Ex Libris Quos INSTITUTIONI SMITHSONIANAE Anno MCMV Donavit Accesio N. Ba, Rune BR N a BR 1 mn lan KH KOBRAN N an Ban 1 gl \ u EpA Ah EREUINMIESET UNE FINN AV INA Nr TAFELN BUN Ele A Ra, TO RKEN AN IER GARTENF LORA. Allgemeine Monatsschrift für gentsche, russisehe md schweizerische Garten- und Blumenkunde nnd Organ des Kaiserlichen Russischen Gartenban-Vereins in st. Petersburg, Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Kais. Russ. wirklicehem Staatsrathe, Director des Kais. Bot. Gartens in St. Petersburg, Vice-Präsidenten des Kais. Russ. Gartenbauvereins in St. Petersburg, Inhaber mehrerer hoher Orden, Ehrenmitgliede der Akademie der Wissenschaften in Palermo, Correspondirendem Mitgliede der kgl. bayr: Akademie der Wissenschaften und der Kaiserlichen Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, Corre- spondirendem Mitgliede der’Akademie der Wissenschaften zu Bologna, Mitgliede der deutschen Aka- demie der Naturfor rscher Leopoldina-Carolina, Ehrenmitgliede, Mitgliede und Correspondirendem Mitgliede vieler Gelehrten- und Gartenbangesellschaften. Mitherausgeber für Deutschland H. Jäger, E. Mayer, A. Senoner, L. Beissner, Hofgarteninspector in Eisenach. Garteninspector in Carlsruhe. in Wien. Hofgärtner in Garatshausen. H. Hoffmann, C. Salomon, W, Zeller, Prof. ord. an der Univ. Giessen. Kgl. Botanischer Gärtner in Würzburg. Univ.-Gärtner in Marburg. Prof. Dr. Göppert, Geheimerath und Direktor des bot. Gartens in Breslau. Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, Inspector des Bot. Gartens in Zürich. Mitherausgeber für Russland: Dr. F. von Herder, E. Ender, Kais. Russ. Hofrath u. Bibliothekar am Kaiserlichen Erster Gärtner am Kaiserlichen Botanischen Botanischen Garten zu St. Petersburg. Garten zu St. Petersburg. NOV 25 1923 So STUTTGART. SCHAL > Verlag von Ferdinand Enke 1879. ENTE RE Br, 5 2 % HERRN EDMOND BOISSIER seinem hochgeehrten Freunde widmet in aufrichtiger Hochachtung den 25. Jahrgang der Gar tenflo Es sind nun 25 Jahre, als ich Ihnen als ein Zeichen meiner Hoch- achtung Tafel 108 der Gartenflora eine Trevirania meiner Zucht widmete, die jetzt noch zu den besten Florblumen dieser an schönen Formen reichen Gattung gehört. Mehr als 25 Jahre waren es auch, dass ich nicht die Freude hatte, Sie zu sehen, bis ich in diesem Sommer endlich einmal meinen langgehegten Plan ausführen konnte, Sie auf Ihrem reizenden und an seltenen Pflanzen reichen Landgute „Valeyres“ besuchen zu können. 38 Jahre sind es aber, dass ich Ihren wissenschaftlichen Arbeiten mit gespanntem Interesse folge und die zähe Ausdauer bewundere, mit der Sie die schon 1842 im Vereine mit Reuter begonnene und später allein fortgesetzte Bearbeitung und Beschreibung der von Ihnen und andern im Orient gesam- melten Pflanzen in Ihren „diagnoses“ 1859 zu Ende geführt haben. Nachdem Sie hierauf 1860 die von Buhse in Transkaukasien und Persien gesammelten Pflanzen in den Memoiren der Moskauer-Gesellschaft publizirt und 1862 die schwierige Gattung Euphorbia für De Candolle’s Prodromus bearbeitet hatten, haben Sie nun in Ihrem höhern Alter das Riesenwerk der „Flora orientalis“, von der schon 4 Bände erschienen sind, ganz allein nun fast vollendet, und bei meinen Arbeiten über die Pflanzen ÜOentralasiens sind Sie es, der in den meisten Fällen mir schon die Bahn gebrochen hat. Erlauben Sie mir daher, hochgeehrter Freund, als ein Zeichen der herzinnigsten Hochachtung, Ihnen diesen achtundzwanzigsten Jahrgang der Gartenflora zu widmen, einer Zeitschrift, in der eine Masse der von Ihnen aufgestellten und beschriebenen Arten abgebildet ist. St. Petersburg im December 1879. E. v. Regel. Il. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A, Oyrtanthus Macowani Baker. (Siehe Tafel 960.) Amaryllideae. C. Macowani Baker Gardn. Chron. 1875 p. 98. — Bulbi ovoidei tunicis fuscis. Folia radicalia 1—3, a basi erecta recurvo-patentia, lineari-ligu- lata, acuta, supra viridia canaliculata, infra glauca nervo intermedio promi- nente subcanaliculata, scapum supe- rantia, 20—40 Cm. longa, 5—15 Mm. lata, basi fusca. Scapus tereti-com- pressus, glaucus, basi tantum fuscus. Umbella 6—Sflora; pedicelli floribus triplo-pluries breviores, erecti, spathis duabus oppositis quam fores paullo brevioribus sufful- tis. Ovarium inferum, oblongo-trigo- num, flavescens. Perigonium cocci- neum; tubo ineurvo, a basi ad apicem sensim sensimque latiore, 3—3'/a Cm. longo, apice cireiter 8 Mm. lato; limbi lobis ovato-oblongis, obtusis, recurvo- patentibus, exterioribus tribus callo inflexo minute puberulo, interioribus apice nudis. Antherae .oblongae, in- clusae; filamentis brevibus sub apice -tubo insertis. Stylus breviter exser- tus, stigmatibus tribus linearibus. Ein schönes Zwiebelgewächs Süd- lineari-lanceolatis afrikas, das durch Mae Owan in den Garten des Herrn Saunders in London eingeführt ward und das wir von Herrn Max Leichtlin in Baden-Baden erhielten, Dasselbe ist nebst ©. collinus (Bot. reg. tab. 162) und C. odorus (Bot. reg. tab. 503), dem Uyrtanthus an- gustifolius Ait. (h. Kew. ed. II. p. 222. — Bot. mag. tab. 271), welchen Masson schon im Jahre 1774 in Gärten Eng- lands aus der Kap-Kolonie einführte, so ausserordentlich nah verwandt, dass man auch alle 4 Arten als Formen des C. angustifolius deuten könnte. Nur die zurückgebogen abstehenden Lappen der Blumen scheinen ©. Mac Owani von den andern 3 Arten gut zu unterscheiden. Eine schöne Pflanze, die mit ihren leuchtend zinnoberrothen Blumen einen guten Effekt macht. Kultur im tem- perirten Gewächshause. Vermehrung durch die seitlich zahlreich entstehen- den Brutzwiebeln. Blühete bei uns im Juni. (E. R.) 1879. 2) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. B. Aquilegia thalietrifolia Schott et Kotschy. (Ranunculaceae. Siehe Tafel 961 Fig. I.) 0. Cortusa Matthioli L. var. grandiflora. (Primulaceae. Siehe Tafel 961. Fig. II a. b.) Unsere Tafel stellt diesesmal zwei | Die andere Pflanze, die Cortusa schon länger bekannte Pflanzen dar, | Matthioli, ist ein Bewohner der Ge- die besonders für Steinparthien im | birge Sibiriens. Die abgebildete, viel freien Lande zu empfehlen. Die A. | grossblumigere Form ward durch A. thalietrifolia haben Schott und Kotschy | Regel aus den Alpen des T'hian-Shan in den Verhandlungen des zoologischen | in den botanischen Garten zu Peters- und botanischen Vereines in Wien, | burg eingeführt. Bedeutend grössere Band III, pag. 130 beschrieben. Die- | und schönere Blumen zeichnen solche selbe wird nur ungefähr 1 Fuss hoch, | von der gewöhnlichen Form aus. Auch die untern Blätter sind gefiedert und | ist der Kelch tiefer getheilt, dennoch die Blättchen in längliche Lappen ge- | halten wir solche nur für eine Form theilt, die obern Blätter bekommen/| von Ü. Matthioli, die sich aber zur aber bei der kultivirten Pflanze die | Stammart, wie Primula cortusoides Form der Blätter unserer gewöhn- | amoena zur gewöhnlichen Form ver- lichen Aquilegien. Eine kleine dunkel- | hält. Beide Arten halten noch in Pe- blaue Blume, deren äussere Blättchen | tersburg im freien Lande aus, ge- (Kelehblättchen) kaum länger als die | deihen aber in halbschattiger Lage innern und kurze, ziemlich gerade | besser als in ganz sonniger und ver- Sporne zeichnen solche ausserdem | langen eine ungedüngte lockere, mit aus. Dieselbe ist aus den Alpen des | Lauberde oder Walderde oder Torf- südlichen Tyrols in der letzten Zeit | erde gemischte lehmige Erde zum vorzugsweise durch Fröbel und Comp. | kräftigen Gedeihen. (E. R.) in Zürich in Kultur gebracht worden. 2) Areale von Kulturpflanzen als Freilandpflanzen. Ein Beitrag zur Pflanzen-Geographie und vergleichenden Klimatologie von H. Hoffmann. (Fortsetzung.) (Hierzu Tafel 962.) 24. Prunusarmeniacal.Aprikose | _ Nach A. deCandolle (G£og. bot. 879) (Karte 24.) Nach Hehn (Kulturpflz. | wild in Armenien und um den Kau- 1874. 367) aus Innerasien, Armenien | kasus auf der Nord- und Südseite. In stammend; im 1. Jahrh. n. Chr. in | Anatolien z. B. bei Ourgou und Outsch- ken ' Hissar (? Urgub und Kotschhissar west- ERENEN, I. Originalabhandlungen, 3. lich von Kaisarieh). Fast wild in den | Oasen von Ober-Aegypten. In Algier kultivirt und wild oder verwildert; ebenso südlich vom Himalaya. Zur Zeit des Theophrast den Griechen noch unbekannt, während ihn 350 Jahre später Dioscorides und Plinius kennen, letzterer als neu eingeführt. Ein Sans- kritname kommt nicht vor. Jetzt ist er häufig in Kaschmir. In Yarkand (Berzenczey). Von Koch in Armenien nirgends wild gefunden und selten kultivirt (Dendrol. 1. 87); wilde oder verwil- derte Formen (Arten der Autoren) in Sibirien: Sibirica L. u. s. w.; auch schmalblätterig: persieifolia. In Kur- distan am mittleren Adhemfluss (Aus- land 1860. II. 967). Nach Loudon (Arboret.1854. 11.682) wild in Armenien, dem Kaukasus, Himalaya, China, Japan. In England wird die Frucht selten reif, ausser an Wänden; durch die Römer hier ein- geführt, jetzt der Frucht wegen all- gemein verbreitet. — In Irland selten fruchtend (Bence Jones). Hoffmann (Bot.Ztg. 1865. Beil. 61): Wallershausen bei Nidda. Vogels- berg: fructifieirt. Würzburg: erfriert auf der Thalsohle nach einiger Zeit immer. Erlangen: gedeiht nicht son- derlich. Schloss Wittgenstein im oberen Lahnthal: nur gedeckt an Wänden. Giessen: gedeiht nur unsicher, selbst an Wänden, oft vom Froste gestört. Gelnhausen, Constanz (1218 F. p.). Berleburg im Sauerland (1388 F. p.) an Wänden. Auf der Altenburg bei Alsfeld, Oberhessen, ca. 1100 F. h., an Mauern gut gedeihend. Ober-Döb- | berg ebenda: 1356 F. w. Enns bei Melk. Bruchsal. Darmstadt. Seeheim. Frankfurt. Nicht in Königstein im Taunus bei 1408 F. p. — Einzeln in Dannenfels am Donnersberg ca.1400F. p. Werder in der Havel bei Potsdam. Sicher noch an vielen anderen Orten in Deutschland; doch fehlt es an be- stimmten Angaben. (H.) Angebaut in Yarkand, britisch Tibet (Henderson). Wild am Inschan: SW. Mongolei, 42° n. Br. (Prshewalski). Wild im Thale von Kaschmir an der Südseite (Hügel, Kaschmir. 1840. II. 177); sauer, klein, wild (257). In Damaskus werden 20 Sorten von Aprikosen kultivirt (Volney voy. Syr.1. 186 £.). Bethlehem, Hebron (Ritter, Asien. 17. Theil. 1874). Bei Beyrut vielfach angebaut (F. Mann). In China sehr verbreitet (Zeyss, Gesch. d. Pflz.- Wandrg. 1855. 16.). Afrika: in Menge in allen Oasen der libyschen Wüste (Ascherson:: Bot. Ztg. 1874. 618). — Im Nilthal artet die Apr. aus (Reg. Gartenfl. 1867. 282). — Blüht am Kap d. g.H. im August, also dem dortigen Frühling angepasst (Lindley, Theorie d. Gar- tenkd. 404). Dschauh in Arabien: reift Ende Mai (Ausland. 1865. 891). In Californien trefflich gedeihend. In Riga in Körben, im Keller über- wintert (Regel, Gartenfl. 1870. 365). In Petersburg alljährlich ganz er- frierend (ib. 1871. 332). In Süd- Schonen an Spalieren bei Krapperup, Bälteberga, Jordberga(Andre&e, Globus 1870. p. 15). Am Spalier (und im Glashaus) im südlichen und mittleren Schweden, wo er oft Früchte reift ling bei Wien 615 F. ü. M. Kahlen- | (Andersson, ap. veg. Sutde. 1867. 84); 4 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Shouw (Ausland 7.März 1849). Am Sognefjord in W. Norwegen, 61° n. Br. (Blytt.) Schon von Alexander d. Gr. aus Armenien nach Griechenland und Epirus gebracht; von da nach Italien. Wild am Südabhang des Kaukasus; in Armenien Ver- breitet durch den ganzen Orient bis Kaschmir und Nordindien, ganz Nord- afrika, Südeuropa; hier und da selbst verwildert (Unger, Streifz. Kultur- gesch. 1852. 219). Spanien: Südarragonien u. Valencia (W. Hoffm., Eneyelop. 1862. II. 2410). Arragonien (Willkom, iber. Halbinsel 1852. Karte). Frankreich: regelmässig fruchtend bis zur Touraine; bei Paris reichlich blühend, leidet aber gewöhnlich von Nachfrösten (Decaisne in lit.). nur verwildert. 25. Prunus domestica"), Zwetsche. (Karte 25.) Wirdhier streng von den „Pflaumen“ (Pr. insiticia) unterschieden, seien diese nunrund- oder langfrüchtig. Die Blüthe- zeit fällt später (in Giessen im Mittel um 16 Tage: 12. u. 28. April), gleich- zeitig mit den Blättern; die Blüthen sind kleiner und grünlich statt rein weiss; die Zweige sind kahl statt sammthaarig; Frucht immer blau; der Geschmack der Frucht ist eigenthüm- lich und charakteristisch. Auch die verschiedensten Klimate, soweit die -*) Linne versteht unter diesem Namen sowohl Zwetschen als Pflaumen. Koch (Den- drol. 1. 94) schlägt deshalb für die Zwetsche den Namen Prunus oeconomica Borkh. vor. Loudon (Arboret. brit. II. 687) behandelt die Zwetsche nicht besonders. a ee Zwetsche üBerhaupt noch gedeiht, haben an ihrer Eigenthümlichkeit nichts Wesentliches geändert. Ich finde, dass sie, aus Samen gezogen, einen Hauptstamm bildet, der übrigens — wie bei andern auch unter nor- malen Verhältnissen und bei isolirtem Stande -— von unten an Zweige trägt, welche etwas mit Dornen (verküm- merten Seitenzweigen) besetzt sind; jedenfalls ein ächter Baum, Strauch. Der Name ist nach Kerner slavisch: böhmisch Szwestka (Flora der Bauern- gärten 1855. 9. 33), der sie für eine alt sarmatische Kulturpflanze hält. Hehn (Kulturpflanz. 1874. 331) be- streitet diese Etymologie ;nach Schmel- ler ist das Wort verketzert aus Da- maskenon. Nach Weigand ist dies irrig; der Name „Quetzig“ kommt schon im 15. Jahrh. vor. Der Name könne ächt deutsch sein und Twetze geheissen haben. Nach Lenz stammt die Pflanze aus der Levante (Botanik der alten Römer und Griechen, 708), wofür ihr heutiges Areal, soweit es mir bekannt ist, eben nicht spricht; doch ist dasselbe wegen der so ge- kein wöhnlichen Confusion mit „Pflaumen“ nicht leicht klar zu stellen. Stammt nach Unger (Streifz. Kulturgesch.1857. 220) vom Kaukasus und Talysch; in Syrien vielfach kultivirt. Kam zu Cato’s Zeit nach Italien. Nicht in Asien angegeben (Ritter, Erdkunde). — Es findet sich die Nachricht, dass zu Ende des 17. Jahrh. württember- gische Soldaten in venetianischen Diensten Zwetschenkerne aus Morea ı nach Deutschland brachten, seit wel- cher Zeit der Baum in Deutschland - I, Originalabhandlungen. 5 sich allgemein verbreitete (Jahn, Lu- cas und Oberdieck, ill. Handb. der Obstkunde. 1861. III. p. 243). Kultivirt in Kiew (Reg. Gartenfl. 1862. 367). Helenendorf, Kreis Eli- sabethpol, bei Tiflis; 1836 eingeführt; damals in Cis- und Transkaukasien noch unbekannt. Jetzt über ganz Grusien verbreitet (Reg. Gartenflora 1861. 8.399; Scharrer: ebenda 1862. 307). Nach Pallas (Fl. ross. I. 41) wild am Terek und Kuban; zerstreut am Bug und der Donau. Georgien. — Pe- tersburg und Moskau: nicht frei zu überwintern. Talüsch s.-ö. vom Kau- kasus (Ledebour, s. A. de Candolie, g6og. bot. 878). Bukowina (Herbich: Bot. Ztg. 1860. 5.82. Bis 1500 a. H.). Schweden (Andersson, ap. vg. Suede. 1867. 83). Schwedisch Krikon, gemein um Dörfer (ders. mündlich). Schübe- ler (Kult. Pilz. Norw. 131) führt englische und italienische Zwetschen bei Christiania an (in hit... Fries (Summ. v. Sc. 45) unterscheidet do- mestica und insiticia und sagt von ersterer: culta et vere inguilina! in Dänemark und Gothland. Eneroth gibt die „Quetsche“ in Schweden an. Serbien (Ausland 1862), zu Slivoviza gebrannt. Griechenland (Landerer: Flora 1859. S. 578; und Bonplandia 1862. 8.151) selten, genannt Damas- kina. Moldau und Wallachei allge- mein kultivirt; romanisch Persche (Czihak und Szabo). Ganze Wälder im österreichisch-türkischen Grenzland (Hehn Kult. 1874. 332). Ungarn; bei Mehadia (bei Orsowa) und auf dem Damogled (Bonplandia 1862. p. 152). Kultivirt im Biharia-Gebirge s.-ö. von Debrezin (Kerner: Pflanzenleben Do- nauld. 1863. 144). Insel Sardinien: Region der Urwälder (Maltzan: Flora 1871. 189) um Cagliari (A. Allg. Ztg. 1870. 2032). Deutschland überall; offenbar uralte Kulturpflanze. Man hat Steine der- selben in der alten Umgebung der Pyrmonter Quellen aus einer Tiefe von mehreren Fussen aufgegraben, neben römischen Münzen, wonach das Alter dieser Deposita auf 1500 Jahre be- rechnet werden muss (R. Ludwig: Frankf. Convers.-Blatt 1863. 8.1127). Innsbruck. Adelsbergim Karst. Meran. Berleburg im Sauerland 1388‘ p. am Spalier; nicht mehr auf dem Hohe- roth (c. 1700'p.) nahe der Ederquelle, ebenso nicht auf dem Hof Donnersberg; (2126‘ p.) gedeihend. Reifenbers im Taunus, Westhang des Feldbergs, noch kultivirt. Luxem- burg „Queschier“. Metz. Schweiz, z. B. bei Vitznau am Luzerner See. Alsäu bei Oberstdorf 2500’ p., Tölz, Traunstein 2100‘, Bayrischzell am Hochgreut 2744‘, Berchtesgaden 2914, am Faselberglehen noch reifend 3024‘. Ausgedehnte Kultur zwischen Rosen- heim und Miesbach und bei Nussdorf am Inn (Sendtner, Südbayern 1854. 594). Schweiz (Chur und sonst). Frankreich: Um Paris, doch wenig geschätzt (Decaisne, mündlicheMitth.); in Rothschild’s Garten ächte Zwet- schen in ziemlicher Anzahl, aber schlecht gedeihend (C. Deines, münd- lich). Bayonne. Tours. Nicht in Lyon und Asen (nach ©. Deines, während nach anderen Angaben gerade Agen an der Garonne ein Hauptplatz für Zwetschen sein soll). Im Nordwesten von Frankreich bildet die „Quetsche“ a ee ah A ea; Gartenflora Deutschlands, Russlands a. der Sn ee bedeutenden Handelsartikel für | den Export (Reg. Gartenfl. 1871. 57). Im Innern Frankreichs nicht geschätzt | und nicht angebaut; In Japan (Aleock: Ausland 1863. 8. 459). Bokhara (Koch, Verh. Gar- tenb. Preuss. 1855. XXXIV). Ladak, Yarkand (Ausland 1856. S. 2041). Diarbekir in Kleinasien „Siak-Erik* ' (Schäfli). Gedeiht nicht in Beyrut (F. Mann 1874). — In Aegypten in Kairo und Alexandria bei sorgfältiger dagegen im El- sass (Decaisne in Hit). In Belgien | „Ketsch“, überall (Wesmael). Süd-Italien: Amalfiı (Löher: A. Allg. Ztg. 1864). Madera (O. Heer: Reg. Zeitschr. f. Gartenbau 1851. 205). Nicht in Nordspanien, Provinz San-' tander (©. Pütz); auch sonst nicht in Spanien (F. Pütz). In Rom gepflanzt von König Ludwig (Maltzan: A. Allg. Ztg. 1870. 2032). Nach Griseb. (sp. fl. rumel. 1843. 86) in Thracien und Macedonien von 0—2800 F. p., bei Byzanz, auf der Halbinsel Hajon-Oros zwischen Ge- sträuch bei in der Region der strauchigen Eichen des Bezirks Tettova. In den Ebenen des Pandocratoras, nördlichen Macedoniens wie wild (Gri- | seb.), in der Waldregion des Pindus, z.B. auf dem Parnass nach Sibthorp. (Pr. domest.) Kultur gut fruchtend; Figari (Reg. Gartenfl. 1867. 233). Wild im west- lichen China (Koch, Dendrol. 1869. | 1. 94). Nordamerika: Rochester (Holzer: _ Flora 1864. 8. 542). Nach Mitthei- lung von F. Münch im Missouri aus- artend,. d. h. die Früchte werden kleiner, saftlos, auch bitter. In Cali- fornien gut gedeihend (Regel Gar- ten. 1874. 381). Durango im N.W. von Mexiko (Seemann’s Reise um die Welt II. 183). Australien: trefflich gedeihend in Gawler in Süd-Australien (Regel’s Gartenfl. 1860. 219). 3) Ueber die Sequoien von Prof. O. Heer. (Vortrag in der botanischen Section der Schweiz. naturforsch. Gesellschaft.) Die Sequoien gehören zu sehönsten und verbreitetesten Nadel- | hölzern unserer Anlagen, mir erlaube, Ihnen einiges aus der Geschichte dieser erzählen. Schon der Name verdient Beach- tung. Er erinnert an einen Indianer aus dem Stamme der Cherokesen, Namens Sequo Yah, welcher ganz aus sich und ohne mit der Kulturwelt in Verbindung zu stehen, ein Alphabet den | daher ich | erfand und seine Stammgenossen mit seiner von ihm erfundenen Schrift- sprache, die auf Baumblätter geschrie- ben wurde, bekannt machte. Dieselbe Riesenbäume zu | kam bei den Cherokesen in Gebrauch, ehe die Weissen irgend eine Kunde davon hatten und später haben die Missionäre sie angenommen und 1828 wurde eine Zeitung in dieser Schrift gedruckt. Sequo Yah wurde mit seinen Stammgenossen aus seiner Heimath ‘in Alabama vertrieben und siedelte I. Originalabhandlungen. 7 sich in Neu-Mexico an, wo er 1843 gestorben ist. Als Endlicher im J. 1846 seine Sy- nopsis der Coniferen bearbeitete und eine Zahl neuer Genera gründete, machte ihn Dr. Jac. v. Tsschudi, der jetzige Schweizerische Gesandte in ‚Wien, derdamals bei Endlicher wohnte, auf diesen merkwürdigen Mann auf- merksam und bat ihn, demselben ein Andenken zu stiften, was er dann auch that, indem er den Rothholzbaum der Amerikaner diesem ausgezeich- neten Sprachgenie der Rothhäute Amerikas widmete und nur denNamen durch Wegwerfen von ein paar Buch- staben uns mundgerecht zu machen suchte. Der Volksstamm der Chero- kesen ist am Aussterben und damit auch seine Schriftsprache, doch wird Sequo Yah’s Name in den Riesen- bäumen seines Landes fortleben. Endlicher hat die Gattung auf den Redwood der Amerikaner (Taxodium sempervirens Lamb.) gegründet und die Art Sequoia genannt. Sie bildet grosse Wälder längs der Küste bis nach Oregon hinauf. Es sollen da Bäume von 300 F. Höhe und 20 F. Durchmesser vorkommen. Die Samen wurden vor mehreren Decennien nach sempervirens in Californien Europa gebracht, wo wir in Ober- italien und auch am Genfersee schon hohe Bäume sehen, wogegen der Baum schon um Zürich nicht mehr recht gedeihen will. | Im J. 1852 wurde in Californien eine zweite Art Sequoia entdeckt, die unter dem Namen des Mammuth- oder Riesenbaumes (Big tree) in kurzer Zeit eine grosse Berühmtheit erlangte. Lindley beschrieb sie 1853 als Wellingtonia gigantea, doch haben im folgenden Jahr Decaisne und Dr. Torrey nachgewiesen, dass sie zu Sequoia gehöre und somit als Sequoia gigantea zu bezeichnen sei. Schon Endlicher führt (1847) eine Sequoia gigantea an und was er von der un- geheuren Grösse des Baumes angibt, lässt vermuthen, dass er schon auf irgend einem Wege Nachrichten von den californischen Riesenbäumen er- halten hatte, bevor sie durch Lindley bekannt wurden, doch bleibt es im- merhin zweifelhaft, ob seine S. gi- gantea mit der Well. gigantea zu- sammenfalle. Während die S. sempervirens trotz der Zerstörungswuth der amerikani- schen Holzhändler an der Küste noch grosse Wälder bildet, ist die 8. gi- gantea nur noch auf einzelne Baum- gruppen beschränkt, welche im Innern des Landes in Höhen von 5000 bis 000 F. ü.M. vorkommen und als eine der grössten Merkwürdigkeiten des Landes häufig von Touristen besucht werden. Ueber die Grösse derselben kamen ganz fabelhafte Berichte nach Europa. Genaue Angaben haben wir. von Prof. Whithney erhalten. Der höchste von ihm gemessene Baum hat eine Höhe von 325 Fuss und die Ab- zählung der Jahrringe ergab bei einem gefällten Baum ein Alter von circa 1300 Jahren. Er erreicht eine Dicke von 50 bis 60 Fuss Umfang. Wir kennen also nur 2 lebende Sequoia-Arten, die auf Californien be- schränkt sind. Die eine (S. semper- virens) hat durch die zweizeilig geord- neten abstehenden Blätter die Tracht 8 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. unserer Eibenbäume und kleine kuge- lige Zapfen, die andere (S. gigantea) hat schmälere, an die Zweige ange- drückte Blätter, die ihr mehr die Tracht der Cypressen geben. Die ei- förmigen Zapfen sind viel grösser. Es sind daher 2 sehr scharf geschiedene Typen. Geschichte. Diese beiden Bäume haben eine interessante Geschichte. Gehen wir in die Tertiärzeit zurück, begegnet uns dieselbe Gattung in einer ganzen Reihe von Arten. Zwei dieser Arten entsprechen den beiden leben- den, die S. Langsdorfii der S. sem- pervirens, die S. Sternbergi aber der S. gigantea. Während aber die leben- den Arten auf Californien beschränkt sind, waren die tertiären über meh- rere Welttheile ausgebreitet. Betrachten wir zuerst die Sequoia Langsdorfii. Diese wurde zuerst in den Braunkohlen der Wetterau ent- deckt und von Brongniart als Taxites Langsdorfii beschrieben. Ich fand die- selbe am hohen Rhonen und in Monod, und hier lag bei den Zweigen ein Zapfenrest, welcher mir zeigte, dass der Taxites Langsdorfi Brongn. zu der von Endlicher aufgestellten cali- fornischen Gattung Sequoia gehöre. Später fand ich viel besser erhaltene Zapfen, nebst den Samen unter den Pflanzen des Samlandes und von Grönland, welche diese Bestimmung vollständig bestätigten. In Atanekerd- luk in Grönland (bei 70° n. Br.) war dieser Baum sehr häufig. Es sind mir von da hunderte von beblätterten Zweigen, aber auch die Blüthen und zahlreiche Fruchtzapfen zugekommen, die nicht zweifeln lassen, dass dieser Baum dem Redwood sehr nahe steht, sich aber durch die zahlreichernZapfen- schuppen von demselben unterschei- det. Es findet sich der Baum aber auch in Spitzbergen bei fast 78° n.Br., wo Nordenskiöld am Kap Lyell pracht- voll erhaltene Zweige gesammelt hat. Von diesen hochnordischen Breiten können wir die Art durch ganz Europa bis nach Mittelitalien hinab (Senegag- lia, Golf von Spezia) verfolgen. Ebenso konnten wir sie aus Asien, aus der Kirghisen-Steppe, aus Possiet, an der Küste des japanischen Meeres und anderseits aus Alaska und Sitka nach- weisen. Wirkennen sie also ausEuropa, Asien und Amerika, vom 43. bis zum 78° n. Br., während die nächst ver- wandte und wohl von ihr abstammende lebende Art jetzt auf Californien be- | schränkt ist. Mit dieser S. Langsdorfii sind 3 weitere miocene Arten nahe ver- wandt (S. brevifolia Hr., S. disticha Hr. und S. Nordenskiöldi Hr.), welche inGrönland und Spitzbergen vorkom- men und von denen eine (S. brevi- ‚folia) neuerdings auch in den Ver- einigten Staaten aufgefunden wurde. Ausserdem wurden ferner von Les- quereux 3 weitere Arten beschrieben, die in dieGruppe der S. Langsdorfii zu gehören scheinen (S. longifolia Lesgq., S. angustifolia und S. acuminataLesg.). Diese Arten entsprechen also der lebenden S. sempervirens, aber auch der S. gigantea können wir ein tertiäres (miocenes) Ebenbild zur Seite stellen; es ist dies dieSequoiaStern- bergi(AraucaritesSternbergiGoepp.). Die steifen, vorn zugespitzten Blätter sind in gleicher Weise dieht um die Taf 960 = = TG ns DIS 1041 L4 DIE I. Originalabhandlungen, - 9 Zweige gestellt und die eiförmigen Zapten haben dieselbe Grösse. Die Art wurde zuerst in Oestreich aufge- funden und mit den Araucarien zu- sammengestellt, Massalongo aber fand die Zapfen, welche sie zu Sequoia weisen. Ich habe die Artaus Oeningen, aber auch aus Island und Grönland erhalten. Die Zweige sind häufig im Surturbrand und es darf die Vermu- thung ausgesprochen werden, dass die riesenhaften Baumstämme, welche Prof. Steenstrup in den basaltischen Ablagerungen Islands traf, Baume angehört haben. Wenn auch diese Art keine so all- diesem gemeine Verbreitung hatte, wie die S. Langsdorfii, können wir sie doch von Mittelitalien weg bis nach Nord- grönland (bei 70° N.) verfolgen und treffen sie von dem untersten Miocen bis an den Schluss dieser Periode. Die S. Langsdorfii und Sternbergi stellen die beiden extremen Formen der Gattung Sequoia dar. Es ist daher sehr beachtenswerth, dass wir im Miocen 6 Arten haben, welche die Lücke ausfüllen. Es sind dies die 8. Couttsiae, S. affınis Lesq., S. imbricata Hr., S. sibirica Hr., S. Heerii Lesgq. u. S. biformis Lesq. Von diesen ist die S. Couttsiae Hr. die häufigste und wich- tigste Art. . Sie hat an die Zweige angedrückten Blätter der S. Sternbergi aber die kleinen, die kurzen, und gigantea, kugelisgen Zapfen der S. Langsdorfii und sempervirens. Ich habe sie von Bovey Tracey in Devonshire in prächtigen Zapfen, Sa- men und Zweigen erhalten und in den Philosoph. Transactions beschrieben. Später hat sie Graf Saporta von Ar- missan auch in Zapfen und Zweigen dargestellt; sie ist mir aber auch aus dem Samland und Grönland zuge- kommen, daher auch diese Art eine grosse Verbreitung gehabt hat. Ihr sehr ähnlich ist die amerikanische S. affınıs Lesg. Aus dem Tertiär liegen uns alse schon jetzt 14, wohl unterscheidbare Arten vor, welche sich innerhalb der beiden lebenden Typen der S. sem- pervirens und S. gigantea bewegen. Kreide. Wir können diese Gattung noch Treten wir in das Zeitalter der Kreidebil- dung ein, so begegnet sie uns ın 10 Arten, von welchen 5 Arten schon in der untern Kreide (Urgon), 2 in der mittlern und 3 in der obern Kreide weiter rückwärts verfolgen. erscheinen. Unter denen der untern Kreide lassen sich wieder die beiden Typen der S. sempervirens und der S. gigantea erkennen. Zu dem erstern gehört die 5. Smittiana Hr., zu dem letzternS.Reichenbachi Gein.sp. Die S. Smittiana steht in der That der 8. Langsdorfi ungemein nahe, sowohl in ihren beblätterten Zweigen, wie in ihren Fruchtzapfen, nur sind diese kleiner und die Blätter am Grund nicht verschmälert. Eine ähnliche Art mit 2zeilig gestellten Blättern ist die S. pectinata Hr. der obern Kreide. Mehr verschieden von dem lebenden und tertiären Typus des Riesenbaumes ist die Seq. Reichenbachi. Sie hat zwar auch die steifen, vorn zuge- spitzten Blätter, sie sind aber sichel- förmig gekrümmt und die Zapfen sind kleiner. Es ist dieser längst bekannt und für die Kreide Baum schon 10 ein eigentlicher Leitbaum, den wir von der untern Kreide (dem Urgon) bis in’s Uenoman verfolgen können. Er ist aus Frankreich, Belgien, Böh- men, Sachsen, Grönland und Spitz- bergen bekannt. Man hatte ihn zu einer besondern Gattung — Geinitzia — erhoben, doch konnte ich mit Hilfe der Zapfen nachweisen, dass derselbe zu Sequoia gehöre. In Grönland findet sich neben dem- selben eine nahe verwandte Art, die Seq. ambigua Hr., die kürzere brei- tere Blätter und etwas kleinere kuge- lige Zapfen hat. Den Uebergang zwischen dem Typus der S. Smittiana und Reichenbachi bilden die S. subulata Hr. u. rigida Hr. und drei Arten (S. gracilis Hr., S. fasti- giata und S. Gardneriana Carr.) mit angedrückten Blättern, welche der ter- tiären S. Couttsiae sich anschliessen. Wir haben daher in der Kreide eine ganze Reihe von Arten, welche sich in die Lücke zwischen die 8. sempervirens und gigantea stellen und uns sagen, dass die Gattung Sequoia schon zur Kreidezeit eine grosse Ent- faltung erhalten hat, eine noch grössere aber in der tertiären Zeit, wo sie zu- Gartenflora. Deutschlands, Russlands und der Seiner Eur 3 a or EEE gleich ihre grösste Ausbreitung über die Erde erhielt. In die jetzige Schöpfung sind nur die beiden Flügel der Gattung übergegangen, das Cen- trum aber mit seinen zahlreichen Arten ist mit der Tertiärzeit ausgefallen. Jura. Blicken wir noch weiter rückwärts auf die Jura zeit, so finden wir eine grosse Zahl von Nadelhölzern und unter denselben begegnet uns in der Gattung Pinus ein noch lebender und reich entfalteter Typus, aber nach Sequoia haben wir uns bislang um- sonst umgesehen; so dass wir, wenig- stens bis jetzt, die Wurzeln der Gat- tung nicht unter das Urgon der Kreide hinab versetzen können, so auffallend es auch ist, dass sie schon in dieser Zeit in so vielen Arten sich entfaltet und noch mehr, dass sie schon in 2 Arten auftritt, welche so nahe an die lebende S. sempervirens und gi- gantea sich anschliessen. Im Ganzen sind mir bis jetzt 26 Sequoia-Arten bekannt geworden. Die 14 Arten der arctischen Zone habe ich in meiner fossilen Flora der Polar- länder beschrieben und abgebildet. 4) Bemerkungen über verschiedene ältere und neuere Freilandgehölze. Aus den Baumschulen von Simon- Louis zu Plantieres bei Metz erhielt der hiesige botanische Garten einen Fruchtstrauch unter Elaeagnus edu- lis, von welchem ich nirgends bisher eine Beschreibung auffinden konnte; die Pflanze scheint sich in Bezug auf Ausdauer ähnlich zu verhalten wie Shepherdia argentea, mit welcher sie grosse Aehnlichkeit hat; sie blüht schon im April und reift ihre zahl- reichen, mit Wärzchen versehenen lackrothen Früchte im Juni; die Früchte haben einen etwas herben zusammenziehenden Geschmack und gleichen, in einiger Entfernung ge- sehen, den Dürlitzen oder Kornel- kirschen. Da keine Beschreibung auf unsere Pflanze besser passt, als die für 2 BE I. Originalabhandlungen. A Elaeagnus Kologa in De Candolle’s Prodromus gegebene, so glaube ich ohne Anstand dieselbe hier folgen lassen zu dürfen. Elaeagnus Kologa DC. prodr. syst. XIV, 611. — E. latifolia Wight. icon. t. 1856 (non L.). — E. edulis Arbor. Sim.-Louis. Arbuscula, ramulis inermibus dense ferrugineo-lepidotis,foliis elliptieisapice obtusis rarius acutiusculis, basi plus minus acutatis rarius obtusiusculis, supra viridibus laevibus, subtus cum foribus dense ex argenteo et ferru- sineo-lepidotis, floribus pedicellatis deflexis in ramulis brevibus foliosis axillaribus dein excrescentibus, peri- gonii tubo subeylindrico inferne atte- nuato, limbo latiore urceolato-tubuloso sub lobis late ovatis acutis intus stel- lato-pilosis brevibus leviter constricto, disco brevi tubuloso, stylo inferne dense stellato-piloso, fructu ellipsoideo utringue paululum angustato . .. ., putamine ten... .. In montibus Neilgherry dietis Indiae orient. Shepherdia argentea Nutt. aus Nordamerika ist ein sehr empfehlens- werther harter Strauch oder kleiner Baum von 12—13' Höhe, dessen ältere Zweige von graubrauner Farbe sind, während die jungen Zweige, sowie die kurzgestielten Blätter auf der Rück- seite glänzend silberfarbig sind; einen vorzüglichenSchmuck bilden dierothen geniessbaren Früchte, mit denen im Herbste der Strauch dicht besetzt ist. Shepherdia canadensis Nutt. von 4—10' Höhe gewährt gleichfalls einen schönen Anblick und eignet sich durch sein buschiges Wachsthum sehr als Einzelpflanze; sie bedarf Winter- schutz. Hippopho& salicifolia Don (con- ferta Wall.), der Sanddorn vom Hi- malaya ist ein im Klima von Deutsch- land ausdauernder Baum, welcher eine Höhe von 18—20' erreicht und ın einiger Entfernung gesehen, sehr an das Aussehen unserer Korbweide er- innert. Herbarium-Pflanzen zeigen ohne genaues Betrachten keine wesent- liche Verschiedenheit von dem so gut verwendbaren gemeinen Sand- dorn; lebende Pflanzen unterscheiden sich jedoch augenblicklich durch ihren höhern Wuchs und durch die dunk- lere Färbung des Laubes, die Blätter sind etwas länger als bei dem ge- wöhnlichen Sanddorn, die Rückseite derselben, sowie der obere Theil der Zweige besitzen eine graugrüne Fär- bung, während dieselbe bei H. rham- noides silberweiss ist; der Stamm und die älteren Zweige sind von brauner Farbe, bei H. rhamnoides grau. Rhus succedaneum L., derWachs- strauch von Japan, dessen Früchte das japanische Wachs — Cera japo- nica — ein festes Oel, das zur An- fertigung von Kerzen dient, liefern, erreicht eine Höhe von 10 -—-15‘, friert hier in der Regel aber bis zum Boden ab und treibt wieder aus; ich glaube, dass dieser interessante und schöne Strauch in den milderen Rheingegen- den zur vollen Entwicklung gelangen kann; ich habe ihn jedoch nirgends angetroffen; unsere Pflanzen wurden aus Samen erzogen, welche wir durch die Güte des Herrn Ingerieur Kreu- ter in Wien erhielten. Acer macrophyllum Pursh, der 49 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grossblättrige Ahorn aus dem Nord- westen von Amerika ist ganz hart, erreicht eine beträchtliche Höhe und bildet einen unserer schönsten Bäume für Anlagen. Acer palmatum Thbg. (polymor- phum Sieb. & Zuce.) aus Japan, ist eine sehr gestaltenreiche Art von vor- züglicher Schönheit, allein so em- pfindlich, dass sie ohne guten Schutz nicht durch den Winter kommt. Acer pietum Thbg. erhielt der hiesige Garten aus den Baumschulen von Althaldensleben bei Magdeburg unter dem Namen Acer rubrum; sie zeichnet sich durch die colchieum wunderschöne karminrothe Färbung der jungen Triebe aus, friert indessen in strengen Wintern oft bis zum Bo- den ab, treibt jedoch in der Regel wieder aus, wesshalb sie nur als Frei- landgehölz betrachtet werden kann, welches Schutz bedarf; Heimath:: Kau- kasus, Persien, Nordchina, Japan, Himalaya. Acer Semenovi Herder von Tur- kestan ist eine schöne kleinblättrige Form des Acer tataricum L., sie ist hart und wurde erst in den jüngsten Jahren durch den Petersburger bo- tanischen Garten verbreitet. Acer oblongum Wall. (laurifo- lium Don) von Nepal, ist zwar ein sehr schönes Gehölz, hält jedoch bei uns leider nicht aus. Was der hiesige botanische Garten bisher aus verschiedenen andern bo- tanischen Gärten als Negundo cali- fornicum erhalten hat, unterscheidet sich in gar keiner Weise von dem bekannten Eschen-Ahorn — Negundo aceroides Moench —, welche als Einzel- pflanze, namentlich die buntblättrige Form, einen höchst malerischen Effekt hervorbringt. Uaragana Gerardiana Grah. vom Himalayagebirge, bildet einen niedern Strauch, welcher im April und Mai blüht; die kleinen elliptischen Blätter sind wollig, behaart, viel- paarıg und am obern Ende stets mit einer Spitze versehen; die allgemeinen Blattstiele bleiben und bilden lange schwache Dorne, welche der Pflanze ein auffallendes Aussehen verleihen ; unsere Pflanze stammt von Simon- Louis in Metz und hat bisher unter leichter Decke die Winter überstanden. Phellodendron amurense Rupr. und Maxim.,der Korkbaum vom Amur- land, gehört zur Familie der Rutaceen und ist zunächst mit der Gattung Ptelea verwandt; was ich bis jetzt in Deutschland von dieser Pflanze ge- sehen habe, waren kleine Exemplare; ob dieser Korkbaum, welcher voll- ständig hart ist, auch Werth für An- lagen besitzt, muss die Zukunft lehren. PopulusSimoni Carr., aus China, besitzt der hiesige botanische Garten in einem hübschen Exemplare, wel- ches von Simon-Louis in Metz stammt; diese Art kann allerdings, wie Pro- fessor ©. Koch meint, zu dem For-. menkreis der Balsampappel gehören, sie zeichnet sich indessen in vielfacher Beziehung von Populus balsamifera L. aus, da auch unsere Pflanze noch nicht geblüht hat, so ist nicht zu ent- scheiden, ob sie als gute Art zu gelten hat oder als Abart zu P. balsamifera L. zu ziehen ist, möglicher Weise ist dieselbe auch ein Blendling. Der glatte Stamm besitzt eine mehr graue I. Originalabhandlungen. 43 Farbe als die Balsampappel, die Blät- ter sind weit kürzer gestielt und be- sitzen eine ganz andere Nervatur; die Zweige sind hin- und hergebogen, manchmal abwärts wachsend, wie ich es bei keiner der übrigen Arten ge- funden habe, die zu dem Formenkreis von balsamifera gerechnet werden. Evonymus Maackii Rupr. von Nordost-Asien erhielt der botanische Garten aus den Baumschulen von Simon-Louis; dieser Spindelbaum, von welchem ich die ersten Früchte zu ernten hoffe, ist allem Anschein nach eine gute Art und jedenfalls dem ge- wöhnlichen Spindelbaum bei weitem vorzuziehen, er wird 6—10' hoch und ist hart *). Orixa japonica Thbg. ist ein Strauch mit kurzgestielten, elliptischen und ganzrandigen Blättern von hell- grüner Farbe, die Oberfläche ist etwas glänzend, während die Rückseite matt und von hellerer Färbung ist; die- selben geben beim Reiben einen nicht gerade angenehmen, etwa an Asphalt erinnernden Geruch von sich; unsere Pflanze stammt von Louis Van Houtte in Gent und hat die letzten Winter unter leichter Decke gut überdauert. Pterostyrax hispida Sieb. und Zuec. aus Japan gehört zur Familie der Styraceen und ist mit Halesia zu- nächst verwandt, vollständig hart und bildet einen empfehlenswerthen Zier- strauch, der alle Beachtung verdient; die hautartigen Blätter sind ziemlich gross, von eirund-länglicher Gestalt, *) Stammt aus dem Amurland und der Mandschurei, eingeführt vom Petersburger Bot. Garten. (E. R.) manchmal zugespitzt, am Rande drüsig gezähnt, die Unterseite derselben ist etwas lichter und beinahe grau; un- sere Pflanzen stammen von Simon- Louis in Metz und haben bis jetzt nicht geblüht. Parrotia persica ©. A. May. (Ha- mamelis Fisch.) gehört zur Familie der Hamamelideen und ist in Nord- persien und Transkaukasien zu Hause; die Pflanze bildet einen kleinen Baum von 15—20' Höhe, welcher in der Jugend geschützt werden muss; die beblätterten Zweige erinnern einiger- massen an unsere deutsche Buche; die Blätter färben sich im Herbste lebhaft orange, wesshalb der Baum für den Landschaftsgärtner durch dies seltne Colorit ganz besondern Werth erhält; die hiesigen Pflanzen stammen ebenfalls von Simon-Louis und haben noch nicht geblüht. Fraxinus longieuspis Sieb. und Zuec. ist eine harte Blüthenesche aus Japan, welche keine so bedeutende Höhe zu erreichen scheint ; die Knospen sind rostbraun-filzig, die Zweige vier- seitig und mit Warzen besetzt, Blätter 2—3paarig gefiedert, Fiederblättchen länglich-lanzettlich, in eine gekrümmte Spitze auslaufend, am Rande wellen- förmig, schwach gekerbt, kahl, 3 bis 0 ano: Fraxinus mandschurica Rupr. (F. excelsior mandschuricaVanHoutte) verdient wegen seiner hübschen, freu- diggrünen Belaubung alle Beachtung. Knospen braun, weiss bestäubt, die jungen Triebe sind häufig von roth- brauner Färbung, ebenso die Blatt- stiele; Fiederblätter elliptisch oder 14 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. länglich, gesägt, unbehaart und fast ungestielt, über vier Zoll lang *). Fraxinus potamophila Herder, die songarische Esche, gehört zu den kleinblättrigen Arten; Zweige roth- braun, Blättchen 4—5paarig gefie- dert, am Rande gesägt; der hiesige Garten besitzt Pflanzen unter dem Namen Fraxinus viridis var. nobilis, welche aus Samen des botanischen Gartens von Kopenhagen gewonnen wurden, und die sich kaum in irgend einer Weise, soweit sich bis jetzt er- kennen lässt, von Fraxinus potamo- phila unterscheiden, welche vom bo- tanischen Garten zu Petersburg in Samen verbreitet worden ist. Olea (Osmanthus) Aquifolium Thbg. ist ein immergrüner Strauch aus Japan mit angenehm duftenden Blüthen; er buschigem Wachsthum und fast vom ist von gedrungenem Aussehen eines llex, er verträgt, mit Laub und Tannenzweigen bedeckt, unsere deutschen Winter. Syringa oblata Lindl. aus China zeichnet sich als harte gute Art aus und ist von allen übrigen Arten der Gattung Syringa leicht zu scheiden durch die viel mehr breiten als langen, herzförmig gestalteten, unbehaarten Blätter von ziemlich derber Textur; die meistens strauchförmig wachsende Pflanze baut sich etwas breit und gewährt einen recht hüb- schen Anblick; -die jüngsten Triebe sind häufig von braunvioletter Fär- bung, die Blüthen sind zwar etwas *) Im Amurland von Maximowiez ent- deckt und durch den Petersburger Garten eingeführt. Noch in Petersburg hart. (E. R.) unter- u IE ha, 5 7 > kleiner wie bei den übrigen Arten und erscheinen später, allein sie bilden ziemlich grosse, lockere Rispen. Die Breite der Blätter beträgt meistens über 5‘, während die Länge derselben von der Basis bis zur Spitze selten 4" erreicht. Berberis Thunbergii DC. (cre- tica Thbg. non L.) von Japan ist sicher ı die schönste unter allen harten Ber- beritzen und zeichnet sich noch vor- züglich durch seine wunderschön rothe Herbstfärbung der Blätter aus, welche ziemlich lange andauert; der Strauch verästelt sich stark und wird nicht besonders hoch. Berberis glaucescens St. Hil. aus Brasilien ist eine sehr ausgezeichnete Art mit übergebogenen grünen Zwei- gen und starken Dornen; sie erfriert jedoch trotz guter Decke sehr leicht zurück und in strengen Wintern gänz- lich; unsere Pflanze stammt vom bo- tanischen Garten in Hamburg; was wir unter obigem Namen aus vielen andern Gärten bezogen haben, war stets Varietät von Berberis sinensis Dest. Nuttallia Torr. und A. Gray (Prunus californiea Hort.) kommt im Oregongebiet vor und ge- hört zur Familie der Amygdalaceen ; die Pflanze besitzt im jugendlichen Zustande das Aussehen der Spiraea laevigata und bildet einen Strauch oder kleinen Baum, welcher unsere Winter zu vertragen scheint. cerasiformis Prunus tomentosa Thbg. aus Nordchina, von welcher der Jahrgang 1876, Tafel 850 der Gartenflora eine Abbildung und Beschreibung gebracht hat, scheint ganz hart zu sein; die 1. Originalabhandlungen. im Juni auf der Unterseite der Zweige ziemlich zahlreich erscheinenden ro- then, kirschenähnlichen Früchte sind geniessbar; Mer edelt, bildet dieses Gehölz einen vor- züglichen Zierstrauch. Amelanchier asiatica Walp. (Aronia Sieb. & Zucce.), die japane- sische Beerenmispel oder Felsenbirne, halbhochstämmig welche wir aus den Baumschulen von Simon-Louis in Metz bezogen haben, soll eine Höhe von 30—40' und da- rüber erreichen; unsere Pflanze ist von der gemeinen Felsenbirne ganz verschieden und zeigt einen sehr ge- fälligen Wuchs; die ovalen oder ellip- tischen Blätter sind am Rande ge- zähnt und zeigen eine verschiedene Grösse, sie sind 1'/a bis über 4" lang, 1—2” breit und laufen in eine Spitze aus; die Zweige sind leicht überge- bogen, in der Jugend behaart, auf der Oberseite von braunrother Farbe ; obgleich die hiesige Pflanze ziemlich stark ist, so hat dieselbe doch noch nicht geblüht; sie ist bisher leicht geschützt worden und scheint unsere Winter zu vertragen. Pirus PashiaDon (variolosa Wall.) von Nepal ist ein sehr schöner Baum, der unsere Winter bei einigem Schutz gut überdauert hat, aber auch noch nicht zur Blüthe gelangt ist; die Jungen Zweige sind braunroth, glatt, ziemlich lang; die Blätter langge- stielt, glänzend, am Rande gezähnt und in eine Spitze auslaufend; die fast blutrothen Blattstiele verleihen dem Baume eine gewisse Eleganz. Pirus longipes Coss. & Durieu von Algerien ist hier in einem ziem- lich erstarkten Exemplare vorhanden, 15 hat aber noch keine Früchte gereift; die rundlichen, kahlen, am Rande ge- zähnten Blätter bekommen manchmal eine herzförmige Gestalt und gehen von einem Blattstiele aus, der häufig doppelt so lang ist als das Blatt; die Zweigspitzen sind hin und wieder dornig; die Pflanze ist zwar hart, bietet aber kaum ein weiteres Inter- esse für Anlagen, da sie zu grosse Aehnlichkeit mit dem gemeinen Birn- baum besitzt. Zum Schlusse muss ich noch eines schönen Rhododendron für das freie Land Erwähnung thun, welches wir als Rhododendron myrtifolium von Van Houtte in Gent bezogen haben und für welches der Artname allerdings sehr bezeichnend wäre; allein die Be- schreibung, welche Schott für seine Pflanze in der Botan. Zeitg. IX. p. 17 (1851) gegeben hat, passt nicht auf die Van Houtte’sche Pflanze. Dafür trifft sehr gut die nachstehende Dia- snose von Rh. glaucum Hook. fil. (non G. Don) vom Sikkim-Himalaya mit Ausnahme des Wachsüberzuges auf der Rückseite der Blätter zu. Rhododendron glaucum Hook. fil. Journ. of the hortie. soc. VII, tab. 17 p. 18. — Woalpers Ann. botan. syst. II, 1119 No. 10. Frutex humilis gracilis: ramulıs fo- lüiferis, peduneulis, foliorum pagina utraque, calycibus et ovario lepidibus parvis adspersis; foliis obovatis v. lan- ceolatis mucronatis, in petiolum gra- cilem attenuatis, supra pallide viridi- bus, infra glaueissimis; floribus 6 bis Snis capitatis pallide roseo-purpuras- centibus; sepalis oblongis acutis; co- rolla campanulata, glandulis parvis 16 adspersa, ad basin intus hirsuta; sta- minibus 10nis; ovario Öloculari. — Sikkim-Himalaya 12,000 pedum. Unsere Pflanze steht bei den übrigen | Freilandpflanzen für das Heidebeet, welches im Winter am Boden mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. elevatione 10 bis Buchenlaub bedeckt und mit Tannen- zweigen umsteckt wird; die Blüthe- zeit findet Ende Mai und Anfang Juni. statt.. Würzburg im Juli 1878. (©. 8.) 5) Einiges über Ziergehölze. Im August- und Oktoberheft dieser | Zeitschrift wird über die Baumschulen- kulturen in Angers berichtet und da wir befürchten, es könnten viele Leser glauben, alle die genannten Pflanzen würden nur in jenem günstigen Klima gedeihen, erlauben wir uns, diejenigen genannten Bäume und Sträucher, von denen wir sicher wissen, dass sie auch | in Süddeutschland und der deutschen Schweiz ganz gut fortkommen, hier zu nennen. Dass Pflanzen aus dem wärmeren China, Japan, Mexiko, Südeuropa, Kleinasien ete., welche dort mit an- geführt sind, in Deutschland. nicht aushalten können, ist sehr begreiflich. Wir sind der Ansicht, es würde der Gärtnerei mehr genützt werden, wenn den Lesern der Gartenflora gute Pflan- zensammlungen von Deutschland und der Schweiz angeführt würden, um denselben mitzutheilen, wie mancher schöne Baum und Strauch in unserm Klima gedeihen, von denen aber der falsche Glaube herrscht, es gehe mit diesen nicht *). *) Solche Mittheilungen sind sehr er- wünscht und zwar wo möglich aus den ver- schiedenen Theilen Deutschlands, denn das Rheingebiet und die Schweiz verhalten sich da anders als das Innere Deutschlands. (E. R.) Sorbus domestica gedeiht überall, wo die echte Kastanie fortkommt. Magnolia grandiflora lässt sich aller- dings nur ausnahmsweise in günstigen Lokalitäten im Freien halten. In Zürich ist besonders ein Exemplar, welches ebensogut als in Frankreich und an den italienischen Seen gedeiht. Da diese Pflanze aber erst 18 Jahre im Freien steht, hat sie die Grösse eines wirklichen Baumes noch nicht erreicht. Der Standort war frisch auf- geführtes Terram, gegen Süd und Nord von höheren Coniferen gegen Wintersonne und Nordwind einiger- massen geschützt. Da gleichzeitig von der Korbkultur der Magnolien gesprochen wird, so theilen wir auch unsere Erfahrungen hierüber mit: Die Korbkultur wird nur zum Schein betrieben alle oder doch die meisten der Empfänger von Pflanzen in Körben sind insofern angeführt, als diese nicht in den Körben ge- wachsen sind. Die Magnolien werden allerdings in den Baumschulen öfters verpflanzt und bekommen dann im dem schönen Lehmboden gute Erd- | ballen; wenn aber die Bäume zur Versendung kommen, werden sie aus und I. Originalabhandlungen. der Baumschule (aus freiem Grund) ausgegraben und dann die Ballen so lange hübsch rund abgestochen, bis sie schön in den Korb hinein passen oder sich hinein zwängen lassen. Wie dies Korbkultur genannt werden kann, begreifen wir nicht, dass aber dem wirklich so ist, dafür können wir aus eigener Erfahrung und von anderer Seite genug Beispiele angeben. Aucuba japonica mit ihren vielen Varietäten gedeiht in schattigen Lagen und gewöhnlichem guten Boden überall, aber die Pflanzen dürfen im Winter der Sonne nicht ausgesetzt sein, sonst bekommen die Blätter braune Flecken oder werden auch ganz gebräunt, wo- durch dann die Pflanzen geschwächt Ebenso leiden die Beeren von der Sonne, welche hier erst im werden. Frühling ihre volle Grösse und schöne rothe Färbung bekommen. Cotoneaster buxifolia, microphylla, Simondsi ete. halten sehr gut aus und jedenfalls mit Deckung einiger 'Tan- nenäste auch überall in Deutschland. Evonymus japonica kömmt am Zürichsee in grossen Sträuchern von 12-15’ Höhe und Durchmesser vor. Evonymus radicans ist sehr hart. Von Cerasus lusitanica hat es hier viele starke Sträucher, einzelne schon 30Jahre alt, welche ihrer Grösse willen nicht gedeckt werden können und Deckung auch nicht bedürfen. Wir decken in der Baumschule selbst ganz junge Pflanzen nicht, sofern sie an- gewurzelt sind. Im Herbst verpflanzte Exemplare werden aber besser im ersten Winter gedeckt. Buxus in vielen Sorten gedeihen in jedem Boden und jeder Lage. 879. dr Ligustrum chinense und ovalifolium sind hier ganz hart und sehr em- pfehlenswerthe Sträucher. Ersteres ist auch in der Blüthe ausgezeichnet schön. Mahonia Beali, japonica, Aquifolium und repens gedeihen sämmtlich sehr gut. M. japonica findet sich hier in 6—10° hohen Sträuchern. Von Rhododendron kultiviren wir eine bedeutende Anzahl der besten neueren Varietäten im Freien ohne jede Deckung. Um das Decken er- sparen zu können, haben wir früher eine weit grössere Anzahl Sorten aus- gepflanzt und alle dem Winter ohne Deckung überlassen. Diejenigen Sor- ten, welche erfroren sind, haben wir nicht wieder nachgezogen und besitzen nun nur dauerhafte Arten, welche mindestens seit 10 Jahren nicht mehr gedeckt werden. In Gegenden, wo im Winter wenig Nebel. und viel Sonnenschein ist, muss eine Deckung von Tannenreis stattfinden, doch nicht dicker, als dass die Sonne nicht durch- scheinen kann. Unter zu dicker Be- deckung ersticken die Rhododendron. Azalea pontica hybrida und mollis, Kalmia, Andromeda, Ledum, Olethra alnifolia, Erica, Menziesia, Pernettya etc. gedeihen sämmtlich in Torferde sehr gut und ertragen viel Kälte. Unter den Laub fallenlassenden Zier- gehölzen werden nachfolgende Arten, welche auch hier hart sind, angeführt: Anona triloba, wovon sich unter an- dern Orten im botanischen Garten in Karlsruhe ein starker Strauch oder besser gesagt, Baum befindet. ein kurzstämmiger 15 Broussonetia papyrifera mit Varie- täten. Castanea vesca, nur verlangt diese schweren Gebirgsboden und trockene Lage. Catalpa, Chionanthus, Liquidambar, Maclura. Magnolia conspicua, glauca, acumi- nata, macrophylla, M. Lenne, Sou- langeana, tripetala etc. Von M. Soulangeana besitzen wir | einen Baum von 8° oder 24 Cm. Stamm- durchmesser und einigen 20° Höhe. M. conspicua ist ähnlich stark und kann da natürlich von Schutz oder Deckung keineRedesein. Aehnlich starke Bäume befinden sich hier in verschiedenen Landgütern. Von M. tripetala existirt im Kanton Aargau ein noch grösserer Baum und im botanischen Garten in Zürich von Magnolia acuminata ein wahrhaft grosser Baum von mehr als mannsstarkem Stamm. Populus angulata, viele Quercus, Ulmus, Robinia. Von letzteren ist Robinia pseudoacacia semperflorens besonders zu empfehlen. Von Sophora japonica existirt hier ein riesenhafter Baum von 4° Stamm- durehmesser und kolossaler Krone. Virgilia lutea pflanzten wir vor 37 Jahren in unserm Garten an. Diese hat jetzt einen Stammdurchmesser von 43Y2° oder 40 Cm. und eine verhält- nissmässig grosse, schöne Krone. Der Baum blüht in langen silberweissen Trauben, in Form ähnlich den Blü- | then von Cytisus Laburnum und ge- währt während der Blüthe einen präch- tigen Anblick. Die Blüthen sind nicht gelblich, wie gesagt wird. Die Be- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, zeichnung lutea hat Bezug auf das gelbe Holz (amerikanischer Gelbholz- | | baum). Ein Beweis für die Härte gegen den Winter ist wohl, dass im obern ' Toggenburg, wo es jedenfalls so kalt als in Mitteldeutschland wird, schon seit manchem Jahr sich auch ein Baum der Virgilia ganz wohl befindet. Caragana verschiedene Species sind sämmtlich sehr hart. Calycanthus floridus und macro- phyllus (oceidentalis). Die Üeanothus-Arten leiden bis- weilen bei ungünstigen Wintern, doch blühen sie auch dann, neu ausgetrieben voll und schön, auch hat es einzelne starke Sträucher davon, welche in Grösse von Philadelphus schon viele Winter ausgehalten haben. Corylopsis spieata und Hydrangea paniculata grandiflora gedeihen gut in Laub oder Torferde, aber auch in gutem Lehmboden, weniger gut in ı gewöhnlicher kultivirten Gartenerde. Staphylea colchica hat sich schon längst, durch uns verbreitet, hier ein- sebürgert. Von Viburnum ist wohl das V. plı- catum als das schönste und dauer- hafteste zu notiren. Belaubung, Blüthe und Habitus sind gut; es scheint aber dies in Angers nichtkultivirt zu werden. Clematis gedeihen hier vorzüglich. Als schöne und dauerhafte Sträucher verdienen noch besonders erwähnt zu werden: Rosa rugosa, rugosa alba u. rugosa purpurea pleno, welche in kräftigem Lehmboden durch schöne Belaubung und Blüthen sich auszeichnen. Ge- deihen selbst in Petersburg gut, von wo sie verbreitet wurden. Il. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, Rubus erataegifolius aus den Amur- gegenden. Im Januarheft der Gar- - tenflora abgebildet. Xanthoceras sorbifolia aus der Mon- golei. Dieser Strauch oder Baum ist sehr zu empfehlen und wird mit der Zeit eine weite Verbreitung finden. Schliesslich bringen wir hier noch zwei alte, aber sehr werthvolle Sträu- cher in Erinnerung: | | Aesculus macrostachya bringt seine 19 schönen, grossen Blüthenähren im Sommer zu einer Zeit, wenn fast kein anderer Strauch mehr blüht, ge- deiht überall und ist sehr hart. Rhodotypus kerrioides bringt seine schönen dreiblättrigen weissen Blumen vom Frühling an den ganzen Sommer hindurch und ist ebenfalls ganz hart. Theod. Froebel von Firma Froebel & Co, in Zürich, II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. A, Abgebildet im JamesVeitch und Söhne, Kingsroad, Chelsea, London. 1) Platycerium Willinki Moore. Die Pla- tycerium-Arten gehören in Folge der eigen- thümlichen flachen lederartigen Wedel, die in der Art eines Hirschgeweihes getheilt sind, zu den interessantesten Arten der Fa- milie der Farn. Alle bis jetzt bekannten Arten sind epiphytisch und werden im Warm- hause kultivirt, wo sie mit Zwischenlage von Torfmoos auf Brettstücken mit Draht aufgeheftet und dann einige Fuss unterm Fenster aufgehängt oder noch besser an halb- schattigen Wänden befestigt werden. Die Moosunterlage muss nun zuweilen mit lau- warmem Wasser befeuchtet werden und zur Zeit der Vegetation wird auch täglich einige Mal bespritzt. Auf diese Weise gedeihen die Platycerien am besten. Eigenthümlich sind die grossen kreisrunden tellerförmigen Vor- blätter des Triebes, aus deren Herzen die eigentlichen Wedel hervortreten. Die in Rede stehende Art ist ursprünglich von Herrn Willink in Amsterdam aus Java eingeführt worden, ward dann 1875 von Prof. Moore im Gardeners- Chronicle be- schrieben und ging in den Besitz von James Veitch und Söhne über, welche diese inter- essante Pflanze schon im letzten Jahre ab- gegeben haben. Die sterilen Wedel stehen aufrecht, die aber, welche auf dem obern Kataloge von Theil der Unterfläche die dichtstehenden Fruchthäufchen tragen, hängen herab, werden bis 2 Fuss lang und sind gabelförmig in lange schmale Lappen getheilt. ($. Abbil- dung Seite 20.) 2) Phyllanthus nivosus G, Smith. (Euphor- biaceae,) Stammt von der Inselgruppe der Neuen Hebriden im Stillen Ocean. _Bildet einen 1'/s Fuss hohen Strauch, Die blüthen- tragenden Aestehen blattstielartig und ab- wechselnd gestellte kurzgestielte ovale Blätt- chen tragend, welche letztere im Winter gleich den Blüthenästchen abfallen, Im Floral Magazine tab. 120 ist eine Form abgebildet, bei der die obern Blättchen schneeweiss oder grün und schneeweiss marmorirt. James Veitch und Söhne haben die hierbei abge- bildete Form (s. Seite 21) verbreitet, welche sich dadurch auszeichnet, da$s zu der schnee- weissen Färbung der Blätter noch lebhaft rosenrothe Nüancirung hinzutritt. Diese letz- tere Form ist in den Gärten jetzt als Phyl- lanthus roseo-pietus verbreitet. Beide Formen gehören zu den sehr beachtenswerthen Warm- hauspflanzen, nach unserer Ansicht nebst Fieus Pearcelli die schönsten buntlaubigen Dicotyledonen von höherm Wuchse, die in den letzten Decennien in unsern Gärten ein- gewandert sind, da sie zwischen den grünen Pflanzen einen sehr bedeutenden Contrast ı und Effekt hervorbringen. Dazu gehört, dass der Phyllanthus nivosus in der Kultur als 20 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gewöhnlicher Warmhausstrauch, der auf dem | nigen Standort, im Sommer reichliche Lüf- Fensterbrett oder im Beete aufgestellt wird, | tung und gleich vielen andern buntblättrigen in Bezug auf Erde und Kultur keineswegs | Pflanzen entwickelt derselbe in stark mit Platycerium Willinki. wählerisch ist und leicht aus Stecklingen | Heideerde versetzter lockerer Erde besser sich fortpflanzt, also der Kultur durchaus bunt gefärbte Blätter, als in einer schweren, keine Schwierigkeit bietet. Zur Zeit des neuen | besonders nahrhaften Erde. Triebes verlangt derselbe einen hellen son- ı II, Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. J4 B. Abgebildet in den Katalogen von | diese schöne Pflanze unter ihren Neuheiten Haage und Schmidt in Erfurt. als N. acutifolia an. Die Exemplare, die 3) Nieotiana longiflora Cav. Eine schöne | wir davon sahen und nach denen auch die Phyllanthus nivosus roseo-pietus. a, annuelle Pflanze aus Chili und Buenos Ayres, | auf S. 22 stehende Zeichnung gemacht und welche schon in Sweet brit. flow. gard, ser.1I. | zwar die Blume in natürlicher Grösse, un- tab. 196 abgebildet ist und in den botani- | terscheiden sich durchaus nicht nach Be- schen Gärten ebenfalls seit längerer Zeit | schreibung und Abbildung von der typischen kultivirt wird. Haage und Schmidt bieten | N. longiflora, Es scheint aber als N. longi- 22 flora in den Gärten noch eine andere Art vorzukommen, von der ich nur den aller- dings ganz verschiedenen Samen von Herren Haage und Schmidt zugesendet erhielt. End- siltig kann erst entschieden werden, welche beider Arten den Namen N, longiflora be- halten muss, wenn dieselben im nächsten Sommer im lebenden Zustande mit einander | % £ Dia Hi Nieotiana longiflora. verglichen werden können. Verhalte sich das nun wie es wolle, jedenfalls gehört die N. longiflora (acutifolia) zu den ansehnlichsten annuellen Pflanzen. Bildet 2—4 Fuss hohe, im Sommer reichlich und lange blühende Büsche und die schönen weissen Blumen mit 4 Zoll langer Röhre und mit 2 Zoll breitem Saume sind äusserst wohlriechend. In Bezug auf Kultur gilt von ihr und der | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, a ER N a MAR AN a N Ya ri i Pi; ri folgenden das, was bei den meisten annuellen Pflanzen aus wärmeren Gegenden zu beob- achten ist, nämlich zeitige Aussaat im Treib- beet, am besten in Töpfe und Deckung der feinen Samen mit nur dünner Sandschicht. Man hüte sich, sowohl die Aussaat als die jungen Pflanzen zu feucht zn halten. Im Sommer ein geschützter warmer sonniger Platz. Gedeiht in fast jedem Gartenboden, aber besser in einem stark humösen lockern Boden, als in gar zu schwerem, Im kurzen Sommer Petersburgs muss diese und ähn- liche Pflanzen erst nach dem Aufgehen ein- zeln oder auch zu 3—4 in Töpfe gepflanzt und unter Glas zu gut bewurzelten starken Exemplaren angezogen werden, bevor man sie Ende Mai (n.Styls) in’s freieLand pflanzt. 4) Nicotiana suaveolens Lehm. (N. undu- lata Vent. hort. Malm. tab. 10. — Jacq. fragm. 45 tab. 56. — Sims bot, mag. tab. 673.) — Aehnlich der vorhergehenden Art, aber die oval-lanzettlichen Stengelblätter stark wellig und in den Blattstiel herablaufend. Blumen Nicotiana suaveolens. gestielt, nickend, in spitzenständige Trauben gestellt, grünlich-weiss, besonders Abends und Nachts ausserordentlich wohlriechend. Röhre der Blume nur 1— 1"! Zoll lang, Saum 1Y2 Zoll breit und mit rundlichen, vorn ab- gestuzt abgerundeten Lappen. Zum Unter- schied hatNN. longiflora lanzettliche, mit herz- förmigem schmalem Grunde sitzende Stengel- blätter, Blumen mit mehr als noch einmal + N II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. so langer Röhre und lanzettliche stumpfliche Saumlappen. Kultur beider übereinstimmend. _ Gleichfalls in botanischen Gärten schon lange Nicotiana suaveolens, in Kultur und nun von Haage und Schmidt mit Recht als schöne annuelle Pflanze em- pfoblen, Ist in Neu-Holland heimisch, 5) Xeranthemum annuum L. Vaterland Siideuropa. Abgebildet in Jacquin fl. austr, IV. tab. 388 und Rchb. ie. erit. tab. 641. — Eine schon im vorigen Jahrhundert in den Gärten eingewanderte Immortelle aus der 1. Xeranthemum annuum. Familie der Compositen, deren Hüllkelch fester papierartiger Consistenz. Die Blumen sind kürzer als der Hüllkelch, wie das die beigestellte Fig. 1 zeigt. Zwei Formen bietet nun dieses Jahr die Samenhandlung von Haage und Schmidt in Erfurt als Neuheit an, nämlich Xeranthemum annuum gom- phreniflorum (s. Fig. 2) und Xeranthemum | 23 2, Xeranthemum annuum gomphreniflorum, annuum superbissimum (s. Fig. 3). Unsere Abbildungen zeigen diese Varietäten, die für 3. Xeranthemum annuum superbissimum, die Kultur einen um so höhern Werth haben, als Immortellen und getrocknete Blumen jetzt Handelsartikel in grossartigem Maassstabe geworden sind. Haage und Schmidt sagen von der letzteren Form: die Blüthen sind vollkommen kugelförmig, ohne hervortretende Randpetalen oder Manschette und dicht ge- füllt wie eine Ranunkel. Welcher Art diese Füllung ist, ob vom Hüllkeleh oder durch Auswachsen der Blumen bedingt, das ist nicht gesagt und auch aus den Figuren nicht zu ersehen. Wir erwarten darüber Aufklä- rung von unserm geehrten Freunde, Herrn E, Schmidt. Xeranthemum annuum kommt bekanntlich mit weissem und rosenrothem Hüllkelch vor, wahrscheinlich auch die in Rede stehenden Varietäten, Kultur gleich Nicotiana, aber in lockerm Boden und auf geschütztem Standort kann man auch gleich in’s freie Land aussäen. In mildern Lagen Deutschlands und der Schweiz wird Xeran- themum als Bordürepflanze in’s freie Land ausgesäet, 6) Acrochnium roseum Hook. (Gompositae,) Vaterland Neuholland. Abgebildet Bot. mag. tab. 4801. — Gleichfalls eine schöne an- nuelle Immortelle, die aber erst vor 25 Jahren 24 in europäische Gärten eingeführt ward. Eine jetzt genugsam bekannte, bis 2 Fuss hoch | wachsende, durchaus kahle Pflanze, Blätter linear, zugespitzt,. Blüthenkopf mit schön rosenrothen häutigen Schuppen des Hüll- kelchs und gelben röhrigen Blumen, die viel kürzer als der schöne Hüllkelch. Verlangt bei Aussaat im Warmbeet oder Zimmerfenster eine lockere sandige Erde und durchaus sonnigen Standort. In schwerem festen Boden gedeiht sie nicht. Haage und Schmidt em- Acroclinium roseum grandiflorum, pfehlen als Neuheit die beisteherd abgebil- dete Form, A. roseum grandiflorum, mit grösseren Blüthenköpfen, deren Hüllkelch eine dunkelrosa schöne Färbung besitzt. 7) Ohrysanthemum inodorum L. fl. pleno. Jahrgang 77, pag. 283, empfahlen wir zur Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Chrysanthemum inodorum plenissimum. Kultur, mit Beigabe von 2 Figuren, die ge- füllte Spielart der falschen Camille. Haage ap 2 BEN RER # Kalk me MIETE NE \ iR und Schmidt haben diese Spielart noch ver- vollkommnet und empfehlen unter den dies- jährigen Neuheiten eine noch besser gefüllte Form als Chrysanthemum inodorum plenis- simum. Vergleicht man die beistehende Figur mit der Gartenflora 1877, pag. 284 gegebene, so springt der bedeutende Fortschritt in Be- zug auf bessere Füllung dieser noch von dem verstorbenen Haage der Gartenkultur gewonnenen Form sofort in’s’Auge. 8) Moricandia sonchifolia J. D. Hooker. (Crueiferae.) Vaterland Nordchina. Syn. Ory- “” Moricandia sonchifolia. chophragmus sonchifolius Bunge enum. pl. chin. Ward schon im Jahre 1831 vom Nestor der russischen Botaniker, von A. von Bunge in der Umgegend Pekings entdeckt und 1875 durch Dr. Pleirfair, Gesandtschaftsarzt in Pe- king, an den botanischen Garten in Kew EZ (ee S S 7) u Taf 962. u &% if 2 ( a - a = B == = G > I [ENTE TaaT Re 00 ek ann Ta Ten Tre Tun Sa] ı LIU HAI ATIHEHHHCO II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 5 eingesendet. Zum ersten Male in deutschen Samenkatalogen, wird diese Pflanze dieses Jahr von Haage und Schmidt unter den Neuheiten angeboten, Bildet bis 2 Fuss hohe Pflanzen mit leierförmig -fiederschnittigen Wurzelblättern und länglich elliptischen, mit am Grunde speerförmigen sitzenden, gezähn- ten Stengelblättern. Die purpur-lilarothen Blumen in Trauben auf den Spitzen des Hauptstengels und der Seitenzweige, 3—5 Cm. im Durchmesser. Eine schöne neue Pflanze, die am besten als 2jährige Pflanze behandelt wird, in's freie Land oder den Topf gesäet, gut und leicht aufgeht. Im Sommer ausge- säet, durehwinterte solche in Erfurt im freien Lande und blühete im ersten Frühjahre zu- gleich mit Bellis und andern und deshalb schön zur Dekoration ‚ganzer Beete. Zeitig im Frühjahre ausgesäet, wird dieselbe wahr- scheinlich später im Jahre gleichfalls noch zur Blüthe kommen und sind über deren zweckmässigste Kultur Mittheilungen noch erwünscht. (E. R.) 9) Euchlaena luxurians hort. (Reana luxu- rians.) Aus Guatemala eingeführt in Egyp- ten, hat sich dort schnell eine grössere Ver- breitung erworben, wie die Berichte lauten. Im Winter 1877—78 erhielten wir durch die Güte der Herren Wagner in Riga und Haage und Schmidt in Erfurt eine Parthie Samen dieser riesigen Futterpflanze mit dem Er- suchen, Nachrichten über den Erfolg zu geben. Wir glauben im allgemeinen Interesse dies am besten durch die gütige Vermittelung der Gartenflora thun zu dürfen, Vertheilt wurden die Samen an folgende Gärten: Kronsgarten in Elisabethpol. Obergärtner Kagaroff be- richtet, dass die Samen gut aufgingen, im Frühjahre aber vom kalten Regenwetter litten, im Sommer blieben 3 Pflanzen, wel- che über 10 Fuss hoch sich prachtvoll ent- wickelten, aber bis zum 10. (22.) Nov. nicht blüheten. Schlossgarten in Borschom (2400 Fuss üb, d. Meere): Hofgärtner Ramın benachrichtigte uns, dass bis Ende Oktober (also 12. Nov.) die Pflanzen eine Höhe von 5 Fuss erreicht. aber nicht geblühet haben, | Garten der Karajass’schen Besitzung (30 Werst südlich von Tiflis): gutes Wachsthum, | B. S. Williams eingeführt. aber keine Blüthe, -- Von mehreren Privatbe- sitzern waren keine Nachrichten zu erlangen. Kronsgarten in Tiflis (sog. botanischer): Aussaat im Februar einzeln in Töpfe, im März in grössere Töpfe versetzt, im Warm- hause temperirt am Lichte gehalten, im April, Anfang des Monates, ausgepflanzt, in geschützter Lage auf die Stelle früherer Mist- beetanlagen. Das kalte regnerische Wetter im Mai tödtete die meisten Pflanzen, Anfang Juni schien keine Aussicht irgend eines Er- folges, sie erholten sich aber bei warmem Wetter schnell und bis zum 18. (30.) Novbr., wo ein stärkerer Frost von — 1!Jg0 R. sie bleichte, sind sie fast 13 Fuss hoch gewor- den; das Gewicht einer abgeschnittenen Staude war grün 72 Pfund, sie hatte 23 Stengel, die sich wieder verzweigt hatten und die stärksten hatten 1°/ı Zoll Durchmes- ser. Blüthenansatz war keiner zu bemerken. Eine Pflanze ist in Kübel gesetzt in’s tem- perirte Warmhaus gebracht, eine andere im Grunde geblieben und der Fuss reichlich mit altem Dung umgeben, so dass der Frost ihr nichts anhaben kann, Seit 3 Monaten haben wir keine Wolke, viel weniger Regen ge- sehen; sobald solcher eintritt, werde ich ein wasserdichtes Regendach über den expo- nirten Stock machen und im nächsten Jahre, so Gott will, weiter berichten. | H. Scharrer. D. Beschrieben oder abgebildet in The Gardener’s Chronicle. 10) Bifrenaria mellicolor Rehb. fil. (Orchi- deae.) Eine zwischen B. Harrisoniae und B. inodora stehende Art, welche sich im bota- nischen Garten zu Hamburg befindet, deren Ursprung man aber nicht kennt. Wahr- scheinlich stammt sie aus Brasilien, Sie hat einen langen, dünnen, rückwärts gekrümm- ten Sporn, Die allgemeine Gestalt der Blume ist die einer kleinen B. Harrisoniae; die Farbe ist grünlich-gelb (honigfarben) mit schnutzigem Roth gestreift. (1878. IX. p. 622.) 11) Dendrobium Goldiei Rehb. f. (Orchi- deae.) Eine dem Dendrobium superbiens Rehb. f. ähnliche Art, von Mr, Goldie in Australien entdeckt und unter dem Namen D. superbiens im Etablissement des Herrn Der Wuchs ist 26 weniger robust, die Scheinknollen sind dün- ner, die Blumen kleiner; die Blätter sind sehr dick, aber länger und schmäler als bei D. superbiens. An dem Blüthenstande er- scheinen Luftwurzeln, welche bei D, super- biens nie beobachtet wurden. Auch die Ge- stalt der 3lappigen Lippe ist verschieden, (1878. IX. p. 652.) 12) Dendrobium Williamsianum Rehb. f. (Orchideae.) Ebenfalls eine Entdeckung des Herrn Goldie, aus Neu-Guinea stammend und im Besitze des Herrn B, S, Williams. Die Blumen erreichen an Umfang diejenigen von D. Dalhousianum. Die Sepalen sind weiss- lich gelb, die Petalen grossentheils rosa. Die Lippe ist purpur-violett. Gehört den schönsten Arten der Gattung. p. 652.) 13) Oneidium (Cyrtochilum) Balderramae. Rehb. f. (Orchideae.) Diese schon 1871 im Gardener’s Chronicle beschriebene Art wird jetzt nach frischen Blumen beschrieben, die von Mr. Alfred Borwick (Higsham Hill, Walt- hamstown) stammen. Blumen gelblich oliven- braun. Das obere Sepal ist mehr rund und hat einen sehr schmalen hellgelben Rand; die Seitensepalen sind einfarbig, Petalen gekrümmt, fast verwickelt, kraus, mit gelben Rändern. Die Lippe ist spitz. Gehört als Art neben O. metallieum Rehb. f, (1878. IX. p- 690.) zu 14) Calanthe veratrifolia R, Br, var. ma- | croloba Rehb. f. (Orchideae.) Diese Varietät der alten geschätzten, reich und lange Zeit blühenden Art wurde im Etablissement des Herrn B. Williams von den Pacific-Inseln eingeführt. Unterscheidet sich durch grössere und breitere Mittellappen und durch die stark entwickelten seitlichen Schwielen. (1878. IX. p. 690.) 15) Odontoglossum erispum Ldl. var. fas- tuosum Rehb. f. (Orchideae.) Eine Abart von grosser Schönheit. Der Rückensepal ist tief blaulila, mit breitem weissen Rande und hat zwei grosse, braunviolette Flecken; die Sei- tensepalen sind der Länge nach in zwei ver- schiedenfarbige Streifen getheilt, die innere Hälfte ist weiss, die äussere lilaviolett; sie haben am Grunde einige bräunlich-violette Flecken. Die Petalen sind rein weiss, mit | Bere Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ur einer bräunlich-violetten Linie am Grunde, Die Lippe ist mehr verkehrt-eiförmig. Be- findet sich im Garten des Herrn Robert Warner. (1878. IX. p. 690.) 16) Angraecum Hildebrandtii Rehb. f. (Or- chideae.) Wurde von Herrn J. M. Hildebrandt auf den Comoren entdeckt und gelangte im Berliner botanischen Garten zur Blüthe, Eine kleine, eigenthümliche Art, keinem an- dern Angraecum ähnlich. Blätter zungen- förmig, ungleich zweilappig. Blüthen orange- gelb, eine lockere Aehre bildend. (1878. IX. p- 725.) 17) Odontoglossum limbatum Rehb. f. var. violaceum Rehb. f. (Orchideae.) Eine Abart mit reichvioletten Sepalen und Petalen. Lippe Säulchen Befindet weiss mit bräunlichen Flecken. weiss mit purpurbrauner Spitze. | sich bei Hrn. Robert Warner in Chelmsford. (1878. IX. p. 725.) 18) Masdevallia bella Rehb. f. (Orchideae.) Eine von Herrn Gustav Wallis in Neugranada entdeckte und im Besitze der Herren J. Veitch | und Söhne befindliche Art (aus der Gruppe der Saccilabiatae-Nycteriniae). Eine gross- blumige Art von der Tracht der M. Chimaera und der M. Wallisii und der Lippe von M. Nycterinia, aber unterschieden durch die nichtwarzigen Petalen und durch 2 sigma- förmige Kiele an denselben. Die grossen Blumen sind aussen dunkelbraunpurpur, glänzend; innen gelb. Das Rückensepal und die äussere Hälfte der beiden übrigen sind dicht dunkelpurpurbraun gefleckt; dieselbe Farbe haben auch die langen Schwänze; die innere Seite der Seitensepalen und die Basis des Rückensepals sind fast ockergelb. (1878, IX. p. 722.) 19) Haemanthus (Diacles) hirsutus Baker. ı (Amaryllideae.) Das Etablissement J. Veitch | und Söhne in Chelsea erhielt diese neue Art von Herrn Mudd aus der Transvaal-Republik und sie blühte zuerst im April dieses Jahrs. Sie ähnelt am meisten der behaarten Varietät des H. vireseens Herb., aber die Form der Blätter ist eine andere. Zwiebel zusammen- gedrückt, 3 Zoll im Längsdurchsehnitte, mit dicken festen braunen Scheiden. Entwickelte Blätter 2, länglich-rund, gleichzeitig mit den Blumen erscheinend, während der Blüthezeit II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. Dil 5—6 Zoll lang, 31a—4 Zoll breit, halbauf- recht, sehr stumpf; auf beiden Seiten kurz | behaart, aber dunkelgrün, unten blasser ; die Haare an der Spitze und in deren Nähe länger als auf beiden Blattflächen, Schaft | - seitenständig, etwas länger als die Blätter, dieht bedeckt mit abstehenden, weissen Drüsenhaaren. Blumen in einem dichten Kopf von 4 Zoll im Durchmesser. Brakteen 6—8, blassroth, abstehend, fast 1 Zoll lang. Stielchen und Fruchtknoten grün, Blumen- krone rein weiss, 1 Zoll lang. Staubfäden weiss, Staubbeutel gelb. (1878. IX. p. 756.) 20) Seilla (Ledebouria) pendula Baker. (Li- liaceae.) Stammt aus Port Natal und wurde ebenfalls durch Herrn Mudd an’s Etablisse- ment Veitch geschickt. Es ist eine der gross- blumigsten Arten aus der Untergattung Ledebouria. Zwiebeln 3Zollim Durchmesser, mit vielen dünnen braunen Häuten. Blätter 4, sitzend, halbaufrecht, lanzettlich, glait, gleich- zeitig mit den Blumen, 12—16Zoll lang, in der Mitte 1?a—2!/2 Zoll breit, in der Mitte grün, längs der Seiten mit Purpur gestreift und gesprenkelt. Schaft dünn, grün, ja Fuss lang, niedergebogen. Traube dicht, °/a Zoll lang, bei einem Durchmesser von 2 Zoll. Spindel grün, sehr rauh. Blumenkrone !/Js Zoll lang, grün; Staubfäden blass lila, Staubbeutel purpur. (1878. IX. p. 756.) 21) Callithauma viridiflora Herb. var. El- wesii Baker. (Liliaceae.) Eine imGarten des Herrn Elwes kultivirte Abart, bei der die Krone kürzer ist als die Perianthalabschnitte. (1878. IX. p. 756.) 22) Tulipa Fransoniana Parl. (Liliaceae- Tulipeae.) Eine geruchlose italienische Tulpe und mitT. Didieri Jord. nahe verwandt, aber durch den Charakter der basalen Flecken auf den Blumenkronenabschnitten unter- schieden, welche sehr schmal sind und einen gelben Rand haben. Zwiebel wie bei T. Ges- neriana, eiförmig, mit braunen, innen be- haarten Häuten. Stengel glatt, grau, ein- blumig, 1 Fuss lang; Blätter 4, alle an der untern Hälfte des Stengels; aufrecht, lanzett- lieh, die untern 6—9 Zoll lang, 1'/a—2 Zoll breit, die obern kleiner. Blumenkrone glocken- föormig, 2—2"J2 Zoll lang: die Abschnitte alle gleich, innen hellscharlach, mit einem rhom- bischen, purpurrothen, gelb eingefassten Flecke auf jedem Abschnitte. (1878. IX. p. 756.) 23) Grammatophyllum pantherinum Rehb.f. (Orchideae.) Eine der neuesten Entdeckungen des Herrn Goldie in Neu-Guinea, in Kultur bei Herrn B. S. Williams in London. Die Blumen sind kleiner als bei G. Wallisii, etwa von der Grösse des Cymbidium eburneum und dunkel gefleckt. Sepalen und Petalen sind kleiner als bei G. Wallisii, Ebenso wie G. Roemplerianum, ist es auf der Lippe ganz glatt und hat nicht die Haarreihen, wie bei G. macranthum und G. speciosum und ebenso wie bei G. Roemplerianum ist der Mittel- lappen der Lippe spitz und ungerandet, (1878. IX. p. 788.) 24) Oneidium stipitatum Ldl, var. platyonyz Rchb. f. (Orchideae.) Eine im Etablissement des Herrn W. Bull befindliche Abart mit dichterer Blüthenrispe und kleineren Blumen, (1878. IX. p. 789.) 25) Hartwegia gemma Rehb. f. (Orchideae.) Eine neue, im Etablissement W. Bull be- findliche Art, welche schöner ist als die einzige bis jetzt bekannte Art dieser Gattung H. purpurea Lindl. Die Stengel sind schwärz- lich-violett, dick, halbrund, gefurcht. Blätter spitz, schwärzlich-violett gefleckt. Blumen brillant amethystpurpur. (1878. X. p. 8.) 26) Coelogyne corymbosa Ldl. var. hetero- glossa Rehb, f, (Orchideae) Die Blumen dieser Abart sind grösser als bei der typi- schen Form und von gleicher Färbung, aber an der Lippe überragen die Spitzen der Seitenlappen den Grund des sehr breiten (nicht schmal lanzettförmigen) Mittellappens und von der Basis der Lippe bis zum Grunde des Mittellappens befinden sich drei häutig gezähnte Kiele. Die Pflanze könnte ein in der Natur entstandener Bastard zwischen C. corymbosa und C. ocelleta oder brevifolia sein, Befindet sich im Besitze des Sir Trevor Lawrence in Burford Lodge, Dorking. (1878. XPS.) 27) Adiantum Williamsü Th. Moore. (Fi- lices.) Diese schöne Form hat das Ansehen von A. chilense und die Form der Fieder- blättchen von A, Veitchianum, ist aber durch die Form der Fruchthäufcehen unterschieden. rg 28 Der Wuchs der Pflanze ist zierlich; die 6 bis 8 Zoll langen Blatistiele sind kastanienbraun, am Grunde goldfarbig. Die Spindel ist oft ziekzackförmig und gegen 12 Zoll lang. Die oberste Fieder misst gegen 4 Zoll und hat eine eiförmige Gestalt; sie ist doppelt fieder- spaltig und sitzt auf °/s Zoll langen Stielen. Die Fiederchen haben eine Breite von !/2 Zoll und stehen auf ‘a Zoll langen Stielchen; sie sind häutig, hellgrün, fast halbzirkel- rund ; der äussere Rand ist auf !/« der Tiefe in 3—4 abgerundete Lappen getheilt; am ganzen Rande sind je nach der Grösse des Fiederchens in 5—10 Fruchthäufcehen ver- theilt. Wächst in Peru in einer Höhe von 12000 Fuss und wurde im Etablissement des Herrn B. William eingeführt. In South-Ken- sington erhielt die Pflanze am 2. Mai ein Certifikat erster Klasse, (1878. X. p. 45.) 28) Dendrobium Bensonae Rehb. f. var. xanthinum. (Orchideae.) Eine Varietät mit weissen Blumen, welche einen gelben Diskus haben. Befindet -sich bei Sir Trevor Law- rence. (1878. X. p. 45.) 29) Cymbidium Parishi Rehb. fil. (Orchi- deae.) Rehb. f. in Trans. Linn. Soc. XXX, p. 144. — Eine vom Rev. C. Parish in Bur- mah entdeckte, dem C. eburneum Ldl. ver- wandte Art. Die Blumen sind kleiner als bei letzterer Art. Sepalen und Petalen sind ebenfalls elfenbeinweiss. Die Lippe hat eine orangefarbene Mittelzone und eine gleich- farbige Scheibe auf dem Vorderlappen, beides mit purpurbraunen Flecken gezeichnet. Die Seitenlappen der Lippe haben zahlreiche Flecken von lebhaftem Purpurviolett. (1878. X. p. 74.) 30) Odontoglossum Edwardi Rehb. fil. (Or- chideae.) Eine von Hrn. Eduard Klaboch in Ecuador entdeckte neue, höchst interessante Art, deren Blüthenstand hunderte von Blu- men trägt. Dieselben sind von violetter Farbe und haben eine gelbe Lippe. Sie sind zwar nur von der Grösse derjenigen von 0. pra- sinum, densiflorum u. A., imponiren aber durch ihre Masse. (1878. X. p. 74.) 31) Renanthera histrionica Rehb. fil. (Or- chideae.) Die erste Renanthera mit zuge- spitzten Blättern, wie sie bei Cleisostoma und Sarecanthus vorkommen. Blüthenstand Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, RETTET N nie ou eine kurze, wenig hlumige Traube. Die Se- palen und Petalen sind schön gelb, mit purpurnen Flecken berandet. Die Lippe ist weiss mit orangefarbenem Sporn und pur- purnen Flecken auf den Seitenlappen. Die Blumen haben die Grösse von Saccolabium miniatum. Stammt von Singapore oder Ma- lacca und wurde in einer Steven’schen Auk- tion durch Mr. J. Day gekauft. (1878. X. p. 74.) ß 32) Masdevallia abbreviata Rehb. fil. (Or- chideae.) Eine zur Gruppe der Amandae ge- hörige, vielleicht ein natürlicher Bastard zwischen M. polystieta und M. melanopus. Hat die Farbe ersterer Art, aber diese hat gewöhnlich weniger Punkte. Die ganze Blume ist weit kürzer, auf der Unterseite mehr höckerig, und die bei M. polystieta so zahl- reichen Wimpern und Haare sind selten. Stammt wahrscheinlich von den Herren Roezl oder Bruchmüller. (1878. X. p. 106.) 33) Oymbidium Leachranum Rehb. fil. (Or- chideae.) Von Herrn Arthur Corner auf der Insel Formosa entdeckt und an Hrn. Charles Leach, Kingsroad, Clapham Park, gesandt. Wächst an Bäumen, 30 Fuss über der Erde. Die linear-lanzettlich über 2 Fuss langen, 1 Zoll breiten Blätter sind dicker als bei C. ensifolium, aber dünner als bei C. aloifolium. Die Blumen sind eben so gross, wie bei die- sem, aber stehen entfernter. Sepalen und Petalen zungenförmig, spitz, weisslich ocker- farben mit braunen, an der Spitze zusam- menfliessenden Streifen. Die Stheilige Lippe ist mit Ausnahme der weisslichen Scheibe ganz braun. Das Säulchen gelb mit braunen Mittelstreifen. (1878. X. p. 106.) 34) Eria Corneri Rehb. fi. (Orchideae.) Eine vom gleichen Sammler ebenfalls auf Formosa entdeckte Art, der Eria Griffithii (E, pulchella Griff.) sehr nahe stehend; aber sehr gut durch ihre stumpfvierkantigen, merk- würdig graugrünen Scheinknollen unter- schieden. Blätter gestielt, länglich, spitz, nervig, einer Cirrhaea ähnlich. Blumen sehr blassgrün; die Lippe weiss mit purpurnen Mittellappen und purpurnen Streifen über die Seitenlappen, Befindet sich ebenfalls im Besitze des Herrn Leach. (1878. X. p. 106.) t lI. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 29 35)' Mesembryanthemum hirtum N. E. Brown, (Mesembryanthemeae.) Stengel perennirend, niederliegend, rund, 3—6 Zoll lang, 1V2 Li- nien diek, schmutzig purpurroth, rauh, mit dünnen, kurzen, abstehenden Haaren. Blätter halbaufrecht, zurückgeschlagen, 11a — 2/2 Zoll lang, linear; Oberseite konkav, Unterseite stumpf gekielt, beide mit glänzenden Papillen bedeckt. Blüthen endständig, gewöhnlich ein- zeln, purpurroth, Staubfäden blassgelb, Staub- beutel hellgelb. Von Mr. T. Cooper aus Süd- afrika eingeführt und zunächst verwandt mit M. Sutherlandi. (1878. X. p. 138.) 36) Leperiza eucrosioides Baker. (Amarylli- deae.) Eine neue Art, ım Etablissement E. G. Henderson & Söhne aus Ecuador einge- führt. Bis jetzt kannte man nur eine Art: L. latifolia. Die Gattung unterscheidet sich von Coburgia und Stenomesson durch die kurze Blumenkronen-Röhre und deren lange Abschnitte, Zwiebel eiförmig, fast 2 Zoll im Durchmesser, mit braunen Häuten. Blätter 1—2, vor der Blüthe entwickelt, gestielt, länglich, spitz, von dünner Textur, oben grün, unten mehr grau. Schaft rund, 12 bis 15 Zoll lang, Dolde 3—4blumig; Blumen hängend. Fruchtknoten grün, länglich-drei- kantig; Kronenröhre glockenförmig, '/s bis 1/s Zoll lang; Kronenabschnitte roth, ver- kehrt-lanzettlich, ?a— "Js Zoll lang. (1878. X. p. 170.) 37) Bulbophyllum psychoon Rehb. fil. (Or- chideae.) Von Mr. Freemann in Assam ent- deekt und in Kultur bei Mr, William Bull. Verwandt mit B. radiatum Ldl. Blüthen- stand im normalen Zustande wahrscheinlich doldig, obgleich das beschriebene Exemplar nur einblumig war. Blumen glänzend grün. Petalen klein, am Rande feingezähnt. (1878. Xp. 170.) f 38) Haemanthus(Nerissa) Kalbreyeri Baker, (Amaryllideae.) Wurde von Hrn, Kalbreyer entdeckt, als derselbe in Guinea für das Etablissement der Herren J, Veitch u. Söhne sammelte. Gehört in die Gruppe mit blatt- tragendem Stengel und steht zwischen H. Manni und H. multiflorus. Wurzelstock ku- gelförmig mit eylindrischen, fleischigen Wur- zeln. Blattstengel "/g Fuss lang, vor den Blumen entwickelt, grün mit zahlreichen | gekommen ist, röthlichen Flecken, zwei oder drei kurzge- stielte, längliche Blätter tragend, welche eine Länge von 9—10 Zoll und eine Breite von 2'/2--3 Zoll erreichen, dieselben sind auf beiden Seiten hellgrün und haben eine ge- furchte Mittelrippe. Blüthenschaft seitenstän- dig, 2--3 Fuss hoch. Dolde 30—40blumig, 6 Zoll im Durchmesser; Brakteen länglich, zurückgebogen. Stielehen 1—1'/e Zoll lang; Blumenkrone leuchtend karmoisinroth, 15 bis 16 Linien lang; Röhre cylindrisch Y« bis !/s Zoll lang, Abschnitte schmal, linear, 1 Zoll lang, abstehend oder wenn vollständig ent- wickelt, zurückgeschlagen; Staubfäden roth, von gleicher Länge wie die Kronenabschnitte. (1878. X, p. 202.) 39) Haemanthus (Diacles) albo-maculatus Baker. (Amaryllideae.) Eine schöne neue Art aus der Gruppe von H. coceinus, mit einem dichten Kopfe reinweisser Blumen. Im Allgemeinen dem H. hyalocarpus zunächst stehend, ähnelt er durch die weissen, ab- stehenden Brakteen dem H. virescens, ist aber von allen durch die grossen, zungen- förmigen, grünen, mit zahlreichen weissen Flecken gezierten Blätter verschieden. Stammt vom Kap der guten Hoffnung und blühte bei den Herren Low und Henderson. Zwiebel zusammengedrückt, 2 Zoll im Längsdurch- messer, mit dicken grünen Häuten. Bringt gleichzeitig mit den Blumen 2 Blätter her- vor, welche zungenförmig, stumpf, fleischig und ganz glatt sind. Sie haben in der Mitte 2—3 Zoll Breite bei einer Länge von 1 Fuss und sind mit weissen Flecken bedeckt. Blu- men in einem dichten, 2—-3 Zoll im Durch- messer haltenden Kopfe. Brakteen 6-7, länglich, 11a„—1'/e Zoll lang, abstehend, weiss, grün geadert. Stielchen sehr kurz. Blumen- krone rein weiss, 1—1'+ Zoll lang, Die Ab- schnitte 2mal so lang als die Röhre, Staub- fäden weiss, Staubbeutel gelb. (1878. X. p. 202.) 40) Uncifera heteroglossa Rehb. fil. (Orchi- | deae,) Eine höchst interessante Orchidee, welche bei Herrn Bull kultivirt wird und dort blühte, wohl die erste Uncifera, welche in einem europäischen Garten zur Blüthe Die Traube ist kurz, die Spindel blass, aber so dicht mit rothen a ge NE RUN! 4 Ä Fa 30 Flecken bedeckt, dass sie fast roth erscheint. Die Blumen haben die Grösse derer von Sarcanthus tricolor. Die Blumen scheinen weiss zu sein. Sie haben die gewöhnlichen länglichen, stumpfen Sepalen und Petalen. Die Lippe ist mehr nachenförmig und hat nicht den zurückgebogenen grossen Zahn wie Uneifera ostusifolia Ldl. Der grösste Unter- schied zwischen den 2 bisher bekannten Arten besteht in den Säulchen. p. 234.) 41) Masdevallia hypodiscus Rehb. fil. (Or- chideae.) Eine von Herrn Lehmann in Eeuador entdeckte Art aus der Gruppe der „Fenestra- tae“. Alle Dimensionen sind doppelt so gross als bei M. gracilenta; die Blätter sind un- terseits purpurlila. Die Blumen sind dunkel- purpurviolett mit einer langen schmalen Oeffnung auf jeder Seite und zahlreichen weisslichen gefransten Kämmen auf den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (dere nn; gr ER I RS TE DAN ZUR, . #r gr . 5 Hauptnerven. Die Lippe ist am wirklichen Grunde pfeilförmig, dann gegen die Mitte nochmals pfeilförmig, mit scharfen spitzen, zurückstehenden Winkeln, während dieselben am Grunde klein und stumpf sind. Blühte bei Mr. Stuart Low. (1878. X. p. 234.) 42) Phalaenopsis violacea Teysm. var, Mur- toniana Rehb. fl. (Orchideae.) Eine Abart mit helleitrongelben Blumen, bei denen die innere Seite der seitlichen Sepalen und die Mitte der Lippe purpur gefärbt ist. Das Säulchen ist am Grunde purpur und dessen Seitenlappen sind orange-gelb. Wurde durch den Superintendenten des botanischen Gar- tens in Singapore, Mr, H. G. Murton an Mr. M.H. Williams in Tredrea, Cornwall gesandt und blühte unter der Pflege von dessen Gärt- ner, Hrn. J. Murton. (1878. X. p. 234.) Ender. III. Literatur. 1) KarlJürgens, Etymologisches Fremd- wörterbuch des Pflanzenreichs, mit be- sonderer Berücksichtigung der deutschen Flora. Braunschweig bei Karl Bruhn, 1868. Ein Büchlein, das die Abstammung der in der Botanischen Terminologie gebrauchten Namen gibt. So unvollständig dasselbe auch noch ist, so ist es dennoch für die Vielen, denen die lateinische und griechische Sprache fern liegt, weil sie nie Gelegenheit hatten, solche zu treiben, ein sehr nützliches Hand- buch für Verständniss und Rechtschreibung. Sehen wir in die Kataloge vieler unserer Handelsgärtner hinein, so finden wir da eine Masse haarsträubender durchgehender Fehler gegen die gewöhnlichsten Regeln des Ge- schlechtes, der Ableitung und Zusammen- setzung. In letzterer Beziehung hat sich z. B. in die Schreibweise, wenn es heissen soll, mit Blättern oder Blumen einer ähnlichen Art, ein durchgehender Fehler eingebürgert. So z. B. wenn es heissen soll mit Blättern der Canna, wird, weil „CGanna‘“ im Genitiv „Cannae“ hat, gemeiniglich (auch von Bo- tanikern) „cannaefolius, a, um‘ gebildet. Der Lateiner braucht aber hier das Binde „i“ und bildet ecannifolius ete.,, und dies ist ein ganz allgemeiner Fehler. Ein andrer sind die doppelten i bei Nennung nach einem Namen. So nannte ich kürzlich eine Iris „l.Eulefeldi“ nach meinem dahingeschie- denen alten Freund. Im Allgemeinen würde man geneigt gewesen sein, dafür zu sagen Eulefeldii; hier ist aber das doppelte i oder das Einschieben eines „i‘“ bei der Lateini- sirung des Namens vollständig überflüssig. Wir hätten gewünscht, dass diese und ähn- liche Fälle in dem Büchlein berücksichtigt und besprochen gewesen wären, dass die haarsträubenden Fehler der Handelskataloge, ‚wie z. B. „flore plena‘“ statt „flore pleno“, was auch in vielen Gartenbüchern wieder- kehrend zu lesen ist, etwas einlässlich be- sprochen und gerügt worden wären und dass eben auf die bestehenden Verhältnisse und Samenkataloge mehr Rücksicht genommen wäre. So führt der Verfasser S. 94 selbst an „Neilreichii, gen. von Neilreichius (nom. propr.)“. Wir haben da gleich dreierlei aus- zusetzen, erstens muss es besser Lateinisch heissen „Neilreichus, gen, Neilreichi“, zwei- nn F Fr IV. Personalnotizen, Correspondenz etc. . 31 tens müsste gesagt sein, wer Neilreich war oder ist, nach dem die Pflanze genannt ist, und drittens gibt der Verfasser seine Er- klärung gerade für solche, die kein Latein verstehen, weshalb sagt er dann zur Er- klärung „nom, propr.“ und nicht ein „Eigen- oder Geschlechtsname‘. (E. R.) 2) Anton Dittrich, Album für Tep- pich-Gärtnerei. Berlin u, Leipzig, Verlag von Hage Voigt. 1877. Enthält auf 24 Tafeln hübsch ausgedachte Dessins zu Teppichbeeten, nebst Vorschlag zu deren Bepflanzung. Den Freunden der Teppichbeetkultur zu empfehlen. (E. R.) 3) Th. Rümpler, Deutscher Garten- kalender auf das Jahr 1879. Bei Wie- gandt Hempel und Parey in Berlin. Wir haben diesen sehr zweckmässig ein- gerichteten Kalender zum Gebrauch für Gärtner und Gartenfreunde schon wiederholt besprochen und können nur bestätigen, dass die Einrichtung desselben von Jahr zu Jahr zweekmässiger wird. (E. R.) 4) Voigt's Gartenkalender für 1879, von H. Jäger und Fr, Göschke, Berlin und Leipzig bei Hugo Voigt. Was vom vorigen Kalender, gilt auch von diesem; vorzüglich ist in dem letzteren der Arbeitskalender, d. h. die Anweisung zur Vornahme der nothwendigen Arbeiten in jedem Monat, Einen dieser beiden Kalender | sollte mindestens jeder Gärtner als Taschen- buch zu allen verschiedenartigen Bemer- kungen sich halten. (E, R.) lands. 5) C. Becker, die Feinde der Obstbäume und Gartenfrüchte, Leipzig 1878 bei A, Mentzel. Eine kurze und gut zusammengestellte Wiederholung dessen, was in andern einge- henderen Schriften schon vielfach gesagt ist, (E. R.) 6) Max Kolb, das Wichtigste aus der Theorie des Gartenbaues. Stuttgart 1879 bei Eugen Ulmer, Ein kurzer Auszug aus des geehrten Ver- fassers eingehenderem Werke, zum niedrige- ren Preise von 1 Mark jedem zugänglich ge- macht. (E. R.) 7) Dr.E. Lucas, Leitfaden für angehende Pomologen. Stuttgart bei E. Ulmer, 1879. Gleichfalls ein Auszug aus grössern Werken des Verfassers, enthaltend eine Uebersicht der verschiedenen Obstarten und deren systematische Eintheilung. Gleichfalls zum Preis von 1 Mark jedem zugänglich gemacht. (E. R.) 8) Taschenkalender für Pflanzen- ‚Sammler. Leipzig bei O, Leiner. Der Verfasser nennt verschämt seinen Namen nicht und doch ist das für angehende Botaniker ein sehr gutes Hilfsbuch zur leich- tern Bestimmung der Pflanzen Mitteldeutsch- 500 der gemeinern Arten sind zu- sammengestellt nach dem Monat der Blüthe und dann noch nach der Lokalität. Ausser- dem ist den Arten eine kurze Beschreibung in deutscher Sprache beigegeben. Gleichfalls zum Preis von 1 Mark. (E. R.) IV. Personalnotizen, 1) Herr Ernst Schmidt hat das Ge- schäft unter der Firma Haage und Schmidt in Erfurt auf alleinige Rechnung übernommen. 2) Eine Rosen-Ausstellung veran- staltet der Bremen’sche Gartenbau-Verein im Bürgerpark zu Bremen am 21., 22. und 23. Juni d. J. und ladet zur allgemeinen Correspondenz ete. Concurrenz ein. Mit dieser Rosen- Ausstellung ist zugleich eine Ausstellung anderer Pflanzen und Garten-Produkte verbunden. Das Pro- gramm, das 78 Concurrenzpunkte zu je zwei Preisen enthält, kann durch Anfrage bei H. Ortgies, corresp. Schriftführer des Bremen- schen Gartenbauvereins in Bremen bezogen werden. 82 - Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Baron Ferdinand von Müller in Mel- bourne schreibt uns, dass die in deutschen Gärten vielfach verbreitete „Cordyline Haageana GC, Koch“ von F,. Müller schon 1866 als „Gordyline Murchisoniae“ beschrieben und publizirt ward (F, Müller, fragmenta Phytographiae Australiae 1865 bis 1866 pag.195). Dagegen ist der von C. Koch gegebene Name „C. Haageana‘“ zum ersten Male 1867 in der Wochenschrift von C. Koch nur erwähnt und die erste Beschreibung ward erst 1871 in der Gartenflora gegeben, Mithin hat der von F.Müller gegebene Name unbedingt die Priorität und muss diese Art also für die Folge „Cordyline Murchisoniae“ nach der Gemahlin des um die „Geographie und Geologie Australiens“ hochverdienten Sir Roderick Murchison benannt, bezeichnet | werden. 4) Müller und Sauber in Kassel em- pfehlen elegante Elfenbein-Etiquetten zur Bezeichnung der Pflanzen. Zweierlei Grösse zu 3 Mark 50 Pf. das Hundert. Wir werden darauf zurückkommen. 5) In Petersburg trat der Winter dieses Jahr erst Mitte December neuen Styls mit einer Temperatur von 0 bis —3°R. ein, Erst am 11. (23.) December fiel das Thermo- meter zum ersten Mal auf —8°R. Aus Ni- kita schreibt uns Hr. W. Hinder vom 24. Nov. (6. Dec.) 1878: „Wir haben nech anhaltend warmes schönes Wetter, Tags 12—15° R., Nachts nicht unter + 6° R., Rosen und an- dere-Blumen noch in vollkommenem Flor. 6) Den 6. und 7. April 1379 Blumen-Aus- stellung in Anvers. Preise werden nur an Mitglieder der Gesellschaft gegeben. Wäh- rend der Bremer Gartenbauverein und wohl alle Vereine des übrigen Europas auf ihren Ausstellungen ohne Ausnahme jeden zur Concurrenz zulassen, befolgen die Belgier das entgegengesetzte Prineip jede Ausstellung, wo allgemeine Concurrenz | freigestellt ist, eine Internationale Aus- stellung. 7) Zu seiner 50jährigen Stiftungsfeier ver- anstaltet der Gartenbauverein zu Coburg vom und nennen | | mit BT A ET a a a a 12.—15. April dieses Jahres, eine Ausstellung, Coneurrenz steht allen freiund das Programm wird auf Anfrage beim Sekretär des Vereins, Hrn. Dr, Schlegelmilch, zugesendet. 8) F. H. Wucherer in Frankfurt a. M. empfiehlt eine patentirte Giesskanne mit Wasserabschluss, a 8, 6 und 5 Mark pr, Stück. Als grosser Vorzug wird gerühmt, dass man ohne die Erde auszuschwemmen, in ganz aufrechter Stellung seine Pflanzen begiessen könne. Wirklich stellt ein Holzschnitt auf der Anzeige einen Gartenjüngling ohne Rock und mit blossen Armen und Schürze dar, der brennenden Pfeife im Munde und in kerzengerader militärischer Haltung die Topfpflanzen begiessend. Sehr empfehlens- werth wird Jeder sagen, der seinen Gärt- nern in erster Linie empfiehlt, sich auch hübsch zu bücken und von dem Zustand der Erde des Topfes sich zu überzeugen, ob das Begiessen auch nothwendig, bevor be- gossen wird. Der glückliche Erfinder sollte seine Gieskannen gefälligst noch dahin ver- vollkominnen, dass nur dann der abge- schlossene Wasserstrahl sich ergiesst, wenn nach Berührung des Giesskannenrohres mit dem Topfe das Rohr sich überzeugt hat, dass das Begiessen auch wirklich nothwen- dig ist. 8) Herr E. Burmeister schreibt uns aus Uraisk: Die hiesigen Verhältnisse erlauben es nicht, die Cyclamen auf die kürzlich in der Gartenflora erwähnte Art und Weise zu erziehen. Ich lasse, schreibt derselbe, in unsern trocknen heissen Sommern die Gy- clamen gleichfalls nicht einziehen, sondern solche stehen im Freien und werden täglich stark begossen, haben dann wohl weniger Blätter, verlieren sie aber doch nie alle. Im September werden sie, ohne den alten Ballen zu zerstören, in grössere Töpfe, in eine nahr- hafte lehmige Erde verpflanzt und in ein Kalthaus gestellt. Wenn sie hier stets feucht gehalten werden, bilden sie schönes neues Laub, beginnen Mitte Oktober zu blühen und ‚, blühen dann voll und üppig bis Februar und März beständig fort. (E. R.) l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Lobelia lutea L. (Siehe Tafel 963.) Lobeliaceae. Lobelia lutea L. spec. pl. pag. 1322. — Bot. mag. tab. 1319. — Rapun- tium luteum Prsl. prodr. Lob. pag. 11. — Parastranthus luteus A. De Can- dolle in D.C. prodr. VII. pag. 354. — P. simplex G. Don. gen. syst. gard. III. pag. 716. Eine gelbblumige Lobelia von der Tracht der blauen L. erinoides, welche schon im Jahre 1774 in den Garten zu Kew bei London vom Vorgebirge der guten Hoffnung eingeführt ward. Erst im Jahre 1810 erschien eine Ab- bildung dieser hübschen Art im Bo- tanical Magazine, dann aber scheint dieselbe wieder aus den Gärten ver- schwunden zu sein; der Referent er- innert sich wenigstens nicht, dieselbe in den letzten 45 Jahren in den Samm- lungen desContinents gesehen zu haben. Die erneute Einführung dieser gelb- blumigen Lobelia verdanken wir Herrn Haage und Schmidt in Erfurt, in dessen Etablissement auch die Abbildung an- gefertigt ist, welche wir beistehend publiziren. G. Don hat nach dieser Art die Gattung Parastranthus aufge- stellt, die sich von Lobelia nur durch 1879. die kürzere und schmalere Blumen- röhre und gelbe Blumen unterscheidet und wohl geeigneter wieder mit Lo- belia vereiniget wird. Die Lobelia lutea dürfte sich in Kultur ähnlich wie Lobelia bicolor Sims. verhalten, zu welcher Art die grosse Masse der beliebten rasenbil- denden blaublumigen Lobelien gehört, die als L.-Erinus, L. erinoides pubes- cens, Kaiser Wilhelm, Crystal Palace und einer Masse anderer Namen jetzt massenhaft zur Bepflanzung von Blu- menstöcken und Teppichbeeten ange- zogen wird. Ursprünglich kultivirte man die Lobelia bicolor als Kalthaus- pflanze und vermehrte solche aus Steck- lingen, jetzt zieht man dieselbe jähr- lich als einjährige Pflanze an. Lobelia lutea dürfte daher auch anfänglich als zwergiger Halbstrauch im Kalthaus dicht unterm Fenster durchwintert, im Frühjahr aus Stecklingen vermehrt und zum Auspflanzen in’s freie Land benutzt werden, ganz wie man auch jetzt noch mit der gefülltblumigen Lo- belia bicolor und einzelnen der besten Formen, wie namentlich mit Kaiser 3 34 Wilhelm verfährt, wenn man Teeppich- beete mit Pflanzen herstellen will, die alle den gleichen Wuchs und die gleiche schöne Färbung zeigen. Es dürfte aber nicht lange dauern und wir werden von L. lutea wohl ebenfalls bald Racen und Mischlinge erhalten, die dankbar Samen tragen und die gleichfalls aus Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. er,5 DR Fl a 2 2 Samen als annuelle Pflanze Jährlich an- gezogen werden können. Das Etablisse- ment von Haage und Schmidt hat bei vielen andern Floristenblumen der- artige Erfolge erzielt und wird wohl auch die Lobelia lutea schnell ver- breiten und für die Kultur geeignetere Racen derselben erziehen. (E. R.) B. Tulipa Kesselringi Regel. (Siehe Tafel 964.) Liliaceae. ! Tralipa, sectio D, ", 7, ec. Bulbi tunicae intus apicem versus strigoso-pilosae, coriaceae. Folia 4, supra terram ad caulis basin conferta, erecto-patentia, anguste lineari-lanceo- lata, pedunculo glabro nudo breviora, usque 18 Cm. longa, °a—1'jı Um. lata, canaliculata, subundulata, glaber- rima, immarginata. Perigonium erec- tum; sepala erecto patentia, oblongo- lanceolata, subaequalia, basi et apice glabra. Stamina glabra, inclusa an- thera pistillo breviora. Filamenta ovata, antheris linearibus paullo breviora. Pistillum trigonum, stigmate trilobo quam diameter pistilli angustiore co- ronatum. Perigonium flavum; sepala usque 4! Cm. longa, 14 Mm. lata, exteriora ante marginem stria purpurea notata, interiora apice albida, omnia basi immaculata. Affınis T. Kolpakowskianae et Ges- nerianae, una et altera „foliis sparsis, filamentis linearibus“ dignoseuntur, praeterea T. Kolpakowskiana „pistillo filamenta suhaequante* et T. Gesne- riana „foliis latioribus stigmateque parvo“ diversae. Bulbi misit A. Regel e regionibus turkestanicis. Dedicavi cultivatore eru- ditissimo J. Kesselring. Von der beistehend abgebildeten Tulpe sendete Herr A. Regel einige wenige Zwiebeln aus den Gebieten Turkestans und widme ich dieselbe dem Herrn J. Kesselring, meinem Schwiegersohn, der solche zur Blüthe brachte. Dieselbe ist zunächst ver- wandt mit der kürzlich abgebildeten T. Kolpakowskiana, aber gut unter- schieden durch die schmalen, zu 4 am Grunde des Stengels zusammen ge- drängten Blätter, sowie die ovalen Trä- ger der Antheren, die nebst den Anthe- ren kürzer als der mit kleiner 3lappiger Narbe gekrönte Stengel. T. Gesne- riana unterscheidet sich durch bedeu- tend breitere, am Stengel zerstreute Blätter, lineare Träger der Antheren, eine sehr grosse Narbe und mehr zu- sammen neigende Blumenblätter. Blühete nachdem T.Greigi, T. Kol- pakowskiana und die niedrigen frühern I. Originalabhandlungen. 35 Formen von T. Gesneriana schon ab- geblühet, als nur noch die späten hohen Formen von T. Gesneriana als die letzten Tulpen noch in Blüthe waren und überwinterte ohne Deckung im freien Lande. (E. R.) 2) Aus Kuldscha. Das Achburtam-Gebirge und Tekesgebiet. Von Borochudsir aus wollte ich eigentlich über den Ili setzen, um nach den südlichen Gebirgen zu gehen. Der vielen Bremsen wegen, denen die Pferde hätten erliegen können, musste ich das aufgeben. So brachen wir erst am 7. Juni nach Osten auf und passirten mit einiger Schwierig- keit den Össel. Den folgenden Tag kamen wir an den Chorgos und von da fuhr ich meinen Leuten mit der Post voraus nach Suidun und sam- melte hier Samen von Sträuchern und Liliaceen, um dann wieder nach Kuld- scha zurückzukehren. Fieberanfälle und Geschäfte hielten mich hier auf, so dass ich erst am 13. nach Süden über den Ili nach Chodahagir (das erste Sumum oder die erste der chine- sischen Städte) weiter gehen konnte. UnterwegssahichblühendeCynanchum acutum, Staticeen, Orobanchen, Sa- ponarien, Tamarix etc. In Sumun hatte ich einen von einem Lanzen- stich getroffenen Mann zu behandeln, der mit mehreren Tarantschen und Mandschuren zusammen, von einer Kirghisischen Räuberbande überfallen worden war. Am gleichen Tage ritt ich nach Chanachai, einem Complex von Tarantschendörfern am Fusse des Berges gleichen Namens und nach- dem ich hier die Geimpften besich- tigt hatte, brach ich in’s Gebirge auf. Auf den kalkigen Vorbergen kommt ein Convolvulus und Hyoscyamus pu- sillus vor und weiterhin fand ich eine schöne rothblühende Statice, Draco- cephalum peregrinum, ein gelbes ÖOnosma, eine violette Jurinea, Um- bilieus, Lagochilus ete. Zwanzig Werst oberhalb des letzten Dorfes, in reizen- der Lage, liegt der Wallfahrtsort Masar. Hier sieht man in der Höhe des Gebirges schon Fichtenwaldungen und biegt dann bald in ein nach Nordwest aufsteigendes Seitenthal des Chanachaibaches ein. Ungefähr 25 Werst von Masar in der Region des Nadelwalds sammelte ich am folgenden Tage und fand da an den steilen be- waldeten Abhängen einen grossen Theil der Pflanzen des Jugantasch, eine kleine blaue Iris, Isopyrum, Saxi- fraga oppositifolia, Glossocomia, Trol- lius patulus, ein Aconitum mit lila- farbnen Blumen, verschiedene Orobus und Hedysarum, Goodyera, Pyrola, ein schlitzblättriges weissesPyrethrum, das überall verbreitete Cerastium de- huricum, einige Anthriscus, eine hüb- sche Stellaria; an mehr sonnigen Stellen dagegen wuchs die gelbe Rose, ein gelber Eremurus, eine Tulpe, Lonicera microphylla ete. Nachdem ich Herbarien und Zwiebeln nach Kuldscha zurück expedirt hatte, zogen wir weiter über eine da und dort be- 36 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, baute Hochebene an zahlreichen Ta- rantschen-Ortschaften vorbei, die am Austritt der Bäche aus dem Gebirge liegen. Ich besichtigte Kaldschat, . Aschinoke und kam nach einer Tour von 60 Werst nach Ketmen, bekannt durch ein Treffen, das die Tarantschen dort den Russen lieferten. Auf Felsen fand ich hier ein stacheliges Acan- tholimon, eine Statice und eine kleine Tulpe, sowie ein weissfilziges, halb- strauchiges Pyrethrum. Hier über- nachtete ich beim Wolostältesten und genoss zuin ersten Male, seitdem ich Europa verlassen, ein regelrecht ge- bratenes Stück Hammelbratens. Frei- lich war mein Wirth seiner Zeit ein grosser 'Tarantschen-Fürst gewesen und so reichte er mir nach der Mahl- zeit mit grosser Eleganz seinen seide- nen Gürtel, um daran die Hände zu trocknen. Das Grabmal eines solchen Fürsten, der ausgezogen war, Kasch- gar zu erobern, aber wenige Werst von seiner Heimat von Kalmücken ermordet wurde, zeigte man mir in Chanachai. Nachmittags stiegen wir den Ketmenpass hinauf, auf dessen diesseitigem Abhang Kirghisen stehen sollten. Anfangs fand ich hier einige Cirsien, Cousinien, Dracocephalum, Oxytropis und weiterhin in der Nadel- holzregion ausser den Pflanzen des vergangenen Tages auch Pedicularis, Cortusa, Papaver nudicaule, sowie alpine Carices und Primula nivalis am Bache. Nun begann der steile Auf- stieg zum Pass durch den vorausge- sangenen Regen doppelt schwierig gemacht und leider ganz verlassen und ohne die gehofiten Auls der Kir- shisen. Gentianen, Viola altaica, Dra- WER EEE 1 NR Rat ME N ec Lı ben, Gymnandra, Cortusa, verschie- dene ÖOxytropis und oben auf den Felsen hochalpine Erigeron-Arten, das schöne rothblumige Pyrethrum pulch- rum standen am Wege und auf dem 9000' hohen Passe blüheten verschie- dene Ranunculus, ein gelbes Allium, Primula algida, Callianthemum ruti- folium, Hegemone lilacina und Cho- rispora Bungeana. Bei heftigem Regen und einbrechender Dunkelheit stiegen wir den Pass herab und fanden erst 10 Werst vom Passe den Aul eines Kirghisen, der wegen Erkrankung seiner Frau allein zurückgeblieben war. Von hier aus stieg ich am an- dern Tag zu Fuss am Gebirge em- por. Durch Regionen der Lonicera hispida, eines reizenden Blüthen- strauches (die der Gärten ist unrich- tig und jetzt erst die ächte Art durch die von A. Regel gesammelten Samen eingeführt) und Juniperus Pseudo-Sa- bina kamen wir an den letzten Fichten vorbei. Hier blühete eine schöne gold- gelbe Corydalis, Primula nivalis, alpine Umbelliferen, Dracocephalum, Alsine biflora, Trollius, Gymnandra, Carices und endlich am steilen Nordabhange am Grate das gelbe Allium, Viola altaica, Draben, schöne Pedicularis, Leontopodium, Potentillen, verschie- dene weiss- und blaublumige Astra- galeen, Thalictrum foetidum, Ophrys, Hegemone lilacina (der lilafarbne Trol- lius) ete. Die Aussicht war reizend, über dem Thian-Shan lagerten aber Wolken. Am folgenden Tag, den 20. Juni, betraten wir das T'schakode- thal (das Quellthal des Tscharyan) und fanden am flachen Flusse die weissblü- hende Primula longiscapa, die ich auch I. Originalabhandlungen. | 37 schon im letzten Jahre am Sairam-See gesammelthatte. Wir befanden uns hier in einer Höhe von 6—7000 Fuss, die Vegetation hatte einen durchaus al- pinen Charakter, Leontopodium, Ca- lamintha, Anemone nareissiflora, Oxy- tropis, Dracocephalum ete. blüheten allenthalben. Von einem Aule der andern Thalseite stieg ich über die Nadelholzregion hinauf, fand aber nur die gleichen Pflanzen wie in den ver- gangenen Tagen. Gegen Abend ritten wir noch 10—12 Werst thalaufwärts und stiegen hier zu einer Höhe von 7000 Fuss an, wo Viola altaica im Thale blühete und die Waldregion aufhörte. Hier übernachteten wir in einem Aule. An den Bergabhängen wuchsen ausser den mehrfach erwähn- ten Alpenpflanzen auch Eritrichium villosum. Wie später am Tekes mit den Karakirghisen, so hat man hier mit den Kosak-Kirghisen seine liebe Noth, von denen fast alles nur durch Gewalt erlangt werden kann, so Pferde, Führer und oft auch Nahrung. Es verbitterte mir dies vielfach die Reise in diesen einsamen ausgedehnten und auf keiner Karte richtig bezeichneten Gegenden und liest das weniger an den schliesslich doch gastfreien Ein- gebornen, als an andern Gründen, die hier näher zu besprechen nicht der Platz ist. Dazu kamen auch die Hetzereien der chinesischen Nachbarn, in Folge dessen die Karakirghisen und und Kosakkirghisen mehrfach Streitig- keiten und Fehden hatten. Nachdem ich mit grosser Mühe Führer erlangt hatte, brach ich am 21. Juni durch die Urnungsaischlucht unter einander auf, immer noch weit von den eigent- lichen Tschakodequellen entfernt, nach dem Stromgebiet des Tekes hin, auf. Der Weg war weniger schwierig als er geschildert worden war, bis zu der mit tiefem Schnee bedeckten, wohl 10,000° hohen Passhöhe, fand ich zahl- reiche Alpenpflanzen, so das rothe Allium atrosanguineum, die prächtige, weit verbreitete Primula nivalis, Cai- lianthemum, Oxygraphis nivalis, ver- schiedene Ranunkeln, Saxifraga fla- gellaris, ein neues Leontopodium, Draba oreades, Hegemone, Potentillen, Cerastien etc. Von der Passhöhe aus kamen wir zu den Quellen des Sunbe, eines nach Westen in den Tekes mün- denden Flusses, der in einem anfäng- lich beiderseits von hohen Gebirgen begrenzten Thal hinabströmt. Die ersten 9—10 Werst des Abstieges sind wild. Ausser den eben erwähnten Pflanzen trat auch das gelbe Allium (A. SemenoviRgl.), ein schöner roth- blühender Umbilicus, Formen von Orchis maculata, latifolia und incar- nata, eine Ophrys, eine dickköpfige Scorzonera, ein purpurblühendes Leon- todon, sehr ähnlich dem L. Taraxacum, auf. Der Weg wendet sich nun über eine niedrige Wasserscheide aus dem Sunbethal nach Westen zu der Hoch- ebene, die am Oberlauf des Flusses Kassan liegt. An einem Aule haltend, sammelte ich im 'Tannenwalde und Gebüsch von Juniperus Pseudosabina, fand aber wenig, da hier das Vieh alles abgeweidet hatte. Am Ostrande des südlichen Sunbegebirges (50! Länge, 43"a Br.) übernachteten wir in einem Aul, der noch auf der Hoch- ebene sich befand, da wo dieselbe 38 | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nach dem Teekes abfällt. Hier bestieg ich in der ersten Morgenfrühe den 9000’ hohen Berg Kok-tübe. Es war frisch und kalt, ich hatte aber eine herrliche Ansicht der ganzen 'Thian- Shan-Kette mit dem Chantengri und auch die Flora bedachte mich mit Thermopsis alpına, einigen zwergigen Astragalus und Ranunculus etc. Wir stiegen nun ungefähr 2000 Fuss zum Tekesthal hinab und hatten dann noch 30 W erst bis zum südlichen Chanachai- Flusse. Alle Nomaden waren hier im Hin- und Herziehen, aus Furcht vor den Kara-Kirghisen, begriffen und es hielt sehr schwer, Pferde zu erhalten, da ich meine eigenen Pferde mit den gesammelten Gegenständen zuriück- senden musste. Mich lockte nun der stets klare Thian-Shan, besonders die noch unbekannten Gebirge am Flusse Akjas, die eher noch höher sind als die des Musart, aber auch wegen der mächtigen Gletscher unübersteiglich sind und die einen der Zufluchtsorte der räuberischen Kara-Kirghisen bil- den. Im Teekesthal hatte ich an selte- neren Pflanzen Thermopsis lanceolata und eine dem Linum heterosepalum ähnliche Pflanze mit pfirsischrothen Blüthen gesammelt. Als wir nun am 24. Juni dem Tekes näher kamen, fand ich die gleiche Flora wie im ver- gangenen Jahre, Primula sibirica und die weissblühende Primel und eine schmalblättrige Orchis waren häufig, ebenso Dracocephalum integrifolium und Ohorispora songorica. Nachdem wir endlich nach langem Hin- und Herziehen einen Hirten aufgefunden, der die Tekesfurth kannte, zogen wir nach dieser hin. Da aber das Wasser er den Pferden bis zum Nacken reichte, mussten wir noch eine Karawane mit Kameelen abwarten, um das Papier trocken hinüber zu bringen. Diese Händler wollten an den Akjas, dort Hirschgeweihe einzutauschen, welche die Chinesen als Medikament verwen- den. Prächtig sind die Blumenwiesen auf der Nordseite des Tekes. Draco- cephalum Ruyschiana, peregrinum, in- tegrifoium, Phlomis tuberosa, Sile- nen, Gypsophilen, Oxytropis, Lathyrus, Hedysarum, Cacalia, Ligularia, Linum, Polemonium, Dianthus, Campanula, Urtica cannabina bilden farbenreiche Prairien, auf denen auch zahlreiche Insekten sich aufhalten. Allmälig näherten wir uns dem ostwärts liegen- den trüben wasserreichen Akjas und traten ungefähr 40 Werst vom Teekes in das Gebirge ein. Gleich Anfangs mussten wir eine Höhe passiren, wo der jenseitige Abstieg so schwierig war, dass wir uns gegenseitig und besonders auch den Pferden helfen mussten. Ein strauchiges Pyrethrum, Lonicera microphylla, eine sehr klein- blättrige Atraphaxis und Selaginella sanguinolenta wuchsen unter andern hier. Wir waren hier in einer Höhe von ungefähr 6000 Fuss; wild und steil stieg das Gebirge empor, die Gletscher winkten schon aus grösserer Nähe und in einem Seitenthal fanden wir endlich auch einen Aul von Kir- shisen. Von hier aus ging es nun im Hauptthal des Akjas in’s Hochgebirge. Anfangs führte uns der Weg ziem- lich bequem unter Felsen hin, weiche mit Pyrethrum und Selaginella be- kleidet waren. Dann hörte der Pfad auf und in einem schmalen Durchhau I, Originalabhandlungen. 39 klommen wir den steilen bewaldeten Abhang hinan. Hier trafen wir auch Schaafe der Kirghisen, von denen, während wir vorbeiritten, 3 Stück durch herabrollende Steine erschlagen wurden. In einer Lichtung hielten Kirghisen, dann ging es noch bei schon einbrechender Dunkelheit an steilen Abhängen hin, bis wir 15 Werst vom Thale entfernt, etwa 10 Uhr Nachts auf einer Alpenweide oberhalb des Baches ankamen, eine Weide, die im Schutze der zur Schneeregion auf- strebenden Felsen lag. Die Kara- kirghisen, welche sich in diesen Bären- nestern verstecken, haben in ihren Jurten, ausser der Flinte, stets auch noch eine Lanze mit langer dünner Spitze und sind überhaupt stets gut bewaffnet. Wir fanden hier in einem Aul ein Unterkommen und am andern Morgen sammelte ich in der "Nähe und fand unter andern einen schönen scharlachroth blühenden Umebilicus, verschiedene Hedysarum, Orobus, Pe- dieularis, Aconitum, Fritillaria u. a. m. Im Gebirge regnete es am folgenden Tage, ich selbst hatte wieder wieder- holte heftige Fieberanfälle gehabt, mein Papier ging zu Ende, und so deprimirt wie ich gerade war, liess ich mich verleiten, mit einer rück- kehrenden Karawane zurückzugehen, anstatt 2 Tagereisen weiter aufwärts in die Gletscher-Region vorzudringen. Später als ich mich wieder wohler fühlte, that mir das freilich sehr leid, diese wichtige Expedition nicht ge- macht zu haben. Bei besserem Wetter kamen wir im Thale, nachdem wir den Tekes passirt hatten, wieder bei dem Dschagastai-Flusse an, übernach- teten hier in einem Aul, der sich ge- rade zum Aufbruch rüstete und mach- ten uns den andern Tag bei drückender Hitze nach Norden nach dem T'schap- schalpasse auf, der im niedrigen Ost- ende des Akburtan-Gebirges liegt. Der Weg führte 30—35 Werst über die Vorberge, bis wir endlich 2 Stunden östlich von der breiten Kuppe des Aktasch in das T'schaptschal-Thal ge- langten, in welchem die vielfach ge- nannten subalpinen Pflanzen vorkamen. Etwa 20 Werst weiter gelangt man auf bequemem Wege auf den unge- fähr 7000‘ hohen Pass, wo Gentianen, Thalictrum foetidum, alpine Carices, Viola altaica ete. üppig blüheten. Un- gefähr 10 Werst jenseits der Passhöhe fanden wir bei einem freundlichen Sarten ein Nachtquartier. Den andern Morgen warteten wir noch einen Ge- witterregen ab, um dann nach der noch 25 Werst entfernten Fähre Ka- ratam zu reiten, wo wir den Ilı über- schritten. Die heissen eisenhaltigen und kohlenhaltigen Gesteine der Vor- berge der Südseite des Ilithales bieten eine Flora von ganz verschiedenem Charakter. Rosen, Rhamnus, Prunus prostrata, wilde Aprikosen, Acer ta- taricum, Eschen wuchsen hier, da- zwischen Felder mit Papaver somni- ferum, von den Tarantschen zur Opium- Bereitung angebaut. Die Ueberfahrt ging ohne Hindernisse von Statten und dann legte ich nur allein die noch 50 Werst weite Entfernung nach Kuldscha zurück, da die Pferde meiner Beglei- tung wegen vollständiger Ermüdung zurückbleiben mussten. Inzwischen hatte der vom Kriegs- gouverneur ebenfalls zur Erforschung 40 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, der Flora abgesendete Herr Fetisow | vom Hörensagen bekannten Vulkans Baischan, eine ähnliche Tour gemacht. Ich traf den er nur nicht erreichen konnte, weil er ihn in Kuldscha, wo er mich in me nEn weitern Vordringen gehindert ward. Am Jul- Wohnung erwartete. Von hier aus ging ernach Südosten nach dem Juldus | viele seltene Pflanzen gesammelt. Von da und dem Kaschgarischen Gebiet >) ging er zum Flusse Baidan bei Kutsche. Er- aReldsche arsch druckende reichte er auch den Vulkan Baischan nicht, E so konnte er doch aus der F feststellen, Hitze, am Tage 24° R. Schattentem- MR IR dass es ein kegelförmiger Berg ist, der keinen peratur und Nachts nur einige Grad | Krater auf der Spitze mehr besitzt, dagegen weniger. (A. Regel.) zahlreiche seitliche Oeffnungen. Aus derLava bereiten die Eingebornen Schwefel und Salmiak. *) Fetisow hat diese Tour beendet und kam dort bis in die Nähe des bis jetzt nur Expedition über die Kokkamyr-Hochebene zum Bogdo-Gebirge und durch die Gebirge östlich und nördlich vom Sairam-See bis zu den Quellen der Borotala und des Chorgos und von da zurück zum Sairam und dann längs der Borotala nach Osten bis über die Chinesische Grenze zum Borborogussum. (Hierzu Tafel 965.) Am 22.Julibrach ichvon Kuldschaaus | Schlucht steinig und ich stieg da bis nach Nordosten auf. Dem Pilutschifluss | zu einem Nebengrat empor und fand nach war anfangs alles ausgebrannt. _ an den Felsen Pyrethrum, Umbilicus Weiteroben im Thale zogen wirinnord- | Lieveniund zwischen Juniperus Pseudo- östlicher Richtung einer Nebenschlucht Sabina einige Umbelliferen, auf dem nach und an die Stelle der gewöhn- | Grate aber kleine Potentillen, Pulsa- lichen Wiesenflora traten nun Berg- | tilla, Leontopodium, Dracocephalum, pflanzen. Nach ungefähr 20 Werst ein kleines rothes Allilum und andere gelangten wir auf die Hochebene Kok- | Alpenpflanzen. Am 25. ritten wir fast kamyr, die ungefähr 5000’ über dem | pfadlos dem Bache nach am Bogdo Meere liegt. Ueber diese zogen wir | weiter empor und kamen Wölfen so weiter nordostwärts und kamen, nach- | nahe, dass ich einen mit dem Revolver dem wir ungefähr 10 Werst zurück- | traf. Unter dem Wachholdergebüsch gelegt, zum Fusse des 13000° hohen | blüheten Saxifraga oppositifolia und Bogdo-oala, der einer auf den Karten | S. Hireulus. Weiter hinauf kamen wir noch nicht verzeichneten, von den öst- | zu gehölzlosen Alpenmatten, wo Pleuro- lichen Sairam-Gebirgen abzweigenden | gyne, kleine Pedicularis, Hegemone, Kette angehört. Am 24. folgten wir | Swertia marginata und einige Allium dem "Thale des Dschirgulanbaches, | blüheten. Von hier aus stieg ich zum welches dem Pilutschi-Thal parallel | Hauptgrat des Bogdo empor (10000‘) . läuft. Im Walde blühete Mulgedium | und fand an der Vegetationsgrenze azureum, ein lilafarbenes Aconitum | Ranuneulus altaicus und fraternus, eine und Lonicera hispida trug ihre ziem- | behaarte Oxytropis, eine gelbblumige lich grossen Beeren. Hinten ward die | Artemisia ete. von einer Räuberbande angegriffen und am. dus und dem Passe Kinkule hat derselbe UNS I, Originalabhandlungen. 41 Bevor ich hier weiter mit den Schil- derungen der Landschaft und Vegeta- tion fortfahre, schicke ich zum bessern Verständniss dieser grossentheils von Reisenden noch nicht berührten Ge- senden das Folgende voraus: „Im Bogdo-Gebirge entspringt der Dschirgalanbach und Dschirgalan und Pilutschi durchbrechen den Südrand der Hochebene Kokkamyr, welche im Westen in dasSaman-, Terek- und Ak- terek- und im Osten in das Dschir- galan-Gebirge, sowie in die Borboro- gussun-Gebirge sich erhebt. Ueber die den Nordrand der Kokka- myr-Hochebene umgrenzendenGebirge stieg ich in das Kysemtschekthal hin- über, welches vom Sairam-See durch eine 10000’ hohe Kette geschieden ist. Die nördliche Randkette dieses Thales ist zugleich die südliche Tochumta- Kette; sie ist vielzackiger und wilder als die andern Gebirge und sendet zum Sairamsee das Vorgebirge Kar- tschegantasch ab. Von der nördlichen Tochumtu-Kette, die in den Syrlitam (die nördliche Randkette des Sairam- Sees) und weiter hin in das Aksu-, Chorgos-Gebirge übergeht, zweigt sich im Nordosten des Sairam-See’s noch der letzte Ausläufer, die Kantschaga- Kette ab, die wie der Tochumta bei Takansı endet. Vom Nordwestende des See’s stieg ich, südwestlich ziehend, in die Urtaksang-Ebene hinab, umging das nördliche Urtaksanggebirge, wel- ches gewöhnlich nach einem kleinen Bache Bedschintau genannt wird und erreichte die Borotala, indem ich den steilen Südabhang des Alatau gegen- über dem Westendedes Alakul kreuzte. Hier und oberhalb bis zum Kuketau fielen mir die Riffbildungen zu beiden Seiten des Flusses auf, welche viele Versteinerungen enthielten. Reste einer chinesisch-dschungari- schen und einer unbekannten Kultur finden sich häufig in Form von In- schriften. Während der letzten Tage- reise am 8. August von Karangur bis zu der Vereinigung der Borotala- quellen, verengte sich die Borotala- steppe zu einem Hochthale von eigen- thümlicher Vegetation. Am letzten Haltepunkte, für welchen die sibirische Karte 8500‘ Höhe angibt, trat Alpen- vegetation auf. Der letzte nördliche Borotala-Zufluss, der Teentek, führt in das Lepsagebiet hinüber. Der linke Quellflussarm gabelt sich in den Ka- rysyrijk, welcher zum Sarchan und Barchan hinführt und in die Demekbe, welche mit der Kora und den Karatal in Verbindung stehen soll. Der recht- seitige Quellzufluss führt zu dem Ka- ratal und Koksu, deren Quellgebiet die Kirghisen unter der Bezeichnung Dschalair zusammenfassen. Kleine süd- liche Zuflüsse führen zu dem Kasan und in den Wiesengründen derselben kommen Argali-Heerden vor. Von der wohl 12000° hohen, über mächtige Schneefelder hinaus ragenden Passhöhe aus, überzeugte ich mich, dass der Kasan das Quellsystem des Chorgos bildet. Neben der Passhöhe entspringt aus 3 dunkelgrünen Seen ein Zufluss der rechtseitigen Borotala-Quellen. Tiefer unten bildet die Vereimigung zweier Kasanquellarme, von denen der westliche zum Koksu führen dürfte, an der Vegetationsgrenze einen von Schneefeldern Alpensee von wunderbarer Schönheit, rinssum umgebenen fi 49 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz PTR den ich nach dem die Erforschung dieser Landstriche kräftig befördern- den Kriegsgouverneur General Kolpa- kowski, Kolpakowski-See nenne. Den untern Kasan-See, der bereits in der Tannenregion liegt und der auch den Kirghisen des Ilithales bekannt ist, konnte ich wegen der wilden Wasser, die stufenweise Fälle bis zu 50 Fuss Höhe bilden, nicht erreichen. Dagegen kam ich zu einem zweiten westlichen Kasanzufluss, der offenbar von Uitus herkommt und also die Verbindung mit dem Osek darstellt. Vom Urtaksang kann ich nur sagen, dass sein Oberlauf vom Nordwesten herkommt und mit dem Aksai, dem bedeutendsten südlichen Borotala-Zufluss zusammen stösst. Den Rückweg nach Kuldscha nahm ich zum Sairam und von da zur Bo- rotala,. dieser nach abwärts bis auf chinesisches Gebiet und von da wieder über den Kokkamyr und dem Pilutschi nach bis Kuldscha. Dieses als Allgemeines vorausge- schickt, nehme ich wieder die ein- gehendere Schilderung da auf, wo ich oben abschweifte. Am Bogdo-Gebirge ward es zuletzt wegen .räuberischer Kirghisen, die fast vor unsern Augen Schaafe und Pferde und ganze Jurten ausraubten, sehr ungemüthlich. Nachdem ich einen meiner Begleiter mit den gesammelten Pflanzen nach Kuldscha zurück expe- dirt hatte, hielt ich an den folgenden Tagen auf den Höhen der das Ost- ende des Sairam-See’s umgebenden Gebirge, dem Quellgebiete des Pilutschi und im Kokkamyrgebirge, und ver- wandte dann 2 Tage dazu, die wilde Kysemtschek-Kette zu untersuchen. “ Tu \ f Freilich war fast bis zu 11000 Fuss Höhe alles verbrannt oder abgeweidet, mehr unten Formen von Aconitum Lycoctonum und weiter oben einige interessante Astragalus. Von der häu- figen Viola altaica konnte ich trotz allen Suchens nirgends samentragende Pflanzen auffinden, alle vertrocknet, ohne dass sie Samen angesetzt hatten. Nachdem ich zum Sairamsee hinab- gestiegen, ward ich hier von den Kir- ghisen, die mich schon von früher her kannten, gut aufgenommen. Am Nordwestrande des Sairam-Sees in Kartschegantasch angekommen, ver- schaffte ich mir Pferde und sammelte am 1. August auch an den waldigen Abhängen des Urtansang - Gebirges Samen von Caragana jubata, von Swertia marginata Schrenk u. Swertia connata Schrenk, sowie von der ächten Gentiana decumbens L.*) Von hier aus zog ich die Steppen am Urtansang und der Borotala nach aufwärts und erreichte nach schwie- rigen Flussübergängen den Südabhang des Alatau bei dem Meltschetybache (41° L. und zwischen 45 und 46° Br.). Eine eigenthümliche hochstengelige Saussurea und eine stachelige Atra- phaxis (spinosa?) fielen mir hier be- sonders auf, ausserdem Rosen, Lino- syris, Linum, auch zahlreiche Ver- steinerungen charakterisiren diese Ge- send. Bis zu S000 Fuss ansteigend, *) Eine perennirende Art mit azurblauen Blumen von der Grösse derer der G. Pneumo- nantha, welche auf der Spitze der aufstei- senden Stengel dicht zusammen stehen. Un- terscheidet sich von den beiden nächst ver- wandten Arten von G. Olivieri DC, und G. Kaufmanniana Rgl. et Schmalh., die dem transilinischen Alatau und dem Thian-Shan eigen sind, durch den aufgeschlitzten schei- denartigen Kelch. (E. R.) # I. Originalabhandlungen 43 fand ich eine schöne blaublumige Gen- tiana (G. Kaufmanniana?) und die weisse, blau gestreifte Gentiana al- gida Pall.*), eine rothfrüchtige Lo- nicera, Umbelliferen, die oben er- wähnten Swertia-Arten und zahlreiche Pedieularis, von denen ich meistens Samen sammeln konnte®*). Die Schnee- region reicht am Alatau schon viel weiter hinab Gebirgen COentralasiens. Weiter der Borotala nach ziehend, fand ich auf einer Hochebene, die sich längs des schroffen Abhanges des Alatau hin- zieht, die Reste einer alten Nieder- lassung und auf einem Hügel die Reste als an den südlichern früherer Befestigungen, ebenso Ruinen *) Gentiana algida unterscheidet sich nur durch noch einmal so grosse Blumen, viel höhern Wuchs und zahlreichere Blumen auf der Spitze des Stengels von 6, frigida, zu der sie also wohl als ausserordentlich schöne Form Centralasiens zu rechnen ist, Es sei dabei bemerkt, dass überhaupt die meisten Alpenpflanzen Europas, die sich auch in den Alpen Centralasiens finden, dort in viel üppigern Formen vorkommen und dass diese Eigenschaft, wie es scheint, auch auf die durch Samen in unseren Gärten erzo- genen Racen übergeht. (E. R.) **) Es ist bekannt, dass die ausserordent- lich schönen Pedicularis-Arten grossentheils zu den mit ihren Wurzelenden auf andern Pflanzen schmarotzenden Pflanzen gehören, in der Kultur bis jetzt sich fast gar nicht einbürgern wollten. Wir haben von den cen- tralasiatischen Pedieularis-Artenim Frühjahre 1877 sowohl im Kaiserl. botanischen Garten als in meinen Baumschulen zahlreiche Aus- saaten gemacht. Die Samen sind fast aus- nahmslos aufgegangen und die in’s freie Land gepflanzten Sämlinge sind da bis zum Spät- Herbst 1878 gut gediehen, so dass es scheint, dass es gelingen dürfte, diese schönen Pflan- zen der Gebirge Central-Asiens für unsere Kulturen zu gewinnen, (E, R,) von Tempeln und Grabsteine mit tü- betanischen Inschriften. Oberhalb des Kukatanflusses, wo der bekannteste Pass liegt, kreuzten wir an der Mün- dung des Karangur die Borotala. Beim Versuch am 7. August eine Furth zu finden, ward mein Pferd vom Strome umgerissen, kam aber schnell wieder auf die Beine, worauf wir dann noch Als wir im Pappelwalde übernachteten, wur- eine bessere Furth fanden. den wir durch einen Lärm vielfach gestört und anfangs beunruhigt, bis wir wussten, dass solcher von Wild- schweinen und anderm ungefährlichen Wild herrührte. Das Thal wird hier schon enger, bleibt aber trotz einer Höhe von 6—7000' steppenartig. Lagochilus, jene lichen halbstrauchigen Labiaten, mit ihren geschlitzten Blättern und grossen, in 5 dornige Zähne ausgehenden Kel- chen, Artemisien, strauchige und krau- eigenthüm- tige Salsolaceen, Caragana pygmaea, ein gelbblumiges Acantholimon, bil- deten einen Theil der Vegetation. Am 3. Tage nach der Abreise von Melt- schety erreichten wir eine Felsschlucht, wo Schädel von Argalis umherlagen, während an Felsen Alsinen, auf Wiesen ein Rheum mit festen rauhen Blät- tern und Stengeln (eine der klein- blättrigen Formen Westchina’s, die vorläufig noch als Formen von Rheum Rhaponticum zu deuten sind), Gentiana umbellata, Caragana jubata und nie- drige Alpenweiden vorkamen. Hier an der Quellen-Vereinigung, - 50° L., 44°Ja Br., führen Pässe nach Kopal, der Lepsa, dem Koksu und dem Kasan. Nach kurzem Aufstiege längs eines Baches, wo Gentiana al- gida und Saxifraga Hirculus in Menge blüheten, kamen wir zu den letzten Alpenwiesen unter der Passhöhe. Hier fand ich alpine Compositen, ein al- pines Cerastium, die eigenthümliche dichten Moospolstern gleichende und an Cherleria erinnernde Arenaria rupifraga Fenzl. (Bryomorphe rupi- fraga Kar. et Kir.), ein weisses Pyre- thrum und die schöne Waldheimia tridactylites Kar. et Kir., ein an Pyrethrum erinnerndes, rasenförmig wachsendes Alpenpflänzchen, mit gros- sen rothen Blüthenköpfen und durch den eigenthümlichen braunen Pappus sofort von Pyrethrum, welcher Gat- tung der Pappus fehlt, sehr verschie- den. Auch verschiedene Cerastien, Labiaten und Pedicularis bildeten aus- serdem einen reichen Flor. Nachdem wir nun noch zwischen Steingerölle steil zum Pass emporgestiegen waren, übersahen wir von der Kuppe der Passhöhe, einerseits die ganze mäch- tige Alatau-Kette bis in die Gegend von Kopal, hatten zu Füssen den Blick über Schneefelder nach den dunkelgrünen Seen, welche Zuflüsse der Borotala abgeben. Jenseits der Seen die Mittelkette zwischen Urtak- sang und Borotala als Quellgebiet des Koksu und Karatal, endlich aber nach Süden den Kasanfluss, den ich jetzt als den Oberlauf des Chorgos erkannte, indem derselbe zwischen mächtigen Hochgebirgen hinzieht, bis er weiter die 12— 14000 Fuss hohe Chorgos- kette durchbricht. Der Blick nach dem von mächtigen Schneehäuptern umgebnen Kasan- kessel zeigte eine so erhabene wilde Natur, dass ich anfangs zweifelte, ob 44 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3 ich hier weiter vordringen könnte. Die Kirghisen, die an der Borotala über- wintern, treiben wohl ihre Pferde in den verborgenen Kasankessel*), wo- bei freilich oft Mann und Thiere ver- loren gehen. Aufschlüpferigen Schutt- abhängen herabsteigend, gesellte sich zu der frühern interessanten Flora auch die stengellose, schön rothblühende Chorispora Bungeana, bis wir am Kolpakowski-See am 10. August an- kamen, in dessen unmittelbarer Umge- bung auch Sträucher von Cotoneaster und Juniperus Sabina vorkommen. Ein grossartiges Panorama mächtiger Bergriesen mit Schneefeldern über- deckt, umgibt diesen krystallklaren Alpensee, in dessen glatter Fläche die grossartige Umgebung sich wieder- Ein Bild dieses See’s und Umgebung versuchte ich flüchtig zu skizziren (siehe unsere Tafel 965), ward aber durch einen Bären gestört, spiegelt. der bis auf 30 Schritt an uns heran- kam, auf meinen Zuruf aber Kehrt machte und durch den See schwimmend, in die Berge des andern Ufers ging. Unser Führer, ein kirghisischer Jäger, war ganz erschreckt, so dass er es ganz versäumte, ihm eine Kugel nach- zusenden. Weiterhin bildet der Kasan oder Chorgos den oben erwähnten prachtvollen Wasserfall. Dann kamen wir an einen andern wilden Neben- fluss, den wir aber auch am folgenden Tage vergeblich bemüht waren, an einer passenden Stelle zu übersetzen. *) Nach der neuesten Russischen General- stabskarte findet sich der Kasankessel unter ; 50° L. und 44°/a° Breite. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 45 Unsere Stachelbeere (Ribes Grossu- larıa) wächst hier wild, ebenso Statice speciosa(?),. Wir übernachteten am See, es musste aber stets Wache ge- halten werden, da man das Geheul einer Irbiskatze oder Tigers beständig hörte, auch eine Bärenhöhle fanden wir hier. Jenseits des Baches ging es über Wiesen mit Ptilagrostis, Compositen, weisswolligen Astragalus aus der Gruppe von Astragalus alopecuroides, wo wir Argali-Heerden von bis 50 St. weidend fanden. Wir jagten nach den- selben, die Führer sowohl als ich,‚kamen denselben so nahe, dass wir beide ein Thier anschossen, ohne dasselbe dann aber auffinden zukönnen. Es war dasum so fataler, als unsere letzten Lebens- mittel zu Ende gingen. Wir über- nachteten noch einmal zwischen dich- tem Weidengestrüpp, in einer Gegend, wo kirghisische Räuber eben erst Pferde geraubt hatten und erreichten am 13. August den Kirghisen-Aul am Vor- berge Bogdo, wo wir auch am 14. Au- gust verweilten. Am 15. August zogen wir zum Urtaksang und bis zum Da- watypass, wo wir im Walde über- nachteten. Am 16. August ging es bis zum Nordabhang des Kartsche- gantasch (Kysemtschek) am Sairam- See, wo wir denn auch noch einen Tag verweilten. - Von hier aus zogen wir am 18. Au- gust 70 Werst rückwärts durch die endlosen Schiefervorberge des Dawaty- passes bis zum Urtaksang, wo wir den Aul erst in der Nacht erreichten und von hier aus am folgenden Tag an die Borotala, wo wir im letzten Aul übernachteten. Hier miethete ich ein Kameel, das ich erst rauben musste, worauf der Herr selbst sich als Führer stellte und zog wieder in östlicher Richtung der Borotala nach abwärts *). Es war sehr unsicher geworden, indem gerade in diesen herrenlosen Gegenden kysaische Räuber und Banden von Kopal und Sergiopol sich zeigten. Ebenso erhielten wir die Nachricht von einem neuen Aufstand der Dun- ganen. Trotzdem zog ich der chine- sischen Grenze zu, da ich sicher hoffte, bei den Chinesen Unterstützung zu finden und ausserdem ein Bild des ganzen Borotala- Gebietes erhalten wollte. Neben zahlreichen Salsolaeeen fand ich hier eine eigenthümliche Composite (Cousinia) mit geflügeltem Stengel und lila Blumen. Der Weg zog sich nun ein Stück längs eines Waldes von Pappeln, Weiden, Hippo- phae, Tamarix und Atraphaxis, auch trafen wir auf eine grosse Herde von Wildschweinen, wurden aber durch die Dunkelheit gezwungen, in der Nähe einer kalmückischen Tempelruine und eines frühern chinesischen Postens im Freien zu übernachten. Während das Zelt den endlosen Regen abhielt, mussten wir den Führer bewachen, der alle Anstalt zur Flucht gemacht hatte, später aber blieb und sich als des Weges sehr kundig erwies. In dieser Gegend schliessen sich an den Schilfsaum des Flusses Prairien mit Oynanchum acutum, Glycirrhiza, Po- *) Man bekommt nur mit Gewalt hier, wo alles widerspenstig ist, geliefert, natürlich zahle ich dann und wir scheiden als gute Freunde, t 46 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lygonum, Cousinia, Galatella und Li- gularia und erst gegen das Gebirge hin tritt die trockne Steppe auf. Wild- schweine, Rehe und Fasanen sind häufig. Stellenweise wird der Boden salzig und bietet dann eine ähnliche Vegetation wie am Ili. Aber im All- gemeinen ist die Borotala-Ebene sehr fruchtbar und überall zeigen sich auch die Ruinen früherer Ansiede- lungen und Kultur. Am 21. August sing es 60 Werst weiter der Borotala nach abwärts. Wir trafen hier auch Ulmen, die hier wie im Hligebiet wirklich wild *), Eschen kommen da- gegen an der Borotala nicht vor**). Das Ufer ward nun felsig und eine Statice *) Nach dem was ich von dieser Ulme bis jetzt gesehen, ist es eine kleinblättrige Form der U. campestris oder eine noch unbe- schriebene neue Art, (E. R.) °”*) Turkestan hat vorzugsweise 2 Eschen, die eine in Westturkestan und im Alatau westlich von Werny, das ist Fraxinus sog- diana Bnge,, mit am Grunde keilförmigen, ganzrandigen und dann unregelmässig! ge- zähnten, elliptisch-lanzettlichen, lang zuge- spitzten Blättehen der bald ganz einfachen, bald 1—3jochig gefiederten Blätter, Die Brak- teen und Brakteolen des Blüthenslandes sind braun filzig. Dieselbe ist der Fraxinus oxyphylla M.B. ß oligophylla Boiss. (fl. orient. IV, 40) sehr nahe verwandt und vielleicht identisch. Die Form der Flügelfrucht ist elliptisch-länglich, bald ganz stumpf, bald mit aufgesetztem Spitzchen, bald allmälig in eine scharfe Spitze übergehend. Die andere Esche ist die Ost- Turkestans, besonders häufig am Tscharin. F. v. Herder hat diese Fr. potamophila genannt. Blätter 3—6jochig, Blättehen kurz gestielt und Früchte linear- länglich. Noch sah ich von derselben keine Blumen, denn erst diese müssen es ent- scheiden, ob es nicht eine Form von Fr. Ornus ist, (E. R.) FR ENT u yp, und ein eigenthümlicher Salsolaceen- strauch traten auf. Wir kamen nun zur ersten chinesischen Brücke und erblickten hier ein Mandschu-Fort, be- stimmt zum Schutze derjenigen, die hier das Getreide für die Armee bauen. Als ich den Dolmetscher zur Begrüssung aussendete, hiess es alsbald „Unser Doctor ist da* und ich ward sehr freundlich empfangen. Am folgenden Tage sammelte ich an dem Höhen- zuge, der sich gegen den Ebinoor hinzieht, fand aber nur Halogeton und einige Anabasis-Arten, Static, Ta- marix, Myricaria und Hololachne son- garica Ehrb., einen schönen Strauch aus der Familie der Reaumuriaceen, dessen Blumen denen einer Erica ähn- lich sehen. Eine Melone von ausge- zeichnetem Wohlgeschmack mit zar- tem weissem, schmelzenden Fleisch, fiel mir unter den Kulturpflanzen auf, dieselbe soll aus Tschugutschek stam- men. Der Weizen war hier von den Heuschrecken, deren Spuren noch zu sehen waren, vollständig vertilgt wor- den. Von dem Mandschuchef, einem sehr unterrichteten Mann, erfuhr ich, dass sich bis zum Ebinoor-See der Höh- lenberg Kulumschan hinzieht und dass von diesem und dem Borlyk-Gebirge ein Zipfel des Ebinoor-See’s einge- rahmet ist. Saxaul (Anabasis Ammo- dendron) soll in dieser Gegend spar- sam vorkommen, Populus euphratica tritt gegen die Borotala-Mündung hin auf, Ein heftiger Regen verbot mir, mich dem Ostende des Alatau zuzu- wenden, überhaupt war es räthlich, denn wir erfuhren, dass eine 30 bis 40 Mann .starke Dunganentruppe Ta- kiansi am hellen Tage überfallen hatte, I, Originalabhandlungen. 2% in der That wurde auch nach chine- sischer Manier die ganze Nacht hin- durch getrommelt und geschossen. Ein Convoi von 5 stattlichen Mand- schu, mit Flinten und Bogen bewaft- net, gab man mir zum Schutze bis zur Borotala mit. Dieser Convoi kehrte aber um, als wir 15 bewaffnete Kal- chos trafen, die sich wegen der müh- samen Frohndienste von den Chinesen losgesagt haben und ihren Anführer von russischem Gebiete abholen woll- ten. In der That hatte ich einen Theil dieser Kalchos im Gebirge von Bogdo bei dem berüchtigten Kirghi- senhäuptling Baibelat angetroffen. Ich besuchte noch einen eigenthüm- lichen Gebetsberg der Mongolen, des- sen Verehrung sehr alten Ursprungs sein sollte und wo wir Hammelfleisch und Melonen vorfanden, welche gerade zuvor die Kalchos als Opfer hinge- legt hatten. An einem Arme der Borotala fand ich den Cyperus glomeratus und eine dickblättrige Composite. Am folgen- den Tage sendete der Mandschu-Chef noch einen Mandschu und einen Kir- gisen nach und so konnten wir uns 7 Mann stark auf die Weiterreise machen. Nachdem ich noch einen verlassenen Tempel der Kalchos besichtigt, setzten wir über die mit Weiden eingefasste Borotala. Hier trat viel Elaeagnus, Eryngium macrocalyx, Sphaerophysa, Halimodendron, Populus, Lycium tur- komanicum, Saxaul und andere Ana- basideen-Sträucher auf. An einer fer- nen Staubwolke und einem gegen Abend sichtbaren Feuer erkannten wir die Nähe der aufrührerischen Dunganen. Nachdem wir ungefähr 30 Werst weit geritten, kamen wir nach dem ganz im Schilfe gelegenen Orte Takiansi, wo grosse Aufregung herrschte, denn in der vergangenen Nacht hatten die Dunganen eine Mühle, in der wir eigentlich hatten über- nachten wollen, überfallen und alle Einwohner ermordet. Einer der Räuber war gefangen worden und ging keinem angenehmen Schicksal (er war bereits gefoltert worden) entgegen. Da wir das chinesische gemeine Militär fürch- teten, so schlugen wir unser Zelt auf einer rings herum freien Stelle auf und verwehrten allen den Eintritt. Ich suchte nun den aus Schicho an- gekommenen Kreischef auf, der mir dann, nachdem ich ihn nicht ange- troffen hatte, seinen Besuch machte, worauf wir Ruhe hatten. Von hier aus geht, dem Flusse Kysemtschek nach, der Weg über eine trockne Steppe zum Borborogussunpasse. Cal- ligonum Pallasi, Atraphaxis lanceolata, Caragana pygmaea und >Nalsolaceen wuchsen am Wege. Reiter, die wir in einem Saxaulwäldchen erblickten, zogen sich zurück. Nachdem wir 60 Werst zurück gelegt, waren unsere Pferde ganz erschöpft und so schlugen wir unser Nachtlager im Schutze einer Bergwand auf und verschanzten uns hier. Am Morgen kamen 2 ausge- plünderte Tarantschen des Weges, die uns meldeten, dass der von Schicho nach Kuldscha mit 300 Mann Be- deckung unterwegs sich befindende General Schilausun überfallen worden sei. Nachdem wir uns nur noch 30 Werst weit mit unseren müden Pfer- Piket den bis zum russischen ge- 48° schleppt hatten, kam bald darauf auch Schilausun und noch ein anderer chinesischer General mit 100 Mann Soldaten, mehreren Fuhren und 200 flüchtigen Kaufleuten an. Da gerade kein russischer Officier auf dem Piket Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. IE SR war, empfing ich denselben und be- gleitete ihn den andern Tag über die Kokkamyr-Hochebene und längs des Pilutschinach Kuldscha, wo Schilausun in meinem Hause Wohnung nahm. (A. Regel.) 3) Die gemischte Pflanzengruppe, ein der Bei dem steten Haschen und Jagen nach Teeppichbeetpflanzen, wozu eine jede, nur einigermassen sich eignende Pflanze gepresst wird, um der Form angepasst zu werden, in welche sie nun einmal gezwängt werden soll, ist es ordentlich wohltkuend, wenn man hört und liest, dass sich ein Gärtner zu der freieren, natürlicheren Manier der Blumenauspflanzung offen bekennt, wie dies z. B. Seite 168 v. J. ge- schieht. Was dort von der Verwendung der Blumenzwiebeln in ungezwungener, natürlicher Weise, zumal in der Nähe der Gehölzgruppen gesagt, gilt auch im Allgemeinen von allen anderen schönen Staudengewächsen, denen schon früher hier öfter das Wort ge- redet und auf deren naturgemässe Aufstellung in den Gärten nicht genug aufmerksam gemacht werden kann. Man zeige nur dem Gartenfreunde diese Pflanze in voller Blüthenpracht und richtiger Verwendung, ob der- selbe nicht bald Geschmack an den- selben finden wird, nachdem er an passender und unpassender Stelle mit der Teppichgärtnerei doch im wahren Sinne des Wortes überfüttert worden ist. ungezwungener, naturgemässer Schmuck Gärten. Referent hatte in letzter Zeit öfter Gelegenheit, ein beifälliges Urtheil über die oben angegebene Verwen- dung der Stauden zu hören, ebenso die nur zu berechtigte Klage zu ver- nehmen, dass doch diese, sowohl in der Blüthenform wie Farbe so viel Abwechselung bietenden Pflanzen gar zu sehr der Vergessenheit anheim- fallen. Heute möchte ich nun die Auf- merksamkeit des geehrten Lesers noch auf die gemischten Gruppen lenken. Gruppen, welche dazu bestimmt, alle möglichen schönblühenden Gewächse für den Sommer aufzunehmen, welche hier nach Höhe und Umfang, den sie erreichen (man hüte sich vor Allem zu dicht zu pflanzen), geordnet werden. Solche Gruppen bieten den ganzen Sommer hindurch bis tiefin den Herbst hinein, wo sie geschlossen reich blü- hen, auf kleinem Raum des Schönen und Interessanten viel. An geschützten warmen Plätzen lege man solche Gruppen an, sei es frei auf Rasen oder an Häuser sich an- lehnend, z. B. zur Dekoration von V or- bauten, Terrassen, Ausfüllung von Nischen an Freitreppen, hoher Fundamente etc. Gibt man nach Möglichkeit beim Deckung Tak902 5 / Ey, I. Originalabhandlungen, 49 Auspflanzen den schönblühenden Pflan- zen den Vorzug, so können doch auch Pflanzen wie Veronica, Eupatorien, Evonymus, Aucuba ete., welche wir zur Kräftigung in’s Freie pflanzen, hier mit ihren Platz finden. Auch gewähren solche Gruppen den doppel- ten Vortheil, dass wir im Herbst schön blühende Gewächse mit Ballen aus- heben und bis tief in den Winter hinein Gewächshäuser und Winter- gärten damit schmücken können. Sehen wir nun in Folgendem die Pflanzen näher an, welche sich für diese Gruppen besonders eignen, man- cher alten lieben Pflanze werden wir dabei wieder begegnen und sie suchen, auf's Neue unseren Sammlungen ein- zuverleiben. Da sind: Datura arborea (Brug- mansia suaveolens) und Knightiana mit dicht gefüllter Blume. D. cerato- caula, meteloides, humilis, fastuosa und D. fast. Huberiana fl. pl. mit grossen gefüllten verschiedenfarbigen Blumen, alle die Luft am Abend mit wahrhaft betäubendem Duft erfül- lend, und besonders an recht warmer, nicht feuchter Stelle gedeihend. Eine reiche Auswahl der schönen Abutilon, Habrothamnus elegans, fascicularis, Cestrum Warszewiezii und zumal ©. aurantiacum mit den leuchtend orange- gelben Blumen. Dann Jochroma Warszewiezii, tubulosum und cocci- neum, Chaenestes lanceolata mit schön scharlachrothen Blumenröhren, Leonotis Leonurus, Fuchsia corymbi- flora und corymb. alba, F. fulgens, syringiflora, serratifolia, Dominiana und die zierliche gracilis neben den zahlreichen hybriden Formen. Cas- 1879, sia corymbosa, floribunda, laevigata, tomentosa, polyantha ete. Der präch- tig dunkel carminroth gross- und reich- blühende Hibiscus speciosus mit dun- kelgrün glänzender Belaubung, leicht durch Stecklinge zu vermehren, wel- cher wirklich zum Auspflanzen nicht warm genug empfohlen werden kann, ausserdem Hib. Manihot mit grosser schwefelgelber, innen dunkelroth ge- Nleckter Blume, für warmen sonnigen Standort. Weiter Malva Creeana mit grossen lebhaft rosenrothen Blumen. M. mi- niata, M. moschata, grosse rosenrothe oder Blumen tragend. M. virgata, Lavatera arborea, purpurroth, dunkel geadert und L. weisse bisamduftende maritima rosenroth, beide äusserst dankbar den ganzen Sommer blühend. Agapanthus umbellatus mit prächtig grossen blauen Blüthendolden, auch A. umb. flore albo und die buntblät- trige Varietät. Alle drei auch be- sonders schön zur Dekoration von Wasserbassins. Dann Phlomis fruticosa, lanata, fer- ruginea ete. Der alte Plectranthus fruticosus und concolor bei Zusammen- stellungen immer wieder der Erwäh- nung werth. Die schönen blaublühen- den Solanum amazonicum, laciniatum, Balbisii und eitrullifolium, beide letz- tere zugleich mit schön geschnitte- nen Blättern, dann S. Pseudo-Cap- sicum und Capsicastrum, im Herbst eingepflanzt, den Winter hindurch eine grosse Zierde mit ihren vielen schar- lachrothen Früchten, letztere Art auch constant buntblättrig sehr zierlich. Die brillanten Erythrina crista gallı, laurifolia, die in Blatt wie Blüthe ab- 4 0 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weichende E. Humeana und andere mit heller oder dunkler gefärbten Blüthen, Chrysanthemum frutescens, Artemisia arborea und argentea, die verschiedenen dankbaren Bouvardien, zumal Jacquini (triphylla) und splen- dens, ferner Varietäten mit leuchten- den und zarten Farben, während B. leiantha nebst Varietäten im Sommer ausgepflanzt, den Winter besonders dankbar blüht. Lantanen in den ver- schiedensten Farben, Uampanula py- ramidalis und €. p. flore albo, ©. Vi- dalii, Nierembergia gracilis, Lobelia fulgens, Salvia patens, beide für die Blumenbeete gleich werthvoll, ferner Salvia barbata, involuerata, Grahami, cardinalis, Heeri, gesneriflora, splen- dens, alle eingepflanzt, dankbare Blü- her für den Winter und ebenso die niedliche S. Roemeriana. Clerodendron Bungei, Cuphea pla- tycentra (ignea), strigulosa, ocimoides, eminens etc. Die Mahernien, welche in lockerem Boden äusserst dankbar blühen und leicht zierlichen Hermannien und durch Stecklinge zu vermehren sind. Suther- verschiedene Richardia albo-maculata, landia frutescens und schönblühende Swainsonien, wie coro- nillifolia, Greyana, Osborni, Ferran- diana etc. Zauschneria californica mit zahl- reich zinnoberscharlach Blumen. Age- ratum conyzoides, zierlich weisse Dol- dentrauben tragend. Nuttalia pedata und verticillata, Trachelium coeru- leum, Alonsoa Warszewiezi und ur- ticaefolia. Pentstemon Lobbi, frutescens, Jeff- reyanus, Murrayanus, cordifolius und Kr 1 ER N u DE ET x > gentianoides mit besonders grossen Blumen in den verschiedensten Farben, Stevia Eupatoria und paniculata, Gail- lardia, Drummondi mit ihren präch- tigen Varietäten, Gazania splen- dens, Tritoma Uvaria, Tritoma aurea (Crocosmia), Gladiolus Colvillii, Hori- bundus und gandavensis in herrlichster _ Farbenpracht, Tigridia pavonia, wel- cher wunderbar schönen Blume wir leider so selten begegnen. Phygelius capensis, Plumbago capensis und Larpentae, Heliotropium mit hellen und dunkeln Blumen, die strauch- artigen Calceolarien, wie salieifolia, rugosa und zahlreiche Hybriden mit die die schöne Amphicome Emodi und arguta. Alstroemeria chilensis mit ihren zahl- reichen buntfarbigen Varietäten, blü- gelben und braunen Blüthen, verschiedenfarbigen Verbenen, hen reich in warmen trockenen Lagen, ferner die dankbaren Petunien mit einfachen und gefüllten Blumen, Sal- piglossis variabilis, Cleome, Schizan- thus retusus und Grahami, Browallia elata, die verschiedenfarbigen zier- lichen Anagallis. Schliesslich können hier alle zarteren feineren Sommer- gewächse ihren Platz finden und den Blüthenreiehthum erhöhen. Bei solch reicher Auswahl wird es dem Pflanzenfreund leicht werden, schönblühende Gruppen zusammenzu- stellen. Täglich werden sich ihm neue Blumen erschliessen und damit wird täglich die Freude an seinem Garten wachsen. Möchte doch die Liebe zu so vielen schönen, jetzt ganz vergessenen Pflan- Möchte der freiere, natürlichere Geschmack . zen wieder mehr erwachen ! I. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 51 in der Blumenausschmückung in den Gärten wieder mehr Platz greifen und die einseitige, steife Geschmacksrich- tung, die jetzt leider so ganz die Oberhand gewonnen, wieder mehr beschränkt werden! Man wende die regelmässig geome- trischen Figuren da an, wohin sie gehören, nämlich eng sich an die Architektur anschliessend, aber man streue nicht diese bunten Figuren durch den ganzen Garten, so dass man schliesslich Widerwillen beim An- schauen dieses ewig gleichen bunten Krams empfinden muss! Kann man doch recht wohl das Eine thun, ohne das Andefe darum ganz zu lassen. L. Beissner. II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. A. Abgebildet im Kataloge James Veitch, Kingsroad, Chelsea, London. 