Ex Libris Quos INSTITUTION] SMITHSONIANAE Anno MCMV Donavit Accesio N. LEATHER DRESSING APPLIED Va - 707 AAN, Allgemeine Monatsidrifi für deutsche und schweizerische Garten- und Blumenkunde. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands und der Schweiz herausgegeben von Dr. Eduard Regel, Wissenschaftlichem Director des Kaiserlich Russischen Botanischen Gartens zu St.-Petersburg. Mitherausgeber für Deutschland: Mitherausgeber für die Schweiz: H. Jäger, E. Ortgies, Hofgärtner in Eisenach. Obergärtner am Botanischen Garten in Zürich. Redactor: Dr. H, Locher, Spitalarzt in Münsterlingen am Bodensee (Thurgau). Erlangen, 1857. verlag’ won Ferdinand Enke. ‘ Kal uni B :salhahaft >. ; 5 y m b, . x ; + 13 | ATI Aureusbend we yeifahadlt ei tealargi : : Be ! ‘ ® Er i Fr Sr. wsgrdabı Iudasd. I Originalahhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Villaresia grandiflora Fisch. Siehe Tafel 180. Iliecineae Wir haben S.61des vorigen Jahrganges , im warmen Vermehrungsbeete stehen, bereits diese schöne Dekorationspflanze | ohne Wurzeln zu bilden. Dagegen ge- beschrieben. Beistehend geben wir nun | lingt die Veredlung auf die eigenen Abbildung von Blume und Frucht, wie | Wurzeln gut. Lockere Rasenerde, häufi- solche noch unter den Auspizien des | ges Verpflanzen, Stutzen der längeren seligen Fischer im hiesigen Garten ge- | Triebe und Standort bei 8&—12° R, sind . macht ward. Wir wiederholen, dass diese | die Culturbedingungen. (E. R.) Pflanze eine der brauchbarsten Dekora- tionspflanzen ist, welche selbst die trockene Stubenluft der Petersburger Salons ohne Schaden erträgt und herrliche und dicht belaubte Büsche bildet. Vermehrung durch Stecklinge, welche jedoch oft lange Erklärung der Tafel: a. Vergrösserte Blume von der:Seite, b. Die gleiche von oben. c. Fruchtknoten mit Kelch vergrössert. d. Früchte. b) Tydaea (hybr.) Rossiana Ortgies. (Siehe Tafel 181.) Gesneriaceae. Noch von den von Herrn Dr. Re- Tracht, die langgestreckten, nicht ge- gelausgeführten Befruchtungen herstam- | drängt kätzchenförmigen Stolonen , die mend, blühte diese niedliche, in Blatt | schärfliche Behaarung und der Blüthen- und Blume gleich ausgezeichnete Hy- | bau andrerseits an T. ocellata Rgl. bride zuerst im Laufe vorigen Som- | erinnern. Obgleich die Befruchtung, mers (1856). Die schön silbern geader- | wie schon gesagt, nicht von uns selber ten, unterhalb matt violetten Blätter ver- | ausgeführt wurde, haben wir doch nicht rathen auf den ersten Blick die Ab- | den geringsten Zweifel, dass unsere T. stammung von der Tydaea picta Rossiana eine gute Hybride zwischen Dene. einerseits, wogegen die ganze | den genannten Arten ist, und hat un- I. 1857. 1 [ 2 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. serer ‘Meinung nach die T. ocellata die |- Mutterstelle vertreten. — Herr Dr. Re- gel wird übrigens gewiss die Güte ha- ben, unsere Behauptungen, wenn nöthig, zu berichtigen. Wir werden der Erste sein, ihm dafür Dank zu wissen, da es bei der jährlich anwachsenden Zahl von Gartenhybriden durchaus nothwendig ist, ihre Abstammung genau zu constatiren. Wir haben von diesem Bastarde fol- sende zwei Formen: 1) Tydaea Rossiana concolor. Ein bis 3 Fuss hoher Halbstrauch, mit einfachen, unten verholzenden Sten- geln, wie die Blattstiele röthlich gefärbt, und mit weichen, abstehenden, weissen Haaren bekleidet. Blätter oval, an der Spitze nicht verschmälert, am Grunde ungleich, und die eine Blatthälfte mei- stens doppelt so breit als die andere; oberhalb schärflich behaart, mit silber- nem Adernetz, in der Zeichnung ähnlich der T. pieta, unterhalb röthlich-violett. Blüthenstiel meistens am Grunde ge- theilt und zweiblumig; Kelchzipfel oval, die Röhre der Blumenkrone kurz, bau- chig mit weiter Mündung, dunkel schar- lach, nach unten zu gelblich; nicht ganz so stark gekrümmt, wie beiT. ocellata; der Saum zeigt aufeinem gleichfarbigen, hochrothen Grunde eine feine und rei- che Zeichnung von kleinen, dunklen Punkten. Antheren normal ausge- bildet, allem Anscheine nach mit ganz vollkommenem Pollen. 2) Tydaea Rossiana lucida. Der Vorigen durchaus ähnlich bis auf die Blumen, deren Saum nicht gleich- farbig roth, sondern auf der unteren Hälfte vorwiegend gelb ist. Wir dedieiren diese Hybride dem Hrn. N. Rossi, einem unserer italienischen Ge- schäftsfreunde und einem besonders en- thusiastischen Verehrer und Pfleger der schönen und reichen Familie der Ges- neriaceen. (E. ©.) oO Tydaea (hybr.) Lenneana Ortgies. (Siehe Tafel 182.) Gesneriaceae. Unser verehrter Vorgänger, Hr. Dr. Regel, hinterliess uns eine grosse An- zahl durch künstliche Befruchtung er- zielter Sämlinge, die damals noch nicht geblüht hatten. — Schon im Herbste 1855 blühten einige sehr schöne Ba- starde aus dieser Anzucht, die, von Hrn, Prof. Heer beschrieben, in der Garten- flora (Taf. 154 und 155) abgebildet, und im Frühjahr 1856 von uns dem Handel übergeben wurden. — folgt aus der gleichen Quelle die Ty- daea Lenneana, ein Bastard von T. Hillii und T. ocellata, wahrschein- lich diente erstere als Mutter. Wir muss- ten unter der Zahl der aus dieser Kreu- zung gefallenen Sämlinge folgende zwei Formen unterscheiden: 1) Tydaea Lenneana viridis. Diese auf der beifolgenden Tafel ab- gebildete Form bildet einen aufrechten Ihnen | verästelten Halbstrauch, der bis 3 Fuss hoch wird und zahlreiche langgestreckte I. Originalabhandlungen. Stolonen treibt. Stengel und Blattstiele roth gefärbt, mit kurzen, anliegenden Haaren. Blätter länglich-oval, am Grunde schief eingesetzt und ungleich, vorne stark verschmälert, oberhalb schärflich behaart und gesättigt dunkelgrün, unter- halb blassgrün. Blumenstiele vom Grunde aus oder gegen die Mitte hin verästelt, meistens 6blüthig, kürzer als die Blät- ter. Kelchzipfel lanzettlich, schmäler als die der T. Hillii, aber breiter als bei T. ocellata, Blumenkrone bauchig und leicht gekrümmt, etwas kürzer und wei- ter als bei T. Hillii, leuchtend schar- lachroth; Saum mit reicher, fast schwar- zer Zeichnung; Staubbeutel getrennt und steril. | willig blühen. 2) Tydaea Lenneana rutilans. Unterscheidet sich von der vorigen durch ein womöglich noch leuchtenderes Scharlach der Blumenröhre, und beson- ders dadurch, dass die Oberfläche der Blätter mit einem matten Silberglanz bedeckt ist, der nur am Rande die dun- kelgrüne Grundfarbe durchblicken lässt. Beide Formen nähern sich in der Tracht, in Form und Bekleidung der Blätter der T. ocellata, während der reiche, vielblumige Blüthenstand und die Blüthenform offenbar mehr zur T. Hillü hinweisen, Cultur die gleiche mit den übrigen halbstrauchigen Arten, die nie ganz ein- ziehen und auch im Winter gerne und (E. ©.) d) Calyptrostigma Middendorfiana C. A.M. (Siehe Tafel 183.) Lonicerae. Calyptrostigma Trautvetter et Meyer, Kelchröhre mit dem Fruchtknoten ver- wachsen, länglich, an der Spitze halsförmig verschmälert ; der zweilippige Saum des Kelches krönt den Fruchtknoten. Unterlip- pe bis fast zum Grunde zweilappig, die Oberlippe schwach oder bis zur Mitte 3 zäh- nig. Blumenkrone oberständig, röhrig, aus schmälerem Grunde gegen die Spitze hin aufgeblasen, mit 5 lappigem fast 2 lippigem Saume, dessen Lappen stumpf. Fünf Staubfäden, die mit dem Grunde der Röhre verwachsen sind, unter sich frei und kürzer als die Blumenkrone. Antheren linear, unter sich mit des Griffels Spitze durch seitliche Haare verwachsen, Eine oberständige Drüse, Griffel fädlich mit schild-mützenförmiger grosser Narbe. Ein unterer Fruchtkno- ten, der zweifächrig, und in jedem Fache sehr viele hängende, an die Achse be- festigte langgestreckte Eier trägt. Sa- men Jlänglich-linienförmig, plattgedrückt. Frucht eine längliche, geschnäbelte, 2 fächrige, 2 klappige Kapsel. C. Middendorfiana. Die einzige Art der Gattung, Bildet einen niedrigen Strauch, der sich stark verästelt, und dessen junge Aeste auf jeder Seite einreihig behaart, später aber kahl sind. ı Die freudig grünen bis 3 Zoll langen und 1?/, Zoll breiten Blätter sind oval- lanzettlich, fast gefaltet, spitzlich, gesägt, haarig-gewimpert, beiderseits kahl. Blu- men in 3—4 blumigen Corymben auf 1* 4 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. den Spitzen der Zweige oder achsel- ständig, gestielt, meist kürzer als die Blätter. Die Blüthenstielchen tragen lineare Bracteen, welche wie die linear- lanzettlichen oder lanzettlichen Kelch- lappen am Rande haarig gewimpert, die Letzteren 3 mal kürzer als die Blumen- röhre. Staubfäden am Grunde haarig; die Antheren ebenfalls wimperhaarig, und durch diese Haare unter sich und mit der Griffelspitze verfilzt, jedoch keinen Cylinder bildend, sondern zwischen je 2 Antheren nicht verbunden. Blumen blassschwefelgelb, innerhalb safrangelb punktirt, 11/; Zoll lang, und der Saum hält kaum 1 Zoll im Durchmesser. Ausser dieser Stammart besitzen wir noch eine schöne Abart, die wir als Var. bicolor aufführen. Die Blumen derselben sind etwas kürzer, und der untere Theil des Schlundes ist schön purpur gefärbt und gezeichnet. Die Calyptrostigma Midden= dorfiana ist ein ganz vollkommen har- ter Strauch von 2—3 Fuss Höhe, der im ersten Frühling mit seinen schönen Blu- men sich bedeckt. Er ward von dem Hrn. v. Middendorf, Staatsrath und Aka- demiker in Petersburg, im östlichsten | Sibirien entdeckt, und von Trautvetter und Meyer unter den von ihm aufge- fundenen Pflanzen in Middendorfs Reise nach Sibirien beschrieben. Ausserdem finden sich im Bülletin der Petersburger Akademie Jahrg. 1855. p. 217, auch noch von C. A. Meyer speziellere Nach- weise über diese herrliche Pflanze. Die- selbe ward fast gleichzeitig auch von Dr. Tiling in der Gegend von Ajan im östlichen Sibirien aufgefunden, und davon Samen dem hiesigen Garten mit- getheilt. Daher stammen denn auch alle Pflanzen derselben, die neuerlich als Weigela Middendorfiana verbreitet wur- den. Freilich sind unter diesem Namen auch viele falsche Pflanzen vertheilt worden. Unsere ächte Pflanze ist jedenfalls in den Gärten noch sehr selten, wenn gleich sie von hier schon vielfach abgegeben ward. Der Grund davon liegt darin, dass die Pflanzen behufs schneller Ver- mehrung gemeiniglich warm gestellt wer- den und dann als Bewohner des hohen Nordens schnell zu Grunde gehen. Ver- mehrung durch Stecklinge und Samen, den diese Pflanze reichlich trägt. Die ausgezeichnet schöne Abart ward eben- falls durch Samen direkt eingeführt und besitzt diese der hiesige Garten bis jetzt noch allein. Die Gattung Calyptrostigma ist von der verwandten Diervilla gut ge- schieden. Die Gattung Weigela ward dagegen neuerlich mit Diervilla wieder verbunden. Der Habitus spricht gegen diese Vereinigung, und der Unterzeich- nete gehört zu denen, welche glauben, dass Unterschiede in der ganzen Tracht für natürliche gute Gattungen wichtiger als künstliche sind. (E. R.) Erklärung der Tafel 183. Die grosse Figur ist ein Ast in natürlicher Grösse. Rechts oben 2 Blumen der Abart, die wir Var. bicolor nennen. a. Ein Kelch in natürlicher Grösse. b. Die Spitze eines Frucht- knotens mit Drüse, Griffel und Narbe. ce. Die- selbe mit Staubfäden und Griffel vergrössert, die Staubfäden der abgeschnittenen Blumen- krone angewachsen. Die Narbe die unter sich verfilzien Antheren deckend. (E. R.) I, Originalabhandlungen. 5 2) Die Cycadeen des Botanischen Gartens in Petersburg. Die Familie der Cycadeen gehört zu jenen eigenthümlichen Typen, die in der Pflanzenwelt der Jetztzeit ohne nahe Verwandte dastehen. Dagegen finden sich unter den Pflanzenformen der Vor- welt eine grosse Zahl von Formen, die theils zur gleichen Familie gehörten, theils eine nahe verwandte Familie, die der Lepidodendreae, bildeten, welche den frühesten Perioden der Schöpfungs- geschichte unseres Erdballs und vor- zugsweise der Kohlenperiode angehört. Die Stellung dieser Familie im na- türlichen Systeme war lange schwankend. Blumen und Fruchtbildung steht der der Coniferen sehr nahe, dagegen erinnert die Entwickelung der Wedel, Bau des Stammes, Befestigung der Blumen an ‚die Farren. Nach der bis jetzt gebräuchlichen Anordnung unserer natürlichen Systeme wurden nun aber die Coniferen der „Gruppe der Dicotyledonen einverleibt und so durch die Gruppe der Monoco- tyledonen von den Farren geschieden, weshalb eine durchaus natürliche Stel- lung der Cycadeen nicht gefunden wer- den konnte. Die Forschungen der Neuzeit haben uns nun aber einestheils einen viel kla- reren Blick in die Befruchtungsgeschichte und die Entwickelung des Embryos der Familien der Phanerogamen geöffnet und uns gezeigt, dass diese Vorgänge die wichtigsten Momente zur Gliederung eines natürlichen Systems an die Hand geben, — anderntheils haben uns aber auch die Forschungen über die Ent- wickelungsgeschichte unseres Erdballs und die Vegetationsdecke, welche in den verschiedenen Zeiten denselben bedeck- ten, nicht minder wichtige Anhaltspunkte über die höhere oder niedrigere Ent- wickelung der jetzt lebenden Pflanzen aufgedeckt. In ersterer Beziehung ist die Familie der Coniferen als diejenige erkannt wer- den, die durch Bildung eines Vorkeims den Gefäss-Cryptogamen zunächst steht. In letzterer Beziehung hat es sich klar herausstellt, dass in jeder der jüngeren Schöpfungsperioden immer vollkomme- nere Pflanzenformen auftreten und dass zur Zeit, als die Erde sich zuerst mit Vegetation bedeckte, vorzüglich die un- vollkommeneren Gewächse, wenn gleich zum Theil in gigantischen Baumformen, es waren, die unsere Erde bekleideten. Auch in dieser Beziehung gehören die Coniferen zu denjenigen Pflanzen, die in die frühesten Perioden unserer Schö- pfungsgeschichte hinaufreichen. Aus bei- den Gesichtspunkten dürften daher die Coniferen für die Folge eine eigene grosse Gruppe bilden, welche zwischen Gefässeryptogamen und Monocotyledo- nen zu stellen wäre, Entweder zwischen Coniferen und Selaginellen, oder selbst den Coniferen sich anschliessend, wür- den dann auch die Cycadeen eine durch- aus natürliche Stellung finden. In der Vorzeit scheinen die Cycadeen unter dem Einfluss eines wahrscheinlich gleichmässigeren und wärmeren Klimas über die ganze Erde verbreitet gewesen zu sein. Jetzt sind sie auf die Länder ‚der warmen Zone und der subtropischen Zone des südlichen Afrika’s und Neu- holland’s beschränkt, in Europa wächst aber keine Art der ganzen Familie. Da man jetzt überhaupt in Gewächshäusern mit sehr richtigem Verständniss vorzüg- lich dahin strebt, eine möglichst reiche Sammlung der wichtigsten Typen des Gewächsreiches zu cultiviren, so ver- dienen daher aus diesem Gesichtspunkte 6 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die Cycadeen ganz besondere Berück- sichtigung. Ist es nun auch bei der Seltenheit vieler Arten dieser Familie nicht leicht, eine ziemlich vollständige Sammlung dieser interessanten Pflanzen anzubahnen, so sollte man wenigstens dahin streben, einzelne Arten in mög- lichst vollkommenen Exemplaren zu eul-- tiviren, Da die ansehnlicheren Cyca- deen durch ihre herrliche Wedelkrone auf dickem Stamme auch ausserdem nicht blos interessant, sondern auch wahrhaft imposant und schön sind, so bilden sie in öffentlichen und Privatzammlungen eine der schönsten Zierden des Warmhauses. Die Cycadeen theilen sich in solche Arten, die mit der Zeit einen dicken, meist einfachen niedrigen Stamm bilden, und in solche, welche niedrig bleiben und vom Grunde aus sich oft verästeln. Ueppig entwickelte Exemplare besitzen durchaus die Tracht einer Palme: oben die schöne Wedelkrone, getragen von ei- nem niedrigen dicken Stamme, Der Stamm besteht, ähnlich, wie der Stamm der Farren, aus einem äusseren Holzeylinder, welcher eine mächtige stärkmehlhaltige Markschicht umschliesst, und nach aussen von den Resten oder Narben der Wedel bedeckt ist. Ueber die Bildung der Elementarorgane des Stammes dieser interessanten Pflanzen haben A. Brongniart, Mohl, Link, Schultz, D. Don und zuletzt Miquel ihre Unter- suchungen bekannt gemacht. Die Wedel sind bei allen bekannten Arten fiederschnittig, meist dick und lederartig; die Fiederblättchen von ver- schiedener Form, parallelnervig und oft gezähnt. Scheint diese Blattform auch weit von den Coniferen abzuweichen, so nähert sie sich ihnen dennoch in ein- zelnen Formen wieder bedeutend, so z. B. bei Dammara und Phyllocladus. ‚Die Entwickelung ist gemeiniglich wie beiden Farren, nämlich spiralig aufgerollt; sel- tener ist diese Entwiekelung nur ange- deutet, so bei Encephalartos, und aus- serdem finden sich gemeiniglich später abfallende Spreuhaare und Spreublättchen an den in der Entwickelung begriffenen Wedeln. Die Blumen sind zweihäusig und finden sich in zapfenförmigen oder schopfförmigen Blüthenständen, die ein- zeln oder zu mehreren aus der Spitze des Stammes hervorbrechen. Sie bestehen aus einer Achse, welche umgewandelte Wedel in Schuppenform trägt, die so dieht gestellt sind, dass sie meist ein- ander decken und nur die Spitze frei bleibt. Auf der unteren Seite sind in den männlichen Zapfen diese Schuppen zum Theil ganz mit den nackten An- theren bedeckt, bei den weiblichen Za- pfen findet sich aber, ebenfalls auf der unteren Seite derselben, auf jeder Seite ein, oder einige nackte Eier. Miquel in seiner Monographie der Cycadeen giebt über diese Verhältnisse ausführlichen Nachweis. Ueber die Entwickelung des Eies zum Samen wissen wir noch nichts; es ist aber sehr wahrscheinlich, dass hier sich ähnliche Verhältnisse wie bei den Coniferen finden, Da jetzt zahlreiche Exemplare beider Geschlechter sich in den verschiedenen Gärten finden, so ist es wahrscheinlich, dass wir auch hier- über bald ins Klare kommen werden, Die grösseren und anschnlicheren Ex- emplare von Uycadeen, die sich in den Gärten Europa’s finden, sind sämmtlich als Stämme aus ihrem Vaterlande ein- gesendet worden. Es ist dieses sehr leicht, da man dieselben, ihrer Wurzeln und Blätter beraubt und zwischen Hobel- späne in Kisten verpackt, ohne Gefahr auf weite Entfernungen versenden kann. Im Garten unterm Einfluss einer zweck- mässigen Cultur bilden sie dann schnell I. Originalabhandlungen. 7 wieder Wurzeln und Wedel. So sind früher durch Ecklon und Zeyher die Cycadeen Südafrika’s in vielen herrlichen Exemplaren in unsere Gärten einge- wandert. In neuerer Zeit erhielten wir dagegen auf ähnliche Weise zahlreiche Exemplare von Ceratozamia, Dioon und Zamia aus Amerika. Auch die Samen, welche aus dem Vaterlande kommen, keimen leicht und sicher und liefern bald schöne Exemplare. Ausserdem bilden kräftige Exemplare der Cycadeen auch seitlich aus dem Grunde: ihres Stammes oft Seitentriebe, die sich dann zunächst knollig verdicken und später abgenommen, selbst wenn sie noch keine Wurzeln besitzen sollten, sicher weiter wachsen, sofern sie in eine leichte sandige Erde gepflanzt, in feucht- warme Temperatur gestellt, aber sonst trocken gehalten werden. Auch aus den Stämmen alter Exemplare, namentlich wenn das Spitzenwachsthum durch das Erscheinen von Blumen oder anderwei- tige Umstände beeinträchtigt wurde, bil- den sich seitlich zwischen den alten, den Stamm 'umkleidenden Schuppen, häufig Knospen, die sich jedoch gemei- niglich nur bis zu kleinen zwiebelartig verdickten Zweigansätzen vergrössern und dann zu wachsen aufhören. An zwei alten Stämmen von Cycas revoluta, die schon öfter geblüht haben, zeigte sich im biesigen Garten diese Erscheinung, und es gelang mir, auf diese Weise eine Menge junger Pflanzen zu erhalten. Die Knospenbildung aus dem Grunde des Stammes, der wir so eben gedach- ten, scheint bei allen Cycadeen vor- kommen zu können, besonders häufig ist sie bei Encephalartos horridus, von dem wir auf diese Weise eine Menge schöner junger Pflanzen erhielten, aus- serdem kommt sie bei der grössten Zahl der nur niedrige Stämme bildenden klei- neren Cycadeen und bei allen anderen hier und da vor, Im hiesigen Garten konnten z. B. in diesem Jahre Cera- tozamia Küsteriana, Cycas revoluta, Encephalartos caffer, horridus, Leh- manni, Zamia Fischeri u. a. auf diese Weise vermehrt werden. Zuweilen verästeln sich auch einzelne Exemplare, so thut dies z. B, zuweilen Cycas revoluta, Zamia integrifolia, Fi- scheri u. a. In den meisten Fällen wird man solche Exemplare als Merkwürdig- keiten gern behalten, doch kann man die Aeste auch ebensowohl abschneiden und zu jungen Pflanzen heranziehen. Endlich ist es auch bekannt, dass die Schuppen des Stammes, mit Holz ausgeschnitten, das Vermögen besitzen, Adventivknospen zu entwickeln, wenn man dieselben in Sand legt und feucht- warm, aber sonst trocken stellt. Die Adventivknospen erscheinen dann, so- weit ich dieses beobachtete, am Grunde der Schuppe auf der obern Seite; da man aber, um auf diese Weise junge Pflanzen zu erhalten, einen alten Stamm opfern muss, so entschliesst mar sich ge- meiniglich nur dann zu diesem Verfah- ren, wenn eine ältere Pflanze kränkelt. Ob Schuppen ohne altes Holz ebenfalls Augen bilden, darüber fehlen mir die Beobachtungen. Ebenso darüber, ob aus abgenommenen Wurzeln sich Knos- pen bilden können. In dieser letzteren Richtung sind bei uns Versuche gemacht worden, deren Resultat wir später mit- theilen wollen. Bei einer mit der Mut- terpflanze noch verbundenen Wurzel von Zamia calocoma beobachtete ich dieses Jahr bereits Knospenbildung. In Cultur lieben die Cycadeen eine Mischung aus halb lehmiger Rasenerde und halb Heideerde nebst Zusatz von einer genügenden Menge Sand. Durch- aus schwere Erden sagen ihnen weniger 8 Gartenflora Dentschlands und der Schweiz. zu und ganz leichte Erden sind nicht nahrhaft genug. — Wir gehen nun nach diesem kurzen Vorbericht über diese interessante Fami- lie zu der Sammlung derselben, die sich in unserm Institute befindet, über. Die- selbe bildet eine der werthvollsten und schönsten Sammlungen unseres grossar- tigen Institutes, eben so reich an alten schönen Exemplaren als an vielen aus- gezeichneten Seltenheiten, unter denen mehrere durchaus neue unbeschriebene Arten. Wir wollen sowohl eine kurze Schilderung unserer Sammlung als die Beschreibung der neuen Arten geben. CycasL. Die Gattung Cycas bewohnt Ostin- dien, das subtropische Afrika, das sub- tropische Neuholland und die Inselgrup- pen, die zwischen dem südlichen Asien und Neuholland liegen. Es sind nied- rige Bäume mit dickem palmenartigem Stamme. Fiederblättchen linear. Cha- rakteristisch für die Gattung Cycas ist die Bildung der weiblichen Blüthen, welche schopfförmig und durchwachsend sind; die den Schopf bildenden Schup- pen sind hier verlängert - spatelförmig und fragen auf den beiden Rändern 2 bis mehrere Kerbzähne, in deren Win- kel sich immer je ein Ei entwickelt, so dass jede weibliche Schuppe (Fruchtblatt) 4 bis mehrere Samenknospen trägt. Auf Tafel 184 Fig. 7 ist eine einzelne Blüthenschuppe von Cycas angulata in natürlicher Grösse, nach Miquel (Mo- nogr. Cyc.) dargestellt. Der Zapfen der männlichen Blume, ist meist sehr gross, oft bis 2 Fuss lang. Tafel 184 Fig. 6 ist die Spitze ei- nes männlichen Zapfens des Cycas cir- einalis, nach einem im hiesigen Garten blühenden Exemplare, in natürlicher Grösse. Die einzelnen Schuppen des- selben sind fleischig, dick, liegen dicht über einander, sind länglich - keilförmig, an der Spitze in eine aufwärts gerich- tete hornförmige Verlängerung ausge- hend, und tragen auf ihrer ganzen un- teren Fläche Antheren. Tafel 184 Fig. 1 ist eine solche einzelne männliche Schup- pe von der unteren mit Antheren be- deckten Seite in natürlicher Grösse dar- gestellt. Die einzelnen Antheren stehen zu 2, 3 und 4 beisammen, wie dies Fig. 2 und 3 der gleichen Tafel in schwacher Vergrösserung zeigt, und sind von eigenthümlichen Haaren, welche die ganze Schuppe bekleiden, umgeben. Diese Haare bestehen aus lang gestreckten ein- fachen Zellen, die mit einem gelblichen öligen Inhalt gefüllt sind, sind hin- und hergebogen und besitzen Anschwellun- gen und knieförmige Biegungen, denen ein dickerer Inhalt etc. entspricht. Fig. 9. Tafel 184 ist ein Stück eines solchen Haares, bei 450 maliger Vergrösserung. Die Antheren springen später mit ei- nem Längsriss auf, und lassen den zu einer Masse zusammen geballten Pollen hervortreten, wie dies Fig. 4 der glei- chen Tafel in einer 50fachen Vergrösse- rung einer Gruppe von 4 Antheren zeigt. Die Pollenkörner unserer Pflanze waren nicht vollkommen ausgebildet und zeig- ten über ebener Grundfläche eine halb- kugelige Gestalt, wie dies Fig. 5 der gleichen Tafel bei 450 maliger Vergrös- serung und verschiedener Stellung zeigt. Die Bildung des Eies werden wir bei einer andern Gattung betrachten. Die Entwickelung des Embryo’s istnoch nicht bekannt. Der Embryo im reifen Samen ist von cinem grossen Eiweisskörper umschlossen und an seiner Basis an ei- nem Embryoträger befestigt. Tafel 184 Fig. 8 ist ein Durchschnitt des Eiweiss- körpers mit dem Embryo von Cycas me- dia in natürlicher Grösse. An der Taf 460. Taf. 180 Yıderesia pndgeta WE g Farbenär v A I. Originalabhandlungen. Spitze sieht man den Embryo in 2 Co- tyledonen getheilt und am Grunde geht er in den fadenförmigen Embryoträger aus. Bekannt ist es ausserdem, dass bei den Cycadeen auch Polyembryonie vorkömmt. Wir werden später sehen, dass das Ei der Cyadeen dem der Coniferen ähn- | lich ist. Polyembryonie und der Embryo- | träger erlauben dann ausserdem den Schluss, dass die Entwickelung des Em- bryos gleichfalls ähnlich sein dürfte, wo- bei ich auf Pag. 382 des ersten Thei- les meines Gartenbuches verweise. Hier will ich nur bemerken, dass hier öfters scheinbar ausgebildete Samen geerndtet | worden sind, dass diese aber als unbe- fruchtet keinen Embryo enthielten. Die Keimung ist durchaus denjenigen Pflanzen der Monocotyledonen (Canna) und Dicotyledonen (Aesculus, Tropaeo- lum) analog, wo die Samen in der Erde | die Cotyledonen vom | liegen bleiben, Samen umschlossen bleiben und das erste Knöspchen aus der Scheide des Coty- | ledons, oder zwischen den beiden Coty- ledonarstielen sich erhebt. Wir gehen nun zu den Arten der vorliegenden | Gattung über. H. Wendland führt in seinem In- | dex Palmarum ete. 8 Arten der Gattung | Cycas als in den Gärten Europa’s culti- virt auf. Der Petersburger Garten kulti- virt hiervon jedoch nur 2 Arten, näm- lich: Cycas revoluta Thbrg. der aus Japan stammt, und Cycas eirecinalis| L., dessen Vaterland Ostindien ist, Diese | sind aber in schönen Exemplaren mit (zum mächtiger Wedelkrone vorhanden. Von C. circinalis hatte ein kleineres Exem- plar im letzten Sommer eigenthümlich umgeiormte Wedel gebildet, indem die ) Fiederblättchen zusammenflossen und nur mit den Spitzen frei waren. Jetzt ent- wickeln sich am gleichen Exemplare aber wieder-durchaus regelmässige We- del, während ein grosses männliches Exemplar von C. eireinalis in Blüthe steht. Encephalartos Lehm. Die Arten dieser ausgezeichneten Gattung bewohnen das südliche subtro- pische Afrika und zwar vorzugsweise das Caffernland ; dicke oft ziemlich hohe oder dicke kurze mit Schuppen bedeckte Bäume mit mächtiger Wedelkrone, de- ren Fiederblättchen meist von breiterer Form uud oft stachelig gezähnt, zeich- nen diese Gattung aus. Charakteristisch | ist für dieselbe die Blumenbildung bei- |der Geschlechter. Die Schuppen des männlichen Zapfens sind keilförmig mit verdickter steriler, gerader, schildförmi- |ger oder stumpfer oder zugespitzter Spitze und tragen auf ihrer ganzen un- teren Fläche die Antheren. Die Schup- |pen des weiblichen Zapfens sind am | Grunde stielförmig verdünnt und an der | Spitze in einen viereckigen, flachen, rhom- | boidischen Schild ausgebreitet. Auf der untern Seite dieser schildförmigen Aus- | breitung findet sich auf jeder Seite ein Ei. — Tafel 185Fig. 10 giebt eine männ- liche Schuppe von Encephalartos Frie- | deriei Guielmi nach Lehmann; Fig. 11 | ist eine etwas vergrösserte aufgesprun- | gene Anthere der gleichen Pflänze, und | Fig. 12 die Schuppe eines weiblichen | Zapfens mit den beiden Eiern-in Le- | bensgrösse. | H. Wendland führt 12 in Euro- | päischen Gärten kultivirte Arten auf. Theil bis 6 Fuss) hohen Stämmen mit | Von diesen besitzt der hiesige Garten bis jetzt 7 Arten. Darunter sind beson- ders ausgezeichnet: ein 6 Fuss hoher und 1 Fuss dicker Stamm des Encephalartos caffer Lehm., welches der hiesige Gar- 10 ten durch Ecklon erhielt und das den Blätternarben nach, die den Stamm decken, über 200 Jahre, (nach Fischer’s Berechnung sogar 500 Jahre) alt sein mag. Die Wedelkrone ist bei diesem mächtigem Stamme jedoch nicht grös- ser als bei jungen Exemplaren. Sehr nah verwandt mit E. caffer sind E, lanuginosus Lehm. und E. longifolius Lehm. In der Wedelform dieser liegt kaum ein Unterschied; denn ich habe hier an einer und derselben Pflanze aus jeder der ‘3 Arten ziemlich stumpfe, ferner ganzrandige, oder auf der obern Seite mit 1—2 Zähnen versehene Blätter beobachtet. Für E. lanuginosus ist die wollige Umhüllung des Stammes oder der Stammspitze charakteristisch. E. lon- gifolius weiss ch nur durch den Habi- tus zu unterscheiden. Unser Exemplar besitzt jetzt noch einen dicken, fast ku- geligen Stamm, wie ihn E. caffer auch im jüngern Zustande nicht zu bilden scheint. Wahrscheinlich ist es jedoch, dass E. longifolius als Art kaum zu hal- ten sein dürfte. Eine schöne ausgezeichnete Art ist E. Altensteinii Lehm. mit den schmal lanzettlichen, scharf gespitzten beiderseits dornig gezähnten Fiederblätt- chen. Der hiesige Garten besitzt ein ganz ausgezeichnetes Exemplar mit un- gefähr 2 Fuss hohem Stamm und beson- ders reicher üppiger Wedelkrone, das zum höchsten Schmucke unseres Cyca- deenhauses dient. — Eine nicht minder schöne und ausgezeichnete Art ist E. Lehmanni Eckl., mit den blaugrünen Wedeln und den linear lanzettlichen, spitzen ganzrandigen Fiederblättchen. Einige prächtige Exemplare gereichen unserer Sammlung zur Zierde. Macrozamia Migq. Die Arten dieser Gattung sind im warmen Theile Neuhollands zu Hause. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Tracht wie bei Cycas. Schwppen des männlichen Zapfens keilförmig, vorn mit steiler aufwärts gebogener Spitze. Trägt die Antheren auf der untern Seite zu beiden Seiten der Mittelrippe, Schuppen des weiblichen Zapfens schildförmig und vorn gespitzt, am Grunde 2 Eier tra- gend. Fig. 13 ist die männliche Schuppe von Macrozamia Preissii (nach Miquel Linnaea IXX.). Man sieht, dass die Spitze der Schuppe charakteristischer als die Vertheilung der Antheren ist. Fig. 15 eine geplatzte vergrösserte An- there der gleichen Pflanze, Fig. 14 eine weibliche Schuppe der gleichen Pflanze in Lebensgrösse, am Grunde die beiden Eier tragend. Von den zwei in den Gärten befind- lichen Arten kultiviren wir Macroza- mia spiralis Miq. Dieselbe wird ganz warm gehalten, befindet sich aber in einem weniger 'gedeihlichen Zustande und scheint daher im temperirten Hause gehalten werden zu müssen. Form- und Fiederschnitt der Blätter erinnert ganz an eine Cycas. Dioon Lindl. Eine Gattung, von der alle bis jetzt bekannten Arten Mexiko bewohnen. Bil- den, wie es scheint, sämmtlich nur einen niedrigen, entweder cylindrischen oder ovalen (vielleicht auch nur in der Jugend ovalen) Stamm. Blumen des männlichen Zapfens sind noch unbekannt. Die weib- lichen Schuppen gehen in eine lange trockne Schuppe aus. Der Fruchtzapfen von D. mexicanum ist von ovaler Ge- stalt, dicht wollig bekleidet und besitzt gestielte, tiefherzförmige und zugespitzte Schuppen, die aussen dicht wollig be- kleidet, innen kahl und am Grunde an jeder Seite einen Samen tragen. Stamm an der Spitze wollig behaart, Wedel ge- fiedert, kurz gestielt. Fiederblättchen I. Originalabhandlungen. linear, stechend mit breiter Basis an der Rhachis herablaufend und trocken, arti-. kulirt. Bekannt und in den Gärten allge- mein verbreitet ist das schöne Dioon edule Lindl., von welchem der hie- sige Garten eine grosse Menge prächti- ger durch Karwinsky eingeführter Ex- emplare kultivirt. Es gehört dieses zu den schönsten Cycadeen und kann auch im temperirten Hause kultivirt wer- den. Lepidozamia, Regl. Wir bilden dieses neue Genus nach einer Pflanze, die von Karwinsky aus Mexiko eingeführt ward, und die ein wahres Prachtstück unserer Cycadeen- ' Sammlung bildet. Blumen sahen wir von derselben noch nicht. Sie lässt sich aber keiner der bestehenden Gattungen einverleiben. Die Stammbildung und Tracht ist ganz wie bei Ceratozamia, nämlich ein nied- riger rundlicher Stamm, der ganz mit Schuppen bekleidet ist und seitlich an der Basis des Wedelstiels nur 2 kurze schuppenartige Blättchen trägt, welche |- später verschwinden. Bei den Zamien, selbst bei den kleinen niedrig. bleiben- den Arten, sind diese Blättchen dick und lang zugespitzt und der Stamm ist kahl, indem keine Schuppen densel- ben decken, sondern nur die Narben der Blätter den Stamm bedecken. Die Wedel sind so lang gestielt und hängen so grazil über wie die Ceratozamien, am Grunde derselben 2 stigelförmige flei- schige Schuppen; die linearen Fiederblätt- chen laufen aber am Wedelstiel herab und sind auch im trocknen Zustand nicht artikulirt. Unterscheidet sich also durch den beschuppten Stamm durch nicht artikulirte Blättchen und langgestielte überhängende Wedel von Dioon, von 11 Ceratozamia durch herablaufende nicht artikulirte Blättchen und von Macroza- mia durch freie stigelförmige Schuppen. Die Blüthenbildung wird diesen Unter- schieden wohl noch andere hinzufügen. Wir glaubten anfänglich, diese Pflanze unseres Gartens zur Gattung Dioon ziehen zu können; schickten aber, um sicher zu gehen, einen Wedel der- selben dem ausgezeichneten Monogra- phen dieser Gattung, Herrn Prof. Miquel, zu, Derselbe erklärte uns, dass sie nicht zu Dioon gezogen werden könne, sondern eher zu Zamia gehöre, oder, wenn dies nicht der Fall sei, wohl eine neue Gattung bilden müsse. Gegen Zamia sprechen nun die oben angege- benen Gründe, und so erhoben wir sie zum Typus einer neuen Gattung. Die einzige bis jetzt bekannte Art nennen wir nach dem Manne, dem un- ser Garten so unendlich viel zu danken hat, nämlich nach Sr. Erlaucht, dem Herrn Minister der Apanagen, Grafen von Perofisky, und fügen derselben die folgende Beschreibung hinzu. L. Peroffskyana. (Tafel 186 Fig. a. b.) Caudice crasso, subgloboso, abbre- viato, frondium basibus vestito, glabro; frondibus longe stipitatis; stipite rhachi- que semitereti, inermi, glabro, rhachi supra unisulcata; foliolis suboppositis, plus minus approximatis, subaequilateris, falcatis v. strietis, coriaceis, elongato lineari-lanceolatis, longe attenuatis, spi- n050 acutissimis, basi anguste decurren- tibus. Eine herrliche Pflanze, deren Stamm zwar nur ?/, Fuss hoch ist, deren bis 6 Fuss lange Wedel dagegen in reicher Fülle nach allen Seiten abstehen, um dann an den Spitzen sich wieder grazil 12 herabzuneigen. kahl, bis zum Grunde mit den Resten der Wedelstiele besetzt. Der Wedelstiel ist bis 2 Fuss lang, halbstielrund, wie die gleichgestaltete oben ausgehöhlte Rhachis kahl und ohne Stacheln; die Rhachis tritt an der Spitze kurz über die Fiederblättchen hervor. Die Fieder- blättchen stehen fast gegenüber, sind einander mehr oder weniger genähert (unten stehen sie so weit aus einander als sie breit sind, nur nach oben stehen sie dichter, und an einem Blatte unserer Pflanze stehen sie so dicht, dass sie. einander mit den Blatträndern decken), fast gleichseitig, gemeiniglich schön si- chelförmig und nur seltner gerade, le- derartig flach, am Rande nicht zurück- gerollt, verlängert linien-lanzettlich, (bis 12 Zoll lang und Y, Zoll breit), lang zugespitzt, in eine stachelförmige scharfe Spitze ausgehend, am Grunde bis zum folgenden Blatte herablaufend, selbst trocken nicht artikulirt, oberhalb glän- zend dunkelgrün mit undeutlichen Ner- ven, unterhalb heller mit hervortreten- den Nerven. — Der hiesige Garten be- sitzt nur ein einziges Exemplar von die- ser Pflanze. Tafel 186 Fig.23 ein einzel- nes Fiederblättchen in natürlicher Grösse. Fig. 31 ein Stückchen eines Wedels in halber Grösse, Ceratozamia A. Brongn. Die bis jetzt bekannten Arten dieser Gattung bewohnen ebenfalls ausschliess- lich Mexiko und Bolivia. Alle besitzen einen niedrigen dicken im Vaterlande wie es scheint gemeiniglich niederliegenden Stamm, der eine mächtige Krone lang gestielter an der Spitze grazil herabgebo- gener Wedelträgt. Fiederblättchen linear, verlängert-linear oder länglich lanzettlich am Grunde verschmälert und artikulirt. Die Der ovale Stamm ist Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Schuppen des männlichen Zapfens keil- förmig oder länglich und an der sterilen Spitze zweihörnig, unterhalb auf der ganzen Fläche des untern Theils der Schuppe die Antheren tragend. Die Schuppen des weiblichen Zapfens ellip- tisch, tragen auf der Spitze eine 6sei- tige Scheibe, die mit 2 auseinander tre- tenden Stacheln oder Dornen gekrönt ist. — Fig. 17 Taf. 185 ist die 3 fach vergrösserte männliche Blüthenschuppe von Ceratozamia Küsteriana. Fig. 16 der gleichen Tafel die weibliche Schuppe von. mexicana nach Brognart (Annal. des sc. nat. III. 5). In unsere Gärten wurden in neuester Zeit von dieser schönen Gattung 6 Ar- ten eingeführt. Von diesen kultivirt der hiesige Garten 2 und ausserdem noch eine durchaus neue Art. Die ersteren sind die mehr verbreitete C. mexicana Brongn. und C. robusta Mig. Diese letztere ist in zahlreichen schönen Exemplaren vorhanden. Die Wedel wer- den sehr lang und muss die Pflanze daher, wenn sie sich gut präsentiren soll, stets einen hohen durchaus freien Standort erhalten. wo Sich die langen, später fast horizontal abstehenden, an der Spitze überhängenden Wedel ungehindert aus- breiten können. Sehr nahe ist diese Art mit C. intermedia Miqg. und longifolia Miq. verwandt, und nur durch die Be- haarung, welche auch am Grunde der alten Blätter zurückbleibt, verschieden. Vergleichen wir die Diagnosen dieser 3 Pflanzen genau, so hält es schwer, Unterschiede zu finden. Unsere neue Art stammt aus Mexiko, von wo sie Karwinsky einsendete. Die lang gestreckten Blättchen zeichnen diese elegante Pflanze aus, die wegen des gedrungereren Wuchses der Wedel zu den ausgezeichnetsten und schönsten Arten der Gattung gehört. Wir widmen I. Originalabhandlungen. dieselbe unserm Herrn Collegen, dem Herrn Baron von Küster, der sich um den Gang und die ganze Organisa- tion unseres Instituts grosse Verdienste erworben hat und den Referenten in allem das Institut Betreffende auf das Enerzischeste unterstützt. Wir nennen dieselbe daher: Ceratozamia Küsteriana. Rgl. Siehe Tafel 185. 17. — 186. 24. 28. Caudice abbreviato, erasso, frondium basibus vestito, glabro; frondibus nascen- tibus hirsutis, deinde glabris; stipite semitereti, inermi, rhachique teretiuscula antice bisulcato; foliolis suboppositis, subaequilateris, approximatis, elongato- lineari-lanceolatis, falcatis , longe attenuatis, acutis, basi calloso- articulatis; amentis masculis breve stipi- cornibus duobus divergentibus crassis, infra antheriferis. Eine prächtige Pflanze, von der wir mehrere schöne Exemplare mit bis 1 Fuss hohem ovalem oder mehr gestreckten oder niederliegenden Stamme besitzen. Pflanzen gewinnen konnten. Wedel sind dicht rauhharig, später kahl; ausgewachsen werden sie bis 4 Fuss lang. Der Wedelstiel ist halbstielrund, dornenlos, und sowie die fast stielrunde Rhachis oberhalb zweifurchig, an der Spitze tritt die Rhachis kurz zwischen den Fiederblättchen vor. Die Fieder- blättehen stehen fast gegenüber, auf je- der Seite der Rhachis finden sich bis 40, sie sind fast gleichseitig einander genähert, d.h. sie stehen mit dem ver- schmälerten Grunde gemeiniglich so weit 13 von einander als die Blättchen breit sind,‘ während sie in der Mitte oft ein- ander mit den Blatträndern berühren ; verlängert linear-lanzettlich (bis 11 Zoll lang und !/, Zoll breit), mehr oder we- niger deutlich sichelförmig, lederartig, lang zugespitzt und spitz, am Grunde | schwielig, der Rhachis nach eingegliedert; | oberhalb freudig hellgrün, glänzend con- | cav, mit undeutlichen Längsnerven,, am | Rande schwach zurückgerollt, unterhalb | heller und mit vortretenden Nerven. Die | männlichen Blüthenzapfen sind kurz ge- stielt, aufrecht, cylindrisch und nach oben verdünnt und spitzig, bis 3 Zoll | lang und 3/, Zoll im Durchmesser. Die | Schuppen derselben sind fast gleichbreit coriaceis, [und nur wenig nach dem Grunde keil- | förmig verdickt, sie liegen dicht aufein- |ander, tragen auf der ganzen untern tatis, erectis, attenuato-cylindrieis, acutis | squamis subaequilatis, apice sterilibus et | Hälfte der untern Seite die Antheren, die andere Hälfte ist dagegen steril und |geht an der abgestutzten Spitze in 2 | auseinander tretende zahnförmige dicke Hörner aus. Die Antheren mit einzel- Inen Haaren besetzt, worüber wir an ei- Inem andern Orte Ausführlicheres mit- | theilen. Stamm kahl, mit Resten der Wedelstiele | besetzt, am Grunde häulig Augen aus- Ä treibend, wodurch wir mehrere junge | Die jun- | gen in der Entwickelung begrifienen | ZamiaL. Es ist dieses die letzte Gattung der Cycadeen, deren Arten Westindien und das warme Amerika bewohnen. Sie bilden sämmtlich einen niedrigen oder sehr niedrigen, jedoch oft cylindrisch gestreckten Stamm, der sich noch da- durch auszeichnet, dass die Wedel bald gänzlich abfallen, so dass der Stamm von den Rudimenten derselben bald frei wird und nur mit den Blattnarben be- setzt ist. Oft sprosst er auch am Grun- de, oder er theilt sich über dem Grunde in Aeste, Viele der kleinern Arten blü- hen leicht und dankbar und sind des- halb besonders interessant. Schuppen 14 des männlichen Zapfens aus schmalem stielförmigem Grunde in eine schildför- mig verdickte zweilappige Spitze ausge- hend, welche unterhalb auf beiden Sei- ten ein Häufchen Antheren trägt. Schup- pen des weiblichen Zapfens mit 6-seiti- gem Schilde, sonst wie bei Encephalar- tos. Fig. 18 stellt eine männliche Schuppe von Zamia nach Richard dar. Fig. 21 ist die 3malig vergrösserte Sei- tenansicht einer weiblichen Schuppe der bei uns blühenden Zamia Fischeri. Fig. 19 die gleiche von oben. Fig. 21 ist ein Durchschnitt durch die Schuppe und die Längsachse der beiden Eier bei gleicher Vergrösserung. Fig. 22 end- lich der 50 malig vergrösserte Durch- schnitt eines Eies durch die Längsachse. Eine fleischige Hülle, die an der Spitze einen Eimund mit geräumigen Kanal of- fen lässt, umhüllt den Kern, also ganz wie bei den Coniferen. Der Kern war jedoch bei den bei uns blühenden Pflan- zen offenbar schlecht entwickelt, oder bereits über die Zeit der Befruchtung hinaus, und deshalb verändert. Nach oben sich kegelförmig verdünnend, zeigt er an der Spitze ein lockeres Zellge- webe. Am Grunde hatte sich bei un- serer Pflanze im Innern des Kerns eine Höhlung gebildet, welche wohl die Stelle bezeichnet, an der bei befeuchte- ten Eiern der Embryosack sich bedeu- tend vergrössert haben würde. H. Wendland führt 22 in Cultur be- findliche Arten auf, von denen unser Garten 7 Arten besitzt. Unter den erwähnten bekannten Ar- ten sind die Z. Fischeri Mig. und Zamia pygmaea Sim., zwar 2 nie- drig bleibende Arten, aber besonders deshalb interessant, weil sie jährlich blühen und so die Beobachtung der ei- genthümlichen Geschlechtstheile dieser Pflanzen zulassen. Z. Fischeri bildet Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. einen bis 1 Fuss hohen Stamm, der an der ‘Spitze sich zuweilen verästelt. We- del etwas über 1 Fuss lang, Blättchen abwechselnd, lanzettlich, spitz, gesägt. Z. pygmeea ist noch kleiner, besitzt et- was breitere ungleichseitige stumpfe, vorzüglich auf der untern Seite doppelt gesägte Blätter. Letztere aus Westin- dien, erstere aus Mexiko. Z. muricata Willd. ward in neuerer Zeit vielfach aus Columbien durch Moritz, Karsten und Wagener eingeführt, Ein niedriger Stamm, bis 2 Fuss lange Wedel, ein stacheliger Stipes, auf jeder Seite 3—10 Fuss gegenstän- dige längliche, lang zugespitzte, scharf gesägte Blättchen charakterisiren diese Art. Wir kultiviren die Form mit schma- leren Blättern, welche Lehmann als Var. angustifolia aufführt. Z. media W. aus Westindien mit niedrigem Stamm, 11/,—2 Fuss langem Wedel und unbewehrtem Stipes; 12—15 verlängert linien-lanzettliche, stumpfe, an der Spitze schwach gezähnelte Blättchen, die bis 6 Zoll lang und ?/, Zoll breit, charakterisiren sie. Z. integrifolia Ait. aus Westin- dien ist die bekannteste von allen. Z. Loddigesii Migq. (S. Tafel 186. 26, 27, 28, 29.) Von dieser noch sel- tenen Art erhielt der hiesige Garten 3 verschiedene Formen durch Karwinski aus Mexiko, nämlich: «@) genuina. (T,186, fig. 26.) Nie- driger cylindrischer Stamm, Wedel 2 — 2!/, Fuss lang, Rhachis und Stipes sta- chelig, Blättchen beiderseits 11— 13, entgegengesetzt oder abwechselnd, linien- lanzettlich, zugespitzt und vorn stumpf- lich, bis unterhalb die Mitte gezähnelt, bis 9 Zoll lang und ?/, Zoll breit. — (Z. Loddigesii Miq.) ß) obtusifolia. (T. 186, fig.27, 28.) Wie vorhergehende, der Stipes aber fast I. Originalabhandlungen. 4 stachellos, und Blättchen ganz stumpf und bis 1'/, Zoll breit. y) angustifolia, (T. 186. fig. 29.) Wie &, Blättehen jedoch verlängert li- near-lanzettlich, zugespitzt, spitz, bei- - dergeits 13—20, bis 14 Zoll lang und 1/, Zoll breit. Es scheint die Z. Loddigesii zu den veränderlichsten Formen zu gehören. Die unter & aufgeführte Form dürfte die von Miquel beschriebene Art sein. Auch Miquel führt schon einige Formen auf. Bei der Betrachtung der 3 For- men. unseres Gartens dürfte die Ver- muthung ausgesprochen werden, ob nicht vielleicht die Formen 8 und y zwei verschiedene Arten und die Form « der Bastard, Z, ealoecomaMicg. (T. 186. fig. 30. ein Wedelstück in Lebensgrösse.) Die schönste Art der Gattung, von der der hiesige Garten lebende Pflanzen durch Chappy aus Cuba erhielt. Bildet einen bis 2 Fuss hohen cylindrischen Stamm, der 3—4 Zoll im Durchmesser hält. Wedel ungefähr 2, — 3 Fuss lang, bei der Entwickelung rauh behaart, später glatt, mit 5—6 Zoll langem un- bewehrten, stielrunden Stipes, und ähn- licher, besonders an den beiden Seiten weichhaariger Rhachis, die an der Spitze kurz über das letzte Blattpaar hervor- steht, Blättchen sehr viele und dicht gestellt, fast gegenständig oder abwech- selnd, schmal linien-lanzettlich, sichel- förmig, zugespitzt, an der schwieligen Spitze kaum spitz, am Grunde schwielig eingegliedert, hellgrün, 7!/, Zoll lang, 1/, Z. breit, oberhalb kaum ausgehöhlt, gestreiftnervig, am Rande kaum zurück- gerollt und ganz. Wir schliessen diese Betrachtung der Cycadeen des Petersburger Gartens mit der Bemerkung, dass in Natal kürzlich eine Cycadee entdeckt ward, die einem 8) Farrenkraut sehr ähnlich sein soll, und als Strangeria paradoxa beschrieben sein soll. (Wo?) Nach A. Brown (Verh. d. Grtb, V.) sind im Ganzen bekannt in Asien 10 Cycas, — in Afrika 1 Cycas, 16 Encephalartos, — in Neuholland 2 Cy- cas, 4 Macrozamia — in Amerika 7 Ceratozamia, 3 Dioon, 23 Zamia. (E. Regel.) Erklärung der Tafeln. Tafel 184. 1. Schuppe eines männlichen Zapfens von Cycas cireinalis in natürlicher Grösse, von der Unterseite. Die Spitze ist mit Haaren, und die andere Fläche mit Aniheren, zwischen denen Haare stehen, dicht bedeckt. 2. 3. Zwei Antherengruppen dieser Schup- pe schwach vergrössert, wo 4 und 3 An- theren am Grunde vereinigt sind, die vorn mit einem Längsriss aufspringen. 4. Eine Antherengruppe von Antheren der gleichen Pflanze, 50fach vergrössert. Zwei derselben sind aufgesprungen und lassen den Blüthenstaub in eine zusammenhängende Masse zusammengeballt hervortreten. 5. Pollenkörner der gleichen Pflanze bei A50facher Vergrösserung von verschiedenen Seiten. Dieselben zeigen eine halbkugelige Gestalt. 6. Der obere Theil eines männlichen Blü- thenzapfens der gleichen Pflanze in natürlicher Grösse. Die Schuppen sind schon auseinander getreten, so dass man unlen die Antheren er- blickt. 7. Schuppen des fruchttragenden Blülhen- zapfens von’ Cycas angulata nach Richard. 8. Embryo von Cycas media vom Eiweiss umschlossen. 9. Ein Haar der Schuppe des männlichen Zapfens, 450mal vergrössert. Tafel 185. 40. 11. 12. Encephalartos Frideriei Guielmi nach Lehmann. 10. Die Schuppe des männ- lichen Zapfens von unten. 11. Eine Anthere vergrössert. 12. Schuppe des weiblichen Za- pfens. 16 43. 14. 45. Macrozamia Preissi nach Mi- quel. 13. Schuppe des männlichen Zapfens. 14. Schuppe des weiblichen Zapfens. 15. An- there vergrössert. 46. Schuppe des weiblichen Zapfens von Ceratozamia mexicana nach Brongniart. 47. Männliche Schuppe ‚von Ceratozamia Küsteriana von unten, 3fach vergrössert. 18. Männliche Schuppe von Zamia nach Richard. 19. 20. 21. 2%. Weibliche Schuppen von Zamia Fischeri. 49. Ansicht von oben bei 3maliger Vergrösserung. 20. Seitliche Ansicht, 3mal vergrössert. 21. Der Durchschnitt hier- von, durch die Achse der Schuppe und der beiden Eier. 22. Ein 50mal vergrösserter Durchschnitt durch die Achse eines Eies. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Tafel 186. 23. Lepidozamia Perofiskyana. Ein Fie- derblättchen mit der Basis abgelöst, in natür- licher Grösse. 24. Ceratozamia Küsteriana, Fiederblatt, des- gleichen. 25. Stück eines Wedels der gleichen Pflän- ze, in !/ der natürlichen Grösse. 26. 27. 28. 29. Zamia Loddigesii. 26. Ein Fiederblätichen von Z. L. genuina in natür- licher Grösse. 27. 28. Solche von Z. L. ob- tusifolia. 29. Ein solches von Z. L. angusti- folia. 30. Wedelstück von Zamia calocoma Migq. in natürlicher Grösse. 31. Wedelstück von Lepidozamia Peroffs- kyana in !/ der natürlichen Grösse. 3) Empfehlenswerthe Pflanzen, die im Bot. Garten In Peters- burg kultivirt werden. 1) Primula villosa Jacq. Var. fl. | förmig purpurgestreifte Lippe, deren Mit- albo. (Primula nivea Hort.) Eine liebliche weisse Abart der herrlich duftenden ge- | meiniglich lila blühenden Alpenprimel, Bil- | det bei Topfeultur nach und nach einen 4 Zoll hohen Stengel, der sich verästelt und dessen Aeste im Herbst und im er- sten Frühling als Stecklinge benutzt werden können. Die schneeweissen Blumen stehen in dichten reichblumigen Dolden. Cultur halb Lehm, halb Torf und etwas Flusssand. Im Topfe eulti- virt blüht diese herrliche Pflanze An- fangs März im Kalthause. Im Lande verlangt sie gute Steinunterlage und im | ınach unsere Pflanze eine eigne Sektion Winter reichliche Moosbedeckung. 2) Epidendrum odoratissimum Lindl. ß. erispulum. Eine hübsche Abart die- ser epiphytischen Orchidee, die der hie- sige Garten durch Lindley aus Mexiko erhielt. Dieselbe unterscheidet sich durch reichblumigere stärker verästelte einfache Rispe, braungelb gefärbte Blüthenhüll- blätter und eine hellgelbe scharf ader- ' Namen | tellappen am Rande kraus. Schöner als die Stammart. 3) Caraguata serrata R. S., brome- liaceae. Eine eigenthümliche Bromelia- cee, die früher in England in Cultur war, jetzt aber, wie es scheint, aus den Gärten wieder verschwunden ist. Der hiesige Garten erhielt dieselbe unter dem Billbergia fastuosa.. Obgleich nun unsere Pflanze durch das Stigma von Caraguata abweicht, so ziehen wir sie dennoch zu obiger Art, weil diese allem Anschein nach bis jetzt nur man- gelhaft beobachtet wurde. Es würde dem- der Gattung Caraguata, mit gedrehter Narbe, bilden. Der Schaft, den unse- re, aber offenbar nicht vollkommen ent- wickelte Pflanze gebildet hat, ist kaum 1 Fuss hoch und dicht mit Blättern be- setzt, welche nach oben zu immer klei- ner werden, bis sie zuletzt in die Brac- _ teen übergehen, Die Blätter werden Taf. 461 ZI a I adi conerdos- 2008: er Anl al Tr zn ERtE M LE I. Originalabhandlungen. über 1!1/, Fuss lang und 1—1!/, Zoll breit, am Grunde gehen sie in eine ganz- randige, breite Scheide aus, oben spitzen sie sich in eine scharfe Spitze aus, und am Rande sind sie kurz dornig gezähnt, mit nach innen gekrümmten Zähnen. Die Bracteen sind lanzettlich, blattartig, schön scharlach gefärbt, und die unter- sten mit grüner Spitze. Die Blumen stehen in meist dreiblumigen Corymben -in den Achseln der Bracteen und sind viel kürzer als diese. Kelch stumpf 3- kantig, tief 3lappig, mit spitzen Lappen. Blumenkrone einblättrig, 3mal länger als der Kelch, am Grunde weisslich, oben schön himmelblau und 3lappig, mit aufrechten, stumpfen, mit dem Rande kappenförmig eingekrümmten Lappen. Staubfäden der Röhre der Blumenkrone angewachsen. Antheren linear, auf dem Rücken befestigt, am Grunde kurz pfeil- förmig, kürzer als die Blumenkrone. Die 3 Lappen der Narbe sind spiralig zu- sammengedreht. Cultur gleich den an- dern Bromeliaceen, von denen wir schon wiederholt gesprochen. Die eigenthüm- liche Tracht, bedingt durch den schopf- förmigen in die untern Blätter gleichsam eingesteckten Blüthenstand mit den ro- then Bracteen, und ein sehr starker, aber nicht angenehmer Geruch zeichnet diese Art aus. 4) Arbutus procera Dougl., Erica- ceaee Ein immergrüner Strauch oder niedriger Baum von der Tracht des Ar- butus Andrachne, der durch Douglas von der Nordwestküste Amerikas einge- führt ward. Blühet schon als kleiner Strauch, und ist als harter, auch nicht blühend decorativer Strauch fürs Kalt- haus und Zimmer zu empfehlen. Kahl, nur an den jungen Trieben und Blü- thenständen behaart, Blumen in spitzen- ständigen einseitigen Rispen, grünlich- weiss, oval urnenförmig, in der Mitte L 1857. 17 zusammengeschnürt. Blätter länglich- oval, unten blaugrün, oben hellgrün, mehr oder weniger deutlich gesägt. Laub- oder Rasenerde. Geruch der Blumen angenehm. 5) Polygala longifolia A. Dietr., Po- Iygaleae. Ein mit Polygala myrtifolia nah verwandter immergrüner Strauch vom Vorgebirge der guten Hoffnung, den wir als P. Dalmaisiana und P. gran- dis erhielten, und der auch in deutschen Gärten unter diesen Namen vielfach ver- breitet ist. Von P. myrtifolia unter- scheidet er sich durch niedrigeren Wuchs, frühzeitige Blüthe schon als kleine Pflanze und durch aus breiterem Grunde lanzettlich. verdünnte Blätter, welche in eine scharfe Spitze ausgehen, Gehört zu den empfehlenswerthesten Kalthaus- pflanzen, die im April und Mai ihre leuchtend lilarothen Blumen massenhaft entwickeln und bei sorgsamer Cultur zu prächtigen Exemplaren erzogen wer- den kann. Liebt eine Heideerde mit Lehm, oder Lauberde mit Sand und Lehm, Aehnlich ist auch die P, cordi- folia W. Diese hat aber gegenständige sitzende, am Grunde herzförmige Blätter, unsere Pflanze dägesen abwechselnd ge- stellte, kurz gestielte. 6) Erica rubercalyx Andr. 8. tenui- flora Rgl. Eine niedliche Abart dieses ebenso schönen als dankbar blühenden Heidekrautes vom Vorgebirge der guten Hoffnung. Schmälere nicht aufgeblasene weisse Blume mit aufrecht-abstehendem Saum zeichnet sie von der Stammart aus. Die rothgefärbten Kelche stehen hier besonders schön von den 1, —!/, Zoll langen und 1?/, Linie breiten Blu- menkronen ab. — Dass die liebliche Familie der Heidekräuter jetzt weniger Freunde zählt, ist Modesache. Trotz- dem werden sie stets zu den dankbar- sten und schönsten Kalthauspflanzen zu 9 = 18 rechnen sein, deren Cultur aber nur da mit Erfolg wird betrieben werden kün- nen, wo man kalkfreie gute Heideerde und kalkfreies Wasser besitzt. Wo dies nicht der Fall ist, da wird mit viel Mühe nur schlechter Erfolg zu erringen sein, und man thut daher wohl, an solchen ' Orten seine Liebhaberei anderen Pflan- zen zuzuwenden. So waren alle meine Bemühungen vergebens, in Zürich recht gesunde und kräftis vegetirende Eriken zu erziehen, während sie hier in Peters- burg zu den leicht gedeihenden Pflan- zen gehören. 7) Erica fäscieularis L. ß. ampullae- fiora Kl, Dieser herrlichen Pflanze hatte Andrews den Namen E. imperia- lis beigelegt, und wahrlich sie verdient auch einen ausgezeichneten Namen. Durch die langen einfachen Aeste und die schmal linearen Blätter erhält die Pflanze fast den Habitus einer E. vestita, Die grossen über einen Zoll langen zart fleischfarbnen, oben grünen klebrigen Blumen stehen in einer reichblumigen Dolde auf den Spitzen der Zweige und werden später durch Verlängerung des Zweiges seitlich gestellt. Die Blüthenstiele sind zart und dünn, so dass die Blumen nicken. Die vorliegende Abart unterscheidet sich von der Stammart durch meist zer- streut stehende Blätter, einen Blüthen- Stiel, der kaum länger als der Kelch, und durch am Grunde aufgeblasene 1/, Zoll breite Blumenröbre, Hat die. Nei- ‘ gung, hoch zu wachsen; durch häufiges Auskneipen können jedoch leicht schöne buschige Pflanzen erzogen werden. Blü- het im Frühling, 8) Erica nivalis Andr. Eine mit Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Von dieser unterscheidet sie sich aber leicht durch kugelige weisse Blumenkro- nen, die dicht behaart. Gehört zwar nicht zu den schönen Arten, aber doch zierend. 9) Tetragamesius isochiloides Rgl. Eine kleine unscheinbare, aber eigen- thümliche Orchidee, die Lansberg aus Columbien einsendete und im hiesigen Garten unter Scaphyglottis arundinacea sich befand. Die Blumenbildung dieser Pflanze stimmt mit Tetragamestus Rechb. fill. überein und die Blattstellung mit Isochilus. Da die Blumenbildung jedoch sich ganz an Tetragamestus anschliesst, so habe ich keinen Anstand genommen, sie mit dieser Gattung zu vereinigen. Es scheint jedoch eine genaue Ausschei- dung der Genera dieser Gruppe von Or- chideen sehr nothwendig, wobei unsere Pflanze vielleicht einen Typus bilden möchte. Wir wollten jedoch die Zahl der Genera nicht vermehren, da diese vielleicht schon zu gross. Die abwech- selnde Stellung der Blätter charakterisirt unsere Pflanze sogleich. Beschreibung, Stengel schlaff, bis 2 Fuss hoch, rundlich-zusammengedrückt, die älteren Stengel büschelig ästig, wo- bei der Grund der Verästelungen Luft- wurzeln entsendet, am Grunde von trock- nen häutigen Scheiden umgeben. Blät- ter zweizeilig, abwechselnd, linien-lan- zettlich, an der Spitze stumpf zweizäh- nig, 1/,— Va Fuss lang, Y—'/, Zoll breit. Blumen einzeln auf den Spitzen der Aeste (ob immer), mit von Bracteen um- gebenem Blüthenstiel und langen stiel- förmigem Fruchtknoten, der noch einmal so lang als die Blumenkrone. Blüthen- hüllblätter lanzettlich, spitz, ungefähr ?/, Erica ovina Kl. nah verwandte Art, | Zoll lang, und wie Lippe schmutzig die ich in meiner Bearbeitung der Eri- |! weiss oder gelblich; die beiden Sepalen ceen gar nicht aufgenommen habe. Der | sind am Grunde in einen stumpfen Sack hiesige Garten cultivirte sie als E. ovina, ! vorgezogen. Lippe aus keilförmiger Ba- I. sis länglich-oval, an der Spitze zurück- gedrückt, am Rande wellenförmig, mit dem vordern Theil nach aussen gebogen, am Grunde 2 Lamellen tragend, wenig länger als die Sepalen. Säule halbstiel- rund, aus schmälerm Grunde nach oben verbreitet, und zu beiden Seiten der Stigmagrube in Ohren ausgehend. Zwei Pollinien, von denen jedes 2theilig ist. Cultur mit den Pleurothallen. 10) Erica Burchelli Rgl. Eine neue Erica vom Vorgebirge der guten Hoff- nung, die neben Erica exsudans Andr. steht und von dieser durch die kurzen aufrecht abstehenden Blätter, sowie die kurze kaum !/, Zoll lange, drüsig be- haarte, etwas aufgeblasene Blumenkrone sich unterscheidet. Bentham in Cand. Prodr. VII. 632 zieht dieselbe nach Ex- emplaren von Burchell zuE, pellucida als Var. breviflora, und im hiesigen Garten ward sie als E. Meuroni pallida kultivirt. Bildet einen niedrigen 3— 4‘ hohen Strauch mit geraden rauh und drüsig behaarten Aesten. Blätter zu 4, aufrecht abstehend, und nur an den älteren Zwei- gen stärker abstehend, schmal linien- förmig, am Rande zurückgerollt, auf dem Rücken gefurcht, spitz, mit drüsi- gen horizontalen Haaren (die jedoch kürzer als die Breite des Blattes) rauh besetzt, 1'!/, oder kaum selten 3 Linien lang. Blumen zu 1—7 auf den Spitzen der Zweige. Blüthenstiele, dem Kelche an Länge gleichend. Die Kelchblätter aus breiterem Grunde linearisch spitz, blattartig, gegen die Spitze hin am Rande zurückgerollt, wie die Blätter be- haart, 3/4 Linien lang. Blumenkrone röhrig, kaum eingekrümmt, gerippt, ge- gen die Spitze hin wenig aufgeblasen, unterhalb des Schlundes zusammenge- zogen, kaum !/, Zoll lang, 11/,— 2 Li- nien breit, fleischfarbig und gegen den Grund hin roth nüaneirt, mit zarteren Originalabhandlungen. mm 11 ll ÜIÜÜÜÜIÜIIÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜIII 19 drüsigen Haaren, besonders an den vor- tretenden Rippen besetzt, mit stumpfen aufrecht-abstehenden Lappen des Saums; Antheren eingeschlossen, wehrlos stumpf, braun-schwarz, dem an der Spitze zu- rückgekrümmten Staubfaden seitlich auf- sitzend. Griffel hervorsehend. Frucht- knoten 4 fächrig, kahl. — Stammt vom Vorgebirg der guten Hoffnung und ist durch die aufrechten kaum 2—3 Linien langen stark drüsig behaarten Blätter und ‚kurzen Blumen von allen Arten der Abtheilung sogleich zu unterscheiden. Von der nahverwand- ten E. exsudans unterscheidet sie sich ausserdem durch längere drüsige Haare an den Blättern, linear-lanzettliche Kelch- blätter und den hervorstehenden Griffel, 11) Erica arborea L. ß. asturea H. Petrop. Eine eigenthümliche Abart der E. arborea, deren Blumen wohl 3mal kleiner als die der gewöhnlichen Art, kaum !/, Linie lang und breiter als lang, daher zusammengedrückt kugelig. Auch die Blätter sind bedeutend kleiner und nicht viel mehr als eine Linie lang. 12) Warrea cyanea Lindl, Var. pal- lida Rgl. Die Pflanze des hiesigen Gar- tens stimmt vollkommen mit Lindley’s Beschreibung und Abbildung XXXI, 28. Bot, Reg. überein: die Lippe ist jedoch weiss und nur blassviolett nüan- eirt. 13) Hovea Celsii Bonpl. Legumino- sae. Wer schätzt nicht die herrlichen Hovea- Arten Neuhollands mit ihren schimmernden lieblichen blauen Schmet- terlingsblumen, die einzeln oder in kur- zen Trauben in den Achseln der Blätter stehen und zu langen schönen Blüthen- trauben sich vereinigen! Unter diesen befindet sich die in Rede stehende Ho- vea Celsii wohl schon seit 40 Jahren in Cultur und ist den schönsten Arten der Gattung beizuzählen. Auch im hie- 2 * 20 sigen Garten blühet dieselbe jährlich reichlich und ziehet schon von Weitem durch die schimmernd violettblaue Farbe der Blumen, welche mit dem weissen Fleck am Grunde der Fahne angenehm contrastirt, den Blick auf sich. Die Hoveen verlangen in Cultur eine milde, durchaus kalkfreie Heide- oder Lauberde mit Sand und ebenfalls kalk- freies Wasser zum Guss, Aus Steck- lingen wachsen sie nur schwer, weshalb man auf die Vermehrung durch Samen hauptsächlich angewiesen ist. Stellt man sie während ihrer Blüthe im März und April an einen lichten luftigen Standort im Kalthaus, so tragen sie letzteren ziem- lich dankbar. Aussaat ziemlich zeitig, wo möglich Anfang März im temperirten Kalthaus. Wie bei den meisten Aca- cien u. S. f. ist es sehr zu empfehlen, die Samen 4—8S Tage im Warmhaus oder Zimmer vor der Aussaat einzu- quellen. Die jungen Pflanzen werden zeitig verstopft, erhalten guten Abzug und muss man deren Gipfeltriebe wäh- rend des Wachsthums von Zeit zu Zeit auskneipen, sonst erhält man unansehn- liche hochbeinige Pflanzen. 14) Franeisceea exwimia Scheidw. ;' Scerofularineae. Eine der schönsten Ar- ten der Gattung. Länglich-lanzettliche Blätter. Blumen gross, mehr als 1’/, Zoll im Durchmesser, schön violett mit weissem Auge und kurzhaarigem Kelche; dieselben gemeiniglich zu 2 auf den Spitzen und in den Achseln der Blätter. Verlangt einen hellen guten Standort im Warmhause und im Frühling Boden- wärme. _ Eine kräftige lockere Laub- oder Heideerde, zur Hälfte mit einer schweren lehmigen Erde und Sand ver- mischt, sagt dieser Pflanze am besten zu, Blühet von April — Mai sogar schon in kleinen Exemplaren. Vermehrung durch Stecklinge im Warmbeete. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, 15) Skimmia japonica Thbrg.; Au- rantiaceae. Wir haben diesen schönen Strauch China’s bereits wiederholt be- sprochen. Im März und April öffnet der- selbe seine herrlich duftenden Blumen. Im Herbst reift er die schönen rothen Beeren. Die Samen keimen im Kalt- hause ausgesäet schon im nächsten Früh- ling. Diese jetzt noch seltenere Pflanze wird sich daher schnell vermehren und bald zu den beliebtesten harten Kalt- hauspflanzen gerechnet werden, die auch zu Zimmerdecorationen ganz geeignet sind. 16) Euphorbia splendens Bojer. Diese schöne Pflanze aus Madagascar mit ih- ren stacheligen Aesten, verkehrt-ovalen stachelspitzigen Blättern und carmin- scharlachfarbenen Blüthenhüllen verdient häufigere Cultur. Eine schwere sandige Erde, trockner warmer Standort im Win- ter, Wärme und Feuchtigkeit im Som- mer sind die einfachen Culturbedin- gungen. Bildet bis 5 Fuss hohe, im Frühling herrlich blühende Sträucher, und wächst jeder Steckling, im Warm- beet in Sand gesteckt, leicht und sicher, Gehört zu den älteren Pflanzen, die von den eingeführten neueren Pflanzen mit Unrecht in den Hintergrund gedrängt werden. 17) Laurus nobilis L. ß. latifolia, Von unserm als Kübelpflanze so belieb- ten Lorbeer, der schon in den Zeiten der Griechen und Römer bei feierlichen Gelegenheiten als Symbol der Auszeich- nung und des Ruhmes verwendet ward, giebt es eine Menge von Abarten, mit bald sehr schmalen lanzettlichen, bald breiteren, bald mehr oder weniger krau- sen Blättern. Die schmalblättrige Form geht auch wohl nur als Laurus angusti- folia, die breitblättrige als Laurus lati- folia in den Gärten. Die vorliegende Form ist eine der schönsten. Blätter ver- I. Originalabhandlungen. kehrt oval lanzettlich, spitzlich, kaum kraus. Die Blumen unseres Lorbeers sind bekanntlich zweihäusig. Die Exem- plare der vorliegenden Form besitzen weibliche Blumen, in denen der Griffel von 4 sterilen Staubfäden umgeben ist. Die Form der fruchtbaren Staubfäden die bekanntlich eigenthümliche. Auf der Spitze eine 2 fächerige Anthere mit sehr Fig. b Fig. a stark entwickeltem Connectiv, wie dies die beistehende Fig. a in Vergrösserung zeigt, und unterhalb 2 seitliche Drüsen. Bei den sterilen Staubfäden dagegen ist die fruchtbare Spitze in ein schmales blumenblattartiges Blättchen (S. Fig. b) ausgewachsen, die Drüsen aber sind ge- blieben. Eigenthümlich endlich verhält sich hier auch das Oeffnen der Anthere. Während diese bei der Mehrzahl der Gewächse durch Risse oder Löcher ihren Blumenstaub entleeren, so öffnet sich hier ein oben befestigter Deckel, wie dies die Fig. a zeigt. Schwache Vergrösserungen mittelst Lupe zeigen schon solche eigenthüm- liche Einrichtungen und erlauben es, die Mannichfaltigkeit der Einrichtungen in dieser Beziehung zu bewundern. 18) Epimedium rubrum H. Angl. Es ist dies die schönste Art unter den Epimedien und stammt wahrscheinlich aus Japan. Der hiesige Garten erhielt diese Pflanze aus englischen Gärten un- 21 ter dem obigen Namen. Wahrschein- lich stimmt sie auch mit der von Mor- ren in den Journ. d’hist. unterm gleichen ‚Namen abgebildeten und beschriebenen Pflanze überein, doch steht uns davon in diesem Augenblicke die Originalbe- schreibung nicht zu Gebote. — Bildet einen bis fusshohen Stengel, der unten lose behart ist. Blätter doppelt dreithei- lig zusammengesetzt ; Blättchen aus herzförmigem oder fast speerförmigem Grunde länglich-oval, zugespitzt, roth gerandet und stachelig gezähnt. Blü- thenrispe einfach verästelt. Die äussern Blumenblätter länglich-oval, spitz, schön carminroth; die innern kappenförmig, jedes in einen den äussern Blättern fast gleichlangen Sporn ausgehend und weiss. Contrast der weissen und carminrothen Farbe macht diese Pflanze zu einer lieblichen Erscheinung. Cultur im freien Lande in halbschattiger Lage oder im Topfe, wo sie ihre herrlichen Blumen im März im Kalthause in reicher Fülle entwickelt. 19) Erica lituiflora Salsb, y. brevi- flora Rgl. Eine eigenthümliche Abart mit sitzenden Blumen, deren Blumen- krone nur 11, mal so lang als die Kelchblätter. Im hiesigen Garten als E. perspieua cultivirt. Dabei wollen wir bemerken, dass auch hier die Eriken in breiten niedrigen Näpfen ceultivirt werden und ganz vorzüglich gut gedei- hen. Das reine durchaus kalkfreie Was- ser und eine vorzüglich gute Torf- und Heideerde tragen jedoch nicht weniger zu diesem günstigen Resultate bei. Ueber- haupt erleichtern diese Verhältnisse hier in Petersburg die Cultur der feineren Kalthauspflanzen ganz ausserordentlich und gleichen die Ungunst des Klimas wiederum vollständig aus. (E. R.) 22 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, 4) Beitrag zur Taxation der Gemüsegärten. Von Garteninspector Ed. Lucas in Hohenheim. Eine der zweckmässigsten Einrich- | Fuhren Stalldung ä& 20 Ctr., also 300 Ctr. tungen in einem Gemüsegarten ist die, alle Beete in rechteckiger Form, nicht über 4° breit und ungefähr 30° lang zu machen, so dass dieselben sämmtlich gleich gross sind und mit dem sie be- gleitenden 1° breiten Weg einen Flächen- inhalt von 11/, D Rth. = 150 TI‘ enthal- ten. Diese Fläche ist nur unbedeutend grösser, als die Magdeburger Ruthe, welche 144 [7] enthält, und es lassen sich die für ein solches Normalbeet von 150 []‘ gegebenen Zahlen auch leicht auf die in Norddeutschland übliche Ruthe übertragen. Die Kosten der Anlage, Be- pflanzung und Pflege eines sol- chen Beetes sind beträchtlicher, als man gewöhnlich glaubt. Ich gebe sie hier mit Zugrundlegung der in unserem Gemüsegarten seit Jahren üblichen Ac- cordpreise für die verschiedenen Arbei- ten als einen kleinen Beitrag zur Taxa- tion der Gemüsegärten, 1. Pacht oder Zins aus dem Grundkapital. Man muss als Durchschnittspreis der Gemüsegärten bei bevölkerten Städten pro Wittb. Morgen 1000 fl. annehmen. Hievon Zins zu 5%, auf 11/, DJ Ruthe berechnet, macht 1@ Rr. Für einen Gemüsegarten auf dem Lande würde dieser Preis sich über die Hälfte niederer stellen, da der Preis ei- nes Morgens guten Landes sich im Durchschnitt auf nur 4—500 fl. be- rechnet. 2. Kosten für Düngung. 1 Morgen erfordert bei 2 oder 3 schlä- giger Rotation als volle Düngung 15 also per Y Jahr 100-150 Cir., je nach der Dauer der Rotation. Meistens wird eine sich alle 2 Jahre wiederholende Hauptdüngung nöthig sein. Hiezu kommt aber noch als Nebendüngung ein 2 ma- liges Begüllen der allermeisten Culturen. Eine Fuhre ä 20 Cir. kostet im Durchschnitt 3 fl. also 1 Cir. 9 kr.; hier- nach berechnet sich im obigen Fall der Dung auf 1 Jahr (150 Ctr.) auf 21 fl. und pro Beet (1!/,°) auf 5 kr. Hiezu pro Beet für Begüllen & 2kr. also 4 kr. thut 9 kr. 3. Kosten der Bodenbearbei- tung. | ' 1 Morgen zu schoren (1° tief um- graben) kostet seit vielen Jahren hier im Accord 91l, 36 kr. oder 17] Rth.1'/, kr. mit dem Abrechen oder Durchhacken (Rühren) nach dem Schoren pro [] Rth. 2 kr., demnach also pro Beet 3 kr. Ein sorgfältiges Ausschaufeln der Fusswege wird nur ausnahmsweise vor- genommen, und würde den obigen Be- trag um !/, kr. erhöhen. Da durchschnittlich bei sorgfältiger Cultur jährlich zweimal geschort wird, so ergiebt sich ein Aufwand von 6 kr. für das Beet. Für das Behacken von 1 Morgen Land wird bei damit verbundenem Aus- jäten (sofern das Land nicht sehr ver- unkrautet ist), im Accord pro U] Rth. 5/, kr.. oder pr. Morgen 4 fl. 30 kr. be- zahlt. Für 1 Gartenbeet 'von der Grösse von 1!/, [J° wurde hier schon oft im Accord 1 kr. bezahlt. Jedes Beet muss durchschnittlich jährlich 4mal behackt werden, also: 4 kr. I. Originalabhandlungen- "4. Kosten der Saat oder Be- pflanzung. Diese belaufen sich je nach den verschiedenen Culturen auf 11/,—4Y, kr. pro Beet, 1 Arbeiter & 3 kr. pro Stunde braucht Y,—1!/, Stunden zur Bestellung eines Beets (wobei natürlich nur die I oder 2 jährigen Gemüsegartenpflanzen in’s Auge gefasst sind). Also sind die Kosten pro Beet im Durchschnitt 3 kr.; für 2 malige Bestellung jährlich also 6 kr. Für die nöthigen Samen oder Setz- linge für 1 Beet ist, sofern sie ange- kauft werden müssen, 4 kr. zu rechnen; allerdings wird dies mitunter nicht hin- reichen, doch kann man die meisten Setzliinge und Samenquantitäten für 1 Normalbeet für 3 kr. ankaufen, so dass obige Annahme wohl die richtige sein wird. Häufig belaufen sich die Kosten nicht über 1 kr. Diese Kosten verdop- peln sich im Durchschnitt, da jedes Beet im Durchschnitt 2mal angebaut wird; also trifft 1 Beet jährlich hiefür 8 kr. Allgemeine Pflege, Begies- sen und allgemeiner Aufwand, Erntekosten u. dgl. Es ist äusserst schwer, diesen Po- sten feststellen; es kann in manchen Jahren das Begiessen sehr wenig Kosten verursachen, in andern das 6 — 10fache betragen; Boden, Klima und Cultur machen hier einen sehr grossen Unter- schied, Im grössten Durchschnitt möchte pro Beet & 150 7‘ 9 kr. zu nehmen sein, wobei ungefähr 6 kr. für Begies- sen, 3xr. für andere allgemeine Kosten berechnet sind, Der Gesammtaufwand für 1 Nor- malbeet in einem vorzugsweise oder aus- schliesslich zum Gemüsebau bestimmten Garten in der unmittelbaren Nähe gros- ser Städte berechnet sich daher wie folgt: 23 1. Zins aus dem Grundkapital 12 kr. 2; Düngung... ; 9 kr, 3. Bodenkearbeitungskosten 10 kr. 4, Kosten der Bestellung 14 kr. 5. Allgemeiner Aufwand 9 kr. Summa 54 kr. Es belaufen sich daher die Kosten für 1 Beet auf 54 kr. —= Y, Rehsthlr. oder beinahe auf 2 Franken, wobei aller- dings angenommen ist, dass eine sehr sorgfältige vollkommene Cultur stattfin- det, und der Betrieb ein ganz rationeller ist und jährlich mindestens ein doppel- ter Anbau vorgenommen wird, Der Ertrag aus 1 Beet stellt sich nun, wie folgt: Man erntet auf 1 Beet von 1501’ folgende Quantitäten Gemüse und Sa- late. 1. Kraut und Kohlge- wächse: Frühe Kohlrabi stehen auf 1 Beetin 5 Rei- hen & 30 St. — 150 St. davon verkäuflich 120 St. durchschnittlich 3 St. 1 kr. Frühwirsing in 4 Reihen ä 25 St, — 100 St.; davon verkäuflich 80 St. & 1 kr. Kraut, mittelfrühes 3 Schn. a 15 St. = 45 St. ver- käuflich 36 St. & 11), kr. . Blumenkohl 45 St. davon verkäuflich 30 St. & 3 kr. 2. Awiebeln; man erntet auf 1 Beet bei gutem Stand 1/5 2 sı.3a8ı If. „IN 3. Hülsenfrüchte; 1 Beet giebt 6—7 % trockene Sa- men & 10 kr. SE, 4. Salate. Auf 1 Beet stehen 140 — 150 Köpfe ; davon verkäuflich 120 St. 3älkr. : ; Wintersalat 100 St. & ?/, kr. (oft 1 kr.) 40 kr. 1 fl. 20 kr. 54 Kr. 1 fl. 30 kr. 30 Er. 40 kr. 50 kr. 24 Sellerie ; auf 1 Beet stehen in 4 Rhn. & 20 St. 80 Pill. davon verkäuflich 60 St. & 1 kr. . 5 us Da auf demselben Land immer 2 Ernten angenommen sind, so wird sich die Berechnung ungefähr so stellen, z. B. bei folgenden Culturen: Wintersalat, darnach Kraut oder Wirsing zusammen 1 fl. 44 kr. Frühkohlrabi, darnach Sellerie 1 fl. 50 kr. Blumenkohl und dazwischen Salat 2, Zwiebel, darnach Feldsalat 1 fl. 54 kr. Lattich, dann Bohnen .1 fl. 30 kr. so dass der Ertrag an Geld von 1 Beet oder 11/, DJ° Wttb.= 1 DJ° preussisch, sich durchschnittlich auf 1 fl. 45 kr., in minder günstigen Verhältnissen auf 1fl. 30 kr. berechnet. Hierbei ist aber im Auge zu behalten, dass sich der Gemü- segarten in der Nähe einer grossen Stadt befindet, und dass die vorgenannten Cul- turkosten aufgewendet wurden. Vergleicht man die Kosten für 1 Beet, die nach oben sich auf 54 kr. be- rechnen, mit dem Ertrag, so bleibt ein reiner Gewinn von 36—5lkr., oft wohl auch mehr als 1 fl, In vielen Fällen aber sicher '/, Rehsthlr. oder nahezu 2 Franken. Diese durchaus der Praxis entnom- menen Ansätze sollen 1) beweisen, dass ein rationell betriebener Gemüsebau eine sehr schöne Rente liefert; 2) dazu die- nen, für Kostenanschläge u. Ueberschläge zu Anhaltspunkten zu dienen, 3) aber auch Herrschaften, welche Gemüsegärten halten, aber oft nichts darauf wenden wollen, zu zeigen, dass, wenn sie die Kosten nicht scheuen würden, der Er- trag auch sicher, vorausgesetzt, dass der Gärtner seine Sache versteht, ein dop- pelter ist, gegen den, der bei zu grosser Sparsamkeit zu erzielen ist, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Obige Zahlen auf 1 Morgen Witb, — 38400 U’ übertragen, stellen sich die Kosten heraus, wie folgt: a. Diese Fläche darf nur mit 36,000 7° in Anschlag gebracht werden, da für nothwendige Hauptwege 24 []° jeden- falls durchschnittlich abgezogen werden müssen. Diese bleibende Fläche gäbe 240 Normalbeete. Der jährliche Kosten- _ aufwand für dieselben wäre (240 Beete (a 150 I) & 54 kr.) 216 fl. Der Roherlös würde sich stellen in minder günstigen Fällen (1 Beet 1 fl. 30 kr.) auf 360 fl. in günstigen Fällen (1 Beet 1 fl. 45 kr.) auf 420 fl. so dass der Reinertrag betrüge, im ersten Falle pro Morgen Wttb. 144 fl. im letztern Fall 204 fl. Dass auch bei einzelnen Culturen die weniger Kosten für tägliche Bearbeitung und Pflege veranlassen, wie bei dem Spargelbau, ein weit höherer Reinertrag erzielt wird, weiss ich recht wohl, allein ich wollte hier nur zeigen, wie hoch sich die Kosten und der Ertrag von ei- nem Gemüsegarten belaufen, wie wir sie so allgemein in der Nähe oder in Städten als Hausgärten finden, wo eine grössere Zahl Gemüsesorten cultivirt werden. Ganz ähnliche Zahlen ergeben sich wenn man meine Uebersichtstabelle zur Taxation der Gemüsegärten, wie ich sie schon vor 10 Jahren in meiner Schrift „der Gemüsebau, practisch darge- stellt für Landwirthe, Gärtner und Gar- tenfreunde, Stuttgart 1846‘ aufstellte u. welche sich vielfach als zuverlässig er- probt hat, als Grundlage zur Taxation benützte. Da diese Schrift wohl vielen Lesern d. Bl. nicht zur Hand ist, so erlaube ich mir, hier die erwähnte Tabelle abgekürzt mitzutheilen. fr / FEHH y Aut L. 7 Be A Rn ı BED Tabelle über die auf den Ertrag eines Gemüsegartens einwirkenden Verhältnisse und Zustände desselben. I. Originalabhandlungen. 25 Abtheilung A. Abtheilung B. Abtheilung C. Ziemlich rauhes Klima|Rauhes, sehr trocknes ‘[Mildes, mehr feuchtes|oder zu feuchtes, wiejoder sehr feuchtes, un- Ass trocknes Kliıya zu trocknes Klima. | günstiges Klima. Klima Sehr günstige Lage in|Unbeschützte ganz freie)Sehr hohe od. sehr tiefe, weiten Thalebenen, Lage, Hochebenen, star-|zu trockne, od. zu feuch- sanft gegen Süd geneigt,|ke Neigung des Bodens, |te, dumpfige, einge- oder eben, gegen Nor-| Stürmen ausgesetzt. |schlossene Lage, beson- den beschützt. dern ungünstigen Ein- flüssen unterworfen. Humusreicher, milder, Kräftiger guter Lehm-|Zu bündiger strenger sandiger Lehm, lehmi-|boden von geringerer|Lehmboden od. zu loser ger Sand od. Mergelbo-|Tiefe bei ungünstigem|Sandboden mit ungün- den mit durchlassendem Untergrund. stigem Untergrund. Untergrund bei gehöri- ger Tiefe. Taugliches Wasser im/Taugliches Wasser aber| Wasser im Garten oft Garten od. unmittelbarjentfernt vom Garten,/oder ganz fehlend und dabei in reichlicher |oder hartes Wasser im|nicht oder nur mit gros- Menge, ein Bach im |Garten, doch genügend.|sen Kosten beizuschaf- Garten. fen. Rinds- u. Pferdemist in|Mist und Düngersurro-|Mist oft fehlend oder reicher Menge u. billig,igate in Menge, aber|nur mit sehr hohem Ko- Düngersurrogate eben-|nur theuer zu erhalten.|stenaufwand zu erhalten. falls wohlfeil. ı oe Ba = m 38 55 © 387 S 50 A Reichliche Arbeitskräfte |Billige Löhne, reichliche|Mangelnde Kräfte und zn 5 << 5 |bei billigen Löhnen, der|Arbeits-Kräfte, aber dielhohe Arbeitslöhne, der 23 ||Mann 24 kr., das Weib|Arbeitszeit beschränkt.|Mann 36 kr., das Weib 2 ?°7 |16 kr., Arbeitszeit un- 20 kr. 27 beschränkt. R Wenigstens 10 — 20|Eine kleinere Zahl Mist-|Mistbeetkästen fehlend. ; < Mistbeetkästen zu vier)beete, vorzüglich oder =) Fenstern zur Frühtrei-Jausschliesslich nur zu = berei sowie zu Setz- Setzlingen. = lingen. Geräumiger trockner |Feuchter oder zu klei-| Weder Gemüsekeller Winterkeller oder gut|ner Keller u. schlechte noch Einsatzkästen. eingerichtete gemauerte Einsatzkästen. Einsatzkästen. Gemüse- keller Absatz für alle Erzeug-|Absatz für den grössten|Unsicherer Absatz und nisse zu guten Preisen)Theil der Gemüse; je-nur für manche Erzeug- das ganze Jahr hindurch|doch weit zum Markt.|nisse des Gartens bei in der Nähe. ; geringen Preisen. Absatzwege 26 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Diese 3 Hauptabtheilungen A. B.| lassen sich leicht nach Belieben 6, 9 und C. geben sichere Anhaltspunkte für | oder 12 Bonitätsklassen bilden. die Taxation der Gemüsegärten und die Der Reinertrag verhält sich zum Ermittlung des Rohertrags wie des Rein- | Rohertrag in den verschiedenen Klassen ertrags derselben. Finden sich alle oder | verschieden, da die Bodenbearbeitung; fast alle die auf den Ertrag des Gartens | Kosten für Dünger und Saat, allgemeine influirenden oben genannten Punkte in der 1. Abtheilung A, so wird der Gar- ten einen Rohertrag von 400 fl. und höher pro Wttb. Morgen gewähren, und der Reinertrag wird sich auf circa die Hälfte dieses Ertrags — in Ueberein- stimmung mit dem früher bei der Berech- nung von 1 Normalbeet gefundenen An- satz, — also auf 200—250 fl. belaufen. Sind alle oder fast alle diese Zustände in der 2. Rubrik B zu suchen, so ist der Rohertrag nur auf 250 fl. und der Reinertrag auf 90—100 fl. zu veran- schlagen; sind die verschiedenen Zu- stände des Gartens sämmtlich oder fast sämmtlich denen in der 3. Rubrik C an- geführten entsprechend, so ist der Roh- ertrag nur auf 100 fl., der Reinertrag aber nur auf 25 fl. pro Morgen zu be- rechnen. Innerhalb dieses Rahmens von 100 bis 400 fl. und von 20 bis 200 fl. AS—B1—C0 — Kl. AT—-B2 — CP! —K. A5—B3-C1-K.M. A3—B4ı—-cC2—KI.IV. A1—B5—cC3 — Kl. V. A0O—B3—C6 A. Dass diese Zahlen durchaus nicht zu hoch gegrifien sind, sondern eher zu niedrig, wird jede Probe, welche mit Culturkosten sich nicht wesentlich ver- ändern, also dieselben Ausgaben sind, während der Ertrag bedeutend herab- sinkt, Bildet man 6 Klassen, wie folgt, so ist in den ersten beiden das Verhält- niss des Rohertrags zum Reinertrag wie 2: 1, in den nächsten wie 3:1 und in der 5. und 6. Klasse wie 4:1. In der folgenden Classification be- zeichne A, B und C die 3 Hauptab- theilungen der oben gegebenen Tabelle; die Zahlen bezeichnen, wie viele der angegebenen Punkte oder Zustände sich in Abtheilung A, B oder C finden, also z.B. A 6, B 2, C 1 bedeutet, dass 6 obiger Punkte in der 1. Abtheilung, 2 in der 2. und 1 in der 3. sich be- finden. Ausser den nachfolgenden 6 Klassen lassen sich, wenn man will, noch andere Zwischenabtheilungen leicht bilden. I. Rohertrag 400 fl. Reinertrag 250 fl. “ 300hER u, 150 1. x 3500. anss 100 Al. 5 2001 70 A. h 1501. , 40 fl. 2 100°4 0, 25 Al. hier nur Gärten im Auge habe, welche lediglich zum Gemüsebau bestimmt sind, und nicht zu andern Culturen, welche obiger Bonitirung angestellt wird, leicht |auf die Erhöhung oder Verminderung zeigen. des Ertrags influiren, zugleich verwen- Schliesslich bemerke ich, dass ich | det werden. I. Originalabhandlungen. 27 5) Wechsel der Blumengrösse der Nymphaeen und insbesondere der Nymphaea mierantha Guillm. Die Nymphaea mierantha aus Sene- gambien ist wohl in allen Wasserhäusern zu finden. Die Blumen und Blätter glei- chen zwar denen unserer gemeinen weis- sen Wasserrose; sehr interessant wird aber diese Pflanze durch die Eigenschaft, auf der Spitze des Blattstiels und also am Grunde des Blattes junge Pflänzchen zu tragen, die zugleich Blätter nach oben und Wurzeln nach unten treiben. Von diesen kleinen jungen Pflänz- chen entwickelte kürzlich eines in un- serm Vietorienhaus auch Blumen und stellte gleichsam eine Miniaturausgabe von Wasserrose dar, mit Blättern von 1%, Zoll und Blumen von Y, Zoll Durchmesser. — Hierbei wollen wir die Bemerkung machen, dass es überhaupt kaum Pflan- zen giebt, die in der Grösse der Blumen so variabel, wie die Wasserpflanzen. Hunger oder kleine Gefässe bewirken kleine Blumen und Blätter... So blühet bei uns die Nymphaea dentata, nur in Töpfe gepflanzt, kaum grösser als die N. alba, und in Kübel ins Victorien- Bassin gestellt, mit 9 Zoll im Durch- messer haltenden Blumen. Die eben erwähnte Nymphaea mierantha, deren normale Blumen 31, Zoll im Durch- messer haben, ist ein anderes frappantes Beispiel und Victoria, Nymphaea gigan- tea und andere verhalten sich durchaus ähnlich. (E. R.) 6) Bepflauzung der Blumengruppen in den Gärten um Peters- barg. Der Sommer ist hier kurz. Mit um so grösserm Behagen wird er benutzt. Wer es nur vermag, der zieht aus der Stadt hinaus ins Freie, in jene meist im leichten anmuthigen Style gebauten Landhäuser, die eher für-Italiens Klima, als für den hohen Norden construirt scheinen. Nach allen Seiten sind diese Landhäuser von Veranden und Balko- nen umgeben, welche durch Topfgewäch- se decorirt und durch gespannte Tücher geschützt sind. Die Gärten selbst sind meist in natürlichem Style angelegt. Saftig grüne Rasenplätze wechseln mit ausserordentlich üppigen Baumgruppen, die durch die massenhaft verwendete Birke meist ein leichtes lachendes Aus- sehen haben. — In grösseren Gärten fehlen, obgleich der Fluss oft in un- mittelbarer Nähe, dennoch die Wasser- parthien nie, ja sind sogar eine noth- wendige Sache, Der Grund davon ist die niedrige, bei hohem Wasserstand der Ueberfluthung ausgesetzte Lage. Um nun das Terrain gehörig zu heben und dadurch gesund und trocken zu machen, mussten Teiche und Kanäle ausgegra- ben werden, welche nun nicht wenig zur Belebung der ganzen Scenerie beitragen. Ausserdem hat aber auch jeder Gar- ten seine Blumenparthie. Blumen sind hier durchgängig sehr beliebt, ganz be- sonders aber jene Blumen, welche ent- weder im Winter im Zimmer blühen, oder welche, im Sommer zu Gruppen vereinigt, schon von Weitem einen gu- ten Effect hervorbringen, Die erste Anforderung, welche hier an eine Blumengruppe gestellt wird, ist die, dass sie den ganzen Sommer hindurch in Blüthe sein soll. Vor dem Sten Juni wagt man jedoch im Allge- meinen nicht, zartere Sachen ins freie Land zu pflanzen, und schon im Anfang 28 September Fröste. Es können demgemäss Sommer- gewächse nicht als Setzlinge dem Lande übergeben werden, sondern sie werden im Gewächshause und Beete ausgesäet, dann in Töpfe gepflanzt und später schon als erwachsene Pflanzen , die bereits zu blühen beginnen, dem Lande übergeben, Am beliebtesten zu diesem Zwecke ist Phlox Drummondi, Viola tricolor, Lobelia erinoides und ramosa, Rhodanthe Man- glesii, die Levkoien, Clintonia pulchella, Mesembrianthemum tricolor, Sedum cae- ruleum, die Portulaca- Arten, Podolepis, die Petunien, welche hier fast nur als einjährige Pflanzen behandelt werden, die Nemophilen, Zinnia elegans, Scabiosen u.andere dankbar blühende Sommerpflan- zen. Sobald etwasabgeblüht, muss es durch Anderes, imTopfe bereit Gehaltenes ersetzt werden. Die Gruppen selbst werden sehr dicht u. wo möglich nur mit einer Pflan- zenartbesetzt, damit das ganze einen zu- sammengehörigen Klump bildet. Astern und Balsaminen werden auf besonderen abgelegenen Beeten ausgepflanzt und erst, wenn sie blühen, ausgehoben und zur Füllung der Lücken verwendet. Es giebt hier Gärten, die jährlich mehr als 60000 Töpfe solcher Sommer- gewächse, lediglich nur zur Decoration der Gruppenim eignen Garten, anziehen; die Handelsgärtner ziehen ebenfalls alle Sommergewächse zum Verkauf in Töpfen an. Ausser den Sommergewächsen sind es besonders Scarlet - Pelargonien, (na- mentlich die Sorte Tom Thumb) Fuchsien, Calceolarien, Pyrethrum, Par- thenium fl. pleno, Dahlien, und vor allem Rosen. die zur Bepflanzung von Gruppen verwendet werden, Von letzteren sind die immer blühen- den Rosen wenig geliebt. Man zieht die Remontirenden Rosen in wurzel- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. kommen zuweilen wieder | ächten Exemplaren allen anderen zur Bildung von Gruppen vor. Diese Ro- sen werden jedoch im Herbst wieder in Töpfe gepflanzt und in geschützten Lo- kalen, wo die Temperatur nicht unter — 2° R. sinken darf, durchwintert. Neben den remontirenden Rosen werden auch gute Theerosen, Bourbon-Rosen Moos- rosen und Centifolien auf ähnliche Wei- se gezogen. Hochstämmige Rosen sind nicht weniger beliebt. Auch sie werden im Herbst wieder in Töpfe gepflanzt und frostfrei durchwintert. In grösseren Gärten, wo auch im Winter Salons und Gewächshäuser zu dekoriren sind, werden die Rosen in solche zur Treiberei, und in solche zur Blüthe im Sommer sortirt. Von den abgetriebenen werden nach dem Abblühen im März, April und Anfangs Mai die abgeblüheten Aeste zur wur- zelächten Vermehrung benutzt, wie wir dies schon früher einmal bemerkten. Im Sommer pflanzt man diese abgetriebenen Pflanzen, nachdem sie eine Zeit lang geruhet, ebenfalls ins Land, um recht starkes gesundes Holz zur Treiberei zu erhalten. Die hochstämmigen für die Blüthe im Sommer bestimmten Rosen bleiben dagegen im Topie, werden in sonnige Beete eingegraben, wo sie bei hellem Wetter Schatten erhalten, und werden nur im blühenden Zustande. zur Decoration der Balkone, der Rasenplätze verwendet, um nach dem Abblühen an- deren Platz zu machen. Ein kräftiger Dungguss thut bei diesen Culturen sehr gute Dienste. Eine der ausgezeichnete- sten Rosen-Sammlungen besitzt der Graf von Bobrinsky. Unter den Calceolarien wird die gelbe Calceolaria rugosa zur alleinigen Be- pilanzung vonGruppen besonders häufig angewendet. Starke Effecte, wie z. B. im -Hintergrunde eine Gruppe solcher I, Originalabhandlungen. gelber Calceolarien, oder das Pyrethrum Parthenium mit seinen fast den ganzen Sommer massenhaft erscheinenden ge- füllten glänzend weissen Blüthenköpfen, und davor ein paar Pendants von klei- neren Gruppen von Pelargonium Tom Thumb mit seinen niedrigem Wuchs u. den massenhaft erscheinenden brennend scharlachrothen Blumen werden ganz besonders bei Ansichten in der Perspec- tive, wo solche Gruppen auf weite Ent- fernung hin wirken sollen, sehr geliebt. In kleineren Blumengärten umgiebt man die Blumengruppen im Rasen oft mit Tufisteinen und bewirkt dadurch eine scharfe freundliche Abgränzung. Die scharlachrothen Verbenen, die blauen weissen und schwarzen Nemophilen, die '‘Sommerlevkoien , niedrige Scharlach- Pelargonien, wurzelächte Rosen und an- dere niedrigere Pflanzen, jede für sich zu dichten mit Blumen bedeckten Klumps vereiniget, spielen da eine Hauptrolle. Um- den Effect noch zu erhöhen, stellt man einzeln im Rasen Fächerpal- men, Alo@ und andere ausgezeichnete Decorationspflanzen mit fremdartigem Habitus auf, während die Balkone und Balustraden der benachbarten Gebäude mit schönen Gruppen von Gewächshaus- pflanzen, durch mit Blumen und Grün reich verzierten Steinparthien u. s. f. decorirt sind, und auf den Pfeilern grosse flache irdene Vasen stehen, die mit grossen Büschen von Scharlachpelargo- 'nien und herabhängenden blühenden blauen Lobelien und anderen Sommer- gewächsen so verziert sind, dass die Bepflanzung ein grosses blühendes Bou- quet bildet. a Einer der reizendsten Punkte in der unmittelbaren Umgebung Petersburgs ist das Schloss Ihrer Kaiserl. Ho- heit der Grossfürstin Helene (Obergärt- 29 ner Herr Süssmeier). Das Schloss selbst liegt auf der Spitze der Insel Kamenos- trow. Vor dem Schloss erstreckt sich die Spitze der Insel ins Wasser, umspült von den Armen der majestäti- schen dunkelfluthigen Newa. Diese In- selspitze ist ein Blumengarten im ei- gentlichsten Sinne des Wortes, der sich an die decorirte eine Seite des Gebäu- des anschliesst. Der Blick über den ru- higen klaren Strom, belebt von Dampf- schiffen und Gondeln aller Art, welche oft durch roth und weiss, oder blau und weiss gekleidete Matrosen gerudert wer- den, und zu beiden Seiten die mit herr- lichen grossen Gärten und Landhäusern bedeckten Ufer ist einzig in seiner Art, und selbst die von Lenne&s schöpferischer Hand gebildeten herrlichen Wasserpar- thien um Potsdam bieten keine grössere Mannigfaltigkeit und Abwechslung, wie sie hier durch die natürliche Richtung des Stromes und die verschiedenen Gar- tenanlagen am Ufer geboten wird, wäh- rend die Natur dazu beiträgt, die ein- zelnen Gruppen in natürlicher Harmonie zu vereinen. Dahlien gehören ebenfalls zu den Lieblingspflanzen. Auch sie können nicht als Knollen ausgepflanzt werden, sondern man setzt sie Anfangs Juni als 1—2 Fuss hohe Pflanzen in das Land. Die schönsten und neuesten Petunien sind noch wenig verbreitet. Von Alonsoa Warscewiczei sah ich in einzelnen Gär- ten schon ganze Gruppen. Wir begnügen uns heute mit diesen kurzen Andeutungen, aus denen man er- sehen kann, dass hier die Arbeit das ersetzen muss, was die Ungunst des Klimas erschwert. Später wollen wir den Versuch ma- chen, einzelne Gärten genauer zu schil- dern. (E. R.) 30 Il. a) Abgebildetim „Botanical Magazine.“ 1) Phytelephas maerocarpa R, et Pav. (Elephantusia macrocarpa Willd.) Phytelephanteae, Das vegetabile Elfen- bein, das jetzt in grossen Quantitäten nach Europa eingeführt uud von den Drechslern zu den mannigfaltigsten Ge- genständen verarbeitet wird, ist das Product dieser Pflanze. Die reifen Nüsse ‚liefern diese Substanz, die dem Elfen- bein der Elephantenzähne so durchaus ähnelt, dass es, wenn verarbeitet, oft dafür verkauft wird, Erst im Jahre 1826 wurde das Pflanzenelfenbein für commereielle Zwecke zuerst nach Europa gebracht: lange bevor sich die Specula- tion dieses Artikels bemächtigte, war die Existenz der Elfenbeinpalme den Botanikern bekannt. In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts be- schrieben Ruiz und Pavon sie unter der wissenschaftlichen Benennung, die ihr seither geblieben ist, da der von Willdenow vorgeschlagene Name Ele- phantusia nicht angenommen wurde, Berthold Seemann hatte auf seinen Reisen Gelegenheit, im Jahre 1847 diese interessante Pflanze in ihrem Vaterlande zu beobachten, und wies zuerst die nahe Verwandtschaft mit den Pandaneen nach, Nach seinen Mittheilungen wächst die Elfenbeinpalme in Süd-Amerika, zwi- schen dem 9. Grade nördlicher und dem 8. Gr. südl. Breite, und den 70 — 79. westlichen Längengraden. Sie bewohnt feuchte, eingeschlossene Localitäten, wie enge Thäler und Ufer von Flüssen und Bächen und wird nicht nur in der nie- deren Küstenregion, wie in Darien, gefunden, sondern auch auf Bergen in einer supramarinen Höhe von über 3000 Fuss, wie in Acana. Die Spanier und Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Neue Zierpflanzen. ihre Abkömmlinge nennen sie Palma de marfil (Elfenbeinpalme), ihre Frucht cabeza de negro (Mohrenkopf) und die Samen marfil vegetal (Pflanzenelfenbein). Sie wächst gewöhnlich in getrennten Gruppen, selten untermischt mit anderen Bäumen und Sträuchern, und selbst nie- dere Kräuter werden selten unter ihrem Schatten gefunden. Der Stamm ist im- mer niederliegend, theils durch seine eigne Schwere, theils durch seine Luft- wurzel hinabgezogen, und nur der be- blätterte Gipfel aufgerichtet, jedoch sel- ten über 6 Fuss hoch, Der Gipfel ist mit einer prächtigen Blätterkrone von 12--20 Blättern geziert. Die ganze Länge der fiederig zerschnittenen Blät- ter beträgt 18—29 Fuss. Die Blatt- segmente sind am Grunde des Blattes alternirend, gegen die Spitze zu gegen- ständig; sie sind bei 3 Fuss Länge, 2 Zoll breit und gewöhnlich beträgt ihre Zahl 160. Alle Exemplare, die Herr Seemann beobachten konnte, waren diöeisch; die männlichen immer robuster und höher, als die weiblichen, Die Blü- thenstände beider verbreiten einen sehr durchdringenden Mandel - ähnlichen Ge- ruch, Die männliche Inflorescenz besteht aus einem einfachen, fleischigen, eylin- drischen Kolben mit 3—4 Blattscheiden, die Blüthen dicht zusammengedrängt und sitzend. Sie haben meistens ein kleines Deckblatt und einen 3blättrigen Kelch. Staubgefässe zahlreich (36), Staubfäden fadenförmig, Antheren linea- lisch, aufrecht, zweifächerig. Weibliche Inflorescenz ein von 3—4 Scheiden um- gebener, einfacher Kolben durchschnitt- lich 6—7 Blüthen in einem dichten Knäuel gedrängt, tragend. Die Blüthen sind umgeben von spiralig gestellten Bracteen, von denen die fünf obersten II. Neue Zierpflanzen. oft viel länger als der Griffel und von rein weisser Farbe, das Aussehen von Blumenblättern haben. Staubgefässe zahlreich, frei, steril; Fruchtknoten 6—9 fächerig, jedes Fach enthält ein einziges, sitzendes Eichen. Griffel verlängert, oben in 6— 9 Aeste zerspalten, deren Ränder mit Papillen besetzt, die eigent- liche. Narbenfläche bilden. Die Frucht ist zusammengesetzt aus 6— 7 Stein- früchten, und bildet kopfgrosse Büschel von 25 Pfund Schwere, Jede Steinfrucht hat eine harte, holzige Schale, höckerig gewürfelt wie der Stamm der Testudi- naria elephantipes und enthält meistens 7 Samen mit dicker, knochenartiger Schale. Durch Purdie zuerst eingeführt, hat die Elfenbeinpalme zuerst in einem männlichen Exemplare 1852 im Schön- brunner Garten geblüht, und 1855 blühte in Kew die weibliche Pflanze. (Taf. 4913— 14.) 2) Sazxifraga ciliata, Royle. Eine hübsche Art vom Himalaya-Gebirge die der S. ligulata zunächst steht und viel- leicht nur eine kleinere Form derselben ist. Die Blätter bilden eine am Boden fast horizontal ausgebreitete Rosette; sie sind oval, fleischig, stumpf, grob kerbzähnig, auf beiden Flächen behaart und am Rande stark gewimpert; Blatt- stiele bis ein Zoll lang, am Grunde mit grossen, häutigen, gewimperten Neben- blättern besetzt. Der aufrechte kahle Blüthenschaft erhebt sich aus dem Cen- trum der Blattrosette und trägt die gros- sen, weissen Blumen in einer trugdoldigen Rispe. Sehr empfehlenswerth für Stein- parthieen und auch für Topfeultur in frostfreiem Beete. (Taf. 4915.) 3) Cattleya Skinneri var. parviflora Lindl. Orchideae. Herr Skinner brachte von seiner letzten Reise nach Guatemala Blüthen von drei verschiedenen Orchi- deen mit, die er zusammen auf der glei- 31 chen Unterlage wachsend fand. Die einen gehörten der Cattleya Skinneri, die andern waren von einer dunkelfar- bigen Varietät des Epidendrum Skinneri, die dritten kleiner als die ersten, und grösser als die zweiten, schienen ihm die Blüthen eines natürlichen Bastardes der beiden genannten Species zu sein. Das Bot. Magazine bringt auf T. 4916 die Abbildung einer in England blühen- den Pflanze, die augenscheinlich iden- tisch mit der dritten von Skinner als Hybride betrachteten Pflanze ist, obgleich sie von Warsewicz in einer anderen Lo- calität gesammelt wurde. In den Pseu- dobulben und Blättern unterscheidet sie Sich kaum von der ächten C. Skinneri, und sie zeigt dieselbe kurze Inflorescenz in einer zwei klappigen Scheide; aber die Blüthen sind verschieden, nicht halb so gross, mit einer zugespitzten, unaus- gerandeten, einfarbigen Lippe; auch die Petalen sind spitz, nicht stumpf wie bei C. Skinneri. In anderen Characteren scheinen keine Unterschiede vorhanden. Ist es wahrscheinlich, dass diese Pflanze ein wirklicher Bastard sei? Dr. Lind- ley glaubt es nicht, fügt aber hinzu, dass weitere Untersuchungen in dieser Richtung wünschenswerth sind, und be- merkt noch, dass die Pollenmassen ihm verkümmert und steril erschienen, eine allerdings auffallende Erscheinung, die auch dem geschickten und aufmerksamen Pilanzenzeichner, Herrn Fitch, nicht ent- ging. (T. 4916.) 4) Ooffeu benghalensis Roxb. Ru- biaceae. — Von Thomas Lobb aus As- sam eingesandt, bildet diese Art einen kleinen Strauch, mit fast sitzenden, ova- len, zugespitzten Blättern, pfriemförmi- sen Nebenblättern und grossen, rein weissen Blüthen, die einzeln, zu zweien oder zu dreien, achsel- oder endständig auftreten. Kelch 4spaltig, die Lappen 32 fast klauenförmig, Korolle präsentirteller- förmig,, fünflappig. Die Früchte sind von geringerer (ualität als die des äch- ten arabischen Kaffeestrauches, und der Anbau, der im Calcutta eine Zeit lang eifrig betrieben wurde, jetzt wieder ver- nachlässigt. Als schön blühender Strauch fürs temperirte Warmhaus zu empfehlen. (T. 4917.) 5) Aristolochia Thwaitesü Hook. Ari- stolochiaceae. Von Herrn Thwaites im Innern von Ceylon entdeckt, blühte diese sehr interessante Art zuerst in Kew, im März 1856. Von einem knolligen Stock oder Rhizom entspringt ein Büschel span- nenlanger, aufrechter, holziger Stengel, die einfach oder nur am Grunde leicht verzweigt, und ihrer ganzen Länge nach beblättert sind. Blätter 4—5 Zoll lang, spatelförmig-lanzettlich, an der Spitze plötzlich verschmälert, ganzrandig, oben kahl, unten seidenhaarig-filzig. Die auf- rechten, 3 Zoll langen Blüthentrauben treten zu mehreren unmittelbar aus der Krone des knolligen Wurzelstockes. Blüthen wohlriechend, ausserhalb grün, innen an der Oeffnung gelblich, dicht mit Drüsenhaaren besetzt, und im Schlunde dunkelpurpurroth., Sie sind von sehr merkwürdiger Form, indem sie eine lange Röhre bilden, die in der Mitte zusammengeschnürt und zwei Mal gebogen ist, wie ein Schwanenhals. Der Blüthenstiel is so lang, dass die Blumen an der Erde liegen. Der Saum der Blüthenhülle ist schief abgestutzt und undeutlich 5lappig. Scheint im Warm- hause leicht zu gedeihen und willig zu blühen und wird wahrscheinlich am Be- sten durch Samen vermehrt. (T. 4918). 6) Odontoglossum hastilabium var, fuscatum Hook. Orchideae. In Vene- zuela von Herrn Birschell gesammelt, gehört diese Pflanze als Abart zum O. - hastilabium Lindl,, von dem sie sich Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. durch die braune, gleichmässige Färbung der Innenseite der Blüthenhüllblätter unterscheidet. Bei der Stammart sind sie grün mit braunen Querstreifen. Sie bildet eine stattliche, epiphytisch wach- Sende Pflanze. Die 4—5 Zoll hohen Scheinknollen sind breit und zusammenge- drückt, gefurcht, oben mit 2 oder meh- reren Blättern besetzt; Blätter linealisch- länglich, stumpf, fast lederig. Blüthen- schaft verlängert, oben in eine grosse, verzweigte, vielblumige Rispe ausgehend. Sepalen und Petalen ausgebreitet, fast gleichförmig, lanzettlich, zugespitzt, fast sichelförmig, ausserhalb grün, innen chocoladebraun; Lippe an der Spitze fast rund-eiförmig, gespitzt, weiss mit rother Scheibe und 5 erhabenen Leisten, am Grunde mit zwei kleinen, lanzett- lichen, ausgestreckten Oehrchen. Säule weisshaarig, breit geflügeltl. Sehr em- pfehlenswerth. (T. 4919.) 7) Pernettya furens, Klotsch. Eri- caceae. Ein kleiner Strauch von dem südlichen Chili, den die Herren Standish und Noble in Bagshot aus Samen zogen. Er blühte im Garten dieser Herren Han- delsgärtner im freien Lande schon im Monat März dieses Jahres in grösster Vollkommenheit, und wenn er auch un- ter unserm continentalen Himmel sich als ausdauernd erweist, wird er gewiss durch sein glänzendes, immergrünes Laub und seine reichen, rein weissen Blüthentrauben sich würdig den hüb- schen Andromeden, Kalmien, Ledum- Arten u. S. w. anreihen, mit denen er zunächst verwandt, auch die gleiche Be- handlung wie diese erfordern wird. Pa- ter Feuill&e entdeckt und beschrieb zuerst diese Art, von deren Frucht er sagt. dass sie eine röthlichbraune Bee- re, deren Genuss gefährlich sei, da er Delirium nach sich ziehe. Blätter kurz roth gestielt, eiförmig-lanzettlich , leder- Taf 483. 0 Ver la erkaneng pn, 0. TEE TAIARG Crhyetvestgra Mrddenderfuana Ge =} Farbendr. v: A.Kolb. Nrnbo® I. Neue Zierpflanzen. artig, stachelspitzig, gesägt, bis andert- halb Zoll lang, die jungen Blätter ge- wimpert. Blüthentrauben blattwinkel- ständig, vielblüthig; die Spindel spreu- blättrig borstig; Kelch weiss, mit 5 aus- gebreiteten eiförmig zugespitzten Lappen; Korolle krugförmig kugelig, innen be- haart. Cultur in Moor- und Lauberde mit scharfem Sand versetzt, und Unter- lage von Steinen und Scherben. Ver- mehrung durch Aussaat in Näpfe ge- füllt mit sandiger Heideerde. Die Samen werden nur obenauf gestreut , leicht mit zerhacktem Moos bedeckt, und schattig und beständig feucht gehalten. (T. 4920.) '8) Masdevallia Wagneriana, Linden, Diese kleine interessante Orchidee wurde bereits im Jahrgange 1852 p. 279 der Gartenflora besprochen. Die Blumen sind jedoch nicht grünlich, wie dort an- gegeben, sondern hübsch rein gelb, fein mit roth punktirt. (T. 4921.) 9) Clavija ornata D. Don. (Theo- phrasta longifolia Jacq.) Myrsineae. Eine in unsern Warmhäusern längst einge- bürgerte Pflanze, deren baumartiger schlanker Stamm eine Höhe von 10—12 Fuss erreicht und eine grosse Blattkrone palmenähnlich stolz trägt. Der unzer- theilte oder nur am Gipfel verzweigte Stamm trägt seiner ganzen Länge nach die Narben der abgefallenen Blätter, während die Blattkrone oft einen Durch- messer von 5 Fuss erreicht. Blätter alternirend, 1, —2\/, Fuss lang, von fester Textur, verkehrt-eirund-lanzettlich, zugespitzt, grob und fast stechend ge- sägt, in einen sehr kurzen, geschwolle- nen Blattstiel auslaufend. Blüthentrau- ben 5—6 Zoll lang, einzeln oder zu mehreren aus den Blattwinkeln oder aus dem nackten Stamme hervortretend, ausgebreitet oder nickend. Die zahlrei- chen Blumen sind schön orangefarbig. 1. u. I, 1857. 33 Als sehr decorativ zu empfehlen. (T. 4922.) 10) Odontoglossum membranaceum Lindl. Orchideae. Eine sehr wohlrie- chende mexicanische Orchidee, mit O. Cervantesii nahe verwandt, und beide vielleicht nur Formen der gleichen Art. Scheinknollen klein, gedrängt, eiförmig und leicht seitlich zusammengedrückt, mit langen, dünnhäutigen Scheiden be- deckt, und ein einzelnes, längliches, zu- gespitztes Blatt von pergamentartigem Gewebe tragend.. Blüthenschaft am ‚Grunde der Scheinknollen entspringend, eine Spanne“ lang, 3—4 blüthig, mit dünnhäutigen, stark gespitzten Scheiden und Bracteen. Blüthenstiele 3mal län- ger als die Bracteen. Sepalen und Pe- talen gleichgefärbt, die letzteren breiter, länglich stumpf, die ersteren lanzettlich, spitz; die Färbung ist bei der dünnen Consistenz der Blüthenhülle ein fast transparentes Weiss, am Grunde mit rothen Querstreifen, die in regelmässigen Kreisen sich um das Centrum ziehen, Lippe gross, weiss, mit einer gelben Scheibe, dreilappig; die seitlichen Lap- pen klein, roth gestreift, der mittlere sehr gross, breit herzförmig, wellig ge- randet; der fleischige Lippengrund mit einem Höcker in der Mitte und in einen zweizähnigen Höcker auslaufend. Säule rund, eben unterhalb der Spitze mit zwei abstehenden, länglichen Flügeln. Eine äusserst liebliche, zärtlichere Art, die in der kühleren Abtheilung eines Orchideenhauses auf Holz befestigt, oder in ein kleines Körbchen aufgehängt, cul- tivirt wird. (T. 4823.) 11) Rhododendron Falconeri, Hook. fil. (Rh. venosum Nutt.) Diese präch- tige grossblättrige Art, die schon in vie- len Sammlungen sich befindet, und selbst ohne Blüthen eine effectvolle Pilanze ist, hatim Frühjahr vorigen Jahres (1856) 3 34 zum ersten Male in Europa geblüht, und zwar bei den Herren Standish und |! Noble in Bagshot und im Garten des | | gesägten Fiederblättchen, die nach un- ‚ten. schief, Herrn Fairie bei Liverpool. In England erträgt diese Art, die im Sikkim-Hima- laya in einer supramarinen Höhe von 10000 Fuss vorkommt, zwar .die Winter ganz im Freien, aber die späten Früh- lingsfröste und die trockenen Ostwinde zerstören die Blüthe, und selbst die jungen Triebe, dieser Jahreszeit nicht durch Deckung geschützt wird. In den heimathlichen Bergen bildet das Rh. Falconeri einen stattlichen, bis 30 Fuss hohen Baum, von unten auf verzweigt, und oft mit einem Stamm von 2 Fuss Durchmesser. Die jungen Blätter sind ganz mit einem rostfarbenen , ausgewachsen erreichen sie bis einen Fuss Länge, bei etwa 5 Zoll Breite, sie sind von dicker, ledriger Textur, ellip- tisch oder verkehrt eirund, stumpf, mit kurzer Spitze, oben kahl, dunkelgrün, mit vertieftem Adernetze, unterhalb dicht bedeckt mit mehr oder weniger rost- braun gefärbtem Filz, der oft von den vorstehenden Rippen sich ablöst. Die zahlreichen Blumen bilden einen ge- drängten , kopfförmigen Blüthenstand; sie sind weiss, nur am oberen Theile der Basis ist ein dunkel purpurner oder chocoladefarbiger Flecken. Kelch sehr undeutlich, aus 5 kleinen Lappen be- stehend; Blumenkrone glockenförmig mittlerer Grösse, S— 10 lappig; Lappen abgerundet, stumpf und wenig ausge- breitet. Staubfäden 12 oder 16, kürzer als die Korolle; Fruchtknoten sehr wol- lig und klebrig, 16fächerig. (Taf, 4924.) 12) Pteris heterophylla L. — Eine sehr distinete, hübsche Art von Jamaica, mit sehr kurzem, holzigem Stamm. Die Wedel oval im Umriss, doppelt — oder bei üppigen Pflanzen fast dreifach ge- ‚fiedert, kahl. — wenn die Pflanze zu| Wir begrüssen mit Freuden diese Art als die erste von einer ganzen Serie in- wolligen Filze bedeckt; Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Die sterilen Wedel kaum eine Spanne hoch, mit fast eirun- den oder öfter verkehrt eirunden, grob ‚ keilförmig auslaufen; die Fruchtwedel werden bis ein Fuss hoch; |ihre Fiederblättehen sind länglich oder fast linealisch-länglich und nur an der ‚Spitze mit einigen groben Zähnen ver- sehen. (Taf. 4925.) 13) Rhododendron Hookeri Nutt. — teressanter Rhododendron - Species, die in Europa, und zwar im April dieses Jahres im Garten des Herrn Fairie bei Liverpool zuerst ihre Blüthen zeigte. Nachdem Dr. Hooker uns in den Hi- malaya - Rhododendron einen ungeahnt reichen Schatz neuer Formen und Far- ben geschenkt hatte, kam in neuester Zeit Herr Th. J, Booth mit einer neuen Zufuhr herrlicher Arten, die in den letz- ten Jahren von Hrn. E. G. Hender- son u. Sohn unter der Collectiv - Be- zeichnung Assam und Bootan Rho- dodendron durch den Handel verbrei- tet wurden und im vorigen Jahrgange der Gartenflora, pag. 146 aufgezählt und summarisch beschrieben sind. Unter ih- nen befindet sich, wie schon gesagt, auch das Rh. Hookeri, und fügen wir zur Vervollständigung der auf Seite 150 gegebenen Beschreibung nur noch bei, dass die glockigen Blumen zu den klei- neren in dieser Gattung gehören, dage- gen um so brillanter, tief purpurroth gefärbt sind, und dass der Strauch im Vaterlande nur eine Höhe von 12 —14 Fuss erreicht und nicht, wie dort ange- geben, 28—30 Fuss hoch wird. — (Taf. 4926.) 14) Collinsia verna, Nutt. — (An- tirrhinum tenellum, Pursh,) Serophula- rineae,. — Eine liebliche, für unsere I. Neue Zierpflanzen. Gärten ganz neue annuelle Pflanze, nicht zu verwechseln mit ©. verna, Don., die offenbar die CO, grandiflora Lindl. ist, von ganz besonderer Schönheit, die obere Lippe ist rein weiss und die untere tief azurblau. Der verdienstliche Nutallfand sie schon im Jahre 1812 auf seinen Reisen im Innern Nord -Americas auf reichem und ziemlich schattigem Allu- vialboden in Pennsylvanien, aber erst im vorigen Jahre erhielt er Samen von einem Freunde aus Kentucky _zuge- sandt, die er im September in seinem Garten in Rainhill beiLiverpool anbaute, und im April dieses Jahres (1856) zu blühen anfingen. Hoffen wir, dass ihre Nachkommenschaft auch bald unsere Gär- ten schmücken werden. Aussaat Land, gleich an Ort und Stelle. züglich schön zu Einfassungen und auch zur Topfeultur sehr empfehlenswerth, da sie niedrig bleibt und ebenso reich als lange Zeit hindurch blüht. Die. wilde Pilanze ist gewöhnlich klein, am Boden hinkriechend und sparrig, durch Cultur gewinnt sie ungemein, sie wird dann aufrechter, robust und compacter, span- nen- bis fuss-hoch, Stengel und Blät- ter kahl, gegenständig; Wurzelblätter herz- oder kreisförmig, lang gestielt; Stengelblätter sitzend, eirund , kerbzäh- nig, sStumpflich; die obern in lineare, ganzrandige Deckblätter übergehend, die zu vieren wirtelig gestellt sind. Blüthen- stiele einblumig und achselständig. Kelch 2lippig, mit 5 breit-lanzettlichen, spitzen, gewimperten Zipfeln. Korolle gross; obereLippe zweitheilig, die Lappen aus- einander stehend, an der Spitze einge- drückt; untere Lippe dreitheilig, der mittlere Lappen klein, bildet eine Falte, in der die Staubfäden und Griffel lie- gen, die seitlichen gross ausgerandet. (Taf, 4927.) ‚dactylon californicum Hook. | Diese niedliche Aquisition für’s Kalthaus ‚ist bereits ‚ausführlich besprochen; ‚jedoch wiederholt unsere Leser daran, 35 15) Rhododendron campanulatum, Var. Wallichi, (Rh. Wallichi Hook. fil.) — Als Dr. Hooker diese Pflanze im Sikkim Himalaya zuerst entdeckte und beschrieb, hielt er sie für eine neue Species, und als solche ist sie auch mit den übrigen Himalaya-Rhododendron in die Gärten gekommen. Später bei ge- nauerer Vergleichung reihte er sie als blosse Abart dem Rh. campanulatum an, die hauptsächlich dadurch von dem Typus abweicht, dass der rostbraune Filz an der Unterseite der Blätter fast gänzlich mangelt, und dass die Blatt- stiele und die Schuppen der Laubknos- pen tief roth gefärbt sind. (Taf. 4928.) im b) Abgebildet in der „Flore des Herbst oder im ersten Frühling ins freie Ä Vor- | Serres.“ 16) Calycanthus oceidentalis Hook. et Arn.. Wurde im vorigen Jahrgange, p- 67 bereits besprochen. (Taf. 1113.) 17) Gilia californica Benth. (Lepto- et Arn.) in einer früheren Nummer wir erinnern dass diese Pflanze eine der vorzüglich- ‚sten und allgemein empfehlenswerthesten Neuheiten ist, sowohl für Topfeultur, als zum Bepflanzen von Gruppen. Wir finden sie bereits im neuesten Cataloge von Van Houtte mit 12 Frs. notirt, (T, 1114.). 18) Vaceinium erythrinum , Hook. Ist im Jahrgange 1853, pag. 5l der Gartenflora besprochen worden. (Taf. 1115.) 19) Tecoma fulva, Don. In einer der vorhergehenden Nummern erwähnt. (Taf. 1116). 20) Clematis patens, Dene. var. He- lena. Ranunculaceae. Eine sehr schöne rein weisse Varietät der Cl. azurea 3 + 36 grandiflora Hort., die Dr. von Siebold aus Japan mit mehreren anderen ein- führte und von Van Houtte in den Gär- ten verbreitet wurde. Bei dieser Abart sind die Staubfäden hellgelb und nicht violett. (Taf. 1117.) 21) Oypripedium macranthon, Swartz. Diese eben so seltene als prächtige, si- birsiche Frauenschuh-Art ist in vorigem Jahrgange der Gartenflora, pag. 145 be- sprochen worden. Herr Van Houtte schlägt folgende Culturmethode vor: „Im August, wenn die Pflanze ihre Ruhezeit beginnt, pflanze man sie in Töpfe auf eine gute Scherbenunterlage in eine Erdmischung, aus gleichen Thei- len sandigen Lehms und Lauberde be- stehend, der man etwas Holzerde zu- setzt. Man bringt die Töpfe nun in ein schattiges, nach Norden gelegenes kaltes Fensterbeet, wo sie frostfrei über- wintert werden. Im Februar stellt man sie in ein durchaus sonnig gelegenes Beet, lüftet fleissig und hält sie mässig feucht. Sobald die Blumen sich zeigen, bringt man die Töpfe in’s Kalthaus oder in’s Zimmer und nach dem Abblühen in einen schattigen Winkel im Garten, wo die Rhizomen langsam ausreifen.‘“ (Taf. 1118.) 22) Gilia dianthoides Endl. (Fenzlia dianthiflora Benth.) Eine liebliche, an- nuelle Pflanze, der wir bereits in einer früheren Lieferung gedachten. (Taf. (1119.) 23) Lonicera Caprifolium major, Carr. Dieses in den Gärten allgemein angepflanzte Geisblatt wird oft mit einer andern Art, der L. semperflorens ver- wechselt. Beide sind jedoch von einan- der sehr verschieden: Die Blumen der ersteren erscheinen gegen Ende Mai und Anfang Juni in reicher Fülle, sie sind sehr wohlriechend,, ausserhalb rosa - vio- lett, innen gelblich weiss und dann gelb Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. werdend, mehr ausgespreizt und die Rispen lockerer als beiL. semperflorens ; der Strauch blüht jedoch nur ein Mal im Jahre; L. semperflorens dagegen be- ginnt erst Ende Juni zu blühen und blüht dann fort bis zum Spätherbst. Die Rinde ist bei der L. semperflorens dunk- ler gefärbt und nie behaart, die Blätter sind fester, dicker und kahl, dauern viel länger und fallen oft erst im folgenden Frühlinge, wenn der neue Trieb beginnt. (Taf. 1120.) 24) Nicotiana glutinosa, L. (Tabacus viridis, Moench.) Solaneae. Eine an- nuelle Pflanze, deren Stengel bis21/, Fuss hoch werden; Blätter lang gestielt, herzför- mig ganzrandig, auf beiden Seiten weich- wollig behaart, wie die ganze Pflanze klebrig-drüsig, und von demselben narko- tischen Geruche, wie die übrigen Tabak- Arten. Blüthen in einseitswendigen, aufge- rollten Trauben; die Röhredoppelt so lang als der Kelch, mit weitem fast rachigem, schiefem Saume, matt ziegelroth. Wurde schon im vorigen Jahrhundert cultivirt, scheint aber später aus den Gärten ver- schwunden zu sein und ist jetzt wieder im Van Houtte’schen Garten aus Sa- men gezogen worden, den der wackere Warscewicz von Central-Amerika mit- gebracht hatte. (Taf. 1121.) (E. ©.) c) Pescatorea. Iconographie des Orchidtes de la colleetiondeMr. Pescatore, redigee par M. M. J. Linden, 6. Lüddemann, J. E. Planchon vet M. G. Reichenbach fils, Wir haben früher schon einmal die- sesPrachtwerk über Orchideen in Gross- Folio angezeigt, und gestehen, bis jetzt keine Pflanzenabbildungen gesehen zu haben, wo neben präciser Zeichnung eine solche Feinheit und solcher Schmelz des Colorits, Zehn Hefte bis 1855 liegen II. Neue Zierpflanzen. vor uns. Wird das Werk auch fortge- setzt werden ? Das ist eine Frage, über die seit dem bedauerlichen Tode Pesca- tore’s, der eben dessen Herausgabe durch bedeutende Opfer ermöglichte, noch nicht entschieden ist. Wir wünschen und hoffen, dass auch jetzt noch die Mittel zur Fortsetzung eines Werkes sich fin- den möchten, das von so bedeutenden Kräften getragen wird. Wir geben ein kurzes Referat über die, bis jetzt erschie- nenen Abbildungen, welche schon des- halb für jeden Orchideenfreund Interesse haben, als sienur ausgesucht schöne Ar- ten betreffen. 25) Odontoglossum Pescatorei Lind. (T. 1.) Stammt aus den Provinzen Ocana und Pamplona in Neu - Granada. Eine 2 — 3 Fuss lange Rispe ‘grosser, zarter, weisser, zart rosa und gelb nüan- eirter Blumen zeichnet die Pilanze aus. Ododontoglossum nobile Rchb. fil. fällt dazu. Beschrieben in Lindl. Fol. Orch. Nr. 56. Cultur in aufgehängten Körben. Leidet leicht durch Feuchtigkeit. Rei- chenbachs Name ist eigentlich der äl- tere. 26) Uropedium Lindeni Lindl. (T.2.) Mehrfach besprochen. 27) Houlletia odoratissima Linden. (T. 3.) Eine Houlletia mit aufrechtem | Blüthenschaft aus Neu-Granada. Die später gefurchte Scheinknolle trägt auf der Spitze ein breit-lanzettliches, gefal- . tetes Blatt. Die mehrblumige aufrechte Blüthentraube grundständig und kürzer als das Blatt. Sepalen frei, abstehend, lanzettlich-oval, spitz; die Petalen gleich- artig, nur etwas kleiner und schmäler, alle hellroth und der Länge nach dun- kel kupferroth linirt. Lippe mit nagel- förmigem, ovalem, stumpfem, am Grunde pfeilförmigem Epichilium, welches inner- halb des Randes warzig. Das Mesochi- lium trägt 2 aufsteigende, sichelförmige, 37 hornförmige Zähne, die jedoch kürzer als die Lippe und Hypochilium, und besitzt einen becherförmigen gestielten spitzen Fortsatz. Lippe weiss mit ro- then Hörnern und gelber Zeichnung. Säule verlängert, weiss. 28) Dendrobium Farmeri Paxt. (Ta- fel.) $. Gartenfl. I. Jahrg. p. 278. 29) Warscewieziella marginata Rchb. fil. (T. 5.) (Als. Warrea quadrata Lindl. Gartenfl. Jahrg. 54, pag. 128 schon er- wähnt). Die Warscewieziellen sind schöne und eigenthümliche Pflanzen, die gleichsam zwischen Warrea und Zygo- petalum stehen. Scheinknollen fehlen. Die einblümigen Blüthenschafte sind achselblumig und tragen bei unserer Pflanze ziemlich grosse weisse Blumen, deren Blüthenhüllblätter an der Spitze grünlich und deren ziemlich grosse, fast kappenförmige Lippe am Rande und auf der Scheibe purpur gefärbt. Sehr schön, aber ein wenig schwierig in Kultur. Muss vor zu viel Feuchtigkeit und Tropfenfall behütet werden. Man pflanzt sie, wie Pflanzen verwandten Wachs- thums in Töpfe, aber auf eine Erhöhung über den Topf hinaus. Mischung aus gehacktem Sphagnum, faseriger Torferde und Holzerde. 30) Vanda suavis Lindl. — (Tafel 6.) Nicht die Schönheit einer Pflanze allein ist es, die dieselbe gesucht und darum auch theuer macht. Nein! es ist zugleich auch die Mode, oder mit andern Worten das vorzugsweise Suchen nach ganz beson- dern Pflanzenformen , die den oft einge- bildeten Werth bestimmt. So haschen alle Orchideen - Sammler jetzt vorzugs- weise nach den in Ostindien heimischen Orchideen und bezahlen dieselben mit hor- renten Preisen, nur weil sie jetzt in den Sammlungen noch selten und einzelne allerdings auch sehr schön sind. — Eine Pflanze mit zweizeilig beblättertem Sten- 38 gel, aus dem sie dieke Wurzeln und die hängende Blüthentraube wohlriechender Blumen entsendet. Blätter riemenförmig, zurückgekrümmt, an der Spitze schief, gezähnt. Blüthenhüllblätter zurückge- knickt, über ein Zoll lang, spatelförmig, eonvex, Stark wellig, an der Spitze breit mit schmalem, tief 2-theiligem, 3-rippigem Mittellappen und langen; ovalen, spitzen, abstehenden Seitenlappen und aufrechten abgerundeten Oehrchen. Die Blumen der vorliegenden Pflanze sind auf zart weissem Grunde blutroth gefleckt, die Lippe purpur. Eine andere Form ist auf gelbem Grunde ähnlich gezeichnet; es ist dies die V. tricolor. dischen Orchideen erfordern zur glück- lichen Kultur eine wärmere Abtheilung des Orchideenhauses, oder einen Kasten mit besonderm Glasverschluss an der wärmsten Stelle des Hauses. Sehr gleich- mässig feuchte Luft ist hier Hauptbe- dingung des Wachsthums; denn die Van- den, Aerides, Saccolabium, und über- haupt alle die mit klimmenden Stengeln, die jene dicken saftigen Wurzeln zahl- reich entsenden (so sie sich wohl befin- den), scheinen der Erdnahrung gar nicht zu bedürfen. Für die zartern Erdorchi- deen dieser Länder ist eine gleichmäs- sige Bodenwärme in solch einem Kasten vorzüglich, so z. B. für die schönen Anoectochilus-Arten. Das Heer der Den- drobien blühet nur dann gut, wenn man ihnen eine Ruheperiode zukommen lässt. Die Coelogynen lieben Erdnahrung und bei den ächten Erdorchideen, wie Phajus etc. versteht sich dies von selbst. Das Sphagnum, jenes eigenthümliche gelb- braune oder auch oben hellgraue und erst nach unten gelbe Torfmoos spielt bei all diesen Kulturen die Haupt- rolle. Wo man die Pflanzen nur an Holz anheftet, da müssen immer Polster Die Ostin- | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, desselben unterlegt werden. Für Körbe und Töpfe braucht man es als oberste Decke, denn es saugt Luftfeuchtigkeit wie Wasser gleich gierig auf und führt dieses den Wurzeln zu. 31) Ooelogyne asperata Lindl. (Coelo- | gyne Lowei Paxt.) (Tab. 7.) Eine andere abgerundet. — Lippe convex, 3-lappig, wahrhaft reizende Orchidee von Borneo. | Verlängerte, etwas eingekrümmte Schein- knollen tragen auf der Spitze zwei Blät- ter. Der grazil überhängende 14 — 15- blumige Blüthenschaft erscheint am Grunde von rundlich- ovalen concaven bleibenden Schuppen umgeben. Die grossen zart-weissen Blumen mögen 3 Zoll im Durchmesser halten, nur die Lippe ist zart purpur nüancirt, Sie er- scheinen im Mai und besitzen einen zar- ten Geruch nach bittern Mandeln. Die Sepalen sind lanzettlich, gekielt, schma- ler als die gleichförmigen ungekielten Petalen, Die Seitenlappen der kappen- förmigen Lippe aufrecht, oval, stumpf, der Mittellappen länglich , stumpf und kraus. Eine dicht warzige Scheibe mit 3 ungleichen glatten Rippen am Grunde. Wird in Töpfe oder Körbe gepflanzt und ist noch sehr selten. 32) Odontoglossum Cervantesüß. mem- branaceum Lindl. (0. membranaceum Lindl. Sert. t. 25.) (Tab. 8.) Diese zierliche Orchidee Mexikos ist schon lange bekannt, aber noch wenig kultivirt in den Sammlungen vorhanden. Die auf- rechten Blüthentrauben überragen die kurzen Blätter wenig. Die zarten weis- sen Blumen sind immer gegen den Grund zart purpur bandirt. Wird als mexikanische Orchidee an _ der kühlsten Stelle der kältern Abthei- lung des Orchideenhauses kultivirt. 33) Cattleya eitrina Lindl. (Tab. 9.) Eine mexikanische Cattleya, welche die Eigenthümlichkeit besitzt, stets hängend zu wachsen. Auf den kurzen spindel- I. Neue Zierpflanzen. förmigen Scheinknollen stehen 2 spitze bandförmige Blätter. Blüthenschaft kurz, nie oder selten 2-blumig, am Grunde von trocknen , bläulich-weissen Scheiden umgeben. Fruchtknoten stielföürmtg 3—5 Zoll lang, Die schön schwefelgelbe Blume mag 4 Zoll im Durchmesser haben. Sepalen bandförmig, spitz. Pe- talen keilförmig-länglich, spitzlich. Lippe am Gronde beiderseits abgerundet, ge- gen die Spitze 3-lappig. Seitenlappen abgerundet, um die Säule gerollt. Der Mittellappen breit bandförmig, ausge- randet, am Rande kraus gekerbt und heller.-- Eine schöne, durch den Wuchs der Knollen und Blätter nach unten sehr eigenthümliche Pflanze. Nach Beobach- tungen Kegel’s soll auch Paphinia cri- stata einen ähnlichen Wuchs besitzen. 34) Renanthera matutina Lindl. (Tab. 10.) Stammt aus Java und blühet selbst in schwachea Exemplaren ebenso dank- bar, wie Rh. coceinea undankbar blühet. Eine Kletterpflanze an Stämmen mit zweizeilig beblätterten Stengeln und bandförmigen, schmalen, an der Spitze uugleich ausgekerbten Blättern. Blumen in achselständigen Rispen, die länger als die Blätter sind. Sepalen und Petalen fast gleich, ungefähr 1 Zoll lang, linien- bandförmig, spitz. Die seitlichen Sepa- len stehen nach unten und berühren einander mit dem mittleren Theil ihrer Ränder, unten nur eine kleine Oeffnung für die Lippe lassend. Lippe sehr klein, mit stumpfen, sackförmigem Sporn, Grif- felsäule an der Spitze sammtig. Die Farbe der Blumen ist ein lebhaf- tes orangenroth, mit brauu gefleckt und verwaschen. Wird an grössern Baum- stämmen, auf eine Unterlage von Sphag- num befestigt und klimmt hier schnell empor. 35) Odontoglossum hastilabium. Lindl. (Tab. 11,) Von den schönen Odonto- 39 glossen Mittel-Amerika’s sind in neuester Zeit viele Arten in Cultur gekommen, und eine übertrifft immer die andere an Farbenpracht und Blumenreichthum, Die Blumen stehen in reichblumiger Blü- thenrispe und halten über 2 Zoll im Durchmesser. Sie sind blassgelb, inner- halb bis über die Mitte rothbraun ban- dirt gefleck. Die Lippe am Grunde blutroth. Charakteristisch für sie sind die lanzettlichen, zugespitzten, aussen ge- kielten Sepalen, die wenig kürzeren ähn- lichen Petalen und endlich die Lippe, welche am Grunde beiderseits lanzett- lich aurieulirt, und mit verkehrt-keilför- förmigem Mittelappen, der an der Spitze herzförmig 3seitig und am Grunde mit 3 grossen gesägten kielföürmigen Erha- benheiten versehen ist. Aus Santa Martha eingeführt. 36) Barkeria elegans Knowl. et Wertc. (Tab. 12.) (Grtfl. J. 3. pag, 237.) Einem Epidendrum mit schmalen beblät- terten Scheinknollen ähnlich, Blumen rosa, 2 Zoll im Durchmesser. Lippe weiss, vorn mit blutrothem Fleck. Die weisse “marmorirte Stempelsäule trägt vorn 2 augenförmige Flecken. Ausge- gezeichnet schöne Art aus Mexiko. Cul- tur in der kühlsten Stelle des Orchi- deenhauses. 37) Warscewieziella candida Rehb. fil. (Tab. 13.) Warrea candida Lindl. — Nah verwandt der besprochenen Warsce- wicziella marginata. Blumen weiss. Lippe zart rosa nüancirt und mit rosa Centrum. Weicht von W. marginata nur durch die Lippe ab, welche hier länglich quadratisch, an den hintern Eeken kappenförmig eingerollt, ferner vorn auf dem Saum innen schwielig ist, Die Scheibe am Grunde ist länglich,, an der Spitze gezähnt. Griffelsäule eckig. Nicht weniger schön in der Blüthe und nicht weniger schwierig in der 40 Cultur als die besprochene Art. Die Blumen der abgebildeten Art halten 2!/, Zoll im Durchmesser. In deutschen Gärten giebt es Abarten mit viel klei- nern Blumen und himmelblauer Lippe. 38) O. naevium Lindl. (Tab. 14.) Ein anderes herrliches Odontoglossum aus St, Martha. Blumen in grazilen Trauben, gross, auf weissem Grunde blutroth gefleckt, Die länglichen Blü- thenhüllblätter sind lang zugespitzt und kraus. Blüht reich und sollte in keiner Sammlung fehlen. 39) Angraecum Brongniartianum Rchb. fil. (Tab. 15.) Ein neues “An- graecum von Bourbon oder Madagascar, Ein dicker Stengel, der mit breit band- förmigen spitzlich - stumpfen Blättern zweizeilig besetzt. Der über 2 Fuss hohe achselständige Blüthenschaft trägt die grossen weiss und grünen Blumen in einer Traube nnd ist länger als die Blätter. Sepalen und Petalen lanzett- lich, lang spitz zugespitzt. Die Lippe mit langem fädlichem dünnem Sporn, der länger als die Lippe, und am Grunde mit einem Kiel der bis zur Scheibe als erhöhte Linie fortläuft, — Eine ganz ei- genthümliche Pflanze, die in der wärm- sten Abtheilung des Orchideenhauses zu eultiviren ist. — Dabei ist noch zu be- richtigen, dass die Bot. Reg. t. 1522 abgebildete Pflanze nicht A. eburneum sondern A. superbum Du P. Th, ist. Ferner ist das A. virens der Engl. Gär- ten das ächte A. eburneum Du P. Th. Die 3te in den Gärten befindliche, aber noch sehr seltene Art, ist die oben be- schriebene. 40) Catasetum sanguineum Lindl, (Tab. 16.) Es macht diese Art von den gemeiniglich unscheinbar gefärbten Cataseten eine sehr vortheilhafte Aus- nahme. Blumen 2 Zoll im Durchmesser, bräunlich-gelb oder grünlich, überall mit Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. kleinen Purpurstrichen überall gezeich- net und Lippe lebhaft roth, Verwandt dem C. Naso Lindl. Scheinknolle eylin- drisch, dicht beblättert. Blüthentrauben wenig blumig. Sepalen länglich-lanzett- lich, fleischig. Petalen verkehrt-oval spitz. Lippe ausgebreitet, oval, stachel- Spitzig, mit aufrechtem zart gesägtem oder gewimpertem Saume, in der Mitte in einen gehöhlten Sack erweitert, mit 3seitigen eingebogenen Lappen. Auch als Myanthus sanguineus ver- breitet. Stammt aus der Provinz Soto in Neu-Granada. Interessant für den Pflanzenforscher sind noch ausserdem die Catasetum-Arten, weil man zuweilen am gleichen Exemplare Blumen nach dem Typus von Catasetum Monacanthus und Myanthus beobachten kann. Da hat die Natur selbst gezeigt, was Gat- tung, was keine. Cultur in der kalten Abtheilung im Topf. Im Winter voll- ständige Ruhe, im Frühling und Som- mer Bildung von Knolle und Blume. 41) Anguloa Olowesü Lindl. (Tafel 17.) Wir gaben auf Tafel 106 die Ab- bildung der A. Ruckeri, Dieser ist die vorliegende Art sehr nahe verwandt, be- sitzt jedoch grössere blassere Blumen, und eine Lippe mit 3seitig-sichelförmi- gen spitzen Seitenlappen und eine Grif- felsäule mit warzigen starken Hervorra- gungen. Aus den Provinzen Merida und Ocana in Cultur gebracht. Die 1 blu- migen Blüthenschafte kommen bis zu 10 am Grunde der vorjährigen Knollen her- vor. Die grossen gelben Blumen erin- nern an eine Tulpe. 42) Odontoglossum Reichenheimü Rchb. fil. (Tab. 18.) Von Ghiesbreght aus Mexiko eingeführt. Gehört zur Gruppe Isanthium und trägt die grossen bis 2'/, Zoll im Durchmesser haltenden Blumen, die auf gelbgrünem Grunde durch braune (uerbänder gezeichnet, KR DR: INN Sa 2 II. Neue Zierpflanzen. und mit violetter Lippe, in reichblumi- ger Rispe. Verwandt dem O. Karwins- kii und laeve unterscheidet es sich durch eine Griffelsäule mit undeutlichen Flügeln, welche nur an der Spitze und am Grunde mit einem kleinen Lappen versehen ist. Die längliche Lippe ist am Grunde herzförmig, an der Spitze abgestumpft und klein gelappt. Eine doppelte Schwiele und Kiel am Grunde der Lippe. Blüthenhüllblätter linien- lanzettlich. Cultur in der kältern Abtheilung des Orchideenhauses. Wäh- rend der Ruhe sehr wenig Feuchtigkeit. Sonst von robustem Wachsthum und leichter Cultur. 43) Eriopsis biloba Lindl. (Tab. 19). Eine schon länger bekannte Pflanze aus Neu-Granada, von der Hooker eine Ab- art als E. rutidobulbon Bot. Mag. Tab. 4437 beschrieb. Die überhängende Blü- thenähre trägt orangegelbe, roth ge- säumte Blumen mit nach vorn weisser, braun gefleckter Lippe, 44) Disa grandiflora L. fil. (Tab. 20). Eine herrliche , ebenfalls lang be- kannte Erdorchidee vom Cap, welche an Schönheit mit den schönsten Epiphy- ten coneurrirt. Der beblätterte Stengel trägt 1—8 Blumen von 5 Zoll Durch- messer, deren seitliche Sepalen schön purpur, während das obere nebst Sepa- len und Lippe blassroth und purpur geadert. Die Cultur, unter deren An- wendung man reüssirt, ist folgende: Man pflanze die Knolle in einen Topf mit sehr sandiger Heide- oder Torferde mit gutem Abzug. Bis zum Februar stellt man den Topf ins Kalthaus, unterhalb aber Erdfeuchtiskeit, sonst wird die Kul- tur missglücken. Im Frühling beginnt die Pflanze zu treiben. Man stellt sie nun an einen lichten Platz des tempe- rirten Hauses, und im Verhältniss zur erhöhten Temperatur giesst man auch — 4 mehr. Im Sommer bringt man die Pflanzen an einen vor Regen und vor der Mittagssonne geschützten Ort ins Freie, oder in ein luftiges Beet, welches über Mittag beschattet wird. Erst im Juli des zweiten Jahres wird die Pflanze blühen. Die alte Knolle stirbt dann ab, liefert aber zahlreich junge Knöllchen zur Vermehrung. 45) Lüddemannia Pescatorei Kchb. fil. Die neue Gattung Lüddemania ist mit Acinata sehr nahe verwandt und unter- scheidet sich von derselben nur durch niedergedrückt sphärische , auf einer kleinen Caudicula sitzende Pollinien. Lindley hat sie schon Acineta glauca genannt, doch ohne sie zu beschreiben. Später beschrieb er die Pflanze in Paxt. Flow. Garden als Cyenoches Pescatorei. Es ist eine Pflanze von der Tracht und mit den Scheinknollen und Blättern von Acineta. Die wurzelständige Blüthen- traube hängt lang herab, ist vielblumig und mit kurzhariger Rhachis. Frucht- knoten sammtig behaart. Kelchblätter länglich, spitz, gewölbt, aufrecht ab- stehend, %/, Zoll lang, innen ziegelroth, aussen trüb gelb. Blumenblätter keil- förmig-länglich , spitz, hellgelb. Lippe gehöhlt, gelb, aus keilförmigem Grunde, quadratisch ausgebreitet, an der Spitze 3-lappig; die Seitenlappen abgerundet oder 4seitig, aufrecht ; der Mittellappen 3-seitig schmal; dle Scheibe sammtig. Ein aufrechter Zahn, dem Grunde der Grifielsäule angedrückt, geht in einen Kiel aus, der in der Mitte der Lippe sich gespreizt, in 2 Schenkel theilt. Griffelsäule schlank, keulenförmig und an der Spitze plötzlich in 2Flügel aus- gebreitet. Von Linden in Neu-Granada aufgefunden. Das Wachsthum ist so kräftig, wie bei Acineta Humboldti. — 46) Cattleya elegans Morr. (Tab.22.) Vergl. Gartenflora II, p. 120, Vorzüg- 42 lich schön. Blumen dunkelrosa. Lippe weiss und rosa mit dunkelrothem Vor- derlappen. Blumengrösse von C. cripsa. AT) Selenipedium caudatum Rechb. fl. (Tab. 23.) Diese von Lindley als Cypripedium caudatum beschriebene Erd- orchidee der Gebirge Peru’s gleicht dem Uropedium Lindeni ausserordentlich, be- sitzt aber nicht, wie jenes, regelmässig nach der Dreizahl ausgebildete Befruchts- organe. Die’rinnenförmigen Blätter stehen zweizeilig am Stengel, sind schief ge- spitzt, sind bis mehr als ein Fuss lang und 2 Zoll breit. Der fusslange achsel- ständige Blüthenschaft ist dicht sammt- haarig und 1 — 4blumig. Bracteen zu- sammengelegt , länglich. Fruchtknoten stielförmig, zimmtfarbig sammthaarig, 3fä- cherig, mit centralen Plazenten (der 3fächerige Fruchtknoten bildet den Gat- tungscharakter). Zwei länglich- lanzett- liche, gegenständige, lang zugespitzte aber stumpfe Sepalen, welche am Rande wellig, gelbgrün, nach der Spitze gelb- roth und von dunkelgrünen Adern und Venen durchzogen. Zwei seitliche Pe- talen, welche aus länglich-lanzettlichem Grunde in schmale. mehr als fusslange Schwänze ausgehen, wässerig-purpurfar- ben und dunkelpurpur geadert. Lippe mit sackförmigem Sporn (pantoflelförmig), vorn aufgeblasen, seitlich am Rande und unten innerhalb sammthaarig, gelblich, mehr oder weniger purpur gefleckt. Der sterile Staubfaden ist spornförmig , 3sei- tig. Die Fläche der Narbe iänglich, dicht sammthaarig. — Eine merkwürdige, ei- genthümliche Pflanze. — 48) Saccolabium Blumei Lindl. Var. major. (Tab. 24.) Ein ebenso schöner als lieblicher Epiphyt Ostindiens mit be- blätterten wurzelnden Stengeln. Blätter rinnenförmig, spitz, in einen Krautsta- chel ausgehend. Die Blumen in achsel- ständigen, hängenden, dicht- und reich- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. blumigen Trauben, milchfarben mit vio- letter Lippe, Y, Zoll im Durchmesser. Sepalen oval, Petalen länglich und dop- pelt so schmal. Lippe mit zusammen- gedrückten, stumpfem Sporn, innen kurz- haarig, mit länglicher, ausgerandeter, beiderseits gerippter Platte. Cultur in der wärmsten Abtheilung. Ruht von Novemher bis Januar, blühet im Mai und oft wieder im August. 49) Odontoglossum maculatum Llave. (Tab. 25.) Wieder eins der schönen Odontoglossen Mexiko’s. Längliche, zu- sammengedrückte Scheinknollen tragen. ein längliches spitzes Blatt, welches län- ger als die hängenden vielblumigen Blüthentrauben, die aus der Achsel den Knollen umschliessender unausgebildeter Blätter hervortreten. Sepalen linien- lanzettlich, zugespitzt, braunroth und an der Spitze grünlich. Petalen länglich, wellig, zugespitzt, wie die Lippe gelb und gegen den Grund purpur gefleckt. Lippe herzförmig zugespitzt , fast ge- kerbt, auf dem Nagel mit zweiklappi- gem, hohlen, löffelförmigem, an der Spitze vorgezogenem, an der Mitte scharf gezähntem Anhängsel, Die Säule kurz- haarig, fast flügellos. Cultur im Korb. Von kräftigem Wachsthume. — 50) Epidendrum atropurpureum W.ß. roscum Echb. fil. (Tab. 26.) E. macro- chilum Hook, Eine Prachtpflanze , die in Guatemala und Neu-Granada zu Hause ist. Verwandt dem E. phoeniceum Lindl. Scheinknollen länglich, verkehrt-birnför- mig, tragen 2 bandförmige spitze Blätter. Blüthentraube spitzenständig, fusslang, mit glatter, fast einfacher Rachis. Sepa- len aus breiter, keilförmiger Basis, läng- lich, stumpf gespitzt und wie die ähn- lichen Petalen dunkelviolett. Lippe 3theilig, rosaroth, mit kurzen 3eckigen, die Säule umhüllenden - Seitenlappen, und grossem, verkehrt herzförmigem Mit- 1. tellappen. Die Schwiele am Grunde grubig, nach vorn verschwindend. Blüht im März und April 5 Wochen lang. Cultur im Topf oder im Korb. Verlangt im Winter einen Platz an der wärmsten Stelle der kalten Abtheilung, oder selbst in der warmen Abtheilung. Gedeiht auch nur an Holz geheftet, am besten aber im Korbe. — 91) Odontoglossum cordatum Lindl. (Tab. 27.) Dem O. cordatum verwandt und wie dieses aus Mexiko. Scheinknol- len länglich zusammengedrückt, 2 Blät- ter tragend, welche breit und länglich, flach spitz, und kürzer als der Blüthen- stand, Blumen in aufrechter, zweizeili- ger Traube. Sepalen und Petalen Ii- nien-Janzettlich, lang zugespitzt, dotter- gelb und braun gefleckt-bandirt. Lippe -herzförmig, stark zugespitzt, ganzrandig, weiss, amGrunde mit purpur Fleck und an der Spitze ebenso gefleckt. Der An- hängsel auf dem Nagel ist fleischig, an der Spitze zweilappig, am Grunde bei- derseits mit einem Zahne. Die keulen- förmige Säule fast flügellos und kurz- haarig. Eine schöne ansehnliche Art mit ungefähr 4 Zoll im Durchmesser hal- tenden Blumen. Cultur im Korb, wie O. maculatum. — 52) COoelogyne cristata Lindl. (Tab. 28.) Eine gute Abbildung dieser von uns in vorigem Jahrg. der Grifl. p. 144 besprochenen und empfohlenen Pflanze. — 53) Vanda caerulea Griff. (Tab.29.) Eine in letzter Zeit viel besprochene und vielbegehrte Orchidee Ostindiens mit wurzelndem Stengel, zweizeilig ge- stellten, linien- bandförmigen Blättern mit ausgebuchtet zweizähniger Spitze. Die grossen 4 — 5 Zoll im Durchmes- ser haltenden Blumen stehen in achsel- ständigen Trauben und zeichnen sich durch die durchsichtig blaue Farbe vor allen andern Orchideen aus. Eine zarte Neue Zierpflanzen. 43 Aderung hebt das Blau noch. Blühet im September. und October. Bewohnt den Distrikt Khasya des nordwestlichen Ostindiens und wird daher an der kühl- sten Stelle der warmen Abtheilung oder während der Ruhe gar in der kälteren Abtheilung gehalten. — 54) Coryanthess macrantha Hook. (Tab. 30.) Die Coryanthes- Arten sind höchst eigenthümliche Pflanzen von der Tracht einer Stanhopea. Die vorliegende prächtige Art stammt aus Caracas. Die Scheinknollen sind verlängert - konisch und gefurcht, sie tragen 2 länglich-lan- zettliche , beiderseits verdünnte Blätter. Der hängende Blüthenschaft trägt 2—3 Blumen. Die länglich-lanzettlichen Brac- teen sind zweimal kürzer als der stiel- förmig verlängerte Fruchtknoten. Die grossen, 4 — 5 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen sind dottergelb und blutroth getupft. Sepalen und Petalen zurückgeknickt, mit eingerollten Rändern. Die äussern Sepalen breit, nach aussen halbmondförmig. Das obere, aber durch die Drehung in Wahrheit untere Sepa- lum, länglich, spitz, viel kleiner. Die Petalen verhältnissmässig klein, band- sichelförmig. Lippe mit halbkugeligem Hypochilium, welches nach aussen fast 3-lappig und ungefähr so gross als der sammtige Nagel: dasMesochilium schmal und beiderseits hahnenkammartig ge- kerbt; das Epichilium konisch - sackför- mig, am hintern Rande. rechtwinklig, an der Spitze 3-lappig, mit stumpfen, hackenförmigen Seitenlappen. Griffel- säule halb-stielrund, zurückgekrümmt, am Grunde beiderseits stumpf geöhrt. — Cultur in Körben. Die beste Zeit zum Umpflanzen ist der Frühling. Ver- langt einen Platz nahe dem Glase. Das Theilen muss zum Zeitpunkt des Begin- nes eines neuen Triebes vorgenommen werden. Zu anderer Zeit kann es den 44 Verlust der ganzen Pflanze herbeifüh- ren. — i 55) Brassia brachiata Lindl. 31.) Verwandt der B. verrucosa, sind jedoch die Scheinknollen, sowie die grünlich-gelben, bräunlich und grün ge- fleckten Blumen, gerade noch einmal so gross. Die länglichen schmalen Schein- knollen sind zusammengedrückt und tra- gen 2 stumpfe längliche Blätter, die kürzer als die vielblumige Blüthentraube. Bracteen schuppenförmig. Die Sepalen linear, zugespitzt, bis 8 Zoll lang. Pe- talen gleichförmig, nur kürzer. Die Lippe aus abgerundetem Grunde fast rhom- boidisch, zugespitzt, wellig, mit grünli- chen Warzen gefleckt; am Grunde mit 2 zahnförmigen Lamellen und einer er- habenen Linie in der Mitte der Lippe. Cultur im aufgehängten Korbe. Stammt aus Guatemala, gehört zu den schön- sten Arten, wird aber vielfach verwech- selt. 56) Schomburghkia undulata Lindl. (Tab. 32.) Epiphyt aus Guatemala und Neu - Granada. Die spindelförmigen Scheinknollen sind !/,—2 Fuss lang. 2—3 Blätter auf der Spitze der Schein- knollen, länglich- und beiderseits zuge- spitzt. Blüthenstiel gipfelständig, 2—4 Fuss lang, die Blumen auf der Spitze in einer doldenförmigen vielblumigen Traube tragend. Bracteen scheidenför- mig, rosa, Blumen carmoisinroth, 3 Zoll im Durchmesser, mit fleischrother, vorn dunkelrosa gesäumter Lippe. Sepalen und Petalen fleischig, bandförmig, kraus wellenförmig. Lippe oberhalb des breit nagelförmigen Grundes herzförmig und 3lappig; die Seitenlappen aufrecht, stumpfkantig; der Mittellappen oval, spitz oder stumpf, am Grunde mit nie- dergedrücktem Kiel, der vorn zweischen- kelig und 3 Lamellen. Es ist diese schöne Pflanze schon (Tab. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. vielfach in Cultur, man klagt aber allge- mein, dass sie nicht blühen wolle. In dem Garten des Hrn. Pescatore hat sie jedoch unter folgender Behandlung jähr- lich geblüht. Man heftet die Knollen an einen Holzklotz auf Unterlage von Sphagnum, Wenn jedoch das Gewächs- haus nicht hinlänglich mit Feuchtigkeit erfüllt ist, müssen die Wurzeln täglich einigemal benetzt werden. Hiedurch wird eine kräftige Vegetation veranlasst, und ohne diese keine Blumen. Sicherer noch ist die Cultur im Korbe oder durchbrochenen Topfe.. Hierzu fülle man das Gefäss fast ganz mit langen Stücken von Acacia-Rinde oder Holz- kohle, fülle die leeren Räume mit Sphagnum aus und befestige die Pflanze so oben auf Sphagnum, dass sie etwas tiefer als der Topfrand steht, um die jungen Wurzeln zu zwingen, in den Korb oder Topf zu gehen. Zur Zeit der Ve- getation ebenfalls viel Feuchtigkeit. — 57) Aecrides maculosum Lindl. Var. Schroederi Henfr. (T.33.) Liebliche Or- chidee aus der Gegend von Bombay. Die wurzelnden Stengel sind zweireihig mit rinnenförmigen, lederartigen, an der Spitze schiefen stumpfen Blättern be- setzt. Die dichten Blüthentrauben sind achselständig, hängen über und sind rispenförmig verästelt. Die zart fleisch- farbnen Blumen sind licht roth, fein punktirt, und die Lippe vorn lila mit rothem Band. Sepalen rundlich-länglich, ungefähr 3/, Zoll lang; Petalen ähnlich, aber bedeutend schmäler. Lippe oval, fast wellenförmig, ganzrandig, am Grun- de beiderseits einen Zahn tragend, und | zwischen diesen einen ungetheilten Hök- | ker tragend. Die Säule sehr kurz. Die abgebildete Varietät hat schmälere Se- | palen und Blumenblätter, eine längere "Lippe, einen 2lappigen Höcker und län- II. Neue Zierpflanzen. 45 gere Griffelsäule. Cultur wie bei Vanda | zur Zeit der Vegetation häufiges Be- suavis, 58) Houlletia Brocklehurstianu Lindl. (T. 34.) Sehr schöne Art aus Rio Ja- neiro.. Auf den gefurchten Scheinknol- len steht 1 langgestieltes, länglich - ova- les, gefaltetes Blatt. Die aufrechte Blü- thentraube trägt 6 und mehr Blumen und ist kürzer als die Blätter. Die Blumen selbst halten ungefähr 4 Zoll im Durchmesser, sind ziegelroth und dunkelroth punktirt, mit gelber bräun- lich punktirter Lippe. Sepalen länglich und wie die Petalen an der Spitze abge- rundet. Das Hypochilium der Lippe mit linien - lanzettlichen zurückgeknickten Lappen; das Epichilium oval -triangel- förmig, fast spiessförmig, an den seit- lichen Ecken zugespitzt; die ganze Lippe ist kürzer als die Blüthenhüllblätter, Cultur im Korbe bei hoher feuchter Temperatur. 59) Selenipedium Schlimü Lindl. et Echb. fil. (T. 35.) Ein anderes Cypri- pedium aus Ocana (Neu - Granada) mit 3 fächerigem Fruchtknoten, und darum jetzt Selenipedium. Eine niedrige Erd- orchidee mit lederartigen, bandförmigen, spitzen, fast fusslangen Blättern. Der verästelte Blüthenschaft ist 6— 18 Zoll lang und rauhhaarig. Sepalen grünlich, das obere oval, aussen seidenhaarig, 3a Zoll lang, das untere fast gleichgross, an der Spitze kappenförmig zusammen gezogen. Petalen den Sepalen ähnlich, aber grösser, weiss, am Grunde purpur. Lippe weiss, vorn und am Schlunde hochroth verwaschen und gesäumt, el- liptisch-sackförmig. Blumen wenig grös- ser als die von C. guttatum. Griffel- säule gelb; der sterile Staubfaden oval- geigenförmig gespitzt; die obere Lippe der Narbe 3seitig; die untere zurückge- drückt und gelappt, Cultur wie bei Seleni- pedium caudatum, Blühtim März und liebt netzen der Blätter. 60) Oncidium phymatochilum Lind). (Tab. 36.) Ein zartes und schönes On- cidium aus der Gegend von Neu-Frei- burg in Brasilien, durch Pinel in Cultur gebracht. Scheinknollen länglich - zwei- schneidig und wie die länglichen spitzen Blätter kupferfarben angelaufen. Die grundständige vielblumige Rispe ist gra- zil verästelt und trägt zarte blassgelbe rothgetupfte Blumen. Blüthenhüllblätter schmal, linien-lanzettlich, lang zuge- spitzt, ungefähr 1 Zoll lang. Lippe aus abgerundetem Grunde 3lappig; Sei- tenlappen halb oval; Mittellappen speer- förmig 3seitig, nach hinten abgerundet, nach vorn zugespitzt. Schwiele beider- seits schrotsägeförmig, in der Mitte 3zähnig. Griffelsäule keulig. Die Lippe ist weiss, nach hinten braun gefleckt; die Schwiele orangefar- ben und braun gefleckt. Eine elegante leichte Pflanze. Cultur wie bei den Odontoglossen. 61) Laelia purpurata Lindl. (Tab. 37.) Wohl eine der schönsten Orchi- deen aus Amerika, aus St. Catharine. Ungefähr von der Tracht der L. (Catt- leya) erispa, Scheinknollen aus gestiel- tem Grunde länglich-spindelförmig, stumpf zweischneidig. Blätter keil-bandförmig, aufrecht, starr, ausgerandet. Die spitzen- ständige Blüthentraube armblumig. Blu- men gross, ungefähr 6 Zoll im Durch- messer, mit weissen Blüthenhüllblättern und prächtig dunkelpurpur und rosa gezeichnetem und belegtem Lippen- Vorderstück, welches auf der gelben Scheibe dunkelpurpur geadert. Sepalen bandförmig spitz, die seitlichen fast sichelförmig. Petalen länglich, stumpflich, wellenförmig. Lippe fächerförmig, zu- sammengerollt, an der Spitze 3lappig; 46 Seitenlappen stumpfkantig, Mittellappen breit, halboval, mit welligem Saume. Cultur im Korbe an der wärmsten und feuchtesten Stelle der kältern Ab- theilung für die Amerikaner. Man hüte sich vor zu vielem Giessen und spritze nicht früher, als bis man das Haus wie- der etwas lüften kann. Blühet von Mai bis Juli. Während der Blüthezeit stelle man sie an einen warmen trocknen Ort auf; denn Feuchtigkeit bewirkt bald schwarze Flecken an den Blumenblät- tern und macht die Pflanze unansehn- lich. 62) Dendrobium macrophyllum Lindl. (T. 38.) D. macranthum Hook. Ein mehr verbreitetes Dendrobium von Ma- nilla. Die grossen lebhaft rosarothen Blumen mit dunkel gezeichneter Lippe brechen aus den blattlosen Stengeln hervor. Im Sommer Feuehtigkeit bei hohen Temperaturgraden, im Winter Ruhe bei niedrigern Graden, nachdem die Stengel gezeitigt. Cultur im Korbe, von dem die Stengel grazil herabhängen. 63) Lycasie Skinneri Lindl. Von dieser prächtigen Orchidee Guatemalas IL No 4) Zur Geschichte der Pflanzen- Wanderung. — Bei der Betrachtung des Einflusses, welchen Wasserströmungen auf die Wanderung der Pflanzen üben, schenken wir zuerst den von Berg zu Thal gehenden des süssen Wassers unsere Aufmerksamkeit. Be- weise für diesen Einfluss finden sich fast aller Orten. Früchte und Samen fallen nicht selten unmittelbar oder gerathen durch Regengüsse in Gebirgsbäche, lassen sich durch die Fluthen vom Gebirge in die Niederung tragen und fin- den wohl zum grössten Theile auf der Reise Gartenflora Dentschlands und der Schweiz. giebt Tafel 39. die Zeichnung der weis- sen und rosarothen Abart. — 64) Maxillaria venusta Linden et Eechb. fil. (Tab. 40.) Eine neue eigen- thümliche Maxillaria aus den Anden Co- lumbiens mit .nickender sehr grosser , weisser Blume und gelblicher Lippe mit 2 wangenrothen Augen. Scheinknollen oval zweischneidig. Blätter aus gestiel- tem Grunde keilförmig-länglich, spitz, 2 Fuss lang. Die wurzelständigen 11, | Fuss langen Blüthenschafte tragen nur ‚eine Blume und sind dicht mit Scheiden | besetzt. Die seitlichen Sepalen sind mit | dem 3seitigen Grund in ein grosses Kinn vorgezogen, lang zugespitzt, abstehend, ‚ungefähr 3 Zoll lang. Petalen ähnlich, ‚aber um !/, kürzer. Lippe fächerförmig, ‚mit seitlichen gegen die Spitze scharf- ‘eckigen Lappen, die über dem dreiecki- ‘gen Mittellappen vorgezogen sind; letz- rer überall mit brüchigen Haaren mehl- artig bekleidet. Cultur in der kältern Abtheilung. Ruhe im November und December. Im Januar und Februar beginnt die Vege- tation. Blühet im Juni. (E. R.) tizen. « den Untergang; doch ein Theil wird mit un- gestörter Keimkraft vom übergetretenen Was- ser beim Rücktritt in das gewöhnliche Belt auf dem Lande zurückgelassen oder bleibt am Ufer hängen und im Frühjahr blüht tief im Thale ein fremder Gebirgsbewohner. So ge- langt das Wohlverlei (Arnica montana, L.) von den Wiesen und Rainen der höheren Berge des Thüringer Waldes hie und da in die Ebene und lässt sich fast jedes Jahr vereinzelt in unserer Nähe, im Kollerstetter Grund ünden. Das Haller'sche Gänsekraut IT. Notizen, (Arabis Halleri, L.) wird von den Was- sern, die vom Harze kommen, in die Ebene von Hildesheim gebracht, wo es sich nicht weit vom 'Flusse entfernt. Alpenpflan- zen, wie das Alpenleinkraut (Linaria alpi- na, Cand.), die rostbraune Schneerose (Rho- dodendron ferrugineum, L.), die grüne Erle (Alnus viridis, Cand.) kommen durch die Bergströome von den hohen Gipfeln in die Thäler; namentlich wird ein solcher Einfluss der Isar auf die Umgebung München’s und der Iller auf Oberschwaben wiederholt versichert. Jenes Alpen - Leinkraut, die kleine Glocken- blume (Campanula pusilla, Hänk.), eine Wie- senraute (Thalictrum aquilegifolium , L.) we- sentlich alpine Pflanzen, finden sich auf den Inseln des Rheinstromes bis nach Strassburg und kommen offenbar von den Alpen oder dem Jura dahin; dasselbe gilt von Salix nigri- cans, Fries., Salix daphnoides,, Vill., Salix in- cana, Schrank, Myricaria germanica, Desv. Die Scrophularia canina, L., eine Pflanze der Ge- birgsthäler steigt längs des Laufes der Gewäs- ser herab und lässt sich entlang des Rheines, der Rhöne, der Loire und des Allier verfol- gen. Die Pinguicula vulgaris, L., eine andere alpine Pflanze ist in der Ebene des Elsasses nahe bei Benfeld gefunden worden, wohin die Samen von den Vogesen gerathen waren. Gewächse der castilischen Hochebene, unter ihnen Löflingien, werden vom Duero und Tajo ‚nach Portugal verpflanzt. In den Küstenge- gegenden von Chile fand Chamisso verschie- dene ausgezeichnete Alpenformen der Gattun- gen Calceolaria und Calandrinia, die Meyen später auf den höchsten Erhebungen der chi- lenischen Cordilleren , steis ganz in der Nähe des ewigen Schnee’s, wiedersah, von wo sie wahrscheinlich durch die zu Thal gehenden Wasser nach der Küste geführt worden wa- ren. Ja, die- gewaltigen Ströme der Erde, wie der Ganges, Indus, Congo, Amazonenstrom, Orinoko, Mississippi begnügen sich nicht ein- mal mit einer solchen zarteren Verpflanzung, sondern reissen von ihren Ufern mitunter ganze Strecken los, die dann als kleine schwimmende Inseln eine Menge lebender Pflanzen aus den obern in die tiefer liegenden Gegenden bis- weilen glücklich bringen. - Von den Mee- ren ist behauptet worden, sie seien Hemmnisse 47 der Pflanzenwanderung und im Allgemeinen liegt darin viel Wahres, da das salzige Wasser die Keimkraft vieler Samen vernichtet; aber dennoch tragen die Wogen auch manche Frucht unbeschädigt von einem Gestade zu dem anderen. Zumeist werden hier natürlich Uferpflanzen zur Betrachtung kommen, doch bleibt diese um so weniger darauf beschränkt, als oft genug die süssen Wasser Erzeugnisse des Binnen-Landes dem Meere übergeben. Avicennia tomenlosa, L., ein am Meeresufer wachsender Baum , der seinen Samen gröss- tentheils ins Meer fallen lässt, scheint seine Verbreitung vor Allem den Wellen zu dan- ken, welche den Samen nach entfernten Kü- sten tragen. Die Früchte der Cocos-Palme und Pandaneen werden durch die Wellen den In- seln zugeführt und gehören dann häufig mit unter deren erste Bewohner. De Candolle machte die Bemerkung, dass die Inseln an der Vegetation der Continente Theil nehmen, gewöhnlich im umgekehrten Verhältniss der Enifernung : von 1485 Gefässpflanzen, die auf den Brittischen Inseln wachsen, sind es kaum 43 oder “4, die sich inFrankreich nicht wie- derfinden; von 533 Arten bieten die canari- schen Inseln 310, die das Festland Afrika’s nicht hat; die Flora von St. Helena zeigt kaum einige Arten, die in einem der benachbarten Continente zu finden sind. Madeira und die canarischen Inseln haben viele Gewächse mit Südportugal gemein ; Cornwall hat Pflanzen aus Nordportugal und Asturien; Ostafrika ‚hat dergleichen von Vorderindien, Süd- afrika am Congo vom gegenüberliegenden ‚Amerika. Kein Wunder also, wenn Länder, welche Binnenmeere umschliessen, in ihrer 'Uferflora sich ähnlich sehen. Die südeuropäi- ‚sche ist der nordafrikanischen bis aum Atlas 'auffallend ähnlich , ja sie geht zum Theil bis ' Dongola. Ostengland hat deutsche und däni- sche, Nordschottlland norwegische Gewächse. Die westeuropäische Isoötes ist nur bis Hal- land in Schweden gekommen; aber Schonen und Bleckingen blühen von norddeutschen Gewächsen. Die Strömungen des Meeres ge- hören eingestandenermassen zu den wirksam- sten Mitteln, welche die Natur anwendet, die ursprünglichen Gebiete wancher Gewächse zu erweitern. Sie sind die Träger der Samen, 48 Früchte, Pflanzen, von Insel zu Insel, von ei- nem Festland zu dem anderen. Man weiss, dass unbekannte Früchte, welche die Wogen von Westen her an Europa’s Küsten spielten, einen der Gründe abgaben, aus denen Colum- bus westwärts steuernd nach Indien zu kom- men hoffte. Die Wirkungen des Golistromes in dieser Beziehung sind jetzt allgemein be- kannt: mehrere Arten von Bohnen, die bis- weilen an den Küsten der Orkaden, Hebriden und Irland’s gefunden werden — darunter Dolichos urens, L.— rühren'vonPflanzen her, die in Westindien wachsen. Eriocaulon sept- angulare, Wither. , scheint nach der Insel Sky von Nordamerika gebracht; Samen von Gui- landina Bondue, L. kamen mit dem Strome von Westindien an Irland’s Küste, wo sie, ge- sammelt und gesäet, schöne Pflanzen gaben. Unter den Samen, welche der Strom an die norwegischen Gestade spült, erkannte schon Linne die von Cassia fistulata, L.,, Anacardium oceidentale, L., Mimosa scandens, L. und Co- cos nucifera, L., sämmtlich den Ufern des westindischen Binnenmeeres entsprossen. Durch Meeresströmung kommen Samen und Früchte von Sumatra, und Java nach den Keelingsin- seln, deren magereFlora nur Uferpflanzen des ostindischen Archipel’s enthält. — Auch die Schifffahrt hat manches Samenkorn zufällig an fremden Gestaden © ausgestreut und so zur Pflanzenverbreitung beigetragen. — Vornäm- lich mögen die Waaren, welche die Schiffe führen, häufig die Träger von Samen sein. Keine aber eignet sich mehr dazu als Wolle; das zeigt Port Juvenal in der Nähe von Montpellier. Diese Stadt, welche durch Woll- handel und Tuch - Manufakturen von dem ell- ten Jahrhundert an bis jetzt sich stets auszeich- nete, hat an jenem kleinen Hafen eine Ebene, auf welcher die Wolle trocknet, nachdem sie gewaschen worden ist. Dort vergeht kein Jahr, dass man nicht fremde Pflanzen fände, entstan- den aus den Samen, die aus der Wolle, in welcher sie verborgen waren, zu Boden fie- len. Zuerst machte De Condolle darauf auf- merksam und nannte bereits mehrere fremde Pflanzen, die er dort gepflückt, z. B. Psoralea Palaestina, Gou., und Hypericum crispum, L., aus dem Morgenlande, Centaurea parviflora, Desf., aus Nordafrika u. a. m. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Hierauf schenkten dieser sonderbaren Flora viele Botaniker ihre Aufmerksamkeit und Go- dron zählt in seinem dieselbe behandelnden Schriftehen ‚„Florula Juvenalis“ nicht weniger als 387 Pflanzenarten auf, die dort gesammelt wurden, darunter 52, deren Vaterland man noch nicht kennt, die also aus Gegenden stam- men mögen, die bis jetzt noeh nicht botanisch untersucht worden sind. Welche Menge von Samen mag da die Welt enthalten, von denen ohne Zweifel die meisten zu Grunde gehen. (Dr. Zeyss, Versuch einer Geschichte der Pflanzenwanderung.) 2) Fossilienlager an der Küste von Suffolk in England. — Beim Dorf Felixstow an der Küste von Suffolk , südlich vom Ausfluss des Deben wurde im Jahr 1840 ein Fossil von nierenförmiger Gestalt entdeckt, das die Paläonlologen längere Zeit wegen sei- ner unbestimmten Form in Verlegenheit setzte, bis Professor Owen darin den Zahn eines Pottfisches (Balaenodon physaloides) erkannte. Im Jahr 1843 fand Professor Henslow noch mehrere solcher Coneretionen zu Felixstow in einer eigenthümlichen Schicht, die sich daselbst wie ein rother Streifen längs der Klippen hin- zieht. Er sandte sie ebenfalls an Professor Owen und erfuhr, dass sie aus versteinerlen Knochen mehrerer Wallfisch - Arten, haupl- sächlich aus den charakteristischen Gehörkno- chen (Cetotolites) dieser Thiere beständen. Er unterwarf sie nun einer chemischen Analyse, und da er einen bedeutenden Phosphorgehalt darin entdeckte, lenkte er die Aufmerksamkeit der Landwirthe auf sie als ein gutes Düngemit- tel hin. Sofort wurden an vielen Stellen der Küste Nachgrabungen begonnen, und es stellte sich heraus, dass sich jene bei Felixtow eni- deckte Schicht, ‚Red Crag‘‘ genannt, durch einen grossen Theil von Suffolk und die an- grenzenden Distriete von Norfolk und Essex hinzieht. Sie liegt 5 bis 15 Fuss unter der Oberfläche und besteht vorzugsweise aus ab- gerundeten, zerbrochenen Muscheln und Kno- chen. Die Landwirthe wissen das Fossil wohl zu schätzen, sichten es von dem muscheligen Geschiebe und verkaufen es an Ort und Stelle für 50 Schilling bis 3 Pfund per Tonne als ausgezeichneten Dünger unter dem Namen Co- prolith oder Cops. Seitdem wurden viele in“ tM1.70: II, teressante Thier-Ueberreste darin aufgefunden, so ein Rhinoceros Schleiermacheri, eine seltene Art, die Professor Kaup zuerst bei Darmstadt entdeckte, ein Mastodon, ein Mammuth, ein Tapir, Eber, Hirsch, beide identisch mit den in . Hessen ausgegrabenen, ein Leopard, Bär, Pferd oder Zebra, Megaceros, ein eigenthüm- licher, fast zahnloser Delphin (Zichius), iden- tisch mit dem von Cuvier aus dem Muschel- mergel zu Antwerpen beschriebenen, und eine grosse Menge Zähne und Ohrknochen von A bis 5 Pottfisch-ähnlichen Wallfisch-Arten. Das Vorherrschen der Cetaceen, die Ver- mengung dieser mit den Knochen und Zäh- nen erloschener Fisch- Arten, — von denen einige, wie das Edaphodon, ausschliesslich der eocenen Periode angehören, andere, wie das grosse Megalodon , welches über 600 Zähne von vier bis fünf Zoll Durchmesser in jedem Kiefer hatte, von der eocenen bis zur plioce- nen Periode die Meere verheerten, — das häufige Vorkommen von Concrelionen, deren Grundlage eine fossile Krabbe und einige an- dere See-Crustaceen bilden und die muschelige Natur des Bindemiltels, in dem alle dieseFos- silien eingelagert sind, weisen darauf hin, dass das Lager an einer ehemaligen Seeküste sich bildete , indem die Wallfisch-Skelette von der Brandung an die Küste geschleudert und die Bruchstücke allmälig durch das wiederholte Hin- und Herrollen am Strand abgerundet wurden. Durch die Wogen wurden gleichzei- tig Gebilde verschiedener tertiärer Formationen an die Küste geschwemmt, da einige Fossilien des „Red Crag‘ unstreitig der eocenen oder ältesten tertiären Formation, die meisten der miocenen oder älteren pliocenen Periode, und einige wenige, wie das Mammuih und der riesenhafte irländische Hirsch der neueren ter- tiären Formation angehören. (Saturday Review.) 3) Die Palmyra-Palme. — Eine der am weitesten verbreiteten Palmen und zugleich einer der nützlichsten Bäume der Erde ist die Palmyra, Borassus flabelliformis, Linn. Man findet sie zu beiden Seiten des persischen Golfs; in ungeheueren Wäldern wächst sie an der Malabar-Küste, vom Kap Comorin durch Travancore, Calicut, Goa, Bombay und Gudje- rat, ja sogar eine gute Strecke die Ufer des I. u. I, 1857. Notizen. 49 Indus in Scinde hinan. Die eigentlich so zu nennende Palmyra - Region aber wird von ei- ner Linie begrenzt, die sich längs der Coro- mandel-Küste von Comorin bis Madras erstreckt, den nördlichen Theil von Ceylon in sich schliesst, Tinevelly, Tandjore, Pondicherry durchschneidet, dann weiter von Madras aus einen beträchtlichen Gürtel des Küstenlandes bis zur Palmyra’s - Spitze einnimmt und dann nach Gayah, 85° östl.L. von Gr. und beinahe 25° nördl. Br., hinaufläuft. Eine Verlängerung dieser Linie erreicht dann Ava, die Birmani- sche Hauptstadt, unterhalb welcher die Ufer des Irawaddy unermessliche Wälder dieser Palme tragen. Von Ava wendet sich die Grenzlinie südwärts durch die Halbinsel Malac- ca dem indischen Archipel zu und umfasst Sumatra, Borneo, Celebes, Flores, Ceram, Am- boina, dieMolucken, vielteicht bis Neu-Guinea. Die Ausdehnung dieses Gürtels in südöstlicher Richtung von Arabien, 540 ösil. L., bis Neu- Guinea, etwa 140° östl. L., beträgt 86°, also 1290 geographische Meilen, d. h. ungefähr ein Viertel des Erd- Umfangs! Die Palmyra erreicht in mehreren Ländern Asiens nordwärts den 25. bis 30. Grad der Breite. Die Insel Timor ist ihre südliche Grenze. Man kann also sagen, die Region dieser Palme liege zwischen 10° südl. Br. und 30° nördl. Br. und 540 bis 140° östl. L. Die Palmyra findet sich in mehreren Ge- birgslandschaften Ceylons, die Gegend von Kandy und Badulla inbegriffen, in 1680 — 2450 Fuss Höhe, wo die mittlere Jahrestem- peratur etwa 74° F. resp. 71'/, F. beträgt. Die für ihre Entwickelung geeigneten Stellen sind jedoch jene niederen, kaum über dem Mee- resspiegel erhabenen Sandebenen, die eine glühende Sonne bescheint und die dem We- hen eines der Monsune ausgesetzt sind. So Djafna mit den nahegelegenen Eilanden, auf denen nach Ferguson’s Schätzung wenigstens 6,400,000 Palmyra-Bäume stehen, so der Di- strikt Tinnevelly mit einem Theile des Madura- Kollektorats, gewisse Striche der Präsident- schaft Madras und Bombay, sowie des Sunda- Archipels. Eine ausgewachsene Palmyra hat 60 — 70 Fuss Höhe, ihr Stamm hat am Grunde etwa 5%, Fuss, nach dem Giptel zu 2'% Fuss im 4 50 Umfang und ist gewöhnlich einfach, bisweilen jedoch mehr oder minder verzweigt , so dass er vier, sechs und mehr Kronen trägt. Jeder Baum besitzt 25—40 frische, grüne Blätter wäh- rend die Blattstiele der alten, verwelkten, im wilden Zustand den Stamm mit einer Spiral- linie von riesigen Stacheln umgeben. Die Ein- gebornen pflegen jährlich zwölf bis fünfzehn Blätter abzuschneiden, sowohl um sie zu ver- schiedenem Gebrauch zu verwenden, als auch, um die Reife der Frucht zu beschleunigen. Wenige Bäume gewähren Thieren aller Art besseren Schutz als die Palmyra; denn sie dient Nachts vielen Vögeln, bei Tage Ratten, Eichhörnchen, Mongus, Affen, Maranayas (Fe- lis Vivenina) und dergleichen zum Zufluchts- orte. Auf Bäumen, die alle ihre alten Blätter behalten haben, ist die Menge der Fleder- mäuse, die sie bewohnen, oft unglaublich gross. Die Furchen der Blattstiele, der ganze Bau des Blattes sind ganz dazu geeignet, den Regen aufzufangen. Jeder Tropfen der auf die Krone fällt, rieselt dem Stamme zu. Dess- halb ernähren diese Bäume, zumal in wildem Zustande zahlreiche Arten von Schmaroizer- pflanzen, Orchideen, Farrn, Fieus und derglei- chen. Die am meisten ins Auge fallende, in- teressanteste Verbindung der Palmyra ist die mit zehn oder zwölf Feigen-Arten,, worunter Ficus religiosa, glomerata, indica, die ächte Baniane der Engländer. Sie beginnen wahr- scheinlich in einem Blattwinkel der Palmyra ihr Dasein und breiten sich von da zu jenen ungeheueren waldähnlichen Bäumen aus, die den Mutterbaum so umfassen, dass nur der höchste Gipfel desselben gerade aus der Mitte darüber hinausragt. Die Anwendungen, welche die Palmyra erleidet, sind fast nieht aufzuzählen. Alle Theile, vielleicht die Wurzeln ausgenommen, werden mannigfalig benutzt. Die jungen Pflanzen von zwei bis drei Monaten sind un- ter dem Namen Kelingoos in Ceylon ein be- liebtes Nahrungsmittel und werden zu diesem Zwecke gezogen. Man geniesst sie frisch , ge- kocht, geirocknet, geröstet oder in Scheiben geschnitten und wie Brodfrucht in der Pfanne gebacken. Das ganze Jahr hindurch findet man sie auf den Bazars von Columbo und anderwärts. Das aus ihnen bereitete Mehl ist Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. das beliebte Cool oder die cingalesische Grütze. ® Das Holz der ausgewachsenen Bäume wird vorzugsweise zu Bauten, namentlich auch zum Schiffsbau verwendet. Es wird vom Point Pedro und anderen Theilen Djafna’s massen- weise nach Colombo und Madras ausgeführt. Zu gewissen Zeiten des Jahres beschäfligt das Fällen und Hauen, die Zurichtung und Aus- fuhr Tausende von Tamilen im nördlichen Cey- lon. In den sandigen Districlen Djafna’s, wo sich Wasser nahe der Oberfläche vorfindet und wo durch die Heftigkeit der Winde die Brunnen leicht verschüttet werden, senkt man einen ausgehöhlten Palmyra-Stamm in die Erde. Dieser bildet so einen Brunnen, welcher man- chem durstiigen Wanderer zur Erfrischung dient. h Mit den Blättern werden -die Dächer ge- deckt, obwohl sie weniger dazu geeignet sind, als die dauerhafteren und netteren Cocosblät- ter. Dagegen geben sie sehr diehte und hüb- sche Umzäunungen und einen vorzüglichen Dünger für die Reisfelder. Auch werden Mat- ten aus ihnen verfertigt, die man als Fuss- decken zur Decorirung von Plafonds, zum Trocknen von Kaffee, zum Verpacken der Ausfuhr-Artikel benutzt. Säcke, Körbe, Was- serkörbe, Schwingen, Hüte, Mützen, Fächer, Schirme, das Alles wird aus diesen Blättern gemacht. Einer der seltsamsten Zwecke aber, zu welchem sie dienen, ist der, dass man darauf schreibt, ein Gebrauch, der nach dem Zeugniss des "ältesten Hindu - Schriftstellers Panninyrishee über 4000 Jahre alt ist. Die Schrift wird mit einem Griffel auf die Blatt- fläche eingegraben und durch das Einreiben einer Mischung von Oel und Kohle leserlich gemacht. So schreiben die Eingebornen ihre Briefe darauf, welche, nett zusammengerollt und bisweilen mit etwas Gummi versiegelt, durch das Postamt gehen. Die noch in der Scheide eingeschlossenen Blüthenknospen liefern den Toddy, ein durch seinen Geruch fast eben so berühmtes, wie durch seinen Missbrauch berüchtigtes Getränk, welches durch Pressen und Anzapfen jener Blüthenscheiden gewonnen wird. Ausserdem, dass er frisch und gegohren genossen wird, dient er häufig zu Hefe, namentlich in Cey. .‚ I. Notizen. 51 lon, auch werden grosse Massen in Weinessig umgewandelt, um Gurken, Limonen, Cocos- und Palmyra-Blatiknospen einzumachen. Die bei weitem grösste Menge aber wird zu Jag- gery oder Zucker eingekocht. Im Jahre 1849 beirug die Total-Ausfuhr von Zucker aus Cey- lon 550 Centner, wofür 1934 Pf. St. Zoll bezahlt wurden. Zwei Drittel der Masse war das Produkt der Palmyra. Nach Malcolm und Crawfurd bildet Jaggery einen Handels-Artikel aus den oberen und unteren Provinzen Birma’s. In Sawnu ernähren sich die Einwohner bei Miss-Erndten von Jaggery und auf Timor bil- det er einen Theil des Jahres hindurch das Hauptlebensmittel. Es steht fest, dass der hauptsächlich aus Palmyrasaft bestehende Zucker körniger und preiswürdiger ist, als der aus Zuckerrohr erhaltene, und dass man grosse Massen desselben von Madras und Cuddalore her nach Europa bringt. Aus Madras werden jährlich etwa 9000 Tonnen Zucker, darunter eine bedeutende Menge Palmyrazucker ausge- führt. Die Früchte der Palmyra variiren,, je nach den Bäumen, an Form, Farbe, Geruch und Geschmack und werden von den Eingebornen als Varietäten betrachtet, deren jede einen be- sonderen Namen führt. Die reif abgefallene Frucht wird mitunter roh gegessen, weit häu- figer aber geröstet und als sogenanntes Puna- too eingemacht. Das letztere, von dem in früheren Zeiten bedeutende Quantitäten nach Java und den Niederlanden ausgeführt wurden, wird matlenweise, für 3 bis 6 Schilling ver- kauft. Tausend Früchte ungefähr reichen für eine Matte aus. Es ist die Hauptspeise der ärmeren Einwohner der Halbinsel Djafna meh- rere Monate des Jahres hindurch, und in die- ser Hinsicht ist ihnen die Palmyra, was dem Irländer oder Schotten die Kartoffel. Sie lie- fert wohl den vierten Theil der Nahrung von etwa 250,000 Menschen in der nördlichsten Provinz Ceylons, macht aber gewiss den Haupt- lebensunterhait von sechs bis sieben Millionen Indiern und anderen Asiaten aus. So stellt sie sich als eines der wichtigsten Gewächse der Erde heraus, sie welteifert mit der Daltel- palme und steht nur der Cocospalme an Nütz- lichkeit nach. (Bonplandia.) 4) New-York, im Sept. — Wenn ei- nerseits der Verwaltung des Patentamtes zu Washington wohlbegründeie Vorwürfe über Missbräuche [aller. Art gemacht wurden, so darf um so weniger über eine in letzteren Jah- ren getroffene nützliche Einrichtung derselben geschwiegen werden. Es ist nämlich ein be- sonderes Bureau für die Acclimatisirung oder Einführung hier zu Lande neuer , unbekannter Pflanzen errichtet worden, und es sind Veran- staltungen getroffen, aus allen Weltgegenden Samen, Wurzeln, Propfreiser und Stecklinge von nützlichen Gewächsen anzuschaffen, um sie an geeignele Personen zu vertheilen, die Versuche über deren Anbau und Acelimati- sirung anstellen sollen , damit dem Patentamte Berichte darüber abgestattet werden können. So hat man unter anderm mit 17 verschiede- nen fremden Weizengattungen Versuche ange- stellt, die fast insgesammt günstig ausgefallen sein sollen, wobei jedoch einer Gattung, wel- che den Namen „Weizen vom mittelländischen Meere‘ führt, bei mehrjährigen Versuchen grosser Vorzug gegeben ward. Nicht nur fiel der Körnerertrag sehr reichlich aus, sondern es wurde bei schnellem Temperaturwechsel kein Nachtheil bemerkt, die Reife trat fast zeiti- ger als bei andern Weizengattungen ein, und es war desshalb weniger vom Insectenfrass und Brand zu fürchten. Ferner machte man in den südlichen Staaten erfolgreiche Versuche mit der „indianischen Hirse,‘‘ auch ‚Dourah-Korn‘“ aus Afrika. In verschiedenen Theilen der Union gedieh überaus gut die asiatische „ja- panische Bohne“ und gab reichlichern Ertrag als andere Bohnengattungen. Auch mit der „chinesischen Yamwurzel“ als Ersatzmittel der Kartoffel wurden in den mittleren und südli- chen Unionsstaaten vielfache Versuche mit bestem Erfolge gemacht. Durch fremden Sa- men sind 30 Rübensorten zur Vertheilung für Versuche gekommen, sowie von allen vorzüg- lichen Kohl-, Kraut-, Bohnen- und Grassorten aus Europa Samen vertheilt wurden. Die Erdmandel oder Chufa aus Südspanien kam im hiesigen Boden sehr gut fort. Die deutsche Hirse führte man gleichfalls ein, und es gab dieselbe gute und frühzeitige Ernten. Was lange als unmöglich erachtet wurde, die Ein- sährung des französischen und deutschen 4° 52 Pflaumenbaums, ist endlich nach vielfachen Versuchen in Pennsylvanien , Ohio, Maryland und Virginien doch gelungen, indem Propfrei- ser der ,„prune sainte Catherine‘ und „prune d’Agen‘ auf einheimische Pflaumenbäume ge- seizt wurden. Mit dem Korinthen - Weinstock scheint man weniger glücklich gewesen zu sein, Auch für die Verpflanzung einheimischer Gewächse, die grosse Vorzüge besitzen, hat man in weiten Kreisen Sorge getragen. So findet sich jetzt! schon überall die sonst nur auf einer kleinen .Landsee-Insel des Staates New-Hampshire vorgekommeneMaisart, „Braun- korn“ genannt, -in den mittlern Unionsstaaten und lieferte auf einen Fleck binnen weniger als 90 Tagen vom Acker 134 Bushel ausge- hülstes Welschkorn. Dann wurde noch die unter dem Namen ‚„New-Mexican while flint“ bekannte Maisgattung durch Empfehlungen des Patentamtes zum Gemeingut, Man gibt dieser Maisart zum Verspeisen als „Grünkorn‘“ den Vorzug vor allen andern Gatlungen. Dass man in Washington besonderes Augenmerk auf Bodencultur verwendet, ist um so aner- kennenswerther, als leider der Landwirthschafis- betrieb fast durchweg nach dem alten Schlen- drian eines Raub- und Auszehrungsbaues vor sich geht.. Von einer guten landwirschaftli- chen Lehranstalt zeigt sich noch keine Spur. (Allg. Zeitg.) 5) Malerei auf Glas mit lebenden Blumen. Von Herrn Pfarrer Stetefeldt in Hörselgau.— Man nehme ein grossesTrinkglas, ein Einmachglas oder am besten einen Blumenasch von weissem Glase, belege den Boden mit Blumen und lege dann grüne Blätter darauf, so dass die Blumen ganz bedeckt werden und die Blätter am Rande zur Hälfte in die Höhe stehen. Hinter diese Blätter lege man Blumen, über diese feine besonders gefiederte Blätter von Acazien, Farrnkräutern, Petersilie, Kerbel, Bandgras und was man sonst an fei- nen schönen grünen Blättern findet. Hat man so 14 bis 1'/z Zoll zu Stande gebracht, so fülle man den Raum mit feinem feuchten Wasser- sand und drücke diesen so fest als möglich ein, nachdem man vorher noch grössere Blät- ter von Ahorn, Linden, Aristolochien etc. als Deckblälter angelegt hat. Nun fährt man fort hinter diese Blätter Blumen und dann zarte Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, Blätter einzulegen und füllt dann wieder mit Wassersand, den man fest eindrückt, nachdem man vorher wieder frische Deckblätter einge- legt hat, die an dem Rande in die Höhe ste- hen, und setzt dies fort bis der Asch bis oben angefüllt ist. Zu den einzulegenden Blumen eignen sich besonders Pensees, Coreopsis, Pe- tunien, Pelargonien, Winden, Verbenen und dazwischen zarte federartige Blumen und diese müssen so eingelegt werden, dass sie sich von ihrer schönsten Seite zeigen, wie man sie zum Trocknen in Herbarien einleg. Man kann die Blumen dichter oder einzelner anle- gen und davon die geschmackvollsten Gruppen bilden, wenn man eine gute Wahl in Hinsicht der Formen und Farben derselben trifft. Die Zwischenräume mit schön grünen und zierlich geformten Blättern ausgefüllt dienen den Blu- men als Folie und die kleinen Zwischenräume, die nun noch bleiben, werden durch die Deck- blätter vollends ausgefüllt. Einen so gefüllten Blumenasch, der, wenn er geschmackvoll ge- macht ist, reizend aussieht, so dass es von Unkundigen für Malerei auf Glas gehalten wird, benutze ich zu einem Aufsalze auf den Tisch. Ich stecke in den Sand drei Stäbe, die oben zusammengebunden eine Pyramide bilden, und diese schücke ich von unten bis oben mit Blumen oder mit Früchten aus, indem ich Zweige von iKirschen, Johannisbeeren, Him- beeren, Stachelbeeren, Weintrauben, Erdbee- ren von unten an daran binde oder darum winde, und diese Früchte werden dann von den Gästen bei Tische abgepflückt. Oder man stellt beim Füllen des Asches ein Glas oder Töpfchen hinein in den Wassersand, füllt es mit Wasser und stellt einen schönen Blumen- strauss hinein. Ein solches Kunstwerk hält sich viele Tage in seiner Pracht, wenn man es nicht dem Einflusse der Sonnenstrahlen zu sehr aussetzt. 6) Stangenbohnen den höchsten Ertrag abzugewinnen. Von Herm Pfar- rer Stetefeldt in Hörselgau. — Die besten Stangenbohnen für die Küche sind unstreitig die grosse weisse Schwertbohne, die Wachs- bohne und die weissschalige Zuckerbohne. Auf einem Beete von 4 Fuss Breite ziehe man auf beiden Seiten '/,; Fuss vom Wege entfernt die Gartenschnur und stecke alle II. 2 Fuss ein kleines Stäbehen und um dieses herum lege man in einen Kreis von ° Fuss Durchmesser vier bis sechs Bohnen. Von diesen lasse man, wenn sie anfangen zu ran- ken, die drei oder vier besten Exemplare und reisse die andern aus. Nachdem man die Boh- nen behackt und behäufelt hat, stecke man hohe Stangen da ein, wo die Stäbchen stehen und binde je vier von beiden Seiten zwei oben mit Bandfaden zusammen, so dass sie eine Pyramide bilden. Man behacke Beet fleissig und behäufle die Bohnen noch einmal, oder noch besser, fülle sie mit guter | Da auf die Pyramiden Luft und | Sonne von allen Seiten einwirken kann, so | | vielmehr nur dann geschieht, wenn man den Erde an. tragen sie sehr reichlich und diese Pyramiden, die wunderschön bewachsen , Stürmen. erhalten, so muss man die Schoten ganz rein abpflücken und nicht eine zum Sa- men daran lassen, dann werden sie immer | von Neuem blühen und Schoten tragen; denn | der Stock will seinen Trieb, Samen zu tragen, | Bleibt auch nur eine Schote an | | Gall’s Methode, | ralionelle Weise zu verbessern, verbreitet sich | trotzdem, dass manche eigennülzige Gegner befriedigen. einem Stocke hängen, so lässt die Fruchtbar- keit nach, Will man Samen ziehen, so lässt man an einer Pyramide die ersten Schoten hängen, so viel man etwa zum Samen braucht, pflückt die späteren sorglälig ab und bricht die Spitzen aus, damit man recht grosse und kräf- | tige Samenschoten erhält. Eine wahre Zierde des Gartens ist es, wenn man Pyramiden mit sechs Stangen macht. Man nehme dazn ein Beet von 5 Fuss Breite, stecke genau in der Mitte, in der Ent- fernung von 3'/, Fuss, kleine Stäbe, schlage | mit dem Halbmesser | diese einen Kreis von %!/ Fuss. theile mit einem Stäbchen von 2", Fuss den Umkreis in sechs gleiche Theile und stecke Stäbchen ein. Um diese herum lege man die Bohnen und verfahre so wie oben bei der vierseiligen Pyramide angegeben ist. Die Erde im Innern der Pyramide ziehe man immer mehr an die Bohnen heran, so dass sich inwendig ein Kessel bildet. An die- sen Pyramiden wird man seine wahre Freude sehen und einen sehr reichen Ertrag an Boh- nen haben. um Ich brauchte voriges Jahr nur eine üppig prangende Pyramide abzupflücken, Notizen. 53 das | Produkt lieferten, Zucker zugesetzt, um einen trotzen allen | Will man viele und grosse Bohnen | steis | | Gall feststellte, dass ein richtiges Verhältniss 2 um ein Gericht Bohnen für vier Personen zu bekommen. 7) Ueber Benutzung des Trauben- zuckers bei Herstellung von Obst- weinen. Von Herrn Professor Hassen- stein. — Es ist bekannt, welches grosse ‚Verdienst sich Dr. Gall in Trier um die Ver- edlung der Weine erworben hat. Man hat zwar bereits vor Gall dem Saft der Trauben von Jahren, welche durch Mangel an Som- merwärme ein zuckerarmes aber säurereiches besseren Wein zu erhalten; Gall war aber der Erste, der nachwies, dass dadurch allein ein besserer Wein nicht erhalten wird, dieses Most so herstellt, dass er eine gleiche Zusam- mensetzung erhält wie der Most aus den Trau- ben von guten Weinjahren. Dadurch, dass zwischen Wasser, Zucker und Säure herge- stellt werden muss, um aus einem schlechten Traubensaft einen guten Wein zn erhalten, hat er sich unendliche Verdienste erworben. den zuckerarmen Most auf derselben entgegenarbeiten, auch immer weiter, Es liess sich leicht erwarten, dass die ge- nannte Methode, welche bei Verbesserung des Traubensaftes so ausgezeichnete Resultate lie- | ferte, bald auch zur Verbesserung des Obst- mostes angewendet werden würde, Gall selbst gab hierzu Anleitung. Auf meine Ver- anlassung wurden hier in Gotha im vergan- genen Herbste gleichfalls Versuche mit Apfel- most und zwar in grossem Massstabe ange- stellt, * Die erhaltenen Resultate sind überra- schend, der Wein ist schon jetzt ausgezeich- net, der Obstgeschmack ist nicht mehr zu er- kennen und es gehört grosse Uebung dazu, um den so gewonnenen Apfelwein von Trau- benwein zu unterscheiden. Sollen aber solche Resultate erzielt werden, so ist es vor Allem nothwendig, dass der Obstmost auf seinen Säuregehalt untersucht wird; denn nur dadurch ist es möglich, ihm die erforderliche Menge Wasser und Traubenzucker zuzuseizen. Stellt man aber ein richtiges Verhältniss zwischen Wasser, Zucker und Säure im Moste nicht 54 her, so wird man auch keinen guten Wein erhalten. Alle, welche den auf die erwähnte Art gewonnenen Wein mit dem aus unver- mischtem Apfelmost gewonnenen verglichen, waren keinen Augenblick in Zweifel, dass er- sterer dem leiztern bessern unendlich weit vorzuziehen sei. Die Ansicht, welche man zuweilen wohl noch aussprechen hört, es sei ein solcher Zusatz von Stoffen, welche die Natur nicht selbst in dem Moste erzeugt habe, eine Verfälschung und also unrecht, ist minde- siens lächerlich. Mit gleichem Grunde könnte man behaupten, es sei unrecht, unsere Speisen und Getränke künstlich herzustellen und sie nicht so zu geniessen, wie sie die Natur lie- fert. Indem man dem Most die Bestandtheile gibt, welche ihm durch die Ungunst der Wit- ierung auf gewöhnlichem Wege nicht zuge- führt wurden, unternimmt man jene Verfäl- schung. Der Mensch macht eigentlich hier nur den Handlanger der Natur, und letztere, nicht die Kunst, macht aus dem normal her- gestellten Most den Wein. Der nach Galls Methode aus zuckerarmem Most hergestellte Wein ist so gut ein Naturprodukt, wie der aus dem reinen unversetzten Most gewonnene, nur mit dem Unterschiede, dass ersteres besser als letzteres ist. Ueber Gall’s Methode zur Verbesserung des Obstweins findet man in dessen „Prakti- sche Mittheilungen zur Förderung eines ratio- nellen Betriebs der landwirthschaftlichen Ge- werbe. Trier 1856“ ausführliche Mittheilungen. Ueber das specielle Verfahren, welches hier bei uns zur Gewinnung von Apfelwein ange- wendet wurde, werde ich gerne denen, welche es wünschen, nähere Auskunft geben. 