Gartenflora aufge- zählt, Bandförmig lanzettliche, ganz- randige, wellige, über den Topfrand hinabhängende und beiderseits dicht kurzhaarige Blätter, sowie grüne Blu- | men mit gleichbreiter Röhre, die noch einmal so lang als der Fruchtknoten und sehr lang vorsehende Staubfäden unterscheiden unsere neue Art leicht von allen andern verwandten Arten. Cultur im temperirten Hause auf dem Tische vorm Fenster. Wegen der herabhängenden Blätter stellt man die Töpfe auf umgekehrte leere Töpfe, da- mit die Blätter ungehindert nach allen Seiten überhängen können. Im Win- ter wird möglichst wenig, — zur Zeit der Vegetation aber reichlich begossen. Im Sommer ein sonniger Standort auf sonnig gelegenen Stellagen oder Sand- beeten ganz im Freien oder in gut ge- lüfteten niedrigen Kalthäusern. (E. R.) 2) Bemerkungen über holzige Clematis. Angeregt und geradezu veranlasst | durch die Bemerkungen und brieflichen Mittheilungen des Herrn Professors Dr. O. Tischler in Königsberg in Preussen, eines sehr unterrichteten, mit ausge- bildetem feinem Decorätionssinn begab- ten Gartenfreundes, auch Besitzers einer grossen Sammlungen von holzigen Cle- matis, gebe ich in den folgenden Zeilen haupisächlich die Ansichten dieses Herrn. Hauptzweck dieser Niederschrift ist, die Handelsgärtner zu veranlassen, in ihren Katalogen die Arten und Sorten von Clematis in besondere Abtheilnngen oder Gruppen zu bringen. Herr Dr. O. Tischler sagt nun wörtlich Folgendes: 1. Originalabhandlungen. „Es sind wesentlich zu unterschei- den: a) die Arten, welche sich an C. patens anlehnen, wie C. patens (azurea grandiflora), Standishii (wenn Art), Fortunei und ähnliche. Diese mit schwa- chem Holze und mässigem Wachsthum blühen früher, als die andern Arten (und zwar) am alten Holze, d.h. sie machen am alten Holze kurze Blü- thentriebe. Niedergehackt, wurzeln die Zweige sehr leicht an. b) Die stärker wachsenden (Arten) wie C. Viticella, lanuginosa (?) und die zahlreichen Hybriden, deren Typus C. Jackmanni, welche am Ende der starken Jahrestriebe in jeder Blattachsel massenhafte Blüthen bringen. Beide Abtheilungen sind in der Cul- tur und Verwendung wesentlich ver- schieden. Zur Freiland-Cultur würde ich nur die letzte Abtheilung empfehlen, weil sie den grössten Theil des Sommers mit ihrer Unmasse- von herrlichen Blü- then prangen und allseitig zu verwen- den sind, sei es als Schlingpflanzen oder niedergehackt zu Beeten *), Die Frühblüher habe ich zwar auch im freien Lande, aber ich hebe sie nach der Blüthe aus und pflanze sie in Töpfe (was man bei dem reichen Wurzelver- mögen jeder Zeit kann). Diese Cultur kann ich nicht genug empfehlen. Im Winter stelle ich die Töpfe an die kühlste Stelle des Kellers, damit sie nicht zu früh treiben. *) Die Verwendung auf Beeten, nieder- gehackt, möchte doch nur für wenige Ar- ten zu empfehlen sein, indem die Massen der Blüthen erst an den Spitzen beginnt, wesshalb ein Theil der Beete blüthenlos, der andere überall blühend sein würde. J. 229 Die Sommerblüher (mit langen Trie- ben, welche an den Spitzen blühen) schneide ich im Herbst dicht an der Erde ab. Die Sommerblüher müssen altes Holz behalten.“ Das Holzwachsthum der „Früh- hlüher“ beginnt gegen Ende der Blü- thezeit. Es kommt dann sehr darauf an, den Trieb zu begünstigen, die Pflan- zen frei zu stellen und gut zu nähren, damit sich das Holz für das nächste Jahr gut ausbilde. Ist ein Zurückschnei- den nölhig, so müsste es unmittelbar nach der Blüthe geschehen. Herr Tischer hält es für sehr nütz- lich, ja nöthig, dass die Handelsgärtner auf diese Unterschiede bei der Cultur und Verwendung in ihren Katalogen aufmerksam machen. Hierzu erlaube ich mir, noch Fol- gendes zu bemerken: Wenn man Abtheilungen aufstellen will, so müssten es 3 sein: 1) Hoch- wachsende, zur Bekleidung hoher Wände und Lauben, sowie zur Verwilderung an Bäumen und zwischen Gebüschen. Dahin gehören: C. Vitalba, virginica und ähnliche, von Bastarden C. Franko- furtensis, Viticella-venosa. Diese wer- den nicht tief zurückgeschnitten, son- dern nur nach Bedürfniss, um immer Deckung zu behalten. 2) Die Arten und Spielarten, welche Herr Tischler unter b aufgestellt hat. Hierzu gehören C. Viticella, Viorna und viele schöne Bastarde und Formen. Die schwachwüchsigste unter den rei- nen Arten ist die weissblühende, wohl- riechende C. Flammula, welche in den Gärten auch als odoratissima vorkommt. 3) Würde Nr. a der Tischler’schen Aufstellung sein. J. 230 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Equisetum sylvaticum als Parkpflanze. Unter den niedrigen krautartigen Pflanzen, welche unsere Wälder schmü- cken, zeichnet sich in manchen Gegen- - den der Wald-Schachthalm, Equisetum sylvaticum, auch Pferdeborste und Pferd- schweif genannt, durch besondere Schönheit und Originalität der Form aus. Er wächst, vorzugsweise auf san- digem und kieseligem Boden in feuch- ten Niederungen und Thälern, jedoch keineswegs auf nassem Boden, sondern oft auf Weg- und Grabenrändern, stets im Schatten hoher Bäume, und nimmt hie und da grössere Flächen ein. Die Erscheinung dieser Pflanze gehört zu den lieblichsten, welche die einheimi- sche Flora bietet. Sie nähert sich in der Wirkung zunächst den Farnkräu- tern, ist aber noch viel reizvoller durch die ungemeine Zierlichkeit und Leich- tigkeit. Die aus kriechenden Wurzeln (Stolonen) entstehende Pflanze wird, je nach den Bodenverhältnissen, 1—2 Fuss hoch und gleicht einer kleinen feinblät- terigen Conifere oder auch einem pyra- midalen Federbusche vom hellsten Grün. Unter den Arten von Equisetum ist E. | sylvalicum die schönste. Ich habe diese reizende Pflanze schon lange im Auge hier in Wäldern begegne, da sie aber hier verhältnissmässig selten ist, und ich zu denjenigen Naturfreunden ge- höre, denen die einheimische Flora heilig ist, die sich betrüben, wenn un- sere seltneren Pflanzen von Pflanzen- händlern aufgekauft und so vernichtet werden, wie es z. B. mit Cypripedium, Calceolus und andern Pflanzen von Er- furt aus geschieht, — so wollte ich vermeiden, dass man, (wie es oft der Fall) mich mit Zusendung vom Equise- tum beauftragte. Gegenwärtig bielet sich aber an zwei Orten Gelegenheit, dieses Equisetum in grossen Quantilä- ten und billig zu beziehen, nämlich von M. Neumann, Handelsgärtner in Eybau in Sachsen (Oberlausitz), sowie bei dem Förster Schkade in Dauban bei Nieder-Oelsa bei Liegnitz in Schlesien, wo die „Pferdeborste* massenhaft wild wächst. Bei ersterem kosten 100 St. einen Thaler, 1000 St. 8 Rithlr., bei letzterem 1000 St. 6 Rthlr. Zur Ver- sendung und Pflanzung eignet sich be- sonders der Herbst. Beide genannte Personen versenden auch Königsfarn, Osmunda regalis, welcher auf geeigne- tem Moorboden 6 Fuss hoch wird, zu und bin stets entzückt, wenn ich ihr | billigem Preise. J. 4) Nachirag zur Verwendung von Equisetum sylvaticum, nebst einigen Worten über Melampyrum und Pieris aquilina. Lange Jahre hindurch habe ich Tau- | auch Equisetum sylvaticum, welches sende von Pflanzen selbst auf ihrem | wie die meisten Equisetum-Arten einen natürlichen Standort ausgegraben und | tief unterm Boden hin kriechenden in den Garten verpflanzt. Unter diesen ' Wurzelstock besitzt und verpflanzt sehr I. Originalabhandlungen. selten anwächst. Ausserdem liebt das- selbe einen feuchten Boden, in dem sich Waldhumus angesammelt hat und Standort im Schatten der Bäume. Es wird uns freuen, die Resulate der An- pflanzungen von den von Hrn. Jäger erwähnten Quellen zu hören, denen wir im Uebrigen kein günstiges Prognosli- kon stellen können. Unser geehrter Freund empfahl früher (Grfl. XI. cfr. pag. 119 et 122) eine unserer reizendsten annuellen Pflanzen, nämlich das Melampyrum nemorosum, das an lichten Stellen der Laubwaldun- gen, an Waldwegen etc., wo die Sonne noch Einfluss hat, in Masse wild wächst und mit dem reizenden blau und gel- bem Blüthenstand einen herrlichen Ef- fect hervorbringt. Auch um Petersburg wächst dieses mit den Wurzelspitzen auf anderen Pflan- zen schmarolzende Gewächse ziemlich häufig. Wir haben uns viele Mühe mit deren Uebersiedlung in den Garten ge- geben und nach jahrelangen Bemühun- gen wächst diese reizende Pflanze im Schatten von Bäumen, aber doch täg- lich kurze Zeit dem Sonnenlichte aus- gesetzt, gegenwärtig im hiesigen Gar- ten ebenso vortrefflich, ebenso dichte Rasen bildend und vollblühend, wie man solche am heimischen Standort in der freien Natur niemals schöner und reichblumiger sieht. Durch Aussaat gelang uns die Ueber- siedelung nicht, Dagegen suchten wir Stellen, wo diese Pflanze massenhaft im Freien wuchs und liessen mit dem Spaten dieselben nebst dem Rasen und Kräutern, mit denen sie wuchs, auf 1/, Fuss Tiefe, soweit das möglich war, in grossen ganzen Stücken abschälen. Diese wurden nun in verschiedenen 231 Localitäten unseres Gartens eingepflanzt. Nur wenige Pflänzchen kamen im fol- genden Jahre, an vielen Stellen kamen im 2. Jahre gar keine Melampyrum mehr zum Vorschein, an einigen Stel- len aber, wo einzelne Pflanzen ge- wachsen waren, kamen im nächsten Jahre, in Folge der ausfallenden Samen mehr zum Vorschein, und so ist dieses M, nemorosum, ebenso wie M, sylva- licum bei uns jetzt ganz heimisch ge- worden. Natürlich muss man nicht die Kräuter und Grasarten, zwischen denen diese Melampyrum-Arten wachsen, ver- tilgen wollen, sondern es müssen die- selben ungestört mit diesen, oder viel- mehr das Melampyrum von ersteren er- nährt, wachsen. In den Parks Englands, da deckt das Adlerfarn, namentlich da, wo hohe alte Bäume in sehr weitläuftiger Pflanz- ung stehen, ofi den Boden gänzlich, Versucht man aber das Adlerfarn (Pteris aquilina) in den Garten zu verpflanzen, da stösst man auf ähnliche Schwierig- keiten, wie bei Equisetum sylvaticum. Pieris aquilina kriecht mit seinem Rhi- zom tief unter der Erdoberfläche auf weite Entfernungen hin, so dass es sehr schwer hält, ordentlich bewurzelte Exemplare dem heimischen Standort zu entnehmen. Ist das aber einmal ge- glückt und hat man ein lebendes Ex- emplar auf schattigem Standort zwi- schen sehr lichten Baumpflanzungen, oder auch auf freiem halbschattigen Standort angesiedelt, dann kriecht Pieris ähnlich wie Polygonum sacchalinense auf weite Entfernungen nach allen Sei- ten und verwildert bald so vollständig, dass es auch in solchen Parthien bald erscheint, wo man diese Pflanze lieber nicht sehen würde, (E. R.) 232 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Reisenotizen von E, Regel. 2) Von Venedig bis Spezia. (Fortsetzung. Von Venedig über Padua (Patavium Universität, Botanischer Garten) Ferrara (Forum Alieni, Vaterstadt von Ariosto und Tasso), und Bologna (Bononia, älteste Universitätsstadt und Botanischer Garten), passirt man die fruchtbare Lom- bardische Ebene. Nur vor Ferrara fährt man am Fusse der Monti euganei vorbei, einer kleinen vulkanischen Berg- gruppe, die sich wie eine Insel mitten in der Ebene erhebt und im höchsten Punkte bis zu 1800 Fuss über dem Meere ansteigt. Von Bologna nach Florenz führt die Eisenbahn über die Apenninen nach Pistoja(Pistoria) und von da am Fusse der Apenninen längs des Arno nachFlorenz. Florenz (Firenze, Florenlia) im reizenden Arno-Thale in lieblicher Lage, ehemals die Hauptstadt Toscana’s, dann 1864—1870 Hauptstadt des Königreichs Italien, ist seit dem Mittelalter bis zur Neuzeit der Mittelpunkt geisliger Ent- wickelung Italiens gewesen, so dass Sr. Majestät der König von Italien, bei Gelegenheit der Vorstellung der frem- den Botaniker mit Recht darauf hin- wies, dass Florenz auch jetzt noch, wo Rom wieder Haupisiadt ist, der Sitz des geistigen Lebens geblieben ist und in dieser Beziehung, wie überhaupt in al- len Einrichtungen der Neuzeit Rom weit überragt. Florenz liegt noch in den Ausläufern der Apenninen, zwischen denen der Arno sich wie ein Silberband | ı dass man seitlich den Hügel ansteigend hindurch schlängelt. Die niederen Hü- werdenden umsäumt. Im Norden tritt der Monte Morello, der ungelähr 3000 Fuss hoch ist, bedeutender hervor. Florenz ist die Vatersladt eines Dante Allighieri, Galilei, vieler in der Baukunst und Malerei berühmter Meister. Unter den letzteren Leonardo da Vinci, Michel Angelo de Buonarotli etc. Die Sammlungen an berühmten Mei- sterwerken der berühmtesten Maler und Bildhauer aus alter und neuer Zeit, welche Florenz birgt, übertreffen zum Theil noch die in Rom aufgehäuften Kunsischätze. Keine andere Sammlung besitzt z. B. so viel der ausgezeich- netesten Orginale von Raphael, Titian, Canova elc. In Bezug auf Kunstschätze und die zahlreichen Merkwürdigkeiten dieser Stadt müssen wir auf Reisehandbücher verweisen, welche solche ausführlich aufführen, wir selbst wollen uns zu- nächst nur mit den Pflanzen und eini- gen der interessantesten Gärten und Punkte der Umgegend beschäftigen, in- dem wir die Besprechung der Aus- stellung und des Gartens von S. Donato, auf den Schluss versparen. An das Königliche Palais (Palazzo Pitti), das am Fusse eines Hügels so erbaut ist, dass die nach der Stadt ge- richtete Seite sich in stattlicher Fagade mit 2 Seitenflügeln 4 Stockwerk hoch erhebt, während das Gebäude auf der hintern Seite so an den Hügel anliegt, gel, die aus dem Thalgrund aufsteigen, | in die obere von Sr. Majestät bewohn- werden von immer höher und höher | ten Etagen ebener Erde gelangt, q Ds Bes Br Fi A ET da I. Originalabhandlungen. Vis-a-vis der Wohnung des Königs befindet sich der Palais-Garten, „Orto Boboli“ genannt. Vor dem Palaste brei- tet sich erst eine halbrunde breite An- fahrt, mit Bildsäulen decorirt, aus, dann nimmt der Garten die eine Seite eines ziemlich steilen Hügels in der Weise ein, dass die dem Palais gegenüberlie- gende Mittelparthie in mit Rasen be- kleideten Terrassen bis zur Spitze em- porsieigt. Zu beiden Seiten ist vor- zugsweise Quercus Ilex angepflanzt, der in mächtigen Bäumen schattige Al- leen bis hinauf zur Spitze bildet, wäh- rend die Bosquetlinien nach dem Mit- telrasenplatz hin heckenartig beschnit- ten sind und als mächtige grüne Wände sich erheben. Steht man nun vor der Facade des Palais, so überblickt man den anstei- genden Hügel mit dem grünen breiten Rasenband in der Mitte, mit den Spring- brunnen und Figuren der Terrassen die- ser Mittelparthie, beiderseits aber die hohen immergrünen Wände von Quer- cus Ilex überragt von mächtigen über 100 Fuss hohen schwarzgrünen Pyra- miden von Cypressen, welch letztere wie Gruppen von Riesen aus der im- mergrünen Wand hervorragen und dem Ganzen einen eigenthümlichen maleri- schen, —- ja wenn ich so sagen darf, specifisch italienischen Ausdruck geben. Dieser Garten mag früher ein wahrer Schmuckkasten gewesen sein, jetzt ist er aber in allen seinen Parthien sehr vernachlässiget. Anstatt der nothwen- digen Pflege und Reinlichkeit in der Unterhaltung sieht man nur, wie noch in letzter Zeit die Bäume der Terras- sen in der allem Schönheitsgefühl spot- tendsten Art und Weise von oben herab gestutzi werden, um die Aussichten von den höher liegenden Terrassen nicht zu hindern, Besser, viel besser ee a DE EEE Er re 233 wäre es gewesen, solche Bäume ganz zu entfernen, anstatt solche Krüppel wie zum Spott und Hohne der ganzen Scenerie, der ganzen grossarligen Um- gebung stehen zu lassen. Steigt man nun durch die schattigen Alleen hinauf zur Spitze des Hügels, so ist diese letztere zu einer von hohen Mauern gestützien Terrasse umgewan- deli, von wo aus man eine [reie rei- zende Aussicht auf Stadt und Umge- _ gend hat. Unten das Arnothal mit der Stadt und den von Häusern und Villen gekrönten Hügeln, sowie nach dem hin- ter der Stadt sich erhebenden 3000 Fuss hohen Monte Morselli und den andern neben und hinter diesem sich aufthür- menden Ausläufern der Apenninen. Nach der andern Seite übersieht man das Hügelland und die von Oel- bäumen und Weinreben eingefassten, an den Abhängen der Hügel gleichsam schachbrettartig sich ausbreitenden Fel- der. Wenn man beim Herabsteigen vom Hügel sich links hält, kommt man zu einem Belvedere, von dessen Thurme aus der Blick auf die Stadt unvergleich- lich schön. Während oben auf der Terrasse, ausser einem grossen im freien Grunde stehenden Strauche von Fabiana im- bricata mit weissen Blumen überdeckt, einem Citronenspalier etc., nur gerade die allergemeinsten Gartenpflanzen zur Verzierung der Rabatten verwendet und in Töpfen neben andern gewöhnlichen Pflanzen besonders Helichrysum orien- tale in grossen Massen angepflanzt war, — 50 erhielten die nach dem Bel- vedere führenden Gänge, durch die längs den Terrassen gepflanzten Hecken von Rosa semperflorens pallida und R, R. semp. purpurea einen hohen Reiz. Man muss diese beiden Rosen in Italien und namentlich um Florenz als Hecken 234 gepflanzt gesehen haben, wenn man den richtigen Begriff haben will, zu wel- cher Schönheit sich solche entwickeln können. Da bilden dieselben 5—5 Fuss hohe Sträucher, im wahrsten Sinne des Wortes mit vollkommen entwickelten Blumen und zahllosen Knospen über- deckt. Ueberall und allenthalben sind dieselben hinter den die Terrassen der Gärten stützenden Mauern angepflanzt und hängen nun mit ihren Tausenden von Blumen über die Terrassen herab, während die weisse und gelbe gefüllte Banksia-Rose die Mauern selbst be- kleidet und zur Zeit der Blüthe im Mai, wie mit einem gelben oder weissen Tuch überdeckt. Im Rasen der Böschungen der Ter- rassen blüheten hier auch einzelne in- teressante wild wachsende Pflanzen, die ich übrigens später in den Umgebungen von Florenz vielfach verbreitet fand, so das schöne Allium roseum mil seiner Dolde fleischfarbener oder rosenroiher grosser Blumen, Gladiolus communis, Muscari comosum (auf Aeckern, Gras- plätzen etc. eins der gemeinsten Un- kräuter), Allium multibulbosum Jacgq. (das A. nigrum der verschiedenen Auto- ren) etc. ' Neben dem Orto Boboli liegt auch der Botanische Garten, dem wir ebenso wie dem Garten des Fürsten Demidoff zu St. Donato, später eine be- sondere Besprechung widmen wollen, | weil der Botanische Garten nebst seinen Herbarien und Museum, eins der bedeu- tendsten derartigen Institute Europas und Demidofl’s Garten als eine Perle höch- sten Werthes unter den Gärten Italiens hervorleuchtet. Verlässt man die Stadt, dann um- gibt ein reizender Promenaden - Weg, der sich um einen Theil, nämlich um die Ostseite der Stadt an den Hügeln Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, hinzieht, und da die reizendsten Aus- sichten auf die Stadt und Umgegend gewährt, die ganze Stadt. Hier herrscht eine musterhafte Ordnung. Der Weg selbst (eine breite Fahrstrasse, beider- seits mit Trottoiren und Alleebäumen) vorzüglich unterhalten und allenthalben ist man beschäftigt die Bosquetpflanzun- gen längs des Weges, namentlich an den Abhängen der Hügel zu vermeh- ren. Beim Blick auf die weitere Um- gebung, da treten unter den Bäumen für den Nordländer die Haine mächli- ger alter Cypressen, die aus bis 150 Fuss hohen Bäumen gebildet sind, ganz besonders eigenartig auf weite Strecken mit ihren dunkeln pyramidalen Kronen hervor. Zu den Pflanzungen längs der Wege sind als Bäume Paullownia, Ro- binia, Aesculus, Platanen, Quercus llex, Ailanthus, Rhamnus Alaternus elc, vor- zugsweise verwendet und davon befan- den sich gerade die 3 ersteren Baum- gattungen in vollster Blüthe. Die Bosquete waren dagegen theils von immerblühenden Rosen, von immer- grünen Sträuchern als Viburnum Tinus, Rhamnus Alaternus, R. Clusii, Pittospo- rum undulatum, Prunus Lauro-Cerasus, P. caroliniana und P. lusitanica, Pho- tinia serrulata, Eriobotrya japonica, Cy- donia japonica, — Laurus nobilis, Yucca- Arten, Mahonien, Coniferen etc., und dann auch von Blüthesträuchern mit fallendem Laube, als Deutzia gracilis, ı Spiraea prunifolia und 5. Reevesii, Cer- cis etc. gebildet. An diesem Promena- denweg liegt nahe der Porta Romana einer der beliebtesten Belusligungsorte, nämlich Tivoli, reich mit Rosen und Blumen verziert und mit schöner Aus- sicht auf die Stadt. Der schönste Punkt, den man dann erreicht, ist San Mi- niato, ein ganz auf der Höhe gele- gener, früher befestigter Ort mit einem - I. Originalabhandlungen. Hain mächtiger Cypressen unterhalb der Höhe, Zunächst kommt man zum Fran- ziscaner-Kloster „San Salvatore del Monte“ und dann zu den frühern Be- festigungen San Miniato, welche noch jetzt nur von einem besondern Pförtner geöffnel werden. Hier bietet nicht nur die im Pisanisch -Florentinischen Style erbaute Kirche $. Miniato al Monte durch Bauart und Meisterwerke in Bild- hauerei und Malerei vieles Sehens- werthe, — sondern es ist auch der die ganze Höhe einnehmende Kirchhof Campo santo) von grossem Interesse. Sind doch die Kirchhöfe überhaupt der Gegenstand der vielfachen Besprech- ung geworden. Mangel an Platz für zweckmässige Beerdigungsstätten, Ver- schlechterung von Wasser und Luft, das sind die Klagen über Kirchhöfe in der unmittelbaren Nähe grösserer Städte. Wohl hatte man schon vor Jahrzenten an mehreren Orten begonnen, die Kirch- höfe ähnlich wie einen Park anzulegen, damit der, welcher dem Andenken sei- ner Heimgegangenen nachgeht, auch mitten in einer schönen Natur wandele. Aber Platz auf Platz ward besetzt und wegen Platzmangels mussten nach und nach viele zur Zierde gepflanzte Bäume fallen, so dass die ursprüngliche Idee desjenigen, der den Kirchhof angelegt, nach und nach verschwinden musste. So sah es z.B. der Referent in Zürich auf einem von ihm selbst vor mehr an 30 Jahren angelegten Kirchhofe. Platzmangel und Verschlechterung von Luft und Wasser durch die Kirch- höfe haben in neucster Zeit den Vor- schlag einerseits der Verbrennung der Leichen, und andererseits des Eingies- sens derselben in Üement angeregt. Beide Vorschläge dürften indessen an dem tief eingewurzelten Vorurtheile der Hinterbliebenen scheitern, während 235 ein System, wie solches beim Kirchhof in S. Miniato und vielen Kirchhöfen Italiens befolgt ist, fast überall ausführ- bar. In neben einander ausgemauerte Gruben werden 3 Särge über einander gestellt und 3 Inschriften finden sich auf jeder die Grube deckenden Platte, so dass der Kirchhof einem mit grossen Steinplatten gepflasterten Platze gleicht, auf dem sich hin und wieder ein- zelne Monumente oder um Gruppen derselben eiserne Geländer erheben. Ausserdem sind an den Gränzen des Kirchhofes steinere Gebäude erbaut, mit Schubfächern von der Grösse und Länge eines Sarges, in welche dann der Sarg eingeschoben wird, worauf die vordere Oeflnung mit der Platte mit der In- schrift geschlossen wird. Möglichst kleiner Raum, Verhütung‘ von schädlichen Ausdünstungen und Verhütung des Verderbnisses des Was- sers sind Vortheile, die aus der Einrich- tung derartiger Kirchhöfe entspringen. Die Verzierung der Gräber wird mit Kränzen trockener Blumen und mit auf die Gräber gestellten blühenden Topfge- wächsen bewirkt. Endlich fertigt man auch ganze Trauerweiden künstlich an, die auf die Gräber und neben die Meo- numente gestellt werden. Auf dem Gottesacker selbst und oben auf den Terrassen der oben er- wähnten Mausoleen hat man eine der schönsten Aussichten auf Stadt und Um- gebung. Die ganze Stadt und die zahl- reichen über einander ansteigenden Höhenzüge, von denen die vordern mit Villen, Kirchen, Klöstern und Gärten bedeckt sind, übersieht man von hier aus, Vom Standpunkt des Gartenbaues, der den Friedhof mit in den Bereich seiner Thätigkeit ziehen muss und da- für sorgen sollte, dass die Ruheplätze unserer heimgegangenen Freunde und 236 Verwandten einen angenehmen, im Cha- rakler des Ortes gehaltenen Charakter besitzen, fehlt uns bei einem derartigen Kirchhofe der leitende Gedanke, die Eintheilung desselben in Quartiere, die Fondbildung durch Bäume und Sträu- cher, die Unterbrechung der zu Grab- stätten bestimmten Quartiere durch Pflanzungen, — die, wenn der Kirch- hof einen durch seine Aussicht so aus- gezeichneten Punkt einnimmt, die Aus- sichten an verschiedenen Punkten ein- rahmen sollten. Die Begrähnissplätze sind jetzt der Gegenstand der viella- chen Besprechung, neue Begräbniss- stätten werden in weiterer Entfernung von den grossen Städten angelegt, — möchten dabei die Behörden des Alles verschönernden Gartenbaues, der auf Kirchhöfen besonders nützlichen aber von Anfang an versländig geleiteten Baum- und Gehölzpflanzungen nicht vergessen. Durch verständige Anpflanz- ungen und Umpflanzungen wird nicht blos der Kirchhof selbst ein Ort, den man um das Angedenken der Hinge- schiedenen zu feiern gern besuchen wird, — sondern es sind gerade die Wurzeln der Pflanzen, welche alle aus der Verwesung resultirenden Stoffe im Boden aufnehmen, die besten und ge- eignetesten Schutzmittel gegen Ver- schlechterung von Wasser und Luft. Also Baumpflanzungen auf die Kirch- höfe und um dieselben herum als be- sten und geeignetesten Schutz vor el- waigem schädlichen Einfluss der Ver- wesungsproducte, diese Baumgruppen aber in harmonischer Verbindung und im Anschluss an Eintheilung des Fried- hofes, — so wie im ernsten grossar- tigen Styl, wie solcher sich allein für einen Friedhof passt. Bevor ich das schöne Florenz ver- lasse, habe ich noch eines der schön- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sten Punkte auf der andern Stadtseite, nämlich Fi@sole, einer alten ebenfalls von den Römern gegründeten Stadt, früher Nebenbuhlerin von Florenz, im 11. Jahrhundert durch die Florentiner zerstört, jetzt sich hauptsächlich von Strohflechterei ernährend zu gedenken. Dasselbe liegt auf einem Hügel der Vorberge der Apenninen. Auf der Spitze des Hügels liegt das alte Franziskaner- Kloster und von dort aus hat man eine reizende Aussicht in das Florentiner- Thal, das im Westen von den Höhen- zügen des Albano, hinter dem die Al- pen von Carara aufsteigen und im Sü- den und Osten von anderen Höhenzü- gen begränzt wird. Massenhaft blühete dort auf der Höhe wildwachsend: Vi- cia melanops, Spartium junceum, Cistus salvifolius, Urospermum Dalechampi, Umbilieus pendulinus, Sedum reflexum. In den Mauern war hier wie allenthal- ben um Florenz Ceterach officinarum eine der gemeinsten Pflanzen. An Zäu- nen und zwischen Sträuchern Arum italicum massenhaft blühend u. s. f. Von Florenz machte ich die Rück- reise über den Mont-Cenis. Die Eisen- bahn geht zunächst durch das Arno- thal, wobei auf der linken Seite die Apenninen sichtbar bleiben, bis Pisa und durchzieht hier eine der fruchtbar- sten Gegenden Italiens. Hier stand am 18. Mai der Weizen schon 4 Fuss hoch in vollen Aehren. Pisa mit seinem bekannten schiefen Thurme und seinem weniger bekannten Botanischen Garten, einem der ältesten in Europa. Derselbe ist 1544 gegrün- det und 1563 von einem der bekann- testen Botaniker des Mitielalters, von Prosper Caesalpinus neu eingerichtet worden und ist merkwürdig wegen der schönen alten Bäume im freien Lande, Von Pisa bis Spezia passirt man I, Originalabhandlungen. zunächst mehrere schöne Pinien-Wälder und nun tritt die Eisenhahn der Carari- schen Kalk-Alpen mit ihren 7000 Fuss hohen zackigen kühnen Spitzen, be- rühmt durch die Brüche des Cararischen Marmors, immer näher. An den Vor- bergen wechseln mit den Pinienwäldern, solche von mächtigen alten Oelbäumen (Olea europaea), die Wäldern von hohen Exemplaren der Salix alba mit weiss- behaartem Blatte nicht unäbnlich sehen, In Spezia, dem Kriegshafen Italiens, kommt man an das Mittelmeer mit sei- nen schönen tiefblauen Fluthen. Hier am Litorale des Mittelmeeres ist das Klima bedeutend milder. Hier sieht man im Freien wahrhaft schöne Oran- genbäume, die ihre Krone mehr wie bei uns ein Apfelbaum ausbreiten und mit dunkelgrünem Laube den auf weite Entfernung hin duftenden Blumen, mit denen sie gerade im wahren Sinn des Wortes überdeckt waren und den leuch- tenden reifen Früchten prangien:, Abends im Dämmerlichte angekom- 237 men, sah ich aus dem Fenster des Gasthauses die ersten derartigen Oran- genbäume des Morgens beim Aufstehen und erkannte solche in dieser ganz an- dern Gestalt, mit diesem dunkeln Laube und diesen Blüthenmassen anfänglich von Weitem nicht, bis ich näher her- anlretend die Früchte aus dem Laube hervorleuchten sah. Die Feigenbäume verdienen hier den Namen Baum, im wahren Sinn des Wortes, da sie sich gleich unsern Ahornen mächtig erheben und ihre Krone weit ausbreiten. Auch die Mauern findet man theils mit Spa- lieren von Citronen bekleidet und Ae- pfel- und Birnbäume, beide schon mit jungen Früchten, wechselten mit den Orangen in den Gärten. Der Blick über den Hafen von Spe- zia nach dem Mittelmeere, sowie an- dererseits nach den in Vorgebirgen ins Mittelmeer auslaufenden Cararischen Alpen ist einzig schön. (Fortsetzung folgt.) 6) Ueber das Citiren der Autoren. Von Professor Dr. Otto Heer. Da die Pflanzen- und Thiernamen bekanntlich binär sind, war die Ansicht der Naturforscher von jeher getheilt, ob dem Namen, wenn eine Art in ein an- deres Genus gestellt wird, der Autor des Genus oder der Species beizuseizen sei. Die Entomologen haben bis auf die neueste Zeit durchgehends dem Grundsatz gehuldigt, dass die Begrün- der der Species zu citiren seien, wäh- rend die meisten Botaniker dem Be- gründer der neuen Gattungen dieses Recht zutheilen wollen und auf dem Congress der Botaniker zu Paris wurde diess unter die Lois de nomenclature botanique aufgenommen. Obwohl ich daher fürchten muss, bei den Botani- kern als ein Revolutionär der von vor- trefflichen Männern gegebenen Gesetzen sich nicht unterziehen will, betrachtet zu werden, bin ich doch so frei, bei meiner schon vor 15 Jahren ausführ- 238 licher begründeten Ansicht *) zu ver- harren, dass die Entomologen hier den richtigen Weg eingeschlagen haben. Ich will hier die Gründe, die für und wider angeführt werden, nicht ein- lässlich wiederholen, wohl aber muss hervorgehoben werden, dass hier le- diglich die Zweckmässigkeit zu ent- scheiden hat. Das Citiren der Species- Autoren ist aber zweckmässiger: Erstens, weil der Species - Name dauert, während der Genus-Name vie- lem Wechsel unterworfen ist. Zweitens, weil bei dieser Methode des Citirens sich in den Autoren die ganze Geschichte des Genus spiegelt, während beim Citiren der Genus-Auto- ren das Bild der allmählichen geschicht- lichen Entwicklung unserer Erkenntniss der Pflanzen-Arten, das in den Species- Autoren sich darstellt, gänzlich zer- stört wird. Drittens ist es eine Ungerechtigkeit, die Namen derjenigen Männer, die uns zuerst mit einer Pflanzenart bekannt gemacht haben, wegzuwerfen und durch die Namen derjenigen zu ersetzen, wel- che die Art in eine neue oder doch andere Gattung einreihen. Man sagt freilich, es handle sich hier lediglich um Feststellung einer Thatsache. Al- lein diese Thatsache ist eben nicht rich- tig festgestellt, wenn nur der Gattungs- Autor genannt wird, weil die Pflanzen- namen binär sind. Wenn Herr Dr. J. Müller **) sagt: Cheiranthus tristis L. heisse, dass Linne die von ihm unter diesem Namen beschriebene Pflanze als zum Genus-Cheiranthus gehörend be- .— — —— *) In der Vorrede zum dritten Band meiner tertiären Flora der Schweiz. Zü- rich 1859, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ES ee ST An eig £ 2 a re N ee trachte, — so ist diess wohl richtig, aber es heisst eben nicht nur diess, son- dern zugleich, dass Linne diese Art benannt und durch den Species-Namen tristis von den übrigen Arten unter- schieden habe. Die aus dieser einsei- ligen Auffassung abgeleiteten Schlüsse sind daher nicht zutreffend und dem Uebelstande, dass bei Versetzung der Arten in andere Gattungen der Species- Autor mit dem Genus- Autor in Con- fliet kommt, kann sehr leicht abgehol- fen werden, wenn demselben ein Zei- chen, das diese Aenderung anzeigt (nämlich Sp. statt Species), beigesetzt wird. Rob. Brown hat die Gattung 'Matthiola von Cheiranthus getrennt und ihr den Ch. tristis eingereiht; bezeich- nen wir nun diese Art als Matthiola tristis L. Sp., so wissen wir, dass Linne die Art begründet, sie aber unter einem andern Genus-Namen aufgeführt hat, es ist also Linne keineswegs wider- rechtlich, wie Dr. Müller sagt, eine An- ‚sicht unterschoben, die er nicht gehabt hat. Wir setzen daher bei generisch neu gestellten Arten dem Autor den- noch ein Sp. bei, welches sagt, dass derselbe nur. den Species-Namen ge- bildet habe und damit ist den Uebel- ständen abgehoffen, welche die Ver- theidiger der Gattung Autoren dieser Methode vorgeworfen haben. Wie soll es aber bei neuen Arten gehalten werden, welche von dem Ent- decker als solche erkannt und mit ei- nem passenden Namen bezeichnet, aber nicht beschrieben werden? Soll dieser Name, von dem der später die Art be- schreibt, beibehalten und der Entdecker und Namengeber dabei citirt werden? Herr Dr. Müller antwortet, dass er in solchen Fällen den Namen zwar ver- **) Nomenclatorische Fragmente von Dr. |.wende, wenn er ihm passend scheine, J. Müller, Flora von Regensburg. 1874. | dass er ihm aber Seinen Namen (Müll. BI - 3 IT. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 239 Arg.) als Autor beisetze. Wenn ihm also eine Sammlung neuer Pflanzenarten, alle richtig bestimmt und benannt zur Kenntniss kommt und er Diagnosen zu denselben fertigt, behält er wohl die denselben vom Entdecker gegebenen Namen bei, vertauscht aber dessen Na- men mit dem Seinigen. Rechtlich kann gegen dieses Verfahren allerdings nichts eingewendet werden, da nur mit Be- schreibungen oder Diagnosen publicirte neue Arten prioritätsrechtliche Geltung haben. Dessenungeachtet verslösst die- ses Verfahren, so sehr gegen alle Bil- ligkeit, dass ich ihm nicht beistimmen kann. Ich hälte es wenigstens bei mei- nen Arbeiten nie über mich bringen können, dasselbe zu befolgen und habe bei allen neuen Arten, welche mir von den Entdeckern benannt zugeschickt wurden, gewissenhaft ihre Namen an- geführt und es war mir immer ärger- lich, wenn Andere diese Arten unter meinem Namen citirt haben, weil ich sie zuerst beschrieben hatte, wobei dann Citate vorkamen, wie Osmunda Heerii Heer, Phloeonomus Heerii Heer u. s. w., was leicht so gedeutet werden konnte, dass ich die lächerliche Eitelkeit ge- habt habe, einer Art meinen Namen beizulegen, während ich mich nur nicht für berechtigt hielt, die mir mitgetheil- ten Namen beliebig zu ändern. Es scheint mir mein verehrter College in Genf die Thätigkeit des Cabinet - Bota- nikers zu hoch anzuschlagen, gegen- über dem Forscher, welcher die Natur im Freien zu sondiren gewohnt ist und der vielleicht auf die Untersuchung und Sammlung der Pflanzenschätze der Erde jahrelange und lebensgefährliche Reisen unternommen hat. Es dürfte wohl bil- lig sein, dass von solchen Männern entdeckte und von ihnen als neu er- | kannte und benannte Arten, unter ihrem | Namen aufgenommen werden. I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 1) Lilium Washingtonianum Kellog. Li- liaceae. 710 der Gartenflora gaben wir die Be- schreibung und Abbildung des L. Wa- shingtonianum, welches die westliche Ab- dachung der Sierra Nevada Californiens bewohnt. Diese Abbildung war nach ei- ner noch schwachen Pflanze gemacht wor- den, welche im hiesigen Botanischen Gar- ten zur Blüthe kam. Herr W. Bull theilte uns nun die beistehende Abbildung mit, die im verkleinerten Maassstabe von die- ser stolzen Lilie nach einem vollkommen entwickelten Exemplare gemacht worden ist, wo die Blumen in mehreren Wirteln übereinander stehen und eine fusslange Im Jahrgang 1872 pag. 4 Tafel | spitzenständige Blüthentraube bilden. Blu- me wohlriechend, weiss und fein roth ı punktirt und mit grünlichem Nagel der Blumenblätter. Hält gut im freien Lande aus und gedeiht in einem mit Humus ge- mengten lockeren Lehmboden auf halb- schattigem Standort am besten. Stärkere Zwiebeln behaupten noch einen höheren Preis, in Folge; der von Roezl massenhaft gesammelten und nach Europa gesendeten Samen, wird sich aber auch diese Lilie in unseren Gärten bald heimisch machen. Von | andern Lilien Nordamerikas blühet gegen- ı wärtig L. superbum, L. $. carolinianum und L. canadense L. bei uns im freien Lande. Stengel 11/; Meter hoch, mit zahl- 240 = Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a a a a EEE er ie » . er a ee Ze ; Kr 2 Fr ’ Lilium Washingtonianum. reichen rothen gezeichneten Blumen mit | zurückgeschlagenen Blumenblättern. 2) Todea superba Col. (Colenso Ferns of New Seal, pag. 28. — Leptopteris su- perba Hook. ic. pl. tab. 910) Filices. Von allen den schönen Farn! mit feingetheilten durchsichtigen Blättern ist die Todea (Lep- topteris) superba aus Neu-Seeland nicht nur eins der schönsten, sondern zugleich auch eins des am leichtesten gedeihenden. Das- selbe bildet einen kurzen immer dicker- aber kaum höher werdenden Stock, auf dessen Spitze die Krone der äusserst zierlichen, EIS IBL i | 241 Todea superba Col. länglich -elliptischen gefiederten Wedel stehen, deren Fiederblätter‘ abermals fieder- lappig und gegen das Licht gehalten durch- siehtigen. Cultur im schattig gehaltenen Kalthause. Wo viel Luft gegeben wird, muss die Pflanze unter einen Glaskasten gestellt werden, der jedoch nie ganz ge- schlossen werden darf. In neuerer Zeit sind eine Masse von sehr starken und schwächern Stöcken dieser Pflanze, und zwar vorzugsweise durch W. Bull importirt worden, der solche zu 1/, bis 3 Guineen verkauft. Im Zimmer unter Glasglocken eultivirt, gedeiht dieses schöne Farn eben- falls, muss aber vor dem directen Sonnen- licht geschützt werden. 3) Cocos Weddeliana (Leopoldinia pul- chra hort.). Palmae. Eine der schönsten Palmen die nicht gerade von raschem Wuchse, aber ausgezeichnet durch die gra- cilen gefiederten Blätter, die zu schöner Krone auf der Spitze des Stammes verei- niget sind. Herr W. Bull, der uns die Abbildung dieser Art mitgetheilt hat, sagt von derselben: »Vielleicht die eleganteste aller niedrig bleibender Palmen,« YIIL 1874, 4) Macrozamia corallipes h. Bull. Cy- cadeae, Von W, Bull aus Neu-Süd-Wales (Neuholland) eingeführt. Der Stock ist bei den importirten Pflanzen von fast sphärischer Gestalt, wird aber wohl cylind- risch, wie das bei den meisten Cycadeen der Fall ist. Die gefiederten Blätter neigen in der spitzenständigen Krone etwas zusam- men. Allgemeiner Blattstiel tief mattgrün, kahl. nach dem Grunde zu rothbraun. Fie- derblättehen ungefähr 50 Paar an jedem Blätt gegenständig oder abwechselnd, 5—7 Zolllang, /3—1 Zoll breit, spitz aber nicht stechend, dunkelgrün mit licht rothen Blatt- stielehen, welche ein wenig herablaufen, Beschrieben und abgebildet in »The Gardener’s Chronicle.< 5) Azara microphylla Hook. fil. (Bixa- ceae). Hook. fil. Bot. antarct, voy. 1847. II. p. 243. — Einer der schönsten immer- grünen Sträucher, durch das Etablissement Veitch in die Gärten eingeführt. Er wurde von Bridges am Fusse der Anden auf Chi- lo& und in Valdivia gefunden. Die ganze Pflanze ist glatt; die Zweige und Blätter nach zwei Seiten abstehend, Letztere le- 16 ——,— % x cd Ks = Gartenflora Deutschlands, Russlands und der x RT ZN ve Schweiz. Cocos Weddeliana. derartig, ganzrandig, immer ein grösseres | und ein kleineres paarweise stehend; die grösseren sind verkehrt eiförmig, stumpf, in einen kurzen Blattstiel zusammengezo- | gen; die kleineren länglich oder rund. | Trugdolde sitzend oder ganz kurz gestielt. Blumen klein. (1874. p. 80. Fig. 21.) 6) Doryanthes Palmeri (Amaryllideae). | Diese schöne neue Art ist habituell der schon längst bekannten D. excelsa, sehr ähnlich, unterscheidet sich aber einestheils dadurch, dass der Blüthenstand einen 3 Fuss langen Thyrsus bildet, anstatt wie bei D. excelsa eine kugelige, kopfförmige Gestalt zu haben. Anderntheils sind die Perianthalsegmente breiter und von dunk- lerer Farbe. Die Grösse und Form der Macrozamia corallipes. Blumen gleicht denjenigen von Vallota purpurea. Die Farbe ist ein feuriges Pä- onienroth mit weissem Centrum. Die yukkaartigen Blätter sind 5—6 Fuss lang. Die Pflanze stammt aus dem Moreton - Bay.- Distrikte und blühte in Cultur zuerst im botanischen Garten zu Brisbane im Sep- tember 1870. Entdeckt wurde sie schon im Jahre 1860 und zwar von Mr. Hill, dem thätigen Chef des genannten Gartens. Da die Pflanze einer gemässigten Temperatur bedarf und auch nicht schwer zur Blüthe 16 * 244 gelangt, so sehen wir in ihr eine werth- volle Bereicherung unserer Gewächshäuser. (1874. p. 181. Fig. 44 u. 45.) 7) Amaryllis vittata Harrissoniae (Ama- ryllidese). Eine schöne Varietät, für die Mr. William Bull vom Fleral-Committee der Royal Horticultural Society ein Certi- ficat erster Klasse erhielt. Die Blumen sind 4—5 Zoll lang, die Grundfarbe ist weiss, auf jedem Abschnitte befinden sich 2 regelmässige parallele Längsbänder 'von carmesinrother Farbe. (1874. p. 254. Fig. 61.) 8) Saxo-Frriderieia subcordata F\. Koern. ' (Rapateae). — Koernicke in Linnaea 1872. p. 459. t. I. Fig. 13. 14. — Rapatea ? sphaerocephala Spruce. Pl.exsiec. Nr. 1724 in herb. Kew. — Rapatea pandanoides Lind. et Andre in Ill. hort. 1873. t. 153. 154.) Diese Pflanze wurde gelegentlich der letztgenannten Abbildung bereits bespro- chen. (1874. p. 275. Fig. 65.) 9) Cymbidium Parishi Rehb. fil. (Or- chideae). Eine neue von Rey. C. Parish in Moulmein entdeckte, dem C. eburneum nahe verwandte Art, von letzterem durch den Bau der Lippe und grössere Blumen sich unterscheidend. Blüthenschaft ge- wöhnlich dreiblumig. Die Lippe ist weiss mit purpurfarbenen Streifen oder Flecken. (1774. p. 338.) 10) Masdevallia melanopus Rehb. fil.; M. caloptera Rchb. fil. und M. polysticta Rehb. fil. (Orchideae). Drei neue von Roezl unlängst in Nord-Peru entdeckte Arten, M. melanopus ist die kleinste von den dreien, und besitzt eine weissliche oder weisse Blumenröhre und ein sehr dunkles Ovarium und Schweif. Bei der zweiten Art sind die Blumen sehr wahrscheinlich weiss, mit dunkelpurpurnen oder violetten Längsstreifen auf den Sepalen und zwar 2 auf dem oberen und je drei auf den bei- ‘den Seitensepalen. Die letzte der 3 Arten und zwar die schönste, M. polysticta gleicht EV la LI BE a re A nn DL a £ es ‘ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, v . Rispen und blasse Blumen mit zahlreichen dunkelbraunen Flecken. (1874. p. 338.)‘ 11) Medinilla amabilis Dyer. (Melasto- maceae). Eine neue Art von den Philip- pinen, oder andern Inseln des Indischen Archipelags, welche im Etablissement W. Bulls cultivirt wird. Es ist ein Strauch, an welchen die jungen Zweige vierkantig und geflügelt sind. Blätter sitzend, läng- lich-elliptisch, am Grund herzförmig, am Rande wellenförmig. Blüthenrispen sehr gross, endständig, aufrecht, ganz ohne Bracteen, Blüthen gestielt, rosa. (1874. p. 372.) 12) Masdevallia wnaequalis Rehb, fil. (Orchideae). Eine sehr zarte Art aus der Verwandtschaft von M. triangularis Ldl. Blumen sehr niedlich und von (?) weiss- licher Farbe. Wurde von M. Patin in Neugranada entdeckt und befindet sich in Cultur im Etablissement von Mr. Williams (Paradise Nursery.) (1874. p. 372.) Abgebildet in »L’Illustration hor- ticole, 13) Dracaena (Cordyline) Real Lind. et Andre, (Liliaceae). Eine der unendlich vielen neuen Cordylinen von den Inseln des stillen Oceans. Blätter dichtstehend, kurzgestielt, breit eiförmig-lanzettlich, hell- grün mit breiten carminrothen Rändern. Man glaubt ein schön ceultivirtes Exemplar der alten D. noblilis vor sich zu haben.' (Taf. 140 und 141). 14) Masdevallia Lindenn E. Andre. var. Harryana. (Orchideae). Diese viel- fach in der Gartenflora besprochene Pflanze ist nach M. Ed. Andre nichts als eine Va- rietät seiner M. Lindeni, die sich von der Stammart nur durch intensivere Färbung der Blumen und durch die längere und gelbliche Röhre unterscheidet. (Taf. 142.) 15) Oyenoches maculatum Lindl. (Or- sehr der M. Houtteana, hat 7—8blumige | chideae). Lindley Bot. Reg. XXVI. mise. 8. — Sert. Orch. 33. — Rchb. fil. Bonpl. II. p- 9. — Walp. VI. p. 561. — Eine der eirenthümlichsten Orchideen, welche zu- erst von Linden in Mexico, Neugranada und Venezuela entdeckt wurde. Lebend wurde dieselbe im Jahre 1571 im Etablis- sement des Herrn Linden eingeführt. Die Scheinknollen sind länglich, conisch-eylind- risch, mit einem weissen fadigen Netze überzogen. Blätter eiförmig - lanzettlich, Blüthenstand überhängend, 5 — 9 blumig. Blumen 3—4 Zoll in der Länge, dunkel- rahmgelb, mit braunrothen Punkten dicht be- deckt. Labellum am Grunde von derselben Farbe an der sternförmigen Scheibe weiss, (Taf. 143.) 16) Calathea nigro-costata Lind. et Andre (Marantaceae). Das Etablissement Linden erhielt diese Art im Jahre 1872 aus Neugranada. Sie ist reichbeblättert und gehört in die Gruppe der C. angusti- folia Keke. Die Blätter sind langgestielt, bei einer Länge von 8 Zoll 2 Zoll breit, läng- lich lanzettlich, am Rande etwas'wellig, auf der Oberfläche metallisch - grün mit einem | schwarzgrünen Streifen längst der Mittel- rippe. Die Unterseite der Blätter ist vio- lett. Ausserdem sind die Blätter mit klei- nen weissen, am Grunde schwarzen, tuber- culösen Härchen bedeckt. (Taf. 144.) 17) Camellia japonica var. Caprioli, Eine aus Italien stammende Sorte mit Blu- men von mittlerer Grösse, regelmässig im- briquirt. Petalen länglich, an der Spitze stark eingeschnitten. Farbe lebhaft car- min, jedes Blumenblatt mit einem breiten weissen Längsbande. (Taf. 145.) 18) Camellia japonica war. Giglioli. Eine gleichfalls aus Italien gekommene Sorte von tadellosem Bau, mittlerer Grösse und zarter rosa Farbe. Die Petalen sind mit einem dunkleren Tone - geadert und weisslich gerändert. (Taf. 146,) 19) Tydaea Lindeni Rygl. (Gesneraceae). Eine schöne Art, aus Ecuador im Jahre 1872 im Linden’schen Etablissement ein- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 245 geführt. Die gegenüberstehenden gestiel- ten, eiförmigen, zugespitzten, gezähnten und gewimperten Blätter sind weichbe- haart, oberhalb metallisch dunkelgrün, mit silberweissen Streifen längs der Mit- telrippe und der Hauptadern. Blüthen ein- zeln, achselstärdig; Schlund violett, glok- kenförmig. Limbus 5theilig, weiss. Eine bemerkenswerthe DBereicherung unserer Sammlungen knolliger Warmhauspflanzen. (Taf. 147.) 20) Oncidium dubium Ed. Andre. (Or- chideae). Eine kleine Art aus der Ver- wandtschaft von O. cucullatum und O. nu- bigenum, welche im Juli des vorigen Jah- res im Linden’schen Etablissement blühte, von der man aber nicht weiss, woher sie stammt. Die Pflanze besitzt keine’ Schein- knollen. Die Blätter sind lanzettförmig. Blüthenschaft 2blumig. Oberes Sepalum braun, weiss gerandet, die seitlichen weiss, "undeulieh violett-punktirt. Labellum drei- lappig, die beiden Seitenlappen gekerbt, violett gestreift. Der untere Lappen del taförmig, braun, mit weissem Rande, (1873. p. 184 cum ic. xylogr.) 21) Nidularium cyaneum Lind. et Andre (Bromeliaceae). Ebenfalls eine im Lin-- den’schen Garten aus Samem erzogene Pflanze, von welcher man nicht weiss, wo- her sie stammt. Die 60 Centimeter langen, linearen, rinnenförmigen Blätter sind ihrer ganzen Länge nach gleichbreit und haben eine braune Spitze und sind am Rande fein gezähnt, am Grunde stengelumfassend. Die Oberfläche ist grün, am Grunde pur- purbraun gestreift und gefleckt; die Un- terseite ist blassgrün mit weivslichen Längs- streifen. Hüllblätter rosa-violett, Blüthen blau, am Grunde der Petalen weiss. (1873. p. 185.) 22) Rapatea pandanoides Lind. et Andre. (Rapateae). Von den Ufern des Amazo- nenstromes 1867 im Linden’schen Etablis- sement eingeführt. Es ist dies eine sehr interessante Pflanze, welche eine annähernde ı Aehnlichkeit mit Pandanophyllum humile t 246 Hassk. besitzt. Die ganze Pflanze ist glatt. Blätter lanzettförmig aufrecht, langgestielt, unterer Theil der Stiele (2/3) sehr breit, fast eben so breit als die Blattfläche, um- fassend; oberer Theil schmal, dornig ge- zähnt. Junge Blätter rosa gefärbt, später grün werdend. Blüthen in endständigen 1. No 1) Maly’s Alpenpflanzen. In der Gartenflora 1871, S. 363 ist eine Schilder- ung der so schönen und für das Studium der Alpenflora so wichtigen Felsenparthien im Host’schen Garten durch Hofgärtner Hrn. Maly durchgeführt, gegeben. Dort ist diese Cultur mit warmen Worten be- sprochen und gelobt. — In der ersten Hälfte dieses Monats besuchte ich Herrn Maly und fand einen grossen Theil seiner mit so vieler Liebe und Eifer gepflegten Florakinder in dem schönsten Blüthen- schmucke, in kräftigster Vegetation. — Es blühten Dryas Drumondi, Edraianthus pu- milio (in Felsenritzen), Saxifraga arachnoi- dea, hieracifolia, Camposi u. a., Lilium dalmaticum, Lychnis pyrenaica, Alsine lari- cifolia, Valeriana saliunca, Gypsophila transsylvanica, Nasturtium lippicense, Mat- tia umbellata, Möhringia Jankae (Türkei), Allium narecissiflorum (Lombardei), Aquile- gia thalictrifolia, die schönen Campanula Morettiana, Zoysü, muralis u. a., Dryas Drumondi, Daphne rupestris (Tim.), Artemi- sia pedemontana u. =. f. Ferner verdienen Erwähnung nachfol- gende Pflanzen nicht allein wegen ihrer Seltenheit, sondern auch wegen ihres kräf- tigen Wachsthums und wegen der getreuen Bilder der Alpenflora auch entfernterer Länder, wie Haberlea rhodopensis aus Ma- cedonien, Hypericum olympieum und Alo- pecurus lanatus aus dem Olymp, Daphne Philippi aus den Pyreneen, Daphnä tenui- folia aus dem Taurus, Dianthus brachyan- thus aus Griechenland, Solidago minuta Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | | | | | sphäroidalen Köpfchen vereinigt. Eine Abbildung des Blüthenstandes und der Blumen ist leider nicht gegeben, obgleich die Pflanze angeblich nach einem blühen- den Exemplare beschrieben ist. (Taf. 153 und 154.) (Ender.) tizen. aus der Lombardei, Edraianthus caudatus, pumilio aus Dalmatien, Iberis carnosa, Euphorbia triflora aus Croatien, Aralia Wo- chinensis, Alyssum Rocheli aus Krain, Ara- bis ovirensis, Linnaea borealis, Zahlbruck- nera paradoxa aus Kärnten etc. Wien, 29, Juni 1874, S—r. 2) Das Ackerbaucomit& in Neapel hat einen Preis von 500 Frances ausgeschrieben für das beste Werk, welches eine Ueber- sicht der gegenwärtigen Gemüse-Cultur in der Provinz Neapel gibt und gleichzeitig die Mittel einer etwaigen Verbesserung derselben, so wie jene Gemüsesorten auf- führt, welche in Bezug auf ihren Werth betreff Qualität, Handel ete. einzuführen wären. 3) Stärkebildung. Professor Böhm hielt in einer der Märzsitzungen der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien ei- nen Vortrag über Bildung von Stärke in den Keimblättern der Kresse; des Rettigs und des Leins und bewies, dass diese Stärke ein Umwandlungsproduet von bereits in die Cotylen vorhandener Reservenahrung sei. Die von Böhm vorgenommenen Ver- suche ergeben nämlich, dass in den Coty- len sich auch im Dunkeln Stärke bilde; grössere Quantität davon wird erzeugt, wenn besagte Kress- und Rettig - Pflänz- chen im Lichte gezogen werden; bei den etiolirten Pflanzen wird das aus dem vor- handenen Oele gebildete Kohlenhydrat ge- ie { N Ill. wöhnlich ganz oder theilweise als Baustoff verwendet, bei den im Lichte gezogenen Pflanzen jedoch wird dasselbe als Stärke deponirt; so schwaches Licht, welches noch keine Chlorophylibildung. erzeugt, bewirkt schon heliotropische Krümmung u. =. f. 4) Tertiärflora. In der obbesagten Sitzung wurde eine von Professor Freih. v. Ettingshausen eingesendete Abhandlung »zur Entwicklungsgeschichte der Vegetation der Erde« vorgelegt, welche von den tertiä- ren Florenelementen im Allgemeinen und von der genetischen Beziehung derselben zu den Floren der Jetztwelt, so wie von den Elementen der Flora Europa’s handelt. Ettingshausen kommt zu dem Schlusse, dass die jetztweltlichen Floren der Erde durch die Elemente der Tertiärflora ver- bunden sind, dass der Character einer na- türlichen Flora die vorherrschende Aus- bildung eines Florenelements bedingt ist, dass die vicariirenden Arten der jetzt weltlichen Florengebiete einander entspre- chende Glieder gleichnamiger Elemente sind, dass an der Zusammensetzung der jetzt-weltlichen Floren auch noch andere ausserwesentliche Elemente betheiligt sind u. 8. w. Eine weitere im April der kais. Aka- demie der Wissenschaften übersendete Ab- handlung hatte die »Florenelemente in Krei- deflora« zum Thema, in der er den Beweis führt, dass in der Flora der Kreidezeit vier Elemente als die ersten Entwicklungsstufen tertiärer Florenelemente zu erkennen sind, 5) Gegen den Traubenpilz wen- det Professor Selmi in Bologna an- statt des theuren Schwefels mit dem besten Erfolg fein gesiebten Strassenstaub mit feingebulverten Steinkohlentheer an. Notizen, ‚dend. 247 6) Pinienwald bei Ravenna. Der schon von Dante in seiner Divina com- media, von Byron besungene und in al- len Reisehandbüchern erwähnte Pinienwald bei Ravenna, ist gegenwärtig Eigenthum der gleichnamigen Gemeinde; die Weide- und Holzrechte werden aber von den Be- rechtigen derart missbraucht, dass derselbe so wie der angrenzende Pinienwald von Cervia gänzlich dem Verfalle entgegengeht. 7) Die grosse Araucaria imbri- cata im Garten zu Woodstock. Es ist das wohl das grösste und schönste Ex- emplar dieser majestätischen ‚Tanne, wel- ches in England und überhaupt vielleicht in Gärten existirt. Man denke sich einen 50 Fuss hohen, regelmässig vom Boden zur Spitze verästelten Baum, eine herrliche Pyramide mit seinem dicken durchaus re- gelmässig zweizeilig verästelten Aesten bil- Das Journal »the Garden« gibt pag. 399 eine Abbildung. Das Schloss Woodstock in Ireland ge- hört gegenwärtig Herrn W. F. Tighe und zeichnet sich durch das ausserordent- lich reiche und schöne Arboretum des Par- kes aus. Die in Rede stehende Araucaria ı ward vor 50 Jahren von Lady Luisa Tighe gepflanzt und zwar frei an der Seite eines Rosengartens. (r.) 8) Cytisus Laburnum eine Gift- pflanze. Der als »Goldregen« allgemein be- kannte und beliebte herrliche Zierstrauch Cytisus Laburnum ist schon wiederholt als Giftpflanze bezeichnet worden. Im Herbst 1872 berichteten Thüringer Zeitungen aber- mals von der Vergiftung zweier Knaben, welche die Samen gegessen hatten und daran starben. Je E IV. Literatur 1) Der ausländische Gemüsegärt- ner. Leipzig 1872. Verlag von Weissbach. Enthält die Aufzählung der gewöhn- lichsten Gemüsesorten, nebst deren Namen auf englisch und französisch. — Die Cata- loge der meisten Samenhandlungen sind vollständiger! 2) Der Obstschutz. Herausgegeben vom Deutschen Pomologen- Verein. Erste Abtheilung: Schutz der Obst- bäume und deren Früchte gegen feind- liche Thiere, bearbeitet von Professor Dr. E. L. Taschenberg. Mit Portrait des Verfassers und 54 Holzschnitten: Ravensburg 1874. Verlag von Eugen Ulmer. Obgleich dieses Buch eine Gabe des Deutschen Pomologen-Vereins ist, so ist es doch auch in den Buchhandel gekommen, darf daher unserer Aufmerksamkeit nicht entgehen. Wir können darüber kurz be- merken, dass dasselbe den früheren Wer- ken des im Fache der gärtnerischen und landwirthschaftlichen Entomologie berühmt gewordenen Verfassers nicht nachsteht. Wer Taschenberg’s Entomologie für Gärt- ner etc. besitzt, braucht allerdings das vor- liegende Buch nicht, denn es enthält ganz denselben Stoff, nur kürzer bearbeitet. Wir wollen jedoch nicht verschweigen, dass dieses neue kleinere Buch Manches enthält, was dem grösseren Werke fehlt, dass der Stoff überhaupt ganz anders behandelt und vertheilt ist. Es ist in der That ein Leit- faden zum Obstschutz gegen feindliche Thiere, welcher allen Garten- und Obst- baumbesitzern angelegentlich zu empfehlen ist, denn in der That finden wir in keiner der früheren Schriften über diesen Stoff eine auch nur nahe kommende Zuverlässig keit. Der Il. Theil über die Pflanzen- krankheiten wird Herr Professor Kühn in Halle bearbeiten, Wir sehen derselben mit Spannung entgegen, denn beim rechten Lichte betrachtet, wissen wir noch wenig Sicheres über die Krankheiten der Pflan- zen. Je 3) J. Grönland und Th. Rümpler, Illustrite Blumen -Gärtnerei. (Corre- cension). \ Als schon einmal besprochen, lassen wir einige andere Gedanken der ersten Recension folgen. Ein Vorzug der deutschen Ausgabe in der vortrefllich gehaltenen Einleitung ist es, dass die annuellen, zweijährigen- und mehrjährigen Pflanzen in Bezug auf all. gemeine Culturregeln getrennt sind. Zu rügen ist, dass das Buch nicht nach deutschen Verhältnissen, sondern nach de- nen Frankreichs sich richtet, dass zu viel unbedeutende Pflanzen in das Bereich der Besprechung gezogen, und dass die Abbild- ungen.oft nicht charakteristisch. (». n.) 4) M.T. Masters, Contributions to ‚ the natural history ofthePas- sifloraceane (Transactions of the Lien. Soc. of London vol. XXVII.) und »Passifloraceae brasilien- SEeR«. Dr. Masters, der rühmlich bekannte Redactor des Gardener Chronicle, hat sich seit einer Reihe von Jahren, mit dem Stu- dium der Passiflora-Arten beschäftigt. Aus Ausfluss dieser Untersuchungen haben wir die beiden oben erwähnten vorzüglichen Arbeiten erhalten. In der zuerst erwähn- ten erhalten wir die Biologischen Studien über Keimung, Entwickelung, Morphologie, Anatomie und Bewegungserscheinungen, so- wie die Aufzählung aller bis jetzt bekann- ten Gattungen und Arten der Passiflora- ceae. Die zweite Arbeit ist als ein Theil der Flora Brasiliens von Martius erschienen und enthält in dem Royal-Folio jenes Wer- kes, ausser der Aufzählung und Beschreib- ung aller in Brasilien heimischen Arten, noch auf 22 Tafeln.die Abbildungen ver- schiedener Arten, unter denen wir als be- sonders schöne, theils schon in Cultur be- findliche, theils der Cultur würdige Arten, die folgenden nennen: Passiflora haematostigma, pentagona, spicata, serrata, alata, macrocarpa, riparia, malacophylla, nitida, mucronata, speciosa, vitifolia, violacea, setacea, racemosa, Rad- diana, (E. R.) 5) A. Batalin, über die Ursachen der periodischen Bewegungen der Blumen und Laubblätter. Der Verfasser hat im Museum des Pe- tersburger Botanischen Gartens eine Reihe von Versuchen über die Ursachen der Be- wegungen gemacht und kommt zu dem Resultat, dass sowohl das Oeffnen als Schliessen der Blumen, sowie die verän- derte Richtung der Blätter bei Tage und Nacht, unter Einfluss des Lichtes vor sich geht, und dass eine vermehrte Turgescenz der betreffenden Gewebe die gerade im Gange befindliche Bewegung verstärkt. Auch bei Mimosa pudica ist eine Verän- derung der Turgescenz der Gewebe die Ursache der Bewegung. (E. R.) 6) Fr. Schmidt, die wissenschaftlichen Besultate einer Expedition an dem untern Jenissei zur Aufsuchung eines Mammuth-Cadavers. Publicirt in den Memoiren der Petersburger Acade mie 1872. Die Reise ward im Auftrage der K. Aca- demie gemacht, da sich das Gerücht ver- breitet hatte, es sei am untern Jenissei ein noch frischer Mammuth-Cadaver aufgefun- den worden. Wenn gleich ein solcher noch frischer Mammuth-Cadaver nicht auf- gefunden ward, so hat diese Reise durch Fr. Schmidt doch vielfache wissenschaft- liche Resultate gehabt. Schmidt schliesst aus der Lagerung der im hohen Norden Sibiriens (zwischen dem 70 —72° N. Br.) vorkommenden Mammuthknochen, dass das Mammuth nebst dem Bisam- und Moschus- IV. Literatur. 