un (6) en} oO 7) e a) _. x Lıl Anno MCMV Donavit IE kit bis LEATHER DRESSING rn Jar 720% ch EIuN EN 2 H ANDEEH g Ka A {1 u ar N Bi IE, Ale Bi " INDIE Allgemeine Monatstchrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde, Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deuischlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Wissenschaftlichem Director des Kaiserlichen Russischen Botanischen Gartens zu St.-Petersburg. Mitherausgeber für Deutschland: Mitherausgeber für die Schweiz: H. Jäger, E. Ortgies, Hofgärtner in Eisenach. Obergärtner am Bot. Garten iı Zürich. Siebenter Jahrgan z SS > NOV 25 1929 Se „> 6) ZZ corLecl Ze —_——_————_ Erlangen, 1858. Ve nr basesvon Berdin and. En ke: Be NG f IEAlT: druck von ©. H. ange NO EWwoNL%L ' Zum siebtenmale beginnt die Gartenflora' ihre Wanderung anzutre- ten, nach dem Süden und Norden, nach Osten und Westen. Zunächst möge sie allen Lesern derselben einen herzlichen Neujahrsgruss aus dem Norden. bringen, wo der Herausgeber derselben seit mehr denn: 2 Jahren seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat. Möge die Gartenflora auch fernerhin allenthalben ein willkommener Gast sein, und möge es ihr gelingen , dem gesteckten Ziele, dem Leser stets ein getreues Bild der Bestrebungen, Ent- deckungen und Vorgänge im Gebiete des Gartenbaues aufzurollen, immer näher zu kommen, möge es ihr gelingen, aus dem endlos sich: häufenden Stoffe stets das wichtigste herauszugreifen und die Spreu vom Hafer zu sondern, und möge es ihr vor Allem gelingen mit ihren Artikeln sich stets dem herrschenden Bedürfnisse anzuschliessen. | Zur. Erreichung gerade dieser Zwecke ist aber der Gartenflora ein freundliches Einverständniss mit ihren Lesern dringendes Bedürfniss. Die- ses in erhöhtem Grade anzubahnen,, soll unser eifrigstes Bestreben sein, nur müssen wir unsere Leser bitten, uns freundlich die Hand zu reichen. Bei der Uebersiedelung des Unterzeichneten nach St. Petersburg hatte Herr Dr. Locher die Güte die Redaktion der Gartenflora zu übernehmen. Mit Umsicht und zum Vortheile des Blattes ward solche von ihm geführt, leider aber war. er nicht zu bewegen, solche auch fernerhin fortzuführen, da ihm das Gebiet des Gartenbaues doch zu ferne liege. — In Folge dieses von uns lebhaft bedauerten Entschlusses des seitheri- gen Redaktors wird nun der Herausgeber die Redaktion wieder selbst an sich nehmen und die Gartenflora ausser den Interessen Deutschland’s und der Schweiz, auch für die Folge die der deutschen Provinzen Russland’s, sowie Petersburg’s und Umgebung vertreten lassen. Die’ speziellen Interessen Deutschland’s wird nach wie vor Herr Hof- gärtner Jäger in Eisenach, die der Schweiz Herr Obergärtner ‘Ortgies in Zürich, und die Russland’s der Unterzeichnete vertreten. Bei der Schnelligkeit der Verbindungen bietet die Entfernung des Redaktors und Herausgebers vom Druckorte keine wesentliche Schwierig- keit. Mittheilungen, Anfragen und Aufsätze für die Gartenflora, sie werden 2 Vorwort. am zweckmässigsten der Buchhandlung in Erlangen , oder einem der bei- den Mitarbeiter, oder direkt dem Herausgeber zugesendet. Alles dem Un: terzeichneten zugehende wird am Schlusse jeder Nummer angezeigt, An- fragen kurz beantwortet, und so soll die Zeitschrift das Bindeglied zwischen dem Herausgeber und Lesern werden. Möchten diese Letzteren doch auch ihre Erfahrungen dem Herausgeber nicht vorenthalten und namentlich in allen den Fällen, wo sie anderer Ansicht sind , oder wo ihre Erfahrungen in irgend einer Richtung abweichen, solches im allgemeinen Interesse mit- theilen und dem nach ihrer Ansicht Unrichtigen entgegentreten. Die Herren Handelsgärtner insbesondere bitten wir, uns Mittheilungen über Neuigkeiten zu machen, die in ihrem Besitz sind, sei dies durch Be. schreibung oder durch Abbildung. Die Gartenflora wird es sich stets zur Aufgabe machen, ganz ohne Sonder-Interesse, die Interessen jedes Einzelnen zu fördern, sofern nicht marktschreierische Ankündigungen oder Empfehlung des nicht Empfehlenswerthen versucht wird. 'Cataloge aller Art können unse- rer Zeitschrift beigelegt oder in dem solche begleitenden Anzeiger angezeigt werden, dagegen müssen wir bei dem früher ausgesprochenem Grundsatz verharren, dass wir selbst uns nie zu Empfehlungen solcher Cataloge ver- stehen werden. Was wir dem Einen gewähren würden, könnten wir dem Andern nicht versagen und Empfehlung nach eigener Erfahrung könnten wir ja nur einem kleinem Theil der bestehenden Geschäfte geben. — Dagegen werden wir jedem Geschäfte im Texte unseres Blattes gern den ‘Platz zur Besprechung der Haupteulturen desselben, eingeführter Neuigkei- ten etc. einräumen und grössere Mittheilungen überhaupt auf besonderes Verlangen honoriren. Kurze, nicht zu umfangreiche Mittheilungen über die Thätigkeit der Vereine werden wir mit grossem Danke entgegen nehmen, namentlich wenn solche zugleich Blicke auf die Culiur neuer und alter Pflanzen wer- fen, oder neu eingeführte Pflanzen beurtheilen. Ausführliche Schilderungen von Ausstellungen, wenn diese, wie dies häufig der Fall ist, reine Namens- register sind, können wir dagegen, als nur lokales Interesse darbietend, nieht aufnehmen, indem unser weitverbreitetes Blatt überhaupt es sich zum Grundsatz machen wird, immer nur auf Gegenstände von allseitigem In- teresse näher einzutreten. Petersburg, im Dezember 1857. E. Regel. RIESE RL. er en an) { wr Be ge eo F CHE Gr AIETE = A mides = > or EI Gotbeil GG 0 Dancer . Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen. a) Neue Riesen-Kaiser-Aster. von J. J. Gottholdt u. Comp. in Arnstadt. (Hierzu Tafel 213.) Wenn eine Neuheit je das: allge- meine Interesse der Blumenfreunde ver- dient hat, so ist es mit Recht diese wahrhaft prachtvolle neue Riesen-Kaiser- Aster. Ihre Vorzüge vor allen jetzt be- kannten ihres Geschlechtes sind so her- vortretend, dass sie fast nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Der Umfang die- ser Riesen - Aster beträgt gegen 12 bis 15 Zoll und der Durchmesser über ihre Wölbung hinweg 6!/, Zoll. Sie besitzt eine wahrhaft erstaunliche Gefülltheit, verbunden mit einem auffällig regelmäs- sigen, herrlichen Bau. Die Blumenblät- ter sind muschelförmig bis ins Herz an einander gefügt, wodurch sie mit der be- sten Georgine rivalisiren kann. Nicht genug der erwähnten Tugen- den, besitzt diese Aster noch die Vor- senhaft, einen überaus kräftigen Wuchs besitzt, bei einer nur mässigen Höhe von 1'/, Fuss, so dass sie stets einen ganz geraden Stand behält. Ein fernerer wesentlicher Vorzug, welchen diese Riesen-Aster allein be- sitzt und der beachtenswerth ist, be- steht darin, dass sie ihre enormen Blu- men in ganz gleiche Höhe dicht neben einander stellt, wodurch ihre imponirende Schönheit eigenthümlich gehoben wird. Den besten Beweis von ihrer Voll- kommenheit liefert diese Aster selbst dadurch, dass sie in Folge ihrer Gefüllt- heit nur sehr wenig Samen liefert, wes- halb wir auch fürchten , dass unsere Ernte nicht zur Befriedigung aller Auf-. träge ausreichen wird. (J. J. Gottholdt u. Comp.) züge, dass sie, wie in allen Theilen rie- | Nachschrift. Bis jetzt waren es die Gärten Frank- reich’s, welche die schönsten neuen For- men von den chinesischen Astern (Cal- listephus chinensis) in Cultur gebracht l.u.li. 1858, haben. Es gereicht uns daher zur Ge- nugthuung, an die Spitze des 7ten Jahr- ganges dieser Blätter die Abbildung und Beschreibung einer neuen Form i 4 einer chinesischen Aster„zu stellen, die alles übertrifit, was bis jetzt in dieser Richtung erzogen worden ist. Es ist dieses das Erzeugniss eines deutschen Handelsgartens, der wie die folgenden Tafeln zeigen. mit besonderer Einsicht geleitet, des Neuen und Schönen noch Vieles produziren dürfte. f Solche glückliche Resultate sind er- munternd für weite Kreise und hoffen wir, dass die Zeit nicht mehr ferne sei, wo die deutschen Samenhandlungen nicht blos in Bezug auf Levkoien-Samen, son- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. dern in jeder Beziehung mit Erziehung der schönsten Tormen der Modepflanzen rühmlich vorangehen, — Die Levkoien Erfurt’s und Arnstadt’s, die Lack und Petunien Möhring’s in Arnstadt, die Sal- piglossis und Helichrysen von Ebritsch ‚in Arnstadt, die Blumenkohle Haage’s, | und jetzt die Astern und Petunien Gott- | holdt’s, sie liefern auffallende Beispiele, was Thüringen’s Gartenbau in dieser Beziehung in neuester Zeit geleistet hat und ferner leisten dürfte. (E. R.) } \ b) Neue gefüllte Petunien. Von J. J. Gottholdt u. Comp. in Arnstadt. (Hierza Tafel 214— 215.) Es ist unseren Bemühungen gelun- gen, durch künstliche Kreuzung, die hier zum Theil abgebildeten neuen herrlich gefüllten Petunien zu erzielen, in einer Vollkommenheit, Grösse und Form, wie sie nicht leicht höher erreicht werden kann. Wir waren selbst überrascht, als die ersten Blumen dieser Petunien zur Blüthe kamen; denn ein so auffälli- ges, gelungenes Resultat unserer Kreu- zung hatten wir nicht erwartet. Die Gefülltheit dieser Petunien ist durchgän- gig so überraschend stark, dass man ganz andere Blumen vor sich zu haben wähnt. Es mangelt an einer ähnlichen Erscheinung in der Blumenwelt, mit der man Sie gut vergleichen könnte; in der einen glaubt man eine schöne Rose oder Camellia, in der andern eine holländi- sche Ranunkel oder Anemone vor sich zu sehen. Ausserdem bieten diese neuen ge- füllten Petunien noch sehr wesentliche Annehmlichkeiten dar; denn sie verbin- den mit ihrer Schönheit einen äusserst feinen eigenthümlichen Wohlgeruch, be- sitzen dunkelgrünes Laub und kräftigen Habitus, und lassen sich viel leichter eultiviren als z. B. die grünrandigen Petunien. Die Petunien sind eine so allgemein beliebte Modeblume geworden, dass diese neuen gefüllten Abarten jedem Blumenfreund von Interesse sein werden. (J. J. Gottholdt u. Comp.) Beschreibung‘ der neuen Gottholdt- schen, auf Tafel 214—215 abgebilde- ten Petunien. Die Abbildung der jetzt "fehlenden werden wir später geben. Nr.1, Bavaria. Atlasweiss mit grünlichem Schimmer: und Schattirung, enorm grosse Blume, gut’ gefüllt. 5: Zoll.. Nr.2. Hofrath _Nagler. Glänzend. ‚rosa-, | violett mit sehr , vollkommener Tr C$E AL.D.! wi vs /E 4 9G 70060 a El pr, rl: Kasst Inars. 6 Iyrfl, fl. pl Kerr von Kchenaerf LG redet, Sel u TI AIRE fe Lat NE: Darep rn $ j 1. K ae I. Originalabhandlungen. schöner Füllung, Neuheit. Meteor. Rein weiss mit wechseln- dem röthlichem und grünlichem Schimmer, Bau und Füllung ausgezeichnet (Ranunkelbau). Die Blume bildet fast eine Halbkugel. Grossblumig. . Petunia imperialis. fl. roseo ple- no. Dunkelrosa mit violettem Schein, gut gefüllt, reizend, Fürst Taxis. Reinweiss mit chamois Schaitirung. Kelch und Füllung zart rosa gerandet. Ane- monenbau , grossblumig. . Freifrau von Seckendorff. Gelb- lichweiss mit stark rosalila An- flug, anemonenartige Füllung, fein geadert. Vorzüglich schön. Grossblumig. Petunia imp. fl. violaceo pleno. Violett mit Atlasglanz, gut ge- füllt und gebaut. Elfenkönigin. Blendend weiss, im Kelch rosa Schein, reizend gefüllte Blume. Wie eine weisse Granate , sehr reichblühend. Venusblick. Weiss mit stark ro- saviolett Schein. Sehr gut ge- füllt, vielblumig. Nr. "3. Nachschrift Die Stammeltern der Petunien stam- men ‘aus Amerika und haben hier (wie bei vielen anderen unserer beliebtesten Culturpflanzen) 2 unter sich spezifisch verschiedene Arten, theils durch zufäl- lige, theils durch künstliche Befruchtung die mannigfachen Formen gebildet, die sich jetzt in unsern Gärten befinden. Die eine dieser Stammarten, das ist die P. nyetaginiflora Juss. (Nicotiana nyeta- giniflora Lehm.), die von der Mündung vorzügliche | Nr. 10. 5 Rubin. Lila mit violettem An- fluge und dunklen Adern. Runde dicht gefüllte Blume. Reich- blühend. Granatröschen, Weiss mit roth- violett Schein. Gut gefüllt, viel- blumig. Rosette. Rothviolett mit Atlas- slanz. Sehr regelmässig und schön gefüllt. Florida. Atlasweiss mit bläulich rosa Schein. Füllung sehr stark. Reichblühend. 14. Princess Elisabeth von Schwarz- burg. Grosse weisse Blume mit pfirsichblüthfarbenem _Aniluge, dichter regelmässiger hoher Fül- lung, imGrund schwarzblau ge- adert. Vollkommene Form, Pracht- volle Blume. Fürstin Caroline von Schwarz- burg. Rahmweisse enorm grosse Blume mit violett Saum und Herz. Unübertrefflich schön ge- füllt. Die grösste und am stärk- sten gefüllte Petunie, äusserst feine Farben, Centifolia. Schön weiss, ganz dicht gefüllt, wie eine weisse. Rose. Grossblumig, extra. Nr. 11. Nr. 12. Nr. 13 . Nr. Nr. 15. Nr. 16. von E. Regel. des Rio Plata in Südamerika in die Gärten Europa’s eingeführt ward. Es ist das jene so üppig und kräftig wach- sende Stammart mit grossen weissen wohlriechenden Blumen, Bei der Sa- menzucht _ muss man bekanntlich diese weisse Stammart immer sorgfältig von den andern Arten trennen, wenn nicht der Pollen derselben bei der gegenseiti- gen Befruchtung einen so überwiegen- den Einfluss ausüben soll, dass die 6 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. grosse Mehrzahl der Pflanzen der fol- genden Generation wieder zu dieser weissen Stammart zurückkehrt. Die andere Stammart, das ist die Petunia violacea Lindl. (Nierenbergia punicea Hort. N. phoenicea G. Don), die aus Buenos Ayres eingeführt ward. Wuchs weniger üppig, Blätter kleiner, Blumen schön purpurviolett und kürzer. Es ist das die gewöhnliche rothe .Pe- tunie der Gärten, wie man sie gern zur Bepflanzung ganzer Gruppen verwen- det. Die Vermischung dieser beiden Ar- ten war es nun, welche die zahllosen Petunien-Varietäten ins Leben rief, wie die kleinblumigen, die grossblumigen, die mit weit geötinetem Schlunde, die gea- derten und gestreiften u. s. f, Es ist eine eigenthümliche, aber ge- rade für die Erzielung neuer Abarten sehr wichtige Eigenschaft des fruchtba- ren Bastards, dass er bei Selbstbefruch- tung nicht nur seine typischen Charak- „tere nicht getreu beibehält, sondern dass ausserdem in den folgenden Generatio- nen zuweilen Charaktere auftreten, die er von keiner der Stammeltern entlehnt hat. Ein solches Ausspringen aus dem scheinbar gezogenen Grenzen, das sind z. B. die so eigenthümlichen grünrandi- gen Petunien, die gleichsam als krank- hafte Monstrosität zu betrachten sind und darum selten die gleiche üppige Entwicklung wie die anderen Petunien besitzen, wenn gleich die Nachkommen der ersten derartigen Abart (die auch in Arnstadt von Möhring u. Comp. er- zogen und Erzherzog Johann benannt ward,) ungleich kräftiger als diese Stamm- form sind. — Zeigten nun auch schon. einzelne Petunien eine schwache Füllung im Schlunde der Blumenröhre, so war den- noch die erste eigentlich gefüllt blühende Abart diejenige, welche vor 2 Jahren als P. imperialis fl. pleno in den Han- del kam. Es ist dieses eine gefüllt blühende weisse Abart. der weissen Stamm- art, der P. nyctaginiflora, nur ist der Wuchs niedriger, die Blumen kleiner geworden, es zeigen dagegen die letzte- ren eine ebenso vollständige Füllung, wie die abgebildeten Arten. Diese Petunia imperialis zeichnet sich durch gedrungenen kräftigen Wuchs und überaus reichliche Entwicklung der Blu- men aus, welche wie die der Stammart einen feinen Wohlgeruch besitzen. Sie ist daher zur Bepflanzung von Blumen- gruppen wie zur Topfeultur gleich schön. Im Topfe lässt sie sich zu schö- nen breiten niedrigen dichten Büschen mit leichter Mühe erziehen. Fortpflan- zung durch Stecklinge im Frühling und Sommer im kalten oder nur mässig war- men Vermehrungsbeet. Diese Petunia imperialis, deren Stempel sich noch erhalten und nicht in Blumenblätter aufgelöst, hat nun Herr Gottholdt mit dem Pollen der an- dern Petunien befruchtet und auf diese Weise die oben beschriebenen Abar- ten erzogen, die als durchaus ausge- zeichnete neue Formen dieser belieb- ten Modeblumen bald die Runde durch die Gärten Europa’s machen werden. (E. R.) DIPLO EI, IP, 4 0 ALM ILS CH I, G Fer pa ZZZR Taf... 2 CN vhrmendiß E Ye daeımalas Yellereas (LG FE, 2 r 2 2 r 2 1 L Dar danımntas semplar Farbendr. v.A.Kolb.Nenbg 1. Originalabhandlungen. c) Neue und prachtvolle Varietäten von Dianthus chinensis. (Hierzu Tafel 216 u, 219.) Herr Kunst - und Handelsgärtner Carl Heddewig in St. Petersburg zog aus japanischen Samen mehrere Varie- täten von Dianthus chinensis L., die nicht nur die in unsern Gärten bekannte Eorm dieser Art weit hinter sich lassen, sondern in Betreff der, Farbenpracht, ver- bunden: mit der Grösse der Blumen überhaupt, die erste Stelle unter den Nelken einnehmen. Die vorzüglichsten sind folgende: Chinensis Heddewigii (Tafel 216, Nr.1), Caule a basi ramosissimo, cum foliis glauco-viridi, subhumili; foliis latiuscu- lis, cum bracteis calyeinis exterioribus, a basi recurvatis; corolla maxima, 3 pollices in diametro lata; petalis late ob- oyatis, inciso-dentatis, basi cuneata, in- - tegerrimis, Diese vor allen anderen prächtige Varie- tät ist unstreitig die schönste dieser Art, welche jemals in Cultur gewesen ist; sie zeichnet sich beim ersten Anblick aus durch ihren niedrigen, 6—8 Zoll hohen, dicht bu- schigen Wuchs, den sie sowohl im freien Lande wie im Topfe beibehält, dadurch werden die Blüthen sehr genähert und bilden ein reizendes natürliches Bouquet, welches das Auge durch seine Farben- pracht fast blendet (es waren deren zu gleicher Zeit 30. an einer Pflanze in Flor!).. Ausgezeichnet ist sie ferner durch die blaugrünen, von der. Basis an zurückgekrümmten Blumen, die bei ei- | ner Länge von 3 Zoll eine Breite von 5. — 6 Linien erreichen und am Rande | kaum rauh sind. Die, beiden äussersten, ebenfalls zurückgekrümmten . Hüllblätt- chen des Kelchs übertreffen diesen mit- unter an Länge, Die Blumen sind aus- gezeichnet sowohl durch ihre Grösse, die einen Durchmesser von 3 Zoll er- reicht , als auch durch eine prachivolle sammetartige Farbe, die leider durch Ab- bildung nicht zu erreichen ist. Die Blu- menblätter haben eine breit - verkehrtei- förmige Gestalt, sind am oberen Rande eingeschnitten gezähnt, am untern kur- zen keilenförmigen Ende ganzrandig. Bis jetzt existiren von diesem Dian- thus 2 Sorten, doch lässt sieh nicht mit Bestimmtheit erwarten, dass noch mehr aus Samen gewonnen werden, Die Eine ist (Tafel 216, Nr.2) dunkel, leuch- tend carmin, und, da wie erwähnt, die Blumenblätter sehr sammtartig sind, so entsteht ein fast scharlachrother Schil- ler, Die Andere (Tafel 218, Nr. 2) ist leuchtend carmin und rosa, mit sehr hellem Anflug nach der Mitte des Blat- tes, welches fast aussieht, als ob eine Schneeflocke darauf gefallen wäre; so- bald die Blume älter wird, verliert die- ser helle Anflug sich so ziemlich, über- haupt wird die ganze Blume dunkler (Tafel 216, Nr. 3). Chinensis giganteus (Tafel 216, Nr. 4). Caule a basi ramoso, subhumili, cum | ramis simplicibus unifloris et foliis se- ı nioribus glaucescente ; foliis et bracteis | calyeinis exterioribus patentibus versus 'apieem recurvatis; corolla maxima in | diametro 3 pollices lata; petalis late ob- ‚ovatis, inciso - dentatis basi cuneata in- | tegerrimis. Diese durch ihre ebenfalls grossen und prächtigen Blumen der vorigen zu- nächst stehende Varietät, unterscheidet sich durch den, minder dichten, obwohl wenig höhern Wuchs, die weniger blau= 8 Gartenflora Deutschlands und’ der Schweiz. grüne Farbe des Stengels und. der ‚Blät-, ter, die minder zurückgekrümmt sind, und durch die einfachen einblumigen Zweige, die bei allen übrigen Varietäten nach oben zu gabelspaltig sind und 2 oder 3 Blumen tragen. Die Blätter haben in der Jugend eine mehr gelblich grüne Farbe und erreichen bei einer Länge von 2!/, Zoll selten eine Breite von 3Linien; sie sind dabei, sowie die äus- sersten Hüllblättchen des Kelchs, mehr aufrecht, abstehend und nur nach der Spitze zu oder kaum zurückgekrümmt, Die prächtige Blume ist dunkelpurpur, das sich nach dem Rande zu in rosa verläuft, sich mit weissen Schattirungen endigt; sie ist ebenfalls sammtartig und mit bläulichem Schiller versehen. Der Schlund ist von einem dunklern Saum eingefasst. Die ebenfalls breit verkehrt eiförmigen Blumenblätter sind am obern _ Rande eingeschnitten gezahnt. Der ganz- randige Grund ist länger vorgezogen als wie bei der vorigen. \ Chinensis ladiniatus. Caule a basi ramoso,\ elatiore, strieto, cum foliis patentibus glaucescente; co- rolla maxima, in diametro A pollices latiore; petalis cuneatis, apice fimbriato laciniatis, basi elongata cuneata integer- rimis. \ e& Flore simplice. (Tafel 219, Nr. 1.)*) ß Flore pleno. (Tafel 219, Nr. 2.) Diese Varietät ist ausgezeichnet durch ihre eigenthümlich schönen geschlitz- ten Blumenblätter und unterscheidet sich ausserdem durch ihren höhern,, stei- fern Wuchs. Die blaugrünen Blätter sind abstehend und erreichen bei einer Länge von 4 Zoll eine Breite von 4 Li- ESTER NN SIERRERE IL NUN. DE ERTL *) Diese Tafel wird im Märzheft nachgelie- gert, IE nien.’ Die ‚beiden. äussersten, Hüllblätt- chen des Kelchs sind bei der einfachen Blume aufrecht und viel kürzer als der Kelch, bei der gefüllten von der Länge des Kelchs und abstehend. Die grosse Blumenkrone ist bei der einfachen Blume 4 Zoll im Durchmesser und zurückge- bogen und bei der gefüllten Blume 3 Zoll im Durchmesser. Die Blumen- blätter sind lang keilförmig'‘, "an ‘der Spitze bis über ein Drittel ihrer Länge in zahlreiche, schmale pfriemliche Lap- pen unregelmässig zerschlitzt, nach dem Grunde zu ganzrandig und wellig, vom Nagel bis zur Spitze 2!/, Zoll lang; bei der gefüllten Blume sind. sie wegen des nicht welligen Randes scheinbar breiter. Hiervon sind bereits mehrere Sorten ge- zogen, darunter sind 2 gefüllte, welche dem Gartenmohne fast ähnlicher sehen als wie einer Nelke; die eine ist purpur und die andere dunkelpurpur; von den einfachen ist die eine weiss, eine andere rosa, eine purpur etc. Chinensis squarrosus. Caule a basi ramoso elatiore,, rigido, glauco ; foliis patentibus versus apicem saeperecurvatis, glaucescentibus; bracteis cealycinis exterioribus subereetis, flore minore, 11/, — 2 pollices lato; petalis lineari-oblongis, apice bifidis. Diese in blumistischer Beziehung weniger, in botanischer aber desto mehr bemerkenswerthe Varietät zeichnet sich durch ihren steifen, nach oben sparrigen Wuchs, durch ihren nach unten sehr stark bereiften Stengel und die sonder- baren Blumenblätter aus. Höhe 18 Zoll, die Blätter sind abstehend, nach der Spitze oft etwas zurückgekrümmt, bei einer Länge von 3%, Zoll bis 33/, Li- nien breit. Die Gabeläste der Zweige sind steif abstehend, die äusseren Hüll- blättchen des Kelchs sind häufig kürzer RN PER x Rear Ben . 1. wie. dieser.;. die, inneren : sind. ziemlich von gleicher, Gestalt „.d...h. linear.- lan- zettlich und pfriemlich (nicht breit und plötzlich zugespitzt, wie: sonst bei die- ser Art). ‚Die Blume ist dunkelpurpur, zurückgekrümmt und meist 1, — 2 Zoll im’ Durchmesser. Die Blumenblät- ter sind lineal länglich, mit parallelen Rändern, ander Spitze mehr oder we- niger tief in 2 Lappen getheilt, die bald spitz und wagerecht zurückgekrümmt, Originalabhandlungen. 9 bald stumpf, gerade. und ‚an der Spitze gezähnt erscheinen, Herr Heddewig beabsichtigt, die Sa- men dieser Nelken im Herbste 1858 in den Handel zu geben, oder auch, falls sich ein Liebhaber finden sollte, die sanze Sammlung zu verkaufen, und wird es ihm Vergnügen machen, frankirten Anfragen die genügende Auskunft darü- ber zu ertheilen. = Das Innere des Palmenhauses im kaiserlichen Botanischen en in Petershurg. (Hierzu Tafel 217.) Wir haben früher schon unsere Le- | noch mit der Schildernng unseres neuen ser auf ‚einer Wanderung durch. einen Theil. der, Häuser des hiesigen Botani- schen Gartens -begleitet. Heute geben wir auf ‚der schwarzen Doppeltafel.die- ses Heftes: das Innere des grossen Pal- menhauses . nach einer Zeichnung , die bald nach Vollendung des Baues gemacht ward. Seitdem haben sich viele der in den Grund gepflanzten Palmen zu, im- pösanter Höhe erhoben, ja mancher ist der Riesenbau schon zu klein’ geworden, indem: sie mit den Wedeln an den Fen- stern des Daches anstösst. Die Beschrei- bung der schönsten Formen der hier be- findliehen Pflanzen gaben wir schon in einem frühern Artikel (Jahrg.1856, pag. 355), auf die wir heute einfach verwei- sen. s: Wenn später einmal eine günstigere Jahreszeit eine lebendigere frischere An- schauung gewährt, werden wir das da- mals angefangene Bild vollenden, da wir Orchideenhauses (240 Fuss lang, 35 Fuss breit) so wie einer grossartigen und zweck- mässig, umgebauten Reihe grosser Kalt- häuser im, Rückstand sind. : Auch im Garten. im Freien hat sich seitdem man- ches verändert, so ist eine, grössere Steinparthie entstanden, in der. vorzugs- weise, die schönblühenden perennirenden Pflanzen des russischen Reiches culti- virt werden, — die zahlreiche Samm- lung der harten: Perennien ist, nach dem natürlichen Systeme gepflanzt und ge- ordnet worden, und im Laufe dieses Früh- liongs wird die Anpflanzung eines Arbo- retums von den. hier harten Bäumen und Sträuchern vollendet. Manche noch weniger verbreitete, und allgemeiner Cultur werthe. Pflanze werden wir dann zu besprechen Gelegenheit haben, wenn erst ein frisches; Grün der. Erde nach unserm langen Winter entsprosst. — (E..R.) 10 Gartenflora Denischlands und der Schweiz. . 3) Eine Tour von Petersburg nach Czarsko&-Selo, nehst Bemer- kungen über Gemüse- und \ Schon der Name deutet es an, dass es einer jener herrlichen Stammsitze der kaiserlichen Familie ist, von dem nur ein leichtes Bild aufzurollen, der Zweck dieser Zeilen ist. Czarsko&-Selo ist ungefähr 4 Meilen vom kaiserlichen Palaste in St. Peters- burg entfernt, von dem aus alle Entfer- nungen nach den verschiedenen Richtun- gen gerechnet werden. Zunächst führt der Weg noch eine Stunde lang durch die Stadt bis zur Eisenbahn, die Czarsko&- Selo (Kaiserdorf zu Deutsch) mit Pe- tersburg verbindet. Anfangs durchschnei- det die Bahn grosse Gemüsefelder, auf denen das Hauptgemüse für Russland, der Kopfkohl, in grosser Masse gebaut wird. Es ist das eine mittelgrosse runde weisse Sorte, die unter dem Namen rus- sischer Kopfkohl auch im Auslande bekanht ist. Ausderdem wird auch viel Braunschweiger Kohl und eine Sorte, die die hiesigen russischen Gärt” ner Leipziger Kohl nennen, culti- virt. Beide Sorten werden grösser als der russische Kohl und werden die Sa- men davon aus dem Auslande bezogen. Die russischen Gärtner behaupten, dass die hier erzogenen Samen von Genera- tion zu Generation ein schlechteres Re- sultat lieferten. Der Kopfkohl wird im Allgemeinen sehr gut cultivirt; denn der Agarotnik (der Gemüsegärtner) gehört hier wirklich zu den äusserst thätigen und zugleich in seinem Fache erfahrenen Leuten. Kopfkohl dient hier zu den verschiedensten Zwecken, am meisten aber zur Bereitung der Tschi - Suppe, welche als einziges Gericht bei der arbeitenden Klasse gemeiniglich den Mittagstisch bildet. jedoch auch von den wohlhabenden Russen gerne gegessen u Obstbau , Blumeneultur ete. wird. Fleisch, Kopfkohl und was sonst noch von Gemüse vorräthig ist, kommt in diese Suppe, die also Suppe, Fleisch und Gemüse in emer Tracht gibt. Im Winter wird auch saurer Kopfkohl hierzu vielfach verwendet, der einfach in Ständer einge- stampft wird, ohne solchen wie Sauerkraut zu Schneiden. Die Aufbewahrung des Kopfkohls in frischem Zustande hat hier in Peters- burg mehr Schwierigkeit- als wo anders. Die Keller können. nicht tief. gelegt wer- den, da man sonst auf’s Wasser kommt, oder wenigstens bei hohem Wasserstande solches bekommen würde. Sie müssen daher mehr wie niedrige Souterrains der Häuser angelegt werden, die jedoch im Winter zuweilen geheizt werden müs- sen, wenn es nicht einfrieren soll. In Folge dessen halten sich im Keller Kopfkohl, Wirsing , Oberkohlrabi nichts weniger als gut, und namentlich die er- steren gelingt es kaum bis zum Februar frisch zu erhalten. Im hiesigen Garten ward im letzten Jahre eine 2 Fuss tiefe Gemüsegrube ausgeworfen, über dieselbe ein Satteldach von Brettern gemacht und am Giebel eine kleine Thüre zum Hineingehen angebracht. In diese ward das Gemüse eingeschlagen und beim Beginn des Frostwetters wurden die Bretter mit Erde und einer hohen Laub- decke gedeckt. Hier erhielt sich alles Gemüse bis zum nächsten Frühling aus- nehmend gut. In solcher Lokalität kön- nen alle Wurzelgemüse und Blätterge- müse ganz gut überwintert werden, nur muss der Ort, wo der kleine Eingang sich befindet, immer wieder gut ver- wahrt, und die Grube bei kaltem Wet- ter nicht mehr als dringend noth- wendig besucht, sondern jedesmal gleich I. Originalabhandlungen. eine grössere Quantität in den Keller genommen werden. Im hiesigen Garten baueten wir in den beiden letzten Jahren den grossen mittelfrühen und späten Ulmer-Kopfkohl versuchsweise. Beide wurden im April in’s Treibbeet ausgesäet und dann im Mai die Setzlinge ausgepflanzt. Der- selbe bewahrte auch hier seine vorzüg- lichen Eigenschaften, und lieferte uns bedeutend grössere und schönere Köpfe, als die hier gebräuchlichen Sorten. Un- ter den frühen Kopfkohlsorten gerieth uns dasJohannistagkraut und der spitze Fielder Kopfkohl sehr gut. Spinatfelder erinnerten uns an das nordische Klima, denn soviel uns be- kannt, überdauert hier der Spinat nicht im freiem Lande, sondern muss im Früh- ling immer wieder angesäet werden. Da dem kurzen Frühling bald der heisse Sommer folgt, so geht der Spinat hier auch immer bald in Samen und liefert einen viel geringern Ertrag als in Deutsch- land. Wenn der Herbst so günstig, wie in diesem Jahre, dann geräth der im August ausgesäete Spinat gut und gibt Ende September und im October reichere Ernte als der im Frühling ausgesäete, Die Gurken, welche von den Russen leidenschaftlich gerne, und zwar ganz roh nur mit etwas Salz gegessen wer- den, waren in diesem Sommer leider um Petersburg abermals nicht gerathen, da der kalte Vorsommer deren Entwickelung beeinträchtigte, und sie dann zugleich mit den Kartoffeln durch einen Frost mitten im Sommer in vielen Lokalitä- ten litten. Es wird hier vorzugsweise die kurze russische Gurke gebauet. In guten Sommern gerathen die Ende Mai in’s Land gelegten Gurken ganz gut; sicherer ist es aber immer, Pflanzen der- selben im Topfe vorzuziehen und dann Anfang Juni auszupflanzen. Auch für 11 die Stangenbohnen ist dies letztere Ver- fahren anzurathen, Die Samen dersel- ben müssen aus südlicheren Gegenden bezogen werden, da sie hier fast nie zur Reife kommen. Ein sehr wichtiges Gemüse für hie- sige Verhältnisse sind die Erdk ohl- rabi, von welchen jedoch nur die ge- wöhnlicheren Sorten hier angebauet wer- den. Die schönen neuen Ulmer Sorten würden auch hier jedenfalls bessere Re- sultate liefern, wenigstens geriethen sie im hiesigen Garten vortrefflich. Will man dieselben in vollkommner Grösse erziehen, so müssen die Setzlinge im Frühling im Fensterbeete oder wenig- stens auf einem geschützt gelegenen Anzuchtsbeete vorgezogen werden, denn sonst erreichen sie bei dem hiesigen kurzen Sommer nicht ihre volle Grösse. Die breitwürfige Aussaat gleich in’s freie Land lieferte uns ein sehr schlech- tes Resultat und wäre also hier ent- schieden nicht zu empfehlen. Da die Erdkohlraben den ganzen Winter hin- durch sich in den Gruben prächtig hal- ten, so sind sie hier allerdings als eins der wichtigsten Gemüse zu empfehlen. Die Kohlrabi sind in Petersburg nicht beliebt und werden daher nur wenig gebauet, Der Grund scheint mir lediglich darin zu liegen, dass die im Frühling gepflanzten, unterm Einfluss der langen heissen und hellen Tage des bald folgenden Sommers, selten zart und gut, sondern oft holzig werden. Eine Aussaat im Juli liefert dagegen Pilan- zen, die unterm Einfluss des kühlern Herbstwetters auswachsen und daher weniger Holzbündel bilden. In der Grube eingeschlagen, sind sie nach Weih- nachten noch zarter, als im Spätherbst und verdienten daher auch hier als wirklich vortreffliches Wintergemüse häu- figern Anbau. 12 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blumenkohl gedeihet hier sowohl | die holländischen Carotten und die Altring- als frühes, wie als spätes Gemüse ganz | ham-Möhre gezogen, vortrefllich. Wirsing gedeihet ebenso gut als der Kopfkohl, wird aber viel weniger angebauet. Der frühe Wiener und die ausgezeichnet guten, grossen und zarten mittelfrühen und späten Ulmer Sorten gingen im hiesigen Garten ganz vorzüg- lieh. Letztere lieferten Köpfe, so gross wie die Kopfkohle, von ausserordentli- cher Zartheit. — Unter den Salaten, die: hier viel angebauet werden, leistete uns der frühe Steinkopf und der gelbe Asiatische die besten Dienste. Zwiebeln gehören zu den belieb- testen Speisen der arbeitenden Klassen der Russen, die sie roh verzehren. Die- selben werden allenthalben durch Aus- saat in’s freie Land erzogen. Das An- ziehen von Steckzwiebeln dürfte auch wegen des langen Winters seine Schwie- rigkeiten haben, und dürfte die Ueber- winterung derselben nur in ganz trock- nen Lokalen gut gelingen. Erfahrun- gen fehlen mir noch, doch machten wir in diesem Jahre den Versuch. Die blassrothen Sorten sind hier im Allgemeinen beliebter als die gelben. Im Garten des Ministeriums des Innern sah ich in diesem Jahre auch die Madeira- Zwiebel, welche von Herrn Pfeffer an- gezogen worden war. Dieselbe hatte auf sonnigem warmen Standorte mittelst Aussaat eine ganz ansehnliche Grösse erlangt, so dass sie auch hier als vor- ‚ züglich zur, Cultur kann, Möhren bleiben bei dem hiesigen kurzen Sommer nur klein und werden daher durch die: Erdkohlraben zweck- mässiger ersetzt, wenn es sich nämlich um deren Anbau im Grossen handelt. Für die Küche werden hier vornehmlich empfohlen werden Es gedeihet aber auch die gelbe Saalfelder, und die Frank- furter Carotte und a.m. ganz vorzüglich. Die Rüben (Feldrüben, Turnips), die in Süddeutschland und der Schweiz noch als Nachfrucht von den Körner- früchten gebauet werden, sie wehmen hier den Boden den ganzen Sommer hindurch in Anspruch. Für den Kü- chengebrauch bauet man hier die hol- ländischen weissen und gelben Mairü- ben, auch die Teltower-Rübe, die Bort- felder Rübe und besonders die gelbe Wiborger-Rübe. Letzteres ist eine platt- runde russische Sorte. Die Stalifütterung mit Wurzelgewächsen ist hier meines Wissens noch nirgends gebräuchlich, dies mag wohl der Grund sein, weshalb man auch um Petersburg Feldrüben nir- gends im Grossen angebauet siehet. Die Kartoffel, diese auch für Pe- tersburg wichtigste Kulturpflanze würde allenthalben dieses Jahr gut gerathen sein, wenn nicht ein Frost mitten im Sommer, gerade in den für die Kartof- feleultur geeignetesten Gegenden, das Kraut auf grosse Strecken geschwärzt hätte, und als sie sich später wieder er- holt hatten, stärkere Nachtfröste Mitte September dem Wachsthum derselben noch vollends Einhalt gethan hätten. Die Krankheit hat wenig Schaden gethan, doch erkrankten nachträglich im Keller noch viele Knollen. Dieses nachträgli- che Erkranken der Kartoffeln im Keller kommt hier mehr als in Deutschland vor. Der Grund davon ist einfach darin zu Suchen, dass man hier gezwungen ist die Kartoffeln sehr früh herauszu- nehmen , bevor sie vollständig abgereift und ausgewachsen sind, Schon beim Einkellern zeigen sich die ersten, aber noch undeutlichen Spuren der Krank- heit, und erst im Keller bildet sieh letz- 1. ‚Originalabhandlungen. tere dann :noch vollkommen aus. Die Klotzsch’sche Bastardkartoffel blieb auch in. diesem. Jabre von der Krankheit frei. Bei dem Herbstfroste, stand. sie noch in voller, kräftiger ‚Vegetation, hatte fast noch keine Knollen angesetzt ‚und lie- ferte.uns deshalb nicht einmal. die Aus- saat wieder. Mithin wäre sie für unser Klima durchaus nicht zu empfehlen. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen über Gemüsecultur im freien Lande, zu denen uns. die Gemüsegärten der Aga- rotniks Veranlassung gab, durcheilen wir nun schnell die flache Gegend, zwi- schen Petersburg und Czarsko&-Selo. In der Nähe von Czarsko& sehen wir rechts vom Wege die Hügelkette, ‚auf deren Spitze die berühmte Sternwarte von Pul- kowa liegt. Dort wird Getreide in, grös- serer Ausdehnung gebaut, während die Bahn selbst ein, meist mit niedrigem Gebüsch besetztes Weideland , Wiesen und Torfland durchschneidet. Czarskoö-Selo selbst ist eine sehr re- gelmässig gebaute schöne Stadt, die durch saubere reinliche Haltung der Strassen und grossartige Parkanlagen sich aus- zeichnet. Neben mehreren schönen Pri- vatgärten sind die. kaiserlichen. Gärten und Parkanlagen das Schenswertheste. Das grosse prächtige Sommerschloss ward unter Elisabeth IL in französischem Style erbaut. Ein prächtiges grossarti- ges Gebäude, umgeben von dem grossen Parke, der sich auf eine Entfernung von 3/, Stunden in. verschiedener Richtung ausbreitet, belebt durch Gebäude aller Art. Der deutsche Leser wird. sich erst dann ein-Bild dieser 'colossalen wahrhaft kaiserlichen Schöpfung machen können, wenn. wir ihm sagen, dass die schönen brei- ten Wege, welche den Park nach allen Sei- ten durchziehen, eine Gesammtlänge von ungefähr 24 deutschen Meilen: erreichen, und; doch herrscht in. diesem ' ganzen | | 13 grossen Raume \\eine wahrhaft - muster- hafte Ordnung und Reinlichkeit, wie sie der Referent selbst in kleinen Gärten noch. nirgends besser und sorgfältiger durchgeführt. ‚sah. Der Herr ‘General Sacharschefsky, der bereits. seit 1817 alle. die kaiserlichen Gärten in Czarskoö-Selo unter sich hat, hat hier der Verwaltung eine wahrhaft: bewun- dernswerthe praktische Einrichtung ge- geben, so dass auch nicht der kleinste Theil des grossen Ganzen existirt, der nicht wieder unter spezieller Aufsicht steht, Der Park selbst ward von 3 Englän- dern nach und. nach angelegt , nämlich von Burch, Manners und: Menelas, de- nen. sich später noch Piper anschloss. Gegenwärtig steht‘ er. unter der Aufsicht des Herrn Obergärtner Müller. Ist derselbe auch in allen seinen Einzeln- heiten schön und mit wahrhaftem Ge- schmacke durchgeführt, so bildet dennoch der kleine künstliche See (denn ihn Teich zu nennen ‚ dazu ist er zu’ gross) die Glanzparthie, Wahrhaft reizend ist die Gruppirung der herrlichen Baumparthieen an den Ufern desselben, die theils ihr Laubwerk im Wasser spiegeln, theils über herrliche grüne Rasenteppiche sich vertheilen und mehr oder weniger vom: Wasser zurück- treten. Schiffe ‚aller Art beleben die Wasserparthie und die zweckmässig und imponirend angebrachten ‚Gebäude auf einer ‚Insel, sowie-am Ufer, bringen eine höchst angenehme Abwechslung in die Scenerie. Lange kann man hier: verwei- len, um bald mit Wohlgefallen die eine oder andere Parthie in’s Auge zu fassen, die beim Spaziergang um das Wasser- becken stets andere Gestaltungen anneh- men. al Die. ‚Künstler‘ haben hier so recht eigentlich gezeigt, welchen schönen Effekt 14 auch das viel kleinere Material an Bäu- men und Sträuchern unterm nordischen Himmel hervorzubringen vermag. Es würde uns zu weit führen, die mannigfaltigen Parthieen dieses mächtigen Parkes näher schildern zu wollen, un- sere Schilderung würde ja doch nicht im Stande sein, den stets wechselnden Charakter der theils im natürlichen Style, theils (noch zu Catharinens Zeit) im fran- zösischen Style durchgeführten Anlage zu vergegenwärtigen. Nur darauf wol- len wir noch hinweisen, dass auch noch eine Parthie des Parkes als chinesischer Garten angelegt ist. Kanäle begrenzen denselben, über sie führen Brücken, be- setzt mit Chinesen, Drachen etc. Die Wege laufen gerade, bilden Figuren ver- schiedener Artund sind theils von hohen ‚ Hecken eingefasst, theils sind Bäume in Figuren oder Reihen gepflanzt. Es führt der Weg durch diesen chi- nesischen Garten zunächst in den soge- nannten Neuen Garten, in dem sich die Obsttreibereien für die kaiserli- che Tafel befinden, die gegenwärtig un- ter dem Obergärtner Herrn Heydorn stehen, Die ausgedehnten Gewächshäuser, welche hier zur Treiberei von Pfirsichen, Aprikosen, Pflaumen, Wein, Erdbeeren ete. benutzt werden, haben eine Gesammt- länge von fast einer Viertelstunde (3000 Fuss). Mit Ausnahme der Erdbeeren stehen alle diese Pflanzen im freien Lande, und man bewundert hier die mächtigen Exemplare von Pfirsichspa- lieren, die hohe Hinterwände auf eine sehr ansehnliche Breite überdecken, Wir werden vielleicht später einmal in den Stand gesetzt werden , genauere Nachrichten über die grossartigen Trei- bereien von Früchten aller Art zu ge- ben, die sich in und um Petersburg fin- den. Heute wollen wir nur noch er- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gänzend bemerken, dass die in Czarsko& verwendete Erde, eine gute Rasenerde ist, und dass Herr Heydorn als Düngung im Herbst und im Frühling beim An- treiben einen Kuhdüngerguss anwendet. Die Temperatur im Innern des Hauses lässt man vor dem Antrejben bis auf 4—6° R. herabgehen. Ende Dezember werden die ersten Abtheilungen auf ei- nige Grade über 0 geheizt, um sie dann mit allmählig gesteigerten Graden der Trei- berei zu übergeben. Nun wird eine Ab- theilung nach der andern angetrieben, bis Mitte März die letzten Abtheilungen von Aprikosen und Pfirsichen angetrie- ben werden. Die Weinreben werden so lang ge- schnitten, als die Reben gesund sind, und unten bleibt immer nur ein Zapfen für Tragholz zum nächsten Jahre stehen. Dieselben werden sowohl unter dem Fenster hin, wie auch an der Hinter- wand gezogen, nur müssen die Reben der letzteren möglichst horizontal gelegt werden, um gleichmässiges Austreiben der Augen zu bezwecken. Der Wein steht natürlich überall im Innern des Hauses. In einigen Gärten, wo dies nicht der Fall war, sind, so viel uns be- kannt, jetzt die aussen stehenden Reben sämmtlich entfernt worden. In Czarsko& wird hauptsächlich der Blaue Ham- burger, der Muscat blanc und eine grüne langbeerige Sorte, die Syrische Traube, getrieben. Die Trauben er- halten unter Einfluss der langen war- men Sommertage die gleiche Güte wie in südlichen Gegenden, und sind Trau- ben von 4 Pfd. Schwere gar keine Sel- tenheit. Die Masse der Trauben, wel- ‘che sich an einem einzigen Stocke be- finden, ist wirklich erstaunlich, In vie- len ‘ Gärtnereien Petersburg’s wird der Wein als Schlingpflanze in eigentlichen Pflanzenhäusern unter dem Fenster hin- [2 I. Originalabhandlungen. gezogen. Auch auf diese Weise gedeihet er vortrefflich, nur muss die Vorsicht be- obachtet werden, die Reben nach dem Abtragen durch die Fenster ins Freie zu leiten, damit sie hier ihr Holz gehö- rig abreifen und einige Grade Frost er- halten, bevor sie wieder ins Haus zu- rückgezogen werden. VonPfirsichen werdenMadeleine rouge und blanche, Mignonne, Admirable, Royal George und Montagne, von Pflaumen die Reine Claude, die Kaiserpflaume , die Eier- pflaume und andere gezogen. Die Erdbeeren bilden hier , wie allenthalben um Petersburg, einen sehr wesentlichen Theil der für das erste Frühjahr bestimmten Treibfrüchte, Ganz allgemein wird Roseberry dazu be- nutzt, doch sah ich auch an andern Or- ten neuere grossfrüchtigere Sorten mit ausgezeichnetem Erfolge verwendet, so z. B. Elisa. Kräftige junge Pflanzen, die hierzu im Lande vorcultivirt werden, werden Ende Juli in Töpfe gepflanzt, in eine mit altem Kuhdünger versetzte Rasenerde. Nachdem die Pflanzen eben- falls bis — 6° R. erhalten haben , wer- den sie in den Treibereien der andern Früchte auf die Fensterbretter gestellt. Dunggüsse dürfen hier während des Treibens der Reinlichkeit halber nicht angewendet werden. Man ersetzt sol- che an manchen Orten durch Auflegen von Malzkeimen. Welche Massen von Früchten in ei- ner einzigen solchen Treiberei gezogen werden, geht daraus hervor, dass die in Rede stehende allein durchschnittlich über 5 Ctr. Erdbeeren, an 8000 Stück Pärsich, ungefähr 11 Ctr. Wein etc. für die Tafel liefert. Nebenbei müssen aber am gleichen Orte jährlich ungefähr 20,000 Stück Töpfe zur Verzierung der 15 Blumengruppen während des Sommers im Freien angezogen werden. Wir verlassen diesen Garten und gelangen, beständig durch Parkanlagen gehend, nachdem wir einen Tunnel un- ter einem künstlich aufgeführten Berg passirt haben, zur Baumschule , die die Aufgabe hat, nur für die dortigen be- deutenden Anlagen junge Bäume und Sträucher zur Ergänzung nachzuziehen. Die Fläche, welche solehe einnimmt, schliesst sich an die dortigen grossarti- gen Verhältnisse würdig an. Ein Ober- gärtner, Herr Freundlich, steht dersel- ben vor, und sind von demselben in letzter Zeit viele in den hiesigen Gärten noch nicht verbreitete Sträucher und Bäume auf ihre Dauerhaftigkeit um Pe- tersburg geprüft, und eine Menge als dauerhaft erprobter Arten massenhaft angezogen worden, Es ist dies ein Feld, in dem hier noch viel gethan und gearbeitet werden kann, und es haben daher die in Czarsko& erhaltenen Resujtate ganz bedeutendes Interesse für die hiesigen Verhältnisse, Es ist wirklich merkwürdig, wie bis vor ‚ı wenigen Jahren nur eine geringe An- zahl von Bäumen und Sträuchern in den hiesigen Baumschulen angezogen ward, und wie gering in Folge dessen die Auswahl und Mannichfaltigkeit die- ser Pflanzen in den hiesigen Anlagen ist. Es würde uns viel zu weit führen, wollten wir heute schon auf diesen Ge- genstand von hohem Interesse näher ein- treten, wir müssen ihm vielmehr später einen besondern Artikel widmen. Die Czarskoer Baumschule hat ab er den gros- sen Vorzug, dass sie die einzige ist, die manchen hier noch nicht verbreiteten Zierstrauch jetzt schon massenhaft cul- tivirt und so mit gutem Beispiel voran- gegangen ist. Als Beispiele solcher hier durchaus harter, aber noch wenig ver- 16 breiteter und doch jetzt schon dort in grossen Parthieen angezogener Pflanzen wollen. wir heute nur nennen: Acer ta- taricum L,, Amelanchier Botryapium D.C., Cornus sanguinea foliis variegatis, Cotoneaster laxifllora Jaeg. fil. und vul-- garis L., Cytisus ratisbonensis Schaef., Evonymus europaeus_L., E. nanus M. B., E. verrucosus Scop., Genista tincto- ria L.,. Hippopha& rhamnoides L., Juni- perus Sabina L., Mahonia Aquifolium Nutt., M. repens, Pinus Cembra L., P. Pichta Fisch., P. Strobus L., Populus alba L., P. canadensis L., P, laurifolia Ledb., P. tremula L. Var, pendula; P. suaveolens Fisch., P. suaveolens Var. pyramidalis ; Potentilla dahurica Fisch., P. fruticosa grandiflora, P, frut. parvi- flora, P. 'frut.. floribunda, P. frut. -te- nuifolia, Symphoria racemosa Mx., Sy- ringa Josikaea Jacq., die neuen Abarten von 8, vulgaris und Viburnum prunifo- lium L. Ausserdem sind aber noch viele andere Sträucher dort auf ihre Dauer erprobt worden und werden von Herrn Freundlich auf eine sehr intelli- gente Weise in schnelle Vermehrung gebracht. Sträucher, die nicht durch Theilung und Niederlegen oder aus Sa- men schnell vermehrt werden können, werden in Töpfe gepflanzt, im Winter angetrieben und dann durch Stecklinge vermehrt. Die Veredlung im freien Lande ist hier. viel schwieriger als in Deutschland. Die Entwickelung geht im Frühling sehr rasch vor sich, eigent- liches Frühlingswetter hat man häufig gar nicht, sondern es folgen der ersten Entwickelung meist trockene rauhe Ost- winde, die ‚das Anwachsen der Vered- lungen nichts weniger als begünstigen. Im ‚freien Lande ist man daher vorzugs- weise, auf das Okuliren aufs schlafende Auge angewiesen. Ausserdem hat hier aber ‚eine gute Baumschule ein Anzuchts- Garienflora Deutschlands und der Schweiz. haus nothwendig, in welchem im 'Win-) ter auf oben erwähnte Weise Stecklinge gezogen, und ausserdem die‘ besseren’ nur "mittelst Veredlung zu erziehenden Pflanzen auf in Töpfe ' eingesetzte Wildlinge veredelt werden. | Obstbäume werden hier nicht ange- zogen. Dagegen findet man in Czarsköe- - Selo, sowie in dem benachbarten Pul- kowa einzelne Obstgärten. . Kleinere. Obstbaumschulen finden sich um Peters- burg nur in Pulkowa und in Strelna un der Nähe Peterhof’s). Wir haben hier einen wunden Fleck, in den hiesigen Kulturen berührt. Der Obstbau ist nämlich hier noch gänzlich vernachlässiget. Einen von der Anpflan- zung an gut unterhaltenen Obstgarten sah ich noch nicht, wenn gleich jetzt Einzelne anfangen ihre Obstbäume mit mehr Intelligenz zu behandeln. Aller- dings kann hier nicht davon die Rede sein, Obst in gleichem Umfange wie z. B. in Norddeutschland ziehen zu wollen; denn genau genommen ist nur der Apfelbaum für hiesige Verhält- nisse wichtig. Birnen und Kirschen gedeihen schon deshalb nicht, weil der Untergrund in gewisser Tiefe Wasser führt. Die Birne mag überhaupt für das hiesige Klima nicht hart genug sein, während die Kirsche auf den niedrigen Hügeln um Pulkowa und Duderhof ne gedeihet. — y Der Apfel könnte dagegen bei ein- sichtiger Kultur für Petersburg sehr wichtig werden, um so mehr als man für ‘gute Aepfel sehr 'hohe Preise zahlt. Der Apfelbaum gedeihet‘ hier ’ wirklich” noch ganz vortrefflich, leider siehet man aber selten einen -alten’ Baum, der nicht voller .alter unheilbarer Wunden ist.’ Bs scheint fast,'alsi'sei es früher "hier Prin='' zip gewesen, : von jedem'abgenommenen'* Aste einen Stummel stehen zu lassen,)" I. Originalabhandlungen, der vertrocknend den trockenen Brand ins Innere des Baumes leiten musste. Oder man bedient sich nicht einmal der Säge, sondern der Ast wird mit dem Beile abgehauen, und ganze Stücke von Rinde mit abgeschlitzt. Wahr ist es, dass der russische Plottnik (Zimmer- mann) sein Beil mit bewundernswerther Geschicklichkeit gebraucht, und Arbeiten mit sulchem ausführt, zu denen man anderswo Säge, Meisel, Hobel etc. noch nothwendig haben würde. Der Sadow- nik (Gärtner), darf sich aber nicht rüh- men, die Bäume mit ähnlicher Geschick- lichkeit mittelst des Beiles zu behandeln. Ausser dieser rohen Art, den Baum beim Schnitt zu misshandeln, siehet man auch selten eine verständig gelichtete Krone eines Apfelbaumes. Wasserreiser und überflüssige Aeste bilden ein Ast- gewirre, dass es weder Menschen noch der Sonne möglich wird, in das Innere des Baumes zu gelangen, kurz man muss sich nur wundern, dass trotz des Man- gels aller Pflege, der Baum noch so fröhlich gedeihet, als es die Umstände nur gestatten. Was die Sorten anbetrifft, so geht man hier von der Ansicht aus, dass nur Frühäpfel, in Folge des kurzen Sommers gedeihen könnten. Es ist dies aber eben nur eine Ansicht, die wenigstens theil- weis durch einzelne hier gedeihende edle und haltbare Sorten widerlegt wird. Auch in dieser Beziehung behalte ich mir spätern ausführlichern Bericht vor, um so mehr als die Mehrzahl der hier gebauten Aepfelsorten, noch unbe- schriebene eigenthümliche Sorten zu sein scheinen. Der verbreitetste Apfel ist der Belui nalif (Weisser Klarapfel), ein dem Englischen Kantapfel sehr nahe verwandter, wenn nicht mit diesem iden- tischer Apfel. Aus diesem scheint durch Kernaussaat eine Menge ähnlicher Sor- Lu. II, 1858, ‘ten hervorgegangen zu Sein, 17 Der edel- ste der hiesigen Aepfel ist: dagegen der Aport, wie es scheint mit Baumann’s rother- Winterreinette identisch. Ferner ein mit dem Grafensteiner nah verwand- ter gestreifter Calvill, der hier Pitofka genannt wird. Diese wenigen Beispiele zeigen aber, dass um Petersburg in Be- zug auf Anbau, Verbreitung und Ein- führung guter harter Aepfel-Sorten noch viel gethan werden kann. Leider fehlen zuverlässige Baumschulen, in denen nur hier erprobte gute Sorten angezogen werden, noch gänzlich. Durch Einrich- tung solcher würden sich hiesige Gärt- ner und Gartenanstalten ein bedeuten- des Verdienst um Hebung dieses wich- tigen Culturzweiges erwerben. Unser Weg führt uns nun von der Baumschule längs der Ufer des kleinen Sees zurück gegen das Palais, in dessen Nähe auch die für Aus- schmückung und Unterhalt bestimmte Pflanzengärtnerei sich befindet. Es ist diese, wie die Treibereien und Baum- schulen, wenigstens zum weit grössern Theile erst unter General Sacharschefsky entstanden, und kann als ein Muster- garten der Art gelten, in so einsichtiger Cultur und strotzender Gesundheit ste- hen ‚hier jetzt die sämmtlichen Pflanzen. Ebenso zweckmässig ist die Auswahl derselben für die Zwecke des Gartens, nämlich für Decoration im Zimmer und Freien, sowie für Verzierung der Blu- menbeete, die da und in der Nähe des Palais liegen. Wie gross die Anzahl der letzteren ist, geht daraus hervor, dass hier jährlich 60,000 Töpfe mit Pflanzen aller Art gezogen werden, die ausschliesslich zur Verzierung der Blu- menparthieen im Freien bestimmt sind. Die Gewächshäuser sind 2800 Fuss lang, davon sind 220 Fuss Länge zuı Treiberei der Ananas, 350 Fuss 2 zur 18 Weintreiberei, 80 Fuss zur Pflaumen- treiberei, 170 Fuss für Pfirsichtreiberei und 220 Fuss zur Aprikosentreiberei bestimmt. Der Rest sind Pflanzenhäu- ser. Ausgezeichnet schön und gesund sind die Ananas, Die jungen Pflanzen werden in Töpfen vorgezogen, fast in reines Torfmoos gepflanzt und auch den ersten und zweiten Winter gleichmässig feucht gehalten. Im dritten Jahr wer- den sie in ein durch Heizung erwärmtes Erdbeet ins freie Beet ausgepflanzt, wo sie Frucht tragen sollen. Im dritten Winter werden sie eine Zeit lang tro- cken gehalten, um das gleichmässige Durchgehen derselben im Frühling zu erzwingen. Durch häufiges Bespritzen mit einem Absud von Tabak und schwarzer Seife, sowie durch Räucher- ungen mit Tabak, die jedesmal meh- rere Tage nach einander wiederholt wer- den, werden sie von Ungeziefer rein gehalten. Old queen und Black prince werden von Hrn. Barlow vorzugsweise kultivirt, und stehen die Pflanzen in sol- cher Ueppigkeit, dass sie durchschnitt- lich 6—9 Pfund schwere Früchte liefern. Ein kleines niedriges Warmhaus ne- ben dem Ananashaus ist der Cultur der Ixora coccinea gewidmet, die hier jeden Sommer in Hunderten von Exem- plaren ihre grossen, prächtig rothen Blumendolden massenhaft entfaltet. Die- selben erhalten eine lehmige Rasenerde, werden bei 10° R. durchwintert, und stehen im Sommer in einem erwärmten Beete dicht unter dem Fenster einge- senkt. Sie erhalten zu dieser Zeit sehr hohe Temperaturgrade, welche bei Son- nenschein bis zu 25—30° R. ansteigen. Auch in einigen Handelsgärtnereien Pe- tersburg’s wird die Ixora in ähnlicher Weise massenhaft angezogen und den Sommer hindurch in schönen blühenden i—2 Fuss hohen Exemplaren zu mäs- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sigen Preisen verkauft. In den andern Warmhäusern erfreuen vornehmlich schö- ne und vorzüglich gezogene Blattpflan- zen, so namentlich die hier so beliebten Dracaenen, unter denen ein prächtiges Exemplar der D. coneinna sich auszeich- net, schöne Palmen, Seitamineen und überhaupt das Heer der hier zur Zim- merdekoration so beliebten Warmhaus- pflanzen mit schönen immergrünen Blättern. Auch von der Dracaena nobilis, fie- len mir wirklich schöne und kräftige Pflanzen auf. Es ist dies von allen Dracaenen die zärtlichste, die dem Rufe def ihr vorausgegangen durchaus nicht entspricht. Grosse Töpfe liebt sie nicht, auch wird sie nie als Zimmerdecora- tionspflanze eine Rolle spielen. Die Ab- art der D. terminalis, mit blutroth und grün gefärbten Blättern ist schöner, kräftiger und der D, nobilis weit vorzu- ziehen. Eine Pflanze, die gerade jetzt als ausgezeichnet schöne neue Blatt- pflanze verkauft wird, die Tradescantia discolor mit panaschirtem Blatte, dürfte wie die Dracaena nobilis Manchen täu- schen, denn die Streifung der Blätter derselben ist sehr veränderlich und nichts weniger als auffallend schön. Bevor wir. die Warmhäuser verlassen, müssen wir noch der Amaryllis purpu- rea erwähnen, die wir hier in üppiger Fülle blühen sahen. Es ist das unstrei- tig die schönste der vom Vorgebirge der guten Hoffnung stammenden Amaryllis- Arten, die von August bis October ihre, von kräftigen Schaften getragenen, men- nigrothen Blumendolden in üppiger Fülle entwickelt. Nach dem Abblühen hält man solche eine Zeit lang trocken, den ganzen Sominer hindurch muss sie aber, ins warme Beet eingesenkt, in Vegeta- tion erhalten werden. Wir sahen Pilan- zen mit 3 und 4 Blumenschaften. Die | I. Originalabhandlungen. Blumen sind mehr gerundet, aber etwas kleiner als die von A. Johnsoni und Ver- wandten. — In den Kalthäusern bilden- die Ca- mellien die Glanzparthie. Dieselben sind in einem verhältnissmässig hohen Dop- pelhause aufgestellt, wo sie ziemlich weit vom Glase entfernt stehen. Dun- kelgrünes grosses und üppiges Laub, zeugt vom höchsten Gesundheitszustand der Pflanzen, die dieht mit hoffinungs- reichen Knospen besetzt sind. Wir ha- ben schon früher darauf hingewiesen, dass die Cultur der Camellia in Peters- burg durch gutes Wasser und Erde er- leichtert wird. Eine Mischung aus 2 Theilen einer lehmigen, jedoch noch reichlich mit Humus versetzten Rasen- erde und I Theil Haide- oder Moorerde ist hier erfahrungsgemäss die beste Erde. Gefährlich ist dagegen in Petersburg der Winter für die Camellia, weil hier beim starken Heizen die Knospen leicht fal- len, Reichliches Begiessen und mög- lichst niedrige Temperaturgrade _ sind das Mittel, um das Fallen der noch nicht genugsam ausgebildeten Knospen zu verhindern, die während der kurzen Win- tertage gar nicht mehr wachsen. Hö- here Temperaturgrade wirken nicht auf schnellere Ausbildung der Knospen, son- dern auf frühern Laubtrieb und Abstos- sen der Knospen vor Beginn des Trie- bes hin. Will man hier zeitig, vom Oc- tober an, Camellien haben, so muss man schon ein Jahr vorher darauf hinwirken, indem man die zum zeitigen Blühen be- stimmten Camellien schon Anfang März oder Ende Februar zu treiben beginnt. Mit 6—8°0R. fängt man an und bringt beim kräftigen Ausbrechen des Triebes die Temperatur bis auf 15°R.; durch häufiges Spritzen wird eine möglichst feuchte Temperatur im Hause unterhal- ten und begossen wird wenig. ‘Sobald 19 der Trieb ausgebildet und die Blüthen- knospen sich zeigen, dann muss mit dem Spritzen aufgehört und, wenn die Tem- peratur es erlaubt, gelüftet werden, da- mit nicht die Pflanzen den zweiten Trieb bilden, auch erniedrigt man die Tem- peratur um einige Grade, wenn die- selbe im Freien nicht an und für sich schon höhere Temperaturgrade bedingt. Es werden sich jetzt, wo das Spritzen aufgehört hat, Blattläuse zeigen, wes- halb von Zeit zu Zeit geräuchert wer- den muss. Auch werden einzelne Pflan- zen, trotz aller Vorsicht, zum zweiten Triebe durchgehen. Haben solche schon Blüthenknospen angesetzt, so wird ihnen der zweite Trieb einfach ausgebrochen. Dass beschattet werden muss, versteht sich bei der Camellia schon von selbst; denn sonst würden die Blätter durch zahlreiche Brandflecken entstellt wer- den, welche wenigstens überali da auf- treten würden, wo das Laub dem Glase nahe und im senkrechten Einfallswinkel der Sonnenstrahlen durch das Glas sich befindet. Unter solcher Behandlung haben die Knospen der Camellien schon Ende Juli und Anfang August cine solche Grösse erhalten, dass man nun beginnen kann, ihnen reichlich Wasser und Luft und die gleichen Temperaturen zu geben, wie im Freien. Mit dem Luftgeben wird fortgefahren, auch bei mildem Wetter wiederum gespritzt, und so gegen den Herbst hin die Temperatur des Hauses nicht höher als 1—3°R. gehalten, d.h. nur so viel geheizt dass es nicht einfriert. Dennoch sind durch dieses Vorarbeiten die Knospen so weit ausgebildet, dass schon von September an es einzelne Blumen giebt, die nun den Winter hindurch all- mählich folgen, bis die wärmeren Son- nenstrahlen des Februars und Märzes das Ausbrechen des Flores bedingt. 2 # 20 Soweit vorgebildete Knospen sind aus- serdem dem Fallen viel weniger ausge- setzt, und man kann die vorgerückteren Exemplare durch Antreiben immer leicht zur Blüthe bringen, wenn man sie in ein feuchtes Warmhaus zum Antreiben einstellt, Der Referent sagte schon früher, dass er noch nirgends die Camellia in grösserer Ueppigkeit und Fülle blühen sah, als gerade hier in Petersburg. Es ist das auch wirklich ein so rationelles Verfahren, dass in ihm das sicherste Schutzmittel gegen den Fall der Knos- pen liegt. Auch in ihrem Vaterlande macht die Camellia den Trieb unter Ein- fluss höherer Wärmegrade und setzt auch unterm gleichen Einfluss die Knos- pen an. Die Ausbildung und Vorbildung derselben erfolgt aber nur langsam un- term Einfluss niederer Temperaturgrade, ja es verlangt zu dieser Zeit die Ca- mellia eine Ruheperiode, unter deren Einfluss die Blüthenknospen zum Auf- blühen vorbereitet werden. Ueberspringt man diese Ruheperiode, so tritt eben der Knospenfall ein. In südlicheren Breitengraden als der von Petersburg, da stehet im Herbst die Sonne noch höher und hat einen bedeu- tenderen Einfluss auf die Vegetation als hier. Sind also auch die Camellien- Knospen im Herbste noch nicht so weit vorgebildet, so können sie das im Laufe des Spätherbstes und Winteranfangs bei niedrigen Temperaturgraden nachholen. Hier aber hört zu dieser Zeit wegen des niedrigen Sonnenstandes alles Wachs- thum auf. Während in Deutschland im December Abutilon, Habrothamnus, Bou- vardia, Alonsoa und so manche andere Pflanze noch im Kalt- und Warmhaus zur Blüthe kommt, da erstirbt hier al- les Leben und auch die noch nicht ge- nugsam unterm Einfluss von höherem Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Sonnenstande ausgebildete Camellien- Knospe rückt nicht mehr vor. Höhere Temperaturen wirken nur auf Laubtrieb und Abstossen der Knospen. Nur sehr niedrige Grade und eine feuchte Atmos- phäre und genugsames Giessen vermö- gen solche kleinere Knospen unterm Einfluss vollkommener Ruhe zu erhalten, bis die höher steigende Sonne von Mitte Februar an wieder neues Wachsthum und Leben in den Camellien- Knospen bedingt. Wir haben uns hier bei der Camel- lia so lange aufgehalten, weil dies in Petersburg eine sehr wichtige Pflanze ist, die von November bis März die Bou- quete in Verein mit Hyacynthenblumen hauptsächlich bilde. Der Stand der Camellien ist daher von grosser Wich- tigkeit für jeden grössern Garten, na- mentlich aber für Handelsgärten; denn man bezahlt einzelne Blumen von weis- sen Camellien von October bis Anfang Februar mit 1 R. S. oder 4 Fr., und doch werden oft Bouquete mit 20 — 30° Blumen gemacht, so dass ein einziges schönes Bouquet im Winter mit 10— 50 R. (40-— 200 Fr.) bezahlt wird, Daraus kann man ersehen, dass Geschick- lichkeit und Umsicht in der Cultur der Camellia hier goldene Früchte trägt, und die Camellia darum die geachtetste und beliebteste Winterblume ist. Zudem ge- hört es zu den Sitten hiesiger Stadt, während der Fastenzeit (zwischen Ende Februar bis Anfang April), wo alle Win- tervergnügungen, Theater etc. geschlos- sen sind, die Gärten zu besuchen. Zu dieser frühen Jahreszeit blühen nun aus- ser Camellien, Azaleen und Hyacynthen nur wenige andere Pflanzen, und es ist daher kein Wunder, wenn im Allgemei- nen der Stand der Camellien, als Maas- stab für die Leistungen eines Gartens angenommen wird. I. Originalabhandlungen. Auch die andern Kalthauspflanzen finden sich unter der einsichtigen Pflege des Herrn Barlow in einem vorzüglichen Gesundheitszustande,. Massenhaft sind da viele als harte Decorationspflanzen zu empfehlende Arten angezogen, unter denen wir Elaeagnus acuminata und Brey- niastrum, die verschiedenen Viburnum- Arten, Coniferen, Eugenia australis und Jambos hervorheben wollen, Eugenia australis mit ihrem dichten pyramidalen Wuchse ist als Decorationspflanze der Myrthe weit vorzuziehen. Die Eugenia Jambos wird gemeiniglich warm gehal- ten, leidet vom Trips und wird in Folge dessen unansehnlich. Die prächtigen, von Gesundheit strotzenden Exemplare, die man hier im Kalthause siehet, sind kaum wieder zu erkennen. Auch die genannten Elaeagnus-Arten werden oft fälschlich im Warmhaus zu unansehn- lichen Pflanzen erzogen, während sie bei rationeller Cultur im Kalthaus wirk- lich zu den empfehlenswerthesten har- ten Culturpflanzen gehören. Nicht min- der schön ist die noch wenig verbrei- tete Brachyglottis repanda, mit ihrem schönen buchtigen Blatt, von der wir diesen Sommer ein grosses Exemplar im freien Lande, im Garten des Gross- fürsten Konstantin zu Strelna stehen sa- hen und bewunderten. Die Pflanze ver- breitet sich jetzt als schöne dekorative Kalthauspflanze in den hiesigen Gärten. Cuphea eminens blühete in sehr kräfti- gen niedrigen Exemplaren, und ist als dankbarer Blüher im Spätherbst zu em- pfehlen. Tremandra verticillata haben wir schon wiederholt als eine der be- sten Kalthauspflanzen empfohlen. Im hiesigen Garten blühete sie vom Früh- ling den Sommer hindurch, in Czarsko& sahen wir sie noch im October in kräf- tiger voller Blüthe. Stecklinge derselben wachsen nur ganz kalt gesteckt sicher. 21 Den vielen schönen und üppigen Exemplaren der Yucca mit weiss pana- schirtem Blatte noch einen Blick zuwer- fend, verlassen wir die kleineren Kalt- häuser, um noch die grosse Orangerie flüchtig zu durchgehen. Obgleich man hier für alle Gewächs- häuser den Namen Orangerie ge- braucht, so siehet man doch möglichst wenig Orangenbäume in Petersburg. Wirklich ist das Klima hier der Cultur der Orangenbäume nichts weniger als günstig. Die Orangen, wie alle Kalt- hauspflanzen müssen den Trieb noch im Hause machen; denn erst gegen Mitte Juni n. St. kann man hier zartere Pflanzen ins Freie stellen, und dann herrschen meist jene kalten trocknen Winde, welche den zarten jungen Trieb der Orangen sofort vernichten würden, Man muss daher die Orangenbäume so lange im Gewächshaus lassen, bis sie den Trieb vollendet haben. Da nun aber der Orangenbaum nicht wie die Camellia Schatten, sondern volle Sonne und Licht liebt, so setzt dies voraus, dass dieselben hier nicht in von oben überdachten Häusern, sondern in durch- aus lichten cultivirt werden, und in die- sen, zu dem im Frühling während des Triebes, einen nach allen Seiten freien Standort unter Glas erhalten müssen. Erst nach Vollendung des Triebes kann der Orangenbaum ins Freie kom- men, und muss hier sorgfältig darauf gesehen werden, dass er einen sonnigen durchaus geschützten Standort erhält. Es mag daher grossentheils Mangel an günstigen Localitäten sein, die hier in Folge der Ungunst des Klimas für den Orangenbaum so nothwendig sind, dass man denselben selten in vollkommenem Gesundheitszustande, und noch seltner mit seinen goldnen Früchten und duf- tenden Blumen reichlich beladen sieht, 22 Dagegen glauben wir, dass man auch | hier schöne Orangenbäume würde zie- hen können, so man denselben eine mit !/, Laub- oder Moorerde versetzte Ra- senerde, einen trocknen hellen Standort im Winter, einen freien luftigen und son- nigen Standort unter Glas im Frühling und Vorsommer und einen geschützten, warmen Standort im Freien im Sommer gewähren könnte. Kräftige Dunggüsse zur Zeit das Triebes müssten den Dün- ger in der Erde ersetzen. In Anbetracht der schwierigeren Qul- tur der Orangenbäume, ist in Ozarsko& der Cultur des Lorbeerbaumes (Laurus nobilis) die umsichtigste Pflege zu Theil geworden, und durch ihn der Orangen- baum ersetzt worden. Wirklich sieht man dort Lorbeerbäume von einer Schön- heit und Grösse, wie kaum solche an irgend einem andern Orte existiren möch- ten, Grosse 6 Fuss hohe Stämme tra- gen die breite kugelige Krone, die durch stetes Stutzen so dicht, dass nirgends sich Zwischenräume nach aussen finden. Auch schöne pyramidenartig und ander- weitig geformte Exemplare sind vorhan- den, und werden solche wie anderwärts die Orangen den Sommer im Freien auf- gestellt. Die Verzierung der Blumengruppen im ‚Sommer schliesst sich im Allgemei- nen dem hier herrschenden Geschmacke Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. an, und sind all die einzelnen Parthieen freundlich, gefällig und ein abwechseln- des Bild bietend, arrangirt, Als Merk- würdigkeit wird im kleinen Blumengar- ten vor den Gewächshäusern eine schöne Laube von Aristolochia Sipho bewun- dert, Die Ranken werden jährlich ge- löst, niedergelegt und mit Laub gedeckt. Der Park von Üzarsko&, geht unmit- telbar in den schönen grossen Park von Paullowsk über, der unter Kaiser Paul und Maria Feodorowna ven Lomatokow und dem- bekannten Maler Gonzago an- gelegt ward. Hier gründete auch Wein- mann unter Maria Feodorowna einen Bo- tanischen Garten, von welchem derselbe auch einen Catalog der dort- eultivirten Pflanzen drucken liess. Jetzt ist dieser Botanische Garten im Freien eingegan- gen, dagegen bestehen noch die vom verdienten Weinmann angelegten Ge- wächshäuser. Dieser noch in seinem hohen Alter rastlos thätige Mann steht noch jetzt diesen Gewächshäusern vor und eultivirt in denselben eine Masse von Pflanzen, die jetzt aus den Gärten durch neuere Sachen grösstentheils ver- drängt wurden. Wir werden später einmal dem gross- artigen Parke und jenen reichen Pflanzen- Sammlungen einen besondern Artikel widmen. E. R.) 4) Pflanzen zur Dekoration von Rasenplätzen. Zur Decoration von Rasenplätzen in der Nähe des Wohngebäudes dienen vornehmlich jene Masse von schönblü- | henden Pflanzen, die hier zu Gruppen vereinigt werden. solchen Gruppen, oder auch ganz allein, auf vom Wohngebäude weiter entfernten Rasenparthieen, machen einzelne Blatt- pflanzen einen sehr guten Effekt. Unter den einjährigen Pflanzen er- reichen verhältnissmässig nur wenige in Sowohl gemischt mit | einem Sommer eine solche Ueppigkeit, dass sie sich zu solchem Zwecke gut eignen, Als solche nennen wir die fast I. Originalabhandlungen. aus unsern Gärten wieder verdrängte Impatiens glanduligera (Riesenbalsamine vom Himalaya). Mit überspannter Er- wartung ward diese Pflanze in den er- sten Jahren nach ihrer Einführung auf alle Blumengruppen verpflanzt, bald aber musste sie andern Pflanzen weichen. Wir gestehen, dass dies eine Verbannung ist, die sich nur deshalb rechtfertiget, weil sie auf Blumengruppen gepflanzt, bald alles andere überwuchert und un- terdrückt. Pflanzt man sie aber einzeln auf Rasenplätze in eine nahrhafte lockere Erde aus, dann dient gerade ihr üppiger kräftiger Wuchs, die schönen grossen blaugrünen Blätter, und endlich die Masse der dunkelrosarothen Blumen da- zu, einen äusserst schönen Effect her- vorzurufen. Die Blüthezeit fällt bei zeitiger Aussaat im Beet, auf Juli — September. Die Fruchtkapseln springen elastisch auf, und muss daher der Same häufig und vorsichtig gesammelt werden. Eine andere Pflanze, die durch ihr schönes üppiges Laub, auf ähnliche Weise verwendet, einen sehr guten Effect her- vorbringt, das ist dr Wunderbaum (Ricinus communis) mit seinen vielen Abarten; doch muss man von demsel- ben sehr zeitig im Warmbeete oder Warmhause Aussaaten machen, kräftige Pflanzen im Topfe zu diesem Zwecke ‚vorziehen und einen warmen geschütz- ten Standort wählen. Die gefüllte Sonnenblume (Helianthus annuus L. Var. californieus), namentlich wenn man einige Pflanzen derselben in lockerem kräftigem Erdreich zusammenpflanzt, macht mit ihren glän- zend gelben Blumenköpfen von fast 1 Fuss Durchmesser im August und Sep- tember auf weithin einen bedeutenden Effect, Die weislaubige Sonnen- blume (Hel. argophyllus) mit ihren grossen silberglänzenden Blättern, macht 23 mittelst derselben einen guten Effect, namentlich wenn sie durch dahinterlie- gende Bosquete gehoben wird. Unter den einjährigen Nutzpflanzen ist es vor allen der Riesenmais, der sehr häufige Verwendung als Dekora- tionspflanze auf warmem sonnigem Stand- orte in der Anlage verdient. Sein ma- stiger Wuchs, die saftigen breiten gras- artigen Blätter geben der Pflanze eine ganz abweichende tropische und imponi- rende Tracht. Kräftiger Boden und zei=- tige Anzucht müssen auch hier das ihrige thun. Der Riesenhanf ist we- niger schön. Schliesslich wollen wir noch einer fast vergessenen Gartenpflanze erwähnen, der Fuchsschwanz- (Amarantus) Ar- ten, die wahrhaft schön zu solchem Zwecke sind. So der eigentliche Fuchs- schwanz (A. caudatus) und der rispige Fuchsschwanz (A. paniculatus) mit: sei- nen Abarten. — Auf kleineren Blumenparterres sind frei in den Rasen gepflanzt Datura ce- ratocaula, Gypsophila elegans und Pe- rilla nankinensis zu empfehlen. Die er- ste mit ihren grossen trickterförmigen weissen, röthlich nüancirten Blumen ist nicht nur schön, sondern erfüllt auch den Garten weithin mit Wohlgeruch. Der Grund, weshalb man diese schöne Pflanze so selten kräftig und schön in den Gärten sieht, liegt wohl nur daran, dass die Samen so schwer aufgehen. Hier in Petersburg sah ich sie in dem Handelsgarten des Herrn Heddewig auf diese Weise verwendet. Die Cultur, die derselbe befolgt, ist einfach folgende: Die Samen werden schon im Herbst in Töpfe ausgesäet und ins kalte Haus ge- stell. Während des Winters gehen sie hier auf. Gegen den Frühling hin wer- den sie einzeln in Töpfe verstopft, um dann zur Zeit, wenn keine Fröste mehr 24 zu besorgen sind, an Ort und Stelle ge- pflanzt zu werden. Wer die Pflanze ein- mal besitzt kann dann auch ein noch einfacheres Verfahren einhalten, indem er den Samen zum Theil ausfallen lässt, ohne ihn zu sammeln. Im ersten Früh- ling, wenn der Schnee weggeht, wird er hier massenhaft aufgehen. Man hebt nun die jungen Pflänzchen aus, pflanzt sie in Töpfe und stellt sie, bis keine Fröste mehr zu besorgen, an einen war- men, lichten, frostfreien Ort. Samen die erst im Frühling ausgesäet werden, kei- men entweder gar nicht oder liefern kleine, schwächliche Pflanzen, während sie auf die angegebene Weise einige Fuss hoch werden und sich sparrig ver- ästeln. Um ein hübsches Bouquet zu bil- den, thut man wohl, mehrere Pflanzen auf kleine runde Grüppchen von 1!/, Fuss Durchmesser zusammen zu pflanzen, Gypsophila elegans bildet auf ähnlichen kleinen Grüppchen von nur 1 Fuss Durchmesser liebliche, leichte, weisse Bouquets von dichter Fülle. Hier in Petersburg sah ich sie häufig so ver- wendet. Man zieht sie zu diesem Zwecke in Töpfen vor, aus denen sie dann zur betreffenden Zeit ausgepflanzt wird. Der durchschnittlich leichte und doch kräftige Humusboden befördert hier ausserdem das Gedeihen dieser Pflanze so, dass man die im freien Lande ausdauernden Gypsophila perfoliata und paniculata vor sich zu haben glaubt, welche in schwe- rem Boden, wo G. elegans weniger üppig gedeihet, deren Stelle passend vertreten können. Die Perilla nankinensis ist in Petersburg auf allen schön gehaltenen Blumenparterres einzeln in den Rasen gepflanzt zu finden. Das braunrothe Laub, verbunden mit dem niedrigen buschigen Wuchs, macht aber auch wirklich einen recht vortheilhaften Effect im Gegensatz Gartenflora Deulschlands und der Schweiz. zu dem grünen Rasen und den leben- digen Farben der Blumengruppen. — War schon die Zahl der einjährigen Pflanzen, die wir mit Ueberzeugung zur Einzelpflanzung im Rasen empfehlen können, klein, so ist die Zahl der wirk- lich im freiem Lande ausdauernden zu gleichem Zwecke geeigneten perenniren- den Pflanzen noch kleiner. Als ausgezeichnet durch hohes Wachs- thum, grosse Blätter und Blumendolden benutzt man öfters die grossen Hera- cleum-Arten, wieH. pubescens, persi- cum u.a.m. Zur Zeit der Entwickelung und ersten Blüthe sind diese auch wirk- lich imposant und schön. Beginnen aber die Samen zu reifen, dann sollten sie sofort weggeschnitten "werden, denn es fangen dann die Blätter an zu gelben, und der leicht ausfallende Same keimt allenthalben und siedelt sich als die Ra- senplätze entstellendes Unkraut an. Ein- zelne Rhabarber (Rheum) können zu gleichem Zwecke verwendet werden, da deren grosse Wurzelblätter bis zum Herbst grün bleiben und z.B. an Teichrändern einen sehr guten Effect machen, - Die Arten der Gattung Silphium machen in Folge der bedeutenden Höhe die sie erreichen, in grössern Anlagen keinen übeln Effect, in kleinern Parthieen sind sie aber nicht am: Platze. Hier sind die Stockrosen (Althaea rosea) einzig Schön. Hierzu sollen jedoch nur gut gefüllte, ausgezeichnete Sorten ge- wählt werden... Will man in dieser Be- ziehung sicher gehen, so nimmt man im Herbst alle die besten Sorten aus, theilt sie, pflanzt sie in Töpfe und überwintert diese frostfrei. Im Frühling werden sie noch einmal verpflanzt, um recht kräf- tige Exemplare ins Land pflanzen zu können. In schönen Gruppen sieht man diese Pflanzen jetzt sehr häufig, aber so Originalabhandlungen. einzeln in regelmässigen Entfernungen oder in besondern Gruppirungen auf Ra- senplätzen ausgepflanzt, präsentirt sich der wirklich imposante pyramidale Wuchs derselben, und die Massen der gleich- zeitig entwickelten prächtigen Blumen in noch vortheilhafterer Gestalt. Auch die hohen blauen Ritter- sporne, wie Delphinium elatum und Verwandte, gehören zu den freistehend einen guten Effect machenden Pflanzen; doch müssen sie so gepflanzt werden, dass die Blumen derselben durch dahin- ter liegende Gruppen gehoben werden. Als in wärmeren Lagen Deutsch- land’s und der Schweiz durchaus hart nennen wir noch das italienische Rohr (Arundo Donax). Besonders in der Nähe und am Ufer von Teichen macht solches einen herrlichen Effect, da deren Stengel bis 15 Fuss hoch wer- den und mittelst ihres breiten, gefällig herabhängenden grasartigen Laubes schon einen an die baumartigen Gräser der südlichen Klimate erinnernden Effekt machen. Die weitaus schönere Abart mit silberweiss gestreiftem Blatte gehört unstreitig zu den schönsten Decorations- pflanzen unserer Gärten, ist aber leider ungleich zarter. Selbst in den wärmeren Lagen und bei Deckung leidet es noch häufig, so dass die Topfeultur für sol- ches am geeignetesten ist. Bei gutem frostfreiem Standorte während des Win- ters gelingt es meistens, die alten Sten- gel desselben zu erhalten, die dann im Frühlinge sich verästeln und bis 12 Fuss hoch werden; denn selbst schr kräftige Wurzeltriebe dieser Abart bleiben be- deutend kleiner als die der Stammart. Im Sommer werden sie nun in lockern kräftigen Boden und warme Lage frei auf den Rasen gepflanzi, um sie im Herbste wieder in Töpfe oder Kübel einzupflanzen, Auch die Stammart muss 23 in rauhern Lagen durch eine Bedeckung geschützt werden, und hier in Peters- burg muss sie sogar im Kalthause, und die Abart im temperirten Hause über- wintert werden. — Noch manche andere Pflanze der wärmeren Länder ward in neuerer Zeit, als zu solchen Zwecken durchaus hart, empfohlen; die Erfahrung hat aber das Gegentheil bewiesen. Als dennoch em- pfehlenswerth nennen wir von solchen zarteren Perennien: Gunnera scabra R. et P. Die Blätter erreichen einen Durchmesser bis von 3 Fuss, erinnern an die eines Rhabarber und machen einen prächtigen Effekt. Den Sommer wird diese Pflanze in halbschattiger feuchter Lage oder auch wohl ganz sonnig ausgepflanzt. Im Herbst pflanzt man sie in Kübel und überwintert sie frostfrei in Vorhäusern, oder unter den Stellagen von Kalthäu- sern, oder auch im Keller. Sie stammt bekanntlich aus Chili und trägt kleine unscheinbare Blumen. — Gynerium argenteum N. ab E. Das Pampasgras war«d gleichfalls für hart, wenigstens unter Deckung, gehalten, Vielfache Erfahrungen haben das Ge- gentheil bewiesen. Man pflanzt es im Sommer aus und überwintert es an ei- nem lichten Standort im Kalthaus. Ge- hört zu den allgemein empfehlenswer- then Pflanzen von leichtem und doch imposantem Wuchse. Arundinaria falcata Nees, seiner Zeit als ausdauernd empfohlen, wird am geeignetsten wie die andern Baumbus- rohre im Warmhaus durchwintert und nur im Sommer ausgepflanzt. — Aus der Zahl der im Freien aus- dauernden Bäume, Sträucher und Halb- sträucher führen wir speciell nichts an. In grösseren Anlagen und Parks sollte eigentlich jede dieser Pflanzen an einer 26 Stelle einzeln oder in kleinen Gruppen frei auf den Rasen gestellt werden, um die eigenthümliche Tracht zn zeigen, die bei der gewöhnlichen Bosquetpflan- zung oft sehr verliert, In kleineren Gärten können hierzu natürlich nur die schönsten gewählt werden, sei es, dass sie sich durch schöne Blumen, wie die Syringen, Paeonien, Weigelien, Magno- lien ete, auszeichnen, sei es, dass ihre Vorzüge in schönem Laube oder auffal- lender Tracht bestehen, wie viele Coni- feren, Mahonien, Hängebäume, Bäume und Sträucher mit röthlichem oder pa- nachirtem Laube u. s, f. — Ebenso wenig können wir hier auf die zahlreichen Gewächshauspflanzen aller Art näher eintreten, die zu solchen Zwecken sich eignen. Im Allgemeinen kann der grösste Theil der Decorations- pflanzen der Kalthäuser und selbst der Warmhäuser, mit Ausnahme der Pflan- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. zen der feuchtwarmen Warmhäuser, recht gut auf ähnliche Weise verwendet wer- den. Eine mit Tuffsteinen umstellte grosse Agave, Fourcraea oder andere grossblättrige Saftpflanze wird auf schö- nen Blumenparterres immer einen schö- nen Effect hervorbringen. Auch viele Palmen können, ohne Schaden zn lei- den, sehr wohl so verwendet werden und eine höchst angenehme Abwechs- lung in die Gruppirungen bringen. So z. B. die Chamaerops humilis, Phoenix dactylifera, Livistona chinensis (Latania borbonieca) u. a m. Gerade hier im hohen Norden, in den Gärten um Pe- tersburg, sieht man die Pflanzen des Warm- und Kalthauses sehr häufig und in sehr geschmackvoller Weise zur Ver- zierung der Rasenplätze in der Nähe des Wohngebäudes verwendet. (E. R.) 5) Bericht über den Versuch der Befruchtung von Platycentrum rabrowernäunmm enuzed waomtlaäeuzem amit einander, umd der fortgeseiz- ten Befruchtung des Bastards mit sich selkst und den elterli- ehen Pflanzen. Bei der Frage, ob es fruchtbare Ba- starde (in Pollen und Pistill) unter den Pflanzen gebe, ward von mir neben an-: deren, auch das Platycentrum (Begonia) xanthinum marmoreum und zanthinum gandaviense als Beispiel von fruchtba- ren Bastarden aufgestellt. — Herr Dr. Klotzsch erklärte darauf, dass diese beiden Pflanzen zwar im Pol- len fruchtbar, dass er sie aber deshalb für keine Bastarde, sondern nur für For- men des P, xanthinum halte. Es kam nun darauf an, das Experi- ment zu wiederholen und zugleich noch einige andere Versuche zu machen, um zu zeigen, wie sich die durch Selbstbe- fruchtung erhaltenen folgenden Genera- tionen des Bastardes verhalten, und wel- chen Einfluss die Befruchtung des Ba- stardes mit einer der elterlichen Pilan- zen ausüben, Die durch jene Versuche gewonne- nen Samen wurden im letzten Frühjahr ausgesäet und im Herbste 1857 blühte der grösste Theil dieser Pflanzen. — Da durch diesen Versuch mehrere noch schwebende Fragen endgültig ent- schieden werden, so publieirte ich das Resultat derselben schon in der Bon- plandia. Hier will ich nun ebenfalls ei- I. Originalabhandlungen. 21 nen kurzen Bericht geben nebst Be- | zelne Formen hervorgingen , die in den schreibung der gewonnenen Formen, und zugleich auf die Vornahme von solchen Versuchen, um 'für die Blumistik recht günstige Resultate zu erhalten, hinwei- sen. — Aus der Befruchtung von P. rubro- venium mit P, xanthinum entsprang ein Bastard, der in allen seinen Eigenschaf- ten durchaus der Begonia xanthina mar- morea, wie sie von Van Houtte ausge- geben ward, glich, und wie jene im Pollen und Pistill fruchtbar ist. In ih- ren typischen Charakteren sind alle aus dieser Befruchtung gefallenen Exemplare durchaus übereinstimmend, ein leichter Wechsel zeigt sich nur in der Färbung der Bätter. Die grosse Mehrzahl zeigt zwar die gleiche Färbung wie B. xan- thina marmorata (ein weiss geflecktes Blatt), einige wenige Pflanzen aber sind oberhalb gleichförmig grün und entspre- chen daher der B. xanthina ganda- viensis. Es sich mithin dieser Versuch auf’s Neue, dass es durchaus fruchtbare Ba- starde im Pollen gibt, sowie sich fer- ner die früher ausgesprochene Ansicht bestätigt, dass der Bastard zwischen zwei guten Arten genau den gleichen Typus einhält, und nur in einzelnen un- wesentlichen Charakteren abändern kann, ‚Ein anderes Ergebniss lieferte die Befruchtung des Bastardes mit sich selbst. Hierzu wurde sowohl die B. xanthina marmorea als B. xanthina gandaviensis benutzt. Ich hatte es früher geglaubt, dass der Bastard bei Selbstbefruchtung wahrcheinlich auch in seinen folgenden Generationen den gleichen Typus ein- halten werde, Dieser Ansicht, die je- doch nur auf Vermuthung gegründet war, widerspricht der vorliegende Ver- such, indem aus den durch Selbstbe- fruchtung gewonnenen Samen nur ein- typischen Charakteren dem Bastard gli- chen, während der grössere Theil der so gewonnenen Pflanzen mehr oder we- niger nach einer der Pflanzen, aus de- nen der Bastard entsprungen, zurück- kehrte. Das wunderliche Gemisch von Formen, die ich durch die einfache Be- fruchtung des Bastards mit dem eige- nen Pollen erhielt, überraschte mich wahrhaft; denn da ähnelte kaum eine Pflanze der andern. Die Blätter bald gross und breit wie bei Platycentrum xanthinum, bald schmäler und länger ge- streckt wie bei P. rubrovenium, meist weiss gefleckt, einzelne wahrhaft präch- tig, silberweiss mit grünen Adern, sel- ten ganz einfarbig. . Blumen bald dem Bastard, bald einer der elterlichen Pilan- zen mehr oder weniger ähnlich. Ein- zelne wenige Pflanzen stellten sogar nur Abänderungen der einen oder an- deren Stammart dar. — Hieraus würde hervorgehen, dass auch der fruchtbare Bastard sich ge- schlechtlich nicht als feststehender Ty- pus fortpflanzen kann, sondern dass er, durch jene aus Selbstbefruchtung stam- menden Generationen, jenes Heer von Formen liefert, welches zwei gute Ar- ten anscheinend mit einander verbindet, sowie dass der Bastard auf diese Weise sowohl zur väterlichen wie zur mütter- lichen Art zurückkehren kann. Der 3te Versuch, nämlich die Be- fruchtung des Bastardes mit dem Pollen einer der elterlichen Pflanzen, war nur nach der einen Seite hin, nämlich in der Befruchtung des Bastardes mit dem Pollen des P. xanthinum gelungen. Die Mehrzahl der“aus diesem Versuch ent- sprungenen Pflanzen, war fast ganz zu P. xanthinum zurückgekehrt, und nur ein kleiner Theil stand mehr oder weni- ger in der Mitte zwischen beiden. Also 28 ungefähr das gleiche Ergebniss wie bei der Selbstbefruchtung des Bastards, in- dem der letztere bald fast gar keinen Einfluss, selten einen bemerklichen auf die folgende Generation äusserte. Für die Blumistik haben diese Ver- suche insoferne einen grossen Werth, indem sie zeigen, wie man erfahren muss, um mittelst künstlicher Befruch- tung einen möglichst reichen Kreis von Formen zu erziehen, Zuerst lehrt er, trachte man, zwischen zwei guten Arten einen Bastard zu erzeugen. Ist dieser fruchtbar, d. h, entwickelt er vollkom- menen Pollen, dann befruchte man ihn mit sich selbst; denn aus solch einer Befruchtung wird eine viel grössere Mannichfaltigkeit, als mittelst der Be- fruchtung durch die elterlichen Arten oder durch andere verwandte Arten er- zeugt, da die Befruchtang mit einer ty- pischen Art immer einen so überwie- genden Einfluss übt, dass die folgende Generation viel zu sehr zu dieser hin- übergezogen wird. — Sehe ich von diesem Versuche ab und blicke zurück auf jene grosse Reihe hybrider Formen, die ich in der Familie der Gesneraceen erzog, so wurden dort die schönsten und ausgezeichnetsten For- men stets dann erhalten, wenn zweierlei Bastarde verschiedenen Ursprungs mit einander befruchtet werden konnten. Wo es aber gelang, Bastarde mit einer verwandten Art zu befruchten, da wur- den diese wieder fast ganz übergeführt. Auch im letzten Jahre gemachte Ver- suche lieferten ein ähnliches Resultat. — Nach diesen allgemeinen Bemerkun- gen noch einige Worte über die haupt- sächlichsten, aus unsern Befruchtungen zwischen P. rubrovenium, xanthinum und dem Bastarde hervorgegangenen Formen, von denen mehrere, auch wie es scheint im Botanischen Garten zu Berlin erzo- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gen wurden. Von ihnen rechnen wir die mit schmalerem , länger gespitztem Blatte, weisslichen, roth gestreiften oder gänzlich weissen Blumenblättern “und deutlichen !/ — 1 Fuss langen Sten- geln, die meist ganz kahl, als Formen zu P. rubrovenium. Die mit breitem grossem Blatt, kurzen behaarten Sten- geln und grösseren gelben Blumen zu P.xanthinum, und endlich die mit grossem Blatt, kürzeren oder längeren und mehr oder weniger behaarten Stengeln, und weisslichen oder weissgelben, roth ge- streiften Blumenblättern zu P. rubrove- nio - xanthinum, wie der Bastard, um seine Abstammung zu bezeichnen, heis- sen muss. Platycentrum rubrovenium K/, Sten- gel bis 1 Fuss lang, wie die Blattstiele kahl, Blätter schief, oval-lanzettiich sichelförmig, allmählig zugespitzt, mehr als Z2mal so lang als breit, unterhalb mit röthlichen Nerven, oberhalb hellgrün und mattweiss gefleckt. Blumen. weiss, die beiden äusseren Blumenblätter roth gestreift. — Var. pulcherrimum. Die Blätter sind etwas breiter und grösser als bei der Stammart, unterhalb purpur nüan- cirt, oberhalb schön dunkelgrün und zwi- schen den Nerven grosse, helle, scharf abgegrenzte, silberfarbene Flecken tra- gend. Var. eximium. Blätter oberhalb hellgrün, übrigens der vorhergehenden Form gleichend. Var. marmoratum. Blätter breiter, unterhalb kaum roth schillernd, ober- halb hellgrün, undeutlicher und weniger scharf abgegrenzt, auf der Oberfläche silberfarben gefleckt. — Var. discolor. Blätter etwas brei- ter, unterhalb röthlich, oberhalb hell- grün, nicht getleckt. Var. splendens. Blätter etwas brei- Originalabhandlungen. 29 ter, unterhalb mehr oder weniger roth, oberhalb glänzend silberweiss, mit brei- ten hellgrünen Bändern längs der Haupt- nerven lieblich gezeichnet. — Var. pietum. Stengel und Blattstiel behaart, Blätter ziemlich breiter, unter- halb blutroth , oberhalb glänzend silber- weiss, mit dunkelgrünen Bändern längs der Venen prächtig gezeichnet. Var. argenteum. Wie Vorherge- hende, Blätter aber oberhalb fast nur auf den Adern mit dunkelgrünem, scharf ge- schnittenem, schmalem Bande prächtig gezeichnet. — Die 3 letzten Formen gehören zu den prächtigsten Dekorationspflanzen des feuchtwarmenHauses, und sind aus Selbst- befruchtung von B. xanthina marmorea (des Bastardes) gefallen. Auch die an- dern sind meist im Blatt viel schöner als P. rubrovenium; wahrscheinlich sind auch sie aus Selbstbefruchtung des Bastardes gefallen. Genau feststellen kann ich dieses deshalb nicht, weil sie aus einigen wenigen Samen erwuchsen, die ich von einer Befruchtung des Ba- stardes mit B. nitida sammelte. Diese Befruchtung hatte uun, wie der Erfolg zeigte, nicht angenommen, und so ist es im höchsten Grade wahrscheinlich (dafür sprechen wenigstens eine Menge früherer Erfahrungen), dass diese weni- gen keimfähigen Samen durch Selbstbe- fruchtung erzeugt wurden. Platycentrum zanthinum Kl. Sten- gel sehr kurz, wie die Blattstiele be- 67 haart. Blätter schief herzförmig, vorn zugespitzt, kaum halb so lang als breit, unten blutroth, oben einfarbig, glänzend dunkelgrün. Blumen dottergelb. Var. maculatum. Blätter oberhalb weiss gefleckt, Blumen etwas kleiner, äussere Petalen von aussen röthlich, — Var. argyroneurum. Blätter oberhalb breit und scharf abgegrenzt, glänzend silberfarben gefleckt. Sonst wie vorher- gehende. Var. discolor. Wie die Stammart, nur Blumen kleiner und änssere Peta- len aussen röthlich. Alle 3 aus der Befruchtung von B. xanthina marmorea (dem Bastard) mit B. xanthina hervorgegangen. Platycentrum rubrovenio- zanthi- num. Stengel kurz und wie Blattstiel mehr oder weniger behaart. Blätter schief herzförmig, lang zugespitzt, un- terhalb röthlich, oberhalb gleichfarbig oder meist mehr oder weniger gefleckt. Blumen weiss, oder schwach gelblich weiss, die äusseren Blumenblätter meist röthlich. RR Var. gandaviense. Blätter gleich- farbig. Die B. xanthina gandaviensis. Var. marmoratum. Blätter oberhalb dunkelgrün, weiss gefleckt, Die B. xan- thina marmorata. Var. laetevirens. Blätter oberhalb gelbgrün und weiss gefleckt. Alle 3 aus der Befruchtung von B. rubrovenia mit B. xanthina hervorge- gangen. — (E. R.) 6) Ueber die Ausartung der Fruchtbäume. Zu den mancherlei Fragen von In- | Ansichten stets von Neuem mit Leben- teresse, die als noch nicht gelöst zu betrachten sind, und daher auch zwi- schen den Anhängern der verschiedenen digkeit besprochen werden, gehört die -| Frage: „Hat die durch ungeschlechtliche 30 Fortpflanzung verjüngte Pflanze eine unbegrenzte oder begrenzte Dauer?“ Eine Frage, die sich auf unsere Obstsorten angewendet, auch so fassen lässt: „Sind unsere Obstsorten in bestimmter Zeit dem Eingehen unterworfen, oder leben sie mittelst der ungeschlechtlichen Fort- pflanzung in durchaus ungeschwächter Kraft fort ?“ Bevor wir auf diese Frage eintreten, wollen wir mittheilen, was Herr Paul im Gardener’s Chronicle in dieser Be- ziehung jüngsthin berichtete. Vor Knight, sagt derselbe, war man allgemein der Ansicht, dass, wenn man eine gute Varietät von einer Obst- sorte erhalten, diese mittelst der Vered- lung für immer erhalten werden könne. Diese Ansicht ward von den tüchtig- sten Physiologen und Praktikern adop- tirt, bis Knight sich dahin aussprach, dass jede Varietät dem endlichen Ein- gehen unterworfen sei. Herr Paul zeigt nun, dass dieses allerdings wahr sei, wenn man bestimmte Obstsorten unzweckmässig kulti- vire, wenn man sie in unangemessenen Boden und Klima bringe, auf falsche oder überhaupt untaugliche Unterlagen veredle, oder wenn der Baum alter- schwach werde, ohne durch junge kräf- tige Bäume der gleichen Sorte ersetzt zu werden. Bei richtiger und durchaus angemessener Cultur könne dagegen jede Obstsorte unverändert erhalten wer- den. Eins der Beispiele, was in En- gland am allgemeinsten für Knight’s Ansicht gebraucht wird, sagt er, das ist der Ribston Pippin-Apfel, der schon am Aussterben sei. Dem ist aber durchaus nicht so, denn er ist jetzt noch im Süden England’s und York- shire in ungeschwächter Kraft und Güte vorhanden. Richtig ist es zwar, dass der Mutterstamm desselben zu Ribston Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. schon seit 20 Jahren ausgegangen ist, dagegen sind durchaus nicht alle Nach- kommen desselben ebenfalls eingegan- gen, wie Knight voraus gesagt hatte; denn es finden sich dort unter andern noch 7 Exemplare dieses Apfelbaums, deren jedes über 100 Jahre alt ist und jetzt noch in fast ungeschwächter Kraft fortwächst und Früchte trägt, und jetzt noch lange leben kann. Wahr ist es allerdings, so sagt Herr Paul, dass in vielen Localitäten junge Exemplare des geschätzten: Ribston - Apfels abstarben; aber es ist dies nicht die Folge des Eingehens der Race, sondern vielmehr falscher Kultur und unzweckmässiger Unterlagen. Ueberhaupt, sagt er, ist es eine Erfahrung, dass, wenn irgend eine Obstsorte zurückzugehen scheint und sie von Neuem einer zweckmässigen und einsichtigen Cultur unterworfen wird, sie bald in ihrer ganzen ursprünglichen Kraft und Güte wieder hergestellt sein wird. — Wir haben hier die Ansicht eines englischen Gärtners, die durchaus mit dem übereinstimmt, was der Referent beobachtet und wiederholt ausgesprochen hat. Auf dem Continent ist bekanntlich diese Frage durch die ausgezeichnete Arbeit des Dr. Jessen ebenfalls auf’s Neue ein Gegenstand der lebhaftesten Discussionen geworden. Der Referent hat sich bei Besprechung dieser Frage weder auf die eine, noch auf die andere Seite gestellt, sondern sich dahin ausgesprochen, dass auch hier die Wahrheit, wie in so vielen Sachen , in der Mitte liegen möchte. Der Theoretiker, dem es mehr da- rum zu thun ist, einen logischen Ge- dankengang auf geistreiche- Weise hin- zustellen, wird stets die: grösste ‘Masse verleiten, ihm Beifall zuzujauchzen. Alles I. Originalabhandlungen. ist vergänglich in dieser Welt, darum geht alles seinem endlichen Untergange entgegen, das eine nur früher, das an- dere nur später, .Das Zeitmaass, das wir dabei anlegen , bleibt ein endliches, und gegenüber der ewigen Fortdauer verschwindet unsere, nach endlichen Begriffen angelegte Berechnung für Länge und Kürze. Die Eintagsiliege, sie durchläuft in einem Tage alle die Entwickelungsperioden, zu denen andere Geschöpfe Monate, Jahre , Jahrzehnte, Jahrhunderte ete. nothwendig haben, Der endliche Untergang ist aber allen gewiss, — Das sind Gesetze, die wir im Laufe unserer kurzen Lebensperiode uns selbst sammeln konnten, oder die die Bücher der ebenfalls verhältnissmässig kurzen Geschichte des Menschengeschlechts uns aufbewahrt haben, oder die wir endlich mit dem Geologen aus der Geschichte der Entwickelung unseres Planeten, in jenen uns scheinbar unendlich langen Zeitepochen herausgelesen haben. — Damit kommen wir auf den Stand- punkt, dass unsere endliche Zeitberech- nung keinen Werth hat, dass alles End- liche vergeht und nur die Materie bleibt und immer wieder neue Gestaltungen annimmt. Von diesem Standpunkte aus haben Jessen und Knight bestimmt Recht zu schliessen, Alles hat eine begrenzte Dauer, das Individuum, wie die auf un- geschlechtliche Fortpflanzung angewie- sene Form. Von diesem Standpunkte aus müssen wir folgerecht aber auch weiter gehen, und können den gleichen Schluss für die Endlichkeit der Art, der Gattung, der Familie u. s. f. machen, Wir haben also nach der Ansicht des Referenten durchaus keinen andern Ge- sichtspunkt hierdurch für die Dauer des Individuums, der Form etc. gewonnen, 31 als einen allem Irdischen gemeinschaft- lich zukommenden. Anf der andern Seite, wenn wir Er- fahrungen zu Hülfe nehmen, welche uns durch unsere Zeitrechnung an die Hand gehen, so kennen wir Individuen von Pflanzen (Adansonia, Drachenbaum, Wel- lingtonia), deren Alter theils beträchtli- cher ist, als unsere Zeitrechnung uns sichere Daten an die Hand gibt, kennen wir Formen (Trauerweide), die, soweit unsere Rechnung reicht, höchst wahr- scheinlich nur ungeschlechtlich fortge- pflanzt wurden wissen wir endlich, dass gerade unsere in Frage stehenden Obst- sorten unter ungünstigen Verhältnissen eingehen, dass sie, an alterschwachen Bäumen, nicht mehr jene vielgepriesenen Vorzüge wie früher zeigen, dass aber Reiser derselben, auf junge Stämme ge- setzt, unter den für die Sorte geeigneten Bedingungen, diese wieder überall ihrer ursprünglichen Kraft und Eigenthümlich- keit reprodueiren, Halten wir diese. von verschiedenem endlichem Standpunkte unserer eigenen Culturgeschichte gewonnene Anschau- ung gegen jene vom allgemeinen Stand- punkte aus dargelegte, so gewinnen wir den Standpunkt, der für uns in unsern Nachkommen fortlenende Geschöpfe, seine ganz bestimmte Wichtigkeit hat, und den auch wir schon früher vertreten ha- ben. — Dieser Standpunkt, er bestreitet durchaus nicht das. endliche Untergehen aller. pflanzlichen Gebilde, er gliedert aber nach unsern endlichen Begriffen ab. Wir. kennen, sagen wir, in dieser Beziehung im Pflanzenreich Individuen, die, wie die kleinsten Pilze nur sehr kurze Zeit-leben, wir kennen unter den höhern Pflanzen ferner solche, die in einem Sommer ihren Lebenseyclus be- enden. (einjährige Pflanzen), ferner sol- 32 che, die 2 Sommer leben, ferner andere, die nach einigen Jahren absterben, aber wir kennen endlich auch solche, denen wir keine bestimmte Zeit für ihren end- lichen Untergang feststellen können, wie viele Bäume und alle jene Pflanzen mit kriechendem Wurzelstock. Auch sie un- terliegen allerdings dem allen organi- schen Gebilden zukommendem Gesetze der endlichen Dauer in 2 Richtungen. Erstens nämlich, dass nach Verlauf ei- ner bestimmten Zeit alle jene Theile, welche in einer frühern Periode das In- dividuum bildeten, abgestorben sind, und dass die später noch lebenden Theile, entweder, wie bei den Bäumen und Sträuchern, neue Organe gebildet haben und den innerlich todten Stamm, gleich- sam nur mit einer neuen Lebensschicht jährlich von Neuem überziehen, oder dass, wie bei den Perennien mit kriechen- der Wurzel, alle Theile, welche früher die Pflanze bildeten, schon lange in Ver- wesung übergingen, während auch die jährlich durch Proliferiren fortwachsende Spitze sogar einen von dem ursprüngli- chen Wohnplatz verschiedenen Wohn- sitz aufgeschlagen haben kann. Dennoch ist es aber noch die gleiche, gleichsam sich jährlich verjüngende Pflanze. Diese jährliche Verjüngung ist daher auch der Grund, warum ihr kein endliches bestimmtes Ziel gesteckt werden kann, und weshalb nur Zufälligkeiten das end- liche Absterben derselben bedingen kön- nen, dem sie wie alles Endliche ausge- setzt ist, wenn gleich genau genommen, ihre Dauer unbegrenzt ist. — Ganz so verhält sich auch jene Form der Art, die wir, zum Unterschied von der lediglich durch äussere Verhältnisse bedingten Varietät, Race nennen wol- len *). *) Varietät ist die durch veränderte Bo- den- und klimatische Verhältnisse, Lichteinfluss Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Sie bleibt durch ungeschlechtliche Ver- mehrung fortgepflanzt, sich in allen ih- ren Eigenheiten gleich. Geschlechtlich vermehrt kehrt sie entweder zur Art zurück oder bildet neue Formen. Als solche Racen bezeichnen wir unsere Obstarten, sowie die zahlreichen For- men unserer Culturpflanzen, die durch Bastardirung und weitere Erziehung von Tineturen, Mischungen u. s. f. entstan- den sind. Als einzelnes Individuum betrach- tet unterliegen sie dem gleichen Gesetze wie die Individuen-Art. Die einen ha- ben eine begrenzte, eie andern eine end- lich unbegrenzte Lebensdauer, d. h. sie werden in einer durchaus unbestimmten Zeit: zuletzt doch absterben müssen. Als Typus einer eigenthümlichen Form stehen sie tiefer als die Art, die, sich selbst überlassen, wahrscheinlich so lange un- sere jetzige Schöpfungsperiode währt, etc. hervorgegangene zufällige Form der Art, und kann daher auch in Individuum oder mitlelst ungeschlechtlicher Vermehrung zur Art zurück- kehren, — Racc dagegen nennen wir jene con- stante Formen, die nur mittelst geschlechtli- chen Vermehrung zur Stammart zurückge- führt werden können. Solche Ragen oder constante Formen, sie sind wohl immer durch geschlechtliche Vermischung zweier oder meh- rerer Arten hervorgegangen ,„ bleiben daher als Individuum, im weitesten Sinne genommen, constant, d. h. für sich, wie durch ihre durch ungeschlechtliche Vermehrung gewonnenen Nachkommen. Nur auf dem gleichen Wege, wie der ist, auf dem sie entstanden, kehren sie zur ursprünglichen Stammart zurück, näm- lich mittelst geschlechtlicher Fortpflanzung. Meine neuesten Versuche haben mir gezeigt, dass auch der reine Bastard durch aus Selbstbe- fruchtung erzielten Samen zur Stammart all- mählig zurückkehrt, dass er sich also in die- ser Beziehung ganz wie die Tinetur oder Mischling etc. verhält, oder wie man die constante Form überhaupt nennen will. I. Originalabhandlungen. 33 sich durch geschlechtliche Fortpflanzung | torfer Apfel genannt, der dem Ausster- erhalten wird, während die Race sich selbst überlassen, nur so lange fortbe- stehen wird, als das Individuum oder dessen auf natürlichem Wege durch un- geschlechtliche Vermehrung entstehenden Nachkommen fortleben. Sie verhält sich also, sich selbst überlassen, durchaus gleich dem Individuum. In die Cultur übergehend , verhalten sie sich aber insofern gleich der Art, als der Referent die Ueberzeugung hat, dass an und für sich zur ungeschlecht- lichen Fortpflanzung geeignete Racen, so lange die für sie geeigneten Cultur- Bedingungen bleiben, sie in stets unge- schwächter Kraft ungeschlechtlich fort- gepflanzt und erhalten werden können, und dass ein Eingehen solcher Racen nur in Folge ungeeigneten Bodens, Kli- mas, Standorts oder Behandlung eintre- ten kann. Dass ihre Dauer in dieser Weise bedingt unbegrenzt, der der Art gleicht. — Man hat unter den deutschen Obst- sorten in neuerer Zeit vielfach den Bors- ben nahe sei. Der Borstorfer Apfel ge- hört aber gerade zu jenen Obstsorten, die, wie schon oft nachgewiesen wurde, nur in gewissen Gegenden Deutschland’s kräftig gedeihen, und wenn er in vielen Gegenden, wohin er wegen seiner Güte verpflanzt wurde , gar nicht gedeihet, daran nur der Mangel bestimmter Ver- hältnisse Schuld ist. Es ist aber nicht ein Eingehen der Race, die ja an an- dern Localitäten sich noch in unge- schwächter Kraft forterhalten hat. Die Kartoffeln, die man auch wohl als Beispiele aufgeführt hat, können als solches gar nicht dienen, da es von der Mehrzahl der Naturforscher bestritten wird, dass die Krankheit derselben die Folge des Zurückgehens der Race sei. Zudem ist es die Kartoffelkrankheit, bei deren Besprechung man sagen kann, so viel Köpfe, so viel verschiedene An- sichten und ein solches Beispiel kann nie als Beweismittel gebraucht werden. (E. R,) %) Der Neuseeländer Spinat (Tetragoenia expansa). Es ist dieses anerkannt eines der vorzüglichsten Gemüse, dessen Spitzen der Stengel sammt den Blättern wie Spirat bereitet, äusserst zart und an- genehm säuerlich schmecken. Ueberall, wo der Anbau dieser Pflanze gelang, sprach man sich mit voller Anerkennung über den angenehmen Geschmack, so- wie über den reichen Ertrag derselben aus, denn ein kleines Beet liefert den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein, fortwährend Gemüse für den Tisch. I. u. II. 1858. Wenn sich aber dennoch der Anbau dieser Pflanze so wenig verbreitete, so ist der Grund davon lediglich in dem Um- stande zu suchen, dass die Samen der- selben weder dem freien Lande überge- ben, noch ins Treibbeet ausgesäet, sSi- cher aufgehen. Nach einer Mittheilung des Herrn Joigneaux im Journal d’hor- ticulture pratique dürfte nun auch die- sem Uebelstande dauernd abgeholfen sein. Derselbe fand nämlich , dass wenn man über die zur Aussaat bestimmten Samen | kochendes Wasser giesst, und dieses auf 3 34 den Samen erkalten und noch einige Tage stehen lässt, fast jeder sogleich dem freien Lande übergebene Samen aufgeht. Auf diese Weise mache ‘man die Aussaat Mitte Mai oder im Juni auf warm und sonnig gelegene Beete , und zwar nicht zu dicht, da jede einzelne Pflanze einen ziemlichen Umfang erhält, Man wird daher am besten die Samen zu je 2 in der Entfernung von !/, Fuss von einander stecken, so dass sie Yy Zoll unter den Boden kommen. — Wir Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hoffen, dass diese Art der Aussaat dazu beitragen werde, den Neuseeländischen Spinat in unsern Gärten ebenso sehr, wie den gewöhnlichen Spinat einzubür- gern. Wo er einmal eultivirt ward, pflegt er sich ausserdem selbst auszu- säen. Solche Samen, die den Winter hindurch im Boden blieben, gehen im Frühling im freien Lande auf und brau- chen nur auf ein anderes Beet verpflanzt zu werden, (E, R.) $S) Zur Kartoffelkra nkheit. Schacht hat bekanntlich in seinem sonst vortrefflichen Buche über die Kar- toffelkrankheit die Ansicht aufgestellt, es erkranke erst, und zwar in Folge kalter Nachttemperatur das Kraut, und dann trete erst der Pilz, und zwar nur an den erkrankten Stellen auf. Der Referent hat diese Ansicht nie getheilt, sondern die Krankheit lediglich als eine Folge des Pilzes angesehen, der sich im Spätsommer bei vorherrschend feuch- tem Wetter am gesunden Kraute ansie- delt und dessen Erkranken bedingt. Wo das Kraut in Folge des Angriffes des Pilzes schon erkrankt, da verschwindet dieser und vegetirt nun, die Krankheit verbreitend, vorzugsweise auf den Rän- dern der erkrankten Stellen. Der letzte Sommer hat diese Ansicht auffallend bestätigt. Die lange Trocken- heit verhinderte das Auftretn der Krank- heit, von der man sich schon befreiet glaubte. Im Juli hatten wir hier in Pe- tersburg zuweifen sehr kalte Nächte (sogar Frost), aber es zeigte sich keine Pilzkrankheit. Im August dagen kamen einzelne Regenschauer bei schr milder warmer Nachttemperatur und später Mor- gennebel, in Folge deren das Kraut lange feucht blieb, und sogleich zeigte sich die Pilzkrankheit. Den Pilz selbst sah ich auf dem noch durchaus gesun- den grünen Kraute wachsen, freilich als schon :ein kleiner Theil des Krautes neben seinem Wohnplatz durch seine Angriffe zerstört war. Ganz ähnliche Beobachtungen hat Dr. R,Caspary bei Bonn gemacht. Erst Mitte August Auftreten der Krankheit in Folge von Nebeln. Ebenso sah er auch die Vegetation der Pilzrasen als breite Einfassung der braunen Flecken aufdem noch grünen Theil des Krautes. Die braunen Flecken des Krautes entstehen zunächst durch die zer- zetzende Eigenschaft des Pilzes auf das Blattgrün. (E. R.) I. ‚Originalabhandlungen. 35 9) Blicke in einige Gärten in und um St. Petershurg im Winter 1857 — 1858. Wir haben schon wiederholt die Rich- tung des hiesigen Gartenbaues charak- terisirt und gezeigt , dass neben Camel- lien, Azaleen, Rhododendron es vorzüg- lich die ausgezeichneteren Decorations- pflanzen für’s Gewächshaus und das Zimmer sind, die mit besonderer Lieb- haberei gepflegt werden. Jährlich ziehen die ausgezeichneteren Neuheiten dieser Art auch in die Gewächshäuser Pe- tersburg’s und der Umgegend ein und werden für sehr bedeutende Summen in den Gärten Belgien’s und Deutschland’s eingekauft. Wollten wir die vielen ‚Gärten Pe- tersburg’s durchgehen und beschreiben, dann müssten wir unter den ausgezeich- neteren Pflanzen vielfach das gleiche wiederholen. Wir wollen daher heute bei einer flüchtigen Rundschau nur ei- niger der ausgezeichnetesten Arten ge- die uns in den: verschiedenen auffilen. Der :Garten des denken, Gärten Herrn Krommhof auf der Apotheker-In- sel gehört gegenwärtig zu den Privat- gärten, die sich durch der schönsten und seltensten Pfianzen auszeichnen. - Die Culturen, die sich sämmtlich in vorzüglichem Zustande be- finden, werden durch einen russischen Obergärtner geleitet. In den Kalthäusern ist die früher schon bedeutende Sammlung der Camel- lien im verilossenen Jahre durch den Ankauf vieler grosser und schöner Exem- plare, ja eigentlicher Bäume, noch ver- mehrt worden. Schöne Araucarien in grossen Exemplaren, von Dasylirion serratifolium und gracile wahre Pracht- stücke u. s. Sf. treten hier vortheilhaft hervor, Als besonders schön und aus- gezeichnet ist ein Paar grosser Pflanzen Krommhof über. eine Auswahl von Chamaerops excelsa zu erwähnen, jener schönen neuen Fächerpalme Chi- na’s, die in England den Winter im Freien aushalten soll, und :hier für De- coration des Gartens während des Som- mers sehr gute Dienste leisten wird. Diese beiden Pflanzen wurden im ver- gangenen Herbste, soviel uns bekannt, vom Herrn Rinz in Frankfurt angekauft und gingen dann in dieHände des:Herrn Wir übergehen die zahlreichen andern Kalthauspflanzen, die zum Theil in schönen grossen Häusern decorativ aufgestellt sind, und treten in die Warmhäuser ein. Diese letzteren enthalten eine Menge von Seltenheiten in ausgesucht schönen Exemplaren. So wollen wir unter den Palmen nur des Astrocaryon Ayrii ge- denken , das schon Stamm gebildet hat. Ferner Phoenix spinosa, ‚silvestris, Cha- maedorea Ernesti Augusti und einige andere neue Arten dieser Gattung, herr- liche Exemplare von Encephalartos Al- tensteinii, longifolius, lanuginosus, Dioon edule treten diesen aus der Familie der Cycadeen würdig zur ‘Seite. ‘Unter den andern Warmhauspflanzen dominirt die hier beliebte Form .der Dracaenen. Eine schöne Pincenetia tubereulata, eine mäch- tige Cordyline indivisa, in Petersburg jedenfalls die grösste Sterculia nobilis, ein Prachtexemplar von 'Panax grandi- flora und die Masse der andern hier be- liebten Blattpflanzen vereinigen sich mit den leichten Bambusen zu dichten herr- lichen Gruppen. Farren fangen jetzt erst an sich in den Gärten Peterburg’s zu verbreiten. Wohl eultivirt man schon länger einige der zierlichsten mit 'Vor- liebe, wie gerade in diesem Garten die vielen prächtigen Exemplare von Adian- 3 * 36 ium cuneatum beweisen, aber eine ei- gentliche Farrensammlung, ja selbst schöne Baumfarren sieht man bis jetzt nur in dem Botanischen Garten. Noch mehr ist es zu verwundern, dass die schönen tropischen Orchideen bis jetzt nur in einigen wenigen Gärten Russland’s, so in dem des Fürsten Tru- betzkoi bei Moskau und in dem des Ge- -neral Sheremetieff zu Lasaref bei Nischni Nowgorod mit Vorliebe eultivirt wer- den. Verwundern muss man sich deshalb, da hier diese Pflanzen sehr gut gedeihen, wie dies die schöne Orchideen - Samm- lung des Botanischen Gartens und de- ren ausgezeichnete Cultur - Exemplare hinlänglich beweisen. Für sie sind ja nur besondere Abtheilungen der Ge- wächshäuser nothwendig, und bei der Ausdehnung, die hier die Gewächshäu- ser in jedem Privatgarten besitzen, könnte diesen herrlichen, fast zu jeder Jahreszeit dankbar blühenden Pflanzen recht wohl eine Abtheilung gewidmet sein. Bevor wir den Garten des Herrn Krommhof verlassen, wollen wir noch eines Punktes gedenken, über den hier die verschiedensten Ansichten existiren. Es wird nämlich die Frage, ob für hie- sige Verhältnisse Doppelfenster anzuem- pfehlen sind oder nicht, sehr verschie- den beurtheilt. Der Eine sagt, Doppel- fenster taugen überhaupt nicht für das Petersburger Klima, der Andere behaup- tet, sie seien nur für Warmhäuser und wieder Andere sagen, sie scien nur für Kalthäuser gut, und endlich Wenige glauben, dass sie überhaupt nur für alle nicht ganz niedrigen ;Häuser zu em- pfehlen seien. Die Gegner der Doppelfenster ma- chen geltend, dass sie während der kur- zen Tage des hiesigen Winters die Pilan- .;‘ Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. zen zu sehr des Lichtes beraubten, dass der Schnee schwieriger von Doppelfenstern zu entfernen sei, und auch darum den Pflanzen zu viel Licht entzogen werde. Diejenigen dagegen, die Doppelfenster für zweckmässig halten, sie sind der Ansicht, dass durch solehe Deckung der Tropfen- fall mehr vermieden werde und auch die andern Uebelstände sich beseitigen. lies- sen. Da gerade in dem Krommhof’schen Garten mehrere Gewäshshäuser mitDop- pelfenstern befindlich sind, in denen die Pflanzen ganz vortrefilich stehen, so wollen wir diesen für die hiesigen Culturen höchst wichtigen Punkt etwas näher beleuchten. Der deutsche Leser wird staunen, dass es hier Gewächshäuser für Warm- hauspflanzen gibt, die bis 30 Fuss hoch und nur mit einfachen Fenstern gedeckt sind, ohne im Winter mit Läden von oben gedeckt zu werden. Unterm 60sten Grad nördl. Br. solch ein leichter Bau, in dem bei 25—30 Grad R. Kälte eine Wärme von 10—12 Grad R. zu erhalten ist und wirklich erhalten wird, ohne Deckung von aussen auf den liegenden 'Fenstern anzuwenden!! In Deutschland scheint das unmög- lich, hier wird es aber durch vollständi- ges Abschliessen des Einströmens der kalten Luft von aussen möglich gemacht. Hierzu werden die Glasscheiben nach allen Seiten gut in Kitt gelegt und im Spätherbst die Zwischenräume zwischen den Fenstern mit Werg, ähnlich wie Schiffe, kalfatert. Ueberall, wo sich der kleinste Raum zeigt, wird von beson- ders mit solcher Arbeit vertrauten Leu- ten Werg mittelst Hammer und Eisen so fest als möglich eingetrieben. Bei solchem vollständigen Abschluss der äussern Luft kann auch die Feuch- tigkeit, die durch das Giessen und die Abdunstung der Pflanzen entsteht, nicht I. Originalabhanndlungen. nach aussen entweichen. Namentlich in Warmhäusern condensirt sich der “ Wasserdunst fortwährend an den Glas- scheiben und Fensterrahmen und tropft von da wieder auf die Pflanzen ab. Dieser Tropfenfall ist während des Winters das grösste Hinderniss für die’ Cultur feinerer Pflanzen, und werden letztere seiten gut durch den Winter kommen, wenn nicht durch Construction der Fensterrabmen und Rinnensysteme für Ableitung des Wassers Sorge ge- tragen wird. Alle tüchtigen Gärtner, die schon lange Erfahrungen im hiesi- gen Klima gemacht haben, sind in die- ser Beziehung einstimmig, und werden daher in der grössten Zahl hiesiger Gärt- nereien die Längsleisten der Fenster, auf denen oben das Glas aufliegt, nach innen nicht, wie das in Deutschland ge- schieht, einfach abgeschrägt, sondern man macht dieselben gleich breit und bringt eine seitliche Rinne in denselben an, welche die vom Glase ablaufende Feuchtigkeit auffängt und beim Absatz der Fenster in Rinnen eintropfen lässt. Letztere leiten das Wasser in unter- gestellte Gefässe oder Sammelrinnen. Der beistehende Holzschnitt giebt -den Durchschnitt durch eine derartig con- struirte Längsleiste des Fensters, Es müssen jedoch auch die Seitenschenkel solche Rinnen erhalten und endlich bringt man sie auch an den Dachsparren an. Solch ein Rinnensystem leistet nun schon sehr wesentliche Dienste, und der Tropfen- 37 fall beschränkt sich auf das Wasser, was sich an der untern innern Fläche des Holz- werkes des Hauses niederschlägt; auch sind diese Wassertropfen nicht so kalt, als die vom Glase ablaufenden, und da- her den Pflanzen weniger gefährlich. In dem langen Winter Petersburg’s und den kurzen Tagen von November bis Februar ist dies ein bei allen Culturen zarterer Pflanzen sehr zu beachtender Punkt und auch in mildern Klimaten dürfte eine solche Fenster- und Rinnen- Construction unbestreitbare Vorzüge ha- ben. Auf Doppelfenster übergehend, ist es einleuchtend, dass durch die Bedek- kung mit solchen, das Niederschlagen der Feuchtigkeit an den Fenstern bedeu- tend vermindert wird, da die innern Fen- ster nicht dem Einflusse der äussern Temperatur so unterworfen sind, wie dies bei einfachen Fenstern der Fall ist. Es wird daher das Tropfen bei guter Rin- nen-Construction der innern Fenster ganz verhindert, dagegen aber die Luft des Hauses feuchter. Bei niedrigen Häusern, die Nachts und bei kaltem Wet- ter auch Tags mit Läden gedeckt wer- ‚den, bieten Doppelfenster noch ausser- dem den Vortheil, dass sie während der kurzen Wintertage den Pflanzen das kurze Tageslicht wenigstens unverkürzt zukommen lassen. — Ausserdem ver- steht es sich von selbst, dass, wo Dop- pelfenster gebraucht werden, diese auch jährlich im Sommer abgenommen und wie die innern Fenster gereinigt werden müssen, wenn nicht zwischen den Fenstern sich viel Schmutz absetzen und in Folge dessen die Scheiben trübke und blind werden sollen. Die fehierhafteste Ein- richtung, die man daher treffen kann, 'ist, am gleichen Fenster übereinander liegende Scheiben anzubringen. Nachdem wir so im Vorhergehenden 38 die Vortheile und Nachtheile, die Dop- pelfenster im hiesigen Klima bringen, näher betrachtet haben, können wir den Schluss ziehen, dass solche für alle hö- here Warmhäuser, sowie ferner auch für solche niedrige Warmhäuser, in de- nen eine stete feuchte Lufttemperatur unterhalten werden soll, sehr zu empfeh- len sind, sofern nämlich dieselben jähr- lich abgenommen und innere und äus- sere Fenster gereinigt werden. Handelsgärten giebt es in Petersburg zahlreiche. So ausgedehnte Gewächs- häuser viele dieser auch besitzen, so arbeitet dennoch die grosse Mehrzahl derselben lediglich für den Localverkauf, und giebt daher keine Kataloge aus, Nur der neu eingerichtete Garten eines Franzosen, des Herrn Dorot, unmittelbar an der Narvaer Triumpfpforte gelegen, macht davon eine Ausnahme. Die Mehr- zahl der zahlreichen Gewächshäuser die- ser Anstalt sind niedrige nett und zweck- mässig construirte Doppelhäuser, in de- nen die besten und renommirtesten Neu- heiten nicht nur cultivirt, sondern auch schnell in zahlreiche Vermehrung ge- bracht werden. In dem nicht weit da- von befindlichen grossen Handelsgarten von Jakobleff, einem Russen, werden besonders die beliebten Zimmerdecora- tionspflanzen in ungeheuren Massen an- gezogen, Strelna und Peterhof führenden Chaus- see, Peterhof ist ungefähr 7 Stunden von Petersburg entfernt. Gegenwärtig, wo Eisenbahn und Dampischiff dasselbe mit Petersburg verbindet, wählt man ver- hältnissmässig seltener diese Route, ob- gleich dieselbe eine der interessantesten Touren ist, die man von Petersburg aus machen kann. Der Weg läuft bis Strelna fast beständig am Fusse eines kleinen Abhanges hin, der früher den Meerbu- sen begrenzt haben mag. Links öffnet Derselbe liest an der nach Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sich von Zeit zu Zeit die imposante Ansicht auf den Meerbusen, während der Abhang rechts mit prächtigen Som- merwohnungen (Datschen), Gärten und ausgedehnten Parkanlagen in mannich- faltigster Abwechslung besetzt ist, In Strelna, der ersten Poststation nach Narwa, da drängen sich die Som- merwohnungen und Gärten zu beiden Seiten des Weges zusammen. Am aus- gezeichnetesten ist hier der grosse Park und die Gewächshäuser des Grossfür- sten Constantin-Nicola&witsch Kaiserl. Hoheit, (Obergärtner Herr Ruck) mit seinen schönen Baum- und Wasserpar- thieen und einem prächtigen Blick von dem Palais nach dem Meerbusen. Im Sommer umgiebt das Palais ein Blu- menparterre, zu dem die musterhaft ge- haltenen Gewächshäuser die Pflanzen und namentlich Verbenen zu Tausenden liefern. Eine genauere Beschreibung dieses schönen Gartens uns auf später vorbehaltend, werfen wir noch einen Blick in den benachbarten Garten des Fürsten Orloff. Auch hier ein Park mit mannichfaltigen Parthieen, unter denen z. B. eine aus Tufisteinen “aufgeführte Ruine, ein Wendelgang zwischen hohen Hecken, der spiralföürmig zu einem auf der Spitze eines Hügels liegenden Pa- villon ansteigt und die anscheinend kurze Strecke zu einem langen Spaziergange ausdehnt, prächtige Blumenparthieen und im Sommer besonders schöne Rosen In den Gewächshäusern,, da bewunderte ich ein prächtiges Exemplar der Araucaria excelsa, wahrschein- lich das schönste Exemplar, das sich in den Gärten des mittleren und nördlichen Russland’s von diesem schönen Zapfen- baum Neufundland’s findet. Dasselbe bildet einen Baum von ungefähr 20 Fuss Höhe, bis unten regelmässig mit den weit ausgebreiteten Quirlen der schönen ua m. I, Originalabhandlungen. zweizeilig veräsielten Aeste beseizt und, so eine regelmässige Pyramide bildend. Neben diesem schönen Baum finden sich _ noch andere sehr schöne Araucarien, so eine A. imbricata, deren Aeste sich schon wieder regelmässig zweizeilig ver- ästelt haben, ebenfalls wohl das schön- ste Exemplar der Petersburger Gärten, und endlich auch ein imposantes Exen- plar der A. Cunninghami. Der intelli- gente russische Gärtner, der diesem Gar- ten vorsteht, zeigte mir auch ein schö- nes quirlig verästeltes kleineres Exem- plar der A. Cunnighami, das aus einem Stecklinge von ihm erzogen war. Durch häufiges Zurückstutzen der Spitzen hatte sich aus einem dicken, fast knol- ligem Wulst am Grunde des Stammes, der jetzt noch auffallend vorhanden war, der Gipfeltrieb entwickelt, also eine neue Bestätigung des früher von mir erwähn- ten Beispiels einer wirteligen Stecklings- pflanze von Araucaria excelsa im Gar- ten des Ministeriums des Innern. Sol- len daher aus 2zeilig wachsenden Ast- stecklingen der Coniferen , wirtelige Gi- pfelpflanzen erzogen werden, so muss man solche so lange jährlich zurückstutzen, bis sich am Grunde derselben ein knol- liger Callus entwickelt hat, aus dem dann Stammknospen sich entwickeln können, während der Ast nur als Ast fortwach- sen kann. Solche Stecklinge von Coni- feren verhalten sich also ganz ähnlich wie alle jene Blattstecklinge, die aus ihrer Schnittfläche zunächst eine kleine Knolle bilden, aus der sich später die erste Knospe entwickelt. Auch die an- dern Gewächshäuser passirend, erfreut man sich noch an mancher schönen Pflanze. — Ungefähr eine Stunde wei- ter, mehr in der Nähe von Peterhof, liegt Snaminsk, der Park, Palais und 39 Hoheit. Der hohe Besitzer hat hier im letzten Jahre ein Carr äusserst sorg- fältig und nett construirter Gewächs- häuser, zur Pflanzeneultur und Treibe- reien bestimmt, aufführen lassen, Alle Einrichtungen sind hier für hiesige Ver- hältnisse musterhaft zweckmässig zu nennen. Construktion der Fenster und Tragbalken mit dem oben besprochenen Rinnen - Systeme , Doppelfenster ete, Man geht hier ganz allgemein jetzt von dem sehr richtigen Prineip aus, dass die Gewächshäuser nicht vereinzelt, son- dern alle im Zusammenhange unter ein- ander gebauet werden müssen. Es ist das gleichfalls eine Vorsicht, die das hiesige Klima gebietet, um im Winter möglichst wenig Wärmeverlust zu ha- ben. Man pflegt daher die Gewächs- hauslinien in ‚Form von Vierecken zu erbauen, so dass 2 parallel nach Süden liegende Linien durch nach Ost und West sehende Doppelhäuser verbunden werden. Die höhern Häuser legt man nach Süden und giebt ihnen nach Nor- den einen steinernen Hinterbau, (hier Prostenken genannt), in welche die Hei- zungen gelegt werden. Hohe, nach Süd und Nord gelegene Doppelhäuser zu con- struiren, dürfte kaum das nordische Klima zulassen. Die Verbindung zwischen sol- chen nach Süden liegenden Linien bil- den nun andere Gewächshauslinien, die als nach West und Ost liegend, am zweckmässigsten als nicht all zu hohe Häuser mit doppeltem Glasdach con- struirt werden. Da hier jeder Hinterbau wegfällt, so ist es schwierig, die Hei- zungen ausserhalb des Gewächshauses zu legen. Man sieht daher in vielen Gärten in solchen Häusern die Heizun- gen im Innern des Hauses angebracht. Aschenstaub und Rauch, wenn der Ofen die neu erbauten Gewächshäuser des |nicht gut ziehet, oder der schädliche Grossfürsten Nicolaus Nicolaöwitsch Kais, Dunst, wenn zu frühe zugesetzt wird, 40 sind die unausbleibliche Folge solcher Construction, welche jedoch andrerseits den Vorzug hat, eine Circulation der Luft zu veranlassen, In Snaminsk sind in der beträchtlich langen Reihe dieser Querhäuser beson- dere mit Glaswänden umgebene Ver- schläge für die Heizungen angebracht. Die Kanäle liegen alle in der Erde, je- doch so, dass sie hier nach allen Seiten frei liegen und die warme Luft aus Oeff- nungen ausströmen kann. _ Hiermit auf das Kapitel der Heizun- gen übergehend, da ist es wohl keinem Zweifel unterworfen, dass Wasserhei- zungen, hier wie in allen Gewächshäu- sern überhaupt, weitaus am zweckmäs- sigsten sind. Da aber hier in viel hö- herem Grade für genügende Heizung gesorgt werden muss, können dieselben kaum allein für sich.angewendet werden, will man ihnen nicht eine so bedeu- tende Oberfläche geben, dass sie allein mehr als der ganze andere Theil des Baues kosten würden. Wo man daher Wasserheizungen einrichtet, da bringt man neben derselben immer noch Ka- näle an, die bei höherer Kälte mit be- nutzt werden können. Diese Kanäle müssen hier viel stärker und solider als in Deutschland construirt werden, um den langen Winter unter fortwährend starken Feuern glücklich zu überdauern. Allerdings erleichtert es nun bedeutend das geschmackvolle Arrangement eines solchen Hauses, wenn diese Kanäle ganz in der Erde liegen, aber es wird auch das Haus durch solches Arrangement um vieles feuchter, indem solche unter- irdische Kanäle auf beständige Abdun- stung der Bodenfeuchtigkeit hinwirken müssen. Wir würden deshalb diese Construction nur für feuchte Warm- häuser anrathen. In reinen Culturhäu- sern, da lege man die Kanäle, wie frü- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. her gebräuchlich, ganz über die Erde In decorativen Häusern aller Art, da wird man sie am zweckmässigsten längs ä der Fenster zur Hälfte einsenken, seit-. lich und nach oben durchaus frei legen und sie durch ein 1 Fuss hoch darüber liegendes Fensterbrett, und nach in- nen durch seitlich vorgestellte Pflanzen, Steinparthieen, oder Epheuspaliere ete. decken. Nach dieser Abschweifung, zu der uns die bis ins kleinste Detail zweck- mässige und gefällige Einrichtung die- ser Gewächshäuser verleitete, durchge-" hen wir solche mit dem erfahrenen Obergärtner, Hrn. Betzick, Auch hier sind es die mehrfach von uns erwähn- ten Decorationspllanzen, die in beson- derer Schönheit und reicher Mannich- faltigkeit auch der selteneren Arten an- gezogen werden. Von der schönen Za- mia Skinneri findet sich hier wohl das einzige Exemplar, was bis jetzt nach Petersburg kam, schöne Araliaceen, Rho- pala-Arten, Palmen u. s. f. Im kalten Hause sah ich zum erstenmale die Astelia Richardi Endl. in Blüthe, Es ist das die gleiche Pflanze, die als A. Banksii sich in den Gärten sehr ver- breitet hat. Dieselbe giebt einer klei- nen Untergruppe der Juncaceen den Namen und ist in Neuseeland heimisch. Die Pflanze gleicht in ihrem Habitus vielmehr einer Bromeliacee als einer Jun- cacee. Die wurzelständigen, langen schmal linien-lanzettlichen, lang gespitz- ten Blätter sind unterhalb durch fest angedrückte Haare silberweiss. Blüthen- schafte beblättert, erheben sich zwischen den Wurzelblättern, tragen eine reiche Blüthenrispe kleiner, gelbgrüner Blumen, und sind mit abstehenden weissseiden- glänzenden Häaren besetzt. Blumen bei der vorliegenden Art vollständig getrennt, ‚die männliehen 6zählig, die weiblichen I. Originalabhandlungen. mit 6 Hüllblättchen und einem 3 fäche- rigen Fruchtknoten. Richard bildet in Flora novae Scelandiae in Dumortier’s Reise die vorliegende Art als Hameli- nia veratroides ab. Unter Astelia Bank- sii hat Lindley eine Pflanze beschrie- ben, ob diese mit unserer Pflanze iden- tisch, kann ich nicht bestimmen, da uns das seltene Werk in dem sich die Ab- bildung und Beschreibung findet, fehlt. Auf Richard’s Abbildung stehen die Blü- thenhüllblätter der weiblichen Pflanze ab. Bei unserer Pflanze fand dies nur bei der männlichen Pilanze statt, bei den weiblichen Blumen standen sie jedoch, wahrscheinlich in Folge des Abblühens, aufrecht. Es ist das eine höchst interessante Pflanze, die wegen ihrer Achnlichkeit mit den Bromeliaceen gemeiniglich warm eultivirt wird. Im warmen Hause bil- det sie aber unnatürlich lange schlaffe Blätter und wird nie schön. Im kalten Hause wird sie dagegen zur schönen Decorationspflanze, die sich ganz beson- ders gut als Vasenpflanze eignet, um solche frei auf Pfeiler zu stellen. Es müsste ermüden, wollten wir die grossentheils sich wiederholenden Specia- litäten der verschiedenen Gärten um Pe- tersburg näher besprechen. Wir ziehen es daher vor, nach Petersburg zurückzu- kehren, um schliesslich noch einen Blick in 3 Gärten Petersburg’s zu werfen, in denen gegenwärtig viele der renommir- testen Neuheiten cultivirt werden, die theils erst kürzlich aus den Gärten des Auslandes hier einwanderten. An der Tschorne-Retschka ist der Garten des Handelsgärtner Heddewig, der eine Auswahl der besten Gewächs- haus- und Freilandpflanzen kultivirt. Besonders reichhaltig ist die mit Vor- liebe eultivirte Sammlung der Coniferen, Unter diesen befindet sich unter andern 41 eine eigenthümliche Abart, von dicht py- ramidalem Wuchse, von der gewöhnli- chen Fichte. Von einigen andern, von Hrn. Heddewig cultivirten, Pflanzen ha- ben wir schon speciell gesprochen oder werden solche noch besprechen. Die ausgezeichnetste, eine von ihm direct aus Japan bezogene Pflanze, jetzt noch in dessen Alleinbesitz,, ist eine herrli- che Abart von Dianthus chinensis, die alles übertrifft, was in dieser Beziehung noch in Cultur war. Die sehr verschie- denartig gefärbten, theils einfachen, theils dicht gefüllten Blumen sind wohl noch einmal so gross, als die der bis jetzt bekannten Formen, selbst die so- genannte. Kaisernelke nicht ausgenom- men. Abbildung und genauere Be- schreibung geben wir bereits in diesem Doppelhefte, — Unter der Sammlung der Kalthaus- pflanzen finden sich viele der seltenen und bessern Neuholländer, so Lomatia ferruginea und viele andere; ferner die schönste der immergrünen Berberis, näm- lich B. Bealii aus Japan u. s. f. Nicht minder reich sind die Sammlungen der Warmhauspflanzen. So blühete hier im vergangenen Sommer die schönste und decorativeste der Saurauja- Arten, die S. villosa reichlich. Bei guter Cultur ist das Blatt dieser Pflanze wahrhaft im- posant, und ausserdem, besitzt sie den Vorzug, schon als kleine Pflanze den ganzen Sommer hindurch zu blühen. Auch die schönste und eigenthümlich- ste‘ der strauchigen indischen Balsami- nen, die Impatiens Jerdoniae entwickelte ihre Blumen. Den Garten der Grossfürstin Helene, Kais, Hoheit, der in der Nähe auf der Spitze einer der Newa-Inseln (Kame- nostrow) liegt, erwähnten wir früher schon und beschrieben dessen-reizende Lage und Blumenschmuck während des 42 Sommers. In den Gewächshäusern , die wie der Garten unter der einsichtigen Pflege des Obergärtners Hrn, Süssmeier stehen, da befinden sich jetzt eine grosse Menge eigentlicher Seltenheiten, In den Warmhäusern wollen wir zu- nächst der schönen Palmen gedenken, unter denen wir die schöne Latania Jen- kinsonii, (eine der besten Fächerpalmen), Chamaerops excelsa, Astrocaryon Ayrii und rostratum, Daemonorops latispinus, Caryota excelsa, die Elfenbeinpalme (Phytelephas macrocarpa) , Seaforthia speciosa, Daemonorops spectabilis, Cocos coronata, Saribus olivaeformis, Ceroxylon niveum, Martinezia Lindeni, Areca sa- pida, Calamus Rotang, Corypha Gebanga, Geonoma Porteana und interrupta als die ausgezeichnetesten und schönsten Formen der in neuerer Zeit eingeführ- ten Arten nennen wollen. Ebenso aus- gesucht reich ist die Sammlung der neueren und neuesten Decorationspflan- zen aus anderen Familien. Da stehen wir voll Bewunderung vor den vielen schönen Rhopala- Arten aus den Gebir- gen des tropischen Amerika, wie R. Jonghii mit auffallend schönen grossen Blättern, R. glabra und organensis in Tracht und Blattschnitt der R. corcova- densis ähnlich, R. plicata, heterophylla und vor allem einem überaus prächti- gem Exemplare von R. magnifica, deren Blätter schmaler und schärfer gezähnt sind, wie die von R. corcovadensis, Die Rhopala- Arten scheinen dazu bestimmt zu Sein, mit ihrem Reichthum von schö- nen Formen eine recht wichtige Rolle in den temperirt warmen Gewächshäu- Sern zu Spielen. Ein lockerer, stark mit lehmiger Rasenerde vermischter Humus, möglichst kalkfreies Wasser und eine Wärme von 6—8° während des Win- ters sagen ihnen am meisten zu. Ihre fremdartige Tracht, die grossen schön aaa nn nn nn Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. geschnittenen und meist gracil überhän- senden Bläter zeichnen sie vortheilhaft aus. Aus der nicht minder beliebten Gruppe der Araliaceen erwähnen wir: Brassayopsis speciosa mit schön gefinger- ten immergrünen Blättern, die auch als Gastonia dentata in den Gärten geht, Aralia retieulata mit länglichen, schma- len, hell geaderten, ungetheilten Blät- tern, Aralia nymphaeifolia, mehrere schöne Oreopanax-Arten und endlich auch die Reispapier - Pflanze aus China, die Aralia papyrifera, mit grossem, -tief herz- förmigem gelapptem Blatte. Unter den zahlreich vertretenen Pandaneen fallen zunächst die schönen Exemplare des Pandanus javanieus mit silberweiss ge- randeten Blättern, ferner P. -furcatus, leucanthus, utilis, odoratissimus und an- dere ins Auge. Warmer, durchaus trock- ner, vor Tropfenfall gänzlich geschütz- ter Standort während des Winters ist für diese Pflanzen Grundbedingung der Cultur, sonst bekommen sie bei uns die Herzklemme. Diese besteht darin, dass die jungen Blätter des Herzens sieh nicht entfalten können, zusammengeballt bleiben und das Herz ausfault. Das Auseinanderreissen der Blätter des Her- zens, Schutz vor Feuchtigkeit, die am Grund der Blätter sich ansammelt, und Wärme sind die einzigen Mittel dage- sen. Der Wurzelballen darf jedoch nicht allzutrocken werden. Maranta vittata ist eine sehr beach- tenswerthe Neuigkeit, der M. ornata ähn- lich, aber von robusterm Wuchse, und die Blätter sehr scharf silberweiss ge- streift. Cultur im wärmsten Haus ein- gesenkt ins erwämrte Beet. 'Theo- phrasta imperialis ist unstreitig eine der prächtigsten neuen Decorations- pflanzen, Die grossen ungetheilten, sta- chelig-gezähnten, langen und breiten Blät- ter werden einige Fuss lang. Gordonia I. Originalabhandlungen. grandis mit grossen glänzenden, einer Theophrasta ähnlichen Blättern, schliesst sich würdig an. Theophrasta minor trägt schmal lanzettliche Blätter, Pa- vetta borbonica‘ gehört zu den schon länger bekannten, aber noch wenig ver- breiteten Blattpflanzen. Die dicken, le- derartigen, länglich-ovalen, dunkelgrünen und heller genetzten Blätter machen einen schr guten Effect. _Wir haben hier nur die ausgezeichnetsten neuen Blattpflanzen des Warmhauses aus die- ser reichen Sammlung genannt, die je- dem Warmhaus zur Zierde gereichen müssen. Zum Beschluss erwähnen wir noch der Bromelia Ananas, unserer ge- wöhnlichen Ananas, aber mit scharf sil- berweiss gerandeten Blättern, als einer der besten Acquisitionen der Neüzeit für decorative Zwecke. — Die Kalthäuser enthalten hier reiche Sammlungen gut cultivirter Camellien, Azaleen ete. Als vorzüglich schön ist Araucaria excelsa glauca und A. Cookii hervorzuheben. Clematis lanuginosa blü- hete mit ihren sehr grossen blauen Blu- men. Dieselbe scheint zu den nicht rasch wachsenden, aber zu den dankbar blühenden Schlingpflanzen zu gehören. Zum Schluss wollen wir noch einer 43 der bedeutensten Handelsgärtnereien Pe- tersburg’s, der von Allwardt, an der gros- sen nach Wasiliki- Ostrow führenden Perspective gedenken. Hier wandern jährlich die besten, neuesten und werth- vollsten Pflanzen des Auslandes ein, die von hier aus in die Gärten Russland’s verbreitet werden. So bewunderten wir hier in diesem Herbste 4 ausgezeichnet schöne Pyramiden - Bäume von Laurus nobilis, mit. mächtiger, dicht geschlosse- ner Krone, Dieselben sind seitdem der Orangerie in Czarsko&-Selo einverleibt worden. Fast alle die im Vorhergehen- den besprochenen Palmen, sie fanden sich auch beim Hrn. Allwardt, und zwar meist in mehrfachen Doubletten und ausgesucht schönen Exemplaren. Auch viele der besprochenen neuen Decora- rationspflanzen, eine zahlreiche Samm- lung von Sikkim-Rhododendrum -und überhaupt die hervorragendsten Neuig- keiten werden hier vorräthig gehalten. Als vozüglich schön sind noch zwei mehr als mannshohe Exemplare der Dammara Brownüi, und endlich das schönste Exemplar von Aıraucaria Bid- willi zu erwähnen, das sich in Peters- burg findet. — (E. R.) 10) Im Botanischen Garten zu Petersburg geprüfte neuere und ältere Pflanzen. 1) Vallota purpurea Herb. ß. mi-|low in ganz ausserordentlicher Schön- nor. (Amaryllis purpurea ß. minor Bot. Reg. tab. 552). Unter den vom Vorge- birge der guten Hoffnung stammenden Amaryllis-Arten wohl die schönste und in Cultur dankbarste. selbe im Garten zu Czarsko&-Selo unter Wir sahen die- heit. Eine einzige Zwiebel trug 2—4 Blüthenschafte, und jeder derselben auf | der Spitze die reiche Dolde der zinno- berrothen Blumen. Ruht im Winter. Im Frühling in eine Mischung von 2 Theilen lehmiger Rasenerde und 1 der einsichtigen Pflege des Herrn Bar- | Theil Torferde verpflanzt, und in ein 44 warmes Beet eingegraben, entwickelt sie von August bis October unausgesetzt ihre schönen und sehr lange dauernden Blumen. — 2) Epidendrum chloroleucum Hook. ß. Fusco-luteum ; Orchideae.: — Epi- phytische Orchidee, die der hiesige Gar- ten aus Mexiko erhielt, aus der Gruppe von Encyelium D. Hymenochila, la- belli lobo intermedio acuto. Knollen klein. Blätter schmal linear-bandförmig, kürzer als die armblüthige einfache Blu- mentraube. Blüthenhüllblätter verkehrt länglich-lanzettlich, gelbbraun. _ Lippe weiss, an die Säule angedrückt, mit auf- wärts gerichteten, länglichen, stumpfen Seitenlappen und fast genageltem, herz- förmig-ovalem, kurz gespitztem, seitlich zurückgeschlagenem Mittellappen, der mit vorstehenden rothen Adern gezeich- net. Von Hooker’s Beschreibung und Abbildung unterscheidet sich unsere Pflanze durch schmalere Blätter, andere. Färbung der Blumen und den kurzen Nagel des Mittellappens der Lippe. E. chloroleucum, wie es Lindley Fol. ÖOrchidacea Nr.-37 beschreibt, scheint eine andere Art zu sein. Cultur im feuchten Warmhause, — 3) Cosmidium Burridgeanum Hort., Compositae. Unter den neuerlichst ein- geführten einjährigen Pflanzen wohl die schönste. Dem C. filifolium (Coreopsis) Hook. Bot. Mag. tab. 3505 sehr nahe. Es besitzt aber unsere Pflanze ein kurz behaartes angedrücktes äusseres Invo- lucum, stets nur einfach gefiederte Blät- ter, und schwarzrothe nur vorn gold- gelbe Bandblumen, während dem C. fili- folium 1—2 mal gefiederte Blätter, ein abstehendes kahles änsseres Involucrum und gelbe Bandblumen zukommen. Aeh- nelt den schönern Abarten der Calliop- sis tinctoria mit dunkeln Blumen, lässt sich aber durch die fädlichen Blätter, Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. sowie durch die beiden zahnförmi- gen Pappusblätter auf der Spitze der Früchtehen sehr leicht unterscheiden. Scheint ebenso dankbar als ©. tinctoria (C. bicolor) zu blühen. Aussaat im Frühling ins Treibbeet und kann später zur Dekoration von sonnigen Rabatten und Gruppen verwendet werden. 