1) Rhododendron Taylori h. Veitch. Ge- hört zur Gruppe der hybriden halbharten Rhododendron (Rhododendrons d’orangerie semirustiques der belgischen Gärten), welche durch fortgesetzte Befruchtung des Rh. cau- casicum Pall., mit Rh. arboreum Sm. und Rh. campanulatum D. Don. entstanden sind, indem die ursprünglichen Bastarde dieser ‚Arten wiederum untereinander und mit den Formen der betreffenden Arten in stets fol- genden neuen Generationen vermischt und dann auch einfach durch Absonderung der schönsten Formen und Anzucht neuer Ge- nerationen und so fort, neue schöne Formen erzeugt wurden. Die Gruppe dieser halb- harten Rhododendron enthält mit die schön- sten Sorten, welche 2—6 Fuss hohe Sträu- cher bilden, mit grossen halbkugeligen Dol- den, deren unregelmässige Blumen am Grunde der obern Lappen meist gefleckt sind. Die auf Seite 52 abgebildete Sorte besitzt eine weisse Blumenröhre und einen schönrothen Saum, Aeltere beliebte Sorten dieser Gruppe sind z. B.: Rh. altaclarense, Johann Stern, Princesse Charlotte, Empereur de Mexique, Fleur de Flandre, Cannart d’Hamale, Viec- toria Regina u. s, f. Wir haben schon wiederholt in diesen Blättern darauf hingewiesen, dass ausser Rh. ferrugineum, hirsutum, dahurieum und parvi- florum auch das ächte Rhododendron cau- von casicum in Petersburg noch vollkommen hart ist, dass aber die hybriden niedrigen harten Rhododendron, die z,B. bei Wagner in Riga noch. im freien Lande kultivirt werden, in Petersburg nicht mehr aushalten wollen. Vor 4Jahren hat der Referent einige dieser in Töpfen kultivirten niedrigen hybriden harten Rhododendron zu sich auf den Balkon genommen, den Blumen derselben, vordem sie sich geöffnet hatten, alle Staubfäden aus- geschnitten und diese dann mit dem Pollen des ächten Rh, caucasicum befruchtet. Eine kleine Parthie Samen, die er auf diese Weise gewann, hat Pflanzen geliefert, welche seit 3 Jahren im freien Lande kultivirt werden und seitdem vom Froste nicht gelitten haben. Dieselben zeigen bis jetzt ein höheres und kräftigeres Wachsthum, als das ächte Rh. caucasicum, so dass man hoffen darf, daraus eine Gruppe hybrider Rhododendron hervor- gehen zu sehen, die auch den Petersburger Winter noch im freien Lande aushalten dürften. 2) Selaginella japonica Moore. Eine von James Veitch und Söhne aus Japan einge- führte Selaginella, die zur Zahl der Arten gehört, deren nicht regelmässig fiederförmig getheilte Stengel alle aus einem Wurzelhals entspringen und einen dichten Büschel bil- den. Die Stengel und Aeste dicht mit dach- ziegelförmig übereinander liegenden, dunkel- grünen kleinen Blättchen bekleidet und im trockenen Zustande sich spiralig einrollend. Kultur im gemässigt warmen Hause auf be- *110Jke], UoIpuapopoyy 52 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, B. Abgebildet im Kataloge von W. Bull, Kingsroad, Chelsea, London, 3) Spathiphyllum pietum h. Bull. Unter diesem Namen publizirt Herr W. Bull die auf schattetem Standorte oder auch im Zimmer unter Glasglocke oder im Terrarium. Die Herren Veitch und Söhne bieten in ihrem Kataloge 43 verschiedene Selaginellen an, welche sie in ihren, für diese Kulturen wie Steingrotten eingerichteten Gewächshäusern kultiviren und in anschaulichster Weise dem Auge präsentiren. (S. Abbildung S. 53.) Seite 54 abgebildete Pflanze. Dieselbe ward aus Südamerika eingeführt und hat bis jetzt noch nicht geblühet. Die elliptischen, fast sitzenden Blätter stehen auf der Spitze eines II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. \ (ur N/A) 0) N a \ a NM 0) N 47 Be Nu; Na222, . ma 5 V) IM WE y (9 ar, WA 3% LER L£ N 7 NENZ NEW, Wu N) DK) VA } Z I ey NEUN WE Rz De EZ FEER [R WEN RE IS BE HD AV, GG = N STVAL 14 x V7 WA 4, AR VERS NGEATSEL. 2 I TIRT NIS SITZ, an NS Ne. TIES NZ lg, It Te I 8 I NS RR Selaginella japonica. £ . A Vu an = S 53 "wogord wunpÄydıyyeds 54 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. niedrigen Stengels, sind dunkelgrün und silberfarben streifig gefleckt, Die ganze Tracht der Pflanze scheint dafür zu sprechen, dass es kein Spathiphyllum, sondern eine Dieffen- bachia ist. Kultur im niedrigen Warmhause, Arten sind die Dattelpalmen die schönsten Dekorationspflanzen für’s Zimmer, wo sie am geeignetesten auf Säulen oder kleinen Blumentischen einzeln vor einem Fenster, das den ganzen Tag oder doch während C. Empfohlen von E. Regel und Haage und Schmidt. 4) Phoenix tenuis hort. Nächst den für Zimmerkultur jetzt so beliebten Livistona- eines Theils des Tages die Sonne besitzt, aufgestellt werden. Sie gedeihen in verhält- | nissmässig kleinen Töpfen, werden nur im Frühjahr unter Schonung der Wurzeln ver- II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 55 pflanzt, wobei sie Töpfe erhalten, die tiefer als breit, indem deren Wurzeln vorzugsweise in die Tiefe gehen und bei kräftig wachsen- den Exemplaren am Boden des Topfes in so dichten Massen sich zusammenlegen, dass der Ballen der Pflanze emporgehoben wird, Aber auch, wenn dieses der Fall ist, ver- pflanze man niemals im Herbste, sondern begnüge sich, wenn sich in Folge der He- bung des Ballens zwischen Topf und Ballen ein kleiner Zwischenraum gebildet haben sollte, durch welchen das Wasser beim Be- giessen abläuft, nur diesen so gut als mög- lieh mit Erde auszufüllen. Man verpflanze aber erst im Frühjahr, da in Folge der Herbstverpflanzung kräftige schöne Exem- plare meist krank werden oder auch wohl ganz absterben. Man begiesse stets reich- lich, so dass das Wasser im Untersatz stehen bleibt, hüte sich aber, früher wieder zu be- giessen, bis nicht das Wasser im Untersatz wiederum vollständig aufgezehrt ist und lasse auch die Töpfe, an denen sich häufig von aussen Schimmel ansetzt, von Zeit zu Zeit IR N jr U fe A E yL UN \ 2 \) X EGA NA Phoenix tenuis. abwaschen. Der Phoenix tenuis ist eine der schönsten Dattelpalmen zur Zimmerkultur und die beistehende Abbildung ist nach einem Exemplar gemacht, das der Referent als kleine Samenpflanze in sein Zimmer genom- men hat, Während die gewöhnliche Dattel- palme aufrechte lange Blätter bildet, stehen die Wedel der Ph: tenuis nach allen Seiten ab und hängen grazil über, so dass ein sorgfältig kultivirtes Exemplar eine der reizendsten Zierden des Zimmers bildet und hier ebenso gut als im Gewächshause ge- deihet, Moosumwickelung am Grunde des Stammes, da wo die Wurzeln entspringen, und eine lockere lehmige Erde wende ich bei dieser, wie bei den meisten Palmen an. 5) Philodendron speciosum Schott. (Aroi- deae.) Eine schöne Dekorationspflanze aus Brasilien. Blätter sehr gross, aus pfeilförmig- herzförmigem Grunde deltoid-oval und vorn N En \ Fa) n) N Fl N I / N. l j) ( W 7 N VN AU) | I) Philodendron speciosum, zugespitzt, mit Blattstielen, die noch einmal so lang als die Blattfläche. Gehört zu den schönen Arten dieser Gattung, die nur einen kurzen dicken Stamm bilden und auf der Spitze desselben die Blätter in einer dichten Krone tragen. Kultur im Warmhause und im warmen Zimmer. Zur Kultur derselben wende man eine lockere Lauberde mit etwas Lehn versetzt, an, pflanze für’s Zimmer be- stimmte Exemplare nicht so locker, wie man das gemeiniglich bei den im Gewächshause kultivirten Exemplaren thut, gebe einen schattigen Platz, aber mit auffallendem Licht vom Fenster, giesse stark, so dass der Ballen durch und durch durchnässt wird, warte dann aber, ehe man wiederum giesst, bis die Trockenheit des Ballens dies verlangt. Da diese Aroideen Bewohner feuchter tropi- scher Waldungen sind, ist man gemeiniglich geneigt, zu häufig zu begiessen, was auch in der trockenen Zimmerluft schädlich ein- 56 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, wirkt. Exemplare, die aus dem feuchten Gewächshause in’s Zimmer überführt oder auch solche, die unvorsichtig verpflanzt wur- den, neigen ihre Blätter.und bekommen das Aussehen einer Pflanze, die nicht genugsam begossen ist. Man hüte sich auch dann zu begiessen, wenn der Ballen nicht genugsam ausgetrocknet und helfe dadurch, dass man die Blätter einige Mal im Tage mit dem Pulverisator benässt, bis sich die Pflanze wieder erholt und an die trockne Zimmer- luft gewöhnt hat, Es gilt dies für alle ähn- lichen Aroideen, die man zur Zimmerkultur verwendet. 6) Osmunda regalis L. Farnparthien an schattigen Stellen des Gartens, wo sie kleine Steinparthien, deren ungedüngter Boden reichlich mit Wald-, Laub- oder Torferde vermischt ist, im Sommer mit üppigem Grün bekleiden, sind in England fast in jedem kleinen Gärtchen zn finden, aber auch bei uns fangen dieselben an, sich allmälig ein- zubürgern, da sie gerade den schattigen und feuchteren Parthien, wo andere Pflanzen nicht mehr gedeihen wollen, zur passenden Zierde gereichen. Wir empfehlen unsern ‚Wa = Osmunda regalis. Lesern diesesmal 3 Arten, welche bei uns im freien Lande ohne Deckung aushalten. Die erste derselben, die Osmunda regalis L., wächst durch ganz Europa und Asien, aber auch in Afrika und Nordamerika stellenweise wild und gehört zur Gruppe der Arten, wo die fruchttragenden Wedelblättchen sich ein- rollen und dadurch dem fruchttragenden Theil des Wedels eine ganz andere Gestalt als dem sterilen Wedel verleihen. Die Wedel werden 2—4 Fuss lang, sind doppelt gefie- dert und die Blättehen sind länglich und stumpf, fast sitzend und am Rande sehr fein gesägt. Die zweiklappigen Sporenkapseln ent- wickeln sich auf der untern Seite der Blätt- chen des obern Theils der innern Wedel. O, graeilis Lk., O.obtusifolia Willd., 0. spec- tabilis Willd., ©. capensis Prsl., ©. Hügeliana Prsl., O.Hilsenbergi Hook. et Grev., O. Lech- naultiana Wall. und O. japonica Thbrg. sind Synonyme, die in Folge der weiten Verbrei- tung dieser Pflanze entstanden sind, da man früher bei Feststellung der Arten von dem falschen Gesichtspunkt ausging, dass Pflan- zen ganz verschiedener Florengebiete auch verschiedene Arten darstellen müssten. 7) Onoclea sensibilis L. Ist in den süd- lichen Staaten Nordamerikas und in Asien in Japan und in der Mandschurei heimisch und besitzt gleich der vorhergehenden Frucht- wedel, die von den sterilen ganz verschieden = Ä M M I I, W. \ | AR De % FB: I EZ r Ni hi PH Y FE Ba > BIER Onoclea sensibilis. sind. Die sterilen Wedel werden 1—1'Ja Fuss hoch, sind blaugrün, gefiedert und die Fie- derblättehen mehr oder weniger gezähnt oder lappig. Die Fruchtwedel dagegen doppelt gefiedert und die Fruchtblättchen kugelig zusammengerollt. Gehört zu den schönsten Farn, ist noch in Petersburg durchaus hart und vermehrt sich durch den kriechenden Wurzelstock ziemlich schnell, so dass dieses Farn kleine Beete bald gänzlich ausfüllt, TAYPrUoSDJIaM SEP ZY GT ZB HS 0% LH roBgoY 7) ey 10V UD IE, E72 CH | \ cC ONRIS UESEnNUSITD'FAT 796. JUL II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 8) Aspidium Filie mas Sw. (Polystichum Filix mas Roth. — Polypodium Filix masL. — Lastraea Filix mas Prsl.) Ein allgemein bekanntes schönes Farn, das in den Wal- dungen Europas und Asiens häufig wild wächst. Wedel einige Fuss hoch, länglich- elliptisch, doppelt gefiedert, mit länglichen stumpfen Blättchen, die ihre kreisförmigen, von einem schildförmigen Häutchen (indu- sium) gedeckten Sporenhäufchen auf ihrer untern Seite tragen. Von dieser auch im normalen Zustande sehr dekorativen Art sind besonders in England zahlreiche mon- Aspidium Filix’ mas var, cristata. ströse Formen erzogen worden. Eine der- selben, die wir beistehend nach einer im Kataloge der Herren Platz u. Sohn in Erfurt enthaltenen Abbildung wiedergeben, ist die var. cristata, deren seitliche Fiederblätter sehr verkürzt, während auf der Spitze des Wedels mehrere längere Fiederblättchen fast fächerförmig nebeneinander stehen, alle Fie- derblätter aber sind an der Spitze hahnen- kammförmig monströs, 9) Aethionema grandiflorum Boiss. et Hohen- acker, (Cruciferae.) Gehört der Flora des Orientes an und ist auf dem Elbrus-Gebirge vonKotschy entdeckt worden. Bildet ungefähr fusshohe Stengel, besetzt mit länglich-lIinearen stumpflichen Blättern und trägt die purpur- rothen Blumen in spitzenständigen Trauben. Ist als besonders schöne Staude in den letzten Jahren empfohlen und ursprünglich von Max Leichtlin in Kultur gebracht wor- den, Wir haben diese Pflanze in unseren den Alpenpflanzen gewidmeten Parthien seit mehreren Jahren angebaut, mit deren Kultur 57 aber kein Glück gehabt, indem uns die aus Samen erzogenen Pflanzen jährlich, sowohl im freien Lande (wahrscheinlich in Folge Aethionema grandiflorum. unserer anhaltend langen Winter), wie auch im Topf erzogene und frostfrei durchwin- terte, regelmässig wieder eingingen, bevor solche geblühet hatten. Gern werden wir Mittheilungen über die Kultur dieser schönen Pflanze von Solchen entgegen nehmen, die bei der Kultur derselben einen besseren Er- folg gehabt haben. 10) Saponaria ocimoides L. (Sileneae.) Eine reizende Pflanze der montanen Region Saponaria ocymoides. der Alpen, der Schweiz und Oesterreichs, die mit ihren nach allen Seiten niederlie- genden Stengeln, besetzt mit lanzettlichen 58 oder elliptischen Blättern, dichte Rasen bil- det, die im Frühlinge und Sommer lange Zeit mit den hübschen intensiv rosarothen Blumen dicht bedeckt sind. Muss aus Samen erzogen werden und wird in halbschattiger Lage vorzugsweise auf Steinparthien ausge- pflanzt, wo deren Rasen sich über die Steine herahlesen, weshalb man derselben genü- senden Platz geben muss, Verlangt im Winter eine Deckung mit Tannenreis und eine lockere ungedüngte Erde. (E. R.) D, Beschrieben oder abgebildet in The Gardener's Chronicle. 11) Listrostachys ringens Rehb. fil. (Orchi- deae.) Eine vom Gamerun-Gebirge in Nieder- Guinea stammende Art, welche im Berliner botanischen Garten kultivirt wird und welche ein Bindeglied bildet einerseits zwischen L. Chaillnana, arcuata und Sedeni, andrerseits L. filicornis, von allen Arten aber durch das ungeschnäbelte Rostellum verschieden. Blu- men in einer 3 Zoll langen Traube, gelblich- weiss, einseitig, mit 3kantigen, zurückgebo- genen Sepalen und Petalen. Lippe lanzett- lich mit stumpfen Winkeln zu beiden Seiten der Spornmündung. Sporn cylindrisch, stumpf, 11/2 Zoll lang. (1878. X. p. 266.) 12) Iris (Pogoniris) balkana Janka. (Iri- daceae.) Janka Adatok p. 173. — I. Cha- maeiris var. balkana Baker in Gard. Chr. 1876, p. 648. — Stammt von der Balkan-Halbinsel und wurde durch Herrn Max Leichtlin in die Gärten verbreitet. Ist nahe verwandt mit I, olbiensis und squalens. Ganze Pflanze un- gefähr 1 Fuss hoch. Blätter 6—8 an einem Stengel, schwertförmig, spitz, graugrün, die äusseren zur Blüthezeit 3—4 Zoll lang, we- niger als 1 Zollbreit. Blüthenstiel 6—9 Zoll, lang, mit einem einfachen endständigen, 2blumigen Blüthenbüschel. Blumenkrone mit einer 1 Zoll langen, grünlichen Röhre ; Scheibe 2! —3 Zoll lang, purpurlila. Bart weiss mit lila punktirt. (1878. X. p. 266.) 13) Bollea Lawrenceana Rehb. fil. (Orchi- deae.) Zygopetalum Lawrenceanum Rchb. f. herb. — Wahrscheinlich von Hrn. Klaboch entdeckt und bei Sir Trevor Lawrence in Blüthe gewesen. Ist eine der schönsten Or- chideen. Sepalen und Petalen sind von der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a Dann Grösse wie bei B, coelestis, aber spitzer, milchweiss mit prächtigen gelben Flecken auf beiden Seiten. Die Lippe ist gelb mit dunkelviolett auf den beiden Seiten der Schwiele. Säulchen weisslich violett mil gelbem Hofe, (1878. X. p. 266.) E. Abgebildet im »Botanical Ma- gazinee. 14) Griffinia ornata Th. Moore. (Amarylli- daceae - Amaryllideae.) Diese schöne Art wurde schon früher in der Gartenflora be- sprochen, S. Jahrgang 1877, p. 26 und 89, (Taf. 6367.) 15) Masdevallia polystieta Rehb. f. (Orchi- deae.) Die hier gegebene Abbildung ist die echte Pflanze dieses Namens, während die auf Taf. 6258 des Botanical Magazine unter demselben Namen abgebildete Art die Mas- ‚devallia .melanopus Rchb. f. darstellt. Beide Arten wurden gleichzeitig von Roezl in Nord- Peru entdeckt, (Taf. 6368.) 16) Clematis grewiiflora D.C. (Ranuncu- laceae-Clematideae.) D.C. Prodr. I. p. 140. Hook. fill. et Thoms. Fl. Ind. I. p. 10. Hook. fil. Fl. Brit. Ind. I. p. 6.— Eine Art vom Himalaya, die aber nicht in England im Freien aushält, sondern im Kalthause kultivirt werden muss. Der Garten in Kew erhielt diese Pflanze aus dem botanischen Garten in Calcutta unter dem Namen einer verwandten Art, Cl. Buchananiana. Sie kommt in einer Höhe von 4000 Fuss vor und blüht im Vaterlande im November. Eine Schling- pflanze mit am Grunde 2 Zoll diekem Stamme. Zweige, Blätter und Blüthenstand dicht be- haart. Blätter 6—8 Zoll lang, gefiedert, mit 1-2 Paaren und einer Endfieder, Blättchen 1-3 Zoll lang, gestielt, breit eiförmig oder eiförmig - herzförmig, stumpf oder spitz, schmutzig grün. Rispe achselständig, breit pyramidal, 4—8 Zoll lang, mit horizontal gegenüherstehenden Zweigen. Blumen hän- send, °a—1" Zoll lang, breit glockenförmig, lohfarben. (Taf. 6369.) 17) Magnolia stellata Maxim. (Magnolia- ceae-Magnolicae,) Max. in Bull. de l’Ac. Pe- tersb. Mel. biol. VIH. p. 506. — Franch. et Sav. Enum. pl. Jap. I. p.15. — M. Halliana. S. B. Parsons; Gard. Chr. IX. p. 378. cum ic. xyl. — Talauma stellata Migq. Prolus, Fl. Japon. p. 145. — Buergeria stellata Sieb. et Zuec. Fl. Jap. p. 78. t. IIa. Ein kleiner, in England im Freien aushaltender Baum, der in Japan wild wächst und der wahrschein- lich über Nord-Amerika in die englischen Gärten kam. Blühte im März dieses Jahres in den Baumschulen der Herren Veitch in Coombwood. Ganz glattes Bäumchen im Habitus an M. Yulan erinnernd, Blätter ab- fallend, nach den Blumen erscheinend, 2 vis 5 Zoll lang, von verschiedener Form, von verkehrt-eiförmig mit abgerundeter Spitze, bis elliptisch und zugespitzt. Blumen drei Zoll im Durchmesser, weiss, wohlriechend, Petalen gegen 15, schmal länglich-linear, stumpf; anfänglich abstehend, später zurück- geschlagen, Karpellen sehr zahlreich. (Taf. 6370.) 18) Fritillaria Sewerzowi Rgl. (Liliaceae- Tulipeae.) Herr Baker betrachtet die Gat- tung Korolkowia (s. Gartenflora 1873, p. 161. t. 760. K. Sewerzowi Rgl.) als nicht ver- schieden von Fritillaria und stellt den ersten, in der Aufzählung der Semenow’schen Pflan- zen p. 17 gebrauchten Namen wieder her. Es ist das jedenfalls nicht richtig, denn Korolkowia ist eine habituell gut verschie- dene Pflanzengattung. (Taf. 6371.) 19) Masdevallia Shuttleworthii Rchb. fil. (Orchideae.) Wurde bereits ‚nach der Be- schreibung in Gardener’s Ghronicle erwähnt. S. Gartenflora 1878 p. 26. (Taf. 6372.) 20) Deherainia smaragdina Dene. (Myrsi- neae-Theophrasteae.) Dene. in Ann. se, nat. ser, VI. vol. III. p.139. t.12.— Theophrasta smaragdina Lind. -- Jacquinia smaragdina hort. — Eine mexikanische Pflanze, in der Nähe der Stadt Tabasco gefunden und durch das Etablissement des Hrn. Linden in den Handel gebracht. Ein kleiner Strauch für das temperirte Warmhaus. Zweige und Blatt- stiele mit abstehenden, rostfarbenen Haaren besetzt, Blätter an den Enden der Zweige zusammengedrängt, abstehend, 2—4 Zoll lang, elliptisch-länglich, verkehrt - eiförmig oder lanzettlich, spitz oder zugespitzt; ganz- randig oder an der Spitze stumpf gesägt, dunkelgrün. Blumen einzeln, achselständig, sehr kurzgestielt, ohne Hüllblätter, 2 Zoll im Durchmesser. Abschnitte der Blumenkrone \ MW. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 59 kreisrund, Ganze Blume dunkelgrün. (Taf, 6373.) 21) Tulipa saxatilis Sieb. (Liliaceae-Tuli- peae.) Sieb. Plant. cret. exsice. — Rchb, Ie. erit. t. 396. — Kth. Enum. IV. p. 226. — Rgl. Enum. p. 25.— Baker in Journ. Linn. Soc. XIV, p. 289. Eine seltene Tulpe, auf der Insel Kreta wildwachsend. Zwiebel ku- gelförmig, mit braunen Häuten. Stengel 1 Fuss hoch, grün, glatt, gewöhnlich von unten verzweigt und 2 Blumen tragend. Blätter 3, das unterste lanzettlich, oft einen Fuss lang, 1!/a Zoll breit, allmälig gegen die Spitze verschmälert, die beiden übrigen linear. Blumenkrone Jlänglich-trichterförmig, 2 bis 21 Zoll lang; in der obern ?/3 hell-malven- farben, unten gelb. (Taf. 6374.) 22) Philodendron serpens J. D. Hook. (Aroi- deae.) Im Etablissement der Herren J. Veitch und Söhne aus Guatemala eingeführt. Ge- hört in die Schott’'sche zweite Gruppe mit mehr oder weniger herzförmigen Blättern und aufwärts gebogenen Nerven. Stamm lang, rankend, mit den aus den Knoten der Glieder hervorspringenden Wurzeln sich an die Rinde der Bäume befestigend. Blätter an der Spitze und zwischen denselben ist der Stamm mit dichten Massen von faserigen Ueberresten der Blattscheiden bedeckt. Blät- ter hellgrün, Scheibe 1—1'!J Fuss lang, in der Form zwischen länglich und geigenför- mig, d.h. unterhalb des breiten, auf beiden Seiten abgerundete Lappen bildenden Grun- des etwas zusammengezogen. Nerven zahl- reich, dünn, horizontal abstehend und nach oben gekrümmt, die 3 oder 4 obersten zu einem einzigen vereinigt. Blattstiel dick, rund, so lang wie das Blatt, mit kurzen zurückgebogenen, fleischigen, oval-pfriemigen Stachelschuppen bedeckt. Blüthenstiele ein- zeln in den Blattachseln, weiss, rund, kürzer als die Scheide; diese ist 5 Zoll lang, dick und fleischig, länglich-cylindrisch, in der Mitte zusammengezogen, die untere Hälfte geschlossen, aufgeschwollen, blass, fleisch- farbig von Aussen, blasspurpur von Innen; die obere Hälfte breit, sehr offen, bootför- mig, stachelspitzig, blass strohfarbig. Kolben so lang als die Scheide, dick, cylindrisch, weiss. (Taf. 6375.) 60 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 23) Castilleja indivisa Engelm. (Serophu- lariaceae-Euphrasieae.) Gray Syn, Fl. of N. Amer. II. p. 295.— Die schönen, sämmtlich in Nord-Amerika vorkommenden Castilleja- Arten verschwanden leider sehr bald, so oft sie auch eingeführt wurden, wieder aus der Kultur, wahrscheinlich deshalb, weil sie ebenso wie die verwandten Ruphrasia und Bartsia Wurzelparasiten sind. (. indivisa stammt aus Texas und wurde beiM. Thompson in Ipswich kultivirt. Eine aufrechte, be- haarte, klebrige, 1—2jährige Pflanze von 6 bis 12 Zoll Höhe. Blätter 1—2 Zoll lang, den Stengel bedeckend, sitzend, länglich oder länglich-linear, stumpf oder spitzlich, wellen- randig, mit wenigen, unregelmässigen Zäh- nen; grün, die obern mit bis zur Spitze rothen Rändern. Aehre dichtblumig, läng- lich; Brakteen abstehend, ®a—1 Zoll lang, am Grunde grün, dann orange mit einer abgerundeten, abstehenden, scharlachrothen Scheibe, welche sich später tief karminroth färbt. Blumen 1 Zoll lang, sitzend, Röhre ge- krümmt ; Blumenkrone strohgelb. (Taf. 6376.) 24) Aloö Cooperi Bak. (Liliaceae-Aloineae.) Wurde bereits gelegentlich der Beschreibung in Gardener’s Chroniele besprochen. S. Gar- tenflora 1875 p. 376. (Taf. 6377.) 25) @ilia Brandegei Gray. (Polemoniaceae.) Gray in Proced. Am, Ac. XI. p. 85. — Synops. Fl. N. Amer. II. p. 149. Eine seltene ein- jährige Pflanze, die zuerst von Brandege an den Quellen des Rio grande auf den Felsen- gebirgen des südwestlichen Colorado, bis zu einer Höhe von 12,000 Fuss entdeckt wurde. Später fanden sie die Doktoren Gray und Lamborn auf der Sierra Blanca im südlichen Colorado. Kultivirt wird die Pflanze bei Mr. Thompson in Ipswich. Ueberall mit Drüsen- haaren bedeckt, aufrecht, 6-8 Zoll hoch. Blätter am Grunde der Stengel dicht; am Stengel selbst abwechselnd und zerstreut, 4—6 Zoll lang, schmal-linear, fiederspaltig. Abschnitte !/s— !Jı Zolllang, abstehend, ellip- tisch, ganz oder zweitheilig. Blumen 1 bis 1a Zoll lang, in lockern, straussförmigen Trauben, sitzend oder die untern gestielt, Kelch ceylindrisch. Blumenkrone blassrosa oder strohgelb. Scheibe fast flach, mit 5 rund- lichen Lappen. (Taf, 6378.) 26) Huernia brevirostris N. E, Brown, (Asclepiadeae-Stapelieae) Wurde bei Gele- genheit der Beschreibung und xylographi- schen Abbildung in Gardeners Chronicle be- reits besprochen. S. Gartenflora 1878, p. 123. (Taf. 6379.) 27) Marica brachypus Bak, (Iridaceae.) Baker in Journ. Linn. Soc. XVI. p. 150. — Cypella brachypus Bak. in Gard. Chron. 1876. V. p. 138. Unter dem letzteren Namen be- reits besprochen. S. Gartenflora 1877 p. 89. (Taf. 6380.) 23) Crinum Macowani Bak. (Amaryllida- ceae.) Diese schöne neue Art wurde bereits nach der Beschreibung in Gardeners Chro- nicle besprochen, S. Gartenflora 1878 p. 231. (Taf. 6381.) 29) Ruellia acutangula Nees. (Acantha- ceae-Ruellieae.) Nees in Flora 1838 vol, II. p- 61. — Arrhostoxylon acutangulum Nees in Mart. Fl, bras. Acanth, p. 58. — Pedi- cularis sceptrum-marianum Vellozo, Fl. flum. II. t. 104. — Eine in schattigen Wäldern in der Nähe von Rio de Janeiro wachsende Pflanze, die obgleich schon längst bekannt, erst in der neuesten Zeit im Etablissement des Herrn W. Bull in London eingeführt wurde, Eine der schönsten Arten der Gat- tung, mit R. macrophylla (Stemonacanthus B. M. t. 4448) rivalisirend. Bentham und Hooker vereinigen Arrhostoxylon und noch viele von Nees v.Esenbeck und Andern auf- gestellte Gattungen mit Ruellia. Eine grosse krautige oder vielmehr halbstrauchige Pflanze, aufrecht, verzweigt, glatt oder behaart. Zweige stumpf-vierkantig, Blätter 5—8 Zoll lang, elliptisch-eiförmig, zugespitzt, in den mehr oder weniger dicken Blaitstiel ver- schmälert, vielnervig, dunkelgrün. Blüthen- stiele achselständig, 4—6 Zoll lang, gewöhn- lich mehr oder weniger drüsenhaarig, vier- kantig, aufrecht. Blumen sitzend, Brakteen elliptisch-lanzettlich, abfallend, Kronenröhre 1 Zoll lang, leicht gebogen. Scheibe 2 Zoll im Durchmesser, hell scharlach-orange, im Schlunde gelb. Lappen ungleich, länglich, an der Spitze abgerundet. Staubfäden her- vorragend, sehr dünn. (Taf. 6382.) Ender, II. Notizen. 61 II. Notizen. 1) Herr Bouche legte in der Gesellschaft der naturforschenden Freunde in Berlin Abnormitäten vonAcer rubrum Ehrh. und Acer Pseudoplatanus fol. atro- purpureis vor. Acer rubrum sei eine Art, deren Samen, nicht wie bei den meisten Arten dieser Gattung im Herbst, sondern Ende Mai und Anfang Juni reifen, zur Erde fallen und sofort keimen, wie es auch bei Acer dasycarpum Ehrh. der Fall sei, Dieser Umstand war die Veranlassung, dass man früher allgemein behauptete, dass A, dasycarpum hier niemals Früchte trage, indem man von der Reifzeit anderer Ahorn- arten schliessend, die Samen vergeblich im Herbst suchte. Im Jahre 1844 sei es ihm gelungen, die Reifzeit zu ermitteln, indem er von Woche zu Woche von dem schon oft Anfangs März blühenden Baume Zweige zur Beobachtung der Fruchtentwickelung ab- schneiden liess und fand, dass die Samen schon im Mai und Juni reifen und bald darauf zu keimen beginnen, was bis dahin wohl in Europa nicht beobachtet sein dürfte. Da dieser Ahorn ein sehr geschätzter Allee- baum sei, der bis dahin, weil die aus Nord- amerika in Menge bezogenen Samen bei ihrer Ankunft in Europa stets ihre Keimfähigkeit verloren hatten, immer nur durch Steckholz und Ableger vermehrt wurde, so wurde diese Entdeckung von den Baumzüchtern mit grosser Freude begrüsst. Acer dasycar- pum könne auch seiner Raschwüchsigkeit hälber als ein sehr brauchbarer Forstbaum, dessen Holz eine sehr grosse Festigkeit be- sitze, betrachtet werden; leider aber halte es sehr schwer, andere als die bei uns längst bekannten Bäume in die Forstkultur einzu- führen. Seit dem Jahre 1845 seien in ein- zelnen Jahren grosse Mengen von Samen auf Veranlassung des Königlichen Finanzmini- steriums an die Königlichen Oberförstereien und Baumschulenbesitzer aus dem hiesigen botanischen Garten vertheilt worden, so dass die Bäume desselben in Europa eine Nach- kommenschaft von circa 2—2!/. Millionen Sämlinge aufzuweisen haben dürften. Da die jungen Fruchtknoten oft durch Nachtfröste leiden, so ist nur in günstigen Jahren eine reichliche Ernte zu erwarten. Der Mangel des Samenansatzes hat auch oft seinen Grund darin, dass A, dasycarpum oft diöeisch ist und mehrere beisammenstehende Bäume nur einem Geschlecht angehören. Man hat daher an einigen grossen Bäumen in, der Nähe der Luisen-Insel im Thiergarten und in der Allee am Schöneberger-Ufer, welche aus A. dasycarpum besteht, niemals Sa- men gefunden, die letztgenannten Bäume sind alle in der Landesbaumschule zu Pots- dam gezogen und stammen von einem Mutterstamme ab. Von Acer rubrum legte Referent eine Partie tricotyledonischer Säm- linge vor, an denen die Cotyledonen genau gegenüberstehend sind, andere zeigten oben eingekerbte oder tief gespaltene Samenblätt- chen. Obgleich es bei Acer platanoides zuweilen vorkomme, dass sich aus einem Fruchtknoten drei Garpidien anstatt zwei entwickeln, so werde diese Abnormität bei Acer Pseudoplatanus fol. atropur- pureis sehr häufig wahrgenommen; unter den vorgelesten Früchten befanden sich welche mit 4, 5 und sogar mit 8 Carpidien. Diesen Beinerkungen unseres hochgeehrten Freundes tragen wir nach, dass A. dasycar- pum in Petersburg in erwachsenen hohen Bäumen selbst härter als A. platanoides, da der Erstere im Winter nie leidet, der Letz- tere aber in harten Wintern theils erfror. Junge noch raschwüchsige Exemplare von Acer dasycarpum bilden in Petersburg meist kein reifes Holz und frieren dann bis zum Schnee ab. (E. R.) 2) H.R. Göppert, die Teppichbeete der Promenaden in Breslau. Die Anlage von Teppichbeeten in der Nähe der Wohn- häuser, Villen ist nicht neu, sondern schon seit langer Zeit gebräuchlich und als eine Zierde unserer Gärten zu betrachten. Früher verwandte man hierzu in Ermangelung von Pflanzen buntgefärbten Sand und Steine, jetzt fehlt es nicht an Gewächsen, deren Blätter mit der Farbenpracht vieler Blüthen wett- 62 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. eifern, ja sie sogar oft übertreffen. Nichts- destoweniger sind sieihrem Namen und ihrer Herkunft nach dem grossen Publikum wenig bekannt, daher es vielleicht nicht uner- wünscht erscheint, über die auf unserer Promenade von unserem Lösener mit ge- wohntem Takte und Geschmack angelegten Parthien etwas zu erfahren. Zunächst dem Zwingergarten: Ein Fä- cher flankirt von zwei 5eckigen Sternen. An ihrer Spitze prangt ein Prachtexemplar der Riesenbanane (Musa Ensete), neben zwei an- sehnlichen neuseeländischen Dracaenen (Cor- dylinecalocoma), umgeben von purpurfarbenen ostindischen Amaranten (A. salieifolius). Musa Ensete ist noch mit Etiquette versehen, in den zierlichen Rahmen der Teppichbeete dürfen dergleichen nicht eindringen! In der Mittel- oder fächerförmigen Parthie treten vor andern als Solitaire 5 gleichmässig vertheilte Gewächse sonderbarer Art hervor, die wirk- lich den Beinamen „metallisch‘ (Echeveria metallica) verdienen, weil sie mit ihren dicken aufrechtstehenden mattglänzenden bronzirten Blättern einem Kunstprodukte ähnlicher sehen, wie Bürgern des Pflanzenreichs. Die, sämmtlich Mexiko eignen Arten von Eche- veria (nach Echever, einem Pflanzenmaler in Mexiko), erschienen durch ihre zierlichen, fleischigen, höchst mannigfaltig gefärbten Blattrosetten mit den sich nur wenig er- hebenden orangefarbenen Blüthentrauben für diese Richtung der modernen Gärtnerei wie geschaffen. An 100 Arten und Varietäten sind bereits im Handel, von denen im nächsten Jahre noch eine grössere Zahl bei uns zur Verwendung kommen soll. Der fünfeckige Stern zur Linken nach dem Zwingergarten hin besteht innerhalb aus 7 Kreisen, im Centrum Coleus Verschaffelti Lemaire aus Java, eine Schmuckpflanze ersten Ranges von den mannigfaltigsten bunten Farben der Blätter, aus Stecklingen leicht zu ziehen, daher bereits sehr verbreitet. Von hier aus zum Rande hin folgen in immer grösse- ren Kreisen 1) die zierlichen Rosetten der Eeheveria secunda, 2) eine Immortelle von mit zartem Wollengewebe bedeckten Blättern, Gnaphalium lanatum der Gärtner (H. petio- latum DC.) vom Vorgebirge der guten Hoff- PERS oA 5% he DU ir 20 nung, 3) Echeveria glauca, nur graugrüne Varietät der E. secunda, 4) die himmelblauen Sträusschen, des Sternes von Ischel, Varietät von Lobelia Erinus, vom Kap, eine alte Zierpflanze, die fort und fort in immer neuen Sorten gezüchtet wird. 5) Abermals Eche- veria secunda, 6) die Matricaria partheni- folia der Gärten (Matricaria Parthenium L.) mit goldgelben Blättern, 7) Eine dunkelpur- purrothe breite Guirlande umschliesst sämmt- liche Kreise, gebildet von Telanthera amoena Rgl. In dem fächerförmigen Theile unserer Parthie treten neu hiezu, rechts und links von der mittelsten Metallpflanze eine nied- liche graugrüne, dicht den Boden verdeckende Fettpflanze das Sedum carneum aus Japan und dann wieder rechts und links zwei kleine Rundpflanzungen aus der purpurrothen Iresine Lindeni mit I. Herbstii Hook aus Brasilien, Den Rand nach der Musa Ensete hin schlies- sen ab als äusserste Reihe wieder Iresine und eine der Vergessenheit entrissene Kultur- pflanze unserer älteren Gärten, die Santolina Chamaecyparissus, Balsameypresse, aus dem südlichen Europa, aufrechter zarter Strauch mit weisslichen, dicht anliegenden, stark riechenden Blättchen. Der zweite fünfeckige Stern zur Rechten ist auf gleiche Weise wie der erste, nur in etwas abgeänderter Reihen- folge zusammengesetzt. Ueber die eben so grandiosen als kostbaren Palmen- (Dracänen) Parthie, die an die längst vergangenen Zeiten des Aufschwunges der Promenaden im Jahre 1850—52 erinnert, in welchen es bei Ge- legenheit der ersten Schlesischen Industrie- ausstellung uns gelang, binnen einer halben Stunde die Summe von 4000 Thlr. zur Ver- schönerung der Promenade geschenkt zu er- halten, von der die ganzen Anlagen am Zwinger, Springbrunnen u. s. w. errichtet wurden, kommen wir zu der 2ten grossen Tep- pichparthie, dieim Ganzen nur in wesentlich verschiedener Anordnung fast alle von uns oben genau bezeichneten Pflanzen enthält. Nur die, die geschwungenen Linien nach aussen begleitende Uferbewohnerin des mit- telländischen Meeres, die Cineraria maritima mit silbergrauen leierförmigen grossen Blät- tern hebt sich hervor, und als Einzelpflanze ähnlichen Aussehens und Landsmannschaft IV. Personalnotizen, Correspondenz etc. Centaurea Cineraria L. aus Nordafrika, Sici- lien (S. Clementi, gymnocarpa, candidissima vieler Gärten) treten hinzu. Auf den Tep- pichbeeten auf dem Augusta-Platze be- merkt man zum Theil dieselben Pflanzen, auf einer derselben in Blüthe Sedum carneum und Alyssum maritimum. Soviel in gedräng- ter Kürze über die hier vorhandenen Tep- pichpflanzen, welche auch anderswo als Hauptbestandtheil dieser Anlagen angetroffen werden, 3) ChinesischeKultur der Sophora japonica pendula und der Trauer- weide. Dr. Bretschneider, Arzt der K. Russischen Gesandtschaft in Peking, theilte uns mit, dass die chinesischen Gärten um Peking ihre Trauerbäume von Sophora ja- ponica erziehen, indem sie 2 junge aus Samen erzogene Bäumchen neben einander pflanzen. Die Spitze des einen wird dann nach unten umgebogen und an das andere Bäumchen in der Richtung der Spitze nach unten ab- laktirt. Sobald diese Veredlung angenommen, wird das umgebogene Bäumchen mit sammt den Wurzeln ausgegraben, die Wurzeln werden ganz von Erde entblösst und beide Bäum- chen zusammen werden nun an einen Stock gebunden und zwar die Wurzeln des ablak- tirten Bäumchens nach oben, während dem Bäumchen, auf welchem ablaktirt ward, die Spitze bis zur Veredlungsstelle abgeschnitten wird. Die Wurzeln geben nun die Krone des Trauerbaumes und müssen nur in der ersten Zeit vor der Sonne etwas geschützt werden, bis dass sie Zweige bilden. Dr. Bretschneider versichert, dass er selbst diese Operation wiederholt gesehen habe, wie sie mit Erfolg ausgeführt ward, — Von unserer Trauer- 63 weide (Salix babylonica) soll in China eben- falls nach Dr. Bretschneider nur die auf- recht wachsende Form vorkommen und die Chinesen sollen ihre Trauerbäume ausschliess- lich dadurch erziehen, dass starke Triebe derselben verkehrt in die Erde gesteckt, als Steckholz benützt werden. Wir theilen dies mit, wie es uns Dr. Bretschneider erzählte und es dürfte interessant sein, ähnliche Ver- suche zu machen. (E. R.) 4) Herr Dr. @. Beck besprach in der Sitzung am 10. Okt. v. J. der Kais. Akad. der Wissenschaften in Wien die Entwick- lung des Prothalliums von Scolopen- drium und kam zu folgenden Resultaten: die Keimung der Sporen, welche ein ge- schichtetes Exosporium und Oeltropfen be- sitzen, erfolgt nur im genügenden Lichte ; — durch die Quellung wird das Exosporium derart erreicht, dass der Keimschlauch her- vorbrechen kann; — am entgegengesetzten Ende der Spore erscheint der schon Chloro- phyll enthaltende Vorkeim und bildete, nach- dem er sich schlauchförmig verlängert, die erste Scheidewand in seinem obersten Theile; — der Flächenwachsthum erfolgt in der Apicalzelle durch Aufeinanderfolge geneigter Scheidewände und nachdem die Produktions- fähigkeit der Scheitelzelle erloschen ist; — die Antheridien sind einzellig oder sie be- stehen aus zwei annularen Zellen und einer Deckelzelle, welche die CGentralzelle ein- schliessen, aus letzterer bilden sich die spermatozoiden Mutterzellen, diese befreien je ein Spermatozoid, welche Windungen und am Rande feine lange Wimpern besitzen ; — in Bezug auf den Bau der Archegonien schliesst sich Scolopendrium den Polypodia- ceen an, (Sr.) IV. Personalnotizen, 1) Pugionium cornutum Gärtn. Der Kaiserliche botanische Garten in St. Peters- burg hatte durch die gütige Vermittelung des Dr. Bretschneider, Arztes bei der russischen Gesandtschaft in Peking, eine Parthie Samen des bis jetzt räthselhaften Pugionium cornu- Correspondenz etc. tum “Gärtn. erhalten, einer Crueifere mit dolehförmiger und ausserdem beiderseits be- stachelter einsamiger Schote des Innern China’s, welche bis vor Kurzem noch so wenig bekannt war, dass Bunge solche für eine Salsolacee beurtheilte. Als Pflanze der 64 Gartenflora Deutschlands, "Russlands und der Schweiz. heissen Steppen China’s vertheilten wir die- sen Samen an mehrere Gärten Südeuropa’s, säeten auch selbst einige Samen aus, die im Warmhause sich schnell entwickelten, dann aber, ohne zu blühen, abstarben. Hr, Ch. Huber und Comp. in Hyeres, dem wir eben- falls Samen sendeten, theilte uns über den Erfolg dieser Kultur, im September 78, das Folgende mit: Wir haben die Samen des P. cornutum mit grösster Sorgfalt in Pflege genommen und gelang es uns, 12 Pflanzen zu ziehen, die wir im geeigneten Momente in’s freie Land brachten. Wir trennten die Anzahl, indem wir der einen und andern Hälfte ver- schiedenen Standort und Boden anwiesen. Leider ist die ganze Kultur, trotz unserer eifrigsten Bemühung, abgestorben, ohne Samen zu geben. Die Ursache ist uns unbekannt. Es herrschte zwar eine anhaltende Dürre, aber unsere Gartenländereien sind auf künstlichem Wege bewässerbar und an Wasser hat es den Pflanzen nicht gemangelt. Wäre das Ein- gehen derselben auf die ausdörrende Trocken- heit der Atmosphäre zurückzuführen ? Es scheint, als ob diese Species geschützte Lage und etwas steinigten, nicht zu nahr- haften Boden verlangt, denn diejenigen Pflanzen, welche sich in diesen Verhältnissen befanden, überdauerten die andern, welche in guter, kräftiger Gartenerde wuchsen. Das zuletzt abgestorbene Exemplar, das entwickeltste, welches eine Höhe von 60 Cm. erreichte, bewahren wir auf. Trotz der trock- nen Luft ist es seit 14 Tagen, dass wir es zu dörren versuchen, unten am Strunke noch ganz feucht und saftig. Ein eigenthümlicher unangenehmer Kohlgeruch ist uns daran aufgefallen. 2) Der Bremische Gartenbau-Verein ver- anstaltet vom 21.-—23. Juni d.J. eine Rosen- Ausstellung im Bürgerpark zu Bremen und ladet zur allgemeinen Betheiligung ein. Programme auf Anfrage bei H. Oritgies, Schriftführer des Vereines, Bremen. 3) Professor Dr. Kerner ist an Regie- rungsrath Fenzl’s Stelle als Direktor des a Te Ka VEHR botanischen Gartens in Wien angestellt worden. 4) Aus Baku. Der Sommer war, wie gewöhnlich, ziemlich trocken, jedoch nicht sehr heiss; die höchste von mir beobachtete Temperatur war im Schatten nur 27'/2° R, In den ersten Septembertagen hatten wir einen angenehmen Regen, dann im Oktober einen starken Regen, im November 2 Mal Regen und endlich jetzt abermals in den letzten Tagen Decembers n. St. Bis zum 12. (24.) December hatten wir fast beständig leichten Südwind bei heiterem Himmel, in der Nacht war in der Regel nicht unter 11° R., am Tage natürlich ziemlich warm, so dass fast Alle in Sommerkleidern gingen, nur des Abends pflegte man Paletots anzu- ziehen. An diesem Tage erhob sich gegen Abend ein ziemlich starker Nord, am 13, (25.), 14. (26.) und 15. (27.) December bis Mittag fiel der Regen mit kleinen Unter- brechungen fast beständig und die Temperatur sank bis + 2’ R. Um 5 Uhr Abends fing der Wind an. sich zu legen und der Himmel klärte sich auf. Vielleicht geht die Prophe- zeihung der hiesigen Einwohner in Erfül- lung, auf die Beobachtung fussend, dass, wenn die Schildkröten sich im November nicht in die Erde zum Winterschlaf ver- kriechen, man keinen wahren (d, h. an Frost und Schnee reichen) Winter zu erwarten habe. Jetzt, am 16. (28.) Dec. Morgens, obgleich noch ein schwacher Nord weht, zeigt das Thermometer + 4°R,, und steht zu erwar- ten, dass wir wieder gelindes Wetter be- kommen, Nachdem Pyrethrum indicum, Colehicum und Crocus (die Herbstblüher) abgeblüht, fangen jetzt Calendula, Hyacinthus und Mu- scari an zu blühen, und beobachtete ich vor, ungefähr einer Woche ein Spartium junceum, an dem 25—30 Blüthenstände, freilich manche mit nur 2—3 offenen Blüthen sich über die grüne Astmasse erhoben. (W. Eichler.) 5) Professor GiuseppeBertoloni, Di- rektor des botanischen Gartens in Bologna, starb am 16. Dec. des vergangenen Jahres. Eine einlässlichere Biographie dieses ver- dienten Mannes zu geben, behalten wir uns vor. (E. R.) anna Fr l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Gentiana acaulis L. und Gentiana verna L. (Sielıe Tafel 966 und Tafel 967.) Gentianeae. Wir bringen diesmal die Abbildung zweier in den Alpen Europas gemeiner Pflanzen aus der Gattung Gentiana. Die erstere, Gentiana acaulis, kommt von den Pyrenäen an in den Alpen des südlichen und mittleren Europas vor, nach Norden noch im Schwarzwald und nach Osten bis zu den Vogesen gehend. Im Kaukasus und wie esscheint auch auf der Balkan- halbinsel findet sich dieselbe nicht mehr. Schon seit dem vorigen Jahr- hundert hat sich diese schöne Art mit ihren grossen glockigen, tief azur- blauen Blumen in den Gärten so ein- gebürgert, dass sie nicht blos auf halbschattigem Standort in lockerer mit Laub- und Heide- oder Torferde stark versetzter lehmiger Gartenerde gedeihet, sondern selbst auf rein leh- migem Boden sieht man dieselbe hier und da als Bordürenpflanze auf ganz sonnigem Standort mit gutem Erfolg verwendet. Referent selbst fand vor mehreren Jahren in seinem eigenen väterlichen Garten zu Gotha derartige habilitirte Pflanzen und nahm von denselben mit nach Petersburg, wo 1879. sie zu vielen kleinen Exemplaren zer- theilt, den Stamm zu zahlreichen jungen Pflanzen abgaben. Halbschattige Lage an nach Nor- den gerichteten Abhängen und zwar besonders in für die Kultur von un- sern schönen Alpenpflanzen vorge- richteten Steinparthien, in denen der Boden mit Moorerde oder Heideerde stark gemischt ist, sagt dieser Gen- tiana jedoch im Allgemeinen besser zu, als eine von Bäumen nur theils beschattete Lage auf gewöhnlichem, nicht besonders präparirtem Garten- boden. Während nun die im Garten habilitirten Pflanzen der G. acanulis ohne besondere Schwierigkeit ge- deihen und nachdem sie 4—5 Jahre ungestört sich zu stärkern Rasen ent- wickelt haben, auch durch Theilung vermehrt werden können, zeigen die dem natürlichen Standort in den Al- pen entnommenen Exemplare gerade nicht die Eigenschaft, in den Garten versetzt, fort zu wachsen, sondern so viel ich deren auch vor nun 30 Jahren ausgraben liess und im botanischen Garten in Zürich in der der Kultur d 66 Gartenflora Deutschlands, der Alpenpflanzen gewidmeten Stein- parthie in’s freie Land pflanzte, eben so viel starben bald wieder aus. Ver- änderung der klimatischen Einflüsse und das Verkommen dieser Gen- tiana zwischen kurzen Alpenrasen, wo es selten gelingt, unbeschädigte Ex- emplare auszugraben, bedingt dieses. Es gibt nun in den Alpen einige Abarten, eine mit schmälern weichern Blättern, welche Grisebach als ß, an- gustifolia aufführt, und eine zweite mit etwas verschieden gebildeten Kelch- zähnen und mit fast gar nicht aus- gebildetem Stengel, breitern Wurzel- blättern und Kelchzähnen, die sich nach dem Grund zu etwas verschmä- lern. Diese letztere Form wird von Koch als G. exeisa Prsl., von Grise- bach als G. acaulis alpina aufgeführt. Für die Kultur haben diese beiden Abarten keinen besondern Werth. Dagegen sammelte ich selbst bei meinen Excursionen in den Schweizer Alpen in den 40ger Jahren auf den Glarner Alpen Abarten mit weissen und weissen blaugestreiften und punk- tirten Blumen, welche damals sorg- fältig in Töpfe eingepflanzt, gleich- falls sich für die Kultur nicht ge- winnen liessen. Später sammelten die Herren E. Ortgies und Froebel in Zürich die gleichen Varietäten, konn- ten sie aber die Kultur habilitiren und so viel uns bekannt, gelang dies auch den bedeutendsten Gärten Englands, die sich speziell mit der Kultur der Alpenpflanzen be- schäftigen und denen die in der Schweiz gesammelten Exemplare gesendet wur- den, ebenfalls nicht. Auf meinen Vorschlag, mir eine Kollektion dieser nicht für Bussen mad der Schweiz. Abarten, sofort nachdem sie gesam- melt, nach Petersburg zu senden, um hier deren Habilitirung zu versuchen (das Petersburger Klima entspricht un- sefähr einer Höhe von 3000 Fuss in den Alpen), ging Hr. E, Ortgies be- reitwillig ein und sendete mir 1876 und 1877 frisch gesammelte Pflanzen. Von diesen pflanzte ich .alle Exem- plare in eine halbschattige Steinpar- thie meines Acclimatationsgartens in’s freie Land, nachdem die Erde ganz entfernt war und einige Exemplare noch getheilt wurden, in eine vor- herrschend lockere, mit Rasenerde vermischte Torferde.e Nachdem sie eingepflanzt, d. h. deren kriechende Rhizome in natürlicher Lage gut aus- gebreitet und ordentlich fest gedrückt waren, ward stark angegossen und die Oberfläche des Bodens auch zwi- schen den Blattrosetten mit grobem kiesartigem Sand gedeckt. Richtiges sorgfältiges Einpflanzen und Deckung mit feinem ausgewaschenem Kies ist beisolchenOperationen die Hauptsache. Es folgt nun Reinhaltung von Un- kraut und Moosen, besonders aber von Marchantia und Lunularia, sowie bei trocknem warmen Wetter wieder- holtes Begiessen des Abends und im Winter eine leichte Deckung mit Tannenreis. Fast ausnahmslos haben alle Exemplare angenommen und blühen im Frühjahre reichlich, im Herbste zum zweiten Male weniger reichlich und beistehende Abbildung ist eine Komposition von 5 Formen derselben. Noch werden dieselben aber ein Jahr unberührt stehen bleiben müssen, bis sie getheilt werden können, um dann später als gut bewurzelte I. Originalabhandlungen, VRH 67 habilitirte Pflanzen zum Hrn. Ortgies zurückzugehen und von dort aus ver- breitet zu werden. Samen haben wir gleichfalls geerntet, es gehören aber Jahre dazu, bis die jungen Pflanzen so stark werden, um zu blühen und dann wird es sich erst zeigen, ob die Samenpflanzen nicht in die Stammart zurück schlagen. Wir haben dieses Beispiel so aus- führlich mitgetheilt, um zu zeigen, dass consequente Ausdauer und sorg- fältige Kultur hier ebenfalls zum Ziele führt, wenn ausserdem die klimati- schen Einflüsse kein allzugrosses Hin- derniss entgegen stellen. Unser hoch- geehrter Freund C. v. Nägeli, der sich zur Beobachtung der Formen der Alpenpflanzen jährlich monate- lang in den Alpen aufhält, hat in einer besondern Schrift darauf hinge- wiesen, dass Anlage von Gärten im Hochgebirge zur Kultur der Alpen- pflanzen unter gleichartigen Verhält- nissen sehr wichtige Aufschlüsse über den Werth der oft sehr zahlreich auf- gestellten Arten von unter sich sehr nah verwandten Pflanzen geben müsste. Unsere Erfahrungen über Kultur der Alpenpflanzen in Petersburg, wo viele derselben in gleicher Ueppigkeit wie auf ihren normalen Standorten wach- sen, unterstützen diesen Vor- schlag des berühmten Verfas- sers auch in der Beziehung, um gut habilitirte und bewurzelte Exemplare für die Kultur der Gärten halten. ın den Ebenen zu er- B. Gentiana verna L., welche unsere Tafel 967 nach einem in meinem Acelimatationsgarten im freien Lande kultivirten Exemplare darstellt, gibt ein zweites vollgültiges Beispiel zu dem eben Gesagten. Die G. verna steigt bis zu 9000 Fuss Höhe in den Alpen der Schweiz empor und steigt herab bis auf die Vorberge der Alpen und kommt z. B. beiZürich noch auf dem nur 2500 Fuss hohen Zürichberge vor, ja findet sich noch am Fuss des Uto auf der Kultur nicht unterworfe- nen grasigen Stellen bei kaum 2000‘ Höhe. Trotzdem ist diese wunderlieb- liche Pflanze, die der Wanderer in den Alpen als eine der lieblichsten Alpen- pflanzen fast in allen höhern Gebirgen -in jenen schönen Rasen mit Massen von Blumen und auch einzeln zwi- schen kurzen Rasen zu bewundern Gelegenheit hat, noch nicht in die Gärten eingewandert als schöne reich- blumige Pflanze des freien Landes. Aus Zürich und Tyrol liess ich mir eine grössere Menge von dem natür- lichen Standort entnommenen Exem- plaren kommen, welche in Rasen, so wie sie ausgegraben waren, nachdem so viel als möglich die fremden da- zwischen wachsenden Pflanzen ent- fernt waren, ganz so wie es von G. acaulis beschrieben, eingepflanzt wur- den. Mein geehrter lieber Freund E. Ortgies, der mir einen Theil dieser Exemplare zusendete, bezweifelte, dass es möglich sein würde, dieselben für die Kultur zu gewinnen. Ich habe dieselben in allen den verschiedenen Steinparthien, die in meinem Aceli- matationsgarten der Kultur der Alpen- pflanzen Europas und Asiens gewid- met sind, ausgepflanzt und sie ist in allen gut gediehen, blühet jetzt im ersten Frühjahr und zum zweiten Male 68 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im Herbste so reichlich, wie das un- sere Abbildung zeigt, bildet grössere Rasen, als ich solche je in den Alpen sah und soll nun jetzt erst durch Theilung in grösserer Menge verviel- fältigt werden. Auch der Samen, den sie vielfältig getragen, hat bereits eine grosse Menge junger Exemplare ge- liefert. Probeweise babe ich eins der habilitirten Exemplare Hrn. E. Ort- gies zurück gesendet und erwarte nun dessen Bericht, wie sich dieselbe in der im freien Lande des Züricher botanischen Gartens der Kultur der Alpenpflanzen gewidmeten Parthie ver- halten wird. Die G. verna wächst in den Hochgebirgen ganz Europas, im Kaukasus, im Altai und .den Hoch- gebirgen Uentralasiens. Werfen wir noch einen Blick auf schönen perennirenden so ist die gelbblumige die andern Gentianen, grosse dekorative Gentiana lutea L. schon lange in botanischen Gärten eingebürgert, aber trotz ihrer Schön- heit als dekorative Pflanze, deren Blätter dem eines Veratrum ähnlich, noch wenig in Privatgärten gelangt. Die prächtige Gentiana algida Pall., die diereichste u. grossblumigste Form von G. frigida Haenke darstellt, wächst in den Hochgebirgen Turke- stans und im Altai häufig, wird !/a Fuss hoch, bildet zahlreiche Stengel und trägt auf der Spitze der Stengel ein Bouquet von Blumen von der Grösse von G. acaulis, aber von weisslicher Grundfarbe mit blauen Streifen und Punkten. Wir kultiviren diese in zahl- reichen jungen Pflanzen und dieses Jahr kamen die von meinem Sohn einge- sendeten Samen derselben auch zur Vertheilung an botanische Gärten und unsere Correspondenten. Aus der Gruppe von Gentiana decumbens L. mit aufsteigenden Stengeln und Bouquets grosser azur- blauer Blumen ist noch keine in Kul- tur. Auch von dieser haben wir die- ses Jahr Samen aus den Alpen Tur- kestans zugleich mit 2 andern ver- wandten Arten mit blauen Blumen (G. Olivieri Griseb., G. Kauf- manniana Rgl. et Schmalh.) er- halten und im Juldus (Kaschgar) hat Hr. Fetisow eine neue gelbblumige dunkelpunktirte (G. Woluewi Rgl. et Schmalh.) und eine zweite mit weissen Blumen (G. Fetisowi Rgl. etSchmalh.) entdeckt und von beiden Samen eingesendet. G. Pneum o- nanthe L., G. asclepiadea L., G. septemfidaPall. (Gebirge Sibiriens und Centralasiens, eine der schönsten blauen Gentianen), G. purpurea L. (purpurrothe Blumen), G. punctata L. (Blumen gelblich, schwarz punk- tirt), G. pannonica Scop. (Blumen purpur, dunkel punktirt) sind bekann- tere Arten, gedeihen sämmtlich in meinem Acclimatationsgarten vortreff- lich und werden durch Samen, den sie reichlich tragen, vermehrt. G. scabra Bunge ist eine mit G. ascle- piadea verwandte Art des Amurge- bietes, die dieses Jahr zum ersten Male blühete. Die gemeinste peren- nirende Art mit blauen Blumen, die G. eruciataL., deren Blumen bedeu- tend kleiner als die der andern und die in den deutschen botanischen Gär- ten und Handelsgärtnereien als G. macrophylla, G. hybrida, G. Saponaria kultivirt wird, ist unter allen diesen : I. Originalabhandlungen. 69 perennirenden Arten die am wenigsten schöne Herr A. Regel hat jetzt von dem Südabhange des Dsungari- schen Plateau etwas Samen der ächten G. Gebleri Ledb., einer Form von G. decumbens, von üppigerm Wuchse und mit breitern Blättern eingesendet und hoffen wir somit auch diese bal- digst in unsern Gärten einzubürgern. (E. R.) B. Primula grandis Trautv. (Siehe Tafel 968.) Primulaceae. Pr. grandis Trautv. Bull. Ac. Petrop. 1866 pag. 395. — Rgl. in Acta horti Petrop. III p. 131. Diese Primel mit den grössten Blät- tern, mächtigem Blüthenschaft und ausserordentlich reichblumiger Dolde unbedeutenderhellgelberBlumen,deren Lappen durchaus aufrecht stehen, so dass die ganze Blumenkrone inclusive des Saumes eine walzenförmige Ge- stalt hat, ward vor einigen Jahren durch den Petersburger Garten aus dem Kaukasus in Kultur eingeführt. Unsere Tafel stellt ein Blatt und einen Blüthenstand in natürlicher Grösse dar, ferner eine ganze Pflanze ver- kleinert. Bei a ist eine vergrösserte aufgeschnittene ausgebreitete Blumen- krone mit den Staubfäden von der innern Seite, und bei b ein Frucht- knoten und Griffel vergrössert dar- gestellt. Ist im Kaukasus am Berge Dadiash wild, hält noch im Petersburger Klima ohne Deckung im freien Lande aus, ist botanisch interessant wegen der durchaus von allen andern Primeln abweichenden Blüthenform und wegen der sehr grossen Blätter, sonst aber ohne blumistischen Werth. (E. R.) 2) Mittheilungen über Weinbau in Transkaukasien von H. Scharrer. Wenn der West-Europäer mit Ent- zücken spricht vom Donau- und Rhein- thale, von dem der Marne oder Gi- ronde, so darf der Transkaukasier mit nicht weniger Stolz sich erinnern seines schönen Alasanthales, das alte Kachetien im engeren Sinne, das wenn auch in anderer Form mit jenen gesegneten Ländern gemein, doch vor ihnen voraus hat, ein mildes Klima, eine grandiose Alpenscenerie als Hin- tergrund und — den ausgedehntesten und ergiebissten Weinbau des ganzen Landes, Momente hinreichender Wich- tigkeit, um die Aufmerksamkeit des Fachmannes wie des Touristen auf sich zu ziehen. Verlassen wir das Steppenklima des Kurathales bei Tif- lis, überschreiten den Zufluss der Kura, die Jora, um auf dem kürzesten Wege das Ziel von Tiflis aus zu erreichen, so empfängt uns hier am Flussüber- gang, der zugleich den Austritt des Flusses Jora aus dem Gebirge be- 70 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, deutet, die frische Waldluft und fröh- liches Waldesgrün. Wir befinden uns schon 2350 Fuss über dem Schwarzen Meere, doch noch breiten sich am Flusse entlang die Weingär- ten in unabsehbarer Reihe aus, und nach Süden zu ziehen sie sich an den niederen Vorbergen hin, die häufig eingestreuten Dörfer begleitend auf etwa 50 Werst Längen-Ausdehnung. Der Volksmund nennt diesen Distrikt | Klein-Kachetien, man rechnet hier 3600 bis 4000 Dessätin (12000 bis 16000 Morgen) Weinland, das Pro- dukt ist jedoch nur mittelmässiger Qualität und wird mit wenigen Aus- nahmen der Eimer (Wedro) = 15 Flaschen zu 1 Rubel 20 bis 1 Rubel 50 Kopeken verkauft. — Sobald das Flussbeet bei dem oben erwähnten Punkte sich verengert, hört auch die Weinkultur, wie jeglicher Anbau auf, höher und höher in weiten Bogen steist der Weg sanft zwischen den Waldbergen hinauf, reizende kleine Wiesenflächen in den Seitenthälern bilden mit ihrem prachtvollen Baum- schlag die wunderbarsten Parkpar- thien, endlich tauchen aus der grünen Wildniss groteske riesige Felskolosse zur Rechten auf, noch eine Biegung des Weges und wir sind in Gombori, dem Stabsquartiere eines Artillerie- parkes, 3720 Fuss üb. d. Meere. Von diesem prachtvollen Hochthale aus müssen wir noch den sog. Periwall, d.h. den Kamm des Scheidegebirges, bei 5200 Fuss sup. mar. Höhe übersteigen. Von hier aus schweift der trunkene Blick über seltenes Panorama. Links steigen die kahlen Rücken des Periwall noch fast tausend Fuss höher, ein rechts erhebt sich ‘die domförmige Kuppel der Ziwa, bis fast zur Spitze mit Nadelholz bekleidet, und vor uns ein Meer von grünen Häuptern, da- rüber weg die Bruchstücke des Ala- santhales im grünen Schmucke und im Hintergrund die grandiose Kette der Grate, Hörner und Kämme des kaukasischen Alpengebirges im blen- dendweissen Panzer des ewigen Schnees und Eises. In der Luftlinie sind die Häupter dieser Schneeriesen von 10 bis 12000 Fuss Höhe nur 60 bis 70 Werst (9 bis 10 deutsche Meilen) ent- fernt von unserem Standorte. Und nun hinab in das grüne Meer dieser Buchenwälder, deren oft 4 Fuss dicke glatte weisse Stämme wie Säulen eines Riesendomes schimmern aus dem Wal- desdickicht, unter und neben sich eine ganze Welt niederen Pflanzen- wuchses duldend. Aufschöner Chaussee legen wir die 24 Werst Entfernung von Gombori nach Telaff, der Kreis- stadt, in kurzer Zeit zurück und sind im Hauptsitz des Weinbaues. Die Stadt liegt 2430 Fuss üb. Meer. Höher steigt auch der Weinbau nur wenig an den Bergen hinauf. Seine Ausdeh- nung in dem Flussthale hat er auf dieser rechten Flussseite bis hinter den Ort Achmeti, 30 Werst (4'/z Mei- len) von Telaff, wo der Fluss von Nord her (vom Borbaloberge 10750 F. h.) aus den engen Schluchten des Hoch- gebirges tritt, seinen grössten Neben- fluss, den Ilto, aufnimmt und nun in der Mitte der breiten Thalsohle nach Südost in scharfer Biegung einlen- kend, weiter fliesst. Flussabwärts von Telaff dehnt sich der Weindistrikt bis etwa 2 Meilen + I. Originalabhandlungen. al hinter der Kreisstadt Signaih aus, also etwa 80 Werst (11! Meilen) von Te- laff. Die Breite der Thalsohle (d. h. des zum Acker- und Gartenbau ge- eigneten Terrains) beträgt bei Telaff 12 Werst und bis Signaih sich er- weiternd, bis 40 Werst. Die Fort- setzung des Ziwagebirges bildet eine mit dem Flusse und dem Hauptkamme des Hochgebirges parallel laufende Kette von bewaldeten Gebirgen, wel- che sich nach Süden allmälig ver- flachen, bei Signaih noch bis 3700 Fuss hoch, von dort ab waldlos und niedriger herabsinkend in die Plateaus am unteren Lauf des Alasan sich ver- lieren. Der Hauptbestandtheil dieses Gebirges ist der Jurakalkstein in mannigfachen Formationen, es finden sich darin reiche Salzquellen, schwe- felhaltige heisse Sprudel, die aus der Erde quellen, kleine Schlammvulkane bildend, die Naphtha oder Erdöl- quellen im unteren und Lignithlager im oberen Theile, es finden sich Koh- lenlager und das Alles noch unberührt und unbenutzt wie am Schöpfungs- tage. Die linke Uferseite ist wasser- reicher als die rechte durch eine Un- masse starker Bäche, welche dem Hochgebirge und seinen Schneemassen ihre Nahrung verdanken. Ebenso ist diese Seite auch wärmer, da sie an den nach Südwest gelegenen Ab- hängen sich ausdehnt, der Boden ist leichter, sandiger, um so mehr ist eine künstliche Bewässerung der Kulturen geboten, welche hier leicht zu beschaf- fen ist, während Wasser der rechten Uferseite fast gänzlich fehlt, da das nie- dere Ziwagebirge nur schwache Bäche hervorbringt. Diese Umstände sind für den Weinbau ausserordentlich wichtig. — Die Thalmulde ist in aufsteigender Progression vom Flusse aus nach der Höhe des Terrains über dem Flusse in mehrere Kulturzonen geschieden, was dem Ganzen einen einheitlichen grossartigen Charakter verleiht. Beide Seiten des Flusses, als die tiefste Lage, bedeckt dichter Buschwald, vor- züglich gebildet von Pterocarya cau- casica, Corylus Avellana, Salix-Arten, Populus, Viburnum lantanoides und Rosenarten, Quercus iberica, Pirus und Malus, Loniceren und Smilax, letztere beiden mit Olematis-Arten bilden undurchdringliche Dickichte, der Aufenthalt unzähliger Fasanen, deren Jagd mit Falken noch hie und da getrieben wird. An diese Waldzone schliesst sich Wiesen- und Weideland, allmälig übergehend in Ackerflächen mit Wei- zen oder Gerste bestellt, den ein- zigen Halmfrüchten des Distriktes. In diesen niederen Thalregionen ist keine menschliche Ansiedelung zu finden, erst jetzt bei fast unmerk- licher Bodenerhebung fangen dieW ein- gärten und mit ihnen bleibende W ohn- sitze der Bewohner an, das Gros der Dörfer und Herrensitze auf der rech- ten Uferseite liegt aber durchaus in der oberen Region der Weingärten, also 1800 bis 2000 Fuss über dem Meere, da hier die Temperatur minder heiss und die Luft gesünder ist. Zwi- schen die Dörfer und Gärten schieben sich schon wieder die Ausläufer des Gebirgswaldes ein, der von hier als oberste Vegetationszone zum Kamme des Gebirges aufsteigt. An diesem rechten Ufer bilden die Gärten und 72 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Dörfer eine fast ununterbrochene Kette, die Region von 1200 bis 2200 Fuss hauptsächlich inne haltend. Einzelne Gärten liegen in der Höhe von 1000 Fuss und geben schwere, bouquetlose, zuckerreiche Weine, ebenso steigen über 2000 Fuss bis 3000 Fuss nur die Gärten einzelner hochgelegener Dörfer und geben schwache, doch sehr haltbare Weine. Die Region der zahl- reichsten und besten Weine liegt zwischen 1200 und 1800 Fuss Höhe und auch hier bilden die Höhenunter- schiede noch eine Menge Nuancen und bestimmen den Werth der Ländereien in Rücksicht auf die verschiedenen Werthe der Produkte. Die Bodenbeschaffenheit des linken Uferlandes, mehr noch die früheren politischen Verhältnisse, der ewige Kampf und Kampfbereitschaft gegen die Einfälle und Fehden der Bewohner des Hochgebirges, haben den Ansie- delungen ein durchaus verschiedenes Gepräge aufgedrückt. Die Dörfer liegen im Schutze fester Castelle, welche die aus dem Gebirge auslau- fenden Schluchten bewachen, mit dicht gedrängten Häusern, die Höfe von festen Mauern eingeschlossen, mehr in der freien Ebene als an den Berg- hängen. Die Weingärten erstrecken sich abwärts an den Bächen entlang nach dem Flusse zu, grosse Wald- und Ackerstrecken trennen die ein- zelnen Dörfer. Erst jetzt allmälig strecken sich Gärten und Anbau etwas aus dem engen Ring, der sie ein- zwängte. Der Bodenbewegung ange- messen liegen die Weingärten alle auf mehr oder minder abhängigem Ter- rain, die Neigungswinkel des Bodens steigern sich bis zu 35 Grad, aber immer sind sie in einer Fläche be- arbeitet, eine Terrassirung findet nir- gends statt. Genaue meteorologische Beobachtungen sind nicht verzeichnet, doch nach Mittheilungen aufmerksamer Besitzer lässt sich als sicher fest- stellen, dass in der Hauptregion des Weinstockes die Maxima der Sommer- hitze bis + 30°R. nicht steigen, die Winterkälte auf wenige Wochen nur einige Grade unter 0 zeigt und im Durchschnitt nur alle 25 Jahre ein- mal — 10° R. übersteigt, wie es im Februar 1874 der Fall war, wo das Maximum der Kälte — 14° R. dem Temperaturgrade des Südufers der Krimküste entsprach und 2 Grad ge- ringer als in Tiflis blieb. Der Wein- stock blieb unbeschädigt, dagegen hatten Feigen, Granaten und Nuss- bäume stark gelitten. Das Frühjahr führt häufige Nebel und sogar Reif- fröste mit sich, dann häufige Regen und entbehrt der wüthenden Stürme, welche um diese Zeit das Kurathal leider so sehr beunruhigen. Die Blüthe des Weinstockes fällt im den Mai- monat, wenn die Frühjahrsnieder- schläge schon nachgelassen haben. Reiche Thhauniederschläge pflegen bis zum August anzuhalten und im Sep- tember von Neuem zu beginnen. Im Kurathale sind die Thaubildungen so- gar im Winter eine Seltenheit. Der Herbst dauert mit warmen hellen Ta- gen und kühlen Nächten bis in den Novembermonat hinein, erst dann, oft auch erst im December tritt rauhere, nasskalte Witterung ein, so dass die Ernte der Trauben ohne die geringste Gefahr bis zum Ende Oktober kann Ion Heart rule AZ. Ei a Ü Kr ide C end PT Air HORIGE edle Ay LS: - EX I. Originalabhandlungen, 73 aufgeschoben und verlängert werden, in dieser Hinsicht ist der Winzer also auf dem Gipfel seiner Ansprüche und Wünsche. Die Kultur desW einstockes findet nur in umzäunten Gärten statt, und in Reihen am Pfahle, die im westlichen Kaukasus übliche wilde Zucht an freistehenden Bäumen ist nirgend angewendet. Die Anpflanzung neuer Weingärten geschieht mit un- bewurzelten Fechsern, deren unteres Ende den Fuss von der alten Rebe behält. In gepflügtem Lande zieht man Gräben von 20 Fuss Abstand von einander, die Tiefe richtet sich nach der Bodenbeschaffenheit und der vor- handenen Wasserkraft, in schwerem unbewässerten Boden geht man 2 bis 2! Fuss tief, in leichtem, bewässer- ten Boden nur 1 bis 1'e Fuss tief. ‘Wenn möglich, wird alter Dünger in die Gräben gebracht. Die Fechser werden schräg und abwechselnd an beide Ränder des Grabens angelegt in 2 Fuss Abstand, angeschüttet und festgetreten. Die Pflege des ersten Jahres besteht in Reinhalten des Bo- dens von Unkraut, die Beete zwischen den Weinreihen werden meist mit Gemüse, Hackfrüchten bestellt, Gur- ken, Rotherüben, Krupbohnen zum trocknen Verbrauch, Zwiebeln und Salat bilden das ganze Programm. Im zweiten Frühjahre schneidet man die Stöcke, welche stark ausgetrieben haben, auf ein Auge herunter, selten auf zwei, die Lücken der nichtge- wachsenen Stöcke werden ausgefüllt, im dritten Frühjahre schneidet man auf zwei Augen und bindet die Reben an schwache Pfähle, im vierten Früh- jahre lest man die jungen Reben um, rechtwinklich vom ersten Graben zieht man Seitengräben und legt die Reben ein, so dass die Rebe bei 3 Fuss Ent- fernung vom alten Stocke aus dem Boden tritt, und fährt im 5. u. 6. Jahre zu beiden Seiten des alten Haupt- grabens so fort weiter abzulegen, so dass im 6. Jahre die ganze Fläche des Gartens mit Rebholz besetzt ist. Der Hauptstock hat schon vom 4ten Jahre an Ernte gegeben und die Ab- leger folgen in gleichmässiger Pro- gression nach. Oft ist schon im 5ten Jahre, besonders wenn man mit Be- wässerung nachhelfen kann, der Re- bensatz vollständig und das 6. Jahr gibt schon eine gute Ernte. Man bil- det den Stock zu einem Rebstamme von 3 bis 4 Fuss Höhe, der auf seinem Gipfel eine Rebe und einen kurzen Zapfen trägt. Die Rebe wird im Bo- gen niedergebunden , die Austriebe des Zapfens aber aufrecht an Pfähle gebun- den und Ende August entgipfelt. Diese zwei Austriebe geben im nächsten Jahre die Fruchtrebe und den Zapfen. In den starkgedüngten und bewäs- serten Gärten des linken Uferlandes sieht man häufig Rebstämme mit 2 Bogenreben, sonst ist es eine Selten- heit und nur bei Stöcken angewandt, die schon auf dem Aussterbe-Etat stehen. Der Sommerschnitt und das Aus- brechen wird meist nur einmal im Laufe des Sommers vorgenommen, viele Wirthe besorgen auch das nur sehr oberflächlich. Als Pfähle benutzt man besonders Holz von Eichen, Eschen, Ulmen zu den starken Pfählen von 2 bis 3 Zoll Durchmesser und 6 bis 8 Fuss Länge, 74 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu den schwachen Pfählen benutzt man Haselnuss, Weiden, Pappeln, Maulbeeren. Das Setzen der Pfähle geschieht ohne Pfahleisen, ist ent- setzlich zeitraubend und ungeschickt. Der Arbeiter hat den Wasserkrug in der einen, den Pfahl in der anderen Hand, vor jedem Stoss giesst er etwas Wasser in das Setzloch und bringt mühselig so den Pfahl einigermassen zum Stehen, damit der Weinstock nachher den Pfahl halten kann, aber nicht umgekehrt. Ebenso liederlich und nutzlos werden die übrigen Ar- beiten besorgt. Die Erde wird ge- lockert durch Umgraben, wenn es dem Besitzer gut dünkt, oder er Zeit oder Geld hat, man benutzt dann wieder zwei Jahre lang die Zwischenräume zur Gemüsekultur und wechselt inner- halb der Grenzen des Gartens so in einem gewissen Turnus .alle 5 bis 8 Jahre herumkommend, so dass !/s bis ‘as des Bodens umgegraben und mit Gemüse bestellt wird, der übrige Theil wird als Grasnutzung für die wenigen Hausthiere benutzt. Im Herbste nach der Ernte und über Winter lässt man alles Hausvieh in die Gärten, um sich die Nahrung zu suchen, denn Heu- vorräthe zu besorgen fällt Niemand ein und da meist der Winter kurz und milde, so bleibt das arme Vieh zum Skelette abgemagert, doch am Leben bei der schmalen Kost, ein grosser Theil geht aber in schnee- reichen Wintern verloren, daran ist natürlich dann nur der liebe Herrgott schuld. Das Anbinden der Reben ge- schieht mittelst Ranken von Hopfen und Ulematis, die im Herbste gesam- melt, getrocknet und aufbewahrt wer- den, in Ermanglung derselben benutzt man auch die im Winter geschälte Rinde von Pterocarya, Juglans und Morus. Gedüngt wird nur selten und nicht systematisch, ebensowenig als die Irri- gation als Nothwendiskeit oder System angewendet wird. Im Allgemeinen ist die Ansicht verbreitet, däss der feste, ungelockerte, ungedüngte und unbe- wässerte Boden den besten, feinsten und haltbarsten Wein hervorbringt, so lange eben der Boden in sich Kraft und Nahrung genug für das Gedeihen des Weinstockes hat; man berechnet diese Zeit der jungfräulichen Kraft des Bodens auf 40 bis 60 Jahre, dann lässt die Triebkraft des Weinstockes plötzlich nach, der Fruchttrieb ist überwiegend geworden und die Er- nährungsorgane können nicht Schritt halten, es ist nun die Aufgabe des Winzers, das Gleichgewicht wieder herzustellen, indem er den Boden lockert und düngt, durch Umlegen der zu alten Stöcke den Bestand ver- jüngt und wo möglich durch Bewäs- serung den Holztrieb kräftig. unter- stützt. Eine originelle Bodendüngung sieht man in den Dörfern des linken Ufers, es sind am Eintritt des Bewässerungs- kanales in die Gärten ungeheure Düngermassen aufgehäuft, durch wel- che das Kanalwasser hindurchgehen muss und mit den löslichen Stoffen gesättigt, nun dem Boden der Wein- gärten doppelten Nutzen bringt. Man kann nicht gerade sagen, dass diese Methode ebenso vortheilhaft für die Gesundheit der Ortseinwohner sei, es häufen sich in diesen dichtbewohnten I. Originalabhandlungen. 75 Orten schon überdem Stoffe genug, um die Luft zu verdichten wie in einer Schwefelwasserstoffretorte, es ist unglaublich für einen Durchreisen- den, dass tausende von Menschen in dieser Gasfabrik existiren sollen, man schluckt Chinin und theure Medika- mente, oder stirbt seligst oder un- seligst, aber Hand an diese Augias- ställe legen — ich glaube, Herkules würde das Hasenpanier selbst nehmen. Dass starke Düngung den guten Ge- schmack der Weinsorten beeinträch- tigt, ist eine anerkannte Thatsache. Von Ende August beginnt das Ein- bringen der Ernte bei den ärmeren Besitzern, die gewöhnlich den grössten Theil des zu hoffenden Ertrages schon an die Händler verpfändet haben und nun eilen müssen, ihren Verpflich- tungen nachzukommen, da heisst es denn, die Menge muss es bringen und nach der Qualität wird nicht ge- fragt. Wir hatten mehrmals Gelegen- heit, darüber mit Händlern oder kleinen Besitzern zu sprechen, sie entschul- disten sich damit, dass es ja thöricht wäre, sich Mühe zu geben mit der Weinbereitung, da in Tiflis ja doch aller Krätzer gekauft und getrunken würde, je mehr er kratzt, desto besser! — Um bessere Produkte zu gewinnen, wartet man mit der Ernte bis zum Oktober, wenn helle troekne Tage und kühle scharfe Nächte die Trauben bräunlich färben und den Duft auf den Blaue spielen machen. Kräftige Männer mit dem krummen Winzermesser bewaff- net, den Weidenkorb auf dem Rücken, besorgen das Geschäft; die Weiber sind von allen Feldarbeiten, also auch schwarzen Beeren in’s hier ausgeschlossen. Durch die Ma- schen der Körbe tropft reichlich der edle Saft, wie viel Tausende gehen auf diese leichtsinnige Weise zu Grunde, aber es ist so hergebracht und muss so bleiben. An der Giebelwand eines aus Stroh oder Schilfdach mit massiven Mauern ohne Fenster construirten Gebäudes, Marani genannt, befindet sich der Kel- tertrog, in welchen die Trauben ohne Sortiren und weitereUmstände geschüt- tet und von den nackten Beinen der Arbeiter ausgetreten werden. Aus dem Troge fliesst der Saft mittelst einer Rinne von Holz in die grossen Thon- krüge, welche in den Boden des Ge- bäudes bis zum Halse eingegraben sind. Ein solcher Krug von 5 bis 9 Fuss Tiefe und 3 bis 6 Fuss Weite enthält bis 2!/’a Arba oder 400 Wedro Wein, kostet in der Fabrik 40 bis 50 Rubel und hält Menschenalter hindurch. Vor der Ernte wird er durch einen Ar- beiter gereinigt, der mit einem Bündel Stengel von Hypericum sorgfältig ihn Der Krug (grusinisch Kwewri, Krasana) wird zu °Ja mit Saft und zu ! mit Trestern gefüllt, bei Weisswein 8 bis 20 Tage, bei Rothwein 3 bis 5 Tage offen der Gäh- rung überlassen, die Masse oft umge- rührt, wenn die Gährung sich mässigt, durch eine nicht fest schliessende Stein- ausscheuert. platte verschlossen und nach vollen- deter Gährung der Wein mit Eimern in reine Krüge übergefüllt mit Rück- lassung der Trester oder diese davon genommen, nachgefüllt mit vorräthi- gem Wein und fest zugedeckt bis zum Verkauf oder bis zum Ueberfüllen im December oder Januar. Vor dem Ein- 76 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schütten der Trauben in den Kelter- trog legt man geflochtene Hürden aus hartem Holze in denselben (grusinisch Topkiri) und darauf Kraut von Arte- misia (I'schadi), um die Trester vom Saft zurückzuhalten (T'restern Dschad- scha). Dem Weisswein gibt man Kraft und Farbe durch Einlage von Nuss- blättern, Hypericum, den Rothwein färbt man mit Beeren von Sambueus Ebulus, Phytolacca decandra, beson- ders aber mit Zusatz der Trester des grusinischen Färberweins, Ssaperawi genannt. Die verbreitetsten Weinsorten sind: Rothweine: Ssapera wi, die vorzüglichste Sorte, nur etwas empfindlicher als die fol- genden. Nach vergleichenden Proben im kaiserl. Garten zu Nikita in der Krim war der Ssaperawi der beste Roth- wein unter 11 der besten Sorten euro- päischer Abkunft, der Most enthielt 29,4% Zucker und 1000 Stöcke gaben 1140 Pfund reine Beeren, während Bordeaux nur 502 und Pinotgris 569 Pfund Beeren von 1000 Stöcken lie- ferten. _ Takweri bei starkem Wuchse und grosser Tragbarkeit schwächeren Wein von Schillerfarbe. Schaawe Kapito sehr grosse Trauben und Beeren, Wein stark und haltbar. Mschria kleine Beeren und Trau- ben, leidet nicht vom Oidium. Schawe Budischuri Wein. schwachen Weissweine: Mzwaani (der Grüne) höchst edle Traube, delikat und zart im Stock | und Wuchs und feinen, bouquetreichen Wein gebend, Beeren immer grün. Rka-tziteli (Rothholz) bildet den Hauptbestandtheil der kachetischen Weingärten, kräftiger, fruchtbarer Stock, feuriger haltbarer Wein recht- fertigt vollkommen die grosse Ver- breitung. Buddischuri gibt allein gekeltert einen süssen Damenwein, lieblich und milde, hält aber nicht lange, Wuchs sehr stark und fruchtbar. Chikhwa, Kumssi, Brerwasi, Dsobenuri mittlerer und geringerer Qualität, für manche besondere Lagen und Bodenarten werden sie vorgezogen, wo die edleren Sorten nicht recht gedeihen wollen. Arakess-piruli war die erste Sorte, welche vom Oidium befallen wurde und ist noch jetzt am stärksten heimgesucht, wird mehr und mehr ausgerottet. Der Anbau europäischer Sorten ist bei resultatlosen Versuchen geblieben zum Glück, denn weder die Qualität noch die Quantität der von dem Muscat, Isabelle u. s. w. gewonnenen Produkte war nur einigermassen befriedigend. Die räumliche Ausdehnung der zum Weinbau benutzten Ländereien muss auf 20,000 Dessätin in beiden Kache- tien geschätzt werden, es kommen Gärten vor, wie der grosse Garten des Fürst David Tochaftschewadse in Na- parecely, der mit soliden Mauern um- geben, bei vollem Bestand eine Fläche von 300 Dessätin (1200 Morgen) be- deckt. Bei einer Mittelernte rechnet man den Ertrag der Dessätin auf 2 Arba Wein (300 Wedro) = 4500 Bouteillen, eine Quantität, die bei I. Originalabhandlungen. Durchschnittsberechnung für das ganze Land nicht angenommen werden kann, da jährlich durch Hagelschlag, Oidium und andere Ursachen strichweise der Ertrag geschmälert wird, deshalb kann bei Durchschnittsberechnung etwa nur die Hälfte des Ertrages als massgebend für alle Gärten angenommen werden, wobei man der Wirklichkeit am Näch- sten kommen dürfte, so dass also 4 bis 5 Millionen Wedro als das Ergeb- niss der jährlichen Weinproduktion zu betrachten ist. Davon wirdetwa!/Theil am Orte der Produktion verbraucht, weniger als !/a wird nach Russland und ein kleiner Theil in’s Ausland verkauft, die übrige grössere Hälfte kommt zum Verbrauch in den kau- kasischen Provinzen, besonders in Tiflis, wo zahlreiche Handlungen theils den Weinbergbesitzern, theils den Weinhändlern gehörig, den Vertrieb vermitteln. Der Wein wird an Ort und Stelle verkauft vond0 Kopeken bis 2 Rubel pro Wedro (auch bis 4 Rubel). Die Anlage eines Weingartens mit Ankauf des Landes und die Unter- haltung desselben in den ersten zehn Jahren nach der Anlage, also bis zur vollen Ertragsfähigkeit stellt sich auf rund 3000 Rubel S. pro Dessätine, welche Summe durch den Ertrag voll- kommen in der angegebenen Zeit ge- deckt wird, wenn nicht besonders un- günstige Witterungsverhältnisse, wie Hagelschlag, Trockenheit u. s. w. störend eintreten, so dass nach 10 Jahren der Käufer Kapital und Zins herausgezogen hat. Es sind hier aber nur Kulturkosten und Umzäunung ge- rechnet, nicht die Bauten und Ge- räthe zur Weinfabrikation. In den 77 meisten Fällen wird vom Besitzer das zur Anlage des Weingartens be- stimmte Land auf 10 Jahr an einen Winzer abgegeben, in welcher Zeit dem Winzer alle Einkünfte der Län- dereienzufallen, die Bauten auf Kosten des Besitzers ausgeführt werden und nach Verlauf der zehn Jahre der Winzer den vollständig bepflanzten Weingarten dem Besitzer übergeben Auch die bestehenden Wein- gärten werden häufig in Pacht auf die Hälfte oder !/s des Ertrages ab- gegeben auf eine Reihe von Jahren an bekannte tüchtige Winzer, die Höhe des Procentsatzes richtet sich danach, mUüuss. in wieweit der Besitzer sich durch Naturallieferungen an Pfählen, Dornen zum Zaun, Wasser zum Bewässern und Geldvorschüssen betheiligt bei der Unterhaltung des Weingartens. Die jährliche Unterhaltung einer Dessätin Weingarten in Gelde berechnet, stellt sich auf 280 bis 350 Rubel, die Ein- nahmen ausser Gras- und Gemüse- nutzung auf 400 bis 500 Rubel, an- genommen eine mittlere Weinernte und mittlere Preise von 11a Rubel pro Wedro Wein, wozu noch eine kleine Einnahme aus den zur Brannt- weinbrennerei verwendeten Trestern zu rechnen ist. Die beiden Kreise von Telaff und Signaih, in welche in po- litischer Hinsicht jetzt das 'Thal des Alasanflusses mit der Umgebung der näheren Gebirgszüge zerfällt, haben in den weinbautreibenden Distrikten eine Zahl von 19500 Feuerstellen oder Häusern, was eine Bevölkerung von 120000 Seelen voraussetzt. Ausser Weinbau wird bedeutende Viehzucht und Getreidebau in aus- 78 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, reichendem Maasse getrieben. Der Seidenbau als kleine Hausindustrie ist im ganzen Lande verbreitet und ist besonders in den Dörfern des linken Uferlandes stark vertreten, Tabak und Baumwolle wird bis jetzt nur zum Bedarf gebaut, doch gewinnt der Ta- bakbau jährlich an Ausdehnung. Die Ebenen des linken Ufers am unteren Lauf des Flusses tragen noch unge- heure Urwälder der edelsten Holz- arten, wo bis jetzt der wilde Eber und Rehe, Fasanen und Wildkatzen ihre unbestrittene Heimath haben. Der Oelbaum ist versuchsweise angepflanzt und gedeihet vortrefflich. Mit der Vollendung der fast been- disten Chaussee Tiflis-Gombori-Telaff wird die Communication sehr leicht und bequem werden, Postlinie und Telegraph durchschneiden schon jetzt den Distrikt und für Eisenbahnver- bindung werden die vorbereitenden Ermittelungen ausgearbeitet und das reizende und reiche Alasanthal, in den Weltverkehr gezogen, wird sich rasch zu der Stellung aufschwingen, welche ihm seiner glücklichen klimatischen Lage nach, wie vermöge seiner Wich- tigkeit natürliche montanis- tische und vegetative Reichthümer gebührt. durch H. Scharrer. 3) Schwefelkohlenstoff als Mittel, um der Verbreitung der Blutlaus durch Ver- sandt von befallenen Bäumehen und Steckreisern vorzubeugen. Die Blutlaus (Schizoneura lanigera) ist als Feind des Apfelbaumes im Westen Europas wohl bekannt und es ist ganz natürlich, dass durch den Handelsverkehr, besonders durch den Versandt von befallenen Pflanzen, das Insekt eine schnellere Verbreitung findet, als auf dem Wege einer na- türlichen Ausbreitung. Die gärtneri- schen Zeitschriften haben wiederholt dieses Insekt zum Gegenstande ihrer Besprechungen gemacht und auf ver- schiedene Mittel zur Vertilgung des Insektes an Ort und Stelle hinge- wiesen; es ist aber bis jetzt, soweit mir bekannt, nicht genügend auf das Vorbeugen des Verschleppens geachtet worden. Die verschiedenartigen Ver- suche, die man in Frankreich zur Ver- tilgung der Phylloxera angestellt hat, haben den Schwefelkohlenstoff als ein sicheres Vertilgungsmittel, d. h. als einen dem Insekte höchst schädlichen Stoff festgestellt, was mich bewog, die Wirkung desselben auch an der Blut- laus, die der Reblaus nah verwandt ist, zu versuchen. Gleichzeitig machte ich auch Versuche über die Wirkung desselben auf Pflanzen. Die Resultate dieser Versuche waren zur Zeit in der Weinlaube 1875 und im Krimski- Westnik 1875, Nr. 128 mitgetheilt. Auf Grundlage dieser Versuche em- pfehle ich folgende Art und Weise der Vernichtung der Blutlaus an zu ver- sendenden Pflanzen. Es wird aus Holz- rahmen ein Verband für einen Kasten von beliebiger Grösse gemacht, der- selbe mit Zinkblech beschlagen und die Nähte luftdicht verlöthet. Der I. Originalabhandlungen. 79 Deckel besteht aus einem mit Zink- | trieben. Der Kasten wird der Leich- blech belegten Rahmen, der in die ent- sprechenden Fugen genau hineinpasst. In dem Deckel sind 2 durch Korke ver- schliessbare Zinkröhren eingestellt und unter denselben flache Zinkschalen mittelst Draht aufgehängt. Die zu versendenden Pflanzen werden in den Kasten hineingelegt, die Fugen am Deckel mit Lehm verschmiert, dann durch die Röhren Schwefelkohlenstoff eingegossen und die Röhren verkorkt. Das zu gebrauchende Quantum ist !ıoooo (ein Zehntausendstel) des Vo- lumens des Kastens.. Die Pflanzen werden 24 Stunden in der sich bilden- den Schwefelkohlenstoff-Atmosphäre gelassen, dann herausgenommen. Die Insekten sind alle todt, die Pflanzen (im Stadium der Ruheperiode) leiden nicht, was aus den früher gemachten Versuchen vorauszusehen war und was auch dadurch bestätigt wurde, dass Reiser von so behandelten Bäumen, als Edelreiser behandelt, normal aus- tigkeit wegen aus Rahmen gemacht, die Grösse entspricht dem Bedarf und daher sind für Baumschulen Kästen verschiedener Grösse nöthig, um nicht unnützer Weise grössere Quantitäten Schwefelkohlenstoff zu verwenden. Na- türlich ist dasselbe Verfahren auch für Bäume anzuwenden, die nicht ver- sandt, sondern verpflanzt werden, um nicht mit den Bäumchen auf die neu zu bepflanzende Stelle gleich auch In- sekten hinüberzutragen. Die Regie- rungen suchen durch Importverbote der Einfuhr von schädlichen Insekten entgegenzuwirken — in vielen Fällen hat ein solches Verbot seine Nach- theile und es wäre gewiss zweck- mässig, in entsprechenden Fällen die Einfuhr zu gestatten und blos eine umsichtige Anwendung von Schwefel- kohlenstoff in einer von mir ange- gebenen Weise anzuordnen. Diese Frage ist einer ernsten Erwägung H. Zabel. werth. 4) Aus Im September machte ich noch eine Tour nach Osten an den Fluss Kasch, einen von Nordosten kommenden Zu- fluss des Ili. Die Vegetation längs des Flusses besteht aus Pappeln, Wei- den, Hippopha&, Tamarix, Myricaria und Atraphaxis, auch einzelnen Birken und Eschen. Im Gebirge die Picea Schrenkiana, Sorbus, Prunus Padus, Salix, Lonicera hispida, humilis, xy- losteum, Rosa laxa und platyacantha, Caraganen, Prunus prostrata, Rhamnus, Ephedra, Juniperus Sabina. Von Stau- Kuldscha. | den wiederholen sich die gleichen auf der letzten Tour genannten Arten und erst an den Quellen, auf den hohen Gebirgen im Meridian von Schicho dürften interessantere Arten auftreten. Ein schönes Bild bietet die Niederung unterhalb Mesor, wo am Austritt des krystallklaren Flusses aus einer Fels- schlucht, eine Brücke über denselben führt. Zu beiden Seiten liegen hier gut unterhaltene Tarantschenhöfe und Kalmückenhöfe, deren Besitzer uns gastfrei und freundlich aufnahmen. so Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ueberall war gerade die Ernte des Weizens, der Melonen und Arbusen (Wassermelonen). Maulbeerbäume fin- det man hier verwildert. Spät in der Nacht kam ich nach Jamata, wo auch Acer tatarıcum Semenovi und Eschen wuchsen. Von Jamata nach Schare- bagutschi ist eine kleine Tagereise. Auch hier die gleiche Flora wie im Westen, am Flusse Gehölz, Salsola- ceen und allerlei Sumpf- und Schilf- gewächse, auf der Steppe Artemisien und Ceratocarpus. An Scharebagutschi treten die Vorberge dicht heran und in einer Schlucht, die der Mündung des Kasch in den Illi schon nahe liegt, fand ich auch eine Anpflanzung von Nussbäumen, die aber vom letzten kalten W inter arg mitgenommen waren. Die Nüsse sind etwas kleiner, aber sonst wenig verschieden von denen Europas. Die Vegetation auf dem 6000 Fuss hohen Pass über den 8000 Fuss hohen Gebirgsrücken desTschapt- schal war arm, doch gesellte sich zu den Sträuchern die in dichten Polstern wachsende Selaginella sanguinolenta, die ich früher auch im Thianschan gesammelt hatte. Wir übernachteten auf der nördlichen Passseite bei Kir- ghisen und ritten dann bis zum Tekes. Auf dem Wege dahin viel Lasiagrostis und am Tekes ausser den oben ge- nannten Holzgewächsen auch Berberis heteropoda und ein eigenthümlicher Ribes. Hier fand ich auch eine aus- gedehnte Stadtruine mit deutlichen Resten einer Eisenmanufaktur. Das Dasein dieser Stadtruinen, welche an- geblich die Hauptstadt eines Volkes sein soll, ist oft bezweifelt worden, ich fand solche mit den Stadtruinen im Thianschan am Issikul überein- stimmend. Von hier aus ritt ich wieder nach Scharebagutschi zurück und dann über die Höhen des T'schaptschal- Passes nach Tschaptschal am Ili und von da nach Kuldscha und passirte ein zerrissenes Vorbergsland, wo bald Kohlenschichten, bald muschelreicher Schiefer zu Tage treten, Pflanzen- abdrücke waren aber nur undeutlich vorhanden. Mein Gast, der chinesi- sche General Schilausin war inzwischen nach Werny abgereist, sein Gefolge fand ich aber noch vor. Betrachtet man den östlichen Theil der russischen Besitzungen in Central- asien, welchen ich nun grossentheils durchforscht habe, vom allgemeinen Standpunkt des Besitzes, so musste Russland zur Sicherung seiner inner- asiatischen Besitzungen nothwendiger Weise nach Süden bis zum Thian- schan als Grenze vordringen. Manche meinen, dass auch die Steppen des Ilithales und die andern mehr nach Norden vorgeschobenen Steppen eine kaum zu überschreitende Grenze ab- gegeben hätten, eine Ansicht, der aber alle mit den Verhältnissen Cen- tralasiens vertrauten Männer schwer- lich beipflichten würden. Das weit ausgedehnte Hochgebirge des Thian- schan bietet mit Ausnahme der höchsten Hochebenen in seinen Thälern frucht- bares Ackerland zur Ansiedelung. Wild ist im Ueberfluss vorhanden und das Gebirge selbst ist reich an Mineralien und Erzen. Während nun der Thian- schan dem Ackerbau und der Vieh- zucht unbegrenzten Boden darbietet, scheinen die breit eingeschnittenen Flussthäler des Ili und Tschu für eine P Pa dI#f AL di PP? Ff 4, 236 91 I. Originalabhandlungen. 31 industrielle geeignet. Freilich ist das günstige Areal am Tschu viel geringer, da das Humus- terrain desselben bei der Buansschlucht abbricht. Das fruchtbare Land am Ili und Kunges dehnt sich aber von Borochudsir an wohl 500 Werst nach Osten aus und findet sich ausserdem in bequemerV erbindung mit den acker- baufähigen Hinterländern, am Flusse Kasch und am Tekes bis zum Issyk- kul. Freilich ist die 200 Werst lange Strecke am Ili von Borochudsir bis Kuldscha sehr heiss, so dass dies mehr ein Land für die reisbauenden Chine- sen, Dunganen, Mandschu und Kal- mücken, alsfür den Nordländer, dessen Arbeitskraft hier erlahmen würde. Als das fügsamste Kultur-Element der ein- heimischen Stämme erweisen sich die Kalmücken, die schon theilweise euro- päische Kleidung angenommen haben und anfangen, statt ihrer Jurten sich Häuser zu bauen. Oestlichvon Kuldscha ist das Klima viel gemässigter und der Weizen gedeihet hier vortrefflich. Hier sind die apathischen Tarantschen angesiedelt, die sich aber bei ihrer jetzigen Vereinzelung nach der Er- oberung Kaschgars durch die Chinesen unschwer würden leiten lassen. Von der Einmündung des Kunges und Te- kes, oder wenigstens von der Ein- mündung des Kasch aus, ist der Ili für kleine, flach gehende Schlepp- dampfer schiffbar und mittelst einiger Nachhilfe könnte mit der Zeit eine Wasserverbindung durch das ganze Siebenstromland über den Balchasch- See bis Sergiopol hergestellt werden. Der theils durch enge Felsenschluch- ten strömende Fluss Kasch dürfte 1879. Bevölkerung dagegen schwerlich zur Schifffahrt tauglich sein, der Kunges ist flach und der Tekes könnte wohl nur zur Zeit der Hochwasser zur Schifffahrt geeignet sein. Den beiderseitigen Rand- gebirgen des Ilithales liegen Vorberge einer anderen geologischen Forma- tion vor, welche reiche Kohlenlager und Erzlager besitzen und auch am Flusse Kasch tritt Steinkohle bis an den Fluss heran und hier und da gibt es auch Steinöl. Was sich am Tekes und in der Buansschlucht an Kohlen- lagern findet, ist gegenüber dem Reich- thum an Kohlen des Beckens von Kuldscha gering. Kupfer, Silber, Marmor, Asbest, Schiefer und Bild- stein liefern die Gebirge zur Genüge und an der Borotala reiche Lager von Porzellan-Erde. Während ferner der Nordabhang der Gebirge bei Werny und Kopal schon ziemlich holzarm ist, sind die Randberge des Ilistroms und des Thianschan mit schönen Wal- dungen bestanden, und der Waldreich- thum eines Nebenflusses des unteren Tekes, des Dschingalan wird gegen- wärtig schon ausgebeutet. Die Kosak- Kirghisen nehmen das Bergland des Ilithalesund die Kara-Kirghisen das des Thianschan ein. Diewandernden eigent- lichen Kirghisen bilden einen den Russen im Allgemeinen ganz ergebnen Stamm, ihre Viehwirthschaft bringt aber geringern Nutzen als die viel rationellere der Tarantschen und Sar- ten und die der sesshaften Kalmücken. Die Kirghisen suchen durch alle Mittel ihren Viehstand zu vermehren, ohne Sie sehen neidisch auf alle Ansiedelungen, denselben nutzbar zu machen. die ihnen Weideland für ihre Pferde 6 89 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und Schafe wegnehmen und sind gern bereit, wenn sich Gelegenheit bietet, diese vernichten zu helfen, sie fällen Bäume und brennen Bergwälder nie- der, nur um sich mehr Weideland zu verschaffen. Der Distrikt von Kuldscha zeigt sich in Folge dessen zu Industrien aller Art geeignet und Kalmücken und Tarantschen würden ein brauch- Er ai BE a Bl fin = al ae EN -_ bares Material an Arbeitern liefern. Auch als Handelsplatz hat Kuldscha eine grosse Bedeutung. Schon jetzt nimmt die Zahl der Karawanen, na- mentlich der mit Kaschgar verkeh- renden, fortwährend zu. Ueber Kuld- scha, so lehrt die Geschichte und die Reihe der Denkmäler, gingen alle grossen Völkerzüge aus Innerasien. A. Regel. II. Neue und interessante Pflanzen. A. Abgebildet in »James Veitch and Sons« Katalog pr. 1878 und hier wiederholt. 1) Ardisia Olivieri Masters. (Myrsinaceae.) Beschrieben und abgebildet von Masters in »Gardener’s Chronicle 1877 in der December- Nummer« und eingeführt durch Hrn. Endres aus Costa-Rica in das Etablissement des Herrn J. Veitch (Kingsroad, Chelsea, Lon- don). Ein niedriger immergrüner Strauch für das Warmhaus, der mehr die Tracht einer Ixora, als die einer Ardisia besitzt. Durchaus kahl. Blätter stark zurückgebogen, fast sitzend, verkehrt-länglich, ganzrandig, nach dem Grund zu allmälig verschmälert, vorn zugespitzt, 20—25 Cm, lang, 4—5 Cm. breit, Blumen in spitzenständiger, fast kuge- liger vielblumiger Schirmtraube. Kelch tief 5lappig, mit länglich-ovalen Lappen. Blumen rosenroth, mit breiter sehr kurzer Röhre und mit abstehendem, tief5lappigem Saume von ungefähr 1 Cm. Durchmesser. 5 Staub- fäden. 1 Griffel. (S. Abbildung S. 83.) B. Abgebildet im Kataloge pr. 1878 von W. Bull, Kingroad, Chelsea, London und hier wiederholt, 2) Bomaria Carderi Masters (Gard. Chron. 1876 pag. 795. — Floral mag. 1876 tab. 239). — Amaryllidaceae. Eingeführt durch einen der Reisenden des Herrn W. Bull aus den Vereinigten Staaten von Columbien. Die Bo- maria-Arten sind Alströmerien mit bündel- förmigen knolligen Wurzeln und hochwach- senden schlingenden Stengeln und werden auch gemeiniglich als Untergattung zu Al- strömeria gestellt, Alle sind Kalthauspflan- zen, die in ziemlich grosse Töpfe im Früh- jahre in eine lockere nahrhafle Erde ge- pflanzt, an den Fenstern empor gezogen werden und im Sommer ihre schönen Blu- men entwickeln. Die B. Carderi ist wohl die schönste aller bis jetzt bekannten Arten. Durchaus kahl. Stengel purpur. Blätter ent- fernt gestellt, gestielt, breit-länglich-lanzett- lich, 15 Cm. lang, 3V2 Cm, breit; oberhalb freudig grün, unterhalb blaugrün. Blumen auf der Spitze der Stengel in einem hängen- den doldenartigen, lockern, 4—10blumigen Blüthenstand, jede einzelne von einem 20 bis 22 Cm, langen Stiel getragen. Die Blumen- krone selbst röhrig-glockenförmig, 5—6 Cm. lang, aus3 äussern, dem Kelch entsprechen- den und 3 innern, der Blumenkrone ent- sprechenden Blättchen bestehend, die unter einander gleich lang, verkehrt länglich, ellip- tisch-lanzettlich, vorn abgerundet, alle schön rosenroth, an der abgerundeten Spitze gelb gesäumt und ausserdem vorn mit purpur- rothen Flecken, Staubfäden 6, kürzer als Blumenkrone, Fruchtknotenunterständig, mit einem Griffel. (S. Abbildung S, 84.) G. Von E, Regel empfohlen und in den Katalogen von Haage und Schmidt in Erfurt angeboten. 3) Rheum offieinale Baill. In einem, im letzten Jahre pag. 275 in der Gartenflora ‚IE Neue und interessante Pflanzen, 83 publizirten Artikel von Herrn C, Salomon über Rheum palmatum und Rh, offieinale ist gesagt, dass der botanische Garten in Pe- tersburg das Rh. palmatum als Rh, officinale verbreitet habe. Wenn unser geehrter Herr Mitarbeiter sich die kleine Mühe genommen hätte, die Kataloge des Petersburger Gartens und die Gartenflora 1874 pag. 305 nachzu- sehen, bevor er diese Berichtigung gab, würde derselbe gesehen haben, dass nur die von Przewalski selbst gesammelten Samen, bevor noch uns die Pflanze bekannt ward, an einige wenige besonders befreundete Institute Ardisia Olivieri. alsRh.officinale vertheilt ward, dassaberschon bald darauf dies in der Gartenflora berichtigt ward und im Kataloge des botanischen Gar- tens überhaupt als Rh. offieinale niemals Samen aufgenommen worden sind, Wir be- 3: % © ; Ei u er R 5 Tr j A: 2 N als “ rw a Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwein en. des Rheum palmatum von dem bewährten © un merkten schon damals als Nachtrag zu die- sem Artikel des Hrn. G, S., dass eine Form ei nn Reisenden Przewalski in der Provinz Kansu \ | / / \ / | | \ Mn \\ \ UNI \NN\ \ / y | \ | \\ \ Il 1 HN / \ N \ HIN \NN WANN 7 Iı\ _\ N N j \\\\ Nr Le \\\ /} I \ I} I IN) \\\\\y \ 4 NN I INN) \ ) | N \ ZN \\\\\\\\\\NNIN |) JAN \\\V/ |||) \ \ | INUNWYA {\\ N N y ) INN INSENUNN NN TUN I \ \\\\I\\ / nl \\|\\ \ \ j RN, AN /j j| \ \\\ Il) INN) |\ NN \ \ ji | \ AN MN\N ) N l ; \ / Il | HIIDSTUNN ) | \\\ N\ N) II N \ IN / j j I III N N\ N j | IN I} Y I} N N | AN N I} \) ll Im \ U Y | N IN N) ) | — V N ui! WN) \\ aM 1 IN EN) | N Fe \N {u NND, N) //; | l _ —— = \ U) h Mi / I h I) | __ ( Dı j | = AN I IM : j j — \ ( /) j > 7 NV 27 |) N 1) N MN B } Z \ j ZI Z 1 N IV Mi Z N BR RI WY s N I. ) x, Tr. 17 (N; ; 0, HER Bomaria Carderi. Na a ee Dean a a aa li Br r A Fl HR ae SE ET Se RULES ie 5 Se 5] ” e 3 II. Neue und interessante Pflanzen, 85 “ in China an der nördlichen Abdachung der Thibeter Alpen gesammelt ward, deren Samen später als Rheum palmatum tangutieum in den botanischen Katalog aufgenommen und vertheilt wurden. (Vergl. Gartenflora 1874 p. 305—306 und Gartenfl. 1875 p.3—10 mit Tafel 819) *). Diese von uns wiederholt be- *) Der Kais. bot. Garten in St. Petersburg ist einer der wenigen botanischen Gärten, wo alle zum ersten Male blühenden Pflanzen ‘d. h. alle direkt bezogenen, sowie auch alle aus Samen oder als lebende Pflanzen aus botanischen Gärten und Handelsgärten er- haltenen) wissenschaftlich verglichen und wo es nothwendig, einlässlich kritisch unter- sucht werden. In den früheren Jahrgängen unseres botanischen Kataloges gaben wir einen Theil der Berichtigungen, und noch jetzt könnten wir jährlich zu hun- derten, die unter falschen Namen aus botanischen Gärten erhaltenen Pflanzen berichtigen. Ja es gibt Institute, wo die gleiche Pflanzenart oft unter vielen ver- schiedenen Namen vertheilt wird, wie z. B, wir einmal Pentstemon pubescens aus einem einzigen botanischen Garten unter 12 ver- schiedenen Namen erhielten. Als anderes Beispiel will ich nur daran erinnern, dass ich nun schon seit Jahren Gentiana macro- phylla, G. gelida, @. hybrida etc. aus allen botanischen und Handelsgärten, wo solche sich im Verzeichniss fanden, kommen liess und nachdem wir die Pflanzen mehrere Jahre sorgfältig kultivirt hatten, war es stets und immer nur unsere Gentiana cruciata, die wir erhalten hatten. Wenn wir solche Berich- tigungen aufgegeben haben, in unserm Sa- men-Katalog zu publiziren, so hat das seinen doppelten Grund, einmal thut man manchen Instituten damit Unrecht, denn selbst bei sorgfältigster Buchführung und Bezeichnung kann man sich nicht vor der Verwechslung der Etiquetten durch die Gärtner schützen (uns selbst werden zuweilen jetzt noch Be- richtigungen von Pflanzen gegeben, die wir durchaus nicht führen oder selbst in unsern Katalogen nie geführt haben), und zweitens haben diese Berichtigungen gar keinen Nutzen, denn die Institute, welche in dieser sprochene Art ist durch Przewalski als die Stammpflanze des ächten Russischen, über Kiachta in den Handel kommenden Rhabar- bers festgestellt, der von den Drogerien als die beste Sorte des Handels stets empfohlen ward. Herr C.S. hat nun im letzten Jahre, nachdem meine Mittheilung 1874 und die von G. Maximowiez 1875 in der Gartenflora publizirt ward, dieBeobachtung gemacht, dass das PRheum officinale des Kais. bot, Gartens in St. Petersburg das Rh. palmatum sei, eine Beobachtung, die 4 Jahre früher von uns bestätigt ist und dass Rheum officinale Baill. eine ganz andere Pflanze sei. Wir geben nun auf der folgenden Seite die Ab- bildung desRh.officinaleBaill.nach einem Exemplare, das im letzten Jahre im Kais. bot. Garten im freien Lande kultivirt ward. Die mächtigen herzförmigen Blätter sind nicht handförmig getheilt, wie bei Rh. palmatum, sondern nur flach gelappt. Die Blüthenstengel werden 21/a—2?/a M. hoch und da auch diese vom Südabhang der Thibeter Alpen stammende Art noch im Petersburger Klima im freien Lande aushält, so ist solche als eine der schönsten Dekorationspflanzen Beziehung keine Ordnung haben, führen trotz aller Berichtigung den falschen Namen Decennien lang jährlich im Kataloge fort, und andere gewissenhafte Institute können damit gleichsam verantwortlich gemacht werden, auch für die Verwechslung der Namen der richtig bestimmten Pflanzen, Vermischung von Samen durch die Gärtner U..S.% Greife ich schliesslich auf den Samen-Ka- talog des Kais. botanischen Gartens in St, Petersburg zurück, so enthält derselbe stets nur eine Auswahl der berichtigten Pflanzen, noch nicht Berichtigtes wird in demselben nicht aufgenommen. Wo Varietäten aufge- nommen werden, kann natürlich für deren Rückgang zur Stammart nicht gut gesagt werden, Die Abtheilung der direkt bezoge- nen Samen muss dagegen stets Richtiges, Falsches und Unbestimmtes enthalten, da ja die Samen in der freien Natur gesammelt werden und die Art dann nicht mehr genau fest zu legen ist. s6 Rheum offieinale. frei gepflanzt auf Rasenplätze, zu empfehlen. Leider hat diese wirklich imposante Art noch nirgends in Kultur viel Samen getragen, so dass man noch zur Vermehrung auf die im Frühjahr aus dem Wurzelhals der alten Pflanzen ausbrechenden Nebentriebe ange- wiesen ist, die bei Zeiten vorsichtig aus dem Wurzelhals herausgeschnitten, nicht schwer sich bewurzeln, Kommen wir nun endlich auf die Frage zurück, was der ächte Rhabarber, so scheint nur Herr C. S. da über jeden Zweifel hinaus zu sein. Es ist das aber ein alter Streit, der vor 50 Jahren schon deliberirt ward. Die Ansicht, dass Rh. palmatum den ächten über Russland kommenden Rhabarber liefere, ward schon vor langer Zeit vertreten und ist durch Przewalski als durchaus richtig bewiesen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schwez. F #6} Be Fa a BE A EN er. % worden. Damit ist aber keineswegs gesagt, dass nicht auch noch andere Arten ächten Rhabarber liefern könnten und wahrscheinlich ist also Rh. officinale Baill. die Stammpflanze des ächten Rhabarbers, der über England in den Handel kommt. Vielleicht geben aber auch noch andere Rheum-Arten ächte Rha- barber-Sorten, — so ward lange Zeit Rh- australe (Emodi) des Himalaya als ächter Rhabarber betrachtet und wahrscheinlich liefern auch einzelne in Central-Asien wach- sende Rheum-Arten, als Rh. leucorrhizon und die klein- und dickblättrigen Formen von ih. Rhaponticum des Westens Chinas ächten Rhabarber, d. h. Wurzeln, die mehr oder weniger die gleichen Eigenschaften haben, wie ja auch in den Alpen Europas Gentiana lutea, punctata, purpurea und pannonica als Enzian gesammelt werden und untereinander gleichwerthig sind. Schliesslich bemerke ich noch in Bezug darauf, dass die Sorte von Rh. palmatum, welche aus Kansu stammt, hauptsächlich deshalb als Form (Rh. palma- tum tanguticum) von Rh. palmatum ver- theilt ward, a) weil die Blätter der wilden Originalexemplare weniger tief und die Sten- gelblätter mehr fiederartig getheilt waren. b) Weil dieses Rheum palmatum, von dem es nachgewiesen, dass es den ächten russi- schen Rhabarber liefert, nicht mit der alt kultivirten Pflanze verwechselt werden sollte, — Damit ist keineswegs gesagt, dass diese Kansu-Pflanze nicht gänzlich zum alten be- "kannten Rheum palmatum übergehen werde. Unsere zahlreichen Exemplare unterscheiden sich eigentlich nur durch die vortheilhafte Eigenschaft, dass sie zu hunderten gut und fröhlich gedeihen, Samen tragen, grosse Wurzeln entwickeln ete,, während Rheum palmatum, das wir wiederholt aus Samen erzogen, erhalten aus anderen botanischen Gärten, bei uns nicht gedeihen wollte und immer wieder ausging. Wurzeln unserer Pflanze haben wir Herrn Prof, Dragendorff gesendet, der solche auf ihre Stoffe unter- sucht. 4) Primula capitata Hook. (Hook. bot. mag. tab. 4550. — Fl. des serres tab, 618.) Eine perennirende Art aus der Gruppe von Pr. farinosa, die in einer Höhe von 10000’ im. DE a Tr TB va RE Dat za ee 4 II. Neue und interessante Pflanzen, < =) => SEIT EINE m \ BEN D MIR, N wa NV ID lie Primula capitata. Himalaya wächst, Blätter länglich-lanzett- lich, gezähnelt, unterhalb weiss bereift. Blu- men dunkelblau, in dichten Köpfen, Eine schöne Art, die aber zarter als die Primeln Centralasiens und im freien Lande im Winter gemeiniglich leidet, daher besser als Topf- staude gezogen und im kalten Mistbeetkasten oder Kalthause durchwintert wird. Wenig- stens in Petersburg verhielten sich die Pri- meln des Himalaya durchschnittlich als zar- ter, so erfror uns Pr, purpurea und Pr. den- ticulata jährlich, aber Pr. sikkimensis hielt gut aus. 5) Primula Stuarti Wall. Aus Nepal und nach Haage und Schmidt eine durchaus harte, schöne perennirende Art. Blätter flach, breit lanzettlich, spitz und ziemlich dick, oberhalb kahl, unterhalb mit gelbem meh- ligem Ueberzug und der ungezähnte Rand oft zurückgebogen,. Blüthenschaft bis 2 Fuss hoch, unterhalb des Involucrums mehlig, sonst kahl. Blumen goldgelb, ziemlich gross, in spitzenständiger Dolde. Kultur in der halbschattigen Steinparthie mit den Alpen- pflanzen Europas. 6) Euryangium Sumbul Kaufm. Es ist dies das Doldengewächs, das den bekannten und 87 7 TIERE 8 FAN Primula Stuartı. berühmten Sumbul liefert, der im Orient vom Volke und den dortigen Heilkünst- lern als erregendes Mittel gegen alle mög- lichen Uebel als wirksam gilt. Eingeführt ward diese im westlichen Turkestan wach- Euryangium Sumbul. sende Staude durch den botanischen Garten in Moskau, welcher aus von Olga Fedtschenko gesammelten Samen, dieselbe zum ersten Male erzog, zur Blüthe brachte und auch die Samen derselben vertheilte. Es ist dies das Verdienst des dortigen botanischen Gärtners, Herrn Wobst, eines mit Leib und Seele seinem Fache ergebenen Mannes. In der Tracht gleicht dieselbe einer Ferula, bildet 1—1'/a M. hohe Büsche und dient auch als schöne Dekorationspflanze, verlangt aber u N Aa ENT - 85 einen nahrhaften Boden, trocknen Standort und volle Sonne. 7) Cirsium altissimum Sprgl. (Garduus altissimus L.) Ein dekoratives Distelgewächs ya A HNULNHNT,, 1 ie Cirsium altissimum, aus Nordamerika mit hohem verästelten Stengel und buchtig dornig-gezähnten und gefiederten Blättern, die auf der obern Seite kurz steifhaarig und auf der untern silber- weiss-filzig. Die grossen Blüthenköpfe tragen purpurrothe Blumen und die Stengel sollen auf gutem Boden 2—83 M. hoch werden. 8) Delphinium caschmerianum Royle. (I- lustr, tab. 12.) Ein schönes neues Delphinium Delphinium caschmerianum. aus den Alpen von Kaschmir, das von Royle entdeckt und in seinen Illustrationen der BT a > Er Bl a a A a a a ae P ERSTE gen ETHTE ee de Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gebirgspflanzen Ostindiens abgebildet ward, jetzt aber erst eingeführt worden ist. Blühete schon in England im botanischen Garten zu Dublin, ein Institut, das unter Dr. Moore’s Leitung einen bedeutenden Aufschwung ge- nommen hat und dann in dem Garten des Herrn Max Leichtlin in Baden-Baden. Samen sind im Kataloge von Haage u. Schmidt ange- boten. Blätter herzförmig, 5lappig und ge- zähnt, behaart. Blumen gross, violett, in armblumiger spitzenständiger Traube, Schöne neue Art für unsere Blumengruppen peren- nirender Pflanzen. (E. R.) D. Abgebildet oder beschrieben in The Gardener’ CGhronicle. 9) Zygopetalum obtusatum Rehb. fil. (Or- chideae.) Eine neue dem Z. maxillare nahe stehende Art, welche in den Gewächshäusern von Sir Trevor Lawrence kultivirt wird. Die Traube ist länger und lockerer, die Brakteen sind stumpf, Sepalen und Petalen länger und schmäler, ebenfalls stumpf, grün, mitschmalen braunen Querstreifen, Lippe sehr hellviolett, mit einer mehr purpurnen eingedrückten Schwiele. Das grüne Säulchen hat je einen braunen runden Fleck auf jeder Seite des Grundes. (1878. X. p. 300.) 10) Dendrobium Burbridgei Rehb. fü. (Or- chideae.) Wurde von Mr. Burbridge im Ma- dai-Territorium entdeckt und wird im Eta- blissement der Herren J. Veitch und Söhne in Chelsea kultivirt. Es ist dem alten D, minax zunächst verwandt, ist aber in allen Theilen kleiner, die Petalen sind an ihren Enden viel breiter und auch die Nervation des vorderen Theiles der Lippe ist ganz ver- schieden, Blumen gelb, Lippe weisslich. (1878. X. p. 300.) 11) Sareanthus mirabilis Rehb. fil. (Orchi- deae.) Eine vielleicht aus Burmah stammende, unscheinbare, aber botanisch interessante Art mit kleinen gelblichen, purpurgespornten Blumen. Blühte in der Sammlung des Mr. Hobart. (1878. X. p. 300.) 12) Laelia Dominyana Rehb. fil. (Orchi- deae.) Ein von Herrn Dominy im Etablisse- ment Veitch erzogener Bastard zwischen Cattleya Dowiana und wahrscheinlich Laelia elegans. Die Pflanze hat den Habitus einer 3. yrandı +7 E DAL WIRD ( II. Neue und interessante Pflanzen. 89 Cattleya Mossiae, die Blätter sind aber länger und erinnern anLaelia elegans. Die Sepalen sind hellpurpur mit dunkleren Netzadern, was ebenfalls an letztere Art erinnert. Pe- talen und Lippe sind fast ebenso wie bei C. Dowiana, die Lippe hat aber nicht das Gelb dieser Art, sondern ist schwärzlich- purpur, (1878. X. p. 332.) 13) Oneidium Millianum Rehb. fl. (Orchi- deae.) Eine wahrscheinlich von Mr. Boxall in Neugranada gesammelte Art, welche in der Sammlung des Lord Rendlesham in Wood- bridge, unter der Pflege des Mr. Jethro Mill zur Blüthe gelangte. Verwandt mit O. antho- crena. Blüthenrispe 1 Meter lang, verzweigt, Blumen gelb mit braun, von der Grösse des O. leucochilum. (1878. X. p. 364.) 14) Drimiopsis perfoliata Baker. (Lilia- ceae.) Diese Art erhielt der botanische Gar- ten inKew von Herrn Dr.Kirk aus Sansibar. Zwiebel kugelförmig, 1 Zoll im Durchmesser, äussere Häute grünlich. Blätter 2, im Juni gleichzeitig mit den Blumen erscheinend, rundlich, 2—2"/2 Zoll lang, 18—21 Linien breit, graugrün mit zahlreichen dunkelgrünen Flecken auf der Oberfläche, blassgrün und ohne Flecken auf der Unterfläche. Rispe dicht, 1 Zoll lang. Blumen grünlich weiss. (1878. X. p. 364.) 15) Ornithogalum (Beryllis) albo-virens Ba- ker. (Liliaceae.) Der königliche Garten in Kew erhielt diese mit O. Eckloni, scilloides und virens verwandte Art im Jahre 1875 durch Mr. Cordukes vom Kap der guten Hoffnung. Zwiebel kugelrund, 1 Zoll im Durchmesser, äussere Häute grünlich. Blätter 3, gleich- zeitig mit den Blumen, linear, glatt, grün, fleischig, 1—1'/e Fuss lang, Ya —°/a Zoll breit, vom Grunde allmählig bis zur Spitze ver- schmälert. Traube dicht, länzlich, 15—20- blumig, Blumen schmutzig weiss mit grüner Mitte. (1878. X. p. 364.) 16) Chlorophytum polyrhizon Baker. (Lilia- ceae-Antheric£ae.) Gleichzeitig mit Drimiopsis perfoliata von Dr. Kirk aus Sansibar einge- führt. Zunächst mit Chl. nepalense verwandt, aber von niedrigerem Wuchse. Wurzelstock fleischig. Blätter 4--5, gleichzeitig mit den Blumen, länglich, spitz, in einem Büschel stehend, Blüthenstiel 3—4 Zoll lang, dünn, rund. Traube locker, 5—6blumig. Blumen rein weiss, 1 Zoll im Durchmesser. (1878. X. p. 396.) 17) Agapanthus umbellatus var. Leichtlini baker. (Liliaceae,) Von Herrn Max Leichtlin vom Kap der guten Hoffnung eingeführt und im Habitus dem A. minor ähnlich. Blätter gegen 1 Fuss lang, bei °/4 Zoll Breite, Blü- thenschaft 1‘ Fuss lang, Blumen 1!/s Zoll lang, tief blau. (1878. X. p. 428.) 18) Platycerium Hillü Th. Moore. (Pilices.) Eine schöne neue Art, dem Etablissement der Herren J. Veitch & Söhne durch Mr, Hill aus Queensland gesandt. Sterile Blätter sitzend, fast kreisrund, abstehend, 9—10 Zoll im Umfange, dicht eins über dem andern liegend, am Rande dünn, graugrün, in der Jugend mit Sternhaaren bedeckt, im Alter braun und glänzend, Fruchtbare Blätter 18 bis 20 Zoll lang, aufrecht, mit einem zoll- langen runden Stiel versehen, keilförmig, in 15—18 Lappen gabelig gespalten. (1878. X. p. 429. Fig. 74 und 75.) 19) Catasetum triodon Rehb. fl. (Orchi- deae.) Rehb. f. Hamb. Gartenz, XII. p. 313. — Diese Artstammt aus Guatemala und war in Kultur in der ehemaligen Schiller'schen Sammlung und befindet sich jetzt in der Sammlung desMr. Alfred Borwick in Higham Hill. An der bläulich graugrünen Spindel befinden sich 14 aufsteigende Blumen von der Grösse des Gycnoches aureum,. Sepalen zurückgeschlagen. Petalen aufrecht ; die ganze Blume gelblich grün. Schwiele der Lippe orange. (1878. X. p. 461.) 20) Haemanthus Arnotti Baker. (Amarylli- daceae.) Diese neue Art wurde durch Mr. Arnott aus der Provinz Colesberg (Kap) an den Garten in Kew gesandt; sie entwickelte ihre Blüthen im Juni des letzten Jahres, während die Blätter sich erst im September ausbildeten. Steht zunächst dem H. albiflos Jacq., von welchen sich die neue Art durch kleinere Blumen und fast runde Blätter un- terscheidet, Zwiebel gross, zusammengepresst, mit dieken grünen Aussenscheiden. Blätter zwei; nach den Blumen erscheinend, ab- stehend, länglich rund, 4—5Zoll lang, 3 bis 4 Zoll breit, fleischig, sehr stumpf, oben dunkelgrün, unterhalb sehr blassgrün, glatt 90 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit Ausnahme der Spitze und des an diese angrenzenden Theiles, welche mit langen, weissen Haaren bedeckt sind. Blüthenschaft 3—4 Zoll lang, grün mit purpur gescheckt, schwach gepresst, Brakteen ungefähr 6, den Blüthenkopf überragend, beständig aufrecht, weisslich mit zahlreichen grünen Adern, 114—1!/s Zoll lang, Blumen weiss. Antheren gelb, (1878. X. p. 492.) 21) Eucomis amaryllidifolia Baker. (Ama- ryllidaceae.) Stammend aus den östlichen Distrikten der Kapkolonie, wurde diese neue Art von Mr. Mac Owan an den botanischen Garten in Kew gesandt. Steht zunächst der Eucomis undulata Ait. (Bot. Mag. t. 1083), von welcher sie sich durch die schmalen amaryllisartigen Blätter und den fast trau- bigen Blüthenstand unterscheidet. Zwiebel eiförmig, 1''g—2 Zoll im Durchmesser. Blätter 5—6, gleichzeitig mit den Blumen, fast auf- recht, von fleischiger Textur, zungenförmig, 12—15 Zoll Jang, 15—16 Linien breit, bis 23 von der Länge, von da ab allmälig bis zur Spitze verschmälert, stumpf, gänzlich ungefleckt. Schaft eylindrisch, 1 Fuss lang, !/s Zoll im Durchmesser, ungefleckt. Traube länglich, dicht, 2—3 Zoll lang, mit einem Schopfe von 15—20 länglichen, 1!’ Zoll langen, am Rande gekrausten Blättern. Blu- men !g Zoll lang, grün. (1878. X. p. 492.) 22) Eucomis bicolor Baker. (Amaryllida- ceae.) Wurde von Mr. Christopher Mudd wäh- rend seiner letzten Reise nach Natal ent- deckt. Die Zwiebeln wurden an die Herren J. Veitch und Söhne in Chelsea gesandt und blühten im August 1878. Zwiebel kugel- förmig, einige Zoll im Durchmesser, mit zahlreichen fleischigen Wurzeln, Blätter 5 - oder 6, gleichzeitig mit den Blumen er- scheinend, halbaufrecht, länglich, ungefleckt, 1 Fuss lang, in der Mitte 3—4 Zoll breit, an den Spitzen gekraust. Schaft etwas kürzer als die Blätter, ungefleckt, !/gZoll im Durch- messer, Traube dicht, länglich, 3—4 Zoll lang, bis 2 Zoll im Durchmesser, mit einem Schopfe von 20—30 zusammengehäuften Blät- tern, mit purpurfarbigen krausen Spitzen. Brakteen lanzettförmig. Blumen °/s Zoll lang, blassgrün, purpur gespitzt. Griffel dunkel- purpur, (1878. X. p. 492.) Da Re a Dr En 23) Comparettia speciosa Rehb. fil. (Orchi- deae.) Eine der neuesten Entdeckungen des Herrn Eduard Klaboch aus Ecuador. Die Petalen und das Säulchen haben eine helle Ockerfarbe ; die 3 Gentimeter im Durchmesser haltende Lippe hat im trockenen Zustande eine reiche orange Färbung. Die Farbe der Sepalen und des langen Spornes ist nach den trockenen Exemplaren nicht genau zu bestimmen. (1878. X. p. 524) 24) Pescatorea Russeliana Rchb. fil. (Or- chideae,) Zygopetalum Russelianum Rchb. f. herb. — Im Besitze von Mr. J. Russel in Falkirk. Die Farbe der Blume ist diejenige von P. lamellosa, nur sind die Lippe und die Spitzen der Petalen und Sepalen purpur- roth. Die Form der Blume ist diejenige von P. Roezlii, mit Ausnahme der Lippe, welche der P. Dayana gleicht. (1878. X. p. 524.) 25) Cattleya Marstersoniae Seden. (Orchi- deae.) Eine von Herrn Seden aus einer Be- fruchtung eines Sämlings in der Art wie C. Loddigesii und C. labiata erzogen und der Frau Seden, geborene Marsterson, gewidmet. Die Blume steht in der Mitte zwischen C. Loddigesii und C. labiata. Die Sepalen ersterer sind amethystfarbig; die Petalen letzterer, von gleicher Farbe, ‚aber mehr wellig. Die breite Lippe ist am Grunde hell amethyst- farbig, die Seitenlappen weisslich-gelb mit einem sehr zarten, amethystfarbenen Rande. Der Mittellappen ist purpurroth, das Säul- chen weiss. (1878. X. p. 556.) 26) Angraecum Scottianum Rehb, fil. (Or- chideae.) Diese neue interessante Art, welche eine eigene Sektion (Scottiana) in der Gat- tung bildet, stammt von den Gomoren-Inseln in der Nähe von Madagaskar und befindet sich im Besitze des Herrn R, Scott in Cleve- land (Essex). Die Blumen sind mit Aus- nahme des ockerfarbenen Spornes ganz weiss; die kleinen pfriemenförmigen Blätter sind oberhalb gefurcht. (1878. X. p. 556.) 27) Masdevallia campyloglossa Rchb. fil. (Orchideae.) Eine kleinblumige Art, in der Weise von M.coriacea Ldl. DieBlumen sind grünlich-weiss, mit 9 Reihen schwarzpurpur- ner Punkte auf den Nerven, wodurch sie wie gestreift aussehen, Stammt aus einer Steven- schen Auktion und ist im Besitze der Herren Veitch und Söhne. (1878. X. p. 588.) r Il. Neue und interessante Pflanzen. 28) Maxillaria neophylla Rehb. fil. (Orchi- deae.) Eine kleine Art von ausschliesslich botanischem Werth, im Besitze der Herren J. Backhouse & Sohn in York. Stammt aus Neugranada und ist verwandt mit M. pulla, Die Blumen sind blass ockergelb mit zahl- reichen kleinen braunen Flecken. (1878. X. pP. 588.) 29) Lyeaste Wittigüi Rehb. fil. (Örchideae.) Diese Art stammt aus Brasilien und wurde zu Ehren ihres Entdeckers, des Herrn Emil Wittig in Rio Janeiro benannt, welcher die- selbe an Mr, Alfred Borwick sandte, bei dem sie von Mr. Walton kultivirt wurde. Aehn- lich der L. tetragona Ldl. Die Lippe ist hübscher wie bei allen andern Arten: die Aussenseite ist weiss mit kleinen Purpur- fleeken auf dem Mittellappen ; die Seiten- lappen sind dunkelpurpur zebraartig gestreift, Die Scheibe ist dunkelpurpur-violett. Die Petalen sind) leicht olivenbraun mit einigen braunen Strichen. Das Säulchen ist weiss- lich, am Stigma gelb, dicht behaart. (1878. X. p. 654.) 30) Maxillaria caloglossa Rchb. fil. (Orchi- deae.) Befindet sich im Besitze von Sir Trevor Lawrence und stammt wahrscheinlich aus Neugranada. Verwandt mit M. setifera Ldl. und einigermassen an M. grandiflora erin- nernd, Blume gelblich. Lippe mit sammt- artiger Scheibe und purpurnen Linien auf den Seitenlappen. (1878. X, p. 694.) 31) Coelogyne Massangeana Echb. fil. (Or- chideae.) Eine Art aus der Verwandtschaft der GC. asperata (Lowii) im Besitze des Herrn Massange auf Schloss Baillonville. — Die Scheinknollen sind birnenförmig und tragen 2 stanhopenartige Blätter, Die lange hängende Traube trägt 22 Blumen. Sepalen und Pe- talen hell ockerfarbig, die Lippe dreilappig, die Seitenlappen viel länger als bei C.asperata, kastanienbraun, Der vordere Lappen weiss- lich mit breiter, brauner Scheibe. (1878, X. p- 684.) 32) Bulbophyllum khasyanum Griff. (Or- chideae.) B. Gibsoni Ldl. mss. — Eine schon von Griffith entdeckte, früher in Chatsworth kultivirte Art, die neuerdings wieder aus Burma eingeführt worden ist und im No- vernber 1878 in der Sammlung des Mr. W. 91 Leach in Oakley (Manchester) blühte. Diese Art hat ungewöhnlich dicke längliche Blätter, auf mehr als spannenlangen Stielen sitzend, Die Traube ist sehr dicht und vielblumig. Blumen ockerfarben, (1878. X. p. 716.) 33) Odontoglossum cristatellum Rehb. fü. (Orchideae.) Eine kuriose Pflanze, im Be- sitze des Herrn William Bull und wahr- scheinlich einen Bastard zwischen O, crista- tum und einer Art, ähnlich O, triumphans oder O. epidendroides darstellend. Petalen und Sepalen sind hellgelnp mit sepia-braunen Flecken. Die Lippe ist kurz, schmal, fast länglich-geigenförmig,wellenrandig. DieZähne stehen zu 6 auf jeder Seite und ausserdem finden sich noch 2 rautenförmige, gesägte Lamellen vor, welche gelb sind und zimmt- farbige Zähne haben, (1878. X. p. 716.) 34) Cypripedium Lawrenceanum Rehb, fü. (Orchideae.) Eine der vielen Entdeckungen des Hrn. F. W, Burbridge und im Besitze der Herren J, Veitch und Söhne. Eine Art mit Blättern des C. Dayanum und Blumen desC.barbatum majus. Die Blätter sind fast 1 Fuss lang und haben auf der innern Seite auf weisslich-grünem Grunde eine dunkel- grüne Mosaikzeichnung. (1878. X, p. 748.) 35) Dendrobium bigibbum Ldl. v. superbum. (Orchideae.) Eine Abart mit viel grösseren Blumen, längeren und breiteren Petalen, runden, sehr dunkeln, fast schwarzpurpurnen Seitenlappen der Lippe und längeren Sporen, (1878. X. p. 748.) 36) Ornithogalum aurantiacum Baker. (Li- liaceae.) Kürzlich durch Mr. Harry Bolus aus der Kapkolonie in Kew eingeführt. Zwiebel eiförmig, !e Zoll im Durchmesser, blass, mit dünnen Häuten, Blätter 2, aufrecht, pfriemen- förmig, gleichzeitig mit den Blumen, 1'/a bis 3 Zoll lang. Blüthenschaft dünn, glatt, hin- und hergebogen, 3—4 Zoll lang. Blumen gewöhnlich einzeln, selten 2 an einem Schafte, Blumenkrone glockenförmig, hell orangegelb, (1878. X. p. 748.) 37) Tillandsia (Allardtia) paueifolia Baker. (Bromeliaceae.) Eine in Kew kultivirte Art, deren Geschichte nicht bekannt ist. Sie kommt zunächst der westindischen T. pruinosa Sw. Ganze Pflanze 4—5 Zoll hoch; die Brakteen und die Blätter auf beiden Seiten mit silber- 2% farbigen Schüppchen bedeckt. Grundblätter 2-3 Zoll lang; an der Basis mit einer bauchigen, 1 Zoll in die Länge und Breite ımessenden Scheide, dann linear-pfriemen- Gartenflora Deutschlands, Russlands und dere mweiz KL AT AE u 4 A ” y förmig. Stengel sehr kurz, mit verjüngten Blättern. Rispe einfach, aufrecht, zweireihig, 3—4blumig. Blumen sehr kurz gestielt, Pe- talen violett. (1878. X. p. 748.) Ender. III. Notizen. D-Die/sSteinparthie zur Kultur von Alpenpflanzen im botanischen Garten zu Innsbruck. — Nachdem Pro- fessor Kerner in Innsbruck, der tüchtige und bewährte Beobachter der Pflanzen der Alpen auf ihrem natürlichen Standort, von Innsbruck nach Wien als Direktor des K.K. botanischen Gartens an die Stelle unseres lieben Freundes, des Herrn Regierungsraths Fenzl *) versetzt worden ist, ist es der Kais. K. Garten-Inspektor, Herr B. Stein, der mit kundiger Hand und gleichfalls als be- währter Beobachter der Alpenpflanzen die Leitung des botanischen Gartens in Inns- bruck allein weiter führt. Herr Stein hat in der letzten Zeit mehrere seiner Beobach- tungen in der botanischen Zeitschrift publi- zirt, so über 3 Unterarten des Gerastium *) Fenzl hatte seine Jahre ausgedient und musste nach österreichischem Gesetz pen- sionirt werden. Im Allgemeinen hat dieses Gesetz sein Gutes, diesmal traf es aber einen in noch voller Geistesfrische und Kraft wir- kenden Mann, der den Wiener K. K. bota- nischen Garten zu der Höhe und der Be- deutung gehoben hat, auf der er jetzt steht. Fenzl gab früher jährlich seine zahlreichen Berichtigungen der von ihın revidirten fal- schen Pflanzen als erster von allen, in den jährlichen Ausgaben des Samen-Katalogs des Wiener botanischen Gartens. Von ihm nahm das auch der botanische Garten in St. Pe- tersburg seit dem Jahrgang 1856 an. Als später Fenzl diese Berichtigungen nicht mehr gab, fragte der Referent bei ihm nach dem Grunde und erhielt als Antwort die ganz gleichen Gründe, welche auch den Peters- burger botanischen Garten veranlasst haben, diese Berichtigungen in seinen Samen-Ka- talogen seit 1868 nicht mehr zu geben, latifoliumL., die von ihm mit Benutzung aller der vorausgegangenen Literatur, als C, latifolium L. (Blätter eiförmig, starr, brüchig, blaugrün; Blumenkrone mehr als doppelt so lang als der Kelch), C. uni- florum Murr, (Blätter eilanzettlich, gras- grün, weich; Blumenkrone nicht ganz dop- pelt so lang als der Kelch) und C. filiforme Schl, (Blätter länglich-lanzettlich, brüchig, starr, grasgrün ; Blumenkrone den Kelch nur wenig überragend) festgestellt sind, Besonders fruchtbringend waren Kerner’s Arbeiten über die zahlreichen Formen der schönen Primeln der Tyroler Alpen, welche theilweise als die Bastarde zwischen ver- schiedenen wirklichen Arten zurückgeführt wurden, Einen neu aufgefundenen Bastard zwischen einer Form unserer Aurikel (Pr. subauricula) und der Pr, villosa, hat Herr B. Stein kürz- lich in der österr. bot. Zeitschrift als »Pr. Kerneri Göbl et Stein« beschrieben. Die Blätter ähnlich der Pr. villosa, Blumen weissgelblich oder röthlich. Einen sehr beherzigenswerthen Artikel in Bezug auf Kultur gab B. Stein kürzlich im Deutschen Garten, indem er eine Anzahl von schönen Alpenpflanzen zum Antreiben zu zeitigem Flor empfahl.. Unter Anwendung von Wärmegraden von ‚nicht mehr als 2—6° R. werden solche im Kalthause durchwintert und wenn die Tage etwas länger werden, gibt man etwas höhere Temperatur, aber nicht über 10—12°R. — Als besonders schön zu diesen Zweck empfiehlt Herr B. Stein die Saxifraga Burseriana L, und gibt dann ausserdem eine ganze Liste hierzu ge- eigneter Pflanzen. Nach unsern Erfahrungen in St. Petersburg können wir Hrn. B. Stein’s Vorschlag nur beipflichten, freilich muss man dazu aber gut vorbereitete kräftige Topf- en ee De a Dr Fee Pi II. Notizen. Exemplare haben, die sich aber bis jetzt noch selten finden. In seiner Liste ist eine der schönsten und dankbarsten Pflanzengattungen zu diesem Zwecke, die Gattung Soldanella, ‚nicht aufgenommen. Wir gehen hiermit zu den 3 vorzüglichen Photographien der Alpenpflanzengruppe im botanischen Garten zu Innsbruck über, wel- che, seitdem der Referent dieselbe selbst vor einigen Jahren zu sehen Gelegenheit hatte, sehr bedeutend verändert und ver- grössert ist. Die Steinparthie ist aus grossen Felsblöcken theilweise aufgebaut, zwischen denen mit kleinern Steinen Beetchen für die Kultur der Alpenpflanzen gebildet sind und ein kleines Bächlein dient zur Erfrischung und leichten Bewässerung. Vier grosse Photographien stellen diese Alpenpflanzen-Parthie dar, die jeder Reisende, der Innsbruck berührt, nicht verfehlen sollte sich anzusehen, um damit sich zugleich ein Muster und den Vorsatz, sich selbst solche ähnliche Parthieen zur Kultur der lieblichen Alpenpflanzen einzurichten, mit nach Hause zu nehmen, Wir lassen hier über diese Photographien folgen, was uns Herr Stein brieflich freund- lichst mitgetheilt hat: »Nro. I zeigt den vorderen rechten Schie- ferberg — bei der Anlage der Gruppe huldigte man noch allgemein der Theorie der Boden- stetigkeit — mit Arctostaphylos uva ursi und Saxifraga deeipiens Gruppe in Blüthe — im Vordergrunde, Ueber Arctostaphylos eine hlü- hende Dryas octopetala, Saxifraga altissima, darüber Rhododendron hirsutum u. Pinus Pu- milio, aus welchen blühende Atragene alpina herab flattert. Unter der langen Atragene- Rebe ist die kleine Moorparthie mit Salix helvetica, caesia etc. Nro. II. Theil einer Schiefergruppe mit blühender Haberlea rhodopensis im Centrum, auf der andern Seite des Felsens Trifoium alpinum, darunter Saxifraga aizoides, petens ete. Ueber der Haberlea Rubus saxatilis und im schmalen Felsritz Saussurea pygmaea und Androsace helvetica, rechts ganz unten Saxifraga capillipes und nicht ganz oben blühende Saxifraga tenella. ® 93 Nro. III vorderer Kalkberg, rechts unten Saponaria ocymoides, daneben die ächte Po- tentilla cinerea Chaix aus der Schweiz, darüber ein buntes Gewimmel der reichen Kalkflora: Carex baldensis mit seinen grossen weissen Köpfchen, Alchemilla alpina, Silene alpestris, ganz oben auf dem weissen Felsen Acantholimum glumaceum. Diese Tafel ist etwas zu dunkel gerathen, Nro. IV. Totalbild der Anlage, links und mitten Schiefer, rechts Kalk, im Hinter- grunde der massige Granit und der Porphyr Südtyrols. Diese Gesteine entsprechen be-- kanntlich den Hauptthälern Tirols. Rück- wärts unser ehrwürdiger Tulpenbaum und über das Dach des Gewächshauses sieht — in schwachen Contouren — die wirkliche Alpenwelt, der 9800' hohe Glempzer, mit- leidig auf unsere Pygmäenschöpfung.« Wir schliessen mit dieser Mittheilung und freuen uns der einsichtigen Leitung des Inns- brucker Gartens, der gleichsam zu einem Centralpunkt für die Kultur der Alpenpflanzen (E. R.) 2) Herr Prof. Dr, Burgerstein hat in der Sitzung der K. Akademie der Wissenschaften in Wien am 19. Dec. 1878 die Resultate seiner weiterenUntersuchungen über dieBeziehungen der Nährstoffe zur Transpiration der Pflanze vorgelegt und den Beweis geliefert, dass in Lösungen zweier Nährsalze die Transpiration anfangs mit der Zunahme des relativen Salz- gehaltes bis zu einem Maximum steigt und von da bei weiterer Zunahme des Procent- gehaltes der Lösung abnimmt; — Lösungen mit drei Nährsalzen gleichzeitig, verhalten sich wie vollständige Nährstofflösungen; — für die Transpiration aus Lösungen mit ein- - zelnen oder mehreren Salzen, die keine Nähr- stoffe der Pflanze sind, konnte jedoch kein allgemeines Gesetz gefunden werden. (S--n.) geschaffen ist. 3) Mittel gegen die Obstmaden. Die wurmstichigen Aepfel und Birnen ver- derben oft mehr als die Hälfte unserer Obst- ernten. Gewöhnlich wird als Mittel dagegen einestheils das Aufsammeln des Fallobstes (welches gemeiniglich von der Obstmade be- wohnt ist) und sofortige Verwendung des- selben, sei es als Schnitzen oder zur Fütte- rung von Schweinen etc, empfohlen, andern- gi in PER EG bl br, a ng BEIN er Lu A Se a hr ar wi 94 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. SR 4 ’ theils besteht eins der wirksamsten Mittel in Reinigung der Baumstämme im Herbste von alten Rindestücken und Anstreichen mit Kalkmilch, indem die Raupen (Obstmaden, welche das Kerngehäuse der Früchte aus- fressen), nachdem sie die Frucht des Fall- obstes verlassen haben, am Stamm der Bäume emporkriechen und sich hier im Schutz der Spalten der Rinde einspinnen und verpuppen. Diese Obstmade, welche uns oft gerade das feinste Obst in grösster Zahl vernichtet, ist die Raupe eines kleinen Nachtschmetterlings, der Tortrix pomonana, eines kleinen dun- kelgrauen Schmetterlings, der aber nur Nachts schwärmt und Tags an Bäumen und Aesten der Bäume sitzt, wo er als kaum 1 Zoll lang und von der Farbe der Rinde sich schwer erkennen lässt. Im Juni und Juli schlüpfen die Puppen aus, die Schmetterlinge schwär- men bei Nacht und jedes Weibchen legt un- gefähr 30 Eier, aber nur eins an jeder ein- zelnen Frucht und zwar gemeiniglich in die Kelchröhre, welche in unmittelbarer Verbin- dung mit dem Kernhaus stehen, von dessen Samen sich die Obstmade vorzugsweise nährt. Die Gänge durch die Frucht macht sich die Made (Raupe) später, um die Frucht wieder zu verlassen. Als besonderes Schutzimnittel je vr empfahl C. Bouche, K. Garten-Inspektor ER in Berlin, Mitte Juli, wie gegen den Frost- nachtsspanner, an den Stämmen Schutzringe anzulegen, welche oben fest am Baume an- liegen, unten etwas schirmförmig sich aus- breiten und innen und aussen mit Vogel- leim bestrichen sind, indem der gleichfalls verwendete Theer bisweilen eine schädliche Einwirkung auf den Baunı zeigt, auch öfters erneuert werden muss, wenn er wirksam sein, d. h. dem Aufsteigen der Raupen am Baum ein unüberwindliches Hinderniss ent- gegen stellen soll. Die Raupen am Aufsteigen gehindert, verpuppen sich unterhalb dieses Schutzringes und können nun, wenn man im September und Oktober diese Schutzringe erneuert (als wirksames Mitlel gegen den Frostnachtsspanner), leicht getödtet werden. Da die Schmetterlinge zur Zeit des Fluges auch aus benachbarten Gärten kommen, so kann dieses letztere Schutzmittel nur dann von Wirksamkeit sein, ‚wenn es gleichzeitig von allen angewendet wird, die Obstbäume kultiviren. Schliesslich sei noch bemerkt, dass C.Bouche& statt Vogelleim Brumata- Leim empfiehlt, den C. Becker in Jüterbog in grösseren (Juanten bereitet und verkauft. (E. R.) IV. Literatur. 1) W.Lauche, Deutsche Pomologie. Ber- | | gleich zu der ausserordentlich eleganten Aus- lin 1879. Verlag von Wiegandt, Hempel und Parey. Seit Diel sein pomologisches Werk heraus- gab, ist dies das erste, das seiner Anlage nach ein wahres Prachtwerk mit den Ab- bildungen unserer wichtigsten deutschen Obstfrüchte zu werden verspricht. Das Werk erscheint in gross Oktav in Heften, jedes Heft mit der ganz vorzüglichen Abbildung einer Obstsorte nebst deren Durchschnitt, Beschreibung, Nutzen, Synonymie etc. In dem ersten uns vorliegenden Heft sind ab- gebildet: Apfel, Winter-Goldparmaine, N Pariser Rambourreinette, Birne, Clairgeau’s Butterbirne, “ die Schwerterbirne. Der Preis eines jeden Heftes ist im Ver- stattung mit 2Mark niedrig angesetzt, (E. R.) 2) Dr. Friedrich Küchenmeister, Tabelle zum Selbstunterricht im Veredeln der Obstbäume. Berlin 1879 bei Burmester und Stempel. Preis 75 Pfennig. Die allgemein bekannten Veredlungsme- thoden sind auf einer grossen Tabelle gut und übersichtlich dargestellt und die Erläu- terungen dazu sind daneben gegeben. Zweck- mässig zum Unterricht, um in den Schul- zimmern aufgehängt zu werden und darnach die praktische Anweisung zu geben. 3) J. A. Dybdahl, Kjokkenhave plan- terne. Kopenhagen, Verlag von G. E.C. Gad. 1877. Eine einlässliche Aufzählung der um Kopen- 2 Ds gg a ea > gi \ Sr IV. Personalnotizen, Gorrespondenz etc. hagen kultivirten Gemüse mit einlässlicher Beschreibung, Angabe von Kultur, Geschichte der Einführung ete. Vorausgestellt ist der wissenschaftliche Name der Pflanze nebst dem dänischen, französischen und deutschen Namen derselben. Gute in den Text einge- 95 druckte Figuren erläutern die Sorten, Die Anordnung ist nach dem’natürlichen Systern gegeben und der Verfasser dokumentirt sich als ein auch mit der Literatur des Auslandes vollkommen vertrauter Mann. (E. R.) V. Personalnotizen, Correspondenz, Neuestes. 1) W. Scharrer in Tiflis ist von Seiten der kaukasischen landwirthschaftlichen Ge- sellschaft die Direktion des dortigen Accli- matisationsgartens übertragen worden. Damit geht dieser Garten unter Hrn. W. Scharrer’s einsichtiger Leitung einer bessern Zukunft entgegen, um so mehr, als dessen Lage für Versuche aller Art bedeutend günstiger ist, als die Lage des dortigen botanischen Gar- tens, der an den heissbrünstigen Abhängen der Felsen der alten Festung liegt, und auf diesem schwierigen Terrain war es, auf dem Scharrer seine Versuche bis jetzt machen musste, (E. R.) 2) An die Stelle des nach Kiew als Pro- fessor und Direktor des botanischen Gartens berufenen IIerrn Schmalhausen, ist als älte- ster Conservator am Kais. bot. Garten in St. Petersburg, der bisherige Gehilfe des Direktors des bot. Gartens in Dorpat, Herr Winkler, angestellt worden. 3) Professor Kerner, bis jetzt Direktor des botanischen Gartens in Innsbruck, ist nun definitiv als Direktor des botanischen Gartens in Wien berufen worden. — Herrn Professor Reichardt ist die Leitung und Direktion des botanischen Museums in Wien übergeben worden. Für dieses Museum ist ein schöner neuer Bau in Angriff genommen, in welches später das jetzt im botanischen Garten befindliche Herbarium übergesiedelt werden soll, so dass Garten und Museum ganz getrennt sein werden. Wir bezweifeln die Zweckmässigkeit der Trennung des Herbarii vivi und Herbarii sicci. Ebenso spricht man davon, dass nach Ueberführung des Museums der botanische Garten verkleinert werden soll. Wir halten das für unwahrscheinlich, denn man dürfte sich doch wohl überlegen, dass man dieses schöne, der Wissenschaft gewidmete und so hoch stehende Institut wohl eines Theiles seines Grundbesitzes be- rauben kann, dass aber dann eine neue grössere Ausdehnung desselben in späterer Zeit anzubahnen unmöglich sein dürfte. Der Fiskus wird sich durch Schädigung eines solchen Institutes doch unmöglich stark be- reichern können und die Ausgaben für den Unterhalt sind ja wenig beträchtlich für eine etwas grössere Ausdehnung des Gartens im freien Lande. Gerade die Arboreten und im ganzen Garten im Freien vertheilten Familien der Perennien, machen gegenwärtig den bo- tanischen Garten in Wien zu einem der interessantesten Europas. 4) Giuseppe Bertoloni, dessen am 15. Dec. 1878 erfolgter Tod schon angezeigt wurde, war am 16. Sept. 1804 in Sarzana, in der Provinz Genua geboren und siedelte mit seinem Vater, der 1816 zum Professor der Botanik in Bologna ernannt wurde, dahin über. Iın Jahre 1823 beendete er das Stu- dium der Medizin in Bologna. 1829 ward er zum Dozenten und 23. Dec. 1833 zum ausserordentlichen Professor und am 4. Febr. 1837 zum Professor der Botanik in Bologna ernannt, An den Arbeiten seines Vaters, Antonio Bertoloni, bei der Herausgabe der »Flora italica« war @. Bertoloni beständig mit thätig und gab ausserdem selbst ver- schiedene Schriften über einzelne kleinere Florengebiete Italiens, sowie auch über die Flora von Mozambique heraus. 5) Vom 30. April bis zum 4. Mai veran- staltet der Kärtner Gartenbauverein in ‚Kla- genfurt eine Ausstellung. 96 6) In Gent vom 27.—28. Juli veranstaltet | Kaffeestrauch als Pflanze des Welthandls die königliche Gesellschaft für Landwirth- schaft und Gartenbau eine Ausstellung. Zur Coneurrenz werden nur Vereinsmitglieder zugelassen. (E. R.) 7) Ueber Coffea liberica. Seit Coffea liberica im Handel, hat diese robuste Species hier in Rio Janeiro viel Staub aufgewirbelt, es mangelten jedoch bisher Anhaltspunkte für ein richtiges Urtheil. Jetzt haben end- lich die zuerst eingeführten Exemplare Frucht getragen und kann man so mit einiger Sicherheit auf die Zukunft der Pflanze schliessen. Die liberische Species ist ein wahrer Baum, ich halte indessen die Strauchform der ara- bischen Pflanze mehr angemessen für die Kultur im Grossen. Die Bohne an sich, der neuen Sorte, ist gross, das davon bereitete Getränk steht dem gewöhnlichen Kaffee nicht nach und scheint auch die Ertragfähigkeit der Pflanze bedeu- tend zu sein, — die jungen Bäumchen waren förmlich beladen mit Beeren, Das entscheidende Moment jedoch haben wir in der Struktur der Frucht zu suchen. Der fleischige Theil (das mesocarp) der Beere von Coffea liberica ist bei weitem nicht mehr entwickelt als bei der Frucht des gewöhn- lichen Kaffeestrauches und das ist eine, in unserem Falle Ausschlag gebende Untugend. Um das zu begreifen, bedenke man, wie die so zeitraubende, mühsame Zubereitung der Ernte für den Markt ausschliesslich in Entfernung dieser, die Bohnen einschliessen- den Hüllen besteht. Wie gross die Differenz sich stellt, mögen folgende Zahlen zeigen. Sorgfältige Wägung gab bei reifen Beeren: Fruchtschalen und Fruchtfleisch: Bohnen: für Coffea liberica 4,40 gr. 1,20 gr. für Coffea arabica 1,35 gr. 0,80 gr. Das Gewichtsverhältniss der nutzlosen Hüllen zur Bohne ist fast 4:1 bei ©. liberica, und erreicht nicht 2 : 1 bei C., arabica. Ueberdem braucht die Liberienfrucht ein volles Jahr zur Ausbildung. Auf diese Fakta gestützt, halte ich die neue Kaffeespecies für durchaus unfähig, mit dem gewöhnlichen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ae ee es, a EL ER SHE er zu rivalisiren. Rio de Janeiro, Februar 1879. (gez.) Adolf Lietze., Pstserpt. Die obige interessante Mittheilung ging uns durch Haage u. Schmidt in Erfurt zu. Coffea liberica ward in europäische Gär- ten durch W. Bull und J. Linden vor einigen Jahren aus der Republik Liberia in Afrika eingeführt. Dieselbe . besitzt Blätter, Früchte und Bohnen, die noch einmal so gross als die des arabischen Kaffeestrauches und hatte man daher grosse Hoffnungen auf dieselbe als neue und erträglichere Sorte für den Anbau. Die obige Mittheilung des Hrn, Lietze zerstört diese Hoffnung theilweise*). Als immergrüner Strauch oder niedriger Baum für unsere Gewächshäuser ist dieselbe aber von um so höherem Werth, als sie nicht blos grössere Blätter entwickelt, sondern auch deren Blumen dieselbe zu einem schönen Blüthenstrauch stempeln. Ob dieselbe im Zimmer ebenso gut als der arabische Kaffee- strauch gedeiht, muss noch die Zukunft lehren. Die Firma Haage und Schmidt hat jetzt frische keimfähige Samen dieses Kaffee- baums in grösserer Quantität importirt und wird junge Pflanzen derselben zu Versuchen in zahlreicher Menge abzugeben haben. (E. R.) 8) Puya edulis hat Morren eine Brome- liacea vom Rio doce in Brasilien provisorisch genannt, deren Blätter ungefähr denen einer Bromelia Karatas gleichen, wenigstens ebenso mit zurückgekrümmten starren Zähnen be- setzt sind. Aus den Blättern derselben wird Stärkemehl bereitet, indem die Blätter zer- stampft und dann auf nassem Wege das Stärkemehl ausgeschieden wird. Die Firma Haage und Schmidt, die diese interessante Pflanze jetzt eingeführt hat, sendete uns eine Probe dieses schönen reinweissen Stärke- mehles. (E. R.) *) Ihre wichtigste Eigenthümlichkeit ist, dass sie sich zum Anbau in den heissen tropischen Niederungen bis zur Seeküste herab, eignet, wie denn die mittlere Tages- termperatur an der westafrikanischen Küste bei Liberia 70—85° Fahrenheit beträgt. (C. S.) Jg I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Androsace Laggeri Boiss. (Siehe Tafel 969.) Primulaceae. Eine von Boissier aufgestellte, aber wie es scheint nicht beschriebene Art, aus den Pyrenaeen, die sich von Andr. carneaL. durch die stark ver- ästelten rasenförmigen Stengel, un- terhalb nicht gekielte zartere Blätter und die Blättchen der Blüthenhülle, die länger als die Blumenstiele, un- terscheidet. Dürfte wohl nur eine Form der Androsace carnea- sein, aber für die Kultur in halbschattigen Stein- parthien des Gartens von grossem Werth und ausserordentlicher Schön- heit. In unserer Steinparthie blüheten vom ersten Drittel des Monats Mai bis fast zu Ende Mai A. carnea und A. Laggeri neben einander und in einer Schönheit, wie das die bei- stehende Abbildung zeigt. Wirpflanzen dieselben in eine Mischung aus zwei Theilen Moorerde und 4 Theil lehmiger Rasenerde und Sand, belegen die Ober- fläche des Bodens mit feinem Kies oder grobem Sand und füllen diesen auch etwas zwischen die dichten Rasen. Im Winter wird eine leichte Deckung mit 'Tannenreis als Schutz gegen schneefreie Fröste im Anfange des Winters und im ersten Frühjahre an- gewendet. So hat dieselbe gleich der A. carnea vortrefflich überwintert. Auch bei der Kultur in Töpfen auf halbschattigen Stellagen oder Beeten im Sommer und bei Ueberwinterung in kalten Fensterkästen, oder auch im kältesten Gewächshaus gedeiht die A. Laggeri leicht und sicher. (E. R.) *) *) A. Laggeri Boiss., multiceps, caes- pitosa; scapo pedunculisque puberulis; pilis brevissimis stellulatis ; foliis lineari-subula- tis, subtus convexis, margine sub lente mi- nute ciliolatis; peduneulis involucro brevio- ribus; corolla calyce longiore. B. Aloö Schmidtiana Rel. (Siehe Tafel 970.) Liliaceae. Foliis distichis, ceanaliculatis, car- nosis, anguste lineari-lanceolatis, 40 1879. usque 45 Cm. longis, 1'g—2 Cm. latis, basi amplexicaulibus, a basi ad api- 98 cem sensim angustatis, margine mi- nute denseque subspinuloso-denticu- latis, laete viridibus, praecipue latere inferiore albo-maculatis, glabris, lae- vibus; scapo folia superante, foliis bracteiformibus remotis vestito, glabro. Floribus in racemum terminalem elon- gatum dispositis, pedunculatis, nutan- tibus; bracteis lineari-lanceolatis, eus- pidatis, membranaceis, pedunculum 2—2!/g Cm. longum subsuperantibus, superoribus racemum superantibus. Perigonium tubulosum, supra basin 6-partitum; sepalis oblongo-linearibus, 5-nerviis, aequilongis, excluso apice virescente carneis; staminibus inclusis. Folia dorso convexa, intus concava. Sepala 3 Cm. longa, 4 Um. lata, ex- teriora 5—T7 nervia, interiora nervo | intermedio e nervis 3—5d composito notata. Baker (Gardn. Chron. 1874 p. 628) et A. micracantha Haw (Salm. Alo& 21 Fig. 1), foliis membranaceis mar- Affines species A. Cooperi | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, gine dense subspinuloso-denticulatis, bracteis elongatis ete.. valde dissimilis. Wir erhielten eine Zeichnung, ein Blatt und eine Blume aus dem Garten der Herren Haage und Schmidt, wo- nach die beistehende Tafel angefertigt werden konnte. Hr. Haage u. Schmidt hat diese schöne neue Art aus Port Natal erhalten. Die langen schmalen Blätter von dünner Consistenz, am Rande dicht klein, aber fast dornig gezähnelt, und die in eine lange Traube gestellten Blumen gestützt von langen Brakteen, die an der Spitze den Blü- thenstand überragen, unterscheiden sie von A. mieracantha Haw. — A. Cooperi Baker (l. c.) und A. myria- cantha Roem. et Schult. sind gleich- falls nahe stehend. Eine ausgezeich- nete neue Art und sehr erwünschter Zuwachs zu unseren Sammlungen der Gattung Alo&, die wir dem Chef der Firma Haage und Schmidt zu Ehren (E. R.) benannt haben. ‘6. Allium Fetisowi Rel. (Tafel 971. Fig. a—f.) (Rgl. Allium. Sect. V. Molium. B. Umbella capsulifera.) Bulbi depresso-globosi tunieis albo- membranaceis, integris; caule erecto, tereti, laevi, basi 2—3 folio, folia superante; foliis oblongo- vel lineari- lanceolatis, planis; umbella capsuli- fera, multiflora, initio hemisphaerica, demum subglobosa; pedicellis sub- aequalibus, 2—3plo perigonium su- perantibus, basi nudis, sepalis lineari- subulatis, acutis, nervo concolore pa- rum conspicuo pereursis, initio erecto- | patentibus, mox reflexis, ima basi ‚ eoalitis, initio stamina superantibus, demum ea subaequantibus v. paullo superantibus; filamentis ima _ basi coalitis, interioribus basi utrinque den- tatis, dentibus subulatis elongatis sim- plieibus v. bifidis v. rarius breviori- bus; ovario subgloboso, obtuse trigono, loculis apice rotundatis; stylo stamina subaequante, stigmate indiviso non incrassato, acuto. — Glabrum. Caulis ur re u a Ze I. Originalabhandlungen. laete viridis, eirciter 60 Cm. altus. Folia 34 —2 Cm. lata, 25—40 Cm. longa, plana v. leviter concava; flac- cida, striata, sensim attenuata, mar- sine glabra v. sub lente tenuissime serrulato-scabriuscula. Spatha scariosa, albida, bifida; valvis, ovato-subrotundis, quam pedicelli brevioribus. Pedicelli 11a —2 Cm. longi. Sepala 6—7 Mm. longa, eirciter 1 Mm. lata, e roseo hlacina, concolora. Stamina roseo-lila- cina; antherae cinereo-caerulescentes. Bulbi misit Ol. Fetisow e Wernoje in Turkestania orientali. Affıne A. sarawschanico Rgl. (All. mon. n. 243, dignoscitur autem sepa- lis lineari-subulatis concoloribus nervo medio parum conspicuo instructis (nec lineari-lanceolatis nervo purpureo-in- structis), fllamentis interioribus basi utrinque dentatis: dentibus subulatis saepissime elongatis simplicibus v. bi- fidis (nec filamentis interioribus utrin- que brevissime unidentatis), ovarii tri- II goni loculis apice rotundatis (nee ovarii hexagoni loculis apice obtuse biden- tatis). In der Umgegend von Wernoje von Herrn Fetisow gesammelt und dem Allium sarawschanicum zunächst ver- wandt, aber verschieden durch die schmalen linearen, gleichfarbigen Blu- menblätter, durch die innern Staub- fäden, die am verbreiterten Grund beiderseits in je einen, selten zwei pfriemliche, ziemlich lange Zähne aus- gehen und endlich durch die oben abgerundeten Fächer der Kapsel. Blüthenstielchen grün, Blumenblätter rosalila, Staubfäden tiefer rosalila, lang vorsehend und mit bläulichen An- theren. (E. R.) Erklärung der Tafel: a die Pflanze in natürlicher Grösse; b vergrössert ; c eine Blume; d und e zwei der unten verbreiterten Staubfäden; f Frucht- knoten und Griffel. D. Allium semiretschenskianum Rel. (Siehe Tafel 971. Fig. &—k.) Liliaceae. (Allium, seet. Schönoprasum, subdivisio 2. B. b. c.) Gabrum. Bulbi globosi tunieis mem- branaceis, integris; caule erecto, te- reti, ad medium foliato, folia linearia supra canaliculata infra convexa sub- aequante; umbella capsulifera, multi- flora, hemisphaerica; pedicellis fili- formibus, flores pluries superantibus, basi minute bracteolatis; sepalis li- neari-oblongis v. lanceolato-oblongis, obtusiuseulis, carneis, subconcoloribus; filamentis perigonium subduplo supe- rantibus, ima basi tantum coalitis, ex- terioribus filiformibus initio brevioribus demum magis elongatis, interioribus e basi dilatata ovata v. ovato-oblonga in- tegra v. obscure dentata filiformibus. Bulbi tunicae hyalino-scariosae. Cau- lis 40—45 Cm. altus, ut folia sub- ' fistulosa, glaucescentia. Spatha hyalino- ‚scariosa, quam umbella plus duplo 100 brevior, biloba, lobis suborbieularibus in acumen breve productis. Pedicelli usque2 Cm. longi. Sepala 4 Cm. longa, concolora v. nervo medio paullo in- tensiore notata. Ovarium subglobosum, stylo filiformi initio brevi demum se- pala subaequante coronatum, stigmate minuto acuto. Affinis species Allium Pallasi Murr. dignoseitur: „bulbo ovato, floribus basi nudis minoribus, sepalis latioribus nerve purpureo notatis, filamentis inter se subaequalibus edentulis omnibus e basi dilatata in filum attenuatis pe- tala paullo-sesqui superantibus, stig- mate subcapitato.“ Ein neues Allium aus der Umgegend von Wernoe von Hrn. A. Regel ge- sammelt. Dasselbe steht dem A. Pal- lasii Murr. (Rgl. mon. n. 66) zunächst, unterscheidet sich aber durch fast kugelförmige Zwiebeln, höhern Wuchs, grössere Blumen, deren Blüthenstiel- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. -ım freien Lande. N RE RNIT AIRE TEE chen durch kleine Brakteolen am Grunde gestützt sind, fleischfarbene Blüthenstiele und Blumenblätter mit gleichfarbigen oder wenig tiefer ge- färbten Mittelnerven von linear-läng- licher oder lanzettlich-länglicher Ge- stalt, und endlich durch die Staubfäden, die später fast noch einmal so lang als die Blumenblätter und von denen die äussern bis zum Grunde fädlich, wäh- rend die innern am Grunde stark verbreitert und hier entweder ganz- randig oder einzelne mitje einem Zahn an nur einer Seite oder auch an beiden Seiten. Endlich geht der Griffel in eine spitze und nicht in eine fast kopfförmige Narbe aus. Sonnige Lage (E. R.) Erklärung der Tafel: & und h die Pflanze in natürlicher Grösse, ver- grössert; i eine Blume, k 3 Blumen- blätter und Staubfäden. 2) Georginen-Neuheiten von J. Sieckmann, Bad Köstritz (Thüringen). Die Köstritzer Georginen erfreuen sich einer allgemeinen Beliebtheit und will ich desshalb den werthen Lesern dieser weit verbreiteten Zeitschrift eine Beschreibung der vorzüglichsten Geor- ginen-Neuheiten pro 1879 Sieck- mann’scher Züchtung geben. Bevor ich näher auf diese Neuheiten eingehe, lasse ich einen kleinen Ueber- blick über den Fortschritt der Geor- ginenkulturen dieses bewährten Züch- ters vorangehen. In dem ersten Viertel dieses Jahr- hunderts begnügten sich die Deut- schen nur mit dem Anpflanzen von Georginen ausländischer Züchter. Erst im Anfange der dreissiger Jahre fing man mit derGeorginenzucht inDeutsch- land an und wurde Köstritz gerade der Mittelpunkt dieser Zucht. Herr Christian Deegen führte die Georginen in Köstritz ein und Sieck- mann trat als zweiter Züchter auf. Lange Zeit schwankte die Waage zwischen beiden Rivalen und muss man beiden Züchtern die Ehre lassen, gerade durch das Bestreben einander zu überflügeln, die Georginenkultur in Deutschland zu einer Höhe gebracht zu haben, auf der sie sämmtliche aus- ländische Kulturen übertroffen hat. Sieckmann trat durch seine Züch- I, Originalabhandlungen. tung „Englands Rival“ offen den Eng- ländern entgegen. Im Jahre 1849 zog er eine neue Georgine, welche er „Iriumph von Köstritz* taufte, es war diese auch ein Triumph für Sieck- mann, und hat er sich das gerade durch diese Georgine erworbene Recht, einer der ersten Georginenzüchter Deutschlands zu sein, zu erhalten ge- wusst. Seine vorzüglichen Züchtungen sind in den weitesten Kreisen so bekannt, dass ich hier nur eine kurze Reihen- folge anzuführen brauche, um die Ver- besserungen von Jahr zu Jahr zu beweisen. Im Jahre 1852 Citronenvogel, kleiner David; 1855 Ruhm von Elsterthal; 1857 Deutsches non plus ultra; 1859 Deutsche Sonne, diese herrliche schwe- felgelbe Georgine; 1860 Wacht am Rhem; 1861 Zwerg-Liliput, kleiner Preusse; 1864 Schulze-Delitzsch und Präsident v. Bennigsen; 1865 Deut- scher Zwerg. Im Jahre 1866 theilte Sieckmann seine Georginen in acht Klassen mit Ordnungen ein, welche durch den Bau der Blumen und die Form der Petalen bedingt werden. 