249 ochsen dort heimisch gewesen sei und nicht wie Middendorff annimmt, die Cadaver aus dem Süden dahin geschwemmt worden seien. Dem Werke ist die Aufzählung der geologischen, zoologischen und botanischen Ausbeute angehängt. Die Botanische Aus- beute dieses arktischen Gebietes des Jenis- sei (70—72° n. Br.)' betrug noch 300 Ar- ten Phanerogamen und Gefässeryptogamen, Am genauesten hat der Verfasser den Jurakentundra am linken Jenissei-Ufer (701/9° n. Br.) untersucht. Derselbe barg noch 150 Phanerogamen und erinnert an die Flora der hochalpinen Plateaus. Als charakteristische Pflanzen sind hervorzuhe- ben*): Dryas octopetala, Papaver alpinum, Parrya macrocarpa, Nardosmia Gmelini und frigida, Cassiope tetragona, Gymnandra Stelleri, Pedicularis versi- color und sudetica, *Polygonum Bis- torta, *Pyrola rotundifolia, Cerastium maxi- mum, Valeriana capitata, Veratrum al- bum, Eriophorum Scheuchzeri und E. vaginatum. Auf höher gelegenen Stellen. wachsen: Delphinium elatum, Trollius asiaticus, Potentilla stipularis, Astragalus alpinus, ÖOxytropis arctica, Phaca frigida, Arnica montana, Erigeronuniflorus, *Thymus Serpyllum, Myosotis alpestris, Pedicularis ı verticillata und amoena, Lloydia se- rotina. Auf den höhern Parthien der Inseln finden sich mannshohe Gebüsche von Alnus viridis und dazwischen Den- taria macrophylla, Geranium albiflorum, *Myosotis palustris, Cortusa Matthioli, *Veronica longifolia. — An den südlichen Abhängen sieht man oft in schönen Farben schillernde Blumenteppiche von Astraga- lusalpinus*), ViciaCracca, Heäysarum obseurum, Swertia perennis, Pe- dieularis compacta und am Ufer selbst 3 *, Die gesperrt gedruckten Pflanzen kom- men auch in den Alpen Europas vor. Die andern sind hochnordisch, die mit * be- zeichneten wachsen noch in den ebenen Gegenden Deutschlands, m 250 Fuss hohe Exemplare von Archangelica decurrens. Geht man den Jenissei mehr aufwärts, da beginnen die Birken- und Rothtannen- Gehölze, in deren Schatten alle die nordi- schen Beeren wachsen (Vaccinium) und schon manche Pflanze der südlichern Grade, so Linaria vulgaris, Galatella dahurica, gedium sibiricum, Veratrum nigrum, Li- lium Martagon. (E. R.) 5)Jahresberichte von Gartenbau- vereinen. a) Der zwölfte Jahresbericht des Gar- tenbauvereins für die Oberlausitz umfasst die Zeit vom 1. October 1872 bis dahin 1873. Unter andern interessanten Vorträgen enthält derselbe einen sehr zu beachtenden über »verschönerte Friedhöfe« vom Parkinspector Sperling. Die gegebe- nen Rathschläge sind richtig, leider für den Gegenstand zu kurz. Nicht überein- stimmen können wir mit der Vorschrift, dass die Mauern nicht unter 10 Fuss hoch sein sollen, da dies unnützer Aufwand ist und die Ausgleichung der Luft, welche bei Begräbnissplätzen so wichtig ist, durch hohe Mauern gehemmt wird. Der Herr Verfasser scheint auch die grossartigen Friedhöfe in den vereinigten Staaten von Nordamerika nicht zu kennen, sonst würde er sie als Beispiele erwähnt haben. Wir empfehlen denselben unsere Mittheilung über Spring-Grove bei Cincinati, jedenfalls der grossartigste Begräbnissplatz der Welt und für den Gärtner besonders zu beach- ten wegen seiner landschaftlichen Einricht- ung. J. b) Der »Erzgebirgische Garten- bauverein zu Chemnitz« hat den Jah- resbericht des 14. Vereinsjahres veröffent- licht. Die gehaltenen Vorträge sind in den Sitzungsberichten zerstreut und nur im Auszuge gegeben. Wir heben daraus her- vor die Vorträge des Herrn Pabst über »das Licht in seinem Verhalten zur Vege- tation«; von Herrn Malzen über den Gar- tenbau in Schweden; vom Vorsitzenden, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. es ae! ERDE 4 ag * EA Herrn Zimmermann über »durch Pilze her- vorgerufene Pflanzenkrankheiten ;« von Hrn. Bader: »eine Auswahl von Rosen für kleine Hausgärten. J. ce) Mittheilungen desG@artenbau- vereins zu Erfurt, herausgegeben von | dessen Secretair Th. Rümpler. Aster sibiricus, Senecio erucifolius, Mul- Der Erfurter Gartenbauverein lässt im- mer einige Jahre vergehen, ehe er Mit- theilungen seiner Thätigkeit veröffentlicht. Diese sind dann auch meist gewichtiger, als die nur ein Jahr umfassenden Berichte anderer Jahre. So auch der vorliegende, welcher die Zeit von 1866 (nach der gros- sen Ausstellung) bis 1374 umfasst, und ein kleines Buch bildet. Dasselbe enthält un- ° ter anderem zwei ausgezeichnete Arbeiten: »Ueber Anlegung botanischer Gärten und botanischer Sammlungen vom Professor Dr. HBallier in Jena, zweitens: »Die Garten- baukunst der Renaissanzezeit in Italien« vom Landbaumeister Tuckermann. Die- selben entziehen sich aus verschiedenen Gründen unserer Besprechung. Ueber letz- teren Vortrag bemerken wir, dass er die beste Abhandlung über diesen Gegenstand ist, welche wir kennen, eine wahrhaft künst- lerisch aufgefasste, kritische Arbeit über Professor Hallier’s Vortrag, dass es Schade wäre, wenn er in den Annalen eines Ver- eins begraben bliebe, für welche er ohne Zweifel nicht berechnet ist. J. 6) JohnLindleyand Thomas Moore, the Treasure of Botany a popular dictionary of the vegetable Kingdom with which is incorporated a glossary of botanical terms, edition II. London, Longmans Green and Comp. 1874. Die zweite Auflage dieses vorzüglichen Buches ist vom Hrn. Th, Moore, dem be- rühmten Curator des Botanischen Gartens in Chelsea, dem Autor des Index Filicum ete, redigirt. Es vereinigt dieses in 2 Bän- den erschienene Buch im elegantesten Oc- tav-Taschenformat, elegantem kleinen Druck und illustrirt mit einer Masse guter Holz- schnitte, alles was dem Gärtner und Gar- tenfreund, der sich auch mit den Pflanzen, die er cultivirt, bekannt machen will, zu wissen noththut. Das Buch ist in Wahr- heit ein populäres Dictionär oder, wenn man will, eine Art Conversationslexicon, aus dem sich der Botaniker, der Gärtner und Gartenfreund Raths erholen kann. Da findet man zunächst alle Gattungsnamen von Pflanzen und dazu eine populäre Be- schreibung und allgemein interessante Nach- weise. Nehmen wir als Beispiel $. 84 und 85, da heisst es: Arachis. Eine Gattung aus der Fa- milie der Leguminosen, Pflanzen die merk- würdig durch die eigenthümliche Bildung des Kelchs und die Eigenthümlichkeit, dass die Frucht in den Boden wächst. * Es folgen nun genauere Angaben, wo A. hy- pogaea beschrieben, dann eine Beschreib- ung derselben, dann Vaterland, Verbreitung als Culturpflanze, Cultur. — Aehnlich be- handelt sind andere Gattungen, nur ist bei Gattungen mit zahlreichen Arten auch die Zahl der Arten, deren Verbreitung etc. berücksichtigt. Es folgt nun: Arachnoides. Eine zweifelhafte Gatt- ung eines Javanischen Farn, die Baker nur als gegründet auf ein unvollkommnes Exemplar von Lastrea coniifolia festge- stellt hat. Arachnis. Örchidee aus Japan. Arachnites, der Name der Spinnen- Orchis. Arachnothrix. Gattung aus der Fa- milie der Rubiaceen, verwandt mit Ron- deletia, Arads. Englischer Name für Aroi- deen. Aralia. Die Gattung, welche der Fa- milie der Araliaceen den Namen. gegeben, Dieselbe besteht aus zahlreichen ın Nord- | america, Neu-Seeland, Japan und in Ostin- dien heimischen Bäumen, Sträuchern und Stauden. Folgt der allgemeine Habitus und Aufzählung der Nutzpflanzen dieser Gattung, unter denen Aralia papyrifera, die Reispapierpfanze eine der wichtigsten. IV. Literatur. 251 Araliaceae, Familiennamen. Allge- meine Charaktere und Verbreitung. Aras-tree ist Calstris quadrivalvis (Thuja articulata), von welcher der San- darac-Gummi kommt. Araucaria, Gattung der Coniferen, nebst Auseinandersetzung und Besprechung der wichtigsten Arten. Arbol-de coral, Mexikanischer Name für Picramnia Corallodendron. Arbol del cera, Südamerikanischer Name für Elaeagia utilis. Arbol de Leche. Der Kuhbaum (Brosimum Galactodendron). ArborJudae, ein gewöhnlicher Name für den Judas-Baum oder Cereis, Arbor vitae, der gewöhnliche Namen für den Lebensbaum (Thuja). Wir haben mit diesen Beispielen ge- nugsam gezeigt, dass das uns vorliegende Werk überall, nicht blos in England, son- dern auch auf dem Continente vom allge- meinsten Interesse ist und eine Masse von Nachweisen enthält, die man theils schwer, theils gar nicht in andern Büchern in so gedrängter Kürze findet. Kleinere Holz- schnitte im Texte geben die Darstellung der wichtigsten Pflanzen, andere als Tafeln beigegeben, geben Vegetationsbilder, wel- che vorzüglich ausgewählt und ausgeführt. (E. R.) 7) G. A. Rohland, Album für Gärtner und Gartenfreunde. 5. verbesserte Ausgabe. Leipzig. Arnoldsche Buch- handlung 1872. Für die Zweckmässigkeit und den Nutzen des in Rede stehenden Buches spricht schon der Umstand, dass es bereits die 5. Auflage erlebt hat. Das Buch macht es sich zur Aufgabe, die Regeln und Anweisung zur Herstellung | und Bearbeitung und Bepflanzung von Gär- ten zu geben. Dazu bespricht es die Auf- nahme von Grundstücken und das Aus- stecken der Anlagen, Gruppirung von Bäu- men und Sträuchern, Rasenplätze, das Ver- pflanzen von Bäumen und Sträuchern, Ueberwinterung und Deckung zarterer Holz- arten, Anlage von Hecken und Zäunen, 252 Drainage, dann die specielle Cultur von Pfirsichbäumen und Weinreben als Spalier, schädliche Thiere und endlich die Anlage von Fontainen. Angehängt sind die alphabetischen Ver- zeichnisse von Bäumen und Sträuchern, Sommerblumen, Bordure-Pflanzen und De- corationspflanzen. Endlich folgen 41 Tafeln mit Plänen von Gärten, allerhand Baulichkeiten und Decorationsgegenständen, die man in Gär- ten anzubringen pflegt. Der kürzeste Theil des Buches, die practische Anleitung des Buches ist gut, Die Verzeichnisse der Pflanzen sind die des Gärtners, der von der wissenschaftlichen schon lang begründeten Feststellung der Namen keine Idee hat, ebenso von der Lateinischen Sprache so wenig versteht, dass z. B. solche himmelschreiende Fehler wie Crataegus oxyacantha fl. pl. rubra (statt rubro), Crataegus oxyacantha foliis variegata (statt variegatis) sich wieder- holen. Ferner heisst es z. B. Syringa vulgaris fl. purpurea (statt purpureo). — fol. variegata (statt fol. varie- gatis). — rothomagna (statt rothomagen- sis). Wir könnten über die gebrauchten rei- nen Gartennamen von Pflanzen noch vieles sagen, aber wir wollen annehmen, dass derartige falsche Namen nun einmal so ins Fleisch und Blut gegangen, dass sie dem Gartenfreund unter dem falschen Na- men eher bekannt als unter dem richtigen, aber Sachen wie Dracocephalum altagense (statt altaiense), übersetzt mit »rothe Drachenkopf«, während es gerade die Art mit den schönsten blauen Blumen, sollten nicht vorkommen, Möchten doch unsere Herren Gärtner, die unzweifelhaft am mei- sten dazu befähigt, solche der Praxis ge- widmete Bücher zu schreiben, den ihnen ‘vorliegenden Stoff eben nur soweit bear- beiten als er ihnen bekannt und nicht, in- dem sie nach Vollständigkeit haschen, ihnen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. . unbekanntes Material, über ihren Horizont hinaus geht, zugleich mit aufnehmen. Wie manches sonst gute und empfehlenswerthe Buch wird durch solche Sucht seines Glanzes beraubt, Pläne und Zeichnungen der Tafeln (in Schwarz) sind im Allgemeinen gut und zweckmässig und die den Tafeln beigefüg- ten Erklärungen zweckmässig. (E. R.) 8) K. Koch, Dendrologie, II. Theil 2. Abtheilung. Erlangen, Verlag von Ferdinand Enke, 1873. Mit diesem Bande ist K. Koch’s Den- drologie, ein Werk, das eine Epoche in un- serm deutschen Gartenbau bezeichnet, vol- lendet. Es enthält dieser letzte Band die Familien der Apetalen und Monocotyle- donen, von den Cupuliferen bis zu den Gramineen. Wir wünschen dem in seinen spätern Jahren mit den Beobachtungen und Studien der frühern Jahre so rüstig aufräumenden und so seine verschiedenar- tigen Studien allmählich abschliessenden Verfasser ein herzliches Glück auf! zur Be- endigung dieser collossalen Arbeit. Wir bezeichneten solche aber auch als epochemachend für den Gartenbau, indem dieses Werk seit langer Zeit, (seit Will- denow’s Arbeiten) das erste auf rein wis- senschaftlicher Grundlage ruhende Garten- buch über unsere in Deutschland ausdau- ernden Bäume und Sträucher ist, mit dem unser hochgeehrter Freund den deutschen Gartenbau beschenkt und allen andern Ländern in dieser Richtung vorausgestellt hat. Indem wir auf unsere letzte Anzeige des ersten Bandes des zweiten Theiles ver- weisen, in welcher wir unsere differiren- den Ansichten uns. nicht gescheut haben, bei aller Anerkennung, selbst einem so tüchtigen gründlichen Werk gegenüber auszusprechen, sind wir überzeugt, dass dieses Buch sich selbst die Bahn brechen wird in alle Kreise der Gartenfreunde, Bo- taniker und Gärtner. (E. R.) 9) H. Göthe und R. Göthe*), die für *) H. Göthe, Director der Steierm. oder solches das * den Weinbau Deutschlands und Oesterreichs werthvollsten Trauben- sorten, Wien, Hofbuchhandlung von Fäsi und Frick 1873. Ein Prachtwerk im grössten Royal- Folio. Dasselbe soll in 2—3 Lieferungen per Jahr erscheinen, die Lieferung & 2 Rthr. Jede Lieferung enthält 2 Tafeln und aut jeder Tafel je eine Rebsorte nebst genauer Beschreibung, Nutzen, Cultur, Verwendung. In dem ersten uns vorliegenden Hefte sind der »Blaue Portugaler« und der »Rothe Clävner« abgebildet. Wir können uns nicht anders als an- erkennend über die Bearbeitung und über die vorzügliche Ausführung der Tafeln aussprechen und wünschen diesem sehr zu empfehlenden Werke einen so bedeutenden Absatz, dass die Herren Herausgeber nicht zu bedeutende Opfer aus der eigenen Tasche bringen müssen, wie das bei der Heraus- gabe solcher Prachtwerke meistens der Fall ist. Wir glauben es wäre deshalb für die Herren Herausgeber vortheilhafter ge- wesen, die Darstellung der Traubensorten auf 1/), der Grösse des Formats (immer noch ein Royal-Quart) zu beschränken, um anstatt 2 Sorten doch 4—8 Sorten Reben in einem Hefte für 2 Rthlr. darzustellen, — Obst- und Weinbauschule zu Marburg, R. Göthe, Etablissement für Beerenobsteultur zu Cannstadt. IV. Literatur. 253 und um andererseits den Gebrauch des Werkes zu erleichtern, zu dessen Ausbreit- ung jetzt kein gewöhnlicher Arbeitstisch hinreicht. (E. R.) 9) Vierundzwanzigster Rechen- schaftsbericht des Steier- schen Gartenbau-Vereines in Graz. ö Der Verein zählt zahlreiche Mitglieder, scheint aber nur eine regelmässige Jahres- versammlung zu haben, indem die im Win- ter stattfindenden Abend- Versammlungen aus Mangel an Besuch eingingen. Eine als Bindemittel des Vereins projectirte Zeitschrift wird auch noch nicht heraus- gegeben, so dass den Mittelpunkt des Ver- einslebens nur die Benutzung der Bib- liothek, die Blumen- und Gemüse-Ausstell- ung im Mai und die Jahres- Versammlung bildeten. Eine schon theilweise ins Leben gerufene Samenbau-Schule, die sich die Aufgabe stellte, den Samenbau zu lehren und in Steiermark einzuführen, musste we- gen Entziehung der Mittel von Seiten der Behörden aufgegeben werden. Endlich enthält der Bericht eine Kritik der Internationalen Pflanzen-Ausstellung in Wien, sowie über den mit jener verbunde- nen Congress. Dass erstere ohne Bedeut- ung gewesen und letzterer keinerlei Re- sultate gehabt habe, ist kurz dargestellt. (E. R.) Vv. Personalnotizen und Neuestes. 1) Sumbul, Marsilia und Mos- kauer Blumenausstellung. Der Obergärtner des Botanischen Gar- ters in Moskau, Herr Wobst, schreibt uns: Sumbul (Euryangium), gelang mir dies Jahr zum ersten Male aus Samen zu erziehen. Ich säete letzten Herbst gleich nach der Samenreife ins Mistbeet aus und überdeckte die Samen später mit Schnee und Fenstern und so sind dieselben im Frühjahre gut aufgegangen. Früher habe ich selbige immer in Töpfen sowohl warm als kalt ausgesäet, wo nur einzelne Pflan- zen sich sehr früh zeigten und umfielen, Im Mistbeete hatte ich erst eine starke 1l/g Fuss hohe Unterlage von zerstossenen 954 Gartenflora Deutschlands, Ziegelsteinen gemacht und darauf eine Schicht mit sandiger Rasenerde ausgebrei- tet. Ich wundere mich über die Ent- wickelung der ersten Blätter, die unter- halb der Cotyledonen erscheinen. Euryangium stirbt immer nach der Blüthe ab; von sämmtlichen Pflanzen, die bis jetzt geblüht haben, hat keine wieder ausgetrieben. Dieses Jahr wird keine blühen, an den Sämlingen wird man aber sehen, wie viel Zeit dieselben bis zur Sa- menbildung brauchen, nach meiner Ansicht 8—6 Jahre. Die hiesige Ausste!lung hat eine enorme Einnahme gehabt, so dass gegen 8000 Rbl. Reingewinn nachgeblieben ist. Besonders schön waren die buntblätterigen Ananas von Legeschkin, die Azaleen von Tretja- koff, die Pflanzen, wenn auch mehr nur zewöhnliche Decorationspflanzen von Il- jenskoe und eine Gruppe von Prunus tri- loba von der Studenetz. Letztere waren ein Fuss hoch veredelte Exemplare auf Prunus spinosa und jede einzelne Pflanze übersäet-mit Hunderten und Tausenden von Blumen. Der Obergärtner von Studenez (Gartenbauschule), Herr Müller eultivirt dieselben im Winter frostfrei, wo sie spä- ter ins Haus gebracht, reich blühen. Im Herbst ins Kalthaus gestellt, entwickeln sich die Blätter zu früh und die Blumen bleiben sitzen, die Pflanze hat noch den Werth, dass dieselbe unter Schneedecke gut durchwintert. 2) Der Situationsplan des nun vollendeten Floragartens in Char- lottenburg liegt vor uns. Derselbe hat einen Flächenraum von 25 Morgen Landes, von dem ungefähr 7000 Quartratfuss durch das Gebäude des Wintergartens und der Restauration eingenommen ist. Die Palmen für den Wintergarten hat James Booth und Söhne in Flottbeck bei Hamburg für den Betrag von 54000 Rthlr. und die Lorbeeren auf der Terrasse vorm Gebäude hat die gleiche Firma für 4000 Rthlr. geliefert. Das Gebäude des Concertsaales und der | Restaurationsräume, sowie des Wintergar- | tens und Palmenhauses sind im grossarti- gen Style, theils in Stein-, theils Eisencon- struction ausgeführt. Ausserdem sind noch 5 Gewächshäuser zur Vermehrung und An- zucht und ferner auch zahlreiche Mistbeete zum gleichen Zweck construirt worden. Der Park oder Garten ist vom Director der Königlichen Preussischen Gärten, Herrn F. Jühike angelegt. Das Areal hatte den grossen Vorzug, dass viele grosse und schöne Bäume auf demselben standen, Diese sind bei der Anlage des Gartens möglichst geschont worden, so dass jetzt schon an 30,000 Personen auf beschatteten Plätzen sich vertheilen können. Die An- lage des Gartens hat die Summe von 64,000 Rthlr. gekostet. Vor der Hauptfacade des Gebäudes ist eine grosse Terrasse, vor derselben gerade im Centrum des Gartens breitet sich ein längliches 220 Fuss langes und 100 Fuss breites Blumenparterre aus mit 3 grossen Fontainen. Eine gerade Allee durchschnei- det vom Ende des Blumenparterres an den Garten und von Terrasse, Blumenparterre und Allee ausgehend verzweigen sich die Wege im Garten, wo beim Eingang von der Berliner-Strasse ein grosser Rosengarten in Form eines 150 Fuss langen und 110 Fuss breiten Ovals angebracht ist. Das Ganze, schreibt uns Hr. F. Jühlke, macht einen vortrefflichen Eindruck. Zum Herbst werden wir auch die grossen Säle und die Annexa des Palmenhauses fertig haben. Vier grosse Ausstellungen wird die Flora alljährlich in einem besonderer, mit dem Palmenhause in Verbindung steh- enden, aber auf dem Plan noch nicht ver- zeichneten Ausstellungshause veranstalten. In der Wahl eines Obergärtners sind wir glücklich gewesen, insofern ein solcher in der Person eines gewissen Glatt, eines Schülers von Thelemann, seit 2 Jahren an- gestellt ist. Ausserdem werden an 16 Ge- hülfen und 50 “Arbeiter täglich beschäftigt, denn der Schwerpunkt liegt in der sau- beren Haltung des Hauses und des Parkes. 3) Eröffnung des Alexander- Gartensin St. Petersburg. Am Mon- tag den 8./20. Juli fand die Eröffnung des Parkes auf dem Admiralitäts- und Peter- platze in St. Petersburg statt. Nach der feierlichen Ceremonie von der Geistlichkeit geruhte Sr. Majestät der Kaiser, in Begleitung Sr. Kais. Ho- heit des Grossfürsten Constantin- Nicolajewitsch und dessen Söhnen den Gartenszu besichtigen und dann eigen- händig eine Eiche zu pflanzen. Ebenso pflanzte Sr. Kais. Hoheit der Grossfürst Constantin Nicola- jewitsch eine solche. Versammelt zum Empfang des Höch- sten und Hohen zahlreichen Besuches wa- ren die Mitglieder des Kais. Gartenbau- Vereins, da der Garten Namens und im Auftrag des Gartenbauyereins angelegt worden war. Der Präsident der Gesellschaft, der Mi- nister der Reichscontrole Samuel Alex- eiwitsch v. Greig empfing Sr. Majestät und der Vicepräsident Dr. Regel hatte die Ehre, Sr. Majestät den Spaten zum Pflan- zen des Baumes zu überreichen. Sr. Ma- jestät geruhete sich in der anerkennend- sten Weise über die Anlage des Gartens auszusprechen, so wie seinen Allerhöchsten Dank den Mitwirkern am Werke in Form von Verleihung von Orden und Verdienst- medaillen auszudrücken, sowie endlich die- sem nun eröffneten und täglich von vielen Tausenden besuchten Garten den Namen »Alexander-Garten« beizulegen. Nachdem nun auch noch die längs des Admiralitätsgebäudes bereite handenen Boulevards mit in den Garten gezogen und hergestellt worden sind, hat derselbe einen Flächenraum von ungefähr Herstellung 45 Morgen Landes. Behufs der Rasenplätze und Baumparthien wurden angefahren 3200 Kubiksaschenen (7 Fuss im Kubik) guter Erde zur Herstellung der Wege an 1000 Kubiksaschenen Kalk- schütt, Steine, Sand und Kies. Gepflanzt wurden 5260 Bäume, (unter | denen 320 grosse alte Bäume) alle in mehr als mittlerer Stärke und 13000 Sträucher. | Ausserdem wurden am Hügel über 1000 | eine Steinparthie ge- | Stück Stauden in vor-. v. Personalnotizen und Neuestes. ! 255 pflanzt und endlich auch noch über 20 grosse Blumengruppen gepflanzt, welche auf dem freien Platz, der das Monument Peters des Grossen umgibt, placirt sind und vom Hügel aus übersehen werden können. Der Platz den jetzt der Garten einnimmt, war vor 2 Jahren noch mit Pflaster bedeckt, jetzt stehen schon theils üppig gedeihende Bäume und Strauchparthien auf demselben, theils zei- gen üppig schwellende und dunkelgrüne Rasenplätze, blühende Strauch- und Blu- menparthien, dass der tief gelockerte und verbesserte Boden auch die Schwierigkei- ten, die jedem in der Mitte einer Stadt gelegenen Garten entgegenstehen, schnell überwinden halfen. Die Kosten für diesen Garten, inclusive des Ankaufs und der Zu- fuhr der Materialien, der Nivellir- und Bodenarbeiten, des Ankaufs von Bäumen und Sträuchern, der Bildung der Rasen- plätze, der Anpflanzung und Einrichtung betragen nur 87000 Rbl., ein Resultat, was nur dadurch erreicht werden konnte, dass die Beaufsichtigung und Leitung, sowie Anfertigung der Pläne ganz umsonst war und auch ein grosser Theil der grössern Bäume der Gesellschaft geschenkt wurden. (E. R.) 4) Vietoria regia Lindl. blühete im Juli und August dieses Jahres reichlich im Petersburger Botanischen Garten. Die Blätter hatten 6 Fuss und die Blumen 11 Zoll Durchmesser. (E. R.) 5) Die Königliche Gartenbau- und Land- wirthschaftliche Gesellschaft zu Antwerpen zeigt ihre 125. Ausstellung vom 4—7. April 1875 an. Die grossen und sehr reich durch Medaillen dotirten Programme kann man auf Anfrage bei »A. de Cock, Secretaire de la Societe Royale d’horticulture et d’Ag- rieulture d’Anyvers« jederzeit beziehen. (E. R.) 6) Tiflis, Anfang Juli. Die Witter- ung dieses Jahres kurz resumirt gibt kein sehr anziehendes Bild für Tiflis: 256 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Januar warm und trocken, Sturm. Februar desgl. zur Hälfte, zweite Hälfte viel Frost und wenig Schnee, Sturm. März Sturm, trocken, kleine Schnee- und Regenschauer. April Sturm und heiss und trocken, Mai Sturm mit dito. Juni allerärgster Sturm, 5 Tage etwas Regen, dann heiss. Was der Sturm hier bedeutet, mag klar werden daraus, dass auf den kahlen Flä- chen entweder der lockere Oberboden mit dem jungen Getreide fortgeführt wurde, oder bis zur Unkenntlichkeit mit herbeige- führter Erde zollhoch überdeckt, welche eine brettharte Kruste bildet und das Ge- treide erstickt. Im Westen von Tiflis wie im Süden hat es im Maimonate 3 Wochen ununterbrochen geregnet, dort stehen die Feldfrüchte und Graswuchs vorzüglich, auch die östlichen Provinzen versprechen in den bewässerten Niederungen eine gute Ernte. Dort ist noch Korn in Ueberfluss, aber da die Steppen total ausgebrannt und daselbst eine Masse Vieh durch Kälte und Schnee- stürme im Winter umkam, so ist der Trans- port fast unmöglich, denn das Zugvieh fin- det unterwegs nicht die gewohnte Weide und für wochenlange Reisen kann man nicht das Futter mitschleppen, selbst wenn man solches hätte, was aber eben nicht der Fall ist. Das Pud Heu kostet heute 60 Kopek auf dem Markte. —" Die Obst- ernte ist dies Jahr sehr knapp, was der Frost verschont hat, ist von den Stürmen beschädigt. Der Weinstock dagegen zeigt eine wirklich seltene Fülle von Trauben- ansatz, die heute schon die Grösse von kleinen Haselnüssen haben und bis jetzt von dem Oidium verschont blieben. So sieht es aber nicht überall aus, in mehr exponirten Lagen sind grosse Distriete von Weingärten ausgefroren bis zur Wurzel, - so dass auf mehrere Jahre keine Ernte zu erwarten ist. Eigenthümlich ist der Um- stand, dass die einheimischen asiatischen Sorten weniger, oft gar nicht gelitten ha- ben, während europäische Sorten wie die in manchen Gegenden beliebte Muscat rouge, total erfroren sind. Zum Spätherbste werden Sie eine vollständige Statistik des Weinbaues in Cis- und Transkaukasien er- halten, in Folge Befehls des hohen Mi- nisteriums in Petersburg sind in alle Di- stricte Fachleute geschickt, die Erhebungen zu machen hatten, dieser Bericht ist zu- nächst für den Internationalen Statistiker- Congress in Pesth bestimmt, die speciellen Berichte von den verschiedenen Provinzen werden aber noch im Originale gedruckt und mit Karten und Plänen in einer Bro- schüre vereinigt in Separatabdruck er- scheinen, (Scharrer.) . I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Pironneava Morreniana Rgl. (Siehe Tafel 805,) Bromeliaceae. Pironneava. Panicula terminalis, simplex vel ramosa; scapus foliis brac- teilormibus non coloratis (viridibus v. subscariosis) vestitus. Bracteolae flo- res fulerantes integerrimae, in acumen pungens acuminatlae. Calyx a basi ad medium ovario adnatus, 3-lobus, lo- ‚bis imbricalis, carinalis, in acumen pungens acuminatis. Corolla supera, tripetala; petalis erectis, valvalis, annulo styli basin cingenli insertis. Stamina sex, iria cum pelalis alternanlia cum petalis inserta, libera; tria petalis toti- dem adnata. Antherae oblongae, bilo- culares, supra basin dorso affixae. Ger- men inferum, triloculare, annulo epi- gyno coronalo; siylus filiformis ; sigma capitato - clavatum, spiraliter - tortum, Ovula anatropa, supra chalazam in ap- pendiculum oblongum producta. P.Morreniana; robusla; foliis ur- ceolum magnum formantibus, elongato- oblongis, 60—80 c. m. longis, 6—9 c. m. latis, a basi sub apicem sensim latioribus, ex apice obtuso breviter acu- minalis, canaliculatis, margine spinu- IX. 1874, losa-serratis, glabris, sub lente albido- punctulalis, utrinque laete viridibus, erecto-patentibus et apicem versus plus minus recurvis; scapo foliis breviore, albo-floccoso, foliis bracteiformibus ob- longis acutis albido-scariosis vestito; panicula simplici; paniculae ramulis ab- breviatis, inferioribus distantibus bre- vissime stipitalis, superioribus dense glomeralis sessilibus; floribus ramulo- rum brevissimorum glomeralis, basi bracteola colorata calycem aequante fuleratis; bracteis bracteolis calycibus- que glabris, petalis caeruleis, basi squa- ma duplici oblonga; staminibus exte- rioribus liberis, interioribus petalo ad- natis; ovulis appendice oblongo, ovulo ipso triplo breviore. Florum glomeruli inferiores brevis- sime stipitati, superiores sessiles, brac- tea ovala acuminata scariosa falcrati. Bracteae flores fulcrantes semiamplexi- caules, late ovatae, in acumen spines- cens acuminatae, roseo-purpureae, ca- Iycem vix aequanles, excavalae, dorso vix carinatae. Calycis lobi laterales 17 * 258 dorso acute carinati, dorsali dorso ro- tundato, marginibus sese amplectibus, in acumen spinescens exeuntibus, basi virescentibus, medio roseis, apice cae- ruleis, flore caeruleo sesqui-brevioribus, Petala oblonga, apice spathulato-dilatata, caerulea. Pironneava glomerata Gaudichaud, cui planta nosira satis affinis dignosci- tur: foliis scapi viridibus, paniculae ra- mis inferioribus elongatis iteralo ramo- sis bracteis bracteolisque viridibus hir- tulis, petalis flavescentibus, ovulis cus- pide lineari ovulum aequante. Die schöne Bromeliacee, welche wir beistehend abbilden, gehört zu der von Gaudichaud in Vaillant Voyage de la Bonite aufgestellten Gattung Pironneava. Leider gab Gaudichaud-Beaupre& in die- sem Werke nur die Abbildungen eines Theils der auf jener Reise gesammelten Pflanzen, die Beschreibungen sind aber nie veröffentlicht worden. C. Koch hat in der Wochenschrift (II. 1860 pag. 337) nach jenen Abbildungen die Gattung Pironneava als eine gute festgehalten und wir stimmen da mit unserm geehrten Freunde ganz überein und gaben im Obigen den Galtungs- charakter. Zunächst steht diese Gatt- ung den von Beer aufgestellten Gattun- gen Hoplophylum und Lamprococcus. Gaudichaud hat 2 Arten abgebildet, nämlich tab. 63. P. glomerata, welche unserer Pflanze nahe kommt. Nehmen wir nun auch an, dass unsere Pflanze (obgleich solche sehr üppig entwickelt ist) auch einen ähnlichen stärker ver- ästelten Blüthenstand entwickeln könnte, so bleiben in erster Linie die ganz an- ders gestalteten Eier unserer Pflanze und ferner der gänzliche Mangel einer Behaarung an Bracteen und Kelch, wäh- rend solche auf Gaudichaud’s Abbildung als behaart angegeben. Ausserdem hat Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, a a ae a u an Bi RR fe C. Koch (l. c.) nach einer lebenden Pflanze des Berliner Gartens eine Be- schreibung von P. glomerata gegeben und sagt da, dass deren Schaftblätter Bracteen und Kelche grün und die Blu- menblätter gelblich. P. platynema Gaud. tab. 64 un- terscheidet sich ebenso wie die von C. Koch aufgestellte P. spectabilis durch eine verästelte Rispe. Verglei- chen wir aber C. Koch’s Beschreibung mit Gaudichaud’s Abbildung, so scheint es uns unzweifelhaft, dass Koch’s Pflanze zu P. platynema als Synonym gehört. Wir hätten damit also 3 Arten der Gattung Pironneava, welche sich in folgender Weise unterscheiden. a) Flores paniculati, paniculae rami racemosi. P. platynema Gaud. in Vaill. voyag. de la Bonite lab. 64. — P. spec- tabilis C. Koch in Wochenschr. 11. pag. 838. — Biracteae calycisque lobi subito in acumen spinescens desinen- tes. Ovulorum appendix linearis, ovu- lum aequans. b) Flores paniculati, flores ra- mulorum dense glomerati. P. glomerata Gaud. in Vaill. voyage de la Bonile tab. 63; bracteis calycibusque hirtulis, appendice ovulo- rum lineari ovulum aequante. P. Morreniana; bracteis calyci- busque glabris, appendice ovulorum oblongo ovulo Iriplo _breviore, | Die Cultur der P. Morreniana, welche auch ohne Blumen als schöne Blatipflanze allgemeine Empfehlung ver- dient, schliesst sich der der Pitcair- nien eic. an. - Wir erhielten dieselbe vor einer Reihe von Jahren aus dem Garten desHrn. Makoy und haben solche nach unserm geehrten Freund Herrn Professor E. Morren genannt, der jetzt an einer Mo- nographie der Bromeliaceen arbeitet. (E. R.) Erklärung der Abbildung: a. Die ganze Pflanze verkleinert. b. Der Blüthenstand. c. Der obere Theil eines Blattes, beide in naiürl. Grösse. d. Eine Blume (Kelch und Blumenkrone) und e ein Kelchlappen natürl. Grösse. I. Originalabhandlungen, 259 f. Der Frucktknoten, von dem Kelchlap- pen und Blumenblätier abgelöst, mit den 3 freien Slaubfäden und dem Grif- fel, schwach vergrössert. gg. 2 Blu- menblätter von der inneren Seite, mit dem angewachsenen Staubfaden und den Schuppen am Grunde, schwach ver- grössert, h. Der Querdurchsclinitt durch den Fruchtknoten, schwach vergrössert, i. 2 an der Placenta befestigte Eier stark vergrössert. b) Caltha polypetala Hochst. (Siehe Tafel 806.) Ranunculacesae., Foliis cordato - reniformibus, sinu clauso, lobis basalibus imbricatis; pe- talis 6—10. — Caulibus foliisque alro- viridibus, nitidis, quam C. palustris ma- joribus. Flores maximi. — Habitat in Caucaso et in Persia boreali. — C. po- Iypetala Hochst. in Lorent. Wand. pag. 839. — Boiss. fl. orient. I. pag. 59. Wir verdanken die Einführung der C. polypelala Herrn G. Radde, der die Samen derselben in einer Höhe von 6—9000 Fuss im Caucasus an der Tür- kischen Gränze sammelte und dem hie- sigen Botanischen Garten einsendete, Von C. palustris unterscheidet sich solche durch kräfligeren Wuchs, dun- kelgrüne glänzende Blätter von kreis- runder herzförmig-nierenförmiger Ge- stalt, mit Basallappen die übereinander liegen und keinen offenen Ausschnitt zwischen sich lassen, sowie endlich durch noch einmal so grosse Blumen mit 6—10 Blumenblättern. Bält noch in Petersburg im freien Lande aus, blühei im ersten Frühjahre noch vor dem Maiblümchen, ungefähr gleichzeitig mit Trollius. Gedeihet be- sonders gut auf feuchtem Boden, jedoch auch bei ganz gewohnter Cultur als Staude des freien Landes (E. R.) 17 * Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, c) Ueber Ginkgo Thunbrg, (Siehe Taf. 807.) Ginkgo Thunb, Die Gattung Ginkgo Thunb. L. (Sa- lisburia Sm.) ist nur in einer lebenden Art bekannt, der G. biloba L. (Salis- buria adiantifolia Sm.), als deren Va- terland China und Japan angegeben wird. Sie ist bekanntlich durch die europäischen Gärten verbreitet und wird namentlich in Italien zum grossen Baume. Im botanischen Garten zu Padua steht ein mächtiger Baum, den ich im Herbst 1856 voller reifer Früchte sah. Dies- seits der Alpen hat er meines Wissens noch nirgends Früchte getragen, wohl aber nur weil die männlichen Bäume in der Regel fehlen. Es weicht diese Gattung durch ihre Tracht, durch die . breiten, von zahlreichen gablig getheil- ten Nerven durchzogenen Blätter, wie die pflaumenförmigen, theils einzeln, theils zu 2 und mehreren um die Spitze eines dünnen langen Stieles herum- stehenden Früchte, so sehr von allen Nadelhölzern ab, dass sie wie ein Fremdling unter denselben erscheint. Es ist daher nicht ohne Interesse der geschichtlichen Entwicklung dieser Gatt- ung nachzugehen. Darüber hat uns die letzte Schwedische Polarexpedition vom J. 1873 die wichtigsten Aufschlüsse ge- bracht. Es haben die Herren Prof. Nordenskiöld und Oeberg am Cap Bo- heman im Hintergrund des Eisfiordes in Spitzbergen bei fast 79° n. Br. in einer Ablagerung von gelbem Sandstein, mit dazwischen liegenden Schichten von Steinkohle, zahlreiche Pflanzenabdrücke entdeckt, die uns zeigen, dass diese Ablagerung in der mittleren Jurazeit stattfand. Unter diesen Pflanzen er- scheinen drei Arten von Ginkgo, die ich in Fig. 1 bis 5 abgebildet habe, Zwei dieser Arten (G, digitata und G. Huttoni) waren schon längst aus dem mittleren Jura Englands bekannt (von Scoroborough), man hat sie aber unter dem Namen von Cyclopteris als Farnkräuter beschrieben. Auch als man erkannte, dass sie von den ächten Cyc- lopteris-Arten abweichen und eine be- sondere Gattung bilden müssen, die man Baiera nannte, hat man ihre wahre Na- tur nicht erkannt und sie bei den Farn belassen. Die zahlreichen und vor- irefflich erhaltenen Blätter von Spitz- bergen überzeugen uns aber, dass sie zur Gattung Ginkgo gehören. Es spricht dafür der lange, dünne, auf der Ober- seite mit einer Längsfurche versehene Blattstiel, die am Grund keilförmig in den Stiel verschmälerte Blatifläche, die Lappenbildung und Nervatur derselben. Wir haben bei Fig. 1 ein sechslappi- ges, fast vollständiges Blatt aus Spitz- bergen dargestellt, andere Blätter sind aber nur zwei- und wieder andere vierlappig, daher wir schon bei dieser Jura- Art dieselbe Mannigfaltigkeit in der Lappenbildung des Biattes, wie bei der lebenden Art finden. Dazu kommt der Fig. 2 dargestellte junge Zweig, der wie bei der lebenden Art dicht mit runden Blattnarben beseizt ist und an der Spitze die Blätter trägt, und die Fig. 3 abgebildete Frucht, welche ne- I. Originalabhandlungen. ben einem Blatte liegt. Sie ist zwar kleiner als bei der lebenden Art, aber dieser doch so ähnlich, dass sie zur Bestätigung dieser Bestimmung dient. Ginkgo digitata Brgn. sp. ist die häufigste Art am Cap Boheman, selten ist die G. Huttoni Sternb. sp. (Fig. 4), welche durch die vorn gerundeten Lap- pen sich unterscheidet, in der Zahl die- ser Lappen aber ebenfalls variirt. Un- zertheilte Blätter hat die dritte Art Spitzbergens, G. integriuscula m. (Fig. 5). Da zwei der Spitzberger Arten (G. digitata und G. Huttoni) auch in Eng- land, in gleichzeitigen Ablagerungen gefunden werden, müssen diese Bäume 261 tief herzförmig ausgerandete Blatifläche sich auszeichnet. Diese Art erinnert in letzterer Beziehung an das Adiantum reniforme L., das in der Nervatur so sehr mit Ginkgo (Salisburia) überein- kommt, dass bekanntlich Smith die le- bende Art adiantifolia genannt hat. In der Bildung des Blatistieles weicht in- dessen Ginkgo primordialis sehr von Adiantum ab und glücklicher Weise ha- ben wir aus Grönland von derselben Stelle, wo das Blali gefunden wurde (von Unter - Atanekerdluk), auch die Frucht (Fig. 9) und den Fruchtstein (Fig. 8), welche ganz zu Ginkgo stim- men. Wie bei der lebenden Art haben damals eine grosse Verbreitung gehabt | wir bei Fig.9 an dem oben etwas ver- haben. Steigen wir vom Jura zu jüngern Bildungen auf, begegnet uns zunächst an der Grenzscheide zwischen Jura und Kreide eine weit verbreitete Süsswas- serbildung, die unter dem Namen des Wealden bekannt geworden ist. In die- ser sehen wir im nordwestlichen Deutsch- land (im Osterwald, Bückeburg) häufig einen Ginkgo, der von Schimper unter dem Namen von Baiera multipartita be- schrieben wurde. Er steht dem G. Huttoni nahe, hat aber viel tiefer ein- geschnittene Blätter, indem die Ein- schnitte bis fast zum Blattstiel hinab- reichen (cf, Fig. 6). Dieselbe Form tritt auch in der un- teren Kreide Grönland’s auf, Es ist diese (G. arctica Hr. Fig. 7) nur durch die zarten Nerven und die vorn‘ weniger stumpf zugerundeten Blattlappen von der Wealden-Art zu unterscheiden. In der untern Kreide erlischt dieser Typus mit den viel und tief getheilten Blatilappen und es tritt in der oberen Kreide in G. primordialis Hr. (Fig. 8. 9. 10) ein ganz neuer auf, der durch den dickern Blattstiel und die am Grund | breiterten Fruchtstiel ein kleines Schild- chen, das die ovale Frucht umgibt. Neben demselben ist noch ein zweites, das wahrscheinlich einer aborlirten Frucht entspricht, wie diess bei G. biloba auch häufig vorkommt. Der Stein hat fast dieselbe Grösse und Form wie bei die- ser Art. Begeben wir uns von der oberen Kreide ins Tertiärland, begegnet uns kier im Miocen ein Ginkgo, dessen Blatt mit dem der lebenden Art fast völlig übereinstimmt. Es wurde diese Art zuerst in den Gypslagern von Se- negaglia entdeckt. Später erhielt ich sie aber auch aus Grönland *), so das Fig. 11 abgebildete schöne Blatt. Es ist diess unzertheili, aber sowohi in Grönland **) als in Italien wurden auch in zwei Lappen gespaltene Blätter gefun- den, welche zur selben Art (G. adian- toides Ung.) zu rechnen sind, indem *) Im Samland (Ostpreussen) wurden einige Blattreste gefunden, welche wahr- scheinlich ebenfalls dieser Art ange- hören. **) Vgl. Meine fossile Flora der Polar- länder, Il, Grönland Taf, XLIV. Fig, 1. 262 auch bei der lebenden Art unzertheilte und zweilappige Blätter sich finden. Da die Blätter in demselben Formenkreis sich bewegen, wie bei der lebenden Art, müssen der miocene und der le- bende Baum wohl zu einer Art ver-, einigt werden. Doch gebietet die Vor- sicht, mit dieser Vereinigung noch zu- zuwarten, bis die Früchte gefunden wer- den. Schon jetzt können wir aber sa- gen, dass der jetzt auf Ostasien be- schränkte Ginkgo zur Miocenzeit in einer sehr nahe verwandten, wahr- scheinlich sogar nicht specifisch zu trennenden Form, in Europa und in | | Gartenflora Deutschlands, Russlands uud der Schweiz. Grönland lebte, und dass der älteste bis jetzt bekannle Typus dieser Gattung, welcher schon zur mittleren Jurazeit auftritt, dem miocenen und lebenden nahe verwandt ist. Merkwürdiger Weise steht er diesem näher als den Ginkgo- Arten des Wealden und der Kreide. Die Ginkgo-Arten des Wealden und der untern Kreide zeichnen sich durch die tiefe Spaltung des Blattes aus, während die Art der oberen Kreide gerade durch das unzertheilte Blatt und durch die tiefe Ausrandung an seinem Grund und den dicken Stiel von allen Ginkgo-Arten abweicht. (Prof. Osw. Heer). 2) Reisenotizen von E. Regel. 3) Von Spezia nach Genua. (Fortsetzung.) Von La Spezia nach Sestri di Le- vanli wird gegenwärtig eine Eisenbahn gebaut, die dem Verkehr bald überge- ben wird. Gemeinsam mit meinen ge- ehrten Freunden Maurer (Jena), Wagner (Riga), Wendland (Her- renhausen) machte ich noch die wun- derbar schöne Fahrt in einer Kalesche über die Apenninen. Von La Spezia steigt der Weg zwi- schen Pflanzungen von Wein, Oelbäu- men, ächten Kastanien, Nussbäumen, mächtigen Feigenbäumen ete., ziemlich steil empor, gewährt aber manchen schönen Blick auf den Golf von Spezia und die Carrarischen Alpen. Hat man diese erste Höhe überschritten, dann steigt der Weg allmählich in das Thal der Vara hinab und folgt lange Zeit diesem Fluss, bis man endlich nach Pogliasco kommt. Hier rasteten Pferde und Kutscher einige Stunden, wir aber wanderten der Landstrasse nach voraus und die- selbe seitlich verlassend und zwischen den Rebbergen an den Bergabhängen empor steigend, erfreute mich der An- blick der stellenweis zu Tausenden hier wild wachsenden Serapias cordigera L. und S. LinguaL., die wir früher schon in einzelnen Exemplaren längs des We- ges wachsend gesehen hatten. Beide Arten wachsen oft gesellschaftlich und gehen durch zahlreiche Mittelformen in einander über, welche als S. Pseudo- cordigera, S. longipetala, S. neglecta etc. beschrieben worden sind. In der Ueppigkeit und Schönheit, wie man _ dieselben hier findet, sind es reizende Pflanzen, die ähnlich den andern schö- nen Orchideen ‘des freien Landes häu- figere Cultur in unsern Gärten als Topfstaude verdienten. Niedrige Temperatur im Winter zwischen + 2° bis 0° R., im Frühjahr luftiger halbschattiger Standort, eine iehmige mit Humus (aber ja nicht mit Dünger) gemischte Wiesenerde, das sind die einfachsten Bedingungen für die Cultur der Erdorchideen Euröpas. Zur Cultur im freien Lande dürften sich die Serapias-Arten in Deutschland nicht mehr eignen. Bäume und Sträucher, welche in diesem wenig bewaldeien Gebirge wachsen, sind theils die glei- chen wie bei uns, theils treien Erica arborea, Spartium junceum, Cytisus und Genisten massenhaft auf, — namentlich ist es aber die Erica arborea, welche . ganze Bergabhänge oftmals fast allein bekleidet. Je höher nun die Strasse im Gebirge ansteigt, je kahler wird | dasselbe, die obersten hier nur 2—3000 Fuss hohen Kämme sind wie in den Gebirgen Italiens das überall der Fall ist, durchaus kahl. Oben wächst zwi- schen den Felsen Asphodelus albus massenhait, ferner Lavandula, Salvia officinalis, Thymus vulgaris, sirauchige niedrige, dem Boden angedrückte Eu- phorbien, Genista (Calycotome, Spartium) spinosa in vollblühenden prächtigen Büschen, die oben auf dem Kamme des Gebirges eine zwergige Gestalt anneh- men und gleich grossen igelarligen Halbkugeln in dichten Büschen zwischen den Felsen wachsen. Dann stellenweise die schöne Orobanche cruenta, kurz eine mannigfache Vegetation, die ge- nauer zu studiren die Zeit leider nicht erlaubte. Hat man bei der „Osteria Baracca* den Kamm der Apenninen überstiegen, I. Originalabhandlungen. 263 dann öffnet sich ein herrlicher Blick auf das Mittelmeer, den Golf von Sesiri- Levanti und die mit zahlreichen Vor- gebirgen in das Meer hineinreichenden Apenninen. en Eine über alle Beschreibung gross- arlige und wunderbar schöne Landschaft breitet sich da auf der Landseite aus, während der blaue Spiegel des Mittel- meeres sich in unabsehbarer Ferne ver- liert und nur am Horizonte die Gebirge Corsica’s undeutlich verschwimmend sich erkennen lassen. Auch die Vegetation nimmt nun schnell eine ganz andere Gestalt an, denn sowie man weiter hinabsteigt, da sind es Crataegus monogyna und Oxya- cantha, die theils massenhaft auftretend und gerade mit schneeweissen oder röthlichen Blüthendolden bedeckt, neben den auf weile Ferne hinleuchtenden Cylisus spinosus, Genisten und Cytisus mit ihren goldgelben Blumen bedeutende Contraste hervorbringen. Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymian, Orchis pro- vincialis schmücken daneben die Berg- abhänge. Noch weiter nach der Küste zu treten die ersten Hecken von Agave americana längs der Chaussee auf. Agave-Hecken gelten hier als der beste Schutz. Der Eingeborne wagt diesel- ben nicht zu übersteigen, er fürchtet die Verwundungen der Stacheln der Blätter sehr, indem die Meinung ver- breitet ist, jedes durch Agave- Stachel verwundete Glied des Körpers müsse abgenommen werden, Hunde und an- dere Hausthiere beweisen ebenfalls ei- nen tiefen Respect den Agave-Hecken, die sie nicht zu überschreiten wagen. Sestri-Levanti ist jetzt noch der Endpunkt der Eisenbahn von Genua aus, bald aber wird die Eisenbahn, welche die Apenninen von da nach Spezia überschreitet, ganz beendet sein 264 und dann wird die Tour von Genua über Sestri-Levanti, Spezia, Florenz, Rom, eine der gewöhnlichsten Touristen- Touren werden. In Sestri-Levanti gehört ein Spazier- gang auf die Spitze des in das Mittel- meer hinausreichenden Vorgebirges, das dem Marquis Plume gehört, (wo aber der Zutritt gestattet ist), zu dem was jeder um so eher ausführen sollte, weil man nach 20 Minuten schon die Spitze des jäh nach dem Mittelmeere abstür- zenden und von 3 Seiten von den Fluthen des Mittelmeeres umspülten Felsenkammes erreicht hat. Pistazien, Terebinthen, Psoralea, strauchige Eu- phorbien etc., wachsen in den Felsen, während zwischen den mit Erica ar- borea bekleideten weniger steilen Ab- hängen, eine Schmarotzerpflanze aus der Familie der Orchideen, das seltene „Limodorum abortivum“* wächst, das namentlich Herrn Wendland zum höchsten Enthusiasmus begeisterte, wäh- rend die herrliche Aussicht auf der Spitze des Hügels auch das Gesicht des Herrn Wagner wieder gründlich auf- heiterte, der mit dem harten Fleische etc. beim Mittagessen in der „Albergo dell Europa“ sehr unzufrieden war. Dieser Hügel bietet wirklich eine wunderbar schöne Aussicht auf das grossarlige und doch so liebliche Mit- telmeer, dessen dunkelblaue Fluthen so ruhig daher gerollt kommen, während die leicht gekräuselten Wellen in der Sonne goldigen Strahlen wie mit Mil- liarden von leuchtenden Diamanten schimmern, dann ferner auf die Alpen- kette mit der Masse kleinerer in das ‘ Meer auslaufender Vorgebirge, sowie auf das eben überschrittene weit in das Meer hinaus reichende Gebirge zwischen Sestri-Levanti und Spezia. Nichts sah ich, was ich gerade mit Gartenflora Deutschlands, Rüeslande nadtder Schwer 4 : diesem einzig schönen Punkte verglei- chen könnte und nichts was in seiner Weise schöner, mannigfaltiger oder das einen überwältigenderen Eindruck auf das für Naturschönheit empfängliche Gemüth machen könnte. Würdig reiht sich die am Ufer des Mittelmeeres erbaute Eisenbahn von Sestri-Levanti nach Genua als Glied in die Kette. Die schmale Ebene des Litorale am Fusse der Apenninen, in der die Eisenbahn erbaut ist, wird durch zahlreiche als Vorgebirge in das Meer vorspringende Ausläufer derselben un- terbrochen. Eine stellenweis dichte und wohlhabende Bevölkerung hat sich hier angesiedelt, so dass selbst die Dörfer das Ansehen von Städten haben. Auf zahlreichen Werften wird hier das Holz der Apenninen zu Schiffen ver- arbeitet, Oliven- und Citronen-Wälder zeugen von dem mildem Klima und so wendet sich der Blick bald dem Ge- werbfleiss der Einwohner, bald den Gewächsen des milden Klimas, vor- zugsweise aber der romantischen Schön- heit der Gegend zu, welche hier die Eisenbahn durchsetzt. Durch mehr als 30 Tunnels sind die zahlreichen Vor- gebirge durchbrochen, dann tritt die- selbe bald nahe an das Ufer des Mee- res, bald führt solche über hohe Via- duckte und gewährt so den stets wech- selnden Blick auf das Meer und das Gebirge. Genua selbst wetteifert in der Schön- heit der Lage mit Neapel. Im grossen Halbzirkel steigt die Stadt terrassenför- mig an den Bergabhängen, welche den Hafen umgürten, empor. Genua’s Ver- gangenheit ist bekannt, aber auch noch jetzt ist Genua die bedeutendste Han- delsstadt Italiens. Ein Spaziergang längs des mit einer zahllosen Menge von Schiffen aller Nationen besetzten D HAPE 74 2 da CF CHAM US Hafens, gibt dem Fremden den Begriff von dem lebhaften Handel, der auch jeizt noch herrscht. Die Kirchen und die aus der Dogenzeit stammenden Ge- bäude und Paläste haben kaum gerin- geres Interesse als die Venedig’s, — die in ihrer Weise einzig schöne Lage geben aber Genua ein weit höheres Interesse. In der Stadt selbst gewährt der Thurm der höchst gelegenen Kirche S.Maria diCarignano, die schönste Uebersicht über Stadt, Umgegend, Ha- fen und Blick auf das mitSchiffen stets belebte Meer. Es ist nicht unsere Aufgabe, die zahlreichen Merkwürdigkeiten Genua’s, seine historischen Denkmäler, seine eigenthümliche Lage am steilen Berg, so dass Jie eine Strasse oft an 100 Fuss, hoch über tiefer unten in der Sohle eines Einschnittes liegende Strasse führt, (wie z. B. die Ponte Carignano einen solchen Viaduct darstellt) zu schildern, — wir wollen uns vielmehr ausschliesslich den Pflanzen zuwenden. Auch hier bietet Genua unendlich mehr als Venedig, denn einmal herrscht hier ein milderes Klima und dann fehlie es der Stadt nicht an Raum, sich nach allen Seiten auszudehnen, so dass auch Platz für Gärten und öffentliche Anla- lagen geblieben ist. Gerade in aller- neuester Zeit hat die Stadt viel in die- ser Beziehung gethan. Da ist der Botanische Garten, - der zwar auf einen sehr kleinen Raum be- schränkt, doch vieles Interessante birgt, dann der Garten des Palastes Doria und der Villa Negri und endlich vorzugs- weise der Giardino publico von Aqua Sola, der die Spitze eines Hügels krönt und ebenfalls schöne Aussichten auf Stadt und Meer gewährt, Von einer mit Quercus llex, Pinus Pinaster und anderen grossen Bäumen I. Originalabhandlungen. 265 beseizten Terrasse tritt man in den leiztern Garten ein: zwischen grossar- tigen künstlichen Felsenparthien windet sich der Weg hinauf auf die Höhe, auf den Terrassen springen Springbrunnen, Cycas und Dattelpalmen stehen als Ein- zelpflanzen im freien Grunde, mit Blü- then bedeckte köstlich duftende Pittor- porum Tobira, Rhododendron, Cupres- sus, Ruscus androgynus und R. hypo- glossum, Viburnum Tinus, Bäume von Schinus molle, Laurus nobilis, Cam- phora, Sterculia platanilolia, Cupressus torulosa, Araucaria excelsa sind theils als Einzelpflanzen, theils zu Bosqueten verwendel, Agaven entisprossen wie bei uns die Semperviven, den Ritzen der Felsen und aus Mesembryanthemum sind immergrüne Rasenplätze gebildet, wäh- rend die mannigfachsten Spielarten von Rosen allenthalben massig verwendet sind. Der ausgezeichneieste und reichste Garten und Park ist der ungefähr 2 Stunden von Genua gelegene Garien der „Villa Pallavicini,* am Meere auf einem Hügel an der Genua-Nizza- Eisenbahn gelegen. Der Garten nimmi den ganzen Hü- gel ein und sind aui dessen Anlage grosse Summen verwendet worden, Die in diesem milden Klima gedeihenden manniglachen Gewächse, sowie die reizende Lage am Meere mit Aussicht nach dem so malerisch schön gelege- nem Genua, geben diesem Garten seinen eigenen hohen Reiz. Nachdem wir in einer Garien-Restauration im Freien unter blühenden Orangenbäumen unser Frühstück in Genua verzehrt und uns durch Vermittelung des Gastwirthes ein Billet zum Besuche des genannten Gar- tens verschafft, fuhren wir längs des Mittelmeeres, zur rechten Seite aber die Abhänge der Hügel mit Gärten mit ihr Er Se ER 266 Orangenbäumen, Oleander, Myrten etc. In der Villa Pallavicini angekommen, war man sofort von einem Gärtner in Emplang genommen, der nun in be- stimmter vorgeschriebener Route die Tour mit den Fremden durch den Gar- ten macht. Schon beim Eingang blickt man in einen Örangengarlen hinab, nachdem man durch eine Allee von _ Orangenbäumen eingefahren ist. Das Palais ist ganz aus Marmor er- baut und vor demselben auf Terrassen hat man die Aussicht -auf Meer, Stadt und Gebirge. Unterhalb einer der Ter- rassen sendet ein in Blüthe stehender Orangenhain seinen betäubenden starken Wohlgeruch herauf und ein Exemplar von Eucalyptus globulus hat im Zeit- raum von ungefähr 10 Jahren einen un- gefähr 50 Fuss hohen Baum gebildet. Zwischen Hecken von 3 Fuss hohem Buchsbaum tritt man durch ein nach dem Palais zu in gewöhnlichem Bau- stiel, nach dem Park zu in ländlichem Stiel construirtes portalartliges Gebäude in den eigentlichen Park ein und steigt nun in dichtem Gehölz von immergrü- nen Bäumen, wie von Quercus lIlex, Erica arborea, Laurus, Prunus, Myrtus, Rhamnus etc., den Hügel hinan. An einer freieren Stelle sind frei im Ra- sen verschiedene schöne Exemplare von Palmen und andern seltenen Pflanzen angepflanzt, unter denen wir erwähnen: Corypha australis, Jubaea spectabilis, Dasylirion gracile, D. filiforme,. D. acrolriche, schöne hohe‘ Dattelpalmen, Yucca gloriosa und Y. filifera, starke Exemplare von Cycas revoluta, von Chamaerops excelsa ein starkes in vol- ler Blüthe stehendes Exemplar, ferner blühende hohe Sträucher von Cordyline calocoma, sowie endlich unterm Ein- fluss der Cultur im Freien zu wunder- bar schönen Exemplaren herangewach- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. « . en q x * N ” ige IR sene verschiedenartige Agaven, als A. applanata, A. Jacobiana mit 6—1 Fuss langen Blättern u. A. grandidentata. Was für einen Effect müsste eine ganze Sammlung von Agaven in Felsenpar- Ihien ausgepflanzt unter Einfluss eines solchen Klimas machen !! Mächtige Pinien, Pinus maritima und ähnliche Arten, Quercus Suber mit 3 Fuss im Durchmesser haltendem Stamme, Libanon- und Himalaya-Cedern beschat- ten nun den Weg bis zum Pavillon. auf der Höhe des Hügels mit überaus präch- tiger Aussicht, umrankt von blühenden Bignonia capreolata. Auf dem Rück- wege von der Höhe da bildet den Haupt- punkt die sogenannte Grotte, an deren Eingange Adiantum Capillus Veneris und andere Farn wuchern. An dieser Grotte, die tief in den Berg hineingelührt ist, ist viele Jahre gearbeitet und viel Geld verschwen- det worden. Künstlich ist dieselbe mit vielen verschlungenen Gängen gleich einer Stalaktiten-Grotte hergerichtet und end- lich steigt man in der Grotte auf einen Kahn, um auf einem unterirdischen Wasserbassin hinaus zu Tage auf einen Teich zu gelangen. Diese ganze Parthie ist mit sehr viel Fleiss und Kosten gearbeitet. Vielfach verschlungene Wege führen um den Teich und kleine Arme desselben, so- wie über die leiztere überschreitenden Brücken hinweg, — allenthalben sind Vexirspringbrunnen angebracht, die den ruhig Dahinwandelnden plötzlich mit Wasser übergiessen und unter den Brücken hindurch sieht man auf dem Kahne fahrend hinaus auf den Spiegel des Mittelmeeres. Als abgeschlossene Parthie hal diese Parthie allerdings den Reiz der Eigenthümlichkeit, gegenüber der gross- artigen, iheils durch die Aussichten hineingezogenen Natur, erscheint solche um so mehr als Spielerei, als man die Zeit von 1 Stunde gebraucht, um diese vielleicht 3 Acker Landes umfassende Parihie an der Hand’ des Führers in al- len den Windungen der Wege zu durchschreiten und die gleichen An- sichten immer und immer von Neuem zu haben. An den den Teich umgebenden Fel- sen wachsen mächtige Exemplare von Agave americana, grosse schöne Opun- tien und am Rande des Wasserbassins imponirt vorzugsweise ein mächtiges Exemplar von Camphora officina- rum mit 3 Fuss Stammdurchmesser und ı I. Originalabhandlungen. 267 einer Krone, ähnlich der eines unserer mächtigen Ahorn oder Eichen. Nachdem man den Park verlassen, tritt man noch in ‚den Örangengarten und die an solchen stossenden Ge- wächshäuser ein. Mächtige Cereus se- nilis, in voller Blüthe und Frucht steh- ende Musa paradisiaca imponirten uns hier, während in einem andern Garten unterhalb der Terrasse auf dem dasPalais steht, ein 30 Fuss hohes und 20 Fuss breites Exemplar der Araucaria Bidwilli, grosse schöne Exemplare der Araucaria excelsa u. A. Cunninghami, Livistona chi- nensis und L. australis und Cycas re- voluta, alle ganz im freien Lande cul- tivirt, stehen. 