4) Lobelia heterophylla Lab. Diese schöne allgemein bekannte einjährige Pflanze ward von Bentham auch L, ra- mosa genannt. Im Prodromus von Can- dolle (VO. p. 359) finden sich beide Arten noch aufgeführt, und sollen sich vorzüglich durch ovalen und eylindri- schen Fruchtknoten unterscheiden. Es besitzen aber beide einen cylindrisch- keulenförmigen Fruchtknoten, der bis- weilen schwach anschwillt, und bilden sicher nur eine Art. — 5) Günthera viscosa Rgl., Compo- sötae. — Von den Handelsgärtnern Er- furt’s ward diese einjährige Pflanze, die sehr wahrscheinlich aus Texas stammt, als Gutiernezia (soll heissen Gutierrezia) gymnospermoides vertheilt. Es ist dies eine 3 Fuss hohe, oben rispig verästelte Composite mit gelben Blüthenköpfen, von der Tracht einer Grindelia. Die Pflanze ist noch unbeschrieben und ge- ‚hört durchaus nicht zur Gattung Gutier- rezia, sondern steht den Gattungen He- terotheca, Bradburia und Dieteria zu- nächst. Mit Heterotheca Cass. (Endl. gen. N. 2365) kommt sie in den meisten Punkten überein, und unterscheidet sich nur durch den Pappus, der bei unserer Gattung auf den Randblumen fehlt und auf den Scheibenblumen aus einem häu- tigen Krönchen besteht, das in kurze (1 — mehrere), unter sich ungleiche Grannen ausgeht. Zur Cultur können wir jedoch diese Pflanze kaum empfeh- len, da die rein gelbe Farbe der Blü- thenköpfe kaum der Verehrer viele fin- l. Originalabhandlungen. den dürfte. Aussaat im Frühling ins Treibbeet. Im Sommer wird sie ins freie Land gepflanzt. — Den Namen gaben wir der Pflanze nach Herrn Günther, der in den Herba- rien des hiesigen Gartens beschäftigt war und jetzt botanischer Gärtner in Harkow ist. — 6) Hordeum hexastichon L. Var. mandshuricum. — Eine neue 6zeilige Gerste, die in der Mandschurei ziemlich allgemein eultivirt wird. Die Aehren werden ziemlich länger als bei der ge- wöhnlichen 6 zeiligen Gerste, nämlich 4—5 Zoll lang, die Samen stehen loser, und die Form der Aehre ist durchaus eylindrisch, und nicht pyramidalisch-cy- lindrisch, und hängt solche im reifen Zustande etwas über. Es scheint dies eine sehr beachtenswerthe neue Form, von bedeutender Ertragsfähigkeit zu sein. Die Samen brachte Maximowicz mit vom Amur. 7) Arctotis acaulis. L. y. undulata D. C. Frod. DI. p. 485. Jacquin bil- dete diese Pflanze schon im Hortus Schönbr, tab. 160 als Arct. undulata ab. Jetzt wird sie in unsern Gärten als Arc- totis breviscapa eultivirt, und scheint nur durch mehr einjähriges Verhalten sich zu unterscheiden, in allen andern Punkten kommt sie mit A. acaulis über- ein. Ein grosser feurig - orangenfarbner Blüthenkopf mit schwarzer Scheibe, ge- tragen von fast blattlosem Schaft, der be- deutend länger als die Blätter, macht sie zu einer höchst angenehmen Erschei- nung im Blumengarien. Aussaat Ende März ins halbwarme Beet, am besten in Töpfe in lockere sandige Erde. Sonni- ger Standort nach dem Aufgehen, zeiti- ges Verstopfen, später Auspflanzen auf sonnigen geschützten Standort in sandi- ger Erde, das sind die Grundzüge der: 45 Cultur. Sehr schön kleiner Gruppen. 8) Zinaria spuria Mill. Diese in Deutschland wild wachsende einjährige Pflanze ist von einer Handelsgärtnerei als Anarrhinum lanigerum vertheilt wor- den. Als eigentliches Unkraut aus dem Blumengarten zu entfernen, zur Beptlanzung 9) Limnanthes sulphurea elegans. Unter diesem Namen einen ächten L, Douglasii ebenfalls von deutschen Sa- menhandlungen erhalten, — 10) Dianthus Gardnerianus ist von der gefüllten Chinesernelke nicht ver- schieden. 11) Calceolaria glutinosa Heer. et Rg!. Var. californica. — Unter dem Namen C, californiea ist jetzt eine ein- jährige Calceolaria verbreitet, die als Form zu C. glutinosa gehört. Die fie- derschnittigen Blätter, mit gestielten oder zusammenfliessenden Fiederblättchen und aufrechtem Stengel, unterscheiden sie von der Stammart; die klebrige Behaa- rung lässt diese Form leicht von der verwandten C. scabiosaefolia Sims. terscheiden. Die Stammart war durch Samen er- zogen, den Warscewicz aus Guatemala gesendet; die vorliegende Form soll aus Californien stammen. Zeitige Aussaat ins halbwarme Beet in leichte Erde. Später werden die Pflänzchen in Töpfe verstopft, abgehär- tet und Ende Mai ins freie Land ge- pflanzt. Wird bis 2 Fuss hoch und verdient Empfehlung, da die glänzend gelben Blumen von dem dunkeln Laube angenehm abstechen. — 12) Helichrysum bracteatum W. Compositae. — Nur einige Bemerkun- gen über die Namen, die diese Pflanze im Laufe der Zeit erhalten hat, Zu- erst bildete die Form mit gelbem Invo- lucrum Ventenat im Jardin de Malmai- un- 46 son als Xeranthemum braeteatum tab. 2 ab, Willdenow (W. enum. p. 869) nannte sie Helichrysum .bracteatum. Lindley bildete darauf eine etwas stärker be- haarte Form mit zahlreichern gelben In- volucral-Blättern Tab. 1814 im Bot. Reg. als E. bicolor ab. Endlich nannte Bent- ham in der En. pl. Hüg. p. 65 eine Form mit zahlreichen silberweissen Hüllblätt- chen, die an der Spitze roth, E. macran- thum, undLindley bildete unter tab. 58 des 24sten Bandes des Bot. Reg, die gleiche Pflanze ab. Endlich nannte Lessing eine Form mit grossem, vielschuppigem, silber- weissem Involucrum H. niveum und Hoo- ker gab tab. 3857 des Bot, Mag. die Abbil- dung. Wir gaben Tab. 157 eine Abbildung von Elichrysen, wie sie durch fortge- setzte Cultur in herrlichem Farbenspiel entstanden sind. In diesem Sommer er- hielten wir selbst durch von den schön- sten Spielarten gesammelten Samen, wo möglich noch schönere nenere Abarten, mit noch dunkler carmoisinroth gefärb- ten Hüllen. Neben diesen gingen aber aus dem gleichen Samen manche nach dem alten H. bracteatum ‘zurück, indem die Zahl der Hüllblätter sich verringerte, und die Farbe einzelner rein gelb wurde, Alle (diese unter verschiedenen Na- men abgebildeten Helichrysen stammen vom Schwanenflusse in Neuholland. Am meisten verschieden scheint das H, ni- veum durch die sehr grossen Köpfe und mehr zweijähriges Verhalten. Der Re- ferent erinnert sich auch, dass jenes nach der Einführung als 2jährig behandelt ward. Durch Vermischung mit den For- men von H. bracteatum sind die jetzt im Handel befindlichen Helichrysen. ent- standen. Wir halten alle entweder für Formen der gleichen Art, oder es ist H. niveum eine gute Art, und alle Former sind durch Vermischung von H. bractea- tum und niveum hervorgegangen. — Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 13) Malpighia Loddigesii Rgtl. Ein schöner Warmhausstrauch aus Westin- dien, den Loddiges im Bot. Cab. tab. 1079 fälschlich als M. aquifolia L. ab- bildet. Diese letztere Art unterscheidet sich von der unsern durch kahle Aeste, buchtig und gross dornig gezähnte Blät- ter und endlich nickende Blumen. Bildet einen 3—5 Fuss hohen stark verästelten Strauch, mit zusammenge- drängten wagerecht abstehenden Aesten, die dicht mit gabeligen angedrückten bor- stigen Haaren besetzt sind. Blätter kurz gestielt, 2zeilig, aus abgerundetem oder fast herzförmigem Grunde linien-lanzett- lich, mit krausem, buchtig aber schwach gezähntem Rande. Die einzelnen Zähne unbewehrt, oder in eine vorwärts gerich- tete, stachelförmige, leicht abfallende Borste ausgehend, oberhalb dunkelgrün, kahl glänzend, unterhalb mit einzelnen gabeligen angedrückten Borsten besetzt und mattgrün. Blüthenstiele einblumig, einzeln oder zu zwei in den Blattach- seln, kürzer als das Blatt, schwach be- haart, in der Mitte gegliedert. Kelch am Grunde 8 drüsig. Blumen rosa. Cultur im Warmhause in einer mit Rasenerde stark gemischten Laub - oder Torferde. Blühet im Frühling und Spät- herbst und ist als hübsche deeorative Pflanze zu empfehlen. 14) Tillandsia stricta Soland.; Bromeliaceae. Eine liebliche Bro- meliacee, die in Brasilien um Buenos Ayres zu Hause ist. Dieselbe gleicht der Tillandsia dianthoidea Rossi, die wir auf tab. 85 abbildeten, und unterschei- det sich nur durch steif aufrechten Sten- gel, der sich nicht wie bei T. dianthoi- dea krümmt, etwas längere Blätter und noch einmal so grosse Blumen, die von weniger lang gespitzten Bracieen um- hüllt sind. Alles ‘andere wie bei T. dianthoidea. Die vorliegende Art ist’im _— I. Originalabhandlungen. Bot. Mag. tab. 1529 und im Bot. Mag. tab, 1338 abgebildet. Das Exemplar, was wir im hiesigen Garten ceultiviren, hat, wie wir dieses früher von T. dian- thoidea mittheilten, bis jetzt noch keine Spur einer Wurzel gebildet, liefert also wieder ein Beispiel eines lang fortge- setzten Wachsihums, jaselbst des Blühens einer Pflanze, ohne Wurzeln zu bilden. Mit dem Grunde war diese Pflanze in die Erde eines kleinen Topfes gesteckt, der im Orchideenhause unterm Fenster aufgehängt wurde. Jetzt haben wir sie an einen Ast auf Moorunterlage befe- stigt, vielleicht dass sie auf diese Weise, wie Herr Ortgies vermuthet, Wurzeln bilden wird. Blühete bei. uns im November mit ihren schönen dunkelvio- letten verhältnissmässig grossen. Biu- men. — 15) Piteairnia maidifolia. Dene. (El. des serres IX. tab. 915.) Unter Puya maidifolia und Funkiana ‚hat Lin- den, wie es scheint, diverse Pflanzen vertheilt, und beide Arten unter einan- der vielfach verwechselt. So erhielt Hooker als P. maidilolia eine Pflanze, die derselbe tab. 4703 des Bot. Maga- zine als Pitcairnia macrocalyx abbildete. Die gleiche Pflanze erhielt der Züricher Garten als Puya Funkiana und ward solche als Pitcairnia Funkiana tab, 109 der Gartenfiora abgebildet, muss aber zu Pit. macrocalyx gezogen werden, da die- ses der Namen ist, unter dem diese Pflanze zuerst veröffentlicht ward. Der hiesige Garten.erhielt nun als P, Fun- kiana eine Pflanze, die mit P. maidi- folia Fl. des serres tab. 915 überein- stimmt. Verschieden dagegen ist die Pflanze, die Morren in Annales d. |]. =. de Gand tab. 289 als Puya Funkiana abbildet, sofern dieses nicht eine ganz schlechte ungetreue Abbildung ist. Unsere Pflanze steht der P. Alten- 47 steinii nahe, ist aber durch die nach der Blüthe wagerecht abstehenden, von einander gerückten Blumen leicht zu unterscheiden. Bracteen roth, Blumen weisslich. -Der innere Grund der Blu- menblätter schuppentragend. Als ratio- nellste und beste Cultur der Bromelia- ceen empfehlen wir von Neuem, solche auf Moosunterlage an Baumstämme zu heften und im feuchtwarmen Hause zu eultiviren. Es ist kaum glaublieh, wie üppig sie auf diese Weise wachsen und blühen. (E, R.) 16) Myrtus pulchella Rg!. Eine in unsern Gärten allgemein als M. te- nuifolia verbreitete Myrthe. Sie bildet einen niedrigen buschigen und immer- grüuen Strauch, mit schlanken ruthen- förmigen Aesten und. Aestchen, die wie die Biattstiele, Blüthenstiele und Blu- menblätter kurzhaarig sind. Blätter ge- genständig, kurz gestielt, länglich-lan- zettlich und nach der Spitze zu allmäh- lich abnehmend, vorn in eine kurze Spitze ausgehend, ganzrandig , oberhalb später kahl, unterhalb dicht kurzhaarig. Drei Nerven durchziehen das Blatt, von de- nen die beiden seitlichen dicht an den Rand gestellt sind und mit den Seiten- nerven des Mittelnervs anastomosiren. Blumen achselständig, 5theilig. Blüthen- stielchen einzeln, Iblumig, halb so lang als das Blatt, oben zwei kleine schmale Bracteen tragend. Kelch kurzhaarig. Blumenblätter weiss mit rosa nüancirt. Die M. tenuifolia ‚72. besitzt lineare Blätter, die 1 Linie breit und I Zell lang, während die unserer Pflanze bis !/, Zoll breit und 1 — 1/,; Zoll lang, auch ist der Kelch der M. tenuifolia kahl. Vaterland unbekaunt, wahr- scheinlich aber Neuholland. — Eine schöne Kalthauspflanze. Eine Mischung aus lehmiger Rasenerde mit 48 !/, Torferde sagt Blühet im Sommer und Herbt. — 17) Delphinium axureum Mx. Ein mit D. grandiflorum verwandter Ritter- sporn aus Californien, von dem Lindley tab. 1999 im Bot. Reg. eine Abbildung von zwei Formen mit lilafarbenen und hellblauen Blumen gibt. Davon sind später noch manche an- dere Form mit anders gefärbten Blumen gefallen, die in den Samen -Katalogen jetzt als D. micans, Hendersoni, Prin- quetti und ‚unter manchem anderem Na- men, nur nicht unter dem richtigen ange- boten werden. Die Pflanze ist übrigens schön , wird nur 2 Fuss hoch und kommt mit hell- blauen und dunkelblauen Petalen vor. Blühet wie D. grandiflorum schon im ersten Jahre nach der Aussaat, dauert dann aber im freien Lande aus. Ver- mehrung durch Samen, — 18) Spiruea confusa Rgl. et Kör- nicke. Eine alte und doch noch nicht benannte, sondern stets mit S. chamae- dryfolia L. verwechselte Art. C. Koch beschreibt sie im Jahrg. 1854, pag. 403 der Gartenflora als Sp. chamaedryfolia L. Ebenso nennt sie Turezaninow in der Flora baicalensis I. Nr. 379. Anderen Autoren scheint sie entgangen zu sein. Von S. chamaedryfolia, dem in unseren Gärten gemeinsten Bosquetstrauche, un- terscheidet sie sich durch stielrunde, nicht kantige “Aeste. Blätter die ver- ‚kehrt-länglich, nach dem Grund keilför- mig verdünnt und nur an der Spitze oder selten bis zur Mitte gezähnt oder eingeschnitten gezähnt. Charakteristisch sind endlich noch die Früchtchen , wel- che an der Spitze innen einen Höcker tragen. Beim Aufspringen derselben biegt sich der Griffel horizontal oder zurückgekrümmt nach aussen, so dass Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ihr am besten zu. | er wie unterhalb der Spitze befestigt er- scheint. — Die ächte 8. chamaedryfolia LE. be- sitzt dagegen kantige Aeste, Blätter, die bald ganzrandig, bald an der Spitze, meist aber ringsum gesägt sind, und Früchtchen, deren Griffel aufrecht und immer auf der Spitze. des Karpelles steht. Linn€ hat diese Pflanze offenbar nicht gesehen, sondern bezieht sich ein- fach auf Ammanu (Stirp. rarior. in im- per. ross. pag. 190. Nr. 269) und die- ser Letztere beschreibt seine Pilanze mit ringsum gesägten Blättern und kan- tigen Aesten. Ledebour kannte nur diese Pflanze und führt sie als S. cha- maedryfolia L. Fl. ross. I. 14, auf. Ebenso Pallas Fl. ross. I. 32, tab. 15. Scopoli nannte eine grossblätterige Form derselben S. ulmifolia, und C. Koch hält diese Form (Grtfl. 1854, pag. 402) noch als Art fest. Fischer endlich taufte eine Form mit dünneren stark geboge- nen Aesten und kleineren Blättern S. fle- xuosa. Ihm folgten viele und auch C. Koch in der Grtfl. 1854, pag. 403. — 19) Isotoma petraea Ferd. Müll. ; Lodeliaceae. — Eine einjährige Pflanze aus Neuholland, entdeckt und einge- führt durch Ferd. Müller und in den letzten Jahren von allen den bedeuten- deren Handelsgärtnereien Erfurt’s ver- theilt. Bildet 1—1!/, Fuss hohe verästelte Pflanzen mit ovalen oder lanzettlich ova- len, tief buchtig geschlitzt gezähnten Blättern und weissen Blumen, die de- nen der I. axillaris sehr ähnlich sind. Antheren behaart. Die I. axillaris Lindl. unterscheidet sich durch schmalere,, fast fiederig geschlitzt-gezähnte Blätter, blaue Blumen und nur an der Spitze behaarte Antheren. Beide Arten sind zur Topf- eultur zu empfehlen. Man säet sie in eine mit Moorerde versetzte Lehmerde im Warmbeete zeitig aus, verstopft sie I. Originalabhandlungen. zu 4in einen 4 — 6zölligen Topf, hält sie bis Juni im temperirten gelüfteten sonnigen Beete und stellt sie dann an einen sonnigen Platz ins Freie. Blühet im August — October und November. — 20) Brachycome calocarpa F. Müll. ; Compositae. — Eine einjährige Pflanze aus Neuholland, die durch Herrn Ferd. Müller eingeführt und benannt wurde, aber noch in keinem uns zugänglichen Werke beschrieben is: Dem Namen zu lieb ist diese Pflanze von Handels- gärtnern als neue schönblühende An- nuelle empfohlen worden. Wer sie aber als solche bezogen hat, wird sich bitter getäuscht sehen, wenn die einem Gän- seblümchen ähnlichen Blüthenköpfe sich öffneten. Stengel aufrecht, weiss fast spinnenwebartig behaart. Blätter ver- kehrt läuglich-linear, nach dem Grunde schmäler, sitzend, gegen die Spitze gross und spitz gezähnt. Blumen ähnlich ei- ner Bellis. Früchtchen breit gedrückt, am Rande gewimpert, ‘oben einen kur- zen, in kurze Borsten ausgehenden kro- nenförmigen, Pappustragend. Zwar neu und dem Botaniker interessant, aber im Blumengarten durchaus nicht am Platze. 21) Hyalosperma Mülleri Sonder. ; Compositae. — Eine kleine einjährige Pilanze, zunächst verwandt mit Gnapha- lium, die der hiesige Garten unterm obi- gen Namen von Müller aus Neuholland erhielt. Bildet kaum 3 Zoll hohe ver- ästelte Stengel, die auf den Spitzen aller. Aeste gelbe Blüthenköpfchen tragen, die sich dürften. Blätter fädlich. Der H. gluti- nosum nahe verwandt, Kann kaum als eigentlich schönblühend empfohlen wer- den. 22) Salvia argentea Sibth.; La- biatae. — Es ist ein Zeichen der Zeit, dass lang vergessene Culturpflanzen im- mer und immer wieder als Neuigkeiten Lu.1I. 1858. ähnlich den Immortellen halten’ 49 auftauchen. So ist diese vom Parnass in Griechenland stammende zweijährige Sal- bei, die von Sibthorp und Jacquin abge- bildet ward, auch als sehr schöne neue Staude empfohlen worden. Wirklich sind die Blätter derselben schön weiss- wollig behaart. Die weissen Blumen machen jedoch durchaus keinen Effect, und die Pflanze verdient durchaus kei- nen Platz im Blumengarten. Auf son- nige Steinparthieen würde sie sich dage- gen gut eignen, nur muss sie jährlich aus Samen nachgezogen, die jungen Pilanzen frostfrei durchwintert und dann erst im Frühling ausgepflanzt werden. — 23) Venidium speciosum RBRel.; Compositaee — So nennen wir jene niedliche einjährige Pflanze vom Vorge- birge der guten Hoffnung, die als V. ca- lendulaceum, multiflorum und arctotoides in unseren Gärten geht. Von V. calen- dulaceum Less. unterscheidet sie sich durch die absteherde weiche Behaarung auf beiden Blattfiächen, Stengel und Hüllblättchen, sowie durch die an der Spitze zurückgeschlagenen Hüllblättchen; von V. arctotoides Less. ebenfalls durch die Behaarung und die zurückgeschlage- nen Hüllblättchen, und am Grunde nicht mitohrenförmigen Anhängseln versehenen Blattstiele. V. maltiflorum ist nur ein Gartenname. Am nächsten steht unsere Pflanze dem V. subacaule D.C. und un- terscheidet sich besonders dadurch, dass die schaftförmigen einfachen Stengel bis zur Spitze beblättert sind. — Es ist übrigens diese Pflanze in den Gärten hinlänglich bekannt. Zeitige Aus- saat in. eine lockere Lauberde oder Mi- schung aus Lehm, Sand und Heide- oder Torferde, Ende Mai auf sonnige Beete in ähnliche Erdmischung ausgepflanzt, deckt die Pflanze mit ihren einer Arcto- tis ähnlichen leierförmigen, dicht weich- haarigen Blättern bald den Boden, und 4 50 zwischen diesen steigen zahlreiche span- nenhohe, bis zur Spitze beblätterte Schafte empor, die die grossen schönen orangefarbenen Blumenköpfe tragen. Sehr schön zur Bepflanzung kleiner Blumen- gruppen in Blumenparterres. — Die Gattung Venidium unterscheidet sich von Arctotis und Cryptostemma durch die nicht wolligen Samen oder vielmehr Früchtehen. — 24) Helichrysum brachyrhynchum Sonder. ; Compositae. — Eine der vie- len Entdeckungen des Herrn Ferd. Mül- ler im südlichen Neuholland, und soviel uns bekannt, durch Herrn Appelius in Erfurt in Cultur gebracht. Eine kleine zierliche Immortelle, die ungefähr span- nenhoch wird. Stengel und linien-lan- zettliche Blätter weiss wollig. Blüthen- köpfe goldgelb; wie Immortellen sich haltend und zart wie die der Rhodanthe ; mit welcher letzterer unsere Pflanze gleiche Cultur theilt. 25) Banksia Güntheri Rgl.; Pro- teaceue. Eine neue schöne Bank- sia Neuholland’s, die, wie es scheint, schon lange im hiesigen Garten eultivirt wird, ohne benannt worden zu sein. Sie besitzt lang-linearische Blätter, die nach dem Grund sich verschmälern, und un- ter der abgestutzten oder abgerundeten Spitze am breitesten (4—5 Linien br.) sind. Am Rande sind solche bis zum Grunde scharf gesägt, und die Zähne gehen in eine Stachelspitze aus; ober- halb kahl und glänzend, unterhalb weiss- filzig. Blume in einer walizigen Achre, behaart. — Bildet einen mittleren Strauch, der an dem Stammgrunde stark verdickt ist. Steht der B. ceylindrostachya Lindl. sehr nahe, unterscheidet sich aber durch die behaarten Blumen; die in eine Stachel- spitze ausgehenden Sägezähne und Aest- chen, die bald ganz kahl und glänzend Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sind. Wir nannten diese Pflanzen nach Herrn Günther, der früher im hiesigen Garten, jetzt Botanischer Gärtner in Har- kow. — 26) Erica Pabsti Rgt.; Ericaceae. — Eine neue, mit der schönen E. colorans ver- wandte Erica, wahrscheinlich ein Bastard von dieser mit E. hiemalis oder einer an- dern. Im hiesigen Garten ward dieselbe als E. colorans eultivirt; den Namen ga- ben wir ihr nach Herrn Pabst, ‘der die Culturen der Kalthauspflanzen im hiesi- gen Garten unter sich hat. — Von E. colorans unterscheidet sich unsere neue Art durch länger gestielte Blumen, die am Saume nicht so stark, und mehr oval aufgeschwollen und grannenlose Antheren. Ein kleiner Strauch von der Tracht der E. hiemalis mit röthlichen, behaarten Aesten. Blätter zu 4, ab- stehend oder zurückgebogen abstehend, linearisch, rauhhaarig , 1!/, Linie lang. Blumen zu 1 — 4 auf den Spitzen der kurzen Seitenästchen oder selten seit- lich, sie hängen etwas. Blumenstiel ungefähr so lang als der Kelch. Kelch aus ovaler, röthlich gefärbter Basis in eine grünliche Spitze vorgezogen, ge- wimpert, ömal kürzer als die Blumen- krone, Blumenkrone 5, Zoll lang, aus- sen kurzhaarig', röhrig-keulig, mit gera- der rosenrother Röhre, oval aufgeschwol- lenem Saume und stumpfen zusammen- neigenden Saumlappen. Antheren wehr- los, purpur, kürzer als die Blumenkrone. Blühet im Juni reichlich. 27) Cerinthe retorta Sibth. Fl. graeca tab. 171; Borragineae — Eine harte einjährige Pflanze, die. gleich im ersten Frühling an Ort und.'Stelle ausgesäet wird. Das grüne, weiss ge- fleckte Laub, und die zwischen violetten Bracteen in aufgerollten Trauben stehen- den Blumen, mit weisser oder. gelber Röhre und schwarz-violettem Saum; ma- I. Originalabhandlungen. chen sie zu einer angenehmen, wenn gleich durchaus nicht brillirenden Er- scheinung. Liebt einen lockern Garten- boden, wird 1’/, Fuss hoch und dürfte als Einfassung, um mit hohen Pflanzen besetzte Beete, den besten Effect ma- chen. Wächst in Griechenland wild. Samen führen die Kataloge der meisten Handelsgärtnereien auf. — 28) Gitia Lutea Steud. ß. aurea Rgl.; Polemoniaceae. — Eine niedliche kleine einjährige Pilanze, in den Gärten als tea unterscheidet sich diese Pflanze nur durch goldgelbe Blumen. mit dottergelbem Auge zurüek. Wird zeitig in eine lockere Erde ausgesäet und später auf sonnigen Platz ins freie Land gesetzt, gehört zu den wahrhaft niedlichen einjährigen Pflanzen. 29) Cenia geminata Knze. ; Composi- tae. Kleine zarte einjährige Pflanze vom Cap mit gelben Blüthenköpfen. Von A. Haage letztes Jahr als C. formosa vertheilt. Ward von Kunze im Samen- Katalog des Bot. Gartens beschrieben und macht sich durch feingetheiltes Iaaub, Behaarung und die unter den gelben Blüthenköpfen später stark auf- geschwollenen Blüthenstiele kenntlich. Mehr niedlich als schön. Liebt leichte Erde und sonnigen Standort. 30) Orodus atropurpureus Desf. ß. unijugus Fisch.; Leguminosae. — Eine Abart des O, atropurpureus mit einjo- chigen Blättern, die Lindley als O. Fi- scheri beschrieben. Unter letzterem Na- men wird er jetzt vom Neuem als schön- blühende, einjährige Pflanze vertheilt. Ist in Sieilien und Algerien zu Hause, gehört wohl zu den hübschen interessan- ten Pflanzen, dessen dunkelpurpurrothe Blüthentrauben sich ganz nett ausneh- men. Als Sommerblume für Blumenra- — Aus Samen, geht sie zur weisslichgelben Stammart 51 batten verdient er jedoch keine Empfeh- lung. — Die neueren Lupinen. Unter L. Hartwegii, Moritzianus, guatemalensis, californicus, pubescens, affınis, befinden sich verschiedene, in neuerer Zeit aus Mexiko eingeführte einjährige Lupinen in den Gärten, ohne jedoch unter die- sen Namen beschrieben zu Sein. Eine Vergleichung derselben, die der Referent kürzlich vornahm, führte diese vermeint- |lich neuen Arten unserer deutschen Leptosiphon aureus gehend. Von G. lu-. Gärten auf alte bekannte Arten zu- rück. — Wir wollen dieselben im Nachfolgen- den kurz erwähnen. 31) Z. Hartwegii Lindl. Bot. Reg. XXV. tab. 31 ist eine höchst ausge- zeichnete Art, die auch unter dem rech- ten Namen verbreitet ist. Die rauhe Behaarung und die sehr langen rauh behaarten Bracteen, die noch einmal so lang als die Blumenknospen, unterschei- det sie leicht. Kommt mit blauen und rosenrothen Blumen vor. 32) Z. elegans Humb. Bonpt. Bot. Reg. tab. 1581. Steht der Vorher- gehenden nahe. Weniger starke, aber ebenfalls abstehende Behaarung, pfriem- liche Bracteen, die wenig länger als die Blumenknospen, anfangs blau und weisse, später dunkelblaue Blumen, die nur an der Spitze der Fahne dunkel violett, un- terscheiden sie. — Lemaire bildet diese Art im Jardin fleuriste tab. 100, Fig. 1 als L. Hartwegii fälschlich ab. Bei uns ging sie gleichzeitig mit ‚der folgenden Art aus Samen auf, die wir als L. gua- temalensis aus deutschen Handelsgärten erhielten. Lindley nennt Mexiko als Vaterland. Vielleicht ist es ein Bastard zwischen L. Hartwegii und L. Bar- keri. — 33) Z. pubescens Benth. Lem. Jard, Jleur. tab. 100, jig. 2. Diese 4 ® 52 Lupine geht als L. Moritzianus, califor- niecus und guatemalensis in den Gärten. Weiche, angedrückte Behaarung, lanzett- lich-ovale zugespitzte Bracteen, die kür- zer als die Knospen, ungetheilte Ober- und Unterlippe des Kelches, und ver- kehrt-lanzettliche, spitze Blätter unter- scheiden diese Art von der Vorhergehen- den. Blumen hellblau mit anfangs weis- ser, später röthlicher Fahne, Hülse weichhaarig. Stammt aus Peru. 34) L. Barkeri Lind!. Bot. Reg. XXV. tab. 56. Der Vorhergehenden sehr nahe, besitzt aber tiefer blaue Blu- men, nach vorn breitere, durch die zu- rückgebogene Spitze stumpf oder ausge- randet erscheinende Blättchen. Bracteen pfriemlich. Blüthenquirle auch im jun- gen Zustande auseinander gerückt. — Stammt aus Mexiko und geht in den Gärten als L. californicus. 35) L. bicolor Lindl. Bot. Reg. tab. 1109. Ist kleiner als die Vorher- gehenden. Angedrückte oder abstehende kurze Behaarung, linien - spatelförmige Blättehen, und die obere zweispaltige Lippe des Kelches, sowie pfriemliche Bracteen , die kürzer als die Knospen, unterscheiden diese Art, die als L. pu- bescens und affinis in den Gärten geht. Stammt aus Californien. Blumen hell- blau mit weisslicher Fahne, — 36) Z. suöcarnosus Hook. Bot. Mag. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. tab. 3467. Aus deutschen Handelsgärten unter L, pubescens empfangen. Aus Te- xas, und einer der schönsten Arten, Kurzhaarig, nur je 5 Blättchen auf einem Blattstiel (bei allen vorhergehenden 7 und mehr). Ausgezeichnet durch die hiınmelblauen Blumen mit weissem Fleck am Grunde der Fahne. 37) Zupinus aridus Lindl. Eine schöne einjährige Lupine, die durch Hartweg aus Californien eingeführt und tab. 1242 von Lindley im Bot. Reg. abge- bildet ward. Neuerdings ist diese Pflanze wieder als L. pubescens elegans in den Gärten verbreitet worden. Von der wil- den Stammart weicht unsere Pflanze dureh einjähriges Verhalten und kürzere, aber dichte weiche Behaarung ab. Auch Lind- ley sagt dies schon von der Gartenpflanze. Das prächtige, dunkle Veilchenblau der Fahne der Blume sticht von der an- fangs weissen, später hellblauen Färbung von Flügel und Kiel angenehm ab. Blättchen zu 5—9 linien- lanzettlich oder lanzettlich, spitz. Blumen quirlig, zu einer langen Traube vereint. Kelch mit zweispaltiger Ober- und ganzer Un- terlippe. Bracteen aus elliptischem Grunde zugespitzt, kürzer als der Kelch, vor dem Oeffnen der Blumen abfallend. — Aussaat ins freie Land im ersten Frühling. Blühet bis spät in den Herbst (E. R.) hinein. — 11) Eupatorium Weinmannianum Hgi. etKicke. und E. Haageanum Rgl. ei Keche., zwei alte, aber unbeschriebene Pflanzen unserer Gärten. zen Jahre lang als beliebte Zierpflanzen gezogen werden und blühen können, ohne dass man in den Botanischen Wer- ken eine Beschreibung derselben findet. Zwei andere Beispiele bieten Eupatorium Im Jahre 1849 machte Prof. A. Schnizlein in Mohl und Schlechten- dal’s Bot. Zeitung bei der Beschreibung von Zebrina pendula (Tradescantia ze- brina hort.) darauf aufmerksam, wie Pilan- I. Originalabhandlungen. Weinmannianum, das in den Gärten un- ter dem Namen Eupatorium glabrum und Ageratum glaucum cultivirt wird, und Eupatorium Haageanum, welches von dem Handelsgärtner Haage in Er- furt als E. Fraseri in den Handel ge- bracht wurde. Beide Pflanzen sind em- pfehlenswerthe Zierpflanzen, deren Be- schreibung hier folgt: 1) E. Weinmannianum Rgt. et Koeke. Es gehört zur Reihe der Exim- bricata, in die Abtheilung mit 6 — 10 Blüthen nach DC. Prodr. 5; bildet einen kleinen Strauch. Die Aeste sind wal- zenrund, eben, kahl; die gegenständigen Blätter gestielt, breit lanzettlich, spitz oder zugespitzt, am keilförmigen Grunde allmählig in den Blattstiel verschmälert, sägezähnig, nach dem Grunde und der Spitze zu ganzrandig,. kahl, drüsenlos, fiedernervig, krautartig und etwas dick, eben, mit dem Blattstiel 3 — 44, Zoll lang, 1!/, — 1%, Zoll breit. Die sehr ausgebreiteten Doldentrauben stehen an der Spitze, sind blattlos und nur mit Ili- nealischen kahlen Bracteen besetzt ; die Aeste desselhen sind gegenständig steif, nach der Spitze zu mit kurzen krausen Haaren bekleidet, die untersten oft in einem beinahe rechten Winkel abstehend verlängert, nach dem Grunde zu nackt und an der Spitze abermals eine viel- blüthige Doldentraube tragend. Die ganze Doldentraube erreicht bei einer Breite von 9 Zoll eine Höhe von nur 4'/, Zoll. Die 4 —51\, Linien langen Köpfchen sind gestielt und aus 10 bis 11 Blüthen zusammengesetzt. Die Hüll- blättehen des eylindrischen Kelechs sind zweireihig, die äussere Reihe kleiner, linear, stumpf, an der Spitze behaart. Das Achaenium ist fünfkantig, ziemlich kahl. Der Pappus weiss, selten an der Spitze röthlich. — Diese Art ist beson- ders ausgezeichnet durch die kurze, aber 93 sehr breite und vielblüthige unbeblätterte Doldentraube, die Kahlheit der Aeste und der Blätter und durch die Form der letztern, 19102), E: Haageanum Rgl, et Kcke. Es gehört in die Reihe der Eximbricata, in die Abtheilung mit 20 — 70 Blüthen nach DC. Prodr. 5, und bildet einen Halbstrauch. Der Stengel und die Aeste sind walzenrund und eben, und sammt den fast zolllangen Blattstielen mit ziem- lich kurzen, nach oben gekrümmten Haa- ren besetzt. Die gegenständigen Blät- ter sind eiförmig, zugespitzt, am Grunde herzförmig, ziemlich grob sägezähnig, die grössern fast doppelt sägezähnig, auf beiden Seiten an den Nerven mit sehr kurzen spärlichen Haaren besetzt, häu- tig, runzlich, sammt dem Blattstiele bis 33/4 Zoll lang und bis 2%, Zoll breit. Die Doldentraube ist endständig beblättert, aus 50—100 Köpfchen zu- sammengesetzt, und erreicht bei einer Breite von fast 5 Zoll eine Länge von 6 Zoll; die Zweige desselben wie der Stengel aber dichter behaart, aufrecht abstehend, abwechselnd, die untern be- blättert, an der Spitze die speciellen Doldentrauben tragend, die aus eben- falls abwechselnden Aestchen zusam- mengesetzt sind. Die gestielten Köpfchen sind etwa 4, Linien lang, und 35—40 blüthig. Die Blätichen des glockenför- migen Hüllkeichs sind zweireihig, linear- länglich, spitz, kurz pubeseirend. Die Blüthen weiss. Das Achaenium fünfkan- tig, mit kurzen steiflichen Haaren be- setzt, Der Pappus ist rosenroth. — - Von Eupatorium Fraseri, ageratoides und aromaticum, denen es in Gestalt und Beschaffenheit der Blätter ähnlich ist, unterscheidet es sich durch grössere, vielblüthigere, dünner gestellte Köpfchen und behaarte Achaenien. In Gestalt der Köpfchen und Behaarung der Achae- 54 Garteuflora Deutschlands und der Schweiz. nien steht es dem chilenischen E. gle- | cember im Kalthause dankbar blühende chonophyllum Less. nahe, von dem es| Arten zu empfehlen. Gehören zu den sich durch die Haare des Stengels und | durchaus leicht gedeihenden Pflanzen der Doldentraube, sowie durch die viel| des Kalthauses, die eine kräftige Erde grössere Anzahl der Köpfchen unter-| verlangen und aus Stecklingen leicht scheidet. wachsen, (Körnicke.) Beide sind als im November und De- I Neue Zierpflanzen. (Empfohlen von der Allgemeinen Gartenzeitung.) 4) Anthurium brachyspathum C. Koch et 6) Begonia Rer Putz. Der schönen B. Bouche. Aroideae. Stengel kurz. Blätter | splendens nahe stehend. Stammt aus Assam. elliptisch, lederarlig, mit vor dem Rand hinlau- | Wurzelstock dick und horizontal. Blätter fenden Nerven. Blüthenstiel kurz. Scheide | schief-eirund, spitz, mit abgerundeten Ohren, kurz, oval, flach, stark abstehend, fast nur | oberhalb grünlich -olivenbraun, mit silberglän- halb so lang als der Spadix. Stempel mit | zender, zackiger, ringförmiger Zeichnung, und pyramidalem vorragendem Griffel. Unschein- | mit rosenfarbenen Borsten besetzl; unterhalb bare, dem A. violaceum Schott, verwandte | purpurblau. In Cultur bei Linden. — Art. 7) Putzeysia rosea Pl. et Lind.; dralia- 2) A. nymphaefolium C. Koch et Bouche. | ceae. Ans Neugranada in Linden’s Garten Hierzu zieht Koch auch sein A. cardiophyl- | eingeführt. Blätter gedreit, Blättchen elliptisch, lum. 11 Zoll lang, freudig grün, an der Einfügungs- 3)” A. Lindenianum C. Koch et Aug. | stelle bräunlich rosaroth. Dem A. nymphaefolium sehr nahe verwandt, aber unterschieden durch Blaltohren des herz- förmigen Blattes, die sich mit den Rändern nicht decken, und durch die Blumenscheide, die nicht kahnförmig, sondern flach und an der Spitze zurückgebogen. Aus Brasilien. — 4) A. signatum C. Koch et Math. Sten- gel kurz. Blätter 3theilig, mit seitlichen, fast horizontal abstehenden Lappen, die doppelt kürzer als der Mittellappen. Aus Venezuela. 5) Cyanophyllum magnificum Lind. Eine der schönsten Blattpflanzen, von Ghiesbreght aus Mexiko in den Garten des Herrn Linden eingeführt. Stengel bräunlich, mit flockiger abwischbarer Wolle besetzt. Blätter kurzge- stielt, 16 Zoll lang, 7'% Zoll breit, von läng- lich lanzettlicher Gestalt, von 3 parallelen Ner- ven durchzogen; oberhalb prächtig sammtgrün, mit lebhaft vortretenden weissen Mittel- und hellgrünen Seitennerven ; unlerhalb tief purpur- blau. An Schönheit keiner der bekannten Blattpflanzen nachstehend. 8) Campylobotris argyroneura Lind. Aus Mexiko durch Ghiesbreght an Linden gesandt. Blätter olivengrün,, durch die silbergraue Mit- telrippe und Seitennerve lebhaft gezeichnet. Der C. discolor Lem. nahe stehend. 9) Boehmeria argentea Lind. Ebenfalls aus Mexiko durch Ghiesbreght eingesandt. Blätter länglich, zugespitzt, 11 Zoll lang, ge- kerbt-gezähnt, oberhalb grün und silbergrau glänzend, und von silbergrauer Mittelrippe un Seitennerven durchzogen. | 10) Maranta fasciata Lind. Von Porte im Innern von Bahia entdeckt und an Linden gesandt. Blätter rundlich, kurz gespitzt, dun- kel und hellgrün nüancirt und von silbergrauen Querbinden durchzogen. 14) Maranta pulchella Lind. Dem Phry- nium zebrinum Rose. sehr ähntich , hellgrün, -mit dunkelsammigrünen Querstreifen. 12) Maranta argyrophylia Lind. Aehn- lich einer Thalia. Blätter elliptisch, 9 Zoll RE anne II. Neue Zierpflanzen. lang, oberhalb silbergrau und von dunklern Seilennerven durchzogen. 13) Symphoricarpus orbiculatus Mönch. Lonicereae. Aus Nordamerika schon seit 1730 in die Gärten Europa’s eingeführt, aber durch S. racemosus verdrängt jworden.: Wuchs nie- drig, dicht. Von diesem durchaus harten Strau- che gibt es jetzt eine Abart mit goldrandigen Blättern (Var. fol. aureo-variegaltis) , welche allgemeine Cultur verdient. 14) Fitis elegans C. Koch. (V. hetero- pbylla H. Berol.) Eine Zwergrebe mit bunten Blättern, die in Berlin im Freien aushält. Bil- det kurze, kaum 2 Fuss lange Reben. Blätter ähnlien denen des Weines, aber viel kleiner und weiss gefleckt. Beeren klein, blau. Als schön für Steinparihieen im Freien und kaltem Gewächshaus empfohlen. Vielleicht nur eine Abart des Vitis aestivalis Mich. aus Nordame- rika. 15) Tapina splendens Triana; Gesneria- eeae. — Eine schöne neue Gesneriacee aus den östlichen Cordilleren Central - Amerika’s, entdeckt und eingeführt durch den Sammler des Herrn Linden, Herrn Triana. Gleicht in der Tracht einer Niphaea, und wird vielleicht auch wirklich dahin gebracht werden müssen, da die Pflanze kaum genau botanisch unter- sueht ist. Besilzt wurmförmige Wurzelknollen, und theilt daher mit den Achimenen gleiche Behandlung. Stengel niederliegend, ähnlich der A. cupreala wurzelnd. Blätter länglich- elliptisch, gekerbt, behaart, stumpf , oberhalb grün mit Silberschimmer. Kelch tief Stheilig, mit ovalen (nach der Abbildung fast linearen) Lappen. Blumen Scharlachroth, von der Grösse der Niphaea alba, mit Schlunde schwach erweiterter Röhre, die anı Grunde nach hinten einen Höcker trägt; Saum präsentirtellerförmig ausgebreitet, 5lappig , ge- kerbt, mit abgerundeten Lappen, von denen die beiden oberen wenig kleiner als die 3 unleren. Eine ausgezeichnete und schöne Art. (Galeotti Journ. d’hort. prat. mit Abbildung)*). eylindrischer, am *) Nach der Berliner Allg. Gartenzeitung soil sie mit Cyrtodeira (Achimenes) cuprealä idenlisch sein Dies beruht wahrscheinlich auf einer Verwechslung . 59 16) Salwin albo-coerulea Linden. Eine in den höhern Gebirgen Mexiko’s von Ghiesbreght ent- deckte Salbei, die durch Linden in Cultur ge- bracht ward. Vorzüglich schöne und neue‘ Art, die im Sommer zur Verzierung von Blu- mengruppen ins freie Land geselzt werden kann. Blätter länglich - oval oder lanzettlich, gezähnt, behaart. Blumen in langen reichblu- migen Aehren, weiss mit dunkelblauer Unter- lippe. Wird bis 3 Fuss hoch und trägt Blü- thenähren von 1 — 1!/ Fuss Länge. Ueber- winterung im Kalthause. Vermehrung durch Stecklinge. 17) Angraecum Thouars. Eine der grossblumigsten epiphytischen Orchideen, die von Du Petit Thouars in Madasgascar aufge- funden und im Jahre 1822 von demselben als A. sesquipedale beschrieben ward, weil die Blumen dieser Pflanze 1'/ Fuss im Durch- messer besitzen sollten. Allerdings ist es eine der grossblumigsten Orchideen, deren Blumen- durchmesser aber nur bis nahe an ?/, Fuss bewägt. Dagegen ist der Sporn derselben fast 1*/s Fuss lang, und diesen scheint Thouars zum Blumendurchmesser mit gerechnet zu ha- sesquipedale Du Petit ausgezeichnetsten und ben. Der Stengel der Pflanze ist mit 2 Reihen langen lederarligen Blättern, ähnlich wie bei Vanda tıicolor beselzt. Aus den Achseln der obern Blätter entspringt der kurze steife Blü- ihenstiel, der 3 so grosse Blumen trägt. Kurz nachdem sich die Blumen geöffnet, sind die Hüllblätter grünlich weiss, die Lippe weiss, später aber erhält die ganze Blume, die 4—5 Wochen dauert, eine schöne wachsarlige weisse Färbung. Kelchblätter lanzetlich, zugespitzt. Blumenblälter fast gleichlang, aus ovalem Grunde sugespitzt. Lippe am Grunde herzför- mig und nach vorn zungenförmig verlängert und spitz. Lindley nennt diese Pflanze die grossblu- migste aller Orchideen, doch wohl nicht mit Recht. Bis jetzt befinden sich nur 2 Exem- plare derselben in England, von denen das eine, welches blühete, Mr. Eilis, das andere Herr Veitceh besitzt. In Madagascar wächst sie in den heissesten niedrigsten Distrieten der Insel, an mehr zerstrent stehenden, nicht sehr dichtlaubigen Bäumen. Hier findet man die 56 stärksten Pflanzen in einer Höhe von 12 — 20 Fuss überm Boden. Die Pflanzen werden nur 1Y% Fuss hoch, und bilden keine so starke Luftwurzeln wie die verwandten Arlen, stei- gen aber, sich fest ansaugend, 12 — 18 Fuss lang an den Stämmen hinab. Cultur in der wärmsten Abtheilung des Orchideenhauses: (Gard. Chron. mit Holzschnitt 1857, pag. 253.) 18) Epidendrum decipiens Lindl. : Fol- Orchidacea. In 2 Exemplaren durch Warsce- wiez in England. Tracht von E. crassifolium. Wird als eine sehr schöne Art, mit brillant aprikosenfarbenen Blumen und rothen Augen am Grunde der Lippe empfohlen. (Gard. Chron.) 19) Dendrobium szanthbyphlebium Lindl. Orchideae. — Stengel verlängert , gefurcht. Blätter schmal, schief zweilappig. Blumen ge- paart, mit spitzen Hüllblättern. Lippe dreilap- pig, am Grunde zotlig, mit halbirt- keilförmi- gen Seitenlappen und fast rundem, kurz ge- spitztem Mittellappen. Kinn von der Länge der Lippe. Eingeführt aus Ostindien. Blumen nicht gross , weiss , mit vorstehenden orange-- farbenen Adern auf der gezähnelten Lippe. Verwandt dem 0. longicornu und flexuosum, jedoch mit kürzerm Sporn. (Gard. Chron. 1857. pag. 268.) 20) Prunus triloba Lindl. Ein Prunus mit schönen halbgefüllten, licht rosarothen, 1!/a Zoll im Durchmesser haltenden Blumen, den Fortune China In England wahrscheinlich hart. Die Aeste schwach behaart, ruthenförmig, Blätter keilförmig-3lappig , länglich , behaart, doppelt gesägt. Nebenblättchen 'pfriemlich, drüsig, zweitheilig. Blumen einzeln, auf zoll- langen kahlen Stielen. Keleh mit glockenför- miger kahler Röhre und ovalen stumpfen Lap- pen, die so lang als die Röhre, zurückge- schlagen, am Rande kahl. Fruchitknoten zotlig. (Gard. Chron. 1857. pag. 268.) 21) Aderides Wightianum Lindl.; Orchi- deae. Auch als A. testaceum und Vanda par- viflora Bot. Reg. 1844 mise. 47 von Lindley beschrieben. Epiphylische Orchidee aus Hin- dostan. In der Tracht den bekannten Aörides- Arten gleichend. Die Blumen besitzen einen schwachen Honiggeruch, sind mit Ausnahme aus einführte. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ’ der Lippe rein aprikosenfarben. Letztere vio- lett punktirt, keilförmig , fast ungetheilt, auf der Mitte 2 Leisten tragend. — (Gard. Chron.) 22) Thuiopsis dolabrata Sieb. et Zuce. Coniferae.e — Einheimisch in den Gebirgen der Insel Nippon (Japan) wird dieser schöne Zapfenbaum von der Tracht einer Thuja, schon von Thunberg, für den schönsten im- mergrünen Baum Japan’s erklärt. Pflanzen davon besitzen jelzt die Herren Veitch in Exeter. Man hofft, dass dieser Baum, von schönem pyramidalem hohem Wuchse, dessen dicht zweizeilig dachziegelförmig beblätterte Aeste, oben dunkelgrün, unten weisslich, in den mildern Theilen Deutschland’s, sowie in England im Freien anshalten werde. (Gard. chron.) 23) Naegelia cinnabarina Linden ; Ges- neriaceae. — In Galeotti’s Journal d’hort. pratique Junihefl 1857, findet sich eine Abbil- dung dieser ausgezeichnet schönen Gesneriacee, die im März 1857 auf der Blumenausstellung zu Gent allgemein für die schönste in neuerer Zeit eingeführte Pflanze erklärt ward. Sie ist der Coneurrent der N. (Gesneria) zebrina, der sie in ihrer ganzen Tracht sehr nahe steht. Knollen wie bei dieser. Die ganze Pflanze ist mit rothen Haaren dicht und sammetartig be- kleidet. Blätter gross, gegenständig, aus schwach herzförmigem Grunde oval und ab- gerundet, gekerbt gesägt, mit purpurfarbenen Mittel- und Seitennerven, schön purpur ge- zeichnet und silberweissen länglichen Flecken auf dem hellgrünen Blattgrunde zwi- schen den Adern. Blumen in einer am Grunde verästelten spilzenständigen Traube, nickend, auf vor dem Aufblühen rückwärts gerollten Blüthenstielehen , die dnreh lanzeltliche Brac- Die Blüthentraube selbst ist sehr lang, dichtblumig und die Blüthen- siielchen kürzer als bei N. zebrina. Blumen lebhaft zinnoberroth, im Schlunde mit dunk- lern Fiecken gewimpert. Kelch klein, mit schmalen .lanzettllichen Lappen. Blumenkrone röhrig -glockig, unterhalb schwach bauchig, mit fast zweilippigem mit teen gestützt sind. kurz drüsig behaart, Saume und ovalen abgerundeten ganzrandigen Lappen. Von dieser prächtigen neuen Art, die sich ‚ID. Neue Zierpflanzen. schnell in den Warmhäusern Europa’s einbür- gern wird, sendete Herr Ghiesbreght im Juni 1856 aus Chiapas in Mexiko Knöllchen an Linden, der sie dann schon im Herbste 1857 zum Preise von 20 Fr. in den Handel brachte. Cultur gleich der der Gesneria zebrina und Achimenen. 24) Pyrethrum roseum M. B. Var. flore pleno, Gloire de Nimy, Tom Pouce; Compo- sitae. — Die Pflanze, welche das persische Insectenpulver liefert, das P. roseum M. B. ward bereits wiederholt besprochen, und ge- sagt, dass es eine in freiem Lande ausdauernde Staude sei von ungefähr 2 Fuss Höhe, deren mit fiederschniligem Laube besetzte Stengel auf ihrer Spitze Blüthenköpfe mit fleischrothem oder rosenrothem Strahl tragen, die einem ein- fach blühenden Indischen Chrysanihemum nicht unähnlich sehen. Ein Herr Bedinghaus, Gärtner zu Nimy bei Mons, hat sich seil längerer Zeit mit der Cul- iur dieser Pflanze beschäftigt und durch fort- geseizte Aussaaten eine Anzahl von schönen Varietäten erhalten, die mit der Zeit den In- dischen Chrysanthemum in Färbung und Form immer ähnlicher werden dürften, so dass die Insectenpulverpflanze vielleicht dazu bestimmt ist, auch in unsern Gärten eine wichtige Rolle zu spielen. Im Jahre 1850 erhielt der Herr Bedinghaus durch Selbstaussaat im freien Lande eine erste zufällige Form mit rötheren Blumen, die er deshalb P. rubrum taufte. Durch fernere Aus- saaten unter Benutzung der bessern Varietä- ten, erhielt er nun die iheils in den Gärten schon verbreiteten Formen, wie Delhayi (dun- kelrosa), Themisteri, Mülleri, roseum nanum, Duchesse de Brabant, Princesse Charlotte, und endlich die oben angeführten, in Galeotli’s Journal d’horticulture abgebildeten Varietäten von grosser Schönheit. eine solche mit sehr grossen, zart rosarothen gefüllten Blumenköpfen, die denen einer Band- aster ähnlich sehen. .Gloire de. Nimy trägt grosse Blüthenköpfe mit dunkelcarmin-purpur- So ist die erste Abart, 57 nem Strahl und Tom Pouce ist ähnlich, bleibt aber viel niedriger. — 25) Die schönsten Rosen. Frankreich ist das Land der Rosen; dort ward die Rose von jeher mit grösster Liebhaberei gezogen und dort wurden auch früher, wie jetzt, die schön- sten Rosen-Varietälen gewonnen. — Neuerlich {raten dort einige der bedeutend- sten Kenner und Züchter von Rosen zusam- men, um aus der Unzahl von Abarten die schönsten, der Cultur am meisten werthen Sorten zu bezeichnen. Als solche wurden hervorgehoben: 1) Duchesse of Sutherland, 2) Geant de batailles, 3) Souvenir de la Mal- maison, 4) Rose de la reine, 5) Du Petit Thouars, 6) Duchesse de Montpensier, 7) Ma- dame Laffay, 8) Yicomtesse Decaze (Theerose), 9) Chromatella (Noisette), 10) Prince Albert, 11) Paul Josef, 12) New persian yellow. — Es sind dieses 12 Rosen, die zwar überall als die schönsten bestätigt werden; wir für uns vermissen unter denselben nur die durch- aus unübertreffliche gewöhnliche Centifolie, die Moosrose, und die kleine Centifolie, um so mehr, als dies durch ganz Deutschland harte Rosen sind, während Nr..3 und 9 wohl sehr schön, aber auch sehr zart sind, und selbst Nr. 1, 2, 5, 6, 7, 8, 10, 11 im Winter des Schutzes bedürfen. — Es kann zwar eine solche Rücksicht nicht in Bezug auf Schönheit entscheiden, .aber auch in dieser Beziehung scheint uns eine Moosrose oder Centifolie Schönste, was wir unter den Rosen kennen. (E. R.) 26) Senecio Tagetes Lindl.; Composi- tae. — Schlingpflanze für’s Kalthaus aus Me- xiko, erzogen im Chiswick-Garten. Halbstrau- chig, kahl oder kurzhaarig. Blälter geslielt, oval, am Grunde abgerundet, gezähnelt, kaum eckig. Trugdolden vielköpfig. Blüthenhülle kurzhaarig, die Blüthenköpfe tragen ungefähr je.14 orangenrothe Strahlenblumen. Frucht- boden bienenzellenarlig vertieft und die Frücht- chen kurzhaarig. Entdeckt und eingeführt durch Skinner. (Gard. Chron.) immer noch das 58 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, IL Notizen. Blumenausstellungen. — Ausstel- lung des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues am 5. April 1857 zu Berlin. — Unter den eingesendeten Pflanzen zeichneten sich aus Bertolonia marmorata Naud. und Ges- neria splendida Hort. des Botanischen Gartens. Orchideen waren in vorzüglicher Schönheit aus den Gärten der Hrn. Reichenheim und Nauen eingegangen. Unter anderen aus erste- rem Cypripedium villosum mit 8 Blülhen, fer- ner Odontoglossum laeve Lindl. mit 46 Blu- men, Vanda suavis Lindl. und tricolor Lindl. und Selenipedium caudatum Rchb. fil. Letz- ieres Irug geschwänzte Blumenblätter von 25 Zoll Länge und war auch aus dem Gar- ten des Herrn Nauen aufgestelll. Auch Hr. Haseloff hatte einige vorzüglich gut cultivirte Orchideen eingesendet, ebenso Handelsgärtner Allardt. Unter den Indischen Azaleen, die in aus- gezeichneten Exemplaren von den Herren Dannceel, Nauen und Hoffmann eingesendet waren, werden als besonders schöne Sorten, Herzog Adolph von Nassau, illustris, Eulalia van Geert, Na- Adolph , alba Heloise, Boeckmann, Libussa, Queen of Portugal, Ga- Smith’s vera, Baron Hügel, talie , grandiflora , briele , lineata superba, Beaul& de l’Europe und Jeny Lind hervorgehoben. — Getriebene Zwiebeln, Sträucher und Ro- sen, Ericeen und Epacrideen, einzelne Camel- lien und Rhododendron, Cinerarien und an- dere bildeten die Hauptmasse der Einsendun- gen. Unter den vielen Begonien werden als ausgezeichnete Neuheiten vorangestelli: B. an- nulata, ©. Koch, Roylei Hort., splendida Hort., Stelzneri Kl. und zeylanica Hort. — Blumen-Ausstellung zu Dresden am 9.—14. April. — Dresden zeichnet sich schon lange durch seine guten Culluren, na- mentllich der bessern Kallhauspflanzen aus. Durch schöne neue Pflanzen zeichnete sich die Einsendung des Hın. Geilner in Zwiekau so Locheria magnifica in voller Blüthe, Cinchona nobilis, Brassayopsis speciosa, Be- gonia splendida und eine Gruppe der neue- aus, sten Blattipflanzen, sowie die Ouviranda fene- stralis und Selenipedium Lindeni, Dionaea mus- cipula, Tydaea amabilis in schönen Exem- plaren. Besonders reich waren. die Gruppen von Azaleen und Rhododendron der Liebig’schen Gärtnerei, des Hrn. Hofgärtner \endschuch, des Handelsgärtners Petzold. Von Letzterem ar auch noch eine reiche Sammlung von Camellien aufgestellt worden. Interessanter, wenn auch weniger brillirend waren die Gruppen schöner Kalthauspflanzen und decorativer Warmhauspflanzen aus dem Bot. Garten, vom Herrn Hofgärtner Ter- scheck zu Pillnitz, von Herren Liebig und Burgk. — war - Blumenausstellung zu Magde- burg am 21. — 23. April 1857. — Die rei- chen Aufstellungen aller Art zeigten, dass Magdeburg und dessen Umgegend sehr reiche Pflanzenschätze birgt, und dessen Gartenbau nicht hinter dem anderer Gegenden Deutsch- land’s zurücksteht. Neben den reichen Pflan- zengruppen aller Art, wie sie die Jahreszeit mit sich brachte, erregten die von Hrn. W er- ker im Friedrich-Wilhelmsgarten angefertiglen Zimmer-Aquarien besondere Aufmerksamkeit, sowie die reiche Coniferen-Gruppe des Hrn. Hofbuchdruckers Hänel. — Vermehrung der Liliaceen durch Blatisteeklinge. Einem englischen Gärt- ner ist es geglückt, mehrere Liliaceen, die Zwiebeln besitzen, durch Blattstecklinge zu vermehren. Letztere müssen zu der Zeit ge- macht werden, wenn die Pflanze sich noch in voller Vegetation befindet, und sie bilden dann an ihrer Schnittfläche kleine Zwiebelchen. Auch wenn Blälter über oder in dem Boden zur Hälfte durchgeschnitten wurden , und da- rauf Erde gedeckt ward, entwickelten sich ebenfalls an der Schniltfläche kleine Zwiebel- chen. Es gelangen diese Versuche mit einem Ornithogalum vom Cap und einem Hyaeyn- thus. Stecklinge von Stengeln bildeten bei einigen Lilium-Arten aus den Achseln kleine Zwiebeln. (Fl. Cab.) u, KönigSalomon’sRosengarten. Süd- westlich von Jerusalem liegt ein reizendes Thal, in welchem man den Rosengarten Kö- nig Salomon’s, den Schauplatz des hohen Lie- des zu erkennen glaubt. Von Weinranken und Oelbäumen beschatlet, wachsen hier Tau- sende der mannigfaltigsten Rosen. Am felsi- gen Abhange liegt das Dorf il Manha und hier bilden gut gehaltene Orangen und Granaten ein schaitiges Laubdach. Die Gegend wird noch jetzt von den Arabern Deir el Wird oder das Rosenthal genannt. (Oesir. Bot. Wo- chenblatt.) Die Korkeiche. (Quercus suberosa). Es ist dies nach Willkomm einer der nülz- lichsten und schönsten Bäume Spanien’s. Der Wuchs gleicht dem einer gewöhnlichen Eiche, aber aus den dicken knorrigen Aesten alter Bäume entspringen eine Masse ruthenförmiger dünner Zweige, die wie von einer Birke bü- schelförmig herabhängen. Die immergrünen, eiförmigen , dornig - gezähnten Blätter werden 2 — 3 Zoll lang und sind oberhalb glänzend dunkelgrün, unterhalb weissgrau sammliig be- haart. Die Korkschicht der Rinde ist so be- deutend, dass sie oft —5 Zoll dick wird. Das Abnehmen derselben schadet dem Baume durchaus nicht und ersetzt sich später wieder. Nur aus der Provinz Catalonien werden jähr- lich 33,000 Cir. roher Korkrinde nach dem Auslande ausgeführt und für die Summe von 4,742,000 Rihlr. verwerthet. Das Schälen des Korkes vom Baume muss vorsichtig geschehen, so dass die darunter liegende junge Rinde nieht beschädigt wird. Wo dies nicht ge- schieht, leidet der Baum, und bildet sich keine neue Korkschicht mehr. (Willkomm, Natur- und Lebensbilder Spanien’s.) Stachelbeeren- und Johannisbee- ren-Wein. Herr W. Tatter zu Linden bei Hannover giebt in der Hamburger Garlenzei- tung die Anleitung zur Bereilung eines wohl- feilen, sehr wohlschmeckenden und feurigen Weines aus den Früchten der Johannis- und Stachelbeere. Man pflücke deren Früchte bei trockenem Wetter, jedoch erst dann, wenn sie sehr reif sind. Nach dem Pflücken werden sie in ei- nem hölzernen Gefässe gequelscht, und dann eben so viel Wasser daran gegossen, als die Notizen; . schliesst. 59 Masse der Beeren vor dem Quelschen betrug. Es bleibt dieses nun an einem mässig war- men Orte stehen und wird während dem Zeit- raum von 8 Tagen täglich umgerührt. Nach Ablauf dieser Zeit wird der Saft durch ein leinenes Tuch gepresst zu je 1 Quarlier (1 Quart. Hannöov. ist gleich 67 Kubikzoll, also elwas mehr als 4 OQuart Preussisch) 3a Pfd. Zucker gesetzt, und auf ein reines Fass gefüllt. Das Fass wird nun mit oben ge- öffnelem Spunde in den Keller gebracht, wo sich schon nach 12 Stunden die Gährung ein- stellt. Die Gährung schafft alles Unreine des Saftes nach oben, was täglich abgenommen, und zugleich reservirter Saft, oder Zuckerwas- ser nachgefüllt werden muss, damit das Fass stels gefüllt bleibe. Nach 4 Wochen ist die stürmische Gäh- rung vorüber. Es tritt nun die Nachgährung ein, während deren man den Spund zur Hälfte Ungefähr im 4. Monate wird die Gährung ganz vorbei sein, worauf das Fass zugeschlagen wird und ruhig liegen bleibt. Nach abermals 2 Monaten wird sich der Wein geklärt haben und kann nun auf Flaschen gefüllt werden, die gut verkorkt und versie- gelt werden müssen. Es hält sich ein solcher Beerenwein ziem- lich lange, ähnelt, in Bezug auf geistigen Ge- halt, dem Burgunderwein, ist jedoch weil süs- ser und im Geschmack dem Malaga ähn- licher. — Die Muskatnusspflanzungen auf den Banda-Inseln. Die Banda - Inseln liegen in der Nähe von Borneo, unlerm 130° der Länge und 49 30° N. Breite. Sie bilden eine kleine Gruppe und sind vulkanischer Na- tur. Nur 3 der grösseren sind der Muskatnuss- pflanzung gewidmet, nämlich Great- Banda, Banda-Neira und Pulo-Aai. Alle liegen sehr nahe zusammen und auf einer, Gunong Api genannt, welche nur durch einen kleinen Kanal von Great- Banda und Banda-Neira getrennt ist, erhebt sich ein un- gefähr 2000 Fuss hoher Vulkan. Der Krater ist mit Asche umgeben und nur wenige Sträu- cher und Bäume wachsen auf dieser Insel. Reizend dagegen ist Greal-Banda. Küsten liegen die Hülten der Pflanzer, Rest dagegen gleicht einem Dickigt, dessen Längs der der 60 wunderbare Schönheit nähere Nachforschung erst aufdeckt. Ungünstiger stellt sich Banda -Neira dar, dessen Häuser seit dem Erdbeben von 1852 noch in Trümmern liegen, obgleich anderer- seits kaum irgend ein Ort des Ostens so lieb- liche Scenerien als die Banda-Inseln darbieten. Die. einstöckigen Häuser sind sehr solid ge- mauert, aber nur sehr leicht überdacht, da- mit sie dem Erdbeben besser widerstehen kön- nen. Jedes dieser Häuser besitzi einen be- sondern Zufluchtsort (Bungalow), der während der Erdbeben bewohnt wird. Dieselben be- stehen aus leichten Gebäuden aus Sagopalmen, die auf sehr festen dieken Grundmauern auf- gebauel sind. Das letzte Erdbeben von 1852 zerstörte alle Wohnungen, und deckte die Kirche ab. Seitdem kamen nur leichte Stösse vor, aber dennoch haben die Bewohner der Banda-Inseln stets zu fürchten, entweder unter dem Schutt ihrer Wohnungen begraben. zu werden, oder einmal wie Herculanum und Pompeji, von starkem Aschenregen verschüt- tet zu werden; denn der Krater des Gunong Api ist kaum einige Hundert Fuss enifernt, und befindet sich fast in beständiger Thälig- keit. Derselbe liegt genau in dem Gürtel von Vulkanen, der sich von Kamtschatka durch die Philippinen nach Celebes, Java, Sumatra bis in die Bay von Bengalen erstreckt. Auf den 3 genanntenInseln finden sich im Ganzen 34 Pflanzungen, die ungefähr 320,000 Muskatnussbäume enthalten und 4030 Picul Nüsse und 1008 Picul Museatblüthe ertragen. Dass der Ertrag nicht bedeutender ist, hierzu wirken mehrere Umstände zusammen. So macht die Höhe der Bäume viele Früchte un- erreichbar, andere Bäume wachsen an Orten, wo man schwer hinzu kann; ferner wirft der Wind die Früchte zu Hunderttausenden an den Boden, wo sie umkommen, und endlich verzehren Feldratten und eine grosse Art von Tauben eine bedeutende Masse derselben. Diese Muscatbaum-Pflanzungen sind Prival- eigenthum und können verkauft und vergeben werden. Dagegen.hat die Regierung das Mo- nopol für dieses Gewürz, zu einem fesigestell- ten Preis. Wenn gleich dieser letztere nie- drig ist, so haben dennoch die Pflanzer man- cherlei Privilegien. So stellt die Regierung Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 2500 Arbeiter, die monatlich 11/, Rupien'er- halten, liefert Reis zum halben Preis und Bau- materialien umsonst. Ohne diese Mithilfe würde die Cullur unmöglich sein, da dort keine ein- geborne Bevölkerung sich befindet, welche die Arbeit verrichten könnte. Ebenso sind von der Regierung 4 Aufseher und 16 Pflanzer angestellt, welche darauf zu sehen haben, dass die Arbeiter gut behandelt werden, den Schmuggel verhindern und genaue Listen über die absterbenden Bäume und neuen Pflanzun- gen zu führen haben. Die Pflanzungen selbst befinden sich auf einem reizend schönen bergigen Terrain, -das bis zu 1500’ über das Meer ansteigt und von einigen beschwerlichen Wegen durchschnitten Klare Bäche stürzen vom Gebirge herab, und die Pflanzungen sind nicht regel- mässig, sondern es stehen die Bäume in ma- lerischen Gruppen beisammen. Einige von den Häusern der Pflanzer sind ganz bequem eingerichtet, und viele sehr schön gelegen. Die meisten Eigenthümer sind zu: Banda geboren und gegen alle Verbesserungen. Un- ter ihnen befindet sich aber auch ein Deut- scher, Namens Brandes, der in 3 Jahren den Ertrag des Gewürzbaumes verdoppelt hat, und so die andern zu Verbesserungen anregen möchte. : Der Muscatnussbaum ist auf diesen Inseln eigentlich wild, und ward hier schon gefun- den, als 1511. die Portugiesen diese Insel- gruppe entdeckten. Gegenwärlig kennt man mehrere Abarlen. So ist. der Muskatnussbaum von Ceram mehr nur ein Strauch, während der von Banda 50 — 70 Fuss hoch wird, rei- cher trägt und ziemlich gleicharlige Früchte von sphärischer Gestalt erzeugt. Die Früchte werden gepflückt; die gefallenen Früchte sind weniger werih, da die Muskatblüthe durch das Fallen leidet. Letztere wird an der Sonne gelrocknet, die Nüsse aber troeknei man bei Feuerwärme. Ausser Muskatnüssen wird auf Banda we- nig gebauet. Reis und die nolhwendigsten Lebensbedürfnisse sämmllich einge- führt. Canarium commune trägt eine essbare Nuss, die viel Oel enthält. Wein trägt reich- lich, und alle die Fruchtbäume des indischen wird, werden III. Notizen. Archipelagus gedeihen gut. Die Muskatnuss aber ist das: köstlichste Product; denn nur hier hat sie ihre ursprünglichen Eigenschaften erhalten, und sind die der Banda-Inseln die beste Sorte, welche überhaupt auf den Markt kommen, und namentlich denen von Ceram oder Straits weit vorzuziehen, weshalb es zu wünschen ist, dass von dort, (die Banda -In- seln gehören den Niederlanden) frische Sa- men zur Cultur in die Englischen Pflanzungen eingeführt werden möchten. (Hooker, Journal] of botany.) Frost als Ursache des Todes frisch versetzter Bäumchen. In der Monats- schrift für Pomologie wird eines Falles ge- dacht, wo 400 Stück kräflige Obstbäumchen bald nach dem Setzen abstarben. Sie trieben zwar sämmilich aus, bekamen dann aber den Saftfluss und starben ab. Unser Freund Lu- cas glaubt, dass der Grund jenes Absterbens lediglich darin zu suchen sei, dass jene Obst- bäume zu sehr später Jahreszeit (Anfang De- cember) ausgenommen und einige Tage ohne eingeschlagen zu werden, liegen blieben. Der Safıfluss fand durch seitliche Wunden abge- nommener Aesie statt und war die Folge krankhafter Umbildung der deponirten Nah- tungssioffe, welche durch die Wunden aus- flossen, während sie die neue Holz- und Wur- zelbildung hätten bedingen müssen. Ueber Pflanzen Griechenland’s von X. Landerer. Eine der bedeutendsten Culturen Griechenland’s ist die der Melone. Sie. werden im April ins freie Land gesäet und sind im Juli reif. Die Wasser-Melone, deren Cultur in Deutschland fast ganz aufge- geben wurde, wird massenhaft angebauet. Am geschätztesten sind die Sorten mit rothem Fleisch, die man im Sommer als durstlöschend besonders häufig geniesst *). *) Auch im südlichen Russland und im Oriente wird diese Pflanze wahrhaft massen- haft angebauet. Sie gedeihet dort so gut, dass man sie beispiellos billig verkauft. (Ein Wa- gen voll für 2—4 Fr.) Hat man sich erst an den Geschmack derselben gewöhnt, so zieht man das saflige zerfliessende Fleisch von sehr 61 Mastix-Gummi wird nur auf der Insel Chios von Pistacia Lentiseus gesammelt. Nur hier bildet sich mittelst Ausfliessens des Saf- tes jener an der Luft erhärtende Gummi. So- wohl P. Lentiseus Terebinthus wachsen auch auf den benachbarten Inseln, aber das ausfliessende Gummi erhärtet nicht. (Bot. Wo- chenbl.) Igname Batate. Carriere sagt, dass die Klagen wegen schlechten wässrigen Geschmacks der Knollen nur durch deren Gebrauch im Herbst hervorgerufen werden. Erst im Früh- ling sei die Knolle zeitig. Man solle sie da- her erst im April ausnehmen.. Solche, im freien Lande den Winter hindurch gelassene, Knollen schmecken besser und halten sich länger. — Erfahrung ' wird’s lehren, ob’s wahr! — Der Kaiserliche Garten zu Schön- brunn bei Wien. Auf dem Continent wohl eine der grossarligsien Garten-Anlagen. Er ward im Jahre 1753 durch Franz I. gegrün- det, und der Holländer van Steckhofen mit dessen Anlegung beauftragt. Nicolaus von Jacquin ward hierauf nach dem tropischen Amerika gesendet, und: sendete von dort 7 grosse Transporte lebender Pflanzen, die bei den damals mangelhaften Transportmitleln, stets von einem Gärtner begleitet werden muss- ten. Juseph I. ernannte nach Steckhofen’s Tode van der Schoot zum Hofgärtner und rüstete eine neue Expedition aus, die unter Prof. Märter’s Leitung gleichfalls nach dem tropischen Amerika ging. Derselbe bereiste Martinique, Domingo, Porlorico, Caracas und befrachtete, . als er ?2 Jahre darauf zurückkehrte, ein gan- zes Schiff mit den vonihm gesammelten Pflan- Von der Küste brachte er diese rhein- aufwärts bis Mannheim, dann auf dem Neckar bis Heilbronn, dann zu Lande nach Ulm, und von ‘hier auf der Donau nach Wien. Inzwi- schen erhielt der Garten unter der wissenschaft- lichen Leitung Jacquin’s (seit 1761) eine immer grössere Bedeulung. Merkwürdig gut als zen. lichen Melone vor. Hier in Peterburg’s wird sie massenhaft unter Fenstern gezogen und an den Strassenecken etc. zum Verkauf aus- süssem zuckerarligem Geschmack der gewöhn- | geboten. 62 für damalige Zeiten, ist die Reihe der Abbil- dungen seltener Pflanzen, die unter der Lei- tung dieser Männer, nach den blühenden Pflan- zen des Schönbrunner Gartens, theils in Folio theils in Quart erschienen. Jetzt werden sol- che Sachen für ungleich billigere Preise her- gestellt und doch nirgends ähnliche Lei- stungen. — Es genüge dieser Hinweis, um zu zeigen, wie ausserordentlich viel in der Mitte des acht- zehnten Jahrhunder!s in Wien für Hebung des Gartenbaues und Verbreitung Botanischer Kennt- nisse geihan ward und welch bedeutende Opfer damals das Kaiserhaus bringen musste, um die Einführung von Pflanzen zu ermög- lichen. — Auch jetzt wird dort wieder viel geihan, indem gerade jetzt eine österreichische Fre- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. galte den Erdball umkreisen wird, die der Naturforscher viele über die Weltmeere trägt, um die Schätze fremder Länder der Kaiser- stadt zuzusenden. — Dagegen kennen wir jetzt kein wissen- schaftliches Institut in Europa, welches seine neuen Pflanzen in Abbildungen veröffentlichte. Wohl besitzen wir der Zeitschriften manche, die da Abbildungen sellner Pflanzen bringen, — aber das sind nur schönblühende, welche den Gartenfreunden empfohlen werden sollen, deren Herstellung entweder im Interesse der betreffenden Handelsgärtnereien hegt, oder die nothdürfiig durch die Abonnenten gedeckt werden muss. Möge das 419. Jahrhundert | nicht hinterm 18. zurückbleiben. (E.R) W. Literatur 4) Bienenzucht, einfache leichtfass- licheGrundregeln. Schmidt'sche Buch- handlung in Wiesensteig, anno 1856. — Eine verhältnissmässig kurze und leicht- fassliche Anleitung zur Bienenzucht in Körben. Man sieht es dem Büchlein an, dass es ein durchaus erfahrener Bienenfreund ist, der sich lange Zeit mit der Bienenzucht beschäftigt hat, der hier seine und Anderer Erfahrung wieder- gibt. Bienenzucht kann in jedem Garten als Ne- bennutzen beirieben werden. Soll sie aber wirklich Gewinn bringen, so muss sie auch praktisch und rationell geleitet sein. Es dürfte daher solch eine kurze fassliche Anleitung manchem Gartenfreund willkommen sein, (E. R.) 2) Biedenfeld, Freiherr F. von; neuesies Gartenjahrbuch. Zehnles Ergänzungsheft. Weimar 1857. Druck und Verlag von Voigt. — Enthält, ähnlich den vorangegangenen Heften, die Beschreibung der im letzten Jahre von den verschiedenen Gartenschriften veröf- fentlichten Pflanzen. Es folgt ein General-Re- gister über alle jetzt erschienenen 10 Jahr- gänge, ein Allen bestimmt sehr willkommene Zugabe, die vergebliches Suchen verhindert und so das kostbarste aller Güter, die Zeit ersparen hilft. Durch dieses General-Verzeich- niss wird das Garten-Jahrbuch zu einem sehr nützlichen Handbuche, die Ein- führungen der Neuzeit sich Raths zu erho- (E. R.) um über len. 3) @. W. Schiller, Orchideen-Katalog, .be- arbeitet von H. G. Reichenbach äil. Der zweite Katalog der Orchideen-Samm- lung des Herrn Schiller, der durch den ausge- zeichneisien Kenner dieser schwierigen Fa- milie Herrn H. G. Reichenbach bearbeitet ward. Durch die beigefügte Synonymie, Au- toren und Vaterland wird dieser Katalog ein wichtiges Handbuch für alle Orchideen-Samm- lungen, um so mehr, als die Sammlung Schil- ler’s auf dem Continente wohl die reichste ist und jetzt schon über 1200 Arten umfasst. Herrn Schiller, wie Herrn Reichenbach, daher den freundlichsten Dank für eine so höchst willkommene ‘Gabe, die, wenn der Verfasser V.. Literatur. auch noch Citate hinzugefügt hätte, eine noch grössere Wichtigkeit haben würde. (E. R.) A)Separalabdruck naturwissenschaft- licher Abhandlungen aus den Schrif- ten des zoologisch-bolanischen Vereines in Wien. Wien bei Karl Ueberreuter 1856. — Es enthält dieses Büchlein: -4) Eine pflanzengeographische Skizze des Bakonyerwaldes. 2) Neue Dipteren-Gattungen. 3) Jos. Erber. Beobachtungen und Versuche an lebenden Amphibien in Gefan- genschaft. Interessant ist hier, dass von einer’gelben Aesculap - Natter (Zamenis Aesculapi Wgl.) in Zeit von 4 Monaten 40 Mäuse und 2 Eidech- sen, und von einer schwarzen 31 Stück ver- zehrt wurden. Man sieht hieraus, wie nützlich diese Thiere sind , und wie Unrecht man hat, dieselben zu tödlen, wie dieses doch sehr häufig geschieht. Auch die kleineren Schlangen und Eidechsen sind sehr nützlich. So verzebrle eine grüne Eidechse von Februar bis Novem- ber 2040 Mehlwürmer , 112 Heuschrecken, 58 Cetonia aurala, 200 Regenwürmer, 408 grosse Fiiegen, und einige Hunderi kleine Käfer. 2) Schiner, Revision der Dipleren Oester- reich’s. 5) Reisseck. Die wilde Vegelation der Rebe im Wiener Becken. Die Rebe ist dort in der Nähe der Pflanzungen auf steinigem Boden zwischen Buschwerk und in Strassen- gräben verwildert. Hier bleibt sie in allen. Theilen kleiner und unansehnlicher, als die euliivirte Rebe. Ganz anders erscheint sie im Insel- und Ueberschwemmungsgebiete der Do- nau. Hier steigt sie als imposante Schling- _ pflanze an den höchsten Bäumen empor und bildet oft Stämme von der Dicke eines Schen- kels. In solcher üppigen Vegetation findet sie sich längs der Donau durch ganz Ungarn ver- wildert, oft niedrige Sträucher durch ihre kräf- tige Umarmung erstickend, oder gleich Tauen von einem Baume zum andern gespannt. Wirklich wild ist sie jedoch in ganz Europa nicht. Die Zone ihres spontanen Vorkommens beginnt erst im Osten des schwarzen Meeres. 63 Nach Europa ward sie bekanntlich durch die Römer gebracht. 6) Beitrag zur Fauna Dalmatien’s von G. Frauenfeld. 7) Fenzl, über Sedum Hillebrandtii. Ein neues Sedum, das mit S. acre zunächst verwandt ist, unterscheidet sich aber durch längere Stengel, die mil angedrückten, verlrock- neten, weissen Blättern gegen den Grund hin dicht bedeckt sind, Wächst im Flugsande des Flachlandes Ungarn’s. Es folgt eine vor- zügliche kritische Beleuchtung der andern ver- wandten Arten. (E. R.) 5) Carl Friedrich Förster, der instruc- live Führer dürch das Gesammtgebiet der allgemeinen Vorkenntnisse, Grundre- geln und Vortheile zum erfolgreichstem Betriebe der Zier- und Nutzgärtnerei etc, Vierte Auflage. Leipzig. Verlag von Wöl- ler. Unter den vielen Gartenbüchern eines der bessern, das von einem gebildeten Fachmanne geschrieben, auf Erfahrung gegründete Rath- schläge in kurzer, fasslicher Sprache bringt. Es ist diese neueste Auflage vielfach vermehrt und bereichert, und ist hierzu eigne Erfahrung, Auch der I. Theil des Allgemeinen Gartenbuches des Referenten hat dazu seinen Theil geliefert, indem oft ganze Sälze unverändert, oder mit einzelnen verschie- denen Wortredaktionen, so z. B. beim Humus, den Veredlungen elc. übergingen. Im Capitel über Veredlungen sind auch sämmtliche Figu- ren dem Allgemeinen Gartenbuch des Referen- ten entnommen. wie Literatur benutzt. Bei solch einer starken Benutzung und wiederholtem wörtlichem Abdruck hätle der Verfasser doch mindestens in der Vorrede oder im Texte auf die Quelle hinweisen sol- len, aus der für die Verbesserung der neuen Auflage geschöpft ward. Wir erklären übrigens gern, dass diese neue Auflage eines, schon früher von uns kräfigst empfohlenen Werkes, mit Fleiss, Um- sicht und Sachkennlniss den Stoff vermehrt hat, und daher als zweckmässiger Rathgeber dem Liebhaber und Gärtner zur Anschaffung empfohlen werden kann, Es enthält dieser 64 erste Band die allgemeinen Grundregeln etec., die bei der Ziergärtnerei in Anwendung kom- men. So über Anlage des Garlens, der Ge- wächshäuser und Mistbeete, über Erdarten, Standort, Wechseleultur, Pflege, Fortpflanzung der Gewächse, über Krankheiten und Vertilgung schädlicher Thiere eic., und zwar in über- sichllicher Zusammenstellung und klarer Spra- che. — (E. R.) 6) Ludwig Huber, die neue nützliche Bie- V. Person 1) Dr. Vogel, der die Entdeckungen Barth’s im Innern Afrika’s vervollständigen wollte, soll als Opfer für die Wissenschaft ge- fallen sein. In Wara, der Hauptstadt von Wadai, soll er auf Befehl des Sultans hinge- richtet worden sein. 2) Von den drei Brüdern S chlagintweil, die eine Reise nach Ostindien unternommen hatten, sind 2 zurückgekehrt und in London mit der Herausgabe ihres Reiseberichtes be- schäflig. HerrAdolph Schlagintweit ist dagegen noch in Indien, und weiss man seit dem Ausbruch des Aufstandes, noch nichts über dessen Schicksal. 3) Daniel Müller, Botanischer Gärtner in Upsala, starb im November 1857 an der Cholera. Deutscher von Geburt, lebte er nun schon bald 20 Jahre in Schweden und hat sich dort ungemeine Verdienste erworben, da er zu jenen seltenen strebsamen Männern ge- hörte, die nicht blos ausschliesslich ihrem Be- Gartenflora Deutschlands und der Schwesz, + nenzucht oder der Dzierzonstock. bei Geiger. 1857. Lahr Das Büchlein zeigt in der Einleitung, dass es höchst verkehrt sei, die Bienen eines Stockes behufs der Honig- und Wachsgewin- nung zu tödten. Es folgt bierauf die Beschrei- bung der Erbauung, Einrichtung und Behand- lung des Bienenstockes nach der Methode von Dzierzon. Ein praktisches Schriftchen für Bie- nenzüchter. (E. R.) alnotizen. rufe leben, sondern zugleich die Gabe be- sitzen, anregend auf weile Kreise hinzuwir- ken. So verdankt Schweden’s Gartenbau dem zu früh Verstorbenen ungemein viel, und es wird derselbe dort tief belrauert. Auch der Botanische Garten in Upsala war unter seiner Leitung rasch emporgeblühet. 4) Johann DeBrignole vonBrunn hof, Prof. und Direktor des Bot. Gartens in Modena, starb im Frühling 1857. 5) H. W. Schott, K. K. Hofgarten- und Menagerie-Direktor, Ritter ete., zu Schönbrunn bei Wien, der bekannte Monograph der Aroi- deen, wird oft mit seinem Vater, H. Schott verwechselt. Letzterer diente unler Joseph Frei- herr von Jacquin in den Jahren 1800 — 1819 als Universitätsgärtner in Wien , und erwarb. sich um den Botanischen Garten, sowie um die Flora Mähren’s sehr bedeutende Ver- dienste. — . de Z Kl Gen E77 gene ERZE rga 4 0a: ee 2 A273 Laca L Originalabhandlungen. i) Abgebildete Pflanzen. a) Tydaea (hybr.) Hansteini Origies. (Siehe Tafel 218.) Gesneraceae® Aus einer gegenseitigen Befruchtung der Tydaea ocellata und T. hyör. gi- gantea, die wir im Spätherbste 1855 vor- nahmen, erhielten wir im Sommer 1857 einen reichen, bis in den Herbst hinein dauernden Flor. Besonders auffallend war uns, dass unter der grossen Anzahl Sämlinge, die doch von demselben EI- ternpaare abstammten, nicht zwei zu fin- den waren, die sich in Farbe und Zeich- nung der Blüthen ganz gleich sahen. Es wäre uns ein Leichtes gewesen, we- nigstens zwanzig Formen herauszusu- chen, die sicher mehr untereinander ver- schieden gewesen, als es leider der Fall ist mit fast allen unseren. heutigen Mo- depflanzen, wie Verbenen, Fuchsien, Dahlien, Rosen. u. s. w., allein nach dem Grundsatze ',„Lieber wenig, aber gut‘ zogen wir es vor, nur einige der schönsten auszuwählen, die wir hier unsern Lesern im Bilde vorführen, Lei- der vermag der Farbendruck weder das brillante Colorit , noch die Feinheit der Zeichnung zu erreichen, immerhin wird das Bild genügen, die Verschiedenheit der Färbung und der Zeichnung zu con- statiren. In der Tracht gleichen sie weit mehr der 7. ocellata, ihr halb- | Species nachliefern werde. strauchiger Wuchs, die Form und Be- haarung der Blätter, die langgestreck- ten Rhizomen stellen sie der 7. ocellate weit näher; der Einfluss der 7. gigan- tes macht sich vorwiegend geltend in den meistens mehrblumigen Blüthenstie- len und in der ‘grösseren Blüthenfülle, während 7. oce//ata bekanntlich stets einzeln und überdies gewöhnlich sehr spärlich blüht. Wir dedieiren diesen interessanten Ba- stard dem Herrn Dr. Hanstein, des- sen vortreffliche Bearbeitung der Ges- neraceen (Linnaea, Band X. Heft 2.) wesentlich das Studium dieser so rei- chen und interessanten Familie erleich- tert, und hoffen, dass er bald die ver- sprochene Aufzählung der Genera und (E. O.) Eine Suite von der beistehenden Art sehr ähnlichen Formen erhielt der Un- terzeichnete aus einer Befruchtung von T. ocellata mit T. Warscewiczii, die im Botanischen Garten zu Petersburg vor- genommen ward. Wir haben dieser nicht minder schönen, im Spätherbst blühenden Art den Namen T. Lanskoi gegeben. (E. R.) IL, 1858. 66 b) Dianithus chinensis L. V Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, ar. laciniatus simplex — laciniatus plenus. (Siehe Tafel 219.) Die Beschreibung findet sich im letzten Heft. — ?) Beiträge zur Kenntnisse der in unsern Gärten eultivirten Maranteen. Von Dr. Fr. Körnicke. (Hierzu Taf. 220.) Unter den Pflanzen, die wegen ihrer | einen sichern Platz im System anzu- schönen und grossen Blätter besonders in neuerer Zeit als Decorationspflanzen geschätzt werden, nehmen die Maranteen eine der ersten Stellen ein. Entweder ist es das kräftige und oft glänzende Grün, oder die schönen Marmorirungen und Streifungen auf sammetartigem Grunde, oder die prächtige violette Farbe auf der Unterfläche der Blätter, welche zahlreiche Arten dieser Familie mit Recht zu allgemein beliebten und viel verbrei- teten Bürgern unserer Gewächshäuser gemacht haben. Ausserdem erregten ein- zelne Arten schon früh die Aufmerk- samkeit durch ihre Nützlichkeit, in- dem die einen in ihrem unterirdischen Stengel ein gutes Stärkemehl bergen, welches auch in den Handel kommt und unter dem Namen Ärrow-root allge- mein bekannt ist, während die Blätter von andern in ihrem Vaterlande zu al- lerlei Flechtwerk benutzt werden. Man sollte nun glauben, dass auch die wissenschaftliche Kenntniss dieser Familie einigermassen im Einklange mit dem vorhandenen Material stände, um so mehr, da bei weitem die meisten der eultivirten Arten in Gartenschriften ab- gebildet und von anerkannt tüchtigen Forschern beschrieben sind. Wer jedoch einmal genöthigt gewesen ist, einer Art weisen, oder wer auch nur einige der angeführten Beschreibungen flüchtig nach- gelesen hat, wird sich vom Gegentheil überzeugt haben; denn in den letztern finden wir fast immer die Klage, dass es bei der jetzigen Kenntniss dieser Fa- milie nicht möglich sei, die vorliegende Art sicher unterzubringen. In der That liest dieser Tribus der Cannaceen so im Argen, dass bisher noch nicht eine ein- zige Gattung festgestellt ist. Bringt doch in der allerneuesten Zeit Prof. C. Koch die allbekannte Maranta bicolor Ker zu Thalia, und wenn derselbe mit der be- gonnenen Consequenz fortfährt, so ha- ben wir in Kurzem keine Maranta mehr, sondern nur Thalia spec. Obwohl nun in Petersburg mannig- fache Hindernisse für nachfolgende Un- tersuchungen entgegenstehen, denn die Zahl der in den hiesigen zahlreichen und grossen Gärten cultivirten Arten ist noch gering und andre durch Klima und Verhältnisse gebotene Hemmnisse geben nicht die Mittel und Anregung, die eine Metropole der Wissenschaft wie Berlin und London oder ein an neuen Einführungen so reiches Land wie Belgien bietet, so glaube ich doch, dass selbst die unter den hier gegebenen Bedingungen gewonnenen Resultate ei- ame Ds Tat. 220 Sm lH I. Originalabhandlungen. niges Licht auf diese nicht blos für den Anblick, sondern auch für die Wissen- schaft so interessante Familie werfen werden. So weit diese für den Gärtner von Interesse sein können, mögen sie hier Platz finden; eine genauere Aus- einandersetzung wird an einem andern Orte erfolgen. Eine der grössten Schwierigkeiten bietet die Erklärung der Blüthe, die in ihrer Bildung von dem gewöhnlichen Bau der Monocotylenblüthe abweicht. Ob- gleich mehrere Forscher sehr gründliche vergleichende Untersuchungen darüber angestellt haben, so stimmen doch nicht zwei in der Erklärung derselben voll- ständig überein. Der Grund liegt darin, dass sie zu früh den realen Boden der Untersuchung verliessen_ und das bisher meist mit ausgezeichnetem Untersuchungs- talente Gewonnene früher zu erklären und durch ihre subjeetiven Ansichten in Einklang zu bringen suchten , bevor alle Bedingungen gegeben waren. Sehr nahe der Wahrheit kommt die Erklärung Lindley’s in seiner Introduction to the Natural System of Botany. Der unterständige Fruchtknoten trägt an seiner Spitze drei unter sich freie Kelchblätichen, die eine kürzere oder längere Blumenröhre einschliessen. An dieser bemerken wir mit den Kelchblätt- chen abwechselnd 3 Blumenkronblätt- chen, die zwar zarter als jene sind, aber nie so schön gefärbt und so in die Au- gen fallend, als die Gebilde, die sie ein- schliessen. Die Deutung dieser letztern hat bis jetzt die Ansichten getheilt. Um uns über sie klar zu werden, wollen wir den umgekehrten Weg wie bisher einschla- gen, d. h. nicht von aussen nach innen vorschreiten, sondern sie von innen nach aussen verfolgen, weil nämlich- die vor- kommenden Veränderungen stets an den 67 äussern Blättchen stattfinden, während die innersten immer anwesend sind, Zugleich mag. Canna mit seinen ver- wandten Gattungen fürs Erste bei Seite bleiben. Der dicke und anfangs rechtwinkelig scebrochene, später nach innen gebogene 8 ’ g Griffel (St.) X) wird von einem kapuzen- förmigen Blättchen (6) überdeckt, das an einer Seite mit einem Oehrchen (6?) versehen ist, An der entgegengesetz- ten Seite dieses Oehrchens befindet sich das fruchtbare Staubgefäss (5), welches immer an der, jenem Blättchen zugewand- ten Seite ein blumenblattartiges Anhängsel (5%) hat, welches, wenn es gross ist, das kapuzenförmige Blättchen deckt und am Grunde mit diesem verwachsen ist. An der andern Seite, wo sich der ei- gentliche Staubfaden befindet, ist das Staubgefäss am Grunde mit einem drit- ten Blättchen (4) verwachsen, welches stets eine Schwiele hat, die mitunter, namentlich bei der Gattung Maranta sehr weit in die Blumenröhre hineinragt. Bei einer Art aus Brasilien, von 'Hooker als Phrynium coloratum abgebil- det, aber nicht zu dieser Gattung ge- hörig, ist hiermit der Kreis der von der ©) | Blumenkrone eingeschlossenen Blättehen abgeschlossen. Bei der Gattung Cala- thea aber (wozu alle aus Südamerika stammenden Phrynien gehören) und bei Thalia befindet sich äusserlich noch ein anderes Blättchen (2), welches eine we- niger ausgezeichnete Bildung und eine Gestalt hat, wie wir sonst bei Blumen- blättern nicht selten finden, d. h. es ist im Allgemeinen verkehrt - eifürmig und kurz genagelt. Bei Maranta endlich und bei dem ächten (asiatischen) Phrynium *) Man vergleiche die auf der Tafel gege- bene Darstellung der Blüthe von Maranta se- tosa A, Dietr. und zugleich die Schemata. 5 * Er. Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. ist ausser diesem noch ein ähnliches, | das einseitig geöhrte Blättchen stehen ebenfalls äusseres Blättchen (1) vor- handen. Lestiboudois und ©. G. Nees von Esenbeck haben, mögen nun vier mehr oder weniger blumenblattartige Gebilde vorhanden sein, wie bei Calathea und Thalia, oder mögen wir deren fünf fin- den, wie bei Maranta, immer 6 Blätt- chen herausdemonstrirt, um auf diese Weise die Cannaceenblüthe in Einklang mit der sechsmännigen Monoeotyleen- blüthe zu bringen, Zu diesem Zwecke nehmen sie bald an, dass ein Blättchen aus zwei verwachsenen besteht, bald, dass eines sich gespalten hat. In der Deutung der einzelnen Blättchen sind sie jedoch keineswegs einig. Die ein- zelnen oben beschriebenen Blätichen re- präsentiren aber stets nur einfache Or- gane, wie aus ihrer Stellung deutlich hervorgeht, Betrachtet man diese Blättchen wo sie ihre grösste Breite erreicht haben, so sieht man freilich keine Spur eines nor- malen Abwechselungsverhältnisses mehr. Untersucht man sie aber an der Stelle, wo sie sich unter einander und von den drei Blätichen der Blumenkrone trennen, so ergibt sich Folgendes: Bei Maranta wechselt jedes der bei- den äussern Blättchen mit je 2 Ab- schnitten der Blumenkrone ab. Dage- gen ist an der Stelle, wo man ein drittes Blättchen erwarten sollte (3 in den schematischen Figuren), eine Lücke, Bei Calathea wechselt das eine äussere Blättchen mit zwei Abschnitten der Blu- menkrone ab, während zwei Lücken da vorhanden sind, wo man zwei Blättehen vermuthen sollte, um den normalen diei- zähligen Kreis vollständig zu haben. Die drei andern Gebilde, nämlich das schwielige Blättchen, das fruchtbare Staubgefäss mit seinem Anhängsel und den drei Abschnitten der Blumenkrone gegenüber, sie repräsentiren also einen innern dreizähligen Kreis. Da wir in der typischen Monocoty- leenblüthe auf .einen dreizähligen Kelch und eine dreizählige Blumenkrone einen mit der letztern abwechselnden äussern Wirtel und darauf einen ihr gegenüber- stehenden innern Wirtel von Staubgefäs- sen finden, so erscheint die Deutung vollständig gerechtfertigt, wenn wir bei den Maranteen einen innern dreizähligen Wirtel und einen äussern unvoliständi- gen Wirtel von Staubgefässen annehmen, die bis aufein fruchtbares, sämmtlich in unfruchtbare blumenblattähnliche Gebilde umgewandelt sind. Unterstützt wird dieseErklärung noch dadurch, dass selbst das fruchtbare Staubgefäss noch durch sein Anhängsel (5?) eine blumenblatt- ähnliche Beschaffenheit hat, und ferner- dadurch, dass bei den Musaceen auch nicht alle sechs, sondern nur fünf nor- mal ausgebildete Staubgefässe vorhan- den sind. Die Blüthe von Canna scheint auf den ersten Blick sehr verschieden von den Maranteen zu sein; bei genaue- rer Ansicht zeigt es sich aber, dass diese Verschiedenheit nur auf der speciellen Ausbildung der einzelnen Theile beruht. Der Griffel ist plattgedrückt und gerade. An seiner Spitze ist er solid (nicht aus- gehöhlt), abgestutzt und mit einer schma- len, linearen, narbenähnlichen Stelle ver- sehen, Die wirkliche Narbe scheint mir (wie auch Schnizlein in seiner Icono- graphia) unterhalb der Spitze an einer der Kanten zu liegen, wo eine schmierige Feuchtigkeit abgesondert wird, in der die Pollenkörner ihre Schläuche treiben. Die grossen Pollenkörner gelangen ebenso- wenig wie bei den Maranteen direct auf die Narbe, sondern werden von dem zur 1. Originalabhandlungen. Zeit des Stäubens an den Griffel ange- drückten chen Seiten des Griffels’ abgelagert, von wo aus sie durch äussere Motoren auf Sie sind | mit kleinen Papillen besetzt, während sie | | zweitheilige Blättehen, sowie das frucht- die Narbe gebracht werden. bei den Maranteen glatt sind. Der Griffel wird von der einen Seite | von einem blumenblattähnlichen Stami- | nodium, welches zurückgerollt ist und | das Labellum genannt wird, von der an- dern Seite von dem fruchtbaren Staub- | | und das Labellum dem.einseitig geöhrten Der Staubbeutel | ist mit der unternHälfte an das blumen- | blattartige Anhängsel angewachsen, wel- | ches letztere ihn überragt und 'an. der | | Blättchen dreht sich nämlich nach dem gefässe mit seinem blumenblattähnlichen Anhängsel umgeben. Spitze zurückgerollt ist. ‚Die beiden noch übrigen Blättchen | sind aufrecht | und haben entweder eine unter sich gleiche | | Glieder eines äussern Wirtels vor sich stehen mehr nach aussen , Gestalt, oder das eine ist tief gespalten. Aus diesem Grunde hat man das letz- | tere auch dann, wenn es einfach ist, als | aus zweien verwachsen angesehen, und | dasselbe mit den andern äussern Blätt- | chen für die drei Glieder des äussern | Wirtels von Staminodien angesehen, wäh- | rend die drei Glieder des innern durch | | jedoch constant und sicher das wahre das fruchtbare Staubgefäss und das La- bellum repräsentirt werden sollen, indem | | speciosa Rose,, Sellowii B., maculataLk., | leptochila B., und lagunensisLindl. zu un- Nees von Esenbeck das letztere, Lesti- boudois dagegen das erstere als aus zwei Theilen verwachsen ansieht. Die Stellung | der einzelnen Blättehen anihrem Grunde | zeigt jedoch auch hier, dass keine Ver- | wachsung zweier Theile stattfindet, selbst | da nicht, wo wie bei mehreren Arten (z. B. Canna Sellowii B., das eine der äussersten Blättchen tief getheilt ist. Die Stellung der einzelnen Blättchen ist ganz der bei Calathea und Thalia entsprechend. Das eine ungetheilte äussere Blätt- chen wechselt nämlich mit zwei Ab- Staubbeutel auf eine der ila- | speciosa Rosc,) | 69 | schnitten der Blumenkrone ab*), gehört also einem äussern Wirtel von Stami- nodien an, dessen beide andern Glieder fehlen. Nach P. C. Bouch& soll auch dieses Blättchen zuweilen getheilt sein. Dagegen steht das andere häufig bare Staubgefäss und das Labellum den Abschnitten der Blumenkrone gegenüber, bilden also einen innern Wirtel. Es entspricht mithin das häufig zweitheilige Blätichen dem schwieligen Staminodium, Staminodium bei den Maranteen, ‘ Dies widerspricht allerdings dem ersten Eindrucke, den die Blüthe von Canna macht, Das häufig zweitheilige äussersten Staminodium hin, und da es an Gestalt und Richtung ihm sehr ähn- lich ist, so glaubf man anfangs zwei zu haben, während das fruchtbare Staub- gefäss und das Labellum, die nach dem Grunde zu sich umfassen, zwei Glie- der eines innern Wirtels zu bilden schei- nen. Dies ist auch die Erklärung P. C. Bouch®’s. Eine genaue Ansicht der ein- zelnen Blättchen an ihrem Grunde zeigt Verhältniss, Ich hatte Gelegenheit C. tersuchen, die alle zur Gruppe mit kur- zer Blumenröhre gehören. Bei der Gattung Distemon P. C. Bouch& ist nur das fruchtbare Staubge- fäss und das Labellum vorkanden. Der äussere Wirtel von Staminodien fehlt also ganz und vom innern das äusserste Glied. Von besonderer Wichtigkeit bleibt es *) Man vergleiche die auf der Tafel gege- benen Blülhenschemata von Canna. 70 noch zu erfahren, das wie vielste Glied des äussern stets unvollständigen Wir- tels fehl schlägt, und das wie vielste Glied des innern Wirtels das fruchtbare Staub- gefäss bildet, Bei der Blumenkrone von Canna sind die Deckungsverhältnisse der einzelnen Abschnitte stets deutlich: der äusserste deckt den einen Rand des mittlern und innersten, der mittlere deckt den andern Rand des innersten, während sein ande- rer Rand ungedeckt ist, der innerste ist also an beiden Rändern gedeckt, len wir consequent weiter, so sehen wir, dass das erste und dritte Glied des äus- sern Wirtels der Staminodien fehlen, dagegen das zweite (mittlere) vorhanden ist; und ferner, dass das häufig zwei- theilige Blättchen das erste (äusserste) Glied des innern Wirtels, das fruchtbare Staubgefäss das zweite (mittlere) und das Labellum das dritte (innerste) Glied ist. Wäre also vollständig ein 2 X 3 zähliger Wirtel von Staminodien vor- handen, so würde das fünfte Glied das fruchtbare Staubgefäss sein, Bei den Maranteen habe ich die (der bei Canna ganz conformen) Deckung der Blumenkronabschnitte bisher nur bei Calathea verfolgen können, weil wäh- rend des Verlaufs der Untersuchungen die Arten dieser Gattungen abgeblüht waren; dagegen sind die Deckungsver- hältnisse der Staminodien selbst deutli- cher als bei Canna und geben ein ganz analoges Resultat, Bei dem innern Wirtel bildet nämlich das schwielige Staminodium (4) deutlich (wie auch alle Autoren übereinstimmend angeben) das äusserste Glied, während das fruchtbare Staubgefäss mit seinem blumenblattarti- sen Anhängsel (5) das kapuzenförmige Staminodium (6) deckt, also das zweite (mittlere) Glied bildet, während dieses letztere demnach das dritte (innerste) Zäh- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ‚ist, Zählen*wir dann den äusseren Wir- tel rückwärts, so finden wir bei ihm das zweite (mittlere) Glied ausgebildet, wäh- rend das dritte und erste fehlt. Bei Maranta ist der innere Wirtel ganz analog, beim äussern finden wir das erste und zweite Glied- ausgebildet, das dritte (innere) aber fehlend. Resum&: Die Cannaceen haben ei- nen doppelten, eigentlich 2 X 3zähligen, aber nie vollständig ausgebildeten Wir- tel von Staminodien, dessen (normal) fünftes Glied das fruchtbare Staubgefäss bildet, Der äussere Wirtel ist nie voll- zählig,; entweder fehlt das dritte Glied (bei Phrynium und Maranta), oder das erste und dritte (bei Canna, Eurystylus, Calathea, Thalia, Ischnosiphon) oder der ganze Wirtel (bei Distemon und Mono- stiche); der innere Wirtel ist stets voll- zählie mit Ausnahme von Distemon, bei dem das äusserste Glied desselben fehlt. Diese Ermittelungen sind wichtiger, als sie anfangs scheinen. Sie zeigen nämlich die Unterschiede von den Zin- giberaceen, die ausserdem sich noch durch einen röhrig verwachsenen Kelch und ein normal ausgebildetes Staubge- fäss unterscheiden, welches den dünnen Griffel einschliesst. Bei Hedychium*) nämlich , der einzigen Gattung, die ich bisher lebend untersuchen konnte, ist der äussere Wirtel von Staminodien voll- zählig. Dagegen fehlt vom innern das erste und zweite Glied, während das dritte (innerste) Glied als normales Staubgefäss (ohne blumenblattartiges Anhängsel) vorhanden ist. Das frucht- bare Staubgefäss bildet also das (nor- mal) sechste Glied des eigentlich 2 X 3 *) Man vergleiche das auf der Tafel ge- gebene Blüthenschema von Hedychium Gard- nerianum Wall. I. Originalabhandlungen. zähligen Wirtels der .Staminodien. Dies scheint nur ein Grund mehr, die Canna- ceen von den Zingiberaceen getrennt zu halten, während sie einige neuere Au- toren vereinigen. Wichtigkeit der besondern Ausbildung der einzelnen Blüthentheile- für die Unterscheidung der Gattungen und Arten. Die Unterschiede der beiden Tribus der Cannaceen nämlich der Canneen und Maranteen hat zuerst Meissner in sei- nem grossen Werke über die Gattungen der Pflanzen trefflich auseinander gesetzt. Die Canneen hatte P. C. Bouche zum besondern Studium gemacht und alle erreichbaren Arten in Cultur. Er trennt die Gattungen Eurystylus und Distemon von Canna und gibt eine Zusammenstel- lung der Arten im 18. Bande der Lin- naea, Leider hat er die versprochenen Diagnosen nicht geliefert. Für die Maranteen existirt keine Zu- sammenstellung , die auf vorhergegan- gene wissenschaftliche Untersuchung ba- sirt wäre, In Roscoe’s grossem Werke sind mit wenigen Ausnahmen nur die Arten berücksichtigt, die er ceultivirt zu sehen Gelegenheit hatte, und auch bei diesen Arten entbehren seine Angaben der nöthigen Genauigkeit und Schärfe. Was wir sonst besitzen, sind nicht eben geschickte Compilationen, Die einzelnen Blüthentheile zeigen gewisse Eigenthümlichkeiten,, die theils für die Gaitungen, theils für die Grup- pen innerhalb derselben constant sind, theils zur Unterscheidung der einzel- nen verwandten Arten dienen können, In den Beschreibungen fehlt sehr häu- fig die nöthige Genauigkeit, weshalb ich hier im Allgemeinen auf die Wich- 1 tigkeit derselben aufmerksam machen will. Der Kelch. Durch besonders kleine Kelchblätt- chen ist die Gattung Thalia ausgezeich- net. Die Grösse derselben ist bei Grup- pirung der Arten von Maranta nicht ohne Gewicht, Die Form derselben und ihre Lage zeigt bei den beiden Gruppen von Ischnosiphon constante Verschiedenhei- ten. Es ist daher genau auf sie zu ach- ten, indem sie leicht auch da von Wich- tigkeit sein dürften, wo ich noch keine vergleichenden Untersuchungen anstellen konnte. Für die Unterscheidung der Arten ist der Mangel oder die Anwe- senheit einer Behaarung von DBedeu- tung. Die Blumenröhre. Die Blumenröhre, welche aus der Verwachsung der Blumenkrone, der Staminodien und des Griffels gebildet wird, ist von ähnlicher Wichtigkeit, wie der Kelch. Sie ist sehr kurz und weit bei Thalia und der Gruppe von Maranta, zu der Maranta Tonchat Aubl. gehört, sehr lang, eng und gerade bei Ischnosiphon, gebogen bei Maranta arundinacea L. und ihren Verwandten. Die dazwischen liegenden Abstufungen zeigen sich für die einzel- nen Gruppen ebenfalls constant. Die (sehr seltene) Behaarung ist ebenfalls nur von Wichtigkeit für Unterscheidung der Arten. Die Abschnitte der Blumen- krone, Sie scheinen am wenigsten Wichtig- keit zu besitzen. Nur die Anwesenheit oder Abwesenheit der Behaarung kommt für die Unterscheidung der Arten in Betracht, ” 12 Die äussern Staminodien, Die Bedeutung, welche die Zahl der | äussern Staminodien (zwei, eins oder keins) für die Unterscheidung der Gat- tungen hat, geht schon aus dem frühern Theil dieser Abhandlung, sowie aus den Schriften von Lestiboudois und Nees v. Esenbeck hervor. Um so unbegreifi- cher ist es, dass C. Koch sie so völlig übersehen konnte, dass er eine Anzahl Maranta-Arten mit Thalia zusammenge- würfelt, eine Vereinigung, die auch aus anderu Gründen eine höchst unglückli- che ist. Die relative Grösse derselben, in Bezug auf das fruchtbare Staubge- fäss und das innerste Staminodium, ist bei Gruppirung der Arten von Maranta und Calathea von Wichtigkeit. Sind zwei vorhanden, so ist das eine (das zweite oder mittlere Glied des Wirtels) fast immer etwas grösser. Das schwielige Staminodium, Die Grösse und vielleicht auch die Form der Schwiele an dem äussersten Gliede des innern Wirtels der Stamino- dien ist jedenfalls nicht ohne Bedeutung. Von besonderer Grösse ist sie im All- gemeinen bei Maranta und Thalia, wo sie sich zwischen den Griffel und das fruchtbare Staubgefäss schiebt. Viel kleiner ist sie bei Calathea, wo sie (im- mer ?) mit dem Staubfaden verwachsen ist, Bei der Abtheilung Eucalathea tritt sie (wenn mich mein Gedächtniss nicht täuscht) gar nicht mehr deutlich hervor, sondern zeigt sich nur als eine schwie- lige Anschwellung und ist daher an trocknen Blüthen nicht wahrzunehmen. — Für den Habitus der Blüthe und wahr- | scheinlich auch für Gruppirung der Ar- ten nicht ohne Interesse ist die grös- sere oder geringere Ausbildung des oberhalb der Schwiele gelegenen Theils. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, Das fruchtbare Staubgefäss. Die Höhe, bis zu welcher das blu- menblattartige Anhängsel mit dem Staub- beutel oder dem Staubfaden verwachsen ist, zeigt für jede einzelne Gattung eine grosse Beständigkeit, während die Grösse des Anhängsels selbst sehr verschieden ist „.aber für die einzelnen Gruppen der Gattungen von Gewicht zu sein scheint. Bei Maranta und Thalia ist der Staub- beutel stets völlig frei, d.h, das blumen- blattartige Anhängsel ist nur bis zum Grunde des Staubbeutels mit dem Staub- faden verwachsen, Bei Calathea und Ischnosiphon ist es bis zur Mitte des Staubbeutels angewach- sen, während dessen obere Hälfte frei ist. Da aber bei denjenigen Arten von Cala- thea, die fälschlich als Phrynien beschrie- ben sind, das Anhängsel nur klein ist und sich nach seiner Spitze zu allmählig verläuft, so hat man seinen obern Theil ganz übersehen und den Staubbeutel für völlig frei gehalten. Man glaubte des- halb, einen Unterschied von der Calathea im engern Sinne (Eucalathea) gefunden zu haben, wo das Anhängsel nach oben breiter wird und daher leichter zu er- kennen ist. Dass diese Grössenverhält- nisse innerhalb der Gattung variiren, werden wir bald sehen. Uebrigens kann man auch bei Ischnosiphon die Ver- wachsung leicht verkennen , indem oft der mit dem Staubbeutel verwachsene Theil äusserst schmal ist. Bei Mono- stiche ist die Grösse und Verwachsung ähnlich wie bei Eucalathea. Bei dem ächten (asiatischen) Phry- nium endlich ist der Staubbeutel der ganzen Länge nach mit dem Anhängsel verwachsen. Die Grösse des Anhängsels zeigt Beständigkeit in gewissen Gruppen. Bei Maranta bicolor Ker, und einer andern I. Originalabhandlungen. neuen Art ist es sehr klein, vielmals kürzer als der Staubbeutel und bildet ein Zähnchen. Bei den Abtheilungen Stromanthe und Saranthe, sowie bei ge- wissen Arten von Eumaranta ist es läng- - lieh und etwas länger als der Staubbeu- tel. Bei Maranta arundinacea L. und den verwandten Arten von Eumaranta ist es breiter und mehr umgekehrt - ei- förmig. Noch breiter ist es bei der in den Gärten nicht vertretenen Abtheilung Xerolepis, wenigstens bei M. Moritziana Keke. Ebenfalls breit und verkehrt-eiförmig ist es bei Thalia. BeilIschnosiphon ist es in der einen Gruppe ähnlich wie bei den oben er- wähnten Calatheen, die fälschlich als Phrynien beschrieben sind, während es in der andern Abtheilung die Grösse und Gestalt wie bei Stromanthe hat. Für Calathea und Monostiche sind die Grössenverhältnisse schon erwähnt. Bei Phrynium ist es breit und ver- kehrt-eiförmig. Das kapuzenförmige Stamino- dium. Das innerste, den Griffel bedeckende Staminodium bietet nicht minder als das fruchtbare Staubgefäss constante Unter- schiede dar, die zum grössten Theil in dem Oehrchen liegen, in das es sich an der dem fruchtbaren Staubgefäss ab- gewandten Seite verlängert, Dieses Oehr- chen ist bei Maranta etwas breit, flach und herabsteigend, nur bei Maranta af- finis Keke,, wo es sehr klein ist, hat es eine Richtung nach oben, unterscheidet sich aber immer noch von Calathea, bei der das Oehrchen nach oben gekrümmt und mit den Rändern eingerollt ist, weshalb es viel schmaler erscheint. Eben- falls schmal und in die Höhe gerichtet erscheint es bei Ischnosiphon, abwärts 13 gerichtet bei Monostiche. Bei der letz- tern findet sich aber darin ein Unter- schied von Maranta und allen übrigen Gattungen, dass es die unmittelbare ge- radlinige Fortsetzung des obern kapu- zenförmigen Theiles bildet, während sonst zwischen ihm und jenem Theile eine Einbuchtung vorhanden ist. Am eigen- thümlichsten ist es bei Thalia, wo es sehr lang und bis zu seinem Grunde in zwei schmale parallele Bänder gespalten ist, die bald mehr nach oben, bald mehr nach unten gerichtet sind und von de- nen das obere an Breite das untere oft übertrifft. Bei Phrynium ist das Oehr- chen klein. Bei Calathea, Monostiche und Ischno- siphon tritt der Rand des Staminodiums unterhalb desOehrchens (immer?) in ei- nen kleinen schwieligen Vorsprung her- aus, so dass dadurch auch unterhalb des Oehrchens eine Einbuchtung entsteht, die bei Maranta und Thalia fehlt. Der Stempel. Der unterständige Fruchtkno- ten ist durch den Mangel oder die An- wesenheit der Behaarung und nicht we- niger durch die Art desselben von ent- schiedener Wichtigkeit für die Unter- scheidung der Arten. Bei der sich ent- wickeleden Frucht verschwindet sie ent- weder ganz oder wird wenigstens viel dünner, Wichtig für die Unterscheidung der Gattungen ist der innere Bau des Frucht- knotens, je nachdem er ein oder drei fruchtbare Fächer hat. Hierin zeigen sich nun die amerikanischen Arten der verschiedenen Gattungen durchaus con- stant, dagegen bieten die asiatischen Ar- : ten so bedeutende Inconsequenzen dar, dass dadurch meine an den amerikani- schen ‘sehr zahlreichen Arten gewonne- nen Unterschiede der Gattungen immer ı4 noch grossem Zweifel unterliegen. In den Gärten werden, so viel mir bekannt ist, mit Ausnahme des ostindischen Phry- nium parviflorum Roxb. (und vielleicht der Maranta indica Tuss.?) sowie der afrikanischen Maranta cuspidata Rose. nur amerikanische Arten cultivirt, und ich glaube daher wenigstens soviel ge- wonnen zu haben, dass wir diese sicher ihren Gattungen zuweisen können, was bisher nicht möglich war. Bei Calathea und Monostiche ist der Fruchtknoten zwar dreifächerig, wie bei Canna, gleichwohl aber verschieden. Während nämlich bei Canna die Schei- dewände auf gewöhnliche Weise gebil- det werden , indem die Ränder der Fruchtblätter sich nach innen schlagen, in der Mitte verwachsen und hier die Eichen tragen, so gehen bei Calathea die drei Scheidewände von der Mitte des Fruchtknotens aus und stossen zwar an die Carpellblätter an, sind aber nicht mit ihnen verwachsen. Zugleich steigt das einzelne Eichen jedes Faches vom Grunde auf. Jede Scheidewand hat dabei auf dem Querschnitte ein helleres Lumen. Durch diese Beschaffenheit der Schei- dewände wird zugleich der Bau des Fruchtknotens bei Maranta klar. Hier ist nämlich nur ein Fach mit einem Ei- chen, neben dem sich ein Körperchen be- findet, das auf dem Querschnitt drei hellere Stellen zeigt, und scheinbar aus 3 steri- len Fächern besteht, wie es auch Le- maire bei Maranta (Stromanthe) speetabilis Keke. (Stromanthe spectabilis Lem. Jard. Fleur.4, tab. 401) nicht nur deutet, son- dern zum Ueberlluss noch in jedes ein unvollkommenes Eichen hineinzeichnet. Man bekäme dann also vier Fächer. Je- nes Körperchen besteht aber aus nichts anderem, als aus den durch das Eichen zur Seite gedrängten und unter sich Garienflora Deutschlands und der Schweiz, verwachsenen drei Scheidewänden, deren drei Lumina die drei hellern Stellen bil- den. Ganz ebenso verhält sich Thalia und Ischnosiphon, und C. Koch, der je- nes Körperchen für das einzige Kenn- zeichen von Thalia in Anspruch nimmt, hat deshalb alle Arten von Maranta, die er untersuchte und bei denen er natür- lich jenes Körperchen finden musste, mit allzugrosser Eile zu Thalia gebracht. Im trocknen Zustande sieht man übri- gens häufig die drei Scheidewände ge- trennt, sei es, dass sie sich durch das Austrocknen trennen , Sei es, dass sie schon im lebenden Zustande nicht ver- wachsen waren, Sondern zwei leere Fächer einschlossen. Beim Reifen der einsami- gen Frucht werden sie völlig resorbirt. ' Während nun die Arten der ange- führten Gattungen durchaus constant im Bau des Fruchtknotens sind und stets drei fruchtbare Fächer und drei Eichen, wie Calathea und Monostiche, oder ein fruchtbares Fach mit einem Eichen wie Maranta, Thalia und Ischno- siphon zeigen, so sind dagegen die asia- tischen Phrynien hierin sehr unbestän- dig. Phrynium parviflorum Roxb. wird von seinem Autor mit einem Fruchtkno- ten beschrieben, der nur ein fruchtba- res Fach mit einem Eichen besitzt, und meine Untersuchungen bestätigen dies. Dagegen schreibt derselbe, sowie alle andern Autoren, dem sehr nahe ver- wandten Phrynium capitatum Willd. ei- nen dreieiigen Fruchtknöoten zu. Ich selbst hatte nicht Gelegenheit diese Art zu untersuchen, dagegen zeigte Phry- nium canniforme Keke. ebenfalls einen dreifächerigen , dreieiigen Fruchtknoten, Die Frucht, deren Verschiedenhei- ten ich nicht umfassend genug un- tersuchen konnte, scheint zwar keine allzu grossen Abweichungen zu zeigen, gleichwohl dürften diese bei Unterschei- l. Originalabhandlungen. dung der Gattungen nicht ohne Gewicht sein. Bei Maranta und Thalia schliesst die häutige Fruchtschale sich eng an den einen Samen an, und ist dabei we- nig länger als ihre grösste Breite. Bei Ischnosiphon ist sie dagegen länger und die pergamentartige Schale springt an der Sptize auf. Bei Phrynium canni- forme Kcke, scheint die Schale trocken- fleischig zu sein; denn im getrockneten Zustande ist die äusserste Haut eingefal- len und bildet zahlreiche Vertiefungen, Ist eine hinlängliche Befruchtung vor- hergegangen, so bilden sich wohl sämmt- liche vorhandenen Eichen zu Samen aus, und es ist vielleicht einer unvollkomme- nen Befruchtung zuzuschreiben, wenn ich in der einen von mir untersuchten Frucht von Phrynium canniforme Kcke. nur einen Samen fand, während der junge Fruchtknoten drei Eichen ein- schliesst. Der Same schliesst in einem hor- nigen Perisperm den hufeisenförmig ge- krümmten Embryo ein, der an seinem dicken Wurzelende das Eiweiss durch- bricht und bis zum Nabel reicht, wäh- rend der andere spitz zulaufende Schen- kel kürzer ist. Die äussern und innern Versehiedenheiten des Samens sind von Gewicht für die Unterscheidung der Gattungen, Er ist häufig am Grunde mit einem knorpeligen, nach unten gewendcten ein- gerollten Samenmantel versehen, wie bei Thalia, Ischnosiphon und den meisten Arten von Maranta. Bei Maranta Lusch- nathiana Rgl. et Keke. und wahrschein- lieh auch bei ihren Verwandten verlän- gert er sich an der einen Seite in zwei schmale, bis zur Spitze reichende Bänd- chen. Er fehlt bei Maranta Moritziana Kceke, und Calathea, welche dagegen am Nabel eine kreisförmige, in der Mitte mit einem Spitzchen versehene Scheibe 73 besitzen. Auch diese fehlt endlich bei Phrynium canniforme Kcke. Die Oberfläche ist eben bei Thalia und Ischnosiphon, mit Längs- und Quer- Vertiefungen versehen bei allen übrigen. An seiner Spitze ist er abgerundet bei Thaliaund Phrynium canniforme Kcke., in eine Kante zugeschärft bei Ischnosi- phon, abgestutzt und nicht selten mit einem aufgesetzten Spitzchen versehen bei Maranta und Calathea. An der einen (innern) Seite hat er zwei scharfe, nach unten in zwei Spitz- chen verlaufende Kanten bei Calathea, sonst ist er an dieser Stelle abgerundet. Bei einigen Arten von Maranta sind ebenfalls zwei Kanten, die aber stumpfer sind. Er ist von länglicher Gestalt bei Ischnosiphon, bei den übrigen kurz oval oder tönnchenförmig. Bei Thalia ist das Eiweiss zwischen den beiden Schenkeln des Embryos un- unterbrochen; dagegen findet sich zu beiden Seiten des Embryos ein ihm pa- ralleler, also ebenfalls hufeisenförmig gekrümmter Kanal. Bei allen übrigen Gattungen fehlen diese parallelen Kanäle. Dagegen ist ein Kanal zwischen den Schenkeln des Embryos, der unterhalb der Krümmung desselben bei Calathea, Maranta ünd Ischnosiphon aufhört. Bei Phrynium canniforme Keke. dagegen, wo cr zu- gleich breiter ist, theilt er sich an je- ner Stelle in 2 sehr verbreiterte Aeste, zwischen denen der Embryo wie zwi- schen den Zinken einer aufrechten Ga- bel hindurchgeht. Der dicke Griffel ist an der Spitze ausgehölt, und diese Oeffnung wird ge- wöhnlich als Narbe bezeichnet, während mir nur derobere, eine schmierige Feuch- tigkeit absondernde Rand derselben diese Function zu versehen scheint, Auf dem 76 dieser Stelle zunächst liegenden oberen etwas abgeplatteten Theil des Griffels werden die grossen glatten Pollenkörner abgelagert, Der untere Rand der Grif- felmündung ist immer etwas verlängert, auf eine sehr bedeutende Weise aber bei Thalia, wo er fast bis aufden Grund der Blumenröhre hinabreicht. Charakter der Maranteen und Ueber- sicht ihrer Gattungen. Die Fächer des Fruchtknotens ein- eiig; das Eichen camptotropisch (bei Thalia campylotropisch?) vom: Grunde aufsteigend; der Embryo hufeisenförmig gekrümmt *). (Die Canneen unterscheiden sich von ihnen ausser durch das Wachsthum-und die verschiedene Ausbildung der Stami- nodien und des Griffels noch durch die von den Carpellblättern ausgehenden Scheidewände, durch die vieleiigen Fä- cher, durch die horizontalen anatropi- schen Eichen, durch den vielzerschlitz- ten am Nabelstrang stehenbleibenden Samenmantel, durch den graden keulen- förmigen Keimling). 1) Fruchtknoten nur mit einem frucht- "baren Fache. A. Zwei äussere Staminodien. (Blumenröhre mehr oder weniger weit; Staubbeutel frei; Samen abgestutzt-oval, uneben). Maranta L. *) So lange die Arten noch nicht geblüht haben, werden sie oft mit Heliconia bezeichnet, Die Maranteen unterscheiden sich aber von allen Verwandten leicht durch den an der Spitze angeschwollenen drehrunden Blattstiel, der in ähnlicher, aber doch verschiedener Weise | mir nur bei einigen Orchideen bekannt. Diese werden durch Consistenz der Blätter leicht un- | lerschieden. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. B. Ein äusseres Staminodium. (Blumenröhre sehr kurz und weit; Staubbeutel frei; -Frucht oval, häutig, nicht aufspringend; Sa- men oval, abgerundet, eben), Thalia LL. 2) Fruchtknoten mit drei fruchtbaren Fächern *). A. Zwei äussere Staminodien, (Staubbeutel der ganzen Länge nach angewachsen), Phrynium Willd. B. Ein äusseres Staminodium. (Staubbeutel nur mit der untern Hälfte angewachsen). Calathea G. F. W. Meyer. C. Kein äusseres Staminodium. (Staubbeutel nur mit der untern Hälfte angewachsen). Monostiche Kocke. Die in unsern Gärten eultivirten Ar- ten der Maranteen. MarantaL. | Die Gattung Maranta ist von allen anderen leicht durch ihre beiden äus- sern Staminodien zu unterscheiden, mit Ausnahme von Phrynium, das darin mit ihr übereinstimmt und über dessen noch problematischen Unterschiede weiter un- ten gesprochen werden soll. In den Gärten werden drei verschie- dene Gruppen cultivirt. Die erste hat einen lockern Blüthenstand und bildet den alten Stamm der Gattung, weshalb ich sie Eumaranta nenne. Mit Ausnahme der Maranta Jaequini R. et S. sind die beiden äussern Staminodien gross und bilden eine Art Lippe. | Die zweite Gruppe wird durch einen *) Die Ausnahmen siehe unter Phrynium. I. Originalabhandlungen. verzweigten rispenartigen Blüthenstand und durch kleine äussere Staminodien charakterisirt. Sonder bildete aus ihr die Gattung Stromanthe. Es ist indess kein anderer als der eben angegebene Unterschied von der Stammgruppe der Gattung Maranta L, vorhanden. Die dritte Gruppe hat eine gedrängte Achre, deren Bracteen zweizeilig stehen, aber nach einer Seite gewendet sind und an dieser die Blüthen einschliessen. Auch sie hat kleine äussere Stamino- dien. Der anfangs scheinbar abwei- chende Habitus von der Stammgruppe wird dadurch vermittelt, dass durch M. Riedeliana Kceke. eine Art Ueber- gang zu Stromanthe gebildet wird. An üppigen Exemplaren ist das Wachsthum (die Beblätterung und Verzweigung) ganz ähnlich wie bei den vorigen Grup- pen. Wegen der nach einer Seite ge- wendeten Bracteen und Blüthen, die den Aehren eine Aehnlichkeit mit einem sogenannten Handfeger geben, ist diese Gruppe von uns Saranthe (Rgl. et Kcke.) genannt worden. Eine vierte ihr verwandte, aber durch eine. eigenthümliche Tracht und durch 'an der Frucht aus den Bracteen lang hervorstehende Kelchblättchen ausge- zeichnete Gruppe wird in unsern Gärten noch nicht eultivirt. C. Koch bringt die zweite und dritte Gruppe ganz, und von der ersten eine Art zu Thalia, worüber bei dieser ein Weiteres zu finden ist. l. Eumaranta, Die Blüthentraube locker undeinfach; dieBracteenstehen bleibend oder abfallend; die beiden äusseren Staminodien gross und lippenförmig, nur bei der letzten Art klein, 77 A. Die Blumenröhre ziemlich lang; die beiden äusseren Staminodien ziemlich gross und lippenförmig. 1) M. arundinacea L, Rose. Seit, tab. 25. Diese auf den Westindischen Inseln und im tropischen Amerika von Mexiko bis Brasilien wegen des in ihrem unter- irdischen Stengel enthaltenen Stärke- mehls cultivirte Pflanze ist durch ihre auf beiden Seiten dünn behaarten Blät- ter leicht kenntlich, Nach Bentham (Hook. Nig. Fl. 531.) wird sie des Stär- kemehls halber auch in Afrika ceultivirt; es ist mir indess zweifelhaft, ob dies nicht vielleicht eine andere Art ist, Das im Handel befindliche Arrow-Root wird bekanntlich von Pflanzen aus ver- schiedenen Familien gewonnen und lässt sich in diesem Falle mikroskopisch unter- scheiden. Dies dürfte aber nicht mehr der Fall bei dem sein, das von verschie- denen Maranteen gewonnen wird. Aus- ser Maranta arundinacea L, wird beson- ders M. indica Tuss. aus gleichem Grunde eultivirt, und Tussae beschreibt die Art und Weise der Gewinnung des Arrow- Roots, die viel Aehnlichkeit mit der Be- reitung unserer Kartoffelstärke hat. Man reibt nämlich die dicken unterirdischen kriechenden mit Schuppen besetzten Ausläufer, vermittelst welcher die Pflanze perennirt, nach gehöriger Reinigung über einem Wassergefäss, in welches das zerriebene Mark fällt, rührt das mit Stärkmehl geschwängerte Wasser stark um, und seihet es durch ein Filtrum von ziemlich ‘dünner Leinwand in ein ande- res Gefäss. Hier lässt man es 5—6 Stunden ruhig stehen und giesst das Wasser vorsichtig von dem Stärkemehl ab, welches sich auf dem Boden gesetzt hat und durch seine Weisse und Fein- 78 heit dem schönsten Mehle gleichkommt, Nachdem es ausgebreitet und an der Sonne oder in einer Trockenstube ge- trocknet ist, bringt man es in Papier- säcke, wenn es zur Consumption im In- lande bestimmt ist, oder in Tönnchen für den Export (von Jamaica nach Lon- don. Den Rückstand auf dem Fil- trum benutzt man zum Mästen der Schweine und des Geflügels, welche bald fett davon werden. Ausser M, arun- dinacea L. und indica Tuss. werden auf den Westindischen Inseln und dem be- nachbarten Festlande noch andere Arten ! ihres Stärkemehls wegen eultivirt, we- nigstens wird C. Allouya Lindl. auf den Antillen ihrer Knollen wegen gebaut, die gekocht mit Pfeffer und Salz nicht unangenehm schmecken. Auch sollen sie wie das gewöhnliche Arrow-Root be- reitet werden. Ausserdem wird Ischno- siphon surinamensis Keke. nach Mi- quel (Linn. 22, 79.) von den Einwoh- nern Surinam’s ebenfalls Arrow-root ge- nannt. — Nach Traill (Rose. Seit.) ist der Name von M, indica bei den India- nern Guiana’s Arıi, woher vielleicht der Name Arrow-root stammt. 2) M. indica Tussac Fl. d. Ant. 1, 183, tab. 26. Diese auf Jamaica cultivirte Pflanze soll nach Tussace aus Ostindien einge- führt sein, und in der That sehe ich zwischen seiner Abbildung und Wallich’s M. ramosissima (Pl. rar. asiat. 3, Sl, tab. 286) nicht den geringsten Unter- schied mit Ausnahme der rothen Kno- ten an den Blattstielen der letzteren, die von Silva aus Silhet in den botani- schen Garten von Calcutta eingeführt wurde. Auf Jamaica zieht sie das mehr temperirte Klima der Berge vor, wo sie sich leicht durch ihre Ausläufer ver- mehrt und das Land bedeckt, während die einjährigen Stengel absterben. We- \ Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gen der kriechenden Ausläufer ‘muss man einen leichtern Boden wählen, und Tussac empfiehlt die Pflanze zur Cultur für den Süden Europa’. Es ist unwahrscheinlich, dass die Abbildung in Rose, Seit. tab. 26 die- selbe Pfianze vorstellt. - Tussac’s Abbil- dung zeigt nämlich eine an ihrer. Bie- gung sehr erweiterte Blumenkrone , wie sie ähnlich Maranta arundinacea hat, von der sie nach Tussaec’s ausdrücklicher Erklärung durch unbehaarte Blätter ver- schieden ist. Roscoe’s Abbildung zeigt aber eine engere Blumenröhre und aus- serdem viellängere Blätter, die mit Exem- plaren, welche Sheppard aus dem Liver- pooler Garten an Fischer schickte, über- einstimmen. Es ist also wahrschein- lich, dass die in den Gärten als Ma- ranta indiea cultivirte Pflanze nicht über- all die ächte ist. Die von Roscoe als M. indica abgebildete Pflanze ist 1813 von Lord Seaforth aus Barbados einge- führt, der sie auch von St. Vincent erhielt. In den Botanischen Garten zu Chelsea wurde sie durch Houston von Vera- Cruz eingeführt. Sie erfreut sich auf den westindischen Inseln einer gleich ausgedehnten Cultur wie M. arundina- ceaL, - 3) HM. divarıcata Rose. ce) genuina Rosc. Seit. tab. 27. ß) purpurascens Rose. Seit. tab. 28, Wurde von William Harrison aus Brasilien eingeführt und blühte zuerst bei Arnold Harrison zu Aigsbourgh bei Liverpool im September 1825. 4) M. gibba J.E. Smith. Rose. Seit. tab. 27. AufBarbados und in Mexiko. Wurde vom Gouverneur vom Barbados, dem Earl of Seaforth, in den Botanischen Garten von Liverpool eingeführt, welche Pflanze Smith 1808 in Rees’ New Cy- clopaedia publieirte. Sie hat mit der I, Originalabhandlungen. vorigen Art den dicht und kurz sammet- artig behaarten und seidenartig glänzen- den Fruchtknoten gemein und scheint ihr auch sonst sehr nahe zu stehen. 5) M. cuspidata Rosc, Seit. tab. 31. Diese von den Sierra Leone stam- mende Pflanze wurde von Georg Don in den Garten der Hortieultur Society eingeführt und blühte im Garten zu Li- verpool Anfang October 1826. Sie ist die einzige Marantee aus Afrika, die in unsern Gärten cultivirt wird und aus- gezeichnet durch ihre gelben Blüthen. Es scheint mir überhaupt noch zweifel- haft, ob sie zu Maranta gehört. 6) M. bicolor Ker. Bot. Reg. 10, tab. 786. Thalia bicolor C. Koch. Brasilien, woher sie zuerst die Com- tesse de Vandes erhielt. Sie wurde 1824 zuerst im Bot. Reg. abgebildet. B. Die Blumenröhre kurz und weit; die beiden äusseren Staminodien ziemlich gross und lippenförmig. 7) M. Tonchat Aubl. Rosc. tab. 30. Thalia ? pilosa C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 146. Guiana und die umliegenden Inseln; das Quindiu-Gebirge; Brasilien. Wurde 1807 von Charles Greville in den Bo- tanischen Garten zu Liverpool einge- führt, wo sie seit dieser Zeit (bis 1828) alljährlich blühte. Scit. C. Die Blumenkrone kurz; die beiden äusseren Stamino- dien klein und nicht lippen- förmig. 8) M. Jacquini Roem. et Schult. M. lutea Jacqu. coll. 4, 117. Je. rar. 2, tab. 201 nec Lam. Aus Caracas. Nach Nees und Mar- 19 tius auch in Brasilien und nach Presl in Mexiko und"Guayaquil. Wurde unter Jacquin. schon’'vor 1790 im Schönbrunner Garten cultivirt und blühete im Warm- hause vom Juni bis August. 2. Stromanthe Sonder in E. Otto’s Hamb, Gizt. 5, 225. Der Blüthenstand ästig und scheinbar rispenförmig; die Bracteen beim Aufblühen abfal- lend; die beiden äusseren Sta- minodienklein undnicht lippen- förmig. 9) M. sanguinea Keke. Stromanthe sanguinea Sond. Planch. in Fl. d. Serr. 8, tab. 785. Phrynium sanguineum Hook. Bot. Mag. tab. 4646. Thalia? sanguinea Lem. Fleur. 3, tab. 268. Brasilien. Nach Planchon von Libon eingeführt. in Jard. 10) M. spectabilis Kceke. Stromanthe spectabilis Lem. in Jard. Fleur. 4, tab. 401. Thalia? spectabilis Lem. olim. C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 146. Brasilien. Eingeführt von Libon. 3. Saranthe Rgl. et Keke. in Ind. sem. Hort. Peirop. 1857. Blüthenstand ährenförmig, dicht, aufrecht; Braeteen gegen- überstehend, dachziegelförmig, einerseitswendig, (stehenblei- bend); die beiden äussern Brac- teen ziemlich klein, nicht lip- penförmig; derstehenbleibende Kelch von den Bracteen einge- schlossen; (Samen mit einem 93- menmantel versehen). m 80 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. A, Bracteen häutig, stumpf,|gelblich. Die Blüthen stehen zu zweien kahl oder schwach behaart. |und sind kurz gestielt. Die drei Kelch- 11) M. Riedeliana Kceke. blättchen sind eiförmig, spitz, kahl, häu- Die Scheiden der Blätter besonders | tig, blass grün, an der Spitze mit einem am Rande steiflich behaart; die Aehren |rothen Flecken versehen. Die Blu- zu mehreren an behaarten Blüthenzwei- | menkronblättchen sind oval, stumpf, gen sitzend und einen ripsenartigen Blü- | kahl, an der Spitze mit einem» ro- thenstand bildend. then Flecken versehen. Die beiden Diese von Riedel in Brasilien gesam- | äussern Staminodien sind sehr stumpf melte Pflanze wurde früher im Peters- | undkahl; daseine etwas grösser, verkehrt burger Botanischen Garten cultivirt und | eiföürmig, leicht ausgerandet; das andere ist vielleicht auch in andere Gärten über- | verkehrt eiförmig-länglich. Von den in- gegangen. Was sich jetzt hier als Phry- | nern Staminodien ist das äussere schwie- nium Riedelianum h. Kopenhagen. be- | lig, breit, fast quadratförmig, abgestutzt findet, ist eine andere wahrscheinlich zu | stumpf, an der einen Seite mit einer Calathea gehörige Art. grossen, nach innen gerichteten Schwiele Die Scheiden der Blattstiele sind | versehen; das innerste kapuzenförmige bis 151/, Zoll lang und mit steiflichen |ist an der einen Seite mit einem breiten gegen den Rand hin längeren Haaren | nach unten gerichteten Oehrchen ver- bekleidet; der Blattstiel selbst ist kahl | sehen. Der Staubbeutel ist frei, das und bis 23 Zoll lang; die Blatispreite | blumenblattartige Anhängsel bis zum ist elliptisch mit ziemlich parallelen | Grunde des Staubbeutels an den Staub- Rändern, am abgerundeten Grunde kurz | faden angewachsen und überragt den vorgezogen, abgerundet stumpf und mit | Staubbeutel ein wenig. Der Fruchtkno- einer aufgesetzten, etwa 5 Linien langen | ten ist gegen die Spitze zu schwach be- Spitze versehen, kahl, oberhalb dunkel- | haart, einfächerig, eineiig, und schliesst unterhalb blassgrün, bis 18 Zoll lang |ein aus den ‚Scheidenwänden verwach- und bis 8!1/, Zoll breit. Der blüthen- |senes Körperchen ein. Der Griffel ist tragende Zweig ist steilich und ange- |nach innen gekrümmt, mit abgestutzter drückt behaart, mit länglichen nach oben | Mündung. — Die Blätter dieser Art verkekrt eiförmigen steiflich und ange- |sind so ähnlich der in den Gärten ver- drückt behaarten Scheiden oder an Stelle | breiteten Maranta Luschnathiana Rgl. einer derselben zuweilen mit einem |et Kcke., dass sich die nicht blühende Blatte versehen. Aus den obern Schei- | Pflanze kaum unterscheiden lässt. Die den erscheinen zwei oder drei behaarte, Form und Consistenz der Bracteen, so- bis 8 Zoll lange oder kürzere Aeste, die | wie die zahlreichen Aehren unterschei- mitunter wiederum verzweigt sind und | den sie dagegen sehr leicht. die sitzenden rispenartig angeordneten | 12) M. leptostachya Rgl. et Kceke. Aehren tragen. Die Aechren sind von |in Ind. Hort. Petrop. 1857. verschiedener Länge, bis 2 Zoll lang. Phrynium leptostachyum Hort. Pe- Die Braeteen sind zweizeilig, sich dach- | trop.; C. Koch. Berl. Allg. Gtzt .1857, 147. ziegelföürmig deckend, einerseitswendig, | Thalia leptostachya C. Koch in Berl, auf der einen Seite die Blüthen einschlies- | Allg. Gizt. 1857, 258, send, oval, stumpf, kahl oder schwach Die Scheiden der Blattstiele am behaart, dünn häutig, im Trocknen grau- ' Rande nach unten zu behaart, übrigens I. Originalabhandlungen, wie auch der Stiel der einzelnen Aehre und die Bracteen kahl, Diese aus Brasilien stammende Pflan- ze scheint in den Gärten ziemlich ver- breitet zu sein. Die am Rande mit gelblichen Haaren besetzten Scheiden sind bis 8 Zoll. lang. Die Blattstiele sind etwas zusammengedrückt, kahl, bis zu dem 1—1?/,; Zull langen Gliede an der Spitze 19 Zoll lang. Die Blatt- spreite ist länglich-elliptisch, mit ziem- lich parallelen Rändern, plötzlich und kurz zugespitzt, am stumpflichen oder spitzlichen Grunde kurz vorgezogen, kahl, im jungen Zustande blassgrün, später oberhalb dunkelgrün und glän- zend, unterhalb blasser, bis über einen Fuss lang und bis 4 Zoll breit. Der blüthentragende Zweig ist fast kahl, viel kürzer als die Blätter nnd von ihnen verborgen; er trägt an der Spitze eine Scheide (kein Blatt) und eine ein- zelne, selten zwei Aehren, und ist bis zur Spitze der Aehre 9 Zoll lang. Die Scheide an seiner Spitze hüllt den Stiel der Aehre auf eine lange Strecke ein, ist kahl und 3'/),—43/, Zoll lang. Die Aehre ist 11. —1?/, Zoll lang und fast bis 3/, Zoll breit. Die Bracteen sind oval, stumpf, am Grunde gebartet, sonst kahl, zweizeilig, einer- seitswendig, an der einen Seite je zwei Blüthen einschliessend, die obere sich umfassend, die untere etwas entfernt, dünnhäutig, weisslich, im trockenen Zu- stande graugelblich, bis über 1/, Zoll lang und 4'/, Linien breit; im Warm- hause fallen sie zugleich mit den unbe- fruchteten Blüthen ab, bei geschehener Befruchtung bleiben sie wahrscheinlich stehen. Die zgestielten Blüthen sind ausserdem durch zwei oder eine breit- ovale stumpfe, kahle, häutige, wasser- hell-weissliche Bracteole eingeschlossen, von denen die äussere eben, die innere ul, 1858, 81 schief gekielt ist. Die drei Kelchblätt- chen sind länglich, spitz, kahl, dreiner- vig, häutig, wasserhell- weisslich, um mehr als das Doppelte kürzer wie die Blumenkrone, und berühren sich mit ih- ren Rändern nicht. Die Blumenröhre ist kurz und kleiner als der Fruchtkno- ten. Die Blumenkronblättchen sind mit den Staminodien nach oben in eine Röhre zusammengerollt, länglich, stumpf, kahl, häutig, wasserhell - weisslich, Die beiden äusseren Staminodien sind ziem- lich gleich, verkehrt eiförmig, abgerun- det- stumpf, leicht ausgerandet, kahl, weisslich, Von den innern Staminodien ist das äussere schwielige breit-verkehrt eiförmig, leicht ausgerandet, mit einer grossen nach innen gerichteten gelben Schwiele versehen, am Rande weisslich, in der Mitte gelblich. Das innere ka- puzenförmige ist an der einen Seite mit einem breiten, nach unten gerichte- ten Oehrchen versehen. Der Staubbeu- tel ist frei, das blumenblattartige An- hängsel bis zum Grunde des Staubbeu- tels mit dem Staubfaden verwachsen, länglich und den Staubbeutel überra- gend. Der Fruchtknoten ist einfächrig, eineiig, mit einem aus den verwachse- nen Scheidewänden bestehenden Kör- perchen. Der dicke Griffel ist anfangs rechtwinklig nach innen gebrochen, spä- ter einwärts gerollt, mit einer abgestutz- ten Mündung. — Die schmalblättrigste Art dieser Untergattung, auch im nicht blühenden Zustande, durch die sehr Spär- liche Behaarung und den gracilern Wuchs leicht zu unterscheiden. B. Bracteen papierartig, sStei- fer, spitz oder zugespitzt, entweder ganz oder am Ran- de berstig behaart. 13) M. Lüschnathiana Rgl. et Kcke. in Ind, Sem. Hort, Petrop. 1857. 6 82 Phrynium Luschnathianum Hort. Pe- trop. C. Koch in Berl, Allg. Gtzt. 1857, 147. Thalia Luschnathiana C. Koch in Berl, Allg. Gtzt. 1857, 258. Die Scheiden der Blattstiele und die eiförmigen spitzen Bracteen am Rande borstig behaart; die Stiele der Aehren kahl; die Aehren gewöhnlich zu zweien, selten einzeln. Diese schöne Art stammt ebenfalls aus Brasilien, woher sie wahrscheinlich von Luschnath und Riedel gesandt wurde, Die Scheiden der Blattstiele sind am Rande mit gelblichen Borstenhaaren be- setzt, übrigens sowie die Blattstiele selbst etwas rauhhaarig oder nur schwach behaart und bis einen Fuss lang. Die Blattstiele sind etwas zusammengedrückt, an der obern Seite mit einer Rinne ver- sehen, bis 20 Zoll lang und länger, an der Spitze mit einem 1—2 Zoll langen an der Oberseite etwas rauhhaarigen oder kahlen Gliede versehen. Die Blatt- _spreite ist elliptisch mit parallelen Rän- dern, abgerundet stumpf und mit einem kurzen aufgesetzten Spitzchen, an dem abgerundeten Grunde kurz vorgezogen, kahl, oberhalb dunkelgrün und glänzend, unterhalb blasser 7—12 Zoll lang, 33/,—6!/, Zoll breit. Der blüthentra- gende Zweig ist mit langen steifen Haa- ren mehr oder weniger dicht besetzt oder fast kahl, er bringt an der Spitze ein Blatt und meist zwei Aehren her- vor und erreicht bis zur Spitze der obersten die Länge von 1'/, Fuss. Von den gewöhnlich zwei bis 13/, Zoll lan- gen und 1!/, Zoll breiten Aehren ist die obere kürzer gestielt oder sitzend, der Stiel der untern ist kahl und bis 21/, Zoll lang oder viel kürzer. Das Blatt, welches den Grund der Aehren umschliesst, ist zuweilen bis auf die Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. förmig, spitz, am Rande mit gelblichen Borsten besetzt, sonst kahl, 2zeilig, ei- nerseitswendig, an der einen Seite etwa 4 Blüthen einschliessend, sich gegensei- tig umfassend und dachziegelförmig eng angedrückt, papierartig, grün, etwa 1 Zoll lang und am Grunde 3/, Zoll breit, auch bei nicht erfolgter Befruchtung stehen bleibend. Die Blüthen sitzend, alle zu- sammen und jede einzelne von Bracteo- len eingehüllt. Die gemeinschaftlichen Bracteolen sind breit eiförmig, leicht ausgerandet, mit einem aufgesetzten Spitzchen, häutig, auf dem Rücken mit zwei häutigen, steif behaarten Flügeln versehen, weisslich. Die Special-Bracteo- len sind länglich, spitzlich, am Rande von der Mitte bis zur Spitze steif be- haart, häutig, wasserhell-weisslich. Die drei Kelchblättchen sind an die Blumen- röhre angedrückt und hüllen sie fast ganz ein, und sind den Special-Bracteo- len völlig gleich. Die Blumenröhre ist um mehr als die Hälfte kürzer wie der Kelch, breiter als der Fruchtknoten. Die 3 Blumenkronblätter sind mit den Sta- minodien nach oben in eine Röhre zu- sammengerollt, länglich, stumpf, kahl, wasserhell weisslich,- den Staminodien angedrückt, sich mit den Rändern deckend. Die beiden äussern Staminodien ziemlich gleich, umgekehrt - eiförmig, abgerundet stumpf, weisslich, etwas länger als die innern. Von diesen ist das äussere breit umgekehrt - eiförmig, abgerundet stumpf, mit einer grossen dunkelgelben, nach innen gerichteten Schwiele versehen, am Rande weisslich, in der Mitte gelb. Das innerste kapuzenförmige an der einen Seite mit einem breiten, nach unten ge- richteten Oehrchen versehen, weisslich. Der Staubbeutel frei; das blumenblatt- artige, längliche, weissliche Anhängsel bis zum Grunde des Staubbeutels ange- Scheide verkümmert. Die Bracteen ei- | wachsen und diesem etwa an Länge I. Originalabhandlungen. gleich. Der Fruchtknoten mit ange- drückten weissen Haaren besonders an der Spitze bekleidet, einfächrig , eineiig, mit einem aus den verwachsenen Schei- dewänden bestehenden Körperchen. Der Griffel rechtwinklig nach innen gebro- chen, an der Spitze hohl. Frucht ein- samig, Schale häutig, Der Same *) ab- gestutzt tönnchenförmig, etwas zusam- mengedrückt , durch Längs- und Quer- vertiefungen höckerig, mit einem, an der einen Seite in zwei schmale Bänder verlängerten Samenmantel versehen. 14) M. setosa A. Dietr. Phrynium setosum. Rose. Seit. tab. 41, Thalia setosa C, Koch in Berl. Allg, Grtztg. 1857, 258. Phrynium hirsutum Hort. Heliconia buccinator Hort. Berol. et Petrop. Die Scheiden. der Blattstiele, die Stiele der Aehren, von den lanzetilichen zugespitzten Bracteen die untern überall borstig behaart, die obern am Rande von der Mitte his zur Spitze. Diese aus Brasilien stammende Pflanze wurde vom. Edinburger Garten aus ver- breitet. Auf der Tafel ist eine genauere Blü- thenenalyse gegeben. 15) M. compressa A. Dietr. M. Selloi Hort.? Phrynium compressum C. Koch in Berl. Allg. Gtzig. 1857, 147. Thalia Selloi C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 258. Wahrscheinlich aus Brasilien, Eine im Petersburger botanischen Garten als M. Selloi eultivirte junge Pflanze scheint mir zu Maranta Luschnathiana Rgl. et Kceke. zu gehören, von der die in dem- selben Garten cultivirten Exemplare von M. compressa A, Dietr., die ich noch nicht blühen sah, verschieden sind. *) Siehe die Tafel. 83 16) M. rotundifolia Hort, Phrynium rotundifolium C. Koch in Berl. Allg. Gtztg. 1857, 147. Thalia rotundifolia C. Koch in Berl. Allg. Giztg. 1857, 258, Diese von C. Koch in diese Abthei- lung gestellte Art ist mir nur dem Na- men nach bekannt. 8 Arten, deren Verwandtschaft mir zweifelhaft, und die zum grössten Theil nicht beschrieben, sondern nur aus Garteneatalogen bekannt sind, 17) M. glumacea v. Houite. { Thalia glumacea C. Koch in Berl. Allg. Gtztg. 1857, 163. Aus dem tropischen Amerika? .18) M. composita Lk. et Hort, Phrynium compositum Hort. Thalia composita C. Koch in Berl. Allg, Gtztg. 1857, 146 et 258. C. Koch vereinigt damit Thalia can- naeformis Willd. und Maranta dichoto- ma A. Dietr.:: Mit der letztern gehört Thalia cannaeformis Forster schwerlich zusammen. 19) M. argyrophylla Linden. C. Koch in Berl. Gtztg. 1857, 243. 20) M. aurantiaca Nort. 21) M. borussica Hort. 22) M. Chouca Hort. 23) M. coccinea Hort. 24) M. fasciate Linden, C. Koch in Berl. Allg. Gtztg. 1857, 243.- 25) M. insignis Hort. 26) M. leptostachys Hort. nonaull. (nec Rgl. et Kcke.). 27) M. maculata Hort. 28) M. pilosa Hort. (nec Lk.) 29) M. Porteana Hort. 30) M. pulverulenta Hort. 31) M. sericea Hort. 32) M. cannaefolia Hort. Thalia L. Thalia unterscheidet sich von Ma- ranta und Phrynium durch ein einzelues 6* 84 äusseres Staminodium, von Calathea durch einen einfächrigen Fruchtknoten, Ausserdem ist sie aber noch durch eine Anzahl anderer Merkmale so aus- gezeichnet, dass es fast unbegreiflich er- .scheint, wie C, Koch ganz heterogene Elemente mit ihr vereinigen konnte, bloss weil sich ein aus den verwachse- nen Scheidewänden bestehendes Körper- chen im Fruchtknoten vorfindet, Wie schon erwähnt, befindet sich dies bei allen Arten mit eineiigem Fruchtknoten, höchstens mit dem Unterschiede, dass diese Scheidewände weniger verwachsen sind. Da C, Koch’s Pseudo - Thalien alle zu Maranta gehören, so mögen hier die vergleichenden Unterschiede beider Gat- tungen folgen. Maranta. Thalia. Kelchblättchen. Mehr oder weni- Sehr Klein. ger gross, Aeussere Staminodien. Zwei. | Eins. Innerstes Staminodium, Das Oehrchen un- Das Oehrchen bis getheilt. zum Grunde zwei- theilig, Grifiel. Der untere Rand der Mündung we- nig verlängert, Der untere Rand der Mündung in einen langen, fast bis auf den Grund der Blume reichen- | den Schenkel ver- längert. Same. Abgestutzt, hö- | Abgerundet, eben; ckerig; zwischen | zwischen den Schen- Gartenflora Deulschlands und der Schweiz. keln des Keim- lings kein Kanal, dagegen zu seinen beiden Seiten und ihm parallel ein hufeisenförmig ge- krümmter Kanal. den Schenkeln des Keimlings ein ge- rader Kanal. Dazu kommt noch bei Thalia eine verlängert eiförmige Form der Blätter. Wer diese beiden Gattungen nicht un- terscheidet, muss, wie es schon A. Dietrich gethan, alle vereinigen und demnach nur Maranta L. anerkennen. | 'D TR. geniculata L. Rose. Seit, tab. 45. Im tropischen Amerika von Mexico bis Cayenne und Surinam. Eingeführt von Parker in den Botanischen Garten von Liverpool, 2) Th. dealbata Fraser. Rose. Seit. tab. 46. In Carolina und Texas, Entdeckt von Millington, eingeführt von Fraser , wo- nach Sowerby schon 1794 eine Abbil- dung veröffentlichte, Ausserdem wird in Belgique horti- cole 1857, 234 Thalia latifolia als im freien Wasser in Frankreich perennirend erwähnt. Ob dies wirklich Th. latifolia Lk, ist, und ob diese eine wirkliche Thalia ist, kann ich jetzt nicht ent- scheiden. Phrynium Willd. Die Gattung Phrynium, welche in Amerika nicht vertreten ist, bietet für ibre Charakterisirung die grössten Schwie- rigkeiten dar. Die Frage ist jedoch nicht mehr wie bisher, wo man sie in Amerika vorkommend glaubte, wie Phry- nium von Calathea zu unterscheiden sei, da alle südamerikanischen sogenann- ten Phrynien nichts anderes als Calatheen sind, sondern welche Merkmale Phry- 1. Originalabhandlungen. , nium von Maranta trennen. Da ich bis- her nur zwei Arten von Phrynium (par- villorum Roxb. und canniforme Keke.) und das erstere nicht im Fruchtzustande untersuchen konnte, und da auch nach den Beschreibungen exacter Autoren wie Roxburgh ganz nahe verwandte Arten in der Zahl der Fruchtknotenfächer ab- weichen, so bin ich nicht im Stande auch n#* etwas annähernd Befriedigen- des sagen zu können. ‚Zugleich macht Phrynium ein Merkmal zweifelhaft, wel- ches ich bei allen amerikanischen, zu einer Gattung gehörigen Arten constant gefunden habe, nämlich die Zahl !der fruchtbaren Fruchtknotenfächer, Da Phrynium in der Zahl der frucht- baren Truchtknotenfächer schwankt, in- dem Phr. parviflorum Roxb. nur ein, das nah verwandte Phr. capitatum Willd. drei mit einem Eichen versehene Fä- cher zeigt und Phr. canniforme Kcke, zwar auch drei einejige Fächer des Fruchtknotens, dagegen (immer ??) nur eine einfächerige einsamige Frucht be- sitzt, und da es die Zweizahl der äussern Staminodien mit Maranta gemein hat, so bleiben zunächst nur folgende Unter- schiede von dieser Gattung übrig. Phrynium hat eine gerade enge Blu- menröhre, die bei Maranta, wo‘ sie län- ger wird, gebogen und etwas weiter ist, Der Staubbeutel ist der ganzen Länge nach an das blumenblattartige Anhäng- sel angewachsen, bei Maranta dagegen ganz frei. Die Frucht ist bei Phrynium (eanniforme Keke.) trocken fleischig und an getrockneten Exemplaren geschrumpft, bei Maranta häutig. Der Same ist bei Phrynium (canniforme Keke.) abgerun- det und ohne Samenmantel oder schild- förmige Platte, bei Maranta hat er eins von beiden und ist abgestuizt. Der Ka- nal zwischen den Schenkeln des Keim- lings theilt sich bei Phrynium (canni- 85 forme Koeke.) unterhalb dessen Krüm- mung in zwei breite Schenkel; bei Ma- ranta hört er gerade an dieser Stelle auf und ist also einfach und -zugleich auch schmaler. Wie weit diese Merk- male beständig; sind, muss die Untersu- chung der andern asiatischen und afri- kanischen Arten dieser Gattung lehren, 1) Phr. parviftorum BRoxb. Rose, Seit. tab. 34, Wächst im Osten Bengalens. Von Caleutta aus 1320 durch Wallich in den Liverpooler Garten eingeführt, wo es 1823 blühte, Calathea G. F. W. Meyer, Die durch ein äusseres Staminodium und drei fruchtbare Fächer des Frucht- knotens charakterisirte Gattung Calathea, welche nur auf Südamerika (und Mexico ?) beschränkt ist, wurde bisher stets mit Phrynium verwechselt, welches durch zwei äussere Staminodien und einen der ganzen Länge nach angewachsenen Staubbeutel verschieden ist, und in Ame- rika keine Vertreter hat. Lindley ver- einigte mit Recht die als Phrynien be- schriebenen südamerikanischen Arten mit Calathea , aber freilich ohne ausser der geographischen Verbreitung einen Grund anführen zu können, Andere suchten jene Phrynien künstlich durch einen freien Staubbeutel von der eigent- lichen Calathea mit einem angewachse- nen Staubbeutel zu unterscheiden , was schon oben als irrthümlich nachgewiesen ist, indem bei allen der Staubbeutel bis zur Mitte angewachsen ist, aber da bei Calathea im engern Sinne das Anhäng- se] breiter, bei den andern nach oben sehr schmal ist, leicht missverstanden werden kann. Die nachfolgenden Gruppen von Ca- lathea werden sich vielleicht später durch die Blüthe noch schärfer defi- 86 niren lassen, als es mir bisher möglich war. 1. Euealathea. Bratcteen zweizeilig, gradli- nigentgegengestellt,ziegelroth, pergamentartig. 1) ©. discoler. G. F. W. Meyer. Phrynium Casupo Rosc, Scit. tab. 34. In Venezuela, Surinam, im englischen Guiana, auf Trinidad, von welcher Insel sie Parker nach dem Botanischen Gar- ten in Liverpool brachte. Die Blätter dieser und vieler anderer Arten aus der Gattung werden zu Flechtwerk benutzt. Uebrigens sind die zu dieser Untergat- tung gehörenden Arten in Bezug auf ihre specifischen Unterschiede noch genauer zu untersuchen. 2) ©. marantina C. Koch im Berl. Allg. Gtztg. 1857, 163. Phrynium marantinum Willd. Aus Venezuela von Moritz gesandt, Sie kam zuerst im Juni 1855 im Garten von Casper in Berlin zur Blüthe. 2. Anguste spicatae. Bracteen zweizeilig, gradli- nig entgegengestellt, grün, häu- tig? 3) ©. vwllosa Lindl. tab. 14. - Aus dem englischen Guiana von Rob. Schomburgk an die Gebr. Loddiges gesandt, in deren Garten sie im Juli 1843 blühte. Var. pardina. Calathea pardina Planch. et Linden in Fl. d. Serr, ser. 2, 1, 53, tab. 1101 und 1102. Von Schlim aus den feuchten und schattigen Wäldern am Magdalenenstrom in Neugranada an Linden gesandt, in dessen Häusern sie im September 1844 zum ersten Male blühte, Bot. Reg. 31, Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. 3. Grandiflorae. Blüthen gross (wie auch in den vorigen Abtheilungen); die Aehren meist grundständig und wenigblüthig; die Bracteen alle gleieh lang, oder die un- tern um die Hälfte kürzer als dieobern. 4) .C. jJlavescens Lindl. B&t. Reg. il, tab. 932. Phrynium ‘grandiflorum Rose, Seit. tab. 33. Von Rio Janeiro durch J. Forbes 1822 an die Horticulturai Society ge- sandt, in deren Garten sie im August 1824 blühte. Aus diesem Garten war sie in den Botanischen Garten von Li- verpool gesandt, wo sie schon im Juli 1824 blühte. 5) ©. trifasciata Kceke. Phrynium trifasciatum C. Koch in Berl. Allg. Gtztg. 1857, 162 et 257, tab. 6. Vaterland noch unbekannt. 4. Pseudophrynium, Blüthen kleiner; die Brac- teen nach allen Seiten hin gerichtet, in dichte Aehren vereinigt. 6) ©. grandifolia Lindl. Bot. Reg. tab. 1210. Phrynium cylindricum Rose. tab. 40. Sie wurde aus Brasilien von Richard _ Harrison in den. Botanischen Garten von Liverpool eingeführt, wo sie im Februar 1827 blühte. In den Garten der Hortieultural Society wurde sie 1826 von Rio Janeiro durch Henry Chamber- laine eingeführt und blühte ebenfalls zum ersten Male 1827. 7) ©. orbiculata Lodd. Bot. Cab. tab. 1879. Maranta truncata Lk. Seit. I. Originalabhandlungen. Aus Brasilien. Die Gebr. Loddiges empfingen sie 1830 aus dem Leydener Garten. 8) C. xeörina Lindl. Bot. Reg. ad tab. 1210 in textu. Rgl, Gtfl. 5 (1856), tab, 167. Maranta zebrina Sims Bot. Mag. 44, tab. 1926. . Phrynium zebrinum Rose. Seit. tab. 36. Aus Brasilien von Woodford in den _ Apothekergarien zu Chelsea eingeführt, wo sie 1826 von Sims abgebildet und beschrieben wurde. 