1867 Deutscher Obermeister; die Jahre 1868—71 brachten viele der besten Züchtungen, z. B. Thüringens Schmuck, Gärtnerliebehen, D. Silber- rose, kleiner Meteor, D. Edelweiss, Stern von Reussenland, kleine Blut- rose. 1872 brachte eine Georgine mit wahrer Riesenblume unter dem Namen Deutscher Goldriesse. Die Dahlia viridiflora fällt auf das Jahr 1873 und ist diese durch die grünen Blumen bedingte, wunderbare Erscheinung in 101 weiten Kreisen bekannt, wenn gleich nicht schön. Von den Züchtungen der Jahre 1874—78 sind besonders her- vorzuheben: D. Friedenssonne, Jung- frau von Orleans, Perlrose vom Elster- thal, Deutscher Komet, Deutsche Aster- königin, Prinz Bismarck, Richard Sieckmann, Herzliebchen mein, Dr. Radimsky, Deutscher Goldkolibri, kleiner Goldmeteor, Alexander Prussa- kof, Fräulein Ida Ziegler, Graf von Bassewitz, Ich liebe dich, Fräulem Marie Böhme, Felix Weber, Anna Weiss. Aus diesen Aufzeichnungen werden die werthen Leser ersehen, wie die Georginenkulturen J. Sieckmann’s von Jahr zu Jahr vorwärts geschritten und ist es auch in diesem Jahre dem glück- lichen Züchter gelungen, den Geor- ginenfreunden die schönsten und als wirkliche Neuheiten anerkannte Geor- sinen darbieten zu können. An der Spitze dieser Neuheiten stehen Germania nova, welche ihres gefällig lockern und leichten Baues in schöner hellrosa Farbe ganz be- sonders von der Damenwelt bewun- dert wurde. Durch diese Neuheit, in reizend gestaltetem Bau, wird es hoffentlich dem glücklichen Züchter gelingen, eine neue Race in der Blu- menform, welche der schönen gezir- kelten Form ebenbürtig zur Seite ge- stellt werden kann, zu ziehen. Ferner Deutscher Reichsgoldorden, leuchtend orangezinnober mit völlig konstantem, hellgoldgelbem, breiten Rande und regelmässig doppelt gefüllten Petalen. Herrliche Ranunkelform. Deutscher Reichspurpurkönig; diese Georgine ist ihrer schönen, tief 102 schwarzen Grundfarbe wegen, wozu noch der feurig blutrothe Rand kommt, von entschiedenem Werthe. Deutscher Reichsriese; Farbe dun- kelblutroth, bei kühler Witterung trüb- soldgelb, im Centrum gefleckt und nüancirt, sehr gross bei ächt aufrecht stehender Haltung und besonders reichem Flor, was bei grossblumigen Georginen, namentlich englischen Ur- sprungs, sehr selten ist. eines Georginenfreundes. Züchtung Bei der anfangs erwähnten Formen- eintheilung der Georginen kommt in diesem Jahre bereits die 15. Klasse, der Artischocken- oder Tannenzapfen- bau zuerst m den Handel und wird durch die Neuheit „Deutscher Fort- schritt“ vertreten, eine Georgine in schöner rosalila Farbe. Ausser dieser enthält die Kollektion von Neuheiten ganz ausgezeichnete und werthvolle Georginen, wie: Von grossblumigen: Paul und Virginie, J. Heubach-Kapkeim, Marie Schulz, Bernhard Klebs, Baron von Varchmin, Kaiser von Brasilien, Geo- loge R. Klebs, Schöne Aster, Ge- richtsrath M. Klebs, Gruss an Wick- bold, D. Modemuster, Erinnerung an Rueil, D. Wunderrose, D. Rosendame, Mohrenturbanaster, Frau Hofgärtner Todenhagen, J.C. Schmidt, Volkmar Döpplep, Hermann Grübe. Von Liliputen: Anna Scheffel, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Kl. Feuerbellis, Mariechen Böhne, Gustav Soupert, Fräulein AnnaWiede- wald, Schau mich nur an, Ich bin die erste, Miranda Sprengel, Frau Heubach-Kapkeim. VonZwergsorten: Frl. Melanie Soupert, Fräulein Alma Ziegra, Anna Sturm, Fräulein Katherine Soupert, Kl. Zwergliebehen, D. Zwergmohren- könig, Fräulein Zuleika, D. Zwerg- Rosenlicht, Ich bin die Grösste, Frl. Elma Bandow. Als Zwerg-Liliputen: Kleine Zwillinge, Constant Soupert, Ida Fischer, Vergissmeinnicht, Martha Weisse, Kl. Rubinperle. — Diese Elite enthält die schönsten und besten, in den verschiedensten Farben und Schat- tirungen, von den Neuheiten pro 1879. | Die Beschreibungen dieser Sorten sind im diesjährigen Preis-Verzeichniss von J. Sieckmann enthalten; hier solche zu geben, würde zu viel Platz eine beanspruchen. Ein Besuch Köstritz, um seine Kul- turen in Augenschein zu nehmen, ist während der Blüthezeit der Georginen und Rosen von Ende Juni bis Ende September jedem Gartenfreunde zu empfehlen, besonders da Köstritzneben seinen Gärtnereien auch ein in reizen- der Gegend im Elsterthale gelegenes Bad ist. Bernhard Klebs, Gärtner. 3) Livistona Mariae F. Müll. Wie schon vor mehreren Jahren in der Gartenflora berichtet war, hatte der muthige Geograph Giles in Cen- tral-Australien eine prachtvolle Fä- cher-Palme entdeckt, während vor- her Palmen dieser Gruppe in Australien 2 I, Originalabhandlungen. 103 nirgends entfernt von der Ostküste gefunden waren, und in der That diese edle Planzenfamilie nur aus den Kü- stenstrichen des fünften Welttheils überhaupt bekannt war. Ueberraschend wie diese Entdeckung war, musste es um so mehr Bedauern erregen, dass bloss ein einziges Blatt von dem Reisen- den heimgebracht wurde; doch wagte ich es, die Palme einstweilen in das Genus Livistona zu stellen, und da offenbar eine neue superbe Art auf- gefunden war, solche als die „Maria- Palme“ Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Grossfürstin Marie von Russland zu weihen. So erschien Livistona Mariae bereits 1875 in der Aufzählung von Giles’ Pflanzen in seinen „geographic travels in Central-Australia® p. 222. Aufgefordert von mir, hat in neuester Zeit der geographische Forscher J. Forrest bei Gelegenheit seiner Trian- gulationen im Hanursley - Gebirge Blätter und Früchte der dort bereits von F. Gregory nachgewiesenen Palme mitgebracht und es war mir erfreu- lich zu finden, dass diese einzige bis- her bekannte Palme der australischen Westküste — soweit es’aus dem Ver- gleich der Blätter geschlossen werden konnte — mit der Maria-Palme iden- tisch ist. Die Blüthen sind freilich auch noch nicht von der westaustra- lischen Palme bekannt und so ist es wohl möglich, dass selbige noch viel- leicht zu Licuala oder zu einem an- dern der neuern Genera mit Livistona- Frucht gestellt werden mag; als Art ist aber diese der Özarentochter ge- widmete Palme nun völlig festgestellt. In der 79. Nummer meiner Fragmenta wird eine volle Beschreibung näch- stens erscheinen; mittlerweile möchte ich hier als Unterscheidungsmerkmal im Vergleich mit der wohlbekannten Livistona australis anführen, dass die Blattstiele unbewehrt sind, die Blätter (welche eine Länge von 6 Fuss er- reichen) eine ganz blasse Färbung haben und keilförmig in die Basis sich verziehen, dass das Pericarp ganz dünn, bleich, ausserordentlich zer- brechlich, krustig, leicht abzulösen und vollkommen saftlos ist, der Same bedeutend grösser, die Schale fast farblos und die mit Parenchym aus dem Fortsatz der Chalaza angefüllte Höhlung verhältnissmässig umfang- reicher ist. Möglicherweise ‚mag die künftige Untersuchung der Blumen die Aufstellung einer neuen Gattung für diese Palme rechtfertigen, wozu bei dem sonstigen Einklang der Frucht- charaktere die oben angegebenen Merkmale nicht zureichen. Ich nehme diese Gelegenheit wahr zu bemerken, dass in der schönen Abhandlung des Hrn. Dr. Drude über die geographische Verbreitung der Palmen (in des unersetzlichen Pe- termann Mittheilungen) die südliche Grenze für den Austral-Oontinent nicht weit genug gezogen wurde. Be- reits vor mehreren Jahren berichtete ich in meinem Rapport an die Colo- nial-Regierung hier, dass an einem östlichen Nebenfluss des Snowy River in Ost-Gippsland, Livistona australis eine südliche Position von 37° 30 erreicht, und diese merkwürdige That- sache habe ich inmanchen nachherigen Schriften zu wiederholen Gelegenheit gehabt. Ich hoffe, dass es mir gelingen 104 wird, recht bald die Maria-Palme in ihrem eigenthümlichen Farbencontrast neben die östliche Schwester und die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. u ee 4 un Alexander-Palme in die Palmenhäuser Europas versetzen zu können. Baron Ferd. v. Müller. 4) Fütterungs-Versuche mit Drosera longifolia Sm. und Drosera rotundifolia L. Unter allen den Pflanzen, die seit alten Zeiten als solche bekannt sind, dass sie auf irgend eine Weise Insek- ten festhalten, bis diese getödtet sind und die man in Folge der Arbeit von Darwin über dieselben jetzt insek- tenfressende Pflanzen nennt, sind die Drosera-Arten diejenigen, welche Darwin’s Ansicht noch am ehesten zu bestätigen schienen, ja von denen Darwin-Sohn 1876 einen Versuch publizirt hat, welcher in Bezug auf das Gewicht der Samen, welche ge- fütterte und ungefütterte Pflanzen von Drosera rotundifolia und Drosera longi- folia trugen, für Darwin’s Theorie, dass die Blätter von den getödteten Insekten wirklich Nahrungstheile auf- genommen hätten, zu zeugen schien. Die Stellung, welche der Referent allen den Theorien gegenüber, welche alte, allgemein anerkannte Gesetze umstossen zu wollen schienen und des- halb gemeiniglich als Ent- deckungen allgemeines Aufsehen mach- neue ten, stets eingenommen hat, — war die der Vorsicht und der Negation, — d. h. nicht jener Negation, welche sich gegen die Fortschritte der Wissen- schaft auflehnt, — sondern welche den Auswüchsen derselben, die als geist- reiche Theorien auf Sand gebaut, von vornherein aus speziellen und allge- meinen Gründen entgegentritt. Solche, auf einzelne, falsch beobachtete oder falsch gedeutete Thatsachen begrün- dete Theorien konnten nur diejenigen als Vertreter derselben gewinnen, welche wohi die Pflanzenwelt wissen- schaftlich nach Systemen, anatomisch unterm Mikroskop oder chemisch in der Retorte gut studirt, — darüber aber versäumt hatten, die Pflanzen- welt in der freien Natur auf ihren natürlichen Standorten und dann im Zustande der Kultur genau und ein- lässlich zu beobachten. Der Referent steht nun mehr oder weniger bald an der natürlich dem Menschen gesetzten Grenze der Thätigkeit. Die Leser der Gartenflora, die nun ihren 28. Jahr- gang begonnen hat (während schon 10 Jahre lang vorher die Schweizeri- sche Zeitschrift für Gartenbau, aus der gleichsam die Gartenflora hervor- gegangen ist, ihre jährliche Wande- rung angetreten hatte)*), konnten in *) Mein erstes Werk war 1838 und 1839 in Bonn bearbeitet und erschien 1841, es war dies „Schmitz et Regel, Flora bonnen- sis“. Meine zweite Arbeit erschien 1842 in Otto u. Dietrichs Allgemeiner Gartenzeitung (die Hauptmomente der Gärtnerei durch Physiologie begründet, vor Lindley’s Theorie des Gartenbaues publizirt), meine dritte Ar- beit war die Kultur und Aufzählung der kultivirten Ericen, dann folgte die Schwei- zerische Zeitschrift für Gartenbau. Ich er- wähne das nur, da diese Erstlingsarbeiten auch gleichsam die Richtschnur für alle meine folgenden Arbeiten waren, nämlich gl : LDZ- GE 2 ERORIE 7 NE 72 N 09 Pl a I, Originalabhandlungen. der Gartenflora solcher Theorien man- che vom Referenten besprochen, be- kämpft und endlich widerlegt, auf- tauchen sehen. Da trat die später von Darwin ver- tretene Theorie von der Entstehung und Umwandlung der Arten, schon vor 26 Jahren in der von Lindley vertretenen Verwandlung des Aegy- lops in den Weizen auf, eine Be- hauptung, der Referent von Anfang an (Gartenflora II. 280, IV. 387, V. 153, VI. 163) entgegentrat und solche schliesslich widerlegte.e Dann kam Klotzsch’s Behauptung, dass Bastarde zwischen Arten stets im Pollen un- fruchtbar seien, eine Behauptung, der der Referent in verschiedenen Artikeln in der Bomplandia und Gar- tenflora (IV. 279) mit Erfolg ent- gegen trat. Es folgte die Behauptung der Par- thenogenesis im Pflanzenreich, d. h. der Bildung keimfähiger Samen ohne Befruchtung, auch diese widerlegte der Referent durch eine Reihe von Ver- suchen, niedergelegtin einer besondern, in den Schriften der St. Petersburger Akademie publizirten Schrift (Me- moires St. Petr. 1859) und ebenso in der Gartenflora (VII. 100, X. 50). Dann kamen die Behauptungen der Mittelformen durch Einfluss der Ver- edlung und die Darwin’sche Theorie. Erstere Theorie ist hinlänglich wider- legt. Darwin’s Theorie hat jetzt be- reits so viel Gegner als Vertheidiger. Referent ist derselben in zahlreichen Artikeln, auch in der Gartenflora, ent- das Bestreben, Wissenschaft und Praxis im Gebiete des Gartenbaues und der Botanik mit einander zu vereinen. 105 gegen getreten und behält sich noch eine einlässlichere Besprechung vor, sofern eben die Zeit dazu ausreichen will. Wer, wie der Referent, in den fast nicht zu bewältigenden Samm- lungen des Kais. botanischen Gartens an trocknen Pflanzen ein reiches Ma- terial über die Verbreitung der gleichen Art über ganze Welttheile vor sich hat, kommt in Beziehung auf das, was Art im Pflanzenreiche ist, zu ganz anderen Ansichten, als der, wel- cher die Pflanzenart nur in einzelnen begrenzten Florengebieten zu beob- achten Gelegenheit hatte und die Ver- wechslung von Form und Art ist die der Jetztwelt entnommene falsche Ba- sis der Theorie Darwin’s. Dazu kam nun noch in neuester Zeit Darwin’s Arbeit über die sogenannten fleisch- fressenden Pflanzen. Auch dieser Theorie bin ich von vornherein gleich- falls aus dem Grunde entgegen ge- treten, weil die Wurzel das Organ der Aufnahme, das Blatt das Organ der Verarbeitung der durch die Wurzel aufgenommenen Stoffe, — und weil ferner, nicht bloss von mir, sondern von allen aufmerksamen Cultivatoren, die ich in dieser Hinsicht in Anfrage setzte, die gemeinsame Beobachtung stets gemacht worden war, dass die Blätter der betreffenden Pflanzen, da wo gefangene Insekten verwesen, zer- setzt werden und dass in Folge dessen das Wachsthum der betreffenden Ex- emplare umsomehr beeinträchtigt wird, je grösser die Zahl der gefangenen und auf den Blättern verwesenden Insekten ist. Ich habe mich in Folge dessen in den letzten Jahrgängen der Gartenflora scharf und entschieden 106 gegen die Folgerungen ausgesprochen, welcheDarwin der sogenannten Theorie der Zweckmässigkeit aller und jeder Einrichtung in der Natur folgend, auf die Eigenschaft mancher Pflanzen, Insekten zu fangen, basirt hat. Die chemischen Untersuchungen des bei der Verwesung der Insekten gebilde- ten Stoffes und die Veränderungen der Stoffe im angrenzenden Gewebe der betreffenden Pflanzen beweisen nach meiner Ansicht gar nichts, in- dem die Veränderung des Zellinhalts und darauf folgendes Verderben des Blattparenchyms (lächerlicher Weise mit Verderben des Magens verglichen) eben einfache Folge des Prozesses der Verwesung der getödteten Insekten sind. Dass Darwin’s blinde Nachbeter, die meist die Natur nur hinterm Tische studirt haben, Darwin’s Theorie auch hier zu den lächerlichsten Folgerungen verzerrt haben, wie z. B. dass die Drüsenhaare mancher Droseren im Laufe der Zeit allmälig bis zu der Länge aus innerer Nothwendigkeit sich entwickelten, um den Fang der Insekten auszuführen, während diese Fanghaare anderer jetzt noch nicht so lang seien, um ihre Beute zu er- greifen, aber die allmälige Weiter- entwickelung im Laufe der Zeit auch hier denselben die gleichen Organe zum Fang der ihnen nothwendigen Insekten liefern werde, ete. ete. — dieses System der Uebertreibung ist leider auch bei Darwin’s Theorie über die Entstehung der Arten von seinen Anhängern befolgt worden. Wenn ich also bis jetzt aus allge- meinen Gründen, sowie in Folge der Beobachtung gerade des schädlichen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz ET A WET ET RN u RR rn a nr TE Einflusses des Fanges der Insekten auf die betreffenden Pflanzen, Dar- win’s Theorie in Betreff der soge- nannten „insektenfressenden Pflanzen“ entgegen getreten war, so bekam diese Theorie gleichsam einen soliden Grund, als Darwin-Sohn in der jüngsten Zeit seine Kultur-Versuche mit Dro- sera longifolia und rotundifolia ver- öffentlichte, aus denen hervorging, dass Pflanzen, deren Blätter mit kleinen Fleischstückchen gefüttert wurden, schwerer wiegende Samen trugen, als nicht mit Fleisch gefütterte Pflanzen. Im letzten Jahrgang der Gartenflora, p- 152, gab ich die Abbildung dieser beiden Pflanzen und versprach zu- gleich, selbst Versuche anzubahnen. Dieses ist nun im letzten Sommer geschehen und hat mir die Bestätigung geliefert, dass meine Ansicht richtig, dass nämlich die Fleischfütterung auch den Drosera-Arten nicht bloss nicht nützlich, sondern gegentheils schäd- lich ist. Der Versuch ward aufmeinem nach Osten gerichteten Balkon ge- macht und ward auf meine Bitte auch vom Vorstande unseres für physiolo- gische Versuche bestimmten Labora- toriums von Hrn. A. F. Batalin con- trolirt, der in seiner Ansicht nach Darwin’s Theorie hinneigt, und nicht zu der meiner oppositionellen Stellung. Im Sommer 1878 versammelte sich der Kais. Russ. Gartenbauverein im K. bot. Garten und da zeigte der Referent die Versuchspflanzen vor und auf seine Bitte bestimmte der Verein, dass Herr A. F. Batalin und Herr E. Ender bei der Samenreife die Samenkapseln sammeln, versiegeln und später, nachdem vollständiges Ab- I. Originalabhandlungen trocknen der Kapseln eingetreten, ge- meinschaftlich in dem Lokal des bo- tanischen Laboratoriums des Kais. Bot. Gartens controliren möchten. Nach- dem ich so die Bedingungen des Ver- suchs in der Weise festzustellen ge- sucht hatte, dass derselbe in jeder Beziehung als durchaus zuverlässig gelten kann, schritt ich zum Versuche selbst. Hierzu wurden im Mai den benach- barten Sümpfen kräftige Pflanzen ent- nommen und zu je 4 in mit Torferde gefüllte Näpfe gepflanzt. Von diesen wurden im Einverständniss mit Hrn. Batalin je 2 Näpfe mit gleichstarken Pflanzen von Dr. rotundifolia und Dr. longifolia ausgewählt und dann immer ein Napf zur Fütterung mit ganz kleinen Fleischstückchen und der an- dere Napf zur Kultur ohne Fütterung bestimmt und jeder derselben mit be- sondern Etiquetten bezeichnet. Diese Näpfe wurden jeder in einen Unter- satz gestellt und mit einer grossen, oben geöffneten Glasglocke bedeckt, welche breiter als die betreffenden Näpfe war. Als die Vegetation be- gann kräftiger zu werden, ward jede der übergestellten Glasglocken durch je 3 untergestellte Holzklötzchen so hoch gestützt, dass die Luft von un- ten in die Glocke frei einströmen und oben frei Im Uebrigen wurden die 4 zum Versuch bestimmten Näpfe durchaus gleich- mässig behandelt, indem erst dann die Untersätze wieder mit Wasser gefüllt wurden, wenn das früher ge- gebene Wasser vollständig ausgetrock- net war, Zur Zeit der Blüthe wurden die Glasglocken von allen 4 Pflanzen ausströmen konnte. 107 täglich Morgens zwischen 10 und 11 Uhr für eine halbe Stunde abgedeckt und die geöffneten Blumen befruchtet. Die Fütterung mit ganz kleinen Fleischstückchen, ungefähr von der Grösse eines Stecknadelkopfes, be- gann, sobald die Blätter sich kräftiger zu entwickeln begannen, so dass jedes neu sich entwickelnde Blatt, wenn es sich entfaltet hatte, bei den zur Füt- terung bestimmten Exemplaren je ein solches Fleischstückchen erhielt und anfangs nach ungefähr 8 Tagen ein zweites solchesFleischstückchen. Wäh- rend nun die ungefütterten Pflanzen auffallend kräftiger als die gefütter- ten wuchsen, wie sich die im Som- mer im botanischen Garten versam- melten Mitglieder der Gartenbaugesell- schaft überzeugt haben, bekamen die Blätter der gefütterten Pflanzen schwarze Flecken und verdarben theils ganz, so dass ich zuweilen die Füt- terung eine ganze Woche und länger einstellen musste, da ich fürchtete, die Pflanzen sonst ganz zu verderben. Gefütterte und ungefütterte Pflanzen sind im Kalthause überwintert worden und da gerade jetzt, wo ich dieses schreibe, der neue Trieb beginnt, stellt es sich heraus, dass die gefütterten Pflanzen theils abgestorben, theils viel weniger kräftig treiben, als die un- gefütterten Pflanzen, welche letzteren sich fast alle den Winter hindurch er- halten haben. Die Samen sind in der oben be- zeichneten Weise von Herrn Batalın und Ender gesammelt worden und die genaue Revision derselben auf unserm physiologischen Museum durch beide Herren gab folgendes Resultat: En 4 108 Drosera longifolia. 14) Es lieferten die nicht mit Fleisch gefütterten Pflanzen 42 Samenkapseln, diese 42 Kapseln wogen 0,179 Milli- grammes und enthielten 3720 Samen, welche 0,093 Milligrammes wogen. 1000 Samen wogen 0,025Milligrammes. 2) Die mit Fleisch gefütterten Pflan- zen lieferten nur 21 Samenkapseln, diese wogen 0,078 Milligrammes und enthielten 1300 Samen, welche 0,036 1000 Samen wogen 0,027 Milligrammes. Die nicht gefütterten Pflanzen von Drosera longifolia trugen also gerade noch einmal so viel Samenkapseln als die gleiche Anzahl gefütterter Pflan- zen; diese 42 Kapseln enthielten fast 3mal so vielSamen als die21 Kapseln (3720 Samen gegen 1300 Samen), — dagegen waren tausend Samen der ungefütterten Pflanzen etwas leichter als die Samen der gefütterten Pflan- zen (0,025 gegen 0,027 Gewicht). Drosera rotundifolia. 1) Es lieferten die nicht mit Fleisch gefütterten Pflanzen 34 Samenkapseln; diese wogen 0,054 Milligrammes und enthielten 1360 Samen, welche 0,021 1000 Samen wogen Milligrammes wogen. Milligr. wogen. 0,016 Milligr. 2) Die mit Fleisch gefütterten Pflanzen lieferten 34 Samenkapseln; diese wogen 0,037 Milligr., enthielten 460 Samen, welche 0,013 Milligr. wo- gen. 1000 Samen wogen 0,027 Milli- grammes. Mithin trugen die nicht gefütterten Pflanzen vonDr. rotundifolia gerade die gleiche Anzahl von Samenkapseln, wie die gleiche Zahl von gefütterten Pflan- | zen. Diese 34 Kapseln der nicht ge- | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, _ fütterten Pflanzen enthielten aber fast 3mal so viel Samen als die der ge- fütterten Pflanzen (1360 gegen 460), dagegen wogen 1000 Samen der nicht gefütterten Pflanzen fast um die Hälfte weniger als die Samen der gefütter- ten Pflanzen (0,016 Milligr. gegen 0,027 Milligr.). Da es nun eine bekannte Thatsache ist, dass die Samen sich um so voll- kommener ausbilden, je weniger deren vorhanden sind, so kann als Resultat das Gewicht aller geernteten Samen von jeder der Ver- dieses Versuches suchspflanzen festgestellt werden und dieses Gewicht war das Folgende: Drosera longifolia ungefüttert 0,093 Milligr. n Do füttert 0,056 5 Drosera rotundifolia ungefüttert . GO Drosera rotundifolia gefüttert . 0 Ueberblicken wir den obigen Ver- such, so zeigten die ungefütterten Pflanzen eine kräftigere normalere Entwickelung und überdauerten auch den folgenden Winter besser, als die gefütterten Pflanzen. In Ueberein- stimmung damit war die Zahl der von den ungefütterten Pflanzen geern- teten Samen ungefähr um das 3fache bedeutender und das Gewicht aller geernteten Samen in dem oben an- gegebenen Verhältnisse. In anderer Richtung bestätigte mein Versuch, Darwin-Sohn’s Angabe über das spe- zifisch grössere Gewicht der Samen der gefütterten Pflanzen, was aber durch die viel bedeutendere Anzahl der Samen, welche die ungefütterten 1 Originalabhandlungen. Pflanzen trugen, zu Gunsten der un- gefütterten Pflanzen in oben ange- gebenem Verhältniss umgewandelt ward. Darwin-Sohn hat bei seinem Versuch nur das grössere spezifische Gewicht der Samen der gefütterten Pflanzen hervorgehoben, von der Zahl der Samen aber nichts gesagt. In Bezug auf Drosera rotundifolia habe ich schliesslich noch zu bemer- ken, dass bei dieser die schädliche Einwirkung der Fütterung auf die Blätter und den Wuchs der Pflanzen eine bedeutend geringere war, wie bei Drosera longifolia, was sich auch in dem geringern Missverhältniss des Gewichts aller geernteten Samen aus- spricht. # 199 Der Referent hofft, dass dieser von von ihm mit der grössten Exaktität gemachte und in jeder Beziehung ge- nau controlirte Versuch dazu beitragen wird, dass die insektenfangenden Pflanzen für die Folge nicht mehr die ganz falsche Bezeichnung als fleischfressende Pflanzen erhal- ten, oder mit andern Worten, dass die Wurzel wie bisher als das ein- zige Organ für die Aufnahme des rohen Nahrungssaftes und das Blatt das Organ für die Verarbeitung des- selben, unter Aufnahme und Abgabe von gasförmigen Stoffen, zu betrach- ten ist. (E. R.) 5) Beobachtungen über ächte und falsche Chamaecyparis (Retinospora). Die Chamaecyparis (Retinospora) mit ihren hübschen Formen gehören zu den dekorativsten Coniferen und ihre Anpflanzung kann nicht genug empfohlen werden. Der elegante Wuchs, wie die Ver- schiedenheit in’ der Färbung, machen sie uns besonders werthvoll für die Landschaft. Dieselben sind in der Gartenflora öfter besprochen worden; wer sich eingehender mit Coniferen beschäftigt, wird leicht die Arten und die dazu ge- hörigen Formen unterscheiden lernen. Nicht so leicht ist es dagegen mit den zweifelhaften Arten, welche uns hier speciell beschäftigen sollen, näm- lich den dichten, buschigen Pflanzen mit nur linienförmigen (nadelförmigen) Blättern, welche häufig von Chamae- cyparis getrennt, als Retinospora auf- geführt werden. Die Aehnlichkeit dieser Pflanzen und noch mehr der heillose Wirrwarr in der Nomenclatur, auch Verwechse- lung mit ähnlichen, gar nicht hierher gehörigen Pflanzen, machen es dem Pflanzenfreunde nahezu unmöglich, sich richtig bestimmte Pflanzen zu verschaffen. Der Wunsch, diese Retinospora und Retinospora ähnlichen Pflanzen genau kennen zu lernen, trieb mich dazu, mir von verschiedenen Seiten Pflan- zen kommen zu lassen und zu ver- gleichen. Zumal verdanke ich der Güte des Herrn Universitätsgärtners Zeller in Marburg die betreffenden Pflanzen, welche derselbe in seinem interessan- 110 ten Aufsatz über das Ausdauern der Coniferen im Jahrgang 1877 aufführte. Je genauer wir diese verschiedenen Pflanzen betrachten und vergleichen, desto mehr werden wir in dem Ge- danken bestärkt, dass sie alle ohne Ausnahme nur jugendliche Pflanzen darstellen, d.h. also die durch Steck- linge fortgepflanzten Zweige mit linien- förmigen Blättern sind, wie sich solche zuerst an Samenpflanzen entwickeln. Ihr durchweg dichter, gedrungener Wuchs, die Unfruchtbarkeit grösserer Exemplare, dann auch die bekannte Vorliebe der Japaner, zwergige Pflan- zen zu erziehen, müssen in uns den Gedanken erwecken, dass wir es mit jugendlichen, künstlich durch Steck- linge fixirten Formen zu thun haben. Herr Zeller besitzt eine mannshohe Säule von Retinospora ericoides Zuce., die noch nie fruktifizirte, ebenso finden wir niemals Früchte an grossen Ex- emplaren der 'T'huia ericoides. Diejenigen dieser Pflanzen, welche mehr vorgeschrittene Pflanzen dar- stellen, sich also in der Entwickelung der ausgebildeten Pflanze, welcher sie entstammen, nähern, fruktifiziren da- gegen, Chamaecyparis squarrosa Veitchi Sa- so erhalten wir z. B. von men, ebenso von Biota meldensis. Sind diese Pflanzen ursprünglich durch Stecklinge erzogen, so muss man sie auch wieder erziehen können; gelingt dies, so ist der Beweis er- bracht. Es handelt sich also darum, festzustellen, von welchen Pflanzen die verschiedenen Retinosporen und diesen ähnliche Pflanzen abgenommen. Aufgestellte Vermuthungen genügen hier nicht; um eine durch genaue Beob- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, achtungen gewonnene Ueberzeugung beweisen zu können, muss man hand- greifliche Beweise in Händen haben, sonst kann man für solche Behaup- tungen keinen Glauben beanspruchen. Dessen bin ich mir wohl bewusst, hoffe aber, im Nachstehenden den Beweis meiner Behauptung zu er- bringen, indem ich zugleich Herrn Dr. Regel alle hier in Betracht kom- menden Pflanzen vorlege*). Leider hat jedoch auch das Urtheil von Au- toritäten nicht immer die Ungläubig- keit zu besiegen vermocht, wo die Thatsachen so klar sprechen. Sowohl Herr Dr. Regel wie Herr Professor C. Koch haben schon öfter ausdrücklich erklärt, dass Thuja eri- coides auf oben angegebenem Wege von Thuja occidentalis entstanden ist. Professor Koch hat sogar nachgewie- sen, dass vor etwa 30 Jahren diese Thuja ericoides in Frankfurt a. M. durch Stecklinge erzogen und dann leider als Retinospora juniperoides, angeblich aus China stammend, wider besseres Wissen in den Handel ge- bracht wurde. Dadurch wurden Un- zählige getäuscht und Viele sprechen es noch heute nach, ohne sich durch Thatsachen bekehren zu lassen. Wir begegnen deshalb dieser Pflanze in den Gärten immer noch unter den falschen Namen: Retinospora ericoides, juniperoides, dubia, glaucescens und rigida. Welchen Beweis erbringen denn diese Zweifler für ihre Behaup- *) Erkläre mich mit den vom geehrten Herrn Verfasser gemachten’ Beobachtungen ganz einverstanden. An Thuja ericoides habe ich die gleiche Beobachtung wiederholt ge- macht. (E. R.) 1, Originalabhandlungen. tung, dass diese Pflanze eine Retino- spora sei? Doch sicher keinen weiter, als die äussere Aehnlichkeit mit einer Retinospora, denn da hier die sterile Form durch Stecklinge fixirt ist, hat doch Niemand Retinospora-Samen ent- decken können. Man findet grosse Exemplare dieser Thuja ericoides, wo sich die linien- förmigen Blätter erhalten, ohne schup- penförmige Zweige zu bilden (hier ist also die Pflanze in der ersten Ent- wickelungsperiode durch Stecklinge fixirt, nicht fähig, schuppenförmige Zweige zu bilden). Weiter findet man Pflanzen, wo schuppenförmige Zweige erscheinen und bei üppigem Wachsthum dann zu dem ausgebildeten Lebensbaum übergehen, so dass unten dichte bu- schige Zweige der Thuja ericoides vorhanden und daraus hervor der ge- wöhnliche Lebensbaum sich entwickelt, ohne weiter linienförmige Blätter zu bilden. Dieser Uebergang ist die als Thuja oceidentalis Ellwangeriana be- kannte Pflanze. Eine äusserst werth- volle Form, eine diehte gedrungene Pyramidebildend und daher für kleinere Gärten, Zierde von Grabstätten etc. Ich meine, der Beweis und allmälige Uebergang kann nicht mehr klarer ‘vor Augen geführt werden. Zum Ueber- fluss kann ein Jeder von Sämlingen der Thuja oceidentalis die Zweigchen mit nur linienförmigen Blättern, dann solche, wo beide Formen vertreten, abschneiden und das Experiment nach- machen. Auch ich that dies und er- 208 genau dieselben Pflanzen. Thuja erieoides färbt sich überdies im Winter genau so hässlich braun 114 wie Th. oceidentalis und ist gänzlich unempfindlich gegen unsere strengsten Winter. Man kann oft in Katalogen lesen, dass diese Thuja ericoides hie und da vom Froste leide, das ist aber der deutliche Beweis einer Verwechselung mit Retinospora ericoides Zuce. Ebenso wie Thuja oceidentalis liefert uns der morgenländische Lebensbaum Biota (Thuja) orientalis zwei hübsche dekorative Formen. Betrachten wir genau die Sämlinge von Biota orientalis, so finden wir Zweigchen mit linienförmigen, kreuz- ständigen Blättern und solche, wo die nadelförmigen Blättchen sich in der Stellung mehr den schuppenförmigen nähern. Stecken wir die erstgenanntenZweig- chen, so erziehen wir daraus Pflanzen, welche auf's Genaueste darstellen: Chamaecyparis squarrosaS.&Z., auch als Retinospora decussata und Juni- perus glauca im Handel, eine mehr graugrün gefärbte Form erhält man als Retinospora squarrosa glauca. Der Beschreibung nach gehört auch Re- tinospora flavescens hort. hierher. Diese Pflanze bildet graugrüne, hell- graue, im Winter bräunlich violette, dichte, buschige Exemplare meist so breit wie hoch, mit steifen Zweigen. Die Nadeln stehen regelmässig kreuz- ständig, sind steif und spitzig, die obere Seite ist concav, innen weisslich. Diese Pflanze ertrug hier am Staren- berger See unter Tannenreisig—23°R., ohne Schaden zu leiden. Das betref- fende Exemplar ist ca. 1 Meter hoch und ebenso breit, hat nie fruktifizirt und nie eine andere Zweigbildung ge- 112 zeigt. Der zwergige Wuchs dieser Retinospora squarrosa 8. &Z.*) lässt uns vor allem Anderen annehmen, dass wir es mit einer jugendlichen Pflanze zu thun haben. Diese Pflanze gilt als von Siebold und Zuecarini aus Japan eingeführt und möchte demnach eine jener künst- lich erzogenen japanischen Zwergfor- men sein. Da dieselbe sich hier hart gezeigt, muss sie einer wenig em- pfindlichen japanischen Art entstam- men, was ja auch durch obiges Ex- periment, nämlich Wiedererziehung durch Stecklinge von Biota orientalis bewiesen sein würde. Die Aehnlichkeit mit einem Juni- perus ist auf den ersten Blick vor- handen, jedoch fehlt bei genauer Be- trachtung der Blätter die auffallend vorstehende Stachelspitze, die allen Wachholdern eigen ist, und welche Eigenschaft an den jungen Trieben besonders deutlich hervortritt. Die andere Form, wo die nadel- förmigen Blätter sich in der Stellung schon mehr den schuppenförmigen nähern, ist Biota meldensis (fälschlich Retinospora meldensis), welche Form bei Meaux in Frankreich erzogen wurde. VergleichtmanChamaecyparissquar- rosa 8. &Z. mit Biota meldensis und zumal die jungen Triebe, das hell- bräunliche Holz, die graugrüne Fär- bung beider Pflanzen, so gewinnt man die Ueberzeugung, dass wir es mit ein *) Retinispora squarrosa S, et Zucec. ist mit Chamaecyparis squarrosaVeitch identisch. Herr Beissner hat unter diesem Namen die von ihm erwähnte falsche Sorte erhalten, (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und derselben Pflanze, nur in verschie- denen Lebensstadien zu thun haben. Nur im Habitus ist ein Unterschied, der bei der jüngeren Form mehr rund- lich buschig ist, während die vorge- schrittenere Form (Biota meldensis) eine ganz ähnliche Zweigbildung, wie Biota orientalis zeigt und einen py- ramidalen Wuchs besitzt. Der klarste Beweis für obige Ab- stammung aber ist, dass Biota mel- densis als Samen zu Biota orientalis zurückkehrt, wie ich dies selbst er- probt habe. Ueberdies steckte ich die Zweigchen, die den Uebergang von den nadelförmigen zu den schuppen- föormigen bilden, von Biota orientalis geschnitten und erhielt daraus Biota meldensis. Die grössere Zärtlichkeit der Biota meldensis wird als Beweis gegen obige Abstammung angeführt, jedoch müss- ten erst mehr Kulturversuche ange- stellt werden. Ich habe hier an ge- schützter Stelle ein Exemplar ausge- pflanzt und werde später das Resultat mittheilen. Wie mir Herr Zellerschrieb, hielt Biota meldensis in Marburg an geschützter Stelle unter 'Tannenreisig aus. Bei früheren Versuchen könnten leicht Pflanzen verwendet worden sein, welchein wärmeren Gegenden erzogen, sich inFolge dessen in rauheren em- pfindlich zeigen mussten. Ueberdies leidet auch Biota orientalis hie und da und bedarf, um unbeschädigt zu bleiben, in rauhen Gegenden ge- schützter Standorte oder Decke. Merkwürdig ist es, wie gerade bei Biota orientalis die Erfahrungen über Ausdauern verschieden lauten, so z.B. 1. Originalabhandlungen, sagen die Herren Peter Smith in Bergedorf bei Hamburg, dass bei ihnen Biota orientalis nebst Formen sich stets empfindlich zeigen, wäh- rend sie in rauheren Gegenden nicht leiden. Professor Koch spricht die Ver- muthung aus (Dendrologie S. 121), dass Biota meldensis eine eigenthüm- liche Sämlingspflanze sei, von Juni- perus Barbadensis L. und Juniperus tripartita Hort. am nächsten stehen möchte. Von letzter Pflanze liegen mir Steck- lingspflanzen vor und ergibt der ge- naue Vergleich mit Biota meldensis Folgendes: Juniperus tripartita hort. hat kürzere dichter stehende Zweig- chen, dichter stehende stachelspitzigere Nadeln und ein dunkleres Grün. Zu- mal wenn man beide Pflanzen mit jungen Trieben neben einander sieht, tritt uns die Verschiedenheit am deut- lichsten entgegen, da dann der Juni- perus mit seinen blaugrünen Trieben und abstehenden Nadeln auffällig von Biota meldensis verschieden ist. Sehen wir nun Chamaecyparis squarrosa Veitch (Retinospora)*) an. Dieselbe bildet eine graugrüne schlanke, ele- gante Pyramide, hat leicht über- hängende Zweige, die linienförmigen Blätter stehen ringsum, sind blaugrün, untere Seite, zumal der jungen Triebe, silberweiss. Im Wuchs finden wir eine auffal- lende Aehnlichkeit mit Chamaecyparis pisifera. *) Sollte dieselbe nicht mit Retinospora leptoclada Zuce. identisch sein, wie selbige in Koch’s Dendrologie S. 171 beschrieben ? B. 1379, 113 In Koch’s Dendrologie Seite 170 heisst es: „Maximowicz hält Chamae- cyparis pisifera plumosa für eine Form der Chamaecyparis squarrosa.* In diesem Falle wäre letztere Pflanze also als selbstständige Art angesehen. Nach meinen Beobachtungen wären vielmehr Chamaecyparis squarrosa Veitchi die fixirte junge Pflanze und Chamaecyp. plumosa die fixirte vorge- schrittene Form, beide zu Chamae- cyparis pisifera gehörig. Man findet an Ch. pisifera plumosa häufig Zweigchen mit nur linienför- migen Blättern, welche ganz Ch. squar- rosa Veitchi gleichen und welche ge- steckt, genau wieder letzte Pflanze darstellen. Wie oben gesagt, gibt uns Cham. squarrosa Samen und zwar sind die- selben denen von Ch. pisifera ganz gleich; die aus beider Samen erzoge- nen Pflänzchen sind ganz gleich und bestätigen mit ihren linienförmigen, zuerst erscheinenden Blättern und zu- mal dadurch, dass die Sämlinge von Ch. squarrosa wieder Ch. pisifera dar- stellen, die oben aufgestellte Behaup- tung durchaus *). Chamaeeyparis squarrosa Veitchü hat sich überdies an verschiedenen Orten in Deutschland ebenso hart ge- zeigt, wie Ch. pisifera. Retinospora ericoides Zuce. (Chamaecyparis, Wid- dringtonia, Frenela) bildet im Hause eine frischgrüne, dem Wetter ausge- *) Was Herr Beissner Cham, squarrosa Veitehi nennt, ist Ch.squarrosa Veitch, oder Retinispora squarrosa Sieb, et Zucc., und wir stimmen mit demselben überein, dass dies nur eine Form von Retinispora ericoides ist, (E. R.) 8 114 setzt, zumal im Winter eine bräun- liche dichte, meist steif säulenförmige Pflanze. Die Blätter stehen dicht ringsum, obere Seite meist convex frischgrün, untere Seite deutlich zwei bläuliche Längsbinden zeigend. Nach meinen Beobachtungen gehört diese Retinospora als jugendliche Pflanze zu Ohamaecyparis sphaeroidea Spach (Uupressus thyoides L.) als vor- geschrittene Form steht dann zwischen beiden Chamaecyparis sphaeroidea variet. Audelyensis (fälschlich Retino- spora leptoclada Hort. und Cham. lep- toclada Hochst.), welche in Audelys in Frankreich erzogen wurde und eine dichte, steife schmale Zwergpyramide bildet. Wie man dazu kam, diese Pflanze leptoclada zu nennen, ist un- erklärlich. An Cham. sphaeroidea var. Aude- Iyensis bilden sich häufig Zweigchen mit linienförmigen Blättern neben den kurzen, gedrängt stehenden schuppen- förmigen Zweigen; vergleicht man diese Zweigchen mit linienförmigen Blättern mit Retinospora ericoides Zuce., so findet sich kein Unterschied; solche Zweige gesteckt ergeben ge- nau wieder der Retinosp. ericoides Zuce. gleichende Pflanzen, den steif säulenförmigen Wuchs haben beide Pflanzen gemein. Cham. sphaeroidea var. Audelyensis setzt, wie auch die Art, reichlich | (allerdings hier taube) Samen an. Es glückte mir, von einem kürzlich aus Holland bezogenen, hier ausgepflanz- ten Exemplare Samen zu erhalten und daraus ein Pflänzchen zu erziehen, welches nun den klaren Beweis liefert, dass die Sache so ihre Richtigkeit hat, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. denn der Sämling stellt nichts Anderes wie Cham. sphaeroidea Spach. dar. Zugleich ergibt wieder der Vergleich dieses Sämlings mit Retinosp. ericoides Zucec. dieselben linienförmigen, unten mit zwei bläulichen Längsbinden ver- sehenen Blätter. Somit wäre gegen diese Thatsache nichts einzuwenden und doch kommt auch hier merkwürdigerweise die grös- sereZärtlichkeit der Retinosp. ericoides Zuce. gegenüber derCham.sphaeroidea Spach. in Betracht. Nach Hrn. Zeller’s Mittheilung zeigt sich Retinosp. eri- coides Zuce. in Marburg empfindlich, erfror schon bei — 8 bis 12° R. und wird seitdem dort nurim Topfe kultivirt. Auch in Thüringen, speciell Erfurt, hat Retinosp. ericoides Zuce. sich in gewöhnlichen Wintern unter Decke gehalten, während sie im Winter 1870 bis 1871 zu Grunde ging. Von anderen Seiten wird dieselbe wieder als hart bezeichnet. Hier heisst es noch beobachten, vielleicht kann in Betreff dieser Ver- schiedenheit im Ausdauern ein Freund der Ooniferen Aufklärung geben. Noch wäre hier zu bemerken, dass Cham. sphaeroidea Spach. in manchen Gegenden durchaus nicht gedeihen will und zumal in manchen Boden- arten nicht alt wird, wie ich aus eigener Erfahrung weiss; auch Herr Zeller führt dies in seinem Aufsatz, Jahrgang 1877, 8.144 an. Vielleicht möchte auch hierin der Grund des Absterbens bei Retinosp. ericoidesZuce. zu finden sein. Es könnte befremden, dass Retinosp. ericoides Zuce. von Cham. sphaeroidea, Spach. abstammen soll, also von einer I. Originalabhandlungen. Pflanze, welche in Nord- Amerika heimisch, während Retinosp. ericoides Zuce. als aus Japan eingeführt gilt. Jedoch haben wir erstens den klaren Beweis durch obiges Experimeut vor Augen und ist es denn auch gewiss, dass Retinosp. ericoidesZuce. aus Japan eingeführt wurde und nicht etwa ein Erzeugniss ist wie Thuja ericoides und Biota meldensis ? *) Der Fall ist ja auch nicht ausge- schlossen, dass Chamaecyp. sphaeroidea Spach. in Japan eingeführt und somit Retinosp. ericoides Zuce. dort erzogen und dann von dort zu uns eingeführt wurde. Es scheint, als würden noch immer leichtsinniger Weise Pflanzen als Retinospora verbreitet, die es nicht sind. So erhielt ich Samen unter dem Namen Retinospora Blumei, welche ich sofort als solche von Biota orien- talis erkannte und welche Annahme die Sämlinge jetzt bestätigen. Aus dem bisher Gesagten würde sich kurz zusammengefasst also Fol- sendes ergeben: Thuja erieoides (fälschlich Retino- spora ericoides, juniperoides, dubia, glaucescens, rigida) und vorgeschrit- tene Form Thuja Ellwangeriana stellen die durch Stecklinge fixirte Form der Thuja oceidentalis dar. Chamaecyp.squarrosa hort. non. (Re- tinospora decussata, squarrosa glauca, flavescens, Juniperus glauca) ist die *) R. ericoides ist allerdings aus Japan eingeführt, es wachsen aber im Osten Asiens und im Westen Nordamerikas manche Pflan- zenarten, die ganz identisch mit einander sind. Ob nun Chamaeocyparis sphaeroidea Spach. und Retinospora ericoides Zuce. For- men der gleichen Art sind, darüber fehlen mir die Erfahrungen, soweit ich solche kenne, muss ich es bezweifeln. (E. R.) ' dann ihre Erfahrungen mit. dann die Sache als richtig befunden, 115 jugendliche und Biota meldensis (fälsch- lich Retinospora meldensis) die vor- geschrittene Form von Biota (Thuja) orientalis. Chamaecyparis squarrosa Veitchii (Retinospora) u. Chamaecyp. plumosa stellen die durch Stecklinge fixirte jugendliche Pflanze von Cham. pisifera dar. Retinospora ericoides Zucc. (Cha- maecyparis, Widdringtonia, Frenela) mit der vorgeschrittenen Form Cha- maecyparis sphaeroidea var. Audelyen- sis (fälschlich Retinospora leptoclada Hort. und Cham. leptoclada Hochst.) gehören als ähnliche fixirte jugend- liche Form zu Uhamaecyparis sphae- roidea Spach. (Cupressus thyoides L.). Und nun möchte ich diese Mitthei- lungen, welche auf den genauesten, eigenen Beobachtungen beruhen, mit einer dringenden Bitte schliessen: Im Interesse der guten Sache halte man es der Mühe werth, meine Be- obachtungen näher zu prüfen. Viel- leicht stellen auch andere Freunde der Coniferen und zumal solche, denen an richtiger Benennung ihrer Pflanzen gelegen ist, Versuche an und theilen Wird so gebe man den Pflanzen die Namen, welche sie ihrem Ursprunge nach tragen müssen, streiche dann aber den Wust schon bestehender falscher Namen, damit nicht der Wirrwarr, anstatt ihn aufzuklären, durch neue Namen noch vergrössert werde. Garatshausen im Sept. 1878. L. Beissner. Postser. von E, Regel. Der obige Artikel des geehrten Herrn Verfassers hat ein grosses allgemeines Interesse >} 116 und stellt für diese Gruppe der Coni- feren das fest, was ich von der sterilen und fruchtbaren Form von Malouetia, Hedera, Evonymus japonica und an- derer wiederholt bemerkt habe. Wir können den geehrten Herrn Verfasser nur ermuthigen, mit diesen Versuchen und Beobachtungen fortzufahren, dabei dem Gedächtniss aber nicht zu sehr zu trauen, sondern dieV ersuchspflanzen zu numeriren und die Ergebnisse nebst Jahreszahl ete. genau einzutragen. Solche Beobachtungen können eben nur im Garten gemacht werden, die in den Herbarien aufbewahrten trock- nen Exemplare können nur die Iden- tität mit der von den Autoren be- schriebenen Art oder speziellen Form beweisen. Deshalb würde ich rathen, zu jedem Experiment der Art unter gleicher Nummer Exemplare einzu- legen. Die schliessliche Revision sol- cher Exemplare zur Feststellung der Namen, unter denen sie beschrieben Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sind, könnte dann im hiesigen bota- nischen Garten vorgenommen werden. So z.B. ist die Pflanze, welche Herr Beissner als Chamaeeyparis squarrosa Veitchi bezeichnet, die ächte Chamae- cyparis squarrosa S. et Zuce., — wäh- rend die Pflanze, welche erals Ch. squar- rosa S. etZuce. (hort.) bezeichnet, eine in Kultur durch Stecklinge fixirte Form der ersten Entwickelung von Biota orientalis ist. Chamaecyparis ericoides und Ch. squarrosa halten auch wir für Formen der gleichen Art; von grossem Interesse würde es sein, wenn Herr Beissner’s Ansicht, dass auch sie nur fixirte Formen der Entwicke- lung von Ch. sphaeroidea Spach. seien, sich als richtig erweisen würde, die jetzt massenhaft jährlich aus Samen erzogenen Exemplare der Pflanze Amerikas müssten jetzt schon in den Gegenden, wo beide Arten gut im die Aufklärung Freien aushalten, geben. II. Empfehlenswerthe A. Empfohlen von E, Regel und Haage und Schmidtin Erfurt und | theils abgebildet in den Katalogen des Letz- teren. 1) Gentiana frigida Haenke var. algida. (G. algida Pall.) Die ächte G. frigida wächst in den Alpen Europas. In dem Kaukasus und in den Gebirgen Asiens kommen da- gegen 2 Formen derselben vor, von denen die auf Seite 117 abgebildete, weitaus die schönste ist. Während die G. frigida der Alpen Europas stets nur einstengelig, niedrig und nur 1—2 Blumen von ungefähr 1 bis 1'!/a Cm. Länge trägt, — so bildet die G. al- gida, von der wir hier unsern Lesern die verkleinerte Abbildung einer ganzen Pflanze und neue Zierpflanzen. und die Spitze des Stengels mit einigen Blu- men in natürlicher Grösse vorführen, — aus der perennirenden Wurzel mehrere 8—14 Cm. hohe Stengel, die 2—5 Blumen tragen. Die weissen in Längsreihen blau punktirten Blu- men selbst, werden bis 6 Cm. lang und ge- hören in Bezug auf Grösse und Färbung zu den schönsten und ausgezeichnetesten unter denen der schönen Gentianen. Wir führen, Ledebour folgend, diese Gen- tiana als eine Form der G. frigida auf, es scheint uns aber richtiger, dieselbe mit Pallas als eigene Art zu betrachten, da zu den sehr verschiedenen Grössenverhältnissen auch noch andere Charaktere treten. In Kultur hat diese Gentiana noch nicht geblühet, 2 ae Bar ee) Se II. Empfehlenswerthe und neue Zierpflanzen, Samen, die A. Regel 1877 vom Thian-Schan einsendete, keimten sowohl im Kais. bota- nischen Garten, wie auch in meinen Baum- schulen gut. Dieselben werden im Februar in Töpfe auf eine lockere Torferde ausge- säet, dünn mit Sand bedeckt und im kühlen niedrigen Kalthaus oder Fensterkasten ge- halten. Die jungen Sämlinge müssen bald in gleiche Erde in Näpfe verstopft werden und an einem kühlen und luftigen Platz, am besten im nach Norden liegenden Fenster- kasten, der reichlich gelüftet wird, aufge- stellt werden. Im Juni und Juli (nicht später) werden sie auf Beete mit der Lage nach Norden oder Osten am besten in der Steinparthie ausgepflanzt. Eine lockere Torferde, gemischt mit etwas Sand und Lehm, ist hier anzu- wenden und die Oberfläche der Erde ist mit feinem Kies oder grobem Sand vorsichtig, so dass die Pflänzchen nicht bedeckt wer- den, zu bestreuen, Reinhaltung und fleissiges Bespritzen bei heissem trocknen Wetter, im Winter Deckung mit Tannenreis, sind die Massregeln, die bei uns genommen wurden und unter denen die Pflänzchen gut gediehen, = 147 im ersten Jahre aber doch noch so klein blieben, dass sie kaum vorm dritten oder vierten Jahre zur Blüthe kommen werden. In einer Höhe von 6—10000 Fuss ist diese Art überall im Thian-Schan (Himmelsgebirge) zu Hause und geht von da durch die das Ilithal begrenzenden Gebirge bis zum Altai und Baikal. 2) Gentiana septemfida Pall. Ist schon längere Zeit durch den botanischen Garten in St. Petersburg in Kultur gebracht und Gartenflora Band XII. tab.406 von uns auch schon empfohlen und abgebildet worden, Gentiana septemfida. Wächst in den Alpen des Kaukasus und Altai und geht von da bis zum Dsungarischen. Alatau, Gehört zu den leicht gedeihenden Arten und ist von uns in den letzten Jahren vielfach nach Deutschland ete. in Samen und lebenden Pflanzen versendet worden, so dass diese wahrhaft prächtige Art sich jetzt all- gemeiner zu verbreiten beginnt, Aus der perennirenden Wurzel erheben sich viele auf- steigende und aufrechte, dicht beblätterte, 8--20 Cm. hohe Stengel, Blätter oval, die untern kleiner und stets abgerundet, die obern stumpf oder spitz. Blumen stehen in einem dichten, spitzenständigen Kopf, sind schön himmelblau mit dunklern Binden und im Winkel zwischen den Blumenkronenlappen findet sich ein in fadenförmige Wimpern zer- schlitztes Läppchen. Theilt mit der vorher- gehenden die Kultur, wächst aber auch in einer gegen Westen gerichteten Lage und blühet gemeiniglich schon im dritten Jahre 418 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nach der Aussaat. Selbst ausfallende Samen keimen unter den Pflanzen und können im folgenden Jahre wie kleine Sämlinge auf be- sonders präparirte Beete verpflanzt werden. Die dichten Büsche, die diese Art bildet, sind zur Zeit der Blüthe im Juni und Juli ganz mit Blüthen bedeckt und gewähren einen wahrhaft reizenden Anblick. Gedeihet im Garten ebenso leicht, wie die verwandte G. asclepiadea, deren Stengel aber noch ein- mal so hoch werden und deren Blumen mehr traubenförmig gestellt sind und erst im Herbste zu blühen beginnen. 8) Gentiana Pneumonanthe L. Die ver- breitetste Art aus der gleichen Gruppe, die auf sumpfigen Wiesen mit torfigem Boden in ganz Europa und in Südsibirien bis Kamtschatka wächst. Stengel von 830 bis 40 Cm. Höhe, die mit schmalen, fast linearen, gegenständigen Blättern besetzt sind und grosse dunkelblaue Blumen tragen, Letztere blühen erst im September auf, stehen ein- Gentiana- Pneumonanthe. zeln auf den Spitzen der Stengel und treten ausserdem auch noch oft aus den Achseln der obern Blätter hervor, so dass der Stengel 2 bis 3öBlumen trägt. Ist durchaus nicht schwierig in Kultur, sofern man derselben einen feuch- ten, stark mit Torferde versetzten Boden an- weisen kann, Wir kultiviren dieselbe auf Beeten im Halbschatten und decken die Oberfläche der Erde nicht mit Sand wie bei den andern Gentianen. u er A, TERFER RE TEN 4) Angelica songorica Rgl. et Schmalh. Wir gaben von dieser prächtigen Dekorations- pflanze aus der Familie der Umbelliferen im fünften Bande der Acta hort, Petrop. p. 590 die Beschreibung. Herr A, Regel sammelte die Samen derselben auf seiner Reise von Taschkent nach Wernoje, auf dem 8000 Fuss hohen Pass des Alexandergebirges Karabura, Angelica songorica. sowie im Thale Kok-djar des Thian-Schan. Im Kais. botanischen Garten kam im letzten Jahre ein lebend eingesendetes Exemplar zur Blüthe und bildete einen mächtigen, stark verästelten, 2'1/e M,. hohen Stengel, grosse 2—3fach fiedertheilige Blätter und mächtige Dolden gelber Blumen, so dass diese Art die Heracleum-Arten an Grösse noch übertraf. Blättchen oval oder rundlich, oberhalb kahl, unterhalb behaart. Leider gab in Folge des nassen und feuch- ten Sommers dieses Exemplar nur wenig keimfähige Samen. 5) Campanula macrostyla Boiss. et Heldr., Eine einjährige Glockenblume Griechenlands von Theodor von Heldreich entdeckt und zuerst in Boissier’s Diagnosen (Diagn. ser. I. fasc, 11 p. 65) beschrieben, dann aber auch in Boissier’s Flora orientalis III. 928. Wir können dabei nicht übergehen, dass Edm, Boissier, der erst selbst die Länder des Mittelmeers in einer Reihe von Jahren be- reiste, dann nur zu wissenschaftlichem Zwecke eigne Reisende zur Untersuchung des eigent- II. Empfehlenswerthe und neue Zierpflanzen. lichen Orientes ausgesendet hat, — jetzt schon den vierten Band seiner Flora orientalis be- endet hat und nächstens ausgeben wird. Die Beispiele, dass ein unabhängig dastehender Mann sein ganzes Leben und Vermögen einer solchen kolossalen Arbeit nicht blos widmet, sondern diese auch durch eisernen Fleiss und Energie, gepaart miteinem seltenen Ueberblick und KenntnissderPflanzen derbetreffenden und benachbarten Gebiete,—- zu Ende führt, stehen überhaupt selten in der Geschichte der Wis- senschaft da. Die Stadt Genf hat aber in dieser Beziehung neben Edmond Boissier, die Familie De Candolle aufzuweisen, wo Grossvater, Sohn und Enkel ebenfalls in gleicher Hingebung sich der Aufgabe gewid- 119 Blumenkrone länger als Kelch, kreiselförmig- glockig und breit 5lappig mit lang vor- sehendem Griffel, der anfangs mit einer keulenförmigen, später dureh Auseinander- treten der Narbenlappen, 3lappigen Narbe gekrönt ist. Verhält sich bei zeitiger Aus- saat in Töpfe und späterm Auspflanzen auf sonniges Terrain als schöne annuelle Pflanze. 6) Iberis umbellata L. (Cruciferae,) Die Iberis umbellata ist in Südeuropa. heimisch met haben, ein umfassendes Werk über alle Pflanzen unseres Erdballes zu bearbeiten. Indem wir zu unserer Campanula macro- styla zurückkehren, bemerken wir, dass wir unter diesem Namen auch eine falsche Pflanze, = nämlich Campanula sibirica erhielten, Die ap ER) Ve WE —) Campanula macrostyla. ächte C. macrostyla besitzt einen aufrechten verästelten Stengel und ist überall steif be- haart. Blätter sitzend, linien-lanzettlich, stumpflich, Aeste abstehend, nach der Spitze zu abermals kurz verästelt und auf der Spitze jedes Astes und Aestcehen eine ziemlich grosse dunkelblaue, oder bei einer Abart rosarothe Blume. Kelch mit grossen lanzettlichen Lappen und im Winkel zwischen denselben ein breit-ovaler kappenförmiger Anhängsel. S Say Sl SGEAAN, 0. TAN, 23ER, 2 BT N Rn J. a N Ya hr Ip 1088 v222 “ \ ZEN) > en Iberis umbellata purpurea. und gehört zu unsern, schon lange in den Gärten heimischen annuellen Pflanzen, deren Samen man, um schöne Bordüren zu bilden, im ersten Frühjahre direkt in’s freie Land aussäet. Ursprünglich hatte man von dieser Art nur die weissblühende Stammart, Jetzt finden sich zahlreiche Formen in Kultur und unter diesen ist die mit dunkelrothen grossen Blumen, deren Dolden sich zu einem Bou- quet gleichsam vereinen, die schönste. Von der nahe verwandten I. amara L. unterscheidet sich I. umbellata durch lanzett- 420 liche zugespitzte Blätter, von denen nur die untern undeutlich gezähnt, die obern da- gegen durchaus ganzrandig, wie auch durch die vorn in 2 in pfriemliche Spitzen aus- gehende Lappen des Schötchens, 7) Eschscholtzia californica Chamisso. var, Mandarin. (Papaveraceae,) Pyr. De Gandolle führte im Jahre 1828 die Eschscholtzia cali- forniea als eine ihm noch unbekannte Pflanze unter den Loaseen auf. Seitdem hat sich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ee ed an Au mi) Be a a als E. crocea Benth. abgebildet, und zwar sind diese beiden Formen seiner Zeit direkt aus Californien eingeführt worden. In Kultur sind seitdem Formen mit weissen Blumen (E. ealifornica alba), mit fast rosenrothen Blumen (E, californica rosea), mit dunkel- orangerothen Blumen (E. aurantiaca hort.) entstanden. Die neueste Form der Art ist die beistehend abgebildete, die als E, hybrida Mandarin in den Samenkatalogen empfohlen wird. Sie besitzt innen tieforangerothe und von aussen mehr röthlich gefärbte Blumen. Dieselbe gehört zu den Formen der E, cali- fornica, ist aber keine hyhride Pfianze, da als hybride Pflanzen nur Formen zwi- schen zwei oder mehreren Arten bezeichnet werden können. N 8) Phlox subulata L. Dieser niedrige, in den Gebirgen Nordamerikas weit verbreitete Phlox, geht in den Gärten als Phl. pilosa Gr III NEN WISH Eschscholtzia ealifornica Mandarin. diese Pflanze als eine allgemein beliebte ein- jährige Pflanze, deren Samen man auf lockern Gartenboden gleich an Art und Stelle in’s freie Land aussäet, in unsern Gärten einge- bürgert. Bot. mag. tab. 2887, — Bot. reg. tab. 1168, — Lodd, bot. cab. tab. 1635, — Sweet fl. gard. tab, 265 ist die Form mit mehr gelben Blumen als E. californica ab- gebildet. Eine Form mit orangerothen Blu- men ist Bot. mag. tab. 3495, — Bot, reg, tab. 1677, — Sweet fl, gard. ser, II. tab. 299 (Ph. pilosaL. ist eine ganz verschiedene Art), ) 6 NIS / iM “ S = h IIEN =_)) FR Phlox subulata. Ph. amoena, Ph. nivalis, Ph. setacea, Ph, Nelsoni und Ph, subulata.. Zwei Haupt- formen kann man von demselben unter- scheiden, nämlich die Stammform des Ph, subulata, wo sich die Dolden der rosenrothen Blumen nur wenig über die den Boden be- deckenden dichten Rasen der verästelten Stengel, die mit starren linear-pfriemlichen Blättern dicht besetzt sind, erheben. Die andere Form, mit länger gestielten, unge- fähr 25 Cm. hohen Blüthendolden ist von nL = EHIHLISE ’ VASSOOH I 2 LIFE DOIIELC II. Empfehlenswerthe und neue Zierpflanzen. Linne als Phlox setacea beschrieben worden. Nach der Farbe der Blumen werden unter- schieden: Phlox nivalis mit rein weissen Blumen, Ph. pilosa hort. ist die Form mit besonders üppig wachsenden, niederliegenden, den Boden mit dichtem hellem Grün decken- den Stengeln und lebhaft rosenrothen, ein- farbigen Blumen, als Phl. setacea hort. wird die Form mit lilafarbenen Blumen und dunk- lerm Auge bezeichnet, Ph. Nelsoni hat weisse Blumen mit rosarothem Auge etc. Dieser Phlox ist der schönste zur Be- deckung ganzer Beete mit dichtem Grün und üppigem Flor, zur Bildung schöner Bordüren, für Teppichbeete, zur Bekleidung von Stein- partkien. Gedeiht auflockern schwarzen und auch auf Lehmboden, vermehrt sich leicht und schnell durch Theilung und Stecklinge und gehört mit seinen Formen zu den schön- sten niedrigen, rasenbildenden Pflanzen. Manches Jahr hindurch hat der Referent in Petersburg fast jährlich Pflanzen der ver- schiedenen Formen dieser Art in’s freie Land gepflanzt, immer aber gingen dieselben im folgenden Winter wieder ein. Endlich ge- lang es, in der halbschattigen Steinparthie mittelst Einfüllens von grobem Sand zwischen die Rasen und Deckung im Winter mit Tan- nenreis, einzelne Exemplare zu habilitiren und zu überwintern und jetzt gehört dieser Phlox seit einigen Jahren zu den bei uns ebenso sicher und leicht gedeihenden Arten, wie das in den Gärten des westlichen Europas bis jetzt nur der Fall war, 9) Atragene alpina L. (Clematis alpina et sibirica D.C. prodr. I. p. 10.) Eine holzige Schlingpflanze, welche in den Alpen Europas, im nördlichen Russland und in ganz Sibirien bis Kamtschatka und Sachalin, und im Süden bis Dahurien und in den Hochgebirgen Gen- wächst. Schlingt bis 3 M. und höher empor, besitzt langgestielte gegen- ständige, doppelt 3theilige Blätter, oval-lan- zeitliche, grob gesägte Blättchen und hält sich durch die, die Stengel anderer Pflanzen umwickelnden Blattstiele, an diesen fest, Die Blüthe besteht aus 4 äussern gefärbten, glockenförmig zusammen neigenden, läng- lich-lanzettlichen Kelchblättern und 4 innern spathelförmigen, vorn abgestutzt-abgerunde- tralasiens wild 121 ten Blumenblättern, die gemeiniglich mehr als einmal so kurz als die Kelchblätter, Das Centrum der Blume nehmen zahlreiche ein- samige Früchtehen ein, welche im reifen Zustande mit dem langen bartig-behaarten Griffel gekrönt sind. Die Form der Alpen Europas besitzt blaue, etwas kleinere Blumen und das ist die, welche Decandolle als Atra- gene alpina beschrieben hat. In Sibirien kommt diese Art mit grössern, meist gelben, seltener blauen Blumen vor und diese Form ist es, die De Gandolle Atr, sibirica genannt Atragene alpina. hat. In Dahurien und der Mandschurei kommt endlich noch eine Form mit inneren Blumenblättern vor, die nur wenig kürzer als die äussern, und diese ward von Lede- bour als Atr. macropetala beschrieben. Ge- hört zu den fast den ganzen Sommer hin- durch dankbar blühenden Schlingpflanzen und zu der kleineren Zahl derer, die noch im Petersburger Klima ohne jede Deckung hart sind. Bei dieser Art machte ich die Erfahrung, dass alle Pflanzen, die ich aus Samen erzog, die aus dem westlichen Europa stammten, im Winter wieder ausfroren. Da- gegen dauerten Pflanzen, die aus Samen er- zogen wurden, welche in Sibirien gesammelt waren, ohne Schädigung aus und bilden jetzt im hiesigen botanischen Garten hohe, mit gelben und blauen Blumen im Sommer reichlich blühende Schlingsträucher, — und auch die aus hier erzogenen Samen hervor- gehenden jungen Pflanzen haben ihre Dauer- 122 haftigkeit bewährt. Aehnliche Erfahrungen machte ich in unserm rauhen Klima auch mit andern Holzgewächsen. So z. B. bezog ich von der in der Schweiz am Wallensee massenhaft wachsenden Hippopha@ rham- noides eine grosse (Quantität Samen, säete diese hier aus, liess solche im freien Lande verpflanzen und von Tausenden auf diese Weise erhaltenen Pflanzen erfroren im nächsten Winter alle bis in die Wurzeln. Jetzt beziehe ich jährlich Samen dieses Strauches aus Sibirien und alle aus diesem Samen hervorgehenden Pflanzen halten sich ganz unbedeckt, ohne Schaden zu nehmen, Es scheint sich die längere Vegetations- periode der Individuen des milderen Klimas auf die Samenpflanzen zu vererben, so dass solche, bevor sie ihre Vegetation beendet, in unsern Winter übergehen und in Folge dessen fallen sie dem Winter zum Opfer, B. Abgebildet im Kataloge von F. Jühlke Nachfolger in Erfurt, 10) Pyrethrum Parthenium L. Diese zur Familie der Compositen gehörige, perennirende Pflanze wächst in ganz Europa auf Schutt-. haufen, an Wegen etc. wild und gehört wohl zur Zahl der aus Asien in Europa einge- schleppten Pflanzen. Synonyme sind Matri- caria Parthenium_L., Matricaria odorata Lam. Das Pyrethrum parthenifolium Willd,, das im Kaukasus und Persien wild wächst, ist kaum spezifisch verschieden und wahrschein- lich die Stammart unserer wilden Pflanze. In den Gärten, werden nur 2Racen dieser Art kultivirt, nämlich die Race mit gefüllten Blumen und die mit goldgelben Blättern. Die Formen mit goldgelben Blättern werden in den Katalogen der Handelsgärtner unter Pyrethrum parthenifolium aureum als Gol- den feather, Golden gem und laciniatum aufgeführt, werden jährlich aus Samen er- zogen, behalten aus Samen erzogen die gold- farbigen Blätter und gehören zu den besten Pflanzen zur Bildung von Teppichbeeten, doch ist die als »Golden feather« bekannte Sorte die weitaus beste Sorte zu diesem Zweck. Die Formen mit gefüllten Blumen findet man dagegen in den Katalogen der Samenhandlungen als Pyrethrum Parthe- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. De la re 72 nium album plenissimum, ferner alsMatri- caria alba plenissima, M. capensis, M, eximia, M, eximia crispa, M. eximia grandi- flora, M, Parthenium album, M. Parthenium erectum album plenum etc. Alle diese Sorten mit gefüllten weissen Blumen bleiben sich aus Samen treu, werden zeitig wie annuelle Pflanzen ausgesäet, früh verstopft und blühen fast den ganzen Sommer hindurch, so dass sie zu den dankbarsten unserer Florblumen rechnen. De Candolle fasst alle gefüllt blu- migen Sorten unter den Namen Pyrethrum Parthenium flosculosum zusammen. Eine der schönsten Sorten ist die auf folgender Seite, dem Kataloge des Herrn F. Jühlke entnom- mene, und in den Gärten gemeiniglich als Matricaria eximia crispa verbreitete Sorte, (E. R.) C. Abgebildet im Botanical Magazine, 11) Dendrobium Brymerianum ERechb. fil. (Orchideae.) Wurde schon nach der Be- schreibung des Gardener Chroniele früher besprochen. S. Gartenflora 1877, pag. 87. (Taf. 6383.) 12) Saxifraga Maweana Baker. (Saxifraga- ceae,) Wurde gleichfalls schon früher be- sprochen. S. Gartenflora 1872, p. 21. (Tafel 6334.) 13) Fritillaria Hookeri Baker. (Liliaceae- Tulipeae.) Baker in Journ. Linn. Soc. XIV, p. 269. — Lilium (Notholirion) Hookeri Bak: in Gard. Chron. 1871, p. 201. — Diese Art bildet im Verein mit F. macrophylla D. Don (Lilium roseum Wall., L. Thomsonianum Ldl.) eine Mittelgruppe zwischen Fritillaria und Lilium, aber nach der Ansicht des Herrn Baker neigt die Waagschale der Unterschiede mehr zu Gunsten der Vereinigung mit Fri- tillaria. Wächst im Sikkim in einer Höhe von 9—10,000 Fuss und wurde zuerst 1849 von Sir Joseph Hooker entdeckt. Lebend eingeführt wurde die Pflanze von Mr. Elwes. Zwiebel eiförmig, fast 1 Zoll im Durchmesser, mit brauner Haut und einem dichten Büschel Wurzelfasern. Stengel aufrecht, glatt, rund, 1—2 Fuss lang. Blätter unterhalb des Blü- thenstandes 6—10, linear, abstehend, sitzend, wechselständig, die untern 5—6 Zoll lang; II. Empfehlenswerthe und neue Zierpflanzen. die obern allmälig schmäler werdend, Blu- men zu 3—8 in einer lockern Traube, wel- che ungefähr Ys des Stengels einnimmt, 123 guminosae-Hedysareae,) Hook. Fl, bor, am. 1. p- 155. — Torr, et Gr. Fl. N, Amer. T, pag. 357, — H, canescens Nutt.—H. dasycarpum 2 % A /r92 x IS 3 PAR = 37 Pyrethrum Parthenium flosculosum erispum. Untere Blumen 1", obere 1Zoll lang. Blu- menkrone trichterförmig, blass rosa-lila; die innern Abschnitte verkehrt-lanzettlich, in der Mitte ?e—!/a Zoll breit, die drei äussern schmäler. (Tafel 6385.) 14) Hedysarum Mackenzü Richards. (Le- Turez. — Eine schöne Staude, zuerst von Richardson 1823 während der Franklin’schen Expedition entdeckt ; später auf den Felsen- sebirgen von Utah und Colorado, als auch in Ostsibirien, Ajan und am Ochotskischen Meere gefunden. Wie alle Pflanzen, welche 124 einen grossen Verbreitungsbezirk haben, va- rürt diese Art stark in der Statur, Veräste- lung und Grösse der Blumen. Zunächst ver- wandt mit H. boreale Nutt, einer Art aus dem arktischen Amerika. Zweige dünn, nie- dergestreckt und aufsteigend. Blätter 4 bis 6Zoll lang; Blattstiele sehr dünn, Blättchen 5—7paarig, mit einem Endblättchen, "a bis 1 Zoll lang, länglich, verkehrt-eiförmig oder länglich-linear, an der Spitze stumpf oder abgerundet. Blumen °/—1 Zoll lang, hori- zontal abstehend und hängend;; rosa-purpur. (Tafel 6386.) 15) Aristolochia trilobata L. (Aristochia- ceae.) Plum.Ie.1. t. 43. fig. 2. — Jacq. Eclog. I. t. 26. Mart. Fl. bras. t, 90. — Fl. des serr, t. 1402. — A. trifida Lam. Encyel. I. p. 251. — A. caracasana Spreng. syst. veg. III. p. 753. — Howardia trifida Kl. in Monatsb. Berl. Acad. 1853. p. 617. — H. trilobata Kl. 1. c, — Eine südamerikanische Art, nebst A. ma- croura und A. caudata ausgezeichnet durch den langen, prächtigen Schwanz an der Spitze der Blumenkrone und den eigenartig gestalteten Sporn am Grunde derselben. Eine zarte Schlingpflanze, mit glatten, fast fadenförmigen Zweigen und Blättern von hroncegrüner Farbe. Blätter sehr verschie- den, sehr breit eiförmig oder nierenförmig, oder kreisrund in dem Umrisse, 2—4 Zoll Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. N im Durchmesser, mehr oder weniger drei- lappig, oft bis zur Hälfte eingeschnitten. Blüthenstiel mit dem Fruchtknoten 3—4 Zoll lang. Blumen blassgrün mit braun gefleckt, der Endlappen und Schwanz dunkelbraun. Unterer Theil der Blumenkrone aufgeblasen, 2 Zoll lang; am Grunde zusammengezogen. Röhrentheil so lang als der basale Theil, aber enger, zurückgebogen, mit einem Kreis- runden, behaarten Schlunde.- Endlappen ähn- lich wie die Deckel eines Nepenthes-Schlau- ches, den Röhrenschlund bedeckend. Schwanz gedreht, sehr dünn und lang. (Tafel 6387.) 16) Coelogyne (Pleione) Hookeriana Ldl. (Orchideae,) Ldl. Fol. orch, Coelogyne p, 14. — Wurde von Mr. Elwes vom Sikkim ein- geführt und gehört zu den im Frühling blü- henden Arten; dadurch, dass Blätter und Blüthen zu gleicher Zeit erscheinen, unter- scheidet sich diese Art von allen übrigen Pleionen, Ganze Pflanze 5 Zoll hoch, Schein- knollen !g—1Zoll lang, glatt, eiförmig, nicht mit Netzwerk bedeckt. Blätter einzeln 1'/s bis 2 Zoll lang, elliptisch-lanzettlich, fein gefaltet, dunkelgrün. Blumen 2—2!2 Zoll, hellrosa; Lippe blassrosa, an der Spitze blass braunpurpur gefleckt, Sepalen und Pe- talen verschieden in der Grösse, elliptisch- lanzettlich. (Tafel 6388.) Ender. III. Notizen. 1) Der Stadtpark in Wien ist das Herzens- und Sorgenkind der Wiener. Die dortigen Zeitungen beschäftigen sich viel und häufig mit demselben. Gerade jetzt, nach- dem der jetzige Stadtgärtner, Herr Maly, an- gefangen hat, die Sträucher stark einzu- stutzen und die Bäume theils auszulichten, ist in den Zeitungen ein allgemeiner Weheruf über Schädigung und Ruinirung des Stadt- gartens erhoben worden und in Folge dessen sind Commissionen zur Untersuchung und sion hat ihr Gutachten dahin abgegeben, | dass das Vorgehen des Herrn Maly noth- wendig gewesen sei, aber das Einstutzen der Sträucher auf 3 Jahre hätte vertheilt werden müssen, Das Publikum ist in diesen Fragen oft etwas unvernünftig und glaubt, eine Anlage solle nicht beschnitten werden und Bäume, die einmal gut wachsen, müsse man stehen lassen. Der Referent hat seine Ansicht schon oft dahin ausgesprochen, dass öffentliche Anlagen und Privatgärten, die frisch ange- legt sind, stets rechtzeitig ausgelichtet, d.h. ' dass in den Baumpflanzungen, sobald die Begutachtung berufen worden. Die Commis- | | | Kronen der Bäume sich berühren, frühzeitig gelichtet werden müsse, indem man immer so viel Bäume ganz fortnimmt, dass die andern genügenden Raum erhalten, sich un- III. Notizen. gehindert auszubreiten, und in ihrer ganzen Schönheit und eigenthümlichen Tracht sich entfalten können. Das Einstutzen der ein- zelnen Bäume soll dagegen nur soweit ge- schehen, dass deren unterste Aeste, die den Wegraum beeinträchtigen, fortgenommen oder eingestutzt werden. Das Einstutzen ganzer Bäume passt in keine natürliche An- lage, sondern nur in den regelmässigen Styl und allenfalls für Alleen. Von den Sträuchern sollten dagegen von vornherein zu wild wachsende jährlich eingestutzt oder auch ganz weggenommen werden, sofern in den Bosquetrandungen dadurch keine unschönen Lücken entstehen, Wo Bosquete auf diese Weise nicht von Anfang an verständig un- terhalten werden, da schiessen die Bäume hoch empor, verlieren die unteren Aeste, die bessern Sträucher unter denselben werden ganz unterdrückt und das Ganze erhält nicht das Ansehen eines gut unterhaltenen Gar- tens oder Parkes, sondern mehr das eines Waldes. Da alle neuen Anlagen, da wo man die Holzgewächse zu Bosqueten vereinigl,- von Anfang an viel zu dicht gepflanzt wer- den, wenn solche gleich eine Parthie dar- stellen sollen, so ist es der grösste Fehler in Bezug auf gute Unterhaltung, wenn nicht jährlich verständig gelichtet wird, Ein Fehler des verstorbenen, vielfach auch mit Unrecht geschmähten Stadtgärtners, des Herrn Siebeck, war es wohl, dass mit die- sem Auslichten nicht gleich in den ersten Jahren der Pflanzung angefangen und jähr- lich fortgefahren ward. Es ist aber eine schwierige Sache mit öffentlichen Gärten ; das theilweise in dieser Beziehung ganz un- verständige Publikum ist geneigt, über jeden Baum, Strauch oder Zweig, der fortgenom- men wird, sich wie für einen Unglücklichen, den man umbringen will, zu interessiren und Zeitungsfutter zu liefern. In den vor 6 Jahren in St. Petersburg an- gelegten Alexander-Garten hat der Referent da manche Erfahrungen gemacht, — da rufen die Einen dichter und mehr pflanzen, die Andern einzeln und gross pflanzen, Da wird ein Jammerton angeschlagen, wenn gross ge- pflanzte Exemplare zu Grunde gehen etc, Schon vom dritten Jahre an habe ich zu 125 üppig wachsende Sorten von Sträuchern, die von Anfang an mehr nur zur anfänglichen Füllung der Bosquets gepflanzt waren, ent- weder stark zurückschneiden oder ganz aus- nehmen lassen, Wo die Baumparthien sich schlossen, wurden Bäume ausgenommen und zum Ersatz alter, schlecht werdender oder abgestorbener Einzelpflanzen und für Alleen verwendet und wo Bosquetparthien zu dicht wurden, wurden Sträucher theils ganz aus- genommen und an andern Plätzen verwendet oder doch zusammen geschnitten. Alle diese Arbeiten wurden stets früh am Morgen vor- genommen, so dass bis zum Besuch des Publikums derartige Arbeiten vollendet und wieder aufgeräumt war, Wir wiederholen, es ist der grösste Fehler, der bei Unterhaltung von Gärten und Parks ge- macht wird, wenn nicht jährlich mit Um- sicht gelichtet und aufgeräumt wird, Die besten derartigen Anlagen werden sonst bald verwildern und mit Ausnahme der frei ge- pflanzten Bäume wird man wenig natürlich und schön sich entwickelnde Baumformen sehen, sondern wie im Walde, mit bis zu 20—30 Fuss Höhe von unten an kahlen Stäm- men, schiessen die Bäume auf. So ein Ver- hältniss fand der Referent im Park des Kais. botanischen Gartens vor. Viel ist da ge- schehen, um allmälig unmerklich zu bessern, viel aber muss noch geschehen im Laufe der Zeit. (E. R.) 2)Bullettino della societäToscana di orticultura in Firenze, Luglio 1878. — In diesem Hefte gibt Hr. Arcan- geli die Bemerkung, dass die von Parla- tore in seinen bei Gelegenheit des botani- schen Congresses in Florenz veröffentlichten „les collections botaniques des Mussde de Florence“ besprochene Cocos comosa, eine C. plumosa Hook. sei; — so auch sei (, oleracea, ebenfalls aus dem botanischen Garten von Florenz, eine C. coronata Mart. — Dieser Baum, von welchemRaddi Samen aus Brasilien mitgebracht, hat eine Höhe von 2,36 M., seine Blätter sind 2,4 M. lang und er hat auch schon Früchte getragen. — Dieser Baum ist einer der schönsten in Europa, vielleicht sogar der einzige; die im Garten von Fürst Demidoff und im botanischen Gar- 126 ten von Neapel u.a, vorfindlichen Cocos sind nach Arcangeli C. Yalac (?)Mart. oder eine dieser letzteren sehr nahestehende Art. — Im botanischen Garten zu Pisa hat im ver- flossenen Mai Verbasecum Chaixii die Bewun- derung aller Besucher erregt, durch sein prachtvolles riesiges Ansehen, seine grossen frisch grünen Blätter, seine grossen goldfarbe- nen Blumen mit wollartig purpurrothen Staub- fäden ; — in isolirten Gruppen inmitten von Wiesen in Parks macht dieses Verbascum grösseren Effekt als Montagnaea, Ferdinanda, Polymnia; — der Stock bringt immerfort neue Triebe, die sich wie durch Zauber all- sogleich mit reichlichen Blüthen bedecken; --ein Stock hat im erwähnten Garten vom 1. Mai bis 15. Juli 160 Blüthentrauben ge- tragen, jede hatte über 200 Blumen, der ganze Stock war also mit circa 1200 Blüthen gänzlich bedeckt; dieses Verbascum ist nach Bertoloni eine Varietät von Verb, nigrum (demselben sehr nahe stehend und nur durch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, x mehr angedrückte Behaarung, stärkere Ver- ästelung etc. unterschieden, E. R.) nach Pollini Verb, alpinum, — In der Mai-Sitzung der Gartenbau-Gesellschaft wurden mehrere sehr interessante Pflanzen vorgezeigt und besprochen, so u. a. von Hrn, Baslianini eine 28Monate alte Medinilla magnifica, reich- lich mit Blüthen bedeckt, eine Daemonorhops trichrous (nach Arcangeli wahrscheinlich eine D. draco u. a.); — von Marg. Bardo Gorsi mehrere Palmen der Gattung Kentia, welcher Name von Wendland und Drude in Grisebachia, von Beecari in Howeia um- geändert; Kentia sapida aus Neuseeland, K. Lindeni (Kentiopsis macrocarpa Brong.) und nach Beccari dürfte diese eine neue Gat- tung bilden, Morenia corallina, deren dünner, einem Bambus ähnlicher Stamm in gewissen Jahreszeiten weiss wie Elfenbein wird und dann wieder grün, ohne dass bis jetzt die Ursache dieser Farbenwechslung bekannt sei us. w. u.S. w. (Sr.) IV. Literatur. Bohnensieg et Burck, Repertorium annuum literaturae botanicae periodicae. tom. III. Harlem bei Erven Loosjes. 1877. — Wir besprachen schon einmal dieses ver- dienstliche Werk: für jeden, der sich mit Botanik beschäftigt, ein unentbehrliches »Pritzel’s repertorium botaniecum« ergän- zendesHandbuch, um sich einigermassen in der endlosen Literatur zurecht finden zu können, 2) W. Tatter, das Wichtigste aus der Obsttreiberei. Stuttgart bei Eugen Ul- mer. 1877, Preis 1 Mark. Gleichfalls zu den von den Verfassern selbst in gedrängter Kürze gegebenen Aus- zügen aus der Reihe grösserer Werke ge- hörend, die unterm Namen »Bibliothek des wissenschaftlichen Gartenbaues« im Verlage von E. Ulmer erscheinen, behandelt dieses Werk die Obsttreiberei. Mit voller Anerkennung haben wir das srössere Werk des Verfassers über den gleichen Gegenstand seiner Zeit besprochen und empfehlen nun auch dieses kleinere Werk allen, die mit diesem Zweig des Garten- baues zu thun haben, als einen unentbehr- lichen Rathgeber, (E. R.) V. Neuestes. 1) Dr. med. et phil .@Geheimhofrath Professor H. @ Ludwig Reichen- bach, Direktor des Museums und des bo- tanischen Gartens zu Dresden, ist am 17. März dieses Jahrs gestorben. Derselbe -ist 1793 als ältester Sohn des Gonrectors an der Thomas-- schule J, F, J. Reichenbach in Leipzig ge-- boren, erreichte mithin das hohe Alter von 87 Jahren, war der Nestor der deutschen. Naturforscher und bewahrte sich fast big zu V. Neuestes, seinem Lebensende die volle Geistesfrische. 1810 bezog er die Hochschule zu Leipzig, wo er sich der Medizin widmete. 1815 er- warb er sich den Doctor der Philosophie und 1817 den Doctorgrad der Medicin. Im Jahre 1820 ward derselbe als Professor der Natur- geschichte an der chirurgischen Akademie und als Direktor des Naturalien-Cabinets in Dresden berufen, Die chirurgische Akademie ward 1822 aufgehoben und so konnte Reichen- bach seine ganze Thätigkeit dem Naturalien- kabinet widmen. An dem die Naturwissen- schaften eifrig fördernden König Friedrich August fand Reichenbach einen hochherzigen Gönner und Protektor und so gelang es ihm, den botanischen Garten in Dresden ins Leben zu rufen, ebenso förderte er das Studium der Naturwissenschaften mit der ihm eigenen Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, wo er nur konnte und machte mit den Freunden derselben zahlreiche Excursionen in die Um- gebungen Dresdens. Als Präsident stand er verschiedenen naturwissenschaftlichen und Gartenbau-Gesellschaften vor und wirkte auf die Verbreitung der Blumenzucht, wo es nur möglich war, ein, so dass er als der Gründer der Handelsgärtnerei in Dresden anzusehen ist, die jetzt zu einer der bedeutendsten In- dustrien Dresdens herangewachsen ist. So wirkte er, wo er nur Gelegenheit hatte, an- regend und belehrend und unterstützte jedes Streben auf dem Gebiete der Naturwissen- schaften. Der Referent selbst erinnert sich mit herzlichem Danke der Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit, mit der ihm Reichen- bach entgegen kam, als er sich zur Zeit als er die Flora Bonnensis bearbeitete, im Jahre 1837 zum ersten Male mit verschiedenen Bitten um Aufklärung wegen kritischer Pflanzen an denselben wendete und wie zu- vorkommend er von demselben empfangen wurde, als er bei seiner Uebersiedelung nach Berlin sich demselben in Dresden vorstellte und so den von ihm hochver- ehrten Mann zum ersten Male persönlich kennen lernte. Reichenbachs wissenschaftliche Arbeiten sind ebenso zahlreich wie wichtig und haben ihm in allen Theilen unseres Erdballs einen unvergänglichen Denkstein gegründet. Als 127 die wichtigsten botanischen Arbeiten des- selben nennen wir die Folgenden: 1817, also schon vor 62 Jahren, publizirte Reichenbach sein erstes Werk, die „Flora Lipsiensis pharmaceutica“. 1819 seine Uebersicht der Gattung Aconi- tum und 1820 seine Monographia generis Aconiti, letztere mit 19 Tafeln, zu denen er, wie zu allen seinen späteren Werken, die Tafeln selbst zeichnete. 1821—1826 gab er die »Icones et descrip- tiones plantarum« oder das Magazin der ästhetischen Botanik mit 96 colorirten Tafeln heraus, 1820—1826 erschienen die erste u, zweite Auflage seines Katechismus der Botanik in 3 Bändehen mit 600 erläuternden Figuren, 1823—1827. Illustratio specierum Aconiti generis, mit 72 col. Tafeln. 1827—1830. Iconographia botanica exotica oder Hortus botanicus, mit 250 Tafeln von im botanischen Garten zu Dresden kultivir- ten Pflanzen. 1823—1832. Iconographia botanica seu Plantae criticae. 10 Bände mit 1000 Tafeln. 1830—1832. Flora germanica excursoria. Lange Zeit das wichtigste Werk über die Pflanzen Deutschlands und der anliegenden Länder. 1834. Das Pflanzenreich, lichen Klassen und Familien. 1834—1836. Flora exotica, 5 Bände, jeder mit 72 Tafeln exotischer Pflanzen, nebst Beschreibung und Anleitung zur Kultur. 1834—1878. Icones Florae germanicae et helveticae, Es ist das überhaupt das wich- tigste Werk mit Abbildungen, das bis jetzt über die Pflanzen Deutschlands und Europas erschienen ist, Zählt jetzt schon 22 Bände, mit über 3000 ganz vorzüglichen Abbildungen. Selbst für Reichenbach’s schöpferische Kraft ging dieses Werk, in dem gleichfalls alle Tafeln eigenhändig gezeichnet sind, über das, was ein einzelner leisten kann und so ist dasselbe in seinen späteren Fortseizungen grossentheils von seinem berühmten Sohn, dem Monographen der Örchideen, Herrn Heinrich Gustav Reichenbach, bearbeitet worden. Wir haben im obigen Verzeichniss nur die seine natür- 128 wichtigsten Schriften Reichenbachs im Ge- biete der Botanik erwähnt und dabei z. B. der von ihm 1827—1834 veranstalteten 2ten und 3ten Auflage von Mössler's Hand- buch der Gewächskunde in 3 Theilen nicht gedacht. Reichenbach ist aber in seinen spätern Jahren im Gebiete der Zoolo- gie nicht weniger thätig gewesen, so publi- zirte er 1834—1836 sein „Regnum animale“ mit 79 Tafeln und später „Die vollständigste Naturgeschichte des In- und Auslandes mit über 8000 illustrirten Tafeln“, Unsere Leser mögen daraus ersehen, dass mit Reichenbach wir einen der thätigsten und fruchtbarsten Schriftsteller Deutschlands im Gebiete der Naturwissenschaften be- trauern, der in den weitesten Kreisen wissen- schaftlich und populär anregend gewirkt hat. Der grösste Kummer, den er erlebte, war, als das naturhistorische Museum in Dresden ein Raub der Flammen ward und die von ihm gesammelten Schätze grossentheils da- bei verbrannten. Mit der grössten Energie hat er bis an sein Lebensende dahin gear- beitet, diesen Verlust wieder auszugleichen. Einen andern Kummer und viel Verdruss und Aerger hat es ihm in seinen letzten Jahren bereitet, dass er nach Carus Tode von der sächsischen Parthei als Gegenpräsident gegen den von den Adjunkten erwählten Präsidenten der Kais. Leopoldinischen Aka- demie der Naturforscher ernannt ward, was ihn mit vielen seiner früher intimsten besten Freunde entzweite. Wir betrauern tief den Hingeschiedenen, wir bewahren ihm ein um so frischeres An- gedenken, als sein Geist der unermüdlichen Thätigkeit, sein umfassendes Wissen, seine Gabe der bildlichen Darstellung in vollstän- digster natürlicher Treue schon lange auf seinen Sohn übergegangen ist, so dass der Name Reichenbach auch fernerhin als ein Stern erster Grösse am botanischen Himmel weiterhin leuchtet, (E. R.) und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Professor Ahlburg. Durch die Güte des Obmanns des Freien deutschen Hoch- stiftes, Herrn Dr. Otto Volger, gingen uns noch die folgenden Nachrichten über den zu frühen Tod dieses tüchtigen deutschen Ge- lehrten zu. Am 24. Juli 18738 begab sich derselbe von Tokio aus auf eine grössere Reise in das Innere Japans. Auf dieser Reise ward derselbe von der rothen Ruhr befallen und kam schon schwer erkrankt nach der Stadt Nikko. Von dort ward er nach Tokio zurückgebracht, wo er am 23. August schon im hoffnungslosen Zustande ankam. Fast alle Deutschen waren wegen der Hitze wäh- rend der Ferien in das kühlere Gebirge ge- zogen und nur der Direktor der Hochschule und des Deutschen Spitals waren anwesend. In das Letztere ward Ahlburg gebracht und verschied daselbst nach 6 Tagen. Seine be- deutenden Sammlungen sollen nun von To- kio nach Deutschland gebracht und durch Dr. Volgers Vermittelung verkauft werden. Dabei befinden sich zahlreiche Thierbälge und ein sehr bedeutendes Herbarium. Die Japanische Regierung hat Herrn Dr. Volger ein Beileidsschreiben mit ehrender Anerkennung seiner Kenntnisse, seiner Pflicht- treue und erfolgreichen Wirksamkeit zugehen lassen und ebenso die Summe von 1000 Mark zu einem Denkmale für denselben. So hatte sich unser Ahlburg schon in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit in einem ganz fremden Lande, dennoch schon die volle Achtung der Behörden erworben, uns aber ist derTod desselben nicht minder empfind- lich, indem wir durch ihn die genauere Kenntniss der Flora und Fauna des Innern dieses interessanten Landes zu gewärtigen hatten. Speziell die Leser der Gartenflora ver- lieren mit ihm einen getreuen Berichterstatter über die Zustände des Gartenbaues jenes Landes, in welchem der Gartenbau viel längere Zeit, als in unserm Vaterlande ge- pflegt worden ist. (E. R.) 1 Or1einalaphandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Glaucium squamigerum Kar. et Kir. (Sielie Tafel 972. Fig. 1.) Papaveraceae. G. foliis radicalibus petiolatis lyrato- pinnatifidis, caulinis sessilibus paueis minutis plerumgue trifidis; capsulis squamis basi dilatatis-obtectis; septis fenestratis. — Kar. et Kir. enum. pl. song. n. 53. — Ledb. fl. ross. IV. pag. 744. Eine hübsche 2jährige Pflanze, die vom Süden des Altai bis zum Alatau und Thian-Schan verbreitet ist. Wird ungefähr 1'e Fuss hoch, hat schöne unregelmässig fiederlappige längliche Blätter von weisslich blaugrüner Fär- bung, geziert mit weissen Flecken und Zeichnung und die goldgelben, 2 bis 3 Cm. im Durchmesser haltenden Blu- men, blühen den ganzen Sommer bis zum Eintritt der härteren Fröste im Herbste. Die Samen gehen leicht und schnell auf, werden in Töpfe oder gleich in’s freie Land gesäet und bei zeitiger Aussaat kommen die Pflanzen noch im gleichen Jahre zur Blüthe. Ob die Pflanzen mehrere Jahre aus- dauern, darüber fehlt uns noch die Erfahrung. Besitzt einen viel grazilern Wuchs als G. lIuteum und liebt son- nigen Standort und lockere Erde. Eingeführt durch Samen von A.Regel gesammelt. B. Sedum eyaneum Rudolph. (Siehe Tafel 972. Fig. 2.) Crassulaceae. S. foliis sparsis integerrimis glabris, radicalibus oblongis v. ovato-oblongis subrosulatis, caulinis oblongis v. ob- longo-linearibus; caulibus erectiusculis; floribus in corymbum compositum dispositis; staminibus petala obovato- oblonga acuta superantibus. Rudolph 1879, in Mem. Ac. Petrop. IV. 341, tab.2. — D.C. prodr. III. 404. — Ledb. fl. ross. II. 182. — S. lilacınum Ledb. in Mem. Ac. Petrop. V. 535. Ein schönes perennirendes Sedum Östsibiriens, das im Garten dichte Rasen 3—5 Zoll langer aufsteigender ®) 130 Stengel bildet, die gleich den blau- grünen verkehrt-länglichen stumpfen, fleischigen Blättern, durchaus kahlsind. Dierothblauen Blumen stehen in reich- blumigen Ebensträussen aufdenSpitzen der Stengel und blühen im Sommer reichlich und lange. Wir kultivirten diese hübsche Art bis jetzt in einer Steinparthie in halbsonniger Lage. Dürfte aber auch gleich den meisten andern Sedum-Arten in sonniger Lage auf gewöhnlichen Beeten auf lockern Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, EN RT lehmigen oder humösen Boden gut gedeihen, sofern der Boden derselben nicht stark gedüngt ist. Im Winter haben wir bis jetzt einen Schutz durch Deckung mit Tannenreis angewendet, sie dürfte aber wohl zur Zahl der Pflan- zen gehören, die ohne jeden Schutz unsernWinter überdauern, doch fehlen uns da die Erfahrungen noch. Eine schöne Pflanze für Borduren und Teppichkultur, (E. R.) 0. Oneidium linguiforme Ldl. (Siehe Tafel 973.) Orchideae. OÖ. linguiforme Lindl. Orch. Lind. 77.— Ejusd. folsorch. Oneidium N. 114. — One. umbrosum Rchb. fil. Bompl. 1854 teste Lindl. — Odontoglossum umbrosum Rchb. fil. in Linnaea XXI. p- 848. Die ausgezeichnete Orchidee, von der unsere Tafel bei a eine ganze Pflanze sehr verkleinert, bei b einen Blüthenast in natürlicher Grösse, bei ce und d Lippe und Stengel- säule vergrössert darstellt, ward ur- sprünglich von J. Linden in Merida entdeckt. Erst in neuerer Zeit scheint dieselbe in einer grösseren Zahl von Exemplaren durch Roezl eingeführt undals Odontoglossum auro-purpureum vertheilt worden zu sein. Ein Blü- thenästchen, das wir dem berühmten Monographen der Familie der Orchi- deen, unserm geehrten Freund Herrn H. G. Reichenbach einsendeten, weil unsere Pflanze mit O. auro-purpureum epiphytische | nicht übereinstimmte, ward von dem- selben für Oncidium linguiforme Lindl. erklärt. Die ovalen zusammengedrückt zwei- schneidigen Scheinknollen bilden emen dichten Rasen und tragen auf ihrer Spitze je 2 schmal linien-lanzettliche Blätter, welche bis 60 Cm. lang und ungefähr 2! Cm. breit werden. Wir kultivirten diese Art in der kalten Abtheilung des Orchideenhauses in einem durchbrochenen Topf in der gewohnten Bodenmischung für epi- phytische Orchideen. Im Herbste 1877 begann sich der Blüthenschaft zu zeigen, der sich rankenartig erhebt, ı 8 Fuss und darüber lang wird und der erst im Frühjahre 1878 an der Spitze die ‚grosse Rispe der Blumen bildete, von denen die ersten im Mai aufblüheten. Die Blüthezeit dauerte volle 3 Monate. Blumenblätter nan- kingfarben und nach dem Grunde zu \. Originalabhandlungen. 1351 in’s Violette spielend, die 3 äussern | lere kürzer als die seitlichen, vorn linien-lanzettlich, in einen Nagel ver- | kurz zugespitzt, ungefähr so lang als schmälert, spitz; die beiden obern | die Blumenblätter. Säule kurz mit am Grunde etwas verwachsen; die 2 abgestutzten Flügeln. beiden innern länglich-lanzettlich. Die Eine schöne und interessante Art, Lippe rosa-violett, geigenförmig, am | welche auch im temperirten Gewächs- Grunde verschmälert und 3 Längs- | hause gedeihen dürfte. (ER) leisten tragend, von denen die mitt- D. Phoenix eycadifolia h. Athen. (Siehe Tafel 974.) Palmae. Die beistehend abgebildete Dattel- | und Schmidt in Erfurt (5 Nüsse zu palme ist nach einem 30 Jahre alten | 1 Mark) im Kataloge. Durch die Exemplare mit3!/ Mtr. hohem Stamm, | übergebeugten Blätter erinnert diese der 0,90 M. im Durchmesser hält, | Dattel an Phoenix dactylifera cana- ausgeführt. Dieses Exemplar findet | riensis. Es sind aber die Blätter ver- sich in dem Hofgarten in Athen unter | hältnissmässig viel kürzer und die der Pflege des Herrn Hofgärtner | ganze Tracht dieser Dattelpalme er- Schmidt im freien Grunde und ist | innert mehr an einen Encephalartos vielleicht als eine der vielen Formen | als an eine Dattelpalme, weshalb der von Phoenix dactylifera zu deuten. | Name sehr zweckmässig gewählt ist. Samen dieser ausgezeichneten Form (E. R.) führt die Samenhandlung von Haage 2) Kleine Notizen über Palmensaaten und Anzucht. (Nach Mittheilungen eines Palmenfreundes.) Wenn ein Dilettant seine ganze | steigert sich auch das Nachdenken Aufmerksamkeit auf eine Specialität | und die Sorgfalt, diese Schwierig- verwendet, damachter Beobachtuugen | keiten zu überwinden. In den folgen- und Erfahrungen, welche in einer viel- | den Zeilen gebe ich einige Erfahrungen seitigen Gärtnerei übersehen, nicht | über Palmensaaten und Anzuchtjunger beachtet werden, worauf aber gleich- | Palmen nach brieflichen Mittheilungen wohl viel ankommt. Die Schwierig- | eines in diesen Blättern schon kürz- keiten der Kultur steigern sich, wenn | lich genannten Dilettanten, des Hrn. die Kulturmittel unvollkommen, ja | Sch. in Leipzig. Derselbe findet be- mangelhaft sind, aber in Folge davon | sonders Vergnügen daran, die Palmen 132 selbst aus Samen zu ziehen, das Kei- men und die Entwickelung zu beob- achten. Dass es leichter und weniger sorgenvoll, wohl auch billiger, neue, junge Palmen zu kaufen, darnach fragen Enthusiasten für eine Sache selten. Ich gebe diese Mittheilungen ohne logische Ordnung, wie sie mir zuge- kommen sind, übernehme auch nicht die Verantwortung für falsche Vor- aussetzungen. Es ist kein Vortheil, harte Samen anzufeilen, wie es in Gartenbüchern empfohlen wird. Von 10Samen Jubaea spectabilis (von Haage und Schmidt, Frühjahr 1878 bezogen) keimte von drei angefeilten nur eine Nuss, die übrigen 7 nicht angefeilten sämmt- lich in derselben kurzen Zeit. Mög- lich ist allerdings, dass die 2 ange- feilten zufällig nichtkeimfähig waren). Cocos flexuosa, welcher so harte Nüsse hat, wurde ohne jede Vorberei- tung mit ganzer Faserhülle (äussere Schale) in den Keimkasten gelegt und keimte bei 18—22° R. Bodenwärme des mit Petroleum geheizten Kastens*) in kurzer Zeit. Unter allen Palmen keimt und ent- wickelt sich keine so schnell und wie Pritchardia filamentosa. Wenige Wochen nach der Saat ent- wickelte sich schon das zweite Blatt. Von aus gleicher Quelle, zu gleicher Zeit bezogenen und ausgesäeten Areca rubra und A. lutescens keimten erstere sämmtlich schnell, letztere gar nicht. sicher *) Abgebildet pag. 208 der neuen (dritten) Auflage meiner »Zimmer- und Hausgärtnerei« mit Beschreibung nach Angabe des: Erfin- ders. (J.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Gi Sabal Blackburniana wurdeals Keim- pflänzchen in einen nur 30m. hohen Topf gepflanzt, um zu sehen, ob tiefe Töpfe die Entwickelung mehr begünstigen, wie allgemein angenom- men wird. Diese Pflanze wuchs ebenso schnell und üppig, wie die in grösse- ren, tiefen Töpfen stehenden, und nahm es nicht einmal übel, dass die durch den Topf gegangene Pfahl- wurzel scharf abgeschnitten wurde. Ausser bei den Arten von Phoenix hat das Beschneiden der Wurzeln Junger Palmen nie Nachtheile gehabt?). Hiezu gibt auch eine Mittheilung über Cycas media einen Beitrag, zeigt zugleich ein ungewöhnliches Entwicke- lungsvermögen. Alle Cycas vertrugen das Beschneiden der jungen Wurzeln *). Aber folgender Fall ist wahrhaft merk- würdig., Durch Unvorsichtigkeit brach die Pfahlwurzel eines keimenden Sa- mens ab und wurde glatt nachge- schnitten. Nach 14 Tagen verfaulte aber der Same, wurde entfernt, wäh- rend das kopf- und spitzenlose Wur- zelstück in der Erde blieb. Aus die- sem Bruchstücke einer Sämlingswurzel entwickelte sich oben eine Knospe und ein kleiner, oben normaler Wedel. — Gleich interessant und vielleicht noch nicht beobachtet, ist die Thatsache, dass sich aus einer verletzten Pal- menhauptwurzel eineneue Fortsetzung (Verlängerung) bilden kann. Dies ge- schah bei einem Sabal angustifolia, welche erst nach 8 Monaten keimte. Die abgebrochene, nicht beschnittene Pfahlwurzel bildete nicht etwa eine *) Es ist eine bekannte Sache, dass Cyca- deen das Beschneiden der Wurzeln weniger empfinden als Palmen, (J.) I. Originalabhandlungen, -. Nebenwurzel, sondern verlängerte sich aus sich selbst, bekam eine neue Spitze *). °) Sämlinge von Pritchardia filamen- tosa bekommen in feuchter Wärme zahlreiche gelbe Punkte, welche end- lich das Blatt gelb erscheinen lassen, wenn man sie nicht in die freie, trockne Zimmer- (Glashaus-) Luft bringt. Hier gedeihen sie gut. Aber das Eintrock- nen der Spitzen scheint unausbleiblich. Rhapis flabelliformis keimte erst nach 34 Tagen. Areca lutescens (aus Rio Janeiro bezogen) nach 10 Tagen. Letztere kamen über Nordamerika in einem mit Erde gefüllten Blechkäst- chen. Die Keimwurzeln von Areca litten von Trockenheit des Unterbo- dens, bildeten aber leicht Nebenwur- zeln. Nachdem von einem Samen die Keimwurzel abgebrochen, bildete sich neben derselben nach 30 Stunden eine neue von 4 Mm. Länge. Cocos flexuosa keimte im Zimmer ohne Bodenwärme und entwickelte sich normal, allerdings langsam und klein. Seaforthia elegans verträgt vollste Licht und hält sich grün, wäh- rend die meisten andern Palmen von der Sonne leiden, so dass im Früh- ling selbst gewöhnliche Rouleaux und noch darüber gezogene Vorhänge nicht genug schützen. >) Während bei den meisten Palmen die Keimkraft schnell abnimmt und die Keimzeit sich im Verhältniss zum Alter der Samen verlängert, wurde bei Arenga saccharifera das Gegentheil das *) Mich däucht, dass diese Thatsache die Aufmerksamkeit der Pflanzen -Physiologen und Anatomen besonders verdient. (J.) 133 beobachtet. Probeweise wurden die Samen zu verschiedenen Zeiten, aber unter ganz gleichen Verhältnissen in Bezug auf Bodenwärme etc. ausge- säet. Die frisch von Hamburg (von Albert Schenkel, Filiale von Wildpret und Schenkel in Teneriffa) angekom- menen Samen, brauchten 39—46 Tage zum Keimen. Die 8 Wochen später gelegten Samen nur 10—22 Tage. Ich schliesse diese Mittheilung meines Gewährsmannes mit einigen allge- meinen Dingen. Entölte Cedernholz- späne, welche zu Stecklingsbeeten viel gebraucht werden und empfohlen wur- den, haben bei demselben in dem Treib- und Keimkasten Fäulniss und Moder verursacht, trockneten auch zu ungleich aus, so dass nasse und trockne Stellen abwechseln. Stark ausgetrock- net nehmen sie das Wasser nur lang- sam an. Vielleicht war die Entölung dieser bei der Bleistiftfabrikation ge- wonnenen Sägespäne in diesem Falle nicht genügend. Jedentalls sind sie entbehrlich und Sand ist vorzuziehen. Mit jungen Palmensämlingen, wel- che mehrere Jahre in hohen Samen- töpfen gestanden und mit den Wur- zeln stark verfilzt waren, sind die Erfolge sehr betrübend gewesen, denn die Wurzeln konnten nur durch Ab- schneiden auseinander gebracht wer- den, wodurch die jungen Pflanzen sämmtlich krank wurden. Da solche Samenpflanzen überall zum Kauf an- geboten werden und der billige Preis besticht, so warne ich Dilettanten vor dem Ankauf, während Gärtner, wel- che über Warmbeete verfügen, diese Palmen allerdings erst nach langer Zeit zurneuen Wurzelbildung bringen. 154 Ich möchte die Verkäufer darauf auf- merksam machen, dass sie solche junge Palmen, wovon viele in einem 'Topfe stehen, künftig nicht zum Verkauf stehen lassen, lieber die Sämlinge ein- zeln in kleine Töpfe pflanzen. Wer je mit Palmen zu thun gehabt, weiss, dass junge Palmen sehr lange, erst unten verzweiste Wurzeln haben, so dass bei dem Entwirren der Wurzel- masse behufs der Theilung die zur Nahrungsaufnahme allein fähigen W ur- zeln meistens abgeschnitten werden Derselbe Uebelstand findet auch bei der Theilung der vielstäm- migen Rhapis flabelliformis statt. müssen. Im Allgemeinen ist unser Palmen- freund, trotzdem er seine Sammlung auf 78 Arten gebracht hat, mit den Erfolgen keineswegs zufrieden, ver- liert fast ebensoviel als er änzieht?), woran jedenfalls die Ueberfüllung in keineswegs ganz günstigen Räumen mit die Ursache ist. Der schlimmste Feind seiner Palmen ist der in der trocknen Zimmerluft überhand neh- mende Blasenfuss (schwarze Fliege, Thrips haemorhoidalis und Dracaenae), welchen weder Waschen, noch Räu- chern, noch Insektenpulver vertreibt. Manche Pflanzen haben nie ein ge- sundes Blatt. Die ebenfalls massenhaft erscheinenden Blattläuse einmal wurden in kurzer Zeit durch ihren schlimmsten Feind, das Marienkäfer- chen (Sonnenkäfer, Coccinella septem- punctata) aufgefressen. Schliesslich reihe ich hieran noch eine briefliche Mittheilung von einem Palmenzüchter aus Milwauki in Nord- amerika über die Wirkung des Kam- phers auf Samen, welche Beachtung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verdient. Derselbe bezog etwa 100 Samen von Areca rubra direkt aus Brasilien. Da die Samen verdächtig aussahen, öffnete derselbe fast die Hälfte und fand bei allen, dass das Keimchenvertrocknetwar. Dieübrigen Samen wurden in eine gesättigte Kam- pherlösung gelegt, in welchen noch Kampherstücke schwammen. So blie- ben sie 3—4 Tage liegen und keim- ten bei der sofortigen Aussaat zur reichlichen Hälfte schon nach wenigen Tagen. (J.) Anmerkungen von E. R.) !) Die gleiche Beobachtung habe ich gemacht. Besonders schädlich ist es aber, wenn das Anfeilen oder An- schneiden da geschieht, wo das Wur- zelende des Embryos liegt. Es kommt dann vor, dass der Embryo verhält- nissmässig schnell aufschwillt und aus dem denselben umhüllenden Eiweiss- körper heraus gesprengt wird. ?) Im Allgemeinen rathen wir vom Beschneiden der Wurzeln der Palmen ab. Wenn es aber geschieht, so soll das ausschliesslich im Frühjahre ge- schehen. 3) Ist unwahrscheinlich und hätte, mit Lupe und Mikroskop beobachtet, wahrscheinlich eine andere Anschauung gegeben. Das Austreiben des soge- nannten kopf- und spitzenlosen Wur- zelstücks ist nicht wunderbar, denn der obere Theil des Keims(d.h.derbeim Keimen aus dem Samen ausgetretene und dem Samen zunächst liegende Theil des Embryos) ist die Scheide, in der die erste Knospe eingeschlossen und dieser Theil, wo die erste Knospe entspringt, befindet sich bei der jungen Keim- pflanze stets ausserhalb des Samens. I. Originalabhandlungen. *) Palmen gehen in warmen Zim- mern mit sonniger Lage, in den Fen- stern und vor den Fenstern aufge- stellt, vorzüglich gut und haben wir die Vorsichtsmassregeln bei dieser Kul- tur in der letzten Zeit verschiedent- lich besprochen. Wer freilich die Wurzeln beim Verpflanzen beschneidet und die Spinnen überhand nehmen lässt, kann keine guten Erfolge haben. Endlich muss man eben nicht alle Palmen im Zimmer kultiviren wollen, sondern nur solche, von denen be- kannt ist, dass sie im Zimmer gut gehen; so gehen alle Phoenix (Herr Ingenieur A. Schumann kultivirt deren inclusive der Abarten 23), alle Sabal (es sind 14 Arten aufgeführt, jeden- falls nicht alles Arten). Ferner kul- 135 tivirt Hr. Schumann Cocos plumosa, flexuosa, Weddelliana (alle 5 gut für’s Zimmer), 16 Chamaedorea, 6 Areca, Jubaea spectabilis, Livistona australis und chinensis (alle Livistona-Arten vor- züglich zur Zimmerkultur), während Copernicia, Desmoncus, Oreodoxa, Daemonorhops, Acrocomia, Attalea, Bactris, Calamus, Caryota, Corypha, Diplothemium, Elais, Euterpe, Triartea, Malortiea, Martinezia, Phytelephas, Pinanga sich zur Zimmerkultur nicht eignen, dagegen alle Chamaerops, Geonoma, Hyophorbe, Rhapis, Thrinax, Trithrinax gut gedeihen. 5) Sonnige Lage und leichter Schat- ten ist zur Palmenkultur im Zimmer die beste. Bei heissem Wetter ausser- dem reichlich Luft. 3) Hainpflanzen des Frühjahrs. Unter dieser Ueberschrift bringt die | Gartenflora pag. 352 des vorigen Jahr- sangs eine Mittheilung des Herrn Ge- heim. M.-Rath, Prof. Dr. Göppert in Breslau über die im. dortigen botani- schen Garten in den Gehölzparthien verwilderten Pflanzen, verbunden mit der Aufforderung, diese „ganz unver- gleichliche Zierde* auch auf andere Parke und Gärten überzutragen. Ich schliesse mich diesem Wunsche von ganzer Seele an, da ich ungefähr eben so lange wie Herr Professor Göppert dieses Ziel verfolge und die Gebüsche des und hiesigen Gartens mit wilden verwilderten Frühlingsblumen schmückte, die Verwilderung begün- stigte. Sehr glücklich bezeichnete Hr. Prof. Göppert diese Pflanzen als „Hainpflanzen des Frühjahrs“, denn nur die frühesten Pflanzen, welche vor der Belaubung der Gebüsche sich vollkommen entwickeln, können unter der Baumwelt aufkommen. Alle Som- mer-Waldpflanzen gedeihen, mit weni- gen Ausnahmen, nur an offenen Stellen, die Frühlingsblumen aber unter dem dichtesten Gebüsch. Den Haupt- schmuck der Gebüsche und Waldpar- thien des hiesigen Gartens bilden die drei hier wildwachsenden Arten Cory- dalis cava und solida, mit rosenrothen, hellvioletten und weissen Blüthen, diese blühen — ohne Uebertreibung — zu Hunderttausenden auf einem verhält- nissmässig kleinen Raume und be- decken mit ihren zierlichen blaugrünen, vieltheiligen ausgebreiteten Blättern den Boden so vollständig, dass nur die etwas höheren Anemonen sich darüber erheben, verbreiten sich sogar über die naheliegenden Beete und er- { 156 halten sich, oft 1!/a Fuss tief liegend, Jahre lang, wenn sie während der Entwickelung nicht gestört werden. Am frühesten, schon im März blüht die Art mit nicht ausgehöhlten Knollen (©. solida Smith) und fingerig ge- theilten Deckblättern (Blättchen an dem Blüthenstiele); aber die Farbe dieser Art ist weniger schön, als die der später blühenden, blasslila, soviel ich beobachten konnte, Acht Tage später kommen die beiden andern Arten, von denen ich beson- ders. fabacea Pers. wegen der lebhaft purpurrothen Blumen nie weiss. hochschätze. Die grossen Samenschoten machen sie kenntlich und verursachten, dass wenn ich Samen sammeln liess, vorzugsweise diese genommen wurden. Beiläufig bemerkt, muss man bei dem Sammeln der Samen sehr schnell hinterher sein, denn sie reifen schon Ende April. Die grösste Farbenmannichfaltigkeit hat die Art mit hohler Knolle (C. cava) und es finden sich hier zwischen Blu- men vom tiefsten Purpurroth überall weisse, was einen besonders schönen Contrast bildet. Der Masse nach bildet hier Ane- mone seltener A. ranun- culoides den häufigsten Begleiter der Corydalis. Wirklich wild wachsen hier noch häufig in Gebüsch: Leucojum vernum, das grosse Schneeglöckchen, welches aber noch häufiger in feuch- ten Grasgärten ist; ferner 'Tulipa sylvestris, welche aber selten blüht, — mehrere Arten Gagea mit gelben Blü- then, — an sehr nassen Stellen Allium ursinum, welche das vom Hrn. Pro- fessor Göppert ertheilte Lob vollkom- nemorosa, men verdient, nur etwas zu stark nach Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Knoblauch duftet. Es kommt fast immer mit Stellaria nemorum zusam- men vor. Selten und nur auf Stellen, wo früher Wiese war, Narcissus-Pseudo- narcissus, welche hier in Grasgärten mit feuchtem Boden häufig und bei mir auf den im Frühling feuchten Gras- plätzen vor meiner Wohnung künstlich verwildert ist. Allgemein und leider zu massenhaft verbreitet ist noch Fi- caria ranunculoides, der Scharbock, eine reizende Pflanze, die aber auch den zunächst am Gebüsch liegenden Grasboden überzieht und das Auf- kommen der Gräser bis Juni erschwert. Sauerklee (Oxalis acetosella), welchen Herr Dr. Göppert besonders betont, wächst bei mir nicht, erfreut mich aber stets in unsern Wäldern, wo er ganze Flächen überzieht und das hellste Grün der Bodendecke bildet. Ich habe diese Pflanze in allen meinen Büchern, wo es hingsehört, als Waldbodenpflanze empfohlen. Künstlich vermehrt und verbreitet habe ich alle genannten Pflanzen, dazu noch Stellaria Holostea, Vinca, Maiblumen (Convallaria), Po- lygonatum, Majanthemum, mit beson- derer Vorliebe aber Lychnis diurna (L. dioica L.) und L. Viscaria (Pech- nelke) und einige andere Pflanzen. Von den nicht örtlichen Pflanzen nenne ich: Eranthis hyemalis, welche vom Rasen durch Abräumen der mit Samen versehenen Blüthenstengel in die Ge- büsche gekommen ist, Galanthus ni- valis (Schneeglöckchen mit gefüllten Blumen), Nareissus poeticus, Seilla sibirica, Fritillaria imperialis (durch Zufall in die Gebüsche gekommen), Hepatica triloba, Asarum europaeum (hier beide nur auf Kalkboden wild), far 972 7 | | | 7, Arten sgutamigettin: n.ÄENnZ. > ae Sltudli DE 4 ' I. Originalabhandlungen, Orobus vernus, Pulmonaria angusti- folia, Asperula odorata, Epimedium alpinum, Trifolium rubens u. a. m. Ferner sind von dem früheren bota- nischen Garten her noch einige Wald- unkräuter fast nicht auszurotten: Son- chus macrophyllus W. (Mulgedium ma- erophyllum), mit schönen blauen Blu- men, Achillea macrophylla L. (?) mit prächtiger Belaubung und Telekia speciosissima D.C,, welche mit ihren stinkenden Blättern das Futter der nahen Wiesen verdirbt. Dagegen sehe ich als Frühlingsblume gerne Scopolia atropoides und am Rande der Ge- büsche Tellima grandiflora mit immer- grünen Blättern, ferner Dianella cor- difolia und Saxifraga crassifolia. Aus diesen Angaben ist ersichtlich, dass die Anlagen in Breslau nicht die einzigen mit diesem Frühlingsschmuck begabten sind, wie die Worte „eine Zierde, deren sie (die Landschafts- gärten) jetzt gänzlich entbehren“, an- deuten. Da ich diesen Frühlingsflor vielfach in Büchern und Fachzeit- schriften empfohlen habe, so haben es auch schon Viele nachgemacht; manche wohl ohne unser Zuthun, denn ich kann nicht glauben, dass Hr. Pro- fessor Dr. Göppert und ich die ein- Andere liessen solche Blumen, besonders Corydalis, von mir kommen. ersten des verstorbenen Philipp Engels in Köln, dem ich vor etwa 20 Jahren die Frühlingsblumen für seinen Park- garten in Godesberg bei Bonn lieferte. Literarisch bin ich so viel thätig für diesen Frühlingsflor gewesen, dass zigen wären. Ich erinnere mich als des tengräser 137 meine besondere Freude daran jedem Andeutungen gab ich schon in meinem ersten, 1845 erschienenen Buche „Ideenmagazin Leser auffallen muss. für Hausgärten“ (welches später von mir wegen seiner Mängel ganz unter- drückt und in den „Hausgarten“ um- gearbeitet wurde), nahm aber diese Belebung der Gebüsche in der ersten, 1853 erschienenen Auflagemeines „Ka- techismus der Ziergärtnerei* (Leipzig bei J. J. Weber, 4. Auflage 1877) förmlich als Lehre auf. Auch die Gar- tenflora brachte in ihrem dritten Jahr- gange 1854, pag. 230 Andeutungen. Seitdem habe ich in jedem meiner Bücher über Landschaftsgärtnerei und Blumen einen besondern Abschnitt: „Blumen im Wald und Gebüschen“ gegeben, am ausführlichsten in dem 1358 erschienenen Buche: „Die Ver- wendung der Pflanzen in der Garten- kunst“ eingefügt, zuletzt in meinem „Lehrbuch der Gartenkunst* (1877, Verlag von Hugo Voigt) p. 441. Ich empfehle noch besonders, zwi- schen diese Frühlingsblumen Schat- besonders Milium anzupflanzen,, Brachypodium sylvaticum, effusum, Melica nutans und uniflora. Ich habe es so weit gebracht, dass dieselben Baumparthien, welche im April und Mai einem üppigen Blumen- beete gleichen, im Sommer ganz mit den genannten Gräsern, besonders Brachypodium begrünt sind. Ausführ- licheres über solche Schattengräser und deren Verwendung habe ich in einem der letzten Jahrgänge der Gartenflora mitgetheilt. (J.) 138 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wir TE ne | a ur x 4) Cymbidium Hillii Ferd. Müll. Laxum, folüs lato-linearibus elon- gatis planiusculis prominenter triner- viis sursum longe angustatis racemum pauciflorum superantibus, bracteis lon- giusculis, sepalis oblongo-lanceolatis acutis, exterioribus interiora paulo superantibus, labello glabro infra medium breviter inciso anguste bieristulato, lobo supero semi- lanceolato acuminato fere ter longiore quam lato, cristulis in -lobum superum excurrentibus. Diese neue Orchidee hat kürzlich zum ersten Mal im botanischen Gar- ten zu Brisbane geblüht unter der Obhut des Direktors Walter Hill, wel- cher selbst diese Art entdeckte, und zwar an Eucalypten-Stämmen in den Küstenwäldern des Mulgrave-Gebirges im nördlichen Queensland. Dieses Cymbidium ähnelt dem C. canalicu- latum, welches ich auch nur aus- schliesslich an Eucalypten gesehen habe, die Blättersind aber schlaffer, von dünnerer Consistenz, nicht auffallend kanalförmig, zusammengebogen und beiderseits längs der Mittelrippe ausser den zahlreichen feinen Streifen mit einem vorspringenden Nerven durch- laufen, die Deckblätter sind länger, die Blumenstielchen von der Länge des Kelches, die Blumen in der Traube sind weniger in Zahl, die Kelchtheile (wozu ich auch die Blumenblätter oder Petala der meisten ÖOrchidographen rechne) sind länger und spitzer, der obere Theil der Lippe ist von grösserer Länge als der untere und mehr zu- gespitzt und nicht ganz eben, und der untere Theil derselben ist nicht deutlich sammethaarig; die Färbung scheint auch eine etwas andere zu sein. Obgleich dieCymbidien des Austral- Welttheils nicht mit der Pracht vieler anderer epiphytischer Orchideen wett- eifern können, so sind sie doch immer- hin merkwürdig und auch als inter- essante Sammlungs-Pflanzen wohl der Kultur werth. Ganz besonders ist dies der Fall mit dem rigiden und statt- lichen C. canaliculatum, von welchem das Botanical Magazin ein treffliches Bild geliefert hat. Es mag Viele be- fremden, wenn ich bemerke, dass dies Oymbidium die einzige Orchidee war, welche ich in den Jahren 1855 und i856 längs etwa 3500 geogra- phischen Beobachtungs- Linien vom Viktoriaflusse bis zu Sturts Creek und dann wieder bis zu den Quellen des Gilbertflusses bemerkte. An der Mün- dung des Viktoriaflusses fand ich noch Eulophia venosa und zwar höchst spärlich, und dann sind freilich auch von der Nordküste Australiens Den- drobium dicarpum und Geodorum pic- tum bekannt, während ich fürchte, dass Vanda Hindsii durch eine Ver- stellung in unsern Gewächshäusern hier unrechtmässig in die Vegetation Australiens eingereiht wurde. Central- Australien ist neben der Sahara und libyschen Wüste wohl die einzige, sich weit erstreckende Region der Welt, die fast oder sogar absolut unpräsen- tirt durch Orchideen ist, es sei denn, dass man in der Wüste noch etwa das besagte Öymbidium auf Eucalypten anträfe, selbst den sengenden Winden dort noch trotzend. Zwar kennen wir I. Originalabhandlungen. den Küstensaum mit seinen vielen Mangel-Buchten längs Nord-Australien erst sehr unvollkommen, aber nach dem, was ich persönlich an der Mün- dung des Albertflusses und in andern Küstenstrecken von Carpentaria sah, mache ich mir keine Vorstellung von irgend einem Reichthum an Orchi- deen dort, selbst unter einer sonstigen Mehrzahl von tropischen Formen. Diese ungewöhnliche Armuth an Or- chideen hat sich auch an dem mehr nördlichen Theil der Westküste Au- straliens herausgestellt. So, beispiels- weise, befindet sich unter nahe an 400 Pflanzen-Arten, die ich nach dem Studium auch der diesjährigen Samm- lungen von Mr. John Forrest aus dem Nickol-Bay-Distrikt kenne, nicht eine einzige Orchidee, wenn auch damit | deren gänzliche Abwesenheit nicht be- wiesen werden kann. Auch unter den | 139 Pflanzen, die Mr. Giles während seiner 4 ausgedehnten Entdeckungsreisen durch Central- Australien zusammen- brachte, mehrere hundert Arten zäh- lend, ist kein Repräsentant der Or- chideenfamilie enthalten. Meine eige- nen Reisen zur Auffindung von Pflan- südlichen Theil der Shark- Bay gaben mir im vorigen Jahre auch keine Orchideen, und die wenigen Arten dieser Familie, welche sich in den südlichen Theil des Wüstenlands Australiens hineinwagen, beschränken zen am sich ziemlich auf Pterostylis rufa, Ly- piranthus nigricans, Microtis porri- folia und vielleicht noch Caladenia Patersonia, und selbst diese verlieren sich, ehe man die nördlichen Neben- gewässer des Murrayflusses erreicht. Melbourne, Januar 1879. Baron Ferd. v. Müller. 5) Das Kloster und Wir haben schon einige Mal in diesen Blättern erwähnt, dass Walam der nördlichste Punkt in Russland ist, an welchem der Obstbau noch sicherer und besser gedeihet als in Petersburg. Die Inseln Walam liegen unterm 61° N. Br. im Ladoga-See. Jähr- lich fast kam von dort der Pater Nikanor nach Petersburg und brachte Proben der Fruchternte entweder selbst mit oder sendete solche zu den Ausstellungen des Kais. Gartenbau- vereines, wo solche stets die höchsten Preise erhielten, wegen der ausge- zeichneten vollkommenen Ausbildung der Früchte. Jährlich auch hatte der die Inseln Walam. Referent die Absicht, der freundlichen wiederholten Einladung der Mönche zu folgen und die Inseln von Walam selbst zu besuchen. Endlich am 23. (31.) Juni des letzten Jahres brachte ich den lang gehegten Vorsatz zur Ausführung. Die Tour wird von Pe- tersburg aus ganz zu Wasser mit grossen Dampfschiffen gemacht. Die Fahrt der Newa stromaufwärts bis Schlüsselburg über den breiten und schönen Newastrom dauert ungefähr 5 Stunden und bietet viele Abwechs- lungen, indem das Ufer zu beiden Seiten erst einige Stunden weit strom- aufwärts mit grossartigen Fabriken 140 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. aller Art besetzt ist und dann folgen, besonders da, wo die Ufer sich zu niedrigen Hügeln erheben oder durch die Einmündung von Bächen und Flüssen eine oft wirklich malerisch schöne Gestaltung bekommen, zahl- reiche Landwohnungen, theils mit schönen Parkanlagen. Die Stadt Schlüsselburg liegt bei der Bergfahrt rechts am Ausfluss des Ladoga in die Newa und da, wo die Einmündung desselben sich ausbreitet, liegt in der Mitte die Insel mit der für frühere Zeiten festen Festung Schlüsselburg, die freilich aber für jetzige Zeiten als Festung keine Bedeutung mehr hat. Der Ladoga breitet sich mächtig gleich einem Meere aus, denn wenn man sich der Mitte desselben nähert, da sieht man nur Himmel und Wasser und bei frischem Wind wird derselbe so unruhig und stürmisch, dass offene Getreidebarken, Holzbarken etc. den- selben nur mit Gefahr passiren können. Bei Schlüsselburg geht rechts vom Ladoga das grosse Kanalsystem ab, das Petersburg mit dem kaspischen und schwarzen Meere mittelst der Wolga und des Dnieper verbindet und zwar geschieht dieses durch Ver- bindung des in den Ladoga einmün- denden Wolchow, der aus dem Ilmen- see entspringt und ferner mittelst der ebenfalls in den Ladoga mündenden Tichwinka. Der Swir verbindet ferner den Ladoga mit dem Onega und von ersterem aus geht ein weniger ge- brauchtes Kanalsystem durch den „weissen See* ebenfalls nach der Wolgsa. Alle die zahlreichen, durch diese Kanalsysteme aus dem Innern nach Petersburg kommenden Barken treten nicht in den Ladoga ein, son- dern gehen auf den Kanälen bis zum Ausfluss der Newa aus dem Ladoga bei Schlüsselburg. Das Dampfschiff geht nun nord- wärts in der Nähe der Finn’schen Küste (die man fast beständig im Gesicht behält, während nach den andern Seiten nur Himmel und Wasser zu sehen ist) in Sstündiger Fahrt bis zur Insel Konewez mit dem gleich- namigen Kloster. Diese Insel ist durchaus sandig und hat weit in den See hineinreichende Sanddünen, die auf weiten Bogen umschifft werden müssen. Wir kamen bei hellem Ta- geslicht halb 42 Uhr Nachts an und stiegen in dem Logirhaus des Klosters ab. Reinliche Betten und Matrazen der einfachsten Art dienen als Nacht- lager. Das Schiff brachte an 250 Passagiere und so hatte das Logir- haus wenig Platz, so dass wir un- serer neun (die Mitglieder zweier be- freundeter Familien), Damen und Herren in einem Zimmer übernach- teten, in welchem kaum 2 Zoli dicke Matrazen an Stelle der Betten auf die Erde gelegt wurden. Das Kloster ist ein stattliches Gebäude und die grosse Insel ist grossentheils mit Föh- ren- und Laubwald bedeckt. Heidel- und Preisselbeeren (Vaccinium Myr- tillus und Vitis Idaea), Empetrum, Arctostaphylos Uva ursi bildet neben dem Rennthiermoos (Uladonia rangi- ferina) und andern Moosen die Decke des Bodens im lichten Walde und da- zwischen blühete die hübsche Trien- talis europaea und in grosser Menge die Linnaea borealis mit ihren nied- I, Originalabhandlungen. lichen nickenden weisslichen Blumen mit röthlichem Schimmer und von höchst angenehmem muskatartigen Wohlgeruch. Die Linnaea bildet hier theils grosse mächtige Polster, die grössere Strecken überziehen oder an andern Stellen auch nur kleinere Pol- ster, aus deren hellgsrünem Laube sich die dünnen nackten Blüthenstiele um desto zahlreicher erheben. Den folgenden Tag um 8 Uhr Mor- sens geht das Schiff weiter nach Nor- den und kommt um 2 Uhr Nachmit- tags bei der Inselgruppe von Walam an. Diese Inseln sind von Granitfelsen gebildet, die mit steilem schroffen Absturz sich 100— 150 Fuss über dem Spiegel des Sees erheben. Dreissig Inseln bilden diese Gruppe, auf deren grösster (Umfang 35 Werst, Durch- messer 6 Werst) das Kloster liegt. Zwischen diesen Inseln schlängeln sich schmale, einem Fluss gleichende Arme des Sees hindurch und alle diese Inseln sind mit üppigen Waldungen be- deckt. In Folge dessen bilden diese Inseln reizende malerische Gruppen schon bei der Einfahrt zum Kloster, wozu noch kommt, dass die hervor- ragendsten Punkte durch verschieden- artig construirte Kapellen verziert sind. Das Kloster Walam hat eine be- deutende Ausdehnung und hat im Ganzen ungefähr 200 Mönche. Da sieht man aber nichts als thätige ge- schäftige Menschen, von denen jeder einzelne in der auf sich beschränkten Kolonie, den ihm obliegenden Ge- schäften rüstig nachgeht. Wie ein Kloster der fernen Zeit, wo die Klöster im wüsten Mittelalter die einzige Zu- 141 flucht von Wissenschaft und Industrie waren, so hat das Walamer Kloster unter seinen Mönchen alle Richtungen des Lebens vertreten. Die Walamer Mönche bauen sich ihre Kapellen, be- hauen und poliren die schönen Gra- nite und Marmor-Sorten ihrer Inseln und der benachbarten finnischen Küste, besorgen die Herstellung des Schnitz- werkes, der Vergoldungen für die Ver- zierungen ihrer Kirchen und Ka- pellen. In einem besondern grossen Gebäude steht die von Mönchen be- diente Dampfmaschine, welche das Wasser in dies Kloster und die Gär- ten emporhebt und an der alle die nothwendigen Einrichtungen zum Sä- sen vonBretternundzu andernZwecken angebracht sind. Mönche sind es, die alle Gartenarbeiten, die Küche und so fort besorgen, Mönche beaufsich- tigen die Forsten und die Wiesen und (Gretreidekulturen. Die Walamer-Inseln sind wohl der südlichste Punkt, wo noch wilde Rennthiere in einer Zahl von 50-100 Stück vorkommen, die im Winter, wenn der See zugefroren, nach dem nördlichen Finnland hin wechseln. Mannigfaltig und reizend ist der Wechsel zwischen hohen Waldungen, deren Boden mit hohen üppigen Pflan- zen von Pteris aquilina, Asplenium Filix foemina, Aspidium spinulosum, dilatatum, Filix mas, Struthiopteris germanica, Polypodium Dryopteris bedeckt ist, — mit Wiesen, einzelnen Getreidefeldern und Weasserparthien. Der Boden hebt und senkt sich zu Hügeln und Thälern und da und dort treten die schmalen Arme des Sees gleich einem sich schlängelnden Fluss 149 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, dem Auge entgegen und zum Wasser senkt sich hier der Boden mit Wald oder Wiese bekleidet, während dort schroffe Felsenmassen bis zu 100 Fuss Höhe aus dem Wasser senkrecht em- porsteigen oder auch der scheinbare Fluss sich plötzlich zur unüberseh- baren meergleichen Wasserfläche aus- breitet. Besonders an den Felsen wachsen allerhand seltenere Pflanzen, so an Farnen: Polypodium vulgare, Wood- sia ilvensis, Asplenium septentrionale, Aspl. Trichomanes, —und an andern Pflanzen z. B. Saxifraga nivalis, S. caespitosa, Uerastium alpinum etc. Die Walamer-Mönche, welche für alles, was ihre Inseln betrifft, das lebhafteste Interesse haben, besitzen auf ihrem Archiv auch eine Samm- lung trockner Pflanzen der Inselgruppe. Eine flüchtige Durchsicht derselben lieferte mir den Beweis, dass die Pflanzen fleissig gesammelt und auch grossentheils richtig bestimmt waren; eine gleiche Sammlung hat auch der hiesige Garten erhalten und bestimmt, wobei manche interessante Resultate für die Flora Russlands sich ergeben haben. Unmittelbar beim Kloster befinden sich die Obst- und Gemüsegärten, die der Pater Nikanor unter Beihilfe an- derer Mönche pflegt. Derselbe hat auch die Flora der Inseln gesammelt, steht der Apotheke vor und ist zu- gleich der Arzt des Klosters. Von einem allgemeinen Interesse sind die Obstgärten und hatte ich besonders auch ihretwegen die Reise nach Wa- lam unternommen. Bei 1 Grad mehr ° nach Norden gerückter Lage halten hier faktisch die Apfelbäume besser aus als in Petersburg und in den un- günstigen Jahren, wo in Deutschland und Russland alle die an der Nord- grenze kultivirten Sorten theils ganz erfroren, theils stark geschädigt wur- den, — da haben sich dieselben in Walam ganz leidlich gehalten und Jährlich reiche Ernten gegeben. Theils trägt zu diesem günstigen Ergebniss allerdings die sorgsame Kultur, theils der Einfluss der Lage und des Sees bei. Die Obstgärten enthalten ausser etwa 1000 kleineren Apfelbäumen, die theils zur Verbreitung des Obstbaues an die benachbarten Inseln und nach Finnland abgegeben, theils zum Nach- pflanzen und zur Anlage neuer Obst- gärten verwendet werden, ungefähr 600 tragfähige kleinere und grössere Apfelbäume, von denen in guten Jahren bis 1500 Viertel Aepfelgeerntetwurden. Dieselben sind 21 Fuss weit von einan- der im Verband gepflanzt und wird die ganze Oberfläche des Bodens häufig gelockert, so dass man im wahren Sinn des Wortes da kein Unkraut bemerkt. Als Zwischenpflanzung sind einzig einzelne Exemplare von Jo- hannisbeeren und Stachelbeeren an- gebracht und diese von vorzüglicher Kultur und kolossaler Grösse. Man denke sich ungefähr 3—4 Meter im Durchmesser haltende Büsche, deren zahlreiche Stämme und Aeste auf einen im Umkreis, ungefähr in der Höhe von 1 Meter angebrachten Reif ge- stützt und die ausserdem mit Früch- ten dicht beladen sind. Ausser den Aepfelbäumen sind freilich in gerin- gerer Zahl auch als Sauerkirsche die re = russische vorzügliche Wladimirkirsche angebaut und endlich selbst Süss- kirschen (die schwarze Harzkirsche). Die Letzterein 2—3 Mtr. hohen Exem- plaren, welche im Winter öfach ein- gebunden werden, während man den Boden durch Aufbringen einer Laub- deekung schützt. Alle Obstbäume sind sorgfältig ge- pflegt, bei trocknem Wetter erhalten sie reichlich Wasser durch die von einer Maschine getriebene Wasser- leitung, die Stämme sind rein von Moos und alter Rinde gehalten, Wun- den und Frostschäden sorgsam ver- strichen und da, wo sich Blattläuse zeigen, welche im Norden oft sehr grossen Schaden thun, werden solche durch wiederholtes Reinigen sorgsam vertilgt. Der Untergrund, auf dem diese Obstgärten ruhen, ist fester Granit. Jährlich wird eine grosse Menge Erde aus Granitsand, Lauberde, Mist- erde und allerhand Abfall präparirt und diese wird auf die kahlen Felsen fast 1 Meter hoch aufgebracht und so werden die Obstgärten jährlich noch vergrössert. Der Referent glaubte früher, dass es besonders der Einfluss des Schutzes sei, den diese Obstgärten am Fusse hoher Felsen vor dem Nordwind hätten, der inWalam noch für den Obstbau so günstige Resultate ermöglichte. Dem ist aber nicht so, denn die auf der Höhe der Felsen angelegten Gärten geben ein gleichgutes oder noch besse- res Resultat, als die am Fuss der Felsen angelegten Obstgärten. Da- gegen ist der Schutz, den die von allen Seiten die Gärten umgebenden I. Originalabhandlungen. 145 hohen Waldungen gewähren, nicht gering anzuschlagen. Ferner war es mir und wie ich später erfuhr, auch im Allgemeinen unbekannt, dass der Ladoga-See jährlich zwar zwischen den Inseln von Walam und dem Fest- lande von Finnland zufriert, dass aber die weite und ausserordentlich tiefe Wasserfläche im Osten und Nord- osten nicht zufriert und dass in Folge dessen Walam jährlich im Winter 2—4° R. weniger kalt als die Stadt Petersburg hat. Ergänzen wir nun dies dahin, dass die Stadt Petersburg, wo die meteorologischen Beobach- tungen gemacht werden, regelmässig bei hohen Kältegraden 2—3° weniger tiefe Temperatur als der Kais. bota- nische Garten, und dann das freie Feld, auf dem z. B. des Referenten pomologischer Garten liegt, abermals niedrigere Temperaturen als der bo- tanische Garten hat, so stellt sich ein ganz erklecklicher Unterschied zwi- schen Petersburg und Walam heraus. So war im Winter 1876— 77 in Walam die niedrigste Temperatur — 27° R,, in der Stadt Petersburg —30°R. und in meinem pomologischen Garten —zoabe Wir erwähnten Eingangs, dass Ka- pellen auf ganz verschiedenen Punk- ten der Insel angelegt sind und um diese herum sind dann mancherlei Bäume angepflanzt. Als solche nennen wir prächtige srosse Arven (Pinus Cembra), oder, wie man solche in Petersburg nennt, die Sibirische Ceder, welche dort jähr- lich Zapfen tragen. Merkwürdig ist es, dass dieser schöne Baum im hie- sigen botanischen Garten bis zur Höhe 144 von 15 Fuss prächtig gedeiht, dann aber jährlich schlechter wird und all- mälig abstirbt. Ich halte dies für den Einfluss des Grundwassers, das sich bei uns in der Tiefe von 4—6 Fuss findet. Ausserdem sah ich in Walam schöne Exemplare der pyramidalen Si- birischen Tanne (Abies sibirica), die grossblättrige Ulme (Ulmus campestris montana) in prächtigen Exemplaren. Ferner fielen mir auf einige Exem- plare der mehr quirlig wachsenden Form Sibiriens von Pinus sylvestris (P. sylv. sibirica), die Zwergarve (Pi- nus Cembra pumila Pall. — P. pu- mila Rgl.), die grossblättrige Ame- rikanische Linde (Tilia glabra) und viele andere. Wir können von Walam, das stets einen äusserst freundlichen Eindruck bei uns hinterlassen wird, nicht schei- den, ohne der freundlichen Gastfreund- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a TINTE WE WET e ) rn ae schaft zu gedenken, mit der jeder aufgenommen und mit Fischsuppe und Fischgerichten aller Art bewirthet wird, — denn Fleisch wird in Walam das ganze Jahr nicht gegessen und selbst statt der Butter ein reines Oel gestattet. Die Zellen der Mönche sind so einfach als in den ältesten Zeiten der Klöster, und die gleiche Einfachheit zeigt die Woh- nung des Abtes, die gleichsam nur aus einigen Zellen besteht, mit weissen Wänden und den einfachsten Möbeln. Dem Pater Nicanor machen wir aber ist nur unser devotes Compliment, denn wenn derselbe ein ebenso tüchtiger Arzt und Apotheker ist, wie er sich als Baum- und Fruchtgärtner bewährt hat, so vereinigt er in sich mehr des Wissens und der Fertigkeit, als man bei gewöhnlichen Gaben voraussetzen (E. R.) kann. II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. A. Empfohlen von E. Regel und Haage und Schmidt. 1) Cortusa Matthioli L. Primulaceae. Die Cortusa wächst in den Alpen Europas, im Norden Russlands und in den Gebirgen Asiens vom Ural bis zum Baikal, sowie in den Hochgebirgen Turkestans bis zum Thian- Shan, ist aber merkwürdiger Weise aus dem Caucasus noch nicht bekannt. Eine gross- blumige Form dieser schönen perennirenden Pflanze aus den Alpen Turkestans bildeten wir kürzlich ab und besprachen dabei auch | deren Qultur. 2) Lysimachia punctata L. Primulaceae. An Gräben, Rändern von Gebüschen etc, wächst durch ganz Europa die wohlbekannte Lysimachia vulgaris, deren aufrechte Stengel 2—3 Fuss hoch werden, deren Blätter läng- Cortusa Matthioli. lich-lanzettlich bis länglich-oval und gegen- ständig oder in Quirlen am Stengel stehen, Pr v Il. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Die ziemlich grossen gelben, am Rande kah- len Blumen stehen in Trauben, die in einem rispenförmigen Blüthenstand mit der Spitze der Stengel zusammengedrängt sind. Von Böhmen und Steiermark an, tritt neben der L. vulgaris eine andere ähnliche Art auf, die durch die Staaten Oesterreichs hindurch bis nach Mittelrussland und dem Caucasus reicht. Es ist dies L. punctata, die unserer Lysimachia punctata. gemeinen Art sehr ähnlich ist und nur durch am Rande drüsig gewimperte Blumenkronen- lappen sich unterscheidet. L. verticillata der verschiedenen Autoren ist die Form mit quirlständigen Blättern beider Arten. L. ciliata L., ist nur durch nieht spitze, sondern mehr abgerundete Blumenkronenlappen mit auf- gesetzter Spitze und 10 Staubfäden (statt 5), von denen die abwechselnd stehenden steril sind, verschieden; dieselbe ist in Nordamerika heimisch und kommt stellenweise in Europa verwildert vor. Alle drei machen durchaus den Eindruck von Formen der gleichen Art, Sehr verschieden durch die schmalen läng- lich-linearen Blätter und kleinere hellgelbe Blumen, ist die vom Baikal bis nach dem Osten Sibiriens gehende L. davurica Ledb. Alle diese vier Arten gedeihen als harte perennirende Pflanzen fast auf jedem Stand- ort und in jeder Erde im Garten, am schön- sten aber und am geeignetesten sind die- selben zur Bepflanzung des Randes von Teichen, wo sie neben den Iris, Acorus, 1879. 145 Typha, machen, einen ganz vorzüglichen Effekt 3) Primula farinosa L. Eine Primel, die in den Vorbergen der Alpen Europas bis in die Thäler herabsteigt und dann im Norden Deutschlands und Europas auf feuchten sumpfigen Wiesen massenhaft vorkommt. Ve a Aa a N /, ES Ä UF KU y alt, et us NG: BON) Er Primula farinosa. So z. B. in der Umgegend von St. Peters- burg in solcher Menge, dass deren zierliche rosarothen Blüthendolden im Frühjahr in grossen Bouquets in den Strassen Peters- burgs zum Verkauf ausgeboten werden. Die- selbe ist aber ausserdem in dem Caucasus und den Gebirgen des mittleren Asiens und in ganz Sibirien heimisch. Blätter verkehrt- länglich, gekerbt, unterhalb mit weissem Mehl bestäubt. Blumen auf niedrigen bis spannenhohen Blüthenschaften in reichblu- migen Dolden, zart rosaroth. Verlangt bei der Kultur im Garten feuchten, stark mit Moorerde vermischten lehmigen Boden und halbschattigen Standort und gedeiht dann ausserordentlich üppig; üppiger als in der freien Natur, wo einzelne Blattrosetten mit einem Blüthenschaft meist die ganze Pflanze bildet, entwickeln sich im Garten Exemplare mit vielen Blattrosetten in diehtem Rasen. Nach der Blüthe müssen die Pflanzen zer- theilt und verpflanzt werden, da gerade die üppigsten Exemplare am sichersten absterben würden, sofern man dieses unterlässt. Aus- serdem kann man diese Art auch durch 10 146 Aussaat im Frühjahre schnell vermehren, da sie stets Samen in Menge trägt. Eine Form, die Koch als var. denudata bezeichnet, d. h. mit unterhalb nicht mehlig bestäubten Blättern, geht einestheils nach der nordischen kleinblumigen Pr. strieta Hornem. über, wie andererseits nach den zahlreichen nicht bestäubten Formen Sibiriens, Gentral- asiens und desCaucasus, die diese Art auf ihrer Wanderung gebildet hat und die auch der Referent noch theils als Arten angenommen, nämlich zu der Form mit scharf gezähnten Blättern (Pr. algida Adams), zu der Form mit ganzrandigen Blättern (Pr. longiscapa Ledbh.), und selbst zu der kleinblumigen Form Centralasiens von Primula sibirica (Pr, sibi- rica parviflora), die sich nur durch die am Grunde stärker sackartig verlängerten Blätt- chen des Involuerums unterscheidet. Dann kommt in Centralasien auch eine Form mit goldgelb bestäubten Blättern vor, ferner For- men mit fast kopfförmiger Blüthendolde und dann noch eine stark bestäubte (Pr. farinifolia Rupr.) und eine kahle Form im Gaucasus (Pr. dariolica Rupr.). Einen Theil dieser schönen und zahlreichen Unterarten oder Stamm-Verwandten von Pr. farinosa haben wir gegenwärtig schon in Kultur und wer- den sehen, wie sich solche in Kultur unter gleichmässigen Verhältnissen verhalten. 4) Primula luteola Rupr. aus dem Cau- casus ist im 16. Bande tab. 541 der Garten- flora abgebildet und beschrieben worden. Dieselbe hat sich in Kultur als eine gute, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. N MAUER I DE Eee Un von Primula auriculata durchaus verschie- dene Art, mit gelben Blumen, bewährt, die auch bei Anzucht aus Samen sich durchaus treu bleibt. Liebt einen feuchten Boden aus zwei Theilen lehmiger Gartenerde und ein Theil Torferde. Wird noch höher und üppiger als unsere gemeine Primel. 5) Primula villosa Jacg. Eine der schön- sten Primeln der Alpen Europas, die in meinen Baumschulen, in den der Kultur der Alpenpflanzen gewidmeten Steinparthieen, jährlich im Frühjahr und Herbste in grosser Schönheit prangt, sich aber nicht so schnell vermehrt, wie z. B. die Pr. minima, welche leztere man sonst zu den in Kultur nicht gedeihenden Alpenpflanzen zu rechnen ge- wohnt ist. Die kurzen Stengel der Pr. vil- \ Primula villosa. losa verästeln sich nämlich wenig, so dass man erst nachdem die Exemplare mehrere Jahre ungestört fortwuchsen, solche im Som- mer zur Theilung ausnehmen und zerreissen kann und auch dann erhält man von einem Exemplare nur wenige junge. In fast noch höherm Grade ist dies mit der schönen weissblumigen Abart, der Pr. nivea der Gärten, der Fall. Man muss dieser Primel einen halbschattigen Platz mit 1 Fuss tief gelockerter Erde aus gleichen Theilen leh- miger Rasenerde und Moorerde anweisen. Auf die Oberfläche der Erde wird feiner Kies oder grober Sand gestreut und auch zwischen die Rasen muss dies von Zeit zu II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Zeit von Neuem geschehen, da man nur auf diese Weise hoffen kann, mit der Zeit be- wurzelte Abnehmer zu erhalten. Eine hübsche Form ist Pr. oenensis. Andere Formen sind Pr. viscosa Rehb., Pr. hirsuta Vill., Pr, ci- liata Schrank., Pr, graveolens Hegetschw. und selbst Pr, pubescens Jacq. mit ihren Synonymen, dürfte zu den Formen dieser Art gehören, Verkehrt ovale oder fast rund- liche, gezähnte und beiderseits klebrig-he- haarte Blätter, kurz behaarter Schaft und Blüthenstiele und schöne rosenrothe Blumen, zeichnen diese Art aus, Aehnlich, aber grösser und mit kahlen Schaften und Blü- thenstielen ist Pr. carniolica Jacg. aus den Krainer Alpen, sie wächst üppiger und ver- mehrt sich viel schneller mittelst Theilung. Pr. spectabilis Tratt. der Tyroler und andern österreichischen Alpen, sowie Primula inte- grifolia L. (Pr. Candolleana Rchb.) der Schweizer Alpen, unterscheiden sich durch ganzrändige Blätter, haben sich unsern Kul- turen im freien Lande in St. Petersburg bei gleicher Behandlung ganz vortrefflich ange- schlossen und .verlangen nur im Winter leichte Deckung mit Tannenreis, 6) Colchicum speeiosum Steven. Melantha- ceae. Ein in den Gebirgsthälern des Cau- casus stellenweise häufiges Zwiebelgewächs, das erst in den letzten Jahren in grössern Golchieum speciosum, (Juantitäten in die Gärten Europas einge- führt ward. Die im Frühjahre erscheinen- den Blätter sind oval-elliptisch, im Sommer 147 sterben dieselben ab und im Herbste er- scheinen die schönen rosa purpurnen Blu- men in reichlicher Menge ars jeder Zwiebel, Die Röhre der Blumen wird 5—8 Zoll lang und der kelchförmige 6theilige Saum wird 2—8 Zoll lang, Die Griffel sind einwärts gekrümmt, halb so lang als die elliptischen oder verkehrt-ovalen Lappen der Blumen- krone. Narben einseitig. Eine reizende Pflanze und eine der schönsten Arten der Gattung. Blühet von Ende August bis zum Beginn der stärkern Fröste, gedeihet in fast jedem Boden, doch vorzugsweise gut auf ganz sonnigem Standort, in einer lockern nicht stark gedüngten Gartenerde. Leidet auch in den kältesten Wintern nicht und überdauerte auch die Petersburger Winter ohne Schaden zu nehmen. 7) Gloriosa (Methonica) superba L. Lilia- ceae. Syn. Methonica superba Lam. — Ab- gebildet in Andr. bot. rep. tab, 129. — Bot. reg. I. tab. 77. — Eine Schlingpflanze, die = We Gloriosa superba. in Malabar, Ceylon, Nepal zu Hause ist, lange, nicht dicke Knollen besitzt, zur Zeit der Trockenheit in ihrem Vaterland ruht und zur nassen Jahreszeit, ihre bis 10 Fuss hoch schlingenden Stengel treibt, die auf der Spitze die gleichfalls nickenden präch- tigen, einzeln in den Achseln der obern Blätter stehenden Blumen trägt. Blätter länglich-lanzettlich, an der Spitze in eine fädliche Ranke ausgehend, mit der sich die schwachen Stengel an andern Pflanzen stützen + 148 und an diesen eınporsteigen, abwechselnd oder quirlig gestellt. Blüthenhülle besteht aus 6 blumenkronenartigen lanzettlichen, stark- welligen, zinnoberrothen und am Grunde gelben Blüthen, welche zurückgeschlagen abstehen und an der Spitze dünn zugespitzt sind. Selten nur noch wird diese wahrhaft prächtige und zugleich höchst eigenthüm- liche Pflanze kultivir, so dass wir die- selbe mehr noch als viele neue einwandernde Pflanzen zur Kultur empfehlen. Die Grund- züge der Kultur sind folgende: Anfang März legt man die langen Knollen längs des Topfrandes in 8—10zöllige Töpfe, die mit einer Mischung von 1 Theil Laub- erde, 1 Theil Torferde, 2 Theil einer leh- migen Rasenerde und !/s Theil Sand besteht und senkt die Töpfe in ein Treibbeet mit 18—20° R. Bodenwärme ein, Erst wenn der Junge Trieb erscheint wird begossen. Wenn der Trieb weiter sich entwickelt, dann stellt man die Pflanze in ein niedriges Gewächs- haus, wo der Topf in ein warmes Beet ein- gesenkt, nur bei hellem Sonnenschein be- schattet und wo eine feuchte Temperatur von 16—20° R. unterhalten wird. Ein einige- mal wiederholter Dungguss befördert das kräftige Wachsthum und ebenso muss durch eingesteckte verästelte Reiser dafür gesorgt werden, dass die Triebe sich ungezwungen entwickeln können, denn ein Anbinden der Triebe an gerade Stäbe, ist dem Wachsthum im höchsten Grade hinderlich. Auf diese Weise zeigen sich im Juli die Blumen und nun stellt man die Pflanze im temperirten Warmhause oder im Blumensalon auf. Nach dem Abblühen verringert man die Wasser- gaben und im Winter wird gar nicht be- gossen und der Topf an einem warmen und trockenen Orte aufgestellt. 8) Plumeria tricolor Ruiz et Pav. Apo- eynaceae. Ein Strauch der in den Gärten Peru’s kultivirt wird, schon Anfangs dieses Jahrhunderts in England eingeführt und im Botanical Register tab. 510 abgebildet war, nachdem Ruiz und Pavon in ihrer Flora Peru’s schon vorher (tab, 139) eine Abbil- dung desselben gegeben hatten, Scheint später wieder in den Gärten Europas aus- gestorben zu sein, bis jetzt Haage und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ’ E ab 3 u a en ii er Schmidt in Erfurt denselben wieder in grösserer Menge eingeführt haben. Die läng- lichen beiderseits spitzen lang gestielten Blätter sind ganzrandig, stehen abwechselnd an den dicken Aesten und werden 5-8 Zoll Plumeria tricolor, lang und 1'a—2 Zoll breit. Blumen auf der Spitze der Zweige in einer kurz gestiel- ten Dolde, mit kurzer Röhre und fünfthei- ligem 1 Zoll im Durchmesser haltendem Saum. Die Lappen des Saumes elliptisch, innerhalb weisslich-rosa, aussen roth und weiss gefärbt. Wird in Peru besonders wegen des köstlichen Wohlgeruchs der Blume geschätzt. Kultur im Warmhause. 9) Ligularia macrophylla DC, Compositae Senecionideae. Die Ligularien sind peren- nirende Pflanzen, die mit Ausnahme der auch in den Gebirgen Europas verbreiteten L. sibirica, die Gebirge des mittleren und südlichen Asiens bewohnen. Die schönste und dekorativeste Art der Gattung ist die beistehend in kleinem Maassstabe abgebildete L. macrophylla, welche Ledebour in seinen Icones florae altaicae tab. 367 als Cineraria macrophylla ursprünglich abgebildet und beschrieben hat. Dieselbe wächst in den Gebirgen des Caucasus, im Altai und in fast allen Hochgebirgen Centralasiens. Die Sten- gel derselben werden 5—6 Fuss hoch und sind gleich den grossen schön blaugrünen Blät- tern kahl. Wurzelblätter elliptisch, I— 1/2 Fuss lang, gezähnt, am Grunde in den geflügelten langen Blattstiel verschmälert, die obern II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. Stengelblätter sitzend. Die Blumenköpfe mit den gelben zungenförmigen Randblumen stehen in einer langen traubenförmigen Rispe auf der Spitze des Stengels. Eine der imposantesten Decorationspflanzen, ausge- zeichnet durch die grossen blaugrünen, Ligularia macrophylla. schönen Blätter. Liebt einen mit Lauberde oder Torferde vermischten lockern tiefgrün- digen Lehmboden, trägt aber selten reifen gut ausgebildeten Samen, da die Blüthen- köpfe bei feuchtem regnerischem Wetter im Spätsommer und Herbste abfaulen ohne Samen zu bringen, weshalb wir, um guten Samen zu erhalten, aus dem diese Art vor- zugsweise vermehrt werden muss, die als Samenträger bestimmten Exemplare bei Re- genwetter mit einem Bretterdach schützen. Hält noch die Winter Petersburgs ohne Deckung in freiem Land aus. Wenn man erst hinlänglich starke Exemplare besitzt, so kann man dieselben auch im Frühjahre zur Zeit des Triebes durch Theilung ver- mehren, was aber bei dieser Art weniger sicher gelingt als bei den verwandten Arten. 10) Arabis albida Steven. Cruciferae. Diese in freiem Lande auch in einem gewöhnlichen, aber nur nicht zu stark gedüngten Garten- boden, auf sonniger und halbsonniger Lokali- tät, überall gut aushaltende Pflanze, ist als dichte Rasen bildend und weissbehaart, be- sonders als Bordürenpflanze beliebt. Dieselbe wächst in den Hochgebirgen des Caucasus und Persiens und geht von da bis in die 149 Hochgebirge Turkestans, — während die nah- verwandte A. alpina, nur in den Alpen Europas und dann im Norden Europas und Asiens heimisch ist. Wurzelblätter verkehrt- Arabis albida. oval-länglich, Stengelblätter mit der herz- förmig pfeilförmigen Basis sitzend, alle ge- zähnelt und mit verästelten kurzen Haaren weiss. Aus den an der Spitze der liegenden kurzen Stengel rosettenartig zusammenge- drängten Blättern, steigen die spannenhohen Blüthenstengel mit weissen im Frühjahr blühenden Blumen empor. Ist wohl eigent- lich nur die weissbehaarte Form von Ara- bis alpina. B. Von verschiedenen Seiten empfohlen. 11) Ravenea Hildebrandti GC, Bouche, eine neue Palmengattung aus Sansibar. — Nach den Angaben Hildebrandt’s wird die Rave- nea Hildebrandti €. Bouche nur etwa 3—4 m. hoch und breitet ihre Wedel etwa 2—2,50 m. aus, Nach der Ansicht des Hofgärtners H. Wendland ist es, nach den Samen zu urtheilen, jedenfalls eine neue, noch unbe- kannte Gattung. Der Stamm ist einfach, an der Basis ver- dickt; die Wedel lang gestielt, die Fiederblätt- chen lanzettförmig, sehr schmal zugespitzt, abwechselnd stehend, 21a cm. breit, 25 em. lang, glatt, lebhaft grün; ein Gipfelblättchen nicht vorhanden; die ganze Breite der Wedel, 150 weil die Fiedern in einem spitzen Winkel meist nach oben gerichtet sind, beträgt 45 cem.; Wedelstiele rund; Wedelscheiden am Rande bräunlich; der Mittelnerv der Fiedern kaum bemerkbar, auf der Oberfläche eingesenkt, unterhalb schwach hervortretend und mit stachelartigen Höckerchen besetzt. Die jetzt dreijährigen Pflanzen sind 1 m. hoch. C. Bouche. 12) Noch einmal Xeranthemum. Ueber die S. 23 dieses Jahrgangs beschriebenen neuen gefüllten Xeranthemum, bemerkt uns Herr Schmidt (Haage und Schmidt), dass der häutige gefärbte Hüllkelch nicht länger als die innern Scheibenblumen sind, wodurch die kugelförmige Gestalt des Blüthenkopfes entsteht. Ob nun die Scheibenblumen röhrig werden, oder ob zwischen den Blumen, den Hüllblättchen ähnliche Blättehen, auftreten, das muss die Beobachtung noch zeigen, da dies auch nicht aus den publizirten Abbil- dungen hervorgeht. (E. R.) 13) Neue Petunien. Zum Catalog von Neuheiten, giebt das Etablissement von Haage und Schmidt, eine colorirte Tafel mit Pe- tunien, die wirklich vorzüglich schön. Unter ihnen die von Platz und Sohn erzogene P. superbissima, die wir schon letztes Jahr erwähnten, dann »Brillantrosa«, eine Blume von mittlerer Grösse und schöner leuchtend rosarother Färbung, eine Sorte von grossem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Adern als „Supervenosa fimbriata“ und eine schöne gefülltblumige Sorte von dunkelrosa und violetter Färbung als ‚„Fimbriata flore pleno“ abgebildet. 14) Populus alba L. var, pyramidalis, Es ist das die in den Reiseberichten meines Sohnes vielfach erwähnte Silberpappel von ' mehr pyramidalem Wuchs, wie sie überall in Turkestan wächst. Hr. Lauche, Garten- Inspektor in Potsdam, der Reiser vom Hrn. Oberst Kosolkow erhielt, nennt solche „Po- pulus Bolleana“, es ist aber nur eine Form, von der sich sogar erst noch erweisen muss, ob solche bei uns den pyramidalen Wuchs behält, den sie in dem heissen trocknen Sommer Centralasiens angenommen hat, Auch wir kultiviren diese pyramidale Silber- pappel seit einigen Jahren und werden später Effekt, welche von Haage und Schmidt er- | ' nen schwarzpurpurnen Punkten dicht besetzt. zogen und auch in Samen angeboten wird, Dann vom gleichen Etablissement erzogen „Prillantrosa mit weiss“, von der gleichen Färbung und mit weissen verwaschenen Streifen, eine der »Countess of Eilesmere« ähnliche Sorte. Eine vierte Sorte von Haage und Schmidt’s Zucht ist „Quadricolor“ (auf der Abbildung als »Superquadricolor« be- zeichnet), eine prächtige grosse Blume mit stark welligem Rand und auf Purpurcar- moisingrund mit 5 weissen und 5 dunklen Carmoisinstreifen, welche letztere im Schlund durch 5 gelbe Streifen ersetzt sind. Auch diese beiden letztern Sorten werden in Sa- men angeboten. Ausserdem ist noch eine Sorte mit sehr grossen Blumen von rosen- 'rother Färbung mit weisslichem, blaulich angelaufenen Schlund und dunkelpurpurnen auf dieselbe zurück kommen. 15) Helleborus caucasicus M. B., neue For- men. Herr Heinemann in Erfurt hat mit | seinen Pflanzen-Catalogen eine Abbildung von Formen von H. caucasicus ausgegeben, welche er aus Samen erzogen hat. Davon ist: Gretchen Heinemann, dem H. caucasicus colehieus ähnlich (Gartenfl. IX. tab. 293), die Blumen aber dunkelpurpur mit rosa Schiller, — F. C. Heinemann, durchaus ähnlich dem H, cauc, colchicus, aber die dunkelpurpurrothen Blumenblätter mit klei- — Hofgarteninspektor Hartwig, Blumen pur- purrosa mit gelblicher Nüancirung und ausser- dem purpur punktirt. — Frau Irene Heine- mann, scheint kaum verschieden von dem Gartenflora Band 18, tab. 623 abgebildeten Helleborus caucasieus punctatus, nur ist die Grundfarbe ein etwas tieferes Rosa, Com- merzienrath Benary, ist weissgrundig mit purpur Punktirung und H. cauc. guttatus (Gartenflora Band 12. Tafel 400) ähnlich, nur. stärker punktirt. Willy Schmidt endlich ist eine Form mit rein weissen Blumen. Diese Formen von Helleborus caucasicus sind ebenso schön zur Kultur im freien Lande in einer lockern mit Torf- oder Waldhumus versetzten Gartenerde als Blumen des ersten Frühjahrs, wie auch zur Kultur im Topfe II. Notizen, als schönblühende, im Januar blühende Pflanzen für das Kalthaus und Doppelfenster. 151 konnten dieselben noch nicht die allgemeine Verbreitung finden, die solche in Wahrheit Da sich dieselben nur langsam vermehren, ' verdienen. (E. R.) II. Notizen. 1) Brumata-Leim, nennt Lehrer Becker | hinaus bringen könne, — Bei Vorzeigung in Jüterbogk seinen Vogelleim, der zur Be- streichung der Bänder verwendet wird, welche an die Obstbäume gelegt werden, das Auf- kriechen der Weibchen des Frostnachts- spanners zu verhindern. Eine vollkommen gleichwerthige Mischung bereitet man sich, indem man zuerst 1 Pfd. Harz, wie man es direkt aus den Nadelwaldungen bekommt, über Feuer zergehen lässt, dazu dann °/s Pfd. Schweineschmalz und °/s Pfd. Reps- oder Leinöl mischt, aber nur so lange überm Feuer lässt, bis alles gut gemischt ist. (r) 2) Gartenbau-Gesellschaft in Flo- renz. In der Sitzung am 19. Januar hatte Hr. Ragionieri, Gärtner des Marqg. Bardo- Gorso-Salviati, neuerdings vier neue Hy- briden von Dracaenen vorgezeigt und zwar von Drae. latifolia pendula >< Cooperii, Dr. terminalis X magnifica, D. nigrofulva >< porphyrophylla, D, Chelsoni X Fraser! — denen er jedoch noch keinen Namen beigelegt hatte. Hr. A. Seveni, Gärtner des Hrn, A. Ball, brachte ein grosses Exemplar von Chori- zema varium in reichster Blüthe, wobei be- merkenswerth, dass dasselbe in einen sehr kleinen Topf gepflanzt war. Hr. Pucci zeigte mehrere Bromeliaceen (Nidularium, Pitcairnia, Dycekia u. a.) mit der Bemerkung, dass diese nicht jene Wärme, _. Ba : ; > J "würde und die Trauben dann im frischen Zu- ı stande als Tafeltraube auf den Markt bringen nicht jene Sorgfalt benöthigen, wie allgemein die Ansicht sei; auch -Bromelia sceptrum gedeihe sehr gut und blühe reichlich auch bei niederer Temperatur. Hr. Joh. Chiani, Gärtner der Marg. T orri- giani, brachte eine zwei Meter hohe Ron- deletia speciosa, wobei er bemerkte, dass, mit einiger Sorgfalt behandelt, man ihre Blüthen-Entfaltung anstatt im September und Oktober, sie in November und Dezember | Niel, Mad. Falcol, einer Begonia Bijou de Gand mit blassen rosafarbigen Blüthen bemerkteChiani, dass diese den ganzen Winter hindurch reichlich blühe. Schliesslich hatte Hr. C. d’ Ancona über eine in den Umgebungen von Florenz auszu- führende Kultur von Theerosen und Sala- mancatraube gesprochen, und dargethan, dass solche Kultur in grosser Ausdehnung vorgenommen, die erträglichsten Resultate bringen könnte, — In den Gärten bei Fiesole blühen den ganzen Winter hindurch die sog. Rosa savrana und die sog, Rosa vitel- lina — zwei schöne Sorten von Theerosen, Wenn man also an den Mauern der Bauern- und andern Häuser (gegen Süden gelegen) eine Reihe von Banksia-Rosen pflanzen, auf diese im zweiten darauf folgenden Jahre obbenannte zwei Rosen, und wohl auch andere, wie Mad. Revard, Marschall Triomphe de Luxem- bourg u. a. pfropfen würde, dann sie auf drei Meter Höhe an den Mauern hinauf ziehen würde, so würde man im Winter aus dem Export der Rosen einen sehr erträglichen Gewinn ziehen, und dieser Gewinn würde sich noch mehr vergrössern, wenn man zwischen den Rosenstöcken Ab- leger der Salamancatraube setzen, diese über die Rosen hin zu 5—6 Meter Höhe ziehen und den Rest im Ofen gedörrt, als Zibebe in Handel bringen würde. — Die Rebe könnte auch an gegen West und Ost gelege- nen Mauern gepflanzt werden. ST. 8) Professor Dr. Moreschi kommt in seinem Giorn. d’agrie., ind. e com. (Nr, 2 de 1879) nochmals auf die einerseits aner- kannte, andererseits geläugnete Wichtigkeit des Symphytum asperrimum und stützt sich hiebei auf die Erfahrungen Dudony’s, Die Blätter dieser Pflanze sind für Pferde, Kühe und Schafe und Schweine nicht allein als Grünfutter, sondern auch als Trocken- futter sehr geeignet, die Kühe geben reichliche Milch. Auf einen Hectar gut ge- düngtem (mit 30,000 Kil. Dünger) 25 Cent. tief geackerten Boden kann man 10,000 Wur- zeln dieser Pflanze (1 Meter Entfernung) setzen; — die Blätter sind im Mai schon derart entwickelt, um zu dieser Zeit den ‘ersten Schnitt vornehmen zu können, und dann alle zwei Monate bis in Spätherbst. Dudony hat im verflossenen Jahr 1878 folgende Resultate erlangt: Von 2jähr., 60 Cent. entfernt gesetzten Pflanzen: 1. Schnitt 10. Mai 83300 Kilo Blätter. 2x 99 una 5; 3. „ 10. Aug. 41700 „, 5 4. „ 12.:Sept. 54000. .,„ “ Von 1jähr., 1 Met. auseinander gesetzten Pflanzen: 25. Mai 68000 Kilo Blätter. 2. Juli 56400 „, > 7. Aug. 50000 „, „ 7. Sept. 46700 ‚,, » Die Blätter enthalten 13°/o stickstoffreiche Substanzen = 2°/o Stickstoff. Die Asche enthält per Kilogramm: Natron 35,070 °o Phosphor 6,000 „, Eisenoxyd 1,005 ,, Kali 39,259 ,, Kiesel 23,430 ,, Kohlens. Kaik 30,240 „, Die Milch von Kühen, die per Tag mit 47.7 Kilogr, Symphytum-Blättern gefüttert wurden, hatte nach Dudony 1.02 Dichtig- keit und gab per Liter 45.220 Gr. Butter. — Die Milch von mit gewöhnlichem Heu (45 Kil.) gemengt mit 4 Kil. Rüben gefüt- terten Kühen, hatte 1.023 Dichte und gab per Liter 42.820 Gr. Butter. Um zu einem endgültigen Resultate zu gelangen, ob dieses Symphytum unzweifelhaft mit Vortheil als Viehfutter zu benützen sei, sind noch mehrseitige Versuche vorzu- nehmen, ST. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Die Provinz Fajum in Aegyp- ten nach Ascherson. Der landschaftliche Charakter des Fajum wird wesentlich durch seine geographische Stellung bedingt, zu Folge deren diese Pro- vinz eine Mittelstellung zwischen dem Cha- rakter des Rif (d. h. oberägyptischen Nil- thales) und dem der Oasen einnimmt. Be- kanntlich bildet das Fajum ein ziemlich ausgedehntes, rundliches Becken, das seine Senkung nach N.W. hat und schon hier bei Medineh, welches näher dem Ostrande liegt, erheblich unter dem Spiegel des Nil in der- selben Breite liegt. Jene westliche Abzwei- gung des Hauptstromes, welche man auf jeder Karte als Josephs-Ganal (Bachr Jussuf) findet, strömt daher mit starkem Gefälle durch den verhältnissmässig engen Eingang (der aber immerhin noch etwa eine Stunde breit und von ganz niedrigen Wänden ein- gefasst ist, also nicht als Schlucht zu be- zeichnen ist, wie unser berühmter Lehrer Carl Rittersich ausdrückt) in dies Becken und verzweigt sich radial in zahlreiche secun- däre Canäle, die zuletzt direct oder indirect in den die tiefste Stelle der Mulde in N.W. einnehmenden Brackwassersee Birket Qarün (hier spricht man: Arün) münden. Ich will hier nicht, wie naheliegend und interessant diese Frage auch sein möge, mich darüber verbreiten, wie die eigenthümlichen hydro- graphischen Verhältnisse von den Alten zur Anlage des Moeris-See’s benutzt wurden. Das starke Gefäll der Canäle, das den Be- trieb der eigenthümlichen unterschlächtigen Schöpfräder gestattet, die ohne Menschen- oder Thierkraft arbeiten, und zugleich auch zu Mühlwerken benutzt werden, erinnert an die Oasen, wogegen die allgemein durch die seit Jahrtausenden einströmenden Fluthen verbreitete Nilerde wieder den schwarzen Boden des eigentlichen Aegyptens bildet. Auch die Flora des Kulturterrains trägt diesen zwitterhaften Charakter; doch ist mir das oasenähnliche Element, vielleicht weil ich es nicht in diesem Maasse erwartete, auf- fälliger erschienen, als das nilotische,. Von Charaktertypen des Letzteren, die in den Oasen nicht oder nicht so häufig vorkom- men, nenne ich z. B. Trigonella laciniata, Taf I74. 3 Meter DZ a 7 w; 7 III, Notizen. Gnaphalium pulvinatum, Cotula anthemoides, Senecio arabicus, Rumex comosus. Doch halten sich alle diese Pflanzen an die Nähe der grösseren Canäle. An die Oasen erin- nern u. a. die Häufigkeit der Anagallis ar- vensis L. (auch hier überwiegend blau- blühend), Plantago Lagopus L., Scorpiurus sulcatus L., Geropogon glaber L., Urosper- mum picroides (L.) Desf.; unterägyptische Typen, die ich hier nicht mehr so zahlreich erwartet hätte, sind z. B. der prächtige Cyperus alopecuroides Rottb. und Ammi Vis- naga (L.) Lam. Ebenso wie die wilde Vegetation ist die der Gärten interessant. Wer hätte nicht von den »Rosengärten des Fajum« ge- hört? Indess in dieser Hinsicht bin ich sehr enttäuscht worden. Allerdings kann ich nur über die nächsten Umgebungen der Hauptstadt berichten, allein nach dem, was ich von Eingeborenen hörte, hat in der letz- ten Zeit der Anbau reelleren Gewinn bieten- der Nutzpflanzen, namentlich des Zucker- rohrs und der Baumwolle, die Kultur der Gärten erheblich eingeschränkt. Es mag dazu kommen, dass der Anbau europäischer Obstsorten, wie der Pflaumen, Birnen, Aepfel, der früher hier für ganz Aegypten betrieben wurde, eingeschränkt wurde, da diese Früchte jetzt massenhaft ausEuropa in viel besserer (Qualität eingeführt werden. Trotzdem kann ich versichern, dass Aepfel hier noch sehr zahlreich kultivirt werden; über die Qualität kann ich nichts sagen. Birnbäume sah ich besonders in einigen Gärten bei Benisuef in Menge. Rosen giebt es natürlich auch genug, indess nur die gemeine Centifolie. Unter den Zierbäumen ist neben der sehr verbreiteten Parkinsonia aculeata L., auf die der der einheimischen Sesbania aegyptiaca Pers. angehörige Name Sesafän mit über- tragen wurde, besonders der herrliche Leb- bek zu bewundern, ein Baum, der sich hier schon völlig eingebürgert hat und gewisser- maassen landschaftlich unsere Rosskastanie und Linde vertritt. Eine einzelne mächtige Lebbek-Akazie vertritt oft unsere Dorflinde. Die für Aegypten sonst so charakteristischen Gemüse Bamiah und Meluchiah sind in dieser Jahreszeit nicht zu sehen, dafür aber Malva 153 parviflora L. (Chubbesah), auffallend viel Spinat (Sibanäch) und Eruca sativa (Girgır), Eine mir auffallende, zu Einfassungen be- nutzte Zierpflanze ist die südeuropäische Artemisia arborescens L, (Schebah; bedeutet eigentlich »graues Haar«), Rosmarin (Has- salbah) wird häufig daneben zu gleichem Zwecke gepflanzt, Aus dem viel angebauten Arundo Donax (Büs farisi, d. h. persisches Rohr) werden zierliche Lauben in Form grosser Bienenkörbe geflochten, dieauch ohne Schlingpflanzenbekleidung einigermaassen Schatten geben und die auf der Kreuzung der Hauptwege errichtet, ein unerlässliches Zu- behör eines hiesigen vornehmen Gartens zu sein scheinen. Ein auffälliger Kulturflüchtling, der mir in einem Garten in Benisuef begegnete, ist die amerikanische Xüimenesia encelioides Cav., dieSchweinfurth früher schon in Char- tum fand. In demselben Garten sah ich ganze Bosquets von Myrthen (Mersin), die mir hier nicht vorgekommen sind, (r.) 5) Schmarotzer an Erbsen, PBrieflich er- hielt ich Nachricht aus Bari in Süditalien, dass dort der Anbau von Erbsen und Bufl- bohnen (dicke Bohnen, Saubohnen) fast un- möglich geworden sei, indem eine Schma- rotzerpflanze die Sämlinge umstrickt und meistens schon getödtet hat, wenn sie kaum über der Erde erschienen sind, Der Be- schreibung nach muss dieser Erbsen- und Bohnen-Freund eine Orobanche sein, von denen in Südeuropa mehrere Arten auf Legu- minosen wachsen. Ich wurde wegen der Vertilgung um Rath gefragt, konnte aber nichts anderes empfehlen, als die Schma- rotzer vor ihrer Blüthe unaufhörlich mehrere Jahre auszureissen, um die Samenbildung zu verhüten. Dass der Same von Orobanche sich an den Samen der genannten Hülsen- früchte anhängen und so verbreiten könne, ist kaum glaubhaft, obschon er — nach seinen Verwandten zu urtheilen — sehr fein sein mag. Sollte ein Kenner dieser Schma- rotzerpflanzen Aufschluss über die Entwick- lung und Verbreitung geben können, so würde ich sehr dankbar sein. Es handelt sich hier nicht mehr um nur wissenschaft- liche Beobachtungen, sondern um eine sehr 154 wichtige Sache, deren Erkenntniss dem Land- bau ganzer Gegenden von grossem Nutzen sein kann. J. NB. Erstens ist es nachzuweisen ob es eine Orobanche oder eine Cuscuta ist. In beiden Fällen einige Jahre andere Kulturen mit tiefer Lockerung des Bodens, Beide Schmarotzer werden auch mit den Samen verbreitet, so z.B. hat sich mit der Wechsel- wirthschaft die früher äusserst seltene Oro- banche minor, überall hin auf die Kleefelder verbreitet In Turkestan ruinirt die Phelipaea indiea vorzugsweise die Gurken und Melonen- Pflanzungen, (E. R.) 6) Solanum als Epiphyt. Kürzlich liess ich einen starken, im Absterben begriffenen Kirschbaum fällen. Ich gewahrte da, wo sich die Aeste theilen, eine kräftige Pflanze von Solanum Dulcamara, an deren Ruthen noch die Früchte vorhanden, und welche überhaupt einen ganz normalen, durch den Standort in keiner Weise beeinträchtigten Wuchs zeigte. Beim Spalten der Aeste zeigte sich nun genau der Raum, welcher dieser Pflanze Nahrung spendete. Die Vertiefung mit Hu- mus angefüllt mass etwa !/ Fuss, trichter- förmig sich itzend, und di i - | Se IC ZuSpilzend undidie Porn u) Abbildung des erhofften Stadtgärtners nach | dem Zuschnitte des Magistrats in dem be- mus war kaum so gross wie der Inhalt eines fünfzölligen Topfes. Das die Oefinung um- gebende Holz war kerngesund, so dass die Wurzeln nicht eindringen konnten, sondern sich vielmehr an das Holz, wie an die Wände eines Blumentopfes ringsum legten. Bedenkt man, dass diese Pflanze zum Ge- deihen feuchten Standort verlangt, so muss es Wunder nehmen, dass selbige auf so be- schränktem Raume, nur auf den Regen an- gewiesen, den trockenen Zeiten im Sommer trotzen konnte. Wohl findet man häufig Solanum Dulcamara in faulen Weidenstäm- men durch Vögel dorthin verpflanzt, hier ist aber immer die Nähe des Wassers und die grössere Ausdehnung, die den Wurzeln gestattet ist, der Vegetation günstig. Wie genügsam die Pflanzen sind, haben wir oft Gelegenheit zu bewundern, wenn wir die Vegetation auf Mauern, Ruinen, in Fels- spalten, auf Dächern, in Dachrinnen und ähnlichen Orten genauer betrachten. Garathshausen, 3. Jan. 1879, L, B. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Shweiu 0 Ser > y . 7) Leipziger botanischer Garten. Diejenigen Leser, welche vor einigen Jahren die kurze Notiz über den Leipziger botanischen Garten unter dem Titel: „Der kleine botanische Garten der grössten deutschen Universität“ beachtet haben, machen wir auf einen Ar- tikel des Professors Dr. Schenk, Direktor des botanischen Gartens in Nr. 6 der „Deutschen Garten- und Obstbauzeitung“, herausgegeben im Verlag von Hugo Voigt in Leipzig (Nürn- berger Strasse 43) aufmerksam. Es ist betitelt: „Der neue botanische Garten der Universität Leipzig“, und enthält einen Grundplan der Gewächshaus-Abtheilung. Wir ersehen da- raus, dass jener Tadel einem bereits zur Aufhebung bestimmten Institute gegolten hat. 8) Stadtgärtner in Wien. In der öffent- lichen Ausschreibung des Wiener Magistrates zur Bewerbung um die Stadtgärtnerstelle im vorigen Jahre stand, dass von dem neuen Gärtner keine wissenschaftliche Bildung ver- langt werde. Wahrscheinlich hat ein Mit- glied der Gemeindebehörde die Wissenschaft auf seine Schulter geladen und will den Gärtner nur als Arbeiter betrachtet wissen. Das war doch auch dem Publikum nicht einleuchtend, und es sah mit Vergnügen die kannten Witzblatte „Kickeriki* als böhmi- schen Teichgräber mit Wasserstiefel und Schaufel. Ein Böhme ist zwar nach Wien gekommen, aber dem Rufe nach erfüllt er die Anstellungsbedingung nicht ganz, da er nicht ohne wissenschaftliche Bildung sein soll. Wahrscheinlich fürchtete der Wiener Magistrat, abermals einen Dr. phil, wie Siebeck zu bekommen, schliesslich scheint man sich aber darauf besonnen zu haben, dass man auch mit viel wissenschaftlicher Bildung ein ganz tüchtiger Gärtner und Vor- steher sein kann. B. 9) Der neue Catalog der gräflich A. Attems- schen Samenkultur-Station zu St. Peter bei Graz in Steiermark, welcher, obschon weniger reichhaltiger als viele seiner Brüder, dadurch besonders Vertrauen verdient, weil alle Ge- müse- und Getreidesorten erst probeweise kultivirt werden, bringt gegen seine Gewohn- heit dieses Jahr eine Neuheit: Samen der Da 7 IV, Literatur, Sojahohne (Soja hispida) von in Steiermark gezogenem Samen. Es hat sich heraus ge- stellt, dass die als Originalsamen neuerdings wieder eingeführte Soja nicht so früh reift, als die seit 1875 dort kultivirte Form, welche in Steiermark nicht reif wurde, auch kleinere Früchte bringt. Es wird der Rath gegeben, die Samen lange in den Schalen zu lassen. Die Abbildung zeigt eine buschige Pflanze mit kurzen, ganz mit Stacheln besetzten Bohnen. Diese ganz von unsern Hülsenfrüchten ver- schiedene Nährpflanze Südwestasiens hat eine 155 grosse Zukunft, sie wird aber wohl nur in den wärmeren Lagen Deutschlands und Euro- pas mit Vortheil zu ziehen sein, Das dem Attems’schen Kataloge beigege- bene »Rosar« ist mehr als ein Verzeichniss, es ist ein kleines Lehrbuch mit ausführ- licher Beschreibung und enthält eine sorg- fältige Auswahl von den nur besten Rosen, gar keine eigentlichen Neuheiten. Eine kleine , Einleitung über die Nichtsnutzigkeit des ı jetzigen Rosenhandels wird wohl manchen | »Neuheitsjäger« vorsichtiger machen. (J.) IV. Literatur. 1) Dr. Oswald Heer, Flora fossilis ero- tica. V. Band, enthaltend: 1. Die miocene Flora des Grinnell- Landes (in Nordamerika unter 81" 846° n. Br. und 64° 45° westl. Länge). 9, Beiträge zur fossilen Flora Si- biriens und des Amurländes. 3, Primitiae Florae fossilis sachalinen- sis, 4. Miocene Pflanzen von Sachalin. 5. Fossile Pflanzen von Novaja Sem]ja. Schon lange war es meine Absicht, dieses wichtige Werk meines hochgeehrten Freun- des Dr. ©. Heer anzuzeigen, aber immer suchte ich nach einer Zeit, wo dies gemüth- lich und mit Ruhe geschehen könnte, ist doch dieses Werk eins der wichtigen fun- damentalen Werke, das wieder bedeutende Lücken in der Kenntniss der fossilen Flora der nördlichen Halbkugel ausfüllt und für alle Zeiten von bleibendem Werthe ist. Da- zu hat Dr. ©, Heer dem Referenten mit diesem Werke nicht blos ein Zeichen der herzlichen Zuneigung gegeben, sondern denselben hoch- geehrt, indem er diesen Band Sir Joseph Dalton Hooker und ihm gewidmet hat. Der Referent kann seinen Dank nicht anders aussprechen, als in dem Ausdruck der leb- haftesten Bewunderung und Verehrung einem Manne gegenüber, ınit dem er eine ganze Reihe von Jahren gemeinsam gearbeitet, einem Manne gegenüber, der jahrelang auf das schmerzhafte Krankenlager gebannt, nicht blos nie seinen Gleiehmuth und die volle Ergebung in Gottes Willen verloren, — sondern auf dem Krankenbette die Energie gehabt hat, mit gleicher Ausdauer an seinem wissenschaftlichen, der Erforschung der Pflan- zenwelt der Vorwelt gewidmeten Arbeiten, thätiger und erfolgreicher fortzuarbeiten, als das Männern gelingt, die in vollem Besitz der Gesundheit sich befinden. Dieser 5. Band der arctischen fossilen Flora der Tertiärzeit enthält mit Ausnahme der Pflanzen des Grinell-Landes, fossile Pflan- zen des Russischen Reiches, Die mühsame Bestimmung und Bearbeitung dieser oft sehr schwierig zu entziffernden Pflarizenabdrücke, hat gleichsam das erste Licht auf die Phy- siognomie der vorweltlichen Flora des weiten russischen Reiches geworfen. Die vorwelt- liche Flora der im Norden Japans der Mün- dung des Amur gegenüber liegenden Insel Sachalin, giebt den sichern Nachweis, dass zu jener Zeit Asien und Amerika dort noch in unmittelbarer Verbindung standen, wie der Referent dies auch schon in seiner Flora des Ussurigebiets, gestützt auf jetzt noch dort wachsende Pflanzenformen, ausgespro- chen hat. Die in Heers Werke bearbeiteten Pflanzen Sibiriens sind die von Üzekanowski im Stromgebiet der Lena bis zum Ausfluss derselben ins Eismeer und dann die von Schmidt im Amurgebiet bis nach Sachalin gesammelten, Dieselben fanden sich in einer der Jurazeit angehörigen Periode und liefern it au REN SR om c FREE ed FIT TNEN Lady ö 156 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den Beweis, dass zu jener Zeit tropische und subtropische Pflanzenarten, welche durch- aus zur gleichen speziellen Art gehörten, vom Amurgebiet bis zu Breitegraden weiter nach Norden (von Czekenowski bei Ajakit gesammelt) vorkommen. Hiermit hat Heer nachgewiesen, was bis jetzt für Sibirien nur als Vermuthung ausgesprochen war, dass zur Jurazeit in Europa und Sibirien eine ähnliche tropische und subtropische Flora bis zum höchsten Norden hinauf ver- breitet war. Dicksonien, Cycadeen und auch der in Japan jetzt noch heimische Ginkgo, geben solche Beispiele. Eine Lokalität des westlichen Sibiriens im Gouvernement Jeniseisk, entdeckt von Hrn, Lopatin im westlichen Sibirien unter 56° n. Br., lieferte in hellgrauem Mergel Abdrücke von miocenen Pflanzen. Glypto- strobus, Platanus, Acer (dem A, nigrum Mich, Nordamerikas verwandt), Diospyros, zwei Aralia-Arten, ein Eucalyptus, eine der Deodara-Ceder verwandte Conifere, weisen auf Pflanzenformen hin, wie sie jetzt noch im gemässigten Klima Asiens und Amerikas vorkommen, — und aus dem Gebiete des Amurstroms und der Mandschurei sind nun durch Heer ausser den oben erwähnten Pflanzen der Jurazeit, auch eine Parthie vom Akademiker Schmidt gesammelte Ter- tiärpflanzen bekannt geworden, die den in der arctischen Zone und in Europa zur Ter- tiärzeit die Flora bildenden Pflanzen theils entsprechen, theils denselben ähnlich sind. Von hohem Interesse endlich sind die miocenen Pflanzen, welche die im Mai 1875 von England aus mit den Dampfschiffen Alert und Discovery unter den Capitainen Nares und Felden nach dem höchsten Nor- den Amerikas, nach dem Smith-Sund, ab- gegangene Expedition, aus dem Grinnell-Land mit heimgebracht hat. Es ist das der am meisten nach Norden liegende Theil unseres Erdballs, von dem bis jetzt miocene Pflan- zen bekannt geworden sind, und auch sie entsprechen im Allgemeinen der miocenen arctischen Flora, sowie der, welche zu jenen Zeiten den grössten Theil Europas deckte. Es würde zu weit führen, darauf hier näher einzutreten, vielleicht giebt Prof, Heer später einmal in kurzer Skizze unsern Lesern das Bild der Pflanzenwelt jener Zeiten. Als allgemein interessant ist nur noch zu er- wähnen, dass bei der Besteigung eines Berges im Westen des Grinnell-Landes die beiden Capitaine eine prachtvolle Aussicht bis zum 84° n. Br. hatten, da aber kein offenes Meer, sondern nur eine weite Fläche über- blickten, die soweit das Auge reichte mit furchtbarem Packeis dicht bedeekt war und keine Spur von Land nach Norden zeigte, aber auch die Ueberzeugung gab, dass es ganz unmöglich sei, von hier weiter nach dem Norden vorzudringen. (E. R.) 2) Carl Rümpler, Deutscher Gar- tenkalender, bei Wiegandt, Hempel und Parey, pro 1879. Derselbe ist ebenso zweck- mässig, wie die frühern Jahrgänge einge- richtet und ist als Taschenbuch zu Notizen aller Art eingerichtet. Ein vorausgeschickter Monatskalender für die nothwendigen Ar- beiten, erhöht dessen Werth für den Garten- freund, In einem besondern Beilageheft sind eine Anzahl guter gediegener Abhand- lungen über verschiedene Theile des Garten- baues enthalten. So H, Rothe, über die verschiedenartige Verwendung der Gräser, als Getreide, als Futtergräser, als Ziergräser und als Gräser für trockene Blumenbouquets. — Ein guter und nützlicher Artikel ist der von Th. Rümpler über die periodische Gar- ten-Literatur im 19. Jahrhundert. Ueber die Gartenflora wollen wir da nachtragen, dass solche, wenn wir den Verlags-Wechsel und den Namenswechsel nicht berücksich- tigen, die älteste jetzt noch erscheinende Zeitschrift unterm gleichen Redakteur ist. Da manchen unserer Leser, wie auch Hrn. Rümpler die Geschichte der Gartenflora in dieser Beziehung nicht genau bekannt, so bemerken wir in dieser Beziehung: 1843 bei Meyer und Zeller in Zürich gründeten O. Heer und E. Regel die Schweizerische Zeitschrift für Land- und Gartenbau. Von 1846 an ward Land- und Gartenbau getheilt und die Zeitschrift erschien in glei-- cher Bogenmenge als „Schweizerische Zeitschrift für Gartenbau“. Von 1847 an erschienen die beiden getrennten IV. Literatur. Zeitschriften für Schweizerischen Gartenbau und Landwirthschaft unter deralleinigen Redaktion von E. Regel. Die Jahr- gänge 1850 und 1851 enthalten schon colo- rirte Abbildungen und Jleiteten die Garten- flora ein, und als 1851 Herr Ferd, Enke, mein verewigter Freund, mich in Zürich be- suchte, ward der Plan zur Umänderung der Schweizerischen Zeitschrift für Gartenbau zur Gartenflora gefasst, ein Plan, der dann auch von 1852 ins Leben trat, indem mit 1852 die Gartenflora im Verlage von Ferdinand Enke erschien und in Bezug auf Form und Tendenz seit jener Zeit sich gleich geblie- ben ist. An anderen guten Abhandlungen enthält dieses Beilageheft zu Rümplers Gartenkalen- der noch: B.Strouwald, lebende Hecken und deren Anlage. — G. Kirchner, Ein- führung neuer Holzgewächse, Uhink, Kultur der Gesneraceen im Zimmer. (E. R.) 3) Reisen nach dem Nordpolar- meer in den Jahren 1870 und 1871 von M. Th. v. Heuglin. In zwei Theilen und mit einem wissenschaft- lichen Anhang. Mit drei Originalkarten, zwei Farbendruckbildern, zahlreichen Illustrationen und Vorwort von Dr. A. Petermann. Braunschweig 1872 bis 1874. 8. 3 Theile, Das vorliegende Werk, sauber ausgestattet und mit Karten, Farbendruckbildern und Illustrationen reichlich versehen, zerfällt na- turgemäss in 3 Theile, wovon der erste Theil die im Jahre 1870 nach Norwegen und Spitz- bergen unternommene Reise behandelt, der zweite Theil die Beschreibung der im Jahre 1871 nach Novaja-Semlja und Waigatsch ausgeführten Expedition enthält und der dritte Theil aus von verschiedenen Specia- listen gelieferten Beiträgen zur Fauna, Flora und Geologie von Spitzbergen und Novaja- Semlja besteht, Heuglins Reisebeschreibung war auch sein Schwanengesang, denn es war ihm nicht mehr vergönnt, noch einmal nach dem von ihm so eifrig und rastlos erforschten Afrika zu ziehen und er ruht seit dem 5. Nov. 1876 von allen Strapazen seiner zahlreichen Reisen für immer aus, Heuglin, welcher nach lang- jährigem Aufenthalte in den Wüsten und 197 Urwäldern Afrikas und Asiens schon seit längerer Zeit die Absicht gehegt hatte, auch die Natur des Eismeers und seiner Bewoh- ner kennen zu lernen beabsichtigte, fand endlich im März 1870 in dem Grafen Wald- burg-Zeil-Trauchburg einen ihm zusagenden Reisegefährten. Der Plan zur Reise und die nöthige Ausrüstung wurden rasch entworfen und beschafft und schon am 4. Juni 1870 schifften sich beide Reisende auf dem Nor- wegischen Dampfschiffe Hakon Jarl ein, um zunächst die Fahrt nach Tromtö anzutreten. Tromtö wurde am 19. Juni erreicht und hier einige Tage gerastet, sowohl um Vorberei- tungen zur Reise nach Spitzbergen zu treffen, als auch um Ausflüge in die Umgebungen von Tromtö zu machen. Die Insel, auf welcher Tromtö liegt, muss vor wenigen Jahrzehnten noch ein zusammenhängender Birkenwald gewesen sein, gemischt mit Vogelbeer- und verschiedenen Weidenarten. Die Weissbirke erreicht hier wohl noch eine Höhe von 30 bis 36 Fuss, bildet aber keine dichten schat- tigen Gehölze, Vaceinium, Empetrum, Heide und verschiedene Grasarten bedecken freiere Stellen, an den Sümpfen wachsen vorzugs- weise Weiden, an kahleren Gehängen die niedliche Zwergbirke als niedriger Busch. Eine sehr häufige nordische Pflanze ist die Moldebeere (Rubus Chamaemorus), die na- mentlich auf Moorboden gedeiht und deren Früchte in grosser Menge eingemacht wer- den, Man schreibt der Moldebeere blut- reinigende Eigenschaften zu. Der Wiesen- grund erzeugt verschiedene Grasarten und saftige Ranunculaceen, aber an vielen Stellen herrschen Moose vor und unterdrücken den Graswuchs. Auch Equisetum und Lycopo- dium zeigen sich häufig, namentlich längs der Abzugsgräben. Was die Gartenanlagen von Tromtö anbelangt, so sind dieselben natürlich nicht reich an Zierpflanzen und noch ärmer an Sträuchern und Bäumen, Doch gedeihen noch die Johannisbeere und Stachelbeere, dann namentlich Aurikeln, Rhabarber und Heracleum. Wie in ganz Norwegen, zeigt sich auch hier eine grosse Vorliebe für Topfpflanzen. Jedes Fenster- gesimse ist damit besetzt. Die Gärten pro- duziren noch einige verkrüppelte Gemüse, auch die Kartoffel reift in günstigen Jahr- 158 gängen. — Am 3. Juli verliessen unsere Reisenden Tromtö und steuerten auf der Skjön Valborg (das Schiff, welches sie für die Reise gemiethet hatten) nordwärts, Am 9. August erreichten sie Cap Lee, d. h. die nordwestliche Ecke von Edge-Insel oder Stant-Foreland, welche aus einem 1200 Fuss hohen Tafelgebirge besteht. Das Ufer am Landungsplatz besteht aus einem etwa 30 Fuss hohen Wall von Gesteinstrümmern, der bald erstiegen ist, Die Landzunge selbst bietet ein überraschend liebliches Bild von nordischem Pflanzenleben, das sich um die rostbraunen, zum Theil fest anstehenden vulkanischen Felsmassen entfaltet hat. In den Schluchten und am Fusse der Gehänge ist der Grund sumpfig und dann mit mehr als fussdicken Moosschichten vom lebhaftesten Grün bedeckt; in den Spalten und Vor- sprüngen der Felsen prangen üppige Gräser neben gelben Potentillen und einem weiss- blühenden Löwenzahn (Taraxacum), an feuch- teren Stellen schöne Ranunculaceen und Löffelkraut (Cochlearia fenestrata) neben mehreren Sileneen; auf mehr sandigem Ter- rain verschiedene bunte Saxifragen, zwei Varietäten des nordischen Mohnes (Papaver nudicaule) und eine Personate (Pedicularis | ı winde wieder südwärts um die Verwechs- hirsuta), letztere meist in erfrorenen Exem- plaren. — Von Cap Lee segelten sie durch den Freeman- oder Walter Thymens Fjord ostwärts gegen die Nordostspitze von Edge- Insel. Während nun im Innern von Walter Thymens Fjord nur sehr wenige Seepflanzen vorzukommen schienen, fanden sie hier die Ufer von einer ausserordentlichen Menge ausgeworfener Algen bedeckt und nirgends in ganz Spitzbergen trafen sie eine so grosse Masse von Treibholz an, wie hier, sowohl unmittelbar aın Strande, als in den Lagunen und bis mehr als eine Meile weit im Innern zerstreut. Vorherrschend waren Lerchen (?), Stämme von 30—50 Fuss Länge, meist je- doch schwächere; viele trugen noch einen Theil der Wurzeln, während Rinde und Aeste fehlten. Manche zeigten aufihrer Oberfläche regelmässige, spiralförmig gewundeneSprünge, ebenso Bohrlöcher. von verschiedenen Insec- tenlarven. Seltener fanden sich Stücke von gerollter Birken- und einer aromatischen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. . A er Pi Er Nadelholzrinde, dann kleine Stämmchenvn Wachholder, diese noch mit den Zweigen und Wurzeln, endlich eine Menge von Wall- fischknochen und Schiffstrümmern, Das Innere der Niederung zeigte eine ziemlich reichliche Vegetation; vorherrschend waren wieder bunte, namentlich auch hochrothe Blattmoose, die nicht selten eine Länge von mehr als einem Fuss erreichten, Am 23. August umsegelten unsere Reisen- den das Westcap- der Verwechslungsspitze und legten nicht weit davon an, um mit dem Boote einen Ausflug nach der Ginevra- hai zu machen; am Südgestade der Ginevra- bai, welche von Hyperit- Kämmen und -Hol- men bedeckt ist, unfern der Engel-Inseln, stieg man an’s Land, um Jagd auf dort wei- derde Rennthiere zu machen. Die Engel-Inseln zeigten einige Spuren von Moosvegetation und auf der Strandebene war die Vegetation eine. ziemlich sparsame, so dass sie den Sammlern nichts Neues bot. Dagegen fiel die Jagdbeute während der zweitägigen Ex- cursion sehr reichlich aus und belief sich auf 21 Rennthiere und 3 Robben, eine Last, die das Boot kaum zu fassen vermochte. Gleich nach der Rückkehr von diesem Ausfluge segelten sie mit gutem Nordost- lungsspitze und ankerten zwischen der nörd- lichen Arndersson-Insel und der Nordecke des Duckwitz - Gletschers. . Heuglin machte von hier aus mit dem Jagdboote einen Ab- stecher nach Gap Barkham und an den Fuss des Duckwitz-Gletschers, welcher jetzt stark im Abnehmen begriffen zu sein schien und vor dessen Mündung eine ungeheuere Moräne aufgethürmt war, deren untere Theile auch einige Spuren von Pflanzenwuchs zeigten. An Bord des Schoners zurückgekehrt wur- den die Anker gelichtet; man lavirte dann um die nördliche Andersson-Insel herum, segelte südwärts am Cap Barkham und der Walter Thymens-Strasse vorüber und er- reichte am 28. August das sog. Wallfisch- Cap oder Whales-Point. Dieses Cap (durch das Titelbild in Farbendruck dem Leser ver- anschaulicht), bietet, wie Heuglin berichtet, ein Bild abschreckendster arktischer Wild- heit und taucht als 1700 ‚Fuss hohe steile Wand mit stumpf gerundeten Hochkanten FRA, k | 2 2 IV, Literatur, 159 unmittelbar aus dem Meere auf. — Hier | Is-Fjord der Punkt, wo dem Naturforscher, durch heftige Stürme aufgehalten, brach man erst am 7. Sept. wieder auf und segelte an den vielgegliederten, wilden und zackigen Formen der westlichen Gebirge von Gross- Spitzbergen vorbei, passirte die kleine Dun- der-Bucht und legte in der Frühe des 9. Sept. zwischen Bel-Sand und Is-Fjord längs der flachen Niederung bei, welche hier die Küste umsäumt, Da kein Stück Brennmaterial mehr an Bord war, so setzte die Mannschaft das Jagdboot aus und ruderte trotz der hohen See nach dem nahen Strande, wo viel Treib- holzstämme lagen, von denen soviel mitge- nommen wurden, als das kleine Fahrzeug zu tragen vermochte. Der Is-Fjord ist der grösste Meerbusen von Spitzbergen; seine Länge beträgt etwa 40 Meilen, dabei hat er eine ansehnliche Breite und Tiefe; die meist steilen und von hohen, malerischen Bergen eingerahmten Küsten verzweigen sich in ver- schiedene grössere und kleinere Arme und bilden so eine Menge von Buchten und Hafen- plätzen. Die bedeutendsten derselben sind der Safe-Hafen, der tiefe Nord-Fjord, die Klars-Billenbai, die Sassenbai, die Adventbai, Kohlenbai und Green-Harbour, welch letzterer durch Cap Staraschtschin vom offenen Meere getrennt ist, Dieses Vorgebirge verdankt seinen Namen einem kühnen russischen Jäger, welcher fast sein ganzes langes Da- sein in den arktischen Meeren verlebte und der 39 Winter in Spitzbergen zugebracht haben soll. Er liegt auch hier, wo er im Jahre 1826 in hohem Alter starb, begraben, Der Is-Fjord wird von Walrossjägern sehr viel besucht; er wird, wie die ganze West- küste, in Folge des Einflusses des Golfstroms, zeitig im Vorsommer eisfrei; längs der theil- weise bis zu beträchtlicher Höhe herauf in grünen Moosdecken und reicher Vegetation prangenden Weideländer traf man zahlreiche Rennthiere. Durch das viele Wassergeflügel, das auf den Holmen und in den staffelartigen Felswänden nistet, werden Eisfüchse in Menge angelockt, im Vor- und Spätsommer besuchen ungeheure Schaaren von Weisswalen die kleinen Buchten; auch gibt es neben Treib- holz mehrere Lager von Steinkohlen, wo sich die Schiffe ohne viel Mühe mit Brenn- material versehen können, Endlich ist der sei er Geologe, Botaniker oder Zoologe, die reichste Gelegenheit gegeben ist, die Pro- dukte von Land und Meer kennen zu lernen. Fast alle neptunischen Gebilde Spitzbergens sind hier in ebenso grosser Mächtigkeit als Reichhaltigkeit an Petrefacten vertreten, wie die Trias-, Jura- und Tertiärformation; mio- cene Kohlen in mächtigen Lagern zwischen Green-Harbour und der Adventbai und in derselben Formation eine grosse Anzahl von Pflanzenresten, namentlich Abdrücke von Blättern von Laub- und Nadelhölzern, als Tilia, Platanus, Fagus, Corylus, Alnus, Popu- lus, Pinus und andere, Die Flora des Is- Fjords wird unbedingt die reichhaltigste der ganzen Inselgruppe genannt werden können. Das Meer, namentlich im Inuern der kleinen Buchten und an der Mündung der Gletscher, wimmelt von Seethieren aller Art, nur Fische sind, wie überall in diesen hoben Breiten, seltener. Kaum war dem gänzlicuen Mangel an Brennmaterial abgeholfen, so zeigte es sich, dass kein Tropfen Wasser mehr an Bord war; man benutzte also die Gelegenheit, da gegenüber dem Ankerplatz (des Schiffes ein ziemlich beträchtlicher Eisbach ins Meer mündete, um einige Tonnen mit Wasser zu füllen; Heuglin benutzte diese Gelegenheit, um an derselben Stelle ans Land zu gehen, bestieg landeınwärts mehrere hohe und steile Schuttterrassen und gelangte auf ein kleines Plateau, auf welchem ein hübscher Pflanzen- wuchs Platz gegriffen hatte; weite Strecken waren hier mit Cassiope tetragona bedeckt, welche in dichten, schweren Büschen meist auf trockenem Moorgrunde stand und deren Ranken sich unter. der erwärmenden Decke des letzteren weit hin und her zogen. Diese merkwürdige Pflanze zeigte häufig junge, lebhaft grüne Triebe, während die älteren Theile eine schmutzig olivengrüne bis rost- bräunliche Färbung hatten. Die jetzt nicht mehr zahlreichen , zarten, rosaweisslichen Blüthenglöckchen hatten, wie auch der übrige Blumenflor, stark vom Frost gelitten. Sonst traf Heuglin, mit Ausnahme der kleinen Cardamine pratensis, nur wenige nicht früher schon beobachtete Gräser und Kräuter, und zwar: Lycopodium Selago, Equisetum arvense, EEE 160 var., Agrostis rubra, Poa cenisia, P. strieta, Festuca rubra var., Eriophorum capitatum, Petasites frigidus und Saxifraga hieracifolia. Sehr häufig war hier namentlich auch Dryas octopetala, deren holzige Wurzelschosse weit hinranken, während der Wind die graulichen, seidenglänzenden Samen umhertreibt. Die stille Einsamkeit des Hochthälchens ward nur selten von einem thierischen Laut unter- brochen; Heuglin fand dort nur kleine Flüge von Schneeammern , welche zirpend und flüchtig das Steingeröll umschwärmten und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, A ie = A a che en zwischen demselben die zarten Samen von Polygonum viviparum aufpickten. — Am 15. Sept. machte man Anstalt zur Abreise, am 16. Sept. erreichte man die Mündung des Is-Fjord und so ging es langsam wieder gegen Süd, im ewigen Kampf mit Gegen- wind und rollenden Wogen. Am 23. Sept. klärte sich der Himmel und man konnte Bären-Eiland deutlich erkennen und am 27. Sept,, um Mittagszeit, ging die „Skjön Valborg“ in der kleinen Bucht von Hammer- fest vor Anker. (F. v. H.) V. Neuestes. 1) Berichte über Vereine, Aufstellungen etc. Der einundzwanzigste Jahresbericht des Gar- tenbauvereins für Bremen und seine Umgegend, die Vereinsthätigkeit des Jahres 1877 um- fassend, ist in derselben Reichhaltigkeit und mit derselben Umsicht vom Vereins-Secretär | Herrn Herm. Ortgies bearbeitet, wie frühere, Diese Berichte zeichnen sich vor andern durch die beigegebenen Illustrationen über neue Pflanzen, Obst und Gemüse aus, unter denen allerdings auch entbehrliche sind. Zunächst fällt die sogenannte Altmannsfeier in die Augen, welche der Verein zu Ehren des ehemaligen Bremer Stadtgärtners an seinem 100jährigen Geburtstage veranstaltete. Bei dieser Gelegenheit vollzog sich die Ver- einigung von zwei kleineren Gärtnervereinen, welcher den wunderlichen Namen „Altman- nus“ angenommen hat. Im zweiten Theile fanden wir die Biographie von Louis van Houtte und von Rodigas, beide mit Brust- bildern. Dabei erfahren wir gelegentlich, dass eine Frau Thuret in Antibes in Südfrank- reich einen reichen Garten für 2,000,000 Frs. gekauft und der Nation zu einer Bildungs- anstalt geschenkt hat. Unter andern Mit- theilungen sind die beiden über die Kultur der Feigen in Töpfen, sowie des Weinstocks in Töpfen von Herrn Brandes erwähnens- werth. Eine Namensverwechslung Seite 25, indem unter Eschscholtzia californica „Tausch- ee neria californica“ steht, werden die Heraus- geber wohl sogleich bemerkt haben. Der Bremer Gartenbau- Verein veranstaltet am 21.—23. Juni 1879 eine Rosenausstellung. Anmeldungen bei dem Schriftführer (Hum- boldtstrasse 76) in Bremen. 2) Der Gartenbau-Verein zu Coburg feiert sein fünfzigjähriges Bestehen mit einer Aus- stellung vom 12.—15. April, 3) Der Kärntner Gartenbau - Verein in Klagenfurt veranstaltet vom 30. April bis 4. Mai 1879 eine allgemeine Ausstellung. Es werden nur Oesterreicher zur Concurrenz zugelassen. Der kürzlich erschienene Bericht über die Obst- und Gemüse-Ausstellung des Garten- bauvereins zu Jena und des landwirthschaft- lichen Vereins von Jena-Zwätzen am 5. bis 8. Oktober 1878 ist vortrefflich ausgefallen. Besonders werden die von Herrn H, Maurer aus den Sammlungen zusammengestellten Sortimente der besten Obstsorten von Tafel- und Wirthschaftsobst unter den richtigen, im Illustrirten Handbuche für Obstkunde angenommenen Namen gerühmt und als über- aus belehrend erkannt. Diese Zusammen- stellungen, welche in Deutschland zuerst von Lucas auf verschiedenen Ausstellungen ein- geführt wurden, verdienen allgemeine Nach- ahmung. J. T. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A, Oxalis variabilis Jacq. var. rubra. (Siehe Tafel 975, Fig. a, b,) Oxalideae. O. variabilis Jacq. (Oxalis n. 69. D.C. prodr. I. 699.) — var. rubra Jacgqg. (Oxalis tab. 53.) Die beistehend abgebildete Oxalis ward uns als O. rosacea von Herren Haage u. Schmidt in Erfurt als Ab- bildung eingesendet. O. rosacea Jacq. ist aber eine der Arten, welche Stengel bildet, während unsere Pflanze stengel- los ist und wir glauben nicht zu irren, wenn wir solche einfach mit O. va- riabilis rubra vereinigen. Dieselbe gehört zu den Arten mit zwiebel- | artigem Wurzelstock, ist stengellos, sehr kurz behaart. Blätter gestielt, dreiblättrig, beiderseits schön grün. Blättchen fast kreisrund, das mittlere etwas grösser und nach dem Grunde zu keilförmig verschmälert. Blüthen- stiele einblumig, so lang oder etwas länger als die Blätter. Blumen gross, schön rosenroth, nach dem Grund zu und im Schlunde gelblich. Die Zwie- beln legt man zu 4—5, in 3—4zöl- lige Töpfe in eine lockereErde. Blühet im Sommer, wird im Winter ganz trocken gehalten, im Frühjahr ver- 1879. pflanzt und im Kalthaus oder im son- nigen Zimmerfenster gehalten. Blühet im Sommer reichlich und gehört zu den zu Ende des letzten Jahrhunderts vom Vorgebirge der guten Hoffnung massenweis importirten Pflanzen, die aber jetzt aus den Gärten wieder ganz verdrängt sind. Eine der schönsten Oxalis-Arten. OÖ. grandiflora Jacq. (Ox. tab. 14) ist eine andere Form der gleichen Art mit unterhalb rothen Blättern und weissen Blumen ; OÖ. purpurea Jacq. (Ox. tab. 56) ist die Form mit bei- derseits grünen Blättern, purpurrothen Blumen und Griffeln, die länger als die kurzen Staubfäden; O.longiscapa Jacqg. (Ox. tab. 52) die Form mit fleischfarbenen Blumen und Stengeln, die viel länger als die Blätter. Von verwandten Arten besitzt O. Simsii (Bot. mag. tab. 1683) Blüthenstiele, die nicht länger als die Blätter, sonst gleich mit O. longiscapa und O. laxula Jacg. (Ox. tab. 57), stimmt mit O. purpurea überein, hat aber weisse Blumen. (E. R.) 11 162 KH ENG OR N u a ie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rum, VEN B. Tulipa iliensis Rel. (Siehe Tafel 975. Fig. c. d,) Liliaceae. Bulbi ovati tunieis intus apice stri- goso-pilosis; caule 3—4phyllo, uni- floro; foliis in caulis apice confertis, glaueis, recurvato-patentibus, anguste lineari-lanceolatis v. linearibus, planis v. superioribus canalieulatis, angustis- sime cartilagineo-marginatis; pedun- culo dense minuteque puberulo; peri- gonio erecto, campanulato; sepalis initio erectis demum magis patentibus, acutis v. ex apice rotundato subito in acumen breve excurrentibus, glaber- rimis, exterioribus lanceolatis, inte- rioribus elliptico-lanceolatis; stamini- bus glaberrimis; filamentis lineari- lanceolatis, utrinque attenuatis, an- theram aequantibus v. paullo superan- tibus; pistillo filamentis duplo bre- viore v.usque filamenta aequante, stig- mate trigono, quam pistilli diametros angustiore. Caulis 10—20 Cm. altus. Folia eximie glauca, margine minute cilio- lata v. glabra, 2—17 Mm. lata, 12 usque 17 Um. longa, petiolo breviora usque petiolo floreque longiora. Se- pala aurea; exteriora extus plus minus virescentia, 11/.—3 Cm. longa, 4 bis 40 Mm. lata; interiora 6—15 Mm. longa. T. altaicae (Gartenfl. 1878, pag. 194, tab. 942) et T. Kauffmannianae (Gar- tenfl. 1877, p. 194, tab. 906) proxima, una „foliis viridibus erectis sparsis latioribus margine eximie cartilagineo- marginatis, sepalis patentibus, pistillo filamenta linearia superante*, altera „foliis latioribus erectis sepalis ob- tusis concavis campanulato-conniven- tibus, filamentis linearibus, antheris sensim ab apice ad basin dehiscenti- bus“ dignoseuntur, — Turkestania orientalis. (A. Regel.) Wiederum eine neue Tulpe Cen- tralasiens, die den in der Gartenflora abgebildeten T. Kaufmanniana und T. altaica zunächst verwandt ist, von beiden sich aber durch schmalere, an der Spitze des Stengels zusammen- gedrängte Blätter unterscheidet. Aus- serdem hat T. altaica deutlich durch- sichtig gerandete grüne Blätter, die Blumenblätter stehen bald wagerecht ab und die Staubfäden sind linear und kürzer als das Pistill. T. Kaufmanniana ist ferner ausser den breitern auf- rechten Blättern durch stumpfe, stets glockig zusammen neigende Blumen- blätter, lineare Staubfäden und durch das eigenthümliche Aufspringen der Antheren, das ganz allmälig von der Spitze nach dem Grunde zu geschieht, verschieden, Es ist auffallend, dass in der Flora Centralasiens nicht eine einzige ächte Lilie vertreten ist, während die Gat- tungen Allium und Tulipa hier gleichsam das Centrum besitzen, von dem aus sich die Arten verbreitet haben. Von der beistehend abgebil- deten neuen Art sammelte A. Regel im Frühjahre 1878 Zwiebeln in den. nördlichen Randgebirgen des Ili-Stro- mes. Das beistehend abgebildete Ex- nz ee I. Originalabhandlungen. emplar kam im Kalthause‘ schon im Frühjahre zur Blüthe und entwickelte nur lineare Blätter und sehr kleine Blumen. Später im Gewächshause und im freien Lande zur Blüthe gelangende Exemplare entwickelten 15—17 Mm. breite Blätter und noch einmal so grosse Blumen und wird Tafel 982, Fig. 4—6 der Gartenflora diese später zur Blüthe kommende, normaler aus- gebildete Form darstellen. T. iliensis gehört zu der Gruppe der Tulpen, deren Staubfäden und innere Blumenblätter am Grunde kahl, deren Blumenblätter am Grunde keinen schwärzlichen Flecken tragen und an der Spitze in keine lange schwanz- förmige Spitze verschmälert, — und deren Blüthenstiel endlich unter der Lupe mit kleinen Härchen dicht be- setzt erscheint. 163 Die Unterschiede von den nächst verwandten Arten dieser Abtheilung haben wir oben auseinander gesetzt, ausserdem unterscheidet sie sich von den im Habitus verwandten T. tetra- phylla und T. triphylla durch den be- haarten Blüthenstiel. Blumen leuchtend goldgelb, die äussern Blumenblätter auf dem Rücken oft röthlich. Kultur gleich denanderen Tulpen; es werden nämlich nach dem Abtrocknen des Laubes die Zwiebeln aus dem Boden genommen, an einem trocknen nicht zu kühlen Platz aufbewahrt und im Herbste wieder in das freie Land gepflanzt. (E. R.) Tafel 975 ce ein Exemplar in Le- bensgrösse, wie solches im Februar im Gewächshause zur Blüthe kam; d Staubfäden und Fruchtknoten des- selben schwach vergrössert. 6. Cypripedium Ashburtoniae Rehb, fil. (Siehe Tafel 976.) Orchideae. C. Ashburtoniae Rchb. fil. in Gard. Chron. 1874, pag. 1647. Die Pflanze, die unsere Tafel dar- stellt, ist der Bastard zwischen C. bar- batum und C. insigne, der von dem Gärtner der Lady Ashburton erzogen worden ist. Bis 2 Fuss lange Blätter, grosse schöne Blumen und jährliches mm dankbares Blühen zeichnet diese Gar- tenform vortheilhaft aus, deren Be- schreibung unsere Tafel unnöthig macht. In ihren Charakteren hält die- selbe die Mitte zwischen den beiden Stammarten. Theilt die Kultur mit C, insigne. (E. R.) D. Martinezia disticha, Acanthorhiza Wallisi, Ceroxylon ferrugineum. (Siehe Tafel 977.) Unsere Tafel 977 gibt die Abbil- dung von 3 Palmen nach Zeichnungen, ı welche unser dem tropischen Klıma und seinem Sammeleifer zum Opfer 164 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gefallener G. Wallis, im tropischen Amerika nach der Natur aufgenom- menhat. Martineziadisticha Wal- lis scheint uns, nach dem Blattschnitt zu urtheilen, eher eine zur Gattung Manicaria gehörige Palme. Die prächtige Fächerpalme ist von H. Wendland „Acanthoriza Wallisi* genannt worden und die Fiederpalme Ceroxylon ferrugineum scheint nur von Wallis provisorisch genannt worden zu sein. Es ist uns nicht bekannt, ob diese Palmen von Wallıs noch in Kultur eingeführt wurden. Unser geehrter Mitarbeiter, Herr Dr. Drude, der unsern Lesern von Zeit zu Zeit Skizzen aus der stolzen Fa- milie der Palmen vorführen wird, kann auch vielleicht über diese drei Palmen noch nähere Nachrichten mittheilen. (E. R.) 2) Eine Reise nach dem Tsukuba von dem 1878 in Tokio verstorbenen Professor Ahlburg. Einem Jeden, der von Tokio ab auf dem Nikkokaido nach der Nikko- alpe geht, muss rechts vom Wege ein hoher stattlicher Weg auffallen, ausgezeichnet durch seine beiden fast gleich hohen, nur durch eine schmale Einsattelung getrennten Gipfel. Auch von manchen Punkten Tokio’s aus lässt sich, namentlich bei schönem, wolkenfreiem Himmel, dieser höchste Berg der Provinz Hitatsi gut und deutlich erkennen, um so mehr, als derselbe in einer weiten Ebene liegt, aus der er unmittelbar aufzusteigen scheint. Es ist der Tsukuba, ein den Japanern heiliger Berg, an den sich eine grosse Menge von Sagen knüpfen und der jährlich Ziel von Hunderten von Pilgern ist. Um nach dem Tsukuba zu ge- langen, kann man zwei Wege ein- schlagen; man kann auf dem nach Mito führenden Wege — dem Mito- kaido — bis nach Sakai gehen und von dort quer durch die Provinzen Shimora und Hitatsi. Ein anderer Weg, den man einschlagen kann, ist der Wasserweg. Seit ungefähr 11/s Jah- ren ist nämlich eine ständige Dampf- schifffahrtslinie von Tokio unter Be- nutzung des Yedogawa und des Tone- gawa — letzterer der grösste Fluss Japans — bis nach Kurihashi eröffnet. Der Tsukuba ist ein von Europäern wenig besuchter Berg. Um so lohnen- der musste ein Ausflug nach ihm er- scheinen. Um möglichst schnell das Ziel zu erreichen, beschloss ich, bis nach Sakai hin das Dampfboot zu benutzen. Dieses sollte Tokio 3 Uhr Nach- mittags verlassen und am andern Mor- gen früh in Sakai amTonegawa sein. Nach dem Schiffsreglement hat jeder Fahrgast eine Stunde vor Abgang des Bootes sich einzufinden und zwar in dem Koamitcho sanchome benannten Stadtviertel, in der Mitte zwischen den beiden grossen Brücken Megane- bashi und Nehonbashi gelegen. Aeus- serlich lässt der kleine Dampfer wohl nichts zu wünschen übrig. DE 4 En na a nun) I. Originalabhandlungen. In Ermangelung von Thüren steigt man ein durch die Fenster. Der ganze Raum ist 15 Fuss lang, 5 Fuss breit und, da für Japaner eingerichtet, so niedrig, dass man nicht aufrecht stehen kann, sondern nach japanischer Weise d.h. auf den Knieen liegend, sich in demselben aufhalten muss. Dieser Raum wurde durch ein Fuss hohes Brett in 2 Theile geschieden, einen kleineren, die erste Kajüte — einen grössern, die zweite Kajüte dar- stellend. Nach japanischer Manier muss na- türlich das Fusswerk abgelegt werden. Die Abfahrt verzögerte sich bedeu- tend, wohl aus dem Grunde, weil die Passagiere zweiter Klasse, die sich nach und nach füllte, erst in dem benachbarten Theehause sich mit Nah- rungsmitteln versehen mussten, da auf dem Schiff selbst nur für die Mann- schaft gekocht wird. Nachdem Alles glücklich beendigt, setzt sich endlich das Schiff langsam in Bewegung und mit grosser Vorsicht und Geschick- lichkeit windet es sich zwischen den vielen Schiffen und Barken durch, die den Kanal beleben. Unter Yetaibashi und Obashi fort- fahrend, kreuzt man den Sumidagawa, der hier bei Tokio in’s Meer fällt und gelangt sodann, Manenbashi pas- sirend, in den Fukugawa. Die Kanäle wimmelten von grossen und kleinen Schiffen, theils mit Gemüsepflanzen, namentlich dem Daikon (Raphanus sativus), theils mit Sake und Shoyn beladen. Bald rasch, bald langsam, je nach- dem es die Kanäle zuliessen, dahin- fahrend, kamen wir an den ersten 165 Halteplatz nach Ogibashi. Auch die zweite Haltestelle liegt noch am Fu- kugawa. Hier füllte sich auch die erste Kajüte vollständig, die ich bis dahin mit meinem Diener allein inne- gehabt hatte. Nur derjenige, der selbst einmal, auf einen kleinen Raum beschränkt, mit Japanern zusammenreiste, kann sich von der nun folgenden qualvollen Reise einen Begriff machen. Der sich entwickelnde Dunst und Duft, zu dem einige Körbe von Kaki(Diospyrus Kaki) und Mikan (Citrus), sowie Sake, Ta- bak und das fetttriefende Haar meiner Nachbarin beitrugen, zwangen mich sehr bald, die Kajüte zu räumen und auf der kleinen, zwei Fuss breiten Gallerie, die rings um das Schiff lief, und durch deren Lattenwerk gelegent- lich die Wellen schlugen, Platz zu nehmen. War der Raum auch be- schränkt und hauchte auch der Fluss in Folge der vielen auf ihm treiben- den Abfälle nicht gerade die lieb- lichsten Düfte aus, so war dennoch dieser Platz bei weitem besser als im Innern des Schiffes. Die vielen Ab- fälle, die die ganzen Kanäle bedeck- ten, lieferten auch hier wieder den Beweis, dass — wo es sich nicht um den Körper selbst handelt — es mit der so oft gepriesenen Reinlichkeit der Japaner nicht so weit her ist. Reinigte man doch nicht nur mit diesem Wasser die Kochgefässe, son- dern wandte es direkt zum Kochen an. Gegen 5 Uhr kamen wir nach einem kleinen, aber lebhaften Dörfchen, am linken Ufer des Fuhugawa gelegen, Ninoye mit Namen. Bei Ninoye kreuzt man den Nakagawa und fährt in den 166 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Shingawa ein, die Fortsetzung des Es war 'ı auf 6 Uhr, als endlich das Schiff in den offenen Fukugawa. Yedogawa einbog, der einen unge- wöhnlich hohen Wasserstand zeigte und theilweise die angrenzenden Ge- biete unter Wasser gesetzt hatte. Es dunkelte schon stark und nur mit einiger Mühe erkannte man in der Ferne die scharf ansteigenden Berge der Provinz Kadsusa und in dem Strom selbst das kleine Inselehen To- daischima, eine grosse mit Rohr und Bäumen bestandene Sandbank. — Leider besass die japanische Karte, die ich bei mir hatte, die Eigenschaft aller japanischen Karten, nämlich die, nicht richtig zu sein und die Namen der Ortschaften, Flüsse, Kanäle, Berge sehr ungenau, theilweise gar nicht anzugeben. Obgleich es eine ziemlich kalte Novembernacht war, so beschloss ich doch, draussen zu bleiben und nachdem mir mein Diener einige Decken ge- bracht, suchte ich es mir so bequem wie irgend möglich zu machen. Die Nacht war dunkel; erst gegen 12 Uhr verloren sich die Wolken und die Sterne erschienen am Himmel, so dass man nun einigermassen die Ufer des hier breiten Stromes übersehen konnte. An vielen Stellen ist derselbe seicht, an andern zeigt er gutes tiefes Fahr- wasser. Da wo er sich schnell und kräftig in seinem Bette fortbewest, sind beide Ufer durch starke einge- rammte Pfähle geschützt. Die seich- ten Flussstellen machten dem Boot viel Schwierigkeiten. Denn da die Mannschaft nichts weniger als auf- merksam war, so hatten wir das Ver- RER VERDEETE N 72, VEN, DAMEN gnügen, viermal auf Sandbänke zu laufen, von denen wir stets nur mit einiger Anstrengung loskommen konn- ten. So verging die Nacht und der Mor- gen kam; mit ihm erschien pracht- volles Wetter und vom oberen Theile des Schiffes bot sich eine herrliche Aussicht auf die Nikkoalpe, aus wel- cher der Nantai hell und klar herüber schauete, während der schneebedeckte Gipfel des heiligen Berges, das Furi in glitzernden Farben dalag. Bald nach 8 Uhr kamen wir nach Hoschiba, einem grossen, schönen, auf hohem Uferdamme liegenden Dorfe. Die Gegend bietet, abgesehen von den ganz im Hintergrunde sich zeigenden Gebirgsketten nichts Inter- essantes; sie ist vollkommen flach. Gegen 10 Uhr war der lebhafte Ort Sekiyado erreicht. Auf den japani- schen Karten liegt derselbe Sakai gegenüber am Tonegawa; in Wahr- heit liegt er am Yedogawa, der mit dem 'Tonegawa hier durch einen, eine Stunde langen Kanal den Shingawa verbunden ist. Endlich um 1212 Uhr kamen wir nach unserm vorläufigen Bestimmungs- orte nach Sakai. Man trifft in diesem lebhaften Handel treibenden Orte ein gutes Theehaus; hier wurde die Ent- fernung bis zum Tsukuba auf 10 bis 11 Ri angegeben. Nachdem die nöthigen Kulis ge- miethet und ein wenig Rast gehalten war, verliess ich Sakai. um 2 Uhr. Der Weg von diesem Städtchen nach dem Tsukuba führt durch eine vollkommen flache Gegend, die, so weit sie kultivirt, einem grossen Gar- I. Originalabhandlungen, ten gleicht. Namentlich sind es Reis, Thee, Baumwolle, Sesam und einige Rübenarten, die hier angebaut werden. Im’Hintergrunde der ganzen Land- schaft erhebt sich stolz der zweigipf- lige Tsukuba, den man binnen wenigen Stunden erreichen zu können meint; man gebraucht indess auf dem sich oft und mannigfaltig schlängelnden Wege gut 5—6 Stunden, ehe man nur den Fuss des Berges erreicht. Da, wo keine Ackergefilde sich aus- breiten, beginnt der Wald und stun- denlang führt der Weg durch den- selben, theils durch Hochwald, theils durch Niederwald. Laubholz und Na- delholz wechseln miteinander ab. Ver- schiedene Quercus- Arten, Cryptomeria japonica, Castanea vesca, Tilia, Zel- kowa kiaki, Aesculus turbinata, Rhus- Arten, Evonymus Euscaphys bilden den Hauptbestandtheil der holzartigen .Gewächse, zwischen denen sich trotz der vorgerückten Jahreszeit in üp- pigster Weise ein Teppich von Gen- tianeen, Cariceen, Oxalideen, Gerania- ceen und Caryophyllaceen ausbreitete. Nach einer dreistündigen Fahrt ge- langten wir um 5 Uhr an den Kinu- gawa, den Grenzfluss der beiden Pro- vinzen Shimosa und Hitatsi. Der Fluss hat weder eine beträchtliche Breite noch Tiefe und soll nach den Aussagen der Leute wenig fischreich sein. Wie bei den meisten der japa- nischen Flüsse ist eine Brücke nicht vorhanden und wird der Verkehr der beiden Ufer mittelst einer Fähre be- werkstelligt. — Nicht weit entfernt vom Kinugawa beginnt ein ziemlich ausgedehntes Sumpfgebiet, der Sa- numa-Sumpf, der ausser Nelumbo 167 nucifera, Potamogeton natans und P. oxyphyllus, Sagittaria u. s. w. nichts hervorbringt. Würden die an einigen Stellen zur Bewässerung der in der Nähe liegenden Reisfelder vorhande- nen Schleussen weiter ausgebauet und entsprechend vergrössert, so würden sich aus diesem jetzt vollkommen un- brauchbaren Sumpfe ein sehr ertrags- fähiger Boden herstellen lassen, der sich namentlich für den Anbau von Alocasia, Calocasia, Leucocasia, Co- nophallus vortrefflich eignen würde. Bald, nachdem man das Sanuma- gebiet verlassen, gelangt man nach Shimotsuma, einem kleinen, aber freundlich gelegenen Orte. Hier ver- zögerte sich leider der Aufbruch und es dunkelte bereits recht stark, als ich sehr gegen den Willen meiner begleitenden Kulis aufbrach, um noch an demselben Tage den Tsukuba zu erreichen. Von einem gefährlichen Wege, wie ihn mir die Leute, um mich zum Bleiben zu bewegen, aus- malten, kann wohl keine Rede sein; im Gegentheil, mit Ausnahme einiger wenigen Stellen, ist er selbst bei Nacht sehr gut gangbar. Bis zum Kokuigawa führt er durch vollkommenes Flachland. Am anderen Ufer beginnen niedrige Hügelketten, theilweise bedeckt mit schönen Coni- ferenwaldungen, die namentlich am Matsuyama eine stattliche Ausdehnung erreichen. Näher und näher rückte der Tsu- kuba. Endlich gegen 9 Uhr Abends kamen wir vor einem kleinen, einsam gelegenen Häuschen an. Hier erklär- ten die Kulis, nicht mehr weiter fahren zu können, da der Weg von hier ab 168 zu schlecht sei. Wir befanden uns am Fusse des T'sukuba und mussten das noch '/g Ri entfernte, gleichnamige Dorf, auf halber Berghöhe gelegen, nun zu Fuss zu erreichen suchen. Der Weg führt ziemlich steil bergan, Felsblock häuft sich auf Felsblock, Wurzel reiht sich an Wurzel. Die Laternen erloschen und auf gut Glück musste der Weg verfolgt werden. Auf die Kulis konnte ich mich nicht mehr verlassen, da sie in Shimotsuma den Sake allzugut befunden haben moch- ten, Der Bewohner einer einsamen Waldhütte verschaffte mir wenigstens die Gewissheit, dass der Weg bis dahin der richtige gewesen. Der Waldgürtel hörte auf; einiges Ackerland trat auf und bald erschienen die undeutlichen Umrisse einiger Häuser, die bald deutlicher hervor- traten. Das Dorf war erreicht. Das- selbe zieht sich in einer einzigen Strasse am Berge in die Höhe. Der Weg ist eine einzige Treppe, die bis zu den Tempeln führt. Es war nach 10 Uhr, als ieh im Theehause des Dorfes ankam. Am andern Morgen bot sich eine prachtvolle Aussicht dar auf die weite Ebene, aus der der Tsukuba aufsteigt, bis weithin an das Meer schweift der Blick. Nachdem die Pflanzen des vorher- gehenden Tages in Ordnung gebracht waren, machte ich mich auf den Weg, um den noch übrigen Theil des Berges zu ersteigen. Gleich hinter dem einzigen, für den Fremden bewohnbaren Thheehause beginnt der Weg nach den Tempeln, um deretwillen der Tsukuba bei den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Japanern in so grossem Ansehen steht. Durch zwei grosse Thore, die ge- nügenden Raum für die beiden Nio (Höllengötter) zeigen und oben die bekannten buddhistischen Zeichen tra- gen, gelangt man zu einem sehr rohen Holztempel, versehen mit einem Schel- lengeläute (Sudzu), dessen sich der Pilger vor Anfang des Gebetes zu bedienen hat, um die Aufmerksamkeit des Gottes auf sich zu lenken. Von hier auf einer Steintreppe in die Höhe steigend, kommt man auf eine grosse Rotunde, umgeben von einer grossen Anzahl von halbzer- fallenen Migas (Tempelchen), die ver- ‚schiedenen Göttern geweiht sind. Rechts befindet sich ein Tempel, nur versehen mit zwei Metallspiegeln und einer Anzahl von kleinen Yat- suashie (kleinen achtbeinigen Tisch- chen), auf denen man dem hier haupt-- sächlich verehrten Gott, dem der Tsu- kuba heilig, dem Izanami no mikoto, Reis und Fische opfert. Der Tempel selbst führt den Namen Tsukuba me no kami (Tempel für den Augengott des T'sukuba). Hier im Tempel hat man nöthig, sich mit Einlasskarten, bestehend in einem kleinen Papierstreifen, zu ver- sehen. Jeder solcher Streifen kostet 3 Rin (1'/2 Pfennig). Vor dem Tempel steht ein präch- tiger Camellienbaum, damals gerade in schönster Blüthe und eine Menge von heiligen Tauben belebten die grosse Rotunde. Hier beginnt der eigentliche auf den Berg führende Weg, der mit einer Anzahl von kleinen Tempelchen, > N I, Originalabhandlungen. von Tempelthoren u. s. w. versehen ist. Verfehlen lässt sich der Weg auf den Berg nicht, da von Zeit zu Zeit Wegweiser, meist grosse Steinblöcke mit der eingegrabenen Inschrift „Nan- taisan“ — so heisst der höchste Gipfel — vorhanden sind. Einen mächtigen, kegelförmig ‘bearbeiteten Felsblock habendieRinger von Tsutziura geweiht. Der Weg, der durch den herrlichsten Hochwald führt, ist, obwohl einiger- massen steil, doch nicht beschwerlich zu nennen. In weiten Windungen führt er im Walde an der Seite des Berges hin, um erst später direkt auf die Einsattlung zwischen den beiden Gipfeln zuzugehen. In der Mitte des Berges zeigt ein Steintäfelchen mit der Inschrift: „kono tokoro mina nogawa“ (dieser Ort ist der Minanogawa) die Quelle des Mi- nanogawa an, der hier unter reicher Moosdecke entspringt und sich am Fusse des Berges in den denselben umströmenden Sakmagawa (Kirsch- fluss) ergiesst. Der Minanogawa und namentlich seine Quelle ist bei den Japanern be- rühmt, da er in den bekannten 100 Gedichten des Yazenye besungen wird, Von dieser Stelle aus, von wo man eine weite Fernsicht geniesst, erblickt man unten am Fuss des Berges in der Ebene einen kleinen See, den Hejiga ike, ferner das Dorf Rokusho und weiterhin das Meer an der Mün- dung des Tonegawa bei T'sutziura. Die Seitenkette, die sich an den Tsu- kuba anlehnt, führt den Namen des Otayama. Zu erwähnen dürfte noch sein, dass die in Japan unter dem Namen Tsukuba mikaye bekannten 169 Steine nicht vom Tsukuba, sondern vom Hirusawayama in der Nähe des Tsukuba kommen. In der Nähe der Quellen des Mi- nanogawa zeigte der Führer einen Platz, an dem im Oktober desselben Jahres ein Samurai aus Arugawamura in der Provinz Hitatsi den Harakiri (das bekannte Bauchaufschlitzen der Japaner) an sich vollzog. Um 11! Uhr waren wir in der Ein- sattlung angekommen. Linker Hand hat man den höheren Gipfel, den Nan- taisan, rechter Hand den kleineren Gipfel, den Niotaisan. Nach einer kurzen Rast in einer der Strohhütten, die auf dem Berge aufgeschlagen, machte ich mich nach dem höheren Gipfel auf den Weg. Derselbe ist bezeichnet durch kleine und grössere Steinhaufen, so wie man sie auf allen von Pilgern besuchten Bergen in Japan findet. Jeder Pilger ist verpflichtet, die Haufen um ein Steinchen zu be- reichern. An einer Stelle des Weges ist eine starke Kette in den Fels ein- gelassen und muss man mit Hilfe derselben in die Höhe klettern. Die Spitze des Nantaisan, die man, nach- dem diese Stelle passirt ist, bald er- reicht, trägt eine grosse Anzahl von Tempeln, einen grössern, den Go- honsha, der dem Izanamino mikoto geweiht und mit 4 Glocken versehen ist. Ausser diesem finden sich noch 16 Miyas. Die Aussicht, die man von dem Gipfel hat, ist lohnend. Leider wird man durch einige Bäume und hohes Gebüsch gestört. Die Nikkoalpe ist sehr deutlich zu sehen, ebenso die Bergzüge der nördlichen Provinzen. 170 Um nach dem kleinern Gipfel, dem Niotaisan, zu gelangen, hat man den- selben Weg mit einigen unbedeuten- den Abweichungen zurückzumachen. Jenseits der Einsattlung beginnen wieder eine grosse Anzahl von kleinen Tempelchen den Weg zu begleiten, der hier wilder und rauher ist, als der zum Nantaisan führende. Der Haupttempel auf dem Niotaisan hat nur drei Glocken. Von der höch- sten Spitze des Niotaisan hat man, obwohl dieselbe niedriger liegt als der Nantaisan, eine schönere Aus- sicht, da man hier durch keine Bäume gehindert ist, sondern vollkommen frei steht. Von hier ab ist auch sehr deut- lich zu sehen, dass der T'sukuba, nicht wie man gewöhnlich annimmt, direkt aus der Ebene aufsteigt, sondern dass sich ein ziemlich ausgedehntes Hügel- land um ihn lagert, aus dem er als höchster Gipfel hervorragt. Der Weg, nach dem Dorfe T'sukuba einzuschlagen den man vom Niotaisan pflest, ist um vieles beschwerlicher, als der Weg, auf dem man den Berg Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. WER TRTE pa besteigt. Ueber ziemlich steile Fels- partieen führt der Weg an einer grossen Anzahl von Tempelchen vor- bei abwärts durch mehrere grosse Felsenthore, aus mächtigen Stein- blöcken gebildet, hindurch, die in dem dichten Walde einen Susi An- blick gewähren. Einige Male hat man sich Aue Herabsteigen Ketten, die in den Fels eingelassen sind, sowie Leitern zu bedienen. Man gebraucht ungefähr eine Stunde, um von dem Gipfel des Niotaisan bis nach dem Dorfe zu gelangen. Da meine Zeit bemessen war und ich pünktlich wieder in Tokio ein- treffen musste, so war ich zu meinem grossen Bedauern genöthigt, den T'su- kuba schon am folgenden Tage zu Abends 5 Uhr erreichte ich Sakai, nahm hier ein Segelboot, welches mich während der Nacht von Yedogawa abwärts nach Ninoye brachte, von wo aus ich Meganebashi in einigen Stunden erreichte. verlassen. 3) Die Kropfkrankheit der Kohlpflanzen. in Russland Kila in einer Diese Krankheit, besteht mässigen knollenartigen Anschwellung des unter dem Boden befindlichen Stengeltheiles und der Wurzeln der Kohlpflanzen. Diese krankhafte Bil- dung findet in so bedeutender Weise statt, dass z. B. Kopfkohl und Wir- sing keine Köpfe bilden, der Blumen- kohl seinen Blüthenstand nicht aus- bildet ete. In der Umgegend von genannt, unregel- Petersburg herrscht diese Krankheit so allgemein und thut so viel Schaden, dass der K. Russische Gartenbauverein einen Preis für die beste Arbeit über diese Arbeit aussetzte, ein Preis, der denn auch der ausgezeichneten Arbeit des Hrn. Woronin über diese Krank- heit zugesprochen ward. Während man diese Krankheit allgemein für einzig und allein als durch Insekten- stiche veranlasst, ansah, war es Wo- I, Originalabhandlungen. ronin, der da nachwies, dass es ein schon an der Keimpflanze entstehen- der Pilz der niedrigsten Ordnung ist (Plasmodiophora Brassicae Woronin), der diese Krankheit in den Gemüse- feldern um Petersburg verursacht und dass da, wo man in den wulstförmigen Anschwellungen der Wurzel beim Zerschneiden Insektenlarven im In- nern findet, diese Insekten sich erst nach der Entstehung der Wulste in Folge des Pilzes hier eingenistet haben. Nach unsern eignen Erfahrungen ent- steht diese Krankheit stets schon an den Setzlingen und wo man beim Ausziehen derselben aus den Mist- beeten ganz kleine Höcker an den Wurzeln findet, müssen diese Setzlinge sofort weggeworfen werden, — da- gegen geht die Krankheit im Laufe des Sommers nicht von einer Pflanze auf die andere über, auch wenn kranke Pflanzen dicht neben gesunden stehen. So hatte der Referent im letzten Som- mer für seinen kleinen eignen Ge- müsegarten die Kopfkohlsetzlinge von einem andern Orte als die frühen Blu- menkohlsetzlinge bezogen. Obgleich nun der Blumenkohl als Zwischen- pflanzung zwischen den Kopfkohl an- gepflanzt ward, so gaben dennoch alle Kopfkohlpflanzen eine so ausge- zeichnete Ernte, wie ich solche fast noch nie erhalten hatte, während alle Blumenkohlpflanzen in Folge der Kropfbildung fast gar keine Blumen bildeten. Es ist also das Samenbeet, in dem sich schon die Krankheit an den Setzlingen einnistet. Dieses kann verhindert werden durch eine gute frische lehmige, mit etwas Kalk und Humus versetzte Erde. Erde von 171 Stellen, wo sich früher schon die Kropfkrankheit gezeigt hat, soll man niemals als Erde für die Samenbeete verwenden. Auch soll man es ver- meiden, auf solchen Stellen Kohlsorten zu pflanzen, wo im Jahre zuvor sich die Kropfkrankheit zeigte. Endlich hat uns ein anerkannt tüchtiger Gärt- ner empfohlen (wir haben den Ver- such noch nicht gemacht), beim Aus- pflanzen der Kohlsetzlinge die Erde von den Wurzeln im Wasser abzu- waschen und dann die Pflanze mit den Wurzeln in eine Kalkmilch ein- zutauchen, die etwas weniger consi- stent als Kalkmilch, wie man solche zum Weissen gebraucht. Derselbe sagt (Herr Hofgärtner Sohrt in Zarsko&- Selo), dass er früher dieses Mittel angewendet habe und in Folge dessen niemals die Kropfkrankheit erhalten habe. Der bekannte Entomologe, Herr Professor Taschenberg in Halle, be- stätigt einerseits die vollständige Glaub- würdigkeit der überaus exakten und tüchtigen Arbeit Woronins, doch sagt er, dass ganz ähnliche Erscheinungen auch durch einzelne Insekten veran- lasst werden. Die Kohlfliege (Antho- nomyia Brassicae), die man früher als Urheber der Kropfkrankheit an- gesehen habe, stehe in einem ganz falschen Verdacht, da deren Larve an den Kohlwurzeln nur ganz kleine Anschwellungen verursacht. Dagegen verursachen die Larven zweier derer Insekten, K.ohlgallenrüssler (Ceuthorhynchus sul- eicollis) und zuweilen auch wohl von Baridius Lepidii (bis jetzt an Kohl- pflanzen noch nicht beobachtet) ziem- lich bedeutende Auswüchse am Wurzel- an- nämlich von dem 27 hals, sowie an dem unterirdischen Stengeltheil und der Hauptwurzel, seltenan einzelnen Seitenwurzeln. Diese Anschwellungen sind aber kleiner, er- reichen auch, wenn mehrere derselben zusammenfliessen, kaum die Grösse einer Mannesfaust und gehen auch nicht in Fäulniss über, so lange die Pflanze noch lebt. Dagegen breitet sich die von Plasmodiophora Brassicae veranlasste Missbildung über alle Wur- zeln aus, die Anschwellungen nehmen sehr unregelmässige Formen an, ver- einigen sich zu knollenartigen Bil- dungen von mehr als der Grösse einer Mannesfaust und gehen, wenn die Pflanze zu kränkeln beginnt, in Fäul- niss über, welches Letztere bei An- schwellungen, diedurch eingeschlossene Larven erregt sind, nicht vorkommt. Es dürfte daher sehr wahrscheinlich sein, dass die um Petersburg so ver- derblich wirkende Kropfkrankheit in Folge des Pilzes — in Deutschland noch selten vorkommt, da Taschen- berg wenigstens diese letztere Krank- heit noch nicht beobachtet hat. Auch Professor Caspary tritt gegen W oro- nin’s Ansicht, dass alle krankhaften Missbildungen an den Wurzeln der Kohlpflanzen durch Plasmodiophora 172 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, - BE HE Er en > a a ai = bedingt werden, auf. So habe Prof. Julius Kühn nachgewiesen, dass durch Käfer derartige Gallen an den Wur- zeln der Kohlpflanzen erregt würden. Professor Caspary bespricht dagegen eine solche durch Samen erbliche Kropfkrankheit an einer Form der Brassica Napus L., die Caspary als Reitenbacher Wruke bezeichnet. Da- bei kommen ohne Ausnahme an allen Sämlingen, die von Samen dieser in- fizirten Sorte stammen, wiederum knollige Missbildungen an der Haupt- und den Nebenwurzeln vor. Trotz der genauesten Untersuchung gelang es Prof. Caspary nicht, weder im Zu- stand der ersten Entwicklung, noch bei vollständig entwickelter Krankheit, weder die Spur eines Pilzes, noch eines Insektes nachzuweisen. Auch Woronin, dem freilich erst im Zustand der vollständigen Ausbil- dung derartige kropfkranke Wurzeln von Caspary zugeschickt wurden, fand keine Spur eines Pilzes an denselben. Es wäre dies also eine erbliche Racenkrankheit der Wurzeln, die sich mit der Knollenbildung der Kohlrabi, Kohlrübe und Feldrüben vergleichen . (E. R.) lassen würde. 4) Ueber Formveränderung von Coniferen-Sämlingen. Zu den Beobachtungen über echte und falsche Retinospora-Arten kann ich heute hinzufügen, dass Biota meldensis, leicht und luftig durch Tannenreisig gedeckt, hier — 16° R. ertrug, gut gedeiht und sich bisher nicht empfind- licher zeigte wie Biota orientalis. Um Chamaecyparis squarrosa aus Stecklingen von Biota orientalis wieder zu erziehen, muss man genau darauf achten, nur die kleinen Zweigchen mit kreuzständigen Blättern, welche wir dicht über den Samenlappen fin- den, zu wählen. Vi Jia I. Originalabhandlungen. Die Mehrzahl dieser nur wenig vor- geschrittenen Zweigchen wird stets Biota meldensis ergeben und tritt der schuppenförmige Stand der Blätter etwas deutlicher hervor, gehen die Stecklinge bald in die ausgebildete Pflanze, nämlich Biota orientalis über. Man hat so zugleich den Uebergang von einer Form zur anderen deutlich vor Augen. Bei manchen Coniferen-Sämlingen sind die Erstlingstriebe besonders ent- wickelt, erhalten sich längere Zeit und erreichen eine Grösse, dass man sie leicht zu Stecklingen verwenden kann. Ich fixirte solche Zweige von Cal- litris quadrivalvis (Thuja articulata) durch Stecklinge. Diese Pflänzchen zeigen jetzt theils linienförmige Blät- ter, theils weitgliedrig spitzig-schup- penförmige Zweige, die bisher nicht in die ausgebildete Pflanze übergehen und daher für den Beschauer, wel- cher die Entstehung nicht kennt, eine neue hübsche Form darstellen. Die Erstlingstriebe von Cupressus sempervirens pyramidalis gesteckt, bilden niedliche, blaugrüne pyramidale Pflanzen, ebenso von der ausgebildeten Pflanze abweichend. Diese Pflänzchen haben grosse Aehn- liehkeit mit der in den Gärten als Cupressus Bregeoni vorkommenden Form der Pyramiden-Cypresse. Säm- linge von letzterer, welche ich zur Zeit besitze, unterscheiden sich in nichts von besagten Stecklingspflan- zen. Ein Fuss hohe Exemplare von Ü. Bregeoni zeigen nur linienförmige Blätter, dieselbe möchte daher eine Jugendliche Pflanze von Cupressus sempervirens darstellen. 173 Auch von Juniperus phoenicea ver- mehrte ich die blaugrünen, spitzna- Ueberhaupt zeigen uns die Juniperus eine grosse Abwechselung in der Zweigbildung, wie wir ja z.B. schon von Juniperus virginiana Formen, die mehr oder weniger vorgeschrittene Pflanzen dar- stellen, in der Zweigbildung wie Fär- bung abweichend, in Kultur finden. Cupressus Lawsoni gehört zu den Coniferen, an welchen sich die Erst- lingstriebe in geringer Anzahl und so schwach entwickeln, dass man sie deligen Erstlingstriebe. kaum zu Stecklingen verwenden kann. Jedoch fand ich einige Zweigchen, welche sich auch bewurzelten. Diese Pflänzchen verhalten sich bis jetzt zu Cupressus Lawsoni wie Cha- maecyparis plumosa zu Ch. pisifera. Die Blättchen der schuppenförmigen Zweige stehen ab, sind innen weiss- lich und geben daher der Pflanze ein zierliches Ansehen. Es fragt sich je- doch, ob dies von Bestand. Natürlich müssen solche Pflanzen Jahrelang beobachtet werden und kann erst dann ein Urtheil abgegeben wer- den, was das Constantbleiben, wie Wuchs und dekorativen Werth be- trifft. Die Fixirung solcher Formen durch Stecklinge wird überhaupt nicht gleich bei den ersten Versuchen glücken, sondern man wird zu öfteren Malen die charakteristischen Zweige solchen Stecklingspflanzen, die das Bestreben haben, in die ausgebildete Pflanze überzugehen, abnehmen und stecken müssen, bis es gelingt, solche Formen constant zu erhalten. Do wird man sicher leichter Cha- von 174 maecyp. squarrosa (hort.) von Biota meldensis abnehmen, als von Biota orientalis und ich möchte auch glau- ben, dass die Erziehung auf’ diesem Wege geschah. Wie ich schon früher mittheilte, nahm ich Retinospora ericoides Zuce. von Chamaecyparis sphaeroidea var. Andelyensis und Chamaeeyp. squarrosa (Veitchi) Sieb. et Zuce. von Chamae- cyp. pisifera plumosa ab. Es gehört die Liebhaberei der Ja- paner für diesen Gegenstand dazu, um mit Geduld ein günstiges Resultat zu erreichen. Obige Experimente machte ich nicht etwa in der Absicht, die Gärten mit Formen von Coniferen zu bereichern, sondern um mich selbst zu überzeugen, dass je nach Auswahl der Zweige, die Formen der Entwickelung fixirt werden können und so einen Beweis mehr dafür zu gewinnen, dass die früher besprochenen Formen von Cha- maecyparis, Biota und Thuja auf die- sem Wege erzogen worden sind. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‚Möchte nur ein Jeder der Wahr- heit die Ehre geben, so dass, wenn eine auf diesem Wege erzogene Pflanze vermehrt und in den Handel gegeben wird, ihre Entstehung nicht verheim- licht oder absichtlich falsch angegeben, sondern ihr gleich der Abstammung gemäss, der richtige Name gegeben werde. Wie viel Wirrwarr würde da er- spart! Ist der erste Name einmal mit der Pflanze in die Welt gegangen, wird er, wenn auch falsch, gewöhn- lich festgehalten. einige unrichtige Namen nach, wie z. B. bei den Retinosporen, so will ein Jeder Recht haben, da die Ent- stehung nicht immer leicht nachzu- weisen und man hat die Freude, unter drei oder vier Namen immer wieder dieselbe Pflanze zu bekommen und zu bezahlen. Garatshausen im März 1879. Folgen nun noch L. Beissner. 5) Ein Malus speetabilis, welcher um Weihnachten des Jahres 1869 schön und vollkommen blühte. Der Sommer des erwähnten Jahres war ebenso, wie der Herbst, feucht und warm gewesen. Es hatte zwar um Weihnachten gefroren, doch war die Kälte nicht bedeutend und es lag kein Schnee. Eines Sonntags nun wurde ich von einigen Kindern in den Garten gerufen, um Etwas zu sehen, was mir Freude machen würde. Sie führten mich zu einem, etwa 12 Fuss hohen Exemplare von Malus spectabilis, das ich noch habe und das in meinem früheren Garten nahe an der Strasse stand. Meine Ueber- raschung war sehr gross, den Baum ohne Blätter im schönsten Blüthen- schmucke prangen zu sehen, wie er nur im Frühlinge hätte sein können. Der Anblick war so neu und unge- wöhnlich, dass die Menschen auf der Strasse stehen blieben und ihn an- schauten. Viele meinten sogar, es sei 1. Originalabhandlungen. 175 ‚ein eigenthümlicher Baum, der seine | Baum im folgenden Frühlinge nur Blüthen eben nur im Winter entfalte. Wie zu erwarten war, blühte der spärlich. North Hoboken. Carl Siedhof. 6) Ein Birnbaum (Duchesse d’Angoul&me), der viermal in einem Sommer blühte und Früchte ansetzte. Am 16. August des Jahrs 1870 besuchte ich Hrn. Friedrich Schäfer, einen ebenso kenntnissreichen, als ge- schickten Baum- und Weinzüchter. Derselbe war damals und ist noch jetzt Lehrer der deutschen Sprache an der hiesigen öffentlichen Schule. Er zeigte mir in seinem Garten einen Birnbaum, der eben zum vierten Male während desselben Som- mers blühte. Das erste Mal hatte die Blüthe zur gewöhnlichen Zeit statt- gefunden. Kaum war ein Monat ver- flossen, so blühte er zum zweiten Mal. Auch die Früchte dieser Blüthe waren gleich denen der ersten Blüthe regel- mässig entwickelt, nur kleiner als die ersten. Wieder einen Monat später blühte er zum dritten Male. Die Früchte dieser Blüthe hatten die Grösse von Wallnüssen; ich sah sie an dem erwähnten Tage zugleich mit der letzten oder vierten Blüthe. Auch diese setzte Früchte an, nur wurden sie nicht grösser als Haselnüsse. Na- türlich besuchte ich bis zur Reifzeit dieser Birnen den Garten des Herrn Schäfer oft. Derselbe war so freund- lich, mir dann Früchte der verschie- denen Blüthe-Perioden zu geben, die ichan Hrn. Fullersandte, derdamals das Rural New Yorker Journal herausgab, ein Journal, das auch Gartenbau und Obstzucht berücksichtigte. Derselbe gab eine Notiz von dieser sonderbaren und seltenen Erscheinung in dem er- wähnten Blatte. Er bezeugte, was auch ich gefunden hatte, dass die Früchte der ersten und zweiten Blüthe voll- kommen ausgereift .waren; die der dritten und vierten blieben unreif. Der Baum hat seitdem nur einmal jährlich getragen. North Hoboken. Carl Siedhof. 7) Amarylliskultur. Herr Gustav Köhler, Gymnasial- lehrer in Tula, theilt mir über seine Kultur der Amaryllis im warmen Zimmer das Folgende mit: Im Herbst erhalten die Pflanzen allmälig weniger Wasser, bis sie end- lich am wärmsten Platz des Zimmers auf hellem oder ganz dunkelm Platze durchaus trocken stehen bleiben. So- bald sich eine Spur des neuen Triebes zeigt, werden solche in ziemlich trockne Erde in der Weise verpflanzt, dass man in einem Kübel mit lauwarmem Wasser die Erde des Ballens vorsich- tig von der Pflanze auswäscht, so dass keine gesunde Wurzel verloren geht. Nun legt man die Zwiebel abermals einige Stunden bis einige Tage lang 176 an einem trocknen warmen Platz zum Abtrocknen, entfernt dann mit einem scharfen Messer alle die schlechten, vorzugsweise in der Mitte desZwiebel- kuchens befestigten Wurzelnundnimmt dabei auch etwa vorhandene, aber genugsam erstarkte Brutzwiebeln, die schon etwas Wurzeln gebildet haben, ab. Dann werden alle verwundeten Stellen am Zwiebelkuchen oder an den Wurzeln mit Kohlenpulver be- streut und darauf die Zwiebeln in ziemlich trockne Erde in der Weise eingepflanzt, dass man erst die Erde durch Rütteln und Aufstampfen des Topfes ordentlich zwischen die Wur- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, TRETEN A ya in ar zeln einfüllt und dann erst mit dem Daumen die Erde fest andrückt. Nach dem Einpflanzen beginnt bald eine durchaus kräftige Vegetation und zwar gleichzeitig von den Blättern und dem Blüthenschaft. Nun stellt man die Pflanzen wieder im Zimmerfenster auf und begiesst ganz wie andere Pflanzen bis zur Blüthe und nach der Blüthe bis zum Herbste. Man achte aber sehr darauf, dass man ja nach dem Ver- pflanzen einigemal mit lauwarmem Wasser begiesse, wodurch der Be- ginn einer kräftigen Vegetation be- sonders beschleunigt wird. (E. R.) II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. A. Empfohlen von E. Regel. 1) Anthurium trifidum Oliver. Eine aus- serordentlich schöne dekorative Art mit kurzem Stamm und grossen glänzend grünen, dreitheiligen Blättern aus Caracas. J. Linden hat diese Art als Anthurium trilobum ver- theilt und Dr, Master’s bildete dieselbe in dem Gardener Chronicle 1876 Il. 377 (hier wiederholt) als Philodendron Holtonianum ab. Dr. Oliver endlich gab Beschreibung und Abbildung Bot, Magazine tab, 6639. 2) Hochstämmige Johannisbeeren u. Stachel- beeren. Wir geben heistehend nach dem Ka- taloge von Platz und Sohn die Abbildung von hochstämmigen Johannis- u. Stachel- beeren, beides Formen dieser beiden be- liebten Sorten von Beerenobst, die jetzt be- sonders empfohlen werden. Die Vortheile, die solche bieten, sind mannichfach, denn reiche Tragbarkeit, schönes Aussehen zur Pflanzung längs der Wege im Gemüsegarten als Alleen, Bequemlichkeit des Pflückens, sind jedenfalls ebenso viel Empfehlungen. Dazu kommt, dass in Folge starker Platz- regen bei den in Buschform erzogenen Hochstämmige Johannisbeere, ” REF RER h Ahr Hort Bere ei Te air un 177 IL Neue und empfehlens werthe Zierpflanzen, 12 1379, 178 Exemplaren die dem Boden nahen Früchte beschmutzt werden, was bei den hochstäm- migen Exemplaren nicht vorkommt, Dagegen eignet sich die hochstämmige Form nur für ein milderes Klima, als das Petersburgs, — denn Referent hat sich früher jahrelang bemüht, beide Sorten von Beeren- obst hier in Petersburg in halbstämmigen wurzelächten Kronenexemplaren zu erziehen, — aber die erzogenen Exemplare gingen in SEIT Hochstämmige Stachelbeere. Folge kalter Winter regelmässig wieder zu- rück. Jetzt verwendet man Ribes aureum und Ribes nisrum als Wildlinge, auf die veredelt wird. Es versteht sich von selbst, dass alle die, welche solche Kronenexemplare angepflanzt haben, jährlich mehrmals alle aus der Wurzel und dem Stamme zahlreich hervor- brechenden Triebe sorgfältig zu unterdrücken haben. ; Unsern geehrten Freund, Herrn Maurer, der in der Anzucht und Kultur des Beeren- obstes die bedeutendste Autorität ist, bitten wir, so freundlich zu sein, uns da seine un- umwundene Ansicht für die Leser der Gar- tenflora mittheilen zu wollen, (E. R.) 3) Polypodium vulgare L. und andere Landfarn. Unser Engelsüss ist vom Westen Europas bis zum Osten Asiens heimisch, geht im Norden bis Lappland, im Süden bis in die Gebirge Gentralasiens und ist ausser- dem auch in den kalten und temperirten Strichen Nordamerikas zu Hause, Unsere beistehende, dem Katalog von Platz und Polypodium vulgare, Sohn in Erfurt entlehnte Figur zeigt das- selbe in den Ritzen einer Mauer wachsend, selbstverständlich kann da nur eine nach Norden sehende niedrige Mauer gemeint sein, wie man solche aus Feldsteinen trocken ge- mauert, häufig zum Halt von Terrassen etc, aufbaut. In solchen Mauern wachsen die Farn überhaupt gern, — so findet man z.B, in den Schutzmauern der Wege, wenn man in die Alpen aufsteigt, die Cystopteris-Arten, Asplenium Adiantum nigrum, Triechomanes viride, septentrionale, Allosorus erispus ete. häufig zwischen den Spalten der Steine der- selben, während Asplenium Ruta muraria mehr in den Spalten alter mit Kalk ge- mauerter Mauern vorkommt. Es möge das denen, die sich an einem schattigen Abhang des Gartens eine Farnparthie construiren wollen, ein Wink sein. Wenn man mit dünnen Steinplatten von Kalkschiefer oder Granittrümmern sich Stützen für kleine Ter- rassen zu Beeten trocken aufmauert, d.h. so dass Erde aus unverwesten Torfbrocken oder Stücken mit Haidekraut oder Vaccinium mit Walderde beim Mauern zwischen ge- bracht werden, so werden viele Farn, deren ‚II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Wurzeln ausgebreitet in Erdschichten zwi- schen den übereinander liegenden Ruinen eingeklemmt werden, meist viel besser wachsen, als in Beete gepflanzt. Zu den oben genannten gehört auch das Polypodium vuleare, nur hat man darauf zu achten, dass man kleine Rasen desselben mit Erdballen so einklemmt, dass das kriechende Rhizom an der Oberfläche bleibt. Die Arten von Woodsia, *Physematium, die mit Asplenium Ruta muraria verwandten Arten lieben gleich- falls einen solchen Standort, befestigen das Erdreich zwischen den losen Steinen und bekleiden bald alle Ritzen und Spalten sol- cher Stützmauern. Auf die Beete pflanzt man dagegen die höhern in den Waldungen wachsenden Arten, so Osmunda, Poly- podium Phegopteris, alpestris und Dryop- teris ete., Aspidium *aculeatum, Lonchitis, Aspidium Filix mas. Thelypteris, Oreopteris, Filix mas mit seinen zahlreichen Gartenformen. Ferner Aspidium eristatum, spinulosum mit den Abarten, — ferner Asplenium Filix foemina, das von allen wohl die meisten Gartenformen mit monströsen Blättern gebildet hat, *Scolo- pendrium officinarum und dessen Formen, Bleehnum spicant, *Adiantum peda- tum, Struthiopteris germanica, Ono- clea sensibilis, CGystopteris bulbifera u.s.f,, meist noch in Petersburg harte Arten und nur die mit * bezeichneten in harten Wintern leidend. Eins unserer imposantesten 179 Farn, die Pteris aquilina, habe ich dabei nicht genannt, weil diese tief unter der Erde weit hin kriecht, anfangs sehr schwer an- nimmt, aber wo sie sich einmal eingebür- gert, die ganzen Parthien durchzieht und alle feinern Arten später unterdrückend, allein do- minirt. Dieses Adlerfarn ist daher nur schön im Garten um den Boden unter Baumparthien der Parks, unter denen Gras nicht mehr ge- deiht, mit hohem Grün zu bekleiden. So sieht man in Englands Parks ganze Be- stände so bekleidet und dazwischen mit Kaninchen und Damhirschen belebt. Aspidium spinulosum. Von den in feuchten Laubwaldungen ganz Europas, Asiens bis zum Himalaya und Japan, Nordamerika und am Vorgebirge der guten Hoffnung heimischen Aspidium Filix mas L, (Nephrodium Filix mas Rich. — Polystichum Filix mas Roth) und dem auf ähnlichen Standorten eine gleiche Verbrei- tung besitzenden Aspidium spinulo- sum Desv. (Nephrodium spinulosum Desv. — Polystichum spinulosum D.C.) stellen die beiden Holzschnitte aus Haage u. Schmidt’s Katalog entlehnt, die Stammformen dar. Schliesslich bemerken wir noch, dass es auch einzelne Farnkräuter gibt, die auf son- nigen steinigen und felsigen Standorten vor- kommen und deshalb auch im Garten eine sonnige oder halbsonnige Lage und Standort zwischen Steinen eingeklemmt, lieben. Solche Farn sind z, B. Ceterach offieinarum W., Notholaena Marantae, (E. R.) 180 B. Von Regel und Haage und Schmidt empfohlen. 4) Pancratium speeiosum Salsb. (Amarylli- deae.) Im Jahre 1870, Tafel 652, gaben wir die colorirte Abbildung dieses Zwiebelge- wächses aus Westindien, das schon seit An- fang dieses Jahrhunderts in Kultur sich be- findet, aber in den Wohnungen noch lange nicht die Verbreitung gefunden hat, die es in Wahrheit verdient. Wir geben deshalb beigehend eine verkleinerte Abbildung des- Gartenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, y% wie aus den zwiebelartigen Samen zahlreiche junge Pflanzen gezogen, die aber immer wieder Freunden abgegeben wurden, da diese Pflanze in Petersburg allgemein als Zimmer- pflanze beliebt ist. Eigenthümlich ist es, dass meine Mutterzwiebel früher jährlich mitten im Winter die Dolde der bis 25 Cm. im Durchmesser haltenden. weissen Blumen, die einen ausserordentlich starken Wohl- geruch besitzen, entwickelte, — seit einigen Jahren blühet diese Pflanze aber mitten im Pancratium speciosum. selben und geben demselben von Neuem die Empfehlung mit auf den Weg, dass es eine der dankbarsten Zimmerpflanzen ist, die wir kennen. Erhält im geheizten Zimmer einen Platz auf einem Fensterbrett, das den ganzen Tag oder doch den halben Tag die volle Sonne hat, Man pflanzt in eine lehmige lockere Erde, so dass die Zwiebel zur Hälfte über die Erde zu stehen kommt und begiesst Jahr aus, Jahr ein, ganz wie andere Pflanzen, d.h, wenn die Erde trocken ist, was zur Zeit derRuhe natürlich seltener der Fall ist, als zur Zeit der Vegetation. Beim Verpflanzen im Frühjahre werden die Brutzwiebeln abgenommen und in besondere kleine Töpfe gepflanzt, solche brauchen aber 3—4 Jahre, bevor sie sich zu blühbaren Zwiebeln ausbilden. Ich selbst kultivire diese Pflanze schon seit einer Reihe von Jahren im Zimmer, habe auch sowohl aus Brutzwiebeln, Sommer. Häufiges Verpflanzen und auch Verpflanzen im Herbste liebt dieselbe nicht und es scheint diese auffallende Veränderung der Blüthezeit die Folge eines Verpflanzens im Herbste zu sein, worauf die Zwiebel ein Jahr gar nicht und dann stets im Sommer blühete, und ebenso die von ihr abstam- . menden jungen Pflanzen, 5) Echinocystis lobata Torr. et Gray. Cu- curbitaceae. Syn.Sieyos lobata Mich. fl. am. septr. II. 217. — Momordica echinata Mühbrg. in Willd, spec. IV. pag. 605. — Die Gattung Echinocystis stellten Torrey und Gray in ihrer Flora Nordamerikas I, 542 auf und unterscheiden solche durch die rundliche oder ovale kleine Frucht, die überall mit langen stachelförmigen Borsten besetzt, vier Fächer enthält und in jedem Fach einen Samen besitzt. Bentham und Hooker stellen II. Neue und empfehlenswerthe: Zierpflanzen. als Untergattungen noch Megarrhiza Torr. et Gray und Echinopepon Naudin hinzu, deren Früchte bald 2fächrig, bald nur Ifächrig und bis 10 Samen enthalten, Die in Rede stehende Art ist eine annuelle Schlingpflanze, Echinoeystis lobata. die in Nordamerika heimisch und zeitig aus Samen angezogen und dann in’s freie Land gepflanzt, sich an Mauern, Veranden und Bal- konen hoch empor schlingt. Die herzförmigen Blätter sind handförmig 5lappig, kahl und mit spitzen ganzrandigen Lappen. Die Ranken, mit denen sie sich an andern Gegenständen anklammern, sind vieltheilig. Blumen ein- häusig; die männlichen in achselständigen Trauben, mit glockiger Kelchröhre, die fünf pfriemliche Zähne trägt, einer radförmigen 5theiligen kleinen, gelblichen Blumenkrone und 2—3 verwachsenen Staubfäden. Die weiblichen Blumen stehen einzeln mit den männlichen Blumen in den gleichen Blatt- achseln auf kurzen Stielen und sind in Kelch und Blumenkrone mit den männlichen Blu- men übereinstimrnend. 6) Leycesteria formosa Wall. Lonicereae, Ein im Himalaya und Nepal heimischer Strauch, der in Deutschland wohl noch im freien Lande aushält, aber jährlich bis zum Boden und in kalten Wintern auch wohl ganz erfriert. Ist deshalb in den kälteren Lagen Deutschlands und Russlands nur als Topfstrauch zu empfehlen, — dagegen im milderen Südwesten und den wärmeren Lagen 181 der Schweiz gehört derselbe zu den schönen vom Frühjahre bis zum Herbste unaufhörlich blühenden niedrigen Sträuchern. Blätter Leycesteria formosa. oval, hellgrün, zugespitzt, kahl. Blüthen in 4—6 Zoll langen Aehren mit dichtstehenden, eirund lanzettlichen, violetten Deckblättchen, zwischen denen die weissen Blumen mit etwas aufgeblasener Röhre und ziemlich regel- mässigem 5lappigem Saum versehen stehen. 7) Iris pumia L, Eine in den Gärten sehr verbreitete Pflanze, die im südöstlichen Europa heimisch ist, sich durch den niedrigen Iris pumila. Wuchs auszeichnet, indem das kriechende dicke Rhizom nur einige Zoll lange schwert- förmige Blätter treibt, die noch länger als ”, e DIENT u % surE PIE 182 .Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der niedrige emblumige Blüthenschaft, die Blumen verhältnissmässig gross und von dunkelblau bis zu weiss, bei den verschiede- nen in Kultur befindlichen Abarten abwech- selnd. Verlangt einen durchaus sonnigen Standort und findet sich z.B. in Oesterreich auf Mauern wild wachsend, wo solche wahr- scheinlich ursprünglich angepflanzt ward, woraus zur Genüge hervorgeht, dass dieselbe zu den sehr genügsamen Pflanzen gehört, die auch auf dürftigem trocknen und beson- ders gul auf kalkigem Boden fortkommt. Während in Petersburg fast alle Pflanzen Südrusslands gut überdauern, so leidet bei uns I. pumila mit ihren Abarten jährlich mehr oder weniger, aber besonders da, wo sie in torfigen lockern Boden angebaut wird. Dagegen hält eine nahe verwandte Art mit gelblichen Blumen, die wir wiederholt aus dem Kaukasus bezogen und die ausser der Farbe der Blüthe, der etwas schmäleren Blätter und wenig höhern Stengel sich durch nichts von Iris pumila unterscheidet, bei uns ‘gut aus. Wir kultiviren dieselbe bis jetzt als I. pumila flavescens oder als I. flavescens und unterliegt solche noch der ferneren Be- obachtung. 8) Euphorbia (Poinsettia) pulcherrima W. Ward ursprünglich von Willdenow als Eu- phorbia pulcherrima beschrieben, dann aber Botanical Magazin tab, 3493 als Poinsettia pulcherrima Boiss. abgebildet und unter dem letzteren Namen besonders in den Gärten verbreitet. Ein in Mexiko, Guatemala und CGolumbien heimischer Strauch mit gestielten keilförmig-ovalen oder länglich-ovalen zuge- spitzten Blättern, die entweder ganzrandig oder geigenförmig, oder auch buchtig-gelappt. Blumen unbedeutend, wie die der Mehrzahl der Euphorbia-Arten, aber gestützt durch grosse, dicht zusammen gedrängte schön blutrothe Brakteen, welche auf weithin einen bedeutenden Effekt machen, Im Süden Eu- ropas, wo das Klima es erlaubt, diesen 5 bis 6 Fuss hohen Strauch als Freilandpflanze zu kultiviren, wird derselbe gleich wie in den Gärten der Tropen, zu den schönsten und effektvollsten Gartenpflanzen gerechnet und fehlt fast in keinem Garten. Bei uns aber Ueberwinterungim temperirtenGewächshause . bei 5—8°. Im Frühjahre vor Beginn des neuen Triebes werden die Zweige zurück- geschnitten, dann nimmt man das Ver- pflanzen in eine lehmige, mit Laub-Dünger- erde und Sand versetzte Erde vor und bringt die Exemplare zum Antreiben in’s Warm- haus, wo man solche entweder zur Blüthe kommen lässt, oder man härtet, wenn keine Euphorbia pulcherrima. Fröste mehr zu besorgen sind, die Pflanze allmälig ab und pflanzt sie dann auf einen warmen geschützten Platz in’s freie Land. Der Platz, auf dem solche ausgepflanzt wird, soll aber auf 3 Fuss Tiefe zuvor ausgegraben, in die Grube eine 2 Fuss hohe Lage fermen- tirenden Pferdedüngers gebracht werden, worauf die ausgenommene Erde wieder auf- gebracht wird. Auf diese Weise wird dieser schöne Strauch auch bei uns im Sommer zur kräftigen schönen Blüthe gelangen, Im Herbst muss die Pflanze wieder ausgegraben, eingepflanzt und im temperirten Hause durch- wintert werden. 9) Salvia farinacea Benth. Ward zu Ende der 40ger Jahre aus Mexiko durch Lind- heimer in Kultur gebracht, nachdem dieselbe schon vorher von Bentham (Labiatae p. 274) beschrieben worden war, Ein 3—5 Fuss hoher Halbstrauch, dessen kahle Stengel jährlich fast bis zum Wurzelhals zurückgehen. Blätter gestielt, länglich-elliptisch oder läng- lich-lanzettlich, unregelmässig stumpf ge- zähnt und ziemlich kahl oder unterhalb weisslich behaart. Blumen in langer, aus II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, später von einander entfernt stehenden Quir- len bestehender Aehre, fast sitzend. Kelche röhrig, weissfilzig mit 3 kurzen stumpfen - Quirlen, vereinigt zu einer länglichen, schma- ‘ len, beblätterten Rispe, die sehr kurz ge- 9o- DR EN. > Salvia farinacea. Zähnen, Brakteen und Blüthenspindel la- vendelfarben, Blumen besitzen eine schöne helle himmelblaue Färbung, Gleich andern Mexikanern Ueberwinterung bei 5—8° R., dann als Pflanze, die im Sommer zur De- koration im Freien verwendet oder auf sonnig gelegene Gruppen in’s freie Land gepflanzt wird. Ward schon Ende der 40ger Jahre eingeführt und im Katalog des botanischen Gartens von Heidelberg von Bischof als Salvia trichostyla, — und gleichzeitig im Katalog des botanischen Gartens in Berlin von Kunth und Bouch& als Salvia amabilis beschrieben. Ist jetzt in den Gärten selten geworden und wird mit vollem Recht von Haage und Schmidt in Erfurt von Neuem als schöne Zierpflanze empfohlen. G. Abgebildet im »Botanical Magazine«. 10) Stachys Maweana Ball. (Labiatae- Stachydeae.) Ball spieil. fl. Maroce. in Journ. Linn. Soc. XVI. p. 626.— Wurde von Hrn. George Mawe im südlichen Marokko zwischen Sektana und Frouga entdeckt und lebend in seinen Garten zu Benthall Hall einge- führt. Eine Perenne, bedeckt mit abstehen- den Silberhaaren. Zweige stumpf vierkantig, 1 Fuss oder höher, Blätter abstehend, 1 Zoll lang, oval-herzförmig, spitzlig, tief kerbzäh- 183 nig, oben graugrün. Blattstiel der Stengel- blätter länger als die Blattscheibe, dick horizontal abstehend. Blüthen in falschen stielt ist, Blumen "rs Zoll lang, weiss oder blass strohfarbig, mit purpurnen Flecken auf der Unterlippe. (Taf. 6389.) 11) Veronica Traversi Hook, f. (Scrophu- lariaceae - Digitaleae.) Hook. f. Handb. of New Zeal. Flora p. 208.— Wurde schon in der Gartenflora erwähnt. S. Jahrgang 1873. p. 347. (Taf. 6390,) 12) Antirrhinum hispanicum Chav. (Sero- phulariaceaeAntirrhineae.) Chavanne monogr. p. 83. — Benth. in D. €. prodr. X. p. 291. — Willk. et Lange fl. Hisp. II. p. 584. — A, glutinosum Boiss, et Reut. Pugill. 1852. p. 82. — A, rupestre Boiss. el Reut. |. c. — A. glutinosum var. rupestre Willk. et Lange, 1, ce. — Eine Pflanze, die südlich der Pyrenäen vielfach in Spanien vorkommt. Zweige 1 Fuss hoch, hin- und hergebogen, Blätter abwechselnd, oder oft gegenüber- stehend, drüsig-behaart. Blumen halb auf- recht, blass-rosa. Blüht dankbar bis zum Winter, ebenso wie A. majus. (Taf, 6391.) 13) Centaurea Fenzlii Reich. (Compositae Cynaroideae,) Reichardt in Verhandl. Zool. Bot. Ges. in Wien 1863. — Boiss. fl. orient. II. 672. — Carriere Rev, hort, 1868. p. 366, fig. 39. — Die schönste bis jetzt in Kultur befindliche Centaurea, von dem un- ermüdlichen Th. Kotschy in Süd-Armenien, am Fusse des Bindoeldagh, bei Gumgum, einer Stadt nordöstlich vom Wan-See ent- deckt und an den botanischen Garten in Wien gesandt. Eine aufrechte, zweijährige Pflanze von graugrüner Farbe, dünn mit spinngewebartiger Behaarung bedeckt. Sten- gel steif aufrecht, tief gefurcht, unverzweigt, beblättert, am Grunde daumendick. Blätter horizontal abstehend, sehr gross, fast 1'/a Fuss lang, länglich oder eiförmig, herzförmig, an der Spitze abgerundet, die oberen allmälig kleiner werdend, sitzend, oder halbstengel- umfassend. Blüthenstiele einfach oder ge- gabelt, 2 Fuss lang; Köpfe gross; Hüllkelch 1'/g Zoll im Durchmesser, gedrückt kugel- förmig, hart, blassbraun ; Brakteen mit klei- hr 184 Gartenflora Deutschlands, ner, viereckiger Scheibe und halbkreisför- migem stark gefranztem Anhängsel. Blumen- krone mit langer, dünner Röhre und röh- renartiger gekrümmter Scheibe, hellgelb, (Taf. 6392.) 14) Eurygania ovata J. D. Hook. (Eri- ceae Thibaudieae.) Eine von Dr. Klotzsch aufgestellte Gattung, welche diejenigen Ar- ten der Gattung Thibaudia enthält, bei denen die Staubfäden viel kürzer sind, als die Blumenkrone und zu einer Röhre verwachsen. Die neue Art wurde von W. Lobb auf den Anden Peru’s entdeckt, als er für das Eta- blissement Veitch dort sammelte. Ein immer- grüner Strauch, mit langen steifen, herun- terhängenden , cylindrischen, grünen Zwei- gen. Blätter zerstreut, 1'!g—2 Zoll lang, an den hängenden Zweigen zurückgebogen, eiförmig, oder eiförmig-herzförmig, zugespitzt, undeutlich gezähnt, oben dunkelgrün mit weisslichem Rande, unterseits blassgrün, Blattstiel kurz, roth, Blumen in kurzgestielten, .achselständigen, abstehenden, 4—5 Zoll im Umfange habenden Doldentrauben, Spindel grün. Blüthenstiele 1 Zoll lang, roth. Kelch glockenförmig, dunkelroth, Kelchlappen sehr ‚breit, stumpf. Blumenkrone !r Zoll lang, dunkelroth, ganz glatt, hellroth, am Schlunde blassroth oder weiss, Verlangt Kultur im temperirten Hause. (Taf, 6393.) 15) Campanula macrostyla Boiss. (Cam- panulaceae.) — Boiss. et Heldr. diagn, 1. pars 2, p. 65; Boiss. fl. orient. II. 928. — Eine einjährige Pflanze aus dem südlichen Kleinasien, wo sie Ch, Boissier am See Egir- dir in Anatolien und bei Ermenek fand. Ein bis zwei Fuss hoch, vom Grunde aus verzweigt, rauh durch abstehende zerstreute Borstenhaare; Zweige steif; Blätter zerstreut, für die Grösse der Pflanze klein, sitzend, auf beiden Seiten rauh und am Rande ge- wimpert; die untern eiförmig-länglich, spitz; die oberen eiförmig-lanzettlich , zurückge- bogen, am Grunde herzförmig und geöhrt. Blumen einzeln an dicken Stielen, 2—2!/g Zoll. im Durchmesser; Kelchröhre breiter als lang, verdeckt durch die zurückgeschlagenen ‚blattartigen Anhängsel der Lappen, welche sich im Fruchtzustande noch vergrössern. Blumenkrone breit glockenförmig, sehr offen, Russlands und der Schweiz, > äusserlich schmutzig purpur, innen purpur mit violettem Adernetz. Griffel steif, glatt, lang hervorragend, bekrönt mit einer grossen spindelförmigen 1 Zoll langen Narbe, welche in 3 länglich-lineare Abschnitte getheilt ist, (Taf. 6394.) 16) Albuca juneifolia Bak, (Liliaceae Scilleae), Wurde von Mr, Hutton im süd- östlichen Theile der Kapkolonie entdeckt und nach Kew gesandt, wo sie im Sommer 1876 blühte. Steht zunächst der alten A, viridiflora Jacg. Zwiebel eiförmig, fast 1 Zoll im Durchmesser. Blätter 20—30 an einer Zwiebel, gleichzeitig mit den Blumen er- scheinend, halbrund, eine Länge von 1 Fuss erreichend, bei einem Durchmesser von 1/s— Vs Zoll, im jungen Zustande undeutlich flaumig, später glatt und lebhaft grün. Schaft rund, graugrün, 8—12 Zoll lang. Blumen geruchlos, niekend, grünlich-gelb, 10—15 eine 4—5 Zoll lange und ebenso breite delta- förmige Rispe bildend. Blumenkrone 1 Zoll lang. (Taf. 6395.) 17) Erythraea venusta Gray. (Gentianeae Chironieae.) Gray mss. Wats. bot. of Galif, IT. pag. 479. E, chironioides Torr, in Mex. Bound, Rep. 1856. :t..42. excl. syn. — E. tricantha Durr, in Pacif. R. R, Repost. V. p. 11. t. q. non Griseb, Die grösstblumige aller nordamerikanischen Erythraeen, welche in den Weststaaten von Californien bis Oregon wächst und auf den Felsengebirgen kleine, einjährige Büsche bildet. Wurde in Kew aus Samen gezogen, welche Sir Joseph Hooker und Dr, Gray 1877 in Californien sammelten. Eine 6—7 Zoll hohe glatte Annuelle mit 4kantigem Stengel. Blätter in zerstreuten Paaren, sitzend, Ya—1 Zoll lang, länglich oder eiförmig-länglich, an der Spitze rundlich, am Grunde rundlich oder herzförmig; die oberen schmäler und zuge- spitzt. Blume 1 Zoll im Durchmesser, dunkel rosa, am Grunde gelb. (Taf. 6396.) 18) Ismene tenuifolia Baker (Amarylli- daceae Pancratieae,) Eine der schönsten Be- reicherungen der Sammlung der kultivirten warmen Amarylliden, Wurde zuerst von Pavon, später von Jameson und Spruce in der Nähe von Guayaquil gesammelt und in der neuesten Zeit im Etablissement der Para Ka a a SE ie MINE ZIEL Ta N \ RI —ZIIN N ı MESSER x ; | / , — N Je (anyten] WEGE NETTE | | Ä eratt: FIHLCLLI | ee, Er F BETT IA E BR N II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. Herren E. G. Henderson und Sohn in Lon- don lebend eingeführt. Im Vaterlande blüht . sie vom Dezember bis März. Zwiebel kugel- förmig, 11g—2 Zoll im Durchmesser, mit braunen häutigen Hüllen. Blätter gegen 5—6 an einer Zwiebel, gleichzeitig mit den Blumen erscheinend, abstehend, linear, hell- grün, fast 1 Fuss lang. Blüthenschaft 6-8 Zoll lang, einblumig. Brakteen 2, pfriemen- förmig, abfallend.. Fruchtknoten sitzend, länglich Skantig, "/. Zoll lang. Blumen- krone weiss, aufrecht, schwach duftend, 7—8 Zoll lang. Röhre cylindrisch, grünlich, Abschnitte linear, so lang als die Röhre, Krone ein breiter weisser Trichter, mit einer zwei Zoll langen Röhre, auf der Innenseite gelb getuscht und mit 6 grünen, gelb ge- randeten Längsstreifen, an deren Enden die Staubfäden stehen, deren freier Theil nach Innen gebogen ist. Der Kronenrand zwischen den Staubfäden ist scharfgezähnt. (Taf. 6397.) 19) Pavoniv multiflora St. Hil. (Malvaceae Ureneae.) St. Hil. Fl. bras, merid. I. p. 239, t. 47. Walp, rep. I. p. 301. P. Wioti Morr, Belg. hort. XXV. p. 113. cum ie. — Wurde bereits unter letzterem Namen besprochen. S.Gartenfl. Jahrgang 1877. p. 56. (Taf. 6398.) 20) Aponogeton spathaceum E. Meyer var, jJunceum. Aponogetoneae E, Meyer in Lin- naea XX. p. 215. — A. junceum- Herb, Zeyher;?A. junceum Lehm. (Steud, Nomenc],) A, spathaceum wächst in der Transvaal- Republik, in Britisch Kaffrarien und in Natal, Die beschriebene Abart stammt aus dem oberen Transkei-Territorium und die Knollen derselben wurden dem Garten in Kew im verflossenen Jahre von Comman- dant Bowker in Basuta Land zugesandt. Knolle halbkugelförmig, von der Grösse einer Haselnuss. Blätter aufrecht, hin- und herge- "bogen, 6—10 Zoll lang, länglich-pfriemen- förmig, spitzlich, stumpf dreikantig oder halb- rund mit abgerundeten Kanten, Schaft ge- wöhnlich kürzer als die Blätter. Kolben gabelförmig, jeder Arm 1—2 Zoll lang. Blumen am Kolben gedrängt, an manchen Pflanzen alle weiblich, an anderen alle Zwitter, selten alle männlich, Blüthenhüll- blätter 2, eiförmig oder länglich, stumpf, undeutlich 3nervig, blassviolett, Staubfäden 185 gewöhnlich 6—8; Karpellen 3—8. (Tafel 6399.) 21) Watsonia densiflora Baker. (Iridaceae Gladioleae,) Baker in Trimen Journ. 1876. p. 336 et in Journ. Linn. soc. XVI. p. 158. — Wurde von Drege schon früher im Kaffer- lande, zwischen Omlatu und ÖOnsambuco, gefunden in einer Höhe von 1—2000 Fuss. Miss Armstrong und die Herren Plant und Cooper fanden sie in Natal, 4000 Fuss hoch, letzterer auch im Orange Freistaat. Lebend eingeführt wurde die Pflanze im Etablisse- ment Veitch durch Hr. Christopher Mudd, welcher sie ebenfalls in Natal sammelte. Die einzelne Blume ist der alten W. Meriana sehr ähnlich, aber die an der Rispe dicht gedrängt stehenden Blumen geben ihr ein besonders Interesse. Zwiebel kugelförmig, mit grobfaserigen Häuten. Blätter aufrecht, linear, rauh lederartig, 11'.—2 Fuss lang, bei einer Breite von !/e Zoll, bis zur Spitze verschmälert, mit stark markirten Rippen und verdickten strohfarbigen Rändern, Sten- gel 112 Fuss lang, mit immer kürzer werdenden Blättern bedeckt. Blüthenrispe dicht, zweireihig, centripetal, fast 1 Fuss lang; die Blumen so dicht stehend, dass oft eine die andere überdeckt, Hüllblätter braun. Blumen rosenroth, geruchlos,. Röhre ge- krümmt. Fruchtknoten sitzend. Blumen- krone trichterförmig, !Jg Zoll im Durchmesser (Taf. 6400.) 22) Grammanthes chloriflora D. C. var. caesia. (Grassulaceae.) D.C, prodr. II. p. 392; Harv. et Sond, fl, cap. II. pag. 331. Bot, Mag. t. 4607. — G. caesia E. Meyer. pl. Dreg. — G. gentianoides D.C. prodr. pag. 393. — Fl. des serr. t. 518. — G. sebae- oides et G. depressa Eckl, et Zeyh, pl. Afr. austr. — Crassula gentianoides Lam. dict. II, pag. 175. — C. retroflexa Thbg. fl. cap. pag. 282. — C, dichotoma L. amoen. VI. pag. 86. — Vauanthes chloraeflora Harv. revis. suceul. p. 19. — Eine graugrüne, 4—5 Zoll hohe annuelle Pflanze vom Cap der guten Hoffnung, wo sie in verschiedenen Varietäten vorkommt. Zweige gewöhnlich dichotom. Blätter sitzend, eiförmig, spitz, 14—"a Zoll lang, fleischig. Blumen achsel- oder end- ständig, gestielt, /—?/s Zoll im Durchmesser; 186 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, orangegelb mit einer rothen V-förmigen Zeichnung am Grunde eines jeden Kronen- lappens. Kelch glockenförmig, grün. Kro- nenröhre so lang wie der Kelch oder länger. (Taf, 6401.) 23) Argemone hispida A. Gray (Papa- veraceae.) Gray pl. Fendl. pag. 5. — Wats, bot, calif, I, pag. 21. — A. munita Dur, et Hile. in Journ. Ac. Philad, I. part 3. p. 37. — A. mexicana Engelm. in Wisliz. rep. p. 3. — Porter et Coult. fl. Colorado p. 6. — A. mexicana v. hispida Torrey. Mexic. Bound. Survey, p. 31. — Während der Blüthenperiode eine der grössten Zierden der Flora von Colorado, kommt aber auch in Neu-Mexico, Utah, Nevada und Central- Californien vor. Wurde in Kew gezogen und zwar aus Samen, welche der Direktor dieses Gartens 1877 selbst in Colorado sammelte. Aufrecht,, verzweigt, zweijährig ; dicht mit stechenden Borsten bedeckt. Blätter linear bis verkehrt eiförmig, 2—4 Zoll lang, die obern sitzend und halbstengelumfassend, die untern in einen Stiel verschmälert, alle fiederspaltig oder tief ausgebuchtet, und am Rande und den Nerven der Unterseite stachlich. Blumen 3—5 Zoll im Durchmesser, rein weiss, mit soldfarbigen Staubbeuteln. Blumenblätter 4—6, sehr verschieden in Breite und Länge, Kapsel 1'p—2 Zoll lang, sehr stachlich, (Taf. 6402.) 24) Burbidgea nitida Hook. (Zingiberaceae Amomeae.) Diese wunderschöne Pflanze ist der Typus einer ganz neuen Gattung, mit dem Habitus von Hedychium, wo aber die Lippe auf ein kleines gestieltes Blatt redu- eirt ist und wo die seitlichen inneren Kro- nenabschnitte ganz fehlen, Mr. F, W. Bur- bidge entdeckte die Pflanze in Borneo, als er dort für die Herren J. Veitch und Söhne sammelte. Sie wächst daselbst in schattigen Wäldern des Murut-Distrikts zwischen den Flüssen Lawas und Trusan in einer Höhe von 1000—1500 Fuss über dem Meere. Wurzelstock kriechend. Stengel 2—4 Fuss hoch, dünn, rund, beblättert. Blätter 4—6Zoll lang. Scheiden fast eylindrisch, mit kurzen rundlichen Ohren. Blattfläche 4—6 Zoll lang, elliptisch-lanzettlich, geschwänzt zugespitzt, fleischig, oben lebhaft grün, auf beiden Sei- TAN 7, Du EZ Ze y y. ar ein A) ten glänzend, Rispe endständig, 4—6Zolllang, wenigblumig; Spindel und Blüthenstiele glatt. Der äussere Kelch bildet eine häutige Röhre, abgestumpft und undeutlich zweizähnig. Die innere Kelchröhre 1—1!k Zoll lang, dünn, glatt, die äussern Abschnitte 1''g—2 Zoll im Durchmesser, lebhaft orange-scharlach; der Rücken - Abschnitt gewöhnlich kreisförmig, spitzlich, die beiden seitlichen elliptisch-oval, zugespitzt, die innern seitlichen Abschnitte fehlen. Lippe klein, aufrecht, mit langem Stiel und länglichem, zweispaltigem Blatte, welches die Anhängsel der Staubbeutel um- schliesst. (Taf. 6403.) 25) Escallonia floribunda H. B.Kth, (Saxi- frageae-Escallonieae.) H. B. Kth. nov, gen, et sp. III. 297. Lodd. Bot. cab, t. 1772. Rehb, Ie. bot. exot. t. 202. — E. montevidensis D. C. prodr. IV, p. 4& — Ldl, in bot. reg. t. 1467. — E. floribunda var, montevidensis Cham, et Schldl. in Linnaea I. p. 543. — E. bifida Lk. et Oito Ice. pl. h. Berol. t. 28. — Zuerst von Humboldt auf den Anden von Neugranada in einer Höhe von 8400 Fuss entdeckt; später von Dr. Jameson, Purdie, Triana und Andern auch in andern Lokali- täten gefunden, z. B. in Venezuela, Monte- video u. s. w. Ein blattreicher immergrüner Strauch oder kleiner Baum mit fast auf- rechten cylindrischen Zweigen, die im jungen Zustande ebenso wie die Blätter klebrig sind. Blätter 2! —4 Zoll lang, elliptisch oder läng- lich-linear, stumpf, selten spitz, am Grunde in den dünnen Blattstiel verschmälert, oben dunkelgrün, unterhalb blasser, mit dichtem Adernetz, Doldenstrauss endständig, pyra- midenförmig, stark verzweigt, 3—5 Zoll lang und breit, Blumen !/g Zoll im Durchmesser, weiss. (Taf. 6404.) 26) Nepeta spicata Benih. (Labiatae Ne- peteae,) Benth. in Wall. fl. as. rar. I. p. 64. et in D. C. prodr. XH, p. 372. — Betonica laevigata Don prodr. fl, nepal. p. 110. — Eine der gemeinstenKatzenminzen des Hima- laya, von Kumaon bis Kashmir und Murru in einer Höhe von 7—12,000 Fuss vorkom- mend. Wird kultivirt bei T. Anderson Henry, Esq. in Trinity, Edinburg. — Eine aufrechte oder aufsteigende verzweigte Pe- renne. Stengel scharf Akantig; Blätter 1—4 - II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Zoll lang, breit eiförmig-herzförmig, selten am Grunde abgerundet, tief gesägt oder ge- zähnt, oben lebhaft grün, unten blasser, Rispe endständig, sitzend oder. gestielt, 9—4 Zoll lang. Blumenkrone purpur, Unter- lippe fast weiss, Oberlippe kurz, zweilappig, (Taf. 6405.) 27) Fritillaria Karelini Baker. (Liliaceae, Tulipeae.) Baker in Journ. Linn. Soc. XIV. p. 268. — F, gibbosa Boiss. diag. VII. p. 107. — Walp. Ann. I, p. 852. — F. pterocarpa Stocks in Hook. Kew journ. IV, p. 180, — Rhinopetalum Karelini Fisch, in Edinb. New Phil. Journ. 1830. p. 19. — Kth. enum. IV. p. 256. — Flore des serres t. 2214. — Gartenfl. 1874. p. 161. t. 796. — Rh. Beis- sieri Klatt in Hamb. Gartenz. XVI, p. 439. — Baker vereinigt die Gattung Rhinopeta- lum ebenso wie Korolkowia mit Fritillaria, dieselben als Untergattungen betrachtend. Der Unterschied zwischen Rhinopetalum und Fritillaria besteht nach Baker darin, dass das Grübchen am Grunde des obersten Blü- then-Abschnittes viel tiefer ist als bei den fünf übrigen, wodurch die Blume ein etwas unregelmässiges Aussehen erhält. (Tafel 6506.) *) 28) Veronica longifolia L. v. subsessilis Mig. (Serophulariaceae - Digitaleae.) Eine schöne grossblättrige japanische Abart der bekannten europäischen Pflanze mit sehr kurzen Blattstielen, Wird bei den Herren Ware in Tottenham kultivirt. (Taf. 6507.) 29) Eecremocarpus scaber Ruiz et Pav, (Bignoniaceae - Jacarandeae.) CGalampelos scaber Don. Diese schöne, bereits vor 80 Jahren aus Chili in England eingeführte Schlingpflanze ist zu bekannt, als dass *) Die Herren Engländer halten je nach Belieben, oft nur um etwas zu ändern, die einen durchaus künstlichen Gattungen fest, — die andern natürlichen lassen sie ein- gehen, oder stellen selbst viel schlechtere, natürlich nicht begründete Gattungen auf. Das zeigt nebst Hunderten von anderen Bei- spielen das Einziehen der obigen natürlich und künstlich gut begründeten Gattung, Hätte ein Englishman solche aufgestellt, würden sie nicht angerührt sein, (E, R.) 187 sie noch besondere Erwähnung erforderte. (Taf. 6408.) 30) Dioscorea vittata hort. Bull. (Dios- coreae.) Eine Art aus Brasilien, im Etablisse- ment des Hrn. William Bull eingeführt. Stengel sehr dünn, stark rankend, glatt. Blätter herzförmig-eiförmig, mit runden Lap- pen im Grunde und breit-rundlicher Bucht, 3—5 Zoll lang, häutig, auf beiden Seiten grün, oder unten mit Roth getuscht, oder auf beiden Seiten mit roth und weiss gezeichnet. Mittelrippe und Nerven stark hervortretend, Männliche Trauben zu 1—3 aus den Blatt- achseln, 3—4 Zoll lang, locker. Spindel behaart, Blüthen einzeln, grünlich gelb. (Taf. 6409.) 31) Loasa vulcanica Ed. Andre, (Loaseae.) Ed. Andre, Ill. hort. t. 3802. — L. Wallisi hort. Unter ersterem Namen erwähnt Garten- flora 1878. p. 350. Als L. Wallisi abgebil- det im gleichen Jahrgange p. 357. t. 953, (Taf. 6410.) 32) Inula Hookeri Clarke (Compositae Inuloideae.) C. B. Clarke. Composit, Indiae p. 122, — Eine Perenne des Sikkim, wo sie auf Felsen in einer Höhe von 7—12,000 Fuss wächst. In Kew wurde sie zuerst im Jahre 1849 durch Sir Joseph Hooker eingeführt, kürzlich sandte auch Mr. Gammie Samen derselben ein. Stengel 1—2 Fuss hoch, wenig verzweigt, kantig, unten behaart, oben zottig, Blätter 3—4 Zoll lang, sitzend, oder in einen kurzen Blattstiel verschmälert, läng- lich-lanzettlich, zugespitzt, am Grunde spitz, fein gezähnt, die Zähne mit einer kugel- förmigen Drüse gekrönt, lebhaft grün, unter- halb gewöhnlich wollig. Blüthenköpfehen 2!g—3'/s Zoll im Durchmesser, kurzgestielt, an den Spitzen der Zweige. Hüllkelch sehr gross, zottig, Brakteen linear-pfriemenförmig, abstehend und zurückgeschlagen. KRand- blumen sehr zahlreich (gegen 35), mit schma- len abstehenden blassgelben 1 Zoll langen Zungen, die an der Spitze stumpf dreizäh- nig sind. Scheibenblumen sehr zahlreich. (Taf. 6411.) 33) Cuphea lanceolata Ait. (Lythrarieae.) G. Zimapani Roezl, Wurde bereits vor 15 Jahren in der Gartenflora abgebildet. S. Jahrg, 1864. p. 33, t. 424, und ist schon 1885 seit 1796 in den Gärten bekannt. 6412.) 34) Anemonopsis macrophylla Sieb. et Zuce. Ranunculaceae - Helleboreae. Sieb. et Zuce. fl. jap. I. p. 75. Walp. ann. I, p. 155. — Eine mit Cimieifuga nahe verwandte Gattung, verschieden durch Anemonenähnliche Blumen und die Gestalt der Blumenblätter, Stammt aus Japan und wurde zuerst von Siebold entdeckt. Von dem Japaner Tschonoski wurde die Pflanze 1864 wiederholt gefunden und im botanischen Garten zu St. Peters- burg eingeführt. Eine 2—3 Fuss hohe Pe- renne. Stengel bräunlich-purpur, einfach, hin- und hergebogen. Blätter sehr lang ge- (Tafel Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, stielt, 8—10 Zoll breit, dreieckig im Umkreis, Stiel des ganzen Blattes 1 Fuss lang, am Grunde scheidig, Stiele der Blätichen dünn, seitlich abstehend, Blättchen 2—4 Zoll lang, eiförmig, oder eiförmig-lanzeltlich, am Grunde keilförmig, unregelmässig eingeschnitten, ge- sägt oder gekerbt, das Endblättchen gestielt, die beiden seitlichen sitzend, Blumen 1'fz Zoll im Durchmesser, hängend oder sich neigend, in lockeren, armblumigen Trauben. Kelch- blätter gewöhnlich neun, innen blasslilla. Blumenblätter gegen 12, aufrecht, dachziegel- förmig in mehreren Reihen, !/s von der Länge der Blumenblätter, blasslilla. (Taf. 6413.) Ender, III. Notizen. Aus dem botanischen Garten von Breslau 1879. Man gibt in unsern Tages- blättern Nachricht von einer unter den Tropen Sumatra’s neuentdeckten Pflanze, deren Blüthe diejenige aller bisher bekann- ten Pflanzen weit übertreffen sollte. Dies Gewächs gehört zu der natürlichen Ordnung der Spadicifloren und der Familie unserer Aroideen; es wurde mit dem Amorpho- phallus titanum belegt. Die unterir- dische Knolle soll einen Umfang von 4'ja Fuss erreichen, so dass zwei Menschen sie kaum transportiren können, Aus derselben erhebt sich zu einer Jahreszeit, die unserm Sommer entspricht, ein an der Basis Mannesschenkel dicker Blattstiel bis zu einer Höhe von 11 Fuss, um hier eine vielfach getheilte Lamina auszubreiten, deren Peripherie nahezu 50 Fuss misst. . Wenn die Vegetationsperiode des Blattes vorüber ist, stirbt es bis auf den Grund ab und nach kurzer Ruhezeit treibt die Knolle von neuem eine Blüthe, oder richtiger eine Inflorescenz, d. i. einen Blü- thenstand. Dieselbe erreicht selbst eine Länge von etwa 6 Fuss und wird dabei durch einen ebenso hohen Stiel getragen. Die kleinen Blüthen sind zweierlei Geschlechtes und sitzen getrennt am Grunde der mittleren Axe: die männlichen oberhalb der weib- lichen. Eingeschlossen wird dieselbe bis zur balben Höhe von einer trichterförmig gestal- teten dunkelgefärbten gemeinschaftlichen Hülle (Spatha), so dass die obere Hälfte des Kolbens noch über diese hinausragt*). Eine andere Art der gleichen Gattung Amorphophallus Rivieri Dur, de Mai- sonneuve ist jetzt allgemein verbreitet, wird in Frankreich und Belgien im Sommer im freien Lande angebaut und blühet, im Ge- wächshause kultivirt, jährlich im März. *) Das die Beschreibung, scheint theils in die Kategorie der Schwindelpflanzen, als des Regenbaums, der elektrischen Pflanze u, s, f. zu gehören. Wenn man die Maasse auf die . Hälfte reduzirt, dürfte das Richtige heraus- kommen. (E. R.) IV. Literatur. 1) W, Legeler und 6. Eichler, die praktische Messkunst und Mathe- matik für Gärtner und Landwirthe. — . Leipzig bei Wilfferodt. 3. Auflage. — Die Herausgeber sind beide als tüchtige praktisch und theoretisch gleich tüchtig gebildete Gärt- IV, Literatur, ner allgemein bekannt. Beide sind zugleich Lehrer und Professoren an der Gärtner-Lehr- Anstalt in Sanssouci bei Potsdam, der besten derartigen Anstalt Deutschlands. Beide sind tüchtige Garten-Ingenieure und in Terrain- bewegungen, Anlegen von Gärten und Parks durch und durch bewandert, und so ist dieses Buch zugleich das Resultat der Praxis und des wissenschaftlichen Unterrichts. Wir brauchen demselben keine weitere Empfeh- lung mit auf den Weg zu geben, denn da- mit ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Es versteht sich, dass in logischer Folge, in klarer Sprache alles entwickelt ist, und man von den einfachsten Aufgaben zu den schwie- rigern geführt wird und stets eine klare An- weisung zur Lösung erhält. Ein wichtiges Lehrbuch für angehende Gärtner und ein nicht minder wichtiger Rathgeber für selbst gewiegte Fachleute in schwierigen Fällen der Berechnung von Auffüllungsmaterial etc. (E. R.) 2) Richard Schomburgk, Catalogue of the plants under eultivation in the Govern- ment Botanie Garden, Adelaide, South Au- stralia 1878. Unser geehrter Landsmann Hr. Dr. R. Schomburgk, Director des botanischen Gar- tens in Adelaide, publizirt in diesem Werke den reichhaltigen Catalog der im botanischen Garten zu Adelaide kultivirten Pflanzen, nach den natürlichen Familien zusammengestellt, Eine grössere Zahl von Tafeln giebt Ansich- ten des ausgedehnten Parks, der Blumen- parthien, des Palmenhauses, das in den letz- ten Jahren gebaut worden ist, des Innern des Palmenhauses etce., und giebt uns eine Idee von der grossen Ausdehnung und den mannigfaltigen Anlagen dieses botanischen Gartens, der hinter keinem der botanischen Gärten der alten Welt zurücksteht. Das Hinderniss des trockenen Sommers und des geringen jährlichen Regenfalls, der in manchen Jahren kaum 12 Zoll im ganzen Jahre beträgt, ist durch fliessendes Wasser und kleine Seen einigermassen ausgeglichen. Es sind aber dennoch vorzugsweise ausser den Bäumen und Sträuchern Australiens nur die laubwerfenden Holzgewächse, welche zu Bosquetparthien und Einzelpflanzungen 189 verwendet werden können. So z. B, ge- deihen von den europäischen Nadelhölzern nur Pinus halepensis, P, Pinaster und P. Pinea einigermassen gut im freien Lande, Unsere Föhre (Pinus sylvestris) und die Arten der Gattungen Abies, Picea, Larix unterliegen den trockenen Winden und der Hitze des Sommers. Von den zahlreichen Coniferen Californiens gedeihet nur Pinus insignis Doug]. gut, mdem er eine Höhe von 40—50 Fuss erreicht, Ebenso kommen die Cypressen und Thujen fast alle gut fort, doch haben einzelne eine nur kurze Lebens- dauer. Die Kulturversuche mit Wellingtonia sind gleichfalls fehl geschlagen. Von den Coniferen des Himalaya haben sich bis jetzt nur Cedrus Deodora und Pinus longifolia Roxbrg. vollständig gut eingebürgert, alle andern starben nach wenigen Jahren wieder ab. Von den Nadelhölzern Japans, inclusive der Thuiopsis und Chamaecyparis gedeihet keine einzige Art gut im freien Lande. Da- gegen haben sich die meisten andern Holz- gewächse Japans und Chinas, so Paullownia, Broussonetia, Stillingia, Aralia, Koelreuteria, Sophora, Eriobotrya, Hibiscus rosa sinensis, Evonymus japonica etc, gut akklimatisirt, nur die schönen Formen von Acer poly- morphum, die Camellia und die Rhododen- dron und Azalea wollen nicht gedeihen. Von Pflanzen ÖOstindiens. bilden eine der ‘herrlichsten Zierden des Gartens die Ery- thrinen, Raphiolepis, Bauhinia, Lagertrömia und die prächlige Poinciana, Aus den wär- meren Theilen Amerika’s haben sich z. B. die Jacaranden, Brugmansien und Tecomen gut akklimatisirt. Von Palmen gelang es bis jetzt nur Phoenix dactylifera und recli- nata, Chamaerops humilis und Fortunei, Sa- bal Blackburniana und Palmetto, sowie end- lich die Palme des tropischen Australiens, die Livistona australis, im Freien gut fort zu bringen, Alle Agaven, Cactus und andere suceulen- ten Pflanzen gedeihen ganz vortrefflich und sind für das trockene Klima ganz besonders geeignet. Von den zahlreichen perenniren- den Pflanzen wollen sich die der kältern Klimate nicht eingewöhnen, selbst die Dahlia geht nicht und von einjährigen Pflanzen 190 liefert z. B. die China-Aster nur ganz er- bärmliche kleine Blumen. Dagegen gedeihen alle Zwiebelgewächse vorzüglich gut und von Fruchthäumen sind es die Aepfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Maulbeeren, Orangen, Citronen, Pflaumen, Kirschen, Feigen, Oli- ven etc, die gut gedeihen und jährlich eine reiche Ernte köstlicher Früchte liefern. (E. R.) 3) Deutsche Exeursions-Flora. Von Dr. Carl F. W. Jessen, 710 Seiten 8,, mit 320 Zeichnungen, geschnitten von A. Closs, Verlag von Philipp Cohen, Hannover 1879. Das Florengebiet dieses Buchs umfasst das deutsche Reich und Deutsch-Oesterreich nörd- lich der Alpen und berücksichtigt auch die hauptsächlichsten Nutzpflanzen, sowie eine Anzahl Zierpflanzen. Die Abbildungen nach Originalzeichnungen stellen die Blüthen der Gattungen jeder Familie dar. Das Buch ist handlich — ein grosser Vorzug einer Excur- sions-Flora, übersichtlich und möglichst voll- ständig, Wenn man bedenkt, dass im Ge- biet der Südgrenze eine Menge von Alpen- pflanzen zu diesen Floren gekommen sind und dass diese Flora auch die Farnkräuter und die wichtigsten Lycopodien und Chara- ceen enthält, so muss man sich wundern, dass die Beschreibungen dennoch so gross ausgefallen sind. Es wurde dieses nur durch eine ganz besondere knappe Einrichtung möglich. Wir glauben, dass diese vortrefi- liche Flora bald in den Händen derer sein wird, welche sich dem Studium der ein- heimischen Pflanzen hingeben, Eine Beur- theilung des Inhalts ist hier selbstverständ- lich ausgeschlossen, In der Schreibweise der Pflanzennamen weicht Herr Professor Jessen teilweise von der gebräuchlichen ab, indem er die lateinischen Namen mit i statt ae zusammensetzt, z. B. suceis?folium st, succi- saef., und nach der attisch-griechischen Schreibweise nicht oi, sondern blos o schreibt, z. B. discödalis, nicht diseöidalis. Die rich- tige Aussprache wird durch Dehnungszeichen festgestellt. (J.) 4) Die noch nicht lange bestehende Kärnt- ner Gartenbauzeitung zeigt fortwäh- rend, dass auch in einem kleinen Bezirke Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stets Stoff genug zu besprechen ist und dass sie nicht nur ihren grossen Nutzen haben, sondern auch bestehen können, wenn sie wie die Kärntner Gartenbauzeitung es ver- stehen, die Bedürfnisse ihrer selbst gezogenen Grenzen zu berücksichtigen. Nachahmens- werth ist auch die Einrichtung eines »Frage- und Antwortkastens«, weil er hier in der Lokalzeitung ganz am Platze ist, während es in grossen allgemeinen Gartenzeitungen min- destens komisch ist, so manche wunderliche Frage unwissender Dilettanten zu lesen. J, 5) Die seit drei Jahren bestehende »Wie- ner Obst- und Gartenbauzeitung, herausgegeben von Aug. Freiherrn von Babe und redigirt von Dr.R. Stoll in Klosterneu- burg hat sich mit dem Organe des Wiener Gartenbauvereins »Der Gartenfreund« zu einer neuen »Wiener illustrirten Gar- tenzeitung« verbunden und wird von A, G. Rosenthal und Josef Bermann herausge- geben, erscheint aber in alter Form, nur den Obstbau weniger als sonst berücksichtigend, sowie in demselben Verlage, Dagegen haben die früheren Herausgeber eine nur für Obst- bauund Obstbaumnutzung bestimmteW ochen- schrift »Der Obstgarten« gegründet. Ein- sendungen und Bestellungen sind zu richten an die Administration des Obstgartens in Klosterneuburg bei Wien. (E. R.) 6) Fr. Burvenich, die Obstbaumzucht an Giebelmauern. Stuttgart, Schweizerbart- sche Buchhandlung, aus dem Französi- schen übersetzt von M. Lebl, Es war wohl zeitgemäss, dass Herr Lebl, der Redakteur der Illustrirten Gartenzeitung, das kleine Schriftchen von Burvenich in die deutsche Sprache übertrug. Welche unge- heure Massen von Obst und zwar von gutem undfeinem Obst,würdejährlich mehr produzirt werden, wenn die Giebelwände der Wohn- häuser auf dem Lande und die Wände der Wirthschaftsgebäude etc. noch mit Spalieren von Obstbäumen bekleidet sein würden, und welchen reizenden Schmuck müsste das der ganzen Landschaft gewähren! Der Referent ist zu alt geworden, um sich der Illusion hinzugeben, dass das im Allgemeinen zu er- reichen ist, aber doch möge dieses nützliche . Schriftehen dazu beitragen, dass sich ein- IV. Literatur, zelne Häuser in der Umgebung der Städte und auch der Dörfer, ausser mit Weinlauben, auch noch in den für den Wein weniger günstigen Lagen nach Osten und Westen mit schönen Spalieren von Aprikosen und Pfirsich, oder solchen von Pflaumen, Birnen und selbst von den feinsten Aepfelsorten bekleiden mögen. Dazu wünschen wir die- sem Schriftehen den allgemeinen Eingang, den es in Wahrheit verdient. (E. R.) 7) Eugen Fürst, Frauendorfer Garten- schatz. München, Arenz’sche Buchhand- lung. Es liegen uns nur die ersten 5 Hefte die- ses Werkes vor, dessen letzte 5 Hefte nun wohl erschienen sind. In einer Einleitung sind die wichtigsten Regeln über Kultur besprochen, Dann folgt die Aufzählung der beliebtesten Zierpflanzen, die ohne auf die richtigen botanischen Namen und andere mehr wissenschaftlicheNotizenAnspruch zumachen, die betreffenden Pflanzengattungen rein vom Standpunkt der Kultur und deren Werth für die Kultur betrachtet und überall praktische Winke für deren Verwendung und spezielle Kultur gibt. Diese Bemerkungen sind für alle die verbreitetsten und für den Garten- freund wichtigsten Pflanzen durchaus treffend und gut. Für weniger verbreitete Pflanzen- familien scheint dem Verfasser oft die eigne Erfahrung zu fehlen, sonst würden die für Zimmerkultur ganz untauglichen, weil im Zimmer nach kurzer Zeit absterbenden Eri- cen nicht als Pflanzen für den Blumentisch empfohlen sein. Zur Vermehrung derselben durch Stecklinge wird eine Bodenwärme von 18°—20° R. empfohlen, eine Wärme, die für Ericenstecklinge, welche ganz kalt gesteckt werden müssen, zu hoch ist. Ausserdem wird zur Anzucht der schönsten und kräf- tigsten Exemplare Anzucht aus Samen em- pfohlen. Nun tragen bekanntlich nur wenige Ericeen Samen und in Ericen-Sammlungen wird die Vermehrung fast ausschliesslich durch Stecklinge betrieben. Gegen Schimmel der Ericen wird das allerdings radikalste Mittel, d. h, Fortwerfen oder Zurückschneiden (was gleich Fortwerfen ist) empfohlen. Das Vorbauungsmittel, d.h. Spritzen mitSchwefel- wasser und das Schwefeln der befallenen 191 Pflanzen ist nicht erwähnt. — Doch dies gilt eben nur für die in kleinen Hausgärten ete. gar nicht zur Verwendung kommenden Pflan- zen, so dass wir dieses Buch für den Pflan- zenfreund zur Ausschmückung seines Gärt- chens und seiner Zimmerfenster, als auf langjähriger Erfahrung mit den für diese Zwecke tauglichsten Pflanzen beruhend, ganz allgemein empfehlen können, Herr E. Fürst ist auch Redakteur der Frauendorfer Gartenzeitung, in Deutschland gegenwärtig die älteste Gartenzeitung. Die alphabetische Aufzählung der belieb- testen Zierpflanzen reicht bis pag. 170, Dann folgt eine Auswahl von 34 der effektvollsten annuellen Einfassungspflanzen. Dann folgt S. 175—234 eine Reihe von speziellen Kul- turangaben für Zierpflanzen, welche besser mit der Aufzählung der Zierpflanzen ver- einigt worden wären, Mit Seite 235 beginnt die Aufzählung der Gemüse- und Küchenkräuter und deren Kul- tur und reicht bis S. 310. Nun beginnen am Schlusse des letzten uns vorliegenden Heftes Mittheilungen über Benutzung und Conservirung der Garten- produkte für den Haushalt, (E. R.) 8) R,Göthe, Rheinische Blätter für Wein-, Obst- und Gartenbau. Erscheint mit Januar 1879 in monatlichen Heften von 1 Bogen und zwar gleichsam als Fortsetzung der Zeit- schrift gleichen Namens, die bis jetzt als Beilageheft zur landwirthschaftlichen Zeitung für Elsass-Lothringen gegeben ward. Das Programm, Weinbau (inclusive Weinberei- tung) und Obstbau mit Gartenbau in einer Zeitschrift von 12 Bogen Text im Jahre zu vereinigen, ist bei der immer stärker her- vortretenden Spezialisirung dieser 3 Gebiete, etwas zu weit gefasst und auch die Stellung des geehrten Herausgebers als Direktor der Kais. Obst- und Weinbauschule zu Grafen- burg bei Brumath im Elsass, würde es em- pfehlenswerth erscheinen lassen, diese bei Schultz und Comp. in Strassburg er- scheinende Zeitschrift auf die beiden ersten Fächer zu beschränken. Es liegt nur das erste Heft vor uns und auch dieses berück- sichtigt eben nur Obst- und Weinbau, und 192 verspricht in dieser Beziehung tüchtige und reelle Leistungen. (E, R.) 9) A. Kerner, die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima und Boden. Der geehrte Verfasser, gegenwärtig Direktor des botanischen Gartens in Wien, behandelt in dieser Schrift die Cytisus-Arten aus dem Stamme Tubocytisus und führt aus dieser Gruppe 18 Arten auf. Herr Prof. Kerner zeigt dabei, wie gar sehr nahe diese Arten theilweise einander stehen und wie sie sich von einander in ihren Endformen unter- scheiden und kommt zu dem Schlusse, dass im Laufe der Zeit diese Arten grossentheils durch Einfluss von Standort und Boden sich von einer Stammart gesondert hätten und spricht schliesslich seine Ansicht dahin aus, dass auf diese Weise die Pflanzenart ent- standen sei. Der Referent ist nun mit den Beobachtungen, die der geehrte Verfasser gemacht hat und mit der Veränderung der Pflanzengestalt durch Einfluss von Klima und Boden vollständig einverstanden. Uns, denen die allmälige Veränderung der gleichen Pflanzenart vom Osten Sibiriens bis zum Westen Europas, von den Hochgebirgen Centralasiens nach dem Norden vorliegt, stehen da noch viel bedeutendere Abände- Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. rungen zur Beobachtung zu Gebote, als das bei den genannten Cytisus-Arten der Fall ist, Was aber Professor Kerner Arten nennt, wo eine aus der andern entstehe, das sind nach unserer Ansicht Formen ein und derselben Art, die in einem besondern Formenkreis im Begriffe der Art sich bewegen, ohne je zu einem andern Artbegriff oder gar zu höherer Entwickelungsstufe übergehen zu können. (ytisus capitatus, C. hirsutus und C. purpureus sind z, B. die 3 Arten, deren Formen zu einer Menge von Arten gemacht worden sind. Darwinianer nehmen bekannt- lich dieses Uebergehen einer schlechten Art in die andere, zu einem der Beweise für die Ansicht Darwin’s über Entstehung der Arten, eine Hypothese, die nur in den doch sehr mangelhaft bekannten Vorgängen der Vor- welt eine Stütze findet, während unsere Jetztzeit für diese Hypothese nicht einen einzigen stichhaltigen Beweis liefert. (E R.) 10) Dr. E. Lukas, Kurze Darstellung des Baumschnitts. Stuttgart 1879. Verlag von Eugen Ulmer. Preis 1 Mark, Ein Auszug aus dem von uns besproche- nen Werke des gleichen Verfassers „Die Lehre vom Baumschnitt“, Eine gute und leicht fassliche Darstellung. (E. R.) V. Neuestes und 1) Im Sommer 1880 beabsichtigt der Hannöver’sche Gartenbauverein eine Inter- nationale Ausstellung von Gegen- ständen aus dem Gebiet des Gartenbaues und der mit demselben in Verbindung stehenden Industrie-Zweige in Hannover zu veranstalten. Wer sich an einer solchen Ausstellung betheiligen will, ist gebeten, per Correspondenzkarte dies dem Sekretär des Vereins, Herrn Hofgärtner Metz in Herrenhausen bei Hannover, sofort anzeigen zu wollen. 2) Den 21., 22., 23. Juni d.J. veranstaltet der Bremische Gartenbauverein eine Rosen- Personalnotizen. ausstellung im Bürgerpark in Bremen. Ausser . Rosen fordert das Programm, das auf An- frage bei Hrn. Ortgies, Schriftführer, zuge- sendet wird, auch Stauden, Gewächshaus- pflanzen, Bouquets ete. und die Concurrenz steht Jedem frei. 3) Herr Przewalski ist am 1. April aus dem Saisanposten nach den Alpen des west- lichen Thibets abgereist. 4) Herr A, Regel untersucht gegenwärtig die östlichsten Ausläufer der Hochalpen des Thian-Shan auf chinesischem und kasch- garischem Gebiet, I I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Varietäten von Alonsoa Warszewiezi Re]. (Siehe Tafel 978.) Scrophulariaceae. Im Jahrgang 1854 (Band III. p. 210 tab. 91) der Gartenflora beschrie- ben und bildeten wir die Alonsoa Warszewiezi ab und zwar nach Ex- emplaren aus Samen erzogen, die uns unser verewigter Freund Warsze- wiez aus Peru eingesendet hatte. Die seitdem eingeführten Arten A. linea- ris R. et Pav. (A. linearifolia hort.) und A. acutifolia R. et Pav. (A. myrtifolia hort.), die trotz der von uns gegebenen Berichtigung in den meisten Katalogen unserer Samen- handlungen unter den falschen Namen fortgeführt werden, welche denselben die Samenhandlung von Benary bei- gelegt hat*), sind wohl auch schöne *) So hat die weitberühmte Gärtnerei von E. Benary „Artemisiaprocera“ aus dem botani- schen Garten in St. Petersburg erhalten, dann die ersten Jahre als Artemisia spec. in St. Petersburg verbreitet und in den letzten einjährige Pflanzen, erreichen aber doch die Alonsoa Warszewiezi nicht an Schönheit. Von der Letzteren tauchte vor einigen Jahren eine Form mit fleischfarbenen Blumen auf, die natürlich auch unter neuem Namen vertheilt ward; es ist das die A. Mu- tisıı der Gärten. In Verbindung mit dieser sind nun eine ganze Zahl von Varietäten mit verschiedenfarbigen Blumen in den Gärten gezogen wor- den, von denen die Firma Haage und Schmidt in Erfurt, uns die Zeichnung der verschiedenen Blumen mitgetheilt hat, die unsere Tafel auf einem ver- ästelten Zweig der A. Warszewiczi darstellt. (E. R.) Jahren führt solche diese alt bekannte Art als Artemisia gracilis in den Katalogen auf und dies, trotz aller wiederholt gegebenen Berichtigungen, B. Oneidium Marschallianum Rehb. fil. (Siehe Tafel 979.) Orchideae. (Rehb. fil. in Gardn. Chron. 1866. p- 662. — Bot. mag. tab. 5725.) Eine der schönen Oneidien, die 1879. erst in den letzten Jahren durch Hugh Low in grösserer Menge in Europa’s Gärten aus den Gebirgen Mittel- 13 194 amerika’s eingeführt ward. Unsere Tafel stellt von derselben 2 Blumen in natürlicher Grösse und ein blühen- des Exemplar bedeutend verkleinert dar. Die Färbung der bei uns blü- henden Pflanze ist in Bezug auf die Zeichnung bedeutend weniger lebhaft, wie solche im Botanical-Magazine dar- gestellt wird, aber nichts desto weniger Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. macht diese, mit einer einfachen Rispe blühende Pflanze, mit ihren grossen Blumen einen prächtigen Effekt und blühet aus dem Orchideenhaus in den Wintergarten oder das Zimmer ge- stellt, fast 2 Monate lang. Die Kultur theilt dieselbe mit den andern epi- phytischen Orchideen der Gebirge des (E. R.) tropischen Amerika’s. 0. Trianea bogotensis Karsten. (Siehe Tafel 980.) Hydrocharideae. Trianea (Karsten in Linnaea tom. 28, p. 424). Flores diclines in eadem stirpe v. dioieci. Mas: Spatha pedun- culum brevem terminans; flores pedi- cellati; pedicellis inaequalibus brac- teatis. Perigonii 6-partiti, marcescentis; lacmiae 3 exteriores oblongae calycem aemulantes, interiores petaloideae lan- ceolatae. Stamina6; filamenta brevia, basi connata; antherae basifixae, cor- datae, .acutae, longitudinaliter biri- mosae. F'em.: Peduneuli nudi, basi bractea solitaria fulti. superum, trifidum, calyeiforme; laci- niae deciduae, Stamina sterilia 6. Ovarium uniloculare; ovula plurima, placentis parietalibus sex vix Perigonium oblongae. conspicuis affıxa, atropa; stigmata 6, sessilia, profunde bipartita, glandu- loso-hirta, deeidua. Tr. bogotensis Karsten. (Hy- dromistria stolonifera G. F.W. Meyer.) Herba perennis, natans, acaulis sto- lonifera. Folia conferta, subrosulata, petiolata, ovato-subrotunda, plano- convexa, subtus spongiosa. Flores masculi pauci (3), pedicellati, in um- bellam brevipeduneulatam dispositi. Die Wasserpflanze, welche unsere Tafel darstellt, ward nach einer im botanischen Garten zu Berlin kultivir- ten Pflanze dargestellt und die Tafel selbst sendete die Firma Haage und Schmidt dem Referenten ein. hiesigen botanischen Garten wird diese Schwimmpflanze gleichfalls kultivirt, kam aber noch nicht zur Blüthe und unsere Abbildung zeigt nur weibliche Blumen. Im Wachsthum schliesst sich _ dieselbe unserer Hydrocharis morsus ranae an. Die Blattrosetten schwim- Im men auf dem Wasser, entwickeln in , das Wasser Büschel von Wurzeln und nach oben die Blumen, seitlich bilden sie aber Ausläufer, die auf ihrer Spitze ebenfalls wieder Blattrosetten tragen und so vermehrt sich die Pflanze schnell. Die älteren, rundlich ovalen gestielten Blätter, schwimmen auf dem Wasser. Die weiblichen Blumen besitzen eine 3theilige kelchartige Blüthenhülle mit lanzettlichen Lappen, I. Originalabhandlungen. keine Blumenblätter, 6. sterile Staub- fäden und 6 lineare sitzende Narben- lappen. Die männlichen Blumen haben einen ähnlichen Kelch, 3 Blumen- blätter und 6 fruchtbare Staubfäden. Während ferner die weiblichen Blu- men einzeln auf der Spitze eines ein- fachen Blüthenstiels stehen, ist. dieser letztere bei der männlichen Blume kürzer und trägt gemeiniglich ‚3 mit besondern Stielehen versehene Blumen in einem doldenförmigen Blüthenstand. Als Bewohner der höhern Gegenden Bogota’s muss diese Pflanze in Aqua- 195 rien kultivirt werden, die ım kalten kühlen Gewächshause unterm Fenster oder im Fenster des kühlen Zimmers aufgestellt werden. Im Winter wird die Pflanze unansehnlich und so üppig und schnell sie im Sommer wächst, so schwierig durchwintert sie sich gleich andern Schwimmpflanzen, wie z. B. Pistia, Eichhornia ete., von denen junge Blattrosetten im Herbst in kleine Töpfehen gepflanzt und nur von unten mittelst Untersatz befeuch- tet, sich noch am leichtesten durch- (E. R.) wintern. 2) Ueber den Werth der hochstämmigen Stachel- und Johannisbeeren für den Gartenbau. Briefliche Mittheilung von Herrn Hofgärtner H. Maurer in Jena. Es ist dies eine recht hübsche gärt- nerische Spielerei für reiche Leute, aber einen wirthschaftlichen Werth wird wohl Niemand dieser Anzuchts- methode beimessen. Bezüglich des Ertrages können sich ja diese Hoch- stämme mit wurzelächten Pyramiden nicht im Entferntesten messen. Hinsichtlich der Dauer der ver- edelten Hochstämme steht noch nichts fest, weil die Sache noch neu ist, allein es ist wohl ohne Zweifel, dass wie die Pflanzen aller Ribes-Arten kein ansehnliches Alter erreichen, so auch die veredelten Exemplare eine lange Lebensdauer nicht haben werden. Ich habe auch an Hochstämmen, trotz der grössten Pflege, nie so grosse und vorzügliche Früchte als an Py- ramiden gehabt. Seit 13 Jahren wende ich bei Jo- hannisbeeren auch die Sommervered- lung durch Einspitzen an, was sehr zu empfehlen ist, wenn man durchaus Hochstämme haben will. Ausserdem lassen sich verschiedene Sorten Stachel- und Johannisbeeren aus wurzelächten Pflanzen zu schönen Hochstämmen erziehen. Was den Schnitt anlangt, so ge- schieht derselbe bei jungen Pflanzen im April (das sog. Ausblatten), bei formirten älteren Pflanzen wie Cor- dons, Spaliere ete. im Juni, bei Mutter- pflanzen (Schulbeete) im August und September. Ausserdem findet der Hauptschnitt und die Revision im Winter statt. Diese Kultur macht also viel Arbeit und es gehört eben ein wahrer Lieb- haber dazu, diese unaufhörlichen Ar- beiten auszuführen und eine unend- liche Liebe zur Sache, die nur Be- 196 friedigung in der Beobachtung der Natur findet. Dazu kommt noch, dass ein grosser Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Theil der Arbeiten während einer kurzen Zeit geschehen muss, wenn nicht ein grosser Schaden erwachsen soll. 3) Veredlung der Kaffeerace. (Aus Rio Janeiro.) Unter allen dem Welthandel dienst- baren Gewächsen ist wohl das dank- barste der Kaffeestrauch. Einmal ge- pflanzt, bedeckt er lange Jahre hin- durch bis zum Brechen Früchten, sobald nur immer die Um- sich mit stände es erlauben. Wo aber, wie hier bei uns allge- der Boden weder bearbeitet noch gedüngt und bewässert wird, da mein, ist es nur natürlich, wenn die Pflan- zungen traurig aussehen und magere Ernten geben. Kaffeebäume, die hier für alt gelten, sind eben nur durch anhaltenden Mangel an Nahrung vor- früh zu Krüppeln und Greisen ge- worden. Man verlangt da Unmög- liches ! Unter solchen Umständen hat syste- matische Veredlung der Race eine beziehungsweise untergeordnete Trag- weite, und dennoch, die an unsere Pflanze sich knüpfenden Interessen sind so bedeutend, dass einschlägige Massnahmen wohl zu wünschen wären, denn bisher ist hier in Brasilien in dieser Beziehung so gut wie gar nichts geschehen. So macht man neue Anpflanzungen durchweg mit irgendwelchen spontan entstandenen Sämlingen. Das ABC aller Kultur ist aber sorgfältigste Aus- wahl der zur Vermehrung dienenden Mutterpflanzen und lässt man das auf die Dauer unbeachtet, so steht Ver- minderung der Fruchtbarkeit der Race in Aussicht. Denn wie gleichförmig auch die Bäumchen einer Pflanzung sich be- laden, immer finden sich einige vor- zugsweise günstig gebaute plare, deren Ertrag den höchsten Normalsatz erreicht, und hat der in telligente Pflanzer damit ein sicheres Mittel an der Hand, die ergiebigste Varietät sich zu erhalten. Auf Grösse und Aroma der Bohnen hat die Race wohl weniger Einfluss als lokale und klimatische Verhält- nisse; dieselbe Kaffeesorte gibt grössere und feinere Bohnen, je nachdem der Boden und das Klima günstiger. Von Exem- grösstem Nutzen hingegen wären mit Ausdauer geleitete Versuche über Ein- fluss gewisser Düngstoffe auf das Arom. Meiner Ansicht nach erstreckt sich nun aber die Aufgabe der Kultur bei der Kaffeepflanze weiter, und zwar bis auf die innere Struktur der Frucht hin. Diese an sich betrachtet, bietet uns das einzig Nutzbare, die Bohne, um- geben von dicken, fleischigen Frucht- hüllen. Nicht nur werthlos sind diese Hül- len, sondern auch hinderlich, denn in deren Entfernung besteht der ganze SEAT en EDER... > Zange I. Originalabhandlungen. mühsame und zeitraubende Prozess der Zubereitung der Ernte für den Markt. So haben wir denn alle Ursache, die Verminderung dieses fleischigen Theiles der Kaffeebeere anzustreben, bei womöglich gleichzeitiger Ver- grösserung der Bohne selbst. Mit an- deren Worten: Vergrösserung der Bohne auf Kosten der Schale in der Kaffeefrucht, scheint mir nächst Erhaltung der fruchtbarsten Race ein Hauptziel veredelnder Kultur. Es sind von der systematischen Racenveredlung im Pflanzenreich Pro- bleme gelöst worden, scheinbar schwie- riger als das vorliegende. Streng im Sinne unseres Desidera- tum durchgeführte Auswahl, zunächst der Individuen und dann deren Früchte, müsste, wenn einige Generationen hin- durch wiederholt, nennenswerthe Er- folge bringen. In der Wage besitzen wir ein kost- bares Hilfswerkzeug und wenn’nach 20 Jahren etwa, d. h. in der dritten oder vierten Generation, eine gleich fruchtbare Kaffeeart sich erzielen liesse, mit Beeren so dünnfleischiger Schale, dass einige Tage hinreichten, um sie zu trocknen, dann wäre das ein grosser und für den tropischen Landbau wich- tigster Triumph. Vor allen Dingen jedoch sollte man nicht vergessen, dass auch der reichste Boden sich erschöpft und der Pflanze in hinreichendem Masse neue Nähr- stoffe zugeführt werden müssen, es können sonst auch die edelsten Racen nicht reüssiren. Rio 1878. Adolf Lietze. Wir lassen dieser Mittheilung die OR Bemerkung folgen, dass der Schlusssatz auch bei uns Beachtung verdient, indem in unsern Obstgärten Europa’s in dieser Hinsicht nicht weniger gesündigt wird. Man bepflanzt ganze Obstgärten. Jahr- zehnte hindurch tragen die Bäume reich und schöne Früchte. Letztere werden allmälig kleiner und weniger gut im Fleisch und Geschmack. Alter der Bäume, Ausartung der Sorte ist das Feldgeschrei, — das ist aber nur ein Beleg zum Mangel an Selbst- erkenntniss der eignen Fehler. Man hat gepflanzt, meist ist vor dem Pflanzen nicht einmal der Boden des ganzen Obstgartens auf 3 Fuss tief rıjolt und gedüngt worden, sondern man hat sich begnügt, eine Grube zu graben, in der kaum die Wurzeln des Baumes Platz hatten und da hat man etwas gute Erde zugelegt. Ist es nun ein Wunder, wenn der Baum allmälig schwachwüchsig wird, kurze "Triebe und kleine Früchte bildet und alle Anzeichen des Alters besitzt. Düngen also soll man unsere Obstgärten, die gemeiniglich ausser den Früchten des Obstbaumes liefern müssen. Das Gras durch Kopf- auch noch Heuernten ' düngung, die Bäume aber, wenn die Früchte kleiner und weniger gut wer- den, durch Rijolen des Bodens zwi- schen den Bäumen auf 3 Fuss Tiefe und, gleichzeitige Einbringung von Dünger oder noch besser von mit Pferde- und Kuhdünger stark ver- setzter Komposterde. Natürlich muss man sich dabei hüten, den Bäumen und deren Wurzeln allzunahe zu kom- men; während ein nur theilweises Ab- stechen der am weitesten ausgebrei- teten Wurzeln im Herbste ohne Scha- 198° den für den Baum vollführt werden kann. Man muss nämlich endlich dem Boden in verhältnissmässig geringer Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz; FD ne. 1 I RIERTEEN Quantität wieder geben, was wir ihm durch unsere Kulturpflanzen geraubt haben. (E. R.) 4) Eine sichere Methode, Jeder, der sich mit der Veredelung des Weinstockes beschäftigt hat, wird zugeben, dass es eine Operation von sehr zweifelhaftem Ertolge ist, es sei denn, dass man dieselbe unter Glas vornimmt. Die alten Römer pfropf- ten, wie bekannt, ganze Aecker von Weinstöcken um. Es lebte vor nicht langer Zeit ein alter Winzer bei Cin- einnati in Ohio, dem man es nach- rühmte, dass er Weinreben mit dem- selben Erfolge wie Aepfelbäume zu veredeln vermöchte. Wenn er darum befragt wurde, welchem Umstande er seine Erfolge zuschreibe, pflegte er zu antworten: ich mache eben nicht so viele Umstände, wie Andere zu thun pflegen. Es ist gewiss, dass das Klima von sehr grossem Einflusse bei der Veredelung des Weinstockes ist. Was in Italien mit Leichtigkeit er- reicht werden kann, das erreicht man in Deutschland nicht; und während bei Cineinnati solcheVeredelungen sehr gut wachsen, würde man sie in Boston nur mit Schwierigkeit gedeihen sehen. Was die Zeit der Veredelung an- betrifft, so sind darüber die Ansichten ‘ verschieden. Einige empfehlen den November als den geeignetsten Mo- nat, andere den Februar, noch andere warten, bis die zu veredelnden Wein- stöcke schon einige Blätter entwickelt haben. Wenn mir gleich die Verede- lung immer am Besten in der zweiten den Weinstock zu veredeln. Ben ee ee ee a u, Hälfte des Februar gelungen ist, so habe ich doch niemals recht grosse Freude an meinen Erfolgen erlebt; denn die Verbindung des Stammes mit dem Pfropfzweige war in gün- stigstem Falle doch nicht innig ge- nug. Ehe ich zur Schilderung der Me- thode übergehe, die ohne Ausnahme gelingt und die eine so innige Ver- bindung gibt, dass man schon im zweiten Jahre die Veredelungsstelle kaum mehr. bemerkt, will ich ‘noch darauf hinweisen, dass das krautartige Pfropfen (greffe herbacee) ebenfalls von gutem Erfolge begleitet ist, wenn man den aufgesetzten Pfropfzweig mit einer Glasglocke oder auch nur mit einem Bierglase bedeckt, damit dieser, da er noch sehr jung ist, nicht ver- trocknet, ehe er anwächst. Die erwähnte vollständig sichere Methode besteht im Ablaktiren von noch grünen Reben, auf ebenso junge grüne Zweige der Unterlage. Um dieses zu bewerkstelligen, müssen na- türlich die beiden Pflanzen nahe ge- nug bei einander stehen, oder, was das Beste ist, die Pflanze, von der der soll, muss in einen Topf gepflanzt sein. Man kann sie dann dahin tragen, wo man sie zu haben wünscht. Ver- wundet man blos die beiden Zweige und bindet sie an einander, so ist dies Edelzweig genommen werden I. Originalabhandlungen. zwar genügend; viel besser ist es jedoch zu verfahren, wie folgt: Man nimmt an einer glatten Stelle unter einem Knoten ein etwa 1 bis 1!/a Zoll langes Stück Rinde von dem Edelzweige ab und schneidet dann von unten nach oben eine sehr dünne Zunge von gleicher Länge wie die von Rinde entblösste Stelle an dem Edelreise an. Man macht dann die- selbe Operation an der Unterlage, nur dass man die Zunge von oben nach unten schneidet. Jetzt fügt man die beiden so vorbereiteten Zweige dergestalt in einander, dass die Zunge der Unterlage zwischen diejenige des Edelreises und des Stammes zu liegen kommt. Da die Zellen noch so sehr jung sind, so braucht man durchaus nicht darauf zu sehen, dass Rinde auf Rinde genau passen. Man umwickelt dann die Wunde elastischem Wollgarne, oder, was weit besser ist, mit Streifen von sehr dünnem Wachs- taffet, den man hier geölte Seide nennt. Man kürzt dann die Unterlage auf 2—3 Augen über der Verede- lungsstelle ein. Etwa in 3 Wochen ist die Verwachsung vollständig ge- schehen. Man fängt dann an, den Edelzweig von der Mutterpflanze da- durch zu trennen, dass man denselben unterhalb der Veredelungsstelle ein mit wenig einschneidet. Diesen Schnitt +99 | macht man nach 4 oder 6 Tagen etwas tiefer, bis man zuletzt den Zweig ganz von der Mutterpflanze trennt. Dass man das zuerst eingekürzte Stück von der Unterlage dann eben- falls entfernt, so wie das Garn oder den Wachstaffet, versteht sich von selbst. Es ist immer zu rathen, dass man die Veredelungsstelle auch nach dem Verwachsen noch für eine kurze Zeit lose umwickelt lässt. Des Baum- wachses habe ich mich bei dieser Operation nie bedient. Wer daran Gefallen findet, ver- schiedenartige Trauben auf einem Stamme zu ziehen, wird auf diese Weise seinen Zweck leicht und mit Sicherheit erreichen. Oben habe ich vergessen, darauf aufmerksam zu machen, dass der Edel- zweig, nachdem er mit der Zunge versehen worden ist, von einer an- dern Person gehalten werden muss, bis er mit der Unterlage fest zusam- mengebunden ist. Oft habe ich Zweige so veredelt, die nicht dicker waren als ein Strohhalm. Solche Zweige würden abbrechen, wenn man sie nicht hielte. Dieses krautartige Ablaktiren em- pfiehlt sich auch für viele andere Pflanzen, da die Verwundungen so schnell verheilen. North Hoboken. Carl Siedhof. 5) Areca eine neue Palmen-Art aus Nordost-Australien, Je geringer die Zahl der aus Austra- | Alicae, besehrieben von Baron Ferd. v. Müller. es blieb, dass noch zahlreiche neue lien bekannt gewordenen Palmen sich | Entdeckungen in dieserPflanzengruppe herausstellte und jeunwahrscheinlicher | hier bevorstehen, um so lebhafter 200 knüpft sich unser Interesse an jeden neuen Beitrag, den wir aus diesem Bereiche erlangen. Es ist mir daher recht erfreulich, wieder eine andere Palme den bereits aus dem Austral- lande beschriebenen zuzählen zu kön- nen, zumal da durch selbige nun auch das Genus Areca bei uns Vertretung findet. australische Palme als Areca bekannt Zwar war schon früher eine geworden (Areca Normanbyana), doch erwies sich dieselbe, nachdem Blüthen erlangt waren und so der Anheftungs- punkt des Eichens ermittelt werden konnte, als eine ächte Ptychosperma- Art. Die nun zu besprechende Palme verdanken wir dem stets umsichtig sammelnden Mr. Walter Hill, welcher sie etwa 10 englische Meilen nörd- lich von der Trinity-Bay in tiefen Waldschluchten entdeckte und sie in den unter seiner Obhut stehenden botanischen Garten von Brisbane ein- führte, wo sie in diesem Jahre blühte und Früchte trug. Für kleinere Ge- wächshäuser wird diese niedliche Art besonders willkommen sein, da sie nur etwa 10 Fuss hoch wird; aber für den Mangel an stolzer Erhabenheit entschädigen die mehrfach aus dem- selben Rhizom entwickelnden Stämme, und so bildet sie unabhängig eine ganz imposante Ziergruppe. Mag es mir gestattet sein, diese seltene Pflanze der so früh dahingeschiedenen edlen Grossherzogin Alice zu weihen, um das Andenken Ihrer Königlichen Hoheit auch in der prinzlichen Pal- menwelt für immer zu bewahren. Ich lasse die Beschreibung in der Fach- sprache folgen, um so die Kenntniss dieser graciösen Palmen-Art, auch dem sich Du All 2 « R Pe. ’ U or Be Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3 Auslande um so leichter zugänglich zu machen. Areca Alicae, F. v. M. Palma pluricaulis, humilior. Caules laeves, circiter decem-pedales, 1—2' crassi. Folia cireiter quadripedalia ; rachis infra medium fere !/2'' lata, nisi amplior. Petiolorum pars inferior cylindrica, usque ad ulnam longa, an- tice sursum fissa, haud mox in fibras soluta. Segmenta pinnatiformia char- tacea, folii uniei a me visi utrinque cir- eiter 20 vel fissuris completis numero aucta, lata basi sessilia, sesquipedem plerumque haud excedentia vel aliquot fere ulnaria, 1—2'ls‘' lata, sursum breviora, summa confluentia, omnia replicata, sensim tenuiter acuminata, utringue vivide virentia aeque ac ni- tentia, subtus vix pallidiora; nervi primarii saepe duo; secundarii per- tenues, plures. Rachis perparum squa- mulosa vel pulverulenta, superne an- tice acutangula. Bractea spathacea unica, junior cireiter pedalis, ob in- fractionem tune abruptam semitereti- compressa, ambitu elongato-lanceolata. Panicula infra folia emergens, ad- scendens, spithamaea v. paulo longior, patentissime vel decurve ramosissima ; junior dum intra bracteam inclusa cremoricolor, ramulis tune contigue erectis inferne flexuosis fastigiata; peduneuli secundariüi validi, aetate fla- vescentes; ultimi pertenues et superne vix ultra lineam crassi, excavationibus antice denticulati. Flores masculi mihi solummodo e residuis noti triandri, unilaterales, praeter summorum ali- quot solitarios fere omnes gemini, imi duo flori femineo adstantes; sepala exteriora scilicet imbricata; interiora ER I. Originalabhandlungen. ei valvata, illis conspicue longiora. An- therae lineares. Flores femini ad bases ramulorum paniculae solitarii vel ra- rıus gemini; sepala ample imbricata; 3 exteriora ovato-cordata, circiter 3°“ longa; tria interiora rhombeo-orbicu- laria, exterioribus triente longiora, brevissime acuminata. Stylus in stig- mata tria fissus, quibuscum vix lineam longus. Germen unigemmulatum. Fruc- tus eirciter pollicares, elongato-pyri- formes vel in formam paene fusifor- mem vergentes, inferne longius-, su- perne abruptius umbonati, summo apice truncatuli. Exocarpium quoque recens pertenue, extus coccineo-aurantiacum nisi potius scarlatinum ; endocarpium cum mesocarpio fibroso itidem ad- modum tenue. Semen ellipsoideo-ova- tum, Ya —?