8) Ueber die Benutzung der Lie- besäpfel. Von. Herım Professor Hassen- stein. — An vielen Orten, namentlich in südlichen Ländern, benutzt man die Früchte von Solanum Lycopersicum, Liebesapfel, be- reits in ziemlicher Ausdehnung, theils für sich mit Pfeffer, Oel und Salz, theils zu Saucen. Die erstere Verwendung wird bei uns wenig Eingang finden, dagegen ist die Benutzung zu Saucen und Ragouts sehr zu empfehlen. Am besten bereitet man die Früchte in folgender Weise zu, um sie dann später nach Belieben zu benützen: Man wäscht die reifen, rothen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Früchte, schneidet sie mitten durch und drückt den wässerigen Saft und die Körner aus, "bringt das übrige, mit ein wenig Salz und Lorbeerblatt, in ein Casserol und kocht es. Nach etwa einer halben Stunde drückt man die Masse durch ein Sieb oder Durchschlag, bringt sie wieder in das Casserol und kocht sie so dick wie Pflaumenmus ein. Dieses Mus bringt man in kleine Büchsen, übergiesst es nach dem Erkalten mit Schmalzbutter und bin_ det dann die Büchsen mit Papier zu. Von dieser Masse thut man dann etwas zur Braten- sauce, welche dadurch nicht nur eine schöne röthliche Farbe erhält, sondern ihr auch einen köstlichen Geschmack ertheilt. Unter fertige Reis- oder Graupensuppe gethan, erhält die- selbe einen angenehm säuerlichen, höchst pi- kanten Geschmack. Rührt man von der Masse in verhältnissmässiger Menge unter ferlige rohe Pasteten oder Farce oder auch blos Brat- wurstfülle, mit etwas geschabtem Knoblauch und Petersilie, formirt die Masse in einer Schüssel als Brei, bestreut sie mit geriebenem Brod und bäckt sie etwa eine halbe Stunde im Ofen, so erhält man ein sehr schönes Zwi- schengericht, welches mit Citronensaft bestri- chen, warm gegessen, ausgezeichnet schmeckt: Es kommt öfters vor, dass die Früchte vor der Reife noch grün abgenommen werden müssen; man legt sie dann zur Nachreife hin, bis sie die bekannte rothe Farbe erhalten ha- ben. Zuweilen erfolgt dieses vollständige Nachreifen erst nach drei bis vier Wochen, 9) Ueber den versuchten Anbau von Dioscorea japonica und der Dr. Klotzschen Zuckerkartoffel. Von Herrn Vereinsgärtner Barth. — Von Diosco- rea japonica wurde eine Knolle im Vereins- garten in gute zubereitete Erde eingelegt. Die- selbe keimte erst im Juli und trieb eine Ran- ke wie eine Schlingpflanze, einer Ipomaea ähnlich, welche, nachdem sie eine Höhe von 4 Fuss erreicht hatte, durch den ersten Herbst- reif gänzlich zerstört wurde. Die Knolle hatle sich nicht vermehrt, war aber elwas grösser geworden. Einige Knollen von der neuen Dr. Klotz’schen Zuckerkartoffel, welehe von Herrn F.A. Haage in Erfurt bezogen worden waren, wurden am 18. Mai v. J. theils im Vereins- garten, theils auf das freie Feld gelegt. Sie II. Notizen. trieben nach zehn Tagen aus, hatten einen raschen Wuchs, blüthen bald mit schönen blauen Blumen und blühten fort bis im Oclo- ber, wo sie erst ein Frost von fünf Grad _ vernichtete. Die Früchte, 20 bis 25 Stück an einer Knolle, lagen nicht wie bei andern Kartoffelarten am Stock, sondern an langen Wurzeln 2 bis 3 Fuss vom Stocke entfernt Sie waren seifig und überhaupt nicht schmack- haft. Die Versuche werden mit beiden Knollen- gewächsenfortgeselzt. - N 10) Die Cultur der Amaryllis Bel- ladonna und Brunswigia im Topfe. W. Herbert befolgte die folgende Methode, um die DBrunswigia- Arten zur Blüthe zu bringen. Er hielt dieselben auf einer Stellage im Kalthause, stellte die Töpfe in einen zwei- ten grösseren und füllle den Zwischenraum mit Sand aus, der beständig feucht gehalten ward. Selbst während der Ruhezeit der Pflanze durfte dieser Sand nie trocken werden. Ver- pflanzt wurden sie nicht anders, als bis die die Wurzeln so stark wurden, dass sie die Töpfe zersprengien. Bei dieser Behandlung blühten die Brunswigien regelmässig alle 2 Jahre. Ein Liebhaber in England, der nach dem gleichen Systeme die Amaryllis Belladonna cul- tivirte, hatte bald die Genugihuung, dass seine Amaryllis Belladonna jährlich im Herbste reich- lich blühten. Derselbe sagt ausserdem, dass die Erfolglosigkeit dieser Cultur, über die bis- weilen geklagt werde, daher rühre, dass die Pflanzen im Winter zu warm gehalten würden und im Sommer zu wenig Wasser erhielten. (Jourmal d’hortieuliure.) 11) Durchwinterung derPelargonien. Es hatle ein Liebhaber in Brüssel die Idee, diese Pflanzen *) im Herbst aus den Töpfen zu nehmen, die Erde abzuklopfen undnachdem die Wurzeln abgetrocknet, diese mit Bindfaden zu- sammen zu schnüren. In diesem Zustande wurden die Pflanzen verkehrt an der Decke eines trock- nen, frostfreien Zimmers, wo den Winter nicht geheizt ward, aufgehängt. Die Pflanzen hielten sich gut und trieben, nachdem im Frühling *) Es ist nicht gesagt, ob nur Scarlet-Pelar- gonien, oder auch andere gemeint seien. 55 Wurzeln und Aeste zurückgeschnilten waren, kräfig und gesund und blühten reichlich. (Journal d’hortieulture.) 12) Chamaerops excelsa, dessen Dauer. Die Palme von Chusan hatin England die letzten harten Winter in rauher nördlicher Lage ohne Deckung ausgehalten. Sie scheint mit- hin härter zu sein als viele der für hart ge- haltenen immergrünen Bäume, In geschützten Lagen Deuischland’s, wo der Wein noch gut gedeihet, mag daher auch diese Palme die Aussicht haben, im Freien eultivirt zu werden. (Journal d’hortieulture.) 43) Zur Cultur der Baumfarren. Herr Gaerdt empfiehlt von Neuem, bei der Cultur der Baumfarren deren Stämme mit Sphagnum zu umwinden und nur mit Bindfaden das Moos zu umwickeln. Das Moos wird immer feucht gehalten, und die Farren bilden aus den Stäm- men Wurzeln in das Moos, welche dann, wenn der Bindfaden verfault, das Moos von selbst festhalten. (Allg. Gartzt.) 14) Thuiopsis borealisHort. Petrop. Wir haben in einem frühern Artikel die Iden- tität der Thuiopsis borealis mit der Chamae- eyparis nutkaeensis dargethan. In der Illustra- tion horticole findet sich ein Artikel über diese Pflanze. Sie wird als Thuiopsis borealis der Gärten aufgeführt, und gesagt, dass Car- riere glaube, es stamme diese Pflanze aus Nord-Indien, Low gebe als Vaterland die Beh- ringsstrasse an. Wir wiederholen, dass die Pflanze in den Petersburger Garten aus Sitka im Russischen Amerika eingeführt und von hier aus vielfach vertheilt worden ist. Die herr- liche Abart besitzt sogar der Garten bis jetzt allein. Wir werden noch ölter Gelegenheit haben, auf ähnliche Facta aufmerksam zu machen. (E. R.) 15) Dielytra spectabilis, Einführung derselben. Es ist diese Prachtpflanze jetzt allenthalben verbreitet und zur Treiberei im Winter wie als schöne ausdauernde Land- pflanze gleich sehr beliebt. Unsere Leser werden erstaunen, wenn sie hören, dass der Petersburger Garten diese herrliche Pflanze schon 10 Jahre eultivirt hat, bevor sie durch Forlune nach England kam. Wie so manche | Novität des Gartens ward sie aber nicht be- | achtel und nicht vertheilt. (E. R.) 56 16) Hexacentris mysorensis. Ein Be-: richterstatter in Gardener’s Chronicle nennt diese die schönste in neuerer Zeit eingeführte Schling- pflanze, für feuchtwarme niedrige Gewächshäu- ser. An die nördliche Wand eines für Far- ren und Orchideen bestimmten Gewächshauses gepflanzt, entwickelte sich diese Pflanze so kräftig, dass sie schon nach Jahresfrist 10—12 Fuss Mauerfläche deckte und im folgenden Herbste 150, 1—?2 Fuss lange herrliche Blü- thentrauben brachte, die bis zum nächsten Frühlinge fortblühten und da unterm Einfluss der Sonne wieder von Neuem den vollen Far- benschmelz der Blumen zeiglen. Nicht weniger schön ist die Hexacentris mysorensis lulea, mit den feuernd gelben Blu- mentrauben. 17) Glycerin, dieKeimkraftderSamen befördernd und erhaltend. Gardener’s Chronicle empfiehlt diesen Stoff, welcher als Nebenprodukt bei der Anfertigung von Stearin- lichtern erhalten wird, als die Keimkraft der Samen befördernd und erhaltend. Wir haben schon früher uns dahin ausge- sprochen, dass ein Einquellen in lauwarmem Flusswasser uns immer noch bessere Dienste leistete, als alle jene als die Keimkraft beför- dernd anempfohlenen Stoffe. Wir wollen-da- her erst abwarten, bis längere Erfahrungen in dieser Beziehung gesammelt wurden. Diese Vor- sicht ist noch nöthiger in Bezug auf Bewahrung der Keimkraft, wo jelzt kaum noch eine Vermu- thung ausgesprochen werden kann. Erfahrungs- gemäss halten die Samen die Keimkraft am läng- sten, wenn sie zwischen lufttrockne Erde oder Sand eingemischt werden. Auf diese Weise wurden in neuerer Zeit jene Masse keimfähiger Palmensamen in Europäische Gärten eingeführt, welche sonst ihre Keimkraft immer auf der Reise verloren. Was das Glycerin in dieser Beziehung leiste, muss erst noch erprobt werden. 48) Die Fluke Kartoffel. Eine wohl- schmeckende gute Kartoffel, welche seit 9 Jahren in England cultivirt ward und der Kartoffelkrankheit bis jeizt nicht unterworfen war. Die Herren Ernst und v. Spreckelsen haben diese Kartoffel auch in Deutschland verbreitet und auf .ihren Versuchsfeldern in Hamburg angebauet. Auch dort zeigte diese Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Kartoffel die gleiche Eigenschaft. Griztg.) 19) Die Stelzenpalme (lriartea) und deren Cultur. Diese gehören nach den von Hrn. Reinecke gemachten Erfahrungen zu den am schwierigsten zu cultivirenden Palmen, Sie wachsen theils in feuchten Flussthälern, theils in zur Regenzeit überschwemmten Gegenden. Hiernach müssen die Iriarten in einem durchaus feuchtwarmen Gewächshause eultivirt werden. Um die jungen Samenpflanzen wickelt man sogar um die Stamm-Basis Papier oder Moos, welches immer feucht erhalten wird, und in Folge dessen das Austreten der seitlichen Wurzeln erleichtert, die über der Erde abtre- ten, nachdem der Stammgrund auf den ersten Wurzeln sich bereits gehoben hat, Der Name Stelzenpalme ist von dieser Eigenthümlich- keit abgeleitet. (Allg. Griztg.) 20) Palmensammlungen. Nach Mitthei- lungen des Hrn. Prof. Dr. Koch befindet sich in Herrenhausen bei Hannover die grösste Samm- lung von Palmen, nämlich 225 Arten. Der Garten des Herrn Augustin besitzt 203 Arten und der Bot. Garten in Berlin 111 Arten. In Kew bei London sollen kaum 100, und im Pariser Museum noch weniger Arten in Cultur sein. (Bot. Zeitung.) 21) Anstrich von Gewächshäusern- Der Anstrich mit Steinkohlentheer aus einer Leuchtgasfabrik soll das Ungeziefer tödten und Besserung des Gesundheitszustandes der Pflan- zen herbeiführen. Dies sagen die öffentlichen Blätter, der Versuch ist zu wagen, doch ver- spreche man sich nicht zuviel davon. 22) Das Vaterland der Agave ameri- cana. Die Ayave americana ist bekanntlich in Südeuropa vielfach verbreitet. Die Annah- me geht nun dahin, sie sei in Amerika hei- misch und von dort eingeführt worden. Nach einer Mittheilung des Herrn E. Meyer in der Botanischen Zeitung hat derselbe ein Manu- script aufgefunden, in welchem Platearius schon 1090 die Alo& americana abbildet, und von ihr sagt, dass sie in Italien, Griechenland und Persien wachse. — Der älteste Schriftsteller über die neue Welt, P. Martyr erwähnt dieselben im Jahre 1516 als in Mexiko heimisch, und die gewöhn- liche Ammahme war, dass sie sich dann bald (Hamburg, Denen mn rin ahnen eng Tee en arena = $ N Narr u, : | | s I . s \ ma F N + % Be f NRTER IN. Notizen. über Portugal und Spanien nach den Süden Europas verbreitet habe. Meyer’s Fund scheint diese Pflanze nun aber auch als in der alten Welt wirklich heimisch herauszustellen. 23) Ueber das Wachsthum des Blat- iesvon Victoria regia. Herr Caspary hat hierüber seine Beobachtungen in der Flora veröffentlicht. Es sind dies unstreilig die voll- ständigsten Beobachtungen, welche über das Wachsthum von Blättern angestellt wurden. Da sie mit einer ganz ausserordentlichen Aus- dauer, Tag und Nacht stündlich angestellt wur- den, so erhalten wir durch diese Beobachtun- gen zugleich auch die Bestätigung und Vervoll- ständigung früherer Beobachtungen der Art. Es gibt wohl keine zweite Pflanze, wo Beobachtungen über Blaitwachsthum mit, so viel Erfolg angestellt werden können, wie bei der Victoria, da die Blätter dieser Pflanze währeud der eigentlichen Wachsthumsperiode des Tags um mehr als einen Fuss zuneh- men. Dieses schnelle Wachsthum besteht jedoch lediglich in Vergrösserung bereits gebildeter Zellen. Sobald das junge Blatt der Victoria sich auf dem Wasser ausgebreitet hat, hat die Zellbildung im Blatie schon aufgehört. Auch dieses hat der Verfasser durch Messun- gen der Zellen dargethan, indem er fand, dass diese in dem durchaus gleichen Verhältnisse grösser wurden, als das Blatt wuchs. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen sind in den folgenden Sätzen zusammengestellt: 1) Das Wachthum des Blattes nach seiner Ausbreitung findet ausschliesslich durch Zell- dehnung ohne Zellvermehrung statt. 2) Das Blattparenchym ist zur Zeit der Ausbreitung des jungen Blattes über dem Wasser den gefässführenden Rippen in der Entwickelung bedeutend vorausgeeilt. Der Unterschied beider gleicht sich beim ferneren Wachsihume aus, so dass das Ersiere weni- ger als das Letztere im Verhältniss 1—?, 2 wächst. 3) Das Blati wächst Tag und Nacht ohne Unterbrechung fort, jedoch ungleichmässig, so dass auf starkes Wachsthum schwaches, und so umgekehrt folgt. 4) Das Wachsthum ist von 12 — 1 Uhr Mittags am stärksten, erreicht Nachmittags ein 57 Minimum , steigt dann wieder in der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr zu einem zweiten Maximum, sinkt gegen Morgen zu einem zwei- ten Minimum, um dann wieder bis gegen Mit- tag zu steigen. 5) Das Wachsthum geht in diesen Perio- den nach den 3 Richtungen der Spitze, des Grundausschnittes und des Seitenrandes, jedoch wächst der Spitzentheil am stärksten, der Sei- tentheil schwächer und am schwächsten der Grundtheil. Der Spitzentheil wächst im Mittel in den ersten 3 Tagen 5,13 m.m., der Seiten- theil 5,06 m. m., der Grundtheil 3,54 m.m. in einer Stunde. 6) Das Wachsthum ist am Tage der Aus- breitung am stärksten und nimmt dann ab. 7) Während der stärksten Wachsthums- periode wuchs ein Blati zwischen dem Spitzen- und Grundausschnitt in 24 Stunden 11,877 Pr. Duod. Zoll und im Breitendurchmesser 14,031 Pr. D. Zoll. Im Flächenraum beträgt in 24 Stunden das Wachsthum 4 — 5 Pr. [[] Fuss. 8) Die Verdunstung hatte in dem Gewächs- hause, dessen Luft dem Sättigungspunkle stets nahe war, keinen nachweisbaren Einfluss. Auch in durchaus gesätligter Luft wuchs das Blatt ungestört. 9) Die tägliche Periode der relativen Feuch- tigkeit ist bei der Vietoria ohne Einfluss. Bei Urania speciosa und Littaea geminiflora beob- achtete Mulder, bei -Agave americana Gräfe während der Nacht stärkeres Wachsthum un- ter dem Einfluss der relativen höheren Luft- feuchtigkeit. ; 40) Trockne und feuchte Luft (Luftdruck) zeigen keinen Einfluss auf das Wachsthum. 11) Die tägliche Periode des Lichts hat eben falls keinen Einfluss, denn durch künstliche Veränderung der Wärme kann darauf hinge- wirkt werden, dass das Blatt .zur Mittagszeit am wenigsten wächst und es kann das stärk- ste Wachsthum auf jede beliebige Nachtstunde gerichtet werden. Licht bewirkt keine Aus- dehnung der Zellen , sondern nur Stoflwech- sel. 12) Das Maximum der Wachsthumsperiode hängt vom Maximum der Wärme und haupt- sächlich von der Temperatur des Wassers ab. 13) Die Erhebung des Wachsthums bei Nacht kann weder von der Wärme, noch von 38 einem anderen Agens abgeleitet werden und ist die Ursache im Leben der Pflanze zu suchen. 44) Klares warmes Wasser ist dem Wachs- thum förderlich. Bezogener Himmel, Regen u. s. f. wirken durch Temperatur- Erniedrigung nachtheilig auf das Wachsthum ein. 24) Anzucht von Aprikosen aus Sa- men. Herr De Jonghe in Brüssel empfiehlt den Aprikosenbaum, wenn er als in geschütz- ter Lage zu pflanzender Hochstamm verwen- det werden soll, nur aus Samen alsKernwild- ling zu erziehen. Solche, aus Samen erzogene Bäume werden auch immer wieder guteFrüchte liefern und ausserdem viel dauerhaftere, dem Harzflusse nicht unterworfene Bäume bilden. Indem wir diese Ansicht bestätigen, fügen wir hinzu, dass die Anzucht aus Samen selbst für Spalierbäume zu empfehlen ist, sofern man die Kerne nur von den vorzüglichsten Sorten nimmt. Auch für Pfirsiche eignet sich die Erziehung aus Samen recht wohl. — 25) Ueber das Düngen der ÖObst- bäume. In der Monatsschrift, II. Jahrgang, IV. Heft, ist der Aufsatz S. 133 von Ministe- rialrath v. Trapp sehr wichtig, weil dadurch dieser bedeutende Gegenstand einmal zur Sprache kommt; Gärtner, Baumschulenbesitzer wissen lange, dass der Baum ebenso seine Nahrung haben muss, wie der Kohl, die Blu- men, der Waizen, die Rübe etc. Man sieht nur da eine Obstpflanzung sichtlich und dau- ernd gedeihen, wo der Garten gedüngt wird, oder wie es hier geschieht, wo die Mistjauche (hier Odel, Adel) nach jedesmaligem Mähen auf dem Grasboden aufgegossen wird, wo, wie man hier sagt, geadelt wird. Es ist nicht durchaus nothwendig, dass die Jauche zu dem Baum gegossen wird, es ist hinlänglich, wenn sie auf angrenzendem Grunde ausgegossen wird. Besser möchte es immer sein, wenn das Dungmittel zum Baum selbst gegossen wird; aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir einige Bäume abgestorben sind, wo zu viel concentrirte Jauche (von dem Urin der Kühe) hingegossen wurde. _ Baumschulenbesitzer wissen recht gut, dass man dort, wo schon einmal eine Schule ge- standen ist, nicht zum zweiten Male eine sol- che anlegen kann, indem die Bäume nicht mehr wachsen und verkrüppeln. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Es muss dieser Grund mehrere Jahre ruhen und gedüngt werden, muss neuerdings mit einer neuen, fruchtbaren Erde vermengt werden. In Oesterreich, wo jährlich viele hundert- tausend Obsimostbäume gezogen werden, kommt man jenen, die nicht das wahre Wachsthum zeigen, durch Eingraben eines alten Mistes wirksam zu Hilfe. Ich habe in diesem Fall manchmal im Herbst in der Baum- schule zwischen den Reihen Mist auflegen las- sen, den ich im Frühjahr eingraben oder nach Umständen wieder wegnehmen liess. Denn zu viel Dünger wirkt für die Baumschulen sebädlich, weil die Bäume die Blätter im Herbst nicht fallen lassen wegen Saftfülle und dann im Winter ganz oder theilweise erfrieren. 26) Rothe Grütze. Ein im Norden sehr beliebtes Gericht, welches, wie ich glaube, im mittlern und südlichen Deutschland weniger gekannt, ist die Rothe Grütze, aus dem Safle der rothen Johannisbeeren auf folgende Art bereitet: Man nimmt 8 Pfund reife rothe Johannis- beeren, kocht diese mit etwas Wasser auf, quetscht das Ganze dann durch ein feines Sieb, thut zu dem Saft ungefähr 2 Pfd. Reis- mehl (in Ermanglung dessen Gries) und 1 Pfd. Pudermehl oder auch Sago (fehlt letzte- res, dann nehme man statt 2 Pfd. Reismehl 3 Pfd.). Dieses Mehl wird vorher mit Wasser angerührt nebst ca. ? Pfd. Zucker; dann lässt man das Ganze langsam kochen und yührt es fleissig, giesst es darauf in steinerne Gefässe oder Formen, die oben weiter sind wie unten, um das Ganze nachher, wenn es erkaltet und fest ist, leicht herauszukriegen. Dieses wird dann kalt mit kalter Milch, besser Rahm ge- gessen und schmeckt vortrefflich. (C. Eckardt.) Nachschrift. Ein Freund aus Norwe- gen gibt mir ebenfalls eine Anleitung zur Be- reitung desselben Gerichtes, welches er Ro- then Saftbrei nennt. Nach dieser Angabe dient statt Johannisbeersaft auch Heidelbeer- oder Himbeersaft dazu. Ferner sollen gestos- sene Mandeln zu dem Brei noch beigefügt werden, sowie endlich soll der Milch zur Sauce etwas Vanille beigefügt werden. Es wird das Ganze dann ganz fest und sulzigund soll ein kühlendes, überaus delikates Gericht an heissen Sommertagen sein. (Ed. L.) II. 27) Einige Notizen über Cultur der Stachelbeeren und Erdbeeren und die neuesten über diese Früchte er- schienenen Schriften. Zu denjenigen Früchten, denen forschende Pomologen bisher wohl noch zu wenige Aufmerksamkeit ge- schenkt haben, gewissermassen, als ob sie zu unbedeutend dazu seien, gehören die Stachel- beeren und Erdbeeren, und ‘es kann wohl nicht als unzweckmässig betrachtet werden, die Aufmerksamkeit von Männern, die zu ge- naueren pomologischen Forschungen Neigung haben, auf diese herrlichen, erquickenden und höchst einträglichen Früchte mehr hinzulenken. Dass in der neueren Zeit, besonders in Eng- land, Massen von trefflichen neuen Stachel- beersorten gezogen worden seien, weiss zwar jeder Gartenfreund, und ebenso ist es allge- mein bekannt, wie zahlreiche, schätzbare Erd- beersorten in den letzien Decennien aus Samen erzogen seien; aber man hat bisher deren Verbreitung allermeist den Handelsgärtnern überlassen und ihre Cultur, sowie die Frage, welche Sorten unter der vorhandenen, bereits fast zu grossen Zahl von Varietäten die des Anbaues würdigsten seien, genaueren For- schungen noch zu wenig unterzogen; verbrei- tet sind sie daher, vorzüglich die besten Sta- chelbeersorten, in deutschen Gärten noch lange nieht genug (die Stachelbeeren bei uns zu Wein benutzt wohl noch nirgends), und noch weniger kann man allermeist die rechten Na- men dieser Früchte angeben oder sagen, wel- che Sorten darunter die schätzbarsten seien. Man darf wohl selbst mit Grund annehmen, dass auch die neuesten über diese Früchte er- schienenen Schriften noch zu wenig zur Kennt- niss des Publikums und selbst der Pomologen gekommen seien. Welche Sorten unter Sta- Notizen. 59 chelbeeren , Johannisbeeren, Himbeeren und Erdbeeren als vorzüglich schätzbar zu betrach- ten seien, hat uns bereits ein Aufsatz unseres geehrten Mitarbeiters, des Herrn Kunstgärtners Maurer in Jena, angegeben, der diese Früchte nicht nur in grosser Sortenzahl anzieht, son- dern bei dem sie auch am ersten ächt zu haben sein werden; doch hat es, nach Durch- sicht der neuesten, über Stachelbeeren und Erdbeeren erschienenen Schriften, mir scheinen -wollen, als ob das, was sie geben, bereits hinter dem , was die fortgehende Samenzucht in diesen Fruchtklassen in der neueren Zeit geleistet und gebracht hat, merklicher zurück- geblieben seien (wenigstens ist diess gewiss bei den Erdbeeren der Fall), so dass sie einer neuen Untersuchung bedürfen, zumal selbst hinsichtlich der Cultur dieser Früchte noch manche Punkte übrig geblieben zu sein schei- nen, die noch nicht gehörig festgestellt worden sind, und einer weileren Untersuchung bedür- fen. Wir geben daher einige kurze Notizen aus den neuesten, über Stachelbeeren und Erd- beeren erschienenen Schriften; vielleicht dienen sie dazu, theils diese Schriften mehr zu ver- breiten, theils die Aufmerksamkeit von Män- nern, die hinreichendes und gutes Terrain für die hier fraglichen Fruchtarten haben, auf die- selben hinzulenken, um sie wiederholten Un- tersuchungen zu unterziehen und die Resultate derselben dem Publikum demnächst zu Gute kommen zu lassen. Untersuchungen über die gedachten Fruchtarten möchten um so mehr Vergnügen machen, als sie weit weniger Schwierigkeilen haben, wie Untersuchungen über das Kern- und Steinobst, und man von denselben leicht zahlreiche Sorten in einem | irgend grösseren Garlen beisammen haben kann. (Fortsetzung folgt.) VW. Literatur. 1) P. v. Koeppen, Akademiker in Petersburg. Ueber Pflanzen-Akkli- matisirung in Russland. (Aus den Ver- handlungen der Akademie.) Herr Koeppen nennt in diesem Berichte 2 Männer, die sich durch Akklimatiswung von Pflanzen aller Art in den Gärten zu Nikita an der Südküste der Krimm für Russland erworben *). grosse Verdienste *) DerNameAkklimatisirung ist für Pflan- zen eigentlich nicht gut gewählt, denn es wird keine Pflanze dazu gebracht werden können, mehr Kälte auszuhalten, als sie im reifen Zu- 60 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Diese Männer sind C. v. Steven und N. v. | discher Pflanzen, die zuvor in derKrim kaum Hartwiss. -Steven ward am 13. März 1812 zum Di- rector des damals durch den Herzog von Ri- chelieu ins Leben gerufenen Garten zu Nikita ernannt. Dieser Garten ward denn auch bald zur Pflanzschule einer grossen Menge auslän- stande des Holzes vertragen kann. Frappante Beispiele in dieser Beziehung haben die har- ten Winter der leizten Zeit geliefert, wo z. B. in England alte mächtige Bäume aus wärme- ren Klimaten erfroren, die dort schon Jahr- zehnte im Land standen, weil die Kälte höher als gewöhnlich stieg. Das, was man unter Ak- klimatisirung von Pflanzen versteht, kann also nichts anderes bezeichnen, als diejenigen Pflan- zen herauszufinden, welche zwar aus wärme- ren Ländern stammend, dennoch in gewissen kälteren Distrikten forikommen können, wobei ein rationelles Verfahren darauf hinwirken muss, dass die betreffenden Pflanzen zu unserer Win- terszeit ihr Holz gereift haben und im Ruhezu- stand sich befinden. In dieser letztern Beziehung kann die Natur der Pflanze allerdings etwas verändert werden, und wenn man das unter Akklimatisiren allein versteht, so ist der Be- griff richtig. Dieses nur über die Bedeutung des ofl missverstandenen Wortes akklimatisiren ; denn ich weiss, dass es viele giebt, die da glauben, man könne selbst tropische Pflanzen immer mehr und mehr, allmählich abhärten, so dass sie zuletzt auch das deutsche Klima vertragen könnten. Ja es sind manche in die- ser Beziehung zur Idee verleitet werden, dass dies am besten erreicht werden würde, wenn man Pflanzen der warmen Zone stalionsweise in immer kälteren Klima anpflanzte. Noch einmal: die Natur der Pflanze wird man in dieser Beziehung nie verändern, dagegen kannes gelin- gen, die Vegetationszeit zu verän- dern. Das Verdienst aber, dieses letztere anzustreben, sowie die Pflanzen herauszufinden, diein ge- wissen Distrikten noch fortkommen, bleibt immerhin ein unendlich gros- sei. (E. R.) dem Namen nach bekannt waren. Von den jetzt die Gärten der Krim mas- senhaft zierenden Bäumen und Sträuchern fanden sich damals nur 2 Cypressen (C. fa- stigiata) in Alupka, welche noch in dem Gar- ten des Fürsten von Woronzoff stehen. Cereis Siliquasttum, der auf dem Makenzie - Berge unweit Sebastopel wild vorkommt, fand sich in eben so wenigen Exemplaren. Vom edlen Lorbeer nur einzelne aus früheren Zeiten ver- wilderte Pflanzen. Bis zum Jahre 1824 stand Steven dem Ni- kita-Garten vor und verbreitele in dieser Zeit eine Masse schöner Pflanzen in der Krim. So z. B. Acacia Julibrissia, Arbutus Unedo, Ai- lanthus glandulosa, Buxus balearica, Catalpa syringaelolia, Cupressus horizontalis, Eriobotrya japonica, Gleditschien, Hibiscus syriacus, Juni- perus oblonga, phoenicea, virginica, Lirioden- dron tulipifera, Nerium Oleander und splen- dens, Phyllirea latifolia, Pinus Cedrus L., Pi- nus Pinea, Platanen, Prunus Lauro-Cerasus u, virginiana, Quercus Suber, die immergrünen Rhannus, Sophora japonica, Stereulia platani- folia, Thuja orientalis, Viburnum Tinus u. a.m, alles Pflanzen, die jelzt in den Gärten der Krim eine wichtige Rolle spielen. Nicht geringer ward andrerseits das Ver- dienst des Hrn. Steven durch Anlage grosser Baumschulen, wo all die edlern und bessern Obstsorten vermehrt wurden. Schon seit Al- ters waren zwar die Fruchtbäume der Krim berühmt, namentlich die schönen Wallnüsse, Lambertsnüsse, der Oelbaum, Trauben, Bir- nen, Apfel. Die edleren Aepfel und Birnen- Sorten der Krim stammen dagegen von den von Nikita aus verbreitelen Stämmen. Die er- sten Pfropfreiser sendete der Herzog von Ri- chelieu im Jahre 1815 durch eignen Courier aus dem Jardin des plantes zu Paris dahin. Fast gleichzeitig erhielt auch der damalige Gou- verneur edle Obstarten. Mit der Erde, in die sie gepackt waren, ward aber auch das Xan- thium spinosum eingeschleppt, welches nun in der Krim zum lästigsten Unkraut geworden ist, Nicht geringer sind die Verdienste des Hrn, von Hartwiss, der seit 31 Jahren dem Nikila- Garten vorsteht. Herr Koeppen giebt nun ein Verzeichniss IV. Literatur. der zahlreichen durch Hartwiss in die dorligen Gärten eingebürgerten Pflanzen, woraus her- vorgeht, dass dort ungefähr die gleichen Pflan- zen wie in Nord-Italien und dem südlichen Frankreich aushalten. Als besonders ausgezeichnet nennen wir: Pinus Sabiniana Dougl. Im Jahre 1832 eingeführt aus Californien. Trägt seit 1848 kopfgrosse Zapfen, mit essbaren Früchlen. Abies Nordmanniana Steven. Im Jahre 1841 aus Transkaukasien eingeführt. Ein majestätischer Baum, der seit 1853 Früchte trägt. Pinus Cedrus L. Seit 1846 eingeführt. Ein Exemplar ist 63 Fuss hoch. Cryptomeria japonica Don. seil 1853 Früchte. Calitris quadrivalvis Vent. Cunninghamia sinensis Rich. Trägt seit einigen Jahren Früchte. Quercus Hartwissiana Stev,. Aus Transkaukasien. Diese schöne immergrüne Ei- che trägt jetzt reichlich Früchte. Trägt Paulownia imperialis Sieb. Jähr- lich blühend und fruchttragend. Arbutus procera Dougl. Aus Gali- fornien. Ausserdem z. B. die immergrünen Berbe- sis, Daphne, Escallonia, Ilex, Magnolia gran- diflora, Photinia, Viburnum japonicum, Chimo- nanthus, Paeonia Moutan, Lagerströmia indica, Rhododendron ponticum und arboreum, Ca- mellien, Azalea indica und andere. Von Ro- sen wurden dort schöne dauerhafte Schlingro- sen erzogen und ebenso zahlreiche Formen von Rhododendron arboreum. Ein nicht geringes Verdienst des Hrn. von Hartwiss ist die Anlage einer grossen Reb- schule, in der alle bekannten Sorten eultivirt, und zahlreiche Massen zur Anlage von Reb- bergen abgegeben werden. Auch die Cultur der Indigofera argentea ward dort angebahnt, und Hr. M.Kosizky hat in Transkaukasien, 30 Werst nördlich von Lenkoren schon einige Pud ganz vortrefflichen Indigos erzeugt. Es schliesst dieser ebenso interessante als lehrreiche Bericht des Hrn. Köppen mit einem Verzeichniss der seit 14 Jahren im Garten der Bessarabischen Gartenbauschule gepflanzten und beobachteten Sträucher 61 und Bäume, sowie Beobachtungen über die Temperatur der Krim. Das Mittel fünfjähriger Beobachtung giebt für Nikita 11,2 R. mittlere Wärme. Die Kälte kann bis — 11 R. ansteigen, was jedoch uur. ganz temperär stattfindet. Merkwürdig ist es, dass, während bei so tiefem Stand Oel- und Lorbeer-Bäume, Vibur- num Tinus und andere litten, dagegen Olea fragrans, Magnolia grandiflora, Azaleen, Photi- nia serrulata ete. ganz unbeschädigt bleiben. (E. R.) 2) Biedenfeld, Ferd. Freiherr v., Neue- stes Garten-Jahrbuch, neuntes Ergänzungshelft, 1854—1855. Weimar bei E. F. Voigt 1856. Der neueste Jahrgang liegt vor uns. Wir freuen uns herzlich, dass dieses Werk seinen ruhigen und ungestörlen Fortgang hat. Es ist dasselbe in zwei Abtheilungen ge- theilt: Die erste derselben giebt in 160 kleinen Artikeln die wichtigsten praktischen Erfah- rungen des letzten Jahres. Die Auswahl ist eine durchgängig gute zu nennen, und zeigt von dem Eifer, mit welchem der Hr. Verfas- ser die Garten-Literatur studirt. Nach der Vorrede zu urtheilen, scheint der Verfasser für dieFolge die Mühe nicht scheuen zu wollen, mit diesem Jahrbuche einen Be- richt über die wichligsten Leistungen in den verschiedenen Gebieten des Gartenwesens des vergangenen Jahres verbinden zu wollen. Leb- haft freuen wir uns desselben, denn ein sol- cher, nach den Fächern geordneter Jahresbe- richt, wie ihn Griesebach für die Botanik giebt, fehlt uns im Gebiete des Gartenbaues noch gänzlich. Auch die einzelnen den Zeit- schriften entnommenen practischen Erfahrun- gen, diesem Berichte einverleibt, würden da- durch eine praktischere Tendenz und damit zugleich übersichllichere und wissenschaftli- chere Form erhalten. Wir verhehlen uns die Schwierigkeiten und namentlich die vermehrte Arbeit durchaus nicht, aber Herr Biedenfeld scheint uns ganz der Mann dazu zu sein ‚ der vor Arbeit nicht zurückschreckt, wenn er dadurch seinen Ar- beiten einen grössern Nutzen und mehr Origi- nalität verschaffen kann. \ Der zweite Theil stellt in alphabelischer Anordnung 600 neue, jüngst beschriebene Pflan- 62 zen zusammen. Auch hier würde die Grup- pirung in Familien mit angehängtem Index eine übersichtlichere Darstellung, und zugleich interessante Data über den Zuwachs in den. 'einzelnen Familien geben. Wir wünschen dem Unternehmen fernern guten Fortgang. (E. R.) 3) J. de Jonghe, Cultur der Camellien. Deutsch vonFreiherrn von Biedenfeld. Weimar 1856 bei B. F. Voigt. Der Uebersetzung voran sind die Cultur- Methoden von Lemaire und die von Ver- schaffelt geschickt. Den weitaus interessante- sten Theil des kleinen Büchleins bildet jedoch die Cultur-Methode des Hrn. De Jonghe. Jede Zeile spricht hier dafür, dass ein Ca- mellien-Züchter, der lange Jahre der Erfah- rung hinter sich hat, diese Culturmeihode aus- gearbeitet hat. Wir haben in diesen Blättern die Camellien-Cultur schon wiederholt bespro- chen, so dass wir nur das erwähnen wollen, was unsere Zeitschrift noch nicht brachte. Herr J. de Jonghe theilt die Cultur der Ca- mellie in folgende Kapitel. a) Erde. Es wird ein Compost aus 3"% Theil Lauberde, 1 Theil Rasenerde und ?% Theil Holzkohle empfohlen. Dieser Compost wird 1 Jahr zuvor angeseizt und 3mal mit einem kräftigen Düngwasser (aus Abiritten) begossen *). b) Wahl der Töpfe oder Kästen. Für kleinere Pflanzen werden Töpfe, für grös- sere Pflanzen Kübel empfohlen. Für guten Abzug soll in beiden Fällen gesorgt sein. c) Zeit des Umtopfens. Man ver- pflanzt zweimal im Jahr, nämlich im Winter, zwei Monate, bevor der neue Trieb beginnt, und im Sommer, nachdem das Holz des ersten Triebes gereift. Junge Pflanzen können im *) Wir haben über die Erde unsere Erfahrun- gen schon öfters mitgelheilt. An Orten, wo sich ei- ne natürliche lockere und humöse Rasenerde fin- det, die durchaus kalkfrei, ist die Cultur der Camellie sehr leicht. So z. B. hier in Peters- burg. Ebenso hat das Wasser einen mächti- gen Einfluss auf diese Cultur, und überall, wo man nicht weiches kalkfreies Flusswasser ha- ben kann, sollte man wo möglich nur Re- genwasser benutzen. E. R. Garienflora Deutschlands und der Schweiz. Winter verpflanzt werden, für Pflanzen mit Knospen eignet sich jedoch nur der Juli *). d) Art der Bezeichnung. e) Von den Stäben. f) Von dem geeignetesten Stand- orte. Hier dreht sich alles um die Erfah- rungssätze: Ohne feuchte milde. Luft keine kräftige Vegetation, ohne kräftige Vegetalion keine Blüthenknospen und also auch keine Blumen. Die Camellie mag daher im Gewächshaus, im Beete oder im Freien stehen, immer er- fordert sie einen Standort im Halbschatten. Im Freien muss der Standort ausserdem vor Luftzug geschützt sein. Ins Freie bringe man die Camellien zwischen Ende Mai und Ende Juli und bringe sie Anfang Septembers wieder ins Gewächshaus. g) Vom Begiessen. Wir haben hier- - über früher schon einlässlich berichtet. An Or- ten, wo Erde und Wasser besser ist, schadet auch in der Zeit, wo die Camellien trocken gehalten werden sollen, ein vermehrter Guss nicht soviel, als da, wo die Cultur-Bedingun- gen weniger günstig. Im Monat Februar und März, wenn bei milden Tagen das Barometer im Hause höher steigt, da überspritze man fleissig. Sobald der Trieb sich fertig gebildet, wird allmählich we- niger begossen und bespritzt, man gebe Luft und bringe sie später ins Freie. Man bringt also erst nach der Vollendung des Triebes ins Freie, damit da das Holz er- starken kann. Besonders wichtig ist dies für starkwüchsige Sorten, damit diese keinen zweiten Trieb machen. Der Stillstand in der Vegetation , der jetzt entsteht, der bewirkt des Erscheinen von Blüthenknospen. Man hüte sich um diese Zeit vorm Ueberspritzen der Blätter. Nachdem die Knospen sich gezeigt, lasse man die Pflanzen bei trockenem Winde nicht mehr zu trocken werden und, auch ins Haus zurückgebracht, vermeide man Trocken- *) Wir halten für alle Camellien die Epo- che, wenn im Winter der neue Trieb gerade beginnen will, für eine der geeignetesten. Der Juli und August sind ebenfalls für alle Ca- mellien geeignet. IV. Literatur. heit und zuviel Nässe: denn in beiden Fällen werden die Knospen abgestossen ?). *) Der Referent sah nirgends einen bessern Stand und eine reichere Blüthe der Camellien, als hier in Petersburg. Die Fülle der Blumen ist in manchen Gärten so ausserordentlich, dass man zur Blüthezeit die Blätter vor Blu- men kaum sieht und einzelne grosse Ex- emplare oft mehr Blumen tragen, als in manchem Garten die ganze Sammlung. Die Camellien kommen hier, obschon der Sommer so warm und beständiger als derjenige Deutsch- lands ist, gar nicht ins Freie. Die trocknen Ostlüfte, welche hier häufig herrschen, wür- den der Vegetation der Camellie nicht zuträg- lich sein. Ein Anstrich der Scheiben des Ge- wächshauses giebt jenen Halbschaiten, den die Camellien so sehr lieben. Ausserdem wird im ersten Frühling, wie im Sommer bei hohen Temperaturgraden täglich einigemalleicht über- spritzt, um eine feuchte Atmosphäre zu unter- halten. Dagegen ist auf zwei Punkte beson- ders zu achten, wovon der Flor der Camel- lien wesentlich bedingt wird. Diese bestehen darin, dass man die Camellien unmiltelbar nach dem Abblühen, in eine Gewächshaus- abiheilung bringt, wo sie eine feuchte Wärme von 40—12° R. erhalten, die sich bei sonni- gem Weiter noch bedeutend erhöhen kann. Exemplare, die nicht blühen, werden Anfangs Februar verpflanzt und Mitte Februar in die gleiche Abtheilung gebracht. Unter dem Einfluss dieser erhöheten Wär- megrade machen die Camellien ihren Trieb ‚bald und setzen früher Knospen an. Sobald nun der Trieb vollendet, kommt die andere wichtige Zeit, nämlich die des Ausreifens des Holzes und das Ansetzen der Knospen. Beides geht miteinander Hand in Hand und es muss nun auf Ansetzen von Kno- spen und Verhinderung eines zweiten Triebes hingewirkt werden. Man bezweckt das er- stere dadurch, dass man die Pflanzen zu die- ser Zeit möglich trocken in den Wurzeln hält. Sobald sich nun die Knospen zu zeigen beginnen, fängt man auch an, tüchtig von al- len Seiten Luft zu geben, doch so, dass star- ker Lufizug vermieden wird. Sehr richlig ist, dass ausserdem ein kräf- 63 h) Insekten, welche die Camellien angreifen. i) Aufstellung der Camellien im Freien. Zeit nicht genau zu beslimmen, richtet sich nach der Ausbildung des Triebes. Schwächliche und kranke Pflanzen werden niemals ins Freie gebracht. k) Zurückbringen ins Glashaus. Schwächliche Pflanzen kommen zuerst, kräf- tige Pflanzen, namentlich solche in Kübeln, zuletzt zurück. Für diese Letzteren gilt der Grundsatz, dass, je länger sie draussen blei- ben, desto sicherer halten sich die Knospen und je grösser und vollkommen bilden sich diese aus. Auch ins Gewächshaus zurückgebracht, wird bis zum Winter immer Luft gegeben, wenn das Thermometer über — 39 R. steht. Nachdem nun damit wegen der eintretenden Fröste aufgehört wird, heize man das Haus anfangs nur auf 3—5°9 R. Erst gegen Ende December wird die Temperatur auf 6—8° R. gesteigert. Wo aber schon früher zeitweis hö- her geheizt ward, da muss mit den höheren Graden fortgefahren werden. Ein Zurück- gehen der Temperatur während des Winters ist jedesmal der Grund des Abstossens der Knospen. Durch die höhere Temperatur ward die Camellie in neues Leben gebracht, niedrigere Grade be- dingen den Stillstand und das Abstossen der Knospen. So wird die Temperatur immer mehr er- höhet, bis sie zuletzt auf 10° R. des Morgens gebracht wird. 1) Verminderung derBlüthenknos- pen. Der Verfasser empfiehlt allen, die lange und jährlich geniessen wollen, die Zahl der tiger Stand der Pflanzen nothwendig ist, da- mit diese auch Blumen ansetzen können. Auf letzteres wird durch rechtzeitiges Verpflanzen, gute Unterlage zum Abzug des Wassers, vor- sichtiges Giessen zur Zeit der Wurzelbildung und selbst durch eineu schwachen Dungguss zur Zeit der Bildung des jungen Triebes hingewirkt. Unrichtig ist die Ansicht, dass das Versetzen das Ansetzen der Knospen hindere. Weder das Verseizen im Winter, noch das im Sommer hat in dieser Beziehung einen nach- theiligen Einfluss. 64 Knospen an den Pflanzen, welche zu reichlich h angesetzt haben, zu beschränken. Hierbei sol- len alle Achselknospen und die Spitzenknos- pen bis auf 2 entfernt werden. Man hüte aber sich, diese auszubrechen, sondern man schneide sie vielmehr Mitte Juli mit einem scharfen Messer mitten durch, worauf der untere Theil einige Tage darauf von selbst abfallen wird. Vollkommene Ausbildung der zum näch- sten Trieb bestimmten Beiaugen, und voll- kommene Ausbildung der Blumen selbst sind die Folge dieser Operation. Wer daher zur rechten Zeit zu entbehren weiss, wird später dafür desto mehr gewinnen. Nach dem Ab- blühen wird das oberste Glied der Zweige, welche die Blumen getragen haben, zurückge- schnitten und es entwickeln sich dann die an- dern inzwischen ausgebildeten Achselknospen um so kräfliger. m) Das Beschneiden. Junge einjährige Veredlungen werden im Dezember auf 3—4 Augen zurückgeschnitten. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. z Das Zurückschneiden älterer Pflanzen ‚ das Beseitigen unnöthiger oder die Form beein- trächtigender Zweige nimmt man im Novem- ber vor. Es ist ein Aberglaube, wenn man annimmt, die Camellie erirage den Schnitt nicht. Wer recht schöne Pflanzen erziehen will, lasse junge Pflanzen vor'm 4. Jahre nicht blühen. n) Behandlung im Herbst bis zur Blüthe. Man gebe den Exempiaren mit Knos- pen die hellsten und lichtesten Standorte. Gebe Luft und halte das Haus bis in die kleinsten Winkel sorgfälig reinlich und vermeide jene schädliche trockne Luft. 0) Gewinnung von Samen. p) Vermehrung der Camellie. g) Eigenschaften einer guten Ca- mellie. — Wir beendigen hiermit den ganz kurzen Ueberblick über dieses sehr nützliche Buch, das jeder Camellienfreund als nützlichen Rathgeber, für den geringen vom Verleger gestellten Preis sich anschaffen sollte. — (E.ER) V. Personalnotizen 4) Dr. Ernst Gottlieb von Steudel, | | der Gartenbau-Verein zu Gotha einen heitern, starb den 12. Mai 1856 in Esslingen. Er ist als Gründer des Reise - Vereins und Verfasser des Nomenclators und der Synopsis Glumacea- rum in den weitesten Kreisen bekannt. Sein reiches, 20000 Arten umfassendes Herba- rium ist jetzt zum Verkauf ausgeboten. — (Bonplandia.) 2) Junghuhn, Hasskarl und Zol- linger sind nun alle 3 wieder iu Java. Durch diese 3 Männer angeregt blühel dort jetzt ein eigentlich wissenschaftliches Leben. Ein Na- turwissenschaftlicher Verein lässt dort seine Verhandlungen erscheinen, die seit October 1850 bereits 7 dicke Bände umfassen und der lebhaftesten Theilnahme sich erfreuen 3) Professor Wüstemann. Jener ver- ehrte Mann, von dem wir unsern Lesern öf- ters Mittheilungen aus seinen Zusammenstel- lungen über den Gartenbau der Alten mach- ten, starb in Gotha. Der Referent betrauert in ihm seinen Lehrer, die gelehrte Welt einen | Feinde anerkannten, tüchtigen Philologen, und seine Freunde und gemüthvollen und belehrend unterhaltenden Mann. (E. R.) 4) Friedrich Otto, Gartendirektor und Gründer der Allgemeinen Gar- tenzeitung, starb zu Anfang des Monats September an einem Schlagflusse. Es war dies ein Mann, an dem seine Freunde und dass er ein ebenso ta- lentvoller Gärtner sei, wie er andrerseits ein organisatorisches Talent von seltner Befähigung besass.. Bis zum Jahre 1843 siand er dem Botanischen Garten in Berlin vor, und brachte denselben zu dem Höhepunkt, auf dem dieses grossartige Institut jetzt weiter fortschreitet. Seit 1843, wo er in Ruhe geselzt ward, schrieb er noch mit Dietrich die Allgemeine Garten- Zeitung. Wie diese beiden Männer im Leben ge- meinsam gewirkt, so hat sie auch der Tod schnell nach einander hinweggeraf. (E. R,) l. Originalabhandlungen. 4) Abgebildete Pflanzen, a) Dietyanthus stapeliaeflorus Rehb. und b) D. Pavouii Decne. (Siehe Tafel 187.) Zwei äusserst interessante, holzige Schlingpflanzen, beide von Mexico stam- mend, die sich durch leichte Cultur und eine lang andauernde Blüthezeit aufs Vortheilhafteste auszeichnen. Die er- stere, D. stapeliaeflorus,, blühte zuerst im Königl. Garten zu Pillnitz bei Dres- den und wurde von Reichenbach be- schrieben, wir liefern aber unsers Wis- sens die erste Abbildung , gezeichnet nach einem Exemplare, welches in ei- nem Kalthause des hiesigen Gartens die Sommermonate hindurch ununterbrochen uns durch seine allerdings nicht brillant gefärbten, aber immerhin durch Form und Färbung auffallenden Blüthen er- freute. Die zweite, nahe verwandte Art, von der wir eine einzelne Blüthe zur bessern Vergleichung abbilden lies- sen, ist in den Gärten allgemeiner ver- breitet, Dank der vortrefflichen Abbil- dung, die in der Flore des Serres vol. VIH. p. 55 gegeben, die Aufmerksam- keit der Blumenfreunde dieser Pflanze zuwandte. D. Pavoni Dene ist synonym mit D. campanulatus, Rechb. und Tympa- nanthe suberosa, Hasskarl. Unter letz- terem Namen geht sie noch in man- II. 1857. chem Garten. — Beide Arten gleichen sich sehr im Wuchse und in der Be- laubung, erst in den Blüthen treten we- sentliche und leicht fassliche Unterschiede auf: bei D. stapeliaeflorus ist die Grund- farbe lichtgrün mit sehr feiner , röihli- cher Aderung; die 5strahlig ausgebreite- ten Nectarien sind schwarzgrün, mit ei- ner klebrigen, glänzenden Feuchtigkeit bedeckt, die dreieckigen Zipfel der Blu- menkrone sind flach ausgebreitet und nicht zurückgeschlagen; bei D. Pavonü ist die Blüthenfarbe hellaschgrau, sehr deutlich und dicht mit violett geadert, die Nectarien sind kleiner und gelbgrün, die Zipfel der Blumenkrone am Rande stark zurückgerollt, wodurch die Blüthe einem östrahligen Sterne ähnlich wird, überdies sind die Blumen grösser, oft bis 2 Zoll im Durchmesser. Die Gat- tung Dietyanthus gehört in die Abthei- lung Gonolobeae, zur grossen Familie der Asclepiadeen. Die Blumen ähneln den Stapelienblüthen und da man dabei sich unwillkürlich der unförmlichen, di- cken, kantigen und nackten Stengeln ei- ner Stapelia erinnert, ist der Contrast um so angenehmer, die gleichen sonder- baren Blüthen hier an schlanken, win- 5 66 denden und gut belaubten Ranken wie- der zu finden. Die Stengel werden un- ten holzig, mit einer dicken, rissigen Korkrinde bedeckt, weshalb Hasskarl den specifischen Namen suberosa wählte. Cultur in einer reichen, mit Sand versetzten Lauberde, im temperirten Hause. In der Ruhezeit wird sparsam Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. begossen, sonst reichlich. Die dünnen Stengel werden den Fenstern oder Spar- ren entlang gezogen, immer aber dem Lichte möglichst nahe. Vermehrung ziemlich leicht durch Stecklinge von jungem Holze, unter Glocken in rei- nen Sand gesteckt und in mässiger Bodenwärme gehalten. (E. ©.) c) Trollius altaieus Ledeh. (Hierzu Tafel 188.) Ranunceulaceae Schon einmal erwähnten wir diesen |sten und wird durch Theilung und Sa- herrlichen Trollius mit seinen leuchtend orangegelben Blumen und dunkeln Grif- feln. Es ist eine durchaus dauerhafte Pe- men vermehrt. Der Petersburger Garten brachte den- selben aus dem an schönen harten Zier- rennie, gedeihet in einem mitLaub- oder | pflanzen so reichen Altai - Gebirge in Torferde versetzten Lehmboden anı be- Cultur. (E R.) 2) Cultur der Cineraria hyhrida, Von Adolph Otto, Obergärtner auf Belvoir bei Zürich. (Vorgetragen in einer der Sitzungen der Gartenbau -Gesellschaft in Zürich). Als vor einigen Jahren die Garten- baugesellschaft in Zürich eine öffentliche Sitzung nebst einer kleinen Blumenaus- stellung veranstaliete, decorirte ich eine ziemlich lange Tafel mit der Elite mei- ner so eben im grössten Flor befindlichen hybriden Calceolarien und Cinerarien. Ueber die Cultur der ersteren hielt ich einen Vortrag, welchen die Gartenflora schon als Originalabhandlung besitzt; die Cinerarien aber, welche an Schön- heit und üppigem Wachsthume mit den Calceolarien rivalisirten,' erregten bei al- len Anwesenden nicht nur eine grosse gel (Kaiserl. Russischer Gartendirektor im bot. Garten zu Petersburg, damals Obergärtner des bot. Garten in Zürich und Präsident der Gartenbaugesellschaft daselbst), belobte dieselben öffentlich als ein Muster der vollkommensten und richtigen Cultur. Hatte nun auch mein Vortrag bei den Anwesenden ein lebhaf- tes Interesse für dieselbe erweckt, so geschah dies noch mehr durch den be- zaubernden Reiz, welchen die vollkom- mene Schönheit der Cinerarien imponi- rend erregte. So wurde ich denn nicht nur vom Herrn Regel, sondern auch von Bewunderung, sondern selbst Herr Re- | mehreren Blumenfreunden freundlich auf- I. Originalabhandlungen. gefordert, in einer der Sitzungen der Gartenbaugesellschaft in eben s0 schlich- ter — und wahrheitsgetreuer Weise die Cultur der Cineraria hybrida vorzutra- gen, dem ich auch freudig entsprach u. hiermit den freundlichen Lesern der Gartenflora mitzutheilen mir erlaube. Die Cineraria hybrida verdankt ihre Herkunft einer gegenseitigen Befruchtung der Se- necio eruentus und Senecio populifolius. In der ersten Periode ihrer höheren Ent- wickelung genossen die verschiedenen Varietäten: Ciner. hybrida bicolor, for- mosa, Hendersonii, coelestis, pulchella und namentlich Waterhousiana bei_den Blumenfreunden eine hohe Gunst. Das befriedigte aber nicht alle ihrer Verehrer, besonders erwachte bei den englischen und französischen Pflanzenzüchtern eine grosse Begierde, ihre Blüthen nicht nur zu vervollkommnen, sondern auch durch gegenseitige Befruchtungen eine grosse Anzahl prachtvoller Varietäten zu erzie- len, welche besonders in dem feurigsten Carmoisin mit schneeweisser Berandung und in den tiefblauen Blüthen mit weis- sem Centrum sich so sehr in ästhetischer Hinsicht auszeichneten. In neuester Zeit erwarben sich die berühmten Pflanzen- züchter Gaines, Henderson, Ivery und Rendatler einen grossen Ruhm durch die Erreichung der höchsten Vollkommenheit in der Blüthenform und derselben ge- schmackvoll entsprecheud, eines niedri- gen und üppigen Wuchses. Eine Vergleichung zwischen einer frü- heren und jetztigen allgemein anerkannt schönen Cineraria zeigt am deutlichsten die hohe Stufe, welche ihre Cultur ge- genwärtig erreicht hat und dieser Ver- dienst gebührt in dankbarer Anerkennung jenen oben genannten Matadoren der Gärtnerwelt!! Obgleich die Cultur der Cineraria schon ziemlich häufig in den Gartenjournalen und anderen Garten- 67 schriften über Pflanzencultur erwähnt worden ist, so darf jetzt dennoch eine gründliche und ebenso aufrichtige Mit- theilung, ohne einer nutzlosen Wieder- holung sich schuldig zu machen , schon deshalb erwünscht sein, um eine aus eigener vieljähriger Erfahrung geschöpfte Culturweise zu vernehmen , welche die glänzendsten Resultate lieferte u. schon mehrere Male auf den Blumenausstellun- gen in Zürch als preiswürdig gekrönt worden ist. Unsere in Rede stehende Cinerarie erheischt zur Erreichung eines kräftigen Wachsthums eine sehr nahrhafte lockere Erde und einen luftigen, heiteren, doch nur der frühen Morgensonne exponirten Standort. Als die der Cinerarie beha- gendste Erde habe ich eine ziemlich lange selagerte fette Mistbeet- oder auch Com- posterde, welche oftmals mit Abtritts- jauche durchtränkt worden ist, anerkannt. Ueberhaupt hat mir die Erfahrung schon oft deutlich bewiesen, dass je sorgfältiger und besser die Erde behandelt worden ist, namentlich für die Topfpflanzen, auch desto kräftiger die Pflanzen darin gedeihen. Daher präparire ich die für die Cinerarien und Calceolarien bestimmte Erde wenigstens ein halbes Jahr zuvor und wähle für die ersteren einen ziem- lich sonnigen Standort im Erdmagazin, wo ein Haufen, bestehend aus 3 Thei- len fetter Mistbeeterde, (welche noch nicht benutzt worden ist), und 1 Theil Lauberde nebst !/;, Theil Sand angelegt wird. Statt der Mistbeeterde, wenn sie mangeln sollte, kann auch eben so gut die Composterde für den Gebrauch ver- wendet werden. Der Haufen wird vier- ‚eckig angelegt und bei jeder 1’ hohen Schicht mit Abtritts- oder anderer iet- ten Jauche durchtränkt. Zuletzt wird der Haufen mit alten Strohmatten oder langen Mist bedeckt, damit die in der- > 5 68 selben enthaltenen für die Pflanzen näh- rendsten Ingredienzien nicht verdunsten, sondern sich mit der Erde assimiliren können. Alle 6—8 Wochen wird die Erde von Neuem umgelegt, d. h. der Haufen wird wieder schichtenweise mit dem erwähnten Dungwasser beschüttet. Vor der Benutzung muss aber die Erde an der Luft oder Sonne getrocknet, da- rauf durch ein mittelfeines Sieb von den Steinen und anderen rohen. Stoffen ge- reinigt werden. Man säet den, nur von den aller- schönsten Sorten der Cinerarien gewon- nenen Samen zu zwei verschiedenen Perioden aus, das eine Mal im März u. dann im August. Zu der oben be- zeichneten Erde füge man noch Y, Sand nebst gleicher Quantität Kohlenstaub und fülle damit 3° hohe u. 6 Zoll weite sogenannte Samentöpfe, säe darauf den Samen so dünn als möglich und bedecke denselben sehr dünn mit feingesiebter Erde. ner feinen Brause werden die Samen- töpfe in einem nur mit trockenem Laub erwärmten Kasten auf Sand oder Erde nahe dem Glase gestellt, beständig feucht und schattig‘ gehalten. Gleich nach der vollständigen Keimung müssen sie mehr Luft erhalten und ziemlich kühl stehen. Sobald die Pflänzchen zum Verpflanzen stark genug sind, so bereite man sich flache (6—7 hohe) Erdkistehen, welche 14° breit und 2° lang sein können und mit Abzugslöchern versehen sein müs- sen, bedecke dieselben und den Boden 2° hoch mit Topfscherben, darauf fülle man sie bis an den Rand, mässig stark angedrückt und fein verebnet mit der präparirten Erde. Die Pflänzchen müs- sen höchst sorgfältig mit einem Pflanz- holze ausgehoben und 2— 3’ weit von einander gepflanzt werden. Man beob- achte dabei ja das Hauptprincip der Nach dem Ueberspritzen mit ei-: Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Erzielung eines niedrigen, kräftigen Wuch- ses, der Cinerarie schon in ihrer frühen Jugend so vielRaum als möglich zu ei- ner freien Ausbreitung zu gestatten. Die auf solche Weise bepflanzten Kistchen werden in einen kalten Kasten nahe dem Glase gestellt, bis zu ihrer Anwur- zelung ziemlich feucht, schattig und ge- gen die freie Luft geschützt gehalten. Hernach werden sie immermehr an die Luft gewöhnt und damit die Pflanzen recht kräftig werden, entweder die Fen- ster ganz entfernt oder die Kistchen auf eine nordöstlich gegen Regen geschütz- te Rabatte oder Beet gestellt. Wenn die Pflanzen sich einander mit den Blät- tern berühren, so ist es hohe Zeit, sie einzeln in ziemlich geräumige Töpfe zu pflanzen. Den Boden derselben belege man 1° hoch mit Holzkohlen oder fein zerschlagenen Topfscherben. Nun wan- dern sie wiederum bis zu ihrer Anwur- zelung in denselben Kasten, wo sie noch jugendlich ein gemeinsames Lager theil- ten. Wenn die Witterung noch günstig ist, in so fern noch keine Nachtfröste zu befürchten sind, so können sie bis zum Bezug des Winterquartiers vollstän- dig der freien Luft und dem Sonnen- schein exponirt in dem Kasten verblei- ben. Unter allen den Pflanzenlokalitäten, welche entweder zu deren Ueberwinte- rung oder speciellen Cultur bestimmt sind, ist und bleibt ein Doppelglashaus oder die sogenannte Doppelbasche die einzig beste Wohnung, wo sie Sich am wohlsten fühlt. Bei ihrem Placement geize man nicht mit dem Raume, stelle sie daher so weit auseinander, dass sie sich kaum berühren. Dieses Verfahren gelte auch sogar im gesteigerten Masse, so oft sie in grössere Gefässe verpflanzt worden sind. Wenn aber eine solche Doppelbasche nicht zu Gebote steht, dann genügt auch I. Originalabhandlungen. ein jeder andere Standort, wenn ihr nur daselbst viel Licht, Luft und Schutz ge- gen Kälte dargeboten wird. Luft und Licht sind die Haupterfordernisse der Cinerarie, wenn sie sieh eines kräftigen Wuchses erfreuen soll, daher sieht man sie auch am kräftigsten in einer Dop- pelbasche, wo sie beständig von Luft und Licht gleichsam umspült wird. Anfangs. März oder bei günstiger Winterwitterung schon in der Mitte Februar werden die Cinerarien mit gröss- ter Schonung ihrer Wurzeln bis auf die Entfernung des Abzugmateriales in grössere Töpfe gepflanzt. Bei dieser Verrichtung beobachte man Folgendes: 1) sie weder zu tief noch zu hoch zu pflanzen, 2) die Erde, wenn sie sehr feucht sein sollte, ja nicht zu fest anzu- drücken, 3) diejenige Cinerarie, welche noch nicht sehr bewurzelt war, mit ei- ner Etiquette zu bezeichnen, damit man sie beim Begiessen mit mehr Sorgfalt hehandeln kann, weil sonst im entge- gengesetzten Falle leicht eine Wur- zelfäulniss entstehen könnte; 4) für ei- nen genügenden Wasserabzug vermättelst in kleine Stücke zerschlagene Topf- scherben oder Holzkohlen zu sorgen, Im April, wenn die Cinerarie im Begriff steht, ihre Blüthenstengel zu entwickeln, verpflanze man die am meisten verwur- zelten noch einmal in grössere Töpfe, damit sie genugsam Nahrung besitzen, sich bis zur Blüthezeit vollkommen aus- zubilden. Hierbei muss das noch heut- zutage von vielen Gärtnern irrig be- folgte Culturverfahren tadelnd erwähnt werden, nämlich die Cinerarie nur ein- mal zu verpflanzen und sie bis nach ihrer Blüthezeit in einem ganz kleinen Topfe zu lassen, wo sie dann als Ent- schädigung für die ihr mangelnde nahr- hafte Erde mit Hornspänwasser gespeist wird, welches freilich momentan zur Bil- 69 dung grosser Blätter reizt, aber nachher auch sogleich eine Abspannung ihrer functionirenden Lebensorgane herbeiruft, Sollte die Jahreszeit schon so weit vor- gerückt sein, dass es die Witterung er- laubt, also in der Mitte oder am Ende Mai, die in der Blüthe befindlichen Ci- nerarien im Freien auf einer gegen Nord oder Nordost exponirten Stellage oder Sandbeet, geschmackvoll arrangi- ren zu können, (wo sieaber gegen Wind und Regen geschützt werden müssen), so gewähret diese Translocation nicht nur eine längere Blüthezeit, sondern auch die allereinzige und wirksamste Verhütung des Mehlthaues, der Blatt- läuse nebst ihren Kammerjungfern, den Ameisen, was bei den Cinerarien unter Glas gehalten, an sehr warmen Tagen kaum zuvermeiden ist. Zu gleicher Zeit, nämlich beim Arrangiren der Cinerarien auf der Stellage oder einem Sandbeete entferne man die geringen Sorten und beachte folgende Bedingungen ihrer Schön- heitsregeln, welche man gegenwärtig als Norm festgestellt hat: Eine schöne Ci- nerarie muss auf einem nicht sehr ho- hen, doldentraubig verzweigten, starken und aufrechten Stengel eine grosse fla- che, zusammengesetzte, diehte Dolden- traube tragen, die Blumen müssen ziem- lich gross, flach ausgebreitet, dicht zu- sammenstehend, im Umkreise kreisrund, ohne Einschnitte und die Strahlblümchen flach, dicht zusammenschliessend und von reiner lebhafter Färbung sein. Nur von solchen Cinerarien sammle man den Samen und diese müssen sogleich beim Aufblühen von den geringeren aus- geschieden und an einen sehr guten Standort gestellt werden. Nach dem Verblühen werden die Stengel entfernt und die Pflanzen aus den Töpfen auf eine gegen Nord oder Nordost ge- legene Rabatie, welche aber aus einer 30 7 kräftigen Mistbeeterde bestehen muss, 1 Fuss weit von einander gepflanzt. Hier müssen sie nicht nur stets vom Unkraute rein gehalten, sondern auch das Beet von Zeit zu Zeit mässig aufge- lockert und an warmen trockenen Tagen begossen werden. Mitte September oder am Ende desselben, je nach der Witte- rung und dem localen Temperatur-Ver- hältnisse werden sie sorgfältig ausgeho- ben und in Töpfe !nach obiger Vor- schrift gepflanzt. Jetzt ist der rechte Zeitpunkt vorhanden, die Cinerarie durch Vertheilung zu vermehren, aber nicht Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, gleich nach der Blüthe, wie es in meh- reren Gartenbüchern irrig gelehrt wird. Diese nun wiederum in Töpfe gewan- derten Mutterpflanzen unterliegen der gleichen Behandlung wie bei den Früh- jahr-Sämlingen. Die Aussaat im Anfange | des August-Monat geschieht unter Beob- achtung des gleichen Verfahrens, wie bei der im März, ebenso geniessen auch die Herbst-Sämlinge die gleiche Pflege, nur besitzen die ersteren deshalb einen grös- seren Vorzug, weil sie schon als kräf- tige Pflanzen einen Vorsprung von 5 Monaten gewonnen haben! 3) Petunien-Cultur. Wir haben nun schon zweimal Ta- feln mit den neuesten Petunien aus der Gärtnerei des Herrn Möhring gegeben. Die Schönheit der auf Tafel 152 abge- bildeten Sorten wird Manchen nach dem Besitz derselben lüstern machen. Wir wollen es uns daher heute zur Aufgabe machen, unsere Erfahrungen über deren Cultur mitzutheilen. Es ist zwar schon einigemal über die Cultur der! Petunien im Allgemeinen ge- sprochen worden, aber es ist Erfah- rungsssache, dass die neuen grossblu- migen Petunien und namentlich die grün- randigen Petunien in der Cultur viel dif- fieiler sind, als die älteren kleinblumigen. Die Petunie ist eigentlich eine ein- jährige Pflanze von langer Dauer, die viel Samen trägt und aus Samen sich sehr leicht erziehen lässt. Um nun aber die schönsten der erzielten Sorten festzuhalten, ist man gezwungen, diese durch Stecklinge zu vermehren, welche dann durchwintert werden. Ebenfalls Sache der Erfahrung ist es in dieser Beziehung, dass die Samen- Pflanzen viel kräftigere, gedrungere Pilan- zen liefern, die nicht nur üppiger ge- deihen sondern auch schönere Blumen liefern.. Hier in Petersburg werden da- her die Petunien ganz wie einjährige Pflanzen behandelt, und schon Ende Mai in blühenden Exemplaren zur Grup- penpflanzung zu billigen Preisen ver- kauft. ' Nachdem wir nun die Thatsachen festgestellt, dass die grossblumigen Pe- tunien weniger hart in der Cultur und dass die Samenpflanzen den Stecklings- pflanzen vorzuziehen, wollen wir zu- nächst zur Anzucht der Petunien aus Samen, dann zur Gewinnung des Samens und endlich zur Vermehrung durch Steck- linge und Ueberwinterung übergehen, 1) Anzucht aus Samen, Schon Ende Februar oder Anfang März wird die Aussaat gemacht. Man fülle sich dazu flache Näpfe mit einer Mischung aus 2 Theilen Heide-, Torf- oder noch besser einer guten Lauberde, 1 Theil einer lehmigen Erde, und 4, Theil Sand. Nachdem die Oberfläche des Napfes geebuet, streuet man einen I. Originalabhandlungen. feinen Sand dünn über dieselbe und säet hierauf den Samen möglichst dünn aus. Gedeckt wird wiederum mit feinem Sande, jedoch nicht mehr, als dass der Samen ‚gerade gedeckt ist. Wer Gewächshäuser zur Verfügung hat, der stellt nun diese dergestalt an- gesäeten Näpfe in ein Warmhaus, oder er gräbt sie in dem erwärmten Beete des Vermehrungshauses ein, und hält sie bis zum Aufgehen gleichmässig feucht. Das Begiessen muss jedoch sehr vor- | sichtig, entweder mit einer ganz feinen Brause von oben, oder mittelst eines untergestellten Napfes von unten ge- schehen. Wem kein Gewächshaus zur Disposition steht, der muss die Näpfe in das Fenster eines sonnigen erwärm- ten Zimmers stellen, die Erde mittelst eines untergestellten Napfes befeuchten und über den Napf eine Glasscheibe le- gen, damit die Oberfläche des Topfes ‚gleichmässig feucht bleibt. Bald werden die Samen aufgehen. Sobald man dieses bemerkt, wird der Napf entweder auf ein sonniges Brett des temperirten Hauses dicht unters Fen- ster gesetzt, oder man lüftet bei den im Zimmer stehenden die Scheibe, um spä- ter dieselbe ganz zu entfernen. Wo man bemerken sollte, dass einzelne Pflanzen umfallen, streuet man Sand oder Kohlenpulver zwischen ein und giesst nun vorsichtig erst, wenn die Erde trocken ist. Werden die Pflänz- chen etwas langbeinig, dann ist es Zeit zum Versetzen. Man nimmt hierzu grosse Näpfe oder Kästen, wendet eine Mischung aus gleichen Theilen schwe- rer Erde und Laub- oder Moorerde mit Sand an und stopft die Pflänzchen auf ein Zoll Entfernung bis an die Samen- lappen um. Hat man um diese Zeit schon ein ausgebranntes halbwarmes Beet zur Hand, so ist dies der beste 1 Platz, ausserdem auf dem Fensterbrett des temperirten Hauses oder Zimmers. Wenn die Witterung es erlaubt wird gelüftet, doch so dass kalte Winde die Pflanzen nicht treffen können, Beschat- tet wird nicht, sondern zu hohe Wär- megrade durch Lüften beseitigt und bei hellem Wetter bespritzt und wenn die Pflanzen freudiger zu wachsen begin- nen, von Zeit zu Zeit mit Dungguss begossen. Bald wird bei dieser Behandlung der Stand der Pflanzen zu dicht werden. Man nimmt sie nun vorsichtig heraus und pflanzt sie einzeln in 4zöllige Tö- pfe, in eine ähnliche Erdmischung, der jedoch Misterde zugesetzt wird. Nach- dem sie in einem halbwarmen Beete oder Kalthause angewachsen, ist nun die Zeit soweit vorgerückt, dass sie in ein kaltes oder nur mit alter Lohe er- wärmtes Fensterbeet, oder in das zum Oefinen eingerichtete Zimmerfenster ge- stellt werden können. Ohne sie zu be- schatten, lüftet man hier fleissig, be- giesst und bespritzt je nach Trockenheit und Wetter und giebt später wöchent- lich wenigstens einmal Dungguss. Die Pflanzen beginnen nun die Blu- men zu zeigen. Die besten und ausge- zeichnetsten Blumen stellt man zur Sa- menzucht zurück, die anderen werden entweder zu Gruppen im freien Lande verwendet, oder sie werden noch ein- mal verpflanzt und zur Decoration son- niger Blumenstellagen, von Balkonen und so ferner bestimmt, Bei einiger Aufmerksamkeit kann man so Tausende von Pflanzen bis Mitte oder Ende Mai in blühenden buschigen kräf- tigen Exemplaren erziehen. 2) Samenzucht, Von all den Sämlingen wird nur eine Auswahl der schönsten und besten Spiel- 72 arten zur Samenzucht bestimmt. Man verpflanzt diese in 6—7zöllige Töpfe mit guter Unterlage und stellt siean ei- nem geschützten sonnigen Orte im Freien auf, wo kein Regen sie trifft. Auch ein kaltes Beet oder niedriges Gewächshaus, wo nur bei Regenwetter die Fenster auf- gelegt werden, ist durchaus geeignet. Nun beginnt für den verständigen Culti- vateur die wichtigste Arbeit, die zu ei- nem durchaus sicheren Resultate führen wird, sofern man nur wenige der aus- gezeichnetsten Sorten von den andern separirt hat, nämlich die künstliche Be- fruchtung, Schon . auf der Tafel 152. dieses Werkes wird man bemerken, dass die schönsten und ausgezeichnetsten Sorten halb gefüllt sind. Reisst man eine Blu- me auseinander, so siehet man, dass es gemeiniglich nur die Staubfäden sind, die sich zu kleinen grünen Blumenblät- tern umgebildet haben, während das Pistill und Narbe noch ganz normal sind. Auch von den ungefüllt gebliebenen grossblumigen Sorten entwickeln manche keinen oder wenig Pollen, so dass schwer Selbstbefruchtung stattfindet. Dies ist der Grund, weshalb von den grünran- digen und den schönsten grossblumigen Petunien gemeiniglich nur wenig Sa- men geerndiet wird. Der einsichtige Cultivateur, dem es darum zu thun ist, gerade von dem Be- sten viel Samen zu erndten, der wird sich dieMühe nicht reuen lassen, täg- lich Morgens nach 9 Uhr seinen Petu- nien eine Stunde Zeit zu widmen, so- fern das Wetter hell und sonnig. Mit einer kleinen Pincette bewaffnet geht er dahin, sucht die Blumen vor, die keinen oder sehr wenig Pollen tragen, Er öfl- net sie mittelst Aufschlitzens der Blu- menkrone, nimmt darauf aus einer der Blumen, deren Antheren den Pollen ge- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. rade entleeren*), eine Anthere mit der Pincette vorsichtig heraus, indem er sie oben am Staubfaden fasst und dort ab- reisst, und betupft mit deren Pollen die Narbe der unfruchtbaren Blume. Eine glänzende klebrige Feuchtigkeit, welche oben auf der Narbe liegt, zeigt an, dass diese befruchtungsfähig und der Moment richtig gewählt. Auf diese Weise wird Blume für Blume durchgangen und eine reichliche Samenerndte, aus der nur Ausgezeichnetes entspringen wird, ist der Lohn der Bemühung, Wer sich keine Mühe giebt, der wird auch nicht voran kommen. Wer aber auf die angedeutete Weise verfährt, der wird nicht mehr nöthi$ haben, Pe- tunien aus Stecklingen zu erziehen, son- dern seine Aussaaten werden ihm Mas- sen kräftiger für Gruppenpflanzung und Decoration vorzüglich geeigneter Pflan- zen liefern, und ausserdem wieder viele ausgezeichnete Formen, um durch er- neuete Samenzucht immer weiter und weiter zu kommen. Der Handelsgärtner, der auf diese Weise Samen erzogen hat, darf ihn zu hohen Preisen in den Handel geben, und die Käufer, sie dürfen gern den hö- hern Preis zahlen, erhalten sie doch auf diese Weise gesunde kräftige Pflan- zen der besten Formen, die sie in ein- zelnen schwachen Exemplaren oft so theuer zahlen müssen, als hier eine ganze Prise hofinungsreicher Samen. Aber auch hier heisst es abermals und nochmals ohne Mühe kein Lohn. Nur eine nach den oben angegebenen Grund- zügen ausgeführte und überwachte Aus- saat, sie wird zu dem Ziele führen, schöne kräftige Pflanzen für den Flor zu erhalten. *) Der bläuliche Pollen tritt dabei als Pul- ver hervor, was sehr leicht zu erkennen ist, Mn I. Originalabhandlungen. 3) Vermehrung durch Stecklinge und Ueberwinterung. Wem es darum zu thun: ist, ganz bestimmte Sorten von Petunien in Cul- tur zu behalten, dem bleibt kein ande- ‘res Mittel, als junge Pflanzen aus Steck- lingen zu erziehen und diese zu über- wintern. Junge kräftige Pflanzen in nicht zu grossen Töpfen überwintern sich noch am besten, Solche können jedoch nur von den ersten Stecklingen, die von Mai bis Mitte Juli gemacht sind, erzogen werden. Man wählt hier- zu juncse 3—4 Zoll lange Triebe, die keine Blumenknospen zeigen, und steckt diese entweder einzeln in kleine Töpf- chen oder zu mehreren in Näpfe in eine Erde, die wie die zur Aussaat zusam- mengesetzt, nur viel sandiger ist. Man stellt diese Näpfe oder Töpfe am zweck- mässigsten an einen beschatteten Platz des temperirten Gewächshauses, wo sie vor Luftzug geschützt sind. Bodenwärme oder ein Standort im Treibbeet darf nur bei den jüngsten, im ersten Frühling gesteckten Stecklingen angewendet wer- ' den. Wenn die Stecklinge erst mehr verholzt und kräftiger geworden, sagt ihnen solch ein Standort gar nicht mehr zu, und sehr verholzte im Sommer ge- steckte pflegen sogar an einen geschütz- ten schattigen Ort in’s Freie gestellt, besser Wurzel zu schlagen, als ganz von der Luft abgeschlossen oder in er- wärmten Beeten. Es ist nun Aufgabe des Cultivateurs, die Stecklinge gut zu beobachten und die in Näpfe gesteckte sofort zu ver- 13 pflanzen und dann in ein geschlossenes Beet zu bringen, sobald sie Wurzeln bilden, weil, wenn dies nicht geschieht, dieselben gemeiniglich bald nach dem Wurzelbilden zurückgehen. Man pflanzt sie in die zum ersten Verpflanzen em- pfohlene Erdinischung in nicht zu grosse Töpfe. Anfang September oder schon im August können die am stärksten ein- gewurzelten Fflanzen noch einmal in 31/gzöllige Töpfe verpflanzt werden, in denen sie dann durchwintert werden. Für den Winter ist der geeignetste Standort ein Fensterbrett in einem ho- hen trocknen Kalthause auf den seitli- chen Fensterbrettern. Hier überwintern sich die Petunien ganz vortrefflich, Auch gut eingerichtete frostfreie Beete oder ein frostfreies Zimmer können sehr wohl zur Ueberwinterung derselben benutzt werden. Im Frühling müssen sie dann rechtzeitig verpflanzt und die zu langen Pflanzen müssen gestutzt werden, wenn ‘man auf Mitte Mai ebenfalls schöne blü- hende Pflanzen erziehen will. Wir unterlassen es, die Petunie im Allgemeinen zur Cultur zu empfehlen. Die Pflanze ist bekannt genug und z.B. zur Bekleidung der Brüstungen sonniger Balkone unübertrefflich. Im freien Lande sind die aus Samenpflanzen gebildeten Gruppen immer die schönsten; da diese stämmiger wachsen und auch, wenn sie nicht so sorgfältig angebunden, son- dern sich selbst überlassen werden, sich zu unausgesetzt und reich blühenden Gruppen vereinigen, (E. R.) 4) Das Compostdüngermehl von ©, F, Mally und Comp. in Wien, (Hafnmersteig Nr. 910.) Es}ist dieses ein künstliches Dünger- | len aller Art verfertigt wird. Der Preis mehl, das aus Düngstoffen und Abfäl- ' desselben beträgt nur 1!/, f. pr. Cent- 74 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ner, also achtmal weniger als Guano. Nach beigegebenem amtlichen Zeugnisse enthält dieser Dünger alle die man- nichfachen, zur Ernährung der Pflanzen nothwendigen Stoffe in reichlicher Menge, in einer zur Aufnahme geeigneten Form. Im Vergleich mit dem Guano soll ungefähr das doppelte Quantum zu glei- cher Wirkung erforderlich sein. Das- selbe wird in 3—4fachem Körner-Aus- saatverhältniss ausgestreuet und entwe- der untergepflügt, oder mit der Saat eingeeggt. Die ganze bescheiden gehaltene, von aller Marktschreierei fern gehaltene An- zeige, Sowie die Art der Zusammen- setzung und das Verhältniss der Be- standtheile spricht für den Werth die- ses Düngermehls. Die Transportkosten werden aber der Verwendung desselben ebenfalls seine bestimmten Grenzen Setzen. Dagegen stehen dem umsichtigen Landwirth und Gärtner überall die glei- chen Stoffe zu Diensten, welche jene Fabrik zur Verfertigung ihres Dünger- pulvers verwendet, als da sind: Dünger von Menschen und Vieh, Urin, Fleisch, Blut, Knochen, Horn, Haare , Federn, Asche, Ofenruss, Lohe, Strassenkehricht ete. ete. — Er bringe diese chemischen Schichten mit Moor- und Ackererde auf Haufen, begiesse mit Jauche, streue Kalk oder Gyps ein, und er wird einen bedeutend grösseren und wirksameren Düngervorrath, als beim gewöhnlichen Verfahren erhalten, (E. R.) 5) Neue vorzügliche Iandwirthschaftliche Produkte. Von J. G. Meyer, Handelsgärtner in Ulm. In den Zeiten der Kartoffelkrank- heit und der damit verbundenen hohen Getreidpreise sind in den landwirth- schaftlichen Kreisen Fragen aufgetaucht und Wünsche ausgesprochen worden, welche Produkte als Hack- oder auch als Saatfrucht gebaut werden sollen, und welche in Ertrag und der so vielfa- chen nützlichen Verwendung der Kar- toffel für dieselbe entschädige? Und wie- derum war es der Gartenbau, der die Hände nie müssig in den !Schoos legt und auf diese Frage durch ein reichhal- tiges Verzeichniss von Surrogaten für die Kartoffel antwortete; leider aber ist es denselben noch nicht gelungen, die Wünsche hinsiehtlich der so vielfachen Verwendung der Kartoffel zu befriedigen und für dieselbe ein Produkt aufzustel- len, das auch in dieser Beziehung nichts zu wünschen übrig lisse. Es ist nicht zu verkennen, dass es nicht leicht mög- lich werden wird, diesen Wunsch zu er- füllen. Der Erndteertrag der Kartoffel ist aber von vielen andern Produk- ten übertroffen ; es geben Hülsenfrüchte und Getreide doch mehr wirklichen Nahrungsstoff als eine Masse auf den- selben Feldern angebauter Kartoffeln, und es wäre noch die Frage, ob denn der so massenhafte Anbau und Ertrag von Kartoffeln in unserm deutschen Va- terlande, wie beide vor dem Erscheinen der Krankheit bei uns vorkamen, uns denn ‘auch so sehr nützlich gewesen wäre, wie allgemein geglaubt wird? — Die Beantwortung dieser Frage ist ohne Zweifel der Zukunft vorbehalten, doch, würden derartige Verhältnisse in andern Staaten, z. B. Irland, Schlesien etc. ge- ‚I. Originalabhandlungen. nau untersucht, so könnten diese Staaten uns doch, wenn auch nur einigen Auf- schluss über diese Frage geben. Die Geschichte Irland’s seit der Zeit, wo Hawkins die Kartoffel dorthin brachte, ‚lässt sich nicht von der Kartoffel tren- nen; Kartoffeln sind auf dieser Insel mehr denn irgend in einem Lande ver- breitet, in ihnen besteht das Glück und das Unglück der Iren; auf der andern Seite aber wird den Einfluss der Nah- rung auf das geistige, sowie körperliche Leben des Menschen Niemand läugnen wollen. Die meisten Landwirthe, die früher nicht zu bewegen waren, ausser den Kartoffeln auch andern Produkten eine Stelle auf ihren Feldern einzuräumen, bauten bereitwillig für die stets und im- merfort kranken Knollen andere für die- selben als Ersatz in Anregung gebrach- ten Pflanzen, und der Landmann ist da- durch einen Schritt weiter gegangen. Die neuen so sehr nützlichen Ackerge- räthe, Mih- und Dreschmaschinen etc., deren Vorzüge er bei Anwendung täg- lich mehr zu schätzen lernt, reissen ihn auf der einmal betretenen Bahn fort. Zurückzugehen zu den alten Gebräuchen der Väter ist ihm unmöglich geworden, da seinen nun einmal betretenen Weg Viele wandern, die lachend auf ihn zei- gen würden, wollte er zurückschreiten, Auszuruhen und der Dinge abzuwarten, die da kommen sollen, ist gleichfalls un- möglich, da ja der Neid und die Miss- gunst dem Menschen nicht zulassen, einen andern vor sich am Ziele ankom- men zu sehen, das für ihn selbst zu er- reichen möglich gewesen wäre, und nun in unserer gegenwärtigen Zeit, wo durch Wort, Schrift, bildliche Darstellung ete. so sehr viel für die Landwirthschaft ge- than wird, befinden sich denn die An- gehörigen derselben so ziemlich auf dem 73 Wege des Fortschreitens, nur aber. in sehr verschiedenen Graden; denn Lust, Liebe und Eifer für die gute Sache ei- len mit Riesenschritten; während das Phlegma staunend und murrend, aus seiner Ruhe aufgeschreckt zu sein, lang- samen Schrittes hinten drein geht. Diese eifrigen Wanderer auf dem Wege des Fortschrittes in dem land- wirthschaftlichen Gebiete möchte ich nun auch auf einige Pflanzengattungen auf- merksam machen, die durch sehr reich- lichen Ertrag die aufgebrachten Mühen und Kosten für die Cultur hinlänglich entschädigen und! somit zu der grossen Cultur sehr geeignet sind. 1) Der neue Pastinak Improved. Diese neue Varietät des Pastinak, Pastinaca sativa, der auf Jersey schon seit vielen Jahren mit dem besten Erfolge angebaut wird, ist gewiss geeig- net, auch die Aufmerksamkeit der deut- schen Landwirthe auf diese Pflanze zu lenken; überhaupt verdient die Pastinak- wurzel eine weit grössere Beachtung der Landwirthe, als derselben bisher zu Theil wurde. Die Pastinakwurzel wider- steht bekanntlich dem Froste, alle un- sere andern Wurzelgewächse leiden aber unter diesem Feinde der Cultur sehr, und im Frühling tritt nicht selten Man- gel an nahrhaften Futterstoffen ein, da gewöhnlich die zu diesem Zwecke ver- wendeten Wurzelarten, Rüben etc. um diese Zeit meistens vertrocknet, zähe, saftlos sind, Die Pastinakwurzel, die über Winter im Felde stehen bleibt, leidet nicht das mindeste von der Un- gunst der Witterung und kann im Früh- linge mit dem Spaten aus der Erde aus- genommen oder auch ausgeackert wer- den, Der Ertrag dieses Improved-Pastinaks erreicht bei ordentlicher Cultur auf ver- hältnissmässig gutem Boden den der 76 uns so sehr bekannten Riesemöhre in tiefem , lockerem, gutgedüngtem Boden, und die einzelnen Pflanzen auf eine Ent- fernung von 6—8 Zoll verzogen haben die den Carotten ähnlichen Wurzeln sel- ten in geringerm Umfange als 6 Zoll. Sie ‚erreichen aber meistens ein noch grös- seres Maass: einen Umfang von 12 bis 14 Zoll; dabei aber eine Länge von meistens 14 bis 18 Zoll. Die Pferde fressen die Pastinak- wurzeln sehr gerne, Schweine ziehen die- selben jedem andern Futter vor und können in kurzer Zeit mit denselben ge- mästet werden, Kühe sollen nicht so viele Milch von denselben geben, als bei einer Fütterung vonRüben, die Milch ist aber viel fetter und die Butter bes- ser, beide aber von dem unangenehmen Nebengeschmacke befreit, den das Rü- benfutter verursacht. Nach der Meinung der Landwirthe auf Jersey kann alles Vieh, das gemästet wird, mit diesem Pastinakenfutter in der halben Zeit und mit der halben Quantität fett gemacht werden, die erforderlich sein würde, wenn man sie mit Kartoffeln mästen würde. Aus dem .gegohrenen Safte der Pastinaken bereitet man auch eine Art Wein; dessgleichen haben Versuche dar- gethan, dass aus denselben-guter Brannt- wein gebrannt werden kann. 2) Die neue weisse durchsich- tige Carotte. Carotte blanche transparente: die aus- gewachsene Rübe ist gross, erreicht öf- ters die Grösse der Riesenmöhre; die weisse feine Schale derselben ist durch- sichtig, der Geschmack dieser Rübe ist rein und frei von jenem Beigeschmacke der meisten andern Möhren, nicht so sehr süss als solche. Weich gekocht, lässt sich diese Carotte gleich unsern Kartoffeln abschälen (die äussere Schale Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. lässt sich nämlich sehr leicht abstreifen) ; in Ertrag übertrifft sie aber alle unsere Carotten, selbst den der Riesenmöhre, da diese durchsichtige Carotte selbst bei dichter Aussaat unter allen Möhren noch den besten Erndte - Ertrag abwirft, in gutem lockerem Boden und bei einer sorgfältigen Cultur aber alle Erwartun- gen übertrifft. Auf der Gartenprodukten- Ausstellung in Breslau wurde dieselbe als „neu und schön“ anerkannt, sie eig- net sich gleich gut als Gemüse, zum Schmoren, gibt einen ausgezeichnet gu- ten Futterstoff, somit für Garteneultur und den Ackerbau gleich vorzüglich ge- eignet und empfehlenswerth. 3) Die neweste, gelbe, übersich- wachsende Riesen-Runkelrübe. Unter den so vielen Abarten der Runkelrübe, die in ganzen Ackerfeldern angebaut und zur Fütterung verwendet werden, steht diese Riesen - Runkel- rübe hinsichtlich ihres hohen Ertrags oben an und ist als Futterstoff unter diesen Rübensorten vorzüglich gut; Ein- sender hat dieselbe nun 4 Jahre in Cul- tur, selbst erzogen und kann sie daher bestens empfehlen. Die Rübe ist sehr schön dunkelgelb gefärbt, wächst fast ganz aus der Erde und erreicht auf kräftigem, lockerem Boden bei frühzeiti- ger Anpflanzung oder Ansteckung der Sa- menkörner auf eine Entfernung von 13/, bis zu 2Fuss eine Länge von 23/, Fuss, oft auch noch mehr; nebenbei erhält sie aber ei- nen Umfang von 1!/, bis 13/,, nicht nicht selten aber auch einen solchen von 2 Fuss. Diese Maasse sprechen gewiss sehr zu Gunsten des sehr hohen Ertrags dieser Rübe, und auch sie bedarf keine andere Cultur als ihre andern Geschlechts- verwandten, Einsender offerirt selbstgebauten 8a- men vorstehender Novitäten, als: I. Originalabhandlungen. Pastinak Improved & Loth 6 Kreuzer. Carotte durchsichtige & Loth 4 Kreu- zer, & Pfund fl. 1. — [dt Runkelrübe, neue Riesen- & Loth 4 Kreuzer, ä Pfund fl. 1. — 6) Zierpflanzen des Petersburger Gartens. 1) Agathosma erecta Bartl. Wendl, y. rosea Rgl.; Diosmeae. — Bartling und Wendland ziehen zu A. erecta die D. brevifolia und thyoides. Zur gleichen Art fällt eine Pflanze mit schönen rosen- rothen Blumen, die der hiesige Garten aus dem botanischen Garten zu Berlin erhielt. Dieselbe unterscheidet sich von den bis jetzt bekannten Formen durch abstehende, später zurückgebogene kahle, nicht 3seitige Blätter, eine mehrblumige Blüthendolde mit grazilen kahlen Blü- thenstielchen, die länger als die Blätter, und rosenrothe Blumen. — Eine der schönsten Arten der Gat- tung mit schlaffen, nur oben kaum kurz- haarigen Aestchen, Blätter entfernt und zerstreut gestellt, länglich - lanzettlich, mit stumpfer 3seitiger Spitze, kahl und unten mit Drüsen. Bildet einen schö- nen buschigen Strauch und theilt die Cultur mit den andern Agathosmen. 2) Cereus grandifloro - speciosissimus. Der Bastard von C. speciosissimus, der die, Tracht und Blumengrösse des grandiflorus mit der herrlichen rothen Färbung der Blu- men von. speciosissimus vereinigt. Ward vom Gärtner des Grafen Maynard in England schon im Jahre 1837 erzogen. In den Gärten des Continents ist jedoch die ächte Pflanze noch wenig verbreitet. 3) Smilaz grandifolia Rgl.; Smilaceae, Eine hübsche Schlingpflanze für’s Warm- haus mit grossen herzförmig - länglichen oder länglich - ovalen zugespitzten Blät- tern, die wie der 4seitige Stengel auf der Rückseite an den Nerven bedornt sind. Stammt aus Brasilien. 4) Ficus spathulata Mig. Es ist dieser Ficus ausMadras in seiner Tracht dem F. diversifolia sehr nahe verwandt. Interessant oder vielmehr nicht interes- sant ist diese Pflanze dadurch, dass sie aus englischen Gärten als Isonandra Gutta verurtheilt wurde. So erhielt sie z. B. der hiesige Garten unter diesem Namen von Low u. Comp. 5) Gardenia florida L. Vur. Fortu- neana Lindl.; Cinchonaceae. Diese herrliche Pflanze rechtfertigt vollkom- men den Ruf, der ihr vorausgegangen. Laub grösser und glänzender, und die herrlich duftenden einer weissen schön gefüllten Rose gleichenden Blumen sind fast doppelt so gross als die der Stamm- art. Cultur im niedrigen Warmhause, wo sie im Lohbeete eingesenkt wird. Mischung aus Lehm, Torf, Misterde und Sand. 6) Malvaviscus splendens Fraser; Malvaceae, — Ein vorzüglicher schö- ner Warmhausstrauch, den der hiesige Garten als Hibiscus Fullnerianus erhielt. Derselbe stammt aus Neuholland und bildet einen 4— 5’ hohen Strauch, der allenthalben weichhaarig und am Stengel und den Blüthenstielen mit kleinen ei- nem Höcker aufsitzenden Stacheln be- setzt ist, Die sehr grossen leicht rosa- rothen Blumen stehen einzeln in den Blattachsein. Blätter 3 — 5 lappig, die obern oft fast ungetheilt. Blüthenstiel oberhalb der Mitte articeulirt, und der obere Theil wie das vieltheilige Invo- lucrum und der 5lappige Kelch mit lan- gen abstehenden Haaren besetzt. 78 7) Caladium odorum Roxb. ; Aroi- aufgehängt, deae, — ®Ein alter Bürger unserer Warmhäuser aus Ostindien. Als schöne Decorationspflanze fürs feuchte Warm- haus selbst an vom Lichte entfernten Stellen zu empfehlen. Der Stengel straucharlig, selten verästelt, trägt grosse herzförmige Blätter und im Sommer ach- selständige gelbliche Blüthenscheiden. Eine der imposantesten Arten der jetzt so beliebten Aroideen. 8) Phrynium cylindrium Ro«b.; Seitamineae. — Ebenfalls eine empfeh- lenswerthe Decorationspflanze Ostindiens. Blätter sehr gross, länglich-oval, faltig- fiedernervig. Die gelben Blumen in schopfförmigem Blüthenstande und durch kappenförmig abstehende Bracteen ge- stützt. Vermehrung durch Theilung. Leichte Cultur in einer lockern schwe- ren Erde, In denGärten auch wohl als Myrosma comosa verbreitet. 9) Cereus Hookeri H. Berol.; Cac- teae. — Wohl der grösste Cactus aus der Sippe derer mit flach gedrücktem Stengel, der bei unserer Pflanze buch- tig gelappt. Unser Exemplar bildet ei- nen stark verästelten Strauch von unge- fähr 15 Fuss Höhe und entwickelt seine schönen weissen Blumen, die an die des C. grandiflorus erinnern, aber kleiner sind, jährlich in Menge. Für Gruppi- rungen von Saftpflanzen eine wahrhaft imposante Pilanze. 6) Aechmea fulgens A. Brongn. Var. glomerata ; Bromeliaceae. — 80 nen- nen wir die von Van Houtte als Aech- mea miniata ausgegebene Pflanze. Nur durch weniger deutlich dornig gezähnelte Blätter und einen mehr verkürzten, bis zur Spitze verästelten Blüthenstand unterscheidet sie sich von der Stamm- art. An Holz auf eine Unterlage von Moos geheftet und im Orchideenhause Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gedeihen die Aechmeen ganz vortrefflich, 11) Echium rubrum Jacq. ; Borra- gineue. — Eine sehr schöne Pflanze fürs freie Land, die in Ungarn und in einem grossen Theil des südlichen und mittleren Russlands zu Hause ist. In der Tracht gleicht die Pflanze dem Echium vulgare, jedoch sind die Blumen dunkelblutroth und erhalten erst später eine bläuliche Nüance. Auch in Peters- burg durchaus hart. Muss alle 2 Jahr durch Samen erzogen werden, da die Pflanze nur zweijährig ist. 12) Allium azureum Ledl.; Aspho- deleae. — Die schönste der Lauch-Ar- ten, so wird Jeder sagen, der diese lieb- liche Perennie in dem hiesigen Garten gesehen. Die grossen kugelrunden, rein himmelblauen Blumen leuchten schon von weitem entgegen. In dem Quartier, wo hier die Zwiebeln stehen, ist diese Pflanze ganz verwildert. Der Boden ist sehr sandig, mit Lehm und Humus vermischt. In Deutschland sah ich diese Pflanze noch nie so schön. Sie kommt im Altai und in den Steppen der Kirgi- sen wild vor, und wird jedem Garten eine wahre Zierde sein. Sie blühet im Juni und ist von Ledebour in der Flora altaica und in der Flore des serres ab- gebildet worden. Beide Abbildungen entsprechen jedoch der Schönheit der Pflanze bei unsnicht. Es kommen auch Abarten mit weissen Blumen und mit zwiebeltragendem Blüthenkopf vor. 13) Escallonia revoluta Pers.; Saxi- fragaceae.e — Ein mit E. rubra nah verwandter Strauch Peru’s für das Kalt- haus. Fast zottige Behaarung, hellgrüne, verkehrt-ovale gezähnte Blätter und lich- ter roth gefärbte Blumen lassen ihn leicht unterscheiden. Gleiche Cultur. 14) Oneidium erispum L. Eins der schönsten und grossblumigsten Oncidien, I. Originalabhandlungen. von dem der hiesige Garten Exemplare aus St. Catherine in Brasilien erhielt. Die sehr grossen Blumen sind gelb und braun nüancirt und stehen in einer reich- blumigen Traube, Im Wuchse gleicht die Pflanze einem O. flexuosum. | 15) Dipteracanthus Schauerianus Nees ab Esenb. ; Acanthace ae. — Warm- _ hauspflanze aus Brasilien. Halbstrauch mit glänzenden länglich-ovalen Blättern und schönen grossen lilafarbenen Blu- men. — Von Hooker im Bot. Mag. T. 4147 als Ruellia lilacina abgebildet, Ausserdem geht sie auch als Ruellia glabrata und lobata in den Gärten. Ge- hört zu den empfehlenswerthen Pflan- zen, Behandlung gleich den Justicien. 16) Stylidium graminifolium Sı.; Stylideae. — Eine schöne zierliche Pflanze Neuhollands. Die Blätter linear und nur wurzelständig. Aus der Mitte derselben erhebt sich der drüsentragende Schaft mit der spitzenständigen Aehre leuchtend lilarother Blumen. Cultur mit den feinern Neuholländern. Blühet im Juli. 17) Bouvardia Jaequini H. B. K, und B. splendens Hook ; Rubiaceae. — Die alte Houstonia coceinea oder Bou- vardia triphylla der Gärten, welche in der Nähe der Stadt Mexiko wild wächst und schon lange zu den beliebtesten Culturpflanzen gehört; sie hat in der neueren Zeit viele Rivalen in der glei- chen Gattung erhalten. De Candolle führt sie als B. Jacquini auf und unter- scheidet noch 2 Abarten, welche der hiesige Garten ebenfalls eultivirt. Von diesen unterscheidet sich die Var. ova- ta durch viele spitze Blätter. Die an- dere, welche Candolle Var. exogyna nennt, trägt dünnere kürzere Blumen mit vorstehendem Griffel. Es ist dieses die B. splendens Hook. Auch die Farbe der Blumen ist hier noch glänzender 19 scharlach. Ob es aber eine Art ist, das wollen wir nicht entscheiden und möch- ten uns in dieser Beziehung eher zu Candolle’s Ansicht bekennen. — Alle 3 Pflanzen sind zu den schönsten Kalthaus- pflanzen zu rechnen, die bei 4—6° R. an’einem trocknen Standort durchwin- tert werden und auch ins freie Land gepflanzt während des Sommers im lockern warmen Boden vortrefflich ge- deihen. Vermehrung durch Steeklinge und Wurzeltheilung. Während der Ve- ‚getationszeit Dungguss. 18) Echeveria grandifolia Sweet. ; Oras- sulaceae. — Eine sehr schöne succulente Pflanze aus Mexiko, die in deutschen Gärten als E. campanulata allgemein verbreitet ist, unter welchem Namen sie Kunze in dem Samenkatolog des Leip- ziger Gartens auch beschrieben hat. Die grossen spatelförmigen, in ei- ner Rosette stehenden glauken Blätter, der hohe im Sommer erscheinende Blü- thenschaft, der eingerollt sich entwickelnde Blüthenäste trägt, mit grossen gelbro- then , in einseitigen Trauben stehenden Blumen zeichnen diese Art sehr aus. Den Sommer auf sonnigen Steinparthieen ins freie Land gepflanzt Pflanze sehr. men. 19) Agave saponaria Lindl.; Lilia- ceae. Lindley bildet diese Agave Tab. 35 des 25sten Bandes des Bot. Register ab. Klotzsch vereinigt dieselbe mit A, brachystachys Cav. in der Allg. Grtztg. 1840, p. 274. ZuA. brachystachys ge- hört jedenfalls die Pflanze des Redoute Lil. Tab. 485 als A. spicata abgebildet, dagegen ist die A. saponaria, zu der auch unsere Pflanze gehört, schwerlich mit derselben zu vereinigen, indem sie sich durch breitere und kürzere (linear- lanzettliche, 1 Fuss lange, 1 Zoll breite) schlaff zurückgebogene, an der Spitze ziert diese Vermehrung durch $a- 80 zusammengedreht-spitze Blätter und eine Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. eultivirt. Noch schöner ist aber eine, laxe, 10—12blumige Blüthenähre leicht | in den Gärten ebenfalls viel verbreitete. unterscheidet. In der Tracht kommt sie der kürzlich beschriebenen A. ma- culata nahe, doch sind die Blätter hell- grün, der Blüthenschaft 3 Fuss hoch, mit grünen Blumen und lang vorstehen- den röthlichen Staubfäden. Cultur im temperirten Kalthause. Der perennirende Wurzelstock zieht im Winter oft ganz ein nnd treibt im Frühling dann wie- der Blätter und Blumen. 20) Acineta Barkeri Paxt. Ausge- zeichnete epiphytische Orchidee mit herabhängenden Blüthentrauben und gros- sen orangengelben fast kugelig zusam- men neigenden roth gefleckten Blumen. Cultur und Tracht gleich der A. Hum- boldtii. 21) Bauera humilis Sweet. ; ß. brevi- pedunculata. Rubiaceae. — Immergrü- ner Strauch aus Neu-Süd-Wales, der bu- schiger wächst als die Bauera rubioides. Die Blumen unserer Pflanze werden von Blüthenstielen getragen , die nur halb so lang als die Blätter. Pflanze mit quirligen lanzettlichen, gesägt-gekerbten kleinen Blättern. Die rothen Blumen erscheinen im Sommer. Cultur im niedri- gen Kalthause in Heideerde, 22) Cyrtanthera Pohliana N. ab. E. y..discolor ; Acanthaceae. Von der präch- tigen aus Brasilien stammenden (. Poh- liana wird die weich behaarte Abart als C. Pohliana Var. velutina oder auch als Justicia carnea in den Gärten vielfach Pflanze, die in denselben gemeiniglich als C. magnifica geht. Die Blätter sind hier kurzhaarig und schärflich, oben oli- vengrün und unten wie der Stengel und die Bracteen fast purpurroth. Die Bracteen sind stumpf und am Rande nur weich- haarig, wodurch diese Pflanze leicht von der C. magnifica N. ab. E. zu unter- scheiden ist. (Letztere ist im Bot. Mag, Tab. 3383 als Justiecia carnea abgebil- det.) Der grosse ährenförmige Strauss, der lebhaft carmin - rosarothen Blumen e'&cheint im Juli. Cultur im Warm- hause. Gehört zu den leicht gedeihen- den und dankbar blühenden Pflanzen. 23) Aristolochia ciliata Hook ; Ari- stolochieae. Eine Aristolochia mit knolli- ger Wurzel und 3— 4Fuss hohem win- dendem Stengel. Die Blumen sind un- gefähr so gross als die der A. Sipho und sitzen in den Achseln der 2'/, Zoll breiten nierenförmigen ‘ Blätter. Der Saum derselben ist dunkelbraun mit gelb und am Rande gelbgrün franzenartig ge- wimpert. Der hiesige Garten hielt diese Pflanze als A. Bonplandi aus italieni- schen Gärten. Stammt aus Buenos Ayres, Gehört zu den schönen Schlingpflanzen des Warmhauses. Im Winter ziehet sie ein und bleibt trocken stehen. Im Früh- ling bildet sie neue Triebe und blühet dann vom Juli an durch den Sommer hindurch. — (E. R.) I. Neue Zierpflanzen. a) Des Petersburger Gartens: 1) Hedychium maximum Rosc.; Scitami- neae. aus der Gruppe der Scitamineen, die allge- meinste Cultur verdienen, Was kann man von Wieder eine jener herrlichen Ostindier | ı einer Pflanze des Warmhauses mehr verlangen, | als decoratives Laub und schöne Blumen, die bei der vorliegenden Art sogar prächtig ge- nannt werden können und dazu noch herrlich ' duften. Blätter breit-lanzettlich, zugespitzt. Der ‘ Blüthenkopf fast sitzend. Bracteen stumpf, ab- II. Neue Zierpflanzen, gerundet, häutig gerandet, nach oben am Rande wollig. Kelch häulig, von den Bracteen ge- deckt, behaart, auf der einen Seite aufgeschlitzt, oben gezähnelt. Blumenröhre vorsehend, bis 3 Zoll lang, wie die Blumenkrone, die über 3 Zoll im Durchmesser hat, weiss. Die 3 äus- sern Blüthenhüllblätter (Petalen) linien-lanzett- lich, kürzer als die andern. Die 2 innern (Staubfädenblätter) länglich oval, genagelt, kürzer als die mächtige verkehrt herzförmige ausgebreilete kurz genagelte Lippe, welche kaum 2 Zoll lang und bis 2° Zoll breit ist. In der Achse ist die Lippe gelblich gefärbt. 1 Staubfaden. Cultur in kräftiger Lauberde. Wird auf erwärmten Beeten zur Blüthe gebracht und blühet im September. 2) Salvia obtusa Mart. et Gal. In den Gärten geht diese Pflanze gemeiniglich als S. dulcis. 3) Systemon Fischeri Rgl.; Rutaceae. — Eine neue mit Galipea zunächst verwandte Gattung, die sich von dieser hauptsächlich durch die Staubgefässe unterscheidet, die un- ter sich in einen geschlossenen Cylinder ver- wachsen sind. — Der hiesige Garten erhielt diese schöne Pflanze von Riedel aus Brasilien gesendet, und legte ihr Fischer vorläufig den Namen Galipea grandis bei. Eine herrliche Decorationspflanze für’s Warmhaus. Der holzige Stengel ist meist ein- fach und trägt auf der Spitze die Krone gros- ser einfacher lederarliger Blätter. Diese sind bis 1'/% Fuss lang und 3—5 Zoll breit. Sie sind kurz gestielt und sind aus keilförmigem Grunde stark in die Länge gezogen, auch nach der Spitze verdünnt aber stumpf, ganzrandig, kahl, oben.dunkelgrün und glänzend, unten heller und durchsichtig punktirt. Blumen klein, in knaulförmigen dichten Corymben zwischen die Blätter gestellt. Kelch mit kurzer Röhre und ungleich 5lappigem Saum. Die Saum- lappen lanzettlich- pfriemlich, länger als die Röhre. 5 lineare weisse Blumenblätter sind unten in eine Röhre verwachsen und stehen oben ab. 5 Staubfäden, von denen 1 sleril, mit zu einer Röhre verwachsenen Fäden und freien linearen mit 2lappigem Grunde auf- sitzenden und eingeschlossenen Antheren. Den II. 1857. 81 Fruchtknoten umgibt ein becherförmiges Honig- gefäss. 5 am Grunde freie Griffel vereinigen sich nach oben in einem einzigen, mit kopf- förmiger 5strahliger Narbe, — Cultur im Warmhaus wie Theophrasta und Galipea.. Erdmischung aus halb Lehm, halb Heide- oder Moorerde mit Sand. 4) Gnidia juniperifolia Lam. Var. aurea; Thymeleae. — In den Gärlen ist eine im Herb- ste schon goldgelb blühende Gnidia vom Cap, als Gn. aurea ziemlich verbreitet. Meissner zieht in seiner Synopsis dieser Familie, die G. aurea. Hort. zu G. juniperifolia Lam. Die Ver- gleichung zeigt, dass sie durch mehrblumige Blumenköpfe (bei Gn. junip. nur 2—4blumig) und durch Blumen, welche, länger als die In- volucral-Blätter (bei der Stammart so lang als diese) abweicht. Wir stellen sie daher als vielleicht durch die Cultur entstandene Form hierher. — Ein schöner Strauch für’s niedrige Kalthaus mit linearen Blättern. Im Herbst er- scheint auf der Spitze jedes Astes ein Blüthen- kopf. Blüht bis in den Winter hinein. Mischung aus Heideerde und Lehm. — 5) Pleurothallis loranthophylla Rchb. il. Var. pellucida Rgl. Die niedliche Pleurothal- lis loranthophylla kommt mit Rhynchopera punctala Karst. Ausw. t. 7 vollständig über- ein. Der hiesige Garten cultivirt nur eine von Lansberg aus Columbien erhaltene Pflanze, welche jetzt, Anfangs October, ihre Blumen öffnete. Theilt Tracht und Characlere ganz mit P. loranthophylia, aber während dort die Blumen auf weissem Grunde lebhaft purpur und gelb gezeichnet sind, besitzen die Blumen un- serer Pflanze eine durchsichtig gelbe Färbung und sind ebenfalls durchsichlig purpur gefleckt. Vielleicht kommt unsere Pflanze mit Klotzsch’s P. subpellueida überein, wir konnten aber von dieser keine Beschreibung auffinden. Unter den Pleurothallideen eine der niedlichsten Pflanzen. Auf niedrigem am Grunde bescheidetem Sten- gel trägt sie ein länglich-elliplisches, vorn aus- gerandetes Blatt. Die gracile laxe Blüthentraube entspringt aus einer zusammengedrückten lan- gen grünen Scheide, ist länger als das Blatt und hängt gracil über. Zwei gegenständige Sepala, das obere lanzeltlich, spitz, — das untere aus der Verwachsung zweier entstan- den, drum breiter und hohl und an der Spitze 6 82 ganz oder selten zweizähnig. Die beiden Pe- talen kleiner, aus lanzettlichem Grunde sichel- förmig gespilzt. Eine längliche zungenförmige, nach vorn verdünnte und schwach spitze Lippe. Cultur in Körben. (E. R.) 6) Gomeza Fischeri Rgl. — Eine neue Orchidee, die der hiesige Garten als Roderi- 'guezia macrostachya cultivirte, einem wahr- scheinlich von Fischer ohne Beschreibung ge- gebenen Namen, weshalb wir diese Pflanze, unserm berühmten und um die hiesige Anstalt so verdienten Vorgänger widmen. weis üher das Vaterland ist nicht mehr auf- zufinden, wahrscheinlich kam aber diese Pflanze in den Zeiten, wo der hiesige Garten in Brasilien eine Filial- Anstalt unter Riedel’s Auspizien hatte, von dorther. Es ist eine all- enthalben kahle Pflanze, mit länglich- ovalen Scheinknollen, die gegen die Spitze hin sich verdünnen, zusammengedrückt zweischneidig sind, 3 Zoll lang und 1? Zoll breit werden und auf ihrer Spitze 2 linear-lanzettliche, spitze, von Längsnerven durchzogene, bis 12 Zoll lange und 1?/4 Zoll breite Blätter tragen. Der Blüthenstand ist eine Traube, die aus der Ach- sel eines jeden der beiden am Grunde jeder Knolle gegenständigen blattarligen Scheiden, sowie auch noch zu 1 —? aus der Spitze der Knolle entspringt. Die Blüthentrauben selbst werden bis 12 Zoll lang, sind graeil zurück- gebogen, viel- und dichtblumig und am Grunde oft verästelt. Die Bracteen fast blattartig, li- nien-lanzetllich, scharf gespitzt, den '/s Zoll langen Blüthenstiel umhüllend, die unteren !, mal länger, die obersten wenig länger als der Blüthenstiel. Blumen blassgrün ; die Se- palen und Petalen einwärts gekrümmt absle- hend, länglich-lanzettlich, kraus, die unteren beiden Sepalen sind die grössten, */» Zoll lang, bis unter die Spitze verwachsen und so schein- bar ein ovales unten ?2kieliges, oben stumpf- lich zweilappiges Blatt bildend; das obere Se- palum und die Blumenblätter gleichartig, stumpf, %3 Zoll lang. Die Lippe länglich, ungetheilt, von der Mitte ab zurückgekrümmt und 2 haut- förmige einzähnige parallele Schwielen tra- gend. Säule kurz, halbstielrund, vorn rinnig. Zwei Pollinien von birnförmig kugeliger Ge- stalt, nach hinten faltig ausgehöhlt, von einer 2 Ein Nach- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. schlanken Caudieula getragen, die auf einer länglichen Drüse ruht. Verwandi der G. Barkerii, planifolia und suaveolens. Die erstere weicht jedoch durch längliche Scheinknollen, kürzere Blüthentraube, schmalere spitze Blüthenhüllblätter und die bloss bis zur Mitte verwachsenen beiden unte- ren Sepalen ab. G. suaveolens (Pleurothallis suaveolens Bot. Mag. 2746) weicht durch auf- rechte kürzere Traube, gelbe Blumen, schmal- lanzettliche spitze Blüthenhüllblätter und die nur am Grunde verwachsenen untern Sepalen ab. Die G. planifolia weicht endlich durch stets einfache Blüthentrauben, die immer nur achselständig sind, ferner gelbe Blumen und linear-lanzettliche spitze Blüthenhüllblätter ab. Wir culiviren von der Gomeza planifolia ebenfalls 2 unter sich verschiedene Varietäten. Die eine derselben stimmt mit der Abbildung Tab. 3504 im Bot. Mag. überein. Wir nennen diese G. planifolia «. laxa; Blumen blassgelb, in eine laxe Blüthentraube vereinigt, die län- ger als die Blätter wird. " G. planifolia 8. densa; Blumen späler schön hochgelb in eine dichte Blüthentraube verei- nigt, die um */s oder um !, kürzer als die Blätter. — Cultur aller dieser im durchbrochenen To- pfe, entweder aufgehängt oder auf der Stel- lage. Blühen im Sommer und Winter. Beistehende Figur ist eine vergrösserte Blume von G. Fi- scheri. 7) Oncidium citrinum Lindl. $. rotunda- tum Rgl. Eine epiphytische Orchidee, die der II. Neue Zierpflanzen. hiesige Garlen aus Columbien von Hrn. Lans- berg erhielt. Von der Abbildung, wie sie Lind- ley tab. 1758 im Bot. Reg. giebt, weicht un- sere Pflanze nur wenig ab, und in Punkten, auf die bestimmt keine Arten bei den Orchi- deen gegründet werden können, dass wir sie unbedenklich als Abart hinzuziehen. Die Lind- ley’sche Pflanze besitzt längliche zusammenge- drückte Scheinknollen, welche gefurcht und meist 2 Blätter auf ihrer Spitze tragen, die ge- sireckl-lanzeitlich und kürzer als die Blüthen- iraube. Blumen von kurzen Bracteen gestülzt, schwefelgelb. Sepalen und Petalen gleichför- mig, linien-lanzettlich, spitzlich, wenig kraus, schwach braun gefleckt, Lippe geigenförmig 3lappig, die Seilenlappen nach hinten ohren- förmig vorstehend, der Spitzenlappen breit nierenförmig. Die kurzharige Scheibe besteht aus 8 Höckern. Griffelsäule kurz, mit undeut- lichen Flügeln. Unsere Pflanze weicht nur dadurch ab, dass Blüthenhüllblätter und das untere Lippen- stück deutlich braun getupft und bandirt, dass die Seitenlappen der Lippe nach hinten nicht ohrenförmig vorgezogen, sondern abgerundet und dass die Scheibe etwas anders gebildet scheint, alles nach den von mir bis jelzt ge- sammelten Erfahrungen unwesentliche Charak- tere. Eine schöne dankbar blühende Pflanze, deren Blumen etwas über 1 Zoll Durchmesser zeigen. a. Eine Blume in Lebensgrösse. b. Der a b. unlere Theil der Lippe mit der Scheibe, ver- grössert. 8) Dodonaea illita F. Müll. (Herb.). Sa- pindaceae. — Eine neue Dodonaea, welche aus Samen, den Ferd. Müller ohne Namen aus Australien einsendete, erzogen ward. Dieselbe fällt mit der Pflanze zusammen, die Behr un- 83 ter Nr.. 148, im 20. Band, pag. 634 der Lin- naea, als neue Art beschrieben hat. Die ge- streckten keilförmigen Blätter mit bald stum- pfer, bald spitzer, bald 3zähniger Spitze, die anfangs glänzend klebrig, später weiss drüsig, ferner zweihäusigen in eine spitzenständige Rispe gestellten Blumen zeichnen diese Art sallsam aus. Cultur im Kalthaus. 9) Maxillaria rufescens Lindl. ß. pallida; Orchideae. — Von Galeotli aus Mexico einge- führl, unterscheidet sich unsere Pflanze von der aus Trinidad eingeführten durch zusam- mengepresste zweischneidige Scheinknollen, die ein lanzetiliches Blalt tragen. Der wurzelslän- dige Blüthenschaft ist ungefähr so lang als die Scheinknolle, mit auseinander gerückten ange- drückten rothen Scheiden besetzt, deren ober- ste nur bis an den Grund des Fruchtknotens reicht. Die äusseren Blüthenhüllblätter sind länglich, fast gleichbreit, mehr oder weniger spitz, okergelb und aussen röthlich, 24 Zoll lang, 2'/, Lin. breit. Die innern Blätter klei- ner, heller gelb und scharf gespitzt. Lippe länglich, 3lappig, mit eingekrümmlen kleinen spitzen Seitenlappen und länglichen stumpfen Mittellappen, auf gelbem Grunde braunroth punktirt, mit länglicher einfacher achsenständi- ger Schwiele. Die ächteM. rufescens soll nach Lindley fast A seitige Scheinknollen und stum- pfe Blumenblätter haben, von denen die äus- seren mehr geröthet. Lindley’s Abbildung tab. 1848 Bot. Reg. zeigt aber, entgegen der Be- schreibung, spitze Blumenblätter und stimmt auch sonst so mit unserer Pflanze überein, dass wir sie unbedenklich dazu ziehen, Ver- wandt sind M. porreeta, Parkeri, cueullata, punctata etc. — 10) Begonia nitida Dryand. 8. speciosa. Wir haben Tab. 55 dieser Zeitschrift die ächte Begonia nilida Ait. abgebildet. Im hiesigen Garten wird eine hübsche Abart derselben neben der ächten Art als B. speciosa culti- virt. Kleinere kürzere ovale schwach herzför- mige Blätter, die am Rande deutlich doppelt gezähnt, niedrigerer Wuchs and lebhafter roth gefärbte Blumen unterscheiden sie und ist sie deshalb nicht weniger als die Stammart als schöne dankbar blühende Warmhauspflanze zu empfehlen. 11) Ipomoea tuberculata Roem, et Schult: 6 * 84 - B. angustifolia. Convolvulaceae. ' 4 Eine Winde für's Warmhaus mit knolliger Wurzel und hoch windenden Stengeln. rückgedrückten oder in eine Granne ausge- henden, am Rande ganzen oder ausgeschweif- ten Lappen, die bis 3 Zoll lang und !/, Zoll breit werden. Blatistiele von hervortretenden Höckern scharf. Nebenblättchen fehlen. Blü- thenstiele 1—3blumig, in der Mitte 2 Bracteen tragend, und so lang oder kürzer als das Blatt. Kelehblätter oval, stumpf, ungleich gross, !a—"]s Zoll lang. Blumenkrone gross, schön violeit.— Steht der Ip. digitata nahe, und wer- den wir an anderm Ort Ausführlicheres geben, da hier mehrere Arten verwechselt sind. Gehört zu den schönen Winden, die allge- meine Cultur verdienen. Die Blume ähnelt der I. bonariensis und pendula. Vaterland ist uns nicht bekannt. Vermehrung durch Stecklinge im Sommer. — 12) Ardisia lentiginosa Ker. Dies ist der ächte und rechte Name für die als Ardisia erenulata in den Gärten Europa’s allgemein verbreitete Pflanze. Ventenat's Original-Abbil- dung (Choix tab. 5) und Beschreibung giebt als Ardisia erenulata Vent. eine durchaus von der in Gärten verbreileten Pflanze verschiedene, mit spitzenständiger Blüthenrispe. — 13) Brunfelsia nitida Benth.; Scrophula- rinae — Alle ächten Brunfelsien scheinen sehr variabel zu sein uud gehören vielleicht alle zur gleichen Art. Unsere Pflanze weicht durch meist stumpfe Blätter und kahle Blu- menröhre von B. nitida ab. Immergrüner Strauch für's Warmhaus mit verkehrt-ovalen Blättern und langen röhrigen gelben Blumen. Blühet im Sommer. — 14) Bunchosia emarginata Rgl.,;, Mal- pighiaceae. — Ein schöner immergrüner Strauch fürs Warmhaus, den der hiesige Garten aus Cuba durch Chappy erhielt. Derselbe steht der B. tuberculata Jacg. (Hort. Schoenbr.: t. 404) sehr nahe, unterscheidet sich aber durch länglich ovale stumpfe und an der Spitze ein- gekerbte Blätter, die nur in der ersten Jugend oberhalb mit einzelnen angedrückten Haaren besetzt, später aber ganz kahl sind. Wie B. Allenthalben kahl. Blätter fingerförmig 7 theilig, mit linear- lanzettlichen, stumpfen oder an der Spitze zu- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. glandulifera tragen sie am Grunde der Blätter auf deren untern Seite ?—4A Drüsen. Ein niedriger verästelter Strauch mit brau- ner warziger Rinde. - Blumen citronengelb in einfachen achselständigen armblüthigen Trau- ben, die halb so lang als die Blätter. Blühet im Juli. — 15) Aristolochia ornithocephala Hook.; Aristolochieae. — Es ist dieses eine Schling- pflanze ans Brasilien für's Warmhaus, die Gar- dener aus Brasilien einführte. Im Blatt gleicht sie der Aristolochia gigas und brasiliensis. Die sehr grosse Blume ist auf geblich weissem Grunde, allenthalben mil einem matten Braun neizarlig gezeichnet. Die Röhre derselben ist aufgeschwollen, der Saum zweilippig; die Ober- lippe lanzettlich-schwerlförmig und nach innen zusammengelegt, die Unterlippe genagelt und sehr breit nierenförmig. Blühet im Sommer leicht und dankbar. Wird in grosse Töpfe oder Kübel in eine lockere lehmige Erde gepflanzt. 16) Nymphaea dentata Thon. et Schum. N. rubra Roszb. . N. gigantea Hook. u. N. devoniensi - dentata. — Unter den jetzt so beliebten Wasserpflanzen sind es besonders die Nymphaeen, die durch ihren Blumenreich- thum den ganzen Sommer hindurch erfreuen. Unter ihnen ist kaum eine schöner als die dankbar blühende und liebliche N. devonien- sis, die in der Flore des serres N. Ortgiesiano- rubra genannt ist. Es ist dieses der Bastard zwischen N. dentata (der N. Lotus vieler Gär- ten oder N. Ortgiesiana nach Planchon) und N. rubra. Die Nymphaea dentata ist die Kö- nigin der weissen Nymphaeen. In unserm Vie- toria-Bassin blühet diese Pflanze unausgesetzt. Das Laub derselben hält bis 1’/; Fuss im Durchmesser, ist am Rande stark gezähnt, und die weisse Blume wetteifert fast mit der der Victoria an Grösse, indem sie bis 9 Zoll Durch- messer zeigt. Soll sie zur üppigen Entwick- lung kommen, so muss sie in einen Kübel ge- pflanzt und in diesem im Victorien-Bassin ein- gesenkt werden. Wahrscheinlich dürfte sie als ein Bewohner der Gewässer Guinea’s nur im erwärmien Bassin die erwähnte Ueppigkeit und Grösse erlangen. Nicht minder schön ist die N, rubra; auch sie hat ein gezähntes grosses Blatl, aber eine II, Neue Zierpflanzen. kleinere dunkelrothe Blume. Blühet weniger leicht und später unter gleicher Behandlung. Der oben erwähnte Bastard zwischen die- sen beiden Pflanzen, die N. devoniensis, hat ein Blatt, das ungefähr von der Grösse der N. rubra ist, und eine Blume von heller blut- rother Farbe, die etwa 5—6 Zoll Durchmesser hat. Ihre vortheilhafte Eigenschaft ist die, dass sie sehr dankbar den ganzen Sommer hindurch blühet und oft 2—3 Blumen zu gleicher Zeit trägt, bei gleicher Behandlung wie von N. dentata. Zwischen ihr und N. dentata ist nun abermals eine Mittelforn gezogen worden, sehr wahrscheinlich durch Befruchtung der N. de- voniensis mit dem Pollen von N. dentata. Diese ist in ihren Characteren, in Grösse von Blume und Blatt schon wieder zu N. dentata zurückgekehrt, aber die Farbe der Blume ist ein leichtes rosa und auch die Blälter sind noch röthlich, sowie Kelch und Blumenblätter noch etwas breiter, und von der Haltung der N. devoniensis. Wir erhielten sie als N. Kö- nigin Elisabeth aus einem Garten Thüringens. Sie verdient in allen Wasserhäusern kultivirt zu werden, blühet so dankbar wie ihre Eltern und vermehrt sich wie die N. devoniensis, durch Wurzelsprossen, die schnell wurzeln und dann abgenommen werden. Es ist die als N. devoniensi-dentata aufgeführte. UeberN. gigantea können wir jetzt noch nichts anders berichten, als dass wir eine alte Knolle von Herrn Müller in Gotha erhielten. Diese hatte dort im letzten Sommer nur kleine unansehnliche Blätter getrieben und nichts we- niger als ein freudiges Wachsthum gezeigt. Sie ward bei uns in einen Wassernapf ge- pflanzt und wie die andern Nymphaeen ange- trieben, bevor sie in’s Victorien-Bassin gestellt werden. Während die andern kräftig austrie- ben, zeigte die Nymph. gigantea nur kleine Blättehen mit kaum Y, Zoll langem Stiele und "ganz unentwickelter Platte. Sie ward dann in's Bassin gestellt, so dass das Wasser 1 Zoll über ihr stand und frische Luft nach Geitner’s Angabe zutreten konnte. Die Pflanze wuchs nicht weiter. Nun schlug man den Boden aus dem Napfe und senkte die Pflanze in’s Victo- rien-Bassin, so dass sie fast 3 Fuss unter Was- ser kam und seitlich an dem für die Victoria bestimmten Erdhügel eingesenkt ward. Schon ‘Unter das Mikroskop gebracht, 85 nach 10 Tagen sah man kleine Blättchen an die Oberfläche steigen, deren Platte anfangs kaum '/; Zoll Durchmesser hatte, Nun aber folgte rasch Blati auf Blatt, und indem ich dieses schreibe, messen die Blätter schon 9 Zoll im Durchmesser, die Pflanze hat an 50 gesunde Blätter, und wir haben die sichere Hoffnung, dieselbenoch blühen zu sehen. So hatte bei uns sich Van Houtte’s Methode der Cultur bewährt. An andern Orten soll dies nicht geschehen sein, ist es dort vielleicht das kalkhaltige Wasser, was die Schuld trägt? — Wir vermuihen das Letztere deshalb, weil Hr, Müller uns mittheilte, dass er die Knollen dieser Nymphaea tief und flach ins Victorien- Bassin eingesenkt, und dass sie auf keine Weise gedeihen wollten. Dies der Grund, wes- halb wir anfangs das von Geitner empfohlene Verfahren einschlugen und erst, als dieses nichts half, zu dem von Van Houtte griffen. Was ist aber der Grund, dass diese Nym- phaea nur tief unter dem Wasser treibt. Ist es Mangel an Licht, ist es der Druck der Was- sersäule, welcher die Luft enthaltenden Blätler gleichsam herauf ziehet? Weitere Versuche müssen entscheiden. Bevor wir diese Nymphaeen verlassen, wollen wir noch bemerken, dass Nymph. de- voniensis verhältnissmässig wenig Pollen ent- wickelt. Doch ist dieses je nach den Blumen verschieden, in den einen enthalten die An- iheren mehr, in den andern weniger Pollen. sieht man, dass hier der Pollen nach Art der Bastarde zum grösseren Theil unausgebildet. Ein Theil ist jedoch vollkommen ausgebildet und ich sah sogar an diesem sich schon im Wasser Schläuche entwickeln. Die zwischen N. devoniensis und dentata gefallene Tinktur besitzt schon durchweg voll- kommen ausgebildeten Pollen, wenn auch nicht soviel, als diesen N. dentata entwickelt. — Wir hätten also hier abermals einen im Pollen fruchtbaren Bastard, wenngleich er seine Ent- stehung nicht verläugnet und eine Tinktur von demselben mit durchaus normalem Pollen. (E. R.) 17) Erica globosa Andr. 8. exserta. Die E. globosa steht der in deutschen Gärten ziem- lich verbreiteten E, aggregata Wendl. nahe» 86 unterscheidet sich aber durch kugliche Blu- menkronen. Unser Garten cultivirt eine Abart von ‘der Letzteren, mit zu A stehenden Blättern und hervorstehenden Aniheren. Gehört zu den im Sommer dankbar biühenden Pflanzen mit rosarothen in spitzenständigen Dolden erschei- nenden Blumen und ist in Cultur durchaus nicht empfindlich. — 18) Zobelia Erinus L. und Abarten; Zo- beliaceae. — Unter den vielen in den Gärten eullivirten einjährigen Pflanzen vom Vorge- birge der gulen Hoffnung verdient kaum eine allgemeinere Cultur, als die niedliche, schon lange in den Gärten eingebürgerte Lobelia Erinus. Das gefällige Wachsthum derselben in diehten Rasen, die Eigenschaft der Stengel erst der Erde nach sich niederlegen und dann hoch empor zu steigen, macht diese Pflanze ebenso geeignet zur Bepflanzung von Bordü- ren, wie von ganzen Gruppen. Soll sie jedoch eigentlich üppig gedeihen, so muss man ihr einen lockern Boden anweisen, der mit Pflan- zenhumus stark versetzt ist, — Nah verwandt ist sie mit L. bicolor, und wir gestehen offen, dass uns L. bicolor Sims. gar nicht spezifisch verschieden zu sein scheint; denn die schwache Behaarung und etwas schmalere Lappen der Blumenkrone können kaum als Unterschied gelten, da auch bei L. Erinus die untern Blätter oft etwas behaart und Blumenkronenlappen bald schmäler bald brei- ter sind. Durch die lang fortgeseizte Cultur haben sich nun verschiedene Varietäten gebildet, welche in der Färbung der Blumen abwei- chen. Die ursprüngliche Farbe ist ein lichtes Blau mit weissem Auge. Man ceultivirt nun Formen mit fast weissen Blumen und solche mit dunkleren Blumen. Unter letztern fand ich letztes Jahr eine sehr schön dunkel blühende Abart in den Gärten Arnstadil’s und Erfurt's, Ich nahm mir von dort Samen von dieser als L. Erinus oculata gehenden Form mit. Ein heil derselben ging wieder zur Stammform zurück. Ein Theil blieb sich treu und einige wenige Pflanzen zeigen gerade jetzt ein sol- ches tiefes leuchtendes Blau der Blumen, was mit dem weissen Auge so schön contrastirl, dass man den Blick kaum lange auf der Farbe ruhen lassen kann, Würde es gelingen, diese Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. herrliche Farbe zu fixiren, so wäre dies ein wahrer Gewinn für die Gärten und wegen des schönen Wachsthums und der reichen den ganzen Sommer fortdauernden Blüthe würde ich diese Pflanze auch der L. ramosa' vor- ziehen. Aussaat zeilig auf Näpfe im temperirten Hause oder Beete und zeitiges Verstopfen er- zielt auf Mitte Mai schon blühende Pflanzen. In botanischer Beziehung ist noch zu be- merken, dass dieselbe eine besonders’ breite und breitlappige Lippe besitzt und deshalb eine ganz ächte L. Erinus darstellt. 19) Rubus nobilis H. Angl.; Rosaceae. — Ein wahrscheinlich im freien Sande aushalten- der Strauch, den der hiesige Garten unter obigen Namen aus englischen Gärten erhielt. Derselbe steht dem Rubus spectabilis Pursh. zunächst. Es ist ein aufrechter Strauch von der Tracht unserer Himbeere. Stengel und Unterseite der Blätter weisslich behaart, fast wehrlos. Blätter gedreiet oder handförmig 3theilig. Blättchen oval rhomboidisch, ganz oder die seitlichen 2lappig und am Grunde einseilig herzförmig, alle doppelt gezähnt. Blumen carmoisinroth, werden von ?— mehr- blumigen, achsel- und spitzenständigen Blü- thenstielen getragen. Kelchblätter oval, in eine lange Granne ausgehend, halb so gross als die elliptischen Blumenblätter. — Eine Pflanze, die wie der R. odoratus zur Zierde unserer Bosquets dienen dürfte. — Vaterland uns un- bekannt. — 20) Ceanothus ovalis, Big.;, Rhamneae. — Eine mit C. intermedius Pursh. verwechselte Pflanze. Ein niedriger harter Strauch aus Ame- rika, mit oval-elliptischen stumpflichen oder spitzen, ganz kahlen, 3nervigen Blättern und endständiger weisser Trugdolde. Harter Bos- quetstrauch, ähnlich .dem C. americanus. 21) Erica filifolia, Rgl. Es ist dieses eine noch neue Erica, die zur Gruppe der Dasyan- then (Lange röhrige Blumenkrone und dicht behaarter Fruchtknoten) gehört. Zu 8 stehende fädliche kurzhaarige Blätter, auf den Spitzen kleiner Seitenäste einzeln stehende Blumen, eine zylindrische zolllange gerade unten weiss, oben rosa gefärbte Blumenkrone , wehrlose eingeschlossene Aniheren zeichnen diese Pflanze sogleich aus. Im hiesigen Garten als E, os- IL. Neue Zierpflanzen. strina ceultivir. Ob ein Bastard? Eine eigen- thümliche Pflanze von der Tracht einer E. bucecinaefolia. Cultur mit den andern Ericen. Blühet im Sommer reichlich. — 21) Maxillaria Galeottiana ARgl. Eine zierliche Maxillaria, die der hiesige Garten durch Galeotti aus Mexiko bezogen hat. Sie ist zunächst mit M. acutipetala Hook. Bot. Mag. tab. 3966 verwandt, aber Knollen und Blätter sind weit schmäler und die Blumen nur halb so gross. In ersterer Beziehung gränzt sie auch an M. angustifolia Hook. an, aber die Lippe ist ganz verschieden. Bildet einen dichten Knollenrasen. Die Scheinknollen sind länglich, gegen die Spitze zu verdünnt, tief gefurcht, kaum zusammenge- drückt, am Grunde von häutigen bräunlichen Schuppen umgeben, bis 1°% Zoll lang und kaum !/, Zoll breit. Auf der Spitze derselben stehen 2, seltiner 4 linear -lanzettliches, scharf gespitztes Blatt, das bis 1 Fuss lang und nicht viel über !; Zoll breit wird. Die einblumigen Blüthenschafte stehen in den Achseln der Schuppen, sie sind röthlich, wie die ganze Pflanze kahl, tragen 4 auseinander gerückte Scheiden und sind mehr als noch einmal so lang als die Knollen. Die Blumen ungefähr 1 Zoll im Durchmesser, okergelb und besonders am Rande und auf der Rückseite röthlich ge- zeichnet. Die Sepalen sind zugespitzt-länglich, spilz, aufrecht-abstehend; die Petalen unbe- deutend kleiner und halb so breit als die Se- palen. Lippe 3lappig, so lang als die Petalen, mit stumpfen Lappen, von denen der vordere fast zungenförmig, zurückgerollt und ohne Er- höhungen. In der Achse des untern Lippen- stückes findet sich ein länglicher Buckel. Die Lippe ist übrigens hellgelb, das untere Stück am Rande heliroth gestreift, das Vorderstück dunkelroth gestreift und gefleckt. Blühete im Sommer mit Massen von Blumen zu gleicher Zeit, die einen angenehmen Geruch besitzen. 22) Dianella inconspicua Agl.; 4sparagi- neae. — Eine neue Dianelle, die der hiesige Garten als D. atrata eultivirte. Dieselbe steht der D. angustifolia Schult. zunächst, unterschei- det sich jedoch durch breitere linear - lanzettli- che (bis 13 Zoll lang und ',;—!% Zoll breit) schlaff zurückgebogene, am Rande und oben am Kiel durch kleine Dornen scharfe Blätter, 8 Die Blüthenrispe ungefähr so lang oder länger als Blätter, mit 2—3 theilig verästelten Aesten und schlanken zurückgekrümmten Blüthenstiel- chen, die 2—3 mal länger als die kleine Blu- me. Aeussere Blumenblälter länglich lanzett- lich, blass braunroth, die innern schmäler und kleiner, gelblich, anfangs undeutlich, später deutlich 3 nervig. — Weniger schön als die andern Dianellen Neuhollands, unter denen z, B. D. caerulea und strumosa allgemeine Cul- tur als schönblühende harte und im Laube decorative Kalthauspflanzen verdienen. Heide- erde mit Lehm vermischt. Frostfreier Standort im Winter. 23) Erica speciosissima Kl. Eine mit E. vestita nah verwandie Pflanze, die sich durch kurzhaarige Blätter, violettpurpurne fast ganz kahle Blumenkronen und oben dicht kurzhaa- rigen Fruchtknoten unterscheidet. Gehört zu den schönsten, im Sommer blühenden Arten. Als E. grandiflora violacea und E. vestita vio- lacea aus deutschen Gärten empfangen. 24) Caladium bicolor. W. Unter den de- corativen Aroideen ist das C. bicolor als Blatt- pflanze noch kaum übertroffen. Die gewöhn- liche seit Jahren in den Gärten befindliche Form, die aus Gärten Madeiras nach Europa gebracht ward, besitzt gesätligt grüne Blätter mit blutrothen Hauptnerven, deren Färbung allmählich in das Grün des Blattes verläuft. Der hiesige Garten erhielt im letzten Herbst Knollen einer Aroidee vom Gärtner Segnitz vom obern La Plata Strom. Es waren dies Formen des C. bicolor. Die eine derselben nennen wir: 25) C. bicolor W.; Var. rubrovenium. Eine Form mit dunkelgrünem Blatt und scharf abgeschnitten dunkel blutroth gezeichneten Hauptnerven. 26) C. bicolor F. Var. sanguineum. Die Blätter werden hier grösser und breiter als bei der Stammform und sind bei den spätern Blättern auf der Scheibe leuchtend blutroth gefärbt und nur am Rande grün. Nach Mittheilungen des Herrn Segnitz sol- len am La Plata viele Formen dieser Pflanze, namentlich auch mit schön punktirten Blätiern wild wachsen, und hoffen wir binnen Kurzem im Besitz derselben zu sein. Cultur. Ueberwinterung an einem durchaus 83 trocknen warmen Platz, wo man die abge- irockneten Knollen in Sand einschlägt. Im Frühling treibt man sie im warmen Mistbeete an und stellt sie später in ein dunstiges Warm- haus zur weitern Ausbildung. Dann aber kann die Pflanze auch zur Decoration von Zimmern und lufligen Gewächshäusern verwendet wer- den. Vermehrung durch Theilung nach dem Austreiben im Frühling. — 27) Dendrobium stuposum Lindl. Epiphy- tische Orchidee aus Ostindien mit 'proliferiren- dem cylindrischem Stengel, länglich - linearen, oben ganzen oder schief ausgerandeten Blättern, und meist zu ?blumigen aus den Gelenken der blattlosen Stengel hervorbrechenden Blü- thentrauben mit ungefähr ?4 Zoll im Durch- messer haltenden schneeweissen Blumen. Blü- thenhüllblätter länglich-oval, die äussern spitz, die innern stumpf und zuweilen gewimpert, alle aufrecht. Lippe 3lappig, vorn mit gelber Schwiele und langen zierlichen Franzen. Ward von Lindley in den Misc. des Bot. Mag. N. 94 beschrieben. Wir erhielten es als D. intermedium aus englischen Gärten. 28) Melampodium divaricatum D. C. B. macranthum; Compositae. Die Samen dieser Pflanze sendete Warscewicz in den A0ger Jah- ren an den Botanischen Garten in Zürich. Die- ser vertheilte sie unter dem obigen Namen, da sie sich nur durch grössern Strahl unter- scheidet. Die Handelsgärtner machten einfach M. macranthum daraus und empfahlen diese Pflanze als neue einjährige Zierpflanze. Blu- men gelb. Verdient als Zierpflanze gar keine Empfehlung. 29) Stephanophysum brevifolium Pohl; Acanthaceae. — Ein sehr schöner Halbstrauch aus Brasilien und würdiger Rival der Thyrsa- canthus-Arten, mit denen er in der Tracht viel Achnliches hat. Bildet einen Strauch von 1—4 Fuss Höhe, mit gegenständigen ovalen zuge- spitzten, keilförmig in den Blaitstiel herablau- fenden Blättern, die bei unserer Pflanze am Rande nur bogig ausgeschweift und nicht stumpf gezähnt sind, wie Pohl diese Pflanze beschreibt und Tab. 155 abbildet. Die Blät- ter wechseln jedoch in Form und Grösse und erscheinen oft lang gesireckt, so dass auch S. longifolium Pohl mit dieser Art zusammen- fallen dürfte, Die scharlachroihen Blumen ste- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hen in leichten achselständigen gabelig ge- theilten Scheindolden. Kelchlappen linear, der obere etwas länger als die andern. Blumen- krone am Grunde schmal röhrig, dann zusam- mengedrückt und nach unten bauchig aufge- blasen und mit stumpfen Lappen des Saumes, von denen die beiden untern aufrecht, die 3 obern abstehend. Auf Pohl’s Abbildung sind alle aufrecht, doch ist diese wohl nach ge- trockneten Exemplaren gemacht und stimmt sonst vollkommen mit unserer Pflanze überein. Ein hübscher Zuwachs zu den harten Warm- hauspflanzen. Blühet im Sommer. (E. R.) b) Abgebildet in „Illustration horti- coler 1) Neue Pelargonien - Varietäten. Die Tafel 103 der Illustr. horticole bringt die Ab- bildung von 14 neuen Formen dieser belieb- len Florblumen, die sämmtlich zu der. Section der fünffleckigen oder sogenannten Odier-Pe- largonien gehören. Die fünffleckigen Pelar- gonien stammen bekanntlich von dem P. dia- dematum ab, neben der brillanteren Zeichnung bieten sie auch neue, sehr schöne Farben und ein anderer Vortheil, den sie vor den älteren englischen Pelargonien besilzen , ist ihr kräfti- ger Wuchs und die Grösse ihrer Blüthenbou- quets: Kein Wunder also, wenn sie seit ihrem ersten Erscheinen vor etwa 5 Jahren grosses Aufsehen in der blumistischen Welt machten und seitdem den ersten Rang behaupten. — Die vorlie- genden neuen Varietäten wurden theils von dem Pariser Banquier Odier, theils von Herrn Miellez, einem bekannten Handelsgärtner in Esquermes bei Lille gezüchtet und von Letzterem im Früh- jahr 1856 dem Handel übergeben, sie reihen sich den früher von der gleichen Firma aus- gesandten würdig an und verdienen die wärm- ste Empfehlung. Die Farbenbeschreibung würde uns hier zu weit führen, wir begnügen uns mit Angabe ihrer Namen. Es sind: 1) Im- peratrice Eugenie, 3) Mme. Heine, 4) Leon Leguay, 5) Perugino, 6) Ru- bens, 7) Mme. Lebois, 8) Mme. Place, 9) Comte de Morny, 10) Mme. Furtado, 11) G. Severyns, 12) Hendersoni, 13) Mme. Pes- catore u. 14) Mme. Sueur. Als die schönsten und auffallendsten nennen wir dieNr.2,4,9,11 u. 14. 2) Scutellaria scarlatina P. et Lind. - 2) Pescatorei, II. Neue Zierpflanzen. . Labiatae. — Eine hübsehe, lebhaft scharlach- roth blühende, neue Art, ähnlich in der Blü- thenfarbe den S. Ventenati, splendens und villosa, von Triana , der für das Etablissement des Herrn Linden reist, in der Provinz Po- payan (Neu-Granada) entdeckt. Blätter breit herzförmig-lanzeillich, gespitzt, grob gezähnt, weichhaarig; Blülhen in endständigen, viel- blumigen aufrechten Trauben. Cultur die glei- che, wie bei den übrigen Arten; im Sommer sehr schön zu Gruppen im Freien, Ueberwin- terung im temperirien Hause, Vermehrung durch Stecklinge und Theilung. 3) Statice macroptera Webb. Plumbagi- neae. Unstreitig die prachtvollste der schönen Statice Arten, von denen die St. ma- crophylla, arborea und neuerdings der Bastard von diesen beiden, die St. Halfordi, bis jetzt ihrer Schönheit wegen die geschätztesten wa- ren. Sie werden von der St. macroptera weit übertroffen: ihre enormen Blüthendolden errei- chen über einen Fuss Durchmesser und sind dicht bedeckt mit zahllosen Blüthen, deren reines tiefes Blau einen lang dauernden dich- ten Teppich bildet, hier und damit den schnell vergänglichen weissen Corollen 'geziert, die äls weisse Sterne auf blauem Grunde an das Banner der nordamerikanischen Union erin- nern! Wächst ausschliesslich auf der Ei- seninsel, der kleinsten und unfruchtbarsten der canarischen Inseln, ganz aus nakten, zerklüf- telen Basaltfelsen bestehend und wurde durch Herrn Bourgeau in Samen eingeführt, die in dem Garlen der Herren Thibaut und Keteleer in Paris angebaut wurden, und eine schöne Anzahl junger Pflanzen lieferten, so dass wir hoffen dürfen, diese Prachtpflanze werde fortan eine der grössten Zierden unserer Kalthäuser werden. Wie manche herrliche Pflanze mag noch wie diese, auf öder Insel oder in unzu- gänglichen Wildnissen verblühen, des Tages der Erlösung harrend! — Die St. macroptera bildet einen niedern Halbstrauch mit sehr grossen, gestielten, leyer- förmigen Blättern; der mittlere Blätttheil gross, eirund, spitzlich, am Grunde buchlig- gelappt, die seitlichen viel kleiner, dreiseilig-eirund, zu- sammenfliessend; Blüthenschaft hoch und ab- stehend doldentraubig - rispig, sowie die Ver- zweigungen breit geflügelt, fast dichotomisch 89 verästelt und breit geöhrt. Kelchröhre kahl, der Saum stumpf, öseilig. (Taf. 105.) 4) Helenium atropurpureum Kunth et Bouche. Compositae. Eine hübsehe neuere Staude von Engelmann aus Texas an den Berliner botanischen Garten im Jahre 1845 eingesandt, aber noch wenig verbreitet. Die niedlichen, einer Zinnia ähnlichen Blüthenköpfe, die reiche Blüthenfülle und eine malerische Tracht empfehlen sie. Die eirca 3 Fuss hohen Stengel sind kanlig und geflügelt, Blätter lineal- lanzetllich , entfernt, sitzend herablaufend, mit vertieften, punktförmigen Drüsen dicht bedeckt. Die Randblüthen sind sehr veränderlich in der Färbung, vom reinen Gelb durchlaufen sie im Ab- blühen alle Farbentöne durch Orangeroth bis zum dunkelsten Braunroth, und diese Farbencon- traste auf derselben Pflanze machen einen sehr eigenthümlichen, herrlichen Effect. —- Gedeiht in jedem guten Gartenboden, der nicht zu gar feucht ist, und wird leicht durch Theilung im Herbste oder Frühling vermehrt. (Taf. 106.) 5) Cydonia japonica Var. Moerloosii. Unier den Sträuchern, die im ersten Frühling blühen, gebührt der bekannten, lebhaft roth blühenden Cydonia (oder Pyrus) japonica un- streitig der erste Rang. Lange Zeit besassen die Gärten nur 2 Abarten, eine weissblühende und die von Siebold eingeführte und von ihm C. umbilieata genannte rosenrothe (in den letz- ten Jahren kam noch eine halbgefüllte rothe Abart hinzu) , jelzt hat Herr Moerloose, Han- delsgärtner in Ledeberg bei Gent, durch lange fortgesetzte Aussaaten noch 11 weilere Varie- täten erzielt, die durch ihre Blüthenfarben, (Weiss, Rosa, Orangeroth und dunkel Blutroth in verschiedenen Nüancen) durch die Tracht des Strauches, wie durch Form und Grösse der Früchte untereinander verschieden sind. Sämmtliche Formen sind im Alleinbesitz des Herrn Papeleu, Baumschulbesitzers in Wetteren bei Gent, und ist besonders die obengenannte sehr zu empfehlen. Die grossen Blumen sind bei dieser Abart weiss-grundig, breit mit Rosa und Carmin bandirt, von herrlichem Effecte! Die Cydonia japonica wird durch Ablegen, durch Veredlung auf die gewöhnliche Quitle, und auch sehr erfolgreich durch Wurzelsteck- linge vermehrt. (Taf, 107.) % 90 c) Abgebildet im Botanical Magazine. |tur, muss frostfrei 6) Argyreia hirsuta Wight et Arn. (Ar- gyreia Choisyana, Hort.) Convolvulaceae. — Der Garten in Kew erhielt diese slattliche Schlingpflanze 1850 von Paris als Argyreia Choisyana. Sie stimmt in allen wesentlichen Merkmalen mit der A. hirsuta Wight et Arn. überein , die Wight später in seinen unschätz- baren „Icones“ als Rivea hirsuta abbildet und beschreibt. Eine hochrankende, und daher zu ihrer vollkommenen Entwicklung viel Raum beanspruchende Pflanze, die in grösseren Wärmhäusern zur Bekleidung der Pfeiler, der Sparren u.s.w. zu empfehlen ist. Alle Theile der Pflanze, selbst die Röhre der Corolle, dicht mit abstehenden, steiflichen Haaren hedeckt; Blätter gross, herzförmig, oben glänzendgrün und fast kahl, unterhalb hell filzig mit stark hervortretenden Rippen; Blüthenstiele lang und gedreht, ein oder mehrblüthig; Bracleen in gegenständigen Paaren, linealisch oder lanzett- lich; Sepalen oval, Corolle gross, schön lila- roth, mit verlängerler, am Grunde etwas auf- getriebener Röhre. — Stammt von Ostindien. (Taf. 4910.) 7) Lysimachia nutans Nees ab Esenb. (Labinia atropurpurea LK. et Otto.) Primula- ceae. — Eine hübsche, halbharte Staude von Eeklon und Zeyher und später von Drege in den sumpfigen Bergdistrikten am Cap der gu- ten Hoffnung aufgefunden und eingeführt. — Perennirend , Stengel aufrecht, mit wenigen gegenständigen Aesten; Blätter gegenständig oder zu dreien, lanzettlich, kurz zugespitzt, in einen knrzen, halbstengelumfassenden Blatt- stiel auslaufend, ganzrandig, kahl; Blüthen in vielblumigen, endständigen, ährenförmigen Trau- ben, die zuerst überhängen, später 'im Aulf- blühen sich aber aufrichten, so dass der spe- eifische Namen kaum gerechifertigt erscheint; die kurzen Blüthenstielchen mit kleinen, lineal- lanzettlichen Bracteen; Kelch fast bis zum Grunde in 5 lineal - längliche, stumpfe Zipfel getheilt, fast 3mal kürzer als die im Verhält- niss grosse Corolle, die glockig-trichterförmig und schön dunkelpurpurroth gefärbt ist; Co- rolle tief 5-iheilig , die Lappen lanzettlich-spa- telförmig, an der Spitze ausgefressen gezäh- nelt, Staubfäden 5, gleichlang , weit hervor- stehend. — Sehr niedlich, auch zur Topfeul- Gartenflora Deutschlands und Ber Schweiz. überwintert werden, und vermehrt sich durch Samen und Stecklinge. (Taf. 4941.) 8) Codonopsis rotundifolia Benth. (Wah- lenbergia rotundifolia. D.C.) Campanulaceae.— Eine bereits bekanute, vom Himalaya stam- mende, rankende Pflanze mit ziemlich unan- sehnlichen, grünlich-gelben, dunkelroth geader- ten Glockenblumen. — Die ihr nah verwandte, neuerdings durch Siebold von Japan eingeführte Campanumoea lanceolata Bl. ist ihr ähnlich, aber schöner. Man lässt sie im Winter im Kalthause einziehen, treibt sie im Frühjahr wieder an, und leitet sie an kleine Drahtgitter, die sie bald mit ihren dünnen Stengeln und vielen Blumen bekleidet. (Taf. 4942.) 9) Orobus Fischeri Sweet. (0. atropur- pureus Fisch.) Leguminosae. Wurde vom Pe- tersburger botan. Garten vom verstorbenen Gartendirector Dr. Fischer unter dem, Namen 0. atropurpureus Desf. in England eingeführt und ist jedenfalls der ©. Fischeri von Sweet. Eine sehr empfehlenswerthe, vollkommen ausdauernde Art, reichblühend und schön dun- kelroth gefärbt, wahrscheinlich aus Südilalien oder von der nördlichen Küste Afrika’s stam- mend. Stengel aufrecht, dünn, mehr, oder weniger verzweigt; Blätter auf sehr kurzen Stielen, aus einem einzigen Paar schmaler, linearischer, zugespitzter Blättchen bestehend; unterhalb seidenhaarig filzig; Nebenblätter klein, pfriemlich, am Grunde spilz geöhrt; Blüthenstiele einzeln, achselständig ; Blüthen- stielchen kurz; die zolllangen Blumen in 8—10 oder mehr blumigerz einseitswendiger Traube; Kelch kurz im Verhältniss zur Corolle, die obere Lippe mit 2 kurzen Zähnen, die untere 3 zähnig, der mittlere Zahn vorgezogen: — (Taf. 4943.) 10) Dendrobium Falconeri Hook. Eine überaus prächlige Art, von den Bootan Bergen (4000 Fuss supramarine Höhe), die im April 1856 auf einer Londoner Auction von impor- tirten Orchideen erstanden wurde unter obiger Benennung, und einige Monate später schon ih- ren reichen Blüthenschmuck entfaltete, Dr. Lind- ley hält sie für eine durchaus neue Art, zu sei- ner Section Dendrocoryne gehörig und demD. tetragonum A. Cunn. zunächst verwandt. Sten- gel lang, dünn, ästig, hängend, mit kurzen, II. Neue Zierpflanzen. knotigen Gelenken, gestreift, nur an den Spitzen 1 — 3 kleine, linealische Blättchen tragend, sonst der ganzen Länge nach unbeblältert. Blumen gross und zahlreich an den nakten Stengeln, auf einzelnen, einblumigen Stielen, . in der Färbung ähnlich dem prächtigen D.De- vonianum majus, weiss und zart rosa, die Spitzen der Blüthenhülltheile dunkelpurpur ge- fleckt, Lippengrund ebenfalls dunkelpurpur, dann leuchtend goldgelb, auf demLippensaume in gelblich-weiss übergehend und die ‚vorge- zogene Spitze wiederum dunkelpurpurroth. Se- palen ausgebreitet, länglich-lanzettlich , zuge- spilzt, leicht gedreht; Petalen von gleicher Länge aber viel breiter, eirund. Lippe gross, undeutlich 3-lappig,, herzförmig, spitz, wellig- gerandet und fein gefranzt. (Referent erinnert sich deutlich, importirte Pflanzen von dieser, durch die knoligen scheinbar verzweigten Sten- gel sehr charakteristischen Art schon vor 4—5 Jahren ebenfalls auf den bekannten Orchideen- Auctionen von M. Stevens in London gekauft zu haben. — Sie hatten jedoch sehr gelitten und gingen wieder ein. — Sie scheint uns in besonders hohem Grade die Unart zu haben, überall aus den Knoten am Stengel junge Pflanzen zu treiben, wie dieses auch manche andere Arten mehr oder weniger thun, und dadurch entsteht das, was Sir W. Hooker als Verzweigung des Stengels bezeichnet, was je- doch offenbar unrichtig ist, da wohl die Rhi- zomen der Orchideen sich oft verzweigen durch Entwicklung von mehreren Endknospen, an den Scheinknollen und eigentlichen Stengelge- bilden dagegen, unsers Wissens nach, nie eine wirkliche Verzweigung vorkommt und ebenso dürfen wir, wenn wir nach Analogieen schlies- sen dürfen, annehmen, dass die jungen Triebe ihrer ganzen Länge nach ebenso gut beblät- tert sind, als dies bei anderen später nackt- ' stengeligen Arten der Fall ist. Cultur in brei- ten und flachen Körben oder Näpfen , gefüllt mit Sphagnum , auf das man die langen Sten- gel durch Haken befestigt und sie dann im wärmsten Theile des Orchideenhauses aufhängt.) (E. 0.) (Taf. 4944.) 11). Mucuna prurita Hook. (Carpopogon pruriens Roxb.) Leguminosae. Zwei Arten die- ser Gattung, Kuhkrätze (Cow-itch) genannt, liefern das berühmte Miltel gleichen Namens 91 zur Vertreibung der Würmer: es sind die ge- nannte Art, von Ost-Indien stammend, und die M. pruriens von West-Indien. Die Mucuna- Arten sind hochrankende Schlingpflanzen, mit gefiedert-dreizähligen Blättern, achselständigen, gedrängten Blüthentrauben mit zahlreichen, grossen, eigenthümlich dunkelpurpurbraun ge- färbten Blumen, und meistens behaarten Scho- ten; bei den beiden genannten Arten sind diese Haare sehr zerbrechlich, bei der leisesten Be- rührung der Früchte lösen sie sich ab, durch- dringen die Haut und erregen ein brennendes Jucken. Die vorliegende Art ist ausdauernd, mit behaarten Stengeln, gedreiten Blättern, Blättchen eirund, oberhalb kahl, unten durch anliegende weisse Haare seidenglänzend; die hängenden Blüthentrauben kürzer gestielt als die Blätter. Nur für grössere Warmhäuser zu empfehlen. (Taf. 4945.) d) Abgebildet in Flore des Serres. 12) Lonicera splendida Boiss. Caprifolia- ceae. Eine schöne won Boissier im südlichen Spanien entdeckte Art, hochrankend, aber un- ten bald kahl werdend, mitimmergrünen Blät- tern. Die jungen Zweige sind mit einem mehl- artigen, blaugrauen Dulte bedeckt, der später schwindet. Blätter, wie auch bei manchen an- dern Arten, sehr veränderlich in der Form; an den blühenden Zweigen sind die unteren Blätter länglich, am Grunde verschmälert, sitzend oder fast sitzend, die obern etwas ver- längerter, beinahe lanzetllich, zugespitzt, am Grunde erweitert und verwachsen, unterhalb blaugrau bereift, oben glänzend; die sehr wohl- riechenden, hell nankinfarben, aussen geröthe- ten Blumen, in dichten, endständigen Köpf- chen; Bracteen linealisch-lanzettllich, blaugrün, zuweilen am Rande gewimpert; Kronröhre sehr lang, Saum rachig, mit lanzettlichen, stumpfen Lappen; Staubfäden und Griffel weit hervor- stehend. (Taf. 1130.) 13) Rosa Thea var. Auguste Oger. Sehr empfehlenswerth durch die dichte, regelmäs- sige Füllung, die Grösse der Blumen und ihr zartes, gelblich-rosafarbiges Colorit. Wurde von dem Rosenzüchter Oger in Caen gewonnen und im Frühjahr 1856 in den Handel gebracht. (Taf. 1131.) 14) Jacquemontia coelestis, Hort. V. Houtte, 2 Convolvulaceae. Eine perennirende, zarte Schlingpflanze mit dünnen schwachflaum- haarigen windenden Aesien, die im Van Houtte’schen Garten aus Samen gezogen, der wahrscheinlich von Warscewiez aus Central- Amerika eingesandt wurde. Blätter gestielt, eirund oder elliptisch-oblong, (nicht herzför- mig, wie bei J. pubescens Benth., der sie zu- nächst steht), mit kurzer bräunlicher Pubes- cenz; Blüthenstiele achselständig, 3—5blüthig, wenig länger als die Blätter; Braeteen pfriem- lich; die äusseren Sepalen eirund, die inneren länglich, stumpf, fast kahl; Korolle kahl, etwa 4 Zoll im Durchmesser, schön azurblau. Für Topfeultur im temperirten Warmhause sehr empfehlenswerth. Vermehrt sich leicht durch Stecklinge. (Taf. 1132.) 15) Lonicera Brownii, Hort. (Caprifolium oceidentale Lindl.) Nach Lindley hätte Dou- glas diese prächtige Art im Nordwesten des nördlichen Amerika am Columbiaflusse ent- deckt und eingeführt, da sie jedoch bei uns nie Früchte trägt, vermuthen Andere, sie könne ein Bastard zwischen L. sempervirens und ei- ner andern, laubabwerfenden Art sein. Durch die Masse und die leuchtend orangerothe Fär- bung ihrer Blumen, die vom Juni an erschei- nen, gehört sie zu den schönsten Geisblatt- Arten. Rankend, mit abfallenden Blättern; an den sterilen Zweigen sind dieselben sitzend oder kurz gestielt, zuweilen beinahe verwach- sen, gross, oval-lanzettlich, stumpf, oben glän- zend hellgrün, kahl, unten blaugrün, zuweilen rothbraun geadert; an blühenden Zweigen die unteren sitzend, die mittleren verwachsen, und die oberen ganz in einander fliessend, eine Blüthenhülle bildend, die oben von rothen Adern durchzogen ist. Die geruchlosen Blu- men in gestielten, (nie sitzenden) kurzen und gedrängten Achren; Kronenröhre leicht flaum- haarig ausserhalb, innen dicht behaart, am Grunde höckerig; Saum ungleich 2lippig, die untere Lippe ungetheilt, vorgezogen, die obere aus 4 abgerundeten, zurückgeschlagenen Zi- pfeln bestehend; Staubfäden behaart. Vermehrt sich leicht durch Stecklinge, im October und November im Freien gesteckt und mit einer Glasglocke bedeckt, oder durch Ableger. (Taf. 1133.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. rardia glulinosa Bge., R. chinensis Fisch. et Mey.) Cyrtandraceae. Vor zwanzig Jahren häufig und mit Vorliebe eultivirt, ist diese schöne Staude heute fast überall verloren und verschollen. Van Houlte erhielt sie vor Kur- zem wieder als eine Neuheil von China, und hat Recht, wenn er sie durch eine gelungene Abbildung und seine warme Empfehlung wie- der zu verbreiten sucht. Aus dem nördlichen China stammend. drüsig behaart, und daher klebrig, mit grossen glänzend grünen wech- selständigen, obovalen, grob gezähnten Blät- tern, und einer 8—1Oblüthigen, am Grunde beblätterten Blüthentraube. Die schönen in der Farbe veränderlichen, meistens rosa-vio- leiten Blumen erinnern in der Form an die Fingerhut-Arten und dauern lange Zeit. Im freien Lande hält die R. glutinosa unter leich- ter Deckung gut aus und vermehrt sich an günstigen Standorten und in humusreicher lockerer Erde sehr schnell durch zahlreiche Wnizelsprossen. Auch für Topfeultur sehr hübsch. (Taf. 1134.) 17) und 18) Calostemma purpureum R. Br. und C luteum, Ker. Amarylideae. Zwei einander schr ähnliche Arten einer Galtung Zwiebelgewächse, die der australischen Flora angehört, und dort, unter sehr verkleinerten Verhältnissen, aber mit eleganten Formen, die Pancratium-Arten gleichsam erselzt, Die Blu- men, purpur mit grünlicher Nebenkrone bei der ersteren, gelb bei der zweiten Art, liefern die leichtesten und sichersten Kennzeichen, um beide zu erkennen. Sie stehen in Dolden auf eylindrischen Blüthenschäften, die von ausge- wachsenen linealisch-riemenförmigen Blättern umgeben sind. (Taf. 1135.) 19) Rosa bengalensis var. viridiflora. Die in letzter Zeit in allen Gartenjournalen bespro- chene „grüne Rose‘ wird uns von der „Flore des Serres“ zuerst bildlich vorgeführt, Es ist wahrlich keine Schönheit, aber sie macht auch nur auf originelle Curiosität An- spruch, und für Freunde von dergleichen kann sie selır willkommen sein! — Sie stammt aus einer kleinen englischen Gärtnerei und wurde auf dem Continent zuerst durch Miellez ver- breitet. Die Umwandlung von Blumenblättern in blattartige Organe ist bei den Pflanzenmon- 146) Rehmannia glutinosa, Libosch. (Ge- Istrositäten eine der am häufigsten beobachte- II. Notizen. ten Erscheinungen. Bei dieser Rose sind die Petalen alle in grüne, fiedernervige, drüsigge- zähnte Blättchen verwandelt, zuweilen behal- ten auch die grünen Petalen die abgerundete, ungezähnte Form und selbst bis zu einem ge- IN. 1) Einige Notizen über Cultur der Stachelbeeren und Erdbeeren und die neuesien über diese Früchte er- schienenen Schriften. (Schluss.) Das neueste Werk über Stachelbeeren rührt her aus den Untersuchungen des sel. Dr. Lorenz von Pansner, und ist nach dessen Tode bearbeitel und geordnet von Herrn Kunstgärtner Maurer, und 1852 in Jena bei Dobereiner erschienen. Es besitzt wissenschaft- lichen Werth und man findet darin eine grosse Zahl von Stachelbeeren aufgeführt und durch kurze Charakteristiken näher bezeichnet. Schwer oder ünmöglich ist es aber, aus demselben herauszufinden, welche unier den vielen auf- geführten Sorten als die schätzbarsten zu be- trachten seien, und mögen die Untersuchungen darüber auch noch nicht geschlossen gewesen sein, so dass auf die Periode, die vorerst zu sammeln suchte, nunmehr die mehr kritische auch hier erst folgen müsste. Als originell und nur in diesem Werke sich findend ist der Gedanke zu belrachten, schon durch den jeder Frucht gegebenen Namen gleich anzudeuten, zu welcher Classe und Unterabtheilung dieselbe gehöre. Dr. v. Pansner theilt die Stachelbee- ren ein in rothe, grüne, gelbe und weisse; jede Classe hat die Unterabiheilungen: glatte, wollige, haarige Früchte, welche Abiheilungen wieder zerfallen nach der Form 'in runde, rund- liche, elliplische, längliche, eiförmige und birn- förmige Früchte. Diese Eintheilung ist leicht, übersichtlich und scheint ganz die der Natur selbst angemessenste zu sein. Den rothen glat- ten Früchten sind nun lauter männliche Na- men gegeben mit den Anfangsbuchstaben von A bis C (z. B. Alcibiades, Cäsar ete.), die rothen wolligen haben Namen inD bis F, die haarigen in G bis I, die grünen glatten in K bis N, die wolligen in O bis R etc. Auf die- 93 wissen Grade die zarte Textur, die Aderung und die dachziegelige Stellung gewöhnlicher Petalen und dann ist die „grüne Rose“ voll- kommen, (Taf. 1136.) (E. 0) Notizen. selbe Weise findet man den gelben und weis- sen Stachelbeeren lauter weibliche Namen bei- gegeben. Liesse sich cine solche Nomenclatur zu allgemeinerer Anerkennung und Gebrauche bringen, so würde sie allerdings ein wesent- liches Erleichterungsmittel der Sortenkenntniss werden; indess wird es doch wohl niemals möglich werden, dass diese von der Wissen- schaft gegebenen Benennungen die Trivialna- men, welche den einzelnen Sorten von ihren Erziehern oder andern Personen zuerst gege- ben wurden, und unter welchen sie sich in verschiedenen Ländern verbreitet haben, ver- drängen, und so melıren sie nur die Masse dessen, was zur Sortenkenniniss behalten wer- den müsste, und bleibt es wohl besser, bei .den gewöhnlichen Benennungen nur siehen zu bleiben. Darauf hinzuarbeiten, dass auch bei uns die Stachelbeeren und Johannisbeeren, wenigstens da, wo kein Weinbau belrieben wird, zur Weinbereitung möchten benulzt wer- den, wäre gewiss zeilgemäss, und möchle der aus ihnen gewonnene Wein bei gehöriger Be- reitung leicht einem guten Rebenweine nicht viel nachstehen. Mein Nachbar in Sulingen hatte aus Johannisbeeren, unter Zusatz von Zucker, einen lange haltbaren Wein bereitet, der einem Xeres an Feuer und Güle nicht nachstand, und den ein älterer Reisender für eine Bremer Weinhandlung, der ein geübter Weinkenner war, und dem er vorgesetzt wurde mit dem Bemerken, der Wein komme theuer, aber man glaube, dass die unrechte Sorte geschickt sei, ob er nicht sagen könne, wie die Sorte wirklich heisse, für eine theure fremde Rebweinsorte erklärte, ohne die ge- ringste Ahnung, gut deutsches Getränk vor sich zu haben. Das neueste, mir bekannte Werk über Culiur der Erdbeeren ist das von Nietner, Kö- 94 nigl. Hofgärtner in Schönhausen, welches un- | ter dem Titel: „Das Ganze der Erdbeerenzucht, sowohl im Freien als in geschlossenen Räu- men jeder Art und zu jeder Jahreszeit; nebst monographischer Beschreibung der meisten eultivirten Sorten,“ 1843 zu Berlin in der Nauk’schen Buchhandlung erschien. Nietner stellt folgende Classen auf: 1) Scharlach-Erdbeeren, mit meh- reren Unterabtheilungen, wohin die gewöhn- liche Scharlach - Erdbeere, die Roseberry Erd- beere und viele andere gehören; 2)Schwar- ze Erdbeeren, als Old black, Knight’s seed- ling und andere; 3) Ananas-Erdbeeren, wohin auch die alte, in unsern Gärten noch häufig sich findende, doch längst übertroffene Ananas-Erdbeere gehört, so wie Keen’s seed- ling, Black Prince und andere; 4) Chilier Erdbeeren (z. B. Wilmols superb), die zur Fruchtbarkeit einer fremden Bestäubung be- dürfen und oft zweigeschlechlig sind, so dass man die sogenannten männlichen Caprons un- ter dieselben pflanzen oder zur Blüthezeit in Töpfen unter sie stellen muss. 5) Hoch- slämmige- oder Moschus-Erdbeeren (Fragaria elatior Willd), bei denen es gleich- falls männliche und weibliche Stöcke gibt. 6) Grüne Erdbeeren (Fragaria collina Erh.), die in Brästlinge und Majeufes zerfallen. 7) Alpen- oder Wald-Erdbeeren (Fr. semperflorens et vesca), wohin die gewöhn- liche Wald-Erdbeere, die Monats-Erdbeere und andere gehören. — Es haben aber die forl- gehenden Samenzuchten dieses Werk, dem schon in einem Anhange noch wenigsiens die Namen vieler neueren Sorten angehängt wer- den mussten, die in gehörige Untersuchungen nicht mehr hatlen mit hineingezogen werden können, in den seit der Herausgabe vergange- nen zwölf Jahren so weit überflügelt, dass man eine belrächtliche Anzahl der jetzt in den Catalogen der Handelsgärtner besonders em- pfohlenen Sorten, von denen man 'auch an- nehmen mag, dass sie vor den älteren Varie- täten merkliche Vorzüge haben, in demselben selbst noch nicht genannt findet. Nietner ver- langt Anlage der Erdbeerenfelder nur mit gut bewurzelten Ausläufern, die am besten erst auf ein Interimsbeet, zu stärkerer Bewurzelung, nahe bei einander gesetzt, und dann, am be- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sten im April, auf die für sie bestimmten Beete, die reichlich und vorzugsweise mit ei- nem gulen Composte gedüngt worden, andert- halb Fuss weit auseinander gesetzt ‘werden sollen. Auf jedes Beet von 3%, Fuss Breite setzt er nur 2 Reihen, eine von der andern 2 Fuss entfernt; die Beete soll man nur 2 Jahre hinter einander tragen lassen und dann erneuern, in der Blüthezeit häufig begiessen, auch im Winter bedecken. Folgende Punkte in der Cultur der Sta- chelbeeren und Erdbeeren scheinen mir vor- züglich noch einer weiteren Aufhellung und Feststellung zu bedürfen: 1) Erhält man die besten Früchte von Stachelbeeren, wenn man die Büsche, mit Un- terdrückung der Wurzelausläufer, als kleine Hochstämme erzieht, oder ist es vorzuziehen, wenn man dieselben mehr ihrem natürlichen Wachsthume überlässt und nur öfter die älte- ren Zweige ausschneidet, auch wenn es nöthig wird, die Büsche auf einer andern Stelle neu wieder anzieht? Gewöhnlich wird die erstere Manier anempfohlen, und nehmen die Büsche dabei auch weniger Platz ein; allein sie ist nicht nur mühsamer,, sondern dürfte auch ge- ringeren Ertrag geben, und habe ich öfter. be- merkt, dass in heissen Sommern bei dieser Form der Sträucher die Früchte der Sonne zu sehr ausgesetzt und an der Sonnenseile wie gebraten waren, so dass die Stachelbeere, gleich dem Weine, zu ihrer rechten Vollkom- menheit einigen Schalten von den übrigen Zweigen zu bedürfen scheint. Lässt man dem Stocke nur nicht zu viele und zu alte Zweige, so erhält man bei dem natürlichen Wuchse auch grosse Früchte. Manche Stachelbeersor- ten lassen sich ohnehin, ihrem Wuchse nach, sehr schlecht hochslämmig erziehen. 2) Wie lange kann man ohne Schaden durch gute Düngung eine Stachelbeerpflanzung auf demselben Flecke hinhalten, bis endlich die Stöcke umgepflanzt werden müssen? 3) Diese letzte Frage iritt gleichfalls bei den Erdbeerfeldern ein, und scheint es doch etwas zu kurze Zeit zu sein und zu viel Ver- lust und Mühe durch beständiges Umlegen herbeizuführen, wenn man-die Beete nicht länger als zwei Jahre tragen lassen sollte. 4) Werden die Erdbeerenbeete am besten II. Notizen. durch gut bewurzelte Ausläufer, oder durch Zertheilung der alten Stöcke angelegt? Ich zweifle zwar auch meinerseits a priori nicht, dass Anpflanzung der Beete mit gut bewur- zelten Ausläufern vorzuziehen sei; indess habe ich für diesen Satz doch immer nur Behaup- tungen, nie wirkliche und absichtlich ange- stellte Versuche angeführt gefunden; und würde es doch nicht schwer sein , durch Beete, die in gleicher Sonnenlage, zur Hälfte mit Aus- läufern, zur andern Hälfte durch Zertheilung alter, noch reichlich junge Wurzeln habender Stöcke angelegt wurden, diese Frage entschei- dender, als es bisher wohl geschehen ist, zu beantworten. Zu absichtlichen Versuchen über die hier beregte Frage möchte immer auch der Umstand auffordern, dass, so viel ich weiss, die Vierländer, die den Anbau der Erdbeeren (namentlich der darnach weit umher Vierlän- der-Erdbeere genannten Sorte, welche die Garten-Erdbeere sein wird) so ausgedehnt be- treiben, dass täglich viele Schiffsladungen voll davon auf der Elbe veıfahren werden, die Anlage‘ der Beete durch Ausläufer entschieden verwerlen. 5) Welche Erdbeersorten sind auch in leichterem und häufig trockenem Boden noch mit Erfolg zu bauen? 6) Ist es bei dem jetzigen Sortenreichthum noch irgend anzurathen, die Chili- und Mo- schus-Erdbeeren zu culliviren? Es gibt gegen- wärlig so viel treffliche Erdbeersorten, dass es mir scheint, man könne der Mühe, die Caprons zwischen die Beete der Erdbeeren aus den beiden gedachten Classen zu stellen, völlig überhoben sein. und möge die dahin gehören- den Sorten höchstens als botanische Merk wür- digkeit fortpflanzen. 7) Ist es wirklich nöthig, die Erdbeeren im Winter zu bedecken? Ich kann mich kaum entsinnen, diess in der Praxis irgendwo ge- sehen zu haben, und sind mir doch eben so wenig erfrorene Erdbeerbeeie vorgekommen. Ich ziehe jetzt in meinem Garten, um heraus- zubringen, welche Sorten auch in meinem . leicht trockenen Terrain noch einträglich sein möchten, 24 der besten neueren Erdbeersorten an, als Princess Royal (Pelvilain), Queen Viec- toria, British Queen, Triomphe de Liege, Tri- omphe de Gand, Goliath, Cremont, Jova, 95 d’Amerique, Henriette Naimette, Excellente, Myatt’s new seedling, Vierlander, Monats-Erd- beere und andere, von denen theils schon ganze Felder, wenigstens aber je ein Dutzend Stöcke vorhanden sind, und ich habe weder in vorigem harten Winter Frostschaden be- merkt, noch solchen jetzt wahrgenommen, nachdem im December und Januar ziemliche Kälte herrschte mit mehrmals rasch eintreten- dem Thauweiter, und die Felder ohne allen Schnee über acht Tage lang eine Kälte von 10, und mehrmals 12 und 13 Graden Reaum. ausgehalten haben, die härter selbst in recht kalten Wintern unter irgend sehützender Schnee- decke die Pflanzen nicht treffen könnte. 8) Würde sich eine Bedeckung des Erd- bodens zwischen den Stöcken, um das Schmutzigwerden der reifenden Früchte 'zu verhindern, da, wo Moos und Gerberlohe nicht leicht zu haben sind, nicht dadurch schaffen lassen, dass man im Frühlinge zwischen die Stöcke den Samen von zweijährigen, länger niedrig bleibenden Pflanzen, z. B. Karthäuser- nelken (von denen man leicht Samen in Menge ziehen kann), etwas dicht ausstreute, und nach der Fruchternte diese Pflanzen durch die Hacke wieder entfernte? Einen Versuch darüber denke ich im kommenden Sommer zu machen. Doch es werden bei längerer Beschäfti- gung mit der Cultur der Stachelbeeren und Erdbeeren wohl noch gar manche andere Fra- gen als Gegenstände erneuerter Untersuchungen sich darbieten. Möchten Männer, die hinrei- chenden Gartenraum haben und Gelegenheit, die erzogenen Früchte gut zu verwerthen, diese beiden Obstclassen erneuerten sorgfältigen Untersuchungen unterziehen. Was die Stachel- beeren anbetrifft, so dürfte gewiss zunächst Herr Maurer ein recht passender Mann sein, uns demnächst mit einer erweiterten und im Speciellen über den Werth der verschiedenen Früchte noch mehr Anleitung gebenden Schrift zu beschenken. Jeinsen, Ende Frbruar 1856. Oberdieck. (Abdruck aus d. pomol. Monatsschr.) 2) Cultur der Luculia gratissima. Durch Schönheit und süssen Wohlgeruch der grossen Blumendolden ist die Luculia gratis- sima eine der unentbehrlichsten Zierden unse- rer Warmhäuser, um so mehr, da ihre Blüthe 96 in die blumenarme Herbst- und Winterzeit fällt. Ihrer allgemeineren Verbreitung ist das Vorurtheil hinderlich, ihre Culiur sei besonders schwierig. Wenn sie, wie es allerdings der Fall ist, vom plötzlichen Temperaturwechsel, von kaltem Lufizuge und brennenden Sonnen- strahlen leicht leidet, so ist das noch kein Grund, ihre Cultur deshalb zu vernachlässigen, man schütze sie nur um so sorgfältiger gegen solche, auch andern Pflanzen schädliche Ein- flüsse und befolge das nachstehende Verfah- ren, und der Erfolg in der Cultur wird gewiss ein reich lohnender sein. Im Februar schneide man die Pflanzen stark ins alte Holz zurück und bringe sie auf ein warmes Frühbeet; so- bald sich die jungen Triebe zeigen, pflanzi man sie nun in grössere Töpfe in eine Erd- mischung von gleichen Theilen guter Garten- und Lauberde, der man etwas reinen Silber- sand beiselzt und stellt sie dann zurück in’s Beet, wo eine mässige Bodenwärme von 16 —18° Reaum. und die geschlossene, feuchte Luft einen kräfligen Trieb befördern werden. Man beschalle sie regelmässig bei Sonnen- schein, giesse nach und nach, immer Schritt haltend mit ihrer fortschreitenden Entwicklung, mit verdünntem Dungwasser und kneipe die Spitzen der stärksten Triebe zurück, damit die Pflanzen buschiger werden, nur setze man dieses Auskneipen nicht nach der ersten Hälfte des Juni fort, da nun die Blumenbildung be- ginnen muss. Gegen Anfang August wird die Holzbildung vollendet sein, es kommt jetzt darauf an, das Holz gut und rasch reifen zu lassen und dies geschieht am besten im Warm- hause an einer Stelle, wo sie dem Glase mög- lichst nahe stehen; ist dies erreicht, so stellt man sie an den wärmsten Ort im Gewächs- hause und bier werden sie bald ihre pracht- vollen Blüthen entfalten. In Weintreibereien gedeihen sie sehr gut, wenn sie an der Rück- wand in's Freie ausgepflanzt werden; sie schei- nen hier ganz in ihrem Elemente: werden zu- gleich mit den Reben angetrieben, reifen ihr Holz zur gleichen Zeit, und biühen, wenn die Reben wieder ihre Ruhezeit antreten. Nach der Blüthe werden die Luculien zurückgeschnit- ten und kühler und trockner gehalten. — Zu allen Zeiten halte man sie sorgfältig rein von Schild- und Blatiläusen und anderen Insekten, die leider eine ganz besondere Vorliebe für diese Pflanze zu haben scheinen. (Nach Flore des Serres. E. 0.) 3) Cultur des Rhododendron jasmi- niflorum. Diese in den letzteren Jahren eingeführte sehr schöne Art, deren rein weisse Blumen in Form und durch den süssesten Wohlgeruch sehr an Jasminblüthen erinnern, ist allgemein für den Winterflor im kalten und temperirten Glashause zu empfehlen. Das eng- lische Gartepjournal „the Florist“ giebt fol- ne m Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gende kurze Anleilung zu einer richtigen Be- handlung dieser schönen Pflanze, eine Be- handlung, die auch für das prächtige Rh. ja- vanicum und das ebenfalls sehr schöne Rh. retusum und andere javanische Arten geeignet ist. Man gebe ihr eine reiche, fibröse Heideerde oder eine gute mit Silbersand ver- seizle Moorerde, wie sie für Eriken u. dergl. feinere Pflanzen genommen wird. Im Frühjahr werden sie im temperirten Hause bei 109 R. und hinreichender Luftfeuchtigkeit angetrieben und bis im Juni hier gelassen, dann härlet man sie allmählig ab gegen Luft und Licht und bringt sie darauf ganz in’s Freie, an ei- nen geschützten Standort. Hier reift das Holz nach und die Knospen bilden sich aus. Beim Eintritt der nassen, kalten Herbstwilterung müssen sie wieder in’s Kalthaus an eine helle, trockene Stelle wandern, und nun kann man nach und nach, wenn man mehrere Exem- plare hat, dieselben in’s temperirle Warmhaus bringen, um die Blülhe zu beschleunigen und eine Reihenfolge der schönen wohlriechenden Blumenbüschel zu erzielen. Für feine Winter- bouquels sind diese Blumen äusserst werthvoll. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 4) Verbrauch von Orangen, Citro- nen und Wasserkresse, Mr. Dood sagt in seinem Werke ‚the food of London.“ wo- rin er die Nahrungsmittel bespricht, die Lon- don jährlich verbraucht, dass einzelne dersel- ben so unbedeutend zur Gesammtmasse er- scheinen, dass man ihnm kaum Rechnung trage, und dass sie doch als Handelsartikel, besonders für den kleinen Detail- und Strassen- handel, von dem tausende von Familien sich ernähren, eine grössere Wichtigkeit besitzen, als man sich gewöhnlich einbilde. Früher imporlirle England die Orangen fast ausschliess- lich vonSpanien und Portugal, seit wir Dampf- schiffe haben, liefern auch die Azoren, Madeira, Malta und Creta ihr Contingent. Allein von St. Michel, einem Hafen der azorischen Inseln, gehen jährlich 200 Schiffe nach London ab, befrachlet mit 200 tausend Kisten Orangen; jede Kiste hält 1000 Stück, der jährliche Ex- port dieses einzigen Hafens nach London be- trägt demnach 200 Millonen Früchte; hundert Millionen empfängt England noch jährlich aus den übrigen Häfen, und ebenso viel beträgt der Löwenantheil, den die Stadt London für sich gebraucht. Davon werden ?25Millionen, also ein Viertel durch den Strassenhandel ab- sorbirt, die übrigen werden in den Fruchtlä- den u. s. w. abgesetzt. Von Citronen, die meistens von Sicilien bezogen werden, con- sumirt London jährlich 20 Millionen und 15 Millionen Bündel Wasserkresse müssen helfen, den Frühstückstisch der Londoner Bevölkerung zu vervollständigen. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) . Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen. a) Stanhopea oculata Lindl. Var. crocea. (Hierzu Tafel 189.) Orchideae Eine prächtige neue, aus Mexiko importirte Abart der bekannten Stanho- pea oculata, aber schöner als alle andern mir bekannten Formen, und ausgezeich- net durch Grösse der Blume und Reich- thum des Colorits; die Sepalen sind breit- oval, 224 Zoll lang und 2 Zoll breit und wie die rückwärts geschlagenen Se- palen tief safrangelb und mit weinro- then Flecken gezeichnet. Ausserdem tra- gen dieSepalen am Grunde jedes noch ein grosses schwarzpurpurrothes Fleckchen. Lippe und Säule wie bei der Stammart, nur viel robuster, weiss, die Lippe mit augenförmigen dunkeln Flecken und das Vorderstück gelblich. — Ein mächtiges Exemplar dieser prächtigen Form, deren Färbung zwar an St. Wardii erinnert, aber viel leuchtendere tiefere Farbentöne besitzt, blühete im Juni mit 6 Blüthen- trauben zugleich, Gern gestehen wir, dass wir zuerst in Verlegenheit waren, welcher Art wir unsere Pflanze als Form anreihen soll- ten. Die Unterschiede (Länge der Brac- teen, Bildung des untern Theils der Lippe), welche St. oculata von den ver- wandten Arten unterscheiden, sie sind so unbedeutend, dass sie selbst, wenn lebende Pflanzen zur Vergleichung zu Gebote stehen , gesucht werden müssen. Wir massen uns nicht an, über _ den Werth oder den Unwerth dieser Arten zu entscheiden, aber ein Factum ist es, dass sie von Herrn Lindley aufgestellt oder festgehalten werden, dem glei- chenManne, der Aegilops mit dem Wei- zen vereinigen wollte. Ist das Conse- quenz? (E. R.) b) Robinia inermis pyramidalis. (Siehe Taf. 190.) Wir geben hier die Abbildung eines | gärten von grösstem Interesse ist, eine Baumes, welcher für unsere Pracht-Lust- | Pyramidenförmige Akazie im IV. 1857. 7 98 Garten des Herrn C. Schickler in Stutt- gart, nach der Natur gezeichnet. Die Abkunft dieses Baumes, eines wahren Schatzes für die Landschafts- gärtnerei ist uns unbekannt, wahrschein- lich durch irgend einen Zufall aus Sa- men gewonnen und lange nicht beach- tet worden. Er bildet von Natur eine Pyramide von 40 Fuss Höhe, ohne jemals durch das Messer geformt worden zu sein, Seine schlanken Aeste stehen in schö- ner unregelmässiger Haltung fast verti- cal am Stamme, werden wie ein Rohr vom leichtesten Winde gebogen und sind von einer Elastieität, dass sie den stärk- sten Stürmen trotzen können, — Die Zweige sind beinahe dornenlos, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hellbraun, glatt, zahlreich überhängend und dicht belaubt; die Blätter stehen an dünnen, grünen Stielen und sind mit 15—17 entgegengesetzten eirunden, hel- grünen Blättchen gefiedert. Zur Blüthe kam dieser schöne Baum, welchen wir Robinia inermis pyramidalis bezeichnen, bis jetzt noch nicht, unge- achtet der Frost keinerlei nachtheiligen Einfluss auf ihn hat. Ohne Zweifel gedeiht diese Spielart in jedem, besser aber in gutem, mässig feuchtem Boden; man vermehrt sie durch Propfen oder Copuliren auf Wurzeln oder Stämmchen der gemeinen Akazie. C. Schickler in Stuttgart. P2 ?2) Das Amurland und dessen Vegetation, mit besonderer Berück- gichtigung der Bäume und Sträucher, Nach den Berichten des Reisenden des Kais. Bot. Gartens zu St. Petersburg, Herrn Maximowicz. Seit 2 Jahren weilt der Reisende unseres Institutes an den Ufern des Amur, jenes mächtigen Stromes, der aus dem mittleren östlichen Asien, an der Nordgränze Chinas in den Ocean tritt und in der Kriegs - Geschichte der neueren Zeit oft genannt worden ist. Es ist jenes Land für den Botaniker noch fast unbekannt gewesen, und nur Bruchstücke aus dem Stromgebiet des- selben sind uns durch Pallas und Tur- czoninow bekännt geworden. Jetzt aber werden wir bald genaue Berichte über die Vegetation des Amurgebietes be- kommen, da auch noch 2 andere Natur- forscher , Herr Maak und Schrenk das- selbe in neuester Zeit bereist haben und deren Sammlungen theils schon in Pe- tersburg sind, theils bald hieher kommen werden. Das Klima des Amur-Gebietes in der Nähe der Küste ist rauher und kälter, als das des oberen Stromgebietes. Der Winter scheint kalt und lang zu sein, denn es steigt dieKälte bis auf — 30° R. Nach dem, was sich aus dem Vor- kommen der in dortiger Gegend von schon länger bekannten Pflanzen - Arten schliessen lässt, dürften alle Pflanzen, welche von dort eingeführt werden, in unsern Gärten hart und dauerhaft sein. Namentlich ist die Aussicht da, dass wir von dort aus eine Menge schöner Bäume und Sträncher in Cultur bekommen dürf- ten. Die Flora ist deshalb höchst interes- I. Originalabhandlungen. ‚sant, weil sie gleichsam ein Bindeglied zwischen der alten und neuen Welt bildet. Nicht blos hier hat die ganze Physiognomie der Flora eine auffallende Aehnlichkeit mit der, Nordamerika’s, son- _ dern es treten sogar von dort viele Ar- ten vollständig über. Ausserdem nimmt sie Pflanzen aus dem benachbarten Ja- pan und China , aus Davurien, aus Si- birien und den nördlicheren. Theilen der Gebirge Ostindiens neben vielen diesem Lande eigenthümlichen Pflanzen- Formen in sich auf. — Wir lassen nun zwei Schilderungen von Maximowicz folgen, um dann noch einen Blick auf die Bäume und Sträucher zu werfen. 1) Das untere Amurgebiet, nach Berichten von Maximowicz. Die Bai von Castris zeigt im Herbste eine spärliche Vegetation, da im Ganzen nur 17 Phanerogamen von unserm Rei- senden da aufgefunden wurden, und selbst die Ausbeute an Algen war un- bedeutend, da zur Herbstzeit die vom Lande wehenden Winde alles forttrei- ben. er Viel reicher ist die Flora längs dem Amur, die Flussufer, Inseln ete. Ins Innere des Landes hinein zieht sich ein Plateau mit bis zu 20007 hohen Gebirgsrücken,. Gegen die Küste und die Flussufer hin fällt Jasselbe in stei- len Abhängen und selbst Felswänden ab, während höher hinauf einzelne Ge- birgszüge bis an den Fluss herantreten. Zwischen sich lassen dieselben ein wei- tes Flachland offen, durch welches sich der. Strom in vielen Armen und durch unzählige schon gebildete und noch in der Bildung begriffene Inseln durchwin- det. Seine Breite beträgt bis 50 Werst, von seiner Mündung oft bis 30 Werst. Ueberall um die Amurmündung dehnen sich Nadelwaldungen aus. Das Klima 99 ist hier kalt, die Humusdecke dünn, und der Wald besteht aus Picea ubovata, Larix sibirica mit Unterholz von- Pinus Cembra $. pumila. Erst in den Tun- dren des Plateaus wird Larix vorherr- schend. Die Bäume sind kümmerlich, krumm und kaum beindick, obgleich sie den Jahresringen nach ein hohes Alter zeigen. Nur da, wo sie auf tiefern Hu- mus und in mehr geschützten Lagen sich finden, erreichen die Stämme bis einen halben Fuss Durchmesser. Wäh- rend der Küste nach sich kaum Laub- holz entdecken lässt, mischen sich den Wäldern längs des Stromes Sorbus Au- cuparia und sambucifolia, Betula alba, Alnobetula fruticosa, Populus nigra und tremula bei, An den niedrigen Ufertheilen und sanften Abhängen finden sich lichte Ler- chenwaldungen, und auf Alluvialboden tritt gemischter Laubwald auf. Letzte- rer thut dem Auge ungemein wohl, nach- dem man lange nichts als jene ärmli- chen einförmigen Nadelwaldungen gese- hen hat. Wo weniger steile Abhänge mit Humus bekleidet sind, umsäumen an der Meeresküste Sorbus Aucuparia, Betula alba und davurica, Acer spica- tum, Sambucusracemosa den Nadelwald, und in Bachthälern gesellen sich Alnus incana und Pappeln hinzu. Am Amur finden sich ausser den genannten noch Prunus Padus, Quercus mongholica, Ulmen, Crataegus- und Pyrus-Arten, Die gleichen Baumarten bilden auch den Laubwald, in welchem als Unterholz Corylus rostrata Var. mandschurica, Ru- bus Idaeus, Sambucus racemosa, Rosen und Spiraeen auftreten. Die Kräuter- vegetation der Waldungen ist sehr ein- förmig. Bald verdrängt Ledum palustre Var. latifolium alles Andere, bald wach- sen eingestreut in einen Teppich von Hypnum, Linnaea borealis, Cornus cana- 7%* 100 densis, Oxalis Acetosella, Equisetum syl- vaticum, Trientalis europaea, Pyrola se- cunda, Smilacina bifolia und andere, bald erscheinen an grasigern und lichteren Stellen Smilacina davurica und trifolia. Wo statt des Hypnum auf feuchtem Bo- den eine Sphagnumdecke auftritt, wu- chert Coptis trifoliata, Circaea alpina, Rhododendrum chrysanthum und selten durch den Wald zerstreut Goodiera re- pens, die schöne Listera Eschscholtzia- na, Chimophila umbellata, Pyrola chlo- rantha, Hypopytis multiflora und andere. An grösseren Waldbächen wachsen Ro- sen, Ribes, Ligularia sibirica , Polemo- nium caeruleum, Caltha palustris, Saxi- fraga punctata, Aconiten, Violen u. s.w. In Bergwaldungen sah ich Vaceinium Myrtillus, Listera cordata, Polypodium Phegopteris, grosse Colonien einer lila- farbenen Corydalis, Rhododendrum chry- santhum und Rubus Chamaemorus. An den steileren Abhängen bilden die herab- kriechenden Stämme von Pinus Cembra pumila, gemischt mit Rhododendrum chrysanthum ein fast undurchdringliches Gestrüpp, oder diese Ahhänge bilden eine steinige kahle Fläche, auf der ein- zelne Pinus Cembra pumila auftreten und stellenweise Empetrum nigrum und Vaccinum Vitis Idaea den Boden beklei- den, während zwischen den Felsentrüm- mern Polypodium fragrans und Sedum cyaneum sich ansiedeln. Die Bergrücken selbst zeigen eine spärliche Vegetation von Saxifraga bronchialis, Sedum-Arten, Lichenen, Polypodium fragrans, zu de- nen sich mehr nach unten Umbilieus spinosus, Papaver nudicaule, eine gelbe Corydalis, Calystegia Sepium, Patrinia rupestris, Thymus serpyllum und Poly- podium vulgare gesellen, Wo einzelne Lerchen sich ansiedeln konnten, bedeckt Vaecinium Vitis Idaea den Boden und liefert -den Eingeborenen eine reiche Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Erndte grosser Beeren für den Winter- vorrath. Wo noch mehr Wald sich bei- mischt, tritt Rhododendrum davuricum massenhaft auf. Ergiebiger an Pflanzen ist der Laub- holzsaum der Nadelwaldungen. Hier findet sich ein buntes Gemisch vieler Perennien, unter denen Lilium spectabile und Martagon, Sanguisorba tenuifolia, Veratrum album, Spiraea-Aruneus, Cimi- cifuga simplex, Actaeen, Clematis, Aco- niten und so ferner. An feuchten Ab- hängen sind Pedicularis resupinata, breitblätterige Seden und andere häufig. In grösseren Laubwaldungen kommt Xylo- steum Maximowiezii Ruprecht, Clematis, Thalietrum u. s, f. fort, nur an Bächen der Senecio palmatus, Polygonum-Arten U, 84: Der Wald mit seinem Unterholz und seiner Kräutervegetation nimmt in jeder Vegetationsskizze, besonders aber in diesem Lande, das ein wahres Waldmeer genannt werden kann, die erste Stelle ein, Selbst die Sümpfe des Plateaus (Tundren) , haben nichts ähnliches mit denen des Hochnordens; denn sie sind mit Lerchengestrüpp, Oxycoccos palustris, zwergartigen Weiden, Ledum palustre, Rubus Chamaemorus, Cossandra calyeu- lata und.Pedicularis bekleidet. Selbst die nicht mit Wald bedeckte Landstrecke über- zieht ein niedriges Gestrüpp, zwischen dem selten Antennaria margaritacea, dioica und andere. In der Nähe des Flusses wird dieses Gestrüpp höher und setzt sich aus einzelnen der genannten Laubbäume und zahlreichen Sträuchern zusammen, Wiesen, wie sie das nördliche Europa hat, suchte ich hier vergebens; denn das aufgeschwemmte Flachland bedeckt sich mit mannshohem Elymus und Cala- magrostis, zwischen denen Epilobium angustifolium, Polygonum Bistorta, Arte- L Originalabhandlungen. misien und als Charakterpflanze Stel- laria radians wächst. Auf der Fluth ausgesetzten Dünen wachsen Honckeneya peploides, Glaux . maritima, Salicornia herbacea, Triglochin maritimum und Potentilla anserina. Da wo die Eingeborenen sich anbauen, sie- deln sich Artemisia vulgaris (welche den Gillaken ebenso begleitet, wie Bu- nias orientalis den Kosaken), und Urtica dioicaan. Aus denletztern bereiten die Eingebornen Schnüre, die unsern Hanf- schnüren nicht an Güte nachgeben. Auch die gewöhnlichsten Schuttpflanzen, wie Capsella, Chenopodien und Geum urba- num siedeln sich in der Nachbarschaft der Jurten an. Wo der Fluss neue Inseln bildet und diese nur im Herbste über das Wasser treten, beginnen Weiden auf denselben zu wurzeln, die zugleich den beweglichen Boden- festhalten. Wird die Insel höher und trockner, so zögert auch Calama- grostis mit der Ansiedlung nicht, aus dem festen Hinterhalt der Gesträuche der Fluth immer mehr Terrain abzuge- winnen. Nur wo ruhiges Wasser ist, umsäumen sich solche Wasserwiesen mit Polygonum , Chenopodium album, Scirpus, Equisetum und Anderen, und zwischen den Weiden wächst Beckman- nia cruciformis und ein Panicum mas- senhaft. Sobald die Insel sich höher hebt und trockener wird, verschwindet Calamagrostis, der Wind führt wellige Dünen auf, auf denen Corispermum, Oro- banc.;en, Artemisien und Astern gedei- hen, oder die Insel wird da, wo Sträu- cher dieselbe besetzt halten, in Laub- holzgebüsche verwandelt. Die Stelle unserer Grassümpfe vertreten längs des Amur Calamagrostiswiesen, zwischen de- nen Cieuten, Sium, Comarum palustre und eine Gentiana, die der @. Pneumo- nanthe ähnlich, wächst. Von Seen be- 101 suchte ich bis jetzt nur denKisisee, der von hohen Ufern umgeben ist, An ei- nen kleinen See des Cap Tschchickrach wächst auf schwarzem Moorboden Sim- plocarpus kamtschaticus, Lobelia sessi- lifolia, ein grosses Farren und andere. Am Amurufer selbst in flachen ruhigen Buchten ist Limnanthemum nymphaeoi- des, Ranunculus aquatilis, Potamogeton spec. häufig, — 2) Das obere Amurgebiet, nach Berichten von Maximowicz, Am 24. Juni 1855 reiste ich zu- gleich mit Schrenk von Kisi ab, hielt mich am rechten Amur-Ufer , als dem interessanteren und erreichte am 31. Juli die Mündung des Ussuri, welche ich in etwa 700 Werst Entfernung von Kisi Setzen muss, wenn man, gleich mir, allen Krümmungen derFlussufer folgen muss. Anfangs, am linken Ufer bis etwa zum Garin, am rechten bis über den Chungar hinaus, sind die Ufer im Allgemeinen hoch und in der Entfernung sieht man überall Bergrücken von ansehnlicher Höhe verlaufen; höher hinauf dagegen ist das linke Ufer flach und selbst in der Ferne selten von Bergen begrenzt, während längs dem rechten in ziemli- cher Nähe waldige Berge streichen, die von Zeit zu Zeit an den Fluss treten und felsige Vorgebirge bilden. Mit dem Zurücktreten der Berge ändert sich we- sentlich der Charakter der Uferwälder, die Nadelhölzer und mit ihnen zum Theil auch Alnus glutinosa und incana, Alno- betula fruticosa Rupr., ja selbst Sorbus Aucuparia verschwinden und sind nur auf den fernen Bergabhängen sicht- während die ebenen Uferstrecken von schönen hochstämmigen Laubwäl- dern eingenommen sind; nur an steilen Vorgebirgen auf der Nordfläche und den Gipfeln sieht man noch Nadelwald, noch bar, 102 Recht schönlässt sich das Auftreten neuer Baumformen verfolgen und oft genau der Ort ihres Beginnens angeben. In Kisi selbst scheinen ihre Nordgrenze zu er- reichen: ein Baum aus der Familie der Leguminosen , mit brauner, etwas ab- blätternder Rinde, weissgrünlichen Blü- then in dichten Trauben und einem mattgrünen fiederblätterigen Laube (Khtö- tolang bei den hiesigen Tungusenstäm- men, Maakia amurensis Rupr.), in Kisi ohne Blüthen und klein, ein Acer (A. laetum C. A. M: y. parviflorum) ; eine strauchartige Araliacee mit polygami- schen gelblichen Blumen in Dolden und schwarzen saftigen Früchten, stacheligem Stamme, Hedera senticosa Rupr., und ein kletternder Strauch mit wohlriechen- dem Holze, diöcischen wohlriechenden hellrothen Blumen und hängenden schar- lachrothen Beerentrauben (Kotzialt4 der Tungusen, Maximowiezia amurensisRupr.) Etwa 25 Werst oberhalb Kisi sah ich zum letzten Mal Juniperus nana , zum ersten Mal einen Taxus (Kindala, T. baccata L.), der von nun an auf allen Gebirgen vorkommen soll, von wo ihn die Eingeborenen im Winter holen, um das harte braune Holz an die Chinesen zu Meubeln zu verkaufen; er soll einen grossen, bis 1 Fuss dicken Baum bilden, scheint aber reiner Gebirgsbaum zu sein, da ich ihn am Ufer nur selten und im- mer auf ‘düstern hohen felsigen Vorge- birgen und klein gesehen habe. 30 Werst höher, an einer sehr begünstig- tenLocalität sah ich zuerst: einen Baum aus der Klasse der Rosiflorae, mit ein- griffeligen weissen Blüthen und schwarz- violetten erbsengrossen Steinfrüchten, hellbrauner, abblätternder, der Betula davurica ähnlicher Rinde (Ssikssengkoyä, Prunus glandulifolia Rupr.); einen Ul- mus (Cbärrache bei den Eingeborenen) mit einem sehr grossen bürstig behaar- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ten Blatte (Ulmus major Sm. ß. hetero- phylla), hier nur noch in kleinen Bäu- men und wahrscheinlich nicht blühend, da ihn die Eingebornen mit Corylus ver- wechselten; er tritt in grösserer Menge erst oberhalb des Chungars auf. Fer- ner eine weissblüthige, fast geruchlose Syringa, ein grosser Strauch mit klei- nenabweichend gebauten Blüthen (Pireg- da), ein weissblüthiger geruchloser Phi- ladelphus (Ph. coronarius L.), eine Vi- tis, die ich aber erstetwa 100 Werste höher mit reinen blauschwarzen Früchten fand, die vom Chungar an alle Laubwälder erfüllt. Noch 25 Werst höher tritt zu- erst unsere Tilia cordata Mill. (Kilda) auf, und bald darauf erscheinen die er- sten baumartigen Pinus Cembra-Bäume, die von nun an in keinem Nadelwalde fehlen und namentlich an den Bergab- hängen Stämme von 3 — 4 Fuss Dicke liefern. Die sibirische Ceder bildet hier das einzige Holz, aus dem sich die Ein- geborenen ihre Boote anfertigen; das Flachboot eines chinesischen Kaufmanns, das ich sah, hatte als Boden ein einzi- ges Brett von 3° Breite und acht Faden Länge; es soll aber Bretter von 9!