9) ©. pulchella Keke. Maranta pulchella Linden in Hort. C. Koch. in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 149 et 243. Nach C. Koch eine Varietät der vo- rigen. 10) ©. Warscewiczii Kcke. Phrynium Warscewiczii Kl. in Otto et Dietr. Allg. Gtzt. 23 (1855), 89. Maranta Warscewiczii Mathieu. Von Warscewiez in den Garten von L. Ma- thieu zu Berlin eingeführt und von Letz- terem verbreitet, Sie blühte zuerst am Anfange des Jahres 1855 im Warm- hause von Dannenberger in Berlin. 11) ©. eximia Kcke. Phrynium eximium C. Koch et Bou- che in App. sem. Hort. Berol. 1855, 11. Berl. Allg. Gtzt. 1857, 161. Maranta eximia L. Mathieu. Aus dem tropischen Amerika von Warscewiez in den Garten L. Mathieu’s in Berlin eingeführt und von diesem verbreitet, 11) ©. vöolacea Lindl. Bot. Reg. 11, ad tab. 932 in textu; 12, tab. 962. Phrynium violaceum Rose. Seit. tab. 37. Phrynium floribundum Lem, Jard. Fleur. 2, (tab. 189). Aus Rio Janeiro von Ross in Eng- land eingeführt und 1826 von Lindley 8 abgebildet. Nach Miquel viellleicht auch in Surinam. 13) ©. macilenta Lindl. Bot. Reg. ad tab. 1210 in textu, Lodd. Cab. tab. 1781. Von Rio Janeiro in den Garten der Horticultural Society eingeführt und 1828 von Lindley beschrieben. 14) C. Myrosma Kcke. Myrosma cannaefolia L, fil. Phrynium MyrosmaRosec. Scit. tab. 39. Surinam. Scheint der vorigen sehr ähnlich, 15) ©. varians C. Koch et Ma- thieu in Ind. sem. hort. Berol, 1855, 12. Berl, Allg. Gtzt, 1857, 162. Phrynium discolor, hort. nonnull. Maranta discolor hort. nonnull, -Heliconia discolor hort, nonnull. Aus dem tropischen Amerika von Warscewicz eingeführt. 16. C. angustifolia Kceke. Maranta discolor Horti Petropol. ” Heliconia discolor Hort, Berol, Der vorigen sehr ähnlich, aber durch behaarte Blätter verschieden. 17) ©. micans Keke. Phrynium micans Kl. in Otto et Dietr, Alle. Gtztg. 22 (1854), 249. Aus Peru. Blühte im Juli 1854 zum ersten Male bei Mathieu in Berlin. 18) ©. ornata Keke, _ Maranta ornataLinden in Pl. d. Seır. 4, (1848), tab. 413 et 414, Var. @: Folis albo-lineatis Lind. in Fl, d. Serr. 4, tab, 413. Var. ß: Foliis roseo -lineatis Lind, in Fl. d. Serr. 4, tab. 414. Beide Varietäten aus Cayenne und Columbien, von Linden eingeführt. Var. y: Regalis v. Houtte in Fl, d. Serr. 10, (1854—1855) tab. 1066 et 1067. Angeblich aus Lima, von Rollison verbreitet; hat noch nicht geblüht. 19) €. Allouya Lindl. Phrynium Allouya Rose, Seit. tab, 38. 88 Auf den Antillen (St. Domingo , St. Vincent, Martinique), in Cayenne und Surinam. Der essbaren Knollen wegen gebaut. Wurde im Botanischen Garten zu Liverpool cultivirt, 20) ©. vittata Kke, Phrynium vittatum Hort. C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857. 147. Maranta vittata Hort. Phrynium pumilum Otto et Dietr. Grizt. 21, (1853), 339. C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 147 sub sect. I. 21) C. Zongibracteata Lindl. Bot. Reg- 12, tab. 1020. Aus Rio Janeiro von David Douglas 1824 in den Garten der Horticultural Society eingeführt. 22) ©. variegata Kceke, Phrynium variegatum C. Koch in Berl. Allg. Grizt. 1857, 147, Maranta variegata Hort. Blüthen noch unbekannt. 23) ©. nzelallica Kceke, Phrynium metallicum C. Koch in Berl, Allg. Gtztg. 1857, 147. Maranta metallica Hort. Blüthen noch unbekannt. 65. Uinbeschriebene, und mir nur dem - Namen nach bekannte Arten. C. Rossis. Phrynium Rossii Lodd. Cat, ex Sweet Hort. Brit. ed 3, 658. Brasilien, Vielleicht mit C. violacea Lindl. identisch ? ©. dittoralis. Phrynium littorale Ledeb. ex Sweet Hort. Brit. ed 3, 658. Brasilien. Eine ganz zweifelhafte Pflanze, da nicht angegeben ist, wo sie Ledebour veröffentlicht hat und sie sich in seinem Herbarium nicht vorfindet. C. nodslis. Gartenflora Deutsehlands und der Schweiz. Phrynium nobile C. Koch in Berl. Allg. Gtzt. 1857, 147. Monostiche Kcke. Diese Gattung steht allerdings Cala- thea sehr nahe, unterscheidet sich aber durch den gänzlichen Mangel eines äus- sern Staminodiums, und scheint auch durch einen eigenthümlichen Habitus, unterstützt zu werden. Bisher ist nur eine Art in den Gärten, wenn aber das Blatt derselben richtig abgebildet ist, so besitzt das Herbarium des Botanischen Gartens in Petersburg noch eine zweite Art. M. colorata Keke. Phrynium coloratum Hook. Bot. Mag. 3010, Aus Brasilien von Richard Harrison eingeführt und blühte in England schon vor 1830. Erklärung der Tafel. Fl. Die Blüthe vergrössert. 4- die natürli- che Länge. Die Blüthe nach Entfernung des Frucht- krotens und Kelchs noch mehr ver- grössert. C. Kelchblältchen. P. Blumenkronabschnitt. 1. Erstes Staminodium der äussern Reihe. 2. Zweites ” ” „ ” 3. Drittes = 3 H R 4. Erstes 2 „ .innern 2" 5. Fruchtbares Staubgeläss,;, a das blu- menblattartige Anhängsel. 6. Innerstes Siaminodium der innern Reihe; a das Oehrchen. St. Griffel (ab- geschnitten). St.* Die Spitze des Griffels im jüngern Zu- stande. St.** Die Spitze des Griffels im ältern Zu- stande. G. Querschnitt des Fruchtknotens; o Ei- chen; ce, das aus den Scheidewänden verwachsene Körperchen. Same von verschiedenen Seiten, ver- grössert. 4- die natürliche Länge. a " \Samenmantel, n un BB I. Originalabhandlungen. Sm.z Die Basis des umgekehrten Samens; a Samenmantel. Sm. |] Längsschnitt des Samens, a Samen- mantel; e Keimling; f Nabelstrang. Sm.= Querschnilt des Samens; a Samenman- manlel; e Keimling. A. Stärkemehlkörner des Samens. I. Blüthenschema von Maranta bicolor Ker. ll. Blüthenschema von Calathea grandi- folia Lindl. 89 II, Blüthenschema von Canna Sellowi B. und speciosa Rosc. IV. Blüthenschema von Canna leptochila B. und lagunensis Lindl, V, Blüthenschema von Hedychium Gard- nerianum Wall. * Die Achse desBlülhenstandes, die übri- gen Bezeichnungen wie oben. Wo sich die Blätichen des Kelchs oder der Blumenkrone nicht decken, ist die Deckung noch nicht genau untersucht. I. Neue Zierpflanzen. : a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Rhododendron -Thomsoni Hook. fl. Eine sehr distinkte, schöne Art in der Serie des von Dr. Hooker eingeführten Sikkim-Hi- malaya Rhododendron, die im April 1857 zum ersten Male in Europa, und zwar in ei- nem Garten in Edinburg ihre leuchtend blut- roihen Blumenglocken zeigle. Blälter ganz kahl, kreisrund elliptisch, abgerundet, mit klei- nem Mucro, oben glänzend grün, unten blau- grau. Blumendolden 6—8 blumig, Kelch sehr gruss, becherförmig, ungleich gelappt, Lappen aufrecht - stumpf, Corolle verlängert - glockig, mit kurzem abstehendem 5-lappigem Saum, Lappen lief ausgerandet , die oberen schwarz punktirt, die Blumen mitilerer Grösse, beson- ders ausgezeichnet durch die tiefe glänzend blulrothe Färbung. (Taf. 4997.) 2) Thunbergia Harrissii Hook. Acantha- ceae. Der Garten in Kew erhielt die Sa- men dieser prachtvollen Schlingpflanze von dem Gouverneur von Madras, Lord Harris. Sie blühte zum ersten Male im Warmhause der Herren Veilch und stammt von der Tenas- serinm- Küste (Hinterindien), wo sie bei Ran- goon und Moulmein häufig die verworrenen Gestrüppdickichte überzieht und während der Wintermonate dieselben mit ihren reichen blauen Blüthentrauben schmückt, Ein kahler kletiernder Strauch mit kurz gestiellen , eiför- mig-lanzeltlichen, slark zugespitzten, 3-rippigen, fast ganzrandigen Blättern. Blüthentrauben end- | ständig, zusammengeselizt, gross, oder achsel- ständig kurz, herabhängend, Blüthen in unter- brochenen, vielblumigen Quirlen. Zwei sehr grosse, scheidenförmige, am Rücken verwach- sene Bracteen bilden einen falschen Kelch, der halb so lang als die Blumenröhre, der eigent- liche Kelch dagegen ist kaum mehr als ange- deutet, Korolle breit-glockig, am Grunde zu- sammengezogen , höckerig, der sehr grosse Saum fast horizontal ausgebreitet, mit 5 abge- rundeten , ganzrandigen Lappen, lebhaft blau, nach dem Schlunde zu in weiss auslaufend, der offene Schlund am Grunde orangegelb. Der Saum hat 3 Zoll und darüber im Durch- messer. Sie sieht der fast gleichzeitig einge- führten Th. laurifolia sehr nahe, übertrifft die- selbe jedoch noch an Grösse und Schönheit, und scheint auch in unsern Warmhäusern wil- lig zu blühen; in diesem Falle wird sie eine der grössten Zierden derselben werden, um so mehr, da ihre Blüthe in die Wintermonate fällt. Da sie wahrscheinlich leicht durch Steck- linge sich vermehrt, wird sie hoffentlich bald eine weite Verbreitung finden. (Taf. 4998.) 3) Tydaez amabilis Pl. et Lind. Wir haben diese ausgezeichnete neue Species schon im Jahrg.1856, pag.179 besprochen und kom- men jeizt nur darauf zurück, um unser Be- fremden auszudrücken über die, wir möchten sagen, last geringschätzige Art, mit der Sir W. Hooker diese continenlale Einführung be- spricht, Er sagt: „diese Pflanze hat so vie- 9% les gemein mit der T. picta, dass man sie fast für eine hybride Abart halten würde, ver- sicherte uns nicht Herr Linden, der sie ein- führte, dass sie von Neu-Granada stanımt;"* und weiterhin: „die Blüthenfarbe ausgenom- men, ist es schwer , ein Merkmal aufzufinden, an welchem man sie mit Sicherheit von T. picta unterscheiden kann.“ Wir fragen Alle, die beide Pflanzen lebend gesehen haben, ob es ihnen irgend schwer fiel, auf den er- sten Blick sie zu unterscheiden? — Wäre sie von Messrs. Veilch oder von einer andern eng- lischen Firma eingeführt, so sind wir überzeugt, dass die Sprache ganz anders lauten würde, und es ist wahrhaft bedauernswerth ,, wenn Nationalstolz sich so weit verirrt; denn ‚gewiss sprach hier nicht der unpartheiische Botaniker, sondern der Vollblut Engländer, der mit Na- senrümpfen ‚jede continentale Einführung be- trachtet. Wir empfehlen die Tydaea amabilis allen Freunden von schönen Pflanzen als eine der distinklesien, lieblichsten Gesneraceen, als eine der werthvollsten Neuheiten, die uns die letzten Jahre brachten. (Taf. 4999.) 4) Burtonia scabra R. Br. Leguminosae. — Ein sehr hübscher, kleiner heidenartiger Neu- holländer Strauch, der schon vor 50 Jahren eine Zierde der Kalthäuser war, aber dann mit so vielen andern schönen, alten Pflanzen verloren ging und jetzt als neu von König Georg’s Sund eingeführt ward. Zweige auf- recht, schlank , dicht dachziegelig beblätlert. Blätter aufrecht, bis zum Grunde in drei, linea- lisch-pfriemliche Blätichen geiheilt, am Rande eingerollt, durch kleine harte Papillen schr schärflich anzuiühlen. Die sehr ansehnlichen Blumen sitzen nahe unter den Spitzen der Zweige scheinquirlig zusammengedrängt und haben eine abstehende purpurröthliche Fahne und blutroihe zusammengeneigte Flügel. Cul- tur die der feineren Neuholländer und Eriken. Vermehrung am leichtesten durch Samen, sonst aber auch durch Stecklinge. (Taf. 5000.) 5) Coelogyne elata. Lindl. Orchideae. — Wurde zuerst von Dr. Wallich in Nepal und Sylhet entdeckt, und später auch im Sikkim- Himalaya von Dr. Hooker zwischen 4 — 6000 Fuss überm Meeresspiegel gefunden. Sie ge- hört zu einer auffallenden Gruppe von Arten, deren Blüthenschaft unmittelbar unterhalb der Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blüthen mit einer Anzahi harter, dachziegelig gestellter Schuppen besetzt und unten nackt ist. Sie treiben oft, vielleicht immer, einen zweilen schuppigen Schaft über die Blumen- traube hinaus, und aus diesem trilt wieder eine zweite Blüthenreihe hervor, also eine prolife- rirende Infloreseenz. — Scheinknollen gross, länglich , kantig-gefurcht, zwei bis 3 grosse, (bis anderthalb Fuss und darüber lang) läng- liche, zugespitzte, lang gestielte Blätter tragend, zwischen denen der grade, kürzere Blüthen- schaft hervortritt. Unterhalb der 8 — 10blü- thigen Traube ist der Schaft mit harten, brau- nen, schuppenarligen, dicht dachziegeligen Bracteen bekleidet, während die Bracteen der Blüthen dünnhäutig, lanzeitlich-kahnförmig und sehr hinfällig sind. Blumen gross, nickend, rahmweiss, Lippe gross, orangegelb gefleckt und mit zwei langen, schön gekräuselten Kämmen mit blutrothen ‚Spitzen gezierl. Dr. Lindley beirachtet sie als wohl die schönste Art der Gattung. Wie manche andere Arten von Coelogyne, hat auch diese ein lang ge- strecktes Rhizom und erfordert daher geräu- mige-flache Näpfe, damit sie nicht gleich über den Topfrand hinauswächst, man pflanzt sie in Sphagnum, gemischt mit Sand und Holz- oder Torfbrocken und kann sie auch hängend in Holz- oder Drahtkörben im feuchtwarmen Or- chideenhause cultiviren. (Taf. 5001.) 6) Rhododendron calophyllum Nuit. Es ist gewiss eine interessante und überraschende -Thatsache, dass Dr. Hooker auf seinen Excur- sionen in den Sikkim-Himalaya Gebirgen nicht weniger als 43 Arten von Rhododendron fand, von denen 30 als neu betrachtet werden, noch überraschender, dass. kurze Zeil nachher auf den anstossenden Bootan Gebirgen Mr. Boolh noch 16 neue Arten zu den übrigen fügen konnte, und”wir haben allen Grund zu der Annahme, wenn die hohen Gebirge des indi- schen Archipels ebenso sorgfallig durchforseht wären, dass dort eine ebenso reiche Ausbeute würde gefunden werden, die jetzt noch vor- läufig unbenutzt ruhen bleibt. — Das Rh. calophyllum gehört zu der Serie der Bootan- Arten , die Mr. Booth entdeckte, Mr. Nuttall dann aus dem imporlirten Samen erzog, und die in den letzten Jahren durch die Herren E. G. Henderson und Sohn in London ver- I. breitet wurden. Es ist eine reinweiss blühende Art, mit Rh. Maddeni zunächst verwandt, aber bedeutend kleinblumiger und verschieden im Habitus. Blätter 3—5 Zoll lang, oval, läng- lich oder fast elliptisch, deutlich gespilzt, ober- halb glänzend dunkelgrün, unten blaugrün an jungen und rosifarben an alten Blättern, mit unzähligen, kreisrunden Schüppchen. (Taf. 5002.) 7) Dendrobium nobile var. pallidiflorum Lindl. Nach Dr. Lindley nur eine Abart, wenn auch eine sehr distinkte, von dem be- kannten D. nobile, eine der allerschönsten und dankbarsten Orchideen. Sie unterscheidet sich besonders durch einzeln stehende Blumen (an- stait gepaart zu stehen, aber- Dendr. "nobile bringt an schwachen Exemplaren oft auch nur einzelne Blülhen , und vielleicht dürfte diese Varietät in stärkeren Pflanzen auch zweiblu- mig werden , —) durch heller gefärble klei- nere Blüthen mit schmaleren Petalen und durch die gänzliche Abwesenheit des grossen dun- rolhen Fleckens, der sonst den Grund der Lippe ziert. Unnöthig noch beizufügen, dass sie also bei weitem nicht so schön ist, als die Stammart. (Taf, 5003.) 8) Viola pedunculata Torr. et Gray. Vio- larieae. Ein prächtiges gross und gelb blühen- des Veilchen , das zuerst von Douglas in Ca- lifornien entdeckt, aber erst ganz neuerdings eingeführt wurde, durch Samen, die Wm. Lobb an die Herren Veitch und Sohn sandte. Es war eine der letzten Pflanzen, die Douglas entdeckte, kurz vor dem traurigen Unfalle, der seinen Tod veranlasste; bei seiner Durchfor- schung der Sandwichs - Inseln stürzte er näm- lich in eine verdeckie Grube, die zum Einfan- gen wilder Thiere bestimmt war. Die V. pe- dunculata wurde im Mai1857 von den Herren Veitch blühend auf die Londoner Austellung gebracht und erregte allgemeines Interesse; sie war in einem kalten, frostfreien Fensterbeete gezogen und blühte: sehr reichlich. Ob sie im Freien ausdauert, ist noch nicht gewiss. Es ist eine perennirende Art mit verzweig- ten, bis 10 Zoll langen, kantigen Stengeln. Blätter rkomboidisch-herzförmig, stumpf, grob- kerbzähnig, an den langen Blatistiel schmal hinablaufend. Nebenblättchen lineal -länglich, am Grunde fiederspaltig zerschlitzt. Blüthen- Originalabhandlungen. Te ne 91 stiele doppelt so lang als die Blätter, an der oberen Hälfte mit zwei kleinen, pfriemlichen Bracteen. Blumen leuchtend goldgelb,, die 3 unteren.Petalen am Grunde mit einzelnen dun- kelrothen Swichen, die oberen ausserhalb mit einem grossen dunkeln Flecken geziert. (Taf. 5004,) 9) Azalea occidentalis Torr. et Gray. Ericaceae. Wie die vorhergehende von W. Lobb von Californien eingesandt, und von den Herren Veitch und Sohn aus Samen erzogen und zur Blüthe gebracht. Die Blälter sowohl, wie die Blüthen haben die ganz gleiche Form und Structüur der A. calendulacea, nur die Blüthenfarbe ist verschieden. Bei A. calen- dulacea sind die Blumen gelb oder orange, bei A. oceidentalis sind sie weiss, aussen mit rothen Streifen und Spitzen, und die obern Pelalen innen mit einem schwachen gelben Fleck. Ob sie specifisch wirklich verschieden, wagt Sir W. Hooker nicht zu entscheiden, ebenso wenig als die A. viscosa, nudiflora u. calendulacea seiner Meinung nach hinreichend definirt sind. Diese drei stammen vom östli- chen Nord- Amerika, während 4. occidentalis die einzige Azalee ist, die westlich von dem Felsen-Gebirge gefunden wird. (Taf. 5005). 19) Agave densiflora Hook. Eine Aıt, die wahrscheinlich von Mexico stammt, in Kew zum ersten Male blühte und bestimmt werden konnte. Stammlos, Blätter etwa 3Fuss lang, A—5 Zoll breit, lanzeltlich, kurz stechend- gezähnt, fein zugespitzt, dickfleischig und fest, von dunkelgrüner Farbe, Randstacheln kurz, gekrümmt, fast schwarz. Schaft mit der ein- fachen Achre fast 6 Fuss hoch.. Aehre dicht bedeckt von unzähligen grünlich gelben Blü- then. (Taf. 5006.) 11) Grevillea alpestris Meisn. Proteaceae Eine hübsche Kalthauspflanze von den Bergen Süd-Australiens, die schon an jungen, kleinen Pflanzen reichlich blüht. Blumen ziegelroth, mit gelben Spitzen in endständigen Dolden- trauben. Blätier halbzolllang, oval-länglich oder zuweilen linealisch, stumpf, am Rande zu- rückgerollt, weichhaarig, oben dunkel-, unten hellgrün. Sehr empfehlenswerth. (Taf. 5007.) 92 b) Abgebildet in „Flore des Serres.“ 12) Bryonia laciniosa Z. Cucurbitaceae. Zu den Cueurbilaceen, die als zierliche Ran- kenpflanzen für die Gärten benutzt zu werden verdienen, darf die B. laciniosa von Ceylon mit vollem Rechte gezählt werden. Die Blu- men sind wie bei den übrigen Arten dieser Galtung unbedeutend, aber die reiche Belau- bung, und besonders die niedlichen Früchle, wahre Miniatur-Zierkürbisse , bieten dafür hin- reichenden Ersatz. Es ist eine wahrscheinlich einjährige Art, die viele dünne, verzweigte, kantige, schärflich anzufühlende Stengel treibt, mit 5 — 7lappigen, handförmig zertheilten, ent- fernt sägezähnigen Blättern, eingeschlechtllichen Blüthen, von denen die männlichen in knaul- förmigen Häufchen, die weiblichen dagegen einzeln in den Blatitwinkeln stehen. Die Früchte sind vollkommen kugelig, von der Grösse ei- ner Kirsche, glati und auf grünem Grunde weiss gesireift und marmorirt. Die Samen werden im Februar oder März im warmen Mistbeete ausgesäet, und die Sämlinge nach den leizien Frösten in sonniger Lage an Wän- den, Spalieren etc. ausgepflanzt, die sie im Laufe des Sommers schnell bekleiden. (Taf. 1202.) 13) Scabiosa atropurpurea fl. pleno. Eine“ hübsche Abart der gewöhnlichen Garlensca- biose, bei der die einzelnen Blüthen des Köpf- chens stark gefüllt und fast schwarz karmei- sin gefärbt sind. Sie wurde von Herrn Döl- ler, Gärtner des Grafen von Schönborn bei Wien in einer Aussaat zufällig gefunden. Er theilte diesen Fund Herrn Yan Houtte mit, der sie in den Handel bringt, Da sie keinen Sa- men trägt, muss sie durch Stecklinge ver- mehrt und erhalten werden. (Taf. 1203.) 14) Tropaeolum Varietäten. Zwei hüb- sche neue Gartenformen, Tr. Zanderi grandi- EEE EETEBERSRESESENESEENEEEREEERESERERESESEEEEEEEEEE ER SENESEREERSEEREREREN BEREEREFESEEEEESTETEREREEEESEEEEE EEE VEEREREER Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. florum mit grossen sirobgelben Blumen , die nnieren Pelalen mit einem kleinen roihen Flecken geziert, und 7’r. Zipseri splendens, leuchtend orangerolh, mil gefranzten Pelalen, zuweilen auch ganz roth. Beide empfehlens- werlh, besonders für den Winterflor, im tem- perirten, hellen Glashause. (Taf, 1204.) 15) Oralis corniculata L. var. atropur- purea. Die Oxalis tropaeoloides der Gärten, die vor Kurzem als Neuheit in allen Katalo- gen die Runde machte, wird von Prof. Plan- chon als Abart zu 0. corniculala gebracht. Es ist eine niedliche Pflanze mit ihren schwarz purpurnen Blättern und goldgelben Blumen, und gleicht der schwarzblättrigen Abart von Trilo- lium repens, dem sogenannten Trauerklee in der Blattfärbung, aber da sie sehr wuchert, und ihren Samen massenweise herumschleu- dert, kann sie auch zu einem lästigen Unkraut werden. (Taf. 1205.) 16) Zilium sinicum Lindl. Eine noch sehr seltene Lilie, welche von dem durch seine vie- len Einführungen chinesischer Zierpflanzen den Gartenfreunden bekannt gewordenen Robert Fortune von China imporlirt wurde. Sie ge- hört in die gleiche Section wie L. tigrinum und eroceum, mit aufrecht stehenden Blüthen, uud bleibt verhältnissmässig niedrig, da die 3— 5blüthigen Stengel nur fusshoch werden, Stengel schwach filzig, Blätter fası ganz kahl, enlfernt wechselständig, die obersten unter den Blüihen stehenden, zu dreien wirtelig gestellt. Die Blüthenstiele auf ihrer oberen Hälfte ein blatlarliges Deckblatt tragend, dieBlumen milt- lerer Grösse , mit zurückgeschlagenen Zipfeln, leuchtend orange scharlach,, einfarbig, ohne Flecken. (Taf. 1206.) (E. 0.) I. Notizen. 4) Absterben der Levkoien durch die Larven des Erdflohs. Die Herren Wallberg und Schröder weisen in den Frauendorfer Blättern und in der Neuen Blu- menzeilung darauf hin, dass von den Levkoien, die Behufs der Samenzucht in Töpfen auf Stellagen cultivirt werden, zuweilen die. auf den untersten Breitern stehenden Pflanzen fast IM, alle absterben. Man habe diese Erscheinung von zu vielem Begiessen hergeleitet, es sei dies aber nicht der Grund. Allerdings könne man bemerken, dass die betreffenden Pflanzen weniger austrockneten. Zugleich finde man aber eine Masse von kleinen Larven in den Töpfen, die die Spitzen der Wurzeln abfrässen und in Folge dessen das Absterben herbei- führten, nachdem die Pflanzen zuvor gekrän- kelt. Diese kleinen Larven sollen die des Erdflohs sein, der bekanntlich den Levkoien- pflanzen schr nachgeht und bei feuchtem Wet- ter sich zuweilen massenhaft auf die Levkoien- pflanzen vorzüglich des untern Stellagenbret- tes relirirt und hier seine Eier absetzt. — Nach dem, was bis jetztüber die Lebensweise des Erdflohs bekannt ist, muss dies der Rf. bezwei- feln. Der Erdfloh (Haltica oleraceaL.), überwintert als Käfer unlerLaub etc. Im ersten Frühling setzt erseine Eier ab, aus denen sich eineschmutzig braune Larve eniwickelt, die wie der Kä- fer an den Blättern der jungen Pflanzen frisst. Diese Larven verpuppen sich im Juni und schon bald darauf kommt der Käfer zum Vorschein, der nun noch den ganzen Som- mer hindurch frisst. Die genannten Herren sollten daher die Larven und Puppen des von ihnen beobachteten Insektes bis zum Aus- schlüpfen des vollkommenen Insektes beob- achten und dann das Resultat ihrer Beobach- tungen bekannt machen. (E. R.) 2) Geschichtliches über die Paeo- nia Moutan. In Europa ward diese Pflanze schon vor 200 Jahren bekannt, als die erste Gesandischaft aus China zurückkehrte, welche die Holländisch - Ostindische Compagnie nach China gesendet halte. Diese Gesandschaft gab nebst einer Be- schreibung des Theesirauches “auch die Be- schreibung der Moutan-Paeonia. Lebende Pflanzen kamen erst durch nach Canton handelnde Kaufleute im Jahre 1794 nach England. Von da brachle sie Noisselte nach Frankreich, wo die ersten Pflanzen mit 1500 Fr. bezahlt worden sein sollen. In China soll sich die Pflanze nach Aus- sage der Chinesen schon seit 1400 Jahren in Cultur befinden. (Flor. Cab.) 3) Obstausstellung des Vereins deutscher Obstzüchter und Pomo- Notizen. 33 logen zu Gotha, am 9—12. Oktober 1857. Es war dies die zweite Versammlung der Pomologen ganz Deulschland’'s. Aus den verschiedensten Gegenden Deutschland’s waren Sorliimente der Obslarten einzelner Dislrikte eingegangen. Die Ausstellung fand in den Räumen des Theaters statt. Die Masse des eingesandien Stoffes war zu gross, als dass dieser hälte bewälliget wer- den können. Wenn Berichtigung des eingehenden Obstes, Herstellung einer übereinsimmenden Nomen- elatur und in Folge dessen Empfehlung der allgemein und speziell empfehlenswerthesten Sorten, auch ferner Aufgabe des Vereins blei- ben soll, dann müssten für solche Ausstellun- gen eine Zahl der lüchligsten Pomologen aus- gewählt werden, um solche zu ersuchen, schon 14 Tage vor und auch noch 14 Tage nach der Ausstellung, am Orte der Ausstel- lung das eingehende zu sichten und zu bearbei- len, ja das Wichligste zur fernern Verarbeitung noch mit heim zu nehmen. Der Verein sollte aber diese Männer für ihre Auslagen und Be- mühungen enischädigen. Nach unserer An- sicht ist diess das einzige Miltel um schnell zum Zweck zu kommen, da wohl gerne bei sol- cher Gelegenheit Opfer gebracht werden, aber man auch nichts verlangen muss, was gerade über die Kräfte des Fachmannes geht, 4) Bildung eines Gartenbau- Vereinsin St Petersburg. Es steht die Bildung eines Gartenbau - Vereins in St, Pelersburg in sicherer Aussicht. Alle einlei- tenden Schritte sind geschehen und wird sol- cher nach erfolgter Allerhöchster Geneh- migung ins Leben treten. Nähere Nachrich- ten wird das folgende Heft bringen. 5)Das Amurland. Der Reisende des Kai- serliehen Botanischen Gartens, Herr Maximo- wiez, hielt sich jetzt ein Jahr in Peters- burg auf und hat seine Bearbeitung der Flora des Amurgebietes fast vollendet. Auch die Herren Maak und Schrenk, welche gleichzeitig dort waren, werden bald ihre Be- arbeilungen der Fauna und Charakteristik je- nes grossen Gebietes beendet haben, so dass dieser dem Naturforscher bis jetzt fast unbe- kannte Länderstrich, bald zu den am besten 94 erforschten und bearbeiteten Russland’s gehö- ren wird. Herr Maximowiez wird in diesem Jahre dorthin zurückkehren und dürften durch ihn Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die Pflanzen jener Gegend nun bald ziemlich vollständig in unsere Gärlen einwandern. : (E. R.) IV. Personalnotizen, Anzeigen und CGorrespondenz. 4) Allgemeine Gemüse - Ausstel- lung und Versammlunng deutscher Gemüse-Erbauer, vom 1—15.0ct.1858. in Erfurt. Der Erfurter Gartenbau - Verein schreibt damit eine Allgemeine Versammlung für ganz Deutschland, für alle die, so sich für Gemüsezucht interessiren, aus. Es soll dadurch die Erkenniniss und richtige Würdigung der verschiedensten Gemüse aus allen Gauen Deutschlands angestrebt werden. Die von aussen Ankommenden, so sich an der Versammlung beiheiligen wollen, haben ‘sich im Ausstellungslokal, im Sommertheater zu melden. Hier erhalten sie ein Programm , welches über die Eintheilung der Zeit Nachricht gibt. Um an den Verhandlungen Theil nehmen zu können, muss gegen Erlegung von 1 Thlr. im gleichen Lokal eine Karte gelöst werden *). Für die Ausstellung werden die verschieden- sien Gemüse eingefordert. Sendungen von Aus- sen sind franco mit doppeltem Verzeichniss an das Ausstellungs-Comite einzusenden. Alle derarligen Sendungeu müssen schon 2 Tage vor Eröffnung der Ausstellung im bezeichneten Lokale eintreffen. Preise sind folgende ausgeseizt: Je eine goldene Medaille, für die 3 reichsten Gemüse-Sammlungen, die sich zugleich durch gute Cultur auszeichnen. 5 ®) Es scheint uns diese Bestimmung un- billig für alle nicht in Erfurt und Umgebung wohnhalften.. Fremde bringen so bei solchen Gesellschaften aus Gemeinsinn schon bedeu- tende Opfer, so dass Ihnen bei solchen All- gemeinen Versammlungen von den Einwoh- nern der betreffenden Städie nicht noch Ko- sten auferlegt, sondern gegentheils erleichternd entgegen gekommen werden sollte. -primirler Gemüse, Je eine grosse silberne Medaille als erster und je eine oder 2 kleine sil- berne Medaillen als zweiter Preis sind ausgeselzt für die besten Sammlungen und vorzüglichsten Sorten von: 4) Blumenkohl und Brokoli. 2) Kopfkohl. 3) Wirsing. 4) Ro- senkohl, Blatikohl etc. 5) Kohlrabi. 6) Möh- ren und Carollen. 7) Wurzeln in 15—20 Sor- ten. 58) Herbstrüben. 9) Salate aller Art (Kopf-, Bind-Salat, Endivien ete. mindestens 20 Sorten). 10) Reltig und Radies in mindestens 10 Sorten. 11) Zwiebeln. 12) Lauch, Scha- lotten, Knoblauch. 13) Küchenkräuter. 14) Gur- ken. 15) Speise- und Zierkürbis. 16) Me- lonen. 17) Erbsen. 18) Bohnen, Puffbohnen: (Diese und Erbsen in Schoten oder Körnern). 19) Runkelrüben. 20) Kartoffeln. 21) Engli- sche Fulterrüben und Kohlrüben und Futter- knollen in 16 —% Sorten 22) Sammlung Irockner Gräser, Klee und anderer Futlerkräu- 23) Neue Cerealien und Mais. 21) Ge- spinnstpflanzen. 25) Tabaksblätter, getrocknet in bester Qualität. 26) Hopfen. 27) Decora- tive Gemüse. 23) Oelgewächse. 29) Farbe- kräuter und andere Handels-Gewächse. 30) Lie- besäpfel, Eierfrüchte, Spanischer Pfeffer und Gewürzpflanzen. 31) Neue Einführungen em- pfehlenswerther Gemüse. 32) Sammlung com- 33) Garten-Instrumente. Man sieht, die Preisstellung berücksichtigt fast alles. Die für viele Gegenden so wichti- gen Kohlrüben und Futlerrüben hätten jede wohl eine besondere Nummer verdient. Auch des Rhabarbers, der nach unserer Ansicht in keinem Küchengarten fehlen sollte, ist nicht gedacht, ebenso die Spinalgemüse und Man- gold, welcher letzterer z. B. in der Schweiz in keinem Küchengarten fehlt. Als Verhandlungsgegenstände sind ausge- schrieben : ter. IV. Personalnotizen , Anzeigen und Correspondenz. 1) Bestimmung und Synonymie der aus- gestellten Gegenstände. Aal; 2) Welche Gemüsearlen grosser Cultur wer- den in den verschiedenen deutschen Landes- theilen vorzugsweise gebauet , und unter wel- chen Verhältnissen und in welcher Qualität? 3) Welchen Erfolg hat der Anbau aus 95 reichthum ausgezeichnetste Pflanzengruppe von mindestens 30 Arten. Zweiter Preis 5 Dukaten. 6 Dukaten für die schönste Gruppe von min- destens 24 Remontantes-, 12 Bourbon-, 6 Thee-, 3Moos-, 3 Noisetle-Rosen. Zwei- ter Preis 3 Dukaten. England und Frankreich eingeführter Gemüse- | 4 und 3 Dukaten für die beiden besten Samm- sorien, namentlich des Wirsings und Kopf- kohls gehabt? 4) Welche Resultate hat der Anbau von Küchenkräutern, deren Samen wir aus Frank- reich zu beziehen pflegen, rücksichtllich der Samengewinnung in Deutschland gehabt? 5) Welches sind die an Gemüsen auch an- derswo häufig beobachteten Krankheiten, wel- ches die krank machenden Ursachen und die Mittel ihnen vorzubeugen oder sie zu heilen ? 6) Welche Erfahrungen hat man über die Cultur der Dioscorea Batatas gemacht. Wir müssen dem Erfurter Gartenbau-Verein dankbar sein, dass er es versucht auf diese Weise den Gemüsebau Deutschland’s zu sichten und denselben einen tüchtigen Schritt vorwärts zu bringen. Der Gemüsebau Deutschland’s steht zwar schon auf sehr hoher Stufe; durch Empfehlung und Auswahl der für spezielle Verhältnisse tauglichsten Sorten kann aber auch auf diesem Gebiete noch sehr viel Gutes ge- leistet werden. Möchten sich daher Männer genug finden, die in.zemeinnülzigem Sinne den im Herbste in Erfurt zusammenströmen- den Stoff vorurtheilsfrei sichten und die Re- sultate zum Voriheil Aller bekannt machen. (E- R.) 2) Blumenaustellung zu Frankfurt a/M. Die Gartenbaugesellschaft Flora veran- staltet laut ausgegebenem Programm von 1.—6. April eine Blumehausstellung zu Frankfurt a/M. Zu derselben werden von allen Seilen Blu- men, Pflanzen, Garten-Instramente und andere ins Gartenfach einschlagende Gegenstände ein- gefordert. Einsendungen von Pflanzen müssen spälestens Mittwochs den 31. März eingeliefert sein. Von aussen eingehende Einsendungen verpflegt die Gesellschaft während der Aus- stellung. Mit der Ausstellung wird eine Blu- men-Verlosung verbunden. Preise werden ertheilt:: 10 Dukaten für die durch Cultur und Blüthen- lungen Camellien. 5 und 3 Dukaten für die besten Collectionen von Azalea indica. 4 und 3 Dukaten dito für Rhododendron. 4 und 2 Dukalen für je & der ausgezeichnet- sten Culturpflanzen. 3 und 2 Dukaten für Sammlungen von min- destens 30 Blatipflanzen. 3 und 2 Dukaten für die schönsten Sammlun- gen von Eriken. 3 Dukaten für die beste Sammlung Coniferen in mindestens 30 Arlen. 2 Dukaten für die beste Sammlung Azalea pontica in mindestens 16 Sorten. 2 Dukalen für die beste Gruppe Zwiebelge- wächse. Je 1 Dukaten für Pensdes und Aurikeln. Je 2 Dukaten für getriebenes Obst und Ge- müse. 3) Dr. Lichtenstein, der berühmte Rei- sende und Professor in Berlin, starb in seinem 77sten Lebensjahre am A. Sept, 1857 am Bord des von Korsör nach Kiel fahrenden Dampf- schiffes, (Hambrg. Griztg.) 4) Prof. Bunge in Dorpat, wirklicher Staatsralh, hat sich als Botaniker und Medi- einer einer Expedition angeschlossen, die im Dezember 1857 von Petersburg über Tiflis und Baku nach Persien geht. Es wird diese Expedition dem Naturforscher fast noch unbe- kannte Gegenden besuchen, indem sie ihren Weg nach Khorassan richtet und das nordöst- liche Persien, sowie die zunächst angrenzen- den Länder, auszubeuten gedenkt. An der Spitze.der Expedition, der sich auch Zoologen und andere Nalurforscher anschliessen, sieht Chaninkoff. 5) Prof. de Vriese geht im Auftrag der Regierung für 3 Jahre uach den Besitzungen Holland’s in Ostindien. Derselbe soll genauen Bericht über die hauptsächlichsten Culturen 96 jener Gegenden abstalten und nöthige Verbes- serungen einleiten. (Gard. Chr.) 6) Hermann Wendland, Hofgärtner in Herrenhausen, iraf nach einer Abwesenheit von 11 Monaten am 20. September wieder in Europa ein. Derselbe besuchle die Staaten Central-Amerika's und brachte eine reiche Sammlung lebender Pflanzen mit sich. Na- mentlich dürfte die an und für sich schon rei- che Sammlung von Palmen, welche der Kö- nigliche Garten zu Herrenhausen bereits besitzt, durch ihn noch einen sehr bedeutenden Zu- wachs erhalten. (Hamb. Grizig.) 7) Planchon Dr. J. E., ist zum Profes- sor in Montpellier ernannt worden. Derselbe hat kürzlich Hooker’s Versuch wiederholt und Papaver orientale befruchtet mittelst Pollen, den er direkt in das Innere des Fruchtknotens einführte. Ebenso hat er auch den von uns gemach- ten Versuch wiederholt und mittelst künstli- cher Befruchtung den Bastard zwischen Ae- gilops und Triticum , nämlich den A. trilicoi- des gezogen. Damit ist diese Sache nun gründlich abgethan, denn auch in England haben sich bis jelzt alle Botaniker von der Richtigkeit unserer Ansicht überzeugt. — 8) Ch. Wilford, Assistent an den Her- barien des Botanischen Gartens zu Kew geht als Botanischer Sammler mit der Brilischen Gesandischaft nach Japan. 9) R.Siebeck, Verfasser der bildenden Gartenkunst, ist nach Wien übergesiedelt. (Oestr. Wochenbl.) 410) Warscewicz hat kürzlich das An- erbieten einer Londoner Gesellschaft, auf ihre Kosten eine Reise nach Ceylon, auf 3jährige Dauer zu machen, ausgeschlagen. _ (Oestr. Wochenbl.) 41) Das Oestreichische Botani- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sche Wochenblatt erscheint von Neujahr 1858 an als Monatsschrift, unter dem Titel: OestreichischeBotanischeZeitschrift, herausgegeben von Dr. Al. Skofitz. 12) Dr. Johannes Heuffel, der seit 30 Jahren unermüdet an der Erforschung der Flora des Banats arbeitete: und eine vollslän- dige Flora dieses Gebietes im Manuseript hin- terlassen soll, starb am 25. Sept, 1857 in Lu- gosim Banat. (Köln. Ztg.) 13) Johannes Siebke, Botanischer Gärtner zu Christiania starb in seinem 76slen Jahre am 21. August 1857. (Bot. Zig.) 14) Correspondenz. 4) Herrn E. in D. Wenn mir etwas bekannt wird, werde ich Sie unterrichten. Es sind in der letzten Zeit viele deutsche Gärtner nach Russland gekommen, so dass die Aussichlen jelzi weniger günslig und in diesem Augenblicke eine Menge der- arliger Gesuche von tüchtigen Gärtnern bei mir liegen, die zu empfehlen ich noch keine Gelegenheit fand. 2) Erhalten: Verhandlungen und Programm der Gartenbau-Gesellschaft Flora; Programm der Gartenbau-Gesellschaft zu Erfurt. Lelztere beide sind schon benutzt. Gesellschaften, welche wünschen, dass die Gartenflora derartige An- zeigen rechtzeilig in ihren Text aufnehmen soll, wollen derarlige Programme dem Unter- zeichneien direkt unter Kreuzband und fran- kirt nach Petersburg senden. Ferner erhalten: Verhandlungen des Gartenbau-Vereins in Ber- jin, 2,—3. Lieferung 1857. — Oberdieck und Lucas, Beiträge zur Hebung der Obst- eullur, — J. G. Meyer, der rationelle Pflan- zenbau. — A. Jordan, nouveau memoire sur la queslion, relative aux Aegilops triticoides et spelliformis, welche in unsern Literaturberich- ten gelegentlich Berücksichtigung finden sol- len. E. Regel, lo Ba. a Er \ Gern ED, e { ; / ER e Feh, = N 71 ee I Originala bhandlungen. 4) Abgebildete Pflanzen, a) Salvia albo-c oerulea Linden’). (Siehe Taf, 221.) Labi Salvia. Benth. in Cand. Prodr. XII Eine prächtige neue Salvie, von Ghiesbrecht in Fichtenwäldern im Staate Michoacan (Mexiko) entdeckt, durch Herrn Linden in Brüssel eingeführt und im Frühjahr 1857 zuerst in den Handel gebracht, Da keine der im Prodromus beschrie- benen Arten mit dieser übereinstimmt, glauben wir uns berechtigt, sie als neue Art zu beschreiben, indem wir ihr den Namen lassen, den Linden ihr gab. Es ist eine wirklich ausgezeichnet schöne *) S. albo-coerulea (Linden in catal. 1857, p. 4); caule suffrulicoso erecto; ramis tenuiter pubescentibus; foliis petiolalis oblongo- lanceolatis longe acuminalis serrato - crenatis, basi in petiolum decurrentibus, supra viridibus subglabris, subtus tenuiter pubescentibus; flo- ralibus ovatis cuspidatis membranaceis caducis; racemis simplicibus elongatis, verticillastris 4-mullifloris; calyeibus campanulato -tubulosis, glanduloso -pubescentibus, dentibus 3subulatis euspidatis, corolla calyce duplo vel triplo lon- giore puberula, tubo ventricoso , labiis subae- quilongis; siylo dorso rufescente piloso. — In Mexico (prov. Michoacan) in pinelis. (Ghies- brecht!) Suffrutex ereetus ramosissimus. Folia 4 — 6 poll. longa , odorem pomorum sper- genlia. Racemi semi- vel 1-pedales. Pedicelli calycem subaequantes. Corolla alba, labio in- feriore intense indigolico, pollicaris v. paullo longior,, speciosa, IV. 1858. atae, . p. 296. Calosphace. $. K. Cyaneae. Art, die zweifelsohne bald sehr verbrei- tetund geschätzt werden wird, um so mehr, da ihre Blüthezeit in den Winter fällt. Unsere Pflanze, den Sommer über ins freie Land gepflanzt, wuchs zu ei- nem reichbelaubten, 4—5 Fuss hohen Busch heran, der dann sorgfältig einge- pflanzt, im temperirten Hause seit Mitte December seine langen Blüthentrauben in reicher Fülle entwickelt und bis im März zu blühen verspricht. Im Kalt- hause wird diese Art sich auch gut durchwintern lassen, dann aber natürlich um so später blühen. Bildet einen aufrechten Strauch, stark verästelt, die Zweige fein weich- haarig, oberhalb der Gelenke aufge- schwollen. Die Blätter sind gestielt, länglich-lanzettlich , lang zugespitzt, sä- sezähnig gekerbt, am Grunde am Blatt- stiel herablaufend, oben fast kahl, un- ten leicht weichhaarig; die Deckblätter aus ovalem Grunde fein zugespitzt und sehr hinfällig; die 6— 12 Zoll langen aufrechten Blüthentrauben mit vielen, 4—vielblüthigen Scheinquirlen besetzt; der Kelch glockig -röhrenförmig mit 3 spitzen Zähnen , drüsig behaart, die et- wa zolllange Blumenkrone mit bauchi- ger Röhre, die Unterlippe etwas länger als die Oberlippe, vom schönsten dunkel 7 98 Indigoblau, die Oberlippe und Röhre da- gegen rein weiss und fein behaart. Eigenthümlich ist dieser Art ein sehr angenehmer Geruch, etwa wie reife Aepfel riechen, der sich den Händen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. mittheilt, wenn man die Blätter anfasst, und der zugleich auch ein gutes Merk- mal gibt um die nicht blühende Pflanze von allen übrigen Arten mit Leichtig- keit zu unterscheiden. (E. ©.) b) Ipomoea Karwinskyana Rgl. (Siehe Taf. 222.) Convolvulaceae, Eine vorzüglich schöne neue Winde fürs Warmhaus, die noch durch Kar- winsky in dem hiesigen Garten einge- führt und seither als I. verrucosa cul- tivirt ward. Besitzt eine dicke fast knollige Wurzel und hoch windenden Stengel, der am Grunde fast holzig ist. Ist allenthalben kahl. Blätter herzförmig, : zugespitzt (2!/5 Zoll lang und 13/, Zoll breit), ganzrandig, länger als der am Grunde mehr oder weniger gedrehte Blattstiel. Blumen in gabeligenmehrblumigenSchein- dolden, achselständig, Blüthenstiel län- ger als Blattstiel. Der Kelch verhältniss- mässig gross, bis 3/, Zolllang, mit läng- lich ovalen Blättehen, die aus der durchaus abgerundeten Spitze kurz stachelspitzig herausstehen. Die 3 äusseren kürzer als die inneren, dunkelgrün, stark hervortre- tend rippig runzelig: die innern länger, heller, dünner, nur in der Mitte gerippt, Blumen bis 21/, Zoll lang, milchweiss, im Grunde violett purpur. — Blühet im Juli reichlich im Warmhause und gehört zu den wenigen fast den ganzen Tag blühenden Arten. Man pflanzt sie in ziemlich grosse Töpfe in eine kräf- tige lehmige lockere Erde und zieht sie in Guirlanden unterm Fenster durch. Auch ins sonnige Land, an warme son- nige Wände gepflanzt, dürfte sie dank- bar blühen. — Vermehrung durch Steck- linge im Warmbeet. — (E. R.) 2) Billbergia Weyendorffi Rgl. Bromeliaceae Auf Tafel 211 dieses Werkes ist eine der schönsten Bromeliaceen abge- bildet, welche vom Unterzeichneten auf 8. 713 der Botanischen Zeitung, Jahr- gang 1857 als Billbergia Meyendorffü beschrieben wurde. Es war jene Abbil- dung, ohne dass der Referent etwas da- von wusste, aufgenommen worden, wäh- rend gleichzeitig auch im hiesigen Bo- tanischen Garten eine Abbildung ange- fertigt worden war. Wir lassen die früher für unsere Tafel bestimmte Beschreibung und kritische Beleuchtung auch jetzt ‘noch. unverändert folgen und bemerken nur, dass der von uns gegebene Name Billbergia Meyendorffii die Priorität hat, da Van Houtte seine Pflanze nie be- schrieben hat, da es ferner keine Bro- melia, sondern eine ächte Billbergia ist, und endlich auch der Name wahrschein- lich noch früher, als von Van Houtte gegeben ward. { Der Züricher Garten erhielt, wie es scheint, diese Pflanze aus Versehen an Stelle einer andern Pflanze, Eine schöne und ausgezeichnete Art, die sehr wahrscheinlich aus Brasilien . stammt und noch von Riedel in den Bo- Taf 222. 7 Vesty 2 oe N < Ne Sg: Se 5 Sys N N [= I. Originalabhandlungen. tanischen Garten zu Petersburg einge- führt ward. — Dieselbe ist mit B. cruenta Bot. Mag. tab, 2892 zunächst verwandt, aber durch die schön roth gefärbten Blätter, welche den Grund des Blüthenstandes umgeben, sowie dnrch das Fehlen der Schuppen am innern Grunde der Blumenblätter leicht zu unterscheiden. Die dichte, fast sitzende, zwischen den Herzblättern eingesenkte, kopflörmige Blüthenähre , sowie das Fehlen der Schuppen am innern Grunde der Blu- menblätter unterscheiden diese Art aus- serdem von allen andern bekannten Arten. Stengel kaum 2 Zoll hoch, dichte schöne Rasen durch seitliches Aussprossen am Grunde bildend. Blätter, den Stengel- grund dicht umgebend,, 1'!/; — 2 Fuss lang, 1—1'/, Zoll breit, dornig gesägt, spitz oder auf der abgerundeten Spitze "mit aufgesetzter, aber nicht stacheliger Spitze, lebhaft grün, durchaus kahl, ab- stehend. Der obere Theil derselben ist flach, gegen den Grund hin werden sie rinnig und einige Zoll über dem Grunde breiten sie sich scheidenförmig aus und sind am Rande unbewehrt und ganz, Die innersten, den Blüthenstand um- gebenden Blätter sind viel kürzer als die andern, 3 — 8 Zoll lang, auf der abgerundeten Spitze eine längere , zu- sammengewickelte Spitze tragend, ent- weder gänzlich oder nur am Grunde und der Spitze lebhaft blutroth gefärbt. Die weiter nach innen und oben stehen- den nehmen an Grösse immer mehr ab und gehen zuletzt in kurze, breite, häu- tige, lichtrothe oder grünliche, den Grund des Blüthenstandes dicht wumhüllende Bracteen über, die in eine scharfe Spitze vorgezogen sind, jedoch keine Blumen in ihren Achseln tragen. Blüthenähre auf der Spitze des kurzen Stengels, dicht kopfförmig , von den Blättern weit 99 überragt und in die kelchförmige Vertie- fung, die diese mit ihrem scheidigen Theil bilden, eingesenkt. Häutige, zun- genförmige, am untern Theile weisse, vorn grünliche Bracteen stützen jede einzelne Blume; die untersten derselben sind breiter als die obern, alle sind un- gefähr so lang oder wenig kürzer als der Kelch, und endigen in eine durch- aus stumpfe abgerundete , fast kappen- förmige Spitze. Blumen kurz gestielt. Kelch oberständig, fast bis zum Grunde 3theilig, weiss, und nur gegen die Spitze hin grün; die Lappen desselben auf- recht, mit den Rändern sich umfassend, auf dem Rücken gewölbt und nicht ge- kielt, von der abgerundeten Spitze et- was zusammengerollt und daher spitz- lich aussehend, ungefähr 1 Zoll lang. Blumenkrone 1!/, Zoll lang, halbmal länger als der Kelch, mit aufrechten, am innern Grunde nackten, am untern Theil weissen, nach oben schön blauen und spitzen Blättehen. Staubfäden so lang als die Blumenröhre. Antheren läng- lich-lanzettlich, auf dem Rücken be- festigt. Frucktknoten unterständig. Grif- fe] von der Länge der Staubfäden, in 3 spiralig gewundene Narben ausgehend. Beer führt in seinem kürzlich er- schienenen Werke, die Familie der Bromeliaceen, eine Bromelia Caro- linae Beer auf, die mit unserer Pflanze vielleicht identisch ist, obgleich nach dessen Angabe die Blätter der von ihm beschriebenen Pflanze nur 1!/, Fuss lang und , 2!/, Zoll breit (also bedeu- tend kürzer und fast noch einmal so breit), ferner alle Blätter gleichlang sein sollen. Auch die Blumen sind nach Beer’s Angabe nur !/, Zoll lang. Beer’s Beschreibungen sind sämmtlich so we- nig scharf, dass wir auch aus dieser keinen sichern Schluss ziehen können, Dagegen ist unsere Pflanze keine Bro- 7» 100 melia, sondern eine ächte Billbergia, wir können daher nicht irren, wenn wir derselben den Namen lassen, den wir derselben schon vor dem Erscheinen von Beer's Werke beilesten. Nach Beer geht seine Brom. Carolinae in den Gär- ten Deutschland’s und Belgien’s als Nidu- larium spec., Guzmannia pieta und Bill- bergia Carolinae. Da wir unsere Pflanze Herrn Ohlendorff und Söhne in Hamburg zur Verbreitung überliessen, so muss es sich bald zeigen, ob alle unter jenen Namen gehenden Pflanzen zu derselben fallen. — Wie dem nun auch sein möge, so | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gehört die eben besprochene und Taf. 211 der Gartenflora als Bromelia Caro- linae Beer abgebildete Art, welche wir dem gegenwärtigen hohen Chef des Kai- serlichen Botan. Gartens widmeten, zu den schönsten und von allen am meisten zu empfehlenden Arten aus der Familie der Bromeliaceen. Die lebhaft roth gefärbten, den Blüthenstand umgebenden Blätter behalten diese Färbung länger als ein halbes Jahr unausgesetzt bei und gerei- chen dadurch einer Sammlung zur an- dauernden Zierde. Die blauen Blumen stechen höchst angenehm von dem Roth der umhüllenden Blätter ab. — (E.R.) 3) Früchte ohne Embryo von Oycadeen und über die Bildung eines Embryos ohme Befruchtung. Parthenogenesis. (Siehe Taf. 223.) Die Zahl der Naturforscher, die an- nehmen , dass sich ein Embryo im Sa- men auch ohne vorangegangene Be- fruchtung bilden könne, sie mehrt sich. Neuerdings hat auch Radlkofer sehr ein- lässliche Untersuchungen über diesen Gegenstand vom höchsten Interesse be- kannt gemacht. Derselbe tritt entschie- den auf die Seite derer, die da anneh- men, dass Parthenogenesis im Pflanzen- reich vorkomme. Zunächst bespricht derselbe das berühmt gewordene Bei- spiel der Coelebogyne im Garten zu Kew bei London, zeigt, dass kein männliches Exemplar dieser Pflanze in Europa sei, also auch von einer Befruchtung keine Rede sein könne. Dennoch habe diese Pflanze schon wiederholt gut ausgebil- dete Samen getragen, die auch gekeimt hätten. Eine Anzahl ihm zur Disposition gestellter Samen dieser Pilanze habe er untersucht und in denselben einen durchaus normal ausgebildeten Embryo gefunden. Ferner weist er auf die durch De- caisne und Naudin neuerlich gemachten Versuche mit dem Hanf (Cannabis) und Mercurialis annua hin. Auch hier hät- ten durchaus separat gestellte, vor jeder Befruchtung geschützte weibliche Pilan- zen Samen mit normalem Embryo ge- tragen. Wenn sich, so sagt er, Samen ohne Befruchtung ausbildeten, so bleibe die Narbe viel länger frisch und erhalte sich in befruchtungsfähigem Zustande noch lange, nachdem schon der Embryo sich zu bilden begonnen habe. — Es hat sich nun der Unterzeichnete früher verschiedentlich dahin ausgespro- chen, dass er die Ausbildung eines nor- malen Samens mit Embryo ohne vorausge- gangene Befruchtung für unmöglich halte. Ich schloss dies aus den mir bis jetzt bekannt gewordenen Fällen, wo die Sa- menbildung stets’ unterblieb, wenn die Befruchtung verhindert wurde, sowie fer- ner es schon von vornherein sehr un- wahrscheinlich erscheinen muss, dass einzelne Pflanzen ohne jede Befruchtung einen Embryo sollen bilden können, während wir doch andererseits die Vor- N RES je Ye 1 N a I. Originalabhandlungen. gänge jetzt ganz genau kennen, unter deren Einwirkung sich durch die Be- fruchtung mittelst des Pollenkorns das Keimbläschen im Fruchtknoten zum Em- bryo heranbildet. Warum, so müsste man fragen, diese complicirte Einrichtung bei der Mehrzahl der Pflanzen, wenn es jetzt erwiesen werden sollte, dass bei übrigens ganz analog gebildeten Pflan- zen eine solche Befruchtung zur Ausbil- dung des Embryos als ganz unnöthig sich herausstellen sollte? Der Zweck der folgenden Auseinan- dersetzung ist es nun zwar nicht, die neuerdings für die Parthenogenesis ge- gebenen Beispiele als unrichtig zu be- kämpfen, sondern wir wollen nur von Neuem darauf hinweisen, dass man in dieser Beziehung unge- mein vorsichtig sein müsse, und dass noch viele umfassende Versu- che gemacht werden müssen, um den vollgültigen Beweis zu liefern, dass sich ein Embryo auch ohne Befruchtung bil- den könne, — Wo nur ein einziges der unzähligen Pollenkörner , die eine Anthere erzeugt, einwirken konnte, so genügt schon die- ses zur Befiuchtung. Pflanzen, die zu solchen Versuchen dienen sollen, müssen deshalb schon lange bevor eine einzige Blume an der betreffenden Pflanze oder auch an in der Nähe stehenden Pflan- zen der gleichen Art zur Entwickelang kam, isolirt werden. Man muss ferner jede an den Versüchspflanzen zur Ent- wickelung kommende Blume genau prü- fen, ob dieselbe nicht etwa eine Anthere enthalte, wie dies bei den weiblichen Exemplaren getrennt geschlechtlicher Pflanzen nicht selten vorkommt. Wo eine solche Anthere zur Entwickelung kaın, da ist der Versuch für alle in der gleichen Localität befindlichen Exem- plare werthlos. Bbgser und sicherer 2 101 wird es sein, überhaupt nur einige we- nige genau -beobachtete Blumen an den Versuchspflanzen zur Entwickelung kom- men zu lassen, und alle andern Blumen ' wegzuschneiden, als den Zweiflern Raum zum Bedenken zu geben. Ich hatte schon im letzten Jahre eine Reihe solcher Versuche machen wollen, vieifache andere Beschäftigungen verhin- derten mich jedoch , werde dies aber in diesem Sommer sicher thun und meine Resultate treulich berichten. — Dagegen machte ich einige gegen die Parthenogenesis sprechende Erıfahrun- gen. Von diesen theilte ich jene über Chamaerops bereits mit, indem ich fand, dass hier weibliche wie männliche Exemplare bisweilen Samen mit Embryo tragen, weil in jenen oft Antheren, in diesen oft Pistille zur vollkommenen Ausbildung gelangen. { Ein anderes, noch interessanteres Beispiel gewährte mir eine weibliche Pflanze von Encephalartos longifolius Lehm. (caffer Var.), der in der Mitte des Sommers 1856 im hiesigen Garten ei- nen weiblichen Fruchtzapfen entwickelte. Eine Selbstbefruchtung war hier unmög- lich, da in dem weiblichen Zapfen die- ser Pflanze keine Spur einer Anthere vorkommt. Gleichzeitig blühete auch kein anderes männliches Exemplar ver- wandter Cycadeen in unseren Gewächs- häusern, so dass auch in dieser Be- ziehung der Blüthenstand vor der Be- fruchtung geschützt war. — Trotzdem wuchs der betreffende Blü- thenzapfen bis zum August 1857 un- ausgesetzt fort und erreichte zuletzt die enorme Grösse von 1!/, Fuss Länge, bei fast 1 Fuss Durchmesser. Im Au- gust 1857 begannen aber die Schuppen des Zapfens sich von der Spindel zu lö- sen, und jede derselben trug am Grunde zwei längliche gelbe Früchte, wie dies 102 Fig. a Tab, 223 zeigt. An jedem die- ser Früchte umschloss ein weicheres Ge- webe von süsslichem Geschmacke, das die Fruchthülle darstellt, eine ovale Nuss, wie solche Fig. b Tab, 223 dar- stellt. Fig. e der gleichen Tafel ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Längs- achse der Frucht von der schmalen Seite, im Innern die Nuss, nach aussen die fleischige Fruchthülle. Die dünne Schale der Nuss umschliesst einen grossen Ei- weisskörper von mehligem Geschmack, bestehend aus äusserst kleinen Zellen, die an dünnen, unters Mikroskop gebrach- ten Schnitten sich leicht lösen und frei im Wasser umher schwimmen. — Soweit ist die Ausbildung von Frucht und Samen durchaus normal, nun aber zeigt sich der Einfluss der unterbliebe- nen Befruchtung, indem der Eiweisskör- per keinen Embryo umschliesst. Die Stelle, wo derselbe sich am Grunde des Eiweisskörpers hätte ausbilden sollen, ist einzig durch eine kleine Höhlung bezeichnet, die durch eine häutige Mem- bran in 2 Theile getheilt ist. Es ist dies ein Fall, der verhältniss- mässig ziemlich häufig in Folge unter- bliebener Befruchtung eintritt. So erhält man in Folge von Bastardbefruchtungen zwischen Arten, wo jede Selbstbefruch- tung sorgsam gehindert und durch Schnitt der Bildungstrieb der Pflanze haupt- sächlich der Ausbildung der Samen zu- geleitet ward, öfters derartig anscheinend gut ausgebildete Samen, die aber eben- falls nur die Samenhüllen und Eiweiss- körper, aber keinen Embryo ausgebildet und darum nicht keimfähig sind. So sprechen alle mir bis jetzt vor- gekommenen Beispiele dafür, dass bei unterdrückter Befruchtung des Stempels durch Pollen, entweder gar kein Same oder nur ein Same ohne Embryo aus- gebildet wird, und dass da, wo anderer- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. seits eine Ausbildung von keimfähigen Samen an weiblichen (d. h. normal nur Pistille tragenden) Pflanzen stattfand, dies die Folge der Ausbildung einzel= ner Antheren mit gutem Pollen in den weiblichen Blumen war. — Ohne daher bei dem gegenwärtigem Stande der Untersuchungen die Parthe- nogenesis zu läugnen, werden wir von solcher doch dann erst vollkommen überzeugt sein, wenn uns selbst deutli- che und unverkennbare Beispiele der- | selben vorlagen. — Da wir einmal von Cycadeen spre- ‚chen, wollen wir noch bemerken, dass eines unserer grossen Exemplare von Encephalartos Altensteinii Lehm. zu- gleich 3 grosse männliche Blüthenzapfen entwickelt hatte, deren jeder eine starke Spanne lang und halb so breit. Fig. e Taf. 223 zeigt eine einzelne Schuppe eines solchen Zapfens von der untern Seite, welche fast gänzlich mit sitzenden Antheren besetzt sind. Fig. f gibt eine solche einzelne Anthere bei S0facher Vergrösserung. Gegen den Grund der- selben wachsen aus der Aussenschicht derselben mehr oder weniger wüurmför- mig gekrümmte Haare, die aus einem einfachen Zellenschlauch bestehen, her- vor. Diese Haare fand der Referent auch schon bei den Antheren der Cera- tozamia Küsteriana. Sie errinnern an die Haare, welche aus den Schuppen des männlichen Fruchtzapfens hervor- wachsen und auch zwischen den Anthe- ren Stehen. Fig. g ist die noch stärker vergrösserte Spitze eines solchen. Jede der Antheren scheint bei den Cycadeen eine besondere Blume darzu- stellen und die Haare an der Stelle der Blumenhüllen aufzutreten. — Als Anhang geben wir zunächst kur- zen Bericht über die von Naudin ange- stellten Versuche. Dieselben sind, wie I. Originalabhandlungen. man sehen wird, umsichtig und mit je- ner Sorgfalt angestellt, die einem Manne wie Naudin eigen ist. Nur 2 Punkte scheinen uns bei denselben noch dunkel. Von den männlichen Pflanzen heisst es nämlich, dass diese unterdrückt worden seien, sowie sie Blumen gezeigt. Ge- schah dies erst, nachdem sich die er- sten Blumen derselben geöffnet und zur Zeit als die Versuchspflanzen, noch nicht getrennt waren, sc ist der Versuch für uns durchaus nicht überzeugend; denn wie leicht können dann einzelne Pollenkörner an den Versuchspflanzen haften bleiben, bis zur Entwickelung de- rer Narben. — Ferner ist allerdings versichert, dass Männer, wie Naudin und Decaisne , die Versuchspflanzen beobachtet und keine männliche Blume an solchen gefunden. Das ist aber nicht genug, es muss auch jede zur Entwickelung kommende weibliche Blume genau geprüft werden, ob sie keine zufällig ausgebildete An- there enthält, und da von diesen Her- ren eine Menge von Versuchspflanzen gehalten wurden, so halten wir eine der- artige genaue Ueberwachung des Experi- ments für nur- sehr schwer möglich, wenn nicht die grösste Zahl der Blu- men vor der Entwickelung weggeschnit- ten und nur wenige genau beobachtete zur weitern Ausbildung bestimmt wer- den. Hören wir was Naudin selbst sagt: Naudin’s Versuche, „Zwei Jahre, so sagt derselbe, wie- derholte ich die Versuche Spallanzani’s und Bernhardi’s, und kam zum Schluss, dass der weibliche Hanf, ohne Mitwir- kung des männlichen, keimfähige Samen reifen könne. Die Samen einer weib- liehen Pflanze, die, durchaus allein stehend, dennoch Früchte ge- 103 bracht hatte, wurden im Frühling 1853 ausgesäet und lieferten kräftige Pflan- zen. Von diesen blieben 20 weib- liche Pflanzen stehen, und zwar in einem von Mauern umgebenen Gar- ten, der durch die Rue Cuvier vom Mu- seum-Garten geschieden war. Vier an- dere wurden vor der Blüthe in kleine Töpfe gepflanzt und in einem abgeschlos- senen Garten, der keine andern Hanf- pflanzen’ enthielt, in ein Kalthaus ge- stell. Alle diese Pflanzen: blüheten und brachten Frucht. So oft ich sie auch untersuchte, nie fand ich eine Spur von männlichen Blumen #), Letzteres war besonders bei den 4 Pflanzen im Topfe leicht zu sehen, da diese sich nicht ver- ‚ästelt hatten und weniger Blumeu tru- gen. Die Samen dieser 4 Pflanzen wurden besonders gesammelt und 1856 im Frühling ausgesäet, Von den 40 ' Pflanzen , die aus diesen hervorgingen, ‚wurden die männlichen bei dem ersten Erscheinen der Blumen unterdrückt **). Vier dieser weibli- chen Pflanzen wurden in Töpfe gesetzt und in ein Fenster der Wohnung von Decaisne gestellt und hier so abgeschlos- sen, dass der Pollen anderer Hanfpilan- zen sie durchaus nicht erreichen konnte, und doch trugen sie Früchte. Weder meine Untersuchung noch die genaue Beobachtung Decaisne’s konnte zwi- schen den weiblichen Blumen, *) Dies genügt nicht, auch jede weibliche Blume muss auf das Dasein einzelner Anthe- ren untersucht werden. Ebenso ist nichls ge- sagt, ob die männlichen Pflanzen vor dem Aufblühen der ersten Blumen entfernt wurden. Beides sind wichtige Punkte. **) Das ist zu spät. Bei Versuchspflanzen der Art muss man sicher sein, dass überhaupt keine männliche Blume in deren Nähe sich entwickelt. 104 die sie in grosser Menge trugen, eine einzige männliche Blume entdecken #). Es setzten je- doch nur wenige dieser weibli- chen Blumen Frucht an. Ein anderer Versuch ward mit Mer- curialis gemacht. Einige weibliche Pflanzen derselben wurden vor dem Er- scheinen der Blumen in Töpfe gesetzt, und einige ins Gewächshaus, andere ins Zimmerfenster gestellt. Es war unmög- lich, dass ihnen Pollen von ihrer Art zukommen konnte , und doch trugen sie viel Samen, indem ungefähr !!, der Un- masse der weiblichen Blumen Frucht an- setzte, die im Jahre 1857 vortrefllich keimten. Zu einem andern Versuch ward Ri- einus gewählt. Von diesem wurden alle männlichen Blumen abgeschnitten, und in Folge dessen fielen auch die weibli- chen Blumen desselben ab, ohne Frucht einzusetzen. Von Bryonia dioica trugen weibliche Pflanzen im freien Lande wiederholt eine Masse von Beeren, deren jede einen oder mehrere keimfähige Samen enthielt, und doch war keine männliche Pflanze in der Nähe, auch konnte in einer Anzahl untersuchter Blumen keine Spur einer Anthere aufgefunden werden, Ein anderes Experiment mit Eebalium Elaterium, dem alle männliche Blumen weggeschnitten wurden, bevor Pollen verstauben konnte, hatte ein gleiches Resultat, wie bei Ricinus, indem das- selbe keinen Samen ansetzte. Naudin schliesst aus diesen Versu- chen, dass nur diöcische Pflanzen **) im Stande seien, Samen ohne Befruchtung *) Die weiblichen Blumen sind also nicht beobachtet. **) Pflanzen, wo eine Pflanze nur männ- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, auszubilden, während bei monöecischen Pflanzen sich nur unter Einfluss des Pollens keimfähiger Samen bilde. — Wir halten nach den Versuchen Naudin’s dies jedoch noch nicht für unzweifelhaft richtig. Denn einestheils zeigen diesel- ben noch nicht die Anordnung, dass eine Befruchtung auf die von uns angedeu- tete Weise unbedingt ausgeschlossen sein müsse, und’anderntheils geht aus den Versuchen selbst hervor, dass die in Töpfe gepflanzten, mehr vor Befruch- tung geschützten Exemplare weniger Sa- men trugen. Wie in allen solchen Fällen ist man zu leicht geneigt, von einzelnen Bei- spielen, die man erwiesen glaubt, sofort allgemeine Schlüsse zu ziehen. So haben wir hier zwei solcher Schlüsse. Den ei- nen, den früher auch schon Lecoeg machte, nämlich: dass diöcische Pflan- zen überhaupt, wenn deren Befruchtung unterbliebe, dennoch einen keimfähigen Samen mit Embryo entwickeln könnten ; ferner den andern, den uns Radlkofer vortrug,, dass bei allen den Fruchtkno- ten, welche einen Embryo ohne Befruch- tung ausbildeten, die Narben noch lange Zeit hindurch fortwüchsen und lebens- fähig blieben. Wir wollen uns hier nicht in un- nütze Folgerungen und Schlüsse einlas- sen, die schon gewagt erscheinen müss- ten, wenn die paar einzelnen bekannten Beispiele wirklich unumstösslich erwie- sen wären; denn es sind bis jetzt in den Naturwissenschaften oft von den grössten Gelehrten immer dann die gröss- ten Schnitzer gemacht worden, wenn man es versucht hat, von vereinzelten Beispielen allgemeine Schlüsse zu ziehen. Wenn aber, wie hier, die gegebenen Bei- spiele selbst noch manchen Zweifel las- sen müssen, so sind solche Schlüsse liche, die andere nur weibliche Blumen trägt. ' jedenfalls verfrüht, J. Originalabhandlungen. n Wollten wir Schlüsse machen, so gölte gegenüber diesen einzelnen Bei- spielen, der Schluss: Wir wissen, dass in allen uns mit Sicherheit bekannt gewordenen Fällen ein Embryo sich aus dem im Innern des Embryosackes der höhern Pflanzen vorgebildeten Keimbläschen nur dann entwickelt, wenn ein Pollenschlauch durch den Eimund bis zum Embryo- sack dringt, und sich behufs der Befruchtung anlegt. Wir wissen fer- ner, dass, wo sich ein Keim zu einem neuen Individuum auf ungeschlechtlichem Wege entwickelt, dies kein Embryo, son- dern eine Knospe oder eine Umbildung derselben ist. — Da sich dies aner- kannter Weise in der grossen Masse der genau constatirten Fälle, in allen Fami- lien der höher organisirten Gewächse so verhält, so kann man hieraus mit voller Berechtigung auf ein allgemeines Ge- setz schliessen und folgern, dass ein ächter Embryo sich nur in Folge der Befruchtung bilden könne, und dass wo eine Embryo -Bildung ohne Befruchtung angenommen werde, entweder unvoll- ständige Beobachtung die dennoch vor sich gegangene Befruchtung übersah, oder es kein Embryo ist, den wir vor uns haben, sondern nur ein im Innern des Fruchtknotens aus dem Eikern her- vorgegangenes Knospengebilde, dasfälsch- lich für einen Embryo angenommen ward. — Dieser natürliche Schluss, er liess auch alle jene Behauptungen, die von Zeit zu Zeit in Bezug auf Annahme ei- ner Parthenogenesis bei den höhern Pilanzen wieder auftauchten , nicht gel- ten, und die Mehrzahl der Botaniker er- klärten solche Beobachtungen für Selbst- täuschungen, nachdem einmal die ge- schlechtlichen Differenzen im Pilanzen- reich nachgewiesen waren, — 105 Spallanzani machte seine Beob- achtungen schon im Jahre 1786. Aus- ser von Hanf und Spinat erhielt er auch keimfähige Samen von der Wasserme- lone und Basilicum ohne Befruchtung. Bei letzterem hatte er die Antheren weggeschnitten und doch Samen erhal- ten. Wer aber je in dieser Beziehung selbst Beobachtungen zu machen Gele- genheit hatte, der konnte sich leicht überzeugen, dass aus Zwitterblumen die Antheren mindestens 1 Tag vor dem Oeffnen der Blume ausgeschnitten wer- den müssen, dass ferner keine, andern als castrirte Blumen zur Entwickelung kommen dürfen, und endlich die zur Beobachtung bestimmten Pflanzen ganz abgeschlossen gestellt werden müssen, so die Möglichkeit einer Selbstbefruch- tung ausgeschlossen werden soll. Der- artig behandelte Pflanzen trugen mir nie Samen, wohl aber erhielt ich meist Sa- men, wenn die Antheren erst nach dem Oeffnen der Blumen ausgeschnitten wur- den, denn dann war die Befruchtung schon vor sich gegangen, Den Beobachtungen Spallanzani’s schlossen sich zu Anfang des 19. Jahr- hunderts Schellner und Henschel an und läugneten, darauf gestützt, über- haupt die geschlechtlichen Differenzen der Pflanzen. In den 30ger Jahren machte der sonst sehr exacte Beobach- ter, Bernhardi wieder ähnliche Beob- achtungen vom Hanf und Spinat be- kannt. Jetzt ruhete diese Frage eine Zeit lang, bis zu Anfang der 50ger Jahre Lecocgq die Parthenogenesis von Neuem für eine Masse von Pflanzen vertheidigte und schon damals den allgemeinen Schluss zog, dass überhaupt alle einjährigen Pilanzen getrennten Geschlechts ohne Befruchtung keimfähige Samen bilden könnten. Es sei dies eine weise Ein- 106 richtung der Natur, welche das Ausster- ben solcher Pflanzen - Arten verhindern wolle. Im Jahre 1851 machte John Smith in den Transactions of the Lin- nean Society seine Beobachtungen über eine seitdem sehr berühmt gewordene Pilanze bekannt, nämlich über eine diö- cische strauchartige Pflanze aus der Fa- milie der Euphorbiaceen, die aus dem östlichen Neuholland stammt und von Smith Coelebogyne vlieifolia genannt ward. Taf. 223 Fig.h gibt einen Zweig dieser Pflanze in natürlicher Grösse, Cunningham führte drei weibliche Exemplare dieser Pflanze aus Moreton- Bay in den Garten zu Kew bei London ein. Schon bald nach der Einführung (1839) zeigten dieselben weibliche Blu- men. Seit jener Zeit, sagt Smith, über- wachte ich diese Pflanze jährlich, aber nie konnte ich an derselben männliche Blumen oder andere Pollen tragende Organe entdecken, und dennoch trugen sie jährlich Samen, Pflanzen erzogen wurden. Diese jungen Pflanzen hielten durchaus den, Typus der Mutterpflanze ein, so dass also auch die Befruchtung nicht durch eine ver- wandte Pflanze bewerkstelliget worden sein konnte. Die Blumen sitzen zu 5 und mehr auf der Spitze und an der Seite kleiner seitlicher Blüthenstiele in kurzen ährenförmigen Blüthenständen zusammen. Fig. i tab. 223 ist ein senkrechter Durchschnitt durch einen solchen Blüthenstand, wo eine spitzen- ständige und 4 seitenständige Blumen getroffen sind. Die Vergrösserung ist nicht stark und der Zustand noch ein frühzeitiger. In diesem Zustande ist jede Blume von 5— 6pfriemlichen be- haarten Blüthenhüllblättern gebildet, die einen 3fächerigen Fruchtknoten umge- ben, auf dessen Spitze eine grosse schildförmige , dreilappige Narbe sitzt. aus denen junge Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Löst man eine einzelne Blume heraus, dann sieht man, dass jede von einem kurzen dicken Blüthenstiel gestützt ist, der grosse warzenförmige Drüsen trägt, die zur Zeit der Blüthe eine klare was- serhelle Flüssigkeit ausscheiden. Fig. k ist eine solche stärker vergrösserte Blume von aussen, Fig. m der senkrechte Durch- schnitt durch Fruchtknoten und einige Drü- sen und Fig. 1 der Querdurchschnitt durch den 3fächerigen Fruchtknoten und 4 Drüsen. Der Zustand, in dem diese dar- gestellt ist, ist ein etwas späterer und es fällt bei Fig. k und m die stark ent- wickelte Narbe auf. — Vier bis 5 Monate nach der Blüthe sind die 3 Samen gezeitigt und werden elastisch aus der Kapsel herausgewor- fen. Schon Smith macht darauf aufmerk- sam, dass die dreilappige Narbe mit der Frucht wachse und erst kurz vorm Rei- fen derselben abtrockne. Pollenschläu- che sah Smith und auch neuerlichst Radlkofer nie auf der Narbe. Es ist daher Hr. Smith vollkommen überzeugt, dass hier keine Befruchtung durch Pollen- körner stattfinde, dagegen spricht er die Vermuthung aus, dass vielleicht die aus den Drüsen ausschwitzende Feuchtigkeit einen befruchtenden Einfluss ausüben könne. Es geht aus dieser ganzen Darstel- lung hervor, dass Coelebogyne wirklich ein ganz eigenthümliches, noch ganz für sich allein stehendes Beispiel ist. Smith glaubt an die Möglichkeit der Befruchtung durch die Flüssigkeit der Narben. Radlkofer hat die lebende Pflanze nicht beobachtet, sondern nur die Samen in verschiedenen Perioden der Entwicke- lung. -In der Bonplandia vertheidigt end- lich Dr. Klotzsch die Annahme, dass die I, Originalabhandlungen. Samen der Coelebogyne gar keinen wirk- lichen Embryo enthalten, sondern eine auf ungeschlechtlichem Wege im Innern des Samens entstandene Laubknospe. Die Euphorbiaceen, sagt derselbe, besitzen ohne Ausnahme eine anatrope (umgewendete) Samenknospe. Beim Durchschnitt des Samens findet man in einem fleischigen, ölhaltigen Embryo ei- nen sehr entwickelten, geraden Embryo, dessen Radieula dem Keimhüllenmunde zugewendet, während die grossen, 1la- chen, aneinander gelegten Cotyledonen sich der Chalaza zuneigen. Dagegen findet man in den Samen der Coelebo- syne weder Radicula noclı Cotyledonen, sondern inmitten einer lleischigen Um- gebung, die nicht als Eiweisskörper be- trachtet werden kann, einen elliptischen Körper, der aus einem Convolut von blattartigen Ansätzen besteht und mit- telst eines scheibenförmigen Fusses von dichterer Consistenz mit der Chalaza verwachsen ist. — Verhält sich die Bildung des soge- nannten Embryo’s der Coelebogyne con- stantin dieser Weise, so hat Dr. Klotzsch unzweifelhaft recht, wenn er solchen eine auf ungeschlechtlichem Wege im Innern des Samens durch Sprossbildung entstandene Laubknospe nennt. A.Braun entgegnete darauf in der Naturforscher- Gesellschaft in Bonn, dass die aus je- nen Samen hervorgehenden jungen Keim- pflanzen, zwei Cotyledonen und eine Ra- dieula besässen, und darum eine ächte Embryobildung seien, Wir erinnern dabei an die jungen Keimpflanzen von Selaginella, die auch gleichsam 2 Cotyledonen tragen, und er- innern dabei, dass auch wir im ersten Theil des Allg. Gartenbuchs, pag. 419 die Vermuthung aussprachen, dass bei Coelebogyne eine Umtildung des Eies zur Knospe stattfinden möchte. 107 Dem stehen nun aber die neuesten, von A. Braun in den Verhandlungen der Berliner Akademie gemachten Beob- achtungen entgegen, welche analog den Beobachtungen Radlkofer’s zeigen, dass die Samen derCoelebogyne wirkliche Em- bryonen umschliessen. Ganz auffallend ist dabei, dass A. Braun einen Pollen- schlauch fand, der in den Fruchtknoten der Coelebogyne eingedrungen, und sol- chen auch abbildet, ohne sagen zu kön- nen, woher derselbe kommt. Wir sehen aus Allem dem, dass die Untersuchungen über die Art der Sa- menbildung der Coelebogyne noch nicht zum Absehluss gekommen. Uns nur scheint es unzweifelhaft, dass es keine Parthenogenesis ist, son- dern dass sich entweder ein wirklicher Embryo in Folge der Befruchtung von Pollenkörnern, deren Bildungsstätte noch nicht aufgefunden, bildet, — oder dass eine Befruchtung nicht stattfindet, und dann auch der Same keinen Embryo, sondern eine Knospe umschliesst. Auf die erstere Möglichkeit machte auch der kürzlich gestorbene D. Müller in Upsala aufmerksam. Derselbe fand (Bot. Zeitg. 1857, pag. 733) Antheren des Sempervivum tectorum, die sich in Balg- früchtchen verwandelt, und unten Eier, oben Pollenkörner enthielten*). Eben- sowohl sagt derselbe, können sich also auch Pollenkörner im Fruchtknoten ent- wickeln. — Fernere Untersuchungen werden hier Licht verschaffen, doch scheint uns das sicher, dass die Parthenogenesis fürs *) Auch beim gewöhnlichen Gartenmohn bei der Abart,, die Papaver somniferum mon- strosum genannt ward, bilden sich bekannt- lich ein oder mehrere Staubgefässkreise zu Früchtchen um. (E. R.) 108 Pflanzenreich noch nicht unzweifelhaft bewiesen ist. (E. R.) Erklärung der Tafel 223. a, Die Schuppe eines weiblichen Frucht- zapfens von Encephalartos longifolius, am Grunde 2 Samen tragend. Natürliche Grösse. ce. Längsdurchschnitt durch Frucht und die des Embryos entbehrende Nuss. Natür- liche Grösse. b. Eine solche ausgelöste Nuss von aus- sen. d. Dieselbe im Längsdurchschnitt, 3 beide in natürlicher Grösse. e, Die Schuppe eines männlichen Zapfens von Encephalartos Altensteinji, unterhalb = Garienflora Dentschlands und der Schweiz. die Antheren tragend, in nalürlicher Grösse. Eine einzelne Anthere dieser letzteren 50mal vergrössert, am Grunde die Haare tragend. g. Die stärker vergrösserle Spilze eines solchen Haares, h. Zweig mit Früchten von Coelebogyne ilieifolia Sm. Natürliche Grösse. i. Durchschnitt eines Blüthenährchens der gleichen Pflanze, schwach vergrös- sert. k. Eine einzelne weibliche Blume in spä- term Stadium und stärker vergrössert, Querdurchschnilt und Längsdurchschnitt einer solchen Blume im Stadium, wie k solche darstelit. — Br 4) Ueher Calls aethiopiea. Diese uralte, längst bekannte Pflanze bedarf keiner näheren Beschreibung; wohl aber verdient sie es, dass ich um ihret- willen einige Zeilen niederschreibe , sie, die selten in Gartenschriften besprochen wird, und die mir doch gegenwärtig mehr Freude macht, als manche hochgeprie- sene Neuheit. Es gibt wohl wenig Gärten, in wel- chen die Calla gar nicht vertreten wäre; in der Mehrzahl derselben spielt sie je- doch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Einige Fälle sind mir sogar schon vor- gekommen, dass ich sie auf den Com- posthaufen werfen sah, weil sie, wie man mir sagte, nicht blühen wollte, und doch gibt es, bei nur einigermassen auf- merksamer Cultur nicht leicht eine dank- barere Pflanze, als gerade diese. “Ich habe gegenwärtig (Weihnachten) 25—30 blühende, starke Exemplare davon, wel- che theilweise schon die 3te Blume bringen, und doch erst im April d. J. als kaum Haselnuss grosse Knöllchen ohne alle Wurzeln und Blätter einge- pflanzt wurden. Die Cultur, welche ich ihr zu Theil werden liess, war folgende: Die kleinen Nebensprossen erhielt ich als eben erst von den Mutterpflanzen getrennt, im Spätherbst v. J. von einem Blumen- freund, legte sie alle zusammen in ei- nen Blumentopf mit gewöhnlicher Com- posterde und überwinterte diesen im Kalthause ziemlich trocken. Im April d. J. pflanzte ich sie nun einzeln, in mit einer Mischung von Moor- und Mist- beeterde zu gleichen Theilen gefüllle kleine Töpfe; ‘konnte dieselben jedoch erst Anfang Mai mit diversen andern Pflanzen in ein lauwarmes Beet brin- gen, weil letzteres bis dahin mit Verbe- nen angefüllt gewesen war. Hier zeig- ten die Knöllchen bald neues Leben, und schon Ende Mai, ‘wo die Pflanzen circa einen Fuss hoch waren, pflanzte ich, nach vorher gegangener Abhärtung, 12 Stück davon, nebst andern decorativen I. Originalabhandlungen, Pflanzen, um das Bassin eines Spring- brunnens, welcher den ganzen Tag in voller Sonne liegt, und füllte die Lö- cher, in welche die Pflanzen eingesetzt wurden, mit gewöhnlicher Composterde, weil ich zu diesem Zweck über keine bessere zu verfügen hatte. Die übrigen Pflanzen aber setzte ich in 6zöllige Töpfe (Schweizermaass) um, in eine sehr kräf- tige Erde, welche ich im Herbst zuvor aus Mistbeet- und Moorerde zusammen- setzen, mit Knochenmehl, Blut und Russ mischen und den Winter über hatte öfters umarbeiten lassen, und brachte sie eben- falls ins Freie auf eine nur wenig ge- schützte Stellage gegen Ost - Nord - Ost. Hier gediehen nun die Pflanzen unge- mein kräftig, weitaus kräftiger, als die ins Land gepflanzten, obgleich ich sie sonst bis dahin ganz gleich behandelte und es diesen wie jenen nicht an Was- ser fehlen liess. Bald waren die Töpfe ausgewurzelt und von da an bediente ich sie fast täglich mit einem ziemlich starken Düngerguss, welcher aus Gua- no, Blut, Hornspänen und'Russ bereitet war ; sie wuchsen dadurch kräftig fort, Mitte August erschienen die ersten Blu- men, und obgleich ich sie nun an einer sehr ungünstigen Stelle zur Decoration verwenden musste, so folgte doch eine Blume der andern. Mehrere Pflanzen haben gegenwärtig die dritte, die Mehr- zahl die zweite, alle aber heute, am er- sten Weihnachtsfeiertage eine vollstän- dig ausgebildete, schöne Blume, die sie im Orangen -Hause, wo sie seit Octo- ber stehen, entfalteten. — Obgleich ich nun letzteres, wie das sich von selbst versteht, so niedrig als möglich halte, bei nur einigermassen gelinder Witterung lüfte und nur im Nothfall heize, so bin ich doch überzeugt, dass ich den gan- zen Winter hindurch blühende Calla ha- 109 ben werde, und dass dieselben also we- der ein warmes noch temperirtes Glas- haus, in welchen sie gewöhnlich gehal- ten werden , durchaus nöthig haben um zu gedeihen, auf einen hellen Standort im Kalthause aber gewiss Anspruch ma- chen dürfen. Die um das Bassin ge- pflanzten wurden nicht mit Düngerguss bedient, bildeten sich aber ebenfalls zu gedrungenen, hübschen Pflanzen; die Blumen zeigten sich an denselben etwas später, waren eben Ende September im Aufblühen, als ich die Pflanzen aus der Erde nahm und ebenfalls in Töpfe pflanzte. Diese Operation zeigte nicht den ge- ringsten störenden Einfluss auf die Ve- getation der Pflanzen; ich verwendete sie unmittelbar darauf zur Decoration, wo alle Blumen sich vollkommen ent- falteten. Man sollte daher doch meinen, dass eine Pflanze, wie diese, welche sich durch decoratives Blatt und ihre gros- sen, weissen Blumenkelche zugleich em- pfiehlt, die bei so wenig Mühe in kurzer Zeit die schönste Vollkommen- heit erreicht und zu jeder Jahreszeit zur Blüthe gebracht werden kann, mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihr ge- wöhnlich geschenkt wird. — Wie schön macht sich z, B. ein Arrangement von blühenden Calla mit blühenden Hya- einthen und andern Zwiebelgewächsen umgeben, in der sonst blumenarmen Zeit, und gewiss würden dem Handels- gärtner , welcher Localverkauf treibt, blühende Callas um Weihnachten ver- hältnissmässig besser bezahlt, als ge- triebene Blumenzwiebeln, welche erst für schweres Geld angeschafft werden müssen. E. J. Zauche in Bellerive in Luzern, 110 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. _ 5) Zur Anoeectochilus - Cultur. In dem flüchtigen Berichte über die Blass’sche Gärtnerei zu Elberfeld (siehe Juli-Heft 1857) bemerkte ich, dass Herr Blass mir die Anoectochilus-Cultur sei- nes Gartens mitgetheilt habe, um diese so brillanten Kinder Flora’s in ihrer gan- zen Pracht darzustellen, Nach vielen Versuchen ist folgende Mischung am zweckmässigsten gefunden worden: Sphagnum zerhackt, Lauberde, Holzkohlenbrocken und weisser Sand wird durcheinander gearbeitet, doch muss bei der Mischung Sphagnum vorherr- schend sein. Um recht schöne und üp- pige Pflanzen mit grossen Blättern zu bekommen, nehme man 3—4 Zoll weite Töpfe, lege unten eine Lage Scherben, dann eine Lage Holzkohlenbrocken, worauf nun obige Mischung nicht zu fest gedrückt, folgt. Bei dem Einpflan- und nach ungefähr 14 Tagen von einan- der zu pflanzen. Es wird dann gut Sein, sie in der ersten Zeit nicht zu nass zu halten, überhaupt kann anhaltende Nässe leicht Fäulniss herbeiführen. Die über die Pflanzen gestellten Glocken sind täglich einigemale auszutrocknen , weil sonst leicht die niederfallenden Tropfen die wunderschönen Blätter in Kurzem ver- derben würden. Da die Anoectochilus in ihrer Hei- math im Schatten wachsend gefunden werden, so bedürfen sie dessen um so eher bei uns unter Glas gehalten. Hat man ein Haus, welches von Norden her Licht hat, so sind sie dort ja leicht un- terzubringen. Vor ungefähr 4 Wochen besuchte ich Herrn Blass; derselbe theilte mir zen sei man recht vorsichtig, damit | mit, dass seine Anoectochilus bereits keine Quetschung oder Beschädigung | 1 Jahr lang, ohne mit Glasglocken be- entsteht, Ist das Einpflanzen geschehen, so werden sie angegossen, mit einer Glasglocke bedeckt, und an den für sie bestimmten Ort gebracht. Man _ stelle sie am besten auf Sand oder Sonst was ähnliches, unter keiner Bedingung aber auf blosses Holz. Die Temperatur sorge man soviel als möglich gleichmässig etwa auf 15— 16 Grad Reaum. zu hal- ten, jedoch kann dieselbe auch einige Grade höher steigen ohne Nachtheil für die Pflanzen. Kann man ihnen eine ungefähr 12 — 15 Grad Reaum. hal- tende Bodenwärme geben, so gedeihen sie um so besser, jedoch unbedingt nö- thig ist sie nicht, wohl aber kömmt sel- bige gut, wenn man bald vermehren will. Die Vermehrung ist durchaus nicht schwierig zu nennen; denn es genügt, das Rhizom zwisehen 2 Ringen, wo Wur- zeln getrieben sind, durchzuschneiden . deckt zu sein, gepflegt worden wären, und der üppige Zustand dieser Pflanzen zeigte mir, dass die sorgfältige Bedeckung durchaus nicht unbedingt erforderlich ist. Die Hauptursache, warum diese köst- lichen Perlen noch so selten zu finden sind, ist wohl theils eine zu grosse Aengstlichkeit der Cultivateure, aber auch theils der frühere hohe Standpunkt. der Preise; ich hoffe aber, dass Beidem .hier- mit abgeholfen sein wird. Herr Blass hat durch den grossen Vorrath die Preise beispiellos billig gestellt, A. intermedius und scanthophyllus zu 3 Thlr. Lowei und striatus zu 5 Thlr. per Stück, Zum Schlusse erlaube ich mir noch auf die in grossartigem Maasse erzoge- nen Palmen und Farrn aufmerksam. zu machen. Es befindet sich dort unter an- derm: Cyathea aurea von circa 15 Fuss Höhe, Alsophila senilis nur etwas nie- I. Originalabhandlungen. driger, eine Hemitelia mit Wedeln von 10 Fuss Länge, sowie eine grosse Anzahl aus Samen erzogener, deren specielle Aufführung zu weit führen würde; im Ganzen befinden sich jetzt daselbst über 700 Arten Farrn, circa 220 Arten Pal- men, die reichen übrigen Sammlungen haben sich auch sehr vermehrt, und Alles steht unter der sorgfältigen Pflege des Obergärtners Herrn Sell im üppig- | sten Zustande. Anton Esser, Obergäriner des Herrn Tuchfabri- kanten Robert Schöller in Düren bei Aachen. 111 Die Cultur der Anoectochilus beim Herrn Blass steht einzig da, indem sie nicht nur im kräftigsten Gesundheits- zustande sich befinden, sondern auch die Masse der cultivirten Exemplare die grösste ist, die sich in irgend einem Garten findet. Allein von dem seltenen und schönen, mit goldgezeichneten Blät- tern, besitzt Herr Blass an 500 Stück. (E. Regel.) 6) Die Tropaeolum-Arten der Gärten. Die Tropaeolum - Arten sind sämmt- lich amerikanischen Ursprungs, und zwar sind besonders Peru und Chili die Län- der, in denen sie am zahlreichsten ver- treten scheinen. Der Name Tropaeolum ist abgeleitet von tropaeum, Trophäe, weil die Blätter einem Schilde und die Blumen dem Helme des Kriegers nicht unähnlich sind. Der deutsche Name Kapuzinerkresse bezeichnet einentheils die Aehnlichkeit der Blumen mit den spitzen Kapuzen, wie die Kapuzinermön- che sie tragen, und anderntheils soll sie an den der Kresse ähnlichen Geschmack der Blätter mancher Arten erinnern. — Das Trop. minus ist für unsere Gärten die älteste Art, sie wurde schon gegen das Jahr 1580 von Peru eingeführt, wurde aber 100 Jahre später durch die Einführung des mehr Effect machenden T. majus etwas verdunkelt, da von nun an diese letztere, die eigentliche Kapu- zinerkresse, sich vordrängte und bald auch dem kleinsten Gärtchen zur un- entbehrlichsten Zierde wurde. Seine grossen, brillant gefärbten Blumen , die lange Dauer der Blüthe, das üppige, ge- fällige Blatt, und die Leichtigkeit mit der es in jedem Boden, ohne besondere Pflege freudig gedeiht, wenn nur das belebende Sonnenlicht nicht ganz abge- halten ist, sichern ihm für immer einen Platz unter den beliebtesten Freiland- pflanzen. Die noch nicht ganz ausge- reiften Früchte können, mit Essig und Pfeffer eingemacht, als vortreffliche, den Kappern ähnliche Würze für Rindfleisch- saugen u. S. w, dienen. Man hat jetzt eine ganze Farbenreihe von 7rop. ma- Jus, darunter dunkel blutrothe , braunro- the, gefleckte u. s. w., die Abarten sind jedoch wenig constant, dagegen entstehen sie fast in jeder Aussaat wieder, wenn man sich nur die Mühe gibt, von den abstechendsten Farben die Samen wieder zur Aussaat zu benutzen. Beide Arten stammen von Peru, sind einjährig und werden bekanntlich gleich ins freie Land gesäet, sobald keine Nachtfröste zu fürch- ten sind. Von Tr. minus hatte man früher eine gefüllte Abart, die durch Stecklinge vermehrt und erhalten wer- den musste, aber wieder verloren ging. Eine sehr hübsche, distinete Abart ist 112 Tr. minus coccineum, die ganz vorzüg- lich zur Bildung von niedrigen Einfas- sungen sich eignet. Eine andere hüb- sche einjährige Art ist Tr, peregrinum L., Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. eingeführt. Es war nur eine Ehren- schuld, die die Herren Veitch u. Sohn in Exeter ihren unermüdlichen Samm- lern, den Gebrüdern Lobb abtrugen, hochrankend , mit fingerförmig zertheil- | indem sie diese prächtige Art 7. Zod- tem Laube und rein gelben, zerschlitz- ten Blumen, an sonnigen Mauern und in gutem Boden in kurzer Zeit bedeu- tende Flächen deckend und fortwährend bedeckt mit Blüthen; es stammt von Neu- Granada, und eignet sich auch vozüglich zur Berankung leichterer Lauben‘, oder zur Bildung von Guirlanden, die man den Wegen entlang ziehet, und die sich besonders gefällig ausnehmen, wenn in regelmässiger Entfernung gepflanzte, hochstämmige Rosen den Guirlanden als Stützen dienen, wobei zugleich die nackten Stämme hübsch bekleidet wer- den, indem man die Schlingpflanzen (ausser dem Tr. peregrinum können auch noch die hübschen Maurandia- ‚Arten, Zeceremocarpus scaber und an- dere feinlaubige Rankenpflanzen benutzt werden) am Fusse der Rosenstämme auspflanzt, sie den Stamm Linaufleitet und einige Zoll unterhalb der Krone den Drath oder Bindfaden in leichten Bögen spannt. Man muss natürlich Acht geben, dass die schnell wachsenden Ran- ken richtig geleitet werden und nicht in die Rosenkronen dringen, die sie bald umspinnen und in ihrer Umarmung er- sticken würden. — Dem Tr. peregri- num ähnlich ist das Tr. erenatiflorum Hoox., durch Lobb von Peru eingeführt, es ist selten in den Gärten und auch eben nicht von besonderer Schönheit. Es hat ungetheilte 5-lappige Blätter, und reingelbe Blumen, nur die oberen Petalen haben einige purpurrothe Striche. Eine ungleich schönere, und für unsere, Gärten und Gewächshäuser ungleich wichtigere Art wurde ebenfalls durch Lobb im Jahre 1842 aus Columbien dianum benannten, ein Name, der dann durch Hooker die wissenschaftliche Weihe erhielt. — Seit langen Jahren dureh- forscht dieses Brüderpaar, jeder seinen eignen einsamen, mühe- und oft gefahr- vollen Weg verfolgend, die entlegensten Winkel der Erde nach neuen, schönen Pflanzen, und das Geschäft ihrer Patrone verdankt diesen beiden, unermüdlich fleissigen Reisenden zum grossen Theil sein Emporblühen, seinen jetzigen euro- päischen Ruf. — So brachten sie uns aus dem heissen Java manche schöne Arten von Aeschynanthus, so z. B. A, pulcher, speciosus und Lobbianus, die zierliche Hoya bella, die langblät- trige Hoya fraterna, die niedliche Im- patiens platypetala, Ixora Lobbii u.a.m., die heute zu den beliebtesten Warm- hauspflanzen gehören; vor Allem aber lieferte Java ihnen zwei Prachtpflanzen, die schon von ;Prof. Blume entdeckt, aber durch Thomas Lobb unsern Samm- lungen einverleibt wurden; es sind das leuchtend orangegelbe Rhododendron ja- vanicum und die herrliche Medinilla magnifica, der Stolz unserer Warmhäu- ser. Von Östindien sandten sie neben vielen prächtigen Orchideen, von denen wir nur an Vanda coerulea erinnern, auch die niedliche Sonerila margari- tacea, mit ihren wie mit Perlen besäten Blättern selber eine der schönsten Per- len unter den kleineren Blattpflanzen; von Singapore erhielten wir durch sie den Nepenihes Rafflesii, den König der Kannenträger,, dessen weitbauchige Kannen zierlich geformt und schön ge- fleckt, zu den interessantesten Erschei- nungen in der Pflanzenwelt gehören. — I. Originalabhandlungen. Aber nicht nur die alte Welt war der Schauplatz ihrer Forschungen, auch die neue musste ihren Tribut liefern, Die Orgelgebirge Brasilien’s mussten unter anderen die prächtige Zehrtes splendens hergeben, die unwirthlichen, rauhen und nebligen Gestade von Patagonien im äussersten Süden Amerika’s lieferten ei- nige interessante Coniferen, die Zviz- Roya patagonica und Saxe - Gothaea conspicua, und zwei sehr schöne Moor- beetpilanzen Desfontainea spinosa und Philesia buzifolia, die jedoch sich noch nicht recht heimisch zu fühlen scheinen bei uns, da sie bis jetzt nir- gends unsers Wissens nach wirklich flo- rirten, wahrscheinlich in Folge unzweck- mässiger Behandlung. Von der Insel Chiloe sandte Lobb die allgemein be- liebte Mitraria coccinea, leicht und reich blühend, wenn sie als Kalthaus- pflanze behandelt wird, die hübsche im- mergrüne Berberis Darwin: die schönste der einblättrigen Arten; von Chili er- hielten wir unter andern eine Myrthen- art mit sehr schmackhaften, aromatischen Früchten, die Zugenia Ugni, und in Californien fanden unsere Reisenden eine wahre Goldgrube , zunächst allerdings für die Herren Veitch und Sohn, dann aber auch für die gesammte Handels- gärtnerei; von dorther sandten sie die schön blau blühenden Ceanoihus-Arten, den scharlachrothenRittersporn, Delphi- nium cardinale, die dunkel violettblaue Whitlavia grandiflora, eine werthvolle annuelle Pflanze, und um ihren Ein- führungen die Krone aufzusetzen, neben andern sehr schönen Coniferen,, wie Torreya Myristica und Abies Öracte- ata, den Riesenbaum Californiens, die Wellingtonia gigantea. — Doch wir wollen ja von den Tropaeolum-Arten der Gärten sprechen und sind dagegen den Gebrüdern Lobb auf ihren einsamen IV. 1858. 113 Wanderungen, wenn auch nur im Fluge gefolgt; der Leser verzeihe uns diese Abschweifung,, aber es ist uns eine an- genehme Pflicht, bei jeder Gelegenheit an Männer zu erinnern, denen der Gar- tenfreund und Gärtner so vielverdankt, und das Tr. Zoöbianum, von dem wir spre- chen wollten, ist eine so schöne, allgemein verbreitete Pflanze, dass man auch wohl dem Entdecker desselben einige Zeilen schenken darf.— Das Tr. Lodbianum hat bekanntlich neben seinen vielen Vorzügen als Freilandpflanze den grossen Fehler in unserem Klima, dass sein Hauptflor erst beginnt, wenn die Nachtfröste schon drohend sich nahen, und es daher oft ihnen schon erliegt, ehe wir uns der Blüthen freuen konnten; dagegen blüht es jedoch um so dankbarer tief in den Winter hinein, wenn man ihm den Schutz eines sonnigen temperirten Gewächshau- ses gewähren kann, und dann haben seine lebhaft scharlachrothen Blüthen erst ihren wahren Werth, besonders da sie auch für Bouquets sich sehr gut ver- wenden lassen. Im Sommer angezo- gene Stecklingspflanzen, die man durch öfteres Verpilanzen in grössere Töpfe, durch recht nahrhafte Erde und wieder- holte Dunggüsse zu recht kräftigem Wachsthume bringt, werden im Winter einen herrlichen Flor geben, wenn sie dem Lichte nahe, den Fenstern entlang gezogen werden. — Lobb schickte ei- nige Jahre später, ebenfalls von Colum- bien, das Tr. Smithii D. C., das mit dem vorigen gleiche Behandlung ver- langt und ihm auch in den Wachs- thumsverhältnissen nahe steht. Es zeich- net sich durch seine tief 5-lappig ge- theilten Blätter und die zerschlitzten gelben Petalen aus, während der Kelch hochroth ist. Diese beiden Arten wur- den doppelt werthvoll, seitdem sie neuer= dings durch Kreuzung mit Tr. majus 8 114 eine Reihe von Bastardformen lieferten, die meistens noch ihre Eltern durch dankbares Blühen und grössere schönere Blumen übertreffen, und für den Win- terflor sowohl wie für die Bekleidung von Wänden im Sommer nicht genug empfohlen werden können. Von diesen Gartenformen können wir die folgenden als besonders schön und dankbar be- zeichnen : Hockianum, Louise Roelle, Lilli Smith, Massiliense, Triomphe du Prado, Triomphe de Gand, Zan- deri grandiflorum, Zipserü, Zipseri major und Chaizianum. — Die Tr. Deckerianum Mor. et Karst. und Wag- nerianum Karst. wurden vor etwa 6 Jahren gleichzeitig_aus Columbien ein- geführt, unter sich einander ähnlich, sind sie von den übrigen Arten durch Blatt und Blüthe sehr verschieden und wirklich ausgezeichnet schön. Der lang gespornte scharlachrothe Kelch sticht gar nett ab von den schwarzblauen, ge- fransten Blumenblättern und blauen Staubbeuteln. Leider sind sie jetzt sehr selten geworden, weil sie diffieiler zu behandeln und nicht so leicht zur Blüthe zu bringen sind. Man hat sie deshalb als undankbar verworfen, aber Dr. Regel hat schon im ersten Bande der Garten- flora p. 43 gezeigt, dass sie bei richti- ger Behandlung nichts weniger als un- dankbar sind, und wir wollen hier kurz das Wesentliche seiner erfolgreichen Cul- turmethode wiederholen. Man pflanze sie im Frühling aus an eine Mauer, die nach Norden liegt, oder nur von der Abend- und Morgensonne ge- troffen wird, in eine gute Lauberde. In solchen schattigen und gegen Wind mög- lichst geschützten Lagen werden sie bis zum Herbst zu grossen, üppigen Exem- plaren, die bis 10 Fuss hoch an Schnüre hinauf gerankt sind, die man zu diesem Zwecke an die Mauer hinauf spannte, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Ende September nehme man sie mit möglichster Schonung des Ballens her- aus und pflanze sie in grosse Töpfe oder Kübel; .da sie an Schnüren gezo- gen sind, braucht man nur diese von der Mauer zu lösen, und die ganze Pflanze bleibt dadurch ungestört. Man bringt sie nun in ein temperirtes Haus und heftet die Schnüre so, dass die Ran- ken dicht am Glase unter den Fenstern hin zu liegen kommen. Wenn diese Ope- ration mit der nöthigen Sorgfalt voll- zogen, so werden die Pflanzen in der ersten Zeit schattig gehalten, sich bald erholen, fröhlich fortwachsen und den ganzen Winter hindurch reichlich blü- hen. — Wir kommen nun zu der Gruppe von Arten, deren Wurzeln knollig oder fleischig verdickt sind. Das Zrop. tu- berosum R. et P. ist eine niedliche, leicht gedeihende Gartenpflanze mit hüb- schen, roth und gelben Blumen. Es vermehrt sich schnell durch seine gel- ben, schön roth gefleckten Knollen, die wie Kartoffeln gepflanzt und im Winter aufbewahrt werden können. Im Vater- lande Peru werden die Knollen als Nah- rungsmittel in grossem Maasstabe gezo- gen, und wenn sie auch nicht, wie es schon wiederholt ausgesprochen wurde, zu einem Ersatz der Kartoffeln bei uns je werden können, so können sie im- merhin als Beitrag zu unseren Winter- gemüsen dienen. Die jungen Knollen lassen sich wie Gurken in Essig einma- chen, oder frisch als Würze zu Salat verwenden. Das schon lange bekannte, sehr schöne Tr. pentaphyllum Lam. stammt von Montevideo und sollte mit der fol- genden Art, als zu den zierendsten Schlingpflanzen des freien Landes gehö- rend, viel verbreiteter in den Gärten sein. Sie hat fleischig verdickte Wur- I. Originalabhandlungen. zeln, die den Winter an trockner Lage vollkommen ertragen, Sie entwickelt sich am schönsten, wenn man siean ei- ner sonnigen Giebelwand oder Mauer auspflanzt und sie ungestört hier stehen lässt. Die einjährigen Stengel werden alljährlich durch neue, kräftige Triebe ersetzt, und nichts ist schöner, als eine solche von Tr. pentaphyllium bekleidete Wand in den Sommermonaten mit tau- senden von Blüthen geschmückt, 77. speciosum Endl. eine wahre Pracht- pflanze,, ist der vorigen in mancher Be- ziehung ähnlich. Sie hat ebenfalls flei- schig verdickte Wurzeln, die im Lande ausdauern, während die oberirdischen Theile alljährlich sich erneuern und ge- deiht nach unserer Erfahrung am üppig- sten, wenn sie in mehr schattiger Lage ausgepilanzt wird. Im hiesigen Botan. Garten haben wir seit Jahren ein Exem- plar an der Hinterseite des Wohnhau- ses in einer mit Heide- und Moorerde gefüllten Rabatte; in jedem Sommer treibt sie 5 — 6 kräftige, bis 12 Fuss hohe Ranken, die von August an sich von unten bis oben förmlich bedecken mit den prächtig karminrothen Blüthen. Da die Wurzeln tief gehen und auch an der Grundmauer des Hauses gegen zu grosse Nässe geschützt sind, halten sie vollkommen gut aus und bedürfen fast gar keiner Pflege. — Es ist dies wieder eine Einführung von einem der Brüder Lobb, der sie auf der Insel Chilo& fand, während sie schon früher von Poeppig in den Urwäldern des südlichen Chili entdeckt war. Diese und die vorher- gehende Art lassen sich leicht aus Sa- men anziehen, den sie gerne ansetzen, wenn man sich die geringe Mühe giebt, sie künstlich zu befruchten, oder man vermehrt sie durch Wurzeltheilung, Eine sehr charakteristische Gruppe bilden die Arten mit runden Knollen, 115 sehr feinen, oftnur fadendicken, ranken- den Stengeln, kleinen, fein zertheilten Blättern und verhältnissmässig grossen Blumen. Dazu gehören Tr. tröcolorum Sweet mit sehr zierlich roth, schwarz und gelben Blumen, 77. aezureum Miers. mit grossen lilablauen, weiss gesternten Blüthen, die reingelb blühenden Tr. brachyceras Hook., rhomboideum Le- maire, und edule Lindl., und das 7r. albiflorum Lemaire mit grossen, rein weissen Blumen. Das erste, Tr. Zröco- lorum, ist die bekannteste Art, das letzte ist leider wieder in den Gärten ausgestorben und wird hoffentlich bald wieder eingeführt werden. Dasselbe ist auch der Fall mit dem sehr inleressan- ten Tr. umbellatum Hook., welches Lobb von Peru einführte, das aber bald wieder ausstarb. Diese Arten gehören sämmtlich zu den zierlichsten, dankbar- sten Schlingpflanzen des Kalthauses, dem sie in den ersten Frühlingsmona- ten mit ihren leichten Blüthenguirlanden zum grössten Schmuck gereichen , und gedeihen bei einer aufmerksamen Be- handlung sehr leicht. Diese besteht im Wesentlichen darin, dass man ihnen eine längere, absolute Ruhezeit gewährt, in- dem man nach der Blüthe ihnen allmä- lig das Wasser entzieht, bis sie ganz abgetrocknet sind und dann die Knol- len, ganz trocken in Sand eingeschlagen, kühl aufbewahrt, bis sie wieder keimen, was gewöhnlich im Herbst, October bis December geschieht. Man pflanzt sie dann, da sie ein sehr schwaches Wur- zelvermögen besitzen, in nur kleine, et- wa 3zöllige Töpfe, mit starker Scher- benunterlage in eine sandige Lauberde, setzt die Knollen nur !/, — 1 Zoll tief und befestigt gleich die Stäbe oder das Drahtgestell, was sie beranken sollen, damit später die sehr empfindlichen Wurzeln nicht gestört werden, Man 8 * 116 giesse anfangs schr mässig, später, wenn sie rasch wachsen, reichlicher und hüte sich ja, dass sie dann nie ganz austrocknen!, sondern stets mässig feucht bleiben. Da die kleinen Töpfe an son- nigen Tagen leicht austrocknen, so ist es sehr zweckmässig, sie in grössere Töpfe zu senken und den Zwischenraum mit Erde oder Moos auszufüllen, wodurch eine gleichmässigere Feuchtigkeit erzielt wird und die feinen Wurzeln auch ge- gen plötzlichen Temperaturwechsel bes- ser geschützt sind. Ihr Standort im Kalthause muss hell und dem Lichte möglichst nahe sein. Die einfachste und vielleicht decorativste Art, sie zu ziehen, ist, dass man dünnen Bindfaden in leichten Bögen unter die Fenster her zieht und sie daran leitet; oder man zieht den Bindfaden an die Sparren hin- auf und lässt die Ranken daran fortlau- fen. Diese Arten stammen fast sämmt- lich aus den Gebirgen von Chili und werden neuerdings häufig von Valparaiso Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. importirt, so dass jetzt starke blühbare Knollen zum mässigen Preise von eini- gen Franken zu erhalten sind, was um so wichtiger ist, da sie sich aus Steck- lingen nur sehr schwer anziehen lassen und ebenso selten bei uns keimfähigen Samen tragen. — Das Tr. azureum, dessen Einführung wirklich Epoche machte, weil man nichts weniger erwartete, als eine blaublühende Kapuziner -Kresse, da Orange und Gelb die dominirenden Farben in dieser Gattung sind und ge- wöhnlich die blaue Farbe ausschliessen, wo sie herrschen, verdanken wir eben- falls einem der Brüder Lobb, und da Beide, unsers Wissen nach noch jetzt ihre einsamen Wanderungen fortsetzen, so wollen wir ihnen schliesslich ein herzliches Glückauf zurufen und ihnen wünschen, dass derselbe Erfolg, der ihre Namen in der Gartenliteratur mit Ruhm krönte, sie auch ferner begleiten möge. (E. O.) 7) Imatophyllum smminiatum Hook. und dessen Cultur. Eine der schönsten Zierden der Ge- wächshäuser bildet in den Wintermonaten eine Amaryllidee: Zmatophyllum minia- tum Hoox.; eine Pflanze, die vor etwa 9J. vom Port Natal in die englischen Gärten eingeführt wurde. Sie steht dem Ima- tophyllum Aitoni (Ciivia nobilis) sehr nahe; die gärtnerischen Unterschiede zwischen Imatophyllum Aitoni und mi- niatum sind bei Letzterem ein kräftigerer Wuchs, längere, spitz zulaufende und dunkler gefärbte Blätter und sich auf- recht tragende Blüthen, die überdies lebhafter gefärbt und viel grösser sind als bei I. Aitoni. Der Blüthenschaft er- scheint, wie bei den Amaryllis zwischen dem innersten Blatt des vorletzten und dem äussersten Blatt des jüngsten Trie- bes, bei schwächern Pflanzen gewöhn- lich im Monat März, bei stärkern er- scheint die Blüthe 2 mal im November und März. Die einzelnen Blumen sind röhrig-glockenförmig von 11, Zoll Durch- messer und ebensoviel Länge; sie stehen von 6 — 25 auf einem Schafte und bilden, ähnlich den Rhododendron, Blü- thenköpfe von 8 — 10 Zoll Durchmes- ser; ihre Farbe ist orange, das gegen den Rand der einzelnen Petalen in ein eigenthümliches Roth übergeht; sie blühen sehr lange, ihre Färbung contrastirt leb- haft mit den dunkelgrünen Blättern und II. Neue Zierpflanzen. so bietet die Pflanze während dieser Periode einen imposanten und wahrhaft prächtigen Anblick. Die Cultur ist sehr einfach: sehr nahrhafte vegetabilische, mit etwas Sand und Kohle vermischte Erde und ein temperirtes oder warmes Haus. — Die Vermehrung geht nur langsam von Stat- 117 ten und zwar durch’ Nebeniriebe, wel- che aus den Rhizomen älterer Pflanzen zuweilen austreiben ; die langsame Ver- mehrung ist auch die Ursache, dass diese so schöne Pflanze noch wenig verbreitet ist und noch hoch im Preise steht (eirca 40 —75 Frs.). — (L.) I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildeti im Botanical Maga- zine. 4) Rhododendron Windsorii Nutt. Wie- derum eine von den neuen asialischen Rho- dodendron- Arten‘, die ihre ersten Blumen in Europa gezeigt hat. Sie gehört zu der Serie der Bootan - Arten, die von Boolh entdeckt, von seinem Onkel M. Nuttall aus Samen er- zogen, durch die Handelsgärtner E. G. Hen- derson und Sohn in den letzten Jahren ver- breitet wurden. Das Ah. Windsoriü hält im Freien aus in England und steht dem Rh. ar- boreum sehr nahe, ist jedoch minder schön, Blälter verkehrt - eiförmig - lanzetllich , spitz, 4—5 Zoll lang, fest, unterhalb silberweiss und zuletzt hellbraun. Blüthenköpfe vielblumig, gedrängt, Bracleen seidenglänzend, Kelchzipfel lanzelilich, verschmälert, aussen rauhhaarig wie der 10fächrige Fruchtknoten, Korolle mitt- lerer Grösse, mit ausgerandeten Lappen, dun- kel karminscharlach Eine Abart oder viel- leicht wirkliche Art, Rh. Windsorii leucan- thum, die zu gleicher Zeit von Mr. Booth ge- funden wurde, hat mehr lanzeitliche und mat- ter dunkelgrüne Blätter und reinweisse Blumen. (Taf. 5008.) 2) Uroskinnerea spectabilis Lindl.; Scro- phularineae. — Eine neue von Dr. Lindley aufgestellte Gattung nach einer wahrscheinlich von Gualemala eingeführten Pflanze, die er dem Einführer, G. Ure Skinner dedieirt. Er ver- theidigt die Wortbildung der neuen Gatlung, die an die ebenfalls von ihm aufgestellten Galtungsnamen Fitz-Roya und Sare-Gothaea erinnert, in seiner gewohnten, originellen, kur- zen und treffenden Weise. „Für diese schöne Pflanze“, sagt er, ‚sind unsere Gärten dem Herrn G. Ure Skinner verpflichtet, ihm, dem grossmülhigsien Kaufmanne, dem eifrigsten Pflanzensammler, dem die Botanik vom west- lichen Mexico und von Guatemala mehr ver- dankt , als allen übrigen Reisenden, die jene Regionen besuchten. Nichts, was seines Na- mens würdiger wäre, könnte gefunden wer- den werden; denn die Pflanze ist sehr selten, sehr schön und jetzt unsern Gärten gesichert, wir hoffen daher, dass Wortklauber nicht mit uns zanken werden über die Weise, wie wir gesucht haben über die Schwierigkeit hinweg zu kommen, da schon eine Skinneria in bo- tanischen Felde exislirte, sondern mit uns ein- stimmen werden, dass Ure Skinner zu einem Namen verschmolzen werden könne, der un- verkennbar erinnern soll an die Werke eines Mannes, der nie verwechselt werden sollte mit irgend einem anderen Skinner, wer es auch sei.‘ Es ist eine krautige, weiche, aufrechte Pflanze, in der Tracht an einige Gesneraceen erinnernd, mit dichter grauer Behaarung, ge- slielten , länglichen, grob gesägten bis 4 Zoll langen Blältern und endständigen sehr ge- drängten Blüthenähren. Kelch becherförmig, Azähnig , behaart, Korolle hell violett, andert- halb Zoll lang, trichterförmig, mit abstehendem, fast regelmässig 5-lappigem, 2-lippigem Saume. Staubfäden wie bei Pentstemon. Frucht eine eirunde, Kapsel, dicht vom persistenten Kelche bekleidet und nur an der Spitze frei, fach- spallig, zahlreiche kleine feingrubige, schmal häulig gerandete Samen. Eine schöne Warm- 118 hauspflanze, die wahrscheinlich leicht zu eul- tiviren und leicht zu vermehren sein wird und im Sommer blüht. (Taf. 5009.) 3) Epigynium acuminatum Kl. (Thibaudia acuminata Wall.); Vaccinieae. — Eine der vie- len prachtvollen Vaceinieen, welche in den subtropischen und temperirtien Regionen der feuchten ostindischen Gebirge massenhaft auf- treten, von denen aber bis jetzt erst sehr wenige in unsere Gärten eingeführt sind und deren Cultur nicht so leicht sein dürfte, da sie meistens wie die vorstehende, epiphytisch auf Baumstämmen des dichten Ur- waldes vorkommen. Das E. acuminalum scheint in den Khasia-Gebirgen sehr häufig zu sein, und wurde zuerst von Wallich ent- deckt. Es bildet einen kleinen, bis 4 Fuss hohen, wenig verzweigien Strauch; mit kurz geslielten, lanzettllichen, zugespitzten, enifernt- sägezähnigen Blältern, die bis anderthalb Span- nen lang werden. Die hübschen Blumen tre- ten aus den blattlosen Zweigen, die meistens nur an den Spilzen bebläitert, in kurzen reich- blumigen Doldentrauben hervor und sind die Doldentrauben so zahlreich und dicht ge- stellt, dass sie den Zweig ganz bedecken. Blüthenstielchen keulenförmig, 1 Zol) lang, wie Kelch und Korolle lebhaft korallenroth und fein kurz behaart; Korolle klein, fast kugelig, undeullich 5kantig. Staubbeutel ungegrannt. (Taf. 5010.) 4) Dendrobium crepidatum var. glabra. Orchideae. Eine Varietät mit kahler, nicht weichhaariger Lippe, die am Grunde nicht- die Säule umfasst, sondern abgeflacht ist. Stammt von Assam. (Taf. 5011.) 5) Agapetes buzxifolia Nutt.; Vaccinieae. Ebenfalls eine epiphylische Vaeeinie aus den Bergwäldern Ostindien’s. M. Booth entdeckte sie an der ösllichen Grenze von Bootan in ei- ner supramarinen Höhe von 2 — 3000 Fuss. Sie bildet dort einen kleinen immergrünen Strauch mit dickem knolligem, Rhizom ähnli- chem Stamm, der, wie bei vielen ihrer indi- schen Verwandien, durch zahlreiche Haftwur- zeln an die bemoosten Baumstämme der feuchtwarmen Urwälder sich anklammert und hier, in Gemeinschaft der Orchideen, wie diese schmarotzend lebt, während andere Repräsen- tanten derselben Familie, wie Oxycoccus ma- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. erocarpa zu den Pflanzen gehören, die am weitesten gegen den Nordpol vordringen, und unter Schnee und Eis vegeliren. Zweige ruthenförmig, dicht beblältert und behaart. Blätter zoll-lang, glänzend grün, kurz geslielt; verkehrt - eirund-keilförmig, schwach gesägt, kahl. Blüthen einzeln oder paarweise ach- selständig, Blüthenstiele kürzer als die Blätter. Korolle röhrig, eylindrisch,- etwa Zoll lang, lebhaft karmiproth, mil 5 ausgespreitzten ei- rund-lanzettlichen Zipfeln. Antheren einge- schlossen, die Fächer in Amal längere, dünne, verwaehsene Röhren auslaufend. (Taf. 5012.) 6) Pandanus Candelabrum Beauv.; Pan- daneae. — Der Bot. Garten in Kew erhielt Früchte und junge Pflanzen dieser seltenen Art von Westindien, wo sie jedoch nicht ein- heimisch ist, so wenig als alle übrigen Arten dieser interessanten Gattung, die ausschliess- lich von den tropischen Regionen Asien’s und Afrika’s stammen, gewöhnlich die schlammi- gen Ufer an den Mündungen von Strömen bewohnend. P. Candelabrum scheint nur an der Westküste Afrika’s, dort jedoch sehr häu- fig vorzukommen, bei dem lebhaften und lang- jährigen Verkehr zwischen Westindien und den Selavenstaaten wurde diese mit vielen an- dern Arten nach Westindien verschleppt, eben so wie auch viele weslindische Arten jetzt häufig um Sierra Leone und andern afrikani- schen Städien verwildert gefunden werden. (So erhielten auch wir im vorigen Sommer eine Sendung Samen von Cuba, darunter meh- rere asialische Palmen und auch Pandanus odoratissimus, der auf den Mauritius- und Bour- bon-Inseln zu Hause ist, aber in Westindien eingeführt, dort vollkommene Samen reift, so dass wir jelzt eine hübsche Anzahl junger Sa- menpflanzen besitzen.) P. Candelabrum bil- det im Vaterlande einen oben kronleuchterar- ig verzweigten Baum mittlerer Grösse, der vom untern Theil des Stammes aus siarke Luftwurzeln nach allen Seiten entsendet, die dann in den Schlamm hinabsteigen und .dort sich verästeln und dem Baume in dem losen oft überschwemmten Schlammboden auch als Stützen und Anker dienen. Die Blaltkronen sind schön regelmässig in 3 Spiralen geord- net, die etwa 3 Fuss langen, 2 Zoll breiten Blätter (an jungen kräftigen Exemplaren wahr- N. Neue Zierpflanzen. scheinlich weit grösser), Tinealisch - pfriemlich, am Rande mit ziemlich entfernten, rolhbrau- nen Stachelzähnen besetzt und graeil überge- bogen. Für Warmhäuser sind die Pandanus. Arten eine grosse Zierde, wegen der schön spiralförmigen Blatistellung und der imposan- ten Tracht, für niedere Häuser, in denen die langblättrigen hohen Arten, wie P. odoratissi- mus, Candelabrum, furcatus u.a. leicht zu gross werden, sind besonders P. inermis, der kleine bereits sehr verbreilete P. graminifolius, und ganz vorzüglich der prächtig weissgestreifte P. javanicus fol. var. zu empfehlen. Die Ver- mehrung geschieht in Ermangelung von Sa- men, durch Abnahme von Seitensprossen, die indessen bei den meisten Arten nur sehr spär- lich erscheinen. Wünscht man eine grössere Vermehrung zu erhalten, so kann dieses da- durch bezweckt werden, dass man mit einem glühenden Eisen das Herz der Pflanze aus- brennt; durch diese Operation ist der Gipfel- trieb zerstört und die Pflanze meistens für im- mer verstümmelt, aber es entwickeln sich nun in den Blattwinkeln zahlreiche Seitentriebe, von denen man den obersten stehen lässt, um den Gipfel zu ersetzen, und die übrigen zur Vermehrung abnimmt, sobald sie sich hin- länglich entwickelt haben. Das Ausbrennen ist dem Ausschneiden vorzuziehen, da bei dem letzteren leicht Herzfäule enisieht. Dieselbe Vermehrungsart lässt sich auch mit Erfolg bei Bonapartea juncea und gracilis und ähnlichen Pflanzen anwenden. (Taf. 5014.) 7) Dillenia speciosa Thunb.; Dilleniaceae. Einer der schönsten Bäume, der die dichten Wälder vom ganzen tropischen Ostindien be- wohnt und wegen seiner Schönheit auch oft angepflanzt wird, seit langen Jahren auch schon Insasse unserer Warmhäuser , wo seine grossen schönen Blälter ihm einen bescheide- nen Platz sichern; denn wie so viele andere der prächtigsten Bewohner der Tropen blüht er höchst selten oder fast nie bei uns, eben weil unsere Häuser keinen Raum haben für “Urwaldbäume, auch wenn alle anderen Bedin- gungen für ihr Gedeihen gegeben wären. — Die fastFuss langen, länglichen oder länglich- lanzettlichen Blätier sind kurz und dick ge- stielt, am Grunde verschmälert, deutlich fieder- nervig, am Rande grob und tief sägezähnig : 119 die sehr grossen weissen Blumen erinnern an Magnolienblüthen, die apfelgrosse Frucht ist essbar, obgleich sehr sauer. (Taf. 5015.) 8) Salvia Candelabrum Boiss.; Labiatae. Schon im Jahrgang 1852 der Gartenflora kurz erwähnt, durch Boissier von Spanien einge- führt und als ausdauernde, halbstrauchige Gartenpflanze mit reicher Rispe weisslicher Blumen mit grosser violetter Unterlippe zu empfehlen. Wird etwa 3 Fuss hoch und blüht im Juli. (Taf. 5016.) 9) Codonopsis rotundifolia var. grandi- fora; Campanulaceae. — Aus Samen von Hi- malaya inKew erzogen, unterscheidel sie sich von der Stammart nicht nur durch grössere Blumen, sondern auch durch grössere und meist alternirende, ansiatt gegensländige Blät- ter. Die glockigen Blumen sind gelblich grün, inwendig fein dunkelroth punktirt. Eine we- niger schöne als interessante Schlingpflanze fürs Kalthaus, die durch Samen leicht vermehrt. wird, (Taf. 5017.) b) AbgebildetinFlore des Ser- res. 10) Lasiandra elegans Ndn. (Pleroma elegans Gard.); Melastomaceae. — Eine in grös- seren Gärten bereils bekannte prächtige Art mit grossen, dunkel violeltblauen Blüthen, die zuerst von Gardner im Orgelgebirge bei 3000 Fuss Höhe, unweil Rio Janeiro entdeckt und später von Lobb eingeführt wurde. Sie wird bei richtiger Behandlung als hüscher, niedriger, reich verzweigter Busch mit vielen Blüthen bedeckt, eine unserer schönsten Culturpflan- zen, aber nicht jedem wird ihre Cultur gelin- gen. Im Sommer muss sie im luftigen Kalt- hause gehalten werden, nach der Blüthe stellt man sie einige Zeit lang ganz ins Freie im Schatten und giesst sehr sparsam, um ihr eine Ruhezeit zu gönnen. Darauf schneidet man sie stark zurück, pflanzt sie in frische Erde (Laub- erde mitSand und etwas Lehm) wenn nölhig, und bringt sie in ein temperirtes, helles Glas- haus, wo sie den Winter über bleibt. Sie lei- det sehr leicht von den Angriffen der Milben- spinne und dem Trips und eine ganz fehler- freie, üppige Pleroma elegans gezogen zu haben, ist jedenfalls etwas, dessen sich jeder 120 Gärtner rühmen darf, mit gleichem Rechte wie mit schön gezogenen blühenden Exemplaren von Lisianthus Russelianus, Luculia gratissima, Lechenaultia biloba und arcuata und anderen prächtigen, aber diffieilen Pflanzen, die trolz ih- rer Schönheit doch nur selten wirklich üppig und gesund angelroffen werden. — Naudin, der gelehrte Monograph der Mela- stomaceen, hat die Gattung Pleroma wieder mit Lasiandra vereinigt, da sie sich nicht we- sentlich unterschied. (Taf. 1212.) 41) Rosa Noisette Isabella Gray. Eine neue amerikanische Rose macht jetzt die Runde durch alle Gartenjournale, die allerdings sehr viel verspricht, wenn sie auch bei uns so reich und willig blüht, wie in den Vereinigten Staaten, wo die Sommer heisser sind als bei uns. Es ist eine grosse, stark gefüllte, wirk- lich goldgelbeRose, die von dem Handels- gärtner Gray in Charleston aus Samen der bekannten Noisett-Rose Chromatella erzogen wurde und der er den Namen seiner Tochter gab. Von sehr kräftigem Wuchse treibt sie lange rankende Zweige und blüht in Büscheln. Van Houtte hat daher Recht, wenn er sie zu den Noiseitrosen zieht, während die Engländer sie zu den Theerosen rechnen. Dürfte wehr- scheinlich am besten als Hochstamm blühen, oder an sonnigen Wänden wurzelächt als Spa- lierrose gezogen werden. (Taf.1220.) 12) Remontant-Nelken. Diese Nelken bil- den bekanntlich eine eigene Rage der seit lan- gen Jahren mit besonderer Vorliebe gezogenen Gartennelken (Dianthus Caryophyllus), die sich durch ihren mehr strauchigen Wuchs und durch die Eigenschaft auszeichnen, im Laufe des Jahres mehrmals zu blühen, ja sogar milten im Winter ihre gefüllten, herrlich duftenden Blumen zu spenden, wenn sie in einem tem- perirten Hause einen hellen Standort finden, wo das Sonnenlicht sie treffen kann. Man hat ihre Verdienste vielfach ühersehätzt, und denke auch nicht, dass sie im Winter einen so rei- chen Flor geben werden, wie dieGartennelken im freien Lande , aber dennoch haben sie ih- ren grossen Werth, besonders für die Zimmer- eultur, da sie, im sonnigen Vorlensier gehal- ten, recht gut gedeihen und zu grossen Bü- schen heranwachsen, die zu allen Jahreszeiten Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Knospen und Blumen treiben. Sie verlangen geräumige Töpfe und eine Erdmischung aus gleichen Theilen Mistbeeterde, Lauberde und Lehm, im Sommer stellt man die Töpfe ins Freie in sonniger Lage, oder noch besser, pflanzt die Stöcke im Mai ins Land, wo sie recht erstarken und fortwährend blühen, und j setzt sie im September wieder ein mit mög- lichster Schonung des Wurzelballens , um ins möglichst sonnige Winterquarler zu wandern. — Die ersten Remontant-Nelken wurden vor elwa 20 Jahren vom Gärtner Dalmais in Lyon er- zogen; man hatle lange Jahre hindurch nur wenige, meistens einfarbige Sorten, die den Landnelken weil nachstanden an Schönheit und Mannigfaltigkeit, in den letzten Jahren sind sie jedoch bedeutend vervollkommnet, und die vorliegende Tafel der Flore des Ser- res gibt eine Auswahl der neuesten Züchtun- gen, die sich den schönsten Gartennelken so- wohl in Form und Füllung, als in Farben- reichlhum und scharfer Zeichnung ebenbürtig zur Seile stellen. (Taf. 1221.) 13) Tulipa suaveolens Roth, die im öst- lichen Europa wild wächst, ist in den Gärlen allgemein bekannt! unter dem Namen Duc Van Tholl; die einfach rolhe gelb gerandete ist die früheste aller Tulpen, sie sowohl als die gefüllte gleichfarbige Abart werden in Holland massenhaft. gezogen und werden bekanntlich ebenso massenhaft verwendet überall, sowohl zum Antreiben für den Winterflor, als zur Ausschmückung kleiner Gruppen, die im schönsten Blüthensehmucke stehen , wenn die ersten Frühlingsboten, die Schneeglöckchen, Crocus, Erythronium Dens canis und Bulboco- dium vernum kaum verblüht sind. Die übrigen Varietäten der Duc Van Tholl Tulpen sind weit seltener und theurer , aber ebenfalls sehr schön. Die weisse, rosa gerandele Duc Van Tholl blüht etwas später als die gewöhn- liche, dann folgt die rein gelbe, dann die prächlig einfarbig scharlachrothe und endlich die weisse, Eine noch sehr seltene Abart, roth mit goldgelb panachirt, ist ebenso früh- blühend als die gewöhnliche. Die Due Van Tholl Tulpen beginnen den Blumenreigen des Tulpenflors; eine zweite Abart der T. suaveo- lens, die sich durch breitere Blätter und hö- here Blüthenschäfte auszeichnet, hat den Gar- II. Neue Zierpflanzen. tennamen Claremont Tulpe, sie ist die Multer der Race der so schönen und verhällnissmäs- sig zu wenig gekannten Frühtulpen, die etwas später als die Duc Van Tholl, zu glei- cher Zeit mit den Hyaeinthen blühen, und ih- nen folgt dann der Flor der eigentlichen Gar- tentulpe oder Spättulpe, deren unzählige For- men wohl meistens von der T. Gesneriana abstammen. (Taf.,1223.) 14) Ahododendron macrocarpum. Unter dieser Bezeichnung erhielt Van Houlte eine Quantität Samen, in dem Bootan - Gebirge ge- sammelt, direet zugesandt, von welchem er jetzt zu 10 Frs. das Paquet abgibt. Der Sa- men ist frisch, und sind schon junge Pflanzen daraus gezogen. Die Kapseln sind im Ver- gleich zu andern Arten wirklich gigantisch, die Blumen bis jetzt unbekannt, müssen enorm sein, wenn sie im gleichen Verhältnisse aus- gebildet sind, aber darf man von grossen Früchten immer auf grosse Blumen schliessen ? (E. 0.) e) Empfohlen von versehiedenen Zeitschriften. 15) Catileya Schilleriana Achb. fil.,; Or- chidee von der Tracht der C. Acklandiae, aber mit grossen krausen Blumen. Schein- knollen 2 Zoll lang, gefurcht. Blätter länglich keilförmig. Blülhenscheide häutig,, abgekürzt. Blumen’so gross als die der C. gutlata. Se- palen länglich, spilz, gelblich mit braunem Rande und dunkelpurpur iropfenarlig gezeich- net. Pelalen fast gleichlang, wellig-kraus. Lippe mit länglich 3eckigen Seitenlappen, die die Säule umhüllen und mit Aseiligem ausgerande- tem, krausem, gezähntem, glattem Mittellappen. Die Lippe überhaupt ist weiss und ausserhalb an der obern Seite des Miltellappens schön violeitpurpur geadert. Säule keulenförmig, weiss, purpur gesäumt und vorn purpur ge- streift. Eine neue prächtige Art, die im letz- len Herbst unter der Pflege des Herrn Stange in dem Garten des Consuls Schiller in Ham- burg blühele. Die Art ist Herrn Schiller ge- widmet und würdig, den Namen des Besitzers der schönsten und zahlreichsten Orchideen- sammlung zu tragen. (Allg. Griztg.) 16) Laelia praestans Rchb. fil. Der L. pu- 121 Scheinknollen und Blät- ter wie bei Laelia pumila. Blüthe grösser, fleischiger, blasser. Die Petalen breiter. Cha- rakteristisch ist die Form der Lippe, welche bei der in Rede stehenden Art völlig geschlos- sen und einem Kuhhorn ähnlich, um die Säule gekrümmt, so dass man die Lippe nicht aus- breiten kann, ohne sie bis zu ?/s der Länge zu zerschneiden. Bei L. pumila dagegen hüllt die Lippe wohl die Säule auch ein, man kann sie aber, ohne solche zu zerschneiden, aus- breiten. Blühete in der Orchideen-Sammlung des Herrn Laurentius zu Leipzig. Herr Rei- chenbach glaubte anfänglich, dass es nur eine Monstrosilät sei, sah aber später die gleiche Pflanze mit den gleichen Kennzeichen in an- deren Sammlungen. (Allg. Griztg). mila nahe verwandt. 17) Prune Ponds seedling. Eine grosse ovale violette Pflaume mit rolhem Schiller, die in England erzogen ward. Kräftiger Wuchs, reiche Tragbarkeit und grosse Früchte von 2 Zoll Durchmesser empfehlen sie zu allgemei- ner Anpflanzung. Der Geschmack der Früchte ist zweiter Qualität. (Gal. Journ. d’hort. tab. 20.) 17) Wormia excelsa Jacks. , Dilleniaceae. — Die Gattung Wormia enthält rankende Sträucher, die inMadagascar, Ceylon, Neuholland und Java zu Hause sind. Die abwechselnd stehenden Blälter sind oval, buchtig gezähnt , lederarlig. Die Blumen stehen in gegen die Astspitze hin auftretenden Trauben oder Rispen. Kelch öblättrig, stehenbleibend ; Blumenkrone weiss oder gelb, Öblättrig, unterständig, viele Staub- fäden mit verlängert linearen ?2fächrigen An- Fruchiknoten 5 — 10, einfächrig, frei, vieleig. — Die W. excelsa ist ein hoher Baum von ausgezeichneter Schönheit, welchen Blume auf der Insel Noussa-Cambangan und Reinwardt auf Java fand. Der Erstere nannte diese Pitlanze Capellia multiflora. theren. Diese schöne Decorationspflanze fürs Warm- haus ward von Teysmann zunächst in den Botanischen Garten zu Buitenzorg in Java ein- geführt und von dort aus dem Botanischen Garten in Leyden in Holland übersendet. Ver- mehrung durch Stecklinge. — (Flore des Jardins du royanne des Pays-Bas. 5—6 livr. 1857.) 122 19) Fuchsia Cornelissen, Wonderful, Triomphe deBruzelles. Neue Abarten von Fuch- sien mit grossen rothen Blumen und zurück- geschlagenen Kelchblättern. Die Kelehblätter der ersten an der Spitze weiss, Kronenblälter blau roih geflammt. Wonderful hat ganz aufrecht zurückgeklappte Kelchblätter und ro- ihe, violett nüancirte Kronenblätter. Triomphe de Bruxelles ausgebreitet zurückgebogene Kelehbllätter und schwarzblaue Kronenblätter. Im Ganzen ist es mehr ein Rückkehren zu älteren Formen. (Joum. d’hort. tab. 22.) 20) Erdbeere Prince imperial. Das Jour- nal d’horticulture gibt die Abbildung dieser von Graindorge erzogenen, grossen ansehnli- chen Erdbeere, die höchst angenehmen Ge- schmack , Frühzeitigkeit, schönes Aussehen, Grösse und lange Haltbarkeit mit einander ver- einigen soll. Sie sei noch frühzeitiger als I. 41) Kaltflüssiges Baumwachs. Es war schon lange eine Aufgabe, deren Lösung besonders für den Obstbau unendlich wichtig, eine kallflüssige und doch an der Luft schnell erhärtende Masse zu bereiten, welche im Uebrigen alleEigenschaften eines guten Baum- wachses besilzt, d. h. die Luft vollständig ab- schliesst und bei warmem Sonnenschein nicht abfliesst. Die Vorzüge eines solchen kaliflüssigen Baumwachses, vor den bis jetzt in grösseren Baumschulen gebrauchten Baumwachssorten, die über dem Feuer flüssig gemacht und warm aufgelragen werden müssen, liegen deutlich auf der Hand. Warm aufgetragenes Baum- wachs trocknet die nach aussen gelegenen Wundränder mehr oder weniger aus, störl also das Vernarben, welches bei kalt aufge- tragenem Baumwachs viel schneller und voll- kommener vor sich geht. Ausserdem ist der Vorzug der schnellern und weniger umsländ- lichern Anwendung des kaliflüssigen Baumwach- ses ein sehr bedeutender. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Princess royal und eigne sich daher zur Trei- berei. 21) Grosseillier cassis black Naples. Eine sehr grossbeerige, neueschwarze Johannisbeere, die auch als Cassis royal de Naples, Gros de Naples etc. von den Handelsgärtnern aufge- führt wird. (Journ. d’hort. tab. 17.) 22) Clematis Guascoi Hort., Ranuncula- ceae, Ein Bastard zwischen C.patens (C. eoe- rulea Var. grandiflora) und C. Vilicella, wel- chen Herr Guasco in Holland erzogen. hat. Die Pflanze ist in den Besitz von Mackoy und Comp. übergegangen. Der allgemeine Blatt- stiel trägt 5 (3 spilzen- und 2 grundständige) Blättichen. Blumen gross, schön dunkelviolett. Eine schöne Schlingpfianze, die im Klima Deutschland’s noch durchaus hart sein soll. (Journ. d’hort, tab. 18.) Notizen. Wir haben in diesen Blättern den Mastix l’homme Lefort unlängst als ein solches kalt- flüssiges Baumwachs empfohlen, auf dessen Bereitung der Erfinder ein Patent genommen und solches in Deutschland und Frankreich vielfach verkauft hat, — Herr Garten-Inspector Lucas in Hohenheim theilt nun in der von ihm redigirten Pomolo- gischen Zeitschrift, wie in der Berliner Allge- meinen Gartenzeitung, seine eigenen Erfahrun- gen über die Bereitung eines kaliflüssigen Baumwachses auf das Uneigennülzigste mit. Derselbe verwendet dazu gewöhnliches Fiehtenharz, wie es aus den Waldungen ge- nommen wird. Dieses wird zunächst über dem Feuer flüssig gemacht und auf jedes Pfund desselben 6 — 7 Loth Spiritus hinzu- gegeben. Letzterer wird, so lange das Harz noch flüssig, eingerührt und dann dasselbe in | Flaschen gegossen, die verkorkt werden. Verwendet man das sprödere Kolophonium, IH. so vermische man dieses beim Flüssigmachen überm Feuer mit Rindstalg und Terpentinöl, und zwar auf 1 Pfd. Kolophonium 1'/, Lth. Rindstalg und einen Esslöffel voll Terpentinöl. Nachdem alles flüssig, werden 6 — 7 Loth Spiritus eingerührt und das Baumwachs in Flaschen verschlossen. Derarliges Baumwachs hält sich bis '% Jahr lang, ohne zu verder- ben, erhärtet nach dem Auftragen schnell und hat sich ebenso gut für Veredlungen , wie für Wunden bewähtt. Da man dieses Baumwachs nur dünn auf- trägt, so ist es wohl das billigste aller bis jeizt angewendeten Sorten. Vergleichende Versuche zeigten, dass es ausser der grössern Wohlfeilheit vor dem Mastix l’'homme Lefort auch noch den Vortiheil voraus hat, dass es sich leichter aufstreichen lässt, schneller trock- net und von der Sonnenwärme nicht so leicht aufgeweicht wird, als jenes, In Folge dessen wuchsen von gleichzeiligen Veredlungen, von denen die einen mit dem Mastix l’homme Le- fort, die andern mit dem eben empfohlenen kaltflüssigen Baumwachs versitrichen waren, die leizieren entschieden schneller und bes- ser. Also Herrn Lucas den freundlichsien Dank für seine Mittheilungen. Das Bewausst- sein, sich Tausende verpflichtet zu haben, wird ihn besser und dauerhafter als ein Patent lohnen. — (E. R.) 2) Mittheilungen von X. Landerer über Griechenländ. Die Platane war schon bei den alten Griechen ein belieb- ter Baum. Die Philosophen des Alterthums lehrten unter dem Schatten derselben. Ein Platanenbaum, der von Pausanias be- schrieben wird, lebt jeizt noch in der Nähe von Kephissia. Der Stamm desselben hat fast 10 Fuss im Durchmesser, und auf 30—40 Fuss vom Haupistamme erkennt man noch die Wur- zeln des Baumes, der ungefähr 100 Fuss hoch sein mag. An 500 Menschen können sich unter der weit ausgebreiteten Krone dieses mindestens 2000 Jahre alten Baumes versam- .meln. — Gummi Hederaeist ein Harz, das aus allen Stämmen von Hedera Helix - ausfliesst, wenn diese eingeritzt oder verwundet werden. Notizen. 123 Stämme , wo es ohne künstliche Nachhülfe in Tropfenform ausschwitzt, finden sich sehr sel- ten. Dasselbe war schon den Alten bekannt. Dioscorides nennt es Kıocov davzovov und Plinius Lacrymae Hederae. Mandelbaum-Gummi. Der Harzfluss tödtet in Griechenland leider sehr viele Man- delbäume. Das reichlich ausströmende Gummi wird gesammelt und gegen Heiserkeit und Husten vom Volke gebraucht. — Die Cypresse ist besonders auf den Gräbern der Muhamedaner angepflanzt, und es erlangt dieselbe eine Höhe von 60—70 Fuss, bei einem Stammdurchmesser von 1 Fuss. Bei den alten Griechen war die Cypresse ein den Göttern geheiligter Baum und Kvrzagıooos, derLiebling des Appollo, soll in eine Cypresse verwandelt worden sein. Cyperus esceulentus. Die essbaren Wurzeln dieser Pflanze werden in Egypten und Palästina unter dem ‚Namen Mann ge- sammelt und als Nahrungsmittel wie auch als kräflige Speise verwendet. Tabakplfanzungen. In den zahl- reichen Tabakpflanzungen that im letzten Jahre ein Wurm (Larve) grossen Schaden, der die Wurzeln abfrisst, und so oft ganze Pflan- zungen verwüstete. Passiflora coerulea ist eine der be- liebtesten ausdauernden Schlingpflanzen der Gärten. In 3 Jahren bekleiden wenige Pflan- zen derselben eine Laube. Anchusa offieinalis wird schon _ seit alten Zeilen als nervenstärkendesMittel in den Wein gethan. Die Dattelpalme (Phönix dactylifera) bil- det einen der wichtigsten Culturzweige im Orient und Nordafrika. Für den Araber ist eine Missernte der Datteln das Gleiche , wie für uns eine solche des Getreides. Die Be- fruchtung der weiblichen Bäume wird von den Arabern schon seit alten Zeiten (lange bevor die Geschlechtstheile der Pflanzen richtig er- kannt waren) ganz einfach in der Weise vor- genommen, dass sie zur Blülhezeit männliche Blüthenrispen über den weiblichen befestigen. Ein Dattelbaum kann 3—5 Cir. Datteln geben und wird mit 200 — 400 Piastern verkauft. 124 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Hundert bis 150 Bäume geben einer Famile , daher das einzige sichere Mittel, den Zerstörun- reichlichen Unterhalt. Wie wir zur Sommerzeit aufs Land ziehen, so suchen die reichern Araber zur gleichen Zeit im Schatten der Daitelwälder Schutz vor der brennenden Sonne. Eine gute Hausfrau, so behauptet der Araber, könne jeden Tag während eines Monats eine andere Speise aus Daiteln bereiten. Aus denselben wird ein Honig ausgepresst, aus dem Honig wird ein berauschendes Getränke bereitet und ausser- dem wird die Dattel, frisch und getrocknet, für sich allein oder vermischt mit Reis, Fleisch etc. genossen. Mittel gegenBienen- undScorpio- nenstich. In Griechenland sind Scorpionen in Kellern unter Fässern häufig, und werden die mit dem Umfüllen des Weines heschäflig- ten Leute häufig von solchen gestochen. Der Stich hat zuweilen Brand und Tod zur Folge. Gegen denselben werden verschiedene Volks- mittel, Seorpionenkräuter (Sxogm1oxoorTagıe) genannt, angewendet. So Lithospermum apu- lum, Heliotropium europaeum (Zxogriovgos, “Hiıorooruov), Plantago lanceolata (Mevravev- eov, AovoyAwccor). Die letztere Pflanze wird auch gegen den Bienenstich gebraucht. (Nach Bot. Wochenbl. und Flora.) 3) Eine neue Plage der Warm- häuser. In England ist in neuerer Zeit ein sehr gefährliches kleines Aflügeliges Insekt, mit Aphis und Coccus zunächst verwandt, in die Warmhäuser eingeschleppt worden. Das- selbe hat den Namen Aleyrodes vapo- rariorum erhalten, ward wahrscheinlich ausMexico eingeschleppt und wird den weich- laubigen Warmhauspflanzen, wie den Gono- lobus-, Bignonia-, Aphelandra- und Solanum-Arten besonders gefährlich. Das- selbe ist ungefähr 1 Linie gross, setzt sich auf der Unterseite der Blälter fest und bohrt diese, den Saft aussaugend,, an. Die Blätter entfär- ben sich und fallen ab. Die jungen Larven desselben sind mit einer gefransten Hülle be- deckt. — Mittelst Abwaschens und Räucherns ist es zwar leicht zu tödten, allein einige Tage darauf ist es wieder zahlreich vorhanden, da die Brut sich sehr schnell entwickelt. Wiederhol- tes Räuchern , sowie neue Brut erscheint, ist gen desselben zu begegnen. (Gard. Chron.) Der beistehende Holzschnitt gibt die starke Vergrösserung des ausgebildeten 4 flügeligen Insektes. — 4) Nachirägliches über Einfüh- rung des Chinarinden-Baums in Java. Wir gaben schon einen kurzen Bericht über jene Verpflanzung der Chinabäume nach Java. Seitdem wir jenen niederschrieben, ist Herr Hasskarl, der Vorsteher jener Pflanzungen nach Europa zurückgekehrt, um seine Gesund- heit zu stärken. Die Düsseldorfer Zeilung gab, auf dessen Mittheilungen fussend, einen einläss- lichen Bericht über jenes für die Cultur so wichtige Ereigniss, aus dem wir das Folgende noch entnehmen. — Zunächst wird gezeigt, dass bei der Art, wie die Chinarinde in Amerika gesammelt werde, die Zeit vielleicht nicht ferne sei, wo dort der Baum fast ausgeroitet sein werde. Schon jetzt gebe es in manchen, sonst an Chinabäumen reichen Gegenden de- ren keine mehr. Da alle Bäume behufs des Sammelns der Rinde einfach gefällt werden und solche nur zerstreut in ‚den Waldungen vorkommen, so scheint leider jene Befürch- tung nur zu gegründet, und es muss daher der ersteAnfang zur regelmässigen Cultur des Chi- nabaumes mit lautem Jubel von der eivilisir- ten Welt begrüsst werden. Nach verschiedenen vergeblichen Versu- chen, den Chinabaum durch Vermittlung der Consulate nach Java einzuführen, war Hass- karlim Jahre 1852 damit beauftragt. Die- ser war, nachdem er längere Zeit den Bota- nischen Garten zu Buitenzorg geleitet halte, durch allerlei Unannehmlichkeiten veranlasst, nach Europa zurückgekehrt, und führle den erhaltenen Auftrag zu glücklichem Ziele. Im November 1852 verliess er seine Va- terstadt Düsseldorf. Im Januar 1853 kam er BEE. II. Notizen. nach Panama, im Februar nach Lima. Nach- dem er hier eine gefährliche Krankheit glück- lich überstanden , überstieg er die Andenkelte zweimal, da erst an der östlichen Abdachung derselben der Chinabaum wächst. Von da gelang es ihm, ein Kistchen mit Tausenden von Samen in keimfähigem Zustande nach Holland und von da nach Java zu expediren, Dagegen blieb eine Kiste mit jungen Pflanzen liegen und verdarb. Später nahm er selbst noch lebende Pflanzen, in 21 Kisten verpackt, bis zum Hafen Callas mit, wo ihn eine hol- ländische Fregatie erwartete und nach Java überführte, — Wie es mit solchen Transporten auf weite Entfernungen aber slets geht, es starben auch von diesen Pflanzen die meisten, bevor sie ihren Beslimmungsort im Innern Java’s, bei 5000 Fuss Höhe überm Meer erreichten. Die nach Java früher gesendeten Samen waren gut gewachsen, aber vom Ungeziefer grossentheils aufgefressen worden. Dagegen langten in Holländischen Gärten aus jenen Samen erzo- gene Pflänzchen ganz gesund in Java an, und so lieferten sie die meisten Pflanzen zur beabsichtigten Anpflanzung. Die jungen Pflan- zen gedeihen dort jelzt ganz vorzüglich, wach- sen in einem Jahre 4 Fuss lang und werden jetzt durch Stecklinge schnell vervielfältigt. Auf diese Weise ist der ächte Calisaya- China-Baum und einige andere Sorten glücklich in Java eingeführt, und unserm Hasskarl ward die höchste Anerkenuung durch Verleihung von 2 Orden zu Theil. (E. R.) 5)Crataegus sanguinea alsHecken- strauch. Hecken sind bis jetzt die billigste und schönste Einfassung um Grundstücke aller Art. Sträucher, die dauerhafle und dichte Hecken bilden, waren daher von jeher sehr gesucht. So verschiedenartige Pflanzen man nun aber zu diesem Zwecke bis jelzt vorge- schlagen und erprobt hat, keine übertraf noch in Deutschland den Weissdorn (Crataegus Oxyacantha oder dessen Abart monogyna). Vom Pflanzen an sorgfältig behandelt, bildet er dauerhafte, selbst für Hasen undurchdring- liche Hecken. Wohl hat man in neuester Zeit die Maclura aurantliaca angelegentlich zu solchem Zwecke. empfohlen, Referent muss aber bezweifeln, dass sie je im Stande sein 125 wird, bei uns den Weissdorn zu erselzen. Dagegen gibt es eine andere, in Sibirien hei- mische Art des Dornstrauches (Cralaegus), die auch schon lange in deutsche Gärten einge- führt ist und im Herbst eine Masse kleiner blutroiher Früchte trägt, nämlich C. sangui- nea, der hier um Petersburg den Weissdorn vollständig ersetzt und die regelmässigsten, undurchdringlichen Hecken bildet. Derselbe ist jedoch nicht mit C. coccinea zu verwech- seln, welcher letzterer grössere rothe Früchte trägt und ein weniger dichles Wachsthum be- sitzt. Der C. sanguinea ist härter als der ge- wöhnliche Weissdorn, der in harten Wintern hier vom Froste leidet. Er wächst ebenso sparrig als der Weissdorn und bildet selbst bei weniger sorgsamer Pflege ebenso dichte Hecken als jener, so dass wir ihn in dieser Hinsicht dem Weissdorn ganz gleich stellen. Endlich hat er aber noch einen Vorzug vor jenem, nämlich, dass er viel schneller wächst und also früher eine dichte Hecke bildet. Endlich ist auch die Anlage einer Hecke von demselben billiger. Ein Weissdornzaun muss einen festen Lattenhaag erhalten, an dem die Setzlinge schief angebunden und durch den sie während eines Zeitraums von 6 Jah- ren geschülzt werden. Solche Sorgfalt hat der ©. sanguinea nicht nöthig. Man nimmt gleich starke, ungefähr 5 Fuss hohe Pflanzen, slutzt diese auf 1!/,—2 Fuss Höhe zurück und befestigt sie einfach an eine quergeschlagene Lalte. Von nun an genügt es, jährlich die jungen Triebe mit der Scheere zu schneiden, und man erhält einen guten Zaum. Man zieht die Pflanzen aus Samen, der, nachdem er von den umgebenden Beeren befreit ward, im Herbste ausgesäet, im näch- sten und ?2ten Frühling sicher keimt, Ob in Deutschland dieser Strauch das Gleiche leistet wie hier, das wissen wir zwar nicht, wir glauben aber, dass es der Fall sein werde. In Petersburg bildet er einen der gangbarsten Artikel der Baumschulen. — (E. R.) 6) Mittheilungen über Java von Hasskarl. In dem Garten, wo die China- bäume angepflanzt worden sind, da blühet jetzt Cinchona Calisaya und C. ovata, so dass 126 bald eine reichliche Samenernte in Aussicht steht, und also die schnelle Ausbreitung der Pilanzung gesichert ist. Wahrscheinlich, so vermulbet Hasskarl, seien es einige alte strauch- arlige Büsche des China-Baumes, die er aus den untern Thälern Peru’s, unterhalb Sundia mitgebracht habe, und die sich in der China- pflanzung zu Tjibboda bald erholt hätten, die jetzt dort schon Blüthe angesetzt hätten. Ausser dieser zu erwartenden Vermehrung durch Samen ist auch die durch Stecklinge gut gelungen , und jetzt schon ist dort eine Anzucht von mehr als 25009 Stück jungen _ Stecklingspflanzen des Chinabaumes vorhan- den. Die Anzucht aus Samen dürfte aber kräfligere und üppigere Pflanzen liefern, und wenn so beide Arten der Fortpflanzung mit einander wetteifern, so dürfte für schnelle Ein- führung und Ausbreitung der Pflanzungen von Chinabäumen in Jaya nun hinlänglich gesorgt sein. Herr Teysmann, der tüchtige Vorsteher des Gartens zu Builenzorg, kam kürzlich nach Benka. Dort fand er eine ausserordentliche Fülle von Pflanzenformen , so dass er binnen kurzer Zeit ungefähr 20 Kisten mit Pflanzen und Samen nach Buitenzorg senden konnte, Bei Mantok fand er allein zehn verschiedene Arten von Nepenthes, die meistens in Morä- sten wachsen. Der Stengel der Nep. ampulla- cea wird dort zum Binden benulzt, wie bei uns Clematis oder die Weiden. Von noch unbekannten Palmen und Pandaneen wurden Samen gesammelt. Von Calophyllum beob- achtete Teysmann 10 verschiedene Arten, fer- ner zahlreiche Quercus, eine Menge verschie- dener Rolang-Palmen (Calamus), Eisenholz-, Ebenholz- und Guitapercha-Bäume in Ueber- fluss, sowie eine Masse anderer seltnerer Pflan- zen, welche hier eine reiche tropische Vege- tation im: Ueberfluss aufzuweisen hat. — (Flora.) 7) Ueber Obstsorten. (Aus der Mo- natsschrift für Pomologie.) 4) Die Monatsschrift für Pomologie em- pfiehlt den Prinzenapfel (Rothgestreif- ter. Schlotterapfel, Ananasapfel) als guten Herbsttafel- und Wirthschaftsapfel auch für rauhere Lagen. Der Baum kommt in dem verschiedensten Boden fort, ist sehr tragbar, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. = aber in schwerem Lehmboden am fruchtbarsten, Gut gewachsene Früchte sind walzenförmig, 2°/, Zoll breit und 3! —!/z Zoll hoch, baumreif gelblich grün, Jagerreif zitronengelb und meist ringsherum durch streiiges Karminroth gedeckt, Böhmer. Ein deckfarbiger Rosenapfel aus Tyrol. Grosser, schön plaltrund gebauter Apfel mit flachen, über die Frucht verlaufen- den Erhabenheiten. Kelch geschlossen. Farbe glänzend strohgelb, auf der Sonnenseite schön carminroth verwaschen. Fleisch locker, saftig von süss weinigem angenehmen Geschmacke. Reift im December, hält bis März und ist eine Tafelfrucht ersten Ranges. 