/s'' longum, juxta basim lateraliter affıxum, igitur fere omnino liberum. Rete rapheos subtile, vas- ceulis hilum versus parum anastomo- santibus. Albumen rimis perangustis fere radiato-ruminatum. Embryon ba- sale, lineam longum, conico-cylindri- cum. Verwandtschaftlich nähert sich die Alice-Palme der A. oxycarpa (Mig. in Naturk. Verh. der Kon. Neerl. Akad. Deel XI, 69—70, Scheffer. in Natur- kundig Tijdschrift voor Nederl. Indie, Deel XXXI, 13) aus Celebes und der A.triandra (Roxb. flor. Indie. III, 617, Scheffer 1. e.) aus Vorderindien, Java, sowie einigen der benachbarten Inseln, und namentlich theilt sie auch den mehrstämmigen niedrigen Wuchs die- ser Arten; sie unterscheidet sich von jener durch die einander ganz nahe 201 stehenden Segmente der Blätter mit weniger Hauptnerven, soweit ich nach dem vorliegenden Material zu ur- theilen vermag, dann besonders auch durch die viel bedeutendere Zahl der Blatt-Segmente und die dickere Blatt- Rachis, ferner durch die Zahl der Staubfäden und etwas andere Stellung der männlichen Blüthen (in welcher Hinsicht A. Alicae mit A. triandra übereinkommt) und weniger schlanke Früchte, deren Gipfel ebenfalls mehr verdickt ist, durch wenigstens doppelt so grosse Fruchtkelche und durch den an der Basis keineswegs abgestutzten, sondern vielmehr abgerundeten Samen, welchen ich auch nie doppelt ent- wickelt finde. Weder Miquel noch Scheffer (Annal. du jard. botan. de Buitenzorg, I, 145, pl. 3, fig. 1) hatten Gelegenheit, die Blüthen vollständig zu beschreiben, so dass in dieser Hin- sicht ein weiterer Vergleich mit der Alice-Palme vorbehalten bleibt. Die Fruchtunterschiede, welche A. trian- dra trennen, sind gewissermassen noch erheblicher; nach der Abbildung von Scheffer (l. c. pl. 8) und auch nach der neuesten Beschreibung, geliefert von dem früh für uns verlorenen Kurz | (Forest-Flora of British Burma, II, 537), ist die Frucht einfach ellipsoid oder eiförmig und daher nicht an der Spitze und Basis auffallend stark ver- | engt, wie es bei A. Alicae der Fall ist. Dieses Merkmal mag hier ge- nügen und mich einstweilen der Noth- andere wendigkeit entheben, noch Unterschiede anzuführen. 202 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 6) Ueber Einwirkung niedriger Temperatur auf die Vegetation. Beobachtungen aus dem botanischen Garten in Breslau von Professor Dr. H. K. Göppert, Direktor des botanischen Gartens. Bisin Iren tu mag; In den ungewöhnlich strengen Win- tern 1825—29 und 1829—30 habe ich sehr viele Beobachtungen und Ver- suche über den Einfluss der niedrigen Temperatur oder Kälte auf die Ve- getation angestellt, wie sie bis jetzt noch niemals in gleichem Umfange wiederholt worden sind. (Ueber die Wärmeentwickelung in den Pflanzen, deren Gefrieren und die Schutzmittel gegen dasselbe. Breslau bei Josef Max u. Comp. 1830. 244 Seiten und Tabellen.) Ihre Resultate sind Seit- dem grösstentheils wohl Eigenthum . der Wissenschaft geworden. Es gab damals noch manches Vorurtheil zu bekämpfen. Man glaubte an das Wachsthum und die Entwickelung der Vegetation unter dem Schnee, um ihre rasche Entfaltung nach dem Schmelzen desselben im Frühjahr auf den Alpen und im hohen Norden zu erklären, bis ich 1829 die frühzeitige, unmittelbar nach dem Blühen schon | beginnende Bildung der Knospen als eigentliche Ursache nachwies. Man bezweifelte ferner das allgemeine Er- starren der Vegetation, und meinte, dass dies nur bei völlig getödteten Pflanzen stattfinde, wobei denn selbst- verständlich Zellen und Gefässe stets wie beim Gefrieren zerrissen wurden. Ich war stets Willens, jene Jugend- arbeit wieder in ihrem ganzen Um- fange aufzunehmen, doch kam es aus vielerlei Gründen nicht eher dazu, als ; der Bäume, : Obstbäume ete. ' bei Morgenstern 1874. S. 283—37 mit Holz- : schnitten. ı Vegetation des botanischen Gartens. daselbst 54. Jahrg. 1876. S. 85—92, Eben- in den Wintern von 1870 und 1871, die sich zwar hiezu besonders eigne- ten, aber immer noch viele Lücken in meinen Beobachtungen zurück- liessen *). Ich darf unter meinen Ver- hältnissen nicht mehr hoffen sie aus- zufüllen, entschloss mich also endlich *) Folgendes habe ich hierüber publizirt: Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen 1870. Verhandlungen der schlesischen Gesell- schaft. 48. Jahrg. S. 10. 3. Ebendaselbst 49. Jahrg. 1871. S. 59—64, Ueber das Verhältniss der Pflanzenwelt zur gegenwärtigen Witterung. Ebendaselbst Botan. Sektion den 12. Dez. 1872, Ueber die Pflanzenwelt in dem vergangenen Winter 1872—1873. Ebendaselbst Verhand- lungen 50. Jahrg. S. 144—148 u. S. 158— 161. Höhe der Kältegrade, welche die Vegetation überhaupt erträgt. Mohl und de Bary Botan. Zeit. Nro. 4 und 5. 1871. Wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze, zur Zeit des Gefrierens oder zur Zeit des Aufthauens? Bot, Zeit. Nro. 24. 1871. S. 4 Widerstandsfähigkeit der Pflanzen wärmerer Region gegen Kälte. 51. Jahrg. 1373. Seite : 100-103. (Auszüglich vollständig.) Einwirkung des Frostes auf Vegetation. 52. Jahrg. 1874. S. 132—138. Ueber die Folgen der äusseren Verletzungen insbesondere der Eichen und Mit einem Atlas. Breslau Die Kälte des Dezember 1875 und die Eben- daselbst Verhalten der Holzgewächse auf den höchsten Punkten der Erde. S. 152—156. I. Originalabhandlungen. nach langem Zögern, meine Beob- achtungen mit Rücksicht auf die älte- ren zu veröffentlichen, was in nach- stehender Reihenfolge geschehen soll. I. Ueber allgemeine Verhält- nisse unseres botanischen Gar- tens als Hauptbeobachtungs- ort 8. 1—4. II. Ueber das Gefrieren der Gewächse. Verhalten der Pflanzen verschiedener Familien, Frostrisse, II. Ueber das Aufthauen, Erscheinungen beim und nach dem Aufthauen der Gewächse im Allge- meinen bei lebenden und todten; Zeit des Todes. Verhalten der Holz- pflanzen, insbesondere unserer Obst- bäume. IV. Ueber verschiedene Em- pfänglichkeit der Gewächse für die Einflüsse der Kälte. 1) Einfluss des Wassergehaltes und Verschiedenheit derselben in den ein- zelnen Lebensstadien der Pflanzen. 2) Einfluss und Abwechse- lung niederer und höherer Tem- peratur. Einfluss der Winde u. s. w. 3) Einfluss anhaltender nie- derer Temperatur.. 4) Kältegrade, welche die Pflanze überhaupt erträgt. V. Schutzmittel. Wärmestrah- lung, Umhüllung. Räuchern. Schneeschutz. VI. Resultate. I. Allgemeine Verhältnisse des Hauptbeobachtungsortes. Die ersten genaueren meteorologi- schen Beobachtungen wurden hier- selbst im J. 1791 von Prof. Dr. Jung- nitz auf der hiesigen Sternwarte, die 203 ersten Vegetationsbeobachtungen im J.1829—30 von mir im hiesigen bo- tanischen Garten angestellt. Sie be- trafen im Winter 1828—29 und 1829 bis 1830 den Einfluss der Kälte auf die Vegetation, später im Sommer 1829 u. 1830 zugleich auch alle Er- scheinungen des Pflanzenlebens, vom Keimen bis zur Fruchtbildung, deren Zusammenstellung in den Neuen Schrif- ten oder Akten der Leopold. karol. Aka- demie vielleicht als der erste Versuch einer Phänomenologie des Ge- wächsreiches zu betrachten ist, deren weiterer Ausbau mehrere Jahre später, namentlich durch Quetelet in Brüssel, Fritsch in Prag erfolgte. Die See- höhe unseres botanischen Gartens, als Hauptbeobachtungsort meiner Arbeit, beträgt auf der Oberfläche des Bodens auf dem vor dem grossen Warmhause Nro. 1 befindlichen Thermometerpfahle 361,5 Par. F. Einjährige und peren- nirende krautartige Gewächse stehen ‚auf der etwa 26 Morgen, inclusive 7 Morgen stehenden Wassers, grossen Fläche ziemlich fern; nur in einiger Entfernung, geschützt durch eine Um- grenzung bildende Laubbäume und auch Sträucher, wodurch eine, nicht unerhebliche Differenz in Beziehung auf die Höhe der hier waltenden Kälte- grade im Vergleich zu anderen freier liegenden Lokalitäten unserer Gegend verursacht wird. Durchschnittlich be- trägt nach genauen, an Canna indica angestellten Beobachtungen, die Dif- ferenz bei Minus Temperatur 1°, so dass also die gewöhnliche Gartenform dieser Pflanze, welche anderswo bei — 0° schon leichte Schädigung der Blätter erfährt, hier erst bei — 1° bis 204 1'%g° ernstlich afficirt wird. Wenn die Temperatur bis zu 20° bis 24° sich erniedrigt und längere Zeit darauf beharrt, so erfrieren, wie früher (1828, 1829 —30, und jüngst, Februar 1870 und im Winter 1870— 71), um einen kurzen Begriff von unsern klimatischen Verhältnissen zu geben, ganz oder theilweise die Mandelbäume, die bit- tern noch eher als die süssen, die Pfirsiche, Aprikosen, Maulbeerbäume, insbesondere der Papier - Maulbeer- baum (Broussonetia papyrifera), Cy- tisus purpureus und C. Laburnum mit den anderen unter allen unseren Kul- turpflanzen bei uns am meisten ge- fährdeten südeuropäischen Sträuchern und Bäumen, sowie Oeltis australıs, Diospyros Lotus, Rhamnus Paliurus, Ononis rotundifolia *), Fraxinus Ornus und rotundifolia, Jasminum officinale und fruticans, Vitex Agnus castus, Ulex europaeus, Rhus coriaria, hosa centifolia**), Tamarix gallica, die asiatische Salix babylonica, Hibiscus syriacus; mittleren und südlichen Vereinigten Staaten Nordamerika’s stammenden Calycan- thus floridus glaueus, Halesia diptera und tetraptera, Laurus Benzoin, Ca- talpa syringifolia, Maclura aurantiaca, ganz oder theilweise selbst Robinia Pseudacacia, sowie die chinesisch-ja- panischen Calycanthus praecox, No- phora japonica und Biota orientalis, Paulownia, deren Blüthenknospen sich sonst nur in mässig kalten Wintern von nicht über — 10° Frost erhalten. ferner die aus *) Hielt in Petersburg unter Schneedecke bis — 36° R. aus und blühet jährlich reich in meinen Baumschulen als kleiner zwergiger Strauch. (E. R.) **) Verhielt sich wie Ononis rotundifolia. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sequoia gigantea erfüllte die Hof- nungen auch nicht, welche man bei uns auf sie gesetzt, fast überall ın Norddeutschland ging sie 1870—71 zu Grunde *). Gegenwärtig erfreut sich Schlesien ganz ausgezeichneterW erke über seine ıneteorologischen und klimatischen Verhältnisse, die wir unserm hoch- berühmten Mitbürger Herrn Prof. Dr. Galle verdanken. Grundzüge schle- sischer Klimatologie, herausge- geben auf Kosten der schlesischen Ge- sellschaft für vaterl. Kultur. Breslau 4857. Gr2.@. :S: 128. Mittheilungen der K. Universitäts- Sternwarte zu Breslau über die bisher gewonnenen Resultate für die geogra- phischen und klimatischen Ortsver- hältnisse. Breslau 1879. Gr. @. 8. 168. Il. Gefrieren der Pflanzen: Bei anhaltender Temperatur‘ unter Null gefrieren nach und nach alle im Freien befindlichen Gewächse früher oder später je nach der Beschaffen- heit ihrer Säfte; bei rein wässrigen tritt der Erstarrungspunkt früher ein als bei denjenigen, welche eine mehr oder weniger grosse Menge salziger, harziger oder gummiger Bestandtheile enthalten (bei denen er wohl zwischen — 1 bis 3% schwankt) oder grössere Massen oder Dicke der Blätter und Stämme darbieten. Die fast geschmack- losen Blätter der Schollia crassifolia, welche mit den stark sauer schmecken- den von Cotyledon ovata und C. ra- mosissima am 16. December 1828, Abends 8 Uhr, einer Kälte von 1° aus- *) Alle, mit Ausnahme der beiden erwähn- ten, in Petersburg überhaupt nicht aushal- tend. (E. R.) I. Originalabhandlungen. gesetzt wurden, fand ich um 10!/s Uhr gefroren, die der letzteren Pflanzen, obschon von gleicher Dicke, erst um 12 Uhr. Säfte dieser Gewächse ver- hielten sich auf ähnliche Weise. Eine Pflanze des Heliotropium peruvianum ward am 29. December 1828 zugleich mit Rieinus communis, Sempervivum arboreum, Mesembrianthemum hirsu- tum, Alo@ carinata und Euphorbia caput Medusae um 12 Uhr in — 3°, ge- bracht: nach 10 Minuten waren alle Blätter der ersten, nach 20 Minuten die der zweiten, nach 35 Minuten die der dritten und die vierten nach 50 Minuten erst gefroren, da deren Blätter den grössten Durchmesser dar- boten und zugleich viel harzige und salzige Bestandtheile enthielten. Bei — 6° war die Hälfte der angegebenen Zeit hinreichend, diese Veränderungen hervorzubringen, bei — 10 bis 12° erstarrte ein Heliotropium innerhalb einer, ein Mesembrianthemum deltoi- deum in 5 Minuten. Ebenso gefrieren bei gleichen Kälte- sraden die fast geschmacklosen Blätter der Gramineen, Ericeen und der Pal- men früher als die sauer schmecken- den Blätter der Pelargonien, früher als Gewächse mit harzig gewürzhaften Bestandtheilen, wie Melaleuca, Metro- sideros und Coniferen-Arten. Zahllose und oft vergebliche Versuche haben mich aber gelehrt, dass man zur Aus- mittelung dieser Verhältnisse mög- lichst niedrige Kältegrade be- nutzen muss, weil bei höheren ver- schiedenartiges Erstarren zu schnell hintereinander folgt, als dass es mög- lich wäre, die zeitliche Verschieden- heit zu beobachten. Bei hohen Kälte- 205 graden gelingt es dagegen am besten, bei grösseren Blättern das von ihrer eignen Masse abhängende Erstarren der Säfte zu beobachten. Vorzüglich deutlich sah ich dies an dem hand- förmigen siebenlappigen Blatte des vorhin schon genannten Rieinus: bei — 14° begann auf der Stelle das Ge- frieren, und zwar an allen dünneren Spitzen des gesammten Blattes zu- gleich, und schritt so an allen Theilen auf gleiche Weise gegen die Mitte des Blattes zu. In derselben Ordnung von Aussen nach Innen, oder von den dünneren zu den dickeren Theilen, thaute auch das Blatt wieder auf, als es plötzlich in eine Temperatur von —- 12° gebracht wurde. Die Blätter bleiben im gefrornen Zustande entweder unverändert, wie namentlich die von lederartiger trock- ner, etwas fester Struktur, oder wie- der etwas ‘blasser grün, fast durch- scheinend, wie die der meisten kraut- artigen, namentlich einjährigen Pflan- zen, erlangen endlich wohl, wie die der Commelynen, 'Tradescantien und Uonvallarien, ein fast glasartiges Aus- sehen. Die Bewegungserscheinungen beim Erstarren sind mannichfach. Einrollen, namentlich der oberen Seite, zeigen die meisten, wie die breiten Blätter der Marantaceen; des- gleichen Veränderungen ihrer Lage zum Stengel, die vielen Cruciferen ; die von Cheiranthus Cheiri z. B. hängen oft doppelt konkav gebogen herab; die sonst rechtwinklig abstehenden Blätter von Euphorbia Lathyris legen sich nach unten hin, fast an den Stengel und bilden einen stumpfen Pe a ee ka Zi aaa 2 Ya Ar I ee ae EL Ft ee ’ ı” 206 Winkel mit dem Horizont; lange Blatt- stiele biegen sich (Arten von Helle- borus), desgleichen selbst die Stengel von Kohl, 3—4 F. hohe Herbst-Astern, Solidagines krümmen sich in weitem konkaven, mit der Spitze nach der Erde gerichteten Bogen, noch andere legen sich in höchst auffallender Weise, “wie bei Fritillaria imperialis, fast flach auf den Boden mit herabhängenden Blättern, wie ich im hiesigen botani- schen Garten bei — 4° Morgentem- peratur am 2. April 1871 beobachtete. J. v. Sachs sah obige Erscheinung beim Gefrieren des Rapses. Die Un- terseite des Stieles oder des Blattes zieht sich viel stärker zusammen als - die Oberseite, daher sich die Stiele stark krümmen und abwärts biegen. Setzt man eine gefrorene Rapspflanze an die Sonne, so krümmen sie sich so rasch aufwärts und gelangen in ihre na- türliche Lage, dass man die Bewegung a el ee aan u un dl « Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, mit den Augen verfolgen kann (ähnlich verhält sich Fritillaria imperialis, wo ich dies auch beobachtete). Das Zusam- menrollen vieler Blätter beruhe auf ähnlichen Gründen. Er bemerkt daher sehr richtig, dass also starke Tem- peraturveränderung oder besser Tem- peraturveränderungen in der Nähe des Eispunktes als Bewegungsreize wir- ken, während bekanntlich die Tem- peraturänderungen zwischen einigen Graden über Null bis zu 30° oder mehr hinauf keine Bewegungen er- zeugen. Gefrieren, und Verändern der Zell- häute bei dem Aufthauen saftiger Pflanzentheile, mitgetheilt von W. Hof- meister. Bericht der mathem. physik. Klasse der Kgl. Gesellsch. der Wissensch. 1866 pag. 22.) (Fortsetzung folgt.) Il. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. A. Von verschiedenen Seiten empfohlen. . 1) Nymphaea alba L. var. rosea. Thomas Moore gibt im Aprilheft dieses Jahres vom „Florist and Pomologist* eine Abbildung dieser reizenden, rosenroth blühenden Form von unserer weissen Wasserrose, wahrlich eine der schönsten Zierden für die Teiche und Seen unserer Gärten. Diese Abart soll in einem See Schwedens entstanden sein. Blühete im königlichen Garten zu Kew und auf dem Kontinent unter andern bei Fröbel und Comp. in Zürich. 2) Thunia alba Rehb. fl. Eine Orchidee Östindiens, entdeckt von Wallich, 1837 zum ersten Mal bei Loddiges in London blühend und als Phajus albus Lindl, abgebildet. Wird in dem Jahresbericht des Potsdamer Garten- bauvereins 1873—1879 als Marktpflanze em- pfohlen. Stengel 'a—1 M, lang, auf der Spitze derselben die schönen weissen Blumen im Juni, Juli und August. Nach dem Ab- blühen lässt man an einem trocknen warmen Ort die Blätter allmälig abtrocknen, ohne jedoch die Pflanze ganz austrocknen zu lassen, Wenn im Frühjahre der neue Trieb sich zeigt, werden die alten Wurzeln ganz abge- streift und die Pflanzen in kleine Töpfe in eine Mischung aus 1 Theil Haide-, 1 Theil Moorerde und etwas Holzkohle und gehack- tem Torfmoos gepflanzt und warm und sonnig gestellt. Wenn die Töpfe ausgewur- zelt, so pflanzt man in grössere. Vermehrung durch Zerschneidung der Stengel in der Mitle unterhalb eines Gliedes in so viel Stückchen, als der Stengel Glieder hat. Diese pflanzt (Krystallbildungen bei dem I. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. man nun ähnlich, aber so, dass das Gelenk mit dem Auge über die Erde zu stehen kommt und bringt diese Töpfehen in das wärmste Vermehrungsbeet, wo sie so lange stehen bleiben, bis ihr Fortkommen gesichert. ist, (E. R.) 3) Pierasma ailanthoides Pl. (Simaruba- ceae.) Dieser Strauch des temperirten oder kalten Hauses ist von Linden als Picraena excelsa verbreitet worden und zwar als Pflanze, deren bittere Rinde gegen Fieber gebraucht wird, Dieselbe blühete im hiesi- gen botayischen Garten im März d. J. und stimmt mit der zuerst von Bunge in seiner Enumeration der Pflanzen des nördlichen China’s als Rhus ailanthoides Bunge be- schriebenen und von Planchon (Hook. Lond. Journ. of bot. V.573) als Pierasma ailanthoides aufgeführten Pflanze überein, G. Maximowiez hat dieselbe auch in den Laubwäldern um Hakodate in zahlreichen Exemplaren gesam- melt. Blätter unserer Pflanze 3—6jochig, un- paarig gefiedert. Blättchen länglich-oval, am schwach drüsigen Ausgangspunkt der fieder- förmigen starken Seitennerven gekerbt und mit schwacher Drüse in der Achsel der Kerb- zähne, Blumen klein, grün, polygamisch, in seitenständigen gestielten Trugdolden am Grunde des jungen Triebes, mit 4 Kelch- blättehen, 4 länglichen zurückgekrümmten grünen Blumenblättehen, 4 Staubfäden mit am Grunde bartigen Trägern, 4lappigem Fruchtknoten und einem Griffel mit 4 zurück gebogenen linearen Lappen der Narbe. Die Staubfäden sind auf einer drüsigen, den Fruchtknoten tragenden Scheibe eingefügt und Kelch und Blumenblätter am Grunde dieser Scheibe. Pierasma excelsa Pl, (Quassia ex- celsa Sw., Simaruba excelsa D.C., Pieraena excelsa Lindl.) ist in Westindien heimisch, unterscheidet sich durch ganzrandige Blätt- chen und spitzenständige Trugdolden. (E. R.) B. Empfohlen von E. Regel und Haage und Schmidt, 4) Begonia Froebeli A.D.C. Wir geben im Folgenden für den Gartenfreund, der seine Pflanzen im Zimmer oder im kleinen Ge- wächshause oder auch theilweise im freien 207 Lande kultivirt, eine kurze Uebersicht von den schönsten Arten der grossen Gattung Begonia. Den Reigen eröffnen wir mit B. Froebeli (Gartenfl. tab. 864), welche durch Begonia Froebeli. Roezl in Eeuador entdeckt und durch Froebel und Comp. verbreitet ward. Gehört. zur Gruppe der Begonien mit knolligem Wurzelstock, die im Winter einziehen und im Zimmer oder Gewächshause trocken stehen bleiben, um dann im März, nachdem die Knollen von Erde und Wurzeln gereinigt sind, wieder in frische Erde aus 2 Theilen Wald- oder Laub- erde und 1 Theil einer lehmigen Erde, mit Beimischung von etwas Sand, in 4—5zöllige Töpfe flach unter die Oberfläche der Erde eingepflanzt zu werden. Im sonnigen oder halbsonnigen Zimmerfenster oder im Warm- hause lässt man sie austreiben, giesst, bis sie neuen Trieb zeigen, nur bei: gänzlicher Trockenheit der Erde, sobald sie aber kräf- tigen Trieb zeigen, ganz wie andere Pflanzen. B. Froebeli ist eine der schönsten derselben, blühet vom Juni bis Oktober mit ihren zahl- reichen, scharlachrothen Blumen und ist als schöne Pflanze für das Zimmerfenster, ge- schützte Balkone und auch zum Auspflanzen auf kleine Gruppen mit lockerer Erde im Sommer zu empfehlen. B. boliviensis A.D.C. (Gartenfl. tab. 638), B. Pearcii Hook. ge- deihen bei gleicher Behandlung. B, octopetala L’Herit. und B. Veitchi Hook. aus der glei- chen Gruppe eignen sich mehr nur zur Kul- 208 tur im Warmhause. B. Martiana Lk. et Otto .(B, diversifolia Grah.), schon seit mehr als 40 Jahren vom botanischen Garten in Berlin aus Mexiko eingeführt, wird im kühlen Zim- mer oder Kalthause durchwintert und gleich- falls zur Bepflanzung von Blumengruppen verwendet, Im Garten von James Veitch und Söhne in Chelsea ward zwischen B. boli- viensis und B. Veitchi der erste Bastard er- zogen, der den Namen B. intermedia erhielt. Von diesem ersten Bastard, wie von B. Chel- soni, B, stella, B. Vesuvius, B. Model, wel- ches alles ähnliche schöne Mischlinge zwi- schen den eben genannten Arten und dem Bastarde sind, gaben wir in den frühern Jahrgängen die schwarzen Abbildungen. Aus- serdem sind aber noch eine Masse ähnlicher Formen erzogen worden. Die neueste Form derselben ist die mit grossen gefüllten Blu- Begonia hybrida flore pleno, men, von der wir beistehend eine Blume in natürlicher Grösse darstellen. 5) Begonia rex Putzeys, Wir geben von dieser, welche als Repräsentant einer 2ten ‘Gruppe von Begonien dienen möge, bei- stehend eine verkleinerte Abbildung. Es ist das die Gruppe der Begonien mit kriechen- dem Wurzelstock, Die B. rex stammt aus Ostindien und ward von Linden zufällig aus den Ueberbleibseln einer Sendung lebender Pflanzen erzogen. Sie ist zugleich die wich- tigste Stammart der schönen buntblättrigen, DI Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. TE a Pen jetzt so beliebten und in einer Masse von For- men vorkommenden grossblättrigen, stamm- losen Begonien, Die grossen, schief herz- förmigen Blätter der Stammart tragen ober- halb auf metallisch grünem Grunde eine breite silberfarbene Binde, Blumen blass- roth. Aus der gegenseitigen Befruchtung Jieser mit DB. zanthina Hook. (Blumen gelb, Blätter oberhalb dunkelgrün, unterhalb roth) ebenfalls aus Ostindien, ferner B. rubrovenia Hook. (Östindien, nur durch die weisslichen, röthlich gestreiften Blumen von B. xanthina verschieden), sind die mannichfachen bunt- blättrigen, grossblättrigen, stammlosen Be- sonien unserer Gärten entstanden. Die Kultur Begonia rex. derselben hat keine Schwierigkeiten, Ver- mehrung durch Theilung des kriechenden Wurzelstockes und auch durch Blätter, wel- che im Vermehrungsbeete auf Sand gelegt werden und die überall da, wo man die Haupt- und Seitennerven des Blattes durch- schneidet, junge gleich sich bewurzelnde Pflänzchen bilden. Eine lockere nahrhafte Laub- oder Walderde, mit etwas lehmiger Erde versetzt, ist für diese und alle andern Begonien geeignet. Ebenso sind alle Arten dieser Gattung, die wir noch namhaft ma- chen werden, nicht blos schön als Dekora- tions- und Blüthenpflanzen des Warmhauses, sondern gehören auch zu den zur Zimmer- kultur geeignetesten Gewächsen, so zur zeit- weisen Dekoration von Blumentischen, von denen man sie dann, wenn sie unansehn- rn EUER Nez NONE N KORK ER HRRRT 1 ee BER FOL II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, licher werden, wieder zurück in’s halbson- nige Fenster des warmen Zimmers oder in’s Warmhaus stellt. Im Sommer können alle diese, und die im Folgenden genannten Be- gionen, auf halbschattigen Lokalitäten im Schutze von ringsum befindlichen Baum- gruppen, zu Blumengruppen im freien Lande verwendet werden, Selbst in Petersburg können sie noch in letzterer Weise benutzt werden, z.B, im Park zu Strelna bildet der Hr. Hofgärtner Ruck jährlich derartige rei- zende Gruppen. Als schöne allgemein empfehlenswerthe Arten der Begonien dieser Abtheilung nennen wir noch: B. hydrocotylifolia Hook, (Mexico. Blätter aus schief herzförmigem Grunde rund- lich), B. stigmosa Lindl. (Veraguas. Blätter schief herzförmig, auf smaragdgrünem Grunde mit dunkelpurpurnen Flecken), und endlich Begonia heracleifolia Cham. et Schlechtd. (Mexiko, die langgestielten behaarten, aus schiefem Grunde rundlichen Blätter sind handförmig 7lappig), mit ihren als B. longi- pila, B. nigricans und B. punctata Kl]. in den Gärten verbreiteten Abarten, 6) Begonia manicata Brongn. Diese aus Mexiko stammende Art ist ein Repräsen- tant der niedrigen halbstrauchigen Begonien, nach unserer Ansicht von allen den vielen Arten dieser Gruppe zur Kultur im Zimmer Begonia manicata. und kleinen Gewächshause die geeigneteste und empfehlenswertheste Art. Bildet niedrige dichte Büsche mit grossen langgestielten, 1879. 209 herzförmigen hellgrünen glänzenden Blät- tern, die am Rande fast lappig und gezähnt und am Grunde von einer Manschette rother Spreuschuppen umgeben. Die rosenrothen Blumen erscheinen fast das ganze Jahr hin- durch in die Blätter überragenden lockern Trugdolden. Fingerförmig getheilte Blätter besitzt B. carolinüfolia Rgl. (Gartenfl, tab. 25) aus Mexiko. Ein Bastard zwischen dieser und der vorbergehenden Art ist B. Verschaf- felti Rgl. 7) Begonia incarnata Lk. et Otto aus Mexiko ist eine zweite, nicht weniger empfehlens- werthe Art dieser Gruppe, weil sie von Früh- jahr bis Herbst fast unaufhörlich ihre hüb- schen rosenrothen Blumen entwickelt, Blätter schief länglich-oval. Gedeiht auch im kühlen Zimmer bei 5—8° R. Schöne Formen sind b. papillosa Grah., B. Greigi Van Houtte (mit purpurrothen Blättern). Bastarde sind: B. Saundersi hort. (Bastard mit B. semper- florens, reichblühend, Blumen rosa), — B. aucubifolia hort. (Wahrscheinlich Bastard mit B, maculata, Blätter mit weissen Flecken) und B, Möhringi Rgl. (Bastard mit B. mani- cata. Gartenfl, tab. 128, Blätter schief herz- förmig). 8) Begonia Dregei Otto aus Südafrika, mit ihren Formen, die als B. sinuata und caffra in den Gärten verbreitet sind, hat kleine, schief herzförmig-ovale gelappte und ge- zähnte Blätter und weisse, sehr reichlich erscheinende Blumen. Eine ausserordentlich dankbar den ganzen Sommer hindurch mit rosarolhen Blumen geschmückte Form, ist die B, weltoniensis h. Angl., ein Produkt der letzten Jahre. — B. cinnabarina Hook. aus Bolivien, ist weniger beliebt und weniger reichblumig als der Bastard von dieser mit B. nitida, der als B. prestoniensis Moore be- » kannt ist, und als schöner 2—3 Fuss hoher, zinnoberroth dankbar blühender Strauch für’s Zimmerfenster und zu Blüthengruppen im Sommer im freien Lande sehr zu empfehlen ist. — B. semperflorens Lk. et Otto, aus Bra- silien, ist ein weissblühender, 1—1'/a Fuss hoher Halbstrauch mit schief-ovalen, fast ganzrandigen Blättern, im Sommer im Freien und sonst im Gewächshaus und Zimmer leicht gedeihend und dankbar blühend. 14 210 Gartenflora Deutschlands, 9) Begonia maculata Raddi, aus Brasilien, repräsentirt die höher wachsenden, strauch- artigen Begonien. Dieselbe ist meist als B. Begonia maculata. argyrostigma Fisch. in den Gärten verbreitet, Blätter aus schief-herzförmigem Grunde läng- lich-oval, dunkelgrün und mit silberfarbenen Flecken. Ein schöner und leicht gedeihender Dekorationsstrauch für's Zimmer. Blumen weiss, Sehr ähnlich, aber ohne Silberflecken auf den Blättern, ist DB. Kumthiana Walp. (B. lucida Knth. et Bouche) aus Caracas. 10) Begonia metallica G. Smith. Ist eine über England eingeführte schöne Art, die wir Gartenflora tab. 909 besprachen und ab- bildeten. Unter den rankenden Begonia-Arten end- lich ist B.scandens Sw., aus Mexiko zur Be- pflanzung von Hängevasen im Gewächshaus und Zimmer zu empfehlen und B, Alfred de Limingh (Gartenfl. tab, 584) zur Bildung von Spalieren im Gewächshaus fenster, und Zimmer- 11) Beaucarnea recurvata Lem, Die Gat- tung Beaucarnea bildet eine eigene, in Mexiko: >} » heimische Gruppe der Liliaceen, im Habitus den lang und schmalblättrigen Cordylinen Neuhollands ähnlich, der einfache Stamm aber am Grunde mit einer knollenförmigen Verdiekung. Während aber die Stecklinge aller Gordylinen und Dracaenen sich leicht bewurzeln, haben die zuweilen aus der knollenförmigen Verdiekung austreibenden kurzen Zweige, trotz aller angewendeten Russlands und der Schweiz, In Folge dessen ist man zur Vermehrung dieser schönen Pflanzen auf Samen, die stets direkt aus dem Vaterland eingeführt werden müssen, Sorgfalt, sich nicht bewurzeln wollen, Beaucarnea recurvata. angewiesen. Stamm 3—6 Fuss hoch, oben oder bei nicht zu alten Exemplaren mit von oben bis unten dicht mit einem Schopf grazil überhängender, 4—5 Fuss langer und nur 2/a Zoll breiter Blätter besetzt. Eine lockere lehmige, mit Humus versetzte Rasenerde und ein lichter Standort im temperirten Ge- wächshaus, oder auf einem Tischehen vorm Fenster des geheizten Zimmers, sind Kultur- bedingungen. 12) Bertolonia guttata Hook. Eine zwergige Melastomacee aus Brasilien mit ovalen, 4 bis 6 Zoll langen und. etwas zugespitzten Blät- tern, die unterhalb roth, oberhalb dunkel- sammtgrün mit weissen Punkten. Bei einer Abart, welche als B. roseo-punctata ver- breitet ist, sind diese Punkte rosaroth. An- dere schöne Abarten mit grössern Blättern und verschiedener Zeichnung sind in; dem berühmten Institute von L, Van Houtte in Gent erzogen worden und als B, alba, B. splendens, B, superba, B. margaritacea, B. Marchandi und B. Van Houttei verbreitet worden. Die schönste derselben ist B. Mar- ehandi, mit metallisch-olivengrünen Blättern, die mit grossen rosenrothen Punkten ge- zeichnet sind. B. primuliflora h. Bull endlich ist von Hooker alsMonolena primuliflora im Botanical Magazine tab. 518 abgebildet und beschrieben worden. In den Gärten kultivirt, man diese reizenden buntblättrigen Pflanzen Bertolonia guttata. im niedrigen Warmhause, sie gedeihen aber auch ganz gutim warmenZimmer imTerrarium oder noch besser unter grossen Glasglocken III. Notizen. 211 auf einem Tischehen vorm sonnigen Fenster, wo sie im Winter vor der kalten, vom Fenster einströmenden Luft besser geschützt sind, als auf der Fensterbank, Man pflanzt solche in verhältnissmässig kleine Töpfe in eine lockere Haide- oder Moorerde, gemischt mit Sand und etwas lehmiger Erde und senkt den Topf in einen 3—4 Zoll breitern Napf in reinen Sand oder Moos ein, hält dieses Füllungsmaterial beständig feucht, giesst die Pflanzen selbst, aber möglichst wenig und deekt dann mit einer Glasglocke zu, die mit ihrer untern Oeffnung fast bis zum Rande des grössern Topfes reicht. So erhalten die Pflanzen die zu ihrem üppigen Gedeihen nothwendige feuchte Luft, zeigen ein kaurn weniger üppiges Wachsthum als im Gewächs- hause und halten sich im Winter noch besser als im Gewächshause. Täglich nimmt man ausserdem die Glocke "a—"f Stunde ab und reinigt dieselbe, bevor man wieder aufdeckt. Im Frühjahr und Sommer wird von 9—4 Uhr mit einem dünnen Nesseltuch oder durch- sichtigem Papier beschattet. (E, R.) II. Notizen. 1) Hr. Rieasoli gibt (Bull. soc. d’ortie. firenze) eine Skizze des unter der Leitung des Hrn. Bucco stehenden botanischen Gar- tens in Genua und ein Verzeichniss der im Freien kultivirten Pflanzen; in Bezug auf Höhe und Umfang verdienen Beachtung u..M: a. Höhe: Umf.: Acer oblongum 13 M. 0,90 M. Casuarina quadrivalvis . 9 » 1.10 » Stillingia; sebifera . .10 »: 1.5 » Persea gratisima . . 12 » —.91 » Wucea califorpiea 4.2......565>..1.60 >» Kiggilaria afriana . . 10 » —.87 » Parkinsonia aculeata . 6» —.65 » In einer Höhe von 2—3 Met. ebenfalls im Freien finden sich: Salvia gesnerifolia, Olea excelsa, Malva umbellata, Jochroma coria- ceum, Fuchsia affınis, Leptodermis lanceo- lata (?) ete. ete. Es ist bekannt, dass Hr. Bucco mit seiner Sphagnum-Kultur sehr erfolgreiche Resultate erlangt — er verwerdet diese bei Azalea in- diea und viscosa, Banksia collina, Calceo- laria excelsa, Cycas media, CGuphea platy- centra, Encephalartos caffer, Magnolia Yulan, Laurus Sassafras, Rhododendron Nuttalli, Myrsine africana, Statice brassicifolia u.m.a. — In Bezug auf Alpenpflanzen bemerkt Bucco, dass es wohl nicht möglich wäre, solche andererweise als im Sphagnum fort- zubringen, er wendet diese Methode bei Achillea nana und moschata, Gentiana ceru- ciata, Campanula pusilla, Dryas octopetala, Erinus alpinus u. m. a. — diese liegen auf einer Terrasse, den Mittags-Sonnenstrahlen ausgesetzt ohne irgend kleinsten Nachtheil — das seltene Drosophyllum lusitanicum gedeiht sehr gut im Sphagnum auf einer Glastafel *). Ricasoli erwähnt noch mehrere andere *) Es gilt dies natürlich für das Klima Genua’s, wo ausserdem auch Haideerde schwer zu haben ist. (E. R,) 212 Pflanzen, die in einer oder anderer Beziehung von Interesse sind, so z. B. eine Cycas eir- einalis von 1.70 M. Höhe und 0.75 M. Um- fang; Encephalartos caffer von 0.25 Meter Höhe und 0.95 M. Umfang, Ene. pungens 0.35 M. Höhe und 1.30 M. Umfang etc. (Sr.) 2) Professor Arcangeli hat (wie wir aus dem von Prof. Caruel vortrefflich redigirten Bull. botan. ital. entnehmen) eine Pflanze im Garten des K, Museums in Florenz als Amor- . phophallus bezeichnet, gefunden, die wohl mit diesem eine Aehnlichkeit hat, aber sich durch die Inflorescenz unterscheidet. — Ar- cangeli erkannte in dieser Pflanze ein Taecarum, von welchem bisher nur eine Species bekannt ist (T. Weddellianum) und benannte selbe Tac. eylindricum — sie un- terscheidet sich vom Tac. Weddellianum „spatha acuminata et tantum superne hiante, stylo brevissimo“ etc. 3) Der Versuchsgarten der Obst-und Wein- bauschule in Klosterneuburg wurde im Jahre 1874 zum grossen Theile wegen der Phyllo- xera ausgehauen ; — jetzt wird dieser Garten wieder neu angelegt und zwar im Phylloxera- Gebiete selbst — und wie Baron Babo be- merkt (Weinlaube), wird die Aufgabe Be- rücksichtigung finden, alle Mittel auszufüh- ren, wie man trotz der Phylloxera Wein er- zeugen und wie man selbe ausrotten kann; — zur Anwendung wird der Schwefelkohlen- stoff, in geringen Mengen aber öfters nach und nach verwendet, wodurch die Stücke erhalten und die Läuse verschwinden wer- den; — diese Methode hat sich in letzteren Jahren sehr gut bewährt; da die Einfuhr amerikanischer Reben verboten ist, so wer- den versuchsweise amerikanische Sämlinge verwendet. Der Weingarten wird circa 100 Rebsorten zu 300—400 Stück enthalten und hiebei auch die verschiedenen Erziehungsweisen ange- wendet. 4) In der Provinz Umbrien wurden im Jahre 1873—79 gegen 50,000 Kilo Trüffeln gesammelt, die aber nur 50,000 Lire einge- tragen hatten, weil von Frankreich keine Käufer gekommen, wie in anderen Jahren, da in Perigord selbst reichliche Ernte von Trüffeln war. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) In der März-Versammlung der Garten- bau-Gesellsehaft in Florenz wurde (wie wir aus dem Bulletin dieser Gesellschaft entneh- men) von Hrn. Pucci eine Bromelia Binoti gezeigt, welche in der Lombardei im Freien kultivirt wird und eine prachtvolle Ornamen- talpflanze ist, die äusseren schön grünen langen mit Stacheln versehenen Blätter eon- trastiren sehr schön mit den inneren jüngeren lebhaft rothen Blättern, welche nach 4 bis 5 Monaten ebenfalls in das Grüne übergehen. Herr Bastianini brachte eine junge Medi- nilla magnifica mit reichlicher rosarother Inflorescenz, dann eine Acacia linearis in reichlichster Blüthe, eine Rogiera cordata, welche wegen ihrer lebhaften Farben von den Gartenfreunden wohl mehr Beachtung verdienen sollte, um so mehr, da ihre Kultur nicht schwer (bei einer Temperatur nicht über 5° C.), auch eine Camellia Montironi alba, rosenroth mit weissen Flecken auf allen Petalen u. s. f. — Professor Arcangeli be- schrieb eine wegen der Struktur der Schich- ten ihres Bastes eigenthümliche Pflanze aus der Familie der Daphnaceen, die seit meh- reren Jahren in den botanischen Gärten Italiens unter dem Namen Lagetta lintearia kultivirt wird, welche aber eine Villaresia aus der Familie der Ilicineen und eine neue Form, wenn nicht gar eine neue Speeies ist; — sie unterscheidet sich von der Vil- laresia grandiflora durch ihre lederartigen Blätter und Arcangeli schlägt den Namen Vill. corifolia vor ; — der Vortragende zeigte in Alkohol aufbewahrte Inflorescenz von Xan- thorhoea arborea, und bemerkte schliesslich, dass in der Umgegend von. Florenz vier Va- rietäten von Anemone coronaria vorkommen, mit rosenrothen. bläulichen, mit violetten in’s rosenrothe übergehende und mit hoch- rothen Blüthen. — Aus dem Garten des Marg. Corsi Salviati waren neuerdings mehrere durch künstliche Befruchtung er- langte Varietäten vorgezeigt, wie u. a. Croton Barsianum (Cr, Veitchi X Weismanni), Cr, trieolor (Cr. Weismanni X cornutum), Gr. Eugenia (Cr. maximum X Veitchi) etec., dann ein Anthurium Scherzerianum Williamsi mit milchweisser Spatha ;— ein Dendrobium densiflorum zum ersten Male in Blüthe; — eine Freesia refracta alba mit sehr wohl- II. Notizen. 2 riechenden Blüthen. — Aus dem Garten des Hrn, Franchetti mehrere sehr schöne Camellien, so: Sofia Roncaglia var, der Vir- ginia, Prineipessa Strozzi var. der Elvira Bianchini u, a. — Ein Rhododendron Con- tessa Anna Bouturlin, eine durch künst- liche Befruchtung erzeugte Varietät von Rhod. arboreum, die im Freien (in etwas kalter Lage) schon im Februar blüht, wurde von Prof. Bouturlin vorgezeigt. — General Ri-. easoli. hatte ein wegen reichlicher Blüthe em- pfehlenswerthes Dendrobium Wardianum zur Ansicht gebracht und auch Antholyza aethio- pica mit der Bemerkung, dass diese in Italien im Freien als Bordüre verwendet werden könnte; auch einen Prunus tomentosa im Topf kultivirt, welcher reichlich blüht und. essbare Früchte bringt. (Sr.) 6) In der Sitzung der K. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 17, April d. J, übergab Hr. Prof. Wiesner eine Abhand- lung, in welcher er die Untersuchung über den Ausgleich des Gasdruckes in den Ge- weben der Pflanzen erläuterle, Als Resultat seiner Untersuchung ergab sich: dass einige Gewebe für Luft völlig un- durchlässig sind (Lenticellenfreies Periderm); — dass das Ein- und Ausströmen der Luft durch Spaltöffnungen in Form der Diffusion (Effusion) erfolgt ; — dass im gefässlosen Holze der Ausgleich des Gasdruckes durch die Membrane erfolgt und zwar am raschesten in axialer, am langsamsten in radialer Rich- tung; dass der Durchtritt der Gasmoleküle | durch die Membrane der Holzzellen nicht in | Form der Transspiration erfolgt, sondern es findet statt eine Effusion und Absorption | durch colloidale Wände ; — im gefässführen- | den Holze erfolgt der Druckausgleich eben- falls in axialer Richtung rascher, als in den Querrichtungen und hier ist der Vorgang noch complieirter als im gefässfreien Holze, da hier noch der Gasdurchgang durch die als Gapillaren fungirenden Gefässe hinzu- kommt, hier also Effusion, Absorption und Transspiration stattfindet; — im luftführen- den Parenchym kommt bei Druckausgleich ein Theil der Luft durch die Intercellular- gänge, ein anderer durch die geschlossenen Membranen; — je stärker eine Parenchym- oder Holzzelle mit Wasser imbibirt, desto langsamer erfolgt der Druckausgleich ; — je mehr die Wand besagter Zellen an Wasser für Gase durchlässig wird, zeigt die Periderm- zelle ein umgekehrtes Verhalten ; — anfäng- lich ist ihr Lumen mit Flüssigkeit, später mit Luft gefüllt ; endlich bemerkt Wiesner, dass die Lenticellen auch im Winter für Luft durchlässig sind. (Sr.) 7) Trauben-Aufbewahrung. Zwi- schen zwei hebstöcken, an welchen die Trauben noch nicht ganz ausgereift sind, wird eine 1.50 M. lange und tiefe und 75 Cent. breite Grube gegraben ; die Blätter und die andern nicht fruchttragenden Zweige, so wie die Spitzen der mit Trauben behangenen Zweige werden entfernt ; diese Zweige werden in 50 Gent. Tiefe auf einige in Form eines Rostes gelegte Hölzer befestigt, derart, dass die Trauben in keine Berührung mit der Erde kommen; die Grube wird mit Brett- chen bedeckt und dann mit einer 50 Cent, dicken Schicht Erde, welche fest getreten wird. — Der Weingartenbesitzer in Mondovi, welcher diesen Versuch machte, fand im darauffolgenden Jahre, nämlich gegen Ende März (wie wir aus dem Coltivatore vom 31. März d. J. entnehmen) die Trauben wohl- erhalten und so frisch wie sie im vorher- gegangenen Oktober eingelegt worden waren, — Auf jeder Beere zeigte sich ein kleiner Tropfen Wasser, wie nach einem Regen, — Versuche wären sehr erwünscht, (Sr.) IV. Literatur. 1) Thomas Ghristy, Commercial plants, London 1878, by Christy and Comp. — Der Autor, der auch in einer frühern Ausgabe schon verschiedene Handelspflanzen und namentlich das bis jetzt noch mehr als pro- blematisch nützliche Symphytum caucasicum empfohlen hat, — empfiehlt wieder in dieser Schrift 2 andere Pflanzen, über deren Nutzen 214 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, eine Menge von Zeugnissen beigedruckt sind, Die erstere derselben ist „Gynocardia odo- rata Roxbrg.“, ein Baum Ostindiens aus der Familie der Bixaceen mit elliptisch-läng- lichen, zugespitzten Blättern und kugeligen Früchten von der Grösse einer grossen wel” schen Nuss und länglich-ovalen Samen von der Grösse einer Bohne. Aus den letztern, die jetzt in grössern Quantitäten in England eingeführt werden, wird das Chaulmugra-Oel bereitet. Dieses Oel gilt als eines jener Wun- derheilmittel, mit dem man Ausschläge aller Art, Seropheln, Syphilis etc. heilt. Möge sich das nun verhalten wie es wolle, so gehört doch diese Art zur Zahl der interessanten Pflanzen, deren jedenfalls der Handel sich in der Folge bemächtigen wird. Urostigma Vogeli Mig. Ein Feigenbaum mit grossen elliptischen, immergrünen Blät- tern, der zuerst von Vogel bei Grand Bassa entdeckt ward und nun von Th. Christy aus Liberia in lebenden Exemplaren in England importirt ward. Die Blätter werden 6—8 Zoll lang, 3—5 Zoll breit, sind ganzrandig und beiderseits von der Mittelrippe 4—5 Fieder- nerven. Früchte klein, kugelig, Bildet 20 bis 30 Fuss hohe Bäume und soll eine der besten Sorten „Indischen Federharzes“ liefern, Während von den beiden vorstehenden Pflanzen Abbildungen gegeben sind, empfiehlt diese kleine Schrift ausserdem noch den Cacaobaum (Theobroma Gacao) und Dassia latifolia Willd,, einen Baum aus der Familie der Sapotaccen, der in Bengalen, seinem Vaterlande, als Mahwanbaum bekannt ist. Die Blumen, welche dieser grosse Baum massenhaft produzirt und denen die Thiere begierig nachstellen, enthalten viel Zucker und werden zur Fabrikation von berauschen- den Getränken und zur Spiritus-Fabrikation verwendet. Ein einziger Baum soll 2 bis 400 Pfd. Blumen liefern, welche, wenn sie abfallen, aufgesammelt werden, (E. R.) 2) Karl Regel, Mittelniederdeutsches Gothaer Arzneibuch. Gotha 1873. Engel- hard-Reyher’sche Druckerei. Professor Dr. Karl Regel bespricht in die- ser Schrift ein Arzneibuch, das sich im Manuscript der herzoglichen Bibliothek zu ee Gotha findet und wie es scheint, theils aus dem Anfange, theils aus dem Ende des 14zehnten Jahrhunderts stammt. Das Buch enthält mehrere Abtheilungen, nämlich: Heilvorschriften und Anleitung zur Bereitung von Arzneien, eine Anzahl lateinischer Be- schwörungsformeln (in Form der christlichen Kirche eingekleidete Reste des Heidenthums, die, wenn auch in veränderter Form, jetzt noch im Volke unter dem Namen von „Be- sprechung gewisser Uebel“ existire). Ferner ist der Einfluss besprochen, den die Jahres- zeiten, die einzelnen Monate, die einzelnen Tage des Monats und die 12 Thierzeichen auf den Körper ausüben, dann auch eine Aufzählung der als Arzneien gebrauchten Pflanzen, ein Gedicht über die Weltschöpfung und die Kraft der Gestirne, eine Aufzählung der 7 Planeten und ihrer Eigenschaften und Einflüsse auf das Leben und Schicksal der Menschen, Sammlung von Wetterregeln ete, Allgemein interessant ist dieses Kräuter- buch, weil es eine Darstellung von den aber- gläubischen Vorstellungen jener Zeit und dem phantastischen Charakter der Wissenschaft der Medizin jener Zeit gibt*). Für uns hat die Bezeichnung der Pflanzen, welche als heilkräftig empfohlen sind, ganz besonderes Interesse und heben wir aus dieser inter- essanten Schrift hier einige hervor, nämlich: acleye = Aquilegia vulgaris, adik —= Sambucus Ebulus, affrodill = Asphodelus luteus, agrimonie —= Agrimonia Eupatorium, alant = Inula Helenium, allemwortele — Allium Vietorialis, andivien = Cichorium Endivia, anerone — Artemisia Abrotanum, anslok — Allium ascalonicum, annis — Pimpinella Anisum, aurine — Erythraea Centaurium, avenrude — Asplenium ruta muraria, bathonge — Betonica offieinalis, belswort — Pulsatilla vulgaris, *) Wunderthätige Bilder, Geheimmittel aller Art, Besprechen, Homöopathie, Un- glückstage der Woche und allerhand Aber- glauben und Unsinn sind auch noch jetzt vorhanden. IV. Literatur, 21 benedieta — Ünicus benedictus, benwelle — Symphytum officinale, bertram — Pyrethrum Parthenium, bethe und bethewort — Beta vulgaris, benevelle — Pimpinella Saxifraga, beveritte — Berberis vulgaris, bille und billeerut — Hyoscyamus niger, der Same als billensaet und das ganze Kraut als billenwortele. bivot — Artemisia vulgaris, blionie — Bryonia alba, blotwort — Polygonum aviculare, bone — Phaseolus vulgaris, bordane — Arctium Bardana, borgele — Portulaca oleracea, brantwort = Ranunculus acer, brunwort — Scrophularia nodosa, burrasie — Borrago officinalis, camille — Matricaria Chamomilla, carallen — Asparagus officinalis oder Corallorhiza, earwe — Carum Carvi, celidonie — Chelidonium majus, clesse — Arctium Lappa, ceoriander — Coriandrum sativum, cremorse — Hydrocharis morsus ranae, cristiane — Astragalus glyciphyllos, eruce und crucewort — Senecio vulgaris, erysemynte — Mentha crispa, eypolle — Allium CGepa, dach unde nacht = Parielaria officinalis, dille = Anethum graveolens, Jonderbart = Sempervivum tectorum, drakenblot — Dracaena Draco, dust — Origanum vulgare, duvelbit — Scabiosa suceisa, eke — (Juercus Robur, elhorn — Sambucus nigra, elte — Alnus glutinosa, enbere — Paris quadrifolia, enovan — Gentiana lutea, ermodatten — Colchicum autumnale, ertbere — Fragaria vesca, ertpeper — Sedum Telephium, ertrok — Fumaria offieinalis, ervete — Pisum sativum, eselmyn — Euphorbia Esula, espe — Populus tremula, everitte — Sorbus aucuparia, gladie = Gladiolus communis v. imbricatus, glede — Silene Behen, glorificate —= Geum urbanum, godes hant = Orchis maculata und wahr- scheinlich auch die andern Orchis mit handförmigen Knollen, als O. majalis, latifolia, Gymnadenia conopsea ete., gotesvorgetene. Marrubium vulgare, srensink — Potentilla anserina, gsrindwort — Rumex acutus, grote wytte blomen — Leucanthemum vul- gare, hanenkam = Rhinanthus crista galli, hartstrank = Peucedanum officinale, hassel — Corylus Avellana, hidderick — Raphanus Raphanistrum, der jetzt als „Hederich“ bezeichnet wird, Der Verfasser deutet als Sisymbrium (Erysimum) officinale, hedernettle = Urtica urens, heide — Calluna vulgaris und wahrschein- lich sogar vorzugsweise Thymus Ser- pyllum, hennebit — Stellaria (Alsine) media, hennep — Cannabis sativa, herteshorn — Senebiera CGoronopus, hertestunge — Scolopendrium offieinarum, hilgegeisteskrud = Angelica Archangelica, holunder — Sambucus nigra, holwort — Aristolochia Clematitis und auch CGorydalis cava, hoppe = Humulus Lupulus; hoveswerne — Primula veris, hoveswort — Tussilago Farfara, huslok — Sempervivum tectorum. hygelhagel — Rosa canina, iserhart — Verbena officinalis, isop — Hyssopus offieinalis, irve — Taxus baccata, kalle = CGalla palustris oder wahrschein- licher Acorus Galamus, karde = Dipsacus Fullonum, kattenkloyt = Evonymus europaeus, kehre hals = Daphne Mezereum, kersebere — Prunus Cerasus, kerrse — Lepidium sativum, kervele = Anthriscus Gerefolium, klever = Melilotus officinalis, knoflok = Allium sativum, kol = Brassica oleracea, komen = CGuminum Cyminum, 216 korne = Secale cereale, kovele —= Aconitum Napellus, lacrisse = Glyeyrrhiza glabra, ladeke = Lactuca sativa, lavendele = Lavandula spica, lavestock = Ligusticum Levisticum, leverblome = Hepatica triloba, liliie = Lilium candidum, Iyn = Linum usitatissimum, lock = Allium Ampeloprasum, lorbere = Laurus nobilis, lumek = Veronica Beccabunga, lungwort — Pulmonaria offieinalis, luningertunge, wird zweifelhaft als Po- Iygonum aviculare gedeutet. Sollte es nicht eher Gynoglossum offieinale, oder Lunaria rediviva gewesen sein ? lusekrud = Delphinium Staphisagria, madragora — Mandragora offieinalis (M. autumnalis und vernalis), maen, maensaet = Papaver somniferum, matere, wird gedeutet als Pyrethrum Par- thenium, sollte es nicht das Muterli- Kraut (Meum Mutellina) sein ? melde — Atriplex hortensis, merk — Sium latifolium u. angustifolium, millelote = Melilotus offieinalis. Sollte es nicht Melilotus caeruleus (Trigonella caerulea) sein, da gesagt wird, man mische das Kraut in die Speisen, mynte = Mentha, die verschiedenen Arten, morose = Sedum palustre, musekenore —= Asarum europaeum, nachtschaden = Solanum nigrum, negenkraft = Petasites officinalis, nettele = Urtica dioica, osemenda = Osmunda regalis, ossentunga — Anchusa offieinalis, padelkersse, ist als Berteroa incana ge- deutet, sollte es nicht Prunus Padus, die Vogelkirsche sein ? papenplatte = Taraxacum offieinale, paradiseappel = Punica Granatum, pasternake — Pastinaca sativa, persik = Amygdalus persica, petereillie = Apium Petroselinum, peterkomen, wahrscheinlich Nigella sativa, pynesge — Spinacia oleracea, pyone — Paeonia officinalis, plume — Prunus domestica, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. polege = Mentha Pulegium, poppele, bezeichnet theils das aus den Knospen der Pappeln bereitete Heil- mitte), theils Malva sylvestris und Althaea officinalis, poslok = Allium Porrum, pors, als Myrica Gale genommen, sollte es nicht Ledum palustre sein, welche in Petersburg unter dem Namen „Porsch“ bekannt ist? quede — Pyrus Cydonia, rade = Agrostemma Githago, rebarbaren ; die Wurzeln der verschiedenen Rhabarber-Arten, redek —= Raphanus sativus, ragnevaen — Tanacetum vulgare, ribbevort = Plantago lanceolata, rolik = Achillea Millefolium, rore = Arundo Donax, rose —= Rosa gallica und damascena, rude = Ruta graveolens, rughele — Eruca sativa, safferan = ÜCrocus sativus, salvie = Salvia officinalis, savelboem — Juniperus Sabina, schampponie, gedeutet als Euphorbia La- thyris, sollte es nicht die gleichzeitig mit dem Hyoseyamus von den Zigeunern nach Europa gebrachte Datura Stramo- nium sein ? schandelwort —= Verbaseum Thapsus, schellewort = Chelidonium majus, scherlink = Cicuta virosa oder Conium maculatum, schorfladike — Rumex Nemolapathum, schorfworte = Scabiosa arvensis, seeblut und seeblome = Nymphaea alba und Nuphar luteum, sennep = Sinapis alba und nigra, sindonuve = Drosera rotundifolia, syngron — Vinca minor, sle = Prunus spinosa, sparghe = Asparagus offieinalis, sprinkhorn — Euphorbia Lathyris, sprokewyde — Salix fragilis, squille = Scilla maritima, steenbreke — Saxifraga, Steynmynte — Calamintha offieinalis, steenpeper — Sedum acre, sudistel = Sonchus oleraceus u. arvensis, IV, Literatur, sunte Johanneserud = Hypericum per- foratum, geele swerdele = Iris Pseudacorus, tormentille —= Potentilla Tormentilla. Unser Leven vrouwen beddestro — oder segel. Unter diesen Namen sind Thymus Ser- pyllum, Galium verum und Mollugo etc. begriffen. Als offizinelte Pflanze scheint unter letzteren Namen vor- zugsweise Convallaria Polygonatum verstanden zu sein, “ valeriane — Valeriana officinalis, varne —= Aspidium Filix mas, veltkomel, wird als Thymus Serpyllum ge- | deutet, — sollte nicht Carum Garvi da- | runter verstanden sein ? vennekel = Anethum Foeniculum, vyfvingere — Potentilla reptans, vige = Ficus Carica, vikblad = Serophularia nodosa, vyole = Viola odorata, vlas = Linum usitatissimum, vieder = Sambucus nigra, wachandelenbeere — Juniperus communis, walnote — Juglans regia, waterkersse — Nasturtium officinale, wedewinde = Hedera Helix u. Calystegia sepium, wegebrede — Plantago major, wete = Triticum vuigare, wyde — Salix alba, wynstok = Vitis vinifera, wytte word — Convallaria Polygonatum, wormkrude, der Autor nimmt dafür Arte- misia judaica. Von einheimischen Pflan- zen werden jetzt vorzugsweise Sisymbrium Sophia und Spiraea Ulmaria als Wurm- kraut bezeichnet, wormote —= Artemisia Absynthium, wuntkrude — Veronica offieinalis. Wir gaben im Obigen nur den Auszug der in Europa heimischen Pflanzen aus dieser interessanten Schrift, die uns Aufschluss über die Abstammung vieler unserer deutschen Pflanzennamen gibt, denen auch viele der in die Wissenschaft eingeführten Namen ent- stammen. Nähere Nachrichten findet man in der Schrift selbst, die freilich aber zu den wenig verbreiteten seltenen gehört. (E. R.) 247 3) Die Garten-Anlagen von R, Klette. Architekt und Lehrer an der herzogl. Baugewerkschule zu Holzminden. Se- parat-Ausgabe der „Garten-Anlagen“ aus Haarmann’s Zeitschrift für Bauhand- werker. Leipzig 1879. Verlag der 6. Knapp’schen Buchhandlung. Wie manchmal ein kleines Buch recht er- freuen kann, zeigt dieses kleine Buch von nur 51 Seiten. Wir kennen kein ähnliches, welches in so kurzer, anziehender und be- lehrender Weise die Anlage der Gärten bei Land- und Vorstadthäusern bespricht. Auf Theorie lässt sich der Verfasser ebensowenig ein, wie auf Dinge, die nur den Gärtner angehen, als Bäume, Blumen ete. Er gibt eine Anzahl von Beispielen mit 65 Abbil- dungen. Er wählt dazu verschiedenartige Lagen und Gebäude, bildet neben dem Grundplan (Situatiousplan) die Ansicht der Häuser, Veranden ete, mit Umgebung per- spektivisch ab, und erläutert die Vorzüge und Nachtheile der gegebenen Verhältnisse, zeigt, wie in jedem Falle die Sache behändelt werden muss, auch welcher Stil der pas- sendste ist. Er zeigt auf jedem Blatte, dass der Verfasser sich Mühe gegeben, die von Fachmännern (Gärtnern) gegebenen Lehren zu verstehen, und, dass er sie wirklich ver- standen hat. Was ihm fremd war, hat er unberücksichtigt gelassen und mit Recht, denn nichts ist jämmerlicher, als wenn sich ein Schriftsteller auf ein ganz fremdes Ge- biet wagt, nur um vollständiger zu werden. Wir haben solche traurige Beispiele an österreichischen Architekten erlebt, welche nicht einmal im Stande waren, die benutzten Auszüge ausGartenbüchern richtig zu schrei- ; ben. (Siehe Gartenflora 1875 pag. 319.) Wir empfehlen das kleine Buch nicht nur allen jungen Gärtnern, wenn sie auch keine Land- schaftsgärtner zu werden gedenken, beson- ders aber jener Klasse von „Landschafts- gärtnern“, welche die kleinen Garten-An- lagen bei Stadt-, Vorstadt- und Landhäusern ausführen. Das Buch kostet nur 1'/ Mark, (J.) 4) PraktischesHandbuch der Obst- baumzucht oder Anleitung zur An- pflanzung, Heranbildung und Abwartung w 218 des Kern-, Stein- und Beerenobstes als Hochstamm und in Pyramiden, Kessel-, | Busch-, Säulen-, Spalier- und Gegen- spalier- und in Guirlandenform u. s. w., ' um auf einem kleinen Raume einen grossen Fruchtertrag zu erzielen. Dritte Auflage. Von J, Hartwig, Grossherzogl. Garteninspektor in Weimar etc. Sächs, Mit 92 in den Text gedruckten Abbil- dungen. Weimar 1879, Verlag von Bern- | hard Friedrich Voigt. Die zweite Auflage dieses Buchs mit dem endlosen Titel erschien 1871 und wurde schon . im XX, Jahrgange (1871) der Gartenflora | In der ersten Auflage ; nur eine Uebersetzung, erweiterte sich das | (p.- 317) empfohlen. Buch durch Original-Zusätze, welche nun in dieser Auflage so umfassend sind, dass wir das Buch als ein wirklich deutsches be- trachten können, Unter andern Vorzügen dieser Ausgabe erwähnen wir, dass jetzt alle Abbildungen in den Text gedruckt sind, wodurch die Benutzung erleichtert wird, ob- schon grössere lithographirte Bilder schöner waren. In der Nomencelatur hat der Verfasser, soweit es möglich war, die Namen des Nlustrirten Handbuchs von Oberdieck und Lucas angenommen, Wir können dieses Buch, dessen Inhalt schon auf dem Titel fast vollständig angegeben, allen Obstbau- freunden, besonders denen, die sieh nicht mit Hochstämmen begnügen, auf das beste empfehlen. (J.) 5) Der Kaukasische Gomfrey, so wird jetzt das als Futterpflanze empfohlene Symphytum asperrimum genannt, findet im- mer noch solche, die dasselbe nachdrücklich rekommandiren. J. R. Ritter in Basel hat eine Uebersetzung der Schrift von A. Double- day und Christy angefertigt und bietet das 1000 Pflanzen zu 150 Fr. an, Wir haben schon früher unsern Zweifel yeäussert, dass Pflanze auch Theil dessen erreichen wird, was man davon verspricht. Zudem ist es eine perennirende Pflanze, welche, nachdem sie in neuen Boden gekommen ist, im ersten und zweiten Jahre höhere Erträge liefern wird, der dann aber, auch bei angewendeter Kopfdüngung, jähr- lich zurückgehen wird. Uns macht die Em- man mit dieser nur einen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ke £ RE aan a 4 pfehlung dieser Pflanze bis jetzt den Ein- druck der Spekulation auf den Geldbeutel der Leichtgläubigen. (E. R.) 6) J. Hartwig, der Hausgarten auf dem Lande. Leipzig, Verlag von Hugo Voigt, Eine ganz zweckmässige kurze und bün- dige Anleitung zur Anlage und Unterhaltung eines kleinern Gartens für Obst- und Ge- müsebau, in welchem auch ein kleiner Theil der Blumenzucht gewidmet ist. Der Verein ‚zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten hat diese Schrift mit der silbernen Medaille gekrönt. (E. R.) 7) Ernst Levy, Neue Entwürfe zu Tep- pichgärten, deren Anlage und Bepflan- zung. Leipzig bei Hugo Voigt. 1879. 2. Auflage, Ein Büchlein zum: Preis von 1 Mark, das in unsere Zeitrichtung bineinpasst, wo die Stickmuster der Kragen und Kleider der Damen, in grösserem Maassstabe, von Blumen gefärbt, in den Garten übergetragen werden. Wer in seinem Garten derartige Beete an- legen will, findet in diesem Büchlein von den einfachsten bis zu ganz zusammenge- setzten Mustern und zugleich die Anleitung, wie solche in den Garten übergetragen wer- den müssen und wie man die Bepflanzung einrichten kann, Bei der Anleitung zur ‘Be- pfianzung ist das erste Frühjahr mit Zwie- belgewächsen, als Crocus, Galanthus, Leu- cojum, Hyaecinthen, Muscari etc, berücksich- tigt, dann eine Bepflanzung während des Sommers und endlich im Spätsommer und Herbst. Bei der Bepflanzung für Sommer und Herbst sind die im freien Lande aus- haltenden Holzgewächse und Stauden zu wenig berücksichtigt, von denen wir näch- stens unsern Lesern einige zusammenstellen wollen. Dann ist eines Mittels, das Teppich- beet vom Rasen gut und scharf abzuheben, nicht gedacht, das ist überall die Gonturen des Beetes mit einem ungefähr 15 Cm. breiten Band zu umgeben, das entweder mit ganz weissem oder mit rothem Sand aus zer- stampften Ziegeln bestreut wird, und jede Figur viel besser vom Rasen abhebt, als wenn die zur Bepflanzung verwendeten Pflanzen unmittelbar neben den Rasen zu stehen kommen. (E. R.) RR; x V Personalnotizen und Neuestes. 219 V. Personalnotizen und Neuestes. | 1) Dr. Caro Massalongo, Sohn des längst verstorbenen tüchtigen Lichenologen Dr. A. Massalongo, wurde zum Professor und Direktor des botanischen Gartens in Ferrara : ernannt, 2) Dr. Johann Briosi zum Docenten über Pflanzen-Physiologie an der Universität in ; Rom; und F. P. Sivaensa zum Docenten | an der Universität Palermo, N 3) Auf Veranlassung des Professors Ar- | dissone wird dem verstorbenen de No- taris ein Grabmonument in Rom, und auf | Veranlassung der Freunde und der Schüler | des de Notaris ein Monument an der Uni- versität in Genua errichtet. | 4) Franz Klaboch f. Anfang Fehruar starb in Inquila bei Oajaca am Fieber der ältere Neffe des Herrn B. Roezl, ein talent- voller, fleissiger und auch glücklicher Pflan- zensammler. nach Denver City in Colorado, wo er zuerst Samen und Zwiebeln sammelte, z. B. Yucca angustifolia, diverse Galochortus ete. Im süd- lichen Theile dieses Landes entdeckte er zuerst Abies concolor. Später bereiste er die Sierra Nevada von Californien, von wo ausser vielen CGoniferensamen auch die neuen Lilien, wie z.B. L. Washingtonianum, L. puberulum, L. parvum und L, Humboldti kamen. Hier entdeckte er auch seine erste neue Orchidee, Odontoglossum madrense. Ueber Mexiko ging erspäter nach La Guayara und von dort zurück nach Vera Cruz. Jetzt machte er mehrere Reisen in Gemeinschaft mit seinem Bruder » Eduard, besonders in Ecuador, wo sie viele der schönsten Orchideen sammelten, wie Bollea coelestis, Odontoglossum cirrhosum var. Klabochorum, Maxillaria speciosa, Pes- catorea Roezlii, P.Dayana, Paphinia rugosa; Pescatorea Klabochorum. Nach einem vier- monatlichen Aufenthalt in Europa kehrte er wieder nach Mexiko zurück, wo ihn auch der Tod bald dahinraffte, In Franz Klaboch verlor die Gartenwelt einen der unterneh- mendsten Sammler, immer voller Hoffnung, » Seine erste Reise machte er immer gewandt und arbeitsam. Er entdeckte so manche schöne Neuheit, die seinen Namen für alle Zeiten ehren werden, Alle, die ihn kannten, liebten ihn. (E—r,) 5) Da die Witterung den Trieb in den Pflanzen so sehr zurückgehalten hat, so sah sich die Direktion des Gartenbauvereins von Bremen und Umgegend veranlasst, die auf 21.-— 23. Juni angesetzte Rosenausstellung bis zum 5. 6. und 7, Juli hinauszuschieben. Der Anmeldungstermin endet nun am 28. Juni für Goneurrenzen und für andere Sachen am 30. Juni, H. Ortgies, Schriftführer. 6) Gräfin Elisabeth Fiorini-Maz- zanti, gestorben in Rom am 23. April 1879, hat sich viele Verdienste erworben um die Kenntniss der Gryptogamen-Flora, insbeson- dere der Algen, der Umgebungen Rom’s, über welche zahlreiche Schriften erschienen. 7) John Forrest, der berühmte Er- forscher des Innern Neuhollands, hat im Osten von der Nickol-Bay bisher unbekannte Gebirge entdeckt und diesen die Namen Virchow-mountains, Wöhler-mountains und Regel-mountains beigelegt. Es versteht sich fast von selbst, dass dieses auf den Wunsch unseres berühmten Landsmannes, des Baron Ferdinand von Müller, geschehen ist. (E. R.) 8) Karl Koch. Die Trauerkunde, dass Dr, Karl Koch heimgegangen ist, nach einem langen, durch Arbeit im Gebiete des Garten- baues und der Botanik gesegneten Leben, ist dieser Anzeige schon vorausgegangen und hat alle seine vielen Freunde und Verehrer mit tiefer gerechter Trauer erfüllt. Kaum noch war uns die Anzeige zugegangen, dass derselbe am 6, Juni seinen 70sten Geburts- tag feiere, dass man sich darauf rüste, zu diesem Tage ihm von allen Seiten, aus allen Ländern Europa’s die herzlichsten Glücks- : wünsche für dauernde Gesundheit und fer- 220 ferneres segensreiches Wirken zuzusenden, als uns die andere Nachricht schmerzlich überraschte, dass er kurz vor seinem 70sten Geburtstag, am Sonntag den 25. Mai sanft eingeschlafen sei, K. Koch, geboren zu Weimar am 6. Juni 1809, hat seine wissenschaftliche Laufbahn in Jena begonnen, wo er erst Privatdocent und dann Professor der Botanik war. Später siedelte er nach Berlin über, wohin er als | Zwei und Professor der Botanik berufen wurde. Mal bereiste derselbe den Kaukasus Kleinasien und hielt sich vor der ersten Reise auch einige Wochen im botanischen Garten zu St. Petersburg auf. Seine Schriften sind zahlreich, Sein erstes Werk erschien | 1834 in Jena und behandelte die Pflanzen- | chemie (de phytochemia), 1838 publizirte er eine Monographie der Gattung Veronica, 1839 eine grössere Arbeit über das System im Pflanzenreich, nachgewiesen in Es folgten nun seine | wo er zahlreiche | Sammlungen von Pflanzen machte, die er in | Linnaea be- schrieb. Besonders erschienen ist diese Ar- der Flora von Jena. Reisen in den Orient, den Bänden XXI-XXIV der beit als Beiträge zu einer Flora des Orientes in 10 Heften, Berlin 1848—1851. 1843 gab er seinen Hortus dendrologicus heraus und von jetzt an blieb die Dendro- und | logie oder das Studium der Bäume Sträucher unserer Gärten, eines der Gebiete, das er vorzugsweise gründlich studirte, bis er zum Abschluss dieses langjährigen Stu- diums von 1868—1873 seine bei Ferdinand | Enke erschienene Dendrologie herausgab, ein Ä Werk, das sich jetzt in den Händen aller Gärtner und Gartenfreunde befindet, die sich | mit den Holzgewächsen unserer Gärten be- schäftigen. K. Koch wollte mit diesem Werke, wie er uns wiederholt schrieb, nachdem er als Generalsekretär des Gartenbauvereins für die preussischen Staaten und als Redakteur der Wochenschrift für Gartenbau zurücks getreten war, vor seinem Lebensende noch die Resultate seines langjährigen Studiums publiziren. 1854 gab er eine besondere Schrift über die Crataegus- und Mespilus-Arten der Gär- ten heraus. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. natürliche | Im gleichen Jahr ward der Referent mit ihm bekannt, als K.Koch in der Gartenflora (1854 pag. 391—414) seine Arbeit über die strauchigen Spiraeaceen publizirte. Seit jener Zeit blieb der Referent mit K. Koch in beständigem brieflichen Verkehr, suchte ihn später wiederholt in Berlin auf und traf auch bei den Internationalen Ausstellungen, die von K. Koch regelmässig besucht wur- den, auch wiederholt mit ilım zusammen. Mit besonderer Freude gedenke ich der ge- nussreichen Tage in London, die wir in dem gasllichen Hause unseres liebenswürdigen Freundes Andrew Murray, der nun schon seit einigen Jahren K. Koch vorausgegangen ist, zusammen verlebten. An der Gartenflora be- theiligte sich leider K. Koch später’ nicht mehr, da er nun die Redaktion der früher von Otto und Dietrich herausgegebenen All- gemeinen Gartenzeitung übernahm, der er dann selbst schliesslich den Lebensfaden ab- schnitt, indem er als Concurrenzblatt seine gediegenere Wochenschrift für Gartenbau herausgab. Zahlreich sind die Abhandlungen, die er in beiden Schriften in der ihm eige- nen klaren und übersichtlichen Art und Weise, über Pflanzen unserer Gärten nieder- legte, Von letzteren waren es vorzugsweise die Aroideen und Bromeliaceen, die er mit Vorliebe bearbeitete, Den Schwanengesang unseres geehrten lieben Freundes im Gebiete des wissenschaft- lichen Gartenbaues bildeten seine Vorlesungen über Dendrologie, in denen sein vielseitiges reiches Wissen noch einmal so recht klar und bündig dem Leser vorgeführt wird. Mit K. Koch haben wir einen der bedeu- tendsten Männer im Gebiete des Gartenbaues und der Botanik in Bezug auf den Garten- bau verloren. Durch Wort und Schrift hat er überall segensreich gewirkt, lange Jahre hindurch war er in der Gartenbaugesellschaft für die preussischen Staaten die eigentlich leitende Persönlichkeit als General-Sekretär, bis ihn zahlreiche Unannehmlichkeiten ver- anlassten, sich von der Redaktion der Wo- chenschrift und der Gartenbaugesellschaft zu- rückzuziehen, Für den Gartenbau schlug das aber nur zum Vortheil aus, denn nun fand der stets thätige und rastlos arbeitende Mann V. Personalnotizen und Neuestes, die Zeit dazu, seine Dendrologie von Neuem | zu bearbeiten und herauszugeben, die uns als ein theures Vermächtniss bleibt und seinen Namen neben seinen andern wissen- schaftlichen Arbeiten auf die folgenden Ge- schlechter forterbt. Gesegnet sei uns sein Andenken. (E. R.) 9) Professor Dr. August Grise- bach, Regierungsrath und Direktor des botanischen Gartens in Göttingen, entschlief am 9. Mai d. J. nach kurzem Leiden in seinem 66. Lebensjahre, Derselbe war am 17. April 1814 in Hannover geboren und einer der gelehrtesten und tüchtigsten, in allen Welttheilen hochgeachteter Botaniker unseres Jahrhunderts. Mit ihm ist wieder einer meiner lieben und hochverehrten Freunde heimgegangen, einer der wenigen und jetzt immer seltner werdenden, durch und durch bewährten Systematiker und Geographen für das Pflanzenreich. 1836 gab | er sein erstes Werk über Gentianeen heraus | und 1839 folgte seine »Genera et species Gentianearum«, ein Werk, das für alle Zeiten bleibenden Werth hat. In Folge einer Reise nach der Balkanhalbinsel gab er 1843 bis 1845 das »Spicilegium florae rumelicae et bithynicae« heraus. Es folgten nun von 1843—1853 seine jährlichen Berichte über die Leistungen im Gebiete der Pflanzen- Geographie und systematischen Botanik, Zahlreiche kleinere Schriften übergehend, nennen wir aus der grossen Zahl seiner ge- diegenen Schriften noch »Grundriss der systematischen Botanik für die akademischen Vorlesungen« ; ferner seine Schriften über die Flora der Insel Guadeloupe, über die des südlichen Chilis und der Maghellaens- Strasse, über Pflanzen des tropischen Ame- rika’s, über die Flora des britischen West- : indiens, einen Katalog der Pflanzen Kuba’s und endlich sein wichtigstes Werk, seine 1872 in 2 Bänden erschienene »Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen Anord- nung, unbedingt das bedeutendste und wich- tigste Werk, das wir im Gebiete der Pflan- zen-Geographie besitzen. So sehe ich denn mit innigem Bedauern mit Grisebach den dritten Direktor des bo- 221 tanischen Gartens zu Göttingen, des Gartens, in dem ich den Grund zu meinem Wirken und Schaffen legte, in's Grab sinken. Ich stand an Schrader’s Sarg, ich sah meinen langjährigen Freund und Lehrer Bartling, der es so recht eigentlich verstanden hatte, als Docent der Botanik die glühende Liebe zur Pflanzenwelt in mir zu wecken, der bei allen Unbilden der Witterung, wenn wir in Begleitung von Hampe und Schleiden die CGryptogamen des Sollings sammelten, — einen unerschöpflichen Humor sich bewahrte, — schon vor einer Reihe von Jahren scheiden, Nun auch Grisebach, mein nur um 1 Jahr älterer Altersgenosse, der unermüdlich fleis- sige Mann, der mit scharfem Forscherblick die Pflanzen der verschiedensten Florenge- biete der Erde bearbeitete und vor keiner Schwierigkeit bei der Festlegung der Arten zurückschreckte, denn er nur, der die ganze weitschichtige zerstreute Literatur über die verschiedenartigsten Florengebiete klar über- blickte, konnte solche Schwierigkeiten be- wältigen. Mögen tüchtige junge Kräfte Grise- bach, K, Koch und auch den nun jüngst geschiedenen Spach ersetzen, das ist der Wunsch, den ich im Geiste Grisebach’s an seinem Grabe ausspreche, — denn bleibende Monumente hat sich Grisebach in den Denktafeln der Wissenschaft selbst zahlreiche gesetzt. (E. R.) 10) Petersburg den 3. (15.) Juni 1879. Während sonst Petersburg in der Frühjahrs- entwickelung um 14 Tagen bis 3 Wochen gegen Mitteldeutschland zurück ist, so war in diesem Jahre die Entwickelung in Folge des ausserordentlich warmen Wetters von Mitte April bis Ende Mai a. St. (Anfang Mai bis Mitte Juni n, St.) fast gleichzeitig mit der des westlichen Europa’s. Während man in Deutschland und der Schweiz über kühles nasses Wetter klagte und im geheizten Zim- mer sass, konnten wir hier in Petersburg den ganzen Tag auf dem Balkon zubringen. Der Temperaturrückschlag, der in Peters- burg gewöhnlich zur Zeit der Blüthe des Prunus Padus eintritt, ist diesmal mehrere Wochen später gekommen, indem erst vom 1. (13.) — 4. (16.) Juni kalte Nordostströ- 222 mungen eintraten, die bei + 5° alle von den sommerlich eingerichteten Balkons in den vielen Tausenden von Sommerwoh- nungen um Petersburg, wieder in die Zimmer zurücktrieb. Dabei sind aber gegenwärtig alle Pyrus- und Prunus-Arten schon lange abgeblühet, die sonst erst 14 Tage später aufblühende weisse Syringa in voller Blüthe, die blaue im Abblühen, Caragana arbores- cens verblühet, C. fruteseens und Lonicera tatarica mit ihren Abarten, L. Ruprechtiana und andere in voller Blüthe, — der Flor der Primula elatior und acaulis Varietäten, der schönen Alpenprimeln, Androsacen, der Gen- tiana verna, der gelben Draba-Arten lange vorbei, — dagegen die Aquilegien ete. in vollem Flor. So war esam 16. Juni, es folgte viel Regen, heftigeStürme, welche die ältesten Baumriesen brachen und entwurzelten und am 22. Juli blüheten die Delphinium elatum ete..(E. R.) 11) Zur Feier der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares hatte die Wiener Gartenbau- gesellschaft eine Festausstellung veranlasst. (E. R.) 12) Tiflis, 23. April (5. Mai), Leider ist das Wetter sehr ungünstig für die Früh- jahrs-Saison. Der Januar war sehr wechselnd, kalt bis — 12°R., tiefer Schnee, dann gleich rapides Thauwetter, der Februar trocken und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. warm, der März wahnsinnig stürmisch mit heissen Tagen abwechselnd, der April die Krone von Allem, afrikanische Hitze, + 26°R. im Schatten im Garten, eine brütende, stin- kende Atmosphäre, im Boden alles voll Maul- wurfsgrillen, aufdem Boden die Heuschrecken, zwischen beiden furchtbare Horden Mäuse; die Alles zernagten, in der Luft alle mög- lichen Teufeleien von Insekten, Blutlaus, Weinbohrer, Rosenkäfer in Unmassen, der Schimmelpilz bedeckt die Rosen, die Blatt- läuse waren nie so schön entwickelt, und jeden Tag seit Januar die brennende Sonne, kein Regen, kein Wölkchen am Himmel. Wo noch etwas grünes Gras ist, da blühet es etwa 2 bis 5 Zoll hoch und stirbt ab. Folge des vorigen regnerischen Jahres ist die grosse Blüthenfülle der Holzgewächse, eine solche Blüthenmasse, ‘wie unsere riesigen Paulownien und Robinien, verbunden mit betäubenden Wohlgerüchen repräsentiren, habe ich noch nicht beobachtet. Der Obst- f} e\ r u el A A ansatz ist ausserordentlich reichlich beim Kernobst, dagegen mittelmässig beim Stein- obst, der Wein hat bis jetzt noch kein Oidium, leidet aber von einer kleinen haari- gen Raupe, welche die jungen Triebe zer- stört, die Trauben (Scheine) sind schon dem blühen nahe. (NB, in Tiflis.) Lilium, die ganze Collection, Pelargonium (sind schon im Abblühen), viele Zwiebelgewächse, wie Ca- massia, Seilla cernua und Var, ete. (Scharrer.) 13) Herr Professor Dr. Josef Böhm hielt als Rektor der Hochschule für Bodenkultur in Wien am 12. Oktober letztes Jahr die An- triltsrede über Ernährung der Pflanzen, wel- che jetzt gedruckt vor uns liegt. Wir theilen darüber einiges unsern Lesern mit. Herr B. vertritt die Ansicht, dass die Kohlensäure und mithin der für den Pflan- zenkörper nothwendige Kohlenstoff _aus- schliesslich durch die Blätter aus der atmo- sphärischen Luft aufgenommen werde, Von den Blättern wandert der assimilirte Kohlen- stoff in die verschiedenen Theile der Pflanze aus, um dort verbraucht zu werden. Die Erzeugung organischer Substanzen sind dif- ferente Prozesse, die gleichzeitig in den chlorophyllhaltigen Zellen sich abspielen. Herr B. nimmt aber auch an (womit wir nicht übereinstimmen), dass manche Pflan- zen, wie z. B. die Feuerbohne sowohl mit- telst der Wurzeln als der Blätter Stärke und Rohrzucker aufnehmen und. daraus in den Oberhautzellen eine bedeutende Menge von Stärke bereite*). Der geehrte Verfasser be- spricht nun noch kurz den Einfluss, den das Wasser und die anorganischen, von den Wurzeln aufgenommenen Stoffe auf das Wachsthum und den Bildungsprozess im Pflanzenkörper haben. Aufnahme und Ver- dunstung von Wasser sind so bedeutend, dass ein in Vegetation befindliches Kultur- feld ete. mehr Wasser verdunstet als eine gleichgrosse Wasserfläche. Weiter zeigt der Verfasser, dass die Pflanze um so mehr ver- *) Ist wörtlich entnommen. Wir verstehen das nicht, wie Stärke und Rohrzucker, was schon von der Pflanze bereitete organische Stoffe sind, direkt von Wurzeln und Blüthen aufgenommen werden können. (E. R.) u 22 V, Personalnotizen ünd' Neuestes, dunstet, je mehr sie vollsaftig und um so weniger, je stärker der Boden trocken, — dass bei grosser Trockenheit die Gefässe der Pflanzen Luft führen und dass nach starkem Austrocknen, auch wenn reichlich Wasser gegeben wird, die Transpirations-Intensität nur ganz allmälig ihre frühere Grösse erhält. Endlich dass das Wasser zwar im Allge- meinen nur von den Wurzeln aufgenommen wird, dass aber bei starker Trockenheit auch die Blätter Wasser aufnehmen, wie z. B. in Folge des nächtlichen Thaues. (E. R.) 14) J.M. Hildebrandt rüstet sich jetzt zu seiner dritten Reise nach Afrika. Inter- essant ist ein Vortrag, den derselbe am 297. März 1378 im Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin gehalten hat und der dann auch im Juliheft der vielen unserer Leser bekannt sein dürfte. In wenigen Worten wollen wir nur einiges da- von mittheilen. Anfang November 1877 reiste H. ab nach Aden und dann nach dem ste- rilen Somalilande, Auf der Spitze dieser sich in östlicher Richtung vorstreckenden Halb- insel, dem Kap Gardafui, erhebt sich das Serrutgebirge, berühmt seit alten Zeiten, weil hier der Weihrauch, die Myrrhe, das Drachen- blut und die Aloö seit mehreren Jahrtausen- den gesammelt wird. auch die Mutterpflanze des Weihrauchs (Bos- wellia Carteri) und der 3 andern erwähnten Pflanzen. Der Weihrauchbaum wächst in den Spalten der steilen weissen Kalkfelsen, ' da hinauf klettern die Somali, ritzen die. Rinde und sammeln. dann das schon nach ' Das Dra-: einigen Tagen verhärtete Harz. ehenblut kommt nicht, wie man annimmt, von Dracaena Draco, sondern von einer ganz verschiedenen Art, die Baker Dr. rhizantha genannt hat. Es ist ein dichotom verzweigter Baum mit mächtiger Krone und auf der Spitze der Zweige sind die dolchartigen Blätter zusammengedrängt. Ganze Hügelzüge sind mit diesem eigenthümlichen Baum be- setzt. Von hier reiste H. nach Zanzibar, einer Stadt von 100,000 Einwohnern, auf einer dem Festlande gegenüber liegenden Insel. Monatsschrift dieses Vereins abgedruckt ist und deshalb : Hildebrandt fand da. 223 ‘Von da Anfängs Juni nach der Gomoren- Insel Johanna, Die Comoren- liegen zwi- schen der Nordspitze von Madagaskar und dem Festlande Afrika’s, haben aber von beiden eine durchaus verschiedene Flora. Auf Johanna erhebt sich der Tingidgu Pik, ein erloschener Vulkan, 1577 M, über dem Ozean und dichter Urwald deckt dessen Ab- hänge, ein Urwald von mächtigen Stämmen, durchwirkt von den Lianen, die sich bis über die Spitzen der Bäume erheben und besetzt mit Orchideen und andern Epiphyten. Unter dem dichten Laubdach wachsen aber Baumfarn, von denen H. 5 Arten sammelte. Sorgfältig 3mal gesammelt und nebst 30 Or- chideen-Arten verpackt, langte jedesmal der Postdampfer, der die Kisten mit nach Europa nehmen sollte, nicht an, und erst im Sep- tember konnte H. die zum dritten Male ge- sammelten Pflanzen mit. nach Zanzibar nehmen und von dort weiter nach Europa expediren, Alle litten aber auf dem Wege von der Kälte und kamen todt an. Nach Zanzibar zurück gekehrt, versuchte es H. nun, die Schnee- berge des Festlandes zu erreichen. Kriegs- verhältnisse und. Erkrankung machten das aber unmöglich. und fast ein ganzes Jahr lag er krank und fand erst Heilung auf dem englischen Stationsschiff »London«. Im November 1876 endlich war er so weit hergestellt, um abermals von Zanzibar nach dem Festlande gehen ‚zu können und be- gleitet von 50 mit Zündnadelgewehren be- waffneten Trägern brach er nach Westen auf. Gegen den Stich der dort häufigen stechenden Fliegen, die sogar die Lastthiere tödten, schützte sich H. selbst, sowie einen Esel, den er mit sich nahm, durch Einrei- bung mit Petroleum. Nach mühsamem Marsch durch die trocknen wasserlosen Wüsten von rothen Sandsteinhügeln, bedeckt mit den diese Striche charakterisirenden dornigen Sträuchern, namentlich aus der Gruppe der Euphorbiaceen, ward N’dara nach Verlauf von 6 Tagen erreicht und das Lager am Fusse des N’daraberges aufgeschlagen. Es gelang unserm Reisenden, trotz der Schwie- rigkeiten, welche das dortige Bergvolk ihm entgegenstellte, diesen Berg zu besteigen und dessen Flora zu sammeln. Dann ging’s 224 13 Tagemärsche weiter bis nach Ukamba und an den Fluss Adi(Asi), der Schneeberg Kenia konnte aber nicht erreicht werden, da sich der räuberische Stamm Wakwari vor dem- selben festgesetzt hatte und alle Träger sich entschieden weigerten, weiter vorzudringen. Mit Durst, Hunger und Krankheit kämpfend, kehrte dann Hildebrandt über Zanzibar nach Europa zurück und hofft nun, auf seiner dritten Reise die ersehnten Schneeberge zu erreichen. (E, R.) 15) Der botanische Garten in Mel- bourne, Was unsere Antipoden für Sum- men an ihre Gärten wenden, geht aus fol- senden Zahlen hervor, die wir einer poli- tischen Zeitung Melbournes entnehmen. Für den botanischen Garten in Melbourne wur- den ausgegeben : 1873— 1874: 11,693 Pfd. Sterl. 1874—1875: 14,819 „ 5 Dabei wird geklagt, dass seitdem Baron von Müller nicht mehr als Direktor fungirt, die reichen Sammlungen von Bäumen und Sträu- chern des freien Landes bedeutend zurück- gegangen sind, die Vertheilungen an Pilan- zen und Samen bedeutend abgenommen haben ete. Uns wundert das nicht, denn wenn ein wissenschaftliches Institut, das zu- gleich seinen praktischen Nutzen durch Ein- führung und Verbreitung geeigneter nütz- licher Pflanzen haben soll, — einfach in Folge des Geschreies der grossen Menge, dienureinen : hübschen Spaziergang zu haben wünscht, — um wissenschaftlichen Werth sich nicht küm- mert und alle die segensreichen Folgen, wel- che ein derartig wissenschaftlich geleitetes Institut durch Belehrung und Einführung allmälig haben muss, — aus eigener Un- wissenheit gar nicht beurtheilen kann, — zu einem öffentlichen Vergnügungsgarten um- gebildet wird, — wenn ferner derin allen Welt- theilen als einer der tüchtigsten lebenden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Botaniker und Fachmänner bekannte Direktor seiner Stelle enthoben und die ganze Leitung des Institutes ganz dem Gärtner überlassen wird, so ist es ja auch nur natürlich, dass der Standpunkt des Gärtners allein zum Ausdruck kommt, um so mehr, als das grosse Publikum für den wissenschaftlichen Zweck des Institutes nur sehr wenig Sinn hat und so nur zu schnell über der bedeu- tendern Hervorkehrung desdekorativen Stand- punktes, der wissenschaftliche Zweck des Institutes vernachlässiget wird oder allmähg ganz verloren geht. Nachdem, was wir hören, hat aber auch in ästhetischer und künst- lerischer Beziehung, Melbournes botanischer Garten, seit Müller’s Austritt, nicht gewon- nen, sondern verloren !! (E. R.) 16) Die japanische Flora des bo- tanischen Gartensin Breslau. Prof. Göppert gab kürzlich einen interessanten Bericht über Zusammenstellung derselben im Breslauer Garten. Nur 2 Bemerkungen ent- nehmen wir diesem Bericht. „Polygonum cuspidatum Sieb. et Zuce. (P. Sieboldi Meissn.) wird als Futterpflanze und zur Befestigung von Eisenbahndämmen empfohlen. Wir gehen da mit dem geehrten Verfasser ganz einig und möchten noch P, sacchalinense hinzu- fügen, da diese beiden Arten in dieser Be- ziehung viel mehr Beachtung als Symphytum asperrimum verdienen. Dann empfiehlt Prof. Göppert die D. Batatas als Pflanze an Zäunen, an Mauern, neben Buschwerk, überhaupt an sonst zur Kultur nicht benutzten Stellen, wo nach einigen Jahren die Wurzeln benutzt werden könnten. Wir bezweifeln den Erfolg bei uns, {E. R.) 17) H, Rettig, bisher botanischer Gärt- ner zu Freiburg im Breisgau, wurde zum Inspektor am botanischen Garten in Krakau ernannt. (C. S.) IAnannann nnn annnnnnnnnnnn PARAT. 0. @ ER I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Corydalis Ledebouriana Kar. et Kir. (Siehe Tafel 981.) Fumariaceae. Corydalis Seet. Leonticoides D.C. Radix fusiformis. Caulis simplex. Fo- lia caulina 2 opposita. C. Ledebouriana Kar. etKir. (Enum. pl. alt. Nro. 54. — KEjusd. Enum. pl. song. Nro. 56. — Ledb. fl. ross. I. p. 745); caule simplieissimo, bifolio; foliis biternatim sectis; petiolo intermedio interdum iterum ternatim secto; segmentis obovato-oblongis v. obovatis, glaucis ; pedunculis floriferis erectis braetea ovata brevioribus, fruc- tiferis horizontaliter patentibus brac- team superantibus; calcari recto, flore longiore, intus processu aucto; cap- sulis ovalibus, utrinque acutis. Eine ausgezeichnete Oorydalis, die Karelin u. Kirilow in dem vom Altai südöstlich liegenden Tarbagatai-Ge- birge entdeckte und die A. Regel jetzt in den Schluchten der den Sai- ram-See umgebenden Gebirge wieder aufgefunden und in Knollen einge- sendet hat. Eine durchaus harte Art, die bald nach dem Schneeglöckchen zur Blüthe kommt und ausgezeichnet ist durch die breiten Lappen der schön blaugrünen Blätter. Die grosse, fast flachkugelige Knolle 1879. treibt aus der Spitze eine Menge ein- facher spannenhoher, aus niederlie- gendem Grunde aufsteigender Stengel und Wurzelblätter. Letztere, wie das Paar gegenstän- diger Stengelblätter, doppelt 3-theilig und die Blättehen verkehrt-oval oder verkehrt-länglich-oval und stumpf oder fast spitz. Blumen in langer spitzen- ständiger Traube, einzeln in den Achseln der ovalen Brakteen und von Blüthenstielchen getragen, die kürzer als die Brakteen. Die Blumen, wel- che die Form der andern Oorydalis haben, sind am Saume purpur ge- färbt, mit langem stumpfem, wage- recht stehendem fleischfarbenem Sporn, in dessen Inneres ein eigenthümliches Nectarium hinein reicht, das mit der untern Wandseite des Sporns ver- wachsen und in einen länglichen freien, nicht angewachsenen Kopf endet, so dass es als umgebildeter steriler Staub- faden gedeutet werden könnte, da solcher von der Basis der mit ein- ander verwachsenen Staubfäden aus- geht. Eine ausgezeichnete neue Art für unsere Beete, wo man die beliebten 15 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 226 | AN Erklärung der Tafel. Meer; A. Pflanze in Lebensgrösse. a. Junge Frucht. b. Blume, an der der sterile Staubfaden zu sehen ist. Blumen des ersten Frühjahrs anpflanzt | und die bis jetzt nur in den wenigen, | von Karelin und Kirilow gesammelten troeknen Exemplaren bekannt war. (E. R.) B. Ribes Roezli Rel. (Siehe Tafel 982. Fig. 1—3.) Grossularieae. Frutex humilis, ramosissimus. Rami- slabri, ramuli initio pubescentes. Folia cordato-subrotunda, 3—5 loba, utrin- que glabra, margine tenuiter pubes- centia; lobis rotundatis, antice dupli- cato grosse dentato-crenatis; petiolo laminam subaequante, supra pubes- cente, basi parce setoso-ciliato, cae- terum glabro. Spinae stipulares tenues, patentes, bi-tripartitae, ad basin fas- eiculorum foliorum sessiles, petiolo plus triplo breviores. Peduneuli 1—2flori, puberuli, sub apice bractea lata apice truncata margine pubescente pedun- culum amplectente vestiti. et calycis tubus dense pubescentia (nec glandulosa). Calyx rubro-fuseus; tubo subeylindrico, ovarium superante; limbi laciniis 5, late oblongis, obtusis, re- curvo-patentibus, tubo paullo longio- rıbus. Petala alba, oblonga, margine involuta, antice truncata dentataque, calycis lobis triplo breviora. Filamenta petala vix duplo superantia, glabra ; antherae fuscae, elliptico-oblongae, gla- berrimae, laeves, connectivo excurrente bressime mucronatae, dorso basi sa- gittatae, ventre basi rotundatae. Stylus stamina superans, apice bifidus. — Folia2—2!g Cm. in diametro. Flores Ovarium nutantes. Calyx incluso ovario usque 1! Cm. longus, minute pubescens. Affine R. Menziesii Pursh. et R. Lobbii Gray (R. subvestitum Hook. Bot. mag. tab. 4931). Unum „foliis subtus pubescentibus, bracteis sparsis ab ovario remotis, ovario hispido*—- alterum „indumento slanduloso - pu- bescente, pedunculisapice bibracteatis, peduneulis ovariisque glandulosis, an- theris ovatis obtusis basi rotundatis dorso verrucosis“; dignoscimus. Patria, America boreali-oceidentalis. Roezl. semina misit. Wir bekamen von dem beistehend abgebildeten Ribes, einer Art aus der Gruppe unserer Stachelbeere, vor mehreren Jahren Samen, der in dem nordwestlichen Amerika von Roezl ge- sammelt war und zwar bemerkte Roezl, dass die Beeren essbar seien. Der- selbe steht dem R. Menziesii und R. Lobbii sehr nahe. Mit dem Letzteren, den Hooker tab. 4931 des Botanical Magazine abgebildet, theilt er vollkom- men die Tracht, so dass wir geneigt wären, unsere Pflanze als Form mit demselben zu vereinigen, wenn nicht AsaGray die Form der Antheren als wichtigsten Unterschied zwischen den I. Originalabhandlungen. beiden in Rede stehenden Arten (Bo- tany of California I pag. 204 u. 205) hervorheben würde und diese stimmt bei unserer Pflanze mit B. Menziesi überein, da die länglich gestreckten Antheren an der Spitze in eine kleine Spitze vorgezogen sind, auf der Rückseite am Grunde speerförmig und auf dem Rücken mit keinen Warzen besetzt sind. Dagegen unterscheidet sich R. Menziesi von unserer Pflanze sofort dadurch, dass die Blüthenstiele ungefähr in der Mitte 2 abwechselnd stehende Brakteen tragen, während unsere Pflanze unmittelbar unterhalb der Spitze eine grosse, den Blüthen- Zar stiel bis zum Fruchtknoten umhüllende Braktee träst, Eine hübsche Art, die als niedriger hübscher Blüthenstrauch für das Klima Deutschlands und das westliche Russ- land unbedingt zu empfehlen, ob die- selbe im Petersburger Klima im freien Lande dauernd aushalten wird, das muss die Zukunft lehren (in unseren Baumschulen überwinterte dieselbe seit einigen Jahren ohne Deckung im Winter). Tafel 982. Fig. 1, ein blühender Zweig in Lebensgrösse. 2. Eine Blume vergrössert. 3. Ein Blumenblatt und Staubfaden. 0. Tulipa iliensis Rgl. (Siehe Tafel 982. Fig. 4-6.) Liliaceae. Im Aprilheft Tafel 975, Fig. ce d gaben wir schon die Abbildung eines sehr früh im Topfe blühenden Exem- plares, mit linearen Blättern und sehr kleinen Blumen. Später im Topfe und auch im freien Lande blühende Exem- plare werden dagegen bedeutend grös- ser, erhalten breitere Blätter und grössere Blumen. Die genaue Be- schreibung dieser neuen Tulpe findet sich im Aprilheft. .(E,R.) Tafel 982. Fig. 4 ein Blüthenstengel eines später blühenden Exemplares nebst Blättern. Fig. 5 eine Zwiebel. Fig. 6 Staubfaden und Griffel. Alle Figuren in Lebensgrösse. 2) Ungewöhnliche Aufgaben der praktischen Landschaftsgärtnerei. (Hierzu Tafel 983.) I. Die Verwandlung von künstlichen Erdrücken in natürliches Hügelland. Wer in Berg- und Hügelgegenden landschaftliche Gärten anlegt, stösst oft auf geradlinige, horizontale oder schiefebene Landrücken oder auf förmliche Terrassen, wie sie sich bil- den, wenn der Boden als Ackerland benutzt wird. Derselbe Fall tritt ein, wenn Festungswerke eingehen und in 228 Stadtpromenaden verwandelt werden, wie es in neuerer Zeit häufig der Fall ist. Solche regelmässige, gerad- linige Abhänge gehören zu den häss- lichsten Erscheinungen in einem Land- schaftsgarten und müssen, wenn nicht zufällig eine grosse Terrasse als Bau- platz dient, beseitigt werden. Diese Wiederherstellung der ursprünglichen Bodenform gehört zu den schwierig- sten Aufgaben der Gartenkunst und gelingt nur demjenigen, welcher der Natur ihre schönsten Formen abge- lauscht hat. Ich will versuchen, dar- zustellen, wie ich bei solchen Boden- verhältnissen verfahre, und habe zum besseren Verständniss in einer Hand- zeichnung ein von mir verändertes Stück Bergland dargestellt. IA zeigt es im alten Zustande, B nach der Veränderung. Bei A er- kennt man in a einen hohen Gras- rain, welcher sich durch das Pflügen alljährlich erhöht hat, aber, weil das Ackerland etwas ansteigt, ungleich hoch ist; b sind Ackerbeete, wie sie bei der Veränderung vorgefunden wurden. Die punktirte Linie auf B gibt die Oberkante des ehemaligen Rasenraines an. Die Böschung war von der Mitte an nach rechts so steil, dass beim Grasmähen ein Mann mit Mühe stehen konnte. Zur Beseitigung einer solchen Kul- tur-Terrasse gibt eskein anderes Mittel und für diese Erhöhung keine schönere Verwendung, als dieselbe mit thal- ähnlichen Mulden zu durchstechen und Hügel oder Rücken zu bilden. Gärtner, welche nicht gewöhnt sind, die Natur nachzubilden, würden num Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, (wie ich es schon gesehen habe) die Erhöhungen dahin bringen, wo der Rücken am höchsten ist. Das ist aber der grösste Fehler; denn angenom- men, es gelänge, dieses Stück Hügel- land ziemlich anmuthig zu gestalten, so würde doch die gemeinsame Axe für diese Hügel und ihre- annähernd gleiche Höhe das Machwerk für alle Zeiten verrathen. Die höchsten Er- hebungen oder, wenn es erlaubt ist, so zu sagen, die Hügel, müssen theils vor, theils hinter der Axe (Richtungs- linie) des alten Feldrains liegen. Dieses erreicht man ohne grosse Schwierig- keit und Kosten dadurch, dass die Erde aus den Thalmulden, welche die Hügel trennen, theils unterhalb des Höhenrückens (der Axe des Rasen- raines), theils oberhalb angeschüttet wird, wie auf der Zeichnung I B durch XX angegeben ist. Die Ein- schnitte dürfen nicht winkelrecht die Axe des Raines durchschneiden, müs- sen ungleich weit von einander ent- fernt, ungleich breit und lang sein. Oberhalb und unterhalb verflachen sich Hügel und Mulden unvermerkt in schwächer geneigten Flächen. Eine Bepflanzung ist solchen künstlichen Hügeln sehr dienlich; und wo die- selbe aus irgend einem ästhetischen Grunde nicht passend ist, kröne man wenigstens die Spitzen oder Seiten einiger Hügel mit Baumgruppen ®). *) Ausführliches über Thal- und Hügel- bildung enthält mein „Lehrbuch der Gar- tenkunst“ Seite 173—185 und 8993. D. V. I. Originalabhandlungen. 229 I. Umwandlung einer Reihe von Teichen in ein Thal. Wo es viele Fischteiche gibt, wel- che nicht beibehalten werden sollen, oder wo nicht die Absicht oder Mög- lichkeit vorhanden ist, daraus einen Gartensee (siehe III. in der folgenden Nro.) zu bilden, da können die aus- getrockneten Vertiefungen, wenn sie nicht zu weit entfernt von einander liegen, in eine Thalmulde verwandelt Ein solcher Fall kam mir vor, als ich vor nun beinahe zwanzig Jahren den Garten des Schlosses L. O. in der sächsischen Niederlausitz in einen Parkgarten umwandelte. Da das alterthümliche Schloss von einem brei- ten Wallgraben umgeben war, so wurde durch die nahe dabei liegenden Teiche zu viel des Wassers. Es mache zu kalt und feucht, sagte man, als ich den naheliegenden Gedanken hatte, den grössern untern Teich mit dem dort breiten flachuferigen Wallgraben zu einem See zu verbinden. Man be- absichtigte, die Teiche zuzufüllen. Da sie aber leicht zu entwässern waren, werden. so beschloss ich, die Vertiefung bei- zubehalten und als Sohle für ein daraus zu bildendes Thal anzunehmen. Fig. II. A., aus dem Gedächtniss aufge- zeichnet, gibt ungefähr die Lage der drei Teiche an. Der oberste kleine war damals schon ausgetrocknet. Rings am Ufer, besonders am unteren, stan- den prächtige alte Eichen, wenn ich nicht irre, dreizehn an der Zahl, da- runter Stämme von 4—5 Fuss Durch- messer, welche das Wasser sehr ver- dunkelten. Da aus diesem Grunde der Teich nicht mehr mit Fischen be- setzt wurde, so hatte man schon früher den Wasserstand erniedrigt; das Ufer war begrünt und die mächtigen Wur- zeln der Eichen lagen blos am hohen Ufer. Zuerst liess ich den zahlreichen, wohl fünfzigjährigen Erlenstockaus- schlag beseitigen, dabei die Stöcke meist ausroden. Hierdurch ergaben sich an einigen Stellen kleine Ein- buchtungen, die bei dem Formen der Thalseiten von Nutzen waren. Nach- dem der Boden hinreichend ausge- trocknet, begann ich die Dämme zu beseitigen, so dass nur schwache Reste als Vorsprung blieben. Die so ge- wonnene Erde wurde theils zur An- füllung der Ufer, theils zur Bildung kleiner Hügel oder vielmehr schwacher Hervortretungen benutzt; und zwar wurde der Boden der rechten Seite ober- halb, der der andern unterhalb des alten Dammes angeschüttet. Hier- durch wurde die Klippe, an welchen solche Durchstechungen in ästhetischer Hinsicht meist scheitern, glücklich vermieden. Ich habe schon manchen durchstochenen, abgetragenen Teich- damm in Parken gesehen, aber immer sah man an den einander gegenüber- stehenden Resten den früheren Damm vor Augen. Die Ufer wurden nun flach ansteigende Thalseiten mit ab- Die Sohle wurde gleichmässig fallend so beibehalten, als sollte Wasser in der Mitte fliessen. Es ist ein grosser Fehler mancherunsrermodernen Geoplastiker, dass sie Vertiefungen bilden, für wel- che keine Ursache vorhanden, Mul- den, in denen das Wasser bleiben könnte, anstatt die Natur nach- wechselnden Böschungswinkeln. stehen 230 zuahmen, welche ihre Thäler und Rinnen nur durch Wasser formt. Nur auf Höhen, wo sich ein abwechselnd hohes Felsgerippe nach und nach mit Erde überkleidet hat, kommen kessel- förmige Vertiefungen vor. Ba BIER I | a ar Kali un u ni ron Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Das kleine Eichenthal gestaltete sich ungefähr wie die Handzeichnung II B darstellt, geht oben in die Ebene über, unten in ein weites Wiesenthal. J. III. Die wirkliche oder scheinbare Vereinigung mehrerer Teiche zu einem Gartensee *). Die in manchen Gegenden häufigen kleinen Fischteiche tragen meistens wenig zur Verschönerung der Land- schaft bei und werden, wenn sie bleiben und nicht verändert werden sollen, besser versteckt. Gleichwohl ist Wasser in jeder Form eine so wünschens- werthe Sache für jeden Landschafts- garten, dass man in den meisten Fäl- len nicht davon absehen sollte, es als Verschönerungsmittel zu verwenden. Liegen die Teiche ziemlich in gleicher Höhe, wie es in Ebenen und weiten Thälern vorkommt, so stehen einer Vereinigung mehrerer zu einem Park- see selten andere Hindernisse ent- gegen, als grosse Kosten. Anders in kleinen Thälern, wo die Teiche oft förmlich stufenweise über einander liegen, also nicht vereinigt werden können, oder eine höhere Aufstauung im Verhältniss zu derV ergrösserung des Wasserstückes, zu theuer kommt, die Schönheit also zu theuer erkauft werden müsste. Was mit viel Geld zu machen *) In dieser Abhandlung sind nur beson- dere, durch die Oertlichkeit gebotene Fälle in das Auge gefasst. Leser, die sich ein- gehender über Wasseranlagen zur Zierde be- lehren wollen, verweise ich auf mein „Lehr- buch der Gartenkunst“, Seite 208 des ersten, S, 516 des zweiten Theils. DEN ist, wie seeartig weite und tiefe Teiche gebildet werden können, zeigen ver- schiedene zu industriellen Zwecken in Gebirgsgegenden durch Stauung erreichte Unternehmungen, neuerdings die durch Mauern bewirkte grossartige Stauung bei Verviers, wo- durch ein enges Gebirgsthal in einen See verwandelt worden ist, welcher den Fabriken von Verviers das un- entbehrliche Wasser liefert. angelegte, Die Vereinigung mehrerer grosser Teiche in ebener Lage zu einem Parksee wird um so schönere Erfolge liefern, je unregelmässiger dieselben liegen, je mehr die Axe ihrer Mittel- linie von der geraden abweicht. Eine Lage im ungleichen Dreieck ist stets günstig, am meisten, wenn ein Wasser- stück wenigstens doppelt so weit von den andern liegt, als jene unter sich. Aber leider liegen meistens wenigstens zwei in einer Linie, oft nur durch einen niedrigen geraden Damm ge- trennt. Dann ist die Hauptaufgabe, den Damm so zu beseitigen, dass nichts mehr an ihn erinnert, an dieser Stelle eine Verengung des Wassers, sowie einige weit ausgreifende Buch- ten anzulegen. Was ich schon unter II. von den Dammresten ausgetrock- neter Teiche sagte, tritt hier in er- 2 En e > I. Originalabhandlungen. höhtem Maasse ein: stehen sich die Dammreste als kleine Halbinseln ge- rade gegenüber, so wird man immer an den Damm erinnert, selbst wenn die Stelle bepflanzt wird. Es gilt nicht nur eine thatsächliche Vereinigung der beiden getrennten Wasserflächen her- zustellen, sondern eine sichtbare, wel- che jeden Zweifel der Zusammenge- hörigkeit ausschliesst. Am fehlerhaf- testen ist es, was doch oft geschieht, auf einer Seite auf dem vortretenden Dammreste einen Platz anzubringen, weil man von demselben den Anblick beider Wasserflächen ganz hat. Diese Dammreste müssen, ganz wie ich unter II. angegeben, verschoben wer- den; indem man an der einen Seite über dem alten Damme, an der an- dern unten anschüttet und zwar so, dass die kleinen Halbinseln nach verschie- denen Richtungen sich ausstrecken. Bedenklich ist es auch, was doch oft geschieht, in der Mitte ein Stück des Dammes als Insel stehen zu lassen, welche die einstige Verbindung so sicher angibt, als die Aleutischen In- seln die einstige zwischen Asien und Amerika. Will man ein Stück festen Dammes als Insel beibehalten, so muss sie nach oben oder unten ansehnlich verlängert werden und zwar nach der- jenigen Seite, wo die Wasserfläche sich vom Durchbruche aus am meisten ausbreitet. Nur wenn man durch eine Brücke die Verbindung mit dem jen- seitigen Ufer erhalten will, nur dann ist es zweckmässig, ein Stück Damm als Insel, jedoch nicht in der Mitte, als Stützpunkt und Unterbrechung stehen zu lassen. Wird diese kleine Insel bewaldet, so erinnert die Brücke 231 weniger an einen ehemaligen Damm, als jene erwähnten Reste desselben. Die Brücke als Menschenwerk ver- langt Symmetrie, und die Reste des Dammes erscheinen gleichsam als Zu- gang angelest. Schwieriger gestaltet sich die Ver- einigung mehrerer W asserstücke, wenn dieselben in Thälern über einander liegen und im Niveau sehr abweichen. Eine Verbindung ist dann nur mög- lich, wenn sie sich ganz nahe liegen, wenn nur ein Damm sie scheidet. Ehe man sich bestimmt dazu entschliesst, muss die Höhe des oberen Teiches über dem untern ermittelt werden, vorerst ohne sich viel um die künf- tigen Uferformen zu kümmern. Hie- rauf gründet sich die Entscheidung, welche dadurch bestimmt wird, 1) ob das nahe liegende Füllmaterial zur Erhöhung und Verstärkung des Dam- mes ausreicht, um den Druck der ver- mehrten Wassermasse auszuhalten, 2) ob die Kosten, welche nun leicht von jedem mit Erdarbeiten Vertrauten berechnet werden können, daran ge- wandt werden sollen und im Verhält- niss zu der erzielten Verschönerung sind. Es kann in manchen Fällen, nämlich, wenn nahe unterhalb des Dammes des untern Teiches eine T'hal- verengung eintritt, vortheilhafter sein, den untern Damm ganz aufzugeben, um an der Verengung einen neuen aufzurichten, als den alten Damm zu erhöhen. Bei solchen Teichen in Gebirgs- thälern treten nun zwei Fälle ein: entweder man erzielt eine wirkliche Verbindung (nicht Vereinigung) meh- rerer in verschiedenem Niveau liegen- 232 der Wasserstücke; oder aber, die Ver- einigung ist blos scheinbar, und der Schein auf eine bestimmte Stelle, wir wollen sagen, das viel höher liegende Wohnhaus oder Schloss berechnet. Den ersten Fall mag Fig. III. A und B erklären. Bei A sehen wir die Fischteiche durch Dämme getrennt. Die beiden untern Teiche lassen sich durch Erhöhung des Dammes bei x vereinigen, und der Fall ist insofern günstig, als das Thal dort eine Krüm- mung macht, der Wasserdruck nur auf der schmalen Stelle x liegt, wäh- ‘rend die untere breite Seite natürlich erhöhter Boden ist. Dagegen ist es unmöglich, den dritten kleinen Teich mit den andern in gleiches Niveau zu bringen. Der Damm ist hoch, ab- sichtlich hoch gemacht, um einen un- entbehrlichen Weg zur Abfuhr der Heuernte darüber zu führen. Aber das Wasser des obern Teiches ent- hält die Quellen, ist besonders klar und sollte gesehen werden. Ich ver- suche nun, wie es bei III. B. ange- deutet ist. breite und lange Brücke angelegt und unter der Brücke die Stauung Es wurde eine ziemlich des obern Teiches angebracht, welche den Damm ersetzen soll. Steht man auf der Brücke, so sieht man nichts von dem unterhalb angebrachten Wehre, und der Höhenunterschied von etwa 1!/e Meter zwischen dem obern und untern Wasserstück fällt nur einem geübten Auge und den mit der Sache Bekannten auf. Da meist etwasWasser über das Wehr läuft, so entsteht eine für das Reinhalten der untern Wasser- fläche günstige Bewegung. Von dem mittleren Damme sind die Vorsprünge Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. e und x und die obere Hälfte der Insel z geblieben. Die untere Seite der Insel wurde durch Anschütten des zunächst liegenden Bodens gewonnen. Der übrige Boden wurde von e nach dem untern Damme d zur Erhöhung und Verstärkung gebracht, der Boden, welcher näher nach e lag, dagegen zu schwachen Hügelbildungen am Ufer verwendet. Zu den Buchten, welche die neue Wasserfläche von der alten unterscheiden, wurden dietiefsten Ufer- stellen ausgewählt, was überhaupt jeder vernünftige Wasserbauer thun sollte. Wir Falle, einer nur auf Schein berech- neten Verbindung verschiedener Was- serstücke. Fig. IV A zeigt drei Teiche, von denen die zwei oberen einen so geringen Niveauunterschied haben, dass sie beix (A und B) wirklich ver- bunden werden konnten. Die Erwei- kommen nun zum zweiten terung an dieser Stelle hätte sogar noch grösser sein können, indem rechts von x eine Sumpfwiese lag, sie genügte aber Der un- terste Teich dagegen liegt so tief unter den oberen, dass es ungeheure Kosten verursacht hätte, ihn zu erhöhen und zu meinem Zwecke. auch der Zapfenkanal (zum Ablassen des Wassers beim Fischen) nicht hätte beibehalten werden können, weil er zu tief gekommen und der Zapfen durch den von oben her drückenden Schlamm stets verdeckt worden wäre. Aber es war wünschenswerth, auch dieses untere Wasserstück zu sehen, nicht nur von dem hochgelegenen Wohnhause, sondern auch von den erhöht am Ufer und Berghange sich hinziehenden Wegen. zunächst den Damm durch Gebüsch Es galt nun, Taf 981 I, Originalabhandlungen. zu verdecken und ihm das Ansehen von zwei Halbinseln zu geben. So, wurden die Einbuchtungen a a ge- bildet, durch Gebüsch getrennt, hinter welchem man sich eine Verbindung derselben denken kann, weil ihr Ende von keinem Wege zu sehen ist. Steht man bei b, so sieht man über den dort fast bis zur Wasserlinie abge- tragenen Damm nach z, erblickt aber das Wasser hinter dem Damme schon bei y. Da nun die obere Bucht a von b, sowie weiter oben sichtbar ist, so wird das Auge getäuscht, der Zu- sammenhang beider Wasserstücke geistig vermittelt. Dass man von e das Ende der obern Bucht a sieht, schadet der Täuschung nicht, weil die untere Bucht a durch Gebüsch ver- deckt ist. Das Uebrige ist unwesent- lich: auf dem Wege von b nach e sieht man vom untern Teiche aller- dings nur wenig, weil das zur Täu- schung unentbehrliche Dammgebüsch ihn verdeckt; aber bei e erblickt man hinter der mittleren Wasserparthie die untere in grosser Ausdehnung, bei d aber über das niedrige Wiesenland hinweg in noch grösserer Ausdehnung. Es ist zu empfehlen, die Höhe des zukünftigen Wasserstandes an den Seitenufern nicht durch genaue Höhen- messungen aufzusuchen und die Ufer- linien vorher theoretisch zu bestim- men, sondern den Erfolg der Auf- stauung durch Dammerhöhung abzu- warten; dann erst die kleinen Ein- buchtungen des Ufers nach dem Was- serstand und Schönheit der Form nach- zuholen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass man vertiefte Stellen am Ufer, welche ohne jeden Zweifel bei 233 einer vermehrten Stauung unter Was- ser kommen, schon vor der Füllung des Teiches oder höheren Aufstauung als Wasserbett und Ufer bearbeitet. Zum Schlusse gebe ich Figur V noch eine Zeichnung aus dem unter meiner Aufsicht stehenden Parke von Wilhelmsthal bei Eisenach im Thü- ringer Walde, weil sie die Verbindung eines um etwa 3 Meter höher liegen- den Wasserbeckens mit dem über 30 pr. Morgen grossen See recht augen- scheinlich darstellt. Diese Verbindung wird durch einen etwa 21e Meter breiten Wasserfall bewirkt, indem der obere Wasserspiegel sowohl, als der See von dem in der Regel starken Elte-Bache durchflossen wird. Die Verschönerung durch dieses obere Wasserbecken warnebensächlich, denn es sollte hauptsächlich den vom Ge- birge durch den Bach herbeigeführten Schlamm und Kies auffangen, um den See rein zu erhalten. Als ich 1845 die Verwaltung von Wilhelmsthal über- nahm, war .die Halbinsel zwischen beiden Wassern ein steifer kegelför- miger Hügelmit Heckengängen, Einige Jahre später machte ich daraus einen flachen langgestreckten Hügel von der Form, wie ich mir dachte, dass er so vom Wasser gebildet sein könnte und das Vorhandensein des oberen Wasserbeckens durch sein Vorliegen naturgemäss hätte bewirken können. Ueber dem Wasserfalle brachte ich eine Brücke von rohen Aesten an. An den engeren Stellen ist diese gegen 40 Aren grosse obere Wasserfläche von hohen Bäumen beschattet, auf den breiteren hingegen fällt das Licht voll ein. J. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 234 3) Reise von Buenos-Ayres nach Valdivia, Briefliche Mittheilung von Professor Berg. Nach mehr als dreimonatlicher Ab- wesenheit bin ich seit ein paar Tagen wieder in Buenos-Ayres. Diese Reise war eine der interessantesten, die ich je gemacht. Ich ging nach Mendoza, überschritt die Cordillere in einer Höhe von 13,000 Fuss, watete durch den ewigen Schnee, besuchte Valparaiso und Santiago, hielt mich vier Wochen lang im Innern von Valdivia auf, ging dann wieder nordwärts bis Concepeion, nahm in Coronel den Dampfer „Ibis“ und kehrte durch den Smithskanal und die Magellansstrasse über Monte- video heim. W enndie Cordilleren grossartigsind, so ist Valdivia das schönste Land, was ich bis jetzt gesehen. Es ist ganz ge- birgig, von krystallhellen Bächen und Seen durchzogen, hat überall die reichste Vegetation und besitzt im Innern schneebedeckteVulkane. Herr- lich sind die Myrtaceen, welche eine seltene Grösse erreichen. So wird Eugenia multiflora SO bis 90 Fuss hoch und misst 2 bis 3 Fuss im Durch- messer. Auch Fuchsia magellanica (= F. macrostemma R. &P.) erreicht im Süden, in der Nähe der Magellans- strasse, eine Höhe von 25—30 Fuss. Die parkartige Natur Valdivia’s hat mich ganz entzückt und mir ein blei- bendes Andenken gesichert. Zu bemerken bleibt mir, dass der Boden Valdivia’s vulkanischen Ur- sprungs ist und dass viele Samen dieses Landes lange Zeit brauchen, ehe sie keimen, so z. B. Boldoa fragrans Juss , Tropaeolum eiliatum brauchen dazu 1—2 Jahre; erstere wird jetzt in der Pharmaecie viel benutzt. An reifen Samen sammelte ich: Aristotelia Maequi L’Herit. Sphacele campanulata Benth. Calliguaya salicifolia. Abutilon Ochsenii Philippi. Mutisia retrorsa Cav. Acaena argentea R. & P. „ 'ovalifolia”R.:& PR. Euacaena pinnatifida R. & P. Chaetanthera valdiviana Ph. Leptocarpha rivularıs Poepp. Boldoa fragrans Juss. Azara integrifolia R. & P. Gaultheria florida Ph. Citharexylon eyanocarpum Hook. et Arn. Guevina avellana Molina. Jacaranda caroliniana L. Edwardsia Macnabiana Grah. Lupinus arboreus Sims. Tropaeolum eiliatum DOC. Tupa? Berterii DC. Mesembryanthemum eordifolium L. fil. Libertia formosa Grah. Sisyrinchium speciosum auct. Alstroemeria aurantiaca Don. Gunnera scabra R. & P. Bromelia sphacelata R. &P. (Greigia.) Uneinia erinacea. Adıantum chilense Klfs. E subsulphureum. Gunnera scabra liebt sehr feuch- ten, fast nassen Boden. In ziemlich feuchtem und fast schat- tigem Boden kommen vor: Bromelia BE I. Originalabhandlungen. sphacelata, die beiden Adiantum und Alstroemeria aurantiaca. Die mittlere Temperatur von Val- divia ist: Deehr,1545:C. , April :.11.52:0: Jan. 16.66 „ Mai 90, Febr. 16.10 „ Juni WIN März 414.01 „ Juli nobR, 235 August 7.(.91,C. » Oktbr, 11.10,€; Septbr:.. 9.34 „ .. Novbr. 13.34, Als höchste Temperatur wurden im Jänuar 1862 —- 36°C. und als nie- drigste im August 1853 — 3,75°C. beobachtet. Nachtfröste kommen jeden Winter und Frühjahr vor. 4) Perlzwiebel und Lauch oder Porre. Die Frage über die Stammpflanze der Perlzwiebel hat in der letzten Zeit mehrfache Diskussionen in den deut- schen Gartenzeitungen veranlasst. Von der einen Seite wird gesagt, dass man in vielen Gemüsegärten des Rhein- gaues die Perlzwiebeln gewinne, in- dem man dem Lauch, wenn er die Blüthenstengel zu bilden beginne, die Spitze der Zwiebel nebst Blättern und Blüthenstengel abschneide. Die solcher Weise behandelte Mutterzwiebel bildet nun an ihrem Grunde Seitenzwiebeln, welche den Perlzwiebeln ähnlich sind. Neubert behauptet dagegen, dass die Perlzwiebel (Allium Ampeloprasum) und der Porr€ (Lauch, Allium Porrum) niemals in einander übergingen und 2 gut getrennte Arten seien. Es liegen ausserdem Angaben vor, dass aus Porr@ durch Köpfen entstan- dene Perlzwiebeln bei fortgesetzter Kultur durch Zwiebeln sich nicht wie Porr@, sondern wie Perlzwiebeln ver- hielten oder mit andern Worten, dass die Perlzwiebel überhaupt nur ein Pro- dukt der Kultur von dem Porr& sei. Der Referent hat in seiner Mono- graphie über die Gattung Allium, A. Porrum L. schon als Synonym zu A.Ampeloprasum L. gestellt und ausserdem mit A. Ampeloprasum meh- rere andere Formen vereinigt. Davon erwähnen wir das ächte A. Ampelo- prasum L., das eine Hauptzwiebel bil- det, die am Grunde eine Menge kleiner Brutzwiebeln entwickelt. Eine in Kul- tur entstandene Race dieses ächten A. Ampeloprasum ist die Perlzwiebel, wo sich am Grunde der alten Zwiebel eine Menge rundlicher weisser grös- serer Brutzwiebeln entwickelt. Diese massenhafte Entwickelung von Brut- zwiebeln geht auf Kosten der Ent- wickelung des Blüthenstengels vor sich, so dass diese Perlzwiebelrace nur sehr selten blühet und die Fort- pflanzung ausschliesslich durch Brut- zwiebeln bewerkstelliget wird. _ Eine zweite im südlichen Russland und im Kaukasus heimische Abart des A. Ampeloprasum beschrieb Boissier als A. pater familias. Dieses bil- det nämlich am Grunde der alten Zwiebel eine sehr grosse Zahl ganz kleiner kugelrunder Zwiebelchen von schwärzlicher Färbung, die von einem besondern Stielchen getragen werden. Ausserdem gibt es von A. Ampelo- prasum Formen mit Brutzwiebeln am 236 Grunde der Mutterzwiebeln, deren Blumen bald grünlich, bald lila, bald purpur oder tief violett gefärbt sind, und deren Blumenblätter entweder auf beiden Seiten glatt oder auf dem Rücken mit kleinen Wärzchen be- setzt sind. Der Porr& endlich (A. Porrum L.) ist eine Kulturform von A. Am- peloprasum, die nur durch Samen (nicht durch Zwiebeln) fortgepflanzt wird, die bei zeitiger Aussaat schon im .ersten Jahre viel grössere Zwie- beln ohne alle Brutzwiebeln entwickelt und die aus den überwinterten Zwie- beln im nächsten Jahre die Blüthen- stengel und Samen bildet, aus wel- chem letzteren eben der Porr& erzogen wird. Der Porr@ ist mithin eine durch Kultur entstandene Race des A. Am- peloprasum, die im wilden Zustande nirgends bekannt ist und wo die dem Ampeloprasum eigne Brutzwiebelbil- dung auf Kosten der vollkommeneren Ausbildung der Hauptzwiebel ganz Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. unterdrückt ist. Diese Brutzwiebel- entwickelung kann aber, — wie das mehrfach nachgewiesen ist,— sofern die Blüthenbildung unterdrückt wird, wie- der eintreten, indem kleine, den Perl- zwiebeln ähnliche Brutzwiebeln ge- bildet werden. Ob diese Brutzwiebeln aber bei fortgesetzter Kultur sich wie Perlzwiebeln verhalten, wie das von mehreren Seiten behauptet wird, da- rüber fehlen die Erfahrungen. Die Perlzwiebel ist nach unserer Ansicht nicht auf diese Weise, son- dern direkt als Abart der Kultur von dem ächten, nur viel kleinere Brut- zwiebeln bildenden A. Ampeloprasum entstanden und Porr& und Perlzwiebel stellen nur entgegengesetzte Endfor- men von A. Ampeloprasum dar, — die eine mit grössern Nebenzwiebeln und nicht blühend, die andere mit grösserer Hauptzwiebel, ohne Brut- zwiebeln und im zweiten Jahre Blü- thenstengel und Samen entwickelnd. (E. Regel.) 5) Anmerkungen zu dem Aufsatze über Ziergehölze Seite 16 des Januarheftes. Mit dem Herrn Verfasser obigen Artikels bin ich ganz der Meinung, dass den Lesern der Gartenflora mehr mit guten Pflanzenzusammenstellungen von Deutschland und der Schweiz ge- nützt wird, als mit Schilderungen von Pflanzensammlungen milderer Gegenden. und Kulturen Jedoch wird man mir zugestehen, dass mildere Gegenden uns des In- teressanten so viel bieten, dass wir dadurch angeregt werden, das in so grosser Schönheit Gesehene auch bei uns zu verwerthen, die schönen Pflan- zen so viel wie möglich auch unseren Kulturen einzuverleiben. Was bei uns nicht im Freien gedeiht, findet seinen Platz im Hause oder Wintergarten, oder schmückt unsere Gärten für die Sommermonate. Wir sollen das Gute anerkennen, wo wir es finden, es wäre aber lächer- lich, über fremden Leistungen das Gute zu vergessen, was wir im deut- I. Originalabhandlungen. schen Vaterlande so reichlich be- sitzen! Ich erkläre daher ausdrücklich, dass mir bei der Besprechung der Sammlungen in Angers nichts ferner lag, als dadurch die anerkannt so ge- diegenen deutschen Handelsgärtnereien nur im Mindesten hintenansetzen oder beeinträchtigen zu wollen! Wird doch Niemand in der Ferne suchen, was er in der Nähe haben kann, sondern immer vorziehen, aus einer, möglichst seiner klimatischen Lage entsprechenden Gegend, seine Freiland-Pflanzen zu beziehen. Der Herr Verfasser wird wohl im Ernste selbst kaum glauben, dass ich dem Leser habe erzählen wollen, dass alle von mir aufgeführten Pflanzen nur in Angers’ günstigem Klima ge- deihen können, da in meinem Aufsatz gesagt ist, dass neben den zarteren die schönsten und selteneren Gehölze genannt werden sollen und ausdrück- lich auf eine frühere, für Deutschland bestimmte Zusammenstellung von Zier- gehölzen hingewiesen wurde. Ausserdem ist erst kürzlich über das Verhalten verschiedener Zierge- hölze ın rauhen Lagen berichtet wor- den, und von einem herrlichen Exem- plare einer Sophora japonica in Nord- deutschland die Rede gewesen, ferner von verschiedenen Magnolia, Liqui- dambar etc. Norddeutschland hat fer- ner schöne Exemplare von Catalpa, Chionanthus, Diospyrus, Halesia, Pri- nos, Nyssa etc. aufzuweisen. Im botanischen Garten in München finden wir ein sehr stattliches Exem- plar von Virgilia lutea. Broussonetia papyrifera ist wenig empfindlich, wäh- 237 rend die bunten und geschlitztblät- trigen Formen sich bedeutend zärt- licher zeigen. Das Gleiche gilt von diesen Formen der Castanea vesca, welche letztere sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands, z. B. im Harz und an der Terrasse von Sanssouci bei Potsdam in Bäumen findet. Rhodotypus kerrioides ist auch hier ganz hart. Evonymus radicans hat sich ebenso bewährt und ist nur bei starker Kälte ohne Schnee leicht zu schützen. Calycanthus floridus und macrophyllus bedürfen in der Jugend des Schutzes. Ligustrum ovalifolium wie Mahonia Beali und japonica zeigen sich stets empfindlich und können ohne Decke nicht bestehen. Die verschiedenen Buxus wird wohl kaum Jemand für empfindlich gehal- ten haben. Hydrangea paniculata grandiflora muss als sehr werthvoller Zierstrauch empfohlen werden und hat sich auch hier unter leichter Decke gut gehal- Rhus Osbecki mit schönen Blü- then und grossen, im Herbst brillant roth sich färbenden Blättern mit ge- flügelten Blattstielen muss ebenfalls ten. auf's Wärmste empfohlen werden. Mein Bestreben geht dahin, in hie- siger, sehr rauher Lage, wenn auch in bescheidenem Umfange, schöne ältere und neuere Ziergehölze zu sam- meln und ihr Verhalten zu beobachten. Der Herr Verfasser kennt bei seinen günstigen klimatischen Verhältnissen sicher nicht genügend die Schwierig- keiten und Enttäuschungen, welche dem Pflanzer von Ziergehölzen in den rauheren Lagen Deutschlands so reich- lich beschieden sind. 233 Ich gebe zu, dass wir Aucuba ja- ponica, Evonymus japonica, Cerasus lusitanica in schattigen geschützten Lagen bei entsprechender Decke durch unsere Winter bringen, frage aber jeden Praktiker, ob er deshalb diese Gehölze für rauhe Lagen zur An- pflanzung besonders empfehlen wird und ob er den Preis, diese Pflanzen kümmerlich im Freien erhalten zu haben, seinen Bemühungen angemessen erachten wird ? Von der Kultur der Magnolia grandi- flora in den rauheren Lagen Deutsch- lands im freien Lande kann gar keine Rede sein. Gerne begnügen wir uns da mit schönen Kübelexemplaren und empfehlen hierzu vor Allem die Form Magnolia grandiflora oxoniensis, ihres Blüthenreichthums wegen, welcher auch jüngeren Pflanzen eigen ist. Die Kultur dieser und anderer em- pfindlicher Pflanzen im Freien über- lassen wir den Bewohnern der Schweiz, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Rheingegenden oder ähnlicher milder Lagen, da uns doch höchst selten vergönnt sein wird, dieselben unbeschädigt in wirklich schönen Ex- emplaren zu sehen *). L. Beissner, *) Wir theilen mit dem Verfasser die An- sicht vollkommen, dass kümmerlich ge- deihende empfindliche Holzgewächse bei dem Reichthum der Auswahl, die uns zu Gebote steht, für die rauhen Lagen Deutschlands gar nicht zu empfehlen sind und bitten den Verfasser, uns für dieGartenflora einmal das Verzeichniss derjenigen Holzgewächse (nach C.Koch angeordnet) zu geben, welche in Garats- hausen noch ohne jeden Schutz kräftig ge- deihen und alle zweifelhaften wegzulassen. Ein solches kurzes Verzeichniss würde von grossem Nutzen für die Auswahl allen denen sein, die im Osten Deutschlands und auf den höher über dem Meere liegenden Ge- genden Thüringens, des Harzes ete. ihre Gärten haben, sowie auch die Gelegenheit geben, dass manche nützliche Bemerkung von anderen sich daran reihen könnte, (E. R.) II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. A. Empfohlen von E. Regel, (Stöcke grossentheils von Haage und Schmidt mit- getheilt, gezeichnet in Petersburg. 1) Die Stammarten unserer Fuch- sien. Die Fuchsien sind das Gemeingut aller Gärten geworden, sie haben sich in den Wohnungen eingebürgert und finden sich in vielen Hunderten von verschiedenen Formen in den Gärten, d.h. von Formen, die in den Gärten Europa’s erzeugt wurden, während die schönen ursprünglichen Stammarten theils schon vergessen sind, oder doch mit wenigen Ausnahmen, in unsern Gärten kaum noch angetroffen werden, Solche Pflanzen- gattungen, deren Einführung aus dem Vater- lande in die Kultur wir noch sicher ver- folgen können, sie zeigen es uns klar, wes- halb bei Jahrtausende alten Kulturpflanzen die ursprüngliche Abstammung verloren gehen musste, d. h. wir haben es mit Racen der Kultur zu thun, die als Arten festgehalten und beschrieben wurden, ohne dass man die Stammart im wilden Zustande mit Sicher- heit nachweisen kann. So ist unser Wein (Vitis vinifera) nichts als ein Produkt der fortgesetzten Erzeugung von Bastarden und Mischlingen verschiedener wilder Stamm- arten. Pyrus Malus oder unser Apfel mit seinen Formen, die Birne, unsere Pflau- men etc. sind ähnliche Produkte der Kultur von verschiedenen wild wachsenden Arten I. Neue und-empfehlenswerthe Pflanzen, - und die harten russischen Aepfel haben z.B, den Ursprung aus andern Mutter-Arten, als die zarteren Sorten des Orientes und Süd- europa’s. Die ersten Fuchsien wurden zu Ende des letzten Jahrhunderts durch Plumier in Neu- Granada entdeckt und in Kultur gebracht, es war dies die Fuchsia cocceinea. Dann wurden im Anfange dieses Jahrhunderts ein- zelne Arten und endlich von 1835—1865 die grössere Zahl der Stammarten eingeführt. Die wichtigsten derselben für die Garten- kultur folgten in der folgenden Ordnung auf F. coceinea, nämlich; F. gracilis, parviflora, mierophylla, globosa, fulgens, corymbiflora, serratifolia. Erst nach der Einführung der F. globosa begann die Erzeugung der hy- briden Formen, so dass es die letzten 40 - Jahre sind, in denen in unseren Gärten jene Masse von Formen erzeugt wurden, die jetzt vorzugsweise zum Flor im Sommer kultivirt werden. Wir wollen im Folgenden diejenigen Arten dieses schönen Geschlechts besprechen, die bei der Anzucht der Gartenformen vorzugs- weise betheiligt sind. Fuchsia microphylla Humb. Bonpl. Knth. Aus Mexiko. Ein niedriger, nur 1 Fuss hoher Strauch, der stark verästelt, mit flaumigen Fuchsia microphylla, Zweigen, kleinen länglich-elliptischen spitzen gezähnten Blättern und kaum !/ı Zoll langen purpurrothen Blumen. Nah verwandt sind: F. parviflora Lindl., gleichfalls aus Mexiko, 239 mit kahlen Zweigen und herzförmig-ovalen ungezähnten Blättern. Ferner F. thymiflora H. B. K., aus dem gleichen Vaterlande mit ovalen stumpfen, fast ganzrandigen und ober- halb schärflich behaarten Blättern. Zwischen diesen obigen Arten gibt es einige Bastarde und Mischlinge; von diesen ist Zuchsia pu- mila am bekanntesten, besitzt schmalere glänzendere Blätter als F, microphylla, blühet ausserordentlich reich und ist schön, sei es iin Sommer verwendet als Bordürenpflanze, oder zur Bildung von Teppichbeeten oder auch zu kleinen Gruppen mit einem Kranz von Lobelia Erinus etc. Fuchsia gracilis Lindl, Ein 3 - 5 Fuss hoher Strauch aus Mexiko, mit dünnen aufrechten flaumigen Zweigen. Blätter oval-lanzettlich, klein gezähnt und ziemlich lang gestielt. Fuchsia gracilis, Blumen purpur, achselständig, nickend und längs der Blüthenzweige in reichblumige Trauben vereinigt. Lappen des Kelchs läng- lich-lanzettlich, spitz, bedeutend länger als die Blumenkrone, Gehört auch jetzt noch zu einer der reizendsten Arten, ausgezeichnet durch die grazilen, im Sommer mit einer Masse von Blumen beladenen Zweige. F, eoceinea Lindl, unterscheidet sich durch kahle Zweige, ovale kurz gestielte Blätter, ziegel- rothen Kelch und bläuliche Färbung der Blumenblätter. Fuchsia globosa Lindl. Gleich der vorher- gehenden aus Mexiko stammend, hat sie eine der hervorragendsten Rollen bei Erzeugung 240 der hybriden Gartenformen gespielt. Bildet 3—4 Fuss hohe Sträucher mit ovalen spitzen gezähnten kahlen Blättern. Blüthenknospen vollkommen kuglig, von welcher Eigenschaft der Name genommen ist. Blumenblätter blau, zweimal kürzer als die rothen Blumen. Wie Fuchsia globosa. oben gesagt, ist gerade die F. globosa vor- zugsweise zur Erzeugung der hybriden Gar- tenformen benutzt worden, welche mit grös- sern und kleinern Blumen, aufrechten oder zurückgebogenen Kelchlappen von tiefrother bis fast weisser Färbung, Blumenblätter von verschiedener Grösse und Färbung und end- lich selbst mit gefüllten Blumen vorkommen, Unter den ausserordentlich vielen Sorten, die man in den Katalogen der Handelsgärt- nereien findet, empfehlen wir als eine Sorte mit fleischfarbenem Kelch und violettblauen Blumenblättern, übrigens aber der ächten F, globosa sehr nahe stehend, die F. Rose of Castille als eine der reichblumigsten und ganz besonders zur Bildung von Hochstäm- men mit kugeliger Krone besonders geeig- neten Sorten. Zur Erziehung der jetzt vorzugsweise kul- tivirten hybriden Fuchsien haben ausser der in Rede stehenden Art, vorzugsweise Fuchsia gracilis und F. coccinea beitragen müssen. Durch Befruchtung von Fuchsia globosa und deren Mischformen mit den folgenden Fuch- sien mit langer Röhre wurden allerdings zahlreiche Sorten mit längerer Röhre er- zogen, diese wurden aber nur zur ferneren Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ei u Eu a f - Bastardirung benutzt, so dass sie jetzt ganz aus der Kultur verschwunden sind und nur die mit F. globosa ähnlichen Sorten, aber Fuchsia Rose of Castille. mit durch den Einfluss von den langröhrigen Sorten grösser gewordenen Blumen noch kultivirt werden, Fuchsia fulgens D,C. Ebenfalls Mexiko, hinlänglich bekannt und jetzt noch als reine Fuchsia fulgens. IL. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Stammart ein vorzüglich schöner, 2—2!/a Fuss hoher Strauch mit herzförmig-ovalen kahlen, 5—6 Zoll langen Blättern. Aus den Achseln der oberen Blätter entspringen die herab- hängenden Trauben der scharlachrothen Blumen mit langen Röhren. Im Sommer in’s freie Land in eine lockere nahrhafte Erde gepflanzt, blühet diese Art fast den ganzen Sommer, sofern man nach dem Ab- blühen die Blüthenzweige schwach zurück- schneidet. Nicht weniger schön ist F. co- rymbiflora Ruiz et Pav. aus Peru, die bis & =4 A Nun Fuchsia corymbiflora. 10 Fuss hohe Sträucher bildet. Blätter ellip- tisch-lanzettlich, behaart. Die Blumen mit bis 4 Zoll langer rother oder weisser Röhre in ähnlichen Trauben auf den Spitzen der Zweige und einige Monate im Sommer blü- hend. Fuchsia serratifolia Ruiz et Pav. end- lich, gleichfalls aus Peru, bildet ebenfalls bis 10 Fuss hohe verästelte Sträucher mit gegenständigen kahlen elliptisch-lanzettlichen gesägten Blättern von 2—3 Zoll Länge, Die Blumen besitzen eine schöne hellrothe Fär- bung, stehen in den Achseln der Blätter und haben eine 1'/g Zoll lange Röhre. Von diesen 3 Arten ist nur F. fulgens zur allge- meinen Kultur als schöner Blütherstrauch zu empfehlen, da sie sich in frostfreien, selbst halbdunkeln Räumen leicht überwin- tern lässt und im Sommer in's freie Land oder in grosse Töpfe oder kleine Kübel ge- pflanzt, stets dankbar blühet, 1879, namentlich 241 G, Fuchsia serratifolia, wenn sie von Zeit zu Zeit mit Dungwasser begossen wird. Die beiden letzteren sind wohl schön, verlangen aber im Winter einen Standort im Kalthause und eignen sich als zu hoch werdend, überhaupt weniger zur allgemeinen Kultur, wie alle andern Arten und die zahlreichen hybriden Sorten. 2) Ampelpflanzen, Blumenampeln die in den Fensternischen aufgehängt wer- den, gehören zu den reizendsten Verzierungen unserer Zimmer, Die Auswahl der zur De- koration solcher Ampeln geeigneten Pflanzen ist aber schon deshalb eine geringere, weil es einmal Pflanzen sein müssen, deren Zweige nach allen Seiten über den Rand der Ampel herabhängen sollen und andrerseits dieselben, weil ganz frei und höher gehängt, mehr von der trocknen Luft des Zimmers leiden, als im Fenster selbst oder am Boden etc. auf- gestellte Pflanzen. Sie verlangen deshalb ein durchschnittlich reichlicheres Begiessen und namentlich tägliches Nachsehen, damit die Ballen nicht so trocken werden, dass das aufgegossene Wasser, ohne den Erdballen zu befeuchten, zwischen Ballen und Topf abläuft. Wo die Pflanzen nicht direkt in die Hängevasen eingepflanzt werden, sondern in besondere eingestellte Töpfe oder Näpfe, da füttere man diese letzteren in Moos ein und halte dieses stets feucht, was das Gedeihen aller Ampelpflanzen bedeutend befördern wird. Wir wollen unsern Lesern heute 3 solcher Ampelpflanzen vorführen, nämlichs FÜcus 16 242 repens Willd. aus Ostindien (F.scandens und F. stipulata hort.), eine überhaupt zu Deko- rationszwecken äusserst nützliche Pflanze, die ähnlich wie unser Epheu an Wänden und Bäumen empor klettert, indem deren dünne Stengel sich allenthalben mit Haftwurzeln befestigen. Die sterile Form, welche unsere Ficus repens. beistehende Zeichnung darstellt, besitzt aus schief herzförmigem Grunde ovale Blätter, die nur 11g—2 Zoll lang werden und schön dunkelgrün gefärbt sind. Nur an alten, an hohen Mauern oder Bäumen emporklimmen- den Exemplaren tragen die obern Zweige bisweilen die geschlossenen Blüthenböden und Früchte, und an diesen fruchtbaren Zweigen sind die Blätter mehr als noch einmal so gross. Zur Kultur in Ampeln und auch im Gewächshause zur Beklei- dung feuchter Wände oder zum Bepflanzen von Töpfen benutzt man nur die sterile Form. In Töpfe gepflanzt, hängen die Zweige auch bald nach allen Seiten herab und werden solche Pflanzen zur Bildung von Bordüren im Gewächshause und auch im Zimmer um Blumentische benutzt. — Die zweite Pflanze, welche wir empfehlen wollen, ist Crassula spathulata Thbrg., vom Vorgebirge der guten Hoffnung, ein Halbstrauch mit niederliegen- den herabhängenden Zweigen und rundlich- spathelförmigen saftigen gekerbten Blättern, Die kleinen rosenrothen Blumen stehen in Trugdolden und erscheinen fast den ganzen Gartenflora Deutschlands, Kusslands und der Schweiz, Grassula spathulata, Sommer hindurch. Als zu den Saftpflanzen gehörig, eignet, sich diese Art ganz beson- ders zur Kultur unter dem Einfluss der trocknen Stubenluft, Auch die dritte Pflanze ist ein alter Be- kannter, nämlich die Indische Erdbeere (Fra- garia indica Andr. — Syn. Potentilla Wal- lichiana Seringe. — Duchesnea fragarioides Sm, — D. fragiformis Don.), eine gelbblu- mige, lange dünne, an den Knoten beblät- terte Ausläufer nach allen Seiten aussendende perennirende Art. Blätter tragen auf gemein- Fragaria indica, II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. samem Stiel je 3 verkehrt-ovale gezähnte Blättehen, Ebenfalls gegen trockne Luft nicht empfindlich und daher zu den empfehlens- werthesten Ampelpflanzen gehörig, die den Sommer hindurch die gelben Blumen und gleichzeitig auch die kugelrunden tiefrothen Erdbeerfrüchte entwickelt. 3) Gaillardia pulchella Fouger. (G. Drum- mondi D.C.— G. bicolor Lem. — 6. bicolor var, Drummondi Bot. mag. tab. 3368 et 3351. — G. pieta Don. — G. Smeathmanni, coc- einea, grandiflora, Buffalos, amblyodos, pieta var. hort.) aus Texas. Die ganze Pflanze be- haart, mit aufsteigenden bis 2 Fuss hohen Stengeln, Blätter länglich, bald ganzrandig, bald am Rande eingeschnitten gesägt. Blü- thenköpfe auf langen Stielen, bis 3 Zoll im Durchmesser, mit gelben purpur verschie- denartig gezeichneten Strahlenblumen, wo- diese Art sofort von G, durch sich rustica unterscheidet, Die Gaillardia-Arten wurden bei ihrer Einführung als Halbsträucher im Kalthause durchwintert. Jetzt behandelt man solche als einjährige Pflanzen, die im März ausgesäet, nach dem Aufgehen am besten einzeln in Töpfe pikirt und hell und sonnig unter Einfluss von Lüftung bei mildem Wetter gestellt werden, um sie, sobald keine Fröste mehr zu besorgen sind, auf einem sonnigen Beete im freien Lande als schöne Florblumen von Jang andauerndem Flor zu benutzen, 4) Dianthus chinensis L, var. Heddewigi. Als im Jahre 1858 die Gartenflora tab, 216 245 die Abbildung der Heddewig-Nelke brachte, da hörten wir vielfach die Ansicht, dass eine derartige Form gar nicht existiren könne und dass die Abbildung der Gartenflora über- trieben sei. Der Uebertreibung und Ver- schönerung der Pflanzen in den Abbildungen hat sich die Gartenflora nie schuldig ge- macht, gegentheils stehen deren Abbildungen meist gegenüber der wahren Schönheit der Pflanzen zurück, Seitdem hat man die Hed- dewig-Nelke zur ferneren Erziehung von Spiel- arten benutzt; wir gestehen aber offen, dass die so erzogenen, halb und ganz gefüllten, tiefer gefranzten Sorten etc, die Heddewig- Nelke nach unserer Ansicht nicht erreichen. Dagegen sind in neuester Zeit von Carter in England einige Formen gezogen worden, die sich der ursprünglichen einfachen Form der Heddewig-Nelke anschliessen, die aber bei vollkommener Rundung der Blumen und übereinander liegenden, vorn regelmässig gezähnten Petalen im Centrum ein grosses, anders gefärbtes Auge tragen. Diese Formen sollen sich aus Samen treu bleiben und zeigt unsere Abbildung (s. S.244) zwei derselben, indem die obere Blume „Crimson Bell“ dar- stellt, eine schöne Blume von hell karmin- rother Färbung mit dunklerm Auge, die un- tere Blume aber „Eastern Queen“ mit dunkler malvenrother Färbung mit hellerm Auge. Beide Sorten sind ausserdem mit hellern und dunklern Tönen marmorirt und stellen eine Verbesserung der Heddewig-Nelke dar. B. Empfohlen von verschiedenen Seiten, 5) Azalea indica Kaiserin von Indien und Madame Jean Nuytens Verschaffelt. Beides Züchtungen von A. Van Geert, Handelsgärt- ner in Gent, mit Blumen von ausserordent- licher Grösse, nach den Abbildungen, die uns zugesendet sind, von 11'/ Cm. Durch- messer. Die erstere Sorte ist eine gefüllte Sorte von schön rosenrother Färbung und Blumenblätter mit weissem Rande, — die zweite Sorte ist eine weisse Blume, die obern Blumenblätter aber immer nach dem Grund zu gelblich. Eine andere, rein weiss blü- hende Sorte vom gleichen Durchmesser ist „Louisa Pynaert“ genannt worden und ward von Hrn, L. Brugge in Gent gezüchtet. 244 6) Die rühmlichst bekannte Gärtnerei von | E. G. Henderson und Sohn in Pine apple Nursery, Maida Vale (Edgware road, London) empfiehlt in diesem Jahre folgende, mit eolorirter Abbildung begleitete Pflanzen :. Solanum azureum. Ein Kalthausstrauch aus Peru, eingeführt von E. Roezl in das Henderson’sche Etablissement. Blätter lan- zettlich, ganzrandig, von der Grösse und \ | | IN z Ru Ma Imre N Sm. IN Am NM, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, al all! )) \ ya hängen. Die silberfarbig panachirte Form ist schon allgemein verbreitet und kann na- türlich zu gleichem Zweck benutzt werden. Coleus Hendersoni. Vorzüglich schöne Sorte mit fast scharlachrothen, breit goldfarben gerandeten Blättern. Wenn diese Sorte einigermassen der Ab- bildung entspricht, so ist sie unter allen den vielen Formen die brillanteste. N DAN \ ) \ IM = \ TR \ EN in 14 It ul N N N ON Dianthus chmensis Heddewigi. Gestalt derjenigen der grossblättrigen Myrthe, Blumen entspringen auf dünnen Stielen zu 3 aus den Blattachseln, halten 1'’ Cm. im Durchmesser und sind schön azurblau ge- färbt. Beeren von der Grösse einer Erbse, roth. Dactylis glomerata aurea pendula. Unser Knaulgras mit goldfarben panachirten Blät- tern, das zur Kultur als Ampelpflanze oder für auf kleine Pfeiler gestellte Töpfe em- pfohlen wird, da die Blätter lang herab- Agapanthus umbellatus fl. albo. Der be- kannte Agapanthus, aber anstatl mit blauen, mit weissen Blumen. 7) Catalpa speciosa Barney. Es macht dieser Baum in Nordamerika grosses Auf- sehen, da er seines schnellen Wachsthums wegen zur Anpflanzung von Wäldern etc. em- pfohlen wird. Nach den Untersuchungen des Direktors desbotanischen Gartens der Harvard Universität, des Hrn. Professors GC. J. Sargent, ist der Brennwerth des Holzes unbedeutend, III. Notizen. indem es sich z. B. zu dem gleichfalls weichen Holz von Ailanthus wie 462 zu 614 verhält, dagegen ist es gut zu Möbelarbeiten und nimmt eine schöne Politur an. Die Catalpa speciosa ist der C, bignonioides Walt. nahe | verwandt, unterscheidet sich aber durch all- mäliger zugespitzte Blätter, grössere Blumen, die 4-6 Wochen früher sich entfalten, 245 grössere mehr breit gedrückte Schoten, die 16—18 Zoll lang werden. Ist jedenfalls ein schöner Zierbauım, der die gewöhnliche Ga- talpa an Schönheit übertrifft und noch härter sein soll, so dass diese aus Ohio stammende Art wahrscheinlich in Deutschland noch gut (E. R.) gedeihen dürfte, II. Notizen. 1) Gräser für heisse und trockne | Plätze in wärmern Klimaten. Die im botanischen Garten zu Adelaide gemach- ten Versuche in dieser Beziehung haben ein um so grösseres Interesse, als es z. B. be- kannt, dass Adelaide einen ebenso trocknen und heissen Sommer wie Südeuropa und Nordafrika besitzt. AisGräser, die derTrocken- heit und Hitze gut widerstehen, nennt Dr. Schomburgek: Panicum maximum, P. spec- tabile, Bromus unioloides, Phleum pratense, Avena elatior, Piptatherum Thomasi und P. multiflorum, Milium multiflorum, Dactylis slomerata, Festuca duriuscula, Stenotaphrum glabrum, Phalaris americana, Eragrostis cy- lindrica und ganz besonders Cynodon Dac- tylon. (r.) 3) Medizinkräuterbau. In früherer Zeit wurden die bei uns wild wachsenden offizinellen Pflanzen. fast ausschliesslich im wilden Zustande gesammelt und in den Handel gebracht, Die stets zunehmende Kultur des Bodens hat aber schon zu Ende des letzten und zu Anfang unseres Jahrhun- derts so viel Land der fruchtbaren Ebenen und trocken gelegten Sümpfe und Sumpf- wiesen in Kultur genommen, dass unsere einheimischen wild wachsenden Pflanzen dem Gebrauch nicht mehr genügen wollten und in Folge dessen begann allmälig die Kultur einiger der am meisten gebräuchlichen Pflan- zen, Interessant ist es, was Hr. Dr. Schwabe in Weimar im Correspondenzblatt des Allg. ärztlichen Vereins von Thüringen in dieser Beziehung über den Anbau der Medizinkräuter in Thüringen mittheilte. Im Jahre 1817 be- gann ein kleiner Grundbesitzer ın Gölleda, Namens Engelhardt, einzelne Medizinkräuter auf dem freien Felde anzubauen, ein ge- wisser Kirchner und später dessen beide Söhne, setzten diesen Anbau fort. Jetzt be- schäftigt sich fast die ganze, aus 4000 Seelen bestehende Einwohnerzahl in Cölleda fast ausschliesslich mit dem Anbau von Medizin- kräutern und ebenso alle im Umkreis von 3—4 Stunden liegenden Ortschaften. Vor- zugsweise werden da angebaut Baldrian (Va- leriana offieinalis), Pfefferminz (Mentha pi- perita), Krauseminz (Mentha crispa), Lieb- stöckel (Levisticum offiecinale), Angelica (Ar- changelica officinalis), Alantwurzel (Inula Helenium), Melisse (Melissa offieinalis), Salbei (Salvia offieinalis), Gardobenedicten (Gnicus benediectus), Wermuth (ArtemisiaAbsynthium), Die in Cölleda gewonnenen Medizinkräuter wirken bereits bestimmend auf die Preise dieser Artikel im Grosshandel ein, werden doch z.B. von Angelicawurzel und Baldärian von jedem an 600 Gentner dort gewonnen. Ausser in Gölleda wird der Medizinkräuter- bau auch im Gleissethal schon seit 1770 be- trieben und in der Umgebung von Jena ward diese Kultur ebenso schon vor 150 Jahren durch Michael Tonndorf eingeführt. Ausser in Thüringen wird auch in den Harzgegenden der Anbau der heimischen Medizinkräuter in grossem Maassstab be- trieben. i In unserer Zeit, wo die Wissenschaft die Zahl der in medizinischem Gebrauch befind- lichen Mittel immer mehr und mehr -auf eine kleinere Zahl solcher beschränkt, deren Wirkung nicht blos genau bekannt, sondern die auch den betreffenden Heilstoff in grösster Menge und Reinheit enthalten, ist es ganz natürlich, dass derartige noch im allgemeinen 246 Gebrauch befindlichen Pflanzen allmälig im wilden Zustande vertilgt werden. Es sind die Anstrengungen, welche die holländische und englische Regierung in den letzten Jahrzehnten gemacht hat, die Kultur des in den Wäldern Peru’s bald ausgerotteten China-Rindenbaumes nach Java und Ost- indien zu verpflanzen, in dieser Beziehung hinlänglich bekannt. Aber auch manche unserer einheimischen wichtigen offieinellen Pflanzen, die in unsern Gebirgen wachsen, dürften bald den Anbau im Grossen ver- langen, wenn dem vorhandenen Gebrauch genügt werden soll. \ Als solche Pflanzen kämen in Betracht: Arnica montana L., eineim Norden Europa’s, auf den Höhen der Gebirge Deutschlands und in den Alpen vielfach wachsende Pflanze. Ferner sind die in den Alpen wachsenden offieinellen Enzian-Arten (Gentiana lutea L,, G. purpurea L. und G, punctata L. etc.) zu berücksichtigen, wo die Zeit sehr nahe liegt, dass die wilden Pflanzen den Bedarf nicht mehr decken werden. Der Anbau dieser letz- teren Pflanzen würde in den höheren Gebirgs- thälern der deutschen Gebirge, ferner unterm 60—65° n. Breite in der Ebene und in den Thälern der subalpinen Regionen der Alpen auf einem schwarzen torfigen, oder auch auf lockerm, mit Humus gemischtem Boden der fruchtbaren Bergwiesen am sichersten ge- lingen, nur hat man bei Gentiana lutea und den andern Arten, von der Aussaat an, 5 bis 6 Jahre zu warten, bis man ernten kann, d.h. die alten Pflanzen ausgraben kann, um deren Wurzeln zu verwenden. Arnica ist dagegen in 2—3 Jahren aus Samen zur Ernte geeignet. In Petersburg gedeihen Arnica und die betreffenden Gentianen ganz vortrefflich im freien Lande. (E. R.) 3) Mittel, um reife Samen von bei uns schwer reifenden annuellen Pflanzen zu erhalten. Der Hr. Garten-Inspektor C. Bouch& in Berlin theilte hierüber seine Erfahrungen (Oktoberheft 1878 der Monatsschrift des Ver- eins z. Bef. d. Gartenb. in den Preuss. Staaten) mit, die mit den unsrigen ganz übereinstim- men, dass nämlich in’s freie Land in guten Boden gepflanzte derartige Gewächse stark Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wuchern, spät Blumen ansetzen und in Folge dessen die Samen nicht mehr reifen, Es wird deshalb die Kultur in Töpfen mit der Vorsicht, die betreffenden Exemplare nicht durchwurzeln zu lassen, empfohlen. Auch wenn man in trockner warmer Lage auf magern Boden pflanzt, erhält man oft gute Resultate. Hier in Petersburg müssen wir sogar die grosse Mehrzahl der spät Samen bildenden annuellen Pflanzen ausschliesslich im Topfe erziehen, um Samen zu erhalten. (E. R.) 4) Pritchardia filifera hort. Diese Fächerpalme ist im südlichen Californien und im Norden Mexiko’s heimisch. In den letzten Jahren sind Samen derselben sehr zahlreich eingeführt worden, so dass sich jetzt junge Exemplare fast in allen Palmensammlungen finden. Im temperirt warmen Gewächshause und auch im Zimmerfenster gedeihet die- selbe ohne Schwierigkeit. und zeichnet sich vor allen andern Fächerpalmen dadurch aus, dass die sekundären Nerven der Blattzipfel als freie Fäden von den Blatträndern herab- hängen. Sowohl auf dieses Merkmal, wie auf von der Frucht genommene Charaktere gestützt (die Blumen sind noch nicht bekannt), hat H. Wendland (Botanische Zeitung 1879 pag. 65—68) aus dieser Art eine neue Gattung gebildet und nennt solche Washingtonia fili- fera. Für Trennung als Gattung spricht auch noch der Umstand, dass die beiden ver- wandten Gattungen, Pritchardia und Brahea aufden Südseeinseln, diese dagegen in Mexiko und in Californien heimisch ist. (E. R.) 5) Verdoppelung des Jahresringes. Unger, Wiegand, Nördlinger, Cotta, Ratze- burg und andere haben schon in früheren Jahren darauf hingewiesen, dass unsere Bäume zuweilen in einem Sommer einen doppelten Jahresring bilden. Herr L, Kny hat diese Beobachtungen im vergangenen Jahre wieder aufgenommen und bestätigt, dass wenn die Bäume Anfang Juni durch Frost, Insekten oder in Folge künstlicher Entlaubung alle ihre Blätter verlieren, sich die für den nächsten Jahrestrieb bestimmten axillären Knospen häufig entwickeln und dann sich noch ein zweiter Jahresring bildet. Fa Das Nähere hierüber hat Dr. Kny in den Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg (1879) mitgetheilt. (E. R.) 6) Moderner Blumenkultus. So häufig wird von den in ihrer Art ganz ein- zigen Pariser Blumen- und Bouquetmärkten erzählt und jene lebhafte Vorliebe geschil- dert, welche alle Kreise der Bevölkerung der französischen Metropole einer der lieblichsten Schöpfungen der Natur entgegenbringen. Wollen wir nun auch zu Hause ein wenig Umschau halten und in der Nähe betrach- ten, welche Rolle den Kindern Florens im modernen Wiener Leben zugetheilt ist. Freilich, von unserem Blumenmarkte zu erzählen, dürfte eine ziemlich schwierige Aufgabe werden, da wir ja bekanntlich bis jetzt gar keinen solchen besitzen. Man müsste nur jene paar vorsündfluthlichen Kramstellen auf dem als Specialität des alten Wien be- rühmten und beinahe noch in seiner vollen Ursprünglichkeit verbliebenen Naschmarkte, mit diesem Schmeichelnamen bezeichnen wollen, Die wenigen, höchst dürftig kultivirten Blumen- und Pflanzensorten niedrigster Ab- kunft, die wir hier zu schauen bekommen, präsentiren sich überdies in Gefässen, die noch völlig unberührt vom verderblichen Hauche des argen Luxus unserer Tage sind und welche die kokeiten Papierumhüllungen ihrer französischen Genossen, sozusagen die Pariser Toilette, in schnöder Weise ver- schmähen. Solche primitive Schaustellungen, wie sie ähnlich auch auf vielen anderen Marktplätzen der Stadt und Vorstädte in unserer Residenz zu finden sind, können doch nicht im ent- ferntesten mit dem so reichhaltigen, so sehens- würdigen Blumenmarkte am Chäteau d’Eau verglichen werden, Nicht was die wahrhaft verlockende Art des Angebots, noch was die massenhafte Nachfrage betrifft. Nur die Re- spekt einflössenden Kerngestalten der Ver- käuferinnen in Wien und Paris, über deren Häupter voll resoluten Ausdrucks schon gar mancher Lenz dahingerauscht, haben frap- pante Aehnlichkeit mit einander; diese Ge- stalten bilden an der Seine wie an der Donau III, Notizen, 247 den wirkungsvollsten Gontrast mit der frisch erblühten Waare, die sie feilzubieten haben, Doch nicht blos unser Markthandel mit Topfgewächsen steht gegen den Pariser un- endlich weit zurück, auch das Gewerbe oder, richtiger gesagt, die Kunst der Bouquetieres, jene graziöse Fertigkeit, mit gebildetem Ge- schmacke, mit Formen- und Farbenkenntniss Bouquets und Kränze zu binden, ist erst seit kurzer Zeit in Wien heimisch geworden, Der schöne Blumenkultus, welcher in den letzten Jahren sich hier zu entwickeln begonnen und immer mehr in Mode kommt, macht, wie ja alle Moden, seinen Weg von Oben herab und hat bis nun vorerst die Höhen der Gesellschaft berührt. Darum sind das üppig kultivirte Topfgewächs und der ge- schmackvoll angeordnete Blumenstrauss noch keine allgemein verbreitete Marktwaare, aber sie sind bereits stark gesuchte Artikel. Die eleganten, in den vornehinsten Stadtvierteln eröffneten anmuthigen Blumensalons können sich über Besucher nicht beklagen. Theils hier gezogene, theils aus dem Süden (aus Italien und Frankreich) importirte Blumen und Blattpflanzen der edelsten und seltensten . Arten vereinigen sich hier, um den gewiss poetischesten Handelszweig in Wien zu re- präsentiren. Seit jener Zeit im Vormärz, als noch beim „Umgange“ am Frohnleichnamstage die Fah- nen der verschiedenen Zünfte mit jenen so unbeschreiblich plumpen „Buschen* (Sträus- sen) geschmückt erschienen, an deren äusser- ster Spitze als hochbeliebtes Hauptparade- stück die obligate gelbe Citrone oder Pomeranze niemals fehlen durfte, hat die Kunst der Blumenzucht und des Sträussebindens recht. viele Phasen durchmachen müssen. Doch hatte diese Zeit auch ihre ganz specielle Blumenpoesie. An jedem ersien Maimorgen, welcher goldig und oft auch grau über Alt-Wien aufgegangen, erschien bei den festlich gestimmten Hausbesitzern und sonstigen Honoratioren der Vorstadt weiland der „Grundwachter“ in Person als Gratulant und überreichte, dem Brauche ge- mit feierlicher Würde ein frisches Diese mäss, „Blumenstöckl* zum Frühlingsgruss. zarte Aufmerksamkeit des damals sehr mäch- 248 tigen und einflussreichen Vertreters der exekutiven Gewalt kam — meist in Form einer duftenden Levkoje — dem elücklichen Empfänger weit höher zu stehen, als heute der Erwerb des edelsten exotischen Gewäch- ses. Freilich für ganz ausserordentliche Fälle und Gelegenheiten fanden sich auch sonst schon die kostbarsten Blumenarten, gleich- wie die geschickten Hände, welche sie ge- schmackvoll anzuordnen verstanden — dann aber erregten dieselben auch kein geringes Aufsehen ! (Presse.) 7) Blumen-Ausstellung des Gar- tenbauvereins fürHamburg, Altona und Umgegend. Hamburg und Altona, seit langer Zeit der Sitz des Gartenbaues und bekannt durch die ausgezeichneten Gärten, haben jetzt durch ihren Gartenbauverein einen so bedeutenden Impuls in Bezug auf Ausbreitung der Liebe zu Gartenbau erhal- ten, dass die Zahl der Mitglieder dieses Ver- eins im Laufe der letzten 2 Jahre von 438 auf 862 gestiegen ist. Bei solcher allgemeinen Liebe zum Gartenbau musste natürlich auch die grosse Frühjahrs - Ausstellung, deren Arrangement der Chef der Firma „Peter Smith“, Herr J. Rüpell besorgt hatte, eine brillante sein, da feiner Geschmack und reiche Pflanzensammlungen zusammen wirkten, Die Ausstellung fand vom 10.—14. April statt, gleichzeitig als der Petersburger Gartenbau- verein seine Frühlings-Blumen-Ausstellung veranstaltet hatte. Das Lokal war der grosse Saal des Conzerthauses Concordia und be- sucht ward die Ausstellung in den 4 Tagen von nahezu 17000 Personen. Für die reichste Sammlung 150 blühender und nicht blühender Pflanzen erhielt der Handelsgärtner F. L. Stueben-Uhlenhorst den ersten Preis, für eine gleiche Sammlung von 75 solcher Pflanzen der Kaufmann Hell (Obergärt- ner Berger) und dabei das aus Costa Rica neu importirte Hippeastrum ambiguum, Zwei prächtige Gruppen von je 50 Stück Rosen con- eurrirten mit einander, den ersten Preis erhielt die Handelsgärtnerei von Fr. Harms in Eims- büttel und den zweiten der Banquier Behrens (Obergärtner Bartels) und die Entscheidung, welche der beiden Gruppen war ausserordentlich schwer. die bessere, In beiden ne #i- > Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. > ne re ad is Sammlungen waren die neuesten Sorten französischer Züchtung vertreten und als eine der besten unter den vielen galt in der Harms’schen Sammlung „Geoffroy St. Hilaire“. Wie immer und auf allen Ausstellungen er- warb auch diesesmal die berühmte Firma von Peter Smith in Bergedorf den ersten Preis für die Coniferen-Sammlung, welche sich durch Grösse und Schönheit der Exem- plare und Seltenheit auszeichneten, Im Ganzen waren es 59 Sorten und da Coniferen es sind, welche vorzugsweise unsern Gärten gegen- wärtig einen eigenthümlichen Zauber ver- leihen, so wollen wir aus dieser Sammlung besonders hervorheben an hoch- und pyra- midal wachsenden Arten: Abies nobilis argentea, Picea acicularis, sitchensis, Cupressus Lawsoniana in sechs schönen Abarten, Taxus baccata in 6 Sorten, Tsuga Alberti, Sciadopytis verticillata und an niedrig bleibenden Zwergformen, welche sogar in Petersburg sich als noch vollkom- men hart bewährt haben: Picea excelsa humilis, nana, pygmaea, compacta pyramidalis, = 5 Clanbrasiliana, Chamaecyparis in 9 verschiedenen Sorten. ” P}] >72) ” ” ” Ferner die schönen, gleichfalls noch in Petersburg harten Sorten von Thuja oecci- dentalis, nämlich Vervainiana, pendula, recurvata, recurva nana, alles Sorten, welche die zarte Biota in den Gärten der rauhern Klimate ersetzen, wie überhaupt die ganze Gruppe nur im freien Lande in Hamburg aushaltende Sorten enthielt, Aus- serdem hatte die gleiche Firma eine Samm- lung von 250 der bessern Gehölze für’s freie Land ausgestellt und dabei z. B. der gold- gelbe Populus Van Geertii, Catalpa syringi- folia aurea, Acer dasycarpıum pendulum, Quereus in 20 Sorten, die rothblättrige Birke, Quercus in 20 Sorten, Die Sammlungen der Farn von Herrn Sloman (Obergärtner Lüdike) und von Herrn Handelsgärtner Stange waren vorzüglich, in ersterer Sammlung schöne Baumfarn, in letzterer Sammlung eine vor- zügliche Collection von Gymnogramme, aus- serdem von Stange eine Sammlung von ee. eo .... 