3) Ueber Verpackung. Mit der Beschleunigung des Ver- kehres durch die Eisenbahnen beson- ders im Westl. Europa, ist die Sorge ‚rühren, gegen welche am häufigsten für solide Verpackung der zu versen- denden Pflanzen, auch geringer gewor- den, und man erlebt nicht selten die schmerzlichsten Verluste an den zuge- sendeten Pflanzen. In Folge der nur zu häufig unzulänglichen Verpackung scheint es mir nicht allein in unserem, der Empfänger, Interesse, sondern eben- soviel und mehr noch in dem der Ab- sender recht dringend darauf in Öffent- lichen Organen hinzuweisen, dass die Mängel abgestellt werden. Es würde einen ganzen Artikel füllen, über Pflan- zen-Verpackung und Versendung um- fassende Anweisungen zu schreiben, man kann die Kenntnisse dieser Mani- pulation bei jedem tüchtigen Handels- gärtner mit Recht vorausseizen, wir | selten ist, beschränken uns desshalb darauf, einige Winke aus der praktischen Erfahrung zu geben und solche Punkte zu be- gesündigt wird, und zwar auch von Seiten renommirter Handlungshäuser. Die Verpackung mit den Töpfen ist besonders bei grösseren Exemplaren so unpraktisch als gefährlich für die Pflanzen, wir haben Sendungen erhal- ten von hochstämmigen Rosen in 10 zölligen Töpfen, die Töpfe zerschlagen und die Rosen durch die haltlosen Topf- brocken zerkratzt, die Wurzeln ohne Erdballen etc. Oft sind die Erdballen schlecht verschnürt, die Erde schüttelt sich aus den Wurzeln und die Pflanzen kommen todt an, besonders wenn noch mangelhafte Befestigung der Querstäbe in der Kiste dazu kommt, was nicht Man packt auch hartge- CHR | 268 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. glaubte Pflanzen wie Rosen, Erdbeeren ete. nicht hohl sondern in solide Masse Moos verpackt, diese Sendungen sind jedesmal verloren. Sei es in Kisten oder in Ballen verpackt. Wenn irgend möglich, sollte man zum Packmaterial Sumpimoos, Sphagnum, benutzen, und nicht die gewöhnlichen Waldmoose wie Hypnum, Dicranum etc., der Unterschied in der Conservirung der Pflanzen auf der Reise ist ausserodentlich. Pfropf- reiser sind jedes in ein Kartoffelstück zu siecken und in Moos zu verpacken, oder in mässig feuchten Sand zu schich- ten, auf diese Weise haben wir in hies. heissem Klima die Reiser 4 Monate lang conservir. Zu schwache Exemplare sind auch oft Ursache von Verlusten, man muss bei der Auswahl in Betracht ziehen, dass durch Verpackung und Reise von einem Monate alle krautar- tigen Theile unterwegs absterben, und nur die holzigen oder verholzten gut ankommen können. Ich glaube, dass es von einigem Nutzen wäre, die langjährigen Erfahrungen in dieser Hin- sicht zu berühren, durch mündliche Mittheilungen der Collegen in Südruss- land weiss ich, dass sie derselben Mein- ung sind und dieselben Klagen führen. Nachtrag von E. Regel. Mit dem vom Herrn Scharrer Gesagten, im Allgemeinen ganz einverstanden, be- merken wir nur noch, dass viele Han- delsgärtner Deutschlands durchschnittlich gar keine richtige Idee von der Weite der Reise nach Russland haben und da- her nicht genügend vorsichtig ver- packen. Herr Scharrer empfiehlt nur hohle Packung. Wir stimmen demselben bei, wenn die Sendungen zu warmer Jahres- zeit oder eben nach wärmeren Gegen- den gemacht werden. Wie viel Tau- a ar Ey ara ea send schöner seltener Warmhauspflan- zen haben wir hier aber in Petersburg ganz verdorben erhalten, wenn die Pflanzen leicht hohl gepackt im Herbst oder Frühjahr ankommen, wenn es im westlichen Europa noch warm, bei uns aber kalt ist. Ueberhaupt ist für alle Sendungen bei kühler Jahreszeit die feste Verpackung zwischen ganztrock- nes Moos oder Hobelspäne, oder besonders zwischen Stroh sehr zu empfehlen. Man vermeide dabei aber das durchaus schädliche Einwickeln der Pflanzen in Papier, einer besonders in Belgien gebräuchlichen durchaus zu verwerfen- den Methode, die das Abfallen der Blät- ter und Verderbniss der Pflanzen stets im Geleite hat. Die Verpackung mit Töpfen muss gut ausgeführt werden, d. h. es müssen die Töpfe ganz mit Moos umgeben und dann die Ballen gebildet werden, wie bei einer Pflanze ohne Topf eingepackt, dann ist das Verpacken mit dem Topf bei nicht gut ausgewurzelten zarteren Pflanzen dem ohne Topf unbedingt vorzuziehen. | Sorgfältiges und festes Einwickeln der Ballen, wird das Herausfallen der Pflanzen aus dem Topfe oder das der Erde aus dem Ballen auch _bei der weitesten Reise verhindern, während bei liederlicher leichtsinniger Arbeit die Pflanzen schon auf kurzen Strecken auf diese Weise verderben. Beim festen Packen ist Feuchtigkeit des Packmooses zu vermeiden, ebenso jedes Material zu vermeiden was unter- wegs fermentirt. Die oft angewendeten Sägespäne sind als fermentirendes Ma- terial sehr schädlich und doch werden solche noch sehr oft zur Verpackung von ruhenden Stämmen, von Zwiebeln u. s, w. verwendet, a 13 Bei Sendungen auf weitere Entfer- nung fermentiren solche und die ganze Sendung ist verloren. Auch grosse re- I. Originalabhandlungen, 269 nommirte Geschäfte sündigen in letzterer Beziehung zuweilen, 4) Die Namenclatur der zum Küchenbedarf eultivirten Laucharten befindet sich, was einige Arien be- trifft, noch im Zustande grosser Unbe- stimmtheit, und es dürfte an der Zeit sein, dass ein Botaniker zum Nutzen der Gärtnerei und Landwirthschaft die hierher gehörigen Arien von Allium einer Revision unterwürfe. Die Prül- ung dürfte sich aber nicht blos auf Un- tersuchung der Blülhen erstrecken, son- dern müsste die ganze Pflanze umfas- sen, namentlich auch die Beblätterung der Stengel und Lebensdauer beobach- ten. So ist z. B. der richtige Name der Perlzwiebel nicht bekannt, we- nigstens nicht in Gartenbüchern richlig und übereinstimmend angegeben. Sehr verbreitet und leider auch von mir durch 3 Auflagen meines „Gemüse- bau“ forigepflanzt ist der Irrthum, die Perlzwiebel sei die ausdauernde Form vom Porree oder Spanischen Lauch, Allium Porrum, und Lucas fügt in seinem „Gemüsebau“ geradezu den lateinischen Namen Ailium Porrum per- enne hinzu. Wenn ich mich nicht irre, so wurde dieser jetzt durch Ver- suche widerlegte Irrthum zuerst durch den längst verstorbenen Hofgäriner Nieiner in Potsdam verbreitet. Auch ich versuchte, die Perlzwiebel durch Abschneiden von Porreepflanzen nach der Durchwinterung nahe über dem Zwiebelbeden zu erzeugen, erzog Pflänz- chen mit schmalen Blättern, welche das Ansehen von Perlzwiebeln hatten, selzte aber leider den Versuch nicht fort. Andere Bücher nennen die Perlzwiebel Allium Ampeloprasum, welcher Name dem sogenannten Sommer-Porree, wel- cher im Süden von Frankreich gebaut wird, zukommt. Ob dies die Linne’- sche Pflanze ist, welche am Oberrhein auf Aeckern vorkommt, ist mir nicht bekannt. Ueber A. Ophioscorodon, als Schlangenknoblauch oder Rocambollen eultivirt, herrscht wohl kein Zweifel, obschon französische Quellen (auch der in Gemüsesachen gewöhnlich gut unter- richtete „Le bon Jardinier“) diese aus Frankreich zu uns gekommene Zwiebel- art A. Scorodoprasum nennen, während doch die Linne’sche Pflanze dieses Na- mens eine auf sandigen Wiesen vor- kommende kleinere Art ist. Ferner ist zweifelhaft, ob die „Aegyptiische Zwie- bel identisch ist mit dem Schlangen- knoblauch oder ob sie eine Abart der Schalotte (A. ascalonicum) ist. Das- selbe ist mit der Kartoffelzwiebel und der „Dänischen und Russischen“ Scha- lotte der Fall. Endlich ist noch fest- zustellen, ob der Name Allium fistulo- sum dem im westlichen Norddeutsch- land allgemein gezogenen Johannislauch, (gewöhnlich Klöber genannt) oder der sogenannten Winterzwiebel (Winter- heckzwiebel) zukommt. Beide Pflan- zen sind sehr verschieden, auch im Ge- brauch und Geschmack. Während die Winterzwiebel wie Schnittlauch (Gras- _ lauchs 270 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lauch) benutzt wird und im Frühling die gemeine Zwiebel ersetzen soll, ist das Grün (die Schlotten) des Johannis- noch vollständig unbrauchbar und wahrhail entsetzlich von Geschmack. J. Nachtrag von E. Regel. Die eultivirien Allium-Arten bilden bei der Bearbeitung dieser grossen Galtung, mit der ich gerade beschäftigt bin, die grössten Schwierigkeiten. Es fehlen da gut eingelegte und getrocknete cha- rakteristische Exemplare, die mit den Möchte es ein deutscher Gärlner unter- nehmen, von jeder Spielart ein voll- ständiges Exemplar mit Zwiebel, Stengel, Blättern und gut ausgebildeter ‚ Blüthendolde, — oder doch wo letztere von Brutknöllchen vertreten sind, mit diesen, einzulegen. Einzelne -Blüthchen sollten aber stets vorhanden sein, ebenso müsste der Gartenname beigefügt sein. Die richtige Botanische Bestimmung einer solchen Sammlung würde der Re- ferent gern übernehmen. In Petersburg bringen nicht alle cultivirten Allium Blumen, weshalb das hier weniger vor- Gartennamen versehen sind, gänzlich. | bereitet werden kann. 5) Die Pfianzen-Ausstellung in Wien im gärtnerischer und künstleri- scher Beziehung. Von W. Gross. Der Tempel am Park-Ring in Wien, den man den Göttinnen Flora und Po- mona geweihet, hat seine Thore wieder geschlossen. Das Fest, das man den- selben in der Zeit gegeben, wo die Knospen und Blüthen schwellen, und der Frühling sein Füllhorn über Gärten und Fluren ausschüttet, hat sein Ende gefunden. Die mit Blumensträussen und Guirlanden geschmückten Altäre sind ihres Schmuckes wieder entkleidet, und die lieblichen Erstlinge an Früchten und Blumen, die der Gartenbau ihnen dar- gebracht, ergötzen nicht mehr die Be- sucher mit ihrem Duft und Farbenzau- ber, bis die Pforten des Tempels zum Herbst sich wieder öffnen. Aus den ursprünglichen, den Gott- heiten der Gärten gewidmeten Festen sind Ausstellungen geworden, die nicht nur dem Vergnügen dienen, sondern in erster Linie den Zweck haben zu be- lehren und der Wissenschaft über die in kurzen Zwischenräumen erzielten neuen Erfolge unterrichtende Anhalts- punkte «zu liefern. Und gewiss, der Zweck ist ein schöner, und insofern der Gartenbau in seiner Bedeutung als das elementarste Bildungsmittel nicht auf- gehört hat, auf die Veredlung des Volks- gefühls wie kaum ein anderes einzu- wirken, insofern ist er auch in seinen Zielen ein erhabener. Das Vergnügen als Nebenzweck wird in den grösseren Kreisen gewöhn- lich zur Hauptsache erhoben und der wissenschaftliche Zweck, wenn über- haupt, dann nur einer sehr gering- schätzenden Gewährung werthgefunden. Die öffentlichen Organe der gesammten Wiener Presse sind von denselben Ge- _ sichtspunkten ausgegangen, und haben der Ausstellung ihre verdiente Aner- kennung zu Theil werden lassen und dieselbe als ein freundliches und hei- teres Spiel mit übereinstimmendem Lobe begrüsst; wogegen hervorragende Leist- ungen mit Medaillen ven einem. Preis- gerichle prämirt wurden. Der höhere wissenschaltliche Zweck ist leider bisher von keiner Seite berührt worden. Warum nicht? — War es etwa das Gefühl, dass der Ausstellung nach dieser Richtung die Berechtigung abging, um auf eine wis- senschaftliche Beleuchtung Ansprüche erheben zu können ? Genügte sie höheren Anforderungen nicht, oder erschien sie der dritten oder vierten Weltstadt in einem nicht genug rühmlichen Lichte ? — Möglich, dass es auch angenehmer war, nur zu loben, die Vorzüge rüh- mend hervorzuheben, und Mängel zu übersehen, als unpartheiisch zu recen- siren; aber der eigentliche Zweck wird durch die ausschliessliche Lobeserheb- ung alleinnicht'gefördert. Dass aber auch nicht einmal den betheiligten Ausstel- lern damit ein Dienst geleistet worden, beweisi der mehrfach zum Ausdruck gekommene Missmulh, über die Abfer- tigung, die der Ausstellung im Allge- meinen von den Pressorganen zu Theil geworden ist. Insoweit es richtig ist, dass. die Horticullur und Agricultur als Maass- stab für die Volkscultur zu gelten pflegt, wäre vielleicht eine noch regere Be- theiligung wünschenswerih gewesen, denn wenn die hervorragenden Gruppen der kaiserl. Institute und Gärten, wie z.B. diejenigen der wissenschaftlich sehr inleressanten des botanischen Unversi- tätsgartens, die nicht minder interessan- ten Gruppen der Tropen von Schön- I. Orginalabhandlungen. 271 brunn und die des Kaiserl. Hofburggar- tens hier, hinweggedacht würden, dann blieben zwar immer noch äusserst schätzenswerthe Ueberreste, aber im Allgemeinen entständen so leere Räume, Jass das Trilolium Abel die herrschende Grazien-Trias geblieben wäre, der sich Fiedler mit seiner vom Staatspreise ge- krönten Gruppe, sowie Matzneiter, Bach- raty und die Japanesen mit Original- Coniferen angereiht hätten; aber immer- hin war die Ausstellung eine solche, dass, wenn sie auch nicht — weder an Umfang, noch an Specialitäten oder künsterischen Arrangements, an Gran- diositäi dem Feengarten der Manege in Petersburg zur Seite gestelli werden kann, — den würdigsten Leistungen dieser Art angereiht zu werden verdient. Die Aussteller der duftiigen und lieb- lichen Rosengruppen, unter welchen be- sonders diejenigen des Rosenkönigs Bachraty hervorragen, ferner die Aus- steller der herrlichen Azaleen, der bezaubernden Alpenrosen (Rhododen- dron), der hübschen Pelargonien und anderer reizenden Lieblinge, haben ih- ren reichen Lohn an den ihnen gewor- denen Anerkennungen durch Prämien, ganz besonders aber auch an den zärt- lichen Blicken der holden Besucherinnen gefunden, die mit Vorlicbe auf diese anmuthigen Kinder des Gartenbaues hängen blieben und desshalb werden sie ohne Eifersucht billigen, wenn an dieser Stelle nicht jeder Specialität be- sonderer Erwähnung geschieht, und nur einzelne grössere Gruppen herausge- griffen werden. Hier verdient der botanische Uni- versilätsgartlen unler der Oberleitung des Herrn Obergärtners Benseler in er- ster Reihe zu figuriren. Er hat nicht nur, was an Schönheit geboten wurde, in vollem Maasse den Ruhm der Kaiserl, 3% 272 = Institute getheilt, sondern mit dem Schönen und Nützlichen noch ein hohes wissenschaftliches Interesse verbunden, Die getroffene Wahl liess die wohler- wägende Bedächtigkeit eines Ordners erkennen, der es nicht sowohl auf den Effect als die Belehrung abgesehen, wiewohl auch diese Abtheilung ihrer ausgezeichneten Cultur wegen hervor- gehoben werden muss. Mit der Grazie der Pflanzenformen vereinigte sich das Nützliche und Heilsame der Botanik und Medicin. Neben der Phönix dactylifera, noch schöneren Ph. leonensis und rec- linata, oder mit Früchten behan- genen Phönicophorum Sechel- larum stand bescheiden der neusee- ländische Flachs Phormium tenax, die Areca alba oder sapida und Chamaedorea Ernesli Augusti neben der Rhapis fla- belliformis und Chamaerops humilis um- geben von dem Brustihee liefernden Adiantum capillus oder dem Zuckerrohr Saccharum officinarum. An neu einge- führten oder neueren Pflanzen zeichne- ten sich Yucca Whiplei aus Californien aus, die auch unser Klima erträgt. Hierher gehört auch Bonapartea hystrix, Biebersteinia Orphanidis aus Griechen- land und Salvia Mülleri aus Mexico, den ganzen Sommer hindurch mit präch- tigen Blüthen geschmückt und wohl die schönste der Salvien, die von Herrn Professor Fenzel näher beschrieben worden ist. Von gleich hohem Inter- esse ist sicher unter den Najadeen ein ausserordentlich starkes Exemplar von Ouvirandra fenestralis zu nennen, deren Wurzel von den Eingebornen von Ma- dagascar genossen werden; ebenso von Gesneraceen eine Cyrtodeira elegans, und sehr hübsch eine Curatella imperi- alis, sowie eine Croton Veitchi. Von Filices verdient noch bemerkt zu wer- den eine Asplenium Nidus (var. musae- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwer | TRETEN IR ERS NN £ folium), aus Ostindien, sowie eine Po- Iypodium subauriculatum von eben da- her, und eine 400 Jahr *) altes Balan- vium antarclicum von Neu-Seeland, wel- che die 700 Jahr alte Conifere „Reti- nispora“ Original aus Japan, um die Geschichte von drei Jahrhundert über- flügelt. Wir nennen hier nur noch aus den Lycopodiaceen die herrliche Psilo- tum triquetirum, und müssen die Menge von Neuheiten und technischer oder medicinisch wichtiger Pflanzen über- gehen, um uns der Gruppe des Kaiserl. Gartens von Schönbrunn zuzuwenden. In dieser Abtheilung sind es beson- ders die Proteaceen, die das Auge des Kenners und Liebhabers fesseln. Von seltener Stärke und Schönheit tritt uns hier die baumartige Banksia Caleyi mit ihren grossen schwarzen oder gelben haarigen Blüthenkätzchen, von der Grösse und frappanten Aehnlichkeit ei- nes kleinen, zwischen den Zweigen sitzenden Affen entgegen. Die Blume sieht eher allem anderen, nur nicht einer solchen ähnlich. Nicht weniger interessant ist Banksia spinulosa mit ihren prächtigen Blüthenkolben, die man für Haarsiutze ansehen möchte. Den vorstehenden Species reihen sich die Banksia marcescens und B. pallida u. a. m. in würdigster Weise an. Hier- her gehören auch die reizenden Dry- andra armala mit gelben Blüthen, und Dryandra purpurea, ectr. sowie die Te- lopea speciosissima und die myrien- blätterige Metrosideros albida. In der- selben Gruppe ergötzen noch die wun- dervollen Rhododendron von seltener Vollkommenheit und köstlicher Farben- *) Die Balantien wachsen rasch, ein im hiesigen Garten erzogenes, jetzt 20 Jahr altes Exemplar hat jetzt 3 Fuss Stamm- höhe. (E. R.) I. Originalabhandlungen. pracht, deren Species zu nennen der Raum nicht gestattet. Bewundernswerth ist auch die Genethyllis tulipifera mit zarter Belaubung und gestreiften tulpen- artigen Glockenblumen behangen, wäh- rend Grevillea Thelemanniana mit ta- marixartiger Belaubung und hängenden Blüthen,, sowie eine Menge mit Blüthen- perlen überschüttete Erica, Azaleen, Bo- ronia, Medinilla magnifica, Eriostemon u. a. m. die Zierden der Holzpflanzen schliessen. Unter den zahlreichen Kindern der Tropen, besonders der Aroideen, fällt sofort das mit rothen Blüthen bedeckte Anthurium Scherzerianum auf. Das Ex- emplar ist wohl das stärkste und schönste, das die tropischen Abtheilungen der eu- ropäischen Pflanzenhäuser beherbergen und bat für Schönbrunn noch einen iheueren historischen Werth, da sie die Errungenschaft einer in Begleitung Schotl’s ausgeführten botanischen Ex- cursion des unglücklichen Kaisers Maxi- milian ist, Sie wurde von Schott, dem Vorgänger des Herrn Veiter in der Garteninspeclion von Schönbrunn, mit solcher Eifersucht bewacht, dass es während seiner Oberleitung einem Un- berufenen nicht leicht wurde, sie be- wundern zu können, dem Fachgenossen das Betreten der Abtheilung, in der sie sich befand, aber nur unter strenger Escorte gestattet war, damit ihr An- blick nicht das Verlangen nach ihrem Besitz oder einem Theilchen davon er- wecke. Der Vorstehenden zunächst, bleibt noch Anthurium coriaceum her- vorzuheben; neben welcher auch Ma- ranla albo-lineata und unter den Bro- meliaceen die Vriesia speciosa mit ro- ihen, einem Goldfisch ähnlichen Blü- thenrispen, sowie das zierliche Farn- kraut, Adiantum Farleyense bemerkt zu werden verdient, IX. 1874. 273 Am kleinen in der Mitte des Loca- les liegenden Bassin mit Fontaine wa- ren es die Gruppen des kaiserl, Hof- burggartens (unter der Direction des Herrn Antoine) und des Herrn Fiedler neben der reizenden Azaleengruppe des Herrn Matznetter, die sich im hohen Grade auszeichneten. Die herrliche Collection der Caladium, mit wunder- voll gezeichneten Blättern war in einem Glasbehälter zu sehr in die Augen springend, um unbemerkt bleiben zu können. Alocasia Marshalli, Anihurium erystallinum und Phyllotaenium Lindeni theilten mit sichtlichem Wohlbehagen den reizenden kleinen Kerker. Von demselben Aussteller ist noch sehr be- achtenswerth Bromelia humilis, Nidula- rium fulgens, Vriesia splendens, V. Glazioueana, Echinostachys Pineliana u. a. m. in Blüthe. Cochliostemma Jacobianum und eine coquettirende Se- laginella Vogeli, umgeben von Sela- ginella rubricaulis und der winzigen S. densa sind noch zu lockend, als dass sie ignorirt werden könnten. Von übrigen Ausstellern hätten noch Viele Ansprüche und ein Jeder in be- sonderer Art nach seiner Leistung ge- nannt zu werden. Ich will z. B. nur Herrn Scopetz Obergärtner des Boron von Hruby und Geleny in Böhmen er- wähnen, der Früchte und Blüthe von Vanilla aromalica ausgestellt hatte. Da die Dauer der einzelnen Blüthe nur drei Stunden währt, während zur Reife der Frucht ein Zeitraum von einem Jahre erforderlich ist, so verdient das viel- leicht als vom Interesse hinzugefügt zu werden. Hofgärtner Czullik mit Blatt- pflanzen, Handelsgärtner Kläring mit sehr hübschen blühenden Rosen, Ober- gärtner Nowotny mit einer reizenden Collection von Caladien, Ericen, Rhodo- dendron, Azaleen, Coniferen und blühen- 15 F Y TR 274 den Cappflanzen, Rosenthal mit einem Sortiment Ziergehölzen von 500 Species (Winterveredlung in Töpfen), der Fürstl. Schwarzenberg’sche Hofgärtner Nettlau mit warmen Pflanzen, ganz besonders auch Siebold mit neu eingeführten ak- klimatisirten japanischen Pflanzen, so- wie auch Schreiner und Hirsch u. a. m. verdienten mit sehr anerkennenswerthen Leistungen durchaus ausführlicher re- censirt zu werden; doch müssen diese, wie die pomologische Abtheilung, in der Lucas Bachraty mit einer Anzahl blühender Obstbäumchen, Schlossgärt- ner Pellauch vom Grafen Cavrini mit einer Sammlung überwinterter Aepfel, Wenzel Irsag mit vorzüglich aufbewahr- ten Aepfeln und Birnen, Janauschek mit ungarischen Aepfeln, Schlossgärtner Fitzner vom Fürsten Reuss ebenfalls mit Aepfein und Toscana del Banner mit Früchten von Banksia grandis, B. Brownii, B. coccinea, Sagus laedigera, Sagus Ruffa, Cocos nucilera, Ravenala madagascariensis, Pandanus spiralis und Rhapis flabelliformis figuriren, ebenso die Vertreter der Gemüse- Abtheilung einem weiteren Specialbericht vorbe- halten bleiben, um auf die bildende Gartenkunst überzugehen, die bisher von den Zeitungen keiner Erwähnung wertli gehalten worden ist. Sie war mit fünf Gartenplänen von Siebeck nebst Text, einem Plane des Herrn Toscana del Banner und mil einem solchen des Herrn Zdrazil vertreten; doch müssen wir gleich hier erwähnen, dass dieser rein künstlerische Theil weit weniger die Erwartungen befriedigte und wenig genug oder nichts bol, was die nicht zu hohe Meinung im Publikum über bildende Gartenkunst besonders zu he- ben geeignel gewesen wäre. Da wir es in diesem Punkte nur mit künstlerischen Leistungen zu thun ha- a Kun Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a ET ie hier du. ben, so fordert dieses Prädicat auch einen viel strengeren Maassstab anzu- legen. Unter den Siebeck’schen Plänen springen besonders zwei ins Auge, und zwar der Bessere und der Geringere. Letzterer trägt den Titel: Musterplan eines verschünerten Landhauses. Das fessell um so mehr und gleich von vornherein. Also ein Musterplan! — Was soll denn das heissen? — Unter einer musterhaften Leistung versteht man doch in der Regel eine solche, welche — wenn sie künstlerischer Na- tur ist, — über jede Kritik erhaben, alle Vorzüge in sich vereinigt, die ein Kunstrichter an sie stellen kann und muss; die aber auch, sowohl hinsicht- lich ihrer Form, Gliederung und ge- schmackvoller Ausslaltung so tadellos dasteht, dass sie die höchste Potenz künstlerischer Leistungsfähigkeit ver- körpert, und zum Vorbild und zur Nach- ahmung empfohlen werden kann. So hohen Anforderungen genügt aber der erwähnte Musterplan ebenso wenig wie die Uebrigen und es könnte, da sie im Buchhandel zu haben sind, ihre ziem- lich kostspielige Beschaffung nur zum Studium dienen, um zu lernen, was nicht nachahmenswerth ist. Der Autor des Musterplanes glaubt auch sehr wahr- scheinlich an die oben vermissten Ei- genschaften selbst nicht, denn um wahr zu sein, muss man sagen, dass einige Wagniss oder Eitelkeit dazu gehört, um diese Missgeburt der Gartenkunst unter die Muse zu versetzen. Man denke sich ein Landhaus mit einem räumlich ziemlich umfangreichen Ter- rain, das von zahllosen Wegen durch-- schnitten wird, die weder ein Ziel noch eine Form haben, und die die derart in unendlich viele kleine Theilchen zer- legte Fläche in ein wahres Chaos von Wegen, schiefen, krummen, länglichen, eckigen und zum Theil mit Gebüsch bepflanzten Landstückchen und in eine ganz neue Art von Wildniss umwan- deln. Ohne irgend ein landschaftliches Bild zu zeigen, ohne irgend welche Phantasie oder einen Gedanken zu ver- rathen, wird schwerlich Jemand aus diesem Musterplan einen andern Sinn herauszudeuten verinögen, als einem hübschen Grundstück auf die möglichst kostspielige Art einen hohen Grad von Ungestalt beizubringen und einer bes- sern Benutzung zu entziehen. Viel besser erscheinen die übrigen Pläne, die auch klassisch sind oder sein sollen; denn Sachen die zur Aus- stellung kommen, sollen immer zu den vorzüglichsten Leistungen gehören, und dass sie vom Aussteller dafür gehalten werden, beweist der Umstand, dass sie Theile seines kürzlich herausgegebenen, meist aus Entwürfen bestehenden Wer- kes sind; doch auch diese ermangeln so sehr der künstlerischen Merkmale, dass der in die französische oder viel- leicht noch andere Sprachen übertra- gene Text erklärlich wäre, der augen- scheinlich keinen andern Zweck zu ha- ben scheint, als diejenigen zu bestechen, die in dieser Sprache etwas Besonderes zu vermulhen pflegen, ohne ein eigenes Urtheil zu haben. Die Uebersetzung wird ebenso wenig durch grössere Ver- breitung den materiellen Gewinn för- dern, als sie den französischen Garlen- künstlern ein Werk zuführen wird, das denselben zum Studium dienen könnte, da man dort Gleichartiges in Menge und auch vielfach besseres besitzt. Prüfe man den besten der Pläne, den schon genannten Plan des jetzigen Wiener Stadtparks, der in Natura auf den ersten Blick einen schr freund- lichen Eindruck macht. Es ist nicht schwer, sich in den Entwurf hineinzu- I. Originalabhandlungen. 275 denken. Man erkennt sofort mit einem Male den Grundgedanken, von welchem der Künstler ausging. Da ist der Cur- salon derjenige Punkt, wie solcher bei allen Schöpfungen gleicher Art, Anknüpfungspunkt gefunden werden müsste. Man übersieht mit einem Blick die Perspectiven, welche nach‘ ver- schiedenen Richtungen die hervorragend- sten Bilder entrollen sollen. Diese ur- sprüngliche Idee würde sehr zu billi- gen sein, aber es fehlte derselben die klare Vorstellung von den Formen und Contouren, über welche man sich vor- her bewusst sein muss. Wurden diese dem Ungefähr überlassen, so ist die Folge, dass die einzelnen Theile zu wenig mit einander harmoniren, d.h. sich steif und kalt gegenüberstehen, wie es in der That in der Siebeck’- schen Bildern der Fall ist; die ausser- dem sehr verschleiert sind, was wie- der ein Fehler ist, der daraus ent- sprang, dass wahrscheinlich der Künst- ler die oben erwähnten Mängel em- pfand, und diese Leere durch Solitär- bäume und Einzelgebüsche, wie üblich zu mildern suchte. Dieser Zweck ist auch zum Theil erreicht, aber auf Un- kosten der Perspectiven. Die Solitär- bäume wurden nämlich einmal in ihrer Art nicht passend gewählt, nicht an den passenden Ort gestellt, oder in grösseren Mengen zusammengestellt, wodurch eine beunrukigende Verloren- heit und Zerstreutheit und eine Trüb- ung der Bilder erzielt wurde. Die hübscheste Scenerie in diesem | Entwurfe entdeckt der Blick vom Cur- salon aus gegen Osten. Das Auge schweift über den Wasserspiegel eines kleinen, elwas rechts gelegenen Sees, aus welche einem ganz romanlisch. gruppirte Insel mit Schwanenhäuschen emporsteigt; während die Parthien an 18 * als ° 276 - den Ufern eine recht malerische Form haben und einen sehr angenehmen Ein- druck machen. Im Entwurf ist dieses Bild zwar viel weniger als in der Na- tur erkennbar, und im Ganzen zeigt der Plan keine Spur von jenem Schwunge der Pückler’schen oder Maier’schen- (fälschlich Lenne’schen) Piäne, und wenn man die einzelnen Theile näher prüft und mit denen des Parkes ver- gleicht, so wird man klar, dass die poetische Gestaltung einzelner schöner Parihien, weniger dem Gartenkünstler, als vielmehr dem überirdischen Künst- ler zu Gute kommt, der den Gruppen und Pflanzenfiguren eine von dem Wil- len des Autors der Zeichnung ganz unabhängige Form gab. Genug das Naturbild war in dem Plane kein im voraus berechnetes und desshalb auch die Undeutllichkeit und Verschwommen- heit desselben. Der Kenner fühlt so- fort heraus, dass mehr der Zufall und Tastsinn die leitenden Factoren gewe- sen, und keine Figur auf einem Punkte steht, wo sie, wie eine Note in der Composilion als ein unentbehrliches Gliedchen stehen müsste, wenn nicht eine Lücke entstehen soll. Was zum guten Theil die Wirkung einzelner Sce- nerien und auch des Ganzen erhöht, das ist in der Wirklichkeit, die dem Auge wohlgefällige Frische der Natur, aber auch die Sauberkeit und- Accura- esse, die immer einen angenehmen Eindruck machten, in welcher Form sie auch aufträten. Dass dies richtig, da- für spricht die verstärkte Wirkung im Frühjahr, sowie in den Morgen- und Abendstunden, was der Natur- und Gartenfreund sehr leicht an sich wahr- nehmen kann. Die Wege -am Wasser sind schön, aber jene packende und ergreifende Gewalt, wie gut geordnete landschaftliche Scenerien, — manchmal a ae ei a NEN EL RT RER EEE auch nur einzelne Gestalten, sie aus- üben, und jener hinreissende Zauber, der den Beschauer umfängt, ist auch hier nicht wahrnehmbar. Was uns an- spricht, ist die Vielgestalligkeit des Pflanzenlebens und die Kinder Floras, die hier dicht zusammengedrängt, Au- gen und Sinn ergölzen, Anderwärts aber irelen uns Wege enigegen, die entweder gar keine oder solche Form haben, die man sich in ihren Ver- schlingungen vielschöner denken könnte. Ebenso zeigen einzelne Gruppen eine Begrenzung, die zu gekünstelt und ge- zwungen, zu sehr die Hand des Künst- lers verralhen, an welche man in der Landschaft lieber nicht erinnert sein will, wenigstens nicht im auffälligen Maasse. Ich will hier einschalten, dass wäh- rend der Wiener Welt - Ausstellung über den künstlerischen Theil des Stadt- parks und seiner Urheberschaft mehr- fach gesprochen wurde, wo auch die Behauptung vertreten wurde, dass Lenne an demselben einen wesentlichen An- theil habe, und dass Siebeck mit Un- recht die Vaterschaft sich zueigne. Mir scheint indess der Lennesche Stil, mit Ausnahme am See, im Wiener Stadtpark nicht vertreten, und hätte der grosse Gartenkünstler an dieser Schöpfung seinen Antheil, so wäre es jedenfalls nur ein theilweiser, und der phantasiereiche Dichter des Friedens- gartens und der neueren Anlagen in Potsdam hätte seinen Geist bei dem obigen Entwurf nicht besonders ange- strengt. Bei einem Öffentlichen Stadtpark ist zwar sehr zu berücksichtigen, dass in demselben etwas nölhig werden kann, was man unter anderen Umständen ver- missen möchte; denn wäre das nicht der Fall, so könnte man auch dem I. Originalabhandlungen. vorliegend besprochenen Plane, den Vorwurf machen, dass er eigentlich gar kein Ziel erkennen lässt; denn hier ist weder ein Anfang noch ein Ende; wo man sich auch befindet, kann es das Eine so gut wie das Andere be- deuien, oder vielleicht richtiger ausge- drückt, es gäbe keinen Mittelpunkt , in welchem die Idee ihren Zusammenfluss finden, oder was gleich wäre, von wo sie ausgehen, um sich zu einem Gros- sen und Ganzen zu entwickeln. Was soeben als Berücksichtigungswerth an- gedeutet wurde, liegt allerdings in dem vorliegenden Project vor, denn es blieb zu erwägen, welchen Zweck die Schöpf- ung erfüllen soll, ob dieselbe sanitäre und Erholungszwecke einer Grossstadt verfolgt, oder ob sie lediglich einem Privatbesiizer zur Verschönerung seiner Umgebung dienen soll; andererseits, ob sie neben dem Einen oder Anderen auch als Bildungselement für die Masse des Volkes berechnet ist, um das Wohl- gefallen an Naturschönheiten zu wecken, die Wissbegierde zu reizen und diese in den anmuthigsten Formen zu befrie- digen, oder ob sie die Aufgabe hat, nur. die engeren Räume einer comfor- tablen Wohnung mit der nächsten Aus- senwelt in einen harmonischen Ein- klang zu bringen und dem feineren Gefühle die beunruhigenden Contraste zu ersparen, aus schwellendem Divan und Fauteuil in die prosaische Welt unserer Fleisch, Milch und Dünger er- zeugenden Hausthiere hinüberzublicken. Bei dem Umfange und dem Charak- ter des Stadiparks wären vielleicht Ziele von hervorragendem Interesse, wie man das bei ähnlichen Anlagen gern zu ihun pflegt, hineinzutragen gewesen; doch wenn dies unterblieben, so kann das auch aus irgend welchen Hinder- nissen oder Gedankenarmulh geschehen 277 sein, ohne dass das. ein Fehler wäre, d. h. das Interesse hätte sich dadurch erhöhen lassen, wenn die Wege zu be- stimmten Punkten, sei es nach einem Hügel, einer Laube, einem Monument u. s. w. geführt hätten, denn auch die Anlage soll in dieser Form ein land- schaftliches Gedicht sein, dem irgend ein Stoff, ein Sinn zur Unterlage dient, welche den Geist und das Gemüth in Anspruch nimmt. In dieser Beziehung aber zeigen wieder die Siebeck’schen Pläne eine zu geringe poelische Phan- tastik, so dass man auf denselben ei- gentlich nur eine Anhäufung von hell- und dunkelgrünen, von geschlängelten Linien durchwundene Flecken zu un- terscheiden vermag und die Wege ei- gentlich nur den Zweck verrathen, den Besucher des Parks eine vortreffliche Gelegenheit zu bielen, um sich auf mässigem Raume möglichst leicht müde zu laufen. Selbst die perspectivischen Gesetze, die Hirschfeld schon vor einem Jahr- hundert an den Chinesen rühmti, finden von Siebeck keine Berücksichtigung und jene traumhaft schönen Verschling- ungen in den schon genannten Pück- ler’schen und anderen Scenerien, die so verlockend sind, dass man ordent- lich nachgezogen wird, die dem Lust- wandelnden immer Neuheiten entrollen und immer spannen, oder die Einbild- ungskraft immer rathen und ahnen las- sen, liegen der Siebeck’schen Garten- kunst ebenso gänzlich fern, wie die wohlberechnete Vertheiluug, resp. Zu- sammenstellung nach Belaubung und Colorit, wodurch jener Ausdruck er- reicht wird, der nicht minder wie in der Tonkunst die verschiedensten Ge- fühlsstimmungen, Lust oder Melancho- lie, Sehnsucht oder Behagen anregen soll. Nach den hier besprochenen Ent- } 278 würfen der Ausstellung zu schliessen, scheint es fast, als ob der Autor der- selben, sich über die Möglichkeit der- artiger Wirkungen selbst noch nicht bewusst wäre, wiewohl sie es eben sind, welche dem Werke das künst- lerische Gepräge aufdrücken, und Jen Gartenkünstler von dem Gartenstümper unterscheidet. In die Wirklichkeit über- tragen, gestaltet sich so Manches gün- siiger, aber auch Vieles nur schein- bar; denn da sind es die schönen For- men der blühenden Solitärbäume oder Gebüsche, welche unschöne Formen verdecken; wenn man aber auch hier wieder in Einzelnheiten eingeht, so fin- det man in Natura das ebensowenig vor, was man auf dem Piane vermisste. Trotz der angezeigten Mängel wurden die fünf Pläne mit einem _Anerken- nungsdiplom bedacht, was sich ein- mal nur aus der Arligkeit der Preis- richter und deren Munifizenz er- klärt, andrerseits aber auch dadurch, dass ausser den Siebeck’schen Plänen nichts Besseres, aber auch nichts Ge- nl. a) Pflanzen, empfohlen im Cata- loge von Haage und Schmidt in Erfurt. (Die Abbildungen dazu sind uns von dem genannten Etablissement mitgetheilt). 1) Viola pedata L. Ein perennirendes Veilchen aus Virginien, das schon im vo- rigen Jahrhundert in die Gärten Europas eingeführt und von dem im Jahre 1797 das Botanical Magazine (tab. 89), die erste Ab- bildung publieirte. Synonyme sind V. di- gitata Pursh, und V. multifida Mill. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ringeres vorlag; denn die von den obengenannten zwei Herren noch aus- gestellten kleineren Entwürfe, von’ wel- chen der Eine mit der silbernen Me- daille prämirt wurde, war den Ersteren in der Eintheilung gleichzustellen und liess nur hinsichtlich der Gruppirung und Ausstattung eine Methode erkennen, die mehr Uebung als künstlerische Er- findung zeigte, und das mit den Sie- beck’schen gemein hatten, dass ihnen idealer Schwung nicht zum Vorwurf gemacht werden konnte; immerhin aber müssen auch diese der Vervollkomm- nung nach sehr fähigen Leistungen anerkanrt werden, und es ist nur zu billigen, dass durch Preisvertheilungen, resp. Anerkennungen, die weitere Fort- entwickelung auf diesem Gebiete der Gartenkunst eine Ermunterung und An- regung gelunden hat *). *) Eine Antwort von dem als Garten- künstler wohlbekannten Herrn Siebeck wird die Gartenflora gern aufnehmen. (E. R.) Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Die fussförmige Theilung des Blattes in lineare Lappen zeichnet die beistehend ab- gebildete Form vor allen andern Veilchen- Arten aus. Es gibt aber Formen dieser Art, welche entweder 5—theilige Blätter mit breiteren Lappen (V. atropurpurea Raf. — V. pedata 8. atropurpurea D, C. prodr. I. 291), oder die selbst eingeschnittene lap- pige Blätter besitzen (V. ranunculifolia Poir. — V. pedata y. ranunculifolia D. C. l. e.). Die schönste und ausgezeichneteste dieser Formen ist die abgebildete. Wird 279 Viola pedata. in halbschattiger Lage in einer mit Wald- humus oder Moorerde gemischten lehmigen Erde im freien Lande cultivirt. hellblau mit weissem Augenfleck. Blumen 2) Dielytra cucullaria D. C, Fumaria- ceae. Gleichfalls eine perennirende Pflanze mitknolliger fleischiger Wurzel aus Canada und Virginien in Nordamerika und ein würdiger, aber bis jetzt wenig verbreiteter Rivale der schönen D. formosa D. 0. — Die ganze Pflanze wird nur spannenhoch. Blätter blaugrün, fein getheilt. Die Blu- men weiss, vorn gelb, besonders ausge- zeichnet durch die gleichlangen geraden Spornen, in die die beiden äusseren Blu- menblätter am Grunde ausgehen. Sehr empfehlerswerthe hübsche harte Perennie, die den ganzen Sommer hindurch blühet in halbschattiger und in sonniger Lage ge- deiht und eine lockere ungedüngte Erde verlangt, Philippe Miller cultivirte diese schöne Pflanze schon im Jahre 1759 in England. Erst im Jahre 1808 gab das Botanical Magazine tab, 1127 eine Abbild- Dielytra cucullaria. ung nach einer von Loddiges cultivirten Pflanze. Bei uns verbreitet sich diese schöne Pflanze aber erst jetzt und Herren Haage und Schmidt gebührt das Verdienst, | durch eine Abbildung in ihrem reichen 280 “ Catalog auf dieselbe wieder aufmerksam zu machen. 3) Astilbe japonica (Hoteia japonica Morr. et Decaisn. — Spiraea barbata Wall. — Spiraea japonica hort.). Wieder ein neuer Name für eine lang bekannte Pflanze, wird Mancher rufen. Die Sache verhält sich aber dieses Mal sehr eigenthümlich, indem die in Rede stehende Pflanze gar nicht zur Familie der Spiraea- ceen, sondern zur Familie der Saxifraga- ceen *) gehört, und hier der Gattung »As- tilbe Hamilton« beigezählt werden muss, ganz wie die unlängst von der Gar- tenflora publicirte und abgebildete Rod- gersia. (XX. tab, 708 pag. 355). Unsere Gärten verdanken die Einführ- ung dieser schönen Pflanze Herrn Von Sieboldt, der solche 1338 aus Japan in Belgische Gärten einführte, Im Jahre 1840 gab das Botanical Magazine tab. 3821 die erste Abbildung derselben. Seitdem hat sich diese schöne Pflanze allgemein ver- breitet, denn dieselbe wird ebenso als äus- *) DieSaxifragaceen besitzen einen spitzen- ständigen, die Spiraeaceen einen eigentlich erundständigen nur seitlich dem Carpell verwachsenen Griffel. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. serst beliebte perennirende harte Staude des freien Landes gezogen, deren schöne zertheilte glänzend grüne Wurzelblätter auch vor und nach der Blüthe zieren und deren 30 —40 Cm. hohen Blüthestengel eine reiche dichte pyramidale Rispe weis- ser Blumen tragen. Handelsgärtner culti- viren namentlich in Petersburg diese schöne Pflanze zu vielen Hunderten im Topfe und treiben dieselbe zum Winterllor für März und April, indem sowohl die ganzen Ex- emplare gern in Blüthe gekauft werden, besonders aber benützt man die Blätter und Blumen zu Bouquets, — ja manche Gärtner ziehen dieselben vorzugsweise um deren Blätter als Grün zu Bouquets zu verwenden. Im freien Lande gedeihet die A. japo- nica fast in jedem Gartenboden und ist ohne Deckung hart. 4) Bocconia cordata Wild. B. japonica. Papaveraceae. (B. japonica hort.). Die B. cordata Willd. ward im Jahre 1795 vom Herrn G. Staunton in Gärten Englands aus China eingeführt. Die erste Abbildung gab Jacquin fragm. tab. 93 Fig. 1 und später das Botanical Mag. tab. 1905. Ist als schöne perennirende Decorationspflanze zur Einzelpflanzung auf Rasenplätzen zu ı empfehlen, da die 2—3 Meter hohen Blü- MIZ 7 - ? VD FEE Astilbe japonica. Taf 607. N \ Zu v 7 dialis. .griuseula. ‚primor: 53 @. inte 4. 6. Huttoni a. 7 6G.archca. 8939 6 HM 6 adıantoides getata A iparti 1_3. Ginkgo di. G. mult 6 I. Neue 0 II li. 9 UP ; 4 ) U T, ED oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. SENT, ni } 281 —> a WE SS > I 2; GE 7 B „ 2 7 IN [A Bocconia cordata japonica. thenstengel eine lockere Rispe blassgelb- licher Blumen tragen und durch die gros- sen blaugrünen, herzförmig-nierenförmigen gelappten Blätter sich auszeichnen. Die als B, japonica neuerdings in die Gärten eingewanderte Pflanze, nach der die bei- stehende Abbildung gemacht ist, ist nur eine Form der B. cordata von noch üppi- gerem Wuchse, Verlangt im freien Lande einen sonni- gen warmen Standort, einen tief gelocker- ten reichen nicht gar zu schweren, aber | auch nicht frisch gedüngten Gartenboden, wo im Winter der Untergrund trocken. Auf solchem Standorte hält diese schöne Pflanze noch in Petersburg gut aus. In kalten schneelosen Wintern thut man wohl, nachdem die Oberfläche des Bodens schon gefroren, die Pflanze auf einige Fuss im. Umkreise mit Laub zu decken. 5) Hepatica angulosa Lam. (Anemone angulosa Lam. — A. transsylvanica hort.) — Band XII. pag. 369 tab. 419 der Garten- N Mi USE IR INN , Eh En Br N = Gartenflora Deutschlands Russlands) re ee Na SU Hepatica angulosa. flora beschrieben und bildeten wir die H. angulosa ab, welche damals in den Gärten noch gar nicht verbreitet war. Dieselbe ist in Galizien in den südöstlichen Ausläu- fern der Kartpathen in Laubwaldungen, ganz wie bei uns die Hepatica triloba hei- misch, schon das Blatt ist aber durch die abermalig gelappten 3 Lappen des Blattes und durch grössere schön hellblaue Blu- men verschieden, welche letztere sich im Frühjahr noch einige Tage vor H. triloba öffnen. Als eine ebenso liebliche als wahr- haft schöne Pflanze des Frühjahrs hat sich die H. angulosa jetzt schon sehr verbrei- tet, — dieselbe gehört aber zu der be- schränkten Zahl derjenigen Pflanzen, wel- che mit der Zeit in jeden Privatgarten einwandern müssen, um mit der tief azur- blauen Seilla cernua (Sc. sibiriea, Sc. amoena etc, der Gärten), mit Leucojum, Galanthus, Iris reticulata, Crocus und He- patica triloba (Leberblümchen), gleichzeitig als erste Frühjahrsboten, Herz und Auge zu erfreuen. (E. R.) b) Planzen empfohlen im Cataloge von F. C. Heinemann, Samenhand- lung ete. in Erfurt. (Die Abbildungen sind uns von diesem Eta- blissement mitgetheilt). 6) Anchusa italica Retz. Borragineae. Eine in Südeuropa und im Öriente wild wachsende 3/,— 1 Meter hoch werdende Staude, die unterm obigen Namen Bot. Reg. tab. 483. Bot. Mag. tab. 2197; Bot, Cab. tab. 1383 abgebildet, ausserdem aber von Aiton in der Aufzählung der Pflanzen des Gartens zu Kew als A. paniculata be- schrieben und auch unterm letztern Namen in Sibthorp Flora graeca tab. 163 abge- bildet wurde. Fernere Synonyme sind A. officinalis Gouan., A. azurea Rchb,, Bu- glossum officinale Lam., B. amoenum Gaertn., B. elatum Mönch., B. angustifolium Tausch., B. paniculatum Tausch., B. vulgare Tausch., B. italicum Tausch., Anch. amoena Gaertn. — Also ist diese Art unter 12 verschie- denen Namen beschrieben. Die kräftig und üppig in jedem Garten- boden wachsende Pflanze ist allenthalben abstehend steif-borstig behaart. Blätter oval oder länglich-lanzettlich, ganzrandig. Auf der Spitze der Stengel, die aus vielen Anchusa italica. II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 283 kleinen Trauben zusammengesetzte Blü- thenrispen. Die 5 Kelchlappen linien-lan- zettlich, etwas kürzer als die Blumenröhre. Die rein himmelblauen schönen Blumen ähneln denen eines Vergissmeinichts. In dem rauheren Klima Norddeutschlands und Russlands erfriert die Pflanze in strengen oder nassen Wintern. Ein durchaus was- serfreier Standort und leichte Deckung im Winter sind da anzuempfehlen. (E. R.) 7) Lagurus ovatus L. Ein einjähriges Gras, das in Südeuropa und in Asien heimisch ist. Die Blumen stehen in einer dichten ährenförmigen Rispe und sind fe- derförmig weichbehaart, so dass die ganze länglich-ovale Aehre sich weich anfühlt. Wird im Frühjahr ins Mistbeet ausgesäet und dann aufeinen sonnigen warmen Stand- ort des Gartens verpflanzt. Man baut diese Pflanze jetzt massenhaft an, indem deren Blüthenähren getrocknet und verschiedentlich gefärbt, vorzugsweise zur Anfertigung der Bouquets aus trocknen Blumen benutzt werden. Lagurus ovatus, 8) Nicotiana Tabacum L. oder die aus dem südlichen Amerika stammende Ta- bakspflanze mit rothen Blumen wird nicht blos im Süden und Westen Deutschlands und Russiands auf den Feldern zur Bereit- ung des Tabakes angebaut, — sondern sie Gartenflora Deutschlands, AN) Bosslend., und der Reha x 2) N A =S u en I Na Z Hl Er m In: & Ga I” 7 N = DT nn Nicotiana Tabacum. ist auch in die Gärten als Zierpflanze, be- sonders aber wegen ihrer Blätter als De- corations- oder Blattpflanze eingewandert. Dazu hat man einestheils die grossblätterig- sten Formen zu wählen und andererseits durch guten warmen geschützten und sonni- gen Standort‘, sowie auch durch lockeren recht stark gedüngten Boden dafür zu sor- gen, dass die Tabakspflanze sich zur grössten Ueppigkeit entwickelt. In solehem Wachs- thume gehört die Tabakspflanze, theils ein- zeln im Rasen, besonders aber auch für Gruppen von verschiedenartigen Decora- tionspflanzen, zu den sehr effectvollan all- gemein zu empfehlenden Gewächsen. Als Abarten sind zu unterscheiden eine Form mit schmäleren lanzettlichen Blät- tern, N. Tabacum attenuatum Dun. (N. loxensis H. 3. K.; N. laneifolia W. und N. angustifolia hort.) und dann die Form mit breiteren ovalen Blättern N. ‚Taba- | cum macrophyllum (N. macrophylia Lehm., N. latissima D. C., N. gigantea Ledb., N. auriculata Bert., N. chinensis Fisch., N. Sellowi Lk. Kl. Otto., N. per- sica Lindl., N. atropurpurea, N. sanguimea und N. orientalis der Gärten). 9) Cajophora lateritia Maund. Loaseae (©. laterıtia Maund. Bot. III tab. 119. — Loasa lateritia Hook. Bot. Mag. tab. 3632. — Bot. Reg. XXIV. tab. 22. — Paxt. Mag. IV tll. Eine schon im Jahre 1836 in den Bo- tanischen Garten in Glasgow eingeführte Schlingpflanze aus Chili, welche jetzt we- niger cultivirt wird, als solche es in Wahr- heit verdient, so dass Herr Heinemann mit Recht auf diese hübsche Pflanze wieder aufmerksam macht. Die Samen müssen rechtzeitig, spätestens Anfangs März in Töpfe ausgesäet und nur wenig mit etwas Sand gedeckt werden. Sowohl im niedri- gen Warmhause, wie im sonnigen Zimmer- fenster, können die jungen Pflanzen angezo- gen werden, um solche dann schon in er- wachsenem Zustande, wenn keine Fröste mehr zu besorgen, in geschützter sonniger Localität als Schlingpflanzen zu verwenden. Die ganze Pflanze ist sehr steif behaart und die 4 Cm. im Durchmesser haltenden ziegelrothen Blumen tragen auf dem Schlunde kappenförmig zusammengebogene gelbe linien-lanzettliche Schuppen. Blühet reichlich den ganzen Sommer hindurch und schlingt mehrere Meter hoch. Cajophora lateritia. 10) Amarantus caudatus L. Stammt aus dem südlichen Asien und ist eine der seit Jahrhunderten in den Gärten cultivir- ten Pflanzen, die sehr wahrscheinlich zur Zeit der Kreuzzüge in die Gärten einwan- derte. Die tief rothen überhängenden Blü- thenrispen aus schwanzförmigen Trauben II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 285 zusammengesetzt, haben dieser Pflanze den Namen »Fuchsschwanz« verschafft. Unter allen den vielen in den Catalo- gen der Samenhandlungen aufgeführten Amarantus-Arten zeichnen sich A. melan- ceholieus Miq. (aus China) und A. hy- pochondriacus L. aus Virginien und Mexiko (A. cruentus, A. giganteus u. A. macrostachys hort.) mit dunkelblutrothen Stengeln und Blättern als Decorationspflan- zen aus, A. salicifolius h. Veitch. be- sprachen wir kürzlich; A. triecolor L. aus Ostindien (A. bicolor hort.) ist eine schöne buntblätterige Art, die aber gleich A. salieifolius viel Wärme zur üppigen Entwickelung verlangt, A. speciosus Sims aus Nepal (A. atropurpureus hort.) ist von hohem aufrechtem Wuchse und Blätter und Blumen dunkelpurpur. A. chlo- rostachys W., A. chloro-ruber hort. und A. paniculatus Miq., sind aufrecht wach- sende kaum zur Cultur zu empfehlende Ar- ten. (E. R.) Amarantus caudatus. m. 1) Eigenthümlichkeiten der Vic- toria regia Lindl. bei ihrer OCultur ım K, Bot. Garten zu Petersburg. Dieselbe hat in diesem Jahre im Ganzen 12 Blumen entwickelt. Sie ist in diesem Jahre besonders üppig entwickelt und noch nie zuvor hat sie so dankbar und viel bei uns geblüht, in ihrer Entwickelung hat sie aber mancherlei Abweichungen von den Beobachtungen früherer Jahre gezeigt. Jede zur Oefinung kommende Knospe öffnet sich nämlich gemäss früherer Beob- achtungen Abends gegen 4 Uhr, um dann die Nacht hindurch bis zum andern Mor- gen 8 oder 9 Uhr zu blühen. Darauf schliesst sich die Blume und geht Abends gegen 6 Uhr am zweiten Tage wieder auf, um sich dann gegen 8 Uhr ganz zu schlies- sen. Dann dauert es gewöhnlich zwei Tage, bevor eine neue Knospe sich öffnet. Dieses Jahr blühten aber die ersten Blumen nicht ' blos nur einen einzigen Abend, sondern dieselben schlossen sich sogar schon am ersten Tage gegen 9 Uhr gänzlich, ohne wieder aufzublühen. Dann dauerte es drei Tage, bevor eine neue Knospe sich öffnete. Schon die fünfte Blume blühte aber regel- mässig zwei Abende und seitdem folgten sich die Blumen so rasch, dass einmal nach dem Abblühen der einen Blume sich schon am andern Abend wiederum eine neue Knospe öffnete, so dass also vier Tage nach einander, täglich eine Blume in den Abendstunden geöffnet war. Nun folgte auf die am je zweiten Abende abgeblühte Blume stets zwei Tage darauf eine neue, so dass gemeiniglich also nach zweitägiger Blüthe ein Tag Pause eintrat, Die 8. bis 12. Blume, welche zwischen dem 16, bis 28. August blühete, liess nach zweitägiger Blüthe eine Pause von 2 Tagen bis zur Oeffnung der folgenden Blume eintreten und jetzt, wo mehrere Tage trübes Wetter herrschte, scheint sich gar keine Blume mehr zu entwickeln, Notizen Die Victoria ist, obgleich sie nur in der Dämmerung und Nachts ihre Blüthe ent- wickelt, dennoch im höchsten Grade vom Einfluss des Lichts abhängig. In ihrem Vaterlande, da entwickelt sie sich unter dem Einfluss der glühenden vertikalen Strahlen der Aequatorialsonne und wird da wahrscheinlich unausgesetzt jeden Abend blühen. Der Tag währt aber unter den Tropen nur von 6 bis 6 Uhr. Darum tritt die üppigste Blüthezeit dieser Pflanze bei uns auch erst in den Tagen ein, wenn der Einfluss der Sonne sich von 6 bis 6 Uhr noch ordentlich geltend macht, Nachts aber schon wieder Dunkelheit eintritt, und das ist die Zeit von Mitte Juli bis zum ersten Dritttheil des Augusts. Die unre- gelmässige Blüthezeit der ersten Blume war deshalb wohl nur Folge der damals noch hellen Nächte, — Wenn bei uns aber die Zeit der Tag- und Nachtgleiche in die Nähe rückt, dann ist der Einfluss unserer nordischen Sonne schon so gering, dass die Victoria keine Blume mehr hervorzu- bringen im Stande ist. Wenn dann die Tage noch kürzer werden, dann stirbt bei uns die Pflanze, gleichviel ob es ein gros- ses, starkes, blühendes Exemplar oder eine noch junge Pflanze ist, ganz ab, weshalb dieselbe bei uns jährlich wieder aus Samen erzogen werden muss. Das ist aber nicht im Vaterlande dieser Wasserrose der Fall, dort vegetirt jedes Exemplar viele Jahre und blüht den grössten Theil des Jahres hindurch. Das Gleiche ist der Fall in den botanischen Gärten der warmen gemässig- ten Zone, so ist z. B. auch bei unseren Gegenfüsslern in Australien der Victoria im botanischen Garten zu Adelaide ein Resi- denzschloss erbaut, und dort hat das gleiche Exemplar drei Jahre nach einander während des 3 Monate langen Sommers beständig geblüht. (E. R.) IV. Literatur, 287 WW. Literatur. 1) Deutsche Reichsofferten-Zeit- ung, von Klar und Thiele in Berlin. Das Unternehmen hat sich als zeitge- mäss bewiesen. Es hat seinen Zweck er- füllt und Abnehmer und Verkäufer mit einander bekannt gemacht und ganz be- sonders den kleineren Gärtnereien, welche zu wenig produciren, um Cataloge heraus- zugeben, genutzt. Die Reichsofferten-Zeit- ung hat aber auch den grösseren Handels- gärtnereien viel genutzt, theils um neu erhaltene Sachen schnell anzuzeigen, theils um den Bedarf von ausverkauften Artikeln von andern Seiten zu entnehmen. Gärtner haben durch die Zeitung Stellen, und Gar- tenfreunde Gärtner bekommen. Den kleinen Gärtnereien, die durch die Reichsofferten-Zeitung ihre Vorräthe an- bieten, rathen wir aber, sofern solche eben noch wenig versendet zur Vorsicht. Wir wollen da ohne Nennung des Namens eine Geschichte zum Besten geben. Der Re- ferent brauchte im letzten Jahre Apfel- wildlinge, welche die grösseren Baumschu- len nicht mehr besassen. In dem Anzei- geblatt fand er solche anerboten und be- eilte sich zu bestellen. Der Producent verlangte zunächst Zahl- ungssicherheit, welche ohne Wiederrede geleistet wurde. Darauf sendete er nach Petersburg per Eisenbahn die Wildlinge in offenen Bunden, d. h. die Stämmchen gar nicht eingebunden, die Wurzeln lie- derlich mit Stroh umgeben, so dass die Wurzeln allenthalben frei lagen. Das Porto war theurer als der Ankauf, denn die Bäumchen waren schön, sie kamen bei — 15° R. in Petersburg an und alle in den Wurzeln erfroren. Wir hatten die Auslage für Porto, wir zahlten die Wild- linge, — und hatten nichts ‚als Rei- sigbündel zum Verbrennen! Das als War- nung den kleinen Gärtnereien, damit solche bei einem ersten Absatz auf weitere Ent- fernung sich nicht zugleich ihr Renommee für die Folge gründlich verderben. Die Insertionsbedingungen und Abonnement auf Berliner Blätter sind folgende: Der Abonnements- und Insertions-Preis stellt sich demnach wie folgt: 1) Bei Insertionen wird die dreimal gespaltene Petit-Zeile oder deren Raum mit 3 Sgr. berechnet. Bei grösseren oder mehrmaligen Annoncen nach Uebereinkom- men billiger. 2) Das Abonnement auf die »Berliner Blätter«, welche monatlich 1 Mal erschei- nen und wofür Anfang des 2. Halbjahrs ein illustr. Gartenplan als Prämie verab- folgt wird, incl. »Deutsche Reichs-Offerten- Zeitung« beträgt, wie im verflossenen Jahre, 2 Thlr., halbjährlich 1 Thlr. pränu- merando, für das Ausland 10 resp. 5 Sgr. Aufschlag. Man abonnirt direct bei uns und jeder Post-Anstalt. ' 3) Beilagen, Preiscourante etc. können in einer Auflage von 4000 Exemplaren zu dem Preise 5 Thlr. incl. Hinweis beigelegt werden. Sollte das Gewicht einer Beilage jedoch mehr als 15 Grm. betragen, so be- darf dies in Bezug auf den Preis eines be- sonderen Uebereinkommens mit uns. Klar und Thiele. Berlin N. Linienstr, 130. (E. R.) 2) Im Verlag von Wiegand Hempel und Parey in Berlin erscheint im Herbst dieses Jahrs eine neue landwirthschaftliche Zeit- ung, die »Deutsche landwirthschaft- liche Presse« herausgegeben vom Oeko- nomierath Herrn Hausburg, früher Ge- neralsecretär der Centralstelle, jetzt Ge- neral-Secretär des »Deutschen Landwirth- schafts-Rathes<. Dieselbe erscheint wö- chentlich zweimal, wird reich illustrirt und wird sich auch eingehend mit den einzelnen Fächern des Gartenbaues be- schäftigen. J. 288 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Vv. Personalnotiz 1) Die fünfte grosse Ausstellung des Akklimatisations- Vereins in Berlin unter dem Protectorat Sr. Kaiserl. und König], Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preussen, findet nicht wie in dem Circular vom 29. Januur d. J. an- gegeben, vom 26. bis 29. September, son- dern am Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sonnabend den 23., 24., 25. und 26. Sep- tember 1874 statt. Das Programm enthält folgende Be- stimmungen: 1) Die Ausstellung soll die Zweige, in denen der Verein bisher vorzugsweise thä- tig war, nämlich: Acker- und Gartenbau, Anzucht von Nutzpflanzen, Forsteultur, Seidenbau, Bienenzucht u. s. w. umfassen. 2) Die Ausstellung findet im Hötel Imperial (früher Arnim’s Hötel) Unter den Linden Nr. 44 statt. Sie wird am Mittwoch den 23. September d.J., Vormit- tags 11 Uhr, eröffnet und am Sonnabend den 26. September Abends 6 Uhr ge- schlossen. 8) Die Anmeldung der auszustellenden Gegenstände muss unter Beifügung eines doppelt ausgefertigten Verzeichnisses spä- testens bis zum 12. September d. J. er- folgen. 4) Die Anmeldungen sind frankirt an das Bureau des Akkimatisations-Vereins in Berlin — Adler-Strasse Nr. 12 — zu richten. 5) Die Sendungen müssen gleichfalls frankirt am Dienstag den 22. September bis Nachmittag 2 Uhr im Ausstellungs- Lokale — Unter den Linden Nr. 44 — eintreffen. Leicht verderbliche Gegenstände a a Dan in: en und Neuestes werden ausnahmsweise noch Mittwoch den 23. von 6 bis 9 Uhr Morgens angenommen. Nach vorheriger Verständigung mit dem General-Sekretär des Vereins kann bei grösseren Sendungen eine theilweise Ver- gütigung der Transportkosten eintreten. ° 6) Die Bücksendung der eingesandten "Gegenstände findet nur auf besonderen Wunsch und dann auf Kostezn der Einsen- der statt. 7) Unter den zur Concurrenz eingefor- derten Gegenständen befinden sich auch: Sämereien. Trockene Früchte, womöz- lich in ihren Umhüllungen. Getreidearten, Hülsenfrüchte, Nutzpflanzen u. s. w. Knollen. Zwiebeln. Wurzeln. Frische Gemüse. Heimische essbare und schädliche Pilze, aber in gesonderten Collectionen nach die- sen Eigenschaften. Im Freien ausdauernde, officinelle und wohlriechende Pflanzen. Gespinnstpflanzen. Laub- und Nadelhölzer, vorzugsweise ausländische. Importirte Ziergewächse in Gefässen. Obst, Nüsse, Trauben und ausländische Früchte. Eingemachtes und getrocknetes Obst. Fruchtsäfte. Conservirte Gemüse. Die Preise bestehen in Medaillen und Geldpreisen. Unter den letztern auch von Sr. Majestät dem Kaiser ausgestellte gol- dene Medaille. Das Programm erhält man anf Anfrage bei Dr. Busry, Adlerstrasse Nr. 12. Berlin. Druckfehler im Augustheft: Statt Otto Heer lies: Oswald Heer. — S. 238 zweite Sp. Z. 4 fällt den weg. — S. 239 zweite Sp. Z. 9 v. u. lies: studiren statt sondiren. — S. 239 zweite Sp. Z. 8 lies: zu statt auf die. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Freesia Leichtlini F. W. Klatt. (Siehe Tafel 808,) Irideae, F. fibris tunicarum reliculatis, areo- lis obquadratis, scapo basi subrotundo triangulari, apice compresso tortuoso in- fra spicam refracto sulcato; foliis 4—5 late lanceolato-ensiformibus multlinerviis abrupie- aculis basi albo - vaginantibus; spalhis aequivalvibus, valvis brevissimis margine albicantibus perigonii tubo gracili, fauce campanu- lata, laciniis ovatis flavis, inferioribus an- gustioribus auranliaco marginatis; an- Iheris filamento recurvo triplo breviori- »us; sligmalibus dense fimbriatis; cap- sula oblonga trigona, Synon: Sparaxis Thouberti hort, Culta in Horto Leichtliniano. Die Haut der Bulben ist netzaderig, die einzelnen Fächer sind verschoben viereckig. Der Schaft ist unten rund- lich dreieckig, oben zusammengedrückt X. 1874. seu purpureis; | | flach, von unten an hin- und herge- dreht und tief gefurcht. Er erreicht * die Höhe eines halben Fusses bis zu der zurückgebogenen Blüthenspindel, welche selbst 3 Zoll lang wird, Ge- wöhnlich ist er einfach, kommt aber auch gablig getheilt vor und ist unten von 4—5 breit lanzeitförwigen Blättern umgeben, welche zugespitzt sind und durch die Hauptader in 2 ungleiche Hälften getheilt werden, wovon die eine Hälfte 5—7, die andere 7 bis 10 gleichlaufende Nerven zeigt. Die aus- gebildeten Blätter erreichen eine Länge von 6 Zoll und eine Breite von 7 Li- nien. Im jungen Zustande sind die Blätter von der Mitte an bis zum Grunde hautrandig. Alle Blätter gehen in die weisse häutige Scheide über. Die glockenförmigen sehr grossen und äus- 19 290 serst slark und angenehm, wie Maili- ‘lien, dufienden Blüthen von lebhafter gelber Farbe bilden eine 3 bis 7 blü- thige Aehre. Die Spatha besieht aus 2 gleichlangen Klappen, deren untere Klappe 2zähnig und wie die obere weissrandig, später aber violettrandig ist. Die Blüthenröhre ist gegen 5 Li- nien lang, die Erweiterung bis zu der Theilung 6 Linien, die einzelnen Ab- schnitte sind 9 Linien. Diese Perigon- theile sind ungleich breit, die oberen einfarbigen 4 Linien, die unteren 2 sei- tensländigen 3 Linien mit orangenfar- bigen Rändern und der untere Mittel- DR a I a SE a a ; gt FT er Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, RR | u so: Een lappen 2 Linien vom Schlunde unge- fähr zwei Drittel bis zur Spitze oran- genfarbig. Die Narbe hai drei Aeste, jeder Ast ist zweilheilig und gewim- pert. Die gekrümmten Staubläden sind fast dreimal so lang, als die Antheren. Die länglich runde Kapsel ist stumpf dreikantig. Diese Art gleicht sehr der Freesia odorata Ecklon (Linnaea 34, pag. 672), aber die Blätter sind wenigstens um das Doppelte grösser. Freesia relracta F. W. Klatt hat grüngelbe Blüthen, mit purpurnen Streilen und Flecken. F. W, Klatt. b) Amaryllis (Hippeastrum) Roezli Rgl. (Siehe Tafel 809.) Amaryllideae. A. Roezli; spathae tetraphyllae, phyllis exterioribus opposilis anguste lanceolatis erectis, interioribus filifor- mibus recurvis sepalisque angustioribus ab A. equesiris diversa. Bulbus ovato-oblongus. Folia ensi- formia, obtusiuscula, glabra, striata. Scapus ante folia evolutus, lateralis, fistulosus, teres, glaber, viridis, rare glauco tectus, suberectus, circiter 80 c. m. allus. Spathae phylla exteriora dorso carinata, rubescentia, pedunculos germinaque superanlia; interiora Alifor- mia, albida, mox recurva, pedunculos paullo superantia. Flores gemini, nu- tantes. Pedunculi teretes, erecti et apice paullo curvati, 2—21/, c. m. longi. Perigonium infundibulare; tubus cylind- | ricus, fere calamum crassus,, sul- catus, lurido - purpurascens, cireiler 2 e. m. longus; limbus sexparti- tus infundibularis, irregularis, subrin- gens, superne patenlissimus, miniatus, basi interiori albidus; laciniae margine undulatae, apice recurvae, exteriores oblongo-lanceolatae ex apice relundato- apiculafae, interiores laterales paullo minores oblongo-lanceolatae obtusae, interior infima angusie lanceolata por- recta oblusa exteriores aequans; laci- niae ires superiores fauce utrinque fim- briatae. Genitalia deelinato-adscenden- iia, perigonio concolora et eodem paullo breviora. Antherae oblongae, incum- bentes, flavae. Stylus filamentis paullo longior, stigmate capilato vix Irilobo e 1. Originalabhandlungen. coronatus. Germen viride, trigonum, tjloculare, loculis multiovulatis. — E. Boliviae andibus a Ül. Roezlio allata, Zu der obigen Beschreibung der schönen neuen, von Roezl in Bolivien entdeckten Amaryllis ist wenig hinzu- zufügen. Dieselbe steht am nächsten den Formen der A. equestris, unter- scheidet sich aber sofort durch die Spatha, welche hei A. equestris aus 4 lanzeitlichen einander ähnlichen Blätt- chen besteht, während bei unserer neuen Art. die beiden äusseren Blätt- chen schmal lanzettlich, aufrecht und kraulartig, die innere aber fädlich, weisshäutig und bald zurückgebogen, ferner auch durch die überhaupt schmä- leren Blumenblätter, von denen das in- 291 nerste lang vorgestreckt, schmal lan- zettlich und halb so schmal als die seit- lichen inneren Blumenblätter, welche letztere wieder kleiner und schmäler als die äusseren Blumenblätter. Cultur theilt diese Art mit den an- deren Amaryllis-Arten, verlangt aber weniger Wärme und wird im temperirt warmen Hause gehalten. (E. R.) Erklärung der Tafel. 1. Eine blühende Pflanze verkleinert. 2. Die Zwiebel mit dem eben vortretenden Blatt und dem abgeschnittenen Blüthen- schaft. 3. Der obere Theil des Blüthen- schafts mit der Spatha und den 2 Blu- men. 4. Der mittlere Theil des Blü- Ihenschaftes. Fig. 2—4 in natürlicher Grösse, c) Polygonum tomentosum Willd. (Siehe Tafel 810.) Polygoneae. Polygonumtomentosum Willd; tolum adpresse pilosum; caule ereclo sulcaio crasso inferne glabres- cente; foliorum ochreis longis limbo membranaceo erecto longe setoso-ciliato, lamina oblongo-lanceolata ulrinque at- tenuala; paniculis spieiformibus strictis densifloris; bracteis obtusisciliatis; achae- | niis calyce inclusis, lenticularibus, ob- tusangulis breviter acuminatis, angulis haud lineatis, faciebus convexis laevi- bus nitidis. Polygonumtomentosum Willd. spec. I. 147. DC. Prod. XIV. 124. Polygonum ochreatum Houl- tuyn Pfl. syst. VI. 442 0. 