2) Der bekannte Pomolog Herr E. Lange in Altenburg gibt im gleichem Blatte eine Reihe schätzbarer Bemerkungen über die von ihm cultivirten Aepfelsorten, von denen. wir einige hier andeuten wollen. Der Lange Bellefleur war tragbar, gab aber nur kleine, fade bilterlich schmeckende Früchte. i Braddick’s Sondergleichen. Trag- bar und von angenehmen Geschmack. Der Königsapfel von Jersey ist starkwüchsig, aber nicht tragbar. Die Kurzstiel-Sorten scheinen in Al- tenburg überhaupt nicht zu gedeihen. Der Luikenapfel behauptete dort eben- falls nicht die Vorzüge, die ihm ia Würtem- berg zukommen. Der in letzter Zeit so oft genannte Ri b- ston's-Pippin ist mit der Englischen Gra- nalreinelte identisch. Für die Altenburger Ge- gend nicht zu empfehlen. Pariser Rambour -Reinette. Für Al- tenburg nur für guten Boden und warme Lage empfohlen. Es stellen diese Beobachtungen eines so geachteten Pomologen aufs Neue heraus, wie wenig wahrscheinlich es ist, dass es Obstsorten gibt, die nur in den Grenzen Deutschland’s al- lenthalben gleichmässig empfohlen werden können und dass fast jede Obsisorte in Gegen- den, wo .man sie noch nicht bauete, erst prom beweise gepflanzt werden muss, bis man sie mit Ueberzeugung zum allgemeinen Anbau em- pfehlen kann. — 3) Pfarrer C. Fischer macht in einem längeren Aufsatz darauf aufmerksam, dass es III. Notizen. verkehrt sei, den Obstbäumen in den ersten Jahren nach ihrer Entwicklung zu wenig Nah- rung zu geben. Nur Wildlinge, die bald in einen kräftigen, wenn gleich nicht überdüng- ten Boden gepflanzt würden und hinlänglich Platz erhielten, würden schöne Stämmchen zum Veredeln liefern. — Auch wachse ein kräftig gewachsenes Stämmchen nach dem Verpflanzen leichter an. — Aber auch an seinem Standort muss der Obstbaum genügend Nahrung erhalten, wenn er kräftige und schöne Früchte tragen soll *). 4) Oberdieck berichlet über Versuche, die er nach Rudolphi’s Beobachtungen ge- macht, in Bezug auf Veredlungen auf Rinde. An mehrere Zoll im Durchmesser haltende Stämme habe er Reiser so angelegt, dass nur die Rinde des Wilälings zur Hälfte durch- geschnitten und also das Edelreis ganz auf Rinde angelegt ward. Fast alle diese Reiser wuchsen vortrefflich. — 8) Stachelbeer-Cultur bei Herrn Nicholson in Egglescliffe in England. Die in England so beliebten und in so ausge- zeichneten Sorten cultivirten Stachelbeeren sind in dem Garten des Herrn Nicholson in ganz besonderer Schönheit und in vorzüglichstem Zustande vorhanden. Mehr als 50 verschie- dene Arten von den besien Sorien werden hier cultivirt, und zwar alle auf verschiedenen Beeten, so dass sie sich nicht mischen kön- nen. Die frühesten Sorten, sagt der Berichter- staller inGardener’s Chroniele, waren am 5ten Juni schon vorbei, so Cuthil’s Black Prince, Marquise de Latour Maubourg, Princess Royal, Comtesse de Marnes, Triomphe. Der grösste Theil der andern Arten befand sich aber ge- rade im günstigsten Zustand der Reife. Ein Beet von Underhill’s Sir Harry überraschte mich durch seine Schönheit, indem die Pflan- zen mit einer Masse der besten und grössten Früchte beladen waren. Carolina superba (Kitley's) war gleichfalls in grösster Vollkom- menheit und kann in Beiracht der Grösse und des angenehmen Geschmacks der Beeren als *) Ganz richiig. Doch kann Unfruchtbar- keit bekanntlich auch aus zu feltem Boden enispringen, 127 eine der am meisten zur Cultur zu empfeh- lenden Beeren beirachtet werden. Ein Säm- ling von Herrn Ingram, genannt Prince Alfred, besitzt grosse und gute Beeren und die Pflanze selbst zeichnet sich durch kräftigen Wuchs aus. Filbert’s Pine ist eine gute nützliche Sorte. La Reine (De Jonghe’s) ist eine schöne rothbeerige Sorte von ausgesucht gutem Ge- schmacke. Sir Walter Scott trägt sehr viel und gehört im Geschmack zu den vorzüglich- sten Sorten. Admiral Dundas (Myail’s) , eine sehr grosse prächtige, aber im Geschmack nur mitielmässige Sorte. Surprise (Myatt’s), sehr ergiebig und ausserordentlich grossfrüchiig, aber ohne Wohlgeschmack. Scarlet Nonpa- reit verdient nicht den Ruf, der dieser Sorte voraus ging. Roby (Nicholson’s). Eine gute grosse lebhaft gefärbte Frucht von vorzügli- chem Geschmacke. Trägt dankbar. — 9) Der BotanischeGarlenzu Kew bei London Ende August 1857. — Als Zeichen, welche Theilnahme dieses grosse wissenschaftliche Institut mit seinem aus allen Theilen der Erde einwandernden Schälzen an lebenden Pflanzen, wie seinem reichen Botani- schem Museum im Publikum findet, verdient angeführt zu werden , dass dasselbe am letz- ten Sonntag im August 1857 von 9000 Perso- nen besucht ward. Die musterhafte Ordnung, die in allen Theilen des Institutes herrscht, trägt nicht wenig dazu bei, dass alle Besu- cher das Institut befriedigt verlassen. Die fri- schen grünen Rasenparthieen des Gartens im Freien, die im reichen bunten Gewande glän- zenden Blumenparlhieen. des Blumengartens vor dem Palmenhause verleihen dem Garten einen eigenlhümlichen Reiz. Unter den Coni- feren paradiren die prächtigen Exemplare von Araucaria Bidwillii und excelsa und vor Allem ein 12 Fuss hohes und fast ebenso breites Exemplar des Dacrydium cupressinum, mit sei- nen grazil herabhängenden Aesten. Fagus fusca ist eine eigenthümliche Pflanze aus Neu- seeland mit braunrothem Laube, aber nicht so hart wie F. antarctica und F. betuloides. Von einer alten, aber jetzt vernachlässigten, schönen Gartenpflanze der Tritoma Uvaria sah man eine Menge von Pllanzen ihre dich- ten rothen Blüthentrauben entfalten. Mancher der Besucher wird seitdem dieser schönen 130 wird und pflanze jetzt die Knollen nur so flach, dass der obere Theil mit der Erde gleich oder etwas darüber hinaus steht. Dann wird mit einer feinen Brause "gut angegossen, aber nachher nur sehr sparsam, da die zarten Wurzeln sehr leicht von zu grosser Nässe lei- den, und nur in der vollen Blüthe reichlichere Wassergaben erheischen. Man kann das Tr. tricolor an leichten Drahtgittern von beliebiger Form oder an 3 bis 5 Stäben, die oben zu- sammengebunden, einen Kegel oder Pyramide bilden, oder auch anFäden, die den Fenstern entlang guirlandenartig gespannt sind, ziehen, nur stecke man die Drahtgestelle oder Stäbe gleich ein, denn später könnten dadurch die sehr empfindlichen Wurzeln verletzt werden. Die jungen Triebe leile man vorsichtig an die Stützen hinauf, und verlheile sie möglichst gleichförmig, achte besonders darauf, dass die Ranken sich nicht verwickeln , sondern das ganze Gestell gleichmässig bekleiden. Dies erfordert allerdings öfleres, fast tägliches Nach- sehen, aber die kleine Mühe wird später reich- lich belohnt durch den herrlichen Effekt, den gut gezogene Pflanzen durch ihre ebenmässig vertheilte Blüthenfülle hervorbringen. (E. O0. Flore des Serres.) 48) Ueber Vermehrung der Pfilan- zen aus Blättern. Ein Correspondent des FloriculturalCabinet theilt Folgen- des mit. Um eine capische Ornilhogalum-Art zu vermehren , schnilt er versuchsweise ein junges Blatt unterhalb der Erde ab von einer Pflauze, die gerade zu treiben begann und den Blüthenschaft noch nicht entwickelt hatte. Er steckte das Blatt an den Rand des Topfes, in dem die Pflanze stand, und bekümmerte sich nicht weiter darum. Das Blatt erhielt sich frisch, und später als die Pflanze, von der es abgenommen, bereits blühte,, bemerkte er, dass es an der Schnitiläche sich bewurzelt und kleine Zwiebelchen gebildet halte. Dar- auf hin steckte er sofort mehrere Blälter der- selben Pflanze, aber alle verwelkten, ohne ein einziges Zwiebelchen zu erzeugen. Dies führte ihn auf den Gedanken, dass nur die Blätter von Exemplaren, die erst zu treiben beginnen, und noch voll von Bildungssaft sind, zur Fortpflanzung tauglich seien, und die Erfahrung bestätigte dies, da ihm seine Ver- Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. suche mit jungen Blättern mehrerer Zwiebel- pflanzen vollkommen gelangen, So erhielt er von Hyacinthus corymbosus eine grosse Zahl von Bruizwiebeln, indem er einen Topf voll Blätler steckte und einige Zeit unter einer Glocke geschlossen hielt. Die Versuche mit einer sel- tenen Eucomis-Art und mit fast allen Lache- nalia-Arten waren ebenso entscheidend günstig. Nachdem ihm auf diese Weise die Ver- mehrung aus Blättern mehrerer zwiebeligen Monocotyledonen gelungen, versuchte er die Stengel dieser Pflanzen zu stecken. Mit meh- reren Lilien - Arten gelang es ihm, er sah in diesen Fällen die Zwiebeln in den Blattach- seln entstehen gerade in derselben Weise, wie sie sich an den einzelnen Zwiebelschuppen bilden, wodurch die innere und bereits längst erkannte Idenlilät beider Organe aufs Neue bestätigt wird. — Endlich versuchte er, die Blätter abzulegen, indem er sie bis zur Hälfte etwa unter oder oben über der Erde schief einschnilt, und sah in beiden Fällen einige Zwiebelchen an den Rändern der Schnittflä- che sich entwickeln. Gestützt auf diese Er- folge glaubt er sich berechtigt zu der An- nahme, dass wahrscheinlich alle zwiebeltra- genden Liliaceen auf analoge Weise sich ver- mehren lassen, nur dass die Vermehrung aus Blättern um so leichter sein wird , je fleischi- ger diese sind. — Es ist längst bekannt, dass bei verschiedenen Gattungen dicoly- ledoner Pflanzen die Vermehrung aus Blät- tern und selbst aus Blaitstücken möglich ist, wir erinnern nur an Bryophyllum calycinum an Gloxinien , Aeschynanthus und Begonien, und es ist interessant, dass jetzt auch bei Mo- nocelyledonen diese merkwürdige Eigenschaft nachgewiesen wurde. (E. 0. Flore de Serres.) 19) Myosotis azorica, eine hübsche, leicht zu cultivirende Pflanze, ein Schmuck der Blumenstellagen im Sommer, oder der Gruppen, oder selbst als Zimmerpflanz,e ver- dient eine weil grössere Beachtung und Ver- breitung, denn ihre dunkel violeitblauen Blu- men mit gelbem Augenstern erscheinen in grosser Fülle und dauern lange. Man zieht sie am besten aus Samen, die man im Früh- jahr oder Spätsommer in Terrinen aussäet, später verstopft man die jungen Pflanzen zu. dreien oder mehreren in kleine Töpfe und MM. “ überwintert sie auf einem Fensierbreit im Kalthause, nahe dem Licht. Im Frühling pflanzt man sie einzeln oder mehrere zusam- men in 6—9zöllige Töpfe, und hält sie einige Zeit lang etwas wärmer, am besten in einem kal- ten geschlossenen Fensterbeete, nahe dem Glase, damit sie üppiger treiben. Gegen Milte Sommer hat man dann hübsche, compacte, Fuss hohe Büsche, ganz bedeckt mit dem niedlichen Vergissmeinnicht ähnlichen, fast schwarzblauen Blumen. Eine Erdmischung von fibröser Moor- oder Laub- und Gartenerde mit Sand versetzt, sagt ihnen wohl zu. Nach der Blülhezeit kann man sie stark zurück- schneiden und fürs nächste Jahr behalten, ein- facher und besser ist es jedoch, sie wegzu. werfen und durch junge zu erselzen, die man alljährlich aus Samen erzieht. (Flore des Serres. — E. O0.) 20) Maiskolben, ein Surrogat für Thee. Nach einem Berichie der Bonplan- dia sollen die entkörnten und gut gelrockne- ten Kolben des weissen Mais, in Scheiben ge- schnilten und mit Milch und Zucker gekocht, als ein feiner Thee genossen werden können. Das Getränk hat einen Vanille ähnlichen Ge- ruch und Geschmack und ist nach dem Da- fürhalten berühmter Aerzte der Gesundheit zu- träglich. 21) Kartoffelkäse. Die „Literary Gazette“ {heilt folgendes Verfahren mit: Man queische abgesottene Kartoffeln, nachdem sie erkaltet sind, zu Brei und schütte auf 5 Pfund Brei eine Pinte (etwa 2 Schoppen) saure Milch. Man lasse die Masse 3 — 4 Tage stehen, knete sie dann nochmals gut durch und formt kleine Käse daraus, die man in Körbe legt, damit die Flüssigkeit abrinne. Sie werden nun im Schatten getrocknet und 15 Tage lang, auf einander geschichtet, stehen gelassen, worauf sie an einem irocknen Orte beliebig aufbewahrt werden können. Diese Käse sind angenehm von Geruch und Ge- sehmack, billig und leicht gemacht und halten sich Jahre lang, wobei sie je älter je besser werden. Notizen. 131 22) Um die Färbung der Früchte von Kernobst zu begünstigen, hat schon Duhamel empfohlen, nach und nach die Blät- er, die sie umgeben , abzupflücken, damit das Sonnenlicht besser einwirken kann, aber erst dann damit zu beginnen, wenn die Früchte ihre volle Grösse erreicht haben. Er fügt hinzu, dass man die Lebhafligkeit der Fär- bung erhöhen kann, wenn man ihre Sonnen- seite mil einem , mit frischem Wasser genetz- ten Pinsel befeuchtet. Dieses hat Herrn von Floto w auf die Idee geführt, Versuche in dieser Richtung an- zustellen, deren Resultat er in einem Memoire über Kernfrüchte veröffentlichte. Er wählte zu seinen Versuchen besonders Früchte der langen Dechantsbirne, benetzte sie Morgens und zu wiederholten Malen im Laufe des Tages, wenn die Sonne sie traf und fand die Behauptung Duhamel’s vollkommen gegründet, da alle so behandelten Früchte sich später durch ihre lebhafte Röthe auszeichneten , was um so beachtenswerlher, da die Dechantsbirne gewöhnlich -ungefärbt is. — Diese That- sache, zusammengehalten mit dem allgemein » bekannten Factum, dass die Streifen an Aepfeln und Birnen immer in der Richtung der Achse und nie quer laufen, leitete Herrn von Flo- tow zu der Schlussfolgerung , dass die Wir- kung der Sonne auf’die Haut der von Thau genetzten Früchte die roihen Streifen hervor- bringe. — Wenn man Morgens die bethau- ten Früchte beobachtet, sagt er, wird man be- merken, dass, sobald die Sonne die Früchte trifft, der Thau sich in Tropfen sammelt, diese langsam hinablaufen und feuchte Spuren von verschiedener Breite, je nach der Dicke des Tropfens zurücklassen: diese Spuren sind gleichsam die Schablonen, deren sich die Sonne bedient, um die Früchte zu bemalen. Es ist auch wahrscheinlich, dass die Ver- schiedenheit der Tag- und Nachttemperaturen mehr oder minder auf die Färbung einwirkt, auch sind die gestreiften Früchte meistens Herbst- und Wintersorten. (Belgique horticole.) 132 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. VW. Literatur 4) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preussischen Staa-! ten. Neue Reihe. Dritter Jahrgang. Juli — December 1855 und Vier- ter Jahrgang. Januar — Juni 1856. > Ein Werk, das des inleressanten Stoffes in reicher Fülle bietet. Wir ‚erlauben uns aus demselben die folgenden Auszüge einiger der vielen interessanten und lehrreichen Abhand- lungen zu geben. — j Die Vereinsverhandlungen enthalten eine Menge nülzlicher Winke für den Gartenbau. Herr Prof. C. Koch gab eine Zusammen- stellung der Leistungen der einzelnen Theile Deutschland’s in Bezug auf Gärtnerei. C.Koch, Beschreibung der Aesculus-Arten. E. Lucas, Gemüseecultur in Ulm. Der bedeutendste Zweig der Cullur ist die An- zucht von Gemüsesamen bei den dorligen Gärtnern, die iheilweise ganz vorlrefllich ge- deihen. In den grössten Quantitäten wird der Sa- men vom Ulmer Wirsing gezogen, nämlich von dem frühen, miltelfrühen und späten. Von den späten Sorten werden noch be- sondere spälere Aussaaten gemacht und von allen 3 wird der Same in der folgenden Weise gewonnen. Nachdem im Spälherbste die Köpfe zum Gebrauche geschnilten, bleibt der Strunk anfangs noch im Lande. Zur Bezeich- nung der vollkommensten und besien Exem- plare, von denen die Samen zur eignen Aus- saat benutzt werden, machen dieGärtner oben am Sirunk einen Kreuzschnitt, der bis zur Sa- menernte kenntlich bleibt. Später werden diese Sirünke in lufige Keller und Gewölbe eingeschlagen, oder auch unter Strohbedeckung im Freien überwintert. Im Frühjahr pflanzt man sie vonNeuem und unterdrückt von den zahlreichen Blumen liefernden Seitenzweigen alle schwächeren Triebe. Auf diese Weise soll der Samen des ausgezeichnet guten Ulmer- Wirsings. schon seit Jahren gezogen worden sein. Unter den Kopfkohlen werden besonders Ulmer-Rothkraul und späler und früher Ulmer- Kopfkohl zur Samenzucht angebauct. Von diesen überwintert man jedoch die Pflanzen mit den Köpfen, da hier der Herzirieb bessern Samen liefern soll. Zon Zwiebeln wird fast ausschliesslich die Runde rothe feste Ulmer-Zwiebel angehauet. Man zieht viel Samen von dieser, säel diesen breitwürfig und dünn im Frühling recht zeilig aus, tritt ihn fest miltelst Tretbret- tern ein und erhält bis zum Herbst grosse (bis 3 Zoll im Durchmesser) Zwiebeln. Hier- zu muss Ausjäten und Ausziehen der zu dicht stehenden Pflanzen während der Sommermo- nate freilich noch mit beilragen, Est ist diese Culturmeihode der dichten Saat, bei der man bis zum Herbst nur Seizzwiebeln erhält, als viel erträglicher vorzuziehen. Auch der Salatbau wird vielfach be- irieben. Hauptsächlich wird aber der Prahlsa- lat und der braune Wiener - Salat häufig an- gebauet. $ Einen der ausgedehntesten Culturzweige bildet die Anzucht von Spargelpflanzen, und gehen von da die Wurzeln nach allen Welt- gegenden. Diese werden aus Samen erzogen, den man im Herbste auf 5 Fuss breile-Beele in 4 — 5 Reihen aussäet, indem alle 3 — 4 Zoll 2 — 3 Körnchen gesteckt werden. Von den aufgehenden Pflanzen bleibt eine oder höchstens 2 stehen. Am Ende des ?ten oder 3ten Jahres werden sie zum Verkauf ausge- nommen. Bis dahin bleiben sie ruhig slehen und werden nur von Unkraut rein gehal- BL, © Kartoffelsorten. Die Karloffelsorten haben nach Eintritt und den Verwüstungen der Krankheit gleichsam neu geprüft werden müssen. Herr Göschke in Köthen empfiehlt als beste, gegenwärlig allgemein empfehlens- werthe Sorten: Bisquit-Kartoffel als sehr angenehm von Geschmack und reich an Ertrag. Blaue Holländische, sehr früh. Okels Rio frio. Vortrefllich und reichtragend.. Frühe Riesen-Kärtaf- fel, Ergiebig. Farinosa. Eine der be- IV. Literatur, sten Wirthschafts-Kartoffeln von hohem Erirag und nicht empfindlich gegen die Krankheit. Adelaide-Kartoffel. Gut und volltragend. Rothe Zwiebel- Kartoffel. Eine vorzügli- che gesunde und ergiebige Sorte, zum Genuss wie zur Brennerei gleich gut geeignet. CGultur der Victoria von Herrn Göschke in Köthen. Von diesem Herrn wird gegenwärtig die Vietoria vielleicht im grossarligsten Maasstabe und doch auf dem billigsten Wege gezogen. In einem 90 Fuss langem Hause, dessen ganze Einriehtung nur 500 Thaler gekostel hat, ziehet derselbe 7 Viclo- rien-Pflanzen zur gleichen Zeit. Die Bassins sind 3 Fuss über dem Boden erhaben und ruhen auf hölzernen Gerüsten, so dass Pferde- dünger unter das Bassin gebracht werden kann, der monatlich erneuert wird. Die Pflan- zen stehen in grossen, in den Boden einge- piehten Fässern. Hier wachsen und blühen die Vietorien sehr üppig, die Blätter werden bis über 7 Fuss und soll eins derselben das Ge- wicht von 150 Pfd. getragen haben. Da Herr Göschke seine Victorien für einen geringen Eintrittspreis zeigt, so muss ihm sehr daran liegen , steis geöffnete Blumen zu be- sitzen. Durch dichtes Beschatlen mitllelst Lä- den bezweckt er, dass die Blumen auch den Tag geöffnet bleiben, und durch beigegebenes kaltes Wasser hält er die in Entwickelung be- findlichen Knospen vom Aufblühen zurück. Versuche über denAnbauvon Gemüsen im Garten des Herrn ObristlieutenantvonFabianinBres- Iau. — ZurCultur der Kopfkohl- nnd Wir- sing-Arien wird anempfohlen, im August Aus- saaten zu machen, die Pflanzen in Gruben eingeschlagen zu überwintern und dann im Frühjahr auf Beete zu verpflanzen. Der verbesserte französische Rosenkohl hat vor dem gewöhnlichen keinen Vorzug. Unter den Blumenkohlen wird nur der Zwerg- Blumenkohl als vorzügliche Neuigkeit gerühmt. Brokkoli gedeiht im Klima von Mittel- deutschland überhaupt nicht. Am chesien ge- räth noch der frühe violelie capische. Die andern Sorten seizen meisi gar keine Blu- men an und die Herzblätter liefern zwar ein- feines Gemüse, aber nur geringen Ertrag. 133 Die Klotzsch’sche Bastard - Zucker- Kartoffel wird als wenig ergiebig, hart und fade im Geschmack bezeichnet. Unter den Erbsen wird die Riesen Erbse vom Himalaya als 9 Fuss hohe reichtragende .| gule Erbse gerühmt. — Zu Trockenerbsen werden die Blutrothe und Holländische Schiffserbse empfohlen. Sie empfehlen sich durch selır dünne Schalen, die man beim Kauen gar nicht merkt. — Als vorzüglich gut und der Hitze wider- stehend wird der Westindische Salat empfoh- len. Gegen anhaltende Nässe ist er dagegen empfindlich. Stetefeldt, über die CGultur der Körbelrübe. — Wir haben über den An- bau dieser vorzüglichen 'Nutzpflanze wieder- holt gesprochen. Aufmerksam wollen wir hier nur darauf machen, dass bei Herrn Pfarrer Sietefeldt in Hörselgau bei Gotha stels irischer keimfähiger Samen zu erhalten ist, auf dessen Anschaffung die ganze Cultur beruht. Herr S. säet die Körbelrübe ebenfalls nur im Herbst, auf 4 Fuss breile Beete, in 5 — 7 Längsfurchen von 1 Zoll Tiefe aus, die dann mit dem Rechen zugedeckt werden, Hierauf werden die Beete angetreten. Nach dem Aufgehen fallen die jungen Pflanzen leicht um. Sobald man dies bemerkt, bestreue man die Beete mit einer gulen Erde. Später hält man von Unkraut rein, lockert aber die Erde so wenig als möglich. Noch für vortheilhafter hält es ‚der Herr S., im ersten Jahre mittelst sehr dichter Saat nur sehr kleine Knöllchen, ungefähr von der Grösse einer Felderbse als Setzknöllchen zu erziehen und diese in der Entfernung von 1 — 2 Zoll im Herbste zu stecken. Auf diese Weise erhalte man 20fältigen Ertrag und sind solche eben- falls beim Herrn S. käuflich zu haben. Erst Anfang August beginnt man die Knol- len auszunehmen. Früher ausgenommen halten sie sich nicht gut. Später dürfen sie jedoch auch nicht ausgenommen werden, weilsie im Septem- ber wieder zu treiben beginnen. Man lässt sie an einem lufligen, schatligem Orte abtroeknen und bewahrt sie dann frostfrei auf, doch müssen sie vor Mäusen, die demselben sehr nachgehen, ganz geschülzt werden. Erst im November erhalten die Wurzeln 134 ihren .eigenthümlichen Wohlgeschmack , 'und können nun bis Ende Februar benutzt wer- den. Zum Genuss werden sie nur leicht ab- gesolten, darauf die Spilze beim Keime abge- schnilten , dieselben aus der Schaale gedrückt und dann geschmort. — Die Verpflanzung der China- bäume nach Java. Die Zeitungen ha- ben mehrfach berichtet, dass der durch seine Arbeiten über Java bekannte Hasskarl sich ge- genwärtig in Europa aufhält. Derselbe ist über die Chinabaum - Pflanzungen gesetzt, die neuerdings in Java angelegt worden sind. Die Chinabäume wachsen nämlich auf den Anden von Peru und Bolivien auf einem schmalen Gebirgsstreifen , in einer Breite von 2 Länge- graden und auf eine Länge von ungefähr 435 Meilen. Der Flächen - Inhalt des Chinabaum- gebieles kann mithin auf ungefähr 20000 I] Meilen geschätzt werden. Dort wachsen sie in einer Höhe von 3700 — 9000 Fuss, wo die Wärme zwischen 13— 47° R. schwankt, die Nächte schon kühl sind und Baumfarren, Aroideen, Quereus, Bambus eic. gedeihen. Der Chinabaum wächst aber nicht gesellschaft- lich in Waldungen, sondern einzeln einge- streut oder gruppenweise, so dass die Samm- ler oft Tage lang nach Bäumen suchen müs- sen. Das Sammeln der Rinde wird aus- schliesslich in der trocknen, unserm Winter entsprechenden Zeit vorgenommen. Die Samm- ler gehen im Mai in die Wälder, bauen sich an Flüssen kleine Hülten und säen sich für die Zeit ihres Aufenthaltes Mais und Hülsen- früchte an. Die Chinabäume , sobald sie auf- gefunden, werden umgehauen, deren Rinde geschält und diese geirocknet, um sie dann auf dem Rücken oder auf Maulihieren hinaus zu schaffen. Ein Kilogramm Rinde bringt dem Arbeiter 1*J, Franken; in Paris aber kostet es 20 Fr. In Bolivien hat die Regierung das Sammeln der Chinarinde an eine Gesellschaft in La Paz verpachtet, die jährlich 40,000 Pfd. Rinde ausführt, eine sehr kleine Masse, wenn man weiss, dass nur die Fabrik von Pelletier in Paris jährlich 200,000 Pfd. Chinarinde ver- braucht zur Chinarindenfabrikation. — Wasserkur gegenGummifluss von G. Sehamal. Gummi fliesst aus den mei- sten Steinobstbäumen, Nimmt dies jedoch Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. überhand, so wird die Wunde, aus der der Gummi ausfliesst, brandig, es sterben einzelne Aeste ab und der Baum kann gänzlich zu Grunde gehen*). Das Ausschneiden der bran- digen Theile der Wunde hilft selten noch or- denllich, man muss zeiliger sorgen. Dies ge- schieht, indem man an solchen Stellen, bevor die Wunde brandig ist, Abends einen nassen Lappen umbindet. Den andern Morgen ist das Gummi erweicht, man. nimmt es nun weg und reinigt die Wunde vollends mitielst einer nassen Bürste. Schnelle Heilung soll die Folge sein. — Vietorien-Cultur in Athen. Herr Hofgärtner Schmidt zog diese Pflanze dort ganz im Freien. Blumen entwickelten sich massen- haft, blieben aber geschlossen und kamen dennoch übers Wasser. Auch bildeten sie massenhaft Samen, da in der geschlossenen Knospe Staubfäden und Pistill vollständig ent- wickelt waren. — In Beireff einer Menge anderer werthvoller Mittheilungen müssen wir unsere Leser auf die Quelle weisen. (E. R.) 2) Goeppert, H.R., über Botanische Museen, und insbesondere das der Uni- versität Breslau. — Goerlitz 1856; Heyn- sche Buchhandlung. — Der gelehrte Verfasser hat mit seinen wis- senschaftlichen Leistungen stets eine möglichst praktische Wirksamkeit zu verbinden gesucht, und ist dadurch viel weitern Kreisen nützlich geworden, als dies der abstrakte Forscher je werden kann. In einer kurzen Einleitung zeigt er, dass zu den Hülfsmitteln , welche das Studium der Botanik erleichtern oder überhaupt dazu die- nen können, einen Ueberblick über die man- nigfachen Formen des Gewächsreiches zu ge- ben, ausser den lebenden Pflanzen und Her- TEE ET] *) Die Gummiabsonderung findet normal im Innern des Holzes, in besondern Gängen (Gummigänge) stalt. In Folge von nassem Boden , starker Düngung oder auch wohl des Alters des Baumes kann diese Gummi-Abson- derung überhand nehmen. Das Gummi sprengt dann die Rinde und fliesst nach aussen. V. Personalnotizen. barien, ein Botanisches Museum, eines der wichligsten Hülfsmittel ist. — Der Referent ist in dieser Beziehung mit dem Verfasser durch und durch einverstan- - den und glaubt, dass die Zeit nicht mehr fern sein wird, wo jeder Botanische Garten sein Botanisches Museum hat; denn wir halten ebenfalls ein Botanisches Museum für den Theil eines Botanischen Gartens, der in den weitesten Kreisen Belehrung und Aufklärung gerade über die Pflanzen geben wird , die mit dem praktischen Leben in der: innigsten Berührung slehen. Der Herr Verfasser gibt nun eine Ueber- sicht der Stämme, Blätter, der Früchte und Samen und endlich der pathologischen Pro- dukte des Pfllanzenreiches, welche im Bolani- schen Museum zu Breslau aufgestellt sind. Den Schluss macht ein nach Endlicher’s natürli- chem Systeme geordnetes Verzeichniss aller der Gegenstände, die im Botanischen Mu- seum zu Breslau aufgestellt sind. Es bildet dieses Verzeichniss nicht nur ei- nen sehr willkommenen Anhaltspunkt für alle die, so Botanische Museen anzulegen geden- ken, sondern zugleich sehr belehrend für Je- dermann, indem auf den praktischen Nulzen, wie auf das, wodurch sich die einzelnen Pflanzentheile auszeichnen, oder was durch die, einzelnen Präparate gezeigt werden soll, gleichmässig aufmerksam gemacht wird. Es gibt daher dieses Verzeichniss den le- bendigen Beleg, in welch mannichfachen Rich- tungen ein solch Botanisches Museum Beleh- rung verbreiten kann und wird daher dieses 135 Schrifichen ein mächliger Hebel dazu werden, dass bald allenthalben solche Museen ange- legt werden. (E. R.) 3) Heinrich Gruner, der unterweisende Monatsgärtner. Bearbeitet von C. F. För- ster. Sechste Auflage Leipzig 1857 bei Wöller. Preis 1 Thlr, — Schon die sechste Auflage, die dieses Werk erlebt, spricht genugsam dafür, dass es dem Bedürfniss des Privatmannes hinläng- lich angepasst is, Wir haben schon früher dieses durchaus praktische und billige Buch kräfiig empfohlen und wiederholen hier, dass der Privatmann sich desselben jedesmal be- dienen kann, wenn er sich unterrichten will, welche Arbeiten zu jeglicher Jahreszeit die nothwendigsten sind und wie er solche aus- zuführen habe. — Es zählt nämlich die erste Abtheilung des Buches die Arbeiten auf, wann und wie sie monallich im Blumen- und Gemüsegarten aus- zufühgeführt werden müssen. Die zweite Abtheilung gibt eine kurze An- leitung zur Cultur der wichtigsten Gemüse. Eine dritte Abtheilung bespricht das Ein- kochen von Obst und Früchien, sowie von der Benutzung und Aufbewahrung von Ge- müsen, Küchenkräutern u. s. f. Die lelzte Abtheilung enthält endlich un- ter dem Titel Miszellen die Receple zur Be- reitung von Kilt und andern nötlhigen Din- gen , Mittel gegen Krankheiten u. s. f. (E. R.) V, Personalnotizen. 4) Dr. von Tschudi, derselbe, der das Innere Peru’s bereist hat, ist am 1. Novem- ber 1857 von Wien nach Rio-Janeiro abge- gangen. Von dort beabsichtigt derselbe, durch Brasilien bis nach der Westküste Amerika’s vorzudringen und namentlich die Wüste Ata- cama’s zu untersuchen. (Bonplandia.) 2) Dr. von Siebold geht in diesem Frühling im Auftrage der Holländischen Re- gierung nach Ostindien. Auch De Vriese, der den Auftrag zur Untersuchung der Sunda- Inseln erhalten hat, ist bereits dahin abgegan- gen. (Bonplandia.) 3) Wilhelm Kroll, vor einigen Jahren noch in St. Petersburg, hat sich als Handelsgärt- ner in Erfurt etablirt. Die reichen Samenka- taloge desselben liegen uns vor. 3) Andre Donkelaar, Obergärtner 136 am Botanischen Garten zu Gent, Ritter des Leopold-Ordens, Mitglied vieler Gesellschaf- ten, starb am 22. Februar 1858 im Alter von 74 Jahren und 11 Monaten. 5) Gottfried Reinbold, früher Direk- vl. H. J. in E. Ihre Manuscriptsendung kam mir richtig zu und wird solche nach Wunsch verwendet werden, Die Notizen will ich Ih- nen sammeln. — H. M. in U. Danke für den Aufsatz, der schnell benutzt werden wird. Es sollte mir sehr Leid ihun, wenn Sie gezwungen wären, Ihr so solides und gutes Geschäft aufzuge- ben. Herrn J. R. in F. a/M. Ihr Aufsatz ging mir auf dem Umweg über Münslerlingen zu. Herzlichen Dank. Bitte, vergessen Sie die Gar- tenflora nicht. Eine kleine Schilderung Ihres Geschäftes in jetziger Ausdehnung würde all- gemeines Interesse haben. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. tor der Gärten des Herrn Schlumberger in Geb- weiler hat sich mit Herrn Handelsgärtner F, G. Gay in Bollwiller unter der Firma F. G. Gay et Reinbold assoeirt. — Correspondenz. Herrn Z. in L. Erhalten und benutzt. Bitte um fernere geehrle Beiträge. Herrn L. in Z. Erhalten. Kommt ins folgende Heft und sollen alle Folgen sofort benutzt werden. Herrn M. in Z. Mit Dank erhalten und soll bald benuizt werden. Büchersendungen bitte ich aber stets alle geehrten Correspon- denten durch Vermitlelung des Herrn F.Enke in Erlangen an mich zu machen, indem bei Postsendung das Porto bedeutend höher als der Ladenpreis zu stehen kommt. (E. R.) 2 IT; 4 ) > Wocdescr: heresmeliese Re 5 I Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Nidularium Scheremetiewii Rgl. (Hierzu Taf. 224.) Bromeliaceae Eine Prachtpflanze aus der Familie | hängen, und durchaus ungefleckt sind, der Bromeliaceen, aus der jetzt jährlich , sowie ferner durch den Kelch, der bei neue schöne Glieder in unsere Gärten eingeführt werden. Wir nannten diese Art nach dem Geheimrath von Schere- metieff, der einen der schönsten und reichsten Gärten Russland’s, zu Lasarew bei Nischni besitzt und selbst im höch- sten Grade Kenner ist. Die Pflanze selbst ward als Caraguata serrata im hiesigen Garten cultivirt, und da ich es nach dem mir früher vorliegenden Ma- terial nicht wagen wollte, sie von sol- cher zu trennen, so ward sie auch un- ter diesem Namen im letzten Jahre mehrfach an deutsche Gärten abgege- ben. Eine erneuete Untersuchung zeigte uns nun aber, dass diese Pflanze zu der von Lemaire aufgestellten Gattung Ni- dularium gehöre, eine Gattung, die sich von allen andern Gattungen dieser Fa- milie sogleich durch die Verwachsung der innern Blüthenhüllblätter in eine Röhre unterscheidet. Sie ist mit N. ful- gens Lem. auch zunächst verwandt, un- terscheidet sich von diesem aber durch schmälere längere Blätter, die aufrecht abstehen, mit der Spitze grazil über- V. 1858, unserer Pflanze grün, und dessen Lap- pen kaum an der Spitze auseinander stehen, sonst aber fest angedrückt, ein- ander umwickelnd und spitz. Bildet niedrige, 1/, — 1 Fuss hohe Stengel , die dicht beblättert und wie die ganze Pflanze durchaus kahl sind. Die unteren Blätter glänzend hellgrün, aus breiterem , umfassendem, ganzrandi- gem Grunde, in die linien-lanzettliche, scharf gespitzte Blaitfläche ausgehend, die kurzdornig gesägt ist, auf beiden Seiten, besonders aber auf der untern Seite eingesenkt punktirt, bis 11/, Fuss lang und 1 Zoll breit. Die Blumen sitzend, in ungestielten, achsel- oder spitzenständigen Corymben, von denen die achselständigen 4blumig, die spitzen- ständigen mehrblumig sind. Die Brac- teen oder Blätter, an deren Grunde die Blumen sitzen, sind bedeutend länger als die Blumen, aber wiederum viel kür- zer als die unteren Blätter, 2—5 Zoll lang, aus breiterem ganzrandigem Grunde in die lanzettliche, dornig gesägte Spitze ausgehend, entweder gänzlich carmin- 9 138 purpurroth, oder nur an der Spitze grün oder grünlich verwaschen und nüancirt. Kelch 3seitig, der untere röhrige Theil mit dem Fruchtknoten gänzlich verwach- sen, der obere Theil bis zum Fruchtknoten stheilig, mit steif aufrechten, sich ge- genseitig umfassenden spitzen Lappen, 1!/; Zoll lang und am Grunde durch eine grosse umfassende , oder zwei ge- genständige Bracteen gestützt. Die Blu- menkrone röhrig, oberständig, mit ver- wachsenen Petalen , viel länger als der Kelch, 13/, Zoll lang, mit aufrechtem, 3spaltigem, schön himmelblauem Saume und weisser Röhre. Lappen oben abge- rundet und kappenförmig concav, Staub- fäden 6, von denen 3 den Petalen ge- genüber, 3 mit denselben abwechseln; Träger bis zum Saume der Blumenkrone Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. angewachsen und nur ganz an der Spitze frei. Antheren linear, am Rücken an- gewachsen, am Grunde kurz pfeilförmig. Narbe konisch kopfförmig. — Stammt höchst wahrscheinlich aus Brasilien. Cultur im Topfe in lockerer Heideerde, oder noch besser auf Moos- unterlage an Baumstämme angeheftet im feuchten Warmhause, — (E. R,) A} Erklärung der Abbildung. a. Kelch und Blume. Kelch mit Bracteen. ec. Die Blumenkrone, Hälfte abgelöst, von der die eine mit den Staubfäden. e. Die Narbe. f. Senkrechter Durchschnitt durch den Fruchtknoten. Nidularium purpureum Beer. Die Familie der Bromeliaceen pag. 75. Ist mit N. Scheremetiewii nahe ver- | mil glatten glänzenden Blättern und der wandt, unterscheidet sich aber durch | dornigen Spitzen entbehrender Zaknung. trüb purpurrothe, mit kleinen weissen | Da es aber Herr Beer, wie aus andern runden Schüppchen allenthalben besetzte Blätter, die 1!/, Zoll breit und bis 11/, Fuss lang werden. Die Bracteen sind den andern Blättern gleichgefärbt, Kelch- zipfel roth, oben mehr auseinander stehend. Blumenkrone oben schön car- minroth gefärbt. Beer beschreibt zwar seine Pflanze Sachen hervorgeht, oft schwankend und ungenau bezeichnet, so haben wir un- sere Pflanze trotzdem zu N. purpureum gebracht, Cultur im feuchten Warmhause , wo die eigenthümlich rothen Blätter stets einen guten Effect machen. (E. R.) b) Puya chilensis Molina. (Hierzu Tafel 225.) Bromeliacezae. Wir wollen hiermit aufs Neue die | lichsten Bromeliaceen lenken, die Fischer Aufmerksamkeit auf eine der eigenthüm- | und Meyer im Sertum Peiropolitanum Taf. 225. I. Originalabhandlungen. als P. eoaretata abgebildet und beschrie- ben haben, während sie Hoocker tab. 4715 im Bot. Mag. unterm obigen äl- tern Namen abbildete, Dieselbe ist um Valparaiso sehr häufig und nach der Aussage des Herrn Maxiınowiez, der dem hiesigen Garten von dort Samen sen- dete, schlingt der hohe Stengel dersel- ben an alten Baumstämmen empor, Wir | 139 haben sie an Baumstämme im Orchi- deenhause angeheftet, wo sie augen- scheinlich sich wohl befindet, aber auch im Topfe im Warmhause gedeihet sie leicht und sicher. Die dornig gezahn- ten Blätter werden 3 — 4 Fuss lang. Blumen gelb in grosser spitzenständiger Rispe. (E. R.) 2) Ueber die Entwickelung des natürlichen Gartengeschmachkes, die Studien, welche er voraussetzt, und seine verschiedenartige Anwendung bei grösseren und kleineren Gärten. Vom Herrn G. Lorch in Zürich. Seitdem es durch allgemeine Ein- führung des englischen Geschmackes ge- lungen, die Landschaftsgärtnerei als selbstständige Kunst ihrem eigenen Ent- wickelungsgange zu überlassen, waren geniale Männer unablässig thätig, durch Schöpfung grossartiger Garten - Anlagen, in welchen die in Hinsicht der Charak- tere so verschiedenen Naturbilder auf eine für das Gefühl eines jeden Sach- kenners so überraschende Weise darge- - stellt wurden, diesen Styl in seiner gan- zen Reinheit zu erhalten. Sie hielten nur in dem Falle für gut, den französi- schen Geschmack zu benutzen, wo die Architeetur, Bequemlichkeit und der Nutzen es nöthig machten, Selbstver- ständlich blieben die vielen Schnörke- leien, sowie Verunstaltungen und Ver- krüppelungen der Bäume und Sträucher unangewendet, dagegen behielt man die grossartigen Alleen, Auffahrten, Halb- und Zirkelformen, sowie die regelmässige Form der Blumen - und Küchengärten bei, und zwar mit Recht, da sie bei letz- teren Gärten bequemer, übersichtlicher, nützlicher; bei grossen Anlagen aber den besten Weg dem Künstler abgibt, als Vermittlerin bei der Verbindung der freien zwanglosen Natur und der stren- gen Symmetrie der Baukunst zu die- nen. Die Annahme des neuen Gartenge- schmackes brachte nicht allein in der Landschaftsgärtnerei, sondern in das ganze Garten-Wesen neues Leben. Die gegenüber den französischen Gärten ver- hältnissmässig. geringen Kosten zur Her- stellung und Unterhaltung der Anlage, die Aussicht, dass nach einigen Jahren der Erlös an Holz, Futter etc. sogar diese Kosten etwas vermindern hilft, bewirkten, dass nun ein grosser Theil der Summen, welche früher zur Herstel- lung von zu vielen Wasserkünsten, Sta- tuen etc. verschwendet wurden, auf den Ankauf von verschiedenen Blumen, Bäu- men und Sträuchern verwendet werden konnte. Durch diese vermehrte Auf- merksamkeit , welche man den Gärten bezüglich der Decoration mit Pflanzen widmete, angetrieben, entstanden eine Menge Gärtnereien, welche in kurzer Zeit die schon längst bekannten, wie g * 140 jüngst eingeführten Schätze des Pilan- zenreichs vermehrten, Eingetretene Con- currenz bewirkte ein Fallen der Preise, welchem Umstande es zugeschrieben werden muss, dass Bäume und Sträu- cher, welche anfänglich nur von Für- sten, dem Adel und besonders reichen Privaten angeschafft werden konnten, auch dem weniger bemittelten Manne zugänglich wurden. Eben so unver- kennbar waren die Vortheile in wissen- schaftlicher und technischer Beziehung. Redeten diese materiellen Vortheile schon dem Geschmacke zu Gunsten, so war dennoch das Original, das seiner Bil- dung zu Grunde lag, die Natur das geeignetste Mittel, denselben bei allen Klassen der menschlichen Gesellschaft heimisch zu machen. Denn wo anders kann der glückliche wie der unglückli- che Mensch Nahrung für die verschie- denen Empfindungen seiner Seele finden, als in der so reichen weiten Natur? Daher müssen wir den Männern danken, welche sich die schöne Aufgabe stell- ten, die vielfältigen Scenen der Natur zu studiren, um sie, mit feinem Ge- schmacksinn geordnet, dem Menschen in einem Gemälde vor die Augen zu füh- ren, das man Garten nennt. — Von den Raum- und Terrain - Ver- hältnissen des Platzes hängt die Behand- lung der Garten-Anlage ab. Nach dem Raume wird der geniale Künstler die Zahl und Grösse, nach den Terrain- Verhältnissen die Auswahl seiner Bilder bestimmen. Wir unterscheiden daher nach dem Raume folgende Arten von Gärten. I. „Der, Park. Die Schöpfung des Parkes gibt, da er Gärten der grössten Ausdehnung in sich schliesst, das fruchtbarste, aber auch das schwierigste Feld für den Land- Gartenflora Deuischlands und der Schweiz. schaftsgärtner, In ihm spiegelt sich al- les, was der natürliche Geschmack Schönes und Grossartiges hervorzubrin- gen vermag. Er kann alle Bilder der Natur, welche einer Gegend einen be- stimmten Charakter zu verleihen vermö- gen, als Seen, Teiche, Flüsse, Bäche, Felsen, Wald, Wiesen etc. in sich auf- nehmen, Architektonische Werke ver- schiedenen Styles und verschiedener Bestimmung so placirt und construirt, dass sie dem Charakter der Scene ange- passt sind, bringen immer eine vortheil- hafte und oft grossartige Wirkung her- vor. Grossartige Schlösser , Jagdschlös- ser, Monumente, Meiereien, Fischereien, ja sogar Städte und Dörfer sind in ihrer Art willkommene Mittel zur Ausstattung und Belebung eines Parkes. Aus dieser in aller Kürze hingewor- fenen Aufzählung der verschiedenartig- sten Bilder, welche in dem Parke re- präsentirt werden können, (eine theo- retische Abhandlung über den Park wird man in jedem ausführlichen Werke über Landschaftsgärtnerei finden, worauf ich die geehrten Leser verweise), leuchtet schon zur Genüge hervor, welche natür- lichen Anlagen der Mann besitzen und welchen Studien er sich hingeben muss, bevor er die Ausführung eines solchen Werkes übernehmen kann. In ihm muss ein genialer Geist walten, der mit einer scharfen Beobachtungsgabe der Natur ihre charakteristischen Bilder abzu- lauschen vermag; ein scharfes Ge- dächtniss, um die Eindrücke in ihrer ganzen Frische aufzubewahren, und ein sicherer Blick, verbunden mit den praktischen Fähigkeiten, um die seinem Gedächtnisse eingeprägten Bilder naturgetreu in einem grossen Gemälde harmonisch verbunden , wiedergeben, oder schon vorhandene Bilder glücklich benutzen und neue nachahmend hin- I. Originalabhandlungen. zufügen zu können. Diese angebor- nen Talente, Keime, die ebensowohl, als sie durch Vernachlässigung abster- ben, durch sorgsame Pflege kräftig ge- deihen können, muss der angehende Künstler sowohl durch fleissiges Studium der verschiedenen Schriftsteller über Landschaftsgärtnerei, durch Lesen der Beschreibungen schöner Naturscenen in Poesie und Prosa, sowie auch durch ei- gene Anschauung und Prüfung der Schöpfungen bewährter Meister und schö- ner Naturscenen ausbilden. Er durch- wandere daher die Natur in ihren Ebe- nen, Anhöhen und Vertiefungen mit gleichem Eifer, lerne durch die verschie- denen Empfindungen, welche die ver- schiedenen Bilder auf ‚sein für alles Schöne und Edle empfängliches Gemüth ausüben, den Charakter einer Ge- gend — und zu gleicher Zeit die Mit- tel kennen, welche die Natur anwendet um dem einen Bilde einen freund- lichen, dem andern einen wilden Cha- rakter zu geben. — Felsen, Hügel, Ge- birge, Gehölz, Wiesen, Wasser, Aus- sichten sind diejenigen Mittel, welche einer Scene Charakter, also Leben ge- ben. Das Studium, wie diese Mittel aufeinander, von einander und ineinan- der wirken, bildet die Grundlage des na- türlichen Geschmackes, von ihrer glück- lichen und naturgetreuen Wiedergabe in harmonischer Verbindung hängt das Gelingen der ganzen Schöpfung und auch der Ruf des Künstlers ab. Aus dem oben Gesagten wird deut- lich hervorgehen, dass die Anlage grös- serer Landschaftsgärten vermöge der grossen Anforderungen, welche sie an den Künstler stellen , nicht Jedermanns Sache ist, sondern die Schöpfung dersel- ben wird immer genialen, durch und durch aesthetisch wie praktisch gebilde- ten Meistern überlassen bleiben. Es ist 141 daher ein grosser Fehler der meisten Schriftsteller, welche über Anlagen schrie- ben, dass sie die Raumverhältnisse der Gärten nicht mehr berücksichtigten und Parks, Privatgärten im Landschaftsstyle wie Hausgärten , hinsichtlich der Sceni- rung gleicher Behandlung unterwarfen, während es doch Jedem, der schon klei- nere wie grössere Hausgärten angelegt und fertig gesehen hat, auffallen musste, dass man höchstens die Pflanzung der Sträucher und Bäume, die Lage des Terrains natürlich nennen konnte, alles übrige aber nur eine für das Auge an- genehme und geschmackvolle, zu der gan- zen Umgebung passende Zusammenstel- lung ist, Dazu braucht man weder ein Genie, noch Beschreibungen der merk- würdigsten Naturscenen, sondern einen Gärtner, der sein Geschäft versteht und Sinn für Schönheit, folglich Ge- schmack hat. — So weit über den Park , ihm steht am nächsten nach dem Raume: IH. Der Privatgarten im Land- schaftsstyle. Haben wir es bisher bei Besprechung des Parkes mit Gärten zu thun gehabt, welche in der Grösse und Schönheit nur von fürstlichen Höfen, sehr selten aber von Privaten ausgeführt werden können, wo also vorausgesetzt werden kann, dass dem Künstler in jeder Be- ziehung zur Ausführung seiner Ideen freier Spielraum gelassen wird, was meistentheils von dem grössten Vortheil, sowohl für den Auftraggeber (dem Ar- beitsherrn) als für die Anlage selbst ist, so kommen wir jetzt zu einer Abtheilung von Gärten, deren Grösse und künstleri- sche Ausstattung ganz von der Liebhs- berei und pecuniären Lage des Eigen- thümers abhängt; ich meine die grös- seren Privatgärten, gewöhnlich Besitz- 142 thümer reicher Leute mit einem Areal von 2—16 und mehr Jauchert. Sie die- nen denselben zur Erholung, und ist der Eigenthümer Pflanzenliebhaber oder wirklicher Naturfreund, zur speziellen Befriedigung seiner Liebhaberei, verbin- den dabei aber, die seltensten Fälle aus- genommen, die Eigenschaft, durch Pro- duction schönen Obstes, guten Gemüses, süsser Trauben u. dgl. mehr was Ertrag bringt und den Gaumen kitzelt, so nütz- lich wie möglich zu werden. Dieser Zweck, das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden, ist zwar ein ganz schöner, den Bedürfnissen einer Familie sehr ent- sprechender, aber in verschiedener Be- ziehung das Talent des Künstlers sehr einschränkender. Sieht dieser bei einer Fläche von etwa 16 Jauchert ohne Be- rücksichtigung des Nutzens, dass er eine Menge von Bildern, welche dem Parke Grossartigkeit zu verleihen vermögen, hier, um im richtigen Verhältnisse Cha- raktere auszudrücken, entbehren muss, so wird er bei einer Fläche von 2 Mor- gen die Zahl seiner charakteristischen Bilder noch mehr zusammenschmelzen müssen, Diese Lage wird ihn zur Ueber- zeugung bringen, dass namentlich bei Gärten kleinerer Ausdehnung die Be- nützung des Landschaftsstyles keine so leichte Aufgabe ist; dass er hier nicht die grossartigen Naturbilder, sondern nur anmuthige, freundliche Gruppirun- gen und Scenen, ganz wie sie von einer Familie, die in ihren Freistunden die Natur zu ihrerErholung sucht, gewünscht wird. Sein ganzes Augenmerk muss da- her darauf gerichtet sein, bei seinen Terrain - Arbeiten, Bepilanzungen etc. alle die Mittel, mit denen er diesen Charakter der Anmuth undLieblichkeit zu geben hofit, in einem richtigen Ver- hältnisse zur Grösse des Platzes auftre- ten zu lassen. Die für den Nutzen be- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. stimmten Abtheilungen müssen mit sei- nem Landschaftsgemälde so vereinigt werden, dass sie keine Störung verur- sachen, aber dennoch die Vortheile dar- bieten können, welche der Eigenthümer von ihnen in ökonomischer Beziehung erwarten kann. Versteht er bei der Ausführung, diese Grundsätze festzuhalten, sind die Thäl- chen, Erhöhungen, Rasenparthien, die Zahl der Wege, Gruppirungen, Zahl der Blumen, diesen Verhältnissen entspre- chend und mit Geschmack ausgeführt worden, so wird sein Gemälde sicher und gewiss schon den gewünschten Ein- druck hervorbringen. Neben diesem gibt die Anwendung der Perspective die Macht, sowohl durch Hereinziehung aus- ser demGarten befindlicher Gegenstände, wie hübscher Fernsichten nach Gebirgen, Seen, Wäldern, als auch durch Lenkung der Aufmerksamkeit des Besuchers auf irgend einen interessanten Gegenstand im Innern des Gartens selbst, den Gar- ten ‚augenscheinlich grösser erscheinen und abwechselungsvoller zu machen, als er seiner Ausdehnung nach fähig scheint. Eine Perspective von einem Ruheplatze aus durch liebliche Gebüsche und Bäume hindurch über eine sanft und allmälig zu einem Hügel ansteigende Rasenflä- che, deren Gipfel ein Pavillon ziert, ist besonders geeignet, auf das Auge einen angenehmen Reiz auszuüben. Jedoch hüte man sich vor allzuvieler Anwen- dung, und bilde, um einen angenehmen Wechsel zu erzeugen, namentlich auch Schattenparthien. Diese Schattenpar- thien, zu deren Bildung schon massive Gruppen von ziemlich hohen Bäumen verlangt werden, dienen kleineren Gärten gewöhnlich als Hintergründe , grösseren aber nicht allein zu diesen, sondern auch als Mittel zur Trennung der einzel- nen Parthien , die man von dem Haupt- 1. Originalabhandlungen. gesichtspunkte, von dem die ganze Sce- nirung des Gartens ausgeht, und der gewöhnlich das Gebäude ist, seinem Ge- mälde zu geben für nöthig erachtet. Der kühlende Schatten, welchen sie dem von der Hitze ermatteten Besucher dar- bieten, macht sie zu einem gesuchten: Orte, und fordert daher besonders zur Anlage von Ruheplätzen und einer grös- seren Anzahl von Wegen, kleinerer wie grösserer auf. Die diesen Orten eigen- thümliche Abgeschlossenheit und Stille suche man durch passende Belebungs- mittel zu mildern, so durch eine kleine mit Farren verzierte Felsenparthie, über die ein kleines Gewässer lärmend herab- fällt, durch hie und da an den Seiten der Wege offen gelassene schmale Durch- sichten, welche einen Blick in die mit Blumen und Sträuchern geschmückten Rasenparthien gestatten, durch Bildung kleiner Grotten, vor deren Oeffnung eine von Gestrüpp umgebene Bank von Na- turholz und mit Moos bewachsen, zum Sitzen einladet und endlich durch Ar- pflanzung vieler Beerensträucher, deren Früchte die Vögel herbeilocken, um mit ihrem herrlichen Gesaug Herz und Ge- müth fröhlich zu stimmen. Man hat die Nachahmung kleiner Felsenparthien, Wasserfälle, Grotten ete. als unnatürlich, kindisch, nicht charak- teristisch genug verschrieen, sogar als Spielereien verpönt.‘ Allein meiner Mei- nung nach mit grossem Unrecht; da sie nichtallein in der Natur schr oft sehr schön zu finden sind, sondern weil sie auch dem Künstler stets ein willkomme- nes Mittel zur Belebung eines Gartens bleiben werden. Es liegt ja in der Aufgabe desselben, dem Privatmanne ei- nen So angenehmen und schönen Sitz, wie nur immerhin seine Phantasie er- . zeugen kann, zu schaffen. Verübele man es ihm denn auch nicht, wenn er 143 für seine kleine Felsenparthie, für deren richtige Anlage in Bezug auf die Grösse des Gartens sein Geschmack, Sowie ge- naue Kenntniss der Natur ohnedies schon bürgt, dieselben Rechte in Anspruch nimmt, wie sie die vielen gefüllten Blu- men, kleine Statuetten, Urnen, Lauben- gänge etc. schon längst besitzen, deren Aufstellung zu rügen aber noch Niemand eingefallen ist. Mit eben demselben Rechte können kleine Teiche in Verbin- dung mit einem schmalen Bache, der sich in gefälligen Windungen durch ein liebliches Thälchen eine Strecke lang hinschleicht und plötzlich in dem Ge- büsch verschwindet, ganz gute Dienste leisten — zumal wenn die Anlange der- selben keine grossen Kosten macht und ausserdem der Eigenthümer ein Freund von diesen Abwechselungen ist. Ich erwähnte bei Besprechung der Schattenparthien, dass die hohen Pilan- zungen derselben gewöhnlich bei Anla- gen dieser Art Hintergründe bilden, muss daher, weil ich, ohne es anfangs beabsichtigt zu haben, die Composition eines Gartens berührt habe, nothwendi- gerweise auch von Mittel- und Vorgrün- den sprechen und komme hier nochmals vergleichsweise auf den Park, Die Grösse des Parkes zwingt den Künstler immer mit grossen Massen zu operiren. Seine Hintergründe bilden gewöhnlich dichte Wälder. Vor diese tritt eine Kette aus hehen Bäumen be- stehender Gruppen, die derselbe nach Farbe wie Form der Blätter und nach ihrem “Wuchse malerisch mit einander zu verbinden sucht, die dann, da sie nicht in geraden Linien aneinander ge- stellt sind, sondern beständig bald we- niger bald mehr vor und zurückweichen, hier als Mittelgrund, dort als Vorgrund erscheinen. Oft werden diese Vorder- dergründe je nach Gutfinden des Künst- 144 lers auch durch Sträucher gebildet , die dann entweder in grossen Massen vor die Baumgruppen gepflanzt oder in ei- genen Gruppen zu 3—4—5 und mehr wahrgenommen werden, aber immer in harmonischer Verbindung mit den Far- bentönen der sie begleitenden Baum- pflanzungen. Diese Farbentöne werden durch massenweise Pflanzung gleich- blättriger und sich ähnlich ausbildender Bäume hervorgerufen. Es hängen da- her die malerischen Pflanzungen des Parks ganz ab von der harmonischen Verbindung der Farbentöne, welche die Phantasie durch Zusammenstellung im- mer gleichblättriger Pflanzen so vielfältig aus der Menge der Bäume und Sträu- cher zu erzeugen vermag, weniger. von der geschmackvollen Verwendung der Blumen, die im Park höchstens auf der Wiese oder am Rande und in der Mitte der Gruppen, ganz zufällig, und nur dort in geordneten Blumenbeeten erscheinen, wo ein eigener in der Nähe von Ge- bäuden für sie bestimmter Raum _die- selben aufnimmt. Es ist nun Zeit, wieder zu dem Pri- vatgarten zurückzukehren, weil ich ge- funden, was ich gesucht, nämlich, dass derselbe zur Bildung seiner Mittel- und Vordergründe nicht grosse Bäume er- fordern kann wegen des beschränkten Raumes, sondern Sträucher. Die hohen Bäume (und zwar nur II. und III. Klasse) erscheinen hier stets als Hintergrund, hohe Sträucher äls Mittelgrund, die nie- dern entweder allein oder in Verbin- dung schönblühender Stauden als Vor- dergrund, Die beiden letzteren lehnen sich entweder an den Hintergrund an oder erscheinen als Begrenzung der Ra- senparthie in einer Gruppe allein oder zu mehreren, zwischen welchen, um die Verbindung herzustellen, einige Bäume oder Sträucher von besonders schönen — 00 m, eÖÖ,eZ—— Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blättern oder Blüthen angenehm con- trastiren. Bei ihrer Bepflanzung lasse man, entgegengesetzt dem Park, den Blättern wie den Blüthen gleiche Rück- sicht zu Theil werden, ordne beides mit Geschmack, da gerade die Sträucher es sind, welche beim Eintreten des Früh- lings durch das Colorit und den Reich- thum ihrer Blüthen, im Vereine mit dem mildernden üppigen Grün des Rasens, den Garten in ein feenhaftes Gewand kleiden, das er während des ganzen Jah- res nie wieder anziehen wird. Beson- dere Sorgfalt muss der Plaeirung der immergrünen Bäume und Sträucher, worunter die Nadelhölzer und immer- grünen Laubhölzer zu zählen sind, ge- widmet werden , da sie namentlich zu der Zeit, wo der Frost fast alle Gewächse ihrer schönsten Zierde, der Blätter, Blü- then und Früchte beraubt, allein noch in ihrem üppig grünen Gewande als einzige belebende Gegenstände dem Gar- ten übrig bleiben, So eignen sich da- her die Nadelhölzer in grossen Massen, und um den düstern Eindruck etwas zu schwächen, mit einigen Birken und Lär- chen untermischt, zur Bildung von Hin- tergründen ; sodann auch als Rasenbäume und Rasensträucher, wobei aber öftere Wiederholung zu vermeiden ist. Die Rasenplätze lasse man sich ziem- lich frei und grossartig entwickeln, gebe ihnen eine bald mit sanften Hügeln bald mit schönen Thalmulden abwechselnde Bodenfläche; vermeide aber die Stellen, wo dem Auge interessante Durchsichten im Inneren sowie in der äusseren Um- gebung des Gartens, Bilder in der Ferne dargeboten werden können, mit hohen Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen; strebe im Gegentheil, durch eine per- spectivische Pflanzung, die in zierlicher -Wellenform auf dem Rasen sich zeigen I. Originalabhandlungen. soll, die Fernsichten dem Garten ein- zuverleiben. Sind die Laub abwerfenden Bäume und Sträucher in Verbindung mit schö- nen Rasenplätzen, kleinen Teichen, Pa- villons, Gartenhäuschen, Volieren ete, trefflich geeignet, während einiger Mo- nate dem Liebhaber alle möglichen Freu- den und Genüsse zu verschaffen, so ge- ben sie in den ersten Tagen des Früh- lings, wo ihre schönsten Zierden , Blät- ter und Blüthen noch in der Knos- peuhülle verborgen liegen, in den heis- sen Sommertagen, wo ihre Blüthezeit vorüber, ihr Blätterschmuck aber geplagt von der Sommerhitze eben so wenig wie der Rasen das saftige üppige Grün mehr besitzen, das dann matt erscheint, ein etwas langweiliges und gleichförmi- ges Bild. Die Mittel, dieser Calamität vorzubeugen, findet der Gärtner in der Blumenwelt, Die Menge Stauden, zwei- und einjähriger Pflanzen, welche die Na- tur schon erzeugt und deren Anzahl vermittelt künstlicher Befruchtungen oder durch Cultur entstandener Varie- täten, die ihre Stammeltern in Mannich- faltigkeit und Form der Blüthen weit übertreffen, so sehr vervielfältigt, setzen den Sachkenner in den Stand, seine Auswahl so zu treffen, dass vom Früh- ling bis zum Herbst der Garten einen ununterbrochenen Blumenflor aufweisen kann. Ihre Aufstellung findet haupt- sächlich an Orten, die häufig besucht werden, statt, namentlich aber in der Nähe der Gebäude, wo ihr Farbenspiel einen grossen Glanz, ihr Geruch aber angenehmen Duft verbreitet. Sie er- scheinen hier bald in einer einzelnen Gruppe, die wie eine Leuchtkugel auf dem Rasenplatze sich erhebt, oder zu mehreren geschmackvoll vereint im ei- gentlichen Blumengärtchen, Sein Ein- druck hängt nicht sowohl von der ge- 145 schmackvollen Anordnung der einzelnen Beete, als von dem Ganzen selbst ab. Ein geschmackvolles Arrangement in Be- zug auf Farbe und Höhe der Blumen kann ihn zum lieblichsten Gegenstande des Gartens machen und gereicht in die- sem Zustande dem Gebäude zur wahren Zierde, während Geschmacklosigkeit ge- rade das Gegentheil herbeiführen muss, In den Vordergrund von Gebüschpar- thien gepflanzt, wähle man solche Arten, die später blühen als die Sträucher, da- mit diese Gruppen auch im Sommer mit einigen Blumen geschmückt sind. Sie machen sich hier vortrefflieh. Auch Massen von Topfpflanzen , in Beete di- rekt an das Gebäude angeschlossen oder auf Blumenstellagen arrangirt und im- merwährend in Flor gehalten, wirken eben so schr zur Verschönerung des Gartens, als sie eine Zierde für die Ge- bäude werden. Doch hüte man sich vor dem zu viel, denn es verdirbt das Spiel, — Schlingpflanzen sind zur Bekleidung von Lauben, Bogengängen, Mauern, hoch- stämmigen Bäumen sehr willkommen, da man mit ihnen hässliche Gegenstände verdecken und bei Lauben etc. ange- nehmen Schatten erzeugen kann. Dabei bringen, an Gebäuden angewendet, ihre gracieusen Guirlanden Leichtigkeit in die manchmal nur zu schweren Formen des Baustyis. — Zu guter letzt kommt noch die Führung der Wege. Ich gebrauche, weil kaum eine bessere Definition mög- lich ist, ganz die Worte meines seligen Meisters und Lehrers, Joh. Metzger’s in seinem Gartenbuch p. 346: „Der eigentliche Zweck der Wege darf nicht aus dem Auge gelassen wer- den, der wohl kein anderer sein kann, als die verschiedenen Gebäude, Gärten, Ausgangsthore , Feldwege, Chausscen \ 146 und dergl. durch sie mit einander zu verbinden, und ebenso die ausgezeich- netsten hohen Punkte mit schönen Aus- sichten besuchen zu können. Behält man diese Bestimmung gehörig im Auge, so wird leicht zu bestimmen sein, welche Wege als Fahr-, Fuss- oder kleine Ne- benwege eingerichtet werden müssen. Die Breite ergibt sich aus dem Bedürf- nisse und der Grösse des Gartens; in kleinen Gärten mache man nicht zu schmale Wege, damit die Personen nicht hintereinander gehen müssen , sondern wenigstens 2 bis 3 neben einander Platz haben, Die Schwünge der Wege bestimmen sich nach dem hügeligen Lande oder andern auftretenden Hindernissen, als vorkommende Felsen, Bäume ete,, denen man ausweichen muss, Die Schwünge müssen aus möglichst grossen Zirkelbö- gen bestehen, und dürfen nicht zick- zackig geschlängelt sein. Auch macht der gleichzeitige Anblick zweier Zirkel- bögen eines Weges von einem Punkte aus gesehen, einen weniger angenehmen Eindruck, da eine zu lange Strecke des Weges vor den Augen entblösst da liegt, wesshalb die vorspringenden Bögen mit Büschen bepflanzt werden müssen. Auch sind die Wege so anzulegen , dass sie meist durch die Gebüsche und nicht über lange Rasenstücke ohne Beschat- tung führen. Die Rasenfläche oft mit We- gen zu durchschneiden, ist durchaus feh- lerhaft und für das Auge beleidigend.‘‘ — So spricht sich ein Mann aus, der mit seltenem Glücke es verstand, bei solchen kleinen Räumen, ohne zu über- laden, das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Er kannte die Natur in ihren lieblichen Auftritten, sein feiner Geschmack wusste die rechte Grenze einzuhalten, wie weit die Kunst bei sol- chen Anlagen vertreten sein darf, so wie Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. seine genaue theoretische und prakti- sche Kenntniss der Landwirthschaft ihn auch nicht im Stiche liess , wo es galt, den Garten zu gleicher Zeit nutzbrin- gend zu machen. Mit diesen Hülfsmit- teln schuf er Privatgärten, wo Aesthetik, Natur und Nutzen sich die Hände bo- ten. Er war daher, in der Verbindung der lieblichen Naturbilder mit dem Nutzen, dem Privatmann das, was Skell durch Nachahmung der grossartigen Naturbil- der dem Fürsten war, nämlich un- übertroffen. Diese Abtheilung von Gärten, am besten geeignet zur Wiedergabe der lieblichen, frohen und angenehmen Na- turbilder,, bildet die Grenze für die im rein natürlichen Geschmack zu behan- delnden Anlagen und zugleich den Schluss für die Wirksamkeit des eigentlichen Landschaftsgärtners; denn alle nach ihr folgenden Gärten sind als unmittelbare Umgebungen der Bauwerke zu sehr von diesen beherrscht, als dass sich hier nicht ein überwiegender Einfluss geltend ma- chen sollte. Schon der Name „Haus- gärten“ deutet darauf hin. { Sie bilden nach dem Raume uns die letzte Abtheilung, Ill. Der Name Hausgarten fasst hinsicht- lich seiner Anordnung und Bestimmung verschiedene Begriffe in sich. Er kann als Umgebung: eines Bauernhauses rein ökonomischen Zwecken dienen, kann aber auch als Besitzthum des wohlha- benden Bürgers und Beamten von die- sen bloss zum Ort der Erholung und zum Vergnügen bestimmt werden, Häufig strebt er jedoch beide Zwecke an, er muss dem Nutzen und Vergnügen zu- gleich dienen. In allen diesen Verhält- nissen wird sich aber fast immer zwi- schen den innern und äussern Einrich- die Hausgärten. I. Originalabhandlungen. tungen des Hauses sowie der Bildungs- stufe seiner Bewohner eine gewisse Uebereinstimmung mit dem Arrangement des Gartens erkennen lassen. Auf dem Lande, wo die Leute darauf angewiesen sind, dem Boden, dessen Er- zeugniss oft ihre einzige Erwerbsquelle ist, den grösstmöglichsten Ertrag abzu- zwingen, erscheinen die Gärten immer als Nutzgärten. Sogar die wenigen Biu- men, welche sie aufnehmen, müssen für die auf ihre Cultur verwendete Sorgfalt Tribut zahlen, indem man sie, in Sträusse gebunden, auf den Markt zum Verkaufe bringt. Unter diesen Umständen, wo jeder Quadratzoll Erde mithelfen muss, die Existenz einer Familie zu sichern, kann von einer gefälligen Anordnung des Gartens keine Rede sein. Diese Art von Gärten steht daher in dem- selben Verhältniss zur Gärtnerei wie ihre anstossenden Häuser zur Architek- tur, sie haben in beiden Künsten eine sehr untergeordnete Bedeutung. Mit den Gärten wohlhabender Landleute sieht es nicht viel besser aus. Sie müs- sen schon als Blumenfreunde geboren sein (und dieses kommt nicht oft vor), wenn Sie sich herbeilassen, in ihren Gärten den immer noch profitablen schma- len Wegen entlang, einige Rabatten zu opfern, um sie ausschliesslich mit Blu- menpflanzen zu schmücken. Zu weite- rer Verschönerung gibt er kaum seine Zustimmung, Das hier vorherrschende ökonomische Prineip gibt diesen Gärten keinen aesthetischen Werth; sie gehö- ren mehr der Landwirthschaft an, unter deren Obhut sie ihren Zweck sicherer erreichen, als unter der. Hand eines Gärtners, dessen Kopf voller Schönheits- ideen ist, — Eine weitere Besprechung ist daher hier überflüssig. Einem besseren Loose gehen die Hausgärten in den grösseren wie klei- 147 neren Städten entgegen. Handel, In- dustrie, Künste und Wissenschaften stehen dort in Blüthe. Alle diese Be- chäftigungszweige wetteifern jeder in seiner Art, das Leben dem Menschen 30 bequem, schön und angenehm wie nur möglich zu machen. Sorgen erstere für die äusserliche Ausstattung, so sind letztere bemüht, durch Wort und That das Innere zu veredeln. Ihre Produkte sind die mächtigsten Hebel zur För- derung des Wohlstandes und Bildung der Völker, Der durch sie allerwärts erweckte Sinn für Verschönerung brachte das gegen frühere Zeiten jetzt so vor- theilhaft veränderte Aussehen unserer Städte hervor. An die Stelle alter, mit düsteren Gewölben versehener Häuser traten freundliche, in einem gefälligen Style gebaute Wohnungen. Gestattet der Raum, einen Garten aufzunehmen, so erscheint derselbe nicht mit einer Festungsmauer den Blicken Vorüber- gehender entzogen, sondern frei und of- fen, nur durch eine schöne durchsichtige Umzäunung von der Strasse abgegrenzt, und müssen seine Schätze zugleich mit dem Hause als ein Ganzes dem Spa- ziergänger Zeugniss ablegen von dem Schönheits- und Ordnungssinn seines Eigenthümers. Es gibt neuangelegte Stras- sen in den grösseren wie kleineren Städ- ten, deren geschmackvoll gebaute Häu- ser sämmtlich von solchen natürlichen Rahmen umschlossen sind. Der freund- liche, ja reizende Anblick, welchen diese immer reinlich gehaltenen und mit vie- len Blumen versehenen Gärtchen diesen Strassen geben, muss Jedermann er- freuen. Die Architektur hat diesen Ein- druck begriffen. Sie sieht diese ge- schmackvoll arrangirten Gärtchen als die besten Mittel an zur Hebung ihrer Werke. Sie sindihr beider äussern Ausschmückung der Gebäude das geworden, was Zim- 148 merdecorationen, Möbeln etc. ihr im In- nern sind. — Wir finden also die Rollen hier nur gewechselt. Das Gebäude übernimmt die Hauptrolle, während der Garten zum Decorationsmittel wird. Die gerechte Zumuthung, dass sich die Architektur in grösseren Landschaftsgärten derjeni- gen Formen bedienen möge, die mit dem Eindruck unserer Scenen harmoni- ren, hat in vielen Gärten eine entspre- chende Berücksichtigung gefunden; es ist daher da, wo die Architektur die Gartenkunst verlangt, von dem Gärtner Pflicht, seine Anordnungen so zu tref- fen, dass der Eindruck der Gebäude nur gehoben, nicht geschwächt wird. Dieses Verlangen darf die Architektur an den der Gartenkunst stellen, und je- der vernünftige, vom Vorurtheile freie Mann wird diese von der Nothwendig- keit gebotene Stellung der Gartenkunst gerechtfertigt finden; zumal sie ja nicht gebunden ist, den Styl des Hauses nachzuahmen, sondern sich nur be- fleissigen muss, eine dem Styl wür- dige Ausstattung des Gartens herbeizu- führen. — Ich sage, ganz dem Style angemessen muss die Ausschmückung des Gartens sein. Je vornehmer und pracht- voller dieser Styl ist, desto gewählter, sel- tener und feiner müssen die Gegenstände sein, welche bestimmt sind zu seiner De- coration, unter steter Ausschliessung aller Nutzpflanzen, deren Anwendung hier ge- gen alle Regeln des guten Geschmackes wäre. Des Gärtners Streben gehe im Gegentheil dahin, durch eine feine Aus- wahl seiner Sträucher und Blumen mit dem Reiz der Schönheit den der Sel- tenheit und Neuheit zu verbinden, um diese Gärtchen dadurch vor anderen auszuzeichnen. Diese weniger bekann- ten Pflanzengebilde werden durch ihre aussergewöhnlichen Blütheformen auf den Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Besucher einen eben so guten Eindruck machen als der Styl des Hauses selbst, Bei Bepflanzung seiner Holzgruppen, die gewöhnlich den Grenzen entlang an- gelegt werden, greife er nur zu den Sträu- chern, benutze unter diesen vorzugsweise die mittelhohen , wie die niedrigen. Bäume passen hier nicht (wenigstens die ganz hohen nicht), sie können ganz gut durch hohe Sträucher ersetzt _wer- den. Eine nicht genug zu empfehlende Hauptregel, gegen die so oft gefehlt wird, ist die, dass auf dem Rasen vor der Hauptfacade weder Bäume noch hohe Sträucher erscheinen dürfen, weil das Gebäude nicht allein dadurch kleiner, sondern zugedeckt erscheint. An den hintern Seiten der Gebäude ist ihre Stellung weit angemessener, und bilden so dort gleichsam den Hintergrund, auf dem das Gebäude ruht. Solchermassen grup- pirt, gereichen sie, wenn die Kronen nicht zu weit darüber hinausragen, dem Gebäude nur zum Vortheil. Aus den- selben Gründen darf, sobald das Ge- bäude die Mitte des Gartens ein- nimmt, dasselbe nicht durch eine vor seiner Hauptfacade der Strasse zuge- kehrten Seite gelegte, hohe Pflanzung eingesperrt werden, Seine freie Ent- wickelung ist durch nichts zu. stören, wesshalb entweder keine Gesträucher massenhaft aufgestellt werden dürfen, oder wenn es geschieht, nur solche, welche kaum die Höhe des Gartenzau- nes übersteigen. Mir fiel schon oft die erbärmliche Pflanzung derartiger Stellen auf, Akazien, Silberpappeln,, überhaupt ein ganzes Sortiment von Bäumen pa- radirten längs der Strasse, aber nicht als Bäume sondern als Krüppel. Sol- che Missgeburten, deren Missverhältnisse mit dem zunehmenden Alter immer deut- licher hervortreten, sind schlechte Zeu- gen für den guten Geschmack des Gärt- I. Originalabhandlungen. ners und verrathen ausserdem noch eine gänzliche Unkenntniss der Wachsthums- verhältnisse der Bäume und Sträucher, jenes Materials, von dessen richtiger An- wendung das Gelingen seiner Anlage in der Hauptsache abhängt. Solche Fehl- griffe sollten doch bei einem Manne, der Anlagen übernimmt, niemals vorkom- men. Wir besitzen Sträucher genug in allen Dimensionen, mit welchen diese Ver- unstaltungen, welche die Hand des Gärt- ners mit der Scheere hervor zu zaubern sucht, ganz verhütet werden können, Die bei diesen Gärten vorkommenden Erderhebungen halten mit seiner Grösse Schritt. Es gibt Fälle, wo ein kleiner Hügel im Hintergrunde des Gartens an- gelegt, einen ganz guten Effect, vom Hause aus gesehen, hervorruft. . Seine Erstehung sei aber alsdann nicht zufäl- lig, sondern das allmälige Ansteigen muss schon vom Hause aus beginnen und geschehe immer in sanfter Verbin- dung mit den muldenförmig gestalteten Rasenplätzen. In den meisten Fällen jedoch wird des eingeengten Raumes halber eine ebene Fläche beizubehalten sein. Sie steht den kleinen Gärten am besten an und harmonirt mit dem Ge- bäude ebenfalls sehr gut. Viele Vor- sieht erfordert die Anlage der Wege und der freien Plätze vor dem Gebäude, de- ren exacte Ausführung und bequeme Breite mit zu den Annehmlichkeiten des Gartens gehört, Es ist weit besser, wenig, aber gehörig breite Wege anzulegen, als das ohnehin kleine Ter- rain mit vielen zwecklosen, an den Haaren herbeigezogenen schmalen We- gen zu durchschneiden. Diese Künste- leien, welche in Verbindung mit Ruhe- plätzen, die 5 — 6 Schuh von einan- der entfernt und höchstens einen Men- schen fassen, geben den durch sie ge- bildeten Rasenplätzen eine Facon, die 149 - noch auffallend schlechter, ja bedeutend geschmackloser erscheint, als die ge- schmähten Formen des heimgegangenen alten französischen Gartengeschmackes. Der zu fein sein wollende Geschmack glaubt mit diesen wunderlichen Formen der Architektur zu schmeicheln, ver- spöttelt sie aber nur und macht der Gartenkunst ausserdem keine Ehre. Die Architektur sucht immer bei derartigen bürgerlichen Prachtgebäuden mit maje- stätischen und erhabenen Formen aufzu- treten; fasse derjenige, der ihre äusse- ren Umgebungen zu decoriren hat, die- selben Grundsätze und er wird seinem Ziele sicher näher kommen. Ueppig grüne Rasenplätze, auf dem Rasen Sträu- cher, die mit schönen, nach schicklichen Verhältnissen geordneten Blumenbeeten abwechseln ; ein Springbrunnen mit Gold- fischen vor der Hauptfacade und in de- ren Mitte, auf dem Rasen angebrachte, freie Plätze um das Haus, passend de- corirt, Ruheplätze von hohen Sträuchern beschattet oder mit einem eleganten Gar- tenhäuschen versehen, an dem schön- blühende Schlingpflanzen freudig hinauf- wachsen, so gross, dass eine Familie bequem sich niedersetzen kann zum Aus- ruhen; breite Wege, eine feine Aus- wahl der schönsten Blumen und Sträu- cher und eine Reinlichkeit und Pilege bezüglich der Unterhaltung, welche ihres Gleichen sucht, das sind Gefälligkeiten und Liebesdienste, welche die Garten- kunst der Baukunst erweisen muss. — Siebeck hat in der Hauptsache diese Art von Hausgärten in seinen Beiträgen zur bildenden Gartenkunst am besten gegeben. Seine Eintheilung bietet alle Bequemlichkeiten und löst die Aufgabe, wie und auf welche Art die Gärtnerei in der unmittelbaren Umgebung der schönen Gebäude auftreten muss, in ästhetischer Beziehung vollkommen, Es 0 150 Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. ist nur schade, dass er bei Entwerfung seiner Situationspläne, die Stellung sei- ner Gebäude und Grenzen seines Ter- rains immer so annahm, wie sie sein sollten um ein vollkommenes Bild eines gelungenen Hausgartens herzustellen, dagegen die vielfach veränderten For- men der Grundstücke, sowie die oft von der Nothwendigkeit gebotene, wieder sehr verschiedene Stellung der Gebäude ausser Acht liess. Gerade diese unre- gelmässigen Formen, aus denen man oft mit dem besten Willen nichts Vollkom- menes machen kann, sind für den Gärt- ner oft die schwierigsten, und eine Nach- hilfe hierin wäre ein grösserer Gewinn gewesen. Diese Eleganz, mit welcher der rei- che Privatmann sein Wohngebäude und dessen Umgebung ausstattet, kann der weniger wohlhabende Mann nicht ent- falten. Bürgerliche Einfachheit tritt an deren Stelle, eine Einfachheit, gepaart mit Ordnung und Reinlichkeit. Sie tritt stets bescheiden auf, Prunk und Pracht bleibt ihr fern. Sie kennzeichnet sich in Verbindung des Nützlichen mit dem Schönen, Sie bedient sich bei ihren Wohnungen neben bequem und ökono- misch eingerichteten Zimmern eines ge- fälligen Baustyles und schmückt ihre Gärten mit Blumen, ohne den Obst- und Gemüsebau zu vergessen, zeigt aber ihren Sinn für Verschönerung nie verschwenderisch, sondern geht sehr haushälterisch damit um, indem sie nie Verlust , sondern in den meisten Fällen Vortheil sucht und findet für die Kasse; eine Handlungsweise, die ganz in dem Wesen dieses Standes liegt und weil ihren Verhältnissen entsprechend, allen Beifall verdient. — Eben so haushäl- terisch verfahre der Gärtner bei Anlage dieser Gärten. Er mache es sich zur Pflicht , vorher bei dem Eigenthümer genaue Erkundigungen einzuziehen, wel- che Gelder er verwenden will, sowohl auf die Herstellung als spätere Unter- haltung der Anlage. Ob diese Kosten nur zum Theil oder ganz, oder ob nur die Unterhaltungskosten aus dem künf- tigen Ertrag bestritten werden sollen u. s. w. Ganz nach diesen von Seite des Eigenthümers gegebenen Aufschlüs- sen gemäss entwerfe er den Plan und kümmere sich bei der Ausführung we- niger um den Kritiker, der alles nach den strengen Gesetzen der Aesthetik hergestellt wissen will, (gleichviel, ob die Mittel zur Unterhaltung da sind oder nicht), sondern begnüge sich mit der Zufriedenheit des Eigenthümers und dem eigenen Bewusstsein, die bewilligten Mittel ganz im Sinne desselben und zu seinem Vortheile, wie es Recht und Pflicht ist, verwendet zu haben. — So hätten wir nun von der höchsten bis zur niedrigsten Stufe die Gärten durchwandert, und die Variationen ken- nen gelernt, in welchen der natürliche Geschmack der Räume und Nutzzwecke wegen auftreten muss. Es bleibt uns nun noch übrig in einem besonderen Capitel (II.) die vorkommenden prakti- schen Arbeiten zu besprechen, deren gründliche Kenntniss zum Gelingen und Gedeihen der Anlage, sowie zur Vermei- dung unnöthiger Kosten unumgänglich nothwendig ist. Wir werden unsere praktischen Erörterungen bloss auf die bei kleinern Anlagen vorkommenden Ar- beiten beziehen, weil vorausgesetzt wer- den darf, dass die Ausführung grösserer Anlagen nur tüchtigen Fachmännern über- geben werden wird, denen Belehrung zu geben mir nicht obliegt. Die hier niedergeschriebenen, wie alle- nachfolgenden Bemerkungen sollen nur für den Privatmann und für den lernbegierigen Gärtner Winke sein zur Verhütung von I. Originalabhandlungen. 151 Fehlgriffen, die selten wieder gut zu ma- |den die nachfolgenden Situationspläne chen sind. Ganz dieselbe Tendenz wer- | kleiner Hausgärten verfolgen, — 3) Ueber die Erziehung der gefüllten Petunien. Die Herren Gottholdt u. Comp. in Arnstadt theilen uns nachträglich mit: „Die gefüllten Petunien haben sich bei uns zum Samentragen ganz unfähig er- wiesen: Wir fanden aber an einzelnen Blumenblättern der gefüllten Petunia imperialis hier und da einen Staubbeu- tei mit gesundem Staube. Letzteren tru- gen wir auf zuvor sorgfältig castrirte einfach blühende Petunien über und er- zogen auf diese Weise unsere schönen Petunien.“ Wir bitten dies als Berich- tigung der von uns ausgesprochenen Vermuthung über Erziehung der gefüll- ten Petunien im Januarhefte nachzu- tragen, (E. R.) 4) Zur Geschichte und Cultur des Agnostus sinuatus und in- tegrifolius. Es mögen 20 bis 25 Jahre her sein, dass in gewählten Sammlungen Eng- land’s und des Continentes unter der interimistischen Benennung : Agnostus, d. h. der Unbekannte, hie und da eine Pflanze mit grossen, tief eingeschnitte- nen, glänzenden Blättern angetroffen wurde, von welcher man nur wusste, dass sie aus irgend einem Theile Au- stralien’s stamme. Holz, Wuchs und Blattform liessen darunter eine vortreff- liche, grossartige, immergrüne Eiche ver- muthen, wie deren so manche pracht- volle Species in Central- Amerika vor- kommen. So viel ich mich erinnere , fand das Räthsel zuerst im Botanischen Garten zu Chelsea seine Lösung , wo aus dem mehrjährigen Holztriebe einer starken Pflanze einige Blüthen sich entwickel- ten, welche, obwohl von der Fähigkeit ungewöhnlichen Blüthenreichthums noch keinen Begriff gebend, wenigstens zeig- ten, dass man hier keine Eiche, son- (Stenocearpus Cunninghami.) dern eine der edleren Proteaceen, in nächster Verwandtschaft mit Grevillea und der köstlichen Telopea speeciosissi- ma vor sich habe. — Die erste mir zu Gesichte gekommene Abbildung hatte mehr Botanisches als streng blumistisches Interesse. — Indessen fand die Pilanze schon wegen ihrer ausgezeichneten Be- laubung überall bereitwillige Aufnahme, und erhielt sich, weil die Vermehrung an vielen Orten für schwierig galt, in hohem Werthe. Aus unserer Anstalt ging jährlich eine Anzahl junger Exem- plare nach England und Belgien, wo man trotz mannigfaltiger Versuche we- niger glücklich war. In einer der be- rühmtesten Gärtnereien sah ich einst- mals, wie eine starke Pflanze im Erd- beete des Palmhauses (!) niedergelegt war, um Bewurzelungen zu erzwingen, Wahrscheinlich aber hat sich der Züch- ter nicht besser wie die Pflanze hierbei befunden. Freilich hatten unsere Mut- terpflanzen ebenfalls nicht das erquick- 152 lichste Ansehen ; denn kaum waren ei- nige Triebe hinlänglich herangereift , so mussten sie, in Stücke zerschnitten, als Stecklinge unter die Gläser wandern. Für solche stets wiederholte und ebenso standhaft ertragene Verstümmelungen konnte nur die gelungene junge Anzucht Ersatz leisten, deren wir uns gewühn- lich nach zwei bis drei Monaten zu er- freuen hatten. In der ersten Jugend behandeln wir die Pflanzen mit den zärteren Neuhol- ländern unter Glas, gegen heisse Sonne beschattet, gegen starke Regen ge- schützt, bei milder Witterung aber un- bedeckt. Im zweiten und dritten Jahre vertragen sie besser die freie Luft mit den härteren Acacien, Metrosideren und Banksien. Hierüber im Klaren, blieb uns jedoch bisher die wahre naturge- mässe Blüthenepoche und daher auch das Mittel unbekannt , die Blumenent- wickelung naturgemäss zu befördern, Vor etwa vier Jahren erfuhren wir, dass ein von uns herrührender A. si- nuatus bei einem hiesigen Handelsgärt- ner Knospen angesetzt habe, Sogleich suchten wir denselben wieder zu erwer- ben und nach der stattgefundenen Be- handlungsweise zu forschen; — allein unsere Hoffnungen blieben unerfüllt. Die Pflanze hatte lange Zeit an der Hinterwand eines Hauses für Markt- pflanzen gestanden, im Schutze zwar gegen heisse Sonne und heftigen Re- gen, aber auch geschützt gegen freie Luft, geschützt gegen erfrischenden Thau, geschützt gegen die sorgliche Aufmerksamkeit des Cultivators; denn so stand sie noch halbverlassen im hohen Mittelsommer. — Gerne nahmen wir sie gegen einen sehr hohen Preis in un- sere Sammlung auf; aber als im Herbste einige der kleineren Knospen abzufallen begannen, gaben wir sie bereitwillig Garlenflora Deutschlands und der Schweiz. einem dazu erbötigen Liebhaber in der Ferne wieder hin. Von ihrem Aufblühen hat uns derselbe nie etwas berichtet. Im Laufe des Sommers 1856 setzte bei uns ein 2 Fuss hoher A. integri- folius und bei dem schon erwähnten Handelsgärtner ein anderer von uns her- rührender A. sinuatus von 3 Fuss Höhe sehr vollkommene Blumenknospen an. Wir konnten uns nicht enthalten, letz- teren abermals zurückzukaufen, umbeide Sorten in Blüthe zu sehen. Vergeb- liche Hoffnung! — Während des Winters fielen sämmtliche Knospen trotz bester Pflege und vortrefflichen Standor- tes herunter. Durch diese Unfälle, de- ren Ursachen wir noch nicht zu erklären vermochten, sehr herabgestimmt, konnte. die überraschende Knospenentwickelung an fünf anderen Pflanzen im Sommer 1857 kaum unsere Hofinungen neu er- wecken; denn der Gedanke, dass sie zur beliebigsten Stunde schon wieder herab- zurollen kämen, lag gar zu nahe! Da — plötzlich — zu Anfang Sep- tember , begannen die grösseren Knos- penkränze der am weitesten vorgeschrit- tenen Exemplare zu röthen, als woll- ten sie noch im Herbste erblühen ! — So wäre also das Geheimniss enthüllt: — in diesem Falle nämlich würde die Behandlung dahin gerichtet sein müs- sen, dass, gleichwie der ungewöhnlich warme Sommer die natürliche Blüthen- epoche im Herbste bewirkte, fernerhin durch künstlich erhöhete Wärme schon im Frühjahre und Vorsommer auf den früheren Knospenansatz hinge- wirkt werde, wie dies ganz ähnlich für die herrliche Zagerströmia indica als noth- wendig erkannt worden. Nur wäre dann gleichzeitig für frische Luft und Abhal- tung der unter solchen Umständen höchst geschäftigen rothen Spinne grössere Sorge zu iragen. I. Originalabhandlungen. Mit der Wahrnehmung höheren Wär- mebedürfnisses zeigte sich weiter über- einstimmend, dass die kühlen Septem- bernächte die natürliche schnellere Ent- wickelung unserer hoffnungsvollen Pflan- zen noch zu hemmen schienen, weshalb wir für gerathen fanden, sie wenigstens in das temperirte Schauhaus zu nehmen. Hier erschlossen sich endlich die ersten Blumen am 6. October in ihrer wunder- baren Form und Schönheit ; allein noch immer so auffallend träge, dass wir ih- nen 14 Tage später die Temperatur des Warmhauses angedeihen liessen, wo sofort sämmtliche Knospen in grösster Vollkummenheit aufblüheten und bis gegen Mitte December dauerten. Es erübrigt nun noch, ein möglichst getreues Bild unseres unvergleichlichen Objeetes zu entwerfen , was ebensowohl dem Botaniker wie dem Blumisten ohne Beihilfe eines geübten Pinsels schwer fallen dürfte. Gegen Ende Juli dringen meistens aus dem zweijährigen Holze, oft aber auch aus den älteren und jüngeren Par- thieen bis in die äussersten Zweigspitzen in unregelmässigen Zwischenräumen kleine, anfänglich fast dornartige Aus- wüchse hervor, welche sich ziemlich schnell verlängern, verästeln, und an den Enden dieser Aestchen kleine flei- schige Kränzchen erhalten, welche ei- nem Rade ohne Aussenring mit 10 bis 14 Speichen nicht unähnlich sehen. Die Aeste theilen sich später auf 5 bis 7 Zoll Länge in 5 bis 7 Nebenäst- chen. Die am Ende befindlichen Kränze haben anfänglich die Grösse eines Gro- schenstückes, erreichen aber später ei- V. 1858. 153 nen Durchmesser von 2 bis 21, Zoll und bestehen aus 10 bis 12 Blüthen- knospen in der Form jener der Grevil- leen, oder vielmehr jener der prächtigen Warratahpflanze, Telopea speciosissima, wovon wir so glücklich waren, schon vor etwa 15 Jahren mehrere blühende Prachtstücke zur Ausstellung zu bringen. Die. Bouquets des Agnosius übertreffen jedoch alle anderen Proteaceen an Blu- menreichthum; denn wir hatten ein sol- ches vor uns von nicht weniger als 1!/, bis 2 Fuss Durchmesser, gebildet durch 7 Blumenzweige, jeder Zweig geziert mit 7 Kränzen, jeder Kranz mit 10 bis 14 Blumen, zusammen also mit 500 bis 600 Blumen von schönster Orangen- farbe. Waren diese nach Oben und Un- ten aufgesprungen, und waren dann die grossen dunkeln Honigtropfen auf dem Fruchtboden sichtbar geworden, so erin- nerte diese neue Form an vollständige, ringsum mit Juwelen besetzte goldene Kronen! Hierzu kömmt noch, dass die Pilanze wahrscheinlich die Fähigkeit besitzt, un- ter Umständen sich ganz mit Blumen- bouquets zu überdecken, worauf die An- sätze noch sehr junger wie älterer Pflan- zen schliessen lassen. Ich weiss nicht, ob diese kurzen An- deutungen einen annähernden Begriff von der. Vortrefflickheit dieser beiden hochedlen Australier geben können; — desto mehr wünschte ich die Aufmerk- samkeit auf deren erfolgreiche Cultur zu lenken, damit sich Liebhaber und Culti- vatoren recht oft den Hochgenuss eines so reizenden Anblickes in natura ver- schaffen mögen '— (Jacob Rinz.) 10 154 Gartenflora Deutschlands und ‘der Schweiz. iM 5) Cultur und Verwendung des Lilium lanelfollum im Freien. Lande, In Töpfen gezogene Pflanzen von Lilium lancifolium lassen sich schwer in das freie Land auspflanzen,, weil die Ballen meistens gross sind und beim Aus- topfen leicht zerfallen. Man muss es dess- halb, wenn man es im freien Garten haben will, ganz im Freien cultiviren, was auch nicht schwer ist, wenn für eine starke Winterbedeckung gesorgt wird. Aber die fortwährend im freien Lande stehen- den Lilien erreichen nicht die wün- schenswerthe Höhe, welche nöthig ist, um die abwärts stehenden Blumen be- trachten zu können. Ich bin auf fol- gende Weise seit einigen Jahren zu schönen Landpilanzen gekommen, die hoch genug standen, um den vollkom- menen. Genuss der herrlichen Blumen zu gewähren. Ich bildete ein rundes Beet- chen von 2 Fuss Durchmesser, legte jedoch dieses auf einem kleinen Hügel von 1 Fuss Höhe an, den ich concav erhöhte, Dieses Beet wurde 2 Fuss tief ausgegraben, und so mit Erde ge- füllt, dass Heideerdeabfall mit Wurzeln und Holzstücken den Boden 6 Zoll hoch bedeckte, Darauf kam 4—6 Zoll grobe sandige Heideerde, in welche ich im October 10 — 12 starke Zwiebeln legte. Als Kälte eintrat, wurde noch etwas Erde nachgefüllt, darauf der ganze noch bleibende Raum mit Laub angefüllt, so dass die Zwiebeln gegen das Eindrin- gen der Kälte geschützt waren. Im Frühjahr wurde diese Decke und ein Theil der aufgefüllten Erde entfernt, so dass die treibenden Pflanzen in einer Vertiefung von beiläufig 1 Fuss stan- den. Ich verfuhr nun ganz wie bei 7 der Topfeultur, und liess nach up Erde auffüllen, welche aus einer Mi- schung von { Theil Heideerde, 1 Theil Düngererde und 1 Theil Sand besteht, Gegossen wurde reichlich, zuweilen mit verdünnter Mistjauche oder anderm Dün- gerguss. Als die Pflanzen in Blüthe, kamen, standen sie hoch genug, um ihre ganze Blüthenpracht zu zeigen. Im fol- senden Herbst liess ich die aufgefüllt Erde grösstentheils darauf, deckte wie- der Laub darauf, En im Frühjahr, die alte Erde bis nahe an die Zwiebel und füllte im Sommer von neuem auf. So blühten die Zwiebeln kräftig und voll, und litten durchaus nicht vom Winter. Der Hauptvortheil aber . war, dass sie erhöht auf einem Hügel stan-. den und so von dem ohnedies. tiefer. vorbeiführenden Wege aus gut gesehen werden konnten. An nicht ganz trocknen Stellen dürfte es nothwendig werden, un- ter dem Beete noch eine Unterlage von. Steinen anzubringen. — Im Topf braucht man die Zwiebeln nicht jedes Jahr zu verpflanzen, denn sie blühen reichlicher, wenn sie nicht gestört werden, und wer- den so in kleinen Töpfen. kräftig. Es ist mir immer als ein Uebelstand er- schienen , dass man zu diesen Lilien so grosse oh hohe Töpfe, anwenden mus3;, ich habe aber gesehen , dass dies gar, nicht nöthig ist, dass man Büsche _ mit, 3 — 4 Stengeln in Szölligen Töpfen. ziehen kann , wenn man ‚sie nicht. all- jährlich umpflanzt und im Sommer mit Düngererde auffüllt oder bei Anwendung einer nicht so fetten Erde, flüssigen Dün- ger in starker Verdünnung gibt. (J.) I. Originalabhandlungen. 6) Erde von Die Hornspäne wirken am kräftig- sten in dem Moment ihrer Zersetzung. Tritt dieser zu spät für eine Cultur ein, so nützt die Anwendung dieses wirk- samsten aller Düngstoffe nichts, und die Hornspäne erzeugen nur Schimmel. Da man nun unter den Hornspänen einen grossen Theil grober bekommt, deren vollkommene Zersetzung nur langsam und spät eintritt, so sondere ich zuerst die feinen Späne durch ein Sieb ab und lasse diese zerrieben anwenden. Den groben Rückstand vermische ich im Herbst schichtenweise mit Düngererde, die aus Rindviehdünger oder aus dem mitErdeinstreu vermischten Abtrittdünger bereitet wird. Wenn es die Witterung erlaubt , lasse ich den Haufen im Win-- ter einmal durchstechen, und wenn er trocken ist, durchgiessen. Im Frühjahr, 155 Hornspänen. wenn das Umpflanzen beginnt, sind die Hornspäne in völliger Zersetzung be- griffen, so dass sie sich zerreiben und die Wurzeln eindringen lassen. Alt darf. die Erde nicht werden, denn sie wirkt nur so lange, als die Ammoniakbildung dauert. — Wenn man manche Pflan- zen sehr kräftig haben will, z. B. Re- seda in Töpfen , so legt man wohl ein Händchen voll Hornspäne auf den Bo- den des Topfes. In diese Masse drin- gen die Wurzeln nur ein, wenn die Pflanze sehr kräftig wächst, ausserdem erzeugt sich Schimmel. Viel besser ist es, diese Hornspäne etwas mit Sand oder sandiger Erde zu vermischen, in welche Masse die Wurzeln sogleich eindringen, und die noch dazu den Abzug des Was- sers befördert. (J.) - 4) Ausländische Farrnkräuter im freien Lande. Wenngleich der überall in Nordeu- ropa wildwachsende Adlerfarrn (Pteris aquilina) auf geeignetem, d, h. sandi- gem, feuchtem Boden im Schatten eine senkrechte Höhe von 4 Fuss erreicht und sich in dieser Höhe erst wie ein Schirm ausbreitet, und so einen präch- tigen Anblick gewährt, so sind doch mehrere ausländische Arten noch viel prächtiger und von wahrhaft riesiger Grösse, Als vorzüglich eignet sich zu diesem Zwecke Cheilanthes dicksonioi- des aus Neuholland, welches im Kalt- hause durchwintert und im Mai an eine schattige feuchte Stelle in geeignete Erde gepflanzt und so viel als möglich begossen wird. So erreicht es bei hin- reichender Nahruug eine Höhe. von 6 — 8 Fuss, und bildet eine präch- tig malerische Gruppe. Ich versuchte es auch, mit mehreren Arten von Dick- sonia des Warmhauses, und sie ge- diehen ebenfalls sehr gut, namentlich wurde D, tenera gross und. prächtig und trug durch die ganz abweichende Farbe sehr zum malerischen Effect der Cheilanthes-Gruppe bei. (J.) 10 * 156 Gartenflora Deutschlands und: der Schweiz. 8) Zwei neue prachtvolle Sommergewächse. So gross auch die Masse der alljähr- lich als neu eingeführten Sommerge- wächse ist, die meist mit übertriebenem Lob angepriesen werden, so finden wir doch höchst selten eine wirklich schätz- bare Blume darunter. Um so mehr haben wir Ursache, uns über zwei neue prachtvolle Blumen zu freuen, die durch die Herren Fr, Ad. Haage jun. und Be- nary in Erfurt in den Handel gekom- men sind. Es sind: 1) Olarkea pulchella marginata. Diese reizende Blume erfreute schon in der Zusammenstellung der rothen und weis- sen Spielart. Clarkea pulchella margi- nata verbindet beide Farben: man sieht die rothe Clarkea auf der weissen gleich- sam abgedrückt, als wenn eine kleinere rothe Blume auf der grösseren weissen läge, so dass von dieser der Rand sicht- bar bleibt, 2) Lupinus hybridus insignis. Wa- ren schon Lupinus hybridus superbus und L. pubescens elegans , welche wir voriges Jahr zuerst allgemeiner in den Gärten sahen, prächtige neue Erschei- nungen, in denen zuerst das Roth ziemlich rein an dieser Pflanzenart erschien, so finden wir durch diese neue Spielart die genannten noch übertroffen. Dort ist das Roth mehr Purpur in Blau schim- mernd, mit Weiss und Gelb. Hier ha-: ben wir eine ganz rothe Lupine, wenig- stens dem Effect nach, denn das gelbe Fähnchen der Schmetterlingsblume fällt fast nicht in die Augen. Die höchste Vollkommenheit und der grösste Reich- thum des Farbenspiels scheint bei der Gattung Lupinus fast erreicht. Wir kön- nen nur noch Spielarten von niedrige- rem Wuchs wünschen , denn die schön- sten Sorten sind etwas hoch, die vor- handenen niedrigen nicht bedeutend ge- (.) nug. 9) Amarantus eaudatus, der gemeine Fuchsscehwanz als Topf- pflanze zur Zimmerverzierung. Der gemeine Fuchsschwanz ist eine in den meisten Gärten fast verachtete, selten gesehene Pflanze, und wo es keine Anhöhen oder erhöhten Beete gikt, weiss man mit den herabhängenden Pflanzen in der That nichts anzufangen. Diese ganz gewöhnliche Pflanze bildet, wenn man sie vor dem völligen Auf- blühen in einen Topf pflanzt und ei- nige Tage schattig stellt, einen so aus- gezeichneten Zimmerschmuck, wie we- nige andere Blumen. Man wählt da- zu allseitige, volle Pflanzen und stellt sie entweder allein auf ein Blumen- tischehen oder in eine Vase oder umgibt sie nur mit niedrigen Blumen. Ich stellte sie auch frei auf Kamine. Amarantus waren nach meiner An- sicht der grösste Schmuck eines Blu- mensaals , in welchem Hunderte von’ Pflanzen aufgestellt werden. (I.) Diese . T. Originalabhandlungen. 157 10) Blumenampeln durch Festons verbunden. Die Noth macht erfinderisch, In dem | chen, und fand hierzu eine Lobelis mit Falle, ganz unvorbereitet 30 Blumen- | gestreckten Zweigen, die ich als Lobelia ampeln,, welche eine mit Fenstern ge- | species erhielt, aber für L, cuneifolia schlossene Säulenhalle zieren sollten, | halte, noch schöner als die etwas dünn- mit vollen starken Pflanzen zu besetzen, | blättrige Vinca herbacea. So schlangen liess ich verschiedene Pflanzen mit lie- | sich von einer Ampel zur andern Fe- genden Zweigen zu diesem Zwecke aus | stons, jedoch so , dass die mittlere, mit dem freien Lande einpflanzen. So Phlox | zierlichem Waldfarrnkraut besetzte Am- subulata und verna, Vinca minor und | pelreihe frei blieb. herbacea, Nemophila, Sanvilalia procum- Die Vinca pflanzt man nach dem bens. Die beiden genannten Sommer- | Gebrauch wieder in das freie Land und gewächse hielten sich nicht gut, und die | setzt das folgende Jahr andere ein. — beiden Phlox benutzte ich ebenfalls nicht | Sehr schöne Festons müsste an hel- wieder. Dagegen behielt ich die Vinca | len Stellen die reizende Pilogyne sua- auch bei, als ich später eine hinrei- | vis, die vorzüglichste aller Guirlanden- chende Auswahl von guten Ampelpflan- | pflanzen bilden. Hierzu gehören aber „zen hatte. Besonders fand ich Vinca | grosse Ampeln, damit man auf die Erde, herbacea für den Sommer überaus brauch- | worin die Pilogyne wurzelt, noch_ ei- bar. Die Triebe verlängern sich an ei- |nen flachen Topf mit einer andern nem hellen Standorte im Zimmer so, | wirklichen Ampelpflanze mit herabhän- dass sie weit herabhängen. Dies be- | genden Zweigen stellen kann. “ wog den Zimmergärtner, diese langen Beiläufig bemerkte ich, dass an dunk- Triebe von zwei Ampeln zu einem |len Stellen mehrere Waldfarrnkräuter, herabhängenden Bogen zu verbinden, | besonders die feinblättrigen Arten, ei- was reizend aussah und allgemeinen Bei- | nen ganz ausgezeichneten Ampelschmuck fall erhielt. Später liess ich auch mit | bilden und sich den ganzen Sommer andern Pflanzen derartige Versuche ma- | grün halten, (J.) 11) Benützung und Werth des Akazienholzes. Dass das Holz der gemeinen Akazie Holz den Kubikfuss mit 1 Thaler Pr. C. ein vortreffliches Werk- und Nutzholz, | bezahlt. Da bei der Veränderung von ist, fast dem besten Jungeichenholz | Landschaftsgärten, Stadtanlagen u. s. w. gleichkommt und die Güte des Eichen- | häufig Akazien geschlagen werden, so holzes mit der Zähigkeit des Eschenhol- | mache ich auf diese neue Verwerthung zes vereinigt, ist wohl den Meisten be- | aufmerksam. — Bei dieser Gelegenheit kannt. Aber neu dürfte es sein, dass, | will ich auch erwähnen, dass man zur wie ich aus guter Quelle weiss, es|Fabrication der besseren Sorten von. neuerdings zu Schiffsnägeln jedem an- |! Schwefelhölzchen (Streichhölzchen) vor- dern Holze vorgezogen wird, und dass | zugsweise gern Weymouthskiefer nimmt, man von geeignetem, d.h, nicht zu jungem ! und an Orten, wo der Kubikfuss Fich- 158 ten-, Kiefern- und Lärchenholz 3—3!/, Silbergroschen kostet, das früher so ver- achtete Weymouthskiefernholz mit 1/, Thaler bezahlt. Neuere Erfahrungen haben ferner bewiesen, dass dieses Holz im Wasser ausserordentlich haltbar ist, und 10 Jahre lang unverändert in Gartenflora Deutschlands und: der Schweiz. Sümpfen liegen kann. Auch von die- sen Bäumen giebt es in allen Parkan- lagen häufig zu schlagen, da sie sehr schnell wachsen und leicht überständig werden, wenigstens nicht mehr gut aus- sehen. (J;) 12) Die Verwendung der frühblühenden Chrysanthemum, So viel Schönes man vor einigen Jahren von den neuen frühblühenden Spielarten des Pyrethrum sinense er- wartete, so wenig haben sie bis jetzt genützt. Sie blühen zu früh, blühen zu einer Zeit, wo es noch andere Blu- men genug gibt, man also ihrer nicht bedarf. Diese Erfahrung hat man überall in guten warmen Lagen gemacht, Da- gegen bewähren sie sich überall, wo die Rauheit des Klima’s und der Lage der Blüthe der gewöhnlichen Sorten ungünstig ist und das vollständige Auf- blühen verhindert. Sie sind aber auch in jedem Garten sehr erwünscht, wenn ‘man sie wie Freilandpflanzen behandelt und die Blüthezeit etwas zu verspäten sucht, damit sie eintritt, wenn die Astern und andere Sommergewächse verblüht oder erfroren sind. Schneidet man im Juli Stecklinge, die man an einem schat- tigen Orte im Freien bewurzeln lässt, so tritt die Blüthezeit um zwei Wochen später ein. Auch das Verpflanzen kurz. vor dem Aufblühen, indem man sie mit Ballen aushebt und auf die bestimmten Plätze bringt, hält das Aufblühen um mindestens. acht Tage zurück. Aber auch im Topf sind sie nicht zu verach- ten, zumal, wo man viele Blumen zur Zimmerdecoration braucht. Sie kommen dann eben recht, wenn die Achimenes und ähnliche Sommerblumen zu Ende gehen. (J.) I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildetin „Illustration horticole.“ 4) Caryota urens L.; Palmaceae. Eine der stolzesten ostindischen Palmen, von der in manchen grösseren Gärten schon sehr grosse, stattliche Exemplare angetroffen wer- den, und die durch die leichte, schöne We- delkrone und die höchst eigenthümliche Form der Wedelblättichen zu den grössten Zierden Die Caryota urens erreicht eine durchschnitt- liche Höhe von 60 Fuss und die Wedelkrone einen Durchmesser von 30 — 50 Fuss. Der glatte, kerzengrade schlanke Stamm erreicht höchstens anderthalb bis 2 Fuss Durchmesser und ist durch die Narben der abgefallenen Wedel geringelt. Die Wedel haben bei einer Länge von 16 — 23 Fuss am Grunde einen fast gleichen Durchmesser, und sind daher enorm, in ihrer Aussenlinie kegelförmig, und der Palmen- und hohen Warmhäuser gehört. ! durch ebenso starke, am Grunde stengelum- I. Neue Zierpflanzen: fassende Blattstiele getragen; sie sind-doppelt gefiedert, die Fiederblättchen glänzend. grün, schief dreiseitig oder halbirt rautenförmig, der vordere Rand unregelmässig zerrissen-gezähnt. Im Vaterlande gebraucht man die Stämme als Hauspfosten, Wasserleitungsröhren u. s. w., in Misswachsjahren werden sie von den Einge- borenen'gefällt, um aus dem Mark’ eine be- deutende Quantität Sago, obgleich von gerin- gerer Güte als der eigentliche Sago, zu ziehen. Aber besonders bauet man diese Palme an, um den Palmenwein zu gewinnen, ein Getränk, das frisch sehr kühlend, nach der Gährung reich an Alkohol und daher berauschend wird. Es scheint, dass die Caryota-Arten, von denen Martius :8 Arten beschreibt, die sich sämmilich sehr ähnlich sind, nur einmal blü- hen, Früchte tragen und dann absterben, je- doch nicht, bevor sich junge Sprossen am Grunde gebildet haben, die den sterbenden Baum zu ersetzen und zu vermehren bestimmt sind, ausser den Samen, die er ebenfalls in Menge trägt. (Taf. 148.) 2) Rhodedendron hybr. acutilobum. Eine in Gent erzogene Gartenform, deren Abstammung nicht näher vom Züchter angegeben werden konnte, wahrscheinlich weil er sie selber nicht wusste, da die Gärtner, die sich mit der Züchtung neuer Varietäten und Hybriden beschäftigen, leider in den meisten Fällen sich nicht die Mühe geben, die Befruchtungen genau zu no- tiren , sondern gewöhnlich planlos dabei zu Werke gehen, indem sie Arten und Abarten durcheinander befruchten, den Samen zusam- menwerfen und aussäen und späler, wenn sich in ihren Samenbeelen einzelne sehr schöne und abweichende Formen zeigen, ist es ihnen dann natürlich unmöglich, die Ab- stammung mit Bestimmtheit zu constaliren, ein Verfahren , welches nicht blos für die Wis- senschaflt zu bedauern, sondern auch für die Praxis höchst nachtheilig ist, da auf diese Weise hunderte von Versuchen, so in den Tag hinein gemacht, resultatlos bleiben müssen. Die vorstehende Varietät, deren rostbraune Unterseiten der Blätter eine Abstammung vom Rh. cinnamomeum Wall. vermuthen lassen und die daher auch nicht im Freien aushalten dürfte, sondern zu den Kalthaus-Arten gehört, zeichnet sich ganz besonders aus durch die 159 zugespitzten Lappen des Kronensaumes, wo- durch die Blume in der Form: an manche Campanula z.B. C. pyramidalis erinnert. Auch die Färbung ist schön und eigenthümlich ; Grundfarbe weiss, rosa verwaschen, am Rande in lebhaft rosacarmin übergehend, mit schwa- cher punktirter Zeichnung in den oberen Pe- Ist im Alleinbesitz des Herrn A. Ver- (Taf. 149.) talen. schaffelt. 3) Warrea digitata Lem. Eine sehr hübsche Orchidee, die das Elablissement Ver- schaffelt aus dem Innern Brasilien’s von Pinel zugesandt erhielt. Soll synonym sein mit Warrea Wailesiana der englischen Gärten; die Beschreibung, die Dr. Lindley ‘von dieser Art gegeben, stimmt jedoch in manchen wesentli- chen Theilen so wenig, dass Lemaire' sich gerechlfertigt glaubt, die Verschaffel®’sche Pflanze als neue Art aufzustellen; (er über- sieht jedoch, dass unser deutscher Orchideo- log Reichenbach jr. die W. digitata Lem. als identisch mit der Warrea eandida Lindl. zu der von ihm neu aufgestellten Gattung War- scewiczella zieht und sie Warscewiczella can- dida nennt). — Sie hat keine Scheinknollen und zweizei- lige, reitende , längliche, riemenförmige , fast zugespilzte, mit der Blattscheide gegliederte Blätter, in der Tracht der bekannten Huntleya violacea Lindl. (Bollea Rchb. f.) sehr ähnlich: die grundständigen, ’einblüthigen Schafte kür- zer als die Blätter, Blüthenhülle abstehend, fast zurückgeschlagen, Lippe rhomboidisch- vierseilig, an der Spitze tief ausgerandet, am Grunde trägt sie einen Anhängsel aus fünf fingerförmigen fächerarlig ausgebreiteten Lei- sten bestehend, die nur am Grunde der Lippe angewachsen , sonst frei hervorragen. Die ziemlich grossen (etwa 1! Zoll im Durchm.) Blumen sind rein weiss, nur die fingerförmi- gen Leisten sind blau und ein kleiner Fleck davor ist ebenfalls blau. Da die Pflanze zu allen Jahreszeiten und ohne lange Unterbre- chung ihre zarten Blumen spendet, und diese überdies sehr süss duften, so verdient sie die wärmste Empfehlung. Diese und alle ähnli- chen Arten, die keine Scheinknollen oder dick- fleischige Blätter besitzen , wollen in der Cul- tur keine eigentliche Ruhezeit. Sie treiben 160 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. und blühen zu allen Jahreszeiten und dürfen | 1— 6 Zoll tief, giesst fleissig bei trocknem daher nie ganz austrocknen. (Taf. 152,) 4) Rosa hyb. rem. Marie Thierry. Von dem rühmlichst bekannten Rosenzüchter P. Oger in Caen gewonnen, zeichnet sich diese schöne Varietät neben ihrer Grösse besonders durch regelmässigen Centifolienbau aus. Die breiten abgerundeten Petalen sind lebhaft ro- sacarmin; Form und Füllung sind vollkom- men und weisen dieser Rose den Platz im ersten Range an, um so mehr, da auch ihre übrigen Eigenschaften, wie öfteres Blühen, gute Haltung der Blüthenstiele, kräftiger Wuchs, schöne Belaubung u. s. w. allen Anforderun- gen entsprechen, die man berechtigt ist, heut- zutage von einer Rose ersten Ranges zu for- dern. (Taf. 153). 5) Neue Gladiolus Varietäten. Unter den Florblumen haben keine grössere Fortschrilte in der Vervollkommnung in den letzten Jah- ren gemacht, als die Gladiolen, die jetzt in einer so grossen Mannigfaltigkeit, in einem so reichen und bunten Farbenspiele verireten sind, dass sie mit Recht die wärmste Empfeh- lung verdienen. Die von Gl. gandavensis ab- stammenden, sind die geschätzlesien. Ihr hoher kräftiger Wuchs, die breiten Blätter, die bei starken Zwiebeln wirklich enorme Grösse der Blüthentrauben und die Grösse der einzelnen Blumen machen sie leicht kenntlich. Gl. gan- davensis ist bekanntlich ein Bastard von Gl. cardinalis und natalensis (psiltacinus), den der Gärtner des Herzogs von Aremberg in Brüssel erzog, und der dann durch Van Houtte be- kannt gemacht und verbreitet, überall Furore machte. Aus fortgesetzten Befruchiungen die- ses Bastardes mit seinen Eltern, mit andern Arten und Abarten, unter und durcheinander sind diese Menge prächtiger Farbennüangen und bunter Zeichnungen entstanden, die wir an den neuesten Züchtungen bewundern. Die Gärtner Truffaut in Versailles und Eug£ne Souchet in Fontainebleau haben den grössten Eifer oder jedenfalls den grössten Erfolg ‚ge- habt in der Erzielung neuer prächliger For- men. Die Gladiolus gedeihen am besien in einem dungkräfligen aber vorwiegend san- digen Gartenboden, man pflanzt sie gegen Ende April, je nach der Stärke der Zwiebeln Wetter, so lange sie noch nicht blühen, ‚also: noch im vollen Triebe sind und nimmt: die Zwiebeln heraus, sobald die Stengel abge- welkt oder stärkere Nachlifröste zu befürch-' ten sind, um sie an einem trockenen lufligen, aber durchaus frostfreien Orte aufzubewahren‘ bis wieder die Zeit des‘ Auspflanzensnaht. (Taf. 454.) b) Abgebildet im Botanical Maga-. zine. 6) Lupinus Menziesii Agh. Eine wahr- scheinlich mehrjährige, californische Lupine, die ihre reingelben, im Verblühen fast orange- farbenen Blumen in sehr langen Trauben trägt, die Blumen stehen in gedrängten Wir- teln, so dass der Blüthenstand ährenförmig erscheint; die kurzen Blüthenstielchen sind fast gleich lang mit den persistenten, pfriemli- chen Braeteen, die obere Kelchlippe irocken- häutig, halb so lang als die krautige untere. Sie steht dem L. densiflorus Bnth. zunächst diese Art hat jedoch weisse Blumen und ist einjährig. (Taf. 5019.) 7) Eichhornia tricolor Seub.; Pontoderia- ceae. — Die Eichhornia bilden eine südame-- rikanische, besonders brasilianische Gatlung Wasserpflanzen, die von Pontederia geirennt wurde. Die vorstehende Art soll recht dank- bar blühen während der Soemmermonaie, wenn man sie in einen Topf pflanzi und denselben bis an den Rand ins Bassin eines Warmhau- ses stellen kann, wo sie jedoch nahe dem Lichte stehen muss, um freudig zu gedeihen, also passt sie wohl besonders für solche Gär- ten, die eigene Aquarien besitzen. In der Tracht ähnelt sie der Pontederia. cordata, die lang gestielten Blätter sind herzförmig - eirund, zugespitzt, die hübschen, ansehnliehen Blu- men stehen in einer vielblumigen, aufrechten zusammengesetzten Aehre; Blüthenhülle zwei- lippig; die obere besteht aus 3 blauen Seg- menten, von denen das mittlere durch einen grossen gelblichweissen Fleck geziert , die et- was grössere Unterlippe in 3 purpurne Segmente getheilt ist. 6 Staubfäden, von denen 3 bedeu- . tend kürzer im Grunde der Kronenröhre stehen und ganz eingeschlossen, während die 3 an- I. Neue Zierpflanzen. deren hervorstehen. drüsig behaart. (Taf. 5020.) 8) Begonia laciniata Rorb. Eine präch- tige Begonia, von Sylhet und Nepal stammend, die im vorigen Jahre in England eingeführt, durch ihre auffallend schönen Blätter Aufsehen erregte und jeizt schon in den grösseren Gär- ten Deutschland’s zu finden ist als eine der werthvollsten Neuheiten, , die uns das verflos- sene Jahr brachte. Sie geht in den deutschen Gärten unter dem Namen B. Roylei, der ihr von Prof. Koch gegeben wurde, indem er sie im vorigen Jahrgange der Berl. Allgem. Gar- tenzeitung beschrieb , jetzt aber natürlich dem älteren Namen weichen muss. ‘Diese Art wird 4 — 2 Fuss hoch, die grünen Stengel und Zweige sind wie Blatt- und Blüthenstiele kurz weichhaarig; Blätter lang gestielt, 5— 6 Zoll lang, schief herzförmig, fiederig geschlitzt (aber nicht sehr tief), die Lappen zugespitzt, feinge- sägt; dieMitte und der Rand der oberen Blatt- Näche sind dunkel braunroth gefärbt, dazwi- schen liegt ein breiter grüner Gürtel, die Un- terseile zeigt die gleiche Färbung, nur matter, dagegen sind die Rippen und Adern roth, Blüthenstiel kaum länger als die Blätter, eine armblüthige Dolde tragend. Blumen, beson- ders die männlichen sehr gross und schön, innen weisss, unten braunroth-filzig. Vermebrung leicht durch Stecklinge und Samen; die jungen Pflanzen sind die schön- sten, da die Stengel später nackt werden; man muss daher die älteren Exemplare, sowie sie unschön werden, köpfen und stecken, wie man es auch bei anderen Blatipflanzen, wie z. B. Dracaena nobilis, Aphelandra: Leopoldi u. a. machen sollte, um steis schöne Exem- plare zu haben. Da die Köpfe rasch anwur- zeln, so riskirt man nichts dabei und kann dann die alten Exemplare noch zur Vermeh- rung gebrauchen. (Taf. 5021.) 9) Aubus nutans Wall. sche kriechende Brombeeren- Art, die wie Epheu an der Erde hinrankt, mit glänzend dunkelgrünen, ausdauernden Blättern und rein weissen ziemlich grossen Blumen , die recht schön contrastiren mit den Blättern und der blutrothen Unterseite des Kelches. Sie stammt wo sie in einer Höhe von vorkommt, DBildet einen vom Himalaya , 8 — 11000 Fuss Staubfäden und‘ Griffel‘ ‘lange Zweige austreibt, Eine sehr hüb- 161 kleinen, vielverzweigten Strauch, der aus dem alten Holze jährlieh kraulige, 2 — 3 Fuss die die Blätter und Blüthen tragen; an der Stelle der Stacheln, die so häufig bei den andern Arten vorkom- men und sie zu lästigen Gesellen machen, sind bier alle Stengeltheile, also auch Blatt- und Blüthenstiele, dicht bedeckt mit weichen, langen, purpurrothen Borstenhaaren , unter- mischt mit kürzeren weissen Haaren, Blätter gedreit, kahl, schief eirund, flach gelappt, grob- sägezähnig. Nebenblätter gross, oval oder länglich , an der Spitze eingeschnitten; Blü- thenstiele einblumig, die eirunden Kelchzipfel lang zugespitzt, das Connectiv über die An- therenfächer in ein kopfförmiges Anhängsel vorgezogen. — Wird durch seinen kriechen- den Wuchs besonders schön sein zur Ver- zierung künstlicher Felsparthieen, in halbschat- tigen Lagen; auch sollen die Früchte sehr wohlschmeckend sein. (Taf. 5023.) 10) Cypripedium Fairieanum Lindl.; Or- chideae. Wiederum eine neue, ostindische Frauenschuhart, mit wirklich phantastischen Blumen durch die originelle, scharf markirte Färbung derselben. Wurde ganz neuerdings in englische Gärten aus Assam eingeführt und steht nach Dr. Lindley dem bekannten C. in- signe nahe; die Blumen sind jedoch kleiner bei der neuen Art, aber dafür ungleich schö- ner gezeichnet. Blätter zweizeilig, bandför- mig, einfarbig grün, gespitzt, Schaft behaart, länger als die Blätter, einblüthig. Die präch- tige Blume tritt aus einer kurzen, scheidenar- tigen Bractee hervor, welche den langen, drüsig behaarten, dunkelpurpurrothen Frucht- knoten am Grunde umfasst. Blüthenhüllblät- ter weit ausgebreitet, die obere oder äussere Sepale sehr gross , herzförmig, an der Spitze stumpf und zurückgebogen, grünlich weiss, wundervoll geadert mil dunkelpurpur, und mit dunkelgrün gestreift, die beiden unteren Se- palen verwachsen zu einem, concav, länglich, stumpf, um 3mal kleiner als die obern, hell- grünlich mit schwacher Streifung; die Petalen (inneren Blüthenhüllblätter) länglich-lanzettlich, zurückgeschlagen, am Rande gekräuselt, weiss, mit grün und purpur gestreift; die grosse Lippe bräunlich grün, mit purpurnem Adernetz. Cul- 162 Gartenflora Deutschlands und’ def Schweiz. tur. wie bei C. insigne. Eine leicht zu ziehende |röthlichweissen , im: Grunde-hochroihen ‚Blu> und 'sehr empfehlenswerthe Orchidee. Is (Taf.-5024.) ec) Abgebildet: in, „Flore des. Serriest.: 41) Primula mollis Nutt. Diese hübsche neue Art von Bootan, die wir bereits früher besprachen, wird nach Van Houtte mit Erfolg als zweijährige Pflanze, ähnlich wie die chi- nesischen Primeln gezogen. Man säet den Samen im Mai oder im Juni in Näpfe aus, stellt diese in ein kaltes Fensterbeet, pikirt die Sämlinge und pflanzt sie später einzeln in kleine Töpfe, ganz wie man mil chinesischen Primeln verfährt. Im Herbste wird die Pflanze so weit herangewachsen sein, dass sie eine niedliche Rosette von niederliegenden Blättern bildet. Sie werden im temperirten oder kal- ten Hause auf Fensterborten durchwintert und wenn nöthig, im ersten Frühling nochmals ver- pflanzt. Im Februar oder März zeigen sich die Blü- thenstiele und zugleich richten sich die Blätter auf, die zierlichen, prächtig carminrothen Blu- men entfalten sich im April und Mai. Nach der Samenreife werden die abgeblühten Exem- plare weggeworfen und eine neue Aussaat ge- macht, da junge Pflanzen kräftiger und rei- eher blühen. (Taf. 1230.) 12) Hibiscus Moscheutos L.; Malvaceae. Eine empfehlenswerthe Pflanze mit ausdauern- den Wurzeln und jährigen Stengeln, die bis’ 4 — 5 Fuss hoch werden und im Laufe des Sommers eine grosse Menge der 'ansehnlichen, I. No 4) Planitz; den 13. April 1858. Im vergangenen Jahre blühte hier die ebenso seltene als schöne Palme, Wallichia .caryotoi- des; es war ein mässiger mehrtheiliger Kol- ben, dessen Arme eine ‚mehr. wagerechte Stellung einnahmen; die Blüthen waren alle weiblich, setzten Samen an, reiften ihn, waren aber nicht keimfähig. Jetzt erscheint ein rie- siger Kolben, in einer Nacht bog er sich in ‚| men, men entwickeln, die bis 6 Zoll’ und darüber ‚im ‚Durchmesser halten: Sie stammt von den 'salzigen:. Sümpfen im Osten der Vereinigten’ Staaten, von New-York an bis hinuntermmach: Carolina. Noch schöner und empfehlenswer- ther ist der ..H. roseus grandiflorus, dessen‘ ro- senrolhe Blumen noch um das Doppelte: grös- ser sind. Beide Arten sind: bei Van Houtle in Samen oder Pflanzen abzugeben. Sie lie- ben einen warmen, sonnigen Standort. ©. (Taf. 1233 — 34.) 13) Oenothera acaulis Cav. (Oen. tarara- cifolia Sw.) Eine. bereits lange in den’ Gär- ten bekannte, aber ziemlich seltene. Art von Chili, die. wegen ihrer schönen: grossen Blu- welehe den ganzen Sommer. hindurch erscheinen, und ihres ‚niederen Wuchses als- eine der schönsten Nachtkerzen-Arten. empfoh- len werden darf. Stengel niederliegend, die/ fiederspaltigen Blätter in Roseiten stehend und in. ihrer Form den Blättern‘ des ‘gemeinen Hundezahn’s (Leontodon'Taraxacum) sehr ähn- lich, Die sehr lange und dünne ‚Kelchröhre oben mit 4 freien, zurückgeschlagenen Zipfeln, Blumenkrone sehr gross, im Aufblühen- sil-" berweiss,“späler schön zart rosa. Ist eigent- lich zweijährig; da sie -im Winter leicht,aus-' slirbt, erhält man sie am besten dureh Stecken der Seitensprossen im Sommer, die. dann frost- frei durchwintert und nach den Frühjahrsfrö- sten ins Freie ausgepflanzt, ‘bald zu ‚reich- blühenden Exemplaren sich ausbilden. (Taf. 1236.) (E: 0.): tizen. eine ganz senkrechte Stellung, so dass: er wie abgeknickt erschien, jetzt öffnet sich die Spitze und ‚siehe, unzählige Trauben hingen herab, mit ‚tausenden männlicher Blüthen; da'der Staub gesund ist, wäre, wenn anderweit‘ähn- + liche Palmen blühen, der Wissenschaft ge- wiss mit Befruchtungsversuchen viel gedient.“ (G.: Geitner.) 2) Die Baumschulen in Algier. ' I, Bei dem baumarmen, dürren Klima Algier’s, wo. die glühenden Wüstenwinde den spärli- chen Baumwuchs sengen und schwer aufkom- ‚men lassen, wo vom April bis November fast niemals Regen fällt und daher alle krautigen Gewächse verbrennen und verdorren, war es von ‚höchster Wichtigkeit, für das Gedeihen der jungen Colonie , vor Allem für möglichst ausgedehnte Anpflanzungen von Bäumen zu sorgen; denn es ist eine allgemein anerkannte Thatsache, dass grössere Waldungen.. den Wasserreichihum eines Landes mehren, indem sie durch ihren Schatten die schnelle Ver- dunstung des Wassers hindern, und die Wol- ken anziehen, und den Feldern, den Wiesen und bebauten Niederungen den besten Schutz gewähren gegen die sengenden Wüstenwinde. Die französische Regierung hat die Wichtig- keit dieses Bedürfnisses erkannt und daher schon vor Jahren Baumschulen in den ver- schiedenen Provinzen ihrer Colonie gegrün- det, die als reine Staatsanslalten, die beson- dere Aufgabe haben , alle möglichen Baumar- ten einzuführen und zu erproben; solche, die das Klima ertragen können, massenhaft zu vermehren, um die Staatsländereien allmälig zu bewalden. Ausserdem werden sie zu den billigsten Preisen an die Colonisten abgege- ben, so dass jeder in den Stand. gesetzt ist, mit geringen Kosten seine Wohnung mit schatlenden Bäumen zu umgeben, seine Feld- ränder damit zu bepflanzen u. s. w. — Diese Staatsbaumschulen haben ausserdem die wich- tige Aufgabe, Obstbäume und Fruchisträucher, Heckenpflanzen, Gemüsesorten, Nährpflanzen, offieinelle und technisch wichtige Pflanzen, endlich auch noch Ziersträucher und Garten- pflanzen aller Art einzuführen , und wenn sie sich bewähren, den Colonisten zugänglich zu machen zu den niedrigsten Preisen. — Die segensreiche Wirksamkeit solcher Anstal- ten kann in einem von Natur so reich begab- ten Lande wie Algier, wo nur die anhaltende Dürre. der Sommermonate und die verheeren- den Wüstenwinde zu bekämpfen und zu mil- dern sind, um das herrlichste fruchibarste Klima zu haben, nicht hoch genug angeschla- gen werden; denn allein durch künstliche An- pflanzungen ausgedehntesten Maasstabe kann diesem Uebel allmälig abgeholfen werden. im Notizen. 163 Durch die. Güte des Herrn Guthnick , .Di- reclor’s des Botan. Gartens zu Bern, der, vor einigen Jahren Algier bereiste, war es uns gestaltet Kenntniss zu nehmen von dem von der französischen Regierung befolgten Systeme für die Verbesserung des Klimas, für Hebung des Wohlstandes seiner afrikanischen ‚Colo- nieen, aus einem Cataloge der, Staatsbaum- schulen Algier's vom Jahr 1855, der in mehr als einer Hinsicht ein wichtiges und interes- sanles Document ist. — Als Hauptetablissement, dem besonders der Verkehr mit dem Auslande „. zunächst mit den Botanischen - und Handelsgärten Frank- reich’s, behufs Einführung neuer Pflanzen ob- liegt, dient die Centralbaumschule von Ham- ma, in der. Nähe der Stadt Algier; sie, steht unter der Leitung des Herrn A.Hardy, der zu- gleich als Inspector die Oberaufsicht über sämmtliche -Zweiganstalten führt, Im Jahre 1855 bestanden bereits 14 solcher Filialen im ganzen Lande zerstreut, davon 4 in der Pro- vinz Algier, 3 in der Provinz Oran und 7 in der Provinz Constantine, und ihre Zahl wird sich ohne Zweifel noch vermehrt haben seit drei Jahren. — Das Klima in Algier ist ähn- lich demjenigen von Süd-Spanien, Neapel, Si- cilien elc. Algerien hat eigentlich nur zwei Jahreszeiten, den Win!er oder die nasse Jah- reszeit, die vom November bis Ende, März dauert und reich an Regengüssen ist, und den Sommer oder die trockene Jahreszeit, die den übrigen Theil des Jahres begreift, des Re- gens fast gänzlich entbehrt und nur in dem starken Nachithau einen spärlichen Ersatz fin- det. Die höchste Sommerwärme übersteigt selten 35° R. und im Winter sinkt das Ther- mometer kaum jemals unter 4 5°R., so dass Schnee und Frost ganz unbekannt sind. Es wird nun nicht uninteressant sein, den Kata- log der dortigen Baumschulen zu durchblät- tern, um die hauptsächlichsien Pflanzengattun- gen kennen zu lernen, die dort bereits mit Erfolg eingeführt sind. Von. Nadelhölzern nennt der Katalog Oupressus sempervirens und horizontalis , Pinus halepensis , die Pinie , die corsische Föhre (P. Laricio), Casuarina equise- üifolia, den gemeinen Lebensbaum und ohne Zweifel würden noch viele andere, besonders die mexikanischen Tannen-Arten, -Cedrus Deo- 164 dara, Cunninghamia lanceolata‘, Cryptomeria japonica u: s. w. im dortigen Klima vortreff- lich gedeihen. Unter den Waldbäumen herrschen der Zahl nach vor: der Papiermaulbeerbaum, die immergrüne Eiche (Quercus llex), Quer- eus Cerris, Acer Pseudo-Platanus, Eschen, Ul- men, Sophora japonica, Plalanen, Akazien. Von Obstgattungen sind ausser den sogenann- ten Südfrüchten,, Citronen, Apfelsinen , Grana- ten, Feigen, Mandeln, Oliven, die die Haupt- masse bilden, auch unsere Obstsorten, sämmt- lich in bedeutender Vermehrung anzutreffen, und neben Weintrauben , Apfel, Birnen, figu- riren auch eigentliche Tropenfrüchte, wie Ba- nanen in 3 Sorten, Anonen und Guayaven. Unter den in QCultur befindlichen Zierbäu- men und Sträuchern heben wir hervor: Aca- eia Julibrissin und andere Arten, Laurus nobi- lis, Persea indica, Hibiscus rosa sinensis, Ju- slicien u. s. w. neben den neuholländischen Melaleuca-Arten und der Grevillea robusta, die oslindischen Fieus- Arten, und Eryihrinen und die amerikanischen Abutilon , Habrotham- nus, Fuchsien, Lantanen. Unter den Schling- pflanzen spielen Passifloren die Hauptrolle, daneben Stephanotis floribunda, Hoya carnosa, Bougainvillea spectabilis u. a. m. Von Nutz- pflanzen werden besonders der Maulbeerbaum wegen der Seidenzucht, Agave americana und Urtica nivea als Gespinnstpflanzen, der Nopal (Opuntia coceinellifera) für die Zucht der Co- chenille- Schildlaus, die die kostbare Carmin- farbe liefert, und das Zuckerrohr massenhaft vermehrt, ebenso Quercus ballola wegen sei- ner essbaren Eicheln. — Weizen und Gerste sind die Hauptgetreidearten und schon jetzt bezieht Frankreich jährlich enorme Massen Getreide von Algier, dessen Ausfuhr in ra- scher Zunahme begriffen ist, so dass es bald die Kornkammer Frankreich’s werden dürfte, und so machen sich dieMühen und Opfer einer richtig geleiteten Colonisirung bald hundert- fach bezahlt, nieht nur für die Colonisten sel- ber, sondern auch für Volk und Regierung des Mutterlandes. (E. 0.) 3) Die Verhandlungen der Bota- nischen Section der Versammlung der Naturforscher zu Bonn, am 18. — 24. Sept. 1857. Die rein Botanischen Ge- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. genstände übergehend, entheben wir einem Berichte des Dr. Rob. Caspary in der Berl. Bot. Zeitung das Folgende: a) Entrindete Bäume sterben nicht immer. Als Beispiele werden aufgeführt von Dr. Rob. Caspary der berühmte Kastanienbaum von Fontainebleau, den Treeul zuletzt beschrieben. Von Dr. C. Schimper eine entrindete Aesculus carnea, die in dem Garten zu Schwetzingen so- gar blühete. In Heidelberg beobachtete der- selbe 1827 eine ringsum entrindete Linde, welche fortwuchs. Bei theilweis entrindeten Bäumen bilde sich zuweilen eine neue Rinde von den Markstrahlen aus. ö b) OQekonomierath Bronner spricht über die wilden Trauben des Rheinthals. Der- selbe unterscheidet 36 verschiedene wilde Traubensorten. Diese wilden Trauben kom- men in den Marschländern vieler Flüsse vor, so am Rhein, der Donau, Theiss und Eisch. Die Blüthen derselben sind entweder frucht- bare Zwitterblumen oder männlich, oder unfruchtbare Zwitterblumen. Gmelin stellte in der Flora badensis den wil- den Wein als eigne Art auf, die er Vilis sil- vestris nannte. Herr Bronner beobachtete 36 in Blatt und Frucht verschiedene wilde Traubensorten. Er bezeichnete dieselben an Ort und Stelle und brachte sie auch in Cultur. Nur die fruchtbare Zwitterblumen tragenden Sorten zeigten sich tauglich, einzelne wurden in Cul- tur kräftiger. Herr Bronner betrachtet die wilde Traube mit Gmelin als eigne Art, indem sie in den Blülhen gute Unterscheidungsmerkmale zeige (unfruchtbare Zwitterblumen mit zurück- geschlagenen Staubfäden) und ausserdem häu- fig an solchen Stellen vorkomme, wo kein Weinbau getrieben werde. Schliesslich sucht er es wahrscheinlich zu machen, dass unsere Weinbergstrauben , aus den an Ort und Stelle ursprünglich wilden Sorten entstanden und nicht aus dem Oriente eingeführt seien. — Es wird dieser Ansicht von Prof. Dr. A. Braun und Dr. v. Siebold widerspro- chen. Der Erstere weist darauf hin, dass die wilden Trauben meist keine oder doch keine reifen Früchte trügen und daher sich wie ein- gewanderte Fremdlinge verhielten. Der Letz- tere bemerkt, dass man auch in Japan unsere IV. Literatur. Trauben eultivire, welche, wie nachzuweisen sei, durch christliche Missionäre dort eingeführt worden seien. e) Prof.C. Nägeli spricht übereine Krank- heit der Seidenraupen, die in Frankreich und Italien verheerend aufgetreten. Sie wird durch einen kleinen farblosen Pilz verursacht, der aus kleinen länglichen oder ovalen Zellen besteht. Nägeli nennt denselben Nosema bombyeis. d) Dr. von Siebold zeigt in einem Vor- trage über Japan, dass die Japaner bereits die bei ihnen wachsenden Pflanzen kennen, dieselben benennen und sehr gute Abbildun- gen von Pflanzen anferiigen. Von diesen letzteren werden viele vorgezeigt. Aucuba japonica, jener in unsern Orangerieen so be- liebte Zierstrauch mit grossen, weiss gefleckten Blättern, kommt in Japan nur grün vor und 165 hat sich die Abänderung mit weiss gefleck- ten Blättern erst in Europa gebildet. Der Vortragende ist der Ansicht, dass dies. eine Einwirkung des Frostes sei, eine Ansicht, die wir jedoch nicht theilen können. 4)Die grosse Eiche zu Pleischwitz in Schlesien. Es wardies der grösste Baum Schlesien’s mit einem Stammdurchmesser von 44 Fuss. Der Stamm war hohl und konnten 30—40 Menschen im Innern derselben stehen. Im Jahre 1833 ward derselbe durch einen. Sturm dreier seiner Aeste beraubt. Im Jahre 1857 brach er vollends zusammen , weil der innen ausgehöhlte Stamm das Gewicht der Aeste nicht mehr zu tragen vermochte. Prof. Göppert besuchte denselben und berechnete zu seiner eigenen Ueberraschung, das Alter des- selben auf nur 700 Jahre. (Flora.) VW. Literatur. Stadt liegt das Hermannsbad , in welchem 4) Der Park von Muskau. Für Freunde der Landschaftsgärtnerei, vom Park-Inspec- tor Petzold. Nebst einem Plane des Parkes, Verlag von W.Erbe in Hoyers- werda. Welcher Gartenfreund hätte nicht schon von dem Parke zu Muskau gehört, ausgeführt durch den genialen und gerade in Landschafts- gärtnerei: tief gebildeten und erfahrenen Für-, sten Pückler-Muskau. Es ist daher für alle Gartenfreunde von grossem Interesse, in der vorliegenden Schrift des Herrn Petzold, bekannt durch seine mehrfachen ireffllichen Arbeilen im Gebiete der Landschaftsgärtnerei etwas Näheres über Muskau zu erfahren. f% Das Büchlein giebt uns zunächst Nach- richt über die verschiedenen Besitzer der 8'/z Quadratmeilen umfassenden , und 13,300 Einwohner zählenden Standes - Herrschaft Muskau. Von Fürst Pückler, dem die Herr- schaft unendlich viel verdankt, ging sie 1845 an Sr. Königl. Hoheit, den Prinzen Friedrich der Hiederlande über. Die Stadt Muskau liegt in einem reizenden Thale der Neisse und zählt 2600 Einwohner, Am südlichen Ende der Bäder aller Art genommen werden können. Die Stadt selbst ist auf allen Seiten von dem Parke umgeben, welcher eben von Fürst Pückler angelegt ward. Das scheinbar Un- mögliche ward hier möglich gemacht, und so ward Fürst Pückler der Gründer einer neuen Aöra für Deutschland’s Landschafisgärtnerei. Ursprünglich bestand das Terrain, welches jetzt den Park bildet, aus grossen Föhren- und Fichten - Wäldern auf hügeligem Terrain. Es folgt nun eine genauere Beschreibung des ausgedehnten Terrains aus der Feder des Für- sten Pückler. Der oft schlechte sandige Bo- den stellte den Arbeiten manches Hinderniss entgegen. In der Umgebung des Schlosses mussten die alten Wallgräben zugefüllt und eine Parthie der Häuser weggenommen wer- den. Sechshundert Morgen sandigen dürftigen Landes um das Schloss herum mussten zu den jetzt üppigen Wiesengründen umgeschaf- fen werden. Sandhügel mussten faschinirt werden, um auf dem nun befestigten Boden gutes Land aufbringen und selbes bepflanzen zu können. Der ganze Park umfasst jetzt 4284 Morgen Landes und auf diesem ganzen ausge- 166 dehnten Terrain ist fast kein Fussbreit, der nicht durch Menschenhände bearbeitet oder rijolt worden ist. i Sümpfe wurden ausgefüllt, Teiche wur- den gegraben und selbst während der Unter- handlung des Verkaufs wegen, wurden nicht nur noch grosse Summen auf den Park ver- wendet, sondern auch die schönen Waldun- gen unversehrt gelassen. ‘ Der ganze grosse Park ward gleich von Anfang an nach einer Grund - Idee behandelt, die verschiedenen Hauptpunkte wurden gleich- zeitig in Angriff genommen und die Details folgten erst später nach. Um die Ausführung der genialen Ideen des Fürsten hat sein Gärtner Rheder in ei- nem Zeitraum von 34 Jahren sich die meisten Verdienste erworben. In Bezug auf die nähern Details müssen wir auf Petzold's interessante Schrift selbst ver- weisen, in der nun eine Schilderung der jähr- lichen Arbeiten in chronologischer Ordnung folgt. Die einzelnen Parihien des Parkes sind mit Einsicht auseinander gehalten. Die Blu- mengärten mit. ihren. schwellenden Rasen- plätzen und Blumen-Parthien sind schon durch die Art der Bepflanzung vom Parke geschie- den, welch letzterer wieder allmälig und sinnig an die Natur der Umgehung sich an- schliesst. Der mannigfachste und doch har- monische Wechsel der mannigfachsten Scene- rien‘, hervorgebracht ‚durch Bepflanzung und Bodenverhältnisse , verbannt alles ‘Monotone und macht den Park zu einem der herrlich- sten. Spatziergänge, auf welchem Geist und Gemüth gleichmässig Nahrung finden. Wer Gelegenheit hat, nach Muskau zu kommen; der muss mit Petzold’s Büchlein den Park durchwandern. Wer sich eine Idee da- von machen will, was nach richtigem Erkennt- niss des Grundceharakters einer Gegend, für diese in. künstlerischer Beziehung geleistet werden kann, der studire gleichfalls Pückler’s Wirken und Schaffen im Muskauer Parke in dem erwähnten ‚Büchlein. (E: R.) 2) Das Buch der Pflanzenwelt, ‚Botani-. ‚sche ‚Reise um die Welt. . Versuch. einer kosmischen. Botanik. Von Dr. Karl Mül- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ler, Mitherausgeber der Natur. I. "Band. Vorbereitung zur Reise. Mit 200 in den Text gedruckten Holzschnitten, 5 Tonbi- dern nach Zeichnungen von H. Leutemann und L. Hofmann, nebst einer Karte von Isothermen. XI und 290 Seiten. Leipzig bei Otto Spamer 1857. 1 Thlr. oder 1 fl. 45 kr. Das Buch der Pflanzenwelt, von dem bekannten Herausgeber der ‚‚Natur‘, der ersten populären naturwissenschaftlichen Zeitschrift, sollte eigent- lich von einem Botaniker vom Fach beurtheilt werden , und wird hoffentlich auch in der Gartenflora einen solchen gelehrten Beurthei- ler finden. Unsere Absicht ist, den Gärtner und Pflanzenfreund auf diese wichtige Er- scheinung aufmerksam zu machen. Wem Alexander’s berühmte „Ansichten der Natur“ bekannt sind — wem sie es nicht sind, der eile, die Bekanntschaft dieses einzigen, herrli- chen Werkes zu machen — brauchen wir blos zu sagen, dass das Buch der Pflanzen- welt in ganz ähnlicher Weise aufgefasst ist, und wie dieses die Pflanze nicht als einzelne Pflanze, sondern als ein Glied des Weliganzen betrachtet. Es ist Pflanzengeographie im wei- testen Sinne zugleich eine Pflanzengeschichte und Pflanzen-Physiognomik. Wie wiehlig, ja nothwendig dem heutigen Gärtner die Kennt- niss der Pflanzengeographie auch bei den Cul- turen ist, brauchen wir wohl kaum hervorzu- heben. Dass sie zugleich die angenehmste, interessanteste Seite der Botanik ist, werden Alle zugeben, die nur etwas damit bekannt ‚sind. Wir enthalten uns einer eigentlichen Kri- tik, die bei einem so umfassenden Werke in das Einzelne eingehen müsste, und geben da- für einen Auszug des reichen übersichtlichen Inhaltsverzeichnisses, aus dem der Leser am‘ besten erkennen wird, was er von dem Buche zu erwarten hat. Dieser erste Band zerfällt in vier Bücher. Eat FAZ Erstes Buch: ‚der Pflanzen-'! staat. 1) DiePflanzenverwandtschaften. 2) Die‘ Pflanzengemeinden (die Wälder, die Grasdecke, - | die Haide, die Moosdecke, die Meer- und See- schaft ‚. ‚die 'Krautflur).‘' 3) Bie Gesellschafts-', verhältnisse der Pflanzen. 4) Die. Bodenver-: hältnisse der Pflanzen. 5) Die Formenverhält- V. Personalliötizen! nisse der Pflanzen. 6). Die klimatischen 'Ver- hältnisse der Pflanzen. 7) Die Pflanzencolo- nisaion. Zweites Buch: Geschichte der Pflanzenwelt (in 10 Perioden). Drit- tes Buch: Die Physiognomik. der Gewächse. 1) Verschiedenheit der Auffas- sung. ‘?) Die Palmenform. 3) Die Bananen- form. 4) Die Orchideenform.: 5) Die Lilien- form. 6) Die Aroideenform. 7) Die: Grasform. 8) Die Farrenform. 9) Die Moosform. 10) Die Fleehtenform. 11) Die Pilzform, 12) Die Na- deiholzform. 13) Die: Weidenform. 14) Die Form des gelheilten’ Blattes.‘ 15) Die Haide- form. 16) Die Cactusform. 417) Die Form der Lippenblüthler. 18) Die Form der Lianen (Schlingpflanzen), 19) Die Form des Riesi- 167 gen. Viertes Buch: Die Pflanzen- verbreitung. 1) Die Pflanzenregionen. 2) Die Pflanzenzonen. 3) Die Vegetationslinien. 4) Die Pflanzen- und Thierwelt (gegenseitige Beziehun- gen). ; Dieser erste Band enthält A Vegetations- ansichten in Tondruck und eine Karte der Pflanzenreiche (Verbreitungsbezirke) und Iso- ihermen (Linien gleicher Jahreswärme), aus- serdem 200 in den Text gedruckte herrliche Holzschnitte, Pflanzentheile , ganze Pflanzen und Vegetationsbilder darstellend. Diese bild- lichen Darstellungen sind so herrlich und nütz- lich , dass sie für sich allein das Geld werth sind, welches das ganze Buch kostet. (J.) SS: HZ & & 33 u Ä N Personalnotizen. 1) Daniel Müller. - Wir haben schon | nach wenigen Jahren diese Stelle wiederum. den Tod des auch uns befreundeten Daniel! auf und folgte einem Rufe als Vereinsgärtner Müller, Botanischen Gärtners: in Upsala: ge- meldet. Müller ward am 7. Juli 1812 in Stralsund geboren. Sein Vater genoss daselbst als Han- delsgäriner allgemeine Achtung. Nachdem er das dorlige Gymnasium besucht, trat er in sei- nem 17. Lebensjahre bei seinem Vater in die Lehre. Von hier ging er zu seiner weilern Ausbildung in den Botanischen Garten zu Greifswalde, hörte dort in den Jahren 1836 — 1838 die Vorlesungen über Botanik und avan- eirte bei seinen schönen Vorkenntnissen und regem Eifer bald zum ersten Gehülfen, so dass ihm nach des Bot. Gärtners Langguth’s Tode vom Professor Hornschuh längere Zeit die Ver- waltung des Botanischen Garlens übertragen werden konnle. Im Jahre 1838 unternahm M. eine Reise nach Süddeutschland und dem Rhein, und nach erfolgter Rückkehr ward er im Frühling 1839 als Obergärtner am Botanischen Garten zu Upsala angestellt. Dort verheirathete er sich mit Louise Nernst, mit der er später gemeinschaftlich eine Sammlung von Gedichten für Freunde heraus- gab. Durch die Unwissenheit und die Ränke eines Nebenangestellten in allen seinen Plänen zur Hebung des Gariens gehindert, gab er und; Lehrer nach Stockholm. Nachdem später durch Bildung vieler Provinzialvereine. der.Cen- tralverein in Stockholm geschwächt ward, gründete Müller eine Handeisgärtnerei zu Char-- lottenburg bei Stockholm. Als Fries nach Wahlenberg’s Tode die. Direction des Botanischen Gartens in Upsala übernahm, ward auch Müller wieder als Bota_ nischer Gärtner dorthin berufen. _ Müller’s Verdienste‘ um die Hebung ' des Botanischen Gartens in Upsala, sowie um den’ Schwedischen Gartenbau, ' werden dort noch: lange in dankbarem Andenken fortleben. Er war es, der für den dorligen Garten eine Masse von Verbindungen einleitete , ihm durch diese Verbindungen eine Masse neuer werthvoller Pflanzen erwarb, _und eine systematische An- ordnung der dortigen Pflanzen anbahnte. Für Schweden’s Gartenbau ward er aber durch eine Anzahl von populären Schriften in Schwedischer Sprache thätig. So schrieb er; 4) Anweisung zum Anlegen und Unter- halten von Gärten. 2) Obst und Küchengarten. 3) Blumenzucht in Gewächshäusern und Wohnzimmern. 168 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 4) Anweisung zur Erziehung von Obst- | liebt’ von allen Kreisen, die mit ihm werehtg bäumen aus Kernen. 5) Gartenfreund, oder Anweisung, Kü- chen-, Obst-, Blumen- , Fenster- und Lustgär- ten anzulegen. 6) Skoagovännen oder Waldfreund. Den Gartenbesilzern stand er mit Rath und That bei, legte die Baumschule für die Pro- vinz Upsala an,. wofür ihm von der Haushal- tungs-@esellschaft die grosse goldene Medaille überreicht ward. So: starb Müller, geehrt, geachtet und ai Wi. 4) Herrn J. in E. [Die Angelegenheiten der Gartenflora pr. 1857 werden nun geordnet sein. Das mir angekündigte Buch werde ich sofort, nachdem ich solches erhalten, seibst besprechen. Auch unser Winter in St. Pe- tersburg war ungewöhnlich warm. Im Spät- herbst blüheten Apfelbäume in einzelnen Pri- vatgärten zum zweiten Mal. Bis Mitte Januar hatten wir keine Schlittenbahn und Mitte März wurden die Wege wieder schneefrei. 2) An Büchern sind eingegangen und werden, sobald es der Raum erlaubt, bespro- ehen werden: C. Koch, Dr. Prof., Hülfs- und Sehreib- kalender für Gärtner und Gartenfreunde pro 1858. Berlin bei G. Bosselmann. 1. u. II. Theil. ten, und in denen er wirkte. (Nach einem Bericht von. Ferd. Jühlke in der Hamburger Gartenzeilung.) 2) Herr F. Jühlke in Eldena. hat die Handelsgärtnerei von C. Appelius übernom- men. Hoffen: wir, ‘dass damit die wissen- schaftliche 'Thätigkeit, welche diesen Mann bis jetzt. auszeichnete, nicht ganz, gehemmt wird. Das Geschäft des Herrn Appelius wird unter Leitung eines so tüchligen und gebilde- ten Mannes sicher den guten Ruf, den es all- gemein geniesst, auch fernerhin behaupten. Correspondenz und Empfangsanzeigen. A.Otto, die Cultur der Rosen bei Ferd, Enke in Erlangen. J. G. Meyer, der Rationelle Pflanzenbau. If. Theil, bei Ferd. Enke. Thüringer Gartenbauverein in Golha, 23. Jahresbericht. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten. Neue Reihe. IV. Jahrgang. 2. und 3. Lieferung. C. Appelius in Erfurt. Leitfaden zur Behandlung der Samen , welche in den Verzeichnissen von C. Appelius in Erfurt offe- rirt werden. Im Selbstverlag. " I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen, a) Malpighla urensL. «. oblonga Juss. *). (Walp. Rep. V: pag. 151.) (Siehe Taf. 226.) Malpighiaceae. Wenn man die vorliegende Malpighia mit den Diagnosen , welche sich in den verschiedenen Werken befinden, ver- gleicht, so glaubt man eine neue Art vor sich zu haben, denn -die M. urens wird mit auf der Oberseite kahlen Blät- tern und mit axillaren Blumendolden beschrieben, die halb so lang als das Blatt sein sollen. Es scheint dies aber eine sehr variable Pflanze zu sein, von der Jussieu 3 Abarten aufführt. Ein Blick auf eine der ältesten Abbildungen in Miller’s Dietionär tab. 181, Fig. 1 überzeugt sogleich, dass dessen Pflanze in den wesentlichen Charakteren, näm- lich Länge der Blüthenstiele und Be- haarung auf beiden Seiten des Blattes mit jenen eigenthümlichen, gabelförmig getheilten, angedrückten, brennenden Haa- ren mit unserer Pflanze übereinstimmt. Es scheint dies gerade die in den Gär- ten verbreitetste Form zu sein, deren Blumen blass fleischfarben. eh Ein Warmhausstrauch von den An- tillen, der im Mai und Juni dankbar blühet, eine mit Lehm reichlich versetzte Laub- oder Heideerde liebt und nahe unterm Licht recht schöne immergrüne Büsche bildet. _ Gehört zu‘ den schon lange bekannten aber mit Unrecht jetzt vernachlässigten Culturpflanzen. (E. R.) *) Foliis oblongis v. oblongo- lanceolatis , utrinque setis bifidis appressis munilis; umbellis axillaribus,, foliis 4—6 plo brevioribus. Mill. dict. tab. 181. fig. 1. b) Phygelius capensis E. Meyer. (Siehe Taf. 227.) Serophulariaceae. Im Jahrgang 1856, pag. 378 bespra- , ganz neue südafrikanische Pflanze, die, chen wir zuerst diese schöne, damals | nach der Abbildung im Botanical VI. 1858, 11 170 Magazine zu urtheilen, eine der prächtigsten Zierden unserer Blumen- gruppen werden musste. Wir beeilten uns, die Pflanze sogleich anzuschaffen und zu vermehren; sie wächst sehr leicht aus Stecklingen , und in kurzer Zeit hatten wir eine grosse Anzahl hüb- scher kräftiger Pilanzen. Ins freie Land ausgepflanzt , bildeten sie niedrige , ge- drungene Büsche mit schöner, glänzend saftiggrüner Belaubung. Wir erwarte- ten mit freudiger Ungeduld die grossen Blüthenrispen, und im Juli zeigten sich auch die Blumen, aber wir waren ent- täuscht, unsere Erwartungen waren zu hoch gespannt, und ähnlich erging es Allen, die sich der Abbildung im Bo- tanical Magazine, oder der Copien in den anderen illustrirten Gartenjourna- len erinnerten. Die rothe Farbe war viel zu lebhaft, zu brillant auf den Bil- dern! — Man erweist einer neuen Pflanze wirklich keinen Dienst damit, dass man sie schöner machen will, als sie ist; denn die unvermeidliche Enttäu- schung lässt sie um so unbedeutender Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. erscheinen, — wie viel angenehmer ist eg dagegen, wenn eine neue Pflanze un- sere Erwartungen. übertrift. — Eine Pflanze, wie Phygelius capensis zumal bedurfte nicht der Schmeichelei, denn trotz ihrer etwas matten Blüthenfarbe ist sie schön und überraschend durch ihren reichen, kronleuchterartigen Blü- thenstand, durch die Leichtigkeit, Fülle und Dauer ihrer Blüthe, und wenn wir sie unsern Lesern nochmals vorführen, und zwar in bescheidnerem, aber gewiss naturgetreuerem Farbenkleide , so wer- den sie es uns hoffentlich nur Dank wissen, dass wir sie aufmerksam ma- chen auf eine Pflanze, die ihren Platz in jedem Blumengarten verdient. — Phygelius capensis soll sogar in Eng- land und Belgien im Freien ausdauern und vielleicht auch bei uns, aber es müssen erst noch weitere Erfahrungen gemacht werden, und bis dahin ist es rathsamer, sie im Kalthause oder in Er- mangelung dessen im Zimmer nahe dem Lichte zu überwintern, (E. O,) ©) Populus diversifolia Schrenck. En, pl. nov. II. p. 15. (Siehe Taf. 228.) Salicineae Eine in Deutschland harte Pappel, die Schrenk in der Soongarei entdeckte. Sie steht der P. tremula L. zunächst. Blätter ganz kahl, blaugrün, meist fast herzförmig - dreieckig, scharf gelappt gezähnt, seltner oval oder länglich und fast ganzrandig, die Blätter der kräftigen Schosse verlängert - lanzeitlich und ganzrandig. Deckblätter des weib- lichen Zapfens abfallend.. Fruchtkap- seln 3-klappig, am Grunde eine kleine scheibenförmige, kahle, gelappte Schuppe tragend. Herr Wagner in Riga führt diese durch ihre verschiedenartige Blatt- form ausgezeichnete Pappel im Catalog. (E. R.) DR BR: ARIMN ER & au Ah, HRRMERN N rs AN RN IE ED ee L. Originalabhandlungen. 