77 ai LG MS M IN | Di | FIN: my SM, = . in u S /D; ZINN 7 = UT MA ZZ T Dr N 02 DE 3 IM ga la = a ns on m a, S— u Lz > nn =% = Z Na ZUN — S N an = ) un fi => an ZN = AT. _ Ms Er en a a RT Ka NEE ESE EB ET j IV. Literatur, 30 Kulturexemplaren von vorzugsweise bunt- blättrigen Dracaenen. Besonders ausgezeich- net waren die gemischten Gruppen des bo- tanischen Gartens und der Frau Senator Jenisch (Obergärtner Kramer); in ersterer ausser schönen und seltenen Palmen eine Sammlung blühender Orchideen, wie sie eben nur ein Garten stellen kann, in dem der berühmte Monograph dieser Familie, Herr H. G. Reichenbach, als Direktor wirkt und wo 2 tüchtige Cultivateure, Donat und Holtz, diese Pflanzen kultiviren. Als Seltenheiten unter den vielen sind Trichopilia Wagneri Rehb. fil., Coelogyne corymbosa Rchb. fil., Rodriguezia bahiensis und Lycaste tricolor hervorzuheben. Alle die andern Einsendungen waren so zahlreich und mannigfach, dass uns der Raum fehlt, solche einlässlich zu besprechen und schliessen wir daher nur diese Notizen mit der Bemerkung, dass es dem Referenten zu seinem grossen Leidwesen selbst nicht möglich war, diese Ausstellung eines Ver- eins zu besuchen, der ihm erst kurz zuvor die Ehre erwiesen hatte, ihn zu seinem Ehrenmitgliede zu erwählen, so dass er ge- zwungen war, obigen kurzen Bericht theils 249 kurzen Privatberichten, theils einem einläss- lichern Bericht des Herrn Dr, K, Wittmack in der Monatsschrift des preussischen Gar- tenbauvereins zu entnehmen, (E. R.) 8) Herr Prof, Dr. Wiesner überreichte in der Sitzung der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien am 6. Febr. 1879 im Namen des CGand. phil., Hrn, A. Stöhr, eine von diesem im pflanzen-physiologischen Institute durchgeführte Arbeit über das Chlorophyll der Phanerogamen-Laubblätter. Aus dieser Arbeit ergibt sich im Allgemeinen, dass die Epidermis breitblättriger Gymno- spermen und der meisten Dicotyledonen Chlorophyll führt, während dieses in den nadelförmigen Gymnospermen und Land- Monocotyledonen fehlt; — dass das Chloro- phyll sich meistens an der unteren Blatt- seite, am Blattstiel und Stengel vorfindet und selten an der Oberseite und Unterseite des Blattes gleichzeitig, da das Chlorophyll an der Oberseite meistens in Folge des in- tensiven Lichtes bei der Entstehung schon zerstört wird; — die in den Oberhautzellen vorkommenden Ghlorophylikörner erweisen sich als Stärkechlorophyllkörner. (Str.) IV. Literatur. 1) Taschenberg, Dr. E, L, Professor in Halle, die Reblaus und Blutlaus, nebst erläuterndem Texte und einer Wand- tafel. Stuttgart 1878 bei Eugen Ulmer. Wie alle von Taschenberg über schädliche Insekten erschienenen Werke, hat auch dieses Hand und Fuss und gibt uns eine übersicht- liche Darstellung der Entwicklungsgeschichte dieser beiden schädlichen Pflanzenläuse. Die Wurzellaus des Weinstockes (Phylloxera vastatrix) zeigte sich in Frank- reich zuerst im Jahre 1863 im untern Rhone- thal. Die Anwesenheit des Insektes kenn- zeichnet sich dadurch, dass mitten zwischen gesunden Reben eine Gruppe auftritt, deren Blätter schon im Juli gelb werden, sich an den Rändern einrollen, vertrocknen und dann abfallen, Im folgenden Jahre bleiben diese Exemplare im Wachsthum zurück, tragen wenige Trauben, die Beeren reifen kaum und sind von wässerigem Geschmack. Rings um die Gruppe herum hat sich aber in- zwischen die Krankheit ausgebreitet und eine Zone von Exemplaren umgibt dieselbe, die das gleiche Aussehen wie die des letzten Jahres haben, d. h, frühzeitig gelb werden und das Laub verlieren. Im dritten Jahre sterben die Exemplare ganz ab und wenn man solche ausgräbt, findet man die zartern Wur- zeln verfault, die stärkern Wurzeln mit zer- fetzter Rinde, aber das Insekt, welches die Ursache ist, lässt sich nur an den Exem- plaren des ersten Jahres mit Sicherheit nach- weisen. An diesen letztern zeigen sich an den Enden der Zaserwurzeln wurstförmige Anschwellungen und Massen kleiner Pflanzen- 250 läuse, welche mit einer Borste ihres starken, einwärts geknickten, unter dem Bauch hin- liegenden Rüssels die Wurzeln anbohren und deren Nahrungssaft aufnehmen. Im Herbste gehen diese Anschwellungen in Fäulniss über, die kleinen Insekten wandern aber weiter und suchen sich frische Nahrung auf. Dieses Fortschreiten geschieht von den kleinen flügellosen Insekten über die Oberfläche des Bodens auf 10—15 Meter Entfernung. Fast im ganzen Südosten Frankreichs sind die Weinkulturen durch die Phylloxera zerstört und nach amtlichen Daten sind ungefähr 1 Million Hektaren Landes angegriffen und auf 250,000 der Weinbau vollständig ver- nichtet, während alle Weinberge des deut- schen Reichs nur ungefähr 125,000 Hektare einnehmen. Der Weinertrag mancher De- partements ist in Folge dessen um das 10- fache gefallen. So betrug die Ernte des Dep. Gard früher 1'—2'k Millionen Hektoliter und jetzt nur noch !/ı Million Hektoliter, In Deutschland, der Schweiz und Oesterreich ist diese Krankheit bis jetzt bei Annabers, bei Bonn, bei Stuttgart, zu Pregny bei Genf, in Niederösterreich und im Kloster Neuenburg aufgetreten. Ebenso ist dieses Insekt mit Rebenholz-Sendungen auch schon in ver- schiedenen Handelsgärtnereien Deutschlands nachgewiesen worden, so in Bollwiller, Erfurt, Hamburg etc, Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland, der Schweiz und Oesterreich die Wurzellaus nicht durch Rebholz ausFrank- reich, sondern mit aus Treibereien Englands und aus Amerika bezogenen Rebsorten ein- geschleppt ward, ja dass in Handelsgärt- nereien Englands dieses Insekt schon seit ziemlich langer Zeit existirt haben muss und höchst wahrscheinlich daselbst, wie auch in Frankreich mit amerikanischen Rebsorten eingeführt ward, da nachgewiesener Weise die Rebsorten Amerika’s vorzugsweise von der Phylloxera befallen sind. In Amerika ist auch die Wurzellaus früher beobachtet worden als in Europa und Asa Fitch nannte :die- selbe 1853 Pemphigus vitifolia und Shimer etwas später Dactylosphaera, und endlich Westwood in England, nach Exemplaren aus denWeintreibereien Englands 1863 Peritymbia Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7 z vn vitisana, während Planchon erst 1868 ihr den Namen Phylloxera vastatrix gab, unter welchem letzteren Namen dieser Feind un- serer Weinkulturen jetzt allgemein verbreitet ist. Die Phylloxera besitzt wie die meisten Blattläuse verschiedene Generationen und ist in ihren Charakteren den Tannenläusen (Chermes) ähnlicher als den Blattläusen. Die Wurzelbewohnerin ist von Jänglich ovaler Gestalt, besteht aus ungefähr 11 schwer zu unterscheidenden Ringen, mit 6 vierglie- derigen Beinen, dieckem und nur auf der Unterseite des Thieres erkennbarem Kopf mit ögliederigen Fühlern und kaum erkennbaren Augen. Die lange rüsselförmige Schnabel- scheide ist dem Bauche dicht anliegend und besitzt einige lange nadelförmige Borsten, die aus diesem Rüssel hervortreten und mit denen das Insekt in die Wurzeln einsticht und deren Nahrungssaft aussaugt. Ausge- wachsen in diesem Zustande wird das Insekt nur 0,8 Mm. lang und häutet sich, bis es diese Grösse erreicht, mehrmals. Sie über- wintern truppweise unter abgesprungenen Rindenstückchen derWurzel und liegen hier resungslos mit eingezogenen Fühlern und Beinen. Im Frühjahr erwachen diese er- starrten Thierchen zu neuem Leben, begeben sich an die jüngsten Wurzelspitzen, stechen diese an, bedingen deren Degeneration und legen bald darauf je 30—40 Eier in kleinern Parthien ab. Nach 5—12 Tagen, je nach den Wärmegraden, schlüpfen diese Eier aus, die jungen Thierchen erwachsen bald und legen abermals Eier und so geht dieVermehrung bis zum Herbste in ganz enormer Proportion vor sich, so dass von einer Stammmutter vom März bis Oktbr. 25 Milliarden Wurzelläuse entstehen könnten, sofern diese alle die genügende Er- nährung finden würden. Natürlich wandern viele, um neue Nahrung zu suchen, längs der Wurzeln empor und kriechen über die Oberfläche, bis sie nach weiter Reise einen andern Rebstock erreichen oder auf der Reise zu demselben umkommen. Immerhin kommen einzelne lebend an die folgenden Pfianzen und verbreiten so die Krankheit. Ausser dieser nur an den Wurzeln lebenden Generation, kommen unter denselben einzelne se TE vor, die schon als Larve einen Ansatz zu Flügeln besitzen, aus denen dann nach wie- derholter Häutung das geflügelte Insekt her- vorgeht, welches einen deutlichen Kopf und Brustglied und ausserdem 4 Flügel be- sitzt und das ungefähr 1 Mm. lang wird. Die Schwärmzeit dieser geflügelten Insekten ist in Frankreich im Juli und August, in Kloster Neuenburg aber erst im September beobachtet worden. Diese geflügelten Insek- ten tragen natürlich zur Verbreitung auf weiterm Umkreis bei und können selbst durch Luftströmungen auf ziemlich weite Entfer- nungen fortgerissen werden. Dieselben legen nur wenige Eier von zweierlei Grösse, Aus den grössern schlüpft ein geschlechtsreifes Weibchen und aus den kleinern ein Männ- chen, welche beide ungeflügelt sind, keinen Saugrüssel besitzen und sich mit einander paaren, Das Männchen stirbt nach der Paa- rung und das Weibchen legt ein einziges grosses Winterei und stirbt dann ebenfalls. Dieses Ei wird an den oberirdischen Theilen des Holzes angeklebt, da wo sich durch die Lösung der Rinde Hohlräume bilden. Im April oder Mai geht aus diesem Ei ein In- sekt hervor, das den Wurzelbewohnern sehr ähnlich ist, steigt zu irgend einem guten zarten Blatt der Knospen empor, bohrt hier fortwährend saugend den Rüssel ein und durch diesen fortwährenden Reiz entsteht eine Galle, innerhalb deren diese Stamm- mutter neuer Generationen ihre Eier legt. Die bald auskriechenden Thierchen erzeugen wieder Gallen auf den Blättern und erst die spätern Generationen kehren zur Wurzel zu- rück und werden den Wurzelbewohnerinnen durchaus ähnlich. Die Vertilgung der befallenen Exemplare und derer, die im Umkreise wachsen, sowie Desinfektion des Bodens mit Schwefelkohlen- stoff ist in der betreffenden Schrift einläss- lich beschrieben. Da nun ferner zur Begeg- nung auch immer noch Rebsorten eingeführt werden, die den Angriffen der Phylloxera weniger unterworfen sind, so empfiehlt auch Prof. Taschenberg die Anfertigung von Kästen aus Zinkblech, oben mit einer Rinne, in die Wasser gegossen werden kann, damit der in diese passende Deckel luftdicht geschlossen IV. Literatur, 251 werden kann. Unten im Kasten ist ein dop-. pelter Boden und zwar der innere mit Löchern. Zwischen beide Böden wird Schwefelkohlen- stoff im Verhältniss von '/soo des Rauminhalts des ganzen Kastens eingegossen. Dann wartet man, bis der Dunst sich so weit entwickelt hat, dass man ohne Beschwerden das Ge- sicht über die Oeffnung des Kastens halten kann und legt nun die Rebholzstecklinge oder jungen Pflanzen in den Kasten, schliesst diesen und nimmt sie nach 1'/s Stunden wieder heraus. Phylloxera und Insekten aller Art sind in dieser Zeit sicher getödtet, Pflanzen oder Steckholz werden aber gar nicht ge- schädigt. Besonders nothwendig ist dieses, wenn Steckholz oder junge Pflanzen aus Eng- land oder Amerika eingeführt werden sollten. Das gleiche Mittel hilft zur Desinfektion von Edelreisern oder jungen Obstbäumen, die von der Blutlaus (Schizoneura lani- gera) besetzt sind, welches Insekt in der gleichen Schrift von Prof. Taschenberg vor- trefflich beschrieben, abgebildet und be- sprochen ist. (E. R,) 2) Prof. Ferd. Gohn, die Gärten in alter und neuer Zeit, Extra-Abdruck aus den Verhandlungen. Der geehrte Verfasser zeigt in diesem Werke, dass die älteste Garten- kunst, wie solche sich unter Einfluss der Kulturvölker der alten Zeit, der Aegypter, Phönicier, Griechen, Römer, in den dasMittel- meer umgrenzenden Ländern entwickelte, im Wesentlichen sich an die Regelmässigkeit der Baukunst anschloss und wie daraus der regelmässige Gartenstyl hervor ging, wie man solchen jetzt noch in den Gärten Italiens ziemlich allgemein angewendet sieht. Im Gegensatz dazu entwickelte sich im Norden Europa’s, von England ausgehend, der natür- liche Styl. Der Verfasser gibt alsGrund dafür an, dass im Norden Europa’s, in den Län- dern, welche die Ost- und Nordsee umsäumen, das akademische Stylgefühl der architektoni- schen Regeln weniger entwickelt sei, dass mangelnde Perspektive, Unregelmässigkeit, falsche Proportion nicht immer als Dissonanz empfunden werde und stellt damit diesen Völkern kein günstiges Zeugniss aus. Wir können aus voller Ueberzeugung dem wider- sprechen. Die Menschen sind nun einmal 252 Gewohnheitsthiere. Andere Zeiten, andere Künste und besonders andere Art der Auf- fassung. Wie wäre es sonst möglich ge- wesen, wo Gewerbsthätigkeit und Wissen- schaft im Verhältniss zur jetzigen Zeit noch so niedrig standen, dass Baukunst, Bild- hauerkunst und Malerei sich in so hervor- ragender Weise bei den alten Griechen ent- wickelt hatten, so dass solche noch unserer heutigen Kunst als Ideal dienen, wenn es eben nicht die Zeit und der Kultus mit sich gebracht hätte, dass gerade die intelli- gentesten und begabtesten Kräfte des Volkes mit Begeisterung diesen Künsten und zwar mit voller Seele und Gemüth ohne jede Nebenverrichtung sich hingegeben hätten. Unsere Zeitrichtung wird keine Raphael- schen Darstellungen der heiligen Familie mehr hervorbringen, es fehlt an der damals ganze Völker durchdringenden reinen from- men Auffassung dazu, die auch viel höher stehende Bildung niemals ersetzen kann. Thorwaldsen und Schwanthaler stehen in unserer Zeit den berühmten Bildhauern des alten Griechenlands an Wissen weit voraus, sie konnten aber keine Götterbilder schaffen, die mehr sind als höchstens Nachahmungen der griechischen Kunst. — So musste auch zur Zeit der alten Griechen und Römer, wo Baukunst und Bildhauerkunst die hochge- feiertsten Künste der Zeitrichtung waren, auch die in der Entstehung begriffene Gar- tenkunst in die gleiche Schahlone der Bau- kunst gezwängt werden, regelmässige, den Gebäuden entsprechende Formen mussten vorherrschen. Dazu kommt, dass der Süden Europa’s der Entwickelung des natürlichen Gartenstyls durchaus ungünstig ist, denn grüne schwellende Wiesen und Rasenplätze, in ihrem Kontrast zur Baumpflanzung und in ihrer Unentbehrlichkeit zur Bildung von Aus- sichten und Perspektiven beim natürlichen Styl, — sind dort fast nicht herzustellen. Schatten und Kühle der Wohnung, Schatten und Kühle der Wege und Haine, Beschattung der Terrassen vor den Gebäuden, darauf arbeitete und arbeitet jetzt noch dort der regelmässige Styl mit Alleen, Perspektiven, Hecken, Hainen, alles im Einklang mit den Gebäuden, hin, Wir haben kürzlich eine Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz Schrift eines talentvollen Architekten, der auch jetzt noch dieser Richtung huldigt, be- sprochen, — wir haben tausende von Plänen und Anlagen kleiner Gärtehen und grösserer Gärten von Architekten angefertigt gesehen, — und wenige sind es, die in der Anlage von Gärten sich von den regelmässigen Li- nien des Baustyls lossagen können. Ein anderes ist es mit dem natürlichen Styl der Gärten, der unendlich höher als der regelmässige Styl steht, denn er verlangt ein eingehendes Studium der Natur, er verlangt einen durch Reisen und Anschauung fein gebildeten Geschmack und er verlangt endlich eine genaue Kennt- niss des Materials, mit dem man arbeitet, — d. h. welche Gestalt die verwendeten Holz- gewächse, nachdem sie vollständig erwach- sen, annehmen werden, welche Wirkung der ihnen eigne Wuchs und Belaubung, deren Färbung des Laubes ete. im Kontrast mit der Umgebung ausüben wird. Der natür- liche Gartenstyl konnte daher auch erst in einer Zeit entstehen, der die Architektur der Griechen und Römer als vollendete That- sache zur Nachbildung überliefert ward, zu einer Zeit, wo das Studium der Natur auf einer höhern Stufe stand und man einsah, dass die regelmässige Linie wohl bei der Krystallisirung der anorganischen Körper vor- kommt, nicht aber beim Aufbau des Pflan- zenkörpers und noch viel weniger bei der Gruppirung, die uns die grosse freie Natur in ihren schönsten Scenerien zeigt. Mit an- dern Worten, die natürliche Gartenkunst hat sich ganz los gemacht von der Schablone der Zeit, sie strebt darnach, im kleinen und nicht verzerrten Maassstab natürliche schöne Scenerien der freien Natur in den Garten überzutragen und sie fand deshalb auch ihre hauptsächlichsten Stützen und Förderer nicht in den Fachmännern, sondern in hochstehen- den Männern mit fein gebildetem Geschmack, die viel gesehen und die Natur mit empfäng- lichem Auge betrachtet und gleichsam in sich als Vorbild aufgenommen. Zu diesen gefeierten Männern Deutschlands gehörte z.B. der Fürst Pückler-Muskau. Dazu kommt, dass eben auch nur im Norden Europa’s, wo in den Gebirgen düsterer Tannenwald IV. Literatur. 253 mit lichten Laubwaldungen und prächtigen Wiesengründen der Thäler wechseln, der natürliche Styl sich entwickeln konnte. Kehren wir nach dieser Abschweifung zur Abhandlung des Prof, Cohn zurück, so ent- wickelt derselbe in gedrängter Kürze die Ent- wiekelung der Gärten vom grauen Alterthum bis auf unsere Zeiten, zeigt, dass schon die alten Aegypter regelmässige Gärten mit einem viereckigen, von Reihern und Enten beleb- ten Teich in der Mitte des Gartens hatten, mit Palmen-Alleen, Rosenbosquets, mit im Quincunx gepflanzten Sycomorenhainen und mit in Kübel gepflanzten Schmuckbäumen auf den Terrassen, Ebenso, dass als in Rom die Reichthümer der Welt zusammen ström- ten, die Gärten der Stadt selbst, trotz des hohen Werthes des Grundbesitzes mit denen des Landes an Ausdehnung wetteiferten und allmälig in einem grossen Theil Italiens den Ackerbau verdrängten. Welchen Werth damals ein Garten in der Stadt besass, belegt der Verfasser durch ein von Plinius erzähltes Beispiel, Als Crassus im Jahre 98 vor Christo das Gensor- amt bekleidete, bot ihm sein College Domi- tius eine Million Mark für sein Haus und Garten. Crassus nahm an unter der Bedin- gung, dass ihm die 6 breitwipfeligen Lotos- bäume vor seinem Hause blieben, worauf Domitius erwiderte, wenn er die Lotosbäume nicht mit erhalte, gebe er für das ganze Haus nicht einen Denar. So erhebt ferner Seneca seine Anklage gegen die Geldaristo- kratie, indem er sagt, „es gibt keinen Hügel, der nicht von euren Gärten bedeckt, keinen Fluss, keinen See, der nicht von euren Parkanlagen eingefasst ist. Wo ein warmer Wasserquell entspringt, beeilt ihr euch, eure Villen anzubauen, wo das Meeresufer eine Bucht macht, wird ein Palast errichtet und nicht genug am Festlande, baut ihr Dämme, um das Meer selbst in eure Anlagen zu ziehen.“ Der Verfasser zeigt nun ferner, wie in der Sturmfluth der Völkerwanderung das Alles vernichtet ward und dass es die Benedik- tiner gewesen seien, welche die regelmässigen Beete mit Rosen, Lilien, Küchengewächsen und Obstbäumen über die Alpen nach dem Norden Europa’s verbreiteten. Wieder war es im 14. und 15. Jahrhundert Italien, wo Architektur und Gartenanlagen wieder all- mälig zu neuem Leben in dem dort jetzt noch heimischen Style erblüheten, bis im letzten Dritttheil des 16. Jahrhunderts Frank- reich an Italiens Stelle als Vorbild eintrat, und als ein Rest jener Zeit ist der in seinem damaligen Styl erhaltene Garten des Luxem- bourg erhalten geblieben. Von da ging der Renaissance-Styl auf England über und er- hielt sich dort durch das ganze 17. Jahr- hundert. Dann folgte die Zeit, wo von Poeten und Schriftstellern gegen die herkömmliche Knechtung der freien Natur angekämpft ward und so allmälig die Parks Englands entstan- den, die vielleicht wieder nur eine Nach- ahmung im grossartigern Stile der Gärten China’s waren, Es würde zu weit führen, auf diese höchst interessante Schrift des Professors Gohn näher einzutreten, denn bei der gedrängten Kürze derselben müsste man den ganzen Text wiedergeben, Es ist aber eine der ausgezeichnetesten und besten Ar- beiten, die in dieser Beziehung erschienen sind. (E. Regel.) 3) DieObstbaumkrankheiten, Von Dr. Paul Sorauer. Berlin 1879. Ver- lag von Wiegandt, Hempel und Parey. Das vorliegende Buch wurde im Auftrage des leider noch immer in zwei Lager ge- spaltenen deutschen Pomologen-Vereins von dem bekannten Dirigenten der pflanzen- physiologischen Versuchsstation am König]. pomologischen Institut in Proskau verfasst und ist mit der an diesem Verfasser gewohnten Sachkenntniss und auf Grund sorgfältiger Untersuchungen geschrieben. Die Pflanzen- krankheiten waren bis jetzt selbst in den bessern Gartenbüchern lediglich nach allen bodenlosen Traditionen beschrieben und be- nannt. Man kannte Gelb- und Bleichsucht, Wassersucht, Krebs, Abzehrung u. s, w. ganz wie bei Menschen und Thieren, Das war lächerlich ; aber die Verfasser von Büchern hatten ja nichts Anderes dafür zu setzen, wenn sie auch die Krankheitserscheinungen kannten, Handelt es sich auch hier nur um die Krankheiten der Obstbäume, so gestattet jedoch, ja führt von selbst das Mitgetheilte 54 Gartenflora Deutschlands, auf andere Pflanzen, was auch häufig vom Verfasser selbst geschieht. Sehr zu beherzigen ist die klare Darstellung der Ursachen, wel- che die Krankheitserscheinungen hervor- bringen. Die Krankheit war wie im thieri- schen Körper lange vorbereitel, kommt aber oft erst spät zum sichtbaren Ausbruch. Aus diesem Grunde ist leider die Abhilfe eben so langsam wie das Entstehen, so dass der Baum darüber sein Lebensende erreichen kann. Im günstigen Falle wird der kranke Theil durch gesunde Neubildung überdeckt, nicht wie im Thierkörper ausgestossen. Der Verfasser nimmt auch eine Krankheits-Dis- position einzelner Individuen an und erklärt das Auftreten von Parasiten durch krank- hafte Saftveränderung, nach welchen sie erst Russlands und der Schweiz. günstigen Boden finden. Das Buch ist ein- getheilt in; I. Krankheiten durch ungünstige Ernährungsbedingungen, II, durch Verwun- dungen, III. durch Parasiten erzeugt, Die letzteren, besonders die Pilzbildungen, sind sehr eingehend behandelt und wie es scheint, hat der Verfasser alles benutzt, was von Speecialgelehrten in dieser Hinsicht gefunden und bekannt gemacht worden ist. Eine Kritik der Richtigkeit der Thatsachen und Beobachtungen ist hier selbstverständlich ausgeschlossen, weil eine solche nur mög- lich wäre, wenn man Seite für Seite vor- pähme und wenn der Kritiker alles minde- stens ebenso gut wie der Verfasser wüsste und seine Gegenansichten beweisen könnte, J. V. Personalnotizen, Correspondenz, Neuestes. 1) Professor Faber, der seiner Zeit in den Weizenfeldern im Süden Frankreichs den Bastard zwischen Triticum und Aegylops (Aegilops triticoidis) entdeckte, ist gestorben. 2) Aus Uralsk. Ein heisses, fast ganz regenloses Frühjahrswetter hat das Gras der Steppe versengt. Im Garten kann kaum das Wasser beschafft werden, um alles am Leben zu erhalten, doch wachsen Früchte und Beeren vortrefflich. 3) Der Vorstand des Vereines der Blumisten in Haarlem meldet, dass die Versendung der Zwiebeln dieses Jahres später stattfindet, weil in Folge des vielen Regens die Blumen- zwiebeln nicht zeitig genug abgetrocknet sind. 4) David Moore, Ph. Dr., ist im Alter von 71 Jahren am 9, Juni 1879 in Glasvenor bei Dublin gestorben. Derselbe war Direktor des botanischen Gartens bei Dublin und hat sich durch seine Arbeiten über die Flora Irlands und die geographische Verbreitung derselben vorzugsweise bekannt gemacht, Wiederholt hat derselbe die Internationalen Gartenbau-Ausstellungen besucht und wir be- trauern in demselben einen unserer liebens- würdigsten Freunde. (E. R.) 5) Aus Tiflis vom 26. Juni. In dieser Woche führte mich eine kleine Reise in die von den Heuschrecken geplagten Gegenden. Sie werden aus den Zeitungen schon Meh- reres darüber erfahren haben, dass in» die- sem Jahre alle Flussniederungen Transkau- kasiens auf’s Schrecklichste heimgesucht sind. Ich fand die Fläche vom Tifliser Acclimatisations-Garten an nach Norden eirca 20 Werst weit bedeckt mit Heuschrecken- schaaren, in der Luft schwirrte Alles wie ein recht dichtes Schneegestöber, doch nicht höher als 30.Fuss über dem Boden sich er- hebend. Weiterhin nahm die Zahl der Thiere ab und mit dem Einbiegen des Weges in die waldigen Gebirgsthäler verschwanden sie gänzlich, da sie den Nachtthau nicht ver- tragen, der dort fällt, Ueberall war die Gras- und Brotkornvegetation total vernich- tet, die Aecker sahen aus, als ob sie erst der Aussaat warteten, in der Steppe keine Spur von Gras oder Kraut, Sobald die Heu- schrecken aufhörten, waren die Kornfelder vom Käfer besetzt, eine Art ähnlich dem nordischen Rosen- oder Junikäfer. Von drei Aehrenstummeln streifte ich die Käfer ab, es waren 19 Stück. Das Merkwürdigste ist, dass die Heu- schrecken dieses Jahres eine unbekannte Species bilden, sie haben nur die halbe V. Personalnotizen, CGorrespondenz, Neuestes. Grösse der Wanderheuschrecke und im Mai- monate haben sie schon Eier gelegt, nach welcher Procedur sie aber nicht abster- ben, sondern ruhig weiterfressen, so dass wir vielleicht das Vergnügen haben, meh- rere Generationen in einem Sommer zu sehen, also in Permanenz erklärt. Das wäre der Ruin des Landes, denn zu machen ist gegen diese Milliarden absolut nichts. Mein Weg führte mich in die sich ver- engernden Thäler ohne Weg, denn man be- nutzt das breite Steingeröll des Flussbettes, herrlicher Hochwald bedeckt die Berge, un- terbrochen von kleinen Ackerstücken. Der Weinbau hört auf und die schönen Wiesen- flächen zeugen von der Feuchtigkeit und Kühle des Klima’s. Nach dem trostlosen Anblick der Tiflis’schen Wüsten fühlt man sich wie in den Himmel versetzt. Die Wasser- scheide der zwei Bäche Lesgtrinka und Gldanka ist nur ca. 500 Fuss hier hoch und leicht überstiegen. Auch hier ist noch der wilde Wein (Vitis vinifera) in Menge ver- treten, steigt also viel höher hinauf als die Kultur desselben. Rothbuchen, Erlen, Ame- lanchier, Haselnüsse, Eschen und Carpinus Betulus sind vorherrschend geworden, wäh- rend tiefer die Ulmus, Quercus und Garpinus orientalis vorwiegen. Eine Menge blühender Orchideen, Spiraea filipendula, Coronilla u. A. schmückten die kleinen Bergwiesen, Ein heftiger Gewitterregen zwang uns zur Einkehr und der vorrückende Abend zur Rückfahrt. Im Tifliser botanischen Garten hat ein schon seit längerer Zeit von mir beobach- teter Baum zum ersten Male geblühet, es ist eine sehr grossblättrige Linde, der Tilia tomentosa ähnlich ; ich habe Exemplare ein- gelest, um sie Ihnen später zusenden zu können*), Der Standort an einem Wasser- kanal des öffentlichen Gartens, der von dem persischen Prinzen Mustaid angelest ist in den 40ger Jahren, gibt gar keinen Anhalt, woher der Baum stammen sollte. Der Perser hat nur Fruchtbäume und Pappeln gepflanzt, *) Doch wohl nur T, alba oder T. tomen- tosa, die viel mit einander verwechselt wer- den. (E. R.) 255 alles Uebrige ist in den 50ger Jahren ange- pflanzt, als der Garten in Krons-Verwaltung übergegangen war. Soviel ich die kaukasi- sche Flora kenne, ist hier eine weissfilzige Linde nicht zu finden. Ich habe selbst Tilia alba aus Italien kommen lassen, doch die Exemplare sind im botanischen Garten geblieben, haben auch keine Aehnlichkeit mit dieser Linde, Wegen der Weinrebe Dsanis (Vitis Solonis), einer ganzblättrigen Sorte, habe ich alle möglichen Nachforschungen hier angestellt, ohne jemals etwas ihr Aehnliches finden zu können. Ich habe von Paris und Berlin Blätter mitge- bracht, sie sind congruent, nicht blos ähn- lich, den Blättern der alten amerikanischen Reben, die ich im Jahre 1862 von Mailand erhalten. Im Kaukasus habe ich nie und nirgends Vitis vinifera mit ungelappten Blät- tern gefunden. Man hat soviel darüber mich befragt, dass ich glaube, die Notiz wird Viele interessiren, Heute der erste durchdringende Regen seit Jahresfrist. (Scharrer.) 6) Aus Tiflis, Nach Absendung meines letzten Briefes erschien ein Artikel von Dr. Radde im „Kawkas“, worin Notizen über die hier auftretende Heuschrecken-Species enthalten sind. Dr. Radde hat die Hauptart der diesjährigen Verwüster als dieselbe er- kannt, welche vor einigen Jahren von Dr, Schneider bei Baku beobachtet worden und den Namen Pachytylosnigrofasciatus erhalten hat, Der warme trockne Winter hatte das frühe Auftreten und frühe Be- galten und Eierlegen zur Folge, so dass man hier zu der Vermuthung kam, eine neue Art vor sich zu haben. Die Schwärme, die meilenweit und stundenweit am Wege sich hinziehen (nicht wandernd, sondern nur schwärmend an den Orten ihrer Niederlas- sung), bestanden aber aus verschiedenen Arten, in Form und Farbe sehr abweichend, welche zu bestimmen Dr, Radde und Dr. Sievers sich beschäftigen, Der Kornkäfer, der hier stellenweise grossen Schaden angerichtet hat, ist nach Dr, Sievers die Anisoplia austriaca, die auch im süd- lichen Russland vorkommt. (Scharrer.) 256 7) Petersburg, Während das westliche Europa im Frühjahre hässliches kaltes Wetter hatte, war es in Petersburg schönes Wetter und während man in der Schweiz und Deutsch- land von Neuem im Zimmer heizte, erfreuten wir uns in Petersburg bis spät in die Nacht hinein des herrlichen Frühjahrswetters auf den Balkons im Freien. Mit Mitte Juni (n. St.) bis zum 6, Juli begann für Peters- burg die Zeit der Regengüsse und der kalten Nordoststürme, die manchen Tag uns in die Zimmer zurücktrieben. Ueberall fielen Bäume und im Kaiserlichen botanischen Garten unter andern 2 Populus nigra, welche über 160 Jahre nach vorgenommener Rechnung zählten, also zur Zeit Peter des Grossen gepflanzt wurden. Es war das ursprünglich eine ganze Allee dieser Bäume, von der jetzt nur noch 2 Bäume übrig sind, und unter diesen einer, dessen Stamm 3 Männer nicht umspannen können, jedenfalls der stärkste Baum Petersburgs, (ERRRE)L 8) Akademiker Geheimrath Johann Friedrich von Brandt starb am 4. (16.) Juli im Badeort Merreküll in den Baltischen Provinzen, wohin er zur Herstellung seiner Gesundheit übergesiedelt war. Am 13. (25.) Mai 1802 zu Jüterboghk, Provinz Sachsen, geboren, erhielt er seine erste wissenschaft- liche Ausbildung auf dem Gymnasium zu Wittenberg und bethätigte hier schon vor- zugsweise die Neigung zu den Naturwissen- schaften, indem er die Flora und Fauna Sachsens fleissig sammelte. Am 24, Januar 1826 ward er von der medicinischen Fakultät Berlins zum Doktor creirt, 1827 ward er als Gehilfe am anatomischen Museum zu Berlin angestellt und im Jahre darauf trat er als Docent in die Berliner Universität ein, wo- rauf er 1830 zum Professor extraordinarius ernannt ward. Noch im gleichen Jahre ward er alsZoolog als Adjunkt an die Kais. Akademie derWissenschaften in Petersburg berufen, am 16. Mai 1832 ward er zum ausserordentlichen TREE NG PP We Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, N MR Akademiker und einige Jahre darauf zum ordentlichen Akademiker ernannt. Ausserdem wirkte Brandt lange Jahre als Professor an der medieinischen Akademie zu Petersburg, wo er den Lehrstuhl für Zoologie inne hatte, Brandt ist es, der das zoologische Museum der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, dessen Direktor er war, zu einer der ausge- zeichnetesten und vollständigsten, vollständig geordneten Sammlungen ausgebildet hat. Als Junger Mann huldigte er der Flora, denn sein Erstlingswerk war eine „Flora beroli- nensis (Berlin 1825)“ und später arbeitete er gemeinsam mit seinem Freunde Ratze- burg, Alle seine spätern Arbeiten waren Gegenstände der Zoologie und wie zahlreich seine Schriften sind, geht daraus hervor, dass das Verzeichniss seiner Schriften ein besonderes kleines Buch, 52 Seiten in Quart, füllt. — Mit Brandt ist nicht blos einer un- serer bedeutendstenZoologen heimgegangen, mit ihm ist auch einer der seltenen Ehren- männer heimgegangen, an dessen hochge- feiertem Namen auch nicht der kleinste Makel hängt. Ein Mann, der jedem nur Freund- lichkeit und Liebe entgegentrug, in dessen gseradem, offenem, biederem Charakter auch nicht die kleinste Falte sich befand, ein Mann, der sein ganzes Leben nur der Wis- senschaft gewidmet hat, in der er bis zu seinem Lebensende thälig war, so dass sein letztes Werk über das Elasmotherium erst post humum erscheinen wird. Von seiner Familie und seinen Freunden herzlich und innig geliebt, von seinen zahlreichen Schü- lern verehrt und geliebt, ist er dahingezogen, wo über kurz oder lang wir alle uns wieder versammeln werden ; dem Referenten ist mit ihm aber sein erster und ältester, innig ge- liebter Freund entrissen worden. Zahlreiche Thiere tragen Brandt’s Namen, Kunth nannte ein Gras Brandtia holeoides und mit seinen Schriften hat sich Brandt ein unvergäng- liches Andenken in den Annalen der Wis- senschaften gestiftet. (E. R.) . Origsinalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A, Chorispora Greigi Rel. (Siehe Tafel 984.) Cruciferae. Annua v. biennis, pluri-multicaulis. Caules simplices v. ramosi, inferne fo- liosi, superne in racemum nudum lon- gissimum (demum 30—40 Um. longum) laxum desinentes, initio ut pedicelli calyces foliaque minute glandulosa, demum glabrescentia. Folia petiolata, oblonga, sinuato-pinnatifida; foliorum inferiorum radicaliumque lobis ovatis obtusis integerrimis v. sinueato-sub- lobatis, foliorum superiorum oblongis integerrimis. Pedicelli graciles, lorem eirciter aequantes. Calyx basi bisac- catus. Petalorum unguis calycem su- perans, lamina obcordata violacea. Siligqua ceylindrica, lomentacea, insig- niter torulosa, glabra, pedicellum cir- citer aequans v. paullo superans, stylo subulato-Aliformi quam siliqua eireiter triplo breviore terminata. Eine schöne 1- bis 2jährige Pflanze, deren Samen Hr. A. Regel im Thai des Scharyn im Thian-Shan-Gebiete sam- melte. Ist zunächst mit Chorispora tenella D.C. verwandt, jedoch unter- scheidet sich die letztere Art sofort durch die lose gestelltenkurzen borsten- förmigen, drüsentragenden Haare, welche die ganze Pflanze bekleiden, durch elliptisch-lanzettliche, schwach gezähnte Blätter, Schoten, die nicht die ausgezeichneten perl- schnurförmigen Einschnürungen zei- gen, einen Griffel, der halb so lang bis so lang als die Schote und kaum halb so grosse unbedeutende Blumen. Ein vorzüglicher Zuwachs zu unsern schönen Florblumen, deren Samen zur Erprobung für das deutsche Klima wir Herren Haage und Schmidt in Erfurt mitgetheilt haben. Es dürfte dies für das folgende Jahr eine der ausgezeichnetsten Neuheiten in der Gruppe der Pflanzen für das freie Land sein. (E. R.) ferner B. Primula capitata Hook. (Siehe Tafel 985.) Primulaceae. (Bot. mag. tab. 4550. Flore des serres tab. 618. Walp. ann. p.7.) Die 1879. Primel, welche unsere Tafel diesmal darstellt, blühete im April und Mai 17 258 im freien Grunde in meinen Baum- schulen, ausserdem sendeten die Herren Haage und Schmidt eine Zeichnung derselben als Primula species Kashmir ein. Dieselbe wächst im Himalaya in einer Höhe von 10,000 Fuss, gehört zur Gruppe von Primula farinosa, be- sitzt ziemlich grosse länglich-lanzett- liche, unterhalb etwas weiss bestäubte verhältnissmässig grosse gezähnelte Blätter, und ertrug auch den Peters- burger Winter im freien Lande. Die in dichte vielblumige Köpfe gestellten rosenrothen Blumen und der üppige robusteWuchs zeichnen diese Art vor et tt r Pe Tal, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, | allen andern verwandten Arten aus und stempeln sie zu einer der schönsten Arten dieser Gruppe. Vermehrung durch Samen im ersten Frühjahre, welche jedoch in Töpfe ausgesäet wer- den müssen, sowie im Sommer nach dem Abblühen durch Theilung. Wir bemerken hierbei, dass alle Primeln aus der Gruppe von Pr. farinosa im Sommer getheilt werden sollten, weil zu dicht wachsende Büsche im Herbste von der Mitte aus zu faulen beginnen und im Winter dann vollständig ab- sterben. (E. R.) 0. Papaya gracilis. (Siehe Tafel 986.) Papayaceae. Caule gracili 4—6pedali, simplici; foliis longe petiolatis, cordato-subro- tundis, ad basin 3—Öpartitis; lobis sinuato-lobatis; racemis masculis pe- tiolo brevioribus, plurifloris; limbo corollae masculae Öpartito; lobis ob- longis recurvo-patentibus, apice in- flexo-eueullatis. Die in Rede stehende Art ward von Linden aus Neugranada eingeführt und als Carica gracilis vertheilt, in den Gärten findet sie sich auch als Vas- conella gracilis. Steht der P. vulgaris D.C. (Carica Papaya L. Bot. mag. tab. 2898) sehr nahe, ist aber viel niedriger vonWuchs, der dünne Stamm ist oben von dem aufgeschwollenen Blattkissen knotig, die Blumen bedeu- tend kleiner und die Lappen der männ- lichen Blumen haben eine einwärts ge- krümmte kappenförmige Spitze.. Die Blätter sind endlich bis zum Grunde 3—theilig. In allen andern stimmt diese Art mit P. vulgaris überein. Eine hübsche im Warmhause leicht ge- deihende Dekorationspflanze. Blumen hellgelb, ohne Effekt. Weibliche Blu- men sahen wir nicht. (E. R.) Tatel 986. Fig.1 eine ganze Pflanze, verkleinert. Fig. 2 Blüthenstand und Blatt in natürlicher Grösse. Fig. 3 Blume von aussen. Fig. 4 männliche Blume im Durchschnitt. Fig. 3 u. 4 | vergrössert. I. Originalabhandlungen. 2) Ueber Einwirkung niedriger Temperatur auf die Vegetation. Beobachtungen aus dem botanischen Garten in Breslau von Professor Dr. H. K. Göppert, Direktor des botanischen Gartens. (Fortsetzung.) Niemals sah ich diese Bewegungen in grösserer Mannigfaltigkeit als in Folge von Frühlingsfrösten, weil sich um diese Zeit bereits viele Pflanzen in voller Entwickelung befinden, so unter andern am Morgen des 24. April 1873 früh 7 Uhr nach einer nächt- lichen Temperatur von — 3 bis 7°, die sich erst gegen 10 Uhr früh bis aut 0° erhob. Steifgefroren boten fast sämmtliche im Freien des botanischen Gartens befindlichen Pflanzen einen merkwürdigen Anblick dar: die Stengel der büschelartig wachsenden Ranun- culaceen, wie von Paeonia, Delphinien, Adonis, von Potentillen, Dielytra, Pa- pilionaceen excentrisch mit nach der Erde gebogenen Spitzen, Einzelpflan- zen wie Raps, Kohlblüthe nur nickend, Blätter von beiden Seiten nach unten gerollt, Stengel von Liliaceen sowohl blühende, wie selbst 2—2'/a F. hohe Kaiserkrone, Hyacinthen, Tulpen und nicht blühende, nicht etwa nur wie ge- bogen, sondern mit steif anliegenden Blättern glatt auf dem Boden hinge- streckt *). Alle erholten sich im Laufe *) Während ich das Vorstehende zum Drucke vorbereite, vom 24. bis 28. März 1879, zeigten die eben blühenden, bei -- 4° Morgen-Temperatur gänzlich gefrornen Ga- lanthus nivalis und Leucoium vernum die- selbe Erscheinung, besonders auffallend das letztere, insofern ohne alle etwaige Streckung die oben überhängende Blüthe sich zur Erde bog. Plötzlich angestellte Aufthauungsver- suche bei 4 8, + 10 und + 24° führten zu ein und demselben Resultate, die Blüthen blieben lebend. | sıe des Tages und kehrten nach 4 bis 6 Stunden unter allmäligem Aufthauen und Verschwinden des schlaffen Aus- sehens nach 4—5 Stunden in ihre frühere Lage zurück; nur der zier- liche Sauerklee, Oxalis Acetosella L., behielt die nach unten vertikal zu- rückgeschlagenen Blätter noch mehrere Tage hindurch. Emil Mer (Bulletin de la societ& botanique de France 1870 T. 17 p. 238) in Paris untersuchte diese Vorgänge bei einigen anderen Pflanzen, fand dasselbe und suchte auch den Grad der Ausdehnung der einzelnen Zellen zu bestimmen, was bei der Schwierigkeit der Untersuchung nicht leicht erreichbar ist. Ausser dem Erblassen des lebhaften Grüns habe ich überhaupt anderweitige Farben- veränderungen nicht bemerkt, mit Ausnahme von Wurzeln, Stengeln und Blättern einiger Indigo haltenden Or- chideen (Phajus, Calanthe), die sich eben so wie die schneeweissen Blü- then der Calanthe veratrifolia und die bräunlichen von Phajus eupreus dunkel blaugrün färbten, dabei aber sämmt- lich getödtet wurden. Gewöhnlicher Braunkohl wird bei sehr hoher und andauernder Kälte weisslichgrau, geht aber dann gewöhnlich zu Grunde, ohne jemals die frühere grüne Farbe wieder erlangt zu haben. Sonderbar genug zeigen die jetzt so vielfach kultivirten tropischen Pflan- zen mit bunt gefleckten, gestreiften oder geränderten Blättern, obschon durch das Gefrieren ge- 260 tödtet werden, auch nicht die leiseste Veränderung ihrer ört- lichenFarbenverhältnisse, näm- lich der verschieden gefärbten Flecken und Streifen. Im Inneren füllen sich nun ferner die Lumina der Zellen und Gefässe mit Eiskrystallen, deren Bildung man leicht unter dem Mikroskop verfolgen kann, bis ihre allzugrosse Anhäufung Die Wandungen der Zellen und Gefässe werden aber dabei nicht zerrissen, sie undeutlich erscheinen lässt. ebenso wenig wie nach dem Auf- thauen, sollte die Pflanze auch wirk- lich erfroren, d. h. getödtet sein. Im letzteren Falle wird das Protoplasma, wie ich selbst und Andere mehrfach beobachtet haben, durch den Frost kontrahirt und nach dem Aufthauen so erschlafft, dass es nicht mehr in die frühere Lage zurückkehren und ebenso wenig dann auch seine frühere Funk- tion, die Diffusion wie die Verarbeitung und Verbreitung oder Diffusion des Zelleninhaltes zu übernehmen vermag, daher unter andern auch das frei- willige Austreten des Wassers auf der Oberfläche Theile trocknen derselben, erfrorner schnelle Ver- Alle Pflan- zentheile, die holzigen wie krautigen, erlangen während des Gefrorenseins eine grosse Brüchigkeit, die sich na- mentlich bei lang andauernden hohen Kältegraden ausserordentlich steigert, woraus offenbar hervorgeht, dass ge- wisse Pflanzen in Folge der Beschaffen- heit oder geringen Quantität ihrer in sehr dickwandigen Zellen befindlichen Vegetationsmasse, viel später gefrie- ren, als man glaubt. und das Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. L; Während den so sehr kalten Tagen des Februars 1870, in welchen vom 2. bis 14. Febr. eine Kälte im Mittel — 13,69° und eine 6tägige Morgen- temperatur von — 20 bis 22° bei stets heiterem Himmel herrschte, hatten Bäume und Sträucher sicher durch das Gefrieren aller ihrer wässeri- gen Theile eine solche Sprödigkeit erlangt, dass ich ihre Gruppen auch bei der schwächsten Berührung nicht zu durchschreiten im Stande war, ohne sie dabei durch das Abbrechen der Aeste auf das Aeusserste zu schädi- gen, wie ich dies bisher noch in keinem Winter beobachtet hatte *). Seit 80 Jahren hatte man eine so niedere Temperatur in Breslau nicht beobachtet. Eine Bestätigung dieser Beobachtungen finde ich auch in Mid- dendorff’s vortreffliehem Werke: Im Winter fröre in Nord-Sibirien das Holz der lebenden Bäume in dem Grade durch und durch bis zu eisenartiger Härte, so dass der Si- birier nur in der äussersten Noth sich dazu verstehe, einen solchen ge- frorenen Baum zu fällen, wobei ihm oft die ebenfalls durch den Frost spröde gewordene Axt wie las zerspringe. Daher öffneten sich die Stämme, wie dies auch bei uns von — 15° ab geschieht und die Bildung der Frostrisse oder Frost- spalten erfolgte, oft unter knallähn- *) In Jakutzt, wo während Weihnachten das Quecksilber gefroren ist, gelang es von Stubendorff, als er dort noch Gou- verneur war, niemals einen Tannenbaum unversehrt sich zu verschaffen, da die spröden Zweige beim Transport stets brachen. zusammen (E-R.) ® I. Originalabhandlungen. lichem Geräusche in der Längsrich- tung des Stammes, welcher dabei bis tief in das Innere,,bis zum Mark und selbst darüber hinaus sichtbar wird. Sie folgen. den meist spiralig gewun- denen Holzlagen des Stammes und erstrecken sich selbst bis in seine Verästelungen. Ich beobachtete sie bei sehr vielen Bäumen und Sträuchern von ver- schiedener Stärke von !a—4F. Dicke, am häufigsten bei Eichen und bei Rosskastanien, wo sie vielleicht bei allen älteren Stämmen vorkommen). *) Inden strengen Wintern Febr. 1870 und 1870—71 wurden in unserem botanischen Garten ausserordentlich viele auf diese Art geschädigt, wie sich aus nachstehendem Verzeichniss ergibt. , Abietineen: Pinus Abies, Picea. Larix, Pinus sylvestris und austriaca. Bei Cupressineen: Juniperus Sabina, Juni- perus communis und virginiana. Taxineen: Taxus baccata. Cupuliferen: Fagus sylvatica. Castanea vesca, Carpinus Betulus, Quercus pedunculata und Robur, palustris. Ulmaceae: Ulmus campestris, effusa. CGeltis occidentalis. Moreae: Morus alba, papyrifera, Tockwa Siebold. Betulaceae: Betula alba und pubescens. Alnus incana, Salicineae: Salix alba, fragilis, triandra, daphnoides, Populus nigra, alba, dilatata M, Daphnoideae: Daphne Laureola. Ebenaceae: Diospyros virginiana und D. Lotus. Elaeagneae: Elaeagnus. Oleineae: Fraxinus excelsior. Staphylineae: Staphylea pinnata. Caprifoliceae: Sambucus nigra. Tamariscineae: Tamarix gallica. Magnoliaceae : Liriodendron tulipifera. Acerineae; Acer dasycarpum, platanoides und Pseudo-Platanus. ursächliche zu 261 Sie beginnen gewöhnlich an der Seite des Baumes oder Strauches, an welcher die stärkste Wärmeausstrah- lung stattfindet, bei Nord und N.O. Winden, z. B. an der Nordseite des Stammes, doch sah ich sie auch an ein- und demselben Stamme zuweilen an 2 bis 3 verschiedenen Seiten, wahr- scheinlich in Folge der wechselnden Windrichtungen, die zur Zeit der hohen Kälte stattfanden. Viel seltener beschränkten sich diese Spalten nur auf die Rinde, welche dann rasch vertrocknet und selbst im Winter sich noch löst und abspringt, wenn sie nicht etwa durch Gummi- fluss wie bei den Amygdaleen oder durch Harzerguss wie bei Abietineen noch fest gehalten wird. Pilzbildungen fehlen selten, doch kann ich ihnen nur eine sekundäre Bedeutung, keine erkennen, Sorauer geneigt erscheint. Es sind dies die sogenannten Sommerrisse mancher Pomologen, die also nicht, wie sie meinen, durch Sonnenbrand entstehen, sondern ebenfalls im Winter wozu P. Rihhamneae : Rhamnus cathartica, Frangula Terebinthinae: Rhus Cotinus, Coriaria, ty- phina, Ailanthus glandulosa. Sapindaceae: Aesculus Hippocastanum, ru- bra, Pavia. Juglandeae: Juglans nigra, cinerea, regia. Pomaceae: Pyrus Malus und sylvestris mit ihren zahlreichen Veredlungen, P. AriaL. Amygdaleae: Amygdalus communis, Prunus domestica, Gerasus und avium mit ihren Veredlungen, P, persica, Armeniaca, P, Padus, Rosaceae: Rosa canina. Papilionaceae: Cytisus Laburnum, alpinus, Weldeni, Robinia Pseudacacia, viscosa, Sophora japonica. 262 gebildet, jedoch erst im darauf fol- genden Sommer bemerkt wurden. Ein einmal gesprungener Baum kann in dem nächstfolgenden Winter, und zwar bei viel geringerer Kälte, sehr leicht sich wieder öffnen, weil der Riss selbst niemals zuwächst, sondern in seiner sanzen Ausdehnung im Innern ge- öffnet bleibt und nur äusserlich durch die Cambialschicht des folgenden Som- mers geschlossen oder sozusagen ober- tlächlich verkittet wird. So sah ich bei einer Rosskastanie die vorjährigen, nur durch eine dünne Holzlage geschlossenen Spalten sich schon bei — 6° öffnen, während zu dem ersten Aufspringen dieses Baumes mindestens — 14° gehören. Bei — 18° bis 20° tritt bei diesen Bäumen die Erscheinung ganz allgemein ein. Nach der Dicke der zu zersprengenden Holz- lagen richtet sich auch die Stärke des dabei erfolgenden Geräusches, nur schwach vernimmt man es bei dün- nen, lauter bei sehr dicken Holzlagen bei hohen Kältegraden *). Wenn in Folge der Ausdehnung der Holzlagen der Schluss nicht so fest erfolgte, würden die betroffenen Bäume noch häufiger Schaden leiden, als es ohnehin schon geschieht und es würde noch viel früher innere Fäulniss und Pilzbildung stattfinden, welche mit der Zeit doch eintreten und den Gebrauch des Stam- mes als Nutzholz sehr beeinträchtigen. *) Dieses Platzen des Holzes unter schuss- artigem Geräusch zeigen auch Bauholz und Bretter, die der Nässe und Kälte ausgesetzt sind. So eröffnet bei sehr bedeutenden Kälte- graden, der aus Holz konstruirte Balkon vor meinem Hause, oft ein wahres Pelotonfeuer. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Es kann daher Forstmännern zur Be- achtung nur sehr empfohlen werden, dass das Innere, obschon bei geschlos- sener Spalte, dennoch einen unheil- baren Nachtheil erfahren hat. Abbildung zweier Frostrisse, Querschnitt. Fig, 1 und 2 gewöhnlicher Frostriss. Fig. 1 von einer 66jährigen, ”/s M. dieken Weisstanne (Pinus Picea L.). Der Anfang der Spalte stammt vom 20sten Jahre, der defini- tive Schluss erfolgte etwa im 60sten. N N N HHHHLIN \\ NLIUÄON INN Fig. 2 von einer Steineiche (Quereus Robur) gleichen Durchmessers; b c Frostriss, a d anderweitige Risse oder Sprünge. PERLE I. Originalabhandlungen. Beim Eintritt des Thauwetters schliesst sich die Kluft sehr schnell und zwar so fest, dass früher in die- selbe gelegte eiserne oder hölzerne Stifte so leicht nicht mehr heraus- gezogen werden können. Bei wieder- holtem Aufspringen legen sich nun die nächsten Jahresschichten über die früheren, von Anfang an schon etwas in konvexer Lage und erhöht so ihre Konvexität, dass nun allmälig in der Richtung des Radius nach aussen leistenartige Hervorragungen gebildet werden, die man auch ganz passend als Frostleisten bezeichnet. Unter sol- chen Umständen verändern sie dieForm desStammes. DervollkommeneSchluss, gebildet durch das genaue Aneinander- liegen derWundränder der Spalte ist als die Hauptbedingung der Frostleisten anzusehen, weil sich sonst das Cam- bium über dieWundränder noch weiter ergiessen und unregelmässige Bil- dungen, namentlich an rundlichen, länglichen Knollen bewirken würde, Denn fast jede Knollenbildung beruht auf solchen ungeregelten, man könnte figürlich sagen, uferlos dahin fliessen- den Strom des Cambium’s. Zuweilen, wie gesagt, verändern solche Frostleisten die ganze Form des Stammes, wie man freilich wohl nur selten in so ausgezeichnetem Grade, wie in dem hier abgebildeten Querschnitte (Fig. 3) eines Bergahorns (Acer Pseudo Platanus L.) sieht, bei welchem die konvexe Leiste der Rindenoberfläche im Querschnitt ein schnabelartiges Ansehen erlangt hat, indem die Leiste den Durchmesser des übrigen ganzen Stammes fast übertrifft. Im 50sten Jahre wurde dieser Stamm 263 vom Froste gespalten, die Spalte selbst aber erst nach 15 Jahren geschlossen, daher die ungewöhnliche (Fig. 3 a), wie gesagt, nach einer Seite fast schnabelartige Form. (Fig. 3 b der 'Frostriss, e gebräunte, schon im Zu- stande der Verwesung begriffene Holz- N N U BI ——— lagen des Innern; d die Holzlagen, welche den Schluss der Spalte nicht erreichten; eendlich befestigter Schluss in Folge von milden Wintern, in denen das Aufspringen nicht erfolgte). So sind z. B. sämmtliche im hiesigen bo- tanıschen Garten vorhandenen Frost- risse seit Februar 1572 in den darauf- folgenden Wintern 1873—1874 und 1874—18%75 geschlossen geblieben, mit Ausnahme eines einzigen Tages im Februar 1875, an welchem die Tem- peratur sich auf 13°, aber nur auf kurze Zeit erniedrigte. Oeffnung und Schluss der Spalten folgen eben so schnell aufeinander wie der Wechsel 964 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Temperatur. Die Frostleisten auf der Oberfläche jener Stämme hatten in dieser langen Zeit bedeutend an Con- vexität gewonnen. Einen wo möglich noch interessan- teren Anblick gewährt der Querschnitt einer Rothbuche (Fig. 4), bei der NA NN N\ RAS N N sich die beiaund b gebildeten Frostrisse einander exakt gegenüber befinden und der späte Schluss der Frostleisten dem Stamme ein fast geflügeltes Ansehen verliehen haben. Bei alten Eichen erreichen diese Frostleisten oft 6 Zoll Querdurchmes- ser, die dann, da sie in der Spiral- drehungdes Holzstammesverlaufenund sich oft bis in die Aeste der Krone er- strecken, für Folgen von Blitzschlägen gehalten werden, wovon sie sich je- doch wesentlich durch ihre feste zu- sammenhängende Beschaffenheit un- terscheiden, während ein Blitzschlag stets eine grössere oder geringere Zer- trümmerung des Holzstammes und der Rinde verursacht. Wenn gleichzeitig MM . u ‚2 ED: ai ,, Pi mehrere Spalten in ziemlich gleichen Abständen entstehen, gewinnt dann der Stamm, wie eine Fichte mir vor- liegt, ein eckiges Aeussere mit eben- soviel hervorspringenden Leisten. Fast alle geschlossenen Frostrisse geben sich durch eine konische Leiste zu erkennen, nur bei Weissbuchen fand ich sie einst nicht konisch zugehende, sondern abgeplattete. Ueberhaupt gelangt man ohne mög- lichst glatt hergestellte Quer- und Längsschnitte auch hier nicht zu einem richtigen Urtheile über die Natur dieser merkwürdigen Erscheinung, am we- nigsten über ihre wahrhaft verheerende Wirkung auf das Innere der Stämme. Auch hier hat man dem Abschlusse derselben durch die leistenartige Ueber- wallung zu viel vertraut. Während also nach Aussen einige Holzlagen das Innere dürftig verschliessen, er- scheint, wie schon erwähnt, die innere Seite der Spalten gebräunt und meistens schon in Fäulniss übergegangen, ja zuweilen der ganze Stamm sogar strahlenförmig zertrümmert, in fächer- förmige Stücke, die durch konzen- trische Linien wieder in einzelne Bruch- stücke abgetheilt werden, während das Aeussere des Stammes einen solchen Zustand nicht ahnen lässt. Zuweilen, doch selten, bleiben die Spalten geöffnet, wenn der Baum über- haupt nicht recht lebensfähig ist und daher nicht mehr hinreichend mäch- tige Cambiallagen zu entwickeln ver- mag, oder wenn, wie schon erwähnt, bei Tannen, Fichten und Kiefern reiche Harzabsonderung geradezu hin- dernd eintritt. Nach meinen Beobachtungen wird I. Originalabhandlungen. ein grosser Theil der Harzergüsse in der Längsrichtung des Stammes der Kiefern und Rothtannen durch solche Frostspalten verursacht. Immerhin lehren diese Beobach- tungen, dass jeder vom Frostriss betroffene Baum wenigstens als Nutzholz, wie z. B. Eichen, bei denen überhaupt diese Erscheinung am häufigsten vorkommt, einen grossen Theil seiner Brauchbarkeit verliert. Die Bildung der Frostrisse rührt von der ungleichmässigen Zusammen- ziehung des Holzes und der Rinde leben- der Bäume bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt her. Je mehr die Temperatur in den Bäumen sinkt, desto grösser ist die Volumenvermin- derung und folglich die Grösse der Frostspalte. Das Holz ist ein schlechter Wärme® leiter und zwar in horizontaler Rich- tung noch mehr als in der Längs- richtung. Die niedere Temperatur dringt nur von aussen nach innen langsam vor, die äussersten Schichten beginnen sich nun zusammenzuziehen, viel stärker als die inneren, in Folge dessen der Baum, durch ungleiche 265. Spannung seiner auch durch Wasser- gehalt verschiedenen Schichten, zer- sprengt und die Rinde dabei oft los- gelöst wird. Es scheint mir dies die einfachste und naturgemässeste Erklärung dieser merkwürdigen Vorgänge zu sein, wel- che wir Caspary verdanken. Dr. Caspary (Neue Ansichten über Frostspalten, Botanische Zeitung von Mohl und Schlechtendal 1857, Nro. 20—22) sagt ferner, dass Frostspalten von der stärkern Zusammenziehung des Holzgewebes in peripherischer Richtung herzuleiten seien, welches sich beim Gefrieren mehr zusammen- ziehe, als in der des Radius, welcher Ansicht ich auch beistimme und wel- cher Sorauer (dessen Handbuch der Pflanzenkrankheiten, Berlin 1874, S. 113) ebenfalls beitritt. Sehr merkwürdig erscheint auch das bisher noch nicht beobachtete Vorkom- men von Frostspalten bei Rapsstengeln, welches ich als Folge des Frühjahrs- frostes vom 24. April 1873 mehrfach beobachtete, die aber dadurch nicht getödtet worden waren. (Fortsetzung folgt.) 3) Kultur von Rhinopetalum Karelini Fisch, Wir gaben Gartenflora Band 23, p. 161, Tafel 796, Abbildung dieses lieblichen und schönen Zwiebelge- wächses Centralasiens. Baker hat of- fenbar, nur um etwas anderes zu schaffen, die Gattung Rhinopetalum | mit Fritillaria vereinigt, wir wünschten wohl, dass alle Gattungen so gut habituell und künstlich von einander verschieden sein möchten, als Rhino- petalum, Korolkowia und Fritil- laria. Als Bewohner der vorzugsweise sandigen oder stark sandigen Steppen und Sandhügel Innerasiens, wo nach dem Abblühen Ende April, meist ein trockner heisser Sommer folgt, bleibt die Zwiebel im vollkommenen Ruhe- 266 zustand, bis im Spätherbst wieder feuchtere Witterung eintritt. Hiernach richtet sich die Kultur. Nach dem Abblühen (blühet in Pe- tersburg zugleich mit den Hyacinthen, also nachdem Schneeglöckchen, Iris iberica und Kolpakowskyana und die Crocus abgeblühet, wenn Leberblüm- chen, Erythronium, Seilla cernua und bifolia noch blühen und wenn die Hyacinthen in vollem Flor sich be- finden) und der Samenreife nimmt man die Zwiebeln aus dem Boden, lässt sie in der Sonne gehörig ab- trocknen, schichtet sie dann in Kästen mit ganz trocknem Sand gefüllt, schichtenweis ein und lässt sie nun an einem ganz trocknen Platz bis kurz vorm Eintritt der härteren Fröste ruhen. Aehnlich verfährt man auch mit Zwiebeln, die man im Laufe des Sommers bekommt und pflanzt dann Gartenflora Deutschlanäs: Russlands und der Schweiz. A a nn 1 also im Spätherbst auf besondere Beete ein, indem man die Zwiebeln unge- fähr 3 Zoll unter die Oberfläche des Bodens in eine lockere sandige Erde legt. Im Winter schwache Deckung mit Laub oder besser nur mit Tan- nenreis, oder auch ganz ohne Deckung, wie man mit Land-Tulpen und Hya- cinthen verfährt. So blühet jedeZwiebel reichlich und schön und ein kleines Beet dieser schönen Pflanze gehört zu den reizendsten Zierden des Früh- lings im Garten. Wer die Zwiebeln bei uns im Boden lässt oder nach Empfang im Sommer einpflanzt, bekommt schon im Herbst verkrüppelte Blumen und im Früh- jahre gar keine Blüthe. Auch dem Referenten ist es anfangs so gegangen, bis er das so nahe liegende Oolum- bus-Ei fand. (E. R.) 4) Ein Beitrag zur Geschichte des Dekorationswesens der Gärten in spezieller Beziehung zur Teppichgärtnerei. Den Zeitgeist des vorigen Jahrhun- derts nennt Johannes Scherr den „auf- seklärten Despotismus“. So wie die Völker sich demselben unterordnen mussten, wurde auch dafür gelegent- lich gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wuchsen und vom Zeit- | ' kanntlich die Gartenkünstler zur Zeit ' der römischen Kaiser ähnlichen Ideen geiste besessen, gründete Le Nötre, der Meister der strengen Regel und der Scheere, den Park zu Versailles. Mit den Wolken zog die Mode, be- sonders in dieser Periode, aus dem Westen und unter dem Einflusse der- selben entstanden viele grössere und kleinere Gärten und Parks A la Ver- sailles im deutschen Reiche, von den bekanntern seien genannt: Schönbrunn bei Wien, Wörlitz bei Dessau, Gross-Sedlitz bei Dresden. Dass es „Nichts Neues unter der Sonne“ geben soll, liesse sich aufoben Gesagtes anwenden, insofern als be- huldigten. In wie weit dieses archi- tektonische Behandeln der Gärten sich rechtfertigen lässt, oder vielmehr, vom künstlerischen Standpunkte aus, zu verwerfen ist, wurde wohl längst von Autoritäten, wie z.B. Fürst Pückler I. Originalabhandlungen. in seinem bekannten Werke, entschie- den, obschon es heute noch Verehrer dieses veralteten Gartenstiles, nament- lich unter den Architekten gibt. Man erlaube mir, auch in Rück- sicht des eigentlichen Thema’s, das Dekorationswesen der Gärten betref- fend, den bekannten Satz anzuführen, dass in jeder bildenden Kunst dem Produktederselben die Form zu Grunde liegen muss, die die Natur bietet, sie mag vergrössert oder verkleinert wer- den, aber sie muss da sein, so voll- kommen als möglich, nur befreit von den prosaischen Schlacken der Wirk- lichkeit und idealisirt nach den Ge- setzen der Schönheit. Wenn man die Grenzen der Schönheit nicht verletzen will, kann man die Natur nur nach- ahmen, nie aber sie in fremde For- men zwingen. Immerhin lässt sich ein imponirender Eindruck nichtläugnen, den die grossen Terrassen, die Bassins, in architek- tonisch-künstlerische Anordnung ge- bracht, mit den geraden Linien der grünen Baumwände und symmetrisch eingetheilten Rasenflächen auf den Besucher eines, im Le Nöter’schen Stile angelegten Gartens machen, der ihn zum ersten Male’ oder selten be- | tritt, während dieser erste Eindruck bei Vergleichung mit Anlagen im na- türlichen Stile bald verschwindet. Freilich erschuf man diese Gärten theilweise auch durchaus nicht für die Oeffentlichkeit, sondern es war aus- schliesslich ein exklusives Publikum, das sie betrat, und es erschien das- selbe in Reifröcken, gepudert, mit Zopf und Schnabelschuhen, wobei die französische Conversation die, vom 267 ı Winde unbeweglich gelassenen, steifen ' Heckenwände heimathlich berühren musste. Auch die jetzt allgemein beliebte Teppichgärtnerei gehört gänzlich dem Rococostil an und hat sich, als in den 50ger Jahren zu Paris dieselbe in Aufnahme kam, sofort den übrigen Ländern mitgetheilt. Der Reiz der Neuheit verführte, das Originelle der Sache ward bewundert, mit mehr oder weniger Glück nachgemacht und die Teppichsucht grassirte bald epide- misch in dem kleinsten Hausgarten. Das Klima des südlicheren und mitt- leren Frankreichs begünstigte die Teppichanlagen weit mehr als das nördlicher liegender Länder. . Im Anfang wurden in Frankreich ' mehr blühende Pflanzen verwendet, die in Gruppen massenweise von einer Sorte und Farbe zusammengebracht, der Rasenfläche und den Baulichkeiten an Ausdehnung und Gestalt entspre- chend, oftmals mit entschiedenem Effekt wirkten. So erinnern wir uns ı mit Vergnügen der blühenden Tep- pichgruppe im Garten des Baron A. Rothschild zu Genf im Jahre 1865, wo die sehr grossen Gruppen vor dem marmorweissen, in griechisch- | italienischem Stile gebauten Schlosse dasselbe doppelt schön hervortreten liessen, hier war die länglich-vier- eckige Gestalt der Gruppen, die mit dem Gebäude harmonirten, sogar ent- schuldigt durch den Allgemeineindruck und die Gegenseitigkeit der Wirkung. Ueberhaupt ist die Teppichanlage ı da, wo sie mit entsprechenden Bau- lichkeiten nicht in dekorative Verbin- dung gebracht werden kann, oder wo 268 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Garten, oder der betreffende Theil | Extreme gerathen. Die Sucht, etwas des Gartens, nicht in Berücksichtigung derselben neu angelegt worden, sehr schwer so auszuführen, dass sie nicht als etwas Gesuchtes erscheint und der Eindruck hervorgerufen wird, als wenn der bunte Teeppichschmuck nicht des Gartens wegen, sondern der Garten des ersteren wegen da wäre. Das Dekorative, in oben gesagtem engeren Sinne, muss eben nur ein 'Eheil des Ganzen sein und bleiben, es darf sich nur an passender Stelle in den Vor- dergrund drängen. Kann die Teppich- anlage aber an richtiger Stelle ange- wendet werden, so wird das mit dem besten Effekt geschehen, wenn die möglichste Einfachheit der Formen das massenweise Zusammenbringen gleicher Pflanzensorten und Farben gestattet, ja die Natur der Anlage muss diese Einfachheit erfordern .und nach sich ziehen. Sollaber ein kleineres, bunteres und künstlicheres Bild ge- schaffen werden, da muss es so placirt und angebracht werden, dass es ein Ganzes für sich bildet. Beim Importiren der französischen Mode des Teppichwesens ist in dieser Hinsicht oft gesündigt worden, denn die nächste Umgebung eines alten unregelmässigen Schlosses von gothi- schem Ausbau, sowie das Dekorative dieser Umgebung muss entschieden anders behandelt werden, als dieselbe einer in neuem, italienischen Stile er- bauten Villa oder eines villaartigen Schlosses. Nicht nur bei der Anlegung von Gruppen im Teppichstile im Allge- meinen, sondern auch bei der speciellen Ausführung ist dieser Modeartikel in’s Neues zu schaffen, war oft grösser, als das Bestreben, auf gartenkünst- lerisch richtigem Wege stehen zu bleiben und so kam es denn, dass der Zeichner einer Manufakturfabrik eher als der Gärtner für den Bildner der Teppichbilder hätte gelten können. Für die grosse Menge freilich hatte da nun diese fragliche Kunst ihren Höhepunkt erreicht. Der gebildete Gärtner aber mochte anders denken und musste oft gezwungen mit dem Strome schwimmen. In der nächsten Nähe gesehen, geht das noch immer an, man kann die beabsichtigte Dar- stellung der Krone, des Wappens oder die schmalen Bänder oder Tupfen sol- cher Fabrikmuster unterscheiden, ob- gleich auch da schon das Aneinander- grenzen nah verwandter Farben das sofortige Erkennen des Bildes oftmals erschwert. In einiger Entfernung aber verwischt das Ganze der Zeichnung; liest aber die Gruppe nicht abge- schlossen für sich, so muss sie, als Theil des Ganzen, die Harmonie stören. Da wirken nur Massen, nur grössere Farbenflächen mit schmalen Abgren- zungen ganz einander gegenüber- stehender Farben, die sich negativ berühren. Diametral gegenüber steht gelb dem blau, violett dem weiss, grün dem roth. Aber auch in anderer Hinsicht ist das Bepflanzen nach einem complieir- ten Muster zu verwerfen, weil die von der Natur gegebene Form der einzelnen Pflanze durch den in An- wendung kommenden Schnitt verloren geht. In grösseren Gärtnereien, wo die L. Originalabhandlungen. Mittel ausreichend sind, lassen sich Teppichanlagen zum Vortheile der Dekoration des Gartens durchführen, namentlich wenn der in neuester Zeit eingeschlagene Mittelweg die Verbin- dung der Treppichform mit der alten freieren und natürlicheren Weise der Bepflanzung befolgt wird. Wo aber in den Miniaturgärten an den Aus- gangspunkten grösserer Städte, wie es seither zu ersehen war, das ein- malige Auspflanzen und seltene Nach- helfen den Sommer über eine Tep- pichanlage repräsentiren soll,.ohne alle Rücksicht auf Mittel und Zweck, da macht dieser Versuch'einen kläglichen, tragikomischen Anblick — aber es ist so Mode und die Mode beherrscht leider oftmals den guten Geschmack. Uebrigens stauen diese Zeitwellen derMode bereits stark rückwärts. Ob- schon jedes Ding einen Anfang und ein Ende hat, so ist der Höhepunkt der Teppichgärtnerei bereits über- schritten, eher als man, der allge- meinen Huldigung nach, hätte denken sollen, betrat sie die schiefe Ebene, die wieder hinabführt zu der freieren und natürlicheren Form der Sommer- BepflanzungundGruppen-Ausstattung. Vielerseits als Modeartikel eingeführt, geduldet oder verlangt, verfiel sie auch dem Schicksal extremer Modeartikel und muss Neuem Platz machen. Un- terstützt mag der schnellere Rück- gang werden durch den bedeuterlderen Kostenpunkt der Unterhaltung, denn der Geldeswerth ist in den letzten Jahren ein anderer geworden. Ebenso trägt die Einführung neuer, herrlicher Varietäten von Florblumen bei, den Wunsch zu erregen, dieselben passend 269 in den Gärten anzubringen und werden schon hierdurch die niedrigen Blatt- pflanzen mehr in den Hintergrund ge- drängt. Uebrigens wird die Teppichgärt- nerei wohl niemals mehr gänzlich bei Seite gesetzt werden, zu vielen neuen Ideen hat sie Anlass gegeben und manches Schöne ist durch sie be- gründet worden, das allen Anspruch auf Erhaltung hat. So wird der gebildete Gärtner durch die Rückkehr zu den alten freien For- men, manchen schönen Florblumen wieder mehr Berechtigung in seinem Garten verschaffen können und in Ver- bindung mit den immerhin steifen Teppichfiguren wird das Ganze wieder mehr Leben und Abwechslung erhal- ten. Ueberall ist bereits dieserWechsel bemerkbar und ist es im Interesse des guten Geschmacks nur wünschens- werth, dass diese bisher zu einseitige Richtung im Allgemeinen einer mehr- seitigen weicht. Interessant wäre es, zu untersuchen und zu beantworten, ob die Teppich- gärtnerei dem Geiste der Zeitströmung entsprosst ist. Verfasser subjektive Meinung nicht als Maas- stab anwenden, nur drängt sich dem- selben die Betrachtung auf, dass in diesem Jahrhundert die Ausbreitung des Modegeschmacks nicht mehr blos will seine von den Kreisen ausgeht, die im vorigen Jahrhundert als die alleinigen Urheber desselben anzusehen waren, sondern dass sich die industriellen Elemente denselben als tonangebend beigesellt haben, was auch in den andern Ge- bieten des Geschmacks zu Tage tritt. Ebenso sind wir überzeugt, in diesem 270 ganzen Aufsatze durchaus nichts Ori- ginelles gesagt zu haben, sondern soll es vielmehr ein Versuch sein, dem längst Gedachten vieler gebildeter Gärtner einen wahrheitsgetreuen Aus- druck zu geben. Gross-Sedlitz bei Dresden, Dezember 1878. Edgar Hitzschold. Postseript von E. Regel. Auch der Referent hat sich wieder- holt gegen die Teppichbeet-Manie er- klärt, obgleich er anerkennt, dass ein gut unterhaltenes und an der rich- tigen Stelle angebrachtes Teppichbeet einen sehr guten Effekt im Garten hervorbringt, namentlich wenn es in unmittelbarer Umgebung der Woh- nung auf einem regelmässigen Platz angebracht und von einem erhöhten Standpunkte übersehen werden kann. Der Referent selbst hat im Kaiserl. botanischen Garten in diesem Jahre auf einem regelmässigen Ovale von 275 Schritt Umfange, das sich an die gerade Allee des Einganges seitwärts so anschliesst, dass es den Uebergang zum Parke bildet, ein dieses Oval umschliessendes Teppichbeet angelegt. Dabei ist nur die Verbindung zwischen allen den verschiedenartigen Blumen- gruppen, im Geschmack der Teeppich- gärtnerei angelegt, die damit verbun- denen Blumengruppen nach der vor- deren Seite des Verbindungsbandes ebenfalls als Teppichbeete gehalten, die nach hinten liegenden Blumen- gruppen aber im früheren Geschmack, um so nicht blos niedrige Teppich- beetpflanzen, sondern überhaupt alle die verschiedenen, den Blüthenflor im Sommer bildenden Gewächse vereini- gen zu können. Es sind ferner in dem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bra a „0 . vom Referenten angelegten Alexander- Garten und dem Square um das Denk- mal der Kaiserin Katharina II. in Petersburg, welcher Letztere in diesem Sommer dem Publikum geöffnet ward, von ihm Teppichbeete angebracht wor- den, — im Alexander-Garten auf 2 ursprünglich zu Springbrunnen be- stimmten Ovalen und um das Denk- mal Peters des Grossen abwechselnd mit anderen Blumengruppen, im Ka- tharinensquare um das Denkmal, und zwar ist der Referent der Ansicht, dass diese T'eppichbeete dort vollkom- men am Platze sind. Teppichbeete in den natürlich ge- haltenen Theilen eines Parkes oder Gartens sind da ebenso zu verwerfen, wie regelmässige Blumengruppen über- haupt oder in Form regelmässiger Blumengruppen gehaltene Strauch- gruppen, — oder mit andern Worten, wo regelmässige Blumengruppen am Platze sind, können auch ebenso gut Teppichbeete angebracht werden. Wenn aber der Referent sich im Allgemeinen gegen die Teppichbeete erklärt, so thut er das, weil dadurch unsere Blumengärtnerei eine zu ein- seitige Richtung erhalten hat, — weil an vielen Orten, wo man früher die mannichfaltigsten Gewächshauspflan- zen kultivirt sah, — nur noch Teppich- beetpflanzen produeirt werden, und endlich auch, weil eben ein gut zu un- terhaltendes T’eppichbeet in grösserer Ausdehnung so viel Pflege und Nach- zucht bedarf, dass darunter die Unter- haltung des Parkes leidet und dieFreude an den mannichfachen andern schönen Pflanzen verloren geht und wie wir schon früher aussprachen, so mancher I. Originalabhandlungen, tüchtige und praktische Gärtner im Winter nur an neue Teppichbeete denkt und solche vorbereitet, — und 271 im Sommer fast nur mit deren Un- terhaltung beschäftigt ist. 5) Ueber Wurzelschnitt der Palmen. Zufällig bekam ich vor einiger Zeit den Jahrgang 1873 von Dr. Neubert’s Gartenmagazin in die Hand. Hierin blätternd, fand ich unter Anderem einen Aufsatz „über Wurzelschnitt der Palmen“. Der Verfasser sagt darin, dass er vor längeren Jahren bei einem Handelsgärtner conditionirte, der weit und breit als Palmenzüchter berühmt Doch leider dieser Mann war ein sogenannter Geheimnisskrämer. Endlich überraschte unser Verfasser seinen Prinzipal beim Verpflanzen und ausweichen war nicht mehr möglich. Ich sah nun, spricht er weiter, wie derselbe bei sämmtlichen Exemplaren alle Wurzeln, welche am Rande und auf dem Boden des Topfes sich be- fanden, mit einem scharfen Messer glatt wegschnitt, dann setzte er sie in ein der Grösse der Pflanze ange- war. messenes (refäss. In einer Zeit von 4—6 Wochen hatten sich sehr schöne dickeWurzeln gebildet und der Trieb, den diese Pflanzen machten, war ein sehr ge- sunder und kräftiger, die Wedel waren von überraschender Länge. Auch auf seinen späteren Conditionen hat der Verfasser mehrfach Versuche ange- stellt und immer günstige Resultate erzielt. Derselbe erwähnt sogar, dass er ganz gesunde Exemplare von Livistona sinensis und Phönix dactylifera auf obigeW eise behandelt, selbige Pflanzen hätten kalt gestanden und doch so überraschend getrieben, dass z.B. die Livistona vom März bis Oktober des- selben Jahres 7 schöneWedel gebildet hätte. Da jedoch noch bei den meisten Gärtnern die Ansicht verbreitet ist, „Palmen dürfen an den Wur- zeln nicht beschnitten werden“, so erlaube ich mir zu Obigem noch einen Fall aus meiner Praxis mitzu- theilen. In lem Hofgarten zu Belvedere bei Weimar, in einem grossen Dekora- tionshause fungirend, fand ich im ver- gangenen Frühjahr, dass die T’öpfe 4 grosser Chamaerops humilis total auseinander gesprungen waren. Durch schleuniges Umpflanzen war noch zu helfen, doch leider! — entsprechend srosse Töpfe waren nicht vorhanden und Kübel sollten nicht verwendet werden, da die Töpfe auf der Fenster- tablette standen. Was warnun zu thun ? — bis neue bestellt waren, dauerte es viel zu lange. Da, kurz gefasst, entschloss ich mich, die Wurzeln bedeutend zu re- duciren und die Chamaerops in die vorhandenen Töpfe einzupflanzen. Im Sommer wurden diese Pflanzen zur Dekoration des Rasenparterres verwandt. Doch wie erstaunte ich, als ich das günstige Resultat des Wur- zelschnitts gewahr wurde. Bis zum 272 Einräumen im Herbst hatten sich an jedem Exemplar circa 12 prächtig dunkelgrüne Wedel gebildet. Schliesslich nun die freundliche Bitte: möchten doch alle geehrten Herren Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Collegen im Interesse der gesammten Gartenwelt weitere derartige Versuche anstellen und die Resultate gefälligst veröffentlichen. G. Meyer. 6) Kultur und Vermehrung der Proteaceen. Die aus etwa 1100 Arten bestehende Familie der Proteaceen bietet eine grosse Mannigfaltigkeit von Blatt- und Blüthenformen dar und darf zu den interessantesten Pflanzenfamilien ge- zählt werden. Ihre Stellung im natürlichen System ist eine noch ganz ungewisse; von manchen Autoren werden die Protea- ceen zur Gruppe der T'hymelaeae gerechnet, gegen welcheVereinigung . einer unserer gewiegtesten Systema- tiker, Professor Eichler, seine Bedenken ausspricht ; der französische Botaniker Baillon nähert sie den Mimosaceen ; von den Loranthaceen, mit denen sie in mancher Hinsicht Uebereinstim- mung zeigen, weicht jedoch der Bau des Fruchtknotens bedeutend ab. Es sind fast durchweg schöne Holz- gewächse mit sehr verschiedenartig gestalteten, immergrünen Blättern und zwitterigen, regelmässigen oder sym- metrischen Blüthen mit 4 Perigon- blättern und 4 den Perigonzipfeln ein- gefügten Staubgefässen. Der ober- ständige Fruchtknoten ist meist von einer Verlängerung der Axe getragen. Samenknospe meist einzeln, anatrop und grundständig, oder orthotrop und hängend. Die Frucht ist meist balg- kapselartig, seltener nuss- oder stein- fruchtartig und reift häufig erst im zweiten Jahre. Same ohne Endo- sperm. Die Mehrzahl der Arten wächst n Australien und am Vorgebirge der guten Hoffnung, ein geringer Theil in Amerika, einige in Neucaledonien, während die Gattung Rhopala die Gebirge des tropischen Amerika und Asiens bewohnt. Sie wachsen zum Theil strauchartig, zum Theil bilden sie auch ansehnliche Bäume, von denen einige sehr schönes und geschätztes Nutzholz liefern. In der Kultur verlangen die Pro- teaceen zwar mit geringen Ausnahmen ziemlich gleiche Behandlung, allein sie erfordern eine weit grössere Auf- merksamkeit und Pflege wie alle an- deren Pflanzen des Kalthauses vom Kap und von Australien. Eine ziemliche Beliebtheit und grös- sere Verbreitung fand seit einigen Jahren diealte, leicht aus Samen heran- zuziehende Grevillea robusta, wegen ihres dekorativen Laubes und des raschen Wuchses; sie ist leicht zu kultiviren und gedeiht während des Sommers auch recht gut im Freien, wenn ihr ein nicht zu heisser Stand- ort und lehmhaltiger, nahrhafter Bo- den gegeben wird. Bei der Topfkultur muss bei allen Arten darauf gesehen werden, dass I. Originalabhandlungen, derWurzelhals der Pflanze etwas höher zu stehen kommt, als der Rand des Topfes oder Kübels sich befindet, da- mit beim Begiessen das Wasser nicht am Stamme stehen bleibt. Als Erde lieben alle Arten eine sandige Haideerde mit mehr oder weniger Beimischung von mildem Lehm und eine Unterlage von Holz- kohlenstücken,.grober Haideerde, zer- kleinerten Backsteinen etc. Als Stand- ort im Freien sowohl während des Sommers, wie im Winter im Gewächs- hause muss ein freier, unbeengter, trockener und luftiger Platz für die- selben ausersehen werden. Die jüngeren Pflanzen, sowie die- jenigen von strauchartigem Wuchse stehen im Winter im niedrigen Kalt- hause besser auf Beeten, die mit Stein- kohlengries oder mit sogenanntem Hammerschlag ausgefüllt sind, als auf Sandbeeten oder Holzstellagen. Sommer sagt ihnen ein Standort im Freien auf Sand- oder Kohlenbeeten, wo sie die Morgen- und Abendsonne Im geniessen, am besten zu; die Einwir- kung der heissen Mittagssonne ist bei der Kultur in Töpfen fast allen Arten nachtheilig; die zarteren Arten, so wie jene mit behaarten Blättern sind besonders empfindlich gegen kalte, nasse und anhaltend trübe Witterung, namentlich die Arten von Aulax, Iso- pogon, Petrophila und Leucadendron, Da sie meist mit den übrigen Neu- holländern und Kappflanzen gemein- schaftlich in grösseren Sammlungen kultivirt werden, so ist um so grös- sere Vorsicht beim Begiessen und Spritzen geboten. Das Umpflanzen wird am zweck- 1879. 2713 mässigsten beiden meisten Arten dann vorgenommen, wenn dieWurzeln den Erdballen durchdrungen haben, wobei jedoch zu grosse Töpfe zu vermeiden sind, die Wurzeln dürfen keine grosse Störung erleiden und bei den zarteren Arten wählt man besser stets neue, unglasirte, jedenfalls aber reinge- waschene Töpfe. Die Anzucht aus Samen gelingt bei vielen Arten sehr leicht, während der grösste Theil der Proteaceen sehr schwer aus Stecklingen zu vermehren ist; leicht wachsen indessen fast alle Arten der Gattung Grevillea. Zur Vermehrung aus Stecklingen sind die Monate August und September, sowie der März am geeignetsten; am besten sind dazu die kurzen Seiten- triebe, welche mit ihrer Basis vom Stamme oder von den Hauptzweigen abgelöst werden, zu verwenden; die unteren in den Sand des Steckling- topfes zu stehen kommenden Blätter schneidet man zweckmässiger soweit über dem Blattstiele zurück, dass nur ein geringer Theil des Blattes über demselben stehen bleibt; schneidet man sie nicht zurück, so ist sehr leicht ein Faulen und Schimmeln zu be- fürchten. Reiner, scharfer Quarzsand gilt nach allen bisherigen Erfahrungen für Pro- teaceen-Stecklinge als das geeignetste Material; die Stecklingsnäpfe müssen rein sein und eine Unterlage für den Abzug erhalten; erfahrungsmässig erfolgt die Bewurzelung der Steck- linge weit sicherer und früher, wenn die Schnittfläche derselben vor dem Stecken in breiigen Lehm eingetaucht 18 274 wird*). Die Stecklinge werden nur mässig feucht gehalten und verlangen keine grosse, jedoch gleichmässige Bodenwärme; die Glasglocken, mit denen sie bedeckt werden, sollten eine oben mit Kork verschliessbare Oeff- nung besitzen. Die bewurzelten Stecklinge sind einzeln ‚in kleine Töpfe mit sandiger Haideerde einzupflanzen und werden noch einige Zeit im Vermehrungshause belassen, bis man wahrnimmt, dass sie den Standort in der kalten Ab- theilung ertragen können. In Kultur befinden sich die Gat- tungen: Aulax Berg., vom Kap, mit zier- lichen Arten, welche weisse oder gelbe Blüthen besitzen; alle Arten dieser Gattung sind sehr empfindlich gegen Nässe und wachsen schwer aus Steck- lingen. Banksia L. fil., die zahlreichen Arten dieser Gattung sind in Austra- lien zu Hause, wo sie theilweise an- sehnliche Bäume von hübschem Aus- sehen bilden; ihre Blüthen sind meist gelb oder gelbgrün. DryandraR.Br. (Josephia Knight et Salisb.), eine mit Banksia zunächst verwandte, australische Gattung, deren Arten häufig von sehr eleganter Tracht sind. Embothrium cocceineum Forst. mit prachtvollen, scharlachrothen Blü- thentrauben von Magellansland. *) Das Umgeben der Schnittfläche mit Lehm ist nicht bloss für hartholzige Steck- linge zu empfehlen, sondern muss auch für schwer wachsende krautige Pflanzen (Tro- paeolum azureum, trieolor u. dgl.) als eine erfolgreiche Manipulation angesehen werden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Se Grevillea R. Br., diese Gattung enthält zahlreiche, oft höchst zierliche Arten, und kommt mit Ausnahme einiger neukaledonischen Arten aus- schliesslich in Australien vor, sie sind meistens leichter zu kultiviren wie die Mehrzahl der übrigen Proteaceen und wachsen nicht schwer aus Stecklingen ; häufig tragen sie auch Samen, welche bei mässiger Bodenwärme unter Glas in flache Näpfe ausgesät, leicht zur Keimung gelangen. Zu den zierlichsten Arten dieser Gattung gehört Gr. The- lemanniana, welche fast das ganze Jahr hindurch ihre reizenden Blüthen- träubchen von dunkelrother Farbe ent- wickelt; G. ericifolia R. Br. (La- trobei Meissn.) ist gleichfalls zu em- pfehlen und blüht rosa. Hakea Schrad., die Arten dieser in Australien heimischen Gattung bieten einen sehr verschiedenen Ha- bitus dar, sie besitzen jedoch selten besonders auffallende Blüthen; die Samen, welche manche Arten leicht ansetzen, reifen erstim zweiten Jahre. Isopogon R. Br. von Australien, besitzt sehr zierliche, jedoch empfind- liche Arten. Lambertia Sm., diewenigen Arten dieser australischen Gattung zeichnen sich durch gefälligen Habitus und durch schöne Blüthen aus. Leucadendron Herm. vom Kap besitzt zwar meistens wenig auffallende Blüthen, dagegen aber häufig schön silberweiss-behaarte Blätter, die der Pflanze ein sehr dekoratives Ansehen verleihen; die meisten Arten sind empfindlich. LomatiaR. Br., meistens Sträucher von Australien, zum Theil mit sehr Il, Originalabhandlungen. schönen Blättern, die Farbe der Blü- | then ist weiss oder grünlich-weiss. Persoonia Sm., die zierlichen Arten dieser australischen Gattung | besitzen meist gelbe Blüthen. Petrophila R.Br. von Australien, enthält sehr elegante, aber empfind- liche Arten. Protea L., diese gestaltenreiche, höchst interessante Gattung enthält | zahlreiche Arten, welche Südafrika ' ab und man erhält dann auch nicht Rhopala Schreb. (Roupala Aubl.) | bewohnen. bewohnt die Gebirge des tropischen Amerika und Asiens; die nicht an- sehnlichen Blüthen dieser dekorativen Gattung gelangen in Kultur selten zur Blüthe. Die Arten derselben wer- den, abweichend von den übrigen Proteaceen, im temperirten Warm- hause kultivirt; die ‚Vermehrung aus Stecklingen geschieht durch etwas er- härtete, nicht im Triebe befindliche Seitenzweige, welchen man erst nach der Kallusbildung etwas höhere Bo- ' ist im November und Dezember um denwärme gibt. Br. (sinuatus Endl.) von Australien, zeichnet sich auch im nichtblühenden Zustande durch seine schöne, glän- zend-grüne Belaubung vor den andern , Proteaceen, so liebt auch Stenocarpus Proteaceen aus, einen köstlichen An- blick gewähren aber die reizenden Blüthen dieser Pflanze. Die Blüthenknospen entwickeln sich in der Regel ziemlich rasch im Som- mer seitlich am alten Holze, seltener an jüngeren Zweigen und gelangen dann vom Oktober bis Dezember zur vollen Entwickelung; doch müssen bei allenfalls eintretender kühler Wit- terung im September die Pflanzen 275 zeitig in das Kalthaus gestellt wer- den, da bei nasskalter Witterung die Knospen abfallen; im Oktober werden sie in das temperirte Warmhaus ge- stellt, wo sie bis nach der Blüthe stehen bleiben, um dann wieder in das temperirte Kalthaus zurück zu wandern. Lässt man die Pflanzen im Kalt- hause stehen, so fallen stets dieKnospen nach und nach in kurzer Reihenfolge einmal annähernd ein Bild der nobeln Blüthe dieser ausgezeichneten Pflanze. Obgleich sich die Knospen anfangs ziemlich rasch entwickeln, so braucht die rad- oder kranzförmige Blüthen- dolde doch ziemlich geraume Zeit, bis sie sich in ihrer ganzen überraschenden Pracht zeigt. Die einzelnen Blüthen sind von zinnoberrother Farbe und bilden eine radförmige Dolde, welche einem wunderlieblichen Kronleuchter gleicht. Die vollkommen entwickelte Dolde Stenocarpus Cunninghami R. ‚so werthvoller, da sie als elegante Mittelblume für extra feine Bouquets den schönsten Orchideen den Rang streitig machen dürfte. Wie die meisten Cunninghami eine sandige Haideerde mit etwas mildem Lehm und wird durch Stecklinge vermehrt; aus ein- zelnen italienischen Gärten sind zu- weilen auch Samen zu erhalten, die ı nicht schwer keimen, wenn man sie zeitig ansät. Telopea R. Br. von Australien, ist gleichfalls eine sehr schöne Gat- tung mit rothen Blüthentrauben; mit Embothrium zunächst verwandt, ver- 276 Gartenflora Deutschlands, langt dieselbe eine lockere, ungesiebte, grobe Haideerde, vermengt mit Holz- erde, Sand und Lehm; die Vermeh- Russlands und der Schweiz. BE a 3 > ' rung geschieht durch Stecklinge von ‚ reifem Holz. | Würzburg im Mai 1879. €. 8. II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. A. Empfohlen vonE. Regel. 1) Olea aquifolia Sieb. et Zucc. (Oleaceae.) Zur Gattung Olea gehört als bekannteste Art der Oel- oder Olivenbaum, der im süd- lichen Frankreich und in Italien massenhaft, seiner das Olivenöl liefernden Früchte halber, angebaut wird. Als Pflanze für's Kalthaus hat derselbe aber keinen Werth. Schöner und empfehlenswerther sind 2 andere Ärten dieser Gattung, von denen die in Japan heimische Olea aquifolia Sieb. et Zuce, (Os- manthus aquifolius und 0, ilieifolius hort.) einen schönen niedrigen immergrünen Strauch bildet, mit gestielten, lederartigen, ovalen, dunkelgrünen Blättern, welche zugespitzt und stechend gezähnt sind. Die weissen Blumen stehen in reichblumigen Bündeln in den Achseln der Blätter. Schön für’s niedrige Kalthaus, wie auch für’s halbsonnige Zim- merfenster. ° Gedeihet am besten in einer Mischung aus gleichen Theilen lehmiger Rasenerde und Lauberde, (S. Abbildung S. 277.) 2) Olea fragrans Thunbg. (Osmanthus fragrans Lour.) InJapan und China heimisch, gehört dieser immergrüne Strauch in Russ- land zu.den beliebtesten Pflanzen für’s Fenster des warmen Zimmers. Niedriger, von unten an verästelter Strauch mit elliptisch-lanzett- lichen gezähnten Blättern und kleinen weissen Blumen in achselständigen Scheindolden, die bedeutend kürzer als das Blatt. Die Blumen sind zwar sehr unscheinbar, besitzen aber einen äusserst angenehmen starken Geruch und werden in China zu dem Thee beige- mengt, wodurch derselbe seinen Wohlgeruch erhält. In Russland wird die O. fragrans daher auch häufig als Theebaum oder wohl- riechender Theebaum bezeichnet. Gedeihet in der trocknen Stubenluft ganz ı vortrefflich, blühet hier viel leichter und entwickelt die wohlriechenden Blumen wäh- rend eines grossen Theils des Jahres, nur hüte man sich, die Form mit dunkler grünem grösserm Blatt, die auch alsO.rubra in den Gärten geht, zur Kultur zu wählen, denn diese blühet fast niemals. Erhält einen Stand- ort im Fenster des Zimmers, liebt eine lockere lehmige, etwas mit Lauberde ver- Olea fragrans, setzte Erde und wird gleich der vorher- gehenden im Frühjahr vor Beginn des neuen Triebes aus Stecklingen vermehrt, die im Vermehrungsbeet oder auch nur mit Glas- glocken bedeckt, nicht schwer Wurzeln bil- den. Von Schildläusen, die sich gern an dieser Olea ansetzen, sind die Pflanzen sorg- sam rein zu halten, da diese die Exemplare gründlich verderben. Eine gründliche Reini- gung mit Schwamm und Pinsel und darauf folgendes Bad von einer Lauge von Asche und Tabaksabsud, oder auch mit einem Destillat vom persischen Insektenpulver, ist | das einzige sichere Gegenmittel, — sofern II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. MT Stengel, Blätter auf beiden Seiten und auch B Ü e Haage und Schmidt in ihren Samenkata- achseln gründlich gereiniget wurden. 08 und theilten logen an und theilten uns die auf folgender Seite stehende Figur mit. 4) Mesembryanthemum tigrinum Haw, Die 3) Senecio elegans L. Der Senecio elegans stammt vom Vorgebirge der guten Hoffnung = SS; : ZZ = == ” II | h IR —G —— == AN ! UM, zZ een | N SNAE Y 0 AI R I _ = ||\)|\)\N])I* m, Nr. Ten \ | NS Dee = INS \ 5 a \ \ WEG G: _ = — = A | | N r Oli I \d > _S HE 1 / 2 lip> AR III N TR = / j DNEIIIII N MEAN, | | h N) )) II II, WETTE, DW IFA NDR HN HH WINZE, 111) a BR RS Q JE: IH j N / \e\ / I, N /) Y \ & )) N TI N NN 7 ) )) Y dv \\1// IMS AN \ OS N N $ N N G: WI L N N ! N X, 4 7 TE = — 7 N N I EG TI.) / GG — N \ 2% \ NW 2. % N wird schon seit dem letzten Jahrhun- | grosse Zahl der Arten der Gattung Mesem- dert in gefüllt blühenden Varietäten in den | bryanthemum, die wegen ihrer Eigenschaft Gärten als einjährige Zierpflanze kultivirt. | ihre Blumen nur bei hellem Wetter in der Tr Eine Race von niedrigerm Wuchse mit ge- | Mitte des Tages (gemeiniglich von 10—4 Uhr) füllten Blumen, die von Purpur und Violett | zu öffnen, den Namen „Mittagsblume“ er- bis zum reinen Weiss übergehen, bieten | halten haben, sind grossentheils am Vorge- 278 birge der guten Hoffnung heimisch und bilden eine besondere Familie, die der Me- sembryanthemeae. Die Blätter aller Arten sind fleischig, von einzelnen Arten nehmen dieselben ganz eigenthümliche Gestaltungen an. Blumen weiss, roth oder gelb. Kelch mit dem Fruchtknoten verwachsen und mit 5, seltener 8 auf der Spitze des Fruchtknotens stehenden Lappen. Blumenblätter aller Arten linear und sehr zahlreich. Staubfäden zahl- Gartenflora Deutschlands, Russlands und de Schweiz. we. urn iu. vw ! sonnige Lage verlangen, im trocknen Kalt- hause, am besten an stehenden Fenstern der Südlage durchwintert werden und auch im kühlen oder auch wärmern Zim- merfenster in Südlage ganz gut gedeihen und jedenfalls sowohl wegen ihrer eigen- thümlichen Blattformen, sowie theilweise wegen der schönen Blumen in jedem Garten einen Platz verdienen. Crassulaceen und Mesembryanthemum waren im letzten und Senecio elegans reich und der Fruchtknoten mit 4—20 sitzen- den Narben, 4—20fächrig. Die Arten zer- fallen zunächst je nach der Kultur in ein- jährige Arten und dann in niedrige Halb- sträucher. Unter den einjährigen Arten sind als schönblühend bekannt: M. tricolor L. (rothblühend), M. pomeridianum L. (mit grossen gelben Blumen, sehr effektvoll). Als ‚eine hübsche Art für Teppichbeete empfahlen wir kürzlich M. cordifolium fol. variegatis, und als feine Spinatpflanze ist M. eristallinum L. bekannt. Viel mannichfaltiger sind die halbstrauchi- gen Arten, die sämmtlich eine durchaus | | | | nanus plenus. zu Anfang dieses Jahrhunderts beliebte Pflan- zen, es folgten in den 30ger, 40ger und 50ger Jahren die Cacteen, dann kamen die Agaven und jetzt tauchen neben den Agaven auch wieder die Crassulaceen, Mesembryan- themum und Cacteen, in manchen Gärten als mit besonderer Liebhaberei kultivirt, auf, Alle Pflanzenfamilien mit gleicher Lieb- haberei zu kultiviren, das kann nur die Auf- gabe einzelner, besonders reich dotirter bo- tanischer Gärten sein. Möchte doch aber neben dem Nothwendigsten jeder bedeuten- dere Garten und jeder Gartenfreund, der die Mittel dazu hat, sich noch eine Spezialität any II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. wählen, welchen erhöhten Reiz würden un- sere Gärten dadurch erhalten und wie könnte durch Theilung der Arbeit da Vollkommenes geleistet werden, wenn wir den Rundgang durch die Gärten Europa’s machend, in je- dem Garten aus dem grossen reichen Pflan- zenreich eine Gattung oder Familie als spezielle Richtung bevorzugt sehen würden, Die halbstrauchigen Mesembryanthemum hatten in früherer Zeit einen solchen hohen Gönner gefunden, der Fürst Salm Reiffer- scheid Dyck war es, der in seinem Garten eine vollständige Sammlung dieser interes- santen Pflanzen kultivirte, und er war es auch, der eine Monographie der Mesem- bryantbemum mit Tafeln in Quart für jede einzelne Art publicirte, die von 1836—1863 publieirt ward. In dem Garten des Fürsten Salm-Dyck, in der Nähe von Köln, fand man ausserdem die vollständigste Sammlung von Suceulenten aller Art. Der Fürst starb in seinem 88. Jahre 1861 zu Nizza und erinnert sich der Referent gern der Zeit, als er den- selben in den 40ger Jahren häufig im bo- tanischen Garten zu Berlin sah, wo derselbe die Sammlung der daselbst reich vertretenen Cacteen studirte, Zu den halbstrauchigen Arten der Gattung Mesembryanthermum übergehend, wollen wir unsern Lesern einige aus den verschiedensten Gruppen. dieser formenreichen Gattung vor- führen, Mesembryanthemum tigrinum Haw. Stengel- lose Art mit kreuzförmig in eine Rosette Mesembryanthemum tigrinum. 279 gestellten Blättern, die sehr dick, verkehrt- länglich, oberhalb flach, unterhalb gekielt, am Rande wimperartig gezähnt und auf der grünen Grundfarbe mit zahlreichen weissen Flecken gezeichnet, Die gelben Blumen sitzen. Aehnlich sind: M, felinum Lam., M, lupi- num Haw., M,merinum Haw., M. mustellinum Haw,, M. erminium Haw. und M. museu- linum Haw. 5) M. linguiforme Salm. Diese Art ist der Repräsentant der Arten, die fast stengellos M. linguiforme. und länglich-zungenförmige, zweireihig ge- stellte Blätter besitzen. Blumen ziemlich gross, gelb, sitzend oder auf kurzen Stielen. Aehnlich sind M. cultratum Salm, M. depres- sum Salm, M. longum Haw. und M, pustu- latum Haw, 6) M. mutabile Haw. Ein niedriger Halb- I 7 M. mutabile, 250 strauch mit aufrechten Zweigen und sehr dieken Skantigen, verkehrt-länglichen spitzen Blättern. Blumen roth. Der Blattrand und Kiel ungezähnt. 7) M. deltoideum Mil. Niedriger Halb- strauch mit rothen Blumen, aufrechtem Stengel und kurzen dicken Blältern, die ver- M. deltoideum. kehrt-oval-spatelförmig, oberhalb flach,‘ un- terhalb gewölbt und am Rande buchtig ge- zähnt. Aehnlich sind M. caulescens Mill, und M. muricatum Haw. Das M, deltoideum war früher eine in fast allen Pflanzensammlungen beliebte und auch häufig im Zimmer kulti- virte Pflanze, 8) M. coceineum Haw, Repräsentirt die Gruppe der zahlreichen niedrigen Halb- iM M. coceineum, sträucher, die meist aufrecht, selten nieder- liegend mit stielrunden: oder halbstielrunden linearen Blättern, welche besonders als dank- bare Florblume im Sommer früher zu den allgemein beliebten Pflanzen gehörten. Von diesen hat das beistehend abgebildete M. coccineum scharlach-orange-rothe Blumen. — Gelb und roth nüancirte Blumen haben M. variabile Haw. u.M. bicolorum L., — rosa- violette Blumen haben M, violaceum D.C., M, polyanthum Haw. und M. emarginatum L. Weniger schön sind die Arten mit weissen und blassrosarothen Blumen. 9) Rochea falcata D.C, (Crassulaceae.) Ist ebenfalls ein niedriger Halbstrauch vom Vor- gebirge der guten Hoffnung, der früher die allgemeinste Verbreitung in den Gärten und Zimmern besass und sehr mit Unrecht jetzt weniger häufig kultivirt wird, da er zu den schönsten Florblumen gehört, die wir be- sitzen. Bildet einen I—1'/2 Fuss hohen Stengel Rochea falecata. mit dieken fleischigen blaugrünen Blättern, die länglich-sichelförmig, gegenständig und au Grunde stengelumfassend mit einander verwachsen sind. Die scharlachrothen Blu- men stehen in einem grossen spitzenstän- digen, 6--8 Zoll im Durchmesser haltenden Ebenstrauss. Nach der Blüthe schneidet man die Pflanze auf ein gesundes ausgebildetes Blatt zurück und dann bildet dieselbe kleine Nebenzweige, die als Stecklinge benutzt und in eine sandige Erde gesteckt, leicht ohne Bedeckung mit Glasglocke Wurzeln bilden. Wird im trocknen Kalthaus und im Zimmer- fenster in voller Sonne kultivirt und liebt eine lehmige Erde, die reichlich mit Sand und etwas Lauberde vermischt ist. 10) Rochea versicolor D.C. (Crassula ver- sicolor Burch. Kalosanthes versicolor Haw.) Ein auch jetzt noch beliebter niedriger Halb- strauch für’s Kalthaus und Zimmer vom Vor- gehirge der guten Hoffnung. Blätter schmal Rochea versicolor. länglich-lanzettlich, gegenständig und am Grunde mit einander verwachsen. Blumen mit zolllanger Röhre und abstehendem fünf- ‘ lappigem Saume von zinnoberrother oder purpurrother oder selbst weisser Färbung und zwar ist meistens die Röhre anders ge- färbt als der Saum, Nah verwandt ist R. coceinea D.C. (Crassula coceinea! L. Kalo- santhes coccınea Haw.), aber Blätter breiter und Blumen einfarbig scharlach. Beide Arten tragen ihre Blumen in spitzenständigen Dol- den von 1'!/'„—2 Zoll Durchmesser, erhalten einen sonnigen Standort, wo bei gutem warmem Wetter reichlich gelüftet wird. Schöne Exemplare, die reichlich verästelt sind und im Sommer eine Menge ihrer schönen Blumen entfalten, erzieht man, sobald man seine Pflanzen aus Stecklingen anzieht, die erst in leichtere Erde, beim zweiten Ver- pflanzen aber in 2 Theile lehmige Erde und ein Theil Laub- oder Haideerde gepflanzt werden und denen man im ersten Jahre einigemal die Spitzen auskneipt und sie nicht zur Blüthe kommen lässt, um dann erst im II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. 2381 folgenden Jahre schöne verästelte blühende Exemplare zu erhalten, 11) Pyrethrum carneum M.B. (Pyrethrum roseum M.B, Chrysanthemum roseum Adam. Chr. coccineum Sims, Tanacetum carneum Schultz bip.) Die in Rede stehende peren- nirende Pflanze des Kaukasus ist besonders durch das aus den Blüthenköpfen derselben bereitete Pulver, das als persisches Insekten- pulver in den Handel kommt und eins der Pyrethrum carneum flore pleno, besten Mittel zur Vertreibung von Ungeziefer ist. bekannt geworden. Besonders die Gärtner Belgiens haben das Verdienst, von dieser Pflanze Abarten mit gefüllten Blüthenköpfen erzogen zu haben, die denen der gefüllten chinesischen Aster an Schönheit in Form und Färbung nicht nachstehen und von der weissen Farbe bis zum tiefen Rosenroth und tiefem Roth in den verschiedenen Sorten sich bewegen. Gartenflora Tafel 494 gaben wir eine Abbildung solcher Formen, seitdem sind aber noch eine Menge besser gefüllter Spielarten erzogen worden. Diese schöne Florblume hält im freien Lande gut aus, bildet bis 1! Fuss hohe Stengel, die im Juni und Anfang Juli reichlich blühen. Nach der Blüthe werden die Stengel abgeschnitten und wo es auf Vermehrung ankommt, die Pflanzen herausgenommen und getheilt. Im Herbst blühen sie dann noch einmal, wenn auch weniger reich als während des ersten Flors. Eine unserer besten perennirenden Florblumen, die, noch in Petersburg ohne 282 jede Deckung überwintert. Liebt einen lockern Gartenboden. 12) Murraya exotica L. (Aurantiaceae.) Ein immergrüner Strauch Ostindiens, der vorzugsweise als Pflanze für das warme Zim- mer Empfehlung verdient, wo man den- selben im sonnigen Fenster oder vor dem- selben kultivirt, Blätter gefiedert mit glän- BER 70 ENG 5 MW N ER ) j > Pa 7) S Ü WM / 7 a ä Murraya exotica, zenden ovalen Blättchen von ungefähr 1 Zoll Länge. Die weissen wohlriechenden Blumen stehen in Bündeln auf den Spitzen der Zweige. Gedeihet im Zimmer noch besser als im Gewächshause, nur muss man denselben sorgfältig von Ungeziefer rein halten und in eine lockere lehmige, mit Lauberde versetzte Erde pflanzen. (E. R.) B. Von verschiedenen Seiten empfohlen. 13) Anthurium Scherzerianum. Eine Form mit besonders grossen Blumenscheiden sen- dete mir kürzlich Herr G. Heddewig. Diese Blumenscheiden waren vom tiefsten Scharlach, 8! Cm. breit und 11 Cm. lang. (E. R.) 14) Anthericum gracillimum Rgl, Eine eigenthümliche Art, die in den Kalthäusern des Petersburger Gartens ohne Namen kul- tivirt ward. In der Tracht mit A. ramosum L. zunächst verwandt, der Blüthenschaft wird aber 1'!/a M. hoch, mit bis 40 Cm. langen, dünnen, lax gestellten, abstehenden Blüthenzweigen, an denen die Blumen in laxen Trauben stehen. Blüthenstiele fädlich, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, a Aa" an der Spitze gegliedert. Blumenblätter alle linear, 18 Mm. lang, 2!/e Mm. breit, zurück gekrümmt abstehend, stumpf, innen weiss und mit 3 Längsnerven, auf dem Rücken mit einem grünlich-braunen Mittelstreifen. Der 3fächrige Fruchtknoten enthält in jedem Fach 2 Eier. Nach Baker’s kürzlich ge- gebener Aufzählung der Arten der Gattung Antherieum würde unsere Art der Abtheilung „Schönolirion“ zunächst stehen. (E. R.) C. Abgebildet in La Belgique horticole. 15) Tillandsia Roezli Ed, Morr, (Brome- liaceae.) Wurde von Roezl im nördlichen Peru entdeckt (s. Gartenflora 1874, p. 47: Bericht über die Reisen und Einführungen B. Roezl’s von E. Ortgies), wo sie in Gesell- schaft von Till. argentea, Pilocereus Daut- witzi, Epidendrum Friederieci Guilielmi und mehreren Masdevallien wächst. Der bota- nische Garten in St. Petersburg erhielt diese Art von Roezl unter der Bezeichnung Til- landsia nigro-maculata. Gehört in die Sektion Platystachys mit spiralförmig gedrehten Staub- fäden. Stengel holzig, kurz, an der Spitze beblättert. Blätter 15—20, aufsteigend, eine sehr wenig geöffnete Rosette bildend, leder- artig, stark rinnenförmig, spitz, grün oder an den Spitzen mit wenigen schwärzlich- grünen Flecken. Blüthenschaft aufrecht, 30 bis 50 Cm. hoch, mit blattartigen Brakteen bedeckt, grün. Blüthenstand ährenförmig, bestehend aus einer spitzenständigen und zwei seitlichen Aehrchen, welche dicht mit 2reihigen Brakteen bedeckt sind. Blüthen einzeln, sitzend und sich abwechselnd auf jeder Seite eine öÖffnend, Blüthen rosa. (1877. Taf. 15.) 16) Tillandsia usneoides L. (Bromeliaceae.) Wurde vor Kurzem gelegentlich der Abbil- dung im Botanical Magazine besprochen (1877. Taf. 17.) 17) Tillandsia teetorum Ed. Morr. (Bro- meliaceae.) Ist unter dem Namen T., argentea C. Koch schon allgemein in den Gärten be- kannt. Herr Professor Morren hat jedoch den Namen umgeändert, weil Dr. Grisebach schon 1866 eine Tillandsia argentea in seinem Ca- talogus plantarum cubensium p. 254 auf- führt. (1877. Taf. 18.) EFERTTEN II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. 18) Ruellia Devosiana hort. Makoy. (Acan- thaceae.) Eine durch das Etablissement Jakob-Makoy & Comp, in Lüttich im Jahre 1875 aus Brasilien eingeführte neue Art. Ein Halbstrauch mit aufrechten Zweigen, welche eben so wie die Unterseite der Blätter dunkelroth gefärbt sind. Blätter kurz ge- stielt, elliptisch, gewimpert, Oberfläche der Blätter dunkelgrün, an der Mittelrippe und den Seitennerven weiss bandirt. Blüthen einzeln, achselständig, weiss, lila geadert. (18778 Taf. 19.) 19) Onecidium praetextum Rehb. fil, (Or- chideae.) Wurde bereits nach Gardener’s Chronicle besprochen. p: 115. (1877. Taf. 20—21.) 20) Billbergia Saundersi hort. Bull, (Bro- meliaceae.) B. chlorostieta hort. Saund. — Wurde aus der Provinz Bahia in Brasilien an das Etablissement des Herrn William Saunders gesandt und zuerst unter dem Namen B. chlorosticta kultivirt. Sie bildet den Uebergang von B. granulosa zu B. iridi- folia; ersterer ähnelt sie durch die Blätter, der andern durch die Blumen. Die breiten, wenig zahlreichen Blätter sind 35 Cm, lang und endigen in eine Stachelspitze. Der Rand ist dieht mit rothen Stacheln besetzt. Die Oberseite ist grün mit gelblichen zerstreuten Flecken, die Unterseite ist matt braunroth. Der Blüthenschaft ist dünn, überhängend, zickzackförmig, armblumig, roth, mehlig überzogen. Kelch purpurroth, Blumen gross, gelb. Staubbeutel blau. (1878. Taf. 1—2,) 21) Pavonia (Goethea) Makoyana Ed. Morr. (Malvaceae.) Ein schöner Blüthenstrauch für's Warmhaus, im Etablissement der Herren Jakob-Makoy & Comp. in Lüttich aus Bra- silien eingeführt. Vom Grunde aus verzweigter Strauch von 6 Fuss Höhe. Blätter spärlich, Blattstiel dick, behaart; Spreite elliptisch, fast ganzrandig, glatt. Blumen lang, gestielt. Hüllkelch 5hlättrig, roth. Staubgefässe weit hervorragend. (1878. t. 3,) 22) Ananas macrodontes Ed. Morr. (Bro- meliaceae.) Bromelia macrodonta et Br. un- dulata hort.— Distiacanthus basilateralis hort. Die Pflanze wird schon längere Zeit in den Gärten kultivirt, blühte aber nie, Sie bildet reichliche Ausläufer. Herr E. Rodemboursg, S. Gartenflora 1874, 283 der Öbergärtner am botanischen Garten, nahm diese Ausläufer stets ab und kultivirte die alte Pflanze in nahrhafter Erde. In Folge dessen blühte die Pflanze im April 1877 und die Frucht reifte nach 11 Monaten, Die ganze Pflanze erreicht die Höhe von 1 Meter, bei einem Durchmesser von 2 Meter. Der Stamm trägt 30—40 Blätter von 1,20 M. lang und 6—7 Cm. breit, sie sind gleich- mässig gebogen, die untern flach, die obern mehr gefurcht; die Seiten sind mit starken, hornförmigen, rückwärtsgekrümmten Stacheln bewaffnet und die Spitze ist zugespitzt-. pfriemenförmig; die Oberfläche ist dunkel- grün mit rothbraun getuscht, die Unterfläche grau, mit kleienartigen Linien. Der Blüthen- schaft erhebt sieh aufrecht und ist 20 bis 30 Cm. hoch, roth’ und trägt verkleinerte, deckblattartige Blätter; der Blüthenstand hat die Form eines Zapfens und trägt 100 bis 150 Blumen, deren jede von einem roth- braunen Deckblatt gestützt ist. Die .reife Frucht ist oval, sehr gross, 0,20 M. lang, 0,10 M. im grössten Durchmesser, blassgelb, ohne Krone, 860 Gramm schwer. (1878. Taf. 4—5.) 23) Oneidium Rogersi hort. (Örchideae.) O. varicosum Ldl. var, Rogersi Rehb. f. in Gardn. Chr. 1870, p. 277 e, ie. xyl.; unter diesern Namen schon besprochen. $. Garten- flora 1871, p. 120. (1878. Taf. 6—7.) 24) Syringa vulgaris L. var. double de Lemoine. Eine gefüllt blühende Sorte mit lilafarbigen Blumen, von Herrn V. Lemoine, Handelsgärtner in Nancy, gezüchtet. (1878. Taf. 8.) 25) Chevalliera Veitchi Ed. Morr. (Bro- meliaceae.) Aechmea Veitchi Baker in Bot. mag. 1877, t. 6329. — Bereits unter letzterem Namen besprochen und abgebildet. S. Gar- tenflora 1878, p. 250 u. 283. (1878. Taf. 9.) 26) Warscewiczella discolor, Wailesiana, marginata et velata Rehb. fi. (Orchideae,) Vier Arten einer schönen, aber in Kultur schwierigen Gattung, welche schon sämmt- lich in der Gartenflora besprochen worden sind. S. 1853 p. 345; 1854 p. 332; 1855 p. 233; 1863 p. 130; 1866 p. 342 u. 1869 P.,.9%0. , (1878..Tat. 10.) 27) Tillandsia brachycaulos Schldl, (Bro- meliaceae.) Schldl. Plant. Leiboldianae und 284 Linnaea 1844, p. 422. — Diese neue Art erhielt Herr Garteninspektor Kirchhoff in Donaueschingen von Roezl, welcher dieselbe bei Colima, der Hauptstadt der Provinz Michoacan, entdeckte. Früher hatten Schiede und Karwinsky dieselbe an verschiedenen Lokalitäten Mexiko'’s gefunden. Gehört in die Beer’sche Gattung Pityrophyllum und ähnelt habituell der Gattung Nidularium. Die Pflanze hat kleine Dimensionen; sie wird bei einem Durchmesser von 12—15 Cm. gegen 22 Cm. hoch. Die Blätter sind am Grunde breit, lanzettförmig, zugespitzt, rinnen- förmig, gebogen, leicht schuppig, unterhalb grau, oberhalb roth; der Blüthenstand ist nestförmig, ungefähr aus10 Blumen bestehend. Blumenkrone blauviolett. (1878. Taf, 11.) 23) Anoplophytum strietum Beer. (Brome- liaceae.) Beer, Bromel. p. 39. — Tillandsia strieta Sol. in Bot. mag. t. 1529. — Diese schöne, mit T, dianthoidea Rossi (Gartenfl. 1854, Taf, 140) nahe verwandte und auch oft verwechselte Art wurde bereits mehrfach besprochen. S. Gartenfl. 1858, p. 46. (1878. Taf. 13.) 29) Canistrum eburneum Ed. Morr. (Bro- meliaceae.) Diese vom Etablissement des Herrn J. Linden 1865 eingeführte und als Guzmannia fragrans in den Handel gegebene Art blühte bereits im Jahre 1868 im St. Pe- tersburger botanischen Garten und wurde in der Gartenflora 1869, p. 167 als Nidularium Lindeni Rg]l. beschrieben. Jetzt hat diePflanze bei Herrn Albert Van der Wouwer in Ca- pellen bei Antwerpen auch geblüht, Ange- nommen, die Pflanze gehört nicht in die | einen kräftigen Wuchs und gute Haltung. : 2 - Ä : - | Die sehr grossen Blumen haben eine schöne haft ist, so hätte sie doch Canistrum Lindeni | Gattung Nidularium, was überhaupt zweifel- heissen sollen, wenn man den ursprüng- lichen Arten-Namen fragrans als einen Gar- ten-Namen nicht gelten lassen will. (1878, p. 207.) 80) Nidularium chlorostictum Ed, Morr. (Bromeliaceae.) Eine in den englischen und belgischen Gärten unter dem Namen Bill- bergia chlorosticta kultivirte Art, welche dem Nidularium triste Rgl. (Billbergia mar- morata) sehr ähnlich sieht. Die Blätter sind rothbraun mit grünen Flecken. Die Hüll- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. blätter sind roth, die Blumenkrone blass- blau. (1878, p. 207.) D. Abgebildet im »Journal des rosess«, 31) Rosa hybr. bifera: Rosy Morny. (W, Paul & Son.) Wurde von dem berühmten William Paul in Waltham Cross bei London, dem bedeutendsten englischen Rosenzüchter aus Samen erzogen und kommt künftigen Mai in den Handel. Die grossen, zart pfirsich- blüthenfarbigen Blumen sind mit lachsrosa schattirt. Die Form derselben ist ausgezeichnet und der Geruch ist sehr zart. Die Belätbung ist reich und schön, das Holz ist leicht be- stachelt. (1878. Janvier.) 32) Rosa indica Thea: Capitaine Christy. (Lacharme.) Wurde von Francois Lacharme in Lyon aus einer Befruchtung der R. Vietor Verdier mit der Theerose Safrano gezogen und erhielt auf der Lyoner Rosen-Ausstellung 1873 ein Ehrendiplom. Die Blumen sind gross, gefüllt, zart fleischfarben, im Centrum dunkler. Blüht leicht und dankbar. (1878. Fevrier.) 33) Rosa hybr. bifera : Magna charta. (W. Paul & Son,) Eine prachtvolle, grosse Blume mit dichter Füllung und der schönsten rosa- carmin Farbe. Zweige aufrecht; Blattwerk lebhaft grün; Stacheln roth. Blüht reich und dankbar und hat eine grosse Zukunft. (1878. Mars.) 34) Rosa hybr. bifera: Anna de Diesbach. (Lach.) Wurde schon im Jahre 1849 von dem berühmten Rosenzüchter Lacharme in Lyon aus Samen gezogen, kam aber erst . 1858 in den Handel und gehört jetzt zu den beliebtesten Sorten. Die ganze Pflanze hat Form und sind lebhaft rosa mit carmin schattirt und Silberschein. (1878. Ayril.) 35) Rosa hybr. bifera: Alfred Colomb.(Lach.) Eine Sorte vom gleichen Züchter, wie die vorhergehende, 1863 in den Handel gegeben und den Namen des grössten Rosenliebhabers in Lyon tragend, Wurde aus Samen der R. General Jacqueminot gezüchtet, hat einige Aehnlichkeit mit R. Charles Lefebre. Blumen centifolienartig, gross, dichtgefüllt und von guter Form. Farbe im Grunde rosa, mit feurigem Roth bedeckt. (1878. Mai.) II, Notizen. . 36) Rosa multiflora Laura Davoust. Eine schon seit 1834 in den Gärten bekannte und beliebte Rose, welche an den Zweigspitzen ganze Bouquets kleiner, dichtgefüllter, zart- 285 rosa gefärbter Blumen trägt. Die typische R. multiflora, in Japan einheimisch, trägt kleine weisse, einfache Blumen, (1878. Juni.) Ender. III. Notizen. 1) Der Vorsitzende des Vereins für Gar- tenbau und Landwirthschäft zu Wittstock a. D. (Landschaft Priegnitz in der preussi- schen Provinz Brandenburg) forderte im vorigen Jahre Vereine, Gärtner und Rosen- freunde auf, eine Liste derjenigen Rosen aufzustellen, die von den Betreffenden für die schönsten gehalten werden, um durch die Zahl der Stimmen zu erfahren, welche Sorten im Allgemeinen am meisten geschätzt werden. von Herrn Friedrich Schneider Il. in Wittstock und dem Vorstande des dor- tigen Gartenbau-Vereins zusammengestellt und in einer kleinen Broschüre an die 42 Vereine, 71 Rosenzüchter und 59 Rosen- kenner und Liebhaber, durch deren Mit- wirkung die Rangliste entstanden ist, sowie in höchst zuvorkommender Weise auch an viele andere Gärtner und Personen ver- schickt. Man kann diese Wittstocker Rang- liste fast als ein Rosen-Evangelium betrach- ten und sicher sein, dass man die schönsten Rosen bekommt, wenn man darnach wählt. Da aber von verschiedenen Seiten die vor- jährigen Fragen nicht ganz genügend ge- funden wurden, so hat sich der Wittstocker Verein entschlossen, nochmals Fragebogen zu versenden, um schärfere Unterscheidungen zu erlangen, Man hat nun die Farben ge- nauer bezeichnet, den Sommer- und Herbst- flor besonders berücksichtigt, ferner den Wohlgeruch, das Entfalten, Haltung, Form u. s. w., sogar die Fähigkeit getrieben zu werden, besonders betont, Auf diese Weise kommt eine Zusammenstellung zu Stande, welche ganz zuverlässig sein muss. Lobens- werth ist die Beschränkung auf wenige Saa- ten, denn auch bei den Rosen ist die Ueber- fülle der Saaten der grösste Nachtheil für die Schönheit. Der Sortenfreund und Sammler mag Sorten anhäufen, neue versuchen und Der Erfolg dieses Aufrufs wurde verbreiten ; wer aber nur einen schönen Rosenflor will, beschränke sich auf wenige. J. 2) Der Verein zur Beförderung des Garten- baues in den Königlich preussischen Staaten hat einen Separatabdruck aus seiner „Mo- natsschrift“ veranstaltet, welcher einen Be- richt über die Versuchskulturen des Jahres 1878 enthält, Unter diesen sind die wissen- schaftlichen Düngungsversuche mit Kopfkohl (Kraut) des Hrn, Garteninspektor Lauche auf dem Boden der Königl, Gärtnerlehranstalt, unter Mitwirkung des Hrn. Professor Orth besonders werthvoll. Die Versuche wurden auf 30 Parzellen ausgeführt, wovon mehrere ungedüngt blieben, die andern jede ver- schieden gedüngt wurden. Zur Verwendung kamen; 1) schwefelsaures Ammoniak, pul- verförmig 2mal ausgestreut *), 2) Superphos- phat, 3) schwefelsaures Kali, 4) schwefel- saures Ammoniak und Superphosphat zu gleichen Theilen, 5) schwefelsaures Ammoniak und schwefelsaures Kali, 6) Superphosphat und schwefelsaures Kali, 7) schwefelsaures Ammoniak, dann Superphosphat und sch wefel- saures Kali, 8) Chilisalpeter, 9) Chilisalpeter flüssig, 10) Chilisalpeter und schwefelsaures Kali und Superphosphat, 11) Stalldünger, 12) Stalldünger und schwefelsaures Ammo- niak, 13) Stalldünger und Chilisalpeter, letz- teres flüssig, 14) Stalldünger, Superphosphat, schwefelsaures Kali und Chilisalpeter, beide letzteren flüssig, 15) Stalldünger und schwefel- saures Kali, 16) Stalldünger, schwefelsaures Ammoniak, Superphosphat und schwefel- saures Kali, 17) Latrinenjauche, 18) schwefel- saures Ammoniak, schwefelsaures Kali und Superphosphat, die Salze flüssig, 19) ge- brannter Kalk, 20) Stalldünger und ge- *) Wo nichts angegeben ist, wurden die Düngstoffe pulverförmig angewendet. 286 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. brannter Kalk, 21) Stalldünger, gebrannter | tere scheinen aber länger nachzuwirken, Kalk und Lehmmergel. Der Boden war ziem- lich trockner Sandboden. Am günstigsten wirkte gebrannter Kalk mit Stalldünger, am wenigsten Kalidünger, vermuthlich, weil der Boden genug davon, aber wenig Kalk ent- hielt. Nächstdem kommt der Chilisalpeter, dann erst Ammoniak. Alle Ammoniaksalze wirkten günstiger, als die Kalisalze. Letz- müssen jedenfalls schon im. Herbst in den Boden gebracht werden. Ausserordent- lich günstig zeigte sich ein concentrirter Beidünger zum Stalldünger. Die wiederholte Anwendung von Salzen wirkte ungünstig. Düngung, mit flüssigem Latrinenstoff gab die besten Erfolge, wurde allerdings oft wieder- holt, : J. IV. Literatur. 1) Der Obstbau im deutschen Reich und der Ausfall der OÖbsternte 1877. Von Professor Dr. Karl Koch. Separat- abdruck aus dem Jahrgang 1879 der vom Kaiserlichen statistischen Amt her- ausgegebenen „Monatshefte zur Statistik des deutschen Reichs“. Berlin 1879. Verlag von Puttkammer u. Mühlbrecht, Wie in früheren Jahren für den deutschen Pomologenverein, hatte Herr Professor Koch die obige Zusammenstellung gemacht, wel- che geeignet ist, einen annähernd richtigen Begriff von den obstbauenden Gegenden des deutschen Reichs zu geben. Wie die Ernte von 1877 ausgefallen, kann eigentlich Nie- mand mehr nützen, nicht einmal interessiren, und der Verfasser hätte sich die Mühe der Zusammenstellung ersparen können. Dagegen sind die allgemeinen Berichte aus den ein- zelnen Gegenden werthvoll, allerdings von sehr verschiedenem Werth. Während die einen Berichterstatter eine fast vollständige Uebersicht der angebauten Sorten geben und die stets gut tragenden besonders her- vorheben, auch über Obstbenutzung, Einfuhr und Ausfuhr berichten, andere ein gleichsam plastisches Bild von dem gesammten Obst- bau ihrer Gegend geben, bringen andere nur spärliche trockene Berichte. Nicht selten kommt es vor, dass ein gewissenhafter Be- richterstatter sehr ausführlich über den in Wirklichkeit geringen Obstbau seiner Gegend berichtet, während die Nachrichten über als vorzüglich bekannte Obstgegenden kurz aus- fallen, so dass ein mit den Verhältnissen unbekannter Leser gerade das Gegentheil der Wahrheit annehmen, die gute reiche Obst- gegend für unwichtig, die schlechte für obst- reich halten kann. Wir erwähnen diese un- vermeidlichen Mängel solcher vielseitigen Berichte nur aus dem Grunde, um zu zeigen, dass die mühevolle, wohl gemeinte Arbeit einer solchen sogenannten Statistik nicht den erwarteten Nutzen bringen kann, wenig- stens nicht alleJahre nöthig sind, Dem Ver- fasser gehört aber darum nicht weniger Dank, und er kann diesen doppelt bean- spruchen von Fachpomologen und Schrift- stellern über Obstbau, J. 2) Die Zimmer-, Fenster- und Bal kongärtnerei. Praktische Anleitung zur Vermehrung, Zucht, Aufstellung der für das Zimmer, das Fenster und den Balkon geeigneten Pflanzen. Nach F, W. Burbridge Domestic Florieulture frei be- arbeitet von W. Lebl. Mit 270 Abbil- dungen, Stuttgart. E. Schweizerbart- scher Verlag 1878. Obschon wir bereits gute, auch neue Bücher gleichen Inhaltes haben, so hat doch die Uebertragung eines fremden immerhin grossen Werth, weil es andere Gesichtspunkte | und einen erweiterten Horizont bringt. Von England namentlich können wir noch viel lernen. Es ist ja bekannt, welche Leistungen die Hausblumenzucht (Domestic Floriculture) hervorbringt, wie es besondere Ausstellungen gibt, die nur von Dilettanten der Blumen- zucht beschickt werden, Allerdings wäre es, beiläufig gesagt, eine Täuschung, wollte man annehmen, dass jene Prachtexemplare von Blumen, welche auf solchen Ausstellungen IV, Literatur, gesehen werden, immer ohne Hülfe von Glas- häusern gezogen werden, denn Glashäuser sind in England sehr verbreitet und gehören mit zur „Hausgärtnerei*. Das Buch zerfällt in drei Theile: I. Kultur, II. Zierde, III. Be- schreibung von Pflanzen. Der werthvollste Theil ist der zweite, weil er viele Dinge enthält, welche unsre deutschen Werke nicht bringen. So z. B. die Dekoration der Tafel, Bouquets-, Kränze- und Vasendekoration, worüber wir im Deutschen nur in Jäger's „Frauengarten“ Anleitung finden; über Con- servirung abgeschnittener Blumen, das künst- liche Trocknen der Blumen und Farnkräu- ter, Färben der Blumen, des Mooses und der Gräser, Farnwedel-Abdrücke zu machen, das Skeletisiren der Blätter und Samenkapseln, über Blumenduft und Parfüm, Blattabdrücke za machen, Anlage eines Herbariums von wilden und getrockneten Blumen, Küchen- dekoration, Blumen für Verstorbene, Blumen für Kirchhöfe, Construktion von gerissenem Eichenholz als Zierde von Hausgärten etc. Der Leser wird mit einiger Verwunderung erkennen, dass in diesem Buche von Dingen die Rede ist, die mit der Hausgärtnerei nicht das Geringste zu thun haben. Der Engländer gibt eben eine Anleitung zu jenen kleinen Beschäftigungen und Spielereien mit Pflan- zen, womit englische Damen ihre Zeit — Damen arbeiten ja nicht — todtschlagen; erzählt Dinge, die Damen interessiren, z. B. wie Rosenöl in Bulgarien gemacht wird, woher andere berühmte Parfüm’s stammen, Aber mit diesem Balast noch nicht zufrie- den, fügt der deutsche Bearbeiter noch an- deres Ungehöriges hinzu, z. B. ein Kapitel über die Verwendung von gerissenem Eichen- holz im Garten. Auch über die Auswahl von Pflanzen dürfte man mit dem Verfasser rech- ten. Herr Burbridge mag ein guter Orchi- deenkenner sein, aber viele der empfohlenen Pflanzen kennt er ohne Zweifel nicht, sonst würde er nicht ganz unbrauchbare gewählt haben. Als Beispiel führe ich die Sarracenia, Darlingtonia, Drosera*) an. Wissenschaft- liches Interesse kann wohl zu Kulturversuchen *) Werden in Petersburg unter Glasglocken mit bestem Erfolg kultivirt. (E. R.) 287 mit diesen sogenannten Fleisch fressenden Pflanzen verleiten, aber von Drosera rotundi- folia zu sagen: „die hübscheste aller unserer einheimischen Sumpfpflanzen“ (im englischen Original heisst es nur „eine der hübschesten Sumpfpflanzen [one of the prettiest of all our native bog-plants]) — das ist doch stark. Das Buch ist sehr schön ausgestattet. Die belehrenden Abbildungen sind gut; aber die Mehrzahl besteht aus jenen, jetzt in allen Pflanzenkatalogen wiederkehrenden kleinen Blumenbildchen, Nach unsrer Ansicht und wohl aller Kenner der Tafeldekoration ist die im Buche be- schriebene und durch deutliche Abbildungen erläuterte Dekoration der Tafel mit einigen zwanzig Palmen für etwa eben so viele Cou- verts, mit grossen Coniferen, Ehrenpforten, ausserdem noch vielen Blumengläsern zwar für den Augenblick bestechend. aber eigent- lich Unsinn. Man setzt sich nicht zu Tische, um eine Pflanzengruppe anzusehen, sondern um die Gesellschaft zu sehen, zu geniessen, mit dem Gegenüber zu sprechen oder Blicke mit schönen Augen zu wechseln, Ferner er- klärt der Verfasser nicht, wie man ein Tisch- tuch behandeln soll, wenn 15—20 einzelne Palmen mit den Töpfen unter dem Tuche in einem Doppelboden stehen, Ki 3) Der Gartenbau-Verein für die Oberlausitz in Görlitz hat seinen 17. Jahresbericht veröffentlicht, welcher wie- derum manches Lehrreiche enthält. Ich hebe daraus hervor die Beantwortung einer An- frage über die Ursachen des häufigen Ver- trocknens der Blüthen von Cyclamen persi- cum. Es wird angegeben : a Bodenbeschaffen- heit, b irübes Wetter, e zu tiefes Pflanzen, d zu hohe Wärme, a und e sind allgemeine Kulturfehler, b kann kaum die Ursache sein, wenn die Cyclamen in einem temperirten Raume oder gar im Warmhause stehen, und man hat zur selben Zeit überall die schönsten Cyclamen gesehen. Ich schliesse mich der Ansicht des Herrn Garteninspektors Bouche in Berlin an, welcher irgendwo dieselbe Frage dahin beantwortete, dass das Ver- trocknen der feinen Wurzeln unten Topfe die Ursache sei, also ungenügendes Begiessen. Dass die Cyclamen am besten im 288 gedeihen, wenn die Wurzeln unten stets Feuchtigkeit finden, zeigt der Umstand, dass sie iıı Wohnzimmern am besten gedeihen, wenn sie stetsin Untersätzen begossen werden. Der Beantwortung einer zweiten Frage, die eigentlich blos Tadel über die Behandlung, aber keine Belehrung enthält, füge ich hin- zu, dass das Abfallen der Knospen von (a- mellien ausser den angegebenen Nachtheilen hauptsächlich davon herrührt, dass in den Wohnzimmern der Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperatur zu gross ist und dass man die Camellien nicht bespritzt. In meinem Buche „Zimmer- u, Hausgärtnerei* (wovon so eben die dritte Auflage zur Ausgabe kommt) habe ich die Kultur ganz nach Mittheilungen von Dilettanten, welche alljährlich ihre Ca- mellien im Zimmer zur Blüthe bringen, aus- führlich angegeben, Ich sah bei einem Be- kannten im December eine CGamellia mit 17 offenen Blumen im Wohnzimmer. Derselbe hatte ferner Mitte Februar die herrlichsten Azalea indica in Blüthe. J. 4) Motive zu Garten-Architek- - turen. Eingänge, Veranden, Brunnen, Pavillons, Bäder, Brücken, Ruheplätze, Volieren, Terrassen, Freitreppen, Vedu- ten etc, Entworfen und gezeichnet von Carl Weichardt, Architekt in Leipzig. 25 Blatt, enthaltend 20 Projekte und etwa 100 Skizzen in Randzeichnungen, nebst drei Bogen Details in natürlicher Grösse. Weimar 1879. Verlag von Bern- hard Friedrich Voigt. „Die vorliegenden Biätter....nennen sich Motive, weil sie in erster Linie eine Anre- gung sein sollen für den, der seinen Garten baulich schmücken will, sowie für den Archi- tekten und Werkmeister, der einen Bau für den Garten zu entwerfen oder auszuführen hat“ — sagt der Verfasser im Vorwort und erklärt weiter, dass nur Entwürfe eine zu grosse Schranke sein würden. Diese Tafeln in Gross-Folio mit in kräftiger Federzeichen- Manier ausgeführten Bildern sind ein wahrer Genuss für ein für dasSchöne empfängliches Auge; sie enthalten nicht nur praktisch aus- führbare Entwürfe, sondern ‘jede ist auch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a. AR SR Det ein Kunstwerk an sich, indem die Architek- turen durch Randzeichnungen zu einem Ge- sammtbilde zusammengehalten werden, Diese Randzeichnungen sind ebenfalls Architektur- Motive und stehen meist in nächster Be- ziehung zu den eigentlichen Bildern. Sind sie auch hier mehr Schmuck und Rahmen, so zeigt sich doch auch hier der geniale Bau- meister von Theatern, dessen reiche Formen- phantasie durch Symmetrie gebändiet, uns hier entgegentritt. Mit welchem Kunstge- schick diese Schmuckränder und Bilder ent- worfen sind, zeigt der Umstand, dass auf vielen Tafeln die Grundrisse der Hauptge- bäude als Verzierung im Kleinen glücklich verwendet sind. Absichtlich und wohlbedacht schloss der Künstler die Gothik aus, hielt sich an den so dehnbaren reichen Renais- sance-Styl und was damit verwandt ist. Der Verfasser sagt zwar im Vorwort, dass er an die „fürstliche Ausstattung des Schlossparkes“ nicht gedacht, aber gleichwohl wird auch der reiehste Bauherr Dinge finden, die selbst Fürsten theuer und schön genug dünken werder. Was die Blätter enthalten, ist auf dem Titel genau angegeben. Nur der Ein- | friedigungen will ich besonders gedenken, da sie nicht genannt sind, gleichwohl sehr reichhaltig vorhanden sind, vom einfachsten Holzgeländer bis zum kunstvollen Risenge- länder und stylvollem Mauerwerk, auch im Einfachsten sich über das Gewöhnliche er- hebend, Es ist ein Vorzug der Garten-Archi- tektur, dass sie reich an Ornamenten sein, dabei sogar aus den Grenzen der strengen Stylforderungen treten darf. Was an einem Wohnhause überladen und seltsam erscheinen würde, macht im Garten als Uebergang zur Regellosigkeit der Natur oft einen guten Ein- druck. Diese Formen-Poesie — wie ich das Hervortreten aus dem Gewöhnlichen nennen möchte — darzustellen, konnte es keinen besseren, passenderen Künstler geben, als den Zeichner und Erfinder dieser Vorlagen, Wir empfehlen dieses prächtige, verhältniss- mässig billige Werk (nur 12 Mark) nicht nur baulustigen Gartenbesitzern, sondern auch allen jungen und erfahrenen Landschafts- gärtnern auf das beste. J. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Erigeron aurantiacus Rel. (Siehe Tafel 987. Fig. 1 c. d.) Compositae. Caulis simplex, monocephalus v. ra- rissime dicephalus, inferne parce su- perne dense villosulus. Folia hirtulo- villosula; inferiora spathulato-oblonga v. obverse elliptico-oblonga, in petio- lum sensim angustata et decurrentia ; superiora sessilia, oblonga. Involucri villosi squamae anguste lanceolato- lineares v. lineares, virides v. apice tantum fuscescentes. Flores marginales foeminei 10 seriales; serierum 5—6 exteriorum Jigulati, ligulis linearibus aurantiacis discum sub-duplo superan- tibus, serierum 5 interiorum tubulosi; flores diseci tubulosi, hermaphroditi, flavi. Pappus pilosus, uniserialis, sub lente scaber, flores disci aequans. Achaenia adpresse pilosa. Habitat in montibus elatioribus Tur- kestaniae orientalis. Differt ab E. pulchello D.C., „in- volucri squamis viridibus v. apice tan- tum fuscis (nee coloratis), Horibus li- gulatis aurantiacis 5—6 serialibus (nec violaceis 2—3 serialibus). Ein prächtiges Erigeron mit rein orangefarbenen Blumen, das in einer Höhe von 6—10,000 Fuss in den Ge- birgen des östlichen Turkestans, von Kopal bis in die Alpen jenseits des Ili und im Thian Schan wild wächst. Einige wenige Exemplare überdauerten ohne Deckung in meinen Baumschulen. Eine spannenhohe Pflanze mit meist nur einem einzigen spitzenständigen grossen Blüthenkopf mit grünen Hüll- blättern und orangefarbenen Blumen, dessen 5-—6reihigen lineare Strahlen- blumen linear und weiblich. Kultur in der halbschattigen, den Alpen- pflanzen gewidmeten Steinparthie. — Aehnlich dem Erigeron pulchellus DV. des Kaukasus, oder auch üppigen Exemplaren des E. uniflorus, aber ausser andern Charakteren schon durch die orangefarbenen Blumen und grös- sere Blüthenköpfe unterschieden. (E. R.) Tafel 987 Fig.1. Eine Pflanze in Lebensgrösse; b eine Zungenblume des Strahls nebst Pappus und Frucht- knoten ; ceineweiblicheröhrige Blume; d eine hermaphrodite röhrige Blume; b ce d vergrössert. 1879, 19 390 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. B. Orithyia oxypetala Knth. (Siehe Tafel 987. Fig. 2 a b.) Liliaceae. Caule unifloro diphyllo; folüs ob- longo-linearibus, erectiusculis, florem subaequantibus; perigonü foliolis acu- tis, exterioribus oblongis ovato-lanceo- latis; filamentis basi dilatatis. — Knth. enum. IV. 224. — Ledb. fl. ross. IV. Ds Aloe Endlicher hat die Gattung Orithyia von Tulipa getrennt, weil hier die Narbe nicht auf der Spitze des Frucht- , sondern von einem knotens sitzt, spitzenständigen Griffel getragen wird. In allen anderen Charakteren gleicht unsere Pflanze einer ' gelbblumigen Tulpe. Wächst in den Hochgebirgen des südlichen Altai und Oentralasiens und ward durch A. Regel in Kultur eingeführt. Kultur gleich der der Tulpen. Tafel 987, Fig. 2 eine Pflanze in Lebensgrösse; a der Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. 0. Erythrina insignis Todaro. (Siehe-Tafel 988.) Leguminosae. Arborea, parce aculeata; ramis pau- eis suberectis, subfastigiatis; foliorum serratorum petiolo primario laminam subaequante, ad basin foliolorum bi- glanduloso ; foliolis e basi subcordato- truncata cordatis, acuminatis, initio tomentosis, demum supra glabrescen- tibus, subtus petiolisgue pubescenti- bus, lateralibus breviter, — terminali longius petiolulatis; racemis multifloris, in ramulo abbreviato aphyllis; caly- ceibus fusco-velutinis, apice bilabiatis, demum fissis; corollae papilionaceae vexillo brevissime unguiculato, late obovato, recurvo, alas carinamque gamopetalam duplo superante; stami- nibus 10; filamento vexillari libero, caeteris monadelphis alternis brevio- ribus; leguminibus stipitatis, inter se- mina constrietis, stylo indurato rostra- tis; seminibus ovalibus, coccineis. — Todaro gen. et spec. nov. h. Panorm. fasol. III. pag. 66. — Ejusd. h. Pa- norm. 1.p. 6tab. 2, Ward seit langer Zeit in dem könig- lichen Garten von Boccadifaleo kul- tivirt, von wo dieselbe in den bota- nischen Garten zu Palermo kam. Bildet bis 40 Fuss hohe, wenig bestachelte verästelte Bäume und trägt ihre präch- tigen Blumen in dem milden Klima Sieiliens, wo sie im freien Lande aus- dauert,im Aprilu. MaiingrosserMenge. Hr. Schmidt (Firma Haageu.Schmidtin Erfurt), der diese schöne Art in jungen Exemplaren kultivirt, sendete uns eine in Italien angefertigte Abbildung ein. Nach dieser und der Abbildung, die To- daro in dem Hortus Panormitanus gibt, ist unsere beistehende Abbildung an- Originalabhandlungen. gefertigt. Scheint der E. caffra Thun- berg’s sehr nahe zu stehen. Unsere Tafel gibt den Blüthenstand und das Spitzenblatt des 3blättrigen Blattes in natürlicher Grösse. a ist eine im Auf- blühen begriffene Blume mit noch zu- sammengewickelter Fahne und den kurzen Flügeln und Kiel, b ein ver- kleinertes Blatt, e die Staubfäden, d die Hülse und e der Samen. .Ob diese Prachtpflanze auch schon als 291 junge kleine Pflanze blühet, ist uns nicht bekannt. Kultur im Warmhaus, im Winter sehr wenig zu giessen und im Frühjahr ein freier Standort in voller Sonne im niedrigen Gewächs- hause oder im Freien, das sind die Grundzüge ähnlicher Arten dieser Gattung, die nicht wie E. crista gallı etc. im Sommer in’s freie Land ge- pflanzt werden können. (E. R.) D. Saxifraga geranioides L. (Siehe Tafel 989.) Geraniaceae. S. geranioides L. amoen. 1V. 271. — Engl. Saxifraga p. 165. — Gouan ill. tab. 18 fig. 2. — Sternb. rev. II. suppl. tab. 19 fig. 6. 7. Die Alpenpflanzen der Pyrenäen sind in den letzten Jahren durch Ed- mond Boissier, den berühmten Ver- fasser der Flora orientalis, der eine der Kultur der Alpenpflanzen gewid- mete Parthie in seinem Garten zu Valeyres, unweit Orbe, eingerichtethat, sowie auch durch Fröbel und Comp. in Zürich und durch Backhouse in York, in zahlreicher Menge in die Gärten des Continents eingeführt worden. Unter diesen ist die Gattung Saxi- fraga besonders reichlich vertreten. Die beiden stattlichsten Arten dieser Gattung in den Pyrenäen sind S. ge- ranioides L. und S. aquatica Lapeyr. Beide einander sehrähnlich, doch unter- scheidet sich S. aquatica durch noch höher wachsenden stärker verästelten Blüthenstengel und breitere kürzere oyal-lanzettliche Lappen des Kelches. Wir haben als S. aquatica von meh- reren Gärten Samen erhalten, aber die jetzt blühenden Pflanzen stellen gleichfalls S. geranioides dar und bei der ziemlich übereinstimmenden Tracht beider Arten scheinlich, dass S. aquatica vielleicht ist es nicht unwahr- nur eine Form von. geranioides ist. Die ächte S. geranioides L., obgleich schon lange in Kultur eingeführt, ist dennoch in den Gärten noch selten und meistens kultivirt man üppige Formen der vielgestaltigen S. caespi- tosa unter diesem Namen. Die wie- derholt handförmig Stheiligen Blätter, der robuste zottig-drüsig behaarte und rispenartig verästelte beblätterte Blü- thenschaft, die tief 5lappigen Kelche mit linien-lanzettlichen Lappen lassen aber die ächte S. geranioides leicht unterscheiden. Man vermehrt dieselbe am geeig- netesten aus Samen, den sie reichlich trägt und schon ein Jahr nach der Aussaat erhält man bei Kultur in der 292 halbschattig gelegenen Steinparthie in lockerer ungedüngter Erde, dichte Rasen, aus denen sich im Mai und Juni die fast 1 Fuss hohen reichblu- migen Blüthenrispen erheben. Blumen weiss. (E. R.) Auf unserer Tafel ist a eine blü- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, hende Pflanze mittlerer Grösse in na- türlicher Grösse, b der Kelch mit den Staubfäden, ce ein einzelnes Blumen- blatt, d der Fruchtknoten mit den Griffeln nach Wegnahme von Kelch- lappen und Blumenblättern. bed schwach vergrössert. 2) Einige gefüllt blühende Abarten Bei einem Besuche auf der idylli- schen vielgenannten Roseninsel im Starnberger-See fand ich die Gras- plätze bedeckt mit Öardamine pratensis fl. pleno, welche an Zahl der ein- fachen, mit welcher sie untermischt standen, fast gleich kamen. Die Blumen bilden niedliche, dicht- gefüllte, zartrosa Röschen, die Pflanze ist in allen Theilen üppiger wie die Art und verdient sehr die Beachtung jedes Blumenfreundes. Es fiel mir auf, dass diese gefüllte Form in so grosser Menge gerade auf der Roseninsel vorkam, während ich sie auf den feuchten Wiesen in der Nähe nicht bemerkte. Oft halten sich gefüllte Formen wild wachsender Pflanzen lange an demselben Orte, ohne verdrängt zu werden; so beobachtete ich seit nun- mehr 20 Jahren in Ludwigslust i.M. Chelidonium majus fl. pleno ausser- halb der Mauer des ehemaligen Plan- tagengartens. Ob dieselbe vom Garten aus ver- wilderte oder in wildem Zustande ‚botanischen Garten unserer einheimischen Pflanzen. öfter gefüllt vorkommt, weiss ich nicht zu sagen”). Neben Cardamine pratensis fl. pl. nenne ich als zierlich und auffallend Ajuga reptans flore albo, zumal ge- mischt mit der blaublühenden, nimmt sich selbige reizend aus. Garatshausen, den 25. Mai 1879. 1b, 18%, *) Unser Schöllkraut (Chelidonium) mit gefüllten Blumen fand sich auch zufällig im zu Petersburg wild. Schön ist dasselbe nicht und macht durchaus nicht mehr Effekt als die gemeine einfach blühende Form. Dagegen beobachtete ich wiederholt an „Rubus aretieus“, früher im Schatten von Bäumen im hiesigen botanischen Garten an- gepflanzt, dass fast alle Exemplare, die ur- sprünglich. normal blühend dem wilden Zu- stande entnommen worden waren, später gefüllte Blumen lieferten, ohne dass sie des- halb schöner gewesen wären, als die einfach blühende Normalform. Interessiren mag es auch, dass der Rubus areticus in dem po- mologischen Garten von Herrn Kesselring aus Samen erzogen, allmälig eine reichblühende und reichlich fruchttragende Race geliefert hat, die auf einem leichten Boden in voller Sonne auf Beeten kultivirt wird. (E, R.) IE Originalabhandlungen. 293 3) Uebersicht der Arten der Gattungen Maranta und Calathea. (Fortsetzung und Schluss.) (Nach einem Artikel von E. Regel im Westnik der Kaiserl. Russischen Gartenbau-Gesellschaft.) A. Blätter beiderseits grün oder unterhalb schwach violett angehaucht. (Alle Arten dieser Ab- theilung mehr für die Kultur im Zim- mer und nicht im Terrarium.) C. orbieulata Lindl. Blätter rund- lich-oval, stumpf, bis 2 Fuss lang, bei- derseits gleich den Blattstielen grün, kurz gestielt. Blumen gelb, in dichten Aehren, von weichhaarigen Brakteen gestützt. — Brasilien. — Schon anfangs der 30ger Jahre eingeführt und Bot. cab. tab. 1879 abgebildet. Syn. Maranta trun- cata Lk. in Dietr. spec. pl. I. 26. — Maranta comosa, capitata und Phry- nium truncatum der Gärten. C, grandifolia Lindl. Aehnlich der vorgehenden, aber von viel höherm Wuchse. Blüthenschaft 1—2Fusslang, mit Blättern besetzt. Blattstiele 2 bis 3 Fuss lang. Blätter oval oder läng- lich-oval, bis 1’ Fuss lang, 6 bis 8 Zoll breit, beiderseits gesättigt grün. Blumen und Blüthenstände gleich vorhergehender, aber Brakteen kahl. — Brasilien. Abgebildet Lindl. Bot. reg. tab. 1210. — Syn. Phrynium longifolium C. Koch in Berl. Grtztg. 1857 p. 146. — Phrynium eylindri- cum Rosc. Seit. tab. 40. — Maranta grandifolia A. Dietr. spec. I. 26. — M. eylindrica A. Dietr. spec. I. 27. C. Körnickeana Rgl. Unter- scheidet sich durch kleinere Blätter und niedrigen Wuchs, sowie durch kurzen blattlosen Blüthenschaft von der vorhergehenden Art. — Brasilien. — Gartenfl. XXIll pag. 33. Tafel 784. — Maranta Riedeliana h. Paullowsk. — Calathea propinqua hort. C. flavescens Lind]. Stengellos. Blätter elliptisch-lanzettlich , spitzt, beiderseits hellgrün. zuge- Brak- teen glatt, zugespitzt. Blumen gross, gelb, in kurzgestielten wurzelständigen Aehren. — Brasilien. — Ü. flavescens _ Lindl. Bot. Reg. tab. 932. — Phry- nium grandiflorum Rose. Scit. tab. 932. — Phrynium flavescens Sweet. hort. brit.— Phr. plicatum hort. — Schon im Jahre 1822 in Gärten Englands eingeführt. — Verwandt ist C. trifas- _ ciata Körn. (Phrynium trifasciatum O. Koch in Allg. Grtztg. 1857, p. 162 und 257, tab. 6, was aber in Kultur nicht mehr vorhanden zu sein scheint. Drei schwache weissliche Längszonen auf der Oberseite des Blattes unter- scheiden dieselbe. C. violacea Lindl. Stengellos. Blätter elliptisch-lanzettlich, 8s—10Zoll lang, 3—4 Zoll breit, oberhalb me- tallisch grün glänzend, unterhalb mit leichtem violettem Hauch, kahl, auf 2 Fuss langen Stielen. Blumen violett. Brakteen glatt, zugespitzt. Brasilien. — U. violacea Lindl. Bot. reg. tab. 932 im Text. — Lodd. Bot. cab. tab. 1148. — Phrynium viola- ceum Rose. Scit. tab. 37. — Phr. flori- bundum Lem. Jard. fleur. tab. 189. 294 — Maranta humilis Arrabida FI. fl. 1. tab. 6. — Maranta violacea hort. — Schon Anfang der 20ger Jahre in Gär- ten Englands eingeführt. | C.longibracteata Lindl. Achn- lich der vorhergehenden Art, aber Blätter unterhalb weissgrün und bald mit dunkler grünen Nerven, bald dunk- ler grünen Streifen‘ längs der Seiten- nerven und deshalb auch neben C. zebrina erwähnt. Brakteen lanzett- lich. Blumen lila. Brasilien. — Ab- bildg. Lindl. Bot. reg. tab. 1020. — Lodd. Bot. cab. tab. 1719. — Syn. Maranta longibracteata Sweet hort. brit. ed. 3. p. 658. C. rufibarba Fenzl. Stengellos. Blätter schmal lanzettlich, stark wellig, beiderseits grünund weichhaarig. Blatt- stiele rauhhaarig. Vaterland wahr- scheinlich Brasilien. Erhalten aus dem botanischen Garten in Wien. B. Blätter schmal-lanzettlich bis elliptisch, oberhalb grün oder grün mit etwas dunklerer Mittelrippe, unterhalb tiefroth. C. angustifolia Knck. (Maranta- ceae n. 39.) Stengellos. Blattstiele >a—1!j2 Fuss lang, abstehend stark rauh behaart. Blätter beiderseits lose behaart, 9—15 Zoll lang, 1—3 Zoll breit, oberhalb dunkelolivengrün, un- terhalb dunkel violettpurpur. — Ma- ranta discolor h. Petrop. — Heliconia discolor h. Berol. — Calathea chloro- stieta h. Vind. C. varians C. Koch (ind. sem. h. Berol. 1855. 12). Blätter kahl, sonst gleich der vorhergehenden Art. — Phrynium, Heliconia und Maranta discolor hort. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, (Ilustr. hort. tab. 144.) — Aehnlich der ©. angustifolia. Blätter aber ober- halb metallisch grün und mit schwarz- grüner oder tief purpurrother Mittel- rippe. — Aus Neugranada, von Wallis entdeckt. \ C. affinis Fenzl. (Aus d. Wiener bot. Garten stammend.) Aehnlich C. angustifolia, aber gleich C. varians kahl und in allen Theilen kleiner, Blätter nur 6 Zoll lang und 1! Zoll breit. Scheint mit C. varians identisch zu sein. C. paecifica Linden et Andre, (Il. hort. tab. 101.) Aus Peru von Wallis durch Linden eingeführt und ursprünglich als Maranta pacifica in Linden’s Katalog aufgeführt und ver- theilt. Blätter länglich-elliptisch, ober- halb metallisch grün und unterhalb violettpurpur, bis 4! Zoll lang und 2—2!/e Zoll breit. C. arrecta Linden et Andre. (Illustr. hort. tab. 77.) Aehnlich der C. angustifolia, kahl. Blattstiel bis 2 Fuss lang. DBlattfläche aus abge- rundetem Grunde länglich-lanzettlich, wellig, bis 1 Fuss lang und 3—4 Zoll "breit, oberhalb metallisch glänzend srün und unterhalb tief purpur. In Brasilien von Wallis entdeckt. Von Linden ursprünglich als Maranta se- tosa vertheilt. C. Blätter auf grünem Grunde mit seitlichen weissen, von der Mittelrippe bis zum Rande rei- chenden Streifen, fiederartig gezeichnet. C.vittata Körnck. (Marant.n. 21.) Sehr schöne stengellose Art von nie- drigemWuchse. Blattstiel 1—1 Ve Fuss C. nigrocostata Lind. et Andre. | lang, kahl, Blätter kahl, elliptisch- I. Originalabhandlungen. lanzettlich, oberhalb hellgrün, mit grellen silberfarbenen Fiederstreifen, unterhalb grün, bis 6 Zoll lang und bis 3 Zoll breit. Brasilien (?). — Syn. Phrynium pumilum O. et D. Gartenz. Jahrg. 1853 p. 139. — Phr. vittatum C. Koch in Allg. Gartenz. 1857 p. 147. — Maranta vittata hort. — C. argyraea Knck. (Marantaceae n. 53.) — Blattstiel bis 1 Fuss lang, fast kahl. Blatt lanzettlich, nach dem Grunde zu plötzlich verschmälert, 7 bis 12 Zoll lang und bis 4 Zoll breit, auf hellgrünem Grunde mit weisslichen Fiederstreifen, kahl, unterhalb roth oder seltner fast ohne Röthe. — Ma- ranta argyraea h. Linden. Vaterland Brasilien. C. eximia Knck. (Marantaceae n. 24.) Niedrig wachsende schöne Art. Blatt elliptisch-lanzettlich, mit abge- rundetem Grund, oberhalb dunkel- grün mit breiten weissen Fieder- streifen, unterhalb dunkel blutroth und gleich Blattstiel sammtig behaart, 8 Zoll lang, 4—5 Zoll breit. — Syn. Phrynium eximium C. Koch in ind. sem. h. Berol. 1857 u. Allg. Grtztg. 1857 p. 161. — Abbild. Gartenfl. XX p. 129 tab. 686. — Phrynium zebri- num hort. C. ornata Knck. (Marantaceae n. 22.) Sehr schöne niedrig wachsende Art, die aber in der Grösse je nach Entwickelungszustand und Form sehr wechselt. Blattstiel kahl, 2—5 Zoll lang. Blatt elliptisch, oberhalb gelb- grün und mit dünnen scharfen silber- farbenen oder rosenrothen Linien von der Mittelrippe nach dem Blattrande hin gezeichnet, unterhalb dunkel violett- blutroth, gemeiniglich nur 4—6 Zoll 295 lang und 2—3 Zoll breit, die Form ö. hat aber noch grössere Blätter. Stammt aus Columbien und Peru. — Abgebildet als Maranta ornata Linden Fl. desserres1V. tab. 413 u. 414. Aendert ab: a. albo-lineata. Mit weissen Linien gezeichnet. (Fl.d.serr. tab. 413.) — (M. albo-lineata hort.) ß. roseo-lineata, Seitenlinien rosa. (Pl. d. serr. tab. 414.) — M. roseo-lineata hort. y. regalis. Von etwas üppigerm Wuchse und die Zeichnung meist rosa. — Maranta regalis und M. coriifolia hort. ö. majestica. Blätter am Grunde abgerundet oder undeutlich herz- förmig, bis 8 Zoll lang und bis 3 Zoll breit, mit bald weissen, bald rosenrothen Linien gezeich- net.— Maranta majestica Linden cat. Die Formen der Calathea ornata sind besonders schön zur Kultur unter Glasglocken im warmen Zimmer. ©. fasciata Rgl. et Körn. Blatt- stiele kurz, 2—4 Zoll lang. Blatt rundlich, vorn stumpf abgerundet oder in eine kurze Spitze plötzlich vorge- zogen, am Grunde herzförmig, bis 8 Zoll lang und ebenso breit, ober- halb dunkelblaugrün, mit breiten weissen Querbinden, unterhalb weiss- grün. Brasilien. Abbildung: Garten- flora tab. 255. —- Maranta fasciata Linden cat. — Eine Form mit ober- halb dunkelgrünen und ähnlich ge- zeichneten Blättern, ist M. borussica Linden cat. C. rotundifolia Knck. (Maranta- ceae n. 18.) Sehr ähnlich der vorher- 296 gehenden, Zeichnung nur undeutlicher und oft fehlend und wohl nur Form von Ü. fasciata. Syn. Phrynium ro- tundifolium C. Koch in Allg. Gartenz. | 1857 p. 147. — Thalia rotundifolia ©. Koch I. c. pag. 258. — Maranta orbifolia Linden cat. — Abgebildet Gartenflora 1864 p. 322, tab. 452. D. Blätter auf hellgrünem Grunde mit breiten, fiederartig gestellten, von der Mittelrippe bis zum Rande reichenden dunk- ler grünen Streifen. ©. zebrina Lindl. (Bet. reg. ad tab. 1210.) Kahl. Blätter elliptisch, alle wurzelständig. Blumen violett in dichtem grossem kopfförmigem Blü- thenstand auf der Spitze der blatt- losen Blüthenschäfte. Blätter seiden- glänzend hellgrün und oberhalb mit dunkel sammtgrünen breiten Fieder- streifen gezeichnet. Stammt aus Bra- silien und gehört zu den schon vor 50 Jahren in unsere Gärten einge- führten Arten. Abbildung Gartenflora tab. 167. — Syn. Maranta zebrina Sims. bot. mag. tab. 1926. — Bot. tab. 385. — Bot. cab. tab. 494. -— Maranta bicolor Arrabida (nec Ker). — Phrynium bicolor ©. Koch. — Goep- pertia zebrina Nees.— Zur Kultur im Wohnzimmer die schönste Art, wel- che auf Blumentischen mit direkt ein- fallendem Licht auch entfernt vom Fenster noch gut gedeihet und als eine der besten buntblättrigen Deko- rationspflanzen zu empfehlen ist. Zu der Ueberführung von Exemplaren aus dem Gewächshaus in’s Zimmer wähle man die Sommermonate. Im Winter übergeführte müssen anfangs täglich einige Mal gespritzt werden, sonst reg. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rollen sie durch Einfluss der trocknen Zimmerluft alle Blätter zusammen. Aendert ab: a. typica. Blätter1—1!/e Fusslang, 6—8 Zoll breit, unterhalb violett. Es ist das die gewöhnliche all- semein verbreitete Form. ß. pulchella. Blätter nur 6 Zoll lang und 2a Zoll breit, unter- halb grün. Syn. Maranta pul- chella Linden cat. C. Lietzi E. Morr. (Belg. hort. 1875 p. 273, tab. XV— XVII. fg. 8. — Gartenfl. 1879 tab. 935 pag. 99). Kahl. Blätter länglich-lanzettlich oder länglich-elliptisch, wurzel- und stengel- ständig. Bildet beblätterte, gegliederte Stengel und die weissen Blumen ent- wickeln sich auf kurzgestielten arm- blumigen Aehren aus den Stengel- gliedern. Eine schöne, neuerdings durch den Garten von Jakob-Makoy et Comp. aus Brasilien eingeführte Art, die von kräftigem Wuchs, leichter Kultur und gleichfalls zur Stubenkultur geeignet. Gartenflora Tafel 935 gibt die Abbildung. Die Tracht ist die einer ächten Maranta, der Fruchtknoten aber drei- fächrig und deshalb zu Calathea ge- hörig. Stengel 11. —1°Jı Fuss hoch. Blätter 5—6 Zoll lang, 2—3 Zoll breit, stark wellig, oberhalb metallisch grün glänzend und mit breiten dunkelgrünen @Querbinden, unterhalb violett-purpur. E. Blatt auf hellgrünem oder zuweilen fast weissem Grund, mit von der Mittelrippe aus- gehenden, aber den Blattrand nicht erreichenden, dunkelgr#- nen fiederförmigen Flecken, die den Seitennerven nach verlau- 2 PEI- LE ER Y2 7% & Pi >> { DLE IL We Hr P GG: a CI). 87 le Ar EZ en ANDI, Y Ba L L (ChgAärr VE In: l. Originalabhandlungen. 297 fen und von ovaler oder läng- licher Form sind. C. leopardina Rgl. (Gartenflora 1877, p. 35, tab. 893.) Kahl, stengel- los. Blattstiel bis 1 Fuss lang. Blätter elliptisch-lanzettlich, 4—5 Zoll lang, 11e—2 Zoll breit, beiderseits hellgrün, oben mit Fiederflecken, welche letz- tere unter einander ‚gleich gross, mit breitem Grund auf der Mittelrippe auf- sitzen, von länglicher oder elliptischer - Gestalt, vorn zugespitzt und den Blatt- rand nicht erreichend. Blumen gross, selb, in sitzenden Aehren. Syn. Maranta leopardina h. Bull. Eine Form mit etwas breitern und dunkler grün gefärbten Blättern ist Maranta coneinna h. Bull. (C. leopar- dina ß. coneinna Rgl.) Beide Formen sind von W. Bull aus Brasilien eingeführt. Aehnlich ist C. Jagoriana (Maranta Jagoriana hort. Phrynium Jagorianum C. Koch), bildet aber zahlreiche Stock- sprossen und wächst in Folge dessen mehr rasenförmig, auch ist die Grund- farbe des Blattes heller grün. C. pulchella (Maranta pulchella E. Morr. in Belg. hort. 1875 p. 272, tab. XV—-XVI fig. 6). — Brasilien. Aehnlich der vorhergehenden, die länglichen zugespitzten Fiederflecken aber am Grund mit einer stielförmigen Verlängerung auf der Mittelrippe auf- sitzend, unter einander ungleich gross. C. applicata E. Morren. (Belg. hort. 1875 p. 273.) — Kleine zier- liche, der vorhergehenden nahe ver- wandte Art. Blattstiel 1 Zoll lang. Blattfläche 2—3 Zoll lang, 1! Zoll breit, elliptisch und mit weniger scharf abgegränzten ähnlichen, bald unter m sich gleichgrossen, bald unter sich ungleich grossen Fiederflecken. Eben- falls von Jakob-Makoy und Comp. kürzlich aus Brasilien eingeführt. ©. bella (Maranta bella W. Bull cat.). Kahl, stengellos. Blattstiel 3 bis 6 Zoll lang. Blatt länglich-elliptisch, fein zugespitzt, 4—5"2 Zoll lang, 1'a— 2! Zoll breit, oberhalb weiss- grün und mit länglich-sichelförmigen dunkelgrünen Fiederflecken gezeich- net, die unter einander gleich gross, mit breitem Grunde auf der Mittel- rippe aufsitzen und vorn fein zuge- spitzt sind.. Auf der untern Fläche sind die Blätter blasspurpur. Calathea Bachemiana E. Morr. (Belg. hort. 1875, p. 271, tab. XV bis XVII fig. 4) — Brasilien. Kahle stengellose, sehr schöne Art. Blatt- stiel 1/2 —4 Zoll lang. Blatt aus herz- förmigem Grunde länglich-lanzettlich, zugespitzt, 41e—9 Zoll lang, 1'4 bis 3 Zoll breit, oberhalb auf fast silber- weissem Grund mit grünen Seiten- nerven und ausserdem mit dunkel- grünen länglich-lanzettlichen, unter- einander gleichgrossen Fiederflecken gezeichnet, die mit breitem Grunde auf der Mittelrippe aufsitzen und oben in einen Seitennerven zugespitzt aus- laufen. Unterfläche des Blattes weiss- srün. Maranta Bachemiana der Gärten und ausserdem ist M. Kegeliana hort. eine Form mit etwas weniger scharfer Zeichnung. Calathea splendida Rgl. (Gar- tenfl. XVIII p. 99.) Durchaus kahl. Blattstiele Ja—1"2 Fuss lang. Blatt aus fast herzförmigem Grunde ellip- tisch, zugespitzt, ”—9 Zoll lang, 3 bis 5 Zoll breit, oberhalb auf leuchtend > 298 gelbgrünem Grund mit auf dem Mittel- nerven mit breitem Grund aufsitzenden zugespitzten dunkelgrünen, unterein- ander gleichgrossen Fiederflecken und ausserdem auch eine dunkler grüne Färbung des Blattrandes. Unterseite des Blattes violett. Stammt aus Para in Brasilien und ward von Lemaire in Illustrations horticoles tab. 467 als Maranta splendida beschrieben und ab- gebildet und ursprünglich von Wallis entdeckt. Eine sehr schöne buntblät- trige Art, die als weniger zart auch als Dekorationspflanze des Zimmers verwendet werden kann. Calathea Wioti. (Maranta Wioti E. Morr. Belg. hort. 1875 p. 273, tab. X V— XVII fig.7.) Aus Brasilien von Jakob-Makoy u. Comp. eingeführt und von E. Morren nach dem einen der Chefs, Hrn. Wiot, genannt. Blattstiel 12 Zoll lang. Blatt elliptisch, auf der hell gelbgrünen Oberseite sitzen mit breitem Grunde ungleich grosse, länglich elliptische stumpfe Fieder- flecken von dunkelgrüner Farbe auf. Unterseite des ungefähr 4 Zoll langen und 2! Zoll breiten Blattes licht purpur. F. Blätter gelbgrün, durch je einenvomMittelnervenundBlatt- rand entfernten rhomboidalen Purpurfleck zwischen je 2 der Seitennerven gezeichnet. Calathea villosa Lindl. (Bot. reg. XXXI tab. 14.) Eine in Britisch Guiana heimische Art. Blätter alle wurzelständig mit bis 12 Zoll langem Blattstiel. Blattfläche elliptisch, vorn plötzlich zugespitzt, 7 —10 Zoll lang, /e—5!e Zoll breit. Blüthenstiel un- gefähr 12 Zoll lang, blattlos, auf der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. RENATE ee an er | Spitze die dichte kurze Aehre grosser selber Blumen tragend. Von dieser Art gibt es zahlreiche Formen. Die ursprünglich eingeführte Art besitzt beiderseits weichflaumige Blätter und Blattstiele und weniger deutliche Flecken (C. villosa Lindl. — Phrynium villosum Lodd.), eine Abart mit ähnlich behaarten und scharf ge- zeichneten Blättern ist die ©. villosa pardina (Bot. mag. tab. 4973. — C. pardina Fl. des serres tab. 1101 bis 1102) und endlich 2 Formen mit deut- licher Zeichnung und fast kahlen Blät- tern sind als ©. Pavonii Knck. Marant. n. 116 (Maranta maculata Pav.) und Calathea tubispatha Hook. (Bot. mag. tab. 5542) beschrieben worden und müssen als var. Pavonii (Rgl. Grtfl. XVII p. 99) zu C. villosa gezogen werden. G. Blätter oberhalb grün, längs desMittelnerves mit einem weissen oder gelblichen Strei- fen, ausserdem ohne Zeichnung. Calathea medio-picta (s. Gar- tenfl. 