49. 1. ex Meisn..in DE, Brodr.. | c. Polygonum pulchrum Blume bijdr. p. 530. Hassk.pl.Jav.rar. 218 exMeisn. in DC. Prodr.|.c. Patria: Tota India orientalis, Java, insulae Philippinae, Ceylon, Africa aus- tralis. var. canescens foliorum och- rea tenuiter membranacea, pilis longis 19,7 292 tenuibus tenuiter arachnoideo-tomentosa atque ciliata, lamina utrinque, sublus den- sius canescenti-tomentosa; ramulis flo- riferis canescenti-tomentosis. Unter den verschiedenen Sämereien, welche wir von dem berühmten Rei- senden Herrn Dr. Schweinfurth erhiel- ten, befanden sich einige Samen mit Poligonum species bezeichnet, von de- nen die Mehrzahl keimten, und nach- dem mehrere Exemplare schon im ver- gangenen Jahre zur Entwickelung ka- men, zeigle sich, dass es das in eini- gen Herbarien bereits bekannte Pol. tomentosum ist, Das, man darf sagen, seltene Colo- rit dieser Pflanze zeichnet sie vor allen anderen aus, und da auch der Blüthen- Reichthum nichts zu wünschen übrig lässt, besitzen wir wieder eine Pflanze, welche um so mehr hald Gemeingut werden dürfte, als keine Cultur-Schwie- rigkeiten vorhanden sind, und die Pflanze in mässig temperirten Häusern vor- trefflich gedeiht, sowie auch während des Sommers zum Auspflanzen verwen- det werden kann, wo sie wegen ihrer guten Eigenschaften nicht minder ge- sucht sein wird. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Im ersten Jahre wurde dieses Poly- gonum im Orchideen- Hause cultivirt, und im vergangenen Jahre, nachdem eine grössere Pflanzen- Anzahl hievon vorhanden war, wurde ein Theil im Freien, andere in den kalten Häu- sern aufbewahrt, wo sie sämmllich blüheten. Bezüglich der Ueberwinterung ist allerdings Vorsicht zu empfehlen, und | nach den gemachten Erfahrungen eig- net sich, wie schon oben gesagt, ein temperirtes Haus hiefür am besten; im Uebrigen ist noch zu bemerken, dass dieselbe während des Winters sehr trocken behandelt werden muss. Schliesslich sei noch bemerkt, dass dieselbe in nicht zu schwere Erde ge= pflanzt werden soll und zwar in halb Haide- und halb Lauberde am besten gedeiht. Wir zweifeln nicht, dass die äus- serst getreue Abbildung allenthalben gefallen und diese Pflanze von allen Pflanzen-Freunden willkommen geheis- sen wird. München im Juni 1874, Max Kolb. I. Originalabhandlungen. 293 2) Reisenotizen von E, Regel. 3) Von Genua bis Lausanne, Botanische Gärten, Steinparthien. (Fortsetzung.) Von Genua führt die Eisenbahn nach der Schweiz über Alessandria und Tu- rin durch den Mont-Cenis-Tunnel nach Genf. Gerade mit dem grauenden Tage irat der Zng aus dem langen Tunnel heraus. Es war am 20. Mai dieses Jahres, als in Folge starker Nachtfröste, besonders die Schweiz, Frankreich und das westliche Deutschland gelitten hat- ten. Auch im Mont- Cenis - Gebirge hatte es die ganze Nacht geschneit, und obgleich der fast i3000 Meter lange Tunnel den Gebirgsstock bei einer Höhe von nur 3700 Fuss durchbricht, so hatie es dennoch in St. Jean de Maurienne und noch 1000 Fuss tiefer bis in die Thalsohle herab in der Nacht geschneil und die in voller Blüthe be- findlichen Obstbäume waren mit dichten Schneemassen beladen. Wie aber oft im Hochgebirge, wenn es tief herab bis in die Thäler schneiet, dann: bricht das Weiter und wendet sich zum Gu- ten. So auch dieses Mal. Die Sonne glänzte bald in voller Reinheit an ei- nem wolkenlosen Himmel, die Nebel- wolken der Gebirgsstöcke wichen und zerflossen vor ihren glühenden Strahlen und das bis fast an den Fuss in einen schneeweissen Mantel eingepuppte Hoch- gebirge glänzle längs des Arc-Thales und den zahlreichen Seilenthälern nach in so wunderbarer Schönheit und Rein- heit, wie man das eben nur nach vor- angegangenem schlechtem Wetter sieht. Die Siation Aiguebelle bietet eines der schönsten Gebirgspanoramen, Hinter dieser Station ergiesst sich die Arc in die Isere, man hat hier die Aussicht nach der Route nach Grenoble zu und gelangt dann nach Chambery. Unweit Chambery sind die schon von den alten Römern viel benutzten Bäder Aix-les-Bains und geht die Bahn am Ufer des 4 Stunden langen Sees (Lac de Bourget) über Chatillon nach Culoz und Bellegarde, überschreitet dann auf einem Viaduct das Thal der Valserine und kommt nun durch den langen Tun- nel du Credo ins Rhonethal, das die Juraketie von den Savoyischen Alpen irennt. Längs der Bahn blüheten Rasen von einigen Fuss Durchmesser von Saponaria ocymoides von einem herr- lichen Farbenglanz, denn die in den Gärten nur lebhaft rosarothen Blumen dieser schönen Pflanze besassen eine tiefe leuchtend rosenrothe Färbung und überdeckten die grossen Rasen derart, dass keine Blätter zu sehen waren. Ebenso gewährt die Bahn, bevor solche nach Genf herabsteigt, eine der schön- sten Aussichten auf die grossartige Montblanc Kette, die zwar auch in Genf noch sichtbar, aber daselbst nicht so hoch hinter den Vorbergen her- vorlritt, Genf ist nicht blos als eine der schönsten Städte der Schweiz, sowohl in Bezug auf die reizende Lage, wie auf die Stadt selbst, deren grossartige Brücken über die Rhone und Quais am See mit der Aussicht auf den Mont- blanc, — bekannt, — sondern es be- 294 sitzt diese Stadt noch eine Menge an- derer Merkwürdigkeiten. Der Pflanzen- freund sammelt an den nahe gelegenen Bergen des Jura’s (Saleve) die eigen- thümlichen seltenen Pflanzen (Anthyllis monlana z. B., eine sehr schöne roth- blühende Staude, die man in den Gär- ten noch viel zu selten sieht) dieser Gebirgsformation. Für uns hatte der Botanische Garten ein besonderes In- teresse. Dadurch dass die De Candolles schon lange von der Direction dessel- ben zuruckgetreten. dass unser lieber Freund Reuter vor einigen Jähren das Zeitliche gesegnet, hat der Garten viel verloren. Zwar ist in demselben ein eifriger lüchliger Gärtner thälig, es fehlt im Garten aber, wie es scheint, an der wissenschaltlichen Beaufsichtig- ung. Die berühmten Genfer Botaniker De Candolle, Vater und Sohn, und Boissier, mögen allerdings von vorn- herein wegen der vielen wissenschaft- lichen Arbeiten, mit denen solche be- schäfligt, jede Aufsicht abgelehnt haben, — aber es lebt in Genf noch ein an- derer als Bolaniker weitbekannter Mann, der berühmie Bearbeiter der Reseda- ceen, Euphorbiaceen etc. der Dr. J. Müller, dem, so viel uns wenigstens bekannt, die Direction dieses durch die De Candolles geweiheten und berühmt gewordenen Botanischen Gartens nicht einmal angeboten worden ist. Dass auch in unserer Schweiz das wahre Verdienst nicht immer die einzige be- sliimmende Erwägung ist, davon ist das ein Beispiel. In andrer Beziehung hat dagegen die Stadt Genf ihren Sinn für Volks- bildung in neuester Zeit in hohem Grade bethäligt, indem sie aus den vom Her- zog von Braunschweig ererbten” Dia- manten ein neues Universitätsgebäude Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Hr RR Kali ann aan z ! RER r aufgeführt, und die neu errichtete Uni- versität dotirt hat. Der Genfer Bolanische Garten bietet in Bezug auf seine Vegetation und die dort im Freien aushaltendeu Pflanzen, keinen wesentlichen Unterschied vom Botanischen Garten in Zürich dar. Die Pflanzen des freien Landes sind theils schon seit Pyr. De Candolles Zei- ten systematisch angepflanzt und zwar annuelle, perrennirende und Holzge- wächse in der gleichen Anordnung durch einander. Die neuerdings ge- machten Anlagen sind aber im Geist der Neuzeit, nämlich mit Bosqueten, Rasenplätzen und einzelnen Randexem- plaren und Blumengruppen auf den Ra- senplätzen. Rs Die erstere durchaus unzweckinässige Art der Anordnung, weil eine richlige Cultur dabei gar nicht eintreten kann, zeigen alle die ältesten Botanischen Gärten Italiens und Deutschlands. In Deutschland ist diese Anwendung gemeiniglich dahin abgeänderi worden, dass ein Theil des Botanischen Gariens zum sogenaunten Botanischen System dient, wo die perennirenden Pflanzen nach irgend einem System zusammen gepflanzt sind. Andere Parthien sind den annuellen Pflanzen und wieder an- dere dem Arboretum gewidıet. Der Botanische Garten in Wien und ihm folgend einige andere Gärten, sind in dieser Beziehung noch einen Schritt weiter gegangen, indem die Perennien je nach Familien und Gat- tungen auf besondere, [rei in den Ra- sen gelegte Gruppen gepflanzt sind, — auch gleichzeitig (wie wir das in Zü- rich schon vor 30 Jahren thaten) eine Steinparthie zur Cultur der Gebirgspflan- zen angelegt worden ist. Fragen wir, was hat das sysiema- tische Zusammenstellen der Pflanzen für WEL BERn “ RR 7 t einen Voriheil, und welche Nachtheile hat dasselbe, so möchlen wir als das Resultat einer 40jäurigen Erfahrung, das Folgende feststellen: Als Vortheil ist nur der zu nennen, dass sole ein Botanisches System, be- sonders wenn die Anpflanzung wach dem natürlichen System ausgeführt ist, dem Anlänger einen gewissen Ueber- blick über allerdings nur einen kleinen Theil der Familien des Gewächsreiches gibt und daran gewöhnt die Pflanzen- familie schon an der ganzen Trachi der einzelnen Pflanze zu erkennen. Ebenso dient eine derartige Anordnung zum leichiern Aulfinden der einzelnen Arten und erleichtert die Vergleichung der Arten bei speciellen Studien. Das sind aber auch alle Voriheile, denn der Anfänger wird bei der ge- nauen Untersuchung und Vergleichung aller Organe einer einzigen Pflanze, in der gleichen Zeit sich jeden/alis mehr nülzliche Kenntnisse erwerben, als beim Durchwandern eines solchen Systen:s. Die Nachtheile, welche eine der- arlige sysiemalische Anpflanzuug bielet, sind aber viel zahlreicher. a) Ist bei solcher eine zweckmässige Cultur der einzelnen Arten, selbst wenn schon die Tbeilung in Stauden, annuelle Pflanzen und Holzgewächse vorgenom- men wurde, fast unmöglich, denn es werden hier die Pflanzen des Schattens und die der sonnigen Lage, die Pflan- zen der leuchten Niederungen und die des lrockenen Lehn- oder Sandbodens, die Pflanzen der Felsen, des Waldhu- mus, der Wiesen, Steppen, Triften und Aecker, alle unter durchaus gleich- arlige Verhältnisse und Einflüsse ge- bracht, so dass immer nur ein Theil gut, ein anderer minder gut gedeiht und viele jährlich wieder ausgehen. b) Der zweite grosse Nachtheil be- IL Orieinalabhandlungen. 295 steht. darin, dass indem die nächst verwandien neben einander gestellt werden, bei allen zur Bastardbildung geneigten Pflanzenarten, ein Same ge- erntet wird, aus dem man selten die echte Pflanze wieder erzieht, sondern an deren Stelle Mischlinge zwischen verschiedenen Arten, so z. B. bei Aquilegia. c) Werden auch bei soichen Gat- tungen, die nicht zur Bastardirung ge- eignet sind, die Arten sehr leicht durcheinander gemischt, theiis dadurch, dass die einen mit Ausläufern versehe- nen Arten, in die anderen ähnlichen hinüberlaufen, oder indem durch aus- fallende Samen die nah verwandten Arten unter einander aufgehen etc. In nicht besonders sorgfältig revidirten Botanischen Gärten kann man so ganze Beete sehen, wie die ursprünglich ächt vorbandenen Arten durch einzelne wenige slark wuchernde und leicht ge- deihende Arten verdrängt wurden. Die ursprünglichen Eiiquelten bleiben aber stehen und die Samen werden nach wie ° vor jährlich nach dem Namen, den das Etiqueti zeigt, gesammelt und vertheilt. Diese die Reinhaltung der Arten so sehr erschwerenden Nachiheile der sy- stemalischen Anordnung werden noch dadurch vermehrt, dass die mit dem Reinigen des Systems beirauten Ar- beiter wohl sehr verschiedenarlige neben einander stehende Pflanzenarten von einander unterscheiden lernen und in Folge dessen rein halten können, während ihnen dies bei unter einander nah verwandten neben einander stehen- den Arten nicht möglich ist. Garlen- gebülfen, die in dieser Beziehung ge- nugsame bolanische Kenntnisse besitzen, sind selien und diese beschältigen sich mit allem lieber als ein System rein zu halten, Der Obergäriner oder Herr 296 Professor sind aber endlich mit so zahlreichen anderen Arbeiten geplagt, dass sie lieber der Sache ihren Lauf lassen, als immer wieder von Neuem die Tantalus- Arbeit zu begitnen, die vermischt wachsenden Arten z. B. der Gräser, der Astern, der Solidago etc. von den falschen Schmarotzern zu be- freien. Der Referent glaubt daher, dass es am zweckmässigsten sein würde, in Bezug auf die Stauden - Systeme der Botanischen Gärten, die goldene Mittel- strasse zu gehen, -- nämlich das Stau- densystem nicht aufzugeben, — aber einzuschränken, indem man in demsel- ben statt vieler Arten, deren nur eine beschränkte Zahl anbaut und zu diesen eine Auswahl der erfahrungsgemäss unter gegebenen Verhältnissen am be- sten gedeihenden Arten wählt, so dass jede Familie und die wichtigsten Gat- tungen ihre Repräsentanten erhalten. Diese ausgewählten Arien sollten weit genug von einander entfernt und in so grosser Menge angepflanzt werden, dass Exemplare in genügender Menge für den Botanischen Unterricht jährlich ab- gegeben werden könnten. Für die Cultur der zarteren und interessanteren Siauden sollien dage- gen besondere Parthien in jedem Bo- tanischen Garten angelegt werden. So 2. B. eine Schattenparthie für die nur im nicht zu dichten Schatten von Bäu- men im Waldhumus gedeihenden Wald- pflanzen, wie z. B. für die Arten der Gattungen Pyrola, Linnaea borealis, Empetrum nigrum, Vaceinium Vitis Idaea und V. Myrtillus, Melampyrum nemo- rosum und M. sylvalicum, die Denta- ria-, Asarum-, Paris-, Trillium- und Cypripedium-Arten der nördlichen Halb- kugel, sowie überhaupt alle jene Pflan- zen der dichten und lichten Laubwal- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Se dungen, welche erfahrungsgemäss, auf durchaus freiem Standorte in unseren Gärten nicht gedeihen, während andere wie die Vinca-, Aconitum-, Pulmo- naria-, Orobus-Arten und viele an- dere Waldpflanzen, auch auf durchaus freien Standorten gut fortkommen. Die Schlingpflanzen des Waldes als Hedera, Clematis, Ampelopsis, dauern an den nördlichen Gränzen ihres Ver- breitungsbezirkes und über diese her- ausgerückt, ebenfalls nur im Schalten von Bäumen und an diesen emporklet- ternd am sichersten aus. Die Pflanzen der kälteren Klimate, also die des hohen Nordens und der Hochgebirge, die allerdings auf ihrem natürlichen Standorte, theils auf einem feuchten torfigen Boden, oder auf Torf- mooren, oder an den vom Bergschweiss stets feuchten Bergabhängen, oder in dem Schutt der Runsen, oder in der Nähe der Schneefelder und Gletscher wachsen, kommen da allerdings meist auf durchaus freiem Standorie vor. Die Pflanzen der Abhänge und Schluch- ten sind aber meist nur einen Theil des Tages der Einwirkung der vollen Sonne ausgesetzt und auf der Höhe der: Gebirge und in der kalten Region des hohen Nordens, erwärmen die Sonnen- strahlen den Boden viel mässiger, feuchte Niederschläge, in Form von Thau, Ne- bel, Regen und Schnee sind häufiger oder der herabsteigende Bergschweiss, das Abwasser von Schneefeldern und Gletschern, oder endlich im hohen Nor- den der in einer Tiefe von nur 1—3 Fuss unter der Oberfläche des Bodens gefrorne Boden des Untergrundes las- sen den Boden nie zu sehr erwärmen und führen den Pflanzen stets genügend Feuchtigkeit und Kühlung zu. In Folge dessen müssen diesen zahl- reichen und grossentheils durch Rasen- af So08 I. Orginalabhandlungen. bildung oder schöne Blumen interes- santen Pflanzen des hohen Nordens und der hohen Gebirge besondere Lokali- täten im Botanischen Garten angewie- wiesen werden. Wo es die Lokalität erlaubt, sind natürliche Abhänge, die nach Norden, oder noch besser nach Nordwesten oder Nordosten, ja selbst nach Westen oder Osten liegen, und die also ohne Schatten von Bäurien .einen Theil des Tages hindurch natür- lich beschattet sind, am geeignelsten. Wo solche natürliche Abhänge nicht vorhanden, da müssen sie künstlich geschaffen werden. Dies. geschieht, indem man die Oberfläche des Bodens Iheils mehrere Fuss tiefer legt und dann die fortgenommene Erde daneben in gefälliger, ja nicht wallartiger Form wieder aulträgi und so gleichsam eine in der Hauptrichtung von Norden nach Süden sich erstreckende, gewundene Bodenanschwellung bildet und beide Seiten der Abhänge nach Osten und Westen zur Bildung von Steinparthien benutzt. Dabei werden durch die Steine an den Abhängen eine Menge gerade gelegler Beetchen gebildet und in die- sen wird die Erde für die einzupflan- zende Alpengewächse präparirt. Ge- schmackvolle Aufstellung der Steine, Bepflanzung des Kammes eines solchen Miniaturgebirges mit einzelnen nicht zu hoch werdenden Coniferen, als mit Pinus Pumilio, den Zwergformen un- serer Abis excelsa, mit nicht zu hoch werdenden Juniperus und Thuja - Ar- ten, dürfte, um den Schatten zu ver- mehren und das Ganze mehr zu bele- ben, sehr zweckmässig sein. In der Entfernung vor Bosqueten in der Rich- tung nach Norden angebrachte Parthien, so dass die Baumpflanzungen hinreichend Schatten vor der Sonne geben, ohne die Steinparthie mit ihren Wurzeln zu 297 erreichen, brauchen weniger erhöht zu werden, ja können sogar in Beetform für die Cultur der Alpenpflanzen he- nutzt werden. Welch’ freudigeres Gedeihen die schönen Pflanzen der Hochgebirge, der Gebirge Sibiriens, des hohen Nordens, sowie auch der Alpen Nordamerikas, in derartigen ihnen gewidmeten Parthien zeigen, das weiss jeder der solche gut gepflanzte Parthien in den Gärten gesehen hat. Hier entwickeln sich die zahlreichen Saxifragen, Seden, Gen- lianen, Primulaceen, die Alpenrosen, zu ungemeiner Ueppigkeit, die kriechen- den Weiden hängen und kriechen zwi- schen den Steinen herab und vom er- sten Frühjahr an bis zum Spätherbst folgt eine Blume der andern. Bota- nische Gärten müssen und sollen mit der Anlage solcher Parthien voraus- gehend, das gute Beispiel geben. Die Pflanzenfreunde werden das bald nach- ahmen, indem sie an der Stelle der langweiligen Blumenrabatien Steinpar- thien anlegen, so wie es häufig und natürlicher Weise geschieht, indem sie gerade einer solchen Parthie ihres Gar- tens ihre ganze ungetheilte Liebhaberei zuwendend, den Botanischen Gärten bald übertreffen. Nach unserer vollen Ueberzeugung kann der Pflanzenfreund sich kaum einen dankbareren Cultur- zweig aussuchen, als die Cultur der schönen Gebirgs - und Nordischen- Pflanzen in einer solchen Steinparthie, die ganz klein begonnen, aber jähr- lich vergrössert wird, so dass solche allmälig von Jahr zu Jahr sich aus- dehnend, auch den Geldbeutel nicht zu ungebührlich in Anspruch nimmt. In den Botanischen Gärten, da sollen aber in derartigen Parthien die Pflan- zen nach ihrem natürlichen Vorkommen gelrenni werden, in Pflanzen der Alpen: - 298 1) Südfrankreichs, der Pyrenäen und Apenninen. 2)Der Schweiz und der Alpen Oester- reichs und des hohen Nordens Europas. 8) Des Caucasus. 4) Sibiriens und des hohen Nordens Sibiriens. 5) Nordamerikas und dessen Polar- gegenden. Im Privatgarten wird nur insofern eine Auswahl statlfinden müssen, dass man den hochwachsenden decorativen | Arten, wie den Veratren, den Ligula- rien etc., besondere Plätze auf der Höhe der Parthien und einzelnen Kup- pen derselben anweisi, während die kleineren niedlichen Arten so gestelli werden müssen, dass sie sich dem Auge besonders gut präsentiren, dass Alpenrosen aus einem von Salix retusa überzogenen Boden sich erheben, dass Saxifragen und Seden, auch die nied- lichen kleinen Silenen (8. quadrifida u. a. m.) zwischen den Sieinen hervor- quellen, dass einzelne Alpenfarne, wie Pieris crispa, die Cystopteris, die kleinen Asplenium, Woodsia und an- dere, mit ihren Wurzein zwischen die Steine der schatligsien Stellen schon beim Aufbau vollständig eingeklemmt, alle Ritzen zwischen den Sieinen ge- winnen, — dass ferner_die mehr Sonne liebenden Sempervivum- und Sedum- Arten u. a. m., gerade aul die son- nigsten Stellen der Parthie gebracht werden. Indem ich nun endlich die zur Cul- tur der schöneren und zärteren Stauden bestimmte Steinparthie mit ihrer ver- schiedenen Abiheilung verlasse, gehe ich zu den Floren- und Lokalitäten- Parlhien über, deren jeder Botanische Garten verschiedene enthalten sollte. So sollten die Pflanzen der heimischen Flora, die Pflanzen der Steppen Russ- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a a a ne x lands und Asiens, die der Prärien ı Nordamerikas, die Pflanzen Japans und der Gebirge Ostindiens, dann Sumpf- und Wasser -Pflanzen ihre besondern Parthien haben. Dann werden die Bo- tanischen Gärten, die theilweise jelzt fast ganz von dem langweiligen und doch lückenhaften Botanischen System mit den oben gerügten Mängeln aus- gelülli sind, auch dem weiteren Publi- kum ein höheres Interesse bieten. Die Wissenschali, in das Gewand der Aesihe- tik und Popularität gekleidet, zieht in derartigen mit Geschmack aufrangirten Parihien in Hundertmal vermehrtem Maasse das Publikum an und gewährt weiteren Kreisen Belehrung. Meine Herren Coliegen werden, indem sie dieses lesen, meistens im Stillen bei sich denken, dass derartige Ansprüche wohl an einen Garten wie der Petersburger es ist, gestelli werden könnten, — dass aber den meisten andern Botanischen Gärten die Mittel dazu fehlten. Der Ansicht bin ich aber nich. Die gute Unterhaltung eines grossen Botanischen Systems kostet eben so viel, als wenn man von dem gleichen Raume 1/, zum System, °/; aber zu Rasenplätzen verwandeln würde, durch welche schöne trockne Wege gezogen würden, während die Rasen- plätze selbst mii einzelnen Exemplaren seltener Bäume und Sträucher in ästhe- tischer Gruppirung bepflanzt und aus- serdem in kleinen Parthien die besseren und zarteren Stauden in Steinparthien, Schatten-, Sumpf- und Wasser-Par- thien, Florenparihien angepflanzt wür- den, — oder wo es die Ausdehnung des Gartens erlaubt, da verwandele man den ganzen Botanischen Garten in Arboretum und Park, führe wie im Botanischen Garten zu Wien das Bota- IL, Originalabhandlungen. nische System zu Familien und Gailun- gen gruppirt in frei in den Rasen ge- legten Gruppen dem Auge vor, wäh- rend andrerseits die genannten Parthien der Gebirgspflanzen etc., an den zweck- mässigsien Stellen des Gartens einge- streut werden. Der Referent selbst wird eine sol- che, theils schon eingerichtete, theils noch einzurichtende Anordnung in dem Parke des hiesigen Botanischen Gartens herzustellen versuchen und isi der vol- len Ueberzeugung , "dass im Garien im Freien, wie im Gewächshause, die ins Gewand der Aesthetik gekleidete Wis- senschait weit mehr Nutzen bringen wird, als wenn der Botanische Garten in Folge seiner Einrichtung nur vom Botaniker vom Fach besucht und be- nutzt wird. Wir haben schon früher wiederholt und mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass es nur die Aufgabe ein- zelner grösserer Botanischer Gärten ist, welche nicht als Universitätsgärten, sondern als ceutrale wissenschaftliche Institute für ganze Länder angelegt sind, wie z. B. die Botanischen Gärten in Kew, Paris, Copenhagen, Berlin, Brüssel, Leiden, Florenz, München, Wien, Petersburg, — möglichst voll- ständige Sammiungen lebender Pflanzen zu cultiviren. Alle andern Botanischen Gärten, die mit geringeren Mitteln aus- geslattet sind, sollten nur eine gut ge- leitete Auswahl von Pflanzen zum Un- terricht und Studium, wie auch die für das weitere Publikum interessanleren Typen des Pflanzenreichs cultiviren und nur in irgend einer Richtung möglichste Vollständigkeit zu erreichen versuchen. Wenn diese Speecialilät in den jährlichen Samencalalogen genannt, diese Pflan- zengruppe selbst gleichzeilig vom Pro- fessor und Director zum Gegenstand 399 der sorgfältigen Beobachtung und des Studiums gemacht und die Doublelten an Samen und Pflanzen dieser Gruppe vorzugsweise jährlich im Samencala- loge zum Tausche angebolen würden, — dann würde es nicht lange dauern und die angesireble Vollständigkeit würde bald erreicht sein, — die Kennt- niss vieler Pflanzengruppen würde aus- gebaut und vollkommener werden und die Botanischen Gärten in ihrer Ge- sammtheit würden eine immer wich- ligere Stellung einnehmen. Anfänge in dieser Art sind auch schon gemacht worden, so mit der Cultur der Nym- phaeaceen in Königsberg, mit der Cultur der Bromeliaceen im Bot. Garten in Lüttich, bei Antoine in Wien und im Botanischen Garien in Berlin und Pe- tersburg, — Farn in Kew, Berlin, Leip- . zig, Petersburg, — Aroideen in Berlin und Petersburg, Hieracien in München, Orchideen in Hamburg, Zürich, Carls- ruhe, Petersburg; Palmen in Herren- hausen, Berlin, Petersburg; Floren- und Charakter-Parthien in Breslau etc. — Officinelle- und Handelspflanzen in den meisten Botanischen Gärten. Kehren wir nach dieser Abschweif- ung, zum Botanischen Garten in Genf, der als der Sitz vieler der bedeutend- sten Botaniker unseres Jahrhunderts Gelegenheit dazu gegeben halte, zu- rück, so erwähnen wir in demselben viele schöne Bäume in grossen Exemp- laren im freien Lande, so mächtige Bäume von Cercis canadensis, Virgilia lutea, Pierocarya caucasica, Maclura aurantiaca, schöne Exemplare von Big- nonia capreolala, die in voller Blüthe ganze Mauern deckte, Tamarix gallica, Abies cephalonica, Wellingtonia gigan- tea, Anona Iriloba, Hydrangea arborea, Cedrus Deodara, Crataegus orientalis ais hoher Baum, ebenso ein mächtiger 300 bis zum Boden verästelter Baum von Tilia alba, dann grosse Bäume von Pi- nus excelsa, Gingko biloba, Cedrus Li- bani (40° hoch), Morus nigra, Pyrus salicifolia, auch die Smilax- und Rus- cus gut im freien Lande überdauernd, von Laurus Benzoin ein schöner 10 Fuss hoher Strauch etc. Der jetzige Botanische Gärtner, ein sehr eifriger und thätiger Mann, hat auch den Gebirgspflanzen eine beson- dere reich ausgestattete Parlhie zwi- schen Steinen angelegt. Da blühete die oben genannte Jura- pflanze, die Anthyllis montanaL. reizend, ferner Veronica prostrata mit lebhaften himmelblauen Blumen, Cen- taurea lugdunensis Jordan, scheint eine der wenigen guten Jor- danschen Arten zu sein, niedrig von Wuchs und Blumen, denen einer C. Cyanus ähnlich, D. subulatus bildet graurüne Polster mit fast sitzenden ro- sarotlhen Blumen. Vella spinosa Boiss, aus Spanien, welche in-Deutsch- land schon nicht mehr auszuhalten pflegt, bildet dichte niedrige Büsche mit gelben Blumen und stechenden Zweigspitzen, das von Roezl einge- führte Eriogonum umbellatum Torr., das in dem Felsengebirge Nord- amerikas heimisch ist, sah ich hier zum ersten Male in dichten Rasen und mit schönen rothen Blüthendolden. Reich ist der Botanische Garten in Genf vorzugsweise an Pflanzen Spaniens und des Orients, Verfasser der Flora orientalis, „Edmond Boissier* theils selbst, theils durch seine Reisenden eingeführt die der berühmte | Hr. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und dem Genfer Garten überge- ben hat. Leider fand ich nicht die Zeit, die- sen meinen geehrten Freund auf sei- nem Landsitze zu Valeyres aufzusu- chen, wo derselbe eine der reichsten Sammlungen der Gebirgspflanzen Spa- niens und des Orientes cultivirt. In Genf, wie in der ganzen Schweiz und dem Rheine nach, waren die Nuss- bäume, die Eichen, Buchen und der Wein schwarz, indem deren junge Triebe in Folge von Temperaturen von — 2° bis — 4° R. vollständig er[roren waren. Eine- Fahrt über den Genfer See ist bei schönem Wetter einzig schön. Kei- ner der anderen Schweizer Seen und keiner der Seen Ober-Italiens besitzt ein so grossarliges Gebirgspanorama als der Genfer See. Da zieht das ganze Panorama der hohen und höchsten Sa- voyer-Alpen im Hintergrund die Ge- birgsgruppe des Montblanc, die beson- ders bei Morges wunderbar schön und grossarlig hervortritt, an dem erstaun- ten Blicke vorüber. Das romantisch gelegene Lausanne bietet nicht blos einen der schönsten Blicke auf See und Alpen, sondern es besitzt auch von allen Orten am Genfer See die ge- schülzteste Lage, so dass z. B. nur hier die Nachfröste keinerlei Schaden gethan halten. In den Gärten prangen nur noch hier, ähnlich wie in Ober- Italien, mächlige Cypressen, Quercus Ilex und das Heer der immergrünen Sträucher und Bäume, als Viburnum Tinus, Aucuba, Prunus Lauro-Cerasus, Rhamnus Alaternus, Buxus, Taxus, Ced- rus, Wellingtonia und die selteneren Coniferen, I. Originalabhandlungen. 301 3) Das Oculiren der Rosen auf Unterlagen von Rosa Manetti. In der berühmten und sehr ausge- dehnten Gärtnerei des Herrn Th. S. Ware zu Tottenham, ungefähr eine Stunde zu Fuss von London, wo ich ein Jahr conditionirte, wird folgende interessante Cultur, um Rosen auf Rosa Manetli zu oculiren, angewendet. Im Herbst wird der Boden, nachdem er vorher tüchtig umgegraben, in 30 Cen- 'timeter breite Beete eingelheilt, welche man mit der Erde aus den Fusspfaden ungefähr bis auf 20 Centimeter erhöht und nach Unten ein wenig schräg ab- sticht. Die Breite der Fusspfade ist 50 Centimeter. Von November bis Januar, je nach- dem es die Witterung und die Be- schäfligung erlauben, werden von den einjährigen Zweigen der Manetti Rose Stecklinge von einer Länge von 20 Centimeter gemacht. Es werden alle Augen, ausser den zwei oder drei oberen, ausgeschnitten, um das Wachsen von Ausläufern, wel- che natürlich der Veredlung nachtheilig sein würden, zu verhindern, Die so zugerichteten Stecklinge werden auf ungefähr 5 Centimeter der Seiten der Beete auf einer Entfernung von 25 Centimeter von einander ge- setzt, so dass auf jedes Beet zwei Reihen kommen, Im Juli und August können Sieck- linge oculirt werden, wozu man bloss die Erde ein wenig zu entfernen braucht. Je näher an den Wurzeln man oculirt, desto besser ist es, weil dann die ver- edelte Rose auch Wurzeln machen kann, wodurch man natürlich kräfligere Pflan- zen erhält. Vorzüglich für die Cultur der Ro- sen in Töpfen ist es zu empfehlen, so niedrig als möglich zu oculiren. Diese Cultur wurde vor ungefähr vier Jahren vom Herrn Ware selbst angewendet und hat während jener Zeit stets die besten Resultate geliefert. Der grosse Voriheil besteht darin, dass man die während des Winters und des Frühlings gemachten Stecklinge schon im darauffolgenden Sommer ocu- liren kann, Die Manetti-Rose ist in England zur Unterlage sehr gesucht. Es versteht sich von selbst, dass diese Cultur, gleichfalls mit Rosa multiflora de la Grifferaie, welche als Unterlage allge- mein beliebt, angewendet werden kann. A.M. C. Jongkindt Coninck, Kunst-, Handelsgärtnerei „Tottenham“ zu Dedemsvaari bei Zwolle, Niederlande. 302 B Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Cultur der Capparis spinosa oder Cappern-Strauches, Nicht die Früchte, wie allgemeiner Glaube, sondern die ungeöffneten Blu- inenknospen bilden Gegenstand . eines ausgebreiteten Handels und belieblen Zusatzes zu den Speisen. Zur Cultur wird die Varietätl Cap- paris inermis oder Capparis orientalis vorgezogen, weil bei dieser das Ab- pflücken der Blumenknospen mil weni- gerem Nachtheile für die Pflanze vor- genommen werden kann. Die Knospen werden früh morgens den ganzen Som- mer hindurch bis in den späten Herbst hinein abgenommen, so lange sie noch klein sind, denn solche sind im Handel sehr gesucht und werden 5—6 Mal höher bezahlt als grosse Knospen. Man lässt sie sodann abwelken, und legt sie dann in Gefüsse mit gesalzenem Essig, welcher die letzte Schicht der Cappern überragen muss. Die Vermehrung der Pflanzen ge- schieht mittelst 1) Samen, 2) Stecklinge und 3) mittelst Vertheilung der Wur- zeln. ad 1. In Gesteinsblöcke werden grosse Löcher gebohrt, mit Erde, gro- bem Sande und altem Mauergebröckel angefüllt und darin der gut gereilte Samen eingelegt; die Blöcke werden dann an Mauern in südlicher Lage an- gelehnt. — Eine andere Art von Sa- mencultur besteht darin, den Samen im Monat März in kleine Töpfe zu legen, die Erde ebenfalls mit grobem Sand und etwas zerkleinertem Stallmist vermungt, den Töpfen den Boden einzuschlagen alte Mauer — in südlicher Lage und vor nördlichen Winden geschützt — zu be- iestigen, ad 2. Die schönsten Stengel der Cappernpflanze werden im Herbsle in 35 Centim. lange Stückchen geschnil- ten, und diese in das freie Feld, 15 Cm. von einander und so lief, dass 1 Decim. derselben über der Erde her- vorragt — eingesteckt; im Winter wird die Pflanzung mit Stroh bedeckt; um jedoch allen etwaigen Nachtheilen vor- zubeugen, ist es ralhsamer die Steck- linge schon im Frühjahre einzusetzen, damit sie kräftiger werden. Im zweiten Jahre werden die Pflänzchen ausge- nommen, an den ihnen bestimmten Ort gesetzt, und im 4—). Jahre bringen sie reichliche Ernte. ad 3. Diese Vermehrungsweise wird wohl fast niemals vorgenommen, weil die Pflanzen hiebei sehr arg leiden. Nun gibt Hr. T.Pasqui (im Giorn, agrar. ital. 1874) Beschreibung der von Hrn. V. Scardi, Glashändler in Forli, gepflogenen Capperneultur, welche den drei vorerwähnten Methoden vorzu- ziehen ist, weil man’hiemit in kürzerer Zeit die günstigsten Erfolge erzielt. Herr Scardi benützt Blumentöpfe von 30 Cm. Höhe, 35 Cm. Weite am oberen Rande und 23 Cm. an der un- teren Basis; am Boden des Topfes wer- den wollene Lappen und ein kleines Säckchen mil Leinen-Kuchen gelegt, darauf ein Gemenge von kleinem Mauer- gebröckel, Eisenfeile (77 Gr.), Salpe- ter (50 Gr.), Schwefel (100 Gr.) und Kohlenpulver (83 Gr.) und endlich eine ' Schicht Blumenerde. und dann dieselben mit Cement an eine | Im September werden die reifen Früchte der Cappern gepflückt, in der Sonne getrocknet und den Winter hin- durch in einem vor der Kälte geschütz- I. Originalabhaudlungen. ten Raum aufbewahrt, Im darauffol- genden März werden diese Früchte in kleine Stückchen vertheilt und die Sa- men in 4 Cm. tief in oben hergerich- tete Töpfe eingelegt — in jedem Topfe wird nur eine Pflanze gelassen. Hat die Pflanze eine gewisse Höhe erreicht, so wird ein Theil derselben an Stäb- chen in die Höhe gezogen und den an- dern Theil lässt man im Topfe herab- hängen. Scardi erlangt in Folge dieser Culiur schon im ersten Jahre reichliche Ernte, was, wie schon erwähnt, bei den oben angedeuleten Culiur-Metho- den nicht der Fall ist. — Im Winter werden die Pflanzen von allen dürren 303 oder beschädigten Theilen gereinigt und in einen frostfreien Raum gebrachi, wo sie dann von Zeit zu Zeil mil Wasser begossen werden, in welchem Hühner- Excremenle aufgelösi sind. Herr Scardi ist auch bereit, Töpfe mit kräftig eingewurzelten Pflänzchen abzulassen. Sr. Nachschrift von E. Regel. Der Cap- pernstrauch ist eine Pflanze der felsi- gen sonnigen Abhänge der Gebirge und Felsen Südeuropas, derselbe scheint nur an Felsenspaltlen und in alten Mauern in sonniger Lage am besten zu ge- deihen und eignet sich nicht zur Cul- iur in Deutschland. 5) Das Ausbreiten von Mist auf der Oberfläche als Mittel, den Boden locker zu machen. ’ Durch die landwirthschaftliche Praxis und Versuche aufmerksam gemachl, liess ich auf ein grosses Stück Land, welches zum Gemüsebau urbar gemacht werden -sollie und im Herbst rigolt wurde, den zur Düngung bestimmien Mist auf 2/; der Fläche vier Zoll stark ausbreiien und über Winter liegen, während 3/, nicht bedecki und erst im- Frübjabre gedüngt wurde. Ich halte nämlich wiederholt die Erfahrung ge- macht, dass in neuem, d.h. zuerst de Spatencultur übergebenem Boden der eingegrabene Dünger im ersten Jahre sehr wenig nülzt, während eine ober- flächliche Düngung, welche von den Wurzeln der jungen Pflanzen- sofort er- reicht werden kann, viel bessere Er- folge gibt. nen Erwartungen entsprochen; aber an Dieses Verfahren hat mei- | ' bebaut war. was ich nicht gedacht hatie, war der grosse Unterschied des Zustandes des bedeckt gewesenen und des unbedeckt gebliebenen Bodens. Die Erde, ein sandiger Lehm, hart getreten, sehr bün- dig und klumpig, war unter der Mist- bedeckung so locker, mürbe und fein zertheilt, dass man,. wenn der Mist nicht hälte untergegraben werden müs- sen, ein Graben gar nicht nöthig ge- habi hätte, während der unbedeckte Theil so hart war, dass man bei trock- nem Weiter darüber gehen konnte, ohne Eindrücke zu machen. Ueber die Wirkung des Mistes auf den Pflanzen- wuchs konnte ich vergleichende Beob- achtungen nicht machen, indem der nicht bedeckt gewesene Theil des Lan- des mit andern Gemüsen, meist Erbsen 304 Forschen wir nach den Ursachen der vortheilhaften Bodenveränderung, so finden wir, dass die Einwirkung des Mistes, abgesehen von der durch Re- gen und Schnee ausgelaugten Düng- stoffe in flüssiger Gestalt, eine rein physikalische war, welche vielleicht et- was weniger auch durch Bedecknng mit anderen Stoffen erreicht werden kann. Diese Wirkung wird auch durch Bedecken von im Herbst nicht umge- grabenen Boden erreicht, z.B. bei Stop- pelfeld. Die Nutzanwendung ist leicht Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. . zu ziehen: hat man einem im Frühjahr schwierig zu bearbeitenden Boden, auf welchem Frühgemüse gezogen werden soll, so grabe man denselben im Herbst sorgfältig, bedecke darauf das Land mit Mist, und säe oder pflanze im Früh- ling ohne zu graben. Unzweifelhaft ist aber, dass die Düngkraft des Mistes nicht vollkommen bewahrt wird, dass ein Theil durch Verduften verloren geht, dass also diese Art zu Düngen nicht Regel werden darf, J. 6) Ersatz des durch Dachrinnen an Gebäuden den Wandpflanzen ent- zogenen Regenwassers, Pflanzen an Gebäuden mit Dachrin- nen, besonders Bäume leiden sehr von Trockenheit, um so mehr, je weiter das Dach übersteht, und ich sah schon manchen Jungfernwein (Ampelopsis), manche Aristolochia Sipho eingehen, welche vor Anbringen einer Dachrinne üppig gediehen. Man kann zwar gies- sen und muss es, — aber, wer denkt immer daran, wenn schon die Blumen- beeie und Gemüse täglich begossen werden müssen. Ein einmaliges durch- dringendes Begiessen wöchentlich würde genügen, die Bäume und Schling- pflanzen im guten Stand zu halten; gleichwohl kommt es selten dazu, weil andere Dinge noch nothwendiger sind oder scheinen. Um nun wenigstens zu Zeiten des Regens auch den Wandpflan- zen reichliche Bewässerung zukommen zu lassen, welche um so nothwendiger ist, da man bei Regen noch weniger an die Dringlichkeit des Giessens denkt, gibt es eine einfache Vorrichtung, so einfach und nahe liegend, dass man sich wundern muss, dass Niemand früher auf den Gedanken gekommen ist. Die- selbe besteht darin, dass man das durch die Dachrinnen gesammelte, gewöhnlich fortfliessende Wasser so leitet, dass es bis auf die letzten Tropfen auf die Mauer-Rabalte fliessen muss. Dass so eine sehr reichliehe Bewässerung zu Stande kommen muss, ist selbstredend. Die Vorrichtung zur Selbsibewässerung ist folgendermassen einzurichten. In dem Abfallrohre oder in beiden, wenn mehrere vorhanden sind, wird in etwa 1/, bis 1 Fuss Höhe ein etwas schwä- cheres Seitenrohr angebracht, darunter eine Vorrichtung zum Abschliessen des senkrechten Abfallrohrs. Dieses Seiten- rohr ist an der Unterseite durchlöchert und zwar mit weiten Löchern, und ‘senkt sich allmählich zum Erdboden. Alles durch das Abfallrohr fliessende Wasser vertheilt sich so gleichmässig auf die ganze Länge des Giessrohrs, x TRRRN I, Originalabhandlungen. ohne zu schwemmen. Man wird aber vor Vollendung der ganzen Röhren Proben machen müssen, wie dicht und weit die Giesslöcher anzubringen sind. Nach meinen ungenügenden Erfahrungen empfiehlt sich eine «Entfernung von 1 Centimeter, bei einer Weite von 3—4 Millimeter. Drei bis vier Reihen Lö- cher werden genügen. Es versteht 7) Rheum palmatum L. Der Kaiserliche Botanische Garten in St. Petersburg hal die Sammlungen an Pflanzen und Samen erhalten, wel- che Herr Przewalsky im westlichen China gemacht hat. Unter den gesam- melten Pflanzen desselben sind die, wel- che in dem südwestlichen China auf dem Hochplateau, was an die Hochalpen Thibets angränzt, gesammelt wurden, die weitaus interessantesten, Seit alten Zeiten war es bekannt, dass auch die geschätzteste und wirksamste Sorte von Rhabarber gerade aus dieser Gegend komme, denn derselbe ward von den Chinesen über Kiachta nach Sibirien gebracht und von da aus weiter ver- breitet, . Wirklich brachte Herr Przewalsky auch eine bedeutende Quantität von Sa- men dieses ächtesten unter den ächten Rhabarber-Sorten mit und der hiesige Botanische Garten vertheilte diesen Sa- men unter dem Namen „Rheum of- ficinale* an viele der mit uns in Verbindung stehenden Institute und auch einzelne Handelsgärtnereien. Die von Przewalsky gesammelten Exemplare, welche nach der Vertheilung dieser Samen vom Herrn C, Maximowicz | X. 1874. 305 sich, dass der Ausfluss bei starken Regengüssen einen Abfluss ausser der Rabatte haben muss. Bei mässigem Regen wird diese Oeffnung verstopft, Hierbei bemerke ich noch, dass man nie versäumen sollte, an bepflanzten Mauern im Winter Schnee anzuhäufen, so oft es Gelegenheit gibt. _ J: var, tanguticum Maxim, einer genauen Untersuchung unlerwor- fen wurden, zeigten aber, dass diese Samen von einer Pflanze, welche dem Rheum palmatum L., das schon seit den ältesten Zeiten für den ächten Rhabarber genommen ward, sehr nahe;verwandt ist, abstammen, und nicht von der Art, welche Decaisne in neuerer Zeit Rheum officinale genannt hat. Verschieden ist dieselbe von R. palmatum nur durch etwas weniger tief getheilte, länger gestreckte und da- her oft mehr fiederartig als handförmig gelheilte Blätter und angedrückte Aeste des Blüthenstandes. Die aus dem Sa- men entsprungenen jungen Pflanzen haben bei uns wenigstens in diesem Sommer noch ganz ungetheilte Blätter entwickelt und werden erst im nächsten Jahre getheilte Blätter bekommen, denn es ist gar kein Zweifel daran, dass die- selben von der Pflanze abstammen, wel- che unser Holzschniti verkleinert dar- stellt und den wir für den Catalog der Herren „Haage und Schmidt inEr- furt* anferligen liessen, welches letz- tere Geschäft diesen ächten Rhabar- ber in genügender Anzahl zur Abgabe ausbietet. 20 N Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz 1 Il W, W>> > INIPZ Rheum palmatum L. var. tanguticum. Wir können nur hinzufügen, dass die Wurzeln dieser Pflanze auch bei der Cultur in Europa ihre Eigenschaf- ten behalten sollen, dass zur vollstän- ‚digen Entwickelung dieses als Blatt- pflanze ebenso schönen als andererseits nützlichen Gewächses, ein 5—6 Fuss gelockertes fruchtbares Erdreich noth- wendig ist. Im Januarheft 1875 der Gartenflora wird eine Pflanze in grös- serem Format dargestell! und vom Hrn. Maximowicz das Resultat seiner Studien über die Rhabarber - Arten mitgetheilt werden. (E. R.) I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 307 ll. Neue oder‘empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Im Kais. Bot. Garten in Peters- burg in Blüthe gekommen. 1) Pitcairnia (Pourretia) floccosa (Bro- meliaceae). P. floccosa; caulescens fo- lıis longissimis, eirciter 1 m. et ultra !on- gis, basi eirciter 2 c. m. latis, sensim in apicem filiformem attenuatis, e basi ad medium erecto-patentibus, apicem versus ‚ recurvatodependentibus, margine spinu- loso-serratis, spinulis sursum versis, supra glabris nitentibus ‚atro-viridibus infra al- bidis strigosoque pilosis; scapo l m. et ultra alto, ad paniculae termi- nalis basin foliis remotis descrescentibus vestito, rhachique griseo-floccoso; panicula simplex, pyramidata, 50 c.m. alta, ramis horizontaliter patentibus spi- eato- 7—10-floris basi bractea ovato-lan- ceolata acuminata spinuloso-serrulata suf- faltis; bracteolis ovatis, acuminatis, quam calyx !/3—1/3 brevioribus, braesteis calyei- busque albido-floccosis; floribus sessi- libus; calycis laciniis lanceolatis, acutis, canalieulatis, erectis, 3 c. m. longis, quam petala 1/3 brevioribus; petalis erectis, ovato-oblongis, basi nudis, marginibus sese amplectentibus, acutis, 4 c. m. longis, apice saturate caeruleis, dorso et basin versus ex albido-virescentibus; staminibus saturate caeruleis, initio inclusis, Mox ex- sertis; antheris oblongis polline aurantiaco; ovario sublibero, basi tantum calycis tubo connato, trigona, triloculari; styli exserti stigmatibus tribus convolutis; ovu- lis anatropis, raphi lata, ovuli tegu- mento exteriore quam interius ros- telliforme porrectum breviore; capsula septicida. Pourretia floccosa ©. Koch Wochenschr. III. pag. 251. — Pourretis lanuginosa_hort. — Pourretia violacea h. Laurentius. Das Vaterland der oben beschriebenen schönen Bromeliacea ist jedensfalls das warme Amerika und zwar sehr wahrschein- lich Südamerika, doch fehlen hier alle sichern Nachweise. Die Gattung »Pourretias ward ur- sprünglich durch gänzlich überständigen Fruchtknoten und fächerspaltende Capsel von Piteairnia getrennt. Ob es ächte Pour- retien mit fächerspaltender Capsel wirklich gibt, ist bis jetzt nicht nachgewiesen. Für die in Rede stehende Art, wies schon C. Koch in dem Jahrgange 1858 p. 266 der Allgemeinen Gartenzeitung nach, dass solche gleich Pitcairnia eine scheidewand- spaltige Capsel besitzt, was schon am Fruchtknoten der Blume beim Querdurch- schnitt zu erkennen ist. Der zweite Cha- rakter, nämlich ein vollständig freier Frucht- knoten‘, der Pourretia von Pitcairnia un- terscheiden soll, ist ebenfalls bei unserer Pflanze so undeutlich und zweifelhaft aus- gebildet, dass wir darin keinen trennenden Charakter von Pitcairnia erblicken können, denn der Fruchtknoten ist bei P. floccosa mit seinem untersten Theil in den aus Ver- wachsung der Kelchröhre mit dem Frucht- boden gebildeten untersten Theil des Blü- thenbodens etwas eingesenkt, also auch nicht vollständig frei, wie überhaupt die- ses Verhältniss auch bei den zu Pitcairnia gerechneten Arten mehrfachen Abänderun- gen unterworfen ist*).. Da nun ferner auch die Tracht der in Rede stehenden Art, mit den mit P. ramosa verwandten Arten übereinstimmt, so glauben wir, dass wir nicht fehlen, wenn wir solche einfach zu Pitcairnia stellen, indem wir derselben den Speciesnamen lassen, den unser im Ge- biete der Gartenpflanzen unermüdlich thä- *) Mehrere verglichene Abbildungen ächter Pitcairnien geben in dieser Bezieh- ung keine Aufklärung, dagegen zeigten im trockenen Zustande verglichene Pitcairnien, wie z. B. Pitcairnia albiflos einen noch freieren Fruchtknoten als unsere Art. 20 * 308 tiger Freund C. Koch, dieser Art gegeben hat. Dieselbe fand sich früher unter dem Namen Pourretia lanuginosa R. et P. in den Gärten, schon ein flüchtiger Blick auf die von Ruiz et Pavon in der Flora Peru’s gegebene Abbildung jener letzteren Pflanze, genügt, um zu zeigen, dass diese mit P. floccosa C. Koch gar nichts zu thun hat. — Ein eigenthümlicher Charakter der P. floc- cosa liegt in der Bildung der Eier (8. un- sere Tafel Fig. d), bei denen die innerste Eihaut die äussere bedeutend überragt und sich schnabelförmig vorstreckt. Unsere P. floccosa unterscheidet sich schon durch den rispenförmigen Blüthen- stand mit wagerecht abstehenden Aesten, durchaus sitzende Blumen, vorn dunkel- blaue Blumenblätter, die langen gracil überhängenden schmalen scharf stachelig gezähnten Blätter, die auf ihrer unteren Seite weiss und ausserdem mit angedrück- ten steifen Haaren besetzt, wie durch den graulich-weissen flockigen Ueberzug von Blüthenschaft, Blüthenspindel, Bracteen und Kelch, von allen anderen bekannten Pitcairnien und gehört zu den stattlichsten Arten dieser Gattung, denn die Blätter werden über ein Meter lang, und der be- blätterte Blüthenschaft mit der Blüthen- rispe erhebt sich ebenfalls über einen Me- ter. Blühete im Kais. Botanischen Garten im November und December 1873. Die Blumenblätter, welche um 1/3 länger als die Kelchblätter, sind anfangs tief blau, nach dem Abblühen färben sie sich röth- lich. (BE. R.) 2) Mimosa prostrata (Eumimosa $.3 Cas- tae Benth. in Walp. rep. I. 866). -— M. fruticosa, ramosa, prostrata, inermis; caule petiolis pedunculisque patentim setoso-his- pidis; petiolo brevissimo. — Folia bipin- nata; pinnae uni-jugae, terminales; foliola 7—25-juga, elliptico-oblonga, acuta, mar- ginata, utrinque glabra, margine villoso- ciliata, Capitula subglobosa. Flores 5-meri. Sepala minuta, ciliata Corolla virescens. Stamina 5, longe exserta, lilacina. — Sti- pulae lanceolatae, persistentes. Pedunculi axillaris folia pluries superantes. — M, ob- ET NETT, D Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ED a BT ar a Na 2 he ne) ia 1 x ee TE “ longa Benth. cui proxima affinis: »aculeis tenuibus recurvis, caule pedunculisque pa- tentim setoso-hispidis pubeque brevi canes- centibus, foliolis 25 — 35-jugis linearibus« facile dignoscitur. — M. prostrata hort. — Patria ignota. Eine seit mehreren Decennien unterm obigen Namen in den Kalthäusern der Bo- tanischen Gärten cultivirte Pflanze, welche bis jetzt nicht beschrieben worden ist. Kann als Schling- und Hängepflanze be- nutzt werden und entwiekelt im Sommer die hübschen lilafarbenen Blütheköpfe, welche auf langen achselstänigen Blüthe- stielen stehen. Die sehr kurzen Blattstiele tragen auf ihrer Spitze je ein Paar Fieder- blättchen, deren jedes wiederum 7— 25 Paare länglich-elliptischer Blättchen trägt, die am Rande wie der Stengel und die Blüthenstiele mit langen abstehenden stei- fen Haaren besetzt sind. (E. R.) b) Pflanzen des Catalogs des Herrn F. C. Heinemann in Erfurt. 3) Abobra viridiflora Naud. Cucurbi- taceae. Eine zierliche Schlingpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse aus Süd- amerika, vor ungefähr 10 Jahren eingeführt, welche Naudin, der bekannte Bearbeiter der Cucrubitaceen in ‚den Annales des sci- > Abobra dıdora Naud, I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. ences naturelles ser. IV. tom, 16. pag. 197 tab. 4 beschrieben und abgebildet hat. Die Blätter sind fingerförmig fein zertheilt mit linearen Lappen. Blumen grün, Früchte von der Grösse einer Kirsche, beerenartig, roth. Die knollige Wurzel ist rübenförmig, treibt 6—7 Meter hohe schlingende Stengel und ist daher zur Deckung für sonnig und warm gelegene Wände und von Gitter- werk geeignet. Die Samen werden schon Anfangs März im niedrigen Warmhaus ausgesäet. Die jungen Pflänzchen werden früh pikirt, dann später einzeln in Töpfe gepflanzt und im Treibbeet oder niedrigem Warmhause ‚zu starken Pflanzen vorgezo- gen, um diese letztere, wenn keine Fröste mehr zu besorgen, in eine nahrhafte lockere Erde in geschützter warmer und durchaus sonniger Lage auszupflanzen. Ausserdem treiben die an den Boden niedergelegten Stengel aus den Knoten Wurzeln und kön- nen gleichfalls als junge Pflanzen abge- nommen und benutzt werden. Im Pariser Klima haben die Knollen gut im freien Lande überwintert, in Petersburg ist das nicht der Fall, — wie sich diese Art in Bezug auf Ausdauer im freien Lande in Deutschland verhält, ist mir nicht bekannt. Herr F. C. Heinemann in Erfurt, der uns die im sehr verkleinerten Maasstabe wie- dergegebene Abbildung aus seinem reich ausgestatteten Verzeichnisse Seite 38 pro 1874 mittheilte, rechnet diese Schling- pflanze zu den Stauden, andere deutsche Handelszärtner zu den einjährigen Pflanzen, woraus uns hervorgeht, dass die Cultur als einjährige Pflanze in dem rauhern Klima Deutschlands, wie in Russland die zweck- mässigste sein dürfte, bis wir vielleicht von der einen oder andern Seite Berichte über die Dauer dieser Pflanze in Deutsch- land erhalten. 4) Adlumia eirrhosa Rafın. Fumaria- ceae. Gleichfalls eine zarte schöne Schling- pflanze, zu der uns Hr. F. C, Heinemann den Stock mittheilte und die von der ge- nannten Samenhandlung S. 31 des Catalogs pro 1874 mit Recht empfohlen wird. Die- selbe ist nicht, wie die Vorhergehende 309 u? { fe mr N ER Adlumia eirrhosa. erst im letzten Decennium eingeführt, son- dern ward schon 1825 in den Handelsgar- ten des Herrn Colvill in England aus Nordamerika eingeführt und in der ersten Serie von R. Sweets, British Flower Gar- den tab. 189 abgebildet. Wir erinnern uns, dieselbe in den 30ger Jahren "im 'Bo- tanischen Garten zu Berlin schon in Blüthe gesehen zu haben. Dieselbe schlingt gleich- falls mehrere Meter hoch. F. C. Heine- mann empfiehlt sie“ zur Bekleidung frei- stehender, von 3 Stöcken gebildeten Pyra- miden, ausserdem auch für halb sonnige Wände, Die Pflanze ist durchaus kahl. Blätter blaugrün, doppelt gefiedert, Blätt- chen oval und die Spitzenblättchen vorn meist kurz dreilappig. Blumen in kurzen achselständigen, meist 12-blumigen Trau- ben, fleischroth und in der Form denen einer Dielytra ähnlich. Beginnt im Som- mer zu blühen und blühet bis zum Spät- herbst unausgesetzt fort. Auch für diese, eigentlich 2jährige Pflanze eignet sich die Cultur als ein- jährige Pflanze am besten. Man säe die Samen schon im Februar im temperirt warmen Hause. Nach dem Aufgehen ver- stopfe man die Pflanzen in eine lockere nahrhafte, aber nicht mit frischem Dünger vermengte Erde und pflanze solche dann J 310 bald einzeln in Töpfe. Die jungen Pflan- zen verlangen den Standort im Kalthause oder kaltem Mistbeete nahe dem Licht unter Einfluss reichlichen Luftzutritts bei mildem Wetter. So abgehärtet werden sie als vorgezogene gut entwickelte Pflan- zen, wenn keine Fröste mehr zu besorgen, ins freie Land gepflanzt. Schon im Spätsommer ausgesäete Sa- men laufen bald auf und können gleich- falls im Kalthause dicht unter den Fenstern durchwintert werden. 5) Thymus Serpyllum L. fol.aureo- va- riegatis. Labiatae. Der schöne Thymian mit gelbbunten Blättern, den unsere Ab- bildung gleichfalls nach einer dem Catalog des Herrn F. C. Heinemann entlehnten Ab- bildung wieder gibt, ist in unseren Gärten als Thymus eitriodorus fol. variegatis ver- breitet. Thym. citriodorus Schreb. ist schon von Bentham einfach zu dem zahl- reichen Formen des in ganz Europa an Thymus Serpyllum fol. variegatis. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sonnigen Rainen und Abhängen auf trock- nem sandigen Boden zahlreich wild wach" senden Thymus Serpyllum gezogen worden. Herr Heinemann gibt pag. 55 seines Cataloges pro 1874 diese Abbildung und sagt dabei: »Eine neue Einführung von grosser Lieblichkeit, vorzüglich zu Ein- fassungen geeignet und im Freien aushal- tend. Die dunkelgrünen Blätter prächtig goldgelb eingefasst und das ganze Kraut wie Citronen — Melisse duftend.« Wir können dies von Hrn. Heinemann Gesagte nicht blos bestätigen, sondern noch hinzufügen, dass diese Pflanze dichte Ra- sen von seltener Schönheit bildet und ei- nen durchaus sonnigen Standort und lockern Boden verlangt. Vermehrung durch Theil- ung und Stecklinge und zu Einfassungen und Blumenparterres sehr schön, (E.R.) c) Abgebildet in »Botanical Ma- { gazine. 6) Saxifraga peltata Torr. (Saxifraga- ceae). Engler. Monogr. p. 108. — Wurde bereits in der Gartenflora abgebildet und beschrieben. (S. Jahrg. 1872. p. 259. t. 735. — Auf genannter Tafel ist jedoch De Candolle anstatt Torrey als Autor ange- geben, auch ist kein Blatt abgebildet. (Taf. 6074.) 7) Xanthorrhoea quadrangulata F. Müll. (Junceae - Xerotideae) Müll. Fragm. pl. austr. IV. p. 111. — Von diesen südaustra- lischen Grasbaume wurde ein 4 Fuss ho- her Stamm durch Dr. Schomburgk, den Director des botanischen Gartens in Ade- laide, nach Kew gesandt. Bald nach sei- ner Ankunft bedeckte sich derselbe mit einem Schopfe frischer grüner Blätter und im Juli des vergangenen Jahres entwickelte derselbe einen Blüthenschaft, welcher fast dem einer Typha ähnlich ist. Die leicht überhängenden Blätter sind am Grunde etwas verbreitert, fadenförmig, glatt, recht- wiskelig vierkantig, an den Kanten rauh; graugrün. Blüthenschaft 2—6 Fuss, Kol- ben 3—4 Fuss lang. Bracteen zahlreich, schmal, an der Spitze rhombisch ausge- ‚gen, scharfgespitzten Petalen. II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. breitet; Sepalen weiss, stumpf, etwas län- ger als die grürgespitzten, spathelförmi- Staubfäden weit hervorragend, abstehend; Kapsel län- ger als das Perianthium. Dr. Engelheart in Gawlor-Town in Südaustralien (wo 2 Arten Xanthorrhoea wachsen (X. quadran- gulata und X. semiplana) sagt, dass die Grasbäume in der Cultur eine nahrhafte Heideerde, vermischt mit einem guten Theile feinen, schwarzen Sandes, lieben. — In der Jugend ähneln die Pflanzen den Gynerium. Von den bis jetzt bekannten 15 Arten ist X, hastile aus Neu-Süd - Wa- les die gewöhnlichste und besonders wich- tig wegen des Gebrauches ihrer bis 20 Fuss langen Blüthenschäfte zu Speerschäf- ten und durch das sich zwischen den Blatt- basen bildende rothbraune Harz. Die Blät- ter einer Westaustralischen Art, X. pecoris F. Müll., dienen als Viehfutter. (Taf. 6075.) 8) Steudnera colocasiaefolia ©. Koch. (Aroideae). Beschrieben und abgebildet in der Gartenflora (Jahrg. 1869. pag. 323. Taf. 633). (Taf. 6076.) 9) Mesembryanthemum truncatellum Haw. (Mesembryanthemeae). — Haw. Misc. nat. p. 22. — Ait. Hort. Kew. ed. 2. III. pag. 213; Haw. Syn. pl. succ. p. 203; D. C. Prodr. III. p. 417; Haw. et Sond. Fl. cap. II. p. 392. — Eine ungemein curiose Art, deren Blätter ungestaltigen Fleischmassen ähnlich sehen. Die ganze Pflanze bildet einen Rasen durchsichtiger, fleischiger ver- kehrt-conischer, abgestumpfter 1— 3 Zoll im Durchmesser haltender Blätter, mit ei- ner convexen, braunen, tuberculösen Ober- fläche, jeder Zweig besteht aus 4 paar- weise gegenüberstehenden, kreuzweise ge- stellten Blättern. Blüthen einzeln, sitzend, 11/3 Zoll im Durchmesser, Kelchröhre ein- gesunken, dicht eingepresst, zwischen den beiden obersten Blättern. Limbus 5—6spal- tig, Lappen stumpf, grünlich, mit purpur- nen Spitzen, Petalen sehr zahlreich, in zwei Reihen, strohfarben. Staubfäden sehr zahlreich, Antheren gelb, (Taf. 6077.) ES ee IST ns a a ER Ba ae mm m ui nn nn 311 10) Colchicum speciosum Stev. (Melan- thaceae). — Stev. in Mem. soc. nat. Mosc. VII. p. 265. t. 15; Kth. Enum. IV. pag. 139. — Koch in Linnaea XXII. p. 258. — Ledeb. Fl. ross. IV. pag. 204, Eine schöne, längst bekannte Pflanze, welche in Iberien, Mingrelien, Suwant und Lenkoran und an der südwestwestlichen Küste des Caspischen Meeres häufig wächst. Die blasspurpurnen Blumen haben 4—5 Zoll im Durchmesser. Die Perianthalabschnitte sind am Grunde weiss; gehört zu den schönsten Arten dieser Gattung (Taf. 6078,) 11) Bambusa striata Lodd. (Gramineae Bambuseae) Lodd. ex Lindl. Penny Cyclop. Ill. p. 357; Munro, Monogr. Bambus. in Transact. Lenn. Soc. XXVI, p. 121. — Eine in Nordchina heimische, aber in ver- schiedenen tropischen Gegenden cultivirt. In England wurde sie durch die Herren Loddiges in Hackney eingeführt. Der Gar- ten in Kew erhielt die Pflanze auch aus dem botanischen Garten zu Calcutta. Sie erreicht nach Lindley eine Höhe von 20 Fuss und gehört wegen des langbehaarten Griffels in die Verwandschaft von B. vul- garis. Sie blühte bei Bull im verflossenen Jahre. Die daumstarken Stengel haben 4—6 Zoll lange Internodien, sind glatt und gelb und grün gestreift. Blätter 6—8 Zoll lang, 3/,—1 Zoll breit; linear-länglich oder länglich-lanzettförmig, aus stumpfer, ungleicher Basis; glatt, an den Rändern fein gewimpert, unterhalb graugrün. Rispe dünn, wenig verästelt; Aestehen lang, mit entfernt stehenden, aus den Aehrchen ge- bildeten Bündeln, welche eine Länge von 3/4 Zoll haben, sie sind schmal-elliptisch- lanzettlich, 3blumig, Antheren purpur- roth. (Taf. 6079.) 12) Fagraea zeylanica Thbg. (Logania- ceae). Thunberg. Nov. gen. II. p. 34. — Ejusd. Act. Holm. 1782. p. 125. t. 4; Lam. Ill. t. 167. fig. 22 — Blume. Rumphia. II. t. 78. D. C, Prodr. IX. p. 29. — Solandra oppositifolia Movn. Cat. p. 18. — Diese im Innern Ceylons heimische Art wurde 313 vor 10 Jahren durch Dr. Thwaites an den botanischen Garten in Kew gesandt, wo sie zuerst im Juli 1873 blühte. Ein stei- fer, sparriger dunkelgrüner, diekblätteriger Strauch. Zweige von der Dicke des klei- nen Fingers, lebhaft grün, glänzend, wie alle Theile der Pflanze, mit Ausnahme der Blumen. Blätter in Länge und Breite sehr verschieden, 5—12 Zoll lang, verkehrt- eiförmig und in einen kurzen, dicken halb- runden Blattstiel verschmälert, welcher gewöhnlich 1—11/, Zoll lang ist. Blüthen in endständigen Büscheln oder einzeln; Blüthenstiele kurz, von der Dicke eines Gänsekiels; Bracteen und Bracteolen sehr kurz, dreieckig. Kelch fast einen Zoll lang, eiförmig, bis zur Mitte eingeschnitten, abgerundet, angedrückt, mit den Rändern einander überragend: Corolle weiss, leder- artig; Röhre 4 Zoll lang, trichterförmig ; Scheibe 3—4 Zoll im Durchmesser; Lappen länglich, dick, abstehend und zurückge- schlagen. Antheren blassgelb. ® (Taf. 6080.) 