1 2) Zur Cultur des Lilium giganieum. Vielleicht kann von mancher Seite für sehr überflüssig gehalten werden, auf einen Gegenstand zurückzukommen, der, schon öfter besprochen und im Gan- zen sehr einfach, zum besten Verständ- niss gelangt sein mag; allein ich denke, das Bekanntwerden von Thatsachen in der Cultur neu eingeführter Pflanzen von so entschiedener Wichtig- keit für die Blumistik, wie Lilium gi- ganteum, kann nur förderlich auf deren höchst wünschenswerthe Verbreitung ein- wirken, wesshalb Wiederholungen die- ser Art um so mehr zu entschuldigen sein dürften, als ich mich gerne der kürzesten und einfachsten Ausdrucks- weise bediene. R Bekanntlich kömmt Lilium giganteum sehr zahlreich auf den bewaldeten Ge- birgshöhen des Himalaya vor, wo sich die Zwiebeln, zur Hälfte über der Erde hervorstehend, im Schatten heher Bäume am besten gefallen und reichlich blühen. Zur Zeit der Ruhe , welche einige Mo- nate dauert, haben sie meistens eine richt unbedeutende Schneedecke zu er- tragen. Hieraus erhellt, dass oberflächliche Pflanzung, humusreicher Boden, schat- tiger und kühler Stand, und Gestat- tung möglichst freier Bewegung der Wurzeln zu den natürlichen Culturer- fordernissen gehören. Wir erhielten davon mehrere gesunde Zwiebeln von etwa 1!/, Zoll Durchmes- ser erst im März 1854. Da die Vege- tation gerade in raschem Vorschreiten begriffen war, wurden ihnen statt der szölligen Töpfe sogleich 7 — 8zöllige gegeben, dieselben einstweilen in einem kühlen, schattigen Kasten gehalten und zu Anfang Mai in ein Beet zwischen Bhododendron ins Freie ausgepflanzt, Hier gewannen Blätter und Zwiebel recht erfreulich an Umfang bis gegen Anfang des Herbstes, welcher den Ein- tritt des Ruhestandes durch Gelbwerden und Absterben der Blätter bezeichnete, Im October pflanzten wir die Zwiebeln unter sorgfältigster Schonung der Wur- zeln in grosse Töpfe wieder ein und stellten sie in eine kühle Ecke des Kalt- hauses ohne weitere Pflege. Nachdem zu Anfang März 1855 die neue Vegetation begonnen hatte, verfuh- ren wir ganz in der nämlichen Weise, wie im vorhergehenden Jahre. Die Zwie- beln wurden nämlich im Mai wieder dem Beete im Freien übergeben. Inzwischen war ich trotz der augen- fälligen Zunahme der Pflanzen unge- duldig geworden, sicher blühbare Exemplare zu besitzen, weil mir die Unsrigen hiervon noch gar weit entfernt schienen; allein zu meinem nicht gerin- gen Erstaunen bot man uns gleich starke Zwiebeln von nur 3 — 4 Zoll Durchmesser zu 100 — 150 Francs als blühbar an. Wir begnügten uns hier- nach mit der eignen Zucht und hatten das wirklich noch sehr unerwartete Ver- _ gnügen, im April 1856 aus einer der kräftigsten Zwiebeln einen Blüthensten- gel sich entwickeln zu sehen. Bei stets kühler und schattiger Hal- tung auf dem feuchten Rasen unseres Schauhauses wuchs dieser ungemein schnell empor, zuweilen über einen Zoll in 24 Stunden. Zu Anfang Juni hatte derselbe die Höhe von fast 8 Fuss und war am unteren Theile beinahe so stark wie der Durchmesser der Zwiebel ge- worden, dagegen beschränkte sich die Anzahl der Blüthenknospen leider einst- weilen auf 9, während man unter gün- stigeren Umständen 12 bis 18 oder gar 11 * 172 bis 24 erwarten darf. Die Blumen nei- gen sich in einem sanften spitzen Win- kel abwärts, so bequem wie möglich für den Beschauer, haben gegen 6—7 Zoll Länge, öffnen sich nicht so weit wie andere Lilien, sondern in der trompeten- artigen Amaryllis-Form und ähneln auch, auf weissem Grunde rosa gestreift, der schönen Amaryllis vittata. Sie strömen einen äusserst feinen Wohlgeruch aus, welcher selbst in nächster Nähe nicht zu stark wirkt. Das Bild der blühen- den Pflanze im Allgemeinen ist ein wahr- haft plastisches zu nennen, wesshalb am effectreichsten in höheren eleganten Räumlichkeiten oder im Freien, beschat- tet und umkreiset von den mächtigen Baumformen ihrer Heimath, wenn sich dies nachahmen liesse. Schade nur, dass die sonst so hochgestellte mensch- liche Intelligenz der kurzen Blüthen- dauer nichts zuzusetzen vermag; denn wie bald sind die 10 Tage eines Genus- ses verstrichen, woran Uebersättigung undenkbar! — Doch diesen Mangel wird uns die allmälig heranwachsende höchst zahlreiche Jugend in 5 bis 6 Jah- ren weniger fühlbar machen, wenn man Lilium giganteum zu Dutzenden und zu verschiedenen Zeiten in Blüthe wird haben können, wie gegenwärtig die rei- zenden L. lancifolium. Unsere Pflanze mag davon einen Beweis liefern. Als sie am 24. Juni 1856 die letzten Blu- menblätter ‘abgeworfen hatte, nahmen sämmtliche Pistille bald die aufrechte Stellung wieder an, In wenigen Wo- chen waren die 9 länglichen Samen- kapseln von der Grösse einer grossen Pflaume vollkommen ausgebildet, reiften aber erst mit dem Absterben des Blü- thenstengels zu Anfang December und lieferten in wunderbar gleichförmigen Ablagerungen über 5000 Samenkörner, für deren Keimfähigkeit freilich Niemand Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hätte einstehen wollen, da sie wie ge- haltlose Pünktchen von ganz dünnen durchsichtigen Flügeln umringt, eine genauere Untersuchung mit freiem Auge kaum gestatteten. Zudem sind diese Samen 80 leicht, dass sie jeder leiseste Hauch hinwegträgt. Die Aussaat geschah sogleich nach der Ernte im December 1856; — die Keimung aber findet gegenwärtig, im Februar 1858, also erst nach 15 Mona- ten statt, und zwar so vollkommen, wie nur immer vorausgesetzt werden konnte; denn es scheint nur ein geringer Theil von den ausgesäeten Körnern zurückzu- bleiben. Nun wird es von der Pflege und von den Umständen abhängen, ob auch alle Pflänzchen im Laufe des Som- mers durchkommen und genügend er- starken. « Nach unseren bisherigen Erfahrun- gen erreichen die Samenzwiebelchen im ersten Jahre die Erbsendicke , im zwei- ten Jahre diejenige der Haselnüsse, zum Theil der Wallnüsse ; — dann nehmen sie unter der oben angegebenen Behand- lung immer schneller zu, und könnten im 5. — 6. Jahre schon einzelne blüh- bare Exemplare liefern. Ausserdem ist noch zu bemerken, dass die Mutterzwiebel in dem Blüthen- stengel jedesmal gänzlich aufgehet oder verschwindet, dafür aber einen Kranz von 5 his 10 jungen Zwiebeln ansetzt, wovon gewöhnlich 2 schon stark genug sind,-um ihrerseits in zwei Jahren blühen zu können, Das zweite Exemplar, welches bei uns im abgelaufenen Jahre 1857 blühete, hielt genau den nämlichen Gang ein, nur 10 bis 12 Tage später in der Jah-‘ reszeit. Hiernach dürfen wir der baldigen wohlverdienten allgemeineren Verbrei- tung dieser prächtigen Lilie entgegen- I. Originalabhandlungen. sehen, zur höchsten Zierde der Gärten und zur höchsten Befriedigung der Blu- menfreunde. Für die Ueberwinterung im Freien wird nur noch festzustellen sein, ob und welcher Schutz je nach klimati- schen Verhältnissen gewährt werden Nachs Auch im Botanischen Garten zu St. Petersbürg blühete das Lilium giganteum in den Jahren 1856 und 1857. Unsere Pflanzen stehen alle in Töpfen, die stärk- sten blühbaren Pflanzen erhielten kleine Kübel von ungefähr 14 Zoll Höhe, Als Erde ward eine Mischung aus lehmiger Rasenerde und Torf- oder Heideerde an- gewendet. Die Zwiebeln sind gleich- falls halb über die Erde eingepflanzt. Standort während des Winters auf der Stellage im niedrigen Kalthause, im Sommer im Freien. Die blühenden Exemplare wurden in einem gut gelüf- teten höhern Kalthause aufgestellt. Die 173 muss, Aus Holland, Belgien und Eng- land meldet .man Beispiele von ganz freier Ausdauer, indessen würde ich doch ein leichtes Mäntelchen gegen intensive Kälte anrathen. (Jacob: Rinz.) chr ıft. Pflanze vom letzten Jahre brachte 14 vollkommene Blumen. Zu bemerken ist noch, dass die Li- lien überhaupt in Petersburg sehr gut gedeihen. Die Varietäten: von Lilium laneifolium sieht man hier im Sommer in seltener Schönheit und Menge. Die Ursache liegt theils in unserer. guten Erde, besonders aber in dem ausgezeich- neten durchaus kalkfreien Wasser der- Newa. In Gegenden, die kalkhaltiges Wasser besitzen, sollte man deshalb nur mit gesammeltem Regenwasser begies- sen (E. R.) 3) Ueher Blumensträusse und Tafelaufsätze. Im „Hülfs- und Schreibkalender für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 1858,“ von Dr. Karl Koch steht eine Abhandlung vom Herrn Garteninspector Jühlke in Eldena, ‚Ueber Cultur und Verwendung einiger Gräser zur Ver- zierung. der Blumenbouquets.‘“ In der- selben werden ausserdem noch einige allgemeine Regeln über grosse Vasen- bougnets, namentlich die Mittel zur Er- reichung von malerischer Leichtigkeit an- gegeben. Dieser vortrefflichen Arbeit möchte ich noch Einiges- hinzufügen, theils über die von Jühlke erwähnten Vasensträusse, theils über andere Arten und Formen von Re Blumen- verzierungen. { Die Kunst, Blumensträusse zu! bil- den, lässt sich zwar nicht theoretisch lehren, und bleibt Vielen -ihr ganzes Leben eine unlösbare Aufgabe;,»aber vielleicht bringen die Bemühungen, 'wel- che sich Herr Jühlke und: der Verf. Die- ses um die Feststellung der Grundsätze gaben, doch Einige auf den rechten Weg. 174 Die Gräser sind jedenfalls das beste Mittel den Blumensträussen Leichtigkeit zu verleihen, aber. ausschliesslich ange- wendet, machen sie es ebenfalls einför- mig. Ihre Formen, obschon für den Kenner sehr abweichend, erscheinen im Strausse dem gewöhnlichen Beschauer einander sehr ähnlich. Es ist immer die lockere hängende oder aufrechte Rispe, oder der Strauss, und selten findet man Gräser von anderem Blüthenstand dazu verwendet, obschon auch die ährenför- migen Grasarten, namentlich die stark begrannten Getreidearten zur Abwech- selung angewendet werden können und von mir benutzt werden. Man hüte sich daher vor Ueberfüllung der Sträusse mit Grasarten eben so sehr wie von der Nichtanwendung leichter Pflanzen. Dazu kommt noch die grosse Achnlich- keit des meist matten Grüns. Man verlangt bei Blumensträussen Abwechselung. Nur die Neuheit kann den Reiz erhalten, und der Gärtner, welcher das Zimmer einer vornehmen Dame oder eine Tafel regelmässig mit Blumenschmuck zu besorgen hat, muss förmlich darauf denken, immer Abwech- selung zu verschaffen, neue Zusammen- stellungen zu erfinden, je nachdem die Jahreszeit Mittel bietet. Sehr leicht ver- fallen Leute, welche solche Sträusse im- mer besorgen und viele Sträusse binden, in eine gewisse Einförmigkeit. Sie ma- chen zwar einen schönen Strauss ;, und brauchen wenig Zeit dazu, aber diese werden in einem Jahre wie im andern werden, zur Zeit der Georginen - und Sommergewächsblüthe sogar Monate lang einander fast gleich bleiben. Die Da- men im Hause wissen fast im voraus, was für Blumen der Reihe nach er- scheinen. Blühen erst die Fuchsien im Lande, so bringen manche Gärtner fast in jedem Blumenstrausse unten Fuchsien Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. an. Es sieht schön aus, das ist wahr, und erfreut einigemal; aber bald ver- liert es den Reiz. Man muss die Er- wartungen und Voraussetzungen förm- lich zu täuschen suchen, denn gerade in dem Unerwarteten liegt ein grosser Reiz. Ein so leichtes vergängliches Kunstwerk bedarf durchaus solcher Hilfsmittel, um nicht an Wirksamkeit zu verlieren. Man lasse daher sogar hin und wieder die wirksamsten Blumen ganz weg, sollte auch der Strauss einmal weniger glän- zend werden. Oder man bringe, wenn eine Blumenart mehrere Farben hat, zu- weilen nur eine Farbe davon an. Man wechsle auch in der Form unmerklich, je nachdem die Blumen in der einen oder andern sich günstiger zeigen kön- nen, Die schlimmsten Feinde des gu- ten Geschmacks in Blumensträussen sind Blumen, die sich vorzüglich zur Füllung eines Strausses eignen, besonders solche mit glänzenden Farben, z.B. die Schar- lachpelargonien, Verbenen, Phlox, Geor- ginen, Ästern, Bouquetwicken (Lalhyrus latifolius), Ageratum ete., schlimm, weil sie aus Bequemlichkeit und Mangel an gutem Geschmack zu häufig angewen- det werden, während sie im Allgemei- nen unersetzlich sind, Nur Rosen ver- derben nichts, selbst wenn sie kurz ge- schnitten und plump ohne die zur He- bung nöthigen Blätter zusammengebun- den werden, weilRosen nun einmal all- gemeine Lieblinge in jeder Form der Darstellung sind und ihr Ueberfluss fast nie ungern gesehen wird, obgleich er vom Standpunkte der Kunst aus tadelns- werth sein kann. So können auch die zur Aufhebung der Einförmigkeit von künstlerisch fühlenden und wirkenden 'Straussbindern angewendeten Gräser zum Missbrauch führen*). Daher möge an- HERREDHRGERPLTNILLUNEE ESS OLE BER *) Weit entfernt, den Vorschriften meines I. Originalabhandlungen, deres leichtes Grün, es mögen leichte Blumen, selbst vor der Blüthe, also als Grün wirkend, mit den Gräsern abwech- seln, und sie hin und wieder ganz er- setzen, damit sie ein anderes Mal desto besser gefallen. Solche sind z. B. der Spargel, schon längst allgemein zu die- sem Zwecke verwendet, und andere Asparagus, Galium-Arten, die man wild im Gebüsch wachsen lässt, Fagus aspleni- folia, mehrere Arten von Astragalus, feinblättrige Phlox und Staudenastern, vor allem aber die Statice und Gypsophila (von diesen besonders paniculata*), vor oder während der Blüthe, Der häufigste und grösste Fehler, welcher bei dem Binden der Sträusse gemacht wird, ist der Mangel an Grün. Die Gräser und genannten Pflanzen thun es nicht allein, man muss auch breites, grossblättriges (d. h. verhältnissmässig grossblättrig), ausfüllendes, ver schie- den gefärbtes Grün anwenden, eine Sache, woran die meisten Straussbinder gar nicht denken, und die doch für die malerische Wirkung eben so nothwen- dig ist, als die Leichtigkeit. Bloss feines zarttes Grün macht einen grösseren Strauss matt und ausdruckslos; denn es fehlt das Verhältniss. Blos einerlei Grün macht ihn einförmig trotz Ab- wechselung an Blumen. Man vergleiche z. B. einen Strauss, wo das Grün von verehrten Freundes Jühlke zu widersprechen, will ich nur Solche warnen, die etwa glau- ben könnten, dass mit der Anwendung von Gräsern alles gethan sei, was zur malerischen Schönheit und Leichtigkeit eines Blumenstraus- ses gehört. *) In dem angezogenen Artikel von Jühlke werden (S.A1) Stalice und Gypsophila zu den nicht leichten, dufligen , zierlichen Pflanzen- formen gezählt, womit ich nicht übereinstim- men kann, denn es sind die leichtesten aller Blumen. 175 Cuphea platycentra und Reseda gebildet wird, wie es im Sommer oft geschieht, mit einem andern, wo das bläuliche Blassgrün der Colutea arborescens, der röthlichblättrigen Rose (Rosa rubrifolia v. livida) mit dem lebhaften, satten, dabei doch gedämpften verschiedenem Grün der Rosen abwechselt, wo das ge- fiederte Blatt der Spiraea sorbifolia und Lindleyana, das geschlitzte des Aconitum, das gefiederte bläuliche der Galega offi- cinalis, ausnahmsweise vielleicht sogar Zweige einer gefiederten Acacia oder zierliche Nadelbüschel von Pinus Stro- bus und leichte Zweige von Pinus (Abies) canadensisete. angewendet werden. Wel- che Abwechselung steht zu Gebote, wenn man sich die Mühe geben will zu den- ken und zu suchen. Dass so viele Straussbinder nicht begreifen können, wie nothwendig schönes und reichliches Grün für die Schönheit des Blumen- strausses ist! Man sollte ebenso sehr auf Anpflanzung der schönes Grün lie- fernden Pflanzen sehen, als auf Blumen. Warum sind die Rosen so schön? Wa- rum ist ein Rosenstrauch so köstlich’? Weil, abgesehen von Form und Duft, die Blume immer reichlich von schönen Blättern umgeben ist, sie fast immer einzeln zwischen und auf Grün erscheint, der Strauch nie von Blumen so über- füllt ist, dass die Blüthen über das Grün mächtig würden, Büschelweise blühende Rosen finden wir nicht so schön. Win- terbouquets sind oft, ja man könnte sa- gen, häufiger schöner als Sträusse im Sommer, wo doch viel schönere Blumen zu Gebote stehen. Es ist nicht die Sel- tenheit, die Jahreszeit, welche jene schö- ner erscheinen lässt, sondern hauptsäch- lich die durch geringeren Blumenreich- thum nothwendig werdende vermehrte Anwendung von Grün. Im Sommer ver- führt der Ueberfluss an Blumen meist 176 | zur Ueberfüllung, und nichts ist häufi- ger als eine förmliche Verwüstung der Blumen. Das Verhältniss der Mischung lässt sich natürlich eben so wenig vor- schreiben, wie das der Blumen und Farben. Vieles kommt auf den Ge- schmäack der Personen an, für welche die Sträusse bestimmt sind, in deren Launen man sich fügen muss, wenn man für Andere arbeitet. Es gab z. B. eine Zeit, wo man die Kaiserliche Ta- fel in Wien nur mit Grün, meist aus Farrnkräutern bestehend, schmückte, weil es so befohlen war, und ich weiss nicht, ob Abneigung gegen Blumen oder Furcht von Gerüchen die Ursache davon war. Man wird also die Personen an- sehen, für welche man arbeitet. Ein zweiter sehr häufiger Fehler ist, dass man die Form und den Stand der Blumen nicht genug berücksichtigt. Eine steif aufrecht auf dem Stiel stehende Blume findet blos an der oberen Wül- bung des Strausses einen passenden Platz, wenn sie klein ’ist und verlängert hervortritt; ist sie-aber platt und mas- sig, (dabei gross, wie z, B. Georginen, Astern, Busch- oder Bartnelken (Dian- - thus barbatus, D. hispanicus), Scharlach- pelargonien, Verbenen etc. , so lässt sie sich nur’ gut in oben breiten Sträussen verwenden, und findet im gewöhnlichen Vasenstrauss nur dann an der Seite Platz, wenn sich die Stiele gut biegen, was z. B. bei den genannten Nelken nicht der Fall ist. Hierher gehöreu auch sämmtliche doldenartige Blumen. Steht eine Blume mehr seitwärts am Stiele, oder biegt sie sich leicht in diese Rich- tung, so ist sie für die stärkste Mittel- wölbung des Strausses geeignet; ganz geneigte Blumen aber sind unten am Ende willkommen. drei verschiedenen Eigenschaften sogar bei einer Blumenart, z.B. bei den Geor- Wir finden diese | “ Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ginen, wo es fast gerade und steif auf dem Stengel stehende, etwas geneigte und fast hängende Sorten giebt. Die letzteren sind im Garten nicht schön, aber im grossen Strauss gut zu gebrau- chen; die geraden steifen , zur Garten- zierde mit Recht bevorzugt, sind für den Strauss selten zu gebrauchen *), Blumen, welche auf geraden steifen Stengeln viele Blüthen tragen, wie die meisten in einer Aehre oder einem läng- lichen Strauss stehenden , z. B. Delphi- nium, Aconitum, Campanula, Salvia ete. dürfen nur oben angebracht werden, Darunter finden sich aber auch weniger steife Stengel, welche eine Biegung haben und sich daher an die Seite eig- nen. Diese muss man besonders suchen, denn es sieht hässlich aus, wenn man zwar an der Spitze mit solchen geraden langen Blumen beginnt, . dann aber nur noch runde, nicht hervortretende anwen- det. Eine natürlich hängende Blume darf im Strausse durchaus nicht aufge- richtet werden, besonders keine glocken- förmige. Glücklicherweise giebt es glocken- förmige Blumen , welche nicht so steif sind, z. B. Pentstemon, Fuchsia, Dicen- tra (Dielytra) spectabilisete,, und reizend überhängen. Eine Blume, welche eini- gerinassen hängt, darf nicht in die Masse des Strausses’ kommen, sondern muss stark hervorstehen. Stark nach unten genogene Blumen, z.B. Kaiserkronen, Lilium tigrinum, Martagon ete, sind nur als Mittelstück zu gebrauchen, und müs- sen dann so weit vorstehen, dass sie vollkommen frei stehen, was Selten zu dem ‘ganzen Strauss passt. Bauen sie sich aber ästig und stehen nicht gerade- zu nach unten, wie z. B. Lilium lanei- ®) So ist'z. B. die als Leonore überall be- kannt gewordene schöne rosenrothe Sorte nur am untern Rande des Strausses brauchbar, I. Originalabhandlungen. folium , so geben sie ein sehr gutes Mittelstück. Nach unten zu sind an je- dem Strausse nür- volle, sich mehr breit zeigende, und von vereinzelt am Sten- gel stehenden, nur die hängenden zu gebrauchen. Drittens fehlt man sehr häufig, indem man .die Grösse der Blumen nicht ge- nug berücksichtigt. Die grössten Blu- men gehören bei dem Vasenstrauss schon ihrer Form nach an die am meisten hervortretende Mitte und an die untere Verjüngung. Hier müssen vorzugsweise: grosse Blumen, jedoch nicht allein an- gebracht werden. Die Grösse des Straus- ses giebt den Maasstab für die Grösse der Blumen. So ist z. B. eine grosse Camellia in dem Ballsträusschen, worin sie gewöhnlich im Winter das Pracht- stück ist, unpassend, weil sie verhält- nissmässig viel zu gross ist, Man muss aber im Winter oft fünf gerade sein lassen; und ist froh, eine Camellia zu haben, weiss auch, dass das Publikum nicht so künstlerisch urtheilt. Man kann aber dieses Missverhältniss sogleich auf- heben, wenn man entweder nur eine prächtige Camellia, besser noch drei bis vier kleinere nimmt. Einige kleine Blu- men von anderer Farbe erscheinen dann gleichsam nur als Umgebung der Ca- .mellia. Bringt man aber eine grosse Camellia zwischen reichlich vorhandenen andern Blumen'an, so ist das schöne Verhältniss gestört ; denn sie bilden, trotz ihrer Menge, nicht genug Gegengewicht. Ein grosser Strauss muss unbedingt ei- nige ziemlich grosse Blumen haben, um die. sich die kleineren gleichsam grup- piren. Es müssen einige Blumen durch ihre ununterbrochene Farbenmasse be- sonders hervortreten. Diese ‘ müssen durchaus lebhaft von Farbe sein, denn matte Farben wirken auch in Masse nicht. Nur hat man sich vor Gelb, 177 Orange und Hochroth einigermassen zu hüten, weil diese an grossen Blumen zu grell wirken. Ich habe oft die Bemer- kung gemacht, dass ein aus schönen leb- haften Blumen kunstvoll gebundener Strauss nur darum wenig Eindruck machte, weil es an einigen grossen Blu- men darin fehlte. In diesen Fehler verfallen Diejenigen am meisten, welche sich die grösste Mühe geben den Strauss leicht zu machen und aus diesem Grunde die Anwendung grösserer Blumen scheuen. Endlich ist es ein sehr häufiger Feh- ler, dass man bei Blumenüberfluss zu viele Blumen schneidet, darunter solche mit unbestimmten matten ‘Farben. Es giebt Gärtner, welche nicht anders glau- ben, als es müsste von allen Blumen des Gartens etwas hinein, anstatt blos diejenigen zu nehmen, die am besten wirken. Eine Einförmigkeit braucht darum doch nicht 'einzutreten, denn es kommen fast mit jeder Woche neue Blumen hin- zu, auch kann man die bei einem Strausse weggelassene schöne Blume bei einem andern anwenden, Meistens ist es’ nur eine bestimmte Blumenart, welche einem Strauss einen charakteristischen Ausdruck mittheilt. Farben wie Grau, Braun, Blassli- la, Blassrosa, Fleischfarbe, Chamois, Mor- doree, Blassgelb, Schwarzroth, Schwarz- blau soll man für gewöhnlich weglassen, obschon zuweilen solche Blumen , wenn sie durch zarten Bau oder schöne Zeich- nung sich bemerklich machen, auffallend, jedoch nur einzeln angebracht , einen Strauss auch hübsch machen können, bei vorherrschenden grellen Farben durch ihr Gegengewicht sogar nützlich werden können. Ueber die Farben will ich nichts er- wähnen ;; denn es Jassen sich die Grund- regeln der Farbenlehre in ihrer Anwen- dung auf die Ausschmückung der Blu- men, welche ich früher in diesen Blät- 178 tern (Jahrgang 1854) mitgetheilt habe, im Allgemeinen auch auf die Blumen- siräusse anwenden , weil es ganz gleich ist, ob die Farben im freien Garten oder in der Blumenvase verbunden werden. Nur soviel bemerke ich noch, dass man in Sträussen, welche hauptsächlich Abends glänzen sollen, alle Farben weglassen muss, welche bei künstlicher Beleuch- tung verlieren, Solche sind Blau jeder Art, welches bekanntlich Grau oder Lila erscheint, Blassgelb bis zu Mittelgelb, welches weiss aussieht, sehr Dunkelroth, Blassrosenroth und Blasslila. Es blei- ben also für den Abend hauptsächlich die lebhaften Arten von Roth, beson- ders Hochroth, Scharlach , Hellcarmin und Rosenroth, sowie Gelb, Orangegelb und Gelbroth. In Bezug auf den Geruch muss man sehr vorsichtig sein, weil viele Gerüche sehr unangenehm werden und nervösen Damen im Zimmer viel stärker auffallen als dem Gärtner im Freien. Dass man keine stark und widerlich riechenden Ringelblumen und Tagetes in den Strauss bindet, sagt man jedem Anfänger. Aber es giebt Blumen, deren Geruch wir Män- ner gar nicht bemerken, oder der uns gar nicht unangenehm vorkommt, und dennoch den Damen unleidlich ist. Be- sonders werden manche Blumen im Ver- blühen unangenehm. Die beliebten Wohl- gerüche der Nelken, Levcojen, Reseda, Lilien , Rosen ete. sind in den meisten Zimmern wohl gelitten, in solchen aber, die zunächst an ein Schlafzimmer stos- sen, ganz wegzulassen. Es kommt sogar häufig vor, dass Damen selbst im Zim- mer solche Wohlgerüche nicht ertragen können, besonders von Jelängerjelieber, Nelken, Levcojen, Syringen, Lilien und Tuberosen. Wer viele Blumen zu schneiden hat, muss förmliche Studien machen, welche Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ihm am besten nützen, und es vergehen gewöhnlich Jahre, ehe man es so weit bringt, dass es zu jeder Jahreszeit gute Bouquetblumen giebt, Es giebt Zeiten, wo man selbst in einem blumenreichen Garten Mühe hat, einen leidlichen gros- sen Strauss zusammen zu bringen, wenn man nicht besondere Rücksicht auf die Anpflanzung gewisser, besonders brauch- barer Blumen nimmt. Besonders ist im April und Mai Noth um die Blumen. Mag auchim Mai der ganze Garten wie ein Blumenbeet erscheinen, wenn Sy- ringen, Cytisus und fast alle Strauchar- ten, sowie die prächtigen Paeonien blühen; man wird doch die grösste Mühe haben, einen nur leidlichen Strauss zu bekommen; denn die beiden Hauptblu- men der Jahreszeit, die blassen Syrin- gen und die gelben Cytisus geben eine matte Zusammenstellung, die durch Weiss noch ausdrucksloser wird, und nur durch viele entschieden gefärbte, besonders rothe Tulpen schön werden kann, da die Paeonien meist etwas spä- ter. blühen und wegen ihres unangeneh- men Geruchs und ihrer plumpen Grösse und Schwere häufig nicht zu gebrauchen sind. Dazu kommen noch die reizenden Bergvergissmeinnicht, welche mit den Tulpen und einigen andern frühen Blu- men, darunter die Dielytra, einen schönen Strauss bilden, aus welchem man .die blassen Syringen am besten ganz weg- lässt und diese für sich allein in einem grossen Strausse anwendet. Kommen erst die Rosen, so hat man gewonnen, und diese giebt es ja schon im Juni in grösster Fülle. Mit Rosen einen Strauss zu ordnen, ist ein Vergnügen. Es giebt viele schöne Gartenblumen, welche zu Blumensträussen kaum zu ge- brauchen sind, obschon ihre Stiele lang genug sind. So z. B. Campanula meh- rere Arten, besonders grandis, versicolor, 1. Originalabhandlungen. pyramidalis, lilifolia etc., die meisten prächtigen Phlox von pyramiden- oder walzenförmigem Blumenbau, deren'grosse gedrängte Blüthenmenge an einem Sten- gel ohne Unterbrechung durch Grün bei der steifen Form unangenehm auffällt, die sich frei zeigen müssen, um gesehen zu werden, und doch zu steif dazu sind. Selbst die prächtige Pechnelke und die duftige weissgefüllte Nachtviole werden aus demselben Grunde wenig zur Schön- heit eines Strausses beitragen. Gelbe Blumen schneidet man oft, ohne Ge- brauch davon machen zu können, Man versucht es da und dort, und doch wol- len sie nicht passen. Zuweilen ist es wünschenswerth, in einem Strausse eine Blumenart vorherr- schen, sogar ganz allein auftreten zu lassen, Hierzu gehört jedoch ein schon ausgebildeterFormenkreis und eine grosse Farbenverschiedenheit. Sträusse, blos von Rosen sind so beliebt als schön; von Nelken, Leveojen, Verbenen, Drum- mondsphlox etc, lassen sich, jede Blume für sich, sehr schöne Sträusse machen, die freilich oft jene oben erwähnte ge- schmackvolle Lockerheit und Leichtig- keit nicht haben. Man will damit eine Blumenart gleichsam hervorheben und zeigen, was man hat, und zu diesem Zwecke ist auch eine gewisse Regel- mässigkeit in der Farbenvertheilung nicht nur gestattet, sondern sogar wünschens- werth. Was die Form anbelangt, so ist diese bekanntlich der Mode unterworfen, eine Tyrannei,, die sich wenigstens nicht an- massen sollte, gegen die Natur zu ver- stossen. Bekanntlich hat man uns seit einiger Zeit aus Frankreich eine Form aufgezwungen, die der Natürlichkeit und Anmuth der Blumen ganz entgegen ist, das sogenannte französische oder Becher- bouquet. Ist der Gärtner so vernünftig, 179 sie etwas zu wölben, so mag die Form noch gehen und ist für alle Blumen, welche sich nach oben breit zeigen "und überhaupt keine leichte Anordnung ge- statten, z. B. Verbenen, Nelken, Pelar- gonien, Drummondsphlox etc., sogar vortheilhaft. Aber jene plattgedrückten symmetrischen breiten Bouquets (ich mag ihnen den schönen deutschen Na- men Strauss gar nicht geben), wie sie die Mode verlangt, sind dasGeschmackloseste, was man sich denken kann, und eben so hässlich, wie die hie und da ge- bräuchlichen langen spitzen Pyramiden, welche den deutschen Ungeschmack dar- stellen. Die schönste Form ist unbe- dingt die längliche Kugelform, nach oben etwas spitzer, nach unten kürzer zulau- fend ; denn sie allein gestattet jene ma- lerische Zierlichkeit, nach der jeder Straussbinder streben muss. Es scheint mir, als könnte man eine ziemlich allge- mein giltige Regel aufstellen , nämlich die Form nach den vorzugsweise ver- wendeten Blumen zu richten , welche bald zur Ausdehnung nach der' Breite (wie bei den oben genannten Pflanzen), bald mehr in die Länge drängt. Legt man jede Blume so, dass sie vollkom- men gesehen wird, so ergiebt sich die Form ziemlich von selbst; denn vielthei- lige und vielblumige Blüthen, welche sich in Aehrenform oder auf andere Weise in die Länge ausdehnen, sind in dem flachen Becherbouquet gar nicht zu gebrauchen, und ihre Verwendung führt von selbst zu einer andern Form. Will man ein ganzes Sortiment zeigen und nur eine Blumenart anbringen, 50 verdient wieder die nicht ganz platte, ver- besserte französische Form den Vorzug, weil sich so jede Blume besser zeigt, gleichsam wie auf einer Musterkarte. Aber eine künstlerische Anordnung, Leich- tigkeit und Zierlichkeit ist dabei nicht 180 möglich. Man thut daher sogar wohl, die Farben regelmässig ' zu vertheilen . und ‘einen auffallenden ‘Mittelpunkt zu bilden. Diese Bouquets sind so recht gemacht, um auch der Ungeschicklichkeit und Geschmacklosigkeit eine Betheiligung bei dem Straussbinden zu gestatten. — Bekanntlich ist die wünschenswerthe Leichtigkeit und Lockerheit bei Sträus- sen, welche gebunden werden, schwer zu erreichen. Dieses ist aber sehr leicht wenn man die Blumen in feuchten Sand oder Lehm steckt, wo man jeder die nö- thige Richtung und Entfernung anweisen kann. Im Sommer, wo die Blumen fort- während stehen bleiben, ist das Ein- stecken in Sand oder Lehm nicht gut anwendbar, weil die Gefässe zu sehr austrocknen, angefeuchtet werden müs- sen, und dabei die Blumen aus der nö- thigen Richtung kommen. Kann man aber die Vasen nach gemachtem Gebrauch an einen kühlen feuchten Ort (Keller, Gewölbe, Eisgrube) stellen, so halten sich die. Blumen länger wie im Wasser, und es können einzelne leicht durch frische ersetzt werden. Wer Blumen- sträusse binden lernen will, möge es erst mit Einstecken versuchen, h In neuerer Zeit sind die hohen Ta- felsträusse' in Vasen hie und da in vor- nehmen Häusern ganz abgeschafft wor- den, So‘prächtig nun'auch eine Tafel mit hohen Vasensträussen aussehen mag, so muss man doch zugeben, dass sie sehr stören, indem sie die 'gegenüber- sitzende Person fast verstecken, was ungemein stört, und (mir wenigstens) höchst unangenehm ist. Dafür hat man flache Schalen eingeführt, die, da man die Gefässe gar nicht zu sehen bekommt, ganz gewöhnliche Schüsseln oder Blech- näpfe sein können. Diese Blumenscha- len fallen nicht sehr auf, nehmen nicht mehr Raum weg, wie jede andere Schüs- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, sel und ‘unterhalten die Gäste,‘ wenn sie mit Sorgfalt gesteckt sind. Sie sind der Form nach das französische Bouquet im Grossen, nur etwas gewölbt, und man kann auch hier nur solche Blumen gebrauchen, welche von oben die Fläche gut decken. ‘Damit die Blumenschalen aber nicht mit den Torten verwechselt werden können, muss man sie durch leichtes Grün, kleine Blumen und Grä- ser, welehe ein wenig über die Haupt- blumenmasse hervorstehen, leicht zu ma- chen suchen. Der Rand wird mit grü- nen Blättern einer Pflanzenart vollstän- dig überdeckt, so dass dieser Blätter- kranz den Boden berührt. Es ist dies die lebendige Spitzenmanschette des französischen Bouquets. Hierzu bedarf es einer sorgfältigen Auswahl und der Abwechselung. Hübsch sehen die Blät- ter von Aconitum (welche sehr ver- schieden eingeschnitten sind) , von Aka- zien, Cytisus Laburnum, verschiedene Ei- chen, Delphinium, Geranium. etc. aus. Wenn bei dem Stecken einer solchen Schale Sorgfalt und Geschmack walten, so gewährt sie in der That einen präch- tigen Anblick, und es ist leichter, "eine solche Blumenzusammenzustellung , als einen 'geschmackvollen grossen strauss- artigen Vasenaufsatz oder Strauss. zu bilden. Es gehört: zwar Geschmack, aber weniger "Talent und Geschick dazu. In der Abwechselung besteht ein grosser Spielraum, und der Gärtner muss 'so darnach streben, dass die gewöhnlichen Tischgäste mindestens jede Woche (so lange halten sich die ‚Blumen im Kel- ler), etwas ganz Neues sehen. Heut sei die Mitte Roth mit darauf folgendem Weiss, ein andermal umgekehrt oder von einer andern Farbe. Einmal stelle man contrastirende Farben ringförmig zusammen, das nächste Mal bringe man Uebergänge und Schattirungen oder alle L Originalabhandlungen. Farben gemischt; manchmal blos 2—3, manchmal viele Farben, zuweilen sogar nur eine_Blumenart, um die Aufmerk- samkeit darauf zu lenken, z. B. Phlox “ Drummondi, Verbena, Rosen, Welche Manmnichfaltigkeit auch bei dieser Dar- stellungsform herrscht, mögen einige Bei- spiele aus meiner früheren Praxis zeigen, die ich noch jetzt zuweilen anwenden lasse. ich bildete nämlich von blauen Kornblu- men (Centaurea Cyanus), welche mit ganz kurzen Stielen eingesteckt wurden, eine ganz blaue undurchsichtige Unter- lage und liess darüber grüne Aehren von Gerste und Grannenweizen oder -Wildhafer und Trespe hervorstehen, und zwar so dicht, dass die Schale der Oberfläche eines Kornfeldes glich. Man nannte diese Anordnung am Hofe „die Ceresschale‘ und sprach oft davon. Auf 181 gleiche Weise bildete ich eine Wiese von Berg- oder Wasservergissmeinnicht mit einem dichten schleierartigen Ueber- zug von zierlichen Gräsern, besonders von Rispengras und Zittergras. Zur Abwechslung nahm ich wohl auch ein- mal Feldmohn (Papaver Rhoeas) mit weisser Stellaria oder Agrostemma Gi- thago , zur „Wiese“ dagegen die ver- schiedensten Wiesenblumen, Einmal bil- dete ich eine Schale blos von blühen- dem Waldmeister (Asperula odorata) mit Asplenium Trichomanes umgeben; ein anderes Mal nahm ich im Spätherbst nur Beerenzweige von Mespilus pyra- cantha. Man sieht hieraus, wie gross die Abwechselung sein kann, wenn man solche Ausnahmen anbringen will.; (H. Jäger.) 4) Deutsche, Französische, Englische Samenhandlungen. Der Aufschwung, welchen die Lieb- haberei für den Gartenbau genommen hat, er hat es auch bedingt, dass der Samenhandel in Blumensamen, der früher nur in Form kleiner Detail - Geschäfte existirte, sich jetzt in einem Maasstabe ausgedehnt hat, den noch vor einigen Jahrzehnten Niemand ahnen konnte. Sehen wir im eigenen Vaterlande von den einzelnen bedeutenden Samen- handlungen Hamburg’s, Quedlinburg’s, Ulm’s u. s. f. ab, so ist es vor allen Erfurt und dessen Nachbarschaft, wo sich eine Masse von Samenhandlungen befin- den, deren Verkehr nicht blos über Eu- ropa, sondern auch nach andern Welt- theilen sich erstreckt. Eine einzige in höchster Vollkommenheit eultivirte Pflan- ze, die Levcoje war es, die den Ruf Erfurt’s begründete, und jetzt gehen die Erfurter Levcojen-Samen von dort aus‘ über den ganzen Erdball. Aber auch in anderer Beziehung strebt deutscher Fleiss und Beharrlich- keit darnach, in allen jenen Punkten und Culturen, wo bis vor Kurzem das Ausland Besseres leistete, entweder nachzukommen oder mehr zu leisten. Ver- mag nun der deutsche Handelsgärtner im Allgemeinen auch nicht in Bezug auf Cultur und Einführung neuer Ge- wächshauspflanzen, die grossartigen Gar- ten-Etablissements England’s zu über- bieten, so ist dieses schon durch die Handelsverbindungen, durch die bedeu- tenden für solche Zwecke dort verwend- baren Capitalien bedingt. Dennoch steht auch in allen jenen Beziehungen, wel- che sich auf verständige einsichtige Cultur basiren, der deutsche Gärtner 182 nicht nach, wo ihm in seinem eigenen Vaterlande oder in andern Ländern die Mittel zu einsichtigen Culturen geboten werden. Die deutschen Handelsgärtnereien, die sich vorzugsweise mit Samenbau von Blumen und Gemüsen beschäftigen , sie konnten mit verhältnissmässig geringen Mitteln ihr Geschäft beginnen. Auf- merksamkeit, Fleiss und Intelligenz hal- fen nach, und so bildeten sich allmälig jene Samengeschäfte aus, die jetzt schon zum Theil eine Stellung als eigentliche Handlungshäuser einnehmen und da sie jetzt ihre Produkte über den ganzen Erdball verbreiten, in Zukunft noch mehr einnehmen werden. Der Samenhandel mit Blumensamen hat sich zuerst in Deutschland ausgebildet. In England, Frankreich , Belgien, Russland, da sind eigentliche Samenhandlungen, die ihre Cataloge jährlich drucken lassen, erst nach dem Vorbild der deutschen ähnli- chen Handlungen entstanden. Auch jetzt noch finden sich die meisten Samen- handlungen in Deutschland und im Aus- land giebt es nur wenige HandlInngen der Art (Vilmorin, Courtin ete.), die den ersten Samenhandlungen Erfurt'’s, Ham- burg’s, Quedlinburg’s, Ulm’s, Arnstadt’s etc. zur Seite gestellt werden können, und die Ausfuhr an Blumen- und Ge- müsesamen ist von Deutschland bedeu- tender, als aus allen andern Ländern.: Seien wir daher nicht zu beschei- den, stellen wir uns andern Nationen nicht zu geduldig nach, sondern seien wir stolz auf das Errungene, und lassen wir uns durch die bereits erlangten Er- folge auf die einzig richtige Bahn leiten, nämlich auf jenes Selbstbewusstsein, welches der eignen Kraft vertraut, wel- ches für das eigne Produkt nicht fremde Namen borgt, sondern durch den Namen schon die Abstammung anzeigt. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Die Erfurter Levcojen haben als ächt deutsches Produkt allenthalben unter diesem Namen einen guten Klang, die Ulmer Kohle und Bodenkohlrabi, die Erfurter Blumenkohle, der Arnstadter Lack , die Arnstadter Elichrysum , sie haben schon einen vaterländischen Na- men, unter dem sie allenthalben Eingang finden. In Astern waren uns die Franzosen bis jetzt voraus; die neuesten derartigen deutschen Produkte, die Kaiser - Astern ete., Sie scheinen die französischen Astern noch. zu übertreffen. Jedoch nicht blos in diesen eigentlichen Florblumen zeich- nen sich die deutschen Samenhandlun- gen aus. Die Cataloge derselben sind auch in Bezug auf die grosse Masse der einjährigen Pflanzen, der Stauden, Hauspflanzen und Gemüse die reichsten, die überhaupt bis jetzt erscheinen. Wenn wir diesem Bestreben die voll- ständigste Auswahl von schönblühenden Pflanzen zu bieten, unsere volle Aner- kennung nicht versagen können , so liegt darin jedoch eine Klippe, die bis jetzt noch von keiner der grössern Samenhandlun- gen übersprungen ist. Es ist dies eine Klippe für das Samengeschäft selbst und ebenfalls eine solche für den Ab- nehmer, Die Samenhandlung, nach möglich- ster Vollständigkeit strebend, sie nimmt nicht blos das auf, was sie selbst als schön und empfehlenswerth erprobt hat, sondern sie acquirirt auch jährlich eine Masse anderer Neuigkeiten, die ihr nur empfohlen sind, und empfiehlt solche mit warmen Worten. Oft sind das aber nun durchaus nicht empfehlenswerthe Pflanzen , ja zuweilen eigentliches Un- kraut, Für die Abnehmer ist eine solche reiche Auswahl aber desshalb eine Klippe, weil sie entweder schon so weit Kenner I. Originalabhandlungen. sein müssen, um eine zweckmässige Aus- wahl für ihre speziellen Bedürfnisse tref- fen zu können, oder wenn das nicht der Fall ist, für schweres Geld und unnütz vergeudete Mühe, theils durchaus Un- zweckmässiges erhalten. Ohne daher dem Bestreben, möglichste Vollständigkeit in den Catalogen anzu- streben , auch nur im Geringsten entge- gen zu treten, scheint es dem Referen- ten, dass jede Samenhandlung, die für die Folge auf die wichtigste, dem Ab- nehmer volles Vertrauen einflössende Eigenschaft, nämlich auf Zuverlässig- keit und Solidität Anspruch ma- chen will, vor allemin ihren Ca- talogen die Spreu von dem Ha- fer sondern sollte. Unter Spreu versteht der Referent alle diejenigen Pflanzen , welche entwe- der der Samenhandlung noch nicht aus eigener Anschauung bekannt sind , oder welche, obgleich viel weniger schön als andere ähnliche Pflanzen, doch weil sie immer:einzelne Liebhaber finden, wieder in dem Samencataloge aufgeführt wer- den, oder welche, ohne Zierpflanzen zu sein, aus irgend einem andern Grunde Interesse haben und desshalb der Voll- ständigkeit wegen wiederum aufgenom- men werden müssen. Unter Hafer verstehen wir dagegen alle jene Pflanzen (seien es nun ganz alte Bekannte, oder seien es die letzten und theuersten Neuigkeiten), die der Sa- menhandlung als wahrhaft schöne und für jeden Garten empfehlenswerthe Zier- pflanzen aus eigener Anschauung be- kannt sind. — Bei dem immer -mehr sich häufen- den Stoffe, bei der Masse der neuen Einführungen aus allen Erdtheilen ist das eine ernste Anforderung, welche unsere Zeit, welche jeder Abnehmer an eine solide Samenhandlung stellen kann, 183 Die Sonderung könnte entweder durch verschiedene Rubriken, oder durch bei- gesetzte Zeichen, oder verschiedenen Druck vorgenommen werden. Besondere Bemerkungen könnten immerhin die Em- pfehlung von anderen Seiten, Nutzen oder Verwendung als Decorationspflanze andeuten. Bei den einjährigen Pflanzen, die als der Samenhandlung bekannt und schön empfohlen werden, da sollten noch be- sondere Zeichen andeuten, ob es Pflan- zen für das freie Land oder solche, die im Warmbeet erzogen werden müssen, sind. Wenn wir aufrichtig sind, so müssen wir gestehen, dass in dieser letzteren Beziehung schon einige Samenhandlun- gen den Anfang in so fern gemacht haben, als sie auf den gedruckten Eti- quetten der Samen eine kurze Cultur- Anleitung beigeben. Dieses genügt aber nicht, auch der Catalog sollte das schon andeuten, um dem Liebhaber die Aus- wahl zu erleichtern *). Der Referent ist zu den vorstehen- den Bemerkungen durch die Zuschrift einer der ersten Samenhandlungen Er- furt’s veranlasst worden, welche sich ungefähr in folgendem Sinne ausspricht: „Ihre Collegen (Redakteure von Gar- tenzeitschriften) missachten die Bedeu- tung der deutschen und vornehmlich der Erfurter Samenhandlungen der Handels- gärtnereien, im Verhältniss zu denen des Auslandes, welche Letztere von ih- nen als Muster aufgestellt werden. Die Mehrzahl derartiger Häuser in England und Frankreich machten noch vor weni- gen Jahren unbedeutende Geschäfte in *) Die erläuternden Schriften über die Cul- tur des Samens, sie sind eine praktische Bei- gabe, welche von einigen Samenhandlungen angebahnt worden sind, 184 Blumensamen. Sie bildeten. sich erst nach uns Deutschen und gerade jetzt ist die Ausfuhr von Erfurter Blumensa- men nach dem Auslande sehr bedeutend, Es machen einige. in letzter Zeit er- schienene Artikel unserm Geschäft den Vorwurf, dass es unmöglich alle jene Artikel führen könnte, die unser Cata- log aufführt. Wir können solche ge- äusserte Vermuthungen mit vollem Selbst- bewusstsein übergehen , indem alle auf- geführten Artikel vorhanden und auch geprüft sind. Dass auch Schwindelei existirt, wo- ran auch Erfurt seinen Antheil hat, un- terliegt keinem Zweifel. Daran haben aber auch die Gartenzeitungen ihren An- theil, indem sie Artikel von anerkann- ten Schwindlern aufnehmen und eine unabhängige Zeitschrift, wie die Garten- flora sollte dagegen zu Felde ziehen. *“— Wir haben durch unsere Eingangs gegebenen Bemerkungen diese Zuschrift schon zum Theil beantwortet. Ausser- dem kann eine Zeitschrift kaum direkt hier wirken, indirekt aber sehr viel, in- dem sie der Marktschreierei ihre Spalten nicht öffnet, das Verdienst anerkennt und auch Rügen in Bezug auf unreelle Handlungsweisen aufnimmt, sofern diese kurz und mit Unterschrift und unter Ga- rantie der Einsender eingesendet wer- den. Dagegen ist es nur consequent, wenn eine Zeitschrift, die es nicht übernimmt, einzelne Geschäfte zu empfehlen, auch ebensowenig es übernehmen kann, ge- gen andere ihren Tadel auszusprechen, sondern-sich damit begnügt, den Han- delsgärtnern ihre Spalten zur Bespre- chung ihrer Culiuren, und anderen wie- der dieselben zur Kritik derselben zu öffnen, — Was können auch, so. fragen wir, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, öffentliche Empfehlungen von Firmen im Interesse des Gartenbaues nützen ? Sie werden, so antwortet man mit Recht, den Gartenfreunden solide Be- zugsquellen andeuten. Sie werden aber auch dazu dienen, die Abnehmer yon ei- nem Geschäfte abzuziehen , um solche einem andern Geschäfte zuzuwenden. Wodurch wir also dem einen nützen würden, müssten wir dem andern'scha- den. Zudem ist es Erfahrungssache, dass streng reelle Bedienung auf. kein 'Ge- schäft eine so vortheilhafte Rückwirkung hat, als auf Samengeschäfte, wo der Käu- fer bei Erwerbung unreeller Waare nicht blos Geld, sondern auch Zeit, Mühe u.s.f. vergeudet. Es wird der Käufer gerne einem so- liden Geschäfte einen höhern Preis zah- len, wenn er zum Veraus von der Güte der Waare überzeugt ist, und die Sum- men, welche die Samenhandlung durch Wegwerfen schlechter Samen verliert, werden sich ihr später sicher Br und dreifach verzinsen. Ein Catalog, der in der von uns Ein- gangs erwähnten Art angefertiget, und in den verschiedenen Zeitschriften mit kurzen und bündigen Worten angezeigt wurde, er wird und muss nach unserer innigsten Ueberzeugung ein Geschäft besser und kräftiger empfehlen, als je- der lobspendende Artikel eines Redak- tors, um so mehr als man diesem doch andere Motive unterbreiten würde, — Eine Prüfung der verschiedenen- Ge- schäfte auf ihre Reellität oder das Ge- gentheil davon, sie liegt allerdings, das bekennen wir offen, im höchsten Interesse der zahlreichen Gartenfreunde , denn sie würde der Schwindelei am gründlichsten entgegen treten. Eine solche Prüfung und Sichtung, sie kann aber nicht von einem (Einzel- 1. Originalabhandlungen. nen, also auch nicht von einer Redak- tion ausgehen. Das einzige zustän- dige Forum in dieser Beziehung, das sind vielseitig gesammelte Erfahrungen, die am geeignetsten in Gartenbau - Ver- einen ihren Centralpunkt, sowie das Mit- tel zur Veröffentlichung finden würden, 185 Mittheilung über solide Bezugsquellen, das sollte für jeden Gartenbau - Verein eine Aufgabe sein; denn nur das ge- meinsame Urtheil vieler kann als voll- ständig unpartheiisch hingestellt werden. (E. R.) 5) Die schwarze Fliege. Die schwarze Fliege ist in der neue- sten Zeit Gegenstand der Besprechung mehrerer dem Gartenbau gewidmeten Journale gewesen, Dieselbe gehört zu einer kleinen Gruppe von Insekten, die mit den Blatt- läusen nahe verwandt sind, aber nach der Bildung des untersten Fussgliedes, dem jede Art von Klaue oder Haken gänzlich fehlt, Blasenfüsse (Phy- sopoda) genannt werden. Der Gattungscharakter von T’hrips ist folgender. — Thrzip sı.L Alle Arten derselben besitzen eine unvollkommene Verwandlung. Die voll- ständig ausgebildeten Insekten sind ge- flügelt, schmal und schlank gebaut. Fühler 7gliedrig, kürzer als der Körper; das unsterste Glied kurz und dick, das zweite länglich - oval und dick, die 3 folgenden dünn und gestreckt, das vorletzte nach oben zugespitzt und das letzte borstenförmig. Der Hinterleib nach hinten ver- dünnt, ausserdem in 9 deut- liche gegliederte Abschnitte getheilt. Vier Flügel, die in der Ruhe den Körper decken; VL 1858. dieselben sind immer sehr schmal und zum Unterschied von allen Gattungen verwandter Gruppen mit langen Haaren, und zwar am untern Rande mehr als am obern, gewimpert ; der Oberflügel (Fig. a stark vergrössert), von einem gabelför- mig getheilten Nerven durchzogen, des- sen einer Arm sich dem obern Rande mehr oder weniger anlegt, so dass der- ‚selbe bald als von einem, bald als von 2 Nerven durchzogen erscheint. Augen gross, stark vortretend, aus vielen klei- nen zusammengesetzt. Die Beine be- stehen aus den beiden Oberschenkeln und dem Fusse. Dieser letztere besteht wieder aus 2 kurzen Gliedern , von de- nen das vorletzte (Fig. b stark vergrös- sert, die beiden Fussglieder) länglich- oval, das letzte am Grunde von fester gespaltener (ob immer ?) Umhüllungumgeben, aus der nach unten eine bewegliche, durchaus unbe- wehrte Blase hervortritt, die dem Thierchen anstatt der durchaus fehlenden Klauen dazu dient, sich beim Laufen festzu- klammern. Fig. b. De Geer beschreibt diese Gattung schon ganz gut und zugleich 4 in Blu- men und in Pflanzen im Freien lebende Arten. 12 186 Die Gattung scheint über den gröss- ten Theil des Erdballes verbreitet, und sind jetzt schon zahlreiche Arten von derselben bekannt; wegen der Kleinheit entgehen die Thierchen aber der Beob- achtung leicht, Mit den lebenden Pflanzen, die jetzt aus allen Theilen des Erdballes in die Gärten Europa’s einströmen, bürgert sich auch so manches Insekt wärmerer Län- der in den Gewächshäusern ein, hier dem Gärtner zur ärgsten Plage wer- dend. DieSchwarzeFliege (Thrips hae- morrhoidalis Bouche) ist auch ein sol- ches eingeschlepptes Insekt. Dieses Thierchen vermehrt sich rasend schnell, siedelt sich auf der untern Seite der Blätter der Gewächshauspflanzen an, beschmutzt diese mit unzähligen kleinen dunkeln Flecken seines Auswurfes und bedingt durch Anstechen und Aussau- gen der Blätter das schnelle Vergelben oder eigentlich ein Weisswerden und endlich das Abfallen derselben. In den hiesigen Gärten richtet ein anderer 7ZArips, besonders an den Pflanzen der warmen Gewächshäuser, vorzugsweise aber an den Arten der Gattung Dracaena, arge Verheerungen an. Ohne solchen zu untersuchen, nahm man denselben ebenfalls für 7. Aaemor- rhoidalis Bouch£, da die Art der Schä- digung ganz dieselbe ist. Mit Untersu- chung nnd Vergleichung der schädli- chen Insekten beschäftigt , verglich ich auch diesen 7’Arsps und fand, dass die in St. Petersburger Gärten vorzugs- weise an Dracaener lebende Art noch eine durchaus neue unbekannte Art ist, die näher mit einigen von De Geer be- schriebenen Arten, als mit 7. kaemor- rhoidalis Bouch& verwandt ist. Ich nenne solche: Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. T. Draesenzaze, Das ausgebildete Insekt (Fig. ce stark . vergrössert) , 1/, Linie lang, schmal, bräunlich. Die kurzbehaarten Beine und Fühler heller, und nur die Oberschen- kel und das letzte, so- wie die beiden ersten Fühlerglieder schwärz- lich. Hinterleib mit 9 deutlichen Abschnitten, deren jeder einzelne Haare trägst. Flügel durchsichtig, schmutzig- weissgelb, da wo der Nerv sich theilt, eine deutliche schwarze Bin- de tragend , weiter vor noch 2 schwärzliche Flecken ‘oder undeutli- che Binden. Die Larve (Fig. d vergrössert) im frühesten Zustande weiss, im spätern gelb- lich-weiss, schon früh die Flügelansätze zei- gend, die Abschnitte des Hinterleibs mit län- gern steifen Haaren be- Setzt, Die Verwandlung geht sehr schnell. Will man das flüchtige vollkommene In- sekt beobachten, so braucht man nur ein mit Larven besetztes Blatt in ein Glas zu thun und dieses zuzubinden. Schon nach einigen Tagen haben sich dieLarven grossentheils in vollkommene Insekten verwandelt und diese schon wieder grosse Kolonien von kleinen Lar- ven abgesetzt. Die schwarzen Flecken auf den hel- len Flügeln unterscheiden diese Art s0- gleich von allen andern bekannten Ar- ten. T. kaemorrhoidalis Bouch£, die ein- zige bisher als schädlich auf Gewächs- Fig. ec. . II. Neue Zierpflanzen. 187 hauspflanzen beobachtete Art, ist matt- | sektenpulver, oder durch Bespritzen mit schwarz; Fühler und Beine gelblich; | einem stark verdünntem Absud oder De- Schenkel und Flügelbasis weiss. Die | coct vom Insektenpulver, oder auch ei- letzten Hinterleibsabschnitte roth. Larve | nigemal wiederholtes Räuchern, Trockne blassgelb, trägt am Hinterleib eine durch- | Luft befördert die Entwickelung des sichtige Blase. | Thierchens, daher ist auch schon häu- Die Vertilgung, wie die der gewöhnli-| iges Bespritzen ein gutes Gegenmittel. chen Schwarzen Fliege durch Abwischen (E. Regel.) oder durch Ausstreuen von trocknem In- il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Ma- getrennter Holzfasern, die Ränder scharf sta- gazine. chelspitzig gesägt, mit kurzen aber starken, doppelt gesägten Zähnen; die obere Blatiflä- che ist leicht concav. Die Blätter werden bis 4 Fuss und darüber lang, jung stehen sie aufgerichtet, legen sich später und beschrei- ben dann eine schöne Bogenlinie. — Cultur im temperirten Hause, nahe dem Lichte, im Sommer während der heissesten Zeit im Freien; sie lieben eine lehmige, bündige Erde und machen sich besonders schön auf Posta- menien, wo die Pflanze nach allen Seiten frei und ungehindert, sich am: Vortheilhafte- sten präsensirt. (Taf. 5030.) 2) Aeschynanthus tricolor Hook.; Cyr- tandreae. — Durch den Handelsgärtner Low in Clapton bei London neuerdings von Bor- neo eingeführt, sehr hübsch und besonders als Ampelpflanze empfehlenswerth; soll schon als kleine Pflanze leicht blähen. Zweige lang, kletternd oder hängend, an den Knoten Wur- zeln treibend, schwach flaumhaarig;, Blätter enlfernt stehend, gegenständig, kurzgestielt, ei- rund, kaum zugespilzt , am Rande und unter- halb leicht flaumhaarig ; Blüthen in armblüthi- gen (2 — 3) end- und blatiwinkelständigen Dolden; Kelch kurz, becherförmig, mit 5 kure zen, abgerundeten Lappen, dunkel braunroth; Corolle drüsig behaart, mit ziemlich kurzer gekrümmter Röhre und sehr schiefem, rachen- förmigem Saume, der ungefähr gleich lang ist als die Röhre, die Oberlippe aus 1, die Unterlippe aus 3 eirunden, abstehenden Lap- pen bestehend. Die Blume ist 1; — 2 Zoll 12% 1) Dasylirium acrotrichum Zuce. (D. gra- eile Hort.); Asparagineae. Eine schöne stalt- liche Pflanze, die in grösseren Sammlungen bereits häufig angetroffen wird unter dem Na- men Dasylirion gracile, und die ihrer impo- santen Tracht wegen eine dauernde Zierde der temperirten Gewächshäuser bleiben wird. — Die Gattung Dasylirium zählt bis jetzt 6 be- schriebene Arten, die sämmilich der an in- teressanten, überraschenden Formen so reichen Flora Mexiko’s angehören, und in ihrer Tracht am ersten mit schmal und langblättrigen Yucca- Arten verglichen werden können. Sie blühen nur selten in den Gärten, wahrscheinlich weil die meisten eingeführten Pflanzen noch zu jung sind, die Blüthe ist jedoch unwesentlich in decorativer Hinsicht, denn die Blumen sind klein und unbedeutend, obgleich der mäch- tige Blüthenschaft durch seine Höhe wenig- stens imponir. — Der kurze und dicke Stamm trägt eine sehr reiche Blattkrone, aus langen, sehr schmalen, graeil überhängenden Blättern gebildet, aus deren Mitte sich bei äl- teren Exemplaren ‘der hohe, aufrechte, mit Deckblättern besetzte Blüthenschaft erhebt, an der obern Hälfte tausende der eingeschlechlli- chen Blüthen (die Dasylirion - Arlen sind diö- eisch) in gedrängten Aehren oder Trauben tragend. Bei D. acrotrichum sind die Blätter aus breiler Basis linealisch-pfriemförmig , an der Spitze enden sie in einem Büschel trockener, GI I Tr SEE 1 a ee a I SL EEE BE I Toll EB a FI a a TB > use ET En 188 lang und auffallend bunt und schön gefärbt; Grundfarbe scharlach mit lebhaft gelb und rein schwarz breit gestreif. — Diese neue Art gedeiht wie die bereits bekannten Aeschy- nantihus am besten in niedrigen, feuchten Warm- häusern in einer humusreichen Laub- oder Moor- erde und wird sich am schönsten präsenliren, als Ampelpflanze gezogen. Vermehrung be- kanntlich überaus leicht aus Stecklingen. (Taf. 5031.) 3) Cattleya luteola Lindl. (C. flavida Kl. gehört nach Reichenbach als Synonym hierher *)'). Unter den meistens so prächtigen Cattieya- Arten wohl die anspruchloseste ; die für die Gattung kleinen Blumen sind hellgelb, nur die Lippe vorne durch orangegelbe Flecken gehoben und stehen in 3 — 5blüthigen kur- zen Trauben. Stammt von Brasilien. (Taf. 5032.) 4) Colletia cruciata Hook. et Arn. (C. Bictoniensis Lindl.); Rhamneae, — Ein durch seine Tracht auffallender Strauch, den Dr. Gillies zuerst an der Meeresküste von Banda oriental (Ostküste von Südamerika) sammelte, und der im südlichsten Theile England’s noch im Freien gedeiht, aber bei uns als Kalthaus- strauch zu betrachten ist. Die Gattung Colletia ist ausschliesslich in Südamerika, besonders in Peru und Chili einheimisch. Es sind sehr äslige,, fast blait- lose Halbsträucher mit kreuzweiss gestellten, ausgespreitzien Zweigen , deren Verästelungen aus blattarlig erweiterten, herablaufenden Dor- nen bestehen, die die Stelle der Blätter ver- treten, während die eigentlichen Blätter, sehr klein und hinfällig, nur an den jüngsten Zweig- spitzen sich spärlich vorfinden, oder ganz feh- len. Die kleinen glockigen oder röhrigen *%) Reichenbach zieht auch unsere C. Meyeri zu dieser Art, Nah verwandt ist sie aller- dings , sie unterscheidet sich aber noch durch lockere Scheinknollen (3 — 4 Zoll lang) längliche (nicht elliptische) 4 — 8 Zoll lange Blätter, länglich - lineare (nicht länglich - lan- zeitliche stumpfe) spitzliche Blüthenhüllblät- ter und horizontal abstehende Blumen. (E. R.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Blumen werden durch den Kelch gebildet (die Krone fehlt), der Saum ist 5-spaltig, nahe dem Grunde ist der Röhre eine ringförmige, nach innen eingerollte Scheibe angewachsen, die für die Gattung charakteristisch ist. Die vor- stehende Art erinnert durch die geflügelien, stachelspitzigen Aeste an Acacia alata, die grossen, blaltartigen, eiförmig-dreiseiligen Dor- nen stehen kreuzweise gegenständig , sie sind, obgleich grün, dennoch holzig und sehr ste- chend, und am Grunde herablaufend. An der Basis dieser Phyllodien ähnelnden Dornen tre- ten die kurzgeslielten Blüthen einzeln oder zu mehren gebüschelt hervor, sie sind nickend, gelblichweiss, wie von Wachs gemacht und ähneln in der Form den krugförmigen Blüthen von Andromeda oder Arbulus- Arten. ) (Taf. 5033.) 5) Gaultheria discolor Nutt.; Ericaceae.— In den temperirten Regionen der Bootan Hi- malaya-Gebirge durch Mr. Booth entdeckt und durch dessen Onkel Mr. Nutall eingeführt. Eine sehr elegante kleine Art, von allen übrigen durch die schön silberweisse Unlerseite der Blätter sogleich zu unterscheiden. Blälter et- wa Zoll lang, kurz gestielt, verkehrt eirund- lanzeitlich, zugespitzt, entfernt sägezähnig oberhalb dunkelgrün, unten silberweiss, we- nige Nerven, nahe dem Grunde der Mittelrippe entspringend, laufen fast parallel mit dem, Blaitrande. Blüthen in 6 — 8 blüthigen ach- selständigen Trauben, die kürzer als die Blät- ter sind. Blüthenstielchen gewimpert, mit Bracteen besetzt; Bracteen kurz, länglich spitzt; Sepalen eirund, spitz, am Rande fein gewimpert; Corolle krugförmig, im Schlunde bartig mit lebhaft rosenrothem Ööspaltigem Saume, übrigens wie Kelch, Deckblätter und Blüthenstielchen rein weiss. Staubfäden mit abstehenden Borstenhaaren beselzt, Antheren in 2 kurze Spitzen auslaufend, Fruchtknoten weichhaarig, Scheibe 10-zähnig. — Scheint als niedriger, reichblühender Kalthausstrauch Empfehlung zu verdienen. Culiur in sandiger Moor- oder Lauberde, Vermehrung durch Sa- men und wohl auch durch Stecklinge, (Taf, 5034.) 6) Pilumna fragrans Lindl.; Orchideae.— Eine interessante, sehr süss duftende central- amerikanische Orchidee, mit länglichen, ein- 1. Nene Zierpflanzen. blättrigen, 4 — 6 Zoll langen, fast runden oder leicht zusammengedrückten Scheinknol- len, am Grunde von 3—4 grossen, braunen, dünnhäuligen scheidenartigen Schuppen um- hüllt; Blätter länglich-lanzetilich, 6 — 8 Zoll lang, spitz übergebogen; der am Grunde der Scheinknolle enispringende Blüthenschaft trägt 2 — 3 oder (an sehr kräftigen Exemplaren) mehrere Blüthen in einer Fuss langen hän- genden Traube; Bracteen eiförmig - länglich spilz (nach Lindley’s Diagnose lanzeltlich und stumpf); Sepalen und Petalen gleich geformt, länglich-lanzettlich, zugespitzt, ausgespreitzt und leicht gedreht, blass gelblichgrün; Lippe sehr gross, am Grunde der Säule angewachsen und diese einhüllend , dann ausgebreitet, fast kreisrund, undeutlich 3lappig, reinweiss, im Schlunde mit einem orangefarbenen Fleck. Säule rund, keulenförmig; das Clinandrium von einer dünnhäuligen gezähnten Haube oder Anhängsel umgeben und vorne mit 2 abge- rundeien , ganzrandigen, fleischigen Oehrchen; Pollenmassen 2, hinten gespalten, mit kurzer Caudicula und linealischer Drüse. (Sir W. Hooker zieht die in der Garten- flora Jahrg. 1854, Taf. 78 abgebildete Tricho- pilia albida Wendl. ohne Weiteres als Syno- nyın zur Pilumna fragrans, irst sich darin je- doch sehr; denn obgleich sich diese beiden Pflanzen, oberflächlich betrachtet, sehr ähnlich sind in der Tracht, sind sie doch durchaus verschieden und in der Blüthe gar nicht zu verwechseln. Trichopila albida hat durchaus geruchlose, ganz weisse Blüthen, bei Pilumna fragrans ist nur die Lippe weiss, und die gelb- liehgrünen Blumen stark duftend, die erstere hat kürzere, nur 2 — 3blüthige Blumen- schäfte u. s. w. (Taf. 5035.) (E. 0.) b) Abgebildetin Illustration hor- ticole. 7) Begonia hybr. Mad. Wagner Versch. Diese in Verschaffelt’s Etablissement aus der- selben Befruchtung der B. Griffitbi und xan- !hina marmorea erzielte Form, wie die bereits besprochene B. hybr. Prince Troubetzkoy, ist unstreitig eine prachtvolle Biaitpflanze. In der Tracht und Haltung der B. xanthina marmorea sehr ähnlich, ist die Blattfärbung noch ungleich 189 reicher und schöner. Die Oberfläche ist fast ganz malt silberweiss, nur den Rippen entlang zeigt sich noch die dunkelgrüne Grundfarbe, auf der Unterseite ist das Silberweiss durch Hellgrün , das Dunkelgrün durch Roth erselzt und ausserdem zeigen beide Blatiflächen eine schmale rothe Randung. Die Blatt- und Blü- thenstiele sind lebhaft hochroih und dicht mit weichen, ebenfalls hochrothen Haaren beklei- det. Verschaffelt hat sie in seinem neuesten Verzeichnisse mit 40 Frances nolirt. (Taf. 161.) 8) Andromeda formosa Hort. (Comaro- staphylis? formosa Lem.) Ericaceae. — In den Gärten geht seit einigen Jahren eine Pflanze als Andromeda formosa, ebenso hübsch durch die gefällige, glänzend grüne, ausdauernde Belaubung, als durch die grosse Fülle, Eleganz und Zartheit der Blülhen ; wie von Schiller’s „Mädchen aus der Fremde,“ weiss Niemand mit Bestimmitheit zu sagen, woher sie kam; sie scheint nirgends weder abgebildet noch beschrieben zu sein. (Wäre es nicht vielleicht die Andromeda formosa Wall. (Pieris formosa D. Don.), abgebildet in Wight Ic. Ind. or. A, t. 1200?) — Nach Lemaire ist sie durch ih- ren 5-fächrigen. Fruchtknoten mit einsami- gen Fächern von Andromeda verschieden und gehört zu der Gruppe der Arbuteae, wahr- scheinlich zur Gattung Comarostaphylis. Bil- det einen niederen, kahlen, buschigen, inımer- grünen Strauch , mit wechselsländigen, ellipti- schen, zugespitzten, kurzgestielten , eiwa 4 Zoll langen Blättern, die schön glänzend grün, am Rande fein gesägt und von fester, ledriger Textur sind. Die hübsch weissen krugförmigen Blüthen stehen in vielblumigen, übergeboge- nen Trauben, die zu mehreren an der Spitze der Aesie erscheinen und zusammen eine rei- che Rispe bilden, deren Verzweigungen, wie die Blüthenstielehen, Bracteen und Kelbblät- ter braunroth gefärbt sind. Blüthenstielehen am Grunde mit einer Bractee, gegen die Mitte mit 2 gegensländigen Bracteen besetzt; Kelch- zipfel eirund-lanzetilich. Staubfäden am Grunde erweitert, behaart, Staubbeutel auf dem Rücken gegrannt, Grannen lang abwärts abstehend Fruchtknoten A40-rippig, 5-fächrig, kahl und glatt, jedes Fach einsamig. Eine hübsche, empfehlenswerthe Kalthauspflanze, die mit 190 Rhododendron, Azaleen ete. gleiche Cultur er- heischt. Vermehrung durch Samen, Ableger und auch durch Stecklinge von jungem, gereiftem Holz. (Taf. 162.) 9) Lupinus hybridus insignis. Eine in englischen Gärten gezüchtete annuelle Lupine, die ein Basiard sein soll, es wird aber die Abstammung nicht näher angegeben. Die grossen Blumen stehen in gedrängten Quir- len in einer sehr grossen, endständigen Traube, im Aufblühen weisslich, gehen sie bald in ein dunkles Rosenroth über; am Grunde der Fahne ist ein goldgelber Fleck. Da die Blu- men bekanntlich sich nach und nach ent- wickeln, zeigt jede Blumentraube ein schönes Farbenspiel aller Stufen zwischen Weiss und Dunkelrosa, wodurch sie sehr an Schönheit gewinnt. Kann als durchaus harle, in jedem guten Gartenboden gedeihende Pflanze gleich an Ort und Stelle ins freie Land gesäet wer- den. (Taf. 163.) e) Abgebildet in Belgique hor- ticole, 10) Persica vulgaris Mill. var. camelliae- fiora. Robert Fortune, in der Gartenwelt so bekannt durch seine zahlreichen Einführun- gen chinesischer Pflanzen hat schon vor Jah- ren, als er noch für die Londoner Gartenbau- Gesellschaft in China sammelte, zwei Abarien des Pfirsich, die gefüllte weisse und die ge- füllte rothe, eingesandt, die als prächlige Zier- sträucher auch ‚auf dem Continente bereits eine ziemliche Verbereitung gefunden haben. Neuerdings hat er wieder 3 neue und noch schönere Abarten an Herrn Glendinning, Han- delsgärtner in Chiswick bei London von China geschickt, die eine mit rosascharlach gefüll- ten, 2 Zol) im Durchmesser haltenden Blüthen, eine zweite mit panachirten fleischfarbigen, und eine dritte stark gefüllte mit lebhaft dun- kelroihen Blülhen; diese letztere hat wegen der Grösse, Fülle und Aehnlichkeit .der Blumen mit Camellien den Namen der Camelliaeflora erhalten, alle sind höchst willkommen als aus- gezeichnet schöne, im ersten Frühjahr blühende Ziersträucher, die wie der gewöhnliche: Pfir- sich, am besten in warmer, sonniger Lage, als Spaliere an Wänden gezogen ete. gedeihen. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Auf Früchte darf man bei ihrer Cultur aller- dings nicht rechnen, da sie als gefüllt selten und nur ausnahmsweise und einzeln Früchte ansetzen. ‚(E. 0.) d) Beschrieben in verschiedenen Zeitschriften. 11) Cheilanthes brachypus Knze.; Filices. — (Nothochlaena squamala Hort. Angl.) We- del kurz gestielt, länglich-lanzettlich, gefiedert, beiderseits von weissen Haaren zotlig, und ausserdem die Nerven, Rhachis und Wedel- stiel mit ovalen , zugespitzten, gewimperten rosibraunen Schuppen beselzt. Fiederblättchen länglich, stumpf, tief fiederlappig, die obersten fast ganzrandig. Lappen länglich, fast si- chelförmig. BER. Ein schönes und noch seltenes Farren- kraut mit 4—8 Zell langen Wedeln. Stammt aus Mexiko und gedeiht im trocknen Kalt- haus, ähnlich andern Cheilanthes- und No- thochlaena-Arten am besten. (Gard. Mag. pag. 772, Jahrg. 1857.) 12) Cheilanthes frigida Linden. ; Filices. (Myriopteris frigida J. Sm.) Wurzelstock krie- chend. Wedel lang gesiielt, dreiseitig- oval, 3—4Amal gefiedert, oberhalb kahl, unterhalb mit langen hellen Haaren beselzt; Fiedern ausgebreitet, die untern ungleichseitig; die se- cundären Fiederblättchen rundlich , kurz ge- stielt, die an der Spitze stehenden verkehrt oval, keilförmig. Das Indusium steht inner- halb des Randes und umgiebt continuirlich - die kleinen rundlichen Segmente. Ist der ächtenCh. lendigera verwandt, der Wedelstiel wird 8 — 10 Zoll und die Blait- fläche 7 — 8 Zoll lang. Von Linden aus Mexiko eingeführt, theilt es mit der vorher- gehenden Art gleiche Cultur. — (Gard. Chron. ]. ce.) 13) Bouvardia Oriana Pars. Soll ein Bastard zwischen B. leiantha und longiflora sein, hat jedoch nur das Ansehen einer Form von B. leiantha mit zahlreichern und grössern Blüthen. Wie die schöne B. leiantha blühet auch diese sowohl im Sommer dankbar, wenn sie auf sonnigem geschütztem Standort ins freieLand gepflanzt wird, wie sie ferner auch den ganzen Winter hindurch im temperirten Hause fast unaufhörlich blühet. Herr Parson II, Neue Zierpflanzen. in Brighton erzog diese neue Bouvardia und übergab sie der Handelsgärtnerei von Hender- son zur Verbreitung. — (Allg. Griztg.) 14) Galphimia hirsuta Cav.; Malpighia- eeae. — Die Allgemeine Gartenzeilung giebt eine Abbildung dieser als G. mollis in den Gärten verbreiteten Pflanze. Strauch mit rau- her Behaarung. Blätter ellipiisch. Blumen- blätter länglich-oval, genagell. Blumen in end-oder seitenständiger , im jungen Zustande etwas eingerollter Traube von fast 3 Zoll Länge; sie sind gelb und erscheinen im Herbst im Warmhause. Wächst im tropischen Ame- rika. — 15) Coelogyne assamica Linden et Achb. fl.; Orchideae. Eine neue Art mit ochergel- ben, braun nüangirten Blumen, die Linden aus Assam einführte.e Blumen in Trauben. Sepalen länglich -lanzettlich, spitz, die seilli- chen oberhalb des Mittelnerven gekielt. Pe- talen linear spitz, fast sichelförmig. Lippe länglich, am Grunde beiderseits halbherzför- mig, in der Mitte zusammengezogen und un- mittelbar oberhalb 3lappig;; Seitenlappen spitz; Mittellappen halb oval, speerförmig. Auf dem 191 Lippengrunde niedergedrückte, flache, lineare Platten (Schwielen), welche zimmtbraun sind. (Allg. Grtzig.) 16) Zwei neue Birnen. Als Huyshe’s Ber- gamot und Victoria Pear, empfiehlt das Gar- dener’s Chroniele 2 Birnen, die durch Bastar- ‚dirung von Gansel’s Bergamot und Marie Louise entstanden sind. Beide zeichnen sich dureh Wohlgeschmack, Grösse, und besonders dadurch aus, dass sie sich für England’s Kli- ma, wo die Birnen schon weniger gut reifen, noch vollkommen gut eignen. 17) Ilex Fortunei Lindl. Blätter lederar- tig, immergrün, länglich, gerandet, beiderseits spitz, fast sitzend, an der Spitze in einen Mucro ausgehend. .Blüthendolden vielblumig, sitzend, mit starken Blüthenstielchen, die den 4. Theil der Länge des Blattes erreichen. Bee- ren fast kugelig, 4 Steinfrüchtchen enthaltend. — Ward durch Fortune in China in der Ge- gend Hwuy-chou entdeckt, wo er hübsche Bäumchen bildet, die sich im Dezember mit roihen Beeren belasten. Jung gleicht er dem I. cornuta, alt mehr einem ganzblätterigen TI. Aquifolium. Ist in dem Besitz des Herrn- Glen- dinning zu Turnham Green. I. Notizen. 4) Berichtigung. Im Februarhefte der Gartenflora pag. 58 ist in dem Berichte über die Dresdner Blumen - Ausstellung, Herr Geitner in Zwickau genannt als Einsender einer blühenden Locheria (Tydaea) magnifica, Cinehona nobilis, Brassaiopsis speciosa und anderer neuer und werthvoller Pflanzen. Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn Dr. Laurentius in Leipzig, waren jedoch diese Pflanzen bis auf Ouvirandra fenestralis und Dionaea Museipula, die von Herrn Geitner ausgestellt waren , aus seiner Gärtnerei einge- sandt, und erhielt er dafür zwei ersle Preise, — In seiner Einsendung befanden sich aus- serdem noch an besonders nennenswerthen Neuheiten, ein blühendes Uropedium Lindeni, ein blühendes Imantophylium miniatum, 5 Ar- ten von Anoectochilus, Maranta regalis, Helico- nia metallica u. s. w.— (E. 0.) 2) Zwei empfehlenswerthePflan- mensorten sind nach dem deutschen Obst- kabinet (1857, IV. sect., 4. Lieferung): a) de Schöne von Schöneberg oder roihgefleckte Goldpflaume , schon seit einigen Jahren in dem Cataloge des Herrn Aug. Nap. Baumann in Bollwiller aufgeführt ; eine Frucht ersten Ranges, die im September reift; Form rund , Haut rothgelb mit blutroth getüpfelt; das goldgelbe Fleisch löst sich leicht vom Stein, ist sehr süss und hat das Arom der Goldpflaume (drap d’or), der sie überhaupt sehr ähnlich ist, nur sind die Früchte etwas grösser und mehr gefleckt und der Wuchs des Baumes ist ein anderer. Der Baum ist 19 sehr ertragreich, aber die Früchte sind sehr empfindlich gegen Nässe und werden von den Wespen sehr nachgesucht. b) Die Nikitaner blaue Früh- zwetschge; Form oval, mit undentlicher Furche, die dunkelblaue fast schwarze Haut mit vielen feinen gelblichgrauen Punkten und siark hellblau bereift, ist dick und von elwas bitterm Geschmack. Das Fleisch ist gelblich- weiss, zart, süss, aber kaum von allererster Qualität, und löst sich auch nicht vom Steine; ihre Haupteigenschaft ist die frühe Reifzeit, diese Sorte ist die früheste aller blauen Pflau- men und überdies ist der Baum fruchtbar. (E. O. nach Belg. horticole.) 3) Die Tamarinde (Tamarindus indica) orsprünglich in Ostindien zu Hause, hat sich jetzi auch über Arabien, Aegypten und die warmen Zonen Amerika’s verbreitet. Sie ge- hört zu der Gruppe der Caesalpinien in der Familie der Leguminosen. Es ist ein hoher stalllicher Baum mit verworrenen Aesten und hübschem gefiedertem Laube. Die gelben Blumen kommen in endständigen hängenden Trauben an den Spitzen der Zweige, die Frucht ist eine dicke, nicht aufspringende, et- was gebogene, 2 — 3samige Hülse, deren breiarliger Inhalt den Tamarindensaft liefert, dessen säuerlicher Geschmack von den Be- wohnern der heissen Länder sehr geschätzt wird, indem sie ihn, mit Wasser vermischt, als ein sehr erfrischendes, dursistillendes Ge- tränk vielfach benutzen. Bei uns wird der mit Zucker oder Syrup eingekochte Tamarin- densaft fast ausschliesslich als leicht abführen- des Arzneimiltel nur für medicinische Zwecke benutzt; der Verbrauch ist jedoch so beträcht- lich, dass England allein jährlich etwa 100 Schifistonnen (ungefähr 2000 Ceniner) dieser Substanz einführt. (E. O. nach Belg. horticole.) 4) Der Olivenbaum (Olea europaea L.) schon seit undenklichen Zeiten in Cultur, stammt aus Afrika und ist jetzt für Spanien, Südfrankreich, Portugal, Italien, Griechenland u.5. w. eine der wichtigsten Quellen des na- tionalen Wohlstandes. Diesseits der Pyrenäen und Alpen ist seine Cultur nicht mehr loh- nend, dasKlima nicht mehr seiner Entwicklung Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. günstig. Der Baum erreicht gewöhnüch nur geringe. Dimensionen, die schmalen silber- grauen Blälter und die Tracht des Baumes erinnern an unsere Weidenbäume. Die klei- nen weissen Blülhen stehen in kurzen blatt- winkelständigen Trauben , die Frucht in Form und Farbe einer Eichel ähnlich , ist oval von bläulich-grüner Farbe und enthält einen sehr harten Stein; ursprünglich ist sie aus 2 ein- samigen Fächern gebildet, ein einziges Fach entwickelt sich, während das andere fast im- mer verkümmert. Das Oliven- oder Baumöl, diesesso vielfach und in so ungeheurer Quan- tität gebrauchte Oel ist das wichtigste Produkt, das aus diesen Früchten gewonnen wird. Während der Monate November und Decem- ber werden dieOliven geerntet und im Freien in. Haufen aufgeschüttet, wo sie einige Zeit liegen bleiben ; sie werden dann in einer Mühle zermalmt und gepresst und das ablau- fende Oel giebt das feinste Baumöl erster Qualität. Der Rückstand aus der Mühle wird dann mit heissem Wasser abgebrüht und da- durch ein Oel zweiter Qualität gewon- nen. Das Olivenöl ist je nach dem Lande, wo es gewonnen, und nach der Bereitungs- weise, von sehr verschiedener Güte, von dem feinsten Lucca-Oel, das man nur als Speiseöl benutzt, bis zum ordinären spani- schen, das zum Einschmieren der Räderwerke an Maschinen seine Verwendung findet. Es wird auch vielfach mit anderen billigeren Oelen gefälscht; das einfachste Mittel, solche Fälschungen zu entdecken, besteht darin, dass man das Oel in einer Flasche tüchtig schüt- tell; wenn es gefälscht ist, wird es stark schäumen, während das reine Olivenöl durch- aus nicht schäumt. — Die unreifen Olivenfrüchte werden auf ver- schiedene Weise in Essig, Salz oder Gewür- zen eingemacht, und dienen als Dessert; ihr Geschmack ist aber nicht für Jedermann’s Gau- men angenehm; sie sollen hauptsächlich den Appelit anreizen, sind aber schwer verdaulich, und ihr Genuss daher nicht eben zu empfeh- len. (E. 0. nach Belg. horticole.) 5) Ausdauer einiger Palmen in Nizza: Das milde herrliche Klima von Nizza , bedingt durch die gegen Norden und II, Osten durch Berge geschützte Lage der Stadt unmittelbar am miltelländischen Meere ist längst bekannt, und daher ist Nizza seit Jahren der Zufluchtsort für Brustleidende, die dort den Winter zubringen und Heilung suchen von der milden , stärkenden Seeluft. Der Graf von Pierlas, ein eifriger und erleuchteter Garten- freund, hat in semem Garten zu Nizza schon vor mehreren Jahren eine Anzahl Arten von Palmen und Cycadeen ins Freie gepflanzt ver- suchsweise, und theilt darüber Folgendes mit: „DieChamaedorea elegans und Ch. me- xicana, Chamaeropsarborescens, Ch, excelsa, Ch. fragilis und Ch. Mar- tiana, Cycas revoluta, Jubaea spec- tabilis, Latania borbonica und Jen- kinsoniana, Phoenix dactylifera und Rhapis flabelliformis befinden sich in meinem Garten in üppigster Gesundheit, und entwickeln sich prächtig. Areca rubra da- gegen kam nicht fort, und starb im zweiten Jahre der Anpflanzung. Ich cultivire auch den Calamus equestris und Sabal Adansonii, die verhältnissmässig sehr hart sind und mit Jubaea spectabilis und Chamaerops Martiana zu den robuste- sten Palmen gehören. Elate (Phoenix) sylvestris scheint zärtlicher, denn ihr Wachs- ihum ist weniger kräfig. Die Latania und Cycas revoluta gedeihen herrlich und nichts gleicht ihrer Kraft und Schönheit; die letztere, die in Gewächshäusern gewöhnlich nur jedes zweite Jahr einen neuen Trieb macht, treibil hier alljährlich und hat in diesem Jahre 35 neue Wedel gebildet.“ — Die mittlere Jahrestemperatur in Nizza ist + 15° Centigr., die mittlere Wintertempe- ratur beträgt -4- 90 Centigr. und im Sommer sind 4 22° Cent. die mittlere Temperatur; die grösste Kälte , die dort beobachtet wurde, beirug — 9° Cent. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass im südlichsten Frankreich, in Italien, Spanien und andern südlichen Län- dern, manche prächtige Palme an geschütz- ten Lagen im Freien gedeihen kann. beson- ders wenn man noch die Vorsorge trifft, sie bei eintretender aussergewöhnlich strenger Kälte zu schützen, und dass sie auch in un- sern Warmhäusern im Winter nicht die hohen Temperaturgrade verlangen, die man im All- Notizen. 193 gemeinen als nothweudig zu ihrem Gedeihen hält *). (E. 0. nach Flore des Serres.) 6) Cultur der weisenLilie. (Li- lium candidum L.) Neben der Masse der in unsern Gärten sich verbreilenden Neuig- keiten darf so mancher alten Pflanze immer- hin noch eine Ehrenstelle eingeräumt werden. Unter diesen steht für den Garten im Freien neben der Rose die weisse Lilie voran. Wäh- rend von der erstern durch Kunst neu erzielte Spielarten das lang Bekannte nur in andern Nüancen dem Auge präsenliren müssen, da hat die zweite das weisse Festgewand nicht abgelegt und wie zur Zeit der Alten trägt sie jetzt noch Blumen und Kraut. Ist es nun Vernachlässigung, dass diese Pflanze in den Gärten seltener wird? Jene Pflanze, die all den Genossen, angelhan mit dem Gewand der neuesten Mode, in ihrer alten unveränder- ten edlen Einfachheit, stolz und mit dem Selbstbewusstsein zur Seite treten kann, dass sie über der Mode stehe, Sah man sie doch früher so häufig massenhaft in den Gärten stehen und schien sie doch gerade jene Gär- ten besonders zu lieben, die nach altem Schnitt ihre Wege und Beete formten und den Ideen der Neuzeit nicht huldigen wollten! Die Cultur der weissen Lilie ist gar sehr einfach. Sie liebt einen nahrhaften sandigen Lehmboden oder auch Gartenboden, der meh- rere Jahre nicht mehr frisch gedüngt ward. Hier pflanze man sie auf besondere Beete 3—4 Zoll unter der Erde. Zum Verpflanzen ist die beste Zeit der Ausgang des Sommers, wenn das Kraut abstirbt. Lässt man hier die Zwiebeln, ohne sie zu stören, stehen, dann werden sie auch dankbar blühen. Störung derselben zur Zeit der Vegetation im Frühling, zu hohes oder tiefes Legen der Zwiebeln, das bedingt das Vergelben der Bläiter und den kränklichen Zustand blüthenloser Pflanzen, wie man sie in den Gärten jetzt so oft sieht. Es ist daher auch die Umänderung der Gär- ten nach neuerm Styl und in Folge dessen ®) Das grosse Palmenhaus des Petersbur- ger Gartens wird im Winter auf 8 — 90 R. gehalten, (E R.) 194 das Verpflanzen der Zwiebeln, sei es zur unrechten Zeit oder an Orten, wo sie häufig gestört werden, der Grund, dass sich diese schöne Pflanze der guten alten Zeit noch nicht so recht in die neue Ordnung finden will. Die weisse Lilie ist bekanntlich ganz hart und erträgt den Winter Deutschland’s ohne alle Deckung. Im Petersburger Klima verlangt sie starke Laubdecke im Winter. (E. R.) 7) Unterseeische Waldungen in Frankreich. Nach den neueren Untersu- chungen, besonders denen Durocher’s, finden sich vom Ausfluss der Seine bis zu dem der Loire an den Meeresküsten Frankreichs bedeutende unterseeische Waldungen. Die gleiche Erscheinung ist auch neuerdings in Nordamerika vielfach beobachtet worden. Es sind dies Waldungen unserer Schöpfungsepo- che, welche in, wie es scheint, nicht allzufer- ner Zeit durch Ueberfluthung des Meerwassers abstarben und versanken. Jetzt tragen jene Küsten Frankreich’s keinen Baumwuchs mehr. (Bot. Wochenbl.) 8) Trapa bicornis (Chinesische Was- sernuss). Dieselbe trägt noch grössere Nüsse als unsere einheimische Wassernuss (Trapa natans) und wird auf den seichtern Gewässern China’s vielfach angebauet. Frisch genossen, gewährt die Frucht eine gesunde angenehme Speise, getrocknet wird sie zu Mehl verwandelt und als Brei genossen. Die Pflanze selbst verhindert die schädlichen Ausdünstungen und machtjene wasserreichen Gegenden gesunder. — (Bot. Wochenbl.) 9) Wermuth, einMittel gegen den Kornwurm. Nach Dr. Lenger vertreiben wenige in vom Kornwurm bewohnte Haufen Getreides eingesteckte Wermuthzweige, den Kornwurm vollständig aus demselben. (Bot. Wochenbl.) 40) Araucaria Bidwilli. Eine der schönsten Tannen Neuholland’s, welche in neuerer Zeit auch in den Gewächshäusern Deutschland’s in vielen schönen Exemplaren zu finden ist. Der Baum überragt alle andern an Höhe und oft soll man Stämme finden, die erst bei 160 Fuss Stammhöhe die horizonta- len wirtelförmigen Aeste aussenden. Nur frei stehende Exemplare sind von unten auf mit Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Aesten versehen. Die mächtigen Zapfen rei- fen nur in der Spitze, werden bis 12 Zoll lang und bis 22 Zoll dick. Die Einwohner sammeln sie, denn es bilden die Nüsse der- selben geröstet ein beliebtes und wichliges Nahrungsmittel. Die Bäume werden von den verschiedenen Volksstämmen als Eigenihum betraehtet, und es sollen sich sogar Gefechte um deren Besitz entspinnen. (Hamburg. Griztg.) 11) Essbare Früchte von Ribes Pursh. — Im Garten des Museums zu Pa- ris sind durch Aussaaten des R. aureum meh- rere Arlen hervorgegangen mit grossen rothen essbaren Früchten. Dieser aus Nordamerika stammende Strauch mit seinen gelappten Blät- tern und goldgelben, massenhaft erscheinen- den Blumen gehört seit langer Zeit zu den Lieblingen unserer Bosquete. In den Gärten und im wilden Zustande kommen mehrere Formen desselben vor , welche als R. palma- tum, tenuiflorum u. s. f. beschrieben und ver- breitet sind. Wenn von demselben nun auch noch Abarten mit essbaren, unseren Johan- nisbeeren ähnlichen Früchten gewonnen wer- den, so gehört er zu den wenigen Pflanzen, welche zugleich Nutz- und Zierpflanzen sind. Abgebildet sind diese neuen Varietäten Fig. 17 Revue horticole 1853. Haben sich solche be- währt? (E. R.) 42) Pilze allenthalben. Hohle Zähne sollen nach der Entdeckung eines Arztes von mehreren Thier- und 2 Pflanzengattungen, die sich als Schmarotzer ansiedeln, ausgehen. Das Ausbürsten der Zähne mit feiner weisser Seife soll das einzige Mittel sein, die Zähne gründ- lich zu reinigen. — Wir geben dies wieder, glauben aber nicht daran, dass jene Schma- rotzer, wenn sie vorhanden, wirklich die Ur- sache sind. — : 13) Die Ursache der Erkrankung der Kartoffeln. Herr Dr. Speerschneider hat eine Reihe von Versuchen gemacht, indem er Kartoffeln legte, die mit erkranktem Kraute oder auch nur mit den Sporen des auf die- sem lebenden Schwammes, der Perenospora infestans, in unmiltelbare Berührung gebracht wurden, während andere ohne erkranktes Kraut gelegt wurden. Die ersteren erkrank- ten nach einer bestimmten Zeit, die anderen M. : Notizen. nicht. Junge dünnschalige Kartoffeln sollen viel schneller erkranken und Herr S. behaup- tet sogar, dass er die Sporen des Kartoffelpil- zes auf der Kartoffelknolle habe keimen und den von dieser gebildeten Schlauch ins Ge- webe des Kartoffelknollens habe eindringen sehen. Er nimmt ferner an, dass Fusisporium Solani nur eine andere Form der Perenospora infestans sei, und dass die Kartoffelknollen immer zuerst und in Folge dessen erst das Kraut erkranke. — (Bot. Zeitg.)*). *) Wir können damit durchaus nicht einig gehen, denn es stimmen alie andern Beobachter darüber überein, dass erst das Kraut und dann die Knollen erkranken. Sind des Herrn S. Versuche richtig, so würden diese allerdings beweisen, dass der Pilz des Krautes auch die unmittelbare Ursache der Knollenfäule wäre. Hier müssen aber erst fernere Beobachtungen, die von Herrn S. als Thatsachen gegebenen Beobachtungen bestätigen. Uns scheint es bis jetzt unwahrseheinlich, dass die Sporen des Pilzes des Krautes die Knollenfäule un- mittelbar bedingen. Andererseits müssen wir auch unsere bescheidnen Zweifel äussern, dass 'erquickenden Schalten. 195 14) Der Botanische Garten auf Isle de France. — Ein wahres Para- dies auf Erden, in welchem die schönsten Formen der Tropenwelt zusammengetragen sind. Lange Alleen prächliger Palmen bilden Perspecliven, wie sie die Architeelür nimmer schaffen kann; hohe Mangobäume gewähren Zwischen ihnen lie- gen kleinere Parthieen, die ihren ursprüngli- chen Charakter beibehalten. Ein Bach schlän- gelt sich durch Dickichte von 40 — 50 Fuss hohen Bambus-Rohren, um später hier und da kleine Teiche zu bilden. Als eine der interessantesten Pflanzen wird die Ravenala madagascariensis genannt. Der Baum, heisst es, gleicht einem Riesenfächer, fängt mit seinen 15—20 Fuss langen Blättern das Regenwasser auf, und führt dieses dem Stamme zu. Durch Anbohren desselben kann sich der durstige Wanderer stets ein erquicken- des Getränk verschaffen, weshalb der Baum dort arbre des voyageurs genannt wird. — (Bot. Zeitg.) der Pilz des Krautes (P. infestans) mit dem Pilz der Knolle (Fusisporium Solani) identisch (E. R.) sei. — W. Literatun. 41) Oberdieck und Lucas, Beiträge zur Hebung der Obsteultur. 4857. Verlag von Karl Aue in Stuttgart. — Das vorliegende Werkchen beantworlet zunächst die Frage: Welche Mittel haben sich erfahrungsgemäss zur Emporbringung und Verbreitung des Obstbaues bereits bewährt und welche wären zur Erreichung dieses Zweckes noch zu versuchen. Es werden als Mittel: Vereine, Ausstel- lungen , Begründung von Gemeinde- und Di- strikt- Baumschulen, Belehrung durch die Schullehrer', Anstellung von Gemeinde-Baum- wärtern, Herausgabe populärer Schriften über Obstbau, Anlegung von Muster-Obstgärten und endlich die Maassregeln genannt, welche die Regierung zum Schutz und zur Förderung der Obsteultur ergreifen sollte. Der zweite Abschnitt handelt über Anlage einer grösseren Obstbaumschule und Pomolo- gischen Gartens. Lucas stellt die Ansicht auf, dass solche pomologische Gärten der wichtigste Stützpunkt sind, um den Obstbau auf die höchste Einträglichkeit und Vollkom- menheit zu heben. Solche pomologische Gär- ten sollten in allen Provinzen Deutschland’s entstehen. Der Rest der Schrift ist nun aus- schliesslich der Errichtung eines solchen Po- mologischen Gartens in Verbindung mit einer pomologischen Lehranstalt gewid- met. Herr Lucas hat hier die in Hohenheim gesammelten reichen Erfahrungen zu Grunde gelegt, geht mit vollkommenster Sachkennt- 196 niss ins Detail ein und giebt Plan und Ko- stenberechnung. Die letztere zeigt, dass ne- ben dem hohen Nutzen, den eine solche An- stalt schafft, das Unternehmen auch ein nutz- bringendes ist. — Die Namen der beiden Herren Verfasser sind genügend Bürge für die Gediegenheit der Schrift, deren Studium wir mit Ueberzeu- gung anempfehlen können. Nur in einem sind wir nicht ganz einverstanden, nämlich ge- rade in dem Gesichtspunkt: Ob es nämlich wirklich durchaus zweckmässig sein würde, auf Staatskosten so viele grössere Pomologi- sche Gärten, verbunden mit einer Lehranstalt und Baumschule einzurichten. Wir verken- nen den grossen Nutzen solcher Anstalten durchaus nicht, allein wir glauben, dass es genug sein würde, wenn jeder Staat eine, oder Siaaten ersten Ranges einige solcher Mustergärten anlegen würden. Soviel genügt um das Beispiel zu geben, und eine sichere Bezugsquelle nachzuweisen. Ist das Unter- nehmen so vortheilhaft, wie es von L. ge- schildert wird, woran nicht zu zweifeln ist, dann überlasse man es dem Privatmanne, sol- che Anstalten ins Leben zu rufen, oder unter- stütze nur solche Unternehmungen durch Ca- pitalien, anstatt durch Anlage zu vieler Staats- Anstalten dem Privatverkehr Concurrenz zu machen. Zudem beruht ja das ganze Gedeihen solcher Anstalten auf der einen Persönlichkeit, die zu deren Leilung berufen ist. — Beschränke man sich also auf Unter- siützung derartiger Unternehmungen im In- teresse des Landes versage man aber letztere dem als befähigt Erkannten nicht und behalte sich dagegen nur vor, ein Wort milzuspre- ehen bei der Einrichtung solcher Gärten und Lehranstalten. (E. R.) 2) J. G. Meyer. Der rationelle Pflanzen- bau. 1. Theil. Die Lehre von der Ent- wässerung des Bodens. Erlangen 1857. — Der Verfasser, der unsern Lesern schon aus verschiedenen Artikeln bekannt ist, die er in der Gartenflora veröffentlichte , beginnt ein allgemeines Werk über Pflanzenbau mit der Lehre von der Entwässerung des Bodens. Es ist dies in neuester Zeit ein vielfach bespro- ehener Gegenstand, dessen Nutzen für Land- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, und Gartenbau von alien Seiten anerkannt ist, so dass einfache und praktische Anleitungen zur zweckmässigen Ausführung immer noch eine willkommene Gabe sind. Der Verfasser bespricht die verschiedenen Arten der Ent- wässerung und giebt mit Beispielen versehene Anleitung zur Entwässerung nach den neue- sten Erfahrungen. (E. R.) 3) J. G. Meyer. Der rationelle Pflanzenbau. II. Theil. Populäre praktische Geometrie und die Gutstaxation. — Erlangen 1858 bei Ferd. Enke, Wir haben hier den ?2. Theil, des unler Nr. 2 angezeigten Werkes vor uns. Der Verf. versucht es, in demselben allen denen, wel- che die nöthigen mathematischen Vorkennt- nisse nicht besitzen, die Anleitung zu geben, wie sie Grundstücke ausmessen und nach dem verjünglein Maasstabe aufs Papier übertragen können, wie der Quadratinhalt derseiben zu berechnen ist, und wie ferner Körper nach ihrem kubischen Inhalt berechnet werden kön- nen. Mit andern Worten, es enthält dieses Buch eine aus der Praxis entnommene Anlei- tung zur Messkunst, welche von den einfach- sten Gegenständen allmälig zu den compli- cirteren übergeht und sehr gut allen denen - als Lehr- und Handbuch dienen wird, die mit solchen Arbeiten zu ihun haben. Der gewöhnliche Fehler, den solche popu- läre Werke haben, dass sie mit einer Menge von complieirten Messinstrumenten manipu-- liren, die nur den eigentlichen Berufsmännern zugänglich sind, oder auf der andern Seite viel mehr Vorkenntnisse voraus setzen, als sie annehmen, ist hier nicht begangen. Jedes In- strument und dessen Anwendung wird erklärt, praktische Beispiele werden für alle vorausge- setzten Messungen und Berechnungen gege- ben und so wird dieses Buch seinem Zwecke sehr wohl entsprechen. Der zweite Abschnitt enthält eine Anlei- tung zur Bestimmung des Ertrags und des Werlhs der Grundstücke und berücksichtigt dabei die Boden- und Lagenverhältnisse der- selben. (E. R.) 4) Koch, Prof.Dr. Karl. Hülfs- und Schreib- kalender für Gäriner und Gartenfreunde IV, Literatur. auf das Jahr 1858. UI, Theil. Berlin, Ver- lag von G. Bosselmann. Es iheilt sich dieser Kalender in 2 Ab- theilungen. Die erste derselben zum Eintra- gen von den verschiedenen Notizen bestimmt, die der Gärtner täglich zu machen hat und hierzu praktisch als kleines Taschenbuch ein- gerichtet und eingetheilt. Die zweite Abthei- lung enthält so manche nützliche Nachricht und Mittheilung. Zunächst ein Verzeichniss aller Handelsgärten Deutschland’s. Ferner ei- nen Aufsatz von F. Jühlke über Cultur und Verwendung einiger Gräser zur Verzierung und Blumenbouquets. Es ist alles Modesache, die Gräser wurden früher in dem Blumengar- ten gar nicht geachlet, jetzt nehmen manche derselben eine geachlete Stelle als Decorations- pflanze ein und ausserdem beginnt man, alle jene zu culliviren, die man zur Verzierung von frischen nnd irocknen Blumenbouqueis verwenden kann, Jühlke zählt die wichtig- sten derselben auf und bespricht sie. Es folgt ein Artikel von K. Koch über die China- Aster und deren Abarten. G. A. Fintel- mann’s Aufsatz über die Pflege der Zimmer- pflanzen ist für weite Kreise von Interesse. Gärdt giebt einen Bericht über Bepflanzung und Ausschmückung des Rasenplatzes vor den Orangerien im Garten des Herrn Borsig zu Moabit. Von besonderem Interesse ist ein Aufsatz des Herrn Stelzner über England’s Gärtnereien. Von den Blumen-Ausstellungen sprechend, sagt der Verfasser, dass die, welche er in Regent’s Park gesehen, die zweckmässigste war, denn dort hätte man von jedem der ver- schiedenen Eingänge einen Totaleindruck über das Blumenmeer gehabt, das hier dem Auge sich darbot. Im Krystall-Pallast verlieren sich die Pflanzen in den immensen Räumen zu sehr, und ausserdem lenken viele andere Ge- genstände die Aufmerksamkeit ab. Als be- sonders schöne Pflanzen, die sich auf den Ausstellungen fanden, werden unler andern verschiedeneu Orchideen und Farren genannt. Chamaecyparis thurifera, eine Co- nifere aus Mexiko soll sehr schön sein. Larix Kaempferi aus China von For- une eingeführt, sei die schönsteihres Geschlechts. Cupressus Lawsoniana ähnelt der Cha- 197 maecyparis nulkaensis, ist aber zarter und fei- ner. Unter den Meuholländern fanden sich viele Schaupflanzen von einer Schönheit, wie sie auf den Ausstellungen des Continentes noch nicht gesehen wurden. Blattpfllanzen sah man noch wenig und haben hier auch in der Behandlung dersel- ben die Engländer von den Deutschen noch zu lernen. Azaleen und Pelargonien in aus- gezeichneter Schönheit, wie solche auf dem Continent noch nicht erreicht ward. Von neuen Varietäten won Rhododendron waren R. Veitchii und R. Princesse Royal durchaus die schönsten. Der Krystall-Pallast ist einzig in seiner Art. Man denke sich ein Gewühl von 20 — 24000 Menschen, unter denen die reichen Toiletten der Damen dominiren, dazu das Plätschern der Fon- tainen, die schmelzenden Töne von Musikchö- ren abwechselnd mit Orgelspiel, und dazu jene Pflanzenmassen in den ungeheuren Gebäuden, und man hat das grossartige Bild einer sol- chen Ausstellung. — In einer der Abtheilun- gen findet sich auch der Rindeneylinder des untern Theils des Stammes einer Wellingto- nia, der ganz unverletzt aufgestellt ist und im Innern einen Durchmesser von 2% Fuss zeigt. Kew mit seinen Pflanzenschätzen ist ein eigentlicher National-Garten geworden, den zu bereichern , jeder Engländer bereit ist. Der Garten im Freien .wetteiferl mit den Gewächs- häusern an Reichthum und Schönheit. Von den vielen Seltenheiten wollen wir nur wie- derholen , Angiopteris evecla, ein Farrenbaum mit 46 Wedeln von 10 — 12 Fuss Länge. Stangeria paradoxa, eine prächlige, auf dem Festlande noch unbekannte Cy- cadee. — Dropmore-Garten zeichnet sich durch schöne Coniferen aus, welche dort im Parke im freien Lande stehen. Araucaria imbricata 40 Fuss ‘hoch. Abies Douglasii 50 Fuss hoch, welche wie Abies nobilis zu den schönsten Coniferen gehört. Die letztere übertrifft noch die Abies Nordmanniana an Schönheit und dürfte in Deutschland vielleicht eben so hart als Abies Nordmanniana sein. Cryptomeria japonica und Taxodium semper- virens über 30 Fuss hoch. Abies Webbiana hatte vom Froste gelitten. vn 198 Der Garten des Herrn Rucker zu Wands- worth bei London. enthält eine der reichsten Sammlungen an Orchideen und Farren. Sion-House, die Besitzung des Her- zogs von Northumberland ist durch seine Trei- bereien berühmt. Auch Bananen (Musa Ca- vendishii) werden dort in grosser Zahl gezo- gen. Die Pflanzensammlung ist zwar nicht bedeutend, aber ausgezeichnet durch seltene Medicin- und Nutzpflanzen aus den Tropen. So sieht man hier die Muskatnuss (Myristica moschata), den Mangostan (Garcinia Man- gostana), den Brodbaum (Artocarpus in- cisa) in einem 16 Fuss hohen Exemplare, den Kakaobaum (Theobroma Cacao), der so eben in voller Blüthe stand. Chatsworth, die Besitzung des Her- zogs von Devonshire, ist durch den 11 engli- sche Meilen im Umkreise haltenden Park merk- würdig. Unter den Gewächshäusern hat das grosse Conservatorium eine Berühmtheit er- halten. Dasselbe ist 300 Fuss lang und 65 Fuss hoch und war der erste grossartige Bau, der nach der neuen Construclion ausgeführt ward. Die Pflanzen-Sammlungen zu Chatsworth sind weniger reich an Arten, als an schönen gros- sen Exemplaren. So hatte z. B. ein Dendro- bium Gibsoni gerade 1400 Blüthentrauben zur gleichen Zeit entwickelt. In dem Garten des Marquis von West- minslter herrscht bei einem Durchmesser von 3 englischen Meilen dennoch die grösste Rein- lichkeit. In einem eleganten Schauhause in Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. der Nähe des Schlosses sind stets die interes- santesten Pflanzen aufgestellt. Interessant ist eine grosse Amherstia nobilis, Dicht vor dem Schlosse liegt ein Blumengarten von vollende- ter Schönheit. Im Garten zu Higham Court in Glouce- stershire ist die Sammlung der Coniferen des freien Landes noch reichhaltiger als zu Drop- more, nur finden sich nicht so zahlreiche und grosse Exemplare hier als am letziern Orte. Da man in diesem Garten alle Conife- ren findet, die überhaupt in England im Freien aushalten , so hat er für den Deutschen ein ganz besonderes Interesse. So durchgeht der Verfasser die bedeu- tendsten Gärten England’s und bemerkt am Schlusse, dass die Gärtnereien Englands, de- nen des Continents noch bedeutend voraus seien. Die Gartencultur werde dort aber durch das stets milde, fast nie heisse oder trockne Klima, durch vorzügliche Erde , wie man sie auf dem Continente gar nicht finde, begünstig. Ausserdem herrsche hier das Streben nicht möglichst vollständige Sammlungen zu cultiviren. Man richte sich mit der Anzahl der Pflanzen nach dem Platze, überfülle die Häuser nicht und könne so auch | stets die Pflanzen in einem bessern Culturzu- stand erhalten. — Den Schluss des Kalenders bildet eine Aufzählung der neuern und neuesten Pflan- zen von K. Koch. (E. R,) vor, V. Personalnotizen. 1)Dr. Ro yle, Secretär der Londoner Garten- bau-Gesellschaft starb plötzlich am 2. Jan. die- ses Jahres. „Wenige Männer, sagt Dr. Lind- ley haben thätiger und erfolgreicher gewirkt, unsere Kenntnisse über die Bodenprodukte und die Pflanzenschätze Indiens zu erweitern.“ Im Jahre 1820 zum Wundarzt - Assistenten in Bengalen ernannt, diente er bei mehreren Re- gimentern sowohl von Europäern als Eingebo- renen bis Anfangs 1823, dann wurde ihm die Direction des Botanischen Gartens in Saharun- por übertragen, die er bis 1831 besorgte, um Indien nach England zurückzukehren und das angesammelte Material zu bearbeiten und zu veröffentlichen. — 20.0 2) Der Herzog von Devonshire, ei- ner der eifrigsten und grossmüthigsten Be- schützer des Gartenbaues und der Botanik, ein grosser Kunsikenner und Freund und Beför- derer alles Schönen, einer der reichsten und vornehmsten Adeligen, aber auch eines der wohlthätigsten und liberalsten Glieder der stolzen englischen Aristokratie, starb am 17. Januar am Schlagfluss. Sein Landsitz Chats- dann nach einem 12jährigen Aufenthalte in ! worth, von dem jetzt so berühmt gewordenen V.: Personalnotizen. Joseph Paxton unter seiner Leitung angelegt, ist längst weltberühmt: der grossarlige Park, die colossalen Wasserwerke, die selbsi die von Versailles übertreffen, — das grosse Pal- menhaus, lange Jahre hindurch das grösste und prächtigste Gewächshaus der Welt, — die Kunsischätze an Gemälden und Statuen des imposanten Schlosses, das jedem königli- chen Palaste im Aeussern wie im Innern zur Seite gestellt werden darf, — sie sind Zeu- gen seines Kunsisinnes, seines regen Eilers, wahrhaft Grosses zu schaffen. Als Reisende zuerst die Kunde eines Prachtbaumes nach Europa brachten, der an Schönheit der Blü- ihenpracht alle bekannten Bäume übertreffen sollte, und nur in einigen Exemplaren auf ei- nem Kirchhofe bei einem Buddhisten-Kloster in der Provinz Martaban existire, und dort als heilig verehrt und aufs Sorgfältigste bewacht werde, entschloss sich der Herzog, diesen Wunderbaum um jeden Preis sich zu ver- schaffen; er liess ein Schiff ausrüsten, und sandle einen seiner tüchtigsten Untergäriner, Mr. Gibson, damit nach Ostindien mit dem spe- ciellen Aufirage, die Amherstia nobilis, denn dies war der Wunderbaum , dort bei je- nem Kloster aufzusuchen und Samen oder junge Exemplare den Priestern abzukaufen. Es gelang Mr. Gibson ein ziemlich starkes Exemplar lebend nach England zu bringen; der Herzog liess ein eignes Gewächshaus in Chatsworih dafür erbauen , und nie ist eine Pflanze mit ängstlicherer Sorgfalt gepflegt wor- den, als diese erste Amherstia nobilis, die Mut- ter aller jetzt in europäischen Gärten befind- lichen Pilanzen dieser Art. Und dennoch sollte ihm nicht die Freude werden, diese mit solch enormen Kostenaufwand eingeführte Pflanze in seinem Garten zuerst blühen zu sehen; das Originalexemplar wollte trotz aller Pflege nie recht gedeihen, die Vermehrung davon wurde mit grösster Liberalität an an- dere Gärten verschenkt, und Mrs. Lawrence, deren Gärtnerei durch die vorzüglichen Cultu- ren den ersten Rang unter den englischen Privatgärten behauptete, und seit Jahren auf den Londoner Ausstellungen mit ihren Schau- pflanzen die ersten Preise sich eroberte, trug auch dieses Mal den Sieg davon, indem sie eine junge von Chatsworth erhaltene Steck- 199 lingspflanze in Zeit von 18 Monaten zu einem statllichen- Busche heranzog, der dann sehr reich bliühte, Dafür wurde dem Herzog die Genug- thuung , die Königin der Wasserpflanzen, die Vietoria regia in seinem Garten zum ersien Male in Europa Blüthen und Samen tragen zu sehen, nachdem sie schon in Kew wieder- holt eingeführt und wieder verloren gegangen war. Er baute das erste Victorienhaus, das erste künstlich erwärmte Aquarium für tropi- sche Wasserpflanzen, und von Chatsworth aus verbreitete sich die Victoria regia bald über ganz Europa. — In der Gartenwelt wird sein Name als der eines der grossmüthigsten Pro- tecioren und eifrigsten Beförderer der Gärtnerei in Ehren bleiben. — (E. 0.) 3) Die Berliner Allgemeine Gar- tenzeituug und Wochenschrift für Gärtnereiund Pflanzenkunde.— Herr Prof. Dr. Karl Koch giebt seit Neujahr diese beiden Zeitschriften heraus. Dabei ist die Wochenschrift vorzüglich für Original - Artikel bestimmt , während die allgemeine Gartenzei- tung vorzüglich nur Uebersetzungen, Anzeigen von Ausstellungen nebst deren Programme und Literalurberichte giebt. — Uneinigkeit zwischen Buchhandlung und Herausgeber sind die Ursache, da-Herr Prof. Koch selbst erklärt, dass er die Allgemeine Gartenzeitung nur deshalb fortführe , weil er contractlich dazu gebunden sei. Die Reflexio- nen überlassen wir unsern Lesern. — (E. R.) 4) Robert Schomburgk, dureh die Erforschung von British Guiana bekannt, zuletzt 8?/, Jahre als Britischer Consul bei der Republik Haiti in St. Domingo, ist zum Eng- lischen Generalconsul in Bangkok der Haupt- stadt Siams, ernannt worden. Es sind ihm andere Europäer beigegeben, um ihn bei der wissenschaftlichen Erforschung des Landes beizustehen. Auch mit Apparaten und Instru- menten ist er zu diesem Behufe in sehr libe- raler Weise ausgerüstet. — i 5) Neesvon Esenbeck starb am 16. März 1858 in einem Alter von 82 Jahren in Breslau. Derselbe wurde am 14. Febr. 1770 auf dem Reicherberge bei Erbach ge- boren. Er widmete sich den Studien, studirte 200 1796 — 1799 in Jena Mediein,, wendete sich aber nach vollendeten Studien den Naturwis- senschaften fast ausschliesslich zu. Der be- deutende Name, den er sich bald erwarb, war der Grund, dass er 1817 zum Präsiden- ten der K.K. Leopoldinisch-Carolinischen Aka- demie erwählt ward. Im Jahr 1818 ward er als Professor der Botanik nach Bonn berufen, von wo er im Jahrs 1830 nach Breslau ver- setzt ward. Bei den politischen Bewegungen des Jahres 1848 betheiligt, kam er später wieder- holt in Untersuchung und ward 1852 aus dem Staatsdienst entlassen. Durch den Verkauf seines Herbariums und seiner Bibliothek , so- wie durch gleichzeitige Unterstützung seiner vielen Freunde gewann er den Unterhalt für seine letzten Lebensjahre. — Wir sehen in ihm nur den Naturforscher, der auf der Höhe der Wissenschaft stand, der in allen Theilen der Botanik Bedeutendes ge- leistet und dessen Wort und Ansicht von al- len Naturforschern geachtet ward. Nur weni- ge gelehrte Gesellschaften Europa’s gab es, die ihn nicht zu ihrem Mitgliede gemacht und keinem der Naturforscher unserer Zeit ist sein Name unbekannt geblieben. (E. R. nach der Augsb. Allg. Zeitg.) 6)Dr.BartolomeoBiasoletto, Director des Botanischen Gartens zu Triest, starb in ei- nem Alter von 65 Jahren am 47. Januar die- ses Jahres. Ihm, der in weiten Kreisen ge- kannt und von Allen, die ‚mit ihm in Berührung Gartenflora Deutsehlands und der Schweiz. kamen, geliebt war, widmete Koch die Gat- tung Biasolettia, indem er eine in Istrien und Dalmatien von ihm anfgefundene Umbellifere, Biasolettia tuberosa nannte, (Botan. Zeitung.) i) Duncan Montgomery, Gärtner des Herzogs von Montrose starb im October 1857 in seinem 79sten Lebensjahre. Er war als einer der ausgezeichnetsten Trauben- und Pfirsichzüchter England’s bekannt. (Hamburg. Griztg.) 8) William Purdie starb am iO. Oct. 1857 auf Trinidad. Derselbe hat sich um die Erforschung der Flora dieser Insel bleibende Verdienste erworben. An seiner Stelle ist Herr Krüger zum Director des Botanischen Gartens daselbst er- nannt worden. (Hamburg. Griztg.) 9) Gartenbauverein in St. Pe- tersburg. Derselbe hat seine Staiuten , die jetzt zur Allerhöchsten Genehmigung vorlie- | gen, ausgearbeitet. Hebung und Förderung des Gartenbaues im Bereiche des Russischen Reiches ist der Hauptzweck desselben. Mo- nalliche Sitzungen in St. Petersburg , verbun- den mit Vorträgen und Preisvertheilung für die ausgestellten Gegenstände, Correspondenz, Ausgabe und Prämirung von Schriften, An- legung einer Bibliothek etc., sollen zur Errei- chung des Zweckes dienen. Zwischen 9.—13. Mai findet die erste grosse Ausstellung statt, über welche wir im folgenden Heft berichten werden. (E. R.) = ver ce a Be nl se 4% 2 € unten a fi N) Ye N Uhren, RÜREE I. Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen, a) Houlletia Brocklehurstiana Lindl. (Siehe Taf. 229.) Orchideae Eine in unseren Sammlungen schon seit langen Jahren bekannte Orchidee, die zuerst von Mr. Houllet, einem der Obergärtner im Jardin des plantes in Paris, auf seiner Reise im Corcovado, Provinz Rio de Janeiro, Brasilien ent- deckt und durch ihn eingeführt wurde. Brogniart, der sie zu einer neuen Gat- tung erhob, widmete dieselbe dem Ent- decker und nannte sie 7. stapelioides, wegen der Stapelien ähnlichen bunten Färbung. Einige Jahre später (1839) wurde sie von einem Engländer, Mr, Wanklyn in England eingeführt, von Mr. Brockle- hurst zuerst‘ zur Blüthe gebracht und von Dr.Lindley, der Brogniart’s Pflanze nicht genau kannte, wiederum beschrie- ben, Obgleich der erstere Name (H.sta- pelioides) unstreitig das Prioritätsrecht hat, ist doch der zweite seither allgemein angenommen, — Sie ist eine jener schönen älteren Orchideen, die neuerdings ziemlich in Vergessenheit gerathen und selten ge- worden sind, da sie nicht wieder in grös- serer Anzahl eingeführt wurden, und wir stehen um so weniger an, nach ei- VD, 1858, nem im hiesigen Garten alljährlich sehr schön blühenden Exemplare sie den Le- sern der Gartenflora vorzuführen, weil sie noch in keinem continentalen Gar- tenwerke abgebildet wurde und die Ab- bildung im Botanical Magazine in der Farbe sehr übertrieben und ungenau ist. (Vgl. Bot. Mag. Taf, 4072.) Der Blüthenschaft auf der beifolgen- den sonst durchaus naturgetreuen Ab- bildung zeigt eine unregelmässige Stel- lung der Blüthen, die Entwicklung des- selben war an der Pflanze zufällig ge- stört worden, so dass die Blumen theil- weise gedrängt standen, während sie normal eine regelmässige 6-blüthige Traube mit abwechselnden, gleichweit von einander entfernten Blüthen bildet. Diese stark wüchsige Art gedeiht am besten in geräumigen Töpfen, in einer Mischung von Torfmoos, faulem Holze, Holzkohle und halbverwester Lauberde, in der küh- leren Abtheilung des Orchideenhauses. Während des Triebes beständig feucht gehalten, muss sie in der Ruhezeit kühl und trocken gehalten werden; blüht ge- zen Mitte Sommer, und ausser der sehr interessanten bunten Färbung zeichnen 13 202 sich die grossen ansehnlichen Blumen noch besonders durch ihren starken, aber sehr angenehm gewürzigen Wohl- geruch aus, der ähnlich wie bei Gon- gora atropurpurea am ersten mit dem Geruche von Zimmt und Gewürznelken verglichen werden kann. Es wäre gewiss ein lohnendes Un- ternehmen, diese schöne Art in ihrer Heimath wieder aufsuchen zu lassen und von Neuem einzuführen; ebenso- wohl wie andere prächtige und jetzt Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. selten gewordene amerikanische Orchi- deen, wie z. B. Paphinia cristata von Surinam und Guiana, Broughtonia san- guinea von Jamaica, Sophronitis gran- diflora vom Orgelgebirge u. a. m., die den schönsten ostindischen, jetzt mit so grosser Vorliebe gepflegten und häufig importirten Orchideen durchaus nicht nachstehen und jeder gewählten Samm- lung zur Zierde gereichen würden. (E. ©.) b) Campanula grandis Fisch. Mey. (Linnaea XII. 107.) (Siehe Taf. 230.) Es ist diese hübsche blaue Glocken- blume aus dem nördlichen Theile Klein- asien’s in den deutschen Gärten schon ziemlich verbreitet, aber bis jetzt noch nirgends abgebildet. Sie gehört zu den durchaus harten perennirenden \Pilan- zen, die als Verpflanzung vor Bosquets, auf Blumenrabatten in fast jeder Lage des Gartens gepflanzt werden können. (E. R.) ’ 2%) Vorsehläge zur Anlage von Privatgärten. (Siehe Taf. 231.) Der Besitzer eines kleinen Grund- stückes wünschte einen Garten zu er- halten‘ der in seiner Ausstattung mit dem in einem gefälligen Style erbauten Wohnhause harmonirt. Nebenbei stellt er noch das Verlangen, soviel Raum zu ei- nem Küchen- und Obstgarten von diesem Grundstücke zu verwenden, dass er wenigstens die feineren Obst- und Ge- müsesorten sowie Beerenfrüchte in sei- nem Garten selbst erziehen könnte, — Der grösseren Kosten wegen wünschte er in seinem Garten weder Topfpflan- zen bei der Gruppirung verwendet zu sehen, noch die Anlage von Mistbeeten zur Erzielung von Frühgemüsen. Weil der Besitzer kein Vieh hielt, so war ein abgegrenzter Hof unnöthig, und man konnte den Garten so eintheilen,, dass das Wohnhaus gleichsam als Garten- salon zu dem Garten gehörte. — Wir schreiten nun zur Erklärung des Planes und finden bei: A das Wohnhaus. B Remise, C Hauptweg, der zugleich als Einfahrt be- nützt wird und mit einem Brunnen D schliesst. E den Gemüsegarten. Seine Wege sind mit Erdbeerensorten und Schnittlauch , sowie Pimpernelle einge- fasst und nehmen den Wegen entlang, . Farbendr.v.A.Kolb .Nrnb g —äıtes. Re REN len, Q N Ü Mer Ale 5 ISIS 1" 60 Fufs. N: SS 50 N NUN 40 7 GE 30 Moaasstab. in N x N N \ $ N IIIIIIIÄER ; - „file \ IIIIIIIÜIIS N | ; S in, ER EN N S NE VD, NÜÄENÄHÄÜHNI PR va ? . g I x SIR" EN x D En A >20 o 5 RE er N NER N ER EN ni tes er NE: De went 320er vn NS > SS a‘ Aa, \ Br 2 Ay ENAHENS N. ID = \ N . KOT ISTEN ERTSTTRELELE RDLLRSERTEN NIEREN ENTE N IR X, 0, TG RE 7 F, VII. BD 0 DE GOEL ERLITT a un 22 ee WEETEG Str 7 WE YD, ZOG GECHE EEE N N N N a N R N N \ AUS Hl N | RT N ET ET TE TER, SER STR EERCTTIAFH Y AIÜIÄITTRURIU N STTÜÄÜN NR N N RR ÜRUU OF LAN PO I. Originalabhandlungen. auf eine Entfernung von 6 abwechselnd die schönsten und besten Johannis- und Stachelbeersorten Platz. Längs der Mauer F F werden Pürsich-, Aprikosen- und Kirschenspalier, sowie einige frühe Traubensorten angebracht. G Die Gebüschpartie längs der dem Hause entgegengesetzten Seite des Wohnhauses. H IK Rasenpartien, L Platz für eine Bank ; M. Ruheplatz. Erklärung der Gruppen, welche mit kleinen engl. Buchstaben bezeichnet sind, aa a Eine Rabatte längs dem Wohn- hause und der Remise. Bestimmt für Schlingpflanzen, die an ein von Draht oder Holz nett gemachtes Spalier gehef- tet ‚werden. Es wären dazu folgende Pflanzen zu verwenden. Clematis bico- lor und azurea grandiflora; Bignonia radi- cans, Glycine chinensis und einige Schling- rosen. Ausserdem können die mit ge- füllten Federnelken eingefassten Rabatten wegen ihrer sonnigen Lage den Sommer über mit Arten von Portulaca ange- pflanzt werden. b Nadelholzpartie besteht aus ge- wöhnlichen Tannen (Pinus Abies), Pi- nus Laricio, Taxus und einigen Junipe- rus virginiana. Sie dient zur Decoration des Brunnens und zur Hervorrufung von Schatten für die zur Seite des Brunnens aufgestellten Ruhebänke. ce Eine Gruppe von immergrünen Sträuchern als buntblättrigen und im- mergrünen Ilex-Arten, Mahonien, Buxus sempervirens (arborescens) mit Varietä- ten; dazwischen werden einige Spiraea prunifolia und Pyrus japonica durch ihre frühzeitig erscheinenden Blüthen und am Rande der Gruppe angebrachte Stau- den, die im Sommer blühen (Gentiana asclepiadea und Anemone japonica sich besonders empfehlen. 203 d Gruppe für Zwergobst in den be- sten Birn- und Apfelsorten. e Zur Hervorbringung von Schatten für die Ruhebank L werden einige Bir- ken und Tannen aufgestellt, in deren Vordergrund Centifolien-Rosen sehr gut passen, ; f ff: Hier bestehe die Pflanzung in geschmackvoller Zusammenstellung fol- gender Gesträuch-Arten : Lonicera tata- rica, Deutzia scabra, Syringa persica und chinensis, Amorpha fruticosa, Cytisus sessiliflorus, biflorus, Weldeni, capitatus, purpureo-elongatus, Calycanthus floridus, Berberis sanguinea, Rosa pimpine llifolia und Varietäten. Bei g werden zur Bildung von Schat- ten für den Ruheplatz M schon höhere Gesträuch-Arten angewendet, als: Syringa vulgaris fl. albo, grandiflora de Marly, Josikaea, Emodi, Cytisus Laburnum, Crataegus Oxyacantha il. albo et rubro einfach und gefüllt, ‚Schneeball gefüllt und einfach. Als Vordergrund dienen Po- tentilla fruticosa, Symphoricarpus vul- garis und raremosus; efffg bilden die Grenze nnd zugleich den Hintergrund des Gartens. (Dahlien sowie Malven können zwischen diese Pflanzung gestellt werden.) h Eine Gruppe, bepflanzt mit Phila- delphus grandiflorus und Zeyheri, Deutzia scabra und Weigelia rosea.— Als Vor- dergrund ein Sortiment Phlox suffruticosa und decussata in den schönsten Nüancen. i Eine Gruppe mit Ribes sanguineum und Spiraea prunifolia et hypericifolia. Im Vordergrund können die neuen ge- füllten und einfachen Delphinium-Arten und Varietäten als: Delphinium Hender- soni, T, Neuner, Paul Pfitzer, Barlowii fl, p., azureum pl.; hybridum pl. bedeu- tenden Effect machen. k Eine Gruppe von gefüllten Varie- 13 * 204 täten des Hibiseus syriacus und Deutzia gracilis im Vordergrund. 1 m. Diese beiden vor dem Hause gelegenen Gruppen sollten ein hübsches Sortiment wurzelächter Remontant und Bourbon-Rosen enthalten, die mit Crocus einzufassen wären (welche aber nicht während des Sommers herausgenommen werden dürfen). Zwischen die Rosen werden Samen von Reseda odorata ge- streut, deren Geruch in der Nähe von Wohnungen äusserst angenehm ist. Eben- so vortheilhaft können am Rande dieser Gruppen gegen den Hauptweg zu 2 Dielytra spectabilis der frühzeitigen Blüthe wegen placirt werden. nn Bildet die Gruppirung der dem Wohnhaus direct angeschlossenen Par- tie K Weigelia rosea et amabilis, Spi- raea opulifolia, Colutea arborescens, Spiraea callosa, salieifolia trilobata, Ree- vesii, Evonymus nanus, Corylus atro- purpurea, Sambucus nigra fol. argenteis, Indigofera Dosua, Ceanothus america- nus, ovatus, nebst einigen schönen Stau- den: als Lychnis fulgens, Sieboldi, chal- cedonica fl. pl., flos Jovis, Viscaria fl, pl., Wahlenbergia grandiflora, Aquilegia glandulosa, Skinneri, Geum coceineum Centranthus fl. rubro et fl.albo, bilden die- jenigen Sträucher und Stauden, welche hieher zu stellen wären. (Die Blumenbeete und Rasensträu- cher sind mit fortlaufenden Zahlen be- zeichnet ‚und bedeuten die römischen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. hyacinthiflorum. IX, Aster chinensis v. Truffaut. Nr.2. I, Hyacinthen. II. Ver- benen. Nr. 3. I. Tulpen, II. Petunien. Nr. 4 und 7. I. Silene pendula fl. albo. Nr. 6. I. Pensee. Nr. 5. I. Myosotis al- pestris. — Nr. 4 und 7. II. Phlox Drum- mondi alba et alba oculata, Nr.6. II. Li- num grandiflorum rubrum. Nr. 5. II, Sommerlevcojen. ’ Als Rasensträucher und Rasenbäum- chen figuriren in diesem Plane bei Nr. 8. halbstämmige Remontant-Rosen von glei- cher Höhe bei Nr. 9, 9, 9 hochstäm- mige Remontant- und Bourbon-Rosen; sind zu beiden Seiten des Hauptweges aufgestellt, Nr. 10. Statice latifolia. Nr. 11. Prunus Lauro-Cerasus, Nr. 12. Py- rus japonica. Nr. 13. Tamarix Libano- tica. Nr. 14. Robinia hispida (Pyramide). Nr. 15. Prunus Cerasus fl. pl., gefüllte Kirsche. Nr. 16. Pinus Pinsapo. Nr. 17. Cupressus torulosa oder Thuja Warreana. Nr. 18. Magnolia Norbertiana. Nr. 19. Paeonia Moutan (arborea). Nr.20. Mag- nolia purpurea. Die Wege haben eine Breite von 5 Fuss, der Hauptweg 14‘. Das Terrain steigt von dem Wohnhaus gegen G um I’. — Was die Unterhaltung des Gar- tens betrifft, so werden die Hauptarbei- ten jedesmal von einem Gärtner besorgt, dagegen Jäten, Ausrechen der Wege und Reinigen der Gruppen, Anpflanzung des Gemüsegartens, Abschneiden der Erdbeerranken etc. besorgt die Familie Ziffern I. die Frühlingsblüthe. Nr. II. | zum Zeitvertreib aufs Pünktlichste, die Sommerblüthe). Nr. 1. wird bepflanzt I. Dephinium (G. Lorch.) I. Originalabhandlungen. 203 3) Bericht über die erste Blumen- und Pflanzen - Ausstellung yom 2%. April bis zum 4. Mai 18538 in St. Petersburg. Noch ist kein Vierteljahr vergangen, seitdem zum ersten Male die Bildung eines Gartenbau - Vereins in St. Peters- burg in kleineren Kreisen besprochen ward. Die freundliche Betheiligung, na- mentlich aber die Unterstützung in den hohen und höchsten Kreisen, wurden die Veranlassung, dass der projectirte Verein schon jetzt seine Statuten zur Allerhöchsten Genehmigung vorgelegt und ausserdem die Bewilligung zur Ver- anstaltung dieser ersten Ausstellung von Gegenständen des Gartenbaues erhal- ten hat. Factisch trat der Verein durch diese Ausstellung bereits ins Leben und lei- stete gleichzeitig den Beweis, welche reichen Hülfsmittel in dieser Beziehung Petersburg bietet und wie viele intelli- gente Kräfte sich am Vereine jetzt schon betheiligen, Nachdem durch die Vermittelung des hohen Protectors des Vereines, Se. Kaiserl. Hoheit des Grossfür- sten Nikolai Nikolajewitsch dem Verein das schöne Local des Exercier- hauses, eines von beiden Seiten erhell- ten Saales von 300 Fuss Länge und 100 Fuss Breite, zur Verfügung gestellt worden, war damit zugleich die Mög- lichkeit einer umfassenden grossartigen Leistung gegeben. Alle die im Schoosse des Vereins thätigen Kräfte wetteiferten ein Bild zu schaffen, welches die ge- spannte Erwartung aller derer übertraf, die diese Ausstellung besuchten. Müssen wir nun auch gestehen, dass dieselbe in Bezug auf Reichthum von mannigfachen Blumen , von ausgezeich- neten Exemplaren und von seltenen merkwürdigen Pflanzen, den grösseren Ausstellungen des Auslandes noch nach- stand, — so muss aber auch auf der andern Seite anerkannt werden, dass diese erste Ausstellung als eine gleich- sam improvisirte zu betrachten ist, auf welche sich die Einsender nicht vorbe- reiten konnten, wie dies an andern Or- ten geschieht, — dass der gegenseitige Wetteifer das Schönste und Beste zu liefern, durch sie erst geweckt ward, — dass dieselbe in Bezug auf die künst- lerische Ausführung und Harmonie der meisterhaften und grossartigen Decora- tion, alles übertraf, was in dieser Be- ziehung auf den Blumen-Ausstellungen des Auslandes geleistet worden ist und dass endlich die zur Decoration von Zimmern und Wintergärten geeigneten Gewächse der Tropen in einem Reich- thum der Formen und Schönheit der Exemplare vertreten war, wie solche an andern Orten kaum gefunden wird, — Wir gehen nun zur Ausstellung selbst über und versetzen uns noch ein- mal mitten in dieselbe. Der ganze grosse Raum ist zum Ideal eines Gartens umgeschaffen. Die Wände sind gleichsam durch Bosquets aller der mannigfachen Pflanzenformen bedeckt, die aus den verschiedensten Theilen des Erdballes in unsere Ge- wächshäuser eingewandert sind. Diese Umfassungsbosquets bilden bald Vor- sprünge, bald springen sie in schlanken Wellen und Bogenlinien in ungesuch- ter Weise ein. In der Mitte des gros- sen Raumes, da wechseln künstliche aus Moosdecke gebildete Rasenplätze geschmückt mit reichen Blumengruppen, mit von Steinen, Moos und Pflanzen umgürteten Bassins, Gruppen von Blu- men und Pflanzen und terrassenförmigen Erhöhungen, welche einen reizenden 206 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, Blick auf diesen Feengarten gewähren. | auf 24 Stunden zum voraus aufgefüllt Da überragt die stolze Blattkrone der Palme, der Sagopalme oder anderer tro- pischen Gewächse, die Gruppen fein- blättriger Pflanzen, — dort schaut die Sta- tue einer Venus kokett aus üppigen Rosengruppen hervor, — da steht eine Diana zwischen blühenden Camellien und bildet mit dem dunkeln Laube und den mannigfachen Farben derselben den angenehmsten Contrast, — dort sind es mit majestätischen Pflanzen geschmückte Urnen, die auf schlanken Pfeilern stehend schon von weiten dominiren, — hier ist es die Büste Sr. Majestät des Kai- sers von gracilen Bambus überragt und von einer reizenden Blumengruppe umgeben, die den Blick des Vorüber- wandelnden auf sich zieht. Geschlän- gelte Wege leiten zwischen allen die- sen dahin, mit jedem Schritt verändert sich die Scene “und die harmonischen Töne der hinter den Bosquets der Pflan- zen versteckten Musikchöre laden ein sich niederzulassen auf den zahlreichen Sitzen, um in Ruhe zu geniessen, was Kunst und Natur uns bietet, um unter Blumen zu träumen, während draussen kaum das erste Grün nach langem Win- ter hervorbricht, Aufder Terrasse, auf welche man beim Eingange emporsteigt, da wandelt man un- ter den massigen Kronen der prächtigen Lorbeerbäume aus dem Garten des Herrn Allwardt, Handelsgärtner am grossen Prospect,, dahin. Links unter den Bäu- men erblickt man zunächst das Modell zu einer Wasserheizung von Herrn St. Galli. Es ist das eine durchaus neue Construction, welche nach dem Urtheil der Sachverständigen verhältnissmässig ein sehr geringes Heizungsmaterial er- fordern soll; dieses letztere wird wie beim Ssamowar (Selbstkocher, Theema- schine) von oben gefüllt und kann bis werden. Wie wir hören, hat der Er- finder schon einige solcher Maschinen im Auftrag. Bewährt sich die Construc- tion, so würde sie besonders für Ge- wächshäuser von grossem Nutzen sein. Die Herstellung derselben ist zwar et- wastheurer, aber dennoch für Jeden, der zu rechnen versteht, billiger als unzweck- mässiger construirte Heizungen der Art, so dass schon der Minderverbrauch an Heizungsmaterial in kurzer Zeit die Mehrkosten decken würde. Daneben stehen 2 Compositionen von Hrn. Zimmermann. . Ein Zimmer- aquarium mit Naturholz und Pflanzen bekleidet. Geschmackvoller noch ist ein Fenstergestel. Ein Kasten von der Höhe der Fensterbrüstung trägt einen leichten Rahmen. Das ganze Gestell ist mit Pflanzen aller Art verziert und kleine Fontainen springen zwischen den- selben. Ein Tisch trägt die Einsendung des Herrn Lepeschkin, Gemüsegärtner aus Moskau. Ausgezeichnet sind die getriebenen Früchte, nämlich Eierpflau- men , blaue Pflaumen, Kirschen. Unter den Gemüsen des gleichen Einsenders erregen besonders die Champignons, mit Hüten von fast 6 Zoll Durchmesser, die Aufmerksamkeit. Zwischen den Kübeln liegt auch ein grösserer Haufen von Thonröhren. Was sollen diese ? wird Mancher sich fragen, Das sind gerade jene zur Drainage oder Boden-Entwässerung dienenden Röhren, wodurch in neuester Zeit so wichtige Resultate für Land- und Gartenbau er- zielt worden sind, wie grössere Frucht- barkeit, sicherer Ertrag und frühere Ernte. Wir steigen die Treppe hinab, die durch Pflanzen des Herrn Allwardt de- corirt ist. Da steht links eine schöne Sammlung von Azalea indica mit dich- I. Originalabhandlungen. ter kugelförmiger Krone und dazwischen die für Petersburg noch neue und zum ersten Male blühende Brugmansia al- bida flava, eine Warmhauspflanze mit trompetenförmiger gelbgrüner Blume, die vor einigen Jahren durch Verschaflelt aus Brasilien eingeführt ward, Sie ähnelt mehr einer Brunfelsia als einer Brug- mansia. Links eine reiche Camellien- sammlung. Der Raum vor der Treppe ist zum grössten Theil mit Pflanzen des Kaiserlichen Botanischen Gartens decorirtt. An der Wand rechts springt eine Gruppe blühender Azaleen, links von Rhododendrum vor. Unter den frei in der Mitte des Saales liegenden Grup- pen und einzeln auf Pfeiler gestellten Pflanzen dieses Institutes weisen wir be- sonders auf die folgenden hin, Eine Gruppe blühender Eriken und eine daneben liesende blühender Kalt- hauspflanzen, ist von grossem Interesse, da nur wenige andere Einsendungen ähnliches enthalten. Unter letzteren finden sich schöne Epacris- Arten, viele der beliebten zarteren Schmetterlings- blüthler Neuholland’s, als Chorizema, Pultenaea, Daviesia , Platylobium, Indi- gofera, Dillwynia etc, meist in mehreren Arten. Auch eine der neuen Alpenro- sen vom Himalaya (R. glaucum) steht hier in voller Blüthe. Freigestellt als vorzügliches Cultur- exemplar ist die Tetratheca epilobioides, Unter einer grossen Gruppe von Tannenarten aus allen Theilen der Welt, ist besonders ausgezeichnet ein sehr robustes 2 Fuss hohes Exemplar der Riesen-Ceder aus Californien (Welling- tonia gigantea), von der dort majestäti- sche Bäume bis zu 350 Fuss Höhe und mehr als 20 Fuss Stammdurchmesser entdeckt wurden, die nach einer unge- fähren Berechnung schon Zeitgenossen von Moses waren, Herrliche Exemplare 207 der aus Sitka stammenden Chamaecypa- ris nutcaensis, eins der schönsten einem Lebensbaum ähnlichen Nadelhölzer. Ausgezeichnet sind zwei Pflanzen, die zu beiden Seiten von der Mitte des Saales hier frei auf Pfeilern stehen, nämlich das Dasylirion longifolium, eine Pflanze aus der Gruppe der Lilienartigen Ge- wächse, mit schmalen, 6 Fuss lang herunterhängenden Blättern und Cibo- tium Schiedei, ein Farrenkraut, das seine leichte mächtige Wedelkrone schirmartig nach allen Seiten ausbreitet. Beide stammen aus Mexiko. An das letztere lehnt sich eine ganze Gruppe von Far- renkräutern aus dem Botanischen Gar- ten. 2 Die kleinen moosartigen Selaginellen, zunächst mit den Farrenkräutern ver- wandt, bilden den Kranz um diese Gruppe. Jetzt treten sie nur als niedrige, dem Boden nach kriechende Pflanzen auf, die mit freudig grünem Polster an feuch- ten Localitäten die Felsen und alte Baumstämme überziehen. In einer un- serer Schöpfungsperiode lange voran ge- gangenen Zeit, in der Kohlenperiode, da bildeten mit ihnen nah verwandte untergegangene Pflanzenarten (Lepido- drendron) die mächtigsten Bäume der Waldungen. Auf einem kleinen Tisch- chen davor blühen einige Orchideen und Billbergia Meyendorffi aus Brasilien. In der Rundung beiderseits in der Ecke stehen 2 Gruppen mit Palmen und Blatt- pflanzen der Tropen. Viele der hier aufgestellten Arten wiederholen sich mannigfach in den Pflanzengruppen der andern Gärten. Ganz eigenthünlich ist das handförmige Blatt der nur in dieser Einsendung befindlichen Brassaia pal- mata, einer Araliacee der Anden des tropischen Amerika’s. Eine andere in gleicher Lokalität, aber nahe der Schnee- grenze wachsende Pflanze, welche dort 208 gleichsam die Alpenrose der Gebirge Europa’s vertritt, ist auch nur hier in einem reichblühenden Exemplare ver- treten, es ist das die Macleania longi- flora, eine Vacciniee mit röhriger rother Blume, Streptocarpus polyanthus Hook., aus Porte Adelaide, mit zahlreichen hell- blauen Blumen, wird wegen des lang andauernden und dankbaren Blühens, bald zu den allgemein verbreiteten Warm- haus- und Zimmerpflanzen gehören. Zwischen den Gruppen des Botani- schen Gartens findet sich auch eine Gruppe blühender Rhododendron von Herrn Charpentier, Handelsgärtner auf der Wiburger Seite. Besonders schön ist hier das gefüllte pontische Rhodo- dendron (R. Vervaeanum plenum). Eine andere prächtige Gruppe von Herrn Ruck, Gärtner bei Sr. Kaiserl. Ho- heit dem Grossfürsten Constantin Nikolajewitsch aufgestellt, zeichnet sich durch die in voller Blüthe stehende Zwergfächerpalme des südlichen Nord- amerika (Sabal Palmetto), sehr schöne neue baumartige Rhododendron und -auf- rechte Gloxinien in schönen Sorten aus. Von den hybriden Rhododendron be- merkten wir die folgenden Sorten als besonders schön. R. Lady Sydenham (lieblich rosa), aureum triumphans (rein gelb), spectabile grandiflorum (hell gelb), Prinz Albert (dunkelviolett), Smithii ar- genteum (ziegelroth), album elegans (weiss und oben gelblich), multimacula- tum (weiss und von aussen rosa). Auch zahlreiche Bouquets in natürlicher und künstlicher Form sind hier aufgestellt, Als die schönste und ‚geschmackvollste Zusammenstellung von Blumen wird ein von Herrn Nouvel, Gärtner bei den Fürsten Belisselski auf Krestowski ein- gesendetes Blumenkörbcehen von Jeder- mann bewundert, Auch ein -gleichsam in 3 Etagen geformtes pyramidenförmi- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ges Bouquet des Herrn Erlemann, Gärt-_ ner beim Herrn Grafen Bobrinsky, fand ganz allgemeinen Beifall, als neu in Form und geschmackvoll in der Zusam- menstellung. Dasselbe bestand aus 3 flach gewölbten, ähnlich einer Cascade übereinander stehenden Bouquets, von denen das oberste und kleinste, die Spitze der Pyramide bildete. Weiter fortwandelnd kommt man zu dem grossen, das erste Dritttheil des Saa- les einnehmenden Rasenplatz, der aus Moos gebildet ist. Mehr auf den beiden Seiten desselben und den freien Durch- blick nicht hindernd, erheben sich herr- liche, 15 Fuss hohe Exemplare der schönsten Tannenform, der Norfolk-Tanne (Araucaria excelsa), die schöne Rhopala corcovadensis, eine Proteacee aus den Gebirgen Brasilien’s mit grossem oliven- grünem Blatte, eine Cocos reflexa und Dasylirion longifolium aus dem Garten des Herrn Gromow am Kamenostrow- prospect. Kleine Blumengruppen und Farren umgeben diese, Beiderseits von der Mitte stehen die Statuen von Venus und Hygaca auf Piedestal, nach hinten von grossblättrigen Musen, nach vorne von brillirenden Rosengruppen umgeben. Die eine derselben ward von Herrn Heydorn, Gärtner in der Kaiserli- chen Treiberei in Zarskoe-Selo gebil- det. Es sind das wahrhaft prächtige Exemplare von ungefähr 60 Stück der Rosa de la reine. Die andere Gruppe ist ein Sortiment von remontirenden Ro- sen von Herrn Darzens , Handelsgärtner in St. Petersburg. Die Spitze des Rasenplatzes nach der grossen Treppe zu nimmt eine rei- che Gruppe von Cinerarien ein, schön im Farbenspiel und ganz ausgezeichnet durch die vollkommene Cultur. Sie ward aus dem Kaiserlichen Garten zu Zarskoe-Selo vomHerrn Barlow ein- I. Originalabhandlungen. eingesendet, Jede einzelne Pflanze war ein wahrhaftes Musterexemplar. Daneben links steht eine hübsche Gruppe krautiger Calceolarien vom Herrn Gantschurow. Rechts davon ein Kaffeebaum mit rei- fen Früchten vom Herrn Scholkewitsch, Es ist das ein im Zimmer cultivirtes Exemplar. Weiter links bemerkt man eine brasiliani- sche Scitaminee, die Heliconia bicolor, mit grossen länglichen Blättern und weissen Blumen , die zwischen den tief- rothen Deckblättern der Blüthenähre her- vortreten. Yucca gloriosa, eine Liliacee aus dem temperirten nördlichen Amerika, steht in einem niedrigen, in voller Blüthe prangenden reizenden Exemplare dane- ben. Aus der Krone der steifen stache- ligen blaugrünen Blätter erhebt sich die Rispe grosser weisser Blumen, Beide sind von Herrn Nouvel eingesendet, die eine von blühenden Scarlet-Pelargonien des Herrn Siesmeyer, die andere von blühenden Cinerarien des Herrn Fischer, Gärtner bei der Gräfin Kuschelew, um- geben. Eine mehr nach der Mitte des Saa- les hin liegende Gruppe von blühenden Nelken des Herrn Darzens, ist beson- ders wegen der frühzeitigen Blüthe her- vorzuheben. Einzelne reichblühende Gruppen von Tulpen und frei gestellter anderer Deco- rationspilanzen unterbrechen im ange- nehmen Contraste die grüne Rasenfläche, und ein 1'/, Fuss hohes und mehrere Fuss breites Culturexemplar der Genista ramosissima des Botanischen Gartens breitet seine mit gelben Blumen bedeck- ten Aeste nach allen Seiten aus. Der Wand rechts vom Rasenplatz folgend, stehen zunächst auf vorsprin- gender Ecke blühende Azaleen und Rho- dodendron von Herrn Darzens. Daran schliesst sich nach hinten eine Partie sehr » 209 gut cultivirter Franeiscea Hopeana und Pittosporum Tobira aus dem Handels- garten von Uschakow. Diese Francis- cea aus Brasilien gehört in Petersburg zu den dankbarsten Pflanzen des Warm- hauses. Die anfangs violetten, im Ab-- blühen weisslichen Blumen ähneln einer Vinca und besitzen einen herrlichen Duft. Es folgt Herrn Heddewig, die Pflanzengruppe des Handelsgärtner auf Tschernaja-Retschka. Ausgezeichnet ist dieselbe durch mehrere interessante Pflanzen in Blüthe. So Phajus macula- tus, Calyptrostigma (Weigelia) Midden- dorffianum. Letztere sollte als durch- aus harter, im ersten Frühlinge blühen- der Strauch in allen Gärten vielfach angepflanzt werden. Auch neuere Abar- ten der Clematis patens (azurea), einer Schlingpflanze Japan’s, mit grossen blauen Blumen fürs Kalthaus und im Sommer zur Verzierung von Spalieren und Pfeilern im Freien geeignet, treten nebst einem kleinen reichblühenden Exemplare der Datura cornigera vor- theilhaft hervor. Letztere ist von allen strauchigen Daturen (Brugmansien) Süd- amerika’s, die bei uns am dankbarsten blühende Art. Schon kaum fusshohe Exemplare entwickeln im Frühling und Sommer ihre grossen, langen , weissen Blumen im temperirten Kalthause in reichlicher Menge. Die im Auslande im Herbste so üppig blühenden Datura (Brugmansia) arborea und suaveolens, blühen in Folge unseres kurzen Som- mers selten reichlich, Es schliesst sich hieran die Gruppe von Nadelhölzern von Herrn Oberst Agamonow, an Zahl der Arten diereichste, indem sie mehr als 80 Arten enthält. Bemerkenswerth ist in dieser Einsendung auch eins der neuen Rhododendren vom Himalaya in Blüthe, das R, Edgeworthii, 210 mit sehr grossen weissen ausgebreiteten Blumen. Auf einem Vorsprung gegen die Mitte des Saales hin , dominirt ein herrliches Exemplar von Cycas revoluta, aus den Garten Sr. Kaiserl. Hoheit des Grossfürsten Nikolai Nikolaje- witsch, von dem Gärtner Herrn Bett- zick eingesendet. Der dicke Stamm, die reiche Wedelkrone machen diese Pflanze zu einer imposanten Erscheinung. Da das Innere des Stammes aller Cycadeen auch Sago liefert, se bezeichnet man sie gemeiniglich als Sagopalme. Der ostin- dische Sago, wie er in den Handel kommt, wird aber von einer Rohrpalme (Sagus farinifera) geliefert. Zwei Prachtpflanzen von Brachy- glottisrepanda aus Neuseeland aus dem- selben Garten stehen dabei. Die Pflanze bildet während des Sommers, ins freie Land gepflanzt, eine schöne Zierde für Rasenplätze und verdient im Winter als schöne Decorationspflanze mit grossen ausgebuchteten, rundlich ovalen, unter- halb weiss-filzigen Blättern einen Platz in jedem Kalthause oder temperirten Warmhause, Sie gehört zur Familie der Compositen, ist mit Cineraria nahe ver- wandt und bildet breite stark verästelte, bis 10 — 15 Fuss hohe Sträucher. Vor dem Rasenplatz, gegen die Mitte des Saales hin, fallen 3 runde Gruppen ins Auge, davon sind zwei aus dem Kais. Taurischen Garten (Gärtner Jegor Ipa- tow) eingesendet. Auf dem Piedestal dominirt in der einen Pincenectitia tu- berculata, jene mit Dracaena nah ver- wandte Pflanze aus Cuba, mit am Grunde stark verdicktem Stamme und reicher Blattkrone von schmalen gracil über- hängenden Blättern. Die Spitze der an- dern überragt ein grosses Exemplar der Cycas revoluta. Die Gruppe um die- selben bilden schöne zartere Kalthaus- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. pflanzen im vollen Flor, unter denen sich namentlich Eutaxia, Diosmen, Cho- rizemen und andere auszeichnen. Ganz besonders hervorzuheben sind noch 2 Exemplare der Cantua dependens in Blüthe,. Seit bald 20 Jahren ist dieser kleine Strauch der Gebirge Mittelameri- ka’s in Cultur, zur Blüthe ward er aber nur noch in wenigen Gärten gebracht. Er gehört zur Familie der Polemonia- ceen und trägt schöne röhrige, vorn aus- gebreitete, rothe Blumen. Die hier blühenden Pflanzen standen in verhält- nissmässig kleinen Töpfen. Die 3. Gruppe bildet eine herrliche Pflanze des schönsten Zapfenbaumes Neuhollands, der Araucaria Bidwillii, um- geben von blühenden Camellien, einge- sendet von Hrn. Allwardt. Die Mitte des Saales ziert ein gros- ses rundes Bassin, das einen Wasser- strahl emporsendet. Umgeben ist es auf geschmackvolle Art mit Moos, Stei- nen und Farrenkräutern, zwischen denen schöne Kürbisse, die von Hrn, Heydorn, Gärtner in den Kaiserlichen Treibe- reien zu Zarskoe-Selo eingesendet wur- den, in angenehmer Abwechslung, an- gebracht sind. An der der linken Wand zugekehrten Seite erhebt sich über dem- selben eine Terasse im Halbzirkel, zu der man auf breiten Stufen emporsteigt. Der Abfall nach dem Bassin ist durch leichte Bambus , durch grosse Drachen- bäume, schöne blühende Sagopalmen Westindiens (Ceratozamia robusta), blü- hende Calla und Iris, aus dem Garten der Fürsten Bjeloselski (Gärtner Hr. Nouvel) in angenehmer Abwechslung decorirtt. Zur Treppe hinaufsteigend, hat man die Wand links deckend eine reizende, ebenfalls im Halbzirkel aufge- stellte Gruppe desselben Einsenders vor sich. In der Mitte derselben steht die Büste Sr. Majestät des Kaisers, I. Originalabhandlungen. von einem Gebüsch leichter Pflanzen überragt und umgürtet mit den Blumen einer reichen Rosensammlung , in eben- so ausgesucht schönen Sorten, wie ganz vorzüglich eultivirt. Ueppig blühende Azaleen, Rhododendren, Acacien , deco- ratire Warmhauspilanzen gruppiren sich darum und den Fuss bilden schöne krau- tige Calceolarien und Cinerarien in man- nigfacher Blüthenpracht. Auf der Ecke jenseits der Treppe, überragt ein maje- stätisches Exemplar der capischen Sa- gopalme (Encephalartos Altensteinii) die ganze Gruppe. Dasselbe ist aus dem Garten des Herrn Handelsgärtners Rochel auf der Wiburger Seite und auch darum von Interesse, weil bei einem Brande vor mehreren Jahren nur der dicke Stamm erhalten blieb, der jetzt nun wieder eine reiche Wedelkrone ge- bildet hat. Davor steht eine von unten bis oben mit üppigem duukelgrünem Laube bekleidete Aletris fragrans, die seit Jahren im Zimmer eultivirt und von einer Madame Fahlström eingesendet war. Es bestätigt dieses Exemplar die vielfach gemachte Erfahrung aufs Neue, dass diese Pflanze in der trockenen Luft des Zimmers bei sorgsamer Pflege noch besser gedeihet, als im Gewächshause, wo sie namentlich im Winter oft unan- sehnlich und gelb wird, oder gar deren Trieb ausfault. Links weiter gehend erweitert sich der Saal aufs Neue, eine Menge herrli- cher Gruppen in sich aufnehmend, wäh- rend die Wand bis zur Ecke von Hrn. Erlemann mit Pflanzen aus dem Garten des Grafen Bobrinsky auf Kamennoi- Ostrow decorirt ist, Da bilden erst mächtige Kalt- und Warmhauspflanzen, Palmen , so wie blühende Levcojen, Ci- nerarien und Heliotrop den ersten Theil der Gruppe. Dann springt sie in der Ecke kreisförmig als Nische, geschmückt 211 mit mannigfarbigen schönen Azaleen ein. Im Mittel der Nische steht auf einem Piedestal die Statue einer Psyche, um- geben von einer Gruppe krautiger Cal- ceolarien und diese wieder mit einem Kranz der niedlichen Deutzia gracilis aus China, vor denen Aurikeln das Bild von reicher Blüthenfülle vollenden hel- fen, Diese Deutzia, die noch in Deutsch- land zu’ den harten niedrigen Sträuchern gehört, muss bei uns in der Weise ge- zogen werden, wie man z. B. die zum Flor im April und Mai bestimmten Ro- sen behandelt, dann aber spendet sie im Frühling eine reiche Fülle weisser kleiner Blumen. In freiem Lande hält sie nur unter guter Laubdecke aus. Unmittelbar davor liegt noch eine ovale reichblühende Gruppe von Cine- rarien, eine der besten der Ausstellung, von demselben Einsender. Die Hinterwand ist zum Theil wie- der durch eine halbkreisförmige Terrasse gedeckt, die nach unten ein Wasserbas- sin umfasst. Eine schüne Steinpartie deckt den Abhang. Zwischen derselben kleine Gruppen der lieblichen blauen Myosotis alpestris, dem Vergissmeinnicht der Alpen, ein reichblumiges Grüppchen von Aeschynanthus maculatus (grandi- florus) von Hrn. Kaufmann Dahler. Ins Wasser gestellte Caladium nymphaeifo- lium helfen ferner diese Wasserpartie geschmackvoll verzieren. Die Treppe und die Terrasse sind auf der gegen das Wasser gerichteten Seite durch ausgezeichnet schöne ein- zeln gestellte Palmen von Herrn Rochel, Handelsgärtner auf der Wiburger Seite, decorirt, so Latania borbonica und Jen- kinsii, die Zuckerpalme (Arenga saccha- rifera), das stachelige Astrocaryon me- xicanum, Thrinax argentea und parvi- flora, schöne Cocos, Chamaerops, Cha- maedorea Ernesti Augusti, Calamus, 212 Areca lutescens, ete. im Ganzen 32 verschiedene Arten und ein 6 Fuss hohes schönes Exemplar einer der schön- sten Decorationspflanzen , des Drachen- baums Neuseeland’s (Dracaena indivisa). Die Treppe emporsteigend, decken die Hinterwand zunächst herrliche mächtige Bäume von Camellien im üppigsten Flor von Hrn. Siesmeyer , Gärtner bei Ihrer Kais. Hoheit der Gross- fürstinHelene auf Kamennoi-Ostrow, und davor Rosen von demselben Ein- sender. Daran schliesst sich auf der Terasse eine Blattpflanzengruppe aus dem Kaiserl. Garten zu Jelagin, (Gärtner Hr. Erler), umsäumt mit blühen- den Levcojen, In der Mitte des Halb- zirkels formt sich eine reiche Gruppe blühender Camellien von Hrn. Rochel, aus deren Mitte sich die Statue einer Diana erhebt. Frei in der Mitte der Terasse ein Drachenbaum, umgeben von blühenden Pflanzen. Gegen das Bassin hin bildet ein natürliches Geländer aus Birkenästen die Schutzwehr und daran lehnt sich eine ebenso reiche, als gut eultivirte Gruppe kleiner Azaleen, eben- falls von Hrn. Erler. Zu beiden Seiten derselben stehen von demselben Einsen- der zwei ungefähr 5 Fuss hohe reich blühende Pflanzen von Rhododendron Gibsoni, mit ihren grossen weisslichen Blumen einer Azalea ähnelnd. In der Mitte der Gruppe treten aber zwischen den Azaleen einige schöne Exemplare von Calanthe veratrifolia hervor. einer Erdorchidee ÖOstindien’s, die man selten ihre weissen Blumen so rein und unge- fleekt entwickeln sieht. Herr Erler ceul- tivirt dieselbe in einem gewöhnlichen niedrigen, nicht feuchten Warmhause. Nach vorn bildet ein Kranz der schö- nen Aurikeln , kleine Pompon - Röschen und Selaginellen eine reizende Einfas- sung. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Rechts auf der Ecke, oben an der Terrasse, ein sehr schönes Exemplar des Dasylirion acrotriche, eine Pflanze, die von dem Einsender Herrn Rochel, vor 23 Jahren aus Samen gezogen wurde, In den Gärten trifft man diese Pflanze gemeiniglich als Dasylirion gracile und Bonapartea gracilis. Die Bonapartea- und Dasylirion - Ar- ten sind zunächst der Agave verwandt, Sie bewohnen meist die gemässigten Regionen Mexiko’s und zeichnen sich durch eine Masse in eine dichte kopflör- mige Krone zusammengedrängte schmale Blätter aus, die bald am Rande unbe- wehrt, bald stachelig gesägt sind. Das D, acrotriche besitzt steife, schmale, lange, dornig gesägte Blätter. Von dem nah verwandten D. serratifolium unter- scheidet es sich durch die Blattspitze, die in einen Büschel vertrockneter Fa- sern ausgeht. Gärtner, welche dies für Krankheit ansehen, pflegen diese Blatt- spitzen einzukürzen und berauben so die Pflanze ihres charakteristischen Merk- males, Sie gedeihen im temperirten Kalthause und auch im Zimmer ganz gut und machen frei, auf Pfeiler, ge- stellt, den schönsten Effeet im decorati- ven Gewächshause. Wenn sie blühen, dann entwickelt sich aus dem Herzen derselben ein hoher kräftiger Blüthen- schaft, der oben grünliche oder weissli- Blüthen trägt. So interessant ein sol- ches blühendes Exemplar ist, so fürch- tet dennoch der Gartenfreund dieses Er- eigniss, weil der Tod des schönen Exemplars die stete Folge ist. Nebst einigen Palmen hatte Herr Solowjew ein blühendes Exemplar einer Bonapar- tea juncea eingesendet, welches zu den interessanteren Gegenständen der Aus- stellung gehörte. Die Treppe hinabsteigend steht links eine reiche Gruppe von Cinerarien in I. Originalabhandlungen. vorzüglich lebhaftem Farbenspiel. Rechts an der linken Wand folgt zunächst ein durch Mannigfaltigkeit und gute Cultur ausgezeichnetes Sortiment der besseren älteren und neueren Rosensorten von Hrn. Handelsgärtner Schröder in Tschernaja- Retschka und ferner eine liebliche Gruppe von Azaleen aus dem Kaiserl. Tau- rischen Garten, beide überragt von De- corationspflanzen des Herrn Rochel. Von hier bis zum Bassin ist die Hinterwand links, sowie die Mehrzahl der zahlreichen frei im Mittel des Saa- les liegenden Gruppen, aus dem Garten Ihrer Kaiserl. Hoheit der Gross- fürstin Helena in Kamennoi-Ostrow, durch den Gärtner Herrn Siesmeyer de- eorirt. Gute Cultur, sowie Reichthum an vielen Seltenheiten zeichnen diese Einsendung besonders vortheilhaft aus. Wir erwähnen davon: Eine Collection von 55 verschiedenen Palmenarten, sämmtlich in schönen Exemplaren, darun- ter Areca rubra, sapida, lutescens, Aren- ga saccharifera und obtusifolia, von denen wir die erstere schon als Zuckerpalme bezeichnet haben. Es ist dies einer der wichtigsten Nutzbäume Java’s, Die Blü- thenstände, die aus dem Stamme hervor- brechen, werden kurze Zeit vor dem Oeffnen der Blumen abgeschnitten und der reichlich auslaufende Saft zur Be- reitung des Palmenweines aufgefangen. Blätter und Blattscheiden liefern einen sehr haltbaren Gewebstoff. Aus letzte- ren vertrocknet und löst sich das Blatt- gewebe schon an der lebenden Pflanze bald heraus und das bleibende bräunli- che Fasergewebe umgiebt den Stamm älterer Pflanzen in reichlicher Menge. Die mächtigen Exemplare dieser Palme, die im Palmenhaus des Kaiserl. Bo- tanischen Gartens im freien Grunde stehen, haben das Aussehen, als seien sie mit Faserstoff künstlich umwickelt, u zz zz ET GM EEE EEE NEE 213 Eins derselben bildet gerade jetzt einen Blüthenstand. Aus der Gattung Cala- mus enthält dieselbe Einsendung 4 Ar- ten. (C. assamieus, erinitus, mieranthus, Rotang.) Es sind das jene als Rotang- Palmen bekannten Schlinggewächse, wel- che die Urwaldungen Java’s und Ostin- dien’s fast undurchdringlich machen. Die dünnen rohrartigen Stämme dersel- ben sind gleich den Blättern allenthal- ben mit hakenförmigen Stacheln be- wehrt, mit denen sie sich festhaken und an den höchsten Bäumen des Waldes bis zu deren Spitze emporsteigen, um von da ähnlich Tauen, auf denen sich Affen und Vögel schaukeln, wieder herabzufallen, dem Boden nachzukrie- chen und dann wieder an andern Bäu- men emporzusteigen. Der dünne rohr- förmige, selten armsdicke Stamm der Rotang-Palmen erreicht unter allen be- kannten Pflanzen die bedeutendste Länge, da er bis zu 800 Fuss und darüber lang werden soll. Die Wachspalme, welche vegetabilisches Stearin liefert, war in 3 verschiedenen Arten vertreten (Ceroxy- lon ferrugineum, niveum, andicolum.) Eine der schönsten Fächerpalmen, die Corypha Gebanga, Chamaerops (4 Ar- ten), Cocos (4 Arten), Geonoma (4 Ar- ten) und die Elfenbeinpalme (Phytele- phas macrocarpa) sind ferner hervorzu- heben. Der harte weisse Kern der Früchte der letzteren wird ganz ähnlich wie Elfenbein verarbeitet und daher der Name, Ganz besonders schön und reich war die Gattung Pandanus vertreten, die vorzugsweise die Inseln Java und Bor- neo bewohnt. In der Tracht den Dra- chenbäumen ähnelnd, entsteigen dem Stamme zahlreiche Luftwurzeln, die alte Pflanzen gleich Stützen von allen Seiten umgeben. P. Amherstiae, furcatus, iner- mis, leucanthus, utilis, odoratissimus und humilis fol, variegatis (javanicus foliis 214 variegatis) befanden sich darunter. Be- sonders schön und gesund waren 2 Exemplare der letzteren Pflanze , wel- che im Winter gegen Feuchtigkeit sehr empfindlich ist und daher selten mit Glück durchwintert wird. Sie hält sich daher im Zimmer noch besser als im Gewächshause , und machen die scharf weiss gerandeten überhängenden Blätter einen malerischen Effect. Noch vollständiger war unter den Einsendungen des Iirn. Siesmeyer, die Sammlung der decorativen Blattpflanzen fürs Warmhaus und Zimmer. Ungefähr 110 Arten enthielt dieselbe und darun- ter alle jene erst in neuester Zeit aus dem tropischen Amerika durch Lin- den eingeführten Pflanzen. So die Theo- phrasta imperialis, mit grossen prächtigen, dornig gezähnten Blättern und 8 andere Arten derselben Gattung; ferner 5 Arten der Gattung Rhopala (R. corcovadensis, glabra, magnifica, Jonghii, organensis), alle in starken grossen Exemplaren, ob- gleich sie kaum erst aus den Gebirgen Amerika’s in unsere Gärten eingewan- dert sind, ein neues Spathophyllum in- Blüthe, 9 Arten der Gattung Aralia und darunter die schöne A. Sieboldii aus Ja- pan und A, papyracea, mit ihren grossen handförmigen Blättern, aus der die Chi- nesen das Reispapier anfertigen , ferner 2 Oreopanax und viele andere Selten- heiten, Unter den Coniferen befanden sich 7 Araucaria-Arten, dabei A. Cookii und excelsa glauca, in schönen Exemplaren. Ganz allgemeine Bewunderung er- reste die Gruppe von Azalea indica desselben Einsenders. Alle Exemplare waren gross und stark, in Kugelform als Hochstamm erzogen und mit Blu- men gleichsam überschüttet. Ausserdem ward die Gruppe aus nur ausgewählt guten Sorten gebildet, nämlich aus fol- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. genden: Azalea indica mirabilis, Friedrich August, magnifica, Adolphi fl. pleno, la- teritia, formosa d’Ivry, multitlora rubra, Symetry, Juliana, exquisita pallida, eris- piflora, Beauty of Teigate, alba striata, variegata, Perryana, Iveryana, Duke of Devonshire, Rosalie, alba semidupla, praeelara, variegata, Prinz Albert, Neben den Gruppen des Hrn. Sies- meyer liegen hier noch 4 andere, frei in der Mitte des Saales. Zwei davon enthalten die Einsendung des Herrn Dorotte, Handelsgärtner bei der Peter- hofer Triumphpforte. Die eine dieser Gruppen war aus 36 Arten verschiede- ner Palmen und 33 Arten schöner und seltener Blattpflanzen gebildet, die an- dere aber bestand aus einem Sortiment von 43 der besten Rosen. Die dritte Gruppe, vornehmlich aus üppigen Blattpflanzen des Warmhauses bestehend, war von Hın, Pfeffer, Gärt- ner Sr, Erlaucht, des Hrn. Ministers des Innern aufgestellt worden. Eine vierte höchst reizende Gruppe bildeten grosse Palmen, die ein Piedestal mit ei- ner Urne weit überragten, in der eine mit feuerig-rothen Blumen überschüttete Azalea auf weit hin leuchtete,, und. gar schön mit dem Laube der Palmen con- trastirte. Es war diese Gruppe vom Kais, Taurischen Garten aufgestellt worden. Es folgt nun an der linken Wand zunächst eine Gruppe blühender Pilan- zen und dauerhafter Sträucher von Hrn. R. Schröder, Gärtner im Forstcorps, darunter der neu eingeführte Korkbaum vom Amur (Phellodendron amurense). Die Rinde desselben liefert einen brauch- baren Kork, und scheint dieser Baum nach den vorliegenden Erfahrungen selbst noch im Petersburger Klima hart zu sein. Dann beim Mittelbassin die Blattpflanzen-Gruppe von Hrn. Erler im I. Originalabhandlungen. Kais. Garten zu Jelagin und frei im Saal die Coniferen, Blattpflanzen und Palmen des Hrn. Allwardt, Handelsgärt- ner am grossen Prospect, in 2 durch gute Cultur ausgezeichneten Gruppen. Die Coniferen - Sammlung enthält zwar nur 43 Arten, aber es sind alles bes- sere und seltnere im vollkommensten Culturzustande. Als besonders selten ist eine 6 Fuss hohe Dammara Browniü hervorzuheben, ein Zapfenbaum mit brei- ten ovalen Blättern aus Neuholland. Die Arten der Gattung Dammara gehen vom tropischen Neuholland bis nach Ost- indien und liefern einen der besten und dauerhaftesten Firnisse, der als Dammar Firniss im Handel geht. Die Palmen sind in 26 verschiede- nen und guten Arten vertreten und Blattpflanzen in 35 verschiedenen Ar- ten. Endlich kommen wir zur letzten Gruppe, gegenüber dem Rasenplatz an der linken Wand, durchweg in Pflanzen aus dem Garten des Hrn. Gromow be- stehend. Es ist das eine der Einsen- dungen, die fast nur vorzüglich schöne Exemplare enthält, die theils frei in dem Saale zerstreut aufgestellt wurden, theils hier zu einer Gruppe vereinigt sind, Schöne Dasylirion, Bambusen, Palmen, 2 Exemplare der Cryptomeria japonica von ungefähr 15 Fuss Höhe, schöne Kalthaus- und Warmhauspflanzen bilden den Hintergrund. Zwischen ihnen tre- ten blühende Azaleen, Rhododendren, Rosen hervor und blühende Cinerarien umsäumen die Gruppe. Die Schönheit und der üppige Culturzustand dieser Pflanzen liess nichts zu wünschen übrig. Wir haben so die Runde durch das Lokal der Ausstellung gemacht. Zö- gernd verlassen wir sie. Von der Höhe der Terrasse werfen wir noch einmal ei- nen Blick auf das Ganze. Im Mittel 215 öffnet sich die Aussicht bis zur Hinter- wand, von beiden Seiten treten die höheren Partien malerisch hervor, die leuchtenden Azaleenbüsche im Hinter- grund treten wie Lichtpunkte auf, wäh- rend hinter ihnen die letzten Gruppen wie in weiter Ferne in bläulicher Be- leuchtung verschwimmen, In den Gän- gen aber wandeln Hunderte von Be- suchern dahin, bald 'hinter den Pflan- zen verschwindend, bald wieder auftau- chend. Befriedigt verlassen wir den Saal und freuen uns, dass es einem Verein gelungen ist, auch hier uns den Genuss zu verschaffen, durch den schon lange in den andern Hauptstädten Europa’s weite Kreise erfreuet wurden, Wir neh- men gleichzeitig aber neue Liebe zur Blumenwelt und den Wunsch, auch die eigne Wohnung passend auszuschmücken, mit nach Hause. — Der Verein selbst wird aber auch mit Freude auf dieses sein erstes Le- benszeichen zurückblicken. Lebhaft und freundlich ward ihm allseitige Anerken- kung zu Theil, indem ungefähr 20,000 Personen die Ausstellung besuchten. Mit froher Zuversicht siehter der Allerhöchsten Genehmigung seiner Statuten entgegen, um dann mit dem andern Theile seiner Thä- tigkeit zu beginnen. Hebung des Gar- tenbaues in seinem ganzen Umfange, Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse hat er sich als Aufgabe gestellt. Mit den monatlichen Versammlungen soll die Aufstellung interessanter Pflanzen und anderer Gegenstände aus dem Ge- biete des Gartenbaues mit belehrenden Vorträgen für die Mitglieder verbunden werden. Um rege Concurrenz zu veranlassen, werden auch bei diesen monatlichen, nur für die Mitglieder bestimmten Sitzun- gen Preise in Form von goldenen und 216 silbernen Medaillen vertheilt werden. Bei der grossen Ausstellung sind für mehr als 1000 R. S. Medaillen vertheilt worden. — Sobald die monatlichen Sitzungen des Vereines beginnen, werden wir in diesen Blättern regelmässig einen kur- zen Bericht über die Verhandlungsge- @artenflora Deutschlands und der Schweiz. genstände geben, von denen die wichtig- sten ausführlich in einem Jahresberichte des Vereines veröffentlicht werden sol- len *). — (E. Regel.) *) Einen Plan und eine Ansicht der oben besprochenen Ausstellung in Petersburg, wer- den wir nächstens nachliefern. — 4) Beobachtungen über den Einfluss der Kälte auf eine Anzahl fremder Pfianzen in Athen im Winter 1857/58. Vom Herrn Hofgärtner Schmidt in Athen geht uns folgende Namensliste von fremden Pflanzen zu, mit dem Be- merken, dass dieselben die dort unge- wöhnliche Kälte von 5 Grad R. ausge- halten haben. Bekanntlich war der ver- gangene Winter im Süden von Europa ungewöhnlich streng. Wir können aus diesen Beobachtungen manchen interes- santen Schluss auf die Cultur mehrerer dieser Pflanzen ziehen. Auffallend ist dabei, dass mehrere der genannten Pflan- zen bei uns in Deutschland viel em- pfindlicher sind, z. B. Primula chinen- sis, Erythrina crista galli, Habrotham- nus, Viburnum odoratissimum. Indem wir Herrn Schmidt für diese Mittheilung freundlich danken , lassen wir das Ver- zeichniss folgen: Alle Arten von Citrus. Aralia erassifolia, pinnata, quinquefolia, trifoliata. Abutilon marmoratum, striatum, veno- sum. Acacia Farnesiana, Lophanta, paradoxa, longifolia. Agapanthus umbellatus. Agave americana,, americana fol. varie- gatis. Bonapartea juncea. Berberis Darwini, trifoliata. Buddleja Lindleyana, mexicana, Bignonia capensis, speciosa. Chamaerops humilis, Casuarina strieta, torulosa, Correa alba, rufa. Cyelamen divers, species, Cantua dependens. Crataegus glabra, serratifolia, Echites nutans, Melaleuca. Erythrina crista galli. Evonymus japonicus. Fieus stipulata. Glyeine chinensis. Habrothamnus Hügelii. Jasminum triumphans, odoratissum, flo- ridum. Kennedya rubicunda , monophylla. Laurus nobilis, Camphora, glaucophylla, indica, - Leptospermum multiflorum. Ligustrum japonicum. Magnolia grandiflora, fuscata, pumila. Melaleuca hyperieifolia, linearifolia, pul- chella, thymifolia. Mahonia Ehrenbergii, latifolia, pallida. Metrosideros lanceolata, semperflorens. Mespilus japonica. Myrtus fimbriata, latifolia, cömmunis fl. pl., fol. variegatis, I. Originalabhandlungen. Mandevillea suaveolens. Nerium Oleander atropurpureum und dergl. mehr. Nieotiana glauca. Passiflora coerulea, Maximiliani, rubra. edulis, laurifolia, 7 Phoenix dactylifera, paludosa , silve- stris, Russelia juncea, Rhus viminalis, Rhamnus Alaternus. Verbenen divers. sp. Pittosporum Tobira, Tobira fol. varie- | Sterculia platanifolia. gatis. Solanum jasminiflorum. Polygala myrtifolia, semperflorens, spe- | Podocarpus elongata, latifolia, ciosa. Punica Granatum. Primula chinensis, Poineiana Gilliesii. Viburnum Tinus , macrocephalum , odo- ratissimum, Yucca gloriosa , longifolia. (Jaeger,) 5) Die Vertilgungsmittel gegen schädliche Insecten und andere B solche Thiere. Von J. G. Meyer, Handelsgärtner in Ulm. Die Mittel zu der Vertilgung der uns schädlichen Thiere sind mannigfaltig, und so sind sie auch hinsichtlich ihrer Anwendung und Wirkung wieder sehr verschieden, Um nun den Werth dieser uns zu Gebote stehenden Mittel fest- stellen zu können, wollen wir dieselben in zwei Abtheilungen scheiden. In die erste Klasse rechnen wir alle diejenigen Mittel zu der Vertilgung schäd- licher Insecten und anderer solcher Thiere, die erst dann angewandt wer- den, wenn der Schaden, den dieselben unsern Culturen zufügen, uns schon fühlbar wird. Von solchen Mitteln fin- den wir in denJournalen für Feld- und Gartenbau, Gartenbüchern und eigenen Werken eine Menge verzeichnet. So verschiedenartig aber diese Mittel für das eine oder andere schädliche Thier- chen zusammengesetzt sind, eben so sehr getheilt sind denn auch unsere Ansichten über die Wirkung dersel- ben; was seinen Grund hauptsäch- lich darin haben mag, dass entweder VI 1858, aus Unkenntniss der Naturgeschichte die Lebensweise dieser Thiere bei der Zu- sammensetzung und Anwendung dersel- ben nicht gehörig beachtet wurde, oder dass die Anwendung dieser Mittel nicht überall unter den gleichen Verhältnis- sen stattfinden kann und oft auch nicht mit der nöthigen Sorgfalt und Vorsicht ausgeführt wird. Die Wirkung solcher Mittel muss desshalb auch verschiedene Resultate ergeben. Eine Mäusefalle z. B, die nicht ge- hörig construirt, oder nicht sehr sorg- fältig gestellt wird, muss sich uns in den meisten Fällen als sehr unwirk- sam erweisen; anstatt dass wir den Feind mit derselben einfangen, haben wir ihm seine Lieblingsspeise vorgesetzt und mit sichtlichem Wohlbehagen zieht sich das Mäuschen in seinen Versteck zurück. Viele dieser Mittel enthalten giftige Bestandtheile und bringen uus in der Regel mehr Schaden denn Nutzen, Ja wir zugleich, was hauptsächlich bei dem 14 218 Feld- und Gartenbau der Fall ist, mit einem einzigen vergifteten schädlichen, meistens auch wiederum ein nützliches Thier tödten, das den todten Körper des Vergifteten verzehrt; und dadurch die Zahl der nützlichen Thiere, die uns Beistand gegen die schädlichen leisten sollten, sehr vermindert wird. Gift sollte nur im Nothfalle und nur mit der grössten Sorgfalt und Vorsicht an- gewendet werden. Ein grosser Theil dieser Mittel besteht ferner in dem Aufsuchen und Wegfangen dieser Thiere, und diese Mittel sind denn auch die besseren, obgleich die Anwen- dung derselben mit nicht geringer Mühe und Kosten verbunden ist. Um aber diese Mittel gehörig anwenden zu kön- nen und uns die Arbeit, die dieselbe verursachen, nur einigermassen erträg- lich zu machen, gilt es in dieser Be- ziehung, unsere ganze Aufmerksamkeit fortwährend auf unsere Pflanzen zu rich- ten, um sodann sogleich mit diesen Mitteln zu beginnen, sobald sich schädlichen Thiere einstellen, um zu vertilgen, bevor es ihnen möglich sich in Unzahl zu vermehren. So langen wir in kürzerer Zeit und mit weniger Kosten zu dem gewünschten Ziele. Zu diesem Zwecke ist es aber unumgänglich nöthig, dass wir die Le- bensweise dieser Thiere kennen lernen, ohne welche es uns nicht wohl möglich sein wird, ein günstiges Resultat zu er- zielen. ist, ge- Das weibliche Inseet scheint mit dem feinsten Ahnungsvermögen versehen zu sein, da es mit unendlicher Kunst nicht nur den für ihre Nachkommenschaft passenden Platz zu finden und seine Eier abzusetzen versteht, sondern in vielen , ja fast in allen Fällen noch da- für sorgt, dass die Larven, sobald sie. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. aus den Eiern kommen, sogleich die ih- nen angemessene Nahrung finden. Die Eier des Kohlweislings, die der- selbe an die dunkelgrünen Blätter un- serer . Kohlpflanzen selbst absetzt und durch ihre goldgelbe Farbe leicht zu erkennen sind, wären doch mit viel we- niger Mühe zu vertilgen , als wenn wir die Unzahl von Kohlraupen, die schon in wenigen Tagen unsere Kohlpflanzen in Besenreise umwandeln, einsammeln wollten, Es gilt daher in allen Fällen, sobald sich die Verderber unserer Pflanzungen einfinden, sogleich den Vernichtungskrieg mit allen uns zu Gebot stehenden Mit- teln gegen dieselben zu beginnen. Unter die Vertilgungsmittel unserer zweiten Klasse rechnen wir die Anwen- dung allgemeiner Mittel. Durch ihre Anwendung wird uns möglich, jenen für uns so sehr schädlichen Geschöpfen eine Legion ihrer natürlichen Feinde entgegen zu stellen, welchen die Natur durch ihre Lebensweise die Vertilgung dieser schäglichen Thiere zugewiesen hat, wir meinen: Schutz für unsere in- seetenfressenden Vögel, Schutz für andere nützliche Thiere. Dass unsere Singvögel seit einigen Jah- ren sich sehr vermindert haben, ist allgemein bekannt, sie gehören nahe- zu in Wäldern zu Seltenheiten, wäh- rend dieselben desto häufiger in Käfigen angetroffen werden. Andere nützliche Vögel, die über Winter bei uns blei- ben, wie besonders die Sperlinge, Fin- ken, Meisen u. s. w. werden an vielen Orten auf eine sehr grausame Weise verfolgt, oft noch nackt aus dem Neste gerissen, den Hunden und Katzen vor- geworfen, mit Flinte und Blasrohr‘ ge- schossen und in den sog. Meisenkasten überall eingefangen. Darf man sich noch wundern, dass der Schaden durch I. Originalabhandlungen. die Spannraupen an der Kirschenernte in Württemberg im Jahre 1853 nahezu 200,000 Gulden betrug. Unsere andern pützlichen Thiere sind nicht besser daran, den meisten Verfolgungen unwis- sender Menschen sind aber ohne Zwei- fel die Reptilien: Nattern, Eidechsen, Kröten u. s. w. ausgesetzt. Ihr anschei- nend falsches Ansehen, ihr theils glat- ter und kalter Körper, ihre meist Ekel erregende Gestalt, ihr Aufenthalt, vor allem aber ihre vermeintliche Giftigkeit sind die Ursachen, welche den Hass ge- gen sie rechtfertigen sollen. Möchten Landwirthschaftliche und Gartenbau- vereine es doch nicht unterlassen , bei jeder Gelegenheit durch Wort und Schrift dazu beizutragen, dass diese so sehr nützlichen Thiere geschützt, die schäd- lichen aber vernichtet würden. Haupt- sächlich möchte den Dienstboten des Landwirths eine genaue Erklärung über die Lebensweise nützlicher und schädli- cher Thiere sehr zu gut kommen; diese Personen sind es, die vermöge ihrer fort- währenden Beschäftigung in Feld und Wald ihnen den grössten Schutz ver- leihen können, sie sind es aber auch, die ohne Kenntnisse der Lebensweise dieser Thiere, die grausamsten Verfol- gungen gegen jene Geschöpfe ausüben. Das Umstürzen von Brach- äckern und das Schollern der Gemüsefelder über Winter ist vorzugsweise geeignet, unsere Felder fruchtbarer zu machen und zugleich eine Masse Ungeziefers: Puppen, Larven u,s. w. an die Oberfläche zu befördern. Der Frost thut dann das seinige zur Zerstörung dieser Thiere. Zu der allgemeinen Durchführung solcher Massregeln sollten Staatsre- gierungen, sowie Gemeindeverwaltungen, die ersteren durch Einbringung eines für diesen Gegenstand trefflichen 219 Gesetzes zum Schutze nützli- cherundzurVertilgungschädli- cher Thiere, die letzteren durch strenge Handhabung desselben , hilfreich die Hand reichen. Wir rechnen dahin: Strenge Bestrafung der Vogelfänger, sowie Verbot des Verkaufs der Sing- vögel. Besteurung der insectenfressenden Vögel, die in Käfigen gehalten werden. Allgemeines Einsammeln der Maikä- fer, Schussprämien für Tagraubvögel, Elstern, Uhu u. s.w., die den insecten- fressenden Vögeln nachstellen und sie tödten. Allgemeine Mäusevertilgung auf den Feldern, wozu die Säumigen durch Strafe hinzu zuziehen sind. Gesetze für eine allgemeine Raupenvertilgung, für allge- meine Anlegung von Theergürtel gegen die Spannraupe, sowie für die Vertil- gung schädlicher Forstinsecten in Privat- waldungen u. 8. w. In allen diesen Fällen ist gesetzliches und augenblickliches Einschreiten der Local-Polizeibehörde stets von dem be- sten Erfolge, es sollte nie der Willkür oder Trägheit überlassen bleiben, ob diese Leute ihre Obstbäume u. s. w. rein erhalten oder reinigen wollen; das kleinste Obstgärtehen, selbst nur ein einziger Baum des nachlässigen Besitzers wird die Wiege schädlicher Insecten, die da- selbst gross erzogen, die Obstgärten gan- zer Gemeinden überfluthen, wodurch sich denn der Fleissige um seine Erndte betrogen sieht. Bei einer allgemeinen, gesetzlich gebotenen Anlegung der Theer- gürtel gegen die Spannraupe kann eine Verheerung, wie im Jahre 1853 an den Kirschenbäumen in Württemberg nie mehr vorkommen. Ferner sollten es sich alle Samen- züchter zur strengsten Aufgabe machen, bei der Abtrocknung und dem Reinigen 14 * 220 ihrer eigenen und der zu dem Ver- kaufe bestimmten Sämereien Sorge zu tragen, dass es den mit solchen Samen auf die Trockenböden eingebrachten Insekten nicht möglich würde, ihre Eier an die Samenkörner abzulegen, sich überhaupt nicht weiter vermeh- renzukönnen. Dass mit dem Einernten reifer Sa- men, die theils schon auf dem Felde in Säcke gefasst oder auch offen eingeführt werden, eine Masse schädlicher Insecten mit eingebracht werden, ist eine be- kannte Sache, und dass dieselbe auch auf den Trockenböden ihr Zerstörungs- werk fortsetzen, längst erwiesen, Das beste Mittel, diese schädlichen, mit Sa- men eingebrachten Insecten zu tödten, bevor es ihnen möglich ist für ihre Vermehrung zu sorgen, besteht darin, dass man, sobald die Samen auf die Trockenböden gebracht und geordnet sind, alle Oeffnungen,, Dachluken ver- schliesst, diese mit Fenstern versieht, über welche man quer, etwas unten einen Handbreiten Streifen Papier klebt und diesen tüchtig mit Theer oder Wa- genschmiere bestreicht, ist dies ge- schehen, öffnet man die Läden, lässt aber die Fenster geschlossen; die Thier- chen, der Dunkelheit ungewöhnt, eilen nun, sobald geöffnet wird, den Fenstern zu und bleiben dort an dem Theergürtel angeheftet. Wird jene Vorsicht unter- lassen, so ist es der Menge kleiner Kä- ferchen, Fliegen u. s. w., die in ge- schäftiger Eile in den Samen herum- laufen , leicht möglich, eine Unzahl ih- rer für uns kaum sichtbaren Eier an die Samen abzusetzen, mit ihrem Schlei- me an dieselben anzuheften, oder die Körner anzubohren und ihre Eier in die Oefinung zu legen, | Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Am Schlusse aber möchte die freundlichste Bitte hier wohl am Platze sein, alle Gärtner , Guts- und Garten- besitzer, die Pflanzen-Sendungen aus überseeischen Ländern und Staaten er- halten, dringend zu ersuchen, doch ein wachsames Auge auf die Einführung fremder Insecten durch Pfanzen- sendungen richten zu wollen. So lange wir von dem Auslande, den überseeischen Ländern und Staaten nur die Samen seltener Pflanzen bezo- gen hatten, war es nicht wohl möglich, dass fremde Inseceten oder deren Brut zu uns eingebracht wurden. Wenn auch durch Samen die Eier jener Thierchen mit den Samen zu uns kamen, so ver- hinderte doch meistens die Temperatur unserer Erde, hauptsächlich aber die Ungunst unserer Frühlinge, deren Ent- wicklung, und nur wenige Fälle sind bekannt, dass auf solche Weise fremde Pflanzenfeinde sich bei uns einfanden. Anders aber verhält es sich mit den Pflanzensendungen, die wir von dem Auslande beziehen. Es gilt daher auch, unsere Aufmerksamkeit diesem Gegen- stande zuzulenken. Nicht nur mit Pflanzensendungen er- halten wir solche lästige Gäste, sondern es sind auch schon solche mit andern Waarensendungen zu uns gekommen. Der Schwäbische Merkur schreibt vom 23. Januar 1857 von Heilbronn aus: Seitdem viele Waaren sehr schnell transportirt werden, kommen mit diesen auch Thiere heisser Länder noch lebend zu uns. So krochen vor mehreren Jah- ren aus einem Ballen in hiesiger Halle, der von Neapel kam, Scorpionen, und in den Ritzen der Farbhölzer findet man Puppen, aus denen schon brasilianische Schmetterlinge ausgeschlüpft sind, — H. Neue Zierpflanzen. 221 I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in „Illustration hor- ticole.“ 1) Rhododendron hybr. Bylsianum, — In den letzten Jahren haben die Rhododendron- Arten und Varietäten, die im Freien ausdauern, sich um eine beträchtliche Anzahl schöner Züchtungen vermehrt, und besonders sind die lebhaft rothen und dunkelrothen Farben, die früher nur beiRh. arboreum und Abarten vor- kamen, durch Hybridisation jetzt auch auf mehrere dieser neuen, durchaus harten Sorten glücklich übertragen, wodurch natürlich be- deutend viel gewonnen ist, da diese Farben gänzlich fehlten. Den Gebrüdern Byls, Han- delsgärtnern in Gent‘, gebührt vor Allen das Verdienst in der Züchtung wahrhaft distineter und prächtiger Sorten. — Sie haben eine ganze Reihe von Sorten im Verlaufe der letzten Jahre gewonnen, die als Collection von Byls durch die grossen Genter Gärtnereien verbreitet, sich überall, auch in England, grosse Anerkennung erwar- ben. — Das Rh. Bylsianum ist eine ihrer neuesten und jedenfalls eine ihrer prächtigsten Züchtungen, die in den Besitz des Herrn A. Verschaffelt überging und von ihm durch Subseription im Herbste 1858 abgegeben wer- den wird. Der Subseriptionspreis, 25 Fr. für ein junges Exemplar, 50 Fr. für stärkere und 125 Fr. für sehr starke Exemplare, zeigt schon den grossen Werth an, den der Besitzer auf diese Sorle setzt. — Die Blumen, mittlerer Grösse, stehen in geschlossenen, sehr grossen Bouquels; sie sind auf weissem Grunde breit und scharf gerandet, mit lebhaft rosacarmin und die oberen Petalen mit wenigen gelben Punkten gezeichnet. Die Blüthezeit ist so spät, dass die Nachtfröste den Flor nicht mehr zerstören können, wie das bei frühblühenden Sorten so häufig der Fall ist, — kurz es soll das non plus ultra aller im Freien ausdauern- den Rhododendron sein, und das will Etwas sagen. (Taf. 155.) 2) Punica Granatum var. Legrelliae. Grana- teae, (Punicaceae Lem.) Mad. Legrelle , eine passionirte Blumenfreundin , deren schöner Garten mit seinen reichen Pflanzenschätzen von jedem Gartenfreunde, der Antwerpen passirt, besucht werden sollte, erhielt diese schöne Abart der Granate von einer Freundin aus Nord-Amerika zugesandt, mit der Bemer- kung, dass das gesandte Exemplar ein Unicum und sehr prachtvoll sei. Diese Pflanze blühte im Sommer 1857 zum ersten Male und be- währte das ihr gespendete Lob und den Werth des Geschenkes. — Die sehr stark gefüllten Blumen sind hochroth, wie die bekannte ge- füllte Abart, nur sind die Petalen breit gelb gesäumt, wodurch die Blumen hübsch bunt erscheinen. Die Herren Jacob-Makoy u. Comp. in Lüttich erhielten die Pflanze von der Besitzerin, um sie zu vermehren und dem Handel zu übergeben, und haben sie mit 10 Fr. in ih- rem neuesten Calaloge notirt. (Taf. 156.) 3) Iris Kaempferi Sieb. Eine prächtige ja- panische Art von Dr. von Siebold neuerdings eingeführt und noch sehr wenig verbreitet. (Verschaffelt hat sie in seinem Nachtragsver- zeichniss für 1858 mit 5 Fr. aufgeführt.) Die grossen Blumen sind violett, mit schöner fei- ner Aderung. Sie ist wahrscheinlich aus- dauernd, wenigstens unter Bedeckung, da aber die Erfahrung bis jetzt mangelt, wird es gerathen sein, sie vorläufig frostfrei zu durch- wintern. Vermehrung durch Theilung der knolligen Rhizome. Blätter schmal, linealisch- schwertförmig , aufrecht, lebhaft grün, 1 — 2 Fuss lang, '% Zoll breit, Schaft stielrund, ei- nige kleine, entfernt stehende Hochblätter tra- gend; Scheide ?2blüthig, mit lanzettlichen, et- was blaugrünen Klappen ; die 3 äusseren Blüthen- hüllblätter mit sehr breitem, länglich-abgerun- detem Saume, zurückgeschlagen , lila violett, sehr fein purpur punktirt und geadert; die 3 inneren aufstehend , zusammengeneigt , spatel- förmig, mit abgerundeter Spitze und nach dem Grunde zu verschmälert , innen stark gekielt und gelb, aussen dunkel violett. Staubfäden kurz, linealisch-länglich, Staubbeutel länger als Staubfäden , mit randständigen Fächern und gelbem Pollen. (Taf. 157.) 4) Begonia hybr. Prince Troubetzkoy, 222 Kaum ist die prächtige Begonia Griffithii Hook. (B.annulata C. Koch.) in die grösseren Gärten gedrungen und hat noch nicht Zeit ge- habt, sich nur einigermassen einzubürgern, und schon hat sie unter den fleissigen Händen eines intelligenten Gärtners im Etablissement Verschaffelt, eine hybride Nachkommenschaft erhalten, die an Schönheit die Mutter über- trifft. — Eine einzelne, vielleicht die oberste Blüthe, die sie brachte, wurde gleichzeitig mit dem Pollen der B. xanihina marmorea und der B. rubro - venia befruchtet und aus die- ser Befruchtung gingen 3 Formen hervor, die hier genannte, dann eine Mad. Wagner ge- taufte, und eine dritte Miranda benannt, viel- leicht noch die schönste. DieB. Prince Trou- betzkoy ist, wie die Eltern, stengellos, die sehr grossen, schief-herzförmigen Blätter sind oberhalb glänzend dunkelgrün , mit dunklerer Nüanecirung und mit einzelnen weissen Haaren besetzt, unterhalb sind sie heller grün, mit hoch- rothen Rippen und Adern, und am Rande auf beiden Seiten ebenfalls mit roth gesäumt. Die Blatt- und Blumenstiele sind behaart und schön hochroth, die Blumenstiele kürzer als die Blät- ter, 4 — 5blüthig, die Ablättrigen, ziemlich grossen Blumen innen weiss und aussen roth, sind an sich hübsch , aber können sich nicht mit dem reichen Blattschmucke messen. (Taf. 158.) 5) Clarkea pulchella var. marginata; Oeno- thereae. — Die hübsche Cl. pulchella, von Douglas im Jahre 1827 aus Californien einge- führt, ist längst bekannt und beliebt als eine der schönsten einjährigen Gartenblumen, durch dankbares Blühen und die originelle Form der tief 3lappigen Petalen gleich ausgezeich- net. Die Stammform ist einfarbig, lebhaft rosalila, seit Jahren besitzen wir eine ganz weisse Abart, und nun kommt obige Abart hinzu, die in England zufällig in einer Aussaat gefunden, nach Herrn F. A. Haage’s Aussage, der sie seit 4 Jahren cultivirt, sich constant bewährt hat, und hoffentlich auch ferner constant blei- ben wird. Diese prächtige Varietät ist schön carmoisinroih und regelmässig breit rein weiss gerandet, sie erinnert an den schönen Phlox Drummondi var. Radetzky, der aber leider sich ‚nicht durch Samen wieder erzeugt, an die niedliche Verbena Maonetli u. a. rothe, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. weiss gerandete Spielarten, die immer sehr effeetvoll sind. Herr F. A. Haage jun. in Erfurt hat die Edition aequirirt und bietetin seinem diesjähri- gen Samenverzeichnisse dieSamen dieser sehr _ interessanten Neuheit zu mässigem Preise an. Die Clarkeen gehören zu den härteren Som- merpflanzen, die man im Frühling gleich an Ort und Stelle in’s freie Land säen kann, und die in jedem einigermassen guten Gartenbo- den leicht und sicher gedeihen. (Taf. 159.) 6) NeueT'ydaea-Hybriden;, Gesneriaceae. — Wie die oben besprochene Begonia Griffithii, so ist auch die schöne Tydaea amabilis Pl. et Lind. kaum eingeführt, schon die Mutter einer hybriden Nachkommenschaft geworden, und zwar ebenfalls im Verschaffelt’schen Etab- lissement, indem man sie mil andern Tydaeen (es ist nicht gesagt wit welchen Arten), mit Naegelia zebrina und anderen Gesneriaceen befruchtete. Die aus diesen Befruchtungen gefallenen Sämlinge, 4 an der Zahl, wurden von Ver- schaffelt dem belgischen Königshause dedicirt, und Duc de Brabant, Duchesse de Brabant, Comte de Flandre und Princesse Charlotte getauft. Sie werden im Mai 1858 dem Han- del übergeben und bilden einen werthvollen Beitrag zu der grossen Zahl schönblühender Gesneriaceen, die bereits unsere Gewächshäu- ser schmücken. (Taf. 160.) (Wenn der strenge Botaniker gegen das Hybridisiren eifert, das jetzt eine wahre Manie zu werden scheint, so hat er von sei- nem Standpunkie aus vielleicht Recht, um so mehr, wenn, wie auch im vorliegenden Falle, und wie so häufig es geschieht, die Kreuzun- gen so durcheinander und in den Tag hinein gemacht werden, dass man den Ursprung der Hybriden und Formen gänzlich aus den Au- gen verliert, und so dieses unentwirrbare Ge- misch von Arten, Abarten, wirklichen Hybri- den und Formen entsteht, welches heutigen Tages schon so viele Gatlungen bieten, die in den Bereich der speculativen Handelsgärt- nerei kamen und sich zu solchen Vermischun- gen zwingen liessen. — Der Blumenfreund, der Neuheit und Mannigfaltigkeit sucht; der Handelsgärtner, der fleissig darauf sinnt, der Mutter Natur stets neuere und schönere For- men abzulocken, haben dagegen eben so sehr Recht, wenn sie sich bemühen, die Fähigkeit der gegenseitigen Befruchlungen, die vielen Pflanzenarten eigen ist, nach allen Rich- iungen hin auszubeuten ; die Blumistik kann nur dadurch gewinnen, und da einmal die Bahn gebrochen ist, so bleibt den Botanikern niehts übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zu suchen, aus diesen Kindern der Gärten Nutzen für die Wissenschaft zu ziehen, und gewiss bieten die Hybriden auch dem Pflanzenphysiologen, wie dem Systema- tiker ein wichtiges Arbeitsfeld, das bisher noch fast ganz unberührt blieb. Die Aufgabe der Gartenjournale aber ist es, die Gärtner und Blumenfreunde, die sich mit Befruchtungen be- fassen, immes daran zu erinnern, dass sie in ihrem eigenen, wie im allgemeinen Interesse handeln, wenn sie nicht die kleine Mühe scheuen, die Befruchtungen genau zu notiren, damit sie den gewonnenen Pflanzen eine rich- tige Abstammungsurkunde mit auf den Weg geben können , und nicht wie im vorstehen- den Falle gezwungen sind, sagen zu müssen, dass sie nur die Abstammung mütterlicher- seits mit Bestimmtheit angeben können. Diese Tydaeen-Hybriden betreffend, von denen Herr Lemaire nur zu sagen weiss, dass sie „väter- licherseits augenscheinlich von andern Tydacen- Arten, von Naegeliaeic., die schöne N. zebrina an der Spitze, abstammen ‚“ dürfen wir uns kaum ein Urlheil erlauben, da wir sie bis jelzt nur im Bilde kennen; so viel scheint uns aber klar, dass N. zebrina so wenig als andere Naegelia-Arten bei der Erzeugung irgendwie thälig waren, denn soviel kann man schon aus der Abbildung errathen, da weder Form noch Färbung auch nur eine Spur von N. zebrina aufweisen, dagegen ist es uns wahr- scheinlich, dass, wenn es wirkliche Hybriden sind (denn nach der Abbildung könnte man auch blosse Varieläten von T. amebilis darin erkennen), die Vaterschaft ausschliesslich und allein der Tydaca gigantea V. Houtte ge- bührt, die ihrerseits der ächte Basiard von T, pieta Dene. und Sciadocalyr Warscewiczüi Rgl. ist, und zu der Zahl der gut constatirten Hy- briden gehört, die im Pollen vollkommen fruchtbar sind.) — (E. 0.) U. Neue Zierpflanzen. 223 b) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 7) Ananassa bracteata Lindl. ; Bromeliaceae. Die scharlachblätirige Ananas der englischen Gärten ist wohl nur eine der vielfachen Ab- arten der wirklichen Ananas (A. sativa). Der die Frucht krönende Blatischopf fehlt ihr zwar scheinbar, er ist jedoch nur sehr ver- kümmert oder nicht so stark entwickelt, als bei der Ananas. Ausserdem unterscheidet sie sich nur durch die prächtige lebhaft car- moisinrothe Färbung der Bracieen, und solche Abänderungen sind nicht überraschend bei Pflanzen , die wie die Ananas seit Jahrhun- derten eultivirt, in allen heissen Ländern im Freien, in kälteren unter Glas gezogen, längst ihren Urtypus verloren und in zahllosen Spiel- arten erscheinen , die eben ihre Entstehung dem Einflusse der Cultur verdanken. Nach Dr. Lindley behalten die Bracleen ihre rothe Farbe noch bis zur Fruchtreife bei, obgleich sie allmälig matter wird , und die Frucht sel- ber ist so gut, dass diese Art oder Abart in keinem Ananashause fehlen sollte, wie sie auch jedem andern Warmhause zur grossen Zierde gereicht. (Taf. 5025.) 8) Sonerila- speciosa Zenker ; Melastoma- ceae. — Eine durch die Herren Veitch von den Neilgherry Bergen Ostindiens eingeführte sehr schöne Art, die nach Dr. Wight an feuch- ten Abhängen von Schluchten häufig wächst und im Februar blüht. Stengel krautig, kaum Fusshoch, mit stumpf Akantigen, kahlen Zwei- gen. Blätter gestielt, herzförmig - eirund, ge- spitzt, scharf gesägt, 5— nervig, kahl, Blait- stile nach oben zu behaart. Blüthenstiele einzeln, endständig, stark drüsig-behaart, eine gabelige Trugdolde und grosse tief rosenro- the Blumen tragend, die auf kurzen Stielen einseitswendig stehen. Der krugförmige Kelch drüsig behaart, mit 3 abstehenden, rundlichen, doch spitzen Zipfeln; Petalen (3) breit eiför- mig, die Mittelrippe (der Kiel) der Rückseite behaart, Staubgefässe von gleicher Länge mit dem Griffel, Staubbeutel am -Grunde herz- förmig, spitz auslaufend, an der Insertionsstelle mit einem kurzen, stumpfen Sporn. Eine vielversprechende Warmhauspflanze, 224 die wahrscheinlich sich rasch in den Samm- lungen verbreiten wird. (Taf. 5026.) 9) Cordia ipomoeaeflora Hook.; Borra- gineae. — Ein alter Insasse der Warmhäuser von Kew, dessen Vaterland und Zeit der Ein- führung gänzlich in Vergessenheit geraihen und dessen erste Blülhe der ungewöhnlich lange nnd warme Sommer 1857 hervorlockte. Es geht daraus hervor, dass diese Pflanze zu den vielen Arten gehört, die- besonders noch in den grösseren und älteren Gärten zu finden sind, die im Valerlande überaus präch- tig blühen und derenSamen daher häufig ein- gesandt werden, die aber in unsern Gewächs- häusern selten oder nie zur Blüthe gelangen, weil es meistentheils Bäume sind, die eine bedeutende Grösse und ein hohes Alter errei- chen müssen, bevor sie blühbar werden. Sol- che Pflanzenarten sind daher nicht zu em- pfehlen und passen nur in die grössten Samm- lungen, oder in botanische Gärten, wo sie auch wichtig sein können, als Repräsentanten von Gattungen und Familien, die sonst nicht ver- treten wären, auch wenn sie niemals blühen, Das Genus Cordia besteht aus Bäumen und Sträuchern, die sämmtlich in Tropenländern einheimisch, gestielte wechselsländige , .sehr selten fast gegenständige, ganzrandige oder gezähnte Blätter, trichterförmige, fast immer weisse und oft sehr ahnsehnliche Blumen ha- ben. Die vorstehende Art hat 12 — 16 Zoll lange, verkehrt eirund-lanzetiliche Blätter, die auf 2—3 Zoll langen, runden Stielen, auf der unteren Hälfte ganzrandig, auf der obern grob stechend-gezähnt sind. Die Blumen ste- hen in grossen endsländigen, wiederholt ga- belästigen Rispen. (Tafı 5027.) 10) Grammatocarpus volubilis Presl. (Scy- phanthus elegans Don.) Loasaceae. Ein unter dem Namen Scyphanthus elegans in den Gär- ten bereits verbreitetes Sommergewächs, mit langen, dünnen, rankenden Stengeln von Chili. Die untern Blätter sind doppelt fiederschnitlig, die oberen kleiner und einfach fiederschnillig, zuweilen dreilappig; die Segmente immer länglich. Die niedlichen, becherförmigen gold- gelben Blumen sind einzeln , end- oder blatt- achselständig und sitzend, erscheinen aber durch den langen, slielrunden, unterständigen Fruchtknoten gestiel. — Man säet die Sa- “ Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. men frühzeitig in Töpfe oder in ein warmes Beet und verpflanzt die Sämlinge im Mai af warme, sonnige Standorte. (Taf. 5028.) 11) Cosmanthus grandiflorus Bnth. (Eu- toca grandiflora Bnth., E. speciosa Nutt.) ; Hy- drophyllaceae. — Wurde schon im Jahre 1834 durch Douglas in Californien entdeckt, scheint aber erst kürzlich in die Gärten ge- kommen zu sein durch die-Herren Weitch, die den Samen von ihrem Sammler W. Lobb zu- gesandt erhielten. Eine hübsche, robuste stark wüchsige, einjährige Pflanze, die wie die bekannten Eutoca viseida, Wrangeliana u.s. w. gleich an Ort und Stelle ins Freie ausgesäet wird und bis zum Eintritt des Frostes unauf- hörlich blüht. Stengel niederliegend , aufstei- gend, wie die Blätter und Kelche kurz be- haart. Die Haare untermischt mit klebrigen Drüsenhaaren. Blätter breit-eiförmig, grob ge- zähnt, am Grunde fast herzförmig , rundlich. Blüthentrauben zurückgerollt, im Abblühen sich aufrichtend; Blüthenstiele sehr kurz, an- liegend, Kelch aus 5tief eingeschnittenen linea- lischen Zipfeln hestehend; Corolle sehr gross, fast 2 Zoll im Durchm., glockig-radförmig, lila- blau, imSchlunde mit einem dunkleren Ringe ; Röhre weiss, Saumlappen abgerundet; Staub- fäden pfriemlich, an der Basis’ behaart, Griffel tief 3spallig. (Taf. 5029.) (E. 0.) ec) Empfohlen von verschiedenen Zeitschriften. 12) Woarscewiczia pulcherrima. Dieser herrliche Baum ward im Staate Costa Rica von Herrn Hermann Wendland wieder auf- gefunden. Er fand ihn in der Nähe von La Virgen an einem Waldrande. L Es ist dies ein bis 50 Fuss hoher Baum aus der Familie der Euphorbiaceen , der aber schon als Pflanze von 8—12 Fuss Höhe blühet. Es ist ein würdiges Seitenstück zur Euphorbia puleherrima. Die länglichen frischgrünen ge- genständigen Blätter werden 1*/z Fuss lang. Auf der Spitze der Zweige steht der 1 — 3 Fuss lange verästelte Blüthenstand, dessen Blumen durch hochrothe Bracteen gestützt sind. Herr Wendland hoffte, dass es ihm ge- lingen werde, lebende Exemplare dieser herr- I. Notizen. 225 lichen Pflanze mit nach Herrenhausen zu brin- | tenzeitung scheint ihm dies auch gelungen zu gen und nach einer Notiz der Hamburger Gar- | sein. — (E. R.) Il. 1) Culiur der Glyeine (Wistaria) sinensis. Diese prächtige chinesische Art, unstreitig eine der prachtvollsten Schlingpflan- zen fürs Freie, ist allerdings schon häufig in unseren Gärten anzuireffen, aber gewöhnlich sieht man sie nur als Spalier an Mauern und Gebäuden, während sie sich auf vielerlei Art zur Ausschmückung der Gärten und Kalthäu- ser verwenden lässt, und daher eine noch weit ausgedehntere Verbreitung und Verwen- dung finden sollte. Sie gedeiht leicht in fast allen Lagen und in jeder nicht gar zu schlech- ten Bodenart, ohne einer grossen Pflege zu bedürfen. Man kann sie in Strauchform in Töpfen ziehen, man kann die Säulen in Kalt- häusern damit bekleiden , oder im Garten sie zu freistehenden Pyramiden ziehen, sie zur Bekleidung von Tempeln, Veranden, Laubgän- gen benutzen, kurz sie lässt sich auf die man- nigfaltigste Art verwenden und wird stets eine wahre Zierde sein. Die Gl. sinensis hat die Eigenschaft, lange, rankende, verhältnissmässig schwache Triebe zu machen. Ein eben be- wurzelter Absenker wird schon zu allererst diese langen Triebe machen, Wenn man da- her eine hübsch buschige Pflanze. erhalten will, muss man von vorneherein zum Beschnei- den und Einkneipen greifen und so lange da- mit fortfahren, bis sie die beabsichtigte Form angenommen hat; sie wird dann schon nach einiger Zeit anfangen kürzeres, eigentliches Blüthenholz zu bilden, anstatt der schwachen Ranken, und eine von Jugend auf so behan- delte Pflanze wird später weit leichter zu ziehen sein. Man erhält durch diesen kur- zen Schnitt, der so oft wiederholt wird, als sich rankende Triebe bilden, gut von unten auf mit kurzem Blüthenholz bedeckte Exem- plare, die sich vorzüglich zur Bekleidung von Säulen oder als Pyramiden eignen; in einem Garten zu Brüssel ist eine solche pyramiden- Notizen. förmig gezogene Pflanze, die jetzt bereits 33 Fuss hoch ist und von unten hinauf bis zur Spitze die hellblauen Blüthentrauben in reicher Fülle und gleichmässig vertheilt trägt, ein wahres Schaustück. — In niedriger Busch- form im Topfe gezogen, hat die Glyeine sinen- sis auch grossen Werth, da sie sich sehr leicht und bei geringer Wärme treiben lässt, und dann mitten im Winter blüht. Man nimmt zu diesem Zwecke verhältnissmässig kleine Töpfe und pflanzt sie in gewöhnliche Garten- erde. Im Freien an Wänden gezogen, blüht sie, bevor die Blätter ausgebildet sind. Um diesen Fehler zu maskiren, bekleide man die Wand mit Epheu und ziehe die Zweige der Glyeine darüber hin, oder pflanze in der Nähe einen Goldregen (Cytisus Laburnum), den man auch mit Leichligkeit an einer Mauer hinziehen kann, und ziehe die Zweige der beiden durcheinander; beide blühen fast zur gleichen Zeit, ihre Tracht, ihr Laub und ihre Blüthentrauben sind gleichartig und harmoniren aufs Schönste. An einer Südwand blüht die Glycine etwa um 14 Tage früher als in öst- licher oder westlicher Lage. Wenn man also mehrere Exemplare an verschiedene Lagen auspflanzt, hat man die Freude eines verlän- gerten Flores. — Am Fusse grosser Bäume mit lichten Kronen gepflanzt, überlässt man sie ganz ihrem natürlichen Wuchse, und sie wird dann von Ast zu Ast kleitern, bis zum höchsten Gipfel, und die Aeste mit graciösen, blüthenbedeckten Guirlanden verknüpfen , auf nah stehende Bäume hinüber ranken, oder in langen Blüthenfestons herabhängen und ein treffendes Bild jener mächtigen Lianen eines tropischen Urwaldes gewähren. — So ist im Jardin des plantes eine alte, mächtige Tanne von einer (lyeine umsponnen, die sich alljährlich mit Blüthen bedeckt, deren helles Blau gar prächtig von dem dunkelgrünen Hin- 226 tergrunde absticht, und R. Fortune in seinem neuen Werke über China sagt, dass eins der allerschönsten Bilder, die ihm die chinesische Pflanzenwelt darbot, wohl die Gl. sinensis ge- wesen, wie sie in unglaublicher Ueppigkeit und Blüthenfülle die Gipfel der höchsten Bäume erkleitert, die Kronen ganz umspinnt, von Ast zu Ast, von Baum zu Baum läuft und auf allen Seiten ihre Blüthenguirlanden den Lüften preis gibt *). (Belg. horticole.) 2) Cultur der Epacris. Nach einer Mittheilung im Florieult. Cabinet gedeihen die Epacris am besten in torfiger Moorerde, die stark mit weissen Sand gemengt wird. Man gebraucht die Erde, in kleine Stücke gebro- chen aber nicht gesiebt, damit die Holz- und Wurzeltheile darin bleiben, und vermischt sie recht mit dem Sande. Wesentlich ist, nur ganz rein gewaschene oder neue Töpfe zu gebrau- chen , eine gute Scherbenunterlage zu geben, die wieder mit einer dünnen Moosschicht be- deckt wird, um das Hinunterschwemmen der Erde zu verhindern, und hoch zu pflanzen, so dass das Wasser nach dem Rande zu ein- zieht, was ebenfalls bei der Erikencultur sorg- fällig zu beachten ist, da beim Tiefpflanzen der Wurzelhals von der Nässe leicht leidet und ab- stirbt. Gleich nach der Blülhe werden die langen Blüthenzweige ganz weggeschnitlen, und die Pflanzen in ein kaltes Fensterbeet ge- bracht und schattig gehalten. Schald sich die jungen Triebe zeigen, hält man sie etwas son- niger, oder bringt sie ins Gewächshaus zurück, um durch erhöhte Wärme den Trieb zu be- schleunigen, lässt jedoch damit nach, so wie der Trieb sich entwickelt, und sucht durch mässige Lüftung die jungen Triebe von vor- neherein abzuhärten, oder doch vor dem Ver- geilen zu schützen. Wenn die Triebe etwa *) Im Petersburger Klima hält die Glyeine chinensis im Freien nicht mehr aus. Dagegen ist sie als Schlingpflanze des Kalthauses aus- serordentlich schön. Man pflanze sie hier ins freie Land und ziehe sie unterm Fenster hin. Einige derartige gezogen Exemplare im Botani- schen Garten tragen jährlich im Mai und Juni viele Hunderte ihrer herrlichen Blüthentrau- ben. (E. R.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. fingerslang sind , wird das Verpflanzen vorge- nommen, wobei man einen Theil der alten Erde an den Seiten des Ballens entfernt; hält sie nach dem Verpflanzen schaltig und ge- schlossen auf kurze Zeit, lüftet allmälig immer mehr und bringt sie darauf ganz ins Freie an einen geschützten schatligen Ort, wo sie auf Kohlenasche, Sand oder Kies gestellt werden. Dort bleiben sie bis zum Eintritt der Nacht- fröste. Beim Einräumen ins Kalthaus werden die Pflanzen sorgfältig gereinigt, und die Töpfe gewaschen und ihnen ein lichter Standort den Fenstern möglichst nahe eingeräumt. Mit dem Begiessen sei man allezeit vorsichtig, lasse sie jedoch nie so stark austrocknen, dass die Spitzen welk werden. — Stecklinge von nicht ganz ausgereifiem Holze wurzeln leicht an, wenn sie in reinen Sand gesteckt, mit Glocken bedeckt, in gelinder Bodenwärme ge- halten und die Glocken fleissig ausgelrocknet werden. Neben den älteren bekannten Sor- ten sind von den neuen Züchtungen engli- schen Ursprungs die folgenden als die schön- sten zu empfehlen: Lady Alice Peel, Lady Panmure, Lucifer, miniata splendens, Mrs. Pym, Princess royal, the bride und VicountessHill. (Belg. hort. — E. 0.) 3) Gartenzeitungen Deutschlands- Elf dem Gartenbau speciell gewidmete Zeit- schriften werden im Jahre 1858 in Deutsch- land ausgegeben. Die Hamburger Gartenzei- tung findet, dass dies noch gar nicht zu viel sei, sondern dass mil der immer mehr erwa- chenden Blumeneultur sich noch mehr solcher Zeitschriften Eingang verschaffen und auch sich halten könnten. — Die Bonplandia findet, es seien das zu viele. Besser würde es sein, wenn sich eine grössere Zeitschrift bilden würde, die mit .ei- nem bedeutenden Einlage - Kapital alles um- fassen, und in Folge dessen alle einzelnen ‚Zeitschriften unnöthig machen würde. Der Vortheil eines solehen Unternehmens würde sein , dass jeder Gartenfreund nur eine einzige Zeitschrift zu‘ halten brauchte. Der Nachtheil , dass der Austausch der Erfahrun- gen, wie er jetzt durch eine Menge von Or- ganen gebracht wird , jedenfalls wesentlich beschränkt würde. Dass das Centralisationssy- M. Notizen. stem in allen Bestrebungen, welche von vielen getragen werden, welche nach den verschiede- nen Gegenden und Localitäten auch ganz an- dere Ergebnisse haben müssen, nirgends Se- gen gebracht hat, ist anerkannt. Denn wäh- rend an dem einen Ort viel geleistet wird, wird dafür an dem andern, wo es nicht min- der Noth thäte, desto weniger geleistet wer- den. Viele Bläiter vertreten eben das Interesse verschiedener Gegenden unseres grossen Va- terlandes.. Mehrere der bestehenden Zeit- schriften machen es sich ausserdem zur Auf- gabe, in ihren Notizen das Wichtigste kurz anzudeuten, was vonandern Blättern gebracht wird, da kaum die Redaction irgend eines Blattes annehmen kann, dass jeder Liebha- ber alle Garten -Zeitschriften halten könne. Ueberlassen wir daher die Regelung dieser Angelegenheit der Zeit. Gut geschriebene Zeitschriften, die dem Geist der Zeit entspre- chen, die ruhig und unbekümmert ihren Weg verfolgen, sie werden sich in immer weitern Kreisen Eingang verschaffen, während gegen- theils solehe, die ohne Kritik und ohne Wür- digung der herrschenden Bedürfnisse geschrie- ben werden, auch auf die Dauer sich nicht werden halten können, Eine grössere Anzahl von Zeitschriften scheint uns daher gerade im Interesse des Publicums zu liegen, welches eben das sich zur Lectüre aussucht, was ihm am besten convenirt. Ein einziges alles ver- schlingendes derartiges Uniernehmen wäre da- gegen eine Speculation und würde dennoch niemals alle andern Blätter überflüssig machen können. (E. R.) 4) Die Reife der Feigen zu be- schleunigen. Sobald das Auge der Feige einen röthlichen Schein zeigt, bringe man Abends einen Tropfen Oel darauf. Die Feige schwilli hierauf schnell an, das Auge öffnet sich, die Blüthe beginnt. Die Reife soll schon A Tage darauf statlfinden und die Frucht schmackhafter werden. (0. B. W.) 5) Quercus coceifera und dessen zum Färben dienende Schildläuse. Quercus cocecifera wächst an sterilen Bergab- hängen in Griechenland massenhaft. An die- sem leben die zu einem schönen rothen Far- bestoff benutzten Kermes- Schidläuse, 227 Die befruchteten Weibchen dieser Insecten sind im April, wo sie gesammelt werden, un- gefahr so gross wie eine Erbse und roth. Das Sammeln ist mühsam , aber der Preis ist im- mer noch gut. Die Griechen brennen die Gestrüppe der Kermes Eiche alle 4 — 5 Jahre ab, worauf die alten Stämme sehr kräftig wieder austrei- ben und mehr Kermes-Läuse (Kermesbeeren genannt) sich ansetzen sollen. Nach dem Sammeln setzt man die Thiere, um sie zutödten und zu irocknen, der heissen Sonne aus, oder stellt sie in einen gelind ge- heitzten Ofen. (0. B. W.) 6) Liquidambar- Gummi. Der Liqui- dambar styraciflua, mit seinen schönen ge- lappten Blättern , bildet mächtige Waldungen in den Staaten Ohio, Kentucky , Indiana und erstreckt sich südlicher nach Texas und Mexico. Es liefert dieser Baum einen vortrefflichen Gummi, der dem besten Mastix-Gummi gleich- gestellt wird. Derselbe besitzt einen angeneh- men -aromalischen Geruch und kommt als Gummi- Wachs (gum-wax) in den Handel. Durch Einschnitte durch die Rinde wird er gewonnen , anfangs flüssig ausfliessend, später erhärtend. Ein einziger Baum liefert bis 3 Pfd. jährlich. Aus der Rinde desselben wird in neue- rer Zeit ein Syrup ausgezogen, der als vor- treffliches Mittel gegen Diarıhöe und Dysen- terie gilt. Dieser schöne Baum hält in den mildern Gegenden Deutschlands und der Schweiz im freien Lande aus und ist z.B. in den Baum- schulen des Elsasses stels massenhaft vorrä- thig. In Mittel und Norddeutschland muss er jedoch frostfrei überwintert werden. (Pharm. Journ.) 7) Remontirende Rosen in wurzel- ächten Exemplaren zu erziehen. Wir haben früher diese Frage aufgestellt, einmal ward sie auch schon durch Herrn Kraft be- antworlet. — Hier die Art und Weise, wie die härtesten remontirenden Rosen, wie z. B. la Reine zu vielen Hunderten im hiesigen Gar- ten vermehrt wird. Die Mutterstöcke werden in Töpfe ge- pflanzt und Winter angelrfieben. Nach der Blülhe werden die Triebe auf 4—5 Augen gekürzt. im 228 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Tiefer zurück zu schneiden ist nicht räth- Auch in Orchideenhäusern kann man die lich, weil die stehenbleibenden Zweigspitzen | Pflanzen ohne Schaden mit fast kochendem bekanntlich aus den untersten Augen nur | Wasser mitlelst einer feinen Sprilze überbrau- schwaches Holz liefern. Auf 4 — 5 Augen |sen. Den Pflanzen bekommt dies ganz gul gekürzt, treibt dagegen das oberste oder die | und das Ungeziefer geht in Folge dessen zu- obersten Augen noch einmal kräftig aus, brin- | rück. — (E. R.) gen im Sommer wieder Blumen und liefern 9) Bemerkungen über die Flora kräfliges Holz für das nächste Jahr. Von den |von derInsel Juan Fernandez. Die abgeschnittenen Spitzen wählt man dagegen | Inseln Juan Fernandez und Masafuera liegen alle diejenigen aus, die schon von Neuem ganz isolirt 9° westlich von der Küste von kräftige Seitenaugen in den Blattachseln tra- | Chili. Herr Philippi giebt in der Botanischen gen, siutzt sie oben bis auf ein kräftiges Auge | Zeitung einen Bericht über die Flora dieser zurück und schneidet sie unten unterhalb ei- | Inseln. Daraus geht hervor, dass 137 Arten nes Knotens ab. Hierauf werden sie in eine | Gefässpflanzen diese Inseln bewohnen , davon zur Hälfte mit Sand versetzte Heide- oder | sind 75 Arten denselben ganz eigenthümlich, Lauberde, bei 15 — 18° R. Bodentemperatur | 56 Arten haben sie mit Chili gemein und 6 gesteckt. Fast ohne Ausnahme bewaurzeln sie | Arten kommen theils in Neuholland , theils in sich und liefern schon bis zum nächsten Jahre | Ostindien vor. Es ist diese Aufzählung be- schöne blühbare wurzelächte Pflanzen, wel- | sonders deshalb interessant, weil sie den Be- che zur Bepflanzung von Blumengruppen im | leg giebt, dass die Pflanzen an verschiedenen freien Lande den niedrig veredelten Rosen | Centralpunkten der Erde ursprünglich in ei- schon deshalb vorzuziehen sind, weil sie | genthümlichen Formen auftreten, bis die Flo- viel dauerhafter sind und nicht weniger dank- | ren - Gebiete durch die zahlreichen Wander- bar blühen. derpflanzen sich mischten, die sich theils durch Auch von den durch WVeredlung im | die leichten, von der Luftströmung getragenen Winter im Warmhause erzogenen Rosen kann | Samen, theils durch Meeresströmungen , durch man nach der Blüthe derselben im Frühling | Vögel ete. auf weite Entfernungen hin ver- die abgeschnittenen Spitzen ähnlich verwen- | breiteten. Wir hätten hier mehr als die Hälfte den. — (E. R.) eigenthümlicher Pflanzen, zu denen eine grosse 8) Begiessen mit warmem Wasser. | Zahl offenbar aus Chili und andern Ländern Die Hamburger Gartenzeitung erwähnt einer | eingewanderten Arten treten. Auf den Conti- Cammellie, die seit Jahren nur mit warmem | nenten verschwinden diese scharfen Unterschiede Wasser in der Weise begossen ward, dass | natürlich viel früher und leichter. — (E. R.) dasselbe immer nur in den Untersatz gegos- 10) Cochenillezucht aufden Ca- sen ward. Die Pflanze steht im Fenster eines |narischen Inseln. Erst seit dem Jahre Privathauses, ist kerngesund, von oben bis ! 1833 ist die Cochenille-Zucht auf den Canari- unten belaubt und warf im Zeitraum von 6 | schen Inseln eingeführt. In diesem ersten Jahren die Knospen nie. Jahre der Cultur wurden nur 8 Pfd. Coche- Es ist in diesen Blättern schon früher das nille dort gebaut, im 2ten 120 Pfd. , im 3ten Begiessen mit heissem Wasser von Pflanzen | 1319 Pfd.; und so in allmälig steigender Pro- empfohlen worden, die in versäuerter Erde | porlion, so dass im Jahre 1856, die Summe stehen und deshalb kränklich sind. Hier in | von 1501716 Pfd. Cochenille produeirt wur- Russland wird das Begiessen mit heissem | den. In Santa Cruz wird das Pfd. trockne Wasser in den Treibereien häufig angewen- | Cochenille mit 1—1'/; Thaler bezahlt. det. Namentlich pflegen dies die Russischen Bis jetzt wird auf Teneriffa der grösste Gärtner bei der Gurkentreiberei zu thun, wo | Theil dieser Cochenille gebaut, da auf den die Beete fast nur mit heissem Wasser begos- | andern Inseln theils die Cultur erst später ein- sen werden. Schon Anfangs März werden in | geführt ward, theils der Weinstock,, der dort den Fruchtläden Petersburgs reife Gurken | noch vortreffllich gedeiht, den grössten Theil verkauft. '‘ des Landes in Anspruch nimmt. - II. Notizen. Man pflanzt dort allgemein die Opunlia Tuna , da diese sich dort zur Cochenille-Zucht als am zweckmässigsten herausgestellt hat. Zur Pflanzung benutzt man Aeste mit ? Glie- dern. Diese werden im Sommer geschnitten. Darauf lässı man sie 4 Wochen abtrocknen, und dann pflanzt man auf gut vorbereiletes Land 3 — 4 Fuss von einander entfernt in Reihen. Nach 2 Jabren ist die Pflanzung fähig das Cochenille -Insecet aufzunehmen. Es geschieht dies in folgender Weise. Die überwinterten Mütter des Inseets‘ wer- den auf Baumwollenzeug, das auf Rahmen’ aus- gespannt ist, ausgebreitet. Hierauf deckt man sie mit ähnlichem Zeuge und schichtet so mehrere Lappen übereinander. Der Sonne ausgesetzt, geben die Mütter in 1 — 2 Tagen eine Menge Junge ab, die auf den Lappen haften. Kleine Stücken dieser mit Brut be- seizten Lappen befestigt man nun mittelst ei- nes Stachels der Opuntia an deren jüngste Glieder. Nach 8 Tagen werden sich die jungen Thierehen auf die Opuntia übergesiedelt ha- ben. Nach 3—4 Monaten ist das Insect aus- gewachsen und ist von einem weissen Pulver bedeckt, das von wiederholten Häutungen herrührt. Zur Erntezeit wird mit einem Holz- span das trächtige Insekt abgeschabt. Die zum Verkauf bestimmte Cochenille wird bei 40° R. getödtet und später bei 25° R. noch vollends abgetrocknet. Die für den Ansatz der näch- sten Ernte bestimmten trächtigen Mütler werden überwintert, was verhältnissmässig die grösste Schwierigkeit hat, da sie durch Irockne und kühle Temperatur bis zum nächsten Frühling in latenten Zustande erhalten werden müssen, (Nach Schacht in der Bonplandia.) 11) Die Bildung der Blüthe des Birnbaums. Professor Decaisne in Paris hat sich mit der Botanischen Untersuchung der eultivirten Birnen beschäftigt. Bei dieser Gelegenheit wirft er die Frage auf, ob alle Birnen von einer einzigen Art abstammen, oder ob es vielleicht ursprünglich zwei Arten gewesen seien. Zwei verschiedene Typen der Blüthe, sagt derselbe, könne man leicht un- terscheiden , indem ein Theil der Formen Blu- men mit flachen elliptischen von einander ent- fernten Petalen trägt, der andere Theil dage- genBlumen mit breiten abgerundeten, mit den 229 Rändern sich deckenden Blumen besitzt. De- caisne fordert zur Beobachtung auf, ob hier- mit auch andere Unterschiede in Wuchs ete, verbunden seien. Gleichzeitig weistDecaisne sehr richtig dar- auf hin, dass in der Cultur viele Pflanzen, die man anfänglich für verschiedene Arten gehal- ten habe, weil sie je nach ihren nalürlichen Standorten sehr bedeutende Unterschiede unter einander zeigten, im Garten unter Einfluss gleichartiger Verhältnisse zur gleichen Pflan- zenart würden. So z.B. die verschiedenen Isatis-Arten *). Er weisst daher darauf hin, dass es jetzt Aufgabe der Wissenschaft sei, das unrechtmässig getrennte, wieder zu einer Art zu vereinigen und spricht damit ganz un- sere eigenen Ansichten aus. Herr Decaisne hat auch die Birnblülhe von ihrer ersten Entwickelung an beobachtet. Im Herbst unterscheidet man an derselben zu- nächst nur den kleinen ovalen Kelch, der von der Grösse des Knopfes einer Stecknadel ist und auf seiner Spilze 5 kleine Anhängsel *) Es ist eine auffallende, noch nicht genü- gend erklärte Thatsache, dass, während durch fortgesetzie Cultur die verschiedenen Typen einer Art, die sich unter durchaus verschiede- nen Bedingungen (Klima, Standort, Boden etc.) ausgebildet haben, wieder ‚in einander übergeführt werden, andrerseits andere Pflan- zen-Arten durch den Einfluss der Cultur so wunderbare Abweichungen von einander zei- gen. Zu den Letzteren gehört gerade ein grosser Theil unserer Nutzpflanzen. Die ein- zige Erklärung, welche durch Versuche einen Stützpunkt erhalten hat (S. unsere Beobach- tungen über Begonien-Bastarde) ist die, dass solchen so merkwürdig in ihren folgenden Ge- nerationen abändernden Pflanzenarten wohl ursprünglich 2, oder zuweilen auch wohl mehr gut verschiedene Arten zu Grunde lagen, und dass zwischen diesen sich durchaus fruchtbare Bastarde bildeten. Dass der fruchtbare Ba- stard in seinen folgenden Generationen sich nicht ireu bleibt, ja dass in denselben oft Charaktere sich zeigen, die die elterlichen Pflanzen gar nicht besassen, das zeigten mir meine neuesten Beobachtungen. (E. R.) Pr 230 trägt, welche die Kelchlappen repräsentiren. Im Grunde der Höhlung des Kelchs entstehen nun kleine Warzen, von denen die 5 inner- sten sich schneller entwickeln und zu 5 durch- aus freien Carpellen werden. In der reifen Frucht stellen diese 5 anfänglich ganz freien Carpellen , das im Innern des Fleisches der Frucht liegende Kerngehäuse dar, welches je- doch unter einander verwachsen ist. Diese Verwachsung wird durch ein Zellgewebe be- dingt, welches vom Fruchtiboden aus die Car- pellen gemeinsam überzieht. Der fleischige Theil der Frucht, welcher das Gehäuse spä- ter umgiebt, enisteht jedoch aus einem Ueber- ziehen der ganzen Frucht von dem Gewebe des Blüthenstiels, welches zugleich Kelch, Blumenkrone, Siaubfäden auf die Spitze der Frucht emporirägt und mit dem Fruchtgehäuse sich innig verbindet. (E. R. nach dem Bulletin de la Societe Bolanique de France.) 12) Mastix L’homme Lefort, Die- ses kaltflüssige Baumwachs soll aus 1 Theil flüssig gemachten Peches, dem 1 Theil Fisch- thran beigemengt ist, bestehen. (Zeitschr, für Pomologie.) 13) Baumartige Paeonien. Ein Cor- respondent des Gard. Chronicle stellt mit vol- lem Rechte die Baumartige Paeonie unler diejenigen Pflanzen, welche ganz allgemeine Cultur verdienten. Derselbe erzählt, dass man früher die vielen und zahlreichen Abarten die- ser Pflanze nur aus den Abbildungen der Chi- nesen gekannt, dass man es aber für sehr unwahrscheinlich gehalten, dass diese Pflanzen überhaupt existirten. R. Fortune sah diese herrlichen Abarten in Blüthe und brachte Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sogar jene herrlichen lilafarbenen , lachsfarbe- nen, schwefelgelben, weissen, tiefrothen Varie- täten in lebenden Pflanzen mit nach Eng- land. Aber bis jetzt haben sich dieselben in den Gärten Englands wenig verbreitet, ja kräftige schöne Exemplare derselben scheinen noch nirgends zu existiren. Wenn die Moutan-Paeonia gut gedeihen soll, dann muss sie in volle Sonne und in einen nahrhaften tiefgründigen Gartenboden gepflanzt werden. In England und den wär- meren Lagen Deutschlands ist sie durchaus hart. In Mittel- und Norddeulschland genügt im Winter ein leichter Schutz, und selbst hier in Pelersburg überdauert sie eingebunden und niedergelegt oder mit Strehdach geschützt, den Winter. Ausnehmend schön und viel zu we- nig sorgsam eullivirt, sind die Moutan-Paeo- nien als Topf und Kübelpflanzen. Eine lockere, reiche lehmige Erde, sonniger Standort und sorgsame Pflege im Sommer, Wegschneiden der aus der Wurzel sich entwickelnden Triebe, frostfreie Ueberwinlerung und im Frühling lichter Siandort im Kalthause oder Zimmer, sind die Grundzüge der Topfeultur. (E. R.) 44) Cultur der Balsaminen, Herr Hock, Kunst- und Handelsgäriner in Mainz theilt im deuischen Magazine mit, dass er besonders schöne Balsaminen erzogen habe, indem er den Pflanzen alle Seitenäste wiederholt glatt am Stamme abgeschnitten habe. Die Blumen entwickeln sich in Folge dieser Behandlung in ausserordentlicher Uep- pigkeit und Füllung und erhält man miltelst dieser Cultur auch sehr vollkommenen Samen. (E. R.) W. Literatur 4) A. Olto, der Rosenzüchter oder die Cul- tur der Rosen in Töpfen und freiem Lande. Erlangen bei Ferdinand Enke 1858. — Der Verfasser dieser Schrift ist den Le- sern dieser Zeitschrift durch verschiedene Ab- handlungen bekannt, die “die Gartenflora ge- bracht. Die Rose, die ja in jedem Garten zu den belieblesten Pflanzen schon lange gehört hat und voraussichtlich stets gehören wird, ihr hat er in dem vorliegenden Werke eine IV. Literatur. einlässliche, auf Erfahrung gegründete Schil- derung der Cultur, sowie Aufzählung der Ar- ten und Abarten gewidmet. Der erste Abschnitt des Werkes enthält die Cultur der Rose im Topfe und das Ver- zeichniss der zur Topfeultur tauglichen Sorten. Der zweite Abschnitt handelt von der Cul- tur der Rose in freiem Lande. Der dritte Abschnitt von der Vermehrung und Veredlung der Rosen. Bei der Ver- mehrung durch Stecklinge wäre es wünschbar gewesen, wenn der Verfasser etwas näher auf die Art eingegangen wäre, wie er Moosro- sen, Centifolien, Remontanten etc, durch Steck- linge vermehrt, da diese Art der Anzucht dem Liebhaber bei diesen Rosensorien fast immer fehlschlagen und selbst dem Gärtner selten ge- lingen wird. Unter Veredlung der Rosen durch Pfropfen elc., scheint der Verfasser (p. 81) auch zu- gleich eine Veredlung der Sorte in Folge die- ser Manipulation zu verstehen, was jedoch aus dem Texte nicht ganz klar wird. Der vierte Abschnitt handelt vom Treiben der Rosen. Der fünfte Abschnitt von den Feinden der Rosen. Uebergehen wir auch die Ansicht desselben über das Enistehen der Pilze, so hätte doch dem Rosenweiss, welches namentlich bei ‘der Rosentreiberei entsetzli- chen Schaden anrichtet, mehr Aufmerksam- keit geschenkt werden sollen. Der sechste und letzte Abschnitt giebt die Uebersicht der Species und Varietäten der Rosen. — Wie wir schon gesagt, ist die Cultur der praktischen Erfahrung entnommen, und wird daher dieses Buch für alle die, welche sich mit Liebe mit der Culitur der Rose beschäfti- gen wollen, ein nützlicher Rathgeber sein. Unsere Bemerkungen bezeichnen nur das In- teresse, mit der wir die Schrift durchblältert haben. (E. R.) 2) Carl Appelius in Erfurt, Leitfaden zur Behandlung der Samen, welche die Samenverzeichnisse desselben aufführen. Im Selbstverlag. 1857. — Herr C,. Appelius feierte im vergangenen Jahre das 25jährige Jubiläum des Bestehens 231 seines Geschäfts. Das vorstehende Schriftchen war die Festgabe , die er selbst seinen zahl- reichen Geschäftsfreunden bei diesem Anlass widmete. In diesem Schriftchen sind die Rathschläge eines Mannes über Anzucht aus Samen und Cultur niedergelegt, der solche aus langjähri- ger Erfahrung und Praxis gezogen hat. Das Schriftchen wird seinen Zweck, Belehrung zu verbreiten und durch richtige Rathschläge manche vergebene Mühe zu ersparen, cher schon vielfach erreicht haben. (E. R.) si- 3) Wredow’s Gartenfreund, Neunte Auf- lage, umgearbeitet und vermehrt durch H. Gaerdt, Obergärtner des Herrn Bor- sig in Moabit, und E. Neide, Königli- chem Obergärtner in Berlin. Berlin 1857. Verlag von Rudolph Gärtner. Erste Lie- ferung. Dass das obige Werk allen billigen An- forderungen entsprach , das zeigt die Zahl der Auflagen, die es schon erlebt hat. Die jetzige neue Auflage ist von tüchligen Fachmännern umgearbeilet und vermehrt, also auch mit der Zeit forlgegangen. In 8 Lieferungen & 7'/, Sgr. soll das Werk vollendet sein. Die erste Lieferung enthält eine allgemeine Einleitung. Darauf folgt die Besprechung der Cultur der Pflanzen des Gemüsegarlens, welche in alpha- betischer Folge bis zur Kresse geht. Wir haben die verschiedenen Artikel ein- gesehen und alles kurz und gut gefunden. Wir werden das Erscheinen der spätern Lieferungen nebst Inhalt kurz anzeigen. (E: R.) 4) Alexis Jordan, Nouveau Memoire sur la question relalive aux Aegilops_ trilicoi- des et speltiformis. Paris 1857. Bailliere, Libraire. — Eine Streitschrift gegen Prof. Godron, worin besonders dessen Ansicht zu wider- legen gesucht wird, dass A. trilicoides mit A, speltiformis identisch sei. Im Uebrigen gibt .‚ Jordan jetzt zu, dass A. trilicoides der Ba- slard zwischen A. ovata und Triticum vulgare sein könne, — 232 Wir gehen mit Herrn Jordan einig , dass A. speltiformis eine gute Art und eine von A. triticoides durchaus verschiedene Pflanze sei. Wir haben A. speltiformis viele Jahre im Gar- ten beobachtet und können solche, als eine steis fruchtbare, in den folgenden Generalionen sich treu bleibende Art constatiren. A. trili- eoides, von uns durch künstliche Befruchtung von A. ovata mit Triticum vulgare erzeugt, verhielt sich im Pollen steril und trug keine Samen. Sollte aber dieser Bastard auch un- ter günsligern Verhältnissen zuweilen frucht- bar sein, so haben uns unsere neuesten Ver- suche gelehrt, dass fruchtbare Bastarde, in den aus Samen entspringenden folgenden Genera- tionen , ihre typischen Charaktere nicht beibe- halten, sondern zu dem der elterlichen Pflanzen zurückkehren. Dies erklärt es, weshalb Bastarde im Haushalte der Natur, immer nur eine vorüber- gehende, sporadische Erscheinung sind und bleiben werden. (E. R.) 5) Thüringer GartenbauvereininGo- tha; 23ster Jahresbericht. Gotha 1858. Die Thäligkeit des Gartenbauvereines zu ‘ Gotha ist immer eine segensreiche gewe- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. sen, und nach allen Seiten hin haben die dort stets lebendigen Bemühungen um För- derung des Obstbaues einen sichtlich guten Einfluss gehabt. Das vergangene Jahr 1857 hat diesauch anerkannt, da die zweite Versamm- lung der DeutschenPomologen ver bunden mit einer Allgemeinen Ausstellung von Obst, nach Gotha verlegt worden war. — Der uns vorliegende 23ste Jahresbericht gibt uns Zeugniss vom stets regen Leben die- ses Vereins, das unter der Direction des Pro- fessors Hassenstein noch lebendiger zu werden verspricht. Wir finden darin auch einige in- teressante Abhandlungen. So eine solche über Thee und Kaffee von Prof. Hassen- stein. Herr Handelsgärtner Menz giebt den sehr zu beherzigenden Rath, die Dahlien- Knollen beim Ausnehmen im Herbste wohl abtrocknen zu lassen , jedoch nicht zu lange an der Sonne und Luft liegen zu lassen. Stark eingetrocknete Knollen nehmen im Keller bald wieder Feuchtigkeit auf und faulen im Win- ter. Es genügt, ein leichtes Abtrocknen an einem schatligen Ort, bevor man diese Knol- len in den Keller bringt. — (E. R.) V, Correspondenz Herrn H. in 0. willkommen sein. Ihre Mittheilungen sind mir zugegangen und soll alles Folgende sehr ap. 20% h, N RR 1 y Ad RT Ta gm 3 5 Car aan Ri ie N X l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Salvia cocceineal. var. major. (Siehe Taf. 232.) Labiatae Wir erhielten diese Pflanze aus dem Handelsgarten der Herren Trröbel u. Comp. in Zürich als S. Poemeriana, unter welchem Namen sie dieselbe von Deutschland erhalten hatten. Von Erfurt dagegen erhielten wir als S. Roemeriana die ächte S. yorphyrantha Dene. (abge- bildet in Flore des Serres XI. p.10). Es existiren in deutschen Gärten also zwei sehr verschiedene Pflanzen unter diesem Namen, und beide sind falsch; denn die S. Roemeriana Scheele, die wir frei- lich nur aus der Beschreibung kennen, soll sich von S. porphyrantha, der sie sonst am nächsten verwandt scheint, durch die Form der unteren Blätter un- terscheiden, die als unregelmässig fie- derspaltig beschrieben werden. Es ist jedoch möglich, dass sie dennoch iden- tisch sind, in diesem Falle hat der Name 8. Roemeriana als der älteste den Vor- rang und S,. porphyrantha fällt weg. Wir zögerten lange, ob wir die hier abgebildete Pflanze als grössere Abart zu S. coccinea oder zu S. pseudococc:- nez ziehen sollten. Die Beschreibung passte so ziemlich von beiden Arten, lebend konnten. wir sie nicht verglei- YIIL 1858, chen, die getrockneten Exemplare gaben uns keinen erkennbaren Unterschied. Nach Bentham (De Cand. Prodr. XI. p. 343) soll 8. pseudococcinea sich be- sonders durch höheren Wuchs (3 Fuss und darüber), lange abstehende Haare an den Stengeln und grössere Blätter und Blumen von S. coceinea unterschei- den, unsere Pflanze dagegen zeigt an jüngeren Topfexemplaren die abstehende Behaarung der $. pseudococcinea, an üppigen Landexemplaren verliert sich dieselbe und wird zur anliegenden grau- filzigen Behaarung der S. coccinea, nur an den Blattstielen und Insertionsstellen zeigen sich einzelne abstehende lange Haare. — S. coccinea hat eine sehr grosse geographische Ausbreitung, sie geht von dem Süden der Vereinigten Staaten bis hinunter nach Rio Janeiro, und ist auch in Ostindien und allen tropischen Ländern, wo sie als schöne Gartenpflanze eingeführt wurde, über die Grenze der Gärten hinaus verwildert, es ist also sehr denkbar, dass sie unter so verschiedenen klimatischen und loca- len Verhältnissen in so schwankenden Charakteren, wie Höhe , Behaarung und 13 231 leichte Abänderungen in Form und Grösse der Blätter nicht constant bleibt, und dass die &, psewdococcinea als Art nicht haltbar ist, sondern als Abart zn 8. coc- cinea gehört. — Unsere Pflanze ist jedenfalls, wenn auch nur als Abart, sehr verschieden, die Diagnose der 8. Jilamentosa Tausch. (Flora 1842, p. 282) stimmt dagegen völlig, wir können je- doch diese Art nicht gelten lassen, nicht nur weil Bentham sie als grössere Gar- tenform der S. coceönea anreiht, sondern weil wir in einer Aussaat, die wir im Garten der Herren Fröbel u. Comp. be- obachten konnten, alle Uebergangsfor- men fanden von den armblüthigen Quir- len zu den reichblüthigen , von der ab- stehenden Behaarung zu der anliegenden u,8.w., so dass uns kein Zweifel blieb, dass wir _es mit einer Gartenform zu thun haben. Ob diese nun zu S. coc- cinea oder psewdococcines gehört, Vvor- ausgesetzt, dass beides wirklich gute Arten sind, vermögen wir mit dem uns zu Gebote stehenden Material nicht zu entscheiden. Prof. Heer, der die Güte hatte, unsere Pflanze auch zu untersu- chen und zu vergleichen, gelangte sei- nerseits zu demselben Resultate, und Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, daher stehen wir um so weniger an, sie als S. coceinea var: major zu bezeich- nen. Sie bildet, ins freie Land ausge- pflanzt, einen gestreckten, schlanken Halbstrauch,, der bis 6 Fuss hoch wird, und schon vom Juni an bis spät in den Herbst seine brillanten, leuchtend schar- iachrothen Blumenähren ununterbrochen entwickelt, da nach dem Verblühen der terminalen Hauptähre , aus allen oberen Blattachseln seitliche Blüthenstände her- vortreten. Die Blüthenquirle sind un- gleich vielblumiger als bei der Stammart, die einzelnen Blumen mindestens dop- pelt grösser als bei S. psewdococcinea (von der wir zur Vergleichung eine ein- zelne Blüthe sub. 2 der Tafel beifüg- ten), die Farbe weit brennender , und die Staubfäden weiter hervorstehend, Bei mageren Topfexemplaren werden die Blüthenquirle auch arm - (6 — 8) blü- thig. — Als eine der schönsten ‘und dankbarsten Gruppenpflanzen zu empfeh- len; sie wird von keiner der scharlach- rothen Salvien übertrofien, $. spZendens allein kann ihr zur Seite gestellt wer- den, aber hat den Nachtheil,, dass sie ungleich später zur Blüthe kommt. (E. ©.) b) Neue, wirklich strauchartige, vielblumige Calceolarien, erzielt durch gegenseitige Befruchtung in der Handelsgärtnerei von C. G. Möhring in Arnstadt. b (Siehe Taf, 233.) Schon seit einer Reihe von Jahren war es mein Streben, in die zwar alten, aber für die Gärtnerei wegen ihrer Reich- blumigkeit immer werthvollen strauch- artigen Calceolarien, durch Befruchtung eine grössere Mannigfaltieken, wie bis- | her zu bringen. Es z''skte mir sehr bald neue Spielarten zu beivmmen, aber die rıeisten waren“ entweder ‘nur .halb- strauchartig, oder die Blüthen hatten nicht die Form, wie man sie jetzt bei einer schönen Calceolarie bean- spracht. aus in diesem Jahre bin ich nun.so glücklich raht oder biegsamen glat- ten Zweigen (Weiden, Cornus alba ete.) befestigte, ausgebreitete, biegsame Pfilan- zen, als Rosen, Petunien, Verbenen, Convolvulus trieolor, Vinca major und herbacea und verschiedene kleine Schling- pflanzen. Nothwendige Bedingung ist, dass die Pflanzen eine längere Dauer hahen, wenigstens auch ohne Blüthen hübsch genug aussehen; denn was nützt eine Einfassung , die kurze Zeit präch- tig aussieht, dann aber einen hässlichen Anblick gewährt oder wohl gar abstirbt und kaum durch andere Pflanzen ersetzt 306 werden kann. Aus diesem Grunde sind viele schöne Sommergewächse nicht zu Einfassungen zu empfehlen und man muss, wenn ‘sie nicht entbehrt werden sollen,ausserdem für eine andere dauernde Einfassung sorgen. Zuweilen leisten je- doch auch solche vergängliche Einfassun- gen gute Dienste, indem sie den Rand des Beetes so lange ausfüllen, bis die dahin- ter stehenden Randpflanzen sich ausge- breitet haben, so dass später die Ein- fassung unnöthig wird. Da, wie schon bemerkt wurde, die zu Blumenrasen geeigneten schönsten Pilan-. zen sämmtlich aueh Einfassungspflanzen sind, so bedarf es einer besonderen Auf- zählung derselben nicht. Ich bemerke nur noch, dass zu Einfassungen solche Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Pflanzen, deren niederliegende Zweige am Boden Wurzeln schlagen und gleich- sam verrasen, aus dem Grunde bedenk- lich sind, weil sie sich leicht über die vorgezeichneten Grenzen verbreiten, Auch macht man bei Einfassungen, welche meist nahe am Wege liegen, und über- haupt mehr auffallen, mehr Ansprüche auf Blüthenschönheit, als bei, Blumenra- sen, der durch die Masse wirkt, während bei der Einfassung eine solche Wirkung viel schwächer auftritt. Ausser diesen Pflanzen sind noch alle andern, nicht den Boden rasenartig bedeckenden, zu Einfassungen zu gebrauchen, insofern sie die oben für nöthig erachteten Eigen- schaften haben. (H. Jaeger.) 6) Andeutungen über die Verwendung der vorzüglichsten Gartenblumen. Von H. Jaeger. (Forisetzung.) 13. Die Primeln. Die Aurikel (Primula Auricula) ist keine Glanz verbreitende Blume, aber ein Liebling der meisten Menschen. Die Blumen zeigen in der That eine Farben- zartheit und Verbindung, wie wir sie an keiner andern Pflanze wieder finden. Bei keiner Blume kommt das Sammetartige so zum Vorschein. Die Aurikel der Blumisten eignet sich wenig für den Gar- ten, und muss im Topfe eultivirt werden, aus welchem man sie allerdings zur Blü- thezeit mit Ballen in ein Beet pflanzen kann , wenn ein Aurikelflor im Freien verlangt wird. Hierzu eignen sich be- sonders Beete an der Ostseite von Ge- bäuden, wo sie einigermassen gegen die von Westen stürmenden Aprilregen, So- wie gegen brennende Mittagssonne ge- schützt sind. Die gepuderten oder eng- lischen Aurikel eignen sich jedoch hier- zu kaum, wenn ınan nicht Vorkehrungen trifft, um sie ganz gegen Regen zu schützen. Nur die bronzefarbige und die gelbe gefüllte Sorte ist zu empfeh- len, da sie beide sehr zieren, was von den dunkelfarbigen gefüllten nicht ge- sagt werden kann. Die besten Aurikeln für den Garten sind die sogenannten Lui- ker- oder Holländischen (von Lüttich). Diese haben grosse schöngeformte Blu- men, prächtige Farben, wovon stets zwei vereinigt sind, und. vertragen auch die I. Originalabhandlungen. schlechte nasse Witterung besser, wol- len jedoch ebenfalls einen etwas gegen die Mittagssonne geschützten Standort. Das häufige Verpflanzen vertragen die Aurikeln nicht so gut, wie die Primel, obschon man sie wie diese behandeln kann und benutzt, d.h. nach der Blüthe vorsichtig mit Ballen auskebt und in den Vorrathsgarten zurückbringt, wobei nur die stärksten Stöcke zertheilt wer- den. Wendet man dieses Verfahren an, so genügen einige wenige Sorten mit grossen Blumen und lebhaften Farben, welche man in bunter Mischung aus- pflanz. Dann muss man aber für ein grosses Vorrathsbeet sorgen, auf welchem die Aurikeln seltener verpflanzt werden, weil sie unter dieser Behandlung leicht Schaden leiden und verloren gehen. Hat aber Jemand so grosse Freude an den Aurikeln, dass er viele Sorten wünscht, so muss er ihnen ein Beet einräumen, wo sie ungestört mehrere Jahre stehen können und dieses nach der Blüthe als nicht vorhanden betrachten, dabei den- noch gut abwarten und sich nicht ein- fallen lassen, andere Blumen dazwischen zu pflanzen. Um die Aurikel mit Ge- nuss betrachten zu können, müsste man sie auf ein erhöhtes Beet pflanzen, was gleichwohl wieder seine schlimme Seite hat, indem ein solches leichter austrock- net, was die Aurikel nicht vertragen. Dieser Nachtheil wird aber durch eine schattige Lage und Bedeckung der Erde mit Moos ete. sehr vermindert. — Zu Einfassungen ist die Aurikel nicht so gut wie die Gartenprimel, weil leicht Lücken entstehen, die Reihe weniger dicht ist, und die Aurikeln zuweilen mit Erde aufgefüllt oder tiefer gesetzt wer- den müssen, Unter den übrigen bekannteren, in Gärten gezogenen Arten von Primula sind noch viele schöne Arten, die sich 307 jedoch meistens nur als Felsenpflanzen behandeln lassen, wenigstens einen mit vollständigem Wasserabzug versehenen Standort verlangen. Hieryon macht nur die in Moorsümpfen wachsende kleine P. farinosa eine Ausnahme. Ich nenne folgende als der Cultur werth und reich- blühend. P.cortusoides, purpurroth, vielblumig, 1 Fuss hoch, im Frühling, manchmal auch im Herbst blühend, eignet sich in trocknen Lagen zu Einfassungen und auf Beetchen für sich allein, muss aber im Winter bedeckt werden. Die bald nach dem Verblühen absterbenden Pflan- zen müssen mit Ballen auf ein Vorraths- beet gebracht werden; Einfassungen er- setzt man durch daneben gesäete Som- mergewächse, welche die leeren Stellen der blätterlosen Primula bedecken. Hübsch auf Felsen. P. farinosa, das Lerchenblümchen der norddeutschen Torfmoore kann eben- falls als Einfassung dienen, jedoch nur an etwas feuchten Plätzen. Auf Felsen gedeiht es in Humuserde gut. P. minima, eine der am vollsten blühenden dieser Gattung, bildet auf feuchten Felsen ganze Rasen und kann auch auf Erdabhängen zwischen den Steinen gezogen werden, Die Blume hat einen sehr niedrigen Stengel, ist aber schön und blüht ungemein reich. Ist unter den Alpenprimeln am leichte- sten im Garten zu ziehen. Die übrigen Primula sind als Alpenpflanzen zu be- handeln und die grösste Zierde der Gar- tenfelsen *). *) In dem aufsührlichen Artikel über Al- pen- und Gebirgspflanzen in der Gartenflora von1856 vom Herausgeber sind noch mehrere andere genannt und Andeutungen über ihre Cultur gegeben. Siehe Gartenflora 1856. S. 270. 308 14) Asarum europaeum, die Haselwurz. Diese Pflanze kann so recht als Bei- spiel dienen, wie alles auf die rechte Verwendung ankommt. Wenn man Je- manden das kleine, zwischen Laub halb versteckte Pfänzchen mit den fast unsicht- baren und farbigen Blüthen unserer Laub- wälder zeigte, so würde er es für un- möglich halten, sie als Zierpflanze zu benutzen, und wenn sie Jemand auf Em- pfehlung hin, ohne die Verwendung zu kennen, als eine Zierpflanze kommen liesse, so würde er beim Anblick einer Pflanze denken, er sei betrogen. Sieht aber Jemand das Asarum in Masse bei- sammen, schattige Plätze, rasenartig be- deckend, so bleibt man entzückt stehen und bewundert die Fülle und Schönheit der runden, glänzenden, dunkelgrünen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, Blätter mehr als manche schöne Blume, Sie ist überallanzuwenden, wo im Schat- ten keinRasen gedeiht, besonders präch- tig aber an schattigen Abhängen. Auch an nach Norden abfallenden Rasenter- rassen und Rampen kann man diese Pflanze anbringen und davon selbst künstliche Figuren bilden (wenn man Freude an solchen Dingen hat), denn keine andere Pflanze hebt sich so scharf vom Rasen ab, wie diese dunkle glän- zende Pflanze. Auch kann sie in der- selben Weise verwendet werden, wie man jetzt hie und da den Epheu auf Beeten benutzt. Die Blätter treiben im Mai neu aus, bis zu welcher Zeit die alten grün bleiben, und sind im Som- mer am schönsten. Tritt um diese Triebzeit grosse Dürre ein, wie 1857, so muss man einigemal tüchtig begies- sen. %) Neue Pflanzen des Petersburger Botanischen Gartens. I) Olarkea pulchella Pursh. Var. bicolor. So nennen wir die als C. pul- chella marginata verbreitete Abart der C. pulchella. Hat weder dem Lobge- schrei, noch der herrlichen Abbildung entsprochen. Letztere zeigte rosa-car- minrothe Blumen mit scharf weiss ge- randeten Blumenblättern. Alles eilte, diese schöne Neuheit sich zu verschaf- fen! Welche Täuschung, als die Pflanze blühete und anstatt der scharf weiss ge- randeten Blumenblätter nur schwach weiss gespitzte Blumenblätter auftraten und beide Farben so in einander ver- waschen waren, dass die Blumen nicht nur keinen Effeet machten, sondern de- nen der einfarbigen Stammart an Schön- heit fast noch nachstanden. Noch ei- nige solche: Neuigkeiten, und jeder Käu- fer wird bei den sogenannten ausgezeich- neten, mit fetter Schrift gedruckten Neuig- keiten in den Handelscatalogen sich ge- rechter Weise sehr bedenken, bis er sie anschafft. — Die Clarkea pulchella marginata ward in der Illustration hortieole und in der Il’ustrirten Gartenzeitung abgebildet. So- viel uns bekannt, sind Belgier und Deut- sche von einem Geschäfte England’s an- geführt werden, welches die Samen wahr- scheinlich mit Abbildung vertheilte und gleichzeitig vorgab, schon seit 5 Jahren diese Abart nicht nur eultivirt, sondern sie aus Samen auch immer wieder con- stant erhalten zu haben. Wäre es nun nicht weit besser gewesen, solch’ eine I. Originalabhandlungen. Pilanze in die Categorie derjenigen Pflan- zen zu setzen, über die man noch keine eigenen Erfahrungen besitzt, als sie mit warmen Worten — „als eine der prachtvollsten Neuheiten, wel- che seit Jahren inden Han- del gekommen und die schon seit 4 Jahren constant geblie- ben‘ — zu empfehlen. — (E. R.) 2) Koernickea lanata Rgl. Wir hatten diese neue Gattung der Gesne- raceen nach dem Typus von Mandirola lanata Pl. gebildet. Hanstein hatte diese Pflanze zu Scheeria als Sch. lanata ge- zogen. Wir begründeten die Gattung Koer- nickea auf die zweitheilige Narbe, einen an der Spitze freien Fruchtknoten , die am Grunde gleichbreite Röhre der Blu- menkrone und freie Staubfäden. Von Eucodonia Hanst. war diese Gattung vornehmlich durch die freien, mit den Antheren nicht verwachsenen Staubfäden verschieden. Herr Dr. Hanstein hat nun die in Frage stehende Pflanze in diesen Sommer nach im Botanischen Garten zu Berlin blühenden Pflanzen abermals verglichen und sich einestheils über- zeugt, dass es keine Scheeria ist. Dage- gen hat er gefunden, dass die Mandi- rola lanata Pl. (Scheeria lanata Hanst., Koernickca lanata Rgl.)mit der von ihm be- schriebenen Eucodonia Ehrenbergii Hanst. übereinstimmt, Die Antheren bei den wild gesammelten Pflanzen sind verwach- sen, dagegen bei den cultivirten Pflanzen frei. Die starke Behaarung, die Hanstein an den gepressten Exemplaren nicht so auf- fiel, stimmt dagegen überein. Mithin hat Herr Dr. Hanstein die Priorität für seine Benennung und wir ziehen unsere Be- nennung zurück und lassen der Mandi- rola lanata forthin den Namen Zucodo- 309 nia Ehrenbergii Hanst., der ihr ge- bührt. (E. R.) 3) Pardanthus dichotomus Ledt.; Irideae. Eine hübsche Pflanze, die frü- her schon in Cultur war, jetzt aber aus den Gärten wieder verschwunden zu sein scheint. Die blaugrünen Blätter gleichen denen der Iris germanica. Sten- gel 2 — 3 Fuss hoch, schlank, oben verästelt und die lilafarbenen,, 1!/, Zoll im Durchmesser haltenden Blumen tra- gend. Die äussern Blumenblätter vom Grunde bis oberhalb der Mitte schön weiss und tief violett gezeichnet. — Ist durchaus hart. nur einen Tag. In seiner Heimath, in Dahurien, wächst er in Steppen auf schwerem lehmigen Boden. Erzogen aus Samen, die Maximowicz am obern Amur sammelte. — (E. R.) Blumen blühen 4) Lespedeza bicolor Turcz.; Le- guminosae. Ein durchaus harter Strauch von 4—5 Fuss Höhe, eine wahre Perle für den Garten. Unter den vielen, durch Herrn Maximowiecz für den hiesigen Gar- ten am Amur gesammelten Pflanzen scheint uns dies die beachtenswertheste, und auch nach den Mittheilungen des Herrn M. selbst gehört sie zu den rei- zendsten Pflanzen des Amurgebietes. Sie wächst an Felsen und Waldrändern auf sonnigem Standort. Stengel stark verä- stelt, dünn und zart. Der gemeinsame, 1 — 2 Zoll lange Blattstiel trägt ein Spitzenblatt und ein paar Seitenblättchen, und ist, wie der Stengel, Blumenstiele, Blättchen beiderseits und Kelch mit klei- nen angedrückten Härchen besetzt. Blätt- chen elliptisch, aus der stumpflichen Spitze in einen Mucro ausgehend, oben freudig grün und unten heller, das Spitzenblättchen etwas grösser als die Seitenblättchen, bis 1'/, Zoll lang und 310 “, Zoll breit, Blüthentrauben achsel- ständig, anfangs kürzer, später länger als das Blatt. Die Blumen stehen gepaart am gemeinsamen Blüthenstiel, Blüthen- stielchen 1 — 2 Linien lang, fast 3mal kürzer als die Blumenkrone, bis zur Mitte 4theilig; die 3 untern Kelchlap- pen lanzettlich, spitz, ziemlich gleich- gross, der unterste spitz, die beiden seit- lichen an der zugespitzten Spitze schwach rundlich, der oberste breiter, an der Spitze 2zähnig. Blumen für die Gattung gross, carminpurpur, ungefähr 1/, Zoll im Durchmesser. — Wir haben jetzt nur ein blühendes, lebendes Exemplar vor uns, welches theils an schattigem Standorte rasch auf- gewachsen ist. Die von Maximowicz an sonnigen Standorten gesammelten Exem- plare sind im wahren Sinne mit den lieblichen Blumentrauben überdeckt, die namentlich gegen die Spitze der Zweige hin viel länger als die immer kleiner werdenden Blätter sind. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Unregelmässige Theilung des Kel- ches und Aufspringen der Schöttchen scheiden unsere Pflanze von Lespedeza. In der Kelchbildung steht sie der Gat- tung Campylotropis Bunge zunächst, letztere unterscheidet sich aber noch durch spitzes Vexillum ‘und mehr sichel- förmig gebogene Carina. Demnach scheint es uns sicher, dass entweder Lespedeza bicolor mit Campylotropis vereinigt wer- den, oder dass auch Campylotropis zu Lespedeza zurückfallen muss. In ihrem Vaterlande erträgt die Les- pedeza bis 300° R. und so dürfte sie selbst noch in Petersburg vollkommen hart sein und bald den reizendsten Schmuck unserer Gärten bilden. Blühet von Mitte Sommer bis zum Spätherbst, - indem sie an der wachsenden Zweig- spitze immer neue Blüthentrauben ent- wickelt. — (E. R.) 8) Die Agave-Arten des Kaiserlichen Betanischen Gartens in St, Petershurg. Die Gattung Agave bildet den Ty- pus zu einer kleinen Pflanzengruppe (Agaveae), die sich der Familie der Amaryllideen anschliesst. Alle Arten bewohnen das tropische und subtropische Amerika, Durch Form der saftigen Blätter schliessen sie sich der Gattung Alo& an, dagegen haben die Agaven einen unter- ständigen, Alo& dagegen einen oberstän- digen Fruchtknoten und gehören darum zu ganz verschiedenen Pflanzen-Gruppen. Durch ihre meist starren succulenten 'und oft grossen Blätter macht der grös- sere Theil der bekannten Arten einen recht guten Effect, weshalb sie denn auch oft als Decorationspflanzen für Va- sen, Urnen, Treppen-Aufgänge etc. ver- wendet werden, durch ihre mächtigen, in Rosetten gestellten Blätter in guter Harmonie mit solchen Gebäuden stehend, die nicht in zu leichtem Style lediglich nur zum Sommer - Aufenthalt eonstruirt sind. Die Cultur derselben ist nicht schwie- rig. Sie lieben sämmtlich eine lehmige, lockere und kräftige Erde. Im Winter erhalten sie einen trocknen und ziem- 1. Originalabhandlungen. lich lichten Standort bei 4—6°0 R. Die gewöhnliche A. trockenem Standorte selbst nur frostfrei gehalten werden. — Im Sommer ein Standort im Freien in voller Sonne und fleissige Bewäs- serung. Im Petersburger Botanischem Garten finden sich manche interessante und seltenere Arten dieser Gattung, die noch durch Karwinsky aus Mexico eingeführt wurden, Da diese Pflanzen mit Aus- nahme der Abtheilung von A. brachy- stachys selten blühen, so haben wir die Arten unseres Gartens im Nachfolgenden einfach nach der Blaitform gruppirt. a) Blätter dickfleischig, blau- grün, länglich - breit - lanzett- lich, am Rande gross dornig- gezähnt. 1) Agave americana L. Spec. p. 461. Andr,. Rep. tab. 438. Roem. Schult. VII. pag. 722. Knth. Enum. V. 819. Aus Mexico und dem südlichen Nord- amerika. Allgemein verbreitet und als schöne Vasenpflanze beliebt. Im Sü- den Europa’s und Nordafrika häufig im Freien angepflanzt und auch als Hecken- pflanze verwendet. Aendert ab: — Var. marginata Hook. Bot. Mag. tab. 3654. Es ist die beliebte Abart mit silberweiss gerandeten Blättern. ...2) A. Milleri Haw. Syn. pag. 71. Roem. Schult. VII. pag. 723. Knth. Enum. V. pag. 841. Mexico. Der vorhergehenden Art ähnlich, jedoch die Blätter an der Spitze länger und schmäler, allmälig zugesptizt, und 'an der Spitze in einen zolllangen brau- nen Dorn ausgehend. 311 3) A. potatorum Zucec. Nova Acta americana kann auf| Acad. Carol. Leopold. XVI. 2. p.675. — Kunth. Enum. pag. 824. Mexico, Ebenfalls der A. americana ähn- lich, jedoch die Blätter an der Spitze plötzlieh verschmälert und zugespitzt und die Zähne des Randes bilden starke, fleischige. breite und ungleiche Buckel über dem Blattrande, auf deren Spitze dann der braune zurückgekrümmte starke Stachel steht. — b) Blätter dickfleischig, breit- lanzettlich -länglich, grün, am Rande gross dornig gezäht. 4) A. Scolymus Karw. Salm. Hort. 1834, pag. 307. Kunth, Enum, V. pag. 824. Mexico. Aehnlich der A. Milleri, Blätter aber grün. ce) Blätter dickfleischig, läng- lich-lanzettlich, blaugrün, am Rande mit kleineren dornigen Zähnen. 5) A. vivipara L. Spec. pag. 461. Roem. Schult. VII. pag. 727. Knth. Enum. pag. 822. Aloö americana vivi- para Commers. pl. rar, praelud, tab. 15. Tropisches Amerika. Blätter zurück- gekrümmt abstehend, 21, — 4 Zoll breit, 6) A. Zurida Ait. Hort. Kew. I, pag. 471. Roem, Schult. VII. pag.726. Kuth. Enum. V. pag. 825. Mexico. Blätter zurückgekrümmt abstehend, kaum 2 Zoll breit. 7) A. Vera Crucis Haw. Syn. pag. 72. Knth. Enum. V, p. 827. A. lurida a. Bot. Mag. tab. 1522. Vera Cruz. Blätter mehr abstehend, 2 — 3 Zoll breit. 312 d) Blätter dickfleischig, lan- zettlich-länglich, grün, nicht dornig undsehrklein gezähnelt- gesägt. 8) A. rupicola H. Petrop. Aus Mexico durch Karwinsky eingeführt. Sten- gel diek, bis i Fuss hoch. Blätter breit-lanzettlich, länglich oder verlängert- lanzettlich, in einen zarten Dorn zu- gespitzt, am Rande sehr dicht gesägt- gezähnelt, beiderseits hellgrün, tleischig, oberhalb ziemlich flach oder gehöhlt, unterhalb gewölbt, die jüngern aufrecht- abstehend, später zurückgekrümmt. Die Zähne des Blatirandes sind zart, kaum 1 Linie lang, in Grösse und Kichtung ungleich, spitz, aufrecht, zurückgekrümmt oder hakig. Aendert ab: a. Var. brevifolia; Blätter 3/,—1!/, Fuss lang, ‘in der Mitte 3 — 3'/, Zoll breit, mit nur an der Spitze bräunlich gefärbten Zähnen. ß. Var. rubridentata. Zähne rothbraun. y. Var. longifolia. Wie «&. aber Blät- ter verlängert-lanzettlich, 2—2!/, Fuss lang und 2'/; — 3'/, Zoll breit. Vielleicht dass einige der nur dem Namen nach bekannten Agaven, wie A. glaucescens oder A. serrulata, mit unse- rer Art übereinstimmen. Wie «. aber e) Blätter dick, aber hart und lederartig, schmal-lanzettlich, gerandet und aus dem Rande dornig-gezähnt. 9) A. univittata Haw. Salm. Hort. 1834, pag. 308. Zuce. in Otto Allg. Grtztg. 1838, Nr. 33. Knth. Enum V. pag. 835. Mexico. Blätter steif, dick, schmal-lanzettlich, aus breiterem Grunde fast dolehförmig verdünnt, beiderseits dunkelgrün , ober- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. halb gehöhlt und in der Mitte durch ei- nen mehr oder weniger deutlichen hell- grünen Mittelstreifen gezeichnet ; unter- halb gewölbt und durch viele schwarz- grüne, längere und kürzere, nicht durch- gehende, schmale Linien gezeichnet, an der Spitze in einen starren, langen, brau- nen Dorn ausgehend. Um den nicht ausgeschweiften Rand des Blattes läuft eine braune Randung, welche später sich ablöst; nach der Spitze des Blattes zu ist dieselbe ungezähnt, am untern Theil geht sie in kleine oder selten grössere dornige zurückgekrümmte Zähne aus. 10) A. heteracantha Zucc, in Acta Acad. Leopold. Carolin. XVI, II. pag. 675. Salm. Hort. 1854, pag.303. Knth. Enum. V. pag. 836. Mexico. Var. vittata Rgl. Stengel bis 11, Fuss hoch. Blätter lederartig, flach, wellig, schmal-lanzettlich, %/, — 2 Fuss lang und nur bis 2 Zoll breit, anfangs aufrecht , später zurückgekrümmt abste- hend oder herunterhängend, oberhalb dunkelgrün und der Länge nach von ei- nem hellgrünen Mittelstreifen durchzo- gen, unterhalb hellgrün, an der Spitze in einen ungefähr °/, Zoll langen Dorn ausgehend. Am Rande sind die Blätter ausgeschweift , entfernt gekerbt, von ei- ner braunen , später sich lösenden Ran- dung umgeben, die auf der Spitze der Kerbzähne in einen geraden, oder auf- oder rückwärts gekrümmten dornigen Zahn ausgeht. Die einzelnen Zähne stehen !/g; — 1 Zoll von einander ab,’ sind ziemlich gleichlang, zuweilen stehen 2 neben einander oder noch seltner steht ein kleines Zähnchen in der Mitte. Die Stammart wird von Zuccarini fol- gendermassen beschrieben: Stammlos. Blätter breit lanzettlich, 1 Fuss lang, 2!/, Zoll breit, zahlreich, steif, aufrecht abstehend , flach oder unterhalb wenig convex , kahl, hell gelbgrün , mit horn- I. .Originalabhandlungen. farbenem, später kastanienbraunem Rande, der zuletzt weisslich gezähnt ist und sich ablöst, umgeben. Die Zähne im Verhältniss zum Blatte gross, zahlreich, gedrängt, 3seitig, zugespitzt, gerade, oder fast. sichelförmig vorwärts oder rückwärts gekrümmt, ungleich gross, die grösseren an der obern Seite noch einen kleineren Zahn tragend. Der Spitzenstachel 1/, Zoll lang, stark, gerade, kastanienbraun. Nach Salm ist die Pflanze Zuccarini’s mit A. univittata nahe verwandt und ist von allen andern verwandten Arten durch die Berandung leicht zu unterscheiden, die sich später nebst den dornigen Zäh- nen ablöst, — Zucearini beschreibt eine 4jährige Pflanze. Im hiesigen Garten befinden sich 2 grössere Exemplare, von denen das eine mindestens 20 Jahre alt ist. Dieselben zeigen den gleichen Uha- rakter, auf den Salm das Hauptgewicht legt, weichen aber ab, durch Bildung eines Stammes, stets schmälere Blät- ter (dieLänge wechselt nach dem Alter), die dunkler gefärbt mit hellem Mittel - streif, ziemlich gleich grosse Zähne, die Y, — 1 Zoll auseinander stehen und denen der kleineZahn am Grunde fehlt, und endlich einen nur halb so langen Endstachel. Wir glauben daher, Pflanze wahrscheinlich eine gut unter- schiedene neue Art ist, für die wir dann den Namen A. viitata. vorschlagen wür- den. Die in den Gärten befindlichen Exemplare der ächten A, heteracantha müssen dies entscheiden, dass unsere f) Blättter dick, aber hart und lederartig, schmal lanzettlich, am Rande ungezähnt und Faden tragend. 11) A. filifera Salm. Hort. 1834, X. 1858, 313 pag. 309., Knth. Enum. V, pag. 834. Mexico. Eine ausgezeichnete, von A. gemi- niflora, mit der sie verglichen wird, durch- aus verschiedene Art. Blätter steif, li- nien-Janzettlich, aufrecht-abstehend, an ler Spitze in einen braunen Dorn aus. gehend, 1, — 1 Fuss lang, ®), Zoll breit, am Rande Faden tragend. g) Blätter aus breitem Grunde schmalbinsenfö:mig oder linear- riemenförmig, lederartig. 12) A. geminiflora Gaw!. in Bran- des Journ, of sc. Nr. 3, tab, 1. Roem. Schult. VII. pag. 729. Knth. Enum, V. pag. 831. Bot. Reg. tab. 1145. Littaea seminiflora Tagl. in Biblioteca ital. I. pag. 100. Dracaena Bosci H. Cels. Yucca Boscii Desf. Bonapartea juncea Willd. Enum. Suppl. pag. 18. — Me- xico, ; Blätter binsenförmig, zurückgekrümmt abstehend, oherhalb fast flach, unterhalb sewölbt, am Rande elatt und späterhin Faden tragend. i3) A. striata Zuce. in Nova Acta Leop. Carol. XVI. 2. pag. 678. Knth. Enum. V. 832. Salim. Hort. 1834. pag. 307.. — Mexico. Durch steife gerade, am Rande durchaus nackte und beiderseits durch zarte weisse Linien gestreifte Blätter von der vorhergehenden Art verschie- den. 14) A. yuccaefolia Red. Lil. tab. 328. 329. Knth. Enum. V. pag. 830. Roem. Schult. VIL, 725. Blätter riemenförmig schmal- linear, gehöhlt, blaugrün, gestreift, zurückge- krümmt abstehend, am Rande klein ge- sägt, 20 314 h) Blätter weniger fleischig, schlaff und oft fast häutig, un- ter der Vergrösserung fein ge- sägt, an der Spitze zusammenge- dreht und ohneEndstachel. Wur- zel knollig und Pflanzen leicht blühend. 15) A. saponaria Lindl. Bot. Reg. 1848. Appendix pag.76. Bot. Reg. 1849, tab. 55. Index sem. horti Petrop. 1856 Grtfl. 1857, pag. 79. Polyanthes macu- lata Mart. Am. horti Monac. tab. 13. A. — Blätter lanzettlich-linear, lax zurück- gebogen, fast bläulich-grün, an der Spitze plötzlich zusammengedreht, spitz, Blumen in | Spitz, am Rande fein gesägt. — am Rande sehr zart gesägt. einer losen Traube. 16) A. maculata Rgl. Index sem. horti Petrop. 1856, pag. 16. Grtfl. 1857, i teste Klotzsch in Allg. Grtztg. 1840. pag. 158. Mexico. Blätter lanzettlich-linear, lax zurück- gebogen, hellgrün, und meist ausgezeich- nach der, net purpurgrünlich gefleckt , Spitze zu lang und allmälig zugespitzt und an der Spitze zusammengedreht. Blüthentraube wenig blumig und ge- drängt. — 17) A. undulata Kl. Allg. Grtztg. ll. a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Begonia Wageneriana Hook. (Mosch- kowitzia Wageneriana 'Kl.) Eine von M. Wa- gener in Venezuela entdeckte, ziemlich unan- sehnliche Art, die zu der von Klotzsch aufge- stellten Gattung Moschkowitzia gehört. Hoo- ker, der übrigens der Klotzsch’schen Bearbei- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 1840, pag. 274.. Knth. Enum. V. 830. A. drymiaefolia H. Petrop. Mexico. Blätter aus umfassendem breiteren Grunde lanzettlich-linear, blaugrün , all- mälig zugespitzt und an der Spitze zu- sammengedreht, am Rande zart gesägt. — Durch blaugrüne, am Grunde breitere Blätter von den vorhergehenden verschie- den. 18) 4. drachystachys Cav. Deser. pag. 453. Roem. Schult. VII, pag. 724. Knth. Enum. V. pag. 829. excl. syn. A. spicata Red. Lil. tab. 485. Mexico. . Blätter steifer, linear - riemenförmig, gehöhlt, aufrecht abstehend , blaugrün, 19) A. spicata Cav. Deser.454. Roem. Schult. VII. 724. Knth, Enum. V. pag. 828. A. polyanthoides Schl. et Cham. _ pag. 274. Mexico, Blätter schmal linien-lanzettlich, blau- grün, gracil übergebogen , fast häutig, am Rande sehr zart klein gesägt und unterhalb durch erhabene Längslinien, die ebenfalls ausserordentlich klein ge- sägt , scharf anzufühlen. — (E. Regel.) Neue Zierpflanzen tung der Begoniaceen volle Gerechtigkeit wi- derfahren lässt und sie ebenso gründlich als vortreffllich nennt, kann jedoch ebenfalls sich nicht dazu verstehen, die Gatlungen anzuneh- men als solche, sondern will sie nur als Un- tergattungen oder Sectionen gelten lassen. Die vorstehende Art isi ganz kahl. Blätter herz- eiförmig,, fein gekerbt-sägezähnig. Die lang gestielten, wiederholt gabeliheiligen Trugdol- II. Neue Zierpflanzen. den sind blattwinkel- und endständig, die männlichen Blüthen meistens 2blälterig, weiss, die weiblichen meistens Öblätterig, grün. (Taf. 4988.) 2) Xanthosoma sagittifolium Schott. (Arum sagitlifolium L.) Wurde schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts vom tropischen Amerika eingeführt und wird besonders in Jamaica in grossen Massen als Nährpflanze angebaut. Die grossen, fast 3 Fuss langen, breit pfeilförwig- ovalen, kurz gespitzten Blätter sind zwar nur esiarbig grün, aber imponiren doch durch Form und Grösse. Im Alter bildet die Pflanze einen kurzen dicken Stamm “und treibt am Grunde Nebensprossen, durch die sie sich leicht vermehrt. Blüthenstiele kürzer als die Blaitstiele, die einer Calla ähnliche Blüthe, unten eine aufgetriebene grüne Röhre bildend und oben in einen flachen, eirunden, rahm- weissen Lappen ausgehend. (Taf. 4989.) 3) Cypripedium hirsutissimum Lindl. Eine sehr hübsche , neue Frauenschuh - Art, wahrscheinlich von Java stammend, zu der stengellosen Gruppe gehörend und zunächst mit C. insigne , barbaium, villosum und Lowii verwandt aber hinreichend verschieden und mindestens eben so schön als diese. Blälter etwa fusslang, einfarbig grün, riemenförmig, zugespilzt, oft mit gespaltener Spilze , zwei- zeilig. Blüthenschaft, Bractee und die Rück- der Sepalen mit langen abstehenden Haaren zotlig behaart, Sepalen gewimpert, die seile oberen breit herzförmig, zugespitzt, dunkel pur- purgrünlich mit grün gerandet, die unteren ver- wachsen, eiförmig, kürzer als die pantoffelför- mige Lippe, grün. Petalen sehr gross, breit-spatel- förmig, am Rande buchlig- wellenförmig . ge- wimpert, purpurfarben , am Grunde grün, mit feinen, dunklen Flecken punktirt. Lippe gross, dunkelgrün mit purpur verwaschen, am Rande gewimpert. Wird wie C. insigne zu behan- deln sein und wie dieses, auch in jedem gu- ten Warmhause leicht gedeihen, (Taf. A990.) 2) Puya virescens Hook.; Bromeliaceae. — Wahrscheinlich von Venezuela oder Neu-Grana- da stammend, und durch belgische Gärten ein- geführt. 'Eine nicht besonders empfehlenswerthe 315 Art mit grossen, grünlich-gelben Blüthen. Blätter 1a — 2 Fuss lang, aus erweilertem, fast bau- chigem Grunde breit linear, fein zugespitzt, ganzrandig, stachellos, von matter, dunkelgrü- ner Farbe. Blüthenschaft 2 Fuss oder darü- ber hoch , unten mit Blättern besetzt, die all- mälig in dicht, fast dachziegelig gestellte Bracteen übergehen. Bracleen eiförmig, zuge- spitzt, die oberen stumpf, die des Schaftes dagegen sehr lang gespitzt, gelblichgrün, mit rothbraun gestreift. (Taf. 4991.) Veitchianum Hook. neue Art, durch die Herren Veiteh und Sohn von Moulmein an der Te- nasserin-Küste (Hinter-Indien) eingeführt und von ihnen in der Londoner Gartenbau-Gesell- schaft im Mai 1857 zum ersten Male blühend ausgestellt. Das Gurdener Chronicle erwähnt diese Art mit folgenden Worten: — „Unter andernRhododendron von denHerren Veitch ausgestellt, ist eine neue Art von Moulmein mit rein weissen Blumen, die fünf volle Zoll im Durchmesser misst und an den Rändern eben so fein gekräuselt ist, wie die Blumen der Azalea crispiflora. 5) Ahododendron Eine herrliche Sie muss als eine werthvolle Acquisiiion zu den Kalthaus- Arten dieser Gattung betrachtet werden.“ Die Blume sieht allerdings, trotz ihrer Grösse einer indischen Azalee besonders ähnlich, ihre näch- ste Verwandtschaft ist jedoch mit Rh. formo- sum Wall. (Rh, Gibsoni Hoıt.), von der sie sich aber in Blatt und Blüthe hinlänglich un- terscheidet. Bildet wahrscheinlich einen kleinen oder mittleren Strauch ; die älteren Aeste mit rölh- lich-brauner kahler Rinde bedeckt. Blätter 3— A Zoll lang, verkehrt - eiförmig, le- derig, mit kurzem Mucro, kurz ge- stielt, oberhalb kahl, unterhalb blaugrün, mit zerstreuten, kreisrunden , rostbraunen Schüppchen. Blumen zu 3—4 gipfelständig. Blüthenstiele wie die Anssenseite des Kelches beschuppt, Kelch 5lappig, mit kurzen, eirunden Lappen, am Rande mit einzelnen. langen Bor- sten besetzt. Corolle sehr gross, glockig trich- terförmig , Röhre kurz, Saum flach ausgebrei- tet, 5lappig, am Rande stark wellig-gekräuselt; Staubfäden 1? — 14, mit weissen Staubbeu- teln, (Taf. 4992.) sehr 20 * 316 6) Dendrobium crepidatum Lindl.; Or- chideae. Eine schon ziemlich verbreitete ost- indische Art, die wie D. Pierardi, Devonianum, chrysanthum ete. an den vorjährigen entblät- terten Siengeln ihre Blülhen paarweise lrägt, aber ihnen an Schönheit entschieden nach- steht. Stengel bis Fuss hoch, dick, fast auf- recht , gegliedert, mit den häutigen Scheiden der abgefallenen Blätter bekleidei. DBlüthen mittlerer Grösse, gelblich-weiss, rosa gerandet, die innen weichhaarige Lippe am Grunde mit einem grossen tiefgelben Flecken geziert. Wie alle Arten derselben Seclion, verlangt auch diese eine längere Ruhezeit, während der sie ganz trocken gehalten wird. Die Ruhezeit muss beginnen, sowie die beblätterten Stengel ganz ausgewachsen sind, was man leicht da- ran erkennen kann, dass auch die obersten Blätter ihre volle Ausbildung erlangt haben. Man siellt dann die Wassergaben ein und beginnt erst wieder zu giessen, sobald an den Stengelgliedern die Knospen deutlich hervor- treten, oder an der Basis sich neue Blatitriebe zeigen, was gewöhnlich gleichzeitig oder ei- was nach der Blüthe der Fall ist. (Taf. 4993.) 7) Dorenicum Bourgaei Schultz Bip.; Composilae. — Von den canarischen Inseln stammend, wurde diese hübsche Pflanze in Kew aus Samen erzogen und zeigt sich als eine leicht zu ceullivirende, sehr dankbar blü- hende und sehr zierende Kalthauspflanze , die in der Tracht den Cinerarien gleicht und bei gleicher Cultur ebenfalls in den Frühlingsmo- naten blüht. Sie wird 1 — 3 Fuss hoch, aufrecht, verästelt; Blätter sehr veränderlich in der Form, die unteren auf langen Stielen leierförmig - gefiedert, die seitlichen Fieder- blätichen sehr klein , herzförmig - eirund . ent- fernt gegenständig , das mittlere oder endstän- dige sehr gross, tief- herzförmig,buchtig-eckig; der Blatlstiel unlen auf jeder Seite durch ein breites Oehrehen geflügelt; die oberen Blätter verlieren allmälig die seitlichen Blätichen, sie sind klein und der ganze Blattstiel ist breit geflügelt oder geöhrt und fast stengelumfas- send. Die Oberseite der Blätter ist kahl , die Unterseite spinnwebig-weissfilzig. Blüthen in grossen, zusammengesetzten Doldentrauben, die Blüthenstielchen mit vielen, kleinen, pfriem- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. lichen Bracteen besetzt. Blumen einer rosa- violelten Cineraria sehr ähnlich in Grösse und (Taf. 4994.) 8) Forsythia suspensa Wahl. (Syringa suspensa Thunb.); Oleaceae. — Jeder neue Zierstrauch , der reich blüht, unser Klima er- trägt, und ohne besondere Pflege in jedem Gartenboden gedeiht, ist doppelt und dreifach willkommen, da er für Tausende von Garten- freunden passt, die für Gewächshauspflanzen keine Räumlichkeiten besitzen und sich mit dem begnügen müssen, was unter freiem Him- mel forlkommt. Ein solcher Strauch scheint der vorstehende zu sein, der aus den japani- schen Gärten neuerdings durch Vermittlung der Herren Veitch und Sohn seinen Weg zu uns gefunden bat, und hoffentlich bald über- all eingebürgert sein wird. Er wurde schon im Jahre 1833 in Holland zuerst eingeführt scheint aber bald darauf ganz verschwunden zu sein. Nach Dr. Siebold ist er in Japan auch fast nur in Gärten zu finden und hat seine eigentliche Heimatlh wahrscheinlich in China, Die Forsythia suspensa gleicht im Allgemeinen sehr der *. viridissima, die, ob- gleich auch noch nicht so gar lange einge- führt, dennoch schon eine weite Verbreitung gefunden hat; wie diese blüht auch sie im Frübjahr sehr reich an den noch unbelaubten Zweigen; die ebenfalls gelben Blumen sind jedoch grösser und schöner. Sie bildet einen vielverzweigten, sperrigen Strauch ; manche besonders üppig aulgeschossene Zweige werden sehr lang und hängen über; man schneidet dieselben jedoch erst nach der Blü- ihe zurück, da sie den Haupiflor liefern, oder besser noch schneide sie dann ganz weg, um den Strauch zu veranlassen, neue üppige Triebe zu bilden , die im nächsten Jahre eben so reich wieder blühen. Die Blätter sind äus- serst veränderlich in der Form, oft einfach, meistens jedoch dreiblättrig, eirund oder fast rhomboidisch, gesägt. Blüthenstiele verlän- gert, Sepalen lanzetilich, weit länger als das Pistill. Wird wahrscheinlich eben so leicht durch Steckholz und Ableger zu vermehren sein, als die F. viridissima. (Taf. 4995.) 9) Cirrhopetalum Cumingii Lindl. Eine durch ihren Blüthenbau besonders interessante, nicht neue, aber seltene kleine Orchidee, die Form. eiwas I. Neue Zierpflanzen. 1841 durch Cuming von den Philippinen-In- seln eingeführt wurde. Scheinknollen klein, oval oder länglich (nach Lindlevy vierkan- iig), einbläurig. Blatt länglich, stumpf, lederig, weit kürzer als der Blüthenschaft; dieser ist langgestreckt und sehr dünn und tritt einzeln der Scheinknollen hervor. Die schön purpurrothen Blüthen sind in eine viel- blumige,, höchst regelinässige Dolde gestellt, sie bilden einen flachen, fast ganz zirkelrunden Strahlenkranz, indem sie gleichmässig nach allen Seiten hin flach sich ausbreiten. Sepa- len sehr ungleich, die obere wie die Petalen sehr kurz, eirund, zugespilzt und wie diese mit lang gestielten Drüsenhaaren bewinpert, die seitlichen Sepaien lineal - lanzettlich , weit vorgezogen, einen Zoll lang; Lippe kurz. dickfleischig, zungentförmig, 3furchig, arı Grunde mit: 2 Höckern. (Taf 4996.) am Grunde 10) Pentstemon Jaffrayanus Hook. , Scro- phularineae. — Unter den neuern Stauden, mit, denen die Gärten in den bereichert wurden, unstreilig eine der schön- sten und wieder ist es einer der Gebrüder Lobb, der die Samen aus Nord -Calıfornien einsardte, aus denen die Herren Veilch u. Söhne die Pflanzen zogen, welche im Som- mer 1857 zum ersten Male blühlen. Zuerst wurde diese Art allerdings durch Herrn Jaf- fray , dessen Namen sie erhalten, im Jahre 1853 gesammelt, aber Lobb bleibt doch das Verdienst der Einführung. Eine vollkommen ausdauernde Perenne, mit aufrechten, nur un- ten verzweigien, etwa fusshohen Stengeln, kahl wie alle übrigen Tbeile ‘der Pflanze; Blätter stark blaugrün, ganzrandig , die Wurzelblätter spatelförmig, an den kurzen Blaustiel herab- laufend, untere Stengelblätter länglieh-elliptisch, sitzend, die oberen werden allmälig kleiner und verhältnissmässig breiter wie die Bracteen, herzförmig-eirund. lie schön lebhaft blauen Blumen stehen in einer grossen , vielblüthigen Rispe, deren Verzweigungen 2 bis mehrblüthig, gegensländig sind und falsche Quirle bilden, Kelchlappen breit eirund , spitz, Corolle 2-lip- pig, etwa 1! Zoll lang, am Grunde der Röhre letzten Jahren und im Schlunde roth, sonst tielblau; der fünfte sterile Staubfaden fast so lang als die didynamischen, fertilen, ungebarlet, Soll als 317 Gruppenpflanze sehr empfehlenswerth sein, da die Blüthezeit den ganzen Sommer hindurch (Taf. 5045.) 11) Kefersteinia. graminea Rchb. fil. (Zy- gopelalum gramineum Lindl.) Eine niedliche, eenlralamerikanische Orchidee, zuerst von Harti- weg in Popayan an der Wesiseile der Andes- kelte, später von Linden, Funk und Schlim in Caracas gelunden und bereits ziemlich häufig in den Sammlungen, wo sie auch bisweilen noch als Auntleya fimbriata geht. Sie hat die Tracht einer kleinen Huntleya, und blüht recht dankbar. Die etwa zollgrossen Blumen sind auf grünlichgelbem Grunde dunkelbraun gefleckt und punklirt, und erinnern in ihrer Färbung und auch in derForm an eineKreuz- spinne, wenn man es liebt in den grotesken Formen der Orchideenblumen Aehnlichkeiten mit Insecten aufzusuchen. (Taf. 5046.) anhält. 12) Begonia Wageneriana Hook.; (Mosch- kowitzia Wageneriana Klotzsch.) Stengel rund, aufrecht, äslig, ganz kahl, Blätter sehr schief, herzförmig-oval, zugespitzt, die grössere Blatt- hälfte am Rande buchlig, die kleinere gesägt, 5 — 6 Zoll und darüber lang, von gelblich- grüner Farbe, Blattstiele um die Hälfte kürzer als die Blätter; Nebenblätter gross, länglich, stampf, mit langer Weichspitze ; Blüthenstiele achselständig, sehr lang, eine vielblumige, di- chotomisch verzweigte trugdoldige Rispe tra- gend, Blumen klein, weiss, die männlichen A4-blättrig,, die weiblichen 5-blättrig, der eine Flügel der Kapsel weit grösser als die beiden andern. Durch das helle Gelbgrün der Blät- ter , die-schön rothen Blatt- und Blütbenstiele und die vielen sternförmigen weissen Blumen immerhin eine beachtenswerihe Art, die Wa- gener aus Venezuela einführte ;, blüht im Früh- ling und Sommer und wird 2 —3 Fuss hoch. (Taf. 5047.) 13) Cattleya granulosa Lindl.; Orchideae. Schon im Jahre 1840 durch Harlweg von Guatemala eingesandt und seither häufig im- portirt, kann diese Art nur durch den stattli- chen Habitus und den robusten Wuchs Beach- tung finden, neben den prächtigen Cattlleya- Arten, wie C. labiata, Mossiae mit seinen vie- len Formen, Skinneri ete. , die stets die Zier- den der Orchideenhäuser bleiben werden. " 318 Stengel der C. granulosa werden bis 3 Fuss hoch, sind nicht verdickt und zweiblättrig; Blätter länglich -lanzettlich, stumpf; Blüthen- schaft eine Traube von 6 — 8 miltelgrossen Blumen tragend, an schwächeren Stengeln auch nur 1 bis wenigblüthig ; Blüthenhüllblät- ter abstehend, gleichfarbig, gelblich olivengrün, mit einigen wenigen rothen Tüpfeln , Petalen verkehrt -eirund, spatelförmig, Lippe nicht so lang als die Hüllblätter, drei- lappig, fleischig; die seitlichen Lappen halb- eiförmig, die Säule umfassend, der mittlere ist vorgezogen und vorne breit, fasi nieren- förmig erweiterl, wellig gerandet; auf weissem Grunde mil unzähligen rothen erhabenen Tüp- feln bedeckt und an der Basis dunkel orange- gelb. (Taf. 5048.) 14) Polygonatum roseum Knth. (Conval- laria rosea Ledeb.), Smilaeineae. Eine nied- liche Art vom altaischen Sibirien und der chi- nesischen Songarei mit perennirender, horizon- taler, knolliger Wurzel, die oft lange Ausläu- fer macht und alljährlich unverzweigle, gerade 41 — 2 Fuss hohe Stengel treibt; rundlich, schwach gefurcht, wie die Blätter von matter weisslich-grüner Färbung; Blätter fast wirtel- ständig, oben und unten oft wechselständig, lineal oder lineal-lanzettlich, am Rande und un- terhalb auf den Blatinerven schärflich , jedoch so schwach, dass es nur durch Vergrös- serungsgläser bemerkbar wird. Blüthenstiele blattwinkelständig, einzeln oder zu zweien meistens 2-blülhig; Blumen röhrig-glockenförmig, etwa °/a Zoll lang, auf " weissem Grunde leicht lila angehaucht und rosa gefleckt und gestreift, so dass das Rosa dominirt. (Taf. 5049.) 15) Bolbophyllum neilgherrense Wight. Eine kleine unbedeutende, ostindische Orchidee mil kriechendem Rhizom und entfernt stehen- den, ovalen, schwachkantigen Scheinknollen ; Blätter einzeln, länglich- elliptisch, stumpflieh. Schaft viel kürzer als die Blätter; die kleinen, bräunlich-grünen Blüthen in einer fast walzi- gen Aehre, von kurzen lanzettlichen Deckblät- tern unterstützt. Die seitlichen Sepalen oval- lanzetilich, um Amal grösser als die rückstän- dige, kiellörmig zusammenhängend, und noch grösser als die kurzen, aus breiter Basis zugespitz- ten Petalen; Lippe zurückgebogen , 3-lappig, sehr stumpf,_ ‘Blumen gleichen in Form Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. seitliche Lappen kurz, der mittlere zungenför- wig, ganzrandig, in der Mitte gefurcht, Säule kurz, geflügelt, Flügel fein zugespilzt. (Taf. 5050.) 16) Clianthus Dampieri A. Cunn. (Donia speciosa Don.); Leguminosae. — Unter den Pflanzen, die, den Männern der Wissenschaft längst bekannt, schon als 'geirocknete Exem- plare in Herbarien durch ihre unverkennbare Schönheit den lebhaften Wunsch erregen, sie lebend zu besitzen, sieht seil langen Jahren der Clianthus Dampieri mit in erster Reihe. Schon durch den berühmiten Weltumsegler Dampier im Jahre 1699 auf den trockenen, sandigen Inselgruppen, die seinen Namen seit- her führen, im nordwestlichen Australien eni- deckt, später im Jahre 1818 durch Allan Cun- ningham an denselben Localitäten gesammelt und auch nachher wiederholt gefunden, gelang es doch erst den Herren Veiteh und Sohn in Exeter und Chelsea, diesen Schatz zu heben. Das blühende Exemplar, welches diese be- rühmte Firwa im März 1858 in der Horticul- tural Society ausstellte, erhielt als Neuheit er- sten Ranges die silberne Medaille. — Die und Grösse denen des wohlbekannten Clianthus puniceus, das Scharlachroth ist jedoch weit brillanter und wird noch mehr gehoben durch die grossen, schwarzpurpurnen Flecken am Grunde der Fahne (des oberen Blüthenblattes bei den »chmelterlingsblüthlern). Bildet eine niedrige, gesireckte, krautige Pflanze (ob nur zweijährig oder perennirend ?), stark blaugrün und ganz mit langen, weisslichen Zottenhaaren besetzt; Blättchen gegenständig, sehr selten wechsel- ständig, länglich oder verkehrt eirund länglich, Blüthenstiele aufrecht, schaftförmig, A — 6blü- ihig, die Blüthen fast doldig gestellt, herab- hängend ; Kelch 5-spaltig, mit zugespitzten Zipfeln, Fruchtknoten seidenhaarig. (Referent sah im letzten Frühjahr in der Gärtnerei des Herrn Veitch eine beträchtliche Anzahl junger Sämlinge, die im Laufe des Sommers abgege- ben werden sollten. Es scheint uns eine in der Cultur sehr difficile Pflanze zu sein; dafür spricht auch der Umstand, dass die Herren Veiteh schon vor 8 Jahren diese Pflanze zur Blüthe gebracht hatten, sie wurde damals in Paxton’s Flower Garden und in der Flore des > = I. Neue Zierpflanzen. Serres abgebildet, scheint aber dann gleich wieder eingegangen zu sein.) A Taf. 5051.) 17) Fritillaria graeca Boiss. (Fr. tulipifo- lia Fl. graeca non Bbrst.) Eine niedliche kleine Fritillaria vom Berge Hymethus in Grie- chenland, durch den berühmten Erforscher der Fleren derjenigen Länder, die das mittelländi- sche Meer begrenzen , Herrn Boissier, einge- führt und vollkommen im Freien ausdauernd. Sie steht der russischen Fr. tulipifolia Bbrst, so nahe, dass man sie eigentlich nur an der Zeichnung der Blüthen unterscheiden kann, in der letzteren sind sie schachbrettarlig gezeich- net, wie bei der Fr. Meleagris, bei Fr. gracea ist diese Zeichnung sehr undeutlich, dagegen hat jedes Blüthenblatt auf derMittelrippe einen gelblich grünen Strich. Zwiebel klein, fast kugelig; Stengel ungefähr spannenlang. dünn aufrecht , einblüthig, selten 2-blüthig. Wur- zelblätter länglich oder länglich-lanzetllich ; Stengelblätter entfernt stehend , schmal linea- liseh , spitz; Blüthen klein, nickend, glockig, an der Basis abgerundet, nicht höckerig, braunroth.. innen blasser grünlichroth. Für Alpenpartien besonders geeignet. (Taf. 5052.) b) Abgebildet in Illustration horti- cole. 18) Talauma Hodgsoni Hook. fil., Mag- noliaceae, — Dr. Hooker-fand diese präch- üge Art auf seinen, für ergiebigen Reisen in den Gebirgen Ost-Indiens, Es gelang ihm nicht, wie es scheint, sie le- bend einzuführen, aber die Kenntniss ihrer Existenz wird hoffentlich dazu dienen , sie von Neuem aufzusuchen und ihre Einfüh- rung zu bewirken. In seinem Prachtwerke „Illustrations of Himalayan Plants“ sagt er Folgendes über diese Art: „Die T. Hodgsoni ist nicht selten in den Sikkim-Wäldern, beson- ders in Khersiong und unterhalb Leebong, wo sie dem Wege entlang vorkommt. Sie bil- det einen kleinen Baum von 20 — 40 Fuss Höhe; blüht im April und lrägt eine massive Krone von grossen, lederigen, immergrünen Blättern. Die Blumen sind sehr wohlriechend, und obgleich sie sich nicht ganz ausbreiten, unsere Gärten so | gefüllten Blumen , 319 dennoch ausgezeichnet schön, durch den Con- trast der Sepalen , aussen purpurrolh und wie eine Pflaume mit einem weissen Duft über- zogen, mit dem Elfenbeinweiss des Innern. Alle Theile der Blüthe sind dick, fest und fleischig. Sie wächst, wie fast alle himalay- schen Magnolien in einem festen , lehmigen Boden und wird bei uns im Winter in geheiz- ten Räumen zu hallen sein.“ Bläller verkehrt eirund-länglich, kahl, am Rande fast gebuchtei. Blumen einzeln end- ständig, 3 Sepalen, 6 Petalen, von denen die innern kleiner, verkehrt-eirund, sinmpf; Durch- messer der offenen Blumen 5 — 6 Zoll. — Wird sich wahrscheinlich, in Ermangelung von Samen, am besten durch Veredlung auf Mag- nolia grandiflora, glauca etc. vermehren las- sen. ) (Taf. 141.) 19) Eucharis Lind. Diese herrliche Amaryllidee wurde von Herrn P orte nahe bei Moyobamba an den Ufern des Amazonenstromes enldeckl; er sandte dieZwie- beln an Herrn Linden in Brüssel im Som- mer 1855, und schon im folgenden Winter zeigle sie ihre graciösen Dolden der grossen, schneeweissen,, süss duflenden Blumen. Sir W. Hooker hat sie im Bot. Magazine Taf. 4971 abgebildet als E. grandiflora , mit der er sie verwechselt. Sie unterscheidet sich von dieser besonders durch grössere, dickere, am Grunde tiefer herzförmige Blälter, die weniger länglich und dunkler grün sind, und ist viel- leicht nur eine grossblumigere Abart der E. grandiflora , obgleich Linden sie als durch- aus verschieden betrachtet. — Die Eucharis- Arten haben doppelten Werth, weil sie mei- den blumenarmen Wintermonaten duftenden, rein weissen Blü- amazonica stens in ihre graciösen, then entfalten, die von langer Dauer sind. Sommer halte man sie in einem luftigen Kalt- hause, verpflanze im October in eine lockere humusreiche Erde und bringe sie dann ins Warmhaus an einen hellen Platz, möglichst nahe dem Glase. (Taf. 142.) 20) Potentilla hybr. Mülleri Hort. Eine hübsche Gartenform mit rein gelben, fast ganz die von einem eifrigen Freunde ausdauernder Stauden, Herrn Müller in Brüssel, gewonnen wurde. Im (Taf. 143.) 320 20) Codonanthe picta Lemaire. (Aeschy- nanthus albidus Hort. non De Cand.) Eine in den Gärten als Aeschynanthus albidus längst verbreitete Art, die besonders als zierliche Ampelpflanze im Warmhause zu verwenden ist, und deren niedliche, weisse, im Schlunde auf gelbem Grunde rolh punktlirte Blumen in reicher Fülle an den lang Zweigen erscheinen. herabhängenden (Taf. 144.) 22) Dendrobium Devonianum Paxt.; Or- chideae. — Obgleich in allen grösseren Or- chideensammlungen schon längst vorhanden, und als eine der prachtvollsten und dankbar- sten Arten gekannt, mag es dennoch nülzlich sein, für manchen Besitzer kleinerer Sanımlun- lungen, ihn auf diese wahre Perle unter den im Allgemeinen so schönen Dendrobium-Arien aufmerksam zu machen, nm so mehr, da durch häufige Einführungen der Preis dieser Art neuerdings sehr gesunken, so dass man sie kann. — An den langen, kaum Federkiel dicken, herab- hängenden, vorjährigen Stengeln treten die Blumen paarweise hervor, sie sind verhält- jelzt zu mässigem Preise erhalten nissmässig gross und von äussersi zarler Fär- bung und Textur; weissgrundig, Spitzen purpurviolet. Die Lippe am Rande sehr fein gefranzt, mit 2 grossen, orangegelben Flecken am Grunde. an den Cultur in Sphagnum in Körben oder auf Holzklölzen, verlangt eine absolute Ruhezeit, um kräftig zu blühen, während derselben wird gar nicht gegossen, und erst wenn die Knos- pen sichtbar werden, oder junge Triebe sich zeigen, beginne man wieder mit den Wasser- gaben. Stammt von den Khasia-Bergen Ost- indiens. (Taf. 145.) 23) Aquilegia hybr. blanda Lem. — Wurde von J. Verschaffelt in Gent gezogen und soll nach Lemaire ein Bastard von A. vulgaris und leptoceras sein. Ihre lilablau und weissen Blumen erinnern in Form und Farbe an A. jucunda, aber sie ist nicht so schön als diese. (Taf. 146.) 24) Dendrobium chrysotoxum Lindl. Eine bereits länger bekannte aber keineswegs sehr häufige ostindische Orchidee mit D, densiflo- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. rum , der sie am ähnlichsten ist, zur Gruppe‘ Dendrocoryne gehörend. ‘Die Blumen erschei- nen in einer vielblüthigen, gracil übergeboge- nen Traube und gleichen in Form und Farbe sehr der reichen goldgelben Infloreseenz des bekannteren D. densiflorum; die Traube ist jedoch lockerer und die Scheinknollen sind besonders leicht von denen des D. densiflorum zu unterscheiden durch die mehr keulenför- mige Gestalt, die vielen Furchen und "auch durch die hellere, grünlichgelbe Färbung. Eine sehr empfehlenswerthe Art, jedoch dem D. densiflorum an Schönheit nachstehend. (Taf. 164.) 25) Wisteria sinensis. var .albiflora.., Die weissblüähende Abart der herrlichen, in. den Gärten meist als Glyeine sinensis ‚bekannten. Schliugpflanze , die duıch Fortune vor weni-, gen Jahren eingeführt , erst wenig. verbreitet ist, aber ebenso wie die Starwmart, von der sie sich nur. durch die rein weisse Farbe unter- scheidet, recht häufig angepflanzt werden sollte; denn wir haben unter unsern ausdauernden, holzigen Schlingpflanzen keine, die sich an Schönheit und Fülle der Blülhen mit Giycine sinensis messen könnte. Zusammengepflanzt und die Zweige durch einander gezogen, ma- chen die süssduftenden, wie Goldregen herab- hängenden Trauben, das zarte Lilablau und das reine Weiss eine harmonische Wirkung. Die Glyeine, obgleich sie durchaus nicht diffi- eil ist in Bezug auf Boden, gedeiht besonders gut, wenn der Untergrund aus Schutt und Stei- nen besteht. Taf. 166.) 26) Neue Petunien. Auf der Taf. 167 der Ilustr. horlicole findet sick ein hübsches Bou- quet zusammengeslellt von neuen , meistens ge- füllten Varietäten, die von Hrn. Sieckmann Sohn in Weimar gezüchtet wurden, und zu den werth- vollsten Züchlungen gehören, die uns das vo-. rige Jahr brachle. genannt! Die gefüllten Sorten sind Bella, Imperialis purpurea plenissima , Murillo, Iphigenia und Schmuck des Ilmthals. Azora, Diese Varietäten stehen jetzt auch im hie- sigen Garten in slüthe und können wir sie da-,, her aus eigener Erfahrung empfehlen. i (Taf. 167.) II: ‚ Neue Zierpflanzen. ' 27) Ficus cerasiformis Parm. (F. acumi- nata Hook.) Ein alter Insasse unserer Warm- dessen Vaterland und Zeit der Ein- führung nur erralhen werden kann; wahr- seheinlieh wurde er durch Dr. Wallich von Sylhet in den Zwanziger Jahren dieses Jahr- hunderts eingeführt. In wird diese Art ein niedriger bis 5 Fuss hoher Strauch , der besonders, wenn er’ seine .nied- lichen kirschförwigen Früchte trägt, nicht ohne An allen Theilen, die Blätter ausgenonmen, ist er rostbraun weich behaart; häuser, den Warmhäusern Interesse ist. die Aeste sind dünn, ausgespreilzi, etwas zick- zackig; Blätter veränderlich in Form und Di- mensionen, lanzettlich oder elliptisch, oder ob- oval entfernt stehend, oft am Grunde ungleich- seilig, spitz oder meistens lang und fein zuge- spitzi; oberhalb kahl und dunkelgrün, unter- terhalb weichhaarig, mit vortretenden Nerven und blassgrün. Die (ungeniessbaren, obgleich wenn reif sehr süss riechenden) Früchte stehen einzeln oder gepaart in den Blattachseln auf geboge:en Stielen, haben Form und Grösse einer Kirsche und sind lebhaft orangegelb ge- färbt. : (Taf. 169.) 25) Azalea indica Grande Duchesse He- lene. Eine in Gent gezüchtele Varietät, inı Alleinbesitz des Herrn A. Verschaflelt, der sie diesen Herbst (1858) dem Handel übergibt. Die zart rosafarbigen Blumen sind rein weiss gerandet, daneben ist die Belaubung schon zierend,. denn die besonders kleinen Blälter sind gelblichweiss eingefasst, und zwar schö- ner und regelmässiger als die bis jetzt gewon- nenen buntblättrigen Varietäten von Azaleen. (Taf. 170.) (E. 0O,) verschiedenen Zeitschriften beschrieben. e) In 29) Cotoneaster lanata H. Angl. Ver- wandt dem C. affinis Lindl. und durch ellipti- sche Blätter und fast’ einzeln stehende Blumen unterschieden. Eiu kleiner stark verästelter Strauch. Blätter gestielt ellipisch, an der Spitze in einen Mucro ausgehend , unterhalb weiss-filzig. Blumen klein, weiss, erscheinen einzeln auf den Spitzen der Zweige, Blülhen- 321 stiele und Kelehe dicht filzig. Hält in Eng- land im freien Lande aus. (Hambrg. Gartenzeitg.) 30) Rubus leucodermis Dougl. Eine Brom- beere aus Oregon, die schwerlich den Winter Deulsehlands Lande überdauern dürfte. Die jüngeren Triebe blaugrün ange- laufen.. Blumen weiss, einzein , achselständig. Früchte von derGrösse einer Himbeere, braun- Cultur Ueberwinterung frostfrei. (Hambrg. Garlenzeiig.) im freiem gelb, von angenehmen Geschmacke. als Topfstrauch. 31) Statice brassicaefolia Webb.,; Plumba- gineae. Durch Bolle von den Canarien in den Botanischen Garten zu Berlin eingeführt. Ist eine Art ‚mit geflügeltem Stengel von der Tracht der St. sinuata L. Blätter wenig und kurz behaart, gewimpert, leierförmig, mit gros- sem, ovalem, spilzem , in eine Borste ausge- hendem Mittellappen und kurzen buchtigen Seitenlappen. Blüthenschaft geflügelt, 1'/ı Fuss hoch, auf den Spitzen der Verästelungen die grossen dunkelblauen Blumen in Corymben tragend. Blumen zu 1 — 3, Die innerste Bractee von aussen röthlich. Ist in Nr. 28 der Berliner Allg. Grtzig. abgebildet Ausserdem führt C. Koch in der glei- chen Nummer der Allg. Grtztg. noch folgende Canarische Arten der Gatlung Stalice auf, die sämmtlich im Berliner Botanischen Garten cul- ivirt werden. St. macroplera Webb. imbricata Webb. macrophylla Brouss. Hierzu als Abart St. Halfordi H. Low. — arborescens Brouss. frulescens Lem. (St. fruliscans Webb.) (— arborea Willd.) puberula Webb. Bourgaei Webb. Preauxii Webb. { 32) Cordyline rigidifolia ©. Koch. (Ab- gebildet und beschr. in Nr. 31 der Berl. Allg. Grtzig.) Der C. strieta Endl. (Cordyline congesta Hort.) nahe verwandt und wohl nur eine Form mil,steifen aufrechten Blällern. In den hiesi- gen Gärten kommt diese Pflanze wenigstens 322 je nach dem kühlern oder wärmern Standorte bald mit schlaffen, bald mit steiferen Blättern vor. | 32) Cordyline odorata C. Koch. Beschrie- ben in derselben Nummer der Allgemeinen Gartenzeitung. Ist die gleiche Pflanze, die in neuerer Zeit auch als C spectabilis vera in den Gärten verbreitet worden ist. Wir haben sie kürzlich Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. scheidet sich von ©. spectabilis durch etwas schmalere , dunkler gefärbte, am Rande kaum scharfe Blätter, von denen die obern aufrecht, und nur die älteren wenig überhängend. Herr C. Koch gibt eine Zusammenstellung aller beschriebenen Dracaenen und Cordylinen. Wir werden nächstens eine Zusammenstellung der in hiesigen Gärten befindliehen Arten folgen lassen , die schon längere Zeit fertig vor uns auch im hiesigen Garten verglichen und als | liegt. (E. R.) Var. obscura zu C. speclabilis gestellt. Unter- IL Notizen. 