1879 Taf. 954 p. 99). Erhalten als Maranta medio-piceta aus dem Garten- Etablissement von Jakob-Mäkoy und Comp. in Lüttich. Stengellose kahle und sehr schöne Art, die erst neuer- lich aus Brasilien eingeführt ward. Blattstiel 1—1%ı Zolllang. Blattfläche länglich-elliptisch, beiderseits spitz, 7—12 Zoll lang, 3—5 Zoll breit, ober- - halb glänzend gelbgrün und der ziem- lich breite silberweisse Mittelstreifen mit faumiger Kante, unterhalb weiss- grün. ; C. micans Knck. (Marantacearum prodr. n.20.) Kleine schöne Art, die in Brasilien und Peru heimisch ist. I. Originalabhandlungen. Kahl. Blattstiel 3-8 Zoll lang. Blatt lanzettlich bis elliptisch-lanzettlich, 3—9 Zoll lang, 1—3 Zoll breit, wellig, zugespitzt. — Syn. Phrynium micans Kıcke. in Allg. Grtztg. XII p. 249. — Ph. pumilum Kl. in Schombrgk. Reise III. 918. Aendert ab: «@. genuina. Klein und zierlich. Blattstiel 1—3 Zoll lang. Blatt schmal lanzettlich, 3—4 Zoll lang, 1 Zoll breit, oberhalb olivengrün und mit greller silberfarbener Mittelbinde, unterhalb purpur. ß. robustior Kncek. Blattstiel bis 8 Zoll lang, Blattfläche bis 8 Zoll lang und 2! Zoll breit, ober- halb hellgrün und mit weniger scharf abgegränzter Mittelbinde, unterhalb schwach purpur. y. amabilis (©. amabilis Linden). Blätter alle lanzettlich, bis 3 Zoll breit und unterhalb hellgrün. Ausserdem gleich var. ß. C. undulata Linden et Andre. Blattstiel 2—4 Zoll lang, gleich der länglich-elliptischen Blattfläche kahl. Letztere4—5 Zoll lang, 2-—3 Zoll breit, wellig, oberhalb seidenglänzend-hell- grün und mit scharfer silberfarbner Längsbinde, unterhalb purpur. Eine der von Wallis im Staate Ecuador entdeckten Pflanzen, welche Linden und Andr& Illustr. hort. tab. 98 als Calathea undulata abbildeten, nach- dem sie die gleiche Art 1871 in Lin- den’s Katalog als Maranta undulata publizirt und verbreitet hatten. Gar- tenflora 1876, tab. 852 findet sich eine Abbildung und Seite 1 des gleichen Jahrganges eine genaue Beschreibung dieser schönen Art. 299 H. Blätter oberhalb schön dun- kelsammetgrün und mit gelb- grünen flammigen Mittelstreifen längs des Mittelnerven, ausser- dem ohne Zeichnung, unterhalb dunkelviolett-purpur. C. Warszewicezi Knck. (Marant. prodr. n. 32.) Schöne im tropischen Amerika heimische Art. Blattstiel8 Zoll lang. Blattfläche elliptisch, zugespitzt, 8—12 Zoll lang, 34a —4 Zoll breit. Abgebildet Gartenflora XV tab. 515. — Syn. Phrynium Warszewiezi Kl. in Allg. Grtztg. XXIII p.89. — Ma- ranta Warszewiezi Matthieu in FI. d. serr. IX tab. 939. 940. I. Blätter oberhalb grün, mit helleren Streifen längs des Mit- telnerven und weisser buchtiger Längszone zwischen Mittel- nerv und Rand. C. pieturataC. Koch. (Wochen- schrift 1863, p. 346.) Aus Brasilien. Kahle mittelgrosse schöne Art. Blatt- stiel 3—d Zoll lang. Blattfläche ellip- tisch, zugespitzt, 4—5 Zoll lang, 1 bis 2 Zoll breit, unterhalb weissgrün und ohne jede Zeichnung. Von Wallis in Para am Amazonenstrom gefunden. C. Van den Heckei. Ist wohl nur eine Form der vorhergehenden Art, von üppigerem Wuchse. Blattstiele werden °a—1 !Jı Fuss lang. Blattfläche 6—7 Zoll lang, 3—3'e Zoll breit, unterhalb mehr oder weniger geröthet und mit helleren Zonen gleich der obern Seite gezeichnet. Syn. Maranta Van den Heckei h. Versch. — Phry- nıum Van den Heckei Lem. Ill. hort. tab. 350. — Calathea picturata ß. Rgl. Gartenfl. XVII p. 100. C. virginalis Linden. Brasilien, 300 am Amazonenstrom von Wallis ent- deckt. Verwandt der vorhergehenden Art, Blätter aber unterhalb weich- haarig. Blattstiel3—6 Zoll lang. Blatt- fläche breit, oval, stumpflich, 7 bis S'2 Zoll ah Alle & Zoll breit, De halb hellgrün und unterhalb bei der gewöhnlichen Form weissgrün und helleren Zonen wie auf der obern Seite gezeichnet, — oder bei einer andern Form, die als C. (Maranta) Marcelli in den Gärten verbreitet ist, unter- halb schwach violett angehaucht und ohne Zonen. C.roseo-pietaRgl. (Grtfl.XVIII p- 97, tab. 610.) Schöne durchaus kahle Art, die Wallis im Innern Bra- siliens am obern Lauf des Amazonen- stromes entdeckte und die Linden als Maranta roseo-pieta (Linden cat. 1867 p- 10) eingeführt und verbreitet hat. Blattstiel blutroth, 2—7 Zoll lang. Blattfläche breit oval, fast stumpf, bis 9 Zoll lang und bis 6 Zoll breit, auf der untern Seite dunkel-blutroth. Blatt oberhalb schwarzgrünem Grunde von der Mittel- und den beiden seitlichen weissen Zonen gezeichnet, doch a. typica. auf ist der Mittelstreifen zuweilen un- deutlich. ß. Wagneri. (Maranta Wagneri h. Veitch. Blatt oberhalb auf dun- kelgrünem Grunde mit stets deut- lichen Mitfel- und Seiten-Zonen. y. illustris. (Maranta illustris Lin- den cat. 1867 p. 4. — Lem. illustr. hort. tab. 515.) Blätter oberhalb auf dunkel-olivengrünem Grunde mit 3 stets deutlichen silberfar- benen Längszonen. KesBllatt oberhalb: dunkel Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, AUG a A a a re A nd Dre } x Y MET , # ‘ grün, mit breiter hellgrüner des Mittel- nerves und 2 seitlichen hell- grünen Längszonen vor dem Blattrande. C©. Lindeniana Rgl. (Gartenflora XVII tab. 601.) Von G. Wallıs am obern Laufe des Amazonenstromes in Brasilien entdeckt und in Linden’s Katalog 1867, p. 9 als Maranta Lin- deniana publizirt. Neben C. Veitchiana Mittelzone längs wohl eine der schönsten und imposan- testen Arten der Gattung. Durchaus kahl. Blattstiel 1—2!e Blattfläche oval, kurz gespitzt, 9 bis 18 Zoll lang und 6—12 Zoll breit. Die breiten 3 hellgrünen Zonen sind gegen das Licht gesehen, durchsich- tig, auf der untern wie auf der obern Blattseite gefärbt, während der dun- kelgrüne mittlere Theil der Blatthälfte und der Blattrand der obern Blatt- seite auf der untern Seite roth ge- färbt ist. C. metallica Knck. (Knek. Ma- rant. prodr. n. 49.) Eine ebenfalls nur am Blattstiel sehr kurzhaarige, aus- serdem durchaus kahle Art, die be- deutend kleiner als die vorhergehende und mit nicht durchsichtigen hellern Längszonen. Blattstiel 3—6 Zoll lang. Blatt elliptisch, kurz gespitzt, 4 bis 7 Zoll lang, 2—3!fe Zoll breit. Un- terseite des Blattes ist hellgrün oder nur undeutlich roth angelaufen und die seitlichen Binden auf der Blatt- oberseite zuweilen undeutlich. L. Blatt oberhalb mit breiter schwarzgrüner, am Rande flam- Fuss lang. mig-gezackter Mittelzone längs des Mittelnerves, auf die bei- derseits je eine breite hell- I. Originalabhandlungen. grüne flammige, durchsichtige seitliche Längszone folgt; der Blattrand dunkelgrün. Unter- seite des Blattes der obern Blattseite entsprechend hell- und schwarzpurpuüur gefärbt. C. Veitehiana Hook. Im Ama- zonengebiet Peru’s zu Hause und durch James Veitch in Kultur gebracht und später auch von Wallis am’ Zamora- strom aufgefunden, ist diese Art unter denen kräftigen Wuchses neben C. Lindeniana die schönste. Blatt unge- fähr von der Grösse und Form von dem von ©. Lindeniana, aber von festerer Textur. Absebildet in Bot. mag. tab. 5535 und Flore des serres tab. 1655. M. Blatt oberhalb mit hell- tflammigen Streifen längs des Mittelnerves, dun- kelgrünen weiss eingefassten seitlichenLängszonenund matt- grünem Blattrand. Unterseite des Blattes gleichmässig violett. C. Legrelliana (Maranta Legrel- liana Linden cat.). Stammt aus Ecuador. Blattstiel 4—5 Zoll lang. Blatt ellip- tisch, spitz, 5 —6 Zoll lang, 2— 2! Zoll breit. Niedliche Art von der Tracht der Ü. picturata. N. Blatt oberhalb glänzend- grün, mit breitem weissem flam- mig ausgezacktemMittelstreifen längs des Mittelnerves und ab- gesetzten weissen zahlreichen linearen Streifehenzwischen den Seitennerven. UntereBlattfläche weissgrün und röthlich und grün gezeichnet. ©. hieroglyphicaLinden et An- dre. (Ilustr. hort. tab. 122—123.) grünen 301 Aus Neugranada bei St. Carlos durch Wallis in Linden’s Etablissement ein- geführt und eine der schönsten Arten von niedrigem Wuchse. Blattstiel bis 3 Zoll lang. DBlattfläche oval, kurz gespitzt, 5—7 Zolllang, 31a —4!/ Zoll breit. OÖ. Blatt oberhalb auf weissem durchsichtigem Grund mit dun- kelgrünem Adernetz und ausser- dem mit länglich-elliptischen stumpfen dunkelgrünen, in der Richtung der Seitennerven ge- stellten Flecken, die nicht bis zum Blattrande mit einer stielförmigen Verlänge- rung auf dem Mittelnerven auf- reichen, sitzen und unter einander un- gleich gross sind. Unterseite durchsichtig weiss und ähnlich der grünen Zeichnung der Öber- seite roth gefleckt. C. Makoyana E. Morr. Eine der schönsten Arten, 'Gartenflora XXV, p. 213 abgebildet. Stammt aus Co- Blatt oval, stumpflich, ge- meiniglich ungefähr von der Grösse derer der vorhergehenden Art, an lumbien. üppigen Exemplaren aber viel grösser. P. Blatt mit hellgrünen flam- wig ausgezackten Streifen längs des Mittelnerves, hellgrünem Rand und silberweisser, aber von den grünen Seitennerven durchsetzter, sehr breiterZone zwischen Mittelstreifen Rand, untere Blattseite weiss- und grün. C. Baraquiniana Rgl. (Grtf. XVIH p. 99. — Maranta Baraquii Ill. hort. tab. 542.) Blattstiel bis 8 Zoll lang. Blattfläche 51e Zoll lang, 2 bis 302 2! Zoll breit, gleich dem Blattstiel auf der untern weissgrünen Blattfläche mit sehr kurzem weichem Flaum be- setzt. Die Blattfärbung wechselt in- sofern, dass die grüne Färbung längs der Seitennerven zuweilen breiter wird und dann erscheint das Blatt mit weissen, nach dem Rande hin ver- laufenden seitlichen Streifen. @Q. Blatt auf weisslichem oder hellsrünem@rundemitschwarz- srünemMittelnervenoderbrei- tern schwarzgrünen Streifen längs des Mittelnerven. C. cinereaRg]. (Grid. XXV p. 2. — Maranta einerea Linden cat. 1872.) Vom Amazonenstrom durch Wallis in Linden’s Etablissement eingeführt. Niedrig wachsende Art. Blattstiel 1 bis 1'e Zoll lang. Blattfläche elliptisch- lanzettlich, zugespitzt, ungefähr 4 Zoll lang, 1°/a Zoll breit, mit weisslicher Oberseite und schwarzgrünen Mittel- nerven; unterhalb violett-purpur. ©. princeps (Maranta princeps Lin- den cat.. Am Amazonenstrom von Wallis entdeckt. Blattstiel bis 1 a Fuss lang. Blatt länglich oder elliptisch- lanzettlich, 7—10 Zoll lang, 3 bis 31 Zoll breit, oberhalb hellgrün, mit breitem schwarzgrünem, flammig aus- gezacktem Streifen längs des Mittel- nerven, unterhalb violett-purpur. C.variegata Kncke. (Knck. Ma- rant. prodr. n. 48. — Phrynium varie- gatum C. Koch, Allg. Grtztg. 1857, p- 147. — Maranta variegata hort.) Tropisches Amerika. Blattstiel 1 bis 1'!e Fuss lang. Blattfläche elliptisch, bis 13 Zoll lang, 33/4 —6!/e Zoll breit, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, oberhalb auf hellgrünem Grunde mit dunkelgrünem Mittelstreifen längs des Mittelnerven, unterhalb weissgrün. R. Blatt hellgrün, mit dunk- ler grünen breiten, flammig auslaufenden Flecken zwischen Mittelnerven und.Blattrand, die zu einer bald deutlichern, bald weniger deutlichen dunk- ler grünen Längszone auf der Mitte jeder Blatthälfte ver- einigt sind. C. Wallisi Linden. Von Wallis am Amazonenstrom entdeckt. Eine schöne Dekorationspflanze von der Tracht und Kultur der C. zebrina. Blattstiel —10 Zoll lang. Blattfläche elliptisch, beiderseits zugespitzt, 6 bis 10 Zoll lang, 3—5 Zoll breit, gleich Blattstiel durchaus kahl, oberhalb hell- grün mit Seidenglanz und zwei dun- keln, durch die hellgrünen Seiten- nerven unterbrochenen seitlichen brei- ten Längsbinden zwischen Blattrand und Mittelrippe. Unterseite des Blattes hellgrün. C. densa Rgl. (Gartenfl. XVIII tab. 99.) In Brasilien von Wallis am Amazonenstrom entdeckt und von C. Koch als Phrynium densum in Lin- den’s Katalog 1865, pag. 4 beschrieben. In der Tracht der C. metallica nahe verwandt, unterscheidet sie sich durch unterhalb schwach roth angelaufene und gleich dem Blattstiel daselbst kurz weichhaarige Blätter. Blattform und Grösse gleich der der vorhergehenden Art, die seitlichen Binden auf der obern Blattfläche weniger scharf und oft sogar undeutlich. i. Originalabhandlungen. 303 4) Neueste Entdeckungen in Neu-Holland. Sie werden aus Zeitungsnachrichten gehört haben, dass Mr. Alexander Forrest herrliches Weideland zur Aus- dehnung von 4 Millionen Aker nahe King’s Sound entdeckte und dass diese Triften für diehte Occupation hin- länglich bewässert sind. Als ich in Westaustralien vor 2 Jahren reiste, machte ich die Regierung dort ganz besonders darauf aufmerksam, dass sich das reiche Trappland, welches wir ın Gregory’s Expedition an der Sturt-Creek (ziemlich in der geogra- phischen Breite von King’s-Sound) entdeckten, wahrscheinlich bis zur Nähe der Küste hinziehen-würde, wie es sich denn nun auch erwiesen hat. In der That, meine damaligen Be- merkungen haben viel mit dazu bei- getragen, dass die jetzige Expedition ausgerüstet wurde. Mr. Forrest und sein Begleiter, Mr. Carry, haben auf meinen Wunsch auch dem Pflanzen- sammeln auf ihrem Zuge einige Auf- merksamkeit zugewandt, und so ist mir eine bedeutende Sammlung be- reits von King’s Sound zugeschickt. Einige vorläufige Bemerkungen über diese Pflanzen der Nordwest- küste Australiens mögen Ihnen viel- leicht für Ihre Gartenflora willkom- men sein. So sind wir nun zuerst aus dieser Region mit einem Zygophylium (bei uns bisher nur aussertropisch) be- kannt geworden. Nymphaea coerulea haben wir aus dem Territorium West- australiens früher noch nicht gehabt, und es mag hier beiläufig bemerkt werden, dass sich eine dritte Art von Nymphaea (aber nur in Nord- Östaustralien) gefunden hat, welche sich von den beiden andern durch weit aus dem Wasser gestreckte Blu- menstiele (nach Art von N. Lotus) auszeichnet. Die Sammlung erweitert unsere Kenntniss auch über die Ver- breitung von Tinospora smilacina, Dro- sera petiolaris, Byblis liniflora, Me- lochia corchorifolia, Acacia hippuroides, BauhiniaLeichhardtü, Erythrophlaeum Labouckerü, Desmodium biarticula- tum, Gardenia edulis, Pimelia puni- cea, Spathodea heterophylla, Premna acuminata, Tacca pinnatifida, Oymbi- dium canaliculatum, Cyrtonema parvi- florum, Fuirena umbellata und man- cher anderer Pflanzen. Arten von Swainsona haben wir auch vorher noch nicht soweit innerhalb der "Tropen gehabt und Grewia nicht so weit westlich. Die wichtigste unter diesen Pflanzen ist aber eine Begonia, von der freilich nur ein Blatt vorliegt. Diese Entdeckung kommt nicht ge- rade unerwartet, da wenigstens eine Art in Timor vorkommt und mehrere sich in den Sunda-Inseln vorfinden, auch bereits zwei von mir aus Neu- Guinea nachgewiesen sind (Papuan plants p. 67). Immerhin bleibt dies Auffinden einer australischen Art für uns hier interessant, da wir bisher in unserer Flora die Begoniaceae noch gar nicht vertreten hatten, wiewohl ich in Nordost-Australien lange dar- nach spürte. Aus dem Südosten von Neu-Guinea sind mir auch eine Anzahl Pflanzen durch den Missionär T. Chalmus wieder zugekommen, darunter zwei Arten von 304 Mollinedia etce., wodurch eine Anzahl Genera nun als in der Papua-Flora repräsentirt nachgewiesen sind. Frei- lich ist dies nur ein kleiner Beitrag mit dem, was mir noch zu bearbeiten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, bleibt, im Vergleich zu den Schätzen, in welchen der vortreffliche Dr. Beec- cari nach seiner glücklichen Heim- kehr schwelgen kann. Baron Ferdinand von Müller. 5) Phoenix daetylifera, Jubaea In Herrn H. Hoffmann’s Beitrag | | die in der Stadt Neapel in der Mer- zur Pflanzengeographie fiel mir die Notiz auf, dass die Dattelpalme in Sieilien ihre Frucht nicht reife (Gar- tenflora 1877 p. 332). Dies ist ein Irrthum. Im Jahr 1832 habe ich im botanischen Garten von Palermo eine 14 Jahre alte Dattelpalme gesehen, deren Stamm etwa 6 Fuss hoch war, und die aus einer in Palermo gereif- ten Dattelpalme hervorgegangen war. Tineo, der damalige Direktor des dor- tigen botanischen Gartens, sagte mir bei der Gelegenheit, die Dattelpalme reife zwar alle Jahre in Palermo ihre Früchte, allein sie seien herbe, roh kaum zu geniessen, und er überlasse_ die Früchte aller seiner Dattelpalmen seinen Arbeitern, die sie gekocht ver- zehrten. Diese Thatsachen sind um so fester in meinem Gedächtniss haften ge- blieben, als die erwähnte 14jährige Dattelpalme meine Aufmerksamkeit dadurch auf sich zog, dass sie bereits blühte, und zwar trug sie sowohl männliche wie weibliche Spadices, war also ausnahmsweise monöecisch. Nirgends in Sicilien findet man mehr Dattelpalmen als bei Mazzara, ich habe aber mich, als ich dort war, nicht erkundigt, ob ihre Früchte ess- bar sind. spectabilis und Luma cheken. im Jahr 1839 war die Dattelpalme, sellina stand und wohl noch steht, über und über mit Früchten behangen, was einen prachtvollen Anblick ge- währte, als Blüthenstiele und Früchte sich gefärbt hatten. Vor zwei Jahren. musste man hier in Santiago eine Jubaea spectabilis umhauen, welche mitten in einer Strasse, Calle de las Agustinas, stand und dort bereits als grosser Baum gestanden haben soll, als Santiago erbaut oder vielmehr erweitert wurde. Der Stamm fing nämlich an, an einer Stelle zu faulen, und es war Gefahr, dass er auf ein Haus fiele. Ich bewahre ein Stück desselben im Museum, welches einen Umfang von 38 M. 35 Ctm., also über einen Meter im Durchmesser hat. Es war dies aber auch bei Weitem das diekste Individuum seiner Art, während es mehrere viel höhere in den hiesigen Klosterhöfen gibt. Das Holz ist, wenn trocken, wie Werg und völlig unnütz. In demselben Bande Ihrer Garten- flora ist Luma cheken ß apieulata Asa Gray abgebildet. Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass Luma cheken, der „Arrayan“ der mittleren Pro- vinzen, und L. apieulata (Eugenia api- culata Hook.), der „Arrayan“ der süd- ß Ar Ne BerR Kar > * y 7 1. Originalabhandlungen. lichen Provinzen (arrayan ist im Spa- nischen der allgemeine Name für Myrte) zwei total verschiedene Ge- wächse sind. Der „Chequen®“ wird niemals ein Baum, höchstens 3 M. hoch, hat eine graue Rinde, dünne, stark punktirte Blätter, die Blüthen sind stets achselständig, ihr Stiel ist ohne Ausnahme einblüthig. Eugenia apiculata dagegen wird, wenn sie im dichten Walde steht, ein Baum, der seine 60 Fuss hoch und darüber werden kann, wobei der Stamm oft 50 Ctm. Durchmesser hat; die Rinde ist leb- haft roth und schält sich wie bei Eucealyptus und Platanus, was ich bei keinem andern chilenischen Myrten- baum beobachtet habe, so dass an der Rinde keine Luzuriaga, Mitraria, kein Polypodium trilobum, kein Hy- menophyllum, kein Moos und keine Flechte haftet, sondern die rothen 305 Stämme schon von Weitem durch das Dickicht leuchten; die Blätter sind weit lederartiger, wohl doppelt so dick als beim Chequen, nicht oder undeut- lich punktirt, die Blüthenstiele drei- blüthig und oft so zahlreich, dass der Baum oder Strauch — denn schon als kleiner Strauch bedeckt sich Eugenia apiculata mit Blüthen — mehr Blü- then als Blätter zu tragen scheint, während die Blüthen bei Chequen stets spärlich sind. Die „Luma“ der Chilenen, berühmt wegen ihres harten Holzes, erreicht in den Urwäldern der Provinzen Val- divia und Chiloe noch bedeutendere Dimensionen als die Eugenia apiculata, mit welcher sie nicht in einem Genus stehen kann. Dr. R. A. Philippi in Santiago in Chili. 6) Ueber Einwirkung niedriger Temperatur auf die Vegetation. Beobachtungen aus dem botanischen Garten in Breslau von Professor Dr. H. R. Göppert, Direktor des botanischen Gartens. (Fortsetzung,) II. Das Aufthauen gefrorener und erfrorner Gewächse. Wenn die Temperatur über 0° steigt, wird der gefrorene Saft der Pflanzen wieder flüssig; jedoch’ stellt sich eine wesentliche Verschiedenheit heraus, je nachdem die Pflanze die Ein- wirkung des Frostes überlebt hat oder ihr unterlegen ist. Im ersteren Falle erlangen die Blätter ihre vorige Farbe und Stellung wieder. Die glasartige Durchsichtigkeit ver- liert sich und die gebogenen Stiele 1879. und Blattflächen kehren in die früheren Stellungen zurück, wie wir schon oben anführten. Milchende Pflanzen wie Euphorbia geben bei etwaigem Einschneiden wieder Milch. Eine völlig verschiedene Reihe von Erscheinungen beobachten wir aber bei den durch Frost getödteten Pflan- zen. Im Allgemeinen bedecken sich auch hier die Blätter, namentlich krautartiger Gewächse, mit Feuch- tigkeit, werden aber welk, hängen 20 306 schlaff an dem auch geneigten Stengel herab, bekommen ein ganz eigen- thümliches, meist fast gekochtes Aus- sehen, verändern auf mannigfaltige Weise ihre Farbe und Durchsichtig- keit und vertrocknen selbst bei mäs- siger Wärme ausserordentlich schnell, wobei sie sich gewöhnlich bräunlich oder schwärzlich färben. Die Stelle der Milchsäfte nimmt eine wässrige Flüssigkeit ein, die das ganze Vege- tabil erfüllt. Der Chemismus übt nun überall seine Wirkung aus. Cellulose, das Protoplasma, Stärkemehl, Chloro- phyll- und andere organische in der Zelle oder im Zellsystem enthaltene Bestandtheile werden zersetzt, daher im Allgemeinen die Bräunung und end- lich das Schwarzwerden der Blätter: Anfang einer Art von Gummifikation. Im Einzelnen treten aber doch in sehr vielen Pflanzenfamilien mancherlei Ab- änderungen, vorzüglich hinsichtlich der grünen Farbe auf, welche eine besondere Beachtung verdienen, als sie recht augenscheinlich die Ver- schiedenheit des hiebei besonders in Betracht kommenden grünen Farbe- stoffes in den einzelnen Gewächsen und zugleich auch die chemische Wirkung der Kälte überhaupt be- weisen. Wir wissen zwar, dass alle solche Erfahrungen ihre eigentliche Bedeutung erst durch genaue mikro- skopische Untersuchung ihrer Farbe- stoffe, vorzugsweise des grünen, er- halten, zögern aber doch nicht, auch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, diese unvollständigen, aber in solcher Ausdehnung noch nicht gemachten Beobachtungen mitzutheilen und sie der Beachtung zu empfehlen, da man sich jetzt mehr als früher mit den = ö grünen Farbstoff ‚betreffenden For- schungen beschäftigt. Von krypto- gamischen Gefässpflanzen ver- ändern sich Selaginellen und tropische Farne im Ganzen sehr wenig. Von Monokotyledonen werden ein- zelne Aroideen (Arum brasiliense, ma- crophyllum, Pothos crassinervia und lanceolata) dunkler grün, viele Gräser, namentlichtropische, wie Kyllingia, Pa- nicum variegatum, ebenso von Cypera- ceen Cyperus alternifolius, ferner Rus- cus, Palmen, Dracaenen wenig ver- ändert, Lilium, Irideen, Allium-Arten färben sich weiss, Nareissineen, wie Hemerocallis fulva, graminea und flava weissgelb, Hemerocallis coerulea, alba, sowie die einjährigen Tradescantien und Commelinen glasartig durchschei- nend, Zingiberaceen (Hedychium, Al- pinia, Amomum, Globba) braungrün, die Canneen, Musa Ensete, undurch- sichtig schwärzlich braun, von Orchi- deen Calanthe veratrifolia und Phajus- Arten dunkelstahlblau und zwar nicht nur die Blätter und Blüthen, sondern auch die Wurzeln und Stengel. Die Gymnospermen (ÜUycas, Zamia, Dioon, Macrozamia, Ceratozamia, En- cephalartos u. a.), Coniferen aller Fa- milien zeigen meist ein blasseres Grün, grössere Mannigfaltigkeit der in Rede stehenden Erscheinung, wie zu er- warten, die unendlich zahlreichen Di- kotyledoneen. Bei Blättern der Bäume und Sträucher von einiger Festigkeit könnte man vielleicht die gelbliche oder gelblich-braune Färbung, die rothe bei Acerineen, den nordameri- kanischen Eichen und einzelnen Ura- taegus, bei krautartigen, insbesondere einjährigen Gewächsen (Solaneen, Bor- T. Originalabhandlungen. ragineen, Compositen, Chenopodi- cae, Papilionaceen) die braune als die überwiegend häufige bezeichnen. Jedoch fehlt es auch hier nicht an zahlreichen Ausnahmen, wohin fast alle lederartigen, etwas fest gebauten Blätter der allerverschiedensten Fa- milien gehören, desgleichen die Lau- rineen (namentlich Camphora, Cinna- momum), Proteaceen (Dryandra, Gre- villea, Protea, Banksia, Agnostus, Hakea u. a.), Passerina, Euphorbia- ceen, Aucuba, Myrsineen, Menisper- meen, Ilicineen, Terebinthaceen (Pista- cia Lentiscus, vera, Terebinthus), Po- lygaleen (P. latifolia), Ericeen (Erica), Rhododendra, Myrtaceen (Leptosper- mum, Melaleuca, Myrtus, Metrosideros, Eugenia, Callistemon), Caesalpinieen (Ceratonia Siliqua), Mimoseen (Aca- cjae spp.), deren auch durch sehr hohe Kältegrade getödtete Blätter nur etwa wie gut getrocknete Herbariumexem- plare aussehen. Blätter der Elaeag- neen, wie Elaeagnus, Hippopha& rollen sich nach innen und fallen mit un- veränderter Farbe ab, Cruciferen in merkwürdiger Uebereinstimmung der verschiedensten Arten weisslich gelb, Rutaceen (Ruta, Zygophyllum, Guaja- cum, Diosma, Corres), Nymphaea lutea, Menyanthes nymphaeoides nur etwas blasser grün, ebenso andere Wasser-. pflanzen, wie Ceratophyllum. Bei bunt- farbigen Blättern bemerkt man übri- gens während des Gefrierens keine Farbenveränderung und nach dem Aufthauen, wenn auch nur die allgemeinen Erscheinungen der Hinfälligkeit, doch keine Diffusionen an den gefärbten Stellen, d. h. die Flecken, gleichviel welcher Gestalt, | 307 stets an derselben Stelle so scharf begrenzt wie früher, wie z.B. die so zierlich gefleckte Sonerila margarita- cea, Bertolonia guttata und zuweilen unverändert, wenn sie roth oder weiss waren. Ueberhaupt scheint die rothe Farbe nicht blos bei Blättern, sondern auch bei Blüthen diejenige zu sein, welche sich bei hohen Kältegraden am dauerhaftesten erweiset, ja sie steigert sich sogar bei schwachen, den Pflanzen nicht tödtlich werdenden Frösten, wie bei der erst seit einigen Jahren aus Bra- silien eingeführten Alternanthera spa- thulata, die rasch vorübergehender nächtlicher und frühmorgentlicher Er- kaltung von 0° widersteht. Rothe Flecken oder rothe Unterflächen sind oft noch sichtbar, wenn auch alle an- deren Farben verändert wurden, so unter bräunlicher Färbung der übrigen grünen Theile bei Eriocnema mar- moreum, bei Alloplectus speciosus, Cissus porphyrophyllus und ama- zonicus; roth und grün waren am Besten unter allen bei Dracaena Jac- quini, nobilis, dann bei Caladium bi- color und Cissus marmoreus erhalten. Weisse Blattränder schwanden da- gegen völlig bei Pandanus javanicus, weisse Flecken wurden undeutlich bei Ruellia varıans und Piper, blieben bei Panicum variegatum im Vereine mit der grünen Farbe; ebenso weisse Flecken und Streifen bei Seindapsus pietus und Pteris tricolor. Die gelb- lichen, die Nerven begleitenden Streifen bei Sanchezia nobilis, Uroton chry- sostietum hatten sich mit etwas Grau gemischt. Diese Beispiele, welche ich leicht Gartenflora Deutschlands, 308 noch vermehren könnte, mögen ge- nügen, um Physiologen und Che- miker auf die hohe Bedeutung der Kälte als Untersuchungs- faktor aufmerksam zu machen, deren Einwirkung hier ungeahnte Ver- schiedenheiten in den sonst so gleich- förmig erscheinenden Farbenverhält- nissen erkennen und sicher vermuthen lässt, dass es in Verbindung mit an- deren Untersuchungsweisen an inter- essanten Ergebnissen hier nicht fehlen wird *). Merkwürdig war mir noch *) Diese schon vor längerer Zeit nieder- geschriebene Voraussetzung hat sich auch schon erfüllt, denn in diesen Bereich gehört die Untersuchung der winterlichen Roth- färbung vieler Bäume, Sträucher und auch krautartiger Pflanzen, mit deren Untersuchung sich Professor Dr. Kraus in Halle a. d. S. und zwar zunächst mit der an Coniferen (Abies balsamea, eanadensis, Juniperus com- munis, Taxus baccata) und Buxus beschäf- tigte. Nach ihm wird die Winterfärbung der- selben durch 3 Vorgänge bedingt: 1) Braune Färbung durch eine eigenthüm- liche Modifikation des blaugrünen Chloro- phylibestandtheils: Coniferen, Buxus. 2) Rothfärbung durch das Auftreten eines im Gerbstoffballen eingelagerten, in Wasser löslichen rothen Farbstoffs (Anthokyan’?). Zahlreiche einheimische und eingeführte Pflanzen, 3) Nüancenänderung des Chlorophyll-Grün durch Umlagerung und Ballung der Chloro- phylikörner (bei allen Pflanzen). Es ist wohl zweifellos, dass die verändefte, in Klumpen geordnete Lagerung der sonst die Wand regelmässig bedeckenden Chlorophyllkörner eine feine Aenderung des Farbentones der Blätter und dergrünen Organe zu Standebringt. Es darf dies mit Sicherheit geschlossen wer- den aus dem Auftreten grüner Schattenbilder, welche das Licht an der Pflanze hervorbringt (Sachs) und die mit einer Lageänderung der Körner zusammenhängen. 5) Die schon neulich geäusserte Ansicht, Russlands und der Schweiz. der überaus starke sogenannte Kraut- geruchder durch Frost getödteten Pflan- zen; der der gesammten Farnfamilie eigenthümliche Geruch zeigt bei ge- trockneten, einst erfrornen, nach Jah- ren noch ungewöhnliche Intensität. Die Höhe der Kältegrade, bei denen dieseV ersuche angestelltwurden, waren verschieden, von 2 bis 20°, jedoch stets ausreichend und so andauernd, um ' das wirkliche Erstarren zu bewirken, wie ich namentlich hinsichtlich der lederartigen Blätter bemerke. Was nun die Blüthe anbelangt, so färbten sich die verschiedenartigsten weissen, gelblichen und rothen Blü- then braun. Viele zeigten sich weniger empfindlich als Blätter und entwickel- ten sich bei in herbstlicher Zeit noch im Freien stehenden Pflanze weiter, nachdem selbst die Blätter ganz ge- tödtet waren, offenbar nur in Folge der noch wohl erhaltenen Wurzeln, wie bei Zinnia, Tagetes, Lopezia, dass die ganze Erscheinung der winterlichen Umfärbung grüner Theile als eine Wirkung der Kälte durch Strahlung (nicht etwa des Lichts, wie Andere meinten) aufgefasst wer- den müsse, findet eine schöne Bestätigung in einer diesen Winter gemachten Beobach- | tung. Es zeigte sich nämlich, dass das Auf- treten des nächtlichen Reifes auf den ge- nannten Pflanzen und die Färbung derselben in einer merkwürdigen Beziehung stehen. | Auch sehr viele krautartige, im Winter mit den untersten Blättern in Töpfen ausdauern- den Gewächse färben sich roth, wie Senecio vulgaris, die erstjährigen Blätter der zwei- jährigen Oenothera, wie O. biennis, muri- cata, dann Thymus Serpyllum, Lamium purpureum, Erodium Cieutarium, Geum ur- banum und viele andere Dryadeen, Rubi, Potentilla, Hieracium murorum, Veronica Chamaedrys, Glechoma, wobei wohl ver- ı wandte Vorgänge stattfinden mögen. II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, Rudbeckia triloba und digitata, _An- | themis, Buphthalmum, Solidago, Aster, selbst A. chinensis, Centaurea, Senecio elegans, Bidens leucantha, Salvia lan- ceolata, Galinsoga parviflora, Hyssopus 309 nepetoides, Nicandra physaloides, Geor- gina variabilis. Vernonia novebora- censis, Eupatorium purpureum und ageratoides trieben aus ihren blatt- losen Stengeln später noch Blüthen. II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. A. Abgebildet in den Katalogen von Haage und Schmidt in Erfurt und in Regel’s russischer Zimmer- kultur* und hier wiederholt, 1) Hymenophyllum nitens R. Br. Eins der zierlichen kleinen Farn mit durchsichtigen Blättern, das in Neuholland und Neuseeland, in Schluchten, am Rande kleiner Bäche TEEN NN Hymenophyllum nitens. heimisch ist und deshalb gleich allen den zahlreichen Arten dieser Gattung eine be- ständige feuchte Luft, beständigen Schatten und eine lockere Haide- oder Moorerde als *) Der zweite Theil dieses Werkes, ent- haltend die Aufzählung und Beschreibung der für Zimmer und kleine Gewächshäuser zu empfehlenden Pflanzen. In deutscher Uebersetzung, d, h. bearbeitet für deutsche Verhältnisse, soll dieses Buch auch bald er- scheinen, (E. R.) Kulturbedingungen verlangt: Aus der ganzen Gruppe der Hymenophylleen wächst nur eine einzige Art und das ist das H. tunbridgense in den Gebirgen Irelands wild. In Kultur befindet sich sowohl diese letztere Art, sowie auch noch manche andere Art, aber von allen uns in Kultur bekannten Arten wächst nur die in Rede stehende am kräftigsten und gedeihet auch im schattigen Zimmer- fenster unter Glasglocke ganz gut, nur muss entweder die Pflanze nebst Topf von der Glocke gedeckt sein, — oder der Topf soll in einen grössern Napf gestellt und Moos oder Sand zwischen beide Töpfe eingefüllt werden und hierauf dann die Glasglocke. Wo Moos zur Umfüllung angewendet wird, muss dieses öfters gewechselt, d. h. mit frischem ersetzt werden. Es versteht sich, dass das Umfüllungsmaterial stets feucht zu halten ist. 2) Lobelia bicolor Sims und L. Erinus L. Wer kennt nicht die kleinen annuellen Lobelien, die jetzt jährlich in Millionen von Exemplaren ausSamen erzogen werden und deren massig den ganzen Sommer hindurch erscheinende Blumen vom dunkelsten Blau bis zum reinen Weiss ausbleichen. ‚Bei der . jetzt herrschenden Liebhaberei für Teppich- beete sind dieselben unter den annuellen Pflanzen die werthvollsten für diesen Zweck. Beide stammen vom. Vorgebirge der guten Hoffnung, beide haben zahlreiche Abarten gebildet und sind nicht blos so in einander übergeführt, dass man keine Gränze zwischen beiden Arten mehr ziehen kann, sondern der Referent erinnert sich ausserdem der Zeit sehr wohl, als vor nun 40 Jahren, wo von beiden damals durch Ecklon und u er en ® vs .. 310 Zeyher Samen direkt vom Kap importirt wurden, auch aus diesen mehrfache Ab- arten entstanden, dass es ihm wahr- so Lobelia bicolor. scheinlicher, dass wir es hier mit einer wandelbaren Art zu thun haben, als mit ai Gartentlora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. y u [4 die jetzt kultivirt werden, in seinem Art- begriff vereiniget. Ward schon zu Anfang unseres Jahrhunderts in Kultur eingeführt und Botanical Magazine tab. 514 als L. bi- color und tab. 901 als L. Erinus abgebildet, ward aber anfänglich ausschliesslich als Topf- gewächs des Kalthauses kultivirt und ging erst in den letzten Jahrzehnten zur Kultur im Grossen, als annuelle Pflanze über, — Aber auch jetzt noch ist es das beste Mittel, um sich die schönsten Varietäten rein zu erhalten, Exemplare derselben im Fenster des temperirten Hauses zu überwintern und diese dazu benutzen, um im Laufe des ersten Frühjahres zahlreiche Stecklinge zu machen, Für Blumenbilder sind die beiden schönsten Abarten: „Kaiser Wilhelm“ mit leuchtend tief blauen Blumen und „Snowfloke“ mit rein weissen Blumen. Beide Sorten eignen sich vorzüglich zur Bildung blauer oder weisser Bänder, wie z. B. die blauen Sorten als Mittelband zwischen zwei weissen Bändern von Antennaria tomentosa, oder von Gerastium Lobelia Erinus zwei verschiedenen, im Garten durch Hybri- dation mit einander verbundenen Arten, Der in den Gärten ziemlich allgemein angenom- mene Name Z, Erinus L. würde deshalb der sein, welcher alle die zahlreichen Formen, Kaiser Walhelne tomentosum ete,, doch hüte man sich, die- selben in stark gedüngte Erde auszupflanzen, indem sie in solcher entweder schlecht ge- deihen oder zu sehr in’s Kraut wachsen und wenig blühen. = x II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 3) Lobelia fulgens Willd. Bekannte mehr- jährige Art, die einfache beblätterte Stengel von ungefähr 1'/s Fuss Höhe bildet, besetzt mit lanzettlichen, dicht kurzhaarigen Blät- tern und auf der Spitze die Traube der grossen dunkelblutrothen Blumen. Aehnlich, Lobelia fulgens, aber weniger ‘behaart, ist L. cardinalis L. Beide Arten sind in Texas heimisch und sind ‚vorzugsweise die Formen mit dunkelblut- rothen Stengeln und Blättern zur Bepflan- zung kleiner, sehr effektvoller Gruppen in sonniger warmer Lage beliebt. Letztere werden in den Katalogen der Handelsgärtner meist als L.ignea bezeichnet. Muss im Herbste eingepflanzt und frostfrei durchwintert wer- den. Vermehrung durch Theilung und Samen. Eine lockere, mit Humus und Sand reich- lich versetzte milde Lehmerde sagt beiden am meisten zu. 4) Jasminum Sambae L, Ein bekannter niedriger Strauch aus Ostindien mit ovalen Blättern und stark wohlriechenden Blumen, Schöner noch zur Kultur ist die Abart mit gefüllten Blumen, bei welcher einfache und auch dreizählige Blätter vorkommen. In den Gärten ist die gefüllte Abart auch als J. tos- canum verbreitet. Besonders auch zur Kultur im sonnigen Zimmerfenster zu empfehlen, wo dasselbe in eine lehmige Erde gepflanzt, gut gedeihet, dankbar blühet, aber von Un- geziefer rein zu halten ist, Jasminum Sambae fl. pleno. 5) Libocedrus chilensis Endl. (Thuja an- dina Pöpp. Th, chilensis Don.) Ein schöner pyramidaler Baum von dichtem cypressen- artigem Wuchse mit blaugrünen schuppen- förmigen, dicht anliegenden herablaufenden Blättchen und ovalen, aus 4 holzigen Schup- pen bestehenden Fruchtzapfen. Theilt die KH, Sa = NA I e: =: Libocedrus cehilensis. Kultur mit Biota orientalis als schöner immer- grüner Kalthausstrauch und gehört unbe- dingt zu den schönsten cypressenartigen Pflanzen. Gedeihet in kleinen Exemplaren auch im Zimmerfenster und in grössern Exemplaren zur zeitweisen Dekoration oder zur Kultur in frostfreien Zimmern. Im Som- mer zur Dekoration oder als Einzelpflanze im Halbschatten, 312 6) Habrothamnus elegans Scheidw. Strauch Mexiko’s aus der Familie der Solanaceen, der jetzt viel zu selten kultivirt wird und unter obigem Namen in Flore des serres II tab. 18 und dann als H. purpureus von Lindley im Bot, Register tab. 43 abgebildet ward. Die ganze Pflanze ist von einem kurzen weichen Flaum bedeckt, Blätter oval-lanzettlich, zu- gespitzt. Bündeln Zweige. lockerer, Die rothen röhrigen Blumen in auf der Spitze der überhängenden Im Topfe und Kübel in lehmiger mit etwas Dungerde versetzter Erde kultivirt, blühet derselbe im Sommer und Herbst im Freien und dann in’s gemässigte Warmhaus gebracht, bis zu Weihnachten fort. Nach dem Verblühen kommt er in’s Kalthaus. Auch zum Auspflanzen in stärkern Exemplaren als schöne Einzelpflanze, die besonders gegen den Herbst reizend blühet, sehr geeignet. 7) Goldfussia anisophyllaN. ab Esenb. Acan- thaceae. Abbild. Bot. Mag, tab. 3404 und als Ruellia anisophylla in Hooker exot., fl. tab, 191, Ein niedriger buschiger Strauch aus Ostin- indien. Kahl. Die länglichen Blätter lang zugespitzt und dadurch ausgezeichnet, dass von den gegenüberstehenden Blättern das eine Blatt mehrere Zoll lang und das andere ganz klein ist. Blumen trichterförmig, spitzen- ständig, blassblau. Gehört zu den wenigen im Winter dankbar blühenden Warmhaus- pflanzen und verlangt eine lockere nahrhafte Erde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Goldfussia anisophylla. B. Abgebildet James Veitch Exotie im Kataloge von und Söhne, Royal Nurseries Kingsroad, London. 8) Sarracenia Chelsoni Moore, Es ist das der in dem Garten der Royal Horticultural Society in Chelsea erzogene Bastard zwischen Sarracenia rubra und S. purpurea. Die Schläuche haben die lang gestreckte Form von S. rubra und sind vorn wie S. purpurea ausgebreitet und roth gezeichnet. Schöne sehr empfehlenswerthe Schlauchpflanze und bis jetzt nur bei J. Veitch vorräthig. (E. R.) G. Beschrieben oder abgebildet in Gardener’s CGhronicle. 9) Begonia platanifolia Grah. v. Ohlendorf- fiana Rehb. f. (Begoniaceae.) Eingeführt aus Brasilien in das Etablissement des Herrn Hermann ÖOhlendorff in Ham bei Hamburg. Hauptsächlich durch die weissen Flecken auf der Oberseite der Blätter unterschieden, wel- che sich bei der Stammart nicht vorfinden. (1878. X. p. 780.) 10) Tillandsia (Wallisia) cöreinalis Griseb, (Bromeliaceae.) Griseb. Pl. Lorentz. p. 224. — Stammt aus der Argentinischen Republik und ist zunächst mit T. xiphioides und T. Lindeniana verwandt. Blätter 12—20, nicht zu einer dichten Rosette verbunden, sondern einen 4—6 Zoll langen Stengel bildend. Blätter 6—9 Zoll lang, 'a—°Js Zoll breit, ab- stehend, linear-pfriemenförmig, am Grunde Taf 989 7 Tr Be: SAABN a II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, 313 mit 1 Zoll im Durchmesser haltender ver- | Blättern bedeckt, Blumen in einer kleinen breiterter Basis, Blüthenschaft !fe Fuss lang, | dichten, 3—4 Zoll langen Rispe. Kelch !/s Zoll mit kleinen, schuppenartigen, angedrückten lang, Blumenblätter violett. (1878. X. p. 780.) \ ıW/ AN s —| — Zzn— =. —E, GT? AR 1 NIE, y N £ 1, M AN IN Sarracenia Chelsoni. 314 11) Conophallus titanum Beecari, (Aroi- deae.) Eine gigantische Aroidee, von Prof. Beccari auf der Insel Sumatra entdeckt und einen Rival der Godwinia gigas darstellend, welche Seemann seiner Zeit aus Nicaragua einführte. Die Knolle hat einen Umfang von 1,ı Meter; zwei Menschen konnten dieselbe kaum tragen. Aus der Knolle entwickelt sich, wie bei Amorphophallus, nur ein Blatt, dern dasselbe auch in der Form gleicht. Der Stiel hat am Grunde einen Umfang von 90 Ctm. und eine Länge von 3! M,; er ist glatt, grün mit vielen weissen, fast runden Flecken. Das Blatt hat einen Gesammtum- fang von 15 M. Die Blume ähnelt dem Amorphophallus campanulatus. Der Kolben ist 1?/a M. lang, ohne den Stiel gemessen, Die Scheide ist glockenförmig und hat einen Durchmesser von 83 Ctm. an der breitesten Stelle und eine Höhe von 70 Ctm.; die Ränder sind wellig und tief gezähnt. Die Farbe der Scheide ist schwarz purpur, die Aussenseite ist blassgrün. Die an den Mar- quis Salviati gesandten Samen sind gekrümmt und so wird diese höchst interessante Pflanze wohl bald in die Gärten verbreitet werden, aber kaum die angegebnen Grösseverhältnisse erlangen. (1878. X. 781 et 788. Fig. 127.) 12) Zamia? amplifolia h. Bull. (Gycadeae.) Eine neue Art mit länglich-stumpfem, glattem Stamme, Blattstiele aufrecht, rund, purpur- farbig, 15—16 Zoll lang, von der Dicke des kleinen Fingers, Blatt ungleich fiederspaltig, 4'/a Zoll lang. Abschnitte in 2 Paaren, jeder 3—4 Zoll lang, ‘glatt, lederartig, gelblich- grün, breit eiförmig, lanzettlich, zugespitzt, auf beiden Seiten stark gerippt, Spindel kantig. (1878. X. p. 810.) 13) Encephalartos acantha Mast. (Cyca- deae.) Wurde im Etablissement Bull von Grahamstown eingeführt. Stamm halbkugelig, 4—6 Zoll im Durchmesser. Blätter 28 bis 30 Zoll lang, 3—4 Zoll breit, länglich-stumpf. Stiel und Spindel rund, flach auf der Ober- fläche, wollig. Abschnitte fast gegenüber- stehend, in 120 Paaren, die mittleren 3 Zoll lang, bei !/s Zoll Breite, die übrigen nach dem Grunde und der Spitze allmälig kürzer wer- dend, alle länglich-linear, in eine durchsich- tige Stachelspitze endigend. (1878. X. p. 810.) Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. D. Beschrieben und abgebildet im Journal des Roses, 14) Rosa indica borbonica semiplena. Diese Rose ist die Stammmulter der jetzt in den Gärten verbreiteten Bourbon -Rosen, Ueber die Einführung derselben in Europa wird Folgendes mitgetheilt: Der berühmte Gärtner des Königs Louis Philipp, Mr, Jac- ques, erhielt von seinem Freunde Breon im Jahre 1819 von der Insel Bourbon einige Rosen-Samen, von denen im Jahre 1820 4—5 Pflanzen erwuchsen, welche späler schöne grosse zartrosa gefärbte, halbgefüllte Blumen hervorbrachten, Ein Rosenfreund in Yehles (Seine-et-Marne), Herr Desprez, erzog davon 1831 zwei neue Formen: Madame Desprez und Charles Desprez; später die schöne Rose Comice de Seine-et-Marne, die er 1841 für 500Fr. an Hrn. CGochet in Suisnes verkaufte, Unter den mehrbekannten Sorten wurden gezogen: La Reine des Isles Bourbon (1834 von Mauger in Orleans, Hermosa (1840 von Macheteau), Mistress Bosanquet (1840) und Souvenir de la Malmaison (1842, beide von Beluze in Lyon), Leweson Gower (1846 von demselben), Comte Bobrinsky (1849 von Marest in Paris), Louise Odier (1851 von Margottin in Paris), Beaute Lyonnaise (1851 von Guillot in Lyon), Catherine Guillot (1860 von demselben), Louise Margottin (1862 von Margottin in Paris). (1878. Juillet.) 15) Rosa hybr. bifera Madame Rocher. (Crochet.) Diese schöne Rose ist eine Züch- tung des Herrn S. Grochet in Suisnes, des Herausgebers des »Journal des roses« und erst im letzten November in den Handel ge- kommen, nachdem sie 1877 in Amiens und Compiegne und 1878 in Louvain und Anvers auf den Ausstellungen gekrönt worden war. Sie remontirt stark wie z. B. Triomphe de l’Exposition; die Zweige sind aufrecht und sehr stachlich, das Laub sehr schön, die 13—14 Cm. im Durchmesser haltenden Blumen sind gut gebaut und von brillanter Rosafärbung, im Innern der Petalen dunkler. (1878. Aout.) 16) Rosa parvula, R. Pompon de Bourgogne et Paquerette. Drei kleine niedliche, dicht- gefüllte Röschen, wahrscheinlich aus Samen der R. multiflora Lord Davoust gefallen. R. par- II, Notizen. vula hat die kleinsten Blumen, welche dicht gefüllt und weiss mit rosa. nüaneirt sind, während bei der Pompon de Bourgogne die Blumen grösser und dunkler rosa sind; bei Paquerette sind sie ganz weiss. (1878. Sep- tembre.) 17) R. indica Thea Reine Marie Henriette, Diese prachtvolle Theerose wurde durch eine Befruchtung der Rosa Thea Madame Berard mit der R. hybr. bifera General Jacqueminot durch Mr. Levet in Lyon gezüchtet, von dem- selben, der auch die prachtvolle R. Paul Neyron erzog. Sie wurde mit der Bezeich- nung Gloire de Dijon a fleurs rouges in den Handel gegeben. Wegen der ausgezeichneten Schönheit dieser Rose suchte der »Gercle | vembre,) 315 ‚des rosieristes in Antwerpen« die Königliche Genehmigung nach, derselben den Namen Ihrer Majestät der Königin der Belgier bei- zulegen, Das Holz ist stark, fast schwarz- grün und wenig bestachelt; Blätter dunkel- grün, Blume stark gefüllt, gutgebaut, kirsch- roth. (1878. Octobre.) 18) Rosa hybr, bifera Jules Chretien. (J. Schwartz.) Eine ebenfalls neue, am 1. Nov. 1878 in den Handel gekommene Remontant- Rose von kräftigem Wuchse, mit aufrechten stark bestachelten Zweigen, dunkelgrünen, glänzenden Blättern und grossen, prächtig ge- formten, dunkelkirschrothen Blumen. Wurde im Juni 1877 in Lyon prämiirt, (1878. No- Ender. III. Notizen. 1) In der Juni-Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien hatte Hr. Dr. Richter eine im pflanzen-physiologischen Institute der Wiener Universität ausgeführte Arbeit über den „Einfluss der Beleuchtung auf das Eindringen der Keimwurzeln in den Boden“ vorgelegt; aus derselben ist zu ent- nehmen, dass wenn oberflächlich am Boden liegende Samen keimen, die Keime einzeln nur unter gewissen Verhältnissen eindringen und zwar, wenn die Temperatur ein gewisses über den unteren Nullpunkt der Keimung, von der Pflanzenspecies abhängiges Minimum übersteigt, dass dieses Minimum viel tiefer liegt, wenn die Keimlinge dem Lichte aus- gesetzt, als wenn sie dunkel gehalten wer- den; — das Eindringen der Wurzeln wird befördert durch das Anpressen derselben an den Boden; — der Geotropismus ist beim Eindringen der Wurzeln in den Boden im höchsten Grade betheiligt; — das Licht be- fördert die geotropische Abwärtskrümmung und Wachsthum durch Schaffung vonWärme; der negative Heliotropismus beim Eindringen beleuchteter Wurzeln in dem Boden ist nicht im Spiele, In der Juli-Sitzung gab Hr, Molisch die Resultate der im obbesagten Institute vor- genommenen „Untersuchungen über das Holz der Ebenaceen und ihrer Verwandten“. Alle die untersuchten Ebenaceen und verwandte Familien — Styraceen, Sapindaceen, Anona- ceen u. a. — zeigen übereinstimmenden histo- logischen Bau ; — die ächten Ebenhölzer sind im Kerne total von gewöhnlich dunkelge- färbten Inhaltskörpern erfüllt, Zur Zeit, als die Elemente noch jungen Splint bilden, führen selbe Gummi, welcher in den inneren Zellenwandschichten entsteht und im tra- chealen System auftritt, — der Gummi ver- wandelt sich in humusarlige Körper erst, wenn bei Bildung des Kernholzes ein lang- samer Verwesungsprocess stattfindet; — ferner ergibt sich aus den Untersuchungen, dass das Ebenholz (Diospyrus Ebenus Retz.) einen mineralischen Gehalt von 3,9 °/o aufweist, CO: CA macht ca. 90°/o aus; von diesen Be- standtheilen sind die Gefässe von Anona laevigata erfüllt; in den Gefässen von Sider- oxylon cinereum finden sich viele Thyllen. In der nämlichen Juli-Sitzung wurde eine von Professor Leitgeb in Graz eingesen- dete Arbeit über „die Entwicklung der Farne“ vorgelegt, in welcher in Bezug auf die Prothallien und deren Abhängigkeit vom Lichte nachgewiesen wird, dass Archego- nien und Antheridien immer an der be- schatteten unteren Seite des Prothallium an- 316 gelegt werden, sei es erd- oder zenithweise, Besagte Dorsiventralität ist also eine Wir- kung des Lichtes und durch den Wechsel der Beleuchtung, so lange das Prothallium wächst, ist auch eine Umkehrung der Thallus- seiten möglich, — In Betreff des Embryo von Geratopteris schliesst sich seine Entwicklung besonders der Gattung Marsilia an und schliess- lich wird von Prof. Leitgeb festgestellt, dass der Ort der Organanlage nur von der Lage des Embryo im Archegonium abhängig ist und nicht von äusseren Kräften. 2) Das K. Ackerbau-Ministerium hat dem Prof. Caruel einige Pomeranzen von Grot- tamare zugesendet, um über die in dortigen Pflanzungen herrschende Krankheit sein Gut- achten abzugeben. Die Schale dieser Früchte zeigte sehr kleine dunkle, theils isolirte, theils zusammengedrängte Flecke, unter welch letzteren sich ein dickes glänzendes trockenes Häutchen vorfand, welches sich langsam los- löste und in sehr kleine schwärzliche Frag- mente zerfiel; in den in Folge dessen an der Schale vorhandenen Rissen fand sich der schon lange bekannte Fumago eitri Pers. (Nuovo giorn. bot. ital.) 3) Ueber den Einfluss des Bodens und der Entwicklung des Samens auf das Sexual- Geschlecht der Pflanzen hat Prof.Saccardo (Bull. soc. ven. trint,. di sc. nat.) die Beob- achtung gemacht, dass wenig entwickelte, daher kleine und leichte Samen mehr weib- liche als männliche Pflanzen geben; dass auf Sandboden Hanfsamen, sowohl grosse als kleine, reichlicher keimen, in Mehrzahl aber weibliche Pflanzen bringen. 4) Hr. Calvi in Capua gibt (Il giardin Mailand Juli) Mittheilung über die Kultur der Asrumen ; er bemerkt hiebei, dass in einem nur 40—50 M. grossen Garten sich an den Gehwegen 60 alte Limonen- und 17 alte Pomeranzenbäume vorfinden und ausserdem noch grosse Anzahl von Ablegern; — diese Bäume bringen alljährlich 14000 Limonen und 6000 Pomeranzen von vorzüglicher Qua- lität und geben einen Ertrag von 400 — in manchen Jahren bis 750 Fr. — In Bezug auf Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kultur wird folgendes Verfahren beob- achtet. Die Wunden werden mit Mineral- theer (Blek) bedeckt; im Winter wird mit Kloakenmaterie gedüngt (2—3 Kübel per Baum); im Sommer reichlich mit Wasser begossen und mit den abgefallenen Blättern, Unkraut ete, gedüngt; alle 4 bis 5 Jahre werden die abgefallenen Früchte in einer Tiefe von 60 Ctm. um den Stamm herum eingegraben und mit guter Erde bedeckt, Dieses Verfahren hat vortreffliche Resul- tate gegeben, denn seit mehreren Jahren nicht tragende Bäume haben je bis auf 500 Limonen zur Reife gebracht, so dass der Eigenthümer von den Cafe- und Gasthäusern _ sich die Abfälle alle zu verschaffen Sorge trägt; bei Untersuchung der auf solche Art gedüngten Bäume fand sich in der Tiefe von 50 Ctm. um die Wurzeln herum eine teig- artige Masse, kühlend und von angenehmem Geruch, ; 5) Im Gardiniere von Mailand (Juli) wird der Villa Gandini in Formiggine nächst Modena erwähnt, in welcher auf Felsen- parthien sich 18 Agaven (unter diesen Ag, tuberculata, Salmiana, attenuata u, a.), dann 12 der schönsten Yucca-Arten vor- finden; — ferner finden sich 18 Ilex, wo- runter besonders Fortunei mierophylla, meh- rere Salix, unter welchen S. regalis; ferner sind noch zu erwähnen Spiraea palmata, Saxifraga peltata, Statice Holfordi, ein schönes, wahrscheinlich ein Unicum von Polypodiuın punctatum. — Ebendaselbst (Juliheft) wird bemerkt, dass ungeachtet des scharfen Ver- botes lebende Pflanzen und Theile derselben, Knollen, Zwiebeln ete. in Italien einzuführen, doch grosse Mengen davon in letzterer Zeit, namentlich Blumenknollen und Zwiebeln aus Holland eingeschmuggelt werden. Und da wird die Ansicht ausgesprochen, man möge das Verfahren in Frankreich befolgen, wel- ches die Einfuhr gestattet, wo an den Gränzen die bezüglichen Gegenstände von der etwaig daran klebenden Erde befreit, gewaschen und sonst sorgsam gereinigt wer- den. (S—r.) IV. Literatur, 317 IV Literatur. 1) Anlage von Gärten oder allge- meine Regeln, welche bei der Anlage von Gärten im mittleren und nördlichen Russ- land zu befolgen sind, nebst Aufzählung der hierzu geeignetsten Bäume und Sträucher. Von Dr. E. Regel. St. Petersburg. Verlag von Karl Ricker, 1879. 2) Kurze Anleitung zur Land- schaftsgärtnerei. Nach L. v. Skell’s „Beiträgen zur bildenden Gartenkunst“, Für die Zöglinge des pomologischen Instituts in Reutlingen bearbeitet von Dr. E. Lucas, Als Manuscript gedruckt 1879. Wir vereinigen die Anzeige und Besprechung dieser beiden kleinen Schriften, weil beide auf verschiedenen Wegen das gleiche Ziel verfolgen und sich ergänzen. In der ersteren herrscht die Praxis ausschliesslich, in dem zweiten die Theorie vor. Nro. 1. Regel’ Anleitung ist, wie ge- sagt, rein praktisch, will ein Leitfaden für kleinere Anlagen sein, und enthält die Sunnme langer und vielseitigerer Erfahrung auf 60 Seiten zusammengedrängt. Der Anfänger er- fährt dadurch, wie er sich zu verhalten hat‘; der bereits Erfahrene findet viele nütz- liche Anweisungen, wie sie eben nur ein Praktiker geben kann. Der Verfasser gibt nur Selbsterfahrenes, lässt sich in keine Be- trachtungen ein. Der Inhalt ist folgender: 1) Einleitung, 2) Feststellung des Planes, 3) Festlegung und Anlage der Wege, 4) Plätze und Sitze, 5) Bildung der Stücke zwischen den Wegen, 6) Wasserpartien und Hügel, 7) Bepflanzung des Gartens (mit Unterab- theilungen) mit Baumschulen, 8) Anlage und Unterhaltung der Rasenplätze, 9) Unterhaltung der Baum- und Strauchpartien, 10) der Blu- mengarten, Anlage eines kleinen Hausgar- tens, mit Angabe der zu verwendenden Ge- hölze für ein nordisches Klima. Man sieht, dass von dem Wichtigsten nichts fehlt. Voll- ständiges darf man in einem so kleinen Buche nicht erwarten. Wer in einem mil- deren Klima als dem rauhen Russland lebt, hat ein viel grösseres Pflanzenmaterial als angegeben ist. Drei in den Text gedruckte Gartenpläne dienen als Beispiel und haben eine sehr belehrende Beschreibung. Den kleinen landschaftlichen Hausgarten S. 33 finden wir anmuthig und dem Platze ange- messen. Eine gewisse regelmässige Verthei- lung der freistehenden Bäume ist wohl ab- sichtlich, Dagegen finden wir den Plan eines grösseren Landschaftsgartens in der Mitte mit einzelnen Bäumen überfüllt, auch zu viele Wege, in Folge davon Mangel einer grösseren freien Rasenfläche. Auch die zwei grossen Plätze mitten in der Gartenfläche, welche die vielen Wege bedingen und selbstverständ- lich beschattet sein müssen, tragen zu der angedeuteten Ueberfüllung bei. Möglicher- | weise haben sie aber ihren guten besonderen Grund. Sehr entsprechend und schön ist der Bach zu einem schöngeformten Weiher | (Teich) erweitert worden*). Die kleinen Abweichungen unserer An- sichten können uns aber nicht verhindern, das kleine Buch Allen, welche einen Garten anlegen wollen und noch ungenügende Er- fahrung haben, bestens zu empfehlen. Nro. 2. Die Schrift von E. Lucas kün- digt sich schon auf dem Titel als Bearbei- tung eines andern Buchs im Auszuge an. Der Verfasser hat es verstanden, die wenig ge- ordneten Schätze des Skell’schen Buches, seiner Zeit das einzige Lehrbuch der Garten- kunst, in logischer Folge und knapper Dar- stellung wiederzugeben. Man erkennt darin den langjährigen Lehrer, welcher sich nicht mit Nebendingen befasst, jeden Lehrsatz in einen abgeschlossenen Paragraphen bringt, *) De gustibus non est disputandum. In Parkanlagen sollen grosse Rasenplätze sich befinden, ein grösserer Garten und diesen stellt der betreffende Plan vor, muss aber schon, um möglichst viele Abwechslungen zu bieten, von verhältnissmässig vielen Wegen durcehschnitten sein und kaun als Garten keine so grossen Rasenflächen wie ein Park bieten. Die einzelnen Bäume und Baum- gruppen dienen zur Begränzung und Einrah- mung der Durchsichten, welche den Blick über Rasenflächen durch die ganze Länge und Breite des Gartens gewähren. — Schatten | und viel Bäume ist endlich in den Gärten Russlands im Norden während der langen Tage, im Süden wegen der hohen trocknen Hitze eine der ersten Anforderungen. (E. R.) 318 nichts voraussetzt, selbst auf Vorhergehendes selten sich bezieht. Dabei hat er alles nicht Wesentliche, ja das Ungehörige, welches das Buch des grossen Landschaftsgärtners ent- hält, wohlweislich weggelassen, ohne die der Kunst eigene und unzertrennliche Poesie, welche Skell charakterisirt, auszuschliessen. Ob die Schüler für die Art des Skell’schen Absteckens der Pflanzungs-Umrisse und Wege Verständniss haben und davon Gebrauch machen können, möchten wir bezweifeln. Wenn ınan ein kleines ebenes Terrain mit lockerem Boden vor sich hat, so ist es frei- lich leicht und bequem, die Linie eines Wegs oder Aussenlinie von Pflanzungen abzustecken, und wir selbst thun es in jedem Falle, wo es leicht auszuführen und kein Plan einzu- halten ist; aber es gibt in den meisten Fällen, besonders bei grossen Anlagen, so viele Terrainhindernisse, dass es unmöglich wird, eine Linie mit dem Zeichenstabe unter dem Arme einzuritzen, in- dem man, ohne auf den Boden zu sehen, eine ideale Rich- tungslinie verfolgt. Es kommen auch nicht selten, sogar auf ebenem Terrain bei diesem Weg-Abstecken so wunderliche Linien heraus, dass man, wenn erst die Pfähle ausgesteckt sind, darüber selbst lachen muss. An die Befolgung eines durch eine Zeichnung fest- gestellten Plans ist ferner nicht zu denken. Wir finden es daher sehr bedenklich, dieses geübten Praktikern gelegentlich nützliche er- leichternde Verfahren als Lehrsatz für Schüler aufzunehmen, Aehnliche „Ausnahmsgesetze“, wie ich Anweisungen, wie die oben bezwei- felte, nenne, kommen bei Skell noch mehr vor. Es ist aber merkwürdig, wie die meisten älteren Verehrer Skell’s alles, was der grosse Künstler gesagt; als ein Dogma betrachten. Die Schrift von Lucas ist zwar als Manuseript gedruckt, also nicht im Buchhandel, aber der Verfasser wird wohl freundliche Bitten um Ablassen derselben nicht abschlagen und wir rathen jedem werdenden Landschafts- gärtner, der das Skell’s Buch nicht besitzt — und es sind deren wenige — sich das eben besprochene anzuschaffen. J. 3) Kultur des Weinstockes unter Glas, mit besonderer Berücksichtigung des Klima’s von Norddeutschland, Von H. Röse, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Grossherzoglich Oldenburg’schem Hofgärtner in Eutin. Leipzig 1879. Verlag von Hugo Voigt. Wer noch nicht die Ueberzeugung ge- wonnen hatte, dass in Norddeutschland, grossentheils in Mitteldeutschland und in den höheren Lagen von Süddeutschland, ein- schliesslich Oesterreich, nur in besonders guten warmen Jahren wirklich vorzüglich süsse Trauben reifen, dem sind in den letzten kalten Jahren die Augen geöffnet worden, Gute Trauben, besonders grossbeerige süd- liche, bei uns späte genannt, sind unter sol- chen klimatischen Verhältnissen nur unter Glas zu ziehen. Ein Buch, wie das vor- liegende, welches hierzu Anleitung gibt, ist daher ein längst erwünschtes und willkom- menes. Wohl enthalten einige Bücher über Öbsttreiberei Anleitungen zur Weinrebenzucht unter Glas, aber es fehlte im -Deutschen an einer besonderen Schrift, und Gärtner, wel- che solche Anlagen machen oder fortführen sollten, waren in grösster Verlegenheit, wo- durch sie sich unterrichten sollten, denn Kenntniss der Weintreiberei ist unter .den Gärtnern höchst selten, fast allein bei Nord- deutschen zu finden, wo Weinhäuser ziem- lich verbreitet sind. Die Gärtner holten sich ihre Kenntnisse aus ‘den so vollkommenen englischen Treibgärtnereien, und einige haben es so weit in der künstlichen Rebenzucht gebracht, wie die Durehschnittszahl der Eng- länder und Holländer. Zu diesen Bevorzugten gehört der Verfasser. Er ist nicht nur Selbst- züchter, sondern kennt auch die besten unter den zahlreichen Weinkulturem der Umgegend von Hamburg, in Holstein, Hannover u.a.0. Das grösste Gewicht legt der Verfasser mit Recht auf die Einrichtung der Häuser und Treibmauern, sowie auf die zu verwendenden Sorten. 7 Tafeln Abbildungen von Häusern, Mauern, Heizung und sonstige Erwärmung erläutern den Text. Ausserdem enthält die kleine, nur 3 Bogen starke, daher billige Schrift, Belehrung über die in Häusern vor- kommenden Krankheiten und deren Abhilfe, eine Beschreibung der Sorten, Verpackung | der Trauben zum Verschicken, Conserviren, endlich eine Liste guter Bezugsquellen. Letz- tere ist gar nicht so unwesentlich, wie Man- che glauben, da viele Gärtner in abgelegenen Orten nicht wissen, woher sie wirklich brauch- Ü) V. Personalnotizen und Neuestes, bare Weinsorten beziehen können. Unter den | allen Gärtnern, Adressen sind auch zwei aus Süddeutsch- land. Wir empfehlen dieses Buch nicht nur 319 welche davon Gebrauch machen können, sondern auch allen an- gehenden Gärtnern zum Studium. J. V. Personalnotizen und Neuestes. 1) Eduard Fenzl, Doktor der Philo- sophie und der Mediein, k. k. Hofrath, Professor der Botanik an der Universität Wien, Direktor des Universitäts-Gartens und des k. k. botanischen Hofmuseums, Com- mandeur des königl. italienischen Kronen- und kais. russischen St. Annen-Ordens, Offi- cier des kais. mexikanischen Quadelupe-Or- dens, Ritter des kais. brasilianischen Christus- und des königl. belgischen Leopold-Ordens, wirkliches Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften, . Senior-Adjunkt der kaiserl. Leopold-Garolinischen Akademie, im Studien- jahre 1852 Dekan des Professoren-Collegiums der philosophischen Fakultät, Vice-Präsident der k. k, Gartenbau-Gesellschaft, sowie Ehren- und wirkliches Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften des In- und Auslandes, starb am 29. September dieses Jahres in seinem 72. Lebensjahre und mit ihm ist nicht blos einer unserer tüchtigsten Botaniker, sondern auch einer unserer ältesten geliebten Freunde heimgegangen. Fenzl wurde nach österreichischem Gesetz, nachdem er sein 70. Lebensjahr vollendet, pensionirt, Für Fenzl’s unermüdliche That- kraft war es aber zu früh, aus einem grossen Wirkungskreise, in dem er mit der energischsten Thätigkeit gearbeitet hatte, herausgerissen zu werden. Die Aufregung darüber machte ihn krank und endigte mit einem ersten Schlaganfall, dessen Folgen auch die Badekur, die er noch diesen Som- mer brauchte, nicht aufheben konnte und so ist er eigentlich in Folge seiner Pensioni- rung in’s ewige Leben übergegangen. Zu seinem unvergänglichen Andenken hat sich ja unser verewigter liebenswürdiger Freund der Monumente so viele gesetzt, So hat er eine Serie botanischer Arbeiten mit dem berühmten St. Endlicher vereint her- ausgegeben, wie das Sertum eabulieum, dann die Beschreibung und Aufzählung der von K. von Hügel im südöstlichen Neuholland gesammelten Pflanzen, — dann 10 Decaden neuer Pflanzen, Besonders arbeitete derselbe viel über die zur Gruppe der Caryophylleen gehörigen Pflanzen, gab in Enndlicher’s Ge- nera plantarum die Aufzählung der hierher gehörigen Familien, Gruppen und Gattungen, bearbeitete in einer besondern Schrift die Vertheilung der Alsineen und in Ledebour’s Flora rossica sind diese Pflanzen von ihm bearbeitet. Ebenso war er es, der in seinen „Ilustrationes et descriptiones plantarum Syriae et Tauri oceidentalis“ die von]Russegger und Th. Kotschy gesammelten Pflanzen be- arbeitete. Für den Gartenbau war seine Thätigkeit eine ausserordentlich energische, theils als Direktor des k.k. botanischen Gartens, theils als Vicepräsident der k. k. Gartenbaugesell- schaft. Im botanischen Garten bearbeitete und bestimmte er in den frühern Jahren alle daselbst kultivirten Pflanzen und gab über seine Berichtigungen der Pflanzen an- derer Gärten jährlich einen Anhang zum Katalog des Wiener Gartens. Auch der Re- ferent that dies früher von Seiten des K, bo- tanischen Gartens in St. Petersburg, und sind diese Berichtigungen von Fenzl’s und unserer Seite nieht deshalb unterblieben, weil die Berichtigungen nicht jährlich fortgesetzt wur- den, — sondern weil solche auf diejenigen Gärten, wo man sich gar nicht darum be- kümmert, ob die Pflanzen den rechten oder falschen Namen tragen, gar keinen Einfluss zeigten, — und andrerseits soliden Instituten, wo in dieser Beziehung strenge Ordnung herrscht, häufig Unrecht gethan wird, sei es durch Unachtsamkeit und Verwechslung von Seiten der Gärtner beim Sammeln des Sa- mens, — oder durch ähnliche Verwechslungen der Signaturen etc. im eignen Garten. Wel- che heillosen Verwechslungen beim Ver- pflanzen der Gewächse da von den Garten- gehilfen angerichtet werden, das ist leider zu bekannt. — Als Vice-Präsident der k, k. . 320 Gartenbaugesellschaft hat Fenzl auf die He- bung des Gartenbaues in den österreichischen Staaten einen sehr bedeutenden Einfluss ge- übt, einestheils durch seine zahlreichen po- pulären Vorträge in den Sitzungen, — theil- weise dass hierdurch der Nacheifer in den Provinzen angeregt ward und Gartenbauver- eine in den verschiedensten Theilen Oester- reichs sich bildeten. Wir schliessen mit dem Bemerken unsern Bericht über den Heimgang unseres viel ver- ehrten theuren Freundes, indem wir hervor- heben, dass Fenzl zu der seltnen Zahl jener zugleich beständig thätigen und im Trubel der Arbeit steckenden Männer gehörte, die sich dadurch für's Privatleben nicht beein- flussen liessen, indem er sich dennoch jene Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit und Herz- lichkeit im Umgang zu bewahren wusste, die jeden seiner Freunde, Schüler und Ver- ehrer so äusserst angenehm berühren musste und die dem heimgegangenen verehrten Freunde, der Referent besonders, nachrühmt. (E. Regel.) 2) Herrn Baron Ferdinand von Müller in Melbourne ist nun auch die höchste, längst verdiente Auszeichnung von Seiten Ihrer Majestät der Königin von Eng- land geworden, deren dort ein Naturforscher überhaupt nur theilhaftig werden kann, in- dem er zum Commandeur des St, Michel- und Georgs-Ordens erhoben worden ist. Wir hoffen und wünschen, dass nun auch dort, woF. Müller so thätig und segensreich wirkt, ihm ebenfalls die volle Anerkennung von allen Seiten wird, indem man dem hochverdienten Mann auch seinen ganzen Wirkungskreis zurück gibt, in dem er soviel geleistet hat und bei seiner energischen Thatkraft auch ferner leisten würde. Mül- “ler’s Verdienste um Neuhollands Flora, um Einführung, Beschreibung und Verbreitung der für Neuholland geeigneten Nutzpflanzen, um den botanischen Garten und dessen hohen wissenschaftlichen und praktischen Werth, um Verbreitung der wichtigsten und inter- essantesten Pflanzen Neuhollands nach an- dern Erdtheilen sind ja allgemein bekannt und anerkannt, aber einem Manne, der sich in wissenschaftlicher und praktischer Be- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ziehung um sein Land so hohe Verdienste erworben hat, dem die höchste Anerkennung geworden ist, ihm sollte auch nicht blos in wissenschaftlicher, — sondern auch in prak- tischer, in das Leben tief eingreifender Be- ziehung die Möglichkeit zurückgegeben wer- den, auch hier durch sein umfassendes Wissen seinem Lande nützlich sein zu können. (E. R.) 3) Perlzwiebel, Professor Hoffmann in Giessen macht uns darauf aufmerksam, dass er Bot. Zeitung’ 1875 p. 602 über Perl- zwiebel geschrieben, dass er die Ansicht theile, dass A. Porrum zu A. Ampeloprasum zu ziehen sei und dass die Perlzwiebel nur - bei ungeschlechtlicher Vermehrung constant bleibt, bei Fortpflanzung durch Samen aber sofort degenerirt. 4) A. Engler hat seine Monographie der Araceen beendet; wir. werden Gelegenheit haben, denselben über Araceen in der Gar- tenflora zuweilen selbst zu vernehmen. Ueber den von Herrn Beissner kürzlich erwähnten Garten von Thuret in Frankreich bemerkt Hr. Engler berichtigend, dass dieser reiche botanische Garten von dem bekannten Algo- logen Thuret gegründet und von dessen Wittwe dem Staate geschenkt sei. 5) A. Regel. Ueber A, Regel haben in der letzten Zeit so mancherlei Gerüchte in den Zeitungen kursirt, dass wir be- richtigend erwähnen, dass derselbe mit seiner Expedition im letzten Frühjahr nach Schicho kam, dass die chinesischen Behörden ihm aber die Weiterreise nach Turfan dort nicht zugaben, in Folge dessen er die Reise durch chinesisches Gebiet bis zum Flusse Kasch machte. Am Kasch liess er seine Bedeckung ein Lager aufschlagen, ging selbst mit einigen Leuten nach Kuldscha zurück, wo er am 8, Juli ankam, um dort noch für die Weiterreise der Expedition sich Gegen- stände einzukaufen. Von Kuldscha ist der- selbe längs des Kasch nach dem Juldus weiter gezogen. Die letzten Nachrichten von ihm erhielten wir aus dem Quellgebiet des Kasch bei 10,000° Höhe, wo er einen Uebergang über die Gletscher nach dern Juldus suchte. (E. R.) 15 Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Begonia Schmidtiana Rgl. (Sectio Begoniastrum A. DC. XV. I. p. 292.) (Siehe Tafel 990.) “ Begoniaceae. Suffruticosa, humilis. Caulis cras- sus, adscendens, a basi ramosus, ut rami hirsuti rubri. Stipulae ovato-ob- longae, ciliatae, membranaceae, apice in setam excurrentes. Folia oblique cordato-ovata, palmato 7—9 nervia, acuta, duplicato-crenato-dentata, sub- coriacea, utrinque hirta, supra nitenti saturate viridia, subtus sanguinea, 41a —5 Um. longa, 3 Cm. lata; pe- tiolo hirsuto, rubro, initio quam la- mina breviore, demum eam superante. Cyma 3—7 flora, axillaris, folium sub- aequans v. paullo superans; pedunculo pedicellisque rubescentibus, hirsutis. Bracteae obovatae, ciliatae, obtusae. Flores masculi sepalis duobus, subro- tundis, extus rubescentibus pilosisque, intus albis glabris, 14—15 Mm. longis, 12 Mm. latis; petalis duobus, obovato- oblongis, obtusissimis, albis, quam sepala brevioribus. Stamina ad basin libera. Antherae iineari-oblongae, fila- mento longiores, loculis 2 extrorsis lmearibus connectivi margini adnatis et ab connectivo obtuso superatis. Florum foemineorum petala 5, oblongo- obovata; exteriora 2 dorso rubescen- tia pilosa, interioribus albis glabris Ovarium trialatum, glabrum, bracteis tribus eiliatis sufful- 1879, paullo longiora. tum, triloculare, placentis bipartitis utrinque ovuliferis; styli 3, basi bre- viter connati, bifidi, ramis spiraliter tortis fascia papillorum vestitis. Cap- sula trialata, stylis persistentibus coro- nata, ala dorsali caeteris majore. Patria. Brasilia ad fluvium Rio srande do Sul. Wir erhielten die beistehend abge- bildete neue Begonia vom Ühef der Firma Haage und Schmidt, Herrn E. Schmidt, nach dem wir solche auch benannt haben. Dieselbe stammt vom Rio grande do Sul, gehört zu der Unterabtheilung der grossen Gattung Begonia, welcher Klotzsch den Namen Begonia gelassen hat und A. de Can- dolle zur Unterabtheilung Begonia- strum stellt. Dieselbe steht der B. subvillosa Kl. zunächst; bei dieser letzteren verschwindet aber die Be- haarung am untern Theil der Pflanze, die längern Blüthenstiele und Blüthen- stielchen sind fast kahl, Blätter un- terhalb hellgrün, die Nebenblättchen breit oval. | Es ist ein hübscher Zuwachs zu den Stammarten unserer Begonien. Bildet einen dichten, stark verästel- ten, kaum 1 Fuss hohen Halbstrauch, ' der im Juni und Juli seine weiss- 21 322 lichen roth angehauchten Blumen in reichlicher Menge entwickelt. Auch die behaarten, oberhalb metallisch glän- zend dunkelgrünen, unterhalb rothen dicken Blätter und röthlichen Aeste, Blatt- und Blüthenstiele stellen diese Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Art in die grosse Zahl der hübschen | en. : Dekorationspflanzen für's Warmhaus und Zimmerfenster. Gehört ausserdem zu den leicht gedeihenden Pflanzen, die sich durch Stecklinge und Samen schnell vermehrt und deshalb auch bald in unsern Gärten einbürgern (E. R.) wird. B. Primula Steinii Obrist in sched. (P. hirsuta X minima Stein.) (Siehe Tafel 991. Fig. 1. 2. 3.) Primulaceae. P. caulibus brevibus caespitos den- sos formantibus, foliis rosulatis spa- thulato-obovoideis, anteriore triente 7—9 dentatis, dente medio superante, supra saturate viridibus, subtilissime albido punctatis sparsimque brevissime glandulosis, subtus subglaucis, densius breviter glandulosis, margine dense glanduloso-ciliato; scapis plerumque trifloris, brevissimis, petiolis brevissi- mis calice subcampanulato, quinquefido, lobis subovoideis, obtusis; floribus explanatis; purpureo-violaceis, centro albidis hypocraterformibus, tubo ca- licem 21a plo superante, limbo profunde quinquefido, lobis obcordatis profunde | | tivateur unserer alpinen Primeln, Hrn. ineisis; antheris (doris androgyn.) tri- ente supremo, pistillo subgloboso, stylo brevissimo, stigmate capitato. Im Kalkgeröll des hinteren Önnes im Gschnitzthale bei Steinach (Cen- tral-Alpen Tirols) in 2000 M. Höhe in einem einzigen Rasen gefunden von Joh. Obrist, Obergärtner im bo- tanischen Garten zu Innsbruck. Das herrliche Pflänzehen ist offen- bar eine Hybride zwischen Primula folia involucralia aequantibus; | minima L. u. P. hirsuta All. (= villosa Koch non Jacqu.), mit welchen zu- sammen es im Oktober 1878 aufge- funden wurde. Weitere Nachfor- schungen am Standort in diesem Früh- jahr lieferten keine neuen Exemplare, dagegen fand derselbe Sammler am nahegelegenen Berge Padaster in gleicher Höhe und unter gleichen Be- dingungen eine zweite Hybride aus denselben Arten, welche aber der P. minima erheblich näher steht. Ich taufte diese — nach der Kerner’schen Nomenclatur — als P. subhirsuta >< minima zu bezeichnende neue Hybride nach dem eifrigen Freunde und ausserordentlich glücklichen Oul- Otto Forster in Augsburg, Pri- mula Forsteri und unterscheide sie von der vorstehend beschriebenen leicht durch die heller grünen, breit spatelförmigen Blätter, deren Drüsen- bekleidung nur am Rande und unter der Lupe erkennbar ist, durch meist nur zweiblättrige Blumenschafte etc. An den kultivirten Exemplaren der P. Steinii messen die Sommerblätter I. Originalabhandlungen, der bis 12blättrigen, dicht gedrängten Rosetten 15—20 Mm. Länge bei 12 bis 16 Mm. Breite; zur Zeit der Blüthe sind die Blätter bis 12 Mm. lang und 10 Mm. breit. Blüthenschaft 4—6 Mm. hoch, Blüthenstiel 2—3 Mm., Kelch 4—5 Mm. und fast gleich breit, Zähne 1,5—2 Mm. lang und ce. 1 Mm. breit; Blumenröhre bis 1 Cm. lang, Saum 2,5 —3 Cm. Durchmesser, Lappen 1Cm. lang, unten 3, oben 9—12 Mm. breit; Griffel 1—1,5 Mm. lang. Blätter, Blüthenstiele und Kelch sind deutlich und oft dicht drüsig be- kleidet, die Drüsenhaare des Blatt- randes messen bis 0,5 Mm. Die Blu- menröhre zeigt zerstreute, sehr kurze Drüsenhaare. Verwandte Hybride sind die mir unbekannte Primula Sturü Schott (P. villosa >< minima) und P. pumila Kern. (P. oenensis >< minima), letztere ähnelt der P. Forsteri, ist aber in allen Theilen kleiner. Alle Hybriden dieser Gruppe sind ungemein selten und meist nur in einzelnen Stücken aufgefunden worden. Der im Herbst recht unscheinbar aussehende Rasen unserer Pflanzezeich- nete sich durch kräftigen guten Wuchs aus, eine Eigenthümlichkeit vieler | 323 Hybriden, auf die schon Kerner (Primelbastarde der Alpen) hinweist. Im März bedeckte sich jede Rosette mit zahlreichen herrlichen Blüthen, welche die Abbildung getreu wieder- giebt. Mir ist unter den zahlreichen alpinen Primeln — wir kultiviren fast alle europäischen Arten und Hybriden — noch keine vorgekommen, welche so dankbar blüht (dabei dauert die Blüthezeit sehr lange), ein auch nur annähernd so brillantes, intensives Colorit hat und gleichzeitig durch ihren gedrungenen Habitus den T'ypus der Hochalpinen so schön repräsentirt. Es ist dies emer der Funde, wel- chem man mit Sicherheit voraussagen kann, dass er seinen Weg über die Sammelkästen der botanischen Gärten hinweg in’s grosse Publikum finden wird; ich bin fest überzeugt, dass in kurzer Zeit Primula Steinii ein gern gesehener Schmuck aller Alpen- anlagen sein wird, der als ebenbür- tiger Rival der neuen prächtigen Ein- führungen vom Himalaya und aus den Hochgebirgen Nordamerika’s auftreten darf. Innsbruck, bot. Garten, Juni 1879. B. Stein. 0. Haberlea rhodopensis Frivaldsky (in Acta soc. Hung. 1835). (Siehe Tafel 991. Fig. 4.) Scrophulariaceae. Haberlea Friv.: Calyx quinque- fidus. Corolla hypogyna, infundibuli- | formi-campanulata, limbo quinquefidi laeiniis obtusis, duabus postieis paulo brevioribus. Stamina 4, imo corollae tubo inserta, inclusa, didynama; fila- | menta apice inflexa, antherae per paria cohaerentes, biloculares, loculis ovatis, divaricatis. Ovarium carpidiorum mar- ginibus introflexis margine multiovu- latis uniloculare. Stylussimplex, stigma obtusum. Capsulaunilocularis, septieide 324 bivalvis. Semina in introflexis valva- rum marginibus plurima, laevia. (Endl. gen. plant. p. 695.) H. rhodopensis Friv.: perennis, caespitosa, passim stolonifera, folia radicalia rosulatim dense congesta, ovato-oblonga vel spathulata, basi an- gustata, crenato-dentata, pilis flaves- centibus sericea, subtus plerumque violacea, supra saturate viridia; scapi | palmares, simplices, apice minute oppo- site bibracteati, sericei; peduneuli sub- fidus, pedunculo aequilongus; corolla speciosa, magna, tubo dilute violaceo aurantiacomaculato;limbilaciniisalbis, longiusculis, apice rotundatis, plano | emarginatis. Aus einer dichten Rosette derber, reiche, 7—9 Cm. hohe Blumenschafte mit fast stets je drei grossen präch- tigen Blüthen von 2,5— 3,0 Cm. Länge und c. 1,5 Cm. Breite des Saumes, welche in ihrem Bau und Farbe uns meistens an Chirita sinensis er- innern. Die Heimath der schönen Pflanze Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ist der Südabhang des Balkans und | zwar des Rhodope-Dagh, wo sie an schattigen Gneissfelsen in den Schluch- ten nächst Kalofer den Schmuck der dortigen reichen Vege- schönsten tation bildet. Dort entdeckte sie 1832 | der österreichische Botaniker Ha- fast an derselben Stelle seinen jähen Tod fand, indem er auf einer Exkur- sion von bulgarischen Wegelagerern ausgeplündert und gehenkt wurde. Am 6. Juni 1871 wurde Haberlea dann zum ersten Male wieder aufgefunden von dem bekannten ungarischen Phy- tographen Victor von Janka und zwar an fast unerreichbar überhängen- den Felsen, von denen er die Pflanze im Sattel stehend herunterstach. Mit- unter hat auch die scientia amabilis ihre Schwierigkeiten ! Der hiesige Garten erhielt im Winter 1872 einen fast ganz todten Rasen der Haberlea von Janka zuge- ' schickt. Dank der Pflege meines Vor- terni, breves, umbellati; calyx quinque- gängersZimmeterfand ich die Pflanze im Spätherbst 1874 hier noch lebend | vor, freilich nur als Conglomerat ver- ı kümmerter Triebe, deren kräftigstes Blättehen kaum 1 Cm. mass. Mit schwerem Herzen ging ich an die Theilung, aber es gelang prächtig steifer Blätter von 5—7 Cm. Länge bei2—3 Cm. Breite erheben sich zahl- | und im Herbst 1875 verfügte ich über 11 sehr schwache, aber gesunde Pflänzchen, die sich im folgenden Jahre völlig erholten und von denen ich 1877 eine erste Blüthe sah. Im Juni1878blühten dann 3 starke Büsche und zwar hielt jede einzelne Blüthe 2—3 Wochen aus. Die Pflanze liebt humosen, aber festen Boden, daher ist ein mässiger Lehmzusatz zur Erde erforderlich. Sie gehört offenbar zu den sehr leicht wachsenden Alpinen und zählt zu den schönsten Zierden unserer Steinpar- thie, ihrer langen Blüthendauer wegen empfiehlt sie sich aber auch ausser- ‚ ordentlich für die Topfkultur. berle, welcher wenige Jahre später Haberlea ist der einzige Typus der europäischen Flora, welcher sich an die Gesneraceen anschliesst oder vielleicht besser als Gesneracee di- rekt aufzufassen ist. Ramondia und Jankaea, die gewöhnlich als den I. Originalabhandlungen. 395 Gesneraceen nahe aufgeführt wer- den, sind echte Verbasceen*), bei welchen nur das Blattwerk den fremden Eindruck hervorruft. So ist auch in pflanzengeographischer Hinsicht Ha- berlea ein rara avis, ein würdiges Seitenstück zu Dioscorea pyre- naica. Der Typus der Pflanze weist *) Ramondia pyrenaica, von welcher Herr Stein selbst sagt, sie stehe Haberlea zunächst, ist eine Cyrtandree, welche Familie nach den Auffassungen unserer gewiegtesten Systema- tiker (Eichler, Baillon) sich an die Gesnera- ceen anschliesst und als Unterfamilie mit denselben vereinigt wird. Von Ramondia habe ich in der Gartenflora 1871 Tafel 703 eine vorzügliche Abbildung geliefert, welche keinen Zweifel übrig lässt, wohin die Pflanze zu stellen ist. Jankaea Boiss., welche sich kaum in Kultur befinden dürfte, wird von Bentham und Hooker (Genera plant.) mit Ramondia ver- einigt, ob mit Recht, steht dahin. C. S. auf ihre Vermehrung hin. Im August 1877 gesteckte, kalt behandelte Blätter bildeten sämmtlich innerhalb 4 Wo- chen Knospen und entwickelten schöne, gesunde Pflanzen ; ich bin überzeugt, dass auch Blattstücke zur Vermehrung ausreichen. Die prächtige Pflanze wird voraus- sichtlich bald in den Handel kommen undzwar durch Fröbelin Zürich und Thom. S. Ware in Tottenham, letz- tere Firma gegenwärtig wohl die be- deutendste für Stauden und Alpenpflan- zen, auch der Vermittler aller unserer Novitäten an das grosse Publikum, da die deutschen Firmen über gar zu kärgliches Tauschmaterial verfügen. Innsbruck, im Mai 1879. Berthold Stein. a — D. Carludovica Wallisi Rgl. (Siehe Tafel 992.) Cyclantheae. Glabra. Caulis humilis, ubique ra- dices emittens. Folia euneato-obovata, plicata, initio integerrima acuminata, demum ab apice ad tertiam partem bifida, lobis ovatis acuminatis. Petioli semiteretes, supra canaliculati, basi vaginati, initio folio breviores, demum eum superantes usque 25 Um. longi. Pedunculus axillaris, brevissimus, cir- citer 3Um.longus. Spatha tetraphylla, viridis, reflexa; phyllis inferioribus op- positis elliptieis acuminatis, interioribus minoribus similibus ad basin interio- rem phyllorum exteriorum majorum insertis. Spadix cylindrieus, eirciter 2! Cm. longus, floribus dense ob- tectus. Flores masculi per quaternos in phalanges dispositi; phalanges soli- tarii ; perianthium cupuliforme ; limbo latere exteriore 4 bis dcerenato, latere interiore integerrimo. Antherae oblon- gae, biloculares in disco tori patellifor- mis filamento brevissimo verruciformi insertae. Flores foeminei inter florum masculorum phalanges solitarii; pe- rianthio cupulari, 4-lobo, lobis fuseis brevibus truncatis; staminodia 4, lobis perianthii opposita, caudato filiformia, perianthium multoties superantia, basi fusca, superna lutea. Ovarium inferum, apice truncato stigmate cruciatim qua- drilobo sessili terminatum. Staminodia 11a —1°/ı Cm. longa. — In provincia Utria Americae tropicae legit Cl. Wallis. Die beistehend abgebildete Carlu- 326 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, dovica weicht von allen uns bekannten Blumen mit einer kleinen napfförmigen Arten ab und ward von dem für den | Blüthenhülle, die nur auf der äussern Gartenbau so hoch verdienten und | Seite 4—5kerbig, auf der innern ganz- seinem Eifer zum Opfer gefallenen | randig und endlich auf einem höcker- Wallis in der Provinz Utria im tro- | förmigen Staubfaden sitzende Anthe- pischen Amerika gesammelt und in | ren, zeichnen diese interessante Art einem noch lebenden Exemplare dem | aus. Kultur als schöne -Dekorations- Kais. bot. Garten eingesendet. Vorn | pflanze des Warmhauses. (E. R.) 2 spitzige Blätter, der sehr kurze Blü- Erklärung der Abbildung. a. Eine thenstielmitzurückgeschlagener,4blät- | ganze Pflanze verkleinert. b. Der triger grüner Scheide und die weib- | Blüthenstand in natürlicher Grösse. lichen Blumen mit den sehr langen | ec. Eine männliche Blume vergrössert. 4 Staminodien, sowie die 4 männlichen | d. Eine weibliche Blume vergrössert. 2) Primula nivalis Pall. und deren Kultur. Diese von uns aus den Gebirgen | dert und selbst solche mit ganz kahlen _ Centralasiens in Kultur gebrachte Pri- | Blättern. Halbschattige Lage, ein mel (Gartenfl. 1878, p. 65, tab. 930) | tiefer feuchter Boden aus gleichen sahen wir auf unserer Reise durch Theilen einer lehmigen Rasenerde und Oesterreich, die Schweiz und Deutsch- , Torferde sagt dieser schönen Art am land nirgends in solcher Schönheit und | besten zu. Die Samen, die erst im Ueppigkeit, wiesolche z. B.in meinen | Frühjahr ausgesäet wurden, gehen im Baumschulen in Petersburg sich be- | gleichen Sommer nicht auf, sondern findet. Die in lebenden Pflanzen im- | müssen im folgenden Winter der portirtenExemplare sind nicht soüppig | Winterkälte ausgesetzt werden, wenn . und kräftig, als die aus Samen er- | sie im nächsten Frühjahre theilweise zogenen, die theilweise bis fast1 Fuss |_ keimen sollen. Von im Herbste aus- lange Blätter gebildet haben. Auch | gesäeten Samen, die der Winterkälte blüheten im August undim September | ausgesetzt wurden, geht im nächsten keine der lebend importirten Pflanzen, | Frühjahr ein Theil auf, ein andrer Theil dagegen aber 3 aus Samen erzogene | erstimnächsten Frühjahre. Wir säeten Pflanzen, welche einen über 1 Fuss | die Samen theils in’s freie Land, wo hohen Blüthenschaft mit 2 überein- | siejedoch weniger zahlreich aufgingen, ander stehenden Quirlen von Blumen | als die in Töpfe ausgesäeten Samen, ausgebildet hatten. Dazu finden sich | die im Winter in einem dem Froste unter den Samenpflanzen solche mit | ausgesetzten Fensterbeete standen. Im breitern und schmalern Blättern; sol- | Gewächshause oder überhaupt frost- che, die Blätter besitzen, die auf beiden | frei ausgesäet, gingen gar keine oder Seiten weiss dicht bepudert, andere | nur wenige Pflanzen auf. Ebenso ist nur auf der untern Blattseite bepu- ein Einquellen der Samen vor der I, Originalabhandlungen. Aussaat besonders zu empfehlen. Auf diese Weise gehen auch bei der Früh- jahrsaat einzelne Samen bald nach der Aussaat auf. Die jungen Säm- linge haben von allen andern Primeln ein so abweichendes Aussehen, dass man versucht ist, solche für eine ganz andere Pflanze zu halten und erst das fünfte oder sechste Blatt bekommt das Aussehen einer Primel. Vermeh- |! 321 rung durch Theilung haben wir noch nicht versucht, wahrscheinlich wird bei starken Pflanzen, wenn solche nach ı dem Blühen Nebentriebe bilden, auch diese glücken, — Vermehrung aus Samen wird aber das Zweckmässigste bleiben. Im Winter haben wir eine leichte Deckung mit Tannenreis an- (E. R.) gewendet. 3) Ueber Einwirkung niedriger Temperatur auf die Vegetation. Beobachtungen aus dem botanischen Garten in Breslau von Professor Dr. H. R. Göppert, Direktor des botanischen Gartens. (Fortsetzung,) Im Vorhergehenden sprach ich über das äussere Ansehen erfrorner Pflan- zen, was nun aber das Innere der- selben betrifft, so zeigen im Allge- meinen alle jene Blätter, die durch den Frost auf die im vorigen Ab- schnitt erwähnte Weise, entweder theilweise durch Erscheinung einzelner Flecken, oder gänzlich durch das An- nehmen eines gekochten Ansehens ge- tödtet worden sind, nach Entfernung der Oberhaut auch in ihrem Innern eine gleiche Beschaffenheit. Bei jedem Drucke und Schnitt kommt eine grosse Menge Feuchtigkeit zum Vorschein: die Zellen sind jedoch unverletzt, die Wände derselben nicht zerrissen, son- dern nur etwas erschlafft, daher sie auch die Flüssigkeit nicht mehr zu- sammenzuhalten vermögen. Ihre regel- mässige gewöhnlich eckige Gestalt ist je nach der Grösse der Zellen in eine mehr oder weniger rundliche verän- dert. Pflanzen dagegen, die nach dem Aufthauen noch lebend sind, lassen in der Beschaffenheit ihrer Zellen keine Veränderung bemerken. Bei den fleischigen Blättern der Aloe, Mesem- brianthemum, Cactus-Arten und der- gleichen, die das wirkliche Gefrieren ihrer Säfte gar nicht ertragen, scheint nach dem Aufthauen oft die Integrität der Zellen verletzt zu sein, wenn man einen, obgleich mit sehr scharfen In- strumenten gemachten Abschnitt der- selben unter das Mikroskop bringt. Sie werden aber nur wegen ihrer Schlaffheit zusammengedrückt, ge- quetscht, auseinander gedehnt und zeigen ihre vorige Gestalt wieder, wenn man sie, wie ich früher (1830) schon empfahl, eine Zeit langin Wasser eingeweicht hat. Es ist daher am zweckmässigsten, einzelne horizontale oder vertikale Schnitte der Pflanzen, von deren Empfindlichkeit für gewisse Kältegrade mansich schon näher durch Versuche überzeugte, gefrieren zu lassen und dann zu untersuchen. Auch die verschiedensten Kältegrade, 1 bis 328 40° bei denen ich die Pflanzen er- starren, ebenso Wärmegrade, 1—50°, bei denen ich sie aufthauen sah, und die grösste in möglichst kurzen Zwi- schenräumen stattfindende Abwechs- lung dieser Extreme bringen gar keine Veränderung in der Struktur der Zellen hervor, immer zeigen sie sich unver- letzt. Pflanzen aus den verschiedensten Familien der Acotyledonen- und Üo- tyledonenpflanzen, baum-, strauch-, wie krautartige, die zarteren wie die von strafferem Bau, alle Theile der- selben von der ersten Entwickelung, als Embryo bis zu den Blüthen-Or- ganen, verhielten sich hierin gleich. So habe ich es wenigstens in einer sehr grossen Zahl von Beobachtungen gefunden; kämen dennoch Fälle von Zerreissungen vor, wenn sich viel- leicht plötzlich sehr grosse Eiskrystalle bildeten, würden sie immer nur als Ausnahmen von der Regel anzusehen sein. Die jedenfalls wohl stattfindende Ausdehnung der Zellen während des Gefrierens gestattete mir der damalige Zustand unserer Mikroskope (es war im J. 1823—30 noch vor dem erst 4 Jahre später durch die Plössl’schen Instrumente bewirkten Umschwunge der mikroskopischen Technik) nicht wahrzunehmen, sondern nur aus einer Beobachtung zu erschliessen, die ich über die allmälige Zunahme von Eis- krystallen und ziemlich weiträumigen Zellen von Calla aethiopica und Ca- ladium brasiliense beim Gefrieren unter dem Mikroskope wahrzunehmen Gelegenheit hatte. Diese von mir bereits im J. 1829 festgestellten Thatsachen haben alle exakten Beobachter bestätigt, wie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. unter Anderen Charles und Eduard Morren, Link, Lindley, L. Chr. Tre- viranus, Oberdieck*), Regel, De Can- dolle, Prillieux, Nägeli und: Julius Sachs. Unstreitig ist in dieser Hin- sicht noch viel zu untersuchen übrig. Jahrelang schob ich die Publikation der ganzen Arbeit auf, indem ich immer meinte, hier noch manche *) Die Holländische Gesellschaft der Wis- senschaften in Haarlem schrieb 1822 eine Preisfrage über die Wirkungen des Frostes auf die Vegetation in dem harten Winter 1822--23 aus, welche Herr J. G. C. Ober- dieck, gegenwärtig Superintendent zu Jein- sen im Hannöver’schen, löste. Jedoch wurde seine Schrift in holländischer, nicht in deut- scher Sprache veröffentlicht, und später nicht einmal ganz oder auch nur auszugsweise übersetzt, in Folge dessen sie bei uns, wie er selbst sagt, gar nicht bekannt geworden ist, auch mir nicht, obschon ich mich ein Decennium später mit demselben Gegen- stande beschäftigte und mich eifrig bemühte, die Literatur desselben zu sammeln, Nicht eher lernte ich sie kennen als im Jahre 1870, in welchem Jahre ich in Folge meiner Ab- handlung über die kalten Winter 1870—71 mit dem geehrten Herrn Verfasser in per- - sönlichen Verkehr kam und von ihm nun auch aus einer im J. 1875 von ihm publi- zirten Schrift (Beobachtungen über das Er- frieren der Gewächse und namentlich unserer Obstbäume, Ravensburg 1872) mit besonde- rem Vergnügen entnahm, wie sehr wir mit einander übereinstimmten und unabhängig von einander zu denselben Resultaten ge- langt waren; wie er mit mir alten Vorur- theilen entgegentritt und so unter andern die allerdings wohl zuweilen nachtheiligen Frühlingsfröste auf ihre wahre Bedeutung zurückführt, aber auch wie ich in dem dabei rasch stattfindenden Aufthauen keine Gefahr erblickt, ferner auch dem Glatteis einen nütz- lichen, keinen nachtheiligen Einfluss zu- schreibt u. dergl. mehr, worauf wir a. a. 0. stets zurückkommen werden. a LER 3 u 4 RI Ka ie et AMRERT, DIN.) I. Originalabhandlungen. Lücke ausfüllen zu können. Es kam aber nicht dazu und so möge es dieser Abhandlung auch in ihrer unvollkommenen Beschaffenheit ge- lingen, sich dennoch Beachtung zu erwerben. Nägeli (©. Nägeli botanische Mit- theilungen 1861 über die Wirkung des Frostes auf Pflanzenzellen p. 54 u. f.) fühlt sich durch die blosse mikrosko- pische Anschauung solcher erfrorenen und anscheinend noch in ihrer Inte- grität vorhandenen Pflanzenzellen nicht befriedigt, sondern meint, dass die endosmotische Füllung und Entleerung erfrorener Zellen erst den Beweis voll- ständig herstelle. Er beobachtete dies an den erfrorenen Zellen bei Spirogyra orthospira. Nach dem Aufthauen war der Primordialschlauch zusammenge- fallen, der Inhalt hatte seine regel- mässige Anordnung verloren, die Zelle ihren Turgor (Turgor vitalis, wie ich es einst mit diesem, ich weiss aller- dings nicht, warum jetzt verpönten Worte bezeichnete) eingebüsst, in Folge dessen ein Theil ihres Saftes ausgetreten war. In Glycerin liegend wurden sie durch ‚Exosmose entleert und zusammengedrückt, was bei dem Vorhandensein von Rissen nicht hätte eintreten können*). Auf einfachere eben erwähnte Weise hatte ich frei- lich schon 1829 denselben Beweis ge- liefert, indem ich die erfrorenen Theile in Wasser legte und nun wieder eine *) Schacht’s (dessen Anatomie und Phy- siol. d, Gewächse II p. 508) wunderliche, auf gar keine Beobachtung gegründete und die aller Anderen ignorirende Behauptung, dass die Rinde unserer Bäume ihr Gefrieren ver- hüte, wird widerlegt. 329 Anschwellung der Zellen des erfro- Pflanzentheiles beobachtete. Freilich war damals der Primordial- schlauch noch nicht bekannt, daher die von Nägeli dem gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft mehr ent- sprechende Beweisführung den Vorzug verdient, wie ich nicht verfehle, gern Julius Sachs (Sachs a. a. O. in den Berichten der mathem. physik. Klasse der‘ Sächsischen Ge- sellschaft der Wissenschaften 1860; dessen Handbuch der Experimental- physiol. der Pflanzen. Leipzig 1865 Seite 56 u. f.) theilt Nägeli’s An- sichten, bestätigt und erweitert sie durch mehrfache wichtige Versuche. So zeigte er, dass die Leitzellen der Gefässbündel in der Kürbisfrucht einen stark alkalischen Saft enthalten, der sich im Leben mit dem sauren Safte des Parenchyms nicht durch Diffusion vermische, nach dem Er- frieren aber trete die Vermischung sofort ein, diealkalische Reaktion werde dann durch die überwiegende Säure des Parenchyms verdeckt. Ungefrorene Schnitte von rothen Rüben behalten in den Zellen den rothen Saft, durch Frost getödtete entleeren ihn alsbald. Die Permeabilität oder die Diffusions- fähigkeit der Zellenwände erscheint erhöht und daher erkläre sich die Schlaffheit der erfrorenen Organe und ihre sichtliche Erfüllung mit Flüssig- keit und Heraustreten derselben auf der Oberfläche bei jedem leichten Drucke. Die obige interessante Thatsache, dass saure und alkalische Flüssigkeiten nur durch die äusserst dünnen Wan- dungen der Zellen von einander ge- renen anzuerkennen. 330 trennt, neben einander vorkommen können, werfe, wie Sachs mit Recht bemerkt, ein eigenthümliches Licht auf die Eigenschaften der Zellenhäute. Diese Zellenhäute seien offenbar dios- motisch, man wisse, mit welch grosser Kraft saure und alkalische Flüssig- keiten gegen einander diffundiren und dennoch finde dies hier nicht statt. Dies weise darauf hin, dass die leben- digen Zellenhäute physikalische Eigen- schaften besitzen, für welche wir bis- her keine Analogie kennen. Ich meine umgekehrt, dass diese Zellenwände diese eigenthümlichen physikalischen Eigenschaften besitzen, weil sie eben lebendig sind. Ein entschiedenerer Beweis für die Richtigkeit des Satzes, dass in lebenden Organismen eben das Lebensprinzip oder das Leben oder die Lebenskraft alle chemischen Pro- zesse beherrscht und von diesen nicht allein die Existenz der le- benden Organismen abhänst, kann wohl kaum geliefert wer- den, obschon Sachs sich nicht veran- lasst sieht, dieses heut ohne allenGrund hochverpönte Wort auszusprechen. Durch die erhöhte Permeabilität der Zellwände, welche bei dem Aufthauen jeder Art eintritt, erklärt nun J. Sachs auch das Phänomen des Erfrierens, nämlich die Infiltration der Lufträume des Gewebes als das entscheidende Symptom des wirklich erfolgten Todes. Sie mache sich hinlänglich durch das veränderte Aussehen geltend, zu- nächst durch die homogene grüne Färbung, dann durch die Durchsich- tigkeit, wovon ich mich ebenfalls in anderen hg Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, vielen Fällen, nicht: in allen, über- zeugt habe. Der Grund dieser Durchsichtigkeit ist bei den verschiedenen Pflanzen verschieden, am Entschiedensten, wie oben schon erwähnt, bei den Com- melynaceen. Bei der Eisbildung in einer Pflanze (Sachs p. 561) kämen zweierlei Ver- halten in Betracht. Das Wasser, das gefrieren soll, sei einerseits in einem Lösungsgemenge, in dem Zellsafte, enthalten; andrerseits sei es von den Adhäsionskräften in den Moleeülen- poren der Zellhaut und den Proto- plasmagebilden als Imbibitions- Wasser festgehalten. Nun ist es eine in der Physik feststehende 'Thatsache, dass eine gefrierende Lösung sich scheidet in reines Wasser, das zu Eis erstarrt und in eine konzentrirtere Lösung, deren Gefrierpunkt tiefer liegt. (Rü- dorff und Pogg. Ann. 1861. Bd. 114 p- 63, und 1862, Bd. 116 p. 55.) Es wird also durch das Gefrieren eines Theiles des Zellsaftes der noch nicht gefrorene Theil des Saftes konzen- trirter, es können dadurch mög- licherweise (sicherlich) chemische Ver- änderungen eingeleitet werden, da Rü- dorff nachweist, in einer ge- frorenen Lösung wirklich neue Ver- bindungen auftreten. Man denke hie- bei auch an das Süsswerden gefrorener Kartoffeln. Inwieweit dieser Moment bei der Tödtung der Zellen durch Gefrieren und Aufthauen in Betracht komme, dass liesse sich zur Zeit noch nicht bestimmen. Ich meine, dass man dies jetztschon im Stande ist, insofern an dem Vor- kommen der chemischen Veränderung I. Originalabhandlungen. beim Gefrieren und Aufthauen, wie ich schon früher nachgewiesen, nicht zu zweifeln ist, und andrerseits jene Trennung in 2 bei verschiedenen Teem- peraturen gefrierende Flüssigkeiten sehr gut auch zur Erklärung der ver- mehrten Brüchigkeit dient, die wir erst bei höheren Kältegraden an man- chen Pflanzen beobachten, da bei schwächeren Kältegraden die voll- kommene Erstarrung des Inhalts zu Eis noch nicht stattgefunden hat. Von dem Verfallen des Primordial- schlauches beim Gefrieren überzeugte ich mich auch, als ich den Faden der . Conferva fracta unter dem Mikroskop gefrieren liess. Allmälig löste er sich von der Wandung und schrumpfte endlich unter Anfül- lung des inneren Raumes mit Eis- Nach dieser Trennung, in Folge deren sich also der Primordialschlauch von der Zellwand zurückgezogen hatte und somit also die gegenseitige Ein- wirkung beider auf einander aufgehoben worden war, ist das Leben der Zelle zerstört, als weder durch langsames, noch durch rasches krystallen völlig zusammen. Aufthauen herzustellen. sehr entscheidenden Beweis für die durch das Zurückziehen des Protoplasma bewirkte Tödtung des Protoplasma’s oder Primordial-Schlauches, liefert auch Ferdinand Cohn. Er fand bei Untersuchung der Zellen von Nitella Einen syncarpa, wie ich bei ihm zu sehen | Gelegenheit hatte, dass die bekannte, in denselben stattfindende Rotations- bewegung anfänglich bei — 2° noch er- folgte, später aberund bald bei — 3bis4° verdickten 331 als ein Theil des Zelleninhaltes erfror, aufhörte, während gleichzeitig der Pri- mordialschlauch schrumpfte und sich zu einem faltigen grünen Sacke in Mitte der entblössten Zellenhaut zusammen- zog. Das verdichtete Protoplasma ward meiner Meinung nach schon während des Frierens getödtet und war daher beim Aufthauen bereits rettungslos ver- loren, wenn man es auch noch so lang- sam hätte aufthauen lassen. (Verhandl. der schlesischen Gesellsch. f. vater!l. Kultur 1871.) Sachs’ Versuche und Ansichten be- dingen unstreitig einen Fortschritt in der Beurtheilung dieser interessanten Vorgänge, den ich gern anerkenne, doch differiren unsere Ansichten über die Zeit, in welcher der Tod der Gewächse in Folge des Einflusses der Kälte erfolgt. Ich nehme ihn schon für den Mo- ment des Gefrierens an. Für Sachs ist dagegen das Gefrieren nur die Bedingung des Erfrierens, insofern es ein Aufthauen nach sich zieht. Vor- sichtig veranlasstes Aufthauen im Wasser vermöge die Pflan- zen zu retten. Seinen mit rothen Rüben, Kürbisfrucht, Pferde- und Schminkbohnen, sowie Tabakspflanzen angestellten Versuchen zufolge werde die Permeabilität der Zellhäute bei schnellem Aufthauen nicht blos für Flüssigkeiten, sondern auch für Gase erhöht, bei langsamem Aufthauen vermindert, ja sogar dadurch überhaupt vor dem Tode be- wahrt. Lege man Rüben und Kür- bisstücke vor dem Gefrieren in Was- ser, lasse man das Ganze zu einem Klumpen erstarren und bringe diese 332 Masse nur in eine Luft von 4—5°R,, so thaue sie langsam von Innen nach Aussen auf; hätte man z. B. 1 Liter Wasser genommen, so daure es 24 Stunden, bis das Ganze aufgethauet sei. Alsdann aber schwömmen die Kürbis- und Rübenstücke völlig un- versehrt in dem Wasser, sie hätten ihre ganze Frische behalten, seien fest, elastisch, opak, liessen beim Drucke kein Wasser fliessen; Blätter der em- pfindlichsten Art, wie die von Pha- seolus Faba und Tabak, überständen die härtesten Kältegrade bei diesem Verfahren. H. Hoffmann, Pflanzenkli- matologie S. 20, hat ähnliche Ver- suche angestellt, kam aber zu einem entgegengesetzten Resultate. Andere folgen Sachs und scheinen ohne Weiteres anzunehmen, wovon er selbst gewiss weit entfernt ist, dass überhaupt keine Pflanze erfrieren könne, wenn es nur gelänge, ihr Auf- thauen auf oben angegebene vorsich- tige Weise zu reguliren. So sagt z. B. O. Drude (Anwen- dung physiologischer Gesetze zur Er- klärung der Vegetationslinien, Göt- tingen 1876) gradezu, dass alle phy- siologischen Untersuchungen gemein- sam ergeben hätten, dass nicht das Gefrieren, sondern das Aufthauen nach dem Gefrieren auf die Pflanze tödt- lich wirke; zarte Blumen, welche man in Wasser eingetaucht, mit diesem hat einfrieren lassen, überstehen diesen Frost ohne äusserlich wahrnehmbaren umgebenden Eise ganz allmälig hat wieder aufthauen lassen. Woher er dies weiss, sagt er nicht, selbst Sachs geht in seinen Ansichten nicht bis zu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. diesen Extremen, welches als eine durchweg unrichtig, durch keine zuverlässige Beobachtung ge- stützte Behauptung erklärt wer- den muss. Den Nutzen hoher Schnee- decken bringt er auch mit diesem Auf- thauungsprocess in ähnliche Beziehung, während dieHauptursache des Schutzes der Schneedecken in der Verhinderung des Eindringens hoher Kältegrade zu suchen ist. Ich habe bereits 1829—30 Versuche mit langsamem Aufthauen gefrorener Gewächse angestellt, damals aber eben- sowenig wie später ähnliche günstige Resultate wie Sachs erhalten. Am 28. December 1828, früh um 8 Uhr, setzte ich bei — 1,4° mehrere Narzissen, Tazetten, Jonquillen, Tulpen, Hya- cinthen und gemeine Zwiebeln (Allium Uepa),sowie Kartoffeln der Temperatur der Atmosphäre aus. Abends um 5 Uhr nahm ich sie in gefrorenem Zustande herein und brachte einige derselben plötzlich in + 8°, andere in Wasser von — 1°, welches sich erst inner- halb 4 Stunden bis auf 5° erwärmte. In beiden Versuchsreihen blieben nach dem Aufthauen sämmtliche Vegetabi- lien, mit Ausnahme der Kartoffeln, lebend. Letztere waren sämmtlich durch diese geringe Kälte getödtet worden und konnten also auch durch allmä- liges Erwärmen nicht mehr zum Leben gefördert werden. Mit denselben Zwie- beln ward der Versuch auf ähnliche ı Weise am 11. Januar 1829 von früh Schaden, wenn man sie mit dem sie 6 Uhr (— 10°) bis Abends 10 Uhr (— 7,3°) wiederholt, nur mit der Ab- änderung, dass sie diesmal nicht in kaltes Wasser, sondern in Schnee ge- legt wurden, in welchem sie erst mit I. Originalabhandlungen. demselben nach 4 Stunden aufthauten. Der höhere Kältegrad hatte aber sämmtliche Zwiebeln getödtet. Am 12.Jan. desselben Jahrs liess ich bei — 6,5% Aeste mit Blättern von Nerium Oleander, Pleetranthus fruticosus, Sida grandiflora, Cotyledon orbiculata, Me- sembrianthemum acinaciforme, stria- tum, Cactus alatus, mit Wurzeln ver- sehene Pflanzen von Pisum sativum, Phaseolus vulgaris, Vicia Faba eine Stunde lang frieren und brachte dann einen Theil derselben in Schnee, welcher erst nach 16 Stunden völlig schmolz; den anderen Theil aber unter Schnee, der schon nach 3 Stunden aufthaute. Jedoch wurden die Pflanzen immer vernichtet, ebenso als ich den- selben Versuch bei geringerem Froste am 18. Februar bei — 4°, und am 5. März bei — 3° wiederholte. Ver- möge ihrer Individualität vertragen sie keine höheren Kältegrade. Es geht hieraus hervor, dass ich die betreffenden Pflanzentheile sowohl im Schnee wie in kaltem Wasser auf- ' thauen liess, daher Sachs’ Bemer- kung, dass ich dies unterlassen hätte, nur auf einem Uebersehen der Be- schreibung meiner Versuche beruht und als irrig anzusehen ist. Dem- ohnerachtet, obschon ich damals zu- fällig sogar mit zwei Pflanzen ders- selben Art, wie später Sachs mit Vicia Faba und Phaseolus experimen- tirte, wiederholte ich diese. Versuche im Winter 1871—72, da mir sämmt- liche von Sachs versuchte Pflanzen nicht zu Gebote standen, noch einmal mit Allium Cepa und Anacharis, liess sie möglichst langsam aufthauen, er- hielt aber stets negative, die obigen, 339 Sachs Erfahrungen keineswegs bestätigenden Resultate. Das Gefrieren soll also nach Sachs’ Annahme für das Pflanzenleben viel weniger bedenklich erscheinen, als das Aufthauen, was sich jedoch wohl erst dann beweisen liesse, wenn der Tod des Gewächses schon während des Gefrierens erfolgte. Eine schwierige Forderung, da die gefrierende Pflanze in der Regel keine besonderen Ver- änderungen darbietet und man es einer gefrorenen Pflanze eben nicht ansieht, ob sie nach dem Aufthauen lebend bleibt oder nicht schon den Keim des Todes in sich trägt. Zahlreiche Versuche mit bunt- oder geflecktblättrigen Pflanzen, wie mit mehreren eben zur Disposition stehen- den Blüthen (Habrothamnus elegans, fastigiatus, Cheiranthus mutabilis, Be- gonia rieinifolia, Jasminum multiflo- rum, Billbergia Liboniana, Clethra ferruginea, Chamaedora elongata, Pri- mula sinensis, Hyacinthus orientalis, Epacris, Viola, Tulipa suaveolens, Pomaderris) führten zu keinem Re- sultate, weil sie alle im gefrorenen Zustande keine Veränderung zeigten, obschon sie nach dem Aufthauen sich völlig getödtet erwiesen. Endlich er- innerte ich mich auch der Orchideen und einiger zu anderweitigen Zwecken mit ihnen angestellten Versuche. Clamor Marquart hat schon vor längerer Zeit in einigen tropischen Orchideen (Phajus grandifolius und Calanthe veratrifolia) Indigo entdeckt, der aber bekanntlich in der lebenden Pflanze nicht als solcher, sondern als farbloses Indigoweiss (nach Schunk als Indican) vorkommt und erst nach 334 dem Tode des Gewächses als blauer Farbstoff erscheint. Wenn man die milchweissen Blüthen der letzteren Pflanze zwischen den Händen quetscht, werden sie augenblicklich blau, welches Verhalten ich in Vorlesungen benutze, um die Natur und Entstehung des Indigo zu demonstriren. Als ich | nun obengenannte Blüthen gefrieren liess, gleichviel bei welchem Grade (im Januar 1871 von — 3 bis — 16°), so färbten sie sich während des Ge- frierens anfänglich blassblau, dann immer dunkler, das Labellum der Blüthe und Operculum am dunkelsten, während die Pollenmassen, aber diese nur allein, ihre natürliche gelbe Farbe sowohl während dieses Vor- ganges als nach dem Aufthauen bei- behalten. Das Labellum ist also reicher an Chromogen als die anderen Theile, die Pollenmasse dagegen frei davon. Der Frost spielt hier die Rolle | eines Reagens und zwar eines empfindlicheren als die Chemie in diesem Falle aufzuweisen ver- mag. Dieselbe Erscheinung zeigten die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grossen schönen Blüthen von Phajus grandifolius mit den äusserlich weissen, innerhalb braunen Perigonalblättern und dem oberhalb violett gefärbten Labellum, die Blüthen von Phajus Wallichii mit nüancirt orangefarbigem Labellum; nur die Pollenmassen be- halten auch hier wie bei Calanthe ihre natürliche gelbe Farbe. Die Stengel und Laubblätterbeider Pflanzen werden namentlich bei hohen Kältegraden erst bei — 10° anfänglich hellgrün und durchscheinend, dann dunkel stahl- blau und nach dem Aufthauen | dunkel schwarzblau. Blätter und | ee ai Blüthen von Ph. maculatus, ruber und Ph. eupreus verhielten sich ebenso, des- gleichen auch die Wurzeln dieser Pflan- zen. Frische nicht gefrorene Blätter, die ich zwischen Papier in einem Zimmer bei 14° trocknete, zeigten erst nach S Tagen jene dunkle Färbung, woraus hervorgeht, wie intensiv der chemi- sche Einfluss der Kälte wirkte oder richtiger, wie energisch er das Leben der Pflanzen vernichtete. Dass auch das sehr sorgfältige und in verschiedenen veranstaltete Aufthauen in Eis und Schnee sie nicht wieder zum Leben erweckt, habe ich wohl kaum noch nöthig anzuführen, ward aber ı stets wahrgenommen. Auf eine interessante Weise wird diese durch die Kälte bewirkte che- mische Analyse durch die Art des Verwelkens oder allmäligen Abster- bens von eben noch vorliegenden Blü- then von Phajus grandifolius bestätigt. Das Labellum bläut sich hiebei zuerst zugleich mit dem ÖOperculum, dann folgen ziemlich gleichzeitig die übrigen 5. Periogonalblättchen, zuletzt erst das Ovarium und Gymnostemium und beweisen auch auf diese Weise ihren verschiedenen Gehalt an Indigostoff, wie dies auch durch die Einwirkung der Kälte geschehen war. Ich glaubenicht, dass man einen schla- genderen Beweis für die Entscheidung der in Rede stehenden Frage als das Resultat dieser Versuche noch aufzu- finden vermöchte, dem ich aber mit Rücksicht auf das oben angeführte Verhalten der Vegetation im Grossen eine allgemeine Bedeutung beilege und es somit als Regel annehme, dass der Zeiträumen I. Originalabhandlungen. _ Tod beim Erfrieren schon wäh- rend des Gefrierens, also durch direkte Wirkung der Kälte und nicht erst beim Aufthauen oder in Folge des Aufthauens erfolge. Die chemische Wirkung durch die blaue Färbung oder die Bildung des Indigos erfolgt bekanntlich nicht in der leben- den Pflanze, sondern erst ausserhalb derselben nach Vernichtung des Lebens oder Beseitigung der Lebens- kraft, welche auch die chemischen Prozesse in der lebenden Pflanze beherrscht. Bei mikroskopischer Betrachtung eines sogebläuten Pflanzentheiles findet man, dass das Protoplasma von den Wandungen ganz zurückgezogen ist, das Chlorophyll noch grün erscheint und nur kleine feinkörnige Einlage- |, rungen, die dem Indisostoffangehören, die blaue Färbung bedingen. Wenn man noch andere, dem Pflanzenleben vorzugsweise feindliche Stoffe, worunter den Gasen besonders überaus flüchtige Flüssig- keiten, wie Schwefelkohlenstoff, äthe- rische Oele, Aether einwirken lässt, erhält man gleiche Resultate. Blüthen genannter Orchideen, eingetaucht in diese Flüssigkeiten (Schwefelkohlen- stoff, Wachholderöl, Schwefeläther) wurden ebenfalls blau. Sie reagirten also auf Indigo, obschon sie selbst- verständlich sonst eben nicht als Rea- gentien auf diesen Stoff anzusehen sind und zwar aus keiner andern Ursache, als weil eben durch sie die Pflanze getödtet worden war, und der früher durch die lebendige Kraft zurückge- haltene chemische Prozess nun unge- ausser III ITS TTT 39) hindert zu wirken vermochte. Kon- zentrirte Lösungen von salzsaurem Morphium und salpetersaurem Strych- nin brachten jene Wirkungen nicht hervor, ganz entsprechend den Er- fahrungen, welche ich schon vor 40 Jahren über den Einfluss dieser Nar- kotika auf Pflanzen gemacht habe, die sich sehr negativ verhielten. Sachs (Handb. d. Botanik 4. Ausg. 1874 S. 704) meint, diese Versuche ganz anders deuten zu können, als es von mir geschehen sei, ohne aber sich weiter darüber auszusprechen, wie man dochbilligerweise hätte erwarten sollen*). (Fortsetzung folgt.) *) Der Unterzeichnete stimmt im Allge- “ meinen des hochgeehrten Verfassers Ansichten bei, erinnert aber an die Thatsache, dass wenn nach leichten Frühfrösten Morgens die Sonne schnell das Aufthauen der erstarrten (noch nicht todten) jungen Blätter und Triebe der Dahlien, Canna, Tropaeolum, Heliotrop etc. schnell aufthauet, der Tod erfolgt, wäh- rend bei beschatteten oder mit Wasser über- spritzten Exemplaren dies nicht der Fall ist. Findet der Frühfrost aber bei — 2 bis 3°R. statt, dann hat der Frost schon getödtet, d.h. es hilft kein langsames Aufthauen mehr. Aehnliches findet bei unseren im Freien aus- dauernden Holzgewächsen statt. So sind un- sere russischen Aepfelbäume gegen anhal- tende bis — 25° R. ansteigende Kältegrade unempfindlich, fällt die Temperatur aber tiefer, dann erfrieren solche je nach Sorten und tiefer fallender Temperatur, Aus beiden Thatsachen schliessen wir, lass jede Pflanzenart oder Pflanzenrace (je nach Zustand ihrer Vegetation oder mehr oder weniger vollständiger Ruheperiode) bestimm- ten Temperatur-Minimen schon im gefrornen Zustande erliegt, wogegen also auch lang- sames Aufthauen nicht helfen kann. Es ge- hört das zum Begriff der Pflanzenart, wodurch deren Verbreitung ‚und Vegetationsgränzen bestimmt sind, wodurch in der Diluvial- periode die Pflanzendecke dernördlichen Halb- kugel gänzlich verändert ward etc. (E. Regel.) 336 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, 4) Lagerstromia indica. Es ist in der That sehr zu ver- wundern, dass diese herrliche Pflanze so wenig bekannt ist und so selten in den Gärten kultivirt wird. Sie findet sich in mehreren Varietäten von Ken- tucky an in allen südlichen Staaten von Nordamerika und erreicht daselbst die Grösse von Kirschbäumen. Da es in Kentucky oft stark friert, so möchte man vermuthen, dass sie auch weiter nordwärts die Winter aushielte, wenigstens unter Bedeckung. Die Blüthen sind ausserordentlich schön. Sie bilden lange Rispen an den Endspitzen der Zweige und variiren vom brennendsten Dunkelroth bis zu Weiss. Die gewöhnliche Varietät mit ziegelrothen Blumen ist am wenigsten schön. Ich besitze 5 Varietäten, von denen die purpurrothe nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch die Länge der Rispen und die Grösse der Blumen alle anderen übertrifft. Die weisse, die erst vor wenigen Jahren in Kentucky soll entstanden sein, hat etwas kleinere Blüthen als die übrigen. Was die Kultur anbetrifft, so kann ich nur sagen, dass sie sehr leicht ist. Ich pflanze sie im Sommer in die freie Erde im Garten, nachdem ich sie sehr stark, das heisst jeden Zweig bis auf einige Zoll zurückgeschnitten habe. Die Blüthen erscheinen näm- lich nur an diesjährigem jungen Holze. Ueberall an der ganzen Länge des Stammes entwickeln sich aus dem alten Holze schlafende Augen, die noch in demselben Sommer vortrefflich blühen. Zu Ende des Septembers oder zu Anfange des Oktobers pflanze ich sie wieder in Töpfe, indem ich sie in irgend einer Ecke des frostfreien Kellers überwintere. Da sie im Herbste ihre Blätter abwerfen, wie die Granat- bäume, sobedürfensiekaum desLichtes. Die Vermehrung geschieht sehr leicht und einfach durch Stecklinge von jungem Holze, das eben anfängt, sich zu verhärten. Sie bilden im reinen Sande unter Glas und bei geringer Bodenwärme Wurzeln. Ebenso leicht wachsen Ableger. Oft bilden die Pilan- zen Ausläufer, die man im Herbst beim Einpflanzen abnimmt. Wie leicht die Lagerstromien wach- sen, davon hatte ich im verwichenen Frühlinge ein auffallendes Beispiel. Ein Herr aus Raleigh in Nord-Caro- lina, der mich vor zwei Jahren be- suchte, erzählte mir von der Grösse und Pracht der Lagerstromien in seiner Heimath und versprach mir, einige Bäumehen zu senden. Ich empfing deren vier im Mai des vorigen Jahres. Es waren Ausläufer, etwa einen Zoll dick. Sie waren von den Mutter- stämmen abgerissen worden und hatten nur einige dicke bis auf 3 oder 4 Zoll zurückgeschnittene Wurzeln, aber durchaus keine Haarwurzeln. Sie waren oben abgeschnitten worden, so dass sie in die Kiste passten. Ausserdem waren sie aller Zweige beraubt. Als ich die Kiste öffnete und die Pflanzen sah, musste ich mir sagen, dass die Bäumchen nicht wachsen könnten. Ab- gesehen von den durch das Abreissen verursachten abscheulichen Wunden, gewährten die Bäumchen einen sehr traurigen Anblick, denn sie waren vollkommen vertrocknet. Die Wurzeln waren nur mit etwas Stroh umgeben, r. IE v N ke PIE RE En I. Originalabhandlungen. 337 die Stämme aber lagen frei in der Kiste. Diese war über 6 Wochen auf der Reise gewesen. Im Begriffe, sie wegzuwerfen, besann ich mich doch noch und legte sie in einen grossen Zuber, den ich mit temperirtem Wasser füllen liess. Die Stämme, so weit sie nicht von Wasser bedeckt waren, wur- den dick mit nassen Tüchern um- wickelt. So blieben die Bäumchen zwei Tage und zwei Nächte liegen. Hierauf pflanzte ich siein den Garten. Um jeden der Stämme herum legte ich drei grosse Steine, was nicht nur dazu beitrug, die Stämme in der rech- ten Position zu erhalten, sondern auch die glühenden Strahlen der Sonne in unserem heissen Sommer aufzufangen und dadurch dem Boden Kühle und Feuchtigkeit zu erhalten. Die Bäumchen wurden nach Be- dürfniss begossen. Sie zeigten zu meinem grössten Erstaunen bald Leben, indem sie freudig austrieben und im Spätsommer herrlich blühten. Nur Einer, der gar keine Wurzeln hatte, sondern nur einen dicken Wulst, mit dem er von der Mutterpflanze abge- rissen war, trieb nicht aus. Derselbe war ganz dürr, als ich ihn zu Ende des August untersuchte. Daher zog ich ihn aus, wobei ich die betrübende J Erfahrung machte, dass ich doch zu rasch gehandelt hatte; denn auch er hatteWurzeln und einen jungen Schuss getrieben, der nur noch nicht die Oberfläche der Erde erreicht hatte. Trotz der grössten Sorgfalt, mit der ich ihn wieder einpflanzte und auf das Gewissenhafteste pflegte, ging er nun verloren. Man sieht, wie gross die Lebenskräft der Lagerströmien ist. Im vorigen Herbste pflanzte ich sie in sehr grosse Töpfe, wobei ich eine Menge junger Pflanzen durch schön- bewurzelte Ausläufer erhielt. Sie wuchsen bei mir in sehr stark gedüngtem Gartenboden. North Hoboken. Dr. €. Siedhof. Gartenflora VI S. 128 besprachen wir die Kultur der Lagerströmia im Petersburger Klima einlässlich und bildeten solche auf Tafel 191 ab. Wir haben diesen herrlichen Blüthenbaum seitdem wiederholt in Italien im freien Lande bewundert und glauben, dass bei einer Behandlung, wie solche Dr. Siedhof vorschlägt, d. h.. Ueberwin- terung im Keller bei — 2 bis — 2°R. und Auspflanzen auf sonnigem ge- schütztem warmem Standort auch bei uns im Sommer im freien Lande ein dankbares Blühen könnte. erzielt werden (BR) 5) Vom Winterschutz Um Pflanzen, welche wärmeren Ge- genden entstammen, bei uns mit Glück kultiviren zu können, müssen wir ihnen im Winter künstlich einen Schutz gegen die Unbill der Witterung schaffen. Dieser Schutz soll nicht nur die Kälte mildern, sondern vielmehr den | 1879. der Freiland-Pflanzen. oft plötzlichen Uebergang von der Kälte zur Wärme abschwächen, die Einwirkung der Sonne auf eine stark gefrorene Pflanze verhindern, jüngere Exemplare behüten, bis sie eine ge- wisse Stärke erreicht haben, um dann besser dem rauhen Klima trotzen zu 99 338 können, kurz Alles aufzubieten, um übele Einflüsse so viel wie möglich von den Pflanzen ferne zu halten. Der denkende Gärtner wird em- pfindlicheren Pflanzen immer Plätze anweisen, wo sie im Schutze höherer Pflanzungen aufwachsen können, wird z. B. zartere Ooniferen, wie schon früher erwähnt, so stellen, dass sie nicht gleich von der Sonne getroffen werden, sondern langsam aufthauen können. Der Baumschulgärtner legt seine Anzuchtsbeete so, dasssie von schützen- den höheren Pflanzen umgeben sind, am liebsten zwischen immergrüne Hecken von Picea, Thuja, Juniperus, Taxus u. s. w., diese Hecken geben im Sommer Schatten, im Winter Schutz. Solch natürlicher Schutz thut un- endlich viel, genügt schon in vielen Fällen, aber wo er nicht mehr aus- reicht, müssen wir zu Deckmaterial unsere Zuflucht nehmen und die ein- zelne Pflanze besonders schützen. Hiezu verwenden wir, was die Ge- send, welche wir bewohnen, uns liefert. Beginnen wir mit der Decke der Bäume und Sträucher, so steht uns Reisig von Tannen und Fichten, Schilf- rohr, Stroh, Farnkraut, langes Haide- kraut, Bastmatten u. s. w. zur Ver- fügung. Bei allem Einbinden ist es Hauptbedingung, die Pflanzen nicht über die Gebühr zusammen zu schnü- ren, oft brechen die Zweige, zumal in gefrorenem Zustande. Junge Zweige ersticken, wenn sie monatelang so ge- würgt zubringen müssen, verlierenauch ihre natürlichen anmuthigen Formen. Vor allen Dingen gilt dies von den Coniferen, man deckt dieselben am besten so, dass die Pflanzen möglichst unberührt stehen bleiben, höchstens Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, leicht zusammengezogen werden. Von Stangen, welche in die Erde einge- schlagen werden und oben zusammen- gebunden, bildet man ein Gerüste, welches dann mit Tannenreisig über- kleidet wird. Dieser Mantel ist im Frühjahr zuerst zu lichten und am besten an einem milden, trüben Tage wieder zu entfernen, damit die Pflan- zen keinen zu plötzlichen Uebergang zu erleiden haben. Man hüte sich, wie häufig aus übel- angebrachter Aengstlichkeit geschieht, immergrüne Gewächse ausser diesem Mantelvon Tannenreisig oder Rohrnoch mit Laub, Heu, Stroh etc. auszustopfen. Die Pflanze, die durch den Zutritt der Luft erhalten bleibt, muss un- fehlbar auf diesem Wege*durch Fäul- niss zu Grunde gehen. Bei Verwendung des anderen Deck- materials müssen wir im Auge be- halten, dass Alles vermieden werde, was Ungeziefer, zumal Mäusen, Nah- rung liefert; das ist z. B. mit dem Stroh der Fall, dasselbe gewährt nicht nur einen warmen Winteraufenthalt, sondern auch hie und da ein Körn- chen zur Nahrung, wieder liefern die Aehren des Strohes und die Samen- büschel des Schilfrohres (Phragmites communis) den Mäusen das beste Ma- terial zum Nestbau, so ereignet es sich dann, dass wir die auf’s Sorg- fältigste geschützt geglaubten Pflanzen im Frühjahre von den Mäusen ’ange- nagt finden, oft so zugerichtet, dass sie für immer verloren sind. Ueber grössere Beete einer Gattung, wie z. B. Rhododendra, Kirschlorbeer, Kalmia, halbstämmige und niedrige Rosen, können wir je nach der Höhe Hütten von Tannenreisig und Schilf I. Originalabhandlungen. errichten und den Boden mit einer Laubschicht bedecken. Das Niederhaken der Blüthen- sträucher an den Boden, bevor man sie bedeckt, sollte man vorsichtig an- wenden, es hat den Nachtheil, dass dieselben oft schlechten Wuchs be- halten, besser ist es immer, die Pflan- zen möglichst in der Stellung zu er- halten, welche sie sonst einnehmen. Junge Hängebäumchen gleich einem Besen in die Höhe zu binden, schä- digt auch den ungezwungenen Wuchs. Bei solchen mit stark hängenden Zweigen, z. B.Sophora japonica pen- dula empfiehlt es sich, die Zweige in mehrere Bündel in Stroh oder Rohr zusammenzubinden und diese dann am Stamme leicht anzuheften, damit sie von Wind und Schneedruck keinen Schaden erleiden. Gegen den Schneedruck müssen wir überhaupt Massregeln ergreifen, auch um sonst unempfindliche Pflanzen vor Schaden zu bewahren, wie z. B. Ge- hölze, die lange ihr Laub behalten, besonders sind es aber die immer- grünen, welche Aufmerksamkeit ver- langen und zumal solche mit langen, schwanken oder weichen Zweigen, wie die meisten Juniperus, verschiedene Chamaecyparis, T’huja ericoides und andere Lebensbäume, die ihre charak- teristische Form einbüssen, auch Jückenhaft werden, wenn man nicht zu Hülfe kommt. Ein vorsichtiges Abschütteln nach starkem Schneefall sollte stattfinden. Man kannsolche Pflanzen gegenSchnee- druck mit 'Tannenreisig umstecken, verweichlicht dieselben jedoch dadurch ohne Noth, besser ist es daher, sie mit einem Bande, Strohseil oder der- | 399 gleichen von unten nach oben so zu umwinden, dass der Schnee nicht die einzelnen Zweige niederdrücken kann, wobei jüngere Exemplare je nach Be- dürfniss durch ein oder mehrere Pfähle zu stützen sind. Ich bediene mich in solchen Fällen als des geeignetsten Materials der langen Ranken der Wald- rebe (Ciematis Vitalba). Natürlich lässt sich diese Methode nicht im Grossen anwenden, auch wollen wir nicht lauter musterhaft ge- zogene Exemplare in der Landschaft sehen und der Schneedruck trägt nicht am Wenigsten dazu bei, uns malerisch geformte Gruppen zu bilden, aber tadellos gewachsene, werthvolle Exem- plare verdienen wohl, dass man sich diese Mühe nicht verdriessen lässt. Hochstämmige Rosen werden meist niedergehakt, man beobachte stets die Vorsicht, sie alle Jahre nach derselben Seite niederzubiegen, besonders gilt dies von stärkeren Stämmen, die sonst unfehlbar abbrechen. Auch vergesse man nie, den Wildling ebenso sorg- fältig zu decken wie die Kronen, Die wilde Rose erwächst im Schutze des Waldes, wie kann selbige also gesund bleiben, wenn man sie in einem Bogen zur Erde biegt, so dass der Wildiing dem Glatteis und jedem Wechsel der Witterung in erhöhtem Grade ausgesetzt ist? Von einem solchen vernachlässigten, vom Frost beschädigten Stamme verlangt man dann, dass er die Krone ernähre, dass er recht lange dauere und beklagt sich, dass jedem Winter so viele Rosen zum Opfer fallen. Stehen die Rosen auf Gruppen ver-. einigt, so bedeckt man dieselben meist mit Erde, dies empfiehlt sich in leichten 340 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. et r, . y Bodenarten, während im schweren kal- | obst, wie Aprikosen, ‚Pfirsiche, Man- ten Boden dies weniger anzurathen ist. deln behängt man mit Tannenreisig, Man decke alsdann die Rosen dicht | Bast- oder Rohrmatten. Das Tannen- mit Tannenreisig, eine solche luftige, hohle Deckung wird den Pflanzen immer besser sein, als wenn man zu viel Laub darunter thut. Man wähle das- selbe noch so trocken aus, so wird es doch im Frühjahre beim Aufdecken immer nass und modrig sein und man- cher Rose den Tod bringen. In rauhen Gegenden den Boden mit einer dünnen Laubschicht überziehen, wird nicht schaden, aber da mit einer starken Kälte meist auch eine schützende Schnee- decke verbunden ist, so reicht meist die hohle Decke aus. Auch hüte man sich wohl, mit dem Laube Nüsse, Aepfel oder bringen, die das Ungeziefer anziehen. Für zartere Rosen, wie Thea, Bour- bon ete. empfiehlt es sich, die Kronen in Kiefernadeln oder Coaksasche ein- zuhüllen. Wilde Rosen, welche im Herbste geschult und im darauf folgenden Som- mer veredelt werden sollen, kräftigt man bekanntlich bedeutend dadurch, wenn man die ganzen Pflanzen nie- derlegt und mit Erde bedeckt. Man entfernt oft die Erde, nachdem die Wildlinge zu treiben beginnen und die ausdörrenden Frühlingswinde vor- über sind. Wiederum befördert man die Bewurzelung sehr, wenn man Holz- Sämereien mit einzu- die Wurzeln breitet. Wein bindet man nieder und schlägt ihn, wo es geht, in Erde ein, — wo diese nicht vorhanden, deckt man mit langem ‚Pferdedünger oder bindet ihn in Stroh oder Rohr ein, den Fuss warm mit Dünger bedeckend; anderes Spalier- reisig hat den grossen Vortheil, dass es hängen bleiben kann, bis die Blüthe vorüber ; bis zu dieser Zeit ist ein grosser Theil der Nadeln abgefallen, der Schutz vermindert sich von Tag zu Tage und schützt dennoch die Blü- then genug vor Spätfrösten. Nicht einem jeden Gärtner ist es vergönnt, kostspielige Vorrichtungen anzubringen, wie Rouleaux, die für diesen Zweck sehr vortheilhaft sind. Zartere Schlinggewächse an Gebäuden und Veranden überkleidet man mit Rohr oder Tannenreisig, letzteres nimmt sich freundlicher aus, wenn der Besitzer auch im Winter das Haus bewohnt, er hat alsdann das so wohl- thuende Grün vor Augen. Bei allen Gehölzen, die man ein- bindet, bedeckt man auch den Boden | mit strohigem Dünger oder Laub, um das Eindringen des Frostes zu ver- meiden. Dies gilt zumal für frisch gepflanzte Gehölze und Obstbäume; mangelt es an dergleichen Material, so häufle man für die Dauer des Frostes die Erde um den Stamm an. Für Paeonia arborea, Gynerium, Yucca u. a. ist die hohle Deckung ı vor allen Dingen anzurathen. Ueber diese Pflanzen wird am besten ein ı Fass oder Korb gesetzt mit Deckel erde oder verrottete Sägespäne um | zum Lüften versehen. Bei starker Kälte ı umgibt man alsdann das Fass noch mit langem Dünger oder Laub. Oft thut auch das Wild nicht un- beträchtlichen Schaden. Der Hasen- biss richtet viele Planzen zu Grunde, _ bekanntlich greift der Hase die Le- ‚ guminosen mit Vorliebe an, auch junge 2 > N EP 2, en I. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. 341 Obstbäume; solche bestreicht man ent- Stauden, die viel Nahrung ver- weder mit Kalk, einer Mischung von | langen, wie z.B. Rheum, bedeckt man Lehm und Blut, auch Kloakendünger, | mit kurzem Dünger, weiter thun Säge- oder man bindet, so hoch der Hase | späne und alte Gerberlohe zum Ueber- reichen kann, Rohr, Stroh, Dornen- | ziehen des Bodens gute Dienste, Pflan- oder Tannenzweige um die Pflanzen, | zen, die leicht der Fäulniss ausgesetzt schon die Stengel, wie man beim Ab- | sind, wie Acanthus, Morina, Eryn- räumen der Staudenbeete genug er- gium bromeliifolium, Statice, Gun- hält, genügen, diePflanzenzuschützen. | nera u. a. deckt man mit Kiefernadeln Hirsche und Rehe naschen gerne an | oder möglichst hohl, indem man Reisig Coniferen und sind besonders die Weiss- | in den Boden steckt und haubenartig tannen ihren Angriffen ausgesetzt. ein trockenes Material darüber thut. Jäger empfahl kürzlich dieselben Für Gunnera wird es gerathen sein, mitabgehauenen Fichten, derenZweige | ein Fass mit Deckel zum Lüften zu zugespitzt sind, zu umstecken. Auch | verwenden. thun nach allen Seiten vorschauende Beete mit Malven, Bellis, Viola Stangen gute Dienste, deren Spitzen | trieolor maxima, Silenen, Aurikeln, man zum Verscheuchen des Wildes | Primeln, deckt man leicht mit Tannen- Leinwandstreifen anheften kann. ı reisig, zumal bei Frostwetter ohne Was den Schutz der Stauden be- Schneedecke; um das Aufziehen der trifft, so deckt man mit einer dünnen | Pflänzchen durch den Frost zu ver- Schicht trockenen Laubes, welche mit | meiden, überzieht man den Boden Tannenreisig oder Stengeln vom Ab- mit Sägespänen oder Lohe. raum der Beete bedeckt wird, damit Blumenzwiebelbeete, Ranunkeln, es der Wind nicht fortführt. Hat Anemonen erhalten eine Decke von man genügend langen ausgeschüttelten Pferdedünger, Sägespänen oder alter Pferdedünger, so genügt eine dünne | Lohe. Schicht, um das Ausfrieren und Auf- Auch im Gemüsegarten schützt man ziehen durch den Frost zu verhindern, _ Beete mit Petersilie, Kerbelund Spinat, die Pflanzen haben eine luftigeDecke indem maneinedünneStrohschicht oder und man vermeidetzwiefachesMaterial. | Fichtenreisig überbreitet. L. B. Sehr gut sind für diesen Zweck auch Im Allgemeinen mit dent Verfasser ganz die Ruthen vom Schnitte der Weiss- | einverstanden. Für zarte in Petersburg sonst buchenhecken oder Laubgiinge, wenn | NEN} mer sindabermie Benontane Kos selbige zur Verfügung stehen, die be- | Erde zum Eindecken; Sägespäne oder Lohe, blätterten Ruthen liegen nie fest auf, {m das Ausfrieren junger Pflänzchen zu ver- 2 meiden, sind zarten Pflanzen schädlich, dazu auch Farnkraut ist gut verwendbar. | benutzen wir gleichfalls groben Sand. (E.R.) IE Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. A, Abgebildet im Kataloge von | aus Gärten Java’s importirten Formen von W, Bull, New Plant Merchant, | CGoleus Blumei Benth. in den Gärten Kingsroad, Chelsea, London. | Europa’s eingebürgert worden waren, wurden 1) Neue Coleus. Nachdem die ursprünglich ' zunächst im Garten der Hortieultural Society 342 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Benary in der Anzucht schöner neuer For- men mit goldfarben, dunkelpurpur und grün die ersten Formen in Europa erzeugt. Später that sich in Deutschland der Garten von E. Neue Coleus. L- II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, mannichfaltig gezeichneten Blättern hervor und man glaubte, dass nun die Erzeugung neuer Formen abgeschlossen sei. Dass dem aber nicht so sei, das zeigen die im letzten ‚Jahre grossentheils in England, vorzugsweise durch Bastardirung mit der als Coleus laci- niatus Benth. bekannten Form mit geschlitzten. Blättern, erzeugten neuen Spielarten, die wir kürzlich auch in deutschen Handelsgärt- nereien zu bewundern Gelegenheit hatten. Gelb, Rosa, Carmin, Purpur bis zum tiefsten Schwarzpurpur, theils auf grünem, theils auf goldfarbenem Grunde bringen prächtige Effekte bei diesen durch Stecklinge sich schnell und leicht zu vermehrenden Pflanzen vor. Die auf vorstehendem Bilde dargestell- ten Formen sind: Aurora, Firefly, Glow, Harlequin, Magic, Sparkler, Sunbeam. B. Empfohlen von E, Regelund Haage und Schmidt. 2) Thea viridis L. Der grüne Theebaun, ein allgemein bekannter, aber doch wenig kultivirter interessanter, immergrüner nie- driger Baum oder Strauch, der seine weissen Thea viridis, duftenden Blumen Anfang Sommers ent- wiekelt. Kultur im Kalthause oder sonnigen Zimmerfenster in einer Mischung aus zwei Theilen lockerer lehmiger Erde mit Bei- mischung von Sand und 1 Theil Walderde, Wie die Gamellie muss man den Theebaum mit kalkfreiem Wasser begiessen und ebenso soll die Erde kalkfrei sein, wenn der Thee- baum gut gedeihen soll. ” 343 3) Phalaenopsis grandiflora L. Mit Recht werden die Phalaenopsis-Arten, welche vor- zugsweise an den Bäumen der Philippinen und Sundainseln als Epiphyten wachsen, zu den schönsten Orchideen gezählt. Dieselben gedeihen am Besten an Holzklötze auf eine schwache Unterlage von Moos befestiget und im niedrigen feuchten Warmhause, wo bei Phalaenopsis grandiflora. sonnigem Wetter in den wärmeren Tages- stunden beschattet wird, aufgehängt. Zur Zeit der Vegetation täglich einige Mal be- spritzt, zur Zeit. der Ruheperiode aber nur durch die feuchte Luft des Hauses ernährt, entwickeln sie ihre schönen Blumen wäh- rend eines grossen Theiles des Jahres und haben ausserdem die Eigenschaft, dass der abgeblühete Blüthenschaft nicht abstirbt, sondern immer wieder neue Aeste mit Blu- men entwickelt. Die Phalaenopsis grandi- flora ist in Manila zu Hause und trägt die grossen weissen, bis 4 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen in verästelten losen über- hängenden Trauben. Bis jetzt war diese sehr geschätzte Art sehr theuer und weniger ver- breitet, Hr. Haage u. Schmidt haben die- selben aber in guten kräftigen Exemplaren in zahlreicher Menge importirt und geben sie zu verhältnissmässig niedrigem Preise ab. 4) Vanilla aromatica Sw. Die ächte Va- nille, eine mit langen Heftwurzeln an Mauern und Baumstämmen emporkletternde Orchidee (also von ähnlichem Wachsthum wie unser Epheu) aus dem tropischen Amerika, Wir 344 geben beistehend die verkleinerte Abbildung eines blühenden Zweiges, sowie der Frucht, welche als eins der beliebtesten Gewürze vielfach in den Handel kommt. Ist nur als allgemein interessante Pflanze zu empfehlen, denn die grünlich weissen Blumen sind ohne allen Effekt. Wächst aber in jedem niedri- gen feucht und warm gehaltenen Gewächs- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. au; En TE zahlreichen grossen Oeffnungen versehen sind, umkleidet dann von Innen die Gefässe erst mit Sumpfmoos, füllt solche dann mit einer Mischung aus verfaultem Holze, Torfbrocken, faseriger Haideerde und Kohlenstücken und hierauf werden die rasenförmig wachsenden Scheinknollen obenauf befestigt, oder wenn sie schon bewurzelt sind, gepflanzt. Im Som- Vanilla aromatiea. hause ohne besondere Mühe, namentlich wenn man sie an einer feuchten Steinwand, vor der freilich keine Pflanzen aufgestellt werden dürfen, emporklettern lässt. Auf diese Weise bei uns kultivirt, trägt sie auch ihre langen stielrunden Früchte. Ausserdem kann man die Ranken auch einfach auf etwas weniger Moosunterlage an Stücke von Baum- ästen anheften und an diesen zum Glasdach emporklettern lassen, wo sie als Festons unter den Fenstern hingezogen, wenn sie einmal ordentlich erstarkt ist, in unglaublicher Uep- pigkeit wuchert, wie wir das z.B. in einem niedrigen feuchtwarm gehaltenen Gewächs- hause unter der einsichtigen Pflege des Hof- gärtners Herrn Grünewald in den Gewächs- häusern Sr. Kais. Hoheit des Grossfürsten Nicolai-Nicolajewitsch zu Snaminsk oft zu sehen Gelegenheit hatten. 5) Stanhopea tigrina Batem. Unter den epiphytisch wachsenden Orchideen der war- men Zone Amerika’s gehören die Stanhopea- Arten zu den bei uns verhältnissmässig am leichtesten gedeihenden. Man pflanzt solche in durchbrochene Körbe oder Näpfe, die mit Stanhopea tigrina. mer kann man dieselben in einer schattigen Lokalität unter Bäumen ganz im Freien oder auch in einem beschatteten Gewächshause, das reichlich gelüftet wird, aufhängen. Im Winter werden sie bei einer Temperatur von 8—10 Grad unterm Fenster des Gewächs- hauses aufgehängt und einige Monate gar nicht begossen. Im Februar oder März nimmt man die Pflanzen herab und durchfeuchtet den ganzen Ballen gehörig mit lauwarmem Wasser, bevor man sie wieder aufhängt und von jetzt an werden bei erhöhter Temperatur, die bei Einfluss des Sonnenlichtes bis auf 20—25 Grad R. steigen kann, täglich durch Spritzen und so oft es nothwendig, durch Begiessen mit Wasser, das die Lufttemperatur des Gewächshauses besitzt, die Pflanzen stets mässig feucht gehalten, Im April und Mai und selbst bei im Sommer ganz im Freien kultivirten Exemplaren, im Laufe des Sommers entwickeln sich nun die nach unten gerichteten Blüthenschafte mit der Traube grosser Blumen, die aus den Oeffnungen des Topfes oder Korbes hervortretend herab- hängen, wie dies unsere Abbildung in ver- Taf 9392 EETERELERREETET A De 92 I Dastrderuia I z Il. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen, kleinertem Massstabe zeigt. Bemerken wollen wir noch, dass alle im Gewächshause auf- gehängten Orchideen mindestens 1'/a Fuss von den liegenden Fenstern entfernt aufge- hängt werden sollten, denn die Luftschicht unmittelbar unter den Fenstern ist für die Orchideen zu trocken. Ferner ist auch wäh- rend der Wachsthumsperiode ein reichliches Lüften von sehr vortheilhaftem Einfluss auf normales kräftiges Wachsthum, und wir konnten uns in diesern Sommer sogar davon überzeugen, dass während des Sommers ganz im Freien kultivirte Pflanzen ein noch ge- sunderes kräftigeres Wachsthum zeigten, als die im Gewächshaus kultivirten. Im Ge- wächshaus muss natürlich gleichfalls leicht beschattet werden. Die Stanhopea-Arten können aber auch alle im warmen Zimmer im Terrarium kultivirt werden, und zwar unter ähnlicher Behandlung wie im Gewächs- hause, Die Blumen der Stanhopea-Arten be- sitzen einen starken Geruch, der bei den weiss und hellblühenden Arten vanillen- artig, bei den dunkel blühenden Arten aber mit unangenehmer Beimischung von Geruch. Die Blumen selbst mit ihrer wachsartigen dieken, unten sackartig aufgeblasenen und | nach vorn mit seitlichen Hörnern versehenen vorgestreckten Lippe und der langen, über der Lippe hingebogenen Griffelsäule, gleichen | fast einem Thierrachen. Die Blumen der in Rede stehenden St. tigrina sind die grössten der Gattung, da sie ungefähr 4 Zoll im Durchmesser haben, auch sind sie auf gelb- lich-weissem Grund grossentheils mit einem tiefen Schwarzpurpur gefleckt oder theils ganz überzogen. Als ebenfalls leicht gedeihende schöne an- dere Arten sind noch St. devoniensis Lindl,, . St, Martiana Batem., St. oculata Lindl., St. insignis Hook,, St. eburnea Lindl., St. gra- veolens Lindl. ete. mit ihren Abarten zu nennen. 6) Zygopetalum maszillare Lodd. Während die Stanhopea-Arten vorzugsweise Mexiko be- wohnen, sind die Zygopetalum-Arten vor- zugsweise in Brasilien zu Hause. Gleich den Stanhopeen gehören die Zygopetalum zu den auch in gewöhnlichen niedrigen Warmhäu- sern und in Terrarien im warmen Zimmer 345 leicht gedeihenden Arten. Sie werden gleich den Stanhopea-Arten gepflanzt, aber auf dem Tisch aufgestellt und nicht aufgehängt. Da sie gewöhnlich im Herbst und selbst mitten im Winter gegen Neujahr ihre aufrechten Blüthentrauben entwickeln, so hält man sie in voller Vegetation bis nach der Blüthe und lässt dann erst eine Ruheperiode unter Zygopetalumn maxillare. Einwirkung niedrigerer Temperaturgrade und etwelcher Trockenheit eintreten. Im Uebrigen schliessen sie sich in der Kultur den Stan- hopea-Arten an. Die abgebildete Art, Z. maxillare aus Brasilien, besitzt ungefähr 2 Zoll im Durchmesser haltende Blumen mit grünlichen purpurgefleckten, oval lanzett- lichen Blumenblättern und breiter fast fächer- förmig ausgebreiteter purpurblauer Lippe. 7) Telanthera amoena Rgl. (Gartenflora tab. 611. — Althernanthera sessilis B. amoena Lem, ill. hort. 1865 tab. 447.) Jetzt allge- mein verbreitet und als schöne niedrige roth- blättrige, stark verästelte Pflanze zu Tausen- den angezogen und zu Teppichbeeten im Somrner verwendet, Je günstiger und wärmer das Klima, je stärker verästelt sich die Pflanze und besitzt ein um so leuchtenderes intensiveres Roth der Blätter von sehr be- deutendem Effekt, je mehr nach Norden, je weniger feurig die Farben und je geringer die Verästelung im Sommer. So sahen wir dieselbe im August d.J. in Wien am schön- sten und von dem bedeutendsten Farben- ” effekt, während je mehr nach Norden die y 2 rn a Telanthera amoena. Färbung des Laubes um so weniger leuch- tend Roth sich ausbildet. 8) Maurandia Barclayana Willd. Bekannte zierliche Schlingpflanze, deren Samen man schon im März in Töpfe aussäet und dann bis Mitte Mai schon hübsche Pflanzen vor- zieht, die, wenn keine Fröste mehr zu be- sorgen, in’s freie Land in sonniger warmer Lage ausgepflanzt werden. Wir empfehlen dieselbe vorzugsweise zur Bekleidung von Maurandia Barclayana. Drahtgestellen in verschiedenartigen Formen, zur Bildung leichter Festons am Bindfaden oder Draht gezogen, z.B. gleichsam als Ah- gränzung von kleinen runden oder ovalen Rasenplätzen zwischen hochstämmigem He- liotrop, Fuchsien oder Rosen hingezogen. Blüht den ganzen Sommer hindurch bis zum * Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a 9 a “ a Spätherbst mit den grossen rachenförmigen dunkelvioletten Blumen. 9) Portulaca grandiflora Lindl. Wir haben wiederholt diese schöne einjährige Pflanze Peru’s besprochen und vorzugsweise zur Be- kleidung der Sonnenseite von Steinparthien empfohlen, wo sie zwischen den in Deutsch- land im freien Lande aushaltenden Opun- DSL v7 DE OD Portulaca grandiflora fl. pleno. tien, Yucca-Arten, Sempervivem ete. ange- pflanzt wird und den ganzen Sommer hin- durch blüht, Die Stengel legen sich auf die Erde nieder und die gelben, rothen und weissen Varietäten (auch als P. alba, P, Gil- liesii, P. rosea, P. splendens, P. sulphurea, P. aurea in den Katalogen der Samenhand- lungen aufgeführt), blühen den ganzen Som- mer hindurch. Besonders schön sind die Formen mit gefüllten grossen Blumen, wie solche die beistehende Abbildung darstellt. Aussaat im März in Töpfe, die mit lockerer, mit Haideerde vermischter lehmiger Erde gefüllt sind und die feinen Samen sind nur dünn mit Sand zu decken. 10) Ocimum Basilicum L. Das Basilikum, aus Ostindien stammend, gehört zu den schon seit den Kreuzzügen in den Gärten kul- le NE ET AT II. Neue und empfehlenswerthe Pflanzen. tivirten Pflanzen, beliebt wegen des köstlichen Geruchs der Blätter. Besitzt zahlreiche Ab- arten, unter denen die schönsten die Abart mit krausen grossen Blättern (O, Basilicum erispum) und dann die Abart mit dunkel Oeimum Basilicum., purpurnen Blättern (0. Basilicum atropur- pureum). Diese letztere Abart erhielten wir in den letzten Jahren auch aus den Gärten des Chanats Chiwa. Die Formen des O. Ba- silieum sind als ©. hispidum Lam., O. pilo- sum W., ©. ciliatum Hornm., O. thyrsiflorum L., ©. integerrimum W., O. album L., ©, americanum Jacq-, O. bullatum Lam. be- schrieben worden. In den Katalogen der Samenhandlungen werden sie ausserdem als O. anisatum, brasiliense, erispum, melissio- dorum, barbulatum, minimum, graveölens, fimbriatum, cochleatum, urticifolium aufge- führt. (E. R.) G. Beschrieben oder abgebildet in The Gardener’'s Chronicle, 11) Bulbophyllum Beeccarii Rehb. f. (Or- chideae.) Eine Art, welche schon Thomas Lobb im Jahre 1853 entdeckte, die aber un- beschrieben blieb. Im Jahre 1867 sammelte sie M, Odoardo Beccari, der berühmte italie- nische Reisende in Borneo. Jetzt wird sie im Etablissement des Hrn. William Bull in Chelsea kultivirt und blühte auch daselbst. Die Pflanze schlingt sich im Vaterlande spiralförmig um dieke Baumstämme und er- regt besonders Interesse durch ihre grossen 347 Blätter, welche fast sitzend sind. Die Blumen stehen in einer dichten ceylindrischen, lang- gestielten Traube. Sie sind von gleicher Grösse wie bei B. leopardinum und hellbraun mit violetter Zeichnung. Die braune Lippe hat einen violetten Anflug. (1879. XI. p. 41.) 12) Polystachya rufidula Rehb. f. (Orchi- deae.) Eine merkwürdige Neuheit, ähnlich der P. lutea, Sie wurde aus Zanzibar ein- geführt und blühte in der Sammlung des Kapitäns J. GC, Hincks in Breckenborough. Scheinknollen eylindrisch-linearförmig, zwei- :blättrig. Diestumpfen zungenförmigen Blätter haben eine weiche Textur. Der Blüthen- stand ist einfach und wenig blumig, obgleich bei Polystachya sonst ein verzweigter Blü- thenstand gewöhnlich ist. Die Sepalen sind von Aussen zimmtbraun, von Innen grün- lich, mit hellbraunen Rändern, Lippe heH- purpur am Vordertheil, gelblich an der Scheibe. (1879. XI. p. 41.) 13) Selaginella Victoriae Th. Moore. (Se- laginelleae.) Wurde durch das Etablisse- ment W. Bull von den Südsee-Inseln einge- führt. Stengel rankend, 2—3 Fuss hoch, regelmässig verzweigt, am Grunde kahl. Zweige flach, eiförmig, sehr regelmässig ge- fiedert, nicht an Grösse abnehmend, sondern mit einer den Seitenfiedern gleichenden End- fieder abschliessend. Fruchtbare Zweige 1 Zoll lang. Eine sehr schöne, einem Farne ähnlich sehende Art. (1879. XI. p. 74. Fig. $,) 14) Odontoglossum Andersonianum Rehb. fil. var. lobatum. (Orchideae.) Eine merk- würdige Abart, im Besitze des Etablisse- ments des Herrn B. Williams. Die Blumen sind von mittlerer Grösse und haben am Grunde der Blumenblätter zahlreiche dunkel- zimmtfarbige Flecke. Der Hauptunterschied liegt in der Lippe, welche weit abstehende Seitenlappen trägt. (1879. XI. p. 74.) 15) Dendrobium Smilliae F. v. Müll. (Or- chideae.) Wurde von Herrn Dallachy an der Rockingham-Bay in Nord-Australien entdeckt und wird gegenwärtig im Etablissement des Herrn Bull kultivirt. Es ist verwandt mit D. viridiroseum und hat eine kurze, reiche Traube in der Weise wie das bekannte D. secundum. Die Blumen sind weisslich, mit einem rosapurpurnen Scheine am Frucht- 348 Gartenflora Deutschlands, knoten, am Grunde und am Kinne der äussern Blumenblätter, welche dunkelgrüne Spitzen haben, Die Lippe ist zungig-geigen- förmig, durch die eingebogenen Ränder kahn- förmig, grün. (1879. XI. p. 106.) 16) Piptospatha insignis N. E. Brown, (Aroideae,) Eine Entdeckung des Hrn. Bur- bidge, welcher für das Etablissement Veitch das nördliche Borneo bereiste, Die Gattung gehört in die im Malayischen Archipel vor- herrschende Gruppe derSchismatoglottidineae und ist zunächst mit Schismatoglottis ver- wandt. Die Pflanze ist stengellos, niedrig und rasenförmig wachsend. Blattstiele auf- recht, scheidig am Grunde, 1—2 Zoll lang; Blattscheibe leicht abstehend, linear-lanzett- lich, oder schmal lanzettlich, allmälig zu einem zugespitzten Ende verschmälert, 31/2 bis ö1fe Zoll lang, 5—12 Linien breit, lederartig, unten blassgrün, oberhalb dunkelgrün. Mittel- rippe hervortretend und abgerundet aufbeiden Seiten. Hauptnerven 4—5 zu beiden Seiten Russlands und der See, der Mittelrippe, unterhalb durchscheinend. Schaft aufrecht, an der'Spitze zurückgebogen, 3—4 Zoll lang, röthlich. Blüthenstand zuerst aufrecht, dann hängend. Scheide zusammen- gerollt, eiförmig-spindelförmig, zugespitzt, ı öfters leicht gedreht, 1'/z Zoll lang, fa Zoll dick, weiss, fein nelkenroth nüaneirt, Kolben | halb so lang als die Scheide, sitzend. (1879. XI. p. 138. Fig. 20.) 17) Masdevallia Parlatoreana Rehb. fil. (Orchideae.) Im Etablissement der Herren Veitch und Söhne aus Peru eingeführt, scheint diese Pflanze ein Bastard zwischen M. Veitchiana und M. Barlaeana zu sein. Wie bei letzterer Art sind die Zwischen- räume zwischen den seitlichen Blumenblät- tern sehr weit, die Blumen sind aussen lachsfarben, innen scharlach mit amethyst- violett; die kleinen innern Organe sind weiss und violett. Die Lippe ist länglich mit un- deutlichen stumpfen Seitenlappen, sie ist weiss mit einem sehr dunklen violetten Flecken. (1879. XI. p. 172.) Ender. Ill. Notizen. 1) Aus der Rede bei der Enthüllung des | Denkmals von Alexander Braun im Königl. botanischen Garten zu Berlin, am | 17. Juni 1879 gehalten von Dr, A. W.Eich- ler, entnehmen wir folgende Stellen: Schön und dauernd, wie das Denkmal, welches Sie hier vor sich sehen, ist auch das Bild, welches der Verewigte selbst von sich hinterlassen hat, in der Wissenschaft | wie im Leben. Der Name von Alexander Braun wird in der Geschichte der Botanik stets mit höchsten Ehren genannt werden. | ı scheinung der Verjüngung in der Natur, da- Braun war für diese Wissenschaft geboren. Schon als 6jähriger Knabe kannte und sam- melte er die Pflanzen seiner Heimath; als Lycealschüler trat er mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen hervor, welche ihm die damals noch vielbedeutende Ehre eintrugen, | dass neue Pflanzen nach ihm benannt wur- den; mit 25 Jahren schrieb er eine Schrift, die ihn zum berühmten Manne machte. Das , war im Jahre 1830; und bis zum Ende seines Lebens, also durch fast ein halbes Jahrhun- dert hindurch, hat er Jahr für Jahr diesem früh errungenen Lorbeerkranz neue Blätter hinzugefügt. Es giebt fast kein Gebiet der Botanik, das er nicht durch wichtige Be- obachtungen bereichert, durch fruchtbare Ideen gefördert hätte. Unter seinen Schriften nennen wir hier die drei grössern, auf Mor- phologie und Biologie der Gewächse bezüg- lichen Abhandlungen: Ueber die Ordnung der Schuppen an den Tannenzapfen aus dem Jahre 1830, die Betrachtungen über die Er- tirend aus dem Jahre 1849, und die 1853 erschienene Abhandlung über das Indivi- duum der Pfianze. In der ersten dieser Ar- beiten wurden die Gesetze der Blattstellung klar gelegt und auf mathematischen Aus- druck gebracht; in den Betrachtungen über Verjüngung ward die Göthe’sche Metamor- phosenlehre weiter ausgebaut und auf die niedern Gewächse ausgedehnt; durch die II. Notizen. Abhandlung über das Individuum der Pflanze wurde die Lehre von der Generationsfolge und dem Generationswechsel im Pflanzen- reiche begründet. Die Morphologie der Pflanzen ist dasjenige Gebiet, mit welchem Braun seinen Namen am innigsten und dauerndsten verflochten hat. VonBraun’s andern Werken gilt mehr oder minder das Nämliche, wie für die Hauptwerke. Wo Braun hinblickte, da ward es heller, jedem Gegenstand wusste er neue Seiten abzugewinnen, alles behandelte er mit gleicher Gründlichkeit und gleich um- fassender Uebersichtlichkeit; kurz, es war alles bei ihm aus den tiefsten Quellen ge- schöpft. So hat er über Algen, Charen, | Rhizocarpeen, über die verschiedensten Grup- .pen der Blüthenpflanzen, sowie über zahl- reiche andere Gegenstände der botanischen Wissenschaft Arbeiten geliefert, die theil- weise von fundamentaler Bedeutung sind und niemals die Aufgabe verlassen, ohne sie in irgend einer oder der andern Beziehung weiter gebracht zu haben. Hätten wir in Braun blos den Gelehrten und Forscher zu ehren, so konnten wir eine Säule seizen mit dem - Verzeichniss seiner Werke; wir errichteten aber sein Bildniss, um die ganze Persönlichkeit des Mannes vor Augen zu stellen und der Sockel trägt die Inschrift: „Errichtet von Freunden und Schülern.