15) Gaillardia Amblyodon J. Gay (Com- positae). J. Gay in Ann. sc. nat. ser 2, II. p. 57. — Torr. et Gray Fl. N. Am. Il. p- 267. — Eine sehr schöne, im Herbste blühende Annuelle aus Texas und Neu- Mexico und wurde im Jahre 1827 bereits von Berlandier entdeckt später von Lind- heimer (1844) und von Drummond (1845) wiedergefunden. In Europa ist die Pflanze erst in den letzten Jahren verbreitet wor- den. Erreicht eine Höhe von 2—3 Fuss. Wurzelblätter fast spathelförmig Stengel- blätter 11/3—21/g Zoll lang, halbstengel- umfassend, länglich, fast spitz, in der obern Hälfte entfernt gezähnt; unterhalb blass und behaart, am Grunde 2 lappig, geöhrt. Involucralscheiden grün, rauh 3— 4reihig. pfriemig-lanzettlich , aufrecht ab- stehend. Randblumen 12—14, abstehend, dunkelblutroth. Scheibenblüthen kurz. (Taf. 6081.) 14) Stapelia Corderoyi J. D. Hook. (Asclepiadeae). Gehört in die Haworth’- Te N ER ee TR a NR AR el L pP Kun sie RE RS ERBEN, A y x g s 7 Br} Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‚ Grösse und Form der Zweige zunächst mit S. caespitosa Mass. verwandt, aber die Blumen sind viel grösser und von ganz anderer Form und Farbe. Die Art wurde zu Ehren des Mr. Justus Corderoy in Blew- berry bei Discot, einem berühmten Suc- eulenten - Cultivateur, benannt, in dessen Sammlung sie sich befindet und bei dem sie zur Blüthe kam. Zweige niederliegend, kurz und sehr dick, bei einer Länge von 2 Zoll fast %/, Zoll dick, stumpf 4--5rip- pig, graugrün, die Rippen cylindrisch, mit einer scharfen Bucht zwischen denselben, jede 2—4 dreieckige kurze Zähne tragend, welche an der Basis fleischig sind und an beiden Seiten eine kleine kugelförmige Tuberkel tragen.. Blüthenstielchen einzeln oder paarweise, fast einen Zoll lang, grün mit purpur panachirt. Kelch aus 5 grünen pfriemigen, rothbraun-gespitzten Zähnen bestehend. Corolle 11/, Zoll im Durch- messer, bis gegen die Mitte fünflappig; Lappen dreieckig zugespitzt, schmutzig grün, mit purpurner Spitze, und einigen langen Drüsenhaaren in den Buchten. Dis- kus mit dünnen, abstehenden purpurnen Haaren bedeckt. (Taf. 6082.) 15) Iris Douglasiana Herb. (Irideae). Herbert in Hook. et Arn. Bot. Beech, Voy. p. 395. — Torrey in Whipple Rept. bot. 35th. parall. p. 144. — Von Coulter in Californien entdeckt und von Douglas spä- ter auch in Neu-Californien gefunden, ist diese Art wenig bekannt und auch in Klatt’s Monographie der Irideae übersehen. Nahe verwandt mit I. longipetala (Bot. Mag. t. 5298). Die Pflanze befindet sich lebend im Etablissement der Herren J. Veitch & Co. und blühte im vergangenen Jahre. Rhizom von der Dicke des kleinen Fingers, kriechend; Blätter 1-—11/, Fuss lang, bei einer Breite von 1 —3/4 Zoll, dunkelgrün mit Ausnahme der Basis und der Scheide, welche blasser gefärbt und roth gezeichnet ist, schmal-linear, allmäh- lich in eine scharfe Spitze zusammenge- zogen; Nerven undeutlich. Schäfte ge- wöhnlich zwei, jeder zwei Blumen enthal- sche Section Duvalia und ist in Gestalt, | tend 3—4 Zoll lang, schmal. Blüthenstiele IT. kürzer, als das Ovarium, welches 1—11/a Zoll lang und schmal-länglich ist, und 3 abgerundete Kanten hat. Perianthalröhre 1/9,—3/4 Zoll lang, aufrecht, grün; Limbus 8—4 Zoll im Durchmesser; die äusseren Segmente verkehrt- eiförmig - spathelförmig, abstehend und zurückgebogen, bartlos, stumpf gezähnt, blass-lila, mit einem weis- sen, purpurgeaderten Discus; die inneren Segmente viel kürzer, lanzettlich, zuge- spitzt, aufrecht, stumpfzähnig, blass !ila- purpur, nicht geadert. (Taf. 6083.) 16) Odontogloseum roseum Ldl. (Orchi- deae). — Wurde bereits nach der Abbild- ung der Illustration horticole in der Gar- tenflora besprochen. (S. Jahrgang 1872 p. 124). (Taf. 6084.) 17) Odontoglossum Roezli Rehb. fil. (Orchideae). Nach dem Holzschnitte in Gardeners Chronicle bereits in der Garten- fora besprochen. (S. Jahrg. 1874 p. 115). (Taf. 6085.) 18) Bauhinia natalensis Oliv. (Legumi- nosae) Oliver msc. in Herb. Kew. — Wurde aus Samen erzogen, welche Mr. Me. Ken, der verstorbene Director des botanischen Gartens der Colonie Natal nach Kew sandte, und blühte daselbst zum ersten Male im September des ‚letzen Jahres. Nahe ver- wandt mit der B. tomentosa L. — Ein kleiner blattreicher schlanker Busch. Die dünnen Zweige stehen fast aufrecht, Blät- ter abwechselnd, etwas zweizeilig. Blatt- stiel sehr dünn, 1/,—1/g Zoll lang, zwischen den beiden Blättchen in eine pfriemige Spitze endigend, am Grunde geschwollen. Blättchen einen Zoll lang, schief verkehrt eiförmig, oder verkehrt eiförmig-länglich, an der Spitze abgerundet, ebenso wie an der äussern Seite der Basis; dunkelgrün, unterseits blass. Mittelrippe und die we- nigen Nerven sehr dünn. Stipeln pfriemig. Blüthenstiele den Blättern gegenüberste- hend, 1—2blumig, am Grunde mit zwei winzigen Bracteen. Blumen 1!/; Zoll im Durchmesser, ganz weiss, mit einem schwa- chen carmoisinrothen Striche längs der Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 313 Mittelrippe der drei oberen, schmäleren Petalen. Kelch mit kurzer, kreiselförmiger Röhre und einem breiten spathelförmigen Limbus von 1/g Zoll Länge. Petalen auf- recht abstehend, verkehrt eiförmig-läng- lich, an der Spitze abgerundet, undeutlich geadert; die drei obern viel schmäler als die beiden untern. Staubfäden 10; fünf derselben haben die Länge des Griffels, zwei davon haben an der Basis einen seit- lichen Sporn; die fünf andern sind halb so lang, Schote 3 Zoll lang, Ya Zoll breit, säbelförmig, am Grunde zusammengezogen. (Taf. 6087.) 19) Arabis blepharophylia Hook. et Arn. (Cruciferae) Hooker et Arn. Bot. Becch. Voy. p. 321). Wurde von Douglas bei San Francisco in Californien im Jahre 1833 entdeckt. Die ersten Samen kamen durch Prof. Asa Gray in Cambridge 1865 nach England. — Ganze Pflanze 6—8 Zoll hoch, aufrecht. Wurzelstock perennirend. Blü- thenstengel blattreich, robust. Blätter alle sewimpert und schwach mit langen ein- fachen oder gegabelten Haaren besetzt. Die Wurzelblätter bilden eine lockere Ro- sette von 3—4 Zoll im Durchmesser , ab- stehend, 1—21/, Zoll lang, gestielt, ver- kehrt eiförmig-spathulat, stumpf, unregel- mässig gebuchtet oder gezähnt, oberhalb dunkelgrün, unten blasser. Stengelblätter kürzer, sitzend, linear-länglich, stumpf, ge- sägt oder gezähnt, am Grunde abgerundet oder leicht geöhrt. Blüthentraube fast 2 Zoll lang und beinahe ebenso breit, an der Spitze abgerundet. Blüthenstiele abstehend, bei den Früchten aufrecht. Blumen 3/4 Zoll im Durchmesser. Sepalen aufrecht, länglich-linear, stumpf. Petalen mit einer kurzen Klaue und breit-verkehrt eiförmigen, rosafarbenen Limbus. Schoten 1—1!/a Zoll lang. (Taf. 6088.) 20) Nunnezharia geonomiformis J. D. Hook. (Palmae) Chamaedorea geonomifor- mis Wendl. Ind. palm. p. 12. — Oerst. Palm. Centroamer, in Natur. Foren. Vi- densk. Meiss. 1858 p. 24. Ch. fenestrata Hort, Van Houtt. Ch, humilis Hort, Berol, 314 (sec. Wendl.). — Dr. Hooker ersetzt den Willdenow’schen Gattungsnamen Chamae- doren durch Nunnezharia Ruiz et Pav., welcher um neun Jahre älter ist. — Die Pflanze selbst ist in den Gärten so bekannt, dass sie weiter keiner Beschreibung be- darf. (Taf. 6089.) « 21) Rhipsalis Houlletii Lem. (Cacteae) Lemaire, Cacteae p. 89, nomen tantum). Eine aus dem Pariser Garten stammende Art, deren Ursprung man aber nicht kennt. Stengel viele Fuss lang, im wilden Zu- stande von Baumstämen herabhängend. Blattartige, gezähnte 1 Zoll breite Interno- dien von 5—6 Zoll Länge wechseln mit stielartigen, dünnen, cylindrischen von gleicher Länge ab. Blumen in den Buch- ten der blattartigen Internodien, 3/,—1 Zoll im Durchmesser, blass strohfarben, wohl- riechend, am Tage geöffnet, Ovarium sitz- end, nackt. Perianthium aufrecht-abstehend. Blättchen 8—12, schmal-lanzettlich, die äussern viel schmäler als die innern. (Taf. 6090.) 22) Colchicum Parkinsoni J. D. Hook. (Melanthaceae) ? Colchicum chionense Haw.; ex Kth. Enum. IV. p. 139, sub C. variega- tum. — (C. Fritillaricum chiense Parkins. Parad. p. 155 fig. 5 et p. 156. — Mit obigem Namen bezeichnet Dr. Hooker eine schon seit mehr als zwei Jahrhunderten bekannte, aber früher nicht genau defirirte Pflanze, die sich in den Gärten als C. variegatum, C. tessellatum und C. Agrip- pinum befindet. Blüht im Herbste, Zwie- bel’ von der Grösse einer Haselnuss. Blätter auf dem Boden liegend, länglich- lanzettlich, zugespitzt!, am Rande stark wellenförmig. Perianthium 3 — 4 Zoll im Durchmesser. Segmente abstehend-zurück- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. geschlagen, elliptisch-lanzettlich, weiss, mit | purpurfarbenen, schachförmiger Zeichnung. Antheren dunkelpurpur. (Taf. 6091.) (Ender.) d) Von verschiedenen Seiten em- pfohlene Pflanzen. 23) Saxifraga florulenta. In Bezug auf die in der Gartenflora Nr. 1 1874 ge- gebene Beschreibung der Saxifraga floru- lenta Mor. verweisen wir auf V.Cesatvs: Illustrazione sulla Saxifraga florulenta Mor. Napoli 1869 (Atti della r. Accad. di sc. fis. e mat. IV.). — Freih. v. Cesati gibt darin Aufzählung der Saxifraga-Arten in der Lombardie, Piemont ete., wobei er in Bezug auf Vorkommen in der Ebene oder in der bergigen Region einige irrige An- gaben Engler’s (Linnaea 1867) berichtigt, da Engler nur 3 als in der Ebene le- bende Species anführt, in Italien jedoch grössere Anzahl vorkommt; Cesati stellt für diese Art, wegen der Trigynie — »tre carpelli coi rispettivi stili perfettamente distintic — eine eigene Section auf, die er Tristylis benennt, und zwischen Section II, III Engler’s setzt, resp. zwischen Saxi- fraga longifolia Lap. und Sax. media Gouan. — Cesati hat sich Mühe gegeben, das Ori- ginal-Exemplar in Moretti’s Herbar (ge- genwärtig im botanischen Garten zu Padua) aufzufinden, aber es war — verschwunden. (S—r.) 24) Rhodanthe Manglesi var. minor- Herr M.Grashoff in Quedlinbnrg hat aber- mals eine neue Form von R. Manglesii mit kleineren Blüthenköpfen und von com- pacter Form erzogen, die er unter dem barbarischen Namen »Rhodanthe Manglesi minor compacta multiflora fl. pleno«!! in den Handel gibt. Die Bezeichnung »var, nebst Beschreibung der Eigen- schaften, sollte genügend sein. (r.) minor«, III. Notizen. 11. 1) Spartium junceum als’ Ge- spinnstpflanze In den Maremmen (Toscana) werden aus den Fasern des Ginsters (Spartium junceum) schon seit undenklichen Zeiten grobe Gespinnste er- zeugt; — nun hat sich in Toscana eine Gesellschaft constituirt, um die Cultur die- ser Pflanze im Grossen vorzunehmen und aus derselben Leinen, Taue, Papier, ja so- gar seidenartige feine Gespinnste zu bear- beiten. — Fingerdicke Stricke durch meh- rere Tage in Salzwasser mit sehr scharfer Säure gehalten, hatten von ihrer Festig- keit nichts verloren, drei kräftige Männer konnten selbe nicht zerreissen. In der vorjährigen Wiener Weltaus- stellung (landw. Abtheil. Italien.) waren Muster vom Gespinnste aus den Fasern des Ginsters vorhanden, welche die Aufmerk- samkeit der Industriellen auf sich gezogen hatten. Sr. 2) Mittel gegen Weinpilz, Im- merfort tauchen neue Mittel auf gegen den Pilz (Cidium) der Weinrebe — so finden wir eine Mittheilung in der »Italia agri- cola« (aus dem Salut public de Lyon ent- nommen), dass Hr. Chazand in Genes (Isere) seine pilzkranken Reben und auch andere Obstbäume mit Schwefelblumen gänzlich geheilt habe, aber nicht durch Bestreuen des Laubes, sondern er legte die Wurzeln der Rebe und der Fruchtbäume blos und bestreute dieselben tüchtig mit Schwefelblumer. Ein anderes Mittel, angeblich zur Ab- haltung des Oidiums von den Weinreben, finden wir in dem Blatte »la provincia di Brescia.« Rebstöcke unter den ersten Zweigen mit galvanisirtem Eisendrath umbunden, und auf diese Art soll man die Reben gänzlich rein erhalten haben, so auch soll man mit solchem Draht umbinden, bei den Obst- bäumen die Insecten ferne halten. Sr, Im März nämlich wurden die 315 Notizen 3) Frühreifer Carfiol. Bei der Ge- müse-Ausstellung in Mailand im Mai 1873 hatte der Handelsgärtner Joh. B. Tosi eine Parthie Carfiol ausgestellt, die er erst im Januar des nämlichen Jahres ausgesät, im März in das freie Land gepflanzt und im Mai in reifen Exemplaren zur Ausstell- ung gebracht hatte. Herr Tosi wurde von der Gartenbau- Gesellschaft aufgefordert, seine Cultur im Jahre 1874 nochmals vorzunehmen und zu den wichtigeren Zeitpunkten die eigenshiezu aufgestellte Commission behufs Constatir- ung der Sache — einzuladen. Die Cultur wurde wie oben angedeutet, vorgenommen und am 8. Mai fanden sich gegen 100 Carfiolstauden, von denen einige ein Gewicht von 1/, bis gegen 3 Pfund hatten, vollkommen reif und von vorzüg- licher Güte waren. In Folge dieser überaus günstig erziel- ten Erfolge wurde dem Handelsgärtner J, B. Tosi von der Mailänder ' Gartenbau- Gesellschaft (wie deren Zeitschrift: i giardini berichten) die goldene Medaille ertheilt. Sr, 4) In der Sitzung der Kaiserli, Akademie der Wissenschaften in Wien (Juli 1574) legte Hr. Prof. Dr. Zöl- ler eine Abhandlung vor über »Ernähr- ung und Stoffbildung der Pilze.« Ueber diesen Gegenstand hatte der Ver- fasser schon im Jahre 1871 (in der Erlan- ger medicin. phys. Societät und in Henne berg’s Journal) die Resultate seiner da- maligen Versuche mitgetheilt. — In oben- erwähnter Abhandlung bespricht Dr. Zöl- ler seine neuesten Untersuchungen, aus welchen unter andern sich ergibt, dass die Pilze aus Kohlen -, Stick- und Wasserstoff besteken, und diese Zusammensetzung sich mit der Dauer ihrer Wachsthumszeit än- dert, so dass die Pilze von langer Vegeta- tionszeit relativ mehr Kohlenstoft (38,91%) s x EA N r 2,5, , ’ „ ca I) N ZN 316 und weniger Stickstoff (4.800/,) enthalten, als die Pilze von kürzerer Vegetationszeit. Ferner legte Hr. Alfr. Burgerstein eine Abhandlung vor über das»Vorkom- men und die Entstehung des Holz- stoffesindenGeweben der Pflanze. Mit Anwendung des schwefelsauren Ani- lins als Reagens untersuchte B. die Pfan- zen und er fand, däss die Gewebe der Al- gen, Pilze und einiger Flechten, sowie das Collenchym, das Cambium und die Sieb- röhren der Gefässpflanzen unverholzt sind, und dass bei letzteren alle andern Ge- webselemente mehr weniger verholzt sind, — zuerst und ausserordentlich früh verholzen am Gefässbündel die Gefässe, hierauf die Holzzellen und das Holzparen- chym und bald darauf die Bastzellen; — im Stamme der Pflanzen beginnt das Mark viel später zu verholzen als die Gefäss- bündel. Sr. 5) Der Kartoffelkäfer Amerikas. Hr. F. C. Heinemann sagt in einer beson- dern Brochüre über denselben das Folgende: »Seit einigen Jahren erhielten wır über den furchtbaren Verheerungen, welche ein Käfer in Feldern und Gärten an den Kartof- feleulturen in Amerika anrichtete, die auf- regendsten Berichte. Wir hielten die Gefahr der Verpflanz- | .ung dieses Ungeziefers nach Europa für illusorisch: allein durch die Unterhand- lungen, die wir mit unserer Agenten in New-York gepflogen, empfingen wir Mit- theilungen von dem berühmten amerikani- schen Entomologen Ridley, die uns bewie- sen, dass die Gefahr der Uebersiedelung nach Europa. keineswegs eine illusori- sche sei. Die Käferweibehen können mehrere Mo- nate lang ohne Nahrung leben, und wenn auch keine Käfer mit den Saatkartoffeln von Amerika nach Europa verschifft wer- den, so ist es doch leicht möglich, dass die Käfer sich in den Segeln und den Ta- kelwerken der Schiffe festsetzen. Unseren Culturfedern droht deshalb ein neuer, überaus gefährlicher Feind. Denselben kennen zu lernen, um Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Selbe ihn > beim ersten Erscheinen zu vertilgen, ist der Zweck dieser Zeilen. Schon Dr. Lind- ley sagte über denselben das Folgende: »Seit langer Zeit hatte Nord-Amerika gegen zwei Feinde zu kämpfen, welche die ersten Schösslinge und Blätter der Kar- toffeln zerstörten, und so die Hoffnung des Landmannes und Gärtners vernichteten. Es waren Käfer, welche zur Familie der Cantharis (spanischen Fliegen) gehö- ren, und Lytta atrata oder vittata und Cantharis vimaria heissen. Sie können noch in den gehörigen Schranken gehalten werden, aber jüngst- ist ein dritter Käfer erschienen, welcher in der That die ganze Kartoffel-Cultur zu zerstören droht. Er heisst Colorado Kartoffelkäfer (Doryphora decempunctata); sollte dieser einmal die Küste des Atlantischen Oceans erreichen und unbemerkt über den Ocean kommen, wehe dann dem Kartoffelzüchter des alten Stammlandes! Man muss die Myriaden dieses Insectes und die Zerstörungen seiner nie ruhenden Larven gesehen haben, um sich eine Idee von der Gefahr machen zu können, von welcher Europa bedroht wird. Ich selbst, da ich über das zähe Leben der Larve des ausgewachsenen Insects aus Erfahrung urtheilen kanr, zweifle nicht, da es das Gebiet von Nord-Amerika be- reits durchwandert hat, dass es sich auch bald in überseeischen Ländern einnisten wird. Sein eigentlicher Wohnsitz sind die Rocky-Mountains, wo es auf einer Art wil- der Kartoffel (Solanum rostratum oder ca- rolinanum) lebt. Kaum war jedoch die essbare Kartoffel (Solanum tuberosum) von den Colonisten am Fusse der Rocky-Moun- tains gepflanzt worden, so fiel die Dory- phora gierig über dieselbe her. Je weiter sich die Kartoffeleultur nach Westen hin ausdehnte, je weiter nach Osten dringt das feindliche Thier vor und breitet sich über das Land aus. Im Jahre 1859 hatte es sich 100 Mei- len von der Stadt Omaha in Nebraska ein- genistet; im Jahre 1861 zeigte es sich in Jowa; im Jahre 1865 hatte es angefangen, III. Notizen. nicht nur in Missouri verheerend aufzu- treten, sondern war über den Mississippi "in Illinois eirgedrungen, überall hinter sich die Kartoffel-Pflanzungen zerstört zu- rücklassend. Im Jahre 1868 wurde Indiana heimgesucht, im Jahre 1870 Ohio und die Grenzen von Canada erreicht, auch Theile von Pennsylvanien und New-York; sein Eintritt in Massachusetts wurde berichtet. Während des Jahres 1871 bedeckte ein grosses Heer dieser Insecten den Fluss Detroit in Michigan, überschritt den Erie- - See auf schwimmenden Blättern und ähn- lichen passenden Flössen, nahm in kurzer Zeit Besitz von dem Lande zwischen $t. Clair und den Niagara-Flüssen. Da diese Insecten schon so weit vorge- schritten sind, trotz aller Massregeln sie aufzuhalten, so muss man annehmen, dass wir von ihnen hören werden; sie schwär- men in den Strassen von Boston und New- York umher (wie sie bereits in St. Louis thun), und dann ist ihre Reise über’s Meer lediglich bloss noch eine Frage der Zeit. Dieser Käfer ist überdiess in seinen verschiedenen Lebensstufen ganz unemr pfindlich gegen Hitze, Kälte, Nässe und Trockenheit, die er erfahren, so dass ich nicht zweifle, er wird auch die Verschie- denheit des Klimas der gemässigten Zone Europas vertragen, und einmal dort ange- kommen, sich bald heimisch machen. Die Verwüstungen dieses Insectes sind um so grösser, als es sich ausserordentlich schrell vermehrt, da mehrere Bruten in ein und demselben Jahre stattfinden. Die erste Schicht junger Larven erscheint Ende Mai, oder, wenn das Wetter mild ist, im April. Kaum hat sich die Kartoffelpflanze über der Erde gezeigt, so erwacht auch das Insect, welches überwintert ist, zu neuem Leben. Das Weibchen beeilt sich, 700—1200 Eier zu legen, in Klumpen von 12—13 auf die untere Seite des Blattes. Im Verlaufe von 5—6 Tagen, je nach dem Wetter, entschlüpfen die Larven dem Ei und beginnen ihr Werk der Zerstörung, welches 17 Tage dauert, alsdann ziehen sich die kleinen Geschöpfe unter die Erde zurück, um sich zu verpuppen. Nach 10 317 oder 14 Tagen erscheint das vollkommene Insect und das Legen der Eier beginnt von Neuem. So folgen nach den neuesten Beobachtungen drei Bruten auf einander; die letzte, wie gesagt, überwintert unter der Oberfläche des Bodens. Die wunderbare Gefrässigkeit dieses Insectes, namentlich im Larvenzustande, spottet jeder Besehreibung. Wenn einmal ein Kartoffelfeld von ihnen ergriffen ist, so ist jede Hoffnung auf die Ernte ver- nichtet; in wenigen Tagen ist alles in eine dürre Wüste — eine Masse von verdorrten Stengeln — verwandelt. Einmal hoffte man vergeblich, dass die Doryphora nur eine vorübergehende Plage sei, dass sie viel schaden und dann weiter gehen würde, ohne eine bleibende Plage zu werden. Andere wiederum wähn- ten, dass ein heisser Sommer und Herbst, gefolgt von einer anhaltenden Vürre, ihre Zahl vermindern müsste. Aber es ist si- cher nachgewiesen, dass eine Abnahme nur dadurch entstand, dass viele Larven in den harten, durch die Hitze gedörrten Boden nicht eindringen konnten; viele blie- ben indessen übrig, um die Brust fortzu- pflanzen. Von den vielen Geheimmitteln, die man behufs der Zerstörung dieses Thieres an- gewendet, scheint nur eins einigen Werth zu haben. Ich meine das Bestäuben der Pflanze mit der sehr giftigen Substanz des Pariser Grüus — eine Mischung von Ar- senik und Kupfer-Oxyd. Wenn man nun auch das Einathmen dieser sehr lebensge- fährlichen Stoffe beim Bestreuen der Fel- der nicht achten wollte, so bliebe doch die Gefahr darin, dass man den Boden da- mit düngt — eine Gefahr, die den zu Washington gemachten Versuchen zufolge, nicht wegzustreiten ist. Desshalb bleibt nur das Absuchen mit der Hand übrig, welches Tag für Tag in Bezug ‘auf Eier, Larven und Insecten geschehen muss. Aber selbst dieses Geschäft erfordert bedeutende Vorsicht, denn der Saft des zerdrückten Insectes und seiner Larve erzeugt Blattern und Pusteln, wo derselbe die Haut be- rührt, Wenn eine Wunde damit in Be- 318 rührung kommt, so erfolgt schlimme Ent- zündung, bisweilen Eiterung, eine Berühr- ung am Auge gefährdet die Sehkraft be- deutend. Die Eier sind dunkel orangegelb. Die Larve ist beim Auskriechen von schwärz- licher Farbe, welche bald dunkelroth wird und eine orangefarbige Nüancirung an- nimmt. Ausgewachsen ist die Farbe zwi- schen orange, gelbroth und fleischfarhig. Die Grundfarbe der Flügel des Käfers ist rahmgelb mit fünf schwarzen Längs- IV. Lit l) Fürst Hermann v.PücklerMus- kau in seinem Wirken in Muskau und Branitz, sowie in seiner Bedent- ung für die bildende Gartenkunst Deutschlands. Eine aus persönlichem und brieflichem Verkehr mit dem Fürsten hervorgegangene biographi- sche Scizzee Von E. Petzold, Königlich, prinzlich niederländischem Park- und Gartendirector in Muskau. Mit dem Portrait des Fürsten und einer Ansicht seines Grabmals im Park zu Branitz. Leipzig, Verlag von J. J. Weber 1874. Wenn es unzweifelhaft ist, dass Fürst Pückler Muskau der glänzendste Stern in der Geschichte der Gartenkunst in Deutschland ist, so muss ein Buch, wel- ches das Wirken dieses Mannes darstellt, jedem Freunde der Kunst, besonders der Gartenkunst, ein höchst willkommenes sein. Er muss sich aber besonders freuen, wenn das Lebensbild von demjenigen Manne ge- schrieben worden ist, welcher jedenfalls der befähigste dazu war, von uuserm Freund und Mitarbeiter der Gartenflora Herrn E. Petzold. Fürst Pücklers Wir- ken kann objectiver, plastischer dargestellt werden, aber es wäre unmöglich, ohne Petzold’s Mittheilungen Vollkommenes zu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | leisten. m streifen, von denen der dritte und vierte sich an der Basis vereinigen. Doryphora begnügt sich nicht blos mit der Kartoffel. Da, wo dieses Nahrungsmittel fehlt, nährt sie sich von einer anderen So- laneae, z. B. von der Eierpflanze (Solanum Melongena), dem Liebesapfel (Solanum Ly- copersicum), oder der Winterkirsche (Phy- salis viscosa). Dieses Inseet hat sich so- | gar in den nördlichen Theilen von Illinois und Wisconsin in den Küchengärten ebenso schnell angesiedelt, wie auf den Kartoffel- feldern. eraturn. Der Verf. sah als Kind Muskau gleichsam als ein Wunder entstehen, nahm dort die Freude am Naturschönen in sich auf und begeisterte sich als Jüngling an Pücklers Gartenschöpfungen, als er dort seine Gärtnerlaufbahn begann. Mehr als jeden anderen Berufsgenossen kann man Herrn P, als Schüler Muskau’s bezeichnen. Wenn er auch später in andern Wirkungs- kreisen manches anders gesehen und er- kannt hat, als es ihm in Muskau unter dem Einfluss des Fürsten und seiner Gärt- ner erschien, so blieb er doch stets der Pückler’schen Schule treu, und fand sich so recht eigentlich zu Hause, als ihm von dem jetzigen Besitzer von Muskau, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich der Niederlande die Verwaltung von Muskau übergeben wurde, um es im Geiste des Fürsten Pückler zu vollenden und zu 'er- halten. Ein Buch, wie das vorliegende kann weder in seinem Inhalte ausgezogen, noch eigentlich kritisirt werden. Wer Thatsa- chen bringt, steht über fremden Urtheile, und kann allenfalls berichtigt werden, wo er geirrt hat. Ich will daher auch nur im allgemeinen aussprechen, dass der Verf. seinen Stoff beherrscht, und wir ein rich- tiges klares Bild von dem »Verstorbenen« IV. Literatur. 5 als Gärtner erhalten, ein Bild, welches durch die Pietät des Verfassers für seinen Meister und Görner sogar hie uud da in wohlthuenden warmen Farben aufgetragen ist. Er wird sein vorgestecktes Ziel: den Schülern und Freunden der höheren Gar- tenkunst ein Vorbild, der Jugend ein glänzendes Beispiel zu zeigen und zur Nachabmung zu erwecken, durch die fleis- sige, gewissenhafte Arbeit sicher erreichen. Ich könnte daher mit der Bemerkung schliessen, dass das vorzüglich schön aus- gestattete Buch, die wärmste Empfehlung verdient, wenn ich nicht glaubte, durch einige Zusätze in Folge eigener Erfahrung zu nützen. Sie stammen aus einem ge- schäftlichen Verkehr mit dem Fürsten aus dem Jahre 1854 bei Gelegenheit einiger Veränderungen in dem unter meiner Ober- aufsicht stehenden Parke zu Wilhelms- thal. Pag. 61 bemerkt der Verf. Fürst P.M. habe ausser in seinen eignen Anlagen und einmal in Ettersburg bei Weimar nie selbst- thätig an der Ausführung sich betheilist. Wenn hierunter die Vollendung der An- lage verstanden wird, so ist das richtig; ich habe aber erlebt, dass der Fürst im November 1854 in Wilhelmsthal eigenhän- dig Gruppen und Wege etc. abzesteckt und zwar mit solcher Fertigkeit, dass ich davon lernen konnte, Regelmässig Mittags gegen 1 Uhr kam er angefahren, um mit mir bis zum Dunkelwerden zu arbeiten, Abends fuhr ich dann mit ihm nach Hause. Die Veränderungen, welche nach Angabe des Fürsten in W. gemacht wurden, wa- ren nicht umfargreich, aber wirkungsvoll. Hauptsächlich legte er Werth auf den Abschluss der Schlossumgebung vom Park durch einen Drahtzaun. Zur Wahrung meiner eigenen unabhängigen Thätigkeit muss ich erwähnen, dass der S. 63 des Buches in einem Briefe des Fürsten er- wähnte Durchbruch eines "heckenartigen Waldgürtels auf dem Seedamme, welcher das untere Thal abschloss, bereits von mir projectirt war, ehe der Fürst kam, und dass auf einem dem Fürsten vorgelegten Plane für eine durchgreifende Veränderung 319 von Wilhelmsthal eine perspectivische Zeichnung der'zu erwartenden Veränderung sich befand. Dass auch Petzold einen solchen Durchbruch auf einem Plane pro- jeetirt hatte, erwähnt der Verfasser selbst. Es versteht sich von selbst, dass der Fürst von unsern Plänen nicht beeinflusst wor- den ist, dass er beim Aushauen von 3 grossen Oeffnungen ganz in seinem Sinne verfuhr. Diese Veränderung musste je- der wirkliche Landschaftsgärtner vorschla- gen. Uebrigens ist Herr P. im Irrthum, wenn’ er 9, 63 sagt, der Fürst habe nichts von einem von P. 1840 entworfenen Plane gewusst: er hat ihn in meiner Gegenwart zugleich mit dem meinigen geprüft, Durch meinen Roman »Reichenau< (mit der Ten- denz der Landesverschönerung),, welcher 1851 erschien, war ich mit dem Fürsten bekannt geworden, und er suchte mich auf, wenn er hierher kam, oder sprach mich flüchtig auf der Durchreise. Dies geschah aueh im Juli oder August 1854. Bei dieser Gelegenheit erzählte ich ihm, dass ich auf Befehl Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs einen Plan zur Umwandlung von Wilhelms- thal ausgearbeitet. Er freute sich so, dass an diesem auch von ihm geliebten Platze etwas geschehen sollte, dass er mich be- auftragte, dem Grossherzog seinen Besuch anzumelden. Den folgenden Tag musste ich meinen Plan erklären, und wir prüften überall an Ort und Stelle. Ich hatte das Glück, Beifall zu finden, nur ging der Fürst, weil er bei Hofe Widerstand fand, nicht auf die von mir und auch Petzold projectirte Entfernung eines etwa 1000 Schritt langen schmalen Saum’s von 100 Fuss hohen Fichten ein, welcher den Laub- wald verdeckt. Er meinte: wenn er noch in meinem Alter wäre, würde er diese Bäume wohl auch wegnehmen, aber in sei- nem Alter habe er den Muth nicht mehr. Wir wollten es mit einer grossen Vor- pflanzung versuchen. Dieselbe wurde nach des Fürsten Angabe später ausgeführt, und ich kann mittheilen, dass jetzt ge- nau nach 20 Jahren die erwartete Wir- kung zum Theil eingetreten ist. Frei- lich wäre es durch die Axt billiger und 320 schöner geworden. Von dem Dasein eines Planes [von Petzold erfuhr ich erst an die- sem Tage etwas, da hier die Pläne oft verschwinden und Niemand sie zu finden weiss, bis sie zufällig wieder erscheinen. Ich bemerke noch für Pflanzer, dass die damals mit Sorgfalt gepflanzten grossen Bäume zwar anfangs gut wuchsen, “aber längst von den kleiner gepflanzten einge- holt sind. Zum Schlusse muss ich noch eine Stelle im Vorwort erwähnen, wo der Verf. sagt, es habe ihm Ueberwindung gekostet, die fürstlichen Briefe abzudrucken, welche seiner lobend erwähnen: Er habe dieses eben nöthig gehabt, um viele Anfeindungen über sein Wirken zu entkräftigen u. s. w. Ich muss gestehen, dass ich noch nie von sol- chen Anfeindungen, wenigsters nicht durch Fachmänner gehört; was aber das Ge- schrei eines urtheilslosen Publicums betrifft, so ist dem gegenüber eine Rechtfertigung unnöthig, auch viel zu spät, denn der Ta- del hat sich wohl bei den Meisten nach Jahren in Anerkennung verwandelt. Wir V. Personalnotizen 1) Hofgärtner Lang in Illiinsk ist als Hofgärtner in Livadia in der Krim an die Stelle des zurückgetretenen Herrn Hökel versetzt worden. 2) Herr Julius Voigt ist als Hofgärt- ner in Illiinsk bei Moskau angestellt worden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz Landschaftsgärtner sind dies nicht anders gewöhnt. Uebrigens hat der Verf. solche Anerkennungsbriefe schon öfter abdrucken lassen, es war also das Bedenken nicht mehr am Platze.. Der Herr Verf. möge sich aber beruhigen, denn er hat das Rith- tige getroffen. Briefe sind für jeden Bio- graphen das beste Material, werden beson- ders hochgeschätzt. Dies gilt auch von denen des Fürsten an den Verf. Wird man darin gelobt, so kann man es ohne Scrupel drucken lassen. Uebrigens war Fürst Pückler mit Anerkennung in Briefen an seine Lieblinge nicht sparsam, so scharf er gegen Leute sein konnte, gegen welche er etwas hatte. Ich weiss dies aus Er- fahrung. Er war nun einmal höflich und neidlos, liess Andere gelten, welche er durch seine Ideen zu beherrschen glaubte. Rührend war mir es, als er mir etwa zwei Jahre von seinem Tode aus Meran schrieb: Ich bin nur noch eine Ruine — und so gebe ich Ihnen vom Rande des Grabes meinen Gärtnersegen! Möge er Ihnen Glück bringen!« (J.) und Neuestes 8) Herr Staudigel ist als Hofgärtner an dem Kais. Garten zu Kiew an die Stelle des zurückgetretenen Herrn Heydorn an- gestellt worden. 4) Herr Hildebrandt ist aus Zanzi- bar nach Berlin zurückgekehrt. . Originalabhandlungen. I) Abgebildete Pflanzen. a) Tillandsia juncifolia Rgl. (Siehe Tafel 811.) Bromeliaceae, TillandsiaL. Perigonii liberi sex- partiti laciniae exteriores calycinae, ae- quales, basi cohaerentes, reclae v. spi- raliter tortae, duo allius inter se con- nalae, tertia supra basin libera, saepe paullo minor; laciniae inieriores peta- loideae, in tubumn convolutae v. con- natae. superne patentes v. ereclae, basi nudae v. squamosae. Stamina 6, hypo- gyna, omnia libera v. alterna perigonii laciniis interioribus adhaerenlia; anthe- rae incumbentes, basi sagitlalo-emargi- nalae v. subintegrae. Ovarium liberum, iriloculare. Ovula in loculorum angulo centrali affixa, bi-pluriseriata, adscen- dentia, anatropa, apice saepissime ap- pendice lineari. Stylus fililormis; stig- ma trifidum, nunc lobia abbreviatis di- latatis subcapitatum, nunc lobis filifor- mibus aut apice dilatatis, rectis v. con- tortis. Capsula cartilaginea linearis v. ovata, trilocularis, loculicido - trivalvis. Semina plurima, e basi dissepimentorum erecla, linearj-clavata, stipilata; stipite pilis papposis cincto, — Herbae lepido- tae, caulibus foliosis simplicibus v. ra- rius ramosis, foliis lanceolato-linearl- XI. 1874, bus v. linearibus v. junciformibus, flori- bus spicatis v. paniculatis v. rarius SO- litariis. Sectio Calypirosperma Rgl. Folia juneiformia. Panicula coarctata, e spi- culis compressis distichis composila. Calycis segmenta recia. Peiala ad api- cem recta, Filamenta omnia libera. An- Iherae basi integrae. Ovula apice ap- pendice filiformi. T. juncifolia Rgl. Caulis sim- plex, basi dense rosulato-foliatus; caule florifero foliis inferioribus breviore, de- crescente laxe foliato; bracteis foliis- que in pagina inleriore albido-lepidolis: Folia e basi dilalato- vaginata fusca mox subulato - semilerelia, in apicem selaceum attenuata, infra albido-lepi- dota, supra canaliculata viridia glabra, 25—30 ec. m. longa. Caulis floriferus (scapus) rufescens, circ. 16 c. m. allus, foliis brevior, apice spicis plurimis (eirciter 6) compressis sessilibus con- gestis erecto-patentibus paniculam con- gestam formantibus terminatus. Folia caulina iis rosulae similia, breviora autem ei superiora rufescentia, suprema 21 322 bracteiformia, quam inflorescentia bre- viora, rosea, e basi ovata in apicem subulatum exeunlia. Spiculae compres- sae, distichae, circiter 6 florae, 3 c. u. longae, dense congestae. Spicularum bracleae pergameae, vi- rides, solitariae, distichae, carinalae, calycem amplectentes e latere lanceo- lato-oblongae, aculiusculae, dorso dense albido-lepidotae, circiter 2 c. m. longae. Calyx (perigonii lariniae exteriores) bracteam paullo superans, viridis; laci- niis duabus in unam bicostatam ventre marginibus inflexis sub apicem connatis, lacinia tertia basi tantum adnata, cae- terum libera lineari lanceolata, acuta, laciniis lateralibus coalitis quadruplo angusliore et vix breviore. Petala (pe- rigonii laciniae, interiores) oblonga, caerulea, a basi ad apicem erecta, in tubum convoluta, basi nuda, calycem duplo superanlia apice obtuso vix re- flexo. Filamenta 6, omnia ad basin li- bera, filiformia, sub apice paullo dila- tata, corolla 1/, longiora; antherae in- cumbentes, versatiles, oblongae, bilo- eulares, rimis longitudinalibus rumpen- tes, basi subintegrae. Ovarium oblongo- trigonum. Stylus stamina aequans; slig- mate breviter trifido, lobis apicem ver- sus dilatatis et inter se subcoalitis. Ovula in loculorum angulo affıxa, ad- scendentia, pluriserialia, oblongo-line- aria, anatropa, apice apendice lineari terminata. — Capsula seminaque ignolta. — T. staticiflora hort. Par. nec. Mor- ren. — T. filiiormis hort. Belg. — Ha- bitat verosimiliter in arborum truneis Americae {ropicae regionum elevatiorum. Aflinis Tillandsiae (Bonaparteae) junceae Ruiz et Pav. (Platystachys jun- cea Beer Brom. 86) et Tillandsiae di- varicatae Benth. — T. juncea Ruiz et Pav. (Fl. peruv. IV. pag. 38 tab. 262 sub Bonapartea) caule elatiore foliato, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. antheris basi sagitlatis, sligmatis lobis linearibus facile dignoscitur. T. divari- cata Benth. (Botany of Ihe voyage of Sulphur pag. 174) spieulis 12—15 floris divaricatis breviler pedunculalis, foliis caulinis pilosiusculis diversa videtur. (Stigmalis antherarum et ovulorum figu- ratio ignota). Die Gattung Tillandsia umfasst eine Masse von noch sehr unvollkommen bekannten Arten. Die sehr wechselnde Form des Blüthenstandes, der Staub- beutel, die Einfügung der Staubfäden, die Form der Narbe und der Eichen, scheinen gute Charaktere zur Abtheil- ung und Unterscheidung in mehrere Gattungen zu bieten. Der nicht ge- drehte Kelch, die bis zum Grunde freien Staubfäden, die am Grunde nicht zwei- theilige Anthere, die nach oben ver- breiterten in eine kopfförmige Narbe verwachsenen Lappen derselben, durch- aus aufrechte Blumen. Blätter und die mit einem langen linearen spitzenstän- digen Anhängsel versehenen Eichen, sowie endlich die aus zusammengehäul- ten zweizeiligen kurzen Aehrchen be- stehende Rispe, scheinen unsere oben beschriebene Art von dem Gattungs- charakter, wie solcher gemeiniglich von Tillandsia gegeben wird, zu unterschei- den und zum Typus einer Gattung oder Untergattung zu machen. So lange aber nicht die vielen andern sogenann- ten Tillandsia - Arten genauer bekannt sind, so lange muss man sich begnü- gen, die wenigen besser bekannten Arten als Seciionen aufzuführen, wie wir dies früher mit Wallisia und jetzt mit der in Rede stehenden Art gethan haben. Wahrscheinlich stammt unsere Pflanze, gleich der nächst verwandten Art, der T. divaricata Benth., aus den Gebirgen Columbiens. Unsere sehr genaue bild- L, Originalabhandlungen, -» liche Darstellung dieser Pflanze macht eine deutsche Beschreibung überflüssig. Die Cultur theilt dieselbe mit ähnlichen Tillandsien, welche auf den Aesten der Bäume epiphitisch wachsen. Man be- festigt die Pflanze an ein Stück eines Baumastes und umgibt deren Grund mit Moos. Darauf hängt man sie unter dem Fenster eines niedrigen Warmhau- ses auf und spritzt die Pflanze zur Zeit der Vegetation häufig. Erklärung der Abbildung: a und b Stengelgrund und Blüthen- stengel mit der Blüthenrispe in nalür- licher Grösse. c. Die die einzelnen Blumen stützende Bractee. d. Der Kelch, 323 beide in natürlicher Grösse. e. Der Kelch von der Seite, so dass die bei- den verwachsenen und das freie Blätt- chen sichtbar. f. Das aus 2 verwach- senen Blättchen bestehende Kelchseg- ment. e und f. schwach vergrössert. g. Fruchtknoten mit Griffel und ein Staubfaden, natürliche Grösse. i. Der obere Theil des Staubfadens und An- here, vergrössert. k. Die Spitze des Griffels mit Narbe, vergrössert. 1. Ein Blumenblatt von der innern Seite, ver- grössert. m. Der Fruchtknoten schwach vergrössert. n. Querdurchschnilt durch den Fruchtknoten, stärker vergrössert. o. Ein Eichen, 30mal vergrössert. (E. R.) b) Iris acutiloba C. A. M. (Siehe Tafel 812 Fig. 1.) Irideae. I. acutiloba C. A. M. Index cauc. pag. 32. — Ledb. fl. ross. IV. 105. — Onocyelus acutilobus Siemsen pag. 709 leste C. Kochio in Linnaea XXI. pag. 639. Wächst in dem Caucasus in der Gegend von Baku, bei Elisabethopol und in den Provinzen Karabagh und Talösch und steht in allen Eigenthüm- lichkeiten, der in der letzten Zeit viel- fach besprochenen schönen Iris iberica Hoffm. sehr nahe, so dass ich solche früher einfach für eine Abari derselben hielt. Bedeutend schmalere und zugleich spitze Lappen der Biumenkrone unter- scheiden solche aber sofort. Cultur gleich I. iberica in Töpfen in mit Stein- brocken untermischter Erde. Im freien Lande gedeiht solche nur auf sonnigem warmen Standori, wo die Feuchtigkeit schnell abfliesst, also am geeignetesten in sonnigen Steinparthien in lehmiger mit Steingrus gemischter Erde. "Im Winter muss derselben eine leichte Deckung gegeben werden. (E. R.) 21* 324 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz.. TRETEN ST LE n Pico) ec) Lithospermum Gastoni Benth. (Siehe Tafel 812 Fig. 2.) Borragineae. L. Gastoni Benth.; caulibus plu- ribus, erectis, herbaceis, sparse et subadpresse pilosis; foliis inferioribus minoribus anguste lanceolalis, superiori- bus e basi rotundata semiamplexicauli lanceolatis aculis, utrinque sparse pilo- sulis, margine villosulis; racemo sub- capitalo, lerminali, pauci - plurifloro; pedicellis quam flores pluries breviori- bus; calycis 5-partiti lobis aequalibus, lineari-lanceolatis, hirsulis, tubo corol- lae campanulato -infundibuliformis bre- vioribus; corolla cyanea limbo campa- nulato ö-lobo, pervio, fauce gibbis 5 linearibus albis; filamentis brevissimis antherisque oblongis inclusis. — Benth. in D. C. prodr. X. pag. 83. Wächst in den Felsenspalten der Pyrenäen oberhalb Eaux-Bonnes am Pic de Gers, wo Bentham in Begleitung des Pastors Gaston diese Art entdeckte und zu Ehren des Letzteren nannte. In der Tracht kommt diese Art dem L. purpureo-caeruleum L. nahe, es fehlen aber die niederliegenden sterilen Sten- gel und die Blumen des L. Gastoni sind grösser, schön himmelblauv und _ mit weisser Sternzeichnung im Grunde des glockeniörmig - trichterförmigen Saums der Blumenkrone, welche Zeich- nung 5 linearen Schwielen entspricht. Nach der Beschreibung, wie solche in De Candolle’s Prodromus gegeben ist, würde unsere Pflanze verschieden sein, und zwar durch den kopfförmigen Blüthenstand (Bentham sagt floribus paucis axillaribus solitariis) und durch die Form der Blumenkrone (nach Ben- thaın „tubo gracili longitudine calycis*). Bentham und Decandolle haben, sowie es scheint, aber nicht ordentlich ent- wickelte Exemplare vorgelegen, wie wir solche auch von Bentham gegeben in unserem Herbarium besitzen. Auch bei diesen ist der Blüthenstand noch gar nicht entwickelt und die Blumen noch im Knospenzustand,, so dass wir nicht zweifeln, dass unsere abgebildete Pflanze das ächte „Lithospermum Gas- toni* darstellt. Der hiesige Garten verdankt diese schöne Pflanze dem Garlen der Herrn Backhouse in York. Wir haben schon öfters angedeutet, dass dieses bedeu- tende Garten -Etablissement, jährlich viele neue und interessante Stauden aus den Pyrenäen, Nordamerika und den Gebirgen Oslindiens in den Handel bringt. Wir cultivirten .das L. Gastoni bis jetzt im Topf, wo dasselbe leicht ge- deihet, wir zweifeln aber nicht, dass dasselbe auch im freien Lande auskal- ten und einen reizenden Schmuck der Steinparthien abgeben wird. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 325 d) Cereus pectinatus Engelm. (Siehe Tafel 813.) Cacteae, C. pectinatus Engelm., simplex v. basi ramosus, ovato-cylindricus, 23 costatus; areolis elevatis, linearibus, approximalis, junioribus albo villosis; aculeis radialibus 16—20, subrecurvis, adpressis, peclinatis, albis, apice roseis, superioribus inferioribusque brevioribus, lateralibus longioribus, centralibus 2—5 brevissimis uniserialis; tubo floris pul- villis 60—70 brevi-tomentosis aculeos albos v. apice roseos 12-—-15 gerenli- bus stipitato, sedalis interioribus 18— 20 oblanceolatis, petalis 16—18, ob- longis, obtusis, eroso-denticulatis, muc- ronalis. — C. pectinatus Engelm. Mem. p- 110. — Salm. Cact. in h. Dyck. p. 162. — Echinopsis pectinata Pfr. Abbild. Il. tab. 10,— Echinocactus pectiniferus Scheidw. Der in Rede stehende Säulen-Cactus wächst in Mexico bei Chihuahua und war zur Zeit als die Cacteen noch zahlreiche Liebhaber zählten, eine der gesuchtesten und geschätztesten Arten der Sammlungen. Der einfache oder am Grunde verästelte Stamm, wird 15— 18 Cm. hoch und trägt auf seiner Spitze zahlreiche purpurrothe Blumen von 7 Cm. Länge und Durchmesser. Dem Stamme nach laufen bis 23 Rippen em- por, auf deren Kante dicht gestellte Stachelbündel stehen, die um eine läng- liche Areola herum fast kammförmig abstehen und weiss gefärbt sind. Sowohl im nicht blühenden Zustande, besonders aber wenn diese Art ihre zahlreichen grossen roihen Blumen ent- wickelt hat, gehört dieselbe zu den schönsten und interessantesten Formen der Familie. Dem Etablissement der Herren Haage und Schmidt in Erfurt ist es geglückt, zahlreiche Originalpflan- zen dieser schönen Species einzuführen und ist unsere Abbildung nach der im genannten Etablissement angeferligien Photographie eines blühenden Exemp-: lars gemacht. 2) Ueber die Cultur des Calonyetion speciosum Chois. (lpomaea gran- diflora Roxbg.): Unter den vielen der in europäi- schen Gärten cultivirten Winden nimmt unstreitig C. 'speciosum ‘den ersten Rang ein. Wir erhielten dieselbe im Frühjahr d. J. unter dem Namen Ipomoeä grandiflora, welcher Name im Prodromus von De Candolle als Syno- nym mit obiger Bezeichnung aufgeführt ist, In der kurzen Diagnose des ge- nannten Werkes heisst es unter an- derm: „Species mirifice varians*, und in der That finden sich eine Reihe von früheren Arten zusammengestellt, die nach Choisy nur Varietäten des Calo- nyclion speciosum sind. Auffallend ist es, dass diese präch- tige Convolvulacee, deren Vaterland Ostindien, Polynesien (Java, Timor, Norfolks-Inseln), Japan ist, so selten in unsern Gärten zur Blülhe gebracht wird. Wenn auch die Temperaturverhältnisse in höhern Lagen auf reichliches Blühen 326 keine günstige Aussicht eröffnen, so dürfte doch schon der hübschen Be- laubung halber ein Culturversuch zu wagen sein. Für den Nichikenner geben wir eine kurze Beschreibung der Pflanze und ihrer Cultur im freien Lande. Calonyc- tion speciosum hat eine mehr als fuss- lange, fleischige, stark verästelte Wur- zel. Zahlreiche mit stumpfen Stacheln besetzte Triebe, an denen sehr ver- schiedengestallige, je nach der Varie- tät spiess- oder herzförmige Blätter sitzen. Die grössten derselben haben einen Durchmesser von nahezu 20 Cen- timeter. In den Achseln der Blätter er- scheinen die etwa 3—5 knospentragen- den Blüthenstiele, die sich. um an das Licht zu gelangen, oft bis auf 1!/, Fuss und darüber verlängern. Die langröh- rige und in der Knospenlage gelfaltete Corolle, welche nur des Abends zwi- schen 6 und 7 Uhr sich öffnet, ist weiss, äusserst zart gebaut, jedoch mit 5 der- beren auf der Aussenseile grünlich gel- ben Streifen ausgestatiet, welche in der Knospe die ganze Oberfläche einneh- men und nach dem Aufblühen einen d strahligen Siern bilden. Der Durch- messer der entlallelen Blume beträgt etwa 12 Centimeter. Der Geruch er- innert lebhaft an Dalura. Für die Cultur Folgendes zu beachten: Die Pflanze ver- langt zunächst eine warme, der Sonne ausgeselzte Lage; einen mindestens 3 Fuss tiefen, mit reichlichem Dünger ge- mischten, leichten Boden und in der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im freien Lande ist | Wachsthumsperiode ziemlich viel Was- ser. Zur Auspflanzung, die nicht vor Mitte Mai geschehen kann, wählt man am besten eine Gebäulichkeit, z. B. eine Veranda oder ein Gartenhäuschen u. Ss. w., wo sich die Pflanze, die ver- möge ihres starken Wachsihums ziem- lich viel Raum verlangt genügend ent- wickeln kann. Die Blüthen erscheinen erst Mitte September und folgen sich dann unun- terbrochen bis zum Eintritt des Frostes. Zum Fruchtragen scheint es bei uns nicht zu kommen. Was die Vermehrung betrifft, so geschieht dieselbe am besten Mitte August und zwar durch Stecklinge, die in Sand gesteckt und im Vermehrungs- hause ohne Bodenwärme unter Glas ge- stellt werden. Die nach circa 14 Tagen gut bewurzelten Stecklinge werden baldmöglichst einzeln in 2 zöllige Töpfe gepflanzt und so in heller Lage im Warmhause überwintert. Die aus dem freien Lande vor Ein- triit des Winters, d. h. nach den ersten Frösten, ausgehobene Wurzel wird in Sand gelegt und mässig trocken bei einer Temperatur von 7—9° R. über- wintert. Selbsiverständlich lässt sich diese Wurzel im Frühjahr durch Bo- denwärme wiederum in Vegelalion brin- gen, worauf ein Theil der jungen Triebe zur abermaligen Vermehrung benützt werden kann, W. Krieger. Öbergärtner des Botanischen Gartens in Basel, I. Originalabhandlungen, 327 3) Die Krankheit der Weissen Lilie. Die Krankheit der Weissen Lilie | Proskau leitet und sich ganz besonders (Lilium candidum), welche hier in der Gegend (von Eisenach) sei einer Reihe von Jahren auftritt, voriges Jahr aber | ausseizie, hat sich dieses Jahr in sol- cher Stärke gezeigt, dass der ganze oberirdische Theil der Pflanze verloren geht, viele Pflanzen ganz absterben und nur einige der schon gebildeten Blüthenstengel erhalten werden. Sonst kommi es wohl auch vor, dass im Juni, wenn sich schon Knospen gebildet hat- ten, die bis dahin üppig stehenden Li- lienpflanzen, namentlich die Stengel- blälfer in der Zeit von wenigen Tagen vernichtet wurden, indem die Blätter wie weichgekocht sich anfühlen und sich in eine schmierige Masse auflösen; allein es kamen die bereits vorgerück- ten Blüthenknospen meist zum Entfal- ten. Dieses Jahr begann die Krank- heit während der Stengelbildung, er- griff die ganzen Stengel, so dass sich an den meisien keine Knospen bildeten, und verwandelte sie in trockene Mu- mien. Auch die Wurzelblätter, welche sonst verschont blieben, sind jelzt an- geriffen. Die Zwiebein sind, wie auch früher, anscheinend noch gesund, aber zwischen den Schuppen sitzt eine mo- derig und übel riechende Masse. Herr Dr. Paul Sorauer, welcher die pflanzenphysiologische Versuchssta- tion an dem „Pomologischen Institut* in mit den Pflanzenkrankheiten beschäftigt, speciell die Zwiebeln berücksichtigt, er- klärt über das demselben zugeschickte Exemplar, dass die Ursache der Zer- störung muthmasslich ein Pilz aus der Sippe der „Russthau-Arten oder des Schwarzen Rotzes,* wahrscheinlich Sporium penicilloides sei, obschon noch ein anderer Pilz vermuthet wer- den könnte. Die Pflanzentheile zeigten sich gänzlich von Pilzgewebe durchzo- gen, von welchem schwarze Aeste durch die Oberhaut gehen. Da an den ein- geschickten kranken Pflanzentheilen die Versuche nicht zu Ende geführt wer- den konnten, so habe ich Herrn Dr. Sorauer eine ganze Pflanze mit der Zwiebel geschickt. Auffallend ist es, dass diese Krank- heit bei einer der Pilzbildung sonst un- günstigen sehr trocknen Witterung ent- stehen konnte. Wir haben hier näm- lich nach einem trockenen Herbst und fast schnee- und regenlosen Winter, auch ein trocknes Frühjahr, welches dazu, mit Ausnahme von 8 Tagen tro- pischer Hitze im April, fast immer kalt ist. Zur Zeit, als die Krankheit sich zeigte, war es immer kalt, und es gab hier seit Monaten nicht 24 Stunden ununterbrochen Regen, auch (örtlich) nur ein Gewiiter, J. 328 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Die Arten der Gattung Pirus und Sorbus. Ein Beitrag zur Nomenclatur der Gehölze. Lindley trennte die Familie der Po- maceen von den Rosaceen in den „Iransactions of Ihe Linnean Society (1821)* wegen der paarweise neben einander gestellten Ovarien, die mehr oder weniger aneinander und an den Seiten des Kelches anhängen. Bentham und Hooker in „Genera plantarum (1865)* stellen dieselbe als Tribus X. — Pomeae — zu den Ro- saceen. Der neueste Bearbeiter der Familie: Theodor Wenzig „Linnaea 38 (1874)*, folgt Lindley und Bartling (Ordines na- turales plantarum 1830) und Andern in ihren Ansichten und hält hauptsäch- lich wegen der Eigenthümlichkeit der Frucht — pseudocarpium, pomum — die der Familie ihren Namen gibt, die Trennung der Pomariae von den Rosa- ceen für geboten. Wenzig führt im Ganzen 16 Arten von Pirus auf, von denen sechs Arten zu den Birnen (Pirophorum DC.) und zehn Arten zu den Aepfeln (Malus DC.) gehören. Am Schlusse seiner Monographie bemerkt Wenzig (Linnaea 38 p. 206), dass ihm fortgeselzte Studien gezeigt haben, dass unsere cullivirten Aepfel (Tafel- und Speiseobst) keine Hybri- den der verschiedenen Arten von Pirus (Malus), sondern nur durch lang und sorglältig lortgesetzie Oultur entstandene Formen von Pirus Malus L. sind. Dagegen sei Pirus cerasi- fera Tausch eine Hybride von P. baccata L. und P. prunifolia W. (Pirus baccata X prunifolia Wzg.). Viele Botaniker vereinigen die Gatt- ung Sorbus mit Pirus; dies thut auch Steudel in seinem Nomenclalor (1840), wo sich über achlizig 'Arten unter Pirus aufgeführt vorfinden. Die Trennung der Gattung Sorbus von Pirus ist auf Grund des Blüthen- standes, der Blüthe und Frucht gerecht- ferligt. Pirus L.; Wenzig in Linnaea 38 p. 13 et 14 (1874). acerba DC. = P. Malus L. Achras Gaertn. = P. communis L. var. Piraster Wallr. (Küttelbirne). Achras Wallr.=P, communis L. (Holz- birne). alnifolia Lind. = Amelanchier alnifo- lia Nutt, alpina W. — Sorbus Aria X arbulifo- lia Wzg. Amelanchier L. = Amelanchier rotun- difolia DC. americana DC. = Sorbus americana W. 1)amygdaliformis Vill. Cat. Ar- gent. 322. P. salicifolia Loisel 79. P. salicifolia 6, amygdaliformis Griseb. Spieil. 1. 92. P. sylvestris Magnol Bot. tab. 215. P. nivalis Lindl. Bot. Reg. 18. 1484 (non Jacq.). P. eriopleura Rchbch. Fl. 2. 634. P. cuneifolia Guss. Pl. rar. 202. t. 39. P. parviflora Desf. Ann. du Mus. 12. 52.1. 4. P. oblongifolia Spach Hist. 2. 128. Blüthezeit: April, Mai. Vaierland: Europa, Orient. angustilolia Ait. = Pirus coronaria ß, anguslifolia Wzg. german. I. Originalabhandlungen, anguslifolia Desne. Pirus syriaca. Boiss. y, angustifolia Wzg. anthyllidifolia Sm. = Osteomeles an- thyllidifolia Lindl. Pirus Malus var. apelala Münchh. = divica W. arbutifolia L. = Sorbus arbutifolia Wzg. arbutifolia $, nigra W. = Sorbus ar- butifolia 8, melanocarpa Mchx. Aria Ehrh. = Sorbus Aria Crantz. Aria Sibth. = Sorbus Aria var. graeca Lodd. Aria Loisel = Sorbus Aria X arbuli- lolia Wzg. Aria ß, aculifolia DC. = Sorbus Aria X arbutifolia Wzg. astracanica Dum. Cours. — Pirus Ma- lus var. Fontanesiana Spach. aucuparia Gaertn. — Sorbus aucuparial. auriculata Lindl. = Sorbus Aria X au- cuparia Irmisch. Azarolus Scop. = Mespilus Azarolus L. 2) baccata L. Maänt. 75 (1767). Malus baccata Desf. Pirus microcarpa Wendl. Malus sibirica Borkh. Mai. Sibirien, Amurgebiet, China, Himalaya. Verschiedene Formen der P. baccata sind im 11. Jahrgang der Gartenflora 1862 S. 202 und 203 aufgeführt. baccata var. cerasilera Rgl. = P. bac- cala X prunifolia Wzg.*). *) Herr Wenzig hat offenbar P. baccata und prunifolia nieht selbst im Leben be- obachtet und kennt P. baccata cerasifera und die zahlreichen anderen Formen von P. baccata und prunifolia nicht. P, bac- cata cerasifera ist noch ein ganz ächter P. baccata, dagegen sind die von mir Garten- Aora XI, aufgeführten Formen von P. pru- nifolia, P. prunifolia 8. Calvillea und y. intermedia, sehr wahrscheinlich Bastarde zwischen beiden Arten. Wir werden un- 329 3) betulaefolia Bge. Enum. pl. 1831. April. Nordchina. Boissieriana Buhse = Pirus communis var. Piraster Wallr. Bollvylleriana DC. — Sorbus Aria X Pirus communis, Botryapjum W. = Amelanchier Botry- apium L. fil. Boveana Desne. = Pirus syriaca Boiss- y, angustifolia Wzg. Bovei Steud. = Pirus syriaca Boiss. y, angustifolia Wzg. brachypoda Kerner = var. saliva DC. Pirus communis cerasilera Tausch = Pirus baccata X prunifolia Wzg. canescens Spach = Pirus nivalis Jacq. Chamaemespilus DC. —= Sorbus Crantz, chinensis Lind. —= Pirus Malus var. sinensis Wzg. chinensis Sprgl. = Cydonia chinensis. Thouin. 4) communis L. Sp. pl. 1. 479. (Holzbirne). P.Achras Wallr. Sched, crit. 213. Sorbus Pirus Crantz Stirp. austr. 2. 56 (1765). Mai. Europa, Sibirien, communis var. Piraster Wallr. Sched, crit, 214 (Küttelbirne). P. Achras Gaertn. de fruct. t. 87. f.2. P. Boissieriana Buhse Aufz. 8. Mai. Europa, Orient. communis var. saliva DC. Fl, franc. 4. 430. sere entgegengesetzte Ansicht über die Ent- stehung der Formen von P. Malus näch“ stens auszusprechen Gelegenheit haben, 330 P. communis y, dasyphylla Tausch. Flora 21. 2. p. 716. P. communis $, tomentosa Kch. P. cordala Desv. Obs. pl. Anjou 152. P. brachypoda Kerner mser. P. communis Bourgeana Desne. mscr. in hrb. Vindob. Mai. Europa, Orient. cordata Desv. sativa DC. 5) coronaria L. Sp. pl. 1. 480. Malus coronaria Mill. Gard. dict. 2. Mai. Nordamerika. P. communis var. coronaria var. angustifolia Wzg. Linn. 33 p. Al (1874). P. angustifolia Ait. Hort. Kew. 1. 2 p. 176 n. 7. Malus angustifolia Mchx. Fl. amer. 1. 292 (1803). Malus sempervirens Mill. P. coronaria Wangenh. p. 61 t. 21 f. AT. Mai. Nordamerika. bor. — coronaria Wangenh. = P. coronaria var. anguslilolia Wzg. Cotoneaster Moench = Cotoneaster in- tegerrima Medic. craiaegilolia Savi = Sorbus torminalis X Pirus Malus. erenata Don — Sorbus crenala Wzg. crelica W. = Amelanchier rotundifolia ß, erelica Wzg. cuneifolia Guss. Vill. Cydonia L. = Cydonia vulgaris Pers. dasyphylla Tausch. =P, communis var. sativa DC. dasyphylla Rehbch = P. Malus var. dasyphylla Rchbch. decipiens Bechst. = $orbus Aria X torminalis Irmisch, — — P. amygdaliformis Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | id dioica W. = P. Malus var. dioica W. diversifolia Bongard—P. rivularis Doug]. domestica Sprgl. = Sorbus domeslicaL. edulis W.— Sorbus Aria ß, edulis Wzg. edulis Wats. = Sorbus Aria y, flabel- lifolia Wzg. 6) elaeagnilolia Pall. in Nova acta Peirop. 7. 355 t. 10. P. salicifolia Habl. taur. 107. P. nivalis Pall. Ind. taur. P, orientalis Hornem. suppl. 52. April, Mai. Caucasus, Krim. elaeagnifolia %, tomentosa Linn. 38 p. 24 (1874). Pirus salicifolia M. B. Mai. Cilicien. elaeagnifolia $, Kotschyana Boiss. P. nivalis Jacgq. eriopleura Rchbch, mis Vill. florenlina Tozz. = Sorbus torminalis X Pirus Malus. floribunda Siebld. = P. Ringo y, flo- ribunda Wzg. floribunda Lindl. = Sorbus arbutifolia 6, melanocarpa Mchx., foliosa Wall. = Sorbus Spach. Fontanesiana Sieud. P. Malus Fon- tanesiana Spach. glabra Boiss.—P. syriaca ß, glabra Wzg. glandulosa Moench = Mespilus succu- leuta Schrad. gracilis S. et Zuce. = Sorbus gracilis Wzg. graeca hort. = Sorbus Aria var. graeca Lodd, grandiflora Lindl. = Sorbus arbutifolia ß, melanocarpa Mchx. heterophylla hortul, Hamilt. hybrida Sm. = Sorbus Aria X aucu- paria Irmisch. hybrida Moench = Sorbus arbutifolia X aucuparia Wzg- Wzg. — — P. amygdalifor- — —_— Pirus Pashia 1. Originalabhandlungen. hybrida Desf. = Pirus Malus Fontane- siana Spach. japonica Thbg. = Cydoniafaponica Pers, indica Colebr. = Cydonia indica Spach. integerrima Wall. = Photinia integri- folia Lindl. intermedia Ehrh. = Sorbus scandica Fries. intermedia latifolia DC. — Sorbus Aria X. torminalis Irmisch, irregularis Münchh. —= Sorbus Aria X Pirus communis, Kaido Siebldt = P. Ringo $, Kaido Wzg. Kamaoensis Wall. =Sorbus lanala Wzg. Kotschyana Boiss, — Pirus nivalis Jaeq. lanata Don — Sorbus lanata Wzg. lanuginosa D. C. = Sorbus aucupariaL. latifolia Lindl. = Sorbus scandica Fries. 7) longipes Coss. et Durieu. Mai, Algerien. macrocarpa hort, = P. prunifolia var. macrocarpa Rgl. malilolia Spach. — Sorbus Aria X Pi- rus Malus. 8) Malus L. Sp. pl. 1. 479. P. acerba DC. Prodr. 2. 635 n. 14. Malus acerba Merat Fl. Paris 187. Malus sylvestris Bauh. pinn. 445, Pirus Malus sylvestris Fl. danica 7 2 1491: April. Deutschland, Frankreich, Portugal. Malus var. mitis Wallr. Sched. crit. 215. P. Malus tomentosa Kch. Syn. (1843). P. Malus DC, Prodr. 2. 635 n. 15. P. Pollveria Lejeune Fl. de Spa. P. upsaliensis hort, Europa, Orient. Malus var. dasyphylla Rchbch, Fl, germ, exc. 2, 631. Deutschland. Malus var. Sieversii Wzg. Linn. 38 p- 32 (1874). P, Sieversii Ledeb, Fl, alt, 2, 222, 331 P. saxatilis Schlchidl. mser, in hrb. Berol. Sibirien, Soongarei. Malus var, paradisiaca L. Sp. pl. 1. 479. Malus pumila Mill. (1759). Malus paradisiaca hort. Pirus praecox Pall. Fl. ross. 1 p. 22. Südrussland. „ var. sinensis Wzg. Linn. 38 p. 34 (1874). P. sinica Royle. P. sinensis Lindl. Hort. trans. 6. 396. P. chinensis Lindl. Bot. Reg. 15 t. 1248, China, Japan. „ var. rubicunda Hffmsgg. Verz. Dresd. 192 (1824). „ var. Fontanesiana Spach Hist, 2 150 1.8 f. A—F. P. Fontanesiana Steud. Malus hybrida Desf, Malus astracanica Dum. — Cours. „ var. dioica W. Arb. 263. Malus dioica Loisel. Pirus apetala Münchh. Hausv. 5. 247. melanocarpa W. = Sorbus arbutifolia ß, melanocarpa Mchx. Michauxii hort, et Bose = Pirus niva- lis Jacq. microcarpa Wendl. = Pirus baccata L. microcarpa Sprgl. (DC.) = Sorbus americana ß, microcarpa Torr. mitis Wallr. = Pirus Malus var. mitis Wallr. nebrodensis Guss. = mentosa Lindl, 9) nivalis Jacg. Fl. austr. t. 107 (1774). ‚ salvifolia DC. Prodr. 2, 634. . sinaica Thouin, . persica Pers. ‚ Michauxii Bosc. ‚ Kotschyana Boiss. mser, . elaeagnifolia @, Kotschyana Boiss, Fl, orient, 2, 654, Cotoneasier to- FIEFDZFOREDERGERT 332 P. canescens Spach, April, Mai. Europa, Orient. nivalis Pall. = P. elaeagnifolia Pall. nivalis Lindl. = P. amygdaliformis Vill. Nussia Don = Sorbus sikkimensis var. microcarpa Wzg. oblongifolia Spach. — Pirus amygdali- formis Vill. odorata hort. = Pirus prunifolia W. orientalis Hornem. =P. elaeagnifoliaPall. ovalis Ehrh. = Amelanchier ovalis DC. paradisiaca L. — Pirus Malus var. pa- radisiaca L. parviflora Desf. = mis Vill. Pirus amygdalifor- 10) Pashia Hamilt. mscr., Don Prodr. Fl. nepal. 