1) Theebaum, Kaffeebaum und Theeverbrauch. Der Botanische Garten in Petersburg besitzt unzweifelhaft die grössten Exemplare des Theebaumes (Thea Bohea und viridis), die sich überhaupt in den Gewächs- häusern Europa’s finden. Bei dem ungeheuern Thee - und Kaffee - Verbrauch gehören Thee- und Kaffeebaum wohl zu den allgemein in- teressantesten Pflanzen unserer Gewächshäu- ser. Der Theebaum gedeiht in kalkfreiem Humus (Moor, Heide, Lauberde), der mitLehm versetzt ist, leicht und sicher. Kalkbeimischung im Boden oder im Wasser macht dessen Cul- tur jedoch schwieriger. Voın Kaffeebaum, so verbreitel er in unsern Gewächshäusern ist, sieht man dennoch selten gute fruchtiragende Exemplare. Derselbe istgegen Kalkbeimischung nicht empfindlich, gedeiht überhaupt in einer lehmigen, mit Humus versetzien Erde leicht und gut, aber er liebt eine trockne und keine all- zufeuchteLuft. Er gehört daher zu den Pflan- zen, die in trockenen Warmhäusern oder selbt in Zimmern gul gedeiher. in den mehrentheils trocknen Häusern älterer Construction früher gut gedeihen und jährlich Früchte tragen, während er in den feuchtwar- men Häusern unserer Zeit, wohl reiner von der weissen Blattlaus sich hält, dagegen aber keine Früchte trägt. So sah man ihn Ebenso sah Refererent an einigen Orten um Petersburg bei (Obergärtner Ruck in Strelna) Exemplare des Kaffeebaums, die ganz im Zimmer eultivirt worden waren , beladen mit Früchten. Wir können mithin den Kaffee- baum als eine, zur Zimmercultur hesonders geeignete Pflanze empfehlen, die das ganze Jahr hindurch mil den schönen dunkelgrünen, einer Camellia ähnelnden Blättern schön deco- rirt und zur Zeit der Fruchlreife ein ganz all- gemeines Interesse bietet. — Der Consum des Thee’s ist in Europa in steter Steigung begriffen. So soll nach An- gabe der Allg Augsb Zeitung Grossbritannien und Irland jetzt 63'/» Millionen Pfnnd Thee consumiren, Engl. Indien, Australien und Cap 91%, Millionen Pfund, Engl. Amerika und West- indien 8 Millionen Pfund, die Vereinigten Staaten 37 Millionen Pfund , das Festland Eu- ropa’s 26 Millionen Pfund. In dieser leizteren Angabe scheint jedoch der Thee nicht enthal- ten zu sein, der von China zu Lande nach Russland gebracht wird. In Russland ist der Consum des Thee’s so bedeutend, wie in England. Der Russe trinkt zu jeder Zeit des Ta- ges Thee und der dampfende Summawar (Theemaschine) steht in einer russischen Haus- haltung fast den ganzen Tag auf dem Tisch. Thee ist also eigentliches Nationalgetränk. Da- zu kommt, dass der zu Lande kommende Thee besser als der zur See kommende ist und solcher hier noch weniger verfälscht wird, als dies z. B. in England in grossarligem Maass- MT. Notizen. stabe geschieht. Am bedeutendsten ist natürlich der Theeverbrauch in China selbst und man rechnet, dass dort allein jährlich ?500Millionen Piund verbraucht werden, eine Summe. die allerdings sehr hoch erscheint. Bei soleh ungeheurem Verbrauch erscheint es nalürlich, dass viel Versuche gemacht wur- den, den Theebau auch in andern Ländern einzuführen, worüber wir schon früher berich- teten. Am besten scheinen diese Versuche im Norden Ostindien’s (Assam) geglückt zu sein, und dürfte der Theebau auch für jene Gegenden von grossem Nutzen werden, wenn der jetzigen Ereignisse dort nicht Rückschritte eintrelen. (E. R.) 2) Treiberei von Pfirschen in Töpfen. Herr Saul erhielt hierzu im Garde- ner Chronicle die folgende Anleitung, Man verschaffe sich im Anfang des Herbstes im Topfe eulivirte Pfirsichbäume, die so stark sind um Frucht zu tragen. Zunächst werden die Wurzeln untersucht. Sind diese gesund, so wird der Ballen bis zum Moment, wo die Treiberei beginnen soll, nur mässig feucht und kühl gehalten. Wo dagegen die Wurzeln schlecht sind, muss die Erde abgeschüttelt und die verdorbenen Wurzeln weggeschnitten werden. Hierauf pflanzt man solche erkrankte Pflanzen in frische lehmige, mit Humus und elwas verrottelem Dünger gemischte Erde ein. Solche verpflanzte Exemplare dürfen aber erst im folgenden Jahre zur Treiberei benutzt wer- den, denn nur Bäumchen mit durchaus gesun- den Wurzeln, die nicht mehr gestört zu werden brauchen, können gute Resultate geben. Um Anfangs Juni reife Pfirsiche zu erhal- ten, muss die Treiberei schon zu Weihnachten begonnen werden. Um jedoch den ganzen Sommer hindurch solche zu erhalten, theilt man die zum Treiben bestimmten Bäumchen in A —6 Partien und stellt alle 3 — A Wo- chen bis Ende März eine neue Serie zum Trei- ben ein. Die Cultur ist für alle diese Abthei- lungen die gleiche. Man beginnt die Cultur mit der niedrigen Temperatur von 4°C. während der Nacht und 6 — 70°C. während des Tages. Am ersten Tage wird reichlich begossen, dann aber eine nur sehr mässige Feuchtigkeit bis zur Ent- wickelung der Blätter unterhalten und nun erst in Folge 323 wird wieder stärker begossen. Vierzehn Tage darauf wird die Temperatur auf 6 — 7°C., während der Nacht und 90 C. während des Tages erhöht, und noch 14 Tage später bringt man solche auf 90 C. während der Nacht und 120 während des Tages Bis zum Ansetzen der Frucht darf diese Temperatur, besonders während der Nacht nicht überschritten wer- den, sonst würde die Cultur misslingen. Während der Blüthe lasse man hinlänglich frische Luft einströmen und sofern zu dieser Zeit Frostwelter herrscht, müssen Matten vor die Luftöffnungen gestellt werden, um kalten Luftizug zu verhindern. Die Blüthe leidet darchaus nicht, so lange die Temperatur nur 2°C. über dem Gefrierpunkt steht, während sie bei stark erhöhter Temperatur oder Ab- schliessung der äussern Luft leidet und jede Hoffnung auf eine reiche Ernte zerstört wird. Lässt man aber genügend frische Luft hinzu- treten und erhöhet während der Nacht die Temperatur nicht über 6 — 9°C., dann wer- den sonst kräftige Pflanzen reichlich Frucht ansetzen. Begossen wird nur mässig zu die- ser Zeil und zwar mit Wasser, welches die Temperatur des Hauses besitzt. Sobald die Früchtehen die Grösse einer Erbse besitzen, beginnt man die überflüssigen Triebe auszubrechen Es soll jedoch diese Arbeit nicht auf einmal, sondern in mehreren Malen allmälig geschehen , bis man zuletzt nur diejenigen Triebe stehen lässt, die der Pflanze als Fruchtholz fürs kommende Jahr unbedingt nothwendig. Bei hellem Wetter wird Morgens und Nachmittags gespritzt und die Temperatur auf 12 — 150 des Nachts und auf 180 während des Tages erhöht, eine Tem- peratur, die ohne Schaden durch den Einfluss der Sonne noch um 5 — 6° C. erhöht werden kann. Wenn die Witterung es erlaubt, wird nun reichlich Luft gegeben und die Nachttempera- tur von 1% — 15° CO. während der kritischen Periode der Steinbildung der Frucht nicht überschritten. Ist diese aber vorbei, kann die Temperatur Nachts auf 18° C und Tags auf 20—?1° C. erhöht werden. Man spritzt nun täglich 2?—3mal und begiesst reichlich. Dung- güsse dürfen nur in sehr verdünnter Form 324 und auch so nur vorsichtig angewendet wer- den. Während der Periode der Reife wird reich- lich Liebt und Luft gegeben , wenig begossen und nicht mehr gespritzt. Nach dem Abnehmen ' der Früchte wer- den‘ die Bäumchen ins Freie in warmer "ge- schützter Lage gestellt. Jetzt Verpflanzen in grössere Töpfe, denn vor dem Ende August n:uss dieses Geschäft auch bei den zuletzt getriebenen Pflanzen beendet sein: Man gräbt nun die Töpfe in Erdbeete ein und begiesst so wenig als möglich, da es jetzt nur darauf ankommt, dass das Holz so gut als ist es Zeit zum möglich abreife. Die Pfirsichbäumchen können, auf. diese Weise behandelt, jährlich getrieben werden, nur wird man allmälig die älteren Exemplare miltelst Zurückschneidens und Umpflanzens in kleinere Gefässe verjüngen, oder solche durch junge kräftige Pflanzen erselzen müssen. — Die Treiberei der Pfirsiche in Töpfen soll verhältnissmässig noch bessere Resultate, als die im freien Lande liefern. 3) Absterben von Ulmen. Die Larve eines kleinen Käfers, des Hylesinus destructor Fabr. (Scolytus destruclor Latr.) hat im. ver- flossenen Jahre im Hyde Park und im St. James Park in London, unler den Ulmen be- deutende Verheerungen angerichtet. Das glei- che Schicksal grosser Theil der Ulmen in den Elyseischen Feldern zu Paris. Da wo das weibliche Inseet seine Eier unter die Rinde gelegt hat, bilden sich ganze Colonien von Larven, welche horizontale Sei- tengänge [ressen und so die kinde vom Holze trennen. Die Bäume sind häufig so befallen, dass sie gänzlich absterben. Ein Miltel gegen dieses Insect ist bis jetztnoch nicht bekannt. — (E. R.) Botanische Gesellschaft zu Regensburg. Es ward dieselbe im Jahre 1790 von: Hoppe, Martins und Stall- knecht gestiftet. Anfangs klein, hat sich diese Gesellschaft mehr ausgebreitet und zählt jetzt ihre Mitglieder in allen Gauen Deutschland’s, sowie in andern Ländern Eu- ropa’s., Nachden: sie ihr Local mehrfach ge- wechselt, bezog sie amı 28. November 1857 hatte auch ein 4) Die immer Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. ein neues ihr eingeräumtes schönes Local. Der Director. der Gesellschaft, Herr Dr. Fürn- rohr, schilderte bei der feierlichen Einweihung des neuen Locales das Leben und die Thälig- keit der Gesellschaft und schloss mit einem Hoch auf Sr. Majestät den König von Bayern, welcher die Pflege der Wissenschaften unler seinen unmillelbaren Schutz genommen hat, Alle wissenschaftlichen Anstalten Bayerns er- blühen zu frischerem Leben, ‚und zwar. in einer Zeit, wo. man im Allgemeinen nur ‚zu sehr-ge- neigt ist, nur diejenigen Riehtungen der Wis- senschaft zu begünstigen, die zugleich prak-. lische Anknüpfungspunkte, bieten. (E. R.) 5) Mittel gegen die Kohlraupe. Graues Salz mit gleicher Porlion Asche ver- mischt sol! ein sicheres Vertilgungsmiltel der’ Kohlraupe sein. Sowie man solche bemerkt, bestreut man damit die befallenen Pflanzen. (Revue horlitole.) 6) Obstbaumzucht in Töpfen. Herr Rivers in England wendet einen kräfti- gen schweren Lehmboden für sein Topfobst an. Er. verpflanzt nur sehr selten. Dagegen lässt er im Boden des Topfes 3—4 Zoll weite Abzugslöcher. Beim Beginn des Wachsthums im Frühling stellt er seine Obstbäumchen im Obsthause auf Rabatten mit guler kräftiger Erde. Den Sommer gehen sie hier durch mit den Wurzeln. Im Herbst, ‚wenn der Blätter- fall eintritt, werden die durchgegangenen Wur- zeln einfach abgeschnitten und die Bäumchen zur Ruhe gestellt. -{E. R. nach der Hamıb. -Grizig.) 7) Cultur des Agapanthus umbel- latus. Man. bringe im Winter die, Pflanzen in ein kühles [rostfreies Local und. giesse bis zum April gar nicht. ‘Anfang April werden die Pflanzen gelheilt und, jeder Trieb einzeln in einen Topf von 1. Fuss ‚Durchmesser ge- pflanzt, indem man eine ‚lockere, reiche, mit Sand versetzte Erde anwendet. Nun erhalten, sie einen warmen sonnigen Standort und wer- den reichlich bewässert. Während. der eigent- lichen Wachsihumsperiode gebe man, ihnen täglich sogar zweimal Wasser, und man wird eine sehr vollkemmne und ‚reiche Blüthe er- zielen. Nach der Blüthe, werden die Blüthen- . schafte abgeschnitlen und ‚die Pflanzen an einen, IH) kühlen schattigen Ort gestellt, bis sie im Win- ter das Winterquarlier beziehen. — (Flor. Cabinet.) 8) Anwendung von Ziegelmehl zur Stecklingscultur Wir empfahlen dasselbe schon in dieser Zeitschrift anstatt des Sandes. Auch von England aus wird es jetzt empfohlen und von dort sehr gute Resultate gemeldet. 9) Vermehrung der Baumarti- gen Paeonien. Man schneide im Frühling die jungen Triebe, welche Knospen zeigen. Nachdem man diesen die Blüthen - Knospen ausgeschnitten und die Blätter eingekürzt hat, stecke man sie in ein gegen Norden gelegenes Beet ins freie Land. Hier decke man sie mit einem Mistbeeifenster und jeden einzelnen Steckling mit einer Stecklingsglocke. Nach- dem sie zum ersten Male angegossen, bedür- fen sie nur in grossen Zwischenräumen eines fernern Begiessens, da der Boden solcher L.a- gen. natürlich feucht ist. Dagegen entferne man Moos und Unkraut sorgfältig, und gebe von Zeit zu Zeit Morgens von Sonnenaufgang bis gegen 7—8 Uhr etwas Luft. Gegen Mo- nat October werden alle Stecklinge bewurzelt sein. Die kräftigen Triebe ohne Blume liefern zu Stecklingen verwendet, ein viel schlechte- res Resultat. (Galeotli Journal d’hortieulture.) 10) Die Palmensammlungen Ber- lin’s. Aus einem Artikel des Hrn. W. Lauche in Potsdam geht hervor, dass die Palmen- sammlung des Hrn. Augustin bei Poisdam (Obergärtner Hr. Lauche) 232 Arten, der Bo- tanische Garten zu Berlin 135 Arten, der Gar- ten des Hrn. Decker 104 Arten, der Garten auf der Pfaueninsel 77 Arten, und der Garten des Hrn. Borsig 69 Arten Palmen cultivirt. (Hamburger Griztg.) 11) Das Tagoara-Rohr (Bambusa Tagoara Mart.) Herr Wallis, der, bevor er aus Europa schied, noch den von uns angezoge- nen grösseren Arlikel: „die Alpenweli“‘ — in der Hamburger Garten-Zeilung veröffen!- lichte, gab in der Hamburger Garten- Zeilung einzelne Schilderungen der Vegetation Brasi- lien's. Neben von uns schon Besprochenem ist da auch vom Tagoara-Rohr die Rede. Die Notizen. 325 Halme desselben besitzen eine wechselnde Dicke von der einer Federspule bis zu der eines Mannesschenkels. Dasselbe wächst sowohl’ in den Niederungen,, wie auf den Abhängen der Berge. Eine Gruppe ‘des Tagoara - Rohres impo- nirt durch ‘die loch. ansteigenden Schafte und erhält durch die überhängenden Spitzen auch ein gelälliges Ansehen. Die Indianer machen mannichfachen Ge- brauch von dieser Pflanze. Die kleinen Schafte werden zu Pfeifenröhren, ' die grössten und stärksten zu Eimern benutzt. Den Wilden dient das harte Rohr zu Messern. Aus der abge- schälten Rinde (?) wird allerhand Flechtwerk verlertiget. Endlich enthalten die älteren Glieder ein geruchloses, süsses, klares Wasser. Fehlt nun das Trinkwasser, so werden die Rohre ange- bohrt und das Wasser millelst eines andern kleineren Rohres ausgezapft. : Jedes einzelne Glied enthält ungelähr 1 Flasche dieses Saftes. 12) Ueber Pflanzen‘: zur Verhalten der atmosphärischen Feuchtigkeit. — Hierüber hat Duchartre der neuesten Zeit. auslührliche Versuche angestellt, und gelangt hier zu dem gleichen Resuliat wie Unger, ‚dass näilich die Blätter der Pflanzen. keinerlei atmosphärische Feuch- tigkeit aulzunehmen im Stande sind. Selbst die Bläiter der Schmaroizer - Gewächse zeigen die durchaus gleichen. Eigenschaften. — das in 15) Veredlung der Syringen. Die französischen Gärtner veredeln die neu gewon- nenen Syringen häufig auf Ligustrum vulgare und Fraxinus. Die Erfahrung zeigt, dass sie hier wohl gut angehen, späier aber auch wie- der zurückgehen. (Thür. Grtztg.) .14) Buenos Ayres und dessen Gärten. Die Gegend bietel einen traurigen Anblick dar, eine weite Ebene, fast ohne Bäume. Gräser, Agaven, Cacteen und ein- zelne zersireule Palmen sind Charakter - Pflan- zen. Die Gärien sind mit Hecken von Agave umgeben, oder es irelen an deren Stelle Opun- tien, Arundo Donax oder eine Acacia. Tiro- paeolum pentaphyllum durchschlingt diese Hecken und zuweilen raıkt es noch an den 326 hier häufig gepflanzten Trauerweiden empor. Von europaeischen Fruchtbäumen wird die Quitte, die Pfirsich, der Oelbaum und die Orange angepflanzt. Letztere wird besonders häufig angebauet, aber ihre Früchte sind nur von mittlerer Qualitä. Nur Landhäusern sieht man Neuholländische Aca- eien, Clianthus, Heliotrop, Salvien, Pelargo- nien, Dahlien, Brugmansien, Rosen eie. ange- pflanzt. Auch Küchenkräuter und Kohlarten kommen noch sehr gut fort. Die Artischocke ist dort zum Unkraut geworden. (Belg. hortieole.) 15) Zur Geschichte der Obsteul- tur. Erst im Jahre 800 scheint mit der Ein- führung des Christenthums durch Carl den Grossen auch Obstcultur nach Deutschland ge- bracht zu sein. Im Jahre 16%1 erschien das erste pomologische Werk, nämlich Knabe’s Hortipomologia. Der Kurfürst August von Sachsen war im 17. Jahrhundert der eifrigste Förderer des Obsibaues. Er verord- nete, ‚dass jedes junge Ehepaar 6 Obstbäume und 6 Eichen pflanzen müsse, und Baumfrevel ward durch Verlust der Hand bestraft. End- lich gab er selbst ein Werkchen über Obstbau, unter dem Titel: „Augusti Sax. Electoris künstlich Obsigartenbüchlein“ heraus, das im Jahre 1636 die zweite Auflage erlebte. — 16) Teysmann’s Reise von Bui- tenzorg nach West-Sumatra. Wir haben ‘dieser Reise ’schon früher erwähnt. Sie wird auch für unsere europäischen Gärten von grosser Wichtigkeit werden, denn der ebenso kenntnissreiche als thätige Teysmann sam- melte auf dieser Reise 700 Arten von Pflan- zen, die er in Java noch nicht bemerkte. Er führte dieselben theils in lebenden Exrempla- ren, theils durch Samen in den Botanischen Garten zu Buitenzorg ein. Zugleich knüpfte er eine Menge von Verbindungen ian, so dass mun ‚dem ‚Botanischen ‚Garten in Buitenzorg beständig eine Masse von Pflanzen aus jenem reichen Gebiete zusirömen. vor einzelnen Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 17) Vermehrung der Grevillea- Arten. In einem Artikel über die Grevillea longiflora R. Br. theilt Herr J. Baumann in Gent mit, dass diese Art, sowie die andern schwierig aus Stecklingen wachsenden Arten dieser Gattung am sichersten durch Propfen auf leichtwurzelnde Arten, wie auf G. Mang- lesii, Thelemanni u. a. vermehrt werde. Auch einige Hakea und Embothrium-Arien , wie na- mentlich E. sericeum können zu gleichem Zwecke verwendet werden. — 18) Veredlung immergrüner Sträucher aufsolcehe mit fallendem Laube. In den Annalen der Gartenbau-Aka- demie zu Gent veröffentlichen die Herren C. Baltet in Troyes die von ihnen erhaltenen Resultate. Es wuchs ihnen mittelst Veredlung in die Rinde die Photinia serrulata und glabra auf der Quitte, Eriobotrya japonica auf der Quitte, .Cotoneaster buxifolia und microphylla auf dem Weissdorn, Prunus Laurocerasus auf der Süsskirsche und Vogelkirsche (P. avium und Padus); die immergrünen Mahonien auf der gemeinen Berberitze (Berberis vulgaris), Mespilus pyracantha auf Quitte und Weiss- dorn u.s.f. — 19) Chrysanthemum zu reichblu- migen schönen niedrigen buschigen Exemplaren zu erziehen. Man lege von im freien Lande stehenden oder in sol- ches gepflanzten alten Pflanzen die Stengel Anfang Juli oder noch früher nach allen Sei- ten nieder und "befestige sie mit Häkchen. Bald werden sich die Spitzen :senkrecht auf- richten. ‚Nun bedecke manssie, da’wo die Spitze aufwärts geht niit Erde. Bald werden sich hier Wurzeln bilden, und so erhält man eine Masse gut bewurzelter, schöner, buschiger, reich und früh 'blühender Pflanzen, welche für den Herbsiflor in Töpfe gesetzt werden. (Neubert’s ‚Deutsches Magazin.) IV. Literatur. 327 V. Literatur 1) Carl Friedrich Förster, Der unterwei- sende Zier- und Nutzgäriner, zweiter Theil. Die naturgemässe und künstliche Gemüse-, Blumen-, Obst- und Weinzucht in ihren ein- zelnen ertragreichsten Cultur - Methoden im Freien, Frühbeete und Treibhause. Leipzig, Verlag von I. T. Wöller.— Preis 25 Sgr. Wir haben dieses empfehlenswerthe Hand- buch für Gärtner und Garienfreunde- schon wiederholt besprochen. In klarer kurzer Sprache bespricht dieser Band die Treiberei von Obst, Gemüse und Blumen, die Cultur der Zierpflanzen im Allgemeinen, sowie der tropischen Orchideen, Farren und Palmen im Speciellen, und endlich die Cultur der Gemüse und des Obstes im freien Lande. Als nützlichen Rathgeber empfehlen wir die- ses Buch mit voller Ueberzeugung. — (E. R.) 2) Dr. C. W. F. Gloger, Die nützlichsten Freunde der Land- und Forstwirthschaft unter den Thieren, als die von der Natur bestellten Verhüter und Bekämpfer von Un- gezieferschäden und Mäusefrass. Berlin 1858. Allgemeine deutsche Verlags-Anstalt. Es ist leider Thatsache, dass unsere nütz- lichsten und geschäftigsten Assistenten in Be- zug auf Verlilgung schädlicher Thiere, oft mit ebenso unerbittlicher Grausamkeit verfolgt wer- den, wie die eigentlich nützlichen Thiere. Das Ueberhandnehmen vieler der Pflanzen-Ve- getalion schädlichen Thiere ist lediglich Folge der Cultur. Da wo die Natur noch sich selbst überlassen ist, da kann sich keine Thiergat- tung, grosse wie kleine, übermässig ausbrei- ten, sondern es wird die allzustarke Ausbrei- tung der einen immer wieder durch andere beschränkt. Der Mensch hat dieses Gleich- gewicht gestört, gar viele der nützlichsten Vö- gel, Säugethiere und Insecien vertrieben oder fast ausgerottet, und so kommt,es, dass er nun selbst in stetem Kampfe mit den schäd- lichen Thieren leben muss, Das vorliegende Buch führt die nützlichen Thiere auf, beschreibt Nutzen und fordert dringend zu deren Scho- nung auf. Wir stimmen mit dem Verfasser, der unsern kleinen und grossen Freunden und Helfern ein warmes, eindringendes Wort zu deren Schutz redet, aus vollem Herzen über- ein, und sind wie er überzeugt, dass der Mensch ohne deren Hilfe, die zahlreichen Feinde der Pflanzenwelt niemals wird ein- schränken können. Dem Gartenbesitzer , Gärt- ner, Landmann, dem Schullehrer auf dem Lande ist dieses Buch gleichsehr zu empfehlen. 2 (E. R.) 3) Biedenfeld, Ferd. Freiherr von, Neue- stes Gartenjahrbuch. Elftes Ergänzungsheft. Weimar, bei Fr. Voigt. 1858. Enthält die von 1856 —1857 in den ver- schiedenen Gartenschriften zusammen getrage- nen Pflanzen, die hier in alphabetischer An- ordnung zusammengestellt sind. Den Pflanzen folgen eine Zahl von Abhandlungen, die ver- schiedenen Zeitschriften in wörtlichken Ab- drücken entlehnt sind. Die Zusammenstellung aller neu beschrie- benen Gartenpflanzen in rein compilatorischer Weise hat seine unbestreitbaren Verdienste und wird dadurch Vielen, die eben nicht alle Zeitschriften halten können, ein wesentlicher Dienst geleistet. Der Anhang dagegen ent- behrt jedes Verdienstes und würde sich, nur als Literaturbericht gefasst, rechtfertigen lassen. So wie er gegeben ist, ist er in nichls vom Nachdruck verschieden. (E.R)) 4) Dr. Th. Beinling, über die geographi- sche Verbreitung der Coniferen. Breslau 1858, bei Grass, Barlh u. Comp. Es gibt diese Schrift eine Zusammenstel- lung der Coniferen nach ihrem Vaterlande und ihrer Verbreitung über den Erdball. Wir ersehen daraus, dass in Europa 48, in Asien 157, in Afrika 27, in Amerika 157, und in Australien 55 verschiedene Arten wach- sen. Auf die nördliche Halbkugel kommen deren Lebensart, zeigt deren ungenseinen | 318, auf die südliche Halbkugel 103 Arten. 328 Die Coniferen haben für Jeden ein f{nler- esse; die oft ganze weite Strecken allein in Besitz genommen haben und dadurch den Charakter der Vegetation Die Aufschlüsse, welche die angezeigte Schrift in dieser Bezie- hung gibt, haben darum ein allgemeines In- (E. R.) denn sie sind es, grosser Gebiete bedingen. teresse. 5) L. H.-Maurer, Kunst- und Handelsgärtner in Jena, das Beerenobst unserer Gärten und dessen Cultur. 1858. Bei Karl Aue in Stultgart. Der Verfasser dieser Schrift hat sich schon Gartenflora Deutschläuds und der Schweiz. von Beerenobst in Deutschland hinarbeitete, ausgezeichnet. renobsles funden. In der vorliegenden Schrift thejlt uns der- selbe nun seine reichen Erfahrungen über die Cultur des Beerenobstes mil, spricht über Bo- den, Lage, Wahl der Sorten, Schnitt, Dün- gung, Krankheiten, Vermehrung und Verwen- dung des Obstes zu verschiedenen Zwecken. Mit der vollsten Ueberzeugung empfehlen wir diese, der langjährigen Praxis eninommene Schrift allen Freunden des Beerenobstes, de- Seine Monographie des Bee- hat allgemeine Anerkennung ge- ren es so viele geben sollte, als es zur Nulzung lange durch den Eifer, mit welchem er auf | des Hauses bestimmte Gärten gibt. Hebung des Anbaues erprobter guter Sorten (E. R.) V. Personalnotizen. Am 24. März d. J. starb in Eisenach der Fabrik- und Rittergutsbesitzer Friedrich Eichel, unmittelbar Stadt liegender Garten eine gewisse Berühmt- heit erlangt hat und von jedem Fremden auf- gesucht wurde. Diesen Ruf erlangte der Gar- ten nicht elwa durch seltene Pflanzen und von dessen an der prächtige Gewächshäuser , sondern nur durch seine ausgesuchte Blumendecoration und seinen schönen Rasen. Allerdings trägt auch‘ die herrliche Lage an einem nach drei Seiten ‚ab- fallenden Berge und eine gelungene Gruppirung der Baummassen zum Gefallen dieses Gartens bei. Hoffentlich wir dieser schöne Garten auch in Zukunft nach wie vor gut erhalten werden. q.) Y I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Dianthus chinensisEk. Var Heddewigii. (Siehe Taf. 240.) Schon Seite 7 und auf Tafel 216 dieses Jahrganges der Gartenflora gaben wir Nachrichten über die schönen neuen Chineser-Nelken Heddewig’s, Handels- gärtners in Tschernaiaretschka in Pe- tersburg. Wir haben später gehört, dass das Vorhandensein dieser schönen neuen Spielarten, in England und auch an an- dern Orten in Frage gestellt worden sei. Dass Liebhaber und Gärtner bei der jetzt leider immer mehr überhand nehmenden marktschreierischen Art der Ankündigung von theilweise unbedeu- tenden Neuigkeiten misstrauisch werden, das können wir , wir gestehen es offen, Niemandem verdenken. Dagegen können wir unsere Leser versichern, dass die Abbildung auf Tafel 216, die Schön- heit und Grösse von Heddewig’s Chineser Nelken, wie wir solche dieses Jahr zu wiederholtenmalen bei ihm sahen, noch lange nicht erreicht. Die beistehende Tafel ist die naturge- treue Zeichnung eines Bouquetes der schönsten Blumen, von der früher als Xl, 1858, D. chinensis Heddewigii von uns be- zeichneten Form, die mit niedrigem Wachsthume breite Blätter und sehr grosse einfache Blumen verbindet, de- ren Petalen am Rande nur gezähnt. Wir werden später die Tafeln mit Bouquets von den andern Formen brin- gen. | Von der vorliegenden Form sahen wir in diesem Sommer mehrere Hun- dert Pilanzen bei Herrn Heddewig in voller Blüthe und können es bestätigen, dass auch nach unserm Urtheil Hedde- wig’s Chineser Nelke die schönste Ein- führung ist, die seit Jahren als Grup- penpflanze in unsere Gärten einwan- derte. Der Petersburger Gartenbau-Ver- ein verlieh Hrn. Heddewig die goldene Medailie für dieselbe. Derselbe gedenkt sie in diesem Winter in den Handel zu bringen und wird solche deutschen wie schweizerischen und belgischen Samen- handlungen zum Verkaufe übergeben. — (E. R.) 21 330 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, b) Silene Schafta Fisch. (Sert. Petrop. Lindl. Bot. Reg. XXXII. tab. 20.) (Siehe Taf. 241.) Sileneae Eine Pflanze aus dem Süden Russ- land’s, wo sie in der Provinz Talüsch im Gebirge bis zu 4000 Fuss Höhe wächst. Gehört zu den niedlichen kleinen Pe- rennien, deren Stengel ähnlich vielen andern Alpenpflanzen auf der Erde hin- liegen. Blätter verkehrt-oval, spitz. Blu- menstiele kurz, 1 — 2blumig. Kelch lang, keulig, mit ovalen stumpfen Zäh- nen. Petalen keilförmig gezähnelt, am Schlunde eine Schuppe tragend. Samen mit kleinen stacheligen Warzen besetzt. — Liebt eine lockere, mit Lehm versetzte Lauberde, hält im freien Lande aus und entwickelt die schönen rothen Blu- men von Juli bis zum Herbst, Ver- mehrung durch Stecklinge im Herbst im kalten Beete und durch Samen. Ward durch den Petersburger Garten einge- führt und verbreitet. — (E. R.) 2) Andeutungen über die Verwendung der. vorzüglichnen Gartenblumen. Von H. Jaeger. (Forisetzung.) 15) Die Petunia. Unter Petunia begreifen wir die rothe oder röthliche P. violacea (phoe- nicea, mirabilis) und die weisse P. nyc- taginiflora mit ihren sämmtlichen Spiel- arten und Mischlingen. Sorten ist ohne Grenzen und die Far- benabstufung zwischen Roth, Violett und Weiss unendlich, Ihr Werth für den Garten und das Blumenfenster- ist unschätzbar, denn sie verbreiten einen Glanz über den Garten , der dem der Scharlachpelargonien wenig nachsteht, und blühen bei geeigneter Cuitur vom Mai bis zum Spätherbst, indem sie selbst die stärkern Herbstreife aushalten. Neuer- dings sind auch gefüllte Sorten entstan- den, von denen einige sehr werthvoll sind, indem sie länger blühen, als die einfachen, wie alle gefüllten Blumen, und eine ganz andere Form zeigen, welche zwar nicht so schön ist, wie die Die Zahl der; der gewöhnlichen einfachen Blumen, aber die Mannichfaltiskeit doch sehr vermehrt. Zu so vielen vortrefflichen Eigenschaften kommt noch Leichtigkeit der Cultur und höchst billiger Preis beim Ankauf. - Die Petunien finden eine sehr man- nichfaltige Verwendung. Ihre langen dünnen Zweige können durch rechtzei- tiges Einschneiden und freien, sonnigen Standort auf ein so kurzes Maass ge- bracht werden, dass gut behandelte Pflan- zen kurze, volle Büsche bilden, was be- sonders bei der Topfeultur und auf ma- sern Boden der Fall ist. Naturgemäss wachsen die Zweige lang gestreckt bis zu einer Länge von 4 Fuss, und sie bedecken, auf der Erde liegend, eine an- sehnliche Bodenfläche, oder, aufwärts angebunden, Stäbe, Säulen und Ge- länder, stets reichlich mit Blumen. Die gewöhnlichste Verwendung be- a N en” ı” a L Originalabhandlungen. steht darin, dass man sie den Boden be- deckend und niedrig gehalten anbringt. Um bei grösseren Beeten in der Mitte eine Erhöhung zu gewinnen, und um dasFaulen der Stengel bei anhaltendem Regen zu verhüten, kann man entwe- der Baumzweige unterlegen, oder von Faden oder Draht ein förmliches Netz, ein liegendes Gitterwerk nahe über den Boden anbringen und die Petunienzweige darüber ziehen. Zu solchen Beeten darf man nur eine Sorte und zwar nur einfache , reine Farben ohne Zeichnung und Geader anwenden, denn die re- gellose Mischung verschiedener Farben und Sorten schwächt die Wirkung und gibt _ein Ansehen von Verwilderung, während eine regelmässige Zusammen- stellung verschiedener Farben bei die- sen Pflanzen seine Schwierigkeiten hat. Man darf aus diesem Grunde die aus Samen gezogenen Pilanzen, selbst wenn der Same nur von einer einfarbigen Sorte gesammelt wurde, nicht sofort aus dem Mistbeet auf das ‚bestimmte Beet pflanzen, sondern muss das Blühen der Pflanzen im Topf abwarten, was, weil man diese unter Glas stellen kann, auch früher eintritt als im freien Lande. Dies ist besonders nöthig, wenn man ge- kauften Samen säet, von dem man nie mit Gewissheit weiss, ob er die gewünsch- ten Farben geben wird. Man muss we- nigstens eine verhältnissmässige Anzahl Petunien in Töpfe pflanzen, um damit die im Beete sich zeigenden falschen (andersfarbigen) Blumen zu ersetzen. Wer Gelegenheit hat, Pflanzen aus Steck- lingen zu ziehen, thut auf jeden Fall besser, vorzugsweise solche für einfar- bige Beete anzuziehen, was im Früh- jahr sehr leicht in grosser Masse mög- lich ist. Diese blühen auch früher und reichlicher als Samenpflanzen. Eine vor- treffliche Sorte zur einfarbigen Aufstel- 331 lung ist die zuerst als Salpiglossis in- tegrifolia eingeführte reine Art mit klei- nen, fast carminrothen Blumen. Man erhält dieselbe oft aus Samen wieder und muss sie dann durch Stecklinge fortpflanzen, Nicht minder schön, ja noch mehr zu empfehlen , weil durch keine andere Pflanze zu ersetzen (was auf Beeten nicht der Fall ist) sind die Petunien an kleinen Geländern und Gittern von Draht, Faden oder Holz. Wo es einen Raum von 3 — 4 Fuss Höhe mit Blu- men zu überkleiden gibt, kann keine passendere Pflanze gefunden werden, als die Petunia. So an Balkone (Söller), Treppen , Terassenmauern, unier Fen- stern, zur Ausfüllung von Geländern an künstlichen Drahtgestellen freistehend, an korbartige Einfassungen von Draht um grössere Blumenbeete u. s. w. Zu diesem Zwecke pflanzt man die Petu- nien, wenn sie nicht im freien Lande stehen können, in besonders geeignete Gefässe (Steinkrippen, Kästen von ge- branntem Thon oder von Holz u. s. w.) und breitet die Zweige allseitig am Ge- länder aus, oder lässt, nach Befinden, Zweige über die Gefässe herunterhän- gen. In solchem beschränkten Raume blühen die Pflanzen, wenn man ihnen fette Erde und zuweilen flüssigen Dün- ger gibt, reichlicher als im freien Lande, wo fetter Boden nur zu oft ein reiches Blühen verhindert, Auch zu diesem Zwecke sind reine, unvermischte Far- ben allein angewendet vorzuziehen; doch macht es sich, wenn verschiedene Felder und Geländer vorhanden sind, ganz gut, wenn in den verschiedenen Ab- theilungen symmetrisch verschiedene F'ar- ben auftreten, so dass die carminrothen Blumen mit rosen-purpurrothen, violetten und weissen Blumen regelmässig ab- wechseln. Es sieht sogar gut aus, wenn ; 21 ® 332 zur Abwechslung an einem Geländer Farben und Sorten jeder Art angebracht werden, besonders auch die neuen ge- sireiften Sorten. Bei solchen Aufstel- lungen, welche die Bestimmung haben, in der Nähe zu wirken, ist eine bunte Mischung nicht nachtheilig, während bei Beeten auf Rasen von Wegen ent- fernt, nur einfarbige Beete eine schöne Wirkung hervorbringen können. Sehr hübsch sind ferner Petunien an Blu- menkörben von Draht, womit man Beete einfasst, jedoch nur, wenn diese mit höheren Blumen besetzt sind. Man wähle für weisse oder gelbliche Beete rothe und wviolette, für alle andern Farben weisse Petunien als Einfassung. Auch auf Mauern, Felsenbeeten und als Ein- fassung in grossen Vasen sind die Pe- tunien schön, wo man die zierlichen blühenden Zweige ungezwungen über- hängen lässt. Ebenso bei grösseren Blumenampeln, in denen die Zweige bei nicht sonnigem Stand, länger als gewöhnlich werden und die Ampeln da- her sehr zieren. Die besseren grossblumigen, schön gezeichneten Sorten bringt man einzeln zwischen andere Blumen oder aufrecht angebunden auf besondern Beeten und Rabatten möglichst nahe an Wegen und Plätzen an, damit man die schöne Zeich- nung und die oft sammetartigen Farben sehen kann. Am nächsten müssen die grau-lilafarbigen Blumen, deren es un- ter den neueren Petunien viele gibt, gesehen werden. Um so buschige Pflan- zen zu bekommen, muss man die er- sten Zweigspitzen ausbrechen. Auch ist es bei dieser Art der Aufstellung gut, die Pflanzen so dicht zu vereini- gen, dass sich die Zweige gegenseitig halten; denn jede einzelne Pflanze, beson- ders angebunden, sieht sehr steif aus. Das Anbinden darf nur mit den Hauptzwei- J nr m nn en nn en ee hm ne nn Strauch. Im ersten Falle muss Gartenflora 'Deutschland’s und der Schweiz. gen vorgenommen werden. In die Blumen- rabatte des Hausgartens zwischen andern Blumen eignen sich die Petunien sehr gut, und die Gartenfreunde sollten sie weit häufiger anwenden, als es ge- schieht. Einige Dutzend volle Petunien- büsche zieren den Garten mehr als eben so viele Schocke andrer Sommergewächse und blühen ohne Aufhören, während andere Blumen nur zu schnell vorüber- gehen, und lassen sich durch Zurück- schneiden kurz halten und verjüngen. Man behandelt die Petunien, wie schon angedeutet wurde, entweder als einjährige Pflanze oder als krautartigen man den Samen schon im März oder noch früher in Samennäpfe oder Mistbeete säen, die Pflänzchen bald verstopfen (repikiren) und später in nicht zu grosse Töpfe bringen, damit sie schon im Mai blühen. 16) Die Phlox-Arten oder Flam- menblumen. Die verschiedenen Arten von Phlox gehören zu den prächtigsten Gartenpflan- zen des freien Landes, und sind, da sie ohne alle künstliche Hilfsmittel im Freien gezogen werden können, beson- ders für den Gartenfreund , dem weder Gewächshäuser noch Pilanzenkästen zur Verfügung stehen, unschätzbar. Dazu kommt grosse Leichtigkeit der Cultur und Wohlfeilheit im Ankauf, Eigen- schaften, die ebenfalls den Gartenfreun- den besonders angenehm sind. Um von der Verwendung dieser Pflanzen- gattung zu reden, müssen wir drei For- men unterscheiden, nämlich den ein- jährigen Phlox Drummondi mit seinen herrlichen Spielarten, die aufrecht wachsenden ausdauernden Arten und Sorten und die mit niederliegenden I. Originalabhandlungen, Stengeln, die sogenannten kriechenden Phlox. Phlox Drummondi ist für jeden Gar- ten das beste Sommergewächs, und man würde nicht zu viel sagen, wenn man es auch das schönste nennte, wenn man überhaupt eine solche Bezeichnung wa- gen dürfte. Kein anderes Sommerge- wächs blüht bei geeeigneter Behand- lung so reich und lange, keins ausser der Levcoje erträgt so viel Kälte. An Far- benpracht können wenige Blumen sich mit dem Drummond’s-Phlox messen, und selbst die Petunia vermag nicht einen solchen Glanz zu verbreiten, weil bei ihr das Grün mehr sichtbar bleibt, während bei dem Phlox Alles Blüthe er- scheint, die Belaubung überhaupt dürf- tig ist. Wie verschieden die Farben und Zeichnungen an diesen Blumen sind, ist Allen bekannt, und der Drum- mond’s - Phlox wetteifert in dieser Be- ziehung mit jeder Blumistenblume. Das Roth, anfangs Rosa, Purpur und Lila, hat sich so gesteigert, dass es bereits brennend rothe Blumen gibt, die an Feuer den dunkleren Scharlachpelargo- nien nicht sehr nachstehen. Auch Weiss ist schon ganz rein vorhanden, obschon die Blume in dieser Farbe in der Form noch unvollkommen ist, und die als P. Drummondi oculata bekannte Sorte, welche im Weiss eine violette Mitte, ein sogenanntes Auge trägt, der rein weissen vorzuziehen ist. Der allbe- kannte P. Dr. Radetzky zeigt Weiss und Blutroth in streifiger, sternartiger Verbindung , eine prächtige Sorte, die leider sich nicht aus Samen rein er- zeugt, daher ungeschlechtlich durch Steck- linge vermehrt werden muss, dabei sich ziemlich zchwierig zeigt, so dass man sel- ten glänzende Aufstellungen davon sieht*), *) Prachtvoll waren diese Phlox im ver- 333 Diese grosse Farbenverschiedenheit, und der Umstand, dass sich die Sorten meist nicht ganz rein aus Samen foripflanzen, - daher in einfarbigen Zusammenstellun- gen siets andersfarbige Blumen vorkom- men, weist darauf hin, dass diese Pflanze hauptsächlich zu bunten Zusammenstel- lungen geeignet ist, sei es für sich al- lein oder mit andern Blumen gemischt, Wenn man jedoch darauf sieht, dass die Sorten, welche den Samen liefern, ganz getrennt sind, so ist mit einiger Sicherheit auf Reinheit der Farben, we- nigstens bei einigen Sorten (besonders bei der rein weissen Spielart, oculata, der feuerrothen und der niedrig bleiben- den rosenrothen Sorte) zu rechnen, Man muss nur zur Vorsorge eine Anzahl von jeder Sorte in Töpfen oder auf Vorrathsbeeten cultiviren, um die fal- schen Blumen auszutauschen. Ueber die Zusammenstellung will ich keine Regeln geben, da jede zufällige schön wird, Nur vermeide man, die feuerrothe Sorte zwischen die hellrothen und lila- farbigen zu bringen, weil erstere die Wirkung der letzteren schwächen und die Farbenharmonie stören, Eben so sind vereinzelte hellrothe Blumen zwi- schen dunkelrothen störend. Dagegen passen die weissen und halbweissen Spielarten (flore albo und oculata) vor- trefflich zu den dunkelrothen Sorten, besonders als Mitte oder Einfassung ei- nes Beetes, oder wenn beide Farben auf verschiedenen Beeten einander ge- genüberstehen. Die einjährigen Phlox vertragen 4—5 Grad Kälte, können da- her schon im April ins Freie -gepflanzt werden, eine unschätzbare Eigenschaft, indem man durch eine frühere Pllanzung gangenen Sommer in Reinhardisbrunn bei Gotha unter der Cultur des Herrn Hofgärtner Heinhold. 334 sich eine Arbeit in der Mitte des Mo- nates Mai, wo sich die dringenden Ge- schäfte häufen, erspart, und die Blüthe- zeit in Deutschland bei solchen Pflan- zen schon Ende Mai beginnt. Wer im Garten viele Drummonds’-Phlox anbringt, was ich nicht dringend genug empfeh- len kann, und so vernünftig ist, sich auf einige der schönsten Sommerge- wächse zu beschränken, wird um die Zeit, wo alle Blumen ausgeptilanzt und ins Freie gebracht werden müssen, viel weniger Plage haben. Um so frühe Pflanzen zu haben, muss man den Sa- men schon im Februar warm aussäen und die Pflänzchen zeitig in kalte Kä- sten oder (geschützte Beete verstopfen. Gibt man sich die Mühe, bei den jun- gen Pflanzen über dem sechsten Blatt die Spitze auszukneipen, so bekommt man buschigere Pflanzen. Da jedoch die ersten Blumen schon oft auf einem 6 Zoll hohen Stengel erscheinen und sich dann die Pflanzen verästen, so be- kommt man auch ohne Entspitzen volle Beete. Der Standort muss so sonnig und luftig wie möglich sein. Um in Töpfen schöne Pflanzen zu erziehen, muss man kleine Töpfe und nahrhafte, etwas schwerere Erde nehmen und öfter umpflanzen, auch die jungen Pflanzen sehr sonnig und luftig unter Fenstern halten. Das Verpflanzen mit Ballen während der Blüthe ertragen diese Phlox nur gut, wenn sie in der Jugend ver- stopft wurden und auf etwas lehmigem Boden gewachsen sind. Dabei brechen die Zweige sehr leicht ab. Besser ist es, Sie sofort anOrt und Stelle zu pflan- zen. Vortrefflich eignen sich Drummond’s- Phlox zur Bepflanzung solcher Blumen- Zwiebelbeete, worin die Zwiebeln das- selbe Jahr bleiben, Man lockert zu diesem Zweck die Erde zwischen den noch blühenden Tulpen oder Narcissen, Gartenflorä Deutschlands und der Schweiz, füllt nach Bedürfniss gute Erde auf, und pflanzt die Phlox dazwischen, je- doch so, dass sie von den Blättern der Zwiebelblumen nicht unterdrückt wer- den. Die sogenannten Staudenphlox mit aufrechtstehenden: Stengeln sind so blumistisch bearbeitet und vermischt worden, dass die meisten alten Sorten kaum noch herauszufinden sind. Unter den reinen Arten kommen in den Gär- ten noch am häufigsten vor: P. diva- ricata (bläulichlila und im Mai blühend), P, ovata (purpurroth, im Juni, niedrig), P. suaveolens (weiss, wohlriechend im Juni), speciosa, pyramidalis, odorata, acu- minata, paniculata, carolina, maculata ete. Die meisten andern sind Spielar- ten und Mischlinge, die man unter zwei Hauptnamen gebracht hat, indem man die breitblättrigen Sorten mit meist dol- dentraubigem Blüthenstand als Spielar- ten von P. decussata betrachtet, und diesen Artennamen vorsetzt, während die Sorten mit schmalen, glatten, glän- zenden Blättern als P. suffruticosa und ‘omniflora oder pyramidalis bekannt sind und einen mehr traubenförmigen Blü- thenstand haben. Die ersteren werden meist höher als die letzteren, doch kom- men hierbei viele Ausnahmen vor, wie z. B. der zu P, suffruticosa gehörende hohe gestreifte P. Van-Houttei zeigt, während die neueren P. decussata Nei- gung zu niedrigem Wuchs zeigen. Diese sämmtlichen Stauden - Phlox sind gleich brauchbar zur Bepflanzung ganzer Beete mit ihnen allein, wie zur Untermischung mit andern Blumen auf Rabatten und Beeten. Um aber wirksame Zusammen- stellungen zu erreichen, muss man sich ein ansehnliches Sortiment verschafen, dieses mindestens 2 Jahre beobachten (weil im ersten Jahre der Pilanzung der Wuchs niedriger bleibt und die I. Originalabhandlungen. Blume meist später erscheint), um die Blüthezeit, Höhe und Farbe genau ken- nen zu lernen. Die meisten Sorten blü- hen erst vom August an, was noch als ein Mangel zu betrachten ist. Da wir aber einige schöne frühblühende Arten haben, so ist zu erwarten, dass diese bald von der Blumistik in Beschlag ge- nommen werden. Besonders erregt der frühblühende, niedrige, rein weisse, wohl- riechende P. suaveolens grosse Hoffnung zu einer frühblühenden, andersfarbigen Nachkommenschaft, wenn er mit einer zu gleicher Zeit röthlich blühenden Art oder Sorte befruchtet wird. Die Farben dieser Arten und Spielarten von Phlox, sonst nurRosa, Purpur, Lila und Weiss, haben sich in neuerer Zeit ungemein vermehrt, namentlich hat man darunter schöne gestreifte und stern- oder augen- artig zweifarbige Blumen. Noch fehlt es an rein weissen, niedrigen , spätblü- henden Sorten, wesshalb der dem P. suaveolens ähnliche , jedoch später blü- hende reinweisse P. tardiflora (longi- flora) besonders werthvoll in jeder Samm- lung ist, denn die weissen P. decussata, deren sehr schöne verhanden sind, sind fast sämmtlich hoch. Es ist Schade, dass die Sucht nach Neuem auch bei den Phlox mehrere schätzbare weisse Sorten verdrängt hat. Die meisten Phlox prunken zwar auch von Ferne und sind deshalb vortrefflich auf Beete in Rasenflächen; bei vielen ist jedoch die Färbung so zart, dass sie möglichst in der Nähe gesehen werden müssen, Die erste Flor bildet Ph. divaricata, eine niedrige, hellblaue Art, mit gros- sen Blumen, die schon Anfangs Mai mit Trollius zugleich blühen und mit diesen oder mit Papaver eroceum und nudicanle vereinigt, eine sehr wirkungs- volle Zusammenstellung bilden. Nach diesem erscheint P, suaveolens, der mit 335 P. ovata oder Lychnis viscaria (Pech- nelke) umpflanzt, eine sehr glänzende Wirkung hervorbringt. Sie verlangen einen freien sonnigen Platz, und müs- sen, um schön zu bleiben, alle 3 Jahre umgepflanzt werden. Nach der Blüthe zertheilt und gepflanzt, leiden diese Stau- den wenig oder nichts, auch kann man noch nicht zu lange an einem Platze stehende Phlox mit starkem Ballen wäh- rend oder noch besser kurz vor der Blüthe verpflanzen und so Beete verzie- ren. Schneidet man die höher werden- den Sorten vor dem Erscheinen der Knospen bis auf die Hälfte ihrer Länge zurück, so blühen sie später, was oft von grossem Nutzen sein kann, Ein Mittelding zwischen Sommerge- wächs und Staude bildet die als Phlox Criterion bekannte Sorte, ohne Zweifel ein Mischling von Phlox Drummondi und einer ausdauernden Art, Er hat Aehnlichkeit mit P.Dr. Radetzky, jedoch minder feuriges Roth und ist überhaupt nicht so prächtig. Rechtzeitig aus Steck- lingen gezogene junge Pflanzen bilden reichblühende, prächtige Beete. Ganz anders sind die ausdauernden Phlox mit niederliegendem, kriechendem Stengel. Sie haben nicht allein einen ganz abweichenden Wuchs, der nicht zu den übrigen Arten (mit Ausnah- me von P, divaricata) passen will, son- dern blühen auch früher, sämmtlich im Frühjahr, können also schon aus. die- sem Grunde nicht mit jenen verbunden werden. Die Farben sind ‚bei ihnen nicht sehr verschieden. Wir sehen ein reines prächtiges Rosa bei Phlox verna (erassifolia), der frühblühendsten Art, helles, in Lila ziehendes Roth bei P. subulata, etwas lebhafter und glänzen- der bei P. setacea und amoena (pilosa), Purpurroth bei P. reptans und Weiss bei P, nivalis, Da sich die Blumistik 336 in neuester Zeit ebenfalls mit diesen Phlox-Arten zu beschäftigen beginnt, und es bereits einen weissblühenden Bastard gibt, der dem etwas zärtlichen P. nivalis vorzuziehen ist, so steht zu erwarten, dass wir in kurzer Zeit auch bei dieser Gruppe ein reiches Farben- spiel haben werden. Diese niederlie- genden Phlox müssen durchaus für sich, am besten jede Sorte allein, aufgestellt werden. Auf Rabatten zwischen andern hohen Blumen kommen diese niedrigen Rasen bildenden Arten nicht auf, oder sie verursachen, wenn man sie begün- stigt, nach der Blüthe eine leere Stelle, Will man sie immer auf derselben Stelle lassen, so muss es ein Beetchen sein, wel- ches sie förmlich mit Rasen überziehen, und welches auch als solcher gelten soll; oder man pflanzt sie auf Felsen- beete und Abhänge. Vortrefflich sind einige Arten, um damit ganze Abhänge, kleine Hügel, Erhöhungen und Sitzplätze ete. zu bepflanzen, da sie den Boden gut bekleiden, selbst bei grosser Trocken- heit grün bleiben und zur Zeit der Blü- the einen prachtvollen Blumenteppich bilden‘ Am werthvollsten sind unter den genannten Arten P. setacea *) mit *%) Man findet unter diesem Namen häufig Phlox subulata, welche zwar schöner gezeich- nete, aber blässere, wenigblumige Blüthen hat, sparsamer blüht, leicht kahle Stengel bil- det und sich mehr ausbreitei, während P. setacea lebhafter roth und viel wirksamer im Garten ist. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, lebhaft rosenrothen Blumen und einen dichten gedrängten Rasen bildend, und das Verpflanzen nur während und nach der Blüthe ohne Nachtheil vertragend; P. verna, zwar selten voll blühend, aber eine der ersten Frühlingsblumen vom reinsten Rosenroth, dabei sehr grossblu- mig, besonders für sonnige Felsen und Abhänge geeignet, das Verpflanzen ohne Nachtheil der Blüthe nur vertragend, wenn es ohne ein Zerreissen der Stöcke und mit grossem Ballen ausgeführt wird; endlich P, nivalis, prächtig und reich- blühend, aber etwas zärtlich und em- pfindlich gegen Frost. P. pilosa (amoena) ist von setacea kaum zu unterscheiden und hat gleiche Verwendung. Die Blu- mistenspielart Nelson ist ebenfalls sehr geschätzt, und wie setacea zu behan- deln. Prächtig ist eine Anzahl von Bee- ten abwechselnd von P, setacea, Nelson oder nivalis, oder auch mit weissen Bel- lis perennis abwechselnd. Diese Pflan- zen sind vorzüglich geeignet für Beete, worauf später im Mai Verbenen oder andere niedrige Blumen kommen, Für den Straussbinder und Tafel- schmücker sind alle Phlox mit nicht pyramidenförmiger Blüthentraube, be- sonders P, Drummondi höchst werth- voll. Doch geben sie, da die Blumen sehr dicht stehen, dem Blumenstück leicht ein zu schwerfälliges Ansehen, müssen deshalb immer vorsichtig an- gewendet und mit Grün vermischt wer- den. 3) Die Grenzpflanzung ®). Die Grenzpflanzung ist eine bald | gruppen -, bald waldartige Pflanzung, | *) Aus dem neuesten Werke unseres Mit-|dung der Pflanzenin der Garten- herausgebers H. Jäger: „Die Verwen-|kunst, oderBlumen, Gehölzund I. Originalabhandlungen. welche den Zweck hat, die Grenzen des Gartens , insofern er nicht als grosser Park ohne eine Begrenzung in die ge- meine Landschaft übergeht, zu verber- gen, dabei aber, wo es die Schönheit erhöht, die Aussicht in das Freie gestat- ten muss. Dieses Letztere ist nach un- seren deutschen Begriffen nothwendig. und wir betrachten es allgemein als ei- nen grossen Gewinn, wenn die Umge- bung so beschaffen ist, dass es der Mühe lohnt, sie in den Gesichtskreis des Gar- tens zu ziehen. Die Engländer dagegen schliessen sich aus spieenhaftem Ein- samkeitstriebe oft so ab, dass sie nichts ausserhalb ihrer Besitzungen sehen wol- len. Diese Thoren denken nicht daran, dass das Naturschöne Gemeingut ist, und dass auch die Wolken, Sonne und Mond, die sie doch sehen müssen, ihnen nieht gehören. Uebrigens wird dieses Abschliessungssystem auch dort von den Schriftstellern und wohl von allen Kunst- verständigen und verstandesklaren Men- schen getadelt. In grossen Gärten, wo es nicht an Raum für offene Flächen mangelt, ist die Grenzpflanzung mei- stens waldartig, In kleineren Gärten dagegen macht man sie nicht breiter als nöthig ist, um die Umschliessung und Grenze zu verbergen, Zugleich bildet sie den Hintergrund für alle inneren Ansichten, und muss demgemäss behan- delt werden. In den meisten Fällen sind Grenzpflanzungen, wie langgezogene Massengruppen und wenn sie bedeutend lang und breit genug sind, wie Wald- ränder zu behandeln. Obschon die ganze Pflanzung zusammenhängt und nur an den Aussichtsstellen in das Freie unter- Rasen.“ Gotha 1858. Wir eninehinen dem- selben aus jeder der 3 Abtheilungen einen kurzen Abschnitt als Probe für die Leser der “artenflora, 337 brochen ist, so muss sie sich doch eini- germassen gruppiren, muss sich durch eine sehr abwechselnde Wipfellinie ma- lerisch gegen die Luft abzeichnen, muss nach Innen jene Abwechselung zeigen, wie sie bei der Gruppe verlangt wurde, Sie darf nie das Ansehen einer steifen, heckenähnlichen Wand haben, wie es leider häufig der Fall ist. Ist derRaum zu schmal für eine breite Pflanzung, die sich nach Innen als Gruppe darstellen kann, so sei die Pflanzung lieber blos eine Art natürlicher Hecke mit häufig daraus hervorstehenden Bäumen, Die Höhe der Grenzpflanzung muss sehr ver- schieden sein, schon der Höhe der Ho- rizontlinie wegen. Nichts ist einförmi- ger, als jene häufig vorkommenden hohen Grenzpflanzungen von fast glei- cher Höhe, die den ganzen Garten wie einen Wall umgeben, Licht und Luft abhalten, und von welchen sich die in- neren Pflanzungen stufenweise senken, so dass der Garten das Ansehen eines Kessels erhält. In kleineren Gärten ist auch darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Höhe nach der Südseite ab- nimmt, damit die Sonne nicht abgehal- ten wird. Die ganze Grenzpflanzung muss das Ansehen haben, als wären hohe Massengruppen, Dickichte von Ge- sträuchen mit daraus emporstrebenden Bäumen oder Lichtgruppen passend an- einandergereiht, Die Anlage der Grenz- pflanzung scheint mir das erste in jedem parkartigen Garten sein zu müssen, Zu- erst werden die höchsten Punkte der Pflanzung bestimmt und an solche Stel- len gelegt, wo die äussere Landschaft nichts Schönes bietet, oder wo damit etwas Unschönes oder Unangenehmes verdeckt werden kann. Befolgt man diese Regel, so fallen die Aussichtsstel- len und Unterbrechungen der Grenz- pflanzung oder die niedrigsten Stellen 338 von selbst an die rechte Stelle, wenn überhaupt das Hereinziehen der äussern Landschaft zweckdienlich ist. Ist es hin- gegen ganz gleich, wo die Pflanzung hoch oder niedrig ist, weil die Land- schaft ausserhalb überall von gleicher Beschaffenheit ist (was besonders bei reizlosen Gegenden der Fall sein wird), so wähle man zu den höchsten Punk- ten die Stelle, wo sich ein hoher Hin- tergrund am besten ausnimmt. Natür- lich können hierbei nicht alle Theile des Gartens berücksichtigt werden, und man muss stets einen Hauptpunkt, in der Regel das Wohngebäude oder sonst einen vielbesuchten, wichtigen Platz oder Weg als Mittelpunkt annehmen, Es können aber noch andere Rücksichten bestimmen , wo die Pflanzung hoch sein soll. Ich erwähne beispielsweise blos, dass eine hohe Pflanzung am besten den Rauch aus nahen Fabriken, und, weil sie meist auch zugleich an hohen Stellen breit ist, üble Gerüche und un- angenehmes Geräusch abhält. Die Grenz- pflanzung bezweckt auch zugleich Abge- schlossenheit des Eigenthums ; muss da- her so beschaffen sein, dass man durch die Nachbarschaft auf keine Weise be- lästigt werden kann. Dichtheit ist bei der Pflanzung zwar im Allgemeinen wünschenswerth, aber sie zeigt, überall angewendet, den Abschluss zu stark an, während durch- brochene Pflanzungen mit Ober- und Unterholz, wo man zwischen den Bäu- men über dem die Umfriedigung oder Grenze verdeckenden Dickicht den Him- mel schimmern sieht, die nahe Grenze nicht so leicht ahnen, sondern vielmehr eine Fortsetzung dahinter vermuthen lassen. Es kann aber vorkommen, dass die Grenzpilanzung Schutz gegen Stürme gewähren soll, und in diesem Falle gilt es besonders , eine dichte Wand herzu- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, stellen, die nach Innen ein möglichst abwechselndes Ansehen erhält, Da die Grenzpflanzung den Hinter- grund für andere Pflanzen bildet, so sollten darin vorzugsweise die dunkleren Bäume zu stehen kommen, Fürst Pückler schlägt vor, am äusseren Rande der Grenzpflanzung eines Parkes einen 2 — 3 Ruthen breiten Saum von abwechselnd hohen Nadelhölzern anzu- pflanzen, der nur an den Aussichtsstel- len unterbrochen wird. Vor dieser Pflan- zung soll ein 24 Fuss breiter Rasenweg um den ganzen Park laufen, um als Fahrweg und Winterpromenade zu die- nen. An diese Pflanzung werden alle übrigen angelehnt , wodurch das Nadel- holz im Sommer grösstentheils verdeckt wird und nur da, wo man es zu sehen wünscht, ohne eine Vorpflanzung blei- ben soll. Wo sich solche Hintergrund- pflanzungen ausführen lassen, leisten sie ohne Zweifel vortreffliche Dienste. Nur muss man bei Nadelholz nicht nur an Fichten, Tannen und Kiefern, sondern auch an die niedrigen Nadelholzbäume, ferner an Lebensbäume, Wachholderar- ten und andere immergrüne Holzarten denken, damit diesem Hintergrunde stets die gewünschte Höhe gegeben werden kann. Besonders wichtig ist die Be- handlung der Stellen, wo die Grenz- pflanzung der Aussicht wegen durchbro- chen ist. Ich erinnere daran, was ich bei dem einzelnen Baum und der Gruppe über das Einrahmen von Landschafts- bildern gesagt habe, worauf es hier ganz besonders ankommt. Hat man Ursache, die Durchsicht nur schmal zu machen, und die Ansicht nicht vollständig zu ge- ben, so kann die Grenzpflanzung oben durch die Bäume verbunden bleiben, während sie unter den Kronen zwi- schen Stämmen hindurch den Blick in das Freie gestattet. In diesem Falle I. Originalabhandlungen. muss jedoch der Weg ziemlich nahe vorüberführen. Ist die Aussicht auf ei- nen hohen Gegenstand gerichtet, und der Vordergrund des äusseren Bildes nieht schön, so wird diePflanzung nicht ganz durchbrochen, sondern nur tief eingeschnitten, indem man hier niedri- ges Gehölz anwendet, über welches hinweg man den fernen Gegenstand er- blickt, ohne die näher liegenden zu ge- wahren. In diesem Falle ist es stets rathsam, den Weg etwas entfernter zu halten, weil so die beabsichtigte Täu- schung eher bezweckt ‘wird, und man eher über das Gebüsch wegsieht, als dieht davor. Ebenso ist die Grenz- pflanzung einzurichten, wenn man aus- serhalb liegende Dinge scheinbar in den Garten ziehen will. Es erscheinen nämlich entfernte Gegenstände näher, wenn die dazwischen liegende Fläche nicht gesehen wird, weil so das Auge keinen Maassstab für die Entfernung hat. Lässt man nun das Gebüsch der Grenzpflanzung so hoch wachsen, dass es bis .an den Fuss des entfernten Ge- genstandes geht, so wird der Zweck vollständig erreicht, Es kann auf diese Weise eine ziemlich entfernte Pflanzung oder ein zierendes Gebäude als zum Park gehörend erscheinen, Dieses Ver- fahren ist in kleineren Anlagen mit schönen Umgebungen nicht genug zu empfehlen. In Berggärten, deren gröss- ter Reiz oft die Aussicht in das Thal ist, müssen die Grenzpflanzungen im Allgemeinen niedrig gehalten werden ; denn ein Thal gefällt vorzüglich , wenn es ganz übersehen wird, und eine hohe Grenzpflanzung macht von oben gesehen, einen schlechten Eindruck. An Stellen, wo die Grenzpflanzung ganz durchbrochen ist, müssen vertiefte un- sichtbare Mauern (Saut de loups) oder vertiefte Hecken und Zäune angebracht 339 werden, wenn man nicht vorzieht, die Umfriedigung durch ein leichtes, kaum bemerkbares Drahtgitter herzustellen. Auch an solchen Düurchbrüchen kann der Rasen durch einzelne Sträucher un- terbrochen werden. Da die Grenzpflanzung in kleineren Gärten wegen Schmalheit selten tiefe Einschnitte und starke Hervorragungen haben kann, wie es für einen Saum wünschenswerth ist, so muss durch da- vor aufgestellte Gruppen, einzelne Bäume und Gebüsche die nöthige Abwechslung erzeugt werden. Der äusserste Weg führt dann zwischen diesen Gruppen und der Grenzpflanzung hin. Da die Aussichten in das Freie ein Mittel zur Ueberraschung sind, so müssen die Wege so eingerichtet werden, dass auch dieser Zweck erreicht und so der Ge- nuss erhöht wird. Die Grenzpflanzung kann zuweilen Sitzplätze aufnehmen, welche am äussersten Rande angebracht sind, um dort den Garten ganz zu ver- gessen und den Anblick einer freien Landschaft oder einer belebten Strasse zu. haben. Es ist sehr wichtig, dass man bei der Grenzpflanzung auf die etwa aus- serhalb des Gartens vorhandenen Pflan- zungen Rücksicht nimmt, und die Bäume des Nachbargartens oder Waldes als Hintergrund benutzt, in welchem Falle die Pflanzung viel schmäler sein kann. In Gegenden, wo wegen heftiger Stürme nur schwierig Pflanzungen auf- zubringen sind, wie z. B. an Seeküsten und auf nakten Höhen, muss die Grenz- pflanzung zugleich eine Schutzpflanzung sein, und dann erleiden die angegebe- nen Regeln viele Ausnahmen. Es ist an solchen Lagen oft gar nicht möglich, überhaupt bessere Gehölze zu pflanzen und einen Garten anzulegen , ohne vor- her eine Schutzpflanzung anzulegen, 340 Diese kann, um wirksam zu sein, nnr aus Nadelholz bestehen , besonders sind Fichten dazu geeignet, da sie sehr dicht stehen können. Um eine solche Schutz- pflanzung aufzubringen, wirft man an der äussersten Grenze einen 3—4 Fuss hohen Wall auf, der leicht durch innere und äussere Gräben zu bilden ist. Die- ser Schützt die junge Pflanzung auf eine Gartenflora Deulschlands und der Schweiz. nicht näher zu bezeichnende Entfernung, wir wollen annehmen, auf 20—25 Fuss weit. Sind die jungen Fichten so hoch wie der Schutzwall, so bedürfen sie dessen nicht mehr, und schützen ihrer- seits wieder andere nach innen ange- brachte Pflanzungen, die man nach die- ser Zeit anlegt. (H. Jäger.) 4) Neue Pfianzen des Petersburger Gartens. 1) Oytisus genistoides Rgl. Caule fruticoso , ramulis virgatis flaceidis , pe- tioloque plus minus hirsutis; foliolis obovatis, acutis, utrinqgue v, subtus tan- tum hirsutis; racemis terminalibus; pe- tiolo calyceque cano pubescente; calycis tubo brevissimo , limbo bilabiato, labio Superiore integro, inferiore apice vix bi- fido v. integro. — Ein niedriger Strauch, der in der Tracht dem Cytisus austriacus und den andern von Candolle unter Sect. IV Tubocytisus aufgeführten Arten nahe steht , durch seine Blüthenstellung aber an Genista chrysobotrys etc. erinnert. Die ruthenförmigen Aestchen hängen meist über und sind wie die Blattstiele mehr oder weniger rauh behaart. Die Blätter wechseln ab; Blattsiiel ungefähr !/; Zoll lang. Blättchen sitzend, zu 3, aus keilförmigem Grunde verkehrt-oval, mit deutlich spitzer Spitze, die nur sel- ten durch das zurückgekrümmte Spitz- chen stumpf erscheint. Dieselben sind dicklich, entweder beiderseits rauhhaa- rig, oder zuweilen auf der obern Seite fast kahl. Nebenblättehen pfriemlich. Blumen in einer spitzenständigen 6 bis mehrblumigen Traube. Blüthenspindel, Blüthenstielchen und Kelche kurz und dicht weisshaarig, Blüthenstielchen un- gefähr so lang als der Kelch oder kür- zer, am Grunde nackt, in der Mitte 3 kleine pfriemliche Bracteolen tragend. Kelch mit kaum 1 Linie langer Röhre und zweilippigem Saume, Oberlippe länglich-oval, spitz, durchaus ungetheilt, auf den Rücken mit schwach vortreten- dem Kiele gegen die Spitze hin zurück- bogen , ungefähr U, Zoll lang; die Un- terlippe nachenförmig, etwas länger und an der stumpflichen Spitze ungetheilt oder schwach 2theilig.. Blumen gross, goldgelb, mit fast kreisrunder, °/; Zoll breiter und etwas längerer Fahne. Frucht- knoten linienförmig, rauh, mit aufwärts gebogenem Griffel gekrönt. Der hiesige Garten erhielt diesen schönen Strauch von Booth als C. ele- gans. In Deutschland dürfte derselbe vielleicht hart sein, hier wird er im Kalthause eultivirt und blühet im Sep- tember. — Vaterland unbekannt. — 2) Helteborus colchicus gl. 80 nannten wir einen Helleborus aus Min- grelien, den wir auch jetzt noch für die schönste der in Cultur befindlichen Arten halten. Wir beschrieben ihn im Jahre 1856 im Bulletin der Kais. Academie der Wissenschaften pag. 403, L Originalabhandlungen. Erst nachträglich kam uns eine Abhand- lung über mehrere neue Helleborus zu Handen, welche Prof. A. Braun 1853 im Samencatolog des Bot. Gartens ver- öffentlichte. Jetzt hat Prof. C, Koch in der Berliner Allgemeinen Gartenzeitung einen Artikel über Helleborus, in wel- chem er unsern H, colchicus zu H. ab- schasicus A. Braun zieht und von die- sem auch eine Abbildung ‘gibt. Von C. Koch’s Beschreibung und Abbildung unterscheidet sich unsere Pflanze jedoch noch durch: Langgestielte Blätter, dicht stehende Sägezähne, vorstehende Aderung auf der untern Blattseite, nicht gabel- förmig getheilten, nur 2 — 3 blumigen Blüthenschaft, tief dunkelpurpurrothe Blumen mit 1?/, Zoll langen und ij; Zoll breiten Blumenblättern, die dunkler geadert sind. Nach Koch besitzt dage- gen der H, abschasicus A. Braun kurz- gestielte Blätter, Blättchen mit entfernt stehenden Sägezähnen,, nicht hervortre- tende Aderung auf der untern Blatiseite, einen zweitheiligen 4—5blumigen Blü- thenschaft und kaum 2 Zoll im Durch- messer haltende Blumen, die Koch als purpurbräunlich beschreibt, sie aber viel blasser abbildet. — Wir sind jetzt noch wie früher der gleichen Ansicht, dass nämlich unser H. colchieus und wahrscheinlieh mehrere der anderen neuerdings aufgestellten Helleborus keine Arien, sondern Ba- starde und Spielarten von diesen sind. Wir haben einzelne auffallend verschie- dene Typen und zwischen ihnen eine ganze Zahl sehr schwierig zu unter- scheidender als Arten betrachteter For- men, so dass diese Ansicht der Wahrheit wohl am nächsten kommen dürfte. Besonders bestärkt werden wir in dieser Ansicht durch den Umstand, dass im hiesigen Garten von den mit H, orientalis verwandten Formen, nur der 341 von uns beschriebene H, colchicus ceul- tivirt wird, während doch mehrere der neuerdings aufgestellten Arten vom hie- sigen Garten ausgehen sollen. Ist H. colchieus , wie wir vermuthen, ein Ba- stard, dann sind auch aus den Samen desselben, welche von hier aus vertheilt wurden, sehr verschiedenartige Formen entstanden, welche eben denH. abscha- sicus und andere ähnliche repräsentiren mögen, — Zur Treiberei scheinen ausser un- sermH. colchicus auch alle anderen des Orientes die besten zu sein. — (E, R.) 3) Mazillaria cylindrobulba Rgt.; Orchideae. — Pseudobulbis eylindra- ceis, elongatis, diphyllis; foliis ovato- lanceolatis, acuminatis, 5-costatis; scapo radicali, reeurvo-patente, vaginis tribus vestito; racemo laxo, pseudobulbis sub- duplo breviore; bracteis subulato-linea- ribus, ovario longioribus; sepalis petalis- que lineari - lanceolatis, acuminatis; la- bello oblongo, apice convoluto, carnoso, lobis lateralibus dentiformibus, lobo in- termedio linguiforme scabro-punctato. — Eine epiphytische Orchidee, die dem hiesigen Garten in frühern Jahren durch Galeotti aus Mexico eingesendet ward. Sie ist mit M. elongata Lind!. (Paxt. Fl. Gard. Il. N. 536) zunächst ver- wandt. Die Blätter der letzteren sind aber lanzettlich , besitzen nur 3 Haupt- nerven; der Blüthenschaft ist aufrecht und am Grunde nur von 2 Scheiden umgeben, die Blüthentraube dicht und so lang als die Scheinknollen, und. die Lippe oval-länglich. — Unsere Pflanze bildet einen dichten Rasen von langen, walzenförmigen, 1, —1 Fuss langen, und Y,—Y, Zoll im Durchmesser haltenden Scheinknollen; im jüngern Zustande sind die letztern 342 durchaus glatt, fast zusammengedrückt, am Grunde von blattartigen Scheiden umgeben, später werden sie durchaus walzenförmig, der Länge nach mit ein- gedrückten Linien gestreift und auf der Spitze tragen sie 2 Blätter. Blätter mit dem fast stielförmig verschmälertem Grunde sitzend, ei-lanzettlich, zugespitzt, von 5 starken Längsnerven durchzogen, zwischen denen 2 und mehrere dünnere Nerven liegen , mehr oder weniger ge- _faltet, lederartig, glänzend grün, 8—12 Zoll lang und 2— 3 Zoll breit. Blü- thenschaft bis 6 Zoll lang, zurückge- krümmt abstehend, am Grunde von 3 abwechselnden, fast entfernt gestellten, auf dem Rücken schwach gekielten, spitzen, im jungen Zustande bräunlich purpurrothen Scheiden umgeben. Blü- thenstand eine lockere mehrblumige Traube. Bracteen linear-pfriemlich, län- ger als der Fruchtknoten, '/, Zoll lang oder länger. Kelch- und Blumenblätter linien-lanzettlich, spitz, weisslich mit leichter bräunlich - rother Nüange. Die seitlichen Kelchblätter mit dem Grunde der Säule in einen kinnförmigen Fort- satz verwachsen, sichelförmig, an der Spitze röthlich, am Rande zurückge- schlagen , ®/; Zoll lang. Blumenblätter 5/, Zoll lang. Lippe länglich, nachen- förmig , fleischig, leicht 3lappig , weiss- lich, und vorzüglich am vordern Theil von punktförmigen Erhöhungen rauh, welche auf der innern Seite sich zu purpurnen Streifen ordnen, 1/,Zoll lang; Seitenlappen zahnförmig; Mittellappen zungenförmig, an der Spitze einge- rollt. — Aechnelt in der Blüthe der M. squa- lens. Die langen, 2 Blätter tragenden Scheinknollen hat sie mit M. elongata gemein. — 4) Aphelandra tenuiflora Rgl. et Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Rach. In den Gärten befindet sich seit einiger Zeit eine Aphelandra unter dem unpassenden Namen fulgens, welche ziemlich verbreitet zu sein scheint und sich bei näherer Untersuchung als neu erwies. Sie unterscheidet sich durch elliptische , sehr leicht ausgeschweifte, kurz zugespitzte, in den Blattstiel ver- schmälerte, besonders unten kurzzottige Blätter, durch einzeln stehende Aehren, ganze, zugespitzte, an der Spitze endlich zurückgekrümmte Bracteen und sehr kurze, mit der Oberlippe verwachsene, abgestutzte seitliche Lappen der Unter- lippe. Die 1 Zoll 5Linien langen Blu- menkronen sind ziegelroth und machen keinen besondern Effect. Die mit ihr zunächst verwandte A. Deppeana ist leicht durch die gezähnten Bracteen, gehäuften Aehren und kürzere Blume davon zu unterscheiden. Weniger schön als die andern Aphelandra-Arten. Cul- tur im Warmhause. Blühet im Herbste. (Rgl. u. Rach.) - 5) Oxalis squarrosa Barneoud in Gay fl. chil, I. pag. 445. Eine wirklich strauchige Oxalis mit dickem bis 3 Fuss hohem Stengel, der stark verästelt und an- den jüngern Aesten mit den holzigen Ueberresten der Blattstielbasen besetzt und ausserdem kurzhaarig. Blattstiele über dem Grunde gegliedert, bis 14, Zoll lang, auf der Spitze 3 Blättchen tragend, welche sitzen, aus keilförmigem Grunde verkehrt-herzförmig und wie der Blattstiel mit diehtem kurzhaarigen Ueber- zug bekleidet sind. Blüthenstiele ach- selständig, ungefähr so lang als die Blätter, an der Spitze gabelig; der eine Gabelast trägt eine einseitige Traube von ungestielten, gelben, am Grunde durch eine länglich- lineare Bractee ge- stützten Blumen der andere Ast ist oft nur Iblumig, seltener wächst er zu ei- L Originalabhandlungen. ner, dem andern Blüthenaste ähnlichen Blüthentraube aus. Blumen gelb. Blühet während des ganzen Sommers. Cultur imKalthaus und mehr nur für Botanische Sammlungen interessant. Fischer hatte diese Pflanze O. arborescens genannt, — Ä "te. R.) 6) Oxalis cornsculata Linne. Var. atropurpurea Pl. — ‚Ixalideae. Wir er- hielten diese Oxalis aus mehreren Gärten als O. tropaeoloides, ein Name, unter dem diese Pflanze als Neuigkeit verbreitet ward. Dieselbe gehört als Abart: zu der über den ganzen Erdball verbreiten O. corni- eulata L. Sie zeichnet sich durch aus- gebreitete, nach allen Seiten niederlie- gende Stengel, die wie die Blätter grün- purpur gefärbt, nur auf der Unterseite hehaarte Blättchen und orangengelbe Blumen von ungefähr !/, Zoll Durch- messer aus. — Ein niedliches Pflänzchen zu Bordü- ren, das entweder jährlich aus Samen erzogen oder in kleinen Pflänzchen überwintert wird. Die nach allen Sei- ten niederliegenden purpurgrünen Sten- gel, mit gleichfarbigen 3blättrigen Blät- tern besetzt, bilden mit dem lebhaft orangenfarbenen, in meist 7 — 9blumi- gen Scheindolden stehenden Blumen, einen höchst angenehmen Contrast. Blätt- chen verkehrt-herzförmig mit keilförmi- gem Grunde. men und Stecklinge. Hält den Winter im Freien aus. In sonniger Lage für Bordüren oder auch für sonnige Stein- parthien zu empfehlen, doch besitzt sie den Nachtheil, gleich einem ge- meinen Unkraute allenthalben zu ver- wildern. (E. R.) Vermehrung durch Sa-. 343 7) Maxillaria brevispatha Kl. Eine schöne Orchidee aus dem tropi- schen Amerika, die mit der allgemein verbreiteten M. aromatica in der Tracht übereinkommt. Zunächst verwandt ist sie mit M. leucantha Kl. Scheinknol- len schwach zusammengedrückt, läng- lich-oval, später gefurcht, Blumen ent- springen am Gründe derselben und stehen auf einblumigen Blüthenschaften. Letztere sind mit entfernt gestellten, braunhäutigen, sehr kurz gespitzten Bracteen besetzt; die oberste derselben ist grünlich, nach der Spitze stark ver- breitert und kürzer als der Fruchtkno- ten. Die 3 äussern Blumenblätter grün- lich, die beiden inneren nebst Lippe weiss und zart rosa nüancirt. Lippe 3lappig, mit kahlem Mittellappen und kurzem abgerundet-abgestutztem Seiten- lappen. Auf der Mittelachse trägt die Lippe eine zungenförmige Leiste. Die M. leueantha unterscheidet sich durch die oberste Bractee, die so lang als der Fruchtknoten, den auf der Oberfläche rauh behaarten Mittellappen der Lippe, rein weisse innere Blumenblätter etc. Wird mit M. leucantha - vielfach ver- wechselt, der sie jedenfalls sehr nahe steht, Cultur im Topfe. Im Winter Ruhe bei 8— 100R. und Trockenheit. Im Frühling bringt man sie in die feucht- warme Atmosphäre des Orchideenhau- ses, worauf sie bald ebenso dankbar als M. leucantha und aromatica blühen wird. (E. R.) 344 I. Neue Zierpflanzen. I. Neue Zierpflanzen. 1) Aristolochia leuconeura Linden, Blät- ter dunkel glänzendgrün mit weissen Nerven. Blumen unbekannt. Vom Rio Magdalena. 2) Begonia Rer Putz. Eine herrliche Pflanze mit grossen decorativen Blättern, die in der Mitte dunkelolivengrün und ins Metall- blaue schillern und vor dem Rande von brei- tem 'silberweissem Bande umgeben sind. 3) Begonia Lazuli. Die Oberseite der gros- sen Blätter in der Mitte mineral- oder metall- blau. Blumen ähnlich der B. xanthina. Beide Arten wurden vom Herrn Simons in den ge- mässigten Regionen des Himalaya entdeckt und durch Linden eingeführt. 4) Maranta fasciata Linden. Eine schöne Art, mit fast runden ungefähr ?/, Fuss langen und breiten Blättera , die auf jeder Seite des Mittelnerves mit breilen weissen Bändern ge- streift sind. Aus Bahia. 5) Maranta borussica Linden. Aehnlich der Vorhergehenden, aber kleiner und mit fast schwärzlichen gestreiften Blättern. Vielleicht nur eine Abart von M. fasciata. 6) Maranta pulchella Linden. Eine kleine Pflanze, die wie eine Miniaturpflanze von M. zebrina aussieht. Blätter kurz gestielt, ungefähr ı/; Fuss lang und eiwas weniger breit. Die Oberseite derselben tief dunkelgrün, und bei- derseits vom Mittelnerven sammetartig heller gestreift. Aus Bahia. 7) Spigelia aenea Lem. Ein kleines Pflänz- chen mit lebhaft broneirt olivengrünen Blättern und schön rosarothen Blumen, die lange blü- hen. Aus Bahia. 8) Monochaetum sericeum Naud. Kleiner Strauch aus den höhern Cordilleren Neu-Gra- nadas. Blätter oval-länglich, stumpf zugespitzt, weiss seidenhaarig. Blumen lief rosa. Cultur im Kalthaus und hier von Februar bis April blühend. Nr. 1—8 durch Linden in Cultur ge- bracht. 9) Salvia dasyantha Ch. Lem. Eine neue rothblühende Salbei, eingeführt aus der Pro- vinz Bogota in Neu-Granada durch J. Triana in das Etablissement des Herrn Linden, wo sie nun schon 2 Jahre vom Februar bis zum Mai unaufhörlich blühete. Gehört zur Gruppe Calophace Tubuliflorae von Bentham. Wird. 3 Fuss hoch, sehr ästig. Der Sten- gel am Grunde halbstrauchig, oben krautarlig, zur Blülhezeit allenthalben die langen rothen Blüthentrauben tragend. Aeste vierseilig, an den Knoten angeschwollen, bedeckt mit einer bläu- lichen zarten Behaarung. Blattstiele bis A Zoll Blätter gross, über !/, Fuss lang und bis !/; Fuss breit, aus herzförmigem Grunde eiförmig-lanzettlich, zugespilzt, gewimpert, kahl auf beiden Seiten und etwas filzig auf den Nerven; im jüngeren Zustande fast gelappt, buchtig oder mit grossen stumpfen Zähnen. Blüthentrauben achsel- und spitzenständig. Die einzelnen Quirle der langen Blüthentrauben, sehr genähert, vielblumig (18—22? Blumen in jedem Quirl). Blüthenstiele !/4 Zoll lang. Kelch röhrig-glockig, wie Blüthenstiele und Blüthen- achse mit drüsigen Haaren besetzt, mit ovaler ganzer Oberlippe und zweischnittiger Unter- lippe, alle beide in eine scharfe Spitze ausge- hend. Blumenröhre dreimal länger als derKelch» etwas gekrümmt, ziemlich gleichbreit, kahl; Blumensaum zweilippig, Oberlippe ungetheilt und länglich-abgerundet, Unterlippe 3lappig, etwas länger, mit zahnförmigen Seitenlappen und grossen ausgebreiteten abgerundeten Mit- tellappen. Ueberwinterung im temperirten Hause. Im Sommer bringt man sie ins Freie oder pflanzt sie ins freie Land. Liebt eine lockere leichte und nahrhafte Erde, reichliches Begiessen zur Blüthezeit und wird durch Stecklinge leicht vermehrt. (‚Tourn. d’hort. prat. nebst Abbildung.) 10) Coelogyne Schilleriana Achb. fil.; Or- chideae. Verwandt der ©. diphylla., Die un- teren Lappen der Stheiligen Lippe halboval, vorn spitzeckig; der Mittellappen am Grunde zusammengezogen und dann der Quere nach länglich und sehr gross, an den Rändern zu- rückgerollt, an der Spitze ausgerandet, am Grunde trägt derselbe 3 kielförmige Erhaben- heiten. Eine schöne Neuigkeit aus Ostindien, ein- geführt durch den Consul Schiller in Ham- burg. Eine kleine Pflanze, deren alter Schein- lang. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. knollen birnföormig und eingedrückt bienenzel- lig. Der junge Stengel am Grunde von 5—6 kurzen Scheiden umhüllt, auf der Spitze zwei Blätter tragend. Blätter keilförmig-bandförmig, zugespitzt. Blüthenstiel 1blumig, kürzer als Blätter, Bracteen länglich-bandförmig, spitz, so lang als der Fruchtknoten. Kelchblätter band- förmig, spitz, honigfarbig, ausserhalb gekielt, Blumenblätter linear, zugespitzt, herabgebogen- Der hintere Theil der Lippe weiss, beiderseits purpur angelaufen und mil einzelnen dunkel- purpurnen Adern, am sackförmigen Grunde der Kämme ein safrangelber Fleck und ein- zelne dunkelpurpurne Flecke zwischen den Kämmen. Der Vordertheil der Lippe schwefel- gelb, in Gestalt eines W dunkelpurpur ge- zeichnet. Griffel-Säule am Grunde zusammen- gezogen, an der Spitze ganz. (Allg. Griztg.) 11) Acacia ignorata C. Koch: Die A. pentadenia der deutschen Gärten. 2—Sjochige Blättchen und Blüthenstiele von derLänge der Blattstiele unterscheiden sie von A. pentadenia die 26—30jochige Blättchen und Blüthenstiele, die kürzer als die Blattstiele, besitz, — Heır C. Koch gibt in der Allg. Gartenzeitung eine Uebersicht und Beschreibung der Acacia-Arten aus der Gruppe der Pulchellae, beschreibt dabei diese verwechselte Art und bildet sie gleichzeitig ab. . 12) Antiaris toricaria Leschen.; Arlocar- peae. Der berühmte Gifibaum der Makassaren, mit dessen Milchsaft die Pfeile vergiftet wer- den. Kämpfer und Rumph, welche die ersten Nachrichten von demselben gaben, erzählen abenteuerliche Sachen. Hiernach sollte die- ser in Celebes wachsende Baum so gefährliche Dünste aushauchen, dass über ihn hinweg fliegende Vögel .todt zu Boden fallen, so- wie dass das Gift selbst nur durch zum Tode verurtheilte Verbrecher gewonnen würde, die mitielst Einschnitten in den Baum es gewinnen müssten. Sobald sie diese Operation lebend überstanden, würdeihnen das Leben geschenkt. Erst der französische Naturforscher Leschenault gab im Jahre 1810 bestimmte Aufschlüsse über Antiaris. Darnach enthält der Milchsaft desselben 3°, Procent eines sehr scharfen Giftes, das den Namen Anliarin erhallen hat, ist allerdings giftig, jedoch lange nicht in dem Maasse, wie dies früher geschildert ward. ZI, 1858, 345 Pflanzen desselben existiren jetzt auch in den Gärten Europa's. Sie gleichen einem Ficus, tragen abwechselnd stehende, kurz gestielte, aus ungleichseilig herzförmigem Grunde läng- liche Blätter und werden im feuchtwarmen Hause cullivirt. 15) Epiphora pubescens Lindl.; Orchi- deae. — Eine ebenso schöne als wohlrie- chende noch wenig bekannte Orchidee, die vom Vorgebirge der guten Hoffnung und Ma- dagascar stammt. Hat die Tracht einer Poly- stachya. Blumen tief goldgelb und reich roth gestreift. Blüthenschafe 5 — 6 Zoll hoch, 2 — 3 Blumen tragend, aus kleinen spitzli- chen Scheinknollen erscheinend. Diese Pflanze ist noch wenig verbreitet, obgleich sie schon bei Loddiges , in Herren- hausen, bei Schiller in Hamburg und in Kew blühete. Die Pflanze wächst an Baumstämmen an lichten Stellen des Waldes und scheint daher Luftzug zu lieben. Man findet steis eine Par- thie von 4 — 5 jungen Knollen neben den vertrockneten Knollen des vergangenen Jah- res. — (Gard. Chron. pag. 437. Jahrg. 1858.) 14) Nephrodium molle. Var. corymbi- ferum Moore; Filices. — Eine schöne Ab- art des in den Gärten ziemlich verbreiteien N. (Aspidium) molle, mit an der Spitze hah- nenkammförmig zertheilten Spitzen der Fieder- blättchen. Diese schöne Abart ward in Eng- land zufällig von einem Herrn Sim erzogen. Eine schöne Decorationspflanze fürs Warm- haus und temperirte Haus, (Gard. Chron. 1858, pag 420.) 15) Dendrobium primulinum Lindl.; Or- chideae. — Blätter und Blumen gleich denen des D. cucullatum , jedoch grösser, Blumen- blätter und Kelchblätter oval, gleichgross; Lippe aufrecht, kappenförmig, abgerundet, zottig, mit kurzem Kinne. Stimmt mit der im Bot. Mag. tab. 5003 als D. nobile pallidiflo- rum abgebildeten Pflanze überein. Es ist je- doch näher mit D. cucullatum verwandt, und wenn es keine eigene Art bilden sollte, so müsste es mit D. cucullatum als Abart vereint werden. In der neuesten Zeit sind viele 22 346 Exemplare dieser Pflanze aus den Gebirgen Ostindiens (Sikkim) eingeführt worden. (Gard. Chron. 1858, pag. 400.) 16) Neue Florblumen. Die Illustrirte Gar- tenzeitung gibt die Abbildungen: a) Einer grossblumigen Verbena (unter Reine des Verveines), welche Miellez gezo- gen. Die Dolde ist sehr gross, Blumen eben- falls sehr gross, rosa und weiss gesäumt. b) Von ?2 Varietäten des Pelargonium zonale (Henriette Lebois und Adele Sainville), welche Lebois erzogen. Die ersiere bleibt niedrig, Blume weiss, Petalen röthlich gesäumit und am Grunde ähnlich gezeichnet, Das an- dere reichblumig, Blumen weiss, innen mit lichtrother Zeichnung. c) Eines Indischen Chrysanthemum mit len. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. gut gefüllten (Chrysanthemum regalium bico- lor flore pleno [Miellez]) Blüthenköpfen, die weiss und im Centrum gelblich. Nur im Topfe gezogen soll diese Varieläl gut gefüllt blei- ben. Dagegen soll sie die vortheilhafte Ei- genschafl besilzen, vom December bis Ende Mai im Gewächshaus zu blühen, Die Erfahrung wird’s lehren, ob’s wahr ist. d) Neuer Fuchsien. Fuchsia Chei- ranthiflora fl. pleno. Aeussere Blumenblätter fleischfarb , das Innere mit rothen Blättern ge- füllt. Blumen gross. Tricolor, Agnes Sorel, Madame Miellez, sind schöne grosse weisse Blumen mit zurückgeschlagenen Petalen und hellblauen oder dunkelviolelt-purpurnen Pela- (E. R.) I Notizen 1) Sitzung des Petersburger Garlen- bau-Vereins. Am 5. Septemher Abends 7 Uhr fand die ersie Sitzung der Gartenbau-Gesellschaft in St. Petersburg statt, nachdem die Aller- höchste Genehmigung der Statuten derselben am 25. Juni 1858 erlolgt war. Dem Vereine wurde zunächst das Resul-. tat der Ausstellung vom vergangenen Frühjahre angezeigt. Hiernach betrugen die Kosten für Transport, Einrichtung, Druck, Prämien, Musik elc., die Summe von 7102 R. und die Ge- sammt-Einnahme an der Kasse die Summe von 8922 R., woraus sich ein Baarüberschuss von 1820 R. für die Kasse des Vereins er- gab. Hierauf beschloss der Verein, auf Vorschlag seines Protectors, Kaiserlichen Hoheil des Grossfürsten Nicolai - Nicolajewilsch , Ihre Majestät die Kaiserin Mutter Alexandra Feo- dorowna, sowie Ihre Kaiserlichen Hoheilen die Grossfürstin Maria - Nicolajewna, und den Prinzen von Oldenburg nebst Gemahlin un- terthänigst zu bitten, die Ernennung zu Ehren- Mitgliedern des Vereins annehmen zu wollen. — Zur Besichtigung und Concurrenz waren verschiedene Gegenstände eingegangen. Das in der Sitzung ernannte Preisgericht erkannte Sr. einem Bouquet von Chineser-Nelken des Ern. Handelsgäriners Heddewig in Tschernajaretschka die goldene Medaille zu. Dasselbe enthielt die durch ausserordenlliche Grösse der Blumen und Mannigfaltigkeit des Farbenspiels ausge- zeichneten neuen Chineser-Nelken,, von denen Hr. Heddewig die Siammarten aus Japan be- zog, sie seildem aber bedeutend vervollkomm- nele. Herr Heddewig ist jetzt noch alleiniger Besitzer derselben. Als ganz ausgezeichnete Neuigkeit unter den zu Blumengruppen im Garten geeigneten Pflanzen werden sie sich nun aber schnell über die Gärten der ganzen Welt verbreiten. — Für 6 in voller Blüthe stehende tropische Orchideen des Botanischen Gartens erhielt der Cultivateur derselben, der Gärtner Nie. Stacka- wenkoff die grosse silberne Medaille. Dr. Regel bemerkte über dieselben, dass die tro- pischen Orchideen zu den durch Schönheit und ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Blu- men ausgezeichnelen Warmhauspflanzen und daher im Auslande, besonders aber in Eng- land zu den beliebtesten Modepflanzen gehören, Es sei Erfahrungssache,, dass sie auch in Pe- tersburg vollkommen gut und leicht gedeihen, II. Notizen. nur müsse man ihnen eine kleine abgeson- derte und zweckmässig eingerichtete Abthei- lung des Warmhauses anweisen. Feuchte Luft und Wärme seien zur Zeit ihrer Vegetation unerlässliche Bedingungen zu einem kräftigen Wachsthume, weshalb sie auch in den gewöhnlichen Warmhäusern nie üppig gedeihen wollten. Bei zweckmässiger Cultur und Einrich- tung liefere schon eine kleine gut ausgewählte Orchideensammlung das ganze Jahr hindurch einzelne blühende Pflanzen, die dann während der Blüthe zur Ausschmückung des Salons verwendet werden könnten. Es sei daher zu dass auch in Pelersburg diesen schönen Pflanzen mehr Aufmerksamkeit zuge- wendet werden möchte, um so mehr, als hier eine Menge von Gärten existirten, welche sehr leicht eine kleine Abtheilung ihrer zahl- reichen Gewächshäuser für die Cultur dieser ebenso dankbaren als interessanten Pflanzen bestimmen könnten. Von andern blühenden Pflanzen war ein Panax excelsum mit Blumen vom Herrn Oberst Luckmanoff interessant. Unter den mehrfach eingegangenen Früch- ten und Gemüsen erregte der ausserordentlich grosse Kopfkohl, die grossen Reltige, Möhren etc. von Herrn Rintowitsch allgemeine Bewun- derung und erhielten die kleine silberne Me- daille. Ein Sortiment von 30 verschiedenen Aepfelsorten, von einem Bauer, Andrei Timo- feief aus dem Nowogorod’schen Gouverne- ment, über welches Herr Academiker Sheles- now einige erläuternde Worte sprach, war nicht minder beachtenswerth und zeigte, dass auch hier im Norden noch recht gute Apfel- Sorten im freien Lande erzogen werden kön- nen und die Cultur des Apfelbaumes grössere Beachtung verdient, als sie bisher gefunden. Herr Erlemann hatte aus dem Garten des Gra- fen Bobrinsky reizende Sortimente der neuen Aster-Arten und zwei mächtige Herculeskeulen- Kürbis aufgestellt. Aus dem Botanischen -Garien ward end- lich noch eine neue Gerste, die in der Mand- schurei und am Amur allgemein eultivirt wird, und vom Herrn Maximowicz von dort einge- führt ward, vorgezeigt. Es ist eine Abart des Hordeum vulgare mit mehr 6zeilig gestellten Körnern. Frühe Reife und hoher Ertrag schei- wünschen, 347 nen diese Sorte für unsere Culturen zu em- pfehlen. Wir hielten sie im letzten Jahre für eine Abart der sechszeiligen Gerste. So bot diese erste Monats-Sitzung schon ein recht belebtes Bild. Mit ihr trat der Ver- ein zugleich auch formell ins Leben. 2) Sitzung des Petersburger Gar- tenbau-Vereins am 11. Sept. 1858. Zu- nächst wählte derselbe zu correspondirenden Mitgliedern, die Herren Prof. A. Braun in Berlin; Prof. K. Koch in Berlin; Prof. Fenzl und Unger in Wien; Dr. Schott, Gartendirector in Wien; Lucas , Garteninspector in Hohen- heim; Superintendent Oberdieck in Jeinsen ; E. Otto, Garteninspector in Hamburg, Prof. Heer in Zürich ; Professor Decaisne und Nau- din in Paris; Prof. C. Morren in Lüttich, Pro- fessor Lemaire und Van Houtte in Gent; J. Linden , Gartendirector in Brüssel; J. D. Hoo- ker und Prof. Lindley in London; Moore, Gar- tendirektor in Chelsea; Anninkow, Director des Acclimatisalions-Comites in Moskau; Chlo- pof, Director der Gartenbauschule ele. in Mos- kau; Dr. Pikulin, Redactor des Garlenbau- Journals in Moskau; Prof. Bunge in Moskau; Trautvetter , Rector in Kiew, Basiner in Kiew, Turezaninow in Charkow, Steven; Weid- mann, Lehrer in Astrachan ; Stubendorff, Gou- verneur in Jakutzk; Brandt, Academiker ; Ru- precht, Academiker; Matschulsky , Oberstlieu- tenant; Cienkowsky, Professor; Dr. Mercklin, Menetrier, Dr. Johnson und Redaktor Meyer in Petersburg. - Ferner ward das Programm zu einer gros- sen öffentlichen Ausstellung im nächsten Früh- ling vorgelegt, welches in der folgenden Sitzung berathen und genehmigt werden soll. Im Locale der Sitzung waren eine grosse Zahl von interessanten Pflanzen aufgestellt, über welche der Referent erläuternde Bemer- kungen gab. Ueber die interessantesten die- ser Pflanzen werden wir in besondern kleinen Artikeln referiren. Schön waren die Aufstel- lungen von Zierkürbis von den Hrn. Buck (Pflan- zen- und Samenhandlung in St. Petersburg), Herrn Heydorn, Obergärtner in den Treibe- reien in Zarskoje -Selo und Herrn Marveille, Obergärtner bei der Fürstin Urusoff. Eines Theils war es der Flaschenkürbis (Cucurbita Lagenaria L. in einer grossen Mannigfaltigkeit 22 * 348 von Formen und andrerseits waren es die Formen der eigentlichen Kürbis- Arten, die durch Bastardirung von Cucurbita Melo- pepo L., PepoL., verrucosaLl,., (Warzen- kürbis), aurantia Willd. (Orangen-Kür- bis), ovifera L. (Birnenkürbis) und andern, meist im Oriente heimischen Arten erzeugt worden sind. Die mannigfallige Sammlung von Kürbis des Hrn. Heydorn erhielt die kleine silberne Medaille. Vom Hrn.Siesmayer, Obergärtner bei der Grossfürstin Helene, waren eine Zahl sehr sel- tener und gut cultivirter Pflanzen eingesen- det, so Calathea ornata Kck. Var. regalis, exi- mia Körn., und fasciata Rgl. et Körn.*). Letz- tere blühend und von Linden neuerdings als M. fasciata eingeführt. Die breiten fast runden, weiss gestreiften Blätter zeichnen sie sehr aus. Genauere Beschreibung nebst Abbildung wird in einer der späteren Nummern fol- gen, am Schlusse heute nur die Diagnose. Yucea filamentosa fol. albo-marginatis, Naege- lia cinnabarina Lind. in Blüthe. Platycentrum (Begonia) Rex Linden in einem starken schö- nen Exemplar, ebenso Plalycentrum (Begonia) annulatum C. Koch. (B. Griffithi Hook. et pieta Hort.), und die Hybriden aus Pl. annu- latum und Pl. xanthinum das Platycentrum Madame Wagner und Prince Troubeizkoy, ferner Ananassa sativa R. Br. fol. albo-varie- gatis, Ligularia (Senecio) Farflugium C. Koch (Farfugium grande Lindl.), Croton angustifo- lium Hort. ete. Da Herr Siesmayer von der *) Calathea fasciata Rgl. et. Kcke. Calathea G. F.W. Mayer, 3 Grandiflorae Kcke. in Rgl. Gtfl. 1858, 86. Humilis (vix */a pollicem alta), glabra foliis subhorizontalibus, oblique orbicularibus, apice apiculalis, supra nitidis et pulcherrime alternatim viridi et albido fasciatis, sublus pal- lide viridibus ei saepe paullo rubro tinclis (usque 62/2 pollices longis et latis); spica ba- sali, breviter pedunculata; bracteis ovatis, acu- minatis, undique dispositis, arreclis, conferlis, eito marcescentibuset fuscescentibus ; floribus albis ; sepalis acuminatis. Glabrilis et foliis orbicularibus basi rotundato -obtusis (neque ullo modo attenuatis) ab affänibus facillime dignoseitur. (Kcke.) Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Preisbewerbung zurücktrat, erhielt diese Gruppe keine Prämie. Aus dem Botanischen Garten waren blühende Orchideen, Ericen, Tydaea amabilis und ein blühender Stenocarpus Cun- ninghami aufgestell. Vom Hrn. Hofgärtner Barlow in Zarskoje-Selo meisterhaft eultivirte Exemplare von Codiaeum chrysostictum Sprgl. (Croton pietum und variegatum Hort.), Klugia Notoniana D. C., Witsenia corymbosa Gawl,, Calalhea villosa Lindl. Var. pardina blühend aufgestellt. Vom Herrn Eberwein, Obergärt- ner bei General Malzoff eine blühende Eu- genia ohne Namen, die sich als die für die Cultur noch neue, aus Brasilien stammende Eugenia compacliflora Spring. erwies, nebst einer blühenden Aechmea fulgens Brongn. Herr Handelsgärtner Heddewig in Tceher- naya-Retschka hatte eine blühende Astelia Richardi Endl. (Astelia Banksii Hort.) in vol- ler Blüthe, ebenso Impatiens Jerdoniae Wight, die Sonerila margaritacea Lindl., deren. Blät- ter wie mit weissen Perlen besäet erscheinen, Platycentrum (Begonia) Reichenheimii, eine hybride Art zwischen P. rubrovenium und xanthinum etc. Er erhielt die kleine silberne Medaille. Eine Einsendung im Zimmer cullivirter seltener Cactus in 28 Arten und in vorzügli- chem Cullur- Zustande vom Hrn.Klein, erhielt die grosse silberne Medaille und eine andere von 30 blühenden Amaryllis vom Herrn Je- jor Jpetof, Hofgärtner im Taurischen Garten, den gleichen Preis. A Eine Aufstellung ausgezeichnet gut cul- tivirter Gemüse vom Hrn. Gratscheff erhielt die kleine silberne Medaille. Ausserdem wa- ren noch Sammlungen von Pensees, Früchte, Wein, Mais etc, in schöner Auswahl vorhan- den. 3) Die Hyaecinthen. Das Van Houtte'sche Etablissement hat von jeher den Ruf genossen, dass seine Colleclionen von schön blühenden Zwiebelpflanzen , besonders von Gladiolus, Sparaxis, Ixia , Iris, Lilium ete, zu den vollständigsten und reichhaltigsten gehörten, nirgends fand man einen solchen Flor der verschiedenartigsten Zwiebelgewächse, als dorl, nirgends so viele seltene Arten ver- eint. Herr Van Houtte selber ist ein enthu- siastischer Verehrer und Freund dieser Pilan- M. Notizen. zen, die er stets mit Vorliebe pflegte und keine Opfer, keine Auslagen scheuete, um seine Sammlung alljährlich zu bereichern und zu vergrössern. — Seit einigen Jahren hat er sich nun auch auf die Anzucht, die Cultur im Grossen, der Hyacinthen und Tulpen ge- worfen, um Haariem Concurrenz zu machen, das bisher das Monopol für diese beiden Gat- tungen fast ausschliesslich besass. Eine bedeu- tende Vergrösserung seiner Ländereien und ein tiefgrundiger Sandboden, der den besten Haarlemer Hyacinthenfeldern durchaus gleich- kommt, und auf dem die versuchsweise ange- pflanzten Hyacinthen vorzüglich geriethen, er- muthigten ihn , seiner Vorliebe für Cultur von Zwiebelpflanzen nachzugeben und eine gewiss schwierige und kosispielige Concurrenz zu be- ginnen. Was Van Houlte unternimmt, greift er rasch und energisch an, er hat einen - Haarlemer Gäriner engagirt, der unter Hyacin- then und Tulpen sozusagen aufgewachsen, die Haarlemer Zwiebelzucht mit allen ihren klei- nen Vortheilen und Geheimnissen aufs Genaue- ste kennt, da er seit 30 Jahren nur in dieser Branche unausgeseizt arbeileie, und jetzt in Van Houite’s Geschäft in den gleichen Cultu- ren fortwirkt. — In seinem Zwiebelcataloge vom Herbst 1857 bringt er zum ersien Male die Hyacinihen eigener Züchtung auf den Markt; der Catalog enthält ein reiches Sorti- ment, die Preise sind billig, und wir bezogen gerne einen Theil unseres Bedarfs von ihm schon um sie selber vergleichen zu können, mit den von Haarlem bezogenen. Nach den Zwiebeln, die gut gereift, fest und schwer, den holländischen durchaus nicht nachstan- den, zu urlheilen, dürfen wir jedoch diesem neuen Culturzweige für Gent einen recht glücklichen Fortgang prophezeien, wenn er mit gleichem Eifer fortbetrieben wird und die Culturkosien auf die Dauer nicht zu hoch werden. — Dass eine Concurrenz gerade in Hyacinihen, die immer noch verhältnissmäs- sig hohe Preise behaupten, so dass mancher Blumenfreund verzichten muss auf den so schönen Winterflor im Zimmer, den ihm keine andere Pflanzenart ersetzen könnte, nur höchst erwünscht sein kann, wird Jedem einleuchten und wir wünschen daher von ganzem Her- zen, dass die Van Houtte’schen Hyacinthen 349 sich eben solchen Ruf erwerben mögen im Gartenpublikum , wie seine Calceolarien, Al- stroemerien, Sparaxis ele., fügen jedoch den Wunsch bei , dass dieser neue Culturzweig die übrigen nicht beeinträchtigen möge. In dem 5. und 6.Helfte seiner „Flore des Serres‘‘ gibt Van Houlle 4 Abbildungen von ebenso vielen besonders schönen Hyaeinthen- sortien, und einem längeren Arlikel darüber eninehmen wir das Folgende, Die orientali- sche Hyacinthe wächst wild um Aleppo und Bagdad; sie wurde im 46. Jahrhundert im westlichen Europa eingeführt, wahrscheinlich durch holländische Kaufleute, Haarlem und und seine Umgebungen wurden bis auf den heuligen Tag die Wiege ihrer Cultur und ihrer Vervollkommnung. Im Jahre 1620 konnte Swert in seinem Florilegium AO Varietä- ten abbilden, die holländischen Calaloge ent- halten heutzutage über 2000 Varietäten, die natürlich nicht wie Schwarz und Weiss von einander abstechen, aber in der That doch grössere Verschiedenheiten zeigen, als man bei oberflächlicher Beobachtung vermuthen sollte, ohne auf die Unterschiede in Form und Füllung der einzelnen Blüthen, auf ge- drängten oder lockeren Blülhenstand näher eingehen zu wollen, dürfen wir nur der gros- sen Mannigfaltigkeit der Farben erinnern, denn es ist bekannt, dass die Hyacinthen heutzutage alle nur möglichen Nüancen bieten, vom rein- sten Weiss bis zum lebhaftesten Rosascharlach, vom hellsten Porcellanblau, von Bläulich- weiss bis zum Schwarzblau, ja bis zum wirk- lichen Schwarz; vom Rahmweiss bis zum prononeirlen Gelb. Die folgenden Varietäten zählen wir auf als Beispiele für einzelne Far- ben; es kann zugleich als eine Liste schöner Sorten dienen, die durchaus empfehlenswerih sind. Die mit * bezeichneten sind einfache, ** bezeichnet, gefüllle Sorten. * Mont Blanc, *Grand Vainqueur * Queen Victoria, * Themistocle, ** Tour dAuvergne, ** Prinz von Waterloo, * Pyröne sind Beispiele rein weisser Blumen. * Norma, * Henriette Wilhelmine, ®* Lord Wellington etc. repräsenliren zart Rosa. *Le Francg de Berkhey, *M. deFesh, * Felicitas, ** Bouquet 350 tendre, ** Panorama, ** la Belle- Alliance sind Typen von dunkelrosa. Als sehr lebhaft rothe nennen wir *Von Schiller, *Appelius, * Mars u.a. In der blauen Farbenreihe finden wir vom hellsten Porcellarblau beginnend und stu- fenweise bis zum Schwarz ansleigend die folgenden Sorten: ** Mme. Marmont, **CGomte deSt.Priest, *Iris, *Pearl- boot, * Grande Vedette, laine Sceptre, *Regulus, * Pas- quin,g Briunce Krederic, — New- ton, ** Laurent Koster, ** Bona- parte, *Nimrod, * Emilius, Vul- cain, *Oscar, *Tubalcain, *Bleu mourant, *Fileur parfaite, *Baron von Thuyl, ®*Kaiser Ferdinand, ® Allardt, * Crepuscule, *Wilhelm I., *la plus noire, *Quentin Dur- ward und endlich * Siam als Typus von vollkommenem Schwarz. In der gelben Farbenreihe ansteigend, nennen wir: ®* Pluie d’or, *® Adonia, * Fleur d’or, * Heroine, ** Bouquet orange, ** Goethe, *Anna Carolina. Unter den gefüllt weissen Sorten mit rosa Centrum haben wir: Violet superbe, ala Mode, Grand Monargue de France, Miss Ketty; Blanchard weiss mit dunkelrosa Centrum; Sphaera mundi und Non plus ultra mit blauem Centrum; Sceptre d’or und Den gra- tuit mit hellgelbem Centrum. Von gefüllt rosa mit lila Centrum nennen wir: Gloria florum suprema, und Bouquet royal fleischfarben mit dunkel- rosa. Als hellblau mit dunklerem Centrum haben wir Envoye, und Lamplighter ist dunkelblau mit weissem Centrum. Dann haben wir die grün gespitzten Hya- einthen, z. B. la deesse und la can- deur, beide weiss, * Flos sanguineus, * Rex ruborum, ** Euterpe als rothe mit grünen Spitzen; und unter den blauen ®* Bouquet pourpre, ** Velours pourpre u. s. w. Als ungewöhnliche Far- bentöne nennen wir ’Unique lila amaranth und * !’amie du co eur lilaviolett. (E. O.) 4) Aachner Glas. Das neuerdings zur Pflanzencultur öfter empfohlene !/, Zoll starke * Porce- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Aachener Glas (sogenanntes Spiegelglas), wel- ches sehr grosse Tafeln z. B. von der Grösse eines ganzen Mistbeetfensters zulässt, und den stärksten Hagelschlag abhält, hat sich in der des Herrn Thiele in Oberschlesien, wo das erste derartige Ge- wächshaus gebaut wurde, nach einer mündli- chen Mittheilung des Hrn. “arteninspectors Stoll, nicht gut bewähıt, indem die Pflanzen nach vorsichtiger Entfernung der Schattentü- cher im September so verbrannten, dass sie sämmtliche Blätter verloren. Im Winter be- kommen die Pflanzen ein bleiches Ansehen. Auch die Haltbarkeil ist nicht so gross, als man annahm, indem vorigen Winter mehrere grosse Scheiben sprangen, was bei der Theu- rung dieses Glases (der [_] Fuss mindestens !/; Thaler Pr. Cr.) kein unbedeutender Gegen- stand ist. Zu Mistbeeten bewährte sich jedoch dieses starke Glas im botanischen Garten bei Berlin und in Magdeburg sehr gut, indem Aroideen ete., wie ich mich selbst überzeugte, unbeschattet sehr gut standen. (J.) 5) Das Rosenweiss, Es ist dieses eine der verderblichsten Krankheiten der Rose. Ein kleiner Fadenpilz überzieht die jungen Blätter, Knospen und Blüthenstiele, und wenn dadurch die Rose auch gerade nicht abstirbt, so kom- men doch die Blumen derselben nicht zur Entwickelung. In besonders hohen Grade zeigt sich diese Krankheit in geschlossenen Räumen oder auf Standorten, wo keine freie Lufleirculation statt- findet. Sie wird daher bei der Treiberei der Rosen sehr gefährlich und richtet z. B. hier in Petersburg, wo z.B. in einer einzigen bedeuten- den Gärtnerei bis auf mehrere Tausend hoch- stämmige Rosen in Töpfen gezogen werden, zu Zeiten sehr empfinlichen Schaden an. Es ist das ein ganz ähnlicher Schimmel- pilz, wie er auch auf den Verbenen, Gurken und andern Pflanzen erscheint, und zwar sehr wahrscheinlich nur die Vorbildung zu einem höher organisirlen Pilze, nämlich der Galtung Erisyphe, die auf dem Hopfen so empfindli- chen Schaden anrichtet. Mittel gegen das Rosenweiss giebt es man- che, aber sie sind nicht immer zuverlässig. Aufmerksame Pflege wird aber stets dazu ge- langen, es zu unterdrücken. Absonderung der neu angelegten Gärtnerei I. befallenen Pflanzen, Abwischen des Pilzes, vermehrte reichliche Lüftung und niedrigere Temperatur tragen schon viel zur Verminde- rung des Uebels bei. Ausserdem ist Schwe- fel, ähnlich wie bei der Weinkrankheit das vorzüglichste Gegenmittel; derselbe muss aber als gut getrocknele Schwefelblume am frühen Morgen, wenn die Blätter nalürlich etwas feucht sind, aufgestreuet werden. Auch darf man mit der Anwendung nicht zu lange war- wenn das Mittel helfen soll, sondern sowie man die ersien ien, muss sofort bestreuen, Spuren der Krankheit wahrnimmt. Herr Rochel, Handelsgäriner auf der Wi- burger Seite in St. Petersburg, vertilgte in die- sem Frühlinge das Rosenweiss auf eine sehr einfache Weise, welche jedoch durch fernere Versuche, erst noch erprobt werden muss. Er bespritzie nämlich seine befallenen Rosen mit warmem Wasser, aus einer kupfernen Was- serheitzung, in der es schon längere Zeit täg- lich erwärmt worden war. Schnelles Abtrock- nen des Pilzes und normale Entwickelung der Blumen war die unmittelbare Folge dieser Operalion. Wir geben diese Thatsache, ohne irgend ei- nen Schluss aus derselben zu ziehen, fernere Versuche können erst zeigen, ob daraus ein ganz allgemein anwendbares Gegenmittel gegen diese verderbliche Pilzkrankheil resultiri. Es kann hier entweder lediglich die Ein- wirkung des gekochten und erwärmten Was- sers gewesen sein, oder es kann durch die Oxydation des Metalls der Maschine sich dem Wasser ein dem Pilze verderblicher Stoff bei- gemischt haben, oder es kann endlich auch ganz zufällig ein dem Pilze verderblicher Stoff, in das Wasser des Hrn. Rochel gekommen sein. Versuche und Mittheilung der erhaltenen Resnliale werden uns bald zeigen, ob Herrn Rochel's Beobachtung auf ein sicheres, allge- mein anwendbares Gegenmittel leitet. Mitthei- lung der gewonnenen Resultate würde den Unterzeichnelen zum grössien Danke ver- pfliehten. - (E. R.) 6) Ein leuchtendes Lycopodium,. Die an einigen Pflanzen beobachtete interes- sante Erscheinung des Phosphorescirens oder Leuchtens ist auch neuerdings an einer aus Jamaika in Kew eingeführten Lycopodium-Art Notizen. 351 beobachtet worden und zwar ist Mr. Smith, der dortige Obergärtner, der erste, der das- selbe bemerkte. Sie scheint zur Gruppe der Helveticum zu gehören, ist wie die andern Arten, grün, aber bei eintretender Dämmerung erscheint sie weiss, und zwar nicht rein weiss, sondern von der matten krankhaften Färbung einer gebleichten Pflanze, und diese Farbe wird um so deutlicher, je mehr die Dunkelheit zu- nimmt. Diese Erscheinung hat nichts gemein mit dem Iridisiren, welches die Lichtstrahlen bei dem L, caesium bewirken. Zu dieser dem Gardener’s Chron. (10. Nov. 1855, pag. 743) entlehnten Notiz erlaubt sich der Ref. noch hinzuzufügen, dass er schon im Sommer 1854 diese neue Art im Garten des Herrn J. A. Henderson unter dem Gartenna- men Selaginella mutabilis vorfand, und dass er schon damals auf den eigenthümlichen Farbenwechsel aufmerksam gemacht wurde, dem sie auch ihren Namen verdankt; sie ist jetzt schon in unseren conlinentalen Gärten verbreitet und zeigt das Leuchten auch am Tage, wenn man sie an einem dunklen, feuch- warmen Orte, wie in einem Vermehrungska- sten oder im Warmhause unter einer Glas- glocke , die man mit Papier dicht beschattet, hält. -- Das Schillern oder Ilridisiren, welches ausser bei dem genannten Lycopodium cae- sium (Selaginella uneinata), bekanntlich auch sehr schön bei L. caesium arboreum (S. lae- vigata Spring.) auftritt, beobachtete Ref. im Van Houtte’'schen Garten auch an einer präch- tigen neuen Art, der S. africana Hort. Van Houtte und ebenfalls sehr deutlich bei der Be. gonia xanthina gandavensis, die als Einfassung im Orchideenhause ausgepflanzt, an den dun- kelsten Standorten sich am üppigsten ent- wickelte und hier ganz den gleichen schönen stahlblauen Schiller zeigte, der die genannten Selaginellen - Arten auszeichnet. — In allen genannten Fällen scheint das Auftreten dieser Erscheinung an einen dunkeln Standort und an eine feuchtwarme geschlossene Atmosphäre gebunden zu sein, da sie sich an einem hel- leren lufiigen Orte sehr bald verliert. (E.O.) 7) Der Garten in Siehrow. Der Fürst Camille von Rohan, einer der passionirtesten Pflanzenfreunde und der grössten Prolecloren des Gartenbaues , besitzt auf seiner Domaine 352 Sichrow bei Liebenau in Böhmen eine Gärt- nerei, die unstreilig zu den reichsten der Welt gehört, und an Vollständigkeit der Sammlun- gen der beliebiesten Kalt- und Warmhaus- pflanzen von wenigen anderen Gärten erreicht werden dürfte. — So werden von der Gat- tung Acacia 127 Arlen eultivirt; die Sammlung der Proteaceen ist anerkannt die grössle Jetzt exisliirende; die Orchideenecollection zählt 500 Arten; Cacteen sind durch etwa 200 Species vertreten; von Ericen sind 700 Arten und Abarten in Cultur; ihnen schliessen sich an 300 Varietäten indischer Azaleen, 250 Rhodo- dendron , 500 Sorten Camellien, 250 Arten Coniferen und verhältnissmässig eben so reich sind die übrigen Pflanzengattungen und Fa- milien vertreten, die üherhaupt in den Bereich der Zierpflanzen gehören. (Belgique horticole. — E. 0.) 8) Culiur der Melonen in Ananas- häusern. Die Hinterwände in Ananashäu- sern, die gewöhnlich kahl oder mit blühenden Schlingpflanzen bekleidet sind, eignen sich auch ganz vorzüglich , falls sie noch von der Sonne beschienen werden können, zur Melo- nenzucht. Ein in dieser Richtung gemachter Versuch gab ein überaus günstiges Resultat. Die jungen Pflanzen, in hölzerne Kästen am Fuss einer solchen sonnigen Rückwand, die schon von Passifloren bedeckt war, ausge- pflanzt, trieben ungemein kräftig; indem sie sich der Passiflorenzweige als Stütze und An- halt bedienten, kletterten sie schnell hinauf bis unter die Fenster; hier angelangt, stiegen sie wieder abwärts und bedeckten sich bald mit Blüthen. Durch künstliche Befruchtung unter- stützt , setzten sie zahlreiche Früchte an, und die ganze Rückwand, bedeckt mit dem zierli- chen Grün der Passifloren und dem massigen Laube der Melonen, reich übersäet mit den duftenden, goldenenFrüchten, bot einen über- aus reizenden Anblick dar. — Die Melonen- pflanzen waren durchaus nicht nach den Re- geln der Kunst ausgekneipt, und die Zahl der Früchte beschränkt worden, sondern absicht- lich ganz sich selbst überlassen, wurde im Gegentheil durch Befruchtung darauf hinge- wirkt, alle weiblichen Blüthen zur Fruchtbil- dung zu veranlassen, da man eine möglichst grosse Zahl Früchte erzielen wollte. Dieser ‘ N LE er ET TE EEE TETEEETETTETEEERTEE Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Zweck wurde vollkommen erreicht, die unte- ren Früchte waren natürlich die grössten, aber selbst die Früchte an den äussersten Enden der Ranken waren, obwohl klein, gut ausge- bildet. (Nach Revue horlicole. — E. 0.) 8) Geschichtliches über Camellia japonica. — Dte Camellia soll, wie allge- mein angenommen wird, im Jahre 1739 durch den Jesuiten Kamel zuerst nach Europa ge- bracht worden sein. Linne verewigte den Namen dieses Jesuiten, indem er die herrli- che Pflanze nach ihm taufte, und als Camellia beschrieb , obgleich Kamelia orthographisch richtiger gewesen sein würde. Der berühmte Autor der Flora japonica, Dr. von Sie- bold, der während seines langjährigen Auf- enthaltes in Japan die Camellia häufig im wilden Zustande beobachten konnte, sagt darü- ber, dass die wilde Stammart einen Baum von 15 bis 20 Fuss Höhe bildet, oder auch oft als hoher Strauch auftritt, indem der Stamm sich gleich am Grunde in mehrere, bis 6 Zoll dicke Stämme zertheilt. — Sie wächst ge- sellschaftlich und bedeckt zuweilen grössere Landstrecken. — In den südlichen Provinzen Japan’s fängt sie schon im Winter zu blühen an und fährt fort, bis im April. Man sam- melt die im September reifenden Früchte und gewinnt aus den Kernen ein Oel, das mit an- deren Pflanzenölen und dem Wachse von Rhus succedanea gemischt, und dann parfümirt, als Pomade gebraucht wird. — Die immergrünen Zweige dienen, nach der Landessitte, zur Decoration der Begräbniss- plätze, und besonders während der Blüthezeit und bei dem Laternenfeste finden die armen Landbewohner einen guten Erwerb in der Herbeischaffung dieser Zweige. Am Laternen- feste werden die Gräber mit der grössten Sorg- falt geschmückt und Nachts erleuchtet; zugleich finden dann auch allnächtlich religiöse Ceremo- nien in den Tempeln statt, Das Holz der Camellia ist sehr hart und wird zu Kunst- gegenständen oder auch als Feuerungsmaterial in Provinzen wie Nangasaki, wo sie in gros- ser Menge wächst, verwendet. — In Japan und China wird sie jedoch auch schon seit vielen Jahrhunderten eultivirt. Die Zahl der Varietäten, die durch die Cultur oder durch Zufall entstanden sind, ist unbegrenzt, und sie I. bilden einen bedeutenden Handelszweig zwi- schen beiden Ländern. Der chinesische und japanische Gärtner vermehrt seine Camellien durch Copuliren auf Wildstämme, die er um die edle Sorte herumpflanzt, und sucht vor- züglich durch die Zucht von Zwergbäumen zu excelliren, die er dadurch gewinnt, dass er möglichst verkümmerte Wildstämme aus- wählt, das Wurzelvermögen auf alle Weise einschränkt und die Stämme selbst verstüm- melt und aushöhlt. — In der Umgebung von Tempeln und in Gärten begegnet man jedoch auch einzelnen staitlichen Exemplaren, die eine bedeutende Höbe erlangt haben. Ein solcher Baum , übersäet mit Hunderten von Blumen in verschiedener Farbe, Form und Grösse, da jedem Zweige eine andere Sorte aufgesetzt wurde , bietet einen herrlichen An- blick. — (Nach Belgique horticole. — E. 0.) 10) Ueber Bepflanzung von Blu- menvasen. — Für Balkone, auf Terrassen, vor Ruhesitzen und an anderen geeigneten Orten aufgestelli, bilden Blumenvasen eine der schönsten Gartenzierden, wenn sie mit Geschmack bepflanzt und geräumig genug sind, um die nölhige Nahrung zu gewähren, was leider beides zu häufig nicht der Fall ist. Man fülle sie mit einer möglichstreichen, nahr- haften Erde und wähle die Pflanzen je nach der Grösse der Vasen, so dass sie hinrei- chende Nahrung zu ihrem volikommenen Ge- deihen vorfinden. Auch auf die harmonische Zusammenstel- lung der Farben und Formen habe man ge- nau Acht, und vergesse besonders die schön blühenden Schling- und Rankenpflanzen nicht, die ganz besonders dazu beitragen, diesen kleinen Gruppen Schwung und Leben zu ver- leihen. Ausser den zu diesem Zwecke so vielfach angewandten Scharlachpelargonien sind besonders die strauchigen Calceolarien, die Phantasiepelargonien, ‘die dunkelrothen Fuchsien und die Petunien zu empfehlen, — An schattigen Orten, wird eine Vase mit ein- heimischen Farren bepflanzi, von grösslem Effecte sein. Agapanthus umbellatus ist eine vorzüglich eflecivolle Wasenpflanze. Ihre gra- cil übergebogenen Blaitibüschel und grossen blauen Blüthendolden sind ungemein zierend. Sie verlangt aber starkes Begiessen, um recht Notizen. 353 üppig zu blühen. Das Gleiche gilt von der Calla aethiopica, die ebenfalls nicht genug empfohlen werden kann, — Phormium tenax, die Yucca und Agave-Arten sind als Blatt- pflanzen besonders für Vasen geeignet, da sie auch an den sonnigsten Standorten nicht so leicht leiden. Unter den Gladiolus und Iris- Arten finden sich eine Menge, die ebenfalls mit Vorlheil verwandt werden können, und die Liste könnte noch sehr ausgedehnt werden, wenn dies unsere Absicht wäre. — Es liegt uns aber mehr daran, eine Anregung zu ge- ben und besonders vor Ueberfüllung der Va- sen zu warnen. Von Schlingpflanzen, die da- zu sich eignen, wollen wir noch der Lopho- spermum und Maurandien erwähnen und für kleinere Vasen an die niedlichen Lobelien- Arten , wie helerophylla und erinoides, an Mi- mulus moschatus, Nierembergia intermedia, Campanula fragilis u. s. w. erinnern. (Nach Belgique horlicole. — E. 0.) 41) Zur Cultur der Anemonen. An- fangs Octobers richte man die Gruppe oder Rabatte her, die für die Anemonen bestimmt ist, indem man sie stark düngt, mit dem Dün- ger eines abgetragenen Mistbeetes und flach umgräbt. Man bringt eine dünne Lage Laub- erde, zur Hälfte mit grobem Sand verseizt, darauf und pflanzt dann die Anemonenknollen 2 Zoll tief und auf 6 Zoll Entfernung. Im März bei trockener Witterung erhält das Beet einen einzigen, verdünnten Dungguss, und bei dieser einfachen Behandlung ist auf einem schweren Lehmboden stets ein herrlicher Flor erzielt worden. (Nach Flore des Serres. — E. 0..) 42) Vermehrung der Juglans re- gia laciniata. Diese schöne geschlitzt-blät- terige Varietät der Wallnuss verdient als ein schöner Zier- und Nutzbaum allgemeine Ver- breitung. Der Wuchs ist eben so kräftig, das Holz eben so werthvoll, wie bei der Stamm- art, die Früchte sind mittlerer Grösse, dünn- schalig, und wenn auch nicht ganz so wohl- schmeckend, doch wenigstens zur Oelfabrika- tion gleich geeignet. Sie entstand aus einer anderen Abart, der J. regia heterophylla, und, merkwürdiger Weise schlagen die Aussaaten ihrer eignen Früchte stets zur ganz-blätirigen 354 Stammform zurück , während die Früchte der J. regia heterophylla ebenfalls nie sich selbst, dagegen immer wenigstens zur Hälfte die la- einiata reproduciren, die übrigen Sämlinge kehren dann auch zum Typus zurück. Um die Varietät laciniata zu erhalten, muss man daher nicht ihre eigenen Früchte, wohl aber die der heterophylla aussäen , und diese letz- tere muss durch Pfropfen vermehrt werden, da sie, wie eben gesagt, bisher nie wieder aus Samen gezogen wurde. Das Propfen der Wallnussabarten auf die Stammart betreffend, bietet die in Baumschulen allgemein ange- wandte Methode selten ein befriedigendes Re- sultat, Die von mir befolgle Methode scheint mir vortheilhafter, sie besteht in Folgendem : Im Frühjahr oder Herbst nehme ich junge Sämlinge,, schneide die Pfahlwurzel zurück, pflanze sie in 3 — Azöllige Töpfe und grabe diese irgendwo im Garten ein, wo sie Zeit haben, sichneu zu bewurzeln, oder in Erman- gelung solcher schon bewurzelten Exemplare nehme ich zur Zeit des Propfens die Wild- linge gleich aus den Samenbeeten, kürze die Hauptwurzel, setze das Edelreis auf, pflanze sie dann erst in Töpfe und bringe sie gleich unter die Glasglocken ins Vermehrungshaus; der Unterschied im Erfolge ist unbedeutend. Die Zeit vom Januar bis März scheint mir die günstigste zur Veredlung. Ich wende ge- wöhnlich das Spaltpropfen an und propfe möglichst nahe am Grunde, damit die Verede- lungsstelle später unter die Erde kommt. Zu Edelreisern nehme ‘man gut gereifie Zweige vom vorigen Jahre. — Nachdem die Wild- linge auf diese Weise gepfropft, verbunden und mit Propfwachs verklebt sind, bringe man sie ins Vermehrungshaus unter Glocken. — Nach Verlauf von 3 — A Wochen etwa, sobald sie zu treiben beginnen, gewöhne man sie allmä- lig an die Luft, bis die Glocken ganz abgeho- ben werden. Die zu gleicher Zeit sich ent- wickelnden Augen des Wilalings werden, wie bei anderen gepropflen Pflanzen, sogleich ent- fernt. (Nach Carriere in Flore des Serres. — E.O.) 15) Ersatzpflanze der Kartoffel. Eine Boussingaultia empfiehlt Herr Schlott- hauber in der Bonplandia als Ersatzpflanze Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. der Kartoffel. Dieselbe soll als Proviant von einem Bremer Schiffscapitän aus China milge- bracht worden sein. Herr Roth, Apotheker zu Echte bei Göttingen erhielt davon und cul- tivirle sie. Es ist ein knollentragendes Schlingge- wächs, das in einem Jahre. bis 20 Fuss em- porschlingt, dagegen bei einem Thermometer- stand unter Null abfriert. Wenn es eine Boussingaultia ist, so dürfte sie kaum aus China stammen, da das Vater- land aller bekannten Arten dieser Gattung das tropische Amerika ist. Wahrscheinlich ist es die schon länger bekannte, und auch schon früher einmal zum Anbau empfohlene B. ba- selloides Kunih aus Peru und Chili; dieselbe ist als hochrankende Schlingpflanze hübsch, als Nutzpflanze wird sie bei uns aber kaum je gebauet werden können, da die Knollen schlecht schmecken und auch die Blätter kaum als spinatartiges Gemüse dienen können, ganz abgesehen davon, dass wir in ähnlicher Rich- tung ertragsreichere und bessere Pflanzen be- reits besitzen. Noch eigenthümlicher klingt der Rath, den der Kunsigäriner Vincenz Huber in Neu- berl’s Magazin ertheilt, bei jeder gelegten Kar- toffel ein Samenkorn von Carduus hispanicus (?) auszusäen. Wenn diese Pflanze bei den Kar- toffeln wächst, sollen diese nicht nur gesund bleiben , sondern auch noch den Geschmack der Artischocken erhalten. Da wird sich wieder mancher täuschen, der solch einen Rath befolgt, und wie kann man solehen Un- sinn verbreiten. (E. R.) 14) Eine neue Seide. Seitdem die Pilzkrankheit die Seidenraupen angegriffen und solche massenhaft getödtet, hal man nach einem Stellvertreter der Seidenraupe gesuchl, dessen Zucht in Europa möglich sein würde. Die verschiedenen in dieser Beziehung einge- führten Raupen bildeten entweder keine or- dentliche Seide, oder die Pflanzen, auf denen sie lebten, waren selbst im südlichen Europa nicht ceulturfähig. — Im Maiheft der Illustration horlicole be- richtet nun Lemaire, dass ihm eine schöne Seide vorliege, welche gleichsam die Mitte zwischen Seide und Baumwolle halte. Diese Mt. Notizen. | \ Seide stammt von fusslangen Cocons, wel- che von einer Raupe kommen, die in den Gebirgen Mexico’s in einer Höhe von 6—-8000 Fuss auf einer Eiche mit hinfälligen Blättern lebe. Sie soll dort so massenhaft vorkom- men, dass manSchiffe damit beladen könne. — Dies als vorläufige Nachricht. Bestätigt sich dieses, so werden wir bei dem hohen Interesse , das die Entdeckung einer solchen Raupe für uns haben müsste, bald näheres über Baum und Raupe wissen. Die letzte Zeit hat der Täuschungen zu viele gebracht, um sofort zu glauben. (E. R.) 15) Der Hofgarten in Athen. Der- selbe ist in dem Zeitraum von 18 Jahren ent- standen und ist eine Schöpfung der kunstsin- nigen Königin Amalie. Er mag wohl 250 Tagwerk umfassen und wechseln hier die mannigfaltigsten Parthien. Prächtig ist die Aussicht von der Südseite des Palais, indem von hier aus der Blick über die alle Akropo- lis mit dem Tempel der Minerva, das Thor Hadrians und die gigantischen Säulen des Tempels des Olympischen Jupiters hinschweift nach dem fernen Hafen Phalerus, nach dem Meere und den Inseln Salamis, Poros, Meiha- nos und Hydra. In einigen Teichen wachsen die Nelum- bien, die Vieioria ‚‚Euryale und die Papyrus- Staude (Papyrus antiguorum) im Freien. Vor dem Schlosse erblickt man ein paar prächtige Dattelpalmen und um diese gruppiren sich Oleander, Pittosporum, Arbutus,, Pistaeien. Wiesen gibt es in Griechenland eigentlich gar nicht. Hier sind die grünen Plätze durch Aussaat des englischen Raigrases, oder durch Bepflanzung mit Mesembrianthemum trum gebildet. Irique- Unter den Strauch- und Baumgruppen spielen die Hauptrolle die majestätischen Cy- pressen , Orangenbäume, Pinus maritima, ce- phalonica und Pinea, Lorbeerbäume , Cereis Siliquastrum, Schinus molle, Robinia Pseudaca- cia, Melia Azedarach , Yucca gloriosa, Agave americana, Phytolacca octandra, Erythrina in- dica, Thuja articulata , Rosenbäume, Jasminum Sambac, Hibiscus syriacus, Granaten und die verschiedenen Maulbeeren. Laubengänge bil- 355 den mächlige Epheupflanzen, Bignonien, Con- volvulus und Ipomoeen, Als eine schöne Zierde des Gartens dienen Gruppen von Crataegus glabra und Bigno- nien, Vilis und Convolvulus winden in den Bäumen empor. Ailanthus und unsere Ahorne sind schon zu hohen Bäumen aufgeschossen und so bildet dieser Garten den Sammelplatz derjenigen Bäume des Südens, die an die Zei- ten des classischen Alterthums erinnern, wo sie zu den Göttern geheiligten Hainen vereinigt waren oder irgend eine symbolische Bedeu- tung besassen , und der Bäume Deutschland’s und Amerikas. Die Blumenparthien bilden aber wie bei uns, Dahlien, Verbenen und an- dere Zierpflanzen unserer Gärten. Durch diesen geschmackvoll angelegten Gar- ten ist die Liebe zum Gartenbau in Griechen- land wieder geweckt worden und um Athen sind jetzt schon zahlreiche schöne Privaigärten entstanden. — (Nach einer Schilderung Landerers in der Flora.) 16) Agave americana L., Chamae- rops humilis L., und Callitris qua- drivalvis Vent. in Algerien. — Unter den Produkten, welche das in Bezug auf seine Culturen immer mehr aufblühende Algerien Jährlich nach dem Mutterlande imporlirt, figu- riren besonders auch die von Agave und Cha- maerops gewonnenen Gewebestoffe. Die Agave hat sich dort ganz eingebürgert und man findet sie allenthalben in Form von undurchdringlichen Hecken angepflanzt. In Amerika bereitet man bekanntlich von dem Safte, der aus den abgeschniltenen Blüthen- stengeln ausfliesst, die Pulke. In Algerien ziehet man dagegen nur aus den fleischigen Blättern die Fasern, welche sehr zähe und fest sind und hauptsächtich zu Tauen für die Ma- rine benutzt werden. Die Chamaerops humilis L. ist in Algerien eine weit verbreitete, dichte Gestrüppe bildende Pflanze, welche wegen der Leichtig- keit, mit der sie aus der Wurzel wieder aus- treibt, kaum auszurolten ist und daher grosse Strecken der Cultur fast unzugänglich macht. Um diese lästige Pflanze nützlich zu machen, hat man aus den Blättern derselben einen Fa- serstoff gezogen, der denNamen Crin vege- 356 tal, erhalten hat, weil er zur Füllung von Möbeln verwendet wird. Nach dem Urtheil der von der Pariser Gartenbaugesellschaft nie- dergesetzten Prüfungs-Commission behält der- selbe jedoch seine Elastieität nur kurze Zeit und sei zu gedachtem Zwecke daher nicht zu empfehlen. Der gleiche Stoff wurde früher zur Papierfabrikation verwendet, lieferte aber nur grobe schlechte Sorten, so dass die Hoff- nung, diese lästige Pflanze wie eine Nuiz- pflanze zu verwenden, jetzt sehr gering ist. Die Callitris quadrivalvis Vent. lie- ferl ein sehr gesuchtes und sehr hoch im Wertihe stehendes Holz, welches wegen seiner feinen verschlungenen Fasern und Masern jetzt als eins der edelsten Hölzer für den Ebeni- sten empfohlen wird. Leider scheint die Zeit | nicht ferne, wo die Bestände desselben ausge- rotiet sein werden, weshalb das Gouvernement schon Schutzmaassregeln hat nehmen müssen. (Journal de la Societ& imperiale et centrale d’horticulture.) 17) Verpflanzen immergrüner Bäu- me. Herr Parkinspector Petzold in Muskau, Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. der sich jedes Frühjahr einige Zeit in Holland aufhält, um die dortigen Gärten des Prinzen Friedrich der Niederlande, des jetzigen Be- sitzers von Muskau, umzugestalten, theilte mir folgende interessante Thatsache mit, Herr Petzold verpflanzte unter anderen drei grosse Ilex, von denen einer, ein Baum- strauch mit 4 Stämmen, 29 Fuss Rheinisch Höhe und 21 Fuss Kronendurchmesser hat. Der Hauptstamm hat 3°), Fuss Umfang. Man schätzte diesen Baum auf 120 — 150 Jahre. Aehnliche Stämme, obschon weniger gross, wurden schon seil mehreren Jahren mitGlück verpflanzt. Weisstannen (Abies pectinata) von 30 Fuss Höhe wurden wiederholt mit bestem Erfolg verpflanzt. ‘In einem besonderen Garten des Prinzen, welcher nur immergrüne Holzarten enthält, überstanden Araucaria imbricala und Crypto- meria japonica von 8 Fuss Höhe ohne Nach- theil den harten Winter von 185"J,3, während auch in dorliger Gegend, an dem Ostwind ausgeseizten Lagen unsere gemeinen Kiefern, Fichten und Weymouthskiefern vom Frost be- schädigt wurden. (J) IV, Personalnotizen, Neuestes etc. 1) R. W. Plant, der in Port Natal Pflan- zen sammelte und durch den die eigenthüm- licbe Stangeria paradoxa Th. Moore in Europa eingeführt ward, starb auf einer Reise in das Innere des Landes. (Bonplandia.) 2) Weinmann, Kaiserlich Russischer Botanischer Garten-Inspector in Paulowsk bei Petersburg, Rath und Ritter, starb am 17° August in einem Alter von 76 Jahren. Der- selbe gehörte zu jenen seltenen Männern, die mit enthusiastischer Liebe und Aufopferung nur ihrem Fache leben und deren gerade und edle Denkungsart, deren offen ausgesproche- nes Wort sich nach allen Seiten die vollsie „Anerkennung verschafft hat. Allgemeine innige Liebe und Verehrung zollte man dem bis in sein hohes Alter rüsligen Greis, der mit uner- müdetem Eifer seinen Geschäften nachging und oft nur deshalb missmuthig war, weil er in seinen letzten Lebensjahren fühlte, dass er nicht das mehr leisten konnte , wie in sei- ner Jugend. Eine genauere Biographie dieses ausge- zeichneten Mannes, in dem Russland einen seiner tüchtigsten Gärtner und Bolaniker ver- lor, werden wir in einem der nächsten Hefte geben. . Heute sei es uns erlaubt, auf dessen wissenschaftliche Thätigkeit hinzuweisen. Im Jahre 1810 gab er unter dem Titel: Der Botanische Garten in Dorpat, eine alphabetische Aufzählung der in diesem. Garten cultivirten Pflanzen heraus, an dem er seit dem Jahre 1804 als Gärtner angestellt IV. Personalnotizen, Neuestes etc. war. Hinter dem Namen der Pflanzen finden wir den Autor und die Angabe von Dauer und Cultur. In besonderen Anmerkungen sind kritische Bemerkungen und die Beschreibung mehrerer neuer Arten gegeben, die das le- bendige Zeugniss liefern, dass der Verfasser vor dem Druck alle die zahlreichen Arten (ungefähr 4600) auf deren Richtigkeit prüfte. Als Inspector des Kaiserlichen Botanischen Gartens in Paulowsk bei Petersburg, gab er im Jahre 1824 den Elinchus plantarum horii imperialis Paulowskiensis et agri Petropolitani heraus. Seit 1813 hatte er diesen Garten mit jenem ihm eigenen unermüdlichen Fleisse ein- gerichtel und schon konnte er einen reichen, nach den Linnaeischen Klassen und Ordnun- gen geordneten Catalog dem Druck überge- ben. Den vorangesiellten Gattungsnamen sind die Auloren angehängt und ebenfalls die na- türliche Familie zu der sie gehören. Selbst die Arten sind in wissenschafllicher Anord- nung nach ihrer Verwandschaft zusammenge- stellt und mit Autor, Vaterland, Cultur und Dauerzeichen versehen. Bei den um Peters- burg wachsenden Pflanzen sind die Standorte angegeben. Schon in diesem Werke halte Weinmann gezeigt, dass er nicht blos die Pflanzen des Gartens, sondern zugleich auch die der Flora einer strengen Prüfung unterworfen. Er dehnie seine Studien aber nicht blos auf die höher organisirlen Gewächse aus, sondern auch die grosse Zahl der viel schwieriger zu unterschei- denden blüthenlosen Gewächse , sammelte er mit dem gleichen beharrlichen Eifer. Ein Ausfluss dieser umfassenden Studien war eine Zusammenstellung und Beschreibung der im Russischen Reiche wachsenden Pilze, aus der Gruppe der Hymeno- und Gasteromyceten, (Hymeno- ei Gasteromycetes hucusque in im- perio russico observatos recensuit C. A. Wein- mann. Peiropoli 1836) ein starker Ociavband von 676 Seiten. Schon ein Jahr darauf (1837) folgte die- sem eine Zusammenstellung aller Pflanzen (Phanerogamen und Kryptogamen), die Wein- mann in der Umgegend Petersburgs gesam- melt, mit Citaten, Angabe der Standorte u. s. f, 357 unter dem Titel: Enumeratio stirpium in agro Petropolitano sponte crescentium. (E. R.) 3) Allgemeine deutsche Verlags- anstalt. Eine Zahl von Männern haben kürzlich von Leipzig aus den Aufruf zur Grün- dung einer Allgemeinen deulschen Verlags- Anstalt auf Aktien ergehen lassen und zu- gleich einen Statuten-Entwurf für eine solche Anstalt versendet. Auf Aktien von je 50 Thalern soll ein Grundkapital beschaffi werden, welches vor- läufig 250,000 Thlr., später aber 500,000 Thlr, betragen soll. Nur gute Bücher sollen verlegt werden, und die Autoren sollen kein festes Honorar, sondern die Nutzniessung vom Werke in der Weise erhalten, dass ihnen nach Deckung der Herstellungskosten 60 Procent des Reinertrages zufallen würden. Die Tendenz unserer Zeitschrift erlaubt nns nicht, näher auf dieses Unternehmen ein- zutreten, dessen Gedeihen und Nutzen ganz von denen abhängen wird, die dieLeitung der Geschäfte übernehmen. Wir enthalten uns da- her aller Reflexionen und begnügen uns mit der einfachen Anzeige. Unterzeichnet sind 19 Männer, von denen die 3 leizten Dr. A. Wilda, Prof. Dr. H. Wutika, und Dr. J. Th. Zenker sind. Aehnliche Verlagsbedingungen würde man auch von unsern jetzigen Verlags- Handlungen erhalten können und ob ein Ak- tien-Unternehmen eine grössere Sicherheit des festen und unverkürzienEinhaltens der gegen- seitigen Stipulationen gewährt, das zu ent- scheiden, überlassen wir jedem Einzelnen. Einzahlungen von Aktien sind an das Ban- quier-Haus Kind in Leipzig zu machen. (E. R.) 4) Friedrich von Eichel. Der auch in weiteren Kreisen bekannte schöne Garten des verstorbenen Friedrich von Eichel in Eisenach wird auch nach dem Tode des früheren Be- sitzers und Gründers in der früheren Weise forterhalten. (J.) 5) Garteninspector Jühlke. Die von uns früher gegebene Nachricht, dass Herr Jühlke in Eldena die Handelsgärtnerei 358 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. des Herrn Appelius in Erfurt übernommen | unbesuchte Gegenden troizend , zugleich als habe, müssen wir dahin berichtigen, dass zwar dazu Einleilungen getroffen waren, mitt- lerweile aber Herr Jühlke den Ruf als Di- rector des kaiserlichen Gartens in Tiflis (in der russischen Provinz Georgien an der per- sischen Grenze) angenommen hat. (J.) 6) Gemüseausstellung in Er- furt. Die für diesen Herbst bestimmte, in Erfurt abzuhaltende allgemeine deutsche Ge- müseausstellung, von welcher man sich so viel für das so nothwendige Ordnen der Sy- nonymik verspricht, konnte nicht abgehalten wer- den, da in Erfurt und dem grössten Theil von Deutschland das Gemüse, in Folge der entsetz- lichen Dürre fast gänzlich missrathen ist. (J.) 7) Dr. Dietrich Georg Kieser, Pro- fessor in Jena ist zum Präsidenten der Leo- poldinisch-Carolinischen Academie der Natur- forscher erwählt worden. 8) Julius Allardt, Handelsgärtner in Berlin, starb am 9. April dieses Jahres in sci- nem 58sten Lebensjahre. Cacteen und Orchi- deen wurden von demselben mit Vorliebe eultivi. Auch der Tischlermeister Linke, dessen durchaus richliig besiimmte Cacieen- Sammlung sich durch Vollständigkeit auszeichnete, starb in diesem Jahre in Berlin. Seine Wittwe bietet dessen schöne Cacteen- Sammlung zu ermässigten Preisen aus. ihre 9) Heinrich Lehmann aus Magde- burg, welcher im Petersburger Botan. Garten der Cultur der Orchideen einige Jahre vor- stand, hat die Handelsgärtnerei von Böhm, Grünhof bei Stettin, käuflich übernom- men. — 410) Bonpland. (Fortsetzung) Auf der so berühmten gemeinsamen Reise mit Hum- boldt durch einen grossenTheil des tropischen Amerika’s, war es Humboldt, der alle jene Beobachtungen machte, welche den grossen Forscher auf die Höhe der Wissenschaflen ge- stellt haben, von wo aus er, die Erscheinungen in ihrer Gesammtheit überblickend, alle jene wichtigen, Schlüsse ‚über Entstehung und Bil- dung unserer Erdoberfläche zog. Er war es, der allen Beschwerden einer Reise durch noch Geolog, Physiker und Astronom arbeitete, während Bonpland hauptsächlich die Pflanzen sammelte. Nur einen Theil ihrer Sammlungen sendeten die Reisenden heim, die Hauptsamm- lungen führten sie aber auf allen ihren be- schwerlichen Wanderungen mit sich, um nicht Gefahr zu laufen, solche bei dem damals herr- schenden Kriege zu verlieren. Keine Mühe, keine Beschwerde scheuten die beiden Freunde im Dienste der Wissenschaft. Nach ermüden- dem Tagesmarsch wurden Nachts noch die Ge- stirne beobachlet, die höchsten Gebirge wurden erklommen, und nur mit durch Tücher ge- seihetem Sumpfwasser ihren Durst stillend, sammelten sie in der glühendsten Sonnenhitze die Blumen der Steppen. Dazu die Plage der Mosquitos, die in manchen Gegenden so arg, dass die Reisenden stets nur mit geschwolle- nem Gesichte und Händen arbeiten konnten. Selbst die Fahrt auf den Flüssen in kleinen Nachen , machten Mosquitos und Sonnenhitze zur argen Qual, aber begeisterte Liebe zur Wissenschaft, sowie die Anschauung jener herrlichen Natur , liess sie alles verhältniss- mässig leicht erdulden. — Von einer längern Reise auf dem Ori- noko , Magdalenenfluss und Cassiquiari in An- gosiura angekommen, erkrankten beide Rei- sende an jenem gefährlichen klimatischem Fie- ber, welches hinzutretende Ruhr, für alle nichtEingeborenen, doppelt gefährlich macht. — Fünf Jahre lang trotzten sie len Beschwerden, die die Natur, sowie die Eingeborenen und Regierungen dem Reisenden nur bereiten können. Im Jahre 1800 hielten sie sich einige Zeit in Cuba auf. Von da suchten sie, die inzwischen von Frankreich unter'Baudin nach den Küsten der Südsee abgegangene Expedition zu er- reichen. Sie schifften in einer 2 Monate lan- gen Fahrt den Magdalenenstrom hinauf, er- so al- siegen das Plateau von Bogoia und erreich- len nach einer 9 Monate langen Wanderung über Jbague, die Cordillere de Quindiu, Car- tago, Popayan, den Parana de Almagues im Januar 1802. Die Bergersteigungen , nament- lich die des Chimborasso, haben gerade diese Reise besonders bekannt gemacht. Nach Amonatlichem Aufenthalt und Durchforschung IV.. Bersonalnotizen , Neuestes etc. des Hochlandes setzten die Reisenden ihren Weg durch Peru nach Mexico fort. Im De- zember 1802 schifften sie sich von Calloa nach Guayaquil ein und landeten im März 1803 in Acapulco. Ein volles Jahr verwende- ten sie für die Erforschung Mexicos und schiff- ten sich dann im März 1804 in Vera Cruz ein, um über Philadelphia nach Europa zu- rückzukehren. Was der Gründer der vergleichenden Naturgeschichte, der berühmte Humboldt durch diese Reise geleistet, ist allbekannt. Bon- pland’s unermüdlichem Fleisse verdankt die Botanik eine Sammlung von 6000 Pflanzen- arten, welche die beiden Reisenden mit nach Paris brachten und die unier der Mithilfe von Kunth besonders in dem ausgezeichneten Werke Nova genera et species plantarum: im Jahre 1815 veröffentlicht wurden. Bonpland war inzwischen in nähere Beziehung zum Herrscherpaar getreten und ward von Napo- leon zum Intendanten von Malmaison er- nannt, — Nach dem Sturze Napoleon’s im Jahre 1816 schiffte sich Bonpland wieder nach Amerika ein, um sich in Buenos Ayres blei- bend anzusiedeln. Mit Auszeichnung aulge- nommen, ernannte ihn die Regierung zum Professor der Naturgeschichte. Bald trübte sich aber dieses Verhällniss , und so irat B. eine neue Reise ins Innere an. Den Pera- guay hinauffahrend, kam er auf ein Gebiet, um das Paraguay und die Argentinische Re- publik im Streite waren. Hier ward er auf Befehl des Dr. Francis festgenommen und durch einen Säbelhieb verwundet. Zehn Jahre lang ward er hier festgehalten und lebte in der Nähe von Santa Maria, indem er seinen Beruf als Arzt ausübte und hierdurch sich die Mittel zum Leben nothdürftig verschaffte. Nach- dem die Bemühungen der verschiedenen Re- gierungen, ihn zu befreien vergeblich gewesen» ward er plölzlich am 12. Mai 1829 wieder in Freiheit gesetzt, und wollte sofort Paraguay verlassen , ward aber an der Grenze abermals 20 Monate aufgehalten und aufs Neue ver- hört. Endlich am 2. Februar 1831 durfte er das Land verlassen, in welchem ihn despoti- sche Willkür so lange festgehalten halte. Jetzt liess er sich in der Nähe des Städtchens S. 359 Borja am Passo yon Uruguay nieder. Ein Garten mit Orangen und Sträuchern Europa’s umgab seine Wohnung. Der Wissenschaft und dem Wohlthun war der letzte Abschnitt seines wechselvollen Lebens gewidmet und nur selten verliess er seinen Wohnsitz, um kurze Reisen nach dem La Plata zu ma- chen. — (E. R. nach Mittheilung der Allgemeinen Zeitg., der Bonplandia ete.) 11) Roth, Dr. Johannes, Professor der Naturwissenschaften zu München, mit einer wissenschaftlichen Untersuchung des gelobten Landes beschäftigt, starb am 26. Juni dieses Jahres. Mangel an richtiger Pflege war die Ursache seines Todes. Schon 1836 — 1837 reiste er mit Schubert im Morgenlande. Die damals von ihm gesammelten Pflanzen wur- den von Schenk bearbeitet und ihm zu Ehren eine neue Lauch-Art, die auf dem Hebron in Palästina wächst, Allium Rothii genannt, (Bot. Zeitg.) 12) R. F. Hohenacker, allen Botani- kern durch die Ausgabe von getrockneten Pflanzen-Sammlungen bekannt, hat seinen Wohnsitz von Esslingen nach Kirchheim unter Teck in Würtemberg verlegt und wird dort nach wie vor seine für jedes öf- fentliche, wie für alle bedeutenderen Privat- Herbarien so wichtigen Sammlungen herausge- geben. (Bot. Zeitg.) 13) Die Wittwe des bekannten Lou- don, starb Mitte Juli dieses Jahres im hohen Alter. Nach dem Tode ihres Mannes war sie als Schriftstellerin im Gartenfache aufgetreten. (E. R.) 14) Prof.Dr.Ernst Heinrich Fried- rich Meyer, Director des Botanischen Gar- tens in Königsberg , starb am 7. August 1858. In ihm hat die Wissenschaft einen ihrer tüch- ligsten Vertreter verloren. Die fast beispiel- lose Raschheit, mit der in den letzten Jahren die Bände seines Werkes über die Geschichte der Botanik auf einander folgten, zeigten, welch ungeheures Material er in seinem thä- tigen Leben aufgehäuft. ‘Seine vielseitigen Bo- tanischen Schriften haben ihm einen dauern- den Denkstein gesetzt. (E. R.) 360 15) Pabst und Neumann ist die Firma einer neu etablirten Handelsgärtnerei Erfurt’s. Herr Pabst, früher Gärtner beim Herrn Bodmer - Stocker in Zürich, ist den Le- sern der Gartenflora aus mehreren tüchligen Aufsätzen schon von sehr vortheilhafter Seite bekannt geworden. So im Jahrgange 1855 durch den Artikel: „Cultur der Winterlev- koje als Gruppen- und Topfpflanze“ und einen grössern Aufsatz über „Cultur des Orangen- baumes.“ Im letzten Verzeichnisse empfiehlt dieses Geschäft eine neue Levcojen-Serte, die Cartenflora Deulschlande und! der Schweiz. Pyramiden-Levcoje,, als eine ganz vorzügliche grossblumige Sommer -Levcoje, die durch lange Blüthezeit sich besonders vortlheilhaft auszeichnen soll. (E. R.) 16) Rudolf Deckart, Gartengehilfe im Königlichen Schlossgarten zu Engers bei Neu- wied, empfohlen von Petzold und andern tüchtigen Fachmännern, als ein zuverlässiger und tüchtiger Gärtner, sucht eine selbstständige Stelle in einem Privatgarien. — V. Correspondenz. 4) Herrn J. inE. Mittheilungen für das Januarheft ganz willkommen. — Dank für die | lungen aller Art ganz angenehm, andern Mittheilungen. 1)Herrn L. A. R. in W. Erhalten. Mitthei- Sollte sich etwas Ihren Wünschen Entsprechendes finden, 2) Herrn M. in J. Erhalten, wird baldigst | so werde ich direkte Mittheilungen machen. besprochen werden. >: BE Wann a Bere 2 Talea Graham - Br | I Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) 1. Salvia obtusa Mart. et Gai. 2. 8. Grahami Benth. L.a:b 1 a:4>22€ (Siehe Taf. 242.) Diese beiden hübschen Salvien sind, obgleich durchaus nicht mehr neu für die Gärten , dennoch nicht so allgemein verbreitet, als sie es wegen ihrer rei- chen, lang dauernden Blüthezeit verdie- nen. Wir geben um so lieber eine Ah- bildung beider, da die erstere noch .nir- gends, die zweite wenigstens noch in keinem continentalen Gartenwerke abge- bildet wurde, und beide sich so unge- mein ähneln, dass es schwer wird, sie ohne eine getreue Abbildung zu unter- scheiden. — Sie haben durchaus den gleichen, strauchigen Wuchs, die glei- chen Dimensionen, und die gleichen botanischen Charaktere, der Hawptunter- schied liegt in der Blüthenfarbe, die bei $. oötusa ein reines, lebhaftes Rosacar- min, bei 8. Grahami mehr ins Bläuli- che ziehend, ein schönes Lilapurpur ist, und in den Blättern, die bei $. Graehami etwas schmäler und glänzend grün, bei S. oötusa mattgrün sind. Die bei 8, Grahams auftretende blaue Farbe er- XII. 1858, streckt sich auch meistens über die Kel- che, die dadurch dunkel gefärbt wer- den, und theilweise auch über die Sten- gel, während’ S. oötusa an den vege- tativen Organen ganz grün ist. — Ob diese Unterschiede hinreichend sind, beide specifisch zu trennen, bedürfte noch einer genaueren Untersuchung um so mehr, als beide auch ein gemeinsa- mes Vaterland Mexico haben. Wir be- dauern, dass unsere Pflanzen keinen Sa- men ansetzten, da Aussaaten in solchen Fällen am sichersten entscheiden. $. oötusa ist in den Gärten meistens als S. duleis anzutreffen. Beide eignen sich vortrefllich zum Auspflanzen auf Gruppen, sie blühen schon vom Juni an ununterbrochen fort bis zum Spätherbst, und ihre sanften, reinen Farben contrastiren angenehm mit den brennenden Farben der S. spZen- dens, coccinea , fulgens etc. (E. 0.) 23 362 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. b)Die neuen Paconien des Hrn.Kunst- und Handelsgärtners Joseph Unterrainer in Innspruck. (Siehe Tafel 243.) A. ‚VarietätenvonPaeonia arborea, 1) Augusta Carolina. Sehr grosse wilchweisse Blume. Bau locker, Peta- len am Grunde schwach röthlich. 2) Venus. Kleinere ziemlich gut ge- füllte Blumen, Die lebhaft dunkelrosa- rothen Blumenblätter werden gegen die Spitze hin heller und die äusseren Blu- menblätter gegen den vorderen Rand so- gar in weiss ausbleichend. 3) Triumph von Innspruck. Grosse regelmässig und dicht gefüllte Blume. Petalen schön lichtrosa, nach dem Grund zu dunkler, (Wird abgebildet.) 4) Marschall Radetzky. Blume sehr gross, locker gefüllt, im Centrum einzelne Staubfäden. Blumenblätter hell- rosa und dunkler roth verwaschen, ade- rig gestreift, das Centrum der Blume dunkler. 5) Siplendida. Sehr grosse locker gefüllte Blume von feurig dunkelear- moisinrother Färbung. Im Centrum Staubfäden. (Wird abgebildet.) 6) Kaiser Franz Joseph. Grosse regelmässig gefüllte Blume, schön dun- kelrosa mit dunklerem rothem Centrum, (Wird abgebildet.) B. Krautartige perennirende Paeonien*). a) Von Anemonenbau. (Aeussere Petalen gross, flach, In- *) Wahrscheinlich Abkömmlinge von P. albiflora. nere sehr zahlreich, klein und dicht ge- drängt). 7) Lutea perfecta. Blumen sehr gross, dicht gefüllt. Aeussere Petalen fleischfarben mit gelb, innere Petalen blass- geib. (Wird abgebildet.) 