/, Faden geben. Ferner treten hier auf: ein schöner Acer (A. tegmentosum Rupr., Moktschelä der Eingebornen) ; ein nieder- liegender Strauch mit weithin kriechenden ruthenförmigen Aesten, weissen, sehr wohlriechenden Blüthen und (blauen?) essbaren elliptischen Früchten (Kalomik- ta, Kalomikta mandschurica Rgl.); ein schöner Evonymus mit 4llügeligen rothen Früchten (E, latifolius), beide mehr in Nadelwäldern ; ein kleiner Acer (Gin- nala, Acer tataricum L. #. laciniatum) mit sehr zugespitzten Blättern und Evo- nymus europaeus. Diese beiden auf sonnigen Stellen auf Sandboden. Zu beiden Seiten des Garin und eine weite Strecke am rechten Ufer hin, kommt [4 . bringen konnte. I. Originalabhandlungen. eine unterhalb noch nicht beobachtete Picea (Djächta oder Dsjächta) vor (Picea obovata Ledeb.), deren genauere Ver- breitungsverhältnisse ich nicht ins Reine Es ist ein düsterer Baum als Picea jezoensis, mit spärlicherm braunen Laube und bei ältern Bäumen gefächert rissiger Rinde, fast inder Weise der Eschenrinde. Sorbus sambueifolia scheint hier zu verschwinden. Von hier an tritt ein kleiner Leguminosenstrauch mit gedreiten Blättern und rothen Blu- men auf, der je höher hinauf desto häufiger wird (Lespedeza bicolor Turz.). Die am üuntern Amur nicht seltenen Bäume: ein kleinblätteriger Ulmus (Müs- sigda, Ulmus glabra Mill.) und ein Fraxinus (Ssenagda oder Chewagda) wer- den hier häufiger, ersterer bildet in der Nähe des Chungar grosse Gehölze mit hohen bis 3° dicken Stämmen. Zwi- schen den Dörfern Dzifa und Dzongdo, 15 Werst unterhalb der Chungar - Mün- dung ist die Nordgrenze einer hiesigen Juglans Art (Kotzoa, Juglans mand- schurica Rupr. et Maxim.), gegenüber am linken Ufer, beim Dorfe Oxymay erreicht der Kohchto-Baum, dessen Rinde überall am Amur denKork ersetzt, seine Grenze, er kommt nur selten und krüp- pelhaft vor. Es ist ein etwa 50° hoher schlanker Baum mit kleiner Krone‘, ge- fiederten wohlriechenden Blättern und fünf- fächerigen erbsengrossen Früchten in armblüthigen Trugdolden. Am rechten Ufer sah ich ihn zum ersten Mal, erst etwa 75 Werst weiter beim Dorfe Dschare. In dieser Gegend wird auch ein diöei- scher Rhamnus (Rh. davurica Pall.), der einen ansehnlichen Baum liefert, von bis einen halben Fuss Dicke und etwa 30° Höhe, zuerst angetroffen und von nun an in Laubwäldern häufig. Der Laubwald, der nun ausschliesslich herrscht, besteht zumeist aus Fraxinus, Quercus, 103 Ulmen, Betula alba, ‘Populus tremula (bis 3° Dicke!) Acer-Arten, Juglans, Kohchto, einer breitblätterigen Salix, Rhamnus mit eingestreuten Pinus Cem- bra; das Unterholz ist ausnehmend dicht und wird hauptsächlich von Corylus rostrata Ait, 8. mandschurica und einer Araliaceae gebildet, zu denen sich an lichten Stellen Syringa hinzugesellt, An sonnigen, wenig bewaldeten, felsigen Stellen trifft man Evonymus verrucosus. Etwa 125 Werst höher als die Chunga- rimündung, beim Dorfe Da tritt zuerst eine strauchartige Aralicee (Panax ses- siliflorum Rupr.) auf und eine weiter unten nur sehr seltene Betula, mit schwarzgrauer rissiger Rinde (Zekkbora, Betula dävurica Pall,) wird häufiger. Am Nordabhange des Chöchzier - Gebirges, das das rechte Ufer des Ussuri an sei- ner Mündung bildet, allein mit grösserm Rechte noch zum Amurlande gezählt werden muss, sieht man wieder Nadel- wald (Pinus Cembra, Picea jezoensis, Abies, Larix), Alnus incana, Sorbus Au- cuparia, bis nahe ans Ufer vortreten, während an günstigern Stellen Betula davurica Pall. häufig ist. Ein neuer, kleiner, wunderschöner Baum von etwa 20 Fuss Höhe aus der Familie der Ara- liaceen (Aralia mandschurica Rupr.) mit dreizählig gefiederten, zum Gipfel grös- ser werdenden Blättern, einfachem, durch die,Blattstielnarben stark geringten , fast gegliederten, stacheligen Stamme und zu- sammengesetzten,!/,Fuss langen, endstän- digen weissen Blüthensträussen, auftritt. Am Fusse desselben Gebirges sieht man endlich eine unserer Tilia grandi- folia entsprechende Linde (Tilia argen- tea H. Par.) Die Nordgrenze des er- wähnten Araliaceenbaumes, wird wohl etwa 50 Werst niedriger anzunehmen sein, wo ich ihn in seltenen und kleinen Exemplaren sah. — Nach einem drei- 104 tägigen Aufenthalte an der Ussuri-Mün- dung gingen wir den Ussuri acht Tage lang aufwärts und machten, alle Krümmungen eingerechnet, etwa 150 Werst. Nach- dem wir das Chöchziergebirge passirt waren, d.h. ungefähr 15 Werst gemacht hatten, öffnete sich vor uns eineunüber- sehbare Ebene, durch die sich der Fluss ziemlich gerade nach Süden windet; und nur am Horizonte liess sich ein, in ge- rader Linie etwa 800 Werst entfernter Höhenzug (Oüa) sehen. Einen Tag lang fährt man durch ein einförmiges Sumpf- land, das häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzt sein muss, darauf durch ein schönes Wiesenland mit darauf zerstreu- ten kleinen Laubwäldchen. Am öten Tage fuhren wir an der Mündung des reissenden kleinen Flusses Poor vorbei, erreichten nach 6 schwachen Tagerei- seisen den Bergzug Oua, der aber recht weit vom rechten Ufer "abseits liegt und nur in einen schmalen felsigen Cap an dasselbe vorspringt. Nach zwei Tage- reisen durch ein hügeliges und mehr bewaldetesLand kamen wir an ein zwei- tes Felskap Noor, von dem aus ich den Fluss sich vom Gebirge entfernen und erst nach einem weiten, durch ebenes Land führenden Bogen sich ihn wieder nähern sah. Der Mangel an Mitteln zur Weiterreise, die späte Jahreszeit, die Absicht noch den Chungar hinauf- zugehen, liess uns mit grossem Bedauern die Weiterreise aufgeben. Auf der von uns befahrenen Strecke gibt es nur 10 Dörfer von 1—5 kleinen Jurten, so dass die Einwohnerzahl sich kaum über 150 Seelen erheben wird. Die Mehrzahl sind Goldi, hier ein elendes, armes, von den chinesischen Kaufleuten ausgesogenes, und von den von Zeit zu Zeit herkom- menden Mandschu beraubtes und ge- knechtetds Volk. Ausser den Goldi sind recht viele Chinesen am Ussuri sesshaft, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die sich mit Gartenzucht und Handel beschäftigen. Durch Ausfragen der Ein- gebornen und durch die Ansicht einer chinesischen"Karte bei einem mandschu- rischen Beamten erfuhr ich, dass der Ussuri höher hinauf weit bevölkerter wird. Sieben starke Tagereisen oberhalb Noor (etwa 250—300 Werst) empfängt der Ussuri von rechts den etwa ausS.O. kommenden reissenden Fluss Erua, der von Chinesen und Orotschen (einem Tun- gusenstamme) bewohnt wird, und noch 3 Tagereisen höher von links den aus S. W, kommenden Fluss Kengka , wäh- rend er selbstnach der Karte einen unge- fähr nach N. NO. gerichteten Lauf hat. Man hat 5 Tagereisen den Kengka hinauf zu machen, um an den 3 Tagereisen lan- gen, 10 Tagereisen iım Umfang haben- benden See Kengka talga zu gelangen. — Am oberen Laufe des Ussuri soll eine recht dichte, goldisch - chinesische Be- völkerung sein. — Was nun die Vege- tationanbelangt, so ist sie in dem un- tersten sumpfigen Theile wenig verschie- den von der der Amur-Inseln, Polygo- na ertheilen der Fläche Werstenweit das Ansehen blühender Buchweizenfel- der, eine sehr häufige Pflanze ist auch Sium latifolium. Das Wiesenland hat manneshohe schöne Gräser, zahlreiche Aster, Cacalia hastata, Paeonia, Thalie- tra, Saussureae, Cirsia , grosse Umbelli- feren, Alles durchflochten von verschie- denen Vicia-Arten, Calystegia sepium und Polygonum dumetorum ; die Wäld- chen bestehen zumeist aus Quercus mon- golica, Linden, Ulmus (Ulmus glabra ß. davurica), Betula (Zekkbora), Populus tremula, Fraxinus, mit eingestreuten Jug- lans und Kohchto -Bäumen. Während aber am Amur ein dichtes‘ Unterholz von Corylus, Aralien, Syringa, Philadel- phus, Sambucus, Loniceren etc. von Vi- tis, Clematis und vielen anderen Schling- Jar: 489. Taf 189 / o ao? 2 %D Karnkopea ecutala Ind 72 CEOLEL. Farbendr'v A Kolb, Nrubg I. Originalabhandlungen. pflanzen, dem ohnedies schon dichten, mannigfaltigen Walde etwas wahrhaft Undurchdringliches gibt, fehlt hier in den immer lichten Wäldern das Unterholz .80 gut wie ganz, Corylus und Aralien sind Seltenheiten, und nur die kleine strauchartige Lespedeza juncea Pers. ist ungeheuer häufig; sie und eine weiss- blüthige hohe Aster sind wohl als Cha- rakterpflanzen der Wälder zu nennen. Von merkwürdigen neuen Pflanzen nenne ich nur eine sehr kleinfrüchtige Vitis, und eine am Amur von mir nicht vorge- fundene Art von Pyrus (Pyrus ussurien- sis Rupr. et Maxim.) mit fast einem Zoll im Durchmesser haltenden essbaren Aepfeln. — Alle Chinesen und sogar alle Goldi am Ussuri besitzen Gemüse- gärten, die, je weiter den Fluss hinauf, desto bedeutender werden. Gurken, Kürbisse, Bohnen (Phaseolus vulgaris ?) eultivirtt Jedermann, sehr häufig auch Mais, Capsicum annuum, Allium Porrum und andere Arten, eine Art Brassica mit krausem, grossen, kohlähnlichen Blatte, seltener schon Wassermelonen, Kartof- feln, Solanum Melongena fr. purpur,, Hordeum vulgare und ein fadenhohes ' Borghum, das eine grobkörnige röthliche Grütze lieferte. — Im Grossen culti- vitt man nur den Taback. — Alle diese Pflanzen gedeihen aufs Ueppigste in einem Boden , der keine andere Be- arbeitung als die mit der Hacke kennt und nie gedüngt wird. Und ein solcher Boden ist am Ussuri fast überall. — Am 17. August kamen ‚wir wieder zur Mündung des Ussuri und am 19, traten wir unsere Rückreise an, indem wir dem linken, uns noch unbekannten Ufer des Amur folgten. Es erwies sich jedoch bald, dass ich für meinen Theil meinen Weg schlecht gewählt hatte. Das linke Ufer ist durchweg flach und sumpfig, von Flussarmen und Buchten 105 zerschnitten, und von sehr geringem botanischen Interesse. Keiner der in- teressanten Bäume und Sträucher, die das rechte Ufer bedecken, ist in diesem Wei- den- und Grasterrain sichtbar, und der einzige interessante Baum, den ich hier sah, ist die Populus suaveolens. So gingen mir denn die Samen manches interessanten Baumes verloren. Dazu kam nun noch das Unglück, dass einer meiner zweiRuderer schwer an der Ruhr erkrankte und ich dadurch genöthigt wurde, den Chungar aufzugeben und rasch nach Kisi zu eilen. Am 4, Sep- tember traf ich in Kisi ein. Das Re- sultat meiner Reise muss ich im Ganzen ein sehr befriedigendes nennen. Ich habe ein, nach den Mitteln, recht ansehnliches Herbar in zahlreichen Exemplaren und von den meisten Bäumen die Stämme mit- gebracht und mich so eingerichtet, dass alle fehlenden am untern Amur gesam- melt werden können. — Soweit unser Reisender, _nun noch einige Worte über die Bäume und Sträu- cher des Amurlandes. Herr Maximo- wiecz hat dort die Sträucher recht gut untersucht und beschrieben. Bei der sehr schwierigen Communikation wusste er im Mai dieses Jahres nur vom Tode C. A. Meyers, nichts aber von den An- stellungen im hiesigen Institute. Er sandte daher ein Päckchen eingelegter Sträucher und Bäume nebst dem dazu gehörigen Manuscript an Herrn Ruprecht, der dieses nun veröffentlicht hat. Da wir nun hoffen dürfen, diese Sträu- cher und Bäume bald in Cultur einzu- führen , so geben wir hier noch einen kurzen Ueberblick desjenigen Materials, was uns in Händen liegt. 1) Maximowiezia amurensis Rupr. Eine Schlingpflanze aus der Familie der Schiz- andraceen, mit blass rosarothen Blumen und säuerlichen scharlachrothen Beeren. 106 2) Tilia cordata Mill. (T. parvifolia Ehrh.). 3) Tilia argentea Hort. Par. Herr Ruprecht beschrieb diese, wie alle die folgenden Neuheiten in dem Bülletin der hiesigen Akademie, als T. mandschurica. 4) Acer spicatum Lam., durch Ru- precht als A. Dedyle beschrieben. 5) A. tataricum L. ß. laciniatum, als A. Ginnala von Ruprecht beschrie- ben. 6) Acer tegmentosum Rupr. et Max. Dem A. pensylvanicum durchaus ähn- lich, aber Blätter durchaus kahl. Wohl nur eine glatte Form des letzteren. 7) A. laetum 0. A. M. ß. parviflo- rum. Mit Unrecht vereint Ledebour Fl. ross. den A. laetum mit A.Lobelii Ten. Die Pflanze des Amur nennt Ruprecht A. Mono, sie fällt aber nebst A. trun- catum Bunge als Form zu A. laetum. 8) Evonymus europaeus L. 9) E. verrucosus. 10) E. latifolius. 11) Rhamnus davurica Pall. Ein bis 30° hoher Baum mit !/,Fuss diekem Stamme. Rinde rissig. Blätter läng- lich elliptisch. Blüthen grünlich , zwei- häusig. 12) Juglans mandschurica Rupr. et Max. Eine neue Wallnuss mit längli- chen Nüssen. 13) Maakia amurensis Rupr. Baum aus der Familie der Leguminosen, zu- nächst mit Virgilia verwandt. 14) Lespedesa juncea L. Ein klei- ner nur 2 Fuss hoher Strauch aus der Familie der Leguminosen. 15) Lespedeza bicolor Turez. 3 Fuss hoher Strauch, mit rothen zierlichen Blumen. 16) Kalomikta mandschurica Rgl. Eine neue Gattung, die zu den Tiliaceen gehört. Von Ruprecht als Prunus Kalo- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Strauch, mit einer Linde ähnlichen, aus herzförmigem Grunde ovalen Blättern. Blüthen weiss, wohlriechend. Frucht elliptisch eiförmig, mit zahlreichen Nar- ben gekrönt. 17) Prunus glandulifolia Rupr., un 18) P. Maximowiezii Rupr. Zwei neue Prunus. 19) COrataegus pinnatifida Bunge. Ein 15 Fuss hoher, dorniger, knorriger Strauch, ähnlich dem Crataegus mono- gyna. 20) Crataegus sanguinea Pall. ß. villosa. 21) Pyrus baccata L. ß. leiostyla. 22) Pyrus ussuriensis Rupr. et Max. Neuer Pyrus von der Tracht des P.Ma- lus, mit sehr spitzen ‚Sägezähnen des Blattrandes. 23) Sorbus sambucifolia Cham, et Schl. Kleiner, kaum 5 Fuss hoher Strauch, mit weissen Blumen und zinnoberrothen Früchten. 24) Sorbus Aucuparia L. 25) Philadelphus coronarius L. Von Ruprecht als P. tenuifolius beschrieben. Ganz der gewöhnliche Philadelphus, Blumen sollen aber geruchlos sein. 26) Panax sessiliflorum Rupr. Ein schöner neuer Panax mit zu Sfingerför- mig-, auf einem allgemeinen Blattstiel stehenden Blättchen, bedornten Aesten. Blumen schmutzig-braun. Blühet schon bei 2 Fuss Höhe, wird aber bis 10 Fuss hoch. 27) Hedera senticosa Rupr. Ein 15— 20‘ hoher bedornter Strauch. Blätter fingerförmig fünfblätterig. Blumen in Dolden. 28) Aralia mandschurica L. Tracht der A.spinosa, aber Blumen und Früchte dreimal kleiner. 29) Viscum album L. 30) Evonymus Thunbergianus Bl. mikta beschrieben, Niedriger Baum oder ' Eine durch seine eigenthümlichen Früchte I. Originalabhandlungen. sehr ausgezeichnete Art. Die Frucht ist ihrer Anlage nach 4klappig und 4lap- pig. Von diesen Klappen wachsen spä- ter 1— 4 in lange Carpellartige Fort- gätze aus, so dass die Frucht an eine Ranunculaceae erinnern würde, wenn nicht der eine Griffel in der Mitte zwi- schen den Klappen stände. 31) Lonicera coerulea L. 32) L. Xylosteum L. ß. chrysäantha. (L. chrysantha Turez.) Eine von un- serer L. Xylosteum durch länger gestreckte zugespitzte Blätter abweichende Form. Von Ruprecht als L. gibbiflora beschrie- ben. 33) L. (Xylosteum) Maximowiezü Rupr. Ein 10 Fuss hoher Strauch mit schmutzig rosenrothen Blumen. 34) Corylus rostrala Ait. ß. mandschu- rica. Form mit etwas tiefer gelappten, stärker gespitzten Blättern. (C. mand- schurica Rupr.) 35) Quercus mongolica Fisch. Ein schöner, 50° hoher Baum. 107 36) Populus suaveolens Fisch. Diese schöne Pappel ist in den hiesigen Gär- ten schon häufig angepflanzt. Sie ähnelt der Balsam - Pappel und blühet roth. 37) P. tremula L. 38) Ulmus glabra L. 39) U. major Sm. Var. heterophylla. 40) Alnobetula fruticosa Rupr. 41) A. incana ß. hirsuta Turez. 42) Betula davurica Pall. Vollkom- men mit dieser übereinstimmend B. Maxi- mowiezü BRupr. 43) Betula alba L. 44) Piceü Pichta Fisch. In Peters- burger Gärten schon häufig angepflanzt. 45) Lariz dahurica Turez. 46) Abies ajanansis Midd. 47) A. obovata Ledeb. 48) Pinus Cembra L. «. pumila Pall, 49) P. Cembra L. ß. excelsa Max. 50) Juniperus davurica Pall. 51) J. communis L. ; 52) Taxus baccata L. 3) Reisenotizen in einem Briefe an Herrn Dr. Regel. Die vielen Arbeiten, die meiner war- teten, als ich nach einer sechswöchent- lichen Abwesenheit wieder nach Hause kam, machen mir es erst heute möglich, Dir Einiges von meiner Reise zu erzäh- len. Ich unternahm dieselbe in Beglei- tung zweier Freunde, der Herren Raths- herr P. Merian und Professor Escher von der Linth; Du weisst, dass beide mit grosser Ueberlegenheit den geologi- schenHammer schwingen und so musste ich, mich ihrer Uebermacht fügend, den Botaniker zu Hause lassen; will aber zu ihrer Entschuldigung das Bekenntniss Dir nicht vorenthalten, dass auch ich von vorneherein palaeontologische Stu- dien zum Hauptzweck meiner Reise mir gesetzt hatte, Es ist nöthig, dies Dir zum Voraus zu Sagen, weil Du sonst von einer Reise in das ferne Donaureich und das schöne Italien vielleicht einen viel Interessantes und Neues enthalten- den Bericht erwartest und Dich dann offenbar sehr getäuscht finden müsstest; dennDu wirst jedenfalls wünschen, dass ich Dir nur von der lebenden nnd immer fort und fort sich verjüngenden Pilan- zenwelt erzähle, nicht aber von den dunklen Pflanzenbildern, welche vor längst vergangenen Zeiten in die Felsen gelegt wurden, Gleich auf der ersten Station freilich, nemlich in München, wo- 108 hin uns die Eisenbahn in schnellem Fluge gebracht hatte, hätte ich Dir viel Schönes von den Letzteren zu erzählen, denn die Sammlung von Keuper und Solenhofer Pflanzen im öffentlichen Mu- seum enthält ausgezeichnet schöne und interressante Pflanzen und die zahlrei- chen prächtigen Farren, Cycadeen und Cypressen müssen auch dem Nichtken- ner imponiren , obwohl diese Sammlung keineswegs geeignet ist, eine Uebersicht über die fossile Flora zu geben, da grosse Glieder derselben (so die so reiche und merkwürdige tertiäre Flora) fast ganz fehlen. Die Angelegenheiten des bota- nischen Gartens sind immer noch in ei- nem provisorischen Zustand. Der unge- heuere Glaspallast, mit seinen leeren, öden Räumen, hat sich wie ein gigan- tisches Schmarotzergewächs in den Gar- ten gesetzt und die Gewächshäuser aus demselben verdrängt. Trauernd stehen die vielen schönen Pflanzen in kleine Häuser zusammengedrängt, in einem be- nachbarten Garten. Doch auch in die- ser Umgebung betrachten wir mit freu- digem Staunen die prachtvolle Livistonia australis, die unstreitig zu den schönsten Fächerpalmen gehört und durch die lan- gen, schmalen, hängenden Blattlappen ein viel gefälligeres Ansehen bekommt als die Sabal umbraculifera, von welcher auch ein paar sehr grosse Exemplare vorhanden sind. In dem Haus mit Fett- pflanzen sind mir besonders sehr hohe und vielfach verästelte Exemplare von Aloe, namentlich von A.arborescens und A. disticha aufgefallen, welche fast die Grösse derjenigen erreichen, welche ich in denGärten Madeiras sah und die dort mit ihren rothen Blüthentrauben bedeckt, mein Auge so oft erfreut hatten. Doch ich will nicht näher auf die Pflanzen- schätze dieses Gartens eingehen, da Dir dieselben ja aus eigener Anschauung Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. wohl bekannt sind. Hoffen wir, dass derselbe bald wieder einen Director und einen eben so thätigen und umsichtigen Obergärtner erhalte, wie der selg. Wein- kauf war; denn beide Stellen sind noch immer nicht besetz. — Wir blieben vier Tage in München, die voraus der Betrachtung der so überaus reichen Kunstschätze gewidmet waren und fuh- ren dann nach Reichenhall und spä- ter über Ramsau nach Berchtesga- den. Wir blieben einige Tage in die- ser schönen Gebirgsgegend, die lebhaft an unser Schweizerland erinnert, Den Glanzpunkt derselben bildet derKönigs- see; ein kleiner See, eingeklemmt zwi- schen hohe felsige Berge. Der Watz- mann steigt an der westlichen Seite in hohen Felswänden, ähnlich wie der Glärnisch, auf; gegen Süden aber be- grenzt eine schön ausgezackte Berg- kette von der Stuhlwand bis Hechelwand den Horizont. Zwischen den nackten Felsen ziehen sich die dunklen Streifen des Tannwaldes, mit lichter grünen Lerchenbeständen wechselnd, bis zum dunkeblauen See hinab. Die Halbin- sel Kesselbach mit ihrem Wasserfall und Felsenschlucht, wie das freundliche St. Bartholome, das am Südende auftaucht, bringen einen anmuthigen Wechsel in den stillen Ernst der Landschaft. Ob- wohl der See nur in der montanen Region liegt, bekommt er durch die wild- romantische Umgebung einen subalpinen Charakter, welcher durch den fast gänz- lichen Mangel menschlicher Ansiedlun- gen, wie die Tracht der Vegetation, den Nadelholzwald, den schönen Bergahorn und die mit Alpenrosen bekleideten Fels- vorsprünge, gehoben wird. Die Wan- derung durch das einsame Thal zum See und die Fahrt auf demselben führte uns aus der lebenden Welt viele liebli- che Bilder vor; nicht minder beschäf- I. Originalabhandlungen. tigte uns aber in Berchtesgaden die un- terirdische Natur. Berchtesgaden ist im Mittelpunkt des Salzgebirges, das östlich bei Hallein, nordwestlich bis Reichen- hall sich ausdehnt und sein Boden um- schliesst unermessliche Vorräthe dieses so wichtigen Minerals. Unter der freund- lichen Leitung des Herrn Oberbergraths Weisshaupt brachten wir vier Stunden unter der Erde zu, um die Wunder die- ser Salzwelt zu sehen. Das aus wei- chem , mergeligem Gestein bestehende Haselgebirg, welches dem Muschelkalk angehört, ist von festen Dolomitfelsen umschlossen. Ein schön gewölbter Gang führt in das Haselgebirg, das von einem sehr künstlich angelegten Netzwerk von Schachten durchzogen ist. Die Wände sind von weichen, braunschwarzen Thon- stücken gebildet, die von weichen, brec- cienartigen Massen umgeben sind, dazwi- schen liegt das Salz, bald mehr gleich- mässig eingesprengt, bald mehr zu Schich- ten vereinigt, die als wunderbar gewun- dene, roth und weiss gemaserte Bänder und Streifen das dunkle Gestein durch- ziehen. An einer Stelle ist ein fast rei- ner, mächtiger Salzstock, so dass in der grossen Höhle alle Wände ringsum von den glitzernden Salzkrystallen erglänzen. Hier kann das Salz unmittelbar von der Wand gehauen und als Steinsalz ver- wendet werden, während es in den übri- gen Theilen desBergwerks durch herzu- geleitetes Wasser ausgelaugt und aus die- semWasser dann ausgesotten wird. Durch diese Auslaugung entstehen die kleinen unterirdischen Salzseen und wenn diese abgelassen, die weiten, von Salzkrystal- len flimmernden Höhlen, welche von Fa- keln beleuchtet, zu ‘den Wundern des Salzgebirges gehören. des Salzwassers wird in Berchtesgaden ausgesotten; das übrige wird durch ein höchst merkwürdiges Pumpwerk, das Nur ein Theil | Hügelketten 109 bei der Ilsangmühle angebracht ist, 1218 Fuss hoch hinaufgetrieben und von da nach Reichenhall geleitet, Hier wird es mit den dortigen Salzquellen gemischt und theils ausgesotten, theils aber durch eine grossartige Leitung nach Rosenhain gebracht, wo eine Siederei errichtet wurde. — Am 10. Sept. fuhren wir nach Salzburg hinaus, wo eben die Sän- gerwelt ihr grosses Erinnerungsfest an Mozart begangen hatte. Die Strasse führt anfangs durch eine waldige Ge- birgsgegend östlich von dem schönen Untersberge; dann breitet sich eine grosse Ebene aus, an deren Saume Salz- burg erscheint. Ein von Festungswerken gekrönter Fels von beträchtlicher Höhe, der aus der Ebene frei emporsteigt, deckt indessen den grössten Theil der Stadt, welche erst sich aufschliesst, wenn die Strasse sich um jene Felsenparthie herum- biegt. Ihr gegenüber liegt der Capu- zinerberg, der etwa 700 Fuss über das Thal sich erhebt, das die Salzach durch- strömt. In diesem Thal drin liegt die Stadt; eine Reihe 6stöckiger Häuser ist unmittelbar an die senkrecht aufsteigende Felswand angebaut, durch welche an einer Stelle ein Tunnel in die Ebene hinausführt. Auf der Festung, wie auf dem gegenüber liegenden Capuzinerberg geniesst man eine herrliche Aussicht. Besonders schön ist sie von dem letz- teren Stundpunkt, daher diese Höhe von Einheimischen und Fremden viel be- sucht wird. Die weite fruchtbare Thal- ebene ist nach Westen von den schö- nen Bergformen des Untersberges , des Lattenberges, Werktag- und Kugelber- ges bis zu den Staufen umsäumt, wäh- rend auf der östlichen Seite sie niedere abgrenzen. Hätten wir statt der Salzach mit ihren sandigen und von Gestrüpp überzogenen Ufern einen blauenSee und würden hinter den 110 die nur allzueinförmige Ebene umgren- zenden Bergen, noch weisse Alpenrie- sen hervorschauen, hätten wir diese Land- schaft den schönsten und reizendsten zu- zuzählen. im Franeisei - Schlössle in schönster Abendbeleuchtung und in gemüthlich- ster Stimmung. Auch auf der Strasse nach dem Fuchselsee, die anfangs stark ansteigt, hat man längere Zeit noch dieselbe schöne Landschaft vor sich, dann aber verschwindet dies Bild und die dun- klen Tannenwälder, die grünen Wiesen- ‚ gründe, welche nur stellenweise mit Roggen- und Gerstenäckern wechseln, deren Früchte noch nicht einmal reif waren , zeigten uns die höhere Gebirgs- gegend an. Gar lieblich ist St. Gilgen am Wolfgangsee gelegen. Ein schmaler kleiner See, an seinem nördlichen Ufer der Schafberg mit seiner vielgerühmten Aussicht, rechts aber, zwar nicht hohe, aber schön geformte Berge. Es erin- nerte mich dieser See lebhaft an den von Lowerz; die Achnlichkeit wurde noch grösser durch die übereinstimmende Vegetation, die hier ebenfalls eine Kalk- unterlage hat, welche wahrscheinlich stel- lenweise, ähnlich wie dort, von Wetterlö- chern durchzogen ist, welche den Boden im Sommer kühl erhalten. An solchen Stellen siedelt sich eine Colonie von Alpenpflanzen an. So am Lowerzersee, so auch hier. Ich sah da neben man- chen montanen Pflanzen, wie Astrantia major, Moehringia muscosa, Ranunculus lanuginosus, Euphrasia salisburgensis (welche indessen auch in Salzburg in der Stadt wächst und so mit Recht die- sen Namen trägt), Veronica urticaefolia, Campanula pusilla, Centaurea montana, Bellidiastrum Michelii , Erica herbacea, Valeriana tripteris, Sesleria coerulea, Ca- lamagrostis montana, auch mehrere ei- gentliche alpine und subalpine Pilan- Wir erfreuten uns derselben Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. zen, so die Alpenrose (Rhododendron -hirsutum L.), Arabis alpina , Adenosty- les alpina und Hieraeium staticefo- lium. — Ganz fremdartig unter diesen Pflanzen kam mir aber der Helleborus niger L. vor, der in der Schweiz nur im Tessin und in ganz anderer Gesell- schaft sich findet. — So lieblich mir St. Gilgen und die Umgebungen des Wolf- gangsees vorkamen, so langweilig da- gegen der berühmte Badeort Ischl. Er mag als Mittelpunkt für interessante Ausflüge wohl gelegen sein, man be- greift aber doch nicht, warum nicht lie- ber Ebensee zum DBadeorte gewählt wurde, das dieselben Soolbäder liefern könnte und am Fuss eines grünen, von prachtvollen Nussbäumen bedeckten Berg- abhanges unendlich viel schöner gele- gen ist. Ueberhaupt gehört der Traun- see, an dessen oberen Ende Eben- see liegt, zu den Glanzpunkten des Salzkammergutes. ‘ Aus dem blauen Ge- wässer erheben sich gegen Nordost wun- derschöne Bergformen, deren kahle, weissgraue Häupter in kühnen Zinken über die mit dunklem Wald bekleideten Abhänge emporsteigen;; so der dreiköpfige Spitzelstein, die schmale Felsenpyramide des hohen Kogls, der neben dem Kare- benberg hervortritt und die prächtige Ge- birgsmasse des Traunsteins. Die Berge sind zwar nicht hoch (keiner erreicht 6000 F. u. M.), aber auf sehr maleri- sche Weise gruppirt, so dass bei der Fahrt auf dem Dampfschiff nach Gmün- den eine Menge schöner Bilder sich ent- wickeln. Auf der Hälfte des Sees öff- net sich das Thal gegen Gmünden zu und es taucht dieses hübsche Städtchen mit seinen weissen Häusern und flachen Dächern gar lieblich am Ende des Sees auf. Der Blick von Gmünden aus auf den See kann einigermassen mit demje- nigen von Brunnen am Vierwaldstätter- 1. Originalabhandlungen. see verglichen werden. — Von Gmün- den brachte uns eine Art von Eisen- bahn, die erst kürzlich statt der Pferde Dampf erhalten hat, nach Linz hinaus und damit wieder ins ebene Land. Doch - ist die Stadt von Hügelzügen umgeben und von der vielbesuchten Gartenwirth- schaft von. Jägermaier, die auf einer Anhöhe gelegen, geniesst man eine schöne Aussicht auf das weite Donau- thal, das der Fluss in grossen Schlan- genwindungen durchzieht. Die Berge sind indessen schon in weite Fernen gerückt. — Am 13. April früh begaben wir uns auf das Dampfschiff Radetzky, das uns nach Wien bringen sollte. Die Donaufahrt bietet viel mehr Abwechs- lung dar als die auf der Rhone von Lyon nach Avignon und erinnert leb- haft an die auf dem Rhein von Mainz nach Köln, Bis Grein sind zwar die Ufer flach, dann aber reichen hohe fel- sige Hügel bis an den Fluss; unterhalb Grein bildet er eine Stromschnelle zwi- schen schönen zackigen Felsen und bald darauf einen gefährlichen Wirbel; hier und da liegen romantisch auf hohem Fels alte Burgen, so Aggstein und Dürrstein, in der unmittelbaren Nähe des Flusses; dann - wieder freundliche Dörfer. Unterhalb des Städtchens Stein, wo die einzige Donaubrücke sich findet, werden die Ufer flach und erst in der Nähe von Nussdorf treten wieder Hügel- ketten an dieselben heran. Wie dieser Ort in der Ferne auftauchte, entstand grosse Bewegung in dem mit Leuten überfüllten Schiffe. Die Reisenden such- ten sich ihr Gepäck zusammen, fingen sich an zu gruppiren und drängten sich im Vordertheil desselben zu einem dich- ten Knäuel zusammen. Das Gedränge war gross, als wir endlich aussteigen konnten und das Gewühl am Ufer noch grösser. Nachdem die Gepäcknoth glück- 111 lieh überstanden und ein Fiaker gefun- den, ging es in dem langen Wagenzuge der grossen Stadt zu, die wir in einer halben Stunde erreichten. So waren wir denn glücklich in Wien angelangt. Ich verlebte hier 14 sehr lehrreiche Tage. Die erste Woche war hauptsäch- lich den Versammlungen der naturfor- schenden Gesellschaft gewidmet, die zweite aber dem Studium der Sammlun- gen, namentlich denen der geologischen Reichsanstalt, die auch von fossilen Pfan- zen reiche Schätze enthält. Es würde die Grenze einer Epistel weit überschrei- ten, wollte ich Dir darüber und von den- Verhandlungen der Gesellschaft Bericht erstatten; ich beschränke mich daher darauf, Dir in Kurzem die Gegenstände zu bezeichnen, welche zur Sprache ka- men, um so mehr, da ein ausführ- liches Referat über dieselben in dem Tag- blatt der Gesellschaft und neulich aus demselben in der Flora von Regensburg veröffentlicht wurde. Vorträge wurden gehalten: von Prof. Nägeli, welcher die Hauptresultate seiner mehrjährigen wich- tigen Untersuchungen über das Stär- kemehl mittheilte ; von Prof. Alex, Braun über einige microscopische Schma- rotzer, aus der Gattung Chytridium und über die Erzeugung von Keimen ohne vorangegangene Befruchtung, wo- für er die Celebogyne ilicifolia, eine australische Euphorbiacee anführte, die nur in weiblichen Exemplaren in den botanischdn Gärten und doch reife, keim- fähige Samen hervorbringt, aus welchen wieder weibliche Pflanzen sich entwickeln; ferner über den Blüthenbau der Delphi- nien, bei welchen er 5 Blumenblätter annimmt, von denen aber nur Eins zur Entwicklung kommt; von Dr. Schultz Bipont: über die Stellung der Ambrosia- ceen*) im Systeme, die er zu den Ar- *) Da bei diesen die Ancheren frei sind, 112 temisieen bringt; über Cirsien-Bastarde und die Bastarde der Schafgarben aus der Gruppe Ptarmica ; von Prof. Schnitzlein über Ophioglossum vulgatum , wobei er nachweist, dass es ein horizontal krie- chendes Rhizom besitzt, aus welchem mehrere Stengel sich erheben; von Dr. Sachs über Verdunstungsphänomene der Pflanzen ; von Dr. B. Seemann über die Cultur der Parasiten, wobei er mittheilt, dass es in Java gelungen sei, die Raf- flesia Arnoldi auf Cissus zu erziehen; Prof. Sendtner über die Beziehungen der Pflanze zu den Bodenverhältnissen; die lebhafte Discussion, die darüber sich entspann, zeigte, wie wenig die Botani- ker noch darüber einig sind, welchen Einfluss die chemischen und physikali- schen Eigenschaften des Bodens auf das Vorkommen und Gedeihen der Pflanzen ausüben; von Dr. S. Reisseck über die Bildungsgeschichte der Donauinseln im mittleren Laufe dieses Stromes, wobei er nachwies, wie anfangs die Weiden (Salix purpurea undriparia) und Tamarix- büsche sich auf dem nackten Kies an- siedeln, wie der Sand sich da anhäuft und allmählig die Kiesbank überzieht; wie dann die Erlen und Weisspappeln folgen und die Weiden verdrängend, während andrerseits auch noch bei anderen Familien ausser den Synantheren verwachsene Staubbeutel vorkommen, will er bekanntlich diesen allgemein angenommenen Namen ver- drängen und die Synantheren sollen nun Cas- siniaceen heissen. Wollten wir aber dasselbe Verfahren auf dieNamen der Arten, Gattungen und übrigen höheren Abtheilungen anwenden, würde eine namenlose Verwirrung entslehen, da eine Unzahl von Namen geändert wer- den müsste. Wie viele "derselben sind noch lange nicht so bezeichnend‘, wie der der Sy- nantheren, welcher einen Charakter ausdrückt, der wenigstens weit aus der Mehrzahl der Ar- ten zukommt. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. nach und nach einer mannigfaltigen Ve- getation den Boden zubereiten; von J. G. Beer über Fruchtformen, Samen und Keimung der Orchideen, wobei er zeigt, dass durch künstliche Befruchtung die Orchideen veranlasst werden, Früchte anzusetzen und keimfähige Samen zu er- zeugen. — Interessant wird Dir sein, zu vernehmen, dass in England Hens- low, wie Dr. Seemann mittheilte, einen Bastard von Triticum turgidum und Aegy- lops squarrosa erzog, welcher Deine An- sichten und Versuche in der Aegylops- Frage bestätigt, so dass diese Sache nun endlich als erledigt betrachtet wer- den darf. — Eine besondere Sitzung wurde bestimmt, um sich über die zweck- mässigste Methode der Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen der Pflanzenwelt zu verständigen, Man einigte sich zunächst über die Pflanzen, welche für die Beobachtungen ausge- wählt werden sollen und bestimmte da- zu folgende: Acer platanoides L., Aes- culus Hippocastanum L., Berberis vul- garis L., Catalpa syringaefolia Sims., Colchieum autumnale L,, Convallaria ma- jalis L., Daphne Mezereum L. Fagus syl- vaticaL., Cornus mas. L., Fraxinus ex- celsior L., Fritillaria imperialis L., Anemone hepatica L., Sommer und Win- tergerste, Levcojum vernum L., Lilium candidum L., Prunus avium L. und P. Padus L,, Pyrus Malus L., Ribes gros- sularia R., R. rubrum L., Robinia Pseu- dacacia L., Sambucus nigra L., Winter und Sommer- Roggen, Sorbus aucuparia L., Syringa vulgaris L., Tilia parvifolia Ehrh., Winterwaizen, Weinrebe. — Bei allen diesen soll erstens die Blüthezeit beobachtet und zwar der Zeitpunkt notirt werden, wo die erste Blüthe sich ent- faltet und der Blüthenstaub hervortritt; dann aber auch der Zeitpunkt, wo die allgemeine Blüthe eintritt; zweitens der LA VSOISHE VERIE DER ZZ Yyremitalaı chatten De I. Originalabhandlungen. Eintritt der Fruchtreife, die erste reife Frucht ohne Wurmstich, und beim Ge- treide der Erndte Anfang; drittens, bei den Bäumen und Sträuchern der An- fang der Belaubung, nämlich das erste . Sichtbarwerden der grünen Blattoberflä- che und dann die allgemeine Belaubung; viertens die allgemeine Laubverfärbung. -Zu diesen Beobachtungen muss stets derselbe Baum oder die nämliche Gruppe von gleichartigen Gewächsen, die näm- liche Wiese, das nämliche Feld u. s, w. gewählt werden. Sollen diese Beobach- tungen vergleichbar werden, muss natür- lich auch die Lage der Beobachtungs- orte und ihre Höhe über Meer ange- geben werden. Wesentlich erhöht wird der Werth derselben, wenn zugleich ge- naue meteorologische Beobachtungen, namentlich über den Gang der Wärme, angestellt werden. Gegenstände, welche den Gartenbau speciell betrafen, kamen bei der Gesell- schaft nicht zur Verhandlung; der Gar- tenfreund fand aber dafür im Besuch der Gartenanlagen Entschädigung. Die grossartigste Anstalt der Art im Kaiser- staat ist bekanntlich der kaiserliche Gar- ten zu Schönbrunn. Er liegt 1 Stunde von Wien entfernt, doch hat man zu jeder Zeit Gelegenheit dahin zu fahren. Schon die Lage des Gartens ist schön, wie denn Wien überhaupt wohl die einzige grosse Residenzstadt Europas ist, von welcher man in weni- gen Stunden an denFuss ziemlich hoher Berge (der Schneeberg ist 6500 F. u. M.) gelangen kann. Die Stadt liegt zwar in einer aus tertiirem Meeresboden ge- bildeten Ebene, steigt man aber auf den Stephansthurm, so sieht man ge- gen Westen hin einen ganzen Kranz von Hügeln und niedern Bergen , wäh- rend gegen Südosten der Blick sich in der unabsehbaren Ebene verliert, Am IV, 1857. 113 Fusse jener Hügel und Berge, welche den weiteren Umgebungen der Stadt ei- nen hohen Reiz verleihen, sind die vie- len Anlagen entstanden, die von Wien aus häufig besucht werden. Die gross- artigste ist Schönhrunn, wo ein gros- ser (800,000 [] Klafter haltender) Park das kaiserliche Schloss umgibt. Grosse Gewächshäuser, welche zusammen eine Länge von 1554 Fuss haben und Ge- bäude mannigfacher Art, welche die vie- len wilden Thiere beherbergen, die hier verpflegt werden, sind in den Anlagen vertheilt, in welchen Alleen und Grup- pen mächtiger Bäume mit Rasenplätzen und Blumenbeeten in freundlichster Weise abwechseln. Obwohl ich die Anstalt zweimal besuchte und mich der Führung des trefflichen Direktors, des Herrn Schott zu erfreuen hatte, konnte ich mir doch nur eine flüchtige Uebersicht verschaffen, Den Glanzpunkt bilden die Palmenhäu- ser und das Haus mit den Aroideen. Die Palmen sind in freien Grund ge- pflanzt und in grossen prächtigen Exem- plaren da, denen man es ansieht, dass sie schon seit einer langen Reihe von Jahren mit der grössten Sorgfalt hier ge- pflegt werden. Da sehen wir eine Arenga sacharifera mit mächtigen Blatt- fiedern, die bis an die Decke des circa 20 Fuss hohen Hauses hinaufreichen. Die weisse Unterseite bringt einen wun- derschönen Contrast in das grüne Blät- terwerk; prächtige Büsche bildet die Phoenix reclinata, und Phoenix dactyli- fera reicht bis an die Decke hinauf ; auch Astrocarium Murumuru, mit dem schön geformten, eigenthümlich getheilten Blatt, Cocos comosa, .C. lapidea, Phoenix spi- nosa und Elaeis zeigen uns die Fieder- palmen in schönen Formen , während die Sabal umbraculifera, Livistonia chi- nensis R. Br. (Latania borbonica Lam.) und die Livistonia rotundifolia (Corypha 8 114 rotundifolia Lam.) ihre riesenhaften glän- zenden Blattfächer weithin ausbreiten. Dazwischen stehen kleinere Palmen, wie Bactris macrantha, setosa, Thrinax parvi- folia Sw., Rhapis Sierazig, die zierlicher als Rh. flabelliformis, Chamaedorea Lin- deniana mit reifen Früchten, Geonomen und Caryoten, aber auch schöne Farren, so die Didymochlaena pulcherrima mit dem eigenthümlich glänzenden Blatt, das Asplenium marginatum mit seinen auf- fallend grossen ‚Blattfiedern, Dicksonia rubiginosa in ungewöhnlicher Grösse, aber auch saftige Pfefferarten. — Hech- tien, Pourretien und Begonien füllen die Lücken aus, so dass das ganze Haus eine zusammenhängende , äusserst reich und üppig zusammengesetzte tropische Pflanzenmasse darstellt. Noch überra- schender ist aber der Blick in die nahe, durch eine Glaswand vom Palmenhause getrennte Abtheilung mit den Aroideen. Es dürfte wohl kaum eine Sammlung geben, wo diese seltsamen Gewächsfor- men in solcher üppigen Fülle und in solch’ mannigfaltigen Formen gesehen werden, Das Bett ist mit faulem Holz und Steinen ausgefüllt und mit starken Baumstämmen von verschiedener Höhe besetzt. Beet und Baumstämme sind mit Aroideen bekleidet, Da sehen wir eine Xanthosoma Jacquinii Schott mit unge- mein grossem, dickem Stengel und mäch- tigen, herzpfeilförmigen Blattflächen auf dicken Stielen; ein wirklich riesenhaftes Philodendron giganteum, umschlungen von dem so buntblättrigen Cissus disco- lor; das Anthurium Hookeri H. Ber., aus dessen glänzend grüner Blattfläche die hellfarbigen Nerven prächtig hervor- treten, während beim Anthurium pictura- tum rothe Flecken längs der Hauptrippe vertheilt sind und bei Homalomena coeru- lescens ein eigenthümlicher blauer Schim- mer die länglich herzfürmige Blattlläche Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. überzieht; ferner sehen wir die mächtig grosse Alocasia pubera und Coloeasia macrorhiza Sch., das Anthurium crassi- nervium Schott (A. albocostatum Mig.), mit über zwei Fuss langem, von sehr dieken Rippen durchzogenem Blatt, das Anthurium amoenum mit eigenthümlich schwanenhalsartig gebogenem jungem Blatt; Philodendron bipinnatifidum, des- sen grosses Blatt in schmale Lappen ge- theilt ist u.a.m. Die sämmtlichen Pflan- zen dieses Hauses zeichnen sich durch ihr üppiges freudiges Gedeihen, durch die strotzende Fülle des saftig grünen Blattwerkes aus und gewähren durch ihren fremdartigen Wuchs, die sonderbaren Blattformen, die zum Theil gewundenen und rankenden Stengel, die mit Luftwur- zeln behangen sind, einen eigenthümli- chen Anblick, und man sieht es dieser Sammlung an, dass sie die Lieblings- pflanzen des Direktors Schott einschliesst. Doch auch die übrigen Gewächshäuser enthalten sehr viel schöne und merkwür- dige Pflanzen, In dem grossen, aus 5 Abtheilungen bestehenden Hause, das neben dem Eingang von der Hietzinger Allee her liegt, enthält eine Abtheilung prächtige Pandaneen; es sind viel ver- zweigte kleine Bäume von Pandanus syl- vestris Bory. von Pandamus odoratissi- mus, P. utilis und P. littoralis; allerdings erreichen sie bei weitem nicht die Grösse der Bäume, wie man sie in den Gärten Maderas sieht, geben aber doch ein recht gutes Bild der sonderbaren Tracht die- ser Pflanzen ; — hier sah ich ferner ein schönes Exemplar der Phytelephas ma- crocarpa (welche das Pflanzen-Elfenbein liefert) mit schönen fächerförmigen und palmenartigen Blättern, sehr . grosse Exemplare von Carolinea insignis, von Damara alba, rubricaulis, Clavija ornata u. S. w.; eine zweite Abtheilung dieses Hauses enthält baumartige Farren und I. Originalabhandlungen. Cycadeen, ansehnliche Stämme von Ci- botium, Balantium, Alsophila und An- “ giopteris .longifolia mit ungemein gros- sen, flach ausgebreiteten Blattkronen, dann einen blühenden Encephalartos caffer, den E. lonuginosus, Cycas eirci- nalis u. s. w.; eine dritte Abtheilung in Octogonform ist namentlich durch einen fast 7 Klafter hohen Podocarpus elon- gata geschmückt nnd von vielen schönen Myrtaceen und seltenen Quercus-Arten umgeben; eine vierte Abtheilung weist uns viele Berberis- und Ilex-Arten und ein grosses (3 Fuss hohes) Balantium antareticum. An dieses Haus lehnt sich ein weiteres grosses Warmhaus, welches viele Tropenbäume von zum Theil be- trächtlicher Grösse enthält. Da sehen wir ein hohes dicht verästeltes Exemplar derAraucaria brasiliensis, dann Spondias longifolia, Sideroxylon mastichodendron, Nephelium Longan, Pterospermum aceri- folium, Gastonia palmata Roxb., grosse Astrapaeen und Crescentien und nament- lich zahlreiche Ficus-Arten, welche fast sämmtlich aus der zufällig aus Tropen- ‚gegenden eingeführten Erde aufgegan- gen Sind. Daneben haben wir ein Kalt- haus, das grossentheils mit Neuhollän- dern und Cappflanzen gefüllt ist. Von den Pflanzen des freien Landes sind es vorzüglich die Bäume und die Alpenpflanzen, welche unsere Aufmerk- samkeit auf sich ziehen. Da die Gar- tenanlagen schon seit 100 Jahren be- stehen (der Garten wurde 1753 durch Franz I. gegründet), sind hier Bäume von Seltener Grösse zu sehen, so ein Tulpenbaum von 71?/, Fuss Höhe und 10%/, Fuss Umfang, eine americanische Esche (Fraxinus americana) von 743/, Fuss Höhe und 8 Fuss Umfang, ein Juglans cinerea von 82 Fuss Höhe und 61/, Fuss Umfang, Carya alba von 56’/, Fuss Höhe, Quercus Prinos von 41!/, Fuss Höhe, 11- Pinus Pallasiana von 371/, Fuss Höhe, ein Gingko von 33 Fuss Höhe und So- phora japonica L, von 50 Fuss Höhe, Die Alpenpflanzen sind theils in einer Anlage im Freien, theils aber in zwei niedern Erdhäusern untergebracht. Die erstere besteht ausErdbeeten mit ei- ner aus Ziegeln gefertigten Mauerunter- lage. Diese soll zum Abhalten der Re- genwürmer dienen. Die Erdhäuser ha- ben eine Höhe von 7 Fuss, bei 6 Fuss Breite, daher nur eine Stellage darin Platz hat. Die Pflanzon stehen alle in Töpfen. Es hat dies den grossen Vor- theil, dass man die Pflanzen immer un- ter Augen hat und während des Winters sowohl, wie während der heissen Som- mermonate besser schützen kann. So reich indessen die Sammlung an Arten ‚ist, kann doch nicht verschwiegen wer- ‘den, dass im Allgemeinen die Exemplare meistens schwach und klein sind und man sie Selten in so üppigen Rasen sieht, wie diess der Fall ist, wenn sie in günstiger Lage im freien Land eulti- virt werden können. Zu den interes- santesten Arten gehören die neuerdings aus Siebenbürgen eingeführten, so das Rhododendron myrtifolium Schott (das indessen dem Rh. intermedium unge- mein nahe steht), die Hepatica angulosa Dec. mit getheilten Blattlappen, die zier- liche Campanula turbinata Schott, der C, carpathica sehr ähnlich, das gelbe Sempervivum Neilreichi, die Corthusa pubens, die graciler als die C, Matthioli, das Chrysosplenium rosulare Sch., Edra- janthus Kitaibelii Dec. und E. dalmaticus Dee., dann mehrere schöne Arten der kleinasiatischen Gebirge, so Pelargonium Endlicherianum Fenzl, , die sehr schöne Phytolacca pruinosa Fenzl und Hiera- cium pannosum. So findet der Pilan- zenfreund hier vielen Stoff zu lehrrei- cher Unterhaltung, freilich der Botaniker 8 * 116 auch noch viele Arbeit, denn leider sind sehr viele Pflanzen, zum Theil die gröss- ten und schönsten Exemplare noch un- bestimmt. Der Garten zu Schönbrunn besitzt sehr viele Originalpflanzen. Schon der ältere Jacquin brachte viele Pflan- zen aus Amerika, später van der Schoot von Martinigque, und namentlich Brede- mayer aus dem tropischen Amerika, und manche dieser Pflanzen, die nun zu an- sehnlichen Bäumen erwachsen sind, har- ren noch der wissenschaftlichen Unter- suchung. Die Gewächshäuser sind alle nach altem Styl erbaut, haben meist senkrechte oder wenig geneigte Fenster, und eine dunkle Hinterwand, daher die meisten Pflanzen gegen die Fenster zu gebogen sind, was freilich im prachtvollen Aroideenhaus ganz passendist, in den übri- gen Häuserndagegen unangenehm auffällt. Nicht unerwähnt darf ich lassen, dass der Garten zu Schönbrunn zugleich ein Thiergarten ist, was demselben einen doppelten Reiz verleiht; da sieht man drei ausgewachsene Giraffen,, zwei Ele- phanten, ein Rhinoceros, zahlreiche Af- fen u. s, w., eine auserlesene Sammlung von Vögeln. Ein prächtiger Brunnen (von dem der Ort den Namen hat) lie- fert das Wasser für einen Teich, auf welchem Pelicane, Schwäne und Enten- arten sich herumtummeln. Von beson- derem Interesse war mir, von Herrn Schott, welcher auch die Direktion die- ser Abtheilung hat, zu erfahren , dass die Steinbücke mit Ziegen gepaart, fruchtbare Bastarde gebildet haben, wel- che untereinander gepaart, jetzt in der vierten Generation zu den Ziegen zu- rückschlagen, so dass ‚der Steinbock wohl als die Stammart unserer Ziege zu betrachten sein dürfte, Der Garten zu Schönbrunn ist ein kaiserlicher Lustgarten im vollsten Sinne des Wortes, in welchem zur Ergötzung Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. und Unterhaltung des kaiserlichen Ho- fes und des Wiener Publikums eine herr- liche Sammlung der schönsten und in- teressantesten Gewächsformen unserer Erde aufgestellt ist. Zu rein wissen- schaftlichen Zwecken und dem botani- schen Unterricht dient der botanische Universitäts - Garten, welcher am Renn- weg, an der südöstlichen Seite der Stadt liegt. Neben dem Eingang befindet sich die Wohnung des Direktors, gegenwär- tig Prof. Fenzl, unter dessen trefflicher Leitung die Anstalt nicht nur mit gros- ser Sorgfalt verwaltet wird, sondern auch zu allen wissenschaftlichen Arbeiten mit grosser Liberalität offen steht. Die Ge- wächshäuser sind nicht sehr bedeutend und nach demselben System gebaut, wie die zu Schönbrunn. Eine Allee schö- ner Bäume führt vom Haus des Direk- tors zum botanischen Museum, einem langen einstöckigen Hause, dessen Mitte ein geräumiger Hörsaal einnimmt, wäh- rend an den zu beiden Seiten grosse Säle sich anschliessen, welche für die Herbarien und botanische Bibliothek be- stimmt sind, wie ferner die Arbeitszim- mer für die beiden Professoren (Fenzl und Unger) und die zwei Adjunkten (Dr. Reisseck und Kotschy). Das Her- barium wird zu 67,000 Arten von Blü- thenpflanzen geschätzt, ist nach Endli- cher’s System geordnet und durch Gift geger die Würmer geschützt. Die Pflan- zen sind auf halbe Foliobogen mit Pa- pierstreifen befestigt und offen in die Fächer grosser Schränke gelegt, was allerdings das Nachsehen sehr erleich- tert, aber auch sie dem Staub sehr zu- gänglich macht. Dieses herrliche Her- barium in Verbindung mit der prachtvollen Bibliothek ist ein unschätzbares Hilfs- mittel zu botanischen Studien, und Alle, die in Beschaffung des nöthigen Materiales mit grossen Schwierigkeiten I. Originalabhändlungen. zu kämpfen haben, werden die Her- ren zu Wien in der That um das- selbe beneiden. Sehr gross ist das Areal des botanischen Gartens; es um- fasst 131/, österreich. Joch. Es konnte daher jeder Pflanzenart oder doch klei- nen Gruppe von Pflanzen ein besonde- res Beet gewidmet werden. Es sind diese kleinen Beete überall im Rasen vertheilt und zum Theil durch Gebüsch- gruppen getrennt, daher dasGanze mehr wie eine Anlage, denn als botanischer Garten aussieht. Es hat diess den un- verkennbaren Vortheil, dass die Arten nicht so leicht durch einander kommen und der Garten einen viel freundliche- ren Anblick gewährt. Doch kann man diese Methode nur da anwenden, wo man über ein so überaus grosses Areal zu gebieten hat und zugleich ıauch über genügende Arbeitskräfte, da diese kleinen, im Rasen zerstreuten Beete sehr leicht von Unkraut überwuchert werden. Der Garten wird unter Leitung des Herrn Obergärtner Dieffenbach von 8 Gehülfen bearbeitet und kann jährlich über 6000 fl. verfügen. Es wurde der Garten 1758 durch Maria Theresia ge- gründet, bekam aber damals nur ein Areal von 31/, Joch; erst im Jahr 1819 erhielt er den jetzigen Umfang und 1841 durch Endlicher die jetzige Ein- richtung. — In der Nähe dieses Gar- tens liegt der Garten des Lustschlosses Belvedere , welcher zur Aufnahme der 117 österreichischen Flora bestimmt wurde und zu Host’s Zeiten in Blüthe stand. Privat- und Handelsgärten hatte ich nicht Zeit zu besuchen, die einst be- rühmte Pflanzensammlung des Baron von Hügel existirt nicht mehr ; gerühmt wird der Garten des Herrn J. Beer, aus- gezeichnet durch schöne Bromeliaceen und Orchideen, der Garten der Garten- bau- und der Landwirthschafts - Gesell- schaft, und von Handelsgärten, die des Herrn Rosenthal und der Wittwe J. Held. Die Handelsgärtnerei scheint in- dessen in Wien keinen glänzenden Bo- den zu finden. Es ist mir aufgefallen, wie bei allen Festlichkeiten die Blumen gefehlt haben, die doch bei uns und in so vielen Theilen Deutschland’s und Frankreich’s zum schönsten Festschmuck gehören und selbst in Gasthöfen auf den Tafeln nicht fehlen. In Wien habe ich sie nie da gesehen. Auch die Blumen- zucht ist hier bei weitem nicht so ver- breitet, wie bei uns und im nördlichen Deutschland. Auffallend ist auch die Armuth des Marktes an feineren Ge- müsen und der Umstand , dass man in der Umgebung von Wien so wenige Ge- müspflanzungen sieht. Man staunt da in der Nähe einer so volkreichen Stadt ungemein weite, öde Flächen zu sehen, während bei uns um die Städte herum alles Land aufs sorgfältigste zu Anlagen oder Culturen benutzt ist. (Fortsetzung folgt.) 4) Ueber die Elemente der Wirkung in der Gartenkunst ®), Von €. Löwe, Gartenkünstler in Zürich. Gewöhnlich ist es die Sentenz: „der Gartenkünstler müsse durch *) In einem früheren Artikel des Ver- fassers im Augustheft 1855 der Gartenflora haben sich ausser mehreren kleineren Druck- fehlern und falschen Interpunctationen folgende grössere sinnslörende Druckfehler eingeschli- chen. Seite 220, 1. Columne, Zeile 12 von oben; anslatt: „verleitet etc,‘ lies: „ver- 118 seine Werke bestimmte und ge- wollte Empfindungen in der Seele des Geniessenden her- vorzurufen im Stande sein“ wel- che fast alle Schriftsteller über bildende Gartenkunst als wesentliche Vorschrift und Anforderung entweder offen ans Brett geschlagen oder verblümt angedeu- tet haben. Und dieses von den Englän- dern Bacon, Addisson und Pope an, die die Revolution des Gartengeschmackes vorbereiteten, durch Kent, der sie wirk- lich begann, über Home, Chambers Wa- telet, Hirschfeld und Andere, welche dieselbe so rasch und glücklich durch- leitete.“ Seite 220, 2. Columne, Zeile 9 von oben, anstatt „gespritzt“ lies: „ge- speisst.“ Seite 222, 1. Columne, Zeile 5 von oben anstatt: „und“ lies: „in.“ Seite 2322, 4. Columne, Zeile 6 von unten anstalt: „Commentaries“ lies: „Cumulatio- nen.‘ Seile 223, 1. Columne, Zeile 20 von oben anstatt: „Genie“ lies: „Gene. Seile 223, 2. Columne, Zeile 13 von oben anstatt: „himmlischste“ lies: „sinnlichste.“ Seite 224. 2. Columne, Zeile 9 von unten an- statt: „bedekte“ lies: „barokke.“ Seite 225, 1. Columne, Zeile1 von unten fehlt nach „waldarliges“ das Wort: „Aussehen.“ Seite 226, 41. Columne, Zeile 13 von unten anstatt: „in sinnlicher Compensation“ liess: „nie in inniger Compensation.“ Seite 227, 2. Columne, Zeile 22 von oben anstatt: „ihr reicher Leiberschmuk die wellender Pflanzung“ lies: „ihr rei- cher Lokenschmuck die wallende Pflanzung.“ Seite 228, 1. Columne, Zeile 47 von unten anstatt: „das poetische Prineip‘ lies: „des plastischen Prin- zips.“ Seite 228, 2. Columne, Zeile 24 von obenanstalt: „und mit landwirthschafl- licher“ lies: „und nie mit landwirth- schaftlicher.“ Seite 229, 2. Columne, Zeile 48 von oben anstatt: „‚praeiendirt‘“ lies: „praetendirten.“ Seite 230, 1. Columne, Zeile 26 von oben anstatt: „Pfeiler“ lies: „Facaden und deren Peristyle.“ Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. führten, bis herab auf Loudon, ‚Skell: u. Pükler, denen wir den Ausbau und die Consolidirung der neuen Organisation verdanken. — Forschen wir aber nach den Mitteln, wodurch diese bestimmten Empfindungen erweckt, wodurch sie gleichsam verfestigt werden sollen , so sehen wir uns meist auf ganz allgemeine Angaben verwiesen, auf Charakteristiken einzelner Scenen, Partieen und ganzer Landschaften, die wir also gleichsam en bloce nachahmen können müssten, um 'zu einiger Herrschaft über beabsichtigte Wir- kungen zu gelangen. Die Schwierigkeit oder vielmehr das Unmögliche solcher, wenn auch schon etwas modifieirter Ue- bertragungen leuchtet ein, weil die ge- gebenen Umstände und besonders das gegebene Terrain alle solche Vorschläge und Recepte nicht anwenden lassen und wenn dieses selbst noch möglich wäre, den Gartenkünstler zum Nachmacher stempelten und das Werk zur werthlo- sen - Schablone. — Im Ferneren wird gewöhnlich das Naturstudium angerathen, aber meist ohne alle Andeutungen, von welcher Basis aus wir dasselbe zu be- treiben haben, damit es auch bald fruchtbar und erfolgreich werde, und dabei sollen wir unsere eigenen Empfin- dungen und Seelenzustände beobachten, um bei der Nachahmung die Wirkungen auf Andere bemessen und darnach com- poniren zu können. Das Studium der Natur ist nun allerdings das vortrefi- lichste Bildungsmittel, und gleichsam die Akademie des Gärtners, allein abgesehen davon, wie unendlich viele Besuche und Beobachtungen nur erforderlich sind, bis man den Geist der freien Natur dermas- sen versteht, um die Studien ergiebig zu machen, bleibt das Gewonnene, was das Bewusstsein bestimmter Wirkungen aufs Gemüth betrifft, immerhin nur ein sehr allgemeines und mehr ahnungsvol- I. Originalabhandlungen. les, das sich auf keine sicheren Mo- mente stützen kann. Dieser empirische Weg und das Le- sen unserer Schriftsteller wird uns daher weiter ins Einzelne gehend, höchstens " belehren, welche ungefähren Wirkungen z. B. ein Tannenwald allenfalls, welche eine einzelne Tanne, Trauerweide, eine Wasserpartie u. dgl. auf uns, und somit durch vorausgreifende Wahrscheinlich- keitsberechnung in unserer Composition auf den Geniessenden macht, allein da- mit ist nicht zurückgegriffen auf den Grund, warum und wodurch auch diese Einzelgegenstände so und nicht anders wirken, warum sich z. B, die Empfindung ganz anders modifizirt durch veränderte Grössen- oder Formverhält- nisse der gleichen Wasserpartie, oder durch deren veränderte Umgebung. Und eben das ist nach unserem Dafürhalten, die Hauptsache; denn, so lange wir nicht die einfachen Elemente, warum oder wodurch eine Sache so und nicht anders auf uns wirkt, kennen, haben wir auch höchstens nur ganz allgemeine, keineswegs aber sicherere und bestimm- tere Anhaltspunkte zur Vorausberechnung unter veränderten Umständen, und bei neuen Zusammenstellungen, und dem reichsten Schatz der durch Naturstudium und Belesenheit, Erfahrung und Phanta- sie gesammelten Bilder fehlt die solide Basis des begründeten Wissens und Ue- berzeugtseins. Weil nun aber der Gar- tenkünstler vornehmlich schon gebildete Natur- und Kunstkörper zusammenstellt, 2. B. Bäume, Gebäude, Statuen ete. und nur in untergeordnetem Sinne formt, also nur mehr durch Zusammensetzung neubildet, ist seine Technik mehr eine geistige, deren Schwerpunkt in dem Wissen und Zurückführenkönnen der Wirkung auf einzelne und sichere Mo- mente bei seinen Gegenständen beruht. —- 119 Aber Niemand, der seiner Technik nicht vollkommen mächtig ist, ist ein vollen- deter Künstler, und keine menschliche Thatäusserung, die nicht eine organisch gegliederte Technik hat, ist eine voll- kommene Kunst. Von diesem Stand- punkte aus und nach dieser ungefähren Richtung hin gehen die meisten begrün- deten Vorwürfe und Absprechungen, die man der Gartenkunst als schöne Kunst und als ebenbürtige Schwester der Ueb- rigen bisher machen konnte, und so wie man sie nach ihrer ersten Befreiung aus den Fesseln architektonischer Symmetrie, früher als form- und gestaltslos und aufs Endlose hinausgehend qualifizirte, versucht man sie heute noch ferner her- abzuwürdigen durch die Beschuldigung: sie könne ihr Material nicht beherr- schen. Auf den ersten Blick erscheint nun allerdings ihr Material als wirklicher or- ganischer Naturstoff einer- und zufällige Naturerscheinungen andererseits, so wie die rohe schwere Masse vom Erdkörper nicht in dem Grade bewältigbar,, wie dieses die freie Phantasie wohl fordern möchte und wie solches bei einigen an- dern Künsten in grösserem Maasse mög- lich ist, allein diejenigen, welche die Gartenkunst genau nach dem Maassstabe einer einzelnen andern Kunst abmessen, vergessen eben, dass sie eine eigene, für sich bestehende, von den andern un- abhängige und mit denselben nur seit- lich correspondirende Kunstform ist, die gerade wegen ihrer unabhängigen Indi- vidualität den genauen Maassstab einer einzelnen anderen, z. B. der Malerei oder der Baukunst nicht verträgt. Es ist uns hier noch nicht darum zu thun, den Beweis zu führen, in wie ferne und wo ihre Stellung die richtige im Kunst- gebiete sei, der gegenwärtige Vorwurf beschäftigt sich mit etwas Anderem, und 120 wir haben noch -einige Stufen zu er- schreiten, bis wir mit jenem Thema auf- treten werden. Vorläufig sei daher nur gesagt, dass Jedem, der den Geist und Charakter der Gartenkunst vollkommen und tief genug erfasst hat, und dem die Prinzipien der übrigen Künste nicht durchaus fremd sind, es unschwer gelin- gen muss, auch für sie Krone und Thron herauszuverlangen; denn weder die Rea- lität ihres Stoffes, noch sein theilweis organisches Leben kann bei dem Um- fange ihres Gebiets, der Natur ihrer Auf- gabe und der Grösse des Maasstabes ein richtiger Grund sein, sie im Vorhofe des Kunsthimmels stehen zu lassen. Die durch das vegetative Wachsthum be- dingte Veränderlichkeit kann in dieser Hinsicht nicht maassgebend sein, weil sie bei guter Composition nur kleine Variationen innert den Schranken der allgemeinen und Hauptgedanken hervor- bringt, die keineswegs und nie das ästhe- tische Gefühl beleidigen, und wenn sie auch nicht geeignet sind, den Garten- künstler zum absoluten Herrscher jedes Pinselstriches in seinem Werke zu ma- chen, so sind sie andererseits zu richti- ger und genussvoller Repräsentation ih- res Geistes durchaus nothwendig, weil die Gartenkunst Leben durch Leben ausdrückt, ohne dadurch eine andere sinnliche Empfindung zu veranlassen u. den reinen ästhetischen Eindruck zu kreuzen oder zu stören. Nur wer ihren Geist einzig im Decorativen sucht und zu finden glaubt, kann sich auf den Irrweg verleiten lassen, eine Stabilität zu fordern, die sie nicht hat und ohne Versündigung nicht haben kann, und ihr eine falsche, nach ihrer Natur unerreich- bare Aufgabe stellen, die — wäre es noch möglich, siezu erreichen — sie ihres freien Lebens und damit einer grossen Kraft ästhetischer Wirkung berauben müsste, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Sie hat sich daher wesentlich nur der Herrschaft über das Material bis jetzt in dem Sinne begeben müssen, dass allerdings der Gartenkünstler ohne eine auf fester Basis ruhende geistige Technik arbeiten musste, nämlich ohne das Wissen und Zurückführenkönnen auf einzelne allgemeine und sichere Ge- Setze derjenigen Kräfte und Eigenschaf- ten seines Materials, durch welche das- selbe vorzugsweise auf die Empfindung der Seele wirkt und dadurch in Mehre- rem auch bei den Hauptgedanken dem Zufalle, dem nicht absolut Gewollten anheimfiel. Man hat nun freilich allerdings bei den meisten Besprechungen und Beur- theilungen der Gartenkunst die Berück- sichtigung vergessen, dass sie trotz ihres leiblichen Alters eine noch in ihrer ju- gendlichen Entwicklungsperiode begriffe- ne Muse ist, dieselbe in jeder Form- und Lebensphase für vollendet und höchst vollkommen dargestellt und an- statt nach dem wahren Kern ihres Le- bens und ihrer Lebensthätigkeit zu for- schen, sie spielend auf einseitige Ab- wege geführt. Noch hat sich bis auf heute keine ihren Gesammtgeist und alle ihre Gebilde fassende Definition gefun- den, und während Tonkunst, Poesie, Malerei, Mimik , Plastik und Baukunst ihre mehr gegrenzten Gebiete längst be- sitzen, und bereits ziemlich vielseitig — ich fürchte, allzuviel — durchgesprochen sind, wird sie von den Gelehrten immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Uns verwundert gerade nicht, wie es kommt, dass ihr von jener Seite der Entwicklungsprozess nicht erleichter; wird, alle Vergangenheit lehrt, dass auf dem Kunstgebiete die Philosophen erst über die einzelnen Zweige zu räsoniren wussten, nachdem die Meister dieselben bereits bis auf die höchste Stufe ver- I. Originalabhandlungen. vollkommnet und die Hauptmomente pu- blik gemacht hatten. Bei der Garten- kunst ist nun die Literatur der Meister noch nicht so reich, mannigfach und gar gekocht, um von den Herren mit - Appetit verspeist zu werden, — Wir werden im Verlaufe darthun, welches die Grundgesetze sind, auf de- nen die Fähigkeit der Natur und Kunst- gegenstände beruht, die menschliche Em- pfindung anzuregen und zu bestimmen, und obgleich wir damit erst einzelne, aber wie es scheint, sichere Bahnlinien in ein unermessliches Gebiet gewonnen haben, wird doch schon daraus hervor- gehen, dass die Gartenkunst hierauf eine solide Basis gründen kann, um von ihr aus sich der Herrschaft über gewollte und beabsichtigte Wirkungen zu be- mächtigen. — Wir sprechen es unge- scheut aus, dass wir der Hoffnung leben, hiedurch zu einer richtigen Charakteri- stik der Naturgegenstände, natürlicher oder überhaupt lokaler Situationen und zu einer solchen anderer Kunstwerke, die im Garten auftreten, in derjenigen Hinsicht zu gelangen, wie dieselben im ersten Momente der Auffassung durch das Auge wirken, und glauben, es werde dieses dazu beitragen, die Gärten selbst charakteristischer, deren Charakter aus- drucksvoller und ihre sonst wohl nur ahnungsvolle Sprache bestimmt-verständ- licher zu machen. Vielleicht — dass sich dadurch die misskannte Aschenbrö- del der Künste um eine Stufe weiter emancipirt, wenigstens aber wird es be- weisen, dass ihr Gesammitcharakter kein einseitig decorativer ist, dass es keine Uebersteigerung genannt werden kann, wenn sie bestimmtere Empfindungen ver- anlassen will, und dass Letzteres nicht ein Hinüberziehen ins Musikalische ist, sondern ihr musikalisches Prinzip mit in noch Anderem liegt, dass sie ferner nach 121 ihrer allgemeinen Natur keineswegs eine anhängende Form der Malerei sein kann, was Alles unlängst noch Vischer von ihr aussagte, eben so wenig, als sie in die Categorie der Baukunst gehört, was | man früher annahm, und zu welcher An- sicht unbegreiflicher Weise sich selbst Schiller hinneigte, sondern dass sie eine für sich bestehende eigene Kunstform ist, die durch ihre verschiedenen Gebiete, Style, Manieren, bald mehr bald weniger an andere Kunstformen anklingt, durch allzuweite einseitige Ausbildungen in ih- ren verschiedenen Entwicklungsstufen ihre Extravaganzen hatte, gerade wie alle anderen Künste auch, die aber ih- ren eigenthümlichen centralen Lebens- kern besitzt, der sie zu einer unabhän- gigen Individualität befähigt. — Damit wir jedoch vollkommen ver- standen werden können über das, was wir in Rücksicht auf ihre Gesammtnatur zu sagen haben, so wie über mehrere der einzelnen Glieder, der Elemente ih- rer geistigen Natur, halten wir es für nothwendig, ihren Aufbau in einzelnen Zügen so darzuthun, wie er sich nach und nach entwickelte, ohne eine Zeit- folge einzuhalten; denn bevor wir zur Section schreiten können, müssen wir den Körper einigermassen vollkommen vor uns haben. — Nun könnte man uns allerdings vorhalten, für das was wir über die Elemente der Wirkung in der Gartenkunst zu declariren wünschen, wäre es nicht nothwendig, so weit aus- zuholen, allein wir beabsichtigen durch diese Mittheilungen einer mehrseitigen Prüfung und Besprechung unserer Sätze zu rufen, um das geläuterte Resultat als sichere Basis für die weitere Entwicklung in einer grösseren schriftlichen Arbeit benutzen zu können, und dazu ist vorab gewiss auch nothwendig darzuthun, von 122 welchem Gesichtspunkte aus überhaupt wir die Gartenkunst ansehen. — Sicherlich hatte die Wahrnehmung, dass die freie Natur in ihren mannigfa- chen. verschiedenen Situationen verschie- dene Empfindungen erzeuge, und ferner die Beobachtung, dass die Compositionen der Natur, die Landschaften und deren einzelne Scenen in ihrem Ensemble so- wohl als ihren Auflösungen und Ueber- gängen beim Spaziergange, selbst auf den Ideengang gefühlvoller Personen bei sonst ruhiger Disposition des Gemüthes leitend einwirke, dazu veranlasst, die Ein- gangs erwähnte Sentenz: „der Gar- tenkünstler müsse durch seine Werke bestimmte und gewollte Empfindungen in der Seele des Geniessenden hervorzurufen im Stande sein“ anzudeuten oder auszu- sprechen; denn es liess sich denken, die Nachahmung bestimmter natürlicher $Si- tuationen habe die nothwendige Folge, gleiche oder ähnliche Wirkungen im Ge- niessenden zu erwecken, Aus diesem Grunde wohl leitete man die neue natürliche Richtung unbedingt von der Natur ab, so wie er auch über- haupt die Urkraft war, die sie gebar, und warf im Feuereifer mit der durch den Schnörkel allerdings verdorbenen regu- lären Kunstmässigkeit auch alle festere Gebundenheit über Bord, um aus der Naturnachahmung allein eine neue Kunst- form zu gewinnen. Dadurch jedoch, dass man bei diesem Uebertritte das mehr Gebundene und das Symmetrische gänz- lich verwarf, ging ein wesentliches Prin- eip für den Gesammttypus vorläufig ver- loren, und man hatte die neue creirte Stylrichtung und ihren Kunstwerth einzig auf getreue Naturnachahmung und da- durch bewirkte Täuschung zu basiren, und in weiterer Folgerung auf die Be- fähigung, hiedurch einzig aufs Gemüth Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. zu wirken. An und für sich allein war dieses ganz recht, allein es war fehler- haft, einen Satz, der nur Folge und weitere Entwicklung eines Hauptgrund- Satzes ist, obenan zu stellen, wie die Praxis bald nachher auswies, ein Fehler, der aus dem Mangel an Uebersicht und aus Unkenntniss des Vollgehaltes ihrer Gesammtnatur entsprang. "Sobald man aber auf dem Kunstgebiete und jedem anderen ein untergeordnetes Prineip im allzu grosse Weite dehnt, weil man es für das Haupt hält und’ die Glieder ver- vollkommnen will, geräth man auf un- zählige labyrinthartige Abwege, die nur durch eine gänzliche Revolution, oder eine auf den Grund dringende Beleuch- tung durch die richtigen Grundsätze ent- wirrt und geordnet werden können, was gerade in der Gartenkunst der symmetri- sche und natürliche Styl durch ihre Ex- travaganzen in den verschiedenen Pha- sen ihrer Entwicklung am besten be- weisen. Uebrigens ist der Posaunenruf: „Ihr müsst in der Gartenkunst die Natur täuschend nachahmen*® bekannt genug als Grundsatz, der end- gültig sein sollte und hat his in unsere Zeit herein getönt. Aber wie steht es mit dieser täu- schenden Naturnachahmung in der Pra- xis? Wie in Fällen, wo sie wegen Raum, — Form und Beschränktheit, we- gen Lage und Umgebung nicht möglich ist, in den kleineren Gärten? Nun, mit diesen war man bald berathen, man des- avouirte sie im Anfange gänzlich der Kunst, und gab sie höhnend dem Dilet- tantismus zum Tummelplatze hin, der dann bekanntlich jene Naturnachahmung bald genug im lächerlichen Mikrokosmus versuchte, indem die Sache nicht in die aufgestellte Maxime passen wollte; denn dass umgekehrt das Maxim nicht die I. Originalabhandlungen. allgemeine Geltung haben könne, die man ihm gab, weil ein grosser Theil der Sache nicht unterzubringen war, dies wagte man sich nicht zu gestehen, obgleich man es fühlen mochte, Es ‘wurde nicht daran gedacht, dass ein kleinerer gut componirter Hausgarten 123 trotz seiner theilweisen regulären Künst- lichkeit mehr wahren Kunstwerth haben könne, als ein schlecht gerathener Park von vielen Morgen Grösse im natürlichen Style. (Fortsetzung folgt.) I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in „Flore des Serres.“ 1) Dircaea Blassü, Agl. Eine herrliche Art, die von Regel schon vor zehn Jahren in der Schweizerischen Zeitschrift f. Gartenbau (Vol.1846, pag.159) zuerst beschrieben wurde als Gesnera Blassii. Der Züricher botanische Garten hatte die Knollen in einerSendung des Herrn Blass von Brasilien erhalten, und von hier aus verbreitete sie sich in die Gärten. Die Flore des Serres gibt auf einer Dop- peltafel die Abbildung eines grossen Pracht- exemplares dieser Art, welches in Yan Hout- te’s Elablisserient seit einigen Jahren zu sel- tener Grösse und Vollkommenheit gebracht wurde. Im letzten Sommer hatte es 15 Blü- thentriebe, jeder Trieb erreichte eine Länge von über 7 Fuss, und zusammen trugen sie min- destens 1500 bis 2000 der grossen, lebhaft zinnoberroth gefärbten Blumen! — lich ist ein alter, sehr grosser Knollen erfor- derlich , um ein solches vielstengeliges Exem- plar zu erhalten. — Die D. Blassii unter- scheidet sich von den übrigen Arten, die in Blüthenform und Färbung sich sonst fast alle sehr nahe stehen, und abgesehen von den eigentlich botanisch wichtigen Charakteren, durch die natürliche Disposition, ihhıe langen Stengel hängen zu lassen, während bei den übrigen ein steifes, aufrechtes Wachsthum vorherrscht. (Taf. 1140—41.) 2) Echites suaveolens, Alph. D. C. (Man- devillea suaveolens Lindl.) Apocyneae. — Eine schöne, unter dem letzteren Namen fast allgemein bekannte Schlingpflanze von den La Plata Staalen, die von Dr. Lindley zuerst beschrieben und ihn zur Aufstellung einer Natür- | eigenen Gattung (Mandevillea) veranlasste. Diese Gattung wurde von Alphonse De Can- dolle und Anderen als unhaltlbar verworfen und zur Gatlung Echites zurückgeführt. — Es ist eine alte Beobachtung, dass der Duft des Jasmin oder derTuberose sich sehr häufig bei Blumen von rein weisser Farbe wiederholt, und dieses besonders bei verschiedenen Pflan- zen, die zu den Familien der Apocyneen, Asclepiadeen, Jasmineen , Loganiaceen und Rubiaceen gehören, Familien, die sämmtlich zu der natürlichen Gruppe gehören, die Linne als Contortae bezeichnele. Die Echites (Man- devillea) suaveolens gehört auch zu den Bei- spielen, die man als Beleg dazu aufzählen könnte: seinen reinweissen Corollen entströmt ein ebenso süsser als durchdringender Wohl- geruch. Wie die meisten Schlingpflanzen, ge- deiht auch diese am üppigsten, wenn sie im freien Grunde ausgepflanzt, sich unbeschränkt entwickeln kann. Ein Erdbeet in einem Ralt- hause ist für sie die günstigste Localität; sie blüht hier in den Sommermonaten in grosser Fülle. Oder man kann sie auch mit Erfolg in grossen Töpfen oder in Kübeln ziehen, die man im Kalthause ziemlich trocken überwin- tert undim Mai an eine sonnige MaueroderWand in’s Freie stellt, woselbst sie in warmen Som- mern ebenfalls reichlich blühet. Vermehrung durch Samen oder durch Stecklinge. (Taf. 1142.) 3) Salvia boliviana, Hort. F. Houtte Von Warscewiez in Bolivien gesammelt, blühte diese schöne neue Art zuerst in Van Houtte’s Etablissement. Sie bildet einen aufrechten, wenig verzweigten, krautigen Sirauch, mit 124 ziemlich grossen, herzförmig-ovalen, kahlen, aber oberhalb fein‘ vunzligen Blättern, und endständigen, einfachen, drüsig-schwach flaum- haarigen Trauben, an denen die schön car- moisinrothen Blüthen in ziemlich gedrängten, 6—10 blüthigen Scheinquirlen stehen. Kelch 3zähnig, kurz gestielt, zusammengedrückt, ge- rippt, violett gefärbt, Corolle 2 — 3Mal län- ger, kahl, leicht gekrümmt; der zweilippige Saum zeichnet sich ganz besonders aus durch die sehr kurze Oberlippe, während der mitt- lere Lappen der Unterlippe sehr gross, keil- förmig verkehrl-eirund ist. Staubfäden und Griffel kaum hervorstehend. — Wir haben diese Art auch im Züricher Garten vorgefun- den, als Salvia sp. von Bolivien von unserm Freunde Warscewicz eingesandt, sie hat aber noch nicht bei uns geblüht. Nach Van Houtte soll sie, in’s Freie ausgepflanzt, leicht und reichlich blähen und daher als schöne Grup- penpflanze zu empfehlen sein. — (Taf. 1448.) 4) Bulbocodium vernum L. — Colchicaceae. Eine unserer Herbstzeitlose (Colchicum autum- nale) ähnliche Pflanze, von der sie sich durch das fast freie Perigon aus 6 lang genagelten Blättern bestehend, durch die Blüthenzeit im ersten Frühling und noch dadurch unterschei- det, dass die Entwicklung der Blätter fast gleichzeitig mit der Blüthe geschieht, während die Zeillosen bekanntlich im Herbste blühen und erst im folgenden Frühling die Blätter treiben. Sie kommt in den gebirgigen Theilen des südlichen Europa’s, in der Schweiz nur im Kanton Wallis vor, aber nirgends häufig und noch seltener in Gärten, wo sie immer- hin als eine der ersten Frühlingsblumen ein Plätzchen verdient, da sie nichts weiter erfor- dert, als einen sonnigen Standort und eine leichte Deckung bei starkem Froste. (Taf. 1149.) 5) Dianthus sinensis, L. Caryophylleae. Die vorliegende Tafel führt uns ein Bouquet vor, gewählt aus der zahllosen Menge von Spielarten, die die bekannte Chinesernelke jetzt den Blumenfreunden bietet. In allen[Far- ben, Blau und Gelb ausgeschlossen, in den verschiedensten Nüancen, einfarbig oder mit den reichsten Zeichnungen, gefleckt, punktirt, bandirt, marmorirt, einfach, halb- oder stark Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gefüllt, immer schön und brillant, sind sie längst ein beliebter Schmuck unserer Gärten, denn ihre Einführung datirt schon vom Anfang des vorigen Jahrhunderts. Man kann sie auf zweierlei Art ziehen: als einjährige Pflanze, indem man sie möglichst zeitig auf Frühbeete aussäet und später in’s Freie piquirt, oder als zweijährig, indem man den Samen im August in’s Freie säet und die Sämlinge dann auf ein kaltes Beet unter Fenster pflanzt und hier durchwintert. Solche durchwinterte Pflanzen geben dann allerdings einen frühen und weit reichlicheren Flor, aber im Allgemeinen ist doch die erstere Methode als die einfachste vorzuziehen. Sind die Winter nicht zu strenge und der Boden nicht zu nasskalt, so hält die Chinesernelke auch ganz gut im Freien aus und ist vorzüglich schön zu Bordüren um grös- sere Gruppen. (Taf. 1150.) 6) Wistaria frutescens var. magnifica. Hort. (Glyeine frutescens L.) Leguminosae. Diese aus Nord-Amerika stammende Schling- pflanze ist seit über hundert Jahren eingeführt, wurde aber als undankbar blühend, durch die ihr sonst in Blatt und Blume ähnliche Glyeine sinensis verdrängt, deren üppiger Wuchs und Blüthenfülle sie zu den schönsten Schlingpflanzen des freien Landes macht. Die Varietät magnifica zeigt stalt der dunkelvio- letten, eine helle, lila blaue Färbung, die Blü- thentrauben hängen nicht, sondern halten sich horizontal, die Blüthen stehen viel gedrängter, als bei der Stammart, aber was sie vor Allem vortheilhaft auszeichnet, was ihr einen sehr grossen Werth verleiht, ist die Leichtigkeit und und Fülle, mit der sie blüht. Sie blüht auch früher als die Stammart, schon gegen Ende Juni und ist angenehm duftend. Sie wurde in Frankreich aus Samen gezogen und von Van Houtte im verflossenen Sommer in den Handel gebracht, in slarken, blühbaren Exem- plaren und zu billigem Preise. Vermehrung durch Propfen auf Wurzeln der W. frutescens, oder durch Ableger. Ist vollkommen aus- dauernd und wird warm empfohlen. (Taf. 1151.) 7) Barbacenia. Hybriden. Yan Houtte. Vellozieae. — Die schönen Barbacenia purpu- rea und sanguinea wurden seit Jahren in Van Houtte’s Etablissement mit besonderer Vorliebe I. Neue Zierpflanzen. und bestem Erfolge cultivirt ; dort wurde schon vor einigen Jahren eine Hybride zwischen bei- den gezogen, die B. Rogieri V. H. und forl- geselzte Belruchtungen zwischen diesen Arten und dem Baslarde ergaben zuletzi eine ganze Formenreihe in hell- und dunkelroth, blutroth, purpur und violett. Die Barbacenien glei- chen mit ihren bandförmigen , zierlich über- hängenden, glänzend grünen Blättern einer Grasart oder besser noch, einem kleinen Pan- danus ; sie bilden mit der Gattung Vellozia die kleine Familie der Vellozieae, den Hy- pozideen zunächst verwand!. Sie sind, mil den Vellozia-Arten, fast ausschliesslich in Bra- silien einheimisch. Die Cultur. der prachtvol- len Vellozia-Arlen hat bis jetzt nie gelingen wollen, die Barbacenien dagegen gedeihen recht gut in einem temperirten Warmhause, in torfiger Erde mit gutem Wasserabzuge, blühen fast zu allen Jahreszeiten und vermehren sich leicht durch Samen, den sie gerne anselzen. Es sind niedliche, dankbare Pflanzen, die man häufiger in grösseren Gärten sehen sollte. (Taf. 1152.) 8) Colchicum variegatum, Corn. (C. Agrip- pinae Hort.) Colchicaceae. — Eine sehr hüb- sche Zeitlosen-Art von Griechenland und Klein- asien, leicht kenntlich an der schachbrettartigen Zeichnung der Blüthen, rosa-carmin auf hel- lem Grunde. Dem C. tessulatum Mill. un- streilig nahe verwandt, unlerscheidet sie sich von demselben durch die deutlich zugespitzten Perigonalblätter und besonders durch die wel- lig gerandelen Blätter, die wie bei der gemeinen Zeitlose erst im Frühling erscheinen, während die hübschen Blumen im Herbste nackend der Erde entspriessen. Diese Zwiebelgewächse gedeihen in jedem nicht zu nassen Boden, sie müssen nur nicht oft verpflanzt und in der Erde gelassen werden. Will man sie theilen, um Vermehrung zu bekommen, so muss man diese Operation vornehmen, sobald die Blät- ter abwelken, später würden schon wieder junge Wurzeln sich gebildet haben. und die Pflanzen daher leiden. (Taf. 1153.) 9) Salvia splendens var. Soucheti Hort. Eine der dankbarsten und schönsten Salvien, “ die schon ziemlich allgemein verbreitet ist, und zu unsern werthvollsten Gruppenpflanzen ge- hört. Die leuchtende, reine Scharlachfarbe der 125 Bracteen, Kelche und Corollen, und die Menge der Blüthentrauben, die sie im Nachsommer und Herbsie zieren, haben ihr eine allgemeine Verbreitung gesichert. Die Varietät unterschei- det sich von der Art durch einen niedrigen Wuchs und zahlreichere, dichtere Blüthentrau- ben. (Taf. 1154.) 10) Thalictrum anemonoides. Michz. var. flore pleno. (Anemone thalictroides L.) Ranun- culaceae. Eine nordamerikanische , zarte Pe- renne, bereits alt in der Gartenliteratur, aber gewiss neu für die meisten Gartenfreunde; mit zarter Belaubung und niedlichen, gefüllt weissen Blumen, die vom ersten Frühjahr bis zum Juni und Juli erscheinen. Wird ähnlich wie die Hepatica-Arten ceultivirt, d.h. an schat- tiger, nördlicher oder östlicher Lage, in hu- musreicher Gartenerde, oder besser noch in einer gutzersetzten Lauberde und kann im September durch Wurzeltheilung vermehrt werden. — Die Wurzel ist knollig, die Wur- zelblätter gleichen denen des Isopyrum tha- lielroides; die gestielien Stengelblätter, nur zwei an der Zahl, jedes aus 3 Segmenten be- stehend, sind einander gegenständig an der Spitze der dünnen Stengel, und bilden gleich- sam eine 6-blätterige Hülle für die Blumen; die meistens zu 2 — 4, also in armblüthigen Dolden stehen, schwächere Stengel sind oft nur einblumig. (Taf. 1155.) Nachträglich, um völlige Vollständigkeit zu erzielen, holen wir noch nach: ® 11) Calystegia dahurica, Van Houtte. Die unter diesem Namen in Van Houtte’s Etablis- sement cultivirte Pflanze scheint eher als blosse Form mit zart rosenrother Blüthe zu der C, sepium, als zu der echten C. dahurica Herb, zu gehören. Jedenfalls ist sie eine empfehlens- werthe, vollkommen ausdauernde Schlingpflan- ze, die sich durch ihre unterirdischen , weit umher kriechenden Rhizomen nur zu leicht vermehrt, so dass sie dadurch selbst lästig werden kann. (Taf. 1075.) 12) Sarracenia purpurea L. Die zuerst entdeckte und am häufigsten in den Gärten verbreitete Art dieser interessanten Gattung. Ihre Blattschläuche unterscheiden sie sehr leicht von den übrigen Arten, sie sind nieder- liegend, kurz, stark bauchig, breit geflügelt, am Schlunde verengert, mit aufstehendem, 126 Gartenflora Deutschlands'und der Schweiz. nieren- oder herzförmig-rundem Deckel, der | bai bis hinunter in das heisse Florida "dringt. innen mit steifen nach unten gerichteten Haa- ren besetzt ist. Ihre Form gleicht ganz den Füllhörnern , oder den Trinkhörnern mittelal- terlicher Zeiten; die Färbung ist grün, mehr oder weniger mit purpur genetzt. Die purpur- farbenen Blumen stehen auf aufrechten Stielen, welche länger sind als die Blätter. Die S. pur- purea ist in Nordamerika in Sümpfen sehr verbreitet und hat einen sehr grossen Vege- tationskreis, da sie von der kalten Hudsons- II, 1) Ausdauer der Victoria regia. Die Vietoria regia hat in dem botanischen Garten zu Gent, wie in dem Garlen zu Kew den Win- ter hindurch ausgehalten. Herr Donklaar ver- fuhr dabei folgendermassen : Jedes Jahr im Herbst wird das Wasser so weit abgelassen, dass der obere Theil des Erdhaufens, auf welchem die Pflanze steht, trocken gelegt wird; das dicke Rhizom, welches über die Erde hinausgewachsen ist, wird unten entblösst, bis an’s Herz niedergedrückt*), und mil frischer, nahrhafter Erde umgeben, damit die neu sich enl- wickelnden Wurzeln gleich in die Erde dringen können, und nun wieder Wasser nachgefüllt. (L’Illustration horticole.) 2) Verbesserung der Kanalheizun- gen im Gewächshause. Das Brennma- terial wird immer theurer und der Bedarf des- selben wird immer bedeutender. Jeder Vor- schlag zu Einrichtungen, um mit geringerem Holzverbrauch höhere Temperaturgrade zu er- halten, muss daher mil dem grössten Danke angenommen werden. Die Heizungen , welche für Gewächshäuser am zweckmässigsten, haben wir schon wieder. holt besprochen und gezeigt, dass man auch bei Wasserheizungen die Feuerwärme nur dann vollständig benützen kann, wenn man Rauch noch durch geschleppte Schlöte (Ka- näle) gehen lässt. Nicht minder wichtig ist es, dass, nachdem das Feuer vollständig ausgebrannt ist, der *) Apres un relrait parliel et momentane de l’eau du bassin, il dächausse le rhizome epais et vertical de ‚la Victoria, le laisse re- tomber jusqu’au niveau apical de la foliation, .... b 777777 EEEEESEEEEEESESEEERGEEERE EEE Sie ist daher mit Erfolg schon ganz im freien Lande, an nördlicher Lage und in den wärm- sten Orchideenhäusern gezogen worden, am üppigsten gedeiht sie jedoch , wenn man sie während der Wachsthumsperiode warm und sehr feucht hält und dann ihr in einer kälte- ren Temperatur eine gehörige Ruhezeit gönnt, während der auch die Wassergaben nur spär- lich gereicht werden. (Taf. 1076.) (E. 0.) Notizen. Ofen mittelst einer Klappe oder Schiebers ab- geschlossen wird, damit nicht unnütz eine Masse von Wärme durch den Schornstein ver- loren geht. Es ist dieses allgemein bekannt und bedarf keiner fernern Erläuterung. Da nun aber dieser Verschluss mit metallnen Deckeln oder Schiebern bewerkstelligt wird, so geht immer noch sehr viel Wärme. verlo- ren. Herr D. Müller in Upsala belegt dies in der Hamburger Gartenzeitung mit Versuchen, Bringt man zwei Schieber hintereinander an, so ist der Wärmeverlust elwas geringer, aber immer noch bedeutend genug. Herr Müller macht nun den sehr zweckmässigen Vorschlag, diesen Wärmeverlust in der Weise für das Gewächshaus nutzbringend zu machen, dass man zwei Schieber ein paar Fuss von einan- der entfernt anbringt. Zwischen diesen wird im Kanal eine Thür angebracht, welehe dann geöffnet wird, und die sonst nulzlos fortziehende Wärme ins Gewächshaus leitet. 3) Cultur der Impatiens Jerdoniae, Es gilt diese Pflanze mit Recht als eine der schönsten und interessantesten Pflanzen des Warmhauses, die in neuerer Zeit eingeführt ward. Obgleich sie aus Oslindien stammt, be- darf sie doch nicht so vieler Wärme, als man im Allgemeinen annimmt, sondern sie kommt im Kalthause vollkommen gut fort. Man verpflanzt im Monat Februar die jun- gen Pflanzen in eine Erdmischung aus 3 Theil Rasenerde, 1 Theil sandige Heideerde und 1 Theil Kuhdünger, der 4 Jahr alt und trocken. ist, und fügt dieser Mischung noch etwas Koh- lenstücke bei. Man stellt sie nun an den be- sten geschütztesten Platz des Kalthauses und giesst sehr wenig, bis die Pflanze zu treiben Il. beginnt. In den ersten Tagen des Mai ver- pflanzi man sie zum zweitenmale in grössere Töpfe und lässt die Pflanzen auch während des Sommers im Kalthause stehen. Die Blüthezeit beginnt im Juni und dauer! bis zum Novem- ber. Im Spätherbst hört man mit dem Giessen -auf und gibt nur soviel Wasser, dass die saf- igen Stengel nicht einschrumpfen. In diesem Zustand werden die Pflanzen an einem durch- “aus trocknen und vor Frost geschützien Stand- ort des Kalthauses durchwintert. Im Monat Februar beginnt die gleiche Be- handlung von Neuem. Um die Blüthezeit frü- her herbeizuführen, kann man im Frühling die Pflanzen auch einige Zeit ins Warmbeet seizen, bis sie Knospen zeigen. Dann aber kommen sie wieder ins Kallhaus, und sie werden bei dieser Behandlung kräfiger und dauerhafter “werden, als bei der Behandlung als Warm- hauspflanze. (Florieult. Cabinet.) 2) Die Handels- und Arzneipflan- zen Griechenlands. — In der Flora gibt Herr Landerer einen ausführlichen Bericht über dieselben. Wir entnehmen diesem Aul- satz einige Notizen über die interessantesten derselben: Die Safranpflanze (Crocus sativus) komm! sehr häufig um Athen vor. Auf den Inseln Tinos und Polycandro wird er gesam- melt und auf die Bazars von Smyrna und Constanlinopel zum Verkauf gebracht, Die Quecke (Triticum repens). Die Wur- zeln dieses Grases nennen die Griechen Agrin- da und benutzen sie zur Bereitung eines Thees. Anstalt derselben werden jedoch auch häufig die Wurzeln der in Weingärten wu- chernden Digitaria stolonifera gesammelt. Die Früchte des Brustbeerbaums (Rhamnus Jujuba), von den Griechen Zizipha genannt, werden zu Brustihee und Syrup für die Kin- der verwendet. Anstatt derselben benutzt man auch die Früchte der Elaeagnus angustifolia. Eine verwandte, in Palästina. heimische Pflanze ist der Ziziphus spina Christi. Aus den Zwei- gen desselben soll die Dornenkrone des Hei- landes geflochten worden sein. Der Schierling (Coniam maculalum), das Kwvsıov der Alten, früher sehr häufig, ist jetzt selten geworden, da von der türki- schen Regierung die Ausrotlung desselben, zu- Notizen. 127 gleich mit andern Giftpflanzen der Schutthau- fen anbefohlen worden war. Man betrachtete dieselben als Fieber erzeugend. Der Schier- lingstrank war das bekannte Pflanzen-Gift der Alten, welches z. B. Athen seinen grossen Männern zu trinken gab. Der Flieder (Sambucus nigra). Wie bei uns dienen die Blumen desselben zum belieb- testen Thee bei Erkältungen. Die Raute. Rula graveolens und chale- pensis werden jetzt als Mittel gegen Kurzsich- tigkeit angewendet. Früher wurden sie gegen die Schierlings-Vergiftung angewendet. Der Mohn. (Papaver somniferum.) Wird zuweilen zur Bereitung von Opium angebauet. Das Produkt wird dem besten Smyrnaer Opium zur Seite gestellt. Helleborus offieinalis. Die Wurzel desselben vertritt dort die Stelle unseres H. niger. Gegen Epilepsie soll sie gute Dienste leisten. Den Tragacanth-Gummi liefert dort der Astragalus aristatus, der auf dem. Berge Bodia ,‚in Elis gelegen, sehr häufig ist. Das Süssholz, @Glyeirrhiza glabra, deren Wurzel dieses liefert, wächst an der Küste von Patras sehr häufig. Tausende von Zent- nern werden jährlich gesammelt und versen- det oder zur Bereitung von Lakritzen - Säften verwendet. | Chamille. Matricaria Chamomilla und M. suaveolens sind sehr häufig, werden aber weniger gesammelt. Salep. In den Ebenen von Thessalien und Epirus wachsen Orchis pyramidalis, corio- phora, mascula und papilionacea sehr häu- fig. Man pflügt die Stellen um und sucht die grössten Knollen zur Bereitung des Saleps heraus. Nachdem die Knollen gewaschen und getrocknet, werden sie gemahlen und meist zu einer Art Gelatina-Salep bereitet. Beson- ders die armen Classen geniessen diese Salep- Gelee, mit Honig versüsst, als nährenden Mor- gentrank. Quercus Aesilops ist für Griechenland eine der wichtigsten Pflanzen. Man sammelt von ihr die Fruchtkelehe, die Wallani= dia genannt und Tausenden von Centnern jährlich aus Griechenland ausgeführt wer- den. Je kleiner sie sind, je mehr Gerbstoff 128 besitzen sie ;je grösser, desto weniger. Es bilden diese Wallaniden-Bäume den Hauptreichthum der Gutsbesitzer. Man gibt sie daher den Töchtern als ein jährlich seine bestimmten Renten bringendes Capital als Aussteuer mit. Ein schöner Baum kann jährlich 6 — 10 Cır. Eichelkelche liefern , die pr. Ctr. mit 10 — 15 Drachmen bezahlt werden. Die gemeinste Fichte ist der Pinus ha- lepensis. Der Terpentin, den man aus solcher gewinnt, , wird Retsin genannt, und den Wei- nen beigesetzt, um solche haltbarer zu ma- chen. DerMastix-Baum, (Pistacia Lentis- cus) wird nur auf Chios zur Bereitung des Mastix angebauet. Schöne Bäume haben dort einen hohen Werth. Die Feige, (Ficus Carica), wird in Grie- chenland sehr schmackhaft und zur Versen- dung getrocknet. Der Johannisbrod-Baum, (Ceratonia Siliqua) kommt zwar überall vor, reift aber in Griechenland keine so süssen Früchte. Auf Cypern dagegen werden sie so süss, dass man aus denselben einen Syrup bereilet, der als gewöhnlichstes Versüssungsmiltel benutzt wird. Bäume desselben werden in Cypern den Töchtern als Aussteuer mitgegeben, gleich- wie in Chios die Pistacien und in Griechen- land die-Wallaniden- und Olivenbäume. (E.R.) 5) Entdeckung des Carminfarbe- stoffes in den Blumen der Monarda didyma. Herr Belhomme hat kürzlich der französischen Academie des Sciences eine Mittheilung gemacht über eine von ihm gemachte interessante und wichtige Entdeckung. — Indem er nach neuen Pflanzenfarbstoffen suchle, fand er in den Blüthen der Monarda didyma, einer nordamerikanischen Staude, die ihrer schönen hochrothen Blumen wegen zu den beliebtesten Garienpflanzen gehört, das so werihvolle Carmin, welches bis jetzt nur in den Früchten der indianischen Feige (Opuntia ficus indica) und der Kermesbeere angetroffen wurde Da die M. didyma in jedem Boden leicht gedeiht, sich sehr rasch durch Ausläufer und Stecklinge vermehrt und sehr reich blüht, so steht dem Anbau im Gros- sen kein Hinderniss entgegegen, und der Far- bestoff würde daher zu wohlfeilem Preise sich Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gewinnen lassen. Wenn man die Blumen in Wasser legt, ist dasselbe bald mit dem Farbstoffe gesättig; mit verschiedenen Säuren und andern chemischen Ageniien behandelt, zeigt dieser Farbstoff alle Kennzeichen des ächten Carmin, und man erhält ihn am leich- testen, indem man das gesältigle Wasser mit Alkohol kochen lässt, bei der Erkaltung a er sich dann als Niederschlag ab. — (Flore des Serres. — E. 0.) 6) Ueberwinterung von Bienen- stöcken unter der Erde. Herr Forst- ner, Lehrer in Harengen hat der Münchner Ge- sellschaft Bericht erstattel über einen von ihm gemachten Versuch, wonach die Ueberwin- terung von Bienenstöcken unter der Erde nicht nur möglich, sondern sogar vortheilhaft er- scheint. In einem, gegen Feuchtigkeit geschützten Theile seines Gartens liess Herr F. eine Grube von 8 Fuss Tiefe, 4 Fuss Länge und 3 Fuss Breite auswerfen, denGrund derselben 1 Fuss hoch mit Kieselsteinen bedecken, um etwaige Feuchtigkeit abzuziehen, darüber Tannenna- deln ausbreiten und auf diese eine fussdicke Schicht von Hanfwerg legen. Den 30. Octo- ber wurden nun 2 gesunde Stöcke in diese Grube gebracht, an deren obern Ende meh- rere Federposen befestigt waren, um den Zu- tritt der Luft nicht ganz zu hemmen; der Zwi- schenraum zwischen den Stöcken wurde leicht mit trockenem Erbsenstroh ausgefülll, das Ganze dann ungefähr mit einer 6 Zoll hohen Schicht Tannennadeln bedeckt und die Grube hermetisch geschlossen durch eine alte Holz- thür, die noch mit einer festgetretenen Erd- schicht gedeckt wurde. Als das Wetter im Frühjahr warm wurde, am 21. März, nahm Herr Forsiner die Stöcke hervor und ein Vergleich mit den auf die ge- wöhnliche Weise überwinterten Slöcken gab ein überraschend vortheilhaftes Resultat: die. auf diese Art durchwinterten Stöcke halten nur unbedeutend anGewicht verloren, wenige Bie- nen waren gestorben, und die übrigen voll- kommen gesund geblieben, während die an- deren Stöcke um 8 Pfd. an Gewicht abgenom- men hatten. Im folgenden Sommer zeigten sich auch die Schwärme dieser Stöcke ganz besonders munter und fleissig im Einsammeln und lieferien früher als gewöhnlich eine er- giebige Ausbeule von vortreffllichem Honig. Herr F. konnte nicht entscheiden, ob die Bie- nen unter der Erde weniger verzehren, oder, wie es wahrscheinlich ist, ob sie hier eine Art Winterschlaf halten und während dieser Zeit gar keiner Nahrung bedürfen. Manmuss solche Gruben natürlich gegen Feldmäuse und Maul- würfe zu schützen wissen. Es wäre wün- schenswerih, wenn dieser Versuch zu weiteren Experimenten Anlass gäbe. — (Flore des Serres. — E. 0.) m mm 1. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen, a) Lagerströmia indica L. (Hierzu Tafel 191.) Lythrariaceae. Nicht ohne aufrichtige Bewunderung nahen wir dieser Prachtpflanze, die im Monat Juli und Anfang August die Hauptzierde des hiesigen Gartens bildet und einer Menge von Besuchern dann stets den schuldigen Tribut der Bewunderung abfordert. Unser Mitarbeiter H. Jäger machte schon auf die Schönheit dieser Pflanze aufmerksam. So schön aber hatten wir sie uns nicht gedacht. Die Gattung Lagerströmia bildet mit einigen andern Gattungen eine kleine Untergruppe der Lythrariaceen, die den Melastomaceen zunächst steht. Die La- gerströmia indica ist in China und Ja- pan heimisch und gehört zu den harten Kalthauspflanzen, die im Winter, wie die Granaten, das Laub abwerfen. Es ist mir wahrscheinlich , dass diese Pflanze bei einer ähnlichen Behandlung, wie sie den Granatbäumen zu Theil wird, gedeihen dürfte. In der Schweiz hält sie schon in geschützten Lagen aus. So steht in der Schipf bei Herrliberg am Zürchersee ein Exemplar im Freien, das aber , so- viel uns bekannt, noch nie geblühet hat. In Italien und der Krim gehört V. 1857. Lagerströmieae. dagegen die Lagerströmia schon zu den herrlichsten und geachtetsten Bosquet- Sträuchern, und da war es, wo unser Jäger die Exemplare sah, die ihn ent- zückten. Was sagen nun unsere Leser dazu, dass diese Lagerströmia, welche in Deutschland nie blühet , hier im hohen Norden, jährlich in einer Masse von gros- sen und kleinen Exemplaren zur Blüthe gebracht wird! Die Stammexemplare zu dieser Menge von Pflanzen stehen im Botanischen Garten und gehören Sr. Erlaucht, dem Grafen von Perofisky, der solche in Frankreich aus dem Garten zu Neuilly ankaufte und auch die Anleitung gab, wie sie zur Blüthe gebracht werden müss- ten. Beginnen wir mit dem Winter: Zu dieser Jahreszeit werden alle Pfilan- zen in einem nur frostirei gehaltenen Locale gehalten, wo sie alle Blätter ver- lieren und nur soviel begossen werden, dass das Holz nicht eintrocknet. Im März kommen sie in ein Glashaus, das auf ungefähr 6—8° R. gehalten wird, und wo ihnen ein Standort angewiesen wird, an dem sie von allen Seiten Licht 9 130 erhalten, Zuvor werden sie noch ge- schnitten. Dieser Schnitt beschränkt sich darauf, aus demInnern alles überflüssige Holz wegzunehmen und die Triebe ein- zukürzen. ; Sobald der Trieb beginnt, gibt man der Pflanze von Zeit zu Zeit einen Dung- guss und bei mildem Wetter wird gelüf- te. Im Juli werden sich die Blumen zeigen, undin grossen mächtigen Sträus- sen auf den Spitzen aller Zweige er- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. scheinen. Junge Pflanzen nimmt man ins halbwarme Beet zum Antreiben, hier blühen sie ebenfalls dankbar. Vermehrung durch Stecklinge, die je- doch zeitig im Frühling vom jungen Holz gemacht werden müssen, wenn die jun- gen Pflanzen den Winter glücklich über- stehen sollen. Die Abbildung giht einen einzelnen Ast des 10Fuss hohen, bis zum Grunde verästelten Baumes. (E. R.) b) Macrostigma tupistroides Kth. Aspidistreae Endl. (Siehe Tafel 192.) Die Familie, zu welcher diese Pflanze gehört, ist nicht genau umgrenzt und als solche aufgestellt, weil man noch nicht hinreichend alle ihre Glieder Kennt, und selbst von den bekannten die zur Charakteristik nothwendigen Theile, wie Frucht und Samen, meistens fehlen. — Man rechnet hierher folgende , in den Gewächshäusern bereits zur Blüthe ge- langte und in den englischen Werken abgebildete Arten: Aspidistra lurida Gawol., im Bot. Reg. 628, und Bot. Magaz. 2499. Twupistra squalida Gawol; im Bot. Mag. 1655, und Bot. Reg. 704. Tupistra nutans Wall. im Bot. Reg. 1223, und Bot. Mag. 3054. — Rhodea japonica Roth im But. Mag. 898. Unsere Pflanze ist noch nirgends abge- bilde. Um so erwünschter ist es, eine neue Pflanze dieser Reihe in den Gär- ten eingeführt zu finden, die auch dem Liebhaber nicht unwillkommen sein wird, da sie des Seltsamen manches bietet. Eine ausführliche Beschreibnng kann hier füglich unterbleiben, da für vorlie- Das ältere Blatt hat eine Länge von 16 Zoll. Wir finden mehr- darüber bei Kunth, Enumeratio V. p. 319. Wie bei Plectogyne variegata Lk. (Aspi- distra Hortor) ist auch hier die schirm- förmige Ausbreitung des Griffels beson- ders bemerkenswerth. Diese ist jedoch nicht ganz wirkliche Narbe, sondern die Pollen aufnehmenden Stellen bilden Li- nien, die in ein Dreieck zusammenlau- fen, gegen den schwaeh dreilappigen, gekerbten Rand hin aber sich gabelig verzweigen. Um diess zu sehen, muss man etwas von der dunkelfarbigen obe- ren Schichte abschaben. Auch ist es auffallend, wie manche Blüthenstielchen an den Hauptstiel hinaufwachsen, und so das Deckblatt oft ziemlich weit von ihnen abgerückt ist. — Der sehr kleine Fruchtknoten ist nicht weniger bemer- kenswerth, Eine Frucht setzte unser Exemplar nicht an. Wir erhielten die Pflanze aus dem bot. Garten von Freiburg ohne weitere genden Zweck die Abbildung eine solche | Notiz über sie, und halten dieselbe im ersetzen wird. Orchideenhause, wo sie am 20. Noy. I. Originalabhandlungen. 1855 blühte. 131 Das Vaterland ist nach | was vergrössert; ec) der Querschnitt des Kunth noch nicht bekannt , die obigen | Fruchtknotens; d) der Längsschnitt des- Arten sind in Hinterindien zu Hause. selben; e) der Narbenkopf nach Ent- Die Analyse zeigt bei a) die halbirte | fernung der obersten Schichte, um das Blume, bei welcher jedoch am Stempel | leitende Gewebe der Narben zu sehen. die Narbe unversehrt gelassen ist; die Staubfäden sind völlig an die Blume an- geschmolzen; b) der Stempel allein et- | a. 0 .. Lockhartia obtusifolia Rgl. A. Schnizlein, Direktor des botan. Gartens in Erlangen, ß. Pleurothallis Lanshergii Rgl. y. Brassia Keiliana Reichb. fil. (Siehe Tafel 191.) «@. Lockhartia obtusifolia Rgl. (Siehe Fig. a. b. c.) Orchidesae. Foliis triangulis obtusis carinatis, paniculis paucifloris axillaribus, bracteis membranaceis acutis, labelli hastati lobis lateralibus ‚acutiusculis, intermedio ob- longo obtuso.- Lebende Exemplare dieser neuen Or- chidee erhielt der hiesige Garten aus Columbien von Lansberg. Sie steht der L. (Fernandezia) elegans in Blatt und Lippenbildung , in Blüthenstand und Blume dagegen der Lockhartia acuta’ zunächst. Die Stengel steigen schlank empor und sind bis 1 Fuss lang. Die reitenden Blätter stehen zweizeilig und bedecken dachziegelförmig den Stengel, sie sind verlängert 3seitig, stumpf, 3/ı Zoll lang und !/, Zoll breit. Blüthen- rispen achselständig, 2 bis mehrblumig, unten mit einzelnen herzförmig-lanzettli- chen spitzen angedrückten Bracteen, oben mit herzförmigen, fast runden kap- penförmigen abstehenden, in einen Mucro ausgehenden Bracteen besetzt. Blume gelb, kaum !/, Zoll im Durchmesser, 3 Kelchblätter, welche zurückgekrümmt abstehen, concav, oval, kurz gespitzt; Blumenblätter fast sichelförmig, länglich- oval, fast kraus, stumpf, aufrecht-ab- stehend; Lippe speerförmig - dreilappig, braun gezeichnet, mit linear-3seitigen Seitenlappen, die spitz oder stumpf und an der Spitze gezähnelt und mit verlän- gertem, stumpfem, an der Spitze gezäh- neltem Mittellappen; die Scheibe auf der Lippe besteht aus vielen Höckern, welche nach vorn klein, nach hinten gross, Die Säule mit zwei ovalen spitzen Flügeln, welche nach vorn spitz gezäh- nelt. Pollinien 2, keulenförmig, gestielt, mit kleiner Drüse. Cultur in lockerer, mischter mit Moos ver- Holzerde in durchbrochenen Töpfen oder in Körben. Blühet im März. Verlangt einen lichten Standort unterm Fenster. Erklärung der Tafel. a. Stengelspilze in natürlicher Grösse. Pollinien vergrössert. e. Ansicht einer Blume von vorn, ver- grössert. 9 * 132 ß. Pleurothallis Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Lansbergii |Rgl. (Siehe Fig. d.) Orchi P. Lansbergii (Aggregatae, lae- ves, cordatae). Die Stengel werden bis 1/, Fuss hoch, sind dünn, stielrund mit oberem, verhältnissmässig sehr langem Zwischenknotenstück. Das Blatt auf der Spitze des Stengels ist pergamentartig, länglich - oval oder länglich, am Grunde tief herzförmig, nach oben zugespitzt mit klein 3zähniger oder ganzer Spitze. Blumen einzeln oder zu 2 treten am Grund des Blattes aus einer häutigen Scheide hervor und stehen auf Blumen- stielen, welche von durchsichtiger, oben abgestutzter Scheide umgeben sind. Aeus- sere Blüthenhüllblätter 2, hellbraungelb, änervig, 1/4 Zoll lang, das obere oval- lanzettlich, spitz, das untere fast gleich- lang und wenig breiter; innere Bin thenhüllbältter schmal linear, halb so lang als die äusseren; Lippe so lang yY: (Fig. e. Eine der schönsten Brassien Colum- biens, von welcher der hiesige Garten starke, von Lansberg eingeführte Exem- plare besitzt, die hier als Brassia Lansbergiana H. Petrop. eultivirt wurden und deren eines im April mit 12 DBlüthenstengeln zur gleichen Zeit blühete. Gehört zu den schönsten des Ge- schlechts und gedeihet, in durchbrochene Körbe oder Töpfe gepflanzt, leicht und sicher, sofern sie zur Vegetationszeit genugsam Wärme und Feuchtigkeit er- hält. Unsere Pflanze weicht durch Brac- teen, die zuweilen kürzer als der Frucht- knoten,, und eine rundlich - quadratische deae, als innere Hüllblätter, kurz genagelt, aus fast speerförmigem Grunde oval-zun- genförmig, fast noch einmal so lang als breit, dick, dicht mit kleinen Erhöhungen bedeckt und dunkelpurpur gefärbt. Säule kurz, abgestutzt. '. Der hiesige Garten erhielt diese Art von Lansberg aus Columbien. Sie ist zunächst mit Pl. Cardium Rchb. fil. verwandt, welche letztere sich durch 6 — 10 zusammengehäufte Blumen und eine dreieckig-bandförmige Lippe unter- scheidet, die "3 bis 4mal so lang als breit. Wir konnten in der noch so zerstreu- ten Literatur keine mit unserer Pflanze identische Art auffinden, und nannten sie daher nach dem Entdecker. — Cul- tur in durchbrochenen Körben, Töpfen oder auch mit Moosunterlage an Holz. — Brassia Keiliana Rehb. fil. f. 8.) oder länglich - quadratische gelbe Lippe, die plötzlich in eine grannenartige, vom ausgehenden Nerven gebildete Spitze vorgezogen ist, von Reichenbach’s Be- - schreibung ab. Von der nah verwand- ten B. glumacea konnten wir nirgends eine Beschreibung auffinden. Sicher aber scheint es zu sein, dass unsere Pflanze zu B. Keiliana gehört, von der sie vielleicht eine Form bildet. Beschreibung, Scheinknollen zwei- schneidig zusammengedrückt, oval-läng- lich, gegen die Spitze hin verdünnt, bis 2!/, Zoll lang und 1!/, Zoll breit, am Grunde von 3 — 4 Blättern gestützt, auf der I. Originalabhandlungen. Spitze 1 -— 2 Blätter tragend. Blätter aus scheidigem Grunde länglich - lanzett- lich, spitz, 1—1!/, Fuss lang, 1—1!), Zoll breit, hellgrün, von 7 — 9 Längs- nerven durchzogen. Blüthentrauben kür- ‚zer als die Blätter, 4 — 8Sblumig, mit fast zusammengedrücktem Blüthenstiel. Bracteen häutig, zugespitzt, scharf ge- kielt, dem Fruchtknoten fast gleichlang oder wenig länger. Blüthenhüllblätter linien-lanzettlie,., sehr lang zugespitzt, anfangs schön gelbbraun, später roth- braun; die äusseren 11, — 21, Zoll lang und unten 3— 4 Linien breit, die innern kürzer und ein wenig breiter. Lippe mit sehr kurzem, breit-keilförmigem aufrechtem Grunde, mit abgerundet- oder länglich-quadratischer Platte, welche am Rande schwach wellig, an der Spitze durch den ausgehenden Nerven plötz- 133 lich in eine grannenartige Spitze vorge- zogen ist, ausserdem schön goldgelb, vom Grunde zur Spitze ungefähr I Zoll lang und bis !/, Zoll breit. Die Scheibe sitzt auf dem aufrechten Nagel der Lippe und bildet 2, beiderseits 2zäh- nige, sehr kurz sammtig behaarte La- mellen, vor denen 2 braunrothe Flecken sich befinden. Säule kurz, halbstielrund, mit dunkelvioletter Narbengrube, die zu beiden Seiten gerandet. Erklärung der Tafel. e. Eine Blume in Lebensgrösse. f. Säule und Lippengrund von der Sei- tenansicht vergrössert. g. Spitze der Säule mit abgehobener Anthere, mil den 2, der Drüse auf- sitzenden Pollinarien. 2) Oranienbaum. Oberhalb der grossen, aus Stein und Eisen construirten Brücke über die mäch- tige Newa, welche von der eigentlichen Stadt nach Wassiliki-Ostrow (Wassilys- Insel) führt, halten die Dampfschiffe, welche die tägliche Fahrt nach Peterhof machen, an. Eine herrliche Fahrt über den Meerbusen , der, gleich hinter Peters- burg beginnend, sich zu einem theil- weis unbegränzten Wasserspiegel aus- dehnt, um dann bei Kronstadt sich wie- der zu verengern. Wir nähern uns Pe- terhof’s anmuthig hügeligem Terrain, das zu einem enormen Park von ungefähr 8 Stunden Umfang umgewandelt ist. Dort steht aın Ufer die Sommerwoh- nung Peter’s, des Grossen; hier tritt uns durch eine Durchsicht das jetzige Schloss entgegen, während rechts Kronstadt deut- lich vor uns liegt. Wir versparen uns die Schilderung Peterhof’s auf spätere Zeit, wenn wir einmal durch wiederholten Besuch die- ses mächtige Terrain erst kennen ge- lernt haben werden. Beiläufg wollen wir heute nur bemerken, dass die Was- serkünste Peterhof’s alles übertreffen dürften, was in dieser Richtung existirt. Das sind hier nicht vereinzelte Fon- tainen, welche einen dünnen Wasser- strahl emporsenden, Da sind es bald dicke mächtige Wasserstrahlen, welche eine herrliche Wassergarbe emporwerfen, während im Hintergrund ein Wasserfall über Terrassen herunterstürzt, — oder es sind eine Menge einzelner Wasser- strahlen an einem architectonischen Bau- werk angebracht und mit diesem in Har- monie gesetzt, oder es bilden an andern Orten eine grosse Masse einzelner Was- serstrahle eine architectonische Figur, und man sieht z. B. an einem Orte un- 134 sefähr 800 Wasserröhren eine einzige Wassergarbe bilden. Alles dies wäre an andern Orten schon gross und staunenswerth, aber verschwindet vor dem Schauspiel, das sich vorm Schloss . darbietet. Es liegt dieses auf einer Anhöhe , vor der sich ein grosser Platz im Styl Ludwig XIV. ausbreitet, und über einen gera- den, breiten, rechtwinkelig auf den Mit- telpunkt laufenden Kanal geniesst man den Blick hinaus in die See. Grosse Marmortreppen führen beiderseits hinauf zum Schloss und zwischen diesen Trep- pen sind beckenförmige Terrassen gebil- det. Oben vorm Schloss, längs der Treppen, unten auf und rings um den Platz und dem Kanale, noch bis zum Meere stehen Marmorstatuen und Grup- pen aller Art, die meist reich vergoldet sind und unter sich ein harmonisches Ganzes bilden. Man denke sich nun Hunderte und Hunderte ansehnli- cher Fontainen und Figuren längs den Treppen, auf dem Platze, längs dem Kanale , kurz, allenthalben da entsprin- gen, wo Solche angebracht werden kön- nen, um eine wahrhaft meisterhafte Sym- metrie und Regelung in das Ganze zu bringen. Da stürzt das Wasser in sol- chen Massen hernieder, dass die breiten Becken der Terrassen sich schnell mit Wasser füllen und das Wasser in ge- schlossenen glatten Bogen über den ge- wölbten Rand }herabfällt, während die tief blau und gold verzierten senkrech- ten Wände darunter hervorleuchten. Hier scheint sich in Wahrheit einer der Träume von Tausend und Einer Nacht in Scenerie zu setzen, man sieht und sieht, — und glaubt, seinen eignen Au- gen, ob dieses wunderbaren Bildes, das in der Ferne sich mit der See vermählt, nicht trauen zu dürfen. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. nenschein die Scene, so wird das Ganze noch glänzender, lebhafter. Am schön- sten aber sollen diese Wasserkünste sein, wenn sie zuweilen an besondern Festen Abends beleuchtet werden. Allenthal- ben unter und hinter den Wasserstrah- len leuchten dann Tausende und Tau- sende von Lichtern. Nur wenn man hier bei anderer ‚Gelegenheit eine jener splendiden Illuminationen gesehen hat, kann man sich einen ungefähren Begriff davon machen, welchen feenhaften Ein- druck eine derartig beleuchtete Wasser- Scene machen muss. — Doch wir wollten ja nach Oranien- baum! Ein gefälliger Iswotschi (Fuhr- mann einer Droschke) fährt uns dahin. Die durchaus offene Droschke erlaubt uns den Ausblick nach allen Seiten. Links dem Wege nach zieht sich ein kleiner Höhenzug. Hier sind auf der Höhe die reizendsten Landhäuser (Dat- schen), oft ganz im Schweizerstyl ange- baut. Umgeben sind sie mit Gärten, oder einzelne sogar mit ausgedehnten _ Parkanlagen, deren einzelner wir viel- leicht später einmal gedenken. Links öffnet sich hier und da die Aussicht auf die See und das nahe Kronstadt. In einer Stunde hat man Oranienbaum er- reicht, Wir passiren dasselbe und kom- men nun bald zum Schloss und Park der Grossfürstin Helena, K. H. Es ist dies ein Park im wahren Sinne des Wortes, ungefähr 1!/, Stun- den lang und grosse Waldungen enthal- tend. Früher war nur ein kleiner Theil desselben, und zwar im französischen Style ausgeführt. Seit 4 Jahren wird aber stark darin gearbeitet, und es hat schon in dieser kurzen Zeit der grosse Park durch zweckmässige Lichtungen , Pflan- zungen, Aushebung von Teichen und Seen (einer derselben hat 1%, Stunden Begünstigt dabei noch heller Son- !im Umfange) eine ganz andere Gestalt 1. Originalabhandlungen. erhalten. Herr Meinecke, ein deut- scher Gärtner ist es, unter dessen Leis tung diese Arbeiten in edlem, ungesucht natürlichem Style ausgeführt und durch- geführt werden. Das Material, mit dem ‚hier gearbeitet wird, ist zwar einförmi- ger, als in Deutschland, die vortreffliche Gruppirung der Pflanzungen lässt dies aber kaum empfinden. Eine Schwierigkeit jedoch, die hier dem Landschaftsgärtner störend in den Weg tritt, ist die Unterhaltung dauer- hafter Rasenplätze. Das Raigras (Lo- lium perenne) überdauert hier den Winter nicht; wo man es daher für Rasenplätze verwendet, müssen diese jährlich erneuert werden. Auf diese Weise erhält man zwar ausgezeichnet schöne, bis zum Spätherbst lebendig grüne Rasenplätze, aber in grossem Maasstabe lässt sich das gar nicht aus- führen, Als durchaus hartes Gras wird hier Phleum pratense für Park - Anla- gen angewandt und Klee dazwischen ge- säet. Einen schönen, freudig grünen Rasenplatz bildet dasselbe aber selten und nach dem Schnitt ist es eine Zeit lang unansehnlich röthlich. Im hiesigen Garten machte ich in diesem Frühling einige Ansaaten von einem Gemenge von Raigras, Poa pra- tensis, trivialis’und Agrostis stolonifera. Angesäet ward es in der Weise, dass erst das Raigras dünn ausgesäet und eingehackt ward und hierauf die feinsa- migen drei andern Gräser vermischt nachgesäet und eingerecht wurden. Es waren diese Rasenplätze in diesem Som- mer fast noch schöner und gleichmässi- ger, als die von reinem Raigras. Ob sie aber dauerhaft sein werden, muss nun das folgende Jahr lehren, Oranienbaum hat eine herrliche Lage. Von der Spitze des Gebäudes, welches unter Kaiserin Katharina zur Rutschbahn 135 aufgebauet ward, übersieht man den ganzen Meerbusen bis nach Petersburg, dessen goldene Thurmkuppeln bei gün- stiger Beleuchtung klar erglänzen, und unter denen sich besonders die Isaaks- kirche ganz kolossal hervorhebt. Die Küsten Finnlands verschwimmen in blauer Ferne, gegenüber Kronstadt mit seinen vielgenannten Festen, umgeben von ei- nem Mastenwald der Schiffe. Aussen stehen einzelne der grössern Kriegs- schiffe immer in See. Von da bis Pe- tersburg bilden die massenhaft hin und hergehenden Schiffe eine wahre Wasser- strasse, weil das Fahrwasser, in dem sie sich bewegen, nur schmal ist, Von ei- nem höhern Hügel, weiter hinab an der Küste, hat man auch noch den Ueber- blick über das waldige hügelige Terrain und die See; ein lieblicher, reizender Punkt. Die Anlage des Parkes selbst bietet die mannigfachsten Scenerien dar, wel- che die Kunst in richtiger Erkenntniss der gegebenen Verhältnisse darzustellen vermag. Da liebliche Wasserparthieen mit anmuthig gebogenen Ufern, bald durch Pflanzungen, bald durch Wiesen- gründe begränzt. Dort um das Chi- nesische Palais auf Rasenplätzen Blu- mengruppen, und durch eine lange Lich- tung des Waldes ein Blick auf das ferne Kronstadt. Hier schlängelt sich der Weg durch Wiese und Wald hin, wo das Auge bald auf dieser, bald auf jener Baumgruppe ruht, bald durch Lich- tungen nach ferneren Gegenständen hin- blickt, oder er führt auch wohl durch dichten , noch unberührten Wald, und die Ruhe und der Ernst der Scenerie verfehlt nicht, seine Rückwirkung auf das Gemüth auszuüben. Wir müssen es aufgeben, die einzel- nen Parthieen zu schildern, müsste man doch Tagelang gehen und hätte sie noch 136 lange nicht alle gesehen. nur noch einiger Sträucher gedenken, die in Deutschland wenig Beachtung finden, und hier wirklich ausserordent- lich schön sind. Es sind: Potentilla fruticosa. Hier ein liebli- cher 2—3 Fuss hoher Strauch, der von Juli bis September unausgesetzt mit sei- nen glänzend gelben Blumen beladen ist. Ihr anschliesst sich in ähnlicher Eigenschaft die Spiraea laevigata und Rubus fruticosus. Wir wollen | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Als Hängepflanze macht eine Abart von Populus tremula Var. pendula im Wuchs ungefähr den gleichen Eindruck, wie eine Traueresche. Die sibirische Pinus Pichta ist eine wahrhaft schöne schwarzgrüne Tanne, die im Wuchs an P. Picea erinnert. Ueber andere Blume und Sträucher haben wir früher schon berichtet, so dass wir hiermit unsern Bericht für dies- mal schliessen wollen. (E. R.) 3) Ueher die Cultur der Cyelantheae , insbesondere der Gat- tungen Carludoviea R. et P, und Cyelanthus Poit. Von C. Bouche&, Inspector des Königlichen Botanischen Gartens bei Berlin. Da die Arten dieser beiden Gattun- gen in den europäischen Gärten immer noch selten bleiben, obgleich sie ihres prächtigen palmenartigen Wuchses hal- ber zu den schönsten Decorations-Pflan- zen der tropischen Gewächshäuser ge- hören und eine grössere Verbreitung ver- dienten, als es in der That der Fall ist, so scheint es, als ob das Hinder- niss zu ihrer häufigeren Anzucht haupt- sächlich darin liege, dass man mit ihrer Cultur nicht hinreichend vertraut ist. Ich erlaube mir daher meine Culturmethode mitzutheilen, wobei sie ganz besonders üppig gedeihen, zum Theil blühen, voll- kommenen Samen tragen und sich nicht nur durch diesen, sondern auch durch Beilensprossen reichlich vermehren lassen. Die Cyclantheen sind im tropischen Amerika, besonders in Venezuela hei- misch, wo sie an sehr feuchten, oft überschwemmten Orten an schattigen Stel- len vorkommen; die meisten haben kurze, 3—4 Zoll dicke, sehr faserige Stämme, die an den Internodien eine Menge Luft- wurzeln treiben, welche bis in den Bo- den eindringen, nur eine unserer culti- virten Arten, Carludovica Plumierii, bildete 4 bis 5 Fuss hohe wurzelnde Stämme. Andere sind stammlos und brei- ten ihre Wedel fast unmittelbar über der Erde aus. Die Blätter sind lang gestielt, entweder fast einfach wie bei Cyclan- thus cristatus oder zweitheilig wie bei Cyel. bipartitus, oder mehr oder weni- ger fächerförmig, oft undeutlich 3 bis5 spaltig getheilt. Durch ihre Form, dun- kelgrüne Färbung und lederartige Be- schaffenheit verleiten sie Unkundige leicht zu dem Glauben, es seien Palmen. Die Blumen sind in einem cylindri- schen Spadix vereinigt und von 2—4 gelben oder röthlichen Scheiden umge- geben, die Blüthenstiele sind achsel- ständig und haben mit dem Spadix sel- ten mehr als 6 Zoll Länge. Sie verlangen stets eine Wärme von mindestens 12 Grad, gedeihen aber noch besser, wenn man ihnen stets eine Tem- peratur von 14 bis 18 Grad giebt, am Fagersbionir BLÄALcR IE Farbendr. v A.Kolb.Nbs. Taf. 4 1. Originalabhandlungen. besten befinden sie sich, wenn man sie » während des Sommers in einen recht warmen durch Dung erwärmten 3—4 Fuss hohen, möglichst feuchten Mistbeetkasten stellt und ihnen während der Winter- . monate einen Platz auf einem Lohbeete, oder sonst mit Bodenwärme versehenen, giebt; ohne Bodenwärme gedeihen sie nur kümmerlich, haben ein gelbliches Ansehen und machen leicht trockene Blattspitzen. Ebenso nöthig wie die Bodenwärme ist ihnen auch cine möglichst feuchte Atmosphäre und Schatten, indem sie un- ter diesen Umständen die meisten Wur- ‘ zeln an den Stämmen treiben und ein intensiveres Grün erhalten. Da eine reichliche Entwickelung von Adventiv- Wurzeln wesentlich zum besseren Ge- deihen beiträgt, so ist es auch sehr zweckmässig, die Stämme mit Moos zu bekleiden. Da sich ihre Wurzeln sehr ausbrei- ten und im gesunden Zustande der Pflan- zen in Menge bilden, so bedürfen sie reichlich grosser Gefässe. In Folge ih- res natürlichen Vorkommens verlangen sie viel Feuchtigkeit des Erdreiches, und müssen daher stets sehr feucht gehalten werden. Am besten gedeihen sie in ei- nem lockern, sehr humusreichen Erd- reiche, welches aus 2 Theilen Heiden- erde, 2 Th. Lauberde, 2 Th. Torferde, 1 Theil guten, fetten Rasenlehms und 1 Theil grobkörnigen Sandes besteht, Der Torf ist insofern ein sehr dienlicher Zu- satz, indem er das Erdreich locker und durchlässig erhält und dasselbe bei der starken Befeuchtung gegen das Versauern schützt. Damit die Erde in den Töpfen nicht schmierig werde, wende ich als Unterlage auf dem Boden der Gefässe eine 2 bis 3 Zoll hohe Schicht wallnuss- grosser Torfstücke, über welche gro- 137 ber Abfall von Heidenerde ausgebreitet wird, an. Das Verpflanzen in grössere Gefässe kann vom März bis Ende Juni gesche- hen, wenn man den Pflanzen gleichzei- tig auch Bodenwärme giebt; beim Ver- pflanzen achte man darauf, dass die sich am Boden des Gefässes zusammenge- häuften Wurzeln gelockert und die Stäm- me, die von untenher abzusterben pfle- gen, jedesmal etwas tiefer gesetzt wer- den, man bringt dadurch die sich am Stamme später gebildeten Wurzeln wie- der in die Erde und erhält gesunde, fest- stehende Exemplare. Sollten die Gefässe mit der Zeit zu gross geworden sein, so leiden die Pflanzen wenig, wenn man den alten Ballen durch Entfernung der Erde verkleinert. Beim Umpflanzen findet gleichzeitig die Abnahme der sich ‚etwa gebildeten Seitensprossen bei solchen Arten, die kurze Stämme bilden, statt, indem sie in der Regel an den älteren Theilen des Stammes erscheinen, tief aus der Erde hervorkommen und alsdann am besten mit allen Wurzeln ven der Mutterpflanze getrennt werden können; auf diese Weise bildet Carludovica humilis, plicata, ma- cropoda und flabellata junge Pflanzen. Andere, die wie Carludovica atrovirens, incisa, palmata, ferner wie Cyelanthus ceristatus und bipartitus, stammlos sind, werden beim Verpflanzen gleich andern Stauden zertheilt. Absenommene oder zertheilte Stücke verlieren allerdings einen Theil ihrer Blätter, die jedoch auf einem warmen, feuchten Kasten sehr bald ersetzt wer- den. Carludovica Plumierii, die einen langgliedrigen, 4 bis 5 Fuss hohen Stamm bildet, vermehrt sich am besten, wenn man den Kopf der Pflanze an einer Stelle, wo sich Luftwurzeln gebildet ha- ben, abschneidet, einpflanzt und in einen 138 feuchten warmen Kasten stellt; der Stamm macht sehr bald an allen Blatt- knoten 2 auch 3 junge Triebe, die, so- bald sie Luftwurzeln gebildet haben, abgeschnitten werden können. Um andere Arten reichlicher zu ver- mehren, zerstöore man den Gipfel der Pflanze, so werden sich an allen Inter- nodien eine Menge junger Triebe bil- den, die, sobald sie Wurzeln haben, abgenommen werden können; damit sich abgenommene Stücke bald bewurzeln und nicht welken, wodurch oft das Herz verloren geht, stelle man sie in einen recht feuchten warmen Kasten. Einige Arten z. B. Carludovica lati- folia, macropoda, pliecata und flabellata tragen leicht vollkommnen Samen, den man durch Auswaschen von der fleischi- gen Hülle reinigt, etwas abtrocknen lässt und gleich, aussäet; die Reife des Samens lässt sich daran erkennen, dass die Früchte ganz weich und breiig sind. Die Aussaat gelingt am besten auf ei- nem breiten Stück Fasertorf, welches in einen Untersatz mit Wasser gelegt, mit einer Glasglocke bedeckt und in ein recht warmes, feuchtes, schattiges Haus gestellt wird. Das Keimen erfolgt nach 4 bis 6 Wochen; haben die Sämlinge einige Blättchen getrieben, so werden sie in lockerer Erde piquirt und wieder mit Glocken bedeckt. So dauerhaft und robust die Arten dieser beiden Gattungen bei der eben- angegebenen Behandlungsweise sich auch zeigen, ebenso hinfällig sind sie, wenn ihnen nicht Wärme und Feuchtigkeit genug gegeben oder diese plötzlich ge- wechselt wird, ganz besonders empfind- lich sind sie gegen Erkältung der Wur- zeln; denn durch Unachtsamkeit, dass, zumal während der Wintermonate, eine Pflanze aus einem Loh- und andern Warmbeete auch nur einige Stunden auf Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. den kalten Fussboden des Hauses ge- stellt wird, leiden schon die Wurzel- spitzen, werden schwarz und verlieren die Fähigkeit, den Blättern Nahrung zu- zuführen, so dass die Pflanze anfängt zu welken und in kurzer Zeit fast alle Blät- ter verliert, wenn nicht gar ganz ein- geht. Man sei daher beim Umarbeiten der Beete stets darauf bedacht, die Pflan- - zen, so lange, bis das Beet wieder voll- ständig hergerichtet ist, entweder an ei- nen andern warmen Standort oder we- nigstens auf Bretter zu stellen; es ist dies eine Vorsicht, die von den Gärt- nern oft unbeachtet bleibt, und in Folge deren manche seltene oder zarte Pflanze geopfert wird; denn viele Scitamineen z. B. Stromanthe sanguinea, Heliconia, viele Maranta-Arten und Calathea zebrina sind in dieser Hinsicht ebenso empfind- lich. Haben diese an den Wurzeln durch Erkältung Schaden gelitten, so zeigt es sich sehr bald durch das Zusammenrol- len der Blätter. Anders verhält es sich, wenn die Pflanzen nicht an Bodenwärme gewöhnt sind, unter welchen Umständen sie aber auch bei weitem nicht so freudig ge- deihen. Trocknen die Wurzelballen der Cy- clantheen so stark aus, dass die Pflan- zen welken. so zeigen sich fast ähnli- che Krankheits-Symptome, Wurden die Wurzeln nun durch Er- kältung oder Trockenheit beschädigt, so ist es am besten, sobald die Blätter wel- ken und nicht wieder frisch werden, die äussere Schicht des Wurzelballens zu entfernen, die Pflanzen in frische Erde zu verpflanzen und auf ein recht war- mes Beet zu stellen. Im hiesigen Königlichen Botanischen Garten werden folgende Arten dieser Familie eultivirt: I. Originalabhandlungen. A. Carludovica R et P. ö) C. palmata P. et P. Stammlos: Blätter einnervig, fächerförmig, im Alter fast 4theilig; Blattstiele 3— 4° lang. 2) C. incisa. Wendl. fil. Stammlos; - Blätter fächerförmig, gefaltet, einnervig; Blattstiele 2°. 3) C.Moritziana ... Fast stamm- los; Blätter fächerförmig, gefaltet. 4. C. flabellataHort. Berolin. Mit kurzem 8 bis 10 Zoll hohem Stamme; Blätter fächerförmig, im Alter 3theilig, dreinervig, gefaltet; Blattstiele 4 bis 5’ lang. 5)C.macropoda, Kl, Stamm kurz dick; Blätter fächerförmig, fast 3theilig dreinervig, gefaltet; Blattstiele 4 bis 5 lang. 6) €. humilis Poep. Mit kurzem Stamme; Blätter fächerförmig, im Alter fast 3lappig, der Rand unregelmässig abgebissen, gefaltet, dreinervig; Blatt- stiele 2 bis 3° lang. 7. C. latifoliaR, et P. Fast stamm- los; Blätter 2theilig, gefaltet, einnervig; - Blattstiele 1 bis 2° lang. 8) €. Plumierii Kth. Mit 4 bis 6 139 Fuss hohem Stamme, der eine Menge Wurzeln treibt; Blätter 2theilig, gefal- tet, einnervig; Blattstiele 8 bis 10 Zoll lang. 9) C. plicata. Kl. Fast stammlos; Blätter 2theilig, gefaltet, einnervig; Blattstiele 4 bis 5° lang. 10) C. atrovirens Wendl. fil. Fast stammlos; Blätter 2theilig, gefaltet, ein- nervig, 2° lang; Blattstiele 6 bis 8 Zoll. 11. C. micerocephala.... Stamm- los; Blätter 2theilig. gefaltet, einnervig ; Blattstiele 10 bis 12 Zoll. 12) C. sp. Mirador. Scheint stamm- los zu sein; Blätter 2theilig, einnervig. 13)C. sp. Venezuela. Fast stamm- los; Blätter 2theilig, einnervig. B. Cyelanthus Poit. 1) C. Plumierii Poit. Stammlos; Blätter 2theilig, 2nervig, 4 bis 5‘ lang. 2) C. cristatus Kl. Stammlos; Blätter ei-lanzettförmig, im Alter 2thei- lig, 2nervig, 4 bis 5° lang. 3) C. sp. Venezuela. Stammlos; Blätter lanzettförmig, 2theilig, 2nervig, 2 bis 3° lang. 4) Ueher die Elemente der Wirkung in der Eartenkunst, Von €. Löwe, Gartenkünstler in Zürich. (Fortseizung.) Dem Phantasiebegabten fliessen die Bilder seiner Ideen aetherisch und leicht, wie Sylphiden, an seinem Geiste vorüber, und er sieht sie tanzend sich verkörpern und scheinbar in die Wirklichkeit über- gehen. ‘ Anders gestalte sich jedoch das Ding, wenn Hand angelegt werden soll, das mussten selbst die Poeten bald einsehen. Denn bekanntlich waren es nicht die Gärtner, die Baumeister oder allenfalls Kent, der erste Uebertrager poetischer Gedanken in die Wirklichkeit , welche den uranfänglichen Lebenskeim der na- türlichen Richtung legten, sondern die Dichter. Adisson, Pope und Milton bahn- ten durch ihre reizenden Schilderungen von Armida’s Gärten,'vom Paradiese u. s.w. 140 den geschehenen Uebergang an. Mit wirklichen Bergen und Wäldern, mit Felsen und Wasserfällen, mit Aussich- ten aufs Meer, Morgen und Abendröthe, und dem Geläute ferner Glocken lässt sich aber in der Wirklichkeit nicht so leicht und frei umherspringen, wie mit Gedankenbildern; wollte man aber die Natur nachahmen, so musste man diese Gegenstände, wenigstens theilweise, in die Gärten versetzen, nach einer Art die einigermassen möglich war. Es entstan- den daher die Vorschläge und Anwen- dung der grossen Raumflächen, um die Dinge, mit denen nun einmal nicht so ganz willkührlich zu handthieren war, damit einzufangen; man brauchte dann nur durch Hinzusetzen und Hinwegräu- men das Vorhandene zu vervollkomm- nen , was überdiess oft bequemer und leichter war, als Gediegenes ‘in kleine- rem Maassstabe rein neu zu schaf- fien; dadurch wurde das Naturschöne, die wirkliche Natur, zusammengezogen und in erster Stufe idealisirt, und der Gar- tenkunst erwuchs daraus eine wesentlich vervollkommnende Eigenschaft. So wie sich aber hiedurch ihr Gebiet erweiternd bis zur Landschaftsverschönerung aus- dehnte, bildete sich auch der seitliche Hauptsatz „getreue Naturnachmung“ fälschlich zum zentralen Hauptgrundsatz, und liess dadurch die anderen Gebilde, die kleineren , reguläreren und theilwei- sen Nutzgärten ausserhalb des Kunstbe- reiches liegen. Die Nachahmung der Natur bedingte das Naturstudium: man betrieb es, aber mehr als Sache für sich, bei der man nur wesentlich das plastisch vegetative und erdbildende Naturprineip, so wie das Decorative im Auge behielt, nicht mit allgemeiner Uebersicht, mit steten Vergleichungen und Gegenüber- stellungen gegen alle anderen Künste, daraus man eine bestimmtere, gegränztere, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. solide Basis für die neue Kunstform hätte gewinnen können; es wurde über- sehen, dass man die Natur zu Zwecken der Kunst, zum Zurückführen in eine Kunst, in eine Begränzung eine men- schenmögliche Handhabung zu studi- ren habe , man wollte ganz und durch- aus natürlich sein, und weil man dies nicht bis aufs Märk verstand oder konnte, verlor man sich ins Endlose oder All- tägliche, was noch Goethe und Schiller anzudeuten und zu rügen hatten. Be- kanntlich war es kein leerer Vorwurf, der viele in diesem Geiste ausgeführte grössere Anlagen traf: man wisse bei ihrer Durchwandlung nicht, ob man sich in einem gewöhnlichen Feld oder Wald, oder aber in einem mit grossen Kosten angelegten und 'unterhaltenen Kunstgar- ten befinde; denn hatte nicht die Natur selbst schon durch wechselvolles Terrain, schöne Beholzung, Gewässer oder Aus- sichten vorgearbeitet, so waren viele der- selben matt und tonlos, und bewiesen, dass man die Natur wohl angeschaut, aber ihre Geheimnisse nicht erlauscht, dass man hin und wieder einen ihrer Gedanken empfunden, aber ihre Sprache und Worte nicht verstanden habe, um durch dieselben ebenfalls zum Gemüth sprechen zu können. — Dieses bot den Anhängern des alten symmetrischen Sty- les und den gelehrten Malcontenten, die aus Verzweiflung, die neu auflebende Kunstform nicht unterbringen zu können, weil nicht eingeweiht genug, und zu illi- beral und schwach, um den Kreis der geheiligten Sieben aufzuschliessen, sie vornehm über die Achsel ansahen, will- kommene Gründe, ihr Form- und Gehalt- losigkeit, Tendenz- und Schrankenlosig- keit vorwerfen zu können, und im Selbst- gefühle ihrer jugendlichen Schwäche mochte sie dadurch veranlasst werden, sich auf andere Kunstformen stützen, I. Originalabhandlungen. sich an dieselben anschliessen oder in ihr Gebiet übergehen zu wollen, anstatt an ihnen sich zu belehren und zu kräf- tigen. Wir sehen, theils nach- theils mit- einander in der Zeit sie ideal - poetisch . und rein malerisch werden, die Baukunst und Plastik in einem Verhältniss her- beiziehen , dass sie selbst nur noch als deren decoratives Piedestal erscheint, ja in- einzelnen Fällen zeigte sie nach- gerade die Neigung, durch’s streng Sym- metrische wieder in den Schnörkel zu verirrten, wozu die dieser Richtung stets bereitwillig zu Diensten stehende Pro- tection der Architeeten, die wieder auf- tauchenden regulären Formen der Blu- mengärten einerseits, andererseits die schnakisch gewundenen modernen Grup- penformen , die Naturholzeonstructionen, die Sucht nach Veränderung, nach Op- position mit dem Einfachen, ohne alle Tiefe, Veranlassung gaben und bereits in einigen grössern Projecten und Compo- sitionen und dem unbegreiflichen Liebäu- geln Hegel’s einigen Anhalt gewonnen hatten. — Aber ein guter Genius wal- tet von nun an sichtbar über der jugend- lichen Kunst. Alle diese kleinen Ausschweifungen trugen nur zur Ausbildung, Consolidi- rung und Fassung ihrer geistigen und körperlichen Form bei: das Giftige schied - Sich jedes Mal rasch aus, das Gute blieb, und ihr Hinüberspielen auf die Gebiete der Poesie, Malerei und Baukunst hat, wie später erhellen wird, auch tiefere factische Gründe und zeugt eigentlich in letzter Linie nur davon, dass auch sie an dieselben, so wie alle unter sich an- klingen, — Fast keine Kunst ist aber mehr dem Dilettantismus unterworfen, als die Gartenkunst, mit Ausnahme der Poesie und Musik; der anscheinend geringe Grad practisch technischer Fertigkeit, das scheinbar so leichte Begreifen der 141 Naturnachahmung, welche die Ausführung der Composition in so vielen Fällen als eine angenehm abwechselnde geistige und körperliche Beschäftigung erscheinen las- sen, ferner die Leichtigkeit. für kleinere Gärten geometrische Figuren von ande- ren Gegenständen zu entlehnen und in Gartenpläne umzuwandeln, leisten dem- selben grossen Vorschub, und gar Man- cher lässt sich dadurch zum Wahne ver- leiten, er sei, weil Besitzer und Liebhaber auch zur Kunst berufen; allein es zeigt sich, dass immer nur Wenige davon hie- zu auserwählt sind. Die Kostbarkeit der Ausführung und der Umstand, dass der Grund und Boden — die Leinwand des Gartenkünstlers gewöhnlich nicht sein Eigenthum sind, mit dem er sich wie andere Künstler bis zur Vollendung des Werkes ein- schliessen kann, und andere Einflüsse, besonders aber die fast stets bevormun- dete Stellung des Gärtners, werfen über- dies diese Kunst oft schwerer und lästi- ger Patronatschaft in die Arme, und auf fast allen Entwicklungsstufen hat sie diese Einflüsse verspürt, oder musste ihnen gänzlich folgen, — ein Umstand, den wir seiner Wichtigkeit wegen wei- ter unten näher besprechen werden. Es waren gewiss wohl wesentlich diese letzteren Einflüsse, und die Dich- ter, welche durch reizende Phantasiebil- der die Gartenkunst veranlassten, frühe aufs Gebiet des Poetischen hinüber zu treten, indem sie Eden, Arkadien, eine Schweizergegend nachahmen, und zuwei- len ganze Idyllen wiedergeben wollte. Zu dergleichen vollendeten Durchführun- gen war aber der Stoff seiner durchaus realen Natur wegen zu unlenksam , die Kosten der Ausführung und Unterhal- tung zu gross im Verhältniss der er- langten Erfolge, und wenn das Werk — dessungeachtet in die Wirklichkeit ge- 142 rufen — bei überaus günstigen Local- verhältnissen auch noch gelang, vor dem Riehterstuhle des Verstandes nicht zu rechtfertigen, weil es hier — in gros- sem Maassstabe — als eine zu weit ge- triebene Spielerei mit der Gottesgabe bau- fähigen Bodens und nützlicher Vegeta- bilien erschien oder bei kleinerem Raume als kindisch kleinliche Tändelei lächer- lich, in beiden Fällen als eine Missach- tung oder Verspettung des heiligen Ern- stes der allgemeinen Natur bald eckel- haft wurde und somit dessen Genuss kein ästhetisch reiner sein konnte. Bei gar mancher Gartencomposition, selbst der gegenwärtigen Tage, scheint man nicht genugsam zu beachten, dass dieses Kunstwerk täglich und continuirt genos- sen wird; mancher Gedanke, der für ein- maligen oder seltenen Genuss anziehend ist, wird, wenn ihm nicht hohe Geniali- tät, tiefer Ernst oder das Geleit naiver Wahrheit zur Seite steht, für den Be- wohner bald fad, langweilig „ lächerlich und unerträglich, und was beim ersten Besuche Bewunderung und angenehmes Wohlgefallen erregte, bewirkt bei tägli- cher Bekanntschaft Missbehagen und Ekel, wenn jene 3 Factoren gänzlich fehlen. — Die höchste Stufe der Ue- bersteigerung sentimentaler Poesie der Gartenkunst trat aber damit ein, dass man dieselbe factisch mit den Gärten verband und Gedichte, oder einzelne Strophen nach Art der Votivtafeln an Bäume, Ruhesitze und Pavillons u.s. w. aufhing, deren Sinn in vielen Fällen nicht einmal auf den Charakter der Partie Bezug hatte, jedenfalls aber, an- statt das Gedankenspiel des Spaziergän- gers sich scheinbar frei bewegen zu lassen und dennoch gewollter Wirkun- gen sicher zu sein, dasselbe allzuplump gefangen nehmen wollte und dadurch das feinere Gefühl unangenehm berührte. L Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Solehe Extraxaganzen überhaupt waren es denn wahrscheinlich , welche Goethe veranlassten, den Dilettantismus in der Gartenkunst zu beschuld'sen, er verklei- nere das Erhabene in der Natur und hebe es auf, indem er es nachahme, be- handle Reales als Phantasiewerk und befördere die sentimentale und phanta- stische Nullität. — Doch das flatter- hafte Kleid bodenloser Phantasie ist ge- fallen. Die Herrschaft des Realen in den Gärten hat der grösseren Berück- sichtigung von Wahrheit und praktischem Nutzen, als nothwendiger Bedingung menschlichen, thierischen und vegetabi- lischen Culturlebens gerufen und dadurch wurde die Gartenkunst, wie sie einer- seits die Aufweiserin des allgemeinen reinen und unverdorbenen Naturlebens und Naturgeistes ist, andrerseits die Auf- zeigerin des durch menschliche Kunst und Fleiss geleiteten Culturlebens und Culturgeistes , allgemeiner menschlicher Betriebsamkeit, und bald wurde erkannt und zugegeben, dass diese Letzteren — idealisirtt — unter Umständen- stark wirkende ästhetische Potenzen abgeben können, kurz es ging daraus hervor: dass es ästhetischer sei, die Aufweisung wirklicher mensch- licher Thatäusserungen sub- jeetiv zuidealisiren, als dureh Poesieidealisirte objektiveDar- stellungen in die Gärten ver- setzen und durch derenver- suchte Verwirklichung täu- schen zu wollen. Gross ist übrigens die Wirkung des Anschlages des Ideal-Poetischen für den Typus der Gärten, gross die des Ge- genschlages in das Real- Wahre, zur Nutzbarkeit und Aufweisung menschli- cher Betriebsamkeit, und- eine‘ lange Reihe ästhetischer Momente basiren darauf, grösser aber, unendlich grösser I. Originalabhandlungen. und wichtiger sind die Folgen des Letz- teren für die Welt. Zuerst wurde Ideales ins Reale ge- tragen, was der Gartenkunst einen sie durchströmenden höhern Schwung und - Geist verlieh; Gedankenschönheit und ideale Motive behielten ihre Berechtigung und wurden, durch die sanften Zügel der Wahrheit und Nutzbarkeit in ver- nünftigen Bahnen gehalten, nur um so wirksamer ,. weil sie keine Leere nach dem Genuss, oder gar eine Gegenwir- kung wunangenehmer Art veranlassten, Ernst in der Heiterkeit, Würde in der Unterhaltung, Solidität der Bestimmung sind die vortrefflichen Eigenschaften, die der Gartenkunst von da aus zugeführt wurden, und wie überhaupt die Kunst nur geadelt wird — wenn sie würdigen Zwecken dient , so wurden und werden es von diesen Centralpunkt aus — mehr und mehr — die Gärten, und wie ein reiches und prächtiges Bauwerk nur voll- ständig befriedigt, wenn man einsieht und weiss, es diene einer verhältniss- mässig grossen und würdigen Aufgabe und entspreche seiner Bestimmung, so ist dieses auch bei Gärten der Fall. — Man wolle uns aber, indem wir diese Sätze über die Vereinigung des Ideal- Schönen mit dem Real-Nutzbaren auf- stellen, nicht missverstehen , denn wir wollen hiemit nicht sagen, dass eine aequale Vereinigung des Schönen mit dem Nützlichen unter allen Umständen erforderlich, wünschbar oder am Platze sei, es wird in den einzelnen -Fällen vielmehr guter Geschmack fordern, bald dass das Eine, bald dass das Andere mehr zurück- oder hervortrete, je nach den besonderen Constellationen; wir re- ' den übersichtlich von der Gartenkunst im Allgemeinen und Gesammten, und unter diesem Collectivbegriff erscheint e3 als höchster Werth und Weihe, dass 143 sie das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden fähig ist. Das Eintreten der Landwirthschaft, des Rebbaues, der Forst- cultur, so wie der rein nutzbaren Cul- turgärtnerei durch Gemüse- und Baum- zucht ist dadurch vermittelt, und diese Gebiete liefern der Gartenkunst eine Menge interessanter Motive und Moti- virungen, deren sie bei rein idealer Hal- tung entbehren müsste. Die Aufweisung menschlicher Betriebsamkeit im Allge- meinen wurde eingeleitet, und industrielle Gewerke, wenn sie nicht durch die in sich abgeschlossene moderne Würfelform oder 4 harte Kasernenfacaden allzusehr der Ausdruck unserer heutigen egoisti- schen ‘Zeit sind, — geben selbst für den Park brauchbare und charakteristi- sche Momente, wie z. B. Mühlen, Sä- gen, Hammerwerke etc. In der Villa und den Hausgärten sind wohl hauptsächlich desshalb die starren umschliessenden Mauern gefallen, sie ziehen bei durchbrochener Gruppirung die äussere Umgebung, und durch das leichte Geländer selbst die belebte Strasse mittelbar in ihren Bereich, und ein Land- gut will nicht mehr recht gefallen , wo nicht durch die Regsamkeit täglicher Beschäftigungen Leben und Betriebsam- keit verrathen wird. — Ausser diesem Gewinn ist der Gesammtbegriff nnd die Region der Gartenkunst nach zwei Sei- ten mächtig ausgedehnt, oder besser ge- sagt, alle ihre Gebilde fangen an, sich mehr und mehr unter ihrem Fittig zu sammeln. Auf der einen Seite ist das Gebiet vom eigentlichen Garten bis zur Landschaftsverschönerung ausgespannt, auf der anderen Seite fasst es auch die kleineren und Nutzgärten unmittelbar in seinen Bereich; die wie zwei feindli- che Parteien auseinandergehaltenen Grup- pen, die grössern so wie die ganz dem Luxus und Vergnügen gewidmeten Pracht- 144 gärten und die kleinen, vornehmlich auf den Nutzen berechneten Hausgärten nähern sich einander mehr, jene, indem sie nutzbarer, diese, indem sie idealer zu werden streben, und beide finden bereits in mancher reizenden Villa und in man- chem artigen Hausgarten ihren Verei- nigungspunkt. Der mürrische Herr Kohl- kopf und die schwindsüchtige Frau Boh- nenstange sind fortan nicht mehr die einzigen Regenten der Letzteren, und in den Parks hat sich manche versteinerte heidnische Gottheit, und mancher höl- zerne Einsiedler vor einem stämmigen, lebensfrischen, hemdärmlichen Güter- knechte flüchten müssen. Noch ist zwar der Prozess der Gäh- rung nicht vollendet und in manchem Lande scheint er kaum begonnen, allein er wird und wird glücklich enden, wenn auch noch zuweilen kleine Schwankun- gen vorkommen, denn die Grundstoffe sind nun bald vollständig eingefüllt, schnell werden sie sich fassen, das Trübe muss sich legen, und es wird der abge- klärte feurigmilde Saft, durch Rezenz und Anmuth beweisen, welchen Geistes Kind er ist. Wir können uns nicht von dieser Stelle trennen , ohne unserer bescheide- nen Muse hier noch weiter den längst verdienten Weihrauch zu streuen und sie vor ungerechten Angriffen in Schutz zu nehmen, und wir entschuldigen uns damit, dass es keine Sünde sein kann, wenn der Priester seine Gottheit ver- ehrt und ihren guten Eigenschaften nach- geht. Man ist bekanntlich hin und wieder sehr geneigt, der Gartenkunst im Allgemeinen nutzlose Verschleuderung des Bodens und zwecklose Absorption menschlicher Thätigkeit vorzuwerfen, und wer von den frühern grossen Gärten im französischen Geschmacke und den oben berührten und gerügten phantastischen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Compositionen im natürlichen Style aus- ging, mochte Recht haben; allein diese nun beseitigten Extreme sind weder die Gartenkunst, noch repräsentiren sie ih- ren gesammten Charakter. Wir wollen hier nicht weiter darauf eingehen, wie selbst der anscheinend nur dem Ver- gnügen und Luxus gewidmete Natur- garten, wenn er vernünftig componirt und genossen wird, durch Weckung des Natur - und Schönheitsgefühles, Corre- spondenz mit dem allgemeinen Natur- geiste, durch Aufheiterung und Beru- higung des Gemüthes, Erfrischung und Stärkung des Leibes und seiner Sinne und gar manches Andere für die Mensch- heit nützlich wird, sondern gerade vom praktischen Nutzen ausgehen , und es wird sich zeigen, dass die Gartenkunst, statt Luxuriosität gefördert und mensch- liche Arbeitskraft verschleudert Zu haben, zur practischen Wohlthäterin der Men- schen geworden ist. Als in England die Herrschaft des französischen Geschmackes in den Gär- ten gebrochen war, und die neue na- türliche Richtung sich allgemeine Gel- tung verschaffte, bemächtigte sich eine enthusiastische Gartenliebhaberei der englischen Aristokratie und nicht wenige ihrer Glieder beschäftigten sich selbst- thätig mit Gartenschöpfungen. In zwei- ter Linie verwiesen diese sie zur Land- wirthschaft. Die Schönheit des Rasens und der Wiesengründe bedingte Boden- verbesserung, diese forderte bald hier Entsumpfung, dort Bewässerung, am dritten Orte Düngung. Als weiter durch Zuziehung des Nutzbaren die Landwirth- schaft überhaupt in nähere Beziehung mit der Gartenkunst kam, ward das Interesse für dieselbe ein regeres und die persönliche Bekanntschaft und Lieb- haberei des Adeligen mit derselben ver- mittelt und von da an quoll der reiche Macrestogma Igpustreides DEE I. Originalabhandlungen. volle Strom des Capitals und wissen- schaftlicher Forschungen in vollen Bo- gen für den nützlichsten und ehrbarsten Beruf der Erde. Wie es früher als unter der Würde eines Adeligen gehalten wurde, - persönliche Liebhaberei und Kenntnisse ‚ in derLandwirthschaft zu besitzen, oder gar werkthätiger sich mit ihr, zu be- schäftigen, so ward es von nun an als eine zum bevorzugten Stande gehörige Eigenschaft grosser Grundbesitzer ange- sehen, hierin genauen Bescheid zu wis- sen. Dem Adel folgte der Gelehrten- stand auf dem Fusse, die hohe Protek- tion empfahl. Auch der Gelehrte ach- tete es nun nicht mehr seines Standes unwürdig, seine Studien und Kenntnisse ihr zu widmen; und die Erfolge liegen zu Tage. Die rationellere Düngung, die verbesserte Viehzucht, die Ein- 145 führung !zweckmässigerer Werkzeuge und Maschinen , die Drainage, die phy- siologischen und chemischen Begrün- dungen und tausendfältige Verbesserun- gen nach allen Richtungen sind die grossen Resultate dieser Bemühungen, und der gesammte Aufschwung, den die Landwirthschalt genommen, und der in unzählige Wellen forttönt durch bereits alle gemässigten Culturländer, fand seinen Impuls im Parke, in der Liebhaberei der englischen Grossen für die Gärten und wir Gärtner dürfen kühnlich diese Thatsachen den zuweilen gehörten Vor- würfen der Nutzlosigkeit und Kraftver- seudung gegenüberstellen. — Indessen — kehren wir nach dieser Episode in der Fortsetzung wieder zu ‚unserem Thema zurück. (Fortsetzung folgt.) 5) Bemerkungen zu einigen Pfianzen des Petersburger Gartens. 1) Oncidium Harrisonianum Lindl.| haus allgemein beliebte Pflanzen. Die Eine jener zarten Orchideen vom Orgel- | erstere derselben hat Lindley Bot. Reg, gebirge in Brasilien. Rundliche zusam- mengedrückte Scheinknollen, welche 1—2 linear-Jängliche Blätter iragen und am Grunde die zarten bis 2 Fuss langen Blüthenschafte entwickeln, die die klei- nen gelben braun gefleckten Blumen mit rein gelber Lippe in sehr reichblumi- ger Rispe tragen. — Unsere Pflanze . trug 8 dieser Blüthenstände zugleich und gewährte einen reizenden Anblick. Die Rispen selbst sind grösser und reichblu- miger, wie sie Lindley Bot. Reg, tab. 1569 abbildet, 2) Tetratheca epilobioides Steelz ß. hirsuta und Platytheca galioides Steetz; Tremandreae. Zwei verbreitete und als niedliche Pflanzen für das niedrige Kalt- V. 1857. 30 t. 67 als Tetratheca hirsuta beschrie- ben, in den Gärten geht sie jedoch als Tremandıa Hügelii. Die zweite hat Pax- ton als Tetratheca vertieillata beschrie- ben, und in den Gärten geht sie als Tre- mandra verticillata und speciosa. Lieb- liche Pflanzen, die von Juni bis August reichlich blühen und bei sorgfältiger Oultur, reichlicher Scherben - Unterlage bei grossen Töpfen zu herrlichen brei- ten, mit Blumen bedeckten Exemplaren erzogen werden können. 3) Sterculia nobilis Sm.; Büttneria- ceae. Es ist dieses einer jener schönen niedrigen Bäume ÖOstindiens mit schö- nen grossen länglich - ovalen glänzend grünen immergrünen Blättern, der schon 10 146 lange in Cultur ist, jetzt aber nur noch in wenigen Gärten sich befinden mag. Schon Ventenat bildet ihn Tab.-91 unter den Pflanzen des Gartens zu Malmaison ab. Die Blüthenrispen der kleinen gelb- grünen Blumen stehen in blattlosen Quir- len. Die linearen Kelchlappen sind an ihren Spitzen, ähnlich wie dies auch bei Ceropegia vorkommt, verbunden, In Kübel gepflanzt und frei gestellt bildet diese Pflanze niedrige Bäume mit stark verästelter Krone, oder kann auch als Strauch gezogen werden. Die Blät- ter werden 8 Zoll lang und 3 Zoll breit. 4) Lilium giganteum Wall. Blühete auch im hiesigen Garten sehr schön. Die Pflanze wird in den Gärten sich bald sehr verbeiten, da sie viele Brut bildet und auch leicht Samen ansetz. Wenn man Blumen zu erhalten strebt, so pflanze man die stärkeren Zwiebeln mit guter Unterlage in kleine Kübel in eine Mischung aus Rasen- und Heideerde ein. Sobald sie kräftig zu gedeihen beginnen, befördert ein wöchentlich gereichter schwa- cher Dungguss die Vegetation. Man stellt diese Lilie ins Kalthaus und lässt sie da auch den Sommer hindurch ste- hen. — Die herzförmigen Blätter, der 6—7 Fuss hohe Blüthenschaft und grosse schmutzig weisse, innen rothe Blumen, die in reichblumiger Traube stehen, zeichnen die Pflanze aus. Doch ist die gespannte Erwartung nicht befrie- digt, 5) Maxillaria viridis. Lindl. Für diese schöne Orchidee aus Brasilien sind charakteristisch die breit - lanzettlichen welligen Blätter, achselständige beschei- dete Blüthenstiele, welche Blumen tra- gen, die etwas über 2 Zoll im Durch- messer halten, mit grünen Sepalen und innen braunpurpur - punktirten Petalen, die 3lappige Lippe, die halb so lang als Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, die Blumenblätter und schön hellblau gefärbt ist, mit der Breite nach rhom- boidischem Mittellappen und endlich die 2 Pollenmassen, deren jede wieder zwei- theilig, und welche zusammen auf einer 2flügeligen braunen Caudicula befestigt sind. . Drei Abarten sind zu unterscheiden: a. platysepala, Scheinknollen feh- len (?). DBlüthenstiele einblumig, Blü- thenhüllblätter rundlich und zusammennei- gend, Mittellappen der Lippe genagelt, (Maxillaria viridis Lindl. Bot. Reg. tab. 1510.) ß. stenosepala. Scheinknollen oval, zusammengedrückt. Blüthenstiele einblu- mig. Blüthenhüllblätter länglich, später auseinanderstehend. Mittellappen der Lippe genagelt. (Maxillaria platanthera Hook. Bot. Mag. tab. 3173. Max. cya- nocheile Hoffmegg. Cat.) y. plurifolia. Scheinknollen länglich zusammengedrückt. Blüthenstiele 2—3- blumig. Kelchblätter oval. Blumenblätter aus keilförmigem Grunde verkehrt-läng- lich, alle später einwärts gekrümmt ab- stehend. Mittellappen der Lippe ohne Nagel. Diese ausgezeichnete Form wird im hiesigen Garten eultivirt. Acht 2—3 blumige Blüthenstände erschienen zu- gleich. Die Blumen sind wirklich schön, die glänzend gelbgrüne Farbe im Con- trast mit der rothbraunen Punktirung der Petalen und der hellblauen Lippe zeichnen diese Pflanze vortheilhaft aus. Aufgehängt in Körben scheint sie am besten zu gedeihen. Blühet im Juni. 6) Grevillea Thelemanniana Hügel; Proteaceae. Auch in deutschen Gärten ist unter diesem Namen eine Grevillea Neuhollands viel verbreitet, aber nir- gends sah ich dieselbe blühen. Eine je- ner ganz ähnliche Pilanze eultivirt der hiesige Garten; aber von dieser entwi- ckeln alle Exemplare im Juni die Trau- I. Originalabhandlungen. ben der schönen scharlachrothen Blumen. Das Laub unserer Pflanze ist 3theilig und jeder Theil gefiedert oder nur ein- fach gefiedert, und Fiederblättchen wie Stiel sind fädlich. Bildet 3—6 Fuss hohe -Sträucher und ist als eine der herrlichen Proteaceen Neuhollands um so mehr zu empfehlen, als deren Cultur im Kalt- haus in Heideerde ohne Schwierigkeit und Stecklinge leicht wachsen. — Die Pflanze ist einem der tüchtigsten Gärt- ner Deutschlands, Hrn. Garten-Inspek- tor Thelemann gewidmet, einem Manne, der auch an dem hiesigen Institute ge- wirkt hat. 7) Boronia hypericifolia H. Petrop. Eine von Neuem vorgenommene Verglei- chung zeigte mir, dass diese neulich schon erwähnte Pflanze, die wir für eine der schönsten in Cultur befindlichen Bo- ronien halten, (sie blühet volle 2 Monat) die B. fastigiata Bartl. ist. (Vgl.pag. 152.) 8) Boronia spathulata Lindl. blühete - seitdem bei uns ebenfalls, sie ist der vorhergehenden nahe verwandt und un- terscheidet sich durch den einfacheren Wuchs und ganzrandige Blätter, welche nach oben zu fast linear werden. Die Spitzenblüthenstände werden jedoch oft auch zur mehrblumigen Cyma. 9) Maytenus Riedelianus H. Petrop. Celästrineae. Ein immergrüner Decora- tionsstrauch fürs Warmhaus aus Brasi- lien. Die kleinen grünlichen Blumen stehen in den Achseln der ovalen oder länglich verkehrt-ovalen geschweift ge- kerbten Blätter. Zunächst verwandt mit M. obtusifolius Mart., von dem sich un- sere Pflanze eigentlich nur durch ovale spitze Blumenblätter unterscheidet. Viel- leicht nur eine Form desselben. 10) Promenaea Rollisoni Lindl. Var. obtusa. In den ÖOrchideensammlungen schon lange verbreitet ist die P. stape- lioides .(Maxillaria). Die P. Rollisoni mit 147 gelben Blumen aus Brasilien gehört auch nicht zu den seltenen Arten. Wir culti- viren davon eine Abart, welche die Tracht und Blüthenfarbe im Allgemeinen mit der Stammart theilt, sich aber durch Schnitt und Färbung der Lippe unter- scheidet, Die Seitenlappen der dreilap- pigen Lippe sind hier nämlich lanzeit- lich und auf gelb-weissem Grunde pur- pur quergestreift. Der Vorderlappen ist oval, stumpf und einfarbig eigelb. Die Schwiele der Lippe ist nach vorn der Stammart gleich, nach hinten geht sie aber in einen ungezähnten 3seitig-ovalen Höcker aus, Eine kleine niedliche Art, die in flache durchbrochene Näpfe ge- pflanzt wird und dichten Schatten, so- wie recht feuchte Luft liebt. 11) Alströmeria haemantha R. P. Dieses ist der eigentliche Name der schö- nen Alströmerien, die als Aströmeria chilensis oder als Chilesische Alströme- rien in unseren Gärten ganz allgemein verbreitet sind. 12) Stanhopea graveolens Lindl. ß. inodora Rgl. Der hiesige Garten erhielt diese Orchidee aus dem Garten der Hrn. Booth als St. venusta, Sie hat ganz die Tracht von St. graveolens Lindl. und die Blumen von St. inodora und dürfte da- her vielleicht ein Bastard zwischen bei- den sein. Wir wiederholen dabei das schon wiederholt Gesagte, dass unter den tropischen Orchideen bestimmt viele Bastardformen vorkommen, und nament- lich scheint die Gattung Stanhopea an solchen Formen reich zu sein. Unsere Pflanze besitzt die lose Blüthentraube von St. graveolens, ovale Bracteen, die nur halb so lang als der Fruchtknoten, breit ovale seitliche Sepalen und eine Lippe und Säule, welche genau wie bei St. inodora gebildet. Die Blumen sind blassschwefelgelb mit kleinen blutroihen Fleckchen schön gezeichnet, und das 10 * 148 Unterstück der Lippe ist safrangelb mit zwei grossen braungelben. augenartigen Flecken. 13) Billbergia horrida Rgl. Eine neue Bromeliacee des hiesigen Gartens, über deren Bezugsort wir mit Gewissheit nichts sagen können. Die breiten, band- förmigen, 8 Zoll langen, 2 Zoll breiten, dunkelgrünen, aus stumpfer Spitze kurz gespitzten, am Rande gross stachelig gezähnten Blätter, die wie die ganze Pflanze kahl sind, zeichnen diese Pflanze aus. An dem aufrechtem Blüthenschafte, sitzen nur kleine bandförmige, bräunli- che, häutige Blättehen. Blumen in auf- rechter Traube, nur die unterste von einer häutigen, die andern von kleinen schuppenförmigen abgerundeten grünen Bracteen gestützt. Blumenblätter gelb- grün, die Spitze blau. Drei lineare zu- rückgekrümmte Narben. Eine in der Tracht ganz ausgezeichnete Art, welche jedoch an Schönheit gegen die meisten anderen Arten dieser herrlichen Fami- lie zurücksteht. 14) Leucothamnus montanus Lindl. ; Düttneriaceae. Ein mit Lasiopetalum nah verwandter schöner Strauch aus Neuholland, der noch in keine andere Gärten eingeführt zu sein scheint. Sten- gel, Unterseite der Blätter, Blüthenstiele und Kelch mit sternförmigen Haaren rauh oder wollis besetzt. Blätter ge- stielt, abwechselnd, herzförmig oval, doppelt buchtig gezähnt, nahe an 2 Zoll lang und 1”/, Zoll breit. Blumentrauben dem Blatt gegenübergestellt. Unter der Blume steht eine 3lappige, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sitzen blei- bende Bractee (Kelch). Der Kelch (Blu- menkrone) ist breit glockig, schön lila und 5lappig. Blumenkrone fehlt. 10 Staub- fäden, von denen die 5 abwechselnden steril. Die grossen schön lilafarbenen,. 5/, Zoll breiten Blumen zeichnen diese Pflanze vortheilhaft von den Lasiopeia- lum-Arten aus. Cultur im Kalthaus, in Laub- oder Heideerde mit Lehm und Sand versetzt. 15) Evonymus fimbriatus Wall.; Ce- lastrineae. Ein schöner immergrüner Kalthausstrauch aus den Gebirgen Ost-- indiens. Die freudig grünen oval-lan- zettlichen, fast wimperig-dornig gezähn- ten Blätter sind etwas grösser als die eines Lorbeer. Blumen weiss, in Trug- dolden dicht unter der Astspitze. Stammt aus den Gebirgen Ostindiens. 16) Eucalyptus Preissiana Schauer. ß. glauca. Myrtaceae. Ein vorzüglich schöner Eucalyptus vom Swan-River, der schon als kleine Pflanze seine sehr grossen Blumen mit den kegelichen Kel- chen und den Massen gelber Staubfäden entwickelt. Charakteristisch für die Art sind die kurzen achselständigen breitge- drückten zweischneidigen Blüthenstiele, deren jeder 2—3 ungestielte Blumen trägt. Die gegenständigen Blätter sind bei unserer Pflanze blaugrün und fast sichelförmig-länglich oder länglich, bei der Stammort dagegen grün und ellip- tisch. Cultur im Kalthaus. Vermehrung durch Samen. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 149 6) Die neuesten Krankbeits-Ersehelnungen an Obsthäumen und anderem Pflanzen. (Von Herrn J. Rinz in Frankfurt.) Die Zeit der Blüthe in unserer für Obstbaumcultur sehr vortheilhaften Ge- gend fällt gewöhnlich in die meistens sehr veränderlichen Apriltage. Apriko- sen, Mandeln und Pfirschen blühen oft schon 3 bis 4 Wochen früher. Nach dem günstigen oder ungünstigen Verlaufe der Witterung während und kurz nach der Blüthezeit bis zum 15. Mai lässt sich schon ziemlich bestimmt auf die Obsterndte schliessen, weil dann die Ge- fahr vor Nachtfrösten vorübergegangen und die Frucht dergestalt augeschwollen ist, dass nur eine ungewöhnliche Nässe und andauernd kühle Temperatur noch verderblich wirken könnten. Seit 10 bis 12 Jahren haben wir leider Beispiele genug von derartigen ungünstigen Ein- flüssen, welche die schönsten auf voll- kommene Blüthenentwicklung gestützten Hoffnungen herabstimmten oder gänzlich vernichteten. Die letzten schlimmen, gar zu nasskalten Maitage liessen für viele ohnehin kalten Gegenden etwas Aehnliches befürchten, und bald zeigte sich, dass diese Befürchtungen mit weni- gen Ausnahmen in verschiedener Weise gegründet waren; denn diesmal erstreckte sich das Uebel nicht gerade auf die Zerstörung der Befruchtungswerkzeuge, welche im Gegentheile der Gefahr reich- lich entkamen, sondern vielmehr auf die jungen schon angesetzten Früchte, Blätter nnd Triebe, die mit schwärz- lichen Flecken bedeckt, theils auf dem Baume abstarben, theils herabfielen. Die nächste Folge hiervon war «ine Masse von kleinen Wunden an den Zweigen, die einen klebrigen Saft aus- schwitzten und das Absterben noch grös- serer älterer Zweige nach sich zogen, so dass für die Erhaltung der Bäume wenig Hoffnung übrig blieb. Am härtesten und zahlreichsten wa- ren die Kirschbäume trotz vorhergehen- der vortrefflichster Gesundheit betroffen. Sie zeigten zwar im Juli neue Lebens- kräfte, indem hie und da aus schlafen- den Augen neue Triebe hervorbrachen; allein von solchen Spätlingen, die ge- wöhnlich die gehörige Reife nicht mehr erlangen, um den folgenden Winter zu widerstehen, kann die Erneuerung eines so schwer erkrankten, im ganzen Lebens- organismus erschütterten Baumes kaum erwartet werden. Besser erholte sich das übrige Stein- obst, wie Mirabellen, Reine-Clauden und Pflaumen, wovon einige Sorten, wiewohl mehr ausnahmsweise, noch sehr gute, schmackhafte Früchte lieferten. Apri- kosen und Pfrschen, die bekanntlich schon länger kränkeln, sieht man immer seltener in vollkommenem Zustande. Selbst die sonst so mächtigen Aepfel- bäume verloren mitten im Sommer den grössten Theil ihrer Belaubung unter Symptomen, die an die so bedauerliche Weinrebenkrankheit erinnern. Ueberhaupt liest die Vermuthung nahe, dass die nasskalte Frühjahrswitterung nicht als einzige Ursache dieses ausgebreiteten Uebels zu betrachten sei, sondern dass in gleichem Maasse noch jene unerklärten Ursachen derjüngsten epidemi- schenKrankheitserscheinungen mitwirken, Leider lässt sich gegen verderbliche Einflüsse der einen oder der andern Art wenig mehr thun, als was in Bezug auf vortheilhafte Lage, Boden und Behand- lung schon bekannt ist; denn derjenige Schutz, welcher in einer Abhandlung 150 des Gardener’s Chronicle für die Verhält- nisse in England noch als Gewinn brin- send empfohlen wird, muss hier, wo die Früchte in bei weitem niederen Preise stehen, als allzu kostbar erscheinen. Gegen die Richtigkeit der dort ausgesprochenen Ansicht, dass nämlich in Obstgärten, welche zur Zeit ungün- stiger Witterung mitGlasfenstern ble- deckt werden können, reichlich und überaus schöne, gewürzreiche Früchte von weit höherem Werthe und all- jährlich mit Sicherheit zu erziehen sind, lässt sich zwar nichts einwenden; allein von solchen theuren Anlagen kann doch nur für jene Gegenden die Rede sein, wo das Obst im Freien ohnehin unre- gelmässig schlecht gedeihet, dagegen bei Vorkommen in vorzüglicher Qualität verhältnissmässige Verwerthung findet. Unsere Culturen umfassen nichts, was in gleicher Art zu lohnen verspräche als etwa Pfirschen und — da wir jetzt schon viele aufeinander folgende Miss- jahre zählen — auch wohl diejenigen Weinreben, deren edler Saft mit einigen Gulden aufwärts die Flasche bezahlt wird, Wirklich dachte ich längst, wenn der Kummer der Weinzüchter um ihre be- drohte so köstliche Lese auf's höchste gestiegen war, an einfache Vorrichtun- gen, vermittelst welcher die jungen Triebe der Rebe unter Glas beschützt und im Wuchse sehr wesentlich beför- dert werden könnten. Die Idee liegt dem Gärtner freilich näher als dem Weinzüchter, welchem der Umgang mit Glasscheiben oder Fenstern anfänglich vielleicht schwer fallen, vielleicht ganz unthunlich dünken wird; allein einige Versuche im Kleinen würden ohne Zwei- fel auch die mögliche Anwendbarkeit im Grossen zeigen, oder zur Herstellung der zweckdienlichsten Vorrichtung führen, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Es handelt sich nämlich hier durch- aus nicht um Herstellung einer dichten Glasfläche, wie bei Gewächshäusern, welche ich vielmehr für verderblich halte, sondern nur um intelligente Be- festigung einiger Glastafeln üher jedem Weinstocke während der Frühjahrsperiode, um eine frühere und sichere Reife der Frucht zu erzielen und dadurch die ungeheuern Verluste der Missjahre mög- lichst zu verhüten. Die Vortheile hie- von liessen sich in überzeugender Weise durch Zahlen nachweisen. Was solche einfache Vorrichtungen ausserdem noch in anderem Bezuge vermögen, lässt sich aus folgendem Beispiele entnehmen. Die äusserst zierliche Spiraea ariaefo- lia vermehren wir seit Jahren aus Sa- men, der aber wegen seiner Feinheit auf Walderde unter Glasfenstern ange- baut werden muss. Nachdem die Pflänz- chen ungefähr einen Zoll Höhe erreicht haben, lassen wir die Glasfenster allmäh- lig hinwegnehmen, und sie erreichen dann schon im ersten Jahre einen Fuss Höhe, Im vorigen Jahr (1855) standen diese Sämlinge ungemein dicht, und da sich überdies an den Blättern jene verdäch- tigen Flecken zeigten, welche als Vor- boten einer pestartigen Krankheit bei unseren englischen Malven auftreten, so wurde ein Theil davon verpflanzt: aber von diesen, gleichwie von den nicht ver- pflanzten, ging der grösste Theil in Folge der Epidemie, wie bei den Malven, zurück. Die Aussaat wurde desshalb im letz- ten Frühjahre unter zwei Fenstern wie- derholt. Unter beiden keimte der Same gleichmässig,, aber nachdem die Pflänz- chen einen Zoll Höhe erreicht hatten, befreiete man nur die Hälfte des Beetes vom Glase und stellte das andere Fen- ster hoch genug, um freien Luftzug zu gestatten. Nach Verlauf von vier Wo- chen waren die unbedeckten Pflanzen I. Originalabhandlungen. wieder mit jenen Flecken behaftet, ver- krüppelt oder dem Tode nahe, wäh- rend die anderen unter Glas fleekenrein, über 6—8 Zoll hoch, üppig fortwachsend. Als _ die Ersteren schon fast von der Krank- heit aufgezehrt schienen, kam einem Arbeiter zu Sinne, auch diesen wieder den Schutz eines Fensters zu gewäh- ren, wodurch übrigens, wie es geschah, mitten im Sommer gar keine höhere Temperatur bewirkt wurde. Schon nach wenigen Tagen zeigten sich neue Blätt- chen, bald darauf Triebe, und schliess- lich erholten sich die Pflanzen bis zum Herbsie so weit, dass der Unterschied gegen die früher schon Geschützten wenig mehr auffiel, Dieser Fall ist um so bemerkens- werther, weil die Krankheit einen ent- schieden epidemischen Charakter an sich trägt, unter Glas den Ansteck- ungsstoff verliert, im Freien sich unter vielen verwandten Pflanzen auf Junge Spiraea ariaefolia beschränkt, ohne selbst dazwischen aufgewachsene Spiraea callosa anzugreifen, und weil nach meiner Erfahrung wenigstens, hier zum erstenmale zugleich ein sicheres, obschon mir noch unerklärbares und nicht allgemein practicables Mittel gegen die Krankheit erscheint. Nähere wissen- schaftliche Untersuchungen dürften ei- niges Licht hierüber verbreiten und auch für andere Fälle nützliche Winke her- vorrufen können, Achnliche zum Glück weniger verderbliche Krankheitserschei- nungen bemerkten wir an manchen Ziersträuchern, namentlich jungen Cy- tisus Laburnum und Staudengewächsen. - Bezüglich der letzteren haben wir leider schon seit fünf Jahren die wieder- holte Vernichtung unserer ganzen Sa- menzucht der schönen englischen Malven (Althaea rosea) zu beklagen. 151 Das erste Vorkommen jener bösartigen Flecken an den Blättern der Malve hat- ten wir irgend einem zufälligen schlim- men Einflusse zugeschrieben. Im fol- genden Jahre erfreueten wir uns eines wahrhaft prachtvollen Flors von etwa 30 aus England bezogenen Mustersorten, wovon wir so glücklich waren, eine be- deutende Menge Samen zu erndten, der aber, von nur stark gefüllten, höchst vollkommenen Blumen stammend, nicht das Aussehen bester Keimfähigkeit hatte. Desshalb wurde derselbe zeitig im Früh- jahre auf bestens zubereitete Beete weit dichter als gewöhnlich ausgesäet. Da aber über Erwarten fast jedes Korn keimte, so musste ohnehin an baldiges Umpflanzen gedacht werden, welches wir, nachdem die Pflanzen ungefähr das vierte Blatt entwickelten und hie und da einige Flecken bemerkt wurden, be- schleunigten und mit der grössten Vor- sicht vornehmen liessen. Nach acht Tagen waren zu unserem | Erstaunen und grossen Bedauern viele Lücken in den Beceten entstanden, die wir, so weit der Vorrath auf dem Sa- menbeete reichte, sofort sorgfältig wieder ausbessern liessen. Trotzdem verschwan- den immer mehr Pflanzen und bei nä- herer Untersuchung fand sich, dass jene Flecken bis zur Wurzel drangen und die ganze Anzucht in Gefahr brachten. In der That blieben von Zehntausend nur noch sechs Stück lebend übrig, deren vortreffliche Blumen im nächsten Jahre den Verlust um so schmerzlicher em- pfinden liessen, da wir jedenfalls viel Ausgezeichnetes aus dieser Anzucht hätten erwarten können, Später ver- suchten wir die Aussaaten zu verschie- denen Jahreszeiten und auf verschiedene Bodenarten, Darunter schien die Aussaat im Herb- ste auf nahrhaftem Sandboden grosse 152 \ Hoffnungen zu erwecken; allein der Un- | terschied war nur der, dass die Krank- heit in späterem Lebensalter eintrat und die Pflanzen noch hinwegrafite, als schon hie und da Blumenstengel auf- schossen. Sämmtliche Versuche miss- glückten. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Letztlich stehet eine kleine Anzucht von einer Aussaat zur ungewöhnlichsten hohen Sommerzeit bis jetzt noch gut. Vielleicht ist das Uebel dem Erlöschen nahe! % (J.R.) %) Neue Pflanzen des Petersburger Garten». 4) Boronia hyperieifolia. Diosmeae Bo- ronieae. Ein neuer lieblicher Kalthausstrauch aus Neuholland, der unter der obigen Be- zeichnung in unserm Garten sich befindet. Derselbe ist zunächst mit B. spathulata Lindl. verwandt, welche letziere Art sich jedoch nach der Beschreibung durch einfache Aeste, ganzrandige Blälter, nur 3 blumige spitzen- ständige Blüthenstände unterscheide. Von den Drüsen an der Spitze der Staubfäden sagt die kurze Diagnose nichts. Wir müssen es daher dahin gestellt sein lassen, ob unsere Pflanze, vielleicht nur eine Abart der B. spa- {thulata Lindl. ist, oder ob deren Diagnose ungenau. Nach dem Wenigen, was wir von dieser Pflanze wissen , sind wir nicht berech- tigt, sie zu dieser zu ziehen, und lassen ihr daher unsern Gartennamen. — Bildet einen 3—4 Fuss hohen, blaugrünen, kahlen Strauch, mit steifen einfachen oder verästelten Aesten, Blätter ungetheilt gegenständig, von einander entfernt, sehr kurz gestelt, oval oder verkehrt oval, in den Blattstiel verdünnt, an der ab- gerundeten stumpfen Spitze in ein kurzes zu- rück gekrümmtes Spitzchen vorgezogen, am Rande klein gekerbt-gezähnelt, 3Y/, L. lang, 4'% L. breit. Blüthen in spilzen - und achsel. ständigen Trugdolden, von denen die achsel- ständigen oft nur 3blumig, die spitzenslän- digen aber vielblumig sind. Die einzelnen Blüthenstände gestielt, und die Blüthenstiel- chen länger als die Blume und am Grunde mit einer sehr kleinen Bractee versehen. Blumen 4blättrig, rosa-lla, */4 Zoll im Durch- messer, mil breit rhomboidisch-ovalen spitzen Blumenblältern. Acht Staubfäden, die an der breit gedrückten Basis rauh behaart, gegen die Spitze hin aber mit grossen Drüsen be- setzt sind und mit der Spitze kurz und stumpf über die Befestigungsstelle der Anthere her- vorragen, so dass letztere von einem kurzen seitlichen besonde- ren Stielchen getragen erscheint, wie dies die beistehende Figur, eines die vergrösserte Spitze Staubfadens mit der Anthere, zeigt. Gehört zu den lieblichsten Arten der Gat- tung, welche im April ihre Blumen massen- haft entwickelt, 6 Wochen lang blühet und in einer Mischung aus Heideerde, Lehm und Sand freudig gedeihet. Verlangt einen lichten Platz im niedrigen Kalthaus. Zu Stecklingen wählt man im Februar kleinere Triebe ohne Blumen und steckt diese unter Glocke bei 150 Bodentemperatur im Sand oder halbsandige Heideerde. — 2) Goodia lotifolia Salsb.; Leguminosae. Wir müssen hier einmal wieder das Lob ei- ner alten bekannten, jetzt aber fast verschol- lenen Pflanze singen. Stammt aus Neuhol- land, besitzt die Tracht einer Genista, nur viel zarter und niedlicher. Laub blaugrün, gedreiet, mit verkehrt-ovalen Blättchen. Blumen gold- gelb, am Grunde mit orange Fleck, in viel- blumigen, zarten überhängenden Trauben, auf den Spitzen der Aeste und Aestchen, welche zur Zeit der Blüthe die ganze Pflanze decken. Gut gezogene Pflanzen von ?—3 Fuss Höhe, bis zum Grunde belaubt, bilden im Frühling selbst in auserlesenen Sammlun- gen von Kalthauspflanzen eine herrliche Zierde- Dazu ist die Pflanze hart, gedeihet in jeder Heideerde oder Torferde, gemischt mit Lehm 24 FR ESEL az (IA? » muB 0 22202 20 72 # I. Originalabhandlungen. und kann selbst im frostfreien Zimmer leicht gezogen werden. Vermehrung durch Samen, den sie reichlich trägt. Die jungen Pflanzen müssen aber häufig an der wachsenden Spitze ausgebrochen werden, sonst werden es hohe und unansehnliche Sträucher. Es ist hier, wie bei den meisten Pflanzen, eine gute einsichtige Cullur, welche erst die ganze Schönheit die- ser Pflanze zu entwickeln vermag. — 3) Diosma rubra L. ß. chlorocalyx, Rgl. Der starke aromatische Geruch der Diosmen ist wohl der Grund, dass diese übrigens so niedlichen Pflanzen vom Cap jetzt nur noch seltner eulivirt werden. Zerstreut stehende, lineare, unten gewölbte und ?reihig durch- sichlig punktirte, an der Spitze stachelig zu- gespit.te, am Rande weichhaarig gewimperte Blätter, ferner in endständiger Doldentraube stehende Blumen, die auf 1—3 blumigen ach- selständigen Blüthenstielen stehen, ovale, schwach zugespitzte am Rande schwach ge- wimperte und ausserdem kurzhaarige Kelch- lappen, die kürzer als die weissen Blumen- blätter und an der Spitze meist roih gefärbt sind, 5 fruchtbare und 5 sterile zu einer den Fruchtknoten umgebenden Ö5lappigen Krone vereinigte Staubfäden charakterisiren diese Pflanze. Cultur im Kalthaus gleich den an- dern Arten. Grüne nur an der Spitze gerö- ihete Kelche unterscheiden unsere Pflanze von der Stammart, welche letztere röthgefärbte Kelche besitzt, woher der Name gewählt ist. 4) Azalea ovata Lindl. Es ist dieses eine allerdings ausgezeichnete Art, die im Habitus viel von Rhododendron besitzt und durchaus unbehaart ist. Bildet einen niedrigen 1—1!], Fuss hohen stark verästelten Strauch. Blätter oval, lederartig, nach oben verschmälert und aus stumpflicher Spitze in einen Mucro aus- gehend. Blumen in armblüthiger endständi- ger Dolde, klein, lila und oben innerhalb dunkel punktirt. Scheint nicht zu den dank- bar blühenden Arten zu gehören, ist aber als ganz eigenlhümliche, die Gattungen Azalea und Rhododendron verbindende Arl, interes- sant und daher Cultur neben den indischen Azaleen. In England soll auch noch eine andre Form mit rein weissen Blumen einge- führt sein. — 5) Gastrolobium spinosum Pazxt. (P.Mag. ‚ansehnlichen Exemplaren auf. 153 11. 171) Papilionaceae. Einer der schönsten vom Swan-River eingeführten Halbsträucher, der in den Gärten als Chorozema oppositifolia sich verbreitet hatte. Blätler sitzend, blaugrün, herzförmig buchtig-dornig gezähnt. Blumen in dichten, fast kopflörmigen Trauben auf den Spitzen der Aesie und Aestchen, mit schillernd goldgelber Fahne, rölhlich-orangefarbnen Flü- geln und braunpurpurnem Kiel. Auch die Unterseite der Fahne ist braunpurpur gestreift. Eine liebliche im April blühende Kalthaus- pflanze. Heideerde mil Y% Lehm und Sand. Wetteifert mit den Chorozemen an Schönheit, Junge Pflanzen müssen jedoch häufig ausge- kneipt werden, sonst wachsen sie zu langen, unten kahlen hochbeinigen und deshalb un- Vermehrung durch Samen und Stecklinge. Letztere wer- den nach der Blüthe, gegen Ende Mai ge- schnitten, also ähnlich wie bei den Choro- zemen und wachsen unter Glocke, bei 150 Bodentemperatur nicht schwer. 6) Pultenaea Lindleyana Regl.; Papilio- naceae. Es ist das die in den Gärten unter P. subumbellata Hook. allgemein verbreitete Pflanze. Eine genauere Vergleichung zeigt, dass diese Pflanze mit der, die Lindley Tab. 1632 im Bot. Register beschreibt, überein kommt, dass sie aber von der Hooker'schen Pflanze, wie dieser sie Tab. 3254 im Botanical Magazine beschreibt und abbildet, wesentlich abweicht, weshalb wir sie nach Hrn. Lindley nennen. Bildet einen 3—5 Fuss hohen Strauch mit graulich behaartem Aestchen, welche letz- tere meisl büschelförmig zusammenstehen. Blätter zerstreut, aufrecht abstehend, linear, stumpflich, kahl oder schwach behaart (die jüngsten in der Entwickelung begriffenen weiss- haarig), dunkelgrün, '/ Zoll lang. Blumen in spilzenständigen, 4—8&blumigen Köpfen, aufrecht abstehend. Kelche lang seidenhaarig, 2 lippig; die obere Lippe stumpflich zweizäh- nig; die untere Lippe 3lappig, mit linear- lanzettlichen spitzen Lappen, die so lang als die Kelchröhre. Blumen goldgelb, Fahne be- sonders aussen rothbraun gestreift, kaum Zoll lang. — Am Grunde des sehr kurzen Blattstiels finden sich 2 sehr kleine pfriemliche von Haaren umgebene Nebenblätter. 154 Hooker’s P. subumbellata weicht von un- serer Pflanze ab durch Aesichen, von denen nur die jüngsten schwach behaart, durch hell- grüne Blätter, die länglich - linienförmig, und von denen die obersten horizontal oder zu- rückgekrümmt abstehen; durch Blüthen, die in 12- mehrblumigen Köpfen stehen und von denen die äussersten horizontal absiehen; durch Kelche, welche nach Hooker’s Beschrei- bung rauhhaarig, nach seiner Abbildung aber nur an der Spitze schwach behaart, und deren Unterlippe 3 zähnig, mit stumpfen Zähnen, die kürzer als die Kelchröhre, und endlich sind die Blumen selbst bedeutend grösser. Dass diese Pflanze verschieden, sah schon Lindley, er hielt aber Hooker’s Pflanze für einen üppigern Zustand der Entwickelung. Unter der Menge von Pflanzen, die wir be- sitzen, zeigt aber keine die Merkmale von der Hooker’'schen Pflanze, und so glauben wir, dass sie so gut verschieden, wie die andern mit dieser Art nah verwandten Pflanzen. — Ist als eine äusserst niedliche, voll und dankbar blühende Kalthauspflanze bekannt, die mit der vorhergehenden die Cultur theilt. 7) Hakea Lehmanniana Meisn. Pratea- ceae. Eine Hakea von der Tracht der H. pu- gioniformis. Zerstreute fädliche Blätter, die 4!/z Zoll lang, undeutlich zusammengedrückt oder eckig, kahl und an der Spitze in einen schwärzlichen Mucro ausgehend. Die Blumen, die bisher noch unbekannt waren, stehen in kurzen knaulförmigen Trauben in den Achseln der oberen Blätter in gemeinsamen Trauben den Aesten nach und erscheinen im April zahlreich im Kalthause. Blüthenstielchen kurzhaarig. Blüthenhüllen Ablättrig, gelb, linear, zurückgerollt und auf ihrer Spilze die Anthere tragend, übrigens kahl, wodurch sie sich von H. pugioniformis unterscheidet. Ein schöner Kalthausstrauch, der mit den neuhol- ländischen Acacien die Cultur iheilt. Heide- erde mit Lehm. Vermehrung durch Stecklinge im März. — 8) Eutaria virgata Benth.; ceae. — Ein niedriger Strauch vom Schwa- nenfluss in Neuholland mit lichtblaugrünem Laube. Die zarten stark verästelten Zweige sind ziemlich dicht mit gegenüber kreuzweis gestellten, länglich - linearen oder keilförmig- Papiliona- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. linearen, stumpfen, kurzgestielten kleinen Blät- tern besetzt. Blumen stehen einzeln in den Achseln der obern Blätter, goldgelb und dun- kelroth nüaneirt. Die Blättchen des Kiels am Grunde einseilig speerförmig. Eine eigen- thümliche Pflanze, die wir als Pultenaea ari- stata erhielten und durch ihren niedrigen Wuchs ausgezeichnet ist. In der Blüthe ist sie jedoch weniger schön, als die andern in Cul- tur befindlichen Arten. In der Tracht gleicht sie fast einer Melaleuca. 9) FPultenaea strieta Sims. Papiliona- ceae. — Von der Tracht der P. retusa, Blät- ter aber spitz, mit kurz zurück gekrümmien Mucro, und verkehrt oder keilförmig oval. Kelche behaart. Wie P. retusa zu den zier- lichen im Frühling reichlich blühenden Halb- sträuchern des Kalthauses gehörend. Der rutheuförmige Wuchs der Hauptäste und die kurzen Seitenäsichen, welche fast alle Blülhen- köpfe tragen, unterscheiden diese Art, ausser der Blattform, leicht von P. Lindleyana. 