256. P. variolosa Wall. hrb. 680. P. heterophylla hortul. März. Nepal. Pashia 6, sikkimensis Wzg. Linnaea 35 p. 49. Sikkim (7—10,000' Höhe). persica Pers. —= Pirus nivalis Jacgq. pinnatifida Ehrh. = cuparia Irmisch. Piraster Wallr. = Pirus communis var. Piraster Wallr. Pollveria Lejeune = mitis Wallr. Pollveria L. = communis. Pollvilleriana J. Bauh. X. Pirus communis. praecox Pall. = Pirus Malus var. pa- radisiaca L. 11) prunifolia W. Arb. 264 n. 9, Malus prunifolia Spach. Malus hybrida Loisel, Pirus odorata .hort. Mai. Nordchina, Sibirien. Sorbus Aria X au- Pirus Malus ß, Sorbus Aria X Pirus — Sorbus Aria | rubicunda Hffmsgg. = y Va Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. prunifolia var. macrocarpa Rgl. Gar- tenfl. 11 p. 203 t. 364 f. 10 (1862). prunifolia D®sf. — Pirus‘ baccata X prunifolia Wzg. pumila Mill, = Pirus Malus var. para- disiaca L. quercifolia hort.— Sorbus Aria X au- euparia Irmisch. 12) Ringo Siebold Cat. rais. p. 5 (1856). Mai. Japan. Ringo $, Kaido Wzg. Einn. 33 p. 37. Malus spectabilis var. Kaido Sieb. Japan. Ringo y, floribunda Wzg. Linn. 38 p. 38. Malus floribunda Siebold. Pirus Ringo Kaido X baccala. Japan. Ringo Kaido X baccata = Pirus Ringo y, floribunda Wzg. 13) rivularis Dougl. mser, P. diversifolia Bongard. P. subcordata Ledeb, Fl. ross. 2. 95 n.4. Mai. Nordamerika, Insel Sitcha. rivularis $, Toringo Wzg. Linn. 38 p- 39. Malus Toringo Sieb. Cat. rais. Malus Sieboldii Rgl. Gartenfl. 8. p. 82 (1859). Sorbus Toringo C. Kch. Ann. Mus. Lugd. Bat. 1. 8. 249, Mai. Japan. rolundifolia Bechst. = torminalis Irmisch. Sorbus Aria X Pirus Malus var. rubicunda Hffmsgg. 14) salicifoliaL. fil. suppl.2. 255. April, Mai. Caucasus, Orient, salicifolia Loisel. = P, amygdalifor- mis Vill. ; I. Originalabhandlungen. salicifolia Habl. = P. elaeagnifolia Pall. salicifolia M.B. = P. 5 var. tomeniosa Wzg. salvifolia DC. = P. nivalis Jacq. sambucifolia Schlchidl. = Sorbus Ledeb. sanguinea Pursh. = Amelanchier san- guinea DC. sativa DC. =P. communis var. sativaDC. saxatilis Schlchtdl. = Malus var. Sie- versii Wzg. semilobata Bechst. — Sorbus Aria torminalis Irmisch. semipinnata Bechst. — Sorbus scan- dica Fries. sempervirens Mill. = P. coronaria var. angustifolia Wzg. Sieboldii Rgl. = P. rivularis 6, To- ringo Wzg. Sieversii Ledeb. —= P. Malus var. Sie- versii Ledeb. | sikkimensis Wzg. — P. Pashia Don. var. Simonii Carr. = P. ussuriensis Maxim, sinaica Thouin = P., nivalis Jacq. sinensis Lindl. = P. Malus var, sinen- sis Wzg. sinensis Dum.-Cours. — P. lis Ait, sinensisW. = Cydonia chinensis Thouin. Sorbus Gaerin, = Sorbus domestica L. 15) spectabilis Ait. Hort. Kew. 175. Malus spectabilis Desf. Malus sinensis Dum.-Cours. April, Mai, Japan, China, spectabilis var. Kaido Sieb, = P, Ringo ß, Kaido Wzg. sphaerocarpa Wender. = Pirus baccata L. var. spectabi- | 333 spuria, DO. = Sorbus arbutifolia X au- cuparia. subcordata Ledeb. = P. rivularis Dougl. suecica hort. = Sorbus scandica Fries. -Sumboshia Sprgl.=Cydonia vulgaris Pers. sudetica Tausch = Sorbus Chamae- mespilus var. sudelica Wzg. sylvestris Bauh. = P. Malus L. sylvesiris Magnol = P. amygdaliformis Vvill. 16) syriacaBoiss. Diagn.1.10p.1. Februar, März (Fruchtreife: Mai). Orient. syriaca 8, glabra Wzg. Linn. 38 p. 26. P. glabra Boiss. Fl. orient. 2. 655. Südpersien. syriaca y, angustifolia Wzg. Linn. 38 p. 26. P. angustifolia Desne. (non Ait.) P. Boveana Desne. Syrien. Toringo Siehold = P. rivularis Dougl. ‚torminalis Ehrh. = Sorbus torminalis Crantz. torminalis Ten, = Sorbus torminalis X Pirus Malus. trilobata DC. = Sorbus Irilobata Wzg. upsaliensis Lodd. — P. Malus $, mitis Wallr. ursina Wall. = Sorbus foliosa var. ur- sina Wzg. 17) ussuriensis Rupr. ei Maxiin. Bullet. des Pelersb. 15. 132 (1857). P. Simonii Carr. Rev. hort. 1870—71. Mai, Amur- und Ussurigebiet, Sibirien. variolosa Wall. — P. Pashia Don. vestita Wall. — Sorbus crenata Wzg. (Fortsetzung folgt.) (C, Salomon), > 334 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 5) Ueber die Cultur eines Sommerlevcojenflores im freien Lande, Im Fache der Blumengärtnerei spiel- ten vor Jahrzehnten die Sommerlev- eojen eine bedeutende Rolle; auch Schreiber dieses war von Kindesbeinen an mit der Züchtung dieser höchst dankbaren Pflanzen vertraut geworden, und ziehe ich selbe auch heut zu Tage, trotz der Unzahl neuer eingeführten Pflanzen, mit besonderer Vorliebe. Die Pflege derselben ist nicht schwieriger als die vieler anderer Pflanzen, es ge- hört nur stetige Aufmerksamkeit dazu. So viele junge Männer ich schon damit beschäftigte, so gelang es nur selten bei einigen das rege Interesse bei de- ren Aufzucht zu erhalten, meistens werden derlei Special-Culiuren von solchen als veraltet betrachtet. Um möglichst viele gefüllte Pflanzen auf einem Blumenbeet zu erhalten, han- delt es sich erstens darum, gute Samen sich zu beschaffen, zweiiens hiervon Pflanzen für das freie Land zu erziehen. Seit Jahren habe ich die Samen in Töpfen erzogen, welche Samenzucht hinreichend bekannt ist, Auch andere Meihode, nach welcher die Ende Februar gesäelen Somierlevcojen mit 4—5 Blättern in ein Mistbeet gepflanzt und bei Beginn der Blühenknospen- Bildung die sich einfach zeigenden zu 2 oder 3 Pflanzen in 7 Zoll tiefe soge- nannte Levcojentöpfe eingesetzt wer- den, liefert bei sorgsamer Behandlung zwei Drittel gelüllle Samen oder viel- mehr Pflanzen, und hat den Vorzug, eine | Ich bin kein Freund von grossen Sortimenten, man hat ja kaum Zeit diese vollständig mit Namen und Farben zu bezeichnen. Der Werth annueller Pflan- zen liegt ja nicht in umfangreichen Sammlungen, sondern in der richtigen Cultur auserwählter dankbarblühender Sorten. Nun ist mit sorglällig gezogenen Samen allerdings ein brillanter Lev- cojenflor zu erwarten, doch liegt an der Behandlung des Samens bis zum Aus- pflanzen in das freie Land eine wesent- liche Bedingung und ist oft die Klippe geworden, an welcher alle vorherge- hende Mühe, Zeit, Arbeit und Geld scheiterten. Hat man sandigen Boden, so kann man diesen wie er ist verwen- den, dagegen in schweren Boden- arten muss man den zur Levcojencul- tur bestimmien Boden mit 75 Procent Flusssand und Mauerschutt mischen, da die Levcojen bindigen Boden bei an- haltender Nässe nicht ertragen. Dieser Umstand ist es vorzüglich, dem die Erscheinung von vielen ein- fachblühenden Pflanzen zuzuschreiben ist, wenn man auch den bestgezogenen Levcojensamen verwendet hat. Vielfach wird angenommen, dass guler Same grösstentheils gefüllte Pflan- zen liefere, doch habe ich mich in manchen Gärten vom Gegentheil über- zeugt; es ist dieser Umstand nur von Cultur- und Bodenverhältnissen ab- hangig, da derselbe Same bei Topfcul- tur die gewünschten gelülltblühenden Pflanzen producirt, während bei freier Landcultur in nassen Jahrgängen das Gegeniheil stattfindet. Mein seliger Principal zu Bogen- dass man von wenig Exemplaren viele | Samen erhält. Immer wird man fin- den, dass manclıe Sorten sich bessern, füllen, und solche soll man suchen vor | Allen zu culltiviren. I. Originalabhandlungen. hausen war seiner Zeit ein eifriger Lev- cojenzüchter, der desshalb in den Gärt- nereien Münchens sich einen hervor- rangenden Ruf erwarb, und an seine Freunde mit collegialem Entgegenkom- men von seinen selbstgezüchteten Sa- men mittheilte. Ich als junger Mann von sechszehn Jahren hatte die Aufgabe, die verlang- ten Samen auszuhülsen und zu ver- theilen. Immer kam die Klage, der alte Seimel gibt uns nichts Gescheidtes, und er berief sich auf mich, der diese Sa- men zu ordnen halte, um zu beweisen, dass eine unredliche Absicht nicht da- bei sein konnte. Ich war von dem Unrechte überzeugt, das man meinem Principale zumuihete und ergriff lebhaft die Parthei desselben, namentlich den Gärtnergehülfen benachbarter Gärtner- eien gegenüber. Der Grund des Miss- lingens lag in der umgeeigneten leich- ten Erde, in welcher die Samen in Mistbeeten angezogen wurden, und in dem vielen Begiessen, welches bei der leichten Erde wohl nothwendig war, wodurch jedoch der gewünschte Zweck, viele gefüllte Pflanzen zu erhalten, voll- kommen vereiteli wurde. Aus dem bisher Gesagten kommt Jedermann zu dem Schlusse, dass, um viele gefüllte Pflanzen zu erhalten, es mögen nun Sommer-Herbst- oder Win- terleveojen sein, ausser sorgfältiger Samen - Auswahl, eine ebenso grosse Aufmerksamkeit bei der Anzucht ver- wendet werden muss. Eine sandige lehmige Erde, nur so viel Wasser als zur Erhaltung der Lebenskraft erfor- derlich, sind die beiden ersten Beding- ungen, denn diese Pflänzchen haben lange Pfahlwurzeln, wesshalb die Ober- fläche des Saatbeetes trocken aussieht, während in der Tiefe diese Plahlwür- zelchen noch hinlänglich Feuchtigkeit 335 haben. Ferner muss gegen Regengüsse durch geeignete Deckvorrichtung ge- schützt und der freien Luft möglichst Zutritt gegeben werden, das sind die Grundzüge einer verständigen Lev- cojeneultur. Ueber die weitere Behandlung ist zu bemerken, dass für das freie Land bestimmte Sommerlevcojen Anfangs April auf 1 Fuss hohe Erdbeete mög- lichst nahe den Mistbeetfenstern bei nur mässiger Bodenwärme, sehr dünn ge- säet werden müssen, wenn die Säm- linge bis Mitte Mai (der Zeit des Aus- pflanzens) im Saatbeete stehen bleiben sollen. Bei dichtem Stande müssen die- selben in Töpfe piquirt und bei rauher Luft unter Fenster gestellt werden. Sind sie gut angewachsen, sucht man sie an die freie Luft zu gewöhnen, um, wenn sie erstarkt, mit unverletzten Bal- len auf das für sie bestimmte Beet aus- zutopfen. Die letztere Manipulation ist wohl umständlich, sie wiegt aber die gemachte Mühe reichlichl auf durch prachtvollen Flor *#). Man hat dann nicht zu gewärtigen, dass die Pflanzen durch üblen Einfluss der Witterung oder durch Maulwurfsgrillen, Regen- würmer etc. beschädigt werden. Stehen die Pflanzen auf dem Saalbeete sehr dicht und man wollte bis zum Eintritt günstiger Witterung mit dem Auspflan- zen warten, so fallen dieselben gerne um, indem die Schimmelbildung eintritt, besonders bei anhaltend feuchter Wit- terung und die Pflanzen gehen zu Grunde. Bei warmer trockner Wilter- ung werden sie in Foige des dichten Siandes im Saatbeete lang und vergei- len, dann ist es mit dem beabsichtigten Blumenflor vorbei. Diese Details anzu- *) In Petersburg werden die Levcojen alle in Töpfen vorgezogen. (E. R.) 336 führen, werden erfahrene Gärtner be- lächeln, doch ist bei jüngeren Gärtnern es oft nöthig darauf aulmerksam zu machen, weil ältere Culturen heut zu Tage von Modeculturen verdrängt wur- den, und was man vor 30 Jahren in der Blumistik erlernte, jetzt viel weni- ger oder als Nebensache betrieben wird. Die älteren Gärtner, welche nun todt sind, würden wohl bei Ansicht des jetzigen Schaltens in der Blumen- zucht trotz der sonst wesentlichen Fort- schritte manchmal den Kopf schütteln und manche schöne dankbare Pflanze in unseren Gärten vermissen, welche von unseren jungen Eleven gar nicht mehr gekannt werden. Möge diese Aus- schreitung von dieser Abhandlung nicht missverstanden werden, es geschieht ja nur, um einer guten Sache zu dienen, denn diese angegebenen detaillirten Ar- beiten sind nicht mühsamer und weni- ger kostspielig als oft Tausende von Scharlach-Pelargonien etc. zu vermeh- ren, sie erfordern auf ein Saatbeet 2— 3 Mistbeelfenster und will oder muss man piquiren, noch einen Misibeet- kasten zur Aufstellung. Zudem gewöh- nen sich junge Männer durch täglichen Umgang mit den Levkojen an stetige Aufmerksamkeit bei der so oft wech- selnden Frühjahrs-Witierung. ' Mit dem Auspflanzen auf das schon im vorigen Herbste mit altem Kuhmist | überlegle hiefür bestimmte Beet ist in der Hauptsache das Wesentliche ge- schehen, es handeli sich nunmehr um öfteres Auflockern des Bodens, Aus- ziehen der einfach blühenden Pflanzen und Aufbinden der übrigbleibenden. Sobald die Blüthenknospen sich bilden, ist es rathsam, dieselben mit Mistjauche 3—4 Mal und zwar in Zwischräumen von d—6 Tagen zu giessen, wenn der Boden gehörig feucht ist. Bei anhal- | 3 Br Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tender Trockne muss man vorher mit reinem Wasser den Boden gehörig durchfeuchten. Dann kann der Züchter auch einen lohnenden Blumenflor erwarten, der der sorgfältigen Behandlung vollkommen entspricht, und man wird gerne einem solchen Blumenbeet den Vorzug vor vielen Modepflanzen einräumen. Nach Beendigung des Blumenflores bepflanze ich aus den Reservebeelen immer Astern mit Ballen an die Stelle der Levkojen. Dass diese Cultur nicht für alle Theile Deutschlands und der angränzen- den Länder Anwendung finden kann, ist mir wohl bewusst, dennoch glaube ich jenen Gärtnern und Gartenfreunden hiemit einen Dienst zu erweisen, wel- che nicht in der Lage waren, eine sol- che specielle Cultur kennen zu lernen und mancher Liebhaber von älteren be- kannten Pflanzen kann ohne Gärtner selbst mit einiger Mühe seine Wünsche befriedigen, denn Dilettanten zeigen oft ein solches Geschick in derartigen Gul- turen, dass oft bedeutende Gärtnereien nachstehen müssen. Es kommt nun die Frage zur Er- örterung, welche Samen muss man sich verschaffen, um einen reichen Flor im freien Lande zu erhalten. Die Antwort ist sehr leicht, denn die Erfurier, Qued- linburger etc. Herren Handelsgärtner bieten sehr gute mit Sorgfalt und Um- sicht gezogene Samen zum Kaufe. Ich ziehe für ein Blumenbeet von 200 Fuss Länge und 5’ Breite allen anderen Categorien von Sommerlev- cojen folgende vor: { Sortiment von 24 Sorten engl. Som- merlevcojen 18 „ grossblumigen engl. Sommerlevcojen 12525 n ee ee a m ig 1 Sortiment von 8 Sorten engl. Pyra- miden Sommerlevcojen „ 8 Sorten engl. grossbl. Zwerg-Pyr.-Sommerlevcojen. In sandig lehmigen Boden sind auch die lackblätterigen Sommerlevcojen für freie Landcultur sehr zu empfehlen. Dann ist eine dunkelblutrothe grossbl. Sommerlevcoje, ferner die grossblumi- gen braunviolette und canariengelbe Sorte, welche in Sortimenten nicht ge- geben werden, in den Preisverzeich- nissen nach den beigesetzten Nummern zu verlangen. Nach der Höhe kommen die Pyr.- Sommerlevcojen zuerst, an diese reihen sich die überaus prachtvollen grossblu- 1 b>] migen, dann Jie englischen, zuletzt die | Zwerg-Sorten und man hat die Sicher- | heit keinen Missgriff begangen zu haben, II, Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. 337 Bezüglich des Quantums in die vier obigen Sortimente hal man zu beden- ken, dass man 5800 Samen zur Aus- saal zu verwenden hat, rechnet man in unseren letzten misslichen Jahrgängen, dass ein Drittel der Samen nicht keimt, so hat man ungefähr 4000 Pflänzchen, wovon ebenfalls ein Drittel als einfache in Abrechnung kommen, so dass unge- fähr 3000 Gefüllte auf 1000 [[] Fuss zu rechnen sind, somit 3 Pflanzen auf einen [] Fuss treffen, wohei dieselben sich gehörig ausbreiten können. Dass ich mich in dem bisher üblich gewe- senen Flächenmaasse ausdrücke, wird der Verständlichkeit keinen Anstand bieten, Wilhelm Sterler Herzogl. Bayerischer Holgäriner in Possenhofen am Starnbergersee, I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. a) Pflanzen die im Cataloge von Herren Haage und Schmidt abge- bildet sind *). 1) Rhodanthe Manglesi Lindl. Diese beliebte Immortelle ward im Jahre 1833 vom Swan River in Neuholland in Cultur eingeführt und zuerst von Lindley Bot. Reg, tab. 1703, dann von Hooker Bot. Mag. tab. 3483, sowie ferner in Paxt. Mag. III. 173, Sweet Fl. Gard. II. 295, und Flore des serres VI. 622 abgebildet. Bildet verästelte etwas mehr als spannenhohe Büsche mit sitzenden hellgrünen Blättern und den auf den Spitzen der zahlreichen zarten Aeste stehenden Blüthenköpfen, deren rosenrothe ?) Die betreffenden Abbildungen sind uns vom Hrn, Haage und Schmidt mitge- theilt. XI. 1874, Hüllblättchen trockenhäutig und gleich an- dere Immortellen zeitig abgeschnitten Ge- stalt und Färbung behalten. Im Jahre 1863 tab. 412 der Gartenflora bildeten wir 2 Abarten dieser schönen annuellen Pflanze ab und wiesen darauf hin, dass ursprüng- lich nur eine Form derselben bekannt war, welche fast 30 Jahre lang in den Gärten Europas cultivirt, von Generation zu Ge- neration keine Formen in Cultur gebildet hatte, bis Hr. Thompson in Ipswich zwei Formen: derselben aus ihrem Vaterlande abermals direct in Cultur einführte und damit war auch für diese Pflanze die Bahn zu fernerer Formbildung in Cultur gebro- chen worden. Wir unterscheiden demge- mäss jetzt die Formen: e. typica, die Stammform mit schma- leren länglichen Blättern und rosenro- 22 338 A Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Rhodanthe Manglesi var. maculata. then Blüthenköpfen mit gelben Scheiben- blumen. ß. sanguinea Hook. Von Thompson eingeführt, und durch purpur -blutrothe ‘ Färbung der Hüllblätter und blutrothe Färb- ung der Scheibenblumen von a«. verschie- den. Ist tab. 5283 des Botanical Magazi- nes abgebildet und scheint jetzt nicht mehr in den Gärten befindlich zu sein. y. maculata Hook. Unterscheidet sich durch höheren kräftigeren Wuchs, länglich-ovale, breitere Blätter und durch die rosarothen Hüllblättchen der Blüthen- köpfe, die am Grunde dunkelblutroth ge- färbt sind. Scheibe gelb. Dieselbe ändert jedoch ab durch blassere Färbung und Zeich- nung am Grunde der Hüllblättchen. Tafel 412 Fig. 6 der Gartenflora bildeten wir dieselbe ab. Hooker gab Tafel 5290 des Bot. Magazines die Abbildung und unser Holzschnitt stellt ein Blüthenästchen mit 2 Blüthenköpfen dar. d. alba. Ist die Form mit breiten Blättern, weissen Hüllblättchen und gelber Scheibe. Dieselbe ist in Cultur aus der letzteren entsprungen und tab. 412 fig. 7 von uns abgebildet. 2 e. plena. Von Martin Grashoff in Qued- linburg in den letzten Jahren gezüchtet und von ihm Fürst Bismarck genannt. Die Scheibe ist hier fast gänzlich durch zahl- reichere rosenrothe Hüllblättehen verdeckt. In robustem Wuchs und Blattform schliesst sie sich der Form y. an. Martin Grashoff hat dieses Jahr auch noch eine Form mit kleineren sogenannten gefüllten Blüthenköpfen in den Handel ge- geben und werden höchst wahrscheinlich nun in den nächsten Jahren noch zahlreiche Formen in der Cultur auftauchen. In Cultur lieben die Rhodathen einen leichten lockeren Boden und namentlich keinen kalkhaltigen Boden. Man zieht die- selben im Topfe im Fensterbeete an und benutzt sie auf durchaus sonnigem warmen Standorte sowohl zum Flor im Topfe, wie auch im freien Lande. (E. R.) 2) Asperula azurea Jaub. et Spach.t Wie schnell eine wahrhaft schöne annuelle Pflanze sich verbreitet, davon liefert die beisteherd dargestellte das Beispiel. Jahre 1866 sendete uns der Director des Caucasischen Museums Herr G. Radde_ ei- nige in den Feldern bei Borschzom, dem Sommeraufenthalt des Statthalters des Gross- fürsten Michael Nicolajewitsch, ge- sammelte Samen. Im Topfe erzogen, er- wuchsen daraus einige wenige schmächtige Pflänzchen, nach deren einer wir die Ta- fel 523 Fig. 4 gegebene Abbildung gaben, welche nur ein Schattenbild dieser wahr- haft schönen Pflanze ist. Die wenigen ge- ernteten Samen wurden im Jahre 1867 wie- der ausgesäet und zeitig ins Land ver- pflanzt. Schon ungefähr 1/, Pfund Samen ward im Jahre 1867 geerntet und vom hie- sigen Garten vertheilt und jetzt nach aber- mals 7 Jahren kommt der Samen dieser Pflanze schon jährlich in vielen Centnern in den Handel und die Pflanze ist in den meisten Gärten eingewandert. In Wahrheit gehört dieselbe aber auch We Asperula azurea, I. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Im | 339 zu den werthvollsten in neuerer Zeit ein- geführten Gewächsen für den Blumengar- ten, namentlich zur Bildung von Bordüren und zur Decoration ganzer Blumengruppen. Die Samen säet man im Spätherbst oder | im ersten Frühjahr gleich am Or# und Stelle ins freie Land aus, oder man säet sie im kalten Fensterbeet aus, um sie als erwach- sene Pflanze auszupflanzen. Bei solcher Behandlung verästelt sich dieselbe vom Grunde aus und bildet breite dichte’ Büsche von 1 Fuss Höhe, die den grössten Theil des Sommers hindurch ihre Blüthenköpfe schöner himmelblauer Blumen in so reichlicher Fülle entwickeln, dass gut gehaltene Gruppen wie mit einem blauen Tuch überdeckt erscheinen. Ist deshalb sehr werthvoll für Teppichbeete und eignet sich überhaupt fast zu jedem Zwecke, nur verlangt dieselbe einen sonnigen Standort und keinen zu fetten stark gedüngten Bo- den. Im Uebrigen scheint dieselbe in Be- zug auf Bodenarten nicht wählerisch zu sein. (E. R.) 3) Cocos Weddelliana Wendl. Wir tragen gelegentlich der uns von Herren Haage und Schmidt in Erfurt mitgetheilten, beist. Abb, noch das Folgende zu dem kürzlich Gesagten nach, Diese schöne Palme stammt aus dem Cocos Weddelliana, 22 * 340 _ Gartenflora Deutschlands, südlichen Theile des Orgelgebirges in Bra- silien, wo sie Dr. Weddell im Jahre 1831 entdeckte. Im Jahre 1870 pag. 494 des Gardeners Chronicle beschrieb Wendland dieselbe als Leopoldinia pulchra. Von Bel- gischen Gärtnereien ward sie ferner als Glaziova elegantissima verbreitet. Van Houtte bildete dieselbe in seiner vortreff- lichen Zeitschrift »Flore des serres« tab. 2000 als Cocos Weddelliana ab. Endlich beschreibt Wendland diese Palme im Jahre 1871 in dem Florist and Pomologist als Cocos Weddelliana und sagt, dass er kei- nen Charakter kenne, weshalb dieselbe von Cocos getrennt werden könnte, Eine Palme mit dünnem Stamme, 3—4 Fuss langen gefiederten Blättern, die mit bräunlichen Schuppen besetzt sind. Auf jeder Seite trägt der Blattstiel 36—60 Fiederblättehen, welche schmal linear, oberhalb dunkelgrün, unterhalb silberfarben; 8 Zoll lang, 4 Li- nien breit. (E. R.) b) ;Abgebildet im Catalog von Ja- mes Veitch and Sons. 4) Azara microphylla Hook. fil. (Bixa- ceae). — A. glaberrima; ramis ramulisque distiche divaricatis, foliis distichis, parvis» coriaceis, majoribus obovatis obtusis in pe- tiolum brevem attenuatis, minoribus oblon- gis rotundatisve; corymbis sessilibus v. bre- viter pedunculatis, floribus parvis; stamini- bus 4—5, eglandulosis, alternantibus; fila- mentis planiusculis; antheris extrorsis. Hook. fil. Bot. Antaret. Voyage 1847 tom. II. | pag. 243. — Gard. Chron. 1874 p. 80. Ein schöner decorativer Kalthausstrauch, den Bridges am Fusse der Anden in Chili und Valdivia entdeckte und den das be- | rühmte Etablissement von James Veitch und Söhne, Kingsroad, Chelsea, London, jetzt eingeführt hat und auch schon in star- ken Exemplaren abgibt. Die beistehende Russlands und der Schweiz. = denselben aber als schönen Strauch des Kalthauses erziehen müssen, der durch sei- nen dichten Wuchs und die äusserst gefäl- lige Tracht als Decorationspflanze einen hohen Werth besitzt. Dazu kommt, dass die Blätter eine so schöne dunkelgrüne glänzende Färbung, wie die von Cotoneaster microphylla besitzen. Die Zweige dieses schönen Strauches stehen zweizeilig und die Blätter stehen paarweise zusammen und zwar ist das eine derselben ungefähr noch einmal so gross als das andere Blättchen. (E. R.) e) Abgebildet im Catalog von W. Bull. 5) Gymnogramma decomposita Baker. (Gardn. Chom. 1872 pag. 1587). Ward von Veiteh und Söhnen von den Anden Süd- amerikas ursprünglich in Cultur gebracht. Neuerdings aber auch von William Bull, (New and Rare plants establishment, Kingsroad, Chelsea, London) massenhaft angezogen und vertheilt, auch verdanken wir die beistehende Abbildung diesem letz- teren Geschäfte. Es ist ein äusserst zierliches Farnkraut, das hier in ungefähr in 1/, der natürlichen Grösse dargestellt ist. Dasselbe steht der G. pulchelia zunächst, trägt aber auf der unteren Blattseite einen blassgelben Puder- Ueberzug. Die Wedel werden ziemlich gross, haben im Umfange eine breit trian- gelförmige Gestalt und 'sind fein fast fach fiederschnittig und die kleinsten Lappen, die besonders dargestellt sind, haben eine | längliche oder linear-längliche spitze Ge- stalt. Die Gymmnograme-Arten gedeihen be- kanntlich nur da, wo sie nicht gleich an- deren Farnkräutern häufig gespritzt werden, ı da man solche aber. gern den Farnsamm- Abbildung, wo der einzelne Zweig in der | Hälfte der natürlichen Grösse und der ganze Strauch bedeutend verkleinert dar- gestellt ist, verdanken wir der Güte des Hrn. James Veitch. In dem milden Süden Englands dürfte dieser schöne Strauch im freien Lande aushalten, bei uns werden wir lungen einverleibt, wollen sie als zu feucht gehalten, häufig nicht gedeihen. In der Farnsammlung des hiesigen Gartens hän- gen wir daher die Gymnogrammen wie Or- chideen unter den Fenstern auf, wo solche dann prächtig gedeihen! (E. R.) 39V1103 a ü ii) I \ N (LI Er BR A| h IN N Mi Azara microphylla. e) Abgebildet im Botanical »Ma- | son Saunders. Von B.tubiflora Kth. unter- gazine». scheidet sie sich durch lockerere Tracht, 6) Beschorneria. Tonelii Jac. (Agaveae) | viel breitere Blätter, purpurothen Schaft Pe Jacobi in Otto Hamb. Gartenz. XX. p. 503 sine desceriptionee — Blühte im Mai des vorigen Jahres im Garten des Herrn Wil- und längere mehr hängende Blumen. Stamm sehr kurz; Blätter nicht zahlreich, ab- stehend, 15—20 Zoll lang, 21/2 Zoll breit, at et Gartenflora Deutschlands, Russlands un DRK EI N NNDIZ N > 17 N N NEL TINTIYA N > SA Gymnogramma decomposita. > zugespitzt und fast bis zur Spitze gekielt, schwach sägezähnig, oberhalb rauh, sehr grau, dick und hart, in einen zollbreiten Blattstiel zusammengezogen. Schaft 4 Fuss | hoch, unten so dick wie der Mittelfinger. chen, welche je 2—5 Blumen tragen. Die Bracteen an den Seiten dieser Blüthenfas- cikel sind 3/4 Zoll lang, härtig, weisslich- grün. Blüthen 21/; Zoll lang, hängend, dünnstielig. Ovarium 1 Zoll lang, stumpf Rispe zwei Fuss lang, dünn, überhängend, | dreikantig, sechsrinnig, dunkelpurpur. Pe- mit wenigen, locker abstehenden Zweig- ianthium röhrig, Segmente linear, dun- II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. kelblutroth bis zur Mitte, der Rest lebhaft grün. Staubfäden fast so lang als das Pe- rianthium. Griffel etwas länger. (Taf. 6091.) 7) Aconitum heterophyllum Wall. Ra- nunculaceae) Wall. Cat. n. 4722, — Royle Il. pl. Himal. p. 56. t. 13. — Hook. f. et Thoms. Fl. ind. I. p. 58. — A. cordatum Royle Ill. p. 56. — A. Atees Royle in Journ. As. Soc. Bengal. I. p. 459. — Wächst auf dem westlichen Himalaya, von Kumaon bis Kashmir in einer Höhe von 8—13,000 über dem Meere. Heisst im Va- terlande Atees oder Atis, und wird als to- nisches Mittel gebraucht. Dr. Hooker ver- dankt die Pflanze dem Obersten G. Smyth in Wetten-le-Wold (Louth) welcher sie aus himalayischen Samen zog. Der robuste, aufrechte Stengel ist einfach oder verästelt; Wurzelblätter gestielt, rundlich-nierenför- mig oder herzförmig, undeutlich fünflappig, grob eingeschnitten -gezähnt; Stengelblät- ter breit herzförmig, kurz gestielt oder stengelumfassend. Rispe seiten- oder end- ständig, vielblumig, dicht oder locker, Blu- men blau, oder grünlichgelb mit purpur- blauen Adern. (Taf. 6092,) 8) Panax sambucifolius Sieb. (Aralia- ceae) Sieber in D.C, Prodr. III. p. 255. — Benth. Fl, austr. III. p. 382. — P. angustifo- lius et P. dendroides F. Müll. in Trans. Phil. Inst. Victor. I. p. 42. — Pl. Vict. t. 23. — Nothopanax sambucifolius Seem. Fl. rit. p. 115. — Wurde durch Baron Müller in Europa eingeführt und blühte zuerst in Kew im Jahre 1873, Wegen der durch- sichtigen, blauen Beeren verdient die Pflanze eultivirt zu werden. Wie viele Araliaceen, besonders aber der Epheu, variirt auch Pa- nax sambucifolius stark in der Form der Blätter. Ein Strauch oder kleiner Baum, mit ganz glatten, grünen Zweigen. Blätter 3—4 Zoll lang, gefiedert oder doppelt-ge- fiedert, sitzend oder gestielt, elliptisch oder lanzettlich, ganzrandig, gezähnt, gelappt oder fiederspaltig, unterseits grau. Spindel geflügelt oder ausgebreitet. Dolden klein, 1/5 Zoll im Durchmesser, grün; Blüthen- sistenz der Blätter gleicht. 343 stielehen dünn, kurz, unterhalb der Blüthen verdickt. Blumen 1/, Zoll im Durchmes- ser. Kelchröbre halbkugelförmig, in eine kurze Spitze zusammengezogen. Limbus 4—5zähnig, Petalen 4—5, abstehend, mit nach innen gebogener Spitze. Frucht — eine wässerige durchsichtige, 1/; Zoll im Durchmesser haltende Beere von blauer Farbe. (Taf. 6093.) 9) Epidendrum criniferum Rehb. fi. (Orchideae). Wurde bereits in der Gar- tenflora erwähnt (S. Jahrgang 1872, p. 124. (Taf. 6094.) 10) Rhopala Pohlii Meissn. (Proteaceae) R. corcovadensis hort. — Unter diesem Na- men führt Dr. Hook die allgemein be- kannte Gartenpflanze auf. Nach dem Aus- spruche des verdienstvollen Monographen der Proteaceen, Dr. C. F. Meissner, stellt Rh. corcovadensis der Gärten eine gute, von Rh. Pohlii, Rh. heterophylla und Rh. Martıii verschiedene Art dar, obwohl sie ersterer in der Form, Nervatur und Con- (Vergl. Gar- tenfl, 1866 p. 55). (Taf. 6095.) 11) Xiphion Sisyrinchium Baker (Iri- deae) Bak. in Seem. Journ. of Bot. IX. -p. 42. — Iris Sisyrinchium L. sp. pl. I. p. 59. — Sibth, Fl. gracea I, p. 30. t. 42. — Car. Icon. t. 193. — Red. Lil. t. 29 et 458. — Iris Aegyptia Del. Fragm. p. 6.— Iris fugax Ten. fl. neap. I. p. 15. t.4. — Gynandriris Sisyrinchium Parl. nuoy. gen. p. 52 Flor. ital. III. p. 309, — Godr. et Gr. Fl. fr. III. p. 246, Klatt in Linnaea XXXIV. p. 577. — Moraea Sisyrinchium Gawl. Bot. Mag. t. 1407. — M. fugax Ten. syll. p. 26. — M. Tenoreana Sweet Br. fl. gard. t. 110. — Diese vielnamige Pflanze wird schon seit 1597 in den englischen Gärten cultivirt und wächst in Spanien, Marokko, Egypten, der Türkei u. s. w. In Spanien und Portugal werden die Zwie- beln gegessen, die von der Grösse einer Haselnuss sind. Stengel 6—12 Zoll hoch, gerade oder hin- und hergebogen; 2—6 blumig. Blätter dunkelgrün, gewöhnlich 344 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz zu 2, abstehend oder zurückgebogen, läng- lich pfriemig, sehr concav, fast so lang als der Stengel. Blumen 11/, Zoll im Durch- messer purpurblau, mit einem länglichen gelben Flecken am Discus der äusseren Perianthalsegmente. (Taf. 6096.) 12) Echinocactus Cumingi Salm. (Cac- teae) Salm-Dyck. Cact. hort. Dyck. p. 174. — Labouret. monogr. Cact. p. 264. — Ein schöner kugelförmiger Cactus, mit verhält- nissmässig grossen goldgelben Blumen. Körper von graugrüner Farbe, am Grunde zusammengezogen. Areolen klein, fast zir- kelrund, mit 15—20 abstehenden dürnen /, Zoll langen Stacheln, von denen die 3 centralen etwas kürzer und dicker sind. Blumen zahlreich, sitzend. Perianthium goldgelb, einen Zollim Durchmesser. Röhre trichterförmig, mit dachziegelförmig ge- stellten Schuppen bedeckt. Stammt aus Bolivien. (Taf. 6097.) 13) Epidendrum Lindleyanum Rehb. fil. (Orchideae) Rehb. fil. in Walp. Ann. VI. p- 375. — DBarkeria Lindleyana Batem. in Bot. Reg. XXVilI. misc. p. 2, et in Orchid. mexie. t. 28. — Paxt. Flor. Mag. XIII. p. 195. Dr. Reicheubach vereinigt mit Recht die Gattung Barkeria mit Epi- dendrum und Dr. Hooker drückt seine Ver- wunderung darüber aus, dass dies nicht schon Lindiey in seinen Folıa Orchidacea gethan hat. Dr. Reichenbach nennt die Section, in die er die Barkerien placırt hat, Amblostoma, charakterisirt durch eine freie oder fast freie Lippe. E. Lindleya- num stammt aus Costa Rica und wurde von Skinner entdeckt. Sie blühte im De- cember vergangenen Jahres im Etablısse- ment der Herren Veitch in einer etwas blasseren Varietät, als die Abbildung Ba- temanns. Stengel 1 Fuss oder höher, rund, - wenig verzweigt und an den Gliedern wur- zelnd, mit kurzen blassen Scheiden bedeckt, Blätter 4—5 Zoll lang, abstehend und zu- rückgebogen, elliptisch - lanzettlich, Blü- thenschaft endständig, sehr dünn, wenig- nigblumig. Ganze Blume lillapurpur. (Taf. 6098.) 14) Senecio (Kleinia) Anteuphorbium J. D. Hook. (Compositae) Kleinia Anteuphor- bium D. C. Prodr. VI. p. 338. — Harv. et Sond. Fl. cap. III. p. 319. — Cacalia Anteuphorbium L. Sp. pl. pag. 1168, — Willd. sp. pl. Il. pag. 1725. — Ait. hort. Kew. IV. pag. 497. — Eine der ältesten cultivirten Cappflanzen und schon 1596 in werard’s Garten in Eng- land. Ein succulenter Stauch von 3 — 4 Fuss Höhe, welcher seinen Artennamen davon erhielt, dass die Pflanze als wirk- sames Gegengift wider den scharfen, gif- tigen Satt der capıschen Euphorbien ge- braucht wird. Stengel und Zweige dick eylindrisch, Yg—1 Zoll im Durchmesser, am Grunde - zusammengeschnürt. Blätter fast einen Zoll lang, aufrecht, länglich, oder länglich-linear, spitz oder stumpf, blassgrün und fleischıg. Blüthenköpfchen einen Zoll lang, cylindrisch, aufrecht, ein- zeln, achselständig. Blüthenstiel sehr dick, fast keulenförmig, mit einigen schmalen, linearen Bracteen, welche kürzer sınd, als das Köpfchen; Involucral-Bracteen zahl- | reich, linear, zugespitzt, grün, am Grunde röchlich. Blüthen alle röhrig, das Involu- crum ein wenig überragenu, gelb, ein we- ulg roth getuscht. (lat. 0099.) 25) Begelia ciliata Schauer Myrtaceae) Schauer ın Nov. Act. Nat. cur. XXl. p. 11. t. 1. ff. 1—5 et in Pi. Preiss. I, p. 148. — Benth. Fl. Austral. Ill. p. 17%. — Eine neuholländische, den Melaleucen ähnliche Gattung. Erreicht eiue Höhe von 3—5 Fuss. Blätter 1,—Ys Zoll lang, aufrecht, abstehend, und zurückgebogen, dachziegel- törmig vierreihig, sitzend, rauh, eiförmig oder kreisrund, stumpf, flach oder concav. Blüthenköpfchen kugelig. Ya—3/4 Zoll im Durchmesser, einen Zoll von der Spitze der Zweige entfernt stehend. — Farbe der Blüthen rothlıch-violett. (Taf. 6100.) 16) sSenecio Doronicum L, var. hos- ‚ nariensis (Compositae) Ball in Journ of III. Notizen. Bot. n. s. II. p. 367 (1873). Eine von den Herren Ball, Maw und Hooker im April 1571 in Marokko auf dem Beni-Hosmar, einem Tuffsteinfelsen bei Tetuan in einer Höhe von 3000 Fuss entdeckt. Eine Pe- renne mit dieckem Wurzelstocke. Wurzel- blätter ein — 1!/, Zoll lang eiförmig, el- liptisch-eiförmig, oder ei-herzförmig, stumpf oder spitz unregelmässig gezähnt, mehr oder weniger in einen kurzen Blattstiel zu- il. No 1) -Notizen über die Wirkungen des Frostwetters im Februar 1874 in den Krons- gärten der Transkaukasischen Provinzen und des Südufers der Krimm. In Tiflis am 17. und 18. Februar Schnee- fall mit Frost, der Schnee über 1/g Arschin tief. Am 19. Febr. Schnee bei — 9° Reaumur. “ Am 20. Febr. hell bei — 121/,° Reaumur. Im Akklimatisationsgarten 1300 Fuss über dem Meere. Am 0, Febr. — 161/,° Reaumur. In Suchumkale am 20/2. — 8° Reaum, In Novo-Senaku (Station der Poti-Titli- ser Eisenbahn, circa 40 Werst vom Meere, bezeichnet den Punkt wo die Sumpfwald- ungen der Mingrelischen Niederung auf- hören und festes Culturland beginnt, liegt circa 300 Fuss über dem Meere. Am 20. Febr. — 101/° Reaum. In Kutais, Stadtgarten. 800 Fuss über dem Meere. 20. Februar — 12° Reaumur. Im Kaiserl. Garten zu Nikita bei Jalta, Krim, circa 350 Fuss über dem Meere. 20. Februar — 121/,° Reaumur. Bis zur Wurzel oder bis zum Schnee erfroren in Tiflis, Nikita, Kutais, dagegen in Suchum bis auf den Stamm nur er- froren: Azalea indica. Ceratonia Siliqua, 345 sammengezogen, oberhalb dunkelgrün, runz- lich, unterhalb grünlichweiss, Köpfchen einzeln, 1—11/, Zoll im Durchmesser, gelb. Involrcrum glockenförmig, fast zweireihig. Randblumen fast zwanzig, breit linearläng- lich, an der Spitze dreizähnig. Scheiben- blüthen füofzähnig; Zähne stumpf. (Taf. 6101.) (Einder.) Eucalyptus Globulus. » amygdalina etc. Myrtus communis. Edwardsia mierophylla. Laurus nobilis. Ficus Carica. Lagerstroemia indipa. Benthamia fragifera. Agave americana, Acer nepalense. Nerium Oleander u. Var, Pittosporum Tobira. Olea (Osmanthus) fragrans. Thea Bohea et viridis. Rosa irdica bengalensie. Thea. „ „» sempervirens, „ Banksiana. Chamaerops humilis. s Citrus medica et Aurantium, Citrone und Pomeranzen und Apfelsinen. Punica Granatum. In Tiflis, Novo-Senaki, Kutais, Nikita, ı die Jahrestriebe erfroren bis auf ältere Zweige, dagegen in Suchum nur die Spitzen gelitten: Acacia Julibrissin. Clerodendron Bungei. 3 serotinum. Evonymus japoncia theilweise nur an sehr exponirten Stellen, | Ligustrum Kellerianum, „ ” 346 Gartenflora Deutschlands, Viburnum Tinus. ” suspensum. Eriobotrya japonica. Bhamnus Alaternus theilweise an sehr exponirten Plätzen. Cryptomeria japonica. An sehr exponirten Plätzen die Spitzen erfroren, zum Theil sogar alle Jahrestriebe in Novo-Senaki und Umgegend mehr als in Tiflis etc. Juglans regia. Morus alba et nigra. Escallonia floribunda. Abelia rupestris. Persica vulgaris. Der Weinstock hat überall etwas ge- litten in den feineren Sorten, wie die Mus- cattrauben, die persischen Kischmisch (ohne Kerne) die Mzwani und Saperawi, während die robusteren einheimischen Sorten nichts gelitten haben. Es ist dabei die Bemerk- ung von besonderer Wichtigkeit, dass durchaus nicht das absolute höhere Kälte- maximum oder die höhere Elevation des Ortes über dem Niveau des Meeres maas- gebend ist für das Beschädigen des Weins durch Frost, sondern es ist auf rein locale Verhältnisse zurückzuführen, scharfe Luft- strömungen aus naheliegenden tiefen Ge- birgsthälern, schneller Wechsel durch plötz- liches Erscheinen der Sonne, welche an anderen Orten durch Nebel oder Wolken theilweise oder ganz verdeckt blieb. Im Alassanthale haben die Reben bei 2600 Fuss über dem Meere nicht gelitten im Kreise Signach, während sie im oberen Kreise Telaff bei 1500 Fuss über dem Meere, aber in grösserer Nähe der steilen Hoch- gebirge vielfachen Frostschaden zeigen. Im Algett-Thale und Chramthale und Ne- beuflüssen im mittleren Laufe am Fusse der Gebirge bei circa 1500 Fuss über dem Meere haben die Reben bedeutend mehr gelitten als bei Tiflis bei gleicher Höhe oder als im Jorathale bei 2300 Fuss Höhe. Vom Froste haben nicht gelitten in Tiflis: Olea europaea. Sterculia platanifolia. Magnolia grandiflora,. Russlands und der Schweiz. Gingko biloba. Quercus llex. N Suber. Photinia serrulata (in Nikita erfroren). Viburnum Awafuki etc. Prunus Laurocerasus u. Caroliniana. llex paraguaiensis (im Akklimat. Garten gelitten). Sämmtliche Coniferen sind unbeschädigt. Von wildwachsenden Gehölzen hat nichts gelitten, Laurus nobilis ist bei Tiflis nicht einheimisch, erst jenseits der Wasserscheide nach Westen im Mingrelischen Tieflande und an den Vorbergen des westlichen Ab- hanges tritt er wirklich als Waldbaum auf, dass dagegen Juglans regia und die Morus so stark vom Froste gelitten haben, kann nur die Meinung bestärken, dass sie trotz ihres in Wäldern massenhaften und verwildertten Vorkommens nicht ein- heimisch sind. Wo bleibt die Akkli- matisation ? Tiflis, 5. Mai 1874, H. Scharrer. 2) Bemerkungen zu dem S. 104 dieses Jahrganges abgedruckten Artikeln, über Blattpflanzen im freien Lande. Der geehrte Verfasser gibt in diesem Aufsatze ein nahezu vollständiges Verzeich- niss von Blattpflanzen, welche im Sommer im freien Lande gezogen werden können und eine im Ganzen richtige Culturan- weisung. Wir danken demselben, dass er sich nicht nur an neue Einführung gehalten und manche alte vernachlässigte Blatt- pflanze wieder in Erinnerung gebracht hat. Wir erlauben uns aber zum Nutzen jüngerer Leser zu erwähnen, dass der Herr Verfasser keinen Unterschied gemacht hat zwischen denjenigen Pflanzen, welche ein Warmbeet aus Laub und Pferdemist, einen sogenannten »warmen Fuss< zur Erreich- ung von Vollkommenheit haben müssen, und welche eine solche Vorrichtung ent- behren können. Wollte man für alle Pflan- zen, welche Herr B. gleichsam in einen Topf geworfen hat, solche umständliche | Vorrichtungen machen, so möchte das Ma- terial und die Zeit für die meisten Gärt- un ; II. Notizen. ner nicht zureichen. Wir erlauben uns daher, diejenigen Blattpflanzen auszuschei- den, welche auch ohne Laubbeet iu jeder nahrhaften Erde üppig gedeihen, und wol- len die Aufzählung in derselben Reihen- folge wie S. 106—110 vornehmen. Cannabis gigantea wird zwar auf dem Mistbeete grösser, aber auch ohre dasselbe hoch genug. Uhdea (Montagnoa) und die genannten Nocotiana bedürfen kein Laubbeet, na- mentlich wird letztere riesig genug. Ar- temisia annua kann bei grösserer Höhe, als sie in jedem guten Beete erreicht, nur verlieren. Artemisia argentea, arborea und die weissblätterigen Centaurea »sind in Grup- pen reizend«, sagt der Verf. Das wohl, aber ein Warmbeet ist für sie recht über- Hüssig. Die genannten Aralia, namentlich A. papyrifera mag man zur Erzeugung von Riesenblättern wohl auf ein Laubbeet setzen, in guten Jahren entwickelt sich aber die Pflanze auch ohne dieses. Bei A. Sieboldii ist ein Warmbeet geradezu nachtheilig. Sonchus laciniatus und andere können der warmen Unterlage ganz entbehren, Ebeuso Senecio (Cineraria) Petatites. Wie hoch der Riesenmais, Zea Caragua auf reich gedüngtem guten Boden wird, weiss alle Welt. Wir brauchen ihn nicht höher. Arundo Donax bleibt besser auf dem eingewurzelten Platze, geht durch Ein- pflanzen leicht verloren. Bambusa Fortunei ist gerade in ihrer niedrigen buschigen Eutwickelung schön. Wir müssten uns wiederholen, wenn wir alle empfohlene Pflanzen einzeln be- sprechen wollten, und begnügen uns mit namentlicher Aufzählung der Pflanzen, welche ein Warmbeet in den meisten Ge- genden Mitteleuropa’s nicht nöthig haben: Pennisetum, Atriplex, Amarantus, Achyr- anthes, Perilla, Bocconia, Amicia Zygo- meris, Humea, Sparmannia, Entelea, Gun- 347 num, Aspidistra, Chamaepeuce, Salvia ar- gentea u. @. m. Wir können annehmen, dass der Verf. die geringeren Wärmebedürfnisse, dieser genannten Pflanzen eben so gut kennt wie wir, und dass er keineswegs hat sagen wollen, man müsse für alle empfohlenen Pflanzen das von ihm vorgeschriebene Warmbeet haben. Er hat, wie es scheint, zuerst die Warmpflanzen, al» Canna, Cala- dium, Papyrus, Panicum etc. im Sinne ge- habt, wobei ihm viele andere liebe Pflau- zen unvermerkt in die Feder geflossen sind. Zum Schlusse erwähnen wir, dass wir im vorigen Sommer, welcher mehr kühle als warme Tage zählte, an verschiedenen Orten Deutschlands die prächtige Musa Ensete recht schön im Freien gesehen ha- ben. Allerdings ist sie nicht zu verglei- chen mit den Exemplaren, welche in gros- sen Warmhäusern im freien Grunde gezo- gen werden. Bei dieser Gelegenheit empfehlen wir endlich die hybride Canna Auguste Ferrier, als die grösstblätterige und höchste von allen bekannten. Sie bekommt Blätter von über 3—4 Fuss und gleicht fast einer Musa. n.n. 3) Bastardorange. Herr C. A. T.A. Oudemans beschreibt (Arch. neerl. d. sc. exact. et nat. VIII) eine Frucht die zum Theil Citrone, zum Theil Orange war; der Geschmack der betreffenden Theile und de- ren Farbe war den bezüglichen Fruchtsor- ten ähnlich; die äussere Form und Farbe war die einer Citrone, Oudemans stellt sich den Ursprung die- ser abnormen Frucht folgendermaasen vor — entweder ist der Baum, von dem sie herrührt, ein Bastard von Citrus medica und C. Aurantium oder die Blüthe, aus der diese Frucht stammt, wurde durch den Pollen der einen oder der anderen dieser zwei Citrusarten befruchtet — Oudemans fühlt sich jedoch nicht in der Lage mit Sicherheit das eine oder das andere zu be- haupten — jedenfalls aber ist es wahr- nera, Eucalyptus, Melianthus, Melanoseli- | scheinlich, dass besagte abnorme Frucht 348 das Product einer Citrus medica sei, weil selbe in einer und derselben Kiste mit an- deren derartigen Agrumen verpackt gewe- sen war. Sr. 4) Mecalictus australensis*). Diese Baumart wurde vorgeschlagen in Ita- lien den Eucalyptus Globulus zu ersetzen. Das Ackerbau-Comite in Genua erhielt vor einigen Jahren Samen dieses Baumes und hatte solchen an einige Landwirthe zu *) Unbekannter, Gattungsname. vielleicht verdrehter (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Culturversuchen vertheilt — namentlich auf den Apenninen erlangte man günstige Erfolge. Dieser Mecalictus wäre (wie l’amico dei campi berichtet), von grosser Wichtigkeit für Italien, da er ein vorzügliches Bauholz liefert, die Rinde zu Gespinnst verwend- bar, das Laub als Dung, der Saft welcher alle drei Jahre mittelst Einschnitten in die Rinde hervorquillt, ist ölig und als Stearin, Paraffin verwerthbar. Das Ackerbau-Comite in Genua ist be- reit von Mecalictus Samen abzugeben, so lange ein Vorrath vorhanden ist. Sr. VW. Literaiturm 1) Die Zeitschrift »Georgika« von Dr. Karl Birnbaum, welche in 4 Jahr- gängen auch manche bedeutende gärtneri- sche Arbeiten gebracht hat, ist seit Neu- jahr 1874 in eine »Deutsche Monats- schrift fürLandwirthschaftc< verwan- delt und sehr verändert worden. Sie wird auch fortfahren, Angelegenheiten des Gar- 7 tenbaues zu besprechen. J. 2) Die internationale ampelo- graphische Commission, welche sich 1873 während der Pomologen-Versammlung der Ausstellung in Wien bildete und die Kenntniss der Weintraubensorten aller weinbauenden Länder zu ermitteln beauf- tragt ist, hat ihren zweiten Bericht durch deren Redacteur H. Goethe, Director der Gartenbauschule in Marburg, verschickt. Er enthält Berichte über Weinbau und Ausstellungen in Italien, der Krim u.a. O., sowie den Inhalt von Specialarbeiten der Commissionsmitglieder u. a. m, Wir er- sehen auch daraus, dass die Hauptversamm- | lung der ampelographischen Commission am 24. und 25. September in Wiesloch bei | Heidelberg, nicht wie früher bestimmt, im | Verein mit der Versammlung deutscher Pomologen in Trier stattfinden wird. Merk- würdig bleibt die Befangenheit der Fran- zosen auch in wissenschaftlichen Dingen, wenn die Politik oder die nationale Eitel- keit in das Spiel kommt. So äussert sich z. B. das französische internationale Mit- glied entschieden unzufrieden über die Wahl der preussischen Stadt Trier und wünscht einen neutralen Versammlungsort auf Schweizerboden. Wie ist es möglich,‘ bei so kleinlichen Anschauungen interna- tional zu sein! J. 3) Das Buch der Erdbeeren. Eine praktische Anleitung zur Cultur der- selben im freien Lande, wie auch zum Treiben in Kästen und Häusern, nebst Mittheilungen über Botanik, Geschichte, Classification der Erdbeeren und Be- schreibung aller in den Gärten be- kannten Arten und Varietäten. Von Franz Goeschke, Obergärtner und Lehrer am Pomologischen Institut in Proskau. Mit 27 Holzschnitten. Ver- lag von E. Schotte und Voigt. 1874, Bei der Verbreitung des Erdbeerbaues IV. Literatur. und der grossen allgemeinen Gunst, wel- cher sich die Erdbeere zu erfreuen hat, ist ein neues Buch des oben im Titel voll- ständig angegebenen Inhalts sicher ein willkommenes und nützliches. Dass das Buch aber 274 Seiten grössten Formats bekom- men hat, ist recht bedenklich und der Sache schädlich, weil es zu wenig gekauft werden, und selten in die Hände der zahl- reichen Erdbeerzüchter kommen wird. Die grösste Hälfte des Buches der Erdbeeren, nämlich über 8 Bogen wird von der be- schreibung der Sorten ausgefüllt. Man muss gestehen, das ist denn doch zu viel! Was nützte es, Sorten zu beschreiben, wo- von vielleicht neun Zehntheile zur Zeit des Erscheinens des Erdbeerbuchs nicht mehr eultivirt werden? Ist denn überhaupt die Erdbeere wichtig genug, mit gleicher Aus- führlichkeit elassifieirt und beschrieben zu werden, wie Baum-Obstsorten? Wir sagen mit gutem Grunde nein, denn die Erd- beere ist ein Spielwerk für Dilettanten, eine Novitäten-Speculation für Züchter von Profession geworden. Nach 3 Jahren fin- det man in den Catalogen nur noch we- nige der damals mit grossem Aufwand von Lob beschriebenen Sorten, wenn auch ächte Erdbeerzüchter alte gute Sorten bewahren. Neues Erdbeeren einzuführen, ist Mode ge- worden, wo aber diese Dame regiert, da ist Wissenschaftlichkeit nicht mehr am Platze.. Wenn unsere Zweifel an der Nütz- lichkeit des zweiten Theiles (in solcher Ausdehnung) sehr berechtigt und begrün- det sind, so müssen wir dagegen den Oul- turanleitungen des ersten Theils volles Lob spenden. Auch ist das Buch selbst für jetzige Zeit, mit einem gewissen Luxus ausgestattet, und für seine Bogenzahl und das grosse Format billig zu nennen. 4) R. de Visiani, Florae dalmaticae supplementum. Venetiis 1872. Enthält die nachträglich in Dalmatien aufgefundenen Pflanzen. Auf 10 colorirten Tafeln finden sich die Abbildungen vieler | seltener Pflanzen. 349 Cultur verdienende, hier abgebildete Pflan- zen heben wir hervor; Romulea croeifolia Vis.,, Crocus dalma- tieus Vis., Lilium Cattaniae Vis. (L. Mar- tagon dalmaticum). Lonicera glutinosa Vis., Delphinium brevicorne Vis. (Aehn- lich D. Ajaeis, mit blaubraunen Blumen), — Dianthus multinervis Vis. — Die Romulea und Crocus sind 2 schöne neue Zwiebel- gewächse. Lilium Cattaniae ist schon durch Maly und jetzt durch M. Leichlin in Qultur eingeführt. (E, R.) 10) Decaisne, le Jardin fruitier du Museum. Paris, librairie de Firmin Didot freres fils et Comp. 1862, Der berühmte Botaniker Frankreichs, Milglied der Academie d. Wissenschaften und Professor der Cultur am Garten des Museums, Herr J. Decaisne, hat seit 20 Jahren die Herausgabe eines Werkes über die Fruchtsorten des Gartens des Museums in Paris geleitet. In diesem Werke ist je- der Fruchtsorte eine besondere Tafel gewid- met, auf der dieselbe raturgetreu und höchst elegant in Farbendruck nebst einem be- blätterten Zweige dargestellt ist. Den Schluss dieses eleganten Werkes, bildet speciell für die Birnen der vorliegende höchst elegant ausgestattete Quartband. In einer Einleitung zeigt Decaisne, dass bei der Masse von Birnen und bei den bedeu- tenden Unterschieden, die solche unter ein- ander in Form des Blattes, des Wuchses, der Grösse, der Form, dem Geschmack der Frucht zeigen, esunmöglich sei, einen con- stanten Charakter, der zu einer Classification dieser Birnsorten gebraucht werder könne, herauszufinden, weil alle die genannten Charaktere ganz allmählich in einander übergehen. Einzig könne man die Birn- sorten noch nach der Zeit ihrer Reife clas- | sificiren. . Ueber den Ursprung der Massen von Birnsorten, spricht Decaisne die Ansicht aus, dass es ursprünglich eine einzige Art gegeben, die bei ihrer Wanderung Unter- arten oder Racen gebildet und diese Un- Als schöne allgemeine | terarten hätten sich in der Cultur wiederum FE a 1 a Ta) 350 geschlechtlich vermischt und die Masse der Formen gebildet. Wenn J. Decaisne die Stammart des Birnbaums aus dem Gesichtspunkte be- trachtet, dass solche von der Tertiärzeit in unsere Periode übergetreten und bei der folgenden Pflanzenwanderung die Formen gebildet, wie z.B. Taxus, Vitis *), welche Decaisne nur als Unterarten betrachtet, so gehen wir mit demselben einig und die Birnsorten wären dann durch gegenseitige Befruchtung verschiedener Unterarten in der Cultur entstanden. Es folgt nun die Aufzählung der Most- birnen nach den verschiederen Gouverne- ments, eine alphabetische Aufzählung der Birnsorten; welche im Jardin fruitier ab- gebildet, eine Uebersicht der Birnsorten nach deren Reifezeit, und endlich die Auf. zählung und Botanische Beschreibung der | Arten der Gattung Pyrus und die Dar- stellung dieser Arten, sowie der wichtig- sten Unterarten von P. communis auf 33 vorzüglich ausgeführten Tafeln in gross Quart. Auch von den Mostbirnen, welche am meisten an den wilden Zustand der Birne erinnern, sind die Hauptformen dar- gestellt. Wir begrüssen daher in diesem Schluss- stein. welchen J. Decaisne seinen in dem Jardin fruitier aufgeführten Birnen ge- geben, ein ebenso interessantes als wich- tiges Botanisches Werk von elegantester Ausstattung. (E. R.) *) Wenn wir alle Taxus-Arten als von einer Urform abstammend betrachten, — oder wenn wir bei den Vitis-Arten, auch | Vitis Labrusca und V. vulpina nur als Un- terarten der gleichen Stammform betrach- ten, dann gehen wir mit dem Verfasser einig. an, was wir als Unterart, Form etc. betrachten. Die Unterart im Sinne, wie sich Decaisne ausspricht, würde erst noch eine Menge von den Botanikern als Arten aufgestellte Formen in sich vereinigen, — oder mit anderen Worten den Begriff der guten Art in der Jetztwelt repräsentiren. Es kommt hier aber nur darauf Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) DasPalmenhaus auf derPfau- eninsel betitelt sich ein kleines Buch vom Königlichen Hofgartendirector Jühlke in Potsdam, welches als besonderer Ab- druck eines Vortrags im »Verein für die Geschichte Potsdams erschienen ist. Da dasselbe wohl kaum in den. Buchhandel kommen wird, so wollen wir den Lesern ‚der Gartenflora einige Mittheilungen dar- aus machen, sei es auch nur um die Er- innerung daran bei manchen Collegen, welche sich noch dieses Palmenhauses er- innern, wieder aufzufrischen. Sie werden noch mit Vergnügen daran denken, wel- chen mächtigen Eindruck dieser schöne Bau, diese für damalige Zeit reiche Samm- lung von Palmen zum Theil in grossen Exemplaren vorhanden, auf sie machte, wie überhaupt die Pfaueninsel bei Potsdam dem aus den trostlosen Haiden und Kie- fernwäldern der Richtung nach Berlin hin heraustretenden Wanderer als ein wahr- haftes Märchenland erschien. nicht nur we- gen seines Palmenhauses, sondern auch durch die fremden Thiere des auch land- schaftlich schön geordneten zoologischen Gartens, sowie durch die reiche Laubwald- vegetation und die zahlreichen Blattpflan- zengruppen der lieblichen Insel. Es ist jammerschade, dass diese Perle der Pots- damer Gegend nach der Entfernung der Menagerie verfallen ist und von Fremden und Umwohnenden kaum mehr besucht wird. Herr Jühlke beginnt mit der Ge- schichte der Gründung, »einem Denkmale von einfachem Naturgefühle« des Königs- Friedrich Wilhelm IIlL., wie es Alex. von Humboldt nennt. Die Grundlage der Samm- lung bildeten die 1830 verkauften Foul- chiron’schen Palmen in Paris. Von 42 Exemplaren gingen auf dem damals schwie- rigem, langen Transport 6 zu Grunde. Es ist bemerkenswerth, dass der Transport 3,941 Rthlr. betrug, wobei natürlich der Reiseaufwand des damaligen Obergärtsers G. A. Fintelmann, später Vorstand der Pfaueninsel, inbegriffen ist. Das Palmen- haus hatte 110 Fuss Länge und 40 Fuss Tiefe. Darin war eine prachtvolle indische IV, Literatur. Pagode in wahrhaft prächtiger Architek- tur. Eine Galerie gestattete die Uebersicht von oben, worüber sich A. v. Humboldt folgendermassen äusserte. »Wenn man von dem hohen Altane bei heller Mittagssonne auf die Fülle baum- und schilfartiger Pal- men herabblickt, so ist man auf Augen- blicke über die Oertlichkeit, in der man sich befindet, vollkommen getäuscht. Man glaubt unter dem Tropenklima selbst, von dem Gipfel eines Hügels herab, ein klei- nes Palmengebüsch zu sehen.< Nach der ersten Einrichtung des Palmenhauses wur- den nach und nach noch etwa 20,000 Tha- ler auf Ankäufe verwendet. Im Jahre 1842 enthielt die Palmensammlung an 111 Ar- ten. 1849 waren noch 70 wirkliche Arten vorhanden. Seitdem gingen die Culturen rückwärts, indem der verstorbene Hofgärt- ner G. A. Fintelmann in Folge der Ver- nachlässigung der Pfaueninsel das Inter- esse für seine einst so glanzvolle Schöpf- ung verloren hatte. In den letzten Jahren soll sich der Culturstand der Palmen un- ter Hofgärtner Reuter wieder gebessert haben. J. 5) Cusa S. La Palma nella poesia, nella pienza e nella storia siciliana. Palermo. 1873, Verf. erwähnt im ersten Theile seiner Abhandlung der Dichter, welche die Palme besungen haben und beweiset, dass diese immer in grossen Ehren stand. — Im 2. Theile gibt er eine Beschreibung der Palme, ihrer Cultur, Verwendung und Befruchtung und im 3. Abschnitte endlich bespricht er die Palme in Bezug auf die Geschichte Siciliens. (S—r.) 6) Caruel T. Riflessioni sull’ insegna- mento della botanica in Italia (Nuova Antologia. Firenze, 1873). Der Verf. betont, dass an den Univer- sitäten in Italien, an welchen noch die philosophische Facultät besteht, zwei Pro- fessoren für Botanik angestellt sein sollen, um erstens den Bedürfnissen der Studen- ten verschiedener Categorien gerecht zn werden und dann damit die Professoren 351 doch an Zeit gewinnen könnten, um sich dem Fortschritte der Wissenschaft widmen zu können, Verf. bemerkt ferner, dass es nöthig sei, die Dotation der botanischen Gärten zu erhöhen, eine solche auch den botanischen Museen zu gewähren, so wie auch die Stellung der Professoren zu ver- bessern, und schliesslich sollte doch wenig- stens ein botanischer Garten der Art ge- stellt sein, dass er mit den ersten Europas concurriren könne und ein solcher die an- deren Gärten in Italien mit Pflanzen und Samen versehe etc, (S—r.) 7) Siragusa F. P. C. Sulle funzioni delle radici delle piante. Palermo. 1874. Verf. führt die verschiedenen Ansichten auf, welche über die Function der Pfian- zenwurzeln bis jetzt aufgestellt wurden, ob nämlich die Nahrungssubstanzen im Bo- den selbst ohne Mithülfe der Wurzeln vor- bereitet werden, oder ob die Wurzeln zur Herstellung der Ernährungsmaterialien auch beitragen. Siragusa bemerkt, dass die von den Blättern eingeathmete Kohlensäure die ganze Pflanze durchziehe, von den Wurzeln ausgestossen werde und zur Be- reitung der Salze und der andern Sub- stanzen diene, die in die Circulation der Pflanze zu kommen haben, — Die Aus- athmung des Sauerstoffs, welche von allen grünen Theilen der Pflanze im Dunkeln stattfindet, wird von Siragusa als Folge der Zersetzung der Kohlensäure betrach- tet, welche die Salze, welche in der Pflanze abgelagert waren, in Auflösung gehalten hatte. Die Ausathmung der Kohlensäure, welche von Seite der Pflanze im Dunkeln stattfindet, glaubt Verf. sei Folge einer Discarbonisation des Chlorophylis. (S—r.) 8) Pasquale A. Su diuna anomalia della foglia del Carubo (Ceratonia siliqua) (Rendis. della r. Accad. d. Sc. Napoli. Marzo. 1874), Verf, gibt Mittheilung über eine Cera- tonia siliqua, welche ausser den einfach gefiederten (pinnata), auch doppelt gefi,. 352 derte (bipinnata) Blätter hat, nämlich an- statt des 1. und manchmal auch des 2. Paa- res, zeigt dieser Strauch 1 oder 2 Paare gefiederter Blätter, ein Fall welcher dem Ausspruche der Phytographen gänzlich ent- gegensteht, welche der Ceratonia nur ein- fach gefiederte Blätter geben. — Pasquale ist der Ansicht, dass in Folge dieser Ano- malie die Ceratonia den Gattungen Gym- nocladus und Gleditschia nahe stehe, bei welchen solche Heterophyllie oftmals vor- | kommt, und dass die in Rede stehende Ano- malie sich jener der Juglans regia nähert. | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, u ne NE ar rau BIP 5 K” s „. s r — Verf. stellt die Hypothese auf, dass bei Vermehrung der Art man Ceratonien er- langen könne, an welchen alle Blätter dop- peltgleichpaarig gefiedert. (biparipinnata.) und auch Individuen mit gleichpaarig ge- fiederten Blättern (paripinnata). (S—r.) 8) Heincke, Handelsgärtner in Bre- men hat einen Bericht über Garten-, Wein- und Obstbau auf der Interna- tionalen Ausstellung in Bremen bei E. Schotte und Voigt in Berlin publi- eirt. (r.) V. Personalnotizen und Neuestes. 1) Nachträgliches zur Wiener Ausstellung im Frühjahr 1874. Es wird uns nachträglich bemerkt, dass in dem Berichte des Hrn. S—r., der in der Gartenflora veröffentlicht wurde, ganz die sehr bedeutende und interessante Einsendung an blühenden Bromeliaceen der K. K. Hofburggartens übersehen sei. Nach den uns jetzt zugehenden Notizen, war dies eine der bedeutendsten Leistungen der Ausstellung, denn es enthielt diese Gruppe die folgenden Arten in Blüthe: Aechmea glomerata Hook., Bromelia humilis Linn., Brom. splendida, Puja un- dulata, Phlomostachys densiflora Beer, Phlom. imbricata Beer., Nidularium fulgens Lem., Nid. spectabile T. Moore, Vriesia Gloziouana (blieb nnr einem Tag ausge- stellt) Vriesia splendens Brongn., Echi- nostachys. Pineliana Br., Billbergia Libo- | niana de Jonghe, Allardtia Potockii Ant,, Cryptanthus zonatus Vis., C, zonatus var. fuscus. — Ausserdem war ein blühendes Kühelexemplar von Cochlostema Jacobia- rum und von neueren Pflanzen: Alocasia Marshalli, Phyllotaenium Lindeni, Anthu- rium cristallinum ausgestellt, welchen sich mehrere blühende Azalea mollis in ver- schiedenen Varietäten anschlossen etc. Wirtragen dies um so lieber nach, als uns die reichhaltigen gut cultivirten Samm- lungen des Herrn Hofgarten-Director An- toine persönlich wohl bekannt sind. (E. R.) 2) Der Russ. Naturforscher Micluecha Maclai, ist von seiner zweiten Reise nach Neu-Guinea, nach Java zurückgekehrt. Seine Sammlungen scheinen keine Pflanzen zu enthalten. (E. R.) L. Priginala bhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Seemannia Benaryi Rgl. (Siehe Tafel 814.) Gesneraceae, Seemannia Rgl. cfr. Grifl. 