8) Lutea variegata. Blume gross, dicht gefüllt, schön hellrosa mit gelbli- chem Scheine. 9) Amabilis. Blume gross, gut ge- füllt, lichtrosa mit weiss. - 10) Plenissima superba. Grosse, sehr dicht gefüllte Blume. Aeussere Blumenblätter schön dunkelrosa , innere Blumenblätter dunkler mit carmoisin. — (Siehe Tafel 243.) b) Von Ranunkelbau. (Aeussere Blumenblätter breit und gross; innere schmaler, aber fast ebenso lang.) — . 11) Trecoler. Grosse, dicht gefüllte Blume, Aeussere Petalen schön licht- rosa, innere weiss und dieinnersten be- sonders beim Aufblühen roth gespitzt. (Wird abgebildet.) 12) Herzogin Charlotte. Blume _ gross, gut gefüllt, Petalen lebhaft rosa, carmin und weiss nüancirt. c) Von Malvenbau, (Blumenblätter ziemlich gleichgross.) 13) Herzogin Margaretha. Blu- men gross, gut gefüllt, schön lebendig rosa und weiss nüancirt. 14) Ruöra superba. Blumen gross, sehr dicht gefüllt, feurig carmoisin, nach dem Centrum dunkler. — Die obenstehenden Paeonien sind nach des Hrn, Unterrainer Versicherung OD E 2 ER Tre yalcıhera) HERE: nperla I. Originalabhandlungen. 363 eine Auswahl der besten Blumen , aus | Beschreibung gemacht. Die Samen, aus einer Collection von 40 baumartigen und 60 krautartigen Paeonien. Der Hr. F. Enke, in dessen Verlag diese Zeit- schrift erscheint, selbst ein Blumenfrernnd und Besitzer eines schönen Gartens, sah dieselben bei Herrn Unterrainer blühen und bat um Mittheilung der Abbildung der schönsten, wonach wir die obige denen dieselben stammen, sind in dem Garten des Grafen Casati in der Lom- bardei gezogen worden, und kamen die- selben im Jahre 1850 nach Zerstörung jenes Gartens, in Herrn Unterrainer’s Hände. Die Abbildung von 6 der aus- sezeichnetsten Blumen wird nach und nach folgen. (E, R.) c) Boibophylium umbellatum Lindi. $. Bergemanni Rgl. (Siehe Taf. 244.) Orchideae Bolbophyllum. (Genera and spec. of Orch. pl. pag. 47. Sect. II, Dendro- bieae). B. umbellatum Lindl. Var. Bergemanni Rgl.;, foliis oblongo-lan- ceolatis, scapum subaequantibus v. su- perantibus ; umbellis 4 — 6Glloris; sepa- lis lateralibus ovato-falcatis, apicem ver- sus margine anteriore involuto; sepalo supremo ovato rotundato, quam lateralia subduplo breviore; petalis ovato - subro- tundis, apiculatis, sepalo supremo brevio- ribus, labello conduplicato, integro, e basi cordato-hastata ovato-oblonga, petalorum longitudine; columna alata, alis basi truncatis, apice in setas excurrentibus, Wir fanden diese niedliche Art in dem Garten des Herrn Kolenisschef auf der Apothekerinsel in St. Petersburg. Zur Zeit, als derselbe noch im Besitze des Herrn Grafen Nesselrode war, soll dieselbe mit einer direeten Sendung ein- geführt worden sein. Der jetzige Gärt- ner .Herr Bergemann, dem wir die Ab- art widmen , brachte sie zur Blüthe. Die Gattung Bolbophyllum charakte- risirt durch seitliche Petalen von schie- fer Gestalt, die am Grunde mit der Fort- setzung der Stempelsäule verwachsen sind und mit dem oberen Blumenblatt entweder gleichlang, oder länger als das- selbe werden. Die Petalen sind klein. Die Stempelsäule klein, am Grunde in eine lange Fortsetzung ausgehend, wel- che auf der Spitze die eingegliederte ungetheilte Lippe trägt, Der vordere Theil der Stempelsäule halb stielrund, auf jeder Seite einen Flügel tragend, die in 2 die Anthere überragende Zähne ausgehen. Anthere ein- bis zweifächerig, Pollinsen 4, ungleich. Cirrhopetalum unterscheidet sich nur durch die rachenförmige Gestalt der Blumen. Der kriechende Wurzelstock trägt längliche, gerippte Scheinknollen, wel- che 1%, — 1Y/, Zoll lang und unge- fähr 1 Zoll breit sind; die jüngeren gänzlich von 2 häutigen, braunen, an der Spitze abgestutzt spitzen Scheiden umhüllt, die älteren von den faserigen Resten der Scheiden umgeben, Blätter ein- zeln auf der Spitze der Scheinknollen läng- lich, in einen kurzen Blattstiel verdünnt, an derSpitze stumpf, spitzlich oder schwach ausgerandet, 5—51/, Zoll lang, 1—1! Zollbreit, Btüthenschaft erscheint ausdem 23 * 364 Grunde der Scheinknollen, mit kurzen entfernt gestellten (3) häutigen Scheiden besetzt, welche spitz und nach der Spitze hin gekielt, so lang oder kürzer als die Blätter. Blüthendolde 4—6 blumig, die einzelnen Blumen von einem ungefähr zolllangen Blüthenstiel getragen, der durch eine länglich - ovale Bractee ge- stützt ist. Blüthenhüllblätter aufrecht, gelblich - grün, purpur punktirt gestreift. Lippe rosa, dunkelpurpur punktirt. Die seitlichen Kelchblätter aus schiefem brei- tem Grunde oval - sichelförmig, stumph nach der Spitze zu am obern Rande eingerollt, 1/, Zoll lang, /, Zoll breit, am Grunde der Fortsetzung der Stem- pelsäule angewachsen. Lippe ungetheilt, aus speer - herzförmigem Grunde oval- länglich, ungefähr 1 Linie lang, mit der umgekrümmten äussersten Spitze des Fusses der Stempelsäule gegliedert, über die Stempelsäule hingelegt und nur an der Spitze zurückgekrümmt. Die starke Verlängerung des Säulengrundes dem stielförmigen Theile der Lippe anderer Orchideen ähnelnd; der obere Theil der Säule kurz, halbstielrund, beiderseits ei- nen Flügel tragend, der unten abge- stutzt (nicht gezähnt), und an der Spitze in je einen borstenförmigen, die Anthere Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, überragenden Zahn ausgeht. Pollinien .4, die nach hinten gestellten sehr klein, Von der ächten im 23. Bande tab. 44 des Bot. Registers und tab, 4267 des Bot. Mag. abgebildeten Art, unterschei- det sich unsere Pflanze vorzüglich durch den Mangel der Zähne am Grunde der Flügel der Säule, wie solche besonders tab. 4267 Bot. Mag, dargestellt sind, wie durch das Fehlen der Zähne an den Borsten der Säule, und die aufrechte Richtung der Blüthenhüllblätter. Letz- teres gibt der Pflanze eine ganz andere Tracht , kann jedoch auch durch den mehr vorgerückten Zustand der Blüthe, in der wir die Pflanze beobachteten, be- dingt sein. Erklärnng von Taf. 244. a. Säule und Lippe vergrössert , von der Seite gesehen. b. Eine Blume vergrössert. Alle Blätter derselben sind ausgebreitet. Die über- geschlagene Lippe deckt die Stempel- säule. c. Ein einzelnes seitliches ausgebreitetes Kelchblait, vergrössert. d. Säule ohne Lippe , von vorn gesehen. Blühendes Exemplar in Lebensgrösse., DEE EEE RE ee TE er Tr rn ee ee — ——— 2) Botanische Nachrichten vom Amur-Lande, Seitdem Schrenk, Maak und Maxi- | dennoch mag aber dort noch manche mowiez aus dem Gebiete des Amurstro- | neue oder weniger bekannte Art aus bei- mes zurückgekehrt, ist auch dieses weite Gebiet, in Bezug auf seine Flora und Fauna ziemlich bekannt geworden *), *) Die wissenschaftliche Bearbeitung in Be- ziehung auf die Flora ist vom Hrn. Maximo- wiez bereits beendigt. den Reichen sich befinden, welche auf- zufinden den spätern Reisenden bestimmt sein dürfte. G. Radde, der in den Jah- ren 1855 und 1856 im Auftrag der Geo- graphischen Gesellschaft in Sibirien reiste, sendete von dort dem hiesigen Garten eine zahlreiche Collection von Samen ein, welche zum grossen Theil LA) FT. a CIE: 3 ARCHE g , { HDCAHABAH : Ham umlehatım 77 Hlbophy: VI NARGZEEN 3 a # (bi I. Originalabhandlungen. sehr gut keimten. In dem Jahre 1856 sammelte derselbe besonders in den Hochsteppen Tauriens, wo die Adeno- phora-Arten in zahlreichen Formen und Arten auffielen. Die Flora ist dort ei- genthümlich, aber nicht reich, Herr Radde bestieg den Gipfel des Sochondo- Gebirges, ‚der nach seiner Messung 8259 Fuss (engl.) über dem Meere liegt und nimmt 6 verschiedene Vegetations-Regio- nen für Taurien an. Im Jahre 1857 ging er nach dem Amur-Gebiet und siedelte sich dort in dem Ching-gan Gebirge für einige Zeit an. Die Bäume und Sträucher, die Ma- ximowicz, Schrenk und Maak im Amur- Gebiete auffanden, wachsen dort fast alle, allein Juglans mandschurica konnte Radde nur in einem einzigen Exemplare auf- finden. Dagegen ist Aralia mandschurica nicht selten und während seiner tägli- chen Jagden fand er 5 Localitäten, wo dieses sonderbare Bäumchen in kleinen Gruppen steht. Diese‘'Gruppen scheinen durch Wurzelschösslinge entstanden zu sein, da es Radde , wie früher Maximo- wiez nicht gelang, Samen tragende Pflan- _ zen aufzufinden. Herr Radde hofft aber, dass es ihm gelingen werde, lebende Exemplare selbst mit nach Petersburg zu bringen. Auch Panax sessiliflorum Rupr. ist hier gemein , und entwickelt derselbe seine braunschwarzen , knäuel- förmig gehäuften Blumen in Menge. Die eigenthümliche Trochostigma Kalomikta Rupr. ist iu allen Thälern so häufig, so dass man oft, ohne das Messer zu brau- chen, nicht vorwärts kann. Die Maxi- mowiezia amurensis Rupr. rankt in den sonnigen Uferwäldern in Menge empor und der Korkbaum (Phellodendron- amu- rense) bildet dicke, korkige Rinde. He- 365 dera senticosa Rupr., Berberis, Clematis, Syringa etc, bilden ein oft schwer zu durchdringendes Unterholz. Auch im Sommer 1858 hat Herr Radde in jenen Gegenden noch gesam- melt und denkt im Frühjahr 1859 mit seinen reichen Sammlungen nach Pe- tersburg zurückzukehren. In einem im Bulletin der Akademie enthaltenen Be-, richte gibt er eine Schilderung des Ching- gan, dem wir noch das Folgende ent- nehmen. In diesem Gebiete begegnen sich die Pflanzen verschiedener Floren - Gebiete. Man sieht hier die Rebe (Hedera amu- rensis Max.) nicht weit von Androme- den, Vaccinien, Alnobetula und der Birke, Maximowiezia, Trochostigma, Phellodendron und Fraxinus wuchern hier, und unter dem Schatten des mand- schurischen Wallnussbaums wachsen hochstengelige Aconiten. Der Ufer- vegetation gibt das Vorherrschen von Schlingpflanzen (Menispermum, Maximo- wiezia, Clematis, Vitis, Glossocomia?) im Verein mit den dornigen Araliaceen, ei- nen eigenthümlichen Charakter, der schon mehr an den Süden erinnert. Da- neben die dicht bestrauchten Thäler und mächtige Hochwaldungen, in denen Laub- holz mit der düstern Zierbelfichte wech- selt. So zeichnet sich das Ching-gan-Ge- birge durch die Mischung aus verschie- denen Florengebieten aus. Die prärie- artigen Calamagrostis - Ebenen beginnen bald hinter dem Ching-gan und stehen als Mittelglied zwischen dessen reicher Flora und der .einförmigen der Küstenregion. (E. R. Nach brieflichen Mitthei- lungen und einem Berichte im Bülletin de l’Acad.) 366 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. 3) Die Frühbjahrsvermehrung krautarliger Stecklinge in Gemü- i getreibbeeten. Ein Gärtner oder Gartenfreund, wel- cher kein Vermehrurgshäuschen hat, muss seinen Bedarf an kraut- und halb- strauchartigen Topf-Pflanzen zur Aus- schmückung des Blumengartens im Herbst anziehen und durchwintern, während viele davon erst im Frühjahr gezogen zu werden brauchten, - Sind Mistbeete für Gemüse vorhanden, so bilden diese, ohne Aufopferung von Platz zum Nach- theil der Gemüse, den besten Ver- mehrungsraum für weichholzige und krautartige Schmuckpflanzen, als Verbena, Petunia, Cuphea, Pelargonium, Lobelia, Salvia, Georginen etc. Man verfährt folgendermassen: Wenn das Misibeet im Februar bestellt ist, nimmt man an den Rändern des Kastens, etwa 3 Zoll breit und eben so tief die Erde heraus und füllt das Gräbcehen mit Sand festge- drückt zu. An den oberen und seitli- chen Rändern kann man auch Erde las- sen und diese zur Hälfte mit Sand ver- mischen, weil es hier nicht so leicht fault; am untern Rande aber ist durch- aus Sand nöthig. In den so zubereite- ten Streifen steckt man 2 — 3 Reihen Stecklinge, je nach dem Raum, welchen sie einnehmen , und drückt sie wie ge- wöhnlich an, In der feuchten warmen Luft schlagen sie sehr schnell Wurzeln, manche schon nach acht Tagen. Es ver- steht sich, dass man fleissig nachsieht, damit keine Fäulniss entsteht. Zu gies- sen braucht man meistens gar nicht, allenfalls am obern Rande, Wo Maul- würfe zu fürchten sind, die sich gern in die Mistbeete ziehen und dann gewöhn- lich ihre Gänge an den Rändern hin wühlen, da muss man ihnen Hindernisse in den Weg legen, damit sie ihren Weg nebenan nehmen, denn sonst hat man den Aerger, jeden Tag die Stecklinge festdrücken zu müssen, wohl auch in die Tiefe sinken zu sehen, Zahlreiche Stäbchen, welche man bis auf den Mist steckt, eingegrabene Fichten- oder Wach- holderzweige oder Dornen werden am besten abhalten, bis man den ungebete nen Gast erwischt. — Pelargonium darf man nur an den obern Rand stecken, weil sie leicht faulen, (I.) 4) Eigenthümliche Benützung von Seiaginella (Lyeopodium) apoda und lepidophylia. > Hie und da ist es in Gebrauch ge- kommen, die fast wie ein Nest wachsen- den beiden genannten Selaginellen wirk- lich als solches zu benutzen, indem man Töpfe mit einem Osterei zum Geschenk | macht, Wahrscheinlich werden es keine- gewöhnlichen Ostereier sein. Wir ma- chen Handelsgärtner darauf aufmerksam, diese neue Absatzgelegenheit auszubeu- ten, und wünschen ihnen viele Käufer. (J.) I. Originalabhandlungen, 367 5) Merkwürdige Fichte, In dem unter meiner Leitung stehen- den Park von Wilhelmsthal bei Eisenach von dessen herrlicher Lage und seinen riesigen Nadelholzbäumer schon früher in diesen Blättern die Rede war, stehen viele mehrstämmige Nadelholzbäume, welche wahrscheinlich dadurch entstan- den sind, dass man sie, als sie noch in ‘ dem von Hecken umgebenen alten Bos- quet des französischen Gartens standen, der Aussicht wegen köpfte. Eine hohe Fichte (Abies excelsa) hat sieben Stämme, _ wovon jeder oben einen starken Baum- stamm und unten breite Bretter geben könnte. Eine andere ist durch ihre sel- tene Stärke merkwürdig, und ich erin- nere mich nicht, im Walde einen ähnli- chen Stamm gesehen zu haben, was auch leicht begreiflich ist, indem man die Bäume nicht so alt werden lässt. Diese Fichte oder Rothtanne hat 5 Fuss über dem Boden einen Umfang von 16 Fuss, also beiläufig 51/;, Fuss Durch- messer, Zwanzig Fuss hoch über dem Boden theilt sie sich in zwei Stämme, wovon der eine 10 Fuss Umfang, also 31/3 Fuss Durchmesser, der andere nicht viel weniger hat. Dieser eine stärkere Stamm theilt sich in einer Höhe von beiläuig 50 Fuss abermals in zwei Stämme, die dem Anschein nach noch 4—5 Fuss Umfang haben. Die Höhe dieses Baumes ist nicht so bedeutend, und mag noch nicht 100 Fuss betragen, während andere in der Nähe 120 Fuss hoch sind, (J.) 6) Neue Rosenzucht, 2 In den Baumschulen des eine bedeu- tende Rosenzucht betreibenden Hofgärt- ner Köhlers in Hummelshain , zwischen Jena und Neustadt an der Orla sah ich eine mir noch unbekannte Vermehrungs- art der Rosen. Er schneidet schon im Herbst alle entbehrlichen Sommertriebe von guten Landrosen jeder Art, beson- ders von Remontantrosen und sogenann- ten Hybriden, in der Länge von 1 — 2 Fuss ab, und steckt sie schräg in die Erde, so dass nur die Spitzen hervor- stehen. Von diesen Zweigen schlägt bis zum nächsten Sommer ein grosser Theil Wurzeln. Im Jahre 1857 hatten sich allerdings nur wenige bewurzelt, weil es zu trocken war, und die in der ganzen Baumschule zerstreuten neben jedem Sortimentsstocke gesteckten Zweige nicht begossen werden konnten, Dass man viele Gehölze so vermehrt, ist be- kannt genug; aber bei Rosen muss e8 noch selten im Gebrauch sein.. Aller- dings ist die Stecklingszucht aus kurzen Trieben in Mistbeeten sicherer und die Vermehrung durch Veredlung schneller. Wenn man aber bedenkt, dass auf diese Weise Zweige verwendet werden, die ohnedies meistens abgeschnitten würden, und dass man wurzelächte Pflanzen von der Stärke der durch Ableger gewonne- nen erhält, so verdient dieses Verfahren Nachahmung. In demselben Garten sah ich auch eine Abweichung von dem allgemein gebräuchlichen Verfahren beim Absen- ken der Gehölze. Man schneidet dort schwer wurzelnde Gehölze, darunter auch sämmtliche mit altem Holz abge- legte Rosen nicht von unten, sondern [4 363 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. von oben ein, macht den Spalt sehr | So bildet sich viel schneller Callus, als kurz, und dreht den Zweig vorsichtig | bei dem gewöhnlichen Einschnitt von so, dass der Absatz des Senkerschnittes | unten. (J.) nach unten oder nach der Seite kommt, %) Zwei neue Lohelia. Seit diesem Jahre sieht man in den | mehrungshause, schwer im Sommer, Gärten, welche die schönsten Neuheiten | Man muss daher einige gesunde Pflan- anzuwenden und zu ziehen pflegen, eine | zen’ in nicht ?zu grossen Töpfen und neue Lobelia Erinus speciosa. Es ist die- | ziemlich trocken an einer hellen Stelle ses die prachtvollste aller blauen Lobe- | des kalten oder temperirten Hauses lien, und jedem Garten nicht dringend | durchwintern, um schon im Februar ver- genug für Topf und Land zu empfehlen. | mehren zu können. Die Blume ist fast grösser als bei L. Eine zweite schöne Lobelia ist L. ramosa, dabei vom köstlichsten Blau, ei- | erinoides densa multiflora, welche zwar ner Gentiana acaulis oder Delphinium | nur kleine hellblaue Blumen hat, aber chinense ähnlich. Im Lande blüht sie | ungemein reich blüht, dabei aufrecht ohne Aufhören unveränderlich, ohne sich | wächst und hübsche Einfassungen bildet, sehr auszubreiten oder abgeblühte Zweige | die sich nicht, wie es bei der gewöhn- zu zeigen. Die Blätter sind gross, glän- | lichen L. erinoides der Fall ist, über zend, die Stengel, anfangs niederliegend, | Rasen, Buchsbaum und Wege ausbrei- erheben sich bei üppigem Wuchs bis zu | ten. Es giebt davon eine hellrothe und 6—8 Zoll Höhe. Ich umpilanzte damit | eine weise Abart. Diese Sorte vermehrt ein Beet mit‘ weissblättrigen Scharlach- | sich durch Samen und wird wie andere pelargonien (Flower of the day), wel- | Einjährige behandelt, Für Besitzer klei- ches die Bewunderung aller Besucher |ner Gärten ist diese Spielart zu Einfas- des Gartens erregte. Diese Lobelia macht | sungen und kleinen. Beeten besonders alle andern vorhandenen Sorten entbehr- | zu empfehlen, weil ihre Anzucht so lich, und nur wo man weit überhän- | leicht ist. Gegen die vorerwähnte L. gende Zweige wünscht, ist die gemeine | Erinus speciosa gesehen erscheint sie Lobelia erinoides vorzuziehen. Sie ver- | freilich unbedeutent. (Jäger.) mehrt sich leicht im Frühjahr im Ver- ee Eee EEE EeRIEEIRTRERE EIERN ER EUTEEREREERETEIEETEERSETET EEE Ss) Der Rasen. Schöner Rasen ist der grösste Vor- , senfläche , einer so gleichmässigen durch zug unsrer nordischen Gegenden und |keine merklichen Erhebungen gestörten nebst dem Baumwuchs die schönste | Bodendecke, mag dieselbe das schöne Zierde der Landschaft. Nichts ist wohl- | einfarbige Grün des kurzen Rasens oder thuender für das Auge, als der Anblick | den Blumenteppich der Wiese zeigen, einer schönen grünen Wiesen- und Ra-|Man hat daher den Rasen mit vollem - 1. Originalabhandlungen. Recht in den modernen Gärten so be- vorzugt, dass er darin den grössten Theil der ganzen Bodenfläche einnimmt. Nur das grüne England, wo der Rasen das ganze Jahr hindurch grünt und fast immer schön ist, konnte unsre heutigen Gärten im natürlichen Styl erfinden und ausbilden, denn jedes sonnenreichere Land würde den Rasen nicht so bevor- zugt und daher mehr die Waldnatur in die Gärten eingeführt haben. ‚Ueppiger frischer Rasen ist in der Landschaft, was der Goldgrund alten Heiligenbildern, auf dem sich die treuen, liebevollen Ge- sichter immer noch einmal so anmuthig ausnehmen. Er erfrischt das ganze Na- turgemälde und giebt der Sonne heitern Spielraum,“ sagt Fürst Pückler-Muskau. Er ist das Mittel, die Grösse des Gar- tens bemerkbar zu machen, die sich nur in den offenen Flächen zeigen kann, Ohne Rasen lässt sich kein grösserer Garten denken, es würde kein Garten mehr sein, sondern Wald, denn ausser dem Wasser, welches nur einen ver- hältnissmässig geringen Raum bedecken kann, wird jede freie Fläche durch Ra- sen eingenommen. Was Wege, Plätze und Beete einnehmen ist im Verhältniss wenig. Er bildet also, wie schon wie- derholt in der ersten Abtheilung ange- deutet wurde, die Lichtflächen des Ge- mäldes, des Gartens. Selbst kleine Blu- mengärten erreichen erst in Verbindung mit Rasen ihre grösste Vollkommenheit, und inden heutigen Blumengärten nimmt der Rasen den grössten Flächenraum ein, während die Blumen wie in einem Tep- pich darauf gestickt erscheinen , um de- sto herrlicher zu glänzen, Wir haben es hier vorläufig nur mit dem Rasen des Landschaftsgartens zu thun, und auch über diesen habe ich nicht viel Allgemeines zu bemerken, da über das Verhältniss zwischen Rasen 369 und Pflanzungen (Licht und Schatten) schon früher (Erste Abtheilung III. Ab- schnitt $. 43, 44 und 47, ausserdem an- deutungsweise an anderen Stellen) die Rede war, denn alles, was über die Ausdehnung und Verbreitung des Ge- hölzes, die Stellung und Grenzen der Pflanzungen, Vermittelung von Licht und Schatten u. s. w, gesagt wurde, be- zieht sich unmittelbar auch auf den Ra- sen, weil beide stets mit einander ver- bunden sind oder sich doch in langen Linien begrenzen. Ich muss daher bit- ten, jenen angezogenen Stellen noch ein- mal Aufmerksamkeit zu schenken, in- dem ich nicht wiederholen möchte. Auch mit Wasser kommt häufig der Rasen in Be- rührung, obschon selten in grossen durch kein Gehölz unterbrochenen Linien. In den meisten Fällen tritt zwischen beiden durch flache sanfte gesenkte Ufer eine innige Verschmelzung ein. Beide haben als offene Flächen dieselbe Wir- kung, dieselben Begrenzungslinien mit Pflanzungen, nur verbreitet das Wasser mehr Licht, nicht nur durch die Farbe, sondern noch mehr durch den Abglanz, das zurückwerfende Licht, Da die inneren Aussichten des Gar- tens, so wie die aus dem Garten in die Umgebung, stets eine offene Fläche be- dingen, so richtet sich der Platz für den Rasen vorzüglich nach diesen, wess- halb bei dem Entwerfen des Planes zu- erst die Aussichten, die Hauptrasenilä- chen festgestellt werden müssen. Wo Berg und Thal vorhanden sind, nimmt der Rasen vorzugsweise die Thalfläche und tieferen Abhänge, selten eine Berg- höhe oder die oberen Seiten eines Ber- ges ein, obschon auch dieses unter Um- ständen vortheilhaft sein kann. Diese Vertheilung ist schon durch natürliche Gesetze bestimmt, indem der Rasen vor- züglich in den feuchteren Thälern und ‚370 an tieferen Ahhängen gut gedeiht, auf grösseren Höhen aber nur in höheren Gebirgen. Es ist immer thöricht, an Stellen, wo Rasen nur schlecht gedeiht, denselben aus künstlerischen Rücksich- ten anbringen zu wollen, denn zur Schönheit eines Gartens gehört vor al- lem gutes Gedeihen und frisches Aus- sehen aller Gewächse, und eine dürre Grasfläche, die von Ansehen mehr ei- ner Heide als Rasen gleicht, ist, ein trauriger Anlick, dessen sich Niemand erfreut. Lieber würde man an solchen Stellen Wald sehen, oder wenn es der Aussicht wegen nicht angeht, niedriges Gebüsch. Ich will hier beiläufig bemer- ken, dass auch aus diesem Grunde der Plan eines Gartens nur von einem mit der Gegend und allen örtlichen Verhält- nissen genau bekannten Gärtner ge- macht werden kann und darf, was lei- der so viele Besitzer von Grundstücken nicht einsehen , wozu sie noch durch öffentliche Anerbietungen von Gärtnern veranlasst werden *). Nur bei vollkom- men ebenen Flächen, wo der Boden überall gleich beschaffen, keine Aus- sichten und Nachbarschaften, keine vor- handenen Bäume zu berücksichtigen sind, nur in diesem gewiss seltenen Falle dürfte es gestattet sein, dass ein Aus- wärtiger, ohne den Platz gesehen zu haben, nach dem Grundplane einen klei- nen Garten anlegt. Die grösste Rasenfläche muss sich von der wichtigsten Stelle des Gartens, die gewöhnlich vom Hauptgebäude ein- genommen wird, im Verhältniss zur Grösse des Grundstückes in ansehnlicher *) Das „Album für Gärtner und Garten- freunde‘‘ von G. A.Rohland enthält auf jedem Heft das Anerbieten gegen billiges Honorar Gartenpläne zu fertigen, und der Planfabrikant verlangt blos Grundriss, Angabe der Grenzen und der Himmelsgegend u. s. w. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. Länge und Breite ausdehnen, und nimmt in kleineren Gärten, wo nicht mehrere durch Pflanzungen abgesonderte und nach verschiedenen Richtungen sich aus- breitende Rasenflächen vorhanden sein können, die Mitte des Gartens ein, so dass die Pflanzungen vor der Grenzpflan- zung an den Seiten der Hauptrasenflä- che coulissenartig aufgestellt werden und diese Fläche das einzige Hauptbild aus- macht. Nur auf diese Weise ist es mög- lich, dass ein kleines Grundstück so gross als möglich erscheinen kann. Gestatten es die Grenzen des Grundstückes, se muss die Rasenfläche in der Richtung vom Hause gegenüber, wenn auch nicht genau ge- genüber, die grösste Tiefe haben, mag der Hintergrund durch zum Garten ge- hörende Pflanzungen gebildet werden, oder sich in die fteie Landschaft vertie- fen; denn bei jeder anderen Richtung wird der Blick zu kurz von Pflanzungen zurückgeworfen. Sehr häufig ist aber eine Ausdehnung in dieser Richtung nicht möglich, weil die Grenzen zu nahe liegen und keine anschliessende offene schöne Landschaft in den Gesichtskreis gezogen werden kann. Dies ist allemal der Fall, wenn die Wohnung in der Mitte eines nicht grossen Parkes oder an der Langseite eines in der Länge ge- zogenen Gartens liegt. In diesem Falle muss die grosse Rasenfläche sich nach beiden Seiten ausdehnen, so dass die grösste Tiefe von einer anderen Stelle gesehen wird, Die Aussicht vom Ge- bäude gewinnt aber, wenn die durch Pflanzungen gebildete gegenüberliegende Grenziinie des Rasens nicht parallel mit ‚diesem läuft, sondern sich nach beiden Seiten in schiefer Richtung entfernt, in- dem die Rasenfläche sich dem Gebäude- gegenüber hufeisenartig in zwei Flügel theilt. Ist der Garten so klein, dass man keiner massenhaften Pilanzung ;ge- 1... Originalabhandlungen. statten kann, bis nahe an das Gebäude zu treten, so bewirkt man die Theilung der Rasenfläche blos durch eine nicht fern davon aufgestestellte hinlänglich diehte Gruppe oder mehrere durch ein- zelne Bäume verbundene Gruppen, hin- ter welchem sich, vom Gebäude aus unsichtbar, die so unterbrochene Rasen- fläche fortsetzt. Hier zeigt es sich so recht, wie in den Dartsellungen der Gar- tenkunst so viel auf den Schein berech- net und auf Gesichtstäuschung gegrün- det ist. Ist der Garten gross, so wird es stets vortheilhafter- sein, die ganze Aussicht in zwei oder mehrere Bilder zu theilen, also nach einer Richtung meh- rere Rasenflächen anzulegen, Steht das Gebäude gegen die Mitte zu, so wer- den natürlich nach verschiedenen Rich- tungen Rasenflächen* angebracht, die sich hauptsächlich nach den bewohnten Räumen des Hauses richten. Zuviele dürfen deren aber nicht sein, weil sie sonst allzuleicht das Ansehen eines ab- sichtlich gebildeten Sternes bekommen, wie man deren, durch Alleen und Hecken gebildet, früher häufig in den alten sym- metrischen Gärten sah, und was sich auch nach deren Umwandlung in mo- derne Landschaftsgärten an den zu re- gelmässig, wie Strahlen vom Mittelpunkte auslaufenden, offenen Rasenflächen be- merkbar macht. Drei Hauptbilder, also drei grosse Rasenflächen, dürfen in den meisten Fällen genügen, wenn nicht in einem sehr grossen Parke ganz abge- sonderte Landschaftsbilder geschaffen werden. Die von einem Punkte zugleich mit an- deren sichtbaren Rasentlächen, müssen in Bezug auf Grösse und Form möglichst ver- schieden sein, denn nichts ist in dieser Hinsicht einförmiger als Wiederholung. Man kann durch zwei ähnliche, ja nicht im Geringsten verschiedene Waldstücke ge- 371- hen, ohne Langeweile zu empfinden , ohne die Aehnlichkeit zu bemerken, nicht aber zwei Grasflächen eines Parkes, die einander gleichen, wie ein Flügel dem andern, mit Wohlgefallen betrach- ten, Ist ein Grundstück sehr lang und schmal, so würde die Rasenfläche, wenn sie sich in der ganzen Länge zeigt, wie man es bei kleinen Gärten gern hat, das Ansehen eines Streifen, einer Allee be- kommen, und die gleichmässige Breite unangenehm auffallen. Sie muss daher, wo nicht getrennt, doch wenigstens ein- mal so durch Pflanzungen unterbrochen werden, dass die gleiche- Breite ver- schwindet, und die obschon nicht breite Fläche der grössten Ausdehnung durch diese Verengung scheinbar an Breite ge- winnt. Hat ein solches Grundstück ver- schiedene Breite, so werden die schma- len Stellen von Pflanzungen, die weite- ren von Rasen eingenommen, ohne die Rasenfläche ganz zu trennen. An einseitigen Abhängen ist es vortheilhaf- ter, wenn sich vom Gebäude aus die grösste Rasenfläche schief am Abhange hin, als nach unten oder oben ausdehnt, auf welche Weise auch die begrenzen- den Bäume einen besseren Eindruck ma- chen, als von oben oder unten gesehen. Jede Rasenfläche ist so einzurichten, dass man ihr eigentliches Ende nicht wahrnimmt. Dies geschieht durch näher oder ferner von den Grenzen aufgestellte lockere Pflanzungen, vorzugsweise Licht= gruppen und einzelne Bäume, die, wie Inseln an der Küste, die Grenze ver- bergen. Auf diese Weise entstehen an den Rändern der grossen Fläche ver- schiedene kleine, in der Nähe als beson- dere Rasenplätze erscheinende offene Plätze. Ferner bewirkt man solche un- bestimmte Grenzen durch tiefe Buchten, welche der Rasen zwischen waldigen Pflanzungen bildet, und die sich entwe- 312 der mit andern vom ersten Gesichts- punkte aus unsichtbaren Flächen ver- binden, oder als Busen oder Bai mit ei- ner starken Krümmung endigen. Es herrscht überhaupt die grösste Aehnlich- keit zwischen den Rasenflächen eines gut angelegten Parkes und einem viel- buchtigen See oder Meer, dessen Ufer die Seitenpflanzungen, dessen Inseln die verschiedenen Gruppen sind. So schön aber auch diese unbegrenzten Linien sind, so dürfen sie doch nicht überall vor- kommen, denn in vielen Fällen ist eine scharfe sichtbare Begrenzung vortheil- haft, ja nothwendig; dass auch bei die- ser sichtbaren Begrenzung die Linien nicht hart werden dürfen, dass Licht und Schatten durch Einschnitte, Ausla- dungen und vorgeschobene Pflanzungen vermittelt werden müssen, wurde schon in der ersten Abtheilung näher begrün- det. — In allen Fä.en, wo Rasen und Pflanzungen sich berühren, muss der Rasen sich unmerklich unter jenen ver- lieren, so dass man eine eigentliche Grenze nicht auffinden kann. Aus die- sem Grunde ist es auch fehlerhaft, die Ränder der Pflanzungen zu bestechen oder zu behacken, so dass ihre Grund- form durch eine Linie roher Erde be- zeichnet ist. Dies darf nur bei Pflan- zungen, an deren Rande Blumen auf- gestellt sind, im Blumenpark, nie im grossen Parke geschehen; höchstens um seltene, noch schwache Gesträuche. An Beeten, Wegen und Plätzen muss hinge- ‘ gen die schärfste Trennung stattfinden. Mit der Anlage der vom Hauptge- bäude sichtbaren grösseren Rasenflä- chen ist es jedoch nicht genug, weil sonst der. Pflanzungen zu viele und der Bilder zu wenig ‘werden würden. Bei grossen Grundflächen kommt auch der Nutzen in Betracht, indem Wiesen etwas einbringen, Parkpflanzungen in Gartenflora Deutschlands und der Schweiz, der Regel aber nicht. Dies könnte al- lerdings kein Grund sein, wo es sich nur um Schönheit handelt, aber auch diese kann durch viel Rasen nur ge- winnen. Daher mögen sich die Flächen der Hauptbilder hinter den trennenden Pflanzungen wieder mit anderen Rasen- flächen von der verschiedensten Form und Ausdehnung verbinden und eine fast zusammenhängende Masse bilden, damit auch nach andern Seiten die verschie- densten Ansichten entstehen. Ueber das Verhältniss zwischen Ra- sen und Pflanzungen war schon in der ersten Abtheilung die Rede, und Um- stände müssen entscheiden, auf welcher Seite das Uebergewicht sein soll. Einer der wichtigsten Entscheidungsgründe für das eine oder andere ist die klimatische Verschiedenheit, die geographische und physische Beschaffenheit. In einem son- nigen, warmen Lande und in warmen Gegenden verlangt man natürlich mehr Schatten, in einem sonnenarmen, nebli- gen Lande oder in einem rauheren Klima mehr Sonne. Man hätte daher in’ er- sterem mehr auf Pflanzungen, in letzte- rem mehr auf Rasenflächen zu sehen. Dies wird noch durch den Umstand be- stärkt, dass in sonnenarmen, kühlen Gegenden und Lagen der Rasen gut ge- deiht und schön ist, während er in je- nen selten die für die Schönheit unent- behrliche Frische der Farbe zeigt, ja häufig ganz abstirbt. Welchen Unter- schied die geographische Lage und das Klima macht, sieht man so recht an den britischen Inseln im Vergleich zu Deutschland, Frankreich und ander son- nigen Continentalländern. In England überall ausgebreitete Rasenflächen mit vielen einzelnen Bäumen, hier mehr Schatten und waldartige Pflanzungen. Wir können daher auch die Parke der Engländer nicht nachahmen, denn sie I. Originalabhandlungen. sind nur für ihr Klima. Auch die per- sönliche Neigung des Besitzers muss in Rechnung gebracht werden, wenn der Garten kein öffentlicher ist. Die meisten Menschen (wenigstens in unserm Sonni- gen Deutschland) können nicht Schatten ‚genug bekommen, und der Künstler und Gärtner hat daher Mühe, die Pilanzun- gen nach den Grundsätzen der Kunst zu beschränken. Von der Oertlichkeit in Bezug auf Berg und Thal war schon die Rede, und ich bemerke nur noch, dass bei hinlänglichen Hilfsmitteln eine heisse, trockne, bergige, also für den Graswuchs ganz ungünstige Lage nicht mehr ein unüberwindliches Hinderniss ist, wie die sonst kahlen, dürren, ver- brannten Sandhügel bei Potsdam am be- sten beweisen *), indem durch Wasser *) Diese Hilfsmiltel sind mächtige Dampf- maschinen und andere Druckwerke, durch wel- che das Wasser in einen Sammelteich auf den höchsten Punkt getrieben und von da zur Bewässerung verwendet und vertheilt wird- Sanssouci, Babelsberg und Glienicke haben sämmtlich grosse Dampfmaschinen zu diesem Zwecke und zur Herstellung von Wasserkün- 373 und Bodenverbesserung der herrlichste Graswuchs hervorgebracht werden kann. Auch Wasserüberfluss, in so fern er Sümpfe bewirkt, ist ein Hinderniss des Rasens, und derselbe kann nur durch Entsumpfung und Austrocknung solcher Flächen gewonnen werden. Hat ein Park, welcher ohne auffallende Abson- derung in die offene Landschaft über- geht, an seinen Grenzen grosse sicht- bare Wiesenflächen, so kann man diese im Park selbst sehr beschränken, sowie im Gegentheile daran grenzende Wälder als Gegengewicht grosse Wiesenflächen im Park nöthig machen. Vergleicht man den Flächenraum, welchen Rasen und Pflanzungen in den besten Landschaftsgärten Europa’s ein- nehmen, so stellt sich selbst in Deutsch-- land ein Uebergewicht des Rasens her- aus, sobald man die nicht parkmässig behandelten Waldstücke an den Grenzen von den Pflanzungen abzieht. Dieser. Umstand kann uns zur Richtschnur dienen. H. Jäger. sten, deren Gebäude zugleich eine Zierde der Anlagen und Gegend sind. 9) Bemerkungen über neuere Pflanzen, die- im Bot. Garten zu Petersburg blüheten. 1) Trevirania scheerioides Rgl. 80 nennen wir einen jetzt (September) in Bläthe stehenden Bastard zwischen Scheeria mexicana und Trevirania gran- diflora. Tracht und Blatt hat derselbe mehr von der ersteren, Blüthenbildung mehr nach der letzteren hinneigend, Allenthalben dicht (wollig) rauh- haarig, 1'/, Fuss hoch. Blätter oval, ge- kerbt, gezähnt, mattgrün. Blumen in achselständigen Corymben, die zuweilen am Grunde der Verästelungen blattartige Bracteen tragen. Kelchlappen linear- lanzettlich stumpflich, aufrecht abstehend. Blumen rosalila mit violett, im weissli- chen Schlunde dunkel punktirt; die derbe Blumenröhre gegen den Schlund hin trompetenartig erweitert, aber mehr den Charakter von Trevirania als von Schee- ria behauptend; Saum fast flach ausge- breitet, mit zurückgebogen abstehenden Saumlappen, Narbe zusammengedrückt, breit, schwach zweilappig und gleich- sam die mundförmige Form mit der 374 zweilappigen verbindend. Die Antheren bilden viel weniger Pollenkörner aus, von denen nur ein Theil vollkommen ausgebildet und befruchtet. Eine schöne ausserordentlich reichblumige Pflanze, (E. R.) 2) Tydaea Decaisniana. Eine hy- bride Pflanze, die, wie es scheint, aus den Tincturen zwischen Sciadocalyx War- scewiczi und Tydaea picta gefallen ist. Der hiesige Garten erhielt diese Pflanze als Isoloma Decaisniana. Von ebenso robustem Wuchse wie Tydaea gigantea. Stengel 2>—3 Fuss hoch. Blät- ter sehr gross, aus abgerundeter oder leicht herzförmiger Basis oval, oben dunkelgrün und heller geadert, unten heller, Blüthenstiele 1 — mehrblumig, achselständig. Blumen von der Form des Sciadocalyx aber kleiner, scharlach, nur die 3 untern Kronenlappen auf gel- bem Grunde scharlach punktirt und ver- waschen. (E. R.) 3) Corytholoma chelonoides Rgl. Hierzu gehört Gesnera chelonoides H, B. K. und die Gesnera tubiflora rosea der Gärten. 4) Scheeria patenti-mezicana Rgl. Ein anderer kleiner niedlicher Bastard, der aus der Befruchtung von Scheeria mexicana mit Trev. patens hervorging. Eine Art von äusserst niedrigem Wuch- se, allenthalben behaart. Stengel span- nenhoch, verästelt. Blumen nicht lang gestielt, achselständig, von der Form der Scheeria mexicana, am Grunde nach hinten aber stark vorgezogen, purpur- violett. Narbe mundförmig, fast zwei- lappig. Eine eigenthümliche und schöne neue Form, die neben den vielen an- dern allgemeine Verbreitung verdient. (E. R.) 5) Centropogon Warscewiczii Van Houtte. (Cat. 56. pag. 53.) Lobeliaceae. — Eine mit Siphocampylos coccinea Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. nahe verwandte Art, die jedoch wegen des halbkugeligen Fruchtknotens zu Cen- tropogon zu rechnen ist. Van Houtte empfiehlt diese Art als den $. cocei- neus Hook. an Schönheit übertreffend, in Wahrheit ist dies jedoch nicht der Fall. Ein 1—1!/, Fuss hoher Halbstrauch, der allenthalben mit sehr kurzen Haaren besetzt ist. Blätter gestielt, oval, zuge- spitzt, doppelt-gezähnt, am Grunde ab- gerundet, nach oben zugespitzt. Blü- thenstiele achselständig, einzeln, kürzer oder so lang als das Blatt. Blumen überhängend; Fruchtknoten halbkugelig, gerippt. Lappen des Kelches linear, kaum merkbar gezähnt, zurückgebogen abstehend, doppelt so lang als der Fruchtknoten, Röhre der Blumenkrone fast 2 Zoll lang, aus schmalem Grunde nach dem Schlunde zu allmälig erwei- tert, gekrümmt, mit länglichen aufrech- ten Lappen des Saumes. Antheren am Rande bartig. Der nah verwandte Siph. coceineus Hook. unterscheidet sich durch Blüthen- stiele die länger als die Blätter und ei- nen länglich kreiselförmigen Fruchtkno- ten. Beschreibung scheint von Van Houtte nicht gegeben zu sein. (ER) 6) Tydaea Meyendorffiüi Rg!. Var. rubra. Die Familie der Gesneraceen ist nicht nur reich an schönen eigent- lichen Arten, sondern sie hat auch noch zwischen den Arten so zahlreiche Con- _ tingente an hybriden Arten gestellt, dass man jetzt schon grosse Gewächshäuser mit allen den schönen Pflanzenformen dieser Familie ausschliesslich füllen kann. Die vorliegende Art gehört unbedingt | zu den schönsten der schönen Gattung Tydaea. Sie ist aus der Befruchtung von Tydaea Warscewiezii mit Seia- docalyx Warscewiczii hervorgegangen, die der Referent unternahm, Bildet 2—8 L' Originalabhandlungen. Fuss hohe verästelte dichte Büsche., Stengel und Blüthenstiele sammetroth behaart. Blätter oben glänzend schwarz- grün, unterhalb blutroth, oval, gespitzt, gekerbt-gezähnt. Blumen in achselstän- digen Trugdolden, die sich zu einem reichen pyramidalen Blüthenstand ver- einen und vom August an bis Mitte Winter unausgesetzt erscheinen. Kelch wie bei Tydaea. Blumen scharlachroth, sammtig behaart, der ausgebreitete Saum etwas heller, schön schwärzlich punktirt und im Schlunde gelblich. Aendert ab. Var. rubra. Blätter unterhalb blut- roth. 7) Petcairnia flammea Lindl. — 375 Bromeliaceae. — Gehört zu den reich- blühenden schönen Bromeliaceen Brasi- liens, von der Tracht der P.ringens und punicea. Die linear-lanzettlichen Blätter ohne jede Zähnung, auf der untern Seite dicht mit kurzen Haaren besetzt die sich leicht abwischen lassen, oder durchaus kahl. Blumen schön zinnober- roth, in einer verlängerten Traube, durch Brakteen gestützt, die etwas länger als die Blüthenstielchen sind. Der hie- sige Garten erhielt diese schöne Art, als P. splendens, latifolia und Olfersii aus den verschiedenen Gärten. Blühet im October reichlich, (E. R.) 1. Notizen. 1) Knochen als Düngemittel. Kno- chen sind eins der besten Düngemittel für Feldfrüchle, Obstbäume , Gemüse ete. Es ist das eine alte bekannte Sache; da man aber selten Gelegenheit hat, solche zu Knochen- mehl verarbeiten zu lassen und zwischen ge- wöhnlichen Komposthaufen dieselben sich nicht zersetzen, so geht gerade dieses kräftigste, in allen Haushaltungen abfallende Düngungsmittel verloren, wenn es nicht zufällig den Knochen- sammlern in die Hände fällt. Herr Schenkel beschreibt in der Monats- schrift für Pomologie ein Verfahren, auf wel- che Weise gesammelte Knochen zersetzt wer- den können, ohne sie in !|Knochenmehl zu verwandeln. Wer die Mühe nicht scheut, wird sich auf diese Weise einen sehr kräftigen und nachhaltigen Dünger verschaffen. Man bilde Haufen von 8— 10 Fuss Eöhe und 10—12 Fuss im Quadrat. Auf den Boden wird eine Unlerlage von Heu und Siroh, oder trocknen Stauden, oder Laub gebracht. Darüber breitet man eine 14 Fuss hohe Schicht frischen Pferdedünger, der die Unter- lage nach allen Seiten decken muss. Hierauf lässt man eine Schicht dicht an einander ge- schichieter Knochen folgen, die jedoch allent- halben 1 Fuss vom Haufen entfernt bleiben muss. Nun folgt wieder eine Fuss hohe Schicht von Pferdedünger, dann wieder eine gleiche Knoöchenschicht u. s. f. bis zuletzt mit einer Düngerschicht der Haufen gedeckt wird. Nach Verlauf von °/, Jahren werden sich die Knochen zersetzt haben und nun muss der Haufen von Zeit zu Zeit umgearbeitet werden. Feuchtigkeit und Wärme bedingen nebst dem Einfluss des frischen Pferdedüngers die Zersetzung. Deshalb muss bei trocknem Wet- ter der Haufen zuweilen begossen werden, muss der Dünger selbst frisch und der Erhitz- ung fähig sein und muss endlich die Unter- lage gegeben werden. Auf dem Felde ge- sammelle ausgewitterte Knochen sind viel weniger gut und wirksam, denn ihnen fehlt der Leim gänzlich, und dieses ist nebst dem ho- hen Gehalt derselben an phosphorsaurer Kalk- erde, einer der wirksamsten Stoffe der Kno- chen. — 2) Die Wachspalme. (Klopstockia ce- rifera.) Dieselbe ist heimise hin den Gebirgen Venezuela’s und St. Martha’s, wo sie von Funk und Schlim entdeckt und in Europa’s Gärten eingeführt ward. Eine herrliche Palme, deren 376 Stamm eine Höhe von 200 Fuss erreicht. Die untere Seite der Blätter, sowie der ganze Stamm schwitzt eine weisse wachsartige Masse aus, welche bis */s Linie dick wird. Mittelst eines Messers aus Holz lässt sich diese weisse Masse leicht abschaben und über dem Feuer wird sie zu. einem bläulichen Wachse von sehr guten Eigenschaften. — Im Winter bedarf diese Palme keiner hohen Wärmegrade und kann bei 5 — 8° R. durch- wintert werden. (Funk Journ. d’hort. pratique.) 3) Die Gattung Helleborus wird in den Gärten meistens repräsentirt durch die all- gemein beliebte Chrisiblume (Helleborus ni- ger), die schon vor und gegen Weihnachten ihre grossen, weissen Blumen entfaltet , trotz Sehnee und Winterkälte, aber sie enthält noch eine Reihe von Arten, die verhältnissmässig wenig bekannt, dennoch alle Beachtung ver- dienen, da sie unsere Winter vollkommen er- tragen *), von hübscher Belaubung und niederem Wuchse sind und schon im Winter und im ersten Frühlinge blühen, und also zu den er- sten Boten des Frühlings gehören, die immer doppelt willkommen sind. Die Helleborus sind sämmtlich perenne Pflanzen, mit dicken Wurzeln, steifen, lederartigen Blättern, fast im- mer kahl, oft glänzend grün und handför- mig zertheil. Die Blumen bestehen aus ei- nem dauernden , Öblättrigen Kelch, dessen grosse Sepalen oft grünlich, oft blumenblattar- tig gefärbt, dieBlumenkrone ersetzen, die zwar nicht immer fehlt, sondern nur aus S—10 klei- nen, röhrenartigen, zu Neciarien verkümmer- ten Petalen besteht. Viele Staubgefässe (30— 60) umgeben die 3 — 10 Fruchiknoten. Die Helleborus-Arten bewohnen bergige Gegenden Europa’s und Asien’s, besonders die Pyrenäen und den Caucasus; die Zahl der bis jetzt be- kannten Arten übersteigt nicht 25, wir wollen davon nur die kurz anführen, die bereits in die Gärten eingeführt sind : a) Helleborus niger L. Die be- kannte Christwurz oder Christblume , deren rölhliche, brüchige Blüthenschafte sich weit *) Im Petersburger Klima halten die Hel- leborus nicht im Freien aus. (E. R.) ET PEEREBBERRENENEEEEESEEEESESEERGSER SEEN EEE SE EEE EEE EEE SEE EEE EEE VEEEREEEREEEEEEESEEEEEEE ee Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. früher entwickeln als die neuen Blätter, und 1 bis 3 grosse weisse oft röthlich angehauchte Blumen schon vom December an tragen. Es giebl davon eine Abart mit schmäleren Blatt- segmenten und schmäleren, spitzeren Sepalen, die später (Febr. — März) zu blühen beginnt. Die Franzosen nennen die Chrisiblume Rose de noäl, Weihnachisrose, ein schöner Name, den sie vollkommen verdient. Sie kommt auf den Bergen Südfrankreichs, Piemonts, Oest- reichs etc. wild vor. b) H. orientalis D, C. ist die classische Art, von der die alten Autoren sprechen, und der sie die Kraft zuschreiben den Wahnsinn zu heilen. Sie ist sehr sellen in den Gärten, ihre mittelgrossen Blumen zeichnen sich aus durch eine eigenthümliche blaugrüne Färbung, die Blattsegmente sind lang und schmal, fein gezähnelt, die Blätter in der Jugend bräunlich grün; blüht gegen Mitte März und stammt von Griechenland und Kleinasien. c) H. purpurascens Waldst. et Kit. aus den Bergwäldern Ungarns und Podoliens stammend, ist an der Unterseile der jungen - Blätter filzig weichhaarig, später kahl, und oberhalb schön glänzend grün. Die Blüthen- knospen bilden zuerst ein dichtes Bouquet nahe am Boden, später erhebt sich der Schaft bis zu 6—8 Zoll Höhe, geziert mit 5—7 ku- geligen Knospen, die sich nach und nach im Monat Februar öffnen und verblühen. Die Sepalen sind innen matt graugrün, aussen grün mit röthlichbraun verwaschen. d) H. odorus Waldst. et Kit. hat nur einen schwachen Geruch und verdient daher kaum seinen Namen, ist auch weniger schön als botanisch interessant. Die steifen, dicken Blätter, von kurzen starken Stielen getragen, sind weisslich-blaugrün, und filzig, wenn noch unentwickelt; die gelblich grünen Blumen ha- ben länglich-ovale, gespitzte und am Grunde verschmälerte Sepalen. Stammt ebenfalls von Ungarn und blüht Anfangs, Februar. e) H. decorus Hort. Unter dieser offen- bar zu schmeichelhaften Bezeichnung haben wir öfler eine Art beobachtet, die wir nirgends beschrieben finden und deren Ursprung. wir nicht kennen. Sie ist der vorhergehenden sehr nahe verwandt, unterscheidet sich aber durch breitere, abgerundete Sepalen, die sich U. Notizen. gegenseitig decken, anstatt am Grunde Zwi- schenräume zu lassen. f) H. atrorubens Waldst. et K. Eine schöne Art, erst vor wenig Jahren von Un- garn und Croatien eingeführt, die allgemein empfehlenswerth ist. Die hübschen, dunkel- purpurnen Blüthenknospen treten schon Ende Januar aus der Erde hervor, um von Mitte Februar bis Mitte März sich nacheinander zu die bis anderthalb Fuss hohen innen erschliessen; Blüthenschafte tragen ziemlich viele, schön purpurrothe Blumen, im Abblühen wer- den sie grünlichbraun. Die langgestielten Blät- ter haben breite, feingezähnte Segmente. Als H. atrorubens alba schalten wir hier eine schöne Abart ein, die wir als H. abschasi- eus erhielten, mit welcher sie nichts gemein hat. Sie ist in allen Theilen dem H. atro- rubens gleich, bis auf die Blumen, die schön weiss mit rosa getuscht und geadert sind. g) H. intermedius Guss. ist eine sehr schöne Art, die von den Küstenhügeln Cala- briens stammt, aber auch im Kaukasus vor- kommt. Sie zeichnet sich aus durch ihre grossen weissen, aussen grünlichen nicht wie bei H. niger rosa-getuschten Blumen, und durch den grossen, sehr lockeren Blüthen- stand. Die breiten, abgerundeten Sepalen sind inwendig am Grunde braun punktirt. Die lang- gestielten Blätter haben sehr breite Segmente. Erst gegen Ende Februar werden die dick- fleischigen Blüthenstiele und die grossen, ei- förmigen Knospen sichtbar. H. abschasicus der belgischen Gärten, und H. caucasicus gewisser Handelsgärten sind beides Gartennamen für eine grosse, an- sehnliche Pflanze, die sich von der vorigen nur durch höhere Blatt- und Blüthenstiele un- terscheidet, und daher sicher nur eine Abart von H. intermedius ist. h) H. olympicus Lindl, Blüht gegen Ausgang März und stammt vom Berge Olymp in Thessalien. Unterscheidet sich vom H. atrorubens und intermedius durch kür- zer gestielle, schön grüne, feste, starre Blätter mit sehr breiten Segmenten, durch ebenfalls kürzere, 3—4 blüthige Schaftle. Sepalen stark abgerundet, aussen grünlich rosa , innen rölh- Jich weiss mit rosa getuscht. Eine sehr schöne AL 1858, 377 Art, nach H. niger und atrorubens die- jenige, die am Meisten die Cultur verdient. i), H. pallidus Hort. Aus belgischen Gär- ten bezogen, wissen wir nichts Näheres über diese Art, die wir nirgends beschrieben finden. Sie lässt sich leicht von allen übrigen Helle- borus Arten unterscheiden durch ihre kurzen Blüthenschafle, mit 3—4 hängenden, glockigen Blumen besetzt, die aussen grünlich, innen gelblich weiss mit schmutzig grün verwaschen sind. -Die von ihrem Entstehen an kahlen Blätter haben schmale, verlängerte Segmente. k) H. dumetorum Waldst. et K. Mit H. viridis sehr nahe verwandt unterscheidet sich hauptsächlich von dieser durch kurze Blu- menschafte, die sich mit den Blättern gleich- zeitig entwickeln und 1—3 grössere Blumen tragen; Sepalen aussen dunkelgrün, innen blau- grün. Stammi von Ungarn. l) H. viridis L. ist eine niedrige, unan- sehnliche Pflanze mit kleinen grünen Blumen, die nur durch eine hellere Färbung vom Laube absiechen. Die 2—3 blüthigen Schafte kürzer als die Blätter. Wächst in feuchten Wäldern auch in Deutschland. m) H. foetidus L. hat mit H. lividus einen wahren beblälterten zweijährigen Sten- gel und unterscheiden sich beide dadurch sehr von allen vorhergehenden Arten. Im zweiten Jahre entwickelt der Stengel eine grosse, ver- zweigte Rispe, mit zahlreichen, nickenden, glockig-kugeligen Blumen geziert, die wie die | sie begleitenden Deckblätter gelblichgrün ge- färbt, und daher wenig Effect machen, ausser durch ihre Menge und durch den Conirast ihrer helleren Färbung zum Dunkelschwarzgrün der Blätter. Die ganze Pflanze, besonders die Blumen, verbreitet einen unangenehmen Ge- ruch, ähnlich dem der krautigen Päonien. Vaterland westliches Europa, auch in der Schweiz häufig. n) H. lividus Ait. (H. trifolius Mill.) Mit der vorigen ebenfalls stengelig, die Rispen sind jedoch weniger verzweigt, die weisslich grü- nen. Blumen mehr ausgebreitet, und bilden die Blumen eine Art gedrängter, zurück- gebogener Traube. Die steifen, lederartigen Blätter sind unten blaugrün und sind nur drei- theilig, zuweilen auch ganzrandig, öfter jedoch spitz gezähnt. -Sie stammt von Corsica und 24 378 blüht später als die übrigen, erst im April und Mai. o)H. colchicus Rgl. Diese neue, präch- tige Art, die dem Verfasser noch unbekannt war, fügen wir seiner Aufzählung der in Gär- ten cultivirten Helleborus-Arten hier bei. Sie wurde eingeführt von dem Petersburger bo- tan. Garten aus der Landschaft des alten Col- chis (Mingrelien) und ist von Dr. Regel im Jahrg. 1856. p. 292 der Gartenflora beschrie- ben und empfohlen worden. Wir erhielten sie von Petersburg, und ist sie zweifelsohne die schönste der roihblühenden Arten, da die grossen dunkelpurpurnen Blumen wirklich sehr schön sind. Dr. Regel vermuthet, dass es ein natürlicher Bastard von H. purpuras- cens und orientalis sein könne, da sie in der ganzen Tracht dem ersteren, in der Form der, Wurzelblätter dem zweiten gleicht und beide Arten ebenfalls in Mingrelien vorkommen. Die Helleborus gedeihen sämmtlich leicht in jeder nicht zu leichten Gartenerde, in nörd- licher oder halbschattiger Lage. Man vermehrt sie durch Theilung oder durch Samen, die gleich nach der Reife ausgesäet werden. — Ihre Blüthezeit milten im Winter und im er- sten Frühjahr, wenn noch Alles draussen im tiefsten Schlafe liegt, macht sie besonders in- teressant und werthvoll. In Töpfe gesetzt, sind sie im Winter eine Zierde der Kalthäuser, so wie ihre Blumen auch für Winterbouqueis sehr willkommen sind. Sie finden ihren geeignet- sten Platz im Vordergrunde von Gesträuchpar- thien, und ‘die schöneren Arten, neben der bekannten Christblume besonders noch H. col- chicus, atrorubens, intermedius und olympicus sollten in keinem Garten fehlen. Was ihre officinellen Eigenschaften betrifft, so finden dieselben heutzutage kaum noch Anwendung, ausser in der Thierarzneikunde, die H. foetidus und viridis benutzt, dage- gen gehört die von den Alten so gepriesene Eigenschaft, den Wahnsinn zu heileu, längst nur noch der Geschichte an. Die ganze Pflanze, und besonders die Wurzeln, enthalten ein scharfes, heftig abführendes Prineip, dessen Anwendung daher sehr gefährlich werden kann. In grösserer Dosis genossen wirkt die Wurzel zerstörend auf den menschlichen Organismus, es entsteht‘ ein beängstigendes Gefühl von Gartenflora Deutschlands ünd der Schweiz. Brennen in Magen, mit schrecklichen Kräm- pfen, Erbrechen und heftiger Colik begleitet, und der Tod erfolgt schnell, wenn nicht prompte Hülfe bei der Hand ist. (Nach Belg, horticole. — E. O,) 4) Der Granatbaum (Punica Grana- tum L.) soll nach Plinius -ursprünglich von Carthago stammen, und auf den Kriegszügen der Römer von Afrika nach Italien gebracht sein. Heute findet man ihn in Bengalen, China, der Barbarei und besonders in Persien, wo in der Provinz Mazenderan sich grosse und dichte Granatwälder finden. In Italien, Portugal, Spanien und im südl. Frankreich wird die Granate mit’Erfolg cultivirt, bei uns wird sie ihrer schönen hochrothen Blumen wegen als Orangeriepflanze gezogen, reift aber nicht ihre goldenen apfelförmigen Früchte, de- ren erfrischender, säuerlicher Saft mit Zucker- wasser vermischt in heissen Ländern ein eben so angenehmes als gesundes Getränk bildet. Wir besitzen jetzt Abarten mit weissen, gel- ben und gefüllten Blumen, und besonders die Varietät nana ist wegen ihres niederen Wuch- ses und der reicheren Blüthe geschätzt. Die Blumen werden officinell als adstringirend in- nerlich und äusserlich angewandt, man kann sie auch zur Dintenfabrikalion benutzen. Die Fruchtrinde ist sehr adstringirend und wird in Afrika fast ausschliesslich zum Gerben des so berühmten Maroccoleders benutzt; das Nütz- lichste an der Pflanze ist jedoch die Rinde der Wurzel, die schon in alten Zeiten als vor- treffliches Mittel gegen den Bandwurm ge- rühmt, später ganz vergessen, zu Anfang die- ses Jahrhunderts durch Buchanan wieder re- habilitirt wurde, und wirklich zu den wirksam- sten Bandwurmmitteln gehört. (E. O0. nach Belg. horticole.) 5) Euphorbia Gerardiana von den Tartaren Sud -digän genannt, wächst in den caucasischen Gegenden häufig. Vermittelst dieser Pflanze färbt man in Swant Wolle dun- kelgelb. Die obern Enden der Pflanze wer- den zerhackt und mit Wasser gekocht. Der Farbenbrühe wird etwas Alaun zugeselzi und das Wollgarn in der Brühe gekocht. Nach- her wird es in Rinderurin getaucht und'ge- trocknet. 6) Die nene Oelpflanze aus China. IE. Es ist diese Pflanze inFrankreich kürzlich ein- geführt und als ausgezeichnete neue Einfüh- rung von verschiedenen Seiten zum Anbau empfohlen worden. Nach einem Berichte des Journales der Kaiserlichen Gartenbau - Gesell- schaft in Paris ist diese Pflanze nichts ande- res, als Dolichos Soja, eine lang be- kannte, einer Bohne ähnelnde Pflanze, deren Anbau in grösserem Maassstabe in unserem Klima jedenfalls unmöglich ist. In wärmeren südlicheren Gegenden, wie im südlichen Frank- reich, Italien ete. dürfte dagegen deren Cul- tur keine Schwierigkeit entgegenstehen, sofern der Ertrag derselben reicher als der anderer Oelfrüchte sein sollte. (E. R.) 7) Die Rosentreiberei des Herrn Laurent in Paris. Es ist dies die bedeu- tendste Rosen -Treiberei in Paris, wo Rosen das ganze Jahr hindurch in reichlicher Menge in Blüthe gebracht werden. Zwölftausend Pflanzen im freiem Lande liefern während des Sommers die Rosen und Zwanzigtausend sind zur Treiberei während des Winters be- stimmt, Mit dem 15.Sept. werden die ersten Abtheilungen angetrieben und nun folgt eine nach der andern. Als die geeignetsten Sorten zur Treiberei werden genannt: R. Souvenir de la Maimaison, Gloire de Dijon, The Saffra- no, TheLamarque, The Canari, Mistress Bosan- quet, Cramoisi superieur, Baronne Prevost, Louise Peronny, Auguste Mie et La Reine. (Journ. de la soc. imp. et centr. d’hortieullure). 8) Inga pulcherrima zur Blüthe zu bringen. Man pflanze sie nicht zu gross und in magere Erde. Im Winter halte man sie kühl und trocken. Auf diese Weise erhält man reichblühende Exemplare. — 9) Polygonum Sieboldi Blume. Eine ausdauernde Staude aus Japan mit quekenartig kriechenden Wurzeln. Dieselbe wird als nahrhaftes gesundes Fulter fürs Vieh, das im Jahre 2? — 3 mal geschnitien werden kann, empfohlen. Dasselbe soll an Nährkraft den Klee übertreffen. Die jungen Triebe wer- den im Frühlinge von den Japanesen gleich Spargel- und Hopfenkeimen gegessen, die Blu- men sollen reiches Fuiter für die Bienen ge- währen und die allen Stengel als Brennma- Notizen. 379 terial benutzt werden können. Wir gestehen, dass uns das des Guten ein wenig viel er- scheint. (E. R) 10) Ameisen werden verhindert an den Bäumen emporzusteigen. durch Umlegen eines Ringes von Baumwolle oder Werg um den Stamm. Nur zur Blüthezeit thun sie durch Wegbeissen der Staubfäden Schaden , zu an- deren Zeiten sind sie durch Vertilgung der Blattläuse nützlich. (Monatsschrift für Pomologie.) 11) Die grösste und vollständigste Nelken- sammlung hat gegenwärtig wohl Herr F. C. Heinemann in Erfurt, der sämmtliche berühmte Sammlungen des In- und Auslandes in der seinigen vereinigt hat, und sich der Cultur die- ser beliebten Blume besonders widmen will. (2) 12) Datura humilis. Unter diesem Namen sehen wir in der Handelsgärtnerei von F. W. Wendel in Erfurt eine Datura von gros- ser Schönheit, die wir für die schönste be- kannte Art halten. Die Pflanze wird 2 — 3 Fuss hoch, bildet grosse schön geformte Blät- ter, so dass sie schon durch diese zur Zier- pflanze wird. Die Blumen sind schön gold- gelb und dicht gefüllt. Den Samen erhielt Herr Wendel aus Südamerika, und es scheint diese Art in denGärten noch nicht vorhanden zu sein. (I) 13) Die frühesten Hyaecinthen. Die früheste Hyacinthe ist die neuerdings unter dem Namen Romaine bekannle Sorte, worauf wir für den Winterflor ganz besonders aufmerk- sam machen wollen. Wie Duc van Tholl und Marseiller Tazetten behandelt, blühen diese Hyaeinthen zugleich mit diesen schon im No- vember. Die weissen Blüthen sind zwar klein und wenigblumig, aber es erscheinen stets 3— A neben einander. Den grössten Werth haben diese Hyacinthen zum Abschneiden in Blumen- sträusse zu einer Zeit, wo es keine andern weissen Blumen als Chrysanthemum (Pyre- thrum sinense) und ein verspätetes Eupatorium gibt. Ich halte diese Hyacinthe für die reine wilde Art der Hyacinthe, und vermuthe, dass der Name Romaine gleichbedeutend mit der in den Pariser Blumengärten längst bekannten 24 380 Sorte Blane de Montagne ist. zeichnissen der Zwiebelhändler heisst diese Sorte auch Römische weisse Hyacinthe. Die Berliner Zwiebelzüchter führen sie, so viel ich weiss, noch nicht. — Ausser dieser weissen Hyacinthe sind neuerdines noch die sogenann- ten Pariser Hyacinthen in Roth und Blau ge- füllt, weiss und fleischfarbig einfach zum frü- hesten Treiben sehr beliebt geworden. Auch diese bringen nur kleine Blumen und dienen hauptsächlich zum Abschneiden in Blumen- (68) 14) Aepfel und Birnen, welche die AllgemeineVersammlung deutscher Pomologen,zumallgemeinenAn- bau empfiehlt. Die Versammlung zu Naumburg hatte schon 12 Aepfel- und 12 Birnensorten zum allgemeinen Anbau empfoh- len. Von einigen dieser, wie Beurre blanc, Pigeon rouge, dem edlen Winter-Borstorfer und demLuiken-Apfel, ward in der Versamm- lung zu Gotha nachträglich bemerkt, dass sie zu allgemeinem Anbau nicht empfohlen wer- den könnten, sondern in manchen Gegenden, unpassendem Boden elc. nicht gediehen. Als 12 Aepfel, welche wie die zu Naum- burg empfohlenen allgemeinen Anbau dienten, nannte die Versammlung zu Golha, Ananas-Reinette , Goldzeugapfel, Virginischer Sommer - Rosenapfel, Prinzenapfel, Cham- pagner -Reineite, Spitalreinette, Reinelte von Orleans, Harberts Rambour, Königlicher rothe Kurzstiel, und drei Jahre dauernde Streifling. Von Birnen empfahl die Versammlung ebenfalls zu allgemeiner Cultur, die grüne fürstliche Tafelbirn, die Gute Graue, Sommer- Dechantsbirn, punktirter Soemmerdorn, Köstliche von Charneu, Wildling von Motte, Bose’s Fla- schenbirn, Regentin, Winter Nelis (Colomas Winter-Butterbirn), Winter-Dechantsbirn, Kuh- fuss. In den Ver- sträusse. ver- 45) Die Gitterpflanze (Ouvirandra fe- nestralis) in Blüthe. Unter den Garten-Etablis- sements Deutschlands thut sich schon seit län- gerer Zeit, der Garten des Herrn Geitner in Zwickau durch zahlreiche Einführungen neuer Pflanzen hervor, die dort zu sehr mässigen Preissen abgegeben werden. In einem der Qultur der Victoria und den andern Wasser- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. pflanzen gewidmeten Hause, wird auch die Gilterpflanze gezogen. Aehnlich der Pontede- ria cordata, Limnocharis Plumieri und andern, ward sie in der Weise ins Viectorienbassin ge- stellt, dass der Topf nicht ganz oder doch nur eben unter das Wasser eingesenkt ward. Im Laufe des Frühlings bildete sie hier alle 3 — 4 Tage ein neues gillerförmig durchbro- chenes Blatt. Im Juni zeigten sich in den Achseln der obersten Blälter Blüthenknospen, die aber erst dann zur raschern Entwicklung kamen , nachdem der Topf tiefer ins Wasser eingesenkt ward. Aus einer dieser Knospen er- wuchs bis Ende Juli ein 2 Fuss hoher Blüthen- stiel, der auf der Spitze eine 2 Zoll lange 2iheilige Blüthenähre trägt. Die kleinen Blu- men sind blendend weiss. Im Winter muss die OQuvirandra , ähnlich wie alle andern Wasserpflanzen mit Knollen, ruhen. Man entzieht ihr allmälig das Wasser, hält den Winter hindurch die Erde mässig feucht bei einer Temperatur von 8 — 12° R. und Ende Januar pflanzi man die Knolie in frische Erde und gibt ihr nun wieder Wasser, Wärme und viel Licht. — - : (Frei nach Hambrg. Gitztg.) 16) Vertilgung von Erdflöhen, Blattläusen. Die Verhandlungen der Schle- sischen Gesellschaft für Obst- und Gartenbau empfehlen Knoblauch zu hacken und diesen unter den zur Aussaat bestiimmien Samen zu mischen, wodurch die jungen Pflanzen vor den Nachstellungen der Erdflöhe geschützt würden. Gegen Blaitläuse wird eine Auflösung schwar- zer Seife (60 Vol. Wasser zu 1 Vol. Seile) empfohlen. — 17, Neue Gemüse. Als neue Gemüse werden einmal wieder zwei unserer einheimi- schen Pflanzen empfohlen , nämlich das Ad- lerfarren «(Pieris aquilina L) und der Schmalblättrige Weiderich (Epilobium . angustifolium L.) Von beiden sollen die ganz jungen Triebe, wenn sie eben aus dem Boden hervorbrechen, als Gemüse bereitet, keinen übeln Geschmack haben. Einige englische und französische Journale empfehlen sogar deren Anbau im Garten als Nutzpflanzen. Wir fürchten, dieselben möchten wenige Liebhaber finden, Die trocknen Stengel des Adlerfar- 1. Notizen. rens werden kaum je eine zarte Speise ge- währen, und auch das als lästiges Unkraut in Wiesen und Schlägen wuchernde Epilobium anguslifolium dürfte wenig Aussicht haben, eine Pflanze des Küchengartens zu werden. (E. R) 18) Die Coniferen Mexico’s. Roez], längere Zeit Geschäftsführer bei Van Houtte, lebt jetzt in Mexico und sendei von dort! Sa- men der bessern Pflanzen nach Europa. Ganz ansserordenllich reich ist die Ausbeute dessel- ben an Nadelhölzern gewesen, und hat'derselbe reiche Samen-Sendungen von einer Menge neuer noch unbeschriebener Arten von dort gesendet, die von verschiedenen Handelsgärt- nereien verbreitet worden sind. Der grösste Theil dieser Samen erwies sich als leicht keimfähig, und so dürften wir bald reiche Sammlungen neuer mexicanischer Nadelhölzer in den Gärten Europa’s cultiviren. Herr Roezl wohnt jetzt in Napoles bei Me- xico und führt in seinem Samencalaloge 86 Arten von Nadelhölzern auf, die er in Mexico sammelte. In einem Artikel im Gardener’s Chronicle sagt derselbe, dass man in Europa nach den früher aus Mexico eingeführten Arten, den durchaus falschen Schluss gezogen hätte, dass die Nadelhölzer Mexico’s den Winter Englands und Deuischlands nicht ertragen könnten. Man kennt aber, so sagt Herr Roezl,, in Europa bis jetzt nur diejenigen Arten, die bis zu 7000 Fuss Höhe im Gebirge wachsen. Es kommen jedoch in den dorligen Gebirgen bis zu einer Höhe von 14 — 15000 Fuss bis zur Grenze der Vegetation, noch zahlreiche, in Europa bis jetzt sogar dem Bolaniker unbe- kannte Arten vor, von denen Roezl glaubt, dass sie sogar in Deutschland hart sein dürf- ten. So sagt er, ist die einzige in Gärten be- kannte mexicanische Art aus der Gruppe von P. Strobus, der P. Ayacahuite, welcher in der Provinz Oaxaca wächst, Carriere glaubt, dass diese Art im millleren Frankreich noch hart sei, Roezl aber bezweilelt dieses. Dagegen gibt es andere, die bis zur Höhe von 11000 Fuss im Gebirge ansteigen, die dieser Art in der ‚ganzen Tracht sehr ähnlich, so die P.Po- pocatepetli Roezl und P, Veitchii 381 Roezl, ferner P.Pedrii, P. Lindleyana u.a.m., von denen Roezl glaubt, dass sie das Klima vom mittleren Europa ertragen müssten, Wir theilen diese Ansicht Roezl’s, wenn wir nach andern Pflanzen jener Höhen Mexi- co’s schliessen dürfen, nicht, und denken, dass alle diese Coniferen Mexico’s in Deutschland, wenigstens anfangs als Kalthauspflanzen zu behandeln sein dürften. Den milden Winter des südlichen Englands, sowie der mildern Gegenden Frankreichs, werden sie dagegen unzweifelhaft im freien Lande ertragen. Auch viele von Roezl aufgestellte neue Arten schei- nen nur leichte Abarten zu sein. (E. R.) 19) DieTheerosen sind bekanntlich die zärtlichsten aller Rosen, sie verlangen daher im Freien eine gute Bedeckung während des Winters, besonders wenn sie in einem von Natur aus feuchten Boden stehen, wogegen sie weit weniger von der Kälte leiden, wenn der Boden an sich trockner oder künstlich troeken gelegt ist, durch Drainiren. Wenn man eine Gruppe für Theerosen anlegen will, sollte man die Erde zuerst auf 18 — 20 Zoll Tiefe herausheben und eine Yzöllige Schicht zerbrochener Ziegelsteine, Bauschutt, Kiesel- steine oder dergl. auf den Grund ausbreiten; darauf bringe man die 1 Fuss hohe Erd- schichte, welche am besten aus gleichen Thei- len einer guten fetten Gartenerde und ganz zersetzten Dünger bereitet wird, der man dann noch eine gute Portion scharfen Sand zusetzt. — Auf einer solchen Gruppe gedeihen und blühen die Theerosen prächlig, denn sie lie- ben einen reichen und doch leichten, porösen Boden. Die Theerosen eignen sich auch ganz besonders zur Topfeultur und lassen sich leicht treiben. Im October oder November aus dem freien Lande genommen und in Töpfe gepflanzt, können sie im Januar und Fe- bruar bei gelinder Wärme angetrieben wer- den und werden im März und April schon prächtig entwickelt sein. Die schöne Belau- bung, die unvergleichliche Zarlheit der Fär- bung und Textur der Blumen, sowie ihr leich- ter graciöser Bau und zarter Wohlgeruch zei- gen sich nirgends vollkommener als an solchen gelriebenen Exemplaren. Die folgende Liste gibt eine strenge Auswahl der schönsten Thee- rosen, und kann daher allen Rosenfreunden, 382 Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. die nur das Beste in dieser Rage anschaffen | Madame Willermoz; starkwüchsig , Blu- wollen, als sichere Richischnur dienen: Adam; schön roth, gross und sehr gefüllt, von kräfiigem Wuchse und sehr wohlrie- chend. Devoniensis; eine der vorzüglichsten Thee- rosen. in jeder Hiusicht; Blumen hellgelb oder blass schwefelgelb. Princesse Adelaide; Blumen gross und gefüllt, hellgelb; graciöse Tracht. Gloire de Dijon; ebenfalls eine ganz vor- zügliche Rose, die keiner Sammlung feh- len sollte; die sehr grossen, stark gefüll- ten Blumen sind eigenthümlich gelblich- lachsfarben und rosa. Elise Sauvage; eine niedrige Sorte, beson- ders zum Treiben und zur Topfeultur vor- züglich; Blumen hellgelb mit dunklerem Centrum. Vicomtesse Decazes; Blumen sehr ge- füllt, gelb mit kupferfarbigem Centrum. Comte de Paris; niedrige Varietät; gut zum Treiben; prächtige grosse hellfleisch- farbene Blumen. Bruyere; eine der starkwüchsigsten Sorten; Blumen gross, schön dunkelrosenroth. Goubault, Blumen sehr gross und köstlich duftend, nelkenroth mit lachsfarbigem Cen- trum, besonders für Topfeultur zu empfeh- len. Safrano; starkwüchsig, Blumen gross, cha- moisgelb aber nur leicht gefüllt. Souvenir d’un ami; schöne grosse Blumen ; dunkelrosa und lachsfarben. Madame Bravy; fast zwergartige Sorte, die, wie die folgende, ihre Blumen besser unter Glas entwickelt als im Freien und daher besonders znm Treiben und zur Topfeul- tor sich eignet, die sehr gefüllten Blumen sind rahmweiss. Niphetos; Blumen sehr gross, gefüllt und wohlriechend , reinweiss, zuweilen auch hellgelb. Princesse Helene du Luxembourg; robuste Sorte, mit grossen, stark gefüllten hellgelben Blumen. Souvenir d’Elise Vardon; robuste Sorte, Blumen gross, milchweiss mit rosa gelbli- ehem oder rothem Centrum. men gross, stark gefüllt, weiss mit fleisch- farbigem Centrum. Smithi’; die älteste gelbe Theerose , stroh- gelb, unter Glas schöner als im Freien. Triomphe du Luxembonrg; ausgezeich- nete Sorte zum Treiben, von kräfl'gem Wuchse, prächtige grosse gefüllte kupfer- farbig-rosenrothe Blumen. Madame de St. Joseph; besser zur Topf- cultur als im Freien , hübsche lachsfarbige Blumen , sehr gross und slark gefüllt. Princesse Esterhazy, schöne Tracht, ge- füllte, sehr grosse , hell rosenrothe Blu- men. (E. O. nach Belg. hort. nach Flo- ricult. Cabinet,) 20) Die Früh-Pfirsiche bilden eine distincteRage, charakterisirt durch den kleinen Umfang der Früchte und ihre frühere Reife; ausserdem sind die Bäume sehr raschwüchsig, fruchtbar und die Blumen gross und sehr sehön. Man vernachlässigt, und wie es uns scheint mit Unrecht, diese Sorten, denn wenn man sie grossfrüchtigen, edleren Sorten nicht vorziehen kann, sollte man sie doch in grös- sere Gärten, wo der Raum "nicht zu be- schränkt ist, unbedingt aufnehmen, da sie un- gefähr um einen Monat früher reifen, saftreich und sehr angenehm schmeckend sind, und die Bäume durch den reichen Ertrag die Kleinheit der Früchte reichlich ersetzen. Du- hamel beschreibt 4 Sorten von Früh-Pfirsich, nämlich die vothe, die weisse, die gelbe und die petile Mignonne. Die weisse Früh-Pfirsich ist ziem- lich ertragreich, die ganz weissen Früchte sind gewöhnlich Anfangs Juli reif. Sie haben die Grösse einer Wallnuss, sind rund oder oval, und enden in einer vorgezogenen Spitze. Das Fleisch ist fein und saftreich, der Saft sehr süss und von angenehmen moschusarligem Geruch, der besonders die Ameisen sehr an- ziehen soll, die dieser Frucht sehr nachstellen. Ein trockner Boden und trockne Jahrgänge schaden der Güte der Frucht, die dann nur noch zum Einmachen gut ist. Die rothe Früh-Pfirsich Irägt grös- sere Früchte von besserer Qualität, der Baum I. Notizen. ist auch fruchtbarer, verlangt dagegen auch geschütztere Lagen als der vorige. Die Haut ist schön roth auf der Sonnenseite, sonst hell- gelb, dasFleisch ist schmelzend, süss und ge- würzig. Reifezeit gewöhnlich Ende August. (Soll wohl Ende Juli heissen ?) Die gelbe Früh- Pfirsich reift etwas später als die vorige, die Frucht ist ziemlich gross, die Haut dunkel roth-braun auf der Sonnenseite, goldgelb im Schatten, ist mit ei- nem dicken Filz bedeckt. Das Fleisch ist goldgelb, nur nahe der Haut und um den Stein berum geröthet, dabei fein und schmel- zend, mit süssem Salte. Lapetite Mignonne, auch noch zu dieser Rage gehörend , bildet den Ueber- gang zu den feineren Pfirsichsorten, Die Frucht gleicht dem roihen Früh-Pfirsich , ist jedoch grösser, das Fleisch ist fester, der Ge- schmack weinreicher, mit einem Worte, ihre Qualität besser als die eigentlichen Früh-Pfir- siche. Sie reift gegen das Ende der Reifezeit der rothen Früh-Pfirsich, der Baum treibt stär- ker ins Holz und wird höher. Man findet diese Sorten in den meisten grösseren Baumschulen. (E. O. nach Belg. horticole,) 21) Passende Pflanzen für Häng- lampen und Ampeln in Gewächshäu- sern. Eine der schönsten Zierden von Kalt- und Warmhäusern sind die Hänglampen oder Ampeln, wenn sie selber von gefälliger Form, mit passenden Pflanzen gezieri und in ihren Dimensionen der Grösse und Höhe des Hau- ses entsprechend, hier und dort an passenden Stellen aufgehängt werden. Sie passen be- sonders für höhere Häuser, und man hüte sich, die Häuser nicht damit zu überladen, da einige wenige gut unterhallene und günstig placirte Ampeln weit mehr Effect machen, als eine grosse Anzahl planlos umher hängender. Da die Erde in solchen frei hängenden Am- peln weit schneller austrocknet, als die der Topfpflanzen , so ist es nothwendig , die Vor- richtung zu treffen, dass sie mit grösster Leich- tigkeit auf- und abgelassen werden können, um das Nachsehen und Begiessen zu erleich- tern, dieses wird dadurch am besten erreicht, dass die Schnur über eine Rolle läuft, die an 383 der Decke des Gewächshauses oder an den Sparren desselben befestigt ist. — Das schnelle Austrocknen und daher um so häufigere Be- giessen der Ampelpflanzen kann nicht vermie- den werden, und dieser stele Wechsel von Trockenheit und Nässe sagt den meisten Pflan- zen nicht zu, daher die Zahl der wirklich zur Ampelcultur auf die Dauer geeigneten Pflan- zen nicht sehr gross ist, und sich ‚eigentlich nur auf solche erstreckt , die vermöge ihrer fleischigen Blätter und Stengel, oder ihres ge- ringen Wasserverbrauchs befähigt sind, einer längeren Dürre zu widerstehen, wie z. B. die Cacleen, Agave - Arten, Euphorbien u. a. so- genannte Fettpflanzen, die Bromeliaceen, man- che Orchideen , besonders solche mit starken Scheinknollen u. s. w. Dennoch kann man, wenn man sich die Mühe nicht verdriessen lässt, täglich, ja bei heissem Weiter, oder in lufliigen Häusern, wo die Verdunstung natürlich ungleich bedeutender ist, als in feuchtwarm und geschlossen gehaltenen Warmhäusern, mehrmals täglich mit Begiessen und Bespritzen nachzuhelfen , manche Pflanzen mit Erfolg in Ampeln erziehen, und als solche nennt das Floricult.-Cabinet die folgenden als ge- eignet für kalte und temperirte Häuser: Aotus gracillimus, eine zierliche neu- holländische Leguminose, mit langen, ruthen- förmigen , herabhängenden Zweigen, die sich zur Blüthezeit mit niedlichen , gelb und oran- gerothen Schmetterlingsblüthen bedeckt; ' sie wird vermehrt und behandelt wie die Ericen, und liebt eine sandige Heide- oder Lauberde. Calampelis seabra (Eecremocarpus) ge- deiht recht gut in grösseren Ampeln und blüht während der Sommermonate hindurch sehr reichlich. Blumen schön orangeroth. Cam- panula fragilis ist eine allerliebste Pflanze für kleine Ampeln. Die ‚grossen hellblauen Blumen erscheinen in Fülle an den hängen- den Zweigen; sie verlangt eine Mischung von Compost -, Heide- und Lehmerde und wird leicht durch Theilung vermehrt. Mehrere Ar- ten Cereus, besonders O. flagelliformis, Ackermanni und Varietäten, eignen sich vorzüglich für diese Cultur, nur muss man sie den Winter über fast ganz trocken halten, was jedenfalls noch ein Vorzug ist, da man da- durch des häufigen Nachsehens überhoben 384 is. Cobaea scandens ist eine effectvolle Pflanze, aber nur für grosse Ampeln und hohe Häuser, da sie viele Nahrung verlangt und die Zweige lang herabhängen sollten. Die Spitzen müssen häufig gesiutzt werden, um die seitliche Verästelung zu befördern. Dis- andra prostrata mit zierlich beblätter- ten, hängenden Zweigen und gelben Blüm- chen, vermehrt sich sehr leicht durch Thei- lung, und gedeiht vortrefllich in kleinen Ampeln in substantieller Erde. Die Epiphyllum- Arten, besonders E. truncatum und Abar- ten sind vortreflliche Ampelpflanzen, die wie die Cereus-Arten im Winter fast ganz trocken gehalten , aber im Sommer reichlich begossen werden Sie gedeihen in einer Mischung von Lehm- und Composterde mit starker Scherbenunterlage. — Unter den Fuchsien sind besonders die mit langen, hängenden Zweigen für diesen Zweck geeig- net, da sie jedoch reiche Nahrung verlangen, können sie nur in grösseren Ampeln oder Körben mit Erfolg gezogen werden. Har- denbergia monophylla ist, wenn schön gezogen, sehr effeeivoll und reichblühend, Sie liebt eine Mischung von Heideerde, Com- posterde und Sand. Die Heliotrop, vor- züglich die schwachwüchsigeren Sorten, wie Voltairianum u. a. passen ganz gut für kleinere Ampeln. Hibbertia grossu- lariaefolia ist eine der besten Pflanzen für Ampeln, die schön gelben Blumen erscheinen ii Fülle und harmoniren mit der hübschen Belaubung. Verlangt eine gute Garlenerde mit Heideerde gemischt , und lässt sich leicht aus Stecklingen ziehen, — Verschiedene Kennedya-Arien sind hübsche Hängepflan- zen mit ihren rankenden Zweigen und niedli- chen rothen Schmetterlingsblüthen ; eine san- dige Heideerde sagt ihnen zu und am besten werden sie aus Samen vermehrt. Die Lan- tana-Arten können ebenfalls mit Vortheil verwandt werden, besonders zur Bepflanzung grösserer Körbe, untermischt mit Heliotrop und Lobelien. Lobelia Erinus, heterophylla, ramosa und Varietäten sind sehr hübsch und geeignet für kleinere, oder als Einfassun- gen für grössere mit andern Pflanzen beseizte Ampeln. Lophospermum scandens, eru- bescens etc. sind schönblühende Schling- sollten. Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. pflanzen, die für grössere Ampeln recht pas- send verwandt werden können, sie können durch Samen oder auch durch Stecklinge leicht vermehrt werden. Lotus Jaecobaeus mit seinen dunklen sammetbraunen Blülhen und feiner Belaubung, passt für kleinere Gefässe oder untermischt mit andern; eine reiche aber lockere Erde sagt ihm am besten zu, Die wildwachsende Lysimachia nummu- laria darf um so weniger verschmäht wer- den, da sie auch im Zimmer in Ampeln recht Die hübschen Maurandia- Arten können wie die Lophospermen behan- delt und verwandt werden. Viele Mesem- brianthemum sind effectvolle Ampelpflan- zen, wenn sie wie dieCereus- und Epiphyllum- Arten behandelt werden. Die schönsten für diesen Zweck sind: M. aurantiacum, blan- dum, coecineum, micans, speciosum und violaceum. gut gedeiht. Mimulus moschatus ist empfehlenswerih für kleinere Gefässe, ebenso die Nemophila insignis und ma= culata, besonders wenn sie im Nachsommer ausgesäet, iür den Winterflor herangezogen werden. Die zierliche Nierembergia ca- lycina blüht sehr dankbar, wenn sie in kleineren Ampeln in nahrhafter leichter Erde gezogen, im Sommer reichlich, im Winter spärlich begossen wird. Die Petunien sind vorzüglich schöne Ampelpflanzen, beson- ders für grössere Ampeln, worin man zwei oder mehrere verschieden gefärbte Sorten pflanzen kann, wobei natürlich die Vereini- gung von rein weiss und lebhaft roth den grössten Effect macht. Die Theerose Vicom- tesse Decazes ist eine ausgezeichnet gute Sorte für diesen Zweck, wenn man sie vor- her in Töpfen anzieht und ihr die geeignete Form gibt. Die so bäufig als Ampelpfllanze bereits benutzte Saxifragasarmentosa wird für diesen Zweck immer ihren Werth behalten, besonders für die Zimmereuliur, da sie in ihrer Genügsamkeit von wenigen Pflan- zen übertroffen werden dürfte Sollya he- terophylla und Drummondii sind aufs Wärmste zu empfehlen, siebelohnen die Mühe ihrer Anzucht aufs Reichste durch die Fülle ihrer tiefblauen Blumenglöckchen. Sie lieben eineMischung von sandiger Heide- oder Moor- erde und Composterde Torenia asia- II. Notizen. tiea ist eine vorzüglich schöne Ampelpflanze, wenn sie durch häufiges Einkneipen recht buschig gezogen wird. Die schön blauen, fast schwarz gefleckten Blumen sind in ihrer Färbung einzig in ihrer Art, Sie muss bis zur Blüthezeit im Warmhause angezogen werden, und erst ins Kalthaus wandern, wenn die Pflanze vollkommen ausgebildet ist und zu blühen beginnt. Unter Tropaeolum sind besonders Tr. Lobbianum und Abarten für grössere Ampeln mit Vortheil zu verwenden und end- lich sind noch die zahlreichen Sorten Ver- benen zu empfehlen. Bis hierher sind wir derBelg. horticole gefolgt und wir kön- nen noch hinzuseizen, als auf der vorstehen- den Liste übersehen, Bonapartea juncea als Ampelpflanze vorzüglich effectvoll, Fra- gariaindica für kleineAmpeln sehr nied- lieh und auch in Zimmern gedeihend, Salvia porphyrantha, niedrig mit rankenden Sten- geln, sehr reich carmoisinroth blühend und auch für kleinere Gefässe passend, Origa- num Sipyleum überaus zierlich als klei- nere Hängpflanze, und endlich wollen wir noch an den bereits vielfach für Ampeln im Zimmer verwendeten breitblättrigen Epheu (Hedera algeriensis oder latifolia der Gärten) und an den ebenfalls für diesen Zweck ge- eigneten, sogenannten Sommerepheu (Senecio mikanioides) erinnert haben. Für Warmhäuser ist die Auswahl der für Ampeln und Körben geeigneten Pflanzen noch weit grösser, besonders wenn auch die Orchi- deen mit hineingezogen werden sollen, die am Vortheilhaftesten hängend gezogen werden, wie die Arten vonStanhopea, Gongora, Acropera, Lacaena, Acineta, viele Den drobien mit langen, hängenden Stengeln u. s. w. Wir könnten eine lange Liste ge- ben, begnügen uns aber, nur die vorzüglich- sten zu nennen, die mit Vortheil zur Aus- schmückung von Ampeln dienen können. So sind aus der Familie der Gesneraceen und Cyrtandreen, vor Allem manche Aeschy- nanthus-Arlen, besonders A. javanicus, Lobbianus und pulceher vorzüglich schön, wenn in Ampeln gezogen, ebenso Co- donanthe Devosiana und Hookerii, 385 dann die prächtig dunkelblaue Klugia No- toniana, und das ganze Heer der Achi- menes oder Treviranien, die in reichster Fülle blühen, schon wenn man beim Einpflan- zen der Orchideen einige Knöllchen in jeden Korb steckt. und sie dann ihrem Geschick überlässt. Die Familie der Bromeliaceen kann ein ganzes Contingent stellen von Arten, die vor- züglich gedeihen und blühen , wenn hängend eultivirt, wir nennen nur Caraguatalin- gulata, Guzmannia trleolor und Vriesea speciosa. Sie sind besonders als Mittelstüäck für Ampeln schön, man pflanzt dann ringsherum einige Pflanzen mit herab- bängenden Zweigen, wie Aeschynanthus und Achimenen , und bildet auf diese Art sehr zierende Ampeln. Centradenia rosea ist eine niedliche, reichblühende Pflanze, die sich recht gut in Ampeln ausnimmt, Hoya bella ist ganz vorzüglich schön als Ampel- pflanze, ebenso Russelia juncea und sar- mentosa semperflorens; Torenia | asiatiea wurde bereits erwähnt; für ganz kleine Ampeln sind Fieus seandens, Iso- lepis gracilis, ein sehr nied'iches Gras, und einige Selaginella-Arten, wie denticu- lata, flexuosa, Marlensis und unci- nata zu empfehlen und die Tradescantia zebrina ist bereits allerorts bekannt und an- gewandt zur Ausschmückung von Ampeln. Sie gedeiht auch recht gut in Zimmern und ist da- her besonders werthvoll. Von Farren können sehr viele Arten für Ampeln gebraucht werden, als vorzüglich schön und effectvoll erwähnen wir Dry- naria eoronans (Polypodium morbillo- sum) und das prachivolle Goniophlebium Reinwardtii. Beide, und ganz vorzüglich das Letztere, zeigen nur ihre ganze Schönheit, wenn sie frei hängend eultivirt werden, und verdienen die wärmste Empfehlung. Die moosarligen Selaginellen, wieS. denliculata, apus, obtusa u. a. können mit Vortheil benutzt werden, um die Erde in den mit an- dern Pflanzen bereits besetzten Ampeln vol- lends zu decken; da sie die Feuchtigkeit zu- rückhalten und den Wurzeln Schutz gewäh- ren ‚sind sie zugleich von Nutzen. — Im Allgemeinen und besonders für Kalt- 386 häuser, wo die Ampeln in der wärmeren Jahreszeit sehr schwer hinreichend feucht zu halten sind, wegen der raschen Verdunstung, ist es vielleicht empfehlenswerther, die Am- peln nicht selber zu bepflanzen oder wenig- stens nicht mit ganz jungen Pflanzen, die erst noch längere Zeit bedürfen zu ihrer Ausbil- dung, sondern die dazu geeigneten Pflanzen in Töpfen anzuziehen, und wenn sie herange- wachsen sind, sie blos in die Ampeln hinein- zusiellen und sie nur so lange darin zu las- sen, alssie blühen oder sonst dieselben noch gut garniren. Man füttert dann den Zwischenraum zwischen Topf und Ampel fest mit Moos aus, was die Feuchtigkeit zurückhält Auf diese Weise kann man die Ampeln zu jeder Jah- reszeit hübsch garniren, und hat mehr Ab- wechslung, denn selbst, wenn manchmal pas- sende blühende Pflanzen fehlen sollten, so wird man sich immer leicht mit hübschen Blattpflanzen aushelfen können, und die Am- peln werden dann stets eine wahre Zierde der Gewächshäuser sein, während sie im an- dern Falle manchmal monatelang unansehn- lich dahängen. (E. 0.) 22) Cultur der Rafflesia Arnoldi. — Die Rafflesia ist eine der merkwürdigsten Schmarotzerpflanzen. Gleichsam eine einzige riesige Blume entsprosst sie den Wurzeln der Cissus-Arten auf Sumatra und Borneo. Hın. Teysmann im Bot. Garten zu Buitenzorg in Java ist nun die Qultur derselben mittelst Aus- saat geglück. Er machte Ritze in die Wur- zeln von Cissus scariosa und serrulata , säete die Samen in diese nnd deckte hierauf die Wurzeln wieder mit wenig Erde und Blättern. Die Wunden vernarblen, und erst nach einem Jahre brachen Rafflesien sowohl an diesen als auch anderen Stellen hervor. Hieraus scheint hervorzugehen, dass diese Samen keimen und im Innern der Pflanze zwischen Rinde und Holz einen Wurzelstock bilden, aus dem dann später die riesige Blume unmittelbar hervor- bricht. (Nach Bonplandia.) 23) Körchower Grand Richard, Ein ganz vorzüglicher Apfel, der in Mecklenburg ziemlich häufig angebauet wird. Es ist ein grünfarbiger Calvill von veränderlicher meist hochgebauter konischer Gestalt, (bis 3 Zoll hoch und breit). Kelch flach eingesenkt, von Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. da laufen schwache Rippen über die Frucht, Stiel lang und dünn in tiefer Höhlung. Schaale, fein, weisslich grün , im Liegen gelblich wer- dend, auf der Sommerseite schwaches Roth, Weisse Punkte finden sich am ganzen Apfel. Geschmack äusserst angenehm, gezuckert, mit vorherrschendem Himbeergeschmack. Ver- dient allgemeine Verbreitung. (Monattsschrift f. Pomologie.) 24) Verpflanzen von Obstbäumen Ende August. — Herr C. Fischer em- pfiehlt solches nach Versuchen die er seit 15 Jahren gemacht. Werden die Bäume gut aus- genommen und nach dem Setzen einge- schlemmt, so wachsen sie noch vor Winter an und liefern schon im nächsten Frühling ei- nen kräftigen Trieb. — (Monatsschrift f. Pomolog.) 35)ZurErdbeerencultur. Die Erdbeere ist die köstlichste der Beerenfrüchte und ver- dient daher die aufmerksamste Pflege, Bei zweckmässiger Behandlung ist sie ausserdem reichtragend und versieht den Tisch lange mit Früchten. Hier in Petersburg gehört sie zu den wichtigsten Früchten, und wird ebenso massenhaft im Winter gelrieben, wie im freien Lande angepflanzt, Die Erdbeere liebt einen feuchten, nahr- haften, mehr schweren als leichten Boden. Leichter, sandiger Boden muss durch Einbrin- gen von Lehm und Düngererde verbessert werden. Im August oder schon im Juli wer- den neue Beete angelegt, wozu man aus- schliesslich kräfig bewurzelte Ausläufer alter Pflanzen wählt. Nicht zu enge Pflanzweite (die Reihen 41*/s‘ weit und die Pflanzen 2 weit von einander entfernt), Reinhaltung der Beete von Unkraut, und bei trocknem Weiter während der Blüthe und Fruchtreife fleissiges Begiessen, sowie Abnehmen aller Ausläufer, sind Grundbedingungen der Cultur. Die Beete müssen alle 3—4 Jahre umgegraben, gedüngt und frisch angesetzt werden. Während der Reifezeii decke man den Boden mit Stroh, Lohe oder am besten mit sorgfältig getrock- netem Moose, "Letzteres ist das beste Material um die Früchte rein zu erhalten, hält den ‚Bo- den feucht und verhindert den Luftzutritt nicht. — ’ 26) Der Gutta-Percha-Baum (Isonan- 1. Notizen. dra gutta). Die ungeheure Masse von Gutta-Per- cha welche jährlich aus Ostindien ausgeführt wird, lässt fürchten, dass mit der Zeit dieses nützliche Gummi selten werden möchte, denn die Bäume werden dabei grossentheils gelöd- tet. Es ist daher wichtig, dass man jetzi da- ran denkt diesen Baum in Cultur zu nehmen. So sind kürzlich auf der Insel Bourbon 300 junge Pflanzen desselben gepflanzt worden, die aus Borneo und Singapore kamen und die auch ganz vorirefflich gedeihen sollen. 27) Frostspaliten. Hr. Dr. R. Caspary hat schon viele interessante Beobachtungen über die Einwirkung der Kälte auf die Pflanzen ge- macht. In neuerer Zeit hat sich derselbe mit den Frostspalten einlässlich beschäftigt und kommt zu dem Schlusse, dass die Frost- spalten nicht durch Ausdehnung des Saftes beim Gefrieren, sondern dadurch entstehen, dass das Holz sich unter Einwirkung höherer Frostgrade zusammenzieht, und zwar in der Richtung des Radius weniger als in der Rich- tung des Umfanges. Hr. Dr. Caspary hat dieses Ergebniss in Folge einer Masse von genauen Beobachtun- gen an lebenden Bäumen und frisch gefälltem Holze erhalten, die in der Bot. Zeitung näher besprochen sind. — 28) Eugenia Ugni Hook et Arn. als Fruchtbaum. Die E. Ugni stammt aus Chili, bildet einen immergrünen Busch vom Ansehen einer Myrthe, und wird wie diese frosifrei durchwintert. Die weissen Blumen stehen ein- fach zwischen den Blättern, die Früchte bilden dunkelgrüäne runde Beeren von der Grösse einer schwarzen Johannisbeere, und besitzen einen äusserst angenehmen, aromatischen Ge- schmack. Das Gardener Chronicle empfiehlt daher jetzt diese Pflanze als einen Frucht- sirauch, der es vor allen andern verdient cul- tivirt zu werden, da die Kleinheit der Beeren durch das massenhafte Erscheinen derselben und den ganz vorzüglichen Geschmack über- boten werde. Im Sommer erhält der Strauch einen gut geschützten vollkommen sonnigen Platz imFreien oder im durchaus sonnigen ge- lüftetem Hause. — 29) Das Pfropfen der baumartigen Paeonien. Die Flore des Serres theilt nach 387 dem Gardener’s Chronicle das Verfahren der Chinesen mit, die Paeonia Moutan und ihre Varietäten zu vermehren, wie es R. Fortune in chinesischen Gärlen beobachtete, wo die Baumpaeonien bekanntlich eine Hauptrolle spielen und massenweise verwehdet werden „Anfang October , sagt Fortune, sammeln die chinesischen Gärtner grosseMengen der Wur- zeln von krautartigen Paeonien (vermuthlich P. albiflora), um sie als Unterlagen zu verwenden. Sie zertheilen die Wurzelbündel und jedes Wurzelstück, wenn auch nur Fin- gersdick , wird bei Seite gelegl, um gepfropft zu werden. Wenn alles bereit ist. werden die Edelreiser der Baumpaeonien geschnitten, man wählt dazu immer die Jahrestriebe, kein älteres Holz , schneidet sie auf höchstens zwei Augen, spitzt die Reiser unten keilförmig zu und setzt sie nun in die Krone der Wurzel- verbindet die Pfropfstelle und be- Wenn eine grosse ist slöcke , schmiert sie mit Lehm. Zahl Wurzeln auf diese Art gepfropft h was ganz bequem unter Dach und Fach ge- schieht, bringt man sie in die Pflanzschule, wo sie auf anderthalb Fuss Entfernung nach jeder Richtung hin in Reihen so tief gepflanzt werden, dass allein die Endknospe des Edel- reises noch hervorragt. Auf diese (leider in einzelnen Details nur unvollständig mitgetheilte) Art vermehren die Chinesen alljährlich Tau- sende von Baum- Paeonien , und die-wenigen Lücken, die man in den Pflanzreihen bemerkt, zeugen hinlänglich für die Vortrefllichkeit dieser Methode. Es ist in der That selten, dass ein Edelreis ausbleibt, schon nach 14 Tagen etwa sind Edelreis und Wurzel voll- kommen verwachsen und im folgenden Som- mer sind die Pflanzen schon stark bewurzelt und haben kräftig getrieben, ja häufig blühen sie sogar schon im ersten Jahre.“ Ob diese Methode bei uns in ganz glei- cher Weise anwendbar ist, scheint uns mehr als unwahrscheinlich, dagegen wollen wir bei dieser Gelegenheit unsere Veredlungsmethode dieser schönen Pflanzen erwähnen, von der wir ebenfalls rühmen können , seit mehreren Jahren sie mit dem besten Erfolge angewandt zu haben. Wir veredeln die Paeonia Moutan und ihre prächtigen Abarten ebenfalls auf Wurzeln der P. albiflora oder anderer 383 krautiger Arlen, schneiden die Reiser ganz nach Weise der Chinesen von diesjährigem Holze auf höchstens zwei Augen und passen das keilförmig zugespilzie Reis in einen ähn- lichen Keilausschnitt der Wurzel, aber weichen im Folgenden von der chinesischen Methode ab. Statt im October veredeln wir schon Ende Juli oder Anfang August, sobald die Jahres. tiiebe vollkommen ausgereift, und die Trieb- knospen in den Blattachseln schon deutlich ausgebildet sind; wir lassen dem Edelreise das Laub, höchstens werden das oberste Blatt” paar und Endblatt abgeschnitten; von den Wurzeln schneiden wir ebenfalls das obere Ende ab, weil sich dort am leichtesten Ad- venlivknospen bilden, die später zu wilden Trieben auswachsen und das Edelreis unter- drücken, wenn sie nicht zeitig entfernt wer- den. Anstatt Wolle oder Basti, die in der Erde schnell faulen, benutzen wir Bleidraht als Verband, und bestreichen die Propfstelle gar nicht. Die veredelten Wurzeln werden nun einzeln in ziemlich kleine Töpfe so tief ge- pflanzt, dass die Pfropfstelle, oder vielmehr die Schnitifläche der Wurzel mit der Erdober- fläche in gleichem Niveau zu stehen kommt. Das Propfen selbst scheint uns als Nebensa_ che, und man braucht daher nicht zu ängst- lich mit dem Einpassen des Reises u. s. w, zu sein, dagegen ist der Erfolg unserm Er- messen nach ganz besonders abhängig vom Standorte, den man den Veredlungen an- weist. Sie müssen durchaus kühl und schat- tig gehalten werden, dürfen in den ersten Mo- naten weder Sonne noch Luft haben; werden die Blätter des Edelreises nur einmal welk, so ist es auch gewöhnlich um das Gelingen der Operation geschehen. — Wir lassen für die Aufnahme der Veredlungen in einem schat- tig gelegenen, niederen Fensterbeete, einen zweiten Kasten aufschlagen, der mit Sand ge- füllt wird; der Sand wird aufgelockert und tüchlig durchgegossen, und dann die Töpfe schräg liegend in den Sand gefültert, weil, wenn die Töpfe aufrecht gestellt werden, der wässerige Niederschlag auf die Pfropfstelle tro- pfen kann, das Wasser dann zwischen Reis und Unterlage dringt und leicht Fäulniss be- wirkt. Dieser zweite innere Kasten wird mit gut anschliessenden Fenstern belegt, und so- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. bald er gefüllt ist, werden alle Fugen desKa- stens und der Fenster mit Papierslreifen ver- klebt, damit durchaus keine Luft zutreien kann und die Feuchtigkeit im Kasten nicht ent- weicht. Das äussere Beet wird nun ebenfalls mit Fenster bedeckt, die Fenster weiss ange- strichen, um das Licht zu dämpfen und über- dies noch sorgfälttg beschattel, sobald die Sonne das Beet treffen kann. — So verwahrt bleiben die Veredlungen in der gespannten, eingeschlossenen, mit Feuchtigkeit gesätligten Atmosphäre des Kastens vollkommen frisch, man braucht den Kasten gar nicht zu öffnen bis Ende September oder Anfang October; bis dahin wird das Anwachsen ziemlich voll- ständig sein. Man nimmt nun die Papierstrei- fen fort, entfernt alle abgefallenen oder fäu- lenden Blätter und lüftet anfangs sehr mässig, später mehr. Wenn die Edelreiser angewach- sen sind, stossen sie das Laub ab und für den fulgenden Winter hält man sie in demsel- ben oder einem anderen niederen frostfreien Fensterbeet, lüftet regelmässig, wenn der Ther- mometer über Null steht, schliesst dagegen, wenn wärmeres Wetter noch im Winter ein- tritt, um den Trieb nicht vorzeilig zu reizen. Sobald im Frühjahr die Knospen zu schwellen beginnen, werden die veredelten Päonien in ziemlich grosse Töpfe in nahrhafte Erde ver- pflanzt, und zwar so tief, dass die Pfropfstelle ein Zoll mit Erde bedeckt wird. Bei dieser Gelegenheit werden alle Adventivknospen, die sich im Laufe des Winters an den Unterlagen etwa gebildet haben, sorgfältig abgeschnitlen. Sie werden nun in ein mehr sonniges Fen- sterbeei gestellt, aber zuerst noch schattig und kühl gehalten, damit sie langsam und kräftig. treiben. Ist der Trieb gezeitigt, der gewöhn- lich auch in Blüthenknospen endet, die man aber auskneipt, um die unteren Blattaugen nicht zu schwächen, was gegen Ende Mai der Fall sein wird, so werden die Töpfe in ein sonniges Garlenbeet so tief eingegraben, dass die Erde noch mindestens einen Zoll hoch den Topfrand bedeckt. Um das Begiessen zu er- sparen, wird das Beet mit kurzem Dünger, Stroh oder Moos belegt, wodurch das Aus- trocknen der Erae und das Aufkommen von Unkraut verhindert wird, und was überhaupt viel allgemeiner angewandt werden sollte, 'so- - IH. Notizen. wohl im Blumengarten, als im Gemüsegarten, in der Baumschule und überhaupt überall, wo frische Anpflanzungen in sonniger Lage und auf an sich trockenem Boden freudig fortkom- men sollen. Man erspart sich dadurch viele Arbeit an Begiessen, Auflockern und Reinhal- tung des Bodens, und hat die Freude, dass die in den Wurzeln gestörten Pflanzen nicht wochen- oder gar monatelang kränkeln. und erst bei feuchtem Regenwetter oder nachdem die grösste Semmerhitze vorüber ist, sich lang- sam erholen, sondern rasch anwurzeln und fortwachsen. Bei den auf Wurzeln gepropften Päonien soll übrigens das Edelreis selbst Wurzeln trei- ben, um sich kräftig ausbilden zu können; die Unterlage hat nur den Zweck, in den ersten Jahren das Reis zu ernähren, bis die lang- same Wurzelbildung Statt gefunden hat. Da- her ist es nolhwendig, nachdem die Verwach- sung geschehen, die Veredlungen so lief zu pflanzen, dass der untere Theil des Edelreises mit in die Erde kommt, um Wurzeln treiben zu können, da er jedoch immer nahe der Oberfläche liegt, wird die Anwurzelung we- sentlich gefördert durch das bereits empfoh- lene Bedecken der Erde, was das schnelle und öftere Austrocknen der oberen Erdschichte verhindert, und dadurch die Wurzelbildung befördert. Wie bei allen zu Varietätenbildung geneig- ten Culiurpflanzen, die in den Bereich der Handelsgärtnerei übergegangen sind, hat man jetzt eine grosse Menge Varietäten baumarti- ger Päonien, wenn man nach den langen Namenlisten urtbeilen wollte. Sie sind jedoch unier sich meistens sehr ähnlich, und man er- hält gleiche oder fast ganz gleiche Sorten un- ter 5-6 verschiedenen Namen. Wir können die folgenden als die besten und wirklich di- stineten Abarten empfehlen: Bella; De- bugny, Granddue de Bade, Elisabe- thae, Kaiser Leopold, phoenicea plena, splendidissima, Triomphe Van der Maelen und Van Houttei. Diese Varietäten haben sämmtlich grosse, stark gefüllte Blumen. Es sind ausserdem in neue- rer Zeit eine Anzahl chinesischer Sorten durch Robert Fortune direct eingeführt worden, die noch selten in den Gärten sind, worunler 389 ganz vorzüglich schöne, sowohl durch Grösse als durch Färbung und Füllung ausgezeichnete Varieläten. Wir sahen diese Sorten in den chinesischen Originalpflanzen blübend schon im Sommer 1853 im Garten der HerrenStan- dish und Noble in Bagshot, England, die die ganze Collection, aus elwa 30 Sorten bestehend, von Fortune erhalten halten, und notirten wir uns damals die folgenden als die prachtvollsten, von unsern europäischen Züch- tungen durchaus verschiedenen Sorten, näm- lich Atropurpurea, Colonel Malcolm, Dr. Bowring, Beauly of Canton, Con- fucius, globosa, Jewel of Chusan, Lord Macartney, Robert Fortune und Salmonea. Die Baum-Päonien lieben nicht das öftere Verpflanzen, und bringen erst ganz vollkommene Blumen, wenn sie gut an- gewurzelt und hinreichend erstarkt sind. Wenn man sich daher neue Sorten anschafli, und diese in den ersten Jahren nur klein und halb- gefüllt blühen, so lasse man sich dadurch nicht irre machen, dieselben Pflanzen werden später grosse, starkgefüllte Blumen liefern und eine dauernde Zierde des Gartens werden. (E. 0) | 30) Anormale Sporenentwicklung bei Farıen. Es ist eine so allgemeine Er- scheinung, dass die Farren ihre Fruchthäuf- chen stets nur an der Unterfläche der Wedel entwickeln, dass man lange glaubte, es könne gar nicht anders sein, und daraus ein Haupt- merkmal für diese Pflanzenfamilie machle Jetzt weiss man jedoch, dass auch diese Re- gel nicht ohne Ausnahme ist durch einige au- thentische Beispiele von Farren, die ihre Spo- ren an der Oberfläche der Wedel entwickeln. So theilte Herr Thomas Moore in einer Sitzung der Linneischen Soeietät in London mit, dass er bei der zerschlilztblättrigen Abart von Sco- lopendrium officinarum Wedel gelrof- fen habe, die auf beiden Blattflächen mit Fruchthäufchen besetzt waren, und Sir W. Hooker erinnerte bei dieser Gelegenheit an eine Art Polypodium von Ceylon, bei der nicht nur ausnahmsweise, sondern normal nur die Oberfläche der Wedel die Sporen trägt, und dass bei dem Cionidium Moorei, ein Farren von Neu-Caledonien, das im botan. Garten von Sidney cultivirt wird, ausser ge- 390 stielten Fruchthäufchen, die am Blattrande ste- hen, eine grosse Zahl fast sitzender auf der Oberfläche vorkommen. Dies ist wieder ein neuer Beweis, wenn es dessen bedürfte, dass die Naturgeseize, sowie wir sie naeh unsern Beobachtungen und Erfahrungen feststellen viel relativer als absolut wahr sind, und dass unsere Systeme oft auf dem lockeren Grunde von Erscheinungen gegründet sind, deren häufige Wiederkehr an gewissen Orten oder zu gewissen Zeilen ihre ganze Wichtigkeit ausmacht. (E. O. nach Flore des Serres.) 31) Cultur der Gardenia Fortuni. Diese schöne von Fortune ’aus China eingeführte Abart der G. florida hat noch lange nicht die Verbreitung und sorgfältige Cultur in unseren Gärten gefunden, wie sie es wirklich verdient. Die schönen rein weissen Blumen besitzen einen Durchmesser von 2—3“ und bildet jede einzelne, gehoben durch das schöne grosse Laub gleichsam ein Bouquet; dazu kommt, dass diese Art verhältnissmassig leicht wächst und einer rationellen Cultur unterworfen, bil- det sie schöne, während des grösst.n Theils des Sommers blühende Büsche. Die Vermehrung wird durch Stecklinge bewerkstelligt, zu denen man halb ausgereifte kräftige Triebe mit etwas altem Holz abschnei- det. Dieselben werden in oberhalb mit Sand gefüllte Näpfe gesteckt, in ein warmes Mist- beet gebracht und mit Glocken bedeckt. In 4—6 Wochen werden sie sich bewurzelt ha- ben, worauf man sie einzeln in Azöllige Tö- pfe pflanzt und wieder ins Beet bring. Man Muss nun dafür sorgen, dass die jungen Triebe bis zum November ausgereiftes Holz erhalten; es hängt daher auch von der Zeit ab, in der die jungen Pflanzen einzeln gepflanzt wurden, ob man sie noch einmal grösser pflanzen kann. Sobald das Holz ausgereift, überwintert man sie bei 6—8° R. und erhöht diese Temperatur nicht, so lange sie sich im Ruhezustand be- finden. Mit Anfang März setzt man diese jungen Pflanzen einer höheren Temperatur aus, indem man sie wieder in ein Beet eines Hauses von 44—16° R. eingräbt. Sobald die Pflanzen zu wachsen beginnen, werden sie abermals grös- ser gepflanzt, und zwar in Töpfe von 5—9“, je nach 'der-Stärke der jungen Pflanzen. Wenn Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. mit dem Vorrücken der Jahreszeit auch der Sonnenschein zunimmt, wird häufiger begos- sen und überspritzt, jedoch nur mit Wasser, welches die Temperatur des Gewächshauses hat; ebenso wird leicht beschättet. alle Knos- pen entfernt, die sich etwa zeigen und die Spitzen der längsten Zweige -ausgekneipt. Jetzt wird es noihwendig, ohne im Uebrigen die Cultur zu ändern, die Pflanzen in 13zöllige Töpfe zu verpflanzen. Indem man nun Wasser, Luft und Licht den Pflanzen auf eine verstän- dige Manier zukommen lässt, fährt man fort auszukneipen und die Knospen zu entfernen, um auf diese Weise während des Sommers, schön geformte kräftige Pflanzen zu erziehen, deren Wachsthum gegen den Herbst hin wie- derum Einhalt geihan werden muss, um auf Reife des Holzes für die Ueberwinterung hin- zuarbeiten, welche unter ähnlichen Verhält- nissen, wie das erste Mal, ausgeführt wird. Das folgende Jahr ist nun dazu bestimmt, um sich der Blumen zu erfreuen. Zu diesem Zwecke bringt man Anfang Februar, die Gar- denien in verschiedenen Zeiträumen aus ihrem Winterquartier, wieder in ähnliche Verhält- nisse wie im vergangenen Jahre, um so auf eine lang anhaltende Blüthezeit hinzuwirken. Die blühenden Pflanzen werden dann in einem temperirten Warmhause aufgestellt. Nach dem Abblühen schneidet man sie zu- rück, verpflanzt sie entweder in die gleichen oder etwas grössere Töpfe und bringt sie wie- der ins niedere Warmhaus zurück. Auf diese Weise werden die gleichen Pflanzen dazu die- nen, den ganzen Sommer hindurch eine blü- hende Gruppe dieser vorzüglich schönen Pflanze zu unterhalten, deren herrlicher Wohlgeruch, die ganze Atmosphäre des Gewächshauses er- füllt. Auch in den folgenden Jahren erhalten sie Winter und Sommer die durchaus gleiche Behandlung. Sollte aber eine Pflanze krank werden, so wird sie zurückgeschnitten und den ganzen Sommer hindurch, wie die jungen Pflanzen behandelt, Zur Erde wähle man eine Mischung aus gleichen Theilen Heideerde und Wiesenerde, der man Sand und Holzkohlenstücke von der Grösse einer Haselnuss zusetzt. Dünger wird nur in flüssiger Form ‘gegeben und während M. der Wachsihumsperiode erhalten die Pflanzen wöchentlich 2mat einen Dungguss. Wenn sich die Blattläuse an den Pflan- zen einstellen, so eile man, dieselben zu ent- fernen. Das beste Mittel zu diesem Zwecke ist, die Pflanzen aus dem Hause heraus zu nehmen , sie auf die Seite zu legen und sie wiederholt mit Wasser von 50 — 54° zu überspritzen. Diese Operation nach einigen Tagen wiederholt , befreit die Pflanzen gänz- lich von Ungeziefer, ohne ihnen zu schaden, Literatur. 391 doch ist es gut, sie einige Tage lang nach der Operation im»Schatten zu halten. (E. R. nach Gardener's Chronicle.) 32) Cydonia (Pyrus) japonica hat im Jahr 1857 in Deutschland an verschiedenen Orten reife Quitten mit keimfähigem Samen gebracht. Bei dem Handelsgäriner Herrn Menz in Gotha siehl man jetzt ein ganzes Beet voll schöner Samenpflanzen von in dem Garten gezogenen Samen. Die Steine oder Kerne wurden im Herbst in Sand gelegt und im April gekeimt ins Freie gesäet. (J.) m. 1) Flora, Legenden, Sagen und Schilderun- gen aus der Pflanzenwelt, von C. Hentschel. Langensalza 1858. Unter diesem Titel hat der Verfasser eine Anzabl von Gedichten zu einem Bändchen vereinigt, dessen wir in diesen Blättern, schon dem verwandten Namen zu Gefallen, geden- ken wollen. Das Büchlein beschäftigt sich in 40 Gedichten ausschliesslich mit Pflanzen, und wir finden namentlich das Sagenhafte darin bevorzugt. Manche dieser Sagen und Legen- den ist offenbar vom Dichter erfunden , indem sie nicht im Volke wurzelt, manche auch aus fremdem Boden in unsere Sprache verpflanzt. Aber das thut den Gedichten keinen Abbruch. Man darf an diesen Gedichten, was Form, Sprache und Darstellung betrifft, allerdings nur den Maassstab der Alltäglichkeit anlegen, denn sie gehören als solche zu dem Unbe- deutendsten, das sich eigentlich nie an die Oeffentlichkeit wagen sollte, Aber wir wollen hier nicht die Poesie kunstrichtern, sondern dem Verfasser freundlich danken, dass er mit solcher Liebe die Pflanzen zu vergeistigen sucht und dadurch jedenfalls den Blumen neue Freunde zuführ. Wir zweifeln auch gar nicht, dass die Gedichte als solche selbst be- trachtet, nicht Vielen gefallen sollten, da ja Unzählige auf gleichem Standpunkte mit dem Verfasser slehen, und empfehlen sie besonders den freundlichen Leserinnen. Einige — ich Literatun nenne nur die „Belladonna‘“ ist sogar geist- reich und in seiner Kürze vortrefflich. Einige sind auch sinnig empfunden, und es theilt sich diese Stimmung unbewusst dem Leser mit. 2) Deutsche Waldbäume und ihrePhy- siognomie. Für Künstler und Natur- freunde geschildert von R. L. Klöbisch. Mit 16 Radirungen und 88 Holzschnitten, nach Originalzeichnungen von W. H. Eber- hard. Leipzig 1857, in Commission bei J.J. Weber. Das vorliegende Werk, wohl mehr für Maler, Zeichner und Dichter berechnet, verdient gleichwohl die ganze Aufmerksamkeit des Landschaftsgäriners und des den Bäumen zu- gelhanen Gartenfreundes. Will der Landschafts- gärtner wirklich etwas Gutes und Schönes schaffen, so muss er die Natur mit dem Auge des Malers betrachten und sie in derselben Weise, mit demselben Eifer beobachten und erforschen, er muss mit andern Worten, wie der Maler seine „Studien“ machen. Um aber solche malerische Studien zu machen, muss man die Natur des Baumes nach wissenschaft- licher Anschauung kennen. Auch dieser wird in dem Buche Rechnung getragen : wir sehen Blüthen, den Astbau, dıe Nadeln, Früchte, Stämme und Stammdurchschnitte abgebildet. Endlich lernen wir die Geschichte des Baumes kennen, welche Rollen er im Alterihum spielte 392 welche Stelle er in der Sage und Poesie ein- nimmt. Die geographische Verbreitung und der örtliche Standort sind überall mit Gewis- senhaftigkeit angegeben, wobei selbst einzelne Gegenden, Strom - und Berggebiete berück- sichtigt sind. Nur vom Nutzen, d. h. von der technischen Verwendung ist nicht die Rede, wie es auch nicht hierher gehört. Das Buch enthält folgende Bäume: “ 4) Die Weiss- oder Edeltanne, 2) Bal- samtanne, 3) Schierlings- oder Hamlockstanne, 4) Fichte oder Rothtanne, 5) Lärche, 6) Kie- fer oder Föhre, 7) Bergkiefer, Schwarzkiefer (P. austriaca v. nigricans), 8) Krummholzkie- fer, 9) Zürbelnusskiefer oder Arve, 10) Wey- mouthskiefer, 11) Eibe oder Taxus, 12) Trau- beneiche, 13) Stieleiche , 14) schwarze oder weichhaarige Eiche (Quercus pubescens), 15) Oestreich’sche oder Zerreiche, 16) Essbare Kastanie, 17) Rothbuche, 18) Hornbaum, Hain- oder Weissbuche, 19) Hopfenbuche, 20) Weissbirke , 21) Ruchbirke , 22) Zwergbirke, 23) Schwarz- oder Rotherle, 24} Weiss- oder Bergerle, 25) Alpenerle, 26) Sool- oder Saal- weide, 27)— 42) andere Weiden , 43) — 50) verschiedene Pappeln, 51) —52) Platanen, 53) — 55) Ulmen oder Rüstern, 56) —57) Eschen, 58) Schotendorn oder Akazie, 59) — 61) andere Akazien, 62)— 67) mehrere zu den Legumi- nosen gehörende Sträucher, 68) — 78) ver- schiedene Arten von Sorbus, Cralaegus, Mespi- lus, Pyrus, Rhamnus, Corylus, 79) die gemeine Rosskastanie, 80) die gelbe Rosskastanie, 81) und 82) Hollunder, 83) — 87) Ahornarten, 88) und 89) Linden. Man wird bemerken, dass auch einige ‚fremde Bäume dabei sind. Mehrere derselben sind allerdings eingebürgert und überall zu fin- den, andere dagegen nicht. Wir hätten, wenn einmal Fremdes aufgenommen werden sollte, eine andere Auswahl gewünscht. So verdient doch jedei..alls der herrliche Wallnussbaum, welcher in manchen Gegenden in waldartigen Pflanzungen vorkommt und auf den land- schaftlichen Ausdruck der Gegend bedeuten- Gartenflora Deutschlands und der Schweiz. den Einfluss hat, weit. eher einen Platz in die- sem Werkchen, als manche andere unbedeu- tende Holzart. Der wilde Kirschbaum , wilde Aepfel- und Birnbäume, die oft so schön sind und in manchen Gegenden so massenweise vorkommen, hälten um so eher Aufnahme verdient, als an ihnen der Charakter der all- verbreiteten Obstbäume ausgedrückt ist. Der schönen Pyramideneiche, der in den südlichen Alpen so häufigen Blumenesche {Ornus euro- paea) , die sich landschaftlich ganz von der gemeinen Esche unterscheidet, des rundblättri- gen Ahorns (Acer opulifolium) , und des Zür- gelbaums (Celtis australis), beide in Tyrol häufig, wird nieht gedacht. Die schon hie und da in Deutschland in Wäldern verbreite- ten nordamerikanischen Eichen sowie Acer rubrum und dasycarpum, die am Rhein schon waldartig vorkommen, hätten weit eher eine Stelle verdient. als manches andere Gehölz. Die in geeigneten Lagen so schönen, ächt deutschen Wachholder sind ganz vergessen, und die Lebensbäume (Thuja) und der virgi- nische Wachholder oder rothe Ceder (Junipe- rus virginiana) sind überall so häufig, dass sie wenigstens mit der Schierlingstanne und Wey- moulhskiefer gleiche Berechtigung gehabt hätten. Dem Verfasser scheint Landeskenntniss und Anschauung aus der Wirklichkeit zu feh- len. Es ist gewiss auch mehr als eine Ver- wechselung, wenn er anstalt der essbaren Ka- stanie (Caslanca vesca), die er bei der Buche hätte einreihen sollen, die ganz verschiedene gelbe Paviakastanie (Aesculus v. Pavia flava) abbilden lässt. Das Buch ist geistreich geschrieben und daher auch für den Laien angenehm zu lesen. Was die Abbildungen betrifft, so schätzen wir die zahlreichen Holzschnitte weit mehr, als die mit mehr Anmassung auftretenden Radirungen (Kuperstiche), bei denen der Zeichner jeden- falls einen für die Grösse des Buchs zu gros- sen Maassstab angewendet hat, die. Ausstat- tung ist schön, der Preis billig. (J.) Register. 1) Abbildungen. Aleyrodes vaporariorum pag. 124. Aster, Neue Riesen -Kaiser-, Taf. 213 a. et b, Bolbophyllum ambellatum Lindl. 8. Bergemanni Rgl. Taf. 244. Calceolarien, strauchige Taf. 233. Campanula grandis Fisch. Mey. Taf. 230. Coelebogyne ilieifolia Sm. Taf. 223. Dianthus chinensis, Neue prachivolle Varieläten Taf. 216. var Heddewigii Taf. 240. laciniatus Taf. 219. Früchte ohne Embryo von Cycadeen Taf. 223. Gartenpläne Taf. 231. 234. Houlletia Brocklehurstiana Lindl. Taf. 229. Ipomoea Karwinskyana Rgl. Taf. 222. Malpighia urens L. & oblonga Juss. Taf. 226. Maranta Luschnanthiana Rgl. et Kreke. Taf. 220. setosa A. Dietr. Taf. 220. Nidularium Scheremeliewii Rgl. Taf, 224. — Oneidium armillare Lindl. Taf. 237. Origanum Sipyleum L. Taf. 236. Paeonia plenissima superba Taf. 243. Palmenhaus , das Innere desse.ben im Botani- schen Garten zu St. Petersburg Taf. 217 Petunien, Neue gefüllte Taf. 214. 215. 238. Phygelius capensis E. Meyer Taf. 227. Populus diversifolia Schrenk Taf. 228. Puya chilensis Molina Taf. 225. Salvia albo-coerulea Linden Taf. 221. — coceinea L. var. major (S. filamentosa Tausch.) Taf. 232. Grahami Benth. Taf. 242. obtusa Mart. et Gal. Taf. 242. Silene Schafta Fisch. Taf. 241. Strelitzia Nicolai Rgl. et Körn. Taf. 233. Thrips Dracaenae Rgl. p. 186. Tulipa biflora L. Taf. 2539. Tydaea (hybr.) Hansteini Ortgies Taf. 218. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind- Acacia ignorata ©. Koch. 345. Aörides Wighlianum Lindl. 56. Aeschynanthus albidus Hort. non DO. 320. All. 1858. Aeschynanthus tricolor Hook.187. Agapetes buxilolia Nutt. 118. Agave americana L. 311. 25 394 Agave americana var. marginata Hook. 311. brachyslachys Cav. 314. — densiflora Hook. 91. — drymiaefolia H. Petrop. 314. — filifera Salm. 313. geminiflora Gawl. 313. heteracantha Zuce. 312. var.: viltata Rgl. 312. lurida Ait. 311. — maculata Rgl. 314. Milleri Haw. 311. polyanthcides Schl. et Cham. 314. — potatorum Zuce. 311. — rupicola H. Petrop. 312. — — var: brevifolia 312. ar.: longifslia 312. var.: rubridentata 312. — saponaria Lindl. 314. — Scolymus Karw. 311. — spicata Cav. 314. Red. 314. striata Zuce. 313. undulata Kl. 314. univiltata Haw. 312. — Vera Crucis Haw. 311. vivipara L. 311. — yuccaefolia Red. 313. Agnostus integrifolius 151. sinuatus 151. Amaranlus caudatus 156. Ananassa bracteata Lindl. 223. Andromeda formosa Hort. 189. Angraecum sesquipedale Du Petit Thouars. 55. Anthurium brachyspaihum C. Koch et B. 5%. Lindenianum C. Koch. ei Aug. 54. nymphaefolium ©. Koch et B. 54. — signatum C. Koch et Math. 54. Antiaris toxicaria Leschen. 345. Althaea rosea 24. Aphelandra tenuiflora Rgl et Rach. 342. Aquilegia hybr. blanda Lem. 320. Araucaria Bidwilli 194. Arctotis acaulis L. y. undulata DC. 45. Aristolochia leuconeura Lind 344. Armeria 274. Arum sagitlifolium L. 315. Arundinaria falcata Nees 25. Arundo Donax. 23. Asarum europaeum 308. Astelia Richardi Endl. 40. Register. Aster , Neue Kiesen-Raiser-, von Gottholdt u. Comp. 3. Azalea indica Grande-Duchesse Heläne 321. oceidentalis Torr. et Gr. 91. Balsaminen 276. Bambusa Tagoara Mart 325. Banksia Güntheri Rgl. 50. Begonia hybr. Mad. Wagner Versch. 189. Prince Troubetzkoy 221. — Jaciniata Roxb. 161. Lazuli 344. — Rex Putz, 54. 344. — Wageneriana Hook. 314. 317. Berberis Bealii 128. — japonica 128. intermedia 128. Billbergia Meyendorffii Rgl. 98. Boehmeria argentea Lind. 54. Bolbophyllum neilgherrense Wight 318. — umbellatum Lindl. 8. Bergemanni Rgl. 363. Bonapartea juncea W. 313. Bouvardia Oriana Pars. 190. Brachycome calocarpa F. Müll. 49. Bryonia laciniosa L. 92. Burtonia scabra R. Br. 90. Caesalpinia Fischeri Rgl. et Körn. 251. Calceolaria glulinosa Heer et Rgl. var. califor- nica 45. Calceolarien, strauchartige, von Möhring 234. Calathea Allouya Lindl. 87. anguslifolia Kcke 87. — discolor G. F. W. Mey. 86. eximia Kcke, 87. fasciata Rgl. et Keke. 348. — flavescens Lindl. 86 — grandifolia Lindl. 86. — longibracteata Lindl. 88. — ‚macilenta Lindl. 87. — marantina C. Koch. 86. — metallica Kceke. 88. micans Kcke. 87. — Myrosma Keke. 87. — orbieulata Lodd. 86. — ornata Keke. 87. — pardina Pl. et Lind. 86. — pulchella Kceke. 87. — trifasciata Kcke. 86. — variegata Keke. 88. — varians C. Koch. 87. p — Register. 395 Calathea villosa Lindl. 86, Dasylirion acrotrichum Zuce. 187. — — var. pardina. 86. Datura humilis 379. — violacea Lindl. 87. — meteloides DC. 288. — villata Keke. 88. Delphinium azureum Mx. 48. — Warscewieczi Kceke. 87. — elatum L. 283. — zebrina Lindl. 87. Dendrobium chrysotoxum Lindl. 320. Calla aethiopica 108. — crepidatum Lindl. 316. Campanula grandis F.et M. 202. — — var. glabra 118. Campylobotris argyroneura Lind. 54. — Devonianum Paxt. 320. Caryota urens L. 158. — nobile var. pallidiflorum Lindl. 91. Cailleya granulosa Lindl. 317. — primulinum Lindl. 345. — Jluteola Lindl. 188. — xanthophlebium Lindl. 56. — Schilleriana Rchb. fil 121. Deutzia Brunoniana R.Br. 282. Cenia geminata Kze. 51. — canescens Sieb. 282. Cerinihe retorta Sibth. 50. Dianthus chinensis, Varietäten 7. Cheilanthes brachypus Knze. 190. —— — L. var. Heddewigii 329. — frigida Lind. 190. _ — L. var. laeciniatus. 66. - Cirrhopetalum Cumingii Lindl. 316. — Gardnerianus 45. Clarkea pulchella Pursh var. bicolor 308. Dillenia speciosa Thunb. 119. —— — var. marginata 156. 222. Donia speciosa Don. 318. ; Clematis Guascoi Hort. 122. Doronicum Bourgaei Schultz Bip. 316. Clerodendron splendens G. Don, 252. Dracaena Boscii H. Cels. 313. Clianthus Dampieri A. Cunn. 318. Eichhornia tricolor Seub. 160. Codonanthe pieta Lemaire 320. Epigynium acuminatum Kl. 118. Codonopsis rotundifolia var. grandiflora 119. Epidendrum chloroleucum Hook. ß. fusco - lu- Coelebogyne ilieifolia Sm. 106. teum 44, Coelogyne assamica Lind. et Reichb. 191. — deeipiens Lindl. 56. — cinnamomea Lindl. 287. — 0Ottonis Rehb. fil. 286. — elata Lindl. 90. Epiphora pubescens Lindl. 345. — Schilleriana Rchb. fil. 344. Erdbeere, Prince imperial 122, Colletia eruciata Hook. et Arn. 188. Erica Pabsti Rgl. 50. Collinsia bartsiaefolia Benth. 253. Eucalyptus flexilis Rgl. 284. Comarostaphylis formosa Lem. 189. — globulus 290. Convallaria rosea Ledeb. 318. Eucharis amazonica Lind. 319. Cordia ipomoeaeflora Hook. ?24- Eugenia Ugni Hook. et A. 387. Cordyline odorata C. Koch. 322. Eupatorium Haageanum Rgl. et Kreke. 53. — rigidifolia C. Koch 321. — Weinmannianum Rgl. et Kreke. 53. Corydalis speciosa Maximowiez 250. Euphorbia Gerardiana 378. Corytholoma chelonoides Rgl. 374. Eutoca grandiflora Bnth. 224. Cosmanthus grandiflorus Bnth. 224. — speciosa Null. 224. Cosmidium Burridgeanum Hort. 44, Ficus aeuminata Hook. 321. Cotoneaster lanata H, Angl. 321. — cerasiformis Parm. 321. Crataegus sanguinea e Forsylhia suspensa Vahl 316. Cuphea 268. Fritillaria graeca Boiss. 319 Cyanophyllum magnificum Lind. 54. — Aulipifolia Fl. graeca non Bbrst. 319. Cydonia japonica 391. Frühzweischge, Nikitaner blaue 192. Cynoglossum nobile J. D. Hook. 287. Fuchsia 242, Cypripedium Fairieanum Lindl. 161. — Cornelissen 122. — hirsutissimum Lindl. 315. Funkia 240. Cylisus genistoides Rgl. 340. Galphimia hirsuta Cav. 191. 23 * 396 Gaulikeria discolor Nutt. 188. Gilia lutea Steud. 8. aurea Rgl. 51. Gladiolus Varietälen 160. Glyeine sinensis 225. Grammatocarpus volubilis Presl. 224. Grevillea alpestris Meisn. 91. Grossellier cassis black Naples 122. Günthera viscosa Rgl. 44. Gunnera scabra R. et P. 25. Gynerium argenteum N. ab E. 25. Gypsophila 275. — elegans 24. Helianthus annuus L. var. californieus 23. — argophylıus 23. Helichrysum brachyrhynchum Sond. 50. — bractealum W. 45. : Heliconia buceinator Hor.. Berol. 83. — discolor Hort. 87. Helleborus anliquorum A. Br. 288. — alrorubens W, et K. 377. — colchieus Rgl 340. 378. — decorus Hort. 376. — dumetorum W. et K. 377. — foelidus L. 377. — intermedius Guss. 377. — Jividus Ait. 377. — niger L. 376. — odorus W. et K. 376. — olympieus Lindl. 377. — orientalis DC. 376. — pallidus Hort. 377. — purpurascens Waldst. et Kit. 376. = vividisPpu. R320: Hemerocallis 240. Heracleum-Arten 24. Hibiscus Moscheutos L. 162. Hordeum hexaslichum L. var. mandschuricum 45. Houlletia Brocklehurstiana Lindl. 201. Hoya carnosa 245. Hyalosperma Mülleri Sond. 49. Jatropha panduraefolia Sims. 253. Ilex Fortunei Lindl. 191. Imatophyllum miniatum Hook. 116. Ipomoea Karwinskyana Rgl. 98. Iris Kaempferi Sieb. 221. Isonandra Gutta 386. Isotoma petraea F. Müll. 48. Kefersteinia graminea Rchb. fil. 317. Klopstockia cerifera 375. Register. Koernickea lanata Rgl. 309. Laelia praestans Rchb. fil. 121. Lasiandra elegans Ndn. 119. Lespedeza bicolor Turez. 309. Lillum candidum L. 193. — giganleum 171. — laneifolium 154. — sinieum Lindl. 92, Limnanthes sulphurea elegans Ab. Linaria spuria Mill. 45. Littaea geminiflora Tagl. 313. Lobelia erinoides densa multiflora 368. — Erinus speciosa 368. — heterophylla Lab. 44. Lupinus aridus Lindl. 52. — Barkeri Lindl. 52. — bicolor Lindl. 52. — elegans Humb. Bonpl. 51. — Hariwegii Lindl. 51. — hybridus insignis 156. 190. — Menziesii Agh. 160. — pubescens Benth. 51. — subcarnosus Hook. 52. Macodes Petola Lindl. 287. Malpighia Loddigesii Rgl. 46. — urens L. «. oblonga Juss. 169. Malven 277. Maranta argyrophylla Lind. 54. 83. — arundinacea L. 77. — bicolor Ker. 79. — borussica Lind. 344. — composita Lk. 83. — compressa A. Dietr. 83. — cuspidata Rose. 79. — discolor Hort. 87. — divaricata Rosc. 78. — eximia Mathieu 87. — faseiata Lind. 54. 344, — gibba Sm. 78. — glumacea v. Houtte 83. — Jacquini R. et S. 79. — indica Tuss. 78. — leptostachya Rgl. et Kcke. 80. — Luschnathiana Rgl. et Kcke. 81. — Jlutea Jaecgq. 79. — metallica Hort. 88. — ormata Lind. 87. — pulchella Lind. 54. 87. 344. — Riedeliana Kceke, 80. — rotundifolia Hort, 83. Register. Maranta sanguinea Kcke, 79. — Selloi Hort. 83. — . selosa A. Dielr. 83. — spectabilis Keke. 79. — Tonchat Aubl. 79. — truncata Lk. 86. — variegata Hort. 88. — vitlata Hort. 88. — Warscewiczii Mathieu. 87. zebrina Sims. 87. Maratlia Laucheana Blass 287. Maxillaria brevispatha Kl. 343. — ceylindrobulba Rgl. 341. — Houtleana Rchb. fil. 286. — porrecta Lindl. var. lutea Rgl. 252. Michelia Doltsopa DC. 284. Monostiche colorata Keke. 88. Monochaelum sericeum Naud. 344, Moschkowitzia Wageneriana Kl. 314. 317. Myosolis azorica 130. Wats. ß. cyanea 282. Myriopteris frigida J. Sm. 190. Myrtus pulchella Rgl: 47. tenuifolia Sm. 47. Naegelia einnabarina Lind. 56. Nelken 280. Nephrodium molle var. corymbiferum Moore 345. Nidularium purpureum Beer 138. — Scheremetiewii Rgl. 137. Nothochlaena squamata Hort. Angl. 190. Octomeria lobulosa Rehh. fil. 287. Odontarrhena alpestris Ledb. 250. — obovala Ledb. 250, Odontoglossum tripudians Rchb. fil. 286. — triumphans Rcehb. fil. 286. Oenothera acaulis Cav. 162. — taraxacifolia Sw. 162. Olea europaea 192, Oneidium armillare Lindl. 297. — Lindeni Rchb, fil. 286. Origanum Sipyleum L. 268. Orobus atropurpureus Desf. g. unijugus Fisch. 51. Ouvirandra fenestralis 380, Oxalis corniculala L- var. atropurpurea Pl. 92. 343. — lasiopetala Zuce. 249. — squarrosa Barn. 342. Paeonien 238, 397 Paeonien, Varietäten 36%. Pandanus Candelabrum Beauy. 118. Pardanthus diehotomus Ledb. 309. Pelargonium 270. Pentstemon Jaffrayanus Hook. 317. Perilla nankinensis 24. Persica vulgaris Mill. var. camelliaeflora 190. Petunien, neue gefüllte 4. 297. 320. 330. Pflaume, die Schöne von Schöneberg 191. Phlox-Arten 332. Phrynium Allouya Rosc. 87. Casupo Rose. 86. — composilum Hort. 83. compressum C©. Koch 83. — cylindrieum Rosc. 86. — discolor Hort. 87. — eximium C. Koch. 87. floribundum Lem. 87. — grandiflorum Rose. 86. — hirsutum Hort. 83. — leptostachyum Hort. Petrop. SO. — littorale Ledb. 88. — Luschnathiannm Hort. Petrop. 82. maranlinum W. 86. — micans Kl. 87. — nobile C.Koch 88. — parviflorum Roxb. 85. pumilum 0. et Dr. 88. — Rossii Lodd. 88. — rotundifolium C. Koch. 83. — sanguineum Hook. 79. — selosum Rosc. 83. — trifasciatum C Koch 86. — variegatum C. Koch 88. — violaceum Rose. 87. vittatum Hort. 88. -—- Warscewiezi Kl. 87. — zebrinum Rosc. 87. Phygelius capensis E. Meyer 169. Pilumna fragrans Hook. 287. Lindl. 188. 287. — Jlaxa Rehb fil. 287. — Wageneriana Rchb. fil. 287. Pinus Bonapartea Roezl. 287. — Don Pedri Roezl. 287. Pitcairnia flammea Lindl. 375. — maidifolia Dene. 47. Platycentrum rubrovenium Kl. 28. — xanthinum Kl. 29. Pleroma elegans Gard. 119. .398 Pleurothallis loranthophylla Rchb. fil. 250. — octomerioides Lindl. 287. Polyanthes maculata Mart. 314.: Polygonatum roseum Knth. 318. Polygonum Sieboldii Blume 379. Polystachya rhodopterya Rehb. fil. 286. Populus diversifolia Schrenk. 170. Potentilla hybr. Mülleri Hort. 319. Primeln 306. Primula mollis Nutt. 162. Prune Ponds seedling 121. Prunus triloba Lindl. 56. Punica Granatum L. 378, —_ — var. Legrelliae 221. Putzeysia rosea Pl. et Lind. 54. Puya chilensis Molina 138. — virescens Hook. 315. Pyrethrum roseum M. B. Var. 57. Quereus coceifera 227. Remontant-Nelken 120. Rhabarber 24. Rhododendron Blumei Nutt. 286. — DBoothii Nutt. 285. — calophyllum Nutt. 90. 285. — eximium Nult. 285. — formosum Wall. 285. — Hookeri Nult. 285. — hybr. acutilobum 159. — — Bylsianum 221. — Jenkinsii Nutt. 285. — Kendrickii Nutt, 285. — Keysii Nult. 285. — longifolium Nutt. 286. — lueidum Nult. 285. — macrocarpum 121. — Nuttallii Booth. 285. — planifolium Nutt. 286. — pumilum Nutt. 285. — Shepherdi Nult. 285. — sparsillorum Nult. 285. — Thomsoni Hook. fil. 89. — Veitehianum Hook. 315. — venosum Nult. 286. — Windsori Nutt. 117. 285. Rieinus communis 23. Rosa hybr. rem. Marie Thierry 160. — Noisette Isabella Gray 120. Rubus leucodermis Dougl. 321. — nulans Wall. 161. Salvia albo-coerulea Lind. 55. 97. Register. Salvia argentea Sibth. 49. — Candelabrum Boiss. 119. — coceinea L. var. major 233. — dasyantha Ch. Lem. 344, — Grahami Benth. 361. — obtusa Maıt. et Gal. 361. Scabiosa atropurpurea fl. pl. 92. Scheeria patenti-mexicana Rgl. 374. Scutellaria incarnata Vent. 283. — Thrianaei Pl. et Lind. 283. — villosa Hook. 283. Seyphanthus elegans Don. 224. Senecio Tagetes Lindl. 57. Silene 241. — Schafta Fisch. 330. Sonerila speciosa Zenker 223. Spigelia aenea Lem, 344, Spiraea chamaedryfolia L. 48. — confusa Rgl. et Kreke. 48. Spiranthes Eldorado Lind. 286. Statice 274. — brassicaefolia Webb. 321. Stemona tuberosa Loureiro 250. Stenocarpus Cunninghami 151, Strelitzia Nicolai Rgl. et Körn. 265. Stromanthe sanguinea Sond. 79. — spectabilis Lem. 79. Symphoricarpus orbiculatus Mönch. 55. Syringa suspensa Thnbg. 316. Talauma Hodgsonii Hook. fil. 319. Tamarindus indica 192. Tapina splendens Tıiana 55. Teiragonia expansa 33. Thalia bicolor C. Koch 79. — composita C. Koch 83. — dealbata Fras. 84. — geniculata L. 84. — leptostachya C. Koch 80. — Luschnathiana C. Koch 82. — pilosa C. Koch 79. — rotundifolia C. Koch 83. — sanguinea Lem. 79. — Selloi C. Koch 83. — selosa C. Koch 83. — spectabilis Lem. 79. Thibaudia acuminata Wall. 418. Thuiopsis dolabrata Sieb. etZuec. 56. Thunbergia Harrissii Hook. 89. Tillandsia strieta Soland. 46. Torreya grandis Fort. 288. Register. Trapa bicornis 194. Trevirania scheerioides Rgl. 373. Trichopylia fragrans Rchb. fil. 287. laxa Rehb. fil. 287. Wageneri Rchb. fil. 287. Tropaeolum albiflorum Lem. 115. azureum Miers 115. brachyceras Hook. 115. erenatiflorum Hook. 112. Deckerianum Karst. 114. edule Lindl. 115. Lobbianum 112. majus 111. minus 111. pentaphyllum Lam. 114. peregrinum L. 112. rhomboideum Lem. 115. Smithii DC. 113. speciosum Endl. 115. tricolorum Sweet 115. tuberosum R. et P. 114. umbellatum Hook. 115. Varietäten 92. Wagenerianum Karst. 114. Tulipa biflora L. 297. suaveolens Roth. 120. 3) Sachr Aepfel und Birnen, welche die Allgemeine Versammlung deutscher Pomologen zum allgemeinen Anbau empfiehlt 380. vollkommene grosse zu erziehen 255. Agave americana L. in Algerien 355. - Arten des Botanischen Gartens Petersburg 310. Akazienholz, Benützung und Werth desselben 157. Apfel, Körchower Grand Richard 386. Amarantus caudalus, der gemeine Fuchs- schwanz als Topfpflanze zur Zimmer- verzierung 156. Ameisen zu verlreiben 379. Amurland, das, 93. Botanische Nachrichten 364. in 399 Tydaea amabilis Pl. et Lind. 89. Decaisniana 374. Hybriden 222. (hybr.) Hansteinii Ortgies. 65. Meyendorfii Rgl. var. rubra 374. Uroskinnerea spectabilis Lindl. 117. Urostigma benghalense Gasp. var. cordifolium Rgl. 253. magnificum Rgl. 253. Vallota purpurea Herb. ß. minor. 43. Venidium speciosum Rgl. 49. Vergissmeinnicht 278. Veronica syriaca R. et S. 253. Viola pedunculala Torr. et Gr. 91. Vitis elegans ©. Koch. 55. Wallichia caryotoides 162. Warrea digitata Lem. 159. tricolor Lindl. 286. Warscewiczia pulcherrima 224. Wellingtonia gigantea 128. Wisteria sinensis 225. var. albiflora 320. Wormia excelsa Jacks. 121. Xanlhosoma sagittifolium Schott. 315. Yucca Bosecii Desf. 313. Zygopelalum gramineum Lindl. 317. egister. Ausstellung zu Sydenham 128. Baumschulen in Algier 162. Baumwachs , Bereitung des kaliflüssigen 254. kaltflüssiges 122. Befruchtung der Phanerogamen 255. Begiessen mit warmem Wasser 228. Beobachtungen über den Einfluss der Kälte auf eine Anzahl. fremder Pflanzen in Athen im Winter 1857/;, 216. Bericht über den Versuch der Befruchtung von Platycenlium rubrovenium und xanthi- num mit einander 26. Berichtigung 191. Birnbaum , Bildung der Blüthe desselben 229, Birnen, zwei neue 191. Blumenampeln durch Festons verbunden 157. 400 Blumenausstellung zu Berlin 58. zu Dresden 58. zu Frankfurt a/M. 95. zu Magdeburg 58. Blumeneinfassung 305. Blumenrasen oder Blumenteppich 303. Blumensträusse und Tafelaufsätze 173. Blumen- und Fruchtausstellung der Horlicul- tural-Gesellschaft in London 296. Blumen- und Pflanzenausstellung in St. Pe- tersburg 205. 5 Blumenvasen , Bepflanzung von 353. Botanischer Garten auf Isle de France 195. zu Kew 127. zu Peradenia auf Ceylon 128. 289. Buenos Ayres und dessen Gärten 325. Callitris quadrivalvis Vent. in Algerien 355. Camellia japonica, Geschichtliches über die- selbe 352. Chamaerops humilis L. in Algerien 355. Chinarinden- Baum, Einführung desselben in Java 124. Chrysanthemum, Verwendung der frühblühen- den 158. — zu erziehen 326. Cochenillezucht auf den canarischen Inseln 228. Coniferen Mexico's 381. Cottager’s Kale 290. Cralaegus sanguinea als Heckenstrauch 125. Cultur des Agapanthus umbellaius 324. der Anemonen 353. Anoeclochilus 110. Balsaminen 230. baumarligen Paeonien 230. Calla aethiopica 108. des Cyclamen persicum 258: der Epacris 226. des Epheu’s 246. der Erdbeeren 38b. Gardenia Fortunei 390. Glyeine (Wisteria) sinensis 225. Hoya carnosa 245. des Imatophyllum miniatum Hook. 116. Lilium giganteum 171. der Melonen in Ananashäusern 352. Nierenbergia intermedia Grah. 259. perennirenden Phlox in Töpfen 248. Register. Cultur der Rafflesia Arnoldi 386. des Sellerie in England 254. der Stachelbeeren bei Nicholson 127. des Tropaeolum trieolorum 129. der weissen Lilie 193. und Geschichte des Agnostus sinuatus und integrifolius 151. und Verwendung des Lilium laneifolium im freien Lande 154. Eiche , grosse zu Pleischwitz 165. Erde von Hornspänen 155. Erdflöhe, Blattläuse zu verlilgen 380, Ersatzpflanze der Kartoffel 354. Färbung der Früchte von Kernobst 131. Farrenkräuter , ausländische , im freien Lande 155. Feigen, die Reife derselben zu beschleunigen 227. Fensterkitt 247. Fichte, merkwürdige 367. Fliege, schwarze 185. Flora der Insel Juan Fernandez, Bemerkungen über die , 228. Florblumen 346. Fortpflanzung der Weiden aus Samen 128. Frost als Ursache des Todes frisch versetzter Bäumchen 61. ; Frostspalten 387. Fruchtbäume,, Ausartung derselben 29. Früchte, essbare, von Ribes aureum Pursh, 194. Früchte ohne Embryo von Cycadeen und über die Bildung eines Embryos ohne Be- fruchtung 100. Frühjahrsvermehrung krautartiger Steeklinge in Gemüselreibbeeten 366. Gärten in China 129. in und um St. Petersburg im Winter 1857—1858 35. Garten zu Schönbrunn bei Wien 61. Sichrow 351. : Gartenbauverein in St. Petersburg 200. 296. in St. Petersburg, Bildung desselben 93. — Sitzung des Petersburger 346. 347. Gartenblumen, Verwendung der vorzüglichsten 237. 268. 306. 330. Gartengeschmack „ Entwickelüng des nafür- lichen und seine verschiedenarlige An- wendung 139. ® Register. Gartenzeitungen Deutschlands 226. Gemüse, neue 380. Gemüseausstellung, allgemeine deutsche zuEr- furt 94. — in Erfurt 358. Gesellschaft, botanische, zu Regensburg 324. Gitterpflanze in Blüthe 380. Glas. Aachner 350. Granatbaum 378. Grenzpflanzung 336. Gutta-Percha-Baum 386. Handelsgärtneres von Parker und Williams 128. Hängelampen und Ampeln, Pflanzen für die- selben in Gewächshäusern 383. Helleborus-Arten 376. Hofgarten in Athen 355. Hyacinthen 348. die frühesten 379. Igname Batate 61. Inga pulcherrima zur Blüthe zu bringen 379. Juglans regia laciniata, Vermehrung derselben 353. Karioffelkäse 131. Kartoffelkrankheit 34. Kartoffeln, Ursache der Erkrankung 194. Kermes-Schildläuse 227. Knochen als Düngemittel 375. Kohlraupe,, Mittel gegen 324. Korkeiche 59. Landenge von Suez, Kanalbau und Vegeta- tion daselbst 256. Landerer, Ueber Pflanzen Griechenland’s 61. Levkojen, Absterben derselben, durch die Lar- ven des Erdflohes 92. Liquidambar-Gummi 277. Lobelien, zwei neue 368. Lycopodium , ein leuchtendes 351. Maiskolben,, Surrogat für Thee 131. Manetti-Rosen als Unterlagen 258. Maranteen , Beiträge zur Kenntniss der in un- sern Gärlen eultivirten 66. Mastix-Gummi 61. L’homme Lefort 230. Mittel gegen Ungeziefer im Erdballen der Topf- gewächse 258. um Ratten und Mäuse zu vergiften 293. Mittheilungen über Griechenland, von Lande- rer 123. über Java, von Hasskarl 125. — 401 Muskatnusspflanzungen auf den Banda-Inseln 59. Naturalisation exotlischer Pflanzen 291. Nelkensammlung von Heinemann in Erfurt 379. Neuseeländer-Spinat 33. Niger - Expedition, Nachrichten über dieselbe 288. Obstansstellung zu Gotha 93. Obsthau 254. Obstbaumzucht in Töpfen 324. Obsteultur , zur Geschichte der 32%. Obstsorten 126. Oelpflanze, neue, aus China 37*. Olivenbaum 192. Orchideenkrankheit 255. Paeonia Moutan, Geschichtliches über dieselbe 93. Paeonien, neue, von J. Unterrainer inInnspruck 362. Palmen, Ausdauer derselben in Nizza 192. Palmenhaus, das neue , zu Berlin 294. — im Botanischen Garten in St. burg 9. Palmensaaten 293. Palmensammiungen Berlins 325. Parthenogenesis 100. Paulownia imperialis blühend 298. Petunien , Erziehung der gefüllten 151. Pfirsiche , Früh-, 382. Pflanzen des Petersburger Botanischen Gartens 43. 249. 282. 308. 310. 373. zur Decoralion von Rasenplätzen 22. Pflaumensorten , zwei empfehlenswerthe 191. Propfen der baumartigen Paeonien 387. Pilze allenthalben 194. Plage der Warmhäuser 124, Privatgärten, Einrichtung von 236. — - Vorschläge zur Anlage von 202. Peters- Quercus coceifera und deren zum Färben dienende Schildläuse 277. Rasen 368. Reise von Buitenzorg nach West - Sumatra 326. Rosen, die schönsten 57. remontirende, in wurzelächten Exem- plaren zu erziehen 227. Rosengarten, König Salomon’s 59. Rosentreiberei von Laurent in Paris 379. Rosenweiss 350. Rosenzucht, neue 367. 402 Samenhandlungen, Deutsche, Französische, Englische 181. Seide, neue 354. Selaginella, eigenthümliche Benützung dersel- ben 366. Sommergewächse, zwei neue prachtvolle 156. Sporenentwicklung, anorınale, bei Farren 389. Stachelbeeren- und Johannisbeeren - Wein 59. Steigen des Safles in den Pflanzen 298. Tagoara-Rohr 325. Tamarinde 192. Theebaum, Kaffeebaum und Theeverbrauch 322. Theerosen, die vorzüglichsten 381. Thrips Dracaenae Rgl. 186. Tour von. Petersburg nach (Üzarsko&- Selo, nebst Bemerkungen über Gemüse - und Obsibau, Blumeneuliur ete. 10. Treiberei von Pfirsichen in Töpfen 323. Tropaeolum-Arten der Gärten 111. Ulmen, Absterben derselben 324. Veredlung der Syringen 325. immergrüner Sträucher 326. Verhalten der Pflanzen zur atmosphärischen Luft 325. ——_—___ Register. Verhandlungen der Botanischen Section der Versammlung der Naturforscher zu Bonn, am 18. — 24. Sept. 1857. 164. Verlagsanstalt, allgemeine , deutsche BDn. Vermehrung der baumarligen Paeonien 325. Grevillea-Arten 326. — Liliaceen durch Blatisteck- linge 58. j der Pflanzen aus Blättern 130. Verpflanzen immergrüner Bäume 356. von Obstbäumen Ende August 386. Vertilgungsmiliel gegen schädliche Insecten 217. Wachspalme 375. Wachssträucher des nördlichen Amerika 292. Waldungen, unterseeische in Frankreich 194. Wallichia caryotoides, Blühen derselben zu Planitz 162. Wassernuss, chinesische 19. Wermuib , ein Mittel gegen den Kornwurm 194. Westafrika, Forschungen im tropischen 301. Wunderpflanze , neue 294. Zierpflanzen, neue 54. 89. 117. 158, 187, 221 285. 314. 314. Ziegelmehl zur Stecklingseultur 325. 4) Literatu Appelius, Carl, in Erfurt. Leitfaden zur Be- handlung der Samen 231. Artus, Dr. Wilibald, und Müller, Vorwärts 261. Basiner, Dr. Theodor, in Kiew. Ueber die Bieg- samkeit der Pflanzen gegen klimalische Einflüsse 259. Beinling, Dr. Th. Ueber die geographische Ver- breitung der Coniferen 327. Biedenfeld, Freiherr F. von. Neuestes Garten- jahrbuch 62. Freiherr F. von. Neuestes Garten- jahrhuch. Elftes Ergänzungsheft 327. Bienenzucht, einfache leichtfassliche Grundre- geln 62. Dr. C. F. rberichte. Buch der Pflanzenwelt. Von Dr. Karl Müller. I. 166. Culturpflanzen, ihr Anbau, ihre Cultur und Ernährung. Von Fr. Schroeder 263. Flora, Legenden , Sagen und Schilderungen aus der Pflanzenwelt, von C. Hentschel 391. Förster, Carl Friedrich. Der instructive Füh- rer durch das Gesammigebiet der Zier- und Nutzgärtnerei. Vierte Aufl. 63. CarlFriederich, Der unterweisende Zier- und Nutzgäriner. Zweiter Theil 327. Gartenbuch für Damen. Herausgegeben von Jühlke 262. Gloger, Dr. C. W. F. Die nützlichen Freunde Register. der Land- und Forstwirthschaft unter den Thieren 327. Goeppert, H. R. Ueber Botanische Museen. Görlitz 1856. — 134. Gruner, Heinrich. Der unterweisende Monats- gärtner. Leipzig 1857. — 135. Huber , Ludwig. Die neue nützliche Bienen- zucht oder der Dzierzonstock 64. Jahresbericht, 23ster, des Thüringer Garten- bauvereines 231. Jordan, Alexis. Nouveau Memoire sur la que- stion relative aux Aegilops triticoides ei spelliformis 231. Koch, Dr. Karl. Berliner allgemeine Garten- zeitung, und die Wochenschrift für Gärt- nerei und Pflanzenkunde 199. Dr. Karl. Hiifs- und Schreibkalender für Gärtner und Gartenfreunde auf das Jahr 1858. I. — 196. Maurer, L. H. Das Beerenobst unserer Gärten und dessen Cultur 328. Meyer, J. G. Der rationelle Pflanzenbau 1. I. — 1%. 403 Oberdieck und Lncas. Beiträge zur Hebung der Obsteullur 195. Otto, A. Der Rosenzüchler 230. Park von Muskau, vom Park-Inspecior Petzold 169. 3: Schiller, G. W. Orchideen-Katalog 62. Separalabdruck naturwissenschaftlicher Ab- handlungen aus den Schriften des zoo- logisch-botanischen Vereines in Wien. 63. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preussischen Staaten. Neue Reihe Ill. 3. 4. — IV. 1. 2% 132. Waldbäume, deutsche, und ihre Physiognomie. Von R. L. Klöbisch 391. Wredow’s Garlenireund. Neunte Auflage, um- gearbeilet und vermehrt durch H. Gaerdt und E. Neide. Erste Lieferung 231. 5) Personalnotizen. Abich Dr. von 29. Allardt, Julius 358. Biasoletto, Dr. Bartolomeo 200. Bonpland, Aime 295. 358. Brignoli von Brunnhof, Johann de, 64. Brown, Robert 294. Bunge, Prof. 95. Deckart , Rudolf 360. Donkelaar, Andr& 135. Eichel, Friedrich von 328. 357. Galeotti, H. 295. Herzog von Devonshire 198. Heuffel, Dr. Johannes 96. Hohenacker, R. F. 359. Jühlke, F. 168. 357. Kieser, Dr. Dietrich Georg 358. Kroll, Wilhelm 155. Lehmann, Heinrich 358. Lichtenstein, Prof. Dr. 95. Loudon’s Wittwe 359. Maak 9. Maximowicz 94. Meyer, Dr. Ernst Heinrich Friedrich 359. Montgomery, Duncan 200. Müller, Daniel 64. 167. Nees von Esenbeck 199. Pabst und Neumann 360. Planchon , Dr. J. E. 96. Plant, R. W. 356. Purdie, William 200. Reinbold, Gottfried 136. Roth, Dr. Johannes 359. Royle, Dr. 198. Schlagintweit, Gebrüder 64. Schomburgk, Robert 199. Schott, H. 64. H. W. 64. Schrenk 93. — 404 Siebeck, R. 96. Siebke , Johannes 96. Siebold, Dr. von 135. Tschudi , Dr. von 135. Vogel, Dr. 64. Register. Vriese , Prof. de 9, Warscewiez 96. Weinmann 356. Wendland , Hermann 96. Wilford, Ch. 96. AR ul 1 ! 1 ’ | Ill 3 9088 01486 5109 | | | | (] w cc <« cc, a = z fe} F pe] = I [2] z zZ < z [oe] an I = = [7] nn,