10) Pentlandia miniata «. lacunosa Lindl.; Amaryllideae. — Ein schönes Zwiebelgewächs aus Peru fürs Warmhaus. Die linienlanzelt- lichen Blätter sind spitz, werden mehr als 1 Fuss lang und sind unterhalb wie der 1! Fuss lange Blüthenschaft bläulich grün. Blumen stehen in einer spilzenständigen, arm- blüthigen Dolde von 2 häutigen Bracteen ge- stützt. Die Blumen hängen auf fast 2 Zoll langen Blüthenstielchen über und sind schön mennigroth gefärbt. Die Blüthenhülle geht aus fädlicher zylinderförmiger Röhre in den obern gestreckt-urnenförmigen Theil über, mit 6 lappigem abstehendem Saum. Staubfäden und Griffel vorstehend. Eine ausgezeichnete Pflanze, die im April ihre Blumen entwickelt. Wird in eine Mischung aus Laub- und Rasen- erde gepflanzt, erhält im Sommer einen Stand- ort im Warmbeete und im Winter auf einem Breit an der Hinterwand des Warmhauses. Im Sommer und Frühling reichliche Bewässe- rung, im Winter hält man sie bis zum Trei- ben trocken. 11) Kennedya glabrata Lindl.; Papilio- naceae. — Der hiesige Garlen erzog diese nied- liche Schlingpflanze aus Samen, die von Drummond eingesendet wurden. Unter den vielen schönen Kennedyen bezeichnen wir ‚sie Die I. Originalabhandlungen. als eine der lieblichsten. Die zarten winden- den Stengel werden einige Fuss hoch, sind wie die Blattstiele und Blüthenstiele behaart, verästeln sich vielfach und sind ausgezeichnet gut geeignet zur Bekleidung kleiner Draht- -spaliere, die sie bald ganz überziehen und im Frühling und Herbst mit ihren zahlreichen Blüthenköpfen fast bedecken. Blätter dreiblät- trig; Blättchen klein, aus keilförmigem Grunde verkehrt herzförmig und aus der Auskerbung an der Spitze in einem kurzen Mucro ausge- hend, kahl *); Blüthenstiele aclıselständig, so lang als das.Blatt (bis 2 Zoll lang), tragen auf der Spitze eine 2—6 blumige Blüthendolde. Bracteen fallen bald ab. Kelche behaart. Blumen ziegelroth, am Grund der Fahne mit grünem Fleck und mit dunkelrothem Kiel. Im Winter ein lichter Standort im niedrigen Kalthaus, im Sommer an halbschattigem Ort im Freien. Liebt Heideerde mit wenig Lehm und trägt reichlich Samen, die zur Vermeh- rung benutzt werden. 12) Mercklinia Rgl. Proteaceae. Eine neue Gattung aus der Familie der Proteaceen, welche wir den durch seine Arbeiten über Entwickelung der Farren bekannten Dr. Merck- lin in Petersburg widmen. Dieselbe steht der Hakea und Anadenia zunächst und ist durch Folgendes zu definiren. — Blüthenhülle 4 blättrig, mit linearen an der Spitze schwach löffelförmig verbreiteien, abste- henden oder schwach zurückgerollten Blätt- chen. Vier Staubfäden, die gemeiniglich bis unterhalb ihrer Spitze den Blüthenhüllblätt- chen angewachsen, oder mehr oder weniger frei sind. Antheren frei, den Blüthenhüll- blältern nicht angewachsen oder eingesenkt. Eine Drüse, welche unterhalb der Spitze dem Fruchiknoten angewachsen ist und nach dem Oeffnen der Blumen gemeiniglich bald abfällt. Fruchtknoten sitzend, 2 Eier umschliessend. Griffel ziemlich lang, aufrecht oder niederge- beugt. Narbe kegelförmig. Fruchi unbe- kannt. — Immergrüne niedrige Halbsträucher Neu- hollands mit stielrund-fädlichen Blättern, wel- [4 *) Nebenblätter herzförmig breit oval, spitz. Nebenblättchen ‚pfriemlich. 155 che fiederförmig getheilt. Blülhentrauben spitzenständig, zusammengedrängt und dolden- förmig, am Grunde durch häutige bald abfal- lende Bracteen gestützt. — Zwei Arten werden davon im hiesigen Garten eultivir. Nämlich: M. rosea. (Hakea lissocarpa H. Petrop.) Eine liebliche noch durchaus neue Pflanze, die im Blatt einer Hakea, in der Blume einer Grevillea gleicht. Bildet einen dichten buschigen Strauch, mit kurzen zusammengedrängten Aesten und Aesichen. Blätter fädlich, sttelrund, 3 theilig oder seltner fiedertheilig 4—5 schnitlig, von hervortretenden Punkten scharf, die jungen nebst den jungen Aestchen rauhhaarig, kaum 3/4 Zoll lang; die Fiederblätichen ungetheilt, in eine scharfe dornige Spitze vorgezogen, wie der Blattstiel ohne jede Furche, *!/s Zoll lang. Blüthentrauben fast doldenförmig auf der Spitze der Aeste, von kleinen jungen Aestchen, welche an deren Grunde enisprin- gen, später umgeben, oder auch frei auf der Spitze aller Aestchen kurz und fast sitzend, von einer bald abfallenden, aus schuppenför- migen kahlen häutigen Blättchen bestehenden Hülle am Grunde gestützt, mit rauh behaarter kurzer Spindel. Kelche und die fädlichen Blüthenstielchen kahl, rosa gefärbt, lange ge- schlossen bleibend und dann mit unmerklich verdicktem Saume, die geöffneten Blumen mit linearen stumpfen Kelchblättern, welche nach vorne schwach löffellörmig sind. Die Staubfäden sind entweder bis zur Spitze mit den Kelchblättern verwachsen, oder sie sind nur iheilweise mit denselben verwachsen oder Antheren frei, kürzer als Die Blumen besitzen ei- Der Griffel zuweilen ganz frei. die Kelchblättchen. nen sehr angenehmen Geruch. aufrecht. Scheint mit der Hakea lissocarpa R. Br. wegen des ähnlichen Blatlschniltes und der Bekleidung der Blätter mehrfach verwechselt worden zu sein. Diese unterscheidet sich aber nach einem Exemplar von Drummond durch folgende Kennzeichen: Aestchen verlängert. Blätter meist fiedertheilig 5schnittig, die jün- gern wie die Aeste weichhaarig, bis 1!/, Zoll lang; der Blattsliel oberhalb flach und eine Furche tragend, die Fiederblättchen bis 3, 156 Zoll lang. Blüthentrauben achselständig, kür- zer als das Blalt. Die geschlossenen Kelche vorn mit kugelig aufgeschwollenem Saume; die offenen mit fädlichen Blätichen, die an der Spitze kreisförmig-löffelförmig erweitert. Staub- fäden den Kelchblättern ganz verwachsen und die Antheren der Spitze derselben eingesenkt. Drüse am Grunde des Fruchiknotens. Auch der Grevillea crithmifolia R. Br. steht unsere Pflanze nahe, letztere unterscheidet sich aber leicht, wie die anderen verwandten Grevilleen, durch die unten 2 furchigen Blätter und ausserdem durch den im jungen Zustande kopflförmigen Blüthenstand. Diese liebliche Pflanze ward wahrschein- lich durch von Drummond erhaltenen Samen bei uns eingeführt. Einzelne Exemplare der- selben waren in diesem Frühling ganz mit den obstarlig duftenden zarten Blüthentrauben bedeckt. Cultur im niedrigen Kalthaus in 3 Theil Heideerde, 1 Theil Lehm und 1 Theil Sand. Vermehrung durch Stecklinge im Früb- ling unter Glocken. Zu letzteren wählt man kurze kräftige verholzte Seitentriebe vor dem Ausbrechen des Triebes, aber keine solchen, die Blumen in der Spitze zeigen. M. petrophiloides. (H. peirophiloides H. Petrop.) Wir konnten von dieser zur gleichen Gattung gehörenden Art keine Beschreibung finden. Die Grevillea petrophiloides Meisn. ist es nicht und von der von Steudel citirten H. petrophiloides Mackay konnten wir keine Be- schreibung auffinden. Wuchs und Tracht wie bei der vorherge- henden. Die jungen Aesichen und Blätter schwach rauhhaarig, die älteren durch vor- tretende Punkte scharf. Blätter stielrund fäd- lich, fiedertheilig 3—5 schnittig, bis 1 Zoll lang; die Fiederblätichen einfach oder einmal ungleich gabelig getheilt, vorn in eine scharfe Stachelspitze ausgehend, bis */z Zoll lang. Der Blatisiel der älteren Blätter oben und unten mit einer schwachen Furche. Blumen weiss, in spitzenständiger kurzer Doldentraube, sitzend, mit kurzen rauhhaarigen und kahlen Blumen, die ganz wie die der vorhergehenden, nur ist der Griffel herabgeneigt, theilt mit der Vorhergehenden die gleiche Cultur. 13) Gastrolobium obovatum Benth. B. sub- verticillatum Lehm.; Papilionaceae. Eine Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Abart dieses immergrünen Halbstrauches von Swan-River mit abwechselnd gegenüberste- hend und zu 3 oder & quirlig gestellten Blät- tern, die rhomboidisch-oval, stachelspilzig, ganz- randig. Blumen einer Pultenaea ähnlich, gold- gelb mit roth, kleinen, achselständigen ganz verkürzten 2—3 blumigen Trauben. 44) Erinacea pungens Boiss.;, Papiliona- ceae. (Anthyllis erinacea L.) Dieser kleine kaum fusshohe Halbstrauch, der in Spanien und Marrocco heimisch ist, scheinl aus den Gärten fast ganz wieder verschwunden zu sein, in denen er vor 50 Jahren vielfach ver- breitet war. Die Pflanze besitzt ganz die Tracht eines Spartium, wird kaum mehr als Fuss hoch und breitet sich zu dichten Büschen von halbkugeligem Wuchse aus. Die Aeste gabelig getheilt, die Aestchen alle in Dornen ausgehend mit wenigen einfachen. kleinen Blättern besetzt. Die veilchenblauen Blumen stehen in 3 blumigen Blüthenständen in den Achseln kleiner Schuppen und unterhalb klei- ner dorniger Zweige. Dieselben erscheinen im April und Mai und machen diese Pflanze zu einer ebenso lieblichen als angenehmen Erscheinung, indem die blaue Farbe der Blu- men mit .den silberweiss behaarten Kelchen und den fast blattlosen stacheligen Zweigen angenehm contrastirt. Cultur im kältesten Hause oder frostfreien Zimmer, in halb Laub, halb Rasenerde und etwas Sand. Eignet sich sehr gut um zu halbkugeligen mit den Ae- sten der Erde angedrückten Exemplaren gezo- gen zu werden, da hier der natürliche Wuchs der Pflanze kaum verändert zu werden braucht. — 15) Daviesia corymbosa Andr.; Legumi- nosae. Eine schöne Pflanze aus Neuholland. Bildet einen 3—4 Fuss hohen immergrünen Strauch mit grazilen, nach allen Seiten herab- | hängenden Aesten und lang linearen, bis A*/, Zoll langen, 2—2!/, Linien breiten, fast sichel- förmigen Blättern, die an der Spitze stumpf schwielig. Die leuchtend goldgelben, am Kiele braun gezeichneten kleinen Blumen sle- hen in vielblumigen Doldentrauben zu 1 —2 in den Achseln der Blätter und sind vielmal kürzer als Letztere. Zur Zeit der Blülhe, Ende April und Anfang Mai, ist diese Pflanze wahr- haft schön. Cultur im niedrigen Kalthaus, in I. Originalabhandlungen. 3 Theile Heideerde, 1 Theil Lehm und etwas Sand. Pflanzen, die zu schönen Exemplaren erzogen werden sollen, werden bei !/s des Gefässes füllender Unterlage von Scherben und Sand in verhältnissmässig grosse Töpfe gepflanzt und fleissig ausgekneipt. Später lässt man das Exemplar ungehindert wachsen, da- mit es die schlanken überhängenden, in allen Achseln Blüthen bringenden Zweige entwickeln kann. Vermehrung durch "blüthenlose kurze Zweige im März und durch Samen. Erstere werden mit dem Achselblatt ausgeschnitten. 16) Daviesia mimosoides Dryand. Diese aus Neu-Süd-Wales in Neuholland stammende Art ist mit der vorhergehenden viel verwech- sell und von Loddiges als D. glauca abgebil- det worden. Die Zweige derselben sind stei- fer und mehr aufrecht, Blätter breiter und kür- zer (bis 31. Zoll lang und !/ Zoll breit) und tragen in ihren Achseln 2—3 Blüthendol- den, die nur 3 mal kürzer als das Blatt. Cul- tur wie vorige, in der Färbung der Blumen schöner und lebhafter, die Tracht aber weni- ger schön. — 17) Daviesia latifolia R. Br. $. lanceolata Rgl. Die schönste dieser Galtung zuletzt. Die gracil nach allen Seiten herabhängenden Aeste, welche schlank und kanlig sind, lanzettliche in eine Stachelspilze ausgehende Blätter und in der Achsel eines jeden derselben 2 Blü- thentrauben, welche sehr reichblumig und die obersten so lang als das Blatt, die untere nur halb oder !/; so lang. Blumen klein, glän- zend goldgelb, aber durch den schwarzpur- purnen Ring am Grunde der Fahne und ähn- liche Zeichnung am Kiel ausgezeichnet. Eine gut gezogene Pflanze ist eine reizende Er- scheinung und wir hielten unser grosses Exemplar für die schönste, um Ende April in unsern Kallhäusern blühende Pflanze. Culltur gleich der Vorhergehenden. 18) Epidendron pterocarpum Lindl. Var. subquadratum. — Eine epiphytische Orchidee, die der hiesige Garten durch Galeotli aus Mexiko erhielt. Gehört zu den kleinblumigern weniger schönen Arlen, aus der Gruppe En- cyclium Sphaerochilia. Blassere lichtbraunlich- gelbgrün gefärbte Blumenblätter und eine weisse violeit gestreifte Lippe, deren Mittellap- pen schmaler und nicht länger als die Seiten- 157 lappen und dabei von oval-quadralischer Ge- stalt und vorn kurz gespitzt, unterscheidet diese von der Stammart. — 19) Epidendron alatum Batem. d. viridi- florum. — Zu den neulich erwähnten Formen dieser Pflanze fügen wir noch eine 4. hinzu, die der hiesige Garten durch Galeotti aus Me- xiko erhielt. Nur 1°, Zoll im Durchmesser haltende grünliche Blumen, länglich-keilförmige fast spitze Hüllblälter und eine grünlich-weisse und auf der Scheibe ganz weisse Lippe, de- ren Lappen röthlich gestreift, charakterisiren diese Pflanze, die nach E. virens Lindl. hin- neigt. 20) Erythrina poianthos Brot. ß. subiner- mis Lindl.; Leguminosae. — Brotero beschrieb diese schöne Erythrina nach Exemplaren, die in Portugal cultivirt wurden. Späler bildele sie Lindley im Bot. Reg. 1246 nach Exempla- ren ab, die 1827 aus dem Bot. Garten in Ajuda in England eingeführt wurden. Im Jahre 1833 bildet sie Lowe tab. 3234 im Bot. Mag. ab, und zwar nach Exemplaren die in Ma- deira cultivirt wurden und im gleichen Jahre bildet Lindley tab.1617 eine Abart mit fast sta- chellosen Aesten ab, die im Garten zu Sion blü- hete. Das Vaterland war bis jetzt unbekannt; Brotero glaubte, sie sei aus Asien eingeführt. Im hiesigen Garten blühete im Juni eine aus Mexiko durch Karwinsky eingeführte Pflanze, welche ganz unzweifelhaft E. poi- anthos ist, und zwar die Form mit fast dor- nenlosen Aesten. Die Pflanze soll 15 Fuss hoch werden, unser Exemplar ist nur 4 Fuss hoch, der Stamm- ist am Grunde stark ver- dickt, die Aeste fast dornenlos, an den Blatt- stielen einzelne kleine Dornen, und die in der Entwickelung begriffenen Blätter sowie Blatt- sliel, Blüthenspindel und Kelch mit rostfarbe- nen zarten Haaren dicht bekleidet. Blätter zu 3, die seitlichen Blättchen oval-rhomboidisch, das Endblait breit rhomboidisch, alle in eine stumpfe Spitze verdünnt. Blumen in dichten, während der Entwickelung pyramidalischen Trauben, prächtig carmin-parpur. Kelch ab- gestutzt, -mit undeutlichen Zähnen. Fahne linien-lanzettlich sichelförmig, ungefähr 2 Zoll lang, die andern Blumenblätter nur so lang als der vielmals kürzere Kelch. Staubfäden wenig kürzer als die Fahne, einer fast bis zum 158 Grunde frei, die anderen bis über die Hälfte verwachsen. Cultur im Warmhaus. Im Win- ter trocken, im Sommer ein heller freier Standort, wo gelüftet wird, reichliche Bewäs- serung und selbst Dungguss. Sehr schön und dankbar blühend. 21) 4Agave maculata Rgl.; Amaryllideae Agaveae. — Eine stengellose durchaus kahle Pflanze. Wurzelblälter zurückgekrümmt ab- stehend, linien-lanzettlich, lederarlig, oben rin- nenförmig, unten convex ohne Kiel, lang und scharf gespitzt und ohne Endstachel, bis 1 Fuss lang, 1% Zoll breit, sehr schmal durchsichtig weiss gerandet und an diesem Rand mit ein- zelnen sehr kleinen durchsichtigen Zähnchen besetzt, hellgrün und beiderseits schön braun gefleckt; Blüthenschaft ungefähr 3 Fuss hoch, unterhalb mit zerstreuten Blättern, nach oben mit entfernt gestellten lanzettlich- pfriemlichen Schuppen besetzt, auf der Spitze nur armblu- mige Trauben tragend. Die Blumen sind ge- stielt, aufrecht, grünlich und purpur nuancirt, am Grunde mit lanzettlich-pfriemlichen Schup- pen gestützt. Blumenkrone trichterförmig, ober- ständig, 6 schnittig, 1 Zoll lang und mit eben- so langem eylindrischem Fruchtknoten, der zuweilen einige Schuppen trägl; die Lappen der Blumenkrone lanzetllich. 6 Silaubfäden (bei unserer Pflanze durch monströse Ausbil- dung oft nur 3— 4), welche der Röhre der Blumenkrone verwachsen, lang hervorragend und purpur angelaufen. — Der hiesige Garten erhielt die Samen dieser ausgezeichneten, mit Agave brachystachys, revoluta L. u. rubescens verwandten Agave durch Karwinski aus Me- xiko. Die schönen decorativen Wurzelblälter, die auf hellem Grunde dunkelbraun gefleckt, und die gestielten Blumen, machen diese Pflanze leicht kenntlich. Cultur im sonnigen Kalthaus gemeinschafllich mit den Alo& und andern Succulenten. 22) Stanhopea devoniensis Lindl. Blu- menblälter auf gelbem und Lippe und Säule auf weissem Grunde braun gefleckt. Von dieser schönen Pflanze, mit der Lindley die Abbil- dungen im Sertum eröffnet, blühete ein einziges Exemplar des hiesigen Gartens mit 20 Blu- menslielen. 23) Die Aquilegien des Petersburger Gar: tens. Die Ackelei-Arten gehören zu den Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. schönsten und zierendsten Stauden für’s freie Land, und es hat unstreitig der Petersburger Garten das Verdienst, viele derselben aus dem ° nördlichen und mitlleren Asien in Cultur ge- bracht zu haben. Es ist nicht unsere Absicht, heute eine Aufzählung der in Cultur befind- Aquilegien zu geben, um so mehr als dies jetzt bei den vielen ohne künstliches Zuthun entstandenen Bastardformen eine nicht ganz leichte Aufgabe sein würde. Wir wollen viel- mehr nur an einige der schönsten Art erinnern und ein paar andere besprechen. Die beiden rothblühenden Aquilegia cana- densis L. und A. Skinneri Hook. sind allbe- kannt. Von der Aquilegia vulgaris L., un- serm gemeinen Ackelei, kommen eine Masse von Abarten in den Gärten in den verschie- denen Färbungen von rosa durch blau bis zu braun vor. Theils mit vollständig gefüllten Blu-. men, theils mit halbgefüllten, theils mit nor- mal gebaueten. Endlich kommen auch Blu- men vor, denen die Sporne fehlen. In Be- zug auf Behaarung sind sie bald fast kahl, bald klebrig behaart. — 4. glandulosa Gouan. von den Küsten des Mittelmeeres, ist nah verwandt. Klebrig behaarte Blätter und Stengel, kleinere Blätter, ein 1 — wenigblumiger Stengel, und niedriger _ Wuchs machen sie kenntlich. In den Gärten gehen gemeiniglich klebrig behaarte Abarten der Ag. vulgaris für A. viscosa. Eine gelb- blumige Abart derselben ist als A. lutea in Cultur. — ; A. glandulosa Fisch. aus dem Altai ist jene schöne, gross und rein himmelblau blü- hende Art, mit sehr kurzen den spitzen Saum- lappen doppelt kürzerın eingekrümmten Spor- nen. Es wird auch diese der lieblichen gross- blumigen A. alpina verwandte Art vielfach mit A. vulgaris verwechselt und erhält man Letztere statt derselben. — Noch schöner ist die A. jucunda Fisch. Mey., deren stumpfe Blumenblätter durch die gelblich- weisse Färbung von den himmel- blauen Kelchblällern schön abstechen. Der Sporn nur wenig kürzer als das Blumenblatt. Zwei Abarten cultiviren wir, die eine mit breiten Blumenblättern, die andere mit Blu- menblättern, die ohne den Sporn noch einmal so lang als breit. — I. Originalabhandlungen. “ Weniger grossblumig ist die Jquilegia si- birica Lem. (A. bicolor Ehrbrg.), aber den- noch ebenfalls sehr schön. Die eingekrümm- ten Spornen sind hier länger als die stumpfen Blumenblätter. Die Stammart hat ähnlich wie A. jucunda blaue Kelch- und gelbliche Blu- menblätter. Wir cultiviren jedoch auch eine Abart mit durchaus hellblauer Blume und schmalen Kelchblättern, die noch einmal so lang als Blumenblätter. A. atropurpurea W. hat- gerade Spornen, Staubfäden, die länger als die Blumenblätter und kleine sehr dunkle Blumen. Aquilegia hybrida Sims. (A. elata Ledeb.) ist eine veränderliche der A. sibirica ähnliche Pflanze. Die grünliche etwas verdickte Spilze der himmelblauen Kelchblätter lässt sie noch am leichtesten unterscheiden. A. advena H. Petrop. Eine sibirische un- beschriebene Art. Spornen an der Spitze kaum eingekrümmt, länger als das stumpfe Blumenblatt. Die spitzlichen an der Spitze grünlichen Kelchblätter noch einmal so lang als die Blumenblätter, was sie von A. hy- brida unterscheidet, welche ausserdem einen fast geraden Sporn besitzt. Eine liebliche Art ist die A. parviflora Le- deb.; schr kleine Blumen, fast fädliche kurze Spornen, kappenförmig zusammengelegte Blu- menblätter und Staubfäden, die viel länger als diese, charakterisiren sie leicht. Alle werden im freien Lande cultivirt, da- von ist selbst die aus Ostindien stammenden A. fragrans Maund. mil den schönen blass- gelben wohlriechenden Blumen nicht ausge- nommen. Vermehrung durch Samen und Theilung im ersten Frühling. 24) Erica microcalye Rgl. Eine mit Erica florida Thbrg. nah verwandte Pflanze, die der hiesige Garten als E. ovgta cultivirle und vielleicht ein Bastard. Schon der 2—3 Fuss hohe Wuchs unterscheidet sie leicht. Ausserdem ist diese Pflanze an Stengel und Blatt rauh behaart. Die Blätter sind linien- lanzetllich, unten geöffnet und weisslich, kaum 1'/ Linien lang. Blumen kuglich-urnenförmig, schön rosa, kahl, 1'% L, lang, mit aufrechten Lappen des Saumes, die in spitzem Winkel zusammenneigen. Der Kelch sehr klein, der Blumenkrone anliegend mit rundlich -ovalen, 159 gewimperten, rosarotlhen Blältchen,, auf deren Spilze zuweilen ein kleines grünes Spilzchen steht, zuweilen auch nicht. Eine schöne sehr reich im Juni blühende. Art, die die Tracht der E. mollis Andr., die Blumen der E, florida besitzt. Leichte Cullur und reiche Blüthe em- pfiehlt sie allen Ericen-Sammlungen. 25) Oncidium pulvinatum Lindl. $. gran- diflorum. Eine grossblumige Abart dieses schönen Oncidium. Die Blumen 1% Zoll im Durchmesser und die Seitenlappen der Lippe eingeschnitien gezähnt. Im Uebrigen stimmt unsere Pflanze mil der Stammart überein, die im Juni eine stark verästelte zarte Blüthen- rispe mit goldgelben braun gezeichneten Blu- men enlwickelt, die auf der Lippe jenen kis- senförmigen behaarlen eigenthümlichen Wulst tragen. 26) Escallonia commutata Rgl.; Sazifra- geae. — Wir nennen sie eine Escallonia, die sich von der ächten E. rubra, der sie sehr nahe verwandt ist, durch einzelne spitzen- ständige Blumen unterscheidet. Scheint in den Gärten mit der ächten Escallonia rubra Pers., die achselständige 2 — 7 blumigen Blü- thenstiele besitzt, mehrfach verwechselt zu sein. Eine harte Pflanze für’s Kalthaus, die von Frühjahr an während eines grossen Theils des Sommers blühet. Blumen ?/, Zoll lang, röhrig, schön hochroth. 27) Grevillea fasciculata R. Br., Protea- ceae. — Der hiesige Garten erzog diesen nied- lichen Strauch aus Samen, den Drummond ohne Namen von Lucky Bay einsendete. Bil- det einen niedrigen Strauch von kaum 2 Fuss Höhe mit dicht gestellten Aesten, die wie die Unterseite der bis 1!/; Zoll langen Blätter sil- berweiss behaart sind. Die niedlichen schar- lachrothen Blumen stehen in achselständigen sitzenden, meist achselständigen Büscheln. Ge- hört zu den zierlichen Pflanzen des niedrigen Kalthauses. Heideerde und lichter Standort. — 28) Brachysema lanceolatum Meisn. y. planifolia; Leguminosae. Eine der elegan- testen Leguminosen, deren wir Jahrg. 1852 schon gedachten. Unsere Pflanze stimmt mit Meisners Originalbeschreibung überein. Hooker bildet sie mit achselständiger Blüthentraube ab, Meisner schreibt ihr einzelne achselstän- dige Blumen zu. Unsere Pflanze besitzt einen 160 2% blumigen achselständigen Blüthenstiel. Aus- serdem ist es die spezielle Form mit ovalen oder lanzeitlichem stumpfen unten silberweiss behaartem Blatte. 29) Calceolaria lobata Cav.,; Scrophula- rinae. — Unser um die Gärten so verdienter Warscewiez hat diese Calceolaria in Peru ge- sammelt und als C. cinerarifolia verbreitet. Es ist das eine halbstrauchige Pflanze, die allent- halben klebrig behaart und lang gestielle, fast rundlich - herzförmige, gelappte und doppelt gezähnte gegenständige Blätter trägt. Die gold- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gelben Blumen haben eine sehr kurze Ober- lippe und sehr lange, aus keillörmigem Grunde verkehrt-ovale Unterlippe, die einwärts gegen die Oberlippe gekrümmt ist. . Cavanilles bildet sie mit nicht gekrümmter Unterlippe ab, da- gegen beschreibt sie Bentham in Candolles Prodr. X. 206 ganz unserer Pflanze ähnlich. — Eine hübsche und eigenthümliche Calceolaria, sehr ausgezeichnet durch das Blatt. Cultur mit den andern strauchigen Calceolarien. — (E. R.) I. Personalnotizen. 1) Die allgemeine Gartenzeitung geht nach dem Tode beider Redactoren unter der alleinigen Redaction von Prof. Dr. K. Koch fort. Friedrich Otto, dessen Tod wir neulich anzeigten, gründete dieselbe im Verein mit A. Dietrich und Beide redigirten dieses Blatt 24 Jahre, als in diesem Jahre in kurzer Zeit nach einander dem Wirken bei- der Redactoren ein Ziel gesetzt ward. Fr. Otto war der Sohn von M. Otto, Hof- gärtner zu Wechselburg und ward am 4. Dec. 1783 zu Schneeberg im Sächsischen Erzgebir- ge geboren. Schon ein Jahr nach Beendigung 1801 kam er an den Bot. Garten zu Berlin, und schon 1805 ward er durch Willdenow’s Gunst zum Botanisehe Gärtner ernanni. 1814 ward er Inspektor und 1823 Direktor der Gärtner-Lehranstalt in Schö- neberg bei Berlin. 1543 trat er aus seinen amtlichen Stellungen in’s Privatleben zurück. Er hinterlässt 2 Töchter und 1 Sohn, der Letztere, der in der Gartenwelt ähnlich be- kannte E. Otto, Inspektor des Bot. Gartens zu Homburg und Redaktor der Hamburger Gartenzeitung. seiner Lehrzeit, Ausser der Gartenzeitung, die die meisten seiner Schriften enthält, nahm er Theil an der Herausgabe der Abbildungen seltener Pflanzen des Botan. Gartens zu Berlin, gab mit Pfeiffer die Abbildungen blühender Cac- teen heraus und legte ausserdem in den Ver- handlungen des Vereins zur Bef. d. Grtb. in d. K. Preussischen Staaten, viele seiner Er- fahrungen nieder. In Anerkennung seiner vielfachen Ver- dienste erbielt er 1826 den rothen Adler- Orden 4. Classe und ward zum Mitglied von 27 verschiedenen Gesellschaften ernannt. Am 7. Sept. 1856 beschloss er sein thätiges viel bewegtes Leben. 2) Herr ©. Hannemann, der 5 Jahre in Kew als Foreman angestellt und zuletzt dem Laurentinschen Garten in Halle vorge- setzt war, ist als Botaniscker Gärtner am Bot. Garten zu Halle angestellt worden. (Bomplandia.) 3) Prof. Dunal, allen Botanikeın wohl bekannt, starb im August dieses Jahres. — I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Englische Aurikeln. Vom Herrn J. J. Gotthold u. Comp. in Arnstadt. (Hierzu Tafel 194.) Es gereicht uns zum wahren Ver- gnügen, auf der beistehenden Tafel un- sern Lesern ein Bouquet vorzüglich schö- ner englischer Aurikeln vorzulegen, wie sie aus der fortgesetzten sorgfältigen Cultur der Herren Gotthold u. Comp, in Arnstadt hervorgegangen sind. Es über- rascht dabei, ausser der Schönheit der Form und Farben , die Grösse der BJu- men. Diese Herren, deren Eifer und Fleiss, wie unsere Leser sich überzeu- gen können, durch solchen guten Erfolg gekrönt war, bemerkten uns über dieselben: „die Zeichnung der beistehenden Blumen ist ohne Schmeichelei, ja selbst die Grösse der Blumen ist mit dem Zirkel abgemes- sen. Die Aurikeln, welche unsere Lieb- lingsblumen sind, bilden schon seit einer langen Reihe von Jahren einen Haupt- zweig unserer Culturen. Durch jährli- che Anzucht aus Samen erhielten wir eine Flora yon 200 Sorten englischer Aurikeln. Wir nahmen unter diese mit eigensinniger Genauigkeit nur Blumen auf, welche allen Regeln entsprachen.“ „Die Cultur der Aurikeln ist schon | bezogen werden können. N VI. 1857. mehrfach besprochen, doch wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass wir .die glückliche Erhaltung unserer ‘Sammlung einem, wie es scheint, sehr günstigen Ueberwinterungslokal verdanken. Das- selbe besteht in einer nach Osten lie- genden, im Parterre unseres Wohnhau- ses befindlichen, ganz trocknen Kammer, ohne grelle Einwirkung des Lichtes. Die Kälte steigt hier zuweilen zu 5—10° R. Wir fügen diesen Bemerkungen der Herren Gotthold u. Comp. in Arnstadt noch bei, dass die Englischen Aurikeln vorzüglich nur zur Topfcultur geeignet sind und lockere nahrhafte, stark mit Lehm versetzte Erde, sowie einen halb- sonnigen, der Morgensonne ausgesetzten Standort während des Sommers lieben. Mit Unrecht ist die Cultur derselben in der letzten Zeit so vernachlässigt wor- den, und so freut es uns, unsern Lesern einen Ort nachweisen zu können, wo in Deutschland jetzt vielleicht die schönste Sammlung cultivirt wird, und von wo nur gute Sorten in Pflanzen oder Samen (E. R.) 11 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. b) Neue gefüllte Luiker-Aurikeln. (Hierzu Tafel 195.) Das anbei abgebildete Bouquet Luiker- Aurikeln schliesst sich den schönen Sor- ten Englischer Aurikeln würdig an. Wie jene sind es Erzeugnisse der Herren Gotthold u. Comp. in Arnstadt und durchaus neue ausgezeichnete Formen, die sich vorzüglich zur Cultur im freien Lande eignen. Die Herren Götthold u. Comp. schreiben uns über diese, dass sie in den letzten Jahren erst einzelne gefüllt blühende Varietäten dieser schö- nen Florblume erhielten. Durch fernere Aussaaten erzielten sie nun eine kleine Sammlung derselben in den verschie- densten Nüancen und Schattirungen, die nichts zu wünschen übrig lassen. Im Topfe cultivirt, zeigen dieselben zwar zuweilen einfache Blumen, was jedoch bei der Cultur im freien Lande nicht stattfindet. Die Gärten haben also ei- nen reichen Gewinn durch Fleiss und Geschicklichkeit erhalten, denn wer liebt nicht diese schönen im ersten Frühling so dankbar blühenden Blumen ? (E. R.) c) Geflammie Varietäten der grossblumigen Gedenkemein (Pensees). (Hierzu Tafel 196.) Wir waren bis jetzt gewohnt, das Beste und Ausgeichnetste in dieser Rich- tung aus englischen, belgischen und französischen Gärtnereien zu erhalten. Doch ist bekannt, dass überhaupt unsere deutschen Gärtner in neuerer Zeit dar- nach streben, in dieser Richtung von dem Auslande immer unabhängiger zu werden. Die bronze - und missfarbigen Pensees sind überhaupt vorzüglich in Deutschland erzogen und von da ver- breitet worden. Unvollkommene Form, kleinere Blumen und oft fast unange- nehme Farben stellten dieselben aber den schönen englischen Sorten nicht gleich und waren wohl der Grund, dass sie weniger Liebhaber fanden. Verglei- chen wir aber die beistehende Tafel von Pensees, wie sie aus den sorgfäl- tigen Culturen der Herren Gotthold u. Comp. hervorgegangen, so müssen wir zugeben, dass diese Mängel damit voll- kommen gehoben sind. Zur Cultur der- selben ertheilen diese Herren die nach- folgende Anweisung. Samen können Lieb- haber von denselben beziehen. (E. R.) Anweisung zur Cultur der eng- lischen Pense&es. Die im Frühjahr gesäeten Pensedes liefern nach unserer Erfahrung selten einen so vollkommenen Flor, als die im Herbst gepflanzten; deshalb thut man wohl, sich zu einer späteren Saat einen Theil des im Frühjahr erhaltenen Sa- mens zu reserviren. Die beste Zeit die- ser Aussaat ist Anfang August, womög- lich bei feuchtem Wetter, nach einem Regen. Auf frisch gegrabenes, gut ge- lockertes freies Gartenland säe man den Samen nicht zu dicht, hacke ihn schwach mit Harken ein, sorge stets durch fleis- I. Originalabhandlungen. siges Besprengen dafür, dass die Erde nie ganz trocken werde, was man auch durch Beschatten erzielt, Nach 8—10 Tagen werden die Pen- sees vollkommen aufgegangen sein, wo- nach man abwartet, bis die Pflanzen gross und kräftig sind, was wohl An- fangs bis Mitte Oktober der Fall sein wird; indessen bereitet man sich die zum Flor bestimmte Stelle, am besten in freier (nicht zu trockner und heisser) Lage, zur Aufnahme der Pflanzen: vor. Durch frischen , fetten Dünger, feines, tiefes Graben, sowie Durcharbeiten mit eisernen Harken wird dies am besten erreicht: Ist das Wetter feucht und trübe, so schreite man sogleich zur Pflanzung, mit gewöhnlichem Pilanzer in Reihen von 4—6 Zoll Weite im Verband, je nach 163 Zahl der Pflanzen und Grösse des zu bepflanzenden Raumes. Sobald schneelose, starke Fröste über 10° eintreten, thut man wohl, die Pflan- zen mit einer dünnen Schicht halb ver- rotteten Düngers oder Laub zu bedecken. Im Frühjahr hacke, jäte, giesse man je nach Bedürfniss, Solche kräftige überwinterte Pflan- zen liefern einen überaus reichen und frühzeitigen Flor, und zeigen die Pen- sees in ihrer vollständigen Grösse bei ei- ner Dauer von 3—4 Monaten. N.B. Die neuen, herrlich gestreif- ten Gedenkemein blühen oft mit den ersten Blumen einfarbig und zeigen die Flammen und Streifen erst, wenn sie ausgewachsen sind, was man berücksich- tigen muss. J. J. Gotthold u. Comp. *%) Der künstlich erzogene Bastard zwischen Aegilops ovat» und Teiticum velgare, (Siehe Tafel 197.) Wir haben den Lesern unserer Zeit- schrift von Zeit zu Zeit einen Bericht über den Streit in Beziehung auf die Stammpflanze des Weizens gegeben. . Wir haben auch schon angezeigt, dass wir im Sommer 1855 in Zürich von Neuem Befruchtungen der Acgilops ovata mit dem Triticum vulgare vornahmen, nachdem künstlich alle Antheren, bevor sie sich entwickelt, entfernt worden wa- ren. Die so gewonnenen Samen wurden im vorletzten Herbst zugleich mit Samen von Weizen ausgesäet, und zu unserer grossen Freunde war diesesmal das Ex- periment gelungen: wir erhielten den Bastard zwischen beiden Pflanzen. Von einem allmähligen Uebergange der Aegilops in den Weizen ist da keine Spur vorhanden. Der Bastard stellt sogleich die Mittelform zwischen Wei- zen und Aegilops, die Aegilops triticoi- des dar. Die Formveränderung, welche die Aegilops dadurch erlitten hat, ist so bedeutend, dass, wenn ich das Experi- ment nicht selbst gemacht hätte, ich es kaum begreifen könnte, dass der vor mir stehende Baslard aus von Aegilops ovata gewonnenem Samen entstanden sei. Aus den dünnen niederliegenden Sten- geln sind viel robustere geworden , die wohl, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, am Grunde noch niederliegen, bald aber sich steif aufrecht 11/,—2 Fuss hoch erheben und auf der Spitze eine 11"* 164 2 Zoll lange, mehr dem Weizen als der Aegilops gleichende Blüthenähre trägt. z Wir verweisen unsere Leser auf un- sern frühern Artikel, namentlich aber auf pag. 119 des Jahrganges 1854, wo wir die Unterschiede von Aegilops und Wei- zen besprochen haben. Wiein allen Fällen, dieich bis jetzt in Beziehung aufsol- cheBastardpfanzen zubeobach- ten Gelegenheit hatte, wo ein Bastard zwischen 2 Gattungen erzeugt wird, soist auch hier der Bastard in seinen die Gat- tung begründendenCharakteren vollständig aufdie Seite der vä- terlichenPflanze (derjenigen,die den Pollen lieferte), getreten, Aus dem Samen von Aegilops ovata ist daher in Folge der Be- fruchtung mit dem Weizen ein wahres Triticum erwachsen. Die 2 Klappen, welche den Grund der einzelnen: Aehrchen des Blüthen- standes umfassen, sind bei Aegilops ova- ta auf dem Rücken convex und gehen an der Spitze in 2 — 4 Grannen aus, wie dies Fig. 1 (wie alle andern Figu- ren der Deutlichkeit wegen, mehr oder weniger vergrössert) zeigt. Zahlreiche parallele gleichstarke Nerven durchziehen diese Klappe und gehen an der Spitze unmittelbar in die Grannen aus. Aus- serdem umhüllen diese Klappen das Aehrchen gänzlich, welches aus nur 2 vollkommen und einer meist nicht or- dentlich ausgebildeten Spitzenblume be- steht. Bei Triticum dagegen sind diese bei- den Klappen auf dem Rücken aber seit- lich gekielt, von ungleich starken Ner- ven durchzogen, spitz oder in eine kurze Stachelspitze oder Granne unterhalb der Spitze ausgehend. Fig. 2 gibt die An- Gartienflora Deutschlands und der Schweiz. sicht einer solchen Klappe des Triticum vulgare von der mit Grannen versehenen Form. Die Befruchtung dagegen ward von mir mit der grannenlosen Form ge- macht, weshalb auch beim Bastard die Grannen nur klein. Diese Klappen stehen beim Weizen am Grunde eines 3 bis mehrblumigen Aehrchens und um- schliessen dasselbe nicht. 1 Der Bastard, der jetzt vor uns steht, besitzt eine Blumenbildung, die die typischen Charaktere des Weizens zeigt und nur in Einzelnheiten noch an Aegi- lops erinnert; Fig. 3 ist ein einzelnes vergrössertes Aehrchen des Bastardes. ZweiKlappen aund b stehen am Grunde; sie umschliessen aber das meist 5blu- mige, in dürftigern Exemplaren armblu- migere Aehrchen nur im jüngsten Zu- stande, später nicht mehr. Auf dem Rücken zeigen sie den Triticum charak- terisirenden seitlichen Kiel und gehen von da in eine kurze Granne aus, wie dies die Fig. 4 zeigt. Um aber die Ab- stammung nicht zu verläugnen, gehen zahlreiche Parallelnerven mit dem Kiel vom Grund zur.Spitze, und zwei oder auch nur eine derselben tritt noch als kurze Spitze vor. — Verfolgen wir die Blüthenbildung weiter, so besteht bekanntlich jedes der einzelnen Grasblümchen, welche von den erwähnten grundständigen Klappen umschlossen werden, wieder aus 2 klei- nen Kläppchen, einem unteren grösse- ren und einem obern kleineren. Das untere dieser beiden Kläppchen von Aegi- lops ovata ist nun der Fig.‘1 darge- stellten Klappe durchaus gleich , geht aber nur in 2—3 Grannen aus, wie dies Fig. 8 zeigt. Das innere und obere Kläppehen wird von dem untern um- schlossen und umschliesst selbst später den Samen, Es ist häutiger Natur und hat 2 in kurze Zähnchen ausgehende I. Originalabhandlungen. Längsnerven, wie dies Fig. 5 darstellt. Beim Weizen ist das obere Kläppchen ganz ähnlich gestaltet, umschliesst aber den Samen nicht, das untere dagegen ist entweder ganz stumpf, oder geht bei den gegrannten Arten in eine lange Granne aus, wie dies Fig. 6 in natürli- cher Grösse zeigt. Diese Granne ist unmittelbar unter der Spitze befestigt, wie dies die schwach vergrösserte Fig. Nr. 7 darstellt. Auf dem Rücken ist die- ses Kläppchen schwach gekielt. Auch hier hat das untere Kläppchen des Ba- stardes wiederum den Gattungscharakter von Triticum beibehalten, indem es auf dem Rücken einen Kiel zeigt, der bei unserer Pflanze in eine kurze Granne ausgeht. Fig. 9 ist eine vergrösserte Darstellung vom Rücken, Fig. 10 von der Seite vom untern Kläppchen des Aegilops triticoides. Dabei ist zu be- merken, dass wir eine ungegrannte Sorte des gemeinen Weizens zur Befruchtung mit Aeg. ovata wählten. Professor Go- dron hat nun aber im südlichen Frank- reich die Beobachtung gemacht, dass, wenn Aegilops ovata durch einen ge- grannten Weizen befruchtet wird, der Bastard auch längere Grannen auf dem untern Kläppchen trägt. Nach Aegilops findet insofern eine Annäherung statt, als ausser der mittleren, den Kiel ent- sprechenden Granne auch am Rande zwei Seitennerven noch in kurze Spitzen vorgezogen sind (Fig. 9, 10), welche den seitlichen Grannen von Aegilops ent- sprechen. — Wir haben nun die Form-Verschie- denheit des Bastardes von den elterli- chen Pflanzen genauer betrachtet. Wir haben gesehen, dass die vegetativen Or- gane desselben mehr der Mutter, die Blüthenbildung mehr der väterlichen Pflanze gleicht, und finden darin wieder unsere wohl zum Gesetz zu erhebende 165 Wahrnehmung für alle zwischen Gat- tungen entstehende Bastarde bestätigt. Wir haben zweitens das, was wir, ohne es geschen zu haben, nach analo- gen Fällen schlossen, durch praktische Versuche erwiesen. — Eine noch bis jetzt ungelöste Frage, zu deren endlichen Erledigung ich je- doch schon mehrere Versuche einge- leitet, sie bleibt noch zu beantworten und eine Hinterthür noch zu schliessen übrig. Die Frage betrifft den Punkt: Sind die ferneren Zwischenformen , welche Herr Fabre zwischen der Aegilops und dem Weizen erhalten zu haben behauptet und welche in England aufge- stellt sein sollen, sind diese Formen, durch allmäliges Zurückkehren des Ba- stardes zur mütterlichen und väterlichen Pflanze entstanden, oder sind sie viel- mehr eine Folge fernerer Befruchtung des Bastardes mit dem Pollen von Ae- gilops und dem Weizen ? Meine Ansicht in dieser Beziehung ist die, dass der im Pollen fruchtbare Bastard durch Selbstbefruchtung auch in allen folgenden Generationen seine wesentlichen Charaktere beibehält. Un- wesentliche Charaktere, wie Färbung ete. können ändern, Fernere Formen zwischen Bastard und elterlichen Pflan- zen würden nur durch die Befruchtung des Bastardes mit dem Pollen einer der elterlichen Pflanzen entstehen. Dieses sind die sogenannten zurückkehrenden Formen oder Tinkturen. Vollgültige Beweise gibt es nicht. Doch kann ich als Beispiel für diese Ansicht z. B. dieCalceolarien anführen. Man befruchte die Calceolaria rugosa mit den staudigen Calceolarien, dann wird man einen im Pollen fruchtbaren Bastard erhalten, der grössere Blumen als die der C. rugosa und einen niedri- 166 -gen aber noch halbstrauchigen Wuchs besitzt. Befruchtung mit einer der el- terlichen Pflanzen führt den Bastard schon in der nächsten Generation ziem- lich nahe zu denselben wieder über. Be- fruchtung mit sich selbst erhält den Ty- pus und nur die Farben können wech- seln. Wir glauben demgemäss, dass die ferneren Zwischenformen und sogenann- ten Uebergänge der Aegilops in den Weizen ebenfalls nur dürch fernere Be- fruchtungen des Bastardes mit einer der elterlichen Pflanzen zu erklären seien, und haben zu diesem Zwecke den Ae- gilops triticoides mit sich selbst, ferner mit Aeg. ovata und endlich mit dem Weizen befruchtet. Wir haben endlich von einer Hinter- thüre, nämlich von derjenigen gespro- chen, welche Dr. Klotzsch’s Theorie den Botanikern England’s geöffnet. Dr. Klotzsch behauptet, der Bastard zwischen zwei guten Arten sei im Pol- len unfruchtbar. Die Erfahrungen und Versuche, welche ich in dieser Be- ziehung neuerdings gemacht und auch in diesen Blättern mitgetheilt, widerlegen diese Behauptung Klotzsch’s ebenso sehr, wie die Versuche früherer Beobachter, und beschränken sie auf das, was ich schon oft und wiederholt früher ausge- sprochen, dass der Bastard in der Mehr- zahl der Fälle viel weniger und dann oft durchaus unvollkommenen Pollen aus- bildet, dass es dagegen auch wieder viele Fälle gibt, wo der Bastard frucht- baren Pollen in Masse ausbildet. Englands Botaniker haben dagegen diese Behauptung Klotzsch’s als Noth- brücke benutzt und gesagt, Aegilops tri- ticoides werde wahrscheinlich fruchtbaren Pollen besitzen. Pflanzen, die mit ein- ander einen fruchtbaren Bastard bildeten, seien nach Klotzsch’s Ansicht keine Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Arten, sondern nur Formen der gleichen Art; sollte nun A. triticoides fruchtba- ren Pollen besitzen, so sei also Aegilops ovata und der Weizen die gleiche Pflan- zenart. Es ist wirklich wunderbar, wie Män- ner, die an Verdienst um die Wissen- schaft so hoch stehen, wie ein Lind- ley, wenn sie sich einmal in eine fal- sche Ansicht eingebissen, sich in ei- nem solchen Falle nicht so weit über sich selbst erheben können, um einfach der Wahrheit die Ehre zu geben, die hier ja jetzt klar zu Tage liegt, ja noch weiter gehen und sagen, den deutschen Botanikern sei es nur um ihre schlech- ten Arten bange, darum nur wollten sie nicht zugeben, dass Aegilops die Stamm- pflanze vom Weizen sei. Weit entfernt, hier Hohn gegen Hohn zurück zu geben (wozu hier vortreffliche Gelegenheit, da Jemand nicht ein Le- bensalter Botanik studirt zu haben braucht, um zu sehen, dass A. ovata und Triticum zwei Pflanzen sind, die ganz andere typische Verschiedenheiten zeigen, als Herr Lindley für genügend hält, um sie noch tagtäglich zur Auf- stellung neuer Arten zu benutzen), will ich vielmehr hier nur ganz kurz auf Un- tersuchung dieser Frage eingehen. Untersucht man den Pollen des Wei- zens, So zeigt dieser im trocknen Zu- stande eine eckige Gestalt, In Wasser gelegt schwillt er auf, wird schnell rund und ist mit einem körnigen Inhalte gefüllt. (Fig. 13 bei 350facher Ver- grösserung). Die aussen abgelagerte Schicht erscheint ziemlich gleichartig, nur an einer Stelle bemerkt man in der- selben eine mit einem Hofe umgebene Oefinung (Fig. 12 bei 350facher Ver- grösserung). Durch diese Oeffnung tritt sehr bald die innere zarte Haut (Intine) des Pollenkornes in Form eines durch- I. Originalabhandlungen. sichtigen Bläschens (Fig. 11, 350 fach. Vergr.) hervor, welches der Anfang zu der bekannten Schlauchbildung des Pol- lens ist. — Untersuchen wir dagegen die Anthe- ren des künstlich erzogenen Bastardes, so finden wir in denselben nur sehr wenig Pollen. Dieser behält, auch ins Wasser geworfen, gemeiniglich eine dreieckige Gestalt und zeigt gar keinen Inhalt, wie dieses Fig. 15, 16, 17 bei 350fach. Vergr. darstellen. Auf Fig. 15 und 16 bemerkt man zwar auch die Oeffnung in der äussern Pollenschale, allein es sind die Pollenkörner dennoch jedenfalls nicht befruchtungsfähig. Lässt man sich nun aber die Mühe nicht ver- ‘ driessen, mehrere Antheren des Bastardes zu öffnen, so wird man neben diesen leeren Pollenkörnern auch solche mit Inhalt finden, die wie die des Weizens im Wasser eine rundliche Gestalt zeigen, wie jene einen körnigen, wenn gleich weniger dichten Inhalt zeigen, wie dies die Figuren 14, 18, 19 bei gleicher Vergrösserung zeigen. Dagegen findet anch bei diesen Körnern das Austreten der innern Haut als Anfang. der Schlauch- bildung im Wasser entweder gar nicht statt, oder es zeigt sich nur wie auf Fig. 19 der Anfang hierzu, — Die künstlich erzogene Aegilops tri- ticoides verhält sich also ganz so, wie der grösste Theil der Bastarde. Er ent- wickelt wenig Pollen, und von diesem ist ein Theil leer und nur ein schr kleiner Theil vollständig ausgebildet. Auch bei diesem letzteren findet sich im Wasser keine eigentliche Schlauchbildung. Ob nun diese anscheinend vollkom- menrn, aber im Wasser keine Schläuche treibenden Pollenkörner fruchtbar oder unfruchtbar, darüber können nach mei- ner Ansicht nicht gelehrte Disputationen, sondern nur praktische Versuche ent- 167 scheiden. Es sind diese auch eingelei- tet, indem ich die einen Pflanzen der eignen Befruchtung an einem ganz iso- lirtten Orte überliess, während an andern Pflanzen die einen Aehren mit dem ge- grannten Weizen, die andern mit Aegi- lops befruchtet wurden. Es ist also durch meine Versuche die Aegilops-Frage nur so weit entschie- den, dass: 1) Aegilops triticoides keine Ueber- gangs-Form, sondern ein Bastard ist. 2) derselbe sich in der Pollenbildung ganz so verhält, wie diess in der Mehr- zahl der Fälle bei Bastarden zwischen guten Pflanzen-Arten der Fall ist. 3) hiemit die Frage wenigstens in soweit endgültig entschieden ist, dass: Aegilops ovata und Triticum vulgare zwei ganz verschiedene Pflanzen - Arten sind, und dass weder von einem Ueber- gehen der ersteren in Folge der Cultur die Rede sein kann, noch auch die Pol- lenbildung dem Herrn Lindley die An- wendung derzudem unhaltbaren Klotzsch’- schen Theorie gestattet. Endgültig zu lösen bleiben aber die Fragen : 1) Ist der Pollen von Bastarden, der im Wasser keine Schläuche bildet, wirk- lich unfruchtbar, oder kann er solche in Folge der Einwirkung der Narben- feuchtigkeit bilden und demnach frucht- bar sein ? 3) Bleibt der Bastard durch Samen fortgepflanzt, der durch Selbstbefruch- tung entstanden, constant? oder entstehen die fernern Zwischenformen zwischen Bastard und Elternpflanzen durch fernere Befruchtung des Bastardes mit dem Pol- len eines derselben? oder geht der Ba- stard auch durch Selbstbefruchtung wie- der zu den Elternpflanzen über? 3) Die Frage, ob zwischen guten 168 Pflanzen - Arten auch Bastarde mit voll- kommen fruchtbaren Pollen entstehen können, halte ich zu Gunsten meiner Ansicht durch den Bastard zwischen Be- 'gonia rubro - venia und xanthina, durch den Bastard zwischen Matthiola made- rensis und annua, durch den Bastard zwischen Sciadocalyx Warscewiezii und Tydea pieta gelöst, und ich denke im Laufe der Zeit noch manches andere schlagende Beispiel stellen zu können. Erklärung der Tafel. N. 1, Klappe von Aegilops ovata, *"f, vergrös- sert, 2, Klappe von Triticum vulgare, Amal ver- grösserl. 3, Aehrchen von Aegilops trilicoides, 3mal vergrössert. 3) Reisenotizen in einem (Fortsetzung Es würde uns zu weit führen, wollte ich Dir noch von den übrigen Anstalten Wien’s zur Pflege der Wisenschaft erzäh- len. Doch einer muss ich noch erwäh- nen, da ihr Besuch gewiss auch Dich sehr interessirt haben würde. Es ist dies die k. k. Hof- und Staatsdruckerei, wel- che wohl das grossartigste derartige In- stitut auf dem Continent sein dürfte. Sie beschäftigt etwa 900 Personen und be- thätigt sich nicht allein durch den Druck von Büchern, Zeitschriften, Zeitungen u. dergl., wofür 30 Schnellpressen in Thätigkeit sind, sondern auch in Litho- graphie, Kupferdruck, Galvanoplastik, Photographie und neuerdings in Natur- selbstdruck. Bekanntlich ist die letztere eine Erfindung des Direktors, des Herrn Aloys von Auer, welcher uns mit gros- ser Freundlichkeit empfing, so dass wir unter seiner uud des Herrn Constantin Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Klappe desselben, Amal vergrössert. - das obere Kläppchen von Aegilops ova- ta, Afach vergrössert. das untere Kläppchen vom Weizen in natürlicher Grösse. dasselbe mit abgesiutzter Granne von der Seite und 3fach vergrössert. das untere Kläppchen von Aegilops ovata, Afach vergrössert. 10, das untere Kläppchen von Aegilops triticoides vom Rücken und von der Seite, 3fach vergrössert. 14, 12, 13, Pollenkörner vom Weizen, im Wasser liegend, 350mal vergrössert. 14, 15, 16, 17, 18, 19, Pollenkörner von Aegilops triticoides, ebenfalls im Was- ser liegend und bei 350lacher Vergrös- serung. (E. R.) Briefe an Herrn Dr. Regel. und Schluss.) von Ettingshausen Leitung eine Ueber- sicht über die zahlreichen und prächti- gen Kupferplatten der Physiotypia plan- tarum austriacarum, und eine Einsicht in den Process ihrer Darstellung erhiel- ten. Obiges Werk besteht aus 5 Bän- den in Folio mit 500 Tafeln, auf wel- chen eiwa 600 Pflanzen-Arten der österrei- chischen Flora in Naturselbstdruck dar- gestellt sind. Dazu gehört ein Band in Quart mit 30 Tafeln, mit dem Titel: die wissenschaftliche Anwendung des Natur- selbstdruckes zur graphischen Darstel- lung vonPflanzen mit besonderer Berück- sichtigung der Nervationsverhältnisse in den Flächenorganen von C, von Ettings- hausen und A. Pokorny. In diesem Band ist die Nervation von einer be- trächtlichen Zahl von Blättern darge- stellt. Für diesen Zweck ist der Natur- selbstdruck unübertrefllich. Die Ner- I. Originalabhandlungen. vation tritt auf diesen Bildern viel deut- licher hervor als auf den Blättern selbst und lässt uns daher auch die wichtigen und so lange vernachlässigten Merk- male, welche in der Nervation der Blät- ter liegen, schärfer auffassen. Es leistet daher der Naturselbstdruck der Wissen- schaft unverkennbar einen grossen Dienst, schon für das Studium der Blätter le- bender Pflanzen, noch mehr aber der fossilen, bei denen die Nervation so häu- fig uns das wichtigste Mittel zu ihrer Bestimmung an dieHand gibt. Zu Dar- stellung ganzer Pflanzen dagegen eignet er sich allerdings weniger. Es sind zwar in neuerer Zeit in dieser Beziehung wesentliche Fortschritte gemacht wor- den, indem namentlich die Stengeltheile, welche bei den früheren Versuchen so hässlich dick und schwarz ausfielen, nun keineswegs mehr so störend sind, dagegen wird es wohl nie gelingen, Blüthenköpfe und Blüthenstände, oder auch nur einzelne Blumen, wo viele Organe in bestimmter Weise angeordnet sind und wo in die- ser Anordnung der Theile gerade ein wesentlicher Charakter derselben liest, in eine dünne Fläche gedruckt, richtig wiederzugeben. Es verhält sich mit dem Naturselbstdruck, wie mit der Daguerreo- typie und Photographie, die für viele Zwecke Unübertreffliches leisten, für an- dere dagegen unbrauchbar sind und so wird man wohl thun, jede Methode auf das zu beschränken, worin sie das ihr Eigenthümliche am vollkommensten lei- sten kann. In jüngster Zeit hat die Staatsdruckerei die bekannte Methode, die Zeichnungen weiss auf schwarzem Grund zu drucken mit vielem Glück auf die durch Naturselbstdruck gewonnenen Platten angewendet. Es können auf diese Weise Modelle für die verschiedenen Blattformen und Blattnervaturen gewon- nen werden, welche wie die Holzstöcke 169 bei Holzschnitten verwendet und in den Text gedruckt werden können, (siehe Ettingshausen’s Bericht über die Physio- typia plant. austriac. in den Sitzungs- berichten der Wiener Academie XX., S. 407), eine Methode, welche sicher viele Anwendung finden wird. Doch Du wirst nun auch wissen wol- len, wie mir das gesellige Zusammen- leben der Naturforscher in Wien gefal- len habe. Du kannst Dir wohl denken, dass, um nur Botaniker hier zu nen- nen, das Zusammentreffen mit so lieben, trefflichen Freunden, wie Unger u. Alex. Braun (Nägeli nenne ich nicht, da ich mit diesem hier zusammenzuleben das Glück habe) mir unendlich grosse Freude machen musste unddass esmir ferner hohen Gemuss gewährte, die persönliche Be- kanntschaft von Männern, wie Prof, Fenzl, Hooker fil., Goeppert, Fürnrohr, Ettingshausen, Cohn, Sektionsrath von Heufler, Hampe, Hoffmann, Kotschy, Kovats, Moquin -Tandon, Pokorny, Ra- benhorst, Reissek, Rossmann, Schnizlein, Schott, Schultz, Bip. und B. Seemann zu machen und mit ihnen Gegenstände un- serer Wissenschaft zu besprechen. Frei- lich hatte die naturforschende Gesell- schaft zu Wien nicht den traulichen, ich möchte sagen, familiären Charakter, wie wir ihn an unseren Schweizerischen zu sehen gewöhnt sind, Bei einer Ge- sellschaft die aus so vielen, in weiten Räumen zerstreuten Mitgliedern der ver- schiedensten Richtungen besteht, und alljährlich aus ganz neuen Elementen zusammengesetzt ist, ist es nicht möglich, dies trauliche Zusammenleben unserer Vereine zu erzielen. Hier hat sich ein Stock älterer Mitglieder gebildet, der all- jährlich sich einfindet und die Traditio- nen der Gesellschaft bewahrt und fort- bildet. — Man hat sich in Wien darüber beklagt, dass der Gesellschaft so wenig 4 170 Gelegenheit zu geselligsen Zusammen- künften geboten wurde. Wohl waren einige Mittagessen für die ganze Gesell- schaft angeordnet, diese waren aber so schlecht und dasLokal so weit von dem Polytechnikum, in welchem die Sektions- versammlungen statt hatten, abgelegen, dass schon nach dem ersten Mal uns alle’Lust verging, weiter an demselben Theil zu nehmen. Man hat indessen, wohl mit Unrecht, den Geschäftsführern dies zum Vorwurf gemacht; wie man uns versichert, fehlt es sonderbarer Weise in Wien an Lokalitäten, welche zu solchen Zusammenkünften der gan- zen Gesellschaft geeignet gewesen wä- ren. Daher zersplitterte sich die Ge- sellschaft in eine Menge von Cotterien, deren Versammlungslokale eine halbe Stunde und noch weiter auseinander lagen, daher an ein eigentlich geselliges Zusammenleben des ganzen Vereines nicht zu denken war, was namentlich diejenigen Mitglieder schr unangenehm berühren musste, deren Freunde und Bekannte in verschiedenen Sektionen sich fanden, Einen schönen Anlass indessen, an dem die ganze Gesellschaft sich be- theiligen konnte, © bot die Fahrt auf den Semmering dar, welche vom schön- sten Wetter begünstigt wurde. In schellem Fluge gingen die mit Wein- bergen bedeckten Hügel, die Dörfer und Städte, unter denen Baden und Wiener- Neustadt besonders unsere Blicke fessel- ten, an uns vorüber; weiterhin sind die weiten Flächen mit Pinus Larieio Poir. bepflanzt, die vorzüglich auf Harz benutzt wird. Die 30 —40jährigen Bestände werden umgehauen, der Boden umge- brochen, dann auf ein paar Jahre mit Hafer und Buchweizen bepflanzt, um dann aufs neue mit der Schwarzführe besetzt zu werden. Bei Glocknitz beginnt das Aufsteigen der Bahn und die Ge- Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. birge rücken näher; bald öffnet sich das schöne Thal bei Reichenau und der Schneeberg erscheint schon ganz nahe. Ueber zahlreiche und kühne Via- dukte und durch dunkle Tunnel folgen in rascher Entwicklung und überraschen- den Contrasten, tiefe Schluchten und wild zerrissene Felsen und Berghöhen, hier und da auch wieder ein Blick in tiefe Thäler und weite Flächen hinab. In unserem Wagen waren viele Nord- deutsche, denen die grossartige Scenerie der Gebirgswelt, die in stetem schnellem Wechsel an unserem Auge vorüberging, neu war und durch die lauten Acus- serungen ihrer Begeisterung auch uns unwillkürlich mitrissen, so dass Alle in freudigster Stimmung auf der Höhe des Passes anlangten. Diese wurde dort noch gehoben durch den freundlichen Empfang, welchen die Steyermärker der Gesell- schaft zu Theil werden liessen, und die feurigen Weine, mit welchen die Stadt Wien ihre Gäste regalirte. Ueber den Pass erhebt sich westlich eine Berg- höhe, die Semmeringspitze (3200 F. ü. M.), die von einer kleinen Gesellschaft besucht wurde u. durch eine herrliche Aussicht, wie einige seltenere Pflanzen (so den Dianthus alpinus) die geringe Anstrengung belohnte. Die Vegetation ist im Uebrigen ganz wie an unserm hohen Rhonen, der ungefähr dieselbe Höhe hat; die Gebüsche werden von der Alpenerle (Alnıs viridis) und Rosa alpina gebildet, aus denselben schauen die blauen und gelben Blumenglocken der Gentiana asclepiadea und Digitalis ambigua hervor, während die Moehringia muscosa das Gestein umzieht; im Schat-_ ten des Waldes aber haben sich einzelne Colonien von Rhododendron hirsutum angesiedelt, sonst aber ist die Pflanzen- decke ausFormen der Tieflandes zusam- mengesetzt. Wer daher beim Semmering I. Originalabhandlungen. (der seinen Namen wahrscheinlich vom Sömmern des Viehs erhalten hat) an einen Alpenpass denkt, wird sich sehr getäuscht finden, da er nicht einmal die subalpine Region erreicht. An der Semmeringfahrt betheiligte sich die ganze Gesellschaft, daneben aber wurden noch viele kleinere Aus- flüge in kleineren Kreisen unternommen. So hat eine Zahl von Botanikern, unter der kundigen Führung des Herrn Dr, Reisseck, den Donauinseln einen Besuch gemacht. Die grosse Donauinsel (Leo- poldstadtinsel) hat eine Quadratstunde Umfang und führt uns, in der Nähe ei- ner so grossen Stadt, in eine über- raschend einsame Gegend. Weite Wie- sengründe, auf welchen ganze Heerden von Hirschen weiden, wechseln mit gros- sen Waldbeständen, die von mächtigen Ulmen, Weisspappeln, Weissweiden, und auffallend grossen baumartigen Weiss- dornen gebildet werden. Schenkeldicke wilde Weinreben steigen bis in den Wipfel dieser Bäume hinauf und hier und da sahen wir sie mit den kleinen, blauen Trauben behangen, die hier den Vögeln zur Speise dienen. Zuweilen ersticken diese Weinreben kleinere Bäume, die sie linianenartig umschlingen und dann sehen wir nur noch die verschlungenen Rebenstämme , welche das Opfer über- dauert haben. Es ist diese Insel unter dem Namen des Praters allbekannt. Sie ist von sechs Alleen in verschiedenen Richtungen durchschnitten. Eine der- selben, die bis an die Donau führt, ist von einer vierfachen Reihe von Kasta- nienbäumen gebildet, Diese dient zu den sogenannten Praterfahrten, an denen namentlich am ersten Maitage die ganze vornehme Welt Wien’s sich betheiligt, während in dem nahe liegenden Wurstl- prater das Volk sich an den Marionet- ten-Theatern, Ringelspielen, Improvisa- 171 toren, Musik- Aufführungen u. s. w. be- lustigt. Natürlich besuchten wir auf dem Heimweg auch diesen Wurstlprater , wo fortwährend mannigfache Hanswurstiaden in ähnlichem Styl, wie bei unsern Jahres- messen, aufgeführt werden. Am 27. Sept. nahmen wir von Wien Abschied und wenn auch bald eine Menge neuer Bilder an uns vorübergingen, ver- setzten wir uns doch in Gedanken recht oft in die Zeit zurück, wo uns hier des Unterhaltenden und Lehrreichen so viel geboten wurde und wo wir so viele treff- liche Männer kennen gelernt hatten, und ich werde die Freundlichkeit, mit welcher Unger, Fenz]l, Ritter von Heuflerund C. von Ettingshausen, wie ferner der so hoch- verdiente Vorsteher der geolog. Reichs- anstalt, Herr Sektionsrath Haidinger und die trefflichen Geologen Hörnes, von Suess, Foetterli, von Hauer und Hoch- stetter mich aufgenommen haben, immer in dankbarer Erinnerung bewahren. Wir nahmen unseren Heimweg über Italien, und fuhren am ersten Tag mit dem Schnellzug bis Laybach, welche Strecke von 50 Stunden von Morgens 5 Uhr bis Abends 91/, Uhr zurückgelegt wird. In 3'!/, Stunden waren wir auf der Höhe des Semmering, wo ein grosser Tunnel uns auf die Südseite des Berges und somit in die Steyermark brachte, die in raschem Fluge durchzogen wurde, So dass wir von den engen Schluchten, den schönen Buchenwäldern und Wiesen- gründen der Gegend von Mürzzuschlag, von dem freundlich in einer grossen Thalebene gelegenen, und von ansehn- lichen Bergen umsäumten Gratz, von den fruchtbaren grossen Ackerflächen von Marburg, die von bewaldeten Hügelket- ten umgeben und von der weiten Land- schaft von Cilly nur schr flüchtige Bil- der in uns aufnehmen konnten. Viel langsamer ging es freilich Tags darauf, 172 Wir mussten uns Morgens 4!/, Uhr in den Wagen setzen und langten erst Abends 9 Uhr in Triest an. Als am Morgen der Tag anbrach, lag eine grosse Ebene vor uns, die in weiter Ferne von niedern Hügelketten umgrenzt ist. Es war Sonntag und dieLandleute zogen in gros- ser Zahl zur Kirche. Ihre eigenthüm- liche illyrische Tracht und ihre uns un- verständliche (slavische) Sprache brin- gen uns so recht zum Bewusstsein, dass wir uns in einem fernen, fremden Lande befinden. — Die grössten Naturwerk- würdigkeiten Krain’s sind die grossen un- terirdischen Höhlen, mit ihren kleinen Seen und Wasserfällen. Die berühm- teste derselben ist die zu Adelsberg, welche schon eine ganze kleine Grotten- Fauna geliefert hat. Wir kamen nach Adelsberg, allein leider gestattete uns die kurz zugemessene Zeit den Besuch der Höhlen nicht. Adelsberg liegt am Rande eines kahlen Kalkgebirges, über welches die Strasse führt. Von Pre- wald steigt sie steil an; wir sind im so- genannten Karst, einem öden, dürren Hochland, das auf grosse Strecken weit von aller Vegetation entblösst ist. Noch in der Gegend von Sessanne, nur eine Poststation von Triest entfernt, ist das Land weit und breit verödet; man sieht kein Bäumchen, nur hier und da eine kärgliche Rasendecke, alles Land hat daher von dem weissen Kalkgestein eine grau-weisse Färbung. Endlich ist die Höhe erreicht und das Land senkt sich dem Süden zu. Damit ändert auch plötzlich die Vegetation; wie man die Wasserscheide überschritten, treten ganze Büsche von Saturei und von Wermuth auf und prägen der Flora einen südli- cheren Charakter auf, Bald verhüllte sie uns aber die einbrechende Nacht und entzog uns auch den Blick in das Tielland. Von dort glitzerten und flim- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. merten uns aber nach einiger Zeit tau- sende von Lichtern entgegen. Rasch ging es diesem Lichtmeere zu und end- lich rasselte der Wagen durch die Stras- sen von Triest. — Um indessen auch bei Tage den Anblick von der Höhe zu geniessen, begaben wir uns folgen- den Tags, nachdem wir die wenigen Merkwürdigkeiten der Stadt gesehen und uns am Anblick der bunt gemisch- ten Bevölkerung (man sieht da slavoni- sche Bauern, Seeleute aus Italien : und Dalmatien, Griechen und Albanesen in ihren bunten Nationaltrachten) ergötzt hatten, in Begleitung des Herrn Freyer, auf den Monte Spaccato, den Uetliberg Triest’s. Die Stadt liegt in einer tiefen Meeresbucht am Fusse der Hügelkette, deren höchster Punkt jenen Namen trägt. Von demselben aus hat man eine ent- zückend schöne Aussicht. Sie hat mich einigermaassen an diejenige der Nossa Senhora delMonte ob Funchalin Madera erinnert. Unter uns breitet sich auch ein grünes Thalbecken aus, das da, wo es ans Meer angrenzt, mit weissen, glän- zenden Häusern überdeckt ist, auch hier folgt weiter aussen ein Wald von Masten von Meerschiffen, weiter hinaus die blaue Fläche des Meeres und weit ins Meer auszreifende grüne Landzungen. Freilich muss die Phantasie hier noch gar vieles hinzuthun, um diess Bild jenem ähnlich zu machen; sie muss die Fläche des Meeres noch gar sehr vergrössern, muss eine gar viel reichere und üppigere Ve- getation herbeizaubern und über das Ganze den Glanz und Zauber eines mehr südlichen Himmels ausgiessen. — Die Umgebungen von Triest sind auffal- lend wenig cultivirt; mit wildem Busch- werk und jungem Wald bedeckte Ab- hänge rücken bis nahe an die Stadt heran und sind nur an wenigen Stellen von Landhäusern und Anlagen unter- I. Originalabhandlungen. brochen. Alle Interessen sind hier dem Handel und Schifffahrt zugewendet. Doch hat die Stadt ein recht schönes, von ei- nem Zürcher, Herrn Koch, gegründetes Museum, das Herr Freyer jetzt verwal- tet. Der botanische Garten dagegen ist ‚ganz im Verfall; der Director desselben Biasoletto und der Bürgermeister der Stadt Thomasini scheinen sich nicht gut zu verstehen. Die Gegend ist sonst zu botanischen Ausflügen ausgezeichnet gut gelegen. Schon der Gang auf den Mt, Spaecato führt uns eine Menge südli- cher Pflanzenformen vor, da sehen wir ganze Büsche von Eryngium amethy- stinum L., die Scabiosa graminifolia, Iberis umbellata L., Galium purpureum L., Campanula pyramidalis L., Satureia montana, Dianthus 'Seguieri, Echinops Ritro L., Plantago sericea W.K., Onos- ma stellulatum W. K., Potentilla hirta L., Euphorbia nicaeensis All. und von Sträuchern und Bäumen: die Mannaesche, Zizyphus aculeata, Rhus Cotinus, Colu- tea arborescens , Quercus Cerris u, a. m., daneben aber auflallender Weise auch Globularia cordifolia und Epilobium Do- donaei. Am 30. Morgens 7 Uhr verliessen wir Triest auf dem Dampfschiff Milano, das uns in 6 Stunden nach Venedig brachte. Die Abfahrt von Triest war ganz hübsch. Die Ausfahrt aus dem Hafen mit seinen vielen Schiffen, die Ankunft vieler Schiffe, die mit vollen Segeln herbeiflogen, das allmählige Zu- rückweichen und endliche Verschwinden der Stadt und der Buchten und Land- zungen Istriens brachten viele Ahwechs- lung, bis endlich alles Land aus un- serem Gesichtskreise verschwunden war. Doch es dauerte nicht lange und es tra- ten wieder niedere Küstenstriche aus der Wasserfläche hervor; hier und da konnte man auch Leuchtthürme unter- 173 scheiden und am fernen Horizonte tauch- ten die Thürme der Marcuskirche zu Venedig auf, Wir kommen der Stadt näher, doch müssen wir wegen der Sandbänke einen weiten Umweg nehmen, um beim Lido in den Bereich der Stadt zu gelan- gen. Um 1 Uhr rasseln die Ankerket- ten herunter und die schwarz angestri- chenen und mit schwarzen Tüchern über- deckten Gondeln umschwärmen unser Schiff. Bald schaukeln wir durch den Canale di St. Marco in einer solchen der Stadt zu und steigen unmittelbar aus der Gondel in unsern Gasthof zur Luna ein. So wären wir denn in dieser wun- derbaren Insel-Stadt angelangt, auch jetzt noch so eigenthümlicher Art, dass man Sich in eine ganz neue Welt ver- setzt wähnt. Ich enthalte mich, Dir von dem in seiner Art einzigen und an berühmten Kunstwerken so reichen Do- genpallast, dessen Anblick uns in das ferne Morgenland versetzt, von der überaus reich verzierten Marcuskirche, von den al- ten Pallästen, von den Kirchen mit ihren vielen Kunstschätzen und Dogengrab- mälern, von dem bunten, fröhlichen Le- ben auf demMarcusplatz, von den reich ausgestatteten grossen Theatern und ähn- lichen Dingen hier zu erzählen, ist diess alles doch so vielfach schon beschrieben worden und doch nie möglich, auch nur annähernd durch die Beschreibung den Eindruck in uns zu wecken, den die unmittelbare Anschauung auf das Ge- müth hervorbringt. Man muss dies ge- sehen und erlebt haben, um der eigen- thümlich freudigen und doch tief weh- müthigen Stimmung inne zu werden, in welche uns die Ueberreste einer gross- artigen Vergangenheit, die bei jedem Tritte in vollster Unmittelbarkeit zu uns spricht, versetzen. Wit staunen die Werke der Kunst an, bewundern die gros- sen Schöpfungen eines Gemeinwesens, 174 das auf so eigenthümlichen Grundlagen erbaut wurde; wir können uns an der Hand der vielen Bildwerke, die Kirchen und Säle schmücken, lebhaft in jene Zeit zurückversetzen und ihre Erlebnisse an unserer Seele vorüberführen, allein der Geist, der dies alles geschaffen hat, er ist von dieser Stätte geflohen ; Vene- ‘ dig ist nur noch ein grossartiges, wun- derbar schönes Grabmal, Dass eine Stadt, die so ganz eigent- lich aus dem Schlamm und Wasser auf- gestiegen ist und jedes trockene Stück Land mit grossem Kostenaufwand erobern musste, für Gartenkunst keinen Boden darbietet, liegt auf der Hand. Doch be- sitzt dieselbe einen nicht unansehnlichen botanischen Garten. Er liegt in der Nähe der prachtvollen, 11,000 Fuss lan- gen Brücke, welche seit 1845 die Stadt mit dem Festlande verbindet. Wir nah- men, um denselben zu besuchen, eine Gondel und fuhren den Canale grande hin- auf, welcher von Osten nach Westen in einer Zickzacklinie die Mitte der Stadt durchschneidet und an seinen Ufern die schönsten Paläste besitzt, fast alle noch im altvenetianischen Baustyle mit diesen Reihen von mächtigen Fenstern, deren schön gebaute Bogen die zierlichsten Ausfüllungen zeigen. Der Garten, den wir nach einer einstündigen Fahrt cer- reichten, ist auch auf ganz aufgefülltem Land angelegt, grössere Bäume gedei- hen daher daselbst nur an einer zu einem kleinen Hügel aufgetragenen Stelle des Gartens, da sie zu Grunde gehen, wie sie mit ihrem Wurzelwerk in drei Fuss Tiefe d. h. auf den See- grund hinabkommen. An jener erhöhten Stelle ist eine parkartige Anlage, die manche selteneren Nadelhölzer in schönen Exemplaren enthält, die Cedrus Deodora, atlantica und Libani, Araucaria imbricata, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. crocarpa Sibth. u, a. m. und bietet eine‘ interessante Aussicht dar, Die Eisenbahn- brücke, diein 222 Bogen das blaue Meer überspannt, die isola St. George, die in der Ferne mit ihrem hohen Thurme aus dem Meere aufsteist und in noch grös- serer Ferne die bläulichen Euganeischen Berge, die den Horizont bekränzen, bil- den einen gar interessanten Contrast ge- gen das Gewirre von Häusern und Ca- nälen, das auf der Stadtseite unserem Blicke begegnet. — Ein Theil des Gar-_ tens ist für Aufstellung einer Pflanzen- sammlung, nach Linneischem System ge- ordnet, bestimmt; welche für die beiden Gymnasien und die Gewerbschule be- nutzt wird; ein freilich nur kleines Ge- wächshaus beherbergt exotische Ge- wächse. Die Fettpflanzen und nament- lich Cacteen bilden den interessantesten Inhalt des Gartens. In der That sieht man da Exemplare von seltener Grösse; so Opuntia spinosissima über 20 Fuss hoch und in einer Masse von Aesten zerspalten, die von einem dicken eylin- drischen Stamm ausgehen; Cereus iner- mis und triangularis auch etwa 20 Fuss hoch; und ebenso den Cereus ramosus, lanıginosus, tortuosus, die Opuntia to- mentosa und ferox in mächtigen Exem- plaren; von seltenen Arten nenne ich | die Opuntia Picolominü, mit breiten, fast kreisrunden Stengelgliedern, Auch eine Yucca aloifolia von 24 Fuss Höhe | mit vielfach getheiltem Stamm, die: alle ı Jahre blüht, die Yucca abyssinica und | eine schöne Agave filifera Salm sind un- | serer Beachtung werth. Hier sah ich | auch zum ersten Mal den ächten Papy- | rus antiquorum mit den steifen, nicht herunterhängenden Blüthenständen, denn die bei uns ceultivirte Art ist durchge- hends Papyrus syriacus Parl. — Der Grund, warum in Venedig voraus die Cupressus torulosa Don, Juniperus ma- | Fettpflanzen eultivirt werden, liegt in I. Originalabhandlungen. der Schwierigkeit der Beschaffung des süssen Wassers. Alles, das nicht aus den Cisternen, in welchen das Regen- wasser sorgfältig aufgesammelt wird, bezogen werden kann, muss vom Fest- _ Jande hergeholt werden. Hier wurde ein Canal von der Brenta abgeleitet und wird 7 Meilen weit nach Muranzan ge- führt, wo das Wasser mit 'einem Fall von 3 Fuss durch drei Rinnen in die Brenta morta stürzt. Die Wasserschiffe fahren unter eine dieser Röhren und ha- ben in kurzer Zeit eine Ladung süssen Wassers, die nach der Stadt gebracht und dort verkauft wird. Auf diese Weise muss die ganze Stadt mit Trinkwasser versehen werden, das freilich schlecht genug ist und mit Recht sagt man da- her, dass ein Hauptmangel, der im Was- ser gebauten Stadt der Wassermangel sei. — Auffallend war mir zu hören, dass im vorigen Winter alle grösseren Lorbeerbäume erfroren seien; es sei die Kälte bis — 10° C, gestiegen, so dass die Lagunen sich mit Eis überdeckten und aller Verkehr stockte. — Eine zweite öffentliche Anlage ist an dem gerade entgegengesetzten östlichen Ende der Stadt, die giardini publici, welche 1810 angelegt wurden. Es ist indessen kein Garten, sondern eine Anlage mit Hecken von Jasmin, Rosen und Hibis- cus syriacus und mit Baumgruppen von Gleditschia, Melia Azedarach, Catalpa und Broussonetien. Gar schön ist aber hier die Aussicht auf Meer und Stadt. Vor uns liegt die isola di $. Giorgio maggiore mit ihrem schlanken rothen Glockenthurm und ihr gegenüber die riva delli Schiavoni, die schönste Seite Venedig’s, der Dogenpallast, die Pia- zetta mit ihren hohen Säulen, gekrönt mit dem Löwen des h. Marcus und dem h, Theodor, wie er das Crocodil tödtet, der Eingang des grossen Canales, ein- 175 gefasst von der majestätischen Kuppel der Kirche von S. Maria della Salute und anderseits der Palast Treves, und unmittelbar vor uns der Hafen, belebt von Schiffen aller Grössen; aber auch hier brivgen die kohlschwarzen todten- bahrenähnlichen Gondeln einen düster melancholischen Zug in das sonst so belebte Bild. Gerne wären wir länger in Venedig ‘geblieben, allein die Zeit drängte, daher wir nach 21/, Tagen unsere Weiterreise antreten mussten. Am 3. Oct. Morgens fuhren wir per Eisenbahn über die präch- tige Brücke dem Festlande zu. Dieses erscheint anfangs in flachen Salzmorä- sten, die aber jetzt stellenweise ganz mit blauen Büthen, von welchen ich die von Aster Tripolium und Statice Li- monium zu erkennen glaubte, bedeckt waren und es mich bedauern liessen, dass wir so schnell über sie wegflogen. Auf sie folgte Culturland, das indessen weithin so niedrig gelegen, dass jeder Acker mit einem Graben umgeben und durch die ausgeworfene Erde erhöht wer- den muss, um zur Kultur dienen zu können. Längs der Gräben stehen vor- züglich Weissweiden, während auf den Aeckern der Mais vorherrscht; doch sieht man nicht selten auch wit Sorg- hum bepflanzte Felder. Unser nächstes Ziel war Padua, der uralte Musensitz Oberitaliens, wo uns der Bürgermeister der Stadt, Ritter de Zigno, sehr freund- schaftlich aufnahm und uns mit den Merkwürdigkeiten derselben bekannt machte. Obgleich mir wohl bekannt war, dass Padua einen reichen botani- schen Garten besitze, hat derselbe doch meine Erwartungen weit übertroffen. Die Gewächshäuser sind zwar nicht gerade gross, enthalten aber viele interessan- tere Pflanzen; namentlich frente es mich hier manche neuerdings von van Linden 176 eingeführten Pflanzen zu sehen, so Cin- chona condaminea, C. purpurea und C. longifolia, die Bertholetia excelsa, Quas- sia amara, Artocarpus incisa u. a. m.; auch unter den Cacteen finden sich ei- nige seltenere Arten, so der sonderbare Echinocactus Mirbelii, der E. Williamsi und E. caespitosus und die mit langen, dünnen Warzen besetzte Leuchtenber- gia. Unter den Palmen zeichnet sich ein grosses Exemplar der Livistona chi- nensis (Latania) aus und eine schöne Oreodoxa regiaHumb. Von Pflanzen, die im Hause blühten, dürften die Impa- tiens Hookeri und J. Jerdoniae Wight, die Berberis Fortuni und die Aralia um- braculifera mit ihren orangefarbenen zier- lichen Blüthenstielen und jungen Früch- ten noch der Erwähnung werth sein; die Aussenseite des Hauses aber war stellenweise mit prächtig blühenden Exemplaren der Micania scandens und Ipomaea Learii bekleidet. Am meisten erfreuten mich indessen die Sträucher und Bäume des Freilandes des Gartens. Der innere Theil desselben ist von ei- ner kreisförmigen Mauer umgehen, längs derselben sind Beete angelegt und an der Sonnenseite mit exotischen Bäumen bepflanzt,, welche während des Winters eine Glasdecke erhalten, die an die Mauer sich anlehnt. Hier steht neben dem Eingang die berühmte Chamaerops humilis mit 12 Stämmen, die alle aus Einer Wurzel entspringen und eine pracht- volle Gruppe bilden. Sie ist unter dem Namen der palma di Goethe bekannt, weil die Betrachtung dieser Pflanze bei dem grossen Dichter zuerst die Idee der Pflanzenmetamorphose angeregt haben soll. Von weiteren Bäumen oder doch hohen Sträuchern, die hier in üppiger Fülle im freien Land stehen, nenne ich: Sarcococca laurifolia mit dickem Stamm, Ficus rubiginosa, Pittosporum viridiflo- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. rum, llex gigantea, Cineraria platanifo- lia, Rhus viminalis, Ceratonia siligua L., Podocarpus macrophylla, Tarchonan- thus camphoratus L., Eugenia floribunda, Olea undulata Jacq., Eucalyptus diver- sifolius, Cinnamomum Camphora, Laurus canariensis, Persea indica, Oreodaphne foetens, Olea excelsa, Jasminum azori- cum, Casuarina suberosa, Polygala myr- tifolia, Camellien, Araucaria excelsa und Ridolfiana, Dracaena Draco, Myrsine re- tusa, Calodendron capense, Tecoma au- stralis, Procopis juliflora De., Psidium montanum De., Royena lueida L. und Pistacia Lentiseus L, Kurz wir sehen, dass die Bäume und Sträucher, die wir in unseren sogenannten Orangerien über- wintern, in Padua zwar allerdings im Winter des Glasschutzes noch bedürfen, doch aber viel leichter durchzubringen sind und so auch üppiger gedeihen. Manche anderen aber halten ganz im Freien aus und werden da zu schönen, grossen Bäumen; unter diesen hebe ich vor allen die Magnolia grandiflora L. hervor, die in einem prachtvollen Exem- plare, das eben mit Früchten bedeckt war, im Garten steht und mich lebhaft an die Prachtexemplare erinnerte, die den Gärten Madera’s zu so grossem Schmucke dienen; auch die Cypressen, die Eriobotrya japonica, die Poinciana Gilliesii Hook., Podocarpus erenatus u. a. m, halten im Freien aus. Eine grosse Ginko biloba stand voll reifer Früchte, ebenso die Ilex balearica, Lagerströmia indica, Diospyros virginiana und Anona triloba, Die Früchte der beiden zuletzt genannten Bäume sind recht schmack- haft und namentlich der Diospyros dürfte sich auch bei uns zum Fruchtbaume eignen. Die Früchte haben die Grösse einer Pflaume und einen eigenthümlich angenehmen süssen Geschmack. In der Mitte des Gartens steht ein mächtiges Taf 495 Be a: alle 7% COLE = Dar, (dert AL CÜÜCHE GAdkecdal & Goa 7a ZB Bash Hi Farbendr v. A.Kolb.Nbg I. Originalabhandlungen. Exemplar von Platanus orientalis, das so alt wie der Garten, der 1545 von Franzesco Bonafede gegründet wurde. Bei uns sieht man diesen Baum nir- . gends, indem wir überall in Deutschland und der Schweiz nur Platanus oceiden- talis haben und zwar am häufigsten die Form, welche Willdenow als Platanus acerifolia aufgestellt und irriger Weise ihr Griechenland als Vaterland gegeben hatte. Von weitern grossen Bäumen des Arboretums nenne ich: Diospyros kaxi L. fil, und D. pubescens Purh., eine et- wa 90 Fuss hohe Gleditschia, eben so hohe Tulpenbäume und Ailanthen, und über hundert Fuss hohe americanische Nussbäume (Juglans nigra und J. oli- vaeformis). — Dass der Garten eine Sammlung von Freilandpflanzen zum bo- tanischen Unterricht besitzt, versteht sich von selbst. Dieselbe ist nach De- candolle’s System geordnet. Leider war der Direktor des Gartens, Professor Vi- siani, den ich in Wien kennen gelernt hatte, nicht in Padua anwesend; der treffliche Obergärtner Carolo Caslini hatte aber die Freundlichkeit mich in demsel- ben herumzuführen und mir auch das Museum zu Öffnen, wo eine interessante Sammlung fossiler Pflanzen vom Mt. Bolea und prachtvolle Blätter von vor- weltlichen Fieder-- und Fächerpalmen aufbewahrt werden. Die schönste Samm- lung fossiler Pflanzen besitzt indes- sen Herr von Zigno. Sowohl tertiäre als besonders solche von Rozzo, einer neu entdeckten Fundgrube oolithischer Pflanzen. Man sieht da nicht nur ganze Blattwedel von manigfaltigen Zamia- und Cyeas ähnlichen Pflanzen, sondern auch ihre Samen; ebenso Blüthen, Früchte und Zweige von eigenthümlichen unter- gegangenen Gattungen cypressenartiger Bäume (Brachyphyllum), wie neue For- men von Farrenkräutern. VI. 1857. 177 Wir verliessen Padua den 4. Octob. Nachmittags und langten auf den Abend in Vicenza an. Folgenden Morgens, es war ein schöner Sonntag, bestiegen wir den M. Berico, zu dessen Wallfahrts- kirche ein 2000 Fuss langer bedeckter Bogengang hinaufführt. Bei der Kirche und der wenig höher gelegenen Spitze des Hügels geniesst man eine überaus liebliche Aussicht auf die Stadt mit ihren Pallästen und Kirchen und auf das weite fruchtbare Gelände, das gegen Norden von einem Kranz von Bergen begrenzt wird. Auf der unabsehbaren Ebene lag ein Nebelschleier, so dünn und zart, dass er nur die Vertiefungen ausfüllte und die grünen Hügel, ja die höheren Baum- gruppen und Kirchthürme aus ihm her- vorragten. Wie die Sonne höher stieg, wurde er ganz weggezogen und die fruchtbarste Landschaft Italiens lag zu unseren Füssen. Als solche ist die Ge- gend von Vicenza wohl bekannt. Hier werden die Aecker zweimal des Jahres mit Mais bepflanzt, indem auf den Som- mermais noch der (Juarantino folgt; die Felder sind umgeben mit Maulbeerbäu- men, an welchen die Weinreben empor- ranken und öfter in langen Guirlanden von einem Baume zum anderen sich schlingen. So trägt dasselbe Land: Mais, Seide und Wein. Der letztere ist frei- lich von geringer Art, weil er eben hier nur ein Nebenprodukt bildet und mehr auf die Quantität als Qualität gesehen wird, Natürlich besahen wir in der Ge- burtsstadt des berühmten Palladio seine Meisterwerke, durch welche der neuer- wachte Enthusiasmus für griechische Kunst und Wissenschaft im 16. Jahr- hundert auch in der Baukunst seinen Ausdruck fand und auf das Aussehen der ganzen Stadt einen so wesentlichen Einfluss ausübte, dass man Vicenza die Stadt Palladio’s genannt hat. Besonders 12 175 interessirte mich das teatro olimpico, welches nach griechischem Muster er- baut, uns lebhaft die Einrichtung des griechischen Theaters vor Augen führt, um so mehr da wir hinter der Bühne, in Folge trefflicher Berechnung der Per- spektive, eine griechische Stadt zu er- blicken glauben. Mittags fuhren wir nach Verona, die- ser uralten Stadt, an welche so viele grosse Erinnerungen sich knüpfen, an die man sogleich gemahnt wird, wie man die Stadt betritt, wo uns ein wohler- haltenes römisches Amphitheater, das 25,000 Menschen fasst, an die römische Zeit gemahnt, der Schlossberg am lin- ken Ufer der Etsch, wo Dietrich’s von Bern (Theodorich) Burg war, die ural- ten Kirchen, zum Theil auffallend an un- sern Grossmünster erinnernd, das grosse gothische Denkmal der Scaliger und der alte Rathhausplatz uns mitten ins sa- genreiche Mittelalter versetzen, während die ganz neu angelegten Festungswerke, die alle Anhöhen rings um die Stadt krönen, uns zurufen, dass jetzt die östrei- chischen Adler Stadt und Land beherr- schen. Nachdem wir diese Merkwürdig- keiten uns angesehen und wie billig auch dem Haus der Capuleti einen Be- such abgestattet (denn wer könnte durch Verona gehen, ohne auch Romeo’s und Julia’s zu gedenken), wurde der Garten des Conte Giusti aufgesucht, berühmt durch seine schönen Cypressen, Wirk- lich sind da Bäume, die bis 125 Fuss Höhe erreichen und dabei ganz schlank und gerade bis zur Spitze; von der Form mit ausgespreitzten Aesten (Cu- pressus horizontalis) ist ein Exemplar da von 96 Fuss Höhe und 12 Fuss Um- fang, dessen Alter auf 1200 Jahr ange- geben wird. Auch sonst enthält der Garten manche schönen Bäume, sieht aber schmutzig und vernachlässigt aus. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Prächtig ist indessen die Aussicht, die man von dem Hügel des Gartens ge- niesst, indem man die ganze Stadt und ihre Umgebungen übersicht. In der Provinz von Verona liegt der Mt. Boleca, berühmt durch den Reich- thum an Versteinerungen, die uns auch Reste der Flora der eocenen Zeit auf- bewahrt haben. Schon in Padua hatte ich manche interessanten Arten kennen gelernt, die grösste Sammlung ist aber im Besitze des Prof. Massalongo in Ve- rona, welche zu sehen ich sehr gespannt war. Leider war dies aber nicht mög- lich, da Massalongo krank war, und zwar in seinem von der Stadt einige Stunden entfernten Landgute, so dass mir auch die Freude, diesen überaus thätigen Forscher, mit dem ich schon seit Lan- gem in geistigem Verkehre stehe, per- sonlich kennen zu lernen, versagt wurde. Auf den Abend fuhren wir am 6. Octob. nach Brescia. Bei Peschiera, der vielgenannter, im Mai 1848 von den Piemontesen eroberten Festung, erscheint der herrliche Gardasee, eines der schön- sten Juwele Oberitalien’s. Leider ge- stattete der schnelle Flug des auf der Eisenbahn dahineilenden Wagens nur einen flüchtigen Blick auf den grossen, von prächtigen Gebirgsformen eingefass- ten Wasserspiegel und die üppige Ve- getation, welche seine Ufer schmückt. Auch in Brescia sind die Berge in der Nähe; von dem Kastell, das wir folgen-' den Morgens bestiegen, übersieht man, nach Norden gewendet, eine lange Kette von Bergen, während nach Süden und Westen eine unabsehbare Ebene sich ausbreitet, grossentheils mit Maulbeer- bäumen bepflanzt, zwischen welchen Mais und andere Cerealien gebaut wer- den. Diese Ebene durchschneidet nach Westen die Eisenbahn nach Mailand, die uns folgenden Tags in diese Haupt- I. Originalabhandlungen. 179 stadt der Lombardei brachte. Wir blie- ben ein paar Tage dort und kehrten dann über Como, Lugano und den St. Gotthard in die Heimath zurück, wo wir Mitte October wohlbehalten wieder an- langten. Diese Reise von Como bis Luzern gehört unstreitig zum Schönsten, was wir auf der ganzen, langen Reise gesehen haben, und hat aufs Neue mir einen unendlich hohen Genuss gewährt; doch sind diese Gegenden Dir grossen- theils bekannt und ich will daher schlies- sen. Nur über die Gärten von Lugano noch einige Worte. Aus einem alten Kloster ist ein neuer sehr stattlicher Gasthof, Hotel du Parc gebaut worden, in welchem man sehr gut aufgehoben ist. Der dazu gehörende Garten ist erst neu angelegt, verspricht aber recht hübsch zu werden. In der Nähe desselben liegt der Garten Vassali, in welchem wir prachtvolle Lauben von Prunus lauroce- rasus L. erblicken; hier fand ich- aber ferner schön blühende Sträucher von Olea fragrans, dann Camellien und Gra- natbäume mit reifen Früchten, ein schö- nes Exemplar von Magnolia grandiflora, die Sterculia platanifolia, Viburnum Ti- nus, Eriobotrya japonica, Laurus nobilis, grosse Rhododendren und Azaleen; alle diese Pflanzen bleiben im Winter unbe- deckt oder es erhält jede doch nur einen Strohhut, der die Ausstrahlung vermin- dert und einigen Schutz gegen den Schneefall gewährt ; selbst die Orangen- bäume stehen im Freien an einer Wand, die im Winter zugedeckt wird. Dass die Cypressen, Cryptomeria japonica, Paulow- nia imperialis, Cuninghamia lanceolata u. a. m. prächtig gedeihen, versteht sich von selbst. Inden unvergleichlich schön gelegenen Garten des Herrn Ciani wurde ich durch die Herrn Stabile und Corrodi geführt, welch’ Letzterer durch seine an- muthigen Gedichte und Erzählungen sich auch in weiteren Kreisen bekannt ge- macht hat. Wir sehen in diesem Garten herrliche Baumanlagen, zum Theil die schon genannten Arten, aber auch Arau- caria imbricata und Arbutus unedo stehen hier im freien Lande, Zwischen den prächtigen Baumgruppen schauen wir hinaus auf die lieblich blaue Fläche des Sees, aus der an der rechten Seite der malerische Mt. Salvatore emporsteigt, während seine linke die Felsen des Mt. Caprino abgrenzen. So nahmen wir noch zum Schlusse unserer Reise recht lieb- liche Bilder in uns auf, die uns auch hier in dieser jetzigen winterlichen Na- tur noch erfreuen und die wohl auch in Dir mannigfache freundliche Erinne- rungen wecken mögen. Dass diese aber voraus um Deine schweizerische Hei- math sich eonzentriren mögen, wünscht und hofft Dein ganz Ergebener Oswald Heer. Zürich, Weihnachten 1856. I Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Magazine. 1) Calceolaria violacea Cav. (Baea viola- cea Pers.) Scerophularineae. — essante Kalthausstrauch wurde vor einigen Jahren durch Van Houtte zuerst bekannt ge- macht und verbreitet und findet sich jetzt Dieser inter- häufig in den Gärten auch unter dem Namen Jovellana punctata. Er ist in Chili ein- heimisch und bringt in den ersten Sommer- monaten seine niedlichen hellblauen, im Schlunde auf gelbem Grunde roth punktirten Blüthen in reicher Fülle. (Taf. 4929.) 12 * 180 2) Ahododendron blandfordiaeflorum Hook. fil. Wieder eine von den eben so zahlreichen, als werthvollen Einführungen des Dr. Hooker, der diese höchst interessante Art in dem östlichen Nepal und den Sikkimbergen entdeckte, wo sie in einer supramarinen Höhe von 10—12000 Fuss, in Thälern wie auf Bergkuppen nicht selten vorkommt. Das Rh. blandfordiaeflorum bildet dort einen schlanken, verzweigten, aber spärlich belaubten Strauch, oft mit sehr schönen Blumen, die an verschie- denen Pflanzen sehr verschiedene Färbung, ja selbst auch verschiedene Gestaltung zeigen, so dass man leicht in Versuchung kommt, diese unter einander so verschiedenen Formen als gute Arten zu trennen, während das Vor- handensein deutlicher Uebergangsforwen keine andere Alternative zulässt, als sie als sehr nahe verwandte Pflanzen zu betrachten. — Wird bis 8 Fuss hoch und gleicht in der Tracht dem Rh. einnabarinum, und wird wie diese Art, im Himalaya für gifig für Ziegen und Schafe gehalten. Der Rauch des bren- nenden Holzes verursacht Anschwellen des Gesichtes und Augenentzündung. Blätter lan- zeitlich, zugespitzt, unterhalb rosibraun- schülfrig, 2—3 Zoll lang; Blüthenköpfe 5—10 blüthig; Blumen hängend, kurz gestielt; Kelch- zipfel sehr klein, der obere zuweilen verlän- gert und pfriemlich; Korolle fleischig, trichter- förmig, mit verlängerter walziger Röhre und länglichen, stumpflichen oder gespitzten Lap- pen. Die Blumen variiren in der Länge von 1 bis zu 2!/, Zoll, und in der Farbe von einem hellen, krankhaften Grün zu einem lebhaften Ziegelroth; oft sind sie halb grün und halb roth. Die Formen mit ziegel- oder orange- rothen Blüthen sind natürlich für den Blumen- freund die werthvollsten ; sie erinnern in Form und Färbung an die so schönen und leider so seltenen Blandfordia-Arien, und daher der specifische Name. (Taf. 4930.) 3) Ribes subvestitum Hook. et ÄArn. Gros- sularieae. — In Californien einheimisch, blühte dieser Strauch bei Herren Veitch und Sohn in Exeter und Chelsea im freien Lande im April und Mai, und die Fuchsien ähnelnde Blüthenform, sowie Grösse und Färbung der Blumen zeichnen ihn vortheilhaft aus und Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. machen ihn zu einer nicht unwillkommenen Beigabe zu den blühenden Ziersträuchern. Das Verdienst seiner Einführung gebührt wieder dem eben so glücklichen als unermüdlichen Lobb. — Ein Strauch mit starren, stacheligen Aesten; Stacheln nebenblattständig, zu dreien oder vieren, von mitllerer Länge; Blätter klein, herzförmig, 3—5 lappig, kerbig gezähnt, oben kahl, unten leicht behaart; Blattstiele drüsig behaart; Blüthenstiele tragen 2 bis 3 hängende Blumen und zwei gegenständige, ovale, drüsig-gerandete Bracteen. Kelchröhre länger als der drüsig behaarte Fruchtknoten, mit 5 langen, zurückgeschlagenen, dunkel purpurfarbigen Segmenten, die mit einzelnen Reihen von Haaren besetzt sind; Petalen breit keilförmig, nicht halb so lang als die Kelch- zipfel, von-fast rein weisser Farbe; Staubfäden hervorstehend, fast zwei Mal länger als die Petalen, kahl. (Taf. 4931.) 4) Rhododendron camelliaeflorum Hook. fil. Diese Art liefert wiederum ein Beispiel der wunderbaren Mannigfaltigkeit in der Tracht und der ganzen äusseren Erscheinung, die in der ganzen, jelzt so ausgedehnten Gatlung Rhododendron vorherrsch. Mit Ausnahme von Rh. pendulum,, einer kleineren noch nicht eingeführten Art kann Rh. camelliaeflorum mit keiner anderen, Blüthenform und Habilus ver- eint, verglichen werden; das Laub ähnelt in vieler Hinsicht dem von Rh. Maddeni und einnabarinum,, und die Korolle, was Form betrifft, dem Rh. lepidotum. Diese Art kommt im Himalaya in einer Höhe zwischen 9—12000 Fuss vor, entweder epiphylisch wachsend auf hohen Bäumen oder in lichteren Wäldern am Boden und auf Felsen. Sie ist in die Gärten unter dem Namen Rh. theaeflorum gekommen. — Stengel 2—6 Fuss lang, von der Dicke einer Gänsefeder; Zweige, Blüthenstiele, Kelch, Fruchiknoten, Blaitsiiele und untere Blatiflä- chen dicht bedeckt mit rostfarbigen, runden Schülfern. Blätter 2—3 Zoll lang, dick, le- derig, elliptisch, lanzetllich, zugespitzt; Blü- ihen einzeln oder zu zweien, kurz uud dick gestielt, mit breiten, gewimperten Deckblät- tern; Kelchzipfel gross, breit-länglich , stumpf. Korolle rein weiss, oder leicht rosa ange- haucht, von sehr dicker Textur, mit kurzer Röhre und flach ausgebreitetem Saum. 16 I. Staubgefässe mit gewimperten Staubfäden. Griffel kurz, dick und gekrümmt; Ovarium 40 fächerig. Mehr von bolanischem Interesse, (Taf. 4932.) 5) Heterotropa asaroides Morr. et Decne. - (Asarum virginicum Thunb.) Aristolochieae. — Durch Dr. von Siebold bei seiner Rückkehr von Japan eingeführt und in belgischen Gärten als Asarum japonicum ceultivirt. Eine sonder- bare perennirende Pflanze, frostfrei zu durch- wintern, die ihre krugförmigen, dunkel pur- purgrün gefärbteu Blumen im April und Mai entwickelt. Rhizomen wie bei Asarum euro- paeum, verzweigt und knotig, an den Spitzen der Verzweigungen zwei lang gestielte, tief herzförmige, ganzrandige Blätter tragend, die wie bei den Cyclamen schön weiss gefleckt und gezeichnet sind. An der Basis der Blatt- sliele erscheinen die nickenden Blumen auf sehr kurzen Stielen. Blüthenhülle zusammen- gedrückt, kugelig, nahe dem Grunde verengt, und an der heller gefärbten, runzeligen Mün- dung stark zusammengeschnürt; der Saum be- steht aus 3 grossen, breit eirunden, stumpfen, flach ausgebreiteten Lappen. Die innere Flä- che der Blüthenhülle ist mit zelligen Verlie- fungen bekleidet. Staubgefässe 12, mit fast sitzenden Antheren. Fruchiknoten kurz und dick , halb-oberständig, 6fächerig; Narbe aus 6 grossen horizontal ausgebreiteten Strahlen bestehend. — Hält wahrscheinlich ganz im Freien unter leichter Deckung aus, oder wird in weiten, flachen Töpfen in einer reichen Lauberde gezogen und im Kalthause oder im frosifreien Kasten durchwintert. (Taf. 4933.) 6) Agave Celsii Hook. Amaryllideae. — Eine schöne Art, wahrscheiulich von Mexico stammend und leicht kenntlich an den blau- grünen Blättern, die mehr gewissen Aloe-Arten gleichen, als denen einer Agave. — Stamm fehlend, oder schr verkürzt, Blätter 11,—2 Fuss lang, verkehrt-eirund-lanzeitllich, oben plötzlich stark verschmälert und lang gespilzt, am Rande stachlig-gezähnt, blass blaugrün. Blüthenschaft 4 Fuss hoch, ganz mit pfriem- lichen Bracteen besetzt, die nach unten zu breiter und blattähnlicher werden. Blülhen- ähre länglich, unverzweigt. (Taf. 4934.) 7) Rhododendron Brokeanum Low. Neue Zierpflanzen. Eine | gegliederten Stengeln auszuwachsen ; 181 cum zunächst verwandt, die Mr. Low auf Borneo entdeckte und beschrieb, und welche dann von der Firma Veitch et Sohn durch ihren Reisenden Th. Lobb eingeführt wurde, Die von der genannten Firma auf den vor- jährigen Ausstellungen in London eingesandten blühenden Exemplare erregten viele Sensation, — „Nie werde ich,‘ — sagt Mr. Low, — „mein erstes Begegnen dieser prachtvollen Pflanze vergessen: sie wuchs epiphylisch auf einem Baume in feuchter Schlucht; die grossen Blü- thenbouquets von dem reichsten Goldgelb leuchteten im Sonnenlicht; der Wuchs war gracil, ‘die Blätter gross. Die Wurzeln sind dick und fleischig, nicht faserig wie bei den terrestrischen Arten. Sie ist selten und kommt in vielen Formen vor, bei denen die Blumen ‘grösser und mehr oder weniger roth gefärbt sind. Hohe Bäume in feuchten Wäldern sind die bevorzugten Standorte dieser Art.“ — Zweige dick, dunkel purpur gefärbt; Blätter 6—9 Zoll lang, länglich-lanzettlich, spitz, le- derartig, kahl, oberhalb dunkelgrün, die untere Seite wenig blasser, mit einzelnen kleinen Schüppchen, Blattstiel sehr kurz und dick; die endständige Blüthendolde locker, vielblumig; Kelch fehlend, Korolle von dicker, fester Textur, glockig-trichterförmig, Röhre verlängert; am Grunde erweitert, gegen die Mündung hin fast glockig, der grosse, 5lap- pige Saum abstehend und wellig-gekräuselt. Staubfäden 10, der Röhre gleich lang, con- vergirend, Fruchtknoten 5fächrig, länglich, filzig, am Grunde von einer ringförmigen, 10lappigen fleischigen Scheibe umgeben. Kul- tur wie Rh, javanicum im temperirten Warm- hause. (Taf. 4935.) 8) Dendrobium amboinense Hort. Rollis- son. — Orchideae. — Wurde durch Herrn Henshall von Amboyna an die Herren Rollis- son eingesandt und blühte zuerst im Juni 1856 im Orchideenhause in der Gärtnerei die- ser berühmten Firma in Tooting bei London. Die blatttragenden Scheinknollen sind nur 3 bis 4 Zoll lang, spindelförmig und kantig, einblättrig; das Blatt terminal, länglich, spitz, kaum lederartig. Die Scheinknollen scheinen später ihr Blatt abzuwerfen, und zu dünnen, diese herrliche, gut markirte Art, dem Rh, javani- | sind unten vierkanlig und an der Basis ver- 182 diekt und tragen nahe am Gipfel seitlich die gepaarten Blumen von rahmweisser Farbe und kurzer Dauer. Die Sepalen und Petalen sind kaum in Grösse, Form und Farbe zu unter- scheiden, sie sind linealisch-lanzeillich und sehr lang, und erinnern an die Brassia-Arten; die Lippe ist verhältnissmässig schr kurz, 3- lappig, die seitlichen Lappen eiförmig abge- rundet zusammengeneigt, der miltlere pfriem- lich und ziemlich weit vorgezogen. Eine sehr interessante Art durch ihre abweichende Blü- thenform, wenn auch nicht als schön zu em- pfehlen. (Taf. 4937.) 9) Pelargonium Endlicherianum, Fenzl. — Die Gattung Pelargonium glaubte man lange Zeit nur auf das Cap der guten Hoffnung als ausschliessliche Heimath angewiesen, wo sie durch zahlreiche Arten repräsentirt ist, allein in den letzten Jahren haben auch Süd-Austra- lien und die Südseeinseln einige Arten gelie- fert und ganz neuerdings erhalten wir vom westlichen Taurus die obige ausgezeichnete und anch als Zierpflanze werthvolle Species. — Wurzelstöcke dick und vielköpfig, Stenge] aufrecht, unverzweigt, wie die ganze Pflanze, fein weichhaarig, an den Knoten leicht aufge- trieben ; Blätter wenige, die Wurzelblälter lang gestielt, die Stengelblälter auf kürzeren Stie- len, beide herzförmig-undeutlich 5-Iappig, grob gezähnt; Nebenblätter klein, fast 3-eckig, braun, dünnhäutig. Die vielblumige Blüthendolde endständig, lang gestielt, mit grossen, ansehn- lichen , tief rosarothen Blumen. Kelch 5 aus- gebreitete, lanzeitliche Sepalen ; Blumen durch die grosse Ungleichheit der Petalen sehr aus- gezeichnet: die beiden oberen Petalen sehr gross, aufgerichtel, verkehrt herzförmig , wellig gerandet, mit 5 verzweigten, dunkelpurpurro- then Adeın geziert, die drei unteren sehr klein, rudimentär, kürzer als die Sepalen, länglich, stumpf und genagelt, so dass sie auf den er- sten Blick ganz zu fehlen scheinen. Wird wahrscheinlich ganz im Freien ge- deihen, sonst aber auch sehr schön zur Topf- eultur. Vermehrung durch Samen und Thei- lung des Wurzelstockes. (Taf. 4946.) 40) Moricandia Ramburii, Webb. (Bras- sica morieandioides Boiss. Cruciferae. — Webb und nach ihm auch Boissier fanden diese nied- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. liche ausdauernde Staude in den Bergen von Granada (Spanien) in einer snpramarinen Höhe von 2 — 3000 Fuss, gewöhnlich in Felsspal- ten wachsend. Sie steht der M. avensis L. sehr nahe, ist dennoch hinlänglich verschie- den, besonders durch die längeren und brei- teren Schoten, die nur eine Reihe Samen ent- halten, und jeder Samen doppelt so gross als bei der M. arvensis. Stengel 1 — 2 Fuss hoch, verzweigt, unten verholzend. Blätter graugrün, die unteren die grössten, breit ver- kehrt- eirund, gestiell, die Stengelblätter neh- men allmählig an Grösse ab und sind sitzend, die obersten werden klein und herzförmig-stengel- umfassend, alle sind kurz gespitzt. Die lilaro- then Blumen in langer, reichblüthiger Traube. Vermehrung durch Samen. (Taf. 4947.) 11) Galypea macropkylla St. Hil. (Eryihro- chiton macrophyllum Hort.) Rutaceae. Eine brasilianische Pflanze, in den Warmhäusern grösserer Gärten schon zu finden, und weni- ger wegen ihrer Blumen, als ihres schönen, grossen Laubes und statllichen Wuchses we- gen zu empfehlen. Der gerade , meist unver- zweigte schlanke Stamm trägt am Gipfel pal- menähnlich die Blatikrone. Blätter elliplisch oder elliptisch-länglich, bis 1 Fuss lang, stumpf, fast lederarlig, am Grunde abgerundet, kahl, unterhalb durch sehr kleine braune Drüsen fein punktirt; Blatistiel lang, stielrund, am Grunde und an der Spitze, wo das Blait ein- gelenkt ist, angeschwollen. Blüthensliele ober- winkelständig, seitlich, aufrecht, länger als die Blätter, die hellröthlichen oder weissen Blu- men zu ?2— 3 zusammengestellt, in einer un- terbrochenen Traube. Staubgefässe 7, von denen meistens nur 2 fruchtbar und in der Kronröhre eingeschlossen, die andern aber, pfriemenförmig verlängert, weit hervorstehen. Vermehrung durch Abschneiden der Köpfe, die in sandige Erde in kleine Töpfe gesteckt, bei einer guten Bodenwärme und unter Glas- glocken geschlossen gehalten , ziemlich leicht sich bewurzeln. (Taf. 4948.) 12) Hyperieum oblongifolium Choisy. Hy- perieineae. — Ein wahrhaft schöner, aus- dauernder (in England wenigstens, hoffentlich aber auch bei uns), Strauch mit immergrünen Blättern und grossen, ansehnlichen goldgelben Blumen, im nördlichen Indien, im Nepal und II. Neue Zierpflanzen. Himalaya in einer Höhe von 6—12000 Fuss einheimisch. Durch William Lobb eingeführt und bis jetzt im Alleinbesitz der Herren Veitch und Sohn, wird aber hoffentlich bald seinen Weg in jeden Garten finden, wo er im Vor- grunde von Gesträuchparlhieen seinen passend- sten Platz erhalten wird. — Reichblühende, schöne neue Sträucher sind immer selten und daher doppelt willkommen, denn es sind Pflan- zen „for the million“ wie dieEngländer sagen, auch in den kleinsten Gärtchen bürgern sie sich ein, überall finden sie freudige Aufnahme !— Diese neue Art von Johannisstrauch bildet ei- nen niedrigen, ziemlich dichten Busch mit rolhbraunen holzigen Zweigen. Bläller 2—4 Zoll lang, immergrün, eirund oder fast läng- lich, sitzend, stumpf, fein durchscheinend-punk- tirt, oberhalb dunkelgrün, unterhalb blaugrün. Doldentrauben gross und endständig, 2—J3ga- belig verzweigt, mit kleinen Blätlern an den Verzweigungen. Kelch mit 5 verkehrt-eirun- den, concaven, am Grunde verwachsenen Se- palen, am Rande fein gezähnelt. Die Blumen haben fast die Grösse und Gestalt einer gelben, einfachen Rose; Petalen fast abgerundet, mehr oder minder ungleichseitig, am Rande fein gezähnell; Staubfäden sehr zahlreich, 5-brü- derig, Griffel 5 frei, an der Spitze übergebo- gen. (Taf. 4949.) 13) Agave striata Zuce. Amaryllideae. Der Garten in Kew erhielt diese Art von Real del Monte in Mexico. Sie ist ohne Zweifel der A. geminiflora Gawl., unter dem falschen Namen Bonapartea juncea in den Gärlen all- gemein verbreitet, nahe verwandt, aber den- noch ganz varschieden. Habilus ganz wie bei der genannten Art; Blätter 2—2'/, Fuss lang, aus breiter Basis linealisch, sehr starr, in eine braune hornige, scharf stechende Spitze auslaufend, graugrün, mit ziemlich dicht ge- stellten parallelen Linien gezeichnet und der Rand durch ‚sehr feine Sägezähne schärflich anzufühlen; die Blätter derA. geminiflora sind dagegen bekanntlich ungestreift, glaltrandig und viel weicher und schlaffer. Der centrale Blü- ihenschaft wird 4--6 Fuss hoch und endet in einer langen Achre sehr dicht gestellter Blü- ihen. Unterhalb der Blüthenähre ist der Schaft mit zahlreichen abstehenden , langen fadenför- migen oder pfriemlichen Schuppen besetzt; 183 diese sind Deckblätter, ohne Blüthen; denn in der Aehre finden wir diese Deckblältter wie- der, nur kürzer und grün gefärbt. Die kleinen, grünlich gelben Blumen sind paarweise gestellt und sitzend. (Taf. 4950.) 14) Pachyphytum bracteosum Klotsch. Unter den jetzt so sehr vernachlässigten Fett- pflanzen eine der auffallendsten und interes- santesten, von Mexico stammend und mit Echeveria zunächst verwandt. Bildet eine fast strauchige, sehr dickfleischige, ganz hell blaugrüne Pflanze, der kurze dicke Stamm mit den runden Narben der abgefallenen Blätter gezeichnet; die breiten, fleischigen, dicken Blätter verkehrt eirund, stumpf gespilzt, oben leicht concav, unten convex, in Rosellen ge- stell. Blüthenstiele seitlich, aufrecht, ein Fuss oder mehr lang, mit einzelnen kleinen Blättern besetzt, DBlüthen in einer einseitswendigen, eirca 6 Zoll langen, übergebogenen Achre, die sich beim Abblühen aufrichtet. Bracteen breit, herzförmig, dickfleischig , dachziegelig gestellt, am Grunde pfeilförmig. Der fast zoll- lange, glockige Kelch in 5 eirund-längliche dickfleischige , blaugrüne ungleiche Segmente tief eingeschnitlen. Krone 5-blätterig, Petalen aufrecht, abstehend, länglich , gespilzt: der breite Nagel in zwei stumpfe gelbe Oehrchen endend, die Platte schön hochroth. (Taf. 4951.) b) Abgebildet in Belgique horticole, 15) Oncidium Limminghei Ed. Morren. Diese niedliche neue Art blühte zum ersten Male im August 1855 im botanischen Garten zu Lüttich, sie stammt wahrscheinlich von Ca- raccas. Dr. Lindley, dem sie eingeschickt wurde, erkannte sie ebenfalls für neu, und lässt sie mit dem zunächst verwandten O0. Pa- pilio eine eigne Seclion bilden, die er Glan- duligera nennt, weil sie an der Griffelsäule kammförmige, drüsentragende Anhängsel oder Ochrchen haben. Rhizom kriechend, auf nack- tem Holze wachsend, mit dicht und zweizeilig gestellten, länglichen,, flach gedrückten, runz- ligen, einblättrigen , kleinen Scheinknollen. Blätter 1 — 1!/. Zoll lang, eilörmig-länglich, stumpf , mit kleinem Muero, schärfllich anzu- fühlen , rothbraun marmorirt, Blüthenschaft dünn, etwa 6 Zoll hoch, 1 — 3blüthig. Se- 184 palen , die oberen mit den Petalen gleich an Form , Grösse und Färbung, eirund, stumpf, leicht wellig gerandet, auf gelblich grünem Grunde breit braun gefleckt, die beiden seitli- chen Sepalen bedeutend kleiner und matter gefärbt. Lippe gross, goldgelb mit roth ge- fleckt; Seitenlappen gross, abgerundet, der milt- lere verlängert, nieren-verkehrt-herzförmig. — Cultur auf nacktem Holzklotze aufgehängt im feuchten Warm- oder Orchideenhause. ec) Abgebildet in Flore des Serres. 16) Dircaea bulbosa ß lateritia subalba Hort. — Gesneriaceae. Eine bereits längere Zeit gekannte aber verhältnissmässig seltene Abart, deren Blumen eine eigenthümliche und zarte Färbung , ein helles Lachsrosa, fast ins Incarnat spielend, zeigen. Sie unlerscheidet sich von der Varietät lateritia durch d# et- was hellere Färbung und durch den aufrech- ten Blüthenstand. (Taf. 1122.) 17) Trichosacme lanata Zucc. Asclepia- deae. — Ein zarter kletternder Strauch, mit Ausnahme der Korolle, an allen Theilen in eine dichte, weisse, flockige Wolle gehüllt; Blätter oval-herzförmig, stumpflich oder gespitzt, Blüthen in doldigen Köpfchen; der Blüthenstiel bogenförmig gekrümmt ; die kleinen Blumen sind schwarz-violett, mit hellerem Auge, der flachausgebreitete, sternförmige Saum aus 5 ova- len Lappen bestehend, die an der Spitze ein fadenförmiges, fein braunvioleit behaarles An- hängsel tragen. Diese leichten, federartigen Anhängsel verleihen dem Blüthenköpfchen ei- nen besonderen Schmuck und lassen die Gat- tung Trichosacme leicht erkennen. Analoge Bildungen scheinen unter den Asclepiadeen nicht vorzukommen, dagegen finden wir sie unter den Cucurbitaceen bei Trichosanthes und ganz besonders entwickelt bei der Hodgsonia heteroclita; unter den Apocyneen bietet der Strophanthus dichotomus ähnliche fadenförmige Anhängsel. Eine sehr interessante Pflanze, wahrscheinlich aus Mexiko stammend und schwer zu cultiviren, da sie sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit und die kurzen, trüben Wintertage ist. — (Wir sahen sie vor etwa 6 Jahren bei Van Houtte in Blüthe, er besass nur ein einziges Exemplar, ein zweites befand sich damals in der Knight'schen Gärtnerei in Chelsea, in beiden Gärten ging sie zurück und Sartenflora Deutschlands und der Schweiz. es ist sehr fraglich, ob sie heute noch ir- gendwo lebend existirl, ausser im Vaterlande, von wo sie hoffentlich bald wieder einwandern wird. — (Taf. 1123.) 18) Tecoma grandiflora Delaunay. (Big- nonia grandiflora Thunb.) Bignoniaceae. — Nahe verwandt mit der bekannten, schönen Bignonia radicans, aber noch weit schöner; denn die Blumen sind von doppelter Grösse und lebhafter, leuchtend orangeroth mit gelb gefärbt. Stammt von Japan und China, wäh- rend B. radicans in Nordamerika häufig ist und daher unsern Winter besser erträgt, woher es auch kommt, dass die prächtige B. grandiflora, obgleich seit Anfang dieses Jahrhunderts ein- geführt, noch so selten in grossen, blühenden : - Exemplaren in den Gärten vorkommt. B. gran- diflora unterscheidet sich am leichlesten (durch den Blüthenstand,, in einer lockeren weitläufi- gen Rispe, durch die langgestielten Blumen, den kantigen Keleh und die grössere, weite, fast glockenförmige Kronenröhre,, während B. radicans einen dichtgedrängten Blüthenstand, kurzgestielte Blumen, einen runden Kelch und fast walzige Kronenröhren besitzt. Die B- grandiflora verlangt einen schr warmen, son- nigen Standort an geschützter Lage, wie an Gebäuden oder Mauern und kann durch Ab- lesen, durch Wurzelstecklinge oder durch Propfen auf B. radicans vermehrt werden. (Taf. 1124—25.) 19) Sonerila margaritacea Lindl. Mela- stomaceae. — Wir bitten, die Beschreibung dieser schönen Pflanze auf S. 100 und 101 im Jahrgange 1855 nach zu lesen. Die Cultur betreffend, bemerkt Van Houlte, dass es noth- wendig sei zu ihrer üppigen Entwicklung , sie ähnlich wie die Anoectochilus-Arten zu behan- deln, und mit einer Glasglocke zu bedecken, die etwas gelüftet wird. Man pflanzt sie in eine sandige Lauberde, mit starker Scherben- unterlage und vermehrt sie durch Stecklinge, die in einem guten Warmbeete bei mässiger Feuchtigkeit leicht anwurzeln, oder auch durch Samen. (Taf. 1126.) 20) Limnanthemum Humboldtianum Gri-. seb. (Menyanthes indica Aubl., Villarsia Hum- boldtiana Kunth.) Gentianeae. Eine im südlichen Amerika sehr weit verbreitele Was- serpflanze , die von Mexiko bis hinunter nach 2 Q, ; T7D> > BprH- EB erghesete GoreIees l ar Gbosen Iohhoid 6 [ GC AeS0 00 Moveclirdhl ) Farbendr. v: A. Kolb. Nbo. I. Neue Zierpflanzen. Montevideo die langsam fliessenden Gewässer ziert, aber erst ganz neuerdings durch Herrn Moore, Director des botanischen Gartens in Glasnevin bei Dublin, lebend eingeführt wurde. Referent fand sie daselbst auf einer Geschäfts- ‚reise im Sommer 41854 im Bassin des dorli- gen Victoriahauses, zugleich mit einigen ande- ren für unsere Aquarien neuen Einführungen (Nymphaea Amazonum und N. ampla) und Herr Moore halte die Güle, dem Van Houtte’- |ı schen Etablissement davon abzutreten, von wo aus die continenlalen Gärten sie erhielten. — DasLimnanthemum Humboldlianum hat in der Art des Wachsthums grosse Aehnlichkeit mit der bekannten grossgelb blühenden Limnocha- ris Humboldtüi; die Blumen sind allerdings be- deutend kleiner, aber nicht minder schön in ihrer Art: rein weiss mit lief gelbem Centrum und am Rande sehr fein fiederig zerschlitzt, sehr zart und zierlich. Blätter herzförmig- kreisrund von langen Blattstielen getragen; die Blattstiele zeigen, wenn sie völlig ausge- bild&t sind, an ihrem oberen Theile eine An- schwellung, aus der 10—12 lang geslielte Blu- men nach einander hervortreten und zu glei- cher Zeit entwickell sich an der gleichen Stelle eine Knospe, die rasch Wurzeln und Blätter ‚treibt und bald, obgleich noch immer mit der Mutterpflanze verbunden, als ganz selbsiständiges Gebilde Blüthen und neue Pflanzen erzeugt, so dass eine einzige Pflanze unter günstigen Umständen in sehr kurzer Zeit eine grosse Wasserfläche mit ihrem safliggrünen Laube voll- kommen bedeckt. Für Aquarien sehr em- pfehlenswerth. (Taf. 1128.) 21) Lonicera sempervirens speciosa, Carriere. (L. Magnevillei Hort. belg.) Lonicereae. — Eine sehr reichblühende Schlingpflanze mit dünnen, kahlen Zweigen; Bläiter kahl\ breit oval, am Grunde verwachsen, an der Spitze verschmälert, oberhalb glänzend grün , unter- halb stark blaugrün. — Die schönen, hoch- rothen, innen orangefarbenen Blumen stehen in reichblumigen, kurzen, ährenförmigen Trauben. Die Korellenröhre lang, nach oben zu allmälig er- weitert; Saum fastregelmässig aus 5 fast gleichen, wenig geöffneten Zipfeln bestehend. — Nicht zu verwechseln mit der Lonicera Magnevillea der französischen Handelsgärtner, die Herr Carriere als Varietät zu L. Caprifolium (L. 185 Caprifolium paueiflorum Carr.) zieht, und die nichts gemein hat mit der vorliegenden Arl, Die Blumen dieser Abart sind sehr wohlrie- chend, weisslich mit violeit gestreift und ver- waschen und beim Abblühen hell gelb wer- dend; sie sind unregelmässig rachenförmig, tief gespalten; die untere Lippe schmal, zurück- geschlagen, die obere gross, A-spaltig. — (Taf. 1129.) 22) Lariv Kaempferi Carr. (Abies Kaem- pferi Lindl.) Coniferae. — Diese kürzlich ein- geführte Species wurde von Dr. Lindley als Abies-Art beschrieben, gehört aber nach Herrn Carriere, dem Verfasser eines vortrefllichen Werkes über die Coniferen*), zu den wahren Lerchentannen. Er sagt von dieser neuen Art, dass sie auf den ersten Blick allerdings Aehnlichkeit hat mit einigen Abies-Arten, je- doch sich schon durch die allgemeinen Cha- raktere des Wachsthums unterscheidet. Die Zweige sind alternirend oder zerstreut, ausge- breitet und oft zurückgeneigt; die Rinde an ausgewachsenen Zweigen ist violettgrau, an jungen Trieben blaugrün und kahl. Blätter 4!p —2 Zoll lang, 1'Jr —1 Linie breit, dünn, weich, flach, von einer vorspringenden Mit- telrippe durchzogen, grün oben und unterhalb heller bläulichgrün, zugespitzt. Die Blätter der kleinen Aestchen stehen in Bündeln und sind gewöhnlich kürzer als die. der Endtriebe, die wechselständig oder zerstreut stehen. 23) Pinus sylvestris fastigiata Carr. Eine Abart der gemeinen Föhre, die sich durch die dünnen, grade aufgerichteten Aeste und den dadurch bedingten schlanken, pyramidalen Wuchs sehr auszeichnet. Wurde vor Kur- zem in der Gehölzschule im Boulogner Hölz- chen bei Paris unler einer Anpflanzung von P. sylvestris gefunden und hatte bei 12 Fuss Höhe kaum anderthalb Fuss Durchmesser, so gedrängt aufrecht stehen die Zweige. (E.0.) d) Orchideen, abgebildet in Xenia Orchidacea von Reichenbach fil, 24) Cattleya/Farscewiczii Rehb. fl. (Taf. 31). Durch Warscewiezin Neu-Granadain einer See- höhe von 6—-8000 Fuss gesammelt und lebend a ue *) Trait& des Coniferes, par M. Carriere, Chef des Pe£pinieres au Mus. d’hist. natur. de Paris, 186 eingeführt, Eine wahre Prachtpflanze. Schein- knollen walzenförmig, ungefähr so lang als das spilzen-ständige, länglich-bandförmige Blatt. Die Blume hat nahe an 5 Zoll im Durchmesser, ist weiss helllila, mit purpur himmelblau überhauch- ter Lippe, an derem’Grunde ein 2 lappiger scharf begränzter Goldfleck, von dem einige Goldli- nien verlaufen. Sepalen keil-lanzettförmig, Pe- talen aus keilföürmigem Grunde oval-rhom- boidisch. Lippe nach vorn verkehrt- herzför- mig, wellig. Die Pflanze ist würdig, den Namen unseres unermüdlichen Freundes zu tragen. 25) Brassia Gireoudiana Achb. fl. (Taf. 32). Schon erwähnt. Eine ausgezeichnete Art, mit sehr grossen Blumen (9 — 10 Zoll im Durchmesser), deren Hüllblätter sehr lang und schmal, die wie die aus schmälerem Grunde stumpf 3-seilige Lippe auf goldgelbem Grunde rothbraun gezeichnet. Aus Costa Rica. 26) Oncidium Kramerianum Rchb. fil. (Taf. 33). Schon erwähnt. Sehr schön. Beide Pflanzen sind bekannten tüchligen Cultivaloren gewidmet, die der Gartenwelt wohl bekannt. — 27) Aspasia lunata Lindl. (Taf. 34). Eine Uebersicht der Gattung zeigt 6 Arten. Die A. lunata ward aus Brasilien eingeführt und von Lindley im Bot. Reg. und in Paxt. Flow. Gar- den I. beschrieben. Blumen zu 1—?2 spitzen- ständig, grün, braunroth gefleckt; Lippe weiss, gelblich und blaugrün nuaneirt und ein aus bläulichen Flecken bestehendes Querband. — In den Gärten in mehreren Formen verbreitet. 28) Renanthera matutina Lindl. und R. micrantha Bl. (Taf. 35). Eine Uebersicht der Arten der Gattung Renanthera zeigt 11 Arten. Der R. matutina gedachten wir schon, und die andere Art ist noch nicht in Cultur. _ 29) Oncidium reflerum Lindl. u. O. cae- sium Achb. fill. — Der Verf. unterscheidet hier diese beiden Arten. Wir haben schon be- merkt, dass im hiesigen Garten eine Miltelform blühete, weshalb beide wohl wieder vereinigt werden müssen. 30) Epidendron fruter Rchb. fil. (Taf. 37). Aus den Gebirgen Mittelamerika’s. Dem E. frigidum nahe verwandt und noch nicht in Cultur. — 31) Centropetalum Warscewiczii Rchb. Fl. (Peru. Stengel mit linearen Blättern ?reihig besetzt). Nasonia conantkera Rchb. fil. (Peru). Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. N. Myrtillus Rchb. fil. (Pasto). Alle auf Ta- fel 38 und noch nicht in Cultur. 32) Lockhartia (Taf. 39, 40). Eıne Ueber- sicht der Gattung Lockhartia zeigt 10 Arten. Als neu sindabgebildet: Z. pallida Rchb. fil. (Columbien, in Cultur). Z. goyazensis Rchb, il. (Goyaz. Nicht in Cultur). Z. lunifera Achb. fl. (Brasilien, in Cultur). L. Weigelti Rchb. Ji. (Surinam. Nicht in Cultur). L. partheno- comos Rchb. fil. (Caracas, in Cultur). Z. Oer- stedtii Rchb. fil. (Costa Rica, nicht in Cultur). L. micrantha Rchb. fil. (Veragua, nicht in Cultur). L. mirabilis Rchb. fil. (Chiriqui, nicht in Cultur). Die dicht aufliegenden zweizeiligen reitenden Blätter und die kleinen gelben Blu- men characlerisiren die Lockharlien leicht. Sie haben unter einander grosse Aehnlichkeit und gehen in den Gärten gemeiniglich als Fernan- dezia. — 33) Colax jugosus Lind!. (Taf. 41.) (Ma- xillaria jugosa Lindl.). Eine noch seltene, wenn gleich schon lange in Cultur befindliche Or- chidee, von der Tracht einer Warscewicziella, Die zierlichen grossen Blumen sind grünlich und die Petalen mit lasurblauen Punkten. Blühete bei Senator Jenisch in Hamburg. 34) Sobralia Ruckeri Lind. et Rchb. fil.; (Taf. 42). Aus einer Seehöhe von 5—6000 Fuss vom Hrn. Linden aus der Provinz Ocana ein- geführt und ein schönes Seitenstück zu den andern Sobralien. Erdorchidee mit kräfligem Stengel, länglichen zugespitzten festen Blättern. Der fast 1 Fuss lange Blüthenstiel ist knieför- mig hin und her gebogen und entwickelt die grossen purpurfarbnen Blumen aus der Achsel kurzer spitzer Deckblätter. Lippe rautig fächer- förmig, vorn kraus gelappt. 35) Stanhopea ecornuta L. fil. (Taf. 43). Der Verf. zieht jetzt die Gallung Stanhopeas- trum wieder ein und vereinigt diese eigen- thümliche Art, wo die schuhförmige Lippe nur aus einem Stücke besteht, und keine Hörner trägt, mit Stanhopea. Lippe weisslich, mit gelb- licher Unterlippe. Eine Bearbeitung aller be- kannten Arten der Gattung Stanhopea schliesst den einlässlichen Artikel. Von Warscewiez entdeckte diese in deutschen Gärten nun ver- breitete, höchst interessante Pflanze in der Nähe von Guatemala. Lindley hatte sie für II. Neue Zierpflanzen. eine Monstrosilät erklärt, dem wiederspricht Reichenbach aufs Bestimmteste. 36) Selenipedium Schlimiü Rchb. fil. (Taf. 44). Schon erwähnt. 37) Brassia Keiliana Rchb. fil. (Taf. 45.) “ nebst der Far. tristis, einer Form mil grün und braun gefärbten Blumen. Schon erwähnt. 38) Coelogyne Thuniana Achb. fll. (Taf. Schon erwähnt. 39) Miltonia Regnelli Rehb. fil. (Tafel 47). Aus Brasilien eingeführt. — Schöne Art mit länglichen zweischneidigen Scheinknollen und linear-bandförmigen, an der Spitze ge- meiniglich ungleichen Blättern. Blüthenschaft achselständig, länger als Blätter und gemeinig- lich dreiblumig, Bracteen sehr kurz. Blume 2 Zoll im Durchmesser mit abstehenden Blät- tern. Sepalen länglich-lanzettlich, die seitlichen unter sich und mit dem Lippengrunde wenig verwachsen. Pelalen verwachsen, länglich, spitz, wie die Sepalen weiss. Lippe keilför- mig, verkehri-geigenförmig, vorn ausgerandet mit zwischengestelltem Spitzchen, und von auseinanderlretenden erhabenen Längsvenen durchzogen, blau-purpur. Es ist ebenfalls Uebersicht und Beschreibung aller bekannten Miltonien beigegeben. - 40) Epidendrum pentadactylum Rechb. fil. und E. Fieji Rchb. fil. (Taf. 48). Zwei neue nicht in Cultur befindliche mit Stengeln ver- sehene Arten. | € 41) Lepanthes otostalix Achb. fill. L. cyanoptera Rchb. fil. L. capitanea Rchb. fil. L. ruscifolia Rchb. fil. L. erinacea Rchb. fil. (Taf. 49). Ausser der Beschreibung dieser 5 neuen kleinblumigen, in der Tracht Pleuro- thallis verwandten Arten ist eine höchst ver- dankenswerlhe Uebersicht und Beschreibung aller Arten dieser Gattung gegeben, deren Zahl sich bereits auf 35 beläuft. Tafel 50 giebt ferner die Abbildungen von L. Schiedei Rechb. fl. L. avis Rehb. fill. L. Lindleyana Oerstedt. L. Pristidis Rehb. fil. L. Turialvae Rchb. fil. L. aquila Borussiae Rchb. fil. L. andrenoglossa Rchb. fil. und L. Wageneri Rchb. fil. 42) Epidendrum Friderici Guilelmi Rchb. fi. (Taf.-51). Eine Prachtpflanze, die Wars- cewiez bei 6—8000’ überm Meer in Peru ent- deckte. Mit E. sinuosum zunächst verwandt. Blätter keilförmig verkehrt- oval, stumpf. Die 46). -durch eine fleischige, 187 Blumen bilden auf der Spitze eines kräftigen Stengels eine reichblumige mächtige Traube, deren Spindel wie Blumen lebhaft karmoisin- roth gefärbt sind. Sepalen bandförmig spilz. Petalen linear, zugespitzt. Lippe 3lappig, mit abgerundeten Seitenlappen und zugespitziem Mittellappen. — Ist in England in Cultur. 43) Epidendrum Humboldti Achb. fil. (Taf. 52). Eine Prachtpflanze, werih des Man- nes, dem sie gewidmet. Von Wagner aus Co- lumbien eingeführte Exemplare finden sich im Garten des Herrn Keferstein. Dem E. atropur- pureum W. verwandt. Scheinknollen stehen auf einem dicken Stengel, sind zylindrisch- eonisch, und tragen‘ 2—3 Blätter. Blätter keil- förmig-länglich. Die grosse Blüthenrispe spitzen- ständig. Die herrlichen Blumen ähneln in der Färbung einer Laelia pumila und halten 2!/, Zoll im Durchmesser. Sepalen länglich, nach oben verdünnt. Blumenblälter keilförmig-oval, in der Mitte breiter, wie die Sepalen schön karminonrolh. Lippe mit der Säule bis zur Mitte verwachsen, 3lappig, mit kleinen drei- eckigen Seitenlappen und grossen im Quer- durchmesser ovalen Mittellappen, der gezähnelt und köstlich dunkel karminpurpur; am Grunde 7 nach vorn gesägte Leisten. — 44) Epidendrum Pseudepidendrum Rchb. fill. (Taf. 53). Von Warscewicz an Bäumen am Chiriqui- Vulkan entdeckt [und noch nicht in Cultur. Reichenbach zieht die von ihm früher aus dieser Prachtpflanze gebildete Gat- tung Pseudepidendrum (spectabile) wieder ein. Ebenfalls eine Pflanze mit beblättertem Sten- gel. Blumen spitzensländig, gross, grün, mit fä- cherförmig ausgebreileter scharlachrother Lippe- 45) Miltonia candida Lindl. Var. Jeni- schiana Achb. fil. (Taf. 54). In Cultur bei Jenisch in Hamburg. Blumen noch einmal so gross als die der gewöhnlichen Form, 4/, Zoll im Durchmesser, hellgelb und dunkel braun- roth gross gefleckt, oder Flecken zusammen- laufend. Lippe weiss. 46) Chrysocyenis Schlimii Linden Rchb. fil. Taf. 55. Neue von Linden in ÖOcana ent- deckte Gattung, die mit Trigonidium zunächst verwandt. Unterscheidet sich letzterer schmal bandförmige, von Lippe, mitspilzem eingebogenem Vorderstück, das am Grunde beiderseits ein gerundetes 188 Oehrchen trägt. — Ein aufrechter Stengel der zweischneidige ovale Scheinknollen, Scheiden und grosse länglich -ovale zugespitzte Blätter und achselständige ockergelhe, 1°/ Zoll im Durchmesser haltende, braun punktirte Blumen trägt. Wird durch Linden wohl bald in Cul- iur kommen. 47) Epidendrum varicosum Batem. (Taf. 56.) (E. leiobulbon Hook. E. quadratum Kl. E. Lunaeanum A. Rich.) Zur Abtheilung En- eyelium gehörig. Die flaschenförmigen Schein- knollen tragen linien - bandförmige Blätter. Die mittelgrossen zimmetbräunlichen Blumen mit gelblicher Lippe stehen in 'spitzenständiger Traube. Aus Mexiko und Gualemala in Cul- tur eingeführt. 48) Epidendrum phymatoglossum Rchb. fil. u. E. chiriquense Rchb. fll. (Taf. 57). Beide aus der Abtheilung Ecyclium und noch nicht in Cultur, das erstere aus Mexiko, das zweite vom Chiriqui Vulkan. Ohne besondere Schön- heit. — 49) Pachyphyllum Pasti Rchb. fill. P. distichum H. B. RK. P. Serra Rchb. fil. (Taf. 58). Vier neue Arten der sonderbaren, früher mit Maxillaria vereinigten ‘Gallung Pachyphyl- lum, mit dicht zweizeilig beblätterten Stengeln. Alle aus Amerika und nicht in Cultur. 50) Hexadesmia crurigera Lindl. HA. ste- nopetala Rchb. fill. H. micrantha Lindl. (Taf. 59), Drei kleinblumige Orchideen Centralame- rika’s, die noch nicht in Cultur sind. 51) Restrepia Lansbergü Achb. fill. A, erythroxrantha Rchb. fil. R. Wagener! Rchb. (Taf. 60). Drei neue Restrepien aus Colum- bien, von denen nur die erstere in Cultur ist. Das oberste Sepalum der letzteren, ist nebst den Petalen carmoisin, das unterste Sepalum weiss mit carmoisinfarbenen Fleckchen. Lippe gelb mit purpur Flecken. “ 52) Pleurothallis perpusilla Achb. fil. (Panama). P. riphochila Rchb. fil. (Merida). Pl. crassifolia Rchb. fil. (Mexico). Stelis Por- pax Rchb. fil. (Caracas). Alle auf Tafel 60. Kleinblumige Orchideen, von denen nur die vorletzte in Cultur. 53) Laelia purpurata Lindl. Var. prae- terta. (Taf. 61). Eine Abart dieser herrlichen bereits erwähnten Orchidee mit an der Spitze weisser Lippe. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 54) Selenipedium Boissierianum Achb. fil. (Taf. 62). Es ist dies das Cypripedium gran- diflorum Pav. Eine prächtige Pflanze mit gros- sen Blumen, weissen grün geaderten Sepalen und roth grün und gelb nuaneirten Petalen und Lippe. 55) Odontoglossum Hallii Lindl. (Taf. 63). Eine schöne ansehnliche Pflanze aus Lima, mit grossen gelben braun gefleckten Blumen und weisser braun gefleckter Lippe. Noch nicht in Cullur. 56) Oncidium micropogon Rchb. fl. (Taf. Von uns schon abgebildet. 57) Oncidium) Pardalis Rechb. fl. (Taf. 63). Kleinblüthige Art, mit hellgelben braun punktirten Blumen. Aus La Guayra. Bei Hr. Keferstein in Cröllwitz in Cultur. 58) Zycomormium squalidum Rehb. fil. (Taf. 64). Schon erwähnt. Lindley nahm die Gattung nicht an. Von Endlicher zu Anguloa gezogen, in den Gärten als Peristeria fuscata gehend. 59) Pescatorea cerina Rchb. il. (Taf. 65). Tracht der Warscewicziellen. Grosse weisse 3 Zoll im Durchmesser haltende Blume. Lippe goldgelb, mit violettem (nach der Abbildung, die Beschreibung nennt die Lippe goldgelb) der Länge nach gefurchtem Vorderlappen. Eine von Warscewiez auf dem Chiriqui Vul- kan bei 8—10,000 Fuss Seehöhe entdeckte und lebend eingeführte Prachtpflanze. 60) Batemania Meleagris Rchb. fl. (Taf. 66). (Hunileya Meleagris Lindl.). Ein zwei- zeilig mil zungenförmig spitzen Blättern be- setzter Stengel. Grosse achselständige Blume, die innerhalb glänzend bräunlich-kastanienfar- big mit 2 gelben Flecken in der Mitte der Petalen. Die rhomboidische Lippe und Säule weiss. — Obgleich schon lange aus Brasilien eingeführt, dennoch in Cultur sehr selten. Auf dem Continent wohl nur bei Senator Jenisch und Consul Schiller. 61) Odontoglossum Oerstedii Achb. fil. (St. Juan). Odontoglossum myrianthum Achb. fl. (Peru) (Taf. 68). Zwei nicht in Cultur befindliche Arten. - 62) Oncidium Boothianum Rechb. fil. (Taf. 68). Aus Caracas von Karsten und Wagener eingeführt. Blumen °/a Zoll im Durchmesser in 2 Fuss langer Rispe, hochgelb und am 63). I. Neue Zierpflanzen. Grund der Sepalen braun. Ovale zusammen- gedrückte Scheinknollen. Bandförmige Blätter. Sepalen länglich-keilförmig. Petalen wenig schmäler. Lippe am Grunde beiderseits mit abgerundeten ohrförmigen Lappen, nach vorn ‚stark ausgebreitet. 63) Oncidium cheirophorum Rchb. fil. (Taf. 69). Durch Warscewicz bei 8000 Fuss auf dem Chiriqui-Vulkan entdeckt und lebend nach Europa gesendet. Eirunde zusammengedrückt- zweischneidige Scheinknollen. Lineal zungen- förmige Blätter. Blüthenrispe länger als Blät- ter. Blumen klein, doitergelb mit grünlich an- gehauchten Sepalen. Lippe 3lappig, mit fast gleichen abgerundeten Lappen, von denen der vordere vorn ausgebuchtet und die seitlichen nach hinten gerichtet abstehen. 64) O. lentiginosum Rchb. fil. (Taf. 10: Durch Wagener an Hrn. Keferstein aus Vene- zuela eingesendet. Blumen in Rispe oder Traube blassgelb, mit kleinen braunen Punk- ten, 1 Zoll im Durchmesser. (E. R) e) Beschrieben in verschiedenen Gartenschriften. 65) Acampe intermedia Rchb. fil.; Or- chideae. — Verwandt der A. multiflora; die Gestalt der Blumen gleicht der A. papillosa, die Blätter sind kürzer, riemenförmig, an der Spitze gleichmässig zweilappig. Die Blüthen- traube kurz, doldenförmig. Lippe mit einer behaarten Furche zwischen den Seitenlappen; der Mittellappen oval, spitz, höckerig. Die kleinen Blumen sind gelblich mit rolhbraunen Binden. Lippe weiss mit rothen Fleckchen. Eine Mittelbildung zwischen den genannten Arten, die Bastardseher (!) für einen Bastard erklären würden. Blühete bei Consul Schiller. 66) Anthugonium gracile Wall; Orchi- deae. Eine noch schr seltne Pflanze, welche in der Gärtnerei des Hrn. G. Blass zu Elber- feld in diesem Jahre zum erstenmale in Eu- ropa blühete *). Die Blülhen erscheinen in schlaffen Trauben, sind schön purpur und so *) Wir werden bald Näheres über diesen ausgezeichnelen Garten berichten. Besonders ausgezeichnet sind da die Baumfarren, die in jungen kräftigen Exemplaren zu verhältniss- mässig sehr niedrigen Preisen dort abgegeben werden. 189 gross als die der Compareitia falcata. Steht nach Reichenbach’s Ansicht der Coelogyne zu- nächst. Merkwürdig ist die Blumenbildung dadurch, dass die dünne Blülhe mit dem Fruchtknoten ein Knie bildet, sowie dass die Perigonalblätter in eine Röhre verwachsen sind. 67) Pholidota crotalina Rchb. fil. Der Ph. imbricata zunächst verwandt. Blumenblät- ter aber lanzettlich; der Mitiellappen der Lippe herzförmig und abgerundet, an der Spitze mit kleiner Ausrandung. Die Griffelsäule gerandet, mit an der Spitze zweilappigem Flügel, wel- cher am Grunde wie an der Spilze breiler. Eine Traube ockergelber Blumen. Blühte bei Con- sul Schiller und ward von diesem aus Java eingeführt. 68) Coelogyne viscosa Achb. fil. Blühete bei Booth in Flottbeck und ward von diesem aus Oslindien eingeführt. Der C. flaceida Lindl. verwandt und durch das linear-lanzeltliche Blatt verschieden, so wie durch die ausserhalb gekielten linearen zugespilzien Sepalen, wel- che wenig schmaler als die Petalen, durch die Lippe, deren Mittellappen halboval, spitz und kurz, und endlich durch den klebrigen Frucht- knoten. Blumen weiss. Seitenlappen der Lippe braun gestrichelt. 69) Cleisostoma Cumingü Rehb. fil. (Sac- colabium Cumingii Hort.). Eine Pflanze von Aussehen und Farbe der Renanthera. elongata. Blumen honiggelb, Blüthenhüllblätter dunkel- braun eingefasst. Blumen zweimal so gross als die des Saccol. mieranthum. bildet einen stumpfen Sack. Consul Schiller. 10) Cleisostoma Wendlandorum Rchb. fil. (Cl. callosum Rchb. in Bonpl. Pomatocalpa spicatum Kuhl et Hasselt). Den Herren Wend- land in Herrenhausen gewidmet. 71) Aerides falcatum Lindl. (Aevides Lar- pentae Hort... Steht dem Aerides crispum zunächst, während dieser aber im Grunde des Mittellappens 2 Buckel trägt, finden sich bei Aerides falcatum zwei eckige Vorsprünge, welche nach vorn in lange Kiele auslaufen. Mittellappen der Lippe beiderseits stark nach unten umgeschlagen, die Seitenlappen schmä- Der Sporn Blühete beim ‚ler als bei A. crispum. Blühet beim Herrn Schiller in Hamburg und Reichenheim in | Berlin. 190 712) Sarcanthus ornithorhynehus Rechb. fil. Eine neue Art, die bei Hrn. G. Blass in Elberfeld blühete. Blumen klein grün. Dem S. Walkeriae verwandt. Blatt bandlörmig, an der Spitze unregelmässig zweizähnig. Rispe schlank. Sporn stumpf, kegelförmig. Seiten- lappen .der Lippe zurückgedrückt. Mittellappen dreieckig, eingeknickt. Schnabel vogelartig. 73) Sarcanthus armeniacus Rchb. fl. Von Hrn. Schiller aus Sierra - Leone eingeführt. Blüthentraube zurückgekrümmt , dichtblumig, - Blatt bandförmig, stumpf zweizähnig. Sporn eingekrümmt, niedergedrückt, an der Spitze ausgebreitet, zurückgedrückt ausgerandet, an der Spitze verbreitert und ausgerandet. Die hintern Lappen der Lippe 3seitig, aufrecht, mit fast dreiseiligem Miltellappen, oberhalb der lanzeitförmigen Scheibe mit einem ?2hörnigen Kiel gedeckt. 74) Sarcanthus pugioniformis Achb. fil. (Angraecum pugioniforme Kl.). Blühete im Bot: Garten bei Berlin, Hr. Bouche erhielt sie aus England. Verwandt dem S. oxyphyllus Wall. Eine robuste verlängerte Blumentraube, Sporn spitz, konisch, an der Spitze klein zwei- zähnig. Die Seitenlappen der Lippe halboval, nach vorn spitz; Mittellappen triangelförmig mit quadralischer, beiderseits ausgerandeter Schwiele. Eine Laubpflanze von kräfliigem Wuchse. Blüthenhüllblätter grüngelb, mit je 2 braunen Streifen. (Nach einem Artikel: Garten - Or- chideen vom Hrn. Prof. Reichen- bach fil. in der Allg. Griztg.) 75) Dircaea Blassi Rgl.; Gesneriaceae. — Die Flore des serres giebt jelzt Taf. 1140 — 4142 eine Abbildung der prächtigsien aller eigentlichen Gesnerien, der D. Blassü, vor 14 Jahren schon vom Bot. Garten in Zürich ein- geführt. Herr Planchon bemerkt, dass er die Beschreibung dieser Pflanze vergeblich in der Garlenflora gesucht habe. Es hat dieses seine Richügkeit, denn der Referent beschrieb sie schon im Jahrgange von 1846 der Schweizeri- schen Zeitschrift für Gartenbau (bei Meyer- Zeller in Zürich), einer Zeitschrift, in der der Unterzeichnete vom Jahre 1843 —1851 seine Erfahrungen niederlegte, die aber hauptsäch- lich nur in der Schweiz ihre Verbreitung fand. Garienflora Deutschlands und der Schweiz. Diese Prachtpflanze ist nach Herrn Blass genannt, einem Kaufmann jetzt in Zürich, da- mals in Rio, der dem Züricher Garten die Knollen aus Rio einsendele. Wir wiederholen hier einfach, was wir da- mals über jene Pflanze sagten: Von allen bekannten Gesnerien ist diese die schönste. Sie treibt Stengel bis 1 Fuss hoch und blühet in einer mehr als 1 Fuss langen, überaus reichblumigen Rispe, so dass an einer Rispe oft 40 Blumen zugleich geöffnel sind. Die Stengel sammlarlig, mit kleinen abstehen- den Haaren sammtartig besetzt. Die untern Blätter lang gestielt, der Blattsliel an den obeın Blättern allmählich an Länge abnehmend und die obersten Blätter sitzend, alle gegen- ständig, aus herzförmigem Grunde oval, zuge- spitzt, gekerbt. Die obersten, am Grunde der Blüthen befindlichen Blatipaare sind stiellos, fast kreisrund. Blumen zu3—6, in den Ach- seln der Blüthenblätter in einer reichblumigen Rispe. BJülhenstiele so lang als die Blume, dicht drüsig behaart. Kelchzipfel aus lanzeit- lichem Grunde pftiemlich zugespitzt. Blumen röhrig, fast 3 Zoll lang, aussen fein behaart, am Schlunde bauchig aufgeblasen, seitlich zu- sammengedrückt und abgestulzt. Die obere Lippe °/, Zoll lang, 2spaltig, die untere sehr klein, zurückgeroll. Die Farbe der Blume prächtig scharlach, am Grunde mit 2 augen- arligen braunen Flecken. Steht der D. faucia- lis, Cooperi und Houltei zunächst, Von D. faucialis (welche von D. bulbosa durch die Form der Kelchzipfel gut geschie- den, und nicht nach Klotzsch’s Vorgange mit dieser vereinigt werden kann), unterscheidet sich unsere Pflanze nur durch grössere fast runde Blätter des Blüthenstandes, durch lang- geslielte Blälter und viel reichblumigeren Blü- thenstand. Es dürfte daher in Frage kommen, ob die D. Blassii nicht blos als eine ausge- zeichnete Unterart der D. faucialis zu betrach- ten sei. (E. Regel.) 16) Gymnogramme pulchella Hort. Ein aus dealschen Gärten in England eingeführles Farrenkraut. Die ovalen Wedel 3—Afiederig. Fiederblälter abwechselnd, aus breiterm Grunde lanzettlich. Fiederblättchen oval, tief fieder- schnitlig oder fiedertheilig; Lappen an der Spitze gemeiniglich 2lappig. Fruchthäufchen II. Neue Zierpflanzen. linear, oft gabelig getheilt. Stammt wahrschein- lich aus Süd-Amerika. Ein zarles elegantes Farrenkraut mit dunkelgrünen grossen Wedeln. (Gard. Chron. mit Holzschnitt.) 77) Hymenophyllum dilatatum Sw. Ein ‚anderes zierliches Farrenkraut aus Neu - See- land und Java. Wedel oval, zugespitzt, 3mal fiederschniltig; die ersten Theilungen oval- lanzettlich mit breitlinearen, verlängerten Spilzen- lappen. Die linearen Lappen tragen auf der Spilze das kreisförmige Involucrum, welches das: Sporenhäufchen umschliesst. Die Wedel werden bis 2 Fuss lang und sind an den Spitzen grazil herabgebeugt. (Gardn. Chron.) 78) Thyrsopteris elegans Finze. Ein Far- renkraut von der Insel St. Juan Fernandez, das 8 Fuss lange Wedel bildet, welche viel- Iheilig zusammengesetzt sind. Die sterilen We- del mit keilförmig -lanzeitllichen, stumpflichen, gesägten letzten Theilblättchen. Die fruchtba- ren Wedel bestehen nur aus der Rhachis, die wie der sterile Wedel vieltheilig zusammen- gesetzt ist und auf der Spitze der lelzten stielförmigen Theile die von einem kugeligen Involucrum umgebnen Fruchthäufchen trägt. (Gardn. Chron. mit Holzschnitt.) 79) Clerodendron scandens Pal. Beauv. Ward im Hamb. Bot. Garten aus Samen erzo- gen, der aus Sierra Leone einging. Ein klet- ternder Strauch mit aus herzförmigem Grunde eilörmigen zugespitzien weichhaarigen Blättern. Blüthenrispen achselständig, Blumen weiss mil bellroth. Geruch schwach. \Warmhauspflanze, (Hambrg. Griz.) 80) Nymphaea amazonum Mart. et Zuce. Blühete in diesem Sommer im Aquarium des Hambrg. Bot. Gartens. Die Blumen öffnen sich Abends erst nach 9 Uhr und schliessen sich am Morgen. Die als Nymphaeca blanda aus Erfurter Gärten, sowie die als N. nocturna vom Dubliner Garlen verbreitete Pflanze ge- bören zu N. amazonum.. Auch im hiesigen (Petersburger) Garten blühete die Pflanze, nur Schade, dass man von den grossen weissen Blumen wegen der nur bei Nacht staltfinden- den Blüthezeit gar keinen Genuss hat. 81) Dielyptera peruviana ‘Juss. (Justicia peruviana Vahl. Bot. Mag. t. 430). Zwei bis drei Fuss hohe Warmhauspflanze. Stengel mit angeschwollenen Gelenken. Blätter kurz ge- auf den Spitzen der Zweige. 191 stielt, oval-lanzettlich, weichhaarig. Blumen gross, blassviolelt, zu mehreren in achse!stän- digen Büscheln. Im Winter Standort im Warm- haus, im Sommer im Kalthaus oder im Freien, (Hambrg. Grtztg.) 82) Tecoma velutina D. C.;, Bignoniacene. — Eingeführt durch Skinner aus Guatemala. Das weichhaarige Laub gleicht dem einer Esche und grosse gelbe Blüthentrauben stehen Es ist diese Pflanze sehr willig im Blühen. Junge, kaum jährige Pflanzen blühen im Warmhaus, und im Vaterland deckt sich der Strauch während eines grossen Theils des Jahres mit Blumen. (Gard. Chron.) 83) Ceanothus integerrimus Hook. et Arn.; Ahamneae. In Cultur und Eigenschaf- ten mit C. thyrsiflorus, azureus etc. verwandt. Blätter dünn, oval, 3nervig, kahl, ganzrandig. Blumen in Rispen, rein weiss. Stammt aus Californien. (Gard. Chron.) 84) Leptodactylon californicum Hook. et Arn.; Polemoniaceae. — Ein lieblicher niedri- ger Strauch aus Californien, der für eine der werthvollsten Einführungen der neuesten Zeit gehalten wird. Die grossen einem Phlox subulata ähnli- chen Blumen besitzen ein liebliches rosarothes Colorit, welches Jedermann angenehm ist. Entdeckt ward diese Pflanze durch Douglas und eingeführt durch den Sammler des Herrn Veitch, Hrn. W. Lobb. Bildet einen kleinen verästelten Strauch mit fingertheiligen kleinen Blätiern, deren 5—7 Lappen pfriemlich. Die Blumen stehen auf der Spitze der kurzen Seilenzweige in den Achseln der Blätter, welche sie ganz ver- decken. Beniham ziehet diese Pflanze mit zu Gilia. Ueber die Cultur ist noch nichts be- kannl, doch dem Vaterland nach zu urtheilen, wird sie bei uns zu den harten Kalthauspflan- zen gehören. Bis jetzt ist sie noch im Allein-. Besitz des Herrn Veiteh. — (Galeotli Journ. d’hort. pratique, März 1856 mit Abbildung.) 85) Hypoxis natalensis Kl. Hypoxideae. — Eine neue Hypoxis aus Port Natal mit gelben Blumen. Eingeführl durch Hrn. Niet- ner in Schönhausen. (Allg. Grizlg.) 86) Ansellia gigantea Rchb. fil.; Orchi- deae. — Aehnlich der An. africana, nur sind 192 die Blumen kleiner und blasser als bei dieser und der Mittellappen der Lippe schmaler. Lind- ley bezweifelt, dass sie von A. africana gut unterschieden sei. Aus Port Natal. (Gard. Chron.) 87) Echeveria nuda Lindl.; Crassulaceae. — Eine niedliche neue Echeveria, die die Horticultural-Societiy aus Mexiko einführte, wo sie am Orizaba durch Herrn Boitero gefunden ward. Der aufrechte kahle Stengel ist mit zerstreuten, verkehrt-ovalen, kurz gespilzten Blältern besetzt, welche undeutlich gekielt. Blumen roth, in langer nackter spitzenständi- ger Blülhenähre. — Verwandt mit E. coceinea, die schmalere Blätter und zwischen den Blu- men blattartige Bracteen trägt. 88) Fuchsia paniculata Lindl'; Onagra- riae. — Eine mit F. arborescens nah ver- wandte Art, welche durch Skinner aus Guate- mala eingeführt und durch Veitch in der Zu- sammenkunft der Horlicultural - Gesellschaft ausgestellt ward. Sie charakterisirt sich durch ovale oder verkehrt-ovale, fast gezähnte Blät- ter, welche wie der pyramidenförmige Blü- thenstand durchaus kahl sind. Die Blumen sind kleiner, weinroth und in Massen dennoch schön. Blumenblätter abstehend, linear-keil- förmig, halb so langals die Kelchröhre. Narbe kopflörmig Alappig. (Gard. Chron.) 89) Pholidota suaveolens Lindl. — Eine ephylische Orchidee, deren Vaterland unbekannt ist. Scheinknollen konisch, stumplkanlig, zwei- blättrig. Blätter länglich. Blumentraube auf- recht, hin- und hergebogen, 10blumig. Blu- men entfernt-gestellt. Bracteen linear, zusam- mengewickelt, länger als der Blüthenstiel, bald abfallend. Sepalen oval, fast gekielt, wie die gleichförmigen schmälern Blumenblätter auf- recht. Lippe länglich, an der Basis concav, die Platte derselben spitz, herabgebeugt, kraus, mit 5 vorstehenden gebogenen Linien. Blumen Steht der Ph. chinensis zunächst. (Gard. Chron.) 90) Dendrobium lituiflorum Lindl. Va- terland dieser in England in Cultur befind- lichen neuen Orchidee unbekannt. Es hat den Habitus von D. transparens und gleicht im blühenden Zustande vielleicht auch einer Form von D. nobile, aber es ist schöner, die Lippe ist länger und Sepalen und Petalen sind sehr weiss, wohlriechend. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. spitz. Der Stengel schwach, rohrarlig. Blu- men meist zu 2 (auch zu 3-4) 3—4 Zoll im Durchmesser, blass-lila und geadert. Sepalen stark abstehend, lanzettlich, zugespitzt. Peta- len doppelt so breit, spitz. Lippe tief violelt, blasser gerandel, eingekrümmt und trompeten- förmig mit zusammengerolliem verlängertem Nagel und fast runder undeutlich gespitzter Lippe. (Gard. Chron.) 91) Peristeria fuscata Lindl. Die Angu- loa squalida Endl. aus der Reichenbach we- gen des fleischigen spitzen doppelten Zahnes an der Anthere das Genus Lycomormium (squalidum) bildete. Da aber in allen andern Punkten die Pflanze mit Peristeria überein- stimmt, so beschreibt sie Lindley jelzt unter diesem Namen. Exemplare derselben blüheten in der Samm- lung des Lord Bischhof von Winchester, und Lindley betrachtet diese Pflanze als die beste Einführung des Jahres. Die hängende schwarz -mehlige Blüthen- traube trägt 6—8 fleischige, wachsarlige, wohl- duftende Blumen, die im geschlossenen Zu- stande 1'/4 Zoll im Durchmesser haben. Aeus- serlich sind sie dunkel braunpurpur, innerlich mit roth dicht gefleckt. Lippe nackt, helmför- mig; die Seitenlappen derselben spilz, fast sichelförmig; der Mittellappen sehr klein, flei- schig, undeutlich 4-lappig mit einem schwa- chen Mittelkiel; am Grunde ist die Lippe ge- fleckt, nach oben blutroth. Säule kahl, flügel- los, Anthere korkig, fast eckig, die vorderen Klappen gehörnt. Die Drüse sehr gross, nie- renförmig. Sepalen "halb vereinigt, das obere schmäler und länger als die fast runden ge- spitzten seitlichen. Petalen länglich., halb so lang als das obere Sepalum. (Gard. Chron.) 92) Friesia glutinosa Lindl.; Bromelia- ceae. — Stammi aus West-Indien und ward in den Versammlungeu der Hort, Soc. ausgestellt. Blätter länglich, kurz gespitzt, unbewehrt, 1*/s Fuss lang, grün, am Grunde purpur gefleckt. Der Blüthenschaft rispig, länger als die Blätter; 4 Fuss- lang, mit zugespitzien grünen und roth gefleckten Scheiden besetzt. Die Aeste der Rispe werden 14—16 Zoll lang, dieht mit zweizeilig gestellten klebrigen Bracteen besetzt, nr CRTER EEE En nn EEE EEE I. Neue Zierpflanzen. die die Farbe eines abgekochten Krebses zei- gen. Eine ganz ausgezeichnete neue Art, (Gard. Chron.) 93) Lachenalia aurea Lindl. Eine neue Lachenalia von Port Natal. Die Wurzelblät- . ter sind lanzettlich verlängert, stumpf, zurück- gebogen, hellgrün und wenig gefleckt, Der purpur gefleckte Blülhenschaft wird bis 2 Fuss lang und trägt die Blumen in einer reichblu- migen, an der Spitze sterilen Traube. Die grossen schönen goldgelben wachsarligen Blu- men hängen und sind bedeutend grösser als die der L. tricolor. Petalen und Sepalen an der verbreiterten Spitze schwach zurückge- 193 krümmt, gleichfarbig, und letztere halb so lang als die Petalen. (Gard. Chron. mit Abbildung.) 94) Rhytidea bicolor Lindl.; Liliaceae, Eine neue mit Brodiaeca verwandte Gattung, die sich durch aufgeblasene runzelige Blumen- krone, die am Grunde höckerig und am Saume zurückgerollt, so wie durch das Fehlen der hypogynischen Schuppen unterscheidet. — Ein Zwiebelgewächs mit schmalen Blättern, die kürzer als der Blüthenschaft, der die lang- gestielten hängenden Blumen 'in einer Dolde trägt. Eingeführt durch Veitch aus Californien und durchaus hart. (E. R.) Il. 1) Allgemeine Versammlung der Schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur den 24. Oktober 1856. Der unterzeichnete Präses der Gesell- schaft hielt folgenden hier auszüglich mitge- theilten Vortrag über den Naturselbst- druck, eine Erfindung des Herrn Regierungs- ralhs Aloys Auer in Wien. Unter den vielen neueren, Wien so sehr auszeichnenden Instituten nimmt unstreitig die k. k. Staatsdruckerei den hervorragend- sten Rang mit ein. Sie befindet sich in einem ehemaligen Klosiergebäude auf der Singer- strasse und beschäftigt gegenwärtig ein Perso- nal von 900 Personen unter der Direktion des wirklichen Regierungsrathes Herrn Auer, aus dessen Arbeitszimmer 45 Sprachröhre das Ganze zu einheillichem Wisken vereinen. Der benutzte Flächenraum des fünf Etagen hohen Gebäudes beträgt 50,016 Qu. Fuss; 11 ausser- halb gelegene Magazine gehören noch dazu. 1062 Klaftern kupferne Dampfröhren heizen die Lokale, durch deren Räume 1308 Klaflern Sprachröhre geleitet werden. 46 Maschinen- druck- und 45 einfache Handpressen, 40 litho- graphische, 24 Kupferdruck-, 11 Glättpressen, in Bewegung gesetzt von einer Dampfmaschine von 16 Pferdekraft, 8 Giessmaschinen und 10 Notizen. % Grösse, Platten bis zu 30’ Länge und 3%%‘ Breite liefernd, werden ununterbrochen be- schäftiget. Der Vorrath an Letiern beträgt ge- genwärtig an 3000 Centner, etwa 150 Millio- nen einzelne Leitern. Herr A. Auer, dem das Institut vorzugsweise seinen gegenwärligen blü- henden, alle anderen ähnlichen an Umfang und Vielseitigkeit überireffenden Zustand ver- dankt, gründete eine eigene Setzerschule, ein vollständiges System der Typometrie, führte an 122 Alphabete verschiedener Sprachen und Dialekle und an 630 Sorten und Grade ver- schiedener Schriften ein, so wie allmählig an 19 verschiedene Zweige graphischer, bereils mehr oder minder vervollkommneler Künste, wie die zahlreichen Auszeichnungen und Preise bewiesen haben, welche der k. k. Staalsbuch- druckerei auf allen Wellausstellungen zu Theil wurden, worauf der Vortrag ebenfalls näher einging. Die neueste Entdeckung des Herrn Direktors ist der Nalturselbstdruck oder Naturdruck (Physiotypie), nicht unpassend so genannt, weil der abzudruckende Gegen- stand selbst als Original dient, oder zum Ab- druck benutzt wird. Versuche verwandter Art scheinen schon im 17. Jahrhundert gemacht worden zu sein. In umfangreicher Weise be- schäftigten sich damit Kniphof, Ludwig Jung- vierfache Gussöfen, 14 pholographische und | hans u. A., deren sehr dürflige, auf bekannte zahlreiche galvanische Apparate verschiedener ! Weise durch Schwärzen der Pflanzen und Pres- 1857. VI. ar 13 194 sen derselben zwisehen Papier dargestellte Pro- dukte vom Vortragenden vorgezeigt wurden, um die hier und da verbreitete Meinung zu widerlegen, als ob die neue Erfindung sich in Methode und Resultat nicht wesentlich von je- nen älteren, eben wegen ihrer Unvollkommen- heit stets immer wieder in Vergessenheit ge- rathenen Darstellungen unterschiede. Das We- sentliche der neuen, von der kaiserlichen Re- gierung zur allgemeinen Benutzung freigegebe- nen Erfindung, die die Geschichte der darstellenden Kunst stets als eine der bedeu- tendsten unserer Zeit bezeichnen wird, be- steht insbesondere in der Wahl des zum Ab- drucke bestimmten Materials und der erfolg- reichen Anwendung der Galvanoplastik. Das zum Abdruck bestimmte Original (elwaige Pflanzen in ausgebreitetem und trocknem Zu- stande) wird mit einer Mischung von Wein- geist*oder venelianischem Terpentin bestrichen und straff auf eine polirte Kupfer- oder Stahl- platte gelegt. Auf diese kommt dann eine gleichfalls polirte Platte von reinem Blei, und nun lässt man beide auf einer Kupferdruck- presse durch die beiden Cylinder laufen, wel- che einen momentanen Druck von 800—1000 Centner ausüben. Von dem in die Bleiplalte natürlich vertieft eingepressten Original wird nun auf galvanoplastischem Wege eine Kupfer- platte entnommen, die das Bild auf das Ge- nauesie wiedergiebt und zum Abdruck oder weileren Vervielfältigung benutzt werden kann, Die ersten "gelungenen Versuche wurden 1852 zuerst mit Spitztnmustern, dann mit fossilen Fischen, geätzten Achaten, verschiedenen Pflan- zenblättern angestellt *); zu wissenschaftlichen Werken die Erfindung zuerst von Herrn Ritter v. Heufler zu einer kryptogamischen Flora eines Theiles von Siebenbürgen, dann von Hın. G. Frauenfeld zur Alpenflora der dal- matischen Küste benulzt, durch welche Ar- beiten man sich von ihrer umfangsreichen Verwendbarkeit für verschiedene botanisehe Zwecke, insbesondere auch für die Illustration der für die Kenntniss der fossilen Pflanzen so *) DieEntdeckung des Nalurselbstdruckes etc. von Aloys Auer, k. k. w. R, Rath etc. Wien 1854, mit 20 Kpf. in gr. Q. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, wichtigen Nervenverbreitung in den Blättern vollkommen ausreichend überzeugte. Diese letztere Richtung fasste der durch seine trefl- lichen Leistungen in diesem Gebiete bereits rühmlichst bekannte Herr Konstantin von Et- lingshausen für die Familien der Euphor- biaceen und Papilionaceen auf. Die reichste Anwendung des Naturselbstdruckes geschah jedoch in einem von ihm und vonHrn. Aloys Pokorny der österreichischen Flora gewid- meten Werke *), welches in dem kurzen Zeit- raume von kaum 1!/, Jahr bereits zum Um- fange von 500 Tafeln in Folio und 30 Tafeln in Quart mit entsprechendem Text gediehen ist, wodurch auch ein schlagender Beweis für die Schnelligkeit und Leichtigkeit gegeben wor- den ist, mit welcher sich physiotypische Ab- drücke ausführen lassen, indem man wohl durch keine andere Methode so rasch eine so grosse Anzahl von Tafeln hätte schaffen kön- nen. Der Text in Quart nimmt ausser der Beschreibung ganz besonders auf die durch Abbildungen illustrirte Verbreitung der Nerven in den gesammten Blattorganen Rücksicht; die trefflichen Verfasser begründen durch eine all- gemeine Morphologie der Nervation eine neue Richtung für die Paläontologie und Systema- tik. Die in fünf Abtheilungen nach Familien geordneten 500 Foliotafeln stellen etwa 600 Arten der Flora austriaca oft in mehreren Exemplaren dar. Möglichst flache Theile von Pflanzen, wie auch ganze Pflanzen von ähnli- cher Beschaffenheit, insbesondere Färren, Grä- ser ete., Insektenflügel und verwandte Gegen- stände liefern in der That bewunderungswür- dige, durch keine andere Methode erreichbare Bilder, ja oft noch mehr Delails, als man sonst mit unbewaflnetem Auge wahrnimmt. Staub- *) Physiotypia plantarum austriacarum. Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefässpflanzen des österreichischen Kaiserstaa- tes, mit besonderer Berüchsichtigung der Ner- vation in den Flächenorganen der Pflanzen von dem Prof. Konstantin v. Etlingshausen und Aloys Pokorny. Sr. k. k. apostolischen Majestät dem Kaiser von Oesterreich gewidmet. Mit 500 Folio- und 30 Quart- Tafeln. 276 S. Text in Quart. II. Notizen. gefässe, Stempel ete. drücken sich, obschon von Blumen und Kelchblättern bedeckt, so scharf aus, dass der ganze Blüthenbau wie durchsichtig erscheint, desgleichen selbst Sa- menknospen in Fruchtknoten oder Samen der - enirindeten Früchte, wie z. B. unter vielen an- deren bei Cruciferen, Dıüsen, Haaren u. s. w. Jedoch ungeachtet dieser und vieler anderen, hier nicht weiter erwähnten Vorzüge würde es der neuen wichtigen Erfindung nur Eintrag thun, wenn man jemals im Lobe so weit ge- hen und behaupten wollte, dass durch sie alle anderen Abbildungen überflüssig gemacht wür- den, namentlich wenn es sich um Darstellun- gen im vergrösserten oder verkleinerien Mass- sitabe, oder von durch ihre ausgebreitete Stel- lung vorzugsweise charakteristischen Pflanzen- theilen aller Art handelt. Umfangsreiche Pflan- zenlheile, wie dicke Wurzeln oder Stämme, Stengel grösserer safliger Früchte bleiben selbst- redend ebenfalls ausgeschlossen. Dagegen las- sen sich die Stellungsverhältnisse der Blätier noch bestimmen, ja selbst viele Wurzeln, auch eckige und runde Stengel in den vorliegenden Abbildungen noch ganz gut erkennen, wie es denn bei dem so jugendlichen Alter der Er- findung noch nicht an der Zeit scheint, über die Darstellbarkeit des einen oder anderen Pflanzentheiles rechten zu wollen, was offen- bar noch weiteren Experimenlen vorbehalten bleiben muss. Die Resultate derselben erfüllen bereits mit grossen Hoffnungen, da die spätern Arbeiten schon bedeutende Vorzüge vor den früheren besitzen, ja die neuesten im Juni d.J. publizirten Abdrücke von Querschnitien von Moos- und Dikotyledonenstengeln, Wasserfarren, Laub- und Lebermoosen, bei näherer Beob- achtung eine überaus zarte, bisin das kleinste Detail von Zellen und Ge- fässen mit der Loupe oder dem Mi- kroskope erkennbare Struktur zeigen. Diese möglichst gedrängte Darstellung weist uns, so zu sagen, den direkten erheblichen Ge- winn nach, welchen die neue Methode bisher bereits für die Wissenschaft gehabt hat, wel- chen Vortheil sie auch 'noch auf Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntniss äussern würde, wenn es durch ihre Anwendung gelänge, ei- nen grossen Theil jener schlechten, nur zu viele unserer Volksnaturgeschichten verunzie- 195 renden Bilder zu verdrängen, will ich hier nicht weiter erörtern, wohl aber noch auf den indirekten erspriesslichen Einfluss hinweisen, den sie auf die gesammie Abbildungsweise von Naturgegenständen, insbesondere von Pflan- zen, äussern muss, indem man sich bestreben wird, dem ganzen Habitus und der Nervatur mehr Berücksichtigung zu schenken, als dies bisher geschehen ist. Wir können also nur wünschen, dass die kaiserliche Regierung, welche bisher auf so höchst dankenswerlhe Weise diese durch Fleiss und Talent hervor- gerufene Produktionen unterstützte, sie auch ferner noch unter ihre fördernde Obhut neh- men möge, da ihnen jedenfalls noch eine grosse Zukunft und eine noch ausgedchntere und mannigfaltigere Anwendung beschieden ist. Dem Herrn Regierungsraih Auer dankle nun noch der Vortragende für die Liberalität, durch die er allein in den Stand geselzt wurde, die kostbaren Beläge zu seinem Vorlrage vorzu- zeigen, welche von der zahlreichen Versamm- lung mit dem grössten Interesse und Anerken- nung betrachtet wurden. (H. R. Göppert.) 2)Ueber die praktische Bedeutung des im botanischen Garten aufge- stellten paläontologischen Profiles oder über die Entdeckung vonStein- und Braunkohlen. Die Kenntniss der fos- silen Thiere gelangte früher als die der Pflan- zen zu einer gewissen Selbsiständigkeit und Sicherheit in Schlüssen, welche insbesondere für praktische Geognosie von hoher Bedeutung geworden sind. Man fand nämlich, dass ge- wisse organische Reste in den verschiedensten Gegenden der Erde nur in bestimmten Geslei- nen vorkamen, und erkannlte nun eben hierin ein Miltel, um über ihre geognostische Be- deutung Aufschluss zu erhalten. Insofern also diese fossilen thierischen Reste als Führer dien- ten, nannte man sie Leitthiere. Erst später traten auch die fossilen Pflanzen in die Reihe ein, ja erlangten in Betreff der Erkennung der für technische Zwecke so wichtigen Brennstoff führenden Schichten eine fast noch höhere Be- deutung als die Thiere. Somit gewann die Lehre von den Versteinerungen auch eine grosse praklische Wichtigkeit, während man sonst diese Wissenschaft, wie so manche an- dere, deren direkter Nutzen nicht gleich von 13 * 196 vornherein Jedermann einleuchtet, für müssige Beschäftigungen der sogenannten Gelehrten zu halten geneigt war. Wir können nämlich aus den in den Schichten der Sandsieine und Schieferthone vorkommenden fossilen Pflan- zenarten mit grösster Sicherheit einerseils die Art der Kohle, ob wir ältere oder wahre Steinkohle oder jüngere Steinkohle (Kohle der Trias-, Jura- und Quadersandsteinformalion) oder Braunkohle vor uns sehen, oder solche erwarten dürfen, so wie auch selbst auf die zu erwartende Quantität derselben zum Theil oft Schlüsse ziehen, welche letztere Hinsicht, wie leicht einzusehen, von der berücksichti- gungswerthesten praklischen Bedeutung ist. So charaklerisiren gewisse Pflanzen die Schichten, welche man bei uns gewöhnlichnoch mit dem Namen des ‚Uebergangsgebirges oder Grau- wacke bezeichnet, die als däs Liegendste un- serer Steinkohlenformalion keine bauwür- dige Flötze mehr enthalten. In unse- rem Profile befinden sie sich zum Theil in ihrer nalurgemässen Lage, wie der Calamites transilionis m. und die Sagenaria Vellheimiana, oder auch ausserhalb desselben aufgestellt die Neuropteris Loskii und das Lepidodendron hexagonum m. — Sie verdienen ganz beson- ders der öffentlichen Beachtung empfohlen zu werden, da man sehr häufige fruchtlose Bohr- versuche nicht blos in unserer Provinz, wie bei Tost, Schweidnitz, Lähn, im Leobschülzi- schen sondern auch in dem übrigen Deutsch- land, so wie in Nord-Amerika*) gemacht hat, *) Zur geognostischen Untersuchung des Staates Newyork, der nicht viel kleiner ist als England, bestimmte vor vierzehn Jahren die Regierung die bedeutende Summe von 40,000 Guineen. Als sich nun unter anderen das Re- sultat ergab, dass in den so weit verbreiteten Schichten des Uebergangsgebirges dieser Slaa- ten keine Kohlen anzutreffen seien, obschon man dergleichen erwartet hatte, war man na- türlich anfänglich sehr unzufrieden damit, meinte jedoch endlich, dass die nützlicheren Richtun- gen, welche seitdem den vielen früheren frucht- losen privaten Unternehmungen gegeben wor- den sind, schon völlig ausreichten zur Schad- loshaltung für die Summe, welche von der i Garlenllara Deutschlands und der Schweiz. indem man die schwärzliche Färbung der Uebergangs - Gesteine für ein sicheres Zeichen der Anwesenheit von bauwürdigen Kohlenla- gern belrachtete und deshalb sehr bedeutende Summen ‚zur Auffindung derselben vergebens ausgab, ja fortdauernd, wie ich höre, duipler chen noch verschwendet. Alle anderen in unserem Profil aufgestell- ten Pflanzen, insbesondere die Lepidodendreen und Sigillarien zeigen, wenn sie irgend in Sandstein oder Schieferthon vorkommen, stets die Anwesenheit der Steinkohlenformation an und lassen also ‘auch die Anwesenheit um- fangreicher Ablagerungen von vegetabilischen Resten oder der Steinkohle vermulhen, wenn sie auch die Frage über ihre Bauwürdigkeit natürlich nicht entscheiden können, Zu näherem Verständniss unserer Anlage ist in diesen Tagen eine von einer Abbildung begleitete Beschreibung derselben erschie- nen, welche im botanischen Garten zu ha- ben ist. Was nun das Vorkommen der Braunkohle betrifft, so habe ich hiervon schon oft in die- sen Blättern gesprochen und komme nur des- wegen noch einmal zurück, um mehrfachen dieserhalb an mich ergangenen Anfragen zu genügen. Die Formation der Braunkohle oder der derselben angehörende graublaue sogenannte plastische Thon ist insbesondere in dem nörd- lichen Theil unserer Provinz fast allgemein verbreitet; wirklich bauwürdige Lager sind aber nicht überall anzutreffen, und niemals über jenem Thon zu suchen. - Man beachte Wasserrisse in hüglichen Ge- genden, so wie an erhabenen Flussufern, Er- fahrungen von Brunnengräbern, ob sie beim Graben auf Lager von braunkohlenartigem so- genannten bituminösen Holze gelangten, so wie ferner auch nie zufrierende, also aus grös- serer Tiefe entströmende Quellen, ob sie viel- leicht Braunkohlenstückehen zu Tage bringen, oder sehr reich an schwefelsauren Eisen, oder an kohlensaurem Kalke sind, so wie etwa Regierung so -freigebig auf die geognostische Untersuchung verwendet worden war. Bres- lau, den 22. Oktober 1856. IT. Notizen. herumliegende Kalksteine mit gewissen Laub- blättern, Eichen-, Buchen- u. dgl. verwandten Abdrücken, oder ähnliche auf Abhängen und Schluchten zu Tage kommende Thonschichten, welche Kennzeichen entweder einzeln oder insgesammt schon oft zur Entdeckung von er- giebigen Braunkohlenlagern Veranlassung ge- geben haben, wie mich mehrfältige Erfahrung gelehrt hat. Jetztweltliche Sumpfpflanzen, wie Drosera, Sphagnum u. dergl. können niemals, obschon man dies neuerlichst mehrfach behauptet hat, als Anzeichen von darunter liegender Braun- kohle betrachtet werden, da sie wegen ihrer meist tiefen Lage keinen Einfluss auf die ge- genwärtige Vegetation ausübt. Wenn sich der- gleichen Pflanzen wirklich über bauwürdigen Lagern befinden, so ist dies als rein zufällig zu betrachten, was bei der grossen Verbrei- tung beider eben nicht in Verwunderung setzen kann, (H. R. Göppert.) 3)Erziehung und Cultur des Wein- stocks in Töpfen. Man sieht gegenwärtig in der herrlichen Gärtnerei Sr. K. Hoheit des Kronprinzen von Würtemberg zu Berg bei Stultgart eine Anzahl getriebener Weinstöcke in Töpfen, welche zum Theil sehr reich, zum Theil minder voll mit reifen Trauben behangen sind und die erst im vorigen Jahre aus eingelegten blossen Augen erzogen wurden. Die Cultur und Erziehung derselben geschah durch den dortigen Obergehülfen Hrn. | Hockley, einem sehr talentvollen englischen Gärtner. Mag auch für den Weinbau im Gros- sen diese Culiur in Töpfen nur eine ganz be- schränkte Bedeutung haben, so_ist es doch jedem Wein- und Obstzüchter interessant, zu erfahren, auf welche Weise es gelang, in so kurzer Zeit von einjährigen Stöcken Trauben zu erhalten. Es versteht sich von selbst, dass man, sobald diese Stöcke zu der gehörigen Ausbildung im ersten Jahre gelangt sind, noch leichter bei natürlicher Cultur, als zu gewöhn- licher Reifperiode, eine Menge von Trauben ernten kann, als bei der künstlichen Cultur im Treibhause; ja es können sich Gartenbesitzer nicht leicht eine hübschere Zierde zur Decora- tion aufBalkonen u. dgl. verschaffen, als diese in grossen Blumentöpfen oder Kübeln stehen- den pyramidenförmig erzogenen Rebstöcke. 197 Nun zu der Erziehung dieser Reben. Was die dazu geeigneten Sorten betrifft, so zeichnet sich vor allen der Blaue Portugieser vortheil- haft durch reichen Traubenansalz aus (ein sol- cher einjähriger Stock prangt mit 8 Trauben), dann sind vorzugsweise die Guledel- und an- dere frühtragende Sorten geeignet, weniger die sehr stark in's Holz treibenden, wie der Trotlinger. Man wählt von diesen Sorten beim Beschneiden im Herbst oder Winter eine An- zahl der vollkommensten und ausgebildetsten Augen aus und schneidet diese in folgender Weise zu. Es wird dieht unterhalb und ebenso dieht über dem Auge das Holz weggeschnitten, so dass nun nur das Auge mit dem wenigen dasselbe unmittelbar umge- benden Holze bleibt. Diese Augen legt man in Blumentöpfe so ein, dass die Knospe ge- rade aufwärts gerichtet ist, und bedeckt sie nur ganz wenig mit Erde. Jede leichte und fruchtbare Gartenerde ist hiezu tauglich. Die- ses geschieht im Februar oder auch später, nur erlangen dann die Stöcke nicht mehr jene Vollkommenheit und Grösse. Die Töpfe mit den Augen” werden in erwärmte Mistbeete oder in die warme Slube gestellt, stels mässig feucht gehalten, und nun entwickelt sich der Trieb aus jedem Auge sehr schnell und kräf- tig; schon nach 8 Tagen zeigen sich im Mist- beete Wurzeln. Sind die jungen Reben a—Ys' gross, so versetzt man sie einzeln in verhält- nissmässig weite Töpfe in eine leichte und recht fruchtbare Erde, hält sie aber fortwährend warm, so dass sie stark fortwachsen. Nachdem der Topf ziemlich vollgewurzelt, erfolgt im Mai oder Juni ein abermaliges Verselzen und zwar in grosse Töpfe von 12—13” Weite und ähnlicher Höhe. Stets hat man auf den Bo- den, zu gutem Wasserabzug, eine Parthie Scherben oder andere poröse Körper, wie Kohlenstücke, zu legen. Bis Juli werden die Stöcke durch Placiren in Gewächshäuser oder andere Lokale, wo starke Temperaturwechsel nicht einwirken können und wenigstens am Tag es recht warm ist, in sietem starkem Trieb erhalten, der noch gesteigert wird durch entsprechende Dunggüsse und durch senkrech- tes Anheften der Rebe. Alle seitlichen oder Nebentriebe werden auf ein Auge eingekneipt. Bis Mitte Juli haben diese Stöcke nun eine 198 Höhe von 5—6’ erreicht und werden an einem elwas geschülzten, recht warmen Platz in das Freie gestellt, wo sich das Holz vollkommen ausbildet, die Knospen ihre höchste Entwick- lung erhalten nnd so befähigt werden, schon im nächsten Jahre Trauben zu liefern. Hier im Freien bleiben die Stöcke, bis sie ein paar leichte Fröste erhalten haben und die Blätter von selbst abfallen, als Anzeichen der vollen Holzreife. Diese so erzogenen Stöcke werden in trock- nen, kühlen Räumen (bei — 5° bis -- 5°) gehalten und durchwintert und können nun im Frühjahr in warmen Stuben nahe am Fen- ster getrieben werden, wo sie bis ungefähr Ende Juni reife Trauben liefern, welche Trei- berei aber doch manche Vorsicht und Uebung erfordert und in Zimmern, die nicht besonders desshalb auch Abends noch spät erwärmt wer- den, oft missglücken wird. Empfehlenswerther ist es, die Stöcke bei der Wärme, wie sie in sonnig gelegenen Gartenhäusern sich ohne Ofenwärme findet, so zu ziehen, dass diesel- ben bei warmem Sonnenschein am Tag in’s Freie und Nachts in diese Räume gestellt wer- den, wo man dann bis Mitte oder Ende Juli reife Trauben erhält. Um alle Augen, die dem Stock gelassen werden, zum Austreiben zu bringen und ihnen eine gleichmässige Entwicklung zu geben, werden die Stöcke je nach ihrer Stärke auf 8— 10 vollkommene Augen geschnitten, die untersten schwächern ausgebrochen und der ganze (aus dem einen Trieb bestehende) Stock horizontal in gerader Linie oder kreisförmig an einen horizontalen Reif angebunden. So- bald die Scheine vorhanden sind und beginnen wollen zu blühen, heftet man die Mutterrebe in pyramidaler Richtung spirallörmig an 3—4 schief in den Topf gesteckte, oben zusammen- gebundene Stäbe an, an welche auch die jun- gen, mit Trauben geschmückten Triebe ange- bunden werden. Die Triebe, die keine Trauben zeigen, werden ausgebrochen, alle andern, bis auf 3 Blätter über der letzten Traube, eingekneipt bis auf den untersten Trieb, der die neue Rebe für das nächste Jahr gibt und senkrecht angebunden und in gleicher Weise foribehan- delt wird, wie die Rebe im vorigen Jahr. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 3 Wie für jeden Weinzüchter leicht erklär- lich, wird im Herbst, oder sobald die Trauben ben abgeerntet sind, die Tragrebe neben der neuen, senkrecht angehefteten, für das nächste Jahr beslimmten Rebe weggeschnitien, um dieser alle Säfte zuzuleiten. Oefteres Auffri- schen des Bodens durch Auffüllen der Töpfe mit frischem, kräfliigem Composte, nachdem die obere Erde bis auf die Wurzeln wegge- nommen wurde, trägt, sowie schwache, aber öfters wiederholte Dunggüsse, wesentlich zur Vollkommenheit dieser Cullur bei. Hohenheim, im Juni 1856. 4) Knochenmehl, das sicherste, unschädlichste und zugleich wohl- feilste Dungmittel für Bäume aller Arten. Die chemische Untersuchung der Asche der Wurzeln, des Holzes, der Blätter, so wie des Saftes der Früchte und des aus ihnen bereiteten Mostes hat immer einen nie fehlenden Bestandtheil nachgewiesen, nämlich phosphorsaure Salze. Diese spielen unter den Dungmitteln neben den Ammoniaksalzen eine Hauptrolle. Nach der heutigen Lehre von den Düngern gibt man den Pflanzen diejenigen Düngerarten, welche diejenigen Salze enthal- ten, die wir in der Asche der Vegelabilien finden. Zufuhren von Dünger, welche eine reichliche Menge der obengenannten Salze ent- halten, beschleunigen die- Vermehrung der Blätter und somit die raschere Erzeugung des Holzes der Aeste und Jahrestriebe. Unter allen Dungmitteln hat mir das Knochenmehl die auffallendsten Resultate gegeben. Es ent- hält gegen 75 Prozent phosphorsaure Salze, und wie nachstehende Zusammenstellung gibt, ist es unler allen Düngern der reichste an die- sen Salzen, In 100 Theilen: Namen der Dünger. Prozente. Pferdeharn R z z 0,0. Oelkuchen . e A = - 0,2. Kuhharn . B ; ; A 0,3. Menschenharn 0,5. Eichenholzasche 4—5. Tannenholzasche ; R 9—15. Buchenholzasche . 20. Guano 16—19. Malzkeime i 20. Kuhkothasche . ag: II. Notizen. Pferdekothasche . 41. Menschenkothasche 68. Knochenmehl 75. Angaben der neuesten chemischen Hand- bücher. Bei Durchsicht dieser Scala kann sich Je- der über den Werth der gebräuchlichen Dung- mittel die Rechnung selber machen. Jeder wird aus weiter unten anzugebenden Gründen nach dem Knochenmelıl greifen. Qualität des Knochenmehls. Dasselbe muss sich in einem möglichst feinen Zustand befinden. Grobes Pulver kann eine Reihe von Jahren in der Erde liegen, bis es vollständig zersetzt ist. Die Knochen müssen ihren Leim noch enthalten; ist dieser durch Auskochen entfernt, so übt es eine viel geringere Wirkung aus, weil der phosphor- saure Kalk und Talk durch ihn beim Verfau- len leichter in den gelösten Zustand überge- führt werden. Es ist leicht einzusehen, dass, je mehr den Bäumen phosphorsaure Salze in flüssiger Gestalt zugeführt werden, um so ra- scher die Vegetations-Entwicklung sein wird. Phosphorsaurer Kalk ist für sich in Wasser schwer löslich — daher die rasche Wirkung der Kloake, in welcher genanntes Salz schon gelöst ist. Anwendung des Knochenmehls. Das oben beschriebene Knochenmehl wird, wo der Baum verdammt ist, unter Grasboden zu wachsen, nicht etwa auf den Grasboden ausgeslreut, sondern eine dünne Schichte von Erde rings um den Baum, wo man die Wur- zelkrone mit ihren Fasern vernuthel (also nicht am Stamm), hinweggenommen, diese Stelle für den ältern Baum mit 1, Simri übersireut und die abgehobene Erde darauf gegeben. Im gebauten Land ist ein leichtes Einhäckeln hinreichend. Alle 5—6 Jahre wird das Ver- fahren wiederholt. Niemals darf das Kno- chenmehl tief untergegraben den, wenn Luft und Feuchtigkeit, so wie Kälte und Wärme es zerstören sollen. Schon nach Verfluss eines Jahres zeigen sich die Wirkungen sichtlich, im dritten Jahr so auffallend, dass meine Angaben über das wohlfeilste (104 Pfund 2 fl. 42 kr.), unschäd- lichste und nachhalligste aller Dungmittel, was zu jeder Zeit allen Arten von Bäumen ge- WeEer- 199 geben werden kann — keiner Spur von Zwei- fel unterliegt. Aus der beigegebenen Scala sehen wir, dass alle Dünger von der Holzasche bis zur Kloake ebenfalls angewendet werden können, aber nicht zu jeder Jahreszeit, wie z. B. Gua- no, Malzkeim , thierische Exeremenle, welche den Bäumen nur den Winter über zugeführt werden dürfen *), vermöge des ungleich stär- keren Gehalts an ätzenden, die Wurzelfasern zerstörenden Ammoniak-Verbindungen. Zwar enthalten die Knochen Leim, der durch seine Zersetzung (Fäulniss) in Ammoniakverbindun- gen übergeht, jedoch_ist ‚diese Zersetzung eine äusserst langsame, und wird das gebildete Ammoniak sogleich von der Phosphorsäure fixirt und unschädlich gemacht. Diess sind bis Jetzt meine Erfahrungen über die Verwendung des Knochenmehls, und ich füge hinzu, dass ich nun specielle Versuche mit der Buchen- asche machen werde; in dieser sind keine Ammoniaksalze enthalten, ganz bestimmt wird sich herausstellen, dass letztere ganz entbehr- lich für unsere Zwecke sind. Wer sich für Knochenmehldüngung über- haupt interessirt, dem empfehle ich das Schrift- chen des Herrn Notar Prielmaier in Isny: „die Düngung mit Knochenmehl,‘‘ Kempten 1852. (Monatsschr. f. Pomologie II. 7 u. 8. 1856.) 5) Ueber Lilium giganiteum. Der Gardener’s Chronicle vom 13. Sept. 1856 ent- hält eine Mittheilung über das Gedeihen dieser wahrhaft colossalen und dabei prächtigen Li- lie, der wir Folgendes entnehmen. — Das L. giganteum hat in einem Garten in Stafford- shire schon drei Winter im Freien ertragen, ohne andern Schutz, als ein kleines Brettehen, *) Anm. Dieser Angabe stehen die Erfah- rungen des Hrn. Ministerialrath v. Trapp und meine seit einer Reihe von Jahren über Som- merdüngung der Obstbäume gemachten Erfah- rungen durchaus enigegen. Vgl. meine Schrift über die Mängel und Hindernisse der Obsteul- tur. Stuttgart 1854. Abschn. 12. Abhülfe bei der Unfruchtbarkeit der Bäume in Folge von Erschöpfung des Baumes, wo ich mich über die beste Zeit der Düngung ziemlich ausführ- lich ausgesprochen habe. Ed. L, 200 welches die Feuchtigkeit von oben abhalten sollte und das wahrscheinlich auch überflüssig war. Im April dieses Jahres zeigte sich der Blüthenschaft, im Juli hatte er 9 Fuss Höhe erreicht, und war gekrönt mit 15 enormen Blumen, die 10 Tage hindurch ihre volle Schönheit behielten. Ihr Wohlgeruch war köstlich und ringsum in ziemlich weiter Ent- feınung bemerkbar. Der Schaft hatte in 3 Fuss Höhe noch einen 3zölligen Umfang und war schlank und gerade wie eine Flaggen- stange. Ein anderes Exemplar in einem Gar- ten in der Nähe von Truro in Cornwallis hat ebenfalls die drei letzten für England unge- wöhnlich harten Winter ganz ohne Bedeckung erlragen, der Blülhenschaft erreichte die Höhe von 12 engl. Fuss und trug 18 Blumen? Wir dürfen daher annehmen, dass diese herrliche Pflanze für England ausdauernd ist, und dies ist gar nichtüberraschend, wenn man bedenkt, dass das L. giganteum in den feuchten Laub- wäldern der Himalayaketie in einer Höhe von 6—9000 Fuss, wo der Boden vom Novem- ber bis zum April mit Schnee bedeckt ist, seine Heimath hat. — (Wir wissen nicht, ob auf dem Continente schon gelungene Versuche mit der Cullur im Freien gemacht sind, es ist jedenfalls anzu- nehmen, dass auch bei uns das L. giganteum unter guter Laubdecke ausdauern werde. Man pflanze es in eine reiche Lauberde, an ge- schülzter, halbschaltiger Lage.) (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 6) Ueber das Vaterland der Kar- toffel. Trotz der vielen Nachforschungen, die eigentliche Heimath dieser nützlichen Frucht zu entdecken, ist dieselbe doch noch immer nachgewiesen worden. Dr. Lindley gibt über diesen Gegenstand folgende interessante Nolizen. Nach Meyen ist der ganze westliche Theil des südlichen Amerika die Heimath der Kartoffeln, da er nicht mit Gewissheit Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. selber sie an zwei Orten in Chili und Peru wildwachsend traf; er glaubt jedoch nicht, wie Humboldt, dass die alten Mexikaner sie schon vor Ankunft der Europäer eullivirt haben. Es ist jedoch nicht sicher, dass die von Meyen gefundenen Kartoffeln wirklich wild waren, sie konnten auch nur verwildert sein, als letzte Reste einer früheren Cultur; dage- gen hat Darwin die Kartoffeln wirklich wild gefunden an den sandigen Küsten der Cho- nos-Inseln unterm A5. Breitengrade auf der ösllichen Küste von Südamerika. Die Knollen waren meistens klein, glichen sonst jedoch in allen Theilen unseren Kartoffeln. — Man fin- det sie noch weiter südlich, an der Küste von Chili und in Chili selbst, wo sie Maglia ge- nannt wird. Knollen dieser Maglia, die im Garten der Londoner Gartenbau- Gesellschaft zu Chiswick angebaut wurden, ergaben Pflan- zen, die identisch waren mit der Kartoffel; man hat sie allerdings unter dem Namen So- lanum Commersonii unterschieden, aber ich finde wirklich keinen wesentlichen Unter- schied, der diese Trennung rechtfertigen könne. Auch von Mexico sandte Uhde Knollen der dort wildwachsenden Kartoffeln ein, die eben- falls die gewöhnliche Kartoffel lieferle und im Jahre 1846 empfing der Garten Knollen, wilder Kartoffeln, die in Peru in einer Höhe von über 7000 Fuss gesammelt wurden: sie er- gaben eine behaarte Abart des S. inberosum, die wenige Knollen, aber viele Wurzelausläu- fer macht und identisch ist mit der Maglia von Chili. Schleehtendahl hal sie 8. verrucosum genannt. Ebenso finde ich die gleiche Art wieder in dem S. stoloniferum, Schltd, et Bouch&, die vom Orizaba Vulkan stammt, wo sie bei 9000 Fuss supramariner Höhe vorkommt. — Chili und Mexico sind demnach doch die Heimathländer der wahren Kartoffel. (Nach Belgique horlicole. — E. 0.) l. Originalabhandlungen 1) Abgebildete Pflanzen, Heliconia dasyantha C. Koch et Bouche. Ind. semin. horti berolin. 1854. Von C. Bouche, Inspector des Königl. bot. Gartens zu Berlin. (Siehe die Doppel - Tafel 198.) Heliconid dasyantha C. Koch et Bou- che. Folia oblonga acuminata, glaber- zima, petiolo rubro-maculato insidentia; pedunculus communis basi paene hori- zontaliter geniculatus, glaberrimus; spa- thae5—7 concavae, pluriflorae; perigonii sepala 6 in tubum conniventia, 3 exte- riora molliter pubescentia, 3 interiora in unum apice interdum 3 lobum connata; nectarium trulliforme. Caulis saepe 5-pedalis; pedunculus erectus, 2-3pedalis, glaberrimus, nudus; folia 21/, ped. et ultra longa, 8 poll. la- ta, petiolo a latere compresso, antice canaliculato, 11/,—2 poll. longo insi- dentia; spathae oblongae, rubrae, paten- tes; perigonium luteum, sepalis laterali- bus angustioribus; 3 interioribus in unum connatis (lacinia vaginiformis Rich.) la- bellum quasi referentibus; stamina 5 fer- tilia, longitudine perigonii aut vix lon- giora; stylus cum stigmate perigonio pau- lulum aut vix brevior; nectarium (i. e. stamen sextum, lacinula quinta Rich.) quintunlo sepalis brevius. Species elegans, ad H. brasilien- sem Hook, et acuminatam Rich. accedens, sed pedurreulo communi basi VIL 1857. horizontaliter geniculato haud aegre dis- cernenda. Patria ignota. Diese schöne Pflanze erhielt der kö- nigl. botanische Garten zu Berlin durch gefällige Mittheilung der Kunst- und Han- dels-Gärtner, Herrn Abel in Wien, unter dem Namen Heliconia superba. Da sich aber, als die Pflanze vor einigen Jahren hier blühete, bei näherer Untersuchung herausstellte, dass es nicht H. superba sein könne, sondern als neu erkannt wurde, so erhielt sie den oben angeführ- ten Namen. Für die warmen Gewächshäuser ist sie eine grosse Zierde, indem sie sich nicht nur durch die zierlich gerippten Blätter, sondern auch durch einen präch- ‚tigen Blüthenstand auszeichnet, an dem besonders die dunkelrosenroth gefärbten Scheiden ins Auge fallen; eine andere sehr schätzenswerthe Eigenschaft besteht darin, dass die Blumen im Herbst er- scheinen und in der Regel zwei bis 3 Monate blühen. Sie gedeiht, wie viele tropische Sci- tamineen, am besten, wenn man den Topf in ein warmes Lohbeet einsenkt, ihr ein Erdreich giebt, welches aus Laub-, 14 202 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Heide- und Torferde zu gleichen Theilen , ser. Nur von Mitte Februar bis Ende vermischt besteht und noch etwas groben | März sei man sparsamer damit, indem Sand hinzusetzt; eine Düngung mitHorn- | sie, wenn sie auch nicht ganz einzieht, spähnen trägt viel zur Ueppigkeit der | dadurch mehr in den Zustand der Ruhe Pflanze bei. Das Versetzen und Zer- | versetzt wird und später um so kräfti- theilen geschieht am schicklichsten im | ger treibt #. — März, indem sie sich zu dieser Zeit ei-) —#) Der als Erklärung der schwarzen Tafel nigermaassen inRuhe befindet. So lange | dienende Text folgl, weil keine Originalmitthei- sie kräftig treibt, erfordert sie viel Was- lung, erst pag. 218. 