“ Braun hat von beiden viele gehabt und Verehrung, Liebe und Dank- barkeit in reichem Maasse erfahren. Das Vertrauen seiner Collegen berief ihn sowohl zum Rektor der hiesigen Hochschule, als auch schon in den vierziger Jahren derer zu Freiburg im Breisgau; und welche Vereh- rung er in den Kreisen der akademischen Jugend genoss, zeigte sich wohl am deut- lichsten in der glänzenden Huldigung, wel- che ihm von Studirenden aller Fakultäten dargebracht wurde, als er das 25ste Jahr seiner Wirksamkeit an unserer Universität abschloss- Es war aber auch nicht blos Braun’s vielseitiges und gründliches Wissen, | die schlichte Klarheit und Ruhe seiner Lehr- weise, die Anregung, die von ihm ausging; es war ebensosehr seine ganze harmonisch- edle Persönlichkeit, sein tadelloser, liebens- 349 Herzen nicht nur seiner Schüler, sondern überhaupt aller derer gewann, die mit ihm in Berührung kamen. Braun besass im hohen Grade jenen bescheidenen Sinn, wel- cher den wahren Forscher ziert, stets war er bereit zu Rath und That und von den Schätzen seines Wissens mitzutheilen, wer nur darum zu bitten kam. Und es kamen deren viele, und an gar mancher Arbeit, welche der Wissenschaft zur Zierde gereicht, ist Braun’s Mitwirkung in hervorragender Weise zu spüren, 2) Arundinaria falcata (Bambusa), jenes hoch- und malerisch wachsende schöne strauchartige Gras hat 1877 (oder 1876?) an vielen Orten in Deutschland geblüht, auch bei mir in 2 Exemplaren. Damit hörte die Zierde, der zierliche Zweigwuchs auf, Da- rauf bauend, dass meine Pflanzen von Neuem starke Triebe machen würden und ich keine Vermehrung wünschte, es auch (aus hier nicht zu erklärenden Gründen) aufgegeben habe), Samen für Samenhändler zu sammeln, so wurden die Stämme im Herbst abge- schnitten und weggeworfen. Leider sah ich mich in der Hoffnung, dass die alten Pflan- zen sich erholen würden, getäuscht. Sie trieben im folgenden Sommer nicht, über- dauerten den folgenden Winter und trieben auch im zweiten Jahre nicht, obschon die Wurzeln noch grün waren, Es scheint, als ob bei diesen Halb-Baumgräsern nach den Fructificationen eine bis zum Absterben gehende Erschöpfung eintritt. Ich hatte also 1878 keine Arundinaria mehr. Da bemerkte ich im Sommer zu meiner grossen Verwun- derung in einer Ritze der Sockelsteine eines Gewächshauses ein breitblättriges Gras, wel- ches ich bei näherer Betrachtung als Arun- dinaria falcata erkannte. Vermuthlich hatten Kinder mit den weggeworfenen Samenstengeln gespielt und dabei die Steine gestreift. Das Pflänzchen schien mir bereits zwei Jahre alt, hatte also wahrscheinlich als kleiner Säm- ling den ersten -Winter an diesem ausge- setzten Standorte im Freien ausgehalten. Auch in einem Warmhause, wohin die Arun- dinaria in der Hoffnung auf neue Stengel- bildung gebracht wurde, keimte eine Pflanze würdiger Charakter, durch welche er die | in der Mauer, sonst aber nirgends. — 350 Arundinaria falcata mag schön sein, wo sie im Freien aushält, wenn man sie aber im Herbst einpflanzen muss, so leidet die Pflanze im Winter sehr durch Abfallen der Blätter und wird im nächsten Jahre erst gegen Ende des Sommers wieder schön, Prächtig gedeiht sie dagegen im temperirten Hause, wo die malerisch übergebogenen Triebe eine Länge von 15—20 Fuss erreichen, Für Wintergärten gibt es wenig elegantere grosse Pflanzen und ist die gemeine Bam- busa arundinaria nicht entfernt damit zu vergleichen. J. 3) Das Wort Meerrettig wird allge- mein falsch geschrieben und meistens auch falsch ausgesprochen. In Mitteldeutschland spricht man meist Merrettig oder Märrettig, Letzteres nähert sich schon mehr dem Rich- tigen. Kein mir bekanntes deutsches Wör- terbuch hat die richtige Schreibart, vielleicht das grosse der Gebrüder Grimm, welches ich nicht einsehen konnte. Auch im Französi- schen ist das Wort Meer betont (raifort de mer). Der Umstand, dass der M. von der altrömischen Provinz Armorica (Cochlearia arımoracia) seinen Geschlechtsnamen erhalten hat, weil er in den nördlichen Provinzen Frankreichs wild gefunden wurde, hat den Irrthum befestigt. Unsere Pflanze muss Mähr- rettig heissen, von Mähre, altdeutsch Pferd, jetzt nur noch ein schlechtes Pferd. Es ist bekannt, dass im Deutschen mehrere wilde Pflanzen, welche kultivirten derselben Gat- | tung gegenüber wenigen Werth, einen schärferen, sogenannten wilden Geschmack haben, besonders auch Arzneipflanzen, wel- che bei Thieren angewendet wurden, die Vorsilbe Ross, Mähre oder Pferd erhalten haben. Wir haben Pferdemünzen (als Ge- gensatz von der edlen Pfeffer- und Krause- münze), Rosskümmel, Rossfenchel u. a. m, So hat auch die dem Rettig im Geschmack ähnliche, aber viel schärfere, beissende Wurzel des „Meerrettigs“ den Namen Pferde-, Ross-, Mährrettig erhalten. Wollte noch Jemand an der Richtigkeit dieser Ableitung zweifeln, so gibt das englische Wort horse- radish, aus dem Angelsächsischen stam- mend, Gewissheit, denn es heisst wörtlich Pferderettig. J. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ae en in 16 m x r 4) Lobelia erinoides Hermann Beyer ist unter allen blauen Lobelien bis jetzt die schönste, brauchbarste, steht weit über Stern von Ischl, Kaiser Wilhelm und ähn- lichen. Die Blumen von lebhaft hellen blauen Farben sind gross und stehen fast alle in gleicher Höhe. Diese Lobelia ge- hört zu L, bicolor Sims (L. Erinus Thbg.), denn sie ist eine Staude (Z). Ein fernerer grosser Vorzug ist, dass sie sich leicht ver- mehrt und im Winter gut hält, wenn man Junge Pflanzen dazu wählt. Diese bestocken sich im Frühling, bilden Luftwurzeln, so dass man die Zweige sogleich wie bewurzelte Stecklinge behandeln kann, und vermehren sich auf diese Weise besonders schnell. Die Stengel stehen aufrecht und werden nicht über 10 Cent. (4 Zoll) hoch. Da sie sich nicht ausbreiten, so braucht man allerdings viele Pflanzen zu Beeten oder Einfassungen. Dieselben lassen sich ohne besondern Nach- theil während der Blüthe theilen. Sind die Pflanzen für einen gewissen Zweck zu hoch, so kann man sie ohne Schaden tiefer pflan- zen, wenn nur die beblätterten Zweigspitzen hervorstehen, allerdings nur in sehr lockerer Erde. Die so tief gepflanzten Zweige bewur-' zeln sich bald. Man muss dabei beachten, dass die Zweige in der Erde auseinander kommen, was mit einem Druck der Finger beim Pflanzen bewirkt wird. J. 5) Der Krebs der Obstbäume. In weitaus der Mehrzahl der Fälle ist der Krebs die Folge der Frostschäden. R. Göthe, der sich früher in einer besondern Schrift im gleichen Sinne aussprach, hat jetzt eine Reihe von Versuchen angestellt, aus denen hervor- geht, dass Krebs auch ohne Einwirkung des Frostes entsteht und dass ein kleiner Schim- melpilz (Fusidium candidum Willk.) da, wo Krebsschaden sich findet, auftritt und dass durch diesen Pilz die Krankheit verbreitet wird. Wir enthalten uns des Urtheils, glauben aber, dass es mit dem Krebs sich ganz wie mit den Blattläusen verhält, welche in Baum- schulen nur dann argen Schaden anrichten, wenn der sonst nicht bemerkbare Frost- schaden die Triebe gleichsam zur Ernährung und der damit in Verbindung stehenden ganz st: x IV. Literatur, enormen Vermehrung der Blattläuse vorbe- reitet hat. Der Frost und zwar der Winter- frost tödtet bei uns so oft die jungen Zweige, . trotzdem treiben solche aus, später sterben aber die jungen Triebe und mit ihnen die ganzen Zweige ab. — Oder missliche Boden- verhältnisse, Wasser im Untergrund rufen theilweise Verderbniss der Wurzeln hervor, was wieder in den verarbeitenden Organen resultirt und den Boden für Verbreitung der Schimmelpilze vorbereitet. Wäre der die Krebswunden begleitende Schimmelpilz die Ursache, würde sich wirklich durch Ueber- tragung des Pilzes auf ganz gesunde Pflan- zen die Krebskrankheit erzeugen, dann könnte diese Krankheit nicht durch Aus- schneiden und Salben geheilt werden, sie könnte ferner bei der bekannten schnellen Verbreitung der Pilzkrankheiten nicht ört- lich bleiben, sondern einmal in’s Gewebe des Baumes eingedrungen, zur Sporenbildung und der das Pflanzengewebe durchsetzenden Schlauchbildung des Myceliums gekommen, mussten einerseits die Bäume sehr schnell 391 vom Krebs ganz getödtet werden und an- drerseits müsste durch die von der Luft ge- tragenen Sporen ebenso schnell die Krank- heit auf alle gesunden Individuen der ganzen Gegend übertragen werden, wie das bei Pilz- krankheiten der Fall ist, bei denen der Pilz die Ursache der Krankheit ist. (E. R.) 6) Am 27. und 28. Juli war in Gent eine grosse Ausstellung von Pflanzen, Für neue Pflanzen, die neuerdings in Europa einge- führt wurden, erhielten Louis Van Houtte den ersten Preis und Aug. Van Geert und Jean Nuyttens Verschaffelt die folgenden Preise. Für die beste selbst aus Samen: erzogene Neuheit erhielt Louis De Smet in Gentbrugge für Begonia Oswald de Kerchove (als schönblühende Pflanze) und Van Houtte für Berrtolonia Kerchovei den ersten Preis (als Blattpflanze). Den zweiten Preis in beiden Rubriken erhielt Van Houtte für Begonia Comtesse de Kerchove und De Smet für Echeveria azurea, (E. R.) IV. Li Carl Weichart, Motive für Garten- Architekturen, Eingänge, Veranden, Brunnen, Pavillons, Bäder, Brücken, Ruheplätze, Volieren, Terrassen, Frei- treppen, Veduten etc. Weimar bei B. F. Voigt 1879. Dieses ausserordentlich nützliche Werk ist schon von Herrn Jaeger in diesen Blättern besprochen worden und wir schliessen uns durchaus dem an, was unser geehrter Freund über die Nützlichkeit und den fein gebildeten Geschmack, mit dem es bearbeitet ist, ge- sagt hat. Auf 25 Blatt in Folio sind 20 Pro- jekte und 100 Skizzen in Randzeichnungen dargestellt und dabei ist sowohl die theuere Eisenkonstruktion, wie die billigere Holz- keratnr konstruktion berücksichtiget, ebenso die com- plizirtere wie die einfachere Konstruktion, kurz jeder, der in seinem Garten irgend eine architektonische Verzierung anbringen will oder der seinen Garten mit einem eisernen Gitter oder Holzzaun umgeben will, oder ein geschmackvolles Eingangsthor konstruiren will, oder Brücken, Veranden, Balkone, Mauern etc. zu bauen hat, wird hier ge- schmackvolle Motive zur Auswahl finden, Es ist deshalb ein wichtiges Hilfsbuch für Gar- tenfreunde, für Garten-Architekten, Garten- künstler und verdient als eine Lücke in der neueren Garten-Literatur füllend, die allge- meinste Empfehlung. (E. R.) V. Personalnotizen und Neuestes. 1) A. Regel hatte nach den letzten Nachrichten den Pass vom Kaschthal nach dem Kungesthal passirt, befand sich im kleinen Juldus und hatte die Absicht, die Gebirge zu übersteigen und nach Turfan zu gehen. 352 2) Dr. ©. Drude, bisher Docent an der Universität zu Göttingen, ist zum Professor und Direktor des botanischen Gartens zu Dresden ernannt. 3) An die Stelle des botanischen Gärtners in Dorpat, Herrn Stelling, der wegen Kränk- lichkeit und hohen Alters ausgetreten ist, ist Herr Bartelsen, früher im Rathshof bei Dorpat, ernanni worden. 4) Herr Gustav Eichler, seit Oktober 1861 an des erkrankten Professor Legelers Stelle, Lehrer und königlicher Obergärtner an der königl. Gärtner-Lehranstalt in Pots- dam, wo er im Anfange den Unterricht im „Feldmessen und der Mathematik“, später aber nach Direktor Mayer’s Abgange den Unterricht in Landschaftsgärtnerei, Plan- zeichnen, Planentwerfen, Landschaftszeich- nen, Perspektive, Projectionslehre etc. ge- | geben hat, — hat die Stelle als Hofgärtner beiSr. Erlaucht dem regierenden Grafen Stol- berg-Wernigerode angenommen und damit ist sein Wunsch, auch eine mehr praktische Thätigkeit zu erhalten, in Erfüllung gegangen. Das uns so eben zugegangene Buch desselben über gärtnerisches Planzeichnen, ein vorzüg-" liches Werk, werden wir in der nächsten Nummer besprechen. 5) Im botanischen Garten in Zürich ist den Bewohnern der Alpen eine neue vor- züglich gelungene Parthie mit laufendem Wasser angelegt worden, welche nahe an 5000 Fr. gekostet hat. Wir besprechen sie | nächstens einlässlicher. 6) Der Winter scheint dieses Jahr überall | früh eingetreten zu sein, so dass auf einen kalten regnerischen Sommer auch noch ein früher Winter folgt. In Petersburg ist seit dem 16. (28.) Oktober Schlittbahn, wenn | gleich es einige Mal seitdem thauete; von Uralsk, im Süden des Ural, schreibt man, dass der Winter den 18. (30.) Oktober ein- fiel; in der Schweiz schon im Herbst öfters Schneefall bis in die Vorberge, in Zürich schon den 21. Okt. (2. Nov.) die ersten Fröste und am 26. Okt. (7. Nov.) schon ganz ein- gewintert. Gartenflora Deutschlands, Kusslands und der Schweiz, | | Staatsrath v. Danilewski 7) Aus derKrim klagt man über die Ver- heerungen und den Schaden, den das Oidium Tuckeri im letzten Sommer in den Wein- bergen angerichtet hat. Eine Anfrage über ı das sicherste Gegenmittel theilen wir in dem folgenden Hefte mit. 8) Herr Zabel, Direktor des Gartens und der Weinbauschulen zu Nikita, ist um seinen Abschied eingekommen und bereits mit seiner Familie nach Moskau übergesiedelt, Bis zur definitiven Neubesetzung verwaltet der W, diese Stelle. Der Obergärtner, Herr Glaussen, theilt uns mit, | dass das Paar der beiden im Freien stehen- den Chamaerops excelsa, von denen das weibliche Exemplar jetzt jährlich Früchte trägt, gegenwärtig schon 20,000 junge Exem- plare als zahlreiche Nachkommenschaft für den Nikitaer Garten geliefert hat. Die Nach- frage nach Obstbäumen sei in Nikita im All- gemeinen gering, dagegen seien schön ge- zogene immergrüne Pflanzen, theils als Py- ramiden, theils als Hochstamm mit kugeliger Krone gezogen, sehr gesucht. 9) Aus Woronesh berichtet Hr. Fischer, .dass im Gegensatz zum ganzen Westen Eu- >) >) ropa’s bis nach Petersburg hin, der Sommer trocken und heiss war, Dass von Ar .ıs Mai bis Ende Juli (a. St.) kein Regen _ . und der Boden so trocken war, dass dann der im August einige Mal fallende Regen in den Boden kaum eindrang und an schiefen Stellen ablief, ohne selbst den Boden zu netzen. Bei Tage stets heiss, bei Nacht kühl. So litten vom 28.—29. August (9.—10. Sept.) an exponirten Stellen Nachts die Georginen vom Frost, während die Tagestemperatur auf + 23° stieg. 10) J.J. Andresen starb im Herbst am Typhus in der Nähe von Kursk, wo er eine Privatstelle hatte. Derselbe hat sehr ver- schiedene Stellen in Russland bekleidet, war eine Zeit lang Associe in der Handelsgärt- nerei von Kruming in Tambow und hat sich in Russland besonders durch seine Artikel über Obstbau im Journal der Kaiserl. Russ. Gartenbaugesellschaft bekannt gemacht. EEE E 4 b} w £: IE Originalabhandlungeen. 1) Abgebildete Pflanzen. A. Fritillaria Walujewi Regel. (Siehe Tafel 993.) Liliaceae. Glaberrima. Caulis 1—pluriflorus, basi aphylius, superne foliosus. Folıa infima opposita v. rarius terna, inter- media verticillata, superiora opposita v.alterna, suprema terna v. quaterna; omnia lanceolato-linearia, supra viri- dia, subtus glauca, apice eirrhoso-re- voluta. Flores nutantes, tubuloso-cam- panulati; perigonii sepala elliptico-ob- longa, supra basin gibba, extus albido- plumbea, intus fusco-purpurea alboque maculata. Caulis glaucus 20—30 Cm. altus. Sepala 5 Cm. longa, 1! Cm. lata, intus supra basin fovea nectarifera extus in gibbum mentiformem pro- minentia. Staminum filamenta antheras triplo superantia. Ovarium ceylindri- cum, hexangulare; stylo cylindrico an- theras superante; stigmate tripartito. Affinis Fr. verticillatae „floribus tu- bulo-socampanulatis (nec late campa- nulatis) majoribus, sepalis intus atro- purpureis albo maculatis, foliis omnibus apice cirrhiferis (nec inferioribus apice obtusis)* diversa. In montium alatavicorum occiden- talıum valle fluvii Tschirtschik. (A. Regel.) 1879. Von der schönen hierbei dargestellten Fritillaria sammelte Hr. A. Regel im Jahre 1877 im Herbste die Zwiebeln im Tschirtschikthale in den Hoch- gebirgen des Alatau, gleichzeitig mit den Zwiebeln von Tulipa Greigi, Ly- coris Sewerzowi und Korolkowia Se- werzowi. In das freie Land gepflanzt, blüheten dieselben im Juli 1879 zum ersten Male eine neue, ebenso schöne als ausge- zeichnete Art, die würdig ist, den Na- men des Beförderers und Beschützers von Wissenschaft und Kunst, meines hohen Chefs, Sr. Hohen Excellenz des Herrn Ministers der Domänen P. A. v. Walujew zu tragen. Gedeihet in einer lockern, stark mit Laub oder Moorerde versetzten Gartenerde und auf durchaus freiem sonnigem Standort ohne jede Deckung im Winter, im Petersburger Klima ebenso gut als Fritillaria Meleagris, ruthenica, pallidiflora ete., während die nahe verwandte Fr. verticillata bei uns weniger leicht gedeihet. Es dürfte diese Art deshalb mit derZeiteineallge- mein beliebte Gartenpflanze werden. Die Zwiebeln haben wirnnach der Blüthe 23 und erwiesen sich als 354 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht ausgenommen, sondern aufihrem | gedeihenden Lilien und den oben ge- Standorte, ohne sie zu verpflanzen, gelassen. Kultur also gleich den leichter nannten Fritillarien des freien Landes. (E. R.) B. Primula rosea Royle. (Siehe Tafel 994.) Primulaceae. Pr. rosea; foliis tenuibus, anguste lanceolatis, serratis, acutis, utrinque glaberrimis, sessilibus v. basi coarc- tatis; scapo foliis 4—5plo longiore, erecto; involucri multiflori pedicellos subaequantis foliolis lanceolato-lineari- bus, acuminatis, basi subappendicula- tis; calycis tubulosi pedicellis sub- duplo brevioris dentibus lanceolato- linearibus, acuminatis, basi subappen- dieulatis; corollae hypocraterimorphae lobis obcordatis, emarginatis. — Royle illustr. p. 311 tab. 75, fie. 1.— DC. prodr. VIII, p. 41. Die Primel, welche wir unsern Lesern hier nach einer im vergangenen Frühjahre im Garten von Haage und Schmidt zu Erfurt verfertigten Abbil- dung vorführen, ward im Laufe dieses Sommers auch von Gärten Englands mehrfach nach dem Continente ge- sendet. Dieselbe blühet im Mai, ge- hört zur Gruppe von P. farinosa und theilt mit P. farinosa die gleiche Kul- tur, nur können wir über deren Aus- dauer im freien Lande, die wir für das Petersburger Klima erstim Laufe dieses Winters erproben wollen, noch keine bestimmten Angaben mittheilen. Die- selbe stammt aus den Hochgebirgen des Nordostens Ostindiens bemerkten schon früher, dass manche der jene Hochgebirge bewohnenden Primeln, wie Pr. denticulata Sm., P. involucrata Wall. u. P. purpurea Royle in Petersburg den Winter nicht mehr überdauern, während andere Arten, wie die kürzlich von uns besprochene Pr. capitata Hook. (s. Tafel 985) un- sern Winter gut und gleich andern Alpen-Primeln ganz vortrefflich gedeihen. Die Pr. rosea gehört jedenfalls zu den schönsten Arten dieser artenreichen Gattung, sie ist üppiger von Wuchs, hat kahle nicht mit Mehlstaub be- deckte Blätter und Blüthenschafte und die tief rosarothen Blumen sind noch einmal so gross, als die der Pr. fari- nosa, — dieselbe ist daher auch da, wo sie den Winter im freien Lande nicht überdauert, als schön blühende Topfstaude sehr zu empfehlen. Eine Erdmischung aus 2 Theil Moor- oder Lauberde und 1 Theil lehmiger Erde, sowie halbsonniger Standort, scheint derselben am besten zuzusagen. (E. R.) und wir überdauern I. Originalabhandlungen. 2) Areale von 355 Kulturpflanzen als Freilandpflanzen. Ein Beitrag zur Pflanzen-Geographie und vergleichenden Klimatologie von H. Hoffmann. (Fortsetzung.) (Hierzu Tafel 995.) 26. Prunus Kirschlorbeer. Wild im Kaukasus, Persien, Krim, a. 1576 durch Clusius in Europa ein- geführt. Um London gut gedeihend, weniger gut in Paris, den Niederlan- Laurocerasus L., den, Deutschland. England: um Lon- don, Kew, bis 30° hoch; Schottland: Angusshire,Argylishire: 31°h., Stamm- durchmesser 6° 9%!, wohl über 130 Jahre alt. Stirlingshire 429°; 2 Fuss dick. Irland: Tipperary, bedeckt 60‘ Fläche im Durchmesser mit der Krone; Wicklow 45‘; 6° dick, wohl der grösste „common Laurel* in der Welt. (Lou- don Arboret. 1854. I. 117—719. — Wörlitz nicht ohne Schutz (ib. I. 149); ebenso Schweden (155), Warschau (158). — Hehn Kulturpflz. 447. Spontan in den Thälern am Bos- porus bei’ Therapia in Thracien (Griseb. Spicil. fl. rumel. 87). Kaukasus (Radde: Bot. Ztg. 1867. 302). In schattigen subalpinen Wäldern des Kaukasus hier und da, auch in der Krim (Pallas fl. ross. 1789. IL 33): In den südlicheren Provinzen Frank- reichs wie wild (Lam. et Decand. Syn. A. gall. 1806. 339). Waldartig in der Villa Pallavieini bei Genua (Bädek. Oberital. 1872. 94). Isola Bella (148). In der Pontischen Flora immer- grün: Pr. Lauroc., Rhododendr. pon- tie., Azalea pontica, Vaceinium Arc- tostaphylos (K. Koch). Im Gebirge östlich von Trapezunt bis 5600 F. aufsteigend (Griseb. Veg. d. Erde. 30). Hoffmann (Bot. Ztg. 1865. Beil. 62): Brest, frei. — Lüttich, fruktificirt. Brüssel, bisweilen vom Frost leidend. Insel Walcheren, frei, 20 F. hoch, fruktifieirt. — Rotterdam: bedeckt. Leyden: frei, fruktif.; ebenso Eng- land. — Reichlich blühend in Mon- treux; Genf: frei, blüht und fruktifi- eirt, erfriert indess nach A. de Can- dolle bisweilen bis zum Boden. — Meran. — Lyon, 12 F. hoch, leidet etwas durch Frost ;unbedeckt. — Metz, unbedeckt; erfriert bisweilen. — Frank- furt, Rödelheim: bedeckt, blüht bis- weilen. Schloss Wittgenstein, oberes Lahnthal: im Winter bedeckt, Expos. Ost, 12 F. hoch, fehlerfrei, fruktifieirt. — Berlin :: hielt unter Decke im Garten Winter 1862—63 gut aus. — Giessen: trotz Bedeckung sehr vom Froste lei- dend; auf Hügeln (Hardt) weit besser gedeihend, unbedeckt; blüht nicht. In Falmouth (S. England) 40 bis 50 F. hoch, Stamm mannsdick (Ba- ker, Journ. of Bot. 1871. 354). Medinshof, östlich bei Bonn: un- bedeckt, blüht und fruktifieirt (H. R. v. Herff). Am Rion (Georgien) leibesdicke Stämme (Radde) nicht um Beyrut: Syrien (F. Mann in lit.). In Holland erfroren in den harten 356 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, Wintern 1870—72 in Boskoop (SO. bei Leyden) viele Pflanzen, welche vollkommen hart schienen, u. a. Pr. Laur., zum Theil bis auf die Wurzel (C. Koch, Wochenschr. f. Gärt. 1872. 101). Busch beim Haag frei (Petzold, Re- gel’s Gartenfl. 1872. 309), Mittleres Schweden 57—60° n. Br. nur unter Decke überwinternd, auch auf Gotland (Anderss. ap. veg. Suede. 1867. 92. 9). Norwegen: südl. Küste bei Mandal 58° n. Br. im Winter leicht gedeckt (Schübler norweg. Kult. p. 134). Stockhausen: Vogelsberg, im Topf. In Berleburg im Sauerland, 1388‘ p., nicht mehr zu ziehen. ° Schweiz: Küssnacht. 1345° p. Im Winter unbedeckt, 7° hoch, 3 Zoll Stammdurchmesser. Intact. (H.) — Lausanne (Regel). Brügge, gut ge- deihend. Baden-Baden: blüht. Bei Bologna. H.— Venedig, blüht (Regel, Gartenfl. 1874. 207). An ge- schützten Stellen und einigermassen gedeckt, hält er in Norddeutschland aus. (Koch’s Dendrologie I. 125.) 27. Punica Granatum L. Gra- nate. Nach Pallas (fl. ross. I. 2:134) im südlichen Kaukasus, durch Georgien, hier und da wild an felsigen Orten. In Gärten auch am Flusse Terek, zahlreich am Gestade der Krim zwi- schen Balaclava und Jalta, wohin sie aus den Wäldern Anatoliens verpflanzt wurde, sauer, mit kleinen Früchten. Häufig in den Waldungen Persiens. Die Granate war den Römern zur Zeit der Zerstörung von Pompeji — 79 n. Chr. — bekannt, nach Ausweis dort gefundener Abbildungen (Schouw Erde Pflz. Msch. 44). Nach A. de Candolle (g&og. bot. 891) wurde sie von den Römern aus Kar- thago eingeführt, daher Malum puni- cum; im Atlas auf Bergen, in Algerien in und bei Gärten. Kultivirt in Abes- sinien. Im alten Testament oft er- wähnt und wahrscheinlich in Palästina einheimisch, von da über Tyrus nach Karthago verbreitet und dort verwil- dert, wie dies noch heute geschieht in Spanien, Südfrankreich, Italien, Griechenland. In Griechenland schon der Odyssee bekannt. Wild im Klein- asien, Armenien, im südlichen Kau- kasus, ganze Wälder in Masanderan; auch im alten Persien (Zendavesta) bekannt, ebenso im Sanskrit. In Nord- indien wild oder verwildert; kultivirt in Nord-China. Nach Hehn (Kulturpflz. 1874. 203) kam sie aus Syrien (Kanaan) nach Cypern und verbreitete sich über die kleinasiatische Küste; in Rom schon im -6. Jahrh. v. Chr., und zwar über Süd-Italien, den Busen von Tarent u. s. w. Die edelsten Sorten wurden über Karthago in Rom eingeführt. — Abgebildet auf den antiken Fresken der Kaiserpaläste auf dem Palatin in Rom (H.). — Tarent (G. Jacobi 1792). — Nach A. v. Kremer wurde sie schon im alten Ninive kultivirt (Ausland 1875. p. 26). Südlich und östlich vom kaspischen Meere, am Ufer des Oxus und in den Thälern von Kurdistan ganze Ge- büsche (Humboldt, Ideen z. Geogr. d. Pilz. 1807. 17). — Nach Unger (Streifz. Kulturgesch. 1857. 223) aus Südwest-Asien. Wird übrigens im 3 : ’ EERTRER „1 ET EN I. Originalabhandlungen. Atlas als wild angegeben. Kam aus Afrika nach Europa und ist eine ur- alte Kulturpflanze in Palästina, Per- sien, Nordindien; wild in Kleinasien, Armenien, dem südlichen Kaukasus, in Nord-Persien; östlich bis China ver- breitet. War schon zu Moses Zeit in Aegypten. Um Karthago in Gärten kultivirt. Viele in Sidai (?Sidus bei Korinth, — oder Sidi NO. von Athen) in Griechenland. S. auch Ritter’s Erdkunde XI. — In Beyrut gut gedeihend, wird nicht exportirt (F. Mann 1874). In Kurdistan am mittleren Adhem-Flusse (Ausland 1860. II. 967). Eschref am Südufer des kaspischen Meeres(v. Blaramberg)). Im südlichen Frankreich (Lamck. Dee. fl. gall. 1806. 329). Pau, gegen die Pyrenäen hin. Im südlichen Macedonien und Thra- cien von 0—600 F. häufig und wild in den Kalkfelsen bei Vodena (bei Salonichi), bei Byzanz, häufig in Kul- turen bei Enos an der Mündung der Maritza, wo sie indess schwerlich wild ist (Griseb. fl. rumel. 103). Verwildert leicht; selbst in Süd- Tyrol und der Schweiz; ebenso in Spanien, Süd-Frankreich, Griechen- land, Abessinien. (Ung. 1. c. 224); am Gaukofel bei Botzen (Leybold: Flora1855. 305) und Toskana (Caruel, stat. bot. tosc. 1871. 353). VieleGranatbäume von Scilla gegen Reggio (Bädek. Unterital. 1872. 201). Brissago bei Locarno (Bäd. Oberital. 1872. 146). Sondrio, 348 M. a. H. )D1), Arco bei Riva (56). In vielen Theilen Englands. Nach Loudon’s Eneyel. 420: Wild in der Berberei, Persien, Japan und anderen 397 ' Theilen Asiens, Himalaya, als Wald in Masanderan; Kabul, Kaschmir; ein- geführt in Westindien und Südamerika. In England bei London bis 40° hoch an Wänden, in warmen Sommern fruk- tificirend oder wenigstens erreicht die Frucht ihre volle Grösse (Loudon Ar- boret. 1854. II. 940). Genf: an Wän- den reifend (I. 162). Hoffmann (Bot. Ztg. 1865. Beil. 62): Saratow, unter starker Bedeckung überwinternd. — Triest unbedeckt, reift gut; Isola bella, unbedeckt. — Montreux am Genfer See, frei. — Genf: in einigen Gärten unbedeckt im Freien überwinternd. Wallis: bei Tourbillon, frei. — Padua: unbedeckt durch Frost leidend; reift indess an einigen geschützten Stellen an Mauern in der Stadt die Früchte; bedeckt: nicht leidend.. — Lyon: Kalthaus. Botzen frei. Wien: selbst nicht unter Decke im Freien gedeihend. — Corn- wall: frei. — Brüssel: im Freien ziem- lich gedeihend. — Giessen: Kalthaus. — Hyeres in allen Gärten, reich fruchtend (Beissner: Reg. Gartenfl. . 1869. 40). Pyrendes orientales (W. Hoffm. Eneycl.). — Valencia (Will- komm. iber. Halbinsel 1852. Karte). Östindien: wenig auf Luzon (Plant, Polynes. 1. 522). China, besonders Fo-Kien (Zeyss, Gesch. d. Pflanzen- 'wanderung 1855. 16). Fossil im Miocen am Armissant bei Narbonne (Ch. Martins); — also die Urheimat auch in der Provence. In den Oasen der libyschen Wüste (Ascherson: Bot. Ztg. 1874. 618). Westafrika: in Mossamedes u. Cabo negro in Angola (Welwitsch : Bonplan- dia 1861. 45). Ujiji am Tanganyika- 358 See in Ostafrika unter 5° südl. Br. (Cameron). Australien: NS. Wales (Rietmann: Reg. Gartenfl. 1867. 277). 28. Quercus llex L. Steineiche, italien. Elice. Nach A. de Candolle (im Prodrom. XVI. 2:38) durch Süd-Europa, in Frankreich bis Quimper (Bretagne), Juill&E (Dep. de la Sarthe), Orange (SW. Frankreich); Como, Istrien, Griechenland, Albanien, Nord- Afrika, ganze Mittelmeer-Region von Portugal, Spanien, bis Creta, Syrien, Cos, Pontus beiSamsoun; var. agrifolia bei Mont- pellier, in Sicilien, Dalmatien, Attika; — var. Ballota Dsf. in Algier häufig, im südlichen Spanien, königliche Wäl- der bei Madrid. Lecogq (&t. geog. bot. VIII. 356) gibt über ihre Verbreitung Folgendes an. Die Natur des Bodens ist in- different, doch wächst sie in Frank- reich häufiger auf Kalk, als auf jedem anderen Substrat. Sie bildet fast alle Waldungen im D£p. Gard (bei Nimes) und in einem grossen Theile des süd- lichen Frankreichs; doch findet man diese Art auch gemischt mit der ge- meinen Eiche, welche im Süden wie im Norden sehr gross wird. @. Dex wird niemals sehr gross, indess trifft man doch starke aufsteinigen Hängen (Causses), die Wurzeln in die Kalk- felsen versenkt, gewöhnlich in Gesell- schaft von Junip. Oxycedrus, Pistacia Terebinthus ... Absolute Höhe. In der Ebene und auf Bergen; im süd- lichen Frankreich. (Nach Joannon ein 60jähriger Stamm in Saint-Rambert bei Lyon). In Südspanien überschreitet sie 1000 M., am Hange des Actna Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. erreicht sie 1300 M.: Tenore gibt für Süditalien nur 300M. an. Nach Mar- tins beträgt für diesen Baum die Zahl der Meter-Erhebung, welche einem Breitegrade entspricht, 216. Geographie. Südlich in Frank- reich, Spanien, Algerien, bis in das Aures-Gebirge, in der ganzen Medi- terran-Region mit Ausnahme von Aegypten; in Palästina in der Wüste Johannis des Täufers bei Jerusalem (nach Bov@). Nördlich bis zum süd- lichen Hange des französischen Cen- tral-Plateaus, zwischen Alais und Ville- fort, am Meeresufer bei Nantes, Insel Noirmoutiers, wo sie gemischt mit Rhamnus Alaternus ein Gehölz bildet. Westlich in Portugal. Oestlich in Italien, Sieilien, Dalmatien, Ungarn, Griechenland, Türkei, mittleres Al- banien, T'hessalien, im ganzen mari- timen Macedonien, in Syrien. Ausdehnung des Areals: Südlich: Jerusalem . en Breite- 115 . Ausdeh- Nördlich: Frankreich 47° nung 15°. Westlich: Portugal 10° w.v. ei Länge- era, RE & Ausdeh- Östlich: Syrien 33° ö. nung43e- 64. Zerstreute Notizen. — Italien: eine Allee bei San Miniato bei Florenz (Bädek. Oberital. 1872. 359), speciell: Poggio imperiale. Terni: immergrüne Eichen (Bäd. Mittelital. 1872. 62). Thal der Nera gegen Orte (65). — Frascati bei Rom: Alleen von Q. 1. Mont Ventoux (Rhone): am Südab- hang bis 1690 F., am Nordabhang 1910 F. (Griseb. Veg. d. Erd. 1. 351). — Maquis von Cypern (Unger und Kotschy (ib. 573). Gesammt-Areal: BZ A I. Originalabhandlungen. Nach A. de Candolle (g&og. bot. 20) am Mont Ventoux auf der Nordseite bis 618 Meter, Südseite 538. Am Aetna: Nord- u. Westseite bis 5300 F'., Süd- und Ostseite: 6600 F. (p. 21). Nach 8.995 südlich und nördlich von der Meerenge von Gibraltar, in Sicilien, Sardinien; auf den Canaren und Azoren nicht angegeben. Die Pfahlbauten am Genfer See be- stehen aus Chöne vert. (Querc. Ilex), welche dort heute nicht mehr gedeiht (Villeneuve-Flayose: Compt. rend. Ac. Par. 1868. Mai. 895. 896. — S. in- dess weiter unten). Hoffmann (Bot. Ztg. 1865. Beil.62): wildam Gardasee; in Brest im Freien, ebenso in Paris. Die Blätter halten bis zum dritten Jahre. Metz: frei, Expos. Ost, 20 F. hoch; doch die Zweigspitzen meist erfrierend. — In Frankfurt und Giessen im Kalthaus. Apennin in der immergrünen Region von 0—200 t. aufsteigend (Schouw: Berghaus L. V.K. III. 107); Neapel, wo auch Q. Robur u. pedune. in fast allen Waldungen ist (108). Im Sila- wald neben Pinus Laricio (Hehn, Ital. 49). Chene vert. in Edinburg frei über- winternd (Ch. Martins: Rev.d.d.mond. 1870? p. 426). In Deutschland selbst im SW. und unter Schutz kaum aus- haltend (Koch, Dendrol. II. 2 : 54). Auf dem Höhenzug um Hyeres (Beissner: Reg. Gartenfl. 1869. 51). | Im südlichen Spanien nördlich von Gibraltar: Serr. de Ronda, Central- spanien am Douro, S. von Salamanca, N. von Talavera, W. bei Almaden, S. von Toledo (Willkomm. iber, Halb- insel. 1852. Karte). 399 Sarca-Thal, am Lago Toblina, nördlich vom Gardasee; einziger Ort in Tyrol mit immergrünen Laubhöl- zern (v. Heufler). Litoral bei Triest, Cherso, Osero (Koch, Synops. 737). Zahlreich in Genua, auch wild. Bei Bologna selten wild, als Busch. Fie- sole, in Florenz als hoher Baum bis 1'e F. Stammdurchmesser. Apennin. Passhöhe zwischen Spoleto u. Terni, Narni: Wald. Rom: Allee in der Villa Doria, Villa Borghese und sonst viel- fach. Albanergebirge: Alleen bei Fras- cati, besonders hochstämmig und alt bei Castel Gandolfo, Olevano im Sa- biner-Gebirge. Im Buschwald (mae- chia) bei Palo: Maremmen westlich von Rom (H.). Insel Lesina. Insel Caprera (Gen- nari: Giorn. bot. 1870. 110. Apr.). Wälder von immergrünen Eichen bei Teramo auf der adriatischen Seite des Apennin (Schouw: Griseb. Veg. d. Erd. 1. 563). — Mittelhöhe in Italien: 1200F. ü.M. (ib.559), Athos bis 3000 F., Monte Pisano: Toskana 2700 F.; nördlicher Apennin: 2000’ (Schouw, ib.). — (Ueber @. Aegilops und verwandte, @. Libani u. castanei- folia S. 570). In Syrien um Beyrut sehr häufig; arab. Sendian (F. Mann in lit.). Spanien: Serrania de Cuenca, Ga- licia, Catalonien, Valencia (W. Hoffm. Encyel. 1862. III. 2410). Nach Loudon (Arboret. 1854. II. 1899) bei London: Fulham Palace, 150 Jahre alt, 45 F. hoch ; Syon 67 F.., 2 F. 1 2. dick. Südlich Cornwall. Devonshire. Dorsetshire. Insel Wight. Kent. Somersetshire. Surrey. Wilt- shire. — Nördlich in Berkshire, Cam- Gartenflora Deutschlands, 360 bridgeshire, Denbigshire, Lancashire, Middlesex, Northamptonshire, Not- tinghamshire, Oxfordshire. Pembroke- shire: 78 F. hoch, 2 F. 6 Z. dick. Radnorshire, Staffordshire, Suffolk, Westmoreland, Worcestershire. — Schottland: Edinburg 45 F. h., 4 F. 9 Z. diek. Südlich: Ayrshire, Kirk- eudbright. Nördlich : Aberdeenshire, Banffshire, Cromarty, Fifeshire, Ross- shire, Stirlingshire. — Irland: Dublin. Südlich: Cork, 36 F. hoch. Kilkenny. Nördlich: Antrim. Down: 45 F. hoch. Fermanagh. — Frankreich: Paris42F. hoch, 1 F. dick. Se&caux, Avranches. Russlands und der Schweiz, — Wien: Kopenzel (Cobenzl) 25 FE. hoch. — Secheron bei Genf: I. 164. — Bei Somma (Lombardei) 100 F. hoch: I. 169. — In Lausanne (Re- gel, Gartenfl. 1874. 300). Anmerkung. Die verwandteQuere. cocceifera bildet nur Büsche, hat kahle Blätter von ovaler Form mit langen Zähnen und Dörnchen auf die- sen; sie ist etwas südlicher und wird durch folgende Punkte in ihrem Ge- biete umgrenzt: Jerusalem, Dalma- tien, Italien, Südfrankreich, Spanien, Portugal (Lecog, 1. e. 358). — Nicht wild bei Bologna. 3) Krautartige Pflanzen, welche sieh zum Verwildern in Landschaftsgärten eignen. Neu angeregt durch einen Artikel über verwilderte Zwiebelgewächse auf Rasen im vorjährigen Bande der Gar- tenflora, in Gebüschen verwilderte Blumen „Hainpflanzen des Frühlings® von Herrn Professor Dr. sowie über Göppert in Breslau, komme ich auf eine Lieblingsidee von mir zurück, die ich zwar schon in allen meinen Büchern über Landschaftsgärtnerei und Pflanzenverwendung seit26 Jahren ausgesprochen, worüber ich auch in diesen Blättern vor fast 25 Jahren und auch neuerdings Andeutungen ge- seben, die ich aber nun in vollstän- digerer Weise als bisher besprechen will. Gewiss sind ungewöhnliche, künst- lich verwilderte Blumen in Gebüschen, Waldpartien, auf Wiesen und im Was- ser „ein unvergleichlicher Schmuck*, wie Herr Prof. Göppert 8. 352 des Jahrganges 1878 der Gartenflora ihn nennt: sicher ein ungewöhnlicher und Selbst Laien werden durch das ungewöhn- liche Auftreten gewisser wild wach- senden Pflanzen im Garten überrascht. darum besonders auffallender. Sicher ist es, dass auch diese Kleinen unter den Pflanzen das Ziel der Gar- tenkunst, ein idealisirtes Stück Natur, vollkommener als die gemeine Natur, zu schaffen, ebenfalls mit erreichen | helfen. Wem jedes feinere Gefühl für Na- turschönheit im Kleinen abgeht, wem die Wiese nur eine grüne, zuweilen mit Blumen durchsprengte Fläche ist; wer den Wald nur als Schattenspender betrachtet, wobei es ihm gleich ist, aus welchen Bäumen er besteht, — solehen nützt allerdings ein Blumen- schmuck, wie wir beabsichtigen, nichts, denn er sieht ihn nicht. Es wäre daher auch Thorheit von dem Gärt- ner, in einem Privatgarten sich damit vergebliche Mühe zu machen, wenn a Taf 993 be A F N ; > = G; ee E n = GL % b IN; GT? Gi - WHTHILE SL AH. Bi IH: N I. Originalabhandlungen. der Besitzer und seine Familie für solche Feinheiten der Dekoration keinen Sinn haben. Auch in öffentlichen Gär- ten gehen Tausende vorüber, ohne etwas Besonderes zu sehen; aber wenn nur Hunderte den ungewöhnlichen Schmuck der Parklandschaft erkennen und sich darüber freuen, so ist nicht vergeblich gearbeitet worden. Aber auch von den Gleichgiltigen werden viele eifriger beobachten und Freunde der eingebürgerten Wiesen- und Wald- fremdlinge, wenn sie darauf aufmerk- sam gemacht werden. Schon ein Ge- spräch über die Blumen oder eine derselben genügt oft, Vorübergehenden die Augen zu öffnen. Der Mensch muss, wie in den meisten Dingen, auch zum Kunst- und Naturgenuss erzogen werden. Und wer es erreicht hat, die Schönheiten der Natur auch in ihren Einzelnheiten zu empfinden, zu schätzen, besonders nur einige wissenschaftliche Erkenntniss davon erlangt hat, dem erblühen im eigent- lichen Sinne des Wortes täglich neue Freuden, wenn er Gärten und Land- schaften durchstreift, denn der Geist findet fortwährend angenehme Be- schäftigung. Wer von den Natur- reichen auch nur oberflächliche Kennt- niss hat, kann sich auch allein bei einem Spaziergange nicht langweilen, denn er fühlt sich in der Natur nicht allein. Der Kenner findet freilich noch viel mehr geistige Anregung und an- gzenehme Unterhaltung. Fragt man sich, welche Pflanzen unter den krautartigen sich zu diesem Zwecke eignen, so könnte man sagen: alle, welche unter den obwaltenden Verhältnissen gedeihen, gut fortkom- 361 men, sowohl einheimische, als fremde. Aber damit würden wir über das Ziel schiessen, denn es kann nicht der Zweck sein, eine Menge verschiedener Pflanzen im Garten zu vereinigen, sondern nur die schöneren, eigenthüm- lichsten, unter den letzteren die durch ihre Formen am meisten von den wirk- lich wild wachsenden abweichenden. Unter der Masse von Pflanzen, womit die Länder gemässigter Zonen unsere Gärten versorgen, sind so viele ge- eignete, dass es schwer ist, eine kleine Auswahl zu treffen. Sollte ich daher in der folgenden Aufstellung manche Pflanzen übersehen oder wegen un- senügender Kenntniss vergessen haben, oder auch aus besonderem Geschmack Wohlgefallen an Pflanzen finden, wel- chen Andere nicht theilen, so bin ich wohl hinreichend entschuldigt. Ganz anders und reicher gestaltet sich die Auswahl, wenn ein botani- sches Interesse dazu kommt. Es han- delt sich dann nicht um einen allge- meinen Schmuck, sondern um Bevor- zugung gewisser seltener Pflanzen. Der Garten wird dann gewissermassen zum „Floren-Garten®. Ich erinnere nur an die Orchideen der Kalkflora, unter welchen zwar prächtige, aber auch unscheinbare, aber desto inter- essantere, wie Ophry arachnites, musci- fera u. a. Es ist nicht nur eine Nothwendigkeit für das Gedeihen, son- dern auch das einzig Richtige, bei der Auswahl die Bodenverhältnisse und Lagen zu berücksichtigen, letztere sowohl als Gebirgsform (geologisch) als nach deren Bestandtheilen. Streng unterscheiden sich Sonnenpflanzen und Schattenpflanzen, Kalk-, Sand- und 362 FHumuspflanzen. Wenn auch in der Natur die Absonderung nach Floren von Kalk- und Kieselerdpflanzen nicht so scharf ist, wie manche Botaniker annehmen, so sind die Unterschiede doch zuweilen auffallend genug, sogar Laien auffällig. Wer z. B., wie es hier bei Eisenach der Fall ist, die Flora des Kalkbodens, besonders der trocknen Höhen unmittelbar in die des Conglomeratgebirgs des Todtlie- genden übergehen sieht, dann wieder in nicht grossen Zwischenräumen in das Sandsteingebiet oder das Gebiet der Feldspathgesteine (Porphyr, Gra- nit) gelangt, glaubt sich, die Kräuter- flora betrachtend, in eine andere Ge- gend versetzt. Besonders wird ihn die Kalkflora der trocknen Berge in nassen Sommern, wie der diesjährige in Deutschland, entzücken, während sie in trocknen Jahren traurig genug aus- sieht*). Selten wird sich die Humus- oder eigentliche Moor-Flora benutzen lassen, wenn man nicht ein Stück Moor Hiervon sind jedoch die Waldpflanzen auf Lauberde- Humus ausgenommen. Am reichsten kann die Flora werden, wenn der Park ausser Wiese und waldiger Ebene ım Parke hat. noch sonnige, schwach bewaldete An- höhen,; besonders mit Kalkboden hat. Zu Gunsten der Ausführung meiner Vorschläge manche spricht, dass brauchbare Pflanze sich bereits im Garten vorfindet und bei dem Um- *) Ich fand z. B. diesen Sommer auf Do- lomitkalk nur schwach beschattet Gephalan- thera rubra zwei Fuss hoch mit 15 bis 25 Stengeln, Ononis spinosa eben so hoch; die Boden- pflanze Asperula ceynanchica aufrecht, einer Gypsophila ähnlich. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, volle Büsche bildend; daneben. pflanzen wegen Ueberfluss wegge- worfen wird. Am meisten eignen sich die aus- dauernden (perennirenden) Pflanzen, die sogenannten Stauden (Z) zur Verwil- derung, auch sind sie am bequemsten, weil sie keiner anderen Pflege be- dürfen, als andere wilde Pflanzen, welche sie zu unterdrücken drohen, zu beseitigen oder von ihnen fern zu halten. Dieses muss aber auch mit manchen der angepflanzten Stauden geschehen, wenn eine oder die an- dere sich zum Nachtheil anderer zu sehr ausbreitet. Weniger sind zwei- jährige Pflanzen zum Verwildern ge- eignet, weil sie meist künstlich nach- gezogen und neu angepflanzt werden müssen; aber wir würden mehrere besonders schöne Pflanzen entbehren müssen, wollten wir alle zweijährigen ausschliessen. Ich brauche nur an die prächtigen Arten von Digitalis zu er- innern, an Lychnis diurna (L. dioica rubra) und Myosotis sylvatica var. alpestris, an die grossblättrigen He- racleum. Die Erhaltung durch Selbst- aussaat bleibt immer unsicher, wenig- stens auf dem bestimmten Platze. Von einjährigen Blumen eignen sich nach meinen Erfahrungen nur wenige zum Verwildern in Wald, Gebüsch und Wiese, so sehr das in Getreidefeldern leicht ist. Als Beispiel nenne ich Melampyrum nemorosum, eine der schönsten Blu- men für lichte Haine und Gebüsche, und die Waldbalsamine, Impatiens noli-tangere, welche morastige Ufer und Plätze besonders in Waldschluch- ten ziert. Wer diesen ungewöhnlichen Pflan- I. Originalabhandlungen. zenschmuck einführen will, muss also die Standortsverhältnisse der betref- fenden Pflanzen kennen. Bekannt ist, wie manche zwar Schatten lieben, aber keine Ueberschirmung mit Tropfen- fall ertragen. Ich kann und werde zwar solche Eigenthümlichkeiten bei den Hauptpflanzen angeben, aber darin aus verschiedenen Gründen nicht er- schöpfend und unfehlbar sein. Der leichteren Uebersicht wegen werde ich die Pflanzen nach Standorten als Gras- pflanzen, Gebüschpflanzen, Hochwald- pflanzen, Wasser- und Stein- (Felsen-) Pflanzen vereinigen, auch gewisse Fa- milien, z. B. Gräser, Kleearten, Farn- kräuter u. a. m. vereinigen, während die minder gattungsreichen Familien und minder artenreichen Gattungen in alphabetischer Reihenfolge aufge- führt werden sollen. Es versteht sich von selbst, dass der besondere Blumenschmuck, wel- chen wir bezwecken, nur da ange- bracht wird, wo man ihn geniessen kann, also unmittelbar an Wegen. Es hätte nicht nur keinen Zweck, sich die Mühe der Einführung fremder Pflanzen zu machen, sie verursacht auch Mühe ohne Nutzen. Zum Schlusse dieser Vorbemerkungen warne ich vor der Einführung solcher Pflanzen, wel- che durch Verderben des Wiesenfut- ters oder ausserordentliche Ausbrei- tungsfähigkeit gemeinschädlich werden können, denn gewisse Pflanzen ver- breiten sich durch Wind und Wasser- läufe schnell in der ganzen Gegend, wenn sie geeignete Standorte finden. Wir wissen z. B., wie die Ackerun- kräuter Galinsoga parviflora und Eri- geron canadense, sowie die „Wasser- 363 pest“ (Elodea canadensis, bekannter als Anacharis Alsinastrum) aus bota-., nischen Gärten gekommen sind. Als warnendes Beispiel nenne ich eine der schönsten zum Verwildern geeigneten Pflanzen, prächtig in Blüthe und Blatt, Telekia speciosa (Buphthalmum spe- ciossimum), welche sich durch Samen über Wiesen verbreitet und durch die scharf aromatisch-riechenden Blätter das Heu verdirbt, so dass es die Thiere verschmähen. Als Wucher- pflanze durch Wurzeln nenne ich Sonchus macrophyllus (Mulgedium macrophylium) mitlilafarbigen schönen Blumen auf6—8 Fuss hohen Stengeln, welche, einmal in Gebüschen verbrei- tet, alles überzieht, kleine Sträucher unterdrückt und absolut nicht auszu- rotten ist. Polygonum cuspidatum (Sie- boldi) und sachaliense*) scheinen mir nicht viel weniger bedenklich in der Nähe von Grab- und Ackerland; doch kommen sie in diehtem Gebüsch nicht auf, während Sonchus die dunkelsten Stellen nicht scheut. Auswahl von zum Verwildern geeigneten Pflanzen. 1) Rasenpflanzen. Bei den Rasenpflanzen haben wir die Pflanzen des kurz gehaltenen Gar- tenrasens, von den eigentlichen Wie- senpflanzen bei letzteren wiederum die specifischen Kalk- und Moorbodenpflanzen. Ein auffallendes Beispiel unter den Kalk- pflanzen bietet Salvia pratensis, eine der prächtigsten Wiesenpflanzen, wel- che in Menge nur auf Kalkboden vor- kommt, auf anderem Boden, je nach- zu unterscheiden , *, Werden beide vom Vieh gern gefressen, (E, R.) 364 dem er etwas oder kemen Kalk ent- „hält, angepflanzt, bald wieder ver- schwindet. A. Kurzrasen- oder Steppenblumen, Der Gartenrasenpflanzen sind nur wenige, nämlich nur die bis zum Mai blühenden Frühlingspflanzen, weil sie verblüht haben müssen, wenn der Rasen zum ersten Male gemäht wird. Es ‚sind vorzugsweise Zwiebeln und Knol- len. Da ich mich über diese Pflanzen zu verschiedenen Malen, zuletzt in der Gartenflora zu Anfang d.J. aus- gesprochen, so will ich nur die Na- men der hierzu besonders geeigneten Blumen nennen. Es sind Seilla sibirica (cernua), bifolia und ähnliche, Crocus verschiedener Art, Gagea lutea, Eran- this hyemalis, Narcissus, Muscari ver- schiedener Art, Galanthus nivalis, Leu- cojum vernum, Fritillaria Meleagris, Anemone apennina, nemorosa, ranun- culoides, Pulsatilla, Adonis vernalis, Ra- nunculus Ficaria, Corydalis verschiede- ner Art, Diebtraspectabilisund formosa. Zu Versuchen empfehle ich die Iris- Arten mit Knollen, Erythronium (nur in Sand- oder Steinboden) und Bul- bocodium vernum. Von nicht aus Zwiebeln Knollen keimenden Pflanzen könnte allenfalls noch Po- tentilla vernazu empfehlen sein. Leider oder stellt sich nur zu leicht eine unver- langte Rasenpflanze ein: Taraxacum offieinale, der lustige Löwenzahn. Hierzu bemerke ich, dass Orocus, Nareissus Pseudo-Narcissus, Muscari, Galanthus u. Leucojum nur auf Plätzen gedeihen, welche wenigstens im Früh- lingfeucht sind; dassAnemone Pulsatilla und Adonis nur aufsteinigem Lehmkalk- boden und die übrigen Anemonen nur Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz) | in humusreichem Boden sich erhalten. (Scharbock) durchaus nicht hierzu em- pfehlen, indem er auf geeignetem feuchtem Boden sich allzusehr ver- breitet und die Graspflanzen verdirbt, wenn nicht sogleich nach dem Ver- blühen gemähet wird. W odiese wirklich ‚hübsche, besonders zeitige Frühlings- pflanze in Gebüschen steht (wohin sie eigentlich gehört), verbreitet sie sich leider von selbst nur zu sehr in den Rasen. Ich habe sie durch Verwen- dung von Laub aus Gebüschen, wo Scharbock wächst, zu Beeten für Canna ete. leider in mehrere Blumenbeete bekommen, wo sie sich so vermehrt hat, dass ich genöthigt bin, öfter die Erde ganz zu wechseln. Von da sind die Knöllchen auch in den umgeben- den Rasen gekommen. Meine Beete mit Laubunterlage gleichen im Früh- ling den schönsten Teppichbeeten, so sind sie mit Ranunculus Ficaria über- zogen. Das ist zwar sehr hübsch, aber es macht grosse Mühe, bei der wei- teren Benutzung der Erde auch nur einen Theil der Knollen herauszulesen. Zum Anpflanzen dieser Rasenblume benutze ich vorzugsweise Maulwurfs- löcher und schlechte Stellen im Rasen, zuweilen lasse ich auch gebogene, selbst kreisförmige schmale Gräben ausstechen, alles so unregelmässig wie möglich. Die Zwiebeln und Knöll- chen liess ich in gewöhnliche Tiefe legen, da ich dabei ein etwa vor- kommendes Umstechen des Rasens nicht in Rechnung brachte. Durch eine Mittheilung Seite 168 der Gar- tenflora von 1878 erfuhr ich aber, dass Herr Melchior in Strehlen Tul- Endlich kann ich Ranunculus Fiearia I. Originalabhandlungen. penzwiebeln so tief lest, dass sie mit dem Spaten nicht erreicht werden können. Manche Pflanzenarten gehen aus, werden wenigstens schwach, wenn man sich gar nicht um sie kümmert. So müssen z. B. Scilla zuweilen in der nächsten Umgebung von Rasen befreit und mit passender Erde auf- gefüllt werden, nachdem die alte be- seitigt oder auch frisch gelegt worden. Noch nothwendiger ist dies bei Ane- mone apennina, welche alle 5—6 Jahre umgepflanzt und in der Zwischenzeit mit frischer Laub- oder anderer Hu- muserde aufgefüllt werden muss, denn sie ist mehr Wald- als Wiesenpflanze. Will man bei der Neu-Ansaat eines Rasenplatzes Rücksicht auf diese Früh- lingsblumen nehmen, so geschieht das Pflanzen sogleich nach dem Umgraben. Bei dem ersten Mähen im Mai wer- den alle Stengel rücksichtslos mit ab- gehauen. Ob auch die erst spät im April blühenden Tulpen eine solche Behandlung vertragen, kann ich nicht sagen, daichesdamitnoch nicht versucht 365 habe, möchte es jedoch bezweifeln. — Man könnte den Frühlingsschmuck auf einem beschränkten bevorzugten Rasenplatze noch erhöhen, wenn man wie ganz zufällig, einzelne Gentiana acaulis und verna, Phlox setacea mit seinen Abarten, gefüllte Bellis perennis u.a.m. im Herbst oder Frühling ein- pflanzte. Natürlich müsste man diese verloren geben oder auch nach der Blüthe herausnehmen. Die bei dem Pflanzen entstehenden Lücken über- ziehen sich schnell mit Rasen*). (Jaeger.) (Fortsetzung folgt.) *) Nach meinen Erfahrungen sind alle die genannten Zwiebelgewächse die besten Rasen- pflanzen. Anemone apennina wird nur an wenigen Orten im Rasen gedeihen, ebenso Pulsatilla und Adonis. Wo Ficaria, Anemone nemorosa und ranunculoides auf geeigneten Boden in den Rasen kommen, da verderben sie solchen ebenso sehr wie Taraxacum. Cory- dalis bracteata, solida etc. sind gute Rasen- pflanzen, die Dielytra-Arten werden in solchen aber kaum gedeihen, auch vor dem Schnitt nicht blühen. Bellis verdirbt gleichfalls den Rasen. (E. R.) 4) Ueber Es ward von mehreren Seiten die Ansicht aufgestellt, dass die Wurzel- laus der Weinrebe keine neue Er- scheinung in Europa sei, sondern dass solche auch schon in früheren Jahr- hunderten und selbst vor mehr als 1800 Jahren die Kultur des Wein- stockes beeinträchtigt habe. So machte uns der Herr Inspektor der kaiserlichen Gärten in Moskau, Hr. C. Müller, auf eine Stelle in der Erdbeschreibung Strabo’s (geboren 66 vor Christo) aufmerksam, die sich Phylloxera. in Strabo’s Werk im 7. Buch, 5. Ab- schnitt 9 findet. Herr Müller theilte uns diese Stelle in folgenden zwei Uebersetzungen in deutscher und fran- zösischer Sprache mit, nämlich zu Deutsch: „Dieser |Poseidonius] erwähnt auch die erdpechhaltige Weinbergerde zu Seleucia Pieria (Illyrische Küste), die als ein Heilmittel verlauster Wein- stöcke ausgegraben werde; denn mit Oel aufgestrichen tödte sie das Thier, ehe esvon der Wurzel zu den Sprossen 366 hinaufkrieche. Eine solche |Erde] sei auch, als er Prytanis gewesen, zu Rhodus gefunden worden, doch be- dürfe sie mehr Oel.“ In französischer Uebersetzung von A. Tardieu, Paris, Hachette, 1873 (gleichfalls mitgetheilt von Herrn C. Müller) heisst es aber: „Le m&me auteur| Poseidonius]| parle d’une autre terre bitumineuse, l’am- pelitis, qu’on extrait d’une mine aux environs de Seleucie du Pierius et qui sert de pr&servatif contre l’in- secte qui attaque la vigne: on n’a qu’ä frotter la vigne malade avee un melange de terre et d’huile, et cela suffit pour tuer la b@te avant quelle pu monter de la racine aux bour- geons. Poseidonius ajoute que du temps qu’il &tait prytane & Rhodes, on y trouva une terre toute pareille, mais qui exigeait une dose plusforte d’huile.“ Es war diese Mittheilung für mich von hohem Interesse, ich wollte solche aber unsern Lesern nicht wiedergeben, ohne selbst Quellen verglichen zu haben. In der deutschen Uebersetzung von C. G. Groskurd (Berlin 1831), überzeugten wir uns: a) dass der genaue Beobachter Strabo diese Nachricht nicht selbst gibt, sondern er erzählt das nur Po- seidonios nach, der nichts weniger als selbst beobachtet zu haben scheint, denn unmittelbar vorher gibt Strabo ebenfalls eine von Poseidonius stam- mende Nachricht, in der gesagt ist, dass bei Nymphaion ein Feuer aus- werfender Felsen sich finde. Auf einem nahen Hügel werde Erdpech gegra- ben, der Raum der Grube werde mit Erde ausgefüllt und auch diese Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verwandele sich mit der Zeit in Erdpech!!, also eine jedenfalls falsche Nachricht. Nach der oben angegebenen Uebersetzung heisst es nun weiter: „Die erdpechhaltige Weinstockerde, welche zu Seleukeia Pieria gegraben wird, sei ein Schutzmittel gegen die Blattlaus des Weinstockes, denn mit Oel aufgestrichen, tödte sie das Thier, ehe es von (die Autoren, welche Strabo im griechischen Originaltext herausge- geben haben, haben dies „von“ ein- geschaltet, indem sie vor „rg 6läne* noch ein „&x“ oder „ano“ eingeschaltet haben) der Wurzel zu den Schossen aufkriecht. Um nun durchaus sicher zu sein, hiess es, das griechische Original ver- gleichen. Mein dritter Sohn Wilhelm, der den Traditionen meiner Familie treu, sich der Philologie gewidmet, hat nun den ursprünglichen Text ver- glichen, welcher da heisst: „Agysı 6° enelvog al MV Apumekttoy Yiy &s00.Krworn, vrv Ey Zekeoxeig 79 Iltepte neror- kevovpeyny, Gros TC YÜepLWong Ameloo" ypıodeisuy ap ner’ EAuloo, wirelpeiy To dmptoy, rplv Ent tode Biastodg ng plöng Avaßıvor““ Diese Stelle in wörtlicher Ueber- setzung wiedergegeben, lautet: „Die- ser erwähnt auch der erdpechhaltigen Weinstockerde, welche zu Seleucia- Pieria gegraben wird, als eines Mit- tels für einen die Läusekrankheit haben- den Weinstock; denn mit Oel aufge- strichen, tödte sie das Thier, bevor es zu den Keimen(ßAaorög: Keim, Sprosse, Blatt) der Wurzel hinaufkrieche.* Es ist also nicht gesagt „ehe es von der Wurzel zu den Keimen auf- krieche*, sondern „bevor es zu den Keimen der Wurzel hinaufkrieche*, Wr IEET BI > a Zr I AR MER an ut iI. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. ‘Darnach scheint es klar, dass hier die Rede von einer auf den Blät- tern des Weinstockes lebenden Blatt- laus die Rede ist, gegen die also schon zu Strabo’s Zeit Mittel gesucht wurden. Die Wurzel ist aber offenbar nur als die Basis des sich aus derselben über die Erde erhebenden Stammes zu verstehen. Wie es scheint, ward zu jener Zeit der Stamm mit einer mit Oel vermischten erdpechhaltigen Erde be- strichen, als Mittel gegen die Schä- digungen Blattlaus. Unter „Bhaorög“ sind offenbar alle kraut- artigen Theile, d.h. die jungen Zweige und Blätter verstanden, an die sich einer die Blattläuse vorzugsweise festsetzen, und da man damals noch keine Idee 367 von der schnellen Vermehrung der Blattläuse hatte, voraus, dass diese Thierchen von dem umgebenden Erdreich aus, an der Pflanze emporkriechen, während sie unter den Rindenfetzen desalten Holzes setzte man eben überwinternd, im Frühjahr zu den jungen Knospen emporsteigend, sich ausserordentlich schnell vermehren. Eine ölhaltige Substanz, mit der das alte Holz bestrichen wird, ist deshalb sicher ein gutes Mittel gegen die Blattläuse, nicht aber gegen Phylloxera. Die letztere ist also gleich dem Kar- toffelpilz eins der Danaer- Geschenke, welches “Amerika unsern Kulturen übermittelt hat, früher aber nicht in Europa heimisch. (E. R.) 5) Wiener In 51 Stunden fährt man bei di- rekter Fahrt von Petersburg bis Wien. Mit Ausnahme der Landschaft bei Luga und dann wieder von Wilna bis Kowno, wo man eine freundliche hüge- lige Gegend durcheilt, ist die Land- schaft auf russischem Boden ziemlich einförmig. Auch die Flora, die man vom vorbeirasenden Zug aus erblickt, ist ziemlich einförmig. Bei Wilna tritt Helichrysum arenarium auf Sandboden auf und begleitet uns dann auf Sand- boden durch Oesterreich und Deutsch- land. Warschau mit seinem milden, dem mittlern Deutschland ähnlichen Klima, besprachen wir schon früher, aus dem Norden kommend, fallen die Pyramiden-Pappeln (die noch bei Grodno vor 2 Jahren alle erfroren), die Alleen von Aesculus, Robinien und Gleditschien sogleich in’s Auge. Aepfel- Gärten. und Birnbäume sieht man schon von Wilna an in den Gärten, aber erst von der österreichischen Gränze (Gra- nica) an erblickt man dieselben auch auf dem freien Felde angepflanzt und in den Waldungen nun auch neben Birke, Eiche, Föhre, Fichte, — die Buche, die Edeltanne (Abies pectinata) und die Schwarzföhre (Pinus austriaca). Hinter Oderburg beginnt dann die reizende Landschaft längs der Kar- pathen und später im breiten Thal der Donau bis Wien, wo die köst- lichen Birnen, Pfirsich und Aprikosen, die den Reisenden auf den Stationen angeboten werden, schon zeigen, dass man in das mildere südliche Klima ein- getreten ist, wird auf den Feldern Mais, Tabak undan HügelnauchW ein gebaut. So oft man Wien wieder betritt, so oft macht die mächtige Kaiserstadt 368 den gleichen grossartigen und ange- nehmen Eindruck und die grossartigen . und doch äusserst geschmackvollen Gebäude der neuen Stadttheile, be- decken nun schon, durchsetzt von dem Stadtpark, den durch Abtragung der Wälle entstandenen breiten Gürtel um die Stadt. Zur Zeit der Welt- ausstellung war die zum Andenken an den Kaiser von Mexiko im besten gothischen Styl erbaute Votivkirche noch nicht beendet und stand noch auf einem weiten wüsten Platz. ‚Jetzt steht dieselbe in ihrer ganzen vollen- deten Schönheit da und mächtige an- dere öffentliche Gebäude stehen auf dem jetzt zu öffentlichen Anlagen um- gewandelten Platz. Die Alleen des Ringweges und der Stadtpark sind in dieser Zeitschrift vom Referenten wie von Andern vielfach besprochen wor- den, so dass wir uns auf die eine Bemerkung beschränken können, dass allerdings schon bei der ersten An- lage mancher Fehler begangen worden ist, dass aber der grössere Fehler in der Unterhaltung bestand, die, wie das eben nur zu häufig gegenüber dem Publikum geschieht, das über jeden gefällten Baum einen Schrei der Entrüstung ausstösst und meint, was einmal gewachsen, dürfe nicht mehr fortgenommen werden, — nicht recht- zeitig die Boskete in der Weise lich- tete, dass alle stehen bleibenden Bäume und Sträucher eine normale weitere Entwickelung zeigen konnten. Die natürliche Folge, dass die Bäume, ohne sich auszubreiten, emporwuchsen, dass die höhern, nicht rechtzeitig ge- stutzten Sträucher die kleineren, die Bosquetkanten bildenden überwucher- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, ten und unterdrückten, konnte nicht ausbleiben. Der jetzige Stadtgärtner hat diesen von seinem Vorgänger gemachten Fehler eingesehen, aber nur auf ein- mal allzugründlich zurück gestutzt, so dass in diesem Jahre die Bosquete einen theils sehr verstutzten Anblick gewährten und erst im nächsten Jahre: wieder zur vollen Geltung kommen werden. Hierzu kommt, dass von Siebeck die Bosquetgruppen oft nur auf einer Seite des Weges bis dicht an denselben gelegt sind und zu- weilen sogar in der Weise, dass da, wo auf der einen Seite des Weges eine Gruppe aufhört, auf der andern Seite des Weges eine andere Bosquet- gruppe beginnt, die in gleicher fehler- hafter Weise einseitig längs des Weges hin läuft. Wo Bosquetgruppen dicht an den Weg treten, da müssen solche auch auf der andern Seite des Weges vorgestossen werden, so dass der Weg durch ein schattiges Bosquet hindurch führt und die Bosquetrandungen von einem andern Standpunkte aus zur Geltung kommen. Bei einseitiger Füh- rung der Bosquete längs der Wege müssen die nach dem Weg hinwach- senden Zweige des Strauches zuletzt heckenartig gestutzt werden, was in einem natürlich angelegten Garten steif und hässlich aussieht und die. leichte natürliche Gestaltung der Bos- quetränder verdirbt. Jedes Bosquet wird und muss, um in den ersten Jahren eine hübsche Gruppirung her- vorzubringen, von Anfang an zu dicht gepflanzt werden, es ist deshalb Auf- gabe der Unterhaltung, alle zu wild wachsenden, die besseren und kleineren re Ir Yr 7 DAFT la I. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, Sträucher unterdrückenden Gewächse, zeitig ganz fortzunehmen und an andern passenden Stellen zu verwenden, oder solche doch wenigstens zurückzu- schneiden. Das Letztere genügt in den ersten Jahren, später müssen solche zu stark wachsende entweder ganz fortgenommen werden, — oder wenn die Formirung des Bosquetes es verlangt, sie stehen zu lassen, so muss man die Sträucher um dieselben herum fortnehmen und allenfalls die Bosquetrandungen neu formiren. Wo dies nicht rechtzeitig geschieht, wird auch der zweckmässig von Anfang angelegte und sonst rein und gut ge- haltene Garten in Bezug auf seine Bosquete zuletzt ein verwildertes An- sehen erhalten. Da in keiner Stadt ‚369 des Continentes über die Stadtanlagen in den öffentlichen Tagesblättern so viel geschrieben und kritisirt worden ist wie in Wien, wollten wir uns um so mehr hier unumwunden in dieser Beziehung aussprechen, weil auch in den meisten Privatgärten gegen diese einzig rationelle Unterhaltung eines (rartens theils aus Unwissenheit ge- sündiget wird, theils aber auch, weil der Besitzer keinen Strauch oder Baum rechtzeitig auszuhauen oder zu ver- pflanzen erlaubt und dem Gärtner in dieser Beziehung keine freie Hand lässt. Gut unterhalten und von gutem Effekt waren die Blumen- und Tep- pichbeete. (E. R.) (Schluss folgt.) II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. A. Abgebildet im Kataloge von James Veitch and Sons, Kingsroad, Chelsea, London. 1) Nepenthes Courti Veitch. Eine der schönen Hybriden, die im Garten von James Veitch vom Gärtner Court zwischen N. Dominini und einem noch unbenannten Nepenthes aus Borneo erzogen ward. Eine kräftig wachsende, aber niedriger bleibende Sorte. Blattstiele lederartig und gewimpert. Die Schläuche, 15—28 Gm. lang und am Grunde bis 7 Cm. breit und von da nach der schief abgestutzten Oeffnung hin so ab- nehmend, dass der untere Theil des Schlauches bauchig erweitert bleibt. Die Farbe des Schlauches ist grün, aber dicht mit tief roth gezeichnet und gefleckt ; auf der nach innen gerichteten Seite des Schlauches ein dop- pelter häutiger, von der Oefinung bis zur Basis herablaufender, ‚borstig gewimperter Rand. Diese schöne Sorte giebt das Etablisse- ment zu 42 Sh. per Stück ab. 1879, B. Abgebildet im Kataloge von W. Bull, New Plant merchant Kings- road, Chelsea, London, 2) Ficus exsculpta h. Bull. Ein immer- grüner Strauch für's Warmhaus, den Herr W. Bull vor einigen Jahren von den Süd- see-Inseln importirt hat. Eigenthümlich sind die kurz gestielten elliptisch-lanzettlichen Blätter, indem sie buchtig tief und stumpf fiederlappig und die Lappen abermals ähn- lich fiederlappig sind. Die fast kugeligen ge- schlossenen Blüthen- oder Fruchtstände sind gestielt, achselständig und von der Grösse einer kleinen Kirsche. (E. R.) GC. Empfohlen von E, Regel und Haage und Schmidt (Erfurt). 3) Verbena chamaedrifolia Juss. Welcher Garten könnte jetzt die beliebten Verbenen zu seinem Sommerblumenschmuck entbehren und doch ward die erste Stammart unserer Garten-Verbenen, die V. chamaedrifolia Juss, 24 370 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. (V. Melindres Gill, — V. melissoides Sweet) 1829 in Kultur eingeführt. Der damalige aus den Rio-Plata-Staaten Südamerika’s erst ' Direktor des botanischen Gartens in Berlin, B2 | ? il | | N S- N EN, N x ISSN R NS ER = IN. HZIS>> Nepenthes Courti. Re chamaedrifolia Die ächte V, | oder Melindres mit ihren dünnen, stark ver- gend, aus England als erstes mit nach Deutsch- ästelten und dem Boden nach hinkriechenden land brachte, dass, als er zu . Anfang der 30ger Jahre England besuchte, 2) I. Neue und 'empfehlenswerthe Zierpflanzen, getheilt Herr Friedrich ‘Otto, hat es dem Referenten ein Pflänzchen dieser Art in der Hand tra- oft mit Stolz mit "ejdinosxo snorg 19 ZN N I D DK, ) WINyZ . u as SEI —T DIE I > N R N \ Tl ! 2 \ ( II RS >> > —G \ 372 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Verbena chamaedrifolia. Zweigen, deren Spitzen oder kleine Blüthen- ästchen sich nur wenig über den Boden er- hebend, die feurig zinnoberrothen Blüthen- dolden tragen, ist jetzt in den Gärten selten geworden. Dagegen ist von der robuster wachsenden, mehr mit den Zweigen auf- steigenden V. phlogifolia Cham. (V. Twee- diana Niven), eine der Stammart sehr. nahe Form, die V. defiance jetzt sehr ‘häufig in den Gärten und wird vorzugsweise als schön und dankbar blühende Form mit scharlach- rothen Blumen zu Teppichbeeten und Blu- mengruppen benutzt. Die ähnlichen Formen sind als „Scarlet-Verbenen“ im Handel. 4) Verbena teucrioides Gill. et Hook. Un- terscheidet sich durch den kräftigen Wuchs, mehr aufsteigende Aeste und die weissliche Verbena teucrioides aurieuliflora. . A. SWIRIEETT, Behaarung der ganzen Pflanze. Die Blumen- dolden tragen weisse oder blaue Blumen und riechen sehr angenehm. Aus der Befruch- tung dieser Art mit V. phlogifolia sind die Sorten mit blauen oder röthlichen grossen Blumen mit weissem Auge hervorgegangen, die als „aurikelblumige Verbenen“ (Verbena tenerioides auriculiflora) jetzt in dem Handel gehen und besonders beliebt sind. Starmmt vom Rio Plata. 5) Verbena pulchella Sprgl. (V. tenera Sprgl. — V. Sabini und multifida hort.) Stammt Verbena pulchella Maonetti. aus Brasilien und hat niederliegende Stengel und fiederförmig eingeschnittene Blätter. Blumen der Stammart kleiner, violett, in aufrecht stehenden Dolden. Aus der Bastar- dirung dieser mit V,.incisa Hook., einer der V. chamaedrifolia verwandten Art, sind For- men mit grössern Blumen hervorgegangen. Die erste dieser Formen ward von Gärtnern Italiens erzogen, kam als V. Maonetti (Gar- tenflora tab. 142) in den Handel und besitzt - violette Blumen mit weiss/gerandeten Lap- pen. Diese letztere Form hat nun weitere Verbesserung ’erfahren und ist die Mutter- pflanze der jetzt als „Italienische Verbenen“ im Handel befindlichen Sorten. Alle diese Verbenen wurden früher aus- schliesslich durch Stecklinge von durchwin- terten Pflanzen erzogen, eine Art der Kultur, die man jetzt nur noclı bei einzelnen Sorten, die man rein erhalten will, anwendet, vor- zugsweise um solche zu einfarbigen Blumen- gruppen und zu Teppichbeeten zu verwenden. II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen, - Für den Liebhaber, der keine Gelegenheit zur Ueberwinterung besitzt, ist es dagegen zu empfehlen, seine Pflanzen durch zeitige Aussaat in Töpfe aus gut gereiften Samen zu erziehen, da diese Samenpflanzen später in's freie Land in sonniger warmer Lage ausgepflanzt, noch reichlich blühen und so reizende, in allen Farben zwischen Roth, Weiss und Blau prangende bunte Blumen- beete bilden. Einige Sorten, wie Verbena defiance, die Verbena teucrioides mit weissen oder blauen Blumen 'ete. bleiben sich auch aus Samen treu, sofern die zum Samentragen bestimmten Pflanzen nicht in die Nähe an- ders gefärbter Sorten oder gar mit solchen untermischt gepflanzt wurden. Die z.B, um Erfurt behufs der Samengewinnung mit Ver- benen bepflanzten Felder gewähren zur Zeit der Blüthe im Sommer einen prächtigen Anblick. Schliesslich wollen wir noch bemerken, dass der Gartenfreund die verschiedenen Racen der Verbenen als Scarlet-Verbenen, aurikelblumige und italienische Verbenen, welche niemals mittelst Aussaat in einander übergehen, gesondert aussäen und aus jeder Sorte entweder besondere Beete bilden sollte, — oder sofern grössere Gruppen mit allen verschiedenen Racen bepflanzt werden sollen, müssen die Aurikelblumigen, als die am höchsten wachsenden, in die Mitte kommen, dann folgen die Scarlet-Verbenen und als die niedrigsten die italienischen Verbenen. Auch zur Topfkultur eignen sich die Ver- benen wegen ihrer vom Sommer zum Spät- herbst fortdauernden Blüthe, verlangen aber einen durchaus sonnigen Standort. 6) Echinopsis Eyriesi h. Berol. Unter den Igeleactus, d.h. den Cacteen von kugeligem oder länglich-kugeligem Stamm mit Längs- rippen, die mit den Stachelbündeln besetzt sind, trägt die Gattung Echinocactus die Blumen mit nicht sehr langen Röhren am Grunde der Stachelbündel, während bei den Echinopsis-Arten die Blumen mit sehr langen Röhren gerade aus der Mitte der Stachel- bündel hervortreten,. Die Arten der letzteren Gattung haben nicht bios unter den Igel- cactus die schönsten Blumen, sondern blühen auch bei einem sonnigen Standort im tem- 313 Echinopsis Eyriesi. perirten Gewächshause oder Zimmerfenster, und bei guter Lüftung bei warmem Wetter jährlich dankbar. Unter den Arten mit weissen Blumen ist E, Eyriesii eine der verbreitetsten. Die wohlriechenden Blumen werden 8 bis 10 Zoll lang bei einem Durchmesser von 3 ‚bis 31a Zoll. Andere dankbar blühende Arten mit weissen Blumen sind E. Schelhasi Zuce., E. turbinata Zuec. und E. Zuccariniana Pfr. (E. tubiflora Zuce.) Als solche mit rothen Blumen nennen wir dagegen: E. oxygona Zucc. und E. valida Monv. Unter letzteren ist zwar E. multiplex Zuce. die verbreitetste Art, weil er stets eine Masse von jungen Trieben bildet, aber da er sehr undankbar blühet, ist er weniger zu empfehlen. Mexiko ist das Vaterland aller Arten. 7) Thujopsis dolabrata Sieb. et Zuce. Einer der schönsten mittelhohen Lebensbäume Ja- pans, welchen Herr Maximowiez zuerst in Europa einführte. Derselbe ist bis zum Norden Japans bis in die Umgegend von Hakodate verbreitet, weshalb man von der Ansicht ausging, dass er auch in Deutschland noch vollkommen gut im Freien gedeihen würde. Das hat sich aber bis: jetzt nicht bewahr- heitet, indem er sich kaum soweit, wie die Formen von Biota orientalis im Freien an- t Thujopsis dolabrata. bauen lässt und selbst in Wiens mildem Klima sah ich denselben nur kümmerlich im Freien wachsen. Die Tracht theilt Thujopsis ganz mit Thuja, bildet nur einen mehr breit- wüchsigen niedrigen Baum und die Zapfen fast kuglig, aus 6--8 gegenüberstehenden Schuppen gebildet und 4 Samen in der Achsel jeder Schuppe. Schöner Strauch für’s Kalt- haus und Wintergärten. 8) Taxus baccata L. Unser Taxus mit beerenartigen Zapfen. In ganz Deutschland bis zu den westlichen Provinzen Russlands Taxus baccata. ganz hart, hält derselbe merkwürdiger Weise in Petersburg nicht mehr aus, während der- selbe noch am Strand der Baltischen Pro- vinzen wild vorkommt. Meine Versuche, den- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben bei uns zu etabliren, sind bis jetzt fehl geschlagen, aber ich hoffe immer noch, dass dies gelingen wird, wenn ich einmal Samen desselben aus den am weitesten vor- geschobenen Punkten seiner Verbreitung nach Norden erhalten kann. Das Beispiel von. Hippophaö, die aus Samen in der Schweiz gesammelt, bis auf das letzte Exemplar in Petersburg erfror, während die aus sibiri- schen Samen erzogenen Pflanzen alle aus- hielten, habe ich schon früher erwähnt, Ebenso erfroren bei uns alle Apfelwildlinge, die aus Samen aus Tyrol etc, erzogen wur- den, während die aus den rauhern Gegenden Deutschlands bezogenen Samen bei uns hart sind. Der Taxus oder die Eibe wird wohl deshalb in den Gärten weniger angebaut, weil seine beerenartigen Zapfen, von Kin- dern genossen, häufig heftige Erkrankungen hervorgerufen haben. Derselbe ist mit seinen fast schwarzgrünen immergrünen Blättern besonders schön zu Hecken, als pyramidale Form ist T. baccata hibernica (T. fastigiata Lindl. — T. cheshuntensis und T. pyrami- dalis hort.) schön als freistehender niedriger Baum in von höhern Bäumen geschützten Lagen. Eine Form mit hängenden Aesten ist der T. Dovastoni der Gärten. Die Formen mit weiss- und gelbbunten Blättern sind nach meiner Ansicht viel weniger schön und haben ein stets kränkliches Aussehen. 9) Greigia sphacelata Rgl. Jahrgang XIV pag. 137, tab. 474 gaben wir die Beschrei- > Greigia ophacelata. . Bro II. Neue und empfehlenswerthe Zierpflanzen. bung dieser schönen dekorativen Bromeliacee Peru’s und Chili’'s, der wir heute nur noch das hinzufügen wollen, dass solche beson- ders schön ist, wenn sie mit ihren nach allen Seiten herabhängenden Blättern auf einer Säule oder dem Stück eines Baum- stammes aufgestellt wird und dass sie be- sonders gut gedeihet und guten Effekt macht, wenn sie auf diese letztere Weise im Som- mer im Freien als schöne Einzelpflanze auf- gestellt wird, Ruiz und Pavon beschrieben diese Art als Bromelia sphacelata Ruiz et Pav., der seitliche Blüthenstand unterscheidet dieselbe aber sofort von der Gattung Bro- melia. 10) Jambosa australis DC, (Eugenia australis Wendl. — Myrtus australis L. — Eugenia myrtifolia Sims.) Wir empfehlen diesen Jambosa australis, schönen immergrünen Strauch Australiens, der in seiner Belaubung an eine italienische Myrthe erinnert, aber ein viel üppigeres Wachsthum besitzt, als vorzügliche harte und unempfindliche Dekorationspflanze für’s warme und kühle Zimmer, für Wintergärten ete. In Russland wird dieselbe zu diesem Zweck von den Handelsgärtnereien tausend- weis angezogen und bewährt sich überall als sehr dauerhaft. Eine ungedüngte, mit etwas Lehm versetzte Haide- oder Moorerde sagt dieser Art am besten zu, auch in reiner Lauberde gedeihet dieselbe vortrefflich. Im Sommer bringt man solche in’s Freie und benützt sie zur Dekoration von Balkonen 375 oder zur Abdeckung von Wänden und im Winter dient sie von Neuem im Zimmer, auf Plätzen mit auffallendem Licht und vom Ofen entfernt. (E. R.) D. Beschrieben oder abgebildet in Gardener’s CGhronicle. 11) Adiantum bellum Th. Moore. (Filices.) Eine neue Art der jetzt in den Gärten so reich vertretenen Gattung, von der Insel Bermuda stammend und im Etablissement des Herrn W. Bull in Chelsea eingeführt. Sehr nahe verwandt mit A. fragile. Wedel rasenbildend, 3—6 Zoll hoch, doppelt ge- fiedert, eiförmig lanzettlich; jede Fieder hat 3— 6 Fiederchen, '—1!/a Zoll lang, gestielt; die Fiederchen sind keilförmig, unregelmäs- sig länglich, die Endfiederchen sind grösser, als die übrigen und oft in 2—8 Lappen ge- theilt; am Rande sind alle Fiederchen aus- gefressen und gestielt. Die Stiele sind haar- förmig, ebenholzschwarz. Die Fruchthäufchen, zu 2—3 auf jedem Fiederchen, sind rund oder fast halbmondförmig. Man könnte die Pflanze für eine Abart von A, fragile halten, wenn sich letztere nicht durch die geglie- derten, abfallenden Fiederchen hinreichend auszeichnete. (1879. XI. p. 172. Fig. 24.) 12) Selaginella bellula Th. Moore. (Lycopo- diaceae,) Eine neue mit S. inaequalifolia verwandte Art, welche im Etablissement Bull aus Ceylon eingeführt wurde. Sie ist aber nicht allein niedriger und compacter, als genannte Art, sondern sie fruktifieirt auch reichlicher; die Stengel sind aufrecht, fast 1 Fuss hoch, röthlich, die Zweige stehen abwechselnd und horizontal. Die kleinen Blättehen auf der Oberseite sind eiförmig, scharf zugespitzt, schief angeheftet, dunkel- grün — Fruktification sehr zahlreich, eine 4kantige, 1 Zoll lange Rispe an den Enden der Zweige bildend. (1879. XI. p. 173. Fig. 25.) 13) Limatodes labrosa Rehb. fil. (Orchi- deae.) Stammt aus Moulmein und wird im Etablissement der Herren J. Veitch & Söhne in Chelsea kultivirt. Die Scheinknollen haben die Form derjenigen von Calanthe Veitchi: länglich und in der Mitte zusammengeschnürt. Blüthenähre ähnlich der von C. vestita, be- haart, locker; die Blumen sind aber sehr 376 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verschieden. Die äusseren Blumenblätter sind zungenförmig spitz, hell gelblich braun, innen purpur. Die innern Blumenblätter sind breiter, ebenfalls innen purpur. Lippe eckig mit verlängertem Sporn, mit keiliger Basis und verbreiterter welliger Scheibe, hell- purpur,. im Schlunde weiss, mit kleinen dunkelpurpurnen Flecken bedeckt. (1879. XI. p. 202.) 14) Dendrobium Tleucochlorum Rehb. fi. (Orchideae.) Stammt aus Moulmein und blühte in dem Etablissement der Herren J. Veitch & Söhne in Chelsea. Gehört in die Gruppe Eudendrobium. Die Blumen haben die Grösse derer von D. sphegidiglossum, barbatulum und chlorops; ihre Farbe ist weiss. Scheinknollen cylindrisch; Traube 1—2blumig. Die äussern Blumenblätter sind dreieckig, die innern länglich, spitz, gleich- lang. Lippe dreilappig, die Seitenlappen stumpf. (1879. XI. p. 202.) '15) Cattleya Mardellii Seden. (Orchideae.) Ein Bastard, von Herrn Seden im Etabhlis- sement Veitch gezüchtet und zu Ehren seines Onkels benannt. Die Blume ähnelt der Cattleya Walkeriana (bulbosa) und hat eine herrliche helllila Farbe. Die innern Blumen- blätter sind fast rautenförmig, viel breiter als die zungenförmigen äussern. Die Lippe ist dreilappig, die Seitenlappen sind sehr schmal, weisslich mit lila gerandet, der Mittellappen ist magentapurpur. (1879. XI. p- 234.) 16) Cirrhopetalum Makoyanum Rehb. fü. (Orchideae.) Eine neue Art, die zwischen C. fimbriatum Ldl. und C. Cumingii Ldl. steht, Merkwürdigerweise soll die Pflanze aus der brasilianischen Provinz Minas Gera&s stam- men, während doch alle bisher bekannten Cirrhopetala der alten Welt angehören. Scheinknollen länglich-eylindrisch, scharf vierkantig. Blätter gestielt, länglich-zungen- förmig, lederartig. Blüthenstand doldig und trägt 8—12 hellgelbe Blumen. Die seitlichen äussern Blumenblätter haben einige braune Flecken und Striche am Grunde, die innern sind hellgelb mit 3 fraunen Linien. Die Lippe ist bräunlich. Wird im Etablissement der Herren Jacob-Makoy & Co. in Lüttich kultivirt. (1879. XI. p. 234.) 17) Odontoglossum aspersum Rehb. fü. (Orchideae.) Wahrscheinlich ebenso wie O. Humeanum und OÖ, vexativum ein Bastard und zwar zwischen O. maculatum und O. Rossi. Die Scheinknollen ähneln denen von O. maculatum. Die äussern Blumen- blätter sind gelblich weiss, bedeckt mit zahl- reichen braunen Flecken, die innern Blumen- blätter sind von derselben Farbe, aber viel breiter und mit wenigen braunen Flecken am Grunde. Die Lippe ist ganz weiss. Im Etablissement Veitch & Söhne. (1879. XI. p. 266.) 18) Dendrobium splendidissimum Rehb. fil. (Orchideae.) Abermals ein von Herrn Seden im Etablissement Veitch & Söhne gezüch- teter Bastard, dessen Mutter D. aureum (heterocarpum) ist, befruchtet mit D. nobile oder D. macrophyllum. Herr Harry Veitch glaubt das Letztere. Stengel wie bei D. macrophyllum hart. Blumen von der Grösse des D. albosanguineum von wachsartiger Textur und glänzend als wie mit Firniss bedeckt. Aeussere Blumenblätter zungen- förmig, stumpf, rahmfarbig, mit etwas Pur- pur am Rande und an der Spitze. Innere ganz ebenso in der Farbe aber viel breiter. ' Lippe keilförmig, länglich, der vordere Theil wellig, an der Spitze zurückgeschlagen, mehr gelb als die Blumenblätter, Scheibe schwärz- lich-purpur. Wurde 1870 gezüchtet und blühte im letzten Jahre mit 12 Blumen. (1879. XI. p. 298.) 19) Odontoglossum confertum Rechb. fil. (Orchideae.) Von Herrn Eduard Klaboch in Ecuador entdeckt. Gehört in die Abtheilung Myanthium, bei der man zwei Kiele am Grunde der Lippe vorfindet; zu ihr gehören z. B. O0. gracile, longifolium, myanthum, retusum von Lindley und ©. anthoxanthum, prasinım, longipes und melanthum von Reichenbach. Hat lange, birnenförmige Scheinknollen. Der Blüthenstand ist eine sehr dichte Rispe mit ziekzackförmigen Zweigen, mit hunderten von Blumen be- laden, welche denen von O. longifolium sehr ähnlich sind. Die Blumenblätter sind im trockenen Zustande dunkel, die Lippe hell. (1879. XI. p. 298.) 20) Dendrobium micans Rehb. fil. (Orchi- deae.) Ein neuer Seden’scher Bastard zwischen Taf 995. III. Notizen. D. Wardianum und D. lituiflorum ; die Pflanze ist erst vor 3 Jahren gezogen und hat beim ersten Blühen nur eine einzige Blüthe ge- bracht. Die Grundfarbe der Blume ist blass- purpur, an der Spitze dunkler, gegen den Grund hin verwaschen. Lippe am Grunde pfeilförmig,, fein wellig, weiss, mit zwei schwärzlich -purpurnen Flecken auf jeder Seite des kreuzförmigen Mitteltheiles. (1879. XI. p. 332.) . 21) Odontoglossum orientale Rehb. fil. (Orchideae.) Von Herrn Ed. Klaboch auf den östlichen Anden von Ecuador entdeckt und zwischen O. revolutum Ldl. und ©. auropurpureum Rchb, fil. stehend, dem letz- teren jedoch näher. Blüthenstand 2—3 Fuss lang, mit 10—12 vielblumigen Zweigen. (1879. XI. p. 366.) 22) Dendrobium chrysanthum Ldl. var. microphthalmum Rehb. fil. (Orchideae.) Eine Abart, die sich im Besitze des Herrn William Bull befindet, unterscheidet sich durch ganz stumpfe, wenig gesägte Blumenblätter und sehr kurzgesäumte Lippe, sowie durch 4 oder 2 blassbraune Flecken. (1879. XI. p- 366.) 23) Cattleya Trianae Rchb. fil. var. Har- dyana. (Orchideae) Blumen gross, im All- gemeinen weiss. Blumenblätter weiss, mit grün mit brauner Vorderseite. 377 Purpur verwaschen, Lippe im vorderen Theile purpur; Rand wellenförmig. Ist im Besitze des Mr. Yeo Hardy, Pickering Lodge. Tim- perly. (1879. XI. p. 366.) 24) Phalaenopsis untennifera Echb. fi. (Orchideae,) Eine neue Art aus Burmah, Herrn Professor Dr. Reichenbach von Mr. Stuart Low mitgetheilt. Nahe verwandt mit Ph. Esmeralda, mit dem es eine besondere Gruppe bildet. Die Seitenlappen der Lippe und die Fühlhörner sind tief Orange, der Mittellappen purpur. Ob die Farbe der Blumenblätter weiss oder rosa ist, ist nicht zu bestimmen. (1879. XI. p. 398.) 25) Cypripedium vernixium Rehb. fil. (Orchideae.) Abermals ein Kunstprodukt des Herrn Seden, gezüchtet zwischen (. Argus und €, villosum. Hat die Blätter von C. villosum, mit den charakteristischen kleinen Flecken am Grunde der Aussenseite. Der Blüthenstiel ist robuster und mit kurzen Haaren bedeckt, wie bei C. Argus. Brakteen kürzer als der Fruchtknoten, grün, mit Längs- streifen dunkler -Flecken. Fruchtknoten ockerfarben, kürzer behaart als bei C. vil- losum. Blume mehr dem C. Argus ähnlich, aber der Sack der Lippe ist länger, oliven- (1879. XI p- 398.) (Ender.) Il. Notizen. Professor Asa Gray, Adresse an die „American Association for the ad- vancement of Science“. Der älteste und berühmteste Botaniker Nordamerika’s, Asa Gray, Professor an der Universität zu Cambridge, Staat Massa- chusetts, hat in der obigen Schrift an die Mitglieder der genannten Gesellschaft, deren Präsident er ein Jahr war, eine Ansprache gerichtet, in welcher derselbe auch manche Zeitfrage behandelt. Wir können nicht diese ganze Schrift wiedergeben, wollen aber doch Einiges daraus hervorheben: „Seit 40 Jahren habe ich mit Eifer das Feld der Botanik Nordamerika’s kultivirt, man- cher Pflanze habe ich ihren Platz angewie- sen oder sie benannt. Ich habe zwar nicht alle, aber doch viele Theile unseres grossen Landes gesehen, manche noch unbekannte Pflanze habe ich an Ort und Stelle gepflückt. Von dem Osten beginnend, wo unterm Ein- fluss regelmässigen Regenfalls grosse Wal- dungen sich ausbreiten, habe ich nach Westen hin den Baumwuchs sich verringern sehen, bis endlich auf den mächtigen Prai- rien die Baumvegetation. auf die Ufer der Flüsse beschränkt ist. Ich habe die Gras- ebenen in braune sterile Wüsten sich ver- wandeln sehen, vollkommen Wüsten im ge- wöhnlichen, aber nicht im botanischen Sinne; ich habe das schöne Vegetations- bild der Coniferen gesehen. — Waldungen, schmückend die günstiger gelegenen Abhänge der Gebirge, hoch genug gelegen, um im 378 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sommer Regengüsse zu veranlassen, bekleide- ten; ich babe die breite und nackte hoch erha- bene Region durchmessen, welche der Feuch- tigkeit, die von beiden Oceanen hoch über die Ebenen dahin streicht, den Weg durch die mächtigen hohen Alpen versperrt, die so kahl zu bleiben scheinen, wie solche geboren wur- den und habe zuletzt die westlichen Abhänge der Sierra Nevada und der Küstengebirge erreicht, welche erfrischt von den Wind- strömungen des Stillen Oceans jene wunder- bar schönen Waldungen tragen, in denen einzelne Bäume zu jenen majestätischen mächtigen Gestalten sich erheben, dass sie unter die Wunder der Welt gezählt werden. Ich weilte in deren Schatten in den Hainen von Mariposa und Calaveras und später unter dem Schattendache des gewöhnlichen Roth- holzbaumes (Redwood, Sequoia gigantea und sempervirens), emporgeschossen zu jenen majestätischen Säulen, dass diese Scenerie damals in mir Gedanken weckte, von denen ich einige Ihnen darlegen will. Keine Erzählung oder Photographie kann eine Idee von der majestätischen Schönheit und der Grösse der Sequoia gigantea geben, Eigenthümlich ist auch das isolirte Vorkom- men von Sequoia gigantea und S. semper- virens. Allerdings besitzt Californien eine Masse anderer diesem Lande eigenthümlicher Coniferen, aber diese haben Verwandte in andern Theilen der Welt, während dieses bei den beiden Sequoia-Arten nicht der Fall ist, Der Verfasser zeigt nun, dass die Sequoia gigantea nur in kleinen Gruppen verhältniss- mässig weniger Exemplare in der Sierra Nevada vorkommt, dass Sequoia sempervirens in gros- sen Waldungen längs der Küsten des Stillen Oceans von Oregon bis zur Bai von Oregon wächst, dass ferner Taxodium (Bald-Cypress) in den Sümpfen von der Atlantischen Küste Marylands bis Texas und Mexiko vorkommt und eine mit dieser letztern Art verwandte Gattung, nämlich „Glyptostrobus“ nur in China wächst. Ferner weist er darauf hin, dass in der Tertiärzeit das Taxodium disti- chum über den ganzen Continent von Europa verbreitet war. — Aus der Gruppe der Taxi- neen ward die Gattung Torreya zuerst im nördlichen Florida entdeckt, eine andere Art der Gattung Torreya bewohnt Japan, eine dritte, ziemlich ähnliche, die Gebirge des nördlichen China und eine vierte Californien. Die Gattung. Taxus (Eibe, yew-tree) kommt gesellschaftlich mit Torreya und Taxo- dium vor und ist durch ganz Asien und Europa verbreitet. Man unterscheidet von letzterer 7 Arten, welche aber so geringe Unterscheidungszeichen besitzen, dass alle wohl nur als die Formen einer Art zu be- trachten sind. Asa Gray macht nun auf eine der auf- fallendsten Thatsachen in der Vertheilung der Pflanzen über das Gebiet der Vereinigten Staaten vom Atlantischen Ocean bis zum Stillen Ocean aufmerksam, dass nämlich in Californien eine Masse von Pflanzentypen ganz fehlen, welche in dem atlantischen Gebiet der Vereinigten Staaten (Mississippi- Gebiet nebst Nebenflüssen) vertreten sind und dass die nächsten Verwandten dieser Cali- fornien fehlenden Typen sich im östlichen Asien, in der Mandschurei, in Japan, China und im Himalaya finden. So fehlen in Californien die Magnolien, Liriodendron, Berberis, Podophyllum, Nelum- bien und Nymphaeen, Stuartia, Tilia, Gym- nocladus, Cladrastis, Hydrangea, Nyssa, Li- quidambar, Viburnum, Diervilla, Lobelia, Kalmia, Clethra, Catalpa, Tecoma, Sassafras, Morus, Fagus, Castanea etc., welche in den Mississippi-Staaten vertreten und deren Ver- wandte sich in Ostasien finden. Asa Gray erklärt dies einerseits dadurch, dass die Galifornische Flora durch die weiten wasseriosen und regenlosen Steppengebiete von den östlichen Staaten Nordamerika’s ge- schieden seien, andrerseits aber die Ver- wandtschaft der Flora des Mississippi-Ge-_ bietes mit den ostasiatischen Gebieten aus den Vorgängen in der Tertiärzeit und der dieser folgenden Periode zu erklären seien, Die schönen Untersuchungen Heer’s haben Jargethan, dass zur Tertiärzeit im arktischen Europa, Asien und Nordamerika ähnliche Pflanzen lebten, wie wir solche jetzt noch in der warmen gemässigten Zone der nörd- lichen Halbkugel finden. Nach der Tertiär- ‚zeit folgte die Diluvialperiode und die Eis- _ III, Notizen. zeit. Während dieser letzteren, sagt Asa Gray, wurden die Pflanzentypen der damals noch unter -einander. verbundenen Polarländer, durch das allmälig sich verändernde Klima und die nach Süden vordringende Ver- gletscherung immer mehr nach Süden ge- drängt, sie starben im Norden aus und er- hielten sich eben in den Gebieten des mil- dern Südens und Westens der Vereinigten Staaten, in Japan, China und dem Himalaya, je nach den Eigenthümlichkeiten, welche jene Gebiete zu damaliger Zeit besassen und die Erhaltung der einzelnen Arten ermög- lichten, Asa Gray gibt am Schluss der Abhandlung eine grosse Liste von Pflanzen, welche dem atlantischen Gebiete der Vereinigten Staaten und Ostasien entweder gemeinsam, — oder wo doch mit den amerikanischen Typen die nächst verwandten Typen in Ostasien vor- kommen. Als specielle bekannte Beispiele sind her- vorzuheben Rhus Toxicodendron, Vitis La- brusca, Aralia quinquefolia, Acer spicatum etc, Auf die durch Heer gegebenen Data aus der Verbreitung der Pflanzen in den Polar- ländern übergehend, zeigt Asa Gray, dass von hervorragenden Typen der Tertiärzeit Taxodium distichum, welches damals über den ganzen Norden Europa’s, Asiens und Amerika’s verbreitet war, unserer Jetzt- zeit nur in den Atlantischen Staaten der Ver- einigten Staaten erhalten blieb, Sequoia sempervirens, welche, obgleich mit der noch lebenden Art vollständig identisch, als S. Langsdorffi im fossilen Zustande be- schrieben ist, lebte zur Tertiärzeit im Norden Europa’s, in Island, Spitzbergen, Grönland, am Mackenziefluss, in Alaska und blieb der Jetztwelt nur in dem Küstengebiete Califor- niens erhalten. Neuerdings hat man diese Art im fossilen Zustande ebenfalls in den Rocky mountains Californiens entdeckt, Sequoia Sternbergi, als ein Bewohner Grönlands zur Tertiärzeit von Heer beschrie- ben, ist jedenfalls der Stammvater der Se- quoja gigantea Californiens. Ebenso ist es als nachgewiesen zu be- trachten, dass die Stammeltern des Glypto- strobus heterophyllus u. G, sinen-. 3719 sis China’s, des Gingko biloba Japans, des Liquidambar, des Sassafras, des Lirio- dendron, Platanus oceidentalis ete. des atlan- tischen Gebietes der Vereinigten Staaten zur Tertiärzeit in den Polarländern der nörd- lichen Halbkugel lebten. Asa Gray spricht sich endlich ganz ent- schieden gegen die Ansicht aus, welche Grisebach in seiner Pflanzen-Geographie ver- tritt, — nämlich, dass die Aehnlichkeit der Formen der Pflanzenwelt der atlantischen Gebiete der Vereinigten Staaten und des Ostens Asiens nur aus Ähnlichen klimatischen Verhältnissen resultirten, — da die ähnlichen Arten beider Gebiete einander zwar sehr ähn- lich, aber doch specifisch verschieden seien.“ Soweit liess ich Asa Gray sprechen und erlaube mir noch einige Bemerkungen diesen Bemerkungen meines geehrten Freundes jen- seits des Oceans hinzuzufügen, dem ich in seinen Ansichten vollkommen beipflichte. Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass eigentlich die ganz gleiche Ansicht von mir im Jahre 1861 in meinem „Tentamen Florae ussuriensis“ pag. 220 — 222 ausgesprochen ward. Dort führte ich 156 Pflanzen-Arten auf, welche dem Ussuri-Ge- biet und Nordamerika identisch, Zeigte, dass darunter eine grosse Zahl von Arten, welche nicht über Europa durch die von den Geo- logen angenommene Atlantis übergetreten sein könnten und jetzt auf den Osten Asiens und Nordamerika’s beschränkt seien. Wies darauf hin, dass noch zur Diluvialzeit der Norden Amerika’s und Asiens in con- tinuirlicher Landverbindung gestanden und sagte unter andern pag. 222 1. c. wörtlich: „Dies deuten alle jene Pflanzenarten an, die auch auf Asien beschränkt, im Ussurigebiet und am Amur ihre Nordgränze finden und doch nach Amerika hinüber reichen. Wäh- rend solche durch Nordsibirien unter jetzigen klimatischen Verhältnissen nicht übergetreten sein können und deren Wanderungen auch durch Meeresströmungen nicht erklärt werden können, wie Corydalis aurea, Acer spicatum, Panax quinquefolium. Hat aber eine süd lichere Verbindung nicht bestanden, so müssten diese Pflanzen als Reste der Ter- tiärzeit betrachtet werden, wo sie im Nord- 380 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. osten hinüber wanderten, später aber in den nördlichern Ländern ausstarben.“ Die Leser der Gartenflora ersehen daraus, dass der Referent schon lange die jetzt von dem berühmten Botaniker Nordamerika’s- vertretenen Ansichten theilt. (E. R.) IV. Literatur. 1) Naturstudien. Die botanischen, zoolo- gischen und Akklimalisationsgärten, Mena- gerien, Aquarien, Terrarien in ihrer gegen- wärtigen Entwickelung; nebst Vorschlägen und Entwürfen für die Anlegung von Naturgärten in kleinen Verhältnissen und grösseren Centralgärten für Natur- und Völkerkunde Von Philipp Leopold Martin. Mit einem Atlas von 12 Tafeln. Weimar 1878, Verlag von B. F, Voigt. Das vorliegende Buch geht uns Gärtner und Freunde der Natur mehr an, als man nach dem Titel denken könnte. Wo zoolo- sische Gärten angelegt werden, da hat auch der Gärtner zu thun und .die Directoren derselben thäten besser, mehr als gewöhn- lich geschieht, fähige Landschaftsgärtner zu Rathe zu ziehen, ja sogar denselben die An- lage in der Hauptsache nach bestimmter Angabe der eigentlich zoologischen Be- dingungen und Bedürfnisse zu überlassen ; es würden dann nicht Anlagen entstehen, denen man es ansieht, dass der Urheber wohl das Zoologische, nicht aber das land- schaftlich Schöne in der scenischen Anord- nung begriffen hat. Gilt dies schon bei den rein zoologischen Gärten, so noch viel mehr bei den allgemeinen „naturhistorischen Gärten“, für welche der Verfasser im IV. Abschnitte seines Buches Pläne entwirft, Dieser vierte Abschnitt ist es besonders, welcher uns zu dieser Besprechung veran- lasst. Das Buch zerfällt in zwei Abthei- lungen: den Text und den Atlas. Hätten wir auch die Abbildungen lieber im Texte gesehen, so muss man doch zugeben, dass die Verschmelzung mehrerer Bilder zu einem gefälligen Ganzen nur auf grösseren Tafeln, also in einem Atlas möglich war. Nach einer Einleitung gibt der Verfasser zuerst die kritische Schilderung von 27 der- artigen Anstalten auf dem Continente, vor- zugsweise in Deutschland, den Niederlanden und Belgien nach eigener Anschauung. Da- runter sind 5 wirkliche Gärten, nämlich: Pal- mengarten in Frankfurt, Flora in Charlotten- burg, Flora in Cöln, Stadtgarten in Garlsruhe und Stadtgarten in Stuttgart. Anderer Gärten wird gelegentlich gedacht. Wir haben bei der Beschreibung und Kritik von auch uns be- kannten Gärten und zoologischen Gärten oft unser eigenes Urtheil bestätigt gefunden. Auffallend ist es, dass bei den Entstehungs- geschichten der verschiedenen Anlagen die Gärtner oder Gartenkünstler, welche sie an- legten, zum Theil nach eignen Plänen, nicht genannt werden. Nur den Inspector des Stuttgarter Stadtgartens nennt er alsSchöpfer desselben. In der II, Abtheilung interessirt uns der Abschnitt über künstliche Felsen, Grotten etc, in Gärten und Aquarien, und der Gärtner kann Manches daraus lernen. Noch interessanter, ja unterhaltend ist das Kapitel über die „Kunst- und Rohbauten in den zoologischen Gärten“, Thierwohnungen, Thiergehege, Einfriedigungen, Wasserstücke etc, In der III. Abtheilung sind es Aquarien und Terrarien, sowie ein Abschnitt über Etikettirung, welche den Gärtner angehen. Die IV. Abtheilung enthält „Entwürfe für die Gründung neuer naturhistorischer Gärten“, Der Verfasser will nicht nur eine Verbindung der botanischen und zoologischen Gärten, sondern auch eine Sammlung der Gebirgsformationen durch künstliche Nach- bildung, und hatte dabei wohl die einzig dastehende Gebirgsbildung von Dr. Göp- pert in Breslau im Sinne. Ob diese Idee in so ausgedehnter Weise, wie der Verfasser will, durchführbar ist, wollen wir dahinge- stellt sein lassen. Aber derselbe geht wohl zu weit, wenn er-die Nachbildung der Woh- nungen gewisser Völker als Thierwohnungen in zoologischen Gärten wissenschaftlich be- lehrend ebenso hoch stellt, sie gleichsam als ein ethnographisches Museum betrachtet. Das theatralische Vorführen von Bappen- familien und anderen „Wilden“ in einigen IV. Literatur. zoologischen Gärten sollte doch nur die Schaulust des Publikums reizen. Die Ideen -des Verfassers gehen, wie er selbst zugibt, weiter, als die Gegenwart gestattet. Referent durfte sich besonders daran erfreuen, dass Herr Martin lebhaft für die Verbindung und Verschmelzung der botanischen Gärten mit den zoologischen Gärten spricht, weil wir selbst die Ausführung dieser Idee zuerst in einem Artikel: „die zoologischen Gärten und ihre scenische Anordnung“ in Nro. 1018 der „„Ulustrirten Zeitung von 1863‘, dann wieder in dem „Lehrbuche der Gartenkunst‘ Seite -660—667 warm empfohlen und Vorschläge ‚gemacht haben*). Wir hoben besonders die geographischen Beziehungen zwischen Thie- ren und Pflanzen hervor und zeigten, wie leicht diese darzustellen sind. Der Atlas enthält auf 10 Tafeln 40 zoologisch -bota- nische Seenerien für „Naturgärten“ mit höchst originellen Thierwohnungen, auf Tafel 11 und 12 zwei Grundrisse: den Thiergarten (zugleich botanischen Garten) in Rotterdam, 12 einen idealen „Naturgarten“ im grossen Style. Die Thierwohnungen sind theils Copien aus zoologischen Gärten und getreue Nachbildungen wirklicher Gebäude, theils auf ethnologischer Grundlage aufgebaute Ideale. Wir zweifeln, ob Musterbilder von solcher Schönheit und Naturwahrheit schon irgendwo bekannt geworden sind. Diese Zeichnungen sind von Leopold Martin jun. (Jaeger.) 2) Eucalyptographia,a descriptive Atlas of the Eucalypts of Australia and the adjoining Islands, by Baron Ferdinand v. Müller. I. und II. Decade. Gross Quart. London bei Trübner & Co, Nr, 57 u. 59 Ludgate Hill. Unser geehrter und gelehrter Freund, Baron Ferd. v. Müller, füllt mit diesem Prachtwerke eine wichtige Lücke in der Lite- ratur aus, indem er die nur schwer zu *) Wir sind da nicht einverstanden, stets wird das eine Gebiet von dem andern un- terdrückt werden müssen. Ein zoologischer Garten bedarfdesPflanzenschmuckes, ein bo- tanischer Garten kann einzelne Thiere be- sitzen, aber nicht mehr. oder er wird zum Volksgarten werden und sein höherer wissen- schaftlicher Zweck wird verloren gehen, (E.R.) 381 unterscheidenden Arten der Gattung Euea- Iyptus nicht blos einlässlich beschreibt, son- dern solche auch kritisch mit den ver- wandten Arten vergleicht und jeder der- selben eine grosse Quarttafel mit der Abbil- dung eines blühenden Zweiges und vortreff- lichen Analysen von Blumen und Früchten widmet, Ausserdem werden die verschie- denen Arten, auch in Bezug auf ihren Nutzen, Holz und Gummi besprochen. Die in den ersten uns vorliegenden zwei Decaden ent- haltenen Arten sind: E, Abergiana F. v.M., E, erythrocorys F. v. M., E. goniocalyx F. v. M., E. leucoxylon F. v. M., E. macro- rhyncha F. v. M., E. pachyphylla F. v. M,, E. phoenicea F, v. M., E. Raveretiana F., v. M., E. resinifera Smith., E. tetradonta F. v.M., E. alpina Lindl., E. corynocalyx F. v. M., E. haemastoma F. v.M., E. longi- folia Lk. et Otto, E. melliodora Cunningh,, E. microcorys F. v. M., .E. odorata Behr., E. saligna Sm., E. Sieberiana F, v. M., E. tetraptera Turez. Als Anhang zur Il. Decade ist eine Tafel mit den vergrösserten Querschnitten durch die Antheren von 58 verschiedenen Arten dieser Gattung gegeben und auf den Tafeln ist stets auch neben den Antheren die starke Vergrösserung der Pollenkörner und bei manchen Arten auch die mikroskopische Darstellung der Epidermis gegeben. Ein unentbehrliches Buch für alle botanischen Bibliotheken und Sammlungen. (E. R.) 3) Bei Hugo Voigt in Leipzig wird jetzt er- scheinen: J. G. C. Oberdieck, Anlei- tung zur Kenntniss und Anpflanzung einer nach strenger Auswahl zusammengestell- ten Anzahl der besten Obstsorten für Deutschland, nebst Angabe, welche Sorten darunter auch in trockenem Boden noch viele und gute Früchte liefern, oder welche nur in feuchtem Boden gut gedeihen. Ca. 36 Bogen mit vielen Illustrationen, Preis des ganzen Werkes brochirt 10 Mk., elegant gebunden 12 Mk. In 6monat- lichen Lieferungen & 1 Mk. 80 Pfg. (incl. Zusendung). Wer auf 6 Exemplare subseribirt, erhält das 7. frei. . Ausserdem wird jedem Abon- nenten der Gartenflora ein Einbandsdeckel 382 gratis von der Verlagshandlung geliefert, Oberdieck ist unser Nestor in dem Gebiet der Pomologie und deshalb sicher ein gedie- genes Werk zu erwarten, dessen schnelle Herausgabe durch zahlreiche Subscription gefördert werden wird. (E. R,) 4) Schutz der Obstbäume und deren Früchte gegen feindliche Thiere und gegen Krank- heiten von Dr. E.L. Taschenberg und Dr. Ed. Lucas. Stuttgart, Eugen Ulmer, 1879. Preis Mk. 4. 80. Von dem ersten Theil des Buches: ‚Schutz der Obstbäume und deren Früchte gegen schädliche Thiere“ von Dr. E, L. Taschen- berg, Professor an der Universität zu Halle, liegt jetzt die Il. Auflage vor. Bei der bei- fälligen Aufnahme der I. Auflage, sowohl von Seite der Gärtner und Gartenfreunde als auch der Kritik, war diese II. Auflage sehr bald nöthig, zumal der ganze Obst- schutz, also auch der II, Theil des Buches vom deutschen Pomologenverein längst ge- plant und zur Ausführung übertragen worden. In Bezug auf den Inhalt und Gang der I. Abtheilung schliesst sich letztere im Grossen Ganzen an die I. Auflage an. Sämmtliche, in letzter Zeit als praktisch be- fundenen Mittel gegen schädliche Thiere sind, kritisch behandelt, dem Buche bei den ein- zelnen Parasiten beigefügt. Nach einer kurzen allgemeinen Einleitung ($. 1—3) wird im I. Theil „Der Obstschutz gegen feindliche Thiere im Allgemeinen“ behandelt und eine zweckmässige Anlage der Obstbäume sowie eine kräftige Ernährung der Pflanze ($. 4), sorgfältige Pflege der Kulturen ($. 5) durch Glatthalten der Rinde, Vermeidung wunder Stellen ete. angerathen. In $. 6 wird vor verschiedenen Hecken gewarnt, die dem Un- geziefer beliebte Schlupfwinkel bieten können, auf denen selbst schädliche Insekten leben. Hierher gehören besonders die Schwarz- und Weissdornhecken, verschiedene Sträucher, während die Fichte, die Cornelkirsche zu solchen Zwecken sehr passend sind. Der Mensch muss aber auch die Thiere schützen, die ihm bei der Verfolgung seiner Obstbaum- ‘ feinde behülflich sind ($. 7—10). Während der Sperling, der Maulwurf, die Saatkrähe nur unter gewissen Verhältnissen, an Plätzen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wo sie nicht schaden können, geduldet werden dürfen, sind eine Reihe von Insekten- fressern, wie die Spechte, Meisen und andere, dann verschiedene Raubvögel, wie die Eulen- arten, die Bussarde (die oft vom Jäger un- nützerweise erlegt werden) und einige Falken immer zu schonen und erstern womöglich ihre Brutstätte günstig und angenehm her- zurichten. Fledermäuse, Igel, Spitzmäuse sind zu hegen, der Maulwurf durch übel- riechende Stoffe aus seinem dem Menschen unpassenden Bau zu vertreiben. Sämmt- liche Amphibien und eine kleinere Anzahl von Insekten, wie der Puppenräuber, der Sieben- punkt werden der Pflege bestens empfohlen. $.11—24 behandeln eine Reihe von Stoffen, die als Vorbeugungsmittel gegen die Thiere anzuwenden sind, wie Schwefelkohlenstoff und andere übelriechende Substanzen, Kalk, Baum- mörtel, Fettigkeit der Rinde und Vernich- tungsmittel gegen schon vorhandene Thiere wie Schwefel, grüne Seife etc, Dagegen vor Petroleum, Schieferöl wird gewarnt, da es auch die Pflanzen zu Grunde richtet, dagegen Rauch, Theerringe als sehr erfolgreiche Mittel angegeben, Ss. 21—23 behandelt das Einsammeln und das mit ihm verbundene Abklopfen der Bäume und das Ködern der Thiere durch um die Bäume gewickelten Lumpen, Nur Faulheit und Stumpfsinn können, wie in $. 24 ausgesprochen wird, es dahin kommen lassen, dass oft ganze Obstbaumpflanzungen von Insekten und anderen Thieren vernichtet werden, Nun folgt im II. Theile eine Auf- zählung der einzelnen Thiere. Es ist un- möglich den einzelnen Thieren entgegenzu- treten, wenn man ihre genaue Lebensweise nicht kennt und desshalb vollkommen zu verwerfen, wenn man an Lehranstalten meint, dass nur die Vertileungsmittel ange- geben werden sollen, während man eine Naturgeschichte der Thiere nicht braucht. Dr. Taschenberg hat dem mit Recht alle Sorgfalt zugewandt. Nicht nur das in dem betreffenden schadenden Zustande lebende Thier ist beschrieben, auch die übrigen Ent- wicklungsstadien (die meisten Feinde des Obstbaumes und unter Umständen die ge- fährlichsten sind ja Insekten) haben ihre - IV, Literatur, richtige Würdigung erhalten. In 4 Abthei- lungen, als Feinde der Wurzel, des Stammes, der Knospen, Blätter und Blüthen und der Früchte werden die Thiere dem Leser bei Vermeidung einer tiefen Wissenschaftlichkeit vorgeführt. Den Anhang bildet eine Vor- schrift für die Pflichten des Pomologen wäh- rend der Entwiceklungsperiode der Bäume, der Zeit bis zum Laubfalle und der laublosen Zeit. Eng anschliessend an diesen I. Theil des Buches ist, seiner Eintheilung sowohl, wie seinem Zwecke nach der I. Theil: „Schutz der Obstbäume gegen Krankheiten“ von Dr, Ed. Lucas, Direktor des pomolo- gischen Instituts in Reutlingen. Verfasser hat in diesem Buche seine lang- jährigen Erfahrungen den Pomologen über- geben. Nicht durch die Wissenschaft können dem Praktiker seine Bäume vor Krankheiten geschützt oder vor ihnen gerettet werden. Die erprobten Mittel erfahrener Meister müssen der Oeffentlichkeit übergeben werden, damit sie von Andern nachgeahmt und Jedem nutzbringend werden können. Wäh- rend nun das von Dr. Sorauer. in letzter Zeit erschienene Schriftehen über Obstbaum- krankheiten eine wissenschaftliche Darlegung der letzteren gibt, die Mittel zur Heilung jedoch entweder ganz oder theilweise übergeht, hat Dr. Lucas die praktische Seite ergriffen und eine kurze, in seiner ganzen Darstellung neue Abhandlung über diesen Punkt gegeben. Bei der ganzen Behandlung: des Buches stützt sich Dr. Lucas auch zrösstentheils auf die wissenschaftliche Darlegung der Krankheiten dureh Sorauer, was auch genügend vom Ver- fasser selbst angegeben wird. Nach einer kurzen Einleitung, die die Definition von- Pflanzenkrankheit, die allge- meine Eintheilung der Ursachen derselben gibt, kommen wir im I. Abschnitt zu den „allgemeinen Regeln zur Erhaltung der Ge- sundheit und Lebensdauer unserer Obst- bäume“ und zwar zuerst zur „Erhaltung des normalen Zustandes unserer Obstbäume“ durch eine freie und offene Lage der Obst- baumpflanzungen mit günstigem Klima, mit nicht zu trockenem und steinigem, aber auch nieht zu feuchten Boden, durch Benutzung von kräftigen, gesunden, gutbewurzelten Wildlingen, denn diese stehen unter dem 383 unmittelbaren Einfluss des Bodens, durch richtige Veredlung, fleissige Bearbeitung des Bodens und sorgfältige Pflege der Pflanzen, richtige Sortenwahl, durch Vermeidung von Fehlern beim Baumsatz, rationellen Schnitt der Baumkrone, Pflege der Rinde, Locker- halten des Bodens um die Bäume, richtiges Düngen der Obstbäume nicht mit frischer organischer Substanz, sondern durch Kalk- schutt, Kompost, Aescherich ete. und durch Untergrundsdüngungen. Dann folgen als I. Abtheilung des I. Abschnittes die „allge- meinen Schutzmittel gegen Krankheiten“, die als Mittel zum Bedecken von Wunden und äussere Schutzmittel zu betrachten sind. Zu ersterer ist Baumwachs, Baumsalbe, Theer in kalter und heisser Form, zu letzterer Kalkanstrich der Stämme und Schwefeln der Blätter gerechnet. Mit dem II. Abschnitt beginnt nun eine specielle Behandlung der einzelnen Krank- heiten und handelt dieselbe von „Krank- heiten, ungünstigen Zuständen und Unfällen, welche den ganzen Baum berühren“. Die Obstsorte muss dem Klima der Gegend, in der sie gedeihen soll, angemessen sein, wenn dies nicht der Fall, so kann durch den Boden nachgeholfen werden; dieser muss also gut behandelt werden durch Lockerung und Drainirung. Nahrungs- und Wasser- mangel ruft Verkümmern der Zweige, Ab- stossen der - Blüthenknospen etc. hervor, durch Frostschaden, Hagel und Stürme wird grosser Schaden angerichtet; der aus- gezeichneten Beschreibung für die Behand- lung also beschädigter Bäume folgen nun im III. Abschnitt „die Krankheiten unserer Obstbäume nach den Theilen des Baumes betrachtet, auf oder in welchen sie besonders ‚vorkommen, also 1) als Krankheiten .der Wurzeln, 2) des Holzkörpers, wobei beson- ders dem so gefährlichen Krebs nach jeder Richtung hin die sorgfältigste Behandlung in Bezug auf praktische Mittel gegen den- selben angediehen ist, 3) der Rinde des Stammes und der älteren Aeste, wie Frost- platten, Brand, Rindenfäule, 4) der Zweige, Knospen und Blüthen, wohin die Wasser- schosse, Hexebesen, besonders Spitzendürre, Schorfbei Birnbäumen ete. gehören, 5) Krank- heiten, welche an den Blättern unserer Obst- 384 bäume auftreten, wie Gelbsucht, Honigthau und besonders die Pilze. 6) Krankheiten der Früchte, wobei besonders das Faulen der Früchte auf den Bäumen und verschie- dene Pilze eine Rolle spielen, und der letzte Abschnitt behandelt nun noch die Unfrucht- barkeit der Bäume durch Altersschwäche. Nach einzelnen Nachträgen, worunter sich auch ein neues Mittel gegen den Krebs findet, kommen im V,. Abschnitt „Die Arbeiten zum Schutz der Obstbäume gegen Krank- heiten nach der Zeitfolge —- den 4 Jahres- zeiten — geordnet“. Neben der grossen Reihe von Vorzügen, die vorliegendes Buch bald allen Praktikern unentbehrlich machen wird, wollen wir noch eine hervorheben, die naturgetreuen Abbil- dungen, die das Auffinden der betreffenden Krankheit, was ja auch nicht immer so leicht ist, in kurzer Zeit ermöglichen. (Karl Reichelt.) 5) Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume, sowie einige allgemeine Be- trachtungen über Fruchttreiberei. Von G. Eichler, Königl. Obergärtner und Docent an der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Sanssouci. Der Herr Verfasser hat in der vorliegen- den kleinen Schrift, welche als Separat- Abdruck der „Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preussischen Staaten“ erschienen ist, einen ursprünglich für die „Anleitung zur Obst- treiberei“ von Tatter in Hannover bear- beiteten Artikel vergrössert und vervoll- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kommnet uns vorgelegt und damit der Gärt- nerei einen grossen Dienst erwiesen. In der That ist die Belehrung über das Verhältniss der Sonnenwirkung zu dem Neigungswinkel der Glashäuser in der gesammten deutschen Literatur sehr sparsam zu finden und un- vollkommen. Der Verfasser begnügt sich aber nicht damit, zu untersuchen, unter welchem Winkel die Sonnenstrahlen am meisten wirken, sondern weist aus Beispielen nach, zu welcher Zeit der Wachsthums- und Fruchtbildungsperiode die intensivste Ein- wirkung der Sonne am nützlichsten und nothwendigsten ist. Hierbei musste er in’s Einzelne gehen, da in dieser Hinsicht all- gemeine Angaben wenig nützen. Verschie- dene Abbildungen erläutern den Text und diejenigen, welche sich nicht die Zeit nehmen wollen oder können, das Büchlein gründlich zu studiren oder welche die einfachen mathe- matischen Formeln nicht verstehen, finden in vielen Tabellen so ziemlich alles, was sie bei der Construktion ihrer Treibhäuser brauchen. Eine Tabelle gibt den Sonnen- stand am 21. December, 21. März und 22. September und 21. Juni nach Bereite- grade für 37 Orte an. Der Verfasser würde sich noch grösseren Dank erwerben, wenn er in gleicher Weise die Häuser und Kästen zur Zierpflanzenkultur bearbeiten und die Resultate veröffentlichen wollte. Ausser den wissenschaftlichen Angaben enthält die kleine Schrift noch viele nützliche Dinge, welche zur Treibkultur und mehr oder weniger mit der Wirkung der Sonne in Beziehung stehen. (Jaeger.) V. Personalnotizen und Neuestes. 1) Im Monat Juli 1880 veranstaltet der Gartenbauverein in Bonn eine Pflanzen- und Blumen-Ausstellung und werden zu derselben die Gartenfreunde des In- und Auslandes eingeladen. Die Preise bestehen in Geldpreisen und Medaillen im Werthe von 2500 Mark. Transport auf Kosten der Aussteller. Wegen genauerer Nachrichten wende man sich an den Vorstand des Gartenbauvereins von Bülow in Bonn. 2) Herr V. Lemoine, Handelsgärtnerei- besitzer in Naney, sendet uns die Abbildung einer Sippe schöner Gladiolus, welche er aus Kreuzung von Gl. gandavensis mit Gl. pur- pureo-auratus erzogen hat und die jetzt in den Handel kommen. 3) Friedr. Spittel, Handelsgärtner in Arnstadt, ist zum Hoflieferanten des Gross- | herzogs von Mecklenburg-Schwerin ernannt worden. 4) In der zweiten Hälfte des September veranstaltet der Kais. Russ. Gartenbauverein eine grössere Herbstausstellung. Reeister. 1. Abbildungen. Acanthorrhiza Wallisi H. Wendl. Taf.977. Acroclinium roseum Hook. grandiflorum pag. 24. Aethionema grandiflorum Boiss, & Hoh. p. 57. Allium Fetisowi Rgl. Taf. 971 Fig. a—f. — semiretschenskianum Rgl. 971, S—k. Alo& Schmidtiana Rgl. Taf. 970. Alonsoa Warszewiczi Rgl. var. Taf. 978. Androsace Laggeri Boiss. Taf. 969. Angelica songarica Rgl. & Schmalh. p. 118. Ansicht des Kolpakowski-See an der Quelle des Chorgos Taf. 965. Anthurium trifidum Oliv. p. 177. Aquilegia thalietrifolia Schott & Ky. Taf. 961, Fig. 1. Arabis albida Stev. p. 149. Ardisia Olivieri Mast. 83. Areale von Kulturpflanzen als Freiland- pflanzen Taf. 962. 995. Aspidium Filix mas Sw. 57. 179. — spinulosum Desv. 179. Atragene alpina L. 121. Beaucarnea recurvata Lem. 210. on Froebeli A. DC. 207. hybrida flore pleno 208. — maculata Rddi. 210. — manicata Brongn. 209. — Rex Putz. 208. — Schmidtiana Rgl. Taf. 990. Bertolonia guttata Hook. 211. Bomaria Carderi Mast. 84. Campanula macrostyla Boiss. & Heldr. 119. Carludovica Wallisi Rgl. Taf. 992, Ceroxylon ferrugineum Wallis Taf. 977. Chorispora Greigi Rgl. Taf. 984. Chrysanthemum inodorumplenissimum 24. 1879. Cirsium altıssimum Sprgl. 88. Colehicum speciosum Stev. 147. Goleus-Formen 342. Cortusa Matthioli L. 144. v. grandiflora Taf. 961 Fig. I a, b. Corydalis Ledebouriana Kar. & Kir. 225. Grassula spathulata 'Thbg. 242. | Cypripedium Ashburtoniae Rehbch. fil. Taf. 9/76. Cyrtanthus Macowani Bak. Taf. 960. Delphinium cashmerianum Royle. 88. Dianthus chinensis L. var. Heddewigi 243. Echinocystis lobata Torr. & A. Gray 181. Echinopsis Eyriesi ht. Berol. 373. Erigeron aurantiacus Rgl. Taf. 987 Fig.1, ed: Erythrina insignis Tod. Taf. 988. Eschscholtzia californica Cham. var. Man- darin 120. Euphorbia pulcherrima W. 182. Euryangium Sumbul Kaufm. 87. Ficus exsculpta W. Bull 371. — repens W. 242. Fragaria indica Andr. 242. Fritillaria Walujewi Rgl. Taf. 993. Fuchsia corymbiflora R. & Pav. 241. — fulgens DC. 240. — globosa Lindl. 239. — gracilis Lindl. 239. — microphylla H. B. & Knth. 239. — Rose of Castille 239. — serratifolia R. & Pav. 241. Gaillardia pulchella Foug. 243. Gentiana acaulis L. var. albida Taf. 966, 5. coelestina Taf. 966. 2. 25 386 Gentiana acaulıs fl. albo coeruleo-striata Taf. 966. 3. — acaulıs flore azureo Taf. 966. 4. pallide-coerulea albo-margi- nata Taf. 966. 1. — frigida algida 117. — Pneumonanthe L. 118. — septemfida Pall. 117. — verna L. Taf. 967. Glaucium squamigerum Kar. & Kir. Taf. INS: Gloriosa superba L. 147. Goldfussia anisophylla Nees 312. Greigia sphacelata Rgl. 374. Haberlea rhodopensis Friv. Taf. 991 Fig. 4. Habrothamnus elegans Scheidw. 312. Hochstämmige Johannisbeere 176. — Stachelbeere 178: Hymenophyllum nitens R. Br. 309. Jambosa australis DC. 375. Jasminum Sambac L. flore pleno 311. Iberis umbellata purpurea 119. Iris pumila L. 181. Leycesteria formosa Wall. 181. Libocedrus chilensis Endl. 311. Ligularia macrophylla DC. 149. Lobelia bicolor Sims 310. — fulgens W. 3ll. — Jutea L. Taf. 963. Lysimachia punctata L. 145. Martinezia disticha Wallis Taf. 977. Maurandia Barklayana W. 346. Mesembryanthemum eoccineum Haw. 280. — deltoideum Mill. 280. — linguiforme Salm 279. — mutabile Haw. 279. — tigrinum Haw. 279. Moricandia sonchifolia Hook. fil. 24. Murraya exotica L. 282. Nepenthes Gourti Veitch 370. Nicotiana longiflora Gav. 22. — suaveolens Lehm. 22. 23. Ocimum Basilicum L. 347. Olea aquifolia Sieb. & Zuce. 277, — fragrans Thbg. 276. Oneidium Tinguiforme Lindl. Taf. 973. — Marschallianum Rehbch. fil. Taf. a9: Onoelea sensibilis:L. 56. Orithyia oxypetala Knth. Taf. 987 Fig. 2a. b. „ Register. Osmunda regalis L. 56. Oxalıs variabilis Jacq. v. rubraTaf. 995, a b. Pancratium speciosum Salisb. 180. Papaya gracilis Rgl. Taf. 986. Phalaenopsis grandiflora Lindl. 343. Philodendron speciosum Schott 55. Phlox subulata L. 120. Phoenix cycadifolius ht. Athen. Taf. 974. — tenuis hort. 55. Phyllanthus nivosus G. Sm. var. roseo- pietus 21. Platycerium Willinki Th. Moore 20. Plumeria tricolor R. & Pay. 148. Polypodium vulgare L. 178. Portulaca grandiflora flore pleno 346, a capitata Hook. p. 87, Taf. 985. farinosa L. 1495. — grandis Trautv. Taf. 968. — .luteola Rupr. 146. — rosea Royle Taf. 994. — Steinii Obrist Taf. 991. 1. 2. 3. — Stuarti Wall. 87.: — villosa Jacg. 146. Pyrethrum carneum M. B. flore pleno 281. — PartheniumL. u erispum 123. "Rheum officinale Baill. 86. Rhododendron Taylori Veitch 52. Ribes Roezli Rgl. Taf. 982, 1—3. Rochea falcata DC. 280. — versicolor DC. 281. Salvia farinacea Benth. 183. Saponaria ocimoides L. 57. Sarracenia CGhelsoni Moore 313. Saxifraga geranioides L. Taf. 989. Sedum cyaneum Rudolph Taf. 972, 2. Selaginella japonica Th. Moore 53. Senecio elegans L. nanus plenus 278. Spathiphyllum pietum W. Bull 54. Stanhopea tigrina Batem. 344. Taxus baccata L. 374. Telanthera amoena Regl. 346. Thea viridis L. 343. Thujopsis dolabrata Sieb. & Zuce. 374. Trianea bogotensis Karst. Taf. 980.- Tulipa iliensis Rel. Taf. 975, ce d, p. 227. — Kesselringi Rgl. Taf. 964. \ Ungowohnliene ue der Landschafts“ Bu 227. - Vanilla aromatica Sw. 344, u e Register. Verbena chamaedrifolia Juss. 372. — pulchella Maonetti 372, — teucrioides auriculiflora 972. Xeranthemum annuum L. 23. 387 Xeranthemum annuum gomphreniflorum 23 superbissimum 23. Zysopetalum maxillare Lodd. 345. 3. Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abutilon Ochseni Phil. pag. 234. Acanthorrhiza Wallisi H. Wendl. 163. Acer colchicum rubrum 12. — dasycarpum Ehrh. 61. — Jaurifolium Don 12. — macrophyllum Pursh 11. — oblongum Wall. 12. — palmatum Thbg. 12. — pietum Thbg. 12. — platanoides 61. — polymorphum Sieb. & Zuce. 12. — Pseudoplatanus foliis atropurpureis 61. — rubrum Ehrh. 61. — Semenovi Herd. 12. Acroclinium roseum 28. — — grandiflorum 24. Adiantum bellum Th. Moore 375. — Williamsi Th. Moore 27. Aechmea Veitchi Bak. 283. Aesculus macrostachya 19. Aethionema grandiflorum Boiss. &Hoh. 57. Agapanthus umbellatus flore albo 244. _ var. Leichtlini Bak. 89. Albuca juncifolia Bak. 184. Allardtia paucifolia Bak. 91. Allium atrosanguineum 37. —- Fetisowi Rgl. 9. — Semenovi Rgl. 37. — semiretschenskianum Rgl. 99. Aloö Cooperi Bak. 60. — Schmidtiana Rgl. 97. Alonsoa Warszewiezi Rgl. var. 193. Amelanchier asiatica Walp. 15. Ananas macrodontes E. Morr. 283. Andromeda 17. Androsace Laggeri Boiss. 97. Anemonopsis macrophylla Sieb. & Zucec. 88. Angelica songarica Rgl. & Schmalh. 118. Angraecum Hildebrandti Rehbeh. fil. 26. — Scottianum Rehbeh. fil. 9. Anona triloba 17. Anoplophytum strictum Beer 284. Anthericum gracillimum Rgl. 282. Anthurium Scherzerianum 282. — triidum. Oliy. 1776: Antirrhinum glutinosum Boiss. & Reut.183. — — var. rupestre Willk. & Lge. 183. — hispanicum Chav. 183. — rupestre Boiss. & Reut. 183. Aponogeton junceum Lehm. 185. — spathaceum E. Mey. var. junceum 185. Aquilegia thalietrifolia Schott & Ky. 2. Arabis albida Stev. 149. Ardisia Olivieri Mast. 82. Areca Alicae F. Muell. 199. Arenaria rupifraga Fzl. 44. Argemone hispida A. Gray 186. — mexicana Engelm. 186. var. hispida Torr. 186. — munita Dur. & Hilg. 186. ' Aristolochia caracasana Sprgl. 124. — trifida Lam. 124. — trilobata L. 124. Aroniıa asıiatica Sieb. & Zucee. 15. ‘ Arrhostoxylum acutangulum Nees 60, Arundinaria falcata 349. Aspidium Filix mas Sw. 57. 179. var. eristatum 57. . — spinulosum Desv. 179. Atragene alpina L. 121. — macropetala Ledeb. 121. Aucuba japonica 17. Azalea indica Kaiserin von Indien 243, Louisa Pynaert 243. Mdme. Jean Nuytens Ver- schaffelt 243. — mollis 17. — pontica hybrida 17. Azara integrifolia R. & Pav. 234. Beaucarnea recurvata Lem. 210. . Begonia Alfred de Limingh 210. — argyrostigma Fisch. 210. — aukubifolia hort. 209. — boliviensis A. DC. 207. 388 Begonia caroliniifolia Rgl. 209. — cinnabarina Hook. 209. — diversifolia Grah. 208. — Dregei Otto 209. — Froebeli A. DC. 207. — Greigi Van Houtte 209. — heracleifoliaCham. &Schlchtdl. 209. — hybrida flore pleno 208. — hydrocotylifolia Hook. 209. — incarnata Lk. & Otto 209. — intermedia Veitch 208. — Kunthiana Walp. 210. — Jueida Knth. & Bche. 210. — maeulata Rddi. 210. — manicata Brongn. 210. — Martiana Lk. & Otto 208. — metallica G. Sm. 210. — Moehringi Rgl. 209. — octopetala Herit. 207. — papillosa Grah. 209. — Pearcei Hook. 207. — platanifolia Grah. var. Ohlendorf- fiana Rehbeh. fil. 312. — prestoniensis Moore 209, — Rex Putz. 208. — rubrovenio Hook. 208. — Saundersi hort. 209. — scandens Sw. 210. — Schmidtiana Rgl. 321. — semperflorens Lk. & Otto 209. — stigmosa Lindl. 209. — Veitchi Hook. 207. — Verschaffelti Rgl. 209. — weltoniensis ht. Angl. 209. — xanthina Hook. 208. Berberis cretica Thbg. 14. — glaucescens St. Hil. 14. — heteropoda 80. — Thunbergi DC. 14. Bertolonia guttata Hook. 210. — primuliflora Bull 210. Betonica laevigata Don. 186. Bifrenaria mellicolor Rehbch. fil. 25. Billbergia chlorosticta ht. Saund. 283. 284. — Saundersi Bull 283. Boldoa fragrans Juss. 234. Bollea Lawrenceana Rehbch. fil. 58. Bomaria Carderi Mast. 82. Bromelia macrodonta hort. 283. — sphacelata R. & Pav. 234. 375. — undulata hort. 283. Broussonetia papyrifera 18. Bryomorphe rupifraga Kar. & Kir. 44. Buergeria stellata Sieb. & Zucc. 59. Bulbophyllum Beccarii R. f. 347. — Gibsoni Lindl. 91. Register, Bulbophyllum Khasyanum Griff. 91. Burbidgea nitida Hook. 186. psychoon Rchbeh. fil. 29. Buxus 17. Calampelos scaber Don 187. Calanthe veratrifolia R. Br. Rehbeh. fil. 26. macroloba Calathea affınis Fzl. 294. amabilis Lind. 299. angustifolia Koern. 294, applicata EB. Morr. 297. argyraea Koern. 295. arrecta Lind. & Andre 294. Bachemiana E. Morr. 297. Baraguiniana Rgl. 301. bella Rgl. 297. chlorostieta hort. Vindob. 294, cinerea Rgl. 302. densa Rgl. 302. eximia Koern. 295. fasciata Rgl. & Koern. 295. flavescens Lindl, 293. grandifolia Lindl. 293. hieroglyphica Lind. & Andre 301. Jagoriana hort. 297. Koernickeana Rgl. 29. Legrelliana Rgl. 301. leopardina Rgl. 297. — B, coneinna Rgl. 297. Lietzi E. Morr. 296. Lindeniana Rgl. 300. longibracteata Lindl. 294. Makoyana E. Morr. 301. Marcelli hort. 300. medio-picta Rgl. 298. metallica Koern. 300. micans Koern. 298. — 0, genuina 299. — 8, robustior Koern. 299. — y. amabilis 299. nigro-costata Lind. & Andre 294. orbiculata Lindl. 293. NEE: ornata Koern. 295. — 0„,albo-lineataFl.deserr. 295. — B,roseo-lineata Fl.deserr.295. — y, regalis 295. — 8, majestica 29. pacifica Lind. & Andre 294. pardina Fl. de serr. 298, Pavoni Koern. 298. picturata C. Kch. 290. — 8, Rgl. 299. princeps Lind. 302, propinqua hort. 293. pulchella E. Morr. 297. Register. Calathea roseo-picta Rgl. 300. o, typica 300. ß, Wagneri 300. y, Ilustris 300. — rotundifolia Koern. 295. — rufibarba Fzl. 294. — splendida Rgl. 297. — trifasciata Koern. 293. — tubispatha Hook. 298. — undulata Lind. & Andre 299. — varians C. Kch. 294. — variegata Koern. 302. — Veitchiana Hook. 301. — villosa Lindl. 298. pardina Bot. Mag. 298. Pavonii Rgl. 298. — violacea Lindl. 293. —- virginalis Lind. 293. — Wallisi Lind. 302. — Warszewiezi Koern. 299, — Wioti E. Morr. 298. — zebrina Lindl. 296. — 8, pulchella 296. em Pallası 47. Callithauma viridiflora Herb. var. Elwesi Bak. 27. Calycanthus floridus 18. — macrophyllus (occidentalis) 18. Campanula macrostyla Boiss. & Heldr. 118. 184. Canistrum eburneum E. Morr. 284. Caragana 18. — Gerardiana Grah. 12. Carduus altissimus L. 88. Carica gracilis Lird. 258. Carludovica Wallisi Rgl. 325. Castanea vesca 18. Castilleja indivisa Engelm. 60. Gatalpa 18. — speciosa Barney. 244. Catasetum triodon Rchbceh. fil. 89. Cattleya Mardelli Seden 376. — Marstersoniae Seden 90. — Tirianae R. f. Hardyana 377. Ceanothus 18. Centaurea Fenzlii Reichardt 183. Cerasus lusitanica 17. Cerastium dahuricum 35. CGeroxylum ferrugineum Wallıs 163. Chaetanthera valdiıviana Phil. 234. Chevalliera Veitchi E. Morr. 283. Chionanthus 18. Chlorophytum polyrrhizon Bak. 89. Chorispora Bungeana 36. 44. — Greigi Rgl. 257. — songarica 38. 389 Chrysanthemum coceineum Sims 281. — inodorum flore pleno 24. plenissimum 24. — roseum Adam 281. Cirrhopetalum Makoyanum R. f. 376, Cirsium altissimum Sprgl. 88. Citharexylon cyanocarpum Hook. & Arn. 34. ar Clematis 18. — alpina DC. 121. — grewiflora DC. 58. — sibirica DC. 121. Clethra alnıfolia 17. Coelogyne corymbosa Lindl. var. hetero- glossa R. f. 27. — Hookeriana Lindl. 124, — Massangeana R. f. 91. Coffea liberica 96. Colchicum speciosum Stev. 147. Goleus Blumei Benth. 341. — Hendersoni 244. Comparettia speciosa R. fil. 90. Conophallus titanum Beccari 314. Cordyline Haageana C. Kch. 32. — Murchisoniae F. Muell. 32. Cortusa Matthioli en 144, grandiflora 2. Corsdalis Lodshbanaa Kar. & Kir. 225. Gorylopsis spicata 18. Cotoneaster buxifolia 17. — microphylla 17. — Simondsi 17. Crassula dichotoma L. 185. — gentianoides Lam. 185. — retroflexa Thbg. 185. — spathulata Thbg. 242. — versicolor Burch. 281. Crinum Macowani Bak. 60. Cuphea lanceolata Ait. 187. — Zimapanı Roezl 187. CGymbidium Hilli F. Muell. 138. — Leachianum R. f. 28. — Parishi R. fil. 28. CGynanchum acutum 35. Gypella brachypus Bak. 60. Cyperus glomeratus 47. Cypripedium Ashburtoniae R. f. 163. — Lawrenceanum R. f. 91. — vernixium R. f. 377. Cyrtanthus Macowani Bak. 1. Dactylis glomerata aurea pendula 244. Deherainia smaragdina Desne. 59. Delphinium ceaschmerianum Royle 88. Dendrobium Bensonae R. fil. var. xan- thinum 28. 390 Dendrobium bigibbum Lindl. var. super- bum 91. Brymerianum R. fil. Burbidgei R. f. 88. chrysanthum Lindl. var. mieroph- thalmum R. f. 377. Goldiei R. f. 25. leucochlorum R. f. 376. micans R. f. 376. Smilliae F. Müll. 347. splendidissimum R. f. 376. Williamsianum R. fil. 26. Dianthus chinensis var. Heddewigi 243. Dioseorea pyrenaica 325. vittata Bull. 187. Draba oreades 37. Dracocephalum integrifolium 38. peregrinum 35. Drimiopsis perfoliata Bak. 89. Duchesnea fragarioides Sm. 242, fragiformis Don 242. 122. Ecceremocarpus scaber R. & Pav. 187. Echinocystis lobata Torr. & A. Gray 180. Echinopsis Eyriesi ht. Berol. 373. multiplex Zucc. 373. oxygona Zucc. 373. Schelhasi Zucce. 373. tubiflora Zuce. 373. turbinata Zuce. 373. valida Monv. 373. Zuccariniana Pffr. 373. Edwardsia Macnabiana Grah. Elaeagnus edulis 10. Kologa DC. 11. latifolia Weht. 11. Encephalartos acantha Mast. 314. Eria Corneri Rehbch. fil. 28. Erica 17. | Erigeron aurantiacus Rgl. 289. Eritrichium villosum 37. Eryngium macrocalyx 47. Erythraea chironioides Torr. 184. tricantha Durr. (non Griseb.) 184. venusta Gray 184. Erythrina insignis Todaro 290. Escallonia bifida Lk. & Otto 186. floribunda H. B. & Knth. 186. v. montevidensis Ch. & | Schl. 186. montevidensis DC. 186. Eschscholtzia californica v. Mandarin 120, Euacaena pinnatifida R. & Pav. 234. | Eucalyptus Abergiana F. Muell. 381. alpina Lindl. — corynocalyx F. Muell. — 233. Register: ı Fritillaria gibbosa Boiss. 187. Puralyu u erythrocorys F. Muell. — goniocalyx F. Muell. — haemastoma F. Muell. — k leucoxylon F. Muell. — ke longifoha Lk. & Otto. — macrorrlıyncha F. Muell. — melliodora Cunn. — micerocorys F. Muell. — odorata Behr — 2 pachyphylla F. Muell. — phoenicea F. Muell. — Raveretiana F. Muell. resinifera Sm. — saligna Sm. — Siebefiana F. Muell. — tetradonta F. Muell. — tetraptera Turez. — Euchlaena luxurians hort. 25. Eucomis amaryllidifolia Bak. 90. bicolor Bak. 9. Eugenia australis Wendl. 375. multiflora 234. myrtifolia Sims 375. Euphorbia pulcherrima W. 182. Euryangium Sumbul Kaufm. 87, Eurygania ovata Hook. fil. 184. Evonymus japonicus 17. Maacki Rupr. 13. EN a Ficus exsculpta Bull 369. repens W. 242, Fragaria indica Andr. 242, Fraxinus excelsior mandschurica Houtte 13. longieuspis Sieb. & Zuce. 13. mandschurica Rupr. 18. | oxyphylla M. B. 8, oligophylla Boiss. 46. potamophila Herd. 14. 46. sogdiana Bge. 46. viridis nobilis 14. Van Hookeri Bak. 122, Karelini Bak. 187. macrophylla Don 122. pterocarpa Stocks 187. Sewerzowi Rgl. 59. Walujewi Rgl. 353. ı Fuchsia coceinea Lindl. 239. corymbiflora R. & Pav. 239. 240, fulgens DC. 239. 240, 241. globosa Lindl. 239. 240, gracilis Lindl. 239. macrostemma R. & Pav. 234. magellanica 234, microphylla H, B. & Knth. 239, Register. Fuchsia parviflora 239. — pumila 239. — serratifolia R. & Pav. 239. 241. — thymifolia H. B. & Knth. 239. Gaillardia bicolor Lem. 243. var. Drummondi Bot. Mag. — — Drummondi DC. — — pieta Don — — pulchella Foug. — Gaultheria florida Phil. 234. Gentiana acaulis L. 69. — algida Pall. 43. 68. 116. — asclepiadea L. 68. — cruciata L. 68. — decumbens L. 42. 68. — Fetisowi Rgl. & Schmalh. 68. — frigida Haenke 68. var. algida 116. — Gebleri Ledeb. 69. — Kaufmanniana Rgl. & Schmalh. 68. — Jutea L. 68. — Olivieri Griseb. 68. — pannonica Scop. 68. — Pneumonanthe L. 68. 118. — punctata L. 68. — purpurea L. 68. ..— . scabra Bge. 68. — septemfida Pall. 68. 117, — umbellata 43. — verna L. 69. — Walujewi Rgl. 68. Gilia Brandegei Gray 60. Glaucium squamigerum Kar. & Kiril. 129. Gloriosa superba L. 147, Goeppertia zebrina Nees 296. Grammanthes caesia E. Mey. 185. — chlorifolia DC. var. caesia DC. — — depressa Eckl. & Zeyh. — — gentianoides DU. — — sebaeoides Eckl. & Zeyh. — Grammatophyllum pantherinum R. f. 27. Greigia sphacelata Rgl. 374. Griffinia ornata Th. Moore 58. Guevina Avellana Mol. 234. Guzmannia fragrans Lind. 284. Gynocardia odorata Roxb. 214. Haberlea rhodopensis Friv, 323. Habrothamnus elegans Scheidw. 312. Haemanthus albo-maculatus Bak. 29. — Arnotti Bak. 89. — hirsutus Bak. 26. — Kalbreyeri Bak. 29, Hamamelis persica Fisch. 13, 391 Hartwegia gemma R. fil. 27. Hedysarum Mackenzii Richards. 123. Hegemone lilacina 36. Heliconia discolor hort. 294, Helleborus caucasicus M. B. 150. Hippopha& conferta Wall. 11. — salieifolia Don. 11. Hololachne songarica Ehrbg. 46. Howardia trifida Kl. 124. — trilobata Kl. 124. Huernia brevirostris N. E. Brown 60. Hydrangea paniculata grandiflora 18. Hydromistria stolonifera @.F. W.Mey. 194. Hymenophyllum nitens R. Br. 309._ Iberis umbellata L. 119. Inula Hookeri 187. Iris balkana Janka 58. — Ghamaeiris var. balkana Bak.. 58. — pumila L. 181. Ismene tenuifolia Bak. 184. Jacaranda earoliniana L. 234. Jacquinia smaragdina hort. 59. Jambosa australis DC. 375. Jasminum Sambae L. 311. Jubaea spectabilis 304. Kalmia 17. Kalosanthes versicolor Haw. 2831. Laelia Dominyana R. fil. 88. Lagerstroemia indica 336. Lastrea Filix mas Prsl. 57. Ledum 17, Leperiza eucrosioides Bak. 29. Leptocarpha rivularis Poepp. 234. Leycesteria formosa Wall. 181. Libocedrus chilensis Endl. 311. Ligularia macrophylla DC. 148. Ligustrum chinense 17. — ovalifolium 17. Lilium Hookeri Bak. 122. — roseum Wall. 122. — Thomsonianum Lindl. 122. Limatodes labrosa R. fil. 375. Liquidambar 18. Listrostachys ringens R. fil. 58. Livistona Mariae F. Muell. 102. Loasa vulcanica E. Andre 187. — Wallisi Maxim. 187. Lobelia bicolor Sims 309. — erinoides Hermann Beyer 850. — Erinus L. 309. — fulgens W. 311. — Jutea L. 33. 392 Lonicera hispida 36. — microphylla 35. Luma Cheken 304. Lycaste Wittigi R. fil. 91. Lycium turkomanicum 47. Lysimachia punctata L. 144. Magnolia acuminata 18. — conspieua 18. — glauca 18. — grandiflora 16. — Halliana Parsons 58. — macrophylla 18. — Soulangeana 18. — stellata Maxim. 58. — tripetala 18. Mahonia Aquifolium 17. — Beali — — japonica — — repens — Maranta albo-lineata hort. 295. — argyraea Lind. 295. — Bachemiana hort. 297. — Baraguini 301. — bella W. Bull 297. — bicolor Arrab. 296. — borussica Lind. 295. — capitata hort. 293. — cinerea Lind. 302. — comosa hort. 293. — coneinna W. Bull 297. — corifolia hort. 295. — cylindrica A. Dietr. 293. —- discolor hort. 294. — — ht. Petrop. 294. — fasciata Lind. 295. — grandifolia A. Dietr. 293. — humilis Arrab. 294. —- ıllustris Lind. 300. — Jageriana hort. 297. — Kegeliana hort. 297. — Legrelliana Lind. 301. — leopardina Bull 297. — Lindeniana Wallis 300. — longibracteata Sweet 294. — maculata Pav. 298. — majestica Lind. 295. — Marcelli hort. 300. — medio-pieta Makoy 298. — orbifolia Lind. 296. — ornata Lind. 295. — paeifica Lind. 294. — princeps Lind. 302. — pulchella E. Morr. 297. — — Lind. 296. — regalis hort. 295. Register. Maranta Riedeliana ht. Paullowsk. 293. — roseo-lineata hort. 295. — roseo-picta Lind. 300. — setosa Lind. 294. — splendida Lem. 298. — truncata Lk. 293. — undulata Lind. 299. — Van den Heckei Versch. 299. — variegata hort. 302. — violacea hort. 294. — vittata hort. 295. — Wagneri Veitch 300. — Warszewiezi Matthieu 299. — Wioti E. Morr. 298. — zebrina Sims 296. Marica brachypus Bak. 60. Martinezia disticha Wallis 169. Masdevallia abbreviata R. fil. 28. — bella R. f. 26. — campyloglossa R. f. 90. — hypodiscus R. f. 30. — Parlatoreana R. f. 348, — polystieta R. f. 58. — Shuttleworthii R. f. 59. Maurandia Barklayana W. 346. Maxillaria caloglossa R. f. 91. — neophylla R. f. 91. Menziesia 17. Mesembryanthemum coceineum Haw. 280. — deltoideum Mill. 280. — hirtum N. E. Brown 29. — linguiforme Salm 279. — mutabile Haw. 279. — tigrinum Haw. 277. 279. Methoniea superba Lam. 147. Momordica echinata Mhlbs. 180. Monolena primuliflora Hook. 210. Moricandia sonchifolia Hook. fil. 24. Mulgedium azureum 40. Murraya exotica L. 282. Mutisia retrorsa Gav. 234. Myrtus australis L. 375. Nepenthes Courti Veitch 369. Nepetha spieata Benth. 186. Nieotiana acutifolia 21. — longiflora Cav. 21. — suaveolens Lehm. 22. — undulata Vent. 22. | Nidularium chlorostietum E. Morr. 284. j — Lindeni Rgl. 284. -Nuttalia eerasiformis Torr. & A. Gr. 14. Nymphaea alba L. var. rosea 206. Ocimum Basilieum :L. 346. Odontoglossum asperum R. f. 876. Register, ÖOdontoglossum Andersonianum R. f. var. | lobatum 347. — confertum R. f. 376, — crispum Lindl. var. fastuosum 26. — cristatellum R. fil. 91. — Edwardi R. f. 28. — limbatum R. f. violaceum 26. — orientale R. f. 377. — umbrosum R. f. 130. Olea aquifolia Sieb. & Zucc. 14. 276. — fragrans Thbg. 276. Oneidium Balderramae R. f. 26. — Jinguiforme Lindl. 130. — Marschallianum R. fil. 193. — Millianum R. f. 89. — praetextum R. f. 283. — Rogersi hort. 283. — stipitatum Lindl. var. platyonyx 27. — umbrosum R. f. 130. Onoclea sensibilis L. 56. Orixa japonica Thbg. 13. Orithyia oxypetala Knth. 290. Ornithogalum albo-virens Bak. 89. — aurantiacum Bak. 91. Orychophragmus sonchifolius Bge. 24. Osmanthus aquifolius hort. 276. — fragrans Lour. 276. — ilicifolius hort. 276. Osmunda- regalis L. 56. Oxalis grandiflora Jacq. 161. — laxula Jacg. — — longiscapa Jacq. — — purpurea Jacg. — — Simsi Bot. Mag. — — . variabilis Jacq. — — — var. rubra. — Pancratium speciosum Salisb. 180. Papaya gracilis Rgl. 258. Parastranthus luteus DC. 33. — simplex G. Don 33. Parrotia persica C. A. Mey. 13. Pavonia Makoyana E. Morr. 283. — multiflora St. Hil. 185. — Wioti E. Morr. 185. Pedieularis sceptrum marianum Vell. 60. Pernettya 17. Pescatorea Russeliana R. f. 90. Phalaenopsis antennifera R. f. 377. — grandiflora Lindl. 343. — violacea Teysm. var. R. f. 30. Phellodendron amurense Rupr. & Max. 12. Philodendron serpens Hook. fil. 59. — speciosum Schott 55. Phlox Nelsoni 121, Murtoniana 393 Phlox nivalis — — pilosa — — setacea L. — — subulata L. 120. Phoenix cycadifolia ht. Athen. 131. — dactylifera L. 304. — tenuis hort. 54. Pau bicolor C. Kch. 296. cylindricum Rosc. 293. — densum C. Kch. 302. — discolor hort. 294. — eximium C. Kch. 295. — floribundum Lem. 293. — grandiflorum Rosc. 293. — Jagorianum ©. Kch. 297. — Jlongifolium C. Keh. 293. — micans Koern. 299, — pumilum Kl. 299. Otto & Dietr. 295. — rotundifolium C. Keh. 296. — trifasciatum C. Kch. 293. — truncatum hort. 295. — Van den Heckei Lem. 299. — variegatum C. Kch. 302, — villosum Lodd. 298. — violaceum Rosc. 293. — vittatum C. Kch. 295. — Warszewiczi Kl. 299. zebrinum hort. 295. Phyllanthus nivosus G. Sm. 19. — roseo-pietus 19. Picrasma ailanthoides Planch. 207. Piptospatha insignis N. E. Brown 348. Pirus longipes Coss. & Dur. 15. — Pashia Don — — variolosa Wall. — Platycerium Hilli Th. Moore 89. — Willinki Th. Moore 19. Plumeria tricolor R. & Pav. 148. Polypodium Filix mas L. 57. — vulgare L. 178. Polystachya rufidula R. f. 347. Polystichum Filix mas Roth 57. Populus alba L. var. pyramidalis 150. — angulata 18. — euphratica 46. — Sımoni Carr. 12. Portulaca grandiflora Lindl. 346. Potentilla Wallichiana Seringe 242, Primula algida Adams 146. — dGandolleana Rehbeh. 147. — capitata Hook. 86. 257. — carniolica Jacg. 147. — ciliata Schrank 147. — dariolica Rupr. 146. — farinifolia Rupr. 146. 394 Primula farinosa L. 145. — Forsteri Stein 322. — grandis Trautv. 69. — graveolens Hegetschw. 147. — hirsuta Vill. 147. \ .— hirsuta >< minima Stein 822. — integrifolia L. 147. — Kerneri Goebl & Stein 92. — longiscapa Ledeb. 36. 146. — luteola Rupr. 146. — nivalıs Pall. 37. .326. — pubescens Jaeq. 147. — _rosea Royle 354. —_ sıbiriea 146: — spectabilis Tratt. ‚147. — Stein Obrist 322. — strieta Hornem. 146. — Stuarti Wall. 87. — villosa Jacq. 146. — viscosa Rehbch. 147. Pritchardia filifera hort. 246. Prunus armeniaca L. 2. — cealıifornica hort. 14. — domestica L. 4. — ınsıtitia 4. — Laurocerasus L. 355. — oeconomica Borkh. 4. — tomentosa Thbg. 14. Pterostyrax hispida Sieb. & Zuce. 13. Pugionium cornutum Gaertn. 68. Punica Granatum L. 356. Puya edulis Morr. 96. Pyrethrum carneum M. B. 281. — Parthenium L. 122. — pulchrum 36. — roseum M. B. 281, Quercus 18. — Ilex L. 358. Bamondia pyrenaica 925. Ranunculus altaicus 40. — fraternus 40. Rapuntium luteum Prsl. 33. Ravenea Hildebrandti Behe. 149. Reana luxurians 25. Renanthera histrionica R. fil. 28. Rheum offieinale Baill. 82. Rhinopetalum Boissieri Klatt 187. — Karelini Fisch. 187. 265. Rhododendron 17. — glaucum Hook. fil. 15. — myrtifolium Van Houtte 15. — Taylori Veitch 51. Rhodotypus Kerrioides 19. Rhus ailanthoides Bge. 207, Register, zu. Rhus succedaneum L. 11. Ribes Roezli Rgl. 226. Robinia Pseudacacia semperflorens 18. Rochea faleata DC. 280. | — versicolor DC. 281. Rosa bifera Madame Rocher 314. | — : hybrida bifera Alfred Golomb 284. — — — Annade Diesbach — - — — Magna charta — Er = — Rosa Morny — — indica borbonica semipiena 314. — — Thea Gapitaine Christy 284, — — .— Reine Marie Henriette 315. — multiflora Laura Davoust 284. — Paquerette 314, — parvula 314. — Pompon de Bourgogne 314. — rugosa 18. Rubus crataegifolius 19. Ruellia acutangula Nees, 60. — Devosiana hort. 283. Salvia amabilis Knth. & Bche, 183. — _farinacea ‚Benth. 182. ji — trichostyla Bischoff 183. Saponaria ocimoides L. 57. Sarcanthus mirabilis R. fil. 88. Sarracenia Chelsoni Moore 312. Saxifraga flagellaris 37. — geranioides L. 291. — Maweana Bak. 122. Scilla pendula Bak. 27. Sedum cyaneum Rudolph 129. — lilacmum Ledeb. 129. Selaginella_ bellula Th. Moore 375. — japonica Moore 81. — sanguinolenta 38. 80. — Victoriae Th. Moore 947, Senecio elegans L. 277, Sequoia sempervirens Endl. 7, Shepherdia argentea Nutt. 11. — canadensis Nutt. 11. Sicyos lobata Mchx. 180. Solanum azureum 244. Sophora japonica 18. Sorbus domestica 16. Spathiphyllum pictum Bull 52. Stachys Maweana 183. Stanhopea tigrina Batem. 344, Staphylea colchica 18. Stenocarpus Gunninghami R. Br. 275. ..— . sinuatus Endl. 275, Swertia connata Schrenk 42. — marginata Schrenk 42, Syringa oblata Lindl, 14, Register. Syringa vulgaris L. double de Lemoine 283. Talauma stellata Miqu. 58. Tanacetum carneum Sch.-Bip. 281. Taxodium sempervirens Lamb. 7. Taxus baccata L. 374. Telanthera amoena Rgl. 345. Thalia rotundifolia GC. Kch. 296. Thea viridis L. 343. Theophrasta smaragdina Lind. 59. Thermopsis alpina 38. Thuia andina Poepp. 311. — chilensis Don 311. Thuiopsis dolabrata Sieb. & Zuce. 373. Thunia alba R. fil. 206. Tillandsia argentea C. Kch. 282. — brachyeaulos Schlchtdl. 283. — cireinnalis Griseb. 312. — nigro-maculata Roezl 282, — paucifolia Bak. 91, — Roezli E. Morr. 282, — strieta Soland. 283. — tectorum E. Morr. 282. — usneoides L. 282. . Trianea bogotensis Karst. 194. Tropaeolum eiliatum DC. 234. Tulipa Fransoniana Parl. 27. : lliensis Rgl. 162. 227. — Kesselringi Rgl. 34. — saxatilis Sieber 59, Ulmus 18. Umbilieus Lieveni 40, Uneifera heteroglossa R. f. 29, Uncinia erinacea 234. Urostigma Vogeli Miqu. 214. 395 Vanilla aromatica Sw. 343. Vasconcella gracilis hort. 258. Vauanthes chloraefolia Harv. 185. Verbena chamaedrifolia Juss. 369. — Labini hort. 372. — Melindres Gill. 370. — melissoides Sweet 370. — multifida hort. 372. — phlogifolia 372. — pulchella Sprgl. 372. — tenera Sprgl. 372. — teuerioides Gill. & Hook. 372. Veronica longifolia L. var. subsessilis Miqu. 187. — Traversi Hook. fil. 183. Viburnum plicatum 18. Viola altaica 36. Virgilia lutea 18. Waldheimia tridactylites Kar. & Kiril. 44. Warszewicziella discolor R. fil. 288. — marginata R. f. — — velata R. f. — — Wailesiana R. f. — Washingtonia filifera H. Wendl. 246. Watsonia densiflora Bak. 185. Xanthoceras sorbifolia 19. Xeranthemum annuum L. 23. — gomphreniflorum — — — superbissimum. — Zamia amplifolia Bull 314. Zygopetalum Lawrenceanum R. f. 58. — maxillare Lodd. 345. — obtusatum R. f. 88. — Russelianum R. f. 90. 3. Sachregister. Ableitung des Wortes Meerrettig (Mähr- rettig) 350. Adresse an die »American Association for the advancement of Sciences von Professor Asa Gray 377. Amarylliskultur 175. ‚ Ampelpflanzen 241. Anmerkungen zu dem Aufsatze über Zier- gehölze Seite 16 des Januarheftes 236. Aprikose 2, Areale von Kulturpflanzen als Freiland- pflanzen 2, 355, Areca Alicae, eine neue Palmenart aus Nord-Australien 199. Arundinaria faleata und ihr Verhalten nach dem Blühen 349. Aus Baku 64. Aus dem botanischen Garten von Breslau 1879. 188. Aus Kuldscha 35. 79. Aus Tiflis 254. 255. Aus Uralsk 254. Ausstellung in Goburg 160. — — Gent 96. — — Klagenfurt 95. 160. 396 Ausstellung zur 50jährigen Stiftungsfeier des Gartenbauvereins zu Coburg 32. Auszug aus der Rede, welche Dr. A. W. Eichler bei der Enthüllung des Denk- mals von Al., Braun in Berlin ge- halten hat 348. Beitrag zur Geschichte des Dekorations- wesens der Gärten in spezieller Be- ziehung zur Teppichgärtnerei 266. Bemerkungen über verschiedene ältere und neuere Freilandgehölze 10. Beobachtungen aus dem botanischen Garten in Breslau von Prof. Göp- pert 202. Beobachtungen über ächte und falsche Chamaecyparis (Retinospora) 109. Berichte über Vereine, Ausstellungen etc. 160. Birnbaum, einer, der viermal im einem Sommer blühte und Früchte an- setzte 175. Blumen-Ausstellung des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Um- gegend 248. Blumen-Ausstellung in Anvers 32. Blumenkultur, moderne 247. Botanischer Garten in Melbourne 224. — — — Zürich 352. Brumata-Leim 151. Bulletino della societa Toscana di orti- cultura in Firenze. 125. Catalog der Gräfl. Attems’schen Samen- kultur-Station zu St. Peter bei Graz in Steiermark 154, Chinesische Kultur der Sophora japonica pendula und der Trauerweide 63. Gultur der Cyclamen in Uralsk 32. Das Kloster und die Inseln Walam 139. Der Stadtpark in Wien 124. Die gemischte Pflanzengruppe, ein unge- zwungener, naturgemässer Schmuck der Gärten 48. Die japanische Flora des botanischen _ Gartens in Breslau 224. Die Provinz Fajum in Aegypten nach Aschersson 152. von Eine Reise nach dem »Tsukuba« dem 1878 ın Tokio verstorbenen Professor Ahlburg. 164. Einfluss der Beleuchtung auf das Ein- dringen der Keimwurzeln in den | Boden 315. Register. / Einige gefüllt blühende Abarten unserer einheimischen Pflanzen 292, Einiges über Ziergehölze 16. Ein Malus spectabilis, welcher um Weih- nachten des Jahres 1869 schön und vollkommen blühte 174. Elfenbein-Etiquetten zur Bezeichnung der Pflanzen 32. Entwicklung des Prothalliums von Seolo- pendrium 68. Fütterungs-Versuche mit „Drosera longi- follıa Sm. und Drosera rotundifolia 1221043 Gartenbau-Gesellschaft in Florenz 151. Georginen-Neuheiten von J. Sickmann, Bad Köstritz (Thüringen). 100. Gräser für heisse und trockne Plätze in wärmeren Klimaten 245. Granate 356. Grosse Ausstellung von Pflanzen in Gent Soll Gutachten über kranke Pomeranzen 316, Hainpflanzen des Frühjahrs 135. Hochstämmige Johannisbeeren u. Stachel- beeren 176. Internationale . Ausstellung von Gegen- ständen aus dem Gebiete des Gar- tenbaues etc. ın Hannover im Som- mer 1880. 192. Kaukasischer Gomfrey 218. Kirschlorbeer 355. Klagen über Verheerungen an: den Wein- stöcken in der Krim durch »Oidium Tuckeri« 352. Kleine Notizen über Palmensaaten und Anzucht 131. Krautartige Pflanzen, welche zum Ver- wildern in Landschaftsgärten sich eignen 360. Krebs der Obstbäume 350. Kropfkrankheiten der Kohlpflanzen 70. Kultur der „Gentiana algida Pall.‘“ 116. Kultur und Vermehrung der „Proteaceen“ 272. Kultur von „Rhinopetalum Karelini Fisch.“ 269. Landfarne 178. Landschaftsgärtnerei, praktische, unge- wöhnliche Aufgaben derselben 227. ' Leipziger botanischer Garten 154 5 3 Se = MEN. Bi er N ART Register. März-Versammlung der Gartenbau-Gesell- schaft in Florenz 212. Medizinkräuterbau 245. Methode, eine sichere, den Weinstock zu veredeln 196. Mittel gegen die Obstmaden 93. Mittel, um reife Samen von bei uns schwer reifenden annuellen Pflanzen zu erhalten 246. Mittheilung über die Kultur der Agrumen 316. Mittheilungen über Weinbau in Trans- kaukasien 69. Mittheilungen aus Nikita 352. Monument für De Notaris 219. Nekrolog von Eduard Fenzl 319. Neue Species der Gattung ‚Taccarum“ 212. Neueste Entdeckungen in Neuholland 303. Perlzwiebel 320. Perlzwiebel und Lauch oder Porre 235. Phoenix dactylifera, Jubaea spectabilis und Luma Cheken 304. Reifezeit der Samen von »Acer rubrum und dasycarpum« 61. Reise nach dem »Tsukuba« von Professor Ahlburg 164. Reise von Buenos-Ayres nach Valdivia 234. Rosen - Ausstellung im Bürgerpark in Bremen 31. 64. 192. Schmarotzer an Erbsen 153. Schwefelkohlenstoff als Mitte, um der Verbreitung der Blutlaus durch Ver- sandt von befallenen Bäumchen und _ Steckreisern vorzubeugen 78. Sequoien, über dieselben 6. Sitzung der k. k. Akademie der Wissen- schaften in Wien 213. Skizze des botanischen Gartens in Genua 211. Solanum als Epiphyt 154. Stadtgärtner in Wien 154. Stärkemehl aus den Blättern von ‚„Puya edulis‘‘ 96, Stammarten, die, unsrer Fuchsien 238. Steineiche 358. Steinparthie zur Kultur von Alpenpflanzen im bot. Garten zu Innsbruck 92. 397 Teppichbeete der Promenaden in Breslau 61 Trauben-Aufbewahrung 212. Trüffelernte in der Provinz Umbrien 212. Ueber »Coffea liberica« 96. Ueber das Chlorophyll der Phanerogamen- Laubblätter 249. Ueber den Einfluss des Bodens und der Entwicklung des Samens auf das Sexualgeschlecht der Pflanzen 316. Ueber Werth der hochstämmigen Stachel- und Johannisbeeren für den Gar- tenbau 195. Ueber die Sequoien 6. Ueber Einwirkung niedriger Temperatur auf die Vegetation 202. 259. 305. Ueber Ernährung der Pflanzen 222. Ueber Formveränderung von Coniferen- Sämlingen 172. Ueber Lobelia Erinus 350. Ueber Phylloxera 365. Uebersicht der Arten der Gattungen „Ma- ranta und Calathea‘‘ 293. Ueber Wurzelschnitt der Palmen 271. Ungewöhnliche Aufgaben der praktischen Landschaftsgärtnerei 227, Untersuchungen über die Beziehungen der Nährstoffe zur Transpiration der Pflanze 93. Verdoppelung des .Jahresringes 246. Veredlung der Kaffeerace 196. Versuchsgarten der Obst- und. Weinbau- schule in Klosterneuburg 212. Wichtigkeit des „Symphytum asperrimum“ als Futterpflanze (anerkannt und geläugnet) 151. Wiener Gärten 867. — illustrirte Gartenbauzeitung 190. Winter, frühzeitiger 352. Wissenschaftliche Düngungsversuche 285. Witterungsberichte aus Woronesh 352. Witterungsverhältnisse 256. — in Petersburg 221. — in Tiflis 222, Wittstocker Rosen-Rangliste 285. Zwwetsche 4, 398 4. Literaturberichte. Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima und Boden von Kerner 192. Anlage von Gärten oder allgemeine Re- geln, welche bei der Anlage von Gärten im mittleren und nördlichen Russland zu befolgen sind etc. von E. Regel 317. Anleitung zur Kenntniss und Anpflan- zung der besten Obstsorten für Deutschland 331. Becker, C., die Feinde der Obstbäume und Gartenfrüchte 31. Bohnensieg und Burk, Repertorium an- nuum literaturae botanicae perio- dicae tom. III. 126. Burvenich, die Obstbaumzucht an Giebel- mauern 190. Catalogue of the plants under cultivation in the Government Botanic Garden, Adelaide, South- Australia 1878. 189. Christy, Thomas, Commercial plants 213. Cohn, Ferdinand, die Gärten in alter und neuer Zeit 251. Deutsche Excursions - Flora von Jessen 190. — Pomologie von W. Lauche 94. Deutscher Gartenkalender auf das Jahr 1879. 31. 156, Dittrich, Anton, Album für Teppichgärt- nerei 81. Dybdahl, J. A., Kjobbenhave planterne 94. Eichler G., die Ermittelung des Sonnen- standes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume, so- wie einige allgemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei 384. Etymologisches Fremdwörterbuch des Pflanzenreichs, mit besonderer Be- rücksichtigung der deutschen Flora 30. Eucalyptographia von Ferd. Müller 381. Feinde der Obstbäume und Gartenfrüchte 31. Frauendorfer Gartenschatz von Eugen Fürst 191. Register. Gärten in alter und neuer Zeit von Ferd. Cohn 251. Gartenanlagen von R. Klette 217. Göthe, R., Rheinische Blätter für Wein-, Obst- und Gartenbau 191. Hartwig, J., der Hausgarten auf dem Lande 218, — Praktisches Handbuch der Obst- baumzucht 218. Heer, Oswald, Flora fossilis erotica 155. Jahresbericht (17.) des Gartenbauvereins für die Oberlausitz in Görlitz 287. Jessen, Deutsche Exceursions-Flora 190, Jürgens, Karl, Etymologisches Fremd- wörterbuch des Pflanzenreichs mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Flora 30. Kärntner Gartenbauzeitung 190. Kerner, die Abhängigkeit der Pflanzen- gestalt von Klima und Boden 192, a planterne von J. A. Dybdahl. 4 Klette, R., die Gartenanlagen 217. Koch, Karl, der Obstbau im deutschen Reich und der Ausfall der Obst- ernte 1877. 286. Kolb, Max, das Wichtigste aus der Theorie des Gartenbaues 31. Küchenmeister, Friedr., Tabelle zum Selbst- unterricht im Veredeln der Obst- bäume 94. Kultur des Weinstockes unter Glas, mit besonderer Berücksichtigung des Klimas von Norddeutschland von H. Röse 318. Kurze Anleitung zur Landschaftsgärtnerei. Nach Skell’s »Beiträgen zur bilden- den Gartenkunst« von E. Lucas 317. Kurze Darstellung des Baumschnitts 192. Lauche, W., Deutsche Pomologie 94. Lebl, W., die Zimmer-, Fenster- und Balkongärtnerei 286, Legeler und Eichler, die praktische Mess- kunst und Mathematik für Gärtner und Landwirthe 188. Levy, Ernst, Neue Entwürfe zu Teppich- gärten, deren Anlage und Bepflan- 2 zung 218. Register. Lucas, E., Kurze Darstellung. des Baum- schnitts 192. s — Leitfaden für angehende Pomo- logen 31. Martin, Phil. Leop., Naturstudien 380. Mittelniederdeutsches Gothaer Arzneibuch von Karl Regel 214. Motive zu Garten- Architekturen von Carl Weichardt 288. 351. Müller, Ferd., Eucalyptographia 381. Naturstudien von Ph. Leop. Martin 380. Neue Entwürfe zu Teppichgärten von Ernst Levy 218. Oberdieck, J.G.C., Anleitung zur Kennt- niss und Anpflanzung der besten Obstsorten für Deutschland 3831. Obstbau, der, im deutschen Reich und der - Ausfall der Obsternte 1877. 286. Obstbaumkrankheiten, von Paul Sorauer 253. Obstbaumzucht an Giebelmauern von Fr. Burvenich 190. Praktisches Handbuch der Obstbaum- zucht 217. Regel, E., Anlage von Gärten im mitt- leren und nördlichen Russland 317. Regel, Karl, Mittelniederdeutsches Gothaer Arzneibuch 214. Reisen nach dem Nordpolarmeer in den Jahren 1870 u. 1871 von Heuglin 157. 399 Repertorium annuum literaturae botanicae periodicae tom. III von Bohnensieg und Burck 126. Rheinische Blätter für Wein-, Obst- und Gartenbau von R. Göthe 191. Röse, H., Kultur des Weinstockes unter Glas 318. Rümpler, Deutscher Gartenkalender auf das Jahr 1879. 31. 156. Schombursk, Richard, Catalogue of the plants under cultivation in the Government Botanie Garden, Ade- laide, South-Australia 1878. 189. Schutz der Obstbäume und deren Früchte gegen feindliche Thiere und gegen Krankheiten von Taschenberg 382. Sorauer, Paul, die Obstbaumkrankheiten 253. Tabelle zum Selbstunterricht ım Veredeln der Obstbäume 94. Taschenberg, die Reblaus u. Blutlaus 249. — Schutz der Obstbäume und deren Früchte 382. Taschenkalender für Pflanzensammler 31. Tatter, W., das Wichtigste aus der Obst- treiberei 126. Voigt’s Gartenkalender für 1879, 31. Weichardt, Carl, Motive zu Garten-Archi- tekturen 288. 351. Zimmer-, Fenster- und Balkongärtnerei von W. Lebl 286. 5. Personal-Nachrichten. Ahlburg 128. Andresen, J. J. 352. 7 Zartelsen 352. Bertoloni, Giuseppe 64. 65. 7 Brandt, Joh. Friedr. von 256. Briosi, Joh. 219, Drude, Oscar 352. Eichler, Gustav 352. Engler, A. 320. Faber 254. Fenzl, Eduard von 319. + Fiorini-Mazzanti, Elisabeth Gräfin von 319.+ Forrest, John 219. Grisebach, August 221. 7 Hildebrandt, J. M. 223. Kerner 64. 95. Klaboch, Franz 219. 7 Koch, Karl 219. 7 1, A. 192, 320.351. | Winkler 95. hardt 95 N iche nba Me ; Zabel 352. H. RE 2: N LIBRARIE NIAN INSTITUTIO SMITHSO