1865 pag. 183 tab. 122. — S. Benaryi Rgl., pilis adpressis brevibus dense hirtula, foliis caulis floriferi saepissime vertli- cillato-quaternis v. rarius quinternis; floribus in axillis foliorum binis. Tota planta pilis brevibus appressis hirtula. Herba rhizomate squamoso, per- ennante. Caules erecti, purpurascentes, a basi supra medium quadranguli, api- cem versus tereliusculi. Folia lanceo- lata, acuminata, integerrima, brevissime petiolata, supra viridia, infra pallidiora, surculorum opposita v. terna, caulium floriferorum quaterna (an semper). Flo- res racemum foliatum elongatum forman- tes, in foliorum axillis bini. Pedunculi folio breviores, altero longiore, altero breviore, purpurascentes. Calyx, corolla, annulum perigynum germen ei stigma ut generis. Corolla oblique adnata, purpurea, basi aequalis, subtus ventri- coso-inflata, fauce vix constricta, 11/, c. m. longa, 1 c. m. in diamelro, limbo brevi erecio aequaliter quinquedentato. Legit ec]. Roezl in America tropica, XI, 1874, Im Jahrgang 1855 haben wir zum Andenken an unseren verewigten, für die Wissenschaft viel zu früh dahin gegangenen Freund, B. Seemann, die Gattung Seemannia aufgestellt. Die dort abgebildete Art S. ternifolia kommt der hier. abgebildeten sehr nahe, unter- scheidet sich aber durch in den Blatt- axillen stets nur einzeln stehende Blu- men, deren Röhre sich nach dem Saume zu bedeutend stärker verschmälert als bei unseren Pflanzen. Leider fehlen uns trockene Exemp- lare der S. ternifolia zur Vergleichung. Blaitquirle von 2—4 Blättern kommen bei beiden Arten vor. Nach der citir- ten Abbildung stehen die kurzen Haare des Stengels ab, da aber in der citirten Beschreibung nichts von der Richtung der Haare gesagt ist, so kann dies auch ein Irrthum der Zeichnung sein, wel- cher in der bewegten Zeit der Ueber- siedelung des Referenten nach Russland gemacht worden ist. Ebenso trägt die S. ternifolia nur auf der Spitze des | Stengels eine kurze Blüthentraube, wäh- 23 354 rend bei unserer vorliegenden Pflanze die Blüthentraube bis zur Mitte des Stengels reicht. S. Benaryi ist uns in einem Ilri- schen abgeschnittienen Exemplar von Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der bekannten Firma „E. Benary* in Erfurt eingesendet worden. Gesammelt hat solche Hr. B. Roezl in den Gebir- gen des tropischen Amerika. (E. R.) b) Saponaria caespitosa D. C. (Siehe Täfel 815 Fig. a. b.) Sileneae., Saponaria caespitosa D. C. rap. vo- gage II. pag. 78. — Ejusd. prodr. 1. 366. — Revue hort. 1859 cum ic. xyl. — S, elegans Lapeyr. abr. pyr. p. 238. Die hübsche kleine perennirende Pflanze, welche Fig. a unsere Tafel in natürlicher Grösse wiedergibt, während b eine Blume derselben vergrössert darstellt, ist in den höheren Gebirgen der Pyrenäen heimisch, ist auch schon eine Reihe von Jahren in Cultur, hat sich aber niemals in unsern Gärten 'so verbreitet, wie sie es verdient. Jetzt wo in vielen Gärten den schönen nied- rig bleibenden Perennien unserer höhe- ren Gebirge besondere Localitäten ge- widmet sind und im Laufe der Zeit im- mer mehr gewidmet werden sollten, dürfte auch die S. caespitosa bald zur Zahl der beliebten Gartenpflanzen ge- rechnet werden. Aus dem Wurzelhals entwickeln sich viele kurz verästelte niederliegende Stengel und so bildet die Pflanze .einen dichten, mit linearen schwach gekielten fleischigen Blättern besetzten Rasen, aus dem sich die aufsteigenden niederi- gen und meist mit 2 Blattpaaren be- seizten Stengel erheben. Nur das oberste Glied des purpurrothen Stengels ist klebrig behaart, der untere Theil ist . von kleinen Höckern scharf anzufühlen. Blumen in mehrblumigen Dolden, schön rosaroth. Die Kelche kurz zottig be- haart. Die an der Spitze ausgerande- ten Blumenblätter tragen am Schlunde einen aus 2 linearen Lappen bestehenden Anhängsel und die 10 Staubfäden und 2 Griffel sehen aus dem Schlunde der Blumenkrone hervor. (E. R.) L Orginalabhandlungen, I ec) Dianthus neglectus Lois. (Siehe Tafel 815 Fig, c.) Sileneae. D. neglectus Lois. not. p. 65. — Koch syn. fl. germ. ed II. pag. 105. — Rchb. ic. fl. germ. tab. 261. — D. glacialis D. C. prodr. I. 362. — D. al- pinus D. C, fl. franc. IV. 746. Einen der vorhergehenden Pflanze würdigen Genossen aus der gleichen Familie und aus den Hochalpen der Schweiz und Frankreichs stammend, stelli die Fig. c- der gleichen Tafel dar. Die nur ein paar Zoll hohen Sten- gel sind einblumig und erheben sich aus einem dichten Rasen, der grüne steif-lineare, von der Mitte an allmälig in die scharfe Spitze verschmälerte und am Rande von kleinen Zähnchen scharfe Blätter trägt. Auf der unteren Seite sind die ‚Blätter deutlich 3-nervig, wo- durch sich diese Art von dem nah ver- wandten D. alpinus L., der nur ein- nervige Blätter besitzt, unterscheidet, Die den Grund des Kelchs umgebenden Blättchen gehen aus fast ovalen gefärb- ten Grunde in eine pfriemliche grüne Spitze aus, die fast so lang als die Kelchröhre. Bilumenblätter vorn am Rande gezähnt. Saponaria caespitosa und Dianthus neglecius werden im freien Lande in von Steinen gebildete Gruppen, in zwi- schen den Steinen gebildete kleine Beet- chen gepflanzt. Beide lieben eine mit kleinen Steinen durchmischte Erdmisch- ung aus lehmiger Rasenerde und Moor- oder Heideerde. Die Oberfläche des Bodens um die Pflanze herum und auch unter und zwischen dem Rasen der Pflanzen ist 1/,—!/, Zoll hoch mit einer Schicht feinen nicht bindigen Kieses oder kleinen Steintrümmern oder einem recht grobkörnigen Sand zu be- decken. Die beste Lage für diese und ähnliche Pflanzen, ist eine solche, wo die Pflanzen während des Mittags leicht und natürlich beschattet, oder auch nur am frühen Morgen der Sonne ausgesetzt. Dumpfe oder ganz schattige Lagen eig- nen sich aber nicht zur Cultur der Al- penpflanzen. Natürliche nach Norden, Nordosten oder Nordwesten abfallende Abhänge mit nicht stagnirender Boden- feuchtigkeit sind am geeignetesten. Wo dergleichen natürlich nicht vorhanden, sollte man sie durch kleine künstliche Hügel als Steingruppen aufgeführt, zu diesem Zwecke bilden. Auf solchen künstlichen nach Norden abfallenden und nach Süden von Bäumen beschalte- ten Steinhügeln, wachsen im hiesigen Garten viele der sonst in Cultur schwie- rigern Alpenpflanzen, in vollster Uep- pigkeit, so z. B. Ranunculus glacialis, R. alpestris, Primula villosa, minima, integrilolia, Rhododendron, Senecio in- canus und viele andere. Im Winter wird nur eine leichte Deckung mit Tan- nenreis als Schutz angewendet. \ (E. R.) 23 356 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, d) Agarista calliopsidea D. C. (Siehe Tafel 816.) Compositae, Agarista. Capitulum multiflorum; flores radii 6—8 uniseriati, late ligu- lati, steriles; flores disci tubulosi, per- fecti. Involucrum duplex; exterius 3—d phyllum, initio erecto-patens, deinde recurvum, foliolis basi coalitis, ovalis, aculis, disco brevioribus; interius 6—8 phyllum, foliolis adpressis ovato-oblon- gis acutis subherbaceis discum paullo superantibus. Receptaculum paleaceum; paleae lineari-lanceolatae, floribus disci | paullo brevioribus. Flores radii in li- gulam obovatam apice plerumque tri- dentatam discum duplo superantem ex- planati; tubo brevi, germine compresso, ovato, glabro, epapposo; stylo bifido, stigmatibus recurvis linearibus. Flores disci tubulosi; tubo gracili, apice annu- lato-barbato; limbo cyathiformi, 5-den- talo. Antherae nigrescentes. Stigmata florescenliae temporis curvato-palentia, apice capitellata conoque brevi terminata; achaenia oblonga, compressa, villosa, ala angusta marginata, paleis lineari- lanceolalis ex achaenii alis egredienti- bus acuminatis glabris subintegerrimis, quam flores paullo brevioribus termi- nata. Planta_annua, glabra. Folia alterna, subcarnosa, pinnalisecta v. bipinnalti- secta; lobis linearibus integerrimis. Flores aurei, speciosi. Agarista callopsidea D. C. (Prodr. V. 569). Caulis adscendens, ramosus, 1—2pedalis. Folia inferiora petiolata superiora sessilia; petiolus canaliculatus. Semina in California verosimiliter a Cl. Roezlio collecta. Leptosyne maritima (Huber cat. 1871). Die einjährige Pflanze, von der wir im Obigen die Beschreibung und bei- stehend die Abbildung geben, ward im Frühjahr 1871 durch die bekannte und vorzügliche Handels-Gärtnerei des Hrn. Huber in Hyeres in den Handel gege- ben. Nach der Angabe des Hrn. Hu- ber stammen die Samen aus Californien und wir vermuthen, dass uns eine der Entdeckungen des Herrn Roezl vor- liegt. Herr Huber hat diese Samen als Leptosyne maritima vertheilt. Aller- dings gehört unsere Pflanze zu der Gruppe der Heliantheen, ist auch mit Leptosyne verwandt, unterscheidet sich aber durch nur 6—8 sterile Strah- lenblumen und einen aus 2 linien-lan- zetilichen fast grannenartigen Schup- pen, die fast so lang als die Blume, bestehenden Pappus, Schon Decandolle beschreibt diese Pflanze im 5. Band des Prodromus (pag. 569) als „Aga- rista calliopsidea* einer Gattung, die mit Coreopsis zunächst verwandt und nur durch die zottigen Früchtchen verschieden. Die Agarista calliopsidea ist ein 1—2 Fuss hohes kahles Ge- wächs mit aufsteigenden Stengeln, wel- ches auf der Spitze des Stengels und der Aeste schöne grosse Blüthenköpfe _ mit goldgelben Strahlenblumen trägt, I. Originalabhandlungen. 357 die ungefähr 2 Zoll im Durchmesser | ausgesäet und dann ins freie Land auf halten, und denen einer Calliopsis oder Coreopsis ziemlich ähnlich sind. Blät- ter einfach oder doppelt fiederschnitüig, mit ganzrandigen linearen Lappen. Hübsche, zur allgemeinen Culiur em- pfehlenswerthe annuelle Pflanze, die im sonnigen Standort ausgepflanzt wird. (E. R.) Erklärung der Abbildung: a Strahlenblume in natürlicher Grösse. b Scheibenblume vergrössert, mit Frücht- chen und Pappus. c Staubfäden und Treibbeet ähnlich anderm Sommerflor | Pisill stärker vergrössert. 2) Die Arten der Gattung Pirus und Sorbus. Ein Beitrag zur Nomenclatur der Gehölze. (Fortsetzung und Schluss). Sorbus L. Syst. nat. (1755). Eberesche, Mehlbeere, Vogelbeere. 1) alnifolia Wzg. Linn. 38 p. 58 (1874). Crataegus $. et Zucc. Pl. japon. Mai. Japan. alpina Bauh. = S. Aria Crantz, alpina hort. — $, Aria X arbutifolia. Amelanchier Crantz = Amelanchiae rotundifolia C, Kch. 2) americana W. Enum. pl. 1. 520 (1809). S. aucuparia 8, Mchx. Pirus americana DC. Prodr. 2. 637 (1825). Mai. Nordamerika. americana 8, mierocrpa Torr. ei Gray Fl. of North-Amer. 1. 472. Pirus microcarpa DC, Sorbus microcarpa Pursh, Sorbus micrantha hori. Sorbus aucuparia a, Mchx. Nordamerika, 3) arbutifolia Wenz. Mespilus arbutifolia.. L. Sp. pl. 1. 4785 (1753). Mespilus arbutifolia a, erylhrocarpa Mchx. Fl. Amer. 1. 292. Pirus arbutifölia L. fil. suppl. 256 (1781). Aronia arbutifolia Spach. Hist. 2. 89. Aronia pirifolia Pers. Ench. 2, 39 (1807). April, Mai, Nordamerika. arbulifolia 8, melanocarpa Mchx. Fl. Amer. 1. 292. Pirus malanocarpa W. Enum., 1. 525 (1809). Pirus arbutifolia $, nigra W. * Pirus grandiflora Lindl. Bot. Reg. 14 t. 1154. Aronia grandiflora Spach. Pirus floribunda Lindl. Bot. Reg. 13 t. 1006, Nordamerika. 4) Aria Crantz (1762). Sorbus alpina Bauh. Hist. 1 p. 69. Crataegus Aria a, L, Sp. pl. 1. 475 (1753). 358 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Mespilus Aria Scop. Fl. carn. 1. 345 (1760). Aria nivea Host. Fl. Austr. 2. 8 (1813). Azarolus Aria Borkh. Forstb. 2. 1229 (1803). Pirus Aria Ehrh. Beitr. 4. 20 (1789). Mai, Europa, Orient. Aria var, edulis Wzg. Linn. 33 p. 54 (18TH). Pirus edulis W. (1809). Crataegus edulis hortul. Pirus intermedia var, DC. Prodr. 2. 686. Sorbus Aria $, oblongifolia Pers. Ench. 2. p. 38. Frankreich. Aria var, graeca Lodd. Crataegus graeca Spach. Pirus Aria S. et Sm. Fl. t. 479. | Sorbus nivea hortul. Sorbus cretica hort. Griechenland, Orient. angustifolia graeca 5 Aria var. flabellifolia Wzg. Linn. 33 p. DD. Cratagus flabellifolia Spach. Hist. 2 p. 103 1.9. Crataegus corymbosa hort. Sorbus corymbosa Lodd. Pirus edulis Wats. Dendr, brit. t. 52. Aria var. obtusilolia Wenz. Crataegus obtusifolia Spach. Aria rotundifolia hortul. Aria $, oblongifolia Pers. — var. edulis Wzg. 5) aucupariaLL, Sp. pl. (1753). Pirus Gaertn. (1791). Mespilus All. (1785). Sorbus lanuginosa Kit, Mai. Europa, Sibirien, Orient. aucuparia var. 8, glabrata Wimm, 24 Grab. S. Aria Sorbus aucuparia var. Tausch. Deutschland. aucuparia a, Mchx. — $,. americana ß, microcarpa Torr. aucuparia 8; Mchx. = $. americana W. aucuparia var. glaberrima Tausch = S. aucuparia ß, glabrata Wimm. auriculata Pers. = Sorbus Aria x au- cuparia Irmisch. 6) Chamaemespilus Craniz (1763). Mespilus Chamaemespilus L. (1753). Crataegus Jacq. Fl. Austr. 3 t. 231 (1775). Pirus DC. Prodr. 2 637. Aronia Pers. (1807). Aria Host. (1827). Azarolus Borkh. (1803). Crataegus humilis Lam. (1783). Mai, Alpen, Pyrenäen. Chamaemespilus var. sudetica Wzg. Linn. 35 p. 65 (1874). Pirus sudetica Tausch. Pirus Aria Wimm. et Grab. Aronia Aria-Chamaemespilus Rehbch. Fl. germ. exc. 2 680. Aria Hostii Jacq. fil. (1826). Sorbus Hostii hort. Crataegus Chamaemespilus var. dis- color Hegetschw. Crataegus Pseud-Aria Spach. Deutschland, Schweiz, Frankreich, corymbosa Lodd. = S. Aria var, fla- bellifolia Wzg. 7) erenata (C.Kch. Dendr. 1. 196 n. 11 (1869). Pirus Don (1825). Pirus vestita Wall. hrb. 679 (1828), Sorbus vestita Lodd. Cat. 1836, Mai. Himalaya. cretica hortul, = $. Aria var. graeca Lodd, glaberrima a >, I. Originalabhandlungen, Cydonia Crantz=Cydonia vulgaris Pers. 8) domestica L. (1753). Spier- ling, Speierling. Pirus Sm. (1796). Pirus Sorbus Gaertn. (1791). Cormus domestica Spach (1834). Mespilus domestica All. (1785). Mai. Europa, Nordafrika. edulis C. Kch. = S. Aria var, edulis Wzg. fennica hort. = S. scandica Fries. 9) foliosa Spach (1834). Pirus Wall. Mai. Himalaya, Nepal. foliosa 6, ursina Wzg. (1874). Pirus ursina Wall (1824). Mai. Himalaya. fruticosa Crantz —= S. Chamaemespilus Crantz, 10) gracilis C. Kch. Hort, Dendr. p. 178 no. 22 (1853). Pirus Sieb. et Zuccar. p> 131. Mai. Japan. graeca Lodd. = Lodd, heterophylla Rehbch. = Sorbus arbuti- folia X aucuparia, Hoslii hort. = S. Chamaemespilus var. sudelica Wzg. hybrida L. = S. Aria X aucuparia > Irmisch. intermedia Pers. = S. scandica Fries. 11) lanala C. Kch. Hort, Dendrol. p- 177 n. 9 (1853). Pirus lanata Don (1825). Pirus Hamaoensis Wall. (1828). Crataegus cuspidaia Spach (1834). Mai, Himalaya. lanuginosa Kit, melanocarpa W, Abh. 4. 2 $. Aria var, graeca = S. aucuparia L. = S, arbutifolia var, 359 micrantha Dum.-Cours. = $. americana var. microcarpa Torr. microcarpa Pursh. = S. americana var. microcarpa Torr. 12) microphylla Bong. Wzg. Linn, 38 p. 76 (1874). S. sambucifolia $, microphylla €. Kch. (1855). Mai. Himalaya. Mougeoti Godr. —= S. scandica Fries. nivea hortul, = $. Aria var. graeca Lodd. Pirus Crantz = Pirus communis L. 13) sambucifolia Ledeb. FI. ross, 2.p. 99: Mai. Grönland, Kamtschatka, Amurgebiet. 14) scandica Fries Fl, Hall. 38. Crataegus scandica Whlbg. Fl. Ups. 165 (1820). S. intermedia Pers. S. fennica hort. S. Mougeoti Godr. Pirus intermedia Ehrh, (1789). Pirus semipinnata Bechst. Crataegus Aria var. scandica L. Mai. Mittel- und Nordeuropa. 15) sikkimensis Wzg. Linnaea 38 p. 58 (1874). Mai. Nepal. sikkimensis var. oblongifolia Wzg. Sikkim, sikkimensis var. Sikkim. sikkimensis var. Himalaya. spuria Pers, = aucuparia. Toringo €. Kch. = Pirus rivularis var. Toringo Wzg. 16) torminalis Crantz, Elsbeer- baum, microcarpa Wzg. ferruginea Wzg. Sorbus arbutifolia > 360 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Crataegus L, (1753). Aronia densiflora Spach. Pirus Ehrh. (1789). Pirus densiflora Steud. Mespilus All. (1785). Sorbus Aria X aucuparia Irmisch Mai, Juni. Hambg. Blmzig. 1856. Mitteleuropa, Caucasus. Sorbus hybrida L. 17) trilobata Boiss. Fl. or. 2. 657 Pirus hybrida Sm. (1872). Crataegus fennica Kalm. Crataegus Poir. Pirus pinnatifida Ehrh. Pirus DC. - Pirus quercifolia hort. April. Sorbus auriculala Pers. Orient. Pirus auriculata Lindl. trilobata var. oxyloba Kotschy mscr. Schweden, Norwegen, Dänemark, Orient. Deutschland, England. ursina C. Kch. = S. foliosa var. ur- | Sorbus AriaX Pirus MalusDesne. sina Wzg. | mser. vestita Lodd. = S. crenata Wzg. Pirus, malifolia Spach. Hist. 2. 131 1.28, Species hybridae. (In Menagerie du Jardin du Roi a Paris). Sorbus AriaX Pirus communis. | Pirus spectabilis X Pirus co- Pirus Pollvilleriana Bauh. Hist. 1. 59. ronaria Wzg. Pirus irregularis Münchh,, Hausv. 5. Malus heterophylla Spach Hist. 2. 246. 138: Pirus Pollveria L. Mant. 244, Pirus heterophylla Steud. Pirus Pollvilla Gmel. Fl. badens. 2. (Paris). Pirus Bollvylleriana DC. Prodr. 2. (1856). 634. Sorbus latifolia Pers. Lazarolus Pollveria Medic, Gesch. Crataegus latifolia Lam. der Bot. 81. Crataegus dentata Thuill. Pirus intermedia a, latifolia DC. Pirus latifolia Lindl, Pirus rotundifolia Bechst, Pirus semialata Bechst. Pirus decipiens. Bechst. Deutschland, Frankreich, Sorbus torminalis X Pirus Ma- lus. Pirus crataegifolia Savi. Pirus florentina Tozz. Mespilus florentina Bertol. (zu Bollwiller im Elsass entstanden). Sorbus arbutifolia X S. aucu- paria. Sorbus spuria Pers. Ench. 2. 38. Pirus hybrida Moench. Pirus spuria DC. Aronia sorbifolia Spach. Mespilus sorbifolia Dest. Sorbus heterophylla Rehbch. Sorbus Aria XS. arbutifolia. 386. Sorbus AriaXtorminalis Irmisch Pirus alpina W. Sorbus alpina hort. Crataegus florentina Zuccar, Crataegus alpina hortul. Pirus torminalis Ten. Pirus Aria ß, aculifolia DC. Italien. Pirus Aria Loisel. Pirus baccata X prunifolia Wzg. Crataegus arbutifolia Dsf, Linn. 38 p. 206 (1874), IM. ITF. = vet, ler I. Originalabhandlungen. Malus cerasifera Loisel. Malus prunifolia Des, Pirus cerasifera Tausch. | 361 Pirus baccata var. cerasifera Rgl. Gartenfl. 1862 p. 202. (C. Salomon). 3) Einiges über meine letzte Reise nach Neu-Granada, Auf Ihren speciellen, wie auch all- gemein mehrfach geäusserlen ‚Wunsch komme ich ersi jeizi dazu, Ihnen einen eingehenden Bericht über meine leizte, für die Herren J. Veitch in London un- ternommene Reise zu übersenden, Ich schicke voran, dass das Resul- tat dieser vierzehnmonatlichen Reise (vom December 1872 bis Februar 1874) ein ganz besonders günstiger war, und zwar so günstig, dass ich selbige noch einmal unternehmen würde, wäre nicht ein ungewöhnlich langer Landiransport, wie auch sonstige Schwierigkeiten in Bezug auf Versendung damit verknüpft. In dem genannten Zeitraume, der durch 2 Winter unterbrochen wurde, ver- mochte ich über 200 Kisten lebender Pflanzen zu sammeln. Es war dies das dritte Mal, dass ich Neu-Granada bereiste; doch bin ich dieses Mal am weitesten vorgedrungen. Ich übergehe in nachfolgender Specificirung einen Transport, den ich gleich zu Anfang der Reise, meist mit älteren bekannten Pflanzen veranstaltete und der grössten- theils aus Odontogl. Phalaenopsis; Od. Pescatorei; Od. triumphans, Masdevallia elephantidens, Masd, coccinea etc, be- stand. Nächsidem führte mich mein Weg höher am Magdalenenstrom hinauf nach Narn, in dessen Umgeb- ungen ich abermals sammelte; dann be- gab ich mich zu Lande über Rionegro, Medellin und den Caucastrom überschreitend, nach Antioquia, der ehemaligen Hauptstadt gleichbenannten Staates *#). Hier nun standen mir ver- schiedene Wege frei nach Frontino, einem Districte, der, mir schon aus früheren Jahren, besonders 1868, durch Auffindung von Odontogl. vexillarium, Cattleya Dowiana ($); Catlleya gigas und Houlletia odoratissima bekannt und lieb geworden war. Ich: wählte dem- nach, meiner Gewohnheit zufolge, die früher betretenen Wege umgehend, den längeren über Canaspordas und schlug in dem gleichnamigen Städtchen Frontino mein Standquartier auf, um 8 Monate in dieser Gegend zu. sam- meln, was ich denn auch. nach den verschiedensten Richtungen hin durch- führte. Vor Allem aber war. mein Au- gemerk auf das Nurrithal im Fluss- gebiete des Atratostroms gerichtet, welcher. sich in den Golf von Darien ergiesst. Diese Excursion zog mich umsomehr an, als sie mir eine Möglich- keit, bis an die Ufer des vielverheis- senden Atrato vorzudringen, eröffnen sollte; doch sah ich mich in letzterem Punkte wegen grosser Terrainschwierig- keit, mehr aber noch wegen absuluten : =, *) Die Republik Neu-Granada ist näm> lich, in der Art wie Nordamerika in eine Anzahl unabhängiger Staaten (die ». &. »Estados soberanos«) getheilt, 362 Mangels an Transpori- wie Lebensmit- teln sehr getäuscht. ' Andere, wenn schon weniger erfolg- reiche Ausflüge wurden einerseits nach Dabeiba, nach dem Rio-sucio und hinauf auf den Cerro de oso (Bä- rengebirge), andrerseils nach Abria- qui, Canaspordas, nach dem Rio- Musingaetec. später von mir unternom- men, während speciell angelernte Leute nach anderen entfernteren Richtungen ausgesandt wurden und zwar haupt- sächlich nach Bar barandosito, nach dem Cerro-plateado und dem Cerro deLeon („versilbertes und Lö- wengebirge“), ferner nach San Pedro, Popäl, dem Paramo de Frontino und selbst nach der 9 Tagereisen ent- fernten und früher schon von mir be- reisten Stadt Sonson, von wo es nach 5 Tagen nach Manizales und nach Narino weiterging. So ersehen Sie ungefähr, in welcher Art und mit wel- chen Mitteln ich das Sammeln betrieb. Damit Ihre geehrten Leser nun aber zugleich eine Vorstellung von den Hin- dernissen und Schwierigkeiten bekom- men, mil denen man bei weiterem Vor- dringen ins weniger bevölkerte Innere in fast beständigem Kaınpfe lebt, erlaube ich mir, nur einige derselben, wie sie auf letzter Reise mir zustiessen, hier namhaft zu machen. Bekanntlich verlasse ich Europa ohne jegliche Begleitung, und muss ich daher nach meiner Landung zuvörderst passende, willige Leute unter den Ein- geborenen anwerben, was an und für sich schon grosse Schwierigkeiten bie- tet. Dann fand ich die Wege, wie überall durch die ganze Republik, so aber hier in solch schlechtem, bedenk- lichem Zustande, durch vorragende Bäume und Felsen so eingeengt und u re Se Re ee ee ee versperrt, dass sie für meine Zwecke — Gartenflora Deutzchlande, Russlands und der Schweiz. für die mit grossen Kisten bepackten Maulthiere — keineswegs heitere Aus- sichten eröffneten. Doch einmal ent- schlossen, das Aeusserste zu wagen, musste ich nicht allein die schon be- stehenden Wege (man denke sich: Land- strassen!) ausbessern lassen und pas- sirbar zu machen suchen, sondern auch ganz neue Wege durch die Wälder hindurch bis zum Gipfel hoher Gebirge anlegen. Von den einzelnen Sammelplätzen jedoch, bis zu meiner Station konnten die meisten Pflanzen wie z.B. die vo- luminösen schwerwiegenden Zamien- stämme, Baumfarrn, nur mühsam auf den Rücken der Indianer transportirt werden. Einmal über die Hauptschwierigkei- ten mil mir klar, hiess es dann, um Bretter und Kisten zu bekommen, erst Bäume zu fällen, wobei wieder die häu- figen Regen und die so oft berufenen Einflüsse des Mondes in seinen verschie- denen Phasen sehr störend einwirk- ten *). 700 Bretter — ein schönes Häuflein gewiss! — sollten möglichst schnell beschafft werden, um mühsam durch häufig wiederholtes Umwenden an Sonne & *) Jeder, der sich auf Baumcultur ver- steht, wird den Einfluss des Mondes auch auf frischgeschnittenes Holz unzweifelhaft kennen. Bäume werden eigentlich nur bei abnehmendem Monde gefällt und die aus widerzeitig gefälltem Stamme hergestellten Bretter sind nicht allein, aus Grund grös- serer Saftigkeit sehr schlecht zu trocknen, sondern auch bald dem Verderben durch Fäulniss ausgesetzt, drehen sich auch wohl schraubenartig und ‚sind schliesslich dem Wurmfrass fast unvermeidlich unterworfen, W) Uns ist solcher Einfluss unbekannt. (. BR.) I. Originalabhandlungen. oder Luft getrocknet werden zu können. Zum vollständigen, für Zimmerzwecke erforderlichen Trocknen der einzelnen, periodisch anrückenden Parthien be- durfte es 3 Monate. Holzschneider, Zimmerleute, ja selbst deren gesammie Werkzeuge mussten aus weiten Entfernungen herbeigeholt werden. Neues Aergerniss brachte dann bald dieser, bald jener unbedeu- tend scheinende Umstand; so z. B. musste ich wiederholt um einiger Nä- gel willen, wo zufällig die passende Nummer fehlte und ich keine Gelegen- heit hatte, neue schmieden zu lassen, viele Meilen weit einen besonderen Boten aussenden und dies oft selbst vergeblich, so dass mir dann kein an- derer Ausweg blieb, als nach dem dop- pelt (6 Tagereisen) entfernten Medellin zu schicken, Allem die Krone aufzusetzen, hatte ich unter beständigen Verfolgungen der grossen Schleppameise zu leiden, die sich berufen glaubte, Nachts alle meine kostbaren Cypripedien- und Mas- devallien-Vorräthe zu Nichte zu ma- chen. Wahrlich, den Muth zum Wei- lervordringen würde ich verloren ha- ben, hätten mich nicht von vornherein die schönsten Erfolge erquickt und mich zu neuem Eifer angespornt. Die Entdeckungen waren in der That so umfangreich, dass ich von meinem langgehegien Plane, bis zur pacifischen Küste vorzudringen, durchaus abstehen mussie, nur um den Hauptschub der reichen Beute, zu grösserer Sicherheit in Person nach Europa zu bringen. Dieser leizte Transport, aus 45 hoch- beladenen Maulthieren bestehend, bot einen imposanten Anblick dar, indem der lange zusammenhängende Faden in steten Windungen, bald steigend, bald sich senkend über Berg und Thal hin- 365 weg, und bald wieder durch enge Fels- spalten einer Schlange ähnlich sich hin- durch zog. Ich halte wohl Grund, gehobenen Sinnes und frohen Herzens dieser Cara- vane zu folgen, nachdem ich am 20. Februar d. J. dem Städichen Fron- tino und seinen freundlichen Bewoh- nern ein herzliches Lebewohl gesagt hatte. Die guten Leute machten mir den Abschied wirklich schwer durch zahlreich gespendete Beweise von Acht- ung und treuer Anhänglichkeit. Ich erhielt noch ein Circular von den her- vorragenderen Persönlichkeiten des Or- tes, worin dieselben übersprudelten von Anerkennung deutscher Thätigkeit, deul- schen Sinnes und deutscher Rechtlich- keit! Und daneben sprachen sie in rührenden Ausdrücken die Hoffnung aus, mich nicht auf immer scheiden zu sehen. Um dieser Anerkennung Ausdruck zu geben, hat man in Frontino eine „ealle de Wallis“ („Wallisstrasse*) und selbst einen öffentlichen Platz: „plaza de Wallis“ benannt. Ich würde dieses an sich Unbedeu- tende nicht erwähnt haben, wenn solche Freundlichkeit den einsamen Samnler, der so viel Strapazen und Gefahren durchzumachen hat, nicht besonders wohlthuend berühren müssten. Un- möglich kann ich hier eine vollstän- dige Aufzählung all des Gefundenen durchführen, ohne mich an Ihrer, wie an der Geduld des Lesers zu versündi- gen. Ich beschränke mich vielmehr nur auf das Interessantere, aus dem Gedächtnisse Beizubringende, der über 350 Nummern betragenden Liste, wo- von circa 250 auf Frontino fallen. In erster Reihe gali es denn einer massenhaften Einsammlung der schon genannten Orchideen, nämlich Odontogl, 364 vexillarium; “Catitleya gigas und Caitl. Dowiana var., denen sich die Houlletia odoratissima var. antioquensis, ferner eine neue, schöne, gelbe und auch eine rosafarbene Varielät anschloss. Die ge- sammelten Catileya lassen nach Ver- schiedenheit ihrer Standorte und äusse- rem Ansehen, wohl noch 5 neue Arten vermuthen. Doch folgen Sie mir gleich hinauf auf die kälteren Höhen von Porta- chuelo und Penitas, um wieder hinab über Paramillo nach dem Ca- rauaia-Strom und so in dasMurri- Thal zu gelangen, wo ich meine besien Erfolge erzielte! Nie wohl, möchte ich behaupten, durchschritt ich einen üppigeren und zugleich lohnenderen Pflanzenwuchs, als auf diesem, allerdings im hohen Grade beschwerlichen, halsbrechenden Ge- birgsübergange! Schon auf dem Wege durch die Niederungen bis zum Fuss der Berge sammelte ich mehreres Neue und Inter- essane, wie Farne, Gesneria- ceen, Aroideen eic. doch erst auf der Höhe sollte ein gänzlicher Um- schlag der Vegeiation beginnen, die sich nun wirklich ganz zauberhaft ge- staltete. Schien es mir doch fast, als wolle die Natur für die mühevollen Strapazen doppelten Dank zollen! Weiterhin wurde mir die Ueber- raschung zu Theil, mehrere ganz neue, der Masdevallia chimaerea verwandte Arten zu erblicken; im Verlaufe der Reise brachie ich es aul etliche 20 Re- präsentanten dieser Gatlung. Dieser augenblickliche Fund mussle mir um so willkommener sein, als ich ja früher schon das Glück gehabt hatte, die ächte Masdevallia chimaerea zuerst lebend in den Garten des Herrn Linden einzufüh- ren, Auch die lieblich blühende Masd, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Houtteana entzückte mich durch niege- ahnte Fülle. In dichtem, mantelartigem Gehänge, aus welchem Tausende der freundlichen Blülhen, gleichsam neckend und spie- lend hervorlugten, halte sie hohe Eich- stämme, vom Fuss bis zur Krone über- zogen! Hier fand ich nur eine flecken- freie Varietät, die ich übrigens lür den Typus ansehen muss, da, mir wenig- stens die punklirte Art sehr selten vor- kam. Auch das so viel bewunderte Odontogl. vexillarium zeigle sich hier, uachdem ich schon bei meinem ersten ‚Besuche (1868) so glücklich gewesen, dasselbe in den Wäldern um Cerro de Frontino dem Dunkel zu entreissen, das noch über dasselbe herrschie. Es fotgen nun nebst vielen Anderen nach und nach eine Bollea, Stenia, Pes- catorea; eine durch schön gezeichnete Blätier sehr auflallende Solanee; di- verse Begoniella, von welchem neuen Genus ich an 10 verschiedene Formen überbrachie; ein klelternder fächer- blüthiger Cyclanihus; zwei, je in ihrer Art gleich interessante Zamia, eine kalte. und eine gemässigie, und beide besonderer Erwähnung werth. Die erst- geiundene stammt aus 7—8000’ Erheb- ung und bildet starke 3— 4‘ hohe Stämme. Die regelmässige, schöne Krone besteht aus grossen, sanft über- neigenden Blättern, deren Blälichen eine dunkle glänzende Beschaffenheit haben. Es wird dies dieselbe sein, die Roezl im Jahre zuvor in dem gleichen Staate, und zwar auf dem Cerro de Fron- tino gesammelt hat. Die zweite, der temperirten Zone _ angehörende Zamia ist eine sonderbare Erscheinung in der Reihe all ihrer Con- sorten; nur ein Blatt treibt aus der stengellosen, eine starke Knolle in der Erde bergenden Pflanze, und wie selt- I. Originalabhandlungen. sam die einzelnen Blättchen. Sie sind rautisch rund, von ungewöhnlicher Breite (circa 6— 8 bei 1‘ Länge) mit gleichsam zusammengeschnürter Basis (dem Stiele) versehen. Diese breiten Blattstücke eigneten sich ganz vorirefl- lich als Fächer gegen die, bergab immer mehr zunehmende Wärme, wie auch als Wedel zum Feueranmachen. Das Blatt ist von ausserordentlich starker Textur, dickgerippt und hat das Ganze fast das Gepräge. einer Stangeria, oder besser gesagt eines antediluvianischen Pflanzengebildes. H Halte ich zwei gänzlich verschie- dene Zamien so schnell, im Verlaufe weniger Stunden entdeckt, so schmei- chelte ich mir auch einer dritten, in der warmen Niederung theilhaftig zu wer- den. Diese Vermuthung hat denn auch, so unbescheiden und gewagi sie er- scheinen mag, bald ihre Bestätigung gefunden; denn schon am nächsten Tage sollte mir dieser Fund in einer wirklich schönen Species zu Theil wer- den. Diese kommt der erst beschrie- benen Art nahe; doch lässt sich Ge- naueres nicht angeben, indem ich nur ganz junge Exemplare erhielt. Auf dem Standorte der breilfiederi- gen Zamia fand ich unmittelbar um die- selbe, ein merkwürdiges niederiges An- Ihurium (mit dem Charakter eines Piper) das ich zu Ehren der Herren Veitch be- nannte. Die herzförmigen, sehr kraus gekribbelten Blätter gereichen der Pflanze zur Zierde und wird. dieselbe als Blattpflanze sich allenthalben Ein- gang verschaffen. Wie rasch Eins dem Andern folgte, Glück überhaupt im Zuge war, so sollte nun auch in Antihurien ein Trio zu Stande kommen; denn nicht lange währte es, so fiel mein Blick auf die schönen Sammtblätter ei- 365 Die dritte prangte in ganz eigenthüm- lich feierlichem Schmuck, der sich ohne Zeichnung nicht leicht erklären lässt. Durch das lange und bandförmige, aber spitz verlaufende Blatt, ziehen sich 2 Reihen dicht auf einander folgender kräftig hervorragender Halbmonde — ein schnurriges Spielzeug der Natur —! so sollie man ausrufen! Der Anblick ist um so bizarrer, als die zahlreichen Blätter in ungewöhnlicher Weise straff herabhängen und dadurch mit der gan- zen Umgebung scharf contrastiren. Doch überspringen wir abermals Mehreres und versetzen wir uns gleich an das Ufer des mächtig dahinströmen- den Carauata, um, während die wild- brausenden Wogen uns ein gebieteri- sches „Halt“! entgegenrufen und zu unwillkürlicher Rast auffordern, Re- capitulation über ‚das neuerdings Ein- gesammelte vorzunehmen! Ganz so machte ich es, mit Beute schwer bela- den, die schwankende Brücke da vor den Augen und von den Beschwerden des Marsches ganz ermüdet. — Welch ein Schreckniss! — 3 zitternde Bam- busrohre, so lang sie nur eben der Wald zu liefern vermochte, sie leiten wohl vom Fels zu Fels aufs jenseitige Ufer hinüber, doch mahnten sie, ohne jegliche Stütze, ernstlich genug zu vor- angegangener Erholung, um Muth und Kraft zu dem gefährlichen Uebergang zu schöpfen! Die Farne zunächst haben reichen Zuwachs erhalten. Ich hebe hier als seltsam und eulturwürdig eine niedrige, am Boden hinkriechende Marattia her- vor. Unter Orchideen sind als nennens- werih zu bezeichnen: zwei Pesca- toreen mit pelzig begriffelter Lippe; Huntleya, Batemannia, Chondrorhyncha. Auch Blatipflanzen ergaben wieder Meh- ner anderen. aber baumwüchsigen Art. | reres, wie z. B. ein Alloplectus; eine 366 Aroidee; ein durch Habitus wie Blattcolorit gleich ausgezeichneter Piper; vor Allem aber ein neuer Cyclanthus, mit seltsam ausgeschweiltem Blatte, das liefgespalten in 2 Hälften getheilt, ganz die Gestalt eines Schmeltterlinges repräsentirt, jedenfalls eine phantasti- sche Blaitform! ferner eine warm zu eullivirende Varietät der Tillandsia mo- saica, deren Stammform weiter unten gedacht werden wird. Die Aufzeich- nung der Palmen würde ein besonderes _Capitel erfordern und befindet sich das Material bereits zu näherer Feststellung in Händen des Herrn Wendland. Doch greife ich aus der Menge Fol- gendes heraus: Eine niedrige, dünnstämmige Palme mit grossen, wenig gelheilten, stach- ligten Blättern, nach Art der Ver- schaffeltia. Es gelang mir, trotz hoher ausgebotener Prämie (d Pesos — Tha- ler — für eine einzige der schwachen Samenrispen) nur 2 Korn zu erlangen, und diese selbst verdanke ich eigenem Finderglück. Möchten sie nur ge- deihen! Ueberraschend, malerisch ist der Anblick eines neuen hocherhobenen Dictyocaryon, welches, wenn nicht schöner, mindestens ebenso schön wie das gleichfalls von mir entdeckte D. Wallisi ist, Es strebt über 100 Fuss hinan, und bildet sein Stamm in etwa 2/; der Höhe eine sanfte Anschwellung, nach Art der Iriartea ventricosa. Auch die Jriarteen liefern Verschiedenes, wie grossblätterigeDeckerieen, Wet- tinia, Catablastus. — Mauritia armata — eine gewiss seltene Erscheinung im westlichen Südamerika, begegnete mir nun schon zum 2. Male auf neugrana- dischem Boden; früher nämlich bei Buonaventura, wo sie in der Nähe der Küste wächst. Auch im Murri- Thale bildet sie, ihrer Gewohnheit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. getreu, schöne Gruppen auf schwer zugänglichem Sumpfboden. Das Schönste unter den Palmen und für .die Cultur zugleich Geeignelste, möchte eine nied- rige Geonoma, mit dem Charakter einer Chamaedorea sein; ihre jüngeren Blät- ter sind, ähnlich wie bei Geonoma Za- morensis roth, je nach dem Stadium der Entwickelung bald heller, bald dunk- ler gefärbt. Aus diesen vereinzelten Angaben mag die Reichhalligkeit der Murri- Expedition genügend hervorgehen. Wenden wir uns nun den Resultaten an- derer Ausflüge in ebenfalls gedrängter Uebersicht zu, so erhalten wir vorzugs- weise folgende Pflanzen: Eine dem Selenipedium longifolium, oder auch S. Roezlii verwandte neue Art aus 4000° Erhebung; sie unterscheidet sich- von den beiden genannten äusser- lich besonders durch starken, fast ver- holzien Wuchs und die am Stamme gerötheten Triebe. Ein anderes Selenipedium bietet wie- derum seinerseits auffallende Aehnlich- keit mit S. Schlimii; ‘doch hat meine Pflanze den grossen Vorzug voraus, nicht allein aus kalter Höhe zu stam- men, sondern auch durchweg stärker zu sein. Die Blumen indessen sind zu grösster Täuschung mit denen des S. Schlimii übereinstimmend. Das Blatt ist dunkel, und erscheinen die Blumen zahlreich, zu 5—8 auf einem Schafte. Epidendrum sp. n., eine des schön- sten ihrer zahlreichen Genossenschaft, und ganz berufen zu beweisen, dass der Name nichts zur Sache thut. Wie wenig Anklang vermochte noch diese Gattung in der Cultur sich zu erwer- ben; recht spärlich in der That sehen wir nur gewisse Arten durch besondere Schönheit oder Blüthenfülle sich aus- zeichnen! Alle aber möchten hierin Rn 1. Originalabhandlungen. 367 durch diese neue Art übertroffen wer- den, deren grosse, wachsartige, lang- andauernde Blumen im schönsten leuch- tenden Gelb prangen und häufig noch durch Karminflecken geziert sind. Eine besondere Eigenthümlichkeit bestand noch darin, dass, je mehr die Blumen einer Pflanze mit den besagten rothen Tupfen oder Strichelchen bemalt waren, um so stärker war auch ihr Geruch, der, — das muss ich gleichfalls be- merken — nur in seinem geringeren Maasse angenehm war; in höherer Po- tenz indessen, für feine Nasen wenig- stens, ähnlich wie von Reseda, leicht etwas Widerliches, Betäubendes an- nimmt und dann mit Moschus etwa zu vergleichen ist. Dies Epidendrum ist kalt zu behandeln. G. Wallis. 4) Jedem das Seine. Herr G. Wallis, von dem der vor- stehende Aufsatz stammt, hat bekannt- lich 8 Jahre für Linden, später für Veitch gesammelt, ist jetzt für kurze Zeit zu seiner Erholung nach Europa zrückgekehrt und denkt aber bald wie- der neue Reisen zum Import neuer Pflanzen anzutreten. Von Hamburg aus hat uns derselbe einen Protest ge- gen verschiedene Angaben der Garten- flora und anderer Zeitschriften einge- sendet, wo eben bei der Einführung neuer Pflanzen nicht Wallis sondern Andere genannt sind. Am entschieden- sten wendet sich Wallis’ gegen J. Lin- den, der Wallis’ Name in Bezug auf Entdeckung oder Einführung neuer Pflanzen in sein Etablissement, in sei- nen neuesten Publikationen consequent verschweige. Wir lassen hier Herrn G. Wallis selbst reden, indem wir zu den von dem- selben gegebenen Beispielen übergehen, jedoch jene Stellen seines uns sehr in- teressanten Briefes übergehen, aus de- nen die schwere Kränkung zu grell heryoriritt, die dieser um den Garten- bau so verdiente Reisende, der 8 Jahre lang sein Lehen für das Interesse des Lindenschen Etablissements wagte, durch Verschweigung seines Namens in Be- zug auf Entdeckung oder Einführung vieler Pflanzen erlitten hat. Derselbe sagt: „So z. B. soll Cur- meria picturala von Roezl entdeckt sein, der 3 Jahre nach meiner Auffindung und Einführung jener schönen Pflanze, zum Zweck der Aufsuchung von Odon- toglossum vexillarium, Cattleya gigas, verschiedener Masdevallien etc. auf der von mir gemachten Route, mir einfach nachgereist ist. Thatsache ist, dass ich schon 1869 dreimal vor Roezl diese Gebiete durchstreifie und jene lange Reihe ausgezeichneter Einführungen be- wirkte, die nun Lindens Illustration hort. schon seit 2 Jahren schmücken. Die Curmeria wächst im Vereine mit der Aphelandra fascinator, Anthurium floribundum, Cyrtodeira fulgida, Ma- ranla hieroglyphica, Calathea nigro-cos- tata, Philodendron melanochrysum etc. Hat Linden wohl Eine dieser wirklich schönen Pflanzen mir zugeschrieben ? Ist es ferner wohl recht, dass Lin- den mich todischweigt bei Publikation ‚368 von Anthurium crystallinum (das im Briefe schon diesen von mir gegebenen Namen trug), ferner bei Tillandsia mo- saica, bei welch letzterer er mich nur vorübergehend, nicht aber als Finder nennt. Ebenso hätte er mich bei der illustrirten Masdevallia chimaerea nicht übergehen dürfen, da mir, nachdem Roezl selbe entdeckt hatte, es gelang die- selbe nebst andern seltsamen Orchideen lebend zu überführen. Aehnlich ver- hält es sich mit Odontoglossum vexil- larium, um deren Aufsuchung, nachdem ich nur vage Nachrichten darüber er- halten, ich blind mein Leben wagte und zum Sterben krank mich in Medellin aufgehalten sah. Gelang es mir nicht gleich, diese prächtige Art lebend zu überbringen, so hatte ich doch damit den Fundort, über den völliges Dunkel schwebte, entdeckt. Durch Missbrauch meiner Notizen und Zeichnungen, gelang es Chesterton, die ersten lebenden Pflan- zen und zwar mit ganz enormen Kosten nach London zu bringen. Nun auch wird mir Cattleya gigas, diese brillan- teste meiner Orchideen - Entdeckungen nicht zugeschrieben. All’ das Schöne und Gute, was Linden in den letzten 2 Jahren seiner Illustration horticole publicirt, — ich wüsste kaum mit wel- cher Ausnahme — stammt von mir; der Umstand, dass Einzelnes, wie z. B. Cur- meria picturata und Phyllotaenium Lin- deni auch von Andern nachträglich im- portirt ward, wird zu meinem Nach- theil allein erwähnt. Auch KRapatea pandanoides 1862 (nicht wie er fälschlich angibt, 67) durch mich von Para ein- geführt, wird mir entzogen. Galeandra Devoniana sammelte ich damals (anno 1861) gänzlich unbeeinflusst von Lindens Weisungen, indem er mir, | als mit den örtlichen Verhältnissen ver- traut, vollkommene Freiheit liess, und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. so erhielt Linden sowohl die G. De- voniana, als auch G. Stangeana durch mich. Ausser den schon publieirten Pflanzen besitzt Linden noch eine Menge anderer von mir aufgefundener schöner Pflanzen, so z. B. eine prachtvolle He- liconia mit Sammtblatt; verschiedene Cattleyen, einen Alloplectus ähnlich A. vittatus; ein schillerndes gemaliblätteri- ges Tropaeolum (so schön wie Dios- corea discolor etwa), verschiedene Pal- men, verschiedene Formen des Anthu- rium floribundum, eine violette Spielart der Curmeria picturata, ein mächtiges interessantes Spathiphyllum ete. Auch die schöne Tillandsia mosaica, wenig- stens wie sie zur Zeit in Gardener’s Chronicle besprochen wird, entlockt mir ein Wort. Ich entdeckte sie 1867, also lange bevor nur Bruckmüller und selbst Roezl nach Ocana kamen. Linden er- hielt Pflanzen von mir 1867 und Veitch 1872. Später fand ich eine ähnliche, aber in wärmerem Klima wachsende Form, die bei Veitch nun zu haben sein wird. Da ein „Bedauern über die Un- kenntniss des Blüthestandes* geäussert wurde, so erlaube ich mir Ihnen hier- mit einiges Nähere mitzutheilen. Die Pflanze wächst in grossen Mengen in dichter Waldung, steigt an Bäumen und Felsen hoch empor, die sie ähnlich wie Epheu dicht mit einem Polster beklei- det. Die Blüthen stehen auf 11/; —2' langen, aufrechtstehenden starken Stie- len, bilden ovale ziemlich compacte Kolben, aus denen später die hornarlig harten gelbbräunlichen Kapseln hervor- ragen *). Corynostylis sp. habe ich am Amazonensirom entdeckt, Linden erhielt grosse Mengen Samen dieser inleres- santen Violariee von mir, indem ich *) ]st wahrscheinlich noch eine neue. Gattung. (E. R.) RAN LK Ham) Di Dn Du BEER») ze Zar, at P Vf, at vw L Iapınania eins us EIG ae er Be 3 el 4 nv - f. Originalabhandlungen. dieselbe auf sehr verschiedenen Stellen, so z.B. an der Mündung des Rio negro, am obern Rio branco etc. fand. Man macht sich schwerlich einen Begriff von der Schönheit 'dieses Kletterstrau- ches, wenn er mit seinen reizenden Blumen überschültet erscheint, und Bü- schel von 10 bis zu 20 vereinigten offenen Blumen zur Schau trägt. Eine Eigen- thümlichkeit ist, dass er mehrere Monate lang von Wasser überfluthei wird, 6— 8 hoch im Wasser steht und gerade dann am kräftigsten vegetirt. Mit Ire- sine Lindeni, Nanodes Medusae, Tilland- | 569 sia argentea erging es mir jeweilig nicht besser, alle sind von mir zuerst entdeckt. Lisianthus princeps, so lange bekannt und herbei gewünscht, wird endlich durch Veitch verbreitet werden; indem meine ihm übersandie Samen- ernte glücklich keimte und einzelne Pflänzlinge existiren.* Soweit G. Wallis. Da wir selbst wiederholt nach anderen Quellen be- richtet und Wallis in den oben genann- ten Fällen nicht genannt haben, nahmen wir diese Berichtigung gern auf. (E. R.) 5) Eine dauerhafte billige Art von Etiketten. So vielerlei Etikeiten für Pflanzen auch schon vorgeschlagen und einge- führt worden sind, so haben sich aus- ser den allgemein gebräuchlichen von Holz, (welche beiläufig bemerkt, durch Anstreichen der Spitzen mit Steinkoh- lentheer 5—6 Jahre halten), doch we- nige bewährt und erhalten. Mir wurde nun vorigen Sommer ein Muster von Wien aus zugeschickt von einem Herrn Joseph Spachtholtz aus Marmaros Sycget in Ungarn, welche alle Beachtung und Empfehlung verdient. Sie besteht aus dünnem Messingblech, welches man mit der Scheere in 3—4 Zoll lange, ver- hältnissmässig breite Streifen schneidet und oben zum Aufhängen durchlöchert, Auf dieses Blech schreibt man den Namen der Pflanze mit einem stumpf- spitzigen Eisenstift, indem man es auf weiche Unterlage, z. B. Polstersiuhl, gepolsteries Kissen, Schreibunterlage legt und beim Schreiben eindrückt. Hr. Dr, Neubert in Stuttgart, welchen ich ZU, 1874, eins der Etiketten zur Ansicht schickte, machte die Erfahrung, dass das Schrei- ben am besten geht, wenn man eine Stricknadel in einen dicken Holzstift so einfügt, dass die Spitze nur 3 Millime- ter hervorsteht. Schreibt man die Worte verkehrt auf die Glanzseite des Blechs, so trilt die Schrift auf der matten Seite leserlicher erhaben hervor, um so mehr, wenn man sie auf Sand abschleift, wo- durch sie glänzend auf der matten Fläche sich hervorhebt. Herr Neubert empfiehlt die Etiketten zu lackiren, um die helle Schrift zu erhalten. Die gewöhn- lich geschriebenen Blech-Etiketten ha- ben zwar keine deutliche aber eine leserliche Schrift, welche auch be- schmutzt, verrosiet und mit Erde be- deckt leserlich bleibt. Ich empfehle besonders die verkehrte Schrift, welche durch Uebung bald zu erlernen ist, oder man lasse die Elikellen von einem auf Schrift geübten Lithographen schreiben. Dass solche Etiketten nur für grössere 24 EN 370 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Freilandpflanzen, besonders für Blüthen- sträucher, besonders Rosen, sowie für Baumschulen Werih haben, ist selbst- redend. Ich bemerke noch, dass das Schreiben besser geht, wenn man ganze Blechtafeln zu 12 oder mehr Etiketten benützt und später zerschneidet. 6) Reisenotizen von E, Regel. 5) Von Bern bis Zürich, Stadtanlagen und Squares. (Fortsetzung.) „So oft man ‚Bern wiedersieht und dort auf der grossen oder kleinen Schanze bei hellem Weiter das Berg- panorama erblickt, so oft muss man von Neuem die mächtigen Berg-Colosse der Berner -Oberländer in ihrer ganzen grossarligen massigen Ausdehnung be- wundern und sich gestehen, dass das Berner Berg-Panorama zu dem gross- arligsten Bilde gehört, , welches die Schweiz aus weilerer Entfernung auf die Hochalpenkelte bietet. Schade, dass die reiche Stadt Bern mit ihren Erinner- ungeu aus lang entschwundenen Zeiten, mit ihrem Stolz auf die altehrwürdige Stadt sich enischliessen konnte, einen grossen Theil der Spaziergänge mit solchem Panorama zu Häuserbauten ab- zugeben, während doch jenseits der Aare noch so viel Land liegt, dass Bern noch einige Male sicht dort an- bauen könnte. Dass das Bundespalais, der Sitz der Schweizerischen Central- gewalt dort auf der Höhe stolz thront, das ist in aller Ordnung, aber die an- dern Punkte mit dem wunderbareu Blick über Alpenketten und das weite frucht- bare Land, die hätten erhalten und wie das jetzt überali geschieht, wo - eine Stadt solche schöne Punkte be- sitzt, die später doeh einmal in die Mitte der Stadt kommen müssen, — da häite auch hier der Gartenbau zu Hülfe gerufen werden müssen, um diese Aus- sichten einzurahmen und folgenden Ge- schlechtern das aufzubewahren, was das jetzige Geschlecht von seinen Vor- fahren ererbt hat. Möchten doch in unserer Zeit, wo die unverhaltnissmässige Zunahme der Bevölkerung aller Haupt-, Handeis- und Fabrikstädte mit allen Nachtheilen der Zusammenhäufung von Menschenmassen eine constatirte Thatsache ist, allent- halben und überall die einflussreichern und gemeinnützigen Männer es zu ver- hindern suchen, dass ganze neue Stadi- theile entstehen ohne grosse freie Plätze zu Squares und öffentlichen Gärten zu bestimmen, . die folgenden Geschlech- tern eine gesunde reine Luft erhalten und denselben zur Erholung und Er- irischung dienen sollten. Noch ent- schiedener sollte aber sich jedermann bis auf den Letzten wehren, wenn eine reiche Stadt, um schnöden Geldes wil- len, beginnt ihre frühern Spaziergänge mit in Stadiquartiere zu verhandeln!! Wahrlich dem jetzigen Geschlechte wird das nicht zum Ruhme nachgesagt werden] TE Originalabhandlungen. Der Berner-Botanische Gärten mit seiner schönen Lage am steilen Abhange der Aare, in der Höhe mit der Aussicht auf das Gebirge, mit der den Hörsaal, das Museum und die Wohnung des Gärtners umkleidenden, prächtigen Laube von Glycine chinensis und seiner Auswahl von Pflanzen für den Unterricht, wird von Director und Obergärtner mit Liebe gepflegt und un- terhalten, so dass jeder Fremde den- selben besuchen sollte, um gar manches was denselben interessiren dürfte, da zu finden. Bern’s Klima ist rauher als das Zürich’s, denn Abies Pinsapo er- friert dort. Die Mittel, die dem Garten zufliessen, sind sehr schwach, dennoch sind alle Parthien desselben in steter Ordnung und das Herbarium, wie das Botanische Museum enthalten viele in- teressante Gegenstände. Auf dem Weg von Bern nach Zürich durch das reizende Aar- und Limmat- ihal, da waren am 22. Mai die Obst- bäume sämmtlich in voller Blüthe, die Nachtfröste hatten aber sogar das Bu- chenlaub geschwärzt. Zürich mil seinen Gärten und sei- ner reizenden Umgebung ist von uns mehrfach besprochen worden, sind doch die 4 ersten Jahrgänge der Gartenflora in Zürich vom Referenten herausgege- ben worden. Zürich’s Klima ist milder als das von Bern, bedeutend rauher als das der Um- gebungen des Genfer Sees und unge- fähr ähnlich dem Klima der Rheinufer von der Schweiz bis zum Ausfluss des Stromes. Auf den den Zürcher See umgebenden Bergen und in deren Schluchten, da wachsen schon manche von den Alpen herabgestiegene Pflan- zen, wie z. B. Saxilraga aizoides und Saxilr, mutata, welche beide ich nebst deren Bastard im Küssnachter Tobel im 371 Herbste 1873 nach vielen Jahren an den gleichen Standorten wieder fand, — dann Pinguicula alpina, Primula farinosa, PolygalaChamaebuxus, Ranunculus mon- tanus, Gentiana verna, Arctostaphylos Uva ursi, Alnus viridis, Erica herba- cea etc., die diesen Bergen schon den Charakter des subalpinen Charakters aufdrücken *), Die Leser der Gartenflora dürfte vor allem der Zürcher Botanische Gar- ten und das bedeutende Etablissement des Hrn. Fröbel und Comp. inter- essiren, welche beide Institute wir hier kurz besprechen wollen. Der Zürcher Botanische Gar- ten hat von allen Botanischen Gärten, die uns bis jetzt bekannt geworden sind, die unstreitig schönste Lage, mit Aussicht von der Höhe des Hügels (der deshalb auch von: allen Fremden be- sucht wird) auf den See und die Kette der Alpen von den Toggenburgern bis zu den Urner-Alpen. Wenn wir es einerseits anerkennen müssen, dass die Stadt Zürich, welche jetzt nach allen Seiten hin sich bedeutend vergrössert und verschönert hat, auch im Innern einzelne freie Plätze zu Squares be- stimmt und andere conservirt hal, so haben dennoch leider die hohen Preise, welche für Bauplätze bezahlt werden, die Regierung veranlasst, auch den che- maligen Exerzierplaiz vor dem Botani- schen Garten zu Bauplätzen zu ver- *) Erst in Norddeutschland und dann in Russland beginnen die Pflanzen der subalpinen und ;selbst alpinen Region wie- der aufzutreten. So sind um Petersburg häufig: Betula nana, Vaccinuium uliginosum, Primula farinosa, Polygonum viviparum Arctostaphylos Uva ursi, Linnaea borealis, Empetrum nigrum,. bei Dorpat Pinguicula alpina und Betula humilis. 24 * 312 werthen. Wir sagen leider, denn die- ser Platz hätte als vom Botanischen Garten bis zum See reichende Anlage, soweit dies noch möglich war, im In- teresse der sich immer mehr und mehr ausbreitenden Stadi erhalten bleiben müssen. Sollen doch in Zürich, das man sonsi auch wohl das Athen un- serer Schweiz zu nennen pflegte, ein- zelne Stimmen ‚von Barbaren im voll- sten Sinn des Wortes laut geworden sein, welche vorgeschlagen, haben den Botanischen Garten zu verlegen und zu Baupläizen zu verwenden. Damit würde aber nicht blos das theils höchst interessante Arboretum seltnerer Bäume in grossen mächtigen Exemplaren zer- stört, sondern es würde auch noch der schöne, wie zu einem öffentlichem Square geschaffene Punkt der ehe- maligen Katzschanze, den jetzt der Bo- tanische Garten einnimmt, der Stadt selbst als reizender Spaziergang in ihrem Innern entiremdet. Wenn es wirklich für den Nutzen der öffentlichen Gärten in Mitten einer grösseren Stadt, sowie für Conservirung und Verschönerung eines der reizendsten Punkte derselben durch aus unempläng- liche Gemüther gibt, so sollte doch überall ein Schrei des Unwillens solche Barkaren-Ideen unschädlich machen!! Der Botanische Garten in Zürich ist aber auch ausser seiner schönen Lage, eins der ‚bedeutendsten wissenschaft- lichen Institute der Art, indem derselbe ausgewählte Sammlungen lebender Pflan- zen für den Unterricht, — ein schon sehr bedeutendes Herbarium und auch einen schönen Anfang zu einem Mu- seum besitzt, in welchem z.B. die voll- ständigste Sammlung der pflanzlichen Reste, die man in Pfahlbauten gefun- den, befindlich ist. Ferner nimmt der Zürcher Botani- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. - sche Garten eine sehr bedeutende Stell- ung für die Entwickelung des Garten- baues nicht blos in der Schweiz, son- dern auch für das übrige Europa eiu, indem durch Vermittelung desselben in der Person des energisch thätigen und umsichligen Chefs desselben, des Obergärtners Hrn. Ortgies, — in neue- ster Zeit die massenhaften Einführun- gen an Samen und Pflanzen, welche der berühmte Reisende Roezl sammelt, ebenso aber auch von Bruchmüller und Andern, theils in England durch Auc- tionen, theils durch den Botanischen Garten in Zürich vertheilt und abgege- ben werden. Die Pflanzensammlungen des Zürcher Botanischen Gartens sind daher besonders in Bezug auf solche neue Einführungnn interessant, welche von keiner andern Quelle zu so mässi- gen Preisen in guten Exemplaren be- zogen werden können. Betrachten wir zunächst die Pflan- zen des freien Landes, so wollen wir nur aul die grossen und schönen Ex- emplare von Coniferen, darunter Abies Pinsapo und Abies cephalonica in gros- sen gigantischen Exemplaren, ebenso Cryptomeria japonica etc. aulmerksam machen. Besonders interessant war mir aber diesmal ein grosses blühendes Exemplar der Exochorda grandi- flora Lindl. (Gardn. Chron. 1858 p. 925. — Spiraea grandiflora Hook. Bot. Mag. tab. 4765) eines gegenwär- ig noch äusserst seltenen Strauches, den Fortune aus den Norden Chi- nas eingelührt hat und der uns bis jetzt nur aus der Abbildung des Botanical Magazines bekannt war. Bildet im Züricher Botanischen Garten einen Strauch von ungefähr 10 Fuss Höhe, der durchaus kahl und mit länglich- lanzettlichen ganzrandigen gestielten Blättern, Blumen gross, wobl 2 Cm, im I. Originalabhandlungen. Durchmesser in mehrblumigen aufrech- ten spitzenständigen Trauben. Von Spiraea unterscheidet sich dieser schöne und wie es scheint ganz harte, Strauch, durch die ganz abweichende Tracht, die grossen Blumen und nur einsamige Carpelle. vom Referenten gepflanzten Magnolia acuminata L, M. obovata Thbrg. nnd M. Yulan Desf. haben sich un- terdessen zu hohen Bäumen erhoben und die geraden Linien der steilen Ab- hänge der frühern Schanzen sind jetzt durch die Bäume und Sträucher des Arboretums gebrochen und bewaldet, Die Sammlung der Alpenpflan- zen bildet auch jeizt noch eine der hervorragendsien Sammlungen des freien Landes. Da wir diese aber nach Frö- bel’s Sammlung näher besprechen wer- den, beschränken wir uns darauf hier nur zu bemerken, dass Herr Ortgies fast alle hochalpinen Pflanzen jetzt in Töpfen zieht. Im freien Lande sehen wir in sehr üppiger Entwickelung: Ma- zus Pumilio R.Br. aus Van Diemens Land, welcher auch in Petersburg un- ter Deckung noch nothdürftig aushielt, in Zürich aber grosse dichte Rasen bildete und die kleinen niedlichen gel- ben Blumen im Sommer massenhaft entwickelt. Sedum Andersoni G. Don. ist eine Art mit blaugrüner Be- laubung und in dichten Rasen wach- send, ähnlich $. hispanicum, aber gut verschieden und als schöne Pflanze für Teppicheultur zu empfehlen. Ptero- cephalus perennis D. C., eine zwergige Scabiose vom Parnass. Thy- mus lanuginosus, wird als stark be- haarte Form von Thymus Serpyllum gedeulet, ist gänzlich grau behaart, bil- det dichte grosse Rasen und ist zarter als Th. Serpyllum, indem er in Peters- burg im Winter ausfror. Androsace Die vor ungefähr 30 Jahren 111 373 lanuginosa Wall, aus dem Himalaya, schon in Zürich, in Petersburg im Win- ter nicht ausdauernd. Spergula (Sa- gina) pilifera D. C. aus Corsica, Weshalb diese reizende freudig grüne und dichte Rasen bildende Pflanze, deren weisse kurz gestielte Blumen sich wunderlieblich vom hellen Grün der Rasen absetzt, — nicht schon allent- halben als eine der schönsten Pflanzen für Steinparthien cultivirt wird, begrei- fen wir nicht, — da diese Pflanze vor 15 Jahren von allen Gartenschriften empfohlen wurde und im Jahrgang 1860 pag. 218 eine eingehende auch jelzt noch zutreffende Besprechung fand. Dianthus alpinus L. undD. neg- lectus Loisl. sind reizende, iu Stein- parihien gut gedeihende hochalpine Al- penpflanzen, von der Gartenflora wie- derholt besprochen. — Für nur halb- schattige Steinparthien sind als reizende Pflanzen Phlox subulata L. und Ph. setacea L., beide aus Nordamerika zu empfehlen. Während alle anderen Phlox in Petersburg gut ausdauern, halten aber diese beiden leider nicht mehr aus und auch in rauheren Ge- genden Deutschlands zeigen sie sich empfindlich. Es wäre wohl interessant, wenn einer unserer deutschen Gärtner oder Blumenfreunde über diese beiden Arten seine Erfahrungen mittheilen wollte. Achillea tomentosaL. aus Südeuropa, und überhaupt die schönen dicht weiss behaarten Achillea - Arten mit gelben Blumen aus Südeuropa und dem Oriente, schliessen sich in Bezug auf ihre Dauer den beiden Phlox an, Opuntia brachyathra Roezl., hält gleich O0. Raflinesquiana in der Schweiz in freinem Lande aus. Unter den im Topfe cullivirten Alpenpflanzen, er- wähnen wir der Omphalodes Luzi- liae Boiss., einer reizenden Pflanze Ans Fr 7 & iR 374 mit blaugrünen Blättern und porzellan- blauen Blumen aus den Gebirgen Klein- asiens. Aueh Bellis rotundifolia Hook., von Hooker am Atlas. entdeckt mit helllila Blumen, ist ein niedliches Pflänzchen, aber wohl nur zur Topfcul- tur. Was in Zürich und anderen Gär- ten als Valeriana sibirica unter den Alpenpflanzen cultivirt wird, das ist die in Europa und Asien heimische, aber immerhin recht hübsche und zur Cultur empfehlenswerthe V. dioica L. Zu den Hauspflanzen übergehend, empfehlen wir den Liebhabern, sich den Catalog des Zürcher Botanischen Gar- tens kommen zu lassen, indem sie sich einfach deshalb an Herrn Ortgies wen- den. 2 "Da ist in erster Linie die schöne Sammlung tropischer Orchideen hervorzuheben. Unter allen Samm- lungen Deutschlands und der Schweiz, wo Pflanzen gegen mässige Preise ab- gegeben werden, aus den oben ange- gebenen Gründen, die vollständigste. Es sind aber die schönblühenden Orchideen Ostindiens ebenso reichlich vertreten, als diejenigen Amerika’s, so von den schönen und so dankbar blüh- enden Aerides 18 Arten, Cypripe- dium und Selenipedium 24 Arten, dann die prächtigen Cattleya (24 Ar- len), Laelia (15 Arten), Masdeval- tia (18 Arten), Odontoglossum (30 Arten), Oncidium (34 Arten) aus den Gebirgen des tropischen Amerika. Zu bemerken ist es noch, dass die Masdevallia- Arten der Hochgebirge Amerika’s, der Einführung die grössten | Schwierigkeiten bis jetzt entgegenge- setzt haben, und dass dieselben kalt eultivirt, d. h, im Winter bei 5—6° R. und unter stetem Zutritt der Luft (im Sommer und Winter, natürlich ohne Zug) auch ganz vortreiflich in Europa Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gedeihen. Die Cattleya- und Lae- lia-Arten sind alle schön. Unter den Odontoglossum und Oncidium, heben wir als die schönsten Arten her- aus: Odontoglossum Alexandrae Balem., O. Cervantesi Lexarz,, O0. citrosmum Lindl., O. crista- tum Lindl., ©. Ehrenbergi Lk. Kl. Otto., ©. gloriosum Rchb. fil, O.grandeLindl.,O.InsleayiLindl,, OÖ. nebulosum Lindl.,, O.Pescato- reiRchb. fil., ©. Schlieperianum Rehb. fil., O. triumphans Rchb,, Oncidium crispum Lood., ©. in- curvum Bark., O0. Krameri Rchb. fill, O. macranthum Lindl., ©. Papilio Lindl. — Alle diese lieben als Pflanzen der Gebirge reichliche Lüftung im Sommer, etwas Lüftung im Winter und zu letzterer Jahreszeit Tags 10—12° R., Nachs aber niedrigere Tem- peratur. Reich ist ferner die Sammlung der tropischen Arznei- und Handelspflanzen, die Sammlung der Gesneraceen, sowie die der Agaven. Unter letzteren be- ' finden sich schöne neue von Roezl ein- geführte Arten, Agave Oritgiesi Roezl und A. Roezli Ortg. Unter den Cycadeen, ist die von Roezl eingeführte Zamia furfuracea, eine schöne breitblätterige Art. Unter den zahl- reichen anderen Pflanzen gedenken wir \ zahlreicher starker Exemplare von Lep- topteris super!ba, in über England aus Neuseeland eingeführten Exempla- ı ren, unbedingt unter den schönen Farn mit durchsichtigen Blätlern, das zur Cultur am meisten zu empfehlende, Wird in feuchter Temperatur, im Win- ter bei 5—-T’R. cultivirt. — Im niede- rigen Warmhause blühete das ‚hübsche Eranthemum cinnabarinumHook,, mit hübschen pfirsichroihen Blumen und von der gemeinsten der Tillandsia II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. ArtenMittel- und Süd-Amerika’s, von Tillandsia usneoides L., die vor- zugsweise zur Füllung von Matrazen verwendet wird, sahen wir das erste lebende Exemplar in Cultur. Als Resultat unserer Besprechung des Botanischen Gartens, sprechen wir es aus, dass Hr. E. Origies es so recht lebendig bewahrkeitet, was ein intelligenter thätiger Mann, der sein ganzes Interesse der Anstalt zuwendet 375 die er verwaltet, leisten kann, wenn diese auch verhältnissmässig geringe Mittel, wie der Botanische Garten in Zürich besitzt, — sofern demselben von seinen Behörden das vollste Vertrauen geschenkt und ihm in Erfüllung setner mühsamen und sorgenvollen Amtsthätig- keit, die Hände nicht da gebunden, wo der ganze Mann mit aller seiner Ener- gie eintreten muss. N. a) Im Catalog des Herrn Heine- mann in Erfurt abgebildete Pfan- zen. (Holzschnitte von demselben mitgetheilt). 