2) Ueber die Aushauung vorhandener Holzungen hei der Anlage von Landschaftsgärten und die Verjüngung und Veränderung der Pflanzungen. (Von Herrn Hofgärtner H. Jäger in Eisenach.) Weimar , gegenwärtig als Parkinspeetor in Muskau, ausführte, haben meine Er- fahrungen sehr vermehrt. Meines Wis- sens ist eine solche besondere Lehre von landschaftliche Schönheit bezweckende Aushauungen noch nicht vorhanden. = Uebrigens rathe ich jedem Landschafts- Vorbemerkung. | Die sorgfältigste Benutzung des vor- handenen Stoffes, wozu vor allem Baum- und Holzpflanzungen jeder Art und in jeder Verbindung gehören, ist wohl das Wichtigste und Erste bei der Anlage von Landschaftsgärten. Was schon da ist, braucht nicht erst gepflanzt zu wer- | gärtner, überall, wo sich viele brauchbare den, und, was das Beste ist, es ist schon | Gehölze vorfinden, wenn esirgend geht, gross, gibt sofort Schatten und Stof! zu | den Plan nach diesen einzurichten , um allen Formen und Verbindungen. Da |so weniger hauen und pflanzen zu müs- aber nicht alle sich vorfindenden Hölzer | sen. brauchbar sind, und der Plan und ma- lerische Rücksichten , wohl auch beson- dere Umstände, die Entfernung vieler Bäume bedingen, so will ich versuchen, in dem Nachstehenden eine auf Erfahrung gegründete Anleitung zu malerischen Hauungen , zur künstlerischen Arbeit mit der Axt, zu geben. Der Zufall hat es gewollt, dass ich bei meinen land- schaftlichen Anlagen stets mehr hauen als pflanzen musste, und mir somit Er- fahrungen machen konnte, wozu die Ge- legenheit nicht immer geboten wird. | er erreicht Erfolge, die durch Pflanzun- Auch die zahlreichen ausserordentlich | gen überhaupt nicht möglich sind, indem gelungenen derartigen Arbeiten, welche | er vorhandene schöne Landschaftsbilder Herr Petzold früher als Hofgärtner in | durch Aushauungen sichtbar und geniess- Erster Artikel. Die Arbeit mit der Axt, die Schöpfung eines neuen Landschaftsgartens aus vor- handenen Waldtheilen oder alten verwil- derten Gartenanlagen ist wohl unter allen Verrichtungen des Gartenkünstlers die wichtigste, anziehendste und lohnendste, aber auch zugleich die schwierigste und undankbarste. Mit der Axt schaflt der Künstler in einem Tage mehr als durch Pflanzungen nach fünfzig Jahren; ja, I. Originalabhandlungen. bar macht und eine augenblickliche gänzliche Veränderung der An- und Aussichten hervorbringt. Er hat die Freude, seine Idee auf der Stelle verwirklicht zu sehen, und in kurzer Zeit einen vollendeten Garten oder eine ideale Landschaft zu schaffen, während er blos durch Pflanzungen den Erfolg seiner Bemühungen häufig nicht erlebt, und selbst wenn vorzugsweise grosse Bäume gepflanzt werden, die Wirkung erst nach Jahren eintritt, und dann immer nicht so vollständig und auf- fallend ist, als wenn er seine Gruppen und Lichtungen zum grössten Theil durch Aushauung bilden kann. Diese Vortheile erstrecken sich natürlich auch auf den Eigenthümer und befriedigen denselben in gleich hohem Masse. Da- zu kommt noch, dass die Arbeit mit der Axt die Wohlfeilheit für sich hat, nicht allein, weil durch Aushauung schnell ‘eine gewünschte Wirkung hervorgebracht wird, sondern auch, weil die Holznutzung oft bedeutend ist und zuweilen fast die Kosten der neuen Anlagen deckt, Viele Künstler von Ruf haben vor- zugsweise mit der Axt geschaffen. Um ein Beispiel vorzuführen, so verdankt Repton seinen grossen Ruf grossen- theils dem Umstande, dass er alte ver- dorbene und verwilderte Parks und wal- dige Landschaften durch Aushauungen in kurzer Zeit veränderte, und ohne diese würde er nicht im Stande gewesen sein, eine solche Menge von Gärten an- zulegen und umzugestalten, obschon er bei den meisten nur die Pläne ausar- beitete, Man betrachte nur seine land- schaftlichen Ansichten mit Klappen, worauf grossentheils die durch Aushau- ungen entstandenen Veränderungen dar- gestellt sind #). Auch der Fürst Pückler- *) In dem berühmten Kupferwerke: „Obser- 203 Muskau hat ausserordentliche Erfolge durch Aushauungen erzielt, und der Verfasser hatte das Glück, neuerdings bei derartigen Arbeiten Sr. Durchlaucht thätig zu sein und die Ausführung zu besorgen, Als Muskau angelegt wurde, gab es allerdings nicht viel Holz zu schlagen, im Gegentheil zu pflanzen. Dennoch ist auch in dem berühmten Werke des grossen Meisters über Mus- kau *) aus einigen Abbildungen zu er- kennen, welche ausserordentliche Erfolge durch Aushauungen dort erreicht wur- den. Auch im Park des Jagdschlosses bei Muskau wurde fast der ganze male- rische Effekt der offenenFläche vor dem Schlosse durch Aushauung (von beiläu- fig 6000 Klaftern Holz) geschaffen und der grosse Künstler hat hier bewiesen, was die Axt von der Hand des Künstlers ge- führt, vermag; denn jener lange Waldsaum ist sowohl in der Aussenlinie als auch in den Wipfellinien ein landschaftliches Meisterstück. Dasselbe war ganz neuer- dings bei Branitz, dem jetzigen Wohn- sitze Sr. Durchlaucht, der Fall, indem dort ein mächtiger Kiefernwald so aus- gehauen wurde, dass, obgleich sämmtli- che Bäume in der Nähe gesehen, eine Farbe und fast gleiche Höhe hatten, von den Fenstern des Schlosses gesehen, verschiedene Fernen und durch den Ein- fluss der nun wirkenden Luftperspective verschiedene Farbentöne erscheinen, und zwar ganz ohne Beihülfe von Pflanzun- gen. Auch der Park von Ettersburg be- Weimar wurde vom Fürsten fast ganz vations on the Theory and practice of Land- scape — Gardening‘ etc, *) „Andeutungen überLandschafisgärtnerei“ Sehr deutlich spricht darin das Bild Ta- fel II unter der Klappe, wie es sich darstellt, nachdem einige zwanzig alte Linden geschla- gen wurden. etc. a8 204 durch eine grosse Waldlichtung gebil- det. Es konnte aber leider nicht in die- ser Weise fortgefahren werden*). Er sagt selbst in den Andeutungen über Landschaftsgärtnerei: „Auch ist nicht zu läugnen, dass man oft durch Hin- wegnahme weniger grosser Bäume in einem Tage mehr bewirken kann, als durch die Pflanzung von Tausenden in hundert Jahren; der Verlust von ein Paar derselben ist dann nicht hoch an- zuschlagen, wenn dadurch für das Auge ihre Zahl vielleicht verhundertfacht wird, indem durch ihr Verschwinden so viele andre sichtbar werden, die jene vorher gänzlich verdeckten. Diess ist gewiss, dass ich, der ich nicht allzu reichlich mit alten Bäumen in meinem Park ge- segnet bin, dennoch durch die Hinweg- nahme einiger Achtzig derselben die ganze Zahl der stehen gebliebenen, fast von allen Punkten im Bezirk des Gan- zen, für den Beschauer um das Zehn- fache scheinbar vermehrt habe. Es tritt oft im eigentlichsten Sinne der Fall ein, dass man den Wald vor lau- ter Bäumen nicht sieht. — Es kann zuweilen, einzeln betrachtet, der schönste Baum dem Zweck und der Harmonie der ganzen Anlage doch so entgegenstehen, dass man ihn opfern muss. Aehnliche Beispiele lassen sich ge- nug aus dem Wirkungskreise gegenwär- tig schaffender Künstler anführen. Sckell musste auch häufig mit der Axt ar- beiten, und schon der geistreiche Prinz de Ligne (Karl Joseph Fürst von Arem- berg) sagte 1796: „‚Ich möchte nicht *) Die Schrift „Beiträge zur Landschafts- gärtnerei von E. Petzold (Weimar 4849) ent- hält eine Karte dieser Anlage und 3 land- schaftliche Ansichten, nämlich: eine vor der Aushauung,, und zwei näch der Aushauung aufgenommene. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. erst Schatten und Wasser in meinem Garten hervorrufen; lieber wollte ich ihn verlassen und beide irgendwo aufsuchen. Hat die karge Natur ihre Schätze ver- borgen, so habt ihr weiter nichts nöthig, als einen Holzhauer‘‘ u. s.w. Er spricht überall den Grundsatz aus: die schöne Natur aufzusuchen und nicht erst zu schaffen. Es braucht wohl kaum er- wähnt zu werden, dass solche Aussprü- che übertrieben und solche Ansichten nicht massgebend sind; allein sie bewei- sen, welche Wichtigkeit auch diese be- rühmten Gartenkenner der Axt beilegten. Pflanzungen und Holzstände wirken oft wie ein Vorhang. Man braucht ihn nur wegzuziehen, um augenblicklich den Genuss des schönsten Bildes zu erlan- gen. Mit einigen wohl angebrachten Axtschlägen fällt die deckende Pilan- zung, und wie mit einem Zauberschlag steht ein schönes Landschaftsbild vor Augen. Die Blicke, daran gewöhnt, von einer einförmigen, reizlosen Holzmasse zurückgeworfen zu werden, verbreiten sich strahlend über eine neue Welt voli Abwechslung und schönen Formen, schweifen in reizende Fernen und fin- den ganz in der Nähe Scenen von nicht geahnter Schönheit. Dies ist die Lichtseite der Axtarbeit. Nun aber die Kehrseite. Wenn eine geschickteHand und ein landschaftliches Talent durch das Schlagen der Bäume eine so ausserordentliche Wirkung her- vorzubringen im Stande ist, so geht daraus hervor, welches Unheil angerich- tet werden kann, wenn ein Stümper, ein Mensch ohne malerischen Sinn oder ein Gedankenloser, Leichtsinniger darü- ber kommt. Fürst Pückler sagt sehr wahr: „Alles beinahe schafft Geld und Macht, aber kein Crösus und kein Alexander vermögen die tausendjährige Eiche in ihrer Majestät wieder herzu- I. Originalabhandlungen. stellen, wenn der arme Taglöhner sie gefällt hat. Jedenfalls überlege man es also Jahr und Tag, ehe man das Hin- richtungsbeil wirklich anlegen lässt.“ Es trifft sich sehr oft, dass ein Baum oder eine Gruppe von Bäumen, von ei- ner Seite gesehen, so störend und nach- theilig ist, dass die Beseitigung uner- _ lässlich erscheint. Nimmt man aber einen andern Standpunkt an, so macht der Baum oder die Gruppe eine so gute Wirkung, dass der von einer andern Stelle bemerkbare Nachtheil mehr als aufgewogen wird. Hier muss der wich- tigere Standpunkt entscheiden, Jeden- falls führe man einen augenblicklichen Entschluss nicht sobald aus, denn die Zeit ändert auch die Meinung, und wenn man auch nicht immer „Jahr und Tag‘ überlegen kann, so geschehe es doch Tage und Wochen lang, nach reiflichster und ruhiger Prüfung von al- len Seiten und Anhörung der Meinung anderer Leute, denen man Geschmack und Einsicht zutraut. Mir ist mehr als einmal vorgekommen, dass Bäume, die schon zum Abschlagen bestimmt waren, noch im Fortgehen nnd nicht mehr im Gesicht, mir plötzlich anders erschienen, so dass ich einen weiten Weg noch einmal machte , den Befehl des Schla- gens wiederrief und glücklich war, dass die Axt den Stamm noch nicht berührt hatte, Ich habe die Arbeit des Fällens eingestellt, wenn ich nicht mit mir ei- nig werden konnte, und meinen festen Entschluss erst dann gefasst, nachdem ich die Baummassen mit Duft (Rauch- frost) überzogen gesehen und so noch einmal mit malerischem Auge betrach- tet hatte, weil sich in diesem winterli- chen Schmucke alle Holzmassen nicht allein prächtig, sondern auch in schar- fen Umrissen,, fast wie belaubt darstel- len; oder ich wartete gar den Sommer 205 ab, um auch über die Lichtwirkungen ein riehtig Urtheil zu gewinnen. Wenn es schon im Allgemeinen kleinlich ist, sich eines früheren Irrthums zu schä- men und darum nicht zu widerrufen, so ist es bei einem solchen Wirken un- verzeihlich, auf einem gefassten Ent- schluss zu bestehen, wenn man eine ‚andere Ansicht gewinnt, selbst auf die Gefahr hin, von Andern für schwankend und veränderlich gehalten zu werden. Ich freue mich noch nach Jahren über Bäume, die durch eigenen Entschluss oder höhern Befehl der Axt verfallen sollten, aber durch mein Widerstreben erhalten wurden. Sie verwachsen zleich- sam inniger mit der Seele, wie ein lie bes menschliches Wesen, das, schon fast aufgegeben, dem Tod entrissen wurde. In allen Fällen, wo das Fällen eines alten Baums keinen erheblichen Nutzen für das Ganze bringt, möge man ihn ja stehen lassen, selbst wenn seine Weg- nahme keinen besondern Nachtheil bräch- te. Der zu fällende Baum muss nicht bloss entbehrlich, sondern wirklich dem Ganzen nachtheilig sein. Ist aber die letzte Ueberzeugung gewonnen, dann ge- trost die Axt angelegt; denn Bedauern und weichliches Gefühl ist hier nicht am Platze. Solche gleichsam aus Mit- leiden stehen gebliebene Bäume sind dem Künstler später immer ein Dorn im Auge, und oft gestatten es die Verhält- nisse nicht, sie nachträglich zu besei- tigen. Ich nannte oben die Arbeit mit der Axt die undankbarste. Sie ist es An- dern gegenüber wenigstens für den Au- genblick. Mag der Besitzer eines Gar- tens, der umgeschaffen, oder eines mit Holz bewachsenen Landes, das in einen Landschaftsgarten verwandelt werden soll, noch so sehr von den Fähigkeiten des 206 Künstlers, welcher die Hauungen angibt oder ausführt, überzeugt sein, er wird, wenn er nicht gefühllos oder auf den Geldgewinn durch den Holzerlös erpicht ist, mit Schrecken die vermeintliche Ver- wüstung sehen, wenn mächtige Bäume zusammenbrechen und Stämme und Aeste in wilder Unordnung übereinander liegen. Er wird, wenn er gefragt wird, zaudernd seine Einwilligung zum Fällen eines grossen, vielleicht schönen Baumes ge- ben. Er wird selbst, nachdem die Höl- zer weggeräumt und die Spuren der Verwüstung beseitigt sind, vielleicht den Kopf schütteln, wenn es so dünn und licht geworden ist, wird vielleicht fürch- ten, dass der kühle Schatten auf lange Zeit verloren ist, und Reue über das Begonnene fühlen, weil er meist nicht im Stande ist, sich eine Vorstellung zu machen, wie das Bild im Schmucke des Sommers aussehen wird, Der Gärtner weiss es, er muss die zukünftige Wir- kung seiner Arbeit gründlich kennen, und wird sie in vielen Fällen noch über seine Erwartungen finden. Er weiss, wie sich die noch durchsichtigen Kronen und Holzmassen beblättert gruppiren, weiss, dass die abgeworfenen zum Wie- derausschlag bestimmten Bäume und Gebüsche in wenigen Jahren keine Spur mehr von dem gewaltsamen Verfahren zeigen; weiss, dass freigestellte Bäume sich in kurzer Zeit voller und schöner belauben, dass sich die Aeste der mei- sten Bäume von selbst senken und den anfangs zu kahl scheinenden Stamm verdecken; er weiss, dass neue, wohl- berechnete Pfilanzungen den augenblick- lichen‘ Verlust zehnfach ersetzen, die anfangs erscheinende Leere reichlich füllen; er sieht im Geiste die schönen Stämme zwischen grünen Rasen auf- streben, die schönsten Lichtwirkungen auf der sammtartigen Fläche, wo wildes Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hässliches Gebüsch jeden Blick in die Tiefe verhinderte; ‚er sieht dies alles im Geiste, ehe nur die Axt angelegt wird. Man kann solche Gefühle, dem Besitzer nicht verargen, muss sie sogar ehren. Der Gärtner kann in solchen ' Fällen nichts besseres thun, als mit leb- haften Farben die Vortheile der Verän- derung zu schildern, und wo möglich Beispiele anzuführen, wo durch das glei- che Verfahren etwas Vorzügliches ge- schaffen wurde, zu trösten und: durch Schonung anderer Bäume zeigen, dass nicht Vernichtungslust der Beweggrund ist, vielleicht sogar in unwesentlichen Dingen nachgeben, um zu beruhigen. Wenn man für Andre arbeitet, muss man ohnedies in den meisten Fällen auf die Hofinung verzichten, ein vollkommenes Kunstwerk zu schaffen, Wer einen Gar- ten anlegen lässt, will vor Allem Freude daran und ihn seinen Neigungen ange- messen haben; er will liebgewonnene Gegenstände nicht vermissen, und hier- zu gehören oft besondere Bäume, Sei es, dass sie durch sich selbst erfreuen, oder dass sich ganz besondere Erinnerungen und Beziehungen daran knüpfen, oder dass sie Nutzen bringen, wie es z.B. bei Obstbäumen der Fall ist. Wer kann es dem Manne verdenken, wenn er einen Baum, den der Vater oder Grossvater pflanzte, nicht der Axt überliefern will? Geht es daher irgend an, so gebe der Künstler nach, und ändere lieber den Plan. Sehr häufig kommt es vor, (und ich selbst habe öfter derartige Fälle er- lebt,) dass Bäume, für deren Erhaltung alles aufgeboten wurde, schon nach kur- zer Zeit dem Besitzer selbst missfielen, und er nach ruhiger Ueberlegung aus eigenem Antriebe die Beseitigung bean- tragte, Ich will solche aus Empfindsam- keit und frommer Anhänglichkeit hervor- gegangene Bedenklichkeiten nicht gut I. Originalabhandlungen. heissen und vertheidigen, aber, wie ge- sagt, sie sind zu entschuldigen. Kom- men sie freilich so häufig vor, dass sie den Plan verderben und den Künstler nach allen Seiten hemmen, so thut er besser, sich von der ganzen Sache zu- rückzuziehen. Ich will ‚daher jedem Gärtner wün- schen, dass bei der Aushauung die Be- sitzer nicht gegenwärtig, überhaupt kei- ne Zuschauer dabei sind; denn so wird er manchem Verdruss entgehen. Kommt hinterher ein missbilligendes Urtheil, so ist es doch geschehen und der Künstler nehme dasselbe nicht so genau, suche zu trösten mit der Schilderung lachen- der Bilder, und tröste sich selbst mit dem Gedanken, dass man das ungün- stige Urtheil in Zukunft laut oder in’! Gedanken zurücknehmen wird. Auch dieses weiss ich aus Erfahrung und es ist mir vorgekommen, dass Personen vom höchsten Range, die beim Anblick gefällter Bäume ausser sich waren und sich bitter aussprachen, schon den fol- genden Sommer erklärten, dass sie da- mals Unrecht gehabt. Solche Dinge ermuthigen und machen sicher. Alles, was ich über Einmischung der Betheiligten sagte, ist vorzugsweise bei Frauen und älteren Leuten der Fall. Frauen sind mit wenigen Ausnahmen von Natur zartfühlender als Männer und die aus höheren und höchsten Ständen häufig zu Empfindeleien geneigt. Der augenblickliehe Eindruck ist bei ihnen meistens entscheidend, und darnach be- | stimmt sich ihr Urtheil. Man mache sich daher bei neuen Hauungen stets auf neuen Tadel gefasst, wenn auch die früher ausgeführten, erst gemissbilligten Veränderungen durch die Axt nachträg- lich mit Lob überhäuft worden waren, Schlägt man ihnen‘ eine Hauung erst vor, so werden sie grosses Bedenken 207 tragen, und schwer oder nicht einwilli- gen, Selbst wenn der ganz befriedigende Erfolg einer früheren Veränderung noch in ganz frischem Andenken ist, 80 wer- den sie doch, wenn die Einwilligung er- theilt ist, sich unmittelbar nach der Ausführung häufig ungünstig ausspre- chen, oder wenn das Unglück sie wäh- rend der Arbeit herbeiführt, ihre bitteren Gefühle in Tadel aussprechen, vielleicht gar die Arbeit halbvollendet unterbre- chen, auf welche Weise manche unfer- tige Anlage entstanden ist. Gegen diese Eigenthümlichkeit des weiblichen We- sens ist nichts zu machen, besonders weil man es in der Regel mit Damen aus den höhern und höchsten Ständen zu thun hat. Es heisst also schweigen, geduldig tragen und sich damit trösten, dass die Zeit eine andere bessere Mei- nung reift, und der spätere Eindruck die Sache ausgleichen wird. Noch mehr gegen das Fällen alter Bäume eingenommen sind alte Leute, und sie sind ungleich schwerer dazu zu bewegen. Das erklärt sich ganz natür- lich, Die Bäume sind gleichsam Alters- genossen, (so bilden sie sich’s wenigstens ein, obschon die Bäume meist viel äl- ter sind), und daher ihnen ein Heilig- thum. Das Alter verehrt mit seltenen Ausnahmen überhaupt alles Alte, bloss, weil es alt ist. Selbst nahe am Lebens- ziel, haben alte Leute eine heilige Scheu, einen alten Baum, gleichsam ihres Glei- chen untergehen zu sehen. Sie geben die Hoffnung auf, den jungen Nachwuchs noch gross zu sehen, obschon diess heut zu Tage, wo man grosse Bäume mit gutem Erfolg pflanzt, gar nicht so sel- ten ist, und man Gärten anlegt, die schon einige Jahre nach der Pflanzung das Ansehen haben, als wären sie vor sechszig Jahren gepflanzt worden. Bra- 'nitz und die Anlage an der Friedens- 208 kirche bei Potsdam, erstere von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Pückler, letz- tere vom Herrn General - Gartendirektor Lenne angelegt, sind dafür sprechende Beweise. Wenn man schon im Allge- meinen eine gewisse Ehrfurcht vor al- ten Bäumen haben soll, so muss dies alten Leuten gegenüber noch mehr der Fall sein, und es wird dem Herzen des Künstlers.nur Ehre machen, wenn er die Gefühle bejahrter Personen in zarter Weise schont und ihnen solches Leid erspart, wo es sich irgend mit der Aus- führung vereinigen lässt. Das Schlimm- ste ist nur, dass nach dem Ableben der Besitzer gefühlvolle Erben wiederum Bedenken tragen, die Lieblinge ihrer Vorfahren zu opfern, obschon manche solche fromme KRücksichten nur zur Schau tragen mögen. Dieses alles möchte noch hingehen, wenn der Künstler nieht noch mit einem andern Gegner zu kämpfen hätte, der zwar meist keine unmittelbare Einspra- che thun, aber desto mehr Aerger be- reiten kann. Dieser Feind der Neue- rung ist das grosse Publikum, wenn es sich, was häufig vorkommt, um die Veränderungen in Öffentlichen Anlagen handelt. Dieses vielköpfige Wesen mischt sich in alle Dinge, die es täglich vor Augen sieht, selbst, wo es nichts zu sagen hat, wie z. B. in fürstlichen und andern dem Publikum geöffneten Gärten. Alles, was von Gartenbesitzern gesagt wurde, erlaubt sich auch das Publikum, und es erhebt, ohne irgend ein Recht zu haben, bei allen Veränderungen das grösste Geschrei und ist stets bereit, unbegründete Vorwürfe zu machen, zu- weilen auf unverschämte Art durch die Presse. Wer an die Oeffentlichkeit tritt — und das thut der Gärtner bei sol- chen Veränderungen — muss sich auch das öffentliche Urtheil gefallen lassen, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 'und so viel wie möglich gleichgültig ge- gen Tadel und Lob sein; denn beides ist im Grunde von dieser Seite werthlos, wenn auch das Lob angenehm zu hören ist. Einzelne vernünftig und höflich ausgesprochene Bedenken wird der Künst- ler gern zu beseitigen suchen; denn oft hängt das allgemeine Urtheil nur von einflussreichen Personen ab, und eine günstige Umstimmung wird durch diese leicht ermöglicht. Besonders ist die Presse ein gutes Mittel, das Publikum aufzuklären, zum Schweigen zu bringen oder anders zu stimmen. Ist daher der Künstler nicht gleichgültig gegen an- massendes Urtheil, so wird er wohl thun, sich dieses Mittels durch seine Freunde zu bedienen. Einzelne unbe- rufene Schreier, welche die Frechheit haben, ohne alle Kenntniss der Sache ihr anmassendes Urtheil dem Künstler ins Gesicht zu sagen, wird er schon zum Schweigen zu bringen wissen, sei es durch eigenes Schweigen, oder durch gut angebrachte Zurechtweisung, wenn es die Anmassung verdient. Die Ge- wissheit, dass das ungerechte öffentliche Urtheil sich bald in Lob verwandeln wird, ‘dass die verwandelte Anlage die spätern Besucher zur stillen Dankbarkeit stimmt, muss den Künstler für augen- blicklichen Aerger entschädigen, Man begreift meistens nicht, dass Bäume und Anlagen keine Antiken sind und sein können, dass ihre ewig wechselnden Formen zu einem festen Bestehen von Natur nicht geeignet sind, dass fast jedes Jahrzehnt Veränderungen nothwendig macht, ohne die bald ein Verfall des Schönen eintritt. Man glaube auch nicht, dass das Vernichten dem Gärtner Vergnügen macht, dazu müsste er eine Schlächter- seele haben. Auch er hat seine schwe- ren Augenblicke. Wenn die Säge mit Eee rag = z 5 IN, 7 + F) 13 DE MWedtconea dnsyamiha E Acch cl Höichee I. Originalabhandlungen. beissenden Zähnen gefrässig tiefer und tiefer in den Stamm eindringt, wenn die Zweige bei den Schlägen der Axt wie von Todesschauern zittern, wenn end- ‚lich der Riese des Waldes schwankt, sausend die Luft durchschneidet und krachend zu Boden fällt, die zertrüm- merten Aeste tief einwühlend; wenn _ die Nachbarbäume vom Druck der Luft bewegt sich gleichsam angstvoll zur Seite biegen: dann befällt auch ihn wohl ein Bangen, als habe er ein Unrecht gethan, er zittert wohl selbst vor der That, die nicht mehr aufzuhalten ist, und steht erschreckt vor seinem Werke. Hier tritt nicht die Freude des Voll- bringens einer kühnen That ein; schwer liegt es auf der Brust, denn das Grosse verfehlt seinen Eindruck nicht, selbst wenn es überwunden zu unsern Füssen liegt. So ergeht es mir, wenn ich grosse Bäume schlagen lasse, und ich glaube, dass Viele diese Gefühle mit mir theilen. Doch der sofort sichtbar werdende Erfolg beseitigt die augen- blicklichen Gefühlsanwandelungen, und verwandelt das Bangen in Freude. Aber wehe, wenn die gehoffte Wirkung nicht eintritt, wenn sich kahle Stämme oder einseitige Kronen zeigen, wo man einen vollen Baum erwartete, oder wenn der fallende Baum die stehen gebliebenen stark beschädigt, Oft muss dann auch der nächste fallen, und der Gärtner wird sicher einen verdorbenen Tag haben und eine Art von Gewissensbissen füh- len. Ich wiederhole es noch einmal: die Arbeit mit der Axt ist die wichtigste, anziehendste und lohnendste, aber zu- gleich auch die schwierigste und un- dankbarste für den Gartenkünstler. Be- sonders schwierig wird sie für den An- fänger, für den ängstlichen jungen Mann. Mag er noch so geschickt und sicher 209 seinen Plan hinwerfen, Pflanzungen an- legen, seine Wege führen u. s, w. Bei den ersten Aushauungen wird ihn mit seltenen Ausnahmen seine Sicherheit verlassen, Er wird da und dort anfan- gen, ohne erfolgreich einzugreifen, er wird, wenn er nicht leichtsinnig ist, ängstlich versuchen, und die oben ange- deuteten Gefühle beim Fällen der Bäume doppelt empfinden. Er wird häufig den Fehler begehen, dass seine Aushauun- gen wirkungslos, seine Durchsichten zu schmal sind, wie man überall sehen kann. Er wird sich anfangs mit Kleinig- keiten aufhalten, überall etwas wegneh- men, und so das Licht zerstreuen und das Gemälde unruhig und ausdruckslos machen: kurz seine Arbeit wird in den meisten Fällen den Eindruck der Unfer- tigkeit machen und sich als ein man- gelhaftes Erstlingswerk zeigen, Selbst manche landschaftliche Talente und an Pflanzungen und Anlagen geschickte Landschaftsgärtner erlangen nie im Le- ben die bei Aushauungen nöthige Si- cherheit, und daher mag es kommen, dass gelungene Aushauungen immer noch zu den Seltenheiten gehören, — Es lässt sich für Aushauungen eine kurze Regel angeben, die freilich vor- aussetzt, dass man weiss, was landschaft- lich schön ist, und was man eigentlich erreichen will. Dieses Verständniss her- beizuführen liegt ausser den Grenzen dieses Aufsatzes *), und ich will nur aufmerksam machen, dass gründliche *) In meiner Schrift: „Die Verwen- dung der Pflanzen in der Garten- kunst,“ welche vor Kurzem bei Hugo Scheube in Gotha erschienen ist, habe ich mich bemüht, dieses Verständniss herbeizu- führen. Der gegenwärtige Artikel ist theilweise diesem Buche einverleibt. 3 210 theoretische Belehrung dazu zwar un- entbehrlich, aber nicht hinreichend ist, und das Studium der Natur selbst in. gelungenen Parkanlagen und in ihren schönsten natürlichen Scenen, so wie dasjenige gelungener Landschaftsbilder die Hauptsache dabei ist. Man gewöhne sich nur daran, alle Natur- und Park- scenen, sowie gemalte Landschaften mit schönen Baumpartien mit malerischem Auge zu betrachten, mit anderen Worten: man suche sich zu erklären, warum gewisse Scenen besonders gut gefallen, wie dabei die Holzmassen auf die Form des Ganzen, die verschiedenen Gruppi- rungen auf die Beleuchtung der Baum- masse selbst und des Bodens, und die einzelnen Bäume durch ihren Bau, ihre Belaubung und Stellung wirken. Hierzu genügen schon beschränkte Scenen, in- dessen wollen auch grössere erfasst und studirt sein. Diese einfache Regel heisst: beseitige jeden Baum, jede Ge- hölzmasse, die andere schönere verbirgt, beeinträchtigt oder deren Wirkung schwächt, insofern nicht die Gruppirung im Grossen, die ganze Ordnung darunter leidet. Hundert, ja tausend hoch aufge- schossene Stangeuhölzer mögen fallen, um die alte schöne Eiche, Buche oder Tanne freizustellen ; ganze Bestände von Nadelholz sollen geopfert werden, wenn eine helle Belaubung und eine weniger gleichmässige Wipfellinie wün- schenswerth erscheint, um einen dahin- ter verborgenen Laubwald zu zeigen, oder um neue Pflanzungen auf dieser Stelle anzulegen; breite Massen von Holz jeder Art sollen ganz oder bis auf einzelne schöne Bäume ausgeschlagen werden, um Tiefe des Gemäldes, ver- schiedene Ansichten und Aussichten in die Ferne zu erzielen, dabei zugleich das nöthige volle Licht durch offene Flächen, und gebrochenes Licht und Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Uebergänge durch lockere Baumpartien zu gewinnen, Die einzelnen Gehölz- partien oder Stämme müssen sich nicht nur gruppiren und vor- und zurücktre- ten, sondern auch durch tiefe Ein- schnitte und verschiedene Baumformen möglichst mannigfaltige Wipfellinien (An- sicht der Wipfel gegen den Horizont) bilden, Ich brauche wohl kaum zu erwäh- nen, dass der eigentliche Wald, wenn er Wald bleiben soll, nicht so behandelt werden darf, dass hier nur von waldigen Partien, die zu einem Landschaftsgarten gezogen werden sollen, die Rede ist. Der eigentliche Wald verträgt eine sol- che Behandlung nicht und würde auf- hören, Wald zu sein, Doch kann man auch im Laubwalde einzelne schöne Bäume am Wege freistellen und Theile davon durch Auslichtung in Haine ver- wandeln. Dies gilt besonders vom, Hochwald, während Mittel- und Nieder- wald einer beständigen Veränderung un- terworfen ist, und namentlich Mittelwald d. h. buschiger Niederwald mit dazwi- schen stehenden Bäumen durch die Axt nach landschaftlichen, malerischen Grund- sätzen behandelt werden kann, wenig- stens in der Nähe der Wege, an Aus- sichten und den Rändern. Ueberhaupt bietet schöner Mittelwald den reichsten, dankbarsten Stoff für den Landsehafts- särtner, und man kann, ausser wirklichen geschlossenen Hochwald, mit der Axt alles daraus machen, fast ohne zu pflan- zen und seine neuen Pflanzungen mit Leichtigkeit und ganz unbemerkbar an das Vorhandene anschliessen, während die anderen Pflanzungen neben den Rie- sen des gelichteten Hochwalds lange Zeit ärmlich genug aussehen. Hier tritt auch selten der Nachtheil ein, dass Bäume in Folge der Bloslegung des Bodens durch Wegnahme der benach- ? l. Originalabhandlungen. barten Bäume und von Wurzelbeschä- digungen beim Roden der Stöcke und bei Umarbeitung des Bodens zu Grunde gehen, was bei Bäumen des Hochwal- 211 | des, die plötzlich frei gestellt, vielleicht noch an den Wurzeln beschädigt und der Bodenbedeckung beraubt werden, häufig der Fall ist, 3) Fraxinus heterophylia, aus Samen der gemeinen Esche erzogen, Man scheint immer noch nicht einig zu sein, ob man Fraxinus heterophylla Vahl. (simplieifolia Willd.) für eine nordamerikanische wirkliche Art, oder für eine einheimische Spielart der. ge- meinen Esche halten soll, obgleich sie schon von Koch in der Synopsis der Deutschen- und Schweizerflora als letz- tere aufgeführt wird. Der Umstand, dass ich unter einer Aussaat gemeinen Eschensamens 5 Procent Stämmechen mit ungefiederten Blättern gezogen habe, die jetzt nach 5 Jahren noch vollkommen der Fraxinus heterophylla, welche man durch Veredlung fortpflanzt, gleichen, wird vielleicht dazu beitragen, die etwa noch waltenden Zweifel zu beseitigen, Uebrigens ist es leicht möglich, dass auch in Nordamerika von einer dortigen Art, vielleicht von Fr, ovata, eine Spiel- art mit ganzen Blättern gezogen wor- den ist, wovon die älteren ganzblättri- gen als Fr. heterophylla und simpliei- folia bekannten Eschen stammen. In der Holz- und Knospenbildung gleicht das Holz der angeblich nordamerikani- schen Art ganz der gemeinen Esche. Jäger. 4) Pflanzen, die im Kais, Bot. Garten zu Petersburg blüheten. 1) Sedum Sieboldii Hort; Crassula- ceae, — Dieses schöne, zu Blumen- vasen und Blumenlampen besonders ge- eignete Sedum, welches sogar im Freien aushält und im Herbst seine rosenro- then Blüthendolden in reicher Fülle ent- wickelt, findet sich merkwürdiger Weise noch nirgends beschrieben. Wahrschein- lich ward es von Siebold aus Japan ein- geführt und nach ihın genannt, Die Beschreibung dieser zur Topfeultur, Va- sencultur, für Bordüren etc, gleich ge- eigneten Pflanze werden wir an anderm Orte geben. 2) Nymphaea gigantea Hook. Die Pflanze, deren Wachsthum wir früher beschrieben, hat bei uns und, wie wir hören, auch im Berliner botanischen Garten viel und reichlich geblühet. Die Pilanze ist schön, die Blumen halten 6—8 Tage, blühen fast den ganzen Tag, und bei einer kräftigen Pflanze sind im- mer 4—6 prächtig dunkelblaue Blumen zugleich geöffnet. Soweit ist die Pflanze jedenfalls und unbestritten weitaus die schönste der bis jetzt bekannten blauen Nymphaeen, Dagegen hatte die grösste unserer Blumen nur etwas über 7 Zoll im Durchmesser, während die ausge- breitete Blume der Van Houtte’schen Ab- bildung mindestens 11 Zoll Durchmes- ser halten würde, Möglich, dass eine im hohen Sommer blühende Pflanze noch grössere Blumen erhält; dass sie aber die Grösse der Van Houtte’schen Abbil- dung je zeigen werde, das müssen wir bezweifeln*). Ein prächtiges Seitenstück *) Da man in oben Gesagtem einen Vorwurf erblicken könnte, der jedenfalls unverdient ist, so halten wir es für unsere Pflicht, hier beizu- fügen, dass die erwähnte Van Houlte’sche Ab- bildung eine exacte Copie der Hooker’schen im Bot. Magazine t. 4647 ist, und dass diese Tafel | nach einem getrockneten vaterländischen Exem- 212 zu den schönen rothen Nymphaeen, so- wie zur N. dentata und Lotus. 3) Coelogyne ocellata Lindl. ; Orchi- deae. Eine schöne Art aus Sylhet mit weissen Blumen, die auf dem Mittellap- pen und den Seitenlappen der Lippe orangengelbe Augen tragen. Ovale fast 4seitige- Scheinknollen tragen auf der Spitze 2 lanzettliche Blätter und zwi- schen diesen die 1—mehrblumige Blu- mentraube. — Cultur im Korbe in der warmen Abtheilung. Blühet im Oktober. 4) Calathea pardina Pl. et Linden. Wir haben diese von Linden eingeführ- ten, einer Maranta ähnlichen Pflanze schon erwähnt. Wir halten sie für die beste seiner Einführungen, denn die Pflanze besitzt üppiges Weachsthum, schöne grosse hellgrüne schwarzgrün ge- fleckte Blätter, trägt im Herbst den Blü- thenschaft, der oben zwischen den Schei- den die grossen gelben Blumen ent- wickelt. Cultur im feuchten Warmhanus im Beet mit Bodenwärme. Schöne Decora- tionspflanze. Erdmischung aus !/, Rasen-, !/, Laub-, !/, Heideerde und etwas Sand mit guter Unterlage. Vermehrung durch Theilung und Samen, den siereichlich trägt. 5) Octomeria semiteres Rgl.; Orchi- deae. Eine Orchidee aus Brasilien mit kleinen durchsichtigen gelben Blumen. Sie steht der OÖ. Chamaeleptotes Rchb. fil. jedenfalls sehr nahe, unterscheidet sich aber durch halbstielrunde Blätter, die oberhalb fast flach und gefurcht, plare gezeichnet wurde. — Es istmöglich, dass dieses Exemplar durch den erliltenen Druck beim Pressen in die Breite gezogen, weit grösser er- schien und dass der Zeichner sich dadurch täu- schen liess, es ist aber ebensowohl möglich, dass die Pflanze im Vaterlande wirklich jene Dimensionen erreicht, und auch in unsern Aqua- rien sie erreichen kann, wenn wir alle Bedin- gungen erfüllen können, die zu ihrer grösst- möglichen Entwicklung nöthig sind. (E. 0.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. (bei O. Chamaeleptotes sind sie stielrund), durch zu 1—8 ma Grunde des Blattes zusammengehäufte Blumen (bei der an- dern nur zu 2— 3), durch längliche durchaus stumpfe Sepalen (bei der an- deren spitz), und endlich eine Lippe, die am Grunde ein schmales nagelförmiges Säckchen besitzt, auf dessen Spitze die 3lappige, aus pfeilförmigen Grunde läng- liche stumpfe Platte steht, deren Basal- lappen stumpf in den Mittellappen über- gehen und dessen pfeilförmigen Grund bilden; der Mittellappen besitzt seitlich herahgeschlagene Ränder und trägt am Grunde beiderseits einen erhöhten Kiel *), Die genaue Beschreibung dieser klein- blumigen, nur dem Botaniker interessan- ten Orchidee werden wir an anderem Orte geben. Da Reichenbach’s Diagno- sen immer scharf und charakteristisch sind, so wagten wir es nicht unsere Pflanze, beiso viel Abweichungen, wenn gleich offenbar gleicher Tracht, mit des- sen O. Chamaeleptotes zu vereinigen. 6) Stanhopea eburnea Lindl. ß. gran- diflora. Lindley sucht in seinen Fol. Orchid. die St. grandiflora Lindl. noch zu halten und sagt, dass sie anstatt der beiden Hörner am Hypochilium,, welche der St. eburnea zukämen, nur Zähne besitze, Unsere Pflanze gleicht nun in Form und Färbung der St. grandiflora vollkommen, trägt aber am Hypochilium zwei Hörner, welche genau so lang als die von St. eburnea. Mithin fällt die Art. — Eine übrigens prächtige Art mit elfenbeinweissen Blumen und blass- *) Reichenbach beschreibt die Lippe seiner Pflanze durch folgendes: labello panduralo unguiculato, lobis lateralibus in laminam lobi medii transgredientibus,- lobo medico anguslo, apice subreluso. — Die geigenförmige Gestalt, sowie der schmale zurückgedrückte Mittellap- pen, stimmen mit der Lippe unserer Pflanze nicht überein. I. Originalabhandlungen. 00 fleischfarben nüancirtem Hypo- und Me- sochilium .der. Lippe. Ein starker Wohl- geruch zeichnet ausserdem die Art aus. 7) Cattleya Loddigesiü Lindl. Var. . uniecolor. : Es unterscheidet sich diese Abart der rosenroth blühenden, blass- gelblippigen mittelgross blühenden C. Loddigesii von Lindley’s und Loddiges’ Abbildung durch einfarbige nicht punk- tirte Sepalen und Petalen. In europäi- schen Gärten scheint dies die gewöhn- lichste Form zu sein. S) Epidendrum fuscatum Lindl. (En- eyelium. Hymenochilia Lindl. fol. orch.) Diese niedliche Orchidee, welche der hiesige Garten aus Cuba erhielt, stimmt 213 ganz mit Lindley’s Beschreibung, nur werden diekleinen rundlich-ovalen Knol- len oft grösser und länglicher und tragen dann 2 statt sonst nur 1 Blatt, und das bandförmige schmale dicke Blatt selbst ist entweder stumpf und ausgekerbt, oder spitz. Die zierlichen kleinen, kaum 3/, Zoll im Durchmesser haltenden Blumen sind dunkelorange gefärbt. Die 3lappige Lippe ist schön purpur gestreift. Blumen stehen in einer schlanken, die Blätter überragenden Rispe. Blühet im October. Cultur im Korbe. Niedlicher als schön. Dem E, Candollei verwandt. zZ 5) Der Garten des Herrn &. Blass in Elberfeld. Kürzlich besuchte ich den Garten des Hrn. G. Blass; ich kenne jedoch diese Gärtnerei schon seit einer Reihe von Jahren und habe mit grossem Ver- gnügen gesehen, wie sie sich durch das lebhafte Interesse ihres Besitzers für die Schätze der Pflanzenwelt zu grosser Be- deutung emporgeschwungen hat. Aus dem dort Gesehenen muss ich den Schluss ziehen, dass Hr. Blass ein Kenner ist, begabt mit einem feinen Ge- schmacke für das wirklich Schöne; denn die 3 schönsten und wunderbarsten Pflan- zenfamilien, Farrn, Orchideen und Pal- men sind hier die besondern Lieblinge. Da, wie bekannt, das Einführen von neuen Pflanzen mit vielen Kosten ver- bunden ist, so sucht Hr. Blass selbige zum Theil dadurch zu decken, dass er diese Pflanzen, sobald sie hinlänglich vermehrt sind, in den Handel bringt, und sie dadurch auch jedem Liebhaber gegen mässige Preise zugänglich macht. Der Raum, den die Gärtnerei bis jetzt einnimmt, ist nicht sehr gross, jedoch Alles praktisch angelegt. Die Gewächs- häuser sind mit einem Satteldache ver- sehen und werden durch eine sehr ein- fache von Hrn. Blass selbst erfundene Warmwasser-Heizung erwärmt. Vor Al- lem wird sich der Besucher wundern über die reiche und prachtvolle Farren-Samm- lung, die in einem dazu bestimmten Hause aufgestellt ist. Zwar sind die Pflanzen aus Mangel an Raum sehr zusammen gedrängt, haben aber trozdem ein recht gesundes Aussehen, und von Moder u. dgl. ist nichts zu sehen. Der Cultiva- teur in diesem Hause, Hr. Keilig, scheint mir überhaupt mit der Behandlung der Farrn sehr vertraut zu sein; denn über- all, wo das Auge auch nur hinblickt, sieht es Alles in gesundem Zustande. Von den schönsten und seltensten Pflanzen, welche ich mir flüchtig notirt habe, erlaube ich mir einige namhaft zu machen, und zwar von Baumfarrn: Also- phila Humboldtii, gibbosa, mexicana, re- galis, Loddigesii, guianensis, Miqueli und radens, so wie noch verschiedene andere, 214 Hemitelia capensis, horrida, spectabilis und urolepis, ferner Cyathea aurea, mi- crolepis und excelsa, Lophosoria affinis, Dekeriana, Karstenianaund Warscewieczii, Blechnum brasiliense stehen sehr schön, und das prachtvolle Diplazium giganteum, so wie noch eine Menge andrer, deren Aufzählung zu weit führen würde. Von den genannten sind viele da- selbst aus Samen (Sporen) erzogen, je- doch besitzt der Garten auch eine grosse Auswahl von Originalstämmen von allen Höhen in prächtiger Entwickelung. Unter den im Blass’schen Garten aus Samen erzogenen Baumfarrn befindet sich eine Menge, die schon recht hüb- sche Stämme und prachtvolle Kronen haben; jä, ich glaube, dass sie nach ei- nigen Jahren nicht nur die Original- stämme an Höhe eingeholt haben, son- dern an Schönheit bedeutend übertreffen werden, denn 15 —25 tadellose Wedel auf einem Stamme zu finden ist nichts Seltenes. Ausser diesen befindet sich noch eine grosse Menge Strauch- und Krautfarrn, so wie die zierlichen Selaginellen dort. Als besonders schön und neu bemerkte ich folgende: Angiopteris gigantea, Wil- linki, eveeta, pruinosa, hypoleuca, pte- roides, longifolia und spec. Ceylon; Acro- stichum crinitum, ferrugineum, Aspi- dium heracleifolium und impressum, As- plenium erenulatum, Blechnum angusti- folium und latifolium, Lonchites excelsa Lycopodium phlegmaria, Lygodium eir- cinatum, palmatum, scandens und semi- hastatum, Platycerium grande und stem- maria; beide in Prachtexemplaren, das so schöne Polypodium difforme und die so sehr seltene Helminthostachys zey- lanica. Die ganze Farrnsammlung um- fasst über 500 Arten. Herr Blass hatte die Güte, mir Fol- gendes über die Farrn-Aussaat mitzu- Gartenflora Deutschlands und. der Schweiz. theilen: Ganz flache Terrinen werden mit brockiger Torf- und Lauberde ge- füllt befeuchtet, und nachdem der Sa- men aufgestreut, mit einer Glasscheibe bedeckt; dann in eine wo möglich gleich- mässige Wärme von 20 Grad Reaum. gebracht und stets feucht gehalten. Nach ungefähr 14 Tagen erscheinen die Prothallien, die, wenn sie zu dicht auf- gegangen sind, recht bald verpflanzt werden müssen. Auf diese Art und Weise hat der Garten Hunderte von Sämlingen erzogen und aufzuweisen. Unmittelbar neben dem Farrnhause liegt das der Orchideen. Welch ein Ge- nuss bietet sich hier dem Auge dar bei dem Anblick der so brillanten Anoecto- chilus!' Einige Hundert nur von den goldgezeichneten Arten, dazu noch. die silber- und andersgezeichneten findet man bei einander stehen. Ein wirklich blen- dender Anblick, ja ein Californien in der Pflanzenwelt. Ich hatte schon meh- rere male Gelegenheit, die bedeutendsten Gärtnereien Frankreichs und Belgiens zu sehen, aber noch nirgends habe ich weder eine solche Anzahl, noch so gut kultivirte Anoectochilus gefunden. Die schönsten sind folgende: Erstens eine ganz neue Art, durchaus abweichend von den übrigen, dann: Anoectochilus intermedius, Lobbianus (xanthophyllus) setaceus, Lowii, Roxburghi, striatus, ar- genteus und picetus. Von diesen Anoec- tochilus befinden sich mehrere Exempla- re dort, deren Blätter einige Zoll me- sen. Herr Blass hat mir seine Cultur- methode, um solche Prachtexemplare her- anzuziehen, mitgetheilt, die ich anwen- den werde, und die ich (falls es ange- nehm ist) gelegentlich überschicken kann, Ferner ist noch zu bemerken: Pogonia discolor und concolor, ganz eigenthüm- liche dunkelrothe Blatt- Orchideen, die wohl mit Recht als ‚sehr schön“ be- I. Originalabhandlungen. zeichnet werden können. Aerides am- pullacea, Anthogonium gracile (Wallich), Cymbidium eburneum, Sarcanthus orni- thorhynchus, Phalaenopsis amabilis, so wie ‚noch eine Menge theils neuer theils sel- tener Orchideen aus den Familien der Aerides, Oattleyae, Dendrobia und Vandae. Die in diesem Gewächshause sich ebenfalls befindende Sammlung offieinel- ler und tropischer Fruchtpflanzen ver- dient ebenfalls einer Erwähnung, denn es ist manches schöne und seltene dar- unter zu finden z. B. der berühmte Upas-Giftbaum aus Java (Antiaris toxi- caria), Aleuritesmoluccana, Agathophyl- lum aromaticum, Cinchona Calisaya, Ce- drela febrifuga, Curcas purgans, Croton tebiferum, Lucuma delieiosa, ein Pracht- exemplar von 6° Höhe, die schöne Garcinia Mangostana fast 3° hoch, Quas- sia amara, Theobroma Cacao ete. etc. Die Sammlung Nepenthes ist auch sehr reichhaltig und schmückt die ihr in dieser 'Abtheilung angewiesene Ecke mit - grossen und kleinen Krügen auf’s beste. Auch erhielt der Garten vor kurzer Zeit eine Sendung ganz neuer Aroideen, ge- gen 70 Arten, aus Ostindien, die sich theils schon entwickelt hatten, worunter sich vieles Schöne zeigte. Ueber die Palmen und Pandaneen noch einige Worte, denn die Sammlung verdient es unstreitig sowohl wegen der Schönheit und Seltenheit ‘vieler Exem- plare, als wie auch wegen der Anzahl, denn der Garten zählt 130 Arten. Von dieser Sammlung bemerke ich nur fol- gende: Areca rubra und Catechu, meh- rere Arten Astrocaryum, Arenga saccha- rifera, Calamus verus, javensis, corona- tus, flabellum, oblongus, viminalis, ceri- nitus, micranthus, macrocarpus, Rein- wardii etc, etc. im Ganzen 20 Species Calamus, Chamaedorea funifera , Cera- tolobus glaucescens, Caryota propinqua, 215 Ceratozamia Kusteriana, Daemonorops erinitus und niger (der echte), Licuala horrida und elegans, Raphis humilis, Phoenix humilis, Sabal Schappiana (Re- gel) und mexicana, Saribus rotundifolius, Phtychosperma appendiculata, Thrinax parviflora, barbadensis, graminifolia, stel- lata, so wie 3 sehr schöne unbenannte Arten, und noch eine Menge andere Palmen aus Guatemala und Mexico. Be- sonders bemerkbar machen sich noch Pandanus caricosus und Calamus_ cilia- ris, die man selten in solch üppigem Zustande antrifft. Pandanus javanicus foliis variegatis, utilis, laevis und refle- xus sind alle in schönen und theils in starken Exemplaren vertreten. Eine ganze Tablette (mehrere hun- dert) steht vollgepfropft von den schö- nen Philodendron pinnatifidum , Selloum und hastaefolium. Die reiche Sammlung Begonien, eine schöne Graminee mit 5° langen in der Mitte mit einem weissen Streifen versehenen Blättern, von den schönen und beliebten Blattpflanzen Ma- ranta albo und roseo-lineata, regalis,. vit- tata und Warscewieczii, Justiecia zebrina, Eriocnema aenea und marmorea, Miko- nia Lindeni, Musa zebrina, Pharus vit- tatus, die hübsche Uraria picta, ein Pracht- exemplar der Sarracenia Drummondi, so- wie noch eine grosse‘Menge neuerer und älterer Pflanzen, deren specielle Auffüh- rung zu weit führen würde, sind in die- ser Abtheilung zu finden. So hätte ich Sie denn flüchtig mit den Schätzen des Blass’schen Gartens bekannt gemacht, woraus Sie leicht er- sehen werden, welche Opfer Herr Blass schon dargebracht hat, um unsere Ge- wächshäuser zu bereichern und zu ver- schönern. Sowohl Ihnen, als wie auch jedem andern Pflanzenliebhaber und Gärt- ner, der den deutschen Niederrhein be- reist, möchte ich rathen, auch die Blass’- 216 sche Gärtnerei zu besuchen, wo er von dem Herrn Eigenthümer mit der grössten Artigkeit eingeführt werden wird; und wo sich Jeder überzeugen kann, dass mein flüchtig beschriebener Besuch nur eine schwache Andeutung ist; denn, wie bekannt, hat „selbst gesehen‘ einen bedeutend höheren Werth. Anton Esser, Obergärtner des Tuchfabri- kanten Herrn Robert Schötter. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Wir erhielten diese Beschreibung des Blass’schen Gartens durch Herrn Esser. Sehr dankbar werden wir demselben für Mittheilung der angezogenenen Cultur- Methode der Anoectochilus sein. Ueber den Garten der Hrn. Blass hatten wir Hr. Esser um einige Notizen gebeten, da man aus demselben jetzt die herrli- chen Baumfarren in kräftigen jungen Exemplaren und zu sehr mässigen Prei- sen bezieht. (E. R.) 6) Cultur der Orangerie. Von Anton Sackl, fürstl. Franz Liechtenstein’scher Hofgärtner zu Hollenegg in Steiermark. In keiner wenigstens mir bekannten Gartenschrift findet sich eine Belehrung *) über diesen wichtigen Zweig der Gärt- nerei; und doch findet man in vielen Gärtnereien grosse Orangenbäume, lei- der oft nur misshandelt anstatt gut cul- tivirt. Dies veranlasst mich, meine wäh- rend 25 Jahren gemachten Erfahrungen meinen geehrten Herrn Collegen hiemit mitzutheilen; und glaube dies thun zu dürfen, da ich in hiesiger Gärtnerei eine bedeutende Orangerie seit Jahren mit dem besten Erfolge cultivire. Die Orangerie erfordert zu ihrem fröh- lichen Gedeihen eine leichte Lauberde. Am besten wäre das Laub im Frühjahre *) Die Gartenflora brachte eine Abhand- lung vom Hrn. Pabst. Aber auch dieser Bei- trag ist willkommen, denn er geht theils von andern und zwar allenthalben richtigen Ge- sichtspunkten aus. Schwere feite Erde und viel Wasser haben schon manche Orangerie verdorben. Leichtere Erde und Dungguss zur rechten Zeit befördern Gesundheit und auch kräfiges Wachsthum. (E. R.) zum Erwärmen der Mistbeete zu ver- wenden, und dann im Herbste auf flach® Haufen gebracht noch ein Jahr liegen gelassen, und so ohne durchgesiebt zu werden zu verwenden. Für kräftige starkverwurzelte Bäume könnten unter obige Erde auch noch Dünger z. B. Rinderdünger, Vogel- oder Hühner- dünger mit gutem Erfolg gemengt wer- den. Jedoch hätte man für kranke Orangenbäume keinerlei Dünger, weder als Dungguss noch unter die Erde ge- mengt, zu verwenden, sondern reine Lauberde ohne jede Beimischung zu ge- brauchen. Es versteht sich von selbst, dass vor dem Umpflanzen der Bäume die Erde trocken sein muss. Die beste Zeit zum Umpflanzen der Orangenbäume ist sogleich nach dem Herausräumen aus dem Orangeriehause, da dann die Bäume bis zum Herbste noch hinlänglich Zeit zum Einwurzeln haben. Die Manipula- tion des Umpflanzens ist ohnedies jedem Gärtner bekannt, somit will ich blos nur das Nöthigste andeuten. Bei mir wird 97 ZA { PERL GL ds GL 2,72 TE Bun a ? SEENTEIL, 4 7:2 I.. Originalabhändlungen. das Umpflanzen nur dann und nur bei jenen Bäumen vorgenommen, bei wel- chen die Kübel entweder schadhaft oder schon verfault sind, sodann wird einen Zoll dick der ganze Ballen rings- herum gleichmässig mit einer scharfen Schaufel beschnitten und dann mit einem eisernen Rechen die Wurzeln aufge- lockert. Jetzt stellt man den neuen Kü- bel waagrecht auf und gibt am Boden als Wasser-Abzug altes vermodertes Holz, dann etwas Erde darüber. Sodann hebt man den Baum hinein und trachtet, dass der Ballen weder zu tief noch zu seicht zu stehen kommt, der Stamm aber senk- recht steht. Nun wird Erde ringsherum eingefüttert, bis etwas über das Niveau des Ballens, damit beim Begiessen immer das Wasser nur am Ballen kommt, und nicht in die frische Erde ablaufen kann. Bei kranken Orangenbäumen schüttelt ' man aus dem Ballen alle alte versauerte Erde heraus und schneidet die kranken und faulen Wurzeln ganz bis auf das gesunde -Holz zurück. Da der Ballen bei kranken Bäumen gewöhnlich feucht und klein ist, so verwende man auch wo möglich kleine flache Kübel zum Einpflanzen. Sollte man aber keinen flachen Kübel haben‘, so kann man bei einem gewöhnlichen Kübel auf die Hälfte oder zwei Dritttheile der ganzen Tiefe des Kübels einen andern Boden legen, so dass der untere Raum ganz leer bleibt. Dies ist von wesentlichem Vor- theil und weit jedem anderen Verfahren durch Abzugsmäateriale z. B. Steine, Holz ete. vorzuziehen. Das Umpflanzen der kranken Bäume bleibt im übrigen ganz wie schon oben erwähnt wurde. Eins muss ich noch erwähnen, nämlich neuversetzte Bäume mit kleinen Ballen gut zu befestigen, damit der Sturm die- selben nicht herauswirft. Das Begies- sen der Orangerie ist eigentlich die VII. 1857. 217 Klippe, an der meistens alle Bemühun- gen scheitern; gewöhnlich ist Unverstand oder Nachlässigkeit schuld. Bei Oran- genbäumen, die in schwerer Erde stehen, bleibt es immer eine schwierige Auf- gabe, das rechte Maass zum Begiessen, und hauptsächlich auch die Beurthei- lung, ob der Baum wirklich trocken sei, und somit das Begiessen nothwen- dig ist, zu kennen. In den meisten Gärtnereien fand ich, dass man, um Letzteres zu beurtheilen, mit einem In- strument von Holz oder Eisen in den Ballen hineingräbt, um sich von dem Zustande desselben zu überzeugen. Es gibt wahrhaft kein unpassenderes Ver- fahren als dieses, einmal weil dem Baum nie Ruhe zu seiner Wurzelbildung ge- lassen wird, und zweitens das \WVasser beim Begiessen immer in die aufge- lockerte Erde abläuft, der Ballen aber trocken bleibt und gewissermassen im- mer in einem Sumpfe steht und den- noch trocken ist. Der grösste Uebel- stand aber, den je Unwissenheit erfun- den, bleibt der, dass man eine unmäs- sige Quantität Wasser auf einmal jedem Baume ohne Unterschied hinaufschüttet, ohne zu beurtheilen, ob der Baum auch ein solches Quantum Feuchtigkeit ab- sorbiren kann, oder nicht. Die Folge hievon ist, dass der halbe Kübel von unten herauf von versumpfter und ver- sauerter Erde voll und ohne Wurzeln ist. Das Resultat einer solchen Cultur- Methode ist voraussichtlich, wenn nicht gar das Eingehen des Baumes selbst, so doch mindestens ein kränkliches und kümmerliches Aussehen, Um zu beurtheilen, ob ein Baum trocken oder nass sei, dazu braucht ein praktischer und umsichtiger Pflanzen- Cultivateur gewiss nicht mehr als wie zur Beurtheilung einer gewöhnlichen Topfpflanze, ohne in dem Ballen erst 15 218 herumzugraben, da das. Verhältniss im- mer dasselbe bleibt, wenn nämlich der Ballen auf seiner Oberfläche unbedeckt von Erde ist. Ein geübter Orangerie- gärtner wird von ferne schon erkennen, wenn sich das Laub etwas zusammen- zurollen anfängt, dass der Baum trocken sei, Ich giesse auf einmal auf einen Baum, wo der Kübel beiläufis drei Fuss weit, und zwei Fuss tief ist, nie mehr als eine grosse Giessskanne voll Was- ser, nur wenn der Baum sehr stark ver- wurzelt ist und eine stark belaubte Krone hat, wird noch eine halbe Kanne mehr nachgegossen; auch wird dasselbe so lange täglich wiederholt, als dies nothwendig erscheint, wie bei grosser Hitze und windigem Wetter. Mehr auf- merksame Sorgfalt beim Begiessen er- fordert ein neuverpflanzter kranker Oran- genbaum, hier darf nur der Ballen, wenn es sich nothwendig macht, mit einem verhältnissmässig nur kleinen Quantum Wasser begossen werden; wenn sich der Baum allmählig bewurzelt, wird auch die Wassermenge vermehrt. Ein Haupt- erforderniss für ein üppiges Aussehen der Orangerie ist der Dungguss, richtig angewendet, vom besten Erfolg. Ich verwende seit Jahren die Jauche frisch und rein, wie solche aus dem Rinder- stalle fliesst, ohne Bodensatz mit dem besten Erfolg. Auf den stärksten und kräftigsten Orangenbaum verwende ich nie mehr als beiläufig zwei Mass Jau- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. che auf einmal und gebe bei kleineren Bäumen abwärts weniger. Die Jauche wird zuerst auf den Ballen ringsherum gegossen, wenn Solche eingesogen, gleich reines Wasser nachgegossen; dies wird wöchentlich zwei-, auch dreimal wieder- holt, während der ganzen Zeit, wo die Bäume im Freien stehen. Im Winter- quartier aber wird jeder Dungguss ver- mieden, überhaupt wird im Winter, wenn die Ruheperiode eintritt, So wenig wie möglich begossen, so wie auch das Quantum zum einmaligen Begiessen für jeden Baum auf beiläufig die Hälfte reducirt. Man hüte sich, stark belaubte und bewurzelte Bäume nicht zu sehr austrocknen zu lassen, weil dann beim nächsten Begiessen Blätter und Früchte abfallen würden. Dies gilt sowohl für Sommer als Winter. Bei kranken und neuversetzten Orangenbäumen darf durch- aus keinerlei Dungguss, wie schon oben gesagt, angewendet werden, solange nicht solche vollkommen eingewurzelt sind. Es versteht sich von selbst, dass man den Orangenbäumen die grösstmöglichste Menge Luft, das volle Licht und genü- genden Raum, sowohl im Freien wie besonders im Winterquartier zukommen lässt. Das Heizen des ÖOrangeriehauses ist so viel wie möglich zu unterlassen, ohne jedoch einfrieren zu lassen, über- haupt jeder Reiz während der Winter- monate zu vermeiden. Il. 4) Ueber ein im hiesigen königl. botanischen Garten zur Erläuterung der Steinkohlen- Formation errich- Von Prof. Dr. H. R. Göp- pert, Direktor des Bot. Gartens in Breslau und K. Geh. Medicinal-Rath. (Siehe hiezu Taf. 199.) tetes Profil. Notizen. Breslau, den 16. Aug. 1856. — Schon längst war es mein Wunsch, eine bildliche Darstel- lung der fossilen Flora in Verbindung mit der Flora der Gegenwart in grösserem Stil in’s Leben zu rufen, wozu sich die der Steinkoh- lenformation vorzugsweise zu eignen schien. D. Notizen. Herr Ober-Bergrath Erbreich kam mir mit sei- nem Rathe auf die dankenswerlheste Weise freundlichst entgegen. Die Profilzeichnung ei- nes von Porphyr durchbrochenen und durch Granit gehobenen Steinkohlen-Lagers, ähnlich den Waldenburger Verhältnissen, ward von ihm entworfen und nun beschlossen, es auf naturgemässe Weise mit den Pflanzen auszu- statten, welche die erst in unsern Tagen ei- gentlich wahrhaft gewürdigte Steinkohle vor- zugsweise bildeten, und unter seiner Leilung nun zur Ausführung geschritten. Zur Erläuterung der ganzen Anlage und des beigefügten Planes diene Folgendes: Die Steinkohlenformation besteht im Allge- meinen aus abwechselnd über einander gela- gerten Schichten von Sandstein, Schieferihon und Steinkohle, unler denen die Steinkohle selbst immer nur in der geringsten Ausdeh- nung und Mächtigkeit vorhanden ist. Die Grundlage der Formation bilden in der Regel flötzleere Sandsteine mit Schieferthon (Mill- stone-grit der engl. Geologen), die man bei uns in Schlesien und auch anderswo bis jetzt immer noch zum Uebergangsgebirge oder der Grauwacke rechnete, welcher Ausdruck aber gegenwärtig durch Murchison’'s Forschungen nicht mehr für dieselbe füglich in Anwendung zu bringen ist. Sie bilden hier in unserem Profil die untersten Lagen 1) *), welche links durch den hervorsirebenden spitzen, zum Theil aus säulenförmigem rothem Feldspath-Porphyr erbauten Porphyrkegel 2) durchbrochen und rechts durch einen kuppelförmigen Granitberg 3) gehoben und mit ihnen auch die darüber liegenden Schichten aus ihrer ursprünglich mehr oder minder horizontalen Lage gebracht wor- den sind, wie dies in der Umgegend von Wal- denburg vorkommt. Zunächst dem Porphyr- kegel rechts von dsmselben befindet sich auf und in ihnen eiu 1%, F. hoher und AF. brei- ter enirindeier Stamm 4) des Lepidodendron oder der Sagenaria Veltheimiana, unter ihm 5) der Calamites transitionis Gppt. aus Lan- deshut, deren Vorkommen als charakteri- stisch für diese flötzleeren und zur Auffin- dung von Steinkohlen nicht mehr berechti- *) DieNummern beziehen sich auf die der beiliegenden Abbildung. 219 genden sogenannten Grauwackenschichten ist, über demselben schon in den Schichten des Kohlensandsteines 6) ein Sigillariensliämmcehen (Sigillaria pachyderma Brongn.), rechts davon 7) ein grosser schiefstehender Sigillarienstamm; dann unter dem ersten *% F. mächtigen von Schieferthon umgebenen Kohlenflötze 8) zu- nächst dem Porphyr ein Abdruck der schönen 9) Sagenaria crenata Presl. (Lepidodendron Sternb.), über demselben über das besagte Kohlenflölz hinaus 10) Calamites decoralus, in derselben Reihe nach rechts ebenfalls eine Le- pidodendree, 11) das Ulodendron majus, da- neben rechts 12) ein Stück Rinde eines allen Lepidodendron und 13) ein gabellörmig ge- spaltener Ast eines Lepidodendrons, sowie 14) ein grosser. 14 Fuss dicker, 3 Fuss langer Lepidodendron-Stamm, der zugleich mit dem Flötz gebrochen und aus seiner Lage gekom- men, mit dem untern Ende 15) eine Schicht höher zu sehen ist, wie ich dies in der Natur oft beobachtet habe*). Auch 16) das zweite darüber parallel lagernde Flötz ist gebrochen und über demselben liegen von dem Porphyr- kegel aus also von links nach rechts neben einander Hohldrücke mehrerer Lepidodendreen, wie 17) Sagenaria elongata m., neben ihr 18) S. aculeala Presl., unter ihnen 19) Cala- mites decoratus Brongn. und 20) Sagenaria ri- mosa; dann in der Steinkohle selbst an der Bruch- oder Sprungstelle 21) Sigillarien und 22) pfauenschweilähnlich glänzende Partien, über ihnen 23) Sagenaria elongata m., ferner rechts von dem gebrochenen Stamm aus Sand- stein hervorragend zunächst 24) Sagenaria ri- mosa und 25) S. Rhodeana Presl. Ein neuer Sprung, hervorgerufen durch die 26) rechts emporstrebende Granilkuppe, hat die Flötze wieder verworfen und aus ihrem früheren Zu- sammenhange und Lage gebracht. In dem *) Die Lepidodendreen sind unsern Lyco- podiaceen verwandt, aber von baumartiger Beschaffenheit, die Sigillarien noch schwer zu deuten, vielen Familien der Jelztwelt, wie den Lycopodien, Farrn, Cycadeen, Isoeteen ähnlich, aber mit keiner so übereinkommend, wie dies von den Lepidodendreen in Hinsicht auf die Lycopodiaceen angenommen werden kann. Calamiten nähern sich den Equiseten. 19.8 220 hierdurch bewirkten deltaähnlichen Raume 27) haben sich die Schichten des zur permi- schen oder Kupfersandsteinformation gerechne- ten Sandsteines abgelagert; hier kenntlich durch die abweichenden horizontalen, oben 28) mit weisslich-grauem Kalke bedeckten rothenSchich- ten. Ueber der Granitkuppe, weiter rechts von dieser Abtheilung, verlaufen nun wieder die ihrer Wölbung folgenden, daher gebogenen, schon erwähnten Schichten, nämlich das Lie- gendste des Steinkohlengebirges (das soge- nannte Grauwacke- oder Uebergangsgebirge), dann die Kohlensandsteine, aus denen nebst vielen 29) Lepidodendreen und einem 30) Slig- marien-Aste Stigmaria ficoides Br. ein vertikal abgebrochener versieinter Araucariten-Stamm 31) hervorragt, auf welchen vertikal wieder die beiden parallellaufenden Kohlenflötze mit ihren Schieferthonen lagern, welche den Flötzen 8 und 16 entsprechen oder vielmehr zu ihnen gehören und nur durch den oben erwähnten Sprung getrennt sind. In der Steinkohle, des Flötzes selbst, welches zu dem Flötze 16 ge- hört, sieht man 32) hier wieder Sigillarien, un- ter ihnen rechts vom rothen Sandslein im Schieferthon 33) die Siigmaria ficoides Brongn. mit ihren rechtwinklig abgehenden Blättern. Rechts zwischen beiden Kohlenflötzen folgt 34) ein auf dem Kohlenflötze selbst in der Neigung 'desselben stehender, unterhalb in Schieferihon verlaufender, 41!/; Fuss dicker Stamm von Sigillaria elongata; weiter nach rechts immerfort im Kohlensandsteine ein auf- rechtstehendes Stämmchen von Sagenaria Stern- bergii Brongn., 35) ein ebenfalls aufrechler grosser Calamit, und unterhalb in horizontaler Lage 36) ein kleines 1 F. langes Exemplar von Calamites cannaeformis, unter beiden 37) ein Ast von Stigmaria ficoides Br.; ferner 38) eine in Schieferthon gelagerte Eisenniere eigentlich ein verlikal abgebrochener Sigilla- rien-Stamm, mit der den Eisennieren so eigen- thümlichen inneren Zerklüftung, darüber 39) Sagenaria rimosa im älteren Zustande, 40) Si- gillaria undulata, und weiter rechts eine irefl- lich erhaltene 41) Sagenaria erenata mit 2 in verschiedener Richtung gelagerten Sigillarien, wieder 42) ein auf dem Kohlenflötze stehen- der Stamm des Lepidofloyos laricinus Sternb. mit Andeutung seiner in Schieferihon verlau- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. fenden Wurzeln, 43) ein Ulodendron majus, und unter ihnen in der Steinkohle selbst in Schwefelkies verwandelte Zweige der 44) Stig- maria ficoides. In dem hangenden oder dar- über liegenden Schieferlhone des 2. oder obe- ren Flötzes sieht man auch hervorstehende Schieferthonschichten an drei verschiedenen Stellen, und zwar von links nach rechis zu- erst mit Farrn 45) die Sphenopteris latifolia Br., dann 46) die Sph. acutifolia und zuletzt nahe an dem Ende des Flötzes 47) eine Sa- genaria elegans. An zwei Stellen des genann- Profils 48) u. 49) erblickt man noch schwarze, zwischen den Kohlensandsteinschichlen liegende Streifen, sogenannte Kohlenschmitze, kleine Anhäufungen von Kohlen, die sich zu einem wirklichen Flötze nicht entwickelten. Aus dieser Uebersicht der hervorragend- sten, das Vorkommen der Steinkohlenforma- lion stets anzeigenden und daher auch prak- tisch für die Entdeckung und Erkennung der Steinkohlenformation überaus wichtigen fossi- len Pflanzen unseres Profiles, die ich in mög- lichst nalurgetreuem Verhältnisse zusammen- stellte, ersieht man schon das Ueberwiegen der Sigillarien, die vereint mit der immer noch räthselhaften Stigmaria und den unsern Lyco- podien nahestehenden Lepidodendreen in der That den grössten Antheil an der Bildung der Steinkohle haben, nicht die Farrn, wie bisher fälschlich allgemein angenommen und durch _ alle Handbücher und populäre geologische Schriften verbreitet wird, denen sogar noch die Coniferen oder zapfentragenden Gewächse in Form der sogenannten faserigen Holzkohle, und selbst die Calamiten (baumarlige Equise- ten) als massebildend vorangehen. Nach den Farrn folgen in dieser Rücksicht die anderen mit grösserer oder geringerer Gewissheit er- mittelten Familien, wie Annularien u. s. w, Die gewaltigen Wälder, welche sie insgesammt bildeten, wurden überschhwemmt, zusammen- gedrückt, das Innere der Stämme herausge- quetscht und mit der meistentheils allein nur noch deutlich erhaltenen Rinde in Kohle ver- wandelt, oder eben die Stämme mit wohler- haltener Rinde durch Thon- und Sandschich- ten ausgefüllt, wie _eben die hier erwähnten und noch mehr die seitlich ausserhalb des Profiles links von dem Porphyrkegel unter II. Notizen. Fichten aufgestellten Stämme zeigen, von de- nen allein nur der aufrechistehende 6 F. hohe 50) einer Sigillaria, die übrigen sechs 51, 52, 53, 54, 55 und 56 von 1—2 Fuss Durchmes- ser verschiedenen Arten von Sagenaria ange- hören. Einer von ihnen, Nr. 53, mit nach aussen gedrängter Achse, erscheint besonders interessant. Zartere Theile, wie Blätter, Blü- then, Früchie, geriethen zwischen die einbre- chenden Thon- und Kiesel-Massen, die später zu Schieferihon und Sandstein erhärteten, bil- delen dort Abdrücke, und alles Organische sammt und sonders wurde auf nassem Wege, wie ich glaube vielfach bewiesen zu haben, unter Mitwirkung des ungeheuren Druckes der darauf lagernden Gesteine und einer vielleicht nicht gar zu Zeit in die schwarz glänzende, mehr oder minder feste Masse, in Steinkohle, verwandelt, die für die jetzige Generation fast unenibehrlicher als Gold zu erachten ist. Während dieses Fossilisationsprozesses la- gerte sich nun auch das theils aus den Pflan- zen, theils aus den damaligen Gebirgsarten aufgelöste Eisen ab, welches wir entweder la- genweise oder als Ausfüllungsmasse von Stäm- men, wie z. B. in Zalenze in Oberschlesien, theils als Kohleneisen, theils als Thoneisenstein oft in ungeheuern, für die Industrie unschätz- baren Quanlitäten antreffen. Höchst wahrscheinlich befinden sich die Kohlenlager grösstentheils noch auf der Stelle, wo die Pflanzen, denen sie ihren Ursprung verdanken, einst vegelirten, ‘wie ich meine, ganz besonders aus den oben erwähnten, in unserem Profil gleichfalls vorhandenen Stäm- men schliessen zu dürfen, welche auf dem Kohlenlager stehen und seiner Neigung fol- gen*). Wahre Wälder solcher aufrechten *) Vergleiche meine Abhandlung als Ant- wort auf die Preisfrage: Man suche durch ge- naue Untersuchungen darzuthun, ob die Stein- kohlenlager aus Pflanzen entstanden sind, wel- che an den Stellen, wo jene gefunden wer- den, wuchsen; oder ob diese Pflanzen an an- dern Orten lebten und nach den Stellen, wo sich die Steinkohlenlager befinden, hingeführt wurden. Gekrönte Preisschrift. Haarlem 1848. 300 S. Mit 23 Kupf. in Q. und Fol. p. 184 u. folg. ; 221 Stämme sind von Andern und auch von mir in verschiedenen Orten der Steinkohlenforma- tion beobachtet worden. Eine bei weitem geringere Zahl jener Pflan- zen wurde wahrhaft versteint, d. h. jede ein- zelne Zelle oder jedes einzelne Gefäss im In- nern mit in Wasser aufgelöstem Kalk, Kiesel, Eisen u. s. w. ausgefüllt, ich schon im Jahre 1837 auseinandergeseizt habe (Poggend, Ann. 1837 N. 13). Dahin gehören in unserer Aufstellung unter Nr. 57—64, 8 verschiedene Stämme von !a—? F. Dicke und !—A FE. Höhe, welche aus einem vor dem Profil sich schwach erhebenden Kohlensandsteinfelsen 65) hervorragen (ähnlich dem Vorkommen dieser Art ZU Buchau bei Neurode, welches ich in dem eben citirten Werke heschrieben und ab- gebildet habe), umgeben von 20—30 felsen- artigen, mit Abdrücken von Calamiten, Sigil- larien und Lepidodendreen erfüllten Stücken deren jedes Einzelne jeder Sammlung zur Zierde gereichen könnte. In dem Plan haben wir nur einzelne der ausgezeichneisten mit Nummern bezeichnet, um sie der Aufmerk- samkeit besonders zu empfehlen, Nr. 66—72. Am Fusse dieser Partie steht eines der schön- sten und grössten Exemplare der ganzen Auf- stellung, 73) Sigillaria alternans, von 5 FE. Höhe und 1!J, F. Durchmesser, aus Ober- schlesien, und rechts davon 74) das grösste der vorhandenen Lepidodendreen von 2], F- Höhe und 1!/, F. Durchmesser, mit nach aus- sen gedrängter Achse, aus Niederschlesien. In der Ausfüllungsmasse selbst bemerkt man oben noch andere fossile Pflanzenreste. In ihren Strukturverhältnissen kommen jene versteinten Stämme am meisteu mit den riesigen Conife- ren der südlichen Zone, den Araucarien, über- ein. Sie wurden von mir bereits früher unter dem Namen Araucarites Rhodeanus beschrieben und abgebildet*). Links von dieser Felsen- parlie lagert roiher Sandstein mit 75) einem 1 Fuss dieken Calamiten, in der Nähe Exem- plare des für diese Formation auch so cha- rakteristischen Fisches Palaeoniscus vratisla- wie *) Meine Monographie der fossilen Coniferen verglichen mit den lebenden. Eine gekrönte Preisschrif. Leiden 1850. pag. 235. tab. 43. f. 6—17. 222 viensis . 76); sandstein sogenanntes Grauwackenconglome- rat 76); an dessen Spitze, unmittelbar an dem das ganze Profil gewissermassen in 2 Hälften iheilenden Nussbaume, lehnen ein Conglome- ralfelsenstück 78) mit einem 1 F. langen, ga- beligen Abdruck von Lepidodendron hexago- num, und 79) darüber ein 2 Fuss breiter und 1 Fuss hoher grosser Farrn, Neuropteris Los- hii Sternb., welche beide Pflanzen nebst den oben erwähnten Sagenaria Vellheimiana und Calamites transilionis diese unterste Schicht des Kohlen-Gebirges charakterisiren *), und, wie schon erwähnt, nicht die Anwesenheit, son- dern vielmehr die Abwesenheit von bauwür- digen Kohlenlagern anzeigen, daher unstreitig von besonderem praklischem Interesse sind, worauf ich an einem andern Orte und zugleich auf die Zeichen zur Entdeckung von Stein- und Braunkohlen schon wiederholentlich auf- merksam gemacht und gezeigt habe, wie man aus einzelnen oft recht winzigen Pflanzenresten mit grösster Bestimmtheit erkennen kann, ob überhaupt an dem Orle des Vorkommens Kohle zu erwarten ist und welcher Formalion sie an- gehört. Die zuletzt hier genannten Reste las- sen also ergiebige Kohlenlager nicht erwarten, wohl aber alle andern Pflanzen, die oben er- wähnt und in unserm Profil vorhanden sind. (Zur Illustration der Braunkohlenformalion habe ich bei der sogenannten physiologischen Par- tie. unseres Garlens Massen von erdiger Braun- kohle, bituminöse und versteinte Hölzer auf- gestellt; unter ihnen verdient ein Stamm von 36 Fuss Umfang, der Pinites Prololarix m. aus dem Braunkohlenlager zu Laasan, als ein in seiner Art einziges Exemplar, besonders hervorgehoben zu werden). Weiter nach rechts erstreckt sich von dem Granitkegel 80) zahl- reiches Granit-Gerölle, welches von hier wie- der nach dem in der Nähe befindlichen Was- sergraben hin mit sedimentärem Tuffe abwech- sell. Alle diese Steinparlieen, inclusive des epheuumrankten Porphyrkegels und des obe- ren Randes des ganzen Profils, sind mit Ge- wächsen aus den den fossilen Pflanzen der Steinkohlenformation besonders analogen Fa- *) Vergl. meine fossile Flora des Ueber- gangsgebirges., Breslau 1852. tab. 17—20. zur rechten von dem Kohlen- | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, milien der Goniferen, Farm, Lycopodiaceen und Equiseten, sowie auch mit andern Berg- und Alpengewächsen, deren wir an 400 Arten kul- tiviren, nach der Ordnung der natürlichen Fa- milien, bepflanzt. Die gesammte, Fernsichten auf den Wasserspiegel, auf die verschiedenen Waldparlieen und auf die benachbarten gros- sen kirchlichen Gebäude, darbietende Partie ist nun auch landschaftlich möglichst naturgetreu gehalten, wobei ich mich, wie bei der ganzen Anlage derselben, von dem Inspektor des kö- nigl. Gartens Hrn. Nees von Esenbeck auf das wirksamste unterstützt sah. Die Länge des dauerhaft auf einer aus 22,000 Backsteinen er- bauten Mauer angelegten Profils beträgt bei 9—10 F. Höhe, 60F., die Höhe des Porphyr- kegels von der Basis der ganzen Partie ab 21 F., der Flächeninhalt des gesammten von Abietineen, Cupressineen und Laubholzbäumen (Juglans, Quercus macrocarpa, pedunculata, Tilia, Pomaceen etc.) umgebenen und auf die angegebene Weise bepflanzten Raumes ? Morgen, und das Gewicht der hierselbst la- gernden Steinmassen verschiedener Art an 4000 Zentner. Ausserhalb dieser Anpflanzun- gen erhebt sich hart an dem Wassergraben auf einem kleinen, von vielen Punkten des Gartens sichtbaren, mit Knieholz bepflanzte Hügel ein überaus seltener, vollkommen run- der, etwa 3 F. hoher und 2 F. dicker Lepi- dodendron-Stamm mit wohlerhaltener Achse, der so wie viele andere der hier erwähnten werlhvollen fossilen Reste aus meiner nur mit wenigen andern vergleichbaren Sammlung stammt, Sie alle wie die ganze nur der öf- fentlichen Belehrung und der Verbreitung er- spriesslicher Kenntnisse geweihte Anlage, die erste ihrer Art, empfehle ich dem Schutze des Publikums und zwar mit um so grösserem Vertrauen, als bis jetzt wenigstens in dieser Hinsicht meine Bitte stets noch berücksichtigt wurde. 2) Kultur der Zuckerwurz. (Sium sisaram L.) (Nach A. Dupuis in Galeotti Jour- nal d’horliculture.) Die Zuckerwurz gehört. zur Familie der Doldengewächse, Es ist eine aus- dauernde Pflanze mit büschelförmig gestellten, spindelförmigen , fleischigen Wurzeln. Diesel- ben werden !J; — ? Fuss lang und halten 1 Zoll im Durchmesser. I. Notizen. Die Pflanze’ ist in Hochasien zu Hause. Eine seiner Abarten wird seit undenklichen Zeiten in China cultivirt, unter dem Namen Ninzy. Bei uns ward sie im Jahre 1548 eingeführt, und die Cultur derselben verbreitetesich schnell in Gärten und auf Feldern. Sie ward als gu- tes Gemüse geachtet und kam auf die ausge- suchtesten Tafeln. Gegenwärtig ist ‘die Cul- tur dieser Pflanze fast gänzlich durch die Cul- tur der Erdäpfel verdrängt worden. Auffallend ist es, dass man an diese nülzliche Pflanze seit der Krankheit der Erdäpfel nicht mehr gedacht hat. Der Herr Professor Sack hat eine Analyse derselben gemacht, welche beweist, dass sie sehr reich ‚an nährenden Stoffen ist. Sie enthält an Wasser 62,41 Theile, An Stärkmehl 18,099 Holzstoff und Asche 194.0, _ Rohrzucker | 6,60 „ Casein 2.09 Lösliche Salze 1.300... Säuren 1,00. .,, Gummi 0,53 Das Fleisch der Wurzel ist weiss, fest, sehr zart, zuweilen jedoch faserig. Der Ge- schmack ist mild, zuckerig, mit einem schwa- chen Beigeschmack von Selleri. Einige Mi- nuten genügen, sie in kochendem Wasser ab- zusieden. Man geniesst sie abgesolten, ge- schmort und als Brei. Als Feldfrucht, dient sie als Nahrung für das Vieh, oder zur Bereitung von Stärkmehl, von Zucker und Alkohol. Sie erfriert nicht und kann daher den Winter imBoden bleiben. Als Pflanze des Küchengartens verlangt sie einen milden, leichten, tiefen und gut bearbei- teten Boden, der selbst etwas feucht sein kann, Besonders gut gedeihet sie auf Boden, der im Jahre vorher mit Kuhdünger gedüngt ward, so nach den Kohl-Arten, Puffbohnen etc. Die Fortpflanzung geschiehet durch Samen, der zwei Jahre seine Keimfähigkeit behält. Man säet den Samen im September oder so zeilig im Frühling, als es die Witterung erlaubt. Sobald die Pflanzen stark werden, lichtel man sie soweit, dass zwischen ihnen ein gegensei- iiger Zwischenraum von 6 Zoll bleibt. Die ausgenommenen Pflanzen verwendet man nach Bedürfnis. Das Behacken und von Unkraut setzen könnte, 223 rein halten befördert das Wachsthum unge- mein. Häufiges Bewässern ist ebenfalls anzu- rathen und im Juni kann man die Pflanzen wie die Kartoffeln behäufeln. Sollten die Stengel schon im ersten Jahre blühen wollen, so schneidet man sie ab und verwendel sie zur Fütterung; nur einige lässt man zur Sa- menzucht stehen. Die Wurzeln werden mit dem Karst heraus- genommen und zwar so spät, als es das Kli- ma erlaubt, und man bringt sie in Gruben oder in den Keller. Einen Theil kann man auch für den Gebrauch im ersten Frühling ganz im Freien lassen. Bei sorgfältiger Cultur kann man den Ertrag dem der Kartoffel gleich stellen. Indem wir dies mitlheilen, glauben wir, dass Versuche mit der Zuckerwurzel allenthal- ben angestellt werden sollten, wenn gleich wir nicht glauben, dass diese bei uns !jedenfalls leicht gedeihende Pflanze je die Kartoffel er- (E. R.) 3) Cultur der Ixien. ‘So schön die Ixien sind , so selten sieht man sie in so vol- lem üppigem Flor, wie in vielen Gärten Bel- giens. Man bereite sich zur Cultur dersel- ben im Frühling folgenden Compost : Eine Parthie faserige Heideerde, eine Parihie Laub- erde, eine Parthie Rasenerde und Flusssand mische man zu gleichen Theilen. Die Mischung wird während des Sommers dreimal umgear- beite. Gegen Ende October füllt man 5 Zoll weite flache Töpfe mit dieser Erde, nachdem durch eine Unterlage von Scherben für guten Abzug gesorgt ist. Nachdem die Töpfe bis 1 Zoll vom Rande gefüllt, pflanzt man in je- den 5—6 Zwiebeln von Ixien und füllt hierauf die Töpfe vollends auf. Nun stellt man die Töpfe in ein kaltes Beet unter Fenster, wel» ches beim Eintritt der Kälte frostfrei einge- drückt und mit Umsätzen umgeben wird. Im März werden die Zwiebeln sich gut bewurzelt haben und man nimmtsienun, wenn die Blü- ihen sich zeigen, in ein Gewächshaus bei 8° R. Temperatur. Hier werden sie üppig blühen, Das Begiessen wird fortgesetzt bis die Blätter zu gelben beginnen. Man vermindert nun das Begiessen und lässt sie im Sommer an einem trockenen schattigen Ort ganz trocken stehen. (Galeotti Journ. d’horticulture.) 224 4) Der Kampherbaum von Sumatra und Borneo, nach De Vriese, (Dryoba- lanops Camphora Colebr.) Dieser Baum ist ei- ner der statllichsten Ostindien's. Sein Stamm erreicht eine Höhe von 200° und eine Dicke von 8—11 Fuss. Die rissige Rinde ist hier und da mit der weissglänzenden Masse des Kamphers bedeckt, Blätter lederarlig, eiförmig- elliplisch, in eine Spitze vorgezogen, oliven- grün. Derselbe wächst im Gebirge bis zu 1000 Fuss Höhe. Wenn die Eingebornen von Kort- hals denselben aufsuchen wollen, so opfern sie vorher den Göttern und glauben, dass es dem ersten Priester im Schlafe kund gethan werde, wo der beste Kampherbaum zu finden sei. Derselbe führt nun die Truppe an. Wenn er einen Kampherbaum entdeckt, prüft er ihn, und so er ihn geeignet findet, wird der Baum überm Boden bis zum Holze eingehauen; denn hier sitzt der Kampher und das aetheri- sche Oel. Durch eine Bambusröhre lässt man das letztere abfliessen. Findet man nun einen Baum, der reichlich Kampheröl liefert, so wird dieser umgeschlagen und gespalten, indem sich im Marke solcher Bäume oft grosse Kam- pherstücke finden sollen, welche Angabe je- doch neuere Beobachter bestreiten. Kleinere Stückchen finden sich in körniger oder blättriger Form durch das Holz zertheilt. Die Ausbeute ist je nach den Bäumen sehr verschieden. Ein starker Baum soll bis 1 Ki- logr. ätherisches Oel, und 1 Kil. festen Kam- pher liefern. Verschiedene Schriftsteller haben zwar bis 10 Pfund starke Ausbeute von einem Stamme angegeben, allein das ist durchaus unbegründet. — Der Kampher wird um so mehr geschätzt, je reiner er ist. Den besten erhält man aus dem Holz des Baumes. Im Holze selbst sollen sich nämlich nach Weddik oft grosse Stücken des reinsten Kamphers fin- den, wo am Stamme 3—4 Aeste abgehen, und die Stelle, wo er liegt, soll auch durch eine äussere Anschwellung angedeutet sein, Durch Auskochen der Späne erhält man einen mit Harz gemischten Kampfer, den we- nig geachteten Tjodan-Kampher. Die Frucht des Kamphers hat die Grösse einer grossen Nuss, schmeckt sehr aromatisch und dient als Delikatesse, sowie zur Witte- rung für Fische, (Bot. Zeitung.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 5) DerSeekohl (Crambe maritima) und dessen Cultur. In England wird bekannt- lich viel weniger Gemüse genossen als in Deutschland. Der Gemüse-Anbau ist darum bei uns viel mannichfacher als dort, und den- noch giebt es einige’vorzügliche Gemüse, die in England allgemein angebauet werden, und bei uns noch wenig Verbreitung fanden. Dem einen derselben, dem Rhabarber haben wir schon wiederholt das Wort geredet, und wir werden fortfahren dies zu ihun; denn es ist eins jener Gemüse, die reichen Ertrag zu einer Zeit, wo man nichts als Spinat im Freien hat, gewähren, deren Anbau leicht und mühelos ist, da die Pflanze fast ohne Pflege gedeihet, und deren Stiele endlich einen ganz vorzüg- lichen Compott geben. Ein anderes Gemüse ist es aber, das bei uns fast noch weniger bekannt ist, obgleich es das allgemeine Vorurtheil, das sich an den Namen Rhabarber knüpft, nicht gegen sich hat, und das ist der Meer- oder Seekohl. Man geniesst von demselben die jungen Blätter und die jungen noch weissen Triebe, welche dem Spargel ähnlich schmecken und auf ähnliche Art bereitet werden. Die Pflanze ist mehrjährig wie der Spargel. Im ersten Frühling deckt man die um die Pflanzen gehäufte Erde ab, reinigt die Pflanze deckt hierauf den Wurzelhals wieder 1 Fuss hoch mit Erde und dann noch mit Streu oder trocknen Blättern zu. Die Ernte beginnt nicht eher, als bis sich die jungen Triebe über dem Boden zeigen. Anstatt der Erde kann man auch mit umgekehrten Blumentöpfen oder wie es die Engländer thun, mit Holzbüchsen decken, deren Deckel man beliebig abheben kann, um nach dem Zustande der jungen Triebe zu se- hen. Die auf diese Weise im freien Lande betriebene Cultur liefert Ende März und im April die Ernte. Um jedoch früher die Ernte zu erzielen, deckt man schon im Herbste die Beete vom Seekohl gut ein, umgiebt sie mit einem Umsatz von frischem Pferdedünger und deckt sie mit Strohmatten und Läden. Schon : im Januar wird man die ersten Triebe des Seekohls ernten. Zu diesem Zwecke deckt man an einem trocknen hellen Tage im De- cember oder Anfang Januar das Beet ab, setzt Holzbüchsen oder Kästchen mit Deckel über I. Notizen. die einzelnen Pflanzen und füllt, nachdem man letztere geschlossen, die Zwischenräume mit kurzem Miste oder trocknem Laube aus. Man erhöhet nun das zwischengelegle Material noch 1! —2 Fuss über die Kästchen, erneuert den Umsatz und deckt das ganze Beet mit Strohdecken zu. Die Wärme eines solchen Beetes darf jedoch 10° R. nicht übersteigen, sonst würde man die Pflanzen tödten. Der Seekohl verlangt zu kräftiger Vegela- tion eine reiche tiefe und lockere Erde. Man vermehrt denselben durch Samen und Wur- zelschnittlinge. Die Aussaat macht man entweder Ende Februar ins Beet oder im März, April und Mai ins freie Land. Die Samen werden !/, Zoll hoch bedeckt und die jungen Pflanzen in die Entfernung von 1 Fuss von einander zeilig. in ein gut zubereiletes Beet verstopft. Im Herbst werden die Blälter abgeschnitten und die Pflan- zen 2 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Im näch- sten Frühjahr nimmt man sie heraus und pflanzt sie an den für sie bestimmten Platz, jede von der andern ungefähr 3'% Fuss weit entfernt. Im zweiten Jahre können sie dann auf die an- gegebene Weise zur Ernte benutzt werden. Zur Wurzelvermehrung benutzt man starke Wurzeln, die in 6—7 Zoll lange Stücken zer- schnitten werden, welche man im Februar oder im April einlegl. Im Februar legt man sie in Töpfen und stellt diese ins Mistbeet. Im Mai werden sie so stark sein, um ins freie Land gepflanzt zu werden, und schon im fol- genden Jahre kann man deren Blätter be- nulzen, während die im April ins freie Land gelegten Wurzelstücke erst im zweiten Jahre tragbare Pflanzen liefern werden. (Horticult. francaise.) 6) Durlach, 17. Februar. Ueber die Zweckmässigkeit des Anbaues von Sonnen- blumen wurde in neuerer Zeit sowohl in öf- fentlichen Blättern als besonders in landwirth- schaftlichen Zeitschriften viel geschrieben. Im verflossenen Jahre machte ich desshalb einen kleinen Versuch, welcher jedoch nicht gün- stig ausfiel, den ich aber wegen des allgemei- nen Interesses an fraglichem Anbaue Ihnen mittheile. Auf einem etwa *J; Morgen grossen Ackerstück liess ich unmittelbar nach dem Setzen der Kartoffeln zwischen diese in regel- 225 mässiger zehnfüssiger Entfernung Sonnenblu- menkörner, sowohl der gewöhnlichen, als der kaukasischen Art einstecken. Sämmtliche Kör- ner keimten und entwickelten bald eine über- aus üppige Vegetalion, so dass einzelne Pflan- zen eine Höhe von 15 Fuss und Scheiben von 13 bis 14 Zoll Durchmesser erhielten. Zur Zeit der Kartoflfelernte wollte ich die Sonnenblu- men gelegenheitlich mit den Kartoffeln ein- sammeln lassen; die meisten Scheiben waren jedoch noch nicht reif. Ich liess sämmtliche Pflanzen desshalb noch so lange stehen, als die günstige Willerung es erlaubte. Die später mit dem Heraushauen beauftraglen weiblichen Dienstboten konnlen, da die Wurzeln der enor- men Grösse der Pflanzen entsprechend sich ausgebildet hatten, mitden gewöhnlichen Hauen nichts ausrichten. Es wären Männer mit Reit- hauen nöthig gewesen. Die Pflanzen wurden desshalb über dem Boden abgehauen, in der Meinung, beim nachherigen Pflügen würden die Wurzelsjöcke schon herausgerissen werden; doch auch dem Pfluge widerstanden dieselben. Man konnte nur zwischen den Reihen pflü- gen, und musste ich die ungeflügten Streifen und die Sonnenblumenwurzeln besonders her- um und heraus hacken lassen. Beim Auskör- nen zeigte sich, dass die in der Mitte der Scheiben befindlichen Körner sämmtlich taub waren. Das ganze einigermassen brauchbare Ergebniss betrug desshalb nur 6 Sester und erforderten diese zum Auskörnen einen Auf- wand von 3 Taglöhnen. Da die Körner in der Mühle nicht geschält werden konnten, so muss- ten sie mit den Hülsen in die Oelmühle ge- bracht werden. Nachdem 2 Sester schlechter Körner dort vorher noch durch Wannen ent- fernt waren, wurde der Rest auf drei Mal un- ter eigener Beaufsichtigung geschlagen und lie- ferte 2 Schoppen Oel, welches Oel zwar al- lerdings ganz ausgezeichnet und sogar dem Buchenöl noch vorzuziehen ist, dessen Quanti- tät aber doch gar zu gering ausfiel; denn ab- gesehen von dem Nachtheil, welchen die Kar- toffeln denn doch wohl erlilten haben dürften, werden nicht einmal die baaren Auslagen durch den Ertrag gedeckt. In unseren Oelmühlen kann das Oel zwar allerdings nicht so vollständig gewonnen wer- den, wie bei einer chemischen Analyse, die 226 praklischen Versuche werden also gegen- über den chemischen immer: zurückstehen; al- lein der Unterschied ist zu gross, als dass er nicht wo anders zu suchen wäre. Ich glaube desshalb, und spricht für meine Ansicht die grosse Menge der ganz oder theil- weise tauben Körner, dass dieses Misslingen durch den feuchten Sommer verursacht wurde. Dieses Jahr will ich den Versuch jedoch wie- derholen; denn „einmal ist keinmal.“ Ich werde aber um die Vegetationszeit zu verlän- gern, einen Theil der Pflanzen zu Hause er- ziehen und beim Setzen der Kartoffeln dann statt der Körner gleich Pflanzen aufs Feld bringen. 7) Ueber einige der. wichtigsten Produkte verschiedenerPalmen. (Fort- selzung). Die Cocospalme wächst besonders gern an der Meeresküste und an den Flussufern; an solchen Standorten fallen die reifen Früchte oft in’s Wasser und von den Wellen forlge- tragen, bleiben sie ein Spiel des Windes und der Strömungen, bis der Zufall sie auf ein Korallenriff, eine Sandbank, eine einsame Küste führt, hier dringen die mächtigen Wurzeln tief in den Boden, eine herrliche Palme ersteht aus dem Meeressande, und mancher schiff- brüchige Seefahrer hat ihren Früchten allein seine Rettung vom Hungerlode zu verdanken! Doch wie unsere Väter Baumgärten ange- legt haben, so pflanzt auch der Tropenländer seine Cocoshaine, Besonders in Südamerika geschieht dieses in folgender Weise: Die Nüsse werden 4 Fuss tief in die Erde gepflanzt und zwar ziemlich nahe zusammen, um die Arbeit des Bewässerns zu erleichtern; man pflanzt sie auch oft den Hauswänden entlang, dass das Regenwasser vom Dache sie begiesse; dies ist gewöhnlich hinreichend und damit findet sich der Pflanzer einer grossen Mühe überhoben. 5 Monate nach der Pflanzung durchdringt der Keim die Erde und nach Verlauf von einem Jahre können die jungen Bäume ver- pfanzt werden. Gewöhnlich werden sie auf 8—10 Schritt Enifernung von einander ge- pflanzt, sobald sie wieder angewurzelt sind, ist jede spätere Pflege fast unnölhig gewor- den. — Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Was die Cocos den Völkern des indischen Archipels, das ist vielleicht in noch höherem Maasse die Dattelpalme den Wüstenbewohnern des nördlichen Afrika, d. h. das. tägliche Brod, von dem ganze Völkerschaften fast ausschliesslich sich nähren. Dr. S. Richardson sagt von der Dattel: „Wenn alle Nahrungs- mittel ausgehen, spendet die Dattel alljährlich ihre nährenden Früchte und erreiiet die Be- wohner der Wüsten vom Hungertode. Fast die ganze Bevölkerung von Fezzan lebt ein- zig und allein von Datteln während 9 von 12 Monaten , und eine Menge Thiere nähren sich ebenfalls von dieser Frucht grade in .der Jah- reszeit, wenn das Futter in den Oasen fehlt, der Reifezeit der Daitel. — Die Dattelpalme (Phoenix dactylifera) liebt sandigen Boden, man findet sie im Culturzusiande noch in Griechenland, Italien und selbst im südlichen Frankreich, aber ihre eigentliche Heimath ist doch das nördliche Afrika, Aegypten, Arabien und cinige Theile Asien’s, wo sie seit un- denklichen Zeiten ceultivirt wird. Nach Aus- sage von Burckhardt vererben diese Bäume von Familie zu Familie bei den Arabern und oft besteht die Mitgift eines jungen Mädchens ausschliesslich in einer Anzahl von Datielbäu- men. Die erste Frage, mit der Bedouinen sich begegnen, gilt nicht dem gegenseiligen Befinden, sondern einem viel wichligeren Ge- genstande, — dem Preise der Dalteln in Mekka oder in Medina! — Der Dattelbaum wird bis 50 Fuss hoch, mit einer dichten, eleganten Wedelkrone. Die Dattel ist getrennt geschlechtig, und viele hun- dert Jahre, bevor die Wissenschaft Ahnung hatte vom Geschlechte der Pflanzen, hatten die Völker, bei denen die Daltel eine so wichtige Rolle spielt, dieses Geheimniss der Natur abgelauscht: sie wussten aus Erfahrung, dass die weiblichen Bäume unfruchibar blie- ben, wenn keine männlichen sich in der Nähe befanden, und Michaux erzählt darüber, dass die Perser seit langer Zeit erkannt hat- ten, dass man dem Blüthenslaube seine be- fruchtende Kraft erhalten könne, und daher die Gewohnheit hatten, eine gewisse Menge desselben zu sammeln, in Röhren luftdicht zu verschliessen, und denselben dann über die weiblichen Blüthenstände auszustreuen in Ge- U. Notizen. genden, wo der Feind alle männlichen Bäume zerstört halte, wie dieses bei den häufigen Kriegszügen üblich war. — Die vollkommen reife Dattel kann nicht lange aufbewahrt wer- den, man sammelt sie daher kurz vor der Reife, lässt sie in der Sonne trocknen und nun hält sie sich jahrelang. — Die Araber be- reiten aus der Frucht eine Art Syrup, den sie in ihrem Haushalte verwenden; sie ge- winnen auch daraus das Dattelmehl, dessen Haltbarkeit es sehr werthvoll macht, endlich kann man eine Art Wein und Alkohol daraus ziehen. — Das Herz oder der Kohl der Palme ist als Gemüse sehr geschätzt; aus der da- durch verursachten Wunde strömt eine grosse Menge eines Saftes, der schnell in Gährung übergeht, und durch Destillation eine aller- dings geringe Sorte Arrak giebt. Das Aus- schneiden des Gipfeltriebes zieht leider auch das Absterben des ganzen Baumes nach sich, — Das Holz der alten Bäume dient in Afrika als Bau- und Nutzholz und widersteht voll- kommen dem zerstörenden Einflusse der Feuch- ‘tigkeit. — Man ist natürlich klug genug, nur überflüssige, männliche Bäume für Bauholz zu fällen, und dagegen die weiblichen sorg- fältig zu schonen. Obgleich die Dattel ausserordentlich wohl- schmeckend und ausserdem noch sehr nahr- haft ist, wird sie doch in Europa sehr wenig geschätzt, wenn man nach der geringen Ein- fuhr England’s, selten über 10—12 Schiffston- nen im Jahre betragend, urtheilen darf. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass weitaus die grössere Quantität Datteln durch Frankreich, Italien und die Türkei auf die europäischen Märkte gebracht wird. (Nach Belgique hor- ticole. — E. 0.) 8) Zur Cultur des Cyclamen persi- cum, Diese beliebie Pflanze leidet leicht durch zu grosse Nässe, und man kann sie nicht lange vollkommen gesund erhalten, wenn sie nicht während ihrer Ruhezeit ganz trocken stehen. Dies geschieht am besten dadurch, dass man sie nach vollendeter Blüthe ganz aus der Erde herausnimmt, und sie, wie etwa Tulpenzwiebeln, an einem warmen und trock- nen Orte ausgebreitet, aufbewahrt bis zum September, Nun pflanzt man sie wieder in 227 Töpfe, die mit gutem Abzug versehen sind, in eine Erdmischung von gleichen Theilen guter Gartenerde und Missbeet- oder Lauberde und habe besonders darauf Acht, dass die Knollen nicht mit Erde bedeckt werden, son- dern mindestens zur Hälfte hervorragen; ja, es ist noch besser, wenn nur ein Drittel ihrer Dicke in die Erde kommt. Hai man ein war- mes Beet, in das man die Töpfe einsenken kann, so kann dies mit Voriheil benutzi wer- den, um den Trieb zu beschleunigen, sonst ge- deihen sie auch recht gut im Fenster des Wohnzimmers. Wärme und häufiges Begies- sen wird die Entwicklung der Blätter und Blumen sehr befördern; während der Blüthe ist ein kühlerer, luftliger Standort zu geben, um den Flor zu verlängern, und sobald die- ser sich seinem Ende neigt, wird das Begies- sen allmählig eingestellt, um den Uebergang zur completen Ruhe einzuleiten. — Während der Wachsthumzeit sollte die Erde in den Töpfen nie ganz austrocknen, an warmen, sonnigen Tagen giesse man selbst zwei Mal, dagegen achte man ebenso darauf, wenn man Untersetznäpfe gebraucht, dass das darin sich sammelnde Wasser sofort abgegos- sen werde, damit die Erde nicht versauere. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 9) Cultur der Calla aethiopica, Eine ebenso sichere als leichte Methode, all- jährlich blühende Pflanzen der schönen Calla zu ziehen, soll nach einer Mittheilung in der Flore des Serres darin bestehen, dass man die Pflanzen, nachdem sie im Frühjahr abge- blüht haben, an sonniger Stelle in’s freie Land pflanzt und sie hier reichlich begiesst. Die Blätter werden gelb und vertrocknen, aber im September beginnt die Pflanze neu und kräf- tig zu treiben, gewöhnlich mit vielen Trieben; von diesen wählt man nur die kräfligsten, pflanzt jeden einzeln in einen Topf mittlerer Grösse in reine Missbeeterde. Man bıingt sie nun in’s temperirte Warmhaus, oder in’s war- me Wohnzimmer vor’s Fenster, lässt sie den Winter hindurch keinen Mangel an Wasser leiden, und kann bestimmt darauf rechnen, im Frühjahr schön gedrungene, üppig blühende Pflanzen zu haben. (E. 0.) 228 1. 4) Beer, J. G., die Familie der Brome- liaceen, nach ihren habituellen Charak- teren bearbeitet. Wien bei Tendler u. Comp. Herr Beer strebt bei dieser Bearbeitung der Bromeliaceen darnach, nicht blos Hauptablhei- lungen und Unterabtheilungen nach habituel- len Merkmalen auszuscheiden, sondern auch die Gallungen nach gleichen Charakteren zu begründen. — Nach unserer Ansicht soll jede gute Gat- tung auch ihre habituellen Charaktere haben, welche sie dem geübten Auge kenntlich macht, auch ohne dass man Blumen und Früchte ge- nauer untersuchen konnte. Mit diesen die ganze Tracht der Pflanze bedingenden Charak- teren sollen jedoch auch scharfe, von Blume und Frucht genommene Charaktere Hand in Hand gehen, wenn die Gattung eine gute, streng wissenschaftlich und natürlich begrenzte genannt werden soll. Jene von Blume und Frucht genommenen Charaktere sollen auf Theile begründet sein, von denen die Beob- achtung gezeigt hat, dass sie sichere Kenn- zeichen bieten, die mit den natürlichen Cha- rakteren Hand in Hand gehen. Nach dieser unserer Ansicht über Bildung und Begrenzung der Gatlungen halten wir es für ein sehr verdienstliches Unternehmen vom Herrn Beer, nach den habituellen Charakteren die Bromeliaceen zu charakterisiren, wodurch eine Menge neuer Anhaltspunkle gefunden wer- den. Wir würden aber diese Arbeit noch ver- dienstlicher nennen, wenn auch die in Blüthe, Frucht und Samen liegenden Unterschiede, überall wo das vorhandene Material es er- laubte, mit berücksichligt worden, und die Arten, von denen Blumen oder Fruchtbildung noch nicht genau bekannt sind, nur nach den habituellen Charakteren den Gattungen ange- reihet worden wären. Allerdings hätte solch eine Arbeit ein längeres und tieferes Studium der Familie erfordert, dafür würde sie aber auch für alle Zeiten massgebend geblieben sein, während so die Arbeit des Herrn Beer bei den Botanikern kaum dıe Beachtung fin- den wird, die sie nach unserer Ansicht wirk- lich verdient, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Literatur. sicht der von Beer aufgestellten Haupt- und Unterabtheilungen. Die 3 Hauptabtheilungen sind nach dem Blüthenstand gebildet, nämlich 1) Bromeliaceae, Blüthenstand endsländig, 2) Ananasseae, Blüthenstand mit einem Laubschopf gekrönt, 3) Diaphoranthe- meae, Blüthenstand seitlich. Es folgt hierauf ein Schema der Sippen, diesem eine Ueber- sicht der Gattungen, deren mehrere neue nach habituellen Charakteren aufgestellt sind. Auf diese folgt die Beschreibung der Arten, dann Bemerkungen über die Gattungen der Brome- liaceen und endlich eine ausführliche Classifi- cation der Arten und Abarten von Ananassa und Bemerkungen über deren Nulzen. Wir empfehlen dieses Buch mit voller Ue- berzeugung allen denen, die sich für die Fa- milie der Bromeliaceen interessiren, indem es das Vollständigste ist, was wir über solche besitzen. (E. R.) 2) A. G. Schrenk, Reise nach dem Nordosten des Europäischen Russland, durch die Tundren der Samojeden für den bot. Gar- ten in St. Petersburg. I. u. II. Theil. Dorpat, 1848 und 1854. Wir entnehmen diesem Werke einige An- deutungen über die Waldungen dieses nördli- chen Gebietes. Dasselbe nimmt folgende Re- gionen an: 1) Die waldige Region. Tannen-, Fich- ten- und Lärchenwälder, in welche Betula alba und Populus iremula häufig eingesprengt, treten häufig auf. 2) Die unterwaldige Region. Fichte, Lärche und Pappel kommen nicht mehr vor und die Waldungen werden seltner. 3) Die vorpolare Region. Nur auf Flussinseln, an Flussufern, oder in vor Stür- men geschützten Thälern kommen Wäldchen noch vor. Birken kommen noch in Strauch- form vor und vom Winterfrost getödete‘ Fich- ten bezeichnen die Gränze der Baumvegela- tion. Der Boden thauet in der Tiefe nicht mehr auf. 4) Die Polarregion. Klafterhohes Wei- den-Gebüsch, zwischen dem die Zwergbirke häufig, vertreten die Waldungen. Weite mit Das Buch bringt uns zunächst eine Ueber- | Rennthiermoos bekleidete Ebenen bilden den II. Literatur. Sommeraufen!halt der Rennthiere, oder der Boden ist sumpfig und trägt ausser Sphagnum Seggen- (Carex) und Wollgräser (Eriopho- rum). Die dürren Höhen tragen Rasen und Alpenpflanzen. Der Boden thauet nur ober- flächlich auf, und die zusammen gehäuften Schneemassen gehen erst gegen den Herbst weg. 5) Arktische Region. An der Stelle der Gebüsche treten spannenhohe Weidenarten auf. Das Rennthiermoos wird seltner. Der Boden entweder kiesig und mit einzelnen Pflanzen besetzt, oder sumpfig und moosig und nur an der Oberfläche aufthauend. Die Schneemassen liegen mehrere Jahre. Als nördlichste Gränze einzelner Bäume bezeichnet Schrenk: Pinus Cembra L. Die Arve oder Zir- belkiefer; geht bis 64'/° n. Br. Die Wälder des Wologdaschen und Permschen Gouver- nements liefern eine Menge Zirbelnüsse. Pinus Pichta Fisch. Geht an den Ufern der Duina bis zu 63'!,° n. Br. Ein herrlicher Baum, der in seiner Tracht an un- sere P. Picea L. erinnert, nur ein dunkelgrü- neres glänzendes Laub besitzt. In Petersburger Gärten häufig. Larix sibirica Ledeb. geht bis zum 63sten Grade nördlicher Breite. Die Espe geht bis zu 65'%° n. Br., was auch die Gränze für Roggen und Gerste ist. Die Föhre (Pinus sylvestris L.) und die Fichte (Pinus Abies L.) gehen bis 67'/%° n. Br. - Alnus fruticosa geht bis zum 67° n. Br. Prunus Padus, die Traubenkirsche geht bis 66'/;° n. Br., und Rosa occularis und Ribes nigrum haben die gleiche Gränze, Letz- terer ward jedoch von Ruprecht noch bei 67!) n. Br. auf Kunin beobachtet. Ribes rubrum geht bis 67!/2° n. Br., mit ihr die gleiche Gränze hat Lonicera Pallasii. Nicht selten ist Spiraea chamaedryfolia, die bis zu 66!/,° n. Br. hinaufreicht. Juniperus eommunis Var. nana wird noch unterm 68° n.Br. gefunden; ferner Atragene alpina unlerm 67° und Betula nana wächst noch unterm 68° in dem Moorlande, zugleich mit Strauchweiden grosse Flächen bedeckend. 229 Rubus Idaeus geht blos bis zum 65°, Ru- bus arelicus bis zum 699. Empelrum nigrum verliert sich bei 691/.. Dryas octopetala bildet noch jenseits des Polarkreises dichte Rasen. Vaceinium uliginosum reicht zum 69°, V, Vi- tis Idaea noch höher nach Norden, bis Novaja Semlja und V. Myriillus bis zum 69°. Die höhern strauchigen Weiden sind zwischen dem 65° und 66° zu Hause und dann folgen bis zum 68° die niedrigen nordischen Strauch- weiden. Es sind dieselben für diese nördlichen Länder im Innern sehr wichtig, da sie fast das einzige Brennmaterial liefern. Schliesslich wirft der Verfasser noch einen Blick auf die merkwürdige Erscheinung, dass die am höchsten hinauf reichenden Wälder stets von einem Gürlel abgestorbener Bäume umgeben sind. Er leitet diese Erscheinung aus der Wir- kung einzelner sehr kalter Winter her und glaubt, dass namentlich der Winter 1812 hier solche Verheerungen angerichtet. (E. R) 3) Carl Nägeli, die Individualität in der Natur. Zürich. Meyer u. Zeller 1856. Der berühmte Verfasser bekennt sich in einer Einleitung als Anhänger der neueren Lehre über Atome und glaubt, dass von dieser die wich- ligsten Aufschlüsse für das Zellenleben, für Umwandlungen und Gestaltung von Stoffen zu erwarten sei. — Er sagt in dieser Beziehung: „Die Atome sind die ersien und die einfach- sten Bausteine, aus denen die Nalur aufge- bauet ist. Es ist möglich und wahrscheinlich, dass die jetzigen chemischen Elemente selbst zusammengeseizt sind, und wir können uns denken, dass die Analyse dieselben einst in wenige Urstoffe zerlegen wird. Gelingt es in dieser Weise auf Atome mit einfacher Anzie- hung und Abstossung zurück zu gehen, so müsste es, sollte man meinen, möglich wer- den, die Nothwendigkeit der Entwickelungs- geschichte für organische und unorganische Körper nachzuweisen.“ In weiterer Auseinanderseizung verlässt der Verfasser das Gebiel der Thatsachen, zeigt, wie Zeit und Raum relative Begriffe seien, wie man sich das kleinste als Einheit wirkende Atom wieder als zusammengesetzien compli- zirten Körper denken könne. Das Pflanzen und Thiere belebende Ele- ment wird vom Verfasser mit den materiel- 230 len Kräften (Krystallisation etc.) zusammenge- fasst und dem geistigen Element entgegenge- stellt. Hr. C. Nägeli sagt in dieser Beziehung: „Der Gegensatz liegt aber überhaupt nicht sowohl zwischen lebloser und belebier Natur; — denn es ist eigentlich alles belebt. Der Krystall hat seine eigenthümliche Bildungsge- schichte, wie die Pflanze, und beide können gleich sehr, oder gleichwenig aus den be- kannten Naturkräften und den Bewegungen der Atome begriffen werden. Der Gegensatz be- steht vielmehr zwischen Materie und Geist. In der Materie herrscht bewusstlose Nothwendig- keit, im geistigen Gebiete Bewusstsein und Freiheit. Sollte die Lebenskraft wirklich als ein besonderes Agens der organischen Natur nach- gewiesen werden, so würde ich sie, da sie blos den Gestaltungsprozess bewirkt und im Stoff- lichen Bildung und Umbildung hervorbringt, mit den materiellen Kräften zusammen und sammt diesen den geistigen Kräften entgegenstellen.“* Während der Verfasser so die Lebenskraft, welche Pflanze und Thier belebt, aus den Ur- kräften der Atome (der Materie) erklärt, nimmt er die geistige Kraft, welche das Bewusstsein bedingt, als selbstständig und nicht als Funk- tion der Materie an. Er sucht somit eine Mit- telstellung zwischen der physikalischen und biologischen Schule zu gewinnen. Er wird dafür beide gleich sehr gegen sich haben, ob- gleich uns der geehrte und befreundete Herr Ver- fasser damit der biologischen Schule vollkom- men anzugehören scheint. Wer das geistige Ele- ment als selbstständiges annimmt, kann den In- stinkt der Thiere, die Lebenskraft der Pflanze, wo die erste zum neuen Individuum vorgebildete Zelle schon die ganze Idee der Formbildung der Art in sich trägt, auf die Dauer unmöglich aus nur materiellen Kräften ableiten, sondern muss ebensowohl Lebenskraft und Instinkt als ein selbstständiges von den materiellen Kräften verschiedenesPrinzip betrachten, oder ihm muss auch das geislige Element nur als Function der Materie erscheinen. Der Referent, der das scharfe Urtheil und die tiefen Kenntnisse des Hrn. Verfassers un- gemein hoch stellt, verkennt es nicht, dass gerade die von Hrn. N. aufgestellten Ansich- ten für jeden Forscher etwas ungemein Locken- des besitzen, sie scheinen so innig in dem Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. begründet, was wir über die einfachen und complieirten Kräfte der Materie wissen, dass von dem Geslaltungsprozess des Krystalles zu der Bildung der Zelle nur ein kleiner Schritt zu sein scheint. Beim Krystall lagert sich aber die Materie nur in continuirlichen regelmässi- gen Formen an, die nur in ihrer äusseren Form Aehnlichkeil mit der Zelle haben. Bei der Zelle bleibt die Formbildung aber nicht bei der Bildung dieser ersten Zelle stehen, es ist hier ein inneres Leben vorhanden, welches durch Bildung und Umbildung von organischen Stoffen von innen heraus neue Zellen schaflt, für den eigenthümlichen Entwickelungsgang der Art und für Fortpflanzungsorgane sorgt. Der ‚Sprung ist hier also ein viel grösserer, als der von dem oft merkwürdig hoch aus- gebildeten Instinkte des Thieres his zum gei- stigen Principe des Crelins. Die Grenze, wo ein neues belebendes Element zu den male- riellen Kräften hinzulritt, muss deshalb zwi- schen der anorganischen und organischen Na- tur, und nicht zwischen Thier und Mensch ge- sucht werden, wenn man nicht mit dem Ma- terialisten überhaupt jede Lebenserscheinung in der organischen Natur ebenfalls nur als aus der Combinalion materieller Kräfte her- vorgehend herleiten will. Der Referent hat sich entschieden auf die Seite der Biologen gestellt und musste daher diese kurze Zwischenbemerkung um so mehr machen, als gerade die Hr. N. eigenthümliche klare, entschiedene und logische Darslellungs- weise geeignet sein dürfte, manchen Unschlüs- sigen auf die andere Seile zu ziehen. Die Na- turwissenschaft hat in der neueren Zeit so überraschende Entdeckungen gemacht, sie hat so manche früher unbenutzte und fast unge- kannte Kraft zu benutzen gewusst, dass es ge- rade der Naturforscher ist, der jetzt am ersten geneigt ist, sich über sich selbst zu erheben, indem er hofft, allerdings mit gegebenen *) *) Dies ist eben die brennende Frage. Es scheint logisch richtiger, das Leben immer wei- ter zurückzudrängen und die Krälte der ein- fachsten Stoffe schon als Lebensäusserung an- zunehmen, also die Stoffe belebt zu nennen. Wären sie wirklich so zu bezeichnen, dann wäre die Ansicht der Materialisten die richlige- II. Literatur. Stoffen, auch noch wirkliches Leben schaffen zu können. Nachdem der Verfasser nun in der Einlei- tung den speziellen Standpunkt, den er selbst in der jelzt alles in Anspruch nehmenden Hauplfrage einnimmt, festgeslellt hat, beginnt er seine Ansicht zu entwickeln, was in der Natur als Individuum zu betrachten ist. Er beginnt mit dem Tod des Menschen. Er zeigt, dass dies eine weise, die Fortbil- dung des Menschengeschlechts gerade beför- dernde Einrichtung ist, wenn gleich man trau- ernd an dem Grabe jedes ausgezeichneieren Menschen steht, mit dem so manche herrliche Eigenschaft zu Grabe getragen wird. Das Individuum wird zunächst als eine einheitliche Erscheinung, welche wir nicht theilen können, ohne ihr Wesen zu vernichlen, welche daher ein abgeschlossenes Ganzes, mit eigenthümlicher Entwickelung und eigenthüm- licher Beziehung zur Aussenwelt darstellt, de- finirt. Es zeigt nun der Verfasser, wie die einfachsten Elemente zu immer complizirteren zusammentreten, wie aus Zellen die Pflanze sich aufbauet, und wie die höhere Pflanze aus Wurzel, Stengel, Blati, Blüthe etc. besteht. Der Verfasser spricht sich dahin aus, dass diese Theile, welche die Pflanze zusammen- setzen, von der Zelle an als individuelle Ge- bilde mit dem gleichen Rechte zu betrachten seien, wie die ganze Pflanze. So wird weiter gebauet, es wird gezeigt, dass das Pflanzen- Individuum eine verhältnissmässig so lange Dauer haben könne (6—8000 Jahre alte Bäu- me), weil seine Theile absterben, und das Gerüste des Baumes mit neuen Organen, mil neuem Holzsioff sich periodisch bedeckt. Doch Es ist aber ein so grosser Unterschied zwischen den einfachen der Materie adhärirenden Kräf- ten und Leben, dass das Leben nur der ein- fachsten Zelle aus diesen allein nie genü- gend erklärt werden kann. Die Combina- tionen und Umbildungen der Stoffe sind hier so complizirt, dass man schon den Grundele- menten gleichsam eine bewusste Einwirkung vindiziren müssle, um die Lebenserscheinun- gen und das Verständniss, das man ja auch dem Thiere nicht absprechen kann, daraus zu erklären. Wer würde aber soweit gehen? 231 sei auch der Pflanze ihr endliches Ziel gesetzt und sie daher nicht von unbegränzter Dauer. Es werden nun Blicke auf die verschiedene Art der Fortpflanzung der Gewächse geworfen. Es wird gezeigt, dass durch Cultur einzelne Pflanzenarten unter sich verschiedene con- | stante Racen bilden und daraus der Schluss gezogen, dass im Laufe der Zeit so aus der unvollkommeneren Pflanze die vollkommene entstanden sei und also die allmähliche Um- bildung der einfachen Pflanze zu ganz diversen höher organisirten gelehrt. So sagt der Ver- fasser, ist die Art selbst ein Individuum, das dureh fortwährenden Wechsel sich entwickelt, das durch diesen Wechsel eine Begrenzung findet und in dieser Begrenzung andere Arten erzeugt. Alles in der Welt sagt er weiter, ist indi- viduell, von den unendlich kleinen Atomen bis zu den unendlich grossen Weltkörpern, und Systemen von Weltkörpern, von den un- endlich einfachen Atomen, bis zu den unend- lich zusammengesetzten Organismen und gan- zen Reihen von Organismen, die wir als Ar- ten, Gattungen und zuletzt als Reich zusam- menfassen. Wir begnügen uns mit diesen kurzen An- deutungen, empfehlen aber nachdrücklich das geistreiche, für jeden höchst interessante Schriftehen selbst zu lesen, wenn gleich wir mit einzelnen Ansichten des geehrten Verfassers durchaus nicht übereinstimmen, und zwar we- der in dem bereits besprochenen Punkte, noch in der von ihm ausgesprochenen Ansicht über Umbildung der Art, noch endlich in seiner Auffassung des Individuums. Was die Umbildung der Pflanzen-Art betrifft, so kannder Verfasser für seine Ansicht schwer- lich einen positiven Grund anführen. Alles ist hier Theorie. Dass ein Zeitraum von 3000 Jahren in den Pflanzenarten keine wesentlichen Ver- änderungen hervorgebracht, ist dem Verfasser kein Beweis, denn essei dies ein Augenblick im Verhältniss zur Entwickelungsgeschichte unse- res Erdballs.. Ebensowenig ist aber der Ge- neralionswechsel niederer Pflanzen und Thiere ein Beweis für des Verfassers Ansicht, son- dern es gehört dieser Generationswechsel ebenso innig zum Begriff der belreffenden Ar- ten, wie die Entwickelung des Baumes, der 232 oft erst nach Jahrzehnten : vollkommen ent- wickelt ist, in ähnlicher Weise zu verstehen ist. — Dass der Begriff des Individuums sehr weit gefasst werden kann und dass die Ansichlen in dieser Beziehung sehr differiren und stels differiren werden, ist eine bekannte Sache. Fassen wir aber den Begriff des Individuums in der Weise wie Hr. N,, so wird es schwer v IV. Person 1) Klotzsch und dessen Begonia- ceen. Wir haben in diesen Blältern die Be- arbeitung der Begoniaceen durch Klolzsch an- gezeigt und dabei unsere Ansicht ausgespro- chen. Mittlerweile hat ein Ungenannter in der Hamb. Gartenzeitung Klotzsch wegen dieser Bearbeitung nicht allein angegriffen, sondern auch eine Menge von Persönlichkeiten hinzu- gelügt. Ein heftiger Streit hat sich in Folge des- sen enisponnen , die Bonplandia hat Klotzsch vertreten und die öffentliche Meinung richtet sich gegen den, der ohne seinen Namen zu nennen, neue Angriffe gegen Klotzsch gerich- tet, die erst in der Hamb. Gartenzeitung ab- gesetzt, dann aber aus dem Text herausge- nommen wurden. Der Ungenannte hat sich Extraabzüge von seinem Machwerk zu ver- schaffen gewusst und diese versendet. Auch der Unterzeichnete erhielt einen solchen Ex- traabdruck als Brief unfrankirt zugesendet. Derselbe legte diesen Artikel ruhig bei Seite. Da aber der Streit mit erneuter Erbilterung fortgeführt wird und schon Manchen uner- quicklich berührt haben mag, so sehen wir uns heute zu der nachträglichen Erklärung veran- lasst, dass wir nicht unterzeichnete Streitschrif- ten, auch wenn sie nur an die Sache sich halten würden, niemals aufnehmen werden — sowie dass wir ferner auch jeder Streitsache über wissenschaflliche oder Fachgegenstände die Aufnahme verweigern werden, wenn sie, unterzeichnet oder anonym, gleichviel, von der Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. halten, die Art, die Gattung, das Reich als Individuum sich zu versinnlichen, und doch ist dies die consequente Folge von der Auffas- sung desselben. Wir halten daher vorläufig noch fest an der von uns selbst gegebenen De- finition des Individuums im Pflanzenreiche, wo wir zwischen einem Knospen- und einem Ge- schlechts-Individuum unterschieden. (E. R.) alnotizen. ruhigen Erörterung abspringt und Persönlichkei- ten enthält. Wir haben diesen Grundsatz bis jetzt durchgeführt, werden ihn auch ferner bei- behalten und bitten daher, uns mit solchen Sa- chen für die Folge verschonen zu wollen. E. Regel. 2) D. Thomson, bekannt als Botaniker, ist zum Direktor des Bot. Gartens in Caleutta ernannt worden. 3) Dr. Engelmann, durch den Pflan- zen um St. Louis, aus Texas etc., in europäi- schen Herbarien vielfach verbreitet wurden, ist nach Europa zurückgekehrt. 4) Augustin-Nicaise Desveaux, der bekannte Botaniker, starb am 12. Juli 1856. Derselbe war am 28. August 1784 zu Poiliers geboren. 18147 ward er Direktor des Botani- schen Gartens zu Angers. Er redigirte längere Zeit das Journal botanique und lieferte ver- schiedene allgemeine Arbeiten, sowie Beiträge zur Flora Frankreich’s. — (Bot. Zeilung.) 7)Dr. Liebmann, Direktor des Botanischen Gartens zu Kopenhagen, durch seine Leislun- gen in der systematischen Botanik, wie durch seine Reisen in Mexiko bekannt, starb am 29. Oct. 1856 in seinem 44. Jahre an der Schwind- sucht. — 6) Bosse, Garten-Inspektor in Oldenburg. Dieser vielverdiente Mann hat nach 43jähri- gem Dienste um seine Entlassung gebeten und selbe in ehrenvoller Anerkennung der geleiste- ten Dienste erhalten. Er lebt jetzt in Delmen- horst. — mn nn mn 1. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. Neue Varietäten von Delphinium aus Samen gezogen. Von Fröbel u. Comp. in Zürich, (Siehe Tafel 199) Das Erscheinen so vieler und theilweise schöner Hybriden von den verschiedenen Delphinium - Arten lenkte die Aufmerk- samkeit fast aller Blumenfreunde und zwar mit Recht auf diese schöne Pflanzengat- tung; denn das schöne Blau gefüllter wie einfacher Blüthen, verbunden mit üppigem Wachsthum und die überaus lange Blüthezeit weist diesen eine der ersten Stellen im Blumengarten an. Be- rücksichtigt man die wenige Mühe, mit welcher man die pracht- und effektvoll- sten Blumenbeete schaffen kann, so wird ihre Empfehlung gewiss gerechtfertigt. Wem sind nicht die älteren Hybriden, Del- phinium hybridum plenum, azureum ple- num, Barlowi, perfectum novum bekannt, denen die neuen, in Grösse und Colorit diese übertreffenden D. Hendersoni und pulchrum würdig zur Seite stehen. Wel- cher Blumenliebhaber, der ein mit die- sen Varietäten bepflanztes Beet sah, war nicht entzückt® und wer kam nicht zu der Ueberzeugung , dass dieser Pflanzengatiung zu ihrer Vervollkomm- williger oder künstlicher Befruchtung, oder durch, bessere Cultur von dem Gärtner und allen jenen, denen die Pflege der Blumen eine angenehme Beschäf- tigung ist, die grösste Sorgfalt gewidmet werden sollte ?! Diesen Yorzügen Rechnung tragend und aufgemuntert durch die glücklichen Erfolge, der sich einige Gärtner in der Zucht neuer Varietäten zu erfreuen hat- ten, machten wir schon seit einer Reihe von Jahren mit Samen, die von den be- sten Sorten gesammelt wurden, wieder- holte Aussaaten, ohne jedoch, mit Aus- nahme der Aussaat vom Jahre 1855, et- was Vorzüglicheres als das Bekaunte zu erziehen. Nur die letzte Aussaat, aus der mehrere hundert Pflanzen hervor- gingen, lieferte Blumen, die in jeder Be- ziehung ausgezeichnet sind. Unsere Zeichnung, entworfen, als nur wenige der Sämlinge noch in Blüthe wird unsere Ansichten recht- fertigen, obgleich in Folge von einge- tretenem schlechten Wetter die blühen- waren, nung, Sei es nun auf dem Wege frei- | den Exemplare schnell verdorben wur- VIN, 1857. 16 234 den und nicht mehr richtig und in vol- ler Schönheit gezeichnet werden konn- ten. Auch fassten wir den Entschluss, die blühenden Delphinium zeichnen zu lassen , leider zu spät, indem schon ei- nige der schönsten, früher einzeln blühend, abgeblüht waren. Ausser die- sen 6 gezeichneten Varietäten haben wir noch 12 sehr schöne Sorten, die | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sich theils_ durch auffallende bunte oder eigenthümliche Färbung, theils durch gute Füllung auszeichnen, bezeichnet, welche wir bei nächster Blüthezeit den Lesern der Flora vorführen werden“). Th. Fröbel, *) Die zur schwarzen Tafel gehörige Erklä- rung findet sich in der Ill. Abtheilung „Noli- zen‘‘ pag. 259. 2) Ueher Häng- oder Trauerbäume in Verbindung mit ihrer Stammart, Bei Anlegung eines Parks fand ich eine ältere gut gewachsene gemeine Esche von vielen jungen, hochstämmi- gen Bäumen umgeben. Da es zu spät wurde, dieselben noch zu verpflanzen, so liess ich dieselben einstweilen noch stehen und im Sommer sehr hoch, in den Spitzen und auf Aesten Augen von Trauereschen einsetzen. Es traf sich, dass die Anlage still stand und ich erst nach Jahren darauf wieder hinkam. Mit grossemErstaunen sah ich die alte Esche mit vielen Trauereschen umgeben, die vereint, eine so eigenthümliche prächtige Gruppe bilden, wie ich noch keine der- artige gesehen. Der Gärtner hatte die wilden Zweige abgeschnitten und sämmt- liche Stämme stehen gelassen. Ich em- pfehle diese Zusammenstellung als aus- serordentlich wirkungsvoll in Landschafts- gärten und die Mannichfaltigkeit sehr befördernd. Die Traueresche bildet meist einen Baum, der nicht schön ist und von Weitem das Ansehen eines runden Haufens hat, Man findet selten malerisch geformte Trauereschen mit stark hervor- tretenden Aesten und Laubpartien. In Verbindung mit der aufrecht wachsenden gemeinen oder einer andern Esche ver- schwindet die Steifheit der Form ganz. Eine solche Verbindung lässt sich auch mit andern Holzarten treffen und em- pfehlen. So z, B. Sorbus Aucuparia oder domestica von der hängenden Art (8. Aucuparia pendula) umgeben. Aufrecht wachsende baumartige Weiden der höch- sten Art z. B. vitellina und alba von Salix babylonica, oder americana pendula oder niedrigere Bäumen von der hängen- den Schwarzweide (Salix nigra pendula) umgeben. Ebenso Sophora japonica von S. japonica pendula umgeben. DBeson- dere Wirkung verspreche ich mir von den Ebereschen, da die hängende Eber- esche überhaupt schon ein ausnehmend schöner Baum ist, Zum Schluss noch die Bemerkung, dass sich Hänge- oder Trauerbäume viel ınalerischer bauen, wenn man sie in die Aeste schon ziemlich hoher Bäume ver- edelt, als wenn man sie, wie es in Baumschulen ausgeführt werden muss, auf jugendlichen Stämmen veredelt, So dass die hängenden Acste die ganze Krone bilden. Dies ist besonders bei Traucreschen und Trauerbuchen derFall. Die gewöhnlich veredelte Trauerbuche sieht, wenn sie etwas erwachsen ist, aus, als wären die Aeste am Stamm an- gebunden gewesen und gewaltsam so Ganz anders ein Baum, der in die gezogen. schon eine Krone hatte und I. Originalabhandlungen. Aeste veredelt wurde. Allerdings müs- sen Solehe Bäume gut überwacht wer- | hand bekommen. 3) Philodendron pertusum 235 den, damit nicht wilde Zweige die Ober- Jäger, als Schmuckpflanze des freien Landes und Bemerkungen über ästhetische Verwendung tropk- scher Pfianzen im Garten, Die prächtige Aroidee Philoden- dron pertusum Kth, et Bouche (Mon- stera Lennea C. Koch, M. deliciosa Liebm.) mit ihren riesigen, schön ge- formten glänzenden Blättern ist wohl eine der schönsten Blattpflanzen für das feuchte Warmhaus; wer aber kein sol- ches besitzt und überhaupt keinen Platz hat, um einer so stark wuchernden Pflanze in ihrer ganzen Schönheit volle Ent- wicklung zu gestatten, musste sie bis- her entbehren; denn mit einem Win- kel des Hauses nimmt diese Pracht- pflanze nicht vorlieb. Die Erfahrung des vergangenen Sommers hat aber be- wiesen, dass sich diese herrliche Aroidee im freien Lande cultiviren und zur Zierde des Gartens verwenden lässt. Wer das Glück hatte, den zum Privatgebrauche des Königs von Preussen bestimmten Maly genannten kleinen Park an der Friedenskirche in Potsdam im vorigen Sommer zu besuchen, konnte im Schat- ten eines Baumes unfern der Kirche eine schöne Monstera völlig frei wach- send sehen. Sie hatte zwar nicht so ausserordentlich grosse saftige Blätter wie die in feuchten Warmhäusern gezo- genen Pflanzen, aber immer noch gross genug, um die Aufmerksamkeit jedes Besuchers zu fesseln. Dabei war der Standort nicht einmal günstig und pas- send, weil zu trocken und frei. Am halbschattigen Ufer eines Teiches oder Baches, in feuchtem humusreichem Bo- den, und geschützt gegen trocknende Winde, sowie in einem wärmeren Som- mer als dem vergangenen von 1856, würde sich die Pflanze ganz anders ent- wickelt haben. Diese Erfahrung bringt uns wieder einen Schritt vorwärts. Sie zeigt, dass auch diese Tropenbewohner zur Aus- schmückung unserer‘ freien Gärten ver- wendet werden können; denn was diese Monstera verträgt, vertragen viele an- dere. Man pflanze solche Aroideen an ‚feuchte, schattige, sehr geschützte Plätze ‚in halbverwesten Humus, gebe den wur- zelnden Arten wie der Monstera Baum- stimme, Holzstücke oder Felsen zum Festwurzeln und bespritze sie bei trocke- ner Witterung täglich mehrere Male. Der gute Erfolg kann nicht ausbleiben, und diese Formen werden unseren Gär- ten einen neuen Reiz, eine gewisse fremdartige Würze verleihen, besonders, wenn man sie mit anderen seltsamen fremden Formen vereinigt, so dass ein tropisches Charakter = Vegetationsbild entsteht. Dies scheint mir bei Anwen- dung solcher Pilanzenformen durchaus nothwendig; denn sogenannte „tropische Verschmelzungen“ herzustellen, wie man irgendwo die Verbindung solcher Fremd- linge mit gemeinen Gartenpflanzen zu nennen beliebt, möchte ich nicht an- rathen. (Jäger.) Ich knüpfe hieran folgende: Bemerkungenüberdieästhetische Verwendung tropischer Pflan- zenformen im freien Garten. Man darf solche Pflanzenformen nicht willkürlich zwischen andere ; gemeine 16 * 236 Blumen, oder gar zwischen gewöhnliche Sträucher bringen, sondern muss ihnen besondere Plätze bestimmen, wo sich diese Pflanzen so vereinigen, dass sie den Charakter dieser Gartenabtheilung bestimmen. Niemand wird es so weit treiben wollen, dass er den Eindruck eines wahren tropischen Vegetationsbil- des durch solche Pflanzen hervorrufen will. Dies ist eine Unmöglichkeit. Aber sicher ist der Eindruck, welchen eine gewisse Anhäufung solcher Pflanzenfor- men, welche vorzugsweise in den Tro- pengegenden auftreten, hervorbringt, ein ganz anderer, als der eines alltäglich verzierten Gartens. Der Botaniker und Pflanzengeograph wird freilich lächeln über eine solche Zusammenstellung von Pflanzen aus verschiedenen Zonen und Ländern, aber es handelt sich nicht um wissenschaftliche Wahrheit, sondern um Schönheit. Deshalb sind auch die in einem folgenden Artikel zu erwähnenden Dracä- nen, obschon auf den gemässigten Inseln der Südsee einheimisch, ganz geeignet, das tropische Pflanzenbild zu beleben, weil die Mehrzahl ihrer Familienglieder heis- sen Gegenden angehört, und sie genau so aussehen. wie man früher in Bilder- büchern die Palmen darstellte. Selbst unsere grösseren einheimischen Farren- kräuter und die grösseren Monocotyledo- nen, als Iris Pseudo — Acorus, Acorus Calamus, Typha latifolia, Alisma Plan- tago, Nymphaea u.a.m. sind im Stande, diesen fremdartigen Charakter zu verstär- ken, weil die Tropen ganz ähnliche For- men bieten. Ich muss jedoch vor häufiger An- wendung solcher charakteristischen Aus- schmückung des Gartens warnen, selbst wenn man die Mittel d.h. Pilanzen und und Häuser dazu hat. Geschieht die Ausschmückung in ästhetischer Absicht, und nicht aus besonderer Neigung, So Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. müssen solche Blattpflanzen, deren Blüthe unscheinbar oder im Verhältniss zur Pflanze unscheinbar ist, sehr unterge- ordnet auftreten, nicht aber, wie es hie und da der Fall ist, die Hälfte der gan- zen Blumenverzierung oder mehr aus- machen. Ich möchte ihnen kaum mehr als den fünften Theil der ganzen Blu- menverzierung gestatten, besonders in kleinen Gärten; denn eigentliche Blumen bleiben doch die Hauptsache. Sicher ist, dass man seit einiger Zeit in den Gärten Berlin’s, Potsdam’s und der Um- gegend die Blattpflanzen zu häufig an- wendet, ja die eigentlichen Blumen so- gar hie und da ausschliesst. So sind, um ein bekanntes Beispiel anzuführen, auf dem kleinen, als Garten behandelten Hofe der Villa des Prinzen Carl zu Glienike bei Potsdam 4 grosse Gruppen von Canna mit Caladium umgeben, of- fenbar zu viel; denn sie verengen den Raum und schaden überhaupt durch ihre Höhe den niedrigen Gebäuden. Fer- ner sind die ewigen Wiederholungen derselben Pflanzen und Zusammenstel- lungen herzlich langweilig. Immer Canna von Caladium nymphaeifolium oder einer andern Art umgeben zu schen, ermüdet sehr bald, und die Caladium, so schön sie auch einzeln oder in anderer Zusam- menstellung sind, sind für die Canna als Einfassung geradezu nachtheilig. Auch die Zusammenstellung der grasar- tigen Pflanzen, mit besonderer Bevor- zugung des Riesenmais , sind einförmig, so sehr sie auch hie und da gefallen können. Ebenso verdirbt das häufige Vorkommen der Artischocken und Cardy in grossen Gruppen die malerische Wir- kung dieser einzeln oder in kleinen Gruppen und sparsam (vielleicht im gan- zen Garten nur einmal) aufgestellt sehr schönen Pflanzenform. Diese wenigen Andeutungen werden genügen, um die - Bewunderung jedes Kenners ! I. Originalabhandlungen. Nachtheile einer Ueberfüllung und zu häufigen Anwendung der Blattpflan- zen auf Kosten der eigentlichen Blumen kenntlich zu machen und davon abzu- mahnen. Ich muss hier noch eine Ausnahme erwähnen und einen Garten nennen und hervorheben, wo Blattpflanzen den haupt- sächlichsten Gartenschmuck bilden und die eigentlichen Blumen sehr in den Hintergrund drängen, trotzdem aber die ganze Anlage und Ausschmückung die erweckt. Es ist der Garten der Madame Friebe in Wilmersdorf bei Berlin unweit vom kö- niglichen botanischen Garten zu Schöne- berg. In diesem kleinen nicht gerade schönen Garten hat Herr Pilder, der thätige Obergärtner, wahrhafte Muster- Decoration durch Blattpflanzen stellt und eine Menge von Pflanzen in das Freie ausgepflanzt, an die vorher Niemand gedacht, und zwar so sinnig, malerisch und geschmackvoll angeord- net, dass dieser Garten in dieser Be- ziehung nach meiner Ansicht ganz ohne Gleichen dasteht. Es ist mir nicht wohl möglich, diesen Garten zu beschreiben aufge- 4) Melanoselilnum deeipiens als Diese alte, fast nur noch in bota- nischen Gärten gekannte Pflanze ge- hört zu den wenigen bekannten baum- artigen Doldenpflanzen und stammt von der Insel Madera. Die Vorliebe für sogenannte Blattpflanzen hat auch diese vergessene Schönheit wieder in Erinnerung gebracht, und ich sah sie vorigen Sommer im freien Lande ste- hend in grosser Ueppigkeit als Bäum- chen von 4 — 5 Fuss Höhe mit drei 23T und die darin verwendeten Pflanzen na- mentlich aufzuführen, was auch nicht im Zwecke dieser Zeilen liegt. Ich be- merke nur, dass die in einem der näch- sten Artikel von mir hervorgehobenen Dracänen (Dracaena australis, spectabilis und indivisa) häufig in jeder Grösse bald symmetrisch, bald unregelmässig aufgestellt, eine ausserordentliche Wir- kung hervorbringen; dass Musa Dacca, Canna macrophylla eximia (?), an Blatt- srösse einer Musa nahe kommend, an die Umgebung indischer Wohnungen und zahlreiche Papyrus an die Ufer des Nils erinnern, Eine besondere Bevorzugung haben die Pflanzen mit farbigen Blättern erhalten, deren ausserordentliche Wir- kung hier recht auffallend erscheint. Un- ter vielen andern Pflanzen wilLich noch ein schönes Farrenkraut erwähnen , das an einer halbschattigen Stelle ausge- pflanzt, gegen 5 Fuss hoch war und sich höchst malerisch ausbreitete. Es ist Cheilanthus dicksonioides. Endlich aus Neuholland, einer der schönsten grossen Farren, die es gibt, und ganz zur Sommereultur im Freien geeignet, Jäger. Zierpfianze des freien Landes. That verdient diese Pilanze wieder in Cultur genommen zu werden; denn sie hat fast das Aussehen eines baumarti- gen Farrenkrautes, istvon grosser Schön- heit und Zierlichkeit und verdient in jedem Garten, wo man Blattpflanzen eultivirt, eine bevorzugte Stelle. Der Stamm ist ganz glatt, oben krautartig und grün, unten verholzt und braun. Die sehr grossen und prächtigen Blät- ter haben fast das Ansehen der Arch- Fuss langen prächtigen Blättern, In der | angelica offieinalis, sind stengelumfas- 238 send, doppelt gefiedert, mit lanzettförmi- gen, ungetheilten, sägezähnigen Blätt- chen und breiten sich schirmartig, wie eine Palme aus. Die Doldenblüthen sind röthlich weiss und erscheinen im Sommer. Da sie der Pflanze nicht zum grossen Schmucke gereichen, so kann man sie unterdrücken, um die Ausbil- dung der Blätter zu befördern, wenn man keinen Samen ziehen will. Die Cultur ist leicht. Man zieht die Pflanze aus Stecklingen, die von zu- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. weilen am Stamm erscheinenden Trie- ben geschnitten werden, oder noch leichter aus Samen , der häufig ansetzt und bei gehöriger Fürsorge auch reift. Die Erde muss kräftig und humusreich sein. Im Winter hält die Pflanze zwar -im Kalthause aus, verliert aber an nicht recht guten Plätzen häufig die Blät- ter, während sie bei 7 — 8 Grad auch im Winter neue Blüthen bildet und eine Zierde des temperirten Hauses ist. Jäger, 5) Ursprüngliches Vorkommen und Färbung der Bluthuche. Die Blutbuche wird von sehr Vielen als ein fremder nordamerikanischer Baum betrachtet und selbst in Büchern so an- gegeben. Als ich vor mehreren Jahren die Hainleite in Thüringen als natürli- chen Standort angab, wurde ich sogar öffentlich deswegen angegriffen. Gleich- wohl ist es so, was auch durch den Jahresbericht des Thüringer Gartenbau- vereins in Gotha vom Jahre 1854 und Bechstein’s Forstbotanik bestätigt wird. Auch in diesen Blättern ist (Jahrgang 1855, S. 307) bei Besprechung jenes Jahresberichts die Blutbuche als in Thü- ringen einheimisch erwähnt worden. Dort wird die sogenannte Hagelweide bei Son- dershausen als ursprünglicher Fundort angegeben, und die grösste Gothaner Blutbuche soll von derselben stammen, Der jetzt noch vorhandene Stammbaum der Blutbuche steht in der sogenannten Hainleite, einem niedern Gebirgsrücken zwischen Harz und Thüringer Wald, einige Stunden südlich von Sondershausen. Das Forstrevier heisst, wenn ich nicht irre, Oberspier, wenigstens liegt dieser Ort am nächsten. Uebrigens ist dies nicht | sie besonders beobachtet. = altes prächtiges Exemplar, woher der einzige Fundort in Deutschland, und die veredelten Gartenblutbuchen mögen wohl von verschiedenen Mutterbäumen abstammen. Ich sah im Bad Brückenau, am südlichen Fusse des Rhöngebirges in den dortigen Anlagen eine wurzel- ächte Blutbuche, die nach der Ver- sicherung des dortigen Königl. Hofgärt- ners Herrn Wippert vor langen Jahren von ihm selbst aus dem nahen Walde geholt worden war. Dies ist um so weniger zu bezweifeln, da in demselben Walde noch kürzlich mehrere junge Blutbuchen gefunden wurden, von denen einige ganz dunkelrothe, andere nur röthliche Blätter hatten. Ein alter Stamm- baum der Blutbuche ist nicht mehr vor- handen, also mussten sie aus Saamen der gemeinen Buche gefallen sein. Auch bei Irchel im Kanton Zürich steht nach E. Regel’s -Mittheilung ein man die in der Gegend künstlich gezo- genen Bäume ableitet. Ich habe der Blutbuche längere Zeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt und Eine, wie r7 das Holz ist. I. Originalabhandlungen. mir scheint, in der Baumwelt vielleicht einzig dastehende Erscheinung ist, dass die jüngeren Holzringe, Splint und Bast vollkommen dunkel- roth sind. Diese Thatsache ist wahr- scheinlich Vielen neu; denn obschon Je- der, der von einer Blutbuche Aeste abge- schnitten hat, dieselbe Beobachtung ma- chen musste, so ist doch davon nichts bekannt gemacht worden. Die Farbe des Holzes ist ein ziemlich dunkles Purpurroth, das im Spätherbst fast vio- lett erscheint, im Frühjahr heller ist. Die dunkelste Farbe hat die jüngste Holzschicht unter dem Bast, und es nimmt die Farbe an Tiefe ab, je älter Einzelne Jahresringe er- scheinen heller. Das ältere Holz ist vollkommen weiss oder vielmehr gelb- lich, wie bei der gemeinen Buche. Hier tritt also der umgekehrte Fall, wie bei anderen dunkelfarbigen Holzarten ein, bei welchen der Splint hell und das äl- tere Holz erst dunkelfarbig ist, z. B. der rothen Ceder, welche das Bleistiftholz liefert; Ebenholz, Kirschen u. a.m. Die Stärke der rothgefärbten Holzschichten ist verschieden und richtet sich nach den Jahresringen, die auf den verschie- denen Seiten eines Stammes oder Astes nicht gleich stark sind. Aeste von 1 Zoll Stärke sind am Abschnitt meist durch und durch roth, weiter nach der Spitze nur äusserlich, was wahrschein- lich daher kommt, dass sich an der Ast- wurzel das Roth des Stammes mit dem der Aeste vereinigt. Bei einer Stamm- stärke von 6— 8 Zoll betrug die Breite der Färbung 5 — 6 Linien, an anderen Stellen nur 2 — 3 Linien, Da ich diese Beobachtungen zuerst im Frühjahr bei steigendem Safte machte, so liess ich mich zu der Annahme ver- leiten, dieser rothe Saft des Holzes müsse die Blätter färben, und hoffte nach voll- 239 ständiger Belaubung das Holz heller zu finden. Dem war aber nicht so, das Holz behielt dieselbe Farbe wie vor dem Ausschlagen der Blätter. Ich war neu- gierig, den Farbstoff zu untersuchen, hatte aber dabei keinen befriedigenden Erfolg. Die stärksten Abkochungen färb- ten weisses Zeug nur gelblich, wie an- deres Buchenholz, Am trockenen Holze verwandelte sich das Roth erst nach längerer Zeit in Braun. Ich untersuchte dünne Abschnitte unter einem vorzügli- chen Microscop; allein es war eine Fär- bung nicht zu entdecken. Die dünnen mieroscopischen Abschnitte erschienen schon mit blossen Augen ganz farblos. Das Holz des Unterstammes unterschei- det sich in der Farbe nicht im Gering- sten von dem anderer gemeiner Buchen, und die Färbung hält ‚noch genau die Linie ein, welche das Pfropfmesser macht. Ich knüpfe daran eine Betrachtung über Veredlung und den Einfluss des Wildlings aufden Edelstamm und umge- kehrt. Eine so auffallende Thatsache beweist doch deutlich, dass eine Saftver- änderung vom Wildling auf den Edel- stamm nicht übergeht; denn wie könnte sonst die Scheidung zwischen rothem und weissem Holz so scharf sein, als wären beide Bäume zusammengeleimt ? Wie wäre es möglich, dass das Holz der Blutbuche roth bleiben könnte ? Der Edelstamm bewahrt alle Eigenthümlich- keiten der Pflanze, von welcher das Edelreis genommen wurde und verändert von der Pfropfstelle an den Saft nach seiner Weise durch seine Organe. Der Einfluss des Wildlings kann sich daher nur der Art äussern, dass der Edel- stamm den stärkern oder schwächern Wuchs, welcher grösstentheils durch das Wurzelvermögen bedingt ist, annimmt. Hat der Wildliing ein Wurzelvermögen, 240 Gartenflora Dentschlands und der Schweiz. das zur. Ausbildung und Ernährung ei- | gingen; und E. Regel bemerkt dazu, nes grossen Baumes ausreicht, so wird der Edelstamm gross, wie wir es an den auf Kernwildlingen von Apfel und Bir- nen und wilden Süsskirschen veredelten Bäumen bemerken können; ist die Be- wurzelung schwach und nur zur Er- nährung eines Strauches eingerichtet, wie bei dem Zwerg- oder Paradiesapfel (Pyrus malus paradisea), oder der Quitte, der Stein- Weichsel (Prunus Mahaleb), so bleibt auch der Edelstamm klein, mag auch das Edelreis von einer stark wach- senden Art genommen sein. Ebenso be- weist dieser Umstand, dass der Edel- stamm keine Rückwirkung auf den Wild- ling haben kann. L. Noisette sucht zwar die Rückwirkung des Edelstammes auf den Wildling dadurch zu beweisen, dass die Eigenschaft des Geflecktseins der Blätter auch auf Aeste, die unterhalb der Veredlungsstelle ausbrechen, über- dass dies vom Standpunkte der Theorie aus erklärlich sei, „dass mit der in die Zellen des Wildlingss zurückkehrenden verarbeiteten Säftemasse, die als Bil- dungsstoff alle Neubildung bedingt, auch eine derartige Eigenschaft übergehen kann, die nicht in der Veränderung der Form, sondern in Veränderung der Farbe besteht.‘ Allein das Beispiel der Blutbuche scheint noch mehr dagegen zu sprechen; denn im Stamm wirkt der zurückkehrende Saft unmittelbar durch Ablagerung von farbigem Holz. Es ist daher weit eher möglich, dass der im Edelstamme ver- arbeitete Bildungsstoff die zunächst lie- genden Holzfasern des Wildlings der Blutbuche roth färbt, als dass er bunte Blätter am Wildling bildet. Ich halte daher das Erscheinen solcher Blätter für einen Zufall und nicht für eine Folge der Rückwirkung. Jäger. 6) Ueber die Sommerecultur einiger Dracänen im freien Lande. In Gärten, welche keine grossen Ge- wächshäuser haben, in welchen man malerische Aufstellungen von Pflanzen machen kann, erhalten Pflanzen eigent- lich erst dann ihren vollen Werth, wenn sie zur Ausschmückung des freien Gar- tens dienen können. In neuerer Zeit ist man nicht mehr ängstlich und macht mit den meisten Pflanzen Versuche, sie ei- | nige Monate im Freien zu ziehen, und | viele haben erst durch diese Behand- lung ihre naturgemässe Ausbildung und | Vollkommenheit erreicht. Ich habe schon | im dritten Jahrgange dieser Blätter von | der Verwendung der Palmen als De- corationspflanzen im freien Lande (Gar- tenflora 1854, S. 372) gesprochen und will heut auf eine nicht minder wichtige Pflanzenfamilie aufmerksam machen. Es sind die Dracänen. Die Verwendnng der Dracänen als Pflanze des freien Landes ist von Ber- lin, wenn ich nicht irre, vom dortigen königl. botanischen Garten ausgegangen, und in den dortigen Gärten mehr als an- derwärts gebräuchlich. Wer die Berli- ner Gärten in den letzten Jahren ge- schen hat, wird mit grossem Wohlge- fallen die herrlichen Pflanzen fast in allen reich geschmückten Gärten ge- sehen haben. Auf mich machte der An- blick grosser Exemplare der Dracaena australis und indivisa im freien Lande einen Eindruck, wie ich ihn lange nicht empfunden habe, und ich stelle ihre Wir- kung noch höher, als die der im Freien La 200 Mm unsre kennt 5 TEE TE n Dee Mer Sasse vos (Gererseeeeme: | Nrbs I. Originalabhandlungen. stehenden Palmen. Man sieht dort die Dracaena australis häufig sogar in klei- nen Gärten auf Balkonen, Treppen und einzeln auf Rasenplätzen, und in der That gibt es keine Pflanze , welche so gut zur Architektur stimmt, sich also zur Aufstellung an und bei Gebäuden vorzüglich eignet. Dies gilt überhaupt von allen Dracänen, mehr oder weniger, und wenn ich es von Dr. australis sage, so geschieht es blos, weil diese für das freie Land am geeignetsten ist und häu- figer als alle andern zu solchen Zwecken verwendet wird, in der That aber auch von keiner andern an Schönheit über- troffen, ja nur von wenigen erreicht wird. Die Dracänen verbinden mit ei- ner gewissen architektonischen, äusserst regelmässigen Form , die sie mit den Agave-, Yucca- und einigen anderen Pflanzenarten gemein haben, die grösste Leichtigkeit und Zierlichkeit, und man trifft kaum eine andere Pflanze, welche malerische und symmetrische Form so rei- zend verbunden in sich vereinigt. Man- che Arten könnte man ohne Uebertrei- bung lebende Springbrunnen nennen; denn ein solches Bild bietet eine frei aufgestellte, bis unten belaubte Dracaena oder Cordyline indivisa mit ihren lan- gen, fadenähnlichen, reizend übergebo- genen Blättern. Die Erfahrung über die Cultur im freien Lande beschränkt sich bis jetzt auf Dracaena australis Hook (Dr, obtecta Grah., Dracaenopsis australis Planch., Cordyline australis Kth.) von der Insel Norfolk , Neuseeland und Neuholland, Dracaena indivisa Forst. (Cordyline indi- visa Kth,, Dracaenopsis indivisa Planch.) aus Neuseeland, und Dracaena congesta Sweet. (Charlwoodia congesta Sweet, Cor- dyline congesta Kth.). Man pflanzt sie Ende Mai, wenn keine Fröste mehr zu fürchten sind, in das freie Land, in nahr- 241 hafte, leichte Erde, auch nicht feuchte Plätze, am besten auf etwas erhöhte Scheiben (weil sie sich so besser dar- stellen), giesst sie im Sommer reichlich und pflanzt sie zur Zeit der Herbstfröste wieder ein. Dracaena australis verträgt mehrere Grad Kälte ohne Nachtheil, was sehr einleuchtend ist, da in ihrem Vaterlande Schnee nicht selten ist. Wahr- scheinlich ist Dr. indivisa eben so hart, nur ist sie noch zu selten und theuer, um sie der Gefahr auszusetzen, Dr. congesta ist etwaS empfindlicher gegen Fröste,, verträgt ‚jedoch ebenfalls einen Herbstreif. Diese genannten Dracänen halten sehr gut im temperirten Hause bei 4 — 6 Grad aus. Dr. australis sogar ohne Schaden im kalten Hause wie Yucca und Agave. Man thut aber wohl, die im Herbst eingepflanzten Exemplare erst im warmen Hause oder Kasten anwur- zeln zu lassen. Benutzt man ein Warm- haus zur Ueberwinterung, so muss man die Dracänen im Frühjahr zeitig kalt stellen, um sie an die Luft zu gewöh- nen. Immer im Warmhause stehend, werden diese Dracänen schlecht und lei- den von der rothen Spinne. Sie wach- sen im freien Grunde sehr schnell, so dass unter günstigen Verhältnissen drei- jährige Stecklingspflanzen 3—4Fuss, Dr. congesta sogar bis 6 Fuss hoch wer- den. Der Platz, wo die Dracänen aus- gepflanzt werden, muss etwas gegen Wind geschützt sein, wenigstens nicht ganz ausgesetzt. Um eine gute Wirkung hervorzubringen, pflanze man jede Dra- cäne einzeln ; denn in Gruppen geht ihre Schönheit zum Theil verloren. Wahrscheinlich lassen sich die mei- sten zu Dracaena, Dracaenopsis, Cordy- line, Calodracon und Charlwoodia gehö- renden Arten auf gleiche Weise im freien Lande cultiviren; mit sicherem Er- 242 folg aber folgende: Dracaena Draco L. (Dr. canariensis) die sogenannte Dra- chenpalme von den canarischen Inseln, von der ich mir im Freien eine ausser- ordentliche Wirkung verspreche, und die ohne Zweifel eben so gut imFreien ge- deiht, wie so viele andere canarische Pflanzen und Dracaena nutans (Cordy- line nutans), eine der Dr. australis nahe stehende Art, vielleicht nur eine andere Form von dieser , mit längeren, schmä- leren, daher mehr überhängenden Blät- tern. In den Berliner Gärten findet man auch eine sogenannte Dr. australis mit schmalen Blättern, und ich glaube, dass diese Dr. nutans ist. Dr. strieta Bot. Mag. (Charlwoodia strieta Sweet, Cordy- line strieta Kth.) aus Neuholland, Dr. spec- tabilis (Charlwoodia spectabilis Planch., Cordyline spectabilis Kth. et Bouch£, Cordyline dracaenoides Kth.) gedeiht so gut wie Dr, australis im Freien. End- Gartenflora Dentschlands und der Schweiz. lich noch zwei seltene neue Arten aus Neuseeland, von Prof. Dr. Goeppert be- schrieben, nämlich Dracaena Seelandica Hoibr;: (Cordyline Hoibrenkiana Goepp.) und Charlwoodia australis Goepp. Die buntblättrigen Dracaena nobilis aus Japan (Calodracon Sieboldii Planch.) und Dr. terminalis purpureo - variegata (Calodracon Jacquinii Planch., Cordyline Jacquinii Kth.) müssten, dem Vaterland nach zu urtheilen, ebenfalls im Sommer gut im Freien gedeihen, und ich fordere zu Versuchen auf, werde auch selbst davon auspflanzen, obschon es mir an warmen Plätzen dazu fehlt. Uebrigens hat man sich davon keinen ausserordent- lichen Effekt zu versprechen; denn ein- zeln gestellt ist die Pflanze wegen der kurzen Blätter nicht wirkungsvoll; ver- einigt aber, wohl nicht häufig genug. Jäger. %) Ueber die Auskauung verschiedener Holzungen bei der Anlage von Landschaftsgärten und die Verjüngung und Veränderung der Pflanzungen. (Von Herrn Hofgärtner Zweiter Artikel. Praktische Regeln für Aushauungen. Ich will nun aus meinen Erfahrungen einige praktische Andeutungen geben, wie man sich bei Aushauungen zu verhalten hat, um diese ohnedies schwierige Arbeit nicht noch schwieriger und mühseliger zu machen. Es versteht sich von selbst, dass der Künstler, weicher die Idee des Ganzen angibt, die Hauungen selbst lei- tet. Fastalles Andere lässt sich bei Anle- gung von Gärten einem ausführenden Gärt- ner übertragen, weil man genaue Zeich- nungen anfertigen und die Maasse bestim- | men kann. H. Jäger in Eisenach.) Bei Aushauungen ist dies nicht möglich. Man kann zwar durch | Zeichnungen dem Besitzer andeuten, | wie sich die Veränderung ungefähr ma- | chen wird, und mit Hülfe von Ansichten lässt sich sogar manches Bild, das nicht erst geschaffen, sondern nur sichtbar ge- macht wird, mit ziemlicher Sicherheit im voraus entwerfen; es lässt sich auch mit Berücksichtigung der hervorragend- sten Gehölzmassen ein Profil der Hori- zontlinie und ein Grundriss einzelner Parthien entwerfen: aber Zeichnungen, wonach sich ein ausführender Gärtner oder Forstmannn genau richten könnte, I. Originalabhandlungen. sind geradezu eine Unmöglichkeit; denn Niemand kann im voraus genau wissen, wie sich eine Holzmasse nach Weg- nahme von Bäumen machen wird. Gibt daher der Künstler nur die Umrisse im Grossen nach einem bestimmten Plan an, ohne die Ausführung selbst besor- gen zu können, so muss diese einem Manne übertragen. werden, der allenfalls selbst fähig wäre, das Ganze anzugeben ; denn es kommt bei Hauungen Alles auf die Einsicht des dabei anwesenden Leiters an. Ist dieser vielleicht ein Schüler des den Plan entwerfenden Künstlers, der sich in des Meisters Ideen hineinge- lebt und durch practische Arbeiten des- sen Eigenthümlichkeiten angenommen hat, so ist immerhin einige Aehnlichkeit mit der Idee des Meisters zu erwarten. Dem Schüler können aber auch bei der Arbeit eigene Ideen kommen, die er durchführt nnd mitunter mögen diese vielleicht vortreffllich und besser als die des Meisters sein. Der den Plan ange- bende Künstler hat dann wohl die Ge- nugthuung, seine Ideen ausgeführt zu sehen, und die Ehre und den Namen, allein das Gelingen hängt fast allein von dem Ausführenden ab. Allerdings ist nicht jeder Ausführende, mag er auch Geschmack, malerischen Sinn und Kennt- nisse haben, im Stande, eine klare Idee für das grosse Ganze zu fassen, während er einzelne Schönheiten zu würdigen, vielleicht sogar zu erreichen weiss. Man sei also bei Hauungen selbst gegen- wärtig. Das erste Erforderniss sind tüchtige Holzhauer mit gutem Werkzeuge und frischer Arbeitslust. Dergleichen Leute sind in Gegenden, wo kein Wald ist, oft schwer zu bekommen, und man muss dann aus anderen Arbeitern die am mei- sten Geschick zeigenden auswählen. Das Holzfällen geht am schnellsten und be- 243 sten mit Axt und Säge. Ein geschickter Holzhauer kann fast bis auf den Fuss berechnen, wohin ein Baum fallen muss, Dies ist ein sehr wichtiger Umstand, da bei blossen Auslichtungen oft wenig Platz für die fallenden Bäume bleibt, und jede Beschädigung stehenbleibender Bäume ein unersetzlicher Verlust ist. Man verlasse sich indessen doch nicht ganz auf diese Leute, besonders nicht auf ihr Urtheil über die Länge eines Baumes. Ist daher zu fürchten, dass ein sehr hoher Baum im Falle mit der Spitze einen andern erreichen könnte, so wird man wohl thun, vorher die Höhe zu messen, wenigstens annähernd zu er- fahren suchen, wonach man sicher be- stimmen kann, wie weit der Baum im Fallen reichen wird. Das Ausroden der Bäume mit der Wurzel geht viel lang- samer, und es ist dabei nicht mit Sicher- heit zu berechnen, wohin der Baum fal- len wird, selbst wenn hinreichende Zug- leinen (Taue) daran befestigt werden, Man kann daher das Ausroden nur dann anwenden, wenn durch den stürzenden Baum nichts beschädigt werden kann, und wenn der die Hauung Leitende am Orte selbst oder in der Nähe wohnt, und nicht auf den Fall der Bäume zu warten braucht. Zwei Männer, wel- che einen starken Stamm in einer hal- ben Stunde durchsägen, brauchen viel- leicht zwei Tage, um ihn mit dem Stocke auszuroden. Und doch geht das Roden 30 noch viel schneller, als wenn nur die Stöcke auszuroden sind, weil der Baum in der Regel zum Fallen gebracht wird, ohne dass alle Wurzeln durchgehauen sind, der stürzende Baum den Stock mit ausreisst und so Arbeit erspart. Man wendet daher das Fällen durch Roden gern an. Aber wie gesagt, es ist nicht anzuwenden, wenn der die Hauung leitende Gärtner nicht lange 244 bleiben kann, also in kurzer Zeit viel leisten muss, oder wenn die vorgerückte Jahreszeit keinen Aufschub des Fällens verstattet, während die Stöcke jeder Zeit ausgemacht werden können. Das Ausroden der Stöcke kann oft zu- gleich mit dem später noihwendig wer- denden Rigolen oder andern Erdar- beiten geschehen, besonders bei flach wurzelnden Bäumen. Das Stockroden bringt nur in Gegenden, wo das Holz sehr theuer ist, und wenn gewandte Holzhauer die Arbeit verrichten, einen kleinen Ueberschuss an Geld. Bäume, , welche wieder ausschlagen sollen, werden auf die bekannte Weise abgeworfen und zwar möglichst nahe am Boden. Da dies nur schwächere Bäume betrifft, so bedient man sich hiezu all- gemein der Axt. Die Hiebfläche muss schräg und glatt sein und es darf dabei die Rinde nicht aufreissen. Wird der Schnitt mit der Säge gemacht, so schnei- det man die Rinde glatt, wie bei Obst- bäumen, um das Ueberwachsen zu be- fördern. Die beste Zeit zu Hauungen ist der Herbst, sowie der Laubfall eintritt. Dies ist nicht nur der Holznutzungen wegen vortheilhaft, sondern auch nothwendig, wenn noch andere Arbeiten verrichtet werden, und die in Angriff genommenen Stellen bis zum nächsten Frühjahr fer- tig werden sollen. Hat man viel Holz zu fällen, so verschiebe man alles zum Stock- oder Wurzelschlag bestimmte bis zum Eintritt der Saftzeit, weil mit weni- gen Ausnahmen um diese Zeit die Stöcke besser ausschlagen. Indessen auch die im Herbst oder Winter gehauenen Stöcke schlagen gut aus, und so möge man sich an die Zweckmässigkeit wenig kehren und nur die Zeit und Eintheilung der Arbeiten zu Rathe ziehen. Man ‚beginnt mit dem Hauen an Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Stellen, von wo das zukünftige Bild ge- sehen werden soll, und wo die Abfuhr des Holzes leicht möglich ist. Zuerst lasse man, ohne sich die Mühe beson- derer Bezeichnung zu geben, alles un- wesentliche, jedenfalls zu entfernende Gebüsch und alles unterdrückte Holz beseitigen, damit man freier sehen und sich bewegen kann. Dann kömmt das kahle Stangenholz daran, welches auf keinen Fall bleiben kann, sei es zur Aus- rodung oder auf Wiederausschlag. Diese Arbeit kann allenfalls unter Aufsicht eines beauftragten fähigen Mannes aus- geführt werden, da die eigentliche Ge- staltung der Holzmassen davon nicht berührt wird. Es soll dies aber wo möglich kein Forstmann sein, der nach ganz andern Grundsätzen schlägt, und die gewöhnte Weise selten vergessen kann. Ist dies geschehen, so muss das Holz jedenfalls erst aufgearbeitet wer- den, damit man einen Uetberblick ge- winnt. Indessen hat der Gärtner Zeit, sich die einzelnen Holzpartien genau zu betrachten und sie im Gedanken zu grup- piren. Nun erst beginnt die eigentliche künstlerische Arbeit. Kommt man den zu bildenden Gruppen oder dem künfti- sen Waldsaum nahe, so muss jeder Stamm besonders bezeichnet werden, Man verlasse sich dabei nicht auf münd- liche Angaben, sondern zeichne jeden Stamm bemerkbar an. Von nun an wird nur Baum für Baum weggenommen und jedesmal die, durch die Beseitigung des Baumes hervorgebrachte Wirkung reiflich erwogen und nachgedacht, ob der näch- ste geopfert werden muss, wobei eine genaue Untersuchung der dahinterstehen- den Bäume vorangehen muss. Wenn es nicht zur Gewinnung einer land- schaftlichen Tiefe nöthig ist, ohne Rück- sicht tief einzuschlagen, und es sich um die Bildung einer vollen Gruppe oder I. Originalabhandlungen. eines vollen Waldsaumes handelt, so schlage man nie einen leidlich decken- den Baum ab, ohne vorher die Ueber- zeugung gewonnen zu haben, dass der dahinterstehende mindestens ebenso so schön ist, also wenigstens keine Ver- schlechterung möglich ist. Will man eine ganze Holzmasse durchbrechen, um die Aussicht nach einem bestimmten Punkte zu öffnen, so schlägt man erst eine gerade Linie durch und arbeitet von dieser nach den Seiten. Ist die Holzung so breit, dass man auch im Winter nicht durchsehen kann, so muss ‚die Mittellinie der Aussicht ermittelt und fest abgesteckt werden. Auch die Grenzen, wie weit sich die Lichtung nach den Seiten erstrecken soll, können ungefähr abgesteckt werden. Man bleibe jedoch von der eigentlichen Grenzlinie immer etwas fern, damit nicht zu tief eingeschlagen wird, das Fehlende lässt sich immer nachholen. Kommen bei kahlem Abtriebe sehr schöne Bäume vor, auf die man nicht gerechnet, also auch bei dem Plane keine Rücksichten genommen hat, so lasse man sie ja stehen; denn man weiss nicht, ob sie nicht stehen bleiben können, vielleicht gar ein grosser Gewinn sind, denn oft kommt es nicht darauf an, ob man ein Bild ganz frei oder zwischen einzelnen Bäumen halb verdeckt erblickt. Ein- zelne schöne Bäume verderben selten et- was, sie müssten denn überall zerstreut stehen, sind dagegen oft von so ausser- ordentlicher Wirkung, dass man ihnen zu Gefallen selbst von einem gefassten Plane abgehen kann. Sollen Waldsäuine in malerischer Weise ausgehauen Wwer- den, so hat man sich blos um die Aus- senlinie zu kümmern, und muss suchen, überall einen vollkommen grünen Saum zu bekommen... Geräth man tiefer ein, wie es bei Waldsäumen,. welche in der 245 Ferne wirken sollen, stets nöthig ist, so bekommt man oft kahle Bäume zum Saume, weil alle im Schluss aufgewach- sene Kronen nur nach oben grün sind, selbst im lichten Hochwald. Diese fal- len auch in der Ferne noch angenehm auf; denn das Auge sucht am Waldrande nur freie Stämme, nicht aber kahle Aeste. Sollen Gruppen und Haine gebildet wer- den, so werden, nachdem erst alle schlecht gewachsenen Bäume beseitigt sind, die Massen durch Lichtungen geschieden und dann gruppirt. So gebildete Grup- pen werden fast immer schöner als ge- pflanzte, vorausgesetzt, dass die Bäume vollkronig sind. Schlecht gewachsene, schwachkronige Bäume sollten nie frei- gestellt werden, obschon es häufig in Anlagen zu sehen ist. Besser nur ein- zelne schöne Bäume als Gruppen sol- cher Bäume. Nur das Bedürfniss des Schattens kann ein Beweggrung sein, siean Wegen in Gruppen stehen zu las- sen. Eine Ausnahme soll man mit al- ten ehrwürdigen bemoosten Stämmen machen, wenn es an schönen alten Bäu- men fehlt. Das bisher Gesagte bezieht sich nur auf Laubwald und solchen Mischwald, wo nur Nadelholzbäume eingesprengt sind, d.h, einzeln oder in Horsten *) vor- kommen. Ganz anders muss ein Nadel- wald behandelt werden. Dieser ist sehr schwer durch Aushaungen landschaft- lich schön zu machen, wenn er einmal ein gewisses Alter erreicht hat, und um so schwieriger , je besser er nach forst- lichen Begriffen ist. Ist er lückenhaft, voll Lichtungen, vielleicht gar mit eini- gen Laubholzbäumen vermischt , wie es bei sogenannten Fehmelwaldungen der *) Horst nennen die Forstleute eine Gruppe von Holzpflanzen einer Art, wie sie sich durch Samenausfall natürlich bilden, 246 Fall ist, so finden sich häufig Bäume, die nach allen Seiten und nach unten grün sind, und diese machen dann frei- gestellt, oder als Saum behandelt, eine vortreffliehe Wirkung und bilden auch den schönsten Hintergrund für neue Laubholzpflanzungen. Mit Ausnahme der Kiefer, die im Alter im Baue der Krone und der Aeste den Laubhölzern nahe kommt, auch einen malerisch schönen Stamm hat, gefallen die Nadelhölzer nur, wenn sie fast bis auf den Boden grün sind. Die schönsten: Fichten, Tannen u. s. w. sind immer die, wo die Aeste bis auf die Erde hängen, und zu ein- zelnen Bäumen an Wegen sollte man nur solche auswählen. Dies braucht je- doch nicht buchstäblich genommen zu werden; denn ein Baum, der einen man- neshohen kahlen Stamm hat, wird sei- nen Eindruck nicht verfehlen, und bei alten Fichten hängen die Aeste von die- ser Höhe fast noch auf den Boden. Solche bis unten grüne Bäume machen nur ganz frei und einzeln gestellt einen guten Eindruck, Finden sich zwei und drei so nahe zusammen, dass die Kro- nen sich vereinigen, so machen sie ganz die Wirkung eines einzelnen Baums, er- scheinen aber nicht mehr so zierlieh und malerisch; und so vermehrt sich das schwerfällige Ansehen, je grösser die gedrängt stehende Gruppe wird. Zwi- schen vielen einzeln stehenden Bäumen bringen jedoch auch grössere Gruppen eine gute Wirkung hervor. Den ange- nehmsten Eindruck machen Nadelhölzer, wenn sie eine lockere, hainartige Verei- nigung bilden, in welcher fast jeder Baum frei steht. In diesem Falle sind bei alten Bäumen auch höhere glatte Stämme willkommen. Besonders bei Weisstannen, die schöne glatte, schim- mernde Stämme haben, und bei alten Kiefern (Föhren), bei denen der roth- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. braune, fast leuchtende Stamm zwischen den dunkeln Baummassen eine ausge- zeichnete Wirkung ausübt. Man hat dann nichts weiter zu thun, als die un- tern schlechtern und einseitigen AÄeste auszuschneiden, so dass sich immer mehrere gegenüberstehen und sämmtli- che Bäume so auszuästen, dass die Kronen ziemlich in gleicher Höhe be- ginnen, versteht sich mit Schonung der bis unten grünen Bäume, Nadelholz- stämme haben einen so regelmässigen Wuchs, dass, wo die Stämme sichtbar sind, auch eine gewisse Regelmässigkeit derselben in Bezug auf Höhe, jedoch nicht in der Stellung, gefällt. Hierdurch erzeugt sich jene Aehnlichkeit mit Säu- len, die Jedem auffällt und gefällt. Hier- von machen die Kiefern, wie ich schon bemerkte, und die Schierlingstanne (Pinus canadensis), welche beide einen mehr dem Laubholz ähnlichen Wuchs haben, eine Ausnahme. Findet sich Laubholzgebüsch unter Nadelholzbäumen , so wird es in den meisten Fällen den Eindruck schwächen oder verderben, ist daher zu entfernen. Die Gestalten der Nadelholzbäume wol- len frei gesehen sein und müssen sich von einem glatten Rasen - oder Moos- grunde scharf abheben. Selbst junge Nadelholzbäume derselben Art, wie sie leicht durch Samenanflug von selbst ent- stehen, schwächen den Eindruck, wenn sie überall zerstreut stehen, und müssen ausgerissen werden. Kommen sie jedoch hier und da an offenen Stellen vor, so sind solche junge Bäume, ebenso nie- drige Wachhelder und Eibensträucher von sehr guter Wirkung, Kommen im- mergrüne Nadelholzbäume mit Lärchen gemischt vor, so suche man die letzte- ren ja beizubehalten. Da aber die Lärche ein sehr lichtliebender Baum ist und sich, einigermassen gedrückt, stets von I. Originalabhandlungen. unten ausputzt, So wird man selten sehöne Bäume finden, die frei gestellt werden könnten. Sie wirken auch durch den Contrast ihres lieblichen hellen Grüns in Gruppen- und Waldverbindun- gen mit dunkelgrünen Nadelhölzern mehr, als allein. Gleichwohl sind auch reine Lärchenhaine durch ihr angenehmes Licht und das helle Grün schön, und es findet sich in ihnen fast immer ein schö- ner Rasen, was bei anderen stark be- schattenden Bäumen nicht der Fall ist. Will man aber einen solchen Hain aus- hauen, so müssen die Bäume sehr jung licht gestellt werden, damit sie möglichst tief herunter grün bleiben; denn die meisten krummen oder schief stehenden Stämme machen keine gute Wirkung. Kiefernwald ist fast wie Laubwald zu behandeln, und kann, vorausgesetzt, dass die Bäume nicht im Schluss gewachsen und: vollkronig sind, in Gruppen ge- stellt werden. Eine Untermischung mit Laubholz und Gebüsch thut der Wir- kung der Kiefern keinen Abbruch, und sie ist nach meiner Ansicht in dieser Verbindung schöner als in reinen Be- ständen, schon weil dieBäume sich ma- lerischer bauen. Was die übrigen Na- delholzbäume betrifft, so ist zwar Laub- holz im allgemeinen ihrer Wirkung nach- theilig — es sei denn ein förmlicher Mischwald, der von aussen sehr schön erscheinen kann , und man muss alles unbedeutende Laubholz entfernen; aber einzelne dazwischen stehende schöne Eichen, Buchen, Birken u. s. w. bringen keinen Nachtheil, im Gegentheil häufig Vortheil, besonders, wenn sie eine ge- wisse abgesonderte Stellung einnehmen und an den Uebergangsstellen. Die Ver- bindung der Birke mit der Tanne und Fichte ist sogar eine der schönsten, die es gibt, und die allgemein gefällt, sei es in lockerer Gruppirung oder im förm- 2AT lichen Walde. Besonders schön sind alte weisstämmige Birken mit jugendli- chen Fichten oder Tannen in lockerer Verbindung, und «einzelne Birken oder kleine Gruppen am Saum des Nadelwal- des. Finden sich viele junge Laubholz- bäume zwischen Nadelwald, so soll man diesen Anwuchs, wenn nicht Nadelholz besonders wünschenswerth ist, begünsti- gen und nach und nach licht stellen, da- mit er in Zukunft den Nadelwald er- setzt. Solche ferstliche Verjüngungen müssen in grossen Landschaftsgärten gleichwie im Walde vorgenommen wer- den. Mit altem, in geschlossenen Bestän- den aufgewachsenem Nadel-Hochwald ist nichts zu machen. Hier heisst es ent- weder vollständigen kahlen Abtrieb, oder Beibehaltung fast ohne Veränderung. Umstände müssen über Bleiben oder Be- seitigung entscheiden. Niemand wird läugnen, dass Nadelwald, wenn er nicht in zu grosser Einförmigkeit durch glei- che Höhe der Bäume und zu grosse Ausdehnung auftritt, schön ist; beson- ders von Aussen gesehen und als Hin- tergrund zu hellem Laubholz. Auch sein Inneres erfreut und wirkt oft mächtig durch sein dämmerndes Licht, die Masse der säulengleichen Stämme, die Unbestimmtheit des Gesichtskreises und das eigenthümliche Brausen der Luft in den Zweigen. Man behalte ihn daher, wenn nicht besondere Gründe da- gegen sprechen, bei, wie er ist, oder entferne ihn ganz, wenn sonst Ueber- fluss davon in der Gegend ist, urd er den Plan’des Ganzen stört. Da er sich an Wegen nicht verändern lässt, so muss man lieber die Wege an Stellen vorbei- führen, wo der Wald den besten Ein- druck macht. Bei den dabei nöthig wer- denden Hauungen kann man hie und da etwas breiter gehen, die schlechtesten 248 Bäume beseitigen und vielleicht einige besser gewachsene und vollkronigere zeigen. Man hüte sich aber ja, grössere Lücken zu machen, es sei denn an Stel- len, wo vielleicht an Lichtungen, einem ehemaligen Schlagrande oder an alten Wegen die Bäume vollkronig und an einen freiern Stand gewöhnt sind. Ei- nen im Schluss stehenden alten Nadel- wald zu durchbrechen, um eine Durch- sicht oder eine tiefe Einbuchtung zu ge- winnen, ist für den Landschaftsgärtner das bedenklichste Unternehmen. Vom Standpunkte des Schönen betrachtet, ist ein solcher Waldsaum, der sich nur durch zahllose Stämme von gleichem Ansehen auszeichnet, immer hässlich und steif, selbst wenn seine Umrisse stark hervor- und zurück treten. Selten wird man das Glück haben, mitten im Walde die nöthige Anzahl bis tief unten grüner Bäume in passender Stellung zu- sammen zu finden, welche nöthig ist, um nur ein Stück Waldsaum grün er- scheinen zu lassen. Wäre das der Fall, so müsste man suchen, solche Bäume an vortretende Stellen des Durchhaues erscheinen zu lassen, damit sie in das Auge fallen und Deckung geben. Ein zweiter ebenso grosser Nachtheil ist, dass die im Schluss aufgewachsenen, an gegenseitigen Schutz gewöhnten Bäu- me, plötzlich freigestellt, nicht nur lei- den, sondern auch häufig Windbrüchen zumOpfer fallen, so dass man gar nicht mehr Herr über die Gestaltung des Waldsaumes ist. Eine kleine Lücke im Waldrande genügt, um den Fall von Hunderten von Stämmen nach sich zu ziehen, und kann in ausgesetzten, stür- mischen Lagen die allmählige Vernich- tung des ganzen Waldes zur Folge ha- ben. Gleichwehl ist es aus Schönheits- rücksichten zuweilen nothwendig, einen bedenklichen Durchbruch zu unterneh- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. men. Hier bleibt weiter nichts übrig, als durch Verpflanzung von möglichst grossen Bäumen, die angegebenen Nach- theile für die Schönheit ‘zu vermindern, und dieses ist oft schon mit einigen gut angebrachten einzelnen Bäumen mög- lich. Gegen Windbruch sind dagegen alle Vorkehrungen vergeblich. So lange gemischter Nadelwald noch nicht zu alt ist, hat man ihn in Be- zug auf seine Mischung in der 'Ge- walt, indem man bei. Durchforstungen die eine Art begünstigt, die andere un- terdrückt. Vortrefllich macht sich eine ziemlich gleichmässige, aber nicht re- gelmässige Mischung von Fichten und Weisstannen, oder von Fichten oder Tannen und Lärchen oder von diesen drei Holzarten. Einzelne Kiefern dazwi- schen machen sich nicht besonders und müssen schon aus forstlichen Rücksich- ten entfernt werden, weil die Kiefer ein Licht bedürftiger Baum ist, der zwischen Fichten und Tannen zu Grunde geht oder verkümmert. Kiefern sind in jeder Hinsicht im Mischwald besser gruppen- oder horstweise. Eine besondere Beachtung verdienen junge Nadelhölzer, denn sie können, auf dem rechten Platze stehend, eine landschaftliche Scene von grosser Schön- heit bilden. Während die Laubholz- bäume in der Jugend, bis sie einigermas- sen Stämme und Krone gebildet haben, den Eindruck des Unvollendeten machen und man sie erst gross wünscht, sind die meisten jugendlichen Nadelholzbäume, wenn sie unter guten Verhältnissen auf- wachsen, von so grosser Schönheit, dass man nur wünschen könnte, sie möchten so bleiben oder nicht viel grösser wer- den. Dies ist bis zu einem Alter von 20—30 Jahren der Fall. Gemeine Kie- fern (Föhren) und Lärchen machen hier- von wieder eine Ausnahme; denn erstere Il. Originalabhandlungen. werden erst im höhern, Lärchen im mittlern Alter schön. Nur einige nicht allgemein verbreitete Kiefern, als die Zirbeikiefer (Arve), Weymouthskiefer, Schwarzkiefer, Seestrandkiefer u. a. m. haben auch in der Jugend ein schönes Ansehen. Hat man daher das Glück, auf lockerstehende, allseitig grüne Fich- ten und Tannen oder die obengenann- ten Kieferarten zu stossen, so möge man sie für den Augenblick schonen. Selbst wenn hoher Nadelwald an einer solchen Stelle unpassend wäre und in Zukunft weggenommen werden müsste, lasse man die Bäume wenigstens so lange stehen, bis die nachtheilige Wirkung eintritt. Solcher junger Nadelwald wirkt aber nur ganz in der Nähe gesehen, und es braucht daher nur in der Nähe der Wege Rücksicht darauf genommen zu werden. Junger Nadelwald muss, um seinen hei- tern Charakter und die dazu nothwen- dige vereinzelte Stellung der Bäume zu erhalten, von Zeit zu Zeit gelichtet, endlich in Gruppen gestellt werden. Da die Nadelhölzer neuerdings von den Forstleuten meist in Reihen gepflanzt werden, diese aber in einem Landschafts- garten nicht bemerkbar werden dürfen, so hat die malerische Aushauung solcher Pilanzungen und die Stellung in Grup- pen einige Schwierigkeiten, und es müs- sen dabei meist Stämme eingepflanzt werden. — Häufig stösst der Landschaftsgärtner bei neuen Anlagen auf vorhandene re- gelmässige Pflanzungen,, als Alleen, Hecken und Laubengänge, und er kömmt in den Fall, diese benutzen zu können oder zu müssen. Alleen werden nur an Stellen, wo keine Bäume stehen dür- fen, durchbrochen, übrigens aber so gut als möglich in die neuen Pilanzungen gezogen. Dabei wird aber immer die 249 hohen Bäume sichtbar bleiben und stö- ren. Ist dies der Fall, so muss diese durch Aushauen und Abmachen einzel- ner Bäume malerisch gemacht werden, Italienische Pappeln sind meistens gar nicht zu benutzen, ausser ganz einzeln, Die Benutzung einzelner Theile solcher Alleen leidet grosse Schwierigkeiten, gleichwohl wäre es Thorheit, sie - gera- dezu wegzuschlagen. Einzelne Bäume können gruppenweise stehen bleiben, wobei es freilich meist nöthig wird, ei- nen Theil davon zu verpflanzen oder andere Pflanzungen daran anzulegen, um die regelmässige Stellung unsichtbar zu machen. Auf einer langen Strecke lasse man an freien Plätzen nie die Ueber- reste einer Allee stehen, denn sie wer- den, obschon lückenhaft, dennoch die ehemalige Allee erkennen lassen. Ein gleiches Bewenden hat es mit verwilder- ten Hecken und Ueberresten von Lau- bengängen aus Hagebuchen und ähnli- chen Holzarten. Je verwilderter sie sind, desto besser sind sie in den neuen land- schaftlichen Anlagen zu benutzen. Man lässt dann die verkrüppelten Bäume frei wachsen , dünnt sie aus, stellt sie in Gruppen und sucht die regelmässige Stellung durch Verpfllanzung und An- lage neuer Gruppen zu vermischen. Be- finden sich in den Hecken einige frei aufgewachsene schöne Bäume, wie es in Koppelhecken und Baumgärten häufiger vorkommt, so beseitigt man erst das nö- thige Unterho!z der Hecken, und lichtet die Bäume so aus, dass sie in unregel- mässiger Stellung frei auf dem Rasen stehen, oder zieht sie zu neu anzule- senden Gruppen. Ich habe bisher fast nur über das Malerische gesprochen. Bei Aushauun- gen sind aber auch noch andere Rück- sichten zu nehmen, ohne deren Beach- regelmässige Wipfellinie der meist gleich ' tung ein guter Erfolg nicht möglich ist. VII. 1857. 17 250 Zuerst muss man wissen und beschlies- sen, welche Holzarten in gemischten Hol- zungen und Parkgruppen in Zukunft vor- herrschen sollen. In der Regel lässt man sich bei den Holzpflanzungen durch ihre malerische Wirkung zur Beibehal- tung bestimmen und man muss die um- gebenden Pflanzen soweit unterdrücken, als Schönheit und Rücksicht auf Gedeihen und Ausbildung des Bleibenden es ver- langen. Treten solche Schönheitsrück- sichten ein, indem sich keine Baumart vor der andern auszeichnet, so behält man diejenige vorzugsweise bei, welche durch ihren Wuchs anzeigt, dass sie an einer Stelle am besten gedeiht. Uebri- gens rathe ich jedem Gärtner, in wirkli- chen Landschaftsgärten, wo es gar nicht auf Nutzen abgesehen ist, überall, wo die Pflanzungen niedrig und sich gleich bleiben sollen, die Bäume durch Sträu- cher und Halbbäume zu ersetzen. Die übrigen Rücksichten sind vorzugsweise forstlicher Art und betreffen die Behand- lung der Gehölze in Beziehung auf Wachsthum , Ausschlagsfähigkeit der Stöcke und Stämme und das gegenseitige Verhalten zu Licht und Schatten im forstlichen Sinne. Indem ich das wich- tigste dabei zu Beobachtende hervor- hebe, will ich zugleich auf schon be- stehende Pflanzungen in Landschaftsgärt- nereien Rücksicht nehmen, da die Ver- jüngung und Veränderung derselben durch Hauungen ganz denselben Regeln unterworfen ist, mit dem Unterschiede, dass dabei auch nicht gewöhnliche fremde Holzarten mit vorkommen. Hierzu ge- hört eine genaue Kenntniss der Natur der Holzarten. Wenn man Holz abhaut, das wieder ausschlagen soll, oder junges stehen lässt, so muss man wissen, wie hoch es wird, und welche Formen es annimmt, um danach die zukünftige Gestalt der Holz- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. massen beurtheilen zu können. Dieses Wachsthumsverhältniss muss man als be- kannt voraussetzen; denn es kann nichtder Zweck dieser Mittheilungen sein, die Ei- genschaften einzelner Holzarten zu be- schreiben. Man sieht auch schon an den abzuschlagenden und umgebenden Bäumen und Sträuchern, wie hoch und breit sie werden, wie sie sich bauen u. 5. w. Häufig hat man bei dem Weg- schlagen auch nicht die Absicht, das Holz wieder ungestört wachsen zu las- sen, indem es entweder fortwährend durch Ausschneiden niedrig gehalten oder in kurzen Umtriebszeiten gehauen wird. Häufig wird auch nicht der ganze Baum oder Strauch am Boden abgehauen, son- dern nur zurückgesetzt, d. h. -einge- schnitten, um ihn entweder buschig zu machen , oder weil es malerische Rück- sichten verlangen. Als Regel ist anzu- nehmen, dass die wieder austreibenden Bäume, besonders aus Samen erzogene, nicht die ganze naturgemässe Höhe er- reichen, und dass für gewöhnlich eigent- liche Hochstämme nicht daraus entstehen, obschon die Möglichkeit bei manchen, besonders bei weichen Holzarten durch zahlreiche Beispiele bewiesen ist, und solche Oberholz- oder Holzstammzucht bei dem Mittelwaldbetrieb gewöhnlich ist. Der Landschaftsgärtner würde je- doch in den meisten Fällen nicht klug handeln, wenn er zur Erziehung von Hochstämmen auf den Stockausschlag warten wollte und viel schneller mit Pflanzen zum Ziele kommen. Das Ver- fahren, aus vorhandenem Niederwald und Stockausschlag Bäume zu ziehen, ist je- doch überall zu empfehlen, wo das Pflan- zen besondere Schwierigkeiten macht, Dagegen bildet der Stockausschlag häufig wunderschöne mehrstämmige Bäume, die auf Rasen von unvergleichlicher Schön- heit und durch Pflanzen schwer so na- I. Originalabhandlungen. türlich aussehend zu erzielen sind. In einem gut bestandenen Mittelwald oder in Parkgruppen von ähnlicher Beschaf- fenheit wird man auch unter den jun- gen Anwuchs häufig Stangen oder Lass- reiser finden, die auf gutem Boden sich zu Hochstämmen ziehen lassen. Weich- holzige Bäume, welche ungeschlechtli- chen Ursprungs sind, d. h. durch Steck- linge und Ableger angezogen {wurden, z. B. Weiden und Pappelarten u. a. m. erreichen auch als Stamm und Stock- ausschlag dieselbe Grösse, als wenn sie ungestört fortgewachsen wären, ja‘ibre Wuchskraft vermehrt sich häufig durch das Abhauen. Wenn schnellwüchsige und langsam wachsende Holzarten ge- mischt vorkommen, und man den erste- ren nicht das Uebergewicht lassen will, so müssen die langsam wachsenden stehen bleiben, oder werden nur stark eingeschnitten, während;die schnell wach- senden auf Stockausschlag gehauen, oder zum Theil gerodet werden. Uebrigens wachsen auf Stockausschlag auch lang- sam wachsende Holzarten sehr stark, Die grösste Aufmerksamkeit erfordern solche gemischte Pflanzungen vom zwei- ten bis zum fünften Jahre nach dem Abtrieb. In Bezug auf Licht und Schat- ten sind die Holzarten ungemein ver- schieden. Die einen verlangen unge- schwächtes Licht, wachsen daher stets über andere hinaus , oder gehen, wenn sie dies nicht vermögen, zu Grunde, während andere einen überschirmten, schattigen Standort lieben oder wenig- stens ertragen. Man muss diese Eigenthümlichkeiten kennen, um bei Hauungen jeder Holz- art den zum Gedeihen nöthigen Platz anzuweisen; muss die Lichtbedürftigen frei und licht stellen, oder, wenn dies nicht möglich ist, ganz unterdrücken; muss vor allem die Schatten vertragen- 251 den Holzpflanzen kennen, um danach die Ueberschirmung und Beschattung zu richten. Als Regel kann man annehmen, dass diejenigen Holzarten, welche eine dünne Belaubung, kleine "Blätter und lichte Kronen haben, die Sonne also überall durchlassen, auch Lichtbedürftige sind, dagegen die sehr dicht belaubten den Schatten vertragen, weil ihre unte- ren und inneren Theile selbst stark be- schattet grün bleiben. Natürlich erlei- det diese Regel Ausnahmen. Man darf auch die Dichtigkeit der Krone nicht nach Bäumen beurtheilen, welche von Jugend auf ganz frei gestanden haben; denn diese zeigen sich immer dichter belaubt. Bei unseren einheimischen Baumar- ten besteht ungefähr folgende Reihen- folge in Bezug auf Lichtbedürfniss. 1) Lärche. 2) Weissbirke und Espe (Aspe, Zit- terpappel.) 3) Silberpappel, Schwarzpappel und Weiden aller Art. 4) Rüster oder Ulme, 5) Gemeine Kiefer Krummmholzkiefer (Pinus Pumilio oder Mugho), die Zirbelkiefer oder Arve, Waymouthkiefer, P. maritima. 6) Eberesche (Vogelbeere) , Schier- lings- oder Escheritzenbaum (Sorbus do- mestica), Elzbeerbaum (Sorbus v. Pyrus terminalis), Bastard -Eberesche (Sorbus hybrida), Mehlbeerbaum (Sorbus Aria), wilde Aepfel, Birnen, Kirschen und Weissdorn. 7) Ruchbirke , Feldahorn, Wachhol- der, Spitzahorn. 8) Hopfenbuche (Ostrya vulgaris), Erle (Else, Eller), Traubenkirsche (lie- ben freien Stand, kommen aber im Schat- ten fort, besonders als Gebüsch sehr gut), Esche, Saalweide. 7. * oder Föhre, 252 9) Eiche, jedoch vertragen die bei- den gemeinen Eichen mehr Schatten als die beiden östreichischen Eichen, näm- lich Quercus Cerris und pubescens, 10) Linde, Zürgelbaum (Celtis au- stralis), Hainbuche,, weisser oder Berg- ahorn. 11) Buche, Schwarzkiefer (Pinus nigra v. austriaca), Fichte oder Roth- tanne. 12) Edel- oder Weisstanne, der Ta- xus oder Eibenbaum. Am meisten Licht bedarf also die Lärche, Birke und Espe, am wenigsten die Eibe, Weisstanne und Fichte. Bei ausländischen Bäumen sind un- sere Erfahrungen weniger sicher. Nach vielfältiger eigener Beobachtung kommen die wichtigsten ungefähr in folgende, der vorhergehenden entsprechende Rei- henfolge: 1) Larix americana, Pinus microcar- pa v. larieina), sibirica. 2) Gleditschia, Akazien (Robinia), Birken, alle Arten Gymnocladus cana- densis (Guilandina dioica), Taxodium distichum. 3) Alle Weiden- und Pappel- (Sa- lix- Populus-) Arten, Magnolia acumina- ta und andere. 4) Alle ausländischen Ulmen, Tul- penbaum (jedoch nur freistehend blühend), Acer striatum (pennsylvanicum), Negundo. 5) Viele Kiefernarten, mit Ausnahme von Pinus Strobus, der beschattet stehen kann und zu 9) oder 10) gehört. Gingko biloba (Salisburia adiantifolia). 6) Ailanthus glandulosa, alle Arten von Crataegus, Sorbus, Pyrus (manche Crataegus aber auch mehr Schatten ver- tragend), Corylus Colurna, Nyssa in- tegıifolia, Prunus serotina und virgi- niana. 7) Platanen, die meisten Ahorn. 8) Die fremden Erlen (Alnus), Eschen. jedoch in der Sonne besser, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Carpinus americana, orientalis und Ostrya virginica und vulgaris, Rosskastanien und alle Arten von Aesculus und Pavia, je- doch sonnig besser. 9) Die meisten nordameriecanischen und südeuropäischen Eichen, manche je- doch besser in der Sonne , Liquidambar styraciflua, Celtis occidentalis. 10) Alle Arten von Wallnussbäu- men (Juglans, Carya und Pterocarya), Linden, edle Kastanien, Pinus Strobus, und ei- nige andere; Thuja, Juniperus, Fagus americana. 12) Viele Fichten und Tannen (Abies), besonders Abies eanadensis, Picea bal- samea, Pichta. Da die meisten Sträucher von Natur dazu angewiesen sind, unter Bäumen zu wachsen , so vertragen viele von ihnen einen schattigen Standort, freilich auf Kosten der Schönheit, besonders der Blüthe. Auch streben sie so zum Licht, dass sie lang und dünn aufschiessen, unten kahl werden und daher von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten werden müs- sen. Die Zahl der Sträucher, welche ganz unterdrückt und im Schatten und der Ueberschirmung dichter Bäume ziemlich gedeihen, ist indessen nicht gross. Folgende vertragen starken Schatten und eine völlige Ueberschir- mung: Ribes alpinum, Philadelphus corona- rius und-andere Arten, Haselnüsse, Bu- xus, llex alle Arten, Mahonia aquifolia und andere ausdauernde Arten, Staphy- lea pinnata (wächst jedoch sehr hoch) und trifoliata, Ribes nigrum!, R. Grossu- laria (Stachelbeere), acerifolium , atro- purpureum, opulifolium ete., Cotonea- ster vulgare, Daphne Mezereum, Laureola, Rosa canina, Ledum palustre, Rhamnus frangula, Evonymus europaeus, verru- cosus, angustifolius , Cornus sanguinea, gut I. Originalabhandlungen. mascula, Ligustrum vulgare, Spiraea fast alle Arten, Symphoria racemosa und vul- garis, Sambucus nigra mit seinen Spiel- arten (wird jedoch sehr hoch), Dier- villa canadensis , Lonicera Xylosteum, alpigena, nigra, Rubus odoratus und die zu den Brombeeren gehörenden Arten, Viburnum Opulus (wilder Schneeball, wird jedoch selır hoch), Genista scoparia etc. An Bergen, besonders an der Som- merseite und wenn die Abhänge steil sind, kommen alle Licht bedürftigen Holz- arten in stärkerer Ueberschirmung und Beschattung fort, weil die überschirmten Pflanzen an den Seiten Licht und Luft bekommen. Daher trifft man auch auf Bergen alle Holzarten untereinander an, besonders an Basaltkuppen. Auch die Güte des Bodens und Milde des Climas trägt dazu bei, dass alle Ilolzarten ver- hältnissmässig stärkere Beschattung ver- tragen. Soll junger Nachwuchs aufkommen, welcher die vorhandenen Bäume er- setzen soll, so muss das Oberholz durch Abschlagung dünn gestellt und nach und nach ganz entfernt werden. Hierbei ist das Verhalten zum Licht von gröss- ter Wichtigkeit. Wer in den Fall kommt, grössere Holzungen so behandeln zu müssen, thut wohl, sich vorher die da- zu nöthigen forstlichen Kenntnisse anzu- eignen. Für die gewöhnlichen Fälle werden folgende Andeutungen genügen, was früher noch nicht erwähnt wurde. Buchen verlangen Jahre lang den Schatten und die Ueberschirmung älterer Bäume, auch Hainbuchen, jedoch nicht so wie Buchen. Eichen, Rüstern, Ahorn, Eschen, Linden und Wallnussbäume müssen bald frei gestellt werden und vertragen am längsten den Standort un- ter alten Kiefern und Birken. Die Kie- fer ist überhaupt der vorzüglichste Baum, um Laubholz darunter anzuziehen, Die 253 viel Licht bedürftigen Birken, Lärchen, Acacien, Gleditschien, Pappeln, Weiden u. a. m. vertragen nur eine sehr dünn- gestellte Beschattung, und man thut am besten, Oberholz ganz wegzuschlagen, wenn es Schönheitsrücksichten gestat- ten. Man sei überhaupt nicht ängstlich mit dem Wegschlagen; denn im bearbei- teten Gartenboden kann man ganz an- ders verfahren, als im Forst und alle Bäume völlig freistehend aufbringen, selbst Buchen, Fichten und Tannen. Dies gilt jedoch nur von dem allge- meinen deutschen Clima, und es möchte in manchen heissen Lagen in den wär- meren Gegenden Deutschlands doch wohl nicht statthaft sein. Unter alten Eichen kommen fast alle Holzarten auf, weil sie überall lichte Stellen haben, Unter Fichten und Tannen, ebenso jungen Kiefern kömmt kaum eine andere Holz- art auf. Kiefern können gar keinen un- terdrückten Standort vertragen, am mei- sten noch die Weymouthskiefern eine Zeit lang. Fichten und Tannen können viele Jahre lang unter dichten Bäumen stehn. Alle grossgepflanzten Gehölze können mehrere Jahre lang einen schat- tigen, unterdrückten Standort vertragen, selbst die viel Licht bedürftigen. Will man Licht bedürftige und Schatten ver- tragende in einer Pflanzung gemischt lassen, so müssen die ersteren einen Vorsprung in der Grösse haben, und man thut wohl, diese mit der Axt und Säge nicht zu berühren, dagegen die Schatten vertragenden abwerfen. Im Park, wo die ‚Pflanzungen fort- während überwacht werden, kommt zwar weniger darauf an, dass die Holz- arten sämmtlich gut zu einander passen, indessen thut man doch wohl daran, die ungeeigneten sogleich bei der ersten Hauung auszuroden und dafür passende einzupflanzen, wenn es nöthig ist. Es 254 eignen sich in dichtern Gruppen und Buschhölzer, die gleichsam als Mit- tel und Niederwald gehalten werden, sehr gut folgende Bäume zusammen. Als Niederwald oder Unterbusch: Eichen, Ahorn, Ulmen, Eschen, Hainbuchen, Linden, Erlen, Dazu als Oberholz ziem- lich dicht stehend: Birken, Espen, Aca- cien, Lärchen, Gleditschien, americani- sche Wallnüsse, Platanen, Eichen, Sil- berpappeln, Ulmen, Kiefern, Elsebeer- baum, Süsskirschen, Mehlbeerbaum, Berg- erlen, bei vereinzeltem Stand Bäume aller Arten mit den dichtesten Kro- nen. Eine andere Verbindung, die man häufig in Auen antrifft, ist, als Unter- holz: Weiden aller Art, vermischt mit Faulbaumi(Rhamnus frangula) und Wald- reben, Erlen, Eschen, Schneeball; als Oberholz: canadische Schwarz- und Sil- berpappeln, wohl auch Eschen, Erlen und Stieleichen. Selbstverständlich ge- hören alle Halbbäume und Sträucher zum Unterholz. Unter fremden Holzar- ten eignen Sich lediglich die zu Ober- holz: Acacien, Gleditschien, Götterbaum (Ailanthus), eanadischer Schusser, oder Chieotbaum (Gymnocladus), Rosskasta- nien jeder Art, Hikory- und Wallnuss- bäume, alle Ulmen, Pappeln und Birken, die meisten Eichen, eschenblättriger Ahorn u. a. m. Selbstverständlich kön- nen alle Nadelholzbäume nur Oberholz bilden. — Die Ausschlagsfähigkeit der Stämme, Stöcke und Wurzeln ist bei den Holz- arten schr verschieden, schen Bäumen vermindert sich diese Fähigkeit ungefähr in nachstehender Reihenfolge: Erle (Roth- oder Schwarz- erle), Bergerle (graue Erle), Weide, Pap- pel, Espe, Eiche, Hainbuche, Ahorn, Esche, Ulme, Traubenkirsche , Elzbeere, Linde, Birke, Buche. Am schwersten schlägt also die Buche aus und die Bei einheimi- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Birke nicht viel besser. Manche Forst- leute setzen die Weiden und Pappeln erst hinter die Linden. In Wirklichkeit kommt auf diese Aufstellung auch wenig an, und Ahorn, Eschen, Linden, Ulmen schlagen wohl ziemlich gleich gut und lange aus. Dagegen besitzt die Erle und Eiche die Fähigkeit, sehr lange aus- zuschlagen, Weiden, Pappeln, Linden kür- zere Zeit. Schwarzerlen sind so unver- wüstlich, dass man alte Stöcke spalten und die einzelnen 'Theile verpflanzen kann, Die lange Ausschlagsfähigkeit steht mit dem Lebensalter der Bäume ziemlich im Verhältniss, Die weichhol- zigen Weiden, Espen, Pappeln haben eine kurze Lebensdauer und starke, aber nicht anhaltende Ausschlagsfähigkeit. Bei fremden Holzarten hat man noch weniger Erfahrungen machen können, Sehr gut schlagen aus die Acacie, Gle- ditschie, die fremden Eichen, Ulmen, Pappeln, Weiden, die ächte Kastanie (so gut wie Eichen), die nordamericani- schen Traubenkirschen‘(Prunus virginiana und serotina), die nordamericanischen Wallnussbäume (Juglans und Carya), die fremden Zürgelbäume (Celtis occidenta- lis u. a,) Ahorn, Platanen, nordamerica- nische Hainbuchen, Linden, Erlen, Hopfen- buchen, Trompetenbaum (Bignonia), Pau- lownia imperialis, kaukasische Wallnuss- bäume (Pterocarya caucasica, alle Arten Crataegus. Koelreuteria panieulata, Mag- nolia, Maulbeerbäume, Essigbäume (Rhus) u.a. m. Fast alle Sträucher schlagen leicht und lange aus. Bei Nadelhöl- zern, Lebensbäumen , Wachholder und ähnlichen Holzarten kann von eigentli- chem Ausschlagen nicht die Rede sein, doch vertragen einige ein heckenartiges Beschneiden, Weisstannen, Lebensbäume (Thuya), Wachbolder (Juniperus), Fich- ten. Die Weisstanne treibt sogar auf gutem Boden am Stamme junge Zweige, I. Originalabhandlungen. wenn kahle Stämme frei gestellt wer- den, besonders wenn die Spitze verlo- ren geht. neue Spitzen, Kiefern bringt der Verlust der Spitze gewöhnlich den Tod. Die meisten genannten Holzarten schlagen am Stamm aus, meist unmit- telbar über der Erde am Wurzelstocke, manche auch höher an der Hiebfläche und auf dieser selbst zwischen Bast und Splint. Einige schlagen nur an den Wurzeln aus, und es sind dies sämmt- lich flach wurzelnde Holzarten. Hierher gehören vor allem die Espen, Zitterpap- peln, Silberpappeln, Balsampappeln, grie- chische Pappeln (Populus graeda), Kork- rüster (Ulmus suberosa), graue Erlen, Acacien, Feldahorn (Massholder), selte- ner Linden, Hainbuchen und verschie- dene Ulmen. Aus dem Stock und der Wurzel schlagen aus: graue Erle, Ulme, Acacie, Linde, Balsampappel. Vorzugs- weise am Wurzelstock schlagen aus: Birken, Acacien, Gleditschien, Trauben- kirschen. Hoch am Stocke schlagen aus: Eichen, die meisten Ahorn, Eschen, Buchen (meist auf der Hiebfläche), Hain- buchen, Linden, ächte Kastanien, nord- americanische Wallnüsse, Ulmen, Cra- taegus-Arten, Pappeln (mit Ausnahme der Silber- und Zitterpappeln oder Esper), Weiden, Die Wurzelausschlag bilden- den Bäume scheinen fast von unbe- grenzter Lebensdauer, indem sich jeder aufkommende Ausschlagstrieb zu einer neuen Pflanze mit eigenen Wurzeln aus- bildet. Die Ausschlagsfähigkeit hängt sehr vom Boden und Standort ab. Ist dieser günstig, so erfolgt der Ausschlag, reich- licher und kräftiger, in magern Boden und ungünstigen Standorte ist dagegen die Ausschlagsfähigkeit schwach. In flachgrundigem, dabei gutem Boden er- folgt der Ausschlag reichlicher, weil die Fichten und Tannen bilden 255 Wurzeln oberflächlicher liegen und von Licht und Wärme gereizt werden. In warmen, milden Gegenden schlagen alle Bäume besser aus, als in rauhen, kal- ten Lagen. Unter grossen Bäumen er- folgt der Ausschlag schwer und geht noch leichter wieder zu Grunde. Man- che Holzarten vertragen nur den Winter- hieb, d. h. im Herbst und Winter, weil beim Safthieb im Frühjahr zu viel Saft ausfliesst und die’Stöcke stockig werden und im glücklichen Fall der Trieb nur am Wurzelstock erscheint. So Birken, Bergahorn, Pappeln (besonders Silber- pappeln), Erlen und Sumpfweiden muss man meist vor und im Winter schlagen, weil im Frühjahr der Boden zu nass ist. Eichen, von welchen man Lohe schälen will, müssen im Safte geschla- gen werden. Ebenso, wenn man von Linden , Ulmen, Acacien den Bast benutzen will. — Manche Stämme trei- ben erst im zweiten Jahr nach dem Abtrieb und bilden nur Augen (Adven- tivknospen), z. B. Buchen, Hainbuchen, zuweilen Eichen und ächte Kastanien. Man rode daher die Stöcke nicht aus, so lange sie noch Leben haben. Es ist nicht wohl möglich, das Al- ter der Stämme zu bestimmen, in wel- chem sie noch ausschlagsfähig sind. Von Stämmen, die nahe an einen Fuss oder darüber stark sind, darf man kaum Ausschlag erwarten, wenn manden gan- zen Stamm durchschneidet und es ist immer gut, denHieb dann an den Aesten vorzunehmen, Sehr schwache Stämme haben in der Regel nicht die nöthige Triebkraft. Sind sie aber noch so jung, dass sich unter der Abschnittstelle noch Augen befinden, so ist das Entspitzen nur ein kurzer Aufenthalt des Wachs- thums, mitunter auch dieses nicht. Am besten sind 3— 6 Zoll starke Stämme. Die meisten weichen Hölzer, besonders 256 Weiden und Pappeln schlagen auch als junge schwache Stämme sehr gut aus. Bei Bäumen, die Wurzelloden (Triebe) bilden, macht die Stärke nichts aus, ja sie treiben um so mehr, je grösser der Baum und daher auch der Wurzelreich- “ thum ist. Dass der alte Stamm zu Grunde geht, macht dann nichts aus. Freilich erscheinen solche Wurzelloden nicht immer auf der Stelle, wo man sie haben will, häufig sehr weit vom Stamm z. B. bei Espen,, Silberpappeln. Auch in Bezug auf Stammstärke macht der Boden einen Unterschied; denn in gutem Boden schlagen auch noch stärkere Stämme aus. Ziemlich stark können sein: Eichen, Buchen, Hainbuchen, Ul- men, Eschen, Linden, Ahorn, Trauben- kirschen. Birken dürfen nicht stark sein. Sind die höher abzuschlagenden Bäume schon früher abgehauen, also selbst Stockausschlag, so schlagen sie zum zweitenmal und in Zukuuft besser aus, als zum ersten Male, weil sich neben den stärkeren Stämmen, häufig schwächere, oder auch nur kleine Zweige und Augen befinden. Masern schlagen meist reichlich aus, geben aber einen schlechten Ausschlag, weil meist zu viele verborgene Augen treiben. Man- che Bäume, besonders auf ungünstigem Boden zeigen von selbst Neigung zum Stock- oder Wurzelausschlag, ehe der Stamm gefällt wird, und es sind dann in der Regel die Spitzen dürr, oder der Holztrieb lässt nach. Diese Erscheinung zeigt sich häufig nach trockenen Jah- ren oder wenn die Bäume durch Frost litten. Ist ein schon starker Baum nicht geradezu im Wege, so verzichte man lieber auf den Abtrieb; ist er aber über- flüssig oder störend durch seine Höhe, so muss man's wagen. Wenn der ganze Baum abgewor- fen werden muss, so geschieht der Hieb Garienflora Deutschlands und der Schweiz. möglichst nahe am Boden, weil so der Ausschlag eher erfolgt. Zeigen sich un- ten am Stamme aber schon zahlreiche Augen, oder vielleicht Zweige, so mag man höhere Stöcke lassen. — In Gar- tenanlagen hat man bei Bäumen, wel- che nicht wurzelächt sind, besonders auf diesen Umstand Rücksicht zu neh- men. Die meisten veredelten Bäume sind nicht zum Abtrieb auf Stockaus- schlag geeignet, muss es aber gesche- hen, so wird der Hieb natürlich über der Veredlungsstelle geführt, es sei denn, dass nichts an dem Edelstamme gelegen wäre, und der Wildling diesel- ben Dienste thut. Da aber am Wild- ling der Ausschlag viel leichter erfolgt, als am Edelstamm, so muss man solche Stämme Jahre lang überwachen und die Austriebe am Wildstamm unterdrücken, Der Erfolg ist jedoch meist sehr unsi- cher. Bei Bäumen, die schon einmal geschlagen waren, wird der Hieb an jungem Holz geführt, so dass noch ei- nige Zoll davon stehen bleiben. Bei ganz werthvollen Bäumen bestreicht man die ganz glatt gemachte Schnittstelle mit Theer. Stehen die Stöcke nahe an We- gen, so thut man wohl, die Schnittflä- chen mit Erde dunkel zu machen, damit sie dem Besitzer oder dem Publikum nicht so auffallen. Ganz kahle Abtriebe, die man im Parke möglichst vermeiden soll, können durch einen Mantel von stehenbleibenden Gebüsch verborgen werden. Ich half mir auch schon da- mit, dass ich junge Nadelholzbäume einpflanzte, die später, nachdem der Platz wieder laubgrün war, weiter ver- pflanzt wurden. So diente der Schlag zugleich als Baumschule, In der Re- gel bedeckt sich der Boden nach dem Abtrieb mit Massen von üppig wach- senden krautartigen Pflanzen, darunter auch viel sogenanntes Unkraut, häufig pseipuppuyy 707 #6 prob sfug r 0 Ya 6 {A v N SS N NS Ss NS ), U, HN, M il |) HE ÜHHELE IS N RÄQQQ N il WM rl Mr - Y = WR, 2, ME: I BE N E11 E22 ——t EA een 22 Dam Ste Par II. Neue Zierpflanzen, aber auch schöne Blumen. 257 Werden | jungen Trieben schaden, so müssen sie diese Pflanzen so gross, dass sie den | abgehauen werden. I. Neue Zierpflanzen. 1) Oncidium Matthieuanum Achb. fi. (Trisepala. Macropetala). Orchidee aus Nord- peru durch Warscewiez eingeführt. Schein- knollen länglich zugespitzt, zweischneidig, ge- furcht, mit violetten Linien und Flecken. Blü- thenstiel bis 3 Fuss lang, oben rispig verästelt, die Acstchen 1—?blumig. Blumen mittelgross, schön gelb und zimmtroth. Kelchblätter keil- förmig oval, spitz. Blumenblätter doppelt grös- ser, fast wellig, alle mit zimmtrother Scheibe und gelbem Rande. Lippe gelb mit purpur- rolher Scheibe, mit kurzen ohrenförmigen Sei- tenlappen,, der grosse Mittellappen aus nagel- förmigem Grunde slark erweitert, keilförmig, zurückgedrückt. Die Schwiele am Grunde der Lippe stark erhaben , bandförmig, am Grunde beiderseits’eckig, vorn 3zähnig und mit herab- laufenden Seitenzähnen. (Allg. Grizig.) 2) Brassia neglecta Achb. fil. Eine mit B. brachiata und verrucosa verwandte Art. Von Letzterer unterscheidet sie sich durch krause Lippe und nur spitze, (nicht grannen- förmig zugespitzte) Kelehblälter. (Allg. Grtztg.) 3) Galeandra Stangeana Achb. fil. Ver- wandt der G. Baueri. Blumen braun mit pur- purner Lippe. Vom Amazonenstrom einge- führt durch Consul Schiller. 4) Cypripedium superbiens Rchb. fil. Eine der grossblumigsten Arten der Gattung. Die grossen Fleischwarzen auf den eingeschlagenen Lappen des Lippennagels und die wie bei Cypr. Lowei herabgeschlagenen Petalen un- terscheiden es von C.javanicum und den Ver- wandten. (Allg. Griztg.) 5) Collinsia verna Nutt.; Scrophularinae. Eine liebliche neue einjährige Pflanze aus Pennsylvanien, welche im ersten Frühling so- gleich an Ort und Stelle ins freie Land aus- gesäet werden kann. Schliesst sich in der Tracht der C. grandiflora an. Die obern Blu- menblälter weiss , die untern schön azurblau. Liebt eine lockere, aber nahrhafte Erde und gehört zu den zu allgemeiner Cullur zu em- pfehlenden Pflanzen, die wie es scheint, mehr Beachtung verdient, als die neuerdings einge- führten C. bartsiaefolia u. multicolor. (Galeotti Journ. d’hort.) 6) Weigelia coraensis Thbrg. Nach Lindley gehört W. amabilis Pl. zu dieser längst bekannten Art. 7) Galeottia fimbriata Lindl. Epiphy- tische Orchidee, welche Linden u. Reichen- bach fil. Batemannia fimbriata genannt haben. Lindiey sagt jedoch, dass sie zu leizlerer Gat- tung nicht gezogen werden könne. Von Warscewiez ward diese schöne Art in Quin- dios an den Quellen des Maranon gefunden und von Wagener in den Wäldern von Ocana. Gleicht in der Tracht einer stammlosen Maxil- laria. Scheinknollen oval, zweiblättrig. Blätter 6 Zoll lang, 2 Zoll breit. Die fast 3 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen stehen in ei- ner 2? — 3blumigen Traube, sind blass braun- gelb und roih gestreift. Die untern Blülhen- blätter sind am Grunde in einen Sack ausge- wachsen. Die Lippe kappenförmig, 3lappig. gefranzt, mil kleinen aufrechten lanzettlichen Seitenlappen und grösseren ovalen, scharf zu- gespilziem Miltellappen, am Grunde desselben ein grosser Anhängsel, der aus 8 scharfecki- gen Rippen gebildet ist und nach vorn in 5 kleine hornartige Fortsätze ausgeht. (Gard. Chron. mit Abbildung.) 8) Zepachys columnaris Torr. et Gray. ß. pulcherrima. Ward in diesem Jahre von den englischen Handelsgärinereien an Deutsche als Obelisearia pulcherrima als ausgezeichnete Neuigkeit abgegeben. Es ist dies die in deut- schen Gärten schon lange als Rudbeckia Drum- mondi cultivirte Topfstaude. Ihr Vaterland ist Texas. 9) Goniophlebium appendiculatum Lindl.; Filices. — (Polypodium appendieulatum Lin- den u. P, seriptum Hort.) — Ein schönes 5 P- 258 neues decoratives Farrenkraut aus Mexiko, mit kriechendem Rhizom und fusslangen, purpur- geaderten Wedeln. Wedel aus breiterm Grunde länglich, fiederschnitlig oder fast fiederschnit- lig oder fast fiedertheilig; die Theilblättchen länglich-linear, spitz oder nach der Spilze ab- nehmend; die untersten fast lappig. Frucht- häufchen klein, schwach eingesenkt. — (Gard. Chron.) (E. R.) Abgebildet im Botanical Magazine. 10) Zeperiza latifolia Herb. (Pancratium latifolium Ruiz et Pav.) Amaryllideae. — Eine hübsche Zwiebelpflanze von Ruiz und Pavon in der peruanischen Andeskette, Provinz Tar- ma, an feuchten schaltigen Orten unter Bäu- men wachsend, entdeckt. Sie beschrieben diese Pflanze in ihrer Flora peruviana als Pancralium latifolium, der gelehrte Bearbeiter der Amaryllidaceae, der verstorbene Rev. Her- bert erhob sie zu einer neuen Gattung, Le- periza, und ist sie bis jetzt die cinzig be- kannte Art derselben. Zwiebel braun, trocken- häutig, 2—Ablättrig; Blätter langgestielt, breit- oval, spitz, gestreift- nervig, glänzend grün. Blüthenschaft aufrecht, stielrund,, eine Dolde von 6—8 hängender, 2!/z Zoll langer, schön gelber Blumen tragend; Blüthenscheide aus mehreren lanzettlichen, verwelkenden, dünn- häuligen Blättchen bestehend. Das Perigon trichterförmig, mit kurzer, enger Röhre, grün gespitzt; Nektarkrone klein, nur aus 6 kurzen, der Röhre aufgesetzien Zähnen bestehend, zwischen denen die Staubfäden stehen. — Blumen und Blüthenstand erinnern an Clivia nobilis; Behandlung der Amaryllis- Arten; blüht im September, im Kalthause gehalten. (Taf. 4952). 11) Castanea chrysophylla. Dougl. Eine der grössten Seltenheiten, die das Arboretum in Kew besitzt, ist eine Kastanien-Arl, bei der die Unterseite der immergrünen Blätter, durch zahllose kleine Schülfern bekleidet, dieselbe tief goldgelbe Farbe zeigl, die wir an den Wedeln derGymnogramme chrysophylla, dem sogenannten Goldfarrn, bewundern. Diese herr- liche Art wurde 1830 von Douglas im Oregon- Gebiele und später auch in Californien gefun- den; es scheint aber, dass das jetzt 5 Fuss hohe Exemplar in Kew die einzig lebende Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Pflanze in europäischen Gärten ist, da/von den durch Burke eingesandten Samen nur sehr wenige keimten. Nach Douglas bildet diese C. chrysophylla im Vaterlande einen wunder- schönen Baum, von 20 bis 70 Fuss Höhe, das dunkelgrüne Laub mit der goldenen Un- terseite herrlich contrastirend. Blätter für die Galtung klein, 2! — 3 Zoll lang, kurz ge- stiell, länglich- eirund , zugespilzt, ganzrandig, kahl, von derber Textur und immergrün. (Der Garten in Kew mag stolz sein auf dieses Unicum, das er seit Jahren besitzt, ohne es vermehrt zu haben: für ein öffentliches Insti- tut, das zur Einführung und Verbreitung schö- ner Pflanzen beslimmt ist und über so bedeu- tende Mittel gebielen kann, wie Kew, scheint uns dieser Stolz wenig gerechiferligt: man sollte ein Verdienst darin suchen, solche Pflan- zen möglichst rasch zu verbreiten und sie zu einem Gemeingut zu erheben. Bei dem jetzt so vermehrten und erleichterten Verkehr mit dem Goldlande wird hoffentlich ein speculati- ver Handelsgärtner sich finden, der diesen Goldbaum von dort durch Samen sich zu ver- schaffen wissen wird, und dass eine solch’ werthvolle Aquisilion für unsere Gärten und Anlagen dem ersten Besitzer goldene Früchte tragen wird, ist leicht vorauszusehen.) (Taf. 4953.) 12) Mandirola lanata Pl. et Lind. — Durch ein uns unbegreifliches Verschen bringt die Taf. 4954 eine sehr gelungene Abbildung dieser neuen Mandirola, von uns schon im vorigen Jahrgange p. 177 erwähnt, das Bild durch die Meisterhand des ersten Pflanzen- zeichners unserer Zeit, Fitch, geferligt, lässt darüber gar keinen Zweifel zu; der Text da- gegen nennt und beschreibt eine ganz andere, durchaus verschiedene Pflanze, die Sinningia Youngiana Marn. oder $. violacea der Gär- ten ; es ist also offenbar, dass der Texf zu ei- ner andern Tafel gehört, und dass bei Abfas- sung des Textes diese Tafel gar nicht vor- lag. — 13) Trieyrtis pilosa Wall. (Campsoa maculata Don., Compsanthus maculatus Spr.) Uvularieae. — Nicht durch Schönheit, wohl aber durch interessanteForm und Färbung kön- nen die Blumen dieser Pflanze gefallen und Beachtung verdienen. Dr. Wallich entdeckle II. Notizen. 259 sie zuerst im Himalaya, wo sie jedoch eine 14) Melastoma denticulatum Labill. Me- weite Verbreitung zu haben scheint; denk | 1a8rontaeeak Ein Bewohner von Neu-Cale- Dr. Hooker und Thomson fanden sie auch | donien, zuerst von Labillardiere entdeckt und häufig in den Sikkimbergen und sandten von | neuerdings in Kew eingeführt, wo die Pflanze dort Samen nach Kew. im Juli und August alljährlich ihre weissen Blu- Eine wahrscheinlich im Freien ausdauernde | men reichlich entwickelt. Ein niedriger, gut be- Staude mit knolliger Wurzel, und krauligen, | zweigter Strauch mit fast kantigen, röthlichen, verzweigten, eiwa fusshohen Stengeln, die, | durch anliegende Borstenhaare rauh anzufüh- wie fast die ganze Pflanze, mit weichen, drü- | lenden Zweigen. Blätter gross im Verhältniss seniragenden Haaren bekleidet sind. Blätter | zur ganzen Pflanze, breiteirund oder eirund- zerstreut und entfernt stehend, herz-eiförmig, | lanzeltlich, zugespitzt, fast lederartig, ganzran- kurz zugespilzt, ganzrandig, am Grunde halb- | dig, 5rippig, oben dunkelgrün, auf beiden Sei- stengelumfassend, und dadurch eine sehr |ten, besonders unten striegelhaarig. Dolden- kurze Scheide bildend. Blüthenstiele paar- | traube A—6blüthig, endständig, mit Deckblät- weise, endsländig, einblumig. Perigonalblätter | tern besetzt. Kelch krugförmig, mit eiförmig- 6, zuerst aufrecht stehend in Glockenform, lanzettlichen, abfallenden Zipfeln, striegelhaa- dann horizonlal ausgebreitet, weisslich grün- | rig. (Taf. 4956.) gefärbt , innen roih gefleckt, lanzettlich, die 3 (E. ©.) äusseren am Grunde tief ausgesackt, die inne- ren weniger. (Taf, 4955.) F II. Notizen. 4) VUeberAnlage vonKanalheizun- | gelegten Nachtheile sind aber oft nur darin gen in den Gewächshäusern. Von | begründet oder machen sich noch mehr gel- C.Bouche&, Inspektordes botanischen | tend, dass sie unzweckmässig angelegt sind Gartens bei Berlin *). Siehe hierzu Ta- | und das Heizen derselben durch unkundige fel 200. Personen besorgt wird; häufig werden sie auch Obgleich nicht zu leugnen ist, dass die seit | als Entschuldigungsmiltel unwissender oder langer Zeit in unsern Gewächshäusern übli- | träger Gärtner benützt, die das Misslingen der chen Heizkanäle in mancher Hinsicht Nach- | Culturen daraus herzuleiten suchen. Es un- theile für die Pflanzen herbeiführen, und eine | terliegt keinem Zweifel , dass die Cultur vieler Erwärmung durch Wasserheizung in vieler Be- | Pflanzen, z. B. Orchideen, Farrnkräuter, Eriken, ziehung zweckmässiger ist, so werden sie den- | Camellien, Epacris u. s. w. bei Benutzung noch lange in Anwendung bleiben, indem die | einer zweckmässigen Wasserheizung besser Anlagen anderer zweckmässigerer Heizapparate, | und leichter als bei einer Kanalheizung gelingt; als Wasser-, Dampf - und. Polmaise-Heizungen | dennoch aber lassen sich die genannten Fa- nur mit bedeutend grösserem Kostenaufwande | milien und Gattungen bei angemessener Pflege herzustellen sind und nicht jeder Besilzer von | und Aufmerksamkeit, sowie bei anfmerksamer Gewächshäusern so viel daran wenden kann | Behandlung des Heizens auch in Häusern , die oder mag. mit Heizkanälen versehen sind, in einem ganz Die den Kanalheizungen so oft zur Last | befriedigenden Zustande cultiviren. Für man- che Zwecke und in vieler Hinsicht möchte ich *) Entgegen unserer Gewohnheit, nehmen | der Kanalheizung sogar den Vorzug geben. wir diesen Artikel wörtlich auf, weil er uns Wird ein Gewächshaus durch einen Kanal von ganz allgemeiner Wichtigkeit zu sein | erwärmt, so sind die, namentlich bei tropi- scheint. (E. R.) schen Pflanzen so unentbehrlichen und für 260 diese so wohlihäligen, Temperaturverschieden- heiten zwischen Tag- und Nachltemperatur bei Weitem leichter herzustellen als bei An- wendung einer Wasserheizung, indem die Temperatur in einem durch Wasser erwärm- ten Hause während einer Zeit von vier und zwanzig Stunden eine ziemlich gleichmässige bleibt und kein Unterschied von 6 — 8 Grad eintritt, sondern dieser etwa nur 3, A, höch- stens 5 Grad beträgt, welcher aber viel’ zu gering ist, um während der Nacht einen thau- ähnlichen Niederschlag aus der Luft auf die Pflanzen zu erzeugen; die Häuser bleiben da- her, wenn nicht besondere Vorrichtungen zur Verdunstung von Wasser angebracht sind, trocken, was auch ganz erklärlich ist, da durch die Röhren der Wasserheizung keine Feuchtigkeit entweichen kann. Ausserdem dürfte es auch allgemein bekannt zu betrachten sein, dass Räume, die eine gleich- mässige Wärme haben, stels trockner sind, als solche, in denen die Temperatur stark wechselt. Bei der Erwärmung durch Kanäle wech- selt die Temperatur in 24 Stunden mindestens zweimal und zwar so bedeutend, dass sich zwischen Tag und Nacht leicht ein Unterschied von 5 bis 8 Grad erreichen lässt, bei dem, wenn er Morgens zwischen 2 und 6 Uhr ein- tritt, jedesmal ein schr wohlthätiger feuchter Niederschlag erfolgt. Die Uebelstände, welche man den Kanä- len zur Last legt, bestehen hauptsächlich darin, dass sie die Luft des Hauses zu stark aus- trocknen, dass bei ungünstigem Weiter leicht Rauch in die Häuser eindringt, dass sich die Züge des Kanales durch den Ansatz von Glanzruss leicht verstopfen, und dass sich da- durch ein übler, den Pflanzen nachtheiliger Geruch verbreitet. Sind die Kanalheizungen aber zweckmässig angelegt und wird das Hei- zen mit der gehörigen Sorgfalt und Unssicht abgewartet, so lassen sich diese Uebelstände fast ganz beseiligen. Dass die Luft in solchen Gewächshäusern, die durch Kanäle erwärmt werden, bedeutend mehr als in andern ausgetrocknet werde, be- ruht grösstentheils nur auf Vorurtheil; denn der Kanal saugt nicht, wenn er erhitzt wird, Feuchtigkeit auf, sondern treibt sie nur an als Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. weniger erwärmte Stellen des Hauses; sobald dasselbe abzukühlen beginnt, wird auch die Lufifeuchtigkeit in der Nähe desselben allmäh- lig ersetzt. Der etwa dennoch statifindende Verlust an Luftfeuchtigkeit lässt sich dadurch mildern oder ersetzen, dass nicht auf einmal zu stark gefeuert, sondern das Haus nur lang- sam bis zu dem erforderlichen Grade geheizt wird, was auch den Vortheil hal, dass sich der Raum gleichmässiger erwärmt und länger warm bleibt; um die verlorene Feuchtigkeit der Luft wieder zu erseizen, ist es zweckmäs- sig, den Kanal, sobald er mässig warm ist, mit Wasser zu besprengen, was am wirksam- sten in der Nähe des Wolfes geschieht, indem die Luft am entgegengeseizten Ende des Hau- ses doch feucht genug bleibt. Das häufige Rauchen eines Kanales bei einigermassen feuchtem oder windigem Wel- ter hat in der Regel seinen Grund in mangel- hafter Construktion desselben, in zu niedrigen oder zu weiten Schornsleinen, sowie auch in schlechtem feuchtem Brennmalcriale. Das An- selizen von Glanzruss entsteht ebenfalls durch Anwendung schlechten Brennmateriales, be- sonders vonsolchem, was nur eine kurze Flamme gibt, oder durch verhältnissmässig zu bedeu- tender Länge der Kanäle, in Folge deren das hintere Ende derselben nie recht warm und daher feucht wird. Um auf eine zweckmässigere Anlage der Kanäle hinzuwirken und viele Besitzer von Pflanzen vor Nachtheilen zu schützen, will ich in Nachstehendem eine gründliche Anweisung zur Construction der Heizkanäle geben und meine Erfahrung mittheilen, damit namentlich Pflanzenliebhaber im Stande sind, die Art und Weise, wie solche erbaut werden müssen, selbst angeben zu können, indem es sogar wenig Bauverständige und Gärlner gibt, die gründli- che Kenntnisse in dieser Hinsicht besilzen. Bei Construction brauchbarer Heizkanäle kommt es besonders auf folgende Punkte an: 1) Der Wolf oder Ofen des Kanales muss eine verhältnissmässige Länge, Breite und Höhe zur Länge des Kanales selbst haben; für einen Kanal von 30 bis 40 Fuss Länge genügt es, wenn der Wolf 4 Fuss lang, am vordern Ende 15 Zoll hoch und 14 Zoll breit ist; bei Kanä- len von 60 bis 70 Fuss Länge muss der 1. Wolf 5 bis 6 Fuss lang, 20 Zo!l hoch und 18 Zoll breit sein. 2) Der Wolf muss mit einem 18 bis 20 Zoll langem Roste zum Abfall der Asche ver- sehen sein, und der Hcerd desselben eine . solche Steigung haben, dass das hintere Ende desselben, wo er in den eigentlichen Kanal einmündet, so hoch wie die Oberkante der Einheizungsthür liegt, so dass er also auf 4 bis 5 Fuss Länge um einen Fuss steigt. 3) Unter dem Wolfe muss sich ein Asch- fall, der 8 bis 10 Zoll länger als der Rost ist, befinden. 4) Der Wolf wird, wenn er nicht mit ei- ner Seite an der Wand des Hauses liegt, mit 10 Zoll starken Seitenwangen versehen; liegt er gegen die Wand des Hauses, so genügt nach dieser Seite hin eine 5 Zoll starke Wange, Die Decke des Wolfes muss aus einem recht fest gearbeiteten fünfzölligen Boden besichen, der seine Widerlage auf den Scilenwangen hat. Die Oberfläche des Wolfes wird im In- nern des Hauses gehörig geebnet, um Töpfe darauf stellen zu können. 5) Der Wolf muss sich bis zur Einmündung in den Kanal so weit verengen, dass er nur die Weite dieses hat, also bis auf 10 Zoll Höhe und 12 Zoll Breite. 6) Am besten ist es, den Wolf im Innern auf 5 Zoll mit Chamolsteinen zu verblenden, und alsdann aber mit Chamotihon zu maucern. Eine aus Chamotsteinen erbaute Feuerung wi- dersteht der Hitze 145 bis 20 Jahre. Muss man Mauersteine, die etwa halb so iheuer sind , dazu verwenden, so achte man darauf, dass eineSorte gewählt werde, die dem Teuer gut widersteht.” Die Vermauerung geschieht alsdann mit Lehm. 7) Der Wolf muss so tief angelegt wer- den, dass die niedrigste Stelle des Heerdes- vom Kanale niemals tiefer liegt als der vor- dere Theil des Rostes; sinkt der Heerd desKa- nales an irgend einem Punkte auch nur um ineige Zoll tiefer, so zieht der Kanal bei feuch- tem Weller schlecht oder gar nicht. Es ist daher, besonders bei solchen Kanälen, die un- ter dem Fussboden des Hauses zu liegen kom- men, grosse Aufmerksamkeit bei Anlage des Wolfes nöthig, dass man schon vorher die Notizen. 261 niedrigste Stelle des Kanalheerdes ermiltelt und danach die Höhe des Rostes bestimmt. 8) Bei Anlage des Wolfes ist auch der höchste Stand des Grund wassers zu berücksich- iigen, damit nicht zu Zeiten der Aschfall da- mit angefüllt werden kann oder das Wasser den Rost erreicht. 9) Sowohl der Wolf als auch der Kanal müssen mit gehörigen Fundamenten versehen sein. 410) Der Heerd des Kanales darf nicht un- mittelbar auf dem Fundamente liegen, sondern muss auf einzelnen, 12 Zoll von einander ent- fernten und auf der hohen Kante stehenden Mauersteinen ruhen, so dass sich unler dem Heerde ein Luftraum befindei; setzt er nach dieser Richtung auch nicht viel Wärme ab, so trägt es doch dazu bei, dass der Kanal trock- ner bleibt. " 11) Soll der Heerd des Kanales an irgend einer Stelle tiefer als der Fussboden liegen, so muss der Kanal seitlich in einem Abstande von 5 Zoll mit 10 Zoll starken Seitenwangen, die mit dem Fussboden in gleicher Höhe lie- gen, eingefasst sein, damit die Seitenwände des Kanales frei liegen und ungehindert Wärme abgeben können. 12) Ist es nöthig, den Kanal entweder ganz oder theilweise unter dem Fussboden zu le- gen, so muss er an den betreffenden Stellen mit eisernen Platten bedeckt werden ; diese Platten müssen so breit sein, dass sie zu bei- den Seiten */a bis ?/a Zoll auf die zehnzölli- gen Seilenwangen aufliegen. In der Nähe des Wolfes muss der Kanal unter den Platten frei- liegen, weiterhin kann man diese auf die Dachziegelbedeckung legen, und nur am Ende darf der Kanal unmittelbar mit den Platten bedeckt werden. Ueber dem Zwischenraume der vom Kanale und den Seilenwangen ent- steht, müssen die Platten mit 3 Zoll breilen und 6 bis 8 Zoll langen Oeffnungen versehen sein; diese werden mit kleinen Gittern bedeckt, damit Niemand hineintreten und die Wärme ungehindert ausströmen kann. Um in Gewächs- häusern eine grössere Eleganz herzustellen und die immer störenden Kanäle zu verbergen, legt man sie oft ihrer ganzen Länge uach un- ter den Fussboden; nur hat die Heizung als- 262 dann niemals eine solche Wirkung, als wenn der Kanal frei über der Erde liegt. 13. Die Seitenwände des Kanals müssen aus 10° hohen und 10” breiten, unglasirten, auf die hohe Kante gestellten Fliesen, der Heerd und die Decke aus doppelt über einan- der liegenden Dachziegeln hergestellt werden; zur Verbindung bedient man sich geschlemm- ten Lehmes. Um das Ausweichen der Fliese zu vermeiden, müssen diese an den Seiten, wo sie gegen einander stehen, mit einer ?/g bis ?/4 Zoll tiefen Rinne (Nute) , die mit dem Hanımer eingehauen wird, versehen sein, da- mit der zwischen den Fugen befindliche Lehm nicht so leicht herausfallen kann. Möglichst enge Fugen sind besser als grosse. Wenn der Kanal gesetzt und der Lehm halbtrocken ist, überstreicht man ihn mit einer aus 1 Theil Lehm und 1 Theil Kalk be- stehenden breiartigen Mischung vermittelst ei- nes Pinsels, welches einen dauerndern Ueber- zug als Lehm gibt und die Fugen gegen das Ausspülen des darauf laufenden Wassers si- chert, Cylindrische , in einander zu sleckende Thonröhren oder glasirte Kache!n bei Kanälen anzuwenden, ist nicht zweckmässig, indem die ersteren gewöhnlich zu enge sind, nicht Fläche genug zur Abgabe der Wärme bieten und sich leicht verstopfen oder Glanzruss an- selzen; die glasirten Kacheln lassen die Wärme weniger als unglasirte durch. Eiserne Röhren sind ganz unzweckmässig, weil sie sich au- genblicklich zu stark erhitzen und schr bald wieder abkühlen. 44) Die Seitenwände des Kanals müssen, wenn irgend möglich, durch dagegen gesetzte Steine abgesleift werden; ebenso die Decke, was sich gegen die darüber befindliche Siel- lage leicht ausführen lässt. 15) Da die Kälte in der Regel von der vorderen Fensierfront her am meisten eindringt, so muss der Kanal hauptsächlich an dieser entlang geführt werden; wird er nicht zu lang, so ist es anı besten, die Einheizung in der Hinterwand anzulegen und den Kanal bis zum enigegengesetzten Ende des Hauses und am Giebel entlang in den Schornstein zu leiten. Sollen an der Fensterfront Pfirsiche, Weinstöcke oder andere Pflanzen in den freien Grund ge- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. pflanzt sein, so erleidet die Leitung des Ka- nales eine Abänderung, indem er alsdann entweder an der Hinterwand oder vorn unter dem Fussboden 'angelegt werden muss. 16) Gestattet es der Raum über dem Ka- nale, so kann auch derselbe ein- oder zwei- mal übereinander hin- und hergeleitet werden; jedoch muss sich alsdann zwischen der Decke des unteren und dem Heerde des darüber lie- genden Zuges ein durch Mauersteine gebildeter fünf Zoll hoher Luftraum befinden. 17) Um den Zug elwa 70 bis 80 Fıss langer Kanäle zu befördern, ist es sehrzweck- mässig, am hinteren Ende, wo sie in den Schurn- stein einmünden, einen gewöhnlichen Ka- chelofen zu setzen , unter welchem der Kanal fortgeht, dass beide Feuerungen aber nur einen Schornstein haben. Man kann alsdann eine Stunde früher den durch eine besondere Klappe zu schliessenden Ofen heizen, und erst dann in den Kanal Feuer machen, wo man nie zu fürchten hat, dass er raucht oder nicht zieht, weil der Schornstein bereits erwärmt ist, Man hat bei einer solchen Einrichtung auch den Vortheil, dass beide Enden des Hauses gleich- mässig trocken gehalten werden können, was sonst, wenn dasselbe eine bedeutende Länge hat, nicht zu erreichen ist*). 18) Die Schornsteine müssen angemessen hoch, mindestens aber 1 Fuss höher als das Haus, und dürfen nicht zu weil sein; am be- sten ist es, sich 8 bis 10 Zoll im Quadrat weiler russischer Röhren zu bedienen. 19) Der Schieber zum WVerschlusse des Kanales muss sich in einer entsprechend gros- sen eisernen Zarge nicht bewegen lassen und *) Als ein anderesMittel, den Zug der Ka- näle zu beschleunigen, nennen wir die im l. Jahrg. der Gartenflora, pag. 45, mil VI em- pfohlene Construktion. Es wird nämlich da, wo der Wolf in den Kanal einmündet, die- ser selbst 'verengert, der Kanal aber zu ei- nem Rauchkasten erweitert und erhöht und dann erst als Kanal fortgeführt. Der grosse Vortheil dieser Meihode besteht darin, dass der Rauch sogleich Platz zum Ausdehnen er- hält, nicht auf das Feuer zuräckdrückt, und hierdurch wird ein steter guterZug bedingt. — (E. R.) IH. Notizen. wird etwa 2 bis 2!/; Fuss hoch über dem Heerd des Kanales, wo dieser in den Schorn- stein einmündet, angebracht; am besien ist es, wenn die Schieber nach aussen hin aufzuziehen sind, weil alsdann durch die Fugen kein Rauch ‚ins Haus eindringen kann. Unterhalb des Schiebers lässt man in gleicher Höhe mit dem Heerde eine 8 bis 10 Zoll im Quadrat haltende Thür einsetzen, um den Russ aus dem Schorn- steine enlfernen und bei ungünstigem Wetter, bevor der Kanal geheizt wird, ein kleines Feuer zur Entfernung der schweren , feuchten Luft anmachen zu können. Hat der Schorn- stein eine solche Dimension, dass er vom Schornsteinfeger bestiegen werden kann, so muss sich auch über den Schieber eine Ein- steigethür von 48 Zoll im Quadrat befinden. Ist ein russisches Rohr oberhalb mit einer Kappe versehen, so muss dicht unter dersel- ben auch eine kleine Thür zum Einlassen des Besens angebracht werden. 20) Bei sehr langen Kanälen ist es auch zweckmässig, im Innern des Hauses, etwa 20 bis 30 Fuss vom Schornsteine entfernt, seit- wärts eine Thür von der Grösse einer Fliese einselzen zu lassen, um auch an dieser Stelle Feuer anmachen und das hintere Ende des Kanales austrocknen zu können. 21) Die Asche muss, so oft sie den Asch- fall füllt, herausgenommen werden; ebenso sind die Kanäle alljährlich im Sommer ordentlich zu reinigen, was am besten zu bewirken ist, wenn man hie und da die Decke des Kanales aufnimmt und lange Besen oder Hacken hin- durchzicht. 22) Bei der Wahl des Heizmateriales für Kanäle achte man darauf, dass nur solche in Anwendung kommen, die eine lange, helle und rasche Flamme bilden und den Kanal seiner ganzen Länge nach möglichst ‚gleich- mässig erwärmen; geschieht dies nicht, so seizt sich in dem kalibleibenden Ende leicht Glanzruss an; es ist daher gutes trockenes Holz, wenn auch das iheuerste, doch das ge- eigneiste Heizmaterial, und Jeder, der empfind- lichere Pflanzen cultivirt und dem diese am Herzen liegen, wird in den Kanälen nur Holz brennen. Torf ist nur in 15 bis 20 Fuss langen Ka- nälen zu gebrauchen, und ist es auch dann 263 am besten, von Zeit zu Zeit elwas Holz da- zwischen zu legen, damit der träge Torfrauch hinausgelrieben wird. Mit der Braun- und Steinkohle verhält es sich fast ebenso und sind diese daher nicht zu empfehlen. Koaks, welche auch nur eine kurze Flamme bilden, sind ganz untauglich, indem sie in der Nähe der Feuerungsstelle eine enorme Hitze verbreiten, während der Kanal hinten kalt bleibt, und sich bei der Koaksheizung das Durchdringen schädlicher Gase fast nicht ver- meiden lässt. Die Folge davon ist, dass, be- sonders neuholländische und kapische Ge- wächse trockene Ränder an den Blättern be- kommen, wenn sie bei vielen Arten nicht gar wie versengt erscheinen. Torf, Braun- und Steinkohle setzen in län- geren Känälen sehr leicht Glanzruss an; die- ser trägl nicht nur zur Verstopfung derselben bei, sondern durchdringt auch die Fliese als eine schmierige, schwarzbraune Masse, welche einen üblen Geruch in den Häusern verbrei- tet, der das Eindringen schädlicher Gase zur Folge hat, wodurch für die Pflanzen die aller- erheblichsten Nachtheile entstehen. Um sich zu vergewissern, dass das Holz beim Heizen der Kanäle nicht verschwendet werde, sollte jeder Gärtner die kleine Aus- gabe für Thermometer nich! scheuen, die Tem- peratur der Tages- und Nachtzeit, so wie ein Minimum, genau daran bemerken und strenge darauf achten, dass nur danach geheizt und regelmässig nachgelegt wird, damit die Feuerun gen sobald als möglich wieder geschlossen werden können. Man wird neben der Er- sparung an Holz die Freude haben, die Pflan- zen bei einer geregelten, ihnen zusagenden Temperatur vortrefflich gedeihen zu schen. Grosse Vorsicht ist beim Schliessen der Feuerungen insofern nölhig, dass es nichl zu frühe geschieht; man rühre daher vorher die Kohlen noch einmal auf und lasse den Zug einige Minuten lang vollständig durch die Feuerung streichen, damit aller noch darin vorhandene Kohlendampf entweicht. Erklärung der beigefügten Zeich- nungen. Fig. 1. Querdurchschnitt der Feuerung ei- 264 nes Heizkanales, welcher, da der Kanal (Fig. 4) so konstruirt isl, dass er am entgegenges setzten Ende des Hauses unter dem Fussbo- den fortgeführt werden soll, um 1’ 6“ tiefer als das Niveau des Fussbodens A. B. liegt. a. b. - ng De 15" oo co» Thür zum Aschfall 8 Zoll Quadr. Aschfall, dessen Sohle 1 Fuss und des- sen obererer Theil 1 Fuss 6 Zoil breit ist. . Thür zur Einheizung 12 Zoll Quadr. Wolf, welcher am vorderen Ende 18 Zoll breit und 15 Zoll hoch ist und sich am hinteren Ende bis auf 1 Fuss verschmä- lert. . Heerd des Wolfes, welcher bis zum ent- gegengeselzten Ende desselben um die Höhe der Heizthür, also 12 Zoll, steigt. Seitenwange des Wolfes an der Grenz- maucer des Hauses 5 Zoll siark. . Seitenwange des Wolfes nach dem In- nern des Gewächshauses, 10 Zoll stark. . Gewölbe über dem Wolfe 5 Zoll stark. Ausgleichung über dem Gewölbe. Wand des Hauses 10 bis 15 Zoll stark. Fig. 2. Querschnitt des Wolfes, wo er in Kanal einmündet. . Wolf 10 Zoll hoch, 12 Zoll breit. . Seitenwange 5 Zoll stark. . Gewölbe über dem Wolf. . Seitenwange 10 Zoll stark. . Heerd, welcher hier um 42 Zoll höher als vorn liegt. Fig. 3. Grundriss des Wolfes und des vyordern Theiles vom Kanale. a. b. D; d. e. — -. . Absteifungen für Vorderwand des Hauses. Giebelwand. Einheizung 1? Zoll breit. Rost. 12 Zoll breit und 20 Zoll lang. Heerd des Wolfes, welcher vorn 18 Zoll und am Ende 12 Zoll breit ist. fünfzöllige Seitenwange des Wolfes. . Zehnzöllige Seitenwange des Wolfes. . Heerd des Kanales, welcher $2Zoll höher als der Heerd des Wolles bei der Ein- heizung liegt. die Seitenwände des Kanales zwischen der Vorderwand des Hauses und’der Seitenwange des Kanales. Zwischenräume zwischen der Absteifung. l. Gartenflora Deuischlands und der Schweiz. Seitenwange des Kanales, da er mit dem Heerde tiefer als der Fussboden des Hau- ses liegt. Fig.4. Längsdurchschnitt mit einem Theile des Kanales. a. m DD 20 0° m. 0. p. r, S. Fig. 5. Aschfall 8 Zoll hoch. . Aschfall 20 Zoll lang. . Einheizung 12 Zoll hoch. . Wolf. . Rost 20 Zoll lang. . Eiserne Ueberlagen zur Auflage der Rost- stäbe. . Heerd des Wolfes, der bis zum Punkte 9 um 12 Zoll steigt. . Gewölbe mit der Ausgleichung über dem Wolfe. . Giebelwand des Hauses. . Kanal 10 Zoll hoch, der bis zum Punkte q steigt, später aber so tief fällt, dass er am entgegengesetzien Giebel unter dem Fussboden A und B liegen kann (siehe Fig. 5). . Heerd des Kanales aus doppelter Dach- ziegelschicht bestehend. Decke des Kanales aus doppelter Dach- ziegelschicht bestehend. . Einzelne Steine als Unterlage unter dem Heerde des Kanales. Zwischenräume. Einmündung des Wolfes in den Kanal. Sohle der Heizgrube. Stufen zur Heizgrube. Querschnitt des Theiles des Ka- nales, welcher unter dem Fussboden des Hau- ses A, B, liegt. a. b c. d - Innerer Raum des Kanales. . Heerd desselben. Decke desselben. . Eiserne Plalte, womit die Grule für den Kanal bedeckt ist; sie liegt zu beiden Seiten auf Mauerwerk. . Fünfzölliger Raum zwischen Kanal und Seitenwangen, in welchem hin und wie- der Steifen von Steinen zur Haltung des Kanales eingesetzt werden. . Seitenwangen 10 Zoll stark. . Unterlage unter dem Heerde des Kana- les. I. Originalabhandlungen. 1) Ahgebildete Pfianzen, a) Lycaste brevispatha Kl. var. fl. saturatione. (Siehe Tafel 202.) Wir "geben hiermit unseres Wissens sie ruhig stehen, bis sich am Grunde nach die erste Abbildung einer schönen, | der jüngsten Scheinknollen die Blüthen- noch nicht sehr verbreiteten Orchidee, die unser verdienstlicher Freund, J.von Warscewicz, von Guatemala ein- sandte. Dr. Klotzsch benannte und „ beschrieb sie im Jahrg. 1851, pag. 217 der Allgem. Gartenzeitung von Otto und Dietrich. Sie gehört zu den laubabwerfenden Arten, die eine längere absolute Ruhe- zeit verlangen, um kräftig zu blühen. Man hält sie von der Zeit an, dass die Blätter anfangen, gelb zu werden, all- mählig immer trockner, und sobald die Blätter abgefallen sind, giesst man gar nicht mehr und hält sie am kühlsten knospen zeigen, und mit dem neuerwa- chenden Triebe werden nun wieder die Agentien des kräftigen Wachsthums, höhere Wärme und hinreichende Feuch- tigkeit angewandt und bald wird auch neben den Blumen und fast gleichzeitig mit ihnen ein kräftiger Blatttrieb erschei- nen. Die abgebildete Varietät hat mehr Roth auf den Blüthenhüllblättern und der Lippe und übertrifft daher in der Färbung die Stammart. Sie blüht in unserer Sammlung im Februar und März und gedeiht am besten, wenn sie im Topfe, in einer Mischung von Torfmoos und Holzbrocken gezogen wird. (E. O). Orte im Orchideenhause. Hier bleibt b) Lopezia miniataD, C. und Varietäten. (Siehe Tafel 203.) Eine hübsche, lebhaft rosapurpur ge- | zur Verbreitung abtrat, veranlasst uns, färbte Varietät, die Herr Billeter, ein | die niedliche Lopezia miniata mit ihren ebenso intelligenter als fleissiger Gärtner | bis jetzt gewonnenen Abarten den Le- in Zürich, aus Samen gewann und uns |sern der Gartenflora bildlich vorzufüh- IX. 1857. 18 266 ren. Sie wird Vielen eine alte, aber liebe Bekanntschaft sein, da ihre zierli- lichen Blüthen durch die reiche Fülle, in der sie fast unausgesetzt zu jeder Jahreszeit erscheinen, vollständig er- setzen, was ihnen an Grösse abgeht. Ihre Cultur ist überaus leicht, jede gute nicht zu schwere Erde genügt ihr, sie kann im Zimmer an sonnigen Fenstern Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gezogen, im Sommer ins freie Land ge- pflanzt werden, und blüht auch im tief- sten Winter, wenn man ihr einen lich- ten Platz im Warmhause anweisen kann, Der neuen Varietät fehlen die dunklen Flecken am Grunde der Petalen, die Blumen sind rosa purpur und lebhafter gefärbt, als bei der Stammart, deren Blü- thenfarbe mennigroth ist. (E. ©.) c) Streptocarpus Rexii Lindl. Var. biflora. (Siehe Tafel 204.) Vor etwa fünf Jahren erhielten un- sere Gärten von England aus, wenn wir nicht irren, durch die Herren Veitch u. Sohn eingeführt, diese hübsche Pflanze als Streptocarpus biflorus. Wir glau- ben uns zu erinnern, dass sie von Dr. Lindley im Gardener’s Chronicle als gute Art aufgestellt und beschrieben wurde ; leider steht uns dieses Journal nicht zu Gebot, wir können daher nicht positiv sprechen, hatten jedoch von Anfang an Zweifel, ob wir den St. biflorus als gute Art betrachten dürften. Im vorigen Jahre machten wir eine Aussaat, und jetzt zeigt es sich, dass unser Zweifel gegründet war; denn unter den Sämlin- kannten und durch ihr reiches Blühen beliebten Warmhauspflanze. Wir stehen daher nicht an, den Streptocarpus biflorus Lindl. als grössere und un- gleich schönere Abart zum St. Rexii zurückzuführen. Die Abart zeichnet sich besonders aus durch die kürzeren und stärkeren Blüthenstiele, die meistens zweiblumig, in einzelnen Fällen jedoch auch 3 — 4blumig sind. Die Blumen selber sind bei der durchaus gleichen hellblauen Färbung, reichlich von dop- pelter Grösse und die Blätter weniger behaart und von einem glänzenderem Grün. Es ist eine ungemein dankbar blühende Pflanze, die leicht und freudig gen sind yiele, die ganz übereinstimmen | gedeiht, und daher warm empfohlen wer- mit dem Str. Rexii, einer längst be- | den darf. (E. ©.) ?) Ueber die Aushauung vorhandener Holzungen hei der Aulage von Landschaftsgärten und die Verjüngung und Veränderung der Pflanzungen. Von Herrn Hofgärtner Jäger in Eisenach. (Schluss.) Dritter Artikel. Verjüngung undErhaltung derPflan- zungenin Parkanlagen. Ich komme nun zu der Verjüngung, Erhaltung und Veränderung der Pilan- | zungen in schon bestehenden Parkanla- gen, während das bisher Gesagte vor- zugsweise auf die bei Neuanlagen sich vorfindenden Holzungen bezog. Sind die Veränderungen sehr auffallend, wie Originalabhandlungen. z. B. wenn alte verwilderte Gärten nach den Grundsätzen der neuen Gartenkunst 'umgeformt werden, so findet das Vor- hergehende fast unverändert Anwendung. Solche alte verwilderte Gärten gibt es nur zu viele; denn nichts ist häufiger, als Anlagen, in denen seit ihrer Schöpfung nichts wieder geschehen ist, weil man sich thörichter Weise einbildet, mit der Pflanzung und ersten Anlage sei alles gethan, und ein Garten sei ein fertiges Kunstwerk. Man kann aber den Be- sitzern von Gärten gar nicht genug an das Herz legen, dass ein Garten kein Kunstwerk wie andere ist. Wo die ewig wechselnde Natur selbst den Stoff lie- fert, da kann kein Stillstand eintreten, da wechseln stets die Formen und mit ihnen der Ausdruck und Charakter. Wenn dies im Allgemeinen eine Unvollkom- menheit ist, so haben diese wechselnden Bilder jedoch auch ihre anziehende Seite, indem sie dem Besitzer und Gärtner Ge- legenheit geben , Neues zu schaffen, zu verändern. Die Neigung zur Abwechs- lung, zu Veränderung der Umgebung ist bei den meisten Menschen gross und fin- det hier Befriedigung. Der ächte Natur- freund, der wahre Verehrer und Kenner ihrer Schönheiten könnte nur wünschen, dass das wirklich Schöne unverändert so bleiben möchte, und er wird Dinge, die solche Stätigkeit bewahren, wie es bei den meisten alten Bäumen, besonders im Haine und Hochwald der Fall ist, ohne genügenden Grund nicht antasten. Es handelt sich übrigens selten um Ver- änderung des Ganzen, sondern um Er- haltung der Hauptformen, wie sie der anlegende Künstler aufstellte und sich in ihrer Ausbildung dachte. Diese Verän- derungen, so wichtig sie auch für den Künst- ler und Kenner derAnlagen sind, fallen dem gewöhnlichen Besucher meist nicht auf, wenn er nicht zufällig die Arbeit mit ansieht. 267 Kein pflanzender Künstler kann ge- nau bestimmen, welche Form die Pflan- zungen behalten sollen, mögen sie auch noch so gut: durchdacht sein, er kann nicht wissen, wie das Wachsthumsver- hältniss ist, er kann sich in der Wir- kung täuschen, indem manche Pflanzun- gen nicht das erfüllen, zu welchem Zwecke sie angelest wurden, Das ideale Bild macht sich nach Jahren oft anders, als man erwartete, oder es ist zwar So geworden, aber die Umgebung hat sich verändert. Sehr häufig fällt auch der Zweck mancher Pflanzung in spätern Jahren weg, weil die Veranlassung weg- fällt. Es wurde z. B. eine Deckpflan- zung angelegt, um ein Feld, einen Weg, einen kahlen Berg, ein hässliches Ge- bäude, ein schmutziges Wasser u. 8. w. zu verdecken: aber das Feld ist unter- dessen grüne Wiese, Wald oder Garten geworden, der Weg ist weggefallen oder verändert; der Berg ist nicht mehr kahl und trägt ein schönes Gebäude, das eine hübsche Ansicht vom Garten gewährt, das Gebäude, welches verdeckt wurde, ist abgebrochen, oder verschönert, das hässliche Wasser ein schöner Bach, Fluss oder Teich geworden. Solche Fälle kommen oft und überall vor, allein die Besitzer wissen es oft nicht, und der neue Gärtner begreift es vielleicht nicht oder beide sind zn läs- sig und bequem, um eine Veränderung vorzunehmen, besonders wenn sie bejahrt sind. Die meisten alten Leute lieben keinen Wechsel und wollen gewöhnte Dinge nicht vermissen. Kommen beide selten in die Welt, so werden sie ohne fremde Anregung gewiss selten an eine Veränderung des Gartens denken. Sie bemerken gar nicht, wie alles um sie her anders wird, obschon der Eindruck selbst auf ihre Stimmung Einfluss hat. Es kommt ihnen alles so eng, so klein, 18 * 268 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. so düster und bedrückt, vor gegen sonst, | volle Gärtner verfallen darein. Sie kön- und sie schieben wohl gar diese Ge-| nen der Versuchung nicht widerstehen, fühle auf ihr Alter, und bemerken nicht, | mehr aus dem Garten machen zu wol- dass die sonst sonnige Rasenfläche zwi- | len, als er eigentlich, künstlich betrach- schen den hoch und breit gewachse- | tet, gestattet; sie täuschen sich in der nen Bäumen nur noch eine ‚‘schmale | Vergegenwärtigung der zukünftigen Aus- Lichtung ist , dass die sonst getrennten | bildung der Bäume oder denken: darü- Gruppen zu einem Hain zusammenge- | ber vergehen wohl hundert Jahre — wachsen sind und sich die Baumkronen | vielleicht auch gar nichts. Noch häufi- fast berühren, dass die sonst freundli- | ger verfallen Anfänger in diesen Fehler, chen Fichten und Tannen, die wie fri-|und es gibt wohl kaum einen Land- sche Weihnachtsbäume entgegenlachten, | schaftsgärtner, der in dieser Beziehung mächtige hohe, aber düstere Bäume ge- | vorwurfsfrei wäre. Mit Vorbedacht an- worden sind. Man bemerkt vielleicht, | gelegte volle Pflanzungen kommen überall dass eine Aussicht verwachsen ist, und | vor. Hierzu können verschiedene Gründe schneidet einige Aeste weg, oder macht | bewegen. Der hauptsächlichste ist, bald einen alleemässigen Durchhau. Aber es | eine gewisse Wirkung hervorzubringen, wird nicht besser. Da kommt ein Ken- | vor allem Schatten und gebrochenes ner landschaftlicher Schönheit und deckt | Licht. Niemand legt einen Garten haupt- alle Uebelstände auf, sucht vielleicht zu | sächlich für die spätere, sondern stets einer Veränderung zu stimmen. Schwer | fürdie nähere Zukunft an, denn wer einen wird es halten, die Einwilligung dazu | Garten anlegt, oder anlegen lässt, will zu bekommen. Geschieht es aber und hat | sich dessen noch erfreuen und pflanzt die Axt in künstlicher Weise gewirth- | nicht bloss für die Nachkommen. Es schaftet, sind die Spuren der gewaltsa- | ist selbstverständlich, dass man durch men Verjüngung erst wieder verwischt, | die Menge der Bäume und Sträucher dann lebt auch das Alter wieder auf, es | hervorzubringen sucht, was später durch kann sich kaum von dem Orte trennen, | die Grösse erreicht wird. Um eine ähn- der vorher unheimlich war, und der Gar- ‚ liche Wirkung hervorzubringen, wie 3 ten trägt wesentlich dazu bei, den Abend | oder 4 alte Bäume, braucht man in ei- des Lebens heiter zu erhalten. nem Alter von 15 — 20 Jahren deren Volle Pflanzung ist häufig ein Feh- | 15— 20, früher noch mehr. Will man ler, wird aber auch oft mit Vorbedacht | also den Garten ziemlich fertig erschei- ausgeführt. Der Pflanzer täuscht sich | nen lassen, so muss man mehr pflanzen, häufig in der Grösse des Gartens; denn | als in Zukunft bleiben soll, und daraus die leere Fläche sieht immer gross aus. | geht hervor, dass die überflüssigen Holz- Er will gern viel anbringen, Mannigfal- | pflanzen später weggenommen werden tigkeiten erstreben. Er pflanzt Bäume | müssen, so wie sie entbehrlich sind. in Gärten, die, ausgewachsen, einen zehn- | Es ist auch eine bekannte Sache, dass mal grösseren Raum verlangten, weil er | alle Holzarten in einem gewissen Schluss diese Bäume besonders liebt, vielleicht, | und gegenseitiger Beschattung besser weil er sie gerade hat, oder weil es der | wachsen, als ganz freistehend. Manche Besitzer wünscht. Dieser Fehler fällt | Pflanzungsformen lassen sich überhaupt besonders bei Anlagen von kleinen Land- | besser und natürlicher herstellen, als schaftsgärten vor und selbst kenntniss- | wenn sogleich ganz licht gepflanzt wird, 1. Originalabhandlungen. so z. B. die Haine. Es sieht fast lä- cherlich aus, wenn die Bäumchen, wel- che den künftigen Hain bilden sollen, als kleine Pflänzlinge gesetzt werden, alle einzeln an Pfähle befestigt und mit einer Erdscheibe umgeben sind, wie bei Obstbäumen. Pflanzt man dagegen das ganze Stück, welches der Hain muth- masslich einnehmen wird , voll, indem man ausser der Holzart, welche den Hain bilden soll, allerlei gewöhnliche Holzarten einpflanzt, und bildet den Hain durch Lichten, so werden später, wenn man nicht alle überflüssigen Holz- arten mit einverpflanzt und so die Pflan- zungen gleichsam als Baumschule be- nutzt, Aushauungen nöthig. Das eine Beispiel für viele. Ich wiederhole es noch einmal: der Pflanzer kann die verschiedensten Gründe haben, warum er dichter als nöthig pflanzte. Er erwartet, dass nach ihm Andere kommen, welche in seinem Geist fortarbeiten, vielleicht dass er selbst die wichtigsten Veränderungen noch ausfüh- ren wird. Aber wie selten ist dies dem Pflanzer vergönnt! Wie häufig muss er nicht seinen Wirkungskreis verlassen, oder wird nie wieder um Rath gefragt, weil die Meisten glauben, nach vollen- deter Pflanzung sei der Garten fertig; wie oft rafit ihn nicht der Tod weg, ehe er Hand anlegen konnte! Die Folge da- von ist, dass die Pflanzung und die ganze Anlegung anders wird, als der pflanzende Künstler beabsichtigte, dass später Unschönheiten und Fehler sicht- bar werden. Diess ist die Hauptursache, warum man so häufig schlechte oder unsinnige Pflanzungen und selbst ganze Anlagen sieht, und den Pflanzer trifft oft unver- dienter Tadel, Als ein gutes Mittel, die künftige Ausbildung der Anlagen im Sinne des Pflanzers zu sichern, auch 269 nachdem derselbe vom Schauplatze ab- getreten, betrachte ich eine Art Testa- ment, eine schriftliche Verfügung über die hauptsächlichsten Pflanzungen, wie diese in Zukunft gehalten und durch die Axt verändert werden sollen. Diese Niederschrift müsste in die Hände des Besitzers gelegt, und neuen Besitzern als ein Actenstück übergeben werden. Zugleich müsste der Gärtner eine Ab- schrift haben, damit er den Besitzer er- innern und die Sache mit ihm bespre- chen kann, Allerdings wird es vorkom- men, dass die Verfügung nicht ausführ- bar ist, weil sich die Sache anders ge- staltete, als der Pflanzer dachte. Wenn man nicht sogleich zwanzig- jährige und ältere Bäume pflanzt, so wird eigentlich ein Garten erst nach zwanzig und mehr Jahren fertig, Bis dahin ver- langen die Holzarten hie und da Nach- hülfe und die Pflanzungen fortwährende Auslichtungen, theils um die beabsich- tiste Wirkung hervorzubringen , theils um das bessere Fortkommen der einzel- nen Pflanzen zu fördern. Da leider die Gartenbesitzer, wohl auch Gärtner an,ein solches Fortarbei- ten mit der Axt nicht denken, so will ich zur Verstärkung meiner Angaben einige Aussprüche anerkannter Autoritä- ten anführen. Fürst Pückler-Muskau sagt: ‚es ist durchaus ein Ding der Un- möglichkeit, einen grossen ausgedehnten Park so zu pflanzen, dass er, ausge- wachsen, ganz dasselbe Bild, wie früher, nur im veränderten Maassstabe biete und das Ganze dann als für immer im rechten Verhältniss zusammenstehend, betrachtet werden könne, — denn die Natur lässt sich nicht so genau berech- nen, auch würde viel Zeit verloren sehen IN... Das Hauptwerkzeug des Erhaltens und Fortbestehens ist die Axt. Sie darf keinen Winter ruhen, oder es 270 geht uns wie dem Zauberlehrling mit dem Wasserträger — sie wachsen uns über den Kopf. Die Axt ist eben so nöthig, um den Pflanzungen Jie an je- dem Orte verlangte Höhe zu erhalten, als auch die zu ihrer Schönheit nöthige | Dichtigkeit zu erlangen, sie luftig zu er- halten, und vor dem Unterdrücktwerden zu sichern.“ An einem anderen Orte sagt er: „Wenn ich mir denke, dass ich z. B. den Muskauer Schöpfungen 100 Jahre vorstände, so bin ich überzeugt, | dass am Ende dieses Säculums ein to- | tal von dem jetzigen verschiedenes Bild, eine gänzlich veränderte Anlage da sein | würde und schon im Uebergange jähr- | lich Nüancen, dennoch aber zu jeder Zeit ein vollständiges harmonisches Ganze.“ Rehder, der verstorbene Garteninspec- tor des Fürsten, welcher den Park von Muskau mitpflanzte und eine lange Reihe von Jahren verwaltete und den berühm- ten Park im herrlichsten Zustande er- hielt, äussert Folgendes *): „Die besten Anlagen, die sich mit jedem Jahre schö- ner und vollkommener darstellen muss- ten, sind durch das Unterbleiben des richti- gen Hauens und Wegnehmens der schäd- lichen Bäume nach 25—30 Jahren dem gewissen Verderben nahe, wenn nicht noch gerade in dieser Wachsthumsperiode ein rettender Engel erscheint. Die Bäume, welche zur Vervollständigung und zur nöthigen Höhe der Pflanzungen für die ersten Jahre in der Regel reichlicher angepflanzt werden, als nöthig ist, sind zusammen als Stangenholz aufgewach- sen, haben die niedrigen und bessern Gehölze verdrängt, erdrückt und zum *) Verhandlungen des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues in den königl. preus- sischen Staalen, XVII. Band (1847) in einem Aufsatze über Ausbesserungen der Pflanzun- gen in Parkanlagen, 'Theil schon getödtet 5 ann Deutschlands und der Schweiz. und man sieht mitten im Sommer jede Gränze und quer ‚durch die sonst gut benützte Anlage- BINOT . Unkenntniss vom Wachs- ‚thum der ons und der der daraus Khesaken nachtheiligen Folgen, auch |oft Caprice der Vorgesetzten oder des | Besitzers erlauben dem Gärtner in den 'mehrsten Fällen nicht, irgend einen Baum, sei er auch Bessere noch so störend, wegzunehmen, für das daneben stehende ‚obschon es leicht fasslich ist, dass nur ‚schöne hervorragende mes: in den Pflanzungen, durch Trennung und | Befreiung von abansishanden wenigen guten Arten und Baumgruppen auf dem ‘Rasen nur dann eine schöne malerische ‚Form entwickeln, wenn sie freistehen und sich überall hin frei ausdehnen kön- nen.“ In ähnlicher Weise spricht sich Herr Petzold *) aus, ein Schüler des Fürsten Pückler und Rehder’s, dem das Glück zu Theil wurde, im Sinne des Schöpfers von Muskau fortzuarbeiten und den be- rühmten Park vor dem Verfalle zu si- chern, und der ausserdem an verschie- denen Orten die grossartigsten Aushau- ungen mit bestem Erfolg ausgeführt hat. Er sagt unter anderem: „Es gibt in je- dem Parke gewiss viele Partien, welche sich bei der ersten Anlage ganz gut, vielleicht vortrefllich gemacht haben, wenige Jahre darauf aber nicht mehr zu einander passen, da die Bäume und Sträucher grösser gewachsen sind und sowohl unter sich, als auch im Ganzen nicht mehr im Verhältniss stehen, wel- ches uns dieselben früher schön finden liess, Das Ganze scheint dann über- füllt und unruhig, einzelnstehende Bäume und Baumgruppen, wenn sie zu dicht *) „Der Park von Muskau,‘‘ Hoyerswerda (1855). Originalabhandlungen. von den Andern umgeben sind, sind be- hindert, sich malerisch auszubilden und darzustellen. Im Anfange thaten 20 — 30 und noch mehr Bäume und Sträu- cher kaum die Wirkung, welche im aus- gewachsenen Zustande 2 — 3 schöne Bäume weit besser thun; die Uebrigen | | lockerten Boden des Parks können auch | die und Vorsteher eines gut und so zu sa- | sen jung gehaltenen Parkes wird diese | ausgesprochenen Ansichten theilen. Ich | ‘ will nun, da ich die Nothwendigkeit der | wiederkehrenden Hauungen hinlänglich | bewiesen habe, für diese selbst einige | Regeln geben und kann mich nach dem | müssen also entfernt werden.“ Jeder erfahrene Landschaftsgärtner . Vorhergehenden dabei kurz fassen. Die nothwendigste, oft wiederkehrende | Arbeit bei allen Holzpflanzungen ist die | sogenannte Durchforstung oder allmäh- | lige Auslichtung. Sie hat den Zweck, | alles Holz, welches anderem Schaden thun kann und entbehrlich ist, zu ent- | so das bleibende zu kräftigen | fernen, und seine vollkommene Ausbildung zu befördern. Hierbei wird stets das schwä- | chere und unterdrückte Holz beseitigt | und dabei die ganze Holzart begünstigt, | | damit die Arbeiter zur Erhöhung ihres welche in der Pflanzung vorherrschen soll. Dass nebenhei Nutzen abwerfen, ist nicht zu verachten, Es versteht sich von selbst, dass die Durchforstung der Parkanlagen, wenn es nicht wirkliche Waldstücke sind, nicht in der gewöhnlichen forstlichen Weise vorgenommen wird. Eine Ausnahme be wirkt schon der Umstand, dass man die noch verpflanzbaren Holzpflanzen, wenn man sie zu neuen Pflanzungen braucht oder verkaufen kann, mit den Wurzeln ausrodet, Auch die Lichtstelle ist im Park eine andere. Im Forste sucht man viel Holz und hohe Stämme zu erziehen, gleichviel, ob die Kronen schön sind, und lichtet nur so weit, dass die Bäume x die Pflanzungen | 11 immer in Schluss stehend, d. h, dass sich die Kronen fast berühren und nur oben ganz frei sind, während man im Park vor Allem auf die Ausbildung voll- kommener Kronen sieht und mit weni- gen Bäumen und Sträuchern möglichst viel zu decken sucht. In den meist ge- Holzpflanzen früher eine lichte Stellung vertragen, während im Forste der Boden beschattet bleiben muss. Fer- ner weicht die Parkdurchforstung darin ab, dass man diejenige Holzart am mei- sten begünstigt, welche die Schönheit befördert, und von welcher der Künst- ler die beste landschaftlichke Wirkung | erwartet; während man im Forst die ergiebigste oder zur Bodenverbesserung nothwendige Holzart vorherrschen lässt. Bei der Durchforstung muss der Gärt- ner meist die einzelnen Holzpflanzen selbst bezeichnen oder immer dabei sein, oder er muss die Geschäfte einem hinreichend unterrichteten Gehül- fen übertragen. Gibt man den Holzma- chern das Aufarbeiten des Holzes in Accord, so lässt man diese Arbeit erst einige Zeit nach dem Hiebe verrichten, Verdienstes nicht noch nachträglich Holz abhauen können, was man sogleich an den frischen Hiebflächen sieht. Diese Durchforstung hört im Park nie auf. Ist die Anlage sehr sross, so wird jeden Winter eine besondere Abtheilung vor- genommen und der Plan so eingetheilt, dass man ungefähr alle drei Jahre herum kommt, damit man nicht jedes Jahr alle Pflanzungen durchgehen muss. Ich wiederhole noch einmal, dass die Durchforstung nur die Lichtstellung zum Vortheile der bleibenden Holzpflanzen bezweckt, nicht aber malerische Wir- kungen. Sobald eine wirkliche Veränderung 272 der Pflanzungen eintreten soll, beginnt eine andere Art der Hauung, die ich mit dem sogenannten Fehmelbetrieb oder der Plänterwirthschaft der Forstleute im umgekehrten Sinne vergleichen möchte. Bei dem Fehmelbetrieb werden nämlich überall in der ganzen Holzung diejeni- gen Stämme gehauen, welche gerade gebraucht werden und den meisten Nutzen gewähren. Im Park dagegen werden überall diejenigen Hölzer geschlagen, welche die Wirkung der bleibenden be- einträchtigen. Diese sind entweder blos erhaltend, d. h. sie bezwecken die Er- haltung der gewünschten Formen, oder sie sind verändernd, wenn man aufläl- lige Veränderungen, ein ganz anderes Ansehen, eine andere Wirkung der Pflan- zung hervorbringen will. Wie diese Hauungen durchzuführen sind, ist nun Sache des Gärtners als Künstler und hängt von den beabsichtigten Wirkun- gen ab. Besondere Regeln lassen sich dafür nicht aufstellen. Bald müssen Aussichten erhalten oder wieder geöff- net werden. Bald verlangt eine Pflan- zung unten grössere Dichtigkeit (welche durch vollständigen Abtrieb auf Stock- ausschlag oder auch blos durch Zurück- schneiden erreicht wird); oder sie soll unten eine Durchsicht oder oben eine andere Wipfellinie bekommen. Zu ein- förmig gewordene Aussenlinien (Umrisse) werden durch Einschnitte, Buchten und durch hervortretende Bäume und freie Stämme mannigfaltig und malerisch ge- macht. Schwerfällige Massen werden getrennt oder ganz in Gruppen gestellt, um verschiedenartige Lichtungen her- vorzurufen. Oder man findet es zweck- mässig, einen Gegenstand zu decken, oder ein Bild zu begrenzen und einzufas- sen, oder einer Ansicht mehr Tiefe und scheinbare Grösse zu geben. Pflanzun- gen, in denen kein rechter Trieb mehr Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. - ist, sind zu verjüngen. So können hun- dert verschiedene Rücksichten bei den Hauungen massgebend sein. Nur wald- artige Pflanzungen bleiben im Innern in ‚der Hauptsache unverändert; erstens, weil nur so der Charakter des Waldes gewahrt wird; zweitens, weil ins Ein- zelne gehende Aushauungen zu viel Mühe und Kosten machen würden, ohne eine wesentliche Wirkung hervorzubrin- gen. Man begnügt sich hier mit einer forstmässigen Durchforstung d. h. Ent- fernung des schwächlichen - schädlichen Holzes. Auch bei den Pflanzun- gen nimmt man in grossen Anlagen die Pflanzungen parthien - oder schlag- weise vor, damit man nicht jedes Jahr in allen Pflanzungen zu thun hat, Ausser dem förmlichen Abtrieb , sei es auf Wiederausschlag oder auf völli- ges Beseitigen der Hölzer abgesehen, muss im Park noch eine andere Holzung vorgenommen werden. Nicht immer ist es nöthig, die einzelnen Bäume oder Sträucher wegzunehmen, oder auf Wur- zelstock zu setzen; denn häufig genügt zu einer beabsichtigten Wirkung schon ein theilweises Einschneiden und Aus- schneiden oder Ausputzen, und es wäre thöricht, in solchen Fällen gleich die Axt anzulegen. Schneidet man ganze Bäume aus, um eine Aussicht zu eröffnen oder eine abwechselnde Wipfellinie zu erzie- len, so muss es der Art geschehen, dass wo möglich keine Stumpfe stehen blei- ben, wenigstens nicht gesehen werden, und schneidet nicht etwa alle Aeste ein, sondern nur die störenden ganz aus. Nur im Innern der Krone mögen Aeste blos ausgeschnitten werden, auf diese Weise bleibt die Form der Krone natür- lich. Ein solches Einschneiden ist müh- sam und schwierig, weil es leicht zu sehr in die Augen fällt und erfordert eine Meisterhand. Es sind dazu immer — Igeaste hrerchppaibba Li Farbendr. v. A.Kolb Nbg. I. mehrere Personen nöthig: der Künstler, welcher angibt, und die Ausführenden, in manchen Fällen, z. B. wenn der Be- fehlende im Fenster eines Hauses, oder . auf irgend einem entfernten Platze sich aufstellt, ausserdem noch Mittelsperso- nen und Boten, die gleichsam telegra- phiren. Soll oder kann der Befehlende nicht dabei bleiben , so muss er in sei- ner Gegenwart die einzuschneidenden Bäume durch stark sichtbare Zeichen, am besten durch Fähnchen in geeigne- ter Höhe bezeichnen Tassen. Solche Fähnchen ind überhaupt bei allen wich- ugen Hauungen zu gebrauchen; denn oft kann man in grosser Entfernung nicht mehr unterscheiden , welcher Baum im Wege stehet oder freigestellt werden soll, und doch sind viele Ansichten nur auf grössere Entfernung berechnet, Zu diesem Zwecke ist ein gutes Glas von grossem Nutzen*®), Da übrigens solche Köpfungen schwer ausführbar und oft halsbrechend sind, auch in Bezug auf die Wirkung nicht immer nach Wunsch ausfallen, so thut man oft besser, die störenden Bäume ganz wegzunehmen und, wenn es sein muss, durch andere zu ersetzen. Handelt es sich . darum, eine Pflanzung immer in gleicher Höhe zu erhalten, so ist es überhaupt vortheil- hafter in jeder Beziehung, überall die höchsten Bäume ganz herauszunehmen oder sehr tief zu köpfen, um die Bil- dung einer neuen Krone zu bezwecken. Werden andere zu hoch, so kommt an diese die Reihe. Auf diese Weise ist es einem geschickten künstlerischen Gärt- ner möglich, eine Pflanzung fastin stets gleicher Form und ewig jung zu er- halten. Schrecklich für das an natür- *) Fürst Pückler bedient sich dabei immer einer auf seinem Spazierstocke angebrachten Lorgnetle. Originalabhandlungen, mu _2220220270n nl tt ts 213 liche Schönheit gewöhnte Auge sind Köpfungen und Durchhaue, wo alle Bäume in gerader Linie geköpft werden, und die Seiten wie eine Wand aussehen, wie man sie häufig im Walde, wohl auch in Parkanlagen ausgeführt sieht. Selbst wenn man sich die Mühe gibt, die Durch- sicht abzurunden, ist sie noch im hohen Grade unnatürlich; denn dann sieht sie aus, wie eine Rinne. Hierbei darf die Hand des Menschen nie bemerkbar wer- uen, Die Spuren davon müssen wenig- stens bald unsichtbar werden. Die Haupt- sache ist, dass überall einzelne , die Aussicht. nicht hemmende Wipfel und Seitenäste hervorstehen. Bei Aussich- ten von Anhöhen genügt meistens schon das Abhauen oder Köpfen der näher- stehenden Bäume. Solche Aussichten über Wipfel sind immer schöner, als schmale Durchaue bis auf den Boden. Eine Aussicht darf nie alleemässig aus- fallen und muss, durch grössere Holz- flächen gehend, immer eine gehörige Breite haben. — Nadelholzbäume köpfe man nur im dringendsten Falle. Muss es aber geschehen und zieht man nicht die gänzliche Entfernung vor, so müs- sen die Spitzen dicht über einem Ast- quirl abgehauen werden, so dass von unten der Hieb nicht gesehen wird. Kann man die obersten Aeste in die Höhe und zusammenziehen, so ver- schwindet die Missgestalt grossentheils ; diess wird sich jedoch selten ausführen lassen. Uebrigens bilden auch grosse Nadelholzbäume häufig niedere Spitzen. Zuweilen ist es nöthig, Bäume und Sträucher stark zurückzuschneiden, um eine neue Verpflanzung mit der bestehenden zu verbinden, und in diesem Falle ist es sogar zweckmässig, in die alte Pflan- zung Lücken zu hauen und diese neu anzupflanzen, weil so ein natürlicher Uebergang vermittelt wird und die neuen 274 Pflanzungen mehr Luft und Licht be- kommen. Dabei werden die vorhande- nen Bäume aber so eingeschnitten, wie es oben bei den grossen Bäumen ver- langt wurde, so dass die gewaltsame Massregel so wenig als möglich bemerkt wird. Man will nur die Wirkung, nicht die Arbeit selbst sehen. Im grossen Parke wird, ausser wenn besondere Wirkungen hervorgebracht wer- den sollen und wenn die Deckung und die Erhaltung der Bäume und Ordnung es nöthig macht, nie an den Bäumen oder Gebüschen etwas geschnitten. Das würde nicht nur eine ungeheure Arbeit verursachen, sondern auch die natürliche malerische Ausbildung der Gehölze ver- hindern und ein steifes Ansehen hervor- bringen. Selbst trockenes Holz darf nicht immer entfernt werden, so z. B, nicht an alten ehrwürdigen Eichen, aus- ser, wenn noch eine Verjüngung mög- lich erscheint ; denn solche Aeste sehen, namentlich an Eichen höchst malerisch aus, Mitunter hat sich aber ein frei- stehender Baum mit regelmässigem Kron- bau z. B. eine Linde von selbst oder in Folge früher Beschneidung oder Köpfung so rund und steif gebaut, dass er miss- fällt. In diesem Falle kann man durch Wegnahme einiger starken Aeste Lücken und tiefe Einschnitte in der Krone her- vorbringen und so eine im malerischen Sinne schöne Krone bilden, Solche Fälle sind indessen selten und auch ku- gelige Kronen sind hie und da am rech- ten Platze. Zurück gehende, kein frisches Wachs- thum mehr zeigende oder von unten in den Aesten kahl gewordene Kronen müs- sen bis auf starke Aeste, oder bis auf den Stamm abgeworfen oder geköpft werden, und es vertragen dies alte Bäume gut, welche leicht aus dem Stocke ausschla- gen. Der Baum muss übrigens noch Gartenflora Denischlands und der Schweiz. Lebens- und Wuchskraft genug haben,. wenn dies gewaltsame Verfahren hel- fen soll, und es ist soviel als möglich zu vermeiden. Oft vergehen viele Jahre, ehe der Baum wieder gut aussieht, und immer bekommt er eine steife, unnatür- liche Krone, die auf die oben erwähnte Weise durch Ausschneiden der starken Aeste wieder ein natürliches Aussehen bekommen muss. Am häufigsten kommt ein solches Köpfen bei Alleen vor, und wenn Gebäude gedeckt werden sollen oder von den Bäumen leiden. Hier ist es oft unvermeidlich, und durch recht- zeitiges Köpfen wird häufig die Pflan- zung noch viele Jahre erhalten. Gebüsche , welche unten kahl wer- den, müssen zuweilen ganz auf altes Holz eingeschnitten werden; denn der Strauch, das Buschholz muss bis auf den Boden grün und voll sein. Wird übrigens noch rechtzeig gelichtet bei der Pflanzung und in den meisten folgenden Jahren der Schnitt richtig ausgeführt, so tritt dierer Fall bei freistehenden Gruppen selten ein. — Ganz anders ist es im Blumenpark, das ist der mit Blumen verzierte, garten- mässig gehaltene kleine Landschafts- garten. Hier wird das Hauen und Be- schneiden noch gewissenhafter ausge- führt und es ist nöthig, dass die Sträu- cher, besonders an den Rändern im Sehnitt gehalten und die Stämme stets frei von Räubern und Wurzeltrieben ge- halten werden (was übrigens auch bei frei gesehenen Parkbäumen der Fall sein muss). Die Gesträuche müssen nicht nur immer in gehöriger Form gehalten, sondern auch an den Rändern der Dieh- tickeit wegen zurückgeschnitten werden; ebenso, wenn die Wege beengt oder Blumen vor den Gesträuchen angebracht werden. Diese Nothwendigkeit hat zu dem üblen Gebrauch geführt, alle Busch- I, Originalabhandlungen. ränder im Schnitt zu erhalten. Dies ist höchst fehlerhaft. Dadurch wird nicht nur die natürliche Form verdorben, und jenes schöne, malerische Ueberhängen ' und Vortreten verhindert, sondern es wird auch häufig die Blüthe dadurch vernichtet. Die sogenannte Ausladung (um mit den Malern zu reden), das starke Hervortreten aus der Holzmasse ist eine an den Holzpflanzen nicht ge- nug zu schätzende Eigenschaft, die man befördern, aber nicht durch Sehneiden verhindern sollte. Wählen doch den- kende Künstler für die Holzränder und Aussenlinien vorzugsweise Holzarten mit schönen Ausladungen; wie unsinnig ist es daher, diese reizende Unregelmässig- keit zu beseitigen und durch den Schnitt unmöglich zu machen! Man beschränke sich daher bei demBeschneiden auf das Nothwendigste, schneide hie und da einzelne kahle und zu hoch gewordene Rundpflanzungen ganz zurück und sorge durch einen überlegten Schnitt, dass die Randpilanze immer voll und schön bleibt. Stehen Sträucher am Rande, die fort- während unten kahl bleiben (z. B. Lo- nicera tatarica), so beseitige man sie, denn sie passen nicht hierher. Viele schön blühende Sträucher blühen nicht, wenn sie geschnitten werden, bei andern 215 ‘befördert der Schnitt den Blüthenreich- thum, doch ist letzteres selten der Fall. Muss man daher blühende Sträucher schneiden, so geschehe es nur bei ein- zelnen, nicht bei allen einer Pflanzung zu gleicher Zeit, damit es immer Blü- then gibt. Einzelne Sträucher müssen dann stark geschnitten werden, um dann wieder mehrere Jahre unberührt zu blei- ben. Blühende Sträucher, welche den Schnitt nicht vertragen und doch kahl werden, oder zu stark wachsen, beseitige man lieber ganz aus der Randpflanzung. Wenn Blumen vor Gebüsch gepflanzt werden, was übrigens nur hie und da an besonders in die Augen fallenden Stel- len, keineswegs aber von allen Rändern der Fall sein darf, wie es häufig geschieht, so müssen diese das Gebüsch decken, oder so weit davon aufgestellt werden» dass sie, ohne die Sträucher hecken- mässig beschneiden zu müssen, gut fort- kommen. Man wähle übrigens an Ge- büschrändern vorzugsweise solche, die sich in überhängender Stellung gut aus- nehmen. — An Wegen werden die Gebüsche durch vieles Beschneiden häufig wie Hecken. Dies ist immer hässlich, und man muss die Randpflanzung mög- lichst zurückzudrängen suchen. 3) Ueher die Elemente der Wirkung in der Gartenkunst. Von Herrn C. Loewe, Gartenkünstler in Zürich. (Fortselzung.) Kent, der Engländer, löste die Poe- ten in der natürlichen Gartencomposi- tion ab und trug die Gedanken in die Wirklichkeit. — Er wär ursprünglich Maler und bemerkte die Aehnlichkeit der Landschaftsmalerei mit der Garten- kunst im Prineipe; er wurde Gärtner und Baumeister, blieb aber Maler als Gärtner und Baumeister, Daher sah er im Garten wesentlich nur auf die Far- benwirkung und auf das malerische Princip, vernachlässigte darob die For- 276 men, quälte die Architeetur und sün- digte gegen die Wahrheit. Seine An- hänger und Nachfolger dehnten seine Manier noch weiter aus, bis zu den äus- sersten Extravaganzen, führten Brücken ohne Wasser und falsche Facaden ein, einzig des malerischen Effektes wegen und kamen zuletzt so weit, dass sie die Malerei förmlich mit der Gartenkunst ' vermischten und auf Bretter und Mauern gemalte Aussichten, Gebäude, Statuen, Felsen, Wasserfälle u. dgl. anwendeten. Dahin war man am Ende von der abso- luten Naturnachahmung nach dieser Rich- tung hin abgekommen. Doch, auch diese Uebersteigerung des Malerischen in der Gartenkunst ist nun glücklich überwun- den, die groben Farbenklexe fielenbald als verdorrte Schuppen ab, das fei- nere ätherische Farbenleben blieb, um in ihren Geist hineinzuwachsen, und heute hat es den Anschein, als könnten ‘nur noch untergeordnete Abnormitäten nach dieser Richtung hin entstehen, die sich in Farbenlärm statt seelenvollem Wechsel, in neben einander gepflaster- tem Auftrage,, statt harmonischem Aus- guss, in Verschleppung statt in Samm- lung der Farben bei der Gruppirung, bei Anwendung der Blumen und der an- gestrichenen Gegenstände der Architec- tur hin und wieder äussern. Im Wesen der Gartenkunst ist das malerische Prineip mit eingebunden und zwar beim natürlichen Style in einem Verhältnisse, dass auch wir schon diese Kunst gewissermassen eine Art Malerei nannten, deren Farben wirkliche Gegen- stände seien; allein unbedingt domini- rend ist das Prineip nicht, nur hervor- stechend im Consoniren mit den übri- gen, höchst einflussreich natürlicherweise schon desswegen, weil der Garten vor- zugsweise durch das Auge genossen wird. | "bedarf, in dem er von so vielen ver- Aber die Malerei des Gartens, die Far- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. bengebung, die Reizung des Auges und Erregung des Gemüthes durch Farben- fülle, Wechsel und Harmonie ist nicht einziges Medium der Correspondenz des objectiven Natur- und Kunstgeistes mit dem subjectiven des Geniessenden, son- dern es will uns fast scheinen, als seie es die Principalsprache , meist nur mo- difieirend und secundirend, wie wir Spä- ter sehen werden. Aber sowohl durch Einverleibung des absoluten Farbenle- bens und Farbengeistes, als auch des Geistes der Malerei als Kunst hat die- ses Prinzip den geistigen und körperli- chen Typus der Gartenkunst wesentlich vervollkommnet. Auf ihm basirt das erste Eintreten derselben ins Kunstgebiet durch Verleihen absoluter Schönheit, der das Auge so sehr fesselnden Farbenschön- heit, der die Farbenharmonie und Spra- che auf dem Fusse folgt. Das Kunst- prineip der Malerei construirt im Garten aus einer Anzahl wirklicher und sepa- rater Gegenstände harmonische Bilder und es folgen dieser Eigenschaft eine ganze kleine Welt voll abhängiger Dinge. Zuerst zieht es alle Gegenstände, also besonders auch die der Baukunst undPlastik wie eine verführerische Nym- phe zu sich in die klare Fluth des rela- tiven Scheines und macht sie zum Bilde, die Facade hat z. B. gewissermassen aufgehört, architeetonisches Werk zu sein, sie wird ein Theil des landschaft- lichen Tableau und daraus leiten sich wiederum hundert andere Gesetze für den Gärtner und Baumeister ab. Im Ferneren sind die Austheilung von Licht und Schatten, die Nothwendigkeit der Ruhepunkte, der Points de vue, die Ein- rahmung hervorstehender Objekte, alles Dinge, die im malerischen Kunstprin- eipe ihre Wurzel haben, nicht weniger die Berücksichtigungen, die der Garten I. Originalabhandlungen. schiedenen Punkten aus stets ein Tableau darstellen soll, die perspectivischen, op- tischen und dioptrischen Geheimnisse und Wirkungen, die Aufweisung des Hell- dunkels uud Brechung harten Lichtes, überhaupt die Welt der zaubervollen Schattengeheimnisse, die Abtheilung des Gartens in Vor-, Mittel- und Hinter- grund u. s, w., kurz bereits alle Gesetze und Eigenheiten der Landschaftsmalerei selbst. — In dieser seitlich prineipiellen Verwandtschaft der natürlichen Garten- kunst mit der Landschaftsmalerei liegt wahrscheinlich der Grund, auf welchen Vischer ihren Artcharakter als anhän- gende Form der Malerei basirt,, allein wie uns scheint, fälschlich; — es ist ein starkes Anklingen, eine höchstens nur specielle Verwandtschaft — mehr kaum. Denn wenn auch allerdings der landschaftlichen Stylrichtung der Garten- kunst eine prineipielle Verwandtschaft im geistigen Typus nachzuweisen ist, SO ist dieses nicht derFall im körperlichen; ferner beschlägt diese Verwandtschaft die symmetrische Stylrichtung sehr wenig, und es kann daher, besonders da die Land- schaftsmalerei selbst nur wieder ein Ab- zweig der eigentlichen Malerei ist, jene Verwandtschaft nur eine seitlich spe- cielle, keine generelle sein. Der abso- lute Schein, der in der Malerei erste Be- dingung ist, mangelt bei der Gartenkunst gänzlich, oder wäre eine Sünde, wie wir bei Kent angedeutet; jede Realität des Stoffes, in der Gartenkunst als Reprä- sentantin von Wahrheit und natürlicher Wirklichkeit erstes Gesetz, erscheint in der Malerei als eine Tändelei, wie z. B. die Landschaftsstücke mit eingefügten Uhren. Weitere wichtige Momente tre- ten noch hinzu, jedoch haben wir die- ses hier nur im Vorbeigehen gesagt, da- mit man nicht einzelne Stellen als Waffe gegen uns selbst gebrauche; denn wir 217 sind hier eigentlich am Aufbauen, um später ausscheiden zu können. — Es ist indess höchst wahrscheinlich, dass das Aufleben der Landschaftsmalerei um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts den ersten Keim zum Uebergang vom symmetrischen Styl zum freien, natürlich landschaftlichen gelegt hat. Die geistvol- len und idealen Landschaftsstücke eines Claude Lorrain, Poussin, Ruysdaelund An- derer mochte die Phantasie der Poeten zu- erst anregen und diese bauten die idealen Landschaftsbildungen weiter aus und ver- allgemeinerten dieselben, so dass, als der Uebergang von Kent thatsächlich gewagt wurde, sichein gut bearbeiteter Boden im Publikum bereits vorfand, woraus sich auch der merkwürdig rasche Aufschwung und Sieg der neuen Stylrichtung gegenüber der alten zum Theil erklären lässt. Im Uebrigen bedingt also das Her- vorstechen des malerischen Prineips die besondere Stylrichtung des natürlich Landschaftlichen und des ungezwunge- nen Künstlichen, gegenüber dem symme- trisch Gebundenen, welche Erstere wir heute als vornehmsten Typus der Gar- tenkunst ansehen müssen. Es liegt offenbar nicht im Charakter und der Bestimmung der Gartenkunst, mit dem Zaunpfahl auf ihre Gedanken hinzuweisen. Dieselben sind feingeisti- ger Natur, mehr sentimental und ver- schämt und wollen nur durch ein feines Gefühl gekostet werden. Zu ihrem vol- len Genuss gehört daher eine ausge- bildete, durch keine einseitig materielle Lebensanschauung und Richtung verdor- bene Empfindung. Daher kann nur der- jenige Kaufmann, Gelehrte, Krieger oder Mann jedes anderen Faches ihr wahrer Freund und gründlicher Kenner sein und sie vollkommen gustiren, der trotz tiefem Eingehen und Ergreifen seines Berufs- faches, trotz allen Freudengenüssen und 278 Stürmen des Lebens sich jene ruhige, heitere, übersichtliche Lebensanschau- ung bewährt hat, dessen starker Geist in den Fluthen menschlichen Treibens nicht unterging und dem die Natur dabei ein gutes gefühlvolles Herz gab, wie uns viele, wir dürfen sagen, eindringli- che Beobachtungen gelehrt haben. Es liegt hier wiederum einer der vielen radialen Fäden, durch welche sich die Gartenkunst so mannigfach mit der Phi- losophie verkettet, dessen Verfolgung auf sehr interessante Momente führen würde, dem wir aber, als ausser unse- rer gegenwärtigen Aufgabe liegend, hier nicht weiter nachgehen können. Er wird indessen weiter unten noch ein Mal schärfer in dieselbe eingreifen. In Be- zug auf die Art ihrer Wirkung gränzt die Gartenkunst mehr ans Gebiet der Musik und der reinen Mimik , welche ebenfalls vornehmlich auf die Empfin- dung influiren. Es ist ein arges Miss- kennen ihres Geistes, wenn man von ihr Effekte fordert, wie sie die Genre-Male- rei, die Dichtkunst u. s. w. geben kön- nen; ihre Sprache ist eine andere, ah- nungsvollere, die bisher seltener, jeden- falls nicht allgemein verstanden wird, und weil man sie nicht verstand und Knalleffekte wollte, griff man zur Bau- kunst und Plastik. Nun besteht zwar eine organische Verbindung zwischen jeder von diesen beiden und der Garten- kunst, die aber vorläufig noch nicht im symmetrischen und plastischen Principe zu suchen ist, sondern lediglich in den Gebilden. So tritt z. B. das Bauwerk in vielen Fällen zusammen mit dem Gar- ten, um ein neues Medium zu bilden. Es ist nun allerdings zuerst das practi- sche Bedürfniss gewesen, was das Bau- werk und den Garten zusammengeführt hat, der practische Nutzen des Gartens als Culturland und die Nothwendigkeit, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. einen wohnlichen Raum innert seines Culturlandes zum bequemeren Aufent- halte und zu anderen Zwecken als Baute herzustellen. — Als der stets und überall thätige Verschönerungstrieb des Menschen , beiden den Stempel seines Geistes aufzudrücken begann, traten beide in eine innigere und geistigere wechselseitige Beziehung zu einander. Der Garten wurde zur „erweiterten Wohnung“ wie ihn der geistvolle Pückler nennt, das Bauwerk bildete bald den Hauptaugenpunkt für den Garten, und da es stets als Inbegriff von häus- lichem Zusammenleben, Familiarität und täglicher Beschäftigung genreartig wirkt, verleiht es dem Garten eine neue, vom absolut freien Naturleben und Natur- geiste verschiedene Charakteristik. Diesen genreartigen Charakter der Baute, sobald sie mit der Landschaft zu- sammentritt , hat aber nicht allein das Wohnhaus; der Tempel und die Kapeile werden im Garten und der Landschaft zum Ausdruck des religiösen Cultus; der Pavillon und die Laube zu dem des gemüthlichen Land- und Stillebens. Daraus geht unzweifelhaft hervor, dasszur Durch- führung eines einheitlichen Gedankens eine geistig organische Verbindung un- ter den Baugebilden selbst sowohl als jedes einzelnen mit dem Garten bestehe oder erzielt werden müsse, wenn nicht grelle Disharmonie in das ganze Werk geworfen werden solle. Eine grössere Anzahl setzt daher schon der Gefahr dieser Disharmonie aus, und bei einer Ueberfülle ist sie nicht zu vermeiden, besonders wenn man erwägt, dass man, um wechselvoller zu sein, fast immer in den Fehler verfallen muss, verschiedene | Baustyle, also wieder verschiedenen Aus- druck allzunahe an einander zu reihen, — Nun ist bekannt, wie wenig wählerisch, wie wenig delikat, wie marktschreierisch I. Originalabhandlungen. man mit Aufstellung aller Arten bauli- cher Gebilde in den Gärten war, wie häufig man heidnische , türkische und ‚ christliche Tempel durch einander und unter diese wirthschaftliche und zweck- lose Luxusbauten warf, so dass der ei- gentliche Gartentypus, der eine einheit- lich durchgeführte Composition hätte sein können oder sollen, zum blos de- corativen Abschluss und Fussgestell der sinn-- und geistlosen Musterkarte von Baustylen herabsank. — Im Allgemeinen scheint es, sind 4 Haupt -Fälle gedenk- bar, innert denen eine gute Vereinigung der Bau- und Gartengebilde möglich ist. Im ersten derselben dominirt das Bauwerk. Seine Grösse, Bestimmung, Monumentalität, seine strenge durchge- führte einheitliche Architectur iwuperiren ; es vergibt nichts von der vollendeten Herrschaft strenger Symmetrie, durchge- führter Linien und reiner Verhältnisse. Der Garten, hier ausschliesslich nur Vor- grund, muss sich fügen, auf sein Object beziehen, als Vasalle die eigenthümliche, steif zugeschnittene symmetrische Livrde tragen und das decorative Piedestal des- selben sein. Die Facade wird hier nicht „ein Bild“ oder wenigstens nur von entfernten Standpunkten in Verbindung mit der ganzen Gegend, der vorliegende Garten aber kann und soll seinen erha- benen und eigenthümlichen Charakter nicht umwandeln wollen. Das Bauwerk ist in diesen Fällen meist ein öffentli- ches und kann der decorativen Zuthat gänzlich entbehren, um gleichwohl noch ein vollendetes Meisterwerk zu bleiben. Dieses scheint uns zu erklären, warum die alten Griechen für landschaftlich gartenmässige Umgebung ihrer herrli- chen Bauwerke, man kann sagen, gar nichts thaten, also auch von der Deco- ration ihrer Bauwerke aus nicht auf die höhere landschaftliche Gartenkunst ge- 2719 führt wurden , und da sie bekanntlich auch keine Landschaftsmalerei hatten, konnte dieses Gebiet des veredelten Schönen von ihrer sonst so kunstsinni- gen Natur übersehen werden, Die glei- che Bewandtniss mag es mit den Rö- mern haben in der besten Zeit. Auch da wo bei Villen der Griechen und Rö- mer bereits Gärten auftreten, war es vor- nehmlich nur die Terrasse und Allee, welche eine mehr ästhetische Bedeutung gehabt zu haben scheinen, also auch wie- der plastisch -architectonische Momente. Als ferner der gothische Styl im Mittelalter durch seine erhabenen Cathe- dralen eine hohe Ausbildnng erhalten hatte und — ungemäss, wie wir nach- her zeigen werden — auch auf andere Bauwerke angewendet wurde, finden wir nirgends, dass grosse und geniale Bau- meister eine gartenmässig decorative Um- gebung als besonders nöthig erachtet haben, und finden das Gleiche auch in der neueren Zeit. Obwohl gewiss ein inniger Verehrer und Verfechter der Gartenkunst, können wir dieses begrei- fen und unter Umständen gerade nicht tadeln aus den angeführten Gründen. Indess kann ein ähnliches Verhältniss auch bei Gebäuden zu Privatzwecken und ganz einfacher Architeetur vorkom- men, nämlich dann, wenn der allzube- schränkte Raum oder die Oeffentlichkeit der Lage eine freie natürliche Behand- lung nicht zulassen, In diesen Fällen steht aber bereits eine Verschönerung, welche wenigstens die Facade landschaft- lich — „zu einem Bilde“ — macht, besser als jede andere. Im zweiten Falle tritt Bauwerk und Garten zu einem Gebilde, bei dessen Charakter beide sich ungefähr gleich stark betheiligen, wie z. B. in der Villa, Hier bedarf der Garten des Bauwerkes und dasselbe hinwiederum des Gartens, 280 Jedes des Andern zum Ausdrucke seines Charakters als Theil, und beide einan- der als Ganzes. Das Bauwerk hat hier bereits nicht mehr sein einheitlich durch- geführtes Linienspiel , die Gartenkunst hat .die gefrorne Musik etwas aufge- thaut, die Linien musiziren hörbarer mit angenehmen Variationen innert erlaubten Grenzen, daher werden wohl, wie wir schliessen , derartige Aufgaben zu unta- delhafter Lösung zu bringen , selbst für den genialeren Architeeten schwierigere Probleme sein. Es hat sich aus diesem gegenseitigen Verhältniss bereits ein ei- gener Zweig der Architectur gebildet, die sogenannte Gartenarchitectur, die selbst für die ernsthaftere Richtung man- ches Gute, für das Auge manches Zier- liche, indess zuweilen auch den Schnör- kel und die malende Architectur wieder zu Tage gefördert hat. Am vollkom- mensten scheint sie sich im italienischen Baustyle auszuprägen, ist aber vielleicht, — zurückgeführt auf richtige Elemente, und vollkommen verstanden, noch höhe- rer Ausbildung fähig, und am ehesten berufen , der erwartete Messias unserer heutigen Architeeten zu werden. — Mehr davon — später. — — Auf der andern Seite hat auch der Garten, obwohl land- schaftlich auf die Täuschung verzichtet, für absolut freie Natur zu gelten, ohne sich dem durch die Kunst gänzlich ge- bundenen Symmetrischen allzusehr in die Arme zu werfen; es wird der gegensei- tige Einfluss des Letzteren und des Na- türlich Freien merklich verspürt, ist ein feines geistiges Wellenspiel, unbeschreib- bar. Im Ganzen aber sind Bauwerk und Garten, — Braut undBräutigam — durch ihre Verlobung ein Individuum gewor- den, ein verbundenes Paar — und gehen bald im einfachen Negligee, bald im Sonntagsstaate aus. Im dritten Falle dominirt der Garten, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Seine Haltung macht Anspruch, für ab- solut freie Natur gehalten zu werden, obwohl dieselbe durch die Kunst zusam- mengezogen und idealisirt ist. Das ge- bundene Kunstwerk als Baute erscheint in diese Natur verlegt und richtet sich daher nach dem Charakter der Land- schaft, beziehungsweise der Partie, die Würde, der Ernst, die Grösse der Gar- tencomposition schreiben auch dem Bau- werk Einfachheit, solide Bestimmung und Würde vor und weil die Architec- tur dadurch veranlasst wird, zum Monu- mentalen zurückzukehren, drückt diese Haltung und die der Gartenlandschaft ihren Gebilden den Stempel als Werke der Natur auf. Es ist hauptsächlich der Park, in welchem sich Schloss - und Burgartige Gebäude, Kapellen und Rui- nen, solide Bogenbrücken und plasti- sche Portale mit einer grossartigen und natürlich frei gehaltenen Gartenland- schaft verbinden. — Im vierten Falle wird das Bauwerk ausschliesslich decorativ für den Garten, lebt ganz für ihn und richtet sich nach seinen Zwecken’, ohne andere wesentliche Nebenabsicht. Es hat einen mehr ephemeren Charakter, wie z. B, die Pavillons, Verranden, die modernen, von Holz oder Eisen con- struirten Lauben u. dgl. Aehnlich wie das Bauwerk wirkt das plastische Kunstwerk im Gegensatze zum freien Gartencharakter stets mehr genreartig — im Allgemeinen, — im Besonderen hat es überdies seinen ei- genen individuellen Ausdruck. — Aber diese genreartige Wirkung ist eine an- dere als die des Bauwerkes, weil es andere, weniger practische und reale, sondern hauptsächlich nur ideale Mo- mente einführt. Natürlicherweise kön- nen wir uns unmöglich mit jeder Aus- schweifung und jeder Narrheit befassen und müssen daher die hölzernen Ein- SH. Lorexca REEL EG 7, Z 2. 0aE- HH ao 307,72 G CIE Farbendr.v.A.Kolb.Nbg. u gr set > Potermenp zum p> une — Tem > SA ZUBE > "Sn Zu a an a: DaEnGen EEL en hen inn rn A T T L. Originalabhandlungen. siedler und die plastischen Kinderkunst- stückchen mit wasserspeienden Vögeln und Vierfüssigen und dergleichen Kramla- denwaare, die man früher so häufig ex- celliren liess, mit einem Male abthun. Aber selbst ‘bessere plastische Kunst- werke treffen wir hin und wieder heute noch in den Gärten, die hieher passen wie die Faust aufs Auge. Mussten wir schon bei der Baukunst andeuten, wie unumgänglich nothwendig es sei, ein geistig Einheitliches durchzuführen, so können wir dieses bei Anwendung pla- stischer Gebilde nur wiederholen. Bü- sten lebender Celebritäten mit Heroen des Alterthums, bronzene Vögel, Eber aus Blei und steinerne Hirsche, ideale Göttergebilde und gespensterhafte Ein- siedler in einem Durcheinander wie am jüngsten Tage bei Auferstehung alles Todten durcheinander zu mengen, ist ein Verstoss gegen allen Verstand, allen Geschmack und jegliches Gefühl. — Für gute Verbindung plastischer Werke mit dem Garten scheinen ebenfalls 4 maassge- bende Momente obzuwalten. Der erste beschlägt die Verbindung des monumen- talen Bildwerkes mit dem Garten, sei dessen Charakter nun ein mehr univer- seller oder ein mehr personeller. Im ersten Falle wird die Gartenumgebung, das Objective der Handlung und dama- ligen Zeitumstände möglichst berück- ' sichtigend, ausschliesslich decorativ und einen Charakter würde z.-B. die beab- sichtigte gartenmässige Verschönerung des künftigen Winkelrieddenkmals erhal- ten müssen, ja vielleicht liesse sich durch eine derartige Vereinigung eine Combi- nation finden, welche die Schwierigkeit, der die Behandlung dieses Gegenstan- des durch die Plastik im Wege steht, beseitigte, neu originell und zweckent- sprechend wäre; in letzterem Falle auf die freundschaftlich liebende Rückerin- IX, 1857. 281 nerung hinweisen und an und für sich mehr selbstständig werden, wie z. B. das Denkmal mit Gartenumgebung für einen verschiedenen Freund oder Gatten. Alle solche Gebilde haben das Charak- teristische der Zeitvergangenheit , dank- baren Angedenkens, stiller Trauer und besonders aber der Würde. Daher kann ein Denkmal für einen verendeten Schoos- hund oder Kanarienvogel im Garten stets nur einen üblen Eindruck machen. Zum zweiten Momente gehören die Verbindungen des an sich genreartigen Bildwerkes mit der Gartenpartie. Seine Motive sind hauptsächlich auf mensch- liche Handlungen basirt, die sich ganz mit der betreffenden Gartenpartie amal- gamiren lassen, ohne auf fremde ab- schweifende Momente zu führen , dess- wegen, obwohl ideal, doch andropolo- gisch, fast stets mit einer sentimentalen Färbung. Das Opus liegt gewöhnlich in der Zeitgegenwart, Das Thierbild, — bereits auch genreartig — ist ausge- schlossen, weil es zu stumm und bereits auch zu landschaftlich ist und nicht den nothwendigen Gegensatz höheren idea- len Hauches oder harmonirende Realität mit der ebenfalls mitwirkenden wirkli- chen Landschaft hat. — Nach unserem Ermessen sind die aus dem Leben ge- griffenen genreartigen Bildwerke bei un- seren heutigen Anschauungen die pas- sendsten, aber am schwersten aufzufin- denden und zu. behandelnden Objecte der Plastik für unsere Gärten. Das Meisterwerk in dieser Art ist das Mäd- chen mit dem zerbrochenen Kruge vom birkenbeschatteten Brunnen kommend, im Garten zu Kleinglienike bei Pots- dam. Der dritte Moment fasst das abso- lut ideale Bildwerk in sich. Dasselbe trägt hervorragend einen divinatorischen Charakter und weisst desshalb gewisser- 19 282 massen in die Zukunft der Zeit. Letz- teres scheint anfänglich ein Widerspruch, weil es vornehmlich die antiken Gotthei- ten sind, die im Garten aufgestellt wer- den. Allein man muss sich erinnern, dass dieselben nicht den Charakter als Monumente für frühere religiöse An- schauungen haben , sondern im Garten die geistige Quintessenz eines Naturge- bietes darstellen, eine göttliche Kraft repräsentiren — personifieirt: — ganz das sind, als was sie die Gebildeten unter den Alten sich auch vorstellten. Daraus folgt sogleich, dass nur solche Gottheiten in den Garten zulässig sind, die einen Ausdruck involviren, welcher der Gartenpartie angemessen ist: Die Gottheit saugt die umgebende Partie ein und haucht sie aus. Aber das ge- genseitige Verhältniss wird dadurch sehr delicat, weil hier die Frage eintritt, wel- che Potenz jedem von Beiden zukommt, welches den überwiegenden, welches den richtigen, geistigeren, verständlicheren und wahreren Ausdruck gibt. Der Kunst- werth des Bildwerkes bleibt dabei noch ausser Berücksichtigung, weil wir zuerst das Allgemein Geistige, mit der ganzen Gartencomposition verflochtene, berück- sichtigen müssen. — Denn — streng genommen — haben wir z.B. den Wald, der durch Idealisirung in der Garten- landschaft bereits nicht mehr der abso- lute natürliche Wald ist, sondern der umgebildete verschönerte, so ist damit auch der geistige Typus dieses Natur- gebietes gegeben. Fügen wir nun die- sem Wald den Waldgott bei, der als personifieirter Ausdruck des gleichen Naturgebietes zu betrachten ist, so ha- ben wir den geistigen Repräsentanten dieses Gebietes doppelt, und wie es scheint, einen künstlerischen Pleonas- mus. Das Zuviel wird aber eher auf Rechnung des plastisch künstlich Darge- Gartenflora Deutschlands und der, Schweiz, stellten fallen, weil der idealisirte Wald als organisches Glied des Ganzen seiner Realität und anderer Beziehungen wegen nothwendig ist. Eine personificirte Wäld- gottheit ohne vorhandenen Wald stände nun aber überdiess am unächten Orte. Ungefähr gleich verhält es sich mit der Ceres in der Fruchtflur, dem Bacchus im Weinberge, selbst mit der Flora im Blu- mengarten. Die Gottheit wird in allen solchen Fällen nur allzuleicht als eine steinerne Figur von menschlicher Körperbildung gegenüber dem feinen heiligen Wehen der Gartenpartie erscheinen, besonders wenn ihr nicht der höchste Kunstwerth zu Hülfe kommt. Wir gestehen indes- sen, dass uns diese feine Frage schon seit lange und vielfach beschäftigt hat, ohne dass wir jedoch mit derselben zu einem beruhigenden basischen Abschlusse gelangt sind; wir müssen daher hier im- 'mer noch in vorkommenden Fällen mit einer allgemeinen Appellation vor unser Gefühl treten, das uns dann allerdings meist einen befriedigenden Wahrspruch gibt, aber ohne die feinen Gründe, warum diesen oder jenen. Der Schwer- punkt guter Vereinigung scheint indess nach Allem da zu liegen, wo die Gott- heit zur Verstärkung des Eindrucks der Naturpartie nicht ohne Zweck ist, letz- tere aber andererseits durch die gerin- gere Ausdehnung und mehr künstliche Gebundenheit nicht allzunahe ans abso- lut Freie streift. Zum vierten Momente gehören die- jenigen Kunstwerke aus dem Gebiete der Zierplastik, die vermöge-ihrer rein decorativen Natur sich ganz dem Gar- ten oder seiner Partie subjiciren. Z.B. die Vasen, Urnen u. dgl. Sie tragen einen vorherrschend ephemeren Charak- ter und ihre Gestalt, Grösse, Anzahl, I. Originalabhandlungen. Gattung und Standort wird durchaus vom Gartencharakter bestimmt. Ihre ar- chiteetonischen Formen verweisen sie in den näheren Bereich des mehr gebunden Künstlichen, daher in reguläre Anord- nungen des Gartens und in die Nähe von Bauten. 7 Die Ueberladung, der Gärten mit Bild- werken fand fast jedesmal in der gleichen Zeit statt, in welcher auch eine Ueberfülle von Gebäuden eingeführt wurden: als der symmetrische Gartenstyl bereits über- bildet war und später als der natürliche seine vollere Reife noch nicht erlangt hatte. Ganz gleich wie eine Cummula- tion heterogener Bauten stört eine cha- rakterlose Ueberladung mit plastischen Gebilden den reinen Geist des Gartens. Und dann ist ferner keine Verdauung des Geistig Genossenen möglich ; die Ueberfülle noch mehr aber die ungei- stige Zusammenhangslosigkeit und die 233 gewöhnliche Mittelmässigkeit der Ge- bilde hinsichtlich des Kunstwerthes ma- chen auf den Spaziergänger einen per- turbirenden anstatt beruhigenden Ein- druck und es kann höchstens von einer Befriedigung der Neugier, anstatt von einem geistigen Genusse die Rede sein. — Schwetzingen liefert in einzelnen Par- tien seiner Composition die Belege zu diesem Gesagten. — Es ist besonders der Verstand, welcher durch seine Opera- tionen unnöthige und zwecklose Bauten und eine grössere Mehrzahl plastischer Gebilde bald verwirft und so bald das real Nutzbare mit in den Bereich der Gartenkunst eintrat, haben sich auch diese Uebersteigerungen legen müssen. Im Allgemeinen aber will es scheinen, dass ein festeres und sichereres Geleise diessfalls bisher noch nicht gefunden Sei. (Fortsetzung II folgt.) I Neue Zierpflanzen, a) Abgebildetin „Flore des Serres.“ |langer Zeit hatte England wie mit manchen 1) Fuehsia var. Rosalba. Unter der Menge Varieläten , die jedes Jahr von den beliebten Fuchsien erzielt und verbreitet werden, dürfte die vorstehende neue Form durch ihre zarte, auffallende Färbung besonders gefallen; sie ist, wie schon derName besagt, rosenroth und weiss, die Korolle noch heller gefärbt als der Kelch. (Taf. 1156.) 2) Azalea indica var. Beaute d’Europe. Wurde neuerdings von Miellez in Lille verbrei- tet, Der alten A. variegala ähnlich, aber grös- ser und reicher gestreift und gezeichnel; die Blume mittlerer Grösse, auf röthlich weissem Grunde rosakarmin reich bandirt und geflammt. Sehr schön und empfehlenswerth. (Taf. 1157.) 3) Neue Varietäten von Pensdes. Seit anderen Florblumen, so auch mit den Pensces, unstreilig den Vorrang. Die continentalen Züch- tungen konnten sich mit den englischen we- der an Grösse, noch an vollkommenem Bau messen; die letzten Jahre jedoch haben Vie- les hierin geändert und schon verschmähen die ersten englischen Handelsgärtner nicht mehr, Deutschland, Frankreich und Belgien zu bereisen, um sich nach unsern Züchtungen umzusehen nnd Neuheiten aufzukaufen: ein er- ‚freulicher Beweis des Aufschwunges , den’ die Blumistik bei uns genommen hat. — Unter den conlinentalen Handelsgärtnern hat besonders M. Miellez in Lille in den letz- ten Jahren viel Eifer gezeigt und viel Erfolg gehabt in der Züchtung und Verbreilung schö- ner Spielarten von Florblumen. Wir erinnern nur an die prächligen fünffleckigen Odier- 395° 284 Pelargonien, die eine ganz neue Section bil- den und überall grosse Sensation erregten. Auch mit den Stiefmütterchen (Pensdes) war er besonders glücklich: die vorliegende Tafel bringt 2 schöne Spielarten, Imperatrice Euge- nie, durch sehr zarte neue Färbung, und Leo- nidas durch ganz, besondere Grösse ausge- zeichnet. (In der neuesten Nummer der Stutt- garter lllustrirten Gartenzeitung (Januarheft 1857) sind noch 5 andere ebenfalls sehr schöne Miellez’sche Spielarten abgebildet, die wir hier mit anführen und Freunden dieser schönen Blumen bestens empfehlen wollen; essind: Mdme. Lelandais, Reine des blanches, Incomparable, Mdme. Miellez und Prince Im- perial.) (Taf. 1161.) 4) Stenanthera pinifolia R. Br. Epacri- deae. — Eine immer noch seltene schöne Kalthauspflanze von Australien, im Aussehen den langnadeligen Erica-Arlten nicht unähnlich. Bildet einen niedrigen , buschigen Strauch mit aufrechten, dicht beblätterten Zweigen; Blätter nadelig, gespitzt, abstehend , zwischen ihnen treten die röhrigen,, dreifarbigen Blüthen bü- schelweise hervor; die Blumenröhre ist tief rosenroth, nach der Mündung zu wird die Farbe heller und der enge, kurze Öspaltige Saum ist gelblich grün. Cultur die gleiche der Eriken und Epacris; Vermehrung am sicher- sten durch Samen. (Taf. 1162.) 5) Fuchsia globosa ranunculiflora plena. Von Herrn Coene, Handelsgäriner in Gent, ge- zogen und von Van Houtte angekauft und dem Handel übergeben, zeichnet, sich diese Abart der alten wohlbekannten F. globosa durch die ungewöhnlich starke Füllung der schön dun- kelblauen Corolle auf's Vortheilhafteste aus. (Taf. 1165.) 6) Tradescantia discolor var. vittata Mig. Commelyneae. — Die buntblättrigen und so- genannien Blaitpflanzen sind in neuester Zeit ausserordentlich beliebt und gesucht worden. Man schätzt mit vollem Rechte die bunte Fär- bung, die schöne Zeichnung, die gefällige Form oder die imposante Tracht solcher Pflanzen, die oft mil den schönsten blühenden Pflanzen an Pracht und Farbenglanz wetteifern und de- ren permanente Schönheit für den hinfälligen Blüthenschmuck reichen Ersatz biete. Aus diesem Grunde erklärt sich die ungewöhnlich Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. warme Aufnahme, die manche dieser Pflanzen gefunden haben, wie z. B. Cissus discolor, Dracaena nobilis, Aphelandra Leopoldi, Begonia xanthina marmorea u. a.m., welche in kürze- ster Zeit sich überall einbürgerten, wo nur Ge- wächshäuser existiren. \ Obige neue Tradescantia bringt als Em- pfehlung die ganz gleichen Eigenschaften mit und wird zweifelsohne sich eines eben so war- men Empfanges zu erfreuen haben. — Die Stammform, die bekannte Tradescanlia disco- lor ist seit lange cultivirt worden und zwar auch als Blattpflanze, wegen der violetten Un- terseite der Blätter , aber sie tritt weit zurück gegen ihren Abkömmling, dessen Blätter ihrer ganzen Länge nach oberhalb prächtig goldgelb und hellgrün gestreift sind auf dunkelgrünem Grunde, und herrlich eontrastiren mit dem Trei- chen Amaranthviolett der Unterseiten. — Der erste Besitzer, ein holländischer Gärtner, will diese herrliche Acquisition von einem Amateur erhalten haben , der sie von Batavia importirt hätte; von ihm erkaufte sich Van Houtte das Eigenthumsrecht, und da die Stammart sehr leicht durch Stecklinge sich vermehrt, steht zu erwarten, dass bald diese höchst decorative Pflanze zu billigen Preisen erhältlich sein wird. Van Houtte hält sie für keine Abart der Tr. diseolor, wie Professor Miquel , sondern für eine Varietät irgend einer noch unbekann- ten Art, da die muschelförmigen Bracteen bei dieser neuen Pflanze weit grösser sind, und weil ihre Samen Pflanzen mit einfarbig grü- nen Blättern ergaben. Cultur sehr leicht, im Warmhause, nach Van Houtte verlangt sie neben Wärme und Feuchtigkeit ganz beson- ders die volle Einwirkung des Sonnenlichtes, da dann die bunte Färbung recht intensiv wird. (Taf. 1169 — 70.) 7) Cyclobothra alba Benth. Liliaceae. — Die Cyclobothra-Arten sind sämmtlich califor- nische und mexicanische Zwiebelgewächse mit ansehnlichen, gelben, rothen oder weis- sen, nickenden Blumen. Die vorstehende Art von Douglas in Californien entdeckt und ein- geführt, ist nicht neu, aber dennoch sehr sel- ten; denn sie theilt mit vielen der schönsten und zierlichsten Zwiebelpflanzen das gleiche Loos von der herrschenden Mode nicht be- rücksichtigt zu werden. Wan Houtte hat von + I, Neue Zierpflanzen. jeher , trotz der widrigen Strömung , die nun ein Mal herrscht und der nur Wenige sich zu entziehen vermögen, mit anerkennenswerther Beharrlichkeit diesen armen Verlassenen das Wort geredet und mit grosser Vorliebe ihnen in seinem grossen Eiablissement ein Asyl ge- geben, so dass er jetzt einen wirklich reichen Schatz der seltensten Zwiebelgewächse besilzt, — von denen er häufig auswählt, um die Bil- dergallerie seines vortrefflichen Journales zu bereichern, und um dadurch anregend auf das Gartenpublikum zu Gunsten seiner Schützlinge einzuwirken. — Die äusseren Perigonalblätter der grossen überhängenden Blumen sind rölhlich grün, und bedeutend kleiner als die innern, rein weiss gefärbten , diese sind concav , kugellör- mig gegen einander geneigt, auf der inneren Fläche zart behaart und am Grunde mit einer gelblichen, flachen Honigdrüse versehen. Van Houtte empfiehlt für die Cyclobothra- Arten sowohl, wie für alle anderen zärtlicheren Zwie- belpflanzen, wie die prächtigen Calochortus- Arten, die kleine niedliche Tigridia violacea, die höchst interessante und leider nur zu sel- teneHydrotaenia meleagris, die überaus schöne Bessera elegans u. a. m. die Cultur in Töpfen als sicherer und lohnender für den Amateur. Im Frühling, wenn der Trieb sich eben zeigen will, werden die kühl und trocken überwin- terten Zwiebeln aus dem Winkel des Kalthau- ses, oder wo sie sonst ihr bescheidenes Un- terkommen fanden, hervorgeholt, in frische Erde, am besten eine sandige Lauberde, gepflanzt und dabei zugleich die Theilung oder Abnahme der Zwiebelbrut vorgenommen. Steht jetzt ein Warmhaus zur Verfügung, in das man sie bringen kann, so werden sie um so früher und kräftiger treiben, und bleiben sie hier so lange, bis die Knospen ausgebildet sind; dann freut man sich im Kalthause oder im Zimmer ihrer Blüthe, und nach Beendigung ‚derselben lässt man sie draussen in freier Luft ausreifen und abwelken, ohne ihnen besondere Pflege angedeihen zu lassen, bis man sie ge- gen die zweite Hälfte September wieder in’s Winterquarlier zurückbringt und hier nur dafür Sorge trägt, sie ganz trocken zu erhalten. w (Taf. 1171.) 8) Dianthus pulcherrimus H. Angl. Eine niedliche Zwergnelke, die in deutschen Gärten 285 meistens als D, japonieus geht und in letzter Zeit ziemlich in Vergessenheit geralhen ist, obwohl sie als kaum einige Zoll hohe Minia- turpflanze , gekrönt mit einer fast unverhält- nissmässig grossen, dichten Blüthendolde schön dunkelrother Blumen gewiss alle Beachtung verdient. Das Vaterland und die genaue Zeil ihrer Einführung sind unbekannt, wahrschein- lich stammt sie aus Japan oder China, ist aber nicht zu verwechseln mit D. japonicus von Thunberg, einer ganz verschiedenen Art. Sie fürchtet unsere Winterfröste nicht, denn wie manche andere Stauden, die wir im Winter nieht durchbringen -imFreien, erträgt sie sogar die strengen Winter in St. Petersburg ohne zu leiden, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass im hohen Norden wie auf unsern Gebir- gen eine tiefe und anhaltende Schneedecke die Pflanzen schützt und dass solche Pflanzen bei uns durch das öftere Aufthauen und Wie- dereinfrieren , durch die Nässe und ganz be- sonders durch die warmen Tage im Herzen des Winters, denen dann scharfe Fröste fol- gen, zu Grunde gehen, und dass wir desshalb sicherer gehen, wenn wir sie frostfrei durch- wintern. Vermehrung durch Stecklinge und Theilung. (Taf. 1172.) 9) Lilium cänadense $. flavum, Ker. Ob- gleich diese niedliche Art zu den Martagon-Lilien gehört, sind die Spitzen der becherförmig-glocki- gen Blumenkrone doch nur leicht nach aus- wärts gekrümmt und nicht zurückgerollt wie bei den andern zu dieser Gruppe gehörigen Arten; sie unterscheidet sich dadurch leicht von dem zunächst stehenden L. superbun, bleibt ausserdem niedriger, hat entfernter ste- hende Blattquirle und einen grünen Stengel, während derselbe bei L. superbum röthlich ist. Die Blätter sind auf den unteren Blattrip- pen leicht behaart. Die vorliegende Varietät hat gelbe, eine andere braunrothe Blumen, die bei beiden innen mit dunklen Flecken über- säet sind. Sie wurden schon vor langer Zeit aus Canada eingeführt und sind viel seltener, als man nachihrer Schönheit und leichten Cultur vermuthen sollte. Die Zwiebeln sind, je nach ihrer Stärke 1 bis 12-blumig und dauern voll- kommen aus im Freien, besonders in einem humusreichen, nicht zu nassen Boden. (Taf. 1174.) 286 Gartenflorä Deutschlands und der Schweiz. N 10) Cosmelia rubra R. Br. Epacrideae. | ganz dieselbe , wie bei den übrigen 'Ar- Eine der schönsten, aber auch diffieilsten Neu- holländer-Pflanzen , eine alte, liebe Bekannt- schaft für Manchem, aber für die meisten Gärt- ner dennoch wohl eine ganz neue Erschei- nung; denn sie ist eben so selten und schwer zu erhalten, als sie schön ist. Bildet einen reich verzweigten kleinen Strauch, dessen Ver- zweigungen an der Spitze gracil übergebogen, mit einer einzelnen , sitzenden, herabgeneigten Blume enden. Die dachziegelig gestellten Blät- ter aus erweilertem , halbstengelumfassendem Grunde in eine feine, mehr oder weniger rück- wärts gekrümmte Spilze auslaufend, lassen beim Abfallen durchaus keine Narben an den entblössten Zweigen zurück. Die röhrige Co- rolle ist lebhaft carminrolh, Wurde von dem illustren Robert Brown zu Anfang dieses Jahrhunderts auf feuchtenMooren an der süd- westlichen Küste Australiens entdeckt und blühte zuerst im Jahre 1835 in der früher so berühmten , jetzt nicht mehr existirenden Gärt- | nerei der Herrn Loddiges in Hackney beiLon- don. Vermehrung am leichtesten durch Aus- saat, Behandlung die gleiche wie die der zärtli- cheren Eriken, und feinsten Neuholländer. (Taf. 1175.) 11) Clematis lanuginosa Lindl. 8. pallida. Ranunceulaceae. Eine wirklich neue Pflanze, die noch nicht hinlänglich bekannt ist, kann nicht zu oft besprochen werden; denn sie gewinnt, je besser sie gekannt ist; und dies ist unslreilig der Fall mit der Cl. lanu- ginosa, mit der Fortune vor einigen Jahren unsere Gärten beschenkte, schöne um so mehr, da wir jetzt aus Erfahrung wissen, dass sie unsere Winter ohne jede Bedeckung erträgt, und sie daher als überaus prächtige harte Schling- pflanze auf’s Wärmste empfehlen dürfen. — Unstreitig ist sie die Königin ihres Geschlech- tes: ihre Blumen sind doppelt so gross, als die der so beliebten). azurea grandiflora, de- ren Blumengrösse schon so bewundert wurde, dabei sind die Blumenblätter viel breiter , so dass sie übereinander greifen und eine ge- schlossene, schön abgerundete Blume bilden. Die Blüthenfarbe ist ein sehr zartes Lilablau und die Abart unterscheidet sich nur durch die hellere Färbung. Cultur und Vermehrung ten. (Taf. 1176—77.) 12) Laelia superbiens Lindl. Orchideae. Ogleich die Gatiung Laelia durchgängig nur schöne, ja häufig prachtvoll blühende Arten aufweist, trägt doch die L. superbiens ihren stolzen Namen nicht mit Unrecht, nur ist zu bedauern , dass sie nicht leichter blüht; denn obgleich sie in fast allen grösseren Orchideen- sammlungen seit Jahren zu finden ist, begeg- net man doch selten blühenden Exemplaren. Eine fehlerhafte Behandlung mag theilweise die Schuld tragen, man sollte sie nicht zu warm halten , besonders während der Ruhe- zeit Skinner, der sie zuerst in Guatemala im Jahre 1839 entdeckte, fand sie sehr häufig in Felsschluchten , 20 engl. Meilen nördlich von der Stadt Guatemala. Die kräftigsten Exemplare wuchsen dort in Felsspalten, die gegen Nordwinde geschützt waren, die Schein- knollen massen bis 1°) Fuss, die Blüthen- schafte über 10 Fuss lang, trugen am Gipfel ein prächtiges Bouquet, zusammengesetzt aus mehr als 20 der herrlichen, rosa und purpur- farbenen Blüthen, und Skinner fügt in seinem Reisebericht bei, dass der Boden mit Reif be- deckt gewesen sci, was den blühenden Pflanzen nicht im mindesten geschadet habe. Dies mag uns ein Fingerzeig sein für eine ralionellere Behandlung und vielleicht wird die jetzt su allgemeine Klage über undank- bares Blühen dann sich als unbegründet er- weisen. (Taf. 1178—79.) 13) Azalea indica Iveryana albo - cineta. Die A. Iveryana ist bekannt als eine der schönsten Varieläten der sogenannten indi- schen Azaleen: sie ist ausgezeichnet durch ihre vollkommene runde Blülhenform , und hal rein weisse , dann und wann mit karmin- roth gestreifle Blumen. An einer Pflanze bemerkle Herr Coene in Gent einen Zweig, der stalt der weissen, schön tief rosenrothe und dabei rein weiss gerandete Blumen trug, er vermehrte sorg- fällig von diesem Zweige, und da die zuerst zufällige Abweichung auf diese Weise fixirt wurde und auch auf allen Exemplaren conslant blieb, erstand Herr Van Houtte von ihm das II. Neue Zierpflanzen, Eigenthumsrecht, um diese schöne möglichst bald zu verbreiten. (Taf. 1189.) 14) Tydaea (hybr.) Ortgiesii , Van Houttee Noch ist die herrliche Zocheria magnifica Pl. et Lind. (Planchon bestimmte die Pflanze nach der blossen Abbildung , sie ist aber eine ächte 7’ydaea, .der T. War- scewiezii sehr nahe verwandt, und auch Planchon führt sie zu Z’ydaea zurück;) kaum gekannt, noch hat sie kaum Zeit gehabt, sich durch ihre dunkel purpurscharlachrothen, reich mit schwarz punktirten , grossen Blumen in einigen grösseren Gärten Anerkennung zu verschaffen, und schon geht aus Van Houtte’s Garten ein Sprössling von ihr hervor, und Mutter und Kind werden fast zu gleicher Zeit um die Gunst der Blumenfreunde zu ringen haben. Die Mutter kann sich grös- 237 Form | das Kind hat dagegen durch seinen illegiti- men Ursprung, wie die meisten Pflanzenhy- briden, den grossen Vorzug erhalten, un- gleich dankbarer und voller zu blühen: beide haben reelle Ansprüche auf allgemeine Be- achtung, und beide werden zu den schön- sten Warmhauspflanzen gerechnet werden. Die 7. Ortgiesii ist das Product einer Kreu- zung der Sciadocalyz Warscewicezii mit dem Blüthenstaube der Locheria magnifica, in der Tracht gleicht sie der T. kybr. gigantea; die Blumen sind jedoch weit grösser und viel schöner gefärbt , und zeigen im Colorit die Abstammung von der L. magnifica, wäh- rend die 3 — Ö5blumigen Infloresceenzen und die Form des Kelches und der Corolle der Mutterpflanze ähnlicher sind. (Taf. 1181 —82.) serer und reicher gefärbter Blumen rühmen, (E. 0.) I. Notizen- 1) Ueber einige der wichtigsten | Stärkegehall am grössten ist; die Stämme Producte verschiedener Palmen fin- den wir einen längeren Aufsatz in der Belg. horticole überschrieben, aus dem wir in fol- genden kurzen Notizen das Wesentliche ent- nehmen. — Verschiedene Palmen-Arten, aber besonders Sagus Rumphii, S. laevis und Saguerus Rumphii liefern den bekannten, als leicht verdauliches Nahrungsmiltel geschätz- ten Sago. Diese Palmen wachsen wild auf den zahlreichen Inseln des ostindischen Oceans; sie erreichen nur 20 — 30 Fuss Höhe und kommen gewöhnlich an sumpfigen Orten vor. Ihr Stamm birgt unter einer dicken, rauhen Rinde ein lockeres Mark oder Zellgewebe, das eine enorme Menge Stärkekörner enthält. Diese Stärke ist hier abgelagert als Reserve- nahrung für die Ausbildung der Früchte; denn nach der Blüthezeit, sobald die Fruchibildung beginnt, verschwinden die Stärke führenden Zellen und der Stamm wird ganz leer und hohl. Um die Stärke zu gewinnen, muss der Baum geopfert werden: man fällt ihn, wenn die Wedel sich mit einem weissen Reif be- werden nun gespallen, das Mark heraus- genommen, stark zerstossen und wieder- holt ausgewaschen, um das Slärkemehl von, der Zellsubstanz zu trennen. Die Stärke la- gert sich im Wasser ab und beim Abgiessen erhält man einen weissen, sehr feinkörnigen Niederschlag, der an der Sonne getrocknet, ei- nen Teig gibt, welcher, wenn er sich längere Zeit halten soll, noch gemahlen und am Feuer getrocknet werden muss. Der kömige Sago, der in Europa allein als Nahrungsmittel verwandt wird , erhält seine Gestaltung durch eine weitere Procedur, die bis jetzt noch ein Geheimniss der Indianer geblieben ist. Die Ein- fahr und demnach natürlich auch der Verbrauch des Sago in Europa ist heutigen Tages sehr beträchtlich. England bezieht allein alljährlich über 5000 Schiffstonnen dieses Mehlstoffes und zwar kommt der Sago fast ausschliesslich von Singapore nach Europa, aber diese Stadt ist eigentlich nichts anderes als der Stapelplatz für die indischen Producte; hier ist der Kno- tenpunkt, wo die Productionen der vielen In- decken, da dies der Zeitpunkt ist, wo der | seln des indischen Archipels zusammenströ- 288 men, um von hier aus wieder über die ganze Erde versandt zu werden. — Unter dem Na- men Gomm uto beschrieb der berühmte Rum- phius eine Palme, die von Labillardiere in den feuchten Thälern auf den Molukken beobachtet und von ihm Arenga sacchari- fera genannt wurde. Es ist die Gommuto- Palme eine hohe, staitliche Art, bis 60 Fuss Höhe erreichend und mit einer mächtigen We- delkrone geziert, jeder der gefiederien Wedel misst 15 bis 18 Fuss. — Am Grunde der vertrocknenden Blattstiele ist der Stamm mit “ einem dichten Gewebe starker Fasern umge- ben; diese Fasern bilden für die Bewohner der Tropen eines der nülzlichsten Pflanzen- producte, sie bereiten daraus Zeuge, Stricke» Schiffstaue und eine Menge anderer Hausge- räthe, Diese Faser ist steif und wenig elastisch, und wird daher auch nur selten nach Eu- ropa gebracht, ihre Haupteigenschaft ist, dass sie der Feuchtigkeit sehr lange widersteht; aber noch anderen Nutzen gewährt die Gom- muto-Palme. Durch Einschnitte in die junge Gipfelknospe gewinnt man eine Flüssigkeit, die eingekocht, Zucker, und der Gährung unler- worfen, ein angenehmes Getränk liefert. End- lich werden noch die grünen, unreifen Früchte in Zucker eingemacht und als Confitüren in Cochinchina sehr geschätzt. — Die Cocos- palme, Cocos nucifera L., ist bekanntlich “ eine der grössten Wohlthaten, die das Pflan- zenreich den Tropenländern bietet. Alles an ihr ist dem Menschen nützlich und man hat mit Recht behauptet, dass diese Palme allein dem Menschen Alles bieten könne, dessen er nothwendig zum Lebensunterhalte bedarf. Die Cocosnuss bietet den Bewohnern jener Länder eine wohlschmeckende Nahrung, ein erfrischen- des Getränk, Fasern, die auf manmnichfaltige Weise verwandt werden, eine Schale, die zu kleineren Hausgeräthen und Schmucksachen verarbeitet wird und endlich ein Oel, das im Haushalte ebenfalls nützliche Verwendung fin- det. — Die unreife Nuss ist gefüllt mit einer ansehnlichen Menge einer klaren, wohlriechen- den, säuerlichen Flüssigkeit, die als erfrischen- des Getränk oder zu Saucen dient. Später verwandelt sich dieses Wasser in einen festen Kern von sehr angenehmen Geschmack , der aber zuletzt ranzig und dann schwer verdau- nn Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. lich wird. Wenn die Nüsse ihre halbe Grösse erlangt haben, gleicht die Kernsubstanz einem verdieckten Milchrahm und ist dann eine zarte, sehr gesuchie Speise. Das Oel oder vielmehr die Cocosbulter wird aus der reifen Frucht gewonnen. Diese Butter, allgemein in den beiden Indien gebraucht, ist von speckweisser Farbe, ziemlich fest und hat einen eigenthüm- lichen Geruch, zuerst ziemlich schwach, aber immer stärker und unangenehmer werdend, bis er:zuletzi dem des slinkendsten alten Käse gleichkommt. Ohne diesen Nachtheil würde die Cocosbuller viel häufiger zur Fabrication von Seifen und Pomaden dienen: sie wird jetzt in Europa meistens zur Verfertigung trefl- licher Kerzen verwendet. Im Jahre 1851 er- hob sich die Einfuhr dieses Feltstoffes in Eng- land auf 5000 Schiffstonnen, grossentheils von Manilla und Ceylon bezogen. — Die Fasern der Fruchtschale werden in Indien in unge- geheuren Quanlitäten benutzt und ebenso in grossen Massen nach Europa ausgeführt, wo sie zu Stricken, Matten u. s. w. verarbeitet werden. England bezog 1850 über 10000 Tonnen dieses Rohstoffes, meistens von Cey- lon und Bombay. Die Cocosfiber ist fast so dünn wie die des Hanfes und widersteht län- ger im Wasser, ihre Dauer ist wirklich über- raschend und vielleicht gibt es keine Pflanzen- faser, die besser den Wechsel von Trocken- heit und Feuchligkeit erträgt. InIndien benutzt man sie daher auch vorzugsweise zur Anfer- tigung von Schiflstauen und Fischernetzen. Endlich liefert dieCocospalme auch noch, wie mehrere andere Pflanzen der gleichen Familie, den Palmenwein oder Toddy. In den meisten sonst schätzbaren Werken liest man noch heu- tigen Tages die durchaus falsche Angabe, dass man den Toddy durch Ausschneiden des so- genannten Palmkohls, der Gipfelknospe oder des eigentlichen Herzens der Palme, gewinne. Diese Operalion, die den Baum tödten würde, ge- schieht durchaus nicht in dieser Weise, son- dern man schneidet die Blüthenscheide ein und erhält dadurch den Saft, der durch Gäh- rung zum Toddy wird. Dadurch wird die Cocospalme allerdings verhindert, nicht ganz so viele Früchte zu liefern, da sie aber nicht weniger als 12 Ernten im Jahre gibt, so ver- liert man nur den Erirag eines Monats, wenn NN es REN N ” us IN. Notizen. der Schnitt rechtzeitigund gut gemacht wurde. — Dieser unschätzbare Baum liefert alle Monate reife Früchte, und wo er regelmässig ange- baut wird, trägt man Sorge, die Fruchistände zu verdünnen, so dass nur an jedem 7 — 12 Nüsse ausreifen, da sie sonst an Güle und - Grösse geringer werden. Obgleich die Cocos- nuss für Europa als Nahrungsmitlel keine Be- deutung hat und nur mehr der Curiosität we- gen gegessen wird, führte England im Jahr 1850 dennoch nicht weniger als anderthalb Millio- . nen dieser Früchte ein! (E. 0.) 2) Zur Cultur der Wellingtonia (Sequoia) gigantea. Es sind kaum drei Jahre verflossen, dass mit der ersten Kunde von diesem Riesenbaume Californien’s zugleich zahlreiche junge Samenpflanzen von den eng- lischen Handelsgärtnern Veitch u. Sohn dem Handel übergeben wurden. Jeder Besitzer eines grösseren Gartens, besonders in England, wollte sogleich wenigstens ein Exemplar die- ses vielgerühmten Baumes haben, und ob- gleich der Preis für die ganz jungen Säm- -linge auf 25 bis 50 Franken gestellt wurde,. so war doch bald der grosse Vorrath vergrif- fen, die Pflanze in allen grösseren Gärten zu finden. Jeder behandelle sie natürlich nach seiner Art, die Einen cultivirten sie im Topfe, die Anderen vertrauten die kaum einige Zoll hohen Pflänzchen sogleich der Mutter Erde; Einige gaben ihr gedüngte, schwere Erde, Andere leichte, ungedüngte u. s. w., kurz die jungen Wellingtonien mussten in allen Boden- arten, unter den verschiedensten localen und klimatischen Verhältnissen ihre erste Jugend- zeit durchmachen, und es ist jeizt interessant, die verschiedenen Berichte über ihr Gedeihen zu vernchmen, sie zu vergleichen uniereinan- der, und daraus die Bedingungen zu erralhen, die zu ihrer üppigen Entwicklung erforderlich sind. Die Zeit seit ihrer Einführung ist aller- dings noch zu kurz, die Berichte noch zu unvollständig, um endgültige Schlüsse ziehen zu dürfen, aber wenigstens können wir in Folgendem die bis jetzt gewonnenen Haupt- resultate kurz mittheilen, sowie sie sich aus den Berichten im Gardener’s Chroniele erge- ben. Wie vorauszusehen war, erträgt die Wellingtonia jedenfalls die Winterkälte in ganz 289 England vollkommen ohne alle und jede Be- deckung, da die ganz jungen Pflanzen in al- len Theilen Englands die beiden lelzten Win- ter ohne im Mindesten zu leiden überstanden haben. Es fehlen uns Nachrichten über Ue- berwinterungsversuche in unserem conlinenta- len Klima. Nur von Belgien wissen wir, dass die Wellingtonia z. B. in Gent bei Herrn Van Houlte ohne jeden Schutz sehr gut durchwin- terte; wir dürfen jedoch annehmen, dass sie überall in Deutschland in geeigneter Bodenart noch gut gedeihen wird, wenn es auch der grösseren Vorsicht wegen anzuralhen sein möchte, die Pflanzen in den ersten Jahren zu decken, bis sie vollständig eingewurzelt und hinreichend erstarkt sind. Was die Bodenart betrifft, so kann darüber noch nichts mit. Bestimmtheit gesagt werden: wie den meisten Nadelhölzern, wird ein san- diger, magerer Boden wahrscheinlich auch der Wellingtonia am besten” zusagen. Natürlich hängt das spätere Gedeihen auch sehr von der Beschaffenheit des Untergrundes ab, in dieser Hinsicht fehlen aber noch alle Erfah- rungen. — Die Wellingtonien haben sich bis jetzt überall und in den verschiedensten Bo- denarten durch ein ungemein rasches Wachs- thum vor allen übrigen Coniferen ausgezeich- net, dagegen trat im Sommer 1856 eine eigene Krankheit auf, die zu gleicher Zeit an den verschiedensten Orten beobachtet wur- de und besonders an im Topfe cultivirten oder in schalliger, geschlossener Lage im Freien wachsenden Exemplaren. Diese Krankheit trat nicht sowohl bei ganz jungen, als vor- zugsweise bei den ältesten 3jährigen, schon fast 3 Fuss hohen Pflanzen auf; sie begann durch Absterben der Zweige von den Spilzen abwärts, ergriff dann auch den Gipfeltrieb, und endete fast immer mit dem Absterben der ganzen Pflanze. Manche Pflanzen starben je- doch nicht ganz ab, sondern trieben wieder vom Grunde des Stammes frisch aus, und bei einem im Topf gezogenen Exemplare, welches im Frühjahr ins Freie an einen geschützten, schaltigen Ort gestellt wurde und hier er- krankte, beobachtete man, dass es sich schnell erholte, als es der vollen Einwirkung der Sonne und des Luftzuges ausgeselzt wurde. — Es geht daraus hervor, dass man am be- 290° sten thun wird, die Wellingtonien nicht durch Topfcultur zu verzärteln, nicht durch reich gedüngte Erde ein zu üppiges Wachsthum er- zielen zu wollen, sondern sie getrost in’s freie Land zu setzen, an einer freien Lage, wo Sonne und Luft ungehinderten Zutritt haben, und sie hier ihrem Schicksale zu überlassen; spätere Zeiten müssen dann lehren, in welchen Bodenarten und auf welchem Uniergrunde sie am Freudigsten fortkommen. (Ein 2jähriges Exemplar pflanzien wir im Mai 1856 im hie- sigen botanischen Garten ins Freie an einen Abhang an westlicher Lage, in einer Mischung von Lehm-, Moorerde und Sand. Die Pflanze verlor im Sommer die ältesten, unteren Zwei- ge, trieb dagegen sehr kräftig, und hat den Winter vollkommen gut überstanden, obgleich wir absichtlich nur den Fuss mit Laub be- deckten, und als ganze obere Decke nur ein Tannenreis darüber bogen. —) (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 3) Aussaaten in’s freie Land. — Herr Carriere, der bekannte, tüchtige Chef der Baumschulen des Pariser „Jardin des plantes,“ und seit einem Jahre fleissiger Mitarbeiter an dem praktischen Theile der Flore des Serres, giebt in diesem vortreffllichen journale über das Aussäen feiner Sämereien von Ziersiräu- chern und Bäumen folgende Anleitung. Man bereite das Land zur Aussaat vor, indem es gut umgegraben und fein und eben geharkt wird; bringe dann eine zollhohe Schicht guter Laub- oderComposterde gleichmässig auf, und streue die Samen aus; sind sie sehr fein, so werden sie gar nicht bedeckt, sondern nur angedrückt. Man giesst nun mit einer feinen Brause die Erde hinreichend an, und deckt eine Schicht Stroh darauf. Diese Deckung hält die Erde gleichmässiger feucht und das Sonnenlicht kann nicht den keimenden Pflänz- chen schaden; so wie diese sich zeigen, ver- dünnt man die Schicht, bis sie nach und nach ganz entferni wird und dadurch die Pflanzen auf die einfachste Weise allmählig an Luft und Licht gewöhnt werden. Die gleiche Melhode natürlich aueh bei feineren Samen von Stauden und annucllen Pflanzen mit Vortheil anzuwenden. ist (E. 0) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blumenausstellung in Zürich vom 12.—16. Juni 1857. (Originalmittheilung.) Die Besucher der früheren Ausstellungen, welche der Gartenbauverein in der Aula des Hochschulgebäudes veranstaltele wurden ange- nehm überrascht beim Eintritt in das dies- jährige Ausstellungslokal der Reitbahn des Herrn Scehneeli, im Seefeld..e Der über fünffach grössere Raum hat gestaltet, ein ganz anderes Arrangement zu treffen. Die steifen, roth behangenen Stellagen und Tische sind verschwunden, ein lachender Garten mit brei- ten, sanft gewundenen Kieswegen , grünen Rasenflächen, schönen Statuen und bunifarbi- gen Blumengruppen dehnt sich vor uns aus, eingerahmt vom dunklen Grün der Tannen, und lässt uns vergessen, dass wir uns in ei- nem Raume befinden, der noch vor wenigen Tagen ganz andern Zwecken diente, und nach wenigen Tagen keine Spur des heutigen Fest- schmuckes mehr zeigen wird. Es ist ein wah- rer Feengarlen, in irgend einer Lichtung eines Tannenwaldes hervorgezauberi; wir wollen nicht versuchen, den-Totaleindruck zu schil- dern, den keine lrockne Beschreibung wieder zu geben vermöchte, "wir überlassen den Be- sucher seiner eignen Anschauung und stehen bescheiden zur Seite, bis er sich satt gesehen hat an dem freundlichen , reich geschmückten Bilde, erbieten uns dann, ihn als Cicerone zu geleiten und seine Aufmerksamkeit auf die Einzelnheiten zu lenken, die uns besonderer Beachtung werth scheinen. Gleich vorne auf der miltlern Rasenfläche begegnen wir 4 grossen Gruppen mit blühen- den Pelargonien , deren Farbenreiz und Man- nigfaltigkeit uns längere Zeit fesseln wird. Sie sind sämmtlich von Herrn Hüsser im See- feld eingeliefert; seine Einsendung beweist, dass er die schönen und beliebten Pelargo- nien mit besonderer Vorliebe und grossem Er- folge cullivirt und in dieser Branche keine in- ländische Concurrenz zu fürchten braucht. Sehr reich finden wir in seiner Sammlung die neuen fünffleckigen , sogenannten Odier- und die niedlichen, niedrigen Phantasie-Pelargonien vertreten. Es würde uns- viel zu weit führen, wollten wir uns erlauben, eine Auswahl zu II. Notizen, treffen: unter Schönem ist schwer zu wäh- len, und hier ist des Schönen gar viel! Un- ter den selbst gezogenen Sämlingen, von de- nen Herr Hüsser eine grosse Anzahl ausge- stellt hatte, verdienen jedoch besondere Em- ‚pfehlung die Phantasie-Pelargonien: August Severin, Fanny Hünerwadel, Ruhm von Seefeld, Schöne Zürcherin und Sonne vonMorgarten, die letz- tere ganz besonders wegen der regelmässig weiss gerandeten Blätler und des zwergigen, dicht gedrängten Wuchses. Von Odier-Pelar- gonien zeichnen sich besonders aus: Jac- ques Duval, Elise Micellez, Pescato- rei, General Cavaignac, Napo- leon Il, Roi de feu und Van Houttei. Wenden wir uns rechts: eine lange ge- mischte Gruppe von Herrn Handelsgärtner Geiger aufgestellt, füllt die Ecke, die aus- | serdem noch durch eine grosse Statue (mit zwei anderen gleich grossen von Herrn Stein- | melz Breiter im Seefeld freundlichst zur Dispo- sition gestellt) geziert ist. Diese Gruppe, die sich noch dem Wege entlang zieht, zeichnet sich besonders aus durch die schönen blühen- den Orangenbäumchen. - Weiterhin folgt eine kleine, aber eflektvolle Gruppe Feilpflanzen von dem gleichen Einsender, in welcher be- sonders das Sedum Sieboldii, eine unüber- ireffliche Ampel- und Vasenpflanze, dominirt. Die folgende kleine Gruppe und eine zweile auf der gleichen Seite sind von Herrn Hüs- ser, mit einer Sammlung strauchiger Calceo- larien decorirt. Die dankbar blühenden, für Topf- und Landecultur gleich geeigneten strau- chigen Calceolarien verdienen um so grössere Beachtung, seitdem neuerdings eine bedeutende Vervollkommung in Form und Grösse und eine grössere Mannigfaltigkeit der Farben er- zielt wurden. In dem Sortimente des Hüsser gefallen uns besonders: Golden Cap, Romulus und Vezzosa, in der Collection des Herrn Geiger: Canrober:, Hofgärtner Müller und Carl Wagner, und in einer Einsendung von Herrn Keller in Schaffhausen die Sorien Th. Bernardi, J. Rinz u. C. Mayer. Eine Fuch- siengruppe des Herrn Hüsser enthält die neuesten und schönsten Sorten, von denen wir als besonders vorzüglich die Imperatrice Eugenic, L’Esperance, Conqueror, Rosea splen- Herrn 291 dida, Duke of Wellington, Emperor Napo- leon, Glory und Prince of Wales nennen. Schade, dass der Flor dieser Gruppe erst eben beginnt, acht Tage später würde der Totaleffekt ein ganz anderer sein, da die über- aus gesunden , kräftigen Pflanzen eine reiche Blüthenfülle versprechen. Jetzt beginnt das Terrain leicht zu steigen; rechts und links erheben sich mächtige Grup- pen, die auch über den mitlleren Raum sich ausdehnen und nur in der Mille einen Weg und die Durchsicht zu dem durch sie geirenn- ten hinteren Raum frei lassen. Diese beiden Gruppen , vorn mit pittoresken Tuffsteinen be- kleidet, bestehen meistens aus grösseren Pal- men und Blaitpflanzen, die der botanische Garten und der Garten des Herrn Wesen- donck lieferten, und enthalten manche sehr werthvolle und prächtige Exemplare. Unter diesen heben wir besonders hervor auf der rechten Seite eine herrliche Sagopalme (Cy- cas revoluta) mit reichem Wedelkranze,, eine 15 Fuss hohe Areca rubra, eine schöne Dat- telpalme und als blühende Pflanze ein mäch- liges Exemplar der neuerdings von Warscewiez eingeführten und durch den hiesigen botanischen Garten verbreiteten Jochroma Warscewiczii, buchstäblich beladen mit Büscheln der langen blauen Blumen , unstreitig eine der dankbar- sten und effektvollsten Kübelpflanzen, die nicht genugsam empfohlen werden kann. Sie ist ungemein slark wüchsig, und müssen die hoch aufstrebenden Triebe sorgfältig niederge- bunden werden, um durch die dadurch bezweck- te Saftstockung eine reichere Blüthenfülle her- vorzulocken. Ein 12 Fuss holıer Cereus pe- ruvianus und auf der andern Seite sein wür- diges Gegenstück, ein ungewöhnlich starker Cereus monstrosus , bedürfen kaum der Er- wähnung,, da ihre grotesken Formen schon von Weitem das ‚Auge fesseln. Beide wurden nebst 'einigen überaus üppigen, schwarzgrün belaubten Exemplaren der Myrsine africana von Herrn Schulthess-Brändli geliefert. In der Gruppe links zieht gleich vome eine herrliche Ceratozamia mexicana unsere Auf- merksamkeil auf sich; ihre gracil übergebo- genen leichten Wedel erreichen eine Länge von 10 Fuss. Hinter ihr erhebt eine Cordy- line indivisa ihre graciöse Blätterkrone, in sol- 292 cher Grösse sehr selten in Gärten anzutreffen. Ausserdem sind noch von Pflanzen des bo- tanischen Gartens nennenswerth: die seltene Chamaedorea Ernesti- Augusti mit 3 Blüthen- ständen, Philodendron pinnatifidum, ein mäch- liges Caladium nymphaeifolium, Dracaena can- naefolia, eine neue Feigenart mit sehr gros- sen, decorativen Blättern (Ficus amazonica Warscew.), Chamaecyparisglauca Luce. et Pince und C. nuikaensisSpach., von denen die letztere als Thuiopsis borealis in den Gärten vorkommt, 2 neue und sehr schöne Coniferen, und unter der reichen Einsendung des Herrn Wesendonck ein prächtiges, 6 Fuss hohes Exemplar der chinesischen Trauereypresse (Cupressus funebris), eine reichblühende Be- gonia ricinifolia und manche seltenere Nadelhöl- zer, deren Aufzählung uns zu weit führen würde. Wir treten nun ein in den hintern, er- höhten Raum , wie eine Garlenterasse vorne von blühenden Orangen eingefasst, in der Mitte eine Statue der das Ganze beherrschen- den Göttin Flora, hier von ihren schönsten Kindern umringt, im Hintergrunde eine ge- mischte Gruppe blühender Pflanzen von Herrn Gärtner Keller im Seefeld, als Mittelstück eine Dalura suaveolens von Herrn Wesen- donck mit ihren langen weissen Blüthenkel- chen. In der Gruppe des Herrn Keller ver- dient die weisse, starkgefüllte Petunia imperialis hervorgehoben zu werden; zu beiden Seiten hat der gleiche Einsender zwei der jetzt so beliebten Aquarien aufgestellt. Die Stellagen rechts und links und die beiden zierlichen Drahttische in den Ecken sind meistens mit Pflanzen aus dem botanischen Garten besetzt: es sind bemerkenswerth ein Sorliment der schön- sten Caladiien, darunter die neuen C. metallicum, pieluratum und marmoratum, eine Anzahl blü- hender Tydäen-Hybriden, die neue Bromelia CarolinaeBeer., eine Bromeliacee mit pracht- voll karmoisinrolhem Centrum, einige blühende Orchideen und besonders schöne hybride Be- gonien mit sehr eflektvoller Belaubung; fer- ner einige Petunien, unter denen Adolph Weick sich durch dichte Füllung der grossen dun- kelrothen Blumen, und Gloire de Deinze durch auffallende Panachirung besonders auszeichnen. Herr Rausch von Schaffhausen halle eine kleine aber vorzügliche Colleclion blühen- Gartenflora Dentschlands und der Schweiz. der Orchideen zur Ausstellung gesandt, deren inleressante Formen und prächtige Farben die zahlreichen Besucher fesselten. Darunter glänz- ten besonders die herrliche Phalaenopsis grandiflora mit ihrer grossen schneeweissen Blüthentraube, die effectvolle CattleyaMos- siae superba, das zarte, duftende Odon- toglossum citrosmum und die unüber- treffllicheStanhopea tigrina major. Diese Pflanzen verriethen sämmilich eine vortreflliche Cultur nnd spendeten ihrem Pfleger, Herrn Obergärtner Kraft ein stummes, aber doch beredtes Lob. — Herr Hofgärtner Kirchhoff von Donaueschingen hatte einige getriebene Gurken von enormer Grösse und reife Kartof- feln eingesandt, und Herr Hofgärtner Braun von Salem hatte ein Kistehen mit Blumen von krauligen Calceolarien von vorzüglicher Mannigfaltigkeit und Schönheit ausgestellt. Der hier aufgestellte Blumenkohl des Herrn Geiger wird mancher Hausfrau enigegenlä- cheln, freundlicher und ansprechender als man- che Blume, und seine Vorzüglichkeit braucht nicht erst von uns demonstrirt zu werden, sol- che Waare empfiehlt sich selber. Der mittlere Raum ist noch theilweise gefüllt mit geschmack- vollen Gartenmöbeln, Blumentischen u. s. w. in Eisen, Draht und Naturholz , die gesehen sein wollen, um sie richtig würdigen zu können. Unsere Zeit drängt, und nachdem wir uns von oben herab nochmals das Ganze über- schauet haben, gestehen wir mit Vergnügen, dass die Idee, eine Ausstellung in dieser freien, ächt gärlnerischen Weise als Anlage zu behandeln, eine sehr glückliche ist, und dass die Ausführung als höchst gelungen be- zeichnet werden darf. Wir entledigen uns nur einer angenehmen Pflicht, wenn wir es hier aussprechen, dass zunächst Herrn Lorch, Obergärtner des Herrn Wesendonck, der das ganze Arrangement leitete und überwachte, der Dank des Vereines und des Publikums gebührt., Dass er kräftig unterstützt wurde von Seiten der meisten Einsender, verdient ebenfalls die lobensweriheste Anerkennung. Auf dem Rückwege verweilen wir noch längere Zeil bei der äusserst reichen und mannigfaliigen Einsendung derHerren Fröbel u. Comp. Dieselbe füllt vier grosse Grup- pen am obern Ende des Rasenplatzes und fast I. die ganze Hälfte der linken Wand. Die obere Gruppe enthält besonders reichblühende , ge- sunde Exemplare der schönen Kalmia latifolia, sehr üppige und grosse Pflanzen der so viel genannten Himalaya-Rhododendron, den schön- laubigen Agnosius sinuatus u. s. w. Die bei- den seitlichen und übrigen Gruppen sind vor- zugsweise mil schönen Blattpflanzen besetzt und verrathen durchweg eine sorgfältige Pflege. Von selteneren Pflanzen nennen wir Begonia splendida, Alsophila radens, Dichorisandra vittata, Norantea guianensis, Aralia palmata (Oreopanax Lindeni) u. a. m. Wir freuen uns, dass Herr Fröbel den Blattpflanzen seine Aufmerksamkeit zugewandt hat, nicht nur, weil sie heut zu Tage wirkliche Modepflanzen ge- worden sind, sondern weit mehr noch, weil sie einen reichen und werthvollen Zuwachs liefern zu der kleinen Zahl von Pflanzen, die sich für die Cultur im Zimmer auf die Dauer eignen. Unter den von Herın Fröbel ge- lieferten Pflanzen verdient noch die Petunie Triumph vonStockerberg, vonHerrn Kraft in Schaffhausen gewonnen, besondere Em- pfehlung. Die rolhe, grün gerandete Blume zeichnet sich aus durch ihre enorme Grösse und leichte Füllung. Die kleine Gruppe Calceolarien von Herrn Keller in Schaffhausen zeichnet sich durch grosse Ueppigkeit aus. Ihr folgle eine kleine Gruppe von Herrn Sulzer in Aadorf (Gärtner Meyer) aus Verbenen, strauchigen Calceola- rien und Gloxinien bestehend, und die in an- erkennungswerther Weise erwähnt zu werden verdient, da es sämmtlich Sämlinge eigener Züchtung waren, die zwar nicht die neuesten Erzeugnisse ansländischer Gärten überflügel- ten, aber doch dem strebsamen Fleisse ihres Züchters alle Ehre machten, darunter ebenfalls eine schöne, grüngerandete, halbgefüllte Pe- tunie, Dr. Kern getauft, die jede Samm- lung zieren würde. Herr Handelsgärtner Heitz von Basel hatte ein Sortiment Fuch- sien, die neuesten Sorten, die weissgefüllte galanthiflora plena, VenusdeMe- dieis, Emperor Napoleon u. a. m. enthaltend , eingesandt. Seine Pflanzen zeig- ten durchweg eine sehr üppige Gesundheit. Gegen die Mitte des Rasenplatzes haben 2 schöne Siatuen des Herrn Bildhauer Suter Notizen. .293 einen passenden Platz gefunden ; sie sind um- geben von blühenden Pflanzen, die Herr Geiger lieferte, und von denen besonders eine Anzahl blühender Pimelea decussata lo- bende Erwähnung verdient. Hier und dort zwischen die Gruppen vertheilt, stehen einige besonders schöne Exemplare, durch gute Cul- tur, imposante Tracht und Seltenheit gleich ausgezeichnet, so die Rhopala corcovadensis und das Philodendron pertusum des Herrn Fröbel, das Sciadophyllum pulehrum von Herrn Wesendonck und drei prächlige Araucarien aus dem botanischen Gar- ten, A. gracilis, excelsa und Bidwillii, von denen die erstere wohl als die seltenste und werthvollste Pflanze der ganzen Ausstellung bezeichnet werden darf, da nur ein einziges Exemplar in europäischen Gärten, jeizt im Crystallpallaste in Sydenham, sie an Grösse, aber nicht an Schönheit übertrifft. Eine kupferne Wasserheizung von Herrn Kupferschmied Let- ters, in Rottweil, Würtemberg, angefertigt, verdient durch ihre zweckmässige Construction und durch ihre solide Arbeit ehrenvolle Er- wähnung. Herr Messerschmidt Manz hatte eine Anzahl Gartenmesser und andere Garten- instrumente ausgestellt, die, sowie die engl. Pflanzenspritzen des Herrn Hippenmeyer, beste Empfehlung verdienen. Die Herren Ray freres, rue du rocher 95 in Paris, sandten prachivolle Blumenvasen von künstli- cher Steinmasse und Mosaikproben,, ebenfalls aus künstlicher Steinmasse, durch lebhafte Farben und schöne Politur ausgezeichnet und die verschiedenen Steinarten, Marmor, Porphyr u. s. w. auf’s Täuschendste nachahmend. Wenn wir nicht ohne lebhaftes Bedauern die geringe Zahl der Einsender bemerken, so können wir andrerseits mit um so grösserer Befriedigung zurückblicken auf die dennoch in allen Theilen gelungene Ausstellung. (E.O.) 4) Der grösste Rosenbaum. Dieser befindet sich in dem Garten der Marine zu Toulon. Es ist eine Banksia Rose, die 1813 durch Bonpland eingesendet ward. Sein Stamm misst jetzt 2 Euss 8 Zoll an Umfang über den Boden und seine Zweige decken eine Mauer von 75 Fuss Breite und 10 — 18 Fuss Höhe. Jährlich macht er 19—15 Fuss hohe Schosse, die-jelzt jährlich abgeschnitten werden müs- 294 sen, fasst. mit 50—60,000 Blumen zugleich bedeckt. (Oestr. Bot. Wochenblatt.) 5) Rikh Gift. Dieses Gift wird am Hi- malaya aus den Wurzeln. verschiedener Aco- niten (A. Napellus, ferox, palmatum und luri- dum) bereitet. Je nach den Localitäten, von denen die Wurzeln entnommen werden, be- sitzt es einen höhern oder niedern Giftgehall. Aus feuchlen niedrigen Standorten genommen, ist es sehr giftig, von hohen trockenen Fund- orten dagegen kaum schädlich. (Bot. Wochenblatt.) 6) Brunnenkressecultur um Paris, Ein französischer Offizier lernte im Jahre 1810 die Cultur der Brunnenkresse zu Erfurt ken- nen. Nach seiner Heimkehr machte er den Versuch im Thal von Norcette; das Unterneh- men hatte guten Erfolg und so dehnte sich diese Cullur auch auf andere Landstriche um Paris aus. Während früher nur wenig Brun- nenkresse, die an Orten gesammelt ward , wo diese Pflanze natürlich wächst , zu Markte ge- da die Mauer den Baum nicht mehr bracht ward, kommen jetzt täglich 30 mit die- | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sem Artikel beladene Wagen auf den Pariser Vom April bis Mai blüht er und ist oft | Markt und der jährliche Absatz kann auf 3 Millionen Franken geschätzt werden. (Bot. Wochenblatt.) 7) Narcotische Genüsse. Unler den durch ihren narcotischen Gehalt, aufregend oder betäubend wirkenden, der Pflanzenwelt entnom- menen Stoffen, ist nach Johnston der Taback der verbreitetste, da ihn gegen 800 Millionen Menschen geniessen. Opium sollen 400, Be- tel 100 und Coca 10 Millionen gebrauchen. ‚Weniger bekannt ist ein weiteres narcolisches Genussmittel, der Taumelloch (Lolium te- mulentum) der unter dem Namen Matunac an der Posen-Galizischen Gränze angebaut wird. Nachdem er geerntet, wird er zwischen Hafersuppen und Brotkuchen eingemengt und erregt so Betäubung und Schlaf, der über 12 Stunden dauert. Es ist dieser ausserdem von den nachtheiligsten Folgen begleitet, indem Körper und Geisteskräfte bald abgestumpft werden und ganze Familien, welche Matunac geniessen, bald aussterben. (Bot. Wochenblatt.) V. Literatur Der Nelkenzüchter, oder Naturge- schichte derNelken und deren Zucht, Pflege und neueste systematische Ordnung, mit 30 naturgetreu illuminirten Abbildungen. ” Allen Freunden dieser schönen und sehr beliebten Blume gewidmet vonChristoph Lorenz, Kunsi- und Handelsgärtner in Er- furt. Erfurt, 1857. Druck von Hennings und Hopf. Verlag des Verfassers. Seitdem die berühmten Nelkenisten Hüb- ner, Rudolphi, von Weise, Weiss- mantel, Schmahling und einige An- dere, gediegene Abhandlungen über die Nelken-Culiur geschrieben, trat eine grosse Pause, einige Decennien umfassend, ein, in deren Zeit der gefüllten Gartennelke (Dianthus Caryophyllus fl. pl.) eine geringe Aufmerksam- keit gewidmet wurde, Doch nicht alle Blu- menfreunde entzogen ihr, von der Tarantel der Neuheiten gestochen, die Gunst, sondern es gab Mehrere, die der mit allem Rechte hoch- verehrten Blumenfürstin treu blieben. Unter ihren ganz ergebenen Anhängern zeichnet sich der Herr Christoph Lorenz, Kunst - und Han- delsgärtner in Erfurt, besonders dadurch aus, dass er nicht allein ihrer Cultur sich aus- schliesslich mit aufopferndem Eifer widmete, sondern dieselbe auch durch eine der gröss- ten und ausgezeichneten schönen Sammlungen, welche bis jetzt existirt, und die als Anhang dem Werkchen beigefügt ist, auf eine solche Höhe der Vollkommenheit brachte, wie man sie früher kaum ahnte! Als den sprechendsten Beweiss dieser Thatsache mag die vortrefllich schöne und wahrheitsgetreue Abbil- dung der Elite seiner aus Samen gezogenen Nelken dienen, die von dem Herrn Neubert, Herausgeber des deulschen Gartenmagazins, seinen Abonnenten als Neujahrsgeschenk des Jahres 1857 freundlich gewidmet wurde. In der vorliegenden kleinen Schrift hat der Herr Verfasser seine Erfahrungen in der Cultur der II. Literatur, Nelke höchst verständlich ingedräng- ter Kürze niedergelegt, während Abhand- lungen oben citirter berühmter Nelkenisten viel umständlicher sind und doch ist in den weni- gen Worten, mit welchen der Herr Verfasser die Cultur darstellt, alles gesagt, was nicht 'nur dem angehenden Züchter, sondern auch dem Laien zu wissen nöthig ist. Freilich hälte über die Nelkencultur eine grössere Abhand- lung geschrieben werden können, als es der Herr Verfasser gethan, wenn jede dabei vor- ‘ kommende Verrichtung deutlich erklärt und mitgetheilt worden wäre, doch dadurch wäre der Zweck, welcher der Bearbeitung ei- ner solchen ausführlichen Abhandlung zu Grunde liegt, nicht gemeinnütziger gewor- den, sondern es hätte manchen Blumen- freund abschrecken können, einer so schö- nen Zierpflanze, wie die Nelke es ist, die wohlverdiente Gunst zu gewähren , wenn alle die vielen, genau detaillirten Verrichtungen, welche ihre Cultur erheischt, zum Voraus er- wogen worden wären! Aber ganz besonders hat sich der Herr Verfasser dadurch ein gros- ses Verdienst erworben, dass er der Cultur-An- weisung noch ein und zwar ganz neu aul- gestelltes Nelkensystem hinzufügte, wel- ches vor dem bisher befolgten darin einen grossen Vorzug verdient, dass es nicht nur vieleinfacher, sondern selbstauch dem Laien viel verständlicher dargestellt ist. Zur näheren Erklärung, welche das von dem Herrn Verfasser aufgestellte System aber sehr bedarf, ist noch eine sehr schön colorirte Nel- kenkarte in 12 verschiedenen Zeichnungsfor- men hinzugefügt. Wir wollen jetzt nur das neue Nelkensystem näher beleuchten und zu- gleich mit dem älteren parallelisiren: Das Lo- renz’sche System theilt die sämmtlichen Nel- ken in 12 Haupiformen, die 1., a) mit strich- breitem Rande — eine reine Rändnelke,, b) mit strohhalmbreitem Rande, — breite Rand- nelke, 2. Form, Nelken, bei welchen die Zeichnung in zarten Strichen besteht, die vom Rande des Blattes ausgehen, a) eine kurze Strichnelke, b) mit Strichen, die bis zur Mitte des Blattes reichen — lange Strichnelke. 3. Form. Nelken, bei welchen nur die Mitte des Blattes in Form einer umgekehrten Pyra- mide gezeichnet ist, a) mit wenigen, oft nur 2 ‚zwei Paar nelke, — c) mit drei Paar Henkel: — drei- 295 einzelnen Strichen — schmale Pyramidal-Nelke '— b) mit vielen, das halbe Blatt einnehmen- den‘ Strichen in zwei oder mehren Farben — breite Pyramidalnelke. — 4. Form, Nelken, ‚aus der Vereinigung der 2. u. 3. Form mit Strichen und Pyramiden ebenfalls durch eine ‚oder mehrere Zeichnungsfarben: a) mit kurzen Striehen und Pyramide — kurze Pyramidal- strichnelke, — b) mit langen Strichen und Py- ramide — lange Pyramidalstrichnelke. 5. Form. Nelken, die eine kurze Strichzeichnung und ‚auf jeder Hälfte des Blattes ein, zwei oder drei Paar Henkel (Strählen) haben, a) mit ein Paar Henkel — einpaarige Henkelnelke, — b) mit Henkel: — zweipaarige Henkel- paarige Henkelnelke. 6. Form.. Nelken aus ‚der Vereinigung der Form 4. a) und 5. a). Zu der Henkelzeichnung kommt in der Mitte des Blattes noch die Pyramide, a) mit Pyramide und ein Paar Henkel — einpaarige Pyramidal- Henkelnelke, — b) mit Pyramide und zwei Paar Henkel — zweipaarige Pyramidal-Henkelnelke, — c) mit Pyramide und drei Paar Henkel — dreipaarige Pyramidal-Henkelnelke. 7. Form. Nelken, deren ganzes Blatt gezeichnet ist, ent- weder in schmalen Streifen oder breiten Bän- dern, desshalb Bandnelke genannt. Die Zeich- nung kann bei denselben in einer oder meh- reren Farben bestehen: a) mit schmalen Strei- fen durch das ganze Blatt: — schmale Band- nelke, — b) mit breiten Bändern durch das ganze Blatt: breite Bandnelke. — Nelken mit vertuschten Farben. Zu dieser Art gehören alle die Nelken, bei welcher die Far- ben in einander gelaufen und flammenähnlich aufgetragen sind. 8. Form. a) Nach Form zwei bei welchem die Flammen am Rande des Blattes bis ungefähr in die Mitte desselben rei- chen: — Randflammennelke.— b) Nach Form ‚drei, wo nur die Mitte des Blattes einige Flam- men in Gestalt einer umgekehrten Pyramide zeigt: — Pyramidal-Flammennelke. — c) Nach Form 2 und Vereinigung der vorhergehenden Form a) und b): Randpyramidalllammennelke. 9. Form. a) Die Flammenstrichnelke. Diese ist ausser den Flammen mil einer Zeichnung versehen, welche von 2 oder mehreren Far- ben, in Strichen aufgetragen, erscheinen , b) nach Form 7, a) mit schmalen Streifen die 296 Flammen durchzogen: — schmale Bandflam- mennelke, c) nach Form 7, b) wo die Flam- mennelke mit breiten Bändern durch das ganze Blatt gezeichnet: — eine breite Bandflammen- nelke. 10. Form. Kelchtuschnelke. Diese Art, den Flammennelken ähnlich, hat ihre Zeich- nung vom Nagel des Blumen-Blattes aus — daher der Name. a) ist die Zeichnung nur in einer Farbe ausgedrückt: — Kelchtuschnelke; b) erscheinen auf den Blättern noch mehrere Farben in Streifen oder Bändern: — Band- kelchtuschnelke, c) sind die Blumenblätter wie eine richtige Flammennelke gezeichnet, er- reichen aber die Flammen die äussere Seite des Blattes nicht, sondern sie gehen vertuscht in einen rein weissen Rand über und sind wie fast alle Kelchtuschnelken auf der Rück- seite der Blumenblätter rein weiss, so heissen sie Flammenkelchtuschnelke. 11. Form. a) punk- tirte Nelke — der Salamander genannt, b) der schmale Bandsalamander, c) der breite Band- salamander. 12. Form. Grenoble. Diese Art Nelken kommt besonders in den dunkeln sam- metartigen Farben vor, wo das ganze Blatt mit feinen weissen Sitrichen nach dem Kelche zu gezeichnet ist. Man sieht es diesem Systeme gleich an, dass die Grundidee eine Classifica- tion der verschiedenen Zeichnungen beabsich- tigle, aber bei der ungeheueren Mannigfaltig- keit der Farben und Zeichnungen, welche die Nelken durch Vermehrung aus Samen bestän- dig darbieten, ist es eine höchst schwierige Aufgabe, mit Berücksichtigung auf Art der Zeichnung und Farbe so zu classifieiren , dass auch jede Neuheit mit Leichtigkeit beurtheilt und syslematisirt werden kann. Das bisherig benutzte (Weissmantel’sche) System ist viel complicirter, es nimmt als Schema nicht nur die Art der Zeichnung, sondern auch der Farbe an. Dadurch entstand für manchen Anfänger eine grosse Schwierigkeit, alle die verschiede- nen Abtheilungen der Classen nicht nur im Gedächtnisse zu behalten, sondern auch sie be- nutzen zu können. Man darf nur die fremd- arligen Ausdrücke „Pikoiten,‘ Pikott-Pikolten, Pikott-Bizarden , Doubletten, Doublett-Bizarden, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Parmelotten u. s. w. in Betracht ziehen, so wird gewiss schon darin das Lorenz’sche Sy- stem einen bedeutenden Vorzug erhalten, dass er bei der Nomenclatur seiner 12Formen nicht nur jeden fremdarligen Ausdruck vermieden, sondern auch durch eine einfache Benennung recht klar versinnlicht hat. Lässt sich auch dem älteren Nelkensysteme, trotz seiner sehr complieirten Zusammenstellung und Classifica- tion, ein Reichihum des grossen und fast vollkommenen Ueberblickes der ins Unendli- che gehenden Mannigfaltigkeit an Zeichnung und Farben bei den Nelken nicht absprechen, so gebührt doch dem Herrn Lorenz das un- bestrittene Verdienst, ein Nelkensystem ge- gründet zu haben, welches durch seine ein- fache' und geniale Auffassung bis jetzt das seinem Zwecke entsprechendste ist. Zu dieser Würdigung fügen wir aber noch ei- nen lebhaften Wunsch, den der Herr Verfas- ser bei einer wünschenswerthen zu erfolgen- denzweiten Auflage seiner Schriftrealisiren möge, hinzu, seinem Nelkensysteme eine bessere Ue- bersicht durch Classification zu gestatten, dass also im Ganzen wieder 6 Classen angenom- men würden, so z. B. 1. Classe: Randnelke, 2. Classe: Strichnelke u. s. w. Natürlich würde dann die Bezeichnung ‚Form‘ wegfal- len müssen; dagegen müssten die einfarbigen Nelken, die sogenannten Concordien eingeschal- tel werden, und zwar sollten sie als Reprä- sentanten des ganzen Farbenspiels die erste Classe bilden. Obgleich die gänzliche Vermei- dung der fremdarligen Wörter, welche der Herr Verfasser bei seinem Nelkensysteme be- obachtet hat, die vollkommenste Anerkennung verdient, so darf man dieselben doch nicht ganz verbannen, wo ein aus der fremden Sprache entlehntes Wort in Aussprache und Bezeichnung viel einfacher ist, als wie jene von dem Herrn Verfasser gebildeten Wörter: „Randpyramidallammennelke oder Flammen- kelchtuschnelke. Das erstere lässt sich besser . durch „‚Feuerfaxe,“ das leiztere durch „Fameu- sen“ bezeichnen. (Adolph Olto.) \ l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Scutellaria pulchella Hort. (Hierzu Tafel 205.) Gehört in die dritte Section von Benthan (De Candolle Prodromus XL. S. 417) und ist nahe mit der Sc. japo- nica Morr. u. Decn. verwandt, die Pflanze hat aber schlankere Zweige, etwas schma- lere Blätter, die auf der Oberseite mit kurzen steifen Haaren bestreut sind, eine lockerere Aehre mit etwas kleinern, dunk- ler blauen Blumen. : Der Stengel ist am Grunde nieder- liegend, dann aufsteigend; die Blätter sind gestielt, länglich-eiförmig, tief ge- kerbt, unten kahl, oben sparsam kurz behaart; gegen den Blüthenstand zu werden sie allmählig kleiner, die des Blü- thenstandes sind sehr klein, oval und ganz- randig. Der Blüthenstand ist sehr locker, die Blüthen gegenständig und 4 in Zeilen gestellt. Krone und Kelch kurz be- haart; Krone blau mit blasserem Schlund; Röhre dünn, etwas gebogen ; Unterlippe sehr stumpf dreilappig. Vaterland unbekannt. Eine niedli- che, niedrige Art, die vor etwa 5 Jah- ren durch den Handelsgarten der Herren Rollison u. Sohn in Tooting zuerst verbrei- tet wurde und sich besonders zur Topf- cultur gut eignet, (0. Heer.) b) StreptocarpuspolyanthusHook. (Siehe Tafel 206.) Wurde bereits im Jahrgang 1855, pag. 231 kurz erwähnt. Damals war die Pflanze kaum erst eingeführt und noch im Alleinbesitze des königl, Gar- tens in Kew, heute können wir unsern Lesern eine naturgetreue Abbildung bie- ten, die nach einem Exemplare gemacht X. 1857. wurde , welches im hiesigen botanischen Garten im Frühling 1857 überaus reich und mehrere Monate hindurch blühte. Es ist eine höchst interessante und em- pfehlenswerthe Art, von Port Natal, an der östlichen Küste Süd-Afrika’s stam- mend ; die einzelnen Blumen sind zwar 20 298 sehr hinfällig und von kurzer Dauer, aber es entwickeln sich stets neue Blü- thenstände und die Menge der Blüthen bietet reichen Ersatz. Sir W. Hooker, der sie zuerst beschrieb und abbildete, sagt, dass die Pflanze nur 1 bis 3 Blü- thenschäfte treibt, es ist dies jedoch durchaus unrichtig, da eine kräftige, Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. gesunde Pflanze nach und nach 12 und mehr Blüthenstände entwickelt, wie es bei unserer Pflanze der Fall war. — Die Vermehrung ist leicht durch Samen, den sie reichlich ansetzt und der wie Glo- xinien und andere feine Samen ausge- säet und behandelt wird. (E. O.) e) Mamillaria Schelhasii Pfr. #. sericata Salm. Cact. pag. 31. (Siehe Tafel 207.) Eine durch Karwinsky dem. hiesi- gen Garten aus Mexiko eingesendete Mamillaria, die der bekannten M. glo- chidiata nahe steht und wie diese vorn hackenförmig gebogene Stacheln trägt, so dass es. fast zweifelhaft ist, ob sie als Abart zu M. glochidiata, oder wie es Salm thut, als Abart zur M. Schelhasü zu ziehen sei. Die zahlreichern (20— 25) weissen borstenförmigen Randsta- cheln unterscheiden sie von der letzte- ren. (E. R.) 2) Decorative Gewächshäuser. Um in decofativ. gehaltenen Gewächs- häusern ein mehr landschaftliches Bild, wenn gleich in Miniature hervorzubrin- gen, werden jetzt alle jene Mittel im verkleinerten Maasstabe angewendet, die man auch im Garten im Freien anwendet. Die Wege werden durch das Haus geschlängelt und so das Haus in mehr oder weniger grosse Parthieen getheilt, welche entweder ähnlich Bos- quetgruppen mit Pflanzen bestellt, oder gleich Rasenplätzen betrachtet und durch einzeln stehende Pflanzen decorirt wer- den. Die natürlichste und schönste Einfassung der Beete bleiben immer Tuffsteine. Bei niedrigen !/, —1 Fuss hohen Beeten stellt man solche nach vorn einfach vor, bringt Lauberde zwi- schen Beet und Steine und bepflanzt die | andere Kante. Sind die Beete dem Boden gleich, so stellt man hinter den Tuff- steinen Ziegelsteine auf, füllt Erde zwi- schen und bepflanzt die Kante dann ebenfalls. Bei höheren Beeten werden ‘die Steine so vorgelegt, dass zwischen ihnen allenthalben Zwischenräume blei- ben und in die ebenfalls zwischenge- füllte Erde werden Pflanzen gesetzt. Wo endlich Gegenstände zu decken sind, können kleine unregelmässige Felspar- thieen, Grotten ete. gebildet werden. Zur Bepflanzung solcher Tuffsteinparthieen in Kalthäusern ist Selaginella denticu- lata die geeignetste und härteste Pflanze. Neben ihr können kalte Farren, Vinca minor und major, Saxifraga sarmentosa, Renealmia, Phormium, Ophiopogon u. m. benutzt werden. An kleinen I. Originalabhandlungen. Felsparthieen, die dem Lichte nahe und nicht zu feucht sind, werden auch suc- culente Pflanzen einen sehr guten Effekt machen, Zur Bildung von kleinen Rasenplätzen ist wieder die Selaginella denticulata die unentbehrliche Pflanze. Hierzu ziehet man dieselbe in einem feuchten Hause hundert- oder tausendweis vor , indem man am Grunde bewurzelte Triebe in kleine Töpfe pflanzt, und pflanzt diese auf die Entfernung von !/,—?/, Fuss in mit Lehm untermischte Heide- oder Torferde ein, in welche zuvor die ein- zelnen Standexemplare bis zum Rande eingesenkt wurden. Es werden nicht nur auf diese Weise von allen Seiten frei- gestellte Exemplare von Tannen und anderen schönen Decorationspflanzen zu sehr schönen Exemplaren, sondern es bekleiden sich auch die Beete, beson- ders. wenn sie häufig und fleissig ge- spritzt werden, sehr bald mit den saftig grünen moosähnlichen Polstern der Se- laginellenrasen, die auch Selbst auf den blossen Tuffsteinen sich später ansie- deln und alles überziehen. Soll eine solehe Rasenparthie gut unterhalten wer- den, so muss man, wenn sie am schön- sten ist, wieder für die Anzucht junger Pflanzen sorgen, denn wenn die Stengel derselben alt und lang werden, dann ster- ben sie oft in solchen Beeten stellenweise aus oder vergelben alle. Dann ist es Zeit, sie auszunehmen, die Erde oben durch zu erneuern und von Neuem zu pflanzen. 4 In Warmhäusern, da ist die Auswahl schon viel mannigfacher. Auch hier spielt zwar die S.dentieulata eine Haupt- 299 rolle; allein sie muss auch noch öfters erneuert werden, soll sie schön bleiben. Zur Rasenbilaung ist hier die ungleich schönste Art die Selaginella brasilien- sis. Nichts übertrifft die herrlichen moosartigen dichten Polster, die sie bil- det. Zwischen Steinkanten etc. sind hier alle andern Selaginellen, viele Farren, Maranten, Moraeen, Pleetogyne und überhaupt alle die niedriger bleibenden Blattpflanzeu zu empfehlen. Es versteht sich von selbst, dass beim Bepflanzen solcher Steinparthieen viel Geschmack gezeigt und entwickelt werden kann, in- dem man auf vortretenden Stellen aus- gezeichnetere grössere Farren geschmack- voll anbringt, die Zwischenräume mit Selaginellen überkleidet und nur einzelne Schöner geformte Steine freilässt, damit das Schwere, was Steinparthieen sonst haben , verschwindet. An die Stelle der Steine können nun auch jene verschiedenartigen, sei es in Arabeskenform, sei es in anderer Form gefertigten Thon- oder Porzellanplatten, oder selbst Naturholzeinfassungen u.s.f. treten. Sie sollten aber eigentlich nur um Wechsel zu bieten, angewendet wer- den, denn natürlicher und sich leichter mit den Gruppen verbindend, wird stets und immer eine Steineinfassung bleiben. Wir werden bald einmal eine genaue Beschreibung des ebenso schönen und grossen, als für die Cultur vortheilhaf- ten neuen Orchideenhauses geben , wel- ches im hiesigen Garten erbaut worden und dabei noch einlässiger und speziel- ler auf decorative Aufstellung eintreten. (E. R.) 20 * 300 Garienflora Deutschlands und der Schweiz. 3) Ueber die Elemente der Wirkung in der Gartenkunst. Von Herrn C. Loewe, Gartenkünstler in Zürich. (Forisetzung.) Der Einftuss der Baukunst, uran- | fänglich mehr noch die Cultur der Ge- wächse riefen dem symmetrischen Prin- zipe. — Wir müssen aber, um jetzt weiter gehen zu können, hier über un- sern Anfang zurückgreifen. Es war der Umschwung der Stylrichtung, den die Gartenkunst nahm, als sie aus dem sym- metrischen Zwange heraus in die freie, natürlich landschaftliche Richtung trat, wo wir begannen und nun sind wir da- ran, die gleiche frühere symmetrische Stylrichtung, des symmetrischen Prinzi- pes wegen, zu behandeln. Wir können uns aber damit entschuldigen, dass es es sich hier nicht um eine folgerichtig geschicht- liche, sondern um eine allgemein for- melle Entwicklung derselben handelt und somit bleibt die Zeitfolge untergeordnet, Da aber auch das bei der Stylre- volution fast gänzlich beseitigte symme- trische Prinzip später wieder in seine wahre und eigentliche Geltung einge- setzt werden musste, mit seinen Anfän- gen selbst in rein landschaftlichem Style lebt und aus der nähern Vereinigung mit diesem eine neue Mittelform von Gebilden entstand, die besonders im ge- genwärtigen Momente als kleinere Haus- gärten häufig auftreten, fanden wir es gerathen, es erst hier anzuführen, — Nach allgemeinen Ueberblicken und den — leider nur wenigen und fragmentari- schen — Nachrichten, die wir aus dem Alterthum über die Gartenkunst haben, geht mit ziemlicher Bestimmtheit her- vor, dass dieselben in der Zeit ihres reits dem Symmetrischen gänzlich an- heimgefallen war. Es finden sich in den sogenannten Büchern Mosis und ei- niger Propheten, im Hohelied Salomons u. Ss. w. einzelne Punkte, worauf mit Hilfe einiger Vorliebe, eine schwache Hypothese versucht werden könnte, die Gärten haben bei den Juden an’s Land- schaftliche gestreift, aber bewiesen und nachgewiesen kann dieses daraus kaum werden. Die Beschreibung des Paradie- ses als eines landschaftlichen Gartens ist wie manches Andere in der gleichen Gesellschaft befindliche, weit eher für das freie Erzeugniss eines für Natur- schönheit empfänglichen, phantasievollen Kopfes, als für eine aus Gesehenem nachgebildete Arbeit zu halten und da eine darauf sich wägende Behauptung nur äusserst schwach durch andere punctuelle Notizen unterstützt werden könnte, lassen wir sie hier füglicher bei Seite. Eine breitere Basis hingegen ha- ben wir für die ausgesprochene An- nahme eines überwiegenden Vorherrschens des Symmetrischen in den Gärten des Alterthums. Die regulären babyloni- schen Gärten der Semiramis, deren Exi- stenz übrigens von Vielen geläugnet wird, obwohl eigentlich mehr Bauwerke als Gärten, beweisen doch schon Et- was. In den damals berühmten Gärten des Griechen Alkinous, und den späte- ren des jüngeren Plinius bei Rom lässt sich mit Bestimmtheit der symmetrische Typus als ein Factum annehmen; aus- gebildeter aber wie in der neuern damaligen entwickelteren Zustandes be- | Zeit unter Ludwig XIV, und nachher I. Originalabhandlungen. scheint der Styl nicht gewesen zu sein, obwohl er bereits damals schon seine Ueberbildungen und Barbaresken durch den Schnörkel und die Thierfigu- ren hatte. Zwei fernere wesentliche ‘ Punkte aber sind es nebenbei, welche die Wahrscheinlichkeit ursprünglich sym- metrischen Anfanges der Gartenkunst fast bis zur Gewissheit erheben: der Um- stand , dass sie sich bereits schon unter der Zuchtruthe der Baumeister befand, die in Folge ihres Berufes hekanntlich das Symmetrische überall protegiren, als wir die ersten bestimmteren Nachrichten von ihr erhalten, und zweitens, dass eine künstliche und geregeltere Cultur der Gewächse sehr frühe auf symmetrische Eintheilung und Anordnung führen musste. — Obgleich zur Zeit des höchsten Flo- res der übrigen Künste nicht im Ent- ferntesten als eigentliche Kunst oder Zweig von einer derselten geltend, war doch ihr Schicksal nach dem Verfalle Roms das Gleiche der Uebrigen, und auch die Gartenkunst fand ihre einzige Zu- fluchtsstätte zwischen regulären Kloster- mauern, Erst unter Ludwig XIV. erhob sie sich durch den Architekten Le Notre aufs Neue mit gewaltigem Pulse, bildete sich mehr zur eigentlich stylisirten Kunstform aus, erreichte eine bis dorthin nie ge- habte Grossartigkeit, Bestimmtheit und Ausbildung, ohne sich jedoch von den Fehlern allzuunnatürlichen Zwanges und kinderhafter Schnörkelei befreien zu kön- nen. Immerhin war es aber gewiss das Handwerksmässige , und das prakti- sche Bedürfniss regulärer Eintheilung des Culturlandes, was zu allererst auf das Symmetrische leitete. In der Folge aber als Vorgrund und Umgebung der Gebäude in die Hände des Architekten gegeben, verbannte dieser auch fernerhin die Körper- und Flächenformation unter die gleichen Gesetze, welche er dem ı Steine vorschreibt, 301 Diese Gesetze be- ruhen bekanntlich auf der geraden und der Bogenlinie, dem Verhältnisse und strengeren Gleichgewichte, und lassen die natürliche Wellenlinie fast unbedingt aus. Dadurch wurden in der Garten- kunst die Körperformen einseitig sym- metrisch plastisch, die Flächenformen symmetrisch architektonisch und das wellenförmig Plastische der Naturbildun- gen sowie das ungebunden Plane des Terrains ausgeschlossen... Damit war aber auch die Gartenkunst, dem Typus nach, gänzlich von der Natur getrennt und einer steifen, strengen Kunstbehand- lung in die Arme geführt, sie war Ar- chitektur geworden, mit den in der Na- tur des Stoffes liegenden Ausnahmen und Bedingungen. Ihre spezielle Wirkung bestand somit vornehmlich nur in dem abstracten Spiel strenger Linien und Verhältnisse, im Allgemeinen war sie senreartig durch den so sichtbar aufge- drückten Stempel der menschlichen Kunst- behandlung. Die Farbenwirkung entfal- tete sich weniger, jedoch noch so viel, um ihr eine besondere Eigenthümlichkeit zu geben und immerhin ein bedeutend wirkendes Agens zu bleiben. Diese Po- tenz der Farbenwirkung aber, die sie bereits schon stärker an das Malerische anklingen liess, trat einer absoluteren Gattungsverwandtschaft mit der Bau- kunst ;hinwiederum hindernd entgegen. Entschiedener noch thaten dieses die Grösse des zu behandelnden Objektes und die organische Natur eines Theils seines Stoffes. Der Baum und Strauch bewiesen ihren freien republikanischen Sinn schon Tags nach der blutigen Un- terdrückung durch Messer und Scheere, und nur wenige dumpfe oder leichtsin- nige Kriecher ertrugen den Zwang mit starrer oder flatterhafter Gleichgiltigkeit, die Mehrzahl des freien Volkes zog den 302 u Tod dem eisernen Joche vor; niemals war eine Schärfe und Reinheit der Li- nien zu erzielen, wie sie die Strenge architektonischer Kunst fordert und nie- mals eine vollendete Gleichheit der Kör- performen. So wie daher einerseits das organische Leben des Stoffes eine Ver- hinderung war, die Gartenkunst unter dem Protektorat der Baukunst ins ei- gentliche Kunstgebiet einzuführen, so war es für sie unter diesem symmetri- schen Typus eine solche, sich als selbst- ständige Kunstform zu behaupten. Nicht idealisirtes Naturschönes, um als solches Anspruch auf selbstständige Kunstberechtigung zu haben, war ihr Stoff, alles Zwanges ungeachtet, immer noch viel zu eigenwillig und vergänglich, um als geläutertes plastisch monumen- tales Gebilde der kunstgewandten mensch- lichen Hand zu erscheinen. Ausserdem war ein reineres Linien- nnd Verhält- nissspiel wegen der waagrechten Lage der kunstbehandelten Fläche nicht mög- lich, obgleich man dieselbe steif eben gelegt hatte; denn sobald sich das Werk nur einigermassen in die Weite dehnte, konnte es von keinem Standpunkte aus ganz übersehen werden. Half nun zwar die Einbildungskraft des Beschauenden nach, indem sie sich aus einem grösse- ren Haupttheile das Ganze zusammen- setzte, so war doch die concrete gegen- seitige Linienwirkung keine so allgemeine und reine, wie bei der Baukunst, und sowohl die Musik, als der daraus flies- sende Geist, die in der reinen Symme- rie liegen, verdrängt. Diese Gebunden- heiten gegenüber der Baukunst und einer eigenen selbstständigen Stellung fühlend und der Drang, die Schranken auferleg- ter Stummheit überhaupt zu durchbre- chen, führten wahrscheinlich die Gar- tenkunst schon im Alterthum, wie später in der Rokokozeit zur Ueberladung mit Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. plastischen und Baugebilden, so wie sie die Linie bis zum Schnörkel und den Thierfiguren ausarten liessen. Haben nun auch die kaleidoskopi- schen Figurationen und Verzierungen, so wie selbst noch der barocke Schnör- kel eine schwache Begründung daran, dass man sie im ganz kunstmässigen Garten ‚‚der erweiterten Wohnung“ als Anklang der Tapeten und Fussteppich- zeichnungen ansehen kann, als freie Variationen der untergeordneten Linie, innerhalb prinzipaler Kunst oder Cha- rakterlinien, wie dieses z. B. im gothi- schen Baustyle ebenfalls Statt findet und können sie, insofern dieselben den Eindruck des Zierlichen hervorrufen, wenigstens noch entschuldigt und vom Verstande begriffen werden, so ist die- ses jedoch mit den Thierfiguren und an- dern derartigen Albernheiten nicht mehr der Fall, welche höchstens noch den Eindruck des Abentheuerlichen, Sonder- baren und Lächerlichen bewirken, und ganz ausserhalb der Grenzen des Aesthe- tischen zu liegen kommen. Auf dem Punkte, wo man die natür- liche Körperform des Baumes in eine künstlich gebundene symmetrische Masse verwandelte, und die reguläre Behandlung der Fläche so weit ausdehnte, dass die- selbe nicht mehr übersehen werden konnte, überschritt man also die Gren- zen, innert denen das symmetrische Prin- zip für eine ganze Anordnung zulässig ist. Diese Zulässlichkeit findet aber heute noch ihre Motive theils in der Form und Lage des Grundstückes, theils in dem Einfluss der Baukunst und Pflan- zencultur. Seine immerhin genreartige Wirkung verweist es in dieNähe mensch- lichen Domizils und schliesst es aus in entfernteren , an die freie äussere Land- schaft anliegenden Lagen, wenn die Ver- bältnisse nicht der Art sind, dass es I. Originalabhandlungen. als Contrast gegen dieselbe gefordert wird. Die Natur liebt strenge Regelmäs- sigkeit nur bei kleinen Gegenständen, sagt ein Schriftsteller über bildende Gar- tenkunst sehr treffend und, möchten wir hinzufügen, die Kunst gestattet strengere Regelmässigkeit nur in verhältnissmäs- sig kleiner Ausdehnung. Aber die Na- tur liebt doch die Regelmässigkeit; da- her ist sie auch in aller Kunst erlaubt — geboten — innert gewisser Grenzen. Auch das menschliche Auge liebt die- selbe, strenger aber nur auf leicht über- sehbarem Raume. Sobald sich das Ob- jekt vergrössert, die Einzeltheile sehr verschiedenartig noch innerer Natur und Form sind, complieirt hinter und neben einander gestellt werden müssen, nur in seinen Anfängen, in den grossen Mas- sen, in allgemeinen, freien und anklin- genden Momenten. Dieser Anfang scheint mit der Ueber - und Unterordnung der Gegenstände zu beginnen. Ein Theil soll, muss der Ueberwiegende, der Dominirende sein; ihm folgen zwei ungefähr gleich schwere zu beiden Seiten: Gewicht und. Gegengewicht, Gleichgewicht, Gegenüber- stellung. Bis hieher aber nur reicht der prineipale Einfluss des Symmetrischen im rein landschaftlichen Gartenstyle. So viel Symmetrie aber fordern wir zu einer guten Anordnung für die durch Farbe oder wirkliche Gegenstände vor- getragene Landschaft, so viel zu einer unbehandelten freien Naturpartie, die uns befriedigen soll. Es ist dieses eine Annäherung an das Zusammenfassen in ein Bild und an die Einrahmung. Da- mit tritt hier schon die erste Wirkung des Symmetrischen, die Arbeit zweier senkrechter Linien gegenüber einer wag- rechten ein, welche frühe auf das Ver- hältniss führt. Claude Lorrain hat fast in allen seinen Landschaftsstücken durch 303 etliche gegenüber gestellte Baumpartieen dieses Gleichgewicht hergestellt, mit fei- nem Takte aber diese ihre symmetrische Wirkung damit verschleiert, dass sie oft tiefen Schatten in den Vorgrund legen. Exempliren wir zur Unterstützung des kaum Vorhingesagten mit zwei Beispie- len aus der freien Natur, dem Züricher- und Zugersee beide von freien, westlich aber nahe den Städten gelegenen Stand- punkten. Der erstere stellt ein Bild dar, mit vollkommen vollendetem Abschluss, mit Gleichgewicht, er befriedigt. Die bei- den, auf einige Entfernung die Ufer be- gleitenden Höhenzüge , das Gewicht und Gegenwicht bedingen den beruhigenden Abschluss. Anders verhält sich’s mit dem Letzteren, dem Zugersee. Das Bild beruhigt nicht, weil es hinkt. Das Ge- gengewicht vom nahen östlich gelegenen Zugerberge muss zu weit ab gesucht werden an der ferneren Horizontlinie, das Auge aber wünscht ein Näheres, Volleres, weil es Gleichgewicht wünscht. Der Garten nun, zunächst der land- schaftliche ist vorerst nichts anderes, als ein durch Kunst zusammengezoge- nes, idealisirtes, wirkliches Landschafts- stück und das Auge hat das gleiche Be- dürfniss in Bezug aufGleichgewicht auch bei ihm. Da er aber zusammengezogenes Landschaftsstück ist, tritt bereits-eine wei- tere symmetrische Potenz heran: es wird bestimmter ein gewisses Verhältniss ge- fordert. In den grossen freien Compo- sitionen mit ihrem evolvirenden Charak- ter tritt es zuerst ebenfalls nach allge- meineren, nur durch das Gefühl bestimm- baren Gesetzen auf. Das erste ist das Verhältniss der ganzen Composition ge- genüber der umgebenden Landschaft, das zweite das des Bauwerkes und Gar- tens in ihrer Gegenseitigkeit; dann fol- gen die Baummassen gegen die Rasen- flächen, Wasserspiegel etc. die Baum- 304 massen unter sich selbst und gegen die kleinere Gruppirung u. s. w. bis aufs Detail herab. So wenig jedoch, als es je gelingen kann, den Culminationspunkt des Verhältnisses für die griechische Säule striete maassgebend festzustellen, weil die influirenden und bedingenden Verumständungen stets uud in jedem Falle andere sein werden, ebensowenig und.noch weniger lässt sich durch Worte angeben, nach welchen Gesetzen das gegenseitige Verhältniss der einzelnen Theile eines Ländschaftsstückes anzu- ordnen ist. In dem Ausdrucke .der Li- nien, den wir später behandeln werden, liegt Einiges Allgemeinere — ganz be- stimmt — allein die Seele des Gesetzes ist selbst dem grössten Meister nur als gütiges, aber unveräusserliches Geschenk von der Natur in’s Herz gelegt. Je mehr sich eine Gartencomposition zusammenzieht, je übersichtlicher sie wird, desto bestimmter und strenger werden die Forderungen des Verhältnis- ses, aber auch des Gleichgewichtes, bis dieselben zur eigentlichen Regelmässig- sigkeit führen. Das rein Landschaftli- che muss da aufhören, wo die Linien und Formbildungen ihre freie Durch- führung des beschränkten Raumes we- gen nicht mehr finden können und der erste Versuch, die Naturformen nach dem Raume zu verjüngen, führt zum lächer- lichen abgeschmackten Microcosmus. Mit Recht hat man daher das Sym- metrische in neuerer Zeit wieder inso- fern in Geltung gesetzt, als es dieselbe unter Umständen verdient; allein ihm heute noch als Styl das Vorzugsrecht einzuräumen — wie Hegel — oder, wie Vischer, die primitive Berechtigung einer Stylrichtung ins Geschmacksgebiet zu verweisen, wo die individuelle Neigung gelte, ist — unbegreiflich von Philosophen. In der oben angedeuteten Ueber- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. steigerung des Symmetrischen lag nun aber zugleich eine Uebersteigerung des Plastischen in der Befreiung von diesem Zwange in der entscheidenden Epoche liegt aber hinwiederum ein wesentliches | Moment der landschaftlichen Stylrich- tung. Insbesondere hat diese Befreiung in Bezug auf die Körperformen zu einer vernünftigen Anwendung, zur goldenen Mittelstrasse des Amalgames geführt, die wir in so mancher kleineren Gartencom- position von neuerem Datum wahrneh- men, wo neben mehr oder weniger streng symmetrischer Anordnung die freie Form des Baumes und Strauchs unangetastet bleibt und sich das Vorherrschen des Symmetrischen wesentlich nur in der Zeichnung und Eintheilung ausspricht. Als die !Natur ihre Formen bildete, hat es ihr beliebt, einen eignen Reiz, einen geistigen Zauber, eine gewisse Pathetik in dieselben zu verlegen. Nun wissen wir zwar wohl, dass diese Pathe- tik nicht als selbstständiges Wesen in den Naturbildungen liegt, dass sie im menschlichen Herzen, in seinen Ge- fühlsakkorden zu suchen ist, als Dispo- sition aber nur; denn die äusseren An- regungen durch die zarten Griffe der Natur müssen hinzukommen, wenn die Saiten unseres Gefühles erzittern und ertönen sollen. Immerhin hat aber da- durch für den Gefühlvollen die sonst leblose Masse ein gewisses geistiges Le- ben. Wir sind hier noch nicht so weit, anzudeuten, worauf sich faktisch dieses Leben gründet, und bemerken vorläufig blos, dass es grösstentheils inder Form- behandlung liegt. Aehnlich wie der Bildhauer aus dem Marmorblocke eine menschliche Gestalt herausmeisselt,' und ihr durch geniale Formbehandlung ein gewisses geistiges Leben einhaucht, ähnlich zaubert der Gartenkünstler seinem Werke durch gute Aa Acntccchbassea tWL. RUSS I. Originalabhandlungen. Formbehandlung jenes geheimnissvolle geistige Leben ein, das eine wohlgebil- dete Partie der freien Natur zu haben schein. Dadurch wird er bildender Künstler, sein Werk von diesem Mo- ‘mente an ein Bildwerk. So wie er also bei ursprünglicher Er- schaffung desselben in der Phantasie zu- erst Poet war, in Berücksichtigung seines Stoffes und seiner Aufgabe aher sogleich oratorischer *) Realist wurde, wie er durch Zusammenfassen seiner Gegenstände in ein Bild, durch Austheilung der Scenerie, des Lichts und Schattens und der Far- ben, Maler ward, wie er durch Verlegung von Gewicht und Gegengewicht, durch Einführung des Verhältnisses, in gewis- sen Fällen von Symmetrie und durch Zuzug architektonischer Werke Baumei- ster wurde, so wird er durch die Kör- perbehandlung Plastiker, um in der Fort- *) Es ist interessant, wie im Wesen der Gartenkunst die Prinzipe aller andern Künste eingeschachtelt liegen. Die Poesie — als Indivi- duum — dem freien Fluge des Geistes folgend, führt uns ins Reich ahnungsvoller göttlicher Träume, weit über unser wirkliches Dasein und unsere materielle Stoffwelt hinaus und umwin- det selbst faktische Begebenheiten mit einer arabeskenarligen Blumenfülle, so dass Täu- schung und Wahrheit in ein neucs Ganzes verwachsen. Die Redekunst dagegen schlägt auf dem Ge- biete der Sprache gleichsam ins Praktische zurück, indem sie vornehmlich Thatsächliches ergreift und in ein höheres, wahreres Licht zu stellen sucht, und selbst da, wo sie nur Scheinbares behandelt, bestrebt sie sich, das- selbe künstlich durch Auffindung und Hervor- hebung des Beweises auf das Gebiet des wirk- lichen Factums hinüber zu heben. — So fin- den wir in der Idealisirung des Gartens das Poe- tische, in seiner Wahrheit und realen Wirklich- keit, der Einflechtung und Berücksichtigung des realen Nutzens das oratorische Prinzip in das Wesen der Gartenkunst eingeschlossen. 