1) Salpiglossis sinuata Ruiz et Pav. Solanaceae. Grtfl, tab. 145 gaben wir eine Abbildung einiger der schönsten Formen dieses reizenden aus Chili stammenden Sommergewächses. Der beistehende in 1/, der Grösse ge- gebene Holzstock soll diese Pflanze unsern Lesern nur ins Gedächtriss zurückrufen, Wird dieselbe in Folge der Teppichbeete Schnörkeleien leider doch schon so selten und gibt es doch kaum eine zweite Pflan- zenart, deren Blumen ein so mannichfalti- ges Farbenspiel zeigen. Die sonst fast nie bei der gleichen Pflanzenart vereinigten 3 Grundfarben, »Roth, Blau und Gelb, durch- laufen in den verschiedenen Spielarten fast alle Töne vom hellsten bis zum dunkelsten, dazu treten in dergleichen Blume Gelb und Roth, Blau und Gelb neben einander auf und die allen Formen eigenthümliche tiefer gefärbte Aderung der Blume, be- dingt noch ausserdem ihren besonderen Reiz. Dazu kommt, dass ein gut unterhaltenes und richtig; cultivirtes Beet von Salpiglos- Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. Salpiglossis sinuata. sis vom Sommer bis zum!Herbst fortblühet und jedem Garten zur Zierde gereichen wird. Wird ungefähr 1/,—3/; Mtr. hoch, und ist ganz mit klebrigen Haaren bekleidet. Blätter länglich, mehr oder weniger tief gezähnt. Die grossen trichterförmigen Blu- men in reichem rispigem Blüthenstand. Aus dem Vaterlande wurden ursprünglich Formen mit verschiedenfarigen Blumen eingeführt. Die Formen erhielten verschiedene Na- ‚376 men und wurden beschrieben als Salpi- glossis atropurpurea Grah. (die Formen mit purpurnen Blumen abgebildet Bot. Mag. tab. 2811, Bot. Reg. tab. 1518). S. straminea Hook. (die Formen mit gelben Blumen, abgebildet Bot. Mag. tab. 3365, Sw. Fl. Gard. tab. 231), S. Barc- layana Sweet. (die Formen mit bläu- lichen Blumen (Sweet Fl. Gard. ser. II. tab. 112), S. picta Sweet (die Formen mit dunkelgearderten Blumen, abgebildet Sweet Fl. Gard. tab. 208b). In den Gär- ten hat die S. sinuata den Gartennamen 8. variabilis erhalten, der jedoch keinerlei Berechtigung hat fortgeführt zu werden. Die Abarten von niederem Wuchse wer- den in den Samenkatalogen als S. varia- bilis pumila oder als S. variabilis nana aufgeführt; — und die Formen mit beson- ders grossen Blumen, die vor 2 Jahrzehnten vom Handelsgärtner Ebritsch in Arnstadt gezüchtet wurden, führen die Samenkata- loge als S. variabilis maxima auf. Die Cultur der Salpiglossis erfordert Vorsicht, dann aber lohnt solche die Mühe in reichem Maasse, Man säet Anfang bis Mitte März den Samen in Töpfe oder Beete. Erstere er- halten einen Platz dicht unterm |Fenster des temperirt warmen Hauses. Zur Aus- saat im Beet, wird ein Fensterkasten bis 3 Zoll unter die Glasfläche mit einer Misch- ung aus 1 Theil lehmiger Erde, 1 Theil Moorerde und 1 Theil Sand aufgefüllt. Die gleiche Mischung benützt man auch bei der Aussaat im Topfe. Die Erde wird vor der Aussaat durch leichtes Andrücken mit einem glatten fla- chen Brettstück geglättet und nun säet man den sehr feinen Samen nicht zu dicht aus und deckt denselben nur sehr dünn mit feinem Sande, Schatten wird nur gegeben, bis die Sa- men aufgegangen sind, nach dem Aufgehen werden die jungen Pflänzchen aber dem vollen Einfluss des Sonnenlichts ausgesetzt, auch wird bei mildem Wetter reichlich Luft gegeben. Bis zum Aufgehen wurde die Erde gleichmässig feucht gehalten, nach dem | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Aufgehen wird je nach Einfluss der Wit terung nur soviel begossen, als das die Erdfeuchtigkeit erfordert. Wird zu viel begossen, so fallen die Pflänzchen um. Wo im Topf ausgesäet ward, werden im April die Jungen Pflänzchen in ähnliche Erdmischung zu 4—6 in je einen 4zölligen Topf oder zu vielen in grössere Näple ver- stopft werden müssen. Wo ins Fenster- beet ausgesäet ward und die Samen nicht zu dicht ausgestreut wurden, ist es nicht nothwendig zu verstopfen, man gibt nur immer mehr und mehr Luft und nimmt zuletzt die Fenster garz ab, sowie das Sa- menbeet ganz rein von Unkraut gehalten werden mus. Im freien Lande bepflanzt man Ende Mai, in Petersburg im Juni, besondere son- nig und geschützt gelegene Gruppen, mit den Salpiglossis. Man mische einem nicht sandigen Boden 1/; Sand bei, einem schwe- ren lehmigen Gartenboden ausserdem ein zweites Dritttheil Moorerde, auch vermeide man es stark gedüngten Boden für das Beet zu wählen. Die Pflanzen setze man in der Entfern- ung von 25 Cm. aus einander und sehe be- sonders darauf, dass solche aus dem Sa- menbeet mit Erdballen ausgehoben werden, und dass das Gleiche in Bezug der in Töpfe verstopften Pflänzchen geschieht. Reinhaltung des Beete von Unkraut und bei sehr trocknem Wetter Abends biswei- len ein starkes Begiessen des Beetes, das ist alles was die fernere Cultur erfordert. (E. R,) b) Empfohlen und abgebildet im Cataloge von Haage und Schmidt. 2) Doryanthes Palmerı Hill. (Gardn. Chron. 1874 p. 180). Unter den Amaryl- lideen gehören die Doryanthes-Arten, die einen der Agave americana ähnlichen Ha- bitus und ebenfalls hoch aufsteigende Blüthenschafte besitzen, aber im Gegensatz zu Agave grosse schöne rothe Blumen tra- gen, zu den grossartigsten und ausgezeich- netesten Gebilden in dieser fast ausschliess- lich schöne Zierpflanzen bergenden Fami- lie. Wir eröffneten unsern Jahrgang 1864 er dp CAL GR FE 44 [I IF CF RN . Dh i : BEDUARUNEN ken a ae II. Neue oder empfehlenswerthe Zierpflanzen. mit der Abbildung (tab. 421) von Doryan- thes excelsa, welche 1863 im Petersburger Botanischen Garten zur Blüthe gekommen war. Auf dieser Tafel finden unsere Le- ser die Gattung auch nach ihrer Tracht aufgefasst. Nach uns gütigst von den Her- ren Haage und Schmidt in Erfurt einge- sendeten untenstehenden wiedergegebenen Holzstöcken, von denen der eine den Blü- thenstand in 1/,; der natürlichen Grösse, der andere ein Blüthenästchen in 1/, der natürlichen Grösse darstellt, geben wir heute unsern Lesern die Abbildung einer neuerlich in Queensland entdeckten Art, in deren Besitz sich das grossartige Etab- lissement der Herren Haage und Schmidt befindet. Entdeckt ward diese Art in den Gebirgen des Innern, welche fast 200 Engl. Meilen von jeder Niederlassung entfernt sind. In der Tracht ist diese schöne Art der D. excelsa ähnlich, aber die Blätter sind weniger spitz. Die Pflanze besitzt eine zwiebelförmige Verdickung des Grun- des, welche von den länglich -lanzettlichen kahlen 3—4 Zoll breiten Blättern gekrönt ist. Die Blumen stehen auf hohem Schaft, 377 halten ungefähr 4 Zoll im Durchmesser und stehen in einer pyramidalen 12—18 Zoll langen und am Grunde 10—12 Zoll breiten Rispe. Die Blumenkrone ist von mehr becherförmiger Gestalt, mit länglich- ovalen einwärts gekrümmten Lappen, die schön roth und innen im Grunde weiss ge- färbt sind. Die D. excelsa unterscheidet sich mithin durch spitzere Blätter, doldenför- mige Blüthenrispe, 7 Zoll im Durchmesser haltende Blumen mit langer Röhre und länglichen schmalen zurückgebogenen Lap- pen der Blumenkrone. Cultur im tem- perirten Gewächshause bei 6-—8° R, im Winter. Der D. Palmeri ward vom Director des Botanischen Gartens in Brisbane (Neu- Holland) entdeckt und beschrieben. Im Jahre 1870 blühete derselbe im Bot. Gar- ten zu Brisbane und ward im gleichen Jahre auch noch auf der Internationalen Aus- stellung zu Sidney blühend ausgestellt. Die erste Einführung desselben in Europa gelang Hro. W. Bull in. London und nun auch Hrn. Haage und Schmidt. (E. R.) Doryanthes Palmeri (Blüthenstand), Doryanthes Palmeri (Blume). 378 e) Abgebildet im Catalog von W. Bull in London. 3) Billbergia musaica (Tillandsia mu- saica Roezl). Eingeführt ward diese schöne Bromeliacee durch Hrn, Roezl aus Colum- bien, Der Petersburger Botanische Garten erhielt schon vor 4 Jahren vom Hrn. B. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der ash, Roezl eine grosse Kiste voll Exemplare, welche leider aber alle fast ganz todt an- kamen. Nur 2 Exemplare hielten sich noch den ersten Winter hindurch ohne zu treiben und starben im Frühjahr ganz ab. In J. Linden’s Etablissement in Brüssel sahen wir dann im Jahre 1873 die gleiche Pflanze Billbergia musaica. III. in einigen schwächlichen Exemplaren und nun ist es scheints Herrn W. Bull (Establish- ment for New and Rare plants, Kingsroad, Chelsea, London) gelungen, diese schöne neue Art in zahlreichen Exemplaren einzu- führen. Wir haben von demselben sowohl eine gut vegetirende Pflanze, so wie auch die oben gegebene Abbildung, die auch im neuesten Catalog Bull’s publicirt ist, erhal- ten. Uns scheint es eine neue zu Billber- gia oder Vriesia gehörige Art zu sein, die sich durch die breiten stumpfen ungefähr 1 Fuss langen und 2 Zoll breiten bandför- mig: gehölten Blättern auszeichnet, die sich am Grunde becherförmig umfassen und auf - der hellgrünen Grundfarbe @Queerbinden tragen, die aus mosaikartig gestellten läng- lichen dunkelgrünen gebogenen Flecken bestehen. Eine nicht blos ausgezeichnete, sondern auch schöne decorative Art, die am besten und sichersten gedeihen dürfte, wenn man dieselbe mit ihren Wurzein in Moos ein- hüllt und so an Holzklötze befestigt, die II. No 1) Vertilgung der Obstmaden. Die Larven, welche sich in dem ange- stochenem Kernobst finden, stammen von Tortrix pomonana, und die am Steinobst von Tortrix funebrana. Herr C, Becker hat beobachtet, dass der grösste Theil die- ser Larven die Früchte vor deren Reife verlässt und sich auf einem gesponnenen Faden zur Erde herab lässt, um dann am Stamm emporzukriechen und sich hier ein- zuspinnen. Im Frühjahr erscheint der Falter und legt seine Eier in die ange- bohrten jungen Früchte, Zur Vertilgung wendet Hr. Becker einen mit klebrigem Leim bestrichenen Papierstreifen (Brumata- Ring) an, der 3 Fuss über der Erde um den Stamm des Baumes ungefähr Ende Notizen, 319 im niederigen Warmhause aufgehängt und zur Zeit der Vegetation fleissig mit lau- warmem Wasser gespritzt werden. Wel- cher Gattung diese Art angehört, kann erst, nachdem sie geblühet hat, mit Sicher- heit gesagt werden. (E. R.) d) Von Froebel und Comp. in Zü- rich eingeführt. 4) Begonia Froebei D. C. Mit B. Veitchi, octopetala, boliviensis etc. zunächst verwandte Art mit knolligem Wurzelstock, die im Winter einzieht. Dieselbe besitzt schief herzförmige umgetheilte Blätter und trägt eine reiche Rispe 4 blätteriger 30— 40 Mm. im Durchmesser haltender leuch- tend scharlachrother Blumen. Soll das Schönste sein, was in dieser Beziehung bis jetzt existirt. Herr Froebel und Comp. denken diese neue Prachtpflanze im Jahre 1875 in den Handel zu geben. Entdeckt ist dieselbe sehr wahrscheinlich durch Hrn. Roezl in den Gebirgen des tropischen Amerika. (E. R.) Juni gelegt wird. Dieser Ring verhindert das Emporkriechen der Larven, welche sich nun unterhalb des Ringes einspinnen und hier leicht vertilgt werden können. (Illustr, Monatschr. für Obst - und Wein- bau). (r) 2) C. Roumeguere, Jardin d’acecli- matation de Collioure. Perpignan 1873. Impr. de Ch. Latrobe. — Der Verfasser beschreibt seinen Besuch, in dem Akkli- matisationsgarten, den der Academiker Naudin zu Collioure in den Pyrenäen ange- legt hat. Orangen und Citronen schmücken den Garten das ganze Jahr hindurch mit ihrem grünen Laube. Der Garten selbst liegt in reizender Lage; von der Höhe des 380 Hügels, den derselbe einnimmt, hat man die Aussicht auf das Meer. Dazu der dichte Schatten der Eichenwaldungen, welchselnd mit den Formen der Tropen. Unter letzteren werden von Palmen im freien Lande cultivirt: Livistona australis, Sabal Palmetto, Chamaerops Martiana, ex- celsa, Fortunei, Phoenix dactylifera, Ph, pusilla, Cocos Romanzoffiana und Jubaea spectabilis. Die letztere Art, schon in schönen Exemplaren vertreten, ist ebenso dauerhaft wie der Chamaerops humilis und dürfte mit der Zeit als Fruchtbaum für den Süden Frankreichs Werth erhalten. Die Boehmeria tenacissima gedei- het hier wie auch in Algerien sehr gut und dürfte gleichfalls mit der Zeit eine wich- tige Nutzpflanze des Südens Frankreichs werden. Es ist das die Ramie - Pflanze, welche als eine der werthvollsten Gespinnst- pflanzen, in Ost- und West-Indien jetzt vielfach angepflanzt wird. Der Berichter- statter sagt, dass diese Pflanze so üppig in Collioure wachse, dass man die Sten- gel derselben im Jahre 3mal zur Faserbe- reitung schneiden könne, Als andere in Collioure gut gedeiherde Pflanzen nennt der Berichterstatter: Bambusa arundina- cea (?), mitis und nigra, Citrus triptera mit Sblätterigen Blättern, und die ver- schiedensten Sorten von Citronen, Orangen, Mandarinen, Dracaena australis, zahlreiche Pflanzen Neuseelands, Opuntien, Phragmites gigantea und eine Masse interessanter Pflan- zen. (E. R.) 8) Nutzen der Störche. In den Gärten, Parks u. a. findet sich sehr oft grosse Menge von Würmern, Käfern, Mäu- sen, Maulwürfen u. s. w., die in ein oder anderer Art den Bäumen und Pflanzen gros- sen Schaden bringen und man nicht weiss wie man selbe losbringt. Da gibt die Zeitschrift der Mailän- der Gartenbau-Gesellschaft (i giardini) eine aus der »Revue horticole«s entnommene Mit- theilung, dass Hr. Ledoux zu Vaines sich alles dieses Gethier aus seinem Parke ferne hielt durch einige Störche, die er in dem- selben hält. Diese Störche greifen die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. , Pflanzen nicht an, nähren sich nur von obenbenannten Thieren und höchsten in Mangel desselben von Brod; durchwintern unter Gebüsch, an Mauern und vor Nord- winden geschützt. — Hr. Ledoux ist voll- ster Ueberzeugung, dass Störche einen Park, Garten etc. immer von allen schädlichen Thieren rein halten. In dieser Beziehung wollen wir auch erwähnen, dass Hr. Figl (Kärnt. Garten- bau-Zeitung) seine von Ameisen stark be- suchten Ananasse mittelst Kröten rein er- hielt. Sr. 4) Vertilgung der Ratten, Mäuse, Feldmäuse etc, — Hr. Victor Paquet sagt, dass manche Gärtner jetzt noch die gefährliche Methode der Vertilgung der obigen Thiere, durch Vergiftung von Erb- sen, Bohnen, Mandeln etc. durch Arsenik anwendeten, wobei andere Thiere und selbst auch Kinder Schaden nehmen könnten. Ein weit ungefährlicheres und doch stets als sicher bewährtes Mittel besteht in Folgenden: Man pulverisire ungelöschtenKalk, mische diesen zu gleichen Theilen mit ge- riebenem trocknem Brod und Zucker und stelle dieses Pulver an die Orte, wo sich die betreffenden Thiere vorzugsweise auf- halten. In Folge des Genusses des unge- löschten Kalkes stellt sich eine heftige Ent- zündung des Magens ein, was noch dadurch befördert wird, dass man diesen Thieren gleichzeitig in Schaalen Wasser zum Sau- fen hinstellt. Es versteht sich, dass das Pulver so aufgestellt werden muss, dass es nicht feucht werden kann. (Bull. de la Soc. de hortie. d’Orleans). (E. R.) 5) Uebersiedelung eines exoti- schen Schmarotzerpilzes. Durieu de Maisonneuve weist in einem Artikel in den Acten der »Societe Linndgenne« zu Bordeaux nach, dass sich ein kleiner Brandpilz, (Puc- cinia Malvacearum) der bis jetzt nur aus der Flora Chili’s bekannt war, auf der Malva sylvestris um Bordeaux angesiedelt hat. Es ist das insofern ein interessantes Factum, als dieses es wahrscheinlich macht, Ei Ak III. Notizen. dass so mancher kleine Schmarotzerpilz, der jetzt unsere Culturen beeinträchtiget, wie der Kartoffelpilz, der Weinpilz, auch aus irgend einem Winkel unseres Erdballs zufällig eingeschleppt wurde. (r.) 6) Ueber die Obsteultur in Cali- fornien finden wir in der »Italia agri- cola» (Mailand September 1874) die Notiz, dass in den letzten zwei Monaten 1120000 Pf. Eräbeeren auf den Markt von San Francisco aus dessen Umgebungen gebracht wurden, und dass der Handel von Erd- beeren, Maulbeeren, Ribes u. a, sich jähr- 381 lich bis auf zwei Millionen Dollars beläuft. — Ferner wird angegeben, dass in Califor- nien sich 150000 Apricosen und Pfirsich- bäume, 530000 Zwetschgenbäume vorfinden ; | dass die Kirschen allda als die grössten und geschmackvollsten der; Welt anerkannt seien; dass die deutschen Colonisten 7000 Zwetschgenbäume der vorzüglichsten Sorte aus Deutschland importirt haben; dass man über 90000 Feigenbäume zählt, die in manchen Jahren vier Mal Früchte tragen; dass es 40000 Mandel-, 25000 Nussbäume gibt u. s. w. Sr. IV. Personalnotizen und Neuestes. 1) Giles’ neuesteReise im Innern Australiens. Herr Ernest Giles hat von seinen neuesten Entdeckungen im In- nern der Colonie Victoria im Süden Aus- traliens, dem Hrn. Baron Ferdinand v. Müller in Melbourne, kürzlich Nachrich- ten gegeben, die das Folgende enthalten: Nachdem Giles die Olga -Gebirge an einer Stelle entdeckt hatte, wo man bis dahin eine wüste Ebene vermuthete, fand er 100 Meilen südlich vom Amadeus -See noch einen zweiten Sce. Von hier aus drang Giles in westlicher Richtung noch 150 Meilen vor und fand da noch stellenweise niederige Gebirge und auch hier und da Wasserbecken mit Eucalyptus umsäumt. Zwei dieser Was- serrinnen (watercourse) waren von bedeu- tender Ausdehnung, doch passirte unser Reisender auch bis 40 Meilen breite was- serlose Strecken. Einigemal fanden auch Erdbeben statt und zweimal ward die Ex- pedition von den Eingebornen angegriffen. Gewitter wurden im Laufe des Sommers nur 2 beobachtet, eins im November und eins im Januar, Es entdeckte dann Giles neue Gebirge mit vielen Schluchten, in denen laufendes Wasser zur Ebene herabströmte, eine für das Innere Neuhollands neue und sehr wichtige Entdeckung. Ebenso finden sich da beständige Wasserflächen. Ein schö- ner Pass führt bei 127° 20 Länge und 24° 30 min. südl. Breite über diese Gebirge und Herr Giles glaubt, dass der See Ama- deus sich noch weit in dieser Richtung ausbreitet; und die Gebirge selbst er- strecken sich von dem Pass noch 60 Mei- len nach Westen. Von hier aus aber be- ginnen Wüsten, die ohne. Kamele zum Transport von Wasser und Lebensmitteln nicht überschritten werden können. Be- kanntlich versuchte Giborn in diese Wüste einzudringen, verirrte sich da und fand seinen frühzeitigen Tod. Hier musste deshalb auch Giles nach Osten zurückkehren, obgleich er weit über die Hälfte der Entfernung nach der West- küste zurückgelegt hatte. Ausserdem zeig- ten sich auch die Eingebornen feindselig und griffen wiederholt die Expedition an, ‚indem sie sich an die Lagerplätze dersel- 389 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ben am Wasser, geschützt durch Gebüsch und Felsen heranschlichen und wiederholt ihre Speere warfen, ohne jedoch einen der Theilnehmer zu verwunden. Auf der Rückreise ward noch ein an- deres tief eingeschnittenes Gebirge ent- deckt, das sein Wasser ebenfalls in den Amadeus-See sendet. Zwölf Monat’ war Giles mit seinen un- erschrockenen Gefährten unterwegs und hat reiche Schätze an Pflanzen und Thieren gesammelt. F. v. Müller hat eine Karte der Ent- deckungen von Giles vorbereitet, die wir auch bald in Europa erhalten werden, um uns zu überzeugen, wie das Innere ‘der beiden Welttheile, deren Erforschung auf die grössten Schwierigkeiten stösst, nämlich von Africa und Neuholland, Schritt für Schritt bekannt wird, so dass die Zeit nicht mehr ferne sein dürfte, wo genaue Landkarten von allen Theilen im Innern dieser Welttheile existiren werden. Statt der vermeintlichen endlosen Wüsten hat man in beiden Welttheilen hohe Gebirge, Seen und Flüsse entdeckt und die. Zeit, wo das Dampfross die scheidenden Wü- stengürtel durchjagt, dürfte nicht sehr fern sein. Baron Müller hat unter den neu ent- deckten Gebirgen verschiedene Geographi- sche Denkmäler gesetzt. Der Amadeus-See ist dem abgetretnen König von Spanien, dem Prinzen Amadeus von Savoyen zu Eh- ren genannt. Unter den Gebirgen finden wir Alfred und Marie getaufte Gebirgsreihen (zu Ehren des Prinzen Alfred von England und seiner Gemahlin der Grossfürstin Marie von Russland), ferner andere die nach dem Russischen Grossfürsten Wladimir und des- sen Gemahlin die Prinzessin von Mecklen- burg-Schwerin genannt worden sind. Unter den von Giles gesammelten Pflan- zen hat F. Müller schon 15 unbeschrie- bene Arten gefunden und beschrieben. Müller schreibt uns, »die ausserordentlich eigenthümliche Vegetation Südwest-Austra- . liens, wo die Regelia eine der verbreitet- sten und diesem Bezirk eigenthümlichen Formen, dehnt sich nicht in der Richtung aus, in der Giles vordrang. Nur 2 sonst ausschliesslich westaustralische Genera, wur- den in Central-Australien wieder gefunden, nämlich Anthotroche und Microcorys.« Ueber beide Genera will Hr. Baron F. v. Müller der @artenflora specielle Mittheil- ungen machen. : Kaum nach Melbourne zurückgekehrt, rüstet sich Giles schon zu neuen Reisen ins Innere. F, v. Müller ist jetzt bemüht, die Mittel dazu zusammen zu bringen. (E. R.) 2) Blühende Agave. In Kloster- neuburg bei Wien steht gegenwärtig (29. Sept.) eine Agave americana in vollster Blüthe — sie ist eine Erinnerung an die vor- Jährige Weltausstellung und stand in der Agricultur -Halle Portugals — sie wurde der chemisch physiologischen Versuchssta- tion überlassen zum Behufe von Unter- suchungen ihres Saftes. Der über arms- dicke Blüthenschaft ist gegen 6 Meter hoch und bildet am oberen Theile eine arm- leuchterförmige Krone mit dunkelgelben Blüthen. Von Interesse ist die Entwick- lung des Schaftes, sie war sehr schnell, so z. B. betrug der Zuwachs vom 17. bis 19. Juniin einer Höhe von 11/, Meter gegen 30 Centim., und in der Mittagszeit erreichte sie einigemale die Höhe von 11/, Centim. binnen einer Stunde, während zur Nacht zeit das Wachsthum anfangs auf 2, später auf 1/g Centim, zurückging — das Wachs- thum hatte 71 Tage gedauert, mit dem 26. August ihr Ende erreicht und am 15, September öffneten sich die ersten Blüthen, In den ganz ausgebildeten Blüthenkel- chen hat Professor Rösler eine fast was- serhelle süssschmeckende Flüssigkeit vor- gefunden, deren Geruch wie derjenige der ganzen Blüthe ein widerwärtiger ist und betäubenden Kopfschmerz verursacht; sie reagirt alkalisch und dürfte wahrschein- lich ein noch unbekanntes Alkaloid sein. Sr, er IV. Personalnotizen und Neuestes. 3) Das kön. Institut der Wissen- schaften in Mailand.hat für das Jahr 1875 einen Preis von 864 Lire ausgeschrie- ben für die beste Erläuterung, ob und welchen Einfluss die Lichtstrahlen verschie- dener Farben auf die Vegetation (und auf die Ernährung der Thiere) ausüben. 4) Die. Wurzellaus in OÖester- reich. Auf eine Interpellation im nied. österr. Landtage (September) über das Auftreten der Phylloxera in Klosterneuburg erwiderte der Statthalter, »dass schon im Jahre 1572 vor der Einfuhr der Wurzel- reben aus Frankreich gewarnt wurde; dass Ende October die Publication des förm- lichen Verbotes der Einfuhr von Weinre- ben erfolgten; dass die in populärer Weise geschriebene Flugschrift des Prof. Rössler die Weinbauer auf die verder- benbringende Reblaus aufmerksam und be- lehrt wurde; dass von der Regierung ein- äringliche Forschungen über das Vorkom- men und Verbreitung des Insectes austel- len liess, und dass ein Fachgelehrter (Dr. Mach.) nach Frankreich entsendet wurde; dass die im Versuchsweingarten in Kloster- neuburg angewandten Mittel vorläufig ohne Erfolg geblieben, dass aber mikroskopische Untersuchungen nicht allein in der Wein- bauschule, sondern auch in Privatweingär- ten angestellt werden; dass die Abgabe von Weinreben aus der Weinschule an auswärtige Schulen untersagt sei u. 8. w.< Ueber diesen Gegenstand finden wir eine, Mittheilung des Hofrathes v. Ham (N. £. Pr. 29. Sept. 1874), dass der Versuchsgar- ten in Klosterneuburg durch die Phylloxera derart inficirt sei, dass er gänzlich ver- nichtet werden muss; unter den angewen- deten Mitteln sei wohl das Unterwasser- setzen der Weingärten erfolgreich, aber nicht überall anzuwenden; dass der Schwe- felkohlenstoff wohl die Reblaus vernichte, dabei aber auch der Weinstock zu Grunde geht dass nun Prof. Rössler im Phosphor- wasserstoff, Ammoniak und Wasserdampf Mittel angegeben habe, welche den Reben keinen Schaden zufügen sollen, man er- 383 warte aber noch, ob die angellten Ver- suche sich auch im Grossen bewähren. Ohne Zweifel habe sich die Reblaus in der Umgegend verbreitet und es sei hohe Zeit dieser drohenden Gefahr extgegen zu treten. Sr. 5) J. Linden in Brüssel hat in Ver- bindung mit dem Marquis v. Casa- nova, am Lago maggiore einen Akkli- matisationsgarten gegründet. Dort sollen die von Linden importirten Pflanzen für das Klima Italiens erprobt und in starken Exemplaren zur Verbreitung in den Gär- ten Italiens angezogen werden. Ferner geht eben jetzt eine von J. Lin- den ausgerüstete Expedition, bestehend aus dem Botaniker Hrn. Pancher und dem Gärtner Hrn. Maerscheft (?). Die- selbe geht zunächst nach Neu-Oaledonien, von:da aus nach den Fidji-Inseln, dann nach den Neuen Hebriden urd zuletzt nach dem östlichen Theil von Neu-Guinea. Die Reise soll 3 Jahre dauern in Noumea (N. Cal.) hat J. Linden ein besonderes bewaffinetes Schiff ausrüsten lassen, um die Reisenden beim Besuch der noch von durchaus wil- den Volksstämmen bewohnten Inseln der weiteren Entdeckungsreise zu schützen. 6) W. Sinning, der frühere Inspector des Botanischen Gartens Hrn. W. Sin- ning, ist am 16. Nov. dieses Jahres zu Bonn gestorben. Derselbe hat ein hohes Alter erreicht und wirkte auch noch, nach- dem er aus seinem Dienst als Garten -In- spektor getreten, als Lehrer an der Land- wirthschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf bei Bonn. Der Referent verehrte in demselben seı- nen früheren Principal und späteren lieben Freund. Sechs und dreissig Jahre sind es, dass ich 2 Jahre im Botanischen Garten zu Poppelsdorf beschäftigt war und dort zugleich mein erstes Werk »Schmitz et Regel,« Flora Bonnensis schrieb. Meine geehrten Freunde jener Zeit, Schmitz, Treviranus, Wichura, Sinning — sig 384 sind vorausgegangen, Segen ihrem An- denken und Ruhe ihrer Asche. (E. R.) 7) Tiflis 29. October 1874. Nach den reichlichen Herbstregen im September (am 5. September fielen allein 6 Zoll Re- genwasser) ist der Herbstilor wunderbar, der maigrüne Rasen bedeckt Gärten und Berghänge, die Syringa persica und Sauer- kirschen sind in voller Blüthe, viele andere Gehölze treiben frisches Laub. Veilchen, Monatsrosen, Georginen, Abutilon, Thee- rosen, Pelargonien, ja rogar Fuchsia, Tro- paeolum nanum var., Crocus speciosus, Colehieum speciosum, Canna indica und var., Cassia marylandica, Elaeagnus re- flexus, dazu die ganze Sippschaft der Chry- santhemum indicum blühen alle in voller Pracht neben den Sommergewächsen. Da wirschon sehr kühle Nächte bis auf + 11/° Reaum. hatten, so ist die Herbst- färbung wundervoll und eine zweitägige „ Reise ins Waldgebirge war ein wahrer Hochgenuss. Bei der Feuchtigkeit hält das Laub noch fest, während es sonst um diese Zeit vor Dürre abfiel, und die Tinten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. f Eh > sind so intensiv wie ich es nie im Leben gesehen. Eschen in dunkelviolett, Cornus mas und Rhus Cotinus tief roth und so geht es mit Acer und Populus durch gelh bis zum saftigen Grün der Eichen. H. Scharrer. 8) St. Petersburg den 2. Decem- ber 1874. In Petersburg war der Herbst ausserordentlich mild. Bis zum 10. Nov. (n. St.) mildes frostfreies Wetter, die Dah- lien waren erst Anfangs November abge- froren. Wiesen bis zum 10. Nov. grün, hier und da zeigten sich Frühlingsblumen, wie z. B. Anemone nemorosa und viele Sträucher zum zweiten Male blüheten. Während in Deutschland der Herbst sehr trocken, hatten wir im Petersburg vorherr- schend nasses Wetter, in Folge dessen die Kartoffeln allenthalben sehr der Krankheit anheimgefallen sind. Aepfel trugen seit längeren Jahren zum ersten Male wieder reichlich. Seit 10. November Schnee und Frost, so dass man schon seit 10 Tage das Eis der Newa zu Fusse passirte. Heute wieder bei + 3° R. Thauwetter. (E. R.) hegister. 1) Abbildungen. Abobra viridiflora Naud. pag. 308. Abutilor Darwini Hook. 8. trinerve Taf. 794, Acanthus mollis L. pag. 111, Adlumia cirrhosa Rafın. pag. 309. Agarista calliopsidea DC. Taf. 816. Agave Gilbeyi h. Haage et Schm. pag. 89. — pubescens Rgl. et Ortg. Taf. 804, Alpinia vittata h. Bull. pag. 147. Amarantus caudatus L. pag. 285. Amaryllis (Hippeastrum) ignescens h. Bull. pag, 150. — (Hippeastrum) Roezli Rgl, Taf. 809. Anchusa italica Retz. pag. 283. Areca Catechu L. pag. 88. Aristolochia galeata Mart. et Zucc. pag. 148. Asperula azures Jaub. et Spach. pag. 339, Aster Novi Belgii L. d. minor Nees. Taf. 187. Astilbe japonica Morr. et Desne-pag. 280. Azara microphylla Hook. fil, pag. 341. Billbergia musaica pag. 378. Boceonia cordata Willd. 8. japonica pag. 231. Cajophora lateritia Maund. pag. 285. Calathea Körnickiana Rgl. Taf, 784, Oalochortus Gunnisoni Wats, 8, Krelagi Rgl. Taf, 793. Calochortus pulchellus £. parviflorus Rgl. Taf. 802 Fig. a. Caltha polypetala Hochst. Taf. 806. Cereus pectinatus Engelm. Taf. 813. Chomaeeistus austriacus Rgl. pag. 60. Cocos Weddelliana Wendl. pag. 242. 339. Corynostylis albiflora Lind. pag. 211. Crambe cordifolia Stev. pag. 112. Crassula Cooperi Taf. 786, Cureuligo recurvata Drydr. fol. variegatis pag. 181. Cyathea dealbata pag. 86, — Smithii pag. 86. Cyclamen neapolitanum Ten. Fig: 2. Cypripedium concolor J. Batem, Taf. 803. Cyrtanthera chrysostephana Hook. pag. 183. Taf? 797, Dendrobium densiflorum Wall. 8. Farmeri Paxt. Taf. 783. Dianthus neglectus Lois, Taf. 815 Fig. c. Dielytra cucullaria DC. pag. 279, Dicksonia antarctica pag. 87. — squarrosa Sw. Taf. 792, Dioscorea illustrata h. Bull. pag. 149, Doryanthes Palmeri Hill. pag, 377. Fedschenko, Alexei Pawlowitsch, Taf. 783. Freesia Leichtlini F. W. Klatt. Taf. S08, Gewächshaus von W. Bull in Chelsea p, 180, 29 386 Ginkgo adiantoides Ung. Taf. 807 Fig. 11. — arctica Hr. Taf. 807 Fig. 7. — digitata Brgn. Taf. 807 Fig. 1, — Huttoni Sternb. Taf. 307 Fig. 4. — integriuscula Hr. Taf. 807 Fig. 5. — multipartita Taf. 807 Fig. 6. — primordialis Hr. Taf. 807 Fig. S—10. Gunnera scabra R. et P. pag. 112. Gymnogramma decomposita Baker pag. 342, MHepatica angulosa Lam. pag. 282. Hibiscus rosa sinensis L. $. fulgidus pag. 185. Eris acutiloba C. A. M. Taf. 812 Fig. 1. — caucasica Hoffm. Taf. 800 Fig. b. — reticulata M. B. „. cyanea Taf. 797. Fig. 1. Lagurus ovatus L. pag. 283. Lilium Washingtonianum Kellog. pag. 240 Linden, J. Taf. 801. Lithospermum Gastoni Fig. 2. Benth. Taf. 812 Macrozamia corallipes h. Bull. pag. 243. Maranta Seemanni Masters pag. 132. Nepenthes Rafflesiana Jack. pag. 212. Nicotiana Tabacum L. pag. 284. Odontoglossum naevium Lindl. 8. majus Werner Taf. 791. Ornithogalum fimbriatum Willd. Taf, 800 Fig. a. Osmothamnus fragrans pag. 57. Philodendron Melinoni Taf. 789, Pironneava Morreniana Rgl. Taf. 305. Piteairnia undulata Scheidw. Taf. 781. Polygonum sachalinense P. Schmidt. p. 88. — tomentosum Willd. Taf. 810. Register. Ba ET Aa a N RE TE TER T 5 hs = © j ig je ERTNR NE Be Pomaderris phillyraeoides Sieber. Taf. 795 Fig. 2. Primula auriculata Lam. «. brevistyla Taf. 802 Fig. b. Rheum palmatumL. var. tanguticum Maxim. pag. 306. — Rhaponticum L. pag. 113. Rhinopetalum Karelini Fisch. Taf. 796. Rhodanthe Manglesi Lindl. var. maculata pag. 338. Rhododendron caucasicum pag. 59. — dahuricum pag. 57. — ferrugineum pag. 58 Fig. b. — hirsutum pag. 58 Fig. a. — parvifolium pag. 59. Salpiglossis sinuata Ruiz et Pav. pag. 375. Saponaria caespitosa DC. Taf, 815 Fig.a.b. Saxifruga florulenta Moretti Taf. 782. Schizolobium excelsum Vogel pag. 90. Seemannia Benaryi. Rgl. Taf. 814. Spyridium globulosum Benth. et Hook. Taf. 795 Fig. 1. Stangeria Katzeri Rgl. Taf. 798. Stanhopea Bucephalus Lindl. Taf. 785. Stipa pennata L. pag. 114. ß. Roezli Thrinax argentea Lodd. pag. 89. Thymus Serpyllum L. fol. aureo-variegatis pag. 310. Tillandsia juncifolia Regl. Taf, 811. Todea superba Col. pag. 241. Tropaeolum peregrinum L. pag. 14. Tulipa Eichleri Rgl. Taf. 799. — Hageri Heldr. Taf. 790, Viola pedata L. pag. 279. Zinnia elegans Jacq. fl. pleno pag. 16. | Register, 387 2) = flanzon, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abobra viridiflora Naud. 308. Abutilon Darwini Hook, 8. trinerve 130. Acanthus mollis L. 111. Aconitum Atees Royle 343. — cordatum Royle 343, — heteropyllum Wall. 343. Acorus Calamus L. 133. Adiantum Hendersoni Linden 19, Adlumia eirrhosa Rafın. 309, Agarista calliopsidea DC. 356. Agave Gilbeyi h. Haage et Schm. 89. — Gilbeyi hort. 115. — maculata Rgl. 228, — maculosa Hook. 228. — pubescens Rgl. et Ortg. 227. Alo& (Apicra) deltoidea J. D, Hook, 117, Alpinia vittata h. Bull. 146, Amarantus caudatus L. 285. — melancholicus L. 112, Amaryllis vittata Harrissoniae 244. — (Hippeastrum) ignescens h. Bull. 147, — (Hippeastrum) Roezli Rgl. 290. Anacardium occidentale L. 10. Anchusa amoena Gaertn, 283. — azurea Rchb. 283, — italica Retz 283. — offieinalis Gouan. 283. — paniculata Ait. 2893. Anemone angulosa Lam. 281. — transsylvanica hort. 231. Anthurium crystallinum Lind. et Andre 20. Antirrhinum heterophyllum Schousb. 84, — sagittatum Poir. 84. Aquilegia chrysantha A. Gray 118. — leptoceras Nutt. var. chrysantha 117. — leptoceras Nutt. var. flava A. Gray, 118. Arabis blepharophylla Hook. et Arn. 313, Araucaria imbricata 247, Areca Catechu L. 88, Aristolochia galeata Mart. et Zuce. 146. — tricaudata Duch. 116. Artemisia scoparia W. et K. 112. Arundo Donax foliis variegatis 141. Asperula azurea Jaub. et Spach, 339, Aster floribundus W. 65, — Novi Belgii L. d. floribundus Nees, 65. — Novi Belgii L. d. minor Nees. 65. Astilbe japonica 280. Azalea fragrans Adams 57. Azara microphylla Hock. fil. 241. 340, Bambusa striata Lodd. 311, Barkeria Lindleyana Batem. 344, — Lindleyana var. Centerae Endr. et Rehb. fil..116. Bauhinia natalensis Oliv. 313. Begonia Froebeli DC. 379. — octopetala L’Herit. 118. Berberis heteropoda Schrenk. 178, — integerrima Bunge 177, — sibirica L. 179. — Sieboldi Migq. 177. — sinensis Desf. 176. — —_ ß. angustifolia 177, y. canadensis 177. Ger = d. crataegina 177, e. cretica 177. e. typica 176. — Thunbergi DC. 178. _ — ß. Maximowiezi Rgl. 178. = — eo. typica 178. Berberis vulgaris L. 173. amurensis 176, . commutata 175. . emarginata 175. . Japonica 176, . microphylla 175. . normalis 174. . parvifolia 175. . sulcata ©, Koch 175. . turcomanica 176, Beschorneria Tonelii Jac. 341. Billbergia musaica 378. Bocconia cordata. Willd. 8. Japonica 280. — japonica hort. 280. Boronia megastigma Nees. 54. — tristis Turcz. 54. Buglossum amoenum Gaertn. 283, 25% | | sau mon 8 in 1 IT 9 388 Buglossum angustifolium Tausch. 283. elatum Mönch. 283. italicum Tausch. 283. officinale Lam. 283. paniculatum Tausch. 283. vulgare Tausch. 283. Cacalia Anteuphorbium L. 344, canescens W. 85. Haworthi Sweet 85. tomentosa Haw. 85. Cajophora lateritia Maund. 284. Calathea Körnickiana Rg). 33. nigro-costata Lind. et Andr& 245. propinqua hort. 34. Calendula officinalis ranunculoides com- planata 13. Calochortus Gunnisoni Rgl. 129. pulchellus $. parviflorus Rgl. 226. pulchellus typicus 226. Calonyction speciosum Chois. 325. Caltha polypetala Hochst. 259. Calyptrion Aubletii Ging. 210. Berteri Ging. 210. nitidum Benth. 210. Camellia japonica var. Caprioli 245. var. Giglioli 245. Il Giogello 20. Poldinia Vanduri 55. Capparis- spinosa 302. Caraguata Zahni hort. Veitch. 84. Ceanothus globulosus Labill, 131. Celsia betonieaefolia Desf. 116, Cereus pectinatns Engelm. 325, Chamaedorea fenestrata h. v. Houtt. 313. geonomiformis Wendl. 313. humilis Hort. Berol, sec. Wendl. 313, Chamaeeistus austriacus Rgl. 60. kamtschaticus Rgl. 60. Cinchona Calisaya Wedd. var, Josephiana 83. Clematis-Arten 155. Cocos Weddelliana Wendl. 241. 339. Colchicum chionense Haw. 314. Fritillaricum chiense Parkins 314. Parkinsoni J. D. Hook. 314. speciosum Stev. 311. Cordyline gloriosa Lind. et Andre 19. Corynostylis albiflora Linden 210. carthagenensis Karst. 210. Wats. 8. Krelagi — Register. Bu EN Ryan ae ra a Corynostylis guyanensis Karst. 210. Hybanthus Mart. et Zucc. 210. Crambe eordifolia Stev. 112, Crassula Cooperi 36. profusa J. D. Hook 54. Saxifraga Harv. 116, Cryptandra globulosa Hook 131. Cupressus disticha L. 26. Curculigo recurvata Dryand. fol. varieg a- tis 182. Curmeria pieturata Linden et Andre 200. Cyathea dealbata 85. Smithü 85. Cyclamen neapolitanum Ten. 163. Cyclobothra pnichella Benth. 226. Cyenoches maculatum Lindl. 244, Cymbidium Parishi Rchb. fil. 244, Cypripedium concolor J. Bätem. 227. Roezli Rgl. 56. Sedeni h. Veitch. 115. Cyrtauthera chrysostephana Hook. 184. Cyrtodeira fulgida Linden 20. 201. Cytisus Laburnum 247, Dendrobium densiflorum Wall. 67. densiflorum Wall. d. alboluteum Bot, Mag. 67. densiflorum Wall. 8. Farmeri Paxt. 66. densiflorum Wall. y. parviflorum 67, densiflorum roseum hort. 67. densiflorum Wall, «. typicum 67. Farmeri Paxt. 66. Farmeri aureo-flavum Bot. Mag. 67. Hanburyanum Rchb. fil. 82. lituiflorum Lindl. 82. Dianthus alpinus DC. 359. glacialis DC, 355. neglectus Lois. 359. Dieksonia antaretica Labill. 8, squarrosa Sw. 100. Dielytra eucullaria DC. 279. Dioscorea illustrata h. Bull. 116. 146. Dolichos bicontortus Durieu de Maison- neuve 18. Doryanthes Palmeri Hill. 242, 376. Dracaena gloriosa 201. (Cordyline) Reali Lind. et Andre 244. Shepherdi Bull. 19, A Register. Echinocactus Cumingi Salm, 344, — pectiniferus Scheidw. 325. Echinopsis pectinata Pfr. 325. Encholirion Saundersi hort. De Smet. 55. Epidendrum criniferum Rehb. fil. 343, — Lindleyanum Rchb. fil. 344. Equisetum sylvaticum 230. Eucalyptus globulus 217, Wagraea zeylanica Thbg. 311. Freesia Leichtlini F. W. Klatt. 289. Gaillardia Amblyodon J. Gay 512. Gaultheria insipida Benth. 117. — petraea Weddell. 117. Ginkgo Thunbrg. 260, Godwinia gigas Seem. 82. Gunnera scabra R. et P. 112. Gymnogramma decomposita Baker 340. Gynandriris Sisyrinchium Parl. 343. Hepatica angulosa Lam. 281. Heracleum giganteum Lge. 19, Hibbertia Baudouini Br. et Gris, 83. Hibiscus rosa sinensis L. ß. fulgidus 185. Holigarna longifolia Roxb. 12, Hoteia japonica Morr. et Decaisn. 280. Hypnum tamariscinum 152. Jonidium Aubletii Roem. et Schult. 210. Ipomoea grandiflora Roxb. 325. Iris acutiloba C. A. M. 323, — Aegyptia Del. 343. — caucasica Hoffm. 195. — Douglasiana Herb. 312. — reticulata M. B. y. cyanea 162, — Sisyrinchium L. 343, Kaempferia longa Jacq. 83. — rotunda L. 83. Kleinia Anteuphorbium DO. 344, — Haworthi DC. 85. — tomentosa Haw. 85. Lagurus ovatus L. 283. Lampreooceus undulatus Lem. 1. Leopoldinia pulchra hort. 241. Leptopteris superba Hook. 240. Leptosyne märitima Huber cat. 356. Lilium candidum 327. ® 389 Lilium Krameri J. D. Hook. 84. — pulchellum Fisch. $. Buschianum 79. — Waschingtonianum Kellog. 239. Linaria circinnata Sweet 84, — heterophylla Spr. 84. — Lancerottae Del. 84. — sagittata J. D. Hook, 84. — Webbiana- Vis. 84. Lithospermum Gastoni Benth. 324. Loasa lateritia Hook. 284. Lycopersicum racemiforme Lge. 19. — racemigerum Lge. 19. RHacrozamia corallipes h. Bull. 241. Maranta hieroglyphica Linden et Andre 201. ; — Seemanni Masters 183. Masdevallia caloptera Rchb. fil. 244. — Chimaera Lind. et Andre 115. — inaequalis Rehb. fil. 244. — Lindeni Andre var. Harryana 244, — melanopus Rchb. fil. 244, — nyeterina Rehb. fil. 115. — polystieta Rchb. fil. 244. Mecalictus australensis 348. Medinilla amabilis Dyer. 244. Melampyrum 230. Menivria turgida Fua mss. 53. Mesembryanthemum introrsum Haw. 84. — truncatellum Haw. 311, Mimosa prostrata hort. 308. Moraea fugax Ten, 349. — Sisyrinchium Gawl. 343. — Tenoroana Sweet. 343. Nepenthes Rafflesiana Jack. 211. Nerium Oleander, Varietäten 20. Nicotiana Tabacum L. 283. Nidularium eyaneum Lind. et Andre 245. Nothopanax sambucifolius Seem. 343. Nunnezharia geonomiformis J. D. Hook. 343. ©dontoglossum Insleayi Lindl. var. pan- therinum 115. — naevium Lindl. 8. majus Werner 99. — Roezli Rchb. fil. 115. 313, — roseum Lindl. 313. Omphalodes Luciliae Boiss. 54. Oncidium aurosum 200. 390 Oncidium ceucullatum 200. — dubium Ed. Andre 245. — hastilobium 200. — Lirdleyanum 200. — macranthum 200. — praetextum Rchb. fil, 115. — sceptrum 200. — stelligerum Rchb. fil. 115. — zebrinum 200. Onocyclus acutilobus Siemsen 323. Ornithogalum fimbriatum Willd. 194. Osmothamnus fragrans DC. 57. — pallidus DC. 57. Panax angustifolius F. Müll. 343. — dendroides F. Müll. 343. — sambucifolius Sieb. 343, Passiflora insignis J. D. Hook. 116. Pelecyphora aselliformis Ehrenb. var, con- color 84. Pentstemon Palmeri A. Gray 85. Philodendron Melinoni Brongn. (hort.) 67, Philydrum glaberrimum J. D. Hook. 83, Phyllotaenium Lindeni Andre 201. Pironneava glomerata Gaud. 258. — Morreniana Rgl. 257. — platynema Gaud. 258. Pirus amygdaliformis Vill. 328, — baccata L. 329. — betulaefolia Bge. 329, — communis L. 329. — coronaria L. 330. — elaeagnifolia Pall. 330. — longipes Coss. et Durieu 331. — Malus L. 331. — nivalis Jacg. 331. — Pashia Hamilt. 332. — prunifolia W. 332. — Ringo Siebold. 332. — rivularis Dougl. 332. — salicifolia L. fil. 332. — spectabilis Ait. 333. — syriaca Boiss. 339. — ussuriensis Rupr. et Maxim. 333. Pistacia Lentiscus L. 11, — Terebinthus L. 11. — vera Hayne 10. Piteairnia Andreana Linden 56. — floccosa 307. — lepidota 56. — speciosissima hort. v. Houtte 1. Register. . Pitcairnia undulata Scheidw. 1. -Platyloma bellum Th. Moore 18. — brachypterum Th. Moore 18. Polygonum ochreatum Honttuyn. 291. — pulchrum Blume 291. — sachalinense P. Schmidt 87. — tomentosum Willd. 291. Pomaderris aemula Steud. 131. — globosa G. Don. 131, — phillyraeoides Sieber 133. — polyantha Steud. 131. — pyrrhophylla Steud. 131. Pourretia floccosa C. Koch 307. — lanuginosa hort. 307. — violacea h. Laurent. 307. Primula auriculata Lam. «. brevistyla 225. — Boveana A. Reich. 53. — dCourti hort. Veiteh 53. — sinensis Hochst. 53. — verticillata Forsk. var. sinensis Mast. 53. Pteris aquilina 250, Rapatea pandanoides Lind. et Andre 244, 245. — ? sphaerocephala Spruce 244. Regelia ciliata Schauer 344. Rheum officinale 305. — palmatum L. var. tanguticum Maxim. 305. — Rhaponticum L. 113, Rhinopetalum Karelini Fisch. 161. Rhipsalis Houlletii Lem. 314. Rhodanthe Manglesi Lindl. 337. d. alba 358. y. maculata Hook. 338. var. minor 314, e. plena 358. ß. sanguinea Hook. 338. Ze, — a. typica 837. Rhodastrum dahuricum Maxim. 56. Rhododendron caucasicum Pall. 58. — Chamaeecistus L. 60. — chrysanthum Pall. 58, — dahuricum L. 56. — ferrugineum L. 58. — fragrans Maxim. 57. — . hirsutum L. 57. — kamtschaticum Pall. 60. — lapponicum Wahlbrg. 59. Register. Rhododendron Madame Linden 20. malayanum Jack. 54. parvifolium Adams 58. Princesse Louise 55. tubiflorum DC. 54. Rhodothamnus Chamaeeistus L. 60. Rhopala corcovadensis hort. 343. Pohlii Meissn. 343. Rhus Coriaria L. 12. Cotinus L. 12. Toxicodendron L, 12, alba L. 144, Capitaine Christy 25. cinnamomea L. fl. pleno 144. hemisphaerica Herm. var. Persian yellow. 144, Madame Marie Finger 25. Marie Guillot 26, Prince Paul Demidoff 25. rugosa Thbrg. fl. pleno 144. Shirley Hibbert 26. Rubus delieiosus Torr. 85. Rosa peu Salisburia adiantifolia Sm. 260. Salpiglossis sinuata Ruiz et Pav. 375. Saponaria caespitosa DC. 354. elegans Lapeyr. 354. Saxifraga cochlearis h. Genuens. 19. cuneifolia var. apennina Bert. 19. florulenta Moretti 2. 314, infundibulum Lge. 19, Kotschyi Boiss. 116, multicaulis Lge. 19. peltata Torr. 310. Saxo-Fridericia subcordata F, Koern. 244, Schizolobium excelsum Vogel 90. Schubertia disticha Mirbel 26, Seemannia Benaryi B;gl. 353. Selenipedium Roezli Rchb, fil. 56. Semecarpus Anacardium L. 11. Sempervivum tectorum L. var. atlanticum 83. Senecio Anteuphorbium J. D. Hook. 344, Doronicum L. var. hosmariensis 344, Haworthi J. D, Hook, 85. Silene Bolanderi A, Gray 82, Hookeri Nutt, 82, Solandra oppositifolia Movn, Cat, 311. Solanum haematocarpum 13, pyracanthum Jacg. 13. — — en u — — — — —— — _ — — — , , , , — „— „— ——_ ee u ——— — —_ = ee immun 391 Sonerila Bensoni J. D. Hook, 82. Sorbus alnifolia Wzg. 357. americana W. 357, arbutifolia Wenz. 357. Aria Crantz. 357. Chamaemespilus Crantz 358. crenata ©. Kocb 358. domestica L. 359, foliosa Spach 359, gracilis ©. Koch 359. lanata C. Koch 359. microphylla Bong. 359, sambucifolia Ledeb. 359. scandica Fries 359. sikkimensis Wzg. 359. torminalis Crantz. 359. trilobata Boiss, 360. Sparaxis Thouberti hort. 289, Spartium junceum 315, Spiraea barbata Wall. 280, japonica hort. 280, Spyridium globulosum Benth. et Hook. 131 Stangeria Katzeri Rgl. 163, Stanhopea Bücephalus Lindl. 35. ß. Jenischiana 35. y. Roezli 35, grandiflora Rchb. fil. 35. $- Jenischiana 35, Jenischiana Kramer 35. Stapeliß& Corderoyi J. D. Hook. 312. Steudnera colocasiaefolia C. Koch 311. Stipa pennata L. 114, Syringodea pulchella J. D. Hook. 117. Tacsonia insignis Mast. 116. Tagetes erecta sulphurea plena 13, Taxodium distichum Rich. 26, Thrinax argentea Lodd. 89. Thymus Serpyllum L, fol. aureo-variegatis 310. Tillandsia filiformis hort. Belg. 322. — juncifolia Rgl. 321. musaica Roezl. 378, staticiflora hort, Par, nec Morren, 322. tesellata Linden 201. Todea superba Col. 240, Trichomanes squarrosum Forst, 100, Tropaeolum aduncum Sm. 14, canariense hort, 14, 392 Tropaeolum peregrinum L. 14. Trymalium globulosum Fzl. 131. Tulipa Eichleri Rgl. 193. — Hageri Heldr. 97. — Julia Haage et Schm, 193. — Schrenkii Rgl. 99. — Thomas Moore 18. Tydaea Lindeni Rgl. 245. Vaceinium macrocarpum 37. Victoria regia Lindl. 255. 286. Viola digitata Pursh. 278. — Hybanthus Aubl, 210. "Register. Viola laurifolia Sm. 210. — multifida Mill. 278. — odorata 214. — pedata L. 278. Vireya tubiflora Blume 54. Vriesia Glazouiana 160. Xanthorrhoea quadrangulata F. Müll. 310. Xiphion Sisyrinchium Baker 343. Zamia Roezli Rgl. 55. Zinnia elegans Jacg. fl. pleno 16. 3) Sachregister. Agave, blühende 382. Akklimatisationsgarten von J. Linden 383. Akklimatisirung 151. Alexandergarten in St. Petersburg, Eröff- nung desselben 254. Alpenpflanzen Maly’s 246, Araucaria imbricata, grosse im Garten zu Woodstock 247. Ausstellung des Akklimatiaations - Vereins in Berlin 288. — essbarer Pilze 214. — , internationale, in Florenz 127, 158, 159. —, internationale, in Santiago 224. — von nützlichen und schädlichen In- secten 224, — in Wien, Nachträgliches 352, Ausstellungen 93. Autoren, über das Citiren derselben 237- Bastardorange 347. Bäume, über das Setzen derselben 221. Begräbnissplatz, Beschreibung eines ameri- kanischen 165. Behandlung mehrköpfiger Dracaenen 17. Bemerkungen zu dem Artikel über Blatt- pflanzen im freien Lande 346, Berberis, Uebersicht und Beschreibung der Arten der Gattung, mit abfallenden Blättern, welche in Nordamerika, | Europa, Nordafrika und in Mittel- asien und Japan heimisch oder in unseren Gärten cultivirt werden 171. Berberitze, gemeine 173, bericht über die Reisen und Einführungen von B. Roezl in den Jahren 1872 und 1873, 45. 69, Birnen, Ursprung der cultivirten 213. Blattpflanzen, Culturverfahren um schöne, im freien Lande zu erzielen 104, 346. . Blumen, künstliche Färbung natürlicher 150, — -und ÖObstausstellungen in Mailand und in Wien 207. Blumenausstellung in Mailand 120. — in Moskau. 253. — in Venedig 62, Blumenausstellungen 32, — in Mailand und Florenz 62. Blutlaus, Mittel gegen die wollige 26, Botanische Gärten 29. Clematis, Bemerkungen über holzige 228, Cranberry oder Nordamerikanische Preis- selbeere als Einmachfrucht 8. Cultur des Calonyction speciosum Chois, (Ipomoea grandiflora Roxb.) 325, — der Camellia im Zimmer 219, Register, Cultur der Capparis spinosa oder Cappern- Strauches 302. — der Pensees oder Gedenkemein 79. — eines Sommerlevcojenflores im freien Lande 334. — der Victoria regia Lindl., Eigen- thümlichkeiten bei derselben in St. Petersburg 286. Culturen in Castelbuono in der Provinz Palermo 152. Culturverfahren um schöne Blattpflanzen im freien Lande zu erzielen 104. 346, Cytisus Laburnum eine Giftpflanze 247. “ Doryphora decempunctata 316, Dracaenen, Behandlung mehrköpfiger 17, Einfluss des Leuchtgases auf die Pflanzen 61. — des Wildlings auf den Edelstamm 9. Equisetum sylvaticum als Parkpflanze 230, Erdbeerculturen im Grossen 78. Ersatz des durch Dachrinnen an Gebäuden den Wandpflanzen entzogenen Re- genwassers 304, Etiquetten, eine dauerhafte billige Art 369, Familie der Anacardiaceen 10. Färbung, künstliche, natürlicher Blumen 150. Farnhaus im Kais. Botanischen Garten in St. Petersburg 153. Fedschenko, Alexei Pawlowitsch 3. Flora in Charlottenburg 224, Floragarten in Charlottenburg, Situations- plan 254. Fuchsschwanz 285. Garten des Academikers Naudin 379. Gattung Pirus und Sorbus, die Arten der- selben. Eir Beitrag zur Nomencla- tur der Gehölze 328. 357, Gehölze, Beobachtungen über den Einfluss der Kälte auf bereits getriebene nnd blühende 135. Gerber-Sumach 12. Herbarium des Professors Orphanides 32, Holzstoff, Vorkommen und Enstehen dessel- ben in den Geweben der Pflanze 316, 393 Jedem das Seine 367. Kalmus, Vaterland desselben 133. Kälte, Beobachtungen über den Einfluss derselben auf bereits getriebene und blühende Gehölze 135. Kartoffelkäfer Amerika’s 316. Keimen der Samer, Beförderungsmittel 25. Krankheit der Weissen Lilie 327. Handrosen im rauhen Klima 143, Landschaftsgartenkunst, deutsche, in Nord- amerika 165. Landwirthschaftliche internationale Aus- stellung in Bremen 160, Laucharten, Nomenclatur der zum Küchen- bedarf cultivirten 269, Linden, J. und dessen Etablissement in Gent 196, Mist, das Ausbreiten desselben auf der Oberfläche als Mittel, den Boden locker zu machen 303. Mittel gegen Weinpilz 315. — — die wollige Blutlaus 26. Nachrichten aus Athen 192. 8 — Baku 125. der Krim 197. ii — Nikita 192, — St. Petersburg 384, — Tiflis 24. 30. 159, 255. 345. 384, 3 Nomenelatur der zum Küchenbedarf eulti- virten Laucharten 269. Notizen über die Wirkungen des Frostwet- ters im Februar 1874 in den Krons- gärten der Transkaukasischen Pro- vinzen und des Südufers der Krim 345. Nutzen der Störche 380. 223. Obsteultur in Californien 381. Obstmaden, Vertilgung derselben 379. Öculiren der Rosen auf Unterlagen von Rosa Manetti 501. Öhrwürmer, neue Falle für dieselben 153, Oleander-Varietäten, neue von Sahut 20. Perüken-Sumach 12, 394 Pflanzen, Bemerkungen über das Erfrieren derselben 218. — , Einfluss des Leuchtgases auf die- selben 61. — wärmerer Regionen, Widerstands- fähigkeit derselben gegen Kälte 38. —, zwei dankbar blühende einjährige, zur Herbstflor 13. Pflanzen-Ausstellung zu Wien 185. in Wien in gärtnerischer und künstlicher Bezieh- ung 270. Pflanzenwelt auf Sumatra 22, Pflanzungen von Vaccinium macrocarpum 37. Phylloxera 9. 152. Pilze, Ernährung und Stoffbildung dersel- ben 315. Pinienwald 247, Pomologen-Congress in Wien 152. Raupenvertilgung 217, Reise nach Neu-Granada, von G. Wallis 361. Reisen und Einführungen von B. Roezl in den Jahren 1872 und 1873. 45. 69. — im Innern Australiens 381. Reisenotizen von E. Regel. Von Bern bis Zürich, Stadtanlagen und Squares 370. — von E. Regel. Von Genua bis Lau- sanne, Botanische Gärten, Steinpar- thien 293. — von E. Regel. Von Petersburg über Wien bis Venedig 202, — von E. Regel. Von Spezia nach Genua 262. — von E. Regel. Spezia 232. Rosen, schönste 25. —, Ueberwinterung der hochstämmigen 145. Von Venedig bis Samen-Catalog des Herrn F.C. Heinemann in Erfurt 110. Sauerdorn, chinesischer 176. —; Siebold’s 177. —, ganzrandiger 177. —, tatarischer 178, —, Thunberg’s 178. Register. Sauerdorn, sibirischer 179. Schattengräser für Parkanlagen 101, Schlagintweit’s Reisen in Indien und Hoch- asien 121. Schmarotzerpilz, Uebersiedelung eines ex- otischen 380. Schutz für Pfirsichbäume und Aprikosen an Wandspalieren 17. Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Wien 119. Sommerlevcojenflor, Cultur eines, im freien Lande 334. Spartium junceum als Gespinnstpflanze 315. Squares 370. Staar, der, und andere schädliche Vögel 77. Stadtanlagen 370. Stärkebildung 216. 246. Steinparthien 293. Störehe, Nutzen derselben 380. | Suchum am Schwarzen Meer 213. Sumatra, Pflanzenwelt 22. Sumbul (Euryangium) 253. Tertiärflora 247. Traubenpilz, Mittel dagegen 247. Tropaeolum peregrinum L. und die Ver- wandten 14. Trüffeln, Umbrische 25, Ursprung der cultivirten Birnen 213. Vaterland des Kalmus 139. Vegetation der Oasen der Libyschen Wüste 214. Veilchen 214. Verband deutscher Gartenbaugesellschaften 63. Vermehrung der Rhopalen und Theophras- ten durch Stecklinge 78. Verpackung, über 267. Vertilgung der Ratten, mäuse etc. 330. — der Obstmaden 379. Mäuse, Feld- Widerstandsfähigkeit der Pflanzen wär- merer Regionen gegen Kälte 38. Wildling, Einfluss desselben auf den Edel- stamm 9. Wurzellaus in Oesterreich 383. Register. 395 4) Literaturberichte. Batalin, A. über die Ursachen der perio- dischen Bewegungen der Blumen und Laubblätter 249. Bemmelen, J. A. Van, Repertorium annuum literaturae botanicae periodicae 222. Bericht der internationalen ampelographi- schen Commission 348, Bulletin de la Societe Imperiale des natura- listes de Moscou 28. 29. Caruel, T. Riflessioni sull’ insegnamento della botanica in Italia 351. S. La Palma nella poesia, nella pienza e nella storia sieiliana 351. Cusa, Decaisne, le Jardin fruitier du Museum 349. Deutsche landwirthschaftliche Presse 237, — Monatsschrift für Landwirthschaft 348. Dietrich, L. F. Encyclopädie der gesamm- ten niederen und höheren Garten- kunst 91. Gemüsegärtner, der ausländische 248, Georgika 348. Geyer, C. der Anbau und Pflege derjeni- gen fremdländischen Laub- und Na- delhölzer, die den norddeutschen Winter im Freien aushalten 191. Goeschke, Franz. Das Buch der Erdbee- ren 348, Göthe, H. und R.Göthe, die für den Weir- bau Deutschlands und Oesterreichs werthvollsten Traubensorten 252. Grönland, J. und Th. Rümpler, Illustrirte Blumen-Gärtnerei 248. BHeincke, Bericht über Garten-, Wein- und Obstbau auf der internationalen Aus- stellung in Bremen 352. Hogg, Robert, the Gardener’s Year-Book and Almanack, 1874. 153, Holzgewächse, die, in Nord- und Mittel- deutschland 155. Hooker, D. report on the progress and condition of the Royal Gardens at Kew 28. Jahresbericht des Erzgebirgischen Garten- bauvereins zu Chemnitz 250. — des Gartenbau- Vereines zu Cassel 152. — des Gartenbau-Vereines in Meinin- gen 155. — des Gartenbauvereins für die Ober- lausitz 250. — des Kärthner Gartenbau-Vereines ir Klagenfurt 218. Jahresberichte von Gartenbauvereinen 91. 154. 2 Jühlke. Das Palmenhaus auf der Pfauen- insel 350. Just, Dr. Leopold. Botanischer Jahresbe- richt 154. Kärthner Gartenbau-Zeitung 218. Klar und Thiele, Deutsche Reichsofferten- Zeitung 237. Koch, K. Dendrologie, II. 2 Abtheil. 252. Lindley, John, and Thomas Moore, the Treasure of Botany 250. Lucas, Dr. Ed. Jahrbuch für Pomologen und Gartenfreunde 221. —, Dr. Ed. Die Kreis- oder Bezirks- baumschule 69. Masters, M. T. Contributions to the na- tural history of the Passifloraceae and »Passifloraceae brasilenses.« 248. Meyer’s deutsches Jahrbuch, herausgegeben von Max Wirth 68. Mittheilungen des Gartenbauvereins zu Er- furt 250. Moore, Thomas, and George Jackmann. The Clematis as a »Garden Flower.«< 155. Neumann, 'H. S, Anleitung zu Gartenanla- 396 gen am Hause und der städtischen Villa 27. Obstschutz, der, I. Taschenberg, Schutz der Obstbäume und deren Früchte gegen feindliche Thiere 248. Pasquale, A. Su di una anomalia della foglia del Carubo (Ceratonia siliqua) 351. Petzold, E. Fürst Hermann v. Pückler Muskau 318, Beilageheft 1374. Plantes, les, ornementales & feuillage pa- nachö et colore 155. Bechenschaftsbericht des Steier’schen Gar-- tenbau-Vereines in Graz 253. Roland, G. A. Album für Gärtner und Gar- tenfreunde 251. Roumeguere, C, Jardin d’acclimatation de Collioure 379, Register, Rümpler, Th. Deutscher Gartenkalender für 1874. 92. 192. Schmidt, Fr. Die wissenschaftlichen Re- sultate einer Expedition an den un- tern Jenissei zur Aufsuchung eines Mammuth-Cadavers 249, Schmidt’s, Joh. Aug. Friedr. kleiner Haus- gärtner 28. Schmidtlin’s Blumenzucht im Zimmer 222, Siragusa, F. P. C. Sulle funzioni delle ra- dici delle piante 351. Wade mecum des angehenden Garten-In- genieurs 155. Vilmorir’s Illustrirte Blumengärtnerei, her- ausgegeben von Grönland und Rümp- ler 29. Visiani, R. de. Florae dalmaticae supple- mentum 349, Wesselhöft, Johannes. Der Rosenfreund 27. 5) Literaturberichte. Augustin 32. BBouchard-Huzard, L. 64. Bureau, Ed. 128. Celi, Professor 96. Delpino, Professor 96. Fedschenko, Alexei Pawlowitsch 3. Gieseler. Gartenmeister 32. —, Herm. 160. Giles 331. Goeze, Dr. Edm. 96. Mleissinger, Franz Xaver 170, Henan, Dr. 213. Heydorn 320. Hildebrandt 320, Hökel 320. Jäger, H. 128, | Lang 320. Linden , J. 196. Maclai, Micluecha 352. Massalengo, Dr. C. 96. Müller, Baron Ferd. v. 128. 159. Pedicino, Prof. 96. Planchon, Professor 96. Prshewalski 95. Sinning, W. 383. Sisley 213. Staby und Baggs 32. Staudigel 320. Strauch, Adolph 166. Sullivant, William 30. Torrey, Dr. John 30. Voigt, Julius 320. Wallis, G. 361. Willkomm, Professor 64. RD ya N DARE-T DIR A IR Su Pi ” ob Re u AN AUBE ANA? Un VAR NEN UN I re R SR Zw SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES nl NN 3 9088 01486