305 entwicklung Mime und musikalischer Componist sein zu können. Er ist aber keines von Allen ganz, vollständig und vollkommen, denn er will nur durch das nothwendige Amalgam von Allen, voll- kommener Gartenbildner sein. Alles dieses bedingt die Natur seines Stoffes, sie bedingt also auch, dass er nur theilweise Plastiker sein kann. Ein guter Theil seines Materials hat für ihn seine nothwendige Formation schon, z.B. die Pflanzen, oder sie erreicht dieselbe, nur muss ihr Normaltypus schon frühe, bei der Pflanzung seiner Seele vor- schweben. Er stellt in dieser Hinsicht also nur zusammen, wirkt bildend durch die Gruppirung im Grossen, im De- taill muss er dem Zufalle hierin Man- ches anheimstellen.* Anderes liegt ab- solut ausser seinem Bereiche und er hat die Schwierigkeiten, die ihm diess- falls im Wege stehen, zu beseitigen, zu.umgehen oder auf andere Weise zu besiegen, so wie er hinwiederum das Günstige geschickt zu benützen und für seine Aufgabe brauchbar zu machen wissen muss. — Aehnlich verhält es sich mit der Erdformation, da ist ein Theil als bestehendes Terrain gegeben und mit kleinen Modificationen brauch- bar, ein anderer muss umgebildet, ein Dritter gleichsam neugebildet, alle drei aber harmonisch mit einander verbunden werden. Aber die Gesetze, nach denen der Gartenkünstler bildet, sind wie die des Syınmetrischen äusserst feiner Na- tur und undarlegbar, können nur durch anhaltendes und aufmerksames Natur- studium eigen gemacht, vom ausgebil- deten Gefühle verstanden, aber einzig vom Genie naturgetreu wieder gegeben werden. Namentlich sind es die zar- ten Formationen des Hügels und der sanft bewegten Fläche, ihre Verschmel- zungen mit der Ebene und dem Thale, 306 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die Gebüsch- und Waldsaumlinien, dann | stischen ganz besonders zu liegen schei- die Formenübergänge in der Pflan- zung, wo die Schwerpunkte des Pla- nen. (Forisetzung folgt.) 35) Bemerkungen über Pflanzen des kaiserl. hotan. Gartens zu St. Petershurg. 1) Die Dammar-Tannen. Auf den Mo- lukken, in Java und Borneo wachsen zwei mächtige Tannenbäume mit breiten lederartigen Blättern, aus deren Stämmen und Zapfen ein Harz, das Dammar- Harz (Dammar Puti, Dammar Batu) ausfliesst. Dasselbe ist durchsichtig und anfangs weich, später aber steinhart und wird zu verschiedenartigen Zwecken viel- fach gebraucht, namentlich aber wird ein äusserst dauerhafter Firniss aus sol- chem bereitet. Beide Pflanzen sind in Cultur, es sind dies D. orientalis Lamb. Pin. I. p. 75, tab. 43 und D. alba Rumph. Herb. amb. tab. 57. Endlicher vereinigt beide Arten in seiner Syn. Con. p. 189. Es sind aber wirklich diese beiden Pflanzen sehr verschieden untereinander. Die D. orientalis hat brei- tere und kürzere Blätter, die aus keil- förmigem Grunde verkehrt lanzettlich oder verkehrt oval. Das Blatt ist in ei- nen kurzen Blattstiel verdünnt oder kann auch als sitzend betrachtet werden. Die Aeste sind auffallend stark geglie- dert und werden an den Gliederungen sehr leicht abgestossen. Die andere Art, die D. alba Rumph war den Bo- tanikern wohl früher bekannt, ward aber erst viel später in Cultur einge- führt. Der Petersburger Garten culti- virt ein 14 Fuss hohes prächtiges Exem- plar derselben. Die Blätter sind viel mehr in die Länge gezogen, am abge- rundeten Grunde am breitesten und von da schlank verdünnt, mit deutlichem Blattstiel und die Gliederungen der Aeste weniger auffallend. Beide Arten verdienen als schöne Decorations- und Nutzpflanzen allgemeine Cultur, sind aber in den Gärten noch selten und werden es noch so lange bleiben, bis durch glückliche Einfuhr keimfähiger Samen eine stärkere Vermehrung erzielt wird. Cultur im Warmhaus in lehmiger Erde. (E. R.) 2) Oxalis rhombeo - ovata St. Hil. (Walp. Rep.I. p.489). Oxalideae. Ein klei- ner Warmhausstrauch aus Brasilien mit dreizähligen Blättern, kurzhaarigen Ae- sten, rhomboidisch - ovalen, schwach ge- wimperten, glänzend grünen Blättchen, vielblumigen zweitheiligen Blüthendol- den und gelben Blumen. Ein immer niedliches immergrünes Pflänzchen , das Hook. Bot. Mag. tab. 3748 als O. Bar- relieri Jacq. abbildet und seitdem auch oft unter diesem Namen in den Gärten geht. Die ächte O.Barrelieri Jacq. (Jaeg. Oxc. t.3) ist aber eine durchaus verschiedene Pflanze mit länglichen Blättchen, fieisch- rothen Blumen und Griffel, die so lang als die längern Staubfäden, während die Griffel unserer Pflanze noch einmal so lang als jene. 3) Citrus japonica Thbrg. fl. jap. 192. Icon. fl. jap.t.15; Aurantiaceae. Diese schöne Art von mehr nur strauchigem Wuchse ist in den Gärten allgemein als C. chinensis verbreitet und wegen des dankbaren Blühens als kleine Pflanze beliebt. Candolle scheint sie zu C, vul- I. Originalabhandlungen, garis Risso (Prodr. I. p. 539), der, mit C. Bigeradia Duh. identisch in Gär- ten als die bittere Pomeranze be- kannt ist, zu ziehen. Bosse Handb. 1. p. 552 zieht sie als Var. sinensis zu C. ' Bigeradia, nennt aber schon Ü. japonica Thbrg. als Synonym. Uns scheint diese Pflanze aber wirklich eine gute Art zu bilden, die sich durch den niedrigen Wuchs, das frühe Blühen, aussen röth- liche Blumen, mehr längliche, oben mit vortretendem dickem Nabel versehene Frucht unterscheidet. In Cultur liebt sie den Standort im Warmhause und wächst von allen Orangen am leichte- sten aus Stecklingen. 4) Billbergia longifolia C. Koch. Bro- meliaceae. Diese Art ist B. mit pyramida- lis Lindl, sehr nahe verwandt. Grünere, unterhalb weniger punktirte und mit nur undeutlichen Querbinden versehene Blät- ter, denen am Grunde die braune Fär- bung fehlt und die länger als der Blü- thenstand, sowie an der Spitze stark zurückgebogene Blumenblätter unter- scheiden sie. Wir erhielten sie unter einem falschen Namen. Cultur im feuch- ten Warmhause an Baumstämmen auf Moosunterlage oder in Töpfen. 5) Oncidium armillare Lindl. (Fol. orchid. Nr, 182). Wir erhielten diese Pflanze von Wagener aus Venezuela. Mit Lindley’s kurzer Diagnose stimmt sie vollkommen überein, doch giebt der- selbe Peru als Vaterland an. Sehr nahe ist unsere Pflanze auch dem O. auriferum Rchb. fil;, verwandt. Lindley unterscheidet unsere Pflanze durch lanzeitliche zugespitzte Blüthen- hüllblätter von O. auriferum, das nach ihm, solche von linearer Gestalt mit auf abgerundeter Spitze sitzenden Spitzchen besitzen soll. Vergleichen wir dagegen die Originalbeschreibung von Reichen- bach fil. in der Linnaea, so beschreibt 307 derselbe die innern und äussern Hüll- blätter als länglich. Es könnte daher recht wohl sein, dass unsere Pflanze zu O. auriferum Rchb. fil. gehören würde, wozu auch das Vaterland stimmen würde. Wir haben es aber vorgezogen, sie als O. armillare aufzuführen, weil die Lind- ley’sche Diagnose von unserer Pflanze nicht abweicht, während Reichenbach seiner Pflanze kleine, längliche, 1blättrige Scheinknollen, eine armblumige Blumen- traube, eine Lippe mit 2 — 4lappigem Mittellappen, die am Grunde 2 kleine rauhbe runde Stellen trägt, zuschreibt, wodurch sie von der unsern abweicht. Die bei uns gegenwärtig blühende Pflanze besitzt zusammengedrückt-ovale, gegen die Spitze verdünnte Scheinknol- len, die gefurcht und auf der Spitze 2—3 Blätter tragen. Sie werden bis 3 Zoll lang und 1!/, Zoll breit. Blätter läng- lich bandförmig, an der abgerundeten. Spitze ungleich 2lappig, werden 1!/, Fuss lang und 3/,—1!/, Zoll breit. Am Grunde der Scheinknollen aus der Achsel eines Blattes erhebt sich die schlaffe herab- hängende Blüthenrispe, die 3 — 4 Fuss lang wird, sich stark verästelt und die Blume an den Aesten in langen Trau- ben trägt. Bracteen klein, oval, kurz gespitzt. Blüthenhüllblätier abstehend, leicht wellig, hellgelb, bis unter die Spitze schmutzig braun gefleckt und bandirt; die 3 äusseren länglich , mit kurzem Spitzchen; die 2 inneren lanzett- lich, sichelförmig, spitz. Lippe dreilap- pig, geigenförmig, hellgelb, im Centrum braun ; die basilaren Seitenlappen auf- gerichtet, abgerundet, ohrenförmig; Mit- tellappen breiter als Seitenlappen , sehr breit, unten abgestutzt herzförmig, vorn 2lappig. Die Schwiele besteht aus 3 Reihen von aufgerichteten, zahnförmigen Warzen, die auch seitlich noch von ähnlichen stielförmigen oft getheilten 308 Warzen umgeben sind. Säulchen trägt oben 2 beilförmige Flügel, die unten spitz, oben zugespitzt und an den Sei- ten gezähnel. — Blühet im Mai mit einer Masse von «Blumen zu ‚gleicher Zeit und gehört zu den schönen allge- mein zu empfehlenden Orchideen. Die beistehende Fig. a ist eine Blume Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. in Lebensgrösse, b das vergrösserte Säulchen mit abgehobener Anthere. I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in „Illustration horticole.“ 4) Neue Petunien - Varietäten. nen Petunien haben in den letzten Jahren ei- nen neuen Aufschwung genommen, nachdem vorher der Eifer für ihre Zucht erkaltet war, ohne Zweifel, weil man den Formen- undFar- benkreis für erschöpft hielt. Von Arnstadt und Erfurt ging die neue Anregung aus, hervorge- rufen durch die grüngerandeten Varieläten, die dort zuerst gezüchtet wurden, bald folgten die schönen gestreiften und panachirten Varietäten, eine ganze Reihe sämmtlich rolhgrundiger Sor- ten mit weisser Panachirung, denen Van Houtte’s striata formosissima die Bahn brach, aber bald durch die folgenden Züchtungen selber verdunkelt wurde und endlich kamen noch die gefüllten Formen, zuerst eingeleitel durch Ebritsch’s Ruhm von Thüringen. Auf der vorliegenden Tafel finden wir von den ge- füllten die Imperialis abgebildet, rein weiss stark gefüllt, wie eine Gardenie, unstreilig bis jetzt die beste in dieser Seclion; von gestreif- ten sind besonders zu empfehlen: Gloire de France, sehr gross violett, weiss bandirt und gestreift, M7. E. Lemichez rosenroih mil weiss und M. de St. Innocent glänzend hochroth mit weisser Zeichnung. (Taf. 108.) - 2) Odontoglossum Phalaenopsis, Rchb. fil. et Lind. Eine überaus prächtige Art, von Linden aus Neu- Granada eingeführt, deren Blumen in Grösse, Form und Färbung der herrlichen Phalaenopsis amabilis sehr ähneln Die schö- und im Verhältniss zu den kleineu Schein- knollen sehr gross genannt werden dürfen. Lemaire findet sie in der Tracht und im Blü- thenstande den Huntleya , Warrea und Wars- cewiezella-Arten so täuschend ähnlich , dass es nach ihm eine genauere Besichligung der Blume erfordert um sich zu überzeugen, dass diese Pflanzen nicht zu einer der genannten Gattungen’gehören! Wir gestehen gerne, dass wir diese Aehnlichkeiten nicht herauszufinden vermögen, eine Verwechslung mit Miltonia könnten wir weit eher begreifen und die Scheinknollen und Blälter scheinen uns der Abbildung nach am ersten dem Cyrlochilum filipes ähnlich. Jedenfalls ist es eine der schönsten, aber wahrscheinlich auch eine der diffieilleren Arten, mit rein weissen, wohlrie- chenden Blumen und grosser roth und gelb gezeichneter Lippe, deren Zeichnung mit der flachen Haltung der ganzen, wie gepresst scheinenden Blume vereint, besonders die äus- sere Aehnlichkeit bedingen , die aus dieser central-amerikanischen Orchidee eine nicht zu verachtende Rivalin für die stolze asiatische Phalaenopsis macht. (Taf. 109.) 3) Getigerte Zwerg -Calceolarien., Von - den beliebten krautarligen, getigerten Calceo- larien hat Herr Ernst Benary in Erfurt eine neue Race gewonnen, die bei ganz gleichen Farben und Blüthenreichthum vor den älteren sich durch den niedrigen, gedrängten Wuchs sehr voriheilhaft auszeichnet, da die kurzen Blülhenstiele kräfüg genug sind, den reichen II. Neue Zierpflanzen. Blüthenschmuck ohne fremde Hülfe zu tragen, wodurch die lästige Arbeit des Aufbindens er- spart und die verunzierenden Stäbe ganz über- flüssig werden. (Wir wollen nur wünschen, dass dieser niedrige Wuchs als wirklicher Ragencharakter _fixirt werde, oder dass dies Herrn Benary schon gelungen sein möge. Im Van Houtte’- schen Garten, wo die Calceolarienzucht be- kanntlich grossartig und mit Sorgfalt betrieben wird, beobachteten wir schon vor mehreren Jahren solehe Zwergformen. Man sonderte sie aus, behielt sie zur Samenzucht und hoffte auch, diese Eigenthümlichkeit den folgenden Generationen erhalten zu sehen, aber die Mühe war vergeblich, schon die erste Aussaat lie- ferte fast durchgängig die gewöhnlichen, lang- stieligen Formen und man gab es nachher als nutzlos auf, weitere Versuche in dieser Rich- {ung zu machen.) (Taf. 110.) 4) Zilium philadelphicum Lindl. Eine sehr zierliche, nordamerikanische Lilie, längst eingeführt, aber nichts weniger als häufig oder gar gemein in unsern Gärten, die sich ihrer gewiss nicht zu schämen brauchten, denn sie ist mit ihren dünnen schlanken Sten- geln und den brillant orangerothen Blumen eine der lieblichsten Arten. Wird nur bis 2 Fuss hoch und trägt meistens 1 — 3 Blüthen. Die ganze Pflanze durchaus kahl und glänzend grün, Blätter schmal - lanzettlich , zerstreut stehend, 3-nervig, knorpelig-gerandet. Blumen aufrecht, am Grunde glockig, oben ausgebrei- tet und leicht zurückgebogen; Blumenblätter mit kurzem Nagel, dessen Ränder stark nach innen eingerollt sind, ohne jede Spur von Nectargrube, am Grunde schön gelb mit schwarzroth reich gefleckt, die oval lanzettli- che Platte zinnober- orangerolh. Cultur im freien Lande in guler humusreicher Erde. (Taf. 111.) 5) Vaccinium salignum Hook. fil. et Toms. Vaceiniaceae. Ein immergrüner, epi- phytischer Strauch, der zuerst von Dr. Griffith in den Bootan - und Sikkim-Gebirgen in den diehten Waldungen der temperirten und sub- tropisehen östlichen Himalayakette, 4— 7000 Fuss supramariner Höhe entdeckt wurde und dessen Einführung in unsere Warmhäuser hoffentlich 309 nicht mehr aufsich warten lassen wird. Zweige hängend , bekleidet besonders an den Spitzen mit schmal lanzettlichen , kurz gestielten, lang zugespitzten Blättern. Die langen , sehr schön lebhaft rosenrothen Blüthen sitzen in kurzen, hängenden, 5—10blüthigen Trauben. Kelch glockig, 5spaltig, wie die zolllangen Blüthen- stiele gleichgefärbt mit der röhrig-glockigen, 5-kantigen Corolle, die sich oben in 5 spitze, grüne Zipfel theilt. Staubfäden kurz, oben bartig, mit sehr langen Staubbeuteln. (Taf. 122.) 6) Aerides crispum Lindl. (A. Brookei Batem.) Eine schon ziemlich verbreitete, schöne Art, die im Jahre 1840 zuerst von Ostindien in unsere Orchideenhäuser wanderte, denen sie immer zur grossen Zierde gereichen wird. Unier den Aerides- Arten hat sie die grössten Blumen und ist durch ihre kurzen. breiten Blätter leicht kenntlich, (Taf. 123.) dolabrata Sieb. et Zucc. Schon längst in den Herbarien wurde diese prächtige Conifere endlich lebend nach Europa gebracht (der bot. Garten in Leyden erhielt sie im Jahre 1852) und hoffentlich wird sie bei den jetzt üblichen besseren und schnelleren Vermehrungsmethoden bald keine Seltenheit mehr sein in unseren Gärten. In Japan bildet sie mächlige Bäume, von eleganter, majestäli- scher Tracht, mit wirleligen, hängenden Ae- sten und zweizeilig beblätterten Zweigen. Blät- ter sehr klein, hobelförmig, ausdauernd. Die Japanesen culliviren in ihren Gärten eine Zwerg- varietät mit kleineren Blättern, die kaum 6 Fuss hoch wird. Die Erfahrung muss erst lehren, ob diese Art unser Klima ertragen wird, für Algier und das südliche Europa könnle dieser Baum zweifelsohne von grossem Nutzen wer- den, da sein rothes Holz sehr hart ist und ge- wiss herrliches Bauholz gibt. Kann durch Veredlung auf die nah verwandte Thuia oc- eidentalis vermehrt werden, wenn man, wie es bis jetzt der Fall ist, noch keine Samen hat. — Die japanische Regierung hat ganz neuerdings die beschränkenden Verkehrsbe- dingungen der europäischen Schifffahrt gegen- über aufgehoben und besonders den Hollän- dern freien Zutritt geslattet , so dass zu hoffen steht, dass auch dem Gartenbau dadurch eine 7) Thuiopsis 310 reiche Quelle geöffnet wird, da Japan noch grosse Schätze an Pflanzen aller Art birgt. (Taf. 124.) 8) Quercus lamellosa Hook. fill. Im Hi- malaya zwischen 5 — 8000 Fuss supramari- ner Höhe sehr häufig, und nach Dr. Hooker die edelste aller Eichen, sowohl durch die im- posante Tracht und Grösse des Baumes, als durch die feste Textur und schöne Färbung der grossen immergrünen Blätter und die aus- sergewöhnliche Grösse seiner Früchte. Der gerade Stamm erhebt sich bis zu 60 Fuss Höhe, ehe er sich verzweigt und trägt eine längliche, immergrüne Laubkrone von gleicher Höhe. Die jungen Zweige sammethaarig-Alzig, Blätter lederartig, sehr gross (bis 15 Zoll lang und 7 Zoll breit), kurz gestielt, elliptisch-oval, grob und faststechend sägezähnig, oben lebhaft grün, unten silbergrau. Früchte sehr gross, fast kugelig, die Becherhülle mit concentrischen Lamellenkreisen besetzt, die Eichel fast ganz umgebend. Die von Dr. Hooker eingesandten Früchte hatten leider die Keimkraft verloren, aber neue Versuche, die Samen in Ward’- sche Kisten gepackt, würden sicher gelingen und zweifelsohne bald gemacht werden. (Taf. 125.) 9) Cypripedium villosum Lind!. Durch Thomas Lobb wahrscheinlich von Borneo ein- gesandl, eine herrliche, grossblühende Art, mit warm olivenbraunen, glänzenden, dunkler netzarlig-gezeichneten Blumen, zunächst mit C. insigne verwandi. Blätter breit linealisch- oblong, lederig, an der Spitze kurz 2spalltig, ungezeichnet, zweizeilig. Der einblumige Blü- thenschaft weit kürzer als die Blälter und mit langen gekräuselten Haaren besetzt. Die Blu- men erscheinen im Winter und halten sich mehrere Monate hindurch frisch. Eine schöne und noch sehr seltene Art. (Taf. 126.) 10) Buddlea Colvillei Hook. fill. et Toms. Scrophulariaceae. Unter den Pflanzenschäizen, die in den Gebirgen Ostindiens neuerdings von Dr. Hooker und seinem Begleiter Tomson .auf- gefunden und meistentheils durch ihre Ver- mittlung bereits in unsere Gärten gewandert sind, nimmt diese schöne Buddlea-Art einen Ehrenplatz ein. Da sie in einer Höhe von 9 — 12000 Fuss gefunden wurde, glaubt Dr, Hooker,, sie dürfe in unsern Gärten vollkom- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. men ausdauern und wäre in diesemFalle eine herrliche Acquisition; jedenfalls is es anzura- then, sie zuerst als Kalthausstrauch zu betrach- ten, bis die Erfahrung gezeigt hat, was sie zu ertragen vermag. Die B. Colvillei bildet im Vaterlande einen aufrechten, verzweigten bis 10 Fuss hohen Strauch , der sich wochenlang bedeckt mit zahlreichen, vielblumigen Blüthen- rispen ansehnlicher dunkel rosafarbener Blü- then. Blätter kurz gestielt, lanzeltlich , zuge- spitzt, kerbzähnig-gesägt, bis 7 Zoll lang, Kelch halbkugelig, kurz 4 zähnig, filzig. Blumen- krone 4 — 5mal länger, röhrig glockenförmig, mit abstehendem, A-spaliigem Saume, Lappen gross, rundlich , ausgefressen gezähnt. Wird wahscheinlich durch Stecklinge sich leicht ver- mehren lassen, sonst aber durch Samen, den diese Artreichlich zu tragen scheint. (Taf.126.) 11) Odontoglossum anceps Ch. Lem. Eine mexicanische Art, durch die Gebrüder Tonel an Verschaffelt’s Etablissement gesandt, woselbst sie zum ersten Male blühte. Sehr nahe mit O, maculatum La Ll. und 0. corda- tum Lindl. verwandt, unterscheidet sie sich nach Lemaire von der ersteren durch den aufrechten , zweischneidigen , hin und her ge- bogenen armblüthigen Blumenschaft und die kaum genagelte stark herzförmige, am Grunde geöhrte Lippe, von der zweiten durch die ein- bläitrigen Pseudobulben, die nicht zweizeilige Infloreseenz und durch die gezähnt - zerrissen gerandete Lippe. Die 3 äusseren Blüthenhüll- blätter sind aussen grün, innen einfarbig braun, am Grunde mil feinen gelben Querstri- chelchen, die beiden weit breiteren inneren sind wie die Lippe schön gelb, mit rothbraun gefleckt. (Taf. 128.) 12) Gesneria egregia Verschaff. (Hep- piella Naegelioides Lem.) Eine ebenso interes- sante als schöne. Hybride zwischen Naegelia zebrina und Heppiella atrosanguinea, die in . Verschaffelt's Garten durch künstliche Befruch- tung erzielt wurde. In Blüthen und Laub gleich zierend und sehr reichblühend. Die scharlachrothen, unge- fleekten Blumen stehen in reichblüthigen Ris- pen und gleichen in Form und Färbung der Heppiella, während die grossen, unten dunkel- roihen Blätter mehr an Naegelia erinnern, (Taf. 129.) U. Neue Zierpflanzen, 13) Azalea indica caryophylloides. Eine hübsche, bereits bekannte Form, die von Scheuermann in Mainz gezogen wurde, und auf weissem Grunde wie eine Bandnelke hel- er oder dunkler roth gestreift und bandirt ist Eine der schönsten, panachirten Sorten. (Taf. 130.) (E. 0) b) Abgebildet im „Botanical Maga- zine.. 14) Phytolacca icosandra L. (Ph. mexicana Gärtn.) Phytolaceae. Eine mexicanische Art, bis 2 Fuss hoch, ganz kahl, mit runden Sten- geln und elliplisch-eirunden,, scharf gespitzten Blättern und langen übergebogenen Blüthen- trauben, die weit länger als die Blätter sind. Die kleinen gelblich-grünen Blüthen sind un- scheinbar, dagegen ist das Corallenroth der Rhachis und Blüthenstielchen der graeiös nickenden langen Trauben und das dunkle Purpur -Schwarz der erbsengrossen Beeren nicht ohne Reiz, und diese Art für grössere Sammlungen wohl zu empfehlen. Cultur leicht im temperirten Warmhause. (Taf. 4967). 15) Rhododendron campylocarpum Hook. fl. Gehört zu der Serie der von Dr. Hooker eingeführten Sikkim - Himalaya Rhododendron und blühte. zum ersten Male im April 1856 bei den Herren Standish und Noble in Bag- shot. Es kommt auf den Sikkimbergen bei 41 — 14000 Fuss Höhe sehr häufig vor und würde, nach einem solch’ hohen Standorte zu urtheilen , unsern Winter wohl ertragen, aber da die Blüthezeit so früh fällt, könnten die Nachtiröste doch den Blumen und jungen Trieben schaden, und ist es daher gerathener, diese Art in Töpfen zu cultiviren. Blätter 2— 3!/2 Zoll lang und bis 2 Zoll breit, abgerun- det, am Grunde herzförmig, mit kurzem Mu- ero, kahl, unten hell blaugrün. Blüthendolde vielblumig, locker; Blüthenstielchen , Kelch und Fruchtknoten drüsig behaart, Kelchzipfel kurz , abgerundet; die breit-glockige Corolle hell-strohgelb, ohne jede Zeichnung, von zar- ter Textur, mit rundlichen Saumlappen, ange- nehm nach Honig duftend. Eine liebliche Art, die in ihrem Habitus nur durch die drüsige Behaarung und die runden Knospen ver- schieden ist von dem Rh. Thomsoni. (Taf. 4968.) die dritte nur um ein‘ Geringes mehr. 311 16) Hoya coronaria Bl. Asclepiadeae. Durch Thomas Lobb aus Java eingeführt , wo Blume sie zuerst an feuchten, schatligen Waldrändern entdeckte, ist diese hübsche Art bis jetzt im Alleinbesitz der Herren Veiteh und Sohn, in deren Warmhäusern sie im November 1856 ihre ersten Blüthen entfaltete. Die Blumen sind ziemlich gross und hellgelb mit 5 kleinen rothen Flecken geziert. Sie wurde auch im Sylhet von Dr. Wallich gefunden, ist daher nichl bloss auf Java beschränkt. Eine halb- strauchige Warmhausschlingpflanze mit dicken, fast sammethaarigen Zweigen; Blätter dickflei- schig, elliptisch , kleinspitzig, entfernt stehend, hellgrün, am Grunde stumpf, am Rande etwas eingebogen, die untere Fläche und die Mittel- rippe der Oberseite weich behaart. Corolle radförmig, mit dreieckigen, spitzen, aussen weich- haarigen Zipfeln. (Taf. 4969.) 17) Ahododendron album D. C. (Vireya alba Bl.) Eine kleine Art von den Salakber- gen in Java durch die Herren Rollisson in Cul- tur gebracht, mit kleinen hellgelben Blumen und wie die übrigen javanischen Arten im tem- perirten Hause zu cultiviren. Blüht schon als kaum fusshoher Strauch. Blätter 3 — 4 Zoll lang, länglich - lanzetllich, oben dunkel grün, kahl, unten dicht bedeckt mit kleinen rost- braunen Schüppehen, wodurch die ganze Un- terseite der Blätter schön rostbraun erscheint. Doldentraube fast sitzend endständig, vielblu- mig, Kelch sehr klein, mit ungleichen , abge- rundeten Zipfeln. Corolle breit glockig, Lap- pen abgerundet, eingedrückt, Staubfäden zehn, die hypogynische Scheibe dickfleischig, fast gelappt. (Tai. 4972.) 18) Calathea villosa var. pardina. Maran- taceae. Die in der Flora des Serres zuerst abgebildete und in der Gartenflora bereits mehr- fach besprochene Calathea pardina Pl. et Lind. ist von Sir W. Hooker als Varietät zu C, villosa Lindl. gezogen, von der sie sich nur. durch die schwarzbraun gefleckten Blätter unterscheiden soll. (Taf. 4973.) 19) Begonia microptera Hook. Durch die Herren Low von Borneo eingeführt, ist diese Art besonders leicht kenntlich durch die sehr schmal geflügellen Fruchtikapseln , zwei Kanten der Frucht sind fast ungeflügelt und Die 312 ganze, etwa anderthalb Fuss hohe Pflanze fast drüsig-behaart, Stengel aufrecht, wenig | und dankbar blüht. verzweigt, Blätter eiförmig - lanzeltlich, zuge- spitzt, doppeltgesägt, kurzgestielt, die blass- grüne Unterseite gehoben durch hervorstehende rothe Rippen; Nebenblätter lanzettlich, pfriem- lich; Blüthen zahlreich in endständigen dol- dentraubigen Rispen, die männlichen 4-blättrig, die Sepalen ungleich gross, ganzrandig, die weiblichen 5-blättrig, Sepalen gleichgeformt, sägezähnig. (Taf. 4974.) 20) Symphoricarpus microphyllus H. B. KR. Caprifoliaceae. Ein hübscher Strauch für den Vordergrund von Bosquetparthieen, der sich von der bekannten nordamerikanischen Schnee- beere (S. vulgaris) durch kleinere, eirunde, unterhalb graugrüne Blätter, hellere röthli- che Blüthen und kleinere röthlich - weisse Beeren unterscheidet. Stammt von den höhe- ren Gbirgen Mexico’s und wurde 1829 zu- erst in englische Gärten eingeführt. «Taf. 4975.) 21) Camellia reticulata Lindl. fl. pleno Fort. Wurde von A. Fortune vor einigen Jahren aus China an die Herren Standish und Noble in Bagshot eingesandt und blühte dort zum ersten Male im Januar dieses Jahres. Die Blumen sind eben so gross als bei der Stamm- arl und dabei regelmässig, leicht gefüllt, und dunkler roth gefärbt. Die C. reticulata eignet sich wegen ihres hohen Wuchses nicht sehr für Topfeultur, ist aber sehr zu empfehlen zum Auspflanzen in den freien Grund grösserer Wintergärten, wo sie Raum zu freier und üp- Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. piger Entwicklung findet, und dann sehr reich (Taf. 4976.) 22) Cirrhopetalum Medusae Lindl. Un- ter den vielen grotesken Blüthenformen, denen wir unter den Orchideen begegnen, sind we- nige , die mehr auffallen , als diese Art. Die Blumen sind nur klein, sitzen aber zu vielen dicht gedrängt in Köpfchen, und die zwei un- teren Sepalen sind fadenförmig verlängert, so dass die Infloresceenz einem wahren Medu- senhaupte mit lang herabhängenden Haaren gleicht. Wurde vor Jahren von Singapore durch die Herren Loddiges eingeführt, ist aber immer noch eine seltene Art in unsern Samm- lungen. (Taf. 4977.) 23) Sonerila elegans Wight. Melastoma- ceae. Von den Herren WVeitch eingeführt, eine sehr hübsche Art, die in den Neilgherry- Bergen von Ostindien heimisch ist, und im Januar 1857 zuerst blühte. Sie bildet einen etwa fusshohen Halbstrauch mit vierkantigen Stengeln , Blätter langgestielt, eiförmig, zuge- spitzt, wimperhaarig - gesägt, kurz-rauhhaarig, oberhalb glänzend dunkelgrün, unterhalb pur- purroih. Blüthenstiel endständig, trugdoldig- gabelästig, vielblumig, die Gabeläste im Ab- blühen sich verlängernd, die hübschen rosa- farbigen Blumen alle einseitswendig. Kelch drüsig-behaart, mit 3 dreieckigen Lappen, 3 verkehrt-eiförmige, flach ausgebreitete Petalen. Eine sehr empfehlenswerthe Warmhauspflanze. (Taf. 4978.) II. ;‚2) Funktionen der Spaltöffnun- gen. Die Blätter sind bekanntlich von einem dünnen fAäutchen , dem Oberhäutchen (euticula) überzogen, das aus einer gleichmäs- sigen Masse besteht, die das Eindringen von Wasser und Luft in den Pflanzenkörper hin- dert. Da nun aber die Luft dennoch stets in den Pflanzenkörper eindringen und das von den Wurzeln aufgenommene Wasser auch durch Notizen. die Blätter ausgeschieden werden muss, so ist auch hier die Einrichtung nicht vergessen, um beides zu vermitteln. Es sind dies die unzäh- ligen kleinen Oeffnungen auf beiden Blattseilen, welches zugleich die Ausmündungssiellen des durch das Blatigewebe verzweigten Systems kleiner Lufikanäle, der sogenannten Inter- cellulargänge sind. Diese Intercellular- gänge vorlaufen zwischen den Zellen (an de- ’ Taf: 206 Ten: D ei 4 2 Ne = o ira [3 Fi IN. Notizen. ren Kanten) und sind noch viel kleiner als diese Um sich einen richtigen Begriff von der Kleinheit dieser Theilungen und der Oeff- nungen zu machen, bedenke man, dass auf einer Quadratlinie Oberfläche des Blattes sich 100 — 1000 solcher kleiner Oeffnungen , die man Spaltöffnungen nennt, be- _ finden. Dieselben werden von 2 halbmondförmigen Zellen gebil- det, die zwischen sich eine kleine | Oeffnung lassen, wie dies die bei- stehende Figur in starker Ver- grösserung zeigt. Sie sind es, welche den Athmungs-und Verdunsiungsprozess von der Zeit an a ein vermitteln, wenn die Jüngsten Theile eine feste Oberhaut gebildet haben. Es sind dies bekannte Thatsachen, die wir zuvor nur ganz kurz andeuten wollten, bevor wir auf die neuesten Beobachtungen eintreten, die H. Mohl kürzlich über Bau und Funktio- nen der Spaltöffnungen in der bolanisehen Zeitung bekannt machte. — Schon Hedwig machte nämlich die Be- obachtung, dass die Spaltöffnungen sich öf- nen und schliessen. Andere suchten nach ihm die Ursachen zu ergründen, kamen dabei auf ganz entgegengesetzte Resultate. So sagt J. Banks, die Spaltöffnungen seien bei trocke- nem Weiter geschlossen , bei feuchtem dage- gen geöffnet und schliesst hieraus, dass sie da- zu dienten, Wasser aufzunehmen. Nach Mol- denhauer und Amici sind sie bei Nacht und Regenwelter geschlossen, bei trockenem Wet- ter und Sonnenschein dagegen geöffnet. Der Erstere schliesst daraus, dass sie zur Beförderung der Ausdunstung dienten und der Letztere, dass sie die Aushauchung des Sauerstoffes vermitteln. Nach Mohl’s Untersuchungen ver- halten sich die Spaltöffnungen der verschiede- nen Pflanzen in dieser Beziehung verschieden, so dass jeder der erwähnten richtig beobachtet haben kann. Die Zellen (Porenzellen), welche die Spalt- öffnung bilden, besitzen einen eigenthünli- chen Bau. Sie sind nämlich nach Mohl’s Be- obachtungen nach oben und unten an dem frei gegen die Oeffnung liegenden Theil hin, in eine mehr oder weniger vorspringende Membran vorgezogen. Die Membran der Po- renzellen selbst ist auf der mit den Nachbar- X. 1857. Naturforscher 313 zellen verwachsenen Seite am dünnsten, an der frei gegen die Spaltöffnung hin liegenden Stelle dagegen am dicksten. Die beistehende Figur ist ein sehr stark vergrösserter, senk- rechter Schnilt, mitten durch die Spaltöffnung von Amaryllis formosissima, a a sind hier die beiden Porenzellen, welche zwischen sich die Spaltöffnung frei lassen und bei b b b b liegt die gegen die Spaltöffnung vorgezogene Mem- bran, welche. hier von mittlerer Grösse, bei andern Pflanzen bald grösser, bald kleiner. Die Spaltöffnung mündet nach Innen in einen erweiterten luftführenden Raum c, welcher Athemhöhle genannt wird, die die Communi- cation mit den Intercellulargängen vermittelt. Nach den genauen Versuchen Mohl’s ver- halten sich nun in sofern alle Porenzellen durchaus gleich gegen die Einwirkung von Wasser oder Trockenheit, wofern es gelingt, sie durch einen Schnitt von dem Druck der Nachbarzellen zu befreien. In diesem Falle veranlasst die Wasseraufnahme ein Turgesei- ren, die Wasserabgabe ein Zusammenfallen der Zelle. Durch Turgescenz werden nun diese Zel- len hauplsächlich in senkrechter Richtung aus- gedehnt, nehmen also auf dem senkrechten Durchschnitt eine mehr elliplische Gestalt an und schliessen die Oeffnung der Spalte. Bei Wasserabgabe werden sie dagegen wieder mehr rundlich und öffnen die Spalte. Hier- nach müssten sich also die Spaltöffnungen bei Einfluss von Feuchtigkeit öffnen, bei Einfluss von Trockenheit schliessen. Dieses Verhält- niss findetbei der lebenden Pflanze, aber verhält- nissmässig bei wenigen Arten stalt, nämlich bei allen denen, bei denen die Porenzellen ver- ‘"hältnissmässig frei liegen und nur an einem kleinen, nach hinten liegenden Stück mit den Nachbarzellen verbunden sind, so dass die um- 21 314 gebenden Zellen keinen Einfluss auf sie aus- üben können. So z. B. bei unsern einheimi- schen Orchideen. Bei der grössten Zahl der andern Pflanzen aber , wo die Porenzellen von mehreren Sei- ten mit Nachbarzellen verwachsen sind, da {urgeseiren bei Wasseraufnahme auch diese und schliessen durch ihren Druck die Spall- öffnung. Endlich zeigt bei der lebenden Pflanze auch das helle Sonnenlicht noch eine so bedeutende Einwirkung auf die Thätigkeit und folglich Turgescenz der Porenzellen, dass ebensowohl durch Zusammenfallen der Nach- barzellen, wie Turgescenz der Porenzellen gleichzeitig das Oeffnen der Spaltöffnungen im Sonnenlichte bedingt wird. — So zeigen Mohl’s Untersuchungen, warum bei den einen Pflanzen die Spaltöffnungen im Sonnenlichte geschlossen, bei Nacht und Regen geöffnet sein können, wie bei unsern einheimischen Orchideen. Bei der Mehrzahl der Pflanzen findet aber trotz jenes eigenthümlichen Verhaltens der Po- renzellen das Gegentheil statt; denn bei Was- seraulnahme und Turgescenz der Zellen über- haupt, also bei Nacht und Regen, schliessen sich die Spaltöffnungen durch den Druck der Nach- barzellen. Sie öffnen sich dagegen bei trocke- nem Wetter, sobald durch Verdunstung das umgebende Zellgewebe zusammenfällt und in seinem Zurückziehen auch die Porenzellen mitzieht und zum Oeffnen nöthigt, oder indem durch Einwirkung desSonnenlichtes die Poren- zelle vorzüglich die Feuchtigkeit an sich zieht und durch überwiegende Turgescenz ebenfalls die Spaltöflnung öffnet. Damit ist es auch von Neuem dargethan, dass die Spaltöffnungen es sind, welche die Ausdünstung und den Gasaustausch vermitteln. (E. R.) 3) Salzdüngung. Lindley empfiehlt in seiner neuen Auflage von Theorie und Praxis des Gartenbaues die Düngung mit Kochsalz, besonders für den Spargel und Meerkohl. So verdanke der durch seine Güte bekannte Spargel von St. Sebastian die- ses iheils dem Umstande, dass die Beete zeit- weis vom Meereswasser überspült würden. Künstliche Düngungen mit Salz, ungefähr im Verhältniss von 1 Pfd. auf 5[_]Fuss, gaben Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. beim Spargel sehr gute Resultate. Während das Unkraut gänzlich getödtet wurde, zeigten die Spargelpflanzen ein ungewöhnlich kräftiges Wachsthum,, ja sie machten sogar, nachdem sie schon abgetragen hatten, theilweis noch einmal kräftige Schosse. Am zweckmässig- sten wird die Düngung nach Beginn des Trie- bes angewendet. Andere theilen sie, indem sie die Hälfte der Düngung im Herbste, die andere Hälfte im ersten Frühlinge geben. Bei frisch angelegten Pflanzen wirkt diese Düngung schädlich. Beim Meerkohl wirkt Salzdüngung nicht weniger günstig, doch genügt hier % Pfd. auf 5 [JFuss. Gedrungeneres Wachsthum, verbunden mit’ sehr saftigem aber festem Fleisch soll die Hauptwirkung der Salzdüngung sein. 4) Das persische Inseetenpulver. Alle Zeitschriften berichten jetzt über die Er- folge dieses ausgezeichneten Mittels. Wir ha- ben schon früher darüber bemerkt, dass es aus den getrockneten Blüthenköpfen des Pyrethrum carneum besteht, einer peren- nirenden Pflanze, die überall in Deutschland im freien Lande fortikommt, Ein sonniger Standort und mit Laub- oder Moorerde ver- mischter Lehmboden sagen ihr in der Cultur am meisten zu. Während in Deutschland gleichsam erst Versuche mit demselben gemacht werden, ist es in Russland schon lange in Gebrauch und thut die ausgezeichnetsten Dienste. Nölhig ist es jedoch, dass man sich dasselbe unverfälscht und aus guter Quelle verschafft. Man wen- det es hier nur in Pulverform gegen Ungeziefer aller Art an, und da hier der Holzbau vor- herrscht und auch in durchaus reinlich gehal- tene Häuser leicht Ungeziefer eingeschleppt wird, so ist dieses Pulver für Russland eine wahre Wohlthat geworden. Man streuet es in jede Spalte oder Ritze der Zimmer und in die Fugen der Belten ein und vertreibt damit, wenn es von Zeit zu Zeit wiederholt wird, Flöhe und Wanzen gründlich. Ina den Küchen vertilgt man damit die hier durch die Schiffe eingeschleppten Blatta - Arten binnen kurzer Zeit. Es haben diese Thiere hier besonders deshalb eine grosse Verbreilung gefunden, weil der gemeine Russe nicht dazu zu brin- II. Notizen. gen ist, dieselben zu tödten. In Gewächshäu- sern wird es, trocken geslreuet, ein Mittel ge- gen Kellerasseln. Giesst man Spiritus über das Pulver und destillirt esin der Soune oder aufdem. Ofen, dann ist dieses destillirt, ein vortreffliches | Mittel gegen Blattläuse und die Fliege (Trips) in | den Kalt- und Warmhäusern. Man vermischt es nämlich in kleinen Portionen (im Verhält- niss von 4 zu 50) mit Wasser, bespritzt mit diesem Wasser die befallenen Pflanzen Abends so, dass die Ober - und Unterseite der Blätter benetzt wird. Entwickelt sich später von Neuem Brut, so wiederholt man das Bespritzen. So wird dieses Insectenpulver ein Mittel ge- gen Insecten aller Art, und wir können aus Erfahrung das Lob desselben singen. Auch gegen die Motten ist es ein vor- treffliches Mittel. Hier in Petersburg sind die- selben im Sommer massenhaft zu finden. Man bestreuet daher die Nähte etc. der mit Wolle überzogenen Möbel mit Inseetenpulver. Das Pelzwerk hebt man, im Sommer in Kisten ein- gepackt, an einem kühlen Orte auf, nachdem zuvor lesectenpulver eingesireuet ward. In Transkaukasien beschäftigen sich ganze Dörfer mit dem Sammeln desselben. In einigen Gegenden Südrusslands wird die Pflanze jetzt auch angebauet. Bei trockenem Weiter werden nur die Blüthenköpfe gesam- melt, welche allein diese Wirkung zeigen. Man trocknet sie nun unter häufigem Umwen- den an einem schattigen Orte. Drei Pfund frische Köpfe geben 1 Pfund trockenes Pulver. Auch unsere gemeine grosse Gänseblume (Chrysanthemum Leucanthemum) soll ähnliche Wirkungen, wenn gleich in geringerm Grade, besitzen. Mit dem zunehmenden Verbrauch haben auch die Verfälschungen des ächten Inseetenpulvers begonnen, und wo dasselbe nicht die gehörige Wirkung zeigt , kann man mit Sicherheit annehmen , dass Verfälschung stattgefunden hat. Schon der Verbrauch in Russland ist enorm, und es ist kaum abzu- sehen, wo jetzt, wo dieses Pulver auch viel- fach ins Ausland geht und für die Folge wahr- scheinlich in immer vermehrtem Maasstabe gehen wird, alles herkommen soll, wenn nicht die Pflanze in grossarligem Maasstab ange- baut wird. (E. R.) 5) Bestätigte Abänderung einzel- 313 ner Obstsorten. In dem von Galeotti redigirten Journal d’hortieulture pratique de la Belgique berichtet Herr de Liron de Airoles über eine eigenthümliche Umbildung einer Art des Poirier St. Michel oder Doyenn& blane in Poir. St. Michel oder Doyenn& roux. Schon Duhamel hatle vermuthet, dass letzterer nur eine Form des ersteren sei, da Wuchs des Baumes, Form und Geschmack der Frucht ganz vollständig übereinstimmen und sich nur ein Unterschied in der Färbung der Frucht zeigt. Im Jahre 1854 bemerkte der genannte Be- obachter, dass ein Zweig eines alten Spaliers der St. Michel blanc 7 Birnen trug, welche in jeder Beziehung mit der St. Michel roux über- einstimmten. Im Jahre 1855 lieferte der gleiche Zweig wieder 3 St. Michel roux und über diesen hing zwischen mehreren weissen Birnen eine, welche zur Hälfte rolh, zur Hälfte weiss ge- färbt war. Diese Frucht ward auf die allge- meine Ausstellung von Gartenprodukten ge- sendet, die 1855 in Paris statt fand. Es sind schon öfters solche Umwandlungen von weissen Früchten in rothe beobachtet worden. Am häufigsten kommen dieselben bei dem Gutedel vor, welcher halb weisse, halb blaue Beeren trägt, indem hier an der glei- chen Pflanze auch ganz weisse oder ganz blaue Trauben gefunden werden. Greifen wir auf Blumen über, so ist es bekannt, dass die gespitzien oder gestreifien Dahlien oft Blumen liefern, welche einfarbig werden und die eine ° oder andere Grundfarbe zeigen, so z. B. bei der alten Dahlia Harlequin, an der gleichen Pflanze gelbe Blumen, rothe Blumen und bunte. Auch hier bei der Birne hatle sich eine halb weisse, halb rothe Birne gebildet. Es ist das also die ganz gleiche Reihe von Er- scheinungen von zufälliger , noch ganz uner- klärter Wechselung der Farbe. Färbung ist überhaupt bei vielen Pflanzen ein durchaus unbeständiger Charakter. Erklä- ren können wir ihn in einzelnen Fällen durch Einfluss des Lichtes, Ein im Licht gereifter sehön rothbackiger Apfel kann an schatligem Standort oder aus der Mitte des Baumes keine Spur von Rölhe zeigen. Auf den Alpen und unter den Tropen werden viele Farben von Blu- 21 * 316 lebendiger, lebhafte. Für den angeführten Fall haben wir aber noch keine Erklärung, sondern wir können nur analoge Fälle hinzu- fügen, und aus diesen verschiedenarligen Bei- spielen schliessen, dass es eben Pflanzen gibt, deren Blumen und Früchte sich gleichsam willkührlich in verschiedenen Farbentönen be- wegen können. Am häufigsten zeigt uns fer- ner die Beobachtung, kommt dieser Fall da vor, wo an Blume oder Frucht beide Farben- töne scharf abgegränzt normal neben einander vorkommen. Seltener ist dies der Fall, wo letzteres nicht der Fall, aber auch hier zeigt uns das angeführte Beispiel, dass dann neben solchen Uebergängen zur andern Färbung an der gleichen Pflanze auch einzelne Früchte (oder Blumen) vorkommen können, die beide Färbungen zeigen. (E. R.) 6) Cultur der Nelumbien. Herr Jost, Schlossgärtner in Tetschen gibt über seine Culturmethode in den Verhandlungen der Flora zu Dresden ausführlichen Bericht. Der Samen wird Mitte Januar Bodenwärme von 20—250R. ausgesäet, nach- dem er vorher vorsichtig angeschnitten wurde. Sobald die Blätter 3 — & Zoll Durchmesser haben, werden die Pflänzchen einzeln in 4—6 Zoll breite Töpfe in eine gute Rasenerde ge- pflanzt und dann in Wassergefässe eingesenkt, dass die Pflanze */a Zoll unter dem Wasser- spiegel zu stehen kommt. Die Boden- oder Wasserwärme bleibt während der ganzen Cul- tur die gleiche. Später werden sie noch ein- mal in 8 — 12 Zoll breite Töpfe und gleich behandelt, doch muss das Wasser in dem grösseren Gefäss von Zeit zu Zeit ge- wechselt werden. Gegen Ende März werden sie endlich in 24— Zoll breite und 15 Zoll hohe Kübel gepflanzt, deren durchlöcherter Boden, 3 Zoll hoch mit Steinen bedeckt ist. Diese Kübel werden in das Aquarium oder in ein grösseres Gefäss eingesenkt. Wenn man dazu ein Kübel im Warmhaus benutzt, so muss dieses unten mit einem Hahnen versehen durch den man das Wssser ablassen kann, um dieses von Zeit zu Zeit ganz zu erneuern. Ein lichter, der vollen Sonne ausgesetzter Standort und Zutritt von frischer Luft, sobald die Temperatur über 25°R, steigt, bei einer verpflanzt sein, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sind jelzt noch die einzigen Culturbedingun- gen. Im October entzieht man den Pflanzen das Wasser allmählig, die Blälter werden 4 Zoll hoch vom Boden abgeschnilten, der Ballen mit feuchtem Moos bedeckt, und so werden die Pflanzen bei 4—5o R. unter den Stellagen oder in einem Keller halbfeucht durchwintert, müssen aber vor Mäusefrass geschützt werden. Im März wird wieder verpflanzt. Man schlägt dazu die Kübel auseinander, nimmt die dem Rande nah ‚liegenden Keime vorsich- tig auf und verpflanzt sie in gleichgrosse Kü- bel wie die Samenpflanzen, dabei legt man die Keime in die Mitte der Kübel und deckt sie ge- rade nur mit Erde, sodass die Köpfe noch aus der Erde sehen. Später erst, wenn kräftige Vegetation eintritt, wird mehr Erde nachgefüllt, 7) Die „Flora brasiliensis,“ von Martius. Ein classisches Werk, welches für eine der anziehendsten Disciplinen der Na- turwissenschaften Beiträge von bleibendem Werth liefert und dabei zugleich den Plan und Charakter eines grossen umfassenden Gan- zen in sich trägt, den Zeitgenossen zu bieten und als ein dauerndes Denkmal seines For- scherfleisses der Nachwelt zu übergeben , er- scheint uns als einer der lohnendsten Erfolge, welche das Leben eines Gelehrten schmücken können. Nur wenigen Forschern ist die Lö- sung einer solchen Lebensaufgabe, im Einklang mit Schicksal, innerem Beruf und äusserer Stellung durch alle Stadien eines reichen gei- stigen Lebens, so harmonisch schön gelun- gen, wie unserm geehrten Landsmann, dem berühmten Reisenden und Botaniker Martius, Wie viele tüchlige Kräfte auch bei seinem Unternehmen zusammengewirkt haben. so darf man doch mit voller Anerkennung sagen: es war wesentlich sein Verdienst, die Frucht seiner vieljährigen Arbeiten und beharrlichen Anstrengungen, dieses grosse Prachtwerk über die brasilische Flora, welches er ins Leben gerufen, zu dem er das reichste Material ge- liefert, und das jetzt, bis auf die neueste Zeit fortgeführt, bereils in zehn grossen Foliobän- den mit reicher artislischer Ausstattung vor uns liegt *). *) Alphons de Candolle bemerkt hierüber II. Notizen. Es war schon in seinem Plan, ein gross- artiges Unternehmen, die Pflanzenwelt eines ausgedehnten Tropenlandes wie Brasilien, an Mannichfaltigkeit der organischen Formen viel- leicht das reichste der Welt, von dem bereits nahe an 25,000 Pflanzenarten in den europäi- _ schen Herbarien und Gärten sich befinden, und aus welchem jeder reisende Botaniker immer wieder neue Arten in Menge zurückbringt *), in einer umfassenden descriptiven Flora dem wissenschaftlichen Publikum vorzulegen. Martius = sehr richtig : „Si lon objecte le nombre de ses collaborateurs , je dirai que la part de M. de Martius est tres-considerable dans ses ouvrages, quelle est bien la plus grande, et qu’apres tout c’est aussi un talent etun merite de bien choisir ses aides ei de marcher de bonne harmonie avec eux.“ *) Die Zahl sämmtlicher Pflanzenspecies, welche innerhalb. der Gränzen Brasiliens vor- kommen, schätzt Martius auf nicht weniger als 60,000. Es ist merkwürdig, wie riesen- haft seit dem vorigen Jahrhundert die syste- matische Kenntniss der Pflanzen angewachsen ist. Linne kannte im Jahr 1753 nur 6000 Pflanzenspecies. Wildenow hatte in seiner Ausgabe der Species plantarum (von 1797 bis 1807) 17,457 Species von Phanerogamen be- schrieben. Brown zählte in seinen „General remarks on the Botany of Terra Australis‘* be- reits 37,000 Phanerogamen. De Candolle schätzte in seinem Essai el&menlaire de ge&o- graphie botanique die Pflanzenzahl in den europäischen Herbarien allein auf 56,000 Ar- ten. Humboldt schlägt in der dritten Auflage seiner „Ansichten der Natur“ (1849) nach Kunth’s handschriftlicher Notiz die Zahl aller theils beschriebenen , theils in Herbarien und botanischen Gärten beschriebenen Pflanzen- species auf etwa 213,000 an. Noch immer wäre aber auch diese enorme Zahl kaum die Hälfte der wirklich existirenden Pflanzenarten, deren Kenntniss durch jede neue botanische Reise beträchtliche Vermehrung erhäll. Der Jüngere de Candolle schätzt in seiner ‚‚Geo- graphie botanique raisonnde“ (1855) die Zahl aller auf der Erde existirenden Pflanzen auf 400,000 bis 500,000 Arten, 317 ‘und Endlicher haben das Werk im J. 1839 unler den Auspicien des Kaisers Ferdinand begonnen. Fürst Metternich, als oberster Lei- ter und Protector der k. k. österreichischen Expedilion nach Brasilien, wandie dem Unter- nehmen seine warme Theilnahme zu. Die Herbarien zu München und Wien lieferten zu- erst das Hauplmalerial;, wozu später die mit grosser Liberalität milgetheilten Sammlungen des trefflichen Sello in Berlin und die Privat- sammlungen vieler andern gelehrten Sammler kamen , darunter das reiche Herbarium , wel- ches der berühmte amerikanische Reisende Fürst Maximilian zu Wied freundlich zur Ver- fügung stelle. Dazu ward die unerlässliche Mitwirkung einer Reihe der ausgezeichnetsten Botaniker Deutschlands und des Auslandes gewonnen, welche die Bearbeitung der. einzel- nen Pflanzenfamilien als ebenso viele Mono- 'graphien übernahmen, fastsämmilich bewährte Forscher, deren Namen für eine Ausführung im Sinne gründlicher Wissenschaft bürgten. Von allen bisher erschienenen descriptiven Floren hat noch kein Werk so grossarlige Dimensionen erreicht, keines seine Aufgabe umfassender und dem heutigenStandpunkt der systemalischen Botanik angemessener gelöst, als die ‚Flora brasiliensis‘‘ von Martius **)- Dies ist, im Vergleich mit dem, was im Aus- land bei oft viel bedeutenderen pecuniären Kräften geschehen, eine Thatsache, die nicht genug Anerkennung verdient. Werfen wir ei- nen vergleichenden Blick auf ähnliche Unter- nehmungen, so schen wir, dass die grosse spanischeExpedition von Ruiz und Pavon (von 1778 bis 1788), welche mit der von Mutis **) Es ist, gelinde gesagt, eine elwas einseitige Richlung so vieler jüngern Botaniker der Gegen- wart einzig nur die Anatomie und Physiologie der Pflanzen zu berücksichtigen, und die Syste- malik ganz zu vernachlässigen. Auch hierü- ber stimmt Einsender herzlich mit de Candol- le’s Bemerkung überein: „L’objet essentiel de la botanique est, et sera toujours, de connaitre les plantes. Un homme n’est vraiment supe- rieur que s’il peut comprendre les details et Vensemble, et passer brusquement de lun & l’aulre,“ 318 Hunderttausende gekostet, von ihren botani- schen Resultaten nur vier Foliobände publieirt hat, die nach dem Linne'schen System bis zur Octandrie gehen. Die Früchte der Mutis’schen Expedition liegen in den Sammlungen des bo- tanischen Gartens von Madrid so gut wie be- graben. Nur A. v. Hnmboldt hat einiges von ihren Resultaten benützt und bekannt gemacht. Was unler der Protection des erleuchteten Vicekönigs Aloys Vasconello de Souza durch den fleissigen Marianus Vellozo an Abbildun- gen von brasilischen Pflanzen , besonders aus der Provinz Rio de Janeiro, bereits 1790 ent- worfen, aber erst 1827 in elf Foliobänden publieirt worden ist, war schon bei seiner Ver- öffentlichung theilweise veraltet, und ist nicht im Einklang mit der gegenwärtigen , so sehr in die feinsten Details des Pflanzenbaues ein- gehenden Systemalik. Der dazu gehörige Text bildet nur einen magern Band in klein Folio und ist in Europa fast unbekannt. ‚St. Hilaire’s Flora von Südbrasilien wurde nur bis zur Mitte des zweiten Bandes fortgeführt. Aehnliche Resultate hatten die Versuche einer Herausgabe tropischer Floren von an- dern Ländern. Trotz der ausserordentlichen Opfer, welche die niederländische Regierung für dieErforschung der Flora von Holländisch- Indien durch Aussendung so vieler reisenden Sammler und Maler gemacht, konnte der so fleissige und gründliche Blume in Leyden doch nur drei Foliobände der Beschreibung von 41 Familien herausgeben. Die kolos- sale Masse des gesammelten Materials nöthigte mit ihn dann nur einzelnes davon herauszugreifen und zu publiciren. Für die Flora des brilti- schen Ostindien ist durch die Publication von Prachtwerken verhältnissmässig weniger ge- schehen (bei aller Anerkennung der Arbeiten von Wallich und Robert Wight). Dafür hat freilich die ostindische Compagnie in grossar- tiger Freigebigkeit viele der auf ihre Kosten gesammelten Pflanzen an die bedeutendsten öffentlichen Herbarien und die berühmtesten lebenden Botaniker vertheilt, indem sie diesen die Untersuchung und Bekanntmachung über- liess. Diese englische Methode war jedenfalls empfehlenswerther als das französische Prin- cip, welches die durch die zahlreichen franzö- sischen Expeditionen gesammelten unermess- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. lichen botanischen Schätze nicht zum Gemein- gut machte, sondern in den französischen‘Mu- seen begraben liess, mit alleiniger Ausnahme solcher Arbeiten, welche die heimgekehrten Botaniker selbst herausgaben. Das classische Werk Robert Browns, des geistvollsten und grössten Botanikers unserer Zeit, die Flora Neuhollands, „das goldne Buch der Botanik,“ so ausgezeichnet durch Schärfe, Feinheit der Untersuchung und geistreiche Combination,, behandelt in dem einzigen er- schienenen Band nicht alle Familien jener Flora. Humboldt freilich hatte an Kunth einen vortrefllichen Bearbeiter des gewaltigen bota- nischen Malerials gefunden, welches in sieben Foliobänden mit 700 Abbildungen gleichwohl nicht den Umfang der „Flora brasiliensis‘‘ er- reicht. Der grosse Forscher ist übrigens auch hier in der Wahl seines Mitarbeiters sehr glück- lich gewesen. Pöppig hat von den Resultaten seiner in- leressanten Reise in Chili, Peru und am Ama- zonensirom nur eine Auswahl in drei Folio- bänden veröffentlicht. Auch die Werke, wel- che das von den verschiedenen Weltumseg- lungs-Expeditionen herrührende Material bear- beiteten, haben von den flüchtig berührten Tropenländern nur Fragmente geliefert. Eben- so umfasst die von@ay herausgegebene Flora von Chili, welche mit Unterstützung der dor- tigen Regierung erschien, noch lange nicht alle bekannten Pflanzen dieses Landes. Wir wollen diesen Vergleich nieht auf die Floren anderer aussertropischen Länder aus- spinnen, um den Raum dieser Anzeige nicht zu sehr auszudehnen, und doch würde nur durch eine solche vergleichende Uebersicht der bedeutendsten botanischen Werke der Le- ser, welcher nicht zugleich diese und das Martius’sche Werk selbst gelesen und studiert hat, einen richtigen Begriff von der Bedeutung des letztern, wie von dem standhaften Muth gewinnen, mit welchem Marlius nach dem Tode des so gelehrten als unglücklichen Endli- cher, auf dessen energische Mitwirkung er rechnen musste, das Unternehmen in Verbin- dung mit tüchtigen Mitarbeitern fortsetzte. Männer wie Ledebour, dem die Vollendung der Flora des russischen Reichs noch vor sei- nem Tode vergönnt war, und Sibthorp, mit III. Notizen. seinen testamentarisch bestimmten Nachfolgern, deren Flora graeca an Pracht und künstleri- ‘ seher Ausstatlung allerdings ihres Gleichen sucht, hatten mit aller Anerkennung ihrer Ver- dienste doch eine ungleich leichtere Aufgabe als Martius, da die von ihnen bolanisch be- schriebenen Länder an Masse und Formen- manıchfaltigkeit der Pflanzen sich mit Brasilien gar nicht vergleichen lassen. So z. B. kom- men auf der celassischen Erde von Hellas nur zwei myrlenarlige Gewächse vor, während die „Flora brasiliensis‘‘ von der Familie der Myrtaceen, soweit solche nach der Bearbeitung des Herrn Berg in Berlin gedruckt sind, be- reits 1044 Arten auflührt! Plan und Art der Bearbeitung des Werkes, welche nach der Berathung mit den ausge- zeichnetsten Systematikern der Epoche festge- stellt worden, und die wir aus dem im Nov. 1839 von Martius und Endlicher gemeinschalt- lich versandten Prospectus ersahen, mussten den streng wissenschaftlichen Charakter des Unternehmens und damit dessen Dauer ver- bürgen. Für die unendliche Mühe einer so verwickelten Redaction möge der Herausgeber sich durch den Gedanken belohnt fühlen: dass auch in der Zukunft die beschreibenden Bo- taniker noch oft und lange auf die Studien zurückgehen werden, welche durch die gründ- lichsten und erfahrensten Systematliker, mit denen er in glücklicher Harmonie zusammen- zuwirken verstand, in diesem Werk niederge- legt sind. Von Martius selbst bearbeitet, fin- den wir die Monographien der Anonaceen und Agaveen*). Beide sind höchst interes- sante Pflanzenfamilien, deren Gatlungen und Arlen meist nur innerhalb der Wendekreise vorkommen. Die eigentliche Gatlung Anona oder „Apfel-Döre“ (wie sie Oken unglück- lich verdeutscht) begreift Bäume und Sträu- cher, von welchen Martius 29 brasilische Spe- cies unlerscheidet und die uns besonders des- halb interessirt, weil einige ihrer Arten die . *) Die brasilischen Palmen sind von Mar- tus bekanntlich schon in seiner classischen Monographie dieser Familie („Genera et spe- eies palmarum — 3 Bände) beschrieben wor- den, 319 köstlichsten, leckersten aller Tropenfrüchte her- vorbringen. Vom feinsten, pikanlesten Ge- schmack sind die Früchte von Anona squa- mosa und Anona muricala, auf den westindischen Inseln als im tropi- schen Festland von America noch weit belieb- ter sind als die feinsten Sorten der Bananen, Ananase, Sapolen und Orangen*). Ein An- hang zu dieser Monographie gibt eine aus- führliche Beschreibung der Culturgeschichte, der geographischen Verbreitung und des Ge- brauchs der Anonen ***), welchen auch medi- einische Eigenschaften zugeschrieben werden. Von. den andern bis jetzt als Monogra- phieen publieirten Familien sind die Moose von Hornschuch, dieLycopodineen von Spring, die Cyperaceen und Acanthaceen . von Nees van Esenbeck, die Smilaceen und Dioscoreen von Griesebach, die Solanaceen und Cestri- neen von Otto Sendtner beschrieben. Seubert bearbeitet die Liliaceen, Amaryllideen und noch welche sowohl *) Die Anone wird auch in Ostindien, China, auf den Philippinen und den Sunda-In- seln, als der köstliche Leckerbissen , den ir- gend ein Baum hervorzubringen vermag, sorg- fältig eultivirt, und gilt als das pikanteste Lab- sal für den feinsten Gaumen. Ueber das ur- sprüngliche Vaterland der sogenannten süssen Anone sind sehr verschiedene Meinungen laut geworden. Wahrscheinlich wurde sie im 16. Jahrhundert von den Spaniern aus San Do- mingo und Mexico auf den Philippinen einge- führt und von den dortigen Chinesen, den fleissigen Gartenkünstlern, sodann auf dem Fest- land von Asien verbreitet. Martius drückt seine Ueberzeugung, dass die eigentliche Hei- math dieses wunderbaren Fruchtbaumes Ame- rica sei, auf das bestimmiesie in den Worten aus: „mihi quidem Anonae genus non nisi orbisnovi proprium esse ac primarium est per- suasissimum.‘* ***) Auch über denGebrauchund die geo- graphische Verbreitung der Agaveen wieder- holt ein lehrreicher Anhang zur Monographie dieser Familie den wesentlichen Inhalt eines ausführlichen „Beitrags zur Natur- und Litera- turgeschichte der Agaveen,“ welchen die ge- lehrien Anzeigen 1855 enthielten. 320 dreizehn andere Familien, Benjamin die Utri- eularien, Schauer die Verbenaceen, Miquel die Chlorantaceen, Piperaceen, Urtieineen, Primu- laceen und Myrsineen, Leybold die Salieineen, Tulasne die Podostemaceen und Monimiaceen, Meisner die Polygonaceen, A. Schenk die Al- stroemerieen, endlich Schnitzlein die Lacistema- ceen und Fresenius die Cordiaceen, Heliotro- pieen und Borragineen im zwanzigsien Heft, welches im Februar 1857 ausgegeben ist. In den Fortsetzungen werden Arbeiten von A. Schmidt, Berg, Reichenbach, Fenzl, Reiseck, Schott, Alphonse de Candolle, Bentham , Du- chartre, Adolph Brongniart, de Vriese, Körnike, Garke und andern Namen bewährter tüchtiger Forscher in Aussicht gestellt. All die bisheri- gen gründlichen Beschreibungen sind so weit in das Innere der Organisation eingedrungen, als es das (grossentheils) trockene Material, welches der Uniersucher gleichsam lebendig machen musste , gestattele. “So z. B. findet man eine grosse Menge von Blüthendurch- schnitten, von Analysen der Fruchtknoten, des Samens etc. Die zahlreichen Tafeln liefern ein getreues anschauliches Bild dieser tropi- schen Pflanzen auch für den Laien. Es wur- den bei diesen Abbildungen hauptsächlich charakteristische Gallungsrepräsentanten oder solche Arten berücksichtigt, welche entweder noch nicht dargestellt waren, oder durch ihren Nutzen, ihre morphologische Schönheit und Merkwürdigkeit sich auszeichnen. Der Beschreibung der einzelnen Pflanzen- familien folgt aus der Feder des Herausgebers ein Anhang über die geographische Verbrei- tung der zu ihnen gehörigen Gewächse in Brasilien und über die wichtigsten Verhältnisse derselben zum Leben der Einwohner in Be- ziehung auf Landwirthschaft, Mediein, Industrie und Handel. Die Pflanzengeographie ist be- kannllich, seitdem Humboldt, Schouw und Wahlenberg durch classische Schriften ihr die Bahn gebrochen, zu einer überaus umfangrei- chen Litleratur angewachsen. Sehr geisivolle Botaniker, besonders diejenigen, welche selbst auf Reisen in fremden Welithei- len sich umsahen oder einzelnen Floren ein specielles Studium widmeten, haben phytogeo- graphische Beiträge geliefert. Darunter sind auch die Arbeiten von Martius hervorragend viele Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. durch Scharfsinn, geistvolle Combination und umfassende Kenntniss der darauf bezüglichen Litteratur. 5 Einen Theil der Pflanzengeographie bildet die Physiognomik der Gewächse. Der Ge- sammteindruck , den die Vegetation einer Ge- gend auf den Beschauer hervorbringt, wird durch gewisse Pflanzenformen bedingt, welche in einer Zone, Region oder Gegend vorherr- schend auftreten. Humboldt hat in den geist- vollen ‚‚Ideen‘, die er über diesen Gegenstand in seinen „Ansichten der Natur‘ niedergelegt, ‘die Hauptpflanzenformen, von deren individu- eller Schönheit, Vertheilung und Gruppirung die Physignomie der Vegetation eines Landes abhängt, und welche durch den „Gesammtein- druck, den sie auf den beschauenden Men- schen machen ““ zusammengehören, sehr schön geschildert. „Wenn auch — sagt der grosse Forscher — der Charakter verschiedener Welt- gegenden von allen äussern Erscheinungen zugleich abhängt, wenn Umriss der Gebirge, Physiognomie der Pflanzen und Thiere, wenn Himmelsbläue, Wolkengestalt und Durchsich- tigkeit des Luftkreises den Totaleindruck be- wirken, so ist doch nicht zu läugnen, dass das Hauptbestimmende dieses Eindruckes die Pflanzendecke ist. Die Pflanzenschöpfung wirkt durch stetige Grösse auf unsere Einbildungs- kraft. Ihre Masse bezeichnet ihr Alter und in den Gewächsen allein sind Alter und Ausdruck stets sich erneuernder Kraft mit einander ge- paart.“ Auch Hrn. v. Martius war es vergönnt, in vollerhaltener Geistesfrische, ungebeugt dureh die frühgetragenen körperlichen Anstrengun- gen und Entbehrungen und die Arbeiten eines literarischen Berufslebens, in die schönen Erin- nerungen jener Zeiten sich geistig zurückzu- versenken, wo er die Natur der Aequatorial- zone der neuen Welt und eines der herrlich- sten Tropenländer der Erde studierte und ge- noss. Er hatte den glücklichen Gedanken, durch eine Reihe landschaftlicher Darstellun- gen das anziehende Interesse an dieser brasili- schen „Flora“ für den Kenner wie für den Laien zu erhöhen. Die „Tabulae physiogno- micae Brasiliae‘ geben ein getreues Bild des grossartigen Natur - und Vegetationscharakters, in dem das Gewaltige und Kolossale inHöhe, Taf 207 VIA i Ä ORR BZIBIBYL CHAM. HI 4 KH sereeata Ga RE RE 2 : a Ya“ E " 2,00 at Be | eignen) EIERN 17:7. 0 Vene + TzIe BE 11. Notizen, Umfang und Fülle so oft mit den reizendsten und anmuthigsten Einzelformen sich einigt oder wechselt, oft auch in den seltsamen Launen der Schöpfung das Wunderliche und Bizarre weit auflallender hervortrilt als das Schöne, immer aber das Auge des Europäers durch den fremdartigen Eindruck, den der un- endliche Reichthum , die Formenmannichfaltig- keit, Fülle, Uecppigkeit und Majestät des Gan- zen auf ihn machen, in mächtigster Weise er- griffen und angezogen wird. Wem das Schicksal nicht vergönnte, die unvergleichliche Pracht eines Urwaldes in der Tropenzone selbst zu sehen und das Gesammtbild wie die einzelnen Wunderge- sialten — gleichviel ob mit dem tiefer ein- dringenden Blick des Naturforschers oder mit dem. einfachen Ergötzen des Naturfreundes — zu beschauen, der kann durch landschaftliche Bilder, wie sie unter andern Moriz Rugendas geistvoll aufgefasst und mit Künsilerhand fixirt hat, oder durch Darstellungen, wie sie das Marlius’sche Werk begleiten, eine annähernde Vorstellung gewinnen. Brasiliens Naturphy- siognomie wird hier in abwechselnden Bildern dem Beschauer vorgeführt. Es sind nicht im- mer bloss imposante Gemälde aus jenen „Ma-. tos-Virgenes,‘‘ deren Leben und Herrlichkeit uns Marlius in seiner brasilischen Reise so be- redt schildert: dort wo „eine ewig junge Ve- getalion die Bäume zu majestälischer Grösse emportreibt, wo fast jeder von diesen Fürsten des Waldes sich in dem Gesammtausdruck von seinen Nachbarn unterscheidet, und die Natur, noch nicht zufrieden mit diesen riesen- haften uralten Denkmälern auf jedem Stamm, eine neue Schöpfung grünender und blühender Parasiten hervorruft‘ — man findet auch viele andere Landschaftsbilder darunter: Buschwäl- der, felsige Berge, steinige Hügelgegenden, sandige Flussinseln oder Llanos, wo die Bäume nur in kleinen Gruppen oder vereinzelt stehen, immer aber sind solche Pflanzentypen dabei gewählt, welche in den Tropengegenden die Physiognomie der Landschaft bestimmen, und von denen man weit leichter durch Bilder als durch Beschreibungen eine deutliche Vorstel- lung gewinnt. Einsender bedauert, dass der ihm für diese Anzeige vergönnte Raum über diese Vegetationsbilder nicht Ausführlicheres des Werkes bald publieirt werden soll. 321 zu sagen gestattet. Auch fehlt ihm, um alle merkwürdigen Einzelnheiten tropischer Vege- tationsbilder würdig zu schildern, die glänzende Darstellung und das beredte Wort, welches Hrn. v. Martius jederzeit zu Gebot steht, wie er es in’ seinen öffentlichen Vorträgen eben- sowohl als in seinen Reiseskizzen oft ge- nug bewährt hat*). Wer ein ausführliches Urtheil darüber ‚lesen will, den verweise ich auf den Bericht, welchen ein französischer Gelehrter, Alfred Maury, in dem ,.Bulletin de la societe de geographie (Tome douzieme 1856)“ über diese Landschaftsbilder niederge- legt hat. In der ,‚Flora“ sind dieselben von einem descriptiven Text in lateinischer Spra- che begleitet; die sich zu solchen Skizzen recht gut eignet**). Endlich erwähne ich noch einer geographischen Karte, welche als Beigabe Die- selbe gibt die Hauptrouten, welche die ver- schiedenen wissenschaftlichen Reisenden in Brasilien und den angrenzenden Ländern ein- geschlagen haben. Zum Schluss dieser An- zeige stimmt Einsender von Herzen dem von Herrn de Candolle ausgesprochenen Wunsche bei: Martins und seine Mitarbeiter möchten forlfahren , uns jedes Jahr mit zwei oder drei so vortrefflichen Heften seiner „Flora brasi- liensis‘“ wie bisher zu beschenken. Aus einer Schrift, welche die Gesammtleistungen unseres berühmten Botanikers schildert, führe ich nur noch das folgende Urtheil des Genfer Natur- forschers an: „En botanique le voyageur est souvent distinct du descripteur, ou moins ha- *) Die von Herrn v. Martius am 12. Fehr. 1824 in der Sitzung der Akademie der Wis- senschaften gehaltene Rede über die „Pysiog- nomie des Pflanzenreiches in Brasilien‘* zeich- net sich durch Ideen, wie durch besondere Schönheit der Darstellung aus. *) Alphonse de Candolle bemerkt denselben Gegenstand: „La langue ne se pröte pas mal ä& des deseriplions de pays entremelees de noms de plantes, et quand il ne s’agit pas de discussions sur des sujels abstraits ou compliques, surtout quand le la- tin est manie par un auteur qui l’aime et qui lecrit sans pedanterie. über latine 322 bile que lui, mais M. de Martius a brille au- tant & ’un des titres qu’a -l’autre.“ (Allg. Augsb. Zeitg. Ausserord. B.) 8) Vertilgung der Ackerdistel. (Cirsium arvense). Eins der schädlichsten Unkräuter des Feldes in manchen Gegenden. Man wende ein Umpflügen der Stoppeln gleich nach der Ernte und ein zweites vor Eintritt des Winters an. Hierdurch werden gleich- zeitig andere böse Unkräuler mit vertilgt. (Bot. Wochenblatt.) 9) Englische Leichtgläubigkeit. Es wird jetzt erzählt, dass Lord Lindsay in den Händen einer 2000 Jahr alten Mumie eine Wurzel fand. Er pflanzte sie und nach_ weni- gen Tagen bildete sie Blätter und Blumen. Dies berichteten die Zeitungen!! — Man hüte sich, solchen mit dem Stempel der Wahrscheinlichkeit versehenen Nachrich- ten Glauben zu schenken. Dass Lord Lind- say diese Wurzel in den Händen einer Mumie fand, das ist vielleicht richtig, nur das müs- sen wir sehr bezweifeln, dass diese Wurzel schon 2000 Jahre lang sich da befand. Dass mit den Mumien, welche in England zu gu- ten Preisen verkauft werden, viel Gaunerei ge- trieben wird, das ist bekannt, selbst bei den Samen, welche bei den Mumien gefunden wur- den, ist es noch die Frage, ob die keimenden nicht solche waren, die erst betrügerischer Weise dahin gebracht wurden, obgleich bei den Samen die innere Wahrscheinlichkeit grös- ser ist, dass sie sich möglicher Weise so lange halten können, als bei einer Wurzel. (E. R.) 10) Dauer von Hölzern. Harlig hat mehrere Arten vergraben und gefunden, dass die Linde, die amerikanische Birke und Erle in 3 Jahren, — die Weide, Rosskastanie und Palme in 4 Jahren, — der Ahorn, die Roth- buche und Birke in 5 Jahren, — die Ulme, Esche, Hainbuche und italienische Pappel in 7 Jahren, — und die Robinie, Eiche, Fichte, Tanne, Weimuthskiefer zum Theil nur in der letzteren Zeit von Fäulniss angegriffen wer- den. Es liefern somit diese Versuche andere Resultate, als man gemeiniglich anzunehmen scheint; denn wer hälte das Holz der italieni- schen Pappel für so haltbar gehalten. — 11) Der Aprikosenbaum als Hoch- stamm. Herr de Jonghe spricht sich in Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Folge der von ihm gesammelten Erfahrungen dahin aus, dass auch in Klima Deutschlands der Aprikosenbaum als Hochstamm sehr gut gedeihe, wenn man keine veredelten Stämme zu diesem Zwecke verwende, sondern ihn aus den Kernen der besten Sorten erziche. Pflanze man einen Kernstamm und einen ver- edelten neben einander, so wird man sich bald überzeugen, dass, während der erstere dankbar trägt, der andere nur wenige Früchte bringt. Die kräftig treibenden Pflanzen aus Kernen mit braunrother Rinde an der Son- nenseite und kräfligen Knospen sind nach sei- nen Erfahrungen am geeignelsten. — (Gard. Chron.) 12) Zur Samenbildung ohne Be- fruchtung. hiesigen Garten befinden sich starke Exemplare von Chamaerops humi- lis beider Geschlechter. Im letzten Jahre be- fruchtete der Referent ein weibliches Exemplar und in Folge dessen erhielt er tausende von keimfähigen Samen. Eine solche künst- liche Befruchtung war vorher nie vorgenom- men worden, dennoch halten die Chamae- rops des hiesigen Gartens von Zeit zu Zeit Sa- men und zwar guie keimfähige Samen gelie- fert. Bei den jetzt von Neuem die Runde ma- chenden Ideen hätte man dies gewiss sogleich als einen Beweis für Samenbildung ohne Be- fruchtung hinstellen können, Als ich kürzlich unsere Chamaerops-Pflanzen wieder befruch- tete, war ich erstaunt, an einzelnen früher schon entwickelten Blüthenständen , sowohl weibli- cher, wie auch männlicher Pflanzen, bereits junge Früchte au finden. Die Untersuchung zeigte, dass in den Blüthen des männlichen Exemplares, die Fruchtknoten zum Theil ganz ausgebildet waren, während umgekehrt die Blüthen der weiblichen Pflanzen oft ganz voll- ständig ausgebildete Antheren besassen. Aehn- liche Verhältnisse kommen aber bei vielen diöeischen Blumen vor. Der Gegenstand ist nun einmal angeregt, es sind deshalb die all- seitigsten genauen Beobachtungen und Versuche wünschbar, wir für uns werden an die Samen- bildung ohne Befruchtung nicht eher glauben, als bis wir uns selbst überzeugen konnten. (ER) 13) Der Durio-Baum, Der Durio- Baum (Durio zibethinus L.) gehört zur Familie Im IV, Literatur, der Bombaceae , ist in Ostindien zu Hause und wird besonders in Borneo häufig ange- pflanzt. Derselbe bildet einen schönen gros- sen Waldbaum, dessen Blätter denen einer Kirsche ähnlich und unlen weissschuppig. Die . rundliche Frucht erreicht die Grösse einer klei- nen Melone, besitzt eine sehr harte Schale, ist allenthalben mit Dornen besetzt und grün von Farbe. Das Mark der Frucht besitzt ei- nen so angenehmen Geschmack wie Eierrahm mit Mandeln, dass Herr Wallace davon sagt, es sei wohl der Mühe werth, deshalb nach Indien zu reisen, um sich diesen Genuss zu verschaffen. Der Genuss der Durio-Frucht ist 323 nicht nur unschädlich, sondern sogar gesund Es muss jedoch die vollständige Reife abge- warlet werden, bevor der Geschmack ange- nehm, d. h. der Zeitpunkt, wenn die Frucht von selbst abfälll und vom Boden aufgesam- melt werden kann. Das Sammeln wird da- durch allerdings gefährlich, dass abfallende Früchte, die den darunter Befindlichen treffen, durch ihre Stacheln bedeutende Wunden ver- anlassen, die jedoch nicht schwierig heilen sollen. Herr Wallace stellt den Durio noch über den Mangostan- Baum. (Hook. Journ. of Botany.) IV. Literatur 4) Biedenfeld, Ferd. Fr. v.; Blumi- ‚sten- Almanach, oder die beliebtesten Modepflanzen unserer Zeit. Weimar 1856 bei B. F. Voigt. — 2 Erste Reihe. x Die fruchtbare Feder des Hrn. Biedenfeld liefert damit der Gartenwelt eine gewiss will- kommene Gabe. Nach der Anleitung anerkannt tüchtiger Praktiker des In- und Auslandes wird die fassliche' und klare Anleitung zur Cultur der jetzt beliebtesten Modepflanzen gegeben. Der erste vor uns liegende Theil umfasst die Cultur der Astern , Aurikeln , Azaleen,, Balsa- minen, Begonien, Calceolarien,, Camellien, Cinerarien,, Coniferen, Crocus, Nelken, Fuch- sien, Georginen, Geranien, Gloxinien, Goldlack, Heliotrop, Hyacinthen, Lilien , Myrthen, Ra- nunceln, Reseden, Ritlersporn, Rosen, Viola tricolor, Tropaeolum und Verbenen, also eines grossen Theils der Pflanzen, die sich jetzt Ein- gang in die meisten Blumengärten, sei es in Gruppen oder in Töpfen zur beliebigen Ver- zierung zu verschaffen gewusst haben, Die einzelnen Artikel stammen entweder von deut- schen Gärlnern oder Garienfreunden , oder sie wurden vom Verfasser aus andern anerkannt tüchligen Gartenwerken entnommen. So z.B. ist die Cultur der Astern nach Malingre , -der Camellien nach deJonghe, der Cinerarien und Pelargonien nach Chauviere gegeben, — wäh- rend die Cullur der Georginen von Sieckmann, die der Levkoien von A. Topf, die der Nelken von Lorenz und Fritsch gegeben ist. Wir können daher auch dieses Werk unsern Le- sern als ein solches empfehlen, aus dem sie manche nützliche Belehrung ziehen können, indem es seinem Zweck, die Culturregeln für die bekannten und beliebieren Mode-Pflanzen des Blumengartens und der Blumenfensier zu geben, vollkommen gut entspricht. Zu rügen nur haben wir, dass der gleiche Stoff oft mehrfache Verwendung findet, wie z. B. die Cultur der Camellie erst als besonderes Werk- chen und nun wieder als untrennbarer Theil des grössern Buches. (E. R.) 2) Schacht, Dr. H.; die Kartoffelpflanze und deren Krankheiten; mit 10 Ta- feln Abbildungen, in gross Quart. Berlin. Verlag von K. Wiegandt. Herr Dr. Schacht hat im Auftrag der preus- sischen Regierung Untersuchungen über die Kartoffelkrankheit angestellt und diese mit dem Microscop in der Hand gemacht. Es sind die- ses jedenfalls die ausführlichsten und gründ- lichsten Untersuchungen in dieser Beziehung, und wir empfehlen daher dieses Werk des als Anatomen und Physiologen rühmlichst be- kannten Verfassers zur Anschaffung. 324 So kurz als dieses der Gegenstand erlaubt, wollen wir unsern Lesern die Hauptresultate vorlegen, welche Dr. Schacht erhielt. a) Keimungsversuche. Es wurden hier verschiedene Versuche an- gestellt, aus denen hervorging, dass das früh- zeilige Auskeimen der Kartoffeln durch Aus- breiten derselben in einem hellen Raume verhindert werden kann. Das Grünwerden der Kartoffel im Lichte hindert den Prozess der Keimung durchaus nicht, wenn sie spä- ter dem Lichte entzogen und feucht gehalten wird. Wie wichtig es ist, das Ausireiben der Kartoffeln vor ihrem Legen auf dem Felde zu verhüten, geht aus den fernern Versuchen des Verfassers hervor. Derselbe liess Kartoffeln in einem dunkeln feuchten Kasten treiben und nahm die jungen Triebe 3mal weg. Da- bei zeigte es sich , dass die Triebe des ersten Triebes die gesundesten und stärksten sind und sie erscheinen aus den Augen des vor- dern Theils der Kartoffel. Die folgenden Ge- neralionen liefern immer schwächere Triebe. Nachdem zum dritten male abgekeimt ist, bil- det sich im dunkeln Kasten auch noch an ei- nem Theil der Kartoffeln ein schwacher Trieb der vierten Generation, andere keimen hier nicht mehr. Ebenso interessant sind die Versuche, , die Schacht in Beziehung auf das Knollenbil- dungsvermögen der Triebe der verschiedenen Generationen machte. Es wurde hierzu ein Theil der ausgetriebenen Knollen in dem dun- keln Kasten mit feuchter Luft, aber ohne Erde gelassen. Von diesen bildeten die Triebe der ersten Generation reichlich junge erbsen- und nussgrosse Knollenbrut. Die Triebe der zwei- ten Generation trieben nur einzelne junge Knol- len, und die spätern Generalionen gar keine Knollen mehr. Ins Land gepflanzt, bilden zwar auch die mehrmals abgekeimten Knollen noch junge Knollen, doch zeigten die 3mal- abge- keimten Knollen viele Fehlstellen, und die Krankheit zeigte sich bei ihnen im höhern Grade. Das Kraut der Kartoffeln und seine Krankheiten. Der Verfasser leitet die Krankheit des Kar- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. toffelkrautes von Witterungsverhällnissen her, und zwar ganz besonders, wenn im Sommer nach heissem regnerischem Wetter, Nachts be- sonders, starke Temperatur - Erniedrigungen stattfinden. Ebenso hänge es nach dem Ein- tritt der Krankheit ganz davon ab, ob das Wetter ferner feucht und nass bleibe, oder wieder trockner werde, ob die Krankheit auch weiterhin heftig auftrete oder, ohne besondern Schaden anzurichien, wieder verschwinde. Der Referent ging in den von ihm gegebenen Dar- stellungen der Kartoffelkrankheit hierin mit Herrn Schacht vollkommen einig. Ebendies ist der Fall in Beziehung auf den Verlauf der Krankheit, soweit diese Schacht an den Blät- tern beginnen und von diesen zur Knolle fort- schreiten lässt. Ausserdem sagt er, ebenfalls mit unserer Ansicht ganz übereinstimmend, dass die Krankheit je nach der Sorte helliger oder weniger heftig auftrele, und dass sie, wenn sie Pflanzen befalle, deren Knollen schon ziemlich ausgebildet, den letzteren selten Scha- den zufüge. Soweit geht der Referent mit Hrn. Schacht eing. Nun aber kommen mehrere Diffe- renzen. Einmal glaubt Hr. Schacht, dass es mehrere Kartoflelsorten gebe, die vermöge der fesiern Textur der Schale der Knolle, mit der eine festere Textur der oberirdischen Theile einig gehe, der Krankheit vollkommen widerstehen könnten. Wir wünschen lebhaft, dass dies sich bewahrheiten möge, die vielen traurigen Erfahrungen, die wir jedoch bis jetzt vom Gegentheil machten, lassen uns befürchten, dass auch die genannten Arten (Klotzsch’s Ba- stardkartoffel, Riofrio-Kartoffel ete.) für die Dauer der Krankheit ebenfalls nicht widerstehen werden. Herr Schacht lässt die Krankheit vom über- irdischen Theil sich allmählig zum unterirdi- schen Theil fortpflanzen, aber die Krankheit der Knollen ebenfalls von aussen eindringen. Wir haben die Krankheit derKnolle als die Folge der Krankheit des Krautes, der Beraubung der vorarbeitenden Organe und der Ueberführung der verdorbenen Säftemasse in die Kartoffel hergeleitet und sind auch jetzt noch dieser Ansicht, die wir an verschiedenen Orten be- gründet haben. Die hauptsächlichste Differenz zwischen un- IV. Literatur. sern beiderseiligen Ansichten liegt aber darin, dass Hr. Schacht sagt, die gelben verdorbenen Flecken enständen zuerst, und der Pilz sei nur der Be- gleiter, nicht der Verbreiter der Krankheit. — In Widerspruch mit dieser Ansicht gibt er dagegen selbst zu, dass er die Samen des Pil- zes auf dem kranken Kraute habe keimen sehen, und bildet solche‘Zustände sogar ab.— Wir sagen im Widerspruche, denn es gehet daraus hervor, dass dieser Pilz wirklich durch die von ihm gebildeten Sporen keimt., Dass aber Herr Schacht den Pilz nur auf be- reits erkrankten Stellen des Krautes vegeliren und keimen sah, das wundert uns durchaus nicht, sondern es stimmt dies ganz mit allen andern ähnlichen Vorgängen überein, wo die Pflanze, sei es von Ungeziefer, sei es von Pil- zen heimgesucht und in ihrem Wachsthum be- einträchtigt wird. Wenn man z.B. eine Kalthaus- oder Frei- landpflanze mit ins Warmhaus stellt, so wird diese zum geilen, unnatürlichen Wachsthum gebracht, ihre weichen Theile können von In- sekien leichter angegriffen werden, und in Folge. dessen sind sie gemeiniglich in kurzer Zeit von Ungeziefer aller Art in viel höherm Grade als die andern Pflanzen des Warmhau- ses besetzt. & In anderer Beziehung ist z. B. die Pilz- krankheit der Eriken eine lang bekannte Erscheinung. Pflanzen, die an schalligen, dem Windzug nicht ausgeselzten Localitäten oder im Gewächshaus üppige safliige Triebe mit wei- cher Oberhaut gebildet, werden vorzugsweise von derselben befallen und auch. hier sieht man den Pilz immer nur auf solchen Stellen wuchern, wo schon die freudig grüne Färbung des Laubes verschwunden ist. Ueberhaupt werden alle mir bekannten Pilzkrankheiten durch, Witterung oder Standort vorbereitet, welche gleichsam erst das Feld bestellen oder den Grund geeignet vorbereiten müssen, auf welchen der Pilz wachsen soll. Auch ich habe den Kartoffelpilz immer nur auf den Randungen der Flecken des Blattes wuchern sehen. Diese Flecken vergrössern sich aber nach der Peripherie, der Pilz wächst immer auf dem Rande und auf dem abge- storbenem Theile des Blattes verschwindet er. Ich habe geglaubt und bin auchjetzt noch 325 davon überzeugt, dass diese Erscheinung ge- rade den Beweis leiste, dass der Pilz die Krankheit fortpflanzt. Wohl keimt er nur auf dem bereits kranken Rande des Blattes, weil dieser seiner Vegetation günstiger ist, aber hier keimend , dringt er in die Spaltöffnungen ein und wirkt so auf die Verderbniss der zu- nächst gelegenen Blattparthieen ein, auf welchen dann wieder neue Pilzgeneralionen keimen, das Uebel weiter ausbreiten u. s. f. Was nun den ersien Anfang der Krankheit betrifft, so können es selbstverständlich nur verhältnissmässig wenige vom letzien Jahre übrig gebliebene Sporen sein, welche wiederum den neuen Ausbruch der Krankheit bedin- gen. Meine Annahme (beweisen kann ich sie ebenso wenig, wie Hr. Schacht die seinige), gehet nun dahin, dass, nachdem Wilterungs- verhältnisse und auch unzweckmässiger Stand- ort das Laub in den Zustand gebracht, dass Pilzsamen auf demselben gedeihen können, einzelne solcher Pilzsporen keimen und wo dies geschehen ist, rings um dieselben herum die gelben Flecken entstelien. Jeder, der sich mit solchen mikroskopischen Untersuchungen abgegeben, der muss zugeben, dass es vielmehr zu verwundern sein würde, wenn es gelingen würde, diese ersten, den gel- ben Flecken verursachende Sporen aufzufinden, als wenn dies nicht geschiehet. Die Erkrankung würde so die Folge des Eindringens der kei- menden Sporen in die Spallöffnung sein, die sich zunächst durch Enlfärbung kenntlich macht, Nun erst würde der Pilz hervorwachsen und das wäre schon dasz weile Stadium der Krank- heit. — | Wäre Hrn. Schacht's Ansicht die richtige, dann müsste nach solchen von ihm beschrie- benen Wilterungsverhältnissen ganze Felder der gleichen Kartoffelsorte, die unter gleichmässi- gen Verhältnissen stehen, auch zugleich erkran- ken. Dies ist aber nicht der Fall, die Krauk- heit beginnt vielmehr an einzelnen Stellen des Feldes und breitel sich von da nach allen Seiten aus. Im Kanton Zürich hat in den ersten Jah- ren nach dem Auftreten der Kartoffelkrankheit fast das ganze Land Versuche gemacht, und man ist schon damals dort zu den ganz glei- chen Resultaten gekommen, welche die er 326 neuerten Versuche der Neuzeit immer wieder von Neuem herausstellen. Dabei erinnere ich mich noch recht wohl einer Beobachtung auf den Karıoffelfeldern des Hrn. SeckelmeistersBryner, wo ebenfalls die Krank- heit von einzelnen Punkten des Feldes aus- ging, und täglich in ganz bestimmten Progres- sionen weiter ging, so dass der Fortschritt der Krankheit durch eingesenkte Pfähle bezeichnet werden konnte. — Da nun auch Hr. Schacht aufs Neue nach- gewiesen, dass die Sporen des Kartoffelpilzes keimen, so bleiben wir um so mehr bei un- serer Ansicht, dass sie auch die einzigen Ver- breiter der Krankheit sind, wenn gleich dies nur da möglich ist, wo Standort und Witlerung die Pflanze zur Annahme der Krankheit taug- lich gemacht. — Dass es wenigstens bei anderen Pflanzen- krankheiten, wie beim Wein, bei den Eriken u. s. f. der Pilz ist, der die Krankheit erregt, das geht schon daraus mit Sicherheit hervor, dass Mittel, die den Pilz zerstören oder dessen Vegetation verhindern, auch die Krankheit aufheben. — Die Frage endlich, warum diese Pilze jetzt erst diesen Schaden anrichten, diese beantwor- tet sich sehrleicht dahin, dass sie eben früher bei uns gar nicht existirt haben, sondern erst aus irgend einem Winkel der Welt bei uns eingeschleppt wurden. Wir wollen aber Hrn. Schacht die Frage herumdrehen und zur Beantwortung vorlegen, „Warum früher die Kartoffelkrankheit und Wein- krankheit etc. nicht auftrat, wo doch ganz ähnliche Wilterungsverhältnisse, wie jelzt bei uns geherrscht haben?“ — Herr Schacht wird diese Frage nicht be- antworten können, während die allmählige Einschleppung und Verbreitung von Kartoffel- und Wein-Krankheit nachgewiesen werden kann. — Der Verf, stellt nun noch die Kräusel- Krankheit der Kartoffel auf die ganz gleiche Linie mit der Kartoffelkrankheit (Krautfäule). Wir bezweifeln, dass dies der Fall ist, doch fehlen uns directe Beobachtungen. — C. Krankheiten der Knolle. Die Krankheit der Knolle tritt zunächst an Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. der von Stärkemehl freien Gewebsschicht, welche unmittelbar unter der Schaale liegt, auf und verbreitet sich von da seitlich und nach Innen. Wenn so einerseits die Krankheit an eine bestimmte Gewebsschicht gebunden ist, so zeigt sie sich in derselben zwar sehr oft zuerst zu- nächst dem Stiele, aber es ist dieses nicht immer der Fall. Herr Schacht zieht hieraus den Schluss, dass die Krankheit nicht vom erkrankten Kraute unmittelbar übergetragen , sondern dass sie durch äussere Einflüsse bedingt werde und dass die Beschaffenheit des hier gelegenen Gewebes und seines Inhalts das Auftreten der Krankheit wesentlich be- günslige. Da nun aber Hr. Schacht schon vorher selbst darauf aufmerksam gemacht hat, dass erkrankte Kartoffeln nicht anders vorkommen, als da, wo zuvor das Kraut derselben er- krankt ist, so begreifen wir, offen gestanden, nicht, was derselbe jetzt damit meint, dass die Krankkeit nicht unmittelbar übergelra- gen, sondern durch äussere Einflüsse be- dingt werde. Wäre dies der Fall, so müsste man auch kranke Knollen da finden, wo das Kraut nicht erkrankt ist. Dagegen ist unsere An- sicht aus der Beobachtung einer Masse ähnli- cher Fälle entnommen , wo die unterirdischen Organe in Fäulniss (Gährung) übergehen , so- bald die oberirdischen verarbeitenden Organe in irgend einer Weise ihrer Funktionen entzo- gen oder gar krank werden. Dass es endlich nicht äussere Einflüsse auf die Kartoffelknolle, sondern ausser dem plötzlich unterbrochenen Lebenprozess, auch noch namentlich die in die Knolle aus dem Stengel eintretende verderbte Säftemasse es ist, welche in dem zur Gährung am geeignetsten Gewebe unter der Rinde die ersten Spuren derselben veranlasst, das geht namentlich daraus hervor, dass wenn man das Kraut der Kartoffeln abschneidet , welches die ersten Spuren der Krankheit zeigt, die Knollen nicht erkranken. Ich habe diesen Versuch in kleinerem und grösserem Maassstab ausgeführt, immer gelingen sehen. Die äus- sern Einflüsse waren hier ganz die nämlichen, wie auf den dicht daneben liegenden Kartof- ‘IV. Literatur. felfeldern, wo die Knollen, wenn das Kraut nicht abgeschnilten ward, erkrankten‘), Wir wiederholen daher, dass die Kartoflel- krankheit in allen Fällen vom Kraut aus in die Knollen herabsteigt und also nur durch die äussern Einflüsse bedingt wird, welche die . Erkrankung des Krautes veranlassten. — Es folgt nun eine ausgezeichnete Schilderung des Verlaufes der Krankheit in den Knollen, wo besonders verschiedene Formen des Fusi- sporium Solani als Begleiter und hier jeden- falls nur als Folge des Gährungsprocesses der Kartoffel aufireten. Für die Praxis geht aus diesen Versuchen ebenfalls wieder hervor, dass die Karloffelkrankheit in den Knollen, die für den Gebrauch eingekellert werden, viel weni- ger überhand nimmt, wenn dieselben vorm Einbringen ordentlich abgetrocknet werden, wobei bis 30° R. trockne Wärme angewen- det werden kann, ohne der Kartoflel zu scha- den, und wenn sie nachher an einen mög- lichst luftigen, nicht feuchten Ort für den Win- ter gebracht werden. An feuchten Orten bildet sich die Trocken- fäule der Knollen zur nassen Fäule um und steckt die andern Kartoffeln mit an. Wir schliessen hiermit dem Bericht über diese ebenso gründliche als gediegene Schrift, deren Werth wir durch unsere Entgegnungen durehaus nicht beeinträchtigen wollen. Es sind dieses eben Punkte, über welche die tüchliig- sten Beobachter noch so schnell sich nicht ei- nigen werden, denn es nimmt dabei der Ana- tom oft natürlich eine andere- Stellung als der Physiologe ein, indem derEvstere nur von dem aus schliesst, was er sehen und direct beob- achten kann, während der Letztere die Mehr- zahl der analogen Fälle mit in Rechnung bringt und aus diesen , wie aus der Beobach- tung zugleich seinen Schluss macht. (E. R.) 3) Portland-Cement. Ueber An- wendung desselben im Garien von C. Bouch&, Inspector des botani- schen Gartens zu Berlin. Eine kleine Broschüre behandelt diesen Ge- *) Als Miltel gegen die Kartoffelkrankheit ist das Abschneiden deshalb nicht anzuem- pfehlen, weil die Knollen dann klein und un- rejf bleiben. 327 gensiand von eigentlich hohem Interesse für den Gärtner. Herr Bouche zeigt zunächst, dass der Port- land-Cement, wenn er richtig verarbeitet wird, und dann erst einmal erhärtet und ausgeirock- net ist, kein Wasser mehr an sich zieht und folglich auch durch den Frost nicht leiden kann. Derselbe empfiehlt ihn daher für fol- gende Gartenzwecke: 4) Zur Anfertigung von Wasserbassins, im Freien oder im Gewächshaus, zum Begiessen von Pflanzen oder zur Cultur von Wasserpflan- zen. 2) Zum Verpuiz feuchter wände. 3) Zur Bekleidung von Beetmauern in Ge- wächshäusern. 4) Zur Herstellung von Schwellen von Ge- wächshäusern. 5) Zur Erbauung massiver sten. 6) Zur Anfertigung vonEliqueiten für Bäume und Perennien. 7) Zur Befestigung der Wege. 8) Stalt des Gypses, zur Befestigung von Eisenwerk in Wänden. 9) Zur Herstellung von Stellagen und Tisch- platten. 10) Für Treppenstufen , besonders solche, die dem Traufwasser ausgesetzt sind. 11) Zur Pflasterung der Gartenwege und der Gewächshäuser. Die Herstellung selbst ist so leicht, dass sie von jedem Maurer ausgeführt werden kann. Die erste Hauptbedingung zum Erfolg ist, dass man die beste Qualität Cement aus ei- ner sichern Handlung beziehen kann. Ferner, dass während der Verarbeilung stets nur so viel Cement eingerührt wird, als man binnen 40 Minuten braucht, und dass das Trocknen und Anziehen nicht zu schnell geschieht. Man vermeide daher, die Arbeit bei Hilze vorzu- nehmen und decke der Sonne ausgegetzte Ge- genstände mit Leinwand, die bis zur vollstän- digen Erhärtung des Cementes stels feucht ge- halten werden Ueberhaupt ist unter allen Umständen ein wiederholtes Besprengen anzurathen, damit das Trocknen langsam vor sich gehe. Nicht weniger hängt das Gelingen der Ce= Gewächshaus- Mistbeetkä- Muss. 328 ment-Arbeiten von der Anwendung eines durchaus von Lehm, Eisen, Kalk ete. freien grobkörnigen Sandes ab. Wo solcher nicht zu haben ist, muss man durch ‚wiederholtes Waschen des Sandes sich denselben ver- schaffen. Je gröber er ist, je mehr wird er zur Haltbarkeit des Cementes beitragen‘; feinen Sand wende man nur auf der Oberfläche an, um den Cement-Arbeilen ein besseres An- sehen zu geben. Endlich achte man beim Anmischen mit Wasser und Sand darauf, dass er weder zu irocken noch zu nass sei, son- dern eine breiige Masse, die beim Ablegen mit der Kelle noch elwas fliesst, bildet. Es folgt nun die Angabe des Verfahrens bei den verschiedenen Arbeiten, denen wir das Wichtigste ebenfalls noch entnehmen. 4) Zur Anfertigung von Wasser- bassins. Am zweckmässigsten ist es, sich hierzu erst grosse Plaiten aus Ziegeln und Ce- ment herzustellen. Man lasse hierzu aus Lat- ten von 2"/» Zoll Breite leicht auseinander zu nehmende Rahmen von der Grösse der gewünschten Platten machen, gehe aber nicht über 6 Quadratfuss Fläche. Auf ein glatt mit Packpapier bedecktes Breit oder Zinkblech legt man diese Rahmen, breitet nur innerhalb des Rahmens über das Papier zunächst eine Lage Cement (aus 1 Theil Cement und 2 Theil Sand) von 1/4 Zoll Höhe, bringt hierüber eine Lage in Wasser getauchter Dachziegeln, denen die Nase abgeschlagen wurde und drückt diese 1 — 41! Zoll mit ihren Kanten von einander entfernt, in den Cement, Man?spritzt nun an, legt eine neue !/, Zoll dicke Schicht Cement über, bringt in diese noch einmal Ziegel, doch so, dass sie über die Fugen der andern zu liegen kommen und bringt dann noch bis zur Oberkante des Rahmens Cement auf. Zwei Tage lässt man nun die Platten ruhig stehen und sprilzt sie nur einigemal des Tags mit Wasser an. Nach 2 Tagen nimmt man die Rahmen vorsichtig ab und macht gleichzeitig mit einem scharfen Instrumente beliebige Risse in die Kanten, um bein spätern Zusammen- fügen vollkommenere Bindung zu bezwecken. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Nach A — 5 weiteren Tagen sind sie soweil erhärtet, dass sie auch von der Unterlage ab- genommen werden werden können. Sie kom- men nun zum vollständigen Abtrocknen an ei- nen schattigen lufiigen Ort; denn halbtrocken sie zu Bassins zu verarbeiten, ist nicht räth- lich, dagegen können sie jahrelang stehen und dann immer noch mit frischem Cement ver- bunden werden. Bei der Construction des Bassins sehe man nur auf eine gute Verbindung der Platten un- tereinander, indem erst die Kanten benetzt und dann Cement, zwischen den etwas Stein- chen gedrückt werden, zwischen die Zollbrei- ten Fugen gebracht wird. In Bezug auf den Cubik-Inhalt, so kann dieser bei der angegebenen Platiendicke, bei freistehenden Bassins, 30 — 40 Cubikfuss be- tragen, ohne dass der Wasserdruck schadet, Liegen die Bassins in der Erde, so kann der Inhalt bis 150 Cubikfuss beiragen. Sollen stärkere Wassermassen angebraeht werden, so muss noch ein besonderer Schutz durch Brelter oder Mauerwerk gegen den Druck an- gewendet werden. 2) Zum Abzug genügt ein Gemenge von 1 Theil Cement und 3 Theilen Sand. 3) Zur Herstellung von Schwellen ist der Cement noch dauerhafter als Sandstein. Man mauert die Schwelle und pulzt sie von aus- sen und innen !/ — ° Zoll dick mit Ce- ment ab. 4) Eliqueiten müssen nalürlich stark ange- fertigt werden. Man drückt den Cement in Formen, schleift ihn dann glatt und schreibt mit Oelfarbe darauf- 5) Zur Befestigung der Wege vermischt man 4 Theile Kies mit 1 Theil Cement und bringt dies 1 Zoll hoch über gut gewölbte Fusswege. Wir begnügen uns mit diesen Andeulun- gen, welche hinlänglich zeigen, wie vielfach nützliche Anwendung der Portland- Cement in den Gärten finden kann und sind dem’ Ver- fasser für Mittheilungen seiner Erfahrungen sehr dankbar. — (E. R.) l. Originalahhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Delphininium cardinale Hook. (Siehe Tafel 208.) Wir haben bereits im Jahrg. 1856, pag. 175 und 339. diese höchst in- teressante californische Art ausführlich besprochen und geben heute unsern Le- sern eine getreue Abbildung, die Herr Schlumberger nach einer im hiesigen Garten blühenden Pflanze machte. — In der Farbe hat die Pflanze ganz unsern Erwartungen entsprochen, ein schönes, reines Scharlachroth, das der Pinsel kaum wiederzugeben vermag, dagegen dürfen wir es nicht verhehlen, dass die lockere, gesperrte, armblüthige Inflores- cenz und die zärtliche Constitution uns nicht so gefallen. Mag sein, dass wir die Pflanze nicht richtig, vielleicht mit zu grosser, aber falsch angewandter Sorgfalt behandelten, und dass sie unter günstigeren Culturverhältnissen sich weit robuster und schöner entwickeln wird; der Umstand jedoch, dass sie noch heute erst in sehr wenigen Verzeichnissen und noch zu hohen Preisen notirt steht, beweist, dass auch Andere nicht glück- licher mit der Cultur und Vermehrung waren. Wir werden später Gelegenheit nehmen, auf diese Pflanze zurückzukom- men und hoffen dann, erfreulichere Re- sultate melden zu können. Soviel ist jedoch jetzt Schon sicher, dass es keine annuelle, sondern perennirende Pflanze ist; denn unser Exemplar, das im vori- gen Jahre im freien Lande blühte, und darauf ganz abtrocknete, trieb im Spät- herbst wieder aus, jedoch nur mit ei- nem Triebe, wir pflanzten es in einen Topf und überwinterten es in einem frostfreien Fensterkasten. Im Frühling trieb sie recht gut, wurde mehrmals in grössere Töpfe verpflanzt, in eine hu- musreiche, leichte Erde und blühte im Juli. Heute (22. August) haben wir bereits reife Samenkapseln abgenommen uud hoffen im nächsten Jahre mit einer Anzahl Sämlinge experimentiren zu kön- nen. (E. O.) b) Fritillaria pallidiflora Schrenk. En. pl. nov. I. pag. 5. Ledb. fl. ross. IV. p. 148. (Siehe Tafel 209.) Eine Kaiserkrone aus der Soongarei, | hiesigen botanischen Garten in Cultur entdeckt von Schrenk und durch den | gebracht und verbreitet. Eine liebliche XI. 1857. 22 330 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Perennie,, die schon im Mai blühet und | blaugrünes Laub und nickende grosse selbst hier in Petersburg vollkommen | glockenförmige Blumen, die gelb und in- gut im freien Lande ausdauert. Wird | nen purpur gezeichnet. Liebt eine lockere nur 1—1!/, Fuss hoch, besitzt schönes | Lauberde. (E. R.) 2) Die wichtigsten immergrünen Bäume und Sträucher für die Bheingegend. (Hiezu Tafel 210.) In der Park-Anlage des fürstlich von Metternich’schen Schlosses zu Johan- nisberg im Rheingau, etwa 5 Stunden unterhalb Mainz und Biebrich , erhebt sich‘ eine Anzahl immergrüner Bäume, welche in Deutschland jedenfalls als Merkwürdigkeiten schon jetzt volle Geltung haben und ihres auffallend ge- deihlichen Wuchses wegen in der Folge vielleicht bedeutende Berühmtheit erlan- gen werden. Unter diesen befinden sich mehrere ächte Cedern vom Libanon, Pinus Cedrus Libani, welche wir gleich nach, Er- neuerung der Anlage im Jahr 1825 aus- pflanzten, und einige - später nachge- pflanzte Cedrus Deodara. Auf unser Ansuchen hatte der ge- genwärtige fürstliche Verwalter Herr Herzmansky die Gefälligkeit, eine genaue Zeichnung des stärksten Exemplares an- fertigen zu lassen und mit folgenden näheren Dimensionsangaben und Bemer- kungen zu begleiten : „Die Ceder vom Libanon Nr. 1 misst von derErde bis zum Gipfel 50 1/,‘ Nass. neues Werkmaass. (1 Fuss zu 10 Zoll = 30 Centimeter.) Der Baum würde jedenfalls schon eine beträchtlichere Höhe erreicht haben, wenn nicht der Gipfel durch einen Flintenschuss beschädiget und hierauf dürr geworden wäre. Nachdem ich vor zwei Jahren den nächsten kräftigen Seitentrieb vermittelst einer Stange habe aufbinden lassen, scheint dieser jetzt als Gipfeltrieb' voll- ständig das Verlornene zu ersetzen. Der Umfang des Stammes 2 Fuss über der Erde hat 6°, 4”, und noch 3 Fuss über der Erde 4‘, 8“. Die Zweige beginnen, wie die Zeich- nung veranschaulicht, gleich von der Erde und folgen dicht übereinander in Zwischenräumen von wenig Zoll, vom Stamme in ganz horizontaler Richtung ausgehend, und auf jeder Seite 19 bis 20'/, Fuss ausgebreitet. Der stärkste Durchmesser der Krone _ beträgt mit- hin 40 Fuss. Im verwichenen Jahre trug der Baum 10 ausgebildete Samen- zapfen. Eine andere Ceder , welche ich mit Nr, 2 bezeichne, hat 32, Fuss Höhe, Stammumfang 2 Fuss über der Erde 4‘, 2”, und 5 Fuss über der Erde 2’, 2”, — Krondurchmesser 24 Fuss. Nr. 3 ist 30 Fuss hoch. Nr. 4: 26Fuss hoch. Nr.5: 15 Fuss hoch. Nr. 6 und 7 jede 7 Fuss hoch. Die wohlgebildetsten Exemplare sind Nr. 3, 4 und 3. — Ausserdem sind noch mindestens 50 Stück von 2 bis 3 Fuss Höhe vor- handen, Cedrus Deodara, wovon nur 2 Stück hier befindlich, wird wohl um das Jahr N L 1835 gepflanzt worden sein. Das stär- kere Exemplar hat 26 Fuss Höhe, 16 Fuss Krondurchmesser, und am Boden fast 2 Fuss Stammumfang. Die Zweige stehen ungemein dicht nach allen Seiten hin. Das 2te Exemplar ist 14 Fuss hoch. So weit Herr Verwalter Herz- mannsky. Dass dort Cedrus Libani so schön fortschreitet, kann uns hier in Frankfurt nicht gross Wunder nehmen, da wir auf dem Friedhofe ein im Jahr 1827 ge- pflanztes Exemplar von annähernder Stärke besitzen und einige andere nur desshalb nicht aufkommen wollen, weil sie rücksichtslos beschädiget wurden; allein wohl staunen wir über die seit 20 Wintern ohne die mindeste Be- schädigung bewiesene Ausdauer der Cedrus Deodara, weil alle seitdem in hiesiger Gegend angepflanzten Exem- plare, obgleich sie theils schon mehr- mals trefflich überwintert und 6 bis 8 Fuss Höhe erreicht hatten, nachträglich doch entweder zu Krüppeln oder gänzlich erfroren. Die höchst merkwürdige, in Deutsch- land unter gleichem Breitegrade beispiel- lose Ausdauer dieser schönen Bäume führt wohl zu einigen sehr wichtigen Betrachtungen. Zuvörderst lässt sich sicher voraus- setzen, dass, obwohl der gesegnete Rheingau zu den wärmsten und ge- schütztesten Lagen im westlichen Deutsch- land zählt, doch der Johannisberg nicht gerade die einzige deutsche "Stelle sei, worauf, die fernen südli- chen Alpenabhänge nicht in Anschlag gebracht, ein solches Resultat erzielt werden kann. Im ganzen Rheinthale, von Basel bis Bingen und noch weiter hinunter herrscht, was in vorliegendem Originalabhandlungen. 331 Falle als Hauptsache zu betrachten, fast der nämliche höchste Wärme- und nieder- ste Kältegrad. Nach langjährigen Be- obachtungen dürfte in dieser Hinsicht die Gegend an der Bergstrasse entlang, und von Heidelberg bis über Freiburg im Breisgau hinaus viele noch gün- stigere Stellen wie die bezeichnete im Rheingau in sich schliessen, und da- rum könnten ohne Zweifel auf den dort. amphitheatralisch niedersteigenden Hü- geln, wo Rebgelände und Waldung an- einander streifen, neben so vielem Rei- zenden, einstens ernste Cederngruppirun- gen und californische Riesentannen den auf der nahen Eisenbahn vorübereilen- den Reisenden in Ueberraschung ver- setzen! Welche Aufmunterung für Grund- besitzer, Forstleute, Gemeinde- vorstände und alle diejenigen , wel- che dort Gelegenheit haben, Pflanzun- gen zu veranlassen , wozu der roheste Felsboden genüget; denn die Felsmasse auf dem Johannisberge liess mit grosser Anstrengung eine kaum 1 Fuss hohe, mit Steinen untermischte, ärmliche Bo- denschichte aufbringen. Welche Aufmunterung überhaupt zu Anpflanzungen von Coniferen und immergrünen Bäumen und Sträuchern, welche auch im Winter das Bild leben- diger Vegetation darstellen , und welche Aufmunterung um so mehr jetzt, nach- dem wir aus den fernsten Welttheilen so viele namhafte Bäume und Sträucher bei uns eingeführt sehen, deren Cha- rakter zum Theil den grossartigsten Mustern vegetabilischer Lebensäusserung angehört! Man denke nur an Pinus Lambertiana, monticola und ponderosa, an Abies Douglasii, Pinsapo und cepha- lonica, die unsere härtesten Winter be- reits vollkommen ausdauerten! Viel- leicht dürfen wir auch die mehrtausend- 227 332 jährige Wellingtonia gigantea hinzufü- gen, wenn sie, wie vermuthet, mit dem Klima am Rheine übereinstimmt! — Wie sich die Mittel zur Ausstattung unserer Wintergärten, Parkanlagen, Wal- dungen und Gemeindeplätzen von Jahr zu Jahr in erfreulicher Weise vermeh- ren, soll in einer Zusammenstellung hier zunächst nachgewiesen und damit zu- gleich auch der Nachweis geliefert wer- den, was, wenn wir nur nicht gar zu ängstlich, karg und zögernd, sondern in praktischer Manier, dem Raume und Zwecke angemessen, ausreichend und rasch zu: Werke gehen, sich schon für die nächsten Jahrzehende erzielen liesse, Da sich aber von selbst versteht, dass die besonderen klimatischen Ver- hältnisse einer jeden Gegend vor allem Anderen zu berücksichtigen sind, so mag eine kurzgefasste, auf vielseitige Beob- achtungen gegründete Teemperaturtabelle eines strengen Wintersin Frank- furt am Main vorangestellt werden. Wir halten hier nämlich für streng, einen Winter mit 26 Frosttagen von 1° bis 5° unter 0.R. 18 ” »„ 9° „ 10° „ 10 > 309,129 „ 8 „ „ 12° „16° „ 2 ” „ 16° ,, 20° 2) 64 Frosttage zusammen. Der Kältegrad von 209 bis 22° ist zwar Schon vorgekommen; aber so kurz und ausnahmsweise, dass die betrefien- den Beobachtungen nicht miteinander übereinstimmen, daher eher auf Täuschun- gen beruhen, und bier nicht in Anschlag zu bringen sind. Die Schneelage beträgt gewöhnlich 1/, Fuss, selten über 1 Fuss. An der Bergstrasse bei Heidelberg und auf dem Johannisberge ist die Tem- peratur gewöhnlich um 2° bis 3° wär- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. mer, dagegen nur wenige Stunden öst- lich und nördlich von uns schon um 2° bis 3° kälter, so dass bei hellem Himmel in dem nämlichen Augenblicke das Thermometer in Frank- turt-aM. » bei Johannisberg und an der Bergstrasse . . bei Hanau, Giessen, Stutt- gab. > 200 23 „2 oe bei Cassel und Erfurt . 20—4° Kälte zeigen wird, und so in ziemlich ähnli- chen Verhältnissen bei stärkeren Kälte- graden. Hierzu kömmt noch, dass in kälteren Klimaten auch die Anzahl der Frosttage bedeutend’ zunimmt, die strenge Kälte länger währt, und daher ein längerer Winter und kürzerer Sommer herrscht, wodurch die Reife der Jahrestriebe un- gemein verschiedenartig gefördert oder behindert werden kann, was nament- lich auf die zarteren Arten grossen Ein- fluss übt. Doch lässt sich gegen dieses Miss- verhältniss schon unendlich viel durch geeignete Dispositionen bei der Pflan- zung leisten. Man pflanze z. B. Taxus hibernica, die irländische pyramidenförmige Unter- art unseres sonst sehr rüstigen Taxus- baumes an eine freie, der Sonne und allen Winden zugängliche Stelle, so wird diese empfindliche Varietät sicher ent- weder von der Hitze oder von der Kälte zu leiden haben und schwerlich auf- kommen. Man pflanze sie dagegen in die nächste Umgebung von grösseren, gewöhnlichen Coniferen, welche ihr Schatten und Schutz gegen kalte Winde gewähren, so wird sie bald weit längere. dunkelgrüne Blätter treiben , das natur- gemäss üppigste Wachsthum entwickeln, und von Frost sehr selten angegriffen werden. Wir haben zehnjährige Pilan- 0 Reaumur, 2° Wärme, l. Originalabhandlungen. zen davon gesehen, welche in Folge ungünstigen Standortes kaum 2 Fuss Höhe überschritten, während andere von gleichem Alter schon 10 Fuss Höhe bei 2 Fuss Durchmesser erreicht hatten, Dieser Fall findet Anwendung für sämmtliche zärtere Nadelhölzer , beson- ‚ders wenn sie nur in kleinen Exempla- ren angepflanzt werden können. Sie bedürfen des vorgängigen Schutzes grös- serer gewöhnlicher Coniferen, welche letztere aber, je nachdem sie den Zweck iheilweise oder ganz erfüllt haben, all- mählig hinweggenommen werden müs- sen, damit sie ihre Schützlinge nach- träglich nicht etwa überwuchern, Nach derartigen geeigneten Vorsichts- massregeln ertragen die meisten Pflan- zen ein weit rauheres Klima, als ihnen von Natur aus beschieden war. Die nachfolgenden, hier ganz frei ausdauernden Nadelhölzer können vorzugsweise zur ‚grösseren Ver- breitung empfohlen werden. Darunter sollten die mit einem Sternchen bezeich- neten wenigstens in der Jugend des an- gedeuteten Schutzes geniessen dürfen. Pinus cemöbra, die Zirbelnuss von den Alpen, wächst sehr langsam. Laricio, maritima, austriaca u.a. bekannte Sorten. Pallasiana, vom Kaukasus in letz- ter Zeit viel verbreitet. ponderosa, von N.-W. Küste Nord- Amerikas, noch selten. Sabiniana * N. W. Amerika, jetzt weniger selten. — Strobus excelsa* von Nepal 90— 120° hoch, bei den Hindus der König der Kiefern. — Eambertiana, ein Riesenbaum aus Kalifornien, der oft über 200 Fuss hoch wächst und Zapfen von 1%, bis 2 Fuss Länge trägt, hathierschon 333 10 Winter ohne Schutz ertragen, kann daher nicht genug empfohlen werden. Pinus Strobus monticola, scheint von Lambertiana kaum wesentlich verschieden zu sein. — Abies und Picea, Weiss- und Roth- tannen: — Douglasii, ein prächtiger Baum von der N.- W. Küste von Nord-Amerika, wächst 100 —180 Fuss hoch. — Pinsapo, * aus Spanien, 60— 70’ hoch. — Cephalonica *, aus Griechen- land, hat einige Aehnlichkeit mit Pinsapo. — Nordmaniana, aus Nord-Asien 80—90° hoch. — Pichta (sibirica) vom Altaige- gebirge 30—40° hoch. — Menziesii, aus Nord - Califor- nien 60—70‘ hoch. — Khutrow * (Smithiana) ausNe- pal, 60-80’ hoch. — orientalis, vom Kaukasus. canadensis, die bekannte Hemlocks- tanne, findet man rücksichtlich ih- res zierlichen Wuchses viel zu we- nig angepflanzt. — amalilis * diese drei überaus — grandis * prächtigen Bäume — nobilis * waren bisher selbst in veredelten Exemplaren, als welche sie hier ausdauerten, noch selten. Jetzt kommen end- lich von England einjährige Samenpflanzen zu 2 Guineen per Stück in den Handel! — — balsamea, die Balsamtanne aus Ca- nada, 30—40° hoch. — balsamea prostrata, Balsamtanne, eine Varietät in Zwergform. — Fraseri, aus Carolina, 30 — 40’ hoch, 334 Pinüs Fraseri hudsoniaona, Nieselbe in sehr gedrängter Zwergform. mariana, die graugrüne Fichte aus Nord-Amerika. mariana pumila, dieselbe in aller- liebster Strauchform. taxoides (R.), eine aus Nordameri- kanischem Samen aufgegangene, sonst nicht bekannte schöne Weiss- tanne. excelsa var. einige Unterarten oder Abweichungen unserer gewöhnli- chen Rothtanne, wie: excelsa monstrosa und elegans, ferner: excelsa Clanbrasiliana und pyg- maea in Zwergform sind auffal- lend genug, um reizende Gruppen davon zu bilden. Cedrus *, die Ceder vom Libanon, wovon im Anfange gegenwärtiger Abhandlung die Rede ist. Cedrus Deodara * die Ceder vom Nepalgebirge, Taxus baccata, der Taxusbaum, ob- wohl ein uralter Bekannter, ist bei weitem zu wenig angepflanzt. Er bildet vortrefflliche, dunkelgrünbe- laubte Bäume von ernstem, und doch sehr edlem Charakter. baccata hibernica * die irländische, sehr schön pyramidenförmige Varietät ist besonders in ih- rer Jugend etwas empfindli- cher Natur. — Dovastond* Unterart mit hän- genden Zweigen. — pendula * desgl. — recurva * mit langen zurück- gebogenen Blättern und Zwei- gen. — canadensis, der amerikanische Ta- xusbaum ist zwar dem europäi- schen sehr ähnlich, wächst aber Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. weit rascher, was ’als erheblicher Vorzug gelten kann. Taxüus canadensis pyramidalis , diese herrliche Pyramidenform übertrifft die ähnliche irländische Varietät in unserer Gegend durch entschie- dene Ausdauer. Sie bedarf kei- nes besonderen Schutzes; aber unseres Wissens ist die Sorte noch sehr wenig verbreitet. — — tardiva (Cephalotaxus adpressa), eine noch ziemlich neue Species aus Japan, mit runden, glänzen- den, dunkelgrünen Blättern von bedeutendem Effekt; daher sehr empfehlenswerth. Bisher sind nur veredelte Pflanzen in den Handel gekommen, welchen die Leittriebe zu fehlen scheinen. Samenpflan- zen, welche allmählig aus den ge- wonnenen Früchten ' hervorgehen, werden wahrscheinlich einen noch schöneren Wuchs zeigen. Mit ei- nigen anderen 'Taxus-Arten haben sie das Uebel gemein, in der Ju- gend zuweilen mitten im besten Wachsthum schnell abzusterben. — Fortunei * aus China hat bei uns zwar erst den letzten milden Winter mit 12° R. unter O0 ausgehalten, dies aber so ganz ohne Schutz und ohne die mindeste Verletzung, dass wir grosse Hoffnungen auf die vollständige Ausdauer dieses un- vergleichlich,schönen Taxus setzen. Die regelmässig gestellten 4 Zoll langen Blätter und höchst symme- trische Verzweigungen erinnern, an das wunderbare Ebenmass der Araacarien! — nucifera (Podocarpus), nusstragen- der Taxus aus Japan. Podocarpus Maki *, eine pyrami- denförmige,, langblättrige, sehr lang- sam wachsende Taxus-Art. I. Originalabhandlungen. 335 Cryptomeria japonica * hält hier ohne Schutz bis20°R. unter 0, färbt sich jedoch stark bräunlich. Immerhin können wir diese stolze japanische Cy- presse alseinen grossen Gewinn für un- sere Wintergärten betrachten. Wohl- gezogene Exemplare haben viel Aehn- lichkeit mit Araucarien, und die Varie- täten ©. j. vörsdis und Zod2i behalten auch im Winter ein lebhaftes Grün, Taxodium distichum, die Wasser- Cypresse, eine wahre Zierde für Wasserparthieen, in deren Nähe sie sehr üppig gedeihet. Sie wirft, wie die Lärche, im Winter das Laub ab. — distichum pendula *, dieselbe mit hängenden Zweigen, verlangt ge- geschützte Lagen. — sempervirens * aus Californien, einer der grossartigsten im- mergrünen Bäume, der über250 Fuss Höhe erreichen soll. Bei uns leidet er in den Zweigspitzen, sobald die Kälte 18° Reaumur er- reicht; dagegen treibt er im ganz alten Hölze überall wieder aus und deckt sich wie vorher. Es lohnte sich wohl der Mühe, in geschütz- ten Lagen, wie sie von der Berg- strasse bis zum Breisgau vorkom- men, diese Riesenbäume zur mög- lichsten Vollkommenheit heranzu- bringen! — Wellingtonia gigzanten *. Noch wissen wir nicht aus eigener Erfahrung, ob wir dieses Naturwunder unseren am Rheine ausdauernden Nadelhölzern bei- zählen dürfen; allein’die auswärts da- mit angestellten gelungenen Versuche. und die darauf erfolgte Preiserhöhung der Pflanzen lässt mit ziemlicher Ge- wissheit schliessen, dass derBaum auch bei uns bald im Freien aufkommen, wenn auch nicht sobald das Strassbur- Thuja aurea * der — canadensis '"viridissimu. ger Münster überragen wird! — Hier wäre Gelegenheit gegeben zu stau- nenswerthen monumentalen Pflanzun- gen für Jahrtausende; denn ein drei- tausendjähriger Baum von 300 Fuss Höhe, was ist er anders, als ein Mo- nument ? — goldfarbene Le- bensbaum, eine Abweichung von dem orientalischen, wächst sehr schön gedrungen , nimmt jedoch im Winter, wie viele andere Le- bensbäume, eine matte bräunliche Färbung an und scheint auch leicht von strengem Froste zu lei- den. — glauca * eine Abweichung des orientalischen Lebensbaumes von graugrüner Färbung mit beiläufig den nämlichen Eigenschaften wie T. aurea.. — Wir er- hielten diesen ausgezeichneten ame- rikanischen Lebensbaum schon vor langer Zeit blos unter dem Namen T. canadensis und nahmen ihn an- fänglich für eine gewöhnliche T. occidentalis. Nach mehreren Jah- ren indessen hatte der Strauch den schönsten breit-pyramidenförmigen, gedrungenen Wuchs angenommen, im Winter vor allen übrigen Thu- jen das lebhafteste Grün bewahrt, und nie die geringste Frostver- letzung davongetragen, welcher manche andere Sorten, namentlich orientalischer Abkunft unterworfen sind. Die ergänzende Namensbe- zeichnung „viridissima“ mag mit- hin als vollkommen gerechtfertiget erscheinen. — plieata U. p. Nagelliformis, beide sehr breitlaubigte, dunkelgrüne vor- zügliche Sorten von niederem ge- drängtem Wuchse, 336 Thuja cupressoides (Chamaecyparis sphaeroidea). Die weisse Ceder, kömmt nicht in jedem Boden gleich gut fort. Auf zartem, nahrhaftem Sande und leichtem Lehm sieht man oft Prachtexemplare ; — auf kiesigem und schwerem Boden meistens ab- gemagerte Skelette. — | — Meldensis, ein merkwürdiger Bastard zwischen T. orientalis und Juni- perus virginiana von sehr raschem, zierlichem Wuchse, dem Anscheine nach eine gute neue Aquisition, Thujopsis borealis (Chamaecyparis nutkaensis) von Kamschatka oder der N.-O. Küste von Asien, scheint einen hohen Grad von Kälte zu er- tragen, ohne das lebhafte Graugrün der schöngestellten, kräftigen Zweige zu verlieren, und wird daher bei allen Pflanzungen eine vorzügliche Stelle einnehmen, Unter den hochwachsenden Wachholdern verdienen besondere Be- achtung : Juniperus virginiana, thuri- fera, lusitanica, chinensis und sphaeri- ca; unter den mittelhohen und nie- deren: J. ericoides *, hibernica, ja- ponica, und suecia. cinerascens " , fili- formis *, 6 ragrans *, horizontalis *, alpina, echinoformis *, die verschiedenen Sabina, Schallii”, Struthiana* und squamata *. Gartenflora Deutschlands und 'der Schweiz. Endlich gehört . hierher noch: jener merkwürdige, japanische Baum, welcher an die Taxinae sich anlehnend, den Uebergang zu den Laubhölzern vermit- telt, oder vielmehr mit noch einigen Merkmalen der Taxinae schon in die Klasse der Laubhölzer, derjenigen der Amentaceae übergetreten ist: Salisburia adiantifolia. (Ginkgo biloba). Gleich ausgezeiehnet durch auffal- lend regelmässigen Wuchs, wie durch die Eigenthümlichkeit des Blattes kann der Baum nirgends verfehlen, höchst charak- teristische Wirkungen hervorzubringen, Es fehlt gegenwärtig im Handel nicht mehr an guten Samenpflanzen zu billigen Preisen. Auf die grössere Verbreitung der hier angeführten Nadelhölzer dürfte man sich einstweilen hauptsächlich beschrän- ken, da die Angaben auf Erfahrungen beruhen. Viele andere Coniferae, wie Pinus Brunoniana , Jezo@nsis, eine Anzahl freilich schöner langnadeliger Föhren aus Californien und Mexiko, Fitzroya, Saxegothaea, Cupressus, Libocedrus, Ju- niperus werden oft als ausdauernd em- pfohlen, erfrieren jedoch schon vor dem | Eintritt von 10° Reaumur, und sind da- | her für Anpflanzungen im Freien, we- | nigstens in unseren Gegenden, nicht in Anschlag zu bringen. — (Jac. Rinz.) 3) Nachträgliche Bemerkungen zum Maiheft der Gartenflora 195%. Der Umstand, dass das Manuscript zur Gartenflora vom Herausgeber nicht einzeln für jede Nummer, sondern nur parthieenweise abgesendet werden kann und die Eintheilung in die Nummern dem Redaktor überlassen bleiben muss, hat die ganz unausbleibliche Folge, dass manches etwas verspätet, oder wenn be- 7 &??% e EL 2... Farbendr.v. A.Kolb.Nbg. I. Originalabhandlungen. reits Aenderungen eingetreten sind, im Drucke erscheint, | So erging es mehreren in der Mai- Nummer gegebenen Nachrichten, denn es starb inzwischen unser lieber Freund 'Meinicke im Herbste 1856 in Folge von Magenleiden und Typhus. In Ora- nienbaum hat sich derselbe in der ver- hältnissmässig kurzen Zeit von 6 Jahren einen dauernden Denkstein durch seine genialen Schöpfungen gesetzt, die in ungesuchter Natürlichkeit eine liebliche Landschaft in den wechselndsten Scene- rien und doch harmonischer Verbindung, nachbilden. Herr Meinicke war aus Ha- nau gebürtig, Sohn des dortigen Hof- gärtners. Der Referent lernte denselben . schon vor 16 lahren in Berlin kennen und begrüsste hier in Petersburg mit Freuden den Freund aus früherer Zeit, Bei stiller Gemüthlichkeit und häuslichem Leben besass er einen Feuereifer für sein Fach, in welchem er so ganz und gar lebte, dass er bis zum Tage vor seinem Tode vom Krankenbett aus das Geschäft, dem er vorstand), leitete. — In anderer Beziehung haben wir nachzutragen, dass die Samenmischung von Poa pratensis, trivialis und Agrostis stolonifera auch hier durchaus dauerhafte Rasenplätze liefert. Säet man solche jedoch vermischt mit Raygras aus; so hüte man sich, nicht zuviel des Letzte- 337 ren unterzumischen, da, wo dieses zu dicht steht, es die feinen Gräser im ersten Jahre erstickt. Das Raygras friert nun im Winter aus, und so werden Rasen- plätze , wo dasselbe zu dicht stand , im folgenden Jahre lückenhaft. Es versteht sich, dass diese Bemer- kung nur für Petersburg gilt. Wir ha- ben daher unsern diesjährigen Aussaa- ten weniger Raygras und dafür etwas Trifolium repens beigegeben. — Die Pag. 147 und 152 als Boronia hypericifolia H.Petrop. aufgeführte Pflan- ze ist die B. fastigiata Bart. Aus dem botan. Garten in Hamburg erhielten wir sie als B. polygalaefolia, Statt Aquilegia glandulosa Gouan. S. 158, muss es heissen A.viscosa. Die Aquilegia jucunda Fisch, zwischen Tuff- steine in Felsparthieen gepflanzt, halten wir für eine der schönsten perenniren- den Pflanzen. Sie sollte in keinem Gar- ten fehlen. Aecht ist sie aber in den Gärten noch selten. In ausgezeichneter Fülle und Schönheit blühete sie in die- sem Jahre in einer Steinparthie des hie sigen Gartens. Escallonia commutata pag. 159 ha- ben wir eingehen lassen, da uns spätere Beobachtung überzeugte, dass es nur eine Form von E. rubra sei. (E. R.) 4) Erythrina Humei. Erythrina Humei ist meines Erach- tens die prächtigste dieser herrlichen Gattung, mindestens eben so schün als E. Corallodendron und caffra, die fast nie blühen und zu Bäumen anwachsen, Das Roth der Blüthen ist noch feuriger als das der schönsten Spielarten von Lo- belia fulgens, ein wahres Normalroth oder Vermillon. Die Blumen stehen dicht gedrängt in endständigen Trauben, unzählige auf einem Stengel, und ge- wöhnlich sind 5 — 7 Trauben auf jeder 338 Zweigspitze. Im Hause cultivirt blüht die Pflanze selten, wächst hoch und kahl und ist immer mit Blatt- und Schildläu- sen überzogen. Ich cultivire sie seit Jahren wie andere Erythrinen im freien Grunde, wo sie im Juli bis September blüht und eine Hauptzierde des Gartens ist. Diesen Sommer hatte die Pflanze über 50 Blüthentrauben , wovon gleich- zeitig 15—20 blühten. Sie verträgt das 5) Die Musa oder Im vergangenen Sommer entwickelte sich Musa Dacca, eine der M. rosa- cea ähnliche Art, in meinem Garten, der eine kalte, nördliche Lage im Gebirge hat, zu einer grossen schö- nen Pflanze, obschon ich sie erst nach dem Frost am 16. Juni als kleine Pflanze aussetzte. Schon das sechste Blatt hatte Ende Juli eine Länge von 3!/, und eine Breite von 1!/, Fuss, und ich habe die Hoffnung , Blätter von 6' 6) Drei schöne Pflanzen Wir haben auch unter den Topfpflan- zen sogenannte Trauerbäume von unge- meiner Zierlichkeit, die vorzüglich schön zur Decoration von Sälen, Ausstellun- gen und Wintergärten sind, wenn man sich die Mühe gibt, sie gut zu ziehen. 1) Gnidia virescens Hort. oder Wikstr. vom Cap der guten Hoffnung, mit zer- streut stehenden, länglichen, stumpfen, filzigen Blättern, grünlichen, zottelhaari- gen Blumen an langen hängenden Zwei- gen. Es kann keine zierlichere Hänge- pflanze geben als diese Gnidia. Zur Zimmerdecoration ist sie unvergleichlich Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, Zurückschneiden sehr gut, so dass man immer niedrige buschige Pflanzen haben kann. Erythrina Humei ist immer noch selten in den Gärten, weil die Steck- linge zwar ziemlich leicht wachsen, je- doch im folgenden Winter wieder abster- ben. Dies erklärt auch den ziemlich hohen Preis. Im Winter muss sie bei 8 — 10 Grad durchwintert werden, und darf nicht völlig austrocknen. (Jäger.) Banane im Freien, zu sehen. Wahrscheinlich sind in wär- meren Gegenden, namentlich in Berlin, wo man die Musa auspflanzt, bei die- sem heissen Sommer noch viel grössere, üppigere Pflanzen im Freien gezogen worden. Mein Exemplar steht vollstän- dig frei im Rasen, etwas gegen Wind geschützt und erregt die Aufmerksam- keit aller Besucher des Gartens. (Jäger.) mit hängenden Zweigen. schön, und sie hält darin gut. Ich hatte zwei, 8—9 Fuss hohe Exemplare zwei Sommer nach einander jedesmal 4 Monate lang in einem nicht hellen Saal stehen, und sie gediehen darin schöner als im Freien. Stecklingspflanzen in ein Haide- erdbeet ausgepilanzt, wurden in einem Jahr 3—4 Fuss hoch. 2) Passerine filiformis L. (Struthiola erecta Mill.) ist der vorigen Pflanze sehr ähnlich, hat aber nadelartige Blätter und gleicht daher noch mehr der Gnidia pi- nifolia. Sie ist nicht minder zierlich, fällt aber, wegen der schmalen Blätter, L Originalabhandlungen. weniger auf. Ob sie im Zimmer sich eben so gut hält als die Gnidia, weiss ich nicht. Die Stecklinge wachsen nicht besonders leicht, wenigstens nicht so leicht als die der Gnidia. 3) Acacia vestita Kerr., die soge- nannte Trauerweide von St. Helena auf Napoleon’s Grab*), ein in Gärten, wel- *) Ich erhielt von dem ehemaligen Kam- merdiener Napoleon’s Novarez, welcher mit auf St. Helena und bei des Kaisers Tode ge- genwärtig war, 1840, als Napoleon’s Leiche nach Paris gebracht wurde, einen Original- 339 che grosse Neuholländer Pflanzen eulti- viren, oft gesehener schöner Baum, der gleichwohl nicht so allgemein ist, als er es verdient. Es ist eine höchst malerische schöne Pflanze, die im Herbst zahllose Blüthenköpfchen entwickelt. Diese Pflanze gehört zu den zärtlicheren Acacien, man findet sie wenigstens oft kränklich, wäh- rend andere Acacien bei gleicher Cultur gedeihen. (Jäger.) zweig vom Grabe desKaisers, kann also ver- sichern , dass die Acacia vestita die ächte „Zrauerweide oder Napoleon’sweide ist. J, %) Phlomis Leonurus, eine alte vergessene Prachtpflanze. Unter so manchen alten vergessenen Pflanzen nimmt Phlomis Leonurus L. (Leonotis Leonurus Br.) vom Cap d. g. Hofinung einen hervorragenden Rang ein. Man kann sich nichts Prächtigeres denken, als diesen krautartigen Strauch von 4-— 6 Fuss Höhe, oder höher, so mit orangerothen grossen Blumen be- deckt, dass man einen brennenden Busch zu sehen meint. Die einzelnen Blumen sind über einen Zoll lang und stehen dicht in Quirlen, nur wenig von den Blättern bedeckt. Man sieht diesen Prachtstrauch nur noch selten in älte- ren Gärten, und er ist überhaupt selten gut eultivirt worden. Besonders gut cul- tivirte ihn früher Herr Obergärtner Mül- ler in Gotha, wo er als Orangeriepflanze behandelt wurde. Diese Pflanze verlangt viel Nahrung, um zu blühen, Die Cul- tur ist folgende. Man pflanzt einjährige Stecklingspflanzen (wohl auch erst im Februar gesteckte) im Mai an eine son- nige Stelle in’s Land in guten Boden und begiesst nach Bedürfniss, wobei zu- weilen flüssiger Dünger gegeben wird, was jedoch unterbleibt, wenn die Pflanze S zu üppig und gross wird. Die Knospen erscheinen Ende August oder Septem- ber. Man muss nun die Pflanzen in Töpfe setzen, ehe die Blüthen weit vor- rücken, sonst gehen diese verloren. . Da auch die Blätter leicht abfallen, so ist es zweckmässig, die Pflanzen 8 Tage vor dem Einpflanzen zu umstechen, damit sie beim Ausheben nicht zu sehr leiden, ein Verfahren, welches ich hier beiläu- fig auch für andere Pflanzen empfehlen will. Man bringt die Töpfe in den Schat- ten, wo sie in kurzer Zeit anwurzeln, und begiesst sie darauf wöchentlich zwei- mal mit Düngerguss. Wenn die Pilan- zen nicht mehr trauern, so stellt man sie an einen sonnigen Platz, später in das Glashaus, Die Blüthe beginnt im October und dauert bis zum Spätherbst. Der einzige Fehler dieser Pilanze ist, dass man sie nicht klein haben kann. Ich sah nie kleinere Pflanzen als 3 Fuss hoch. Vielleicht gelänge es mit der Topfeultur und mit Hilfe reichlicher Düngung und häufigen Versetzens. ; (Jäger.) 340 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. S$S) Vermehrung von Arum, Caladium und ähnliehen Kanollen- pflanzen. Diese Pflanzen vermehren sich oft lang- sam, verfährt man aber, wie folgt, so ist die Vermehrung äusserst günstig. Man schneidet von gesunden Knollen, nach- dem sie schon in kräftiger Ve- getation sind, das Herz so aus, dass eine kesselförmige Höhlung entsteht. In Kohle gepflanzt wird dieser Ausschnitt mit den Blättern häufig Wurzeln bilden, oft aber auch zu Grunde gehen. Man entblösst nun die Knolle so weit von Erde, dass sie oben frei liegt, füllt das Loch mit Kohlenstaub aus und lässt den Ausschnitt vollkommen trocken wer- den und vernarben, Ist dies der Fall, so kann man'die Knolle wieder mit grober Hai- deerde umgeben, damit sie neue Wurzeln und Adventivknospen entwickelt. An einem guten Platze, d.h, in einem warmen Kasten werden rings am Rande des Abschnittes bald zahlreiche Triebe erscheinen. Ist diess derFall, so pflanzt man die Knolle so tief, dass nichts davon zu sehen ist. So schlagen die Augen bald Wurzeln und treiben Blätter. Man schneidet diese später mit einem Stück der alten Knolle ab, pflanzt sie in grobe Haideerde und stellt sie warm und schattig, versetzt sie auch in grössere Töpfe, sowie die Wurzeln am Topfrande erscheinen, Die Hauptsache dabei ist, dass sich bis zum Herbst starke Knollen bilden, weil schwache im Winter leicht sterben. Von einem Caladium pieturatum, welches im Mai ausgeschnitten wurde, entnahm ich im Juni 14 Pflanzen, die im August schon gross und üppig wie alte Pflan- zen standen. (Jäger.) 9) Die Keimzeit der Samengewächse. Wenn man sämmtliche Arten von via grandiflora, Nemophila, Schizanthus, Samengewächsen zu gleicher Zeit aus- | Specularia (Campanula v. Prismatocar- Säet, so ereignet es sich, dass die einen zu gross, die andern zu klein werden, weil sie verschiedene Zeit zum Keimen brauchen und schneller als andere wach- sen. Um diesen Uebelstand zu beseiti- gen, habe ich mehrere Jahre hintereinan- der die Keimzeit beobachtet und nieder- geschrieben, und es fand sich, dass die meisten Arten in einem kalten Kasten Anfang April oder Ende März 7 bis 9 Tage bis zum Aufgehen brauchen. Fol- gende keimten schon nach 4—5 Tagen, wurden zu gross und wenig brauchbar: Amaranthus, alle Arten, Godetia (Oeno- thera), Clarkia, Lavatera, Tagetes, Con- volvolus tricolor, Eucharidium , Withla- pus), Aster chinensis, Senecio elegans, Saponaria multiflora (calabrica), Mirabi- lis Jalapa, longiflora, Tropaeolum, Sphe- nogyne speciosa, Dianthus chinensis, im- perialis, Bartonia aurea, Wahlenbergia, Gypsophila elegans, muralis ete. Diese und andere Samen säete ich nun erst gegen Mitte April, auf welche Weise sie eben recht zur Auspflanzungszeit kommen, wenn man sie nicht weiter verstopfen kann. Die langsamer keimen- den und wachsenden Blumen säe ich Anfang April oder in den letzten März- tagen. Einige Sorten endlich, welche so zu klein bleiben, als Zinnia, Agera- tum, Coreopsis Drummondi, Phlox Drum- L Originalabhandlungen. mondi säe ich noch früher, Phlox Drummondi säe ich seit einigen Jahren sogar schon Anfang März oder im Fe- bruar und pflanze sie im April mit den Levcojen in das Freie, weil ich ver- sucht habe, dass die Pflanzen abgehär- tet, 4 Grad Kälte aushalten. Dies ist 341 ein grosser Vorzug dieserschönen Pflanze, indem man sie zeitig blühend bekommt und lange vor den übrigen Sommerblu- men auspflanzen kann , was ein grosser Gewinn ist, indem man um die allge- meine Pflanzzeit Mitte Mai vor Arbeit sich kaum zu retten weiss, (Jäger.) 10) Die Stammbäume der Trauerbuche und Trauereiche. Nach einer Mittheilung des Kurfürstl. Hessischen Hofgärtners Herrn Herger in Bad Nenndorf, im Kreise Schaumburg, unweit Hameln und Minden, befinden sich die Stammbäume der Trauerbuche und der Trauereiche in der Nähe von Nenndorf in einem schönen Gebirgs- walde, und sind mächtige Bäume. Die hängende Eiche soll einen prächtigen Anblick gewähren, was man von den in den Gärten befindlichen Bäumen bis jetzt noch nicht sagen kann. Noch schöner soll die Buche sein, was auch wahrscheinlicher ist, da sich diese sehr malerisch baut. Unter der Stamm-Trauer- buche gehen häufig junge Trauerbuchen auf, die anfangs am Boden hinwachsen, dann einen geraden Trieb, dann wieder ein Knie bilden, und sich ‚oft förmlich schlangenföürmig am Boden krümmen. (Jäger.) 211) Das Vorkommen der Eschen auf Bergen, Die Esche ist eigentlich ein Baum des Thales und der feuchten Vorberge. Gleichwohl findet man ihn oft auf Ber- gen und Felsen, namentlich häufig auf solehen mit Burgruinen, oder wo der Sage nach Burgen; gestanden haben, und in deren Nähe. Dieses erklärt sich leicht aus dem Umstande, dass im Mittelalter häufig die Burgberge mit Eschen be- pflanzt wurden, um die nöthigen Lanzen- schafte daraus zu schnitzen. Schon die homerischen Helden hatten „eschenschaf- tige“‘ Lanzen und Wurfspiesse.— Auch das häufige Vorkommen der Hollunder- sträucher (Holderbüsche) und der Sta- chelbeeren um Burgen lässt sich daraus erklären, dass die Ritter und überhaupt die Bewohner der Burgen den Hollun- der als Heilpflanze und Gegenzauber sehr hoch achteten, und dass die Stachel- beere am meisten unter allen Früchten eultivirt wurde, Sie eignete sich auch wegen des kleinen Wuchses besonders für die kleinen Zwingergärten der Burgen, (Jäger.) 342 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 12) Neue oder interessante Pflanzen des hotanischen Gartens zu St, Petersburg. 1) Azara @illiesii Hook. et Arn-; Bizinese. — Ein schöner immergrü- ner Strauch fürs Kalthaus. Langge- gestielte , einzeln stehende, ovale, glän- zend-hellgrüne Blätter mit buchtig sta- chelspitziger Zahnung unterscheiden diese Art von der früher von uns erwähnten A. integrifolia R. et P. Blumen erschei- nen im März, sind goldgelb und stehen in achselständigen Trauben. Blüthen- stielchen in buchtige Vertiefungen ein- gesenkt. Eine harte Pflanze, die in ei- ner Mischung aus Lauberde und Lehm am besten gedeihet. 2) Tasmannia aromatica R. Br.; Magnoliaceae. Ein harter immergrüner, allenthalben kahler Strauch für die Oran- gerie. Die hellgrünen Blätter verkehrt lanzettlich, Blumen in spitzenständigen Dolden,, unansehnlich, an Pittosporum erinnernd. Eine schöne harte Decora- tionspflanze. 3) Cordia Hartwissiana Regl.; Borragineae. — Ein schöner Zu- wachs zu unsern Warmhanuspflanzen. Im Garten zu Nikita in der Krimm, der unter der Leitung des Hrn. von Hart- wiss steht, befindet sich diese Pflanze in Cultur. Sie steht der C. Martii D.C. (Prodr. IX. pag. 471) zunächst, und ward von Hrn. von Karwinsky seiner Zeit in Pflanzen und Samen aus Mexico, von del Naranjo al Carrizo eingesendet. Dieselbe bildet einen 15 — 20 Fuss hohen Baum mit stielrunden Aesten, die wie die Blattstiele und Unterseite der Blätter mit einfachen und sternför- migen weissen Haaren dicht bekleidet sind. Blätter gestielt, aus abgerundetem Grunde länglich-oval, spitzlich, ganzran- dig oder buchtig gezähnelt, auf der Oberseite von kurzen steifen Haaren scharf. Einschliesslich des Blattstiels werden sie bis 6 Zoll lang und bis 3 Zoll breit, bleiben jedoch auch bedeutend kleiner, Blumen in spitzenständiger verästelter Trugdolde, kurzgestielt, Kelch eylindrisch, unregelmässig 5zähnig,, wie die Blüthenstiele mit braunen angedrück- ten Haaren dicht bekleidet, '/, Zoll lang. Die trichterförmige, weisse Blumenkrone ist mehr als doppelt so lang als der Kelch, 5-lappig,, mit abgerundeten, fast krausen Lappen. Staubfäden einge- schlossen. Trägt olivenförmige essbare Früchte von süssem Geschmack, welche die Eingeborenen Trompillo nennen. Eine schöne, allgemeiner Cultur werthe Warmhauspflanze, die sich jedoch nach den Mittheilungen des Hrn. von Hartwiss schwer vermehren lässt. 4) Eucharis amazonica Linden. Ama- ryllideae. — Eine wahre Prachtpflanze, die alles in sich vereint, was man von einem Zwiebelgewächs verlangen kann. Schöne Blätter, die denen der Griffinia hyacinthoides ähnlich sind. Dieselben stehen auf Stielen, sind elliptisch und zugespitzt, dick und dunkelgrün. Die Blumen stehen auf der Spitze eines Blüthenschaftes, der ungefähr so lang als die Blätter (gemeiniglich zu 3), sind gross, weiss, besitzen eine dünne Röhre und 34/, Zoll im Durchmesser haltenden Saum. Die Staubfäden sind bis über die Mitte blattartig verbreitert, hier ab- gestutzt und bilden gleichsam eine Co- rona. Blühet im Warmhaus im Decem- ber, vermehrt sich, wie es scheint, ziem- lich schnell durch Wurzelbrut und scheint zu den Zwiebelgewächsen zu gehören, die wie Crinum behandelt, si- IL. Originakabhandlungen. cher gedeihen. Durch M. Porte vom obern Amazonenstrom in das Linden’sche Etab- lissement eingeführt. 5) Acrophorus fallax Rgl. (Aspi- dium fallax Fisch.) Ein schönes hartes, aus; Brasilien stammendes Farrnkraut, von der Tracht und dem Wedelschnitt der Davallia canariensis. Fischer hatte ‘diese Pflanze A, fallax genannt, jedoch ohne siezu beschreiben. Im Samenkata- log. des hiesigen Gartens pr.1855 gaben wir die Beschreibung, hatten aber noch keine Früchte gesehen. Jetzt haben mehrere Pflanzen fructifieirt, und da hat es sich gezeigt, dass diese Pflanze zu Acropho- rus Presl, fallen muss; denn die Frucht- häufchen stehen auf der Spitze der Sei- tennerven und das Involucrum ist seit- lich, jedoch so befestigt, dass es später durch Zusammenziehen des Grundes gestielt erscheint. — Ebenso gleicht sie in der Tracht eher einer Davallia oder Dicksonia, als einem Aspidium. Ver- mehrt sich schnell und leicht durch Theilung. Cultur im Warmhaus. (E. R.) 6) Pultenaea Ottonis Rgl. Legu- minosae*), Ein kleiner niedlicher Strauch aus Neuholland fürs Kalthaus, der der Pultenaea Brunonis (Latrobea Meissn,) Benth. Ann. Wien. Mus. II. SI sehr nahe steht. Das Fehlen der Stipeln und ebenfalls gänzliches Fehlen der Brac- teen oder die Kleinheit derselben lässt letztere jedoch von unserer Pflanze so- ®) (Pultenaea Sect.I. Hymenata D.C. Pr.l. pag. 110.) Adpressa pubescens; fol. anguste linearibus subacerosis,, oblusis, apiceem versus paullo lalioribus, subius convexis, supra cana- lieulatis; stipulis subulalis, parvis, membrana- ceis; floribus terminalibus , solitariis; bracteis ovatis, scariosis, imbricatis,, calycis basin cin- gentibus; calyeis dentibus lanceolatis, horizon- taliter patentibus. 343 gleich unterscheiden. In Form der Blät- ter, Blüthenstand und Tracht stehen sich dagegen beide Pflanzen sehr nahe, wie diess die Exemplare des Preiss’schen Her- bariums bethätigen. Diese Aehnlichkeit war wohl der Grund, dass diese Pflanze als Latrobea Brunonis in deutsche Gär- ten eingeführt ward, wenigstens cerhiel- ten. wir sie unter dieser Bezeichnung aus dem botanischen Garten zu Ham- burg, weshalb wir auch die Art dem Hrn. Inspector E. Otto, unserm werthen Freunde, widmen. Die fast nadelartigen stumpfen Blätter, die stumpf nach oben etwas verdickt, auf der untern Seite convex und oben durch die eingeschla- genen Blaitränder gefurcht erscheinen, sind dunkel mattgrün und sind wie die jungen Aeste, mit kurzen angedrückten Haaren bekleidet, Kleine braune, häu- tige, lanzettlich-pfriemliche Stipeln stehen an jeder Seite des Blattgrundes. Die Blumen stehen einzeln auf der Spitze der Seitenzweige, sind. dunkel orange und am Schlunde etwas tiefer roth ge- -färbt. Ovale, sich schindelförmig deckende häutige Bracteen umgeben den Grund des Kelchs und lanzettliche Bracteolen, die fast so lang als der Kelch, erheben sich über sie. Kelch weissglänzend behaart, mit abstehenden lanzettlichen Zähnen. Cultur im niedrigen Kalthause. (E. R.) 7) Collinsia bicolor Benth.; Scrophu- Zarinae. Auch das Farbenspiel der ge- wöhnlichen C. bicolor aus Californien, mit weisser Ober- und lila Unter-Lippe hat der Cultur den Tribut gezahlt. Wir besitzen jetzt eine Abart mit rein weis- ser Blume, eine andere mit weisser Un- terlippe und violett gezeichneter Ober- lippe und endlich eine mit dunkelviolet- ter Blume, deren Oberlippe weiss ge- zeichnet. Letztere beiden werden ‚von in Heideerde 344 den deutschen Handelsgärtnereien als C. bicolor marmorata vertheilt. Stamm- art wie Abarten besonders schön als Bordüre um höhere Pflanzen, wie um Dahlien, Malven, etc. Die Samen wer- den im Frühling gleich an Ort und Stelle ausgesäet, 8) Anthemis Chia L. Neuerdings von Handelsgärtnereien als schönblühend aufgenommen. Verdient durchaus keine Cultur im Privatgarten, sondern gleicht der Kamille und andern weissblühenden unbedeutenden Compositen., 9) Leucheria senecioides Hook. ß arachnoidea. Rgl. Eine Abart dieser niedlichen einjährigen Composite mit weissen Blüthenköpfen , die sich durch ‘ lose spinnenwebartig behaarten Sten- gel und ganzrandige Bracteen von der Stammart unterscheidet. Die Samen er- hielten wird durch Philippi aus Chili. 10) Dircaea cardinalis Rgl. Grtil. tab. 41. Var. picta. So nennen wir eine Pflanze, die Van Houtte als Ges- nera splendens vertheilt. Dieselbe hat durchaus die Tracht der D. cardina- lis, nur ist die Oberlippe der Blumen- krone kürzer und die Färbung der Blume ist ein purpurscharlach, innen im Schlunde mit Purpurflecken. Scheint eine Hybride zwischen D, cardinalis und D. pietaLem, jard. fl. tab. 302 zu sein. Cultur gleich der D, cardinalis. 11) Die neueren Tropaelum-Bastarde, Durch die Kreuzung von Tropaeolum Lobbianum und Tr. majus ist bekannt- lich ein Bastard entstanden, der schon im Sommer dankbar blühet,, grössere Blumen wie Fr. Lobbianum besitzt, aber noch die lappige Kerbung der Blumen- blätter von diesem beibehalten hat. Man hat den Formen dieses Bastardes eine Masse von Namen, wie Tr. Hockianum, Lobbianum coceineum, Triomphe de Gand etc. beigelegt. Derselbe trägt Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ‚dankbar Samen, aber er bleibt sich nicht durch Aussaat constant, sondern es gehen einzelne der Samenpflanzen mehr oder weniger zu Tr. majus zurück. Es ist dies ein Resultat, was für die Wissen- schaft ungemein interessant sein würde, wenn es in Folge genauer Experimente gewonnen wäre. Bis jetzt ist dies je- doch noch nicht der Fall, aber es scheint dies dem Referenten eine Pflanze 'zu sein, die zu solchen Versuchen sich 'be- sonders eignen dürfte. (E. R.) 12) Cereus crenatus Lindl.; Cacteae. In der Form der blattartigen Stengel ähnelt diese schöne Art dem C. phyl- lanthoides (alatus), doch sind die Sten- gel bedeutend höher und viel tiefer buch- tig gekerbt. Die Blumen sind innen weiss, von aussen grünlich weiss, fast so gross als von C. grandiflorus. Gehört zu den schönsten und sehr dankbar blühenden Cacteen und sollte deshalb in fast keinem Garten fehlen. Blüht gleichzeitig mit C. speciosissimus und Verwandten und gedeihet ebenso leicht als diese. (E. R.) 13) Zimnanthes rosea’ Benth.; Lim- nantheae. Eine dauerhafte einjährige Pflanze, die besonders an halbschattligen Orten gut gedeihet und gemeiniglich sich selbst wieder aussäet. Die gefie- derten Blätter mit fädlichen Lappen, weisslich-feischfarbene Blumen mit rosa- farbenen Längsadern machen sie leicht kenntlich. Ist hübsch, aber nicht so schön als L. californica. Ward durch die Horticultural Socie- ty zu London eingeführt und im IV. Bande pag. 78 des Journals derselben abgebildet und beschrieben. Wie alle Neuheiten anfangs ungebührlich gelobt, wird dennoch diese Pflanze auch für die Folge einen bescheidenen Platz in unsern Gärten einnehmen. (E. R.) 14) Küstera. Ein neues, Herrn Tuf 209 IL. Originalabhandlungen, Baron K. Küster, Director-Collegen am hiesigen Garten gewidmetes Genus*). Dasselbe gehört zur Familie der Acan- thaceen und steht der Gattung Adhato- da, Subgenus Tyloglossa Sect. E. in D. C. Prodromus II. Band, pag. 406 am nächsten. In der Tracht, namentlich aber in der Blüthe gleicht unsere Pflanze vielmehr einer Aphelandra, weshalb wir sie mit Adhatoda nicht vereinigen können. Die Pflanze, nach der wir diese Gat- tung aufstellen, wird im hiesigen Garten als Calycostylis aurantiaca eultivirt; es war uns jedoch nicht möglich, etwas über diesen Namen und ebensowenig über den Bezugsort aufzufinden. Es bildet unsere Pflanze einen 5’ hohen Strauch, mit langen laxen fast stielrunden knotigen Aesten, welche wie die Blattnerven mit kurzen steifen Här- chen besetzt sind. Blätter oval-länglich, spitzlich, kurz gewimpert, in einen kur- zen Stiel verdünnt, bis 3 Zoll lang und 11% Zoll breit. Die spitzenständige, ährenförmige Blüthenrispe ist dicht ge- drängt, ungefähr 3 Zoll lang und an der Rhachis wie an Bracteen, Kelch und Blumenkrone kurz weichhaarig, mit sehr kurzen Aesichen, welche die gegenüber- *) Küstera. Calyx profunde quinquefidus, laciniis subaequalibus. Corolla ringens , tubo elongato, labio’superiore concavo ereclo apice bidentato , inferiore plano reflexo trilobo, pa- lato inflato penninervio. Sitamina 2, tubo in- fra medium inserta et adfaucem connata. An- iherae biloculares, loculis in connetivo sub- rhomboideo obliguo divergentibus et allero altius inserto , inferiori basi calcari incurvo, superiore calcari simili sed breviori. Sligma parvum obiusum. Germen superum consideum, glandula crassa annulari cinetum, biloculari; loculis bioculatis. — Frutex foliis oppositiis integris. Flores ter- minales in panicula spieiformi congesti. Brac- teae magnae. Bracteolae oppositae. — XI. 1857. 345 stehenden Blumen in einer Traube tra- gen. Die untern, die Blüthenäste stützen- den Bracteen elliptisch und kurz ge- spitzt, die die Blumen stützenden läng- lich lanzettlich und spitz, und die Brac- teolen endlich unterhalb des Kelches gegenständig, so lang wie dieser und wie dessen Lappen linien - lanzettlich. Die orangerothen Blumen stehen 1?/, Zoll lang mit schlanker, fast 3seitiger Röhre. Staubfäden wenig kürzer als Blumenkrone. Eine sehr schöne Warmhauspflanze, die im Sommer ihre schönen Blumen- ähren entwickelt. Cultur gleich den Ju- sticien. 15) Polycalymma Stuartii Müll. et Sonder. Eine neue einjährige Compo- site aus Neuholland, deren Verbreitung das Verdienst des Herrn Appelius, Kunst- und Handelsgärtners in Erfurt, ist. Wird l!/; — 2 Fuss hoch, besitzt lineare rin- nenförmige, drüsig behaarte Blätter, und trägt die einem Elichrysum ähnlichen grossen weissen Blüthenköpfe auf den Spitzen der Zweige. Die Hülle des Blüthenkopfes wird von linearen, dach- ziegelförmig übereinander liegenden Blätt- chen gebildet, deren jedes auf der Spitze einen häutigen, silberweissen , oval-lan- zettlichen Anhängsel trägt. Blumen der Scheibe röhrig und gelb. Eine Im- mortelle, die im März halbwarm ausge- säet, später verstopft und bis Ende Mai im Fensterbeete gehalten wird. Im Juni stellt oder pflanzt man sie auf einen sonnigen geschützten Ort. Liebt eine mit Lehm versetzte Heide- oder Tori- erde. Ward von Müller am Murray-Flusse entdeckt. 16) Euphorbia odontophylla W. Eine strauchige, saftige, 7—12kantige Euphor- bia, von der Tracht eines Cereus. Die Kanten sind gezähnt und zwischen den 23 346 Zähnen stehen je 1—3 Stacheln, die mit kleinen Blättchen besetzt und aus den vertrockneten sterilen oder fruchtbaren Blüthenstielen hervorgegangen sind. Auf der Spitze der jüngsten Zähnchen stehen sehr kleine, bald abfallende, spitze Blätt- chen. — Willdenow beschrieb diese Art nach einem kleinen Exemplar des Ber- liner Gartens, das noch nicht geblühet. Der hiesige Garten ceultivirt grosse Exem- plare, die sich unter anderm Namen be- fanden, Blumen klein, trüb braunroth. Vaterland Cap. 17) Cupressus Karwinskyana Rgt!. Eine schöne neue Cypresse, deren Sa- men der hiesige Garten aus dem südli- chen Californien erhielt. Auch Karwinsky schickte die gleiche Art in fruchttragen- den Exemplaren aus Mexico. Steht dem C. Lindleyi Kl. zunächst, unterscheidet sich aber von diesem durch nicht ge- kielte, meist stumpfe Blätter ohne Drü- sen und durch strahlig gefaltete Zapfen- schuppen. Il. a) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 4) Rosa hyb. rem. Fictor Trouillard, Von der bekannten Rose Geant des batailles ge- wonnen, unterscheidet sich diese herrliche Form durch die dunklere , tief karmoisinrolhe Färbung und durch ihre Grösse und dichte Füllung, während sie im Uebrigen die gleichen guten Eigenschaften mit der Multerpflanze theilt, die diese zu einer der beliebtesten und schön- sten Rosen machen. Wurde in Angers von Herrn V. Trouillard gewonnen, der sie zur Verbreitung, die ihr gewiss nicht fehlen wird, an die Herren Standisch und Noble in Bagshot abtrat. (Taf. 113.) Gartenflora Deutschlands und: der Schweiz. Die dicht gedrängten 4seitig beblät- terten Aestchen, lax abstehende Aeste, Zapfen, die fast an die der gewöhnlichen Cypresse erinnern, zeichnen unsere Pflanze ausserdem aus. 18) Juniperus caesia H. Petrop. Ein schöner Wachholderstrauch von nie- drigem Wachsthum und durchaus hart. Ward durch Samen in den hiesigen Garten eingeführt, den Kusmichef aus Tehugatska sendete. Er ähnelt dem J. davurica*), zeichnet sich aber sogleich durch den blauen Reif, der alle Blätter belegt, vortheilhaft aus. Ausserdem stehen die Blätter laxer, sind schärfer gespitzt und tragen auf dem Rücken eine längliche Drüse. Sehr empfehlens- werth. — (E. R.) *) In deutschen Gärten wird häufig die sibirische Form von Juniperus nana, mit brei- teren und weisseren Blättern , für J, davurica eultivirt, Neue Zierpflanzen. Staude, zuerst von Wallich, dann von Dr. Hooker und Thomson auf ihren für die Wis- senschaft wie für das Gartenpublikum so über- aus ergiebigen Wanderungen im Himalaya ge- funden. Dr. Hooker nennt sie die schönste und interessanteste Alpenpflanze des Sikkim- gebirges, wenn nicht der ganzen Himalaya- ketie; sie kommt bei 12000 Fuss supramari- ner Höhe und darüber an felsigen, steinigten Orten sehr häufig vor, wo sie den hefligen Stürmen dieser unwirthlichen , rauhen Regio- nen ausgesetzt, im Mai ihre herrlichen , gros- sen, tief violett blauen Blüthen entfaltet. Sie bildet einen dichten Busch wurzelständiger, lanzetllicher, in einen langen Blattstiel auslau- 2) Meconopsis simplicifolia Hook. fil. et | fender Blätter, 6 — 8 Zoll hoch, die ganze Thoms. Papaveraceae. — Eine prächtige | Pflanze, mit Ausnahme der Corolle, abstehend- ll, Neue Zierpflanzen. steifhaarig. Die einblumigen Blüthenstiele sind 4 — 6mal länger als die Blätter, die Blumen nickend, mit zahlreichen, goldgelben Anthe- ren und walzig - keulenförmigem Fruchikno- ten. — Hoffentlich werden die von Dr. Hoo- ker mitgebrachten Samen in Kew aufgegan- gen sein und die Pflanze bald verbreitet wer- den, um unsere Steinparthieen an halbschatlii- gen, kühlen Standorten zu schmücken. 3) Weigelia Middendorffiana Hort. Die- ser prächtige Strauch Sibiriens wurde im Ja- nuarhefte 1857 der Gartenflora bereits abge- bildet und beschrieben als Calyptrostigma Middendorfiana Trautv. et Mey. und bitten wir die Leser darüber pag. 3 des genannten Heftes nachzulesen. Lemaire fühlt sich ge- nöthigt, da der Name Calyptrostigma schon einer von Dr. Klotsch aufgestellten Euphorbia- ceengatiung gegeben wurde, einen neuen Gal- tungsnamen zu wählen, und dedieirt dieselbe den Herren Gebrüdern Wagner, Handelsgärtnern in Riga, wodurch diese Pflanze folgende Gat- tungsnamen erhält: /Fagneria Middendorffiana Lem., Calyptrostigma Middendorfiana T'rautv. et Mey., Diervilla Middendorffiana Carriere., und endlich Weigelia Middendorfiana der Gärten! (Taf. 115.) 4) Glematis Guascoi Hort. Eine schöne Hybride, deren Ursprung gut constatirt. ist, ge- wonnen durch einen Gartenbesitzer in Luxem- burg, indem er die Cl. coerulea B. grandiflora (Cl. patens Dene.) mit Cl. viticella ß. pur- purea befruchtete. Die Form und Färbung der Blumen, sowie die ganze Tracht verrathen den hybriden Ursprung, das Laub ähnelt mehr der Mutterpflanze, die Blumen dagegen der Cl, viticella, wodurch die früheren Erfah- rungen eine neue Bestätigung erhallen, dass nämlich Hybriden in den vegetaliven Organen, in Belaubung und Tracht der Mutter meistens ähneln, während der väterliche Einfluss be- sonders in der Inflorescenz, in Bau und Colo- rit der Blumen vorwiegend zu erkennen ist. Ein schöner Beitrag zu unsern vollkommen ausdauernden Schlingpflanzen. Die ziemlich grossen Blumen sind- schön dunkel violeit- purpur. (Taf. 117.) 5) Rose hybr. rem. Marie Aviat. Eine herrliche Varietät, aus der Züchtung des Herrn Dupuy-Jamain in Paris hervorgegangen, Die und die Sepalen ; 347 sehr grossen, dicht gefüllten Blumen sind äus- serst zart gelärbt, die äusseren Kreise hellrosa, fast fleischfarben, die inneren dagegen tief ro- senroth, eine eben so schöne als seltene Fär- bung in der Gruppe der jetzt so beliebten Re- montant-Rosen, in der die dunklen Farbentöne von Rosa, Roth, Violett und Purpur bis jetzt vorherrschen. (Taf. 118.) 6) Fuchsia galanthiflora plena. Die weiss korolligen Fuchsien, die neuerdings in Eng- land gezüchtet und von dort aus sich bald verbreitelen, haben mit Recht grosse Auf- merksamkeit und allgemeinen Beifall erregt. Bei ihnen ist das Yerhältniss der Färbung von Kelch und Corolle umgekehrt, bis jetzt war es eine allgemein gültige Regel, sowohl für die ächten Species als für die hunderte von Varietäten und Hybriden, dass die Corolle im- mer dunkler gefärbt sei als die Kelchröhre man hatte längst weisse Fuchsien gewonnen, aber die weisse Farbe erstreckte sich nie auf die Corolle, die stets roth oder blau blieb. Jetzt gilt diese Regel nicht mehr, Herr Story, ein eifriger englischer Blumenzüchter, gewann eine Reihe von For- men mit weisser Corolle und dunkelscharlach- rothen Kelchen; er hatte kaum die Freude ge- habt, den überraschenden Erfolg seiner Aus- saaten, vielleicht die Frucht langjähriger Ver- suche zu sehen, als der Tod ihn hinwegrafilte, und wahrscheinlich starb auch mit ihm das der Abstammung dieser neuen Rage von Fuchsien. Von seinem Vermächtnisse ist die obige Varietät für Blumenfreunde wohl die liebste Erbschaft; denn sie ist nicht nur durch die Färbung, sondern auch durch die Füllung der Corolle interessant. Wir nennen neben dieser noch Countess of Burlington, Empress Eugenie und Queen Fictoria als die schönsten seiner Züchtungen. (Taf. 119) 7) Salvia tricolor Lemaire. Eine allerlieb- ste mexicanische Art im Verschaffelt'schen Garten aus Samen erzogen, der von den Gebrü- dern Tonel, Handelsgärtnern in Mexiko , ohne nähere Bezeichnung des Fundortes eingesandt worden. Die ganze Pflanze hat einen starken, nicht unangenehmen Geruch, der schwarzen Johannisbeere, und .bildet einen dichten Halbstrauch, mit zuersi niederliegen- den, dann aufsteigenden, drüsig behaarten 23 * treheimniss ähnlich 348 Stengeln; Bläiter klein, kurz gestielt, eirund, abgestumpft kerbzähnig , auf beiden Seiten mit punktförmigen Erhabenheilen bedeckt. Blüthentrauben gestreckt, vielblumig. Bracteen sehr klein, schnell abfallend. Kelch stark ge- rippt, 2-lippig, die obere Lippe grösser und un- getheilt, die untere zweispaltig. Corolle zusam- mengedrückt; unten höckerig, die Röhre 2!], Mal länger als der Kelch, die obere Lippe an der Spitze behaart , die untere viel grösser, 3-lappig , die seillichen klein und abgerundet, der mittlereLappen sehr gross, verkehrt herz- förmig, breit geöhrt. Die schönen Blumen mittlerer Grösse sind fast durchsichtig schnee- weiss, die Oberlippe karmoisin gespitzt, die untere breit scharlachroth gerandet, eine sel- tene und schöne Zusammenstellung von Far- ben. N Cultur im temperirten Hause in leichter Erde und an einem sonnigen Standorte, im Sommer im Freien, und wahrscheinlich auch als Gruppenpflanze mit Vortheil zu verwen- den. (Taf. 120.) 8) Obeliscaria columnaris ß. pulcherrima D. €. (Rudbeckia Drummondi Paxt.) Eine hübsche ausdauernde Pflanze, die in Mexiko, Texas und dem Süden der Vereinigten Staa- ten heimisch ist, und schon im Anfange die- ses Jahrhunderts in unsere Gärten eingeführt, aber fast überall wieder verloren ging, und die manchem Freunde von Zierstauden als Fuudbeckia Drummondi: eine alte, liebe Be- kanntschaft sein mag, die er jetzt gern wieder erneuern wird. Sie wird bis 2 Fuss hoch, oft bis zum Grunde verzweigt, und die schö- nen, Tagetes ähnlichen Blumen, dunkel kasta- nienbraun mit goldgelb breit gerandet, erschei- nen in Menge im Juli und August. YVerlangt im Winter eine Laubbedeckung und wird am leichtesten durch Aussaat vermehrt. (Taf. 121.) b) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 9) Passiflora tinifolia Juss. .Passiflo- reae. — Zu der Gruppe mit essbaren Früch- ten, Granadilla genannt, gehörig, ist diese schönblühende centralamerikanische Art noch selten und wenig bekannt. Sie sieht der P. laurifolia zunächst, diese hat jedoch kürzere, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. am Grunde mehr herzförmige Blätter, schief abgestutzte Nebenblätter, und die Braeteen oder Blätter des Involucrums sind von gleieher Länge mit den Sepalen, während sie bei P. tinifolia nur halb so lang sind. — Aeste rund, kahl, auf der einen Seite röthlich; Blätter etwa 4 Zoll lang, länglich oder fast elliptisch, am Grunde stumpf, an der Spitze kurz zugespitz, ganzrandig, fast lederartig; Blattstiele kurz, mit 2 grossen Drüsen besetzt. Blüthenstiele einzeln einblumig , achselständig; Bracteen breit, oval, an der Spitze mit einigen drüsigen Zähnen, halb so lang etwa als der Kelch; Sepalen schmal-länglich, aussen grün- lichweiss, innen roth; Blumenkrone aus 2 Fa- denkränzen bestehend, der äussere Kranz arm- strahlig, um die Hälfte kürzer als der innere; der innere vielstrahtig, die Fäden von glei- cher Länge mit den Sepalen, oben erweitert und.gezähnt, roth, weiss und blau bandirt. (Taf. 4958.) 10) Astilbe rubra. Hook. fil. et Thoms. Saxifrageae. — In der Tracht und Ansehen einer Spiraea ähnlich. Eine hübsche ausdau- ernde Staude, in den Khasia Bergen im östli- chen Bengalen in einer supramarinen Höhe von 5—6000 Fuss heimisch, wo sie der ver- storbene Griffith zuerst entdeckte ‚' und durch den jungen Dr. Hooker in Cultur gebracht, da er Samen nach Kew sandte, die dort aufgin- gen und jetzt blühen die Pflanzen dort all- jährlich im Spätsommer undHerbst und halten ohne alle Bedeckung aus. Stengel unver- zweigt, 4— 6 Fuss hoch, wie die Blattstiele, mit langen, weichen, abstehenden Haaren be- kleidet; Blätter zweifach gedreit, Blättehen schief herzförmig, dreifach gesägt, zugespitzt, Blüthenrispe aufrecht, mit Zoll langen Seiten- rispen, dieht bedeckt mit den hellrothen Blu- men. Petalen 5, schmal, bedeutend länger als die Kelchzipfel. Eine elegante, allge- mein empfehlenswerthe Staude, die hoffentlich bald die Gränze von Kew Gardens überschrei- ten wird, (Taf. 4959.) 11) Adhatoda cydoniaefolia Nees. Acan- ihaceae. — Eine prächtige brasilianische Art, im Besitz der Herren Veitch und Sohn, den bekannten englischen Handelsgärtnern, die all- jährlich vorzügliche Neuheiten in den Handel bringen. Sie erhalten dieselben meistens von 1. Neue Zierpflanzen, ihren Reisenden, den beiden Brüdern Lobb, "die seit Jahren alle Winkel der Erde nach schönen Pflanzen durchspüren, und eine grosse Zahl der schönsten und interessantesten Insas- sen unserer Gärten und Glashäuser bestäligen den glücklichen Erfolg dieser unermüdlichen Samnler. Diese Adhatoda bildet einen aufrechten be- haarten Strauch mit sehwach A-kantigen Zwei- gen und aufgetriebenen Knoten. Blätter kurz gestielt, elliptisch oval, stumpflich, ganzrandig; Blüthenstiele kurz, einzeln winkelständig, 2-blu- mig. Blüthen sehr gross für die Gattung, die Röhre kaum länger als die 5 länglichen , tief geschnittenen Kelchzipfel, die weisse Oberlippe gross, helmförmig, an der Spitze ausgerandet und bläulich roth getuscht, die untere Lippe sehr gross, hängend, breit verkehrt - eirund- keilförmig; an der Spitze 3-lappig, dunkelpur- purroth mit einem weissen Streifen in der Mitte. Cultur leicht im temperirten Warmhause, wie die nah verwandten Juslicien, Ruellien etc. Der Abbildung nach ist diese Art sehr reich- blühend und schön. (Taf. 4962.) 12) Lobelia texensis Rafin. Lobeliaceae, Eine hübsche, in den Gärten bereits ziemlich verbreitete Art von Texas; wie Lobelia cardi- nalis, der sie zunächst steht, mit scharlachro- then Blumen, unterscheidet sich von dieser be- sonders durch einen viel robusteren Habitus, breitere Blätter, und eine grössere, reichblu- mige Blüthentraube, die ganz beblältert ist durch die stark ausgebildeten Bracteen, welche gewöhnlich die Blumen an Länge übertreffen. Eine empfehlenswerthe, ausdauernde, 2—3 Fuss hohe Staude. (Taf. 4964.) 13) Stokesia cyanea L’Herit. (Carthamus Iaevis Hill., Cartesia centauroides Cass., Cen- taurea americana Hook. non Nuit.) Obgleich schon beinahe seil einem Jahrhundert einge- gelührt, ist diese wirklich schöne perennirende Compositie nichts weniger als häufig in un- seren Sammlungen: sie gehört zu den schö- nen Pflanzen, die unsere Väter besser kann- ten als wir, die dem Andrang der vielen Neu- heiten nicht widerstehen konnten und verlo- ren gingen, um ihrerseits dann wieder für eine neue Generation als neu aufzutauchen und auf's Neue verbreitet zu werden, Sie stammt vom südlichen Carolina, Georgia und Louisiana 349 und Torrey undGray nennen sie eine der sel- tensten Pflanzen der Vereinigten Staaten. Sien- gel krautig, aufrecht, verzweigt, Blätter lan- zetllich, die wurzelständigen Blätter an langen flachen Blattstielen herablaufend, die Stengel- blätter werden nach oben hin allmählig sitzend und die obersten halbstengelumfassend, mit ei- nigen Zähnen an jeder Seite. Der Hüllkelch aus vielen, breiten Blättchen bestehend, diese sind zurückgebogen, fast stachelig gewimpert; Fruchtboden fleischig, nackt. Die grossen. ansehnlichen Blüthenköpfe wetteifern an Grösse und Schönheit mil den chinesischen Astern, und sind hell purpurblau gefärbt. (Taf. 4966.) 14) Gaillardia grandiflora Hort. Eine aus belgischen Gärten stammende Form, viel- leicht ein Bastard von G. Drummondi und aristata; eine halbharte sehr schöne Pflanze, mit sehr grossen dunkelrothen, gelb gerande- ten Blumen, die sich zur Topfeultur und zur Bepflanzung von Gruppen eignet, und im Kalt- hause oder frostfreien Fensterbeete durchwin- tert wird. (Taf. 1183.) 15) Delphinium formosum Hort. — Herr Van Houtte erzog diese prachtvolle Art aus Samen, die er von England erhalten halte, ohne nähere Angabe über Vaterland oder AB- stammung dieser Pflanze. Sie ist perennirend und vollkommen ausdauernd, und zeichnet sich besonders vortheilhaft aus durch ihren niedrigen, compacten Wuchs. Kaum mehr als anderthalb Fuss hoch werdend, wird ein gros- ser Theil ihrer Höhe von der ziemlich dich- ten, wie es scheint unverzweigten Blüthen- traube beansprucht, so dass sie mil den ande- ren Arten verglichen, zwergartig erscheint. Die Blumen dagegen sind ungewöhnlich gross, schön‘ abgerundet), und brillant dunkel-indigo- blau. Sehr zu empfehlen. (Taf. 1185.) 16) Gardenia amoena Sims. Rubiaceae. — Schon im Jahre 1817 eingeführt, aber noch immer selten in den Gärten; zwar kann sie sich kaum an Grösse und Schönheit der Blu- men mit @. florida und radicans messen, ver- dient aber dennoch alle Beachtung. Blumen fast endständig, einzeln stehend, kaum gestielt, Kelch kurz gezähnt, Blumenröhre 1!/, Zoll lang, Saum tellerförmig, 5-lappig, Lappen breit oboval, weiss mitrosa Anflug, sehr wohl- 350 riechend. Cultur wie bei G. florida. Im Loh- beete eines niederen Warmhauses gedeihen sie am besten. Diese Art soll aus dem Innern von Süd-Afrika stammen. (Taf. 1186.) 17) Farfugium grande Lindl. Composi- tae $.Labiatiflorae. — M. Glendinning, Handels- gärtner in Chiswick bei London, erhielt diese werthvolle Neuheit von dem durch Seine Rei- sen in China und durch die zahlreichen Pfian- zen, die er von dort einführte, berühmten Ro- bert Fortune, der sie von China einsandte, ohne nähere Angabe des Fundortes. Die Pflanze, von Glendinning in London und auf der diessjährigen grossen Ausstellung in Gent ausgestellt, erregte allgemeine Bewun- derung, und wird von ihm durch Subscription zu 3 Guineen das Stück dem Handel überge- ben. In der Tracht gleicht sie unserm Tus- silago Farfara und die Blumen sind fast eben so unansehnlich ; der ganze Werth der Pflanze beruht in der grossen , schön gefleckten Be- laubung. Die wurzelständigen Blätter stehen dicht beisammen und bilden einen dichten, niederen Busch, sie_werden von etwa fusslan- gen Blattstielen getragen , sind herzförmig, am Rande unregelmässig eckig, und erreichen ei- nen Umfang von 2 Fuss. Die obere Fläche ist auf lebhaft smaragdgrünem Grunde über- säel mit unregelmässigen, grösseren und klei- neren rein gelben Flecken. Die Pflanze: ist perennirend und, wie es scheint, vollkommen hart, und soll ihre Blätter den ganzen Winter über behalten. Man spricht schon jetzt von dem Effect, den sie machen wird als Miltel- stück einer Gruppe von Christwurz (Helleborus niger), immerhin wird es gerathen sein, sie frostfrei zu überwintern, so lange sie noch hoch im Preise steht und ihre Ausdauer nicht vollständig erwiesen ist. Vermehrung durch Wurzeltheilung und vielleicht auch durch Sa- (Taf, 1187.) 18) Aguilegia erimia V. Houtte. eulaceae. — men. Ranun- Die Belaubung sowohl, als die rothen, gelbgesäumten Blumen beweisen die nahe Verwandischaft dieser niedlichen Art mit den bekannten A. canadensis und Skinneri, die sie aber beide anGrazie und Grösse über- trifft. Auch mit der sibirischen A. formosa Fisch. scheint sie nahe verwandt; dieselbe hat jedoch Sepalen, dte länger sind als dieSporne Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. und einen- grösseren Saum der Petälen. Die Blumen der A. eximia werden einzeln von langen, gracil übergebogenen Stielen getragen. Bläiter klebrig, schwach flaumhaarig, doppelt dreizählig, Blätichen dreitheilig oder dreilap- pig, eingeschnitten gezähnt. — Wurde in Van Houtte’s Garten aus californischem Samen gewonnen. (Taf. 1188.) 19) Diervilla amabilis fol. var. Eine Ab- art des als Weigelia amabilis in den Gärten ver- breiteten Zierstrauches mit breitgelb gerande- ten und panachirten Blättern; wurde bei Van Houtte aus Samen gezogen. Unter einer gros- sen Menge von Sämlingen zeigten einzelne hübsch panachirte Blätter, sie wurden ausge- sondert und sorgfältig gepflegt, im folgenden Jahre verloren alle bis auf eine einzige Pflanze, ihre bunten Blätter ;, diese jedoch erhielt sich sehr constant und wir wollen hoffen, dass sie auch ferner die eingeschlagene Richtung nicht verlassen wird, sie wird dann ein Zierstrauch in vollster Bedeutung des Wortes sein, Zier- strauch in Blume und Blatt, und solche sind doppelt willkommen. (Taf. 1189). 20) Tydaea hybr. Eckhautei F. Houtte. Gesneriaceae. Ein sehr hübscher Bastard, wahrscheinlich von T. gigantea, befruchtet mit T. (Locheria) magnifica, mit mehreren andern (T. Ortgiesii, Baron de Pret, Comte de Murat und Dr. Picouline) in Van Houtte’'s Etablisse- ment zugleich gezüchtet und im Mai 1857 zu- erst dem Handel übergeben. Sie sollen sämmt- lich sehr schön, gross und reichblühend sein, verdienen die wärmste Empfehlung. (Taf. 1190.) 2) Tanacetum elegans Dene. Compositae- Senecioidae. — Eine harte californische Staude, durch Van Houltte verbreitet, mil sehr grossem, fein zertheiltem Laube, und gelben Blüthen- köpfen, die zu zweien oder mehreren beisam- men stehen und dann eine Art Doldentraube bilden. Stengel bis anderthalb Fuss hoch, aufrecht, verzweigt, grau behaart, Blätter dop- pelt gefiedert, schneeweiss-behaart im jungen Zustande, die ganze Pflanze mit kleinen, :wohl- riechenden Oeldrüsen besetzt. Wegen ihrer zierlichen Belaubung empfehlenswerth, und er- fordert keine andere Pflege, als die gemein- sten Gartenstauden. (Taf. 1191). 22) Naegelia amabilis Dene. Gesneria- ceae. — Die schöne Naegelia zebrina, mit II. Neue Zierpflanzen. ihren sammetartigen , dunkel braun marmorir- ten Blättern und scharlachroth und gelben Blumen war bisher die einzige Art der von Regel aufgestellten Gattung Naegelia, das Elab- lissement Van Houtte’s hat jetzt eine zweite, sehr interessante Art aus Mexico eingeführt, die im Habitus der erstern sehr ähnlich, durch rein weisse, im Schlunde gelbe Blüthen, und ein- farbige, weichhaarig - filzige Blätter sich aus- zeichnet. Die Blumen siehen in einer reich- blüthigen, pyramidalen, aufrechten Traube, sind kürzer gestielt als bei N. zebrina und ha- ben einen ziemlich breiten, flachen Saum mit abgerundetenLappen, der bei N. zebrina gänz- lich fehlt. — Die Rhizomen sind wie die der ersten Art, und lässt sie sich durch dieselben eben so leicht vermehren. Diese Art erinnert uns lebhaft an eine ähnliche, von der unser Freund Warscewicz uns mit grossem Enthu- siasmus erzählt, die er in Neu-Granada, Pro- vinz Medellina entdeckt und Achimenes digi- taliflora genannt hatte. Er hatte davon Knollen und Samen milgebracht, die er an Van Houlte abtrat, und es wäre immerhin möglich, dass eine Verwechselung vorgegangen, und dass die Naegelia amabilis die gleiche Pflanze ist, und also nicht aus Mexico, sondern aus Neu- Granada stammt. (Taf. 1192.) 23) Pelargonium var. Avenir. Eine hüb- sche Form, rothgrundig mit weissen Streifen und Flecken, bunt wie eine Nelke, die M, Miellez in Esquermes bei Lille angekauft und in den Handel gebracht hat. (Taf. 1193.) 24) Begonia rosacea Putzeys. Eine knol- lige, stengellose Art, die mit B. octopetala und rubricaulis zur gleichen Gruppe gehört, aus der Klotzsch die Gattung Huszia errichtete, Sie wurde von den Reisenden des Herın Lin- den in Neu-Granada entdeckt, eine interessante Art mit rahmweissen, rosa verwaschenen Blu- men. Blätter ungleichseitig, herzförmig, ge- buchiet-gezähnt, dunkelgrün, die Nerven auf der Unterseite roth wie die 1 bis 1!/, Fuss hohen Blüthenstiele, die viel länger als die Blätter, sich ein oder zwei Mal dichotomisch theilen und armblüthig sind. Männliche Blü- then 8-blättrig,, Sepalen länglich - herzförmig, die inneren um die Hälfte breiter, eine abge- rundete, geschlossene Blume bildend; die weiblichen 6-blättrig, Fruchtkapsel 3-flügelig, 351 der eine Flügel bedeutend grösser. — Muss wie die übrigen knolligen Arten, im Winter ganz einziehen und trocken gehalten, und im Frühjahr wieder frisch gepflanzt und angetrie- ben. (Taf. 1194.) 25) Haemanthus cinnabarinus Dene. Von Gabon (Süd - Afrika) eingeführt und dem be- kannten H, puniceus ziemlich ähnlich, aber ohne die rothpunktirten Blätter und Blüthen- schäfte. Die Blüthenstiele, Staubfäden und Griffel haben die gleiche Farbe wie die Blü- then, ein lebhaftes Zinnoberroth. Eine hübsche Zwiebelpflanze fürs Warmhaus. 5 (Taf. 4195.) 26) Pelargonium zonale Countess of Bec- tive. Die sogenannten Scarlet Geranien haben in den letzten Jahren eigentlich ihren Namen nicht mehr mit vollem Rechte getragen ; denn der nie rastende Fleiss einiger englischer Gärt- ner, wie Smith, Turner und Ingram, mehrere französischer Züchter, wie Dufoy, Domage, Lemoine u. a. hat eine ganze neue Farben- reihe geschaffen, in der die Grundfarbe, das Scharlach, ganz verschwunden, und dagegen das reine Weiss, das zarte hellrosa und das dunklereLachsrosa vorherrschen. Dass dadurch diese so ungemein dankbar blühende und wenig Pflege erfordernde Pflanze, die fast in Miskredit gerathen war, eben weil sie zu all- gemein, zu populär geworden, wieder auf's Neue in Gunst gekommen, wer wollte es be- klagen? Eine Gruppe, richtig zusammenge- stellt von den verschiedenen Scharlachpelar. gonien, wie sie heute in jedem grösseren Han- delsgarten zu haben sind, in der Mitte die brennend scharlachrothen, nach dem Rande zu stufenweise immer hellere Farben, und das Ganze eingefasst mit einer niederen, weiss” panachirten Sorte, wie Silver Queen, bildet ein so hübsches Ensemble, zeigt einen so andau- ernden Flor,, wie. kaum irgend eine andere Gruppenpflanze. Die Ueberwinterung ist leicht: ehe die ersten Nachtfröste £intreten, nimmt man die üppig gewordenen Gruppenpflanzen heraus, und sehlägt sie ein in hölzerne Kästen in eine sehr sandige Erde, dicht nebeneinan- der, stellt die Kästen in einen Winkel der Orangerie oder an jeden andern, wenn nur frostfreien und nicht zu feuchten Orl, und hält sie INer ganz trocken, putzt sie einige Mal 352 aus, dass sich keinModer erzeugen kann, und schneidet sorgfältig alles Faule aus. Oder wenn das Local feucht ist, kann man sie bün- delweise zusammenbinden und die Stengel abwärts unter die Decke aufbängen. — Die oben genannte Varielät, eine der schönsten neueren, hat lebhaft rosenrothe, schmal weiss- gerandete Blumen. (Taf. 1196.) 27) Camellien — Balsaminen. Von den beliebten Gartenbalsaminen sind durch die jah- relange Cultur mehrere Racen entstanden, die sich bei sorgfältiger Samenzucht und guler Behandlung ziemlich constant erhalten, die jedoch schnell wieder degeneriren, sobald sie vernachlässigt werden. So geht es mit den meisten Florbumen: sie verdanken ihre Schönheit, Grösse und vollkommenere Form nur der guten Pflege, fehlt ihnen diese, so verlieren sie sehr schnell wieder, was Kunst ihnen gab, und was daher auch nur die Kunst zu erhalten vermag. Wenn nachlässige oder ungeschickte Gärtner, oder Blumenfreunde, die wohl Freude an Blumen haben, aber sie nicht pflegen mögen, daher oft klagen , wie es so häufig geschieht, dass die Samen nichts taug- ten, die sie sich kommen liessen, so kann man weitaus in den meisten Fällen antworten, die Schuld liege nicht am Samen, sondern an ihnen selber. Die gleichen Samen unter un- gleichartiger Behandlung, geben die ungleich- artigsten Erfolge, und es ist gewiss nur billig, dass der geschickte und sorgsame Züchter sich belohnt sieht, während der nachlässige Ent- täuschung und Verdruss erntet. Doch kehren wir zu den Balsaminen zurück: will man sie ° recht schön und stark gefüllt haben, so gebe man ihnen eine recht feite und dabei doch nicht zu schwere Mistbeeterde, begiesse sie öfters mit verdünnter Jauche, und pflanze sie soweit auseinander, dass jede Pflanze ganz frei steht. Die Camellien-Balsaminen sind un- streilig die schönsten, in der regelmässigen, dachziegeligen Füllung und in der Grösse welt- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. eifern sie mit den Camellien, und übertreffen dieselben noch durch eine grössere Mannigfal- tigkeit der Farben. Man hat sie jetzt ein- farbig und bunt gefleckt in weiss, rosa, ziegel- roth, purpur und violett; sie wurden zuerst in Pariser Gärten gezogen, daher der dort ge- wonnene Samen noch jetzt als der beste gilt. (Taf. 1199—1200). 28) Monochaetum ensiferum Naud. Mela- stomaceae. Dıe Gattung Monochaetum wurde von Naudin aufgestellt, der in seiner Monographie der Melastomaceen bereits 24 Arten, alle von Central- oder Süd- Amerika stammend, beschreibt. Die vorliegende Art ist eine der schönsten, von Ghiesbrecht auf den mexicanischen Cordilleren von Oaxaca ge- sammelt und durch Linden in Brüssel einge- führt, sie bildet einen niedrigen verzweigten Strauch mit linealisch-lanzetllichen , unterhalb zotligen Blätlern, und grossen, einzeln end- ständigen, schön rosenrothen Blüthen. Soll sehr leicht und dankbar blühen in den letz- ten Wintermonaten im temperirten Hause, und kann während des Sommers ins Freie gestellt werden. Cultur und Vermehrung wie bei Cen- tradenia rosea und anderen Melastomaceen. 39) Veronica syriaca R. et S. Eine sehr niedliche einjährige Pflanze, die beson- ders schön ist zu niedrigen Einfassungen. Die ganze Pflanze wird nur einige Zoll hoch, bildet aber dichte, gedrängle Büsche, mit leb- haft grünen, ovalen, gezähnten Blättern, die ganz verschwinden|unter der Masse der hübschen Blüthen , deren obere Hälfte tief Blüthenstiel- chen drei Mal länger als die lanzettlichen, gewimperten Deckblättehen. Kelchzipfel gleich und stumpf. Wurde zuerst von Labillardiere bei der Stadi Damascus gefunden und von ihm der iranskaukasischen V. pedunculata Bieb. verwechselt, die jedoch perennirend und halbstrauchig ist, (E. O0.) enzianblau, die untere weiss ist. mit IL. Notizen. 4) Cultur der Vanille. Dieses herr- liche Gewürz, welches besonders zur Chocola- defabrikation in bedeutender Menge gebraucht wird, ist die Frucht einer hochrankenden G Es ® ML. ATO, FF: £Z 74 Feen 7: , EL BZ e7,/- Ye ZL de G ER De OpGe ZZ 1% BERG ER E % EEE RS mM. Notizen, Liane, zur Familie der Orchideen gehörig, der Vanilla planifolia Andr. aus West- indien, die schon im Jahre 1739 durch Philipp Miller nach Europa gebracht wurde, und in den Warmhäusern unserer Gärten ziemlich all- gemein verbreitet ist. — Das Wachsthum der Vanille in tropischen Ländern ist wahrhaft er- staunlich, in Zeit von 3—4 Jahren erklimmt sie die Gipfel der höchsten Bäume, indem sie sich in 30—70 Aeste theilt, die nach allen Richtungen hin die Zweige der ihr zur Stülze dienenden Bäume mit einem Riesennetze über- ziehen. Auch in unsern Warmhäusern wächst sie leicht und rasch, es genügt einen mit Luftwurzeln versehenen Zweig abzuschneiden, ihn an ein mit Moos umwickeltes Holzstück ‚oder nur an die feuchte Hinterwand zu befe- stigen, ihn durch häufiges Bespritzen steis feucht zu halten und bald wird er freudig wei- ter wachsen, indem er sich, ähnlich dem Epheu, vermittelst der Luftwurzeln überall anklammert und Nahrung aufsucht. Prof. Morren war der erste, der durch künstliche Befruchtung voll- kommene Früchte im botan. Garten in Lüttich erhielt, schon im Jahr 1836 gab ihm ein er- ster Versuch 50 Früchte von eben so vielen befruchteten Blumen, und im folgenden Jahre erntete er 100 gut ausgereifte Schoten, die der be- sten vaterländischen Vanille wenig nachstanden. Später erhiell man durch das gleiche Ver- fahren in anderen Gärten, in Paris, Kew, Pa- dua, Berlin und an andern Orten ebenfalls Früchte, und damit ist jedem Besitzer eines Warmhauses die Möglichkeit gegeben, ohne grosse Mühe selber diese aromatische Frucht zu gewinnen. Die Befruchtung der Vanille ist wie bei den übrigen Orchideen, die nicht gar zu kleine Blüthen haben, sehr leicht. Am Gipfel der sogenannten Griffelsäule liegen die Pollenmassen in einer sackartigen Hülle ge- borgen, man fasst sie mit einer Pincelte und bringt sie auf die unmittelbar darunter liegende Narbe, die gewöhnlich als eine runde oder ovale, mit einer klebrigen Flüssigkeit beklei- dete Grube erscheint, und das ist Alles. Bei der Vanille schlägt die Befruchtung, recht und rechtzeitig ausgeführt, nie fehl. Schon nach einigen Stunden zeigt sich das Gelingen die- ser Operation an dem schnellen Hinwelken der Blüthe. Die Blüthezeit ist bei uns gewöhn- 393 lich im Frühling, die Früchte gebrauchen ein volles Jahr um zu reifen, bei der Reife fängt die Spitze an gelb zu werden und die Frucht fällt ab; man legt sie nun zum Nachreifen an einen sehr sonnigen warmen Ort dicht unter’s Glas, und bald wird sie chokoladefarben und entwickelt ihr köstliches Arom. Die Früchte werden in luftdicht verschlossenen Gläsern auf- bewahrt. Nach Prof. Morren befolge man, um Blüthen und sonach auch Früchte zu er- langen, folgendes von ihm bewährt befundene Verfahren. Man pflanze die Vanille in eine Mischung von ausgeschwefelter Steinkohle, auch Coke genannt, Holz- und Gartenerde und einem Zusatze von verfaullem Weiden- holze, und lässt sie an Eisenstäben oder bes- ser noch an Holzsiämmen oder an ungeschäl- ten Tannenstecken emporklettern, und leitet sie dann oben dicht unterm Glase, wo die grösste Wärme ist, fort. Die Vanille muss bei uns 5—6 Jahr alt sein, ehe sie anfängt zu blühen, man beschleunigt das Ansetzen der Blüthen dadurch, dass man die zu üppig trei- benden Ranken in eine kurze Spirale rollt, sie spaltet, einknickt oder andere Mittel an- wendet, um den zu raschen Saftzufluss zu hemmen. (Im Garten des Herzogs von Nor- thumberland, Syon House genannl, sahen wir 1848 eine hohe Giebelwand eines Warmhau- ses ganz bedeckt von einer Vanillepflanze, mit zahlreichen Büscheln der langen, walzen- förmigen Früchte, es waren mindestens einige Hundert Stück. Die Pflanze stand in einem unverhältnissmässig kleinen, etwa 12zölligen Topfe , sie mochte allerdings durchgewurzelt sein, aber augenscheinlich zog sie weitaus die meiste Nahrung von der durch fleissiges Be- spritzen stets feucht gehaltenen Mauer, die sie in der ganz gleichen Weise bekleidete, wie Ficus seandens so häufig in Warmhäusern an- getroffen wird.) (Nach Belgique horticole. — E. 0.) 2) DerMuscatnussbaum (Myristica moschata Thunb.) ist seit langer Zeit ei- ner der wichtigsten Bäume, den die Hollän- der auf ihren ostindischen Besitzungen pflegen. Er kommt wild nur auf den Molukken vor, und seine Cultur wird von den Holländern blos auf drei Inseln dieser Gruppe beschränkt. Diese Inseln, Lonthor, Bantan-Neyra und Way liegen 354 um den Vulkan Gunung-Apie, hier nur errei- chen die Früchte ihre ganze Vollkommenheit, während sie sich in dem Maasse verschlech- tern, als die Bäume ausserhalb dieser be- schränklen Localität weiter entfernt gepflanzt wurden. Diese Thatsache beweist, dass die Muscatnuss an ganz besondere locale Verhält- nisse, seien sie klimatisch oder in der Boden- art, oder was noch wahrscheinlicher, in ei- nem Zusammenwirken beider, gebunden ist, daher haben auch die bisherigen Anbauver- suche in anderen tropischen Ländern nie ge- lingen wollen, und daraus, fügen wir hinzu, erklärt sich auch die Thatsache, dass wir die Muscatnuss so selten in unseren Warmhäusern antreffen, da die Pflanzen, die häufig genug eingeführt werden, gewöhnlich trotz aller noch so sorgfältigen Pflege bald wieder absterben. In den holländischen Plantagen werden Muscatnussbäume durch Zwischenpflanzung grösserer Bäume gegen die zu grosse Hitze und gegen die Seestürme geschützt, man nimmt diesen Bäumen die unteren Aeste, damit die Luft frei circuliren kann. Der Muscatnuss- baum wird mit dem 5. oder 6. Jahre tragbar, aber (rägt nur wenig in den ersten 5 Jahren. Wenn er seine volle Tragbarkeit erlangt hat, erhält man von jedem weiblichen Baume jähr- lich etwa 10 Pfund Muscalnüsse und 1 Pfund von der sogenannten Muscatblüthe. Wie der Orangenbaum trägt er fast das ganze Jahr hin- durch zu gleicher Zeit Blüthen und Früchte; diese letzteren brauchen 9 Monate zu ihrer Entwicklung und werden drei Mal jährlich geerntet. DieFrucht hat die Grösse eines klei- nen Pfirsich, auf beiden Seiten mit einer Längs- furche, fast kahl, erst ist sie hellgrün, bei der Reife wird sie bräunlich gelb, springt in zwei Klappen auf und lässt nun den Kern, die ei- gentliche Muskatnuss, hervorsehen, diese ist umgeben von einer schön bluthrothen Hülle, die fälschlich Muscatblüthe benannt wurde. Diese Muscatblüthe wird einige Tage an der Sonne gedörrt, dann wieder mit Meerwasser befeuchtet, in Säcke gepackt und stark ge- presst, und ist damit für die Ausfuhr und den Verkauf fertig. Die Nüsse lässt man 3 Tage an der Sonne trocknen, hängt sie 3—4 Wo- chen in den Rauch, um sie vollends zu trock- nen, enifernt darauf die äussere Schale, taucht Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. die Kerne in Kalkwasser,, um Fäulniss abzu-. wehren und verpackt sie dann in Kisten, die inwendig ebenfalls einen Kalkanstrich erhal- ten. Es werden jährlich etwa 250,000 Pfund dieser Nüsse in Europa verbraucht. (Nach Belg. horticole. — E. 0.) 3) Um Ameisen zu vertilgen, soll nach einer Notiz im Gardener’s Chronicle der Guano das einfachste und wirksamste Mittel sein. (Nach Lindley.) — EineHand voll pulveri- sirten Guano in einen Ameisenhaufen gesireut, reicht hin, die ganze Bevölkerung, die nicht un- miltelbar davon berührt worden, denn diese ster- ben, in die schleunigste Flucht zu jagen, unter Zurücklassung der Eier, die sie sonst doch im- mer zu reiten suchen, und die dann auch um- kommen. Eine Nacht mit wenig Guanopulver in eine Bouteille eingesperrt tödtet sämmtliche Ameisen. Auch der Aufguss ist ebenso wirk- sam. (Flore des Serres.) 4) Ueber die Cultur der Amaryllis giebt Verschaffelt in seinem schönen Jour- nale Fillustration horticole, folgende, auf praktische Erfahrung gegründete Anwei- sung. Die Blüthezeit ist meistens im April bis Juni, und die Ruhezeit dauert dann von Juli bis September. Während sie absterben, wird auch das Begiessen allmählig eingestellt, und sobald die Blätter abgestorben, giesst man gar nicht mehr, sondern bringt die Töpfe in ein Fensterbeet, wo sie gegen Nässe geschützt stehen, und deckt eine leichte Lage trockener Lohe darüber, um das zu starke Austrocknen zu verhüten. Anfangs October nimmt man sie wieder hervor, um sie in frische Erde und wenn nölhig, in grössere Töpfe zu verseizen. Eine gut zersetzte Lauberde, mit etwas Heide- erde und Sand vermischt, sagt ihnen am be- sten zu, und man versäume nicht, durch Scher- ben für guten Wasserabzug zu sorgen. Man bringe sie nun in ein temperirtes oder war- mes Haus, giesst anfangs sehr mässig, bis der Trieb sich zeigt, und mit zunehmender Ent- wicklung der Blüthenstengel und der Blätter vergrössert man die Wassergaben. Während der Wachsthumszeit und bis zur Samenreife lasse man die Amaryllis nie Wassermangel leiden, sie bedürfen dann vieler Feuchtigkeit, nur entziehe man sie ihnen nach und nach, sowie die Blätter anfangen gelb zu werden . 11. Notizen. und abzuwelken. Wenn sie zu warm stehen, bleiben manchmal die Blätter zurück, während die Blüthenstengel auf Kosten der in ihrer Ent- wicklung gestörten Blätter, hoch aufschiessen, während bei guter Cultur die Blätter sich - gleichzeitig ausbilden sollten; man stelle sie dann kälter, um das Gleichgewicht zwischen Blumen- und Blattwachsthum wieder herzustel- len, was dadurch gewöhnlich bald bewirkt wird. Um die Blüthe zu verlängern, werden die eben aufgeblühlen Pflanzen in eine kühlere Temperatur gebracht. Die Vermehrung ge- schieht durch Samen und durch Abnahme der jungen Zwiebeln, die sich an der Basis der Mutterzwiebeln entwickeln, und jährlich beim Umpflanzen abgenommen werden sollten. Die Samen werden gleich nach der Reife in Ter- rinen in eine sandige Lauberde ausgesäet, und bilden im ersten Jahre 2— 3 Blättchen. Man verstopfe sie im zweiten Jahre in andere Terrinen, damit sie mehr Raum haben, und im 3. Jahre pflanzt man sie im Frühjahr in ein Fensterbeet aus, wo sie im Laufe des Som- mers sehr erstarken werden. Im 4. oder 5. Jahre werden die Zwiebeln hinreichend stark sein, um zu blühen. Zum Samentragen wähle man natürlich nur die schönsten Sorten und befruchte sie unter einander. Die Zahl der Hybriden, Varietäten und Mischlinge, die man besonders in England und Belgien bereits ge- wonnen hat, ist sehr gross, und besonders sind es die Arten acuminata, pulveru- lenta, reticulata, psittacina, vittata, aulica, rutila, equestris, Regina ete. von denen die Masse der Gartenformen ab- stammen. (E. 0.) 5) Wohlriechendes Holz. Herr Le-. maire theilt in derIllustr. horticole mit, dass er zufällig entdeckt habe, dass das Holz des gemeinen Schneebeerenstrauches (Sym- phoricarpus rac emosus) sehr angenehm rieche; der Duft könne am ersten mit Rosen- duft verglichen werden, und sei deutlich er- kennbar. Er empfiehlt tüchtigen Chemikern, der Sache weiter nachzuforschen , vielleicht liesse sich das wohlriechende Prinecip herauszie- hen und zu Parfümerien mit Vortheil verwenden. 6) Um Blumenstäben, Nummerhöl- zern, Schattendecken, Strohmatten usw, längere Dauer zu verlei- 355 hen, empfiehlt die Pariser Gartenbau-Gesell- schaft eine Auflösung von schwefelgesäuertem Kupfer (Kupfervitriol) , im Verhältniss von 2 Kilogr. (4 Pfd.) zu 100 Litres (200 Pfd.) Was- ser, mit der man das Holz etc, tränkt. Im Pariser Jardin des Plantes bedient man sich mit bestem Erfolge dieses Verfahrens auch für Strohmatten und Leinentücher, die zum Be- sehatten der Häuser benützt werden, und wel- che früher- kaum länger als ein Jahr hielten. Herr Neumann, Obergäriner daselbst ,- machte die Mittheilung, dass gewöhnliche Etiquelten von trocknem Tannenholze für Topfpflanzen, in dieser Auflösung getränkt seit drei Jahren sich gut hielten. Man muss das schwefelge- säuerte Kupfer so rein als möglich gebrauchen ; wenn es rein ist, sind die Orystalle dieses Sal- zes von dunkelblauer Farbe, und nur solches wende man an. (Belg. horticole.) 7) Ueber Anzucht von krautar- tigen Calceolarien. Es wird allen Kraut- Calceolarien-Züchtern bekannt sein, dass die Pflanzen, die die schönsten Schattirungen in den verschiedenen Farben haben, wenig oder keinen Samen geben, und es gehen daher diese für den künfligen Flor verloren. Ich dachte darüber nach, wie es mir möglich wäre, diese seltenen Farben für ferner nach zu ziehen. Ich machte sogleich einen Versuch mit der künstlichen Befruchtung, und wählte hiezu ein total gelb blüliendes Exemplar, da diese stets den meisten Samen ansetzen, und die gröss- ten Blüthen erzeugen, und befruchtete es mit allen denjenigen seltenen Farben, von denen ich sah, dass solche keinen Samen geben würden. Den durch diese Befruchlung gewon- nenen Samen säelte ich Anfangs August an, der Samen ging sehr gut auf, und ich sah beim zweiten Versetzen derselben, an der Verschiedenheit der Blätter, dass es mehrere Farben geben würde. Als solche zur Blüthe kamen, sah ich zu meiner grossen Freude, dass ich nicht nur diese zur künstlichen Be- fruchtung gewählten Farben wieder alle hatte, sondern es gab auch noch darunter weitere herrliche Nüancen, die sämmtlich viel grössere Blüthen, als solche im vorigen Jahr hatten, erzeugten. Seitdem wende ich die künstliche Befruchtung an, nehme stets nur rein gelbe, aber grossblumige Sorten dazu und habe 356 habe stes erfreuliche Resultate dadurch er- zielt. Braun, Hofgärtner in Salem am Bodensee. 8) Die Cocospalme und die Sago- Palmen. Das eigentliche Vaterland der Cocospalme sollen die an der Südküste Asien’s gelegenen Inseln sein. Jetzt ist die Cocos- palme in allen Küstenländern der warmen Zone verbreitet. Dicht am Meere ‚erreicht sie ihre grösste Höhe und Fruchtbarkeit. Hier wächst sie in einem losen, mit Sand, Muscheln und Steinen reichlich gemengten Boden, begränzt die Ge- stade des Meeres und neigt ihre Krone dem Wasser zu. Im Binnenland gedeihen die Co- cospalmen nur auf einem guten nahrhaften Boden, und wenn derselbe zugleich feucht ist, so sollen sie schon frühzeitig (Gard. Chron. sagt in A—5 lahren, uns scheint dies unwahr- scheinlich) tragen. Ein gesunder kräftiger Baum trägt jährlich 440 — 150 Nüsse. Der Nutzen der Cocos- palme wird gemeiniglich sehr übertrieben. Ihr werthvollster Theil bleiben die Nüsse, deren Eiweiss man geniesst oder zur Oelbereitung benutzt, deren Schale man wie Horn verar- beitet und deren faserige Hülle zu Webstoffen verwendet wird. — Mindestens ebenso wichtig, namentlich als Handelsartikel sind für den indischen Archi- pelagus die Sagopalmen. In den Gärten werden die Cycas- Arten gemeiniglich als Sa- go-Palmen gezeigt. Wohl liefert auch deren Stamm einen Sago, der aber kaum je in den Handel kommt. Wegen des langsamen Wuch- ses produciren diese viel zu wenig Stoff, um z. B. zu diesem Zwecke angebaut werden zu können, Der Sago, welcher in den Handel kommt, stammt von mehreren Palmen-Arten, doch werden zum Anbau zu diesem Zwecke haupt- sächlich nur 3 Arten benutzt, nämlich Sagus Königii, Metroxylon Sago und Sagus laevis. Dieselben wachsen in einem feuchten schwarzen Humusboden , hauptsächlich in der Nähe der Meeresküste Auf denPhilippinen und dem malayischen Archipel. Hier liefern sie den Einwohnern das Brod. Es sind dies mehr rohrarlige Palmen, die Garienflora Deutschlands und der Schweiz. unten Ausläufer bilden und deren dünner Holzeylinder ein weiches Zellgewebe (Mark) umschliesst, das sehr reich an Stärkemehl und eben den Sago liefer. Wenn eine Pflanzung erst einmal angelegt, so dauert sie immer- während. Nach ungefähr 15 Jahren werden sie die ersten Früchte tragen und das ist die. Zeit, wo der Nutzen anfängt. Es werden näm- lich immer die Stämme abgehauen, die Blu- men zeigen, und vom Beginn der ersten Ernte an liefert die Pflanzung fortwährend solche Stämme, da die Nebenschosse immer wieder nachwachsen. Der Stamm bildet um diese Zeit einen Cylinder von 15 — 20 Fuss Länge und 20 Fuss Durchmesser und kann ein ein- ziger bis 700 Pfund Stärkemehl liefern. Es würden also 3 solcher Pflanzen soviel Nahr- stoff als ein Acker Weizen liefern. (Scheint übertrieben). Der Sago wird in Ostindien dem Reis als Nahrungsmittel nachgesetzt. Der Hauptmarkt für den Sago ist gegenwärtig Singapore, wo im Jahre 1847 — 1848 allein 80,000 Centner ex- porlirt wurden, und die Chinesen sind es, wel- che denselben dort zubereiten. Der Sago wird entweder zu gewöhnlichem Stärkemehl berei- tet, oder man lässt ihn granuliren, um ihn nach Europa auszuführen. (Gard. Chron.) 9) Botanischer Garten zu Banga- lore in Ostindien. — Die Regierung zu Madras hat einen neuen öffentlichen Garten zu Bangalore gegründet. Derselbe liegt in Mysore in einer Höhe von 3000 Fuss überm Meere, in einem sehr glücklichen Klima. Die mei- sten Gewächse Europa’s gedeihen in den dor- tigen Gärten und so kann dieser Garten sehr gut dazu dienen, die Uebersiedelung europäi- scher Nutzpflanzen zu vermitteln. Viele der früheren Gärten mit ähnlichem Zwecke wurden nur zum Küchengarten des Gouverneurs, so dass man nicht überrascht sein muss, dass noch jetzt viele mit Misstrauen auf derartige Einrichtungen blicken. Jetzt hat sich aber die Sache geändert, seildem Männer wie Wight zu Madras, Thomson in Caleutta, Royle und Jämieson in Saharanpur , Thwaites in Ceylon, Moore in Sydney, Teysman in Buitenzorg, Duncan in Maurilius und viele an- dere, die Aufgabe solcher Gärten richtig er- kannt und durch sie für die Wissenschaft wie II. für die Praxis ganz bedeutende Resultate be- wirkt haben. (Gard. Chron.) 10) Urerzeugung. Interessant ist eine neue Beobachtung des Herrn Prof. Cienkows- ky, mitgetheilt in der botan. Zeitung. Derselbe beobächtete in einer Süsswasser-Alge (Confer- .va glomerata) einen kleinen Schmarotzer, der im Innern der Zellen der Conferva lebt und von ihm Rhizidium genannt wird. Bei voll- ständiger Ausbildung bildet derselbe kleine Schwärmzellen, welche dieMembran der Nähr- pflanze durchdringend, ins umgebende Wasser eintreten. Nachdem sie hier eine Zeitlang ge- schwärmt, legen sie sich wiederum an die Zellen der Nährpflanze an und dringen ganz allmählich ins Innere der Zellenschläuche der Conferva ein. iHier bilden sie ein fadiges Lager (Mycelium), aus dem dann eine Masse von Schwärmzellen hervorgehen, die austre- tend, die gleichen Vorgänge von Neuem zeigen. Hiermit wäre einer der wichtigsten Stütz- punkte der Anhänger der Urerzeugung gefal- len, indem gerade das Vorkommen ausseror- dentlich kleiner Schmärotzerpilze im Innern der Zellen anderer Pflanzen als Hauptstütze gebraucht wurde. Der Schluss lag nahe, dass hier der Keim von aussen durch die allent- halben geschlossene Zellenmembran nicht ein- gedrungen sein konnte. Cienkowsky’s Beob- achtung zeigt, dass dieses aber dennoch der Fall sei, und kleine Zellen auch von aussen ganz allmählich ins Innere unverletzter grös- serer Zellen eindringen können. — 11) Dioscorea Batalas Decne., Cul- turversuche mit derselben. Während die Culturversuche, die in Frankreich mit die- ser Pflanze angestellt wurden , in letzter Zeit theils entschieden ungünstig lauteten, so sind die Berichte aus Deutschland und England im allgemeinen günstiger. Anbau- Versuche im Grossen mit Knollenstücken, die ohne Trieb im ersten Frühling, ähnlich wie die Karloffeln gelegt wurden, solche sind freilich nicht ge- macht worden. Das Austreiben der Wurzelstückchen er- folgt um so früher, je länger die Wurzel ruhete. Wurzelstücke, die schon im Herbst eingepflanzt und in eine Wärme von 16° R, gebracht wurden, trieben zu Herrenhausen noch um 8 Tago später aus, als solche, die Notizen. 357 im Keller durchwintert, erst im März des fol- genden Jahres eingepflanzt und mit den Letz- teren zugleich in ein mässig warmes Mistbeet gestellt wurden. Die Pflänzchen wurden MitteMai, nachdem sie 2 Blätter gebildet, auf nahrhaften sandigen Lehmboden ausgepflanzt. Ob die Ranken auf- gebunden oder nicht aufgebunden wurden, in dieser Beziehung ward kein Unterschied be- merkt. Die ersten leichten Fröste schaden der Igname-Batate nicht, dagegen wurde das Kraut durch einen härtern Frost getödtel. Die Wur- zeln wogen zwischen 16—?22 Loth und wer- den als so wohlschmeckend wie die Kartoffel geschildert. Es sind daher diese Versuche zu Herrenhausen, einige andere in England , ent- schieden günstig für die Igname-Batate. — (Nach einem Bericht in der Hamb. Griztg.) 12) Der Jersey-Kohl. Die Kohlgärten der Insel Jersey (England) haben ein sonder- bares Aussehen. Hier wird der hohe baum- artige Kohl gezogen und die Pflanzen iragen hier auf 12 Fuss hohem Stamme ihre Blatt- krone, die fortwährend zum Futter fürs Vieh abgeblattet wird. Später werden die Stengel als Stangen und auch zu Spatzierstöcken ver- wendet. (Hook. Journ. of Bot.) 13) Giftiger Honig. In England hat man an einigen Orten angefangen, die Bienen- eultur aufzugeben, nämlich da wo viele Rho- dodendron und Azalea pontica cultivirt werden, weil der von diesen Pflanzen kommende Honig giftig sei.. Schon aus dem Alterthum schreibt sich diese Ansicht her. So erzählt Xenophon, dass, als die 10,000 Griechen auf ihrem Zug durch Vorderasien nach Trebisonde kamen, ein gros- ser Theil durch den Genuss von Honig hellig erkrankte. Heftige Enlleerungen, verbunden mit Delirium ergriffen sie, alle waren aber nach 4 — 5 Tagen wieder ziemlich genesen. Man glaubt, dass es Honig von Rhododendron ponticum und Azalea pontica gewesen sei, der jene Wirkung hervorgebracht. Nach Pallas und nach Berichten von jetzi- gen Bewohnern jener Gegenden, wo beide Pflanzen gemein, ist nur der Honig der A. pontica giftig und betäubend wirkend. Zwi- schen Trebisond und Batoum ist der Verkauf desselben verboten, wird aber zwischen an- dern Honig gemischt, in den Handel gebracht, 358 Bekannt ist es, dass die stark riechenden Blu- men der A. pontica im Zimmer Schwindel erregen. Wenn nun schon in jenen Gegenden die- ser Honig vermischt mit anderm keine schäd- liche Wirkung hat, so kann man in England und auf dem Continent ganz ohne Sorge sein, da er hier bestimmt stets nur in geringer Menge unserm Bienenhonig beigemischt sein kann, denn in solcher Masse werden ja ponti- tische Azaleen nirgends angebauet, um auch nur einem kleinen Theil des Honigs zu lie- fern. Rhododendrum ponticum scheint ganz unschädlich zu sein. (Frei nach Gard. Chron.) 44) Der botanische Garten zu Bui- tenzorgin Java. reizendsten und interessantesten Gärten der Erde sein. Hier findet man im freien Lande einen grossen Theil der Pflanzen der Tropen- zone vereinigt. Schon am Eingange steht eine Gruppe mächtiger Tamarinden-Bäume, Weiter- hin kleine Wäldchen von Muskatbäumen (My- risiica moschata), von Nelkenbäumen (Caryo- phyllus aromaticus) und von Zimmtbäumen finden sich da 10 Arten. Unter diesen der aromatische Zimmt (Cinnamomum aroma- ticum) die beste Art. Nicht ‚weniger reich ist die Sammlung der indischen Fruchtbäume, von denen manche, wie z. B. der Mangostan (Gareinia Mangostana), der Durien (Durio zibe- thinus), der Mango (Mangifera indica), der Blimbing (Averrhoa Carambola), die Anonen, Pompelmus, die Feigen u.a. oft reizende Baumgruppen bilden , oft einzeln zerstreuet im Garten stehen. Von den Pisang (Musa) sollen sich 50 Sorten (wohl nur Abarten) finden, die zusammen ein kühles feuchtes Gebüsch bilden, wo die grossen Blätter einen angenehmen Schatten geben. Die reichste und inieressan- teste Sammlung ist die der Palmen, von de- nen ungefähr 200 Arten cultüvirt werden, Rie- sigeExemplare bilden unter diesen die Zucker- palme (Arenga saccharifera und communis) aus deren Saft der Einwohner ein alkoholar- tiges Getränk bereitet. Die Miraguama -(Palme mit ihren schirmförmigen , auf der Rückseite silberglänzenden Fächerblättern erhebt sich zu bedeutender Höhe, Herrliche Exemplare von Ficus elastica und Bambusen beschatlen ein Gartenhäuschen. Von der Baumwolle und dem Theestrauch findet man grosse Anpflanzungen. ist Derselbe soll einer der Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Ebenso siehet man dort ganze Anpflanzungen von Pfefferarten, die wie bei uns der Hopfen an Stangen emporgezogen werden. Die Va- nille schlingt sich von den Stämmen anderer Bäume empor und überhaupt ist die Mannich- faltigkeit so gross, dass hier das Einzelne nicht aufgeführt werden kann. Von den baumarligen Gräsern (Bambus) werden hier 16 verschiedene Arten culüvirt. Der Bambus ist für den Javanesen wie für den Chinesen eine der wichtigsten Pflanzen. Aus den Schaften desselben erbauet er sein Haus, ver- fertigt er seine Geräthschaften, seine Waffen, die Fasern dienen zu Flechtwerk und die jnn- gen Wurzeln zur Nahrung. Für die Pflanzen der gemässigteren und kälteren Klimate werden in Verbindung mit dem Buitenzorger Garten an dem 9130 Fuss hohen Gedehgebirge Stationsplätze errichtet so dass hier fast alle Pflanzen der Erde im Freien werden angebaut werden können. Gegründet ward der Garten durch Profes- sor Reinwardt, ihm folgte Blume, jetzt ist an seine Stelle Hasskarl getrelen. Der unter des- sen Auspizien 1844 ausgegebene Katalog zeigt nahe an 8000 Arten. (Ausland.) Nachschrift. Durch die Bemühungen Prof, Miquels und Hasskarls ist jeizt auch der An- fang gemacht worden, die Chinacultur in Java einzuführen. Bei den immer wachsenden Ver- brauch und der allmählichen Abnahme der amerikanischen Chinawälder, die vielleicht in nicht ferner Zeit deren gänzliche Ausrottung zur Folge haben, ist dieses ein hohes Ver- dienst, welches auch vom König der Nieder- lande durch Ertheilung von Orden an diese Herren belohnt ward. — 145) Cultur des Lisianthus Russe- lianus. Diese herrliche Pflanze mit ihren grossen blauenBlumen ist in den Gärten noch lange nicht so verbreitet, wie sie es in Wahr- heit verdient. Der Grund davon ist in der etwas schwierigen Cultur zu suchen. Die Thü- ringer Gartenzeitung empfiehlt das folgende Verfahren : Zwischen Februar und Mai werden die Samen in eine Mischung von 'J Lehm, ?s Moor oder Heideerde und '/s Sand gesäet. Man wählt dazu flache Näpfe, füllt diese zu 1/, mit Scherben, bringt darüber grobe Erde IL, und ganz oben hin feine Erde, der feine Sa- men wird gar nicht bedeckt und miltelst eines Untersatzes von unten begossen. Man stellt nun den Samennapf auf ein Warmbeel. So- bald die jungen Pflanzen das zweite Blatt bil- den, werden sie auf 1 Zoll Entfernung in ähn- liche Näpfe verpflanzt, erhalten wieder einen lichten Platz im Warmbeet und wenig Luft. Im Juli versetzt man sie nun einzeln in Töpfe von 2 — 2! Zoll Weite in ungesiebte ähnli- che Erdmischung, der noch etwas Kohlen bei- gemischt werden. Sobald die einzelnen Triebe 2% Zoll hoch sind, werden deren Spitzen aus- gekneipt, wie überhaupt ein Smaliges Aus- kneipen statlfinden muss, bevor man die Pflan- zen im nächsten Jahre zur Blüthe kommen lässt. Ohne dass nun ein weiteres Verpflanzen vorgenommen wird, kommen die Pflanzen im October ins Winterlocal, nämlich ins warme oder temperirie Gewächshaus dicht unter die Fenster. Hier hält man sie möglichst trocken und giesst nur bei welkem Stand der Blätter bei hellem Weiter. Auch dann darf nur am Morgen gegossen werden, wenn die Pflanzen bis zum Abend wieder etwas abtrocknen, da sonst Fäulniss jede Hoffnung zerstören würde. Im Februar oder März bereitet man eine Mischung von *'/s alter Kuhmisterde,, ?/s Hei- deerde, '/s Kohlenerde und !/& Sand, versetzt, ohne den Ballen zu beschädigen, in 4—5Zoll weite Töpfe, giesst tüchtig an und gibt nun Bodenwärme und gulen Standort. Gegen die Sonne braucht nur nach dem Verpflanzen ge- schülzt zu werden, später gibt man dem Warm- beetelieber etwas mehrLuft. Die Spitzen werden nun bis zum Juni noch zweimal ausgekneipt und dann die Pflanzen, die inzwischen schön und buschig wurden, in 7—9 Zoll weite Töpfe verpflanzt. Dabeisehe man abeı darauf, dass die Pflanze hoch gesetzt werde und die Erde nach dem Topfrande hinfällt, denn sonst eni- steht leicht Fäulniss. Wärme, Sonne und Luft lässt man nun reichlich zuireten und bald werden die herrli- chen dunkelblauen grossen Blumen in reicher Fülle erscheinen, und so bilden sie vom Juli bis September den herrlichsten Schmuck der Warmhäuser. Pflanzen aus Stecklingen liefern Notizen. 399 nie solche Prachipflanzen, wie solche aus Sa- men. Indem wir diesen vorzüglichen Artikel in kurzem Auszuge wiedergeben, bemerken wir, dass derselbe von einem Vereine junger sireb- samer Garten- Gehülfen herstammi. Solches Arbeiten mit Lust und Liebe am eignen Fach, das wird mehr als alles andere dazu dienen, den Stand der Gärtner zu heben, Jene ver- kehrten Begriffe aber, welche es unter der Würde eines gebildeten Gäriners halten, selbst einmal ein Grabscheit in dieHand zu nehmen, sie sind es die gerade da lächerlich machen, wo äusserer Schein nur angestrebt wird, und die gerade den sichersten Beweis geben, dass jeder innere Halt gänzlich fehlt. (E. R.) 16) Nutzen der Plectocomia elon- gata Blume. Diese Kletterpflanze der feuch- ten Urwaldungen Javas, ist jetzt auch man- nigfach in europäische Gärten eingeführt. Meist geht sie in denselben als Calamus maximus, und wir betrachten sie als einen der schön- sten Repräsentanlten der kletternden, immense Stammhöhe erreichenden Rotangpalmen. Der robuste, stark bestachelte Stamm, die gefieder- ten robusten Blätter, deren mit rückwäris ge- wendeten Dornen dicht beseizie Rhachis, lang und blatilos über die letzten Fiederblätter em- porragt, um überall, wohin sie der Wind oder Zufall beugt, fest einzuhaken und so den Stamm zu stülzen. Im Petersburger Garten befindet sich ein herrliches Exemplar derselben. Im Vaterland gewinnt man durch Einschnitte in den Stamm derselben einen wasserhellen Saft, welchen die Javanesen als inneres Mittel ge- gen Fieberkrankheiten trinken. Gekocht wird derselbe von ihnen bei Brandwunden und als Mittel mittelst Einreibens gegen äussere An- steckungen gebraucht. (Frei nach Bonplandia.) 17) Alleen-Pflanzungen um Athen, Als Bäume, welche dort zu diesem Zwecke benutzt werden, nennt Herr Landercr: 4,Morus nigra, der schwarze Maul- beerbaum. Kommt auch auf dem trocken- sten Boden gut fort und sein Laub ist ein vor- treffliches Nahrungsmittel für die Seidenrau- pen. Die Seidenzucht macht jetzt in Griechen- länd bedeutende Fortschritte. 2) Broussonetia papyrifera. Wird 360 als dichten Schatten bildend geliebt und kommt ebenfalls auf schlechtem Boden fort. 3) Melia Azedarach. Ist einer der gewöhnlichsten Alleebäume, Seine wohlrie- chenden Blumen erfüllen die Luft mit Wohl- geruch. 4) Oelbäume werdenabwechselnd mit Oleander in Alleen gepflanzt, die einen höchst eigenthümlichen Effect machen. Das düslere Grün des mit grünen und schwarzen Frucht- trauben belasteten Oelbaums wechselt ange- nehm mit den®fast immer mit rothen Blumen beladenen Oleandern ab. 5) Schinus molle mit seinem schön gefiederten Blatt und gelben Blumentrauben, wird in neuerer Zeit ebenfalls oft zu Alleen verwendet. (Bot. Wochenbl.) 18) Traubenkrankheit inGriechen- land. Herr Landerer berichtet, dass diese im Abnehmen sei und dass da, wo man das Schwefeln angewendet, die Krankheit in die- sem Jahre gar keinen Schaden gelhan habe, während noch im letzten Jahr von ihr die Ernie fast gänzlich vernichtet ward. — (Bot. Wochenbl.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 19) Zwei neue Nährpflanzen Chi- na’s. Noch hat uns der Anbau auf dem Felde keinen sichern Anhaltspunkt über den Werth oder Unwerth der Igname-Batate (Dioscorea Batatas) gegeben, und schon sind von Neuem 2 Knollengewächse China’s im Jardin des plantes in Paris eingeführt worden, um dort Versuche zu machen. Die eine derselben ist eine der Igname-Batate ähnliche Knolle. Die andere scheint zu den Colocsrien zu gehören, und vorzugsweise in feuchtem Boden gebauet zu werden. Wir versprechen uns von der letztern für unsere Feldeulturen gar nichts. Die erstere wird wie die Igname-Batale geprüft werden müssen. Unsere Kartoffel wird aber höchst wahrscheinlich keine von beiden je ersetzen können. (E. R.) 20) Klotzsch’sBastardkartoffel. Von den hier angebauetenPflanzen erkrankte keine Knolle, dagegen blieben die Knollen selbst klein und der Frost tödtele die Pflanzen, als sie noch in üppigster Vegetation sich befan- den. — (E. R.) W. Literatur J.G. Meyer, Handelsgärtnerin Ulm, die Lehre von der Entwässerung des Bodens. Erlangen, 1857. Verlag von Ferd. Enke. Der durch seine tüchtigen praktischen Arbeiten unsern Lesern wohl bekannte Verfas- ser gibt uns in dem vorliegenden Schriftchen eine Darstellung des Nutzens der Drainage, sowie des aus der Praxis eninommenen Ver- fahrens selbst. Das durch 4 Tafeln erläuterte Verfahren ist klar und allgemein verständlich geschildert, und wünschen wir daher, dass dieses prakli- sche Büchlein vielfach benutzt werden möge. Wenn man erfahren hat, wie vielfach durch unzweckmässige Anlage der Drainröhren. Zeit und Geld unnülz ausgegeben wurden, so muss man wünschen, dass Jeder, der derartigen An- lagen machen will, sich in einem solchen Büchlein zuerst Raths erholt. (E. R.) 1. Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen. a) Bromelia Carolinae Beer. (Siehe Tafel 211.) Im Sommer 1856 erhielten wir diese ‚sehr schöne Pflanze aus dem Peters- burger botanischen Garten unter dem Namen Caraguata serrata; bei der Blüthe zeigte es sich jedoch , dass es dieselbe Art ist, die Van Houtte zuerst als Bill- bergia _Carolinae verbreitete und die von Beer in seinem neuen Werke über Bromeliaceen als Bromelia Carolinae be- schrieben wurde. (Vergl. Beer ‚‚die Fa- milie der Bromeliaceen.“ Wien 1857.) Bei jungen Pflanzen sind die Blätter steif aufgerichtet und gleichfarbig hell- grün; so wie die Pflanze blühen will, breiten sich die Blätter fast wagrecht aus, und die innern färben sich plötz- lich lebhaft blutroth. Diese Färbung ist die Hauptzierde der Pflanze, denn der dichtgeschlossene, kopfförmige Blü- thenstand bleibt im Herzen der Pflanze sitzen und die Blumen, obgleich von schöner tief .blauer Farbe, erscheinen zu einzeln und verwelken rasch, so dass sie kaum bemerkt werden, um so länger dagegen dauert der rothe Blatt- schmuck ; unsere Pflanze färbte sich im x. 1857. Mai, und noch heute nach vollen 4 Monaten ist sie noch vollkommen frisch und gehört daher zu den schönsten Blattpflanzen. Unter den Bromeliaceen, die sich durch die PBlattfärbung aus- zeichnen, dürfte sie wohl nur von dem Nidularium fulgens übertroffen wer- den. Blätter am Grunde erweitert, umfas- send und ganzrandig, höher hinauf fein gezähnt, an der Spitze abgerundet, mit einer kurzen Stachelspitze, Bracteen dünnhäutig, grünlich zugespitzt; Kelch- zipfel spitz, lebhaft grün, steif aufge- richtet; Fruchtknoten fast weiss, kahl. — Indem wir unsers Wissens nach die erste Abbildung dieser herrlichen Art geben, empfehlen wir sie auf’s Wärmste allen Freunden schöner und dabei leicht zu eultivirender Blattpflanzen. Vermehrung durch Abnahme der Seitensprossen, die man jedoch nicht früher abnehmen muss, bis sie selber Wurzeln gebildet haben, da sie sonst leicht stecken bleiben. (E. 0.) 362 Gartenflora Deulschlands und der Schweiz. b) Leuchtenbergia principis Fisch. (Hook. bot. Mag. 'tab. 4393.) (Siehe Taf. 212.) Cacteae Es ward dieser ausgezeichnete Cac- tus, den Karwinsky von Rio de Monte in Mexico zuerst in den hiesigen Gar- ten einführte, vom verstorbenen Fischer zu Ehren Sr. Kais. Hoheit des Herzogs Die sehr von Leuchtenberg genannt, verlängerten, fast blattförmigen, 3seitigen Warzen zeichnen diese Gattung vor al- len andern Cacteen sogleich aus. Fort- pflanzung durch Samen. Gehört noch zu den seltneren Cacteen in den Gär- ten. — (E. R.) ?) Neue und interessante Pflanzen des Petershurger Gartens, 1) Cissus antarctica Vent; Am- pelideaee — Es scheint diese schöne Kletterpflanze aus Neu-Süd-Wales in den Gärten Deutschland’s noch wenig ver- breitet zu sein, und doch ist sie ein wür- diger Rival vom Epheu, sowohl für Zim- mer, wie kalte Orangerien. Hier in Petersburg, wo man die Zimmer so viel als möglich mit Grün ausschmückt, da bildet man von dieser Pflanze wie vom Epheu kleine Lauben über niedlichem Gitterwerk,, in welchen man den langen Winter zu vergessen sucht, oder verwen- det sie überhaupt auf die mannichfachste Art zur Decoration im Zimmer. Das heller grüne, aus abgerundetem oder herzförmigem Grunde ovale, gezähnte Laub bildet einen schönen Contrast mit dem Epheu und gedeihet die Pilanze ebenso leicht, wie dieses im Zimmer. Die Blumen sind klein und unbedeu- tend. Cultur wie die des Schatten lie- benden Epheus. — 2) Gonolobus mollis Rgl.; Ascle- piadeae. — Schlingpflanze aus Brasi- lien für's Warmhaus. Dem G. parviflo- rus verwandt, durch die weiche ab- stehende Behaarung an allen Theilen leicht zu unterscheiden; sowie durch lanzettliche Kelchblätter. — 3) Senecio Meyeri Rgl.; Compo- sitae. Eine mit Senecio odoratus nahe verwandte Art, die aus Samen, die Dr. F. Müller aus Australien sandte, er- wuchs, Sie unterscheidet sich durch glauke, schmalere Blätter, durch Blätt- chen des Involuerums, welche nur um !/, kürzer als die Scheiben-Blumen, und an der Spitze behaart und stumpf, durch 4--5 grundständige Bracteolen, 12—15 Blumen im Blumenkopf und scharf be- haarte Früchtchen. Es ist ein Kalthausstrauch von 3—4 Fuss Höhe, der im Sommer seine Blü- then-Corymben entwickelt, jedoch mehr nur von botanischem Interesse, Wir nennen diese Pflanze nach unserm Vor- gänger C. A. Meyer, weil dieser diese Pflanze schon von Senecio odoratus un- terschied. — 4) Gaultheria Lowii Rgl.; Erica- ceae. — Eine neue wahrscheinlich von den höhern Gebirgen Amerika’s einge führte Gaultheria., die der hiesige Gar- ten von Low in Clapton bei London als G. coccinea erhielt. Von G. coccinea I. Originalabhandlungen. ist sie jedoch durchaus verschieden. Am nächsten scheint sie der G. strigosa Bnth. zu stehen, von der sie sich je- doch durch gipfelständige Blüthentrau- ben, die Form der Bracteen und die .Grannen der Staubbeutel unterscheidet. Bildet einen aufrechten, 2 — 3 Fuss hohen Strauch, deran den Aesten, Blatt- und Blüthenstielen dicht mit abstehen- den (später schwärzlichen) borstigen Haaren besetzt ist. Die abwechselnd stehenden Blätter sind kurz gestielt, länglich-oval, beiderseits mit mehr zer- streuten, fast angedrückten borstigen Haaren besetzt, an der Spitze in eine kurz aufgesetzte schwielige Spitze vor- gezogen, am Rande schwach gekerbt und jeder Kerbzahn in eine Borste aus- gehend, bis 24/, Zoll lang und 1Y, Zoll breit. Die Blüthentrauben sind spitzen- ständig, neigen sich später etwas herab und sind mehrblumig. Die Blüthenstiel- chen abstehend. am Grunde von 3 klei- nen, kappenförmig-ovalen, nur am Rande kurz gewimperten Bracteen gestützt, die fast 3mal kleiner als der Blüthenstiel. Kelch mit rauhhaariger Röhre und lan- zettlichen, fast kahlen oder nur am Rande gewimperten Lappen. Blumenkrone ke- gel-urnenförmig, kantig, sehr kurzhaarig, !/, Zoll lang, schön rosarotlı. Die An- theren tragen auf der Spitze 4 Gran- nen. ' Cultur im Kalthause in halb Heide-, halb Rasenerde. Vermehrung durch Stecklinge und Samen. 5) COlerodendron Lindleyi Dene. Verbenaceae. — Es ist das die Pflanze, die Lindley im Jahrgang 1838 Bot. Reg. tab. 41 als C. fragrans fl. simpliei ab- bildete, die ferner in den Gärten auch als Cl. japonieum geht und endlich auch im Pariser Garten als C. foetidum cul- tivirt ward. Die Pflanze gleicht dem neuerdings in Cultur gebrachten C, Bun- 363 gei Steud., und ist wie dieses und ©. fragrans in Japan heimisch. Ist in Cul- tur sehr hart, kann auch als Kalthaus- pflanze behandelt werden. Im Warm- haus cultivirt, wird es bis 6 Fuss hoch und blühet im Juli reichlich. — 6) Almeida macropetala Fisch. Mey.; Diosmeae. — Fine ausgezeich- net schöne Warmhauspflanze, von der sich eine Abbildung in dem Hortus Pe- tropolitanus findet. Das immergrün läng- lich-lanzettliche kahle Laub gleicht fast dem eines Lorbeers. Die carmoisinrothen Blumen stehen in spitzenständigen schö- nen Trauben und erscheinen im Juni. Blätter bis 4!/, Zoll lang und 13/, Zoll breit. Stammt aus Brasilien und ist als decorativ und schönblühend zu em- pfehlen. Cultur in einer lockern schwe- ren Erde. Vermehrung durch Stecklinge im Warmbeete im Frühling und Vor- sommer. — Bildet Büsche von 3—10 Fuss Höhe. 7) Solanum Vellozianum Dun. — Ein strauchiges Solanum für’s Warm- haus aus Brasilien. Blatt länglich-oval, sehr gross, oben grün, unten silberweiss beschuppt. Eine hübsche Decorations- pflanze. Die Blumen klein, schmutzig, weiss und unscheinbar. 8) Oncidium caesium Rehb. fil. Var. intermedium. Herr G. Reichen- bach fil. bildete diese schöne Pflanze p. tab. SO dieses Werkes ab. Später zog Lindley dieselbe zu O. reflexum. Rei- chenbach gab Tab. 36 der Xenia Or- chidacea die Abbildungen von O. reflexum und caesium neben einander und unter- schied sein O. caesium durch die grau- grüne Farbe von Stengel und Blatt, durch die wagerecht abstehenden ohren- förmigen Basal-Lappen der geigenförmi- gen Lippe, die fast vierseitig und um die Hälfte kürzer als der Mittellappen breit, und ferner durch grüne, mit weni- 24 * 364 Gartenflora Deulschlands und der Schweiz. gen Höckern versehen, vorn zweischen- | der Lippe rollen sich später am: Rande kelige Schwiele. und erscheinen dadurch kleiner. Die Im hiesigen Garten blühete kürzlich | Farbe der Blüthenhüllblätter ist gelb- eine Pflanze, die, wie es scheint, durch | grün und bräunlich getuscht. Lippe Verwechslung als Odontoglossum Rossii | zitronengelb, neben der Schwiele auf von Barth hieher gesendet ward. Die- | jeder Seite zwei dunklere Punkte. — selbe gehört unzweifelhaft zu O. cae- 9) Agathosma acuminata Willd. sium, jedoch ist die Farbe von Knolle | y. suöcordata ; Diosmeae. — Unter den und Blatt kaum graugrün, die Basal- | Namen Diosma cordata Hort., und Dios- lappen der Lippen haben zwar das glei- | ma subcordata Hoffm. existirt schon lange che Grössenverhältniss, sind aber schief | Jahre eine unbeachtet gebliebene Pflanze oval und rückwärts gebogen, und der|in den Gärten, die nur Martin in der Mittellappen ist an der Spitze zwar zwei- | En. horti Erlangensis als D. cordata kurz lappig , aber mit an den Rändern über- | diagnosirt, von Bartling und Wendland einanderliegenden Lappen, und die | dagegen zu den zweifelhaften Arten ge- Schwiele ist wie bei O. reflexum mit | stellt worden ist. Diese Pflanze gehört vielen Höckern versehen. als Form zu Agath. acuminata, von der Hiernach dürfte es sich fragen, ob | wir 3 bekannte Formen unterscheiden. OÖ. reflexum nicht durch Mittelformen | Die Stammart ist die, welche Wendland mit O. caesium verbunden ist. Lindley |in der Coll. seltnerer Pflanzen pag. 79, hat seitdem in den Fol. orch. das O.|tab. 28 als Bucco acuminata beschreibt. caesium adoptirt, fernere Vergleichungen | Ovale, fast herzförmige zugespitze kurz- werden zeigen, was richtig. — haarige und gewimperte Blätter, in end- Beistehender Holzschnitt gibt eine | ständigen Köpfen stehende lilafarbene Blumen mit behaarten Kelchen und Blü- thenstielen charakterisiren sie. Eine zweite Form, welche wir Var. Candollei nennen, ist die Candolle im Prodr. I. pag. 715 als D. acuminata auf- führt. Sie unterscheidet sich durch lang gespitzte Blätter und kahle drüsige Kel- che. | at Die 3te Form, die wir Var, subcor- ? data nannten, ist jene D. cordata der Gär- ten. Von der Stammart unterscheidet >. ) sie sich nur durch stumpfliche, nicht zu- / | gespitzte Blätter. L: 10) Hedera zalapensis D. C.; Ara- \ | liaceae. — Diese schöne, aus den Ge- | birgen Mexiko’s stammende Decorations- er \ pflanze für’s Zimmer und Warmhaus ist ee 231. 2 in den Gärten unter vielen falschen Namen sehr verbreitet, so als Aralia und vergrösserte Lippe und Säule unserer | Hedera umbellifera und umbraculifera, Pflanze. Die beiden seitlichen Lappen ' ausserdem ist sie wohl auch hier und I. Originalabhandlungen. da unter dem Synonym Aralia digitata “WW. zu finden. Die langen Blattstiele tragen 5—7 länglich ovale, gespitze, ge- stielte. glänzende Blätter. Die Blüthen- rispe ist spitzenständig, die Aeste der- selben tragen die kleinen Blumen in traubenförmig gestellten, gestielten Dol- den. Eine sehr harte und sehr empfeh- lenswerthe Decorationspflanze. Steck- linge wachsen leicht und eine Mischung aus Laub, Lehm und Sand sagt der Pflanze sehr zu. 11) BZrowallia viscooa H. B. K. und Alonsoa Warscewiczie Rgl. Wir haben von der erstern schönen einjäh- rigen Pflanze schon eine Abbildung und Beschreibung gegeben. Nach länger fort- gesetzter Cultur können wir sie nun auch als ausserordentlich schön zur Be- pflanzung von Gruppen im Sommer em- pfehlen. Doch gebe man ihr da einen leichten Boden und geschützten sonni- gen Standort und sie wird bis zum Spät- herbst blühen und die ersten leichten Fröste überdauern. Als Topfpflanze ge- zogen, empfehlen wir derselben 2 — 3 mal die Spitzen auszukneipen und man wird für den Herbst tüchtige, niedrige, reichblumige Exemplare erhalten, die sich mit den schönen blauen Blumen ganz bedecken. — Auch der Alonsoa Warscewiczii wollen wir noch einmal gedenken, Für Gruppen im freien Lande ziehe man sie jährlich aus Samen. Topfpflanzen müs- “ sen ebenfalls wiederholt eingekneipt werden, wenn man recht reichblumige buschige Pflanzen ziehen will. Die zum Winterflor bestimmten säe man erst Ende April oder Anfang Mai aus, und verhindere die Pflanzen, mittelst Aus- kneipens vor Mitte September in Blüthe zu gehen. Kräftige lockere Erde und Dungguss befördern ausserdem das kräf- tige Wachsthum. Kaum wird eine an- 365 dere der durch Warscewiez entdeckten Pflanzen eine so allgemeine Verbreitung wie diese erhalten. 12) Brassia Wageneri Rchb. fil. Wir erhielten diese Art durch Lands- berg aus Columbien. Die grüngelben Blumen, die gespitzte Lippe, die so lang als die innern Hüllblätter und wie diese am Grunde braunroth gezeichnet sind, zeichnen diese Art aus. Im Uebrigen steht sie der Brassia Lanceana nahe und fällt mit Br. pumila Linden zusammen, die Lindley in den Fol. Orchid. neuer- dings als Abart zu Br. Lanceana zieht. Da jedoch auch die Tracht der Pilanze eine ganz andere ist, so scheint es uns gerechtfertigt, dass Reichenbach diese Pflanze zur eignen Art machte. Lind- ley hat von Reichenbach’s Beschreibung, wie es scheint, keine Kenntniss ge- habt. — 13) Mormodes aromaticum Lindl. Epiphytische Orchidee, die der hiesige Garten von Galeotti aus Guatemala er- hielt. Die Blüthentrauben unserer Pflan- zen tragen 14 gelbbraune, dunkelroth punktirte und verwaschene Blumen, von durchdringendem angenehmen Geruch. Die Lippe ist über den Schnabel der Griffelsäule gebeugt, und sobald man jene aufhebt, springt die Anthere so elastisch ab, dass sie sammt den Polli- narien oft einige Fuss weit fortgeschleu- dert wird. 14) Oncidium Lanceanum Lind. ß. superbum Lind!. — Eine der herr- lichsten Orchideen. Stammt aus Suri- nam. Hat keine Scheinknollen, dage- gen grosse fleischige, länglich-ovale Blätter, die auf mattgrünem Grunde bräunlich gefleckt sind. Die ungefähr 1!/, Fuss hohe, nur unten verästelte Blüthentraube ist aufrecht und trägt die köstlichen, 2 Zoll im Durchmesser hal- tenden Blumen, die an die einer Milto- 366 nia erinnern. Blumenblätter auf gelbem Grunde dunkelpurpur gefleckt, Lippe köst- lich karmin -violett, gegen -den Rand weisslich. In Hartinger’s Paradisus Vin- dobonensis ist eine sehr gut gelungene Ab- bildung dieser herrlichen Abart. Cultur in Körben oder Töpfen, wo sie hoch über den Topf gepflanzt wird. Tropfen- fall verursacht Fäulniss, daher im Win- ter einen lichten, nicht zu feuchten Platz im Orchideenhause. 15) Phaedranassa chloracra Herb.; Amaryllideae.e. — Wir haben früher schon der Ph. obtusa erwähnt. — Eine nah verwandte Art derselben, die P. chloracra blühete im September, und zwar entwickelte sie Blumen und Blät- ter zu gleicher Zeit. Der Grund davon scheint nur der zu sein, dass, während die erstere gleichartig mit den Amaryl- len ceultivirt ward, diese im niedrigen Kalthause überwintert und im Sommer an einem schattigen Platze im Freien aufgestellt ward. — 16) Renealmia nutans Andr.; Seci- tamineae. — Die schönen Scitamineen verdienen fiicht minder die Cultur, wie die Orchideen, und sie werden jetzt auch wieder aus ihrer Vergessenheit herausgesucht, weil es nicht nur meist sehr schönblühende Pflanzen, sondern gemeiniglich auch noch Pflanzen sind, die zu Decorationen im Salon geeignet sind. Die vorliegende Art stammt aus China, sie bildet bis 6 Fuss hohe Sten- gel und trägt auf der Spitze die hän- gende Traube der weiss und rosarothen Blumen mit gelber, braun gezeichneter Lippe. Sehr schön und empfehlens- werth, Gedeihet auch in hohen Warmhäu- sern und blühet ohne Anwendung von Bodenwärme. 17) Galipea macrophylla St. Hil.; Rutaceae, — Ein ausgezeichneter Strauch Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Brasilien’s für's Warmhaus mit grossen, ungefähr fusslangen, langgestreckt-oval- länglichen, ganzrandigen, immergrünen, gestielten Blättern, die unterhalb viel heller als die dunkelgrüne Oberseite. Blumen erscheinen im Sommer aus den dünnen, dem Hauptstamm entspringen- den, nur mit kleinen Blättchen besetz- ten Nebenzweigen , sind weiss, mit lila und stehen in einer unterbrochenen Traube. An jungen Blättern ist die schwärzliche Punktirung auf der untern Blattseite, ausserdem charakteristisch, später verschwindet sie jedoch. Cultur in Mischung aus Lehm und Lauberde und Sand im Warmhause. Liebt Bo- denwärme uud ist eine vortreflliche De- corationspflanze. — 18) Primula capitata Hook.; Pri- mulaceae. Eine liebliche Pflanze für’s Kalthaus aus dem Himalaya, Die linear- lanzettlichen, scharf gezähnelten Blätter sind weiss bestäubt. Blumen dunkel-violettblau in dichten Köpfen auf der Spitze eines langen Schaftes, Er- scheinen im September und Oktober und besitzen den Duft einer Hyacinthe. Cultur in halb Lehm, halb Heideerde mit Sand im niedrigen Kalthause oder frostfreien Kasten, im Sommer an halb- sonnigem Standorte im freien Lande. Eine der ausgezeichnetsten und -schön- sten Primeln, 19) Hedychium pallidum Rgl.; Scitamineae. Ein neues Hedychium, dessen Vaterland uns unbekannt. Steht dem H. Gardnerianum nahe, unterschei- det sich aber durch armblumigere Blü- thenähre , einblumige Bracteen , kürzere Staubfäden und schmalere Blätter sehr leicht. Eine durchaus kahle Pflanze. Bildet 3—4 Fuss hohe robuste Sten- gel, die mit entfernt gestellten, länglich- lanzettlichen, zugespitzen, am Rande I. Originalabhandlungen. welligen,, bis 14 Zoll langen und 3!/, Zell breiten Blättern zweizeilig besetzt sind. Sie sind oben dunkelgrün und mit einzelnen sehr kleinen weissen Punk- ten, unten heller mit vielen weissen Punkten dicht besetzt. Blüthenähre ‘ spitzenständig, lose, armblumig (10-blu- mig). Blumen blassgelb, einzeln in den Achseln der zerstreut und entfernt stehen- den Bracteen, die lanzettlich, am Rande häutig, an der Spitze wenig be- haart und um die '/, längere Blumen- röhre gewickelt sind. Die etwas über 1 Zoll lange Lippe ist aus keilförmigem Grunde verkehrt- oval, an der Spitze in 2 stumpfe Lappen gespalten, — oder sie ist bis zum Grunde in 2 verkehrt- lanzettliche stumpfe Blättchen gespalten, Blumenblättchen linear, nach oben brei- ter und stumpflich. Der Staubfaden röth- lich und halb mal länger als die Lippe. Wie alle Hedychien, eine schöne deco- rative Warmhauspflanze mit wohlriechen- 367 den Blumen, die im Sommer erscheinen. — Mit Recht wundert sich Wallich in sei- ner Aufzählung der Hedychien (Hooker Journal of botany 1853), dass die schö- nen Hedychien so selten cultivirt wer- den, und doch sei das Hedychium Gard- nerianum, mit seiner mächtigen, herrlich duftenden Blüthentraube, eine Pflanze, die sich kühn jeder - Orchidee an die Seite stellen könne. — 20) Pereskia Bleo. Humb. Ein Warmhausstrauch aus der Cactus- Familie, den Humboldt in Süd-America entdeckte. Derselbe bildet einen stark verästelten, bedornten, bis 10 Fuss hohen Strauch, der grosse elliptische Blätter trägt. Auf der Spitze der Aeste trägt er im Sommer die schön carminrothen Blumen von 11, Zoll Durchmesser -in Corymben. Eine liebliche Pflanze von sehr leichter Cultur, die viel zu wenig in den Gärten verbreitet ist. — (E. R.) 3) Beiträge zur Cultur der Orchideen *), I. Vor noch nicht einmal zwei Decen- nien waren Sammlungen von Orchideen auf dem Continent fast unbekannt **), und die meisten unserer Leser werden sich noch mit Freuden des Eindruckes erin- nern, den die schönern Typen dieser herrlichen Pflanzen auf sie hervorge- *) Ein Artikel des Herrn E. de Puydt in derFlore des serres wurde bei der Schilderung der Vegetation benülzt. **) Im bot. Garten zuKew beiLondon wur- den zu Anfang dieses Jahrhunderts ungefähr 20 Arten cullivirt. bracht, als sie dieselben zum ersten- male sahen. Heut zu Tage gehören sie aber schon auf dem Festlande zu den bevorzugtesten Pflanzen der grös- sern Gärtnereien. Sie verdienen diese Liebhaberei auch‘ im höchsten Grade; denn es gibt keine zweite Pflanzenia- milie, welehe einen solchen Reichthum der oft bizarresten Blüthenformen um- schliesst, die häufig an Insecten, Schmet- terlinge und andere Thiergestalten erin- nern und von denen viele einen eigent- lich durchdringenden Wohlgeruch be- sitzen, während andere in den leuchtend- Knth. _ ” [4 368 sten Farbentönen bis zum zartesten Far- benschmelz prangen. — Unter unserm nordischen Himmel haben wir keine Idee von den Vegetationsverhältnissen dieser meist epiphytisch auf den Stäm- men und Aesten der Bäume ihres Va- terlandes wachsenden Pflanzen, und die gewöhnliche trockne Temperatur unserer Warmhäuser konnte den zuerst in Cul- tur gebrachten Orchideen nur verderb- lich sein. Erst später, nachdem die Wohnplätze dieser Pflanzen studirt wor- den waren, konnten zur Cultur derselben auch eigene Gewächshäuser hergerichtet werden, in denen sie jetzt vortrefllich gedeihen, und von da an nahm die Cul- tur dieser Pflanzen, welche man früher für unmöglich gehalten, einen mächtigen Aufschwung. Durch die vielen Samm- ler, welche Amerika und Asien bereisen, theils Botaniker, theils Gärtner, wurden nicht nur grosse Massen lebender Pflan- zen in unsere Gärten eingeführt, son- dern wir wurden auch über die Ver- hältnisse, unter denen sie in ihrem Va- terlande wachsen, genauer belehrt. Die‘ grosse Famile der’ Orchideen zählt unter fast allen Breitegraden unse- res Erdballes ihre Repräsentanten, wenn gleich ihre Artenzahl immer mehr und mehr abnimmt, je mehr eine sich den Polen nähert. Je näher man dagegen den Wendekreisen kommt, je zahlreicher werden die Arten und je grösser und schöner die Blumen derselben. Jedoch auch durch die Verhältnisse, unter de- nen sie vorkommen, zeichnen sich die Bewohner der warmen Zone, von denen der gemässigten und kalten aus. Denn wenn die der Letziteren stets nur im Bo- den wachsen, so bewohnt umgekehrt der grösste Theil der Ersteren die Stämme und Aeste der todten und lebenden Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Vertiefungen der Rinde gebildet hat, um sich dann mit ihren Wurzeln an der Baumrinde zu befestigen und den gröss- _ ten Theil der ihnen nothwendigen Nah- rung aus der mit feuchten Dünsten ge- schwängerten Luft aufzunehmen. Wäh- rend nun die Erdorchideen zum gros- sen Theil unterirdische Knollen bilden, so besitzen die auf den Bäumen leben- den meistentheils Knollen über der Erde (Scheinknollen) *), welche sie befähigen, r) Alle Orchideen besitzen einen kriechen- den Wurzelstock. Bei den mil unterirdischen Knollen oder nur fleischigen Wurzeln versehe- nen Arlen bildet er seillich proliferirend jähr- lich nach unten die neue Knolle mit Spitzen- trieb, wie bei unsern Orchis-Arten — oder mehr oder weniger dicke fleischige Wur- zeln, wie bei Cypripedium, Epipactis , oder er kriecht über der Erde hin, wie Goodiera, Ano- ectochilus ete. — Bei den mit oberirdischen Knollen und Stengeln versehenen Erdorchi- deen und Epiphyten ist der kriechende Wur- zelstock ebenfalls allenthalben vorhanden, nur trägt er hier an seinen längern oder kürzern Glieden, nach oben austreibend entweder beblätterte Stengel, wie bei Epidendron elon- galum elc., diese aufrechten Stengel bestehen aus wenigeren Gliedern, verdicken sich und bilden walzenförmige gestreckte Knol- len, wie bei Cyrtopodium, Catasetum, Epidendron eiliatum etec., — oder sie sind von ähnlicher Form, aber dünner und mehr stengelarlig, wie bei Cattleya, Pleurothallis, Stelis, Restrepia u. s. f, — oder diese aufrechten Stengelge- bilde bestehen nur aus einem einzigen, knol- lig verdickten Gliede, und dann werden sie Scheinknollen genannt. Letzteres ist bei den Epiphyten die verbreitetste Bildung. Ist das kriechende Stengelgebilde verhältnissmäs- sig kurz und weniger stark entwickelt, so sitzen diese Scheinknollen, aufrechten Stengel- gebilde ete. in dichten nestförmigen Rasen beisammen (Stanhopea, Acropera elte.), ist es aber mehr entwickelt, so sind die Rasen oder Bäume , indem sie sich gemeiniglich da | Jaxer (Coelogyne und andere). Endlich gibt ansiedeln, wo sich wenig Humus an es auch Epiphylen mit nur kriechenden , be- Taf: 211. Q) DE: Ya Droemelta Carcliitae i a 3 ı l- 1. Originalabhandlungen. _ auch während der trockenen Jahreszeit ohne Feuchtigkeit ihr Leben zu fristen, um dann während der feuchten Jahres- zeit zu vegetiren und neue Knollen zu bilden. Andere besitzen, ähnlich wie unser Epheu, wurzelnde, hoch an den Bäumen emporkriechende Stengel, wie die Vanilla, Aerides, Vanda-Arten und viele andere. Alle aber leben blos als Epi- phyten auf den Bäumen, d. h. als Pflanzen, die sich nur auf den Bäumen mit den Wurzeln befestigen, ohne aus dem Baume selbst Nahrung zu schöpfen und dürfen also mit den eigentlichen Schmarotzerpflanzen nicht verwechselt werden. — Schon die Art dieses Wachsthums zeigt genügend, dass die epiphytischen Orchideen nur in solchen Gegenden der warmen Climate die grösste Zahl ihrer Repräsentanten zählen werden , wo we- nigstens während eines grossen Theils des Jahres, die Luft mit feuchten Dün- sten geschwängert ist. In den dürren Küstengegenden des warmen Amerika kommen daher nur wenige epiphytische Orchideen vor, wohingegen sie in den mächtigen feuchten Waldungen der Ebe- nen des tropischen Asien verhältniss- mässig schon viel mehr Repräsentanten zählen. Es sind deshalb auch die grösste Zahl der herrlichen Orchideen Asien’s, als die Vanda, Aerides, Saccolabium, blätterlen Stengeln, so vieleDendrobien u. an- dere. Man hat die Scheinknollen für kein Stengelgebilde, sondern als nur aus den verdickten Blatibasen entstanden erklärt, Dass diese Erklärung falsch ist, beweist am besten die Gattung Epidendron, wo alle Bil- dungen vorkommen und die Scheinknollen von E. cochleatum in die mehrgliederigen verdick- ten Stengel von E. ciliare und diese wieder in die gestrecklen beblätterlen Stengelformen übergehen, nn nn nn nen m 0 nennen nnnnmnrenen 369 Dendrobium, Calanthe, Phajus, Phalae- nopsis, Coelogyne und Renanthera-Ar- ten als solche bekanut, welche zu ihrer Cultur sehr hohe Grade einer feucht- warmen Temperatur verlangen, wenn sie sich üppig entwickeln und kräftig blühen sollen. In den Gärten des Con- tinents sind diese immerhin in der Cul- tur schwierigere und eigentlich eine eigne Abtheilung des Orchideenhauses verlangenden Arten noch weniger ver- breitet, sondern werden vorzüglich nur in England’s Gärten, sowie in einigen der bedeutenderen Orchideensammlungen Hamburg’s und Belgien’s, in starken Exemplaren und vorzüglichem Cultur- zustande angetroffen. — Da man früher mehr nur mit den Küstengegenden des tropischen Ameri- kas verkehrte, so waren die zuerst in unsere Gärten eingeführten epiphyti- schen Orchideen solche jener heissen Länder, und daher stammte die früher so. allgemein verbreitete Ansicht, dass man die tropischen Orchideen nur un- ter Anwendung sehr hoher Tempera- turgrade in Cultur fortbringen könne. Dem ist nun aber wirklich nicht so; denn der Continent des warmeu Ameri- kas ist bekanntlich seiner ganzen Länge nach von der mächtigen Anden- Kette durchzogen, von der sich eine Masse von Nebenketten nach beiden Seiten verzweigen. Mexiko, Brasilien , Peru, Venezuela, Neu-Granada, Centralame- rika und überhaupt alle die Länder, welche durch den ungemeinen Reich- thum von epiphytischen Orchideen sich auszeichnen, sind Gebirgsländer, welche sich oft schon ganz in der Nähe des Meeres zu beträchtlichen Höhen heben, so dass die eigentliche heisse Zone in denselben auf einen schmalen Land- gürtel beschränkt ist, der sie längs den Küsten umgibt. Der grösste Theil ihres 370 Gebietes besteht aber aus Hochebenen, welche von den Nebenketten der Anden durchzogen sind und allmählich in der Nähe der letzteren bis zur Schneelinie ansteigen. Hieraus geht zur Genüge hervor, dass das Klima jener ungeheue- ren Gebiete sehr mannichfaltig ist, je nach der Höhe über dem Meere den die betreffenden Gegenden einnehmen. So steigt man dort oft in einem einzigen Tage aus dem brennend heissen Klima der Küstengegenden zu der temperirten Zone des Plateaus empor, wo unsere europäi- schen Cerealien gedeihen, um von dort in die kalte Zone zu gelangen, wo nur niedrige Gesträuche und Alpenpflanzen gedeihen, und zuletzt die Gränze zu er- langen, wo der ewige Schnee jeder Ve- getation ein Ende macht, Man unter- scheidet demnach in jenen Ländern die heisse Zone, welche vom Meere bis zu ungefähr 2000 Höhe ansteigt, ferner die temperirte Zone, die von 2000’—6000’ ansteigt, und endlich die kalte Zone, die über 6000° sich erhebt. In der heissen Zone findet man nur wenige Orchideen, an den untern Gränzen der temperirten Zone mehren sich die Arten, um in ei- ner Höhe von 4800—6600° zur grössten Mannigfaltigkeit und zum grössten Reich- thum anzusteigen. In diesen Gegenden ist das Klima nach den Berichten aller Reisenden höchst angenehm, die Wärme übersteigt sehr selten 20— 24° R. und fällt fast nie unter 10° R., ungefähr wie während der angenehmsten Zeit unserer Sommer. — Wenn wir vorher erwähnten, dass das tropische Asien, wie Östindien, Java, Sumatra , Borneo, Neu-Guinea, die Mo- lukken in ihren ebenen Gegenden mehr Orchideen als das tropische Amerika be- herbergen, so sind aber auch dort die höhern Gegenden wiederum reicher an denselben als die Ebenen, und so gibt Garienflora Deutschlands und der Schweiz. es auch in jenen Gegenden manche Ar- ten der Gattungen Dendrobium, Phajus, Calanthe u. s. f., welche bei niedrigern Temperaturgraden zugleich mit den Or- chideen Armerika’s in unsern Gewächs- häusern recht gut gedeihen. Um einige Beispiele zu nennen, wächst z. B. die prächtige Vanda cae- rulea bei 3500’ in Indien, Coelogyne Wallichii und praecox stammen aus den höhern Gebirgen Nepal’s und viele Den- drobien kommen in den Vorbergen des Himalaya in einem gemässigten Klima vor. Kehren wir nach dieser Abschwei- fung zu den in unsern Gärten am zahl- reichsten vertretenen Orchideen Ameri- ka’s zurück, so ist überhaupt die tempe- rirte Bergregion des tropischen Amerika an Pflanzenformen unendlich reich. Der Europäer betrachtet mit Staunen alle die Gewächse, die hier in buntem Gemisch sich seinen Blicken darbieten, in einer‘ Mannigfaltigkeit und Schönheit, die er früher nie geahnt hatte. Hier ist Alles Leben, — über dem mit Farren und Aroideen bewachsenen Boden erhebt sich der Laubwald mit seinen zahllosen For- men in dreifacher Höhe einander über- ragend (Unterholz, Mittelholz und Ober- holz) und die Stämme und Aeste der Bäume sind mit den zahlreichen Orchi- deen und Bromeliaceen bekleidet. Eine Zahl von Orchideen steigt noch bis in die höhere kalte Region der Al- penpflanzen empor, und es sind dies merkwürdiger Weise nicht Formen, die unsern analog sind, sondern Orchideen mit Scheinknollen, wie z. B, Oneidium nubigenum, welches in den Anden Peru’s bis zu 14000’ emporsteigt und Epiden- dron frigidum, welches in Columbien noch bei 12— 13000‘ Höhe wächst und Frö- ste, ohne zu leiden, übersteht; freilich sind dies nur einzelne Arten, aber ver- I. Originalebhandlungen. hältnissmässig noch reich an Orchideen sind die Anden jener Länder bei 6 — 9000’ Höhe. — Es liegt auf der Hand, dass in die- sen Orchideen - Regionen des tropischen Amerika, wo die Sonne fast das ganze Jahr hindurch im gleichen Neigungs- winkel ihre Strahlen entsendet, nicht von Sommer und Winter die Rede sein kann, wie bei uns im Norden. Dagegen wechselt die Vegetation auch dort nach den Jahreszeiten; denn der dortige Win- ter ist die nasse Jahreszeit, der Sommer die trockne. Während des letzteren ver- lieren viele Bäume das Laub und die Pflanzen ruhen, während des ersteren kommen sie in neues Leben. Auch in der Cultur muss diese Ruheperiode für die Orchideen nachgeahmt werden, wenn sie kräftig gedeihen und namentlich viele Blüthen entwickeln sollen. Dass dabei nicht von einer absoluten Trockenheit, wenigstens bei der weitaus grössten Zahl der in Cultur befindlichen Orchi- deen die Rede sein kann, das geht zur Genüge aus den eigenthümlichen, zum Theil schon berührten Wachsthumsver- hältnissen hervor. — In jenen Waldungen der Bergregion, in den tiefen durch reissende Giessbäche gebildeten Schluchten der niedriger ge- legenen Orchideenfundorte, da vegetiren diese Pflanzen unterm steteu Schutze des dreifachen Blätterdaches in einem geheimnissvollen Halbdunkel, unterm Einiluss einer stets mit Feuchtigkeit ge- schwängerten Luft. Während der nas- sen Jahreszeit bilden sie, ernährt durch den Regen und den Humus, der sich an ihren Wohnplätzen auf den Stämmen und Aesten der Bäume angesammelt hat, üppige Triebe und kräftige neue Knol- len, und viele derselben entwickeln gleich- zeitig ihre Blumen. Auf die nasse Jah- reszeit folgt eine vermittelnde Periode, % 311 wo noch von Zeit zu Zeit Niederschläge stattfinden; während dieser Zeit bilden sie ihre Jahrestriebe fertig und bereiten sich zur Ruheperiode vor. Nun folgt die 3 Monate anhaltende trockne Jahres- zeit, wo zwar gar kein Regen mehr fällt, aber doch die stete Bodenfeuchtigkeit dieser Urwaldungen den nächtlichen Thau befördert und der Atmosphäre stets ei- nen gewissen, dem Wanderer angeneh- men Grad der Feuchtigkeit und Kühle mittheilt. Se kommt es denn, dass die epiphytischen Orchideen, ihrer grossen Mehrzahl nach, auch während dieser Ruheperiode ihre Blätter nicht verlieren, |ja viele derselben während derselben ihre Blüthen aus den oft blattlosen Knol- len oder Stengeln entwickeln, alle aber während dieser Periode die Kräfte zum neuen Triebe durch Deponirung von Re- servenahrung sammeln. — Hiermit sind freilich nur die Wachs- thumsverhältnisse des grössten Theils der in unsern Gärten aus jenen Gegenden eingeführten Orchideen geschildert. Schon durch die Variation des Standortes, — ob sie näher der Erde, — ob sie an Felsen, an todten Baumstämmen, auf den in Verwesung begriffenen Pflanzenresten, — ob sie auf den lebenden Stämmen näher dem Boden oder hoch oben in den Bäumen, wo die Sonne sie schon mehr trifft, — ob sie aui einzelnen Flüchtlingen des Waldes, auf freistehen- den Bäumen, der Sonne und dem Ein- fluss der trocknen Luft mehr ausgesetzt, — oder ob sie endlich gar wie manche Cyrtopodien mit ihren mächtigen Knol- len ganz sonnig auf heissen und trock- nen Standorten oder wie einzelne So- bralien in tiefem Humus an sonnigen Felsen wachsen, — darnach modifieirt sich natürlich auch der Grad der Ruhe, den sie eingehen, die Masse des Lichtes und der Feuchtigkeit und endlich die 372 vegetabilische Nahrung, die man ihnen zu ihrem Gedeihen in der Cultur bieten muss. — Wenn durch obige Verhältnisse der Grad des Ruhezustandes der Orchideen bis zu dem unserer Zwiebel- und Knol- lengewächse, bis zum Werfen der Blätter und jenem Stillleben oder Winterschlaf, der dem neuen Trieb vorausgeht, gestei- gert werden kann, so ist andererseits an all diesen verschiedenen Localitäten, der Uebergang von der trocknen zur nassen Jahreszeit selten ein plötzlicher. Es folgt auch hier eine vermittelnde Jah- reszeit mit einzelnen Regengüssen, wel- che das Leben allmählig anregt und nach und nach den Uebergang zum neuen kräftigen Wachsthume bildet. — Will man mit diesen mannichfachen Verhältnissen des Vorkommens der Or- chideen Schlüsse auf die Cultur ziehen, so lauten diese ihrer grossen Mehrzahl nach ganz anders als die Eintheilung der Botaniker; denn es gibt einzelne Gattungen, wie z.B. die Gattungen Cy- pripedium, unter deren Zahl sich Erd- orchideen und Epiphyten befinden, ob- gleich die Zahl dieser Gattungen zum Glück für den QCultivateur verhältniss- mässig gering ist. Häufig dagegen ist der Fall, dass nur eigentliche Epiphyten von umfassenden Gattungen, mögen sie nun auf lebenden oder todten Pflanzen wachsen, in sehr verschiedenen Zonen und Ländern vorkommen, so z. B. die grosse Gattung Epidendron ete. Die bo- tanische Eintheilung kann also wohl in vielen Fällen einen Fingerzeig für die Cultur geben, genügt aber in den mei- sten Fällen nicht, sondern es sind zur richtigen Cultur noch genaue Nachweise über das Vorkommen dieser Pflanzen von den Reisenden nothwendig, Nachweise, die man leider noch so selten findet. Allerdings gibt noch hier die practische Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Erfahrung dem Cultivateur nach und nach einen geübten Blick, der es schon an der Form der Knollen, an der Bil- dung der Stengel etc., mit ziemlicher Sicherheit erkennt, ob er eigentlich epi- phytische Arten, oder halbe Epiphyten, die in Pflanzenresten wachsen, oder ei- gentliche Erdorchideen, oder endlich ähn- lich wie unser Epheu kletternde Arten vor sich hat; dagegen über den Grad der mittleren Wärme, über den Grad der . Trockenheit, den sie während der Ruhe verlangen und so manche andere Ver- hältnisse können erst langjährige Cultur- versuche entscheiden, die von vornherein gleich auf die richtige Weise eingeleitet werden könnten, wenn man stets ge- ‚nauen Nachweis über Vaterland, Höhe und andere Localitätsverhältnisse des Fundorts hätte. Bei den botanischen Beschreibungen der Orchideen wäre es für den Cultiva- teur von der grössten Wichtigkeit, zu erfahren, ob die Blüthenstände aufrecht oder herabhängend, ein Charakter, der für die Cultur sehr entscheidend, da Letztere, wie die Stanhopea-, Gongora-, Acineta-, Acropera-, Coryanthes- Arten auch in der Cultur stets unter dem Da- che des Hauses aufgehängt werden müs- sen, und doch findet man über diesen Charakter gar keinen Nachweis. Als Beispiel, wie sehr der Cultivateur in die- ser Hinsicht der Aufklärung bedarf, um nicht unnütze Culturversuche zu machen, will ich hier nur der Gattung Stanho- pea erwähnen. Als von dieser Gattung die ersten Exemplare vor einigen zwan- zig Jahren in dem botanischen Garten zu Berlin eingeführt wurden, pflanzte der da- mals noch im dortigen Garten beschäftigte Plaschnik (jener in jeder Hinsicht so intelligente Gärtner, der leider so früh schon starb und dem der Gartenbau die Einführung einer Masse von Farrenkräu- I. Originalabhandlungen. tern verdankt, die unter seiner geschick- ten Pflege im botanischen Garten zu Leipzig erzogen wurden) dieselben in Töpfe. Erst später beim Verpflanzen bemerkte er, dass diese die Blüthenstiele . in die Tiefe des Topfes entwickelt hat- ten, wo sie verkümmern mussten und wurde durch diese traurige Erfahrung erst auf die richtige Cultur in aufgehäng- ten durchbrochenen Körben geleitet. Es ist dies nur eines der frappantesten Bei- spiele; ähnliche Erfahrungen wurden aber aus Unkenntniss der Cultur in al- len Gärtnereien gemacht. So ist das undankbare Blühen vieler Arten sicher- lich lediglich die Folge unregelmässiger Culiur, hat man doch in neuester Zeit in Folge rationeller, auf vollkommene Kenntniss des natürlichen Standortes ge- gründete Cultur auf den Blumenausstel- lungen England’s die schönen Dendro- bien und so manche andere Orchideen- gattung, die als selten blühend geschil- dert wird, in den prächtigsten, oft mit Hunderten von Blumen geschmückten Exemplaren gesehen. Ziehen wir aus all dem über das Vor- kommen der tropischen Orchideen Ge- sagten einen Schluss für die Cultur des weitaus grössten Theils der in un- sern Gärten befindlichen Arten, so wird deren Cultur in einem niedrigen Ge- wächshause, in dem durch Wasserdün- ste und häufiges Spritzen eine stets feuchte Atmosphäre erhalten wird, wel- ches bei hellem Sonnenschein durch Be- schattung vor den den wenigsten Or- chideen zusagenden directen- Strahlen der Sonne beschützt wird, am besten ge- lingen. Eigentlich sollte ein solches Or- chideenhaus 2 Ahtheilungen, eine wär- mere, von einer durchschnittlichen Tem- peratur von 230 R. und eine von 15 — 16° R. enthalten, Bei den aber noch meistentheils in 373 der Kindheit befindlichen derartigen Sammlungen Deutschland’s wird man sich mit einer Abtheilung begnügen müssen und nur den wärmern Arten die wär- meren Standorte mehr in der Höhe des Hauses, wo stets höhere Temperatur- grade als in der Tiefe sich finden, an- weisen müssen. Zur Erde wird man nach meinen Erfahrungen am geeignet- sten *), eine Mischung benutzen, die aus 2 Theilen einer Holzerde (am besten aus im Verwesen begriffenen Eichen- stöcken genommen), 1 Theil einer ro- then noch nicht verwesten Torferde, in der sich das Torfmoos (Sphagnum) noch als wesentlichster Bestandtheil erkennen lässt, und 1 Theil zerkleinerten frischen Torfmooses besteht. — Die ersten beiden Erdarten werden ebenfalls vor der Mi- schung zerkleinert, aber auch halbver- weste Holzstöcke cte. dazwischen gelas- sen. Auf diese Weise erhält man eine sehr lockere Erdmischung, in welche die atmosphärische Luft leicht eindringen kann und die gleichzeitig durch das Moos leicht befähigt ist, die Feuchtigkeit, ‚auch zu einer Zeit, wo man wenig giesst und spritzt, mit der Luft an sich zu zie- hen. Ich habe diese Erdmischung für die meisten Orchideen als durchaus zweckmässig gefunden und mich über- zeugt, dass auch alle epiphytischen Ar- *) Von dieser Erdmischung sind auch die tropischen Erdorchideen nicht ausgenommen, nur setzt man diesen noch etwas mehr Heide- erde hinzu. Denn während unsere einheimi- schen Orchideen meist in einem sehr rohen uncultivirten Wiesenboden wachsen, so kom- men die tropischen Erdorchideen fast sämmt- lich in einem tiefen, lockern, mit halbver- westem Holz untermischten Humus vor. Die fleischigen dicken Wurzeln derselben haben, ebensowohl wie die Wurzeln der Epiphyten, dies Eindringen der Luft in die aule bis zu den Wurzeln noihwendig. — 314 ten in einer solchen viel kräftigere Wur- zeln, Knollen, Stengel und Blätter bilden, als wenn man sie nur auf Holz heftet und ihre Nahrung einzig aus der Feuch- tigkeit der Luft bestehen lässt. Den- jenigen Erdorchideen aber, welche zu ihrer kräftigen Entwicklung während ih- res Wachsthums gerade noch mehr Nah- rung bedürfen, wie z. B. die Arten der Gattung Phajus, sowie selbst manche Catasetum und andere, gebe man zur Zeit ihres Triebes von Zeit zu Zeit mit Vorsicht einen Dungguss. Die Wahl der Geschirre und des Standortes hängt nun wesentlich von der Natur der Arten und deren Vater- land ab. Alle ächten Epiphyten werden in durchbrochenen Körben und Näpfen am besten gedeihen. Ueber die mög- lichst zahlreichen, zur Vermittlung des Eindringens der Luft in den Gefässen angebrachten Oefinungen, legt man Torf- moos, über dieses Stücke von Rinde, Kohle und faulem Holz und dann pflanzt man vorsichtig die Orchideen in die be- sprochene Erdmischung, der bei vielen Epiphyten auch noch Holzkohle mit Vor- theil beigemischt werden kann. Das Pilanzen der Orchideen erfordert Uebung und Geschick, damit bei dieser Arbeit das eigenthümliche Wachsthum stets ge- | hörig berücksichtigt wird und Stengel und Knollengebilde nicht mit Erde be- deckt werden. Noch nicht gehörig be- wurzelte man mittelst Haeken befestigen, oder sie erst auf ein Stück Rinde oder Kohle mittelst Bleidraht befestigen und sie dann erst einsetzen. Bei Arten, welche mit Stengel und Knollengebilden stets das Streben haben, aufrecht zu gehen, wie manche Oncidien (z. B. ÖOneidium flexuosum u. a.) oder Brassien u. s. f., wird das Wachsthum ungemein befördert, wenn man mit Torfmoos umwickelte alte vaterländische Knollen muss | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Holzstücke etc. denselben als Stütze gibt. Ein ähnliches Verfahren kann man bei den eigentlich rankenden Vanilla- Arten und Verwandten befolgen, wenn man sie nieht noch besser an Holzstäm- men, den Wänden etc. emporklimmen lässt. Das Aufhängen dieser Gefässe (über die wir uns schon Pag. 196, Jahrg. 1852, dieser Blätter aussprachen und die Zeichnung einiger Formen gaben) unter dem Dach des Hauses ist unter allen Umständen vortheilhaft, nur darf man es denselben zur Zeit des Wachsthums nicht an der gehörigen Feuchtigkeit mangeln lassen; doch können viele, wie z. B. die Laelia-, Cattleya-, Chysis-, Epi- dendron- Arten und andere auch mit dem gleichen Erfolge auf den Stellagen aufgestellt werden. Als Gattungen, de- ren Arten wenigstens grossentheils bes- ser gehängt als gestellt werden, nenne ich: Acineta, Aropera, Bifrenaria, Bras- sia, Brassavola, Cirrhaea, Coelogyne, Cyrtochilon, Dendrobium, Gongora, Odontoglossum, Oneidium, Peristeria, Schomburghkia, Stanhopea, Trichopylia, Vanda, Aerides, Saccolabium ete. — Eine grosse Anzahl eigentlicher Epi- phyten und alle diejenigen Orchideen, die ihren Wohnsitz mehr auf abgestor- benen Bäumen aufschlagen, oder auf dem lockern Humus an der Erde wach- sen, werden, einfach in gewöhnliche Töpfe gepflanzt und auf die Stellagen gestellt, vollkommen gut reüssiren. Beim Ein- pflanzen derselben muss durch eine or- dentliche Unterlage von Scherben, Torf- moos und Holz- und Rindenstücken für stets guten Abfluss des Wassers gesorgt werden. So gedeihen z. B. die Arten der Gattungen Acanthophippium, Cata- setum, Cattleya, Cypripedium, Cymbidium, Cyrtopodium, Fernandezia, Laelia, Ly- caste, Maxillaria, Miltonia, Pleurothallis,. Physosiphon, Stelis, Xylobium und Zy- Kür I. Originalabhandlungen. 315 gopetalon fast ohne Ausnahme vollkom- men gut. Aehnlich. werden die ächten Erdorchi- deen behandelt, nur kann man der Erde . derselben noch etwas ungesiebte Heide- erde beimengen. — Die geeignetste Zeit zum Verpflanzen sind im Allgemeinen die Monate Februar und März, wenn nach der Winterruhe die neuen Triebe erscheinen, wobei es sich jedoch von selbst versteht, dass man auch zu allen anderen Jahreszeiten einzelne Pflanzen versetzt, die es beson- | ders nothwendig haben. Beim Verpflan- | zen werden die Wurzeln so viel als mög- lich geschont und, wo diese bei stark verwurzelten Exemplaren an den Topf- rändern sich allenthalben festgesaugt ha- ben, lässt man sie zuvor ordentlich trocken werden, damit sich diese Wur- zeln leichter und ohne bedeutenden Schaden zu nehmen, lösen lassen. Es genügt im Allgemeinen, die Erd- orchideen alle 2—3 Jahre, die Epiphyten alle 3—6 Jahre zu verpflanzen; diejeni- gen Pflanzen, die im Frühling nicht ver- setzt werden und deren Ballen doch so trocken geworden, dass er nur sehr we- nig Wasser annimmt, werden gleichzei- tig in ein Gefäss mit lauem Wasser ge- stellt, damit sich der Ballen wieder ganz vollsaugen kann. — In Bezug auf die Ruheperiode, wel- che man nach vollendeter Vegetations- periode allen Orchideen zu Theil werden lassen sollte, wird in der Cultur noch am meisten gesündigt. Eine rationelle Behandlung “in dieser Hinsicht erfordert einen Cultivateur, der jede einzelne Pflanze gleichsam besonders beobachtet. Im Allgemeinen wird man am besten thun, die Ruhezeit, soviel es sich thun lässt, auf unsern Winter zu richten, eine Zeitperiode, die so ziemlich der grössten Zahl der Orchideen conveniren wird, Eine merkwürdige Thatsache, auf die ich schon bei anderer Gelegenheit hingewiesen, ist die, dass man die Zeit des Treibens und Blühens der exotischen Pflanzen und auch der Orchideen in der Cultur nicht beliebig verändern kann, sondern dass dieselben auch unter ganz veränderten Umständen ziemlich die gleiche Zeit in Bezug auf Trieb und Blühen in unsern Gewächshäusern, wie in ihrem Vater- lande einhalten, — Im Zürcher Garten hielten wir unser ‚Orchideenhaus von Juni bis Ausgang October am wärmsten (mindestens 20 — 24°R. bei Tage, 14—18° RR. bei Nacht), von da ab liessen wir die Temperatur im Winter des Tags nicht unter 16— 180R. sinken und erhöhten sie wieder allmählich gegen den Frühling hin. Während der Zeit, wo das Haus am wärmsten gehal- ten wird, werden die im Trieb befind- lichen Arten auch beständig feucht ge- halten und überhaupt wird durch häufiges Spritzen, (täglich 3—4 mal mit einer Spritze, die das Wasser wie einen feinen Staub vertheilt) Begiessen des Bodens und der Wände, sorgfältige Beschattung ete., eine möglichst feuchte Temperatur im Hause unterhalten. Im Winter wird nur bei hellem Wetter oder besonders trockner Temperatur des Hauses gespritzt, und überhaupt alle diejenigenArten, welche unter Einfluss der höhern Temperatur- grade des Sommers ihren Trieb vollen- deten, ziemlich trocken gehalten; doch achte man sorgfältig darauf, dass wäh- rend der Ruheperiode die Wurzeln nicht gänzlich absterben. Beschattet wird von Mitte November bis Ende Januar gar nicht. — Der Grund, weshalb wir im 376 Spätsommer das Haus verhältnissmässig wärmer, als im Vorsommer halten, fin- det in der Beobachtung seine Begrün- dung, dass die Orchideen zur Zeit un- serer Tag- und Nachtgleiche freudiger wachsen, als zur Zeit unserer längsten Tage, da unsere herbstliche Tag- und Nachtgleiche den Verhältnissen ihres Va- terlandes am nächsten kommt. Die Zeit unseres Frühlings bis Ende Juni dient dazu, das neue Leben nach der Winter- ruhe anzuregen, und die Zeit von Juni bis October, um ihren Trieb zu vollen- den. Bekanntlich lieben die Orchideen ein starkes Sinken der Temperatur wäh- rend der Nacht, und auch dieses kann man ihnen zu der angedeuteten Zeit- periode besser gewähren als im Vor- sommer; der nächtliche Thau muss durch regelmässiges Spritzen während des Abends ersetzt werden. Während der Triebperiode muss selbst im hohen Som- mer bei nasskaltem Wetter geheizt wer- den. — Indem wir hiermit diese allgemein gehaltenen Notizen über Vorkommen und Cultur der Orchideen schliessen, bemerken wir noch, dass dieselben lediglich den Zweck haben sollen, darauf aufmerksam zu machen, dass es nur dann möglich ist, mit Glück Orchideen zu cultiviren, wenn sich der Cultivateur mit der Natur dieser herrlichen Pflanzen gänzlich be- kannt macht und jeden einzelnen seiner Pfleglinge besonders unter Augen hat. Nur auf diese Weise wird es mög- lich, jeder einzelnen Art, je nach Stand- ort, Vaterland u. Ss. f. auch eine beson- dere Behandlung angedeihen zu lassen. Ueber die Cultur der Orchideen im Spe- ziellen verweisen wir auf den Artikel Pag. 56, 30, 341, 213, Jahrg. 1852, fer- ner auf den grösseren Artikel von Herrn Hofgärtner Wendschuch Pag. 180 und Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 199 Jahrg. 1853, und endlich Pag. 189 _ Jahrg. 1853. — Mit Absicht erwähnten wir nicht der vielfach gebräuchlichen Manier, in den Orchideenhäusern Baum- stämme aufzustellen und an diese die Orchideen zwischen angenagelte Baum- rinde in die ausgehöhlten Enden der Aeste etc. zu pflanzen, Auch wir hat- ten früher eine ähnliche Einrichtung, da dieses Arrangement nicht nur einen eigenthümlichen Reiz hat, sondern auch gleichsam die Natur nachahmt, was für die Besucher noch einen besondern Reiz hat. Dagegen hat jede derartige Ein- richtung den grossen Nachtheil, dass al- les Ungeziefer unter der Baumrinde einen Schlupfwinkel findet, wohin man das- selbe nicht verfolgen kann. Namentlich nehmen die Kellerasseln in solchen Häu- sern auf eine gräuliche Art und Weise zu, und wenn man derartige Baumstäm- me schält, findet man sie hundertweise in allen Stufen der Entwicklung zwischen Rinde und Holz. Auch die Schnecken aller Art sind bei solchem Arrangement viel weniger leicht zu beseitigen, und doch sind beide Thiergattungen so ge- fährliche Feinde der Orchideenblumen, denen sie als Leckerbissen nachgehen, dass wenigstens wir dadurch vermocht wurden, die Baumstämme aus dem Haus heraus zu thun. Sind die Orchideen in transportable Gefässe gepflanzt, so ver- wendet man alle blühenden Pflanzen viel besser zur Decoration des decora- tiven warmen Gewächshauses, des Blu- menzimmers oder Salons, da sie alle sehr wohl während der Blüthe auch nnterm Einfluss von niedrigeren Temperaturen ge- deihen können. Will man aber das Or- chideenhaus selbst decorativ einrichten, so würde ich ein Arrangement mit Tropf- steinen, die zwischen die Erdorchideen und Farren gepflanzt werden, stets vor- ziehen. (E. R.) BR. Taf. 212. 2 a h fl AR: a II. Neue Zierpflanzen. Aufzählung der in deutschen Gärten in Cultur befindlichen Orchideengattungen. Erklärung der Zeichen. e. Erdorchideen, welche in der oben be- schriebenen Erdmischung, der noch !a Heide- oder Moorerde zugemischt wurde, eullivirt und in Töpfe gepflanzt werden. h. Epiphyten, die in durchbrochene Näpfe oder Töpfe gepflanzt und wo möglich un- term Dache aufgehängt werden. n. Werden in Näpfe in der Erdmischung der Erdorchideen gepflanzt. . Werden in Töpfe gepflanzt. w. Müssen in die wärmste Abtheilung oder an den wärmsten Platz des Orchideen- hauses gebracht werden. or Acanthophippium Blume. Erdorchi- deen mit beblätterten Scheinknollen, welche das warme Asien bewohnen. Blüthenschafte wurzelständig, armblu- mig, aufrecht. Schöne Pflanzen. t. w. Acineta Lind!. Sehr schöne Epi- phyten mit Scheinknollen,, wurzelständi- gen langherabhängenden Blüthentrauben 377 und meist bräunlichen fast kugligen Blumen. Mittelamerika. Cultur in auf- gehängten Körben oder Näpfen h. Acropsis Bl. Kleine Epiphyten mit Scheinknollen und wurzelständigen Blü- thenrispen. Ostindien. h, Lindl. Epiphyten mit Scheinknollen, wurzelständigen, her- abhängenden Blüthentrauben. Mittel- amerika. h. Gedeihen auch im gewöhn- lichen Warmhause und blühen sehr dankbar. Aeranthus Lindl. Epiphyten Ost- indien’s mit zweizeilig beblätterten Sten- geln und einblumigen wurzelständigen Blüthenschaften. Schön. h. w. Aerides Loureiro. Epiphyten Öst- indien’s mit zweizeilig beblätterten Sten- geln, sehr dicken fleischigen Luftwurzeln und achselständigen oft hängenden Blü- thentrauben. Ein vorzüglich schönes, sich häufig durch den Wohlgeruch der Blumen auszeichnendes Geschlecht. h. w. Lieben eine sehr hohe stets feuchte Lage. (E, R.) Aeropera Il. a) Abgebildet in Illustration horti- cole. 1) Datura albido -flava Lem. Solanaceae. — Eine zur Untergatlung Brugmansia gehö- ige neue Art, durch Verschaffelt von der Insel St. Catharina (Brasilien) eingeführt. Sie kann sich an Schönheit mit den beliebten Br. arbo- rea und sanguinea zwar nicht messen, aber ihre grossen gelblichgrünen, glockigen Blu- men und das reiche, glänzende Laub ma- chen sie immerhin zu einer wünschenswer- ihen Acquisition. Blätter oval, oblong, bis 12 Zoll lang und 5 Zoll breit, ganz randig, ober- halb glänzend dunkelgrün, wie gefirnisst, un- terhalb blasser und besonders den Rippen ent- lang violett verwaschen. Blumen endständig, X. 1857. Neue Zierpflanzen. einzeln oder paarweise, nickend, Kronenröhre 5kantig, breitglockig an der Mündung, der Saum 5zähnig. Die Blüthenfarbe ist zuerst ein helles Grün, wird im Abblühen heller, gelblichweiss. Die Blumen haben den wider- lichen, betäubenden Geruch, der so häufig in dieser Familie ist. Als Kübelpflanze zu empfehlen. (Taf. 131.) 2) Lilium tenuifolium Fisch? Wurde ven dem Petersburger botanischen Garten, als der- selbe noch unter Fischer's Leitung stand, zu- erst verbreilet, ist aber, obgleich eine der zier- lichsten und Arten, noch selten in den Gärten, Sie gehört zur Gruppe der Martagon-Lilien, mit stark zurückgerollten Corollen, und ist 25 schönsten immer 378 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. leicht kenntlich an den feinen, schmal-linealen | randet sind. Verschaffelt in Gent erstand das Blättern, die den unteren Theil des Stengels dicht bedecken, höher hinauf zerstreut entfernt stehen, und den lebhaft orange-scharlachrothen, ungefleckten Blumen, die ausserdem sehr wohl- riechend sind. Starke Zwiebeln bringen mehrere (5— 7) Blüthen, schwächere Exemplare sind oft nur Ablumig, und auch die wilde Pflanze scheint nicht so kräftig und reichblüthig zu sein, als gut cullivirte Exemplare, hält im Freien recht gut aus in einem leichten, *sandigen Boden, wo kein Grundwasser hindringen kann. Die Zwiebelpflanzen leiden im Allgemeinen weit mehr von der Nässe als von der Kälte, nur bei stärkerem Froste wird eine leichte Deckung nöthig, wenn der Schnee nicht schon gedeckt hat. (Taf. 132.) 3) Zaelia Brysiana Lem. Orchideae. Von Paranahyba in Centralamerika durch M. Brys, einem belgischen Orchideenfreunde und eifrigen Beförderer der Botanik, eingeführt. Eine präch- tige Art mit grossen ansehnlichen Blumen. Die Blüthenhüllblätter sind auf grünlichem Grunde purpur verwaschen und fein roth punktirt, die Lippe die Säule umfassend, auf der Rückseite hellröthlich, innen prachtvoll karmin-violett mit Sammelglanz. Lemaire ver- muthet, es könne ein Bastard sein, wahrschein- lich zwischen Calileya granulosa oder C. gut- tata und einer Laelia, vielleicht der L. aulum- nalis, da die Blütbenform genau die Mitte hält zwischen Cattleya u. Laelia, und mehr noch durch die Structur der Pollenmassen: nur das obere doppelte Paar ist normal entwickelt, das un- tere dagegen ist bedeutend kleiner und scheint verkümmert zu sein, was allerdings einen hy- briden Ursprung vermuthen lassen könnte. — Dass natürliche Bastarde bei den Orchideen vorkommen, ist bei den einheimischen Arten bereits längst erwiesen, und ebenso wahr- scheinlich ist es auch, dass manche exotische, jetzt als Art geltende Orchidee, später als Hy- bride erkannt werden dürfte, besonders in den artenreichen Galtungen wie Stanhopea, Onei- dium, Cattleya u. s. w. (Taf. 134.) 4) Cydonia japonica var. Mallardii. Wiederum eine hübsche Abart von der be- liebten Cydonia oder Pyrus japonica, deren lebhaft rosenrothe Blumen breit reinweiss ge- Eigenthumsrecht von dem Züchter, einem fran- zösischen Amateur M. Mallard, dessen Namen sie trägt. Wir haben jetzt also schon eine ganze Reihe von Abarten, und eine Zusam- menstellung derselben in eine Gruppe muss in der Blüthezeit einen herrlichen Effect machen. (Taf. 135.) 5) Jzalea indica Baron de Friere. Eine hübsche neue Form, im Besitze des Herrn A. Verschaffelt. Die grossen Blumen sind zart incarnatrosa, amı Rande in weiss auslaufend, die oberen Pelalen mit einer lebhaft rosen- rolhen, karmoisin gefleckten Fahne, (Ausdruck für die lebhaften, meist mehrfarbigen Flecken, wenn dieselben nur auf den obern Blumen- blättern vorkommen, wie bei Azaleen, Rho- dodendron, Pelargonien, Alstroemerien, Tro- paeolum u. s. w.) (Taf. 136.) 6) FPetunia var. Inimitable. Unter den neuen diesjährigen Petunien zeichnet sich diese Form, die auch als P. Gloire de Deinze in mehreren Catalogen aufgeführt ist, durch ihre überraschende, breite und scharfe Panachirung aus. _ Die Blumen sind meistens weissgrundig mit breiten, violettrothen, unregelmässigen Bän- dern, oft sind siejedoch auch umgekehrt roth- grundig, mit weiss breit panachirt, und manch- mal, wie es bei solchen tranchirt zweifarbigen Spielarten häufig vorkommt, werden einzelne Blumen ganz weiss oder ganz roth. (Taf. 137.) 7) Astrocaryum rostratum Hook. (A. mexicanum Hort. Belg.) Palmeae. Unter den niedrigeren Palmen, die schon in.mässig ho- hen Warmhäusern ihre ganze Schönheit ent- wickeln können, und daher allgemein zu em- pfehlen sind, ist die vorstehende Art eine der schönsten. Die breiten, an der Spitze tief zweitheiligen Wedel sind unregelmässig zer- schlitzt, oberhalb glänzend grün, unterhalb durch einen weissen kleiigen Ueberzug silber- grau, gracil übergebogen, 3—5 Fuss lang und werden getragen von 1'/z — 2!/2 F. langen, am Grunde fast umfassenden Blatistielen, die dicht mit schwarzglänzenden, steifen und spitzi- gen Stacheln besetzt sind, auch die Rhachis der Wedel ist unlerhalb mit kleineren, abfal- lenden Stacheln bekleidet. Diese Art blüht leicht und mehrmals im Jahre, die verlängert II. Neue Zierpflanzen. kahnförmige Blüthenscheide ist an der Spitze langgeschnäbelt, violettbraun, dicht mit Sta- cheln bedeckt, die zahlreichen, monoeeischen, dicht gedrängten Blüthenähren sind rahm weiss und duften im frischen Zustande wie die Blülhe des falschen Jasmin (Philadelphus coronarius). Sie wurde schon lange in belgischen Gärten als A. mexicanum cultivirtt und wurde im südlichen Mexiko und in Brasilien einheimisch gefunden; esist daher wahrscheinlich, dass sie in ganz Centralamerika vorkommt. Man gibt den Palmen im Allgemeinen Töpfe oder Kü- bel, die weit tiefer als breit sind, da ihre Wurzeln gerne senkrecht herabsteigen, und eine ziemlich compacte, dabei aber humus- reiche Erde, etwa 2 Theile guten, nahrhaften Lehm und 1 Theil Laub- oder Moorerde und etwas grobkörnigen Sand. Wenn sie kräflig treiben, kann man auch von Zeit zu Zeit ei- nen schwachen Dungguss anwenden. (Taf. 138.) b) Abgebildet im Botanieal Maga- zine. 8) Comparettia falcata Poepp, et Endl. Orchideae. Das Genus Comparettia besteht nur aus einigen Arten, es sind niedliche Epiphy- ten mit kleinen Scheinknollen und Blättern und langen, hängenden Blüthentrauben, die auf Bäumen wachsen und noch selten sind in unsern Sammlungen. Besonders bemerkens- werth ist die Structur der Sporne in diesem Genus, nicht nur läuft die Lippe in zwei Sporne aus, sondern diese liegen wiederum verborgen in einem Sporn der verwachsenen seitlichen Sepalen, eine ganz ähnliche Bildung, wie sie bei Aconitum vorkommt. Die vorstehende Art wurde von Dr. Poep- pig in Peru entdeckt und neuerdings von Linden in der Nähe von Merida (Columbien) gefunden und importirt. Die kleinen Scheinknollen sind glatt, läng- lich, büschelweis zusammenstehend, 1blättrig; Blatt lanzetilich, fast sichelförmig, gespilzt, der endständige Blüthenschaft dünn, herab- hängend, etwa spannenlang, mit einzelnen kleinen anliegenden Schuppen besetzt, in ei- ner armblüthigen (4—6) lockeren Traube aus- laufend. Die verhältnissmässig ansehnlichen Blumen sind schön lebhaft purpur-karmoisin- 379 roth gefärbt. Lippe breit, verkehrt-herzförmig, ohne Lamellen, Sporn pfriemlich, kahl. — Die niedlichen Compattien gedeihen am be- sten, auf Holzklötzen befestigt, in der kühleren Abtheilung eines Orchideenhauses. ° (Taf. 4980.) 9) Befaria Mathewsii Field. et Gardn. (B. phillyreaefolia Bnih.) Ericaceae. Die Be- farien ersetzen in den höheren, kühleren Re- gionen der Cordilleren die ihnen in vielen Beziehungen ähnelnden Rhododendron - Arten der asiatischen Gebirge und unserer Alpen. Sie gleichen den Rhododendron im Wuchse, wie in Blatt und Blüthen und erfordern auch die gleiche Cultur, wie die nicht im Freien ausdauernden Rhododendron und Azaleen. Linden in Brüssel gebührt das Verdienst, meh- rere sehr schöne Arten eingeführt und mit bestem Erfolge cultivirt zu haben; von seinem Etablissement aus sind diese schönen Pflanzen auch in die meisten grösseren Gärlen über- gegangen, da sie jedoch sich fast nur durch Samen vermehren, sind sie noch verhältniss- mässig selten und theuer. Während die übri- gen Arten fast sämmtlich roth blühen, zeich- net sich die vorstehende durch ihre blassgelbe Blüthenfarbe aus. Wurde von Wm. Lobb in ‚den Bergen Peru’s gesammelt und an die Her- ren Veitch und Sohn gesandi, bei denen sie zum ersten Male blühte.. Im Heimathlande wächst diese Art zu einem grossen Strauch heran, mit kahlen oder filzig behaarlen Aesten; Blätter länglich- elliptisch, gespilzt, unterhalb graugrün und fast filzig, kurz gestielt, 1—2'/z Zoll lang. Die endständigen Blüthenirauben locker, fast doldentraubig, rostlarben - filzig; Blüthenstiele verlängert, gerade, dickblällrig; Kelch 5—7 lappig; Petalen länglich - spathel- förmig; Staubfäden und Pistill hervorlretend, leicht gekrümmt, am Grunde behaart. (Taf. 4981.) 10) Aörides cylindricum Lindl. Orchideae. Eine interessante osüindische Art, die in ihrer Tracht an Sarcanthus terelifolius und an Vanda teres erinnert und leicht an den einzeln achselständigen, ziemlich grossen Blu- men erkenntlich ist. Stengel dünn, stielrund; Blätter entfernt stehend, verlängert- pfriemlich, stielrund, zugespilzt; die Oberseite mit einer schmalen Längsfurche; Blüthenhüllblätter gleich- 25 * 380 - geformt, verkehrt-eiförmig, wellig gerandet; Lippe dreilappig, die seitlichen gross, aulge- riehtet, der mittlere herabgebogen, breit, ver- kehrt-herzförmig , tief zweispaltig, genagelt. (Taf. 4982,) 11) Begonia heracleifoliae 8 nigricans. (B. punctata et B. nigricans Hort.) Die in Gärten häufig als B. punctata oder nigricans eulüivirte Pflanze isi sicher nichts weiter als eine schöne Abart der B. heracleifolia mit fast schwarzgrün gefleckten Blättern. Sie ist eine sehr decorative, empfehlenswerihe Pflanze. (Taf. 4983.) 12) Begonia Griffithii Hook. (B. pieta Hort. non Smith.) Eine prächtige, neue Art, die wahrscheinlich von Giiffilh zuerst in Bho- tan entdeckt wurde, und von den Herren E. G. Henderson und Sohn im Frühjahr 1857 als B. picta in den Handel kam. Sie hat im All- gemeinen Achnlichkeit mit B. Thwaitesii und zeichnel sich ebenfalls besonders durch die schönen Blätter aus, übertrifft jene jedoch weil an Schönheit und ist auch nicht so sehr zärt- lich, sondern leichter in der Cultur. Rhizom kriechend. Blattstiele kaum so lang als die grossen, schief-herzförmigen, kurz zugespilzten Blätter; diese sind buchtig-gekerbt, am Grunde mit abgerundeten, übereinanderschlagenden Lappen, kurz-steifhaarig. Die Oberfläche des Blattes ist dunkelgrün mit einem breiten hell- grünen Gürtel, der in gleicher Entfernung vom Rande das ganze Blatt regelmässig umfasst und selbst wieder durch den dunkel -purpur- grünen, gewimperlen Rand eingesäumt wird. Die Unterseite ist dunkelblutroth, mit Ausnah- me des gleichen hellgrünen Gürtels. Der irug- doldige Blüthenschaft wenig länger als die Blattstiele; Blumen gross, innen weiss, die männlichen mit 4, die weiblichen mit 5 Se- palen. (Taf. 4984.) 13) Zhunbergia laurifolia Lindl. Acan- thaceae. Eine prächtige Schlingpflanze für's Warmhaus, die an der Hinterwand ausgepflanzt und unterm Dache hingezogen, üppig wächst und auch dankbar und zu verschiedenen Jah- reszeiten, meistens in den ersien Frühlings- | monaten, blühen sol. Wurde von der ma- layischen Halbinsel eingeführt und blühte zu- erst in Frogmore 1856. Sie wird wie die meisten Thunbergia- Arten sich leicht durch Garienflora Deutschlands und der Schweiz. Stecklinge, und wohl auch durch Samen ver-. mehren lassen, und finden wir sie bereits im Nachtragsverzeichnisse für Herbst 1857 der Herren Jacob Makoy u. Comp. in Lüttich mit 7 Fr. notirt; sie ist darin unter dem Namen Hexacentris Harrisi aufgeführt. Blätter lang- gestielt, länglich-oval, zugespitzt, kahl; Blatt- stiel am Grunde und an der Spitze verdickt; Blüthentrauben ‘endständig oder axillär; die sehr grossen, hellblauen, im Schlunde gelb- lichen Blumen fast wirtelig gestellt; Bracteen gross, eine zweiblältrige Scheide bildend; die Saumlappen der Corolle tief ausgerandet, fast zweispaltig. (Taf. 4985.) 44) Echeveria eanaliculata Hook. Crassu- laceae. Unter den jetzt von der Mode fast ganz verdrängten, sogenannten Fettpflanzen sind die schön blühenden Echeveria-Arlen be- sonders hervorzuheben. Ihre meist rosetien- arlig gestellten weissgrauen Blätter und der hohe Blüthenschaft mit den hochrothen Blu- men geben ihnen eine eigenthümliche Phy- siognomie und machen sie zur Zierde jeder Sammlung. Die vorstehende Art wurde von den Real del Monte Bergen Mexiko’s, einge- führt. Stamm aufrecht, kurz und dick; Blätter rosetlenarlig zusammengedrängt, länglich, zu- gespitzt, oben tief gerinnt, blaugrün mit roth verwachsen. Bei Pflanzen, die blühen wollen, treibt der Stamm durch, ist mit entferntstehen- den, allmählig an Grösse abnehmenden Blät- tern besetzt und trägl oben eine ungelähr spannenlange Traube schöner scharlachrother Blüthen, (Taf. 4986.) 15) Gardenia eitriodora Hook. Rubiaceae. Eine höchst interessante neue Art von Port Natal von den Herren Rollisson in Tooting bei London eingeführt. Die weissen, äusserst wohlriechenden Blumen sind, wenn mit den übrigen Arten verglichen, zwar nur klein (sie gleichen Orangenblüthen in Grösse und Wohl- geruch) aber der hübsche, immergrüne, kaum einige Fuss hohe Strauch bedeckt sich fast ganz mit Blüthen, und die grosse Menge der- selben bietet reichen Ersatz für die Kleinheit der einzelnen Blume. Blätter elliptisch-lanzett- lich, fast zugespitzt, gestielt, wie der ganze Strauch unbehaart, Nebenblätter aus breitem Grunde lang, pfriemlich; Blumen in vielblumi- gen, blattwinkelständigen, sehr kurz gestielten H. Neue Zierpflanzen, Doldentrauben. gewimpert; Blumenkrone tellerförmig, mit kur- zer Röhre und 5 ausgebreitelen obovalen, stumpfen Saumlappen, weiss, an der Spilze, besonders bei den Knospen, roth verwaschen. Cultur wahrscheinlich die der übrigen Garde- nia-Arten. Sie lieben sämmllich eine feucht- warme Luft und eine reiche, lockere Laub- oder Holzerde Bodenwärme eines Lohbee- tes in niedrigen Warmhäusern oder in warmen Mistbeelen sagt ihnen besonders zu und ist zu ihrer kräftigen Entwicklung, wenn sie trei- ben, unumgänglich nolhwendig. (Taf. 4987.) (E. 0.) 16) Pyramiden - Tanne. Eine ausgezeich- nete Abart der gewöhnlichen Fichte (P. Abies) mit aufgerichteten kurzen Zweigen und daher von pyramidalem pappellörmigem Wuchse sah der Unterzeichnete kürzlich in der Han- delsgärinerei des Herrn Hedwig zu Novo De- rewno bei Petersburg. Derselbe hatte die Sa- men von einem einzelnen ähnlichen ausge- zeichneten Exemplare milgebracht, welches er in dem Garten des Herrn von Hügel zu Wien fand. Die Sämlinge sind nun aller- dings grossentheils in ihrem Wuchs zur ge- wöhnlichen Stammart zurückgekehrt, theils haben sie aber auch die auffallende Tracht des Baumes, von dem sie stammen, vollstän- dig beibehalten. (E. R.) 17) Diploclinium (Begonia) splendidum C. Koch; Begoriaceae. — Soll eine der schönsten Begonien sein, mit jungen Blättern von 4 — 6 Zoll im Durchmesser, die mit tief roth gefärbten Borsten oberhalb besetzt sind und davon vroth schillern. Zwei herrliche Exemplare derselben besitzen die Herren Rei- chenheim und Nauen in Berlin. Stengel dick, wenig verästelt, 1 — 2 Fuss hoch. Blattstiele 6 — 9 Zoll lang, rothborstig. Blatt schief herzförmig , flach 7-lappig. Blüthenstand wie- derholt dichotom, dicht. Blumen gross, weiss, 1"%—1!]2 Zoll im Durchmesser. Vaterland Ostindien? Cultur im feuchten Warmhause, (Allg. Grizig.) 18) Platycentron (Begonia) Roylei C. Koch; Begoniaceae. — Stammt aus dem Hi- malaya und ist jetzt in mehreren Gärten Berlin’s meist als B, piela eingeführl, der sie nahe steht. Kelchzipfel kurz, pfriemlich, 381 Stengel liegend, fast rankend, von hellen Haa- ren zoltig und mil schmalen braunen Flecken besetzt. Blattstiele zetlig, {6 — 7 Zoll lang; Blätter tief/herzförmig, schief, gelappt, und fein gesägt, 8Zoll lang, 6'/% Zoll breit, oberhalb fein flaumhaarig; um den Blatistiel herum ein Kranz grünbrauner Flecken, und das Blatt ausserdem gleichfarbig gerandet. Blumen weiss, auf achselständigem, doppelt gabeligem Blüthen- stande, aussen braunhaarig. (Allg. Grizig.) 19) Platycentron (Begonia) annulatum C. Koch. Aus Ostindien, im Besitz des Herrn Borsig in Berlin. Ebenfalls als B. piela aus England bezogen und mit dieser sehr nahe verwandt. Siengellos, mehrköpfig. Blätter schief-herzförmig, 6 Zoll lang, 4%, Zoll breit, fast ganzrandig; um den Blalistiel ein schwarz- grüner zackiger Fleck‘, der borstig behaart und dem Rande nach verläuft eine silbergraue Binde. Blüthenstand wie bei der verhergehen- den. (Allg. Griztg.) *). 20) Deegen’s Bisquit-Kartoffel. Wird von der Thüringer Gartenzeitung als die beste der neuesten und neueren Sorten im Geschmack, und dabei zugleich als sehr genügsam in Be- zug auf Boden empfohlen. — 21) Farfugium grande Lindl.; Composi- tae. Eine perennirende Staude aus China, vom Aussehen eines Huflattigs (Tussilago Pe- lasites). Diese Pflanze zeichnet sich durch das grosse decorative Laub aus und wird unsern Rasenplätzen sehr zur Zierde gereichen. Auf 1% — 15 Zoll langen welligen Blattstielen steht das grosse bis 2 Fuss im Umfange hal- tende Blatt, das von herzförmiger Gestalt, eckig, glänzend grün und heller gefleckt. Blu- men auf einem Schafte), der kürzer als die Blätter. ‘Blülhenköpfe strahlig; mit eylindri- schem einreihigem Involucrum, am Grunde von 3—4 kleinen Schuppen umgeben. Frucht- *) Begonia pieta Sm. (Exot. bot. tab. 104. Lodd. bot. cab. tab. 571) scheint eine sehr veränderliche Pflanze zu sein, von der schon Hoocker (Bot. Mag. 2962) eine andere Form abbilde. Von den Botanikern und Gärinern scheinen auch die beiden von C. Koch als neu beschriebenen Platycentron- Arten zu BR. pieta gezogen worden zu sein, 332 - boden nackt, grubig. Die röhrigen Scheiben- blumen purpur ; Strahlenblumen gelb, 2lippig, die äussere Lippe vorn 3zähnig, die innere aufrecht 2lappig. Fruchiknoten ohne Schna- bel, weichhaarig. Pappus vielreihig , scharf. Den Gattungen Anandria und Chaptalia zunächst verwandt und durch Fortune eingeführt. (Gard. Chron 57. pag. 4.) 22) Ureokinnera spectabilis Lindl.; Scro- phularinae.. — Eine neue, mit Pentstemon verwandie Gatlung. Der becherförmige, A-zäh- nige Kelch, der die fachspaltige Capsel eng umschliesst , unterscheidet sie von jener Gat- tung. Der barbarische Name ist von Lind- ley, nach Herrn Ure Skinner in ähnlicher Zu- sammensetzung wie früher, Saxe Gothaea, Fitz Roya etc. gewählt worden. Bildel eine aufrechte krautige Pflanze vom Aussehen ei- ner Gesnera. Blätter gestielt, länglich, ge- zähnt, 2 — 4 Zoll lang. Blumen in end- ständigen sitzenden Aehren, unterstützt durch eine fädliche, behaarte Bractee. Blumenkrone hellviolett, 1!Ja Zoll lang. — Stammt aus Guatemala. Cullur im Warmhanse. Blühet während eines grossen Theils des Jahres. (Gard. Chron. 1857. pag. 36.) 23) Die neuen Magnolien des Himalaya. Es ist auch schon in diesen Blättern von der prächtigen Magnolia Campbelli die Rede ge- wesen. Nach einer Noliz des Herrn Dr. Hoo- ker gelang es, bis jelzt weder ihm, noch Dr. Thomson, noch Dr. Campbell, diese und einige verwandte Arlen in England einzuführen. Alle gesendeten Samen kamen todi an. Hooker hofft jedoch, dass es bald gelingen werde, lebende Pflanzen einzuführen. (Gard. Chron.) 24) Das Vaterland der gelben persischen Rose ist dieProvinz Kistevar in der Nähe von Kaschmir im westlichen Himalaya. Hier fand Dr. Thomson die einfach blühende Stammart wild in einer Höhe von 7500 Fuss über'm Meere. Auch in den Gebirgen Afghanistan’s fand sie Griffith. In Persien wird diese Rose nur cultivirt und kam aus den dortigen Gärten nach Europa. (Gard. Chron.) 25) Tainia barbata L. Epiphylische Or- chidee aus Ostindien, wo sie in Khasia auf Stämmen der Gordonia wäehst. Blätter läng- lich-lanzeitlich, Srippig. Blüthenrispe lax, fil- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. zig, wenig blumig. Blüthenstielchen doppelt so lang als der Fruchtknoten, von flachen Haaren barlig. Blüthenhülle, Blätter und Lippe zugespilzt. Blüthenrispe 2% Fuss und länger. Blumen gelb, mit roih gestreift. Sepalen sichelförmig, aufwärts gerichtet; Petalen linear- und zurück- geknickt. Lippe oval, zugespilzt, an die Säule gedrückt, mit deren verlängertem Grunde sie verwachsen ist. Anthere 2fächerig; in jedem Fache liegen A concav-convexe, rundliche, gleichgrosse Pollenmassen. Gehört zu den unbeschriebenen Orchideen. (Gard. Chron. 1857. pag. 68.) 26) Oncidium biformis Lindl. (Tetrapelala micropetala). Epiphylische Orchidee mit rein gelben Blumen aus Mexiko. Verwandt mit 0. pubes und constrietum. Lippe geigenför- mig, am Grunde mit 2 ohrenförmigen, spitzen, vorgezogenen Lappen; Mittellappen am Grunde fast gleichbreit, nach vorn flügelförmig ver- breitert, zweilappig, mit zwischen gestelltem Mucro. Schwiele am Grunde der Lippe linear, vorn stumpf 3zähnig. Säule mit an der Spitze eingekerblen ohrenförmigen Flügeln. Blüthen- traube armblumig. Bracteen zugespilzt, kür- zer als die zolllangen Blüthenstiele. Schein- knollen oval, zweischneidig, 2 bandförmige Blätter tragend, die viel länger als die Blü- thentraube. (Gard. Chron. 1857. pag. 84.) 27) Die graue St. Germain- Birne. Poire de St. Germain gris d’'hiver. Nach Du Breuil ist dies eine sehr werihvolle Sorte, die salft- reicher als die gewöhnliche weisse Winter- St. Germain- Birne ist und ausserdem durch den grauen reinettenarligen Ueberzug sich unterscheidet. (Revue horiicole.) 28) Asphodelus ramosus; L. Liliaceae. — Es ward dieser Asphodill, der knollige, einer Dahlie ähnliche Wurzeln, blaugrüne grasarlige Blätter und weisse, von einem verästelten Blüthenstand getragene Blumen besitzt, in al- ten Zeiten von den Römern auf die Gräber gepflanzt, indem die Alten glaubten, dass die Verstorbenen sich der Nahrung bedienen könnten, die die Wurzeln liefern. Es sind diese letzteren nämlich reich an Amylon (Stärkemehl) und werden daher in neuerer Zeit der A. ramosus im südlichen Frankreich zur Alkohol-Fabrikation angebauet. Derselbe ll. Neue Zierpflanzen. gedeihet fast in jedem Culturboden und in je- der Lage. Man vermehrt ihn durch Samen und Wurzeltheilung. Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch einer jener in neuerer Zeit gewöhnlich gewor- denen Beutelschneidereien erwähnen. Es ver- kauften nämlich herumziehende Gärtner im letzten Winter hier in Petersburg allerlei Pflan- zen. Neben Rosen, Camellien, Obstbäumen, Paeonien etc., die den Liebhaber wenigstens einen bestimmten Flor, wenn gleich nicht von der gewünschten Schönheit liefern mögen, hatten sie auch, wie jene seiner Zeit in Deutschland und Frankreich von allen Garten- journalen gezeiehnete herumziehende Betrü- gern (Türk et Comp. etc.), die Knollen einer grossen Menge von Raritäten bei sich, von denen sie die Abbildungen zeigten. So führ- ten sie gerade von Asphodelus ramosüs oder luteus viele Knollen bei sich. Knolle und Blätter waren ziemlich getreu, aber aus der Mitte der Blätter erhob sich ein kaum 1 Fuss „hoher Stengel, der eine Traube von grossen (ei- nige Zollim Durchmesser) haltenden Blumen trug. Diese Blumen waren auf den verschiedenen Ab- bildungen in den herrlichsten Farben, wie in blau, scharlach , roih, braun und dabei zum Theil ähnlich der Fritillaria Meleagris gezeichnet, ge- färbt. Auf meine bescheidene Anfrage, wo denn diese schönen Pflanzen herkämen , ward mir die Antwort gegeben, dass diese Aspho- delus schon einige Jahre in Frankreich gezo- gen würden und dort zu den gesuchtesten Neuigkeilen gehörten. Ausserdem wurden re- montirende Hyaeinthen , eine herrliche Pflanze mit dem Blalte von Gentiana luteay aber ho- her verästelter Blüthenrispe, und einer Masse grosser, dicht gefülller Blumen, in deren Mitte ein Fruchiknoten, wie von einer Nymphaca steckte, und die Blumen selbst in blau, schar- lach ete., in der Abbildung angepriesen. Für das Bagalell von 1000 R. S. (4000 Fr.) hätle man sich die grosse Wurzel dieser reizenden Neuigkeit (wahrscheinlich eine gemeine Um- bellifere) verschaffen können. Esgenügen diese paar Beispiele. (E. R.) 29) Haemanthus toxiearius Thbrg.; Amarylli- deae. — Stammt aus don Sandsteppen des Vorgebirges der guten Hoffnung und ward schon 1774 in Europa eingeführt. Besitzt eine 333 sehr grosse, länglich ovale Zwiebel, aus der sich längliche, zugespitze Blätter und der Blü- thenschaft erhebt. Der letztere trägt auf sei- ner Spitze eineDolde zahlreicher Blumen. Die Entwiekelung der zart rosarothen Blumen, die etwas über einen oder 1 Zoll lang sind , fällt aufSeptember und October. Liebt einen locke- ren mit Dungerde vermischten Humus. Den Namen verdankt diese Pflanze dem Gebrauche, den die Caffern und Hottentoten von derselben machen, indem diese mit dem Safte derselben ihre Pfeile vergiften. — (Revue horticole mit Holzschnitt.) 30) Poppya Fabiana C. Koch. Cucurbita- ceaee — Eine mit Luffa nah verwandte Gat- tung mit später innen faserigen Früchten, die sich durch nicht tief 5-lappige Blumenkrone und 3 Staubfäden leicht unterscheidet. Die P. Fabiana ist in Texas zu Hause. Sie gleicht in der Tracht einer Gurke, besitzt em- porkleiternde Stengel, eine rauhe Behaarung, 5theilige rundlich-herzförmige Blätter, Blüthen gleich denen der Gurken. Die Frucht 1—1!/y Fuss lang, von keulig-eylindrischer Form, ge- schnäbelt und glatt. — Bei der Reife bildet das ganze Innere der Frucht ein weitmaschi- ges Fasergewebe , zwischen dem die Samen liegen. Es wird dieses zum Seihen von Flüs- sigkeiten, zu Flechtwerk , Hüten elec. verwen- det. Als hierdurch technisch wichtige Pflanze verdient sie Anbau im Garten, Herr Oberst- lieulenantvonFabian in Breslau, nach dem diese Pflanze benannt ist, eullivirt sie folgender- massen: Ende März säet man die Samen in kleine, mil Heideerde gefüllte Töpfe einzeln aus und stellt sie warm. Sobald sie 5 Blät- ter gebildet, werden sie auf ein warmes Beet ausgepflanz. An der Rückwand desselben eonstruirt man ein Spalier von 15 Fuss Höhe, und sobatd die Pflanze den Kasten ausgefüllt; nimmt man einzelne Scheiben aus dem Fen- zieht die Ranken durch und befestigt sie am Spalier. Viel Wasser und während der Blüthezeit Dungguss sagen ihr zu. Die Früchte müssen nach dem Abnehmen längere Zeit nachreifen. (Allg. Grtztg.) 31) Sbutilon planiflorum Kock et Bou- che. Ein schon seit 1844 durch Geroldt aus Mexiko in den botanischen Garten zu Berlin eingeführter Warmhausstrauch. Derselbe steht ster , 354 dem Abutilon geminiflorum Knth. zunächst und gehört, wie dieser, in die Gruppe dieser Gattung mit abstehenden Blumenblältern, Sien- gel oben scharf. Blätter breit herzlörmig, zu- gespilzt, mit sternförmigen Haaren beselzi, un- ten grünlich-weisshaarig, ganzrandig. Kelch- blälter gekielt. Blumenblätter stark abstehend, verkehrt-oval, goldgelb. Säule der verwach- senen Staubfäden gefurcht, gelb. Ungefähr 15 Fruchiknoten, jeder 3—leiig; sie tragen auf dem Rücken eine starke Leiste, die sich an der Spitze in 2 kurze, fast horizontal ab- stehende Schenkel iheilt. — Bildet einen schönen, 3—5 Fuss hohen Warmhausstrauch, der vom Januar bis April seine bis 3'/a Zoll im Durchmesser hallenden II. 4) Ueber Beschattiung der Ge- wächshäuser ist schon viel hin- und her- geredet, der Gegenstand ist aber zu wichtig, als dass wir nicht gerne darauf zurückkom- men, sobald ein neues, zweckmässiges Material aufgefunden wird. Die weitmaschigen Schal- tenlücher von grober Leinwand, die Schatlen- rahmen von dünnen Lalten, die locker ge- flochtenen Rohrmalten u. dgl., die man jelzt am häufigsten anwendet, haben unläugbare Vortheile, aber ihre Anschaflung ist kosispie- lig, ihre Anwendung mehr oder minder müh- sam und zeitraubend, hat daher vielfach ihre Dauer kurz: man einen Anstrich des Glases mit Kreide in Wasser oder noch besser in Milch aufgelöst, mit einem geringen Zusatz von Alaun angewandt und damit allerdings viel Geld und Zeil erspart, aber bei trüber Witterung sind solche Häuser oder Fensterbeete zu dunkel, das Glas wird durch den Anstrich ganz un- durchsichtig und die Pflanzen müssen natürlich je nach ihren Bedürfnissen mehr oder minder leiden bei dieser gänzlichen Entwöhnung von dem so wohlthäligen Sonnenlichte. Wir ha- ben mit Erfolg ein eben so einfaches und eben so billigesMittel angewandl, wir kochen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blumen dankbar entwickelt. Den. Sommer bringt man ihn ins Freie uud vermehrt ihn durch Samen und Stecklinge. Liebt nahrhafte Erde. (Allg. Grtzig.) 32) Celosia argentea L. Var. linearis; Amaranthaciee. — Die aus Indien stammende Stammart ist schon lange bekannt, aber kaum der Cultur werth, Nicht so die vorstehende Abart., Bildet eine 2 Fuss hohe, stark verä- stellte Pflanze mit linear-lanzettlichen Blältern. Au f der Spitzejedes Astes stehteine dichte Aehre ro-* senrolher Blumen. Es ist eine einjährige Pflanze, dieim März im warmen Beete ausgesäet und spä- ter verstopft wird. Im Mai wird sie auf sonni- gen, warmen‘Slandort ins freie Land gepflanzt. (Revue hort. 1857. Fig. 37.) Notizen mit die Fenster. Dieser Anstrich, mil einer weich- haarigen Bürste dünn und gleichmässig aufge- tragen, trocknet beinahe augenblicklich und bildet dann gleichsam eine feine Membran, die ein sanltes Lieht durchlässt , wie das .matle, sogenannte Milcehglas und bedeutend weniger dunkelt, als ein Kreideansteich; ausserdem widersteht er weit besser slarken Regengüs- sen und lässt sich ebenso leicht wieder mit einer harten Bürste abwaschen, wenn es nö- thig wird. Wir können dieses Mittel daher aus eige- ner Erfahrung bestens empfehlen, wenn gleich überall da., wo die Kosten nicht in Betracht kommen, die Beschallang mit Leinwand oder Laltenrahmen vorzuziehen ist. (Illustr. horlieole.) 2) Zur Himbeeren-Cultur. Die Him- beeren sind bekanntlich nicht diffieil, was Bo- den und Lage betrifft, eine sonnige, freie Lage und eine gute, lockere Gartenerde sind jedoch erforderlich, um schöne, aromalische Früchte zu gewinnen. Eben weil die Himbeere überall leicht gedeiht, wird sie sehr häufig vernach- lässigt, besonders im Schnitt und doch könnte man bei geringer Pflege eine weil ergiebigere nämlich Weizenmehl leicht auf in Milch, sodass | Ernte und weit bessere Früchte erlangen. Die ein sehr dünner Brei entsteht und bestreichen da- Hauptsache ist, dass man im Frühjahr die vor- II. jährigen Schossen, die Frucht getragen haben, fiach an der Erde wegschneidet, und uur zwei oder höchstens drei der kräfligsten, noch nicht getragenhabenden Triebe stehen lässt, sie zurück- schneidet, soweit das Holz unreif war, und nun anbindet an einzelnen Plählen, oder noch bes- ser an 2 parallel gezogenen Drähten, da man dann die Triebe fächerarlig vertheilen und so- mit jedem Triebe mehr Raum und Licht ge- währen kann; oder man bindet die Triebe bogenförmig nieder und erzweckl dadurch eine gleichmässigere Vertheilung des Saftes, wo- durch die Augen sich regelmässiger entwickeln, während bei den grade aufgebundenen die un- teren Augen oft zurückbleiben. Die neu sich entwickelnden Triebe, die das nächstjährige Fruchtholz bilden sollen, lässt man gerade aufwachsen, behält jedoch nur die zwei oder drei stärksten bei und entfernt alle übrigen. Im nächsten Frühjahr wiederholt sich dieselbe Ope- ralion, man schneidet das vorjährige Fruchtholz weg und bindet das neue ebenso wieder an. — Will man mehrere Ernten im Jahre, so schneidet manan einigen Stöcken die stärksten zum Tra- gen bestimmten Hölzer auf 2—3 Augen zurück; diese Augen entwickeln sich bei dem vermehr- ten Saftzuflusse sehr rasch und kräftig, und hre‘ Triebe werden. einige Wochen späler blühen und ihre Früchte um ebensoviel späler reifen, Himbeeranpflanzungen, die auf die an- gegebene Weise behandelt werden, können während 15 bis 20 Jahren vollkommen trag- kräftig bleiben, vorausgesetzt, dass man ihnen alljährlich eine gute Düngung gibt. (Revue horticole.) 3)Eugenia Ugni alsFruchlstrauch. Dr.Lindley macht in Gardener’s Chronicle darauf aufmerksam, dass diese erst vor einigen Jahren eingeführte Myrlacee nicht nur ein sehr hübsch belaubter und schönblühender Zierstrauch sei, sondern, dass sie auch sehr wohlschmeckende Früchte trage und zwar in solcher Menge, dass es sich wohl der Mühe verlohne, zu versu- chen, ob sich ihre Cultur als Fruchlistrauch h’nreichend ergiebig zeige. Die Eugenia Ugni ist in Chili und abwärts bis zur Magellan- strasse ein häufig vorkommender immergrü- ner .Strauch, der sehr der gemeinen Myrte gleicht, nur.dass die Blätler dicker und dunk- ler grün sind. Die kugelrunden Blumen schei- Notizen, 385 nen wie von Wachs gemacht, weiss mit rosa Anflug, und stehen einzeln blaltwinkelständig; die Frucht ist eine runde, dunkel purpurrolhe Beere von der Grösse der schwarzen Johan- nistraube und schmeekt wie ein Gemisch von Erdbeeren, Ananas und Guyaven, Nach Dr. Lindley ist es eine der wohlschmeckendsten Früchte, die bis jetzt eingeführt sind, und ihre Kleinheit wird durch die Menge des Erlrages reichlich ersetzt. Auf der diesjährigen gros- sen Londoner Fruchtausstellung (October 1857) waren besondere Preise ausgesetzt für diese Früchte und wir werden später das Resultat wohl erfahren. Die Eugenia Ugni ist härter ‚als die gemeine Myrle, und da sie sehr leicht sich zu cultiviren scheint, so dürfte sie wenig- stens für die südlicheren Länder Europa’s, überall, wo die Myrte gedeiht, von grosser Wichtigkeit werden. Bei uns, im mittleren und nördlichen Europa, wird sich ihre Cultur als Fruchistrauch wohl kaum lohnen, dagegen ist sie als schöner immergrüner Kalthausstrauch schr zu empfehlen, und wenn sie dann noch in besonders warmen Sommern uns ihre aro- matischen Früchte spenden will (dass sie auch ‚im Topfe gezogen, Frucht ansetzt und reift, ist bereits in England erwiesen), — so wird 'ihr sieher Niemand darob zürnen wollen. | (Belgique horticole.) 4) Neue Birnsorten. In der Belgi- que horticole sind folgende drei Birnen abgebildet und empfohlen : 4) Beurr& de St. Amand. Fiucht fast milllerer Grösse, ab- gerundet, die hellgrüne Haut wird bei der Reife goldgelb, auf der Sonnenseite mil oran- gerolh nüaneirt und hellroslfarben punklirt und gefleckt; das sehr feine, gelblich weisse Fleisch schmelzend , mit vielem, süssem Salte; eine Frucht erster Qualität, die gegen Milte October reift. Der Baum ist sehr kräfig und sehr fruchtbar , von aufrechlem, pyramidalischem Wuchse, wird von der k. belg. pomologischen Commission warm empfohlen als Hochstamm für Baumgärten. 2) Seraphine Ovyn. Frucht mittlerer Grösse , abgerundet oder kurz kreiselförmig; reift gegen Milte October, dann goldgelb mit braun und gelb gefleckt und dun- kelrolh auf der Sonnenseite, mit llacher Kelch- höhle. Sie schmeckt sehr angenehm, saflig, mit schmelzendem, gelblich weissem Fleische. 386 3) Madame Dnurieux. Eine kleine, mei- stens rundliche Frucht, die gegen Ende Octo- ber reift und sich gut hält. Die hellgelbe Haut ist mit grau-rostfarben verwaschen, gefleckt und punkirt; das Fleisch ist weiss, fein, schmelzend, mit vielem süssem Safte, von Ge- ruch und Geschmack wie eine Bergamoltte. Die pomologische Commission macht in Bel- gien dieselbe Erfahrung, die auch für Deutsch- land und die Schweiz gilt, dass nämlich im Allgemeinen noch viel zu viel mittelmässige oder ganz schlechte Obstsorten ceultivirt wer- den, obgleich es nicht mehr kosten und weit einträglicher sein würde, nur gute Sorten zu ziehen. Nach den praktischen Versuchen, die von der Commission gemacht wurden, um zu er- mitteln, welche Birnsorten als Hochstäimme am Vortheilhaftesten allgemein im Grossen anzu- pflanzen sind, darf sie, ausser den drei genann- ten, noch die Rousselet Bivort, Napo- l&Eon Savinien und Esperine besonders empfehlen. Diese sechs Sorten zeichnen sich aus durch gute Qualität, Fruchtbarkeit und ro- buste, vollkommen harte Constilulion. (Belg. horlicole.) 5) Blaue Hortensien zu ziehen, empfiehlt der Graf von Mediei Spada den rö- mischen Alaun (dreifaches Sulfat von Thon- erde, Pottasche und Eisen), mit dem man die Erde der Hortensientöpfe überstreut und zwar im März, bevor die Pflanzen getrieben haben. Man kann dadurch ganz nach Belieben alle Nüancen von Blau erzielen, je nach derGrösse der Dosis; wird die Operation ein bis zwei Mal wiederholt, so erhält man das Maximum der Intensität in der blauen Färbung, je schwä- cher die Dosis, je heller natürlich die blaue Farbe. Die Erfahrung lehrt bald, das richtige Maass einzuhalten. (Belg horücole.) (E. 0.) 6) Cultur von Myrtus tomentosa. Dieser niedliche Warmhausstrauch China’s ist zwar schon lange in Cultur, wird aber viel weniger culüivirt, als er es in der That ver- dient. Fehlerhafte Cultur und in Folge dessen undankbares Blühen scheint der Grund hiervon zu sein. Nach dem Gard, Chronicle hal man hauptsächlich darauf zu sehen, dass im Spät- sommer bis Anfang Winters das Holz dessel- ben gehörig reift, wenn er reichlich Blumen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. entwickeln soll. Es ward dies in der Weise bewerkstelliget, dass man, nachdem er abge- blühet und seine Triebperiode vorbei ist, den- selben aus den warmen Beeten herausnimmt, ihn anfänglich allmälig an die Einwirkung der Luft gewöhnt und ihn endlich in ein tempe- rirtes Haus stellt, wo er reichlich Luft erhält. Hier bleibt er stehen, bis man ihn im Februar wieder durch höhere Temperaturgrade zu neuem kräftigem Triebe weckt. Es wäre dies mithin das gleiche Verfahren, durch dessen Befolgung auch die Gardenia florida jene herrlichen, reich- lich blühenden Exemplare liefert. Vermehrung durch Stecklinge im Warmbeete, wozu die ge- drungen gewachsenen Seilenäste gewonnen werden. (E. R) 7) Die Seifenpfanze Californien’. Sir W. Hooker sagt, dass er aus Californien wie aus China die gleiche Pflanze als Seifen- pflanze erhalten habe. Es sei dies ein Zwie- belgewächs, deren Zwiebel ohne jede künst- liche Zubereitung ganz wie Seife benutzt wer- den könne. Die Pflanze sei schon lange be- kannt. 1816 beschrieb sie Redout& tab. 564 seiner Liliaceen alsSeillapomeridiana D. €. Im Jahr 1821 gab das Bot. Mag. tab. 564 eine Abbildnng derselben als Antheri- cum pomeridianum. In Sweet’s Flo- wer Garden erscheint sie 1834, ser. Il. , tab. 381 als Phalangium pomeridianum. Endlich 1841 beschreibt sie Lindley (Bot. Reg. Misc. 1841, p. 43) als Ornithogalum di- varicatum und gibt 1842 im gleichen Werke tab. 28 eine Abbildung derselben. Hooker glaubt, dass die Pflanze am richtig- sten zu Ornithogalum gestellt werden müsse. (Hook. Journ. of. Botany.) 8) Der Gunyang (Solanum vesceum F. Müll). Eine in Gipps-Land im südlichen Neuholland entdeckte Pflanze , deren Beeren, wenn sie vollständig reif sind, gegessen wer- den. Unreif schmecken sie unangenehm scharf. Sieht dem S. avieulare sehr ähnlich, unterschei- det sich aber sogleich durch sitzende, herab- laufende Blätter, welche bei S. aviculare deut- lich gestielt und nicht herablaufend sind. (Hook. Journ. of Botany.) 9) Schöngefärbtes Kernobst zu erziehen. Schon Duhamel empfiehlt bei Kernobst, besonders aber bei, Birnen, wenn 1. die Früchte derselben besonders schön gefärbt werden sollen, gegen die Zeit der Reife hin, die Blätter um die Früchte nach und nach wegzubrechen, um so die Frucht der Einwir- kung der vollen Sonne auszusetzen. Werden solche Früchte dann täglich einigemal auf der Sonnenseite benetzt, so bildet sich selbst an solchen oft rothe Farbe aus, die sonst keine Spur derselben besitzen. So erhielt die lange weisse Dechants Birne, mit Flotow diesen Versuch machte, eine ausge- sprochene rothe Färbung. — 40) Ersteigung des Chimborazo. Die Herren Remy und Brenchley haben neuerdings den Gipfel des Chimborazo erstie-. gen. Noch hoch über der Schneegränze fan- den sie an offenen Stellen kleine Alpenflanzen. Die gewöhnliche Beängstigung bei der Be- steigung hoher Gipfel befiel sie nicht, wes- halb diese Herren glauben, dass solche nicht in Folge der Luft, sondern nur in Folge un- gewohnler Anstrengung und anderer Verhält- nisse enistehe. (Gard. Chron.) 11) Stecklinge von Nadelhölzern. Professor Schultz-Schultzenstein hat kürzlich die Frage wieder angeregt, ob Nadelhölzer aus Stecklingen wachsen. Es gelang ihm, Tannen aus Stecklingen zu ziehen. Es ist dies nun durchaus nichts Neues, denn in den Gärten zieht man schon längst alie Nadelhölzer aus Stecklingen. Dagegen ist es eine andere Frage, welche in dieser Beziehung noch nicht übereinstimmend gelöst ist, ob nämlich die eigentlichen Tannen mit wirtelförmigen flach gebauten Aesten aus Stecklingen Kronen- Exemplare liefern. Der Referent sah bis jetzt nur aus abgenommenen Gipfeltrieben derselben Kronenpflanzen hervorgehen. Dagegen ist schon wiederholt milgelheilt worden, dass es durch häufiges Zurückstutzen der von Aesten stammenden und als solche einseitig fortwach- senden Stecklingspflanzen gelinge, Kronen- Exemplare zu erzielen, indem sich dann Ad- ventivknospen mit wirteligem Wachsthum ent- wickeln sollen. Kürzlich sah der Referent eine Arauca- ria excelsa mit gipfeligem Wachsthum in dem Garten des Ministeriums des Innern zu Petersburg, die der Obergärtner Herr Pfef- fer aus einem Aststeckling gezogen. Da dies Nolizen. welcher | 3857 nun für denselben das erste Beispiel war, wel- ches eine frühere Ansicht, dass Kronenbäume nicht aus Aesten von eigentlichen Tannen ge- zogen werden könnten, zu wiederlegen schien, so war Herr Pfeffer so freundlich, den folgen- den Aufschluss zu geben. „Der Trieb, welcher den Wirtelstamm der Araucaria bildete, war nicht als Adventivknospe aus dem Aste selbst, sondern aus dem Callus ausgebrochen, den solcher an seiner Schnillfläche gebildet,‘ nach- dem während eines Zeitraums von mehreren Jahren jeder Trieb des Astes selbsi unterdrückt worden war. Es hätte mithin hier das durch- aus gleiche Verhältniss stattgefunden, wie wenn Gloxinien aus Blättern oder Blallstücken einen Callus und aus diesem die Advenlivknospe zum neuen Pflänzchen entwickeln. (E. R.) 42) Mittel gegen die gelbe Rosen- fliege. (Hylotoma rosae) Margotlin in Paris empfiehlt folgendes Mittel. Man säe im Au- gust Petersilie und pflanze diese im folgenden März als Einfassung um die Rosenbeete. Zur Zeit des Erscheinens der Fliege wird die Pe- tersilie blühen. Zur Mittagszeit kommen die Fliegen auf.die Blumen der Petersilie und setzen sich, hier Nahrung suchend, so fest an, dass sie leicht ergriffen und gelödtet werden können. Auf diese Weise tödtete Margoltin an einem einzigen Petersilienstocke nach und nach gegen 2000 Fliegen. (L’'horlieulleur francais.) 13) Cuba Bast. Der Bast, mit dem die Havannah-Cigarren umwickelt werden, kommt nach den Untersuchungen Hooker's von Hibis- cus elatus Swartz. Derselbe, bildet einen bis 60 Fuss hohen Baum, dessen Stamm bis 8 Fuss im Umfang hält, und ist auch schon in mehreren Gärten in Cultur, so z. B. in Kew, im hiesigen bot. Garten, im bot. Garten in Zürich. 44) Cultur der Körbelrübe. (Scandix tuberosa.) Die Körbelrübe gehört unbedingt zu den zartesten und schmackhaftesten Wur- zeln, die wir überhaupt im Küchengarien an- bauen können, Es ist eine zweijährige Pflanze, die in fast ganz Europa und in Sibirien wild wächst. Im ersten Jahre bildet sie die Knolle, die bis zur Grösse eines Hühnereies anwach- sen und im zweiten Jahre trägt sie den Sa- men. 388 Obgleich diese Pflanze schon lange in Cul- iur ist und auch schon von uns einige Mal besprochen ward, so wird sie dennoch sehr wenig angebauet, und doch verdient sie kräf- igere Empfehlung, als so manche der neuern Pflanzen, deren Natur uns noch weniger be- kannt ist. Die Cultur derselben, wie die der äusserst nah verwandten Arl vom Altai, des Ch. Pres- coli, deren Cullur von Herrn Dr. Müller in Upsala so nachdrüchlich empfohlen ward, ist in ganz Europa im freien Lande, wo möglich in etwas feuchlem Erdreiche möglich. Die Aussaat muss unmillelbar nach der Samen- ernte von August bis Wintersanfang gemacht werden; denn die Frühlingsaussaaten liefern kleinere Knollen oder gehen erst im nächsten Frühling auf, und es gehen auch überhaupt die Samen der letzten Ernte leicht und gut auf. In diesen beiden Punkten ist nach unsern Erfahrungen der Grund zu suchen, wes- halb die Körbelrübe noch so wenig angebauet nur wird, denn es sollte jeder, der sie anbauct, den Samen selbst anziehen. Aus den Samenhandlungen kann man den Samen im- mer erst eine geraume Zeit nach der Ernte erhalten, dann ist es für die Herbstaussaat ge- meiniglich zu spät und im nächsten Herbst hat der Same seine Keimkraft gemeiniglich schon aueh verloren. Die Herren Handelsgärtner sollten daher die Samen der Körbelrübe stets selbst anbauen und denselben nur im Herbst als frischgebauten Samen zugleich mit den Zwie- beln der Hyazinthen ausbieten und zugleich darauf dass nur die aufmerksam machen, Herbstaussaat ein sicheres Resultat gewähre. Wenn nur einige solide Handlungen dies ihun würden, so würde die Cultur dieser angeneh- men Nutzpflanze sich schnell ausbreiten; denn die zugleich mit den andern Samen im Winter enlinommenen geben stets ein entmulhigendes Resultat. Die Aussaat selbst wird auf ein gut bear- beiteles Beet breitwürfig gemacht, ganz wie die der Carolten. Im Frübjahr bei trockenem Wetter werden die Beete nach dem Aufgehen der Pflanzen leicht angetreten. Man hält nun das Beet rein von Unkraut, verülgt Schnecken und anderes Ungeziefer, das den jungen Pflan- zen nachgeht und giesst bei trockenem Wet- Gartenflora Deuischlands und der Schweiz. ter. Die zu dicht stehenden Pflanzen können von Mitte Juni an ausgelichtet und als Früh- gemüse benutzt werden, die Ernte nimmt man aber erst im Juli vor, wenn das Kraut abzu- trocknen beginnt. Man hebt die Knollen wie die der Möhren in Gruben und Kellern auf und behält eine Parthie der gesundesien zu-. rück, um solche im nächsten Frühling zum Samentragen auf besondere Beete auszupflan- zen. (E. R.) 15) Wasseraufnahme durch die Wurzeln der epiphytischen Orchi- deen. Nach Beobachtungen Duchartre’s neh- men selbst die Orchideen mit ihren Luftwur- zeln nur tropfbares Wasser auf und können solehes in Dunstform der Pflanze nieht zufüh- ren. Mithin verhindere der Wasserdunst nur Verdünstung, der Regen führe ihnen dagegen im WVaterlande, Begiessen und Besprilzen im Gewächshause die Nahrung zu. (Revue hor- ticole.) 16) Cultur der Anoectochilus und Physurus-Arten. Herr Lauche, der Ober- gärtner im Augustin’schen Elablissement bei Potsdam theilt uns darüber das Folgende mit: Diese kleinen zierlichen Orchideen wachsen auf mosigem von Bäumen’ beschattelem Boden in Ostindien und den Inseln. Nicht ihre un- bedeutenden Blumen, sondern die über alle Beschreibung reizende Zeichnung der Blätter mehrerer Arten der Galtung Anoectochilus sind der Grund, dass sie jetzt mit soleher Vorliebe eultivirt werden. Zur Cultur wähle man neue Töpfe oder wasche alte zuvor sorgfällig aus. Der Topf wird hierauf bis zur Mitte mit Scher- ben gefüllt und darauf eine Mischung von Torfmoos, Torf, Topfscherben und Kohle ge- bracht. Nachdem hierein die Pflanze gesetzt, stellt man den Topf in einen andern um 2 Zoll grösseren und füllt den Zwischenraum mit Torfmoos aus. Nur dieses im Zwischen- raum befindliche Moos wird stets soviel be- gossen, dass es dem innern Topfe genü- gende Feuchtigkeit abgeben kann. Gespritzt wird nie und die Oberfläche des inneren Topfes mit den lebensfähigen- Spitzen von Torfmoos belegt, da diese hierzu ungleich geeigneter als Selaginellen, welche letztere die Pflänzchen bald überwuchern. Der Topf wird nun mit einer Glocke bedeckt und täglich Abends und II, Morgens das Innere der Glocke ausgelrocknet. Versäumt man dieses, so bilden sich da, wo Feuchigkeit an die zarten Pflänzchen kommt, zuerst missfarbene Stellen und später Löcher, die immer weiler fressen, bis das zarte Pflänz- chen auf diese Weise ganz absterben kann- Im Winter bekommen diese Pflanzen eine Wärme von 12°, im Sommer 18 — 20° R. Bodenwäre bedürfen sie nicht, sondern werden durch sie zum Spindeln gebracht. 17) Samenbildung ohne Befruch- tung. Das Beispiel der Coelobogyne ilicifolia im Garlen zu Kew, wo ein weibliches Exem- plar derselben jährlich Samen trägt, ohne dass eine Befruchtung vor sich geht, hat Proselyten gemacht und in der Wissenschaft gewichlige Stimmen -erheben sich von allen Seiten für die Möglichkeit der Samenbildung ohne Be- fruchtung. A. Braun sprach sich in diesem Sinne auf der Naturforscherversammlung in Wien aus. Naudin und Decaisne nahmen Bernhardi’s Versuche mit dem Hanf (Cannabis saliva) von Neuem auf. Sie erhielten von sorgfältig isolirien weiblichen Pflanzen keim- fähigen Samen. Aehnliche Versuche mit Mer- curialis und Bryonia dioica halfen gleiche Erfolge, und von den Melonen wird ja die Samenbildung ohne Befruchtung schon lange behauptet. — \ Der Referent hat sich dieser Ansicht bis jelzt schroff gegenüber gestellt und ist auch jetzt noch nicht überzeugt, dass sich ohne Be- fruchtung ein normaler Embryo bilden könne, da ja sonst die männlichen Befruch- tungsorgane gleichsam überflüssig erscheinen würden, und weil in allen Fällen, wo von demselben die Befruchtung gehindert ward, auch keine Samenbildung staitfand. Zwei Mo- mente sind hier sehr sorgfältig ins Auge zu fassen, ob nämlich nicht während der Blüthe Pollen einwirken kann, oder ob nicht schon, bevor die Pflanze isolirt ward, solcher än die Pflanze kam. — Doch steht die Frage jetzt so, dass es für jeden rechtlichen Forscher die Pflicht ist, ohne vorgefasste Meinung ceinlässliche Versuche an- zustellen und dies soll auch von des Referenten | Seite geschehen. Wird wirklich eine solche Samenbildung nachgewiesen, so würde dies eben eine unge- Notizen. 389 schlechtliche, also keine Samen-, sondern eine Knospenbildung sein müssen. — (E. R.) 18) Cultur der Champignons. (Nach Galeotti Journal d’horticeulture.) Die 3 Grund- bedingungen zu dieser Cultur, das sind eine gute Brut, zweckmässige Tempera- tur und mässige Feuchtigkeit. Fehlt eine dieser Bedingungen, so werden die Cham- pignons nicht gerathen. Die Brut kauft man entweder von irgend einem Gärtner, oder man nimmt sie aus alten Beeten, wo sie sich von selbst erzeugt, oder man präparirt sie auf folgende Weise, Man nehme 2 Theile frischen reinen Pferde- mist, 2 Theil Kuhmist und 1 Theil sandige Rasenerde, mische dieses gehörig durch ein- ander und lasse dieses Gemisch auf Brettern (so dass die Luft oben und unlen durchsirei- chen kann), abtrocknen. Man schütze es vor Regen und nach eini- gen Tagen, nachdem es etwas abgetrocknet, schneide man es in Stücke und gebe diesen die Form von Ziegelsteinen. Einige Zeit dar- auf macht man in diese Stücke mit einem Holze von der Dicke eines Fingers 3 Löcher, und zwar 2 auf einer, das 3te auf der enlge- gengeselzten Seite. -Man lässt sie nun voll- kommen abirocknen und füllt erst dann die Löcher mil Brut. Hierauf werden die Stücke in einem konischen oder viereckigen Haufen im Keller oder im Schuppen aufgeschichlet und mil Heu und Stroh bedeckt. Man sieht nun 1—?2 Tage darauf nach, ob die Temperatur im Haufen nicht 18° R. über- steigt, ein Temperaturgrad, der als Maximum bei. der Cultur der Champignons betrachlet werden muss, und der, wenn er überstiegen wird, alle Mühe vereitelt. Sollte daher die Temperatur zu hoch steigen, so muss der Strohmantel abgenommen werden oder selbst der Haufen frisch und niedriger aufgebauet werden. Er bleibt nun 5—6 Wochen liegen, darauf werden die Stücke untersucht, die mit Brut (mit weissen Fäden) durchdrungenen Stücke kommen auf die Tenne zum Abtrock- nen, die noch nicht durchdrungenen kommen noch einmal wie vorher auf Haufen. Sobald man nun ein Beet zur Treiberei eonstruiren will, nimmt man frischen Pferde- mist, schültelt aus diesem das längste Stroh 390 und mischt darauf ungefähr ?/, Rasenerde dazu. Diese Mischung wird nun an den zur Treibe- rei bestimmten Ort gebracht, der warm, dun- kel und vorm Lufizug geschützt. Man gibt nun dem Beet ungefähr 2 Fuss Dicke, arbeitet | es so oft um, als es über 18° R. Sobald nun die Temperatur nicht zu hoch mehr steigt, wird das Beet geebnet und zusammengedrückt und Decken oder Breiter über dieselbe gelegt. Nach 24—36 Stunden prüft man die Wärme, steigt diese nicht über 16 Grade, so bringt man Stücke 2 — 3 Zoll Durchmesser der in Steinform präparirten Brut ein, und deckt das Beet wieder zu. — Bald wird sich nun das Beet mit weissen Fäden, die einem Spinnengewebe gleichen, dicht füllen. Zu diesem Zeitpunkt überdeckt man das Beet 1'/, Zoll hoch mit einer trocke- nen Erdmischung von Laub nnd Rasenerde, man ebnet es und drückt es gelinde an und deckt es dann wieder zu. Sobald diese Erde mit Brut gefüllt ist, so bringt man noch ein- mal 1 Zoll der gleichen Erde auf und nimmt Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die Decke weg. Nun bringt man einen Mantel von Stroh und Heu über und begiesst diesen von Zeit zu Zeit mit warmem Wasser, doch so, dass die Erde nicht mit beneizt wird, da die sich bildenden Wasserdämpfe schon genug- sam Feuchtigkeit geben. Ueberfluss an Feuchtigkeit ict ausserordent- lich schädlich und vernichtet oft in kurzer Zeit alle vorher angewendete Mühe und Sorgfalt. Ist das Beet wirklich zu trocken geworden, so mache man mit einem Holz einzelne Löcher bis auf den Grund, fülle diese mit warmem Wasser und stopfe sie dann von oben mit Moos zu. Es erwärmt dies das Beet von Neuem und gibt genügende Feuchtigkeit. Auf diese Weise behandelte Beetle geben 4—6 Monate lang unausgesetzt Champignons von guter Qualität. Die Ernte ntmmt man am geeignetsten des Morgens vor. Man fässt den Champignon bei dem Kopf, dreht diesen halb herum, um denselben unten abzubrechen und dann nimmt man ihn weg und drückt das Loch gelinde wieder zu. — (E. R.) VW. Literatur 4) Siebeck, Rudolph, Rathsgärtner zu Leipzig, Ideen zu kleinen Garten- Anlagen nebst praktischer Anleitung über Verwendung der Blumen zur Ausschmückung der Gärten, mit Angabe der Höhe, Farbe, Form, Blüthezeit und Cnliur derselben. — Leipzig 1857, Verlag von Fr. Voigt. Es soll dieses Werk in 12 Lieferungen er- scheinen. Jede Lieferung enthält 2 Pläne und Text und kostet nur 20 Sgr., ein im Ver- hältniss zur Ausstatlung sehr billiger Preis. Wir haben die früheren Arbeiten von Siebeck schon mehrfach besprochen und anerkannt, dass es die bedeutendsten Erscheinungen in dieser Richtung sind. Auf eine nähere Be- sprechung können wir erst eingehen, wenn das ganze Werk vor uns liegt. In den 3 er- sten Plänen für kleinere Gärten sind im Ver- hältniss zur Grösse der Grundstücke wohl zu- viel Bäume verwendet. Bei der Aufzählung der Pflanzen würde den Gartenfreunden mit einer strengeren Auswahl, d. h. durch Aufzäh- lung einer viel geringern Anzahl, näheres Ein- gehen auf Cultur ete. noch mehr gedient sein. Im Uebrigen ist die Ausführung elegant die Formen anmuthig und es wird jeder Gar- tenfreund und Gärtner dieses Werkchen als nülzliches Handbuch stets gebrauchen können und manche Belehrung aus solchem schöpfen. Herr Siebeck verspricht eine Mannigfaltigkeit von Scenerien in den folgenden Plänen, es würde daher gewagt sein, vordem das Werk vollendet vor uns liegt, dasselbe kritisch zu beleuchten. (E. R.) 2) Hoffmann, Hermann, Dr. und Prof. zu Giessen, Grundzüge der Pflanzenklimatolo- gie. Leipzig 1857. Förstner'sche Buch- handlung. Es behandelt dieses Werk das Wachs- thum der Pflanzen unter Einfluss der Witterung. Genaue Tabellen geben unerlässliche Beobach- IV. Literator. ungen über Witterungsverhältnisse und Wär- megrade des Jahres 1854 in Giessen. Diese meteorologischen Beobachtungen be- rücksichtigen Lufttemperatur in Sonne und Schatten bei Tag und Nacht, ferner in gleicher Genauigkeit die Bodentemperalur bei 1 Fuss Tiefe, tägliche Zeitlmenge des Sonnenscheins, Regenmenge, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Mond- phasen. Nun folgen genaue Wachsthumsbeob- achtungen an sehr verschiedenen Pflanzen, welche durch die vorausgegangenen Wilterungs- beobachtungen den wahren Werth erhalten, und den Einfluss der Witterungsverhältnisse überhaupt auf das Wachsihum zeigen. Die Beobachtungen über die einzelnen Fak- toren der Witterung, Temperatur - Verhältnisse ist lehrreich und interessant, und zeigt von sehr einlässlichen und vom richtigen Standpunkte aufgefassten Studien des Verfassers. Endlich wird gezeigt, dass die Pflanzen je nach ihrer Natur verschiedene klimatische Be- dürfnisse haben, wobei schöne allgemeine Ein- blicke in die Vertheilung der Pflanze über die Erde (Pflanzengeographie) gegeben werden und endlich folgen Beobachtungen über die Kar- toffelkrankheit. Wir müssen uns heute auf dieses kurze Inhaltsverzeichniss nur in den allgemeinsten Begränzungen beschränken. Den vielseiligen Inhalt selbst können wir nicht wiedergeben, sondern müssen unsere Leser auf das Buch selbst verweisen, das ihnen nicht nur ein rei- ches Material an Beobachtungen, sondern auch so manchen wichtigen Fingerzeig für den prak- tischen Gartenbau bieten wird. (E. R.) 3) Deutsches Obstkabinet in naturge- treuen, fein colorirten Abbildungen und Fruchtdurchschnitten unter Mitwirkung vie- ler anerkannter Pomologen, herausgegeben Dr. L. E. Langethal. Neue Auflage. VI. Section. I. Lieferung. Jena bei Friedrich Maucke. Es gibt dieses erste Heft zunächst die Ab- bildung von 12 Sorten Stachelbeeren, die un- ter der Unmasse von Sorten für deutsche Ver- hältnisse sich als gut und vortrefflich erwiesen haben. Bei den Stachelbeeren sagt unser Freund Maurer*), dessen Baumschulen für EEE un 2 Au aan *) Maurer, Kunst- und Handelsgärtner, be- nn, 391 Beerenobst, gegenwärtig nach allen Seiten nur das als gut erprobte Beerenobst verbreiten: Man halte auf junge Pflanzen, gewähre die- sen genügende Nahrung, lasse diese nicht ver- wildern und man wird keine lohnendere Lieb- haberei finden, als gerade diese. — Unter den Stachelbeeren werden empfoh- len und abgebildet: Top Sawyes(Cappern), Queen Mary (Morris), Nettle green (Hopleys), Green Willson (Johnson), Lovely Anne (Thomp- son), Smooth yellow. Two to one (Whitlar- kers), Globe yellow, Bumper (Thompson), Roaring Lion (Farrovis),, alles grossfrüchlige, gute und ertragreiche Sorten. Von Himbeeren gibt das gleiche Heft die Abbildungen von folgenden: Gelbe Antwer- pener, Belle de Fontenay, Königin Victoria, Gelbe spitze. Die Abbiläungen sind gut und charakteri- slisch, die Anleitungen zur Cultur kurz und treffend. Wir vermissen nur die Numerirung der Tafeln, was einem Werke wie dieses, behufs der Citate unbedingt nolhwendig er- scheint. Wir geben diesem inhaltsreichen Werke unscre besten Wünsche für gedeihlichen Fort- gang im Interesse der deutschen Pomologie mit auf den Weg. (E. R.) 4) Carl Nägeli und C. Cramer. Pflan- zenphysiologische Untersuchungen. I. Heft von Carl Nägeli. — Zürich bei Fr. Schul- thess 1855. Eine Reihe jener einlässlichen klar darge- stellten Untersuchungen , wie sie der Feder des Herrn C.Nägeli stets entfliessen. Eine Ab- handlung über den Primordialschlauch zeigt übereinstimmend mit Mohl, dass der Primor- dialschlauch in vollen lebenskräftigen Zellen vorhanden ist. Es ist dieser Primordialschlauch eine Schleimschicht, welche die Zellenmem- bran nach innen auskleidet, den flüssigen In- halt der Zelle unmittelbar umgibt, sich zu- sammenziehen und ähnlich einer Membran von der Zellmembran trennen, und endlich ähnlich einer Membran Einfaltungen bilden kann, wodurch z.B. die Zellvermehrung durch Theilung bedingt wird. Es lässt der Herr kannt durch seine Monographie der Stachel- beeren.— 392 Verfasser unentschieden, ob man diese Schleim- schicht als Membran deuten wolle oder nicht. In dem‘Sinne wie die Zellenmeubran sei sie es nicht, dennoch bilde der Primordialschlauch eine feste Abgränzung des Zellinhaltes und könne z. B. mit diesem als Schwärmzelle aus der Mutterzelle austreten. Der Verfasser stellt sıch mithin auf Seite Mohl’s, nur dass er den Primordialschlauch nicht geradezu Membran, sondern Schleimschicht nennt. Entgegen da- gegen stellt er sich der Ansicht Pringsheim’s, die hiermit als beseiligt angesehen werden kann , denn wo 2 Beobachter, wie Mohl und Nägeli einig gehen, kann kaum noch Zweifel sein. 'mose und Exosmose. Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. Eine ie Abhandlung spricht über Endos- Sie zeigt, dass das Aufsteigen der Säfte durchaus nicht allein da- durch erklärt werden könne , dass die Säfte nach oben conzentrirter seien. Der Verfasser führt Versuche und Beispiele an, die dies deut- lich zeigen. — Es folgen noch 6 andere Abhandlungen, die sämmtlich das höchste Interesse für den Pflanzen.- Anatomen und Physiologen besitzen, und oft auch helle Blicke auf die gewöhnli- chen Erscheinungen des Pflanzenlebens wer- fen. (E. R.) V. Personalnotizen. 1) Herr Hermann Wendland, der im Auftrag der K. Hannöver’schen Regierung in Gesellschaft des Herrn Skinner nach Gua- temala gereist ist, langle daselbst am 27. Dee. des letzten Jahres an und wird nun wohl bald nach Europa zurückkehren. Die Ueppigkeil der tropischen Vegetation überraschte ihn aus- nehmend. Eine Pflanzenform, so sagt er, wird immer von der andern überragt und über die höchsten Bäume ragen noch die Schlingpflan- zen hinaus, die wieder herabhängend , solche gleichsam ähnlich den Tauen der Mastbäume befestigen. (Bot. Zeitung.) 2) Dr. Fr. W.Wallroth, bekannt durch seine Bearbeitung der Cryptogamen Deulsch- land's, starb am 22. März d. J. in Nordhau- sen. (Bot. Zeitung.) 3) Dr. Schrenk, Maak und Maximo- wicz, jene 3 Reisenden, welehe im Auflrage der K. Akademie der Wissenschaften , der | Geogr. Gesellschaft und des botanisch. Gar- tens den Amur besucht haben, sind mit rei- chen Sammlungen und Beobachtungen nach Petersburg zurückgekehrt, und so können wir binnen Kurzem ausführlichen Berichten über die Flora und Fauna jenes Landes entgegen- sehen. 4) Joh. Aug. Wahlberg, schwedischer Naturforscher, ward im März 1856 durch einen angeschossenen Elephanten am Tamanaklee- Fluss in Südafrika gelödtet. (Bot. Zeitung.) 5) Prof. C. Nägeli ist von Zürich als Director des botanischen Gartens und Pro- fessor der Bolanik nach München berufen wor- den. 6) Wagener in La Guayra hat seine Stelle als Major domus aufgegeben und wird für europäische Gärten wiederum Pflanzen sammeln, was Viele , die früher von ihm 'be- zogen, erfreuen wird. — En Register. 1) Abgebildete Pflanzen, Pflanzentheile und pflanzliche Gegen- stände. Aegilops ovata, künstlich erzogener Bastard von. Taf. 197. Aurikeln, englische. Taf. 194. — neue gefüllte Luiker-. Taf. 195; Boronia hypericifolia. Siaubfaden auf pag. 152. ; Brassia Keiliana Rchb. fil. Taf. 193. Bromelia Carolina Beer. Taf. 211. Calyptrostigma Middendorfiana. C. A. M. Taf. 183. Cedrus Libani. Taf, 210. Ceralozamia Küsteriana. Taf. 185. 186. — mexicana. Taf. 185. Cycadeae. Taf. 184. 185. 186. Cycas eircinalis. Taf. 184. — media. Taf. 184. Delphinium, neue Varietäten aus Samen Taf. 200. Delphinium cardinale Hook. Taf. 208. Dietyanthus Pavonii Dene. Taf. 187. — stapeliaeflorus Rehb. Taf. 187. Fritillaria pallidiflora Schrenk. Taf. 209: Gedenkemein, Geflammte Varieläten der gross- blumigen. Taf. 196. Gomeza Fischeri Rgl. Taf. auf pag. 82. Heliconia dasyantha C: Koch et Bouch& Dop- peltafel 198. Kanalheizungen in den Gewächshäusern Taf. 201. XI. 1857. Lagerströmia indica L. Taf. 191. Lepidozamia Peroffskyana Taf, 186. Leuchtenbergia prineipis Fisch. Taf. 212. Lockhartia obtusifolia Rgl. Taf. 193. Lopezia miniata D. C. u. Varietäten Taf. 203. Lycaste brevispatha Kl. var. fl. satur. Taf. 202. Macrostigma tupistroides Kth. Taf. 192. Macrozamia Preissii Mig. Taf. 185. Mamillaria Schelhasii Pfr. ß. sericata Salm. Cact. Taf. 207. Oncidium amillare Lindl. p. 308. — citrinum Lindl. g. rotundatum Rgl. Auf pag. 83. Pleurothallis Lansbergii Rgl. Taf. 193. Profil paläontologisches, zur Erläuterung der Steinkohlenformation (in Breslau) Taf. 199. Robinia inermis pyramidalis. Taf. 190. Scutellaria pulchella Hort. Taf. 205. Spaltöffnungen der Blätter pag. 313. Stanhopea oculata Lindl. Var. crocea. Taf. 189. Streptocarpus polyanthus. Hook, Taf. 206. — Rexii Lindl. Var. biflora Taf. 204. Triticum vulgare. Der künstlich erzogene Ba- stard zwischen Aegilops ovata Taf. 197. Trollius altaicus Ledeb. Taf. 188. Tydaea (hybr.) Lenneana Ortgies. Taf. 182. 26 394 Tydaea Rossiana Ortgies Taf. 181. Villaresia grandiflora Fisch. Taf: 180. Zamia calocoma Mig. Taf. 186. Register. Zamia Fischeri Taf. 185. — Loddigesii Taf. 186. 2) Pflanzen, welche im Jahrgang 1857 kürzer oder weitläufiger besprochen worden sind. Abies Kaempferi Lindl. 185. Abutilon planiflorum Koch et Bouche. 383. Acacia vestita Kerr. 339. Acampe intermedia Rchb. fil. 189. Acineta Barkeri Paxt. 80. Acrophorus fallax Rgl. 343. Adhatoda eydoniaefolia Nees. 438. Aechmea fulgens A. Br. Var. glomerata 78. Aegilops ovala p. 163. Aerides cerispum Lindl. 309. — cylindrieum Lindl. 379. — falcatum Lindl. 189. — Larpentae Hort. 189. — maculosum Lindl. Var. Schröderi Henfr. 44. Agathosma acuminata Willd. subcordata 364. — erecta Bartl. Wendl. y. rosea Rgl. 77. Agave americana 56. 319. — brachostachys 79. — celsi Hook. 181. — maculata Rgl. 158. — saponaria Lindl. 79. — striata Zuce. 183. Allium azureum Ledl. 78. Almeida macropetala Fisch. 863. Alonsoa Warscewiczii 365. Alströmeria haemantha R. P. 147. Amaryllis Belladonna 55. Angraecum Brongniartianum Rehb. fil. 40. — pugioniforme Kl. 190. Anguloa Clowesii Lindl. 40. Ansellia gigantea Rchb. fil. 191. Anthemis Chia L. 344. Anthogonium gracile Wall. 189. Antirrhinum tenellum Pursch. 34. Aquilegia advena H. Petrop. 159. — atropurpurea W. 159. — eximia V. Houtte 350. — glandulosa Gouan. 158. u. s. f. Aquilegien des Petersburger Gartens 158. E) Arbutus procera Dougl. 17. Ardisia lentiginosa Ker. 84. Argyreia ciliata Hook, 80. — hirsuta Wight et Arn. 90. — ornithocephala Hook 84. Aristolochia Thwaitesii Hook.”32. Aspasia lunata Lindl. 186. Asarum virginicum Thunb: 181. ‚Asphodelus ramosus LU: 382. Astilbe rubra Hook. fil. et Toms. 348. Astrocaryum mexicanum Hort. Belg. 379. — rostratum Hook. 379. Aurikeln, englische 161. — „neue gefüllte Luiker- 162. Azalea indica Baron de Vriere 378. caryophylloides 311. Var. beaute d’Europe 253. Iveryana albo-cineta 286. — indica Lindl. 156. — ovata Lindl. 153. , Azara Gilliesii Hook. ei Arn.; Bixineae 342. Baea violacea Pers. 179. Barbacenia, Hybriden 124. Barkeria elegans Knowl. et Werte 39. Batemannia Meleagris Rchb. fil. 188. Bauera humilis Sweet. 8. brevipedunculata 80. Befaria Mathewsii Field. et Gard. 379. — phillyreaefolia Bnth. 379. Begonia Griffithii Hook. 380. — heracleifolia ß. nigricans 380. — microptera Hook. 311. — pieta Hort. non Smith 380. 381. — nitida Dryand. 8. speeiosa 83. Bignonia grandiflora Thunb. p. 184. Billbergia Carolinae 361. — horrida Rgl. 148. — longifolia C. Koch. 307. Bonopartea juncea 183. Boronia hypericifolia H. Petrop. 146. 152. — spathulata Lindl. 146. Register. Bouvardia Jacquini H. B. K. u. B. splendens Hook. 79. Brachysema lanceolatum Meisn. y. planifol. 159. Brassia brachiata Lindl. 44. 257. — Keiliana Rehb. fil. 132. 187. — .neglecta 257. — Wageneri Rehb. fil. 369. Brassica moricandioides Boiss. 182. Bromeliae Carolinae Beer. 361. Broussonetia papyrifera 360. Browallia viscosa H. B. K. 565. Brunfelsia nitida Benth. 84. Buddlea Colvillei Hook. fil. et Toms. 310. Bulbocodium vernum L. 124. Bunchosia emarginata Rgl. 84. - Caladium bicolor W. 87. — odorum Roxb. p. 78. Calathea pardina Pl. et Linden. 212. 311. — villosa 311. Calceolaria lobala Cav. 160. — violacea .Cav. p. 179. Calceolarien, Zwerg- 308. Calla .athiopica 227. Colosiemma luteum Ker. 92. — purpureum R. Br. 92. Calyptrostigma Var. bicolor. 4. — Middendorfiana C. A. M. 3. 347. Calystegia dahuriea Van. H. 125. Camellien-Balsaminen 352. Camellia reliculata Lindl. fl. pleno Fort. 512. Campsoa maculata Don. 258. Caraguata serrata R. S. 16. 861. Cardulovica R. et P. 156. 159. — alrovirens Wendl. fil. 139. — flabellata Hort. Berol. 139. — humilis Poep. 139. u. s. f. Carthamus laevis Hill. 349. Castanea chrysophylla Dougl. 258: Catasetum sanguineum Lindl. 40. Caitleya eitrina Lindl. 38. — elegans Morr. 41. 3 — Loddigesii Lindl. Var. unicolor 213. — Skinneri var. parviflora Lindl. 31. — Warscewiezii Rchb. fil. 185. Ceanothus ovalis Big. 86. — integerrimus Hook et Arn. 191. Cedrus Deodara 330. Cedrus Libani 330. Celosia argentea L. V. linearis 384. 395 Centaurea americana Hook., non Nutt. 349. Ceratozamia. A. Brongn. 12. intermedia Miq. 12. — Küsteriana Rgl]. 13. — longifolia Miqg. 12. — mexicana 12. Cereus erenatus Lindl. 544. — grandifloro-speciosissimus 77. — Hookeri H. Berol. 78. Cineraria hybrida 66. Cirrhopetalum Medusa Lindl, 312. Cissus antartica Vent. 362. Citrus japonica Thbrg. 306. Chrysocycenis Schlimii Linden Rchb. fil. 187. Clavija ornata D. Don. 33. Cleisostoma Cumingii Rchb. f. 189. — callosum Rehb. in Bonpl. 189. Clematis Guasevi Hort. 347. — lanuginosa Lindl. $. pallida 286. — patens Dene. Var. Helena. 35. Clerodendron Lindleyi Dene. p. 363. — scandens Pal. Beauv. 191. Codonopsis rotundifolia Bendn. 90. — ocellata Lind]. 212. Coelogyne asperata Lindl. 38. — cristata Lindl. 43. Lowei Paxt. 38. — viscosa Rch. fil. 189. Coffea benghalensis Roxb. 31. Colax jugosus Lindl. 186. Colchicum variegatum Corn. 125. Collinsia verna Nutt. 34. 257. — — . Don.,35: — bicolor, Benth. 343. Comparettia falcata Poepp. et Endl. 379. Cordia Hartwissiana Rgl.; Borragineae 342. Cordyline congesta Kth. 241. indivisa Kth. 241. Coryanthes macrantha Hook. 43. Cosmelia rubra R. Br. p. 286. Crambe marilima 224, Cryptomeria japonica 339. Cupressus Karwinskyana Rgl. 346. Cydaea 5. Cycas L. 8. — cireinalis L. 9. revoluta Thbrg. 9. Cyelamen persicum 227. Cyelantheae 136. 139. Cyelanthus cristatus Kl. 139. 26 * 396 Cyelanthus Plumierii 139. — Venezuela 139. Cydonia japonica Var. Mallardii 378. Var. Mouloosii 89. Cyeclobothra alba Benth. 284. Cypripedium macranthon Swartz. 36. — superbiens Rchb. fil. 257. — villosum Lindl. 310. — — Cyranthera Pohliana N. ab Es. y. discolor 80. Dammar alba Rumph. 306. — orientalis Lamb. 306. Dammar-Tannen 306. Datura albido-flava Lem. p. 377. Daviesia corymbosa Andr. 156. — latifolia R. Br. ß. lanceolata Rgl. 157. — mimosoides Dryand. 157. Delphinium formosum Hort. 349. — neue Varietäten von. 233. — pulchrum 233. u. s. f. Dendrobium Farmeri Paxt. 37. — Falconeri Hook. 90. — macranthum Hook. 46. — macrophyllum Lindl. 46. — stuposum Lindl. 88. — amboinense Hort. Rollins. 181. — Jlituiflorum Lindl. 192. Dianella inconspicua Rgl. 87. Dianthus caryophyllus 294. — pulcherrimus H. Angl. 285. — sinensis L. 124. Dielyptera peruviana Juss. 191. Dietyanthus Pavonii Dene. 65. — stapeliaeflorus Rchb. 65. Diervilla amabilis fil. var. 350. Dioon Lindl. 10. — edule Lindl. 11. — mexicanum 10. Dioscorea Batatas Dene. 357. 360. — japonica 54. Diosma rubra L. #. chlorocalyx Rgl. 153. Diploclinium splendidum C. Koch. 381. Diphtheracanthus Schauerianus N. ab E. 79. Dircaea Blassii Rgl. 123. 190. — bulbosa 3. lateritia subalba Hort. 184. — cardinalis Rgl. 244. Disa grandiflora L. fil. 41. Dodonaea illita F. Müll. (Herb.) 83. Dracaena australis Hook. 241. — indivisa Forst. 241. — obtecta Grah. 24]. Register. Dracaenopsis australis Planch. 241. — idivisa Planch 241. Dryobalanops Camphora Colebr. p. 224. Durio zibethinus 1. 322. Echeveria canaliculata Hook. 380. — grandiflora Sweet. 79. — nuda Lindl. 192. e 4 Echites suaveolens p. 123. Echium rubrum Jacq. p. 78. Elephantusia macrocarpa Willd. 30. Encephalartos Lehm. 9. — Altensteinii 10. — caffer Lehm. 9. — Frideriei Guielmi 15. — lanuginosus Lehm. 10. — Lehmanni Eckl. 10. — longifolius Lehm. 10. Epidendrum alatum Balem. d. viridiflorum 157. — atropurpureum W.ß.roseum Rchb. fil.42. — chiriquense Rch. fil. 188. — fuscatum Lindl. 213. — Frideriei Guielmi Rchb. fil. 187. — Humboldti Rchb. fil. 187. — odoralissimum Lindl. $. cerispum 16. — phymatoglossum Rchb. fil. 188. — Pseudepidendrum Rehb. fil. 187. — pterocarpum Lindl. v. subquadratum 157. — varicosum Batem. 188. Epimedium rubrum H. Angl. 21. Erica arborea Pf. asturea H. Petrop, 19. — Burchelli Rgl. 19. — faseicularis L. $. ampullaeflora Kl. 18. — filifolia 86. — globosa Andr. f. exserta 85. — lituiflora Salzb. y. breviflora Rgl. 21. — longifolia A. Dietr. 17. — microcalyx Rg. 159. — nivalis Andr. 18. — rubercalyx Andr. f. tenuiflora Rgl. 17. — speeiosissima Kl, p. 87. Erinacea pungens Boiss. 156. Eriopsis biloba Lindl. 41. Erythrina Humei. 337. Erythrina poianthos Brot. 8: subinermis Lindl. 157. Erythrochiton macrophyllum Hort. 182. Escallonia commutata Rgl. 159. — _revoluta Pers. 78. Eucalyptus Preissiana Schauer. g. glauca 148. Eucharis amazonica Linden. Amaryllideae 342. Eugenia Ugni 385. Euonymus fimbriatus Wall. 148. Euphorbia odontophylla W. p. 345. — splendens Bojer 20. Eutoxia virgata Benth. 154. Farfugium grande Lindl. 350. 381. Ficus spalhulata Migq. 77. Franeiscea eximia Scheidw. 20. Fraxinus heterophylla Vahl: 211. — simplicifolia Willd. 211. Fuchsia galanthiflora plena 347. — globosa ranuneuliflora plena 284. — paniculala Lindl. 192. — Var. Rosalba 283. Gaillardia grandiflora Hort. 349. Galeandra Stangeana Rchb. fil. 257. Galeottia fimbriata Lindl. 257. Galypea macrophylla St. Hil. 182. 366. Gardenia amoena Sims. 349. — citriodora Hook. 381. — florida L. V. fortuneana Lindl. 77. Gastrolobium obovatum Benth. ß. subverticil- latum Lehm. 156. — spinosum Paxt. 153. Gaultheria Lowii 362. Gedenkemein. Neue Varietäten 162. 283. Gilia californica Benth. 35. — dianthoides Endl. 36. Register. Heterotrapa asaroides Morr. et Dene. 131. Hexacentris mysorensis 56. Houlletia Brocklehurstiana Lindl, 45. — odoralissima Lindl. 37. Houstonia coccinea 79. Hovea Celsii Bonpl. 19. Hoya coronaria Bl. 311. Hymenophyllum dilatatum Sw. 191. Hypoxis natalensis Kl. 191. Jacquemontia coelestis Hort. V. Houtte 91. Jovellana punctata 179. Ipomoea tuberculata Roem. et Schult. 83. Juniperus caesia H. Petrop. 346. — davurica 346. — virginiana 336. Justicia peruviana Vahl. 191. Kennedya glabrata Lindl. 154. Küstera 344. Lachenalia aurea Lindl. 193. Laelia Brysiana Lem. p. 378. — purpurala Lindl. 45. Var. pratexia 188. — superbiens Lindl. 286. Lagerstroemia indica L. 129. Larix Kaempferi Carr. 185. Laurus nobilis L. $. latifolia 20. Lepachys columnaris Torr. et Gray 8. pulcher- rima 257. Lepanthes-Arten Rchb. fil. 187. Gesneria egregia Verschaff. 310. Gnidia juniperifolia Lam. V. aurea 81. .— virescens Hort. 338. Leperiza latifolia 258. Gomeza Fischeri Rgl. 82. Lepidozamia Rgl. 11. — planifolia & laxa 82. — Peroffskyana 11. ß densa 82. Leptodactylon californicum Hook. et Arn. 35. Goniophlebium appendiculatum Lindl. 257. 191. Gonolobus mollis Rgl. 362. Leucheria senecioides Hook. 344. Goodia lotifolia Salsb. 152. Leuchtenbergia prineipis Fisch. 362. — fasciculata R. Br. 159. Leucothamnus montanus Lindl. 148. Grevillea Thelemanniana Hügel 146. Lilium canadense $. flavum Ker. 285. Gymnogramme pulchella Hort. 190. — giganteum Wall. 146. 199. Hämanthus einnabarinus Dene. 351. Ä — philadelphieum Lindl. 309. — toxilarius Thbrg. 383. — tenuifolium Fisch. 377. Limnanthemum Humboldtianum Griseb. 184. Limnanthes rosea Benth. 344. Hakea Lehmanniana Meisn. 154. Hedera xalapensis D. C. 364. Hedychium maximum Rose. 80. Lisianthus Russelianus 358. — pallidum Rgl. 366. Lobelia Erinus L. S6. Helenium atropurpureum Kunth. et Bouche — jexensis Rafin. 349. 89. Locheria magnifica Pl. et Lind. 287. Heliconia dasyantha C. Koch et Bouche 201. | Lockharlia. Uebersicht. 186. Heppiella Naegelioides Lem. 310. — obtusifolia Rgl. 131. 398 Lockhartlia parthenocomos Rchb. fil. 186. — Weigelti Rehb. fil. 186. u. s. f. Lonicera Brownii Hort. 92. — Caprifolium major Carr. 36. — Magrevillei Hort. belg. 185. — semperflorens 36.. - — sempervirens speciosa Carriere 185. — splendida Boiss. 91. Lopezia miniata D. ©. und Varitäten 265. Lüddemannia Pescatorei Rchb. fil. 41. Lycaste brevispatha Kl. var. fl. satur. 265. — Skinneri Lindl. 46. Lysimachia nutans N. ab E. 90. Macrostigma tupistroides Kth. 130. Macrozamia Mig. 10. — Preissii 10. — spiralis Mig. 10. Malvaviscus splendens Fraser 77, Mamillaria Schelhasii Pfr. 8. serieala 298. Mandirola lanata Pl. et Lind. 258. Masdevallia Wagneriana Linden. 33, Maxillaria Galleotlina Rgl. 87. — rulescens Lindl. $. pallida 83. — venusta Linden et Rch. fil. 46. — viridis Lindl. 146. Maytenus Riedelianus H. Petr. 147. Maximowiezia amurensis Rupr. 105. Meconopsis simplicifolia Hook. Ai. 346. Melampodium divaricatum D. C. 8. macran- thum 88. Melanoselinum decepiens 237. Melastoma dentieulatum Labill. 259. Melia Azedarach 360. Menyanthes indica Aubl. 184. Mercklinia Rgl. 155 — petrophiloides 156. — rosea 155. Miltonia — Regnelli Reichb. fil. 187. Monochaetum ensilferum Naud. 352. Monstera sennea (). Koch 235. Moricandia Ramburii Webb. 1 182. Mormodes aromalicum Lindl. 36 Mucuna pruritla Hook. 91. Musa oder Banane im Freien 338. Myanthus sanguineus 40. Myristica moschata Thunb. 353. Naegelia amabilis Dene. 350. et Thoms. candida Lindl. Var. Jenischiana 187. Register. Nicotiana glulinosa L. 36. Nymphaea amazonum Mart. et Zuce. 191. dentata Thon. et Schum. 84. devoniensi-dentata 86. gigantea Hook. 84. 85. 211. mierantha Guillm. 27. rubra Roxb. 84. Obeliscaria columnaris 8. pulcherrima D. C. 348. Octomeria semiteres Rgl. 212. Odontoglossum anceps Ch. Lem. 310. Boothianum Rcehb. fil. 188. E Cervantesii 8. membranaceum Lindl. 38. cordatum Lindl. 43. Hallii Lindl. 188. hastilabium Lindl. 39. hastilabium var. fuscatum Hook. 32. maculatum Llave. 42. membranaceum Lindl. 33. 38. myrianthum Rchb. fil. 188. naevium Lindl. 40. Oerstedii Rchb. fil. 188. Pescatorei Lind. 37. Phalänopsis Rehb. fil. 308. Reichenheimii Rehb. fil. 40. Onecidium armillare Lindl. 307. — bifrons 382. Boothianum Rchb. fil. 188. caesium Rchb. fil. Var. intermedium 363. cheirophorum Rchb. fil. 189. eitrium Lindl. 8. rolundatum Rgl. 82. erispum L. 78. Harrisonianum Lindl. 145. Lanceanum Lindl. 3. superbum Lindl, 365. lentiginosum Rchb. fil. 189. Limminghei Ed. Morren 183. Matthieuanum Rchb. fil. 257. mieropogon Rchb. fil. 188. Pardalis Rchb. fil. 189. phymatochilum Lindl. 45. pulvinatum Lindl. 8. grandiflorum 159, Orchidea, abgebildet in Xenia Orch. von Rchb. fil. 185 Orobus atropurpureus Fisch. 90. Fischeri 90. Oxalis rhombeo-oyvata St. Hil. 306. Pachyphyllum distichum, H. P. K. 188. Pasti Rchb. fil. 188. Serra Rchb. fil, 188. Register. Pachyphytum bracteosum Klotzsch 183. Palmyra-Palme 49. Pancratium latifolium Ruiz et Pav. 258. Passerine filiformis L. 338. Passiflora tinifolia Juss. 348. Pegonia rosacea Putzeys 351. Pelargonium var. Avenir 351. Endlicherianum Fenzl. 182. Neue Varietäten 88. R zonale Countess of Bective 351. Pensees, englische 162, Pentlandia miniata et lacunosa Lindl. 145. Pereskia Bl. Humb. Knth. 367. Peristeria fuscata Lindl. 192. Pernettya furens Kloisch. 32. Petuinen-Varieläten 308. Peiunia Var. inimitable 378. Phädranassa chloracra Herb. 366. Philodendrum pertusum Kth. el Bouche 235. Phlomis Leonurus 339. Pholidota crotalina Rchb. fil. 189. suaveolens Lindl. 192. Phrynium eylindrieum Roxb. 78. Phytelephas macrocarpa R. et Pav. 50. Phytolaccea icosandra L, 311. mexicana Gartn. 311. Pinus Abies Var. pyramidalis 381. canadensis 333. cembra 333. Lambertiana 333. silvestris fasligiata Carr. 185. Platycentron annulatum ©. Koch. 381. Roylei ©. Koch 381. Plathytheca galioides Steeds. 145. Plectocomia elongata Bl. 559. Pleurothallis Lansbergii Rgl. 132. loranthophylla Rch. fil. V. pellucida Rgl. 81. Podocarpus Maki. 334. Polycalymma Startii Mül. et Sonder. 345. Polygala longifolia A. Dieir. 17. Polypodium appendiculatum Lindl. 257. scriplum Hort. 257. Poppya Fabiana ©. Koch 383. Botenlilla frulicosa 136. Primula capitala Hook. 366. nivea Hort. 16. villosa Jaeg. V. fl. albo. 16. Promenaea Rollisoni Lindl. V. oblusa 147. Pteris heterophylla L. 34. — _— Pultenaea Lindleyana Rgl. 153. strieta Sims. 154. subumbellata Hook. 153. Ottonis Rgl. 343. Pyreihrum carneum 314. Quercus lamellosa Hook. fil. 310. Rhemannia glulinosa Libosch. 92. Renanthera malutina Lindl. 39. 186. mierantha Bl. 186, Renealmia nulans Andr. 366. Rhododendrum album D. ©. 311. blandfordiaeflorum Hook. fil. 180. Brokeanum Low. 181. camelliaeflorum Hook. fil. 180. campanulalum Var. Wallichii 35. campylocarpum Hook. fil. 311. Falkoneri Hook fil. 33. Hookeri Nutt. 34. Rhytidea bicolor Lindl. 192. Ribes subvestitum Hook et Arn, 180. Robinia inernis pyramidalis 97. Rosa bengalensis var. viridiflora 92. hyb. rem. Victor Trouillard 346. rem. Marie Aviat 347. Thea var. Auguste Oger. 91. Rubus nobilis H. Ang. 86. Rudbeckia Drummodii Paxt. 348. 399 Saccolabium Blumei Lindl. Var. major 42. Sagus 356. Salisburia adianlifolia 336. Salvia boliviana Hort. V. Houtle 123. duleis 81. obtusa Mart. et Gal. 81. — trieolor Lemaire 347. Sarcanthus armeniacus Rchb. fil. 190. ornilhoryncehus Rehb. fil. 190. pugioniformis Rchb. fil. 190. Sarracenia purpurea L. 125. Saxifraga ciliata Royle 31. Schinus mollis 360. Schomburghkia undulata Lindl. 44. Seutellaria pulchella Hort. 297. ı scarlatina P. et Linden 88. Sedum, Sieboldii Hort. 211. Selenipedium caudatum Rehb, fil. 42. Schlimü Lindl. et Rehb. fil. 45. Senecio Meyeri Rgl. p. 362. Sium Sisarum L. 222. splendens Vur. Soucheti Hort. 125. 400 Register. _ Sinningia violacea 258. Thuja Meldensis 336. — Soungiana Marn. 258. Thunbergia laurifolia Lindl. 381. Skimmia japonica Thbrg. 20. Thyrsopteris elegans Knze. 191. Smilax grandifolia Rgl. 77. Tradescantia discolor Var, vittala Miqg, 284. Solanum Commersonii 200. Trichosacme lanata Zucec. 184. Solanum Vellozianum Dun. 363. Trieyrtis pilosa Wall. 258. — vescum F. Müll. 397. Trollius altaicus Ledeb. 66. Sonerila elegans Wight. 312. Tropaelum-Bastarde 344. — margaritacea Lindl. 184. hybr. Echhautii Van Houtte 350. Stanhopea devoniensis Lindl. 158. Tydaea (hybr.) Lenneana Ortgies 2. — graveolens Lindl. $. inodora Rgl. 147. — Lenneana rutilans 3. — oeculata Lindl. V. crocea 97. — (hybr.) Rossiana Ortgies 1. — eburnea Lindl. 8. grandiflora 212. — ocellata 1. 2. Stalice macroptera Webb. 89. — Ortgiesii Van Houite 287. 350. Stephanophysum brevifolium Pohl. 88. — pieta Den. 1. Stenanthera pinifoliä R. Br. 284. — Rossiana concolor 2. Sterculia nobilis Sm. 145. _ — Jucida 2. Stokesia cyanea L’Herit. 349. Uroskinnera spectabilis Lindl. 382. Streptocarpus polyanthus Hook. 297. Vaccinium salignum Hook. fil. et Toms. 309. — Rexii Lindl. Var. biflora 266. Vanda cacrulea Griff. 43. Stylidium graminifolium Sw. 79. — suavis Lindl. 37. Systemon Fischeri Rgl. 81. Veronica syriaca R. et S. 352. Symphoricarpus microphyllus H. B. K. 312. | Villaresia grandiflora Fisch. 1. und 855. Villarsia Humboldtiana Kunth. 184. Tabacus viridis Moench. 36. Vireya alba Bl. 311. Tainia barbata L. 382. Vriesia glutinosa Lindl. 192. Tasmannia aromalica R. Br.; Magnoliaceae | Wagneria Middendorffiana Lem. 347. 342. Wahlenbergia rotundifolia D. C. 90. Taxodium distichum 335. Wellingtonia gigantea 335. — sempervirens 335. Warrea candida Lindl. 39. Taxus baccala 334. — cyanea Lindl. Var. pallida Rgl. 19. — canadensis 334. — quadrata Lindl. 37. ' — fortunei 334. Warscewicziella candida Rchb. fil. 39. — tardiva 334. — marginata Rchb. fil. 37. Tecoma grandiflora Delaunay 184. Weigelia coraensis Thbrg. 257. — velulina D. C. 191. — Middendorlfiana Hort. 347. Tetratheea epilobioides Steetz $. hirsuta 145. | Wellingtonia gigantea 289. Telragameslus isocholoides Rgl. 18. Wistaria frutescens V. magnifica 124. Thalictrum anemonoides Michx. var. flore pleno | Zamia L. 13. 125. — calocoma Mig. 15. Thuiopsis borealis Hort. Petrop. 55. — Fischeri Miq. 14. Thuja aurea 335. — integrifolia Ait. 14. — canadensis viridissima 335- — Loddigesii Miq. 14. — cupressoides 336. — media W. 14. — dolabrata Sieb. et Zucc. 309. — muricata 14. — glauca 335. — pygmaea Sim. 14. Register. 401 3)Sachregister. Ackerdistel, Vertilgung der 322. | Cuba-Bast 387. Aegilops-Frage 163. Cultur der Amaryllis 354. Agave americana, Vaterland der 56. — — — Belladonna und Brunswigia Akklimatisirung der Pflanzen, vornehmlich in im Topfe 55. Russland 59. — des Anoectochilus 388. Alleenpflanzungen um Athen 359. — der Araucaria excelsa 387. Ameisen, zur Vertilgung der 354. — — Aurikeln 161. Amurland und dessen Vegetation 98. — — Baumfarren 55. Anone 319. — — Calceolarien 355. Anstrich von Gewächshäusern 56. — — Calla aethiopica 227. Anwendung des Knocheumchls 199. — — Camellien 62. — der Plectocomia elongata Bl. 359. — — Cardulovica R. ei P. 136. Arktische Vegetalion 288. sqgq. — — Chamaerops excelsa 55. Ausdauer der Victoria regia 126. — — (Champignons 389. Aushauung vorhandener Holzungen bei der — — Cineraria hybrida 66. Anlage von Landschaftsgärten und die — des Cyelamen persicum 226. Verjüngung und Veränderung von Pflan- — der Cykadeen 7 sqg. zungen. I. Artikel 202. II. Artikel 242, — — Cyklantheen p. 136. IM. Artikel 266. — _— ‚Dioscorea japonica 54. Aprikosenbaum als Hochstamm 322. — — Erdbeeren 53. 59. — Anzucht von, aus Samen 58. — — Gardenien 381. Aussaaten ins freie Land 290. — — Gedenkemein, der englischen 162. Bastardbildung 163. — — Hexacentris mysorensis 56. Beförderung der Keimkrafi der Samen 56. — — Himbeeren 385. Bemerkungen über die ästhelische Verwen- — — Hortensien, blauen 386. dung tropischer Pflanzen im freien Gar- — — Triartea 56. ten 235. — — kkien 228. Beschattung von Gewächshäusern 384. — — Körbelrübe 387. Birnsorten, neue 382. 385. — — Lilium giganteum 199. Blass, Garten des Herrn 213. — — Lisianthus Russelianus 358. Blumenausstellung in Zürich 290. — — Luceulia gralissima 95. Blumengrösse der Nymphäen 27. — -—- Mpyrtus tomentosa 386. Blumengruppen in den Gärten um Petersburg — — Nadelhölzer 387. 27. — — Nelumbien 316. Blumenmalerei 52. — .— Orangerie 216. Blutbuche, Vorkommen und Färbung 238. — — Orchideen 367. Botanischer Garten zu Bangalore in Östindien — — Pelargonien 55. 356. — — Pensees 162. Botanischer Garten zu Buitenzory in Java 358. | — — Petunien 70. Brasilien’s Flora 316. — — Physurus-Arten 388. Blumenkresse-Cultur in Paris 294. — des Rhododendrum jasminiflorum 96. Calceolarien, strauchartige 355. — — Seekohls 224. Carminfarbstoff der Monarda didyma 128. — der Sonerila margaritacea 184. Carotie, die neue weisse durchsichtige 76, — — Sonnenblume 225. Chinacultur in Java 358. — — Stachelbeeren 59. 93. 391. Cocospalme 356. — — Vanille 352. Compostdüngermehl von Mally 73. | — — Victoria regia 126. x Cultur des Weinstocks in Topfen 197. der Wellingtonia giganlea 289. Zuckerwurz 222. Dattelpalme 226. Dauer von Hölzern, Blumenstäben, decken u. s. f. 355. Decorative Gewächshäuser 298. Dioscorea Batatas Dene. 357. Dircaea Blasii Rgl. 190. Dracänen, Sommereultur einiger im freien Lande 240. Dünger, fossiler 48. für Obstbäume 58. — Von C. F. Mally und Comp. in Wien Te Salz- 314. Durchwinterung der Bienenstöcke unter Erde 128. der Pelargonien 55. Durio-Baum 322. Einführung der Dielytra spectabilis 55. Elemente der Wirkung in der Gartenkunst 117. 139. 275. 300. Eugenia Ugni als Fruchtstrauch 385. Flora von Brasilien 316. Fluke Kartoffel, die 56. Fossilienlager an der Küste von Suffolk 48. Gall’s Weinverbesserungsmethode 53. 54. Gartenkunst 117. 139. 275. 300. Gemüsegärtnerei 22. 75. Gewächshäuser 56. 126. 259. 298. 327. 384. Glas, Malerei auf 52. Glycerin 56. Griechenland’s Handels- und Arzneipflanzen- 127. Grüne Rose 92. Grütze, rothe 58. Häng- und Trauerbäume in Verbindung mit ihrer Stammart 234. Holz, wohlriechendes 355. Honig, gilliger 357. Jerseykohl 357. Insektenpulver 314. Kampherbaum von Sumatra und Borneo 224. Kanalheizungen in Gewächshäusern 126. 259. mit Tafel.) Kartoflel 54. 56. 209. 360. 381. Kartoffelkrankheit 323. Keimzeit der Samengewächse 340. Klotzsch's Bastardkartoffel 360. a Schatten- ) der Register. i | Knochenmehl, das beste Dungmittel für Bäume 198. Krankheitserscheinungen, neueste, an Obsibäa- men und andern Pflanzen 149. Kupfervitriol 55. Lebenskraft, zur Frage über die 230. Liebesäpfel, Benulzung der 54. Melanoselinum decipiens als Zierpflanze im Freien 237. Muskatnussbaum 353. Nährpfianze, zwei neue China’s. 360. Narcotische Genüsse 294. Naturselbstdruck 168. 193. Nordamerika. Landwirthschaftliche Fortschritte in 51. Ohstsorten, Abänderung einzelner 315. Oel von der Sonnenblume 225. Oranienbaum 133. Orchideen 367. Ostindien 356. Palmenprodukte 226. 287. Palmensammlungen 56. Palmyra-Palme, die 49. Pastinak, neue Varielät 75. Persisches Insektenpulver 314. Petersburg, bolanischer Garten zu, und dessen empfehlenswerthe Pflanzen. 5. 16. 77. 133. 145. 152. 211. 306. 362. Petershof 133. Pflanzen des Amurlandes 98. Pflanzen, neue oder interessante, des bot. Gar- - tens zu St. Petersburg. 342. Pflanzenwanderung, zur Geschichte der 46. Philodendron periusum als Schmuckpflanze im Freien 235. Portland-Cement 327. Profil paläontologisches, oder über die Ent- deckung von Stein- und Braunkohlen 195. 218 sqgq. Produkte, neue vorzügliche landwirthschafil. 74. Redaktionserklärung 232. Reisenotizen (Wien. Triest. Venedig. Padua. u. s. f. 107. 168—179 (Schluss.) Riesen-Runkelrübe, die neueste gelbe über sich wachsende 76. Rikh-Gift 294. Rosenbaum 293. Rosenfliege, Mittel gegen die 387. Sago 356. Salzdüngung 314. Register. Samenbildung ohne Befruchtung 322. 389. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur: 133. Schönbrunn, k. k. botanischer ‘Garten zu 113. Seifenpflanze Californien’s 387. Spaltöffnungen der Blätter 312. Stangenbohnen, den höchsten Ertrag abzuge- winnen 52. Täuschungen und Leichtgläubigkeit 322. 383. Taxation von Gemüsegärten 22. Thuiopsis borealis H. Petrop. 55. Traubenkrankheit 360. Traubenzucker bei Herstellung von Obstwei- nen 53. Trauerbäume 234. Tropische Pflanzen im freien Garten 235. Urerzeugung 357. Var’lle 252. 403 Vaterland der agave americana 56. Kartoffel 200. gelben persischen Rose 383. Vermehrung von Arum, Caladium und ähnli- chen Knollenpflanzen. 340. Vorkommen der Eschen auf Bergen 341. Wachsthum des Blattes von Victoria regia 57. Wasseraufnahme durch die Wurzeln 389. Wasserbassins 328. Zierpflanzen, neue 30. 88. 123. 179. 257. 283. 308. Zierpflanzen, neue und seltene, des Petersbur- ger Gartens 5. 16. 77. 133. 145. 152. 211. 306. 362. Zierpflanzen, tropische, im Freien 235. 237 240. Zuckerkartoffel, Dr. Klotzsch’sche 54. 360. 4) Literaturberichte Beer, J. G., die Familie der Bromeliaceen, nach ihren habituellen Charakteren be- arbeitet. Wien. 228. Biedenfeld, Ferd. Freiherr v. Neuestes Garten- jahrbuch, neuntes Ergänzungsheft, 1854 —1855. Weimar. 61. Biedenfeld, Ferd. Freiherr v. Blumisten - Al- manach. Weimar 1856. 323. Bouche, C. Ueber Anwendung des Portland- Cements 327. Hoffmann, Hermann. Grundzüge der Pflanzen- klimatologie 390. Jonghe, J. de. Cultur der Camellien. Deutsch von Freiherrn von Biedenfeld. Weimar. 62. Köppen, P. von. Russland 59. Langethal, Dr. L. C. Deutsches ‚Obstkabinett 391. Pflanzenakklimatisirung in | Lorenz, Chr. Der Nelkenzüchter, oder Natur- geschichte der Nelken 294. Meyer, J. G. DieLehre von der Entwässerung des Bodens 360. Nägeli, Karl. Die Individualität in der Natur Zürich. 229. Nägeli, Karl und C. Cramer. Pflanzenphysio- logische Untersuchungen. I. Heft. 391.. Schacht, Dr. H. Die Kartoffelpflanze und deren Krankheiten. Berlin. 323. Schrenk, A. G. Reise nach dem Nordosten des europäischen Russland, durch die Tundren der Samojeden. Dorpat. I. II Theil. 228. Siebeck, Rudolf. lagen. 390. Ideen zu kleinen Gartenan- 5) Personalnotizen. Bosse 232. Desveaux Augusiin-Nicaise 232. Dunal 160. Engeimann, Dr. 232. 404 ? - Register. Hannemann 160. Otto, Friedrich 64. 160. Hasskarl 64. Schrenk Dr. 392. Junghuhn 64. Steudel, Dr. Ernst Gottlieb von. 64. Klotzsch 232. Thomson, Dr. 232. - Koch 160. Wagener 392. Liebmann, Dr. 232. Wahlberg, J. Aug. 392. Maximowiez 98. 392. Wallroth, Dr. F. W. 392. Meinecke S. Aufsatz. Oranienbaum 135 und | Wendland, Herm. 392. dessen Nachtrag im Novemb. Wüstemann, Prof. 64. Nägeli, Prof. C. 392. Zollinger 64. n aA 4 SR A } % ni Er Ka NIAN INSTITUTION